Köbler, Gerhard, Zielwörterbuch europäischer Rechtsgeschichte, 8. Auflage 2019. 80 20210622. Fassung

(15900 Absätze, 826500 Wörter, 5904800 Zeichen) 2022-04-25

A

A. A. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Google digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) ist die Abkürzung für den abstrakt Aulus Agerius genannten Kläger des römischen →Formularprozesses.

Lit.: Söllner § 9

Aachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 - ausgenommen Zusammensetzungen - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der ohne nachweisbare Kon­tinuität zu einer nachgewiesenen römischen Siedlung an den Ausläufern des Hohen Venn 765/766 als fränkische königliche →Pfalz erscheinende, nicht an einem Fluss oder einer größeren Straße gelegene, als einzige Pfarrkirche bis 1803 das Marienmünster führende Ort, der nach der Reichsteilung 843/877 in ein frankophones Westreich und ein deutsches Ostreich in eine Randlage gerät. Von 936 (Otto I.) bzw. 1028 bis 1531 (Ferdinand I.) ist es Krönungsstätte der deutschen Könige (mit Thronsetzung auf einen Marmorthron). 1071 wird Aachen (lat. [N.]) oppidum genannt, 1087 werden [lat. M.Pl.) cives erwähnt. In den 1120er Jahren kommt ein Stadtsiegel auf. 1166 erhält Aachen durch Friedrich I. Barbarossa besondere Rechte. Die 1192 neben der Gesamtheit der Bürger nachweisbaren →Schöffen ent­wickeln sich seit 1134 (?) zu einem bedeutenden →Oberhof für teilweise bis zu 200 meist aus Reichsgut stammende Gerichte. Bis 1254 wird Aachen freie →Reichsstadt (Reichslandstadt) bis zu der Besetzung durch Frankreich (1794). Über Preußen (1815), in dem es 1816 Sitz eines Regierungspräsidenten und 1930 Sitz eines Bischofs wird, gelangt es 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S. Google

Lit.: Loersch, H., Achener Rechtsdenkmäler, 1871; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, 1924; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, (in) Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 47 (1925), 48/49 (1926/1927); Brecher, A., Die kirchliche Reform in Stadt und Reich Aachen, 1957; Herkens, R., Der Anspruch Aachens auf Krönung der deutschen Könige nach 1531, Diss. jur. Bonn 1959; Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1959; Regesten der Reichsstadt Aachen, bearb. v. Mummenhoff, W. u. a., 1961ff.; Falkenstein, L., Der „Lateran“ der karolingischen Pfalz zu Aachen, 1966; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsgutes, 1976; Aachener Urkunden, bearb. v. Meuthen, E., 1979; Schmitz, W., Verfassung und Bekenntnis, 1983; Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1988; Kraus, T., Auf dem Weg in die Moderne, 1994; Falkenstein, L., Otto III. und Aachen, 1998; Die Aachener Stadtrechnungen des 15. Jahrhunderts, bearb. v. Kraus, T., 2004; Herrmann, T., Anfänge kommunaler Schriftlichkeit, 2006; Tschacher, W., Königtum als lokale Praxis, 2010; Aachen, hg. v. Kraus, T., Bd. 1f. 2011ff.; Duchhardt, H., Der Aachener Kongress 1818, 2018

Aargau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das um die Aare gelegene Land, das als Aargau 763 erstmals erscheint. 1415 erobert die Eidgenossenschaft der →Schweiz Teile des Gebiets. 1798/1803 wird daraus der Kanton Aargau, der 1831 eine liberale Verfassung erhält. S. Google Wehrbauten des Kantons Aargau, 1906; Nabholz, H., Der Aargau nach dem habsburgischen Urbar, Argovia 33 (1909); Dubler, H., Der Kanton Aargau und das Bistum Basel, 1921; Merz, W., Die Jahrzeitbücher der Stadt

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Merz, W. u. a., Die Rechtsquellen des Kantons Aargau, Teil 1ff. 1898ff.; Merz, W., Mittelalterliche Burganlagen und Aarau, Teil 1f. 1924ff.; Merz, W., Geschichte der Stadt Aarau im Mittelalter, 1925; Aargauer Urkunden, Teil 1f. 1931ff.; Strebel, K., Die Verwaltung der freien Ämter im 18. Jahrhundert, 1940; Werder, M., Die Gerichtsverfassung des aargauischen Eigenamtes, 1941; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,440; Geissmann, H., Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau (1847-1855), 1991

ab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 830 [Tatian] bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) weg, herab

Abandon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die wohl in dem spätmittelalterlichen italienisch-französischen Seerecht entstehende Möglichkeit der Aufgabe der Rechte an einem Gegenstand, um Haftungsfreiheit bzw. später Versicherungsleistung zu erlangen. Der Abandon erscheint erstmals in einem Statut der Stadt Kampen von dem 14. 2. 1372. In dem 19. Jahrhundert findet der Abandon zwecks Freiheit von einer Nachschusspflicht Eingang in das Recht der juristischen Personen des Gesellschaftsrechts.

Lit.: Hantke, G., Der Abandon, 1912; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Helberg, O., Der Abandon in der Seeversicherung, 1925; Arnould, J., On the law of marine insurance and average, 1954; Martin, L., L’abandon, 1957; Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 595; Aschenheim, W., Der Abandon in der Seeversicherung, 2021

abandonnieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1489 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, V.) aufgeben

abbas, abbās, lat., M., Vater, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aram. abbā, M., Vater, →Abt

abbatia, lat., F., Abtei, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abbās, Abtei

abbatissa, lat., F., Äbtissin, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abbās, Äbtissin

Abding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 nach 1590 – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1590 [ÖW. X 48] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Übereinkunft, Vertrag, Verhandlung

abdingbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Verb abdingen um 1300) durch Vereinbarung (Abdingen) abänderbar

Lit.: Kähler, L., Begriff und Rechtfertigung abdingbaren Rechts, 2012

abdingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht und in DW2 um 1300 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jh. [NÖsterr./ÖW. VII 358] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erlangen, verschaffen, vereinbaren

abecedarium, abecedārium, lat., N., Abece, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abecedārius

Abecedarium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie vielleicht in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, [bzw. auch Promptuarium, Remissorium, Vocabularium,] N.) ist das auf Grund antiker Gedankengänge seit dem 13. Jahrhundert entstehen­de alphabetisch geordnete, unterschiedlich ausführliche Sammelwerk eines Rechtsgebiets (römisches Recht, kirchliches Recht, in Greifswald um 1400 Greifswalder Abecedarium für →Sachsenspiegel und Sachsenspiegelglosse mit 7 Handschriften, 1402 inhaltsgleiches Preetzer Abecedarium, bei Hildesheim u. a. 1414ff. Abecedasrium von Achte bis Wunden (Sachsenspiegel und Glosse), vor 1421ff. Schlüssel des Landrechts (Sachsenspiegel Landrecht, Landrechtsglosse, Schwabenspiegel), 1. H. 15. Jahrhundert Rechtsabecedarium der 2200 Artikel (Sachsenspiegel Landrecht, Glosse, Schwabenspiegel Landrecht, Meißener Rechtsbuch, Exzerpte aus der Rechtssumme Bruder Bertholds und aus dem Buch der Tugenden, E. 15. Jahrhundert niederdeutsches Erlanger Promptuarium mit etwa 1400 Artikeln aus Sachsenspiegel mit Glosse, Schwabenspiegel, Magdeburger Weichbildrecht, römischem Recht und kanonischem Recht, 1490-1493 Remissorium des Breslauer Ratsherrn Kaspar Popplau).

Lit.: Steffenhagen, E., Das Preetzer Abecedarium mit dem Richtsteig Landrechts, Z. d. Ges. f. Schleswig-Holstein-Lauen­burgische Gesch. 22 (1892), 297; Die Rechtssumme Bruder Bertholds, hg. v. Hamm, M. u. a., 1980, 143ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 77

abecedarius, abecedārius, lat., Adj., das Abece betreffend, zu dem Abece gehörig, Aug. (354-430 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄλφα (álpha), N., Alpha; phöniz. āleph; gr. βῆτα (bēta), N., Beta; gr. γάμμα (gámma), N., Gamma (Buchstabenname), aus dem Semitischen, in Google belegt

Abend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 [Tatian] bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (aus der Sicht des Menschen mit dem aus der Drehung der Erde um ihre eigene Achse scheinbar entstehenden Sonnenuntergang verbundener) späterer Teil eines Tages oder einer Achsumdrehung auf der Erde

Abendmahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1325 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen, aber doch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Abendessen, eine christliche Feier

Lit.: Andersen, A., Das Abendmahl in den zwei ersten Jahrhunderten nach Christus, 2020

Abendmahlsprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an das christliche Abendmahl anknüpfende Form des →Gottesurteils.

Lit.: Hilse, B., Das Gottes-Urtheil der Abendmahlsprobe, 1867, Neudruck 2006; Erchinger J., Bahrprobe, Rasengang und Abendmahlsprobe, 2008

Aberacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1221 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221 [WienStR. Art. 9/Keutgen, Urk. S. 206 [Hs. 13. Jh.], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem Hochmittelalter bezeugte, nach fruchtlosem Verstreichenlassen einer Frist von →Jahr und Tag eintretende Verstärkung der →Acht.

Lit.: Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Mußgnug, D., Acht und Bann im 16. Jahrhundert, 2016

Aberdeen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1  nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Don in Schottland wird um 1130 Sitz eines Bischofs und 1494/1495 Ort einer Universität.

Lit.: Keith, A., A thousand Years of Aberdeen, 1972; The Aberdeen Stylebook 1722, hg. v. Meston, M./Forte, A., 2000

Aberglaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1300] bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von einem herrschenden Glauben als abwegig verwor­fene Glaube (lat. [F.] superstitio). Mit ihm haben sich beispielsweise Augustinus (354-430), Albertus Magnus (1200-1280) und Thomas von Aquino (1225/1226-1278) ausführlich auseinandergesetzt. Nach vielen Weiterungen kann die moderne Wissenschaft mit dem Aberglauben nichts mehr anfangen.

Lit.: Feine, J., Der Aberglaube und die katholische Kirche des Mittelalters, 1857; Löwenstimm, A., Aberglaube und Strafrecht, 1897; Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902; Schefold, K. u. a., Der Aberglaube im Rechtsleben, 1912; Vordemfelde, H., Die germanische Religion in den deutschen Volksrechten, 1923; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, hg. v. Bächtold-Stäubli, H., Bd. 1ff. 1927ff., Neudruck 1987, digitalisierte Fassung 2006, 3. A. 2000; Pfister, F., Deutsches Volkstum in Glauben und Aberglauben, 1936; Harmening, D., Superstitio, 1979; Baumann, K., Aberglaube für Laien, 1989; Harmening, D., Zauberei im Abendland, 1991; Daxelmüller, C., Aberglaube, Hexenzauber, Höllenängste, 1996; Zeddies, N., Religio et sacrilegium, 1999; Kauertz, C., Wissenschaft und Hexenglaube, 2001; Freytag, N., Aberglauben im 19. Jahrhundert, 2003; Hersperger, P., Kirche, Magie und Aberglaube, 2010

Abfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in anderer Bedeutung [um 1415] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. 28,5) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Googleund in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist inder Gegenwart hauptsächlich der nach Nutzung einer Sache verbleibende, nicht mehr genutzte oder nutz­bare Rest (beispielsweise Knochen, Verpackung, Altöl). In der vormenschlichen Natur zerfällt er durch natürliche Vorgänge grundsätzlich zu in der Natur genutzten Stoffen. Nach der Entstehung des Menschen muss er zu dem Wohle der Gesellschaft vor allem in den Städten gesammelt und zunächst gelagert (deponiert), nach seiner großen Vermehrung seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Überlegungen aber vor allem auch wiederverwertet werden, wobei seit 2020 die Masse der von Menschen hergestellten Gegenstände mit 30000000000 Tonnen erstmals die Masse aller Lebewesen der Erde übertrifft, nachdem die landwirtschaftliche Nutzung von Böden und die Entwaldung der Erde seit der ersten landwirtschaftlichen Revolution die pflanzliche Biomasse von rund zwei Terratonnen (2000000000000) auf etwa eine Terratonne (1000000000000) verringerte, wobei die anthropogene Masse bis 2040 auf 2000000000000 bis 3000000000000 Tonnen anwachsen kann.

Lit.: Abfall, hg. v. Rusterholz, P./Moser, R., 2004; Evans, D., Verschwendung – Wie aus Nahrung Abfall wird, 2017

abfallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1147] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1324 [HHildeshUB. IV 431 Nr. 792] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herabfallen, wegfallen, zufallen

Abgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1687] bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1687 [Hasse, LeipzMesse 471] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Leistung von Gegenständen an die Allgemeinheit, an eine besondere Ein­richtung oder an besondere Einzelne. Die rechtliche Grundlage der Abgabe ist verschieden. Meist beruht die Abgabe auf einer Pflicht zu der Unterstützung als Gegenleistung für einen Schutz oder eine Gebrauchsmöglichkeit. In der Naturalwirtschaft besteht die Abgabe in Sachen, in der Geldwirtschaft in Geld. 1919 fasst das Deutsche Reich das Recht der Abgaben in der Reichsabgabenordnung (Enno Becker u. a., Beginn der Überführung des Steuerstrafrechts aus dem Verwaltungs­straf­recht in das Kriminalstrafrecht) zusammen, die 1976 im Sinne eines Mantelgesetzes für die Abgaben erneuert wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Pöhlmann, C., Was ist Seltertum, ZRG GA 55 (1935), 243; Becker, A., Was ist Seltertum, ZRG GA 56 (1936), 398; Löning, G., Muntepenninge, ZRG GA 59 (1939), 273; Müller, W., Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei St. Gallen, 1961; Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969; Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Giese, F., Abgabenordnung im Dritten Reich, 1998; Gehm, M., Die steuerstrafrechtlichen Bestimmungen in der Reichsabgabenordnung vom 13. Dezember 1919, 2010; Waldhoff, C., Die Reichsabgabenordnung 1919 – Historischer Kontext, Entstehung, Vorbildfunktion, StuW 2020, 147

abgeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1303] bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und 1303 [CalenbergUB. XI 45] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weggeben

abgeordnet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.)

Abgeordneter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 [1610] bezeugt – 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der durch eine Anordnung mit einer Aufgabe an eine Stelle Gesetzte, insbeson­dere der Volksvertreter in dem Parlament wie beispielsweise der Nationalversammlung in Frankfurt am Main 1848. Er ist nach dem vorzugswürdigen Grundsatz des freien Mandats nicht an den Willen der ihn Abordnenden oder Entsendenden gebunden (so aber in der Deutschen Demokratischen Republik 1968), sondern in seiner Entscheidung nur seinem Gewissen und der Verantwortung für die Gesamtheit unterworfen. In Österreich führt die Februarverfassung des Jahres 1861 (Februarpatent von dem 26. 2. 1861) ein von den Landtagen besetztes Abgeordneten­haus als zweite Kammer des Reichsrats neben dem Herrenhaus ein (1873 direkte Wahl, wegen des Nationalitäten­konflikts zeitweise handlungsunfähig, 12. 11. 1918 letzte Sitzung).

Lit.: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, bearb. v. Best, H. u. a., 1996

abkürzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1431] bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1487 [RigaLibr.red. III 102] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Abkürzung

Abkürzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1452] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1367 [GroningenUB. I 404 Nr. 551] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abkürzen 1431) ist die aus Zweckmäßigkeits­gründen gekürzte Form einer Gegebenheit in Gegensatz zu einer vollständigen Form (beispielsweise eines Wortes oder einer Verbindung).

Lit.: Kirchner, H., Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 1957, 6. A. 2008, 9. A. 2018; Schuler, P., Abkürzungs­lexikon, 2007 (von dem Verlag selbst zurückgezogen); Frenz, T., Abkürzungen. Die Abbreviaturen der lateinischen Schrift, 2010; Froesch, H., Lexikon lateinischer Abkürzungen, 2014

Ablass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 850] bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 384 gotisch und in verschiedenen Bedeutungen ab 1432 [JbKunsthistKaiserh. 20 1899 S. 143] in 28 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vor allem die in Nordspanien und Südfrankreich in dem 11. Jahrhundert (u. a. Clermont 1095 Ablass Papst Urbans II. für die Teilnahme an dem ersten Kreuzzug, 1187 Papst Gregors VII. für geldliche Förderung eines Kreuzzugs, um 1300 durch Papst Bonifatius VIII. von der Verbindung zu Kreuzzügen gelöst) in der christlichen →Kirche aus der Bitte um Vergebung und Nachlass einer Folge (Buße) entstehende, auch vor Gott verbindliche Befreiung von zeitlichen Sündenfolgen. Die ältesten Ablässe begnügen sich mit einem Erlass von 20 oder 40 Tagen Buße. Die zahlenmäßige und artmäßige Erweiterung führt bereits in dem 13. Jahrhundert zu scharf gerügten Missständen. Der Kauf von Ablass (auch für Verstorbene) wird ein wichtiger Anlass für die reformatorischen Ziele (John Wyclifs, Johannes Hus’ und) Martin →Luthers, der dem in dem Glauben wahrhaft Reue empfindenden Christen Vergebung auch ohne Ablassbrief zuspricht. Nach gegenwärtigem Verständnis der katholischen Kirche ist Ablass Nachlass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld bereits getilgt ist (can. 992 CodIurCan 1983).

Lit.: Köhler, W., Dokumente zum Ablassstreit von 1517, 1902, 2. A. 1934; Paulus, N., Geschichte des Ablasses im Mittelalter, Bd. 1ff. 1922f.; Poschmann, B., Der Ablass, 1948; Bornkamm, H., Thesen und Thesenanschlag Luthers, 1967; Ehlers, A., Die Ablasspraxis des Deutschen Ordens im Mittelalter, 2007; Hamm, B., Ablass und Reformation, 2016; Laudage, C., Das Geschäft mit der Sünde, 2016; Doublier, E., Ablass, Papsttum und Bettelorden im 13. Jahrhundert, 2017

ablassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 790] bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und nach gotisch in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weglassen, erlassen (V.)

ablösen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1050 bezeugt] – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [ZürichStB. I 100] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufheben, einlösen, befreien

Ablösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1314] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [FRBern. II Nr. 714 S. 770] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abtrennung, Einlösung, Befreiung

Ablösungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [ab 1832] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ablösung betreffendes Gesetz

Ablösungsgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesetz­gebung des 19. Jahrhunderts zu der Beseitigung grundherrschaftlicher Rechte bzw. aufgespalteten Eigentums mit oder ohne Entschädigung zwecks Förderung wirtschaftlicher Entwick­lung und aufgeklärter Gedanken. Dazu erlässt nach der Aufhebung aller Frondienste, Zehnten und anderen Feudalrechte durch die Nationalversammlung Frankreichs an dem 4. 8. 1789 der Staat →Preußen an dem 9. 10. 1807 das Edikt betreffend den erleichterten Besitz des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner, das die persönliche Ab­hängigkeit der →Bauern von den →Grund­herren entschädigungslos auf­hebt. Dem fol­gen an dem 14. 9. 1811 zwecks Aufhebung der auf privatrechtlichen Titeln beruhenden dinglichen Abhängigkeit das Edikt, die Rechte der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse betreffend (Regulierungsedikt) und das Edikt zu der Beförderung der Landeskultur (Landeskulturedikt), nach denen der Bauer auf Antrag eines Beteiligten Eigentum an dem von ihm bewirtschafteten Hof erhält, wofür er als erblicher Besitzer ein Drittel, als nicht­erblicher Besitzer die Hälfte des Grundes dem Grundherrn überlassen oder eine dauernde Rente zahlen muss. Dadurch werden viele Bauern überfordert, so dass sie ihr neues Eigentum aufgeben müssen. Um dies zu vermeiden, richten Sachsen und Kurhessen (1832) öffentliche →Renten­banken ein, die dem Grundherrn den Ablösungsbetrag in Rentenbriefen entrichten und dadurch den Bauern die Tilgung der Ablöseschuld in 40 bis 60 Jahren ermöglichen. Abgelöst werden auf Grund wirtschaftlicher Überlegungen auch die Nutzungsrechte der Bauern in staatlichen oder grundherrschaftlichen Wäldern (Hessen 1814, Preußen 1821).

Lit.: Danckelmann, B., Die Ablösung der Waldgrundgerechtigkeiten, Bd. 1f. 1880ff; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Baer, E., Die Ablösungsgesetzgebung im Königreich Sachsen bis 1889, 1892

Abmeiern Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1,585,57 [ab 1584] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1584 [Gesenius, Meierrecht I Beil. 19] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ist das (vorzeitige) Beendigen des grundherrschaftlichen →Meierrechts durch den Grundherrn in Niedersachsen und Ost­westfalen seit dem 14. Jahrhundert. Seit 1597 (Salzduhmscher Landtagsabschied) wird das Abmeiern vor allem aus fiskalischen Überlegungen verrechtlicht (Meierordnungen, beispielsweise Calen­berg 1772), mit der →Bauernbefreiung durch Ersetzung des Meierrechts durch Eigentum beseitigt.

Lit.: Pfeiffer, B., Das deutsche Meierrecht, 1855; Niemeyer, F., Das Meierrecht in der Grafschaft Hoya, 1862; Frank, G., Über das Recht der Nachfolge in Meiergüter, 1862; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwest­deutsch­land, 1896; Mohr, W., Die Abmeierung, 1942; Turner, G., Das Calenberger Meierrecht, 1961

abordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1512] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [AppenzUB. II 2 S. 466 Nr. 64] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entsenden, →Abgeordneter

Abort 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1549] bezeugt – 16./18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Frommh. Rüg.L.R. 108] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) abgelegener Ort, Schindanger

Lit.: Orte der Erleichterung – Zur Geschichte von Abort und Wasserklosett, hg. v. Carstensen, J. u, a., 2016

Abort 2 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 [um 1695] bezeugt – um 1695 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über abortus, lat., M., Frühgeburt, Fehlgeburt, Abort, [190-159 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), Abort, Fehlgeburt, Missgeburt

Lit.: Koppelmann, R., Vertrauen nah Fehlgeburt, 2020

abortus, lat., M., Frühgeburt, Fehlgeburt, Abort, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aborīrī, s. Google

abschichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1436] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Stobbe, Beitr. 118] in 3 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Geenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) abteilen, verselbständigen

Abschichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1698] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1698 [Wigand, Minden II 59 Nr. 9] in 6 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abschichten 1436) ist die (dem römischen Recht unbekannte) vermögensrechtliche Verselb­ständigung eines Kindes bei (tatsächlichem) Ausscheiden aus dem Hausverband. Sie betrifft in dem Mittelalter fast nur Söhne. Der Sohn kann Abschichtung verlangen, sobald er „zu seinen Jahren kommt“ (d. h. mündig wird). Regelmäßig wird der Sohn abgeschichtet, wenn er bei Eheschließung einen selb­ständigen Haushalt gründet. Mit der Abschichtung erlischt die väterliche Herrschaftsgewalt und Schutzgewalt. Die Teilungs­quote ist unterschiedlich (beispielsweise Kopfteil von dem Ganzen, Sohneskopfteil von der Hälfte). Die Abschichtung wird in Österreich durch (den Codex Theresianus von 1766 und) das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811 (vollständig 1919), in dem Deutschen Reich durch das Bürgerliche Gesetzbuch von 1896/1900 und in dem Schweizer Recht durch das Zivilgesetzbuch von 1907/1911 durch das Erreichen der Vogtbarkeit bzw. der Großjährigkeit bzw. der Volljährigkeit ersetzt

Lit.: Hübner 702; Adler, S., Eheliches Güterrecht und Abschichtungsrecht, 1893; Knothe, H., Die Geschäftsfähigkeit der Minderjährigen, 1980; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999

absehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1225] bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576 [JaunLR. 41] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegsehen, besichtigen, auskundschaften

absetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1170] bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen gotisch und ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegsetzen

Absetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1385] bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen gotisch und ab 1385 [BremUB. IV S. 63] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb absetzen um 1170) ist die Entfernung eines Menschen aus einer Tätigkeit und eines Wertes aus einem Vermögen (beispielsweise Absetzung für Abnutzung). Die Absetzung eines Amtsträgers begegnet sachlich schon früh (beispielsweise Vertreibung des römischen Königs). Sie wird in der Neuzeit verrechtlicht.

Lit.: Bund, K., Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter, 1979; Krah, A., Absetzungsverfahren, 1987; Rexroth, F., Tyrannen und Taugenichtse, (in) HZ 278 (2004), 27; Wallner, M., Zwischen Königsabsetzung und Erbreichsplan, 2004; Schubert, E., Königsabsetzung im deutschen Mittelalter, 2005

Absicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1609] bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Tirol/ÖW. II 70] bzw. 1753 [Nieremberger 22] in unterschiedlichen Bedeutungen von Aufsicht und Absehen in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist sachlich der unmittelbar auf den Erfolg als Ziel gerichtete Wille des Täters. Das römische Recht kennt sachlich den (lat. [M.]) dolus als Bezeichnung eines Verschuldens. In dem Mittelalter wird der auf den Erfolg als Ziel gerichtete Wille oft durch (lat.) animo deliberato, cum deliberato consilio, contumaciter, dolose und (mhd.) geverlich oder mutwillig beschrieben. Folgen zieht in erster Linie das im Bewusstsein der Rechts­widrigkeit gewollte Unrecht nach sich. In dem 20. Jahrhundert wird die für den deliktischen Vorsatz das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit verlangen­de Vorsatztheorie (Binding 1877) im Straf­recht durch die als subjektive Voraussetzung der Rechtswidrigkeit bereits die Möglichkeit der Einsicht in das Verbotensein der Tat ge­nügen lassende Schuldtheorie (Kohlrausch 1903, Carl Schmitt 1910) verdrängt.

Lit.: Klein, E., Grundsätze des gemeinen deutschen und preußischen peinlichen Rechts, 1796; Abegg, J., Lehrbuch der Strafrechtswissenschaft, 1836; Merkel, A., Lehrbuch des deutschen Strafrechts, 1889; Mayer, M., Die schuldhafte Handlung und ihre Arten im Strafrecht, 1901; Schmitt, C., Über Schuld und Schuldarten, 1910; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964, 68ff.; Mezger, E., Deutsches Strafrecht, 1936; Caraterra, A., Dolus bonus, dolus malus – Esegesi di D. 4,3,1.3-3, 1970; Beul, C., Si mensor falsum modum dixerit, 1998; Absichten, Pläne, Strategien, hg. v. Boer, J. de u. a., 2018

absolut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [um 1520] bezeugt – in EDEL 15.? Jh. - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie aus absolūtus, lat., Adj., abgeschlossen, vollständig, vollkommen, (81-43 v. Chr.) aufgenommen und über dieses mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. bzw. Adv.), vollständig, unbe­dingt, uneinge­schränkt, gegen jedermann wirkend (Ge­gensatz relativ)

absolutio, absolūtio, lat., F., Loslösen, Trennung, Scheidung, Befreiung, Lossprechen, Freisprechung, Absolution, Entscheidung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. absolvere, s. Google

absolutio (F.) ab instantia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Instanzentbindung, Abweisung als unzulässig

Absolutismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1775] bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich die in Einzelheiten sehr vielfältige Herrschaftsform, bei welcher der Inhaber der Herrschaftsgewalt (Monarch) dem Untertanen gegenüber grundsätzlich unbe­dingte (absolute, unbeschränkte) Macht hat. Der frühe Absolutismus entwickelt sich in Spanien, Frankreich und England bis zu dem Ende des 15. Jahrhunderts. Unterstützt wird der Absolutismus durch theoretische Ansichten, welche die Ent­theologisierung der Herrschaft und die Unteilbarkeit der Staatsgewalt fordern (→Machiavelli, Nicolò [1469-1527], Il principe, 1513, →Bodin, Jean [1529-1596], Les six livres de la République, 1576, I 8 [lat.] maiestas est summa in cives ac subditos legibusque soluta potestas, die maiestas ist die [zeitlich unbegrenzt] gegenüber den Bürgern und Untertanen bestehende höchste und von den Gesetzen [nicht aber von göttlichem Recht, Naturrecht, Fundamentalgesetzen] losgelöste Gewalt). Begünstigt wird der Absolutismus dadurch, dass die Stände vielfach konfessionell gespalten sind und deswegen den Frieden in einem Land nicht sichern können, was als Schwäche verstanden wird. Mittel zu der Durchsetzung der absoluten Herrschaft werden die Aufstellung eines stehenden Heeres, der Aufbau einer allein von dem Herrscher abhängigen Beamtenschaft und die Einführung eines Staatswirtschaftssystems mit Subventionierung von Manufakturen und Grenzöffnung für Einwanderer. Voraussetzung des Absolutismus ist die Entmachtung des →Adels hinsichtlich der Mitwirkung (bzw. formaler Mitspracherechte [Ersetzung durch informale Verständigung]) bei der →Landes­herrschaft (in der Regel ohne Änderung der förmlichen Rechtsgrundlage der Herrschaft, beispielsweise Habsburg bzw. Österreich seit 1620). Der Höhepunkt des Absolutismus wird unter Ludwig XIV. (1643-1715) in →Frankreich erreicht. In dem Heiligen römischen Reich eifern dem viele Landesfürsten nach (beispielsweise Friedrich Wilhelm [1620-1688] von Brandenburg bzw. Preußen, August der Starke [1670-1733] von Sachsen bzw. Polen, Maria Theresia in Österreich). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts (Friedrich II. in Preußen, Joseph II. in Österreich, Anna Amalia und Carl August in Sachsen-Weimar, Peter Leopold in Toskana, Gustav III. in Schweden, Katharina II. in Russland) setzt in dem aufgeklärten Absolutismus (Reformabsolutismus) der Fürst als erster sich durch Pflichterfüllung rechtfertigender Diener des Staates wohlfahrtsstaatliche Änderungen in Gang (Bildungspolitik, Bauernbefreiung, Gerichts­organisation). In Frankreich beendet die Revolution des Jahres 1789 den als Anspruch bedeutsamen, als Wirklichkeit kaum tatsächlich durchgesetzten Absolutismus.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Bodin, J., Les six livres de la république, 1576, http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/BodinJeanLesSixLivresDeLaRepublique1576.pdf; Hobbes, T., Leviathan 1651; Feine, H., Einwirkungen des absoluten Staats­gedankens auf das deutsche Kaisertum, ZRG GA 42 (1921), 474; Fehr, H., Der Absolutismus in der Schweiz, ZRG GA 69 (1952), 182; Sturmberger, H., Kaiser Ferdinand II. und das Problem des Absolutismus, 1957; Carsten, F., Princes and parliament in Germany, 1959; Conrad, H., Rechtsstaatliche Bestrebungen, 1961; Schnur, R., Individualismus und Absolutismus, 1962; Oestreich, G., Geist und Gestalt des frühmodernen Staates, 1969; Conrad, H., Staatsgedanke und Staatspraxis, 1971; Dreitzel, H., Protestantischer Aristotelismus und absoluter Staat, 1970; Absolutismus, hg. v. Hubatsch, E., 1973, 2. A. 1988; Der aufgeklärte Absolutismus, hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1974; Anderson, P., Lineages of the Absolutist State, 1974; Aufklärung, hg. v. Hinrichs, E., 1985; Hubatsch, W., Das Zeitalter des Absolutismus 1600-1789, 4. A. 1975; Anderson, P., Die Entstehung des absolutistischen Staates, 1979; Aspekte des europäischen Absolutismus, hg. v. Patze, H., 1979; Reinalter, H., Aufgeklärter Absolutismus und Revolution, 1979; Mousnier, R., La monarchie absolue en Europe, 1982; Meyer, J., Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1990; Henshall, N., The Myth of Absolutism, 1992; Dreitzel, H., Absolutismus und ständische Verfassung in Deutschland, 1992; Cornette, J., Absolutisme et Lumières, 1993, 2. A. 2000, 3. A. 2003, 4. A. 2005, 5. A. 2008; Der Absolutismus – ein Mythos?, hg. v. Duchhardt, H., 1996; Vec, M., Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat, 1998; Reformabsolutismus und ständige Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G. u. a., 1998; Duchhardt, H., Das Zeitalter des Absolutismus, 3. A. 1998 (mit rund 1400 Literaturnachweisen); Hinrichs, E., Fürsten und Mächte, 2000; Der aufgeklärte Absolutismus im europäischen Vergleich, hg. v. Reinalter, H. u. a., 2002; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003, (Müßig, U., Recht und Justizhoheit,) 2. A. 2009; Reinalter, H., Lexikon zum aufgeklärten Absolutismus, 2005; Absolutismus, ein unersetzliches Forschungskonzept?, hg. v. Schilling, L., 2008; Feist, D., Absolutismus, 2008; Blänkner, R., „Absolutismus“, 2011 (= Dissertation von 1990); Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellungen hg. v. Neuhaus, H., Band 5 Zeitalter des Absolutismus 1648-1789, 2020

absolutus, absolūtus, lat., Adj., abgeschlossen, vollständig, vollkommen, vollendet, für sich bestehend, ohne Einschränkung seiend, uneingeschränkt, absolut, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. absolvere, Google

abstimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1468] bezeugt – EDEL 17. Jahrhundert] und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Stimme abgeben, vereinbaren

Abstimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1691] bezeugt – nicht in EDEL - und –in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb abstimmen 1468) ist sachlich auch das durch Abgabe einzelner Stimmen oder Entscheidungen (Zustimmung, Ablehnung, Enthaltung) erfolgende Verfahren zu der Ermittelung des Willens (Gemeinwillens) einer Gesamtheit von zu einer Entscheidung zugelassenen Menschen oder Personen hinsichtlich einer bestimmten Frage. Als eine besondere Form der Abstimmung ist bereits in dem antiken Athen der Ostrazismus bekannt, bei dem der Angehörige des Volkes mittels je eines Tonscherbens (griech. ostrakon) darüber abstimmen kann, ob ein Bürger, der die politische Ordnung gefährdet, für 10 Jahre ohne Verlust des Vermögens und seiner sonstigen Rechts­stellung verbannt werden soll. In dem Einzelnen erfolgen dann Abstimmungen nach ziemlich unterschiedlichen Regeln (beispielsweise Stimm­zählung und Mehrheitsentscheidung in der Goldenen Bulle 1356, Willensbildung nach Kurien in dem Reichstag des Heiligen römischen Reiches), bis in der Mitte des 19. Jahrhunderts sich die Einheitlichkeit des Abstimmungskörpers mit grundsätzlich gleichem Stimmrecht (Verfas­sung des deutschen Reiches von 1848) durchzusetzen beginnt. In dem 20. Jahrhundert ist die Abstimmung des Volkes über eine politische Frage ein Entscheidungs­verfahren unmittelbarer Demo­kratie. Eine Sonderform der Abstimmung stellt die →Wahl dar.

Lit.: Gierke, O. v. Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 3 1881; Stutz, U., Die Abstimmungsordnung der Goldenen Bulle, ZRG GA 43 (1922), 217; Stutz, U., Der Jüngste stimmt zuerst, ZRG GA 49 (1929), 435; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Scheuner, U., Das Mehrheitsprinzip, 1973; Schlaich, K., Mehrheitsabstimmung im Reichstag zwischen 1495 und 1613, 1983; Heun, W., Das Mehrheitsprinzip, 1983; Falter, J., Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik, 1986; Bleicken, J., Die Verfassung der römischen Republik, 2000

abstractus, abstrāctus, lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. abgezogen, Boëth. (1. Viertel 6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. abstrahere, s. Google

abstractio, abstrāctio, lat., F.: Fortschleppen, Entführen, Abstraktion, Dict. (4. Jh. n. Chr.?), s. latein_a_z.docx,s. abstrahere, s. Google

abstrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1477] bezeugt – 1477 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über abstrāctus, lat., Adj., abgezogen, [1. Viertel 6. Jh. n. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein, verallgemeinert

Abstraktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1571] bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über abstrāctio, lat., F., Fortschleppen, Entführen, Wegnahme, Abstraktion, [4. Jh. n. Chr.?] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv abstrakt 1477) ist sachlich die Lösung eines all­gemeine Merkmale enthaltenden Umstands von einzelnen Erscheinungsformen. In dem 19. Jahrhundert setzt die →Pandektistik auf der Grundlage einer Entscheidung des römischen Rechtskundigen Julian/Iulianus (Hadrumetum um 100-um 170) in dem deutschen Recht die Trennung des →Verfügungsge­schäfts (→Übereignung, →Abtretung) von dem ihm als Grund (lat. [F.] causa) zugehörigen →Verpflichtungsgeschäft (wie Kauf, Schenkung) und die Trennung des Innenverhältnisses (Auftrag) von dem Außenverhältnis (Vollmacht) mit Hilfe des Prinzips der Abstraktion durch (Abstraktionsprinzip).

Lit.: Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Landwehr, G., Abstrakte Rechtsgeschäfte, (in) Rechtsdogmatik und Rechtspolitik, 1990, 173; Eisenhardt, U., Die Entwicklung des Abstraktionsprinzips, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Ferrari, F., Vom Abstraktionsprinzip und Konsensualprinzip zum Traditionsprinzip, (in) ZEuP 1993, 52; Rodríguez-Rosado, B., Abstraktionsprinzip und redlicher Erwerb als Mittel zum Schutze des Rechtsverkehrs, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Laborenz, M., Solutio als causa – Die Frage des Abstraktionsprinzips im römischen Recht, 2014; Stadler, A., Gestaltungsfreiheit und Verkehrsschutz durch Abstraktion, 2020

Abt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 800] bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und aus älteren deutschen Rechtsquellen ohne Stellenangaben nur als aus lat. abbas, abbatem [Akk.], lat., M. 4. Jahrhundert, „Abt, Vater“, Lehnwort gr. ábba, aram. abba, „Vater“, Lallwort bestimmt aufgenommen und – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt) ist sachlich seit dem 4. Jahrhundert der Leiter (M.) einer rechtlich selbständigen Nieder­lassung eines christlichen →Ordens des weströmischen Gebiets. Er wird als geist­licher Vater (lat. pater [M.] spiritualis) verstanden. Die auf den Kirchenvater Augustinus (354-430) zurückgehende Ordensregel Benedikts von Nursia (480-547) legt Einzelheiten der Stellung genauer fest. Demnach erfordert die Weihe zu dem anfangs von dem Bischof eingesetzten, nach den Novellen Justinians von sämtlichen Mönchen gewählten Abt vorbild­liche Lebensführung und Weisheit. Der Abt hat gegenüber den Mönchen Rechte wie ein Vater gegenüber Kindern. Deshalb schulden die Mönche Gehorsam und Ehrerbietung. In dem fränkischen Reich tritt neben das freie Wahlrecht der Mönche das Einsetzungsrecht eines jeweiligen Herrn (einer Gründerfamilie). Seit karolingischer Zeit wird der Abt auch mit weltlichen Aufgaben betraut. Synoden von Rom (826) und Poitiers (1078) sowie das Konzil von Vienne (1311/1312) legen die Voraussetzung der Weihe zu dem Priester für den Abt fest. In dem 11. und 12. Jahrhundert dringt der Grundsatz der freien Wahl für kurze Zeit wieder vor.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hegglin, B., Der benediktinische Abt, 1961; Salmon, P., L’abbé dans la tradition monastique, 1963; Seibert, H., Abtserhebungen, 1995; Wiech, M., Das Amt des Abtes im Konflikt, 1999

Abtei (lat. [F.] abbatia, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1160] als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [LübUB. II 561] in 7 Stellen mit etwas verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über abbatia, lat., F., Abtei, Kloster und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen verbindbar) ist seit der frühen Neuzeit die von der Stellung und Tätigkeit eines Abtes übernommene Bezeichnung für die von einem →Abt geleitete, rechtlich selbständige Niederlassung eines christlichen Ordens, die seit dem Hochmittelalter als (lat. [F.] persona ficta verstanden werden kann. Die Abtei kann →Reichsabtei, landsässige Abtei oder unmittelbar der römischen Kirche unterstellte freie Abtei sein.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schreiber, G., Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert, 1910; Blume, K., Abbatia, 1919; Wehlt, H., Reichsabtei und König, 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Brandstetter, A., Die Abtei, 1999

Äbtissin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1200] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Griechischen und Aramäischen verbindbar, Äbtisse um 1150, F.) ist die Leiterin einer rechtlich selb­ständigen Nieder­lassung eines christlichen Frauenordens (des weströmischen Gebiets). →Abt

Lit.: Klapp, S., Das Äbtissinnenamt in den unterelsässischen Frauenstiften, 2012; Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015

abtreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1150] bezeugt – 12./16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1262 [Schöpflin, AlsDipl. I 438] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegtreiben

Abtreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1509] bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507/1532 in verschiedenen Bedeutungen in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb abtreiben um 1150) ist sachlich auch der vielleicht seit den Hochkulturen des Altertums von Menschen künstlich herbeigeführte vorzeitige Abgang der (beseelten) menschlichen Leibesfrucht aus dem Mutterleib, der wegen der dabei betroffenen Interessen unterschiedlich bewertet werden kann. Die Abtreibung ist nach römischem Recht zeitweise zulässig. Die →Kirche wertet sie zunächst in jedem Fall als →Mord, Gratian (um 1140) beurteilt aber die Abtreibung vor dem 40. Tag der Schwangerschaft auf Grund von Exodus 21,22-23 milder. Die Aufklärung lehnt die kirchliche Lehre ab. Seit etwa 1970 (beispielsweise Österreich 1974) wird die kirchliche Auffassung in dem weltlichen Recht weltweit zunehmend eingeschränkt und der medizinisch einfach gewordene Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft als (nach einer Beratung in Deutschland seit 1995 zwar rechtswidrig, aber) straffrei zugelassen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Lewin, L., Die Fruchtabtreibung, 1899, 4. A. 1925; Huser, R., The Crime of Abortion, Diss. Washington 1942; Noonan, J., The Morality of Abortion, 1970; Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn. Kulturgeschichte des Abtreibungsverbots, 1988; Gante, M., § 218 in der Diskussion, 1991; Geschichte der Abtreibung, hg. v. Jütte, R., 1993; Onstein, H., Die Entwicklung der Straftatbestände der Abtreibung, Diss. jur. Münster 1996; Müller, W., Die Abtreibung, 2000 (2012 englisch); Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn, 2. A. 2002; Bett, J., Die Beurteilung der embryopathischen Indikation zum Schwangerschaftsabbruch, Diss. jur. Tübingen 2003; Putzke, S., Die Strafbarkeit der Abtreibung in der Kaiserzeit, 2003; Koch, C., Schwangerschaftsabbruch, 2004; Behren, D. v., Die Geschichte des § 218 StGB, 2004; Usborne, C., Cultures of Abortion in Weimar Germany, 2007; Müller, W., The Criminalization of Abortion in the West, 2012; Laarmann, M., Die Bewertung der Abtreibung in der Antike, (in) ZfL 2018, 122

abtreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1200] bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [LivlRChr. V. 8295] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weggehen, verlassen (V.), übertragen (V.)

Abtretung (lat. [F.] cessio) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1360] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [LeipzUnivUB. 54] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Übertragung einer Forderung von einem bisherigen →Gläubiger (Zedenten) auf einen anderen Berechtigten (Zessionar), der damit neuer Gläubiger wird, unter Aufrechterhaltung des Inhalts. Sie ist in dem römischen Recht ausgeschlossen, weil die Verbindlichkeit als höchstpersönliches Band zwischen Gläubiger und Schuldner betrachtet wird. Erst spät lässt das römische Recht mit Hilfe der Einrichtung des Prozessmandats (Geltendmachung der Forderung des Gläubigers durch einen Beauftragten) und der Novation in Form einer Stipulation zwischen Schuldner und Neugläubiger wenigstens die Übertragung eines selbstän­digen Rechtes zu, eine fremde Forderung auszuüben. In Gegensatz hierzu entwickelt sich wohl in den mittelalterlichen Städten die rechtsgeschäftliche Übertragung von Forderungen, die zunächst grundsätzlich der Mitwirkung des Schuldners durch Einwilligung gegenüber dem bisherigen Gläubiger oder durch Gelöbnis gegenüber dem neuen Gläubiger be­darf (ausgenommen gerichtlich festgestellte Forderungen). Ver­einzelt bestehen auch Verbote von Ab­tretungen. Das Zustim­mungser­fordernis ent­fällt seit dem Spätmittel­alter (letztlich) unter dem Einfluss des ge­mei­nen Rechtes, in dem das deutschrechtliche Ge­dankengut die Übertragung der Forderung auch der Substanz nach eröffnet, so dass be­reits der →Codex Maximilianeus Bavaricus civilis von 1756 (II 3 § 8) die Abtretung aufnimmt (ALR I 11 §§ 376ff., Code civil Art. 1689ff., ABGB §§ 1392ff.). In dem 19. Jahrhundert unterliegt die einschränkende Lehre Christian Mühlen­bruchs (1817) der durch Windscheid und Bähr geprägten Vorstellung von der Abtre­tung als einem abstrakten Verfügungsgeschäft (§§ 398ff. BGB, Art. 183ff. bzw. 164ff. Obligationen­recht der Schweiz). In England gilt die Forderung als solche bis 1873 als nicht übertragbar.

Lit.: Kaser § 55; Köbler, DRG 127, 165, 214; Mühlenbruch, C., Die Lehre von der Zession, 1817, 3. A. 1836; Buch, G., Die Übertragbarkeit von Forderungen im deutschen mittelalterlichen Recht, 1912; Schumann, H., Die Forderungsabtretung im deutschen, fran­zösischen und englischen Recht, 1924; Luig, K., Zur Geschichte der Zessionslehre, 1966; Huwiler, B., Der Begriff der Zession in der Gesetzgebung seit dem Vernunftrecht, 1975; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Hoop, G., Kodifi­                                                                       kationsgeschichtliche Zusammenhänge des Ab­tre­tungsverbotes, 1992; Köbler, U., Werden, Wandel                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Scheffzek, S., Der Einfluss der Mühlenbruch’schen Zessionslehre auf ausgewählte Gerichte, 2011; Ebinger, B., Die Forderungsübertragung nach Code civil und badischem Landrecht, Diss. jur. Mannheim 2011

Abtrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1461] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [Altenhaslau, Wetterau/GrW. III 216] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Abtreiben, Näherrecht

Abtriebsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1700 [Neuwied/Scotti, Wied 36] in 2 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Angehörigen einer Siedlungsgemeinschaft, den Zuzug eines Fremden zu verhindern. Es ist sachlich in dem Titel XLV (De migrantibus, kat. Von Wandernden) des fränkischen Volks­rechts (lst. [M.] Pactus legis Salicae, 507-511) bezeugt und besteht bis in das 19. Jahrhundert. Allerdings kann ein Herr einem Fremden ein Niederlassungsprivileg ge­währen.

Lit.: Zangen, K., Praktische Bemerkungen zu der Lehre vom Abtriebsrechte, 1800; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968

abzahlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1313] bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [MGConst. IV 1290] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegzahlen, begleichen, tilgen

Abzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1530] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [ BeitrSteirG. 26 1894 39] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abzahlen 1313) ist die planmäßig in (kleineren) Raten oder Teilbeträgen erfolgende Zahlung einer Schuld.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Abzahlungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist das Gesetz des Deutschen Reiches von dem 16. 5. 1894, das außerhalb des 1896/1900 geschaffenenen Bürgerlichen Gesetzbuchs die nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika seit etwa 1835 von dem Handel durch das Zugeständnis der Möglichkeit der Abzahlung des Gesamtpreises in einzelnen Raten umworbenen und verführten mittellosen Käufer beweglicher Sachen, die aus wirtschaftlichen Gründen etwa Nähmaschinen, Möbel oder Kleidung nur gegen Zahlung des Preises in Raten kaufen können, aber die Waren ohne vollständige Bezahlung des Preies sofort nutzen wollen, vor Benachteiligung (beispielsweise durch Verfall d. h. Rücknahme der Kaufsache bei Zahlungs­versäumnis, Einbehalt der bereits erhaltenen Raten und gleichzeitigem Fortbestehen der gesamten Zahlungspflicht) schützen will. Es wird mit Wirkung von dem 1. 1. 1991 durch das Verbraucherkreditgesetz abgelöst, das zu dem 1. 1. 2002 in das Bürgerliche Gesetzbuch eingearbeitet wird. In Österreich wird 1896 ein Raten­gesetz, 1979 ein Konsumentenschutz­ge­setz erlassen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Benöhr, H., Konsumenten­schutz vor 80 Jahren, ZHR 138 (1974), 492; Schubert, W., Das Abzahlungsgesetz von 1894, ZRG GA 102 (1985), 130; Fendel, R., Der Berliner Möbelleihvertrag, 1991; Lieck, M., Die wirtschaftliche Entwicklung des Abzahlungshandels und seine Regelung in Vertrag, Gesetz und Rechtsprechung von 1850 bis 1945, 1995; Bott, M., Das Abzahlungsgesetz (1894-1990) – Entstehung – Anwendung – Reformen - Abschaffung, 2019

Abzahlungskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Vereinigung des gemeinrechtlichen Eigentumsvorbehalts mit dem Ratenkaufgeschäft geschaffene Kauf unter ratenweiser Abzahlung des Preises. →Abzahlungsgesetz

abziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 850] bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Leobschütz/Tzschoppe-Stenzel 380] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegziehen, entfernen

Abzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1309] bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Zürich/JbSchweizG. 34 1909 8 Anm. 1] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verminderung, Nachlass, Wegzug

Abzugsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1566] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 [MurtenStR. 442] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht zu dem Abzug des Einzelnen aus bisherigen unfreien Rechtsverhältnissen wie beispielsweise einer Grundherrschaft, gegebenenfalls unter einer Geldleistung. Der Abzug findet sich in vielen spätmittelalterlichen Weistümern mit unter­schiedlichen Einzelregelungen. Mit der allgemeinen Bauernbefreiung des frühen 19. Jahrhunderts wird das Abzugsrecht überflüssig.

L.: Möhlenbruch, R., Freier Zug, ius emigrandi, Auswanderungsfreiheit, Diss. jur. Bonn 1977; Spieß, K., Zur Landflucht im Mittelalter, in: Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983, 157ff.

Academia, Acadēmīa, lat., F., Akademie, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Ἀκαδήμεια (Akadḗmīa), F., Gymnasion am Kephissos nordwestlich von Athen in dem Plato lehrte; vielleicht von dem Heros Ἀκάδημος (Akádēmos), M.=PN, Akademos, s. Google

Academicus, Acadēmicus, lat., Adj.: akademisch, zur Akademie gehörig, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Acadēmīa

acceptare, acceptāre, lat., V., empfangen (V.), annehmen, in Empfang nehmen, bekommen (V.), (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, vgl. lat. accipere, V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, s. Google

acceptatio, acceptātio, lat., F.: nhd. Annahme, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. acceptāre, s. Google

acceptilatio, acceptīlātio, acceptī lātio, lat., F., mündliche Quittung (iur.), Gaius (140-180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. acceptāre; →stipulatio, s. Google

accessio, lat., F.: nhd. Hinzutreten, Herantreten, Annäherung; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,accēdere, s. Google

accessio cedit principali (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Zuwachs­ folgt rechtlich der Hauptsache. Verbindung

accessor, lat., M., Hinzutretender, s. latein_a_z.docx, s. Google

Lit.: Gerhold, S., Die Akzessorietät der Teilnahme an Mord und Totschlag, 2014

accessorius, accessōrius, mlat., Adj., zusätzlich, hinzukommend, s. accessus (1), accēdere, →akzessorisch, s. Google

accipere, lat., V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, entgegennehmen, erfahren (V.), abnehmen, gutschreiben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, capere, s. Google

acclamare, acclāmāre, lat., V., zurufen, zuschreien, zujauchzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. ad, clāmāre, s. Google

acclamatio, acclāmātio, lat., F., Zurufen, Zuruf, Zuschreien, Zujauchzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. acclāmāre, s. Google; W.: nhd. Akklamation, F., Akklamation, Abstimmung durch Zuruf, Beifall; L.: Georges 1, 65, TLL, Kluge s. u. Akklamation, Kytzler/Redemund 19

accrescere, accrēscere, adcrēscere, lat., V., hinzuwachsen, zuwachsen, heranwachsen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, crēscere, s. Google

Accursius, Franciscus (Bagnolo [Certaldo] bei Florenz 1182 oder 1185-Bologna 1260 oder 1263) wird in einer bäuerlichen Familie geboren und lehrt nach dem Studium des römischen Rechtes in Bologna (Azo, Jacobus Balduinus) und der Promotion (nach 1213) seit etwa 1215. Bis kurz nach 1230 legt er (in Bearbeitung eines unvollendeten Werkes Azos?) fünfbändige, durch etwa 1200 Handschriften überlieferte und in einer zweiten Redaktion überarbeitete Erklärungen (Glossierungen) zu allen Teilen der justinianischen Kompilation in Form von Glossenapparaten (lat. glossa [F.] ordinaria) mit insgesamt 96940 Einzelglossen an dem Textrand (22365 zu dem Digestum vetus, 17969 zu dem Infortiatum, 22243 zu dem Digestum novum, 17814 zu dem Codex, 4737 zu den Institutionen, 7013 zu dem Authenticum und 680 zu den libri feudorum, Summe dieser Zahlen 92811) vor, in denen er Problemlösungen unter umfangreicher Verwertung der vorangehenden Literatur bietet. Außerdem sind 8 seiner Gutachten (Konsilien) erhalten, während eine bezeugte Summe nicht überliefert ist. Zu seinen Schülern zählen Odofredus und Papst Innozenz IV. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Köbler, DRG 106; Genzmer, E., Zur Lebensgeschichte des Accursius, (in) FS L. Wenger, Bd. 2 1945, 223; Atti del convegno internazionale di studi accursiani, ed. Rossi, G., Bd. 1ff. 1968; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 335; Jakobs, H., Magna Glossa, 2006 Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2017

accusare, accūsāre, lat., V., anklagen, beschuldigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, causa, s. Google

accusatio, accūsātio, lat., F., Anschuldigung, Anklage, Beschwerde, Anklageschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. accūsāre →Akkusation, s. Google

achilleisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1792] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Achilles betreffend) →Dispositio (lat. [F.]) Achillea

Achilleisches Hausgesetz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Dispositio (lat. [F.]) Achillea, Verfügung des Achilles

Achramire (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk., V., adchramire) ist die frühmittelalterliche Bezeichnung für das Versprechen (Geloben), einen Gerichtstag wahrzuneh­men, einen Eid zu leisten oder einen Bürgen oder Zeugen zu stellen (Lex Salica [507-511] 62 u. ö.). Das achramire erfolgt unter Übergeben oder Zuwerfen eines (gekerbten) Stäbchens (lat. [F.] →festuca, vielleicht ursprünglich mit der ([lat., F.] framea) Lanze.

Lit.: Köbler, LAW; Daberkow, M., Adhramire und die germanische framea, (in) Z. f. d. P. 49 (1923), 229

acht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1308 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Kard.) ist die in dem Recht häufiger verwendete Grundzahl zwischen sieben und neun.

Acht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 2. Viertel 11. Jh. bzw. um 1050 bezeugt – 2. Viertel 11. Jahrhundert [Notkerglossator] und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.] proscriptio) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die als Unrechtsfolge (Strafmittel oder Verfahrensmittel) mögliche allgemeine Verfolgung. Die Acht folgt auf verschiedene Taten, die eine niedrige Gesinnung widerspiegeln (beispielsweise Mord, Treubruch). Wird der Täter in der Tat ergriffen, so kann er folgenlos getötet werden. Ansonsten bedarf es eines besonderen Verfahrens, in dem die Acht erklärt wird. Der Geächtete steht außerhalb des Rechtes, ist Feind aller und kann von jedem folgenlos getötet werden. Das beweg­liche Vermögen des Geächteten wird verteilt, die Liegenschaft verwüstet. Mindere Formen der Acht sind zeitlich (beispielsweise auf ein Jahr) befristet. Bei fruchtlosem Ablauf einer damit verbundenen Gestellungsfrist (Ungehorsams­acht) verfällt der Betreffende in →Aberacht. Die von dem König oder seinem Gericht verhängte Acht gilt als →Reichsacht in dem ge­samten Reich. Lösung aus der Acht ist möglich. In dem Laufe des Mittelalters entwickelt sich die Acht zu einer differenzierten Rechts­figur, die mit Erstarkung der staatlichen Gerichts­herrschaft verschwindet (wegen der Vollstreckungsschwäche des Reiches infolge Fehlens einer eigenen Polizei des Kaisers von dem Reichskammergericht zuletzt noch 1698, von dem Reichshofrat zuletzt noch 1709 ausgespro­chen).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Eichmann, E., Acht und Bann, 1909; Künßberg, E. Frhr. v., Acht, 1910; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Poetsch, J., Die Reichsacht, 1911; Ruf, F., Acht und Ortsverweis im alten Land- und Stadtgericht Nürnberg, Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 46 (1955), 1; Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Landes, D., Das Achtverfahren vor dem Reichshofrat, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Jacoby, M., Wargus, 1974; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1986; Kampmann, C., Reichsrebellion und kaiserliche Acht, 1992; Weber, M., Zur Bedeutung der Reichsacht in der frühen Neuzeit, ZHF Beiheft 19 (1997), 55; Mußgnug, D., Acht und Bann im 15. und 16. Jahrhundert, 2016

Achtbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 [1298] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1298 [MGConst. IV 30] und 1313 [MGConst. IV 1112] und in Google belegt aber nicht in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das über die von einem Gericht ausgesprochene →Acht (und dadurch die Geächteten) geführte Buch (Register), wie es anscheinend erstmals der Reichslandfriede des Jahres 1235 ohne erhaltene Überreste vorsieht (beispielsweise Lübeck 1243, Iglau 1249, Rostock 1258, Rothenburg ob der Tauber 1274, Nürnberg 1285, erhaltenes Achtbuch der Reichshofgerichtsschreiber Petrus Wacker und Johann Geisler zwischen 1417 und 1445 mit fast 600 Einträgen u. a.).

Lit.: Schultheiß, W., Nürnberger Rechtsquellen, Bd. 1f. 1960, 16; Battenberg, F., Das Achtbuch der Könige Sigmund und Friedrich III., 1986

Achtklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in mittelalterlichen Verträgen enthaltene Vereinbarung, sich als Schuldner für den Fall der Vertragsverletzung der Acht zu unterwerfen.

Lit.: Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1986, 288

acta (lat. [N.Pl.]) →Akten, s. Google

acta municipalia (lat. [N.Pl.]) Gemeinde­ak­ten, s. Google

actio, āctio, lat., F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, Geschäft, Vortrag, Geste, Amtshandlung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. agere, s. Google

Actio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Möglichkeit, vor Gericht zu verlangen, was einem zusteht (Klaganspruch). In dem →For­mularprozess trägt der Kläger in Gegenwart des Beklagten das Begehren vor dem Gerichtsmagistrat vor und beantragt die Er­teilung einer bestimmten actio. Ergibt sich, dass der von dem Kläger vorgetragene Sachverhalt keine bereits anerkannte actio rechtfertigt, ent­fällt der Antrag. Allerdings kann der Gerichts­magistrat dann, wenn er das Begehren des Klägers gleichwohl als rechtsschutzbedürftig erachtet, eine actio in factum in Aussicht stellen. Die zugelassenen actiones, von denen jede ihre eigene Formel hat, werden vor allem in dem vierten Buch der Institutionen Justinians (von 533) in dem Titel (lat.) De actionibus (Von den Klagan­sprüchen) zusammengestellt. In dem Hochmittel­alter anerkennt beispielsweise Johannes Bassianus 169 verschiedene actiones. In dem 19. Jahrhundert (Windscheid 1856) wird aus der römischrechtlichen actio der materiellrechtliche →Anspruch.

Lit.: Kaser § 82; Söllner § 9; Köbler, LAW; Windscheid, B., Die actio des römischen Civilrechts, 1856; Bethmann Hollweg, C. v., Der Civilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 6 1874, 16; Peter, H., Actio und writ, 1957; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium in den Rechtslehren des 13. und 14. Jahrhunderts, 1996; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte des Verhältnisses von formellem und materiellem Recht, 1996; Gröschler, P., Actiones in factum, 2002; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002

Actio (F.) ad exhibendum (lat.), Klaganspruch auf Vorlegung, Vorweisung (vor dem Prätor), Herausgabe, Exhibi­tionsklage (vgl. § 809 BGB, Klage auf Besichtigung) ist eine (lat.) actio in personam, durch die der bei einer (lat.) actio in rem feh­lende Einlassungszwang umgangen werden kann. S. Google

Lit.: Kaser §§ 26 III 3, 27 I 5, 34 II 3; Harke, J., Actio ad exhibendum – Vorlegungsklage im römischen Recht, 2019

actio (F.) adiecticiae qualitatis (lat.) Klag­anspruch aus Haftung für Gewaltunterworfene, s. Google

Lit.: Kaser §§ 11, 15, 49, 60, 83; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280

actio (F.) aestimatoria (lat.) Klaganspruch zu der Schätzung (aus Trödelvertrag), s. Google

Lit.: Köbler, DRG 48

actio (F.) arbitraria (lat.) Klaganspruch zu der Schätzung bzw. zu dem Ermessen, s. Google

Lit.: Kaser §§ 8 IV, 83 II, 87 II

Actio (F.) auctoritatis (lat.), Klaganspruch wegen Eviktion (Entwerung) gegen den Verkäufer, Gewährschaftsklage, ist in dem rö­mischen Recht der in den Digesten getilgte Klaganspruch eines wegen einer durch Manzipation erworbenen Sache von einem Dritten angegriffenenen und von dem Veräußerer nicht geschützten oder unter­liegenden Käufers auf den doppelten Kauf­preis. S. Google

Lit.: Kaser §§ 7, 27, 32, 51; Söllner § 8; Brägger, R., Actio auctoritatis, 2012

Actio (F.) certae creditae pecuniae (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch auf eine bestimmte Gelddarlehensschuld. S. Google

Lit.: Kaser §§ 39, 83

actio (F.) civilis (lat.) Klaganspruch nach dem Zivilrecht, s. Google

actio (F.) commodati (lat.) Klaganspruch aus Leihvertrag, s. Google

Lit.: Kaser § 39 II

Actio (F.) communi dividundo (lat.) ist in dem römischen Recht der wohl in dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. durch eine (lat.) lex (F.) Licinia geschaffene Teilungs­klaganspruch mindestens eines Angehörigen einer Vermögensgemeinschaft. S. Google

Lit.: Kaser §§ 23 IV 83

actio (F.) conducti (lat.) Klaganspruch des Mieters u. s. w., s. Google

Lit.: Kaser §§ 42, 83

actio (F.) confessoria (lat.) Servitutenklag­anspruch, Nießbrauchsklaganspruch, s. § 523 ABGB, s. Google

Lit.: Kaser §§ 28, 29

actio (F.) contraria (lat.) Gegenklaganspruch (bei unvollkommen zweiseitig verpflich­ten­den Verträgen beispielsweise Aufwandsersatzkla­gean­spruch des Entleihers, Verwahrers, Beauf­trag­ten oder Pfandgläubigers), s. Google

Lit.: Kaser § 38 IV 2

Actio (F.) de deiectis vel effusis (lat.), Klaganspruch wegen hinausgeworfener oder ausgegossener (Sachen), ist in dem römischen Recht der gegen den Inhaber von Räumen wegen eines durch Hinauswerfen oder Ausgießen von Sachen aus den Räumen entstandenen Schadens gerichtete, verschul­densunabhängige Scha­dens­ersatzanspruch ei­nes durch Hinauswerfen oder Ausgießen von Sachen Verletzten auf das Doppelte des Schadens (Quasidelikt, Erfolgshaftung?). S. Google

Lit.: Hoeck, J. van, Übersetzungsfragen im Bereich der actio de deiectis vel effusis als Popularklage, 2000

Actio (F.) de dolo (lat.), Klaganspruch wegen Arglist, ist in dem römischen Recht der auf Anregung des Gaius Aquilius Gallus in dem 1. Jahrhundert v. Chr. von dem Prätor bei Fehlen einer anderweitigen actio gewährte, binnen Jahresfrist geltend zu machende Klag­anspruch des durch einen Betrug Ge­schädigten gegen den Täter auf Ersatz des Schadens, der durch Wiedergutmachung abgewendet werden kann oder andernfalls Infamie nach sich zieht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 8, 83; Söllner § 9; Näf-Hofmann, M., Zur objektiven Ausweitung der actio de dolo im römischen und gemeinen Recht, 1962; Harke, J., Actio de dolo – Arglistklage im römischen Recht, 2020

Actio (F.) de in rem verso (lat.), Klage wegen des auf eine Sache Verwendeten, Klaganspruch wegen eingetretener Bereicherung, ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen einen Gewalthaber auf Herausgabe des Wertes, den ein Gewalt­unterworfener aus einem Ver­pflich­tungs­geschäft erlangt und zu einer Bereicherung des Vermögens des Gewalt­habers verwendet. Das nachklassische römi­sche Recht erweitert den Anwen­dungsbereich auf Geschäftsfüh­rung durch Freie, das gemeine Recht entwickelt die actio de in rem verso zu einem allgemeinen Bereiche­rungs­anspruch wegen nützlicher Verwendung. S. Google

Lit.: Kaser § 49; Söllner § 12; Chiusi, T., Die actio de in rem verso, 2001; Strauß, P., Die actio de in rem versoin Gegenüberstellungzum Verwendungsanspruch der §§ 1041ff. ABGB, 2011; Palma Arias, T., La Actio in rem verso en la jurisdicción contenciosa administrativa, 2019

actio (F.) de pauperie (lat.), Klaganspruch wegen Minderung durch Schaden seitens eines vierfüßigen Nutztiers, den der Ei­gen­tümer durch Herausgabe des Tieres ab­wenden kann, s. Google

Lit.: Kaser § 50 II 4

actio (F.) de peculio (lat.) Klaganspruch über das Sondergut eines Gewaltunterworfenen gegen den Gewalthaber wegen von dem Gewaltunterworfenen begründeter Geschäfts­verbindlichkeiten bis zu der Höhe des Wertes des Sonderguts in dem Verurteilungszeitpunkt, s. Google

Lit.: Kaser §§ 49 II, 83 II; Söllner § 12

Actio (F.) depositi (lat.), Klaganspruch aus Hinterlegung, ist in dem römischen Recht der Klaganspruch des Hinterlegers auf Rückgabe der hinterlegten Sache gegen den Verwahrer. S. Google

Lit.: Kaser §§ 39, 83; Walter, T., Die Funktionen der actio depositi, 2012

actio (F.) de recepto (lat.) Klaganspruch aus Garantieerklärung, s. Google

Lit.: Kaser § 46 III 3

actio (F.) de tigno iuncto (lat.) (schon in dem Zwölftafelgesetz enthaltener) Klaganspruch des römischen Rechtes über den bei einem Hausbau rechtswidrig verwendeten Balken oder später einen anderen Gegenstand eines anderen, den der Verwender nicht aus der mit seiner Hilfe geschaffenen Verbindung lostrennen, sondern nur mit dem doppelten Wert ersetzen muss, s. Google

Lit.: Kaser § 26 III 3; Köbler, DRG 25; Hinker, H., Tignum iunctum, ZRG RA 108 (1991), 41

actio (F.) empti (lat.) Kaufklaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 51, 83 II; Söllner § 9

actio (F.) exercitoria (lat.) Klaganspruch gegen den Reeder für Geschäfte des Kapitäns bei dem Betrieb eines Schiffes, s. Google

Lit.: Kaser § 49 II 3; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280

Actio (F.) ex stipulatu (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch des Gläubigers gegen den Schuldner, der in der einseitig verpflicht­enden Stipulation eine unbestimmte Leistung versprochen hat. S. Google

Lit.: Kaser §§ 40, 83; Söllner §§ 9, 24

actio (F.) ex testamento (lat.) Klaganspruch aus Testament, s. Google

Lit.: Kaser §§ 32 II 4, 76 II

actio (F.) familiae erciscundae (lat.) Erbteilungsklaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 65, 66, 73, 81; Söllner §§ 8, 9

actio (F.) fiduciae (lat.) Klaganspruch aus Sicherungsübereignung, s. Google

Lit.: Kaser §§ 24, 31, 38, 83; Söllner § 9

actio (F.) finium regundorum (lat.) Grenz­feststellungsklaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser § 23

Actio (F.) furti non manifesti (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen den nicht handhaften Dieb auf das Doppelte des Wertes der entzogenen Sache, während die actio furti manifesti gegen den handhaften Dieb auf das Vierfache des Sachwerts gerichtet ist. S. Google

Lit.: Kaser § 83; Kaser, M., Die actio furti, ZRG RA 96 (1979), 89

actio (F.) honoraria (lat.) prätorischer Klag­anspruch, s. Google

Lit.: Kaser § 4 II 1

actio (F.) in factum (lat.) auf den Sachverhalt zugeschnittener Klaganspruch des Prätors bei Fehlen einer actio in dem Edikt und Anerkennung eines Rechtsschutzbedürfnisses (beispielsweise bei von der lex Aquilia nicht erfassten mittelbaren Schädigungen), s. Google

Lit.: Söllner § 15; Gröschler, P., Actiones in factum, 2002

actio (F.) iniuriarum (lat.) Schadensersatz­klaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 35, 83; Söllner § 8; Moosheimer, T., Die actio iniuriarum aestimatoria, 1998; Balthasar, S., Der Schutz der Privatsphäre im Zivilrecht, 2006

actio (F.) in personam (lat.) persönlicher Klaganspruch (wegen Forderungen aus einem Schuldverhältnis auf Leistung, wobei Ein­lassungszwang des Gegners besteht), s. Google

Lit.: Kaser § 4 I, II, 82 II; Söllner § 9

actio (F.) in rem (lat.) sachverfolgender Klaganspruch (zu der Durchsetzung von absoluten Rechten auf eine [ursprünglich in der Gerichtsstätte vorhandene] Sache ge­genüber einem sich in Widerspruch zu den Rechten des Klägers Setzenden, wobei kein Einlassungszwang des Gegners besteht), s. Google

Lit.: Kaser §§ 4, 83 II; Söllner § 9

Actio (F.) institoria (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen einen Unter­nehmer aus einer von seinem Angestellten ein­ge­gangenen Verbind­lichkeit. S. Google

Lit.: Kaser § 49; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280; Hamza, G., Bemerkungen zur actio ad exemplum institoriae im römischen Recht, (in) Seminarios Complutenses de derecho Romano, 25 (2012), 175

actio (F.) iudicati (lat.) Vollstreckungs­klag­anspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 32, 85

actio (F.) legis Aquiliae (lat.) Schadensersatzklaganspruch aus der (lat. [F.]) lex Aquilia, s. Google

Lit.: Kaser § 51; Söllner § 8; Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958

actio (F.) locati (lat.) Klaganspruch des Ver­mieters, Verpächters und Werkunternehmers, s. Google

Lit.: Kaser §§ 42, 83 II

actio (F.) mandati (lat.) Klaganspruch aus Auftrag, s. Google

Lit.: Kaser §§ 56, 57, 83

actio (F.) mixta (lat.) gemischter Klag­anspruch (zugleich sachverfolgender Klaganspruch und pönaler Klaganspruch), s. Google

Actio (F.) negatoria (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch, mit dem der zivile Eigentümer sich dagegen wehren kann, dass ein anderer sich ein nicht bestehendes Recht zu der Einwirkung auf die Sache (beispielsweise Dienstbarkeit, Recht auf Immission) anmaßt. S. § 523 ABGB, Google

Lit.: Kaser § 27 II; Ogorek. R., Actio negatoria und industrielle Beeinträchtigung des Grundeigentums, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 40; Thier, A., Zwischen actio negatoria und Aufopferungsanspruch, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 407; Kawasumi, Y., Von der römischen actio negatoria zum negatorischen Beseitigungsanspruch, 2001

actio (F.) negotiorum gestorum (lat.) Klaganspruch aus Geschäftsführung, s. Google

Lit.: Kaser §§ 38, 44, 56, 64, 83

actio (F.) noxalis (lat.) auf das Zwölftafelgesetz zurückgehender Schadensersatz­klaganspruch wegen Noxalhaftung des Ge­walt­habers (Noxalklaganspruch), s. Google

Lit.: Köbler, DRG 27

Actio (F.) nullitatis (lat.) ist der mittel­alter­liche Nichtigkeitsklaganspruch. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 117

actio (F.) operarum (lat.) Klaganspruch auf ver­sprochene Dienste, s. Google

Lit.: Kaser §§ 16 II, 39 II

Actio (F.) Pauliana (lat.) ist die unter Justinian (527-565) die (lat.) restitutio in integrum und das (lat.) interdictum frau­datorium aufnehmende Gläubigeranfech­tungs­­klage gegen den unentgeltlichen oder wis­sen­den Erwerber aus gläubigerbenach­teiligenden Rechtsgeschäften des Schuldners. S. Google

Lit.: Willems, C., Actio Pauliana und fraudulent conveyances, 2012

actio (F.) pigneraticia (lat.) Pfandklag­anspruch (in rem oder in personam, auf die Sache oder gegen eine Person), s. Google

Lit.: Kaser §§ 31, 39

actio (F.) poenalis (lat.) Strafklaganspruch, s. Google

actio (F.) popularis (lat.) Popularklagan­spruch, von jedermann aus dem Volk erhebbarer Klaganspruch (beispielsweise actio de de­iectis vel effusis), bei dem die Buße an den Kläger, die Gemeindekasse bzw. Staatskasse oder an beide fällt, s. Google

Lit.: Kaser § 50 I 1

actio (F.) praescriptis verbis (lat.) Klagan­spruch der (von dem Prätor in der Klaganspruchsformel genau) vorgeschrie­be­nen Worte (beispielsweise bei Innominatkontrakt); s. Google

Lit.: Kaser § 45 II; Kranjc, J., Die actio praescriptis verbis, ZRG RA 106 (1989), 434; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002

actio (F.) praetoria (lat.) prätorischer Klag­an­spruch, s. Google

Lit.: Kaser § 4 II

actio (F.) pro socio (lat.) Klaganspruch gegen den Gesellschafter, s. Google

Lit.: Kaser § 43 I

Actio (F.) Publiciana (lat.) ist in dem römischen Recht der wohl in dem letzten vorchristlichen Jahrhundert von dem Prätor geschaffene sachverfolgende Klag­anspruch des besseren Besitzers (beispielsweise Ersitzungsbesitzers, bo­nitarischen Eigentümers) gegen den schlech­teren Besitzer (also nicht gegen den zivilen Eigentümer) auf Herausgabe der Sache (vgl. § 1007 BGB, § 372 ABGB). S. Google

Lit.: Kaser §§ 27, 83; Söllner § 9; Apathy, P., Die publizianische Klage, 1981

actio (F.) quanti minoris (lat.) Minderungs­klaganspruch bei Mangel einer Kaufsache (binnen einem Jahr geltend zu machen), s. Google

Lit.: Kaser § 41 VI 4; Söllner § 9

Actio (F.) quod iussu (lat.) (Geheißklage) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen den durch Geheiß (lat. [N.] iussum, Ablativ iussu) zu Rechtsgeschäften ermächtigenden Hausvater bzw. Gewalthaber wegen des Geschäfts eines Haussohns bzw. Gewaltunterworfenen. S. Google

Lit.: Kaser §§ 49, 83; Schleppinghoff, A., Actio quod iussu, Diss. jur. Köln 1996

actio (F.) redhibitoria Wandelungsklag­an­spruch bei Mangel einer Kaufsache (binnen sechs Monaten geltend zu machen), s. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 41; Söllner § 9

actio (F.) rei uxoriae (lat.) Klaganspruch auf Herausgabe des Heiratsguts der Ehefrau, s. Google

Lit.: Kaser §§ 33, 34, 36; Söllner §§ 9, 24; Söllner, A., Zur Vorgeschichte und Funktion der actio rei uxoriae, 1969

actio (F.) Serviana (lat.) Pfandklaganspruch des Pfandgläubigers (anfangs nur des Verpachtenden) auf Herausgabe der Pfandsache von jedem Besitzer, s. Google

Lit.: Kaser § 31 III

actio (F.) stricti iuris (lat.) Klaganspruch strengen Rechtes, strengrechtlicher Klaganspruch, s. Google

Lit.: Kaser §§ 33 IV, 36 III, 37 I

actio (F.) tutelae (lat.) Klaganspruch gegen den Vormund, Klaganspruch aus Vormundschaft, s. Google

Lit.: Kaser §§ 62 IV 4, 83 II 3

actio (F.) utilis (lat.) (von dem Präter in dem Einzelfall) brauchbar (anwendbar) gemachter allgemeiner Klaganspruch (beispielsweise Anwendbarmachung der actio legis Aquiliae des Eigentümers auf andere dinglich Berechtigte oder auf den Hausvater eines verletzten Hauskinds), s. Google

Lit.: Kaser § 55 II 3; Stolmar, R., Die Genesis der actio utilis, 1988; Stolmar, R., Die formula der actio utilis, 1992

actio (F.) venditi (lat.) Kaufpreisklag­anspruch des Verkäufers, s. Google

Lit.: Kaser §§ 41 III 2, 83 II 3

actus, āctus (1), lat., M., Sich-Bewegen, Bewegung, Treiben, Akt, Abschnitt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. agere, Trift, →Dienstbarkeit bzw. Servitut, Handlung, s. Google

actus (M.) iuridicus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) →Rechtsgeschäft, s. Google

Lit.: Köbler, DRG 164

actus (M.) legitimus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) bedingungsfeindliches Rechtsgeschäft, s. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 41

ad, ar, lat., Präp., zu, bei, an, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, s. latein_a_z.docx, s. Google

addere, adduere, lat., V., beitun, beigeben, hinzufügen, beibringen, einflößen, XII tab. (um 450 v. Chr.); E.: s. ad, dare, s. latein_a_z.docx, s. Google

additio, lat., F., Hinzufügen, Beisetzen, Varro (116-27 v. Chr.), s. addere, s. latein_a_z.docx, s. Google

Additio (F.) sapientium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die innerhalb der →Lex Frisionum überlieferte Niederschrift über Rechtsmitteilungen zweier weiser Männer namens Wlemarus und Saxmundus. S. Google

Lit.: Heck, P., Die Entstehung der Lex Frisionum, 1927; Siems, H., Studien zur Lex Frisionum, 1980

Adel 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und. ab dem Althochdeutschen ohne Zeitangabe [AhdGl. I 231, 12] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische wohl erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, s. Google) ist die Gesamtheit der erblich bevor­rechtigten Familien einer Gesellschaft. Derar­tige Erscheinungen treten örtlich in ver­schiedenen Kulturen auf. Sie sind zeitlich Wand­lungen unterwor­fen. Die Herkunft des mit­telalterlichen deutschen Adels ist un­geklärt. Neben wirtschaftlichen Gesichts­punkten (ererbter Boden?) spielt wohl auch die Herrschaft über Menschen eine Rolle. Nicht sicher feststellbar ist die Bedeutung charismatischer Elemente (Heil, Behaup­tung göttlicher Abkunft). Die germani­schen (lat. [M.Pl.]) principes (Ersten, Anführer) lassen sich nicht als Adel sichern. Das salfränkische Volksrecht (507-511?) kennt noch keine rechtliche Aussonderung erblich bevorrechtigter Familien, doch ist es nicht ausgeschlossen, dass der aus der spät­römischen Reichsbeamtenschaft her­vor­­ge­­gangene römische Senatorenadel vergleich­bare fränkische Strukturen als Gegenstück findet. Mit den fränkischen Königen steigen viele ihrer Anhänger über die Zuteilung von wichtigen Aufgaben auf. Infolge von Heirats­ver­bindungen und militärischen Erfolgen ent­wickelt sich ein engerer Kreis bedeutender Familien, denen zunehmend die höchsten Ämter des fränkischen Reiches vorbehalten werden (Reichsadel). Weil ihre Lehen seit dem Ende des 9. Jahrhunderts erblich werden, festigt sich ihre örtliche Bindung zu bestimmten Gebieten. Diese oberste Schicht des bereits in den karolingischen Volksrechten durch ein beson­deres →Wergeld sowie ansonsten durch →Ebenburt (Ebenbürtigkeit) und spä­ter →Pairsgericht gekennzeichneten Adels wird seit dem Hochmittelalter zu den →Landesherren bzw. →Reichsfürsten. Demgegenüber tritt der vielfach der Unfreiheit entstammende, durch Herren­dienst entstandene →niedere Adel in den Dienst der Landesherren ein. Vielleicht ist seit dem 14. Jahrhundert die Ausbildung des eigentlichen Adels (geborenen Adels) in dem Wesentlichen abgeschlossen, wobei zu dem Altadel oder Uradel alle Familien zählen, deren Geschlecht nachweislich spätestens um 1400 dem ritterbürtigen geborenen Adel angehört. Seit 1346 kann (dementsprechend) der Adel (von dem König) durch Urkunde an Bürger verliehen werden (Briefadel, gekorener Adel). Mit dem Absolutismus wird die politische Bedeutung des Adels in dem Land beschnitten. Durch Säkularisation, Me­diatisierung, Be­seitigung der Grundherrschaft und Ein­führung des 1789 in Frankreich revo­lutionär verwirklichten Gleichheits­grund­satzes wird der rechtliche Vorrang des Adels (in dem deutschen Gebiet) in der jüngeren Neuzeit (bis 1918) beseitigt (Österreich 3. 4. 1919 Gesetz über die Auf­he­bung des Adels, eigene Führung eines Adelstitels verwaltungs­strafbar). Mit der Bo­denreform in der sowjetischen Besatzungs­zone (1945-1949) werden den Eigentümern umfangreicheren Grundvermögens dort die wirtschaft­lichen Grundlagen des Großgrundeigentums entzogen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 78, 87, 98, 111, 120, 132, 135, 149, 206, 225; Guilhiermoz, P., Essai sur l’origine de la noblesse en France, 1902; Wittich, W., Altfreiheit und Dienstbarkeit des Uradels in Niedersachsen, Vjschr. für Sozial- und Wirtschafts­geschichte 1906; Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche, 1910; Mayer, E., Der germanische Uradel, ZRG GA 32 (1911), 1; Mayer, E., Zur Lehre vom germanischen Uradel, ZRG GA 37 (1916), 93; Ernst, V., Die Entstehung des niederen Adels, 1916; Lintzel, M., Die Stände der deutschen Volksrechte, 1933; Dungern, O. v., Adelsherrschaft im Mittelalter, 1927, Neudruck 1967; Otto, E., Adel und Freiheit, 1937; Stutz, U., Zum Ursprung und Wesen des niederen Adels, 1937; Bader, K., Zur Lage und Haltung des schwäbischen Adels am Ende des alten Reiches, Zs. f. württ. LG. 5 (1941), 335; Tellenbach, G., Vom karolingischen Reichsadel zum deutschen Reichsfürstenstand, 1943; Hiesel, R., Die staats­rechtliche und soziologische Stellung des Stadtadels, 1952; Sprandel, R., Der merovingische Adel, 1957; Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau, 1960; Deutscher Adel 1430-1555, hg. v. Rößler, H., 1965; Deutscher Adel 1555-1740, hg. v. Rößler, H., 1965; Störmer, W., Früher Adel, 1973; La noblesse, hg. v. Contamine, P., 1976; Fleckenstein, J., Die Entstehung des niederen Adels und das Rittertum, 1977; Sablonier, R., Adel im Wandel, 1979; Lemmel, H., Die genetische Kontinuität des mittelalterlichen Adels, 1980; Werner, M., Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger, 1982; Barbero, A., L’aristocrazia, 1987; Europäischer Adel 1750-1950, hg. v. Wehler, H. u. a., 1990; Althoff, G., Verwandte, Freunde und Getreue, 1990; Ritter­orden und Adels­gesellschaft im spätmittel­alterlichen Deutschland, hg. v. Kruse, H. u. a., 1991; Hoyningen-Huene, I. Frfr. v., Adel in der Weimarer Republik, 1992; Adel in der frühen Neuzeit, hg. v. Endres, W., 1993; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993, 2. A. 2015; Ranft, A., Adelsgesellschaften, 1994; Fehrenbach, E., Adel und Bürgertum im deutschen Vormärz, HZ-258 (1994), 1; Jackman, D., Das Eherecht und der frühdeutsche Adel, ZRG GA 112 (1995), 158; Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter, hg. v. Rösener, W., 1995; The European Nobilities in the Seventeenth and Eighteenth Centuries, Bd. 2 1995, 2. A. 2007; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Contamine, P., La noblesse au royaume de France, 1997; Nobilitas, hg. v. Oexle, G. u. a., 1997; Dumoulin, K., Die Adelsbezeichnung im deutschen und ausländischen Recht, 1997; Rösener, W., Adelsherrschaft als kultur­historisches Phänomen, (in) HZ 268 (1998), 1; Werner, K., Naissance de la noblesse, 1998; Peters, U., Dynastiegeschichte und Verwandtschaftsbilder, 1999; Reif, H., Adel im 19. und 20. Jahrhundert, 1999; Baudisch, S., Lokaler Adel in Nordwestsachsen, 1999; Binder-Krieglstein, R., Österreichisches Adelsrecht 1868-1918/19, 2000; Nobles and Nobility in Medieval Europe, hg. v. Duggan, A., 2000; La noblesse dans les territoires angevins, hg. v. Coulet, N. u. a., 2000; Conze, E., Vom deutschen Adel – Die Grafen von Bernstorff im zwanzigsten Jahrhundert, 2000; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Der europäische Adel im Ancien Régime, hg. v. Asch, R., 2001; Schmilewski, U., Der schlesische Adel, 2001; Janse, A., Ridderschap in Holland, 2001; Zwischen Nicht-Adel und Adel, hg. v. Andermann, K. u. a., 2001; Mauerer, E., Südwest­deutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001; Pečar, A., Die Ökonomie der Ehre. Der höfische Adel am Kaiserhof Karls VI. (1711-1740), 2003; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003; Malinowski, S., Vom König zum Führer, 2003; Hengerer, M., Kaiserhof und Adel, 2004; Adel und Moderne, hg. v. Conze, E./Wienfort, M., 2004; Schneider, J., Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, 2003; Theilemann, W., Adel im grünen Rock, 2004; Funck, J., Feudales Kriegertum und militärische Professionalität, 2004; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005; Crouch, D., The Birth of Nobility, 2005; Kleines Lexikon des Adels, hg. v. Conze, E., 2005; Dendorfer, J., Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2005; Barth, T., Adelige Lebens­wege im alten Reich, 2005; Fried, J., Konradiner und kein Ende, ZRG GA 123 (2006), 1; Hoch­mit­telalterliche Adels­familien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Hengerer, M. u. a., 2006; Ruppel, S., Verbündete Rivalen, 2006; Matzerath, J., Adelsprobe an der Moderne – sächsischer Adel 1763 bis 1866, 2006; Adel in Sachsen-Anhalt, hg. v. Labouvie, E., 2007; Votypka, V., Böhmischer Adel, 2007; Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten, hg. v. Haus der Geschichte u. a., 2007; Adel in Bayern, hg. v. Haus der bayerischen Geschichte, 2008; Sikora, M., Der Adel in der frühen Neuzeit, 2009; Adel im „langen“ 18. Jahrhundert, hg. v. Haug-Moritz, G. u. a., 2009; Adel in Schlesien, hg. v. Harasimowicz, J. u. a., 2010; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Risch, H., Der holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010; Adel verbindet, hg. v. Van Driel, M. u. a., 2010; Adel und Bauern in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. v. Fey, C. u. a., 2012; Groß, O., Die Debatten über den Adel im Spiegel der Grund­rechtsberatungen in den deutschen Parlamenten 1848/1849, 2013; Adel in Südwestdeutschland und Böhmen 1450-1850, hg. v. Asch, R. u. a., 2013; Lyon, J., Princely Brothers and Sisters, 2013; Ansitz – Freihaus – corte franca, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2013; Adelsbilder von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Scholz, P. u. a., 2013; Weckenbrock, O., Adel auf dem Prüfstand, 2014; Demel, W./Schraut, S.; Der deutsche Adel, 2014; Adel, Recht und Gericht im frühneuzeitlichen Europa, hg. v. Baumann, A., 2014; Gothaisches Genealogisches Handbuch, Fürstliche Häuser, Bd. 1, bearb. v. Fink von Finkenstein, G. u. a., 2015; Raasch, M., Der Adel auf dem Feld der Politik, 2015 (Zentrumspartei); Seelig, M., Alltagsadel – Der ehemalige ostelbische Adel, 2015; Singer, J., Arme adelige Frauen im deutschen Kaiserreich, 2016; Wunder, D., Der Adel im Hessen des 18. Jahrhunderts, 2016; Europäischer Adel als Unternehmer, hg. v. Rasch, M. u. a., 2017; Begass, C., Armer Adel in Preußen 1770-1830, 2020

Adelberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (Prämonstratenserstift)

Lit.: Albus-Kötz, S., Von Krautgärten, Äckern, Gülten und Hühnern, 2014

adiecticius, adiectīcius, lat., Adj., noch hinzugefügt, Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adicere; s. latein_a_z.docx, s. Google, adjektizisch

Ädil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht zunächst einer der beiden Vorsteher des plebejischen Sonderheiligtums (lat. [F.] aedes [sacra], heiliges [Haus] bzw. Tempel), die auch die Aufsicht über die dort stattfindenden Märkte haben. In dem Jahre 367 v. Chr. wird diesen beiden Ädilen die allgemeine Polizeigewalt übertragen. Ihnen werden zwei weitere Ädile hinzugefügt, die abwechselnd aus Patriziern und Plebejern gewählt werden sollen. Sie erhalten die Marktgerichtsbarkeit, in deren Rahmen sie ein eigenes Edikt aufstellen. Außer in Rom gibt es Ädile später auch in anderen Gemeinden. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 8, 15; Söllner §§ 6, 8; Köbler, DRG 18; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Daguet-Fagey, A., Splendor aedilitatum, 2015; Becker, M., „Suntoque aediles curatores urbis …“ – Die Entwicklung der stadtrömischen Aedilität in republikanischer Zeit, 2017

adire, adīre, lat., V., „gehen zu“, an jemanden herankommen, herangehen, sich nähern, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, īre, s. Google

aditio, lat., F., Hinzugehen, Hingehen, Antreten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adīre

adiudicare, adiūdicāre, lat., V., zuerkennen, zusprechen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, iūdicāre, s. Google

adiudicatio, adiūdicātio, lat., F.: nhd. Zuerkennung, Inschr. s. latein_a_z.docx, s. adiūdicāre, s. Google

adjektizisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., hinzukommend, erstreckend) beispielsweise in dem römischen Recht Klagansprüche gegen den Gewalthaber auf Grund von Geschäften Gewaltunterworfener (beispielsweise actio de in rem verso, actio de peculio, actio quod iussu, actio tributoria) oder gegen den Geschäftsherrn auf Grund von Geschäften von Geschäftsführern (beispielsweise actio institutoria, actio exercitoria), die keine selbständigen Verbindlichkeiten be­grün­den, sondern die Ver­bindlichkeiten des Schuldners (Gewaltun­terworfenen, Geschäfts­führers) nur auf einen anderen (beispielsweise Gewalthaber, Geschäftsherrn) erstrecken

Adler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1338 [Böhmer-Ficker 528] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Althochdeutsche und in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vogel, der (in Europa) als König der Vögel bereits in dem Altertum als Begleitzeichen des höchsten Gottes (Zeus, Jupiter) erscheint und bald als Zeichen der römischen Weltherr­schaft verwendet wird. Diese Symbolik übernimmt anscheinend bei den Franken König Karl (der Große). Unter Friedrich I. Barbarossa wird der goldene Adler auf farblosem Grund zu dem Reichs­wappen, das in dem 13. Jahrhundert schwarz auf goldenem Grund gestaltet wird. An dem Ende des 12. Jahrhunderts tritt der ebenfalls schon antike Doppeladler in Siegeln von Reichsstädten neben den einfachen Adler. Um 1230 geben die Reichs­fürsten den bis dahin wegen ihrer königlichen Lehen geführten Adler fast durchweg auf. Unter Kaiser Sigismund wird 1433 der schwarze Doppeladler in dem goldenen Feld Reichswappen, neben dem der König bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) den einfachen Adler führt. 1848 erklärt die Bundesversammlung den Doppeladler zu dem Wappen des geplanten Deutschen Reiches, 1871 das (zweite) Deutsche Reich den einköpfigen schwarzen Adler in Gold mit aufgelegtem preu­ßischem Adlerschild, 1919 den einköpfigen schwarzen Adler in Gold, der 1950 von der Bundesrepublik Deutschland über­nommen wird. Österreich verwendet 1804 den Doppel­adler als Reichswappen, versieht ihn aber mit je einer Krone und führt 1919 den ein­köpfigen schwarzen Adler mit Hammer und Sichel in den Fängen ein, der von 1934 bis 1945 durch einen Doppeladler ersetzt, 1945 aber mit einer zusätzlichen gesprengten Eisenkette wiederaufgenommen wird. Preu­ßen führt seit 1320 zusätzlich den kaiserlichen Adler, der 1525 als schwarzer Adler in Silber ge­staltet und mit einer goldenen Krone um den Hals und einem silbernen S(igismund) auf der Brust versehen wird. 1701 wird der gekrönte schwarze Adler in Silber Wappen des König­reichs.

Lit.: Gritzner, E., Symbole und Wappen des alten deutschen Reiches, 1902; Korn, H., Adler und Doppeladler, Diss. phil. Göttingen 1969, Neudruck 1976; Hattenhauer, H., Deutsche Nationalsymbole, 1984; Hattenhauer, H., Geschichte der deutschen Nationalsymbole, 2. A. 1990; Hattenhauer, H., Deutsche Nationalsymbole, 3. A. 1998; Reichel, P., Schwarz Rot Gold, 2005

admallare, admallāre, mlat.?, V.: nhd. vor Gericht rufen; Q.: Lex Sal., PLSal (507-511 n. Chr.?); E.: s. mallus (2)

admallatio (mlat.?, [F.]) Ladung

administrare, administrāre, lat., V., Handreichung tun, hilfreich zur Hand gehen, hilfreich beistehen, darreichen, handhaben, leiten, besorgen, verwalten; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, ministrāre

administratio, administrātio (lat., [F.]) Handreichung, Dienstleistung, Hilfe, Hilfeleistung, Verwaltung, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,administrāre

Lit.: Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 42; Busch, J., Vom Amtswalten zum Königsdienst, 2007

administrativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1807 – als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verwaltungsmäßig, Verwaltung betreffend, behördlich

Administrativjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) durch die Verwaltung wahrgenommene Gerichtsbarkeit in Verwaltungsangelegenheiten (in dem 19. Jahrhundert)

Lit.: Pahlow, L., Administrativjustiz versus Justizstaat, (in) ZNR 2000, 11

administrativus, administrātīvus, lat., Adj., praktisch, hilfreich, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. administrāre

administrator, administrātor, lat., M., Verwalter, Leiter (M.), Statthalter; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. administrāre

Administrator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1371 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 2. Hälfte 14. Jahrhundert in EDEL - und nicht – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aberin Google belegt sowie in den Bestandteilen über administrātor, lat, M., Verwalter, Leiter (M.), Statthalter, Amtsverweser, Beamter, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich beispielsweise seit dem Ende des 13. Jahrhunderts der Verwalter eines Bistums.

Lit.: Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 43

admonitio, lat., F., Mahnen, Erinnerung, Ermahnung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. admonēre; (beispielsweise ungewöhnlich gut bezeugtes Kapitular [lat., F.] admonitio generalis (allgemeine Ermahnung) von dem 23. 3. 789 mit 80 bzw. 82 Kapiteln, Eigenbenennung legationis edictum und carta)

Lit.: Buck, T., Admonitio und Praedicatio, 1997; Die Admonitio generalis Karls des Großen, hg. v. Mordek, H. u. a., 2012

Admont (Benediktinerstift in der Steiermark, gegründet 1074) Engelbert (Poetsch bzw. Pötsch) von Admont (Steiermark um 1250-Admont 16.? 5. 1331), s. Google

adoptare, adoptāre, lat., V.: nhd. ausersehen (V.), hinzuerwählen, annehmen, an Kindes Statt annehmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, optāre

adoptio, lat., F.: nhd. Annahme an Kindes Statt, Adoption, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adoptāre →Adoption

Adoption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1511 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL - und nicht – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über adoptio, lat., F., Annahme an Kindes Statt, Adoption, Cic. [81-43 v. Chr.], mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Annahme eines Menschen als Kind unabhängig von der tatsächlichen oder genetischen Verwandtschaft. Das römische Recht kennt in diesem Zusammenhang neben der (lat. [F.]) adrogatio eines Menschen sui iuris und verschiedenen testamentarischen Geschäften in Anknüpfung an die Zwölftafelgesetzge­bung die (lat. [F.]) adoptio eines Menschen alieni iuris, bei der ein Vater seinen Sohn dreimal (bzw. eine Tochter oder einen Enkel einmal) dem künftigen Adoptivvater zu treuen Händen durch →Manzipation (lat. [F.] →mancipatio) überträgt, dieser ihn dreimal (bzw. einmal) freilässt, der Adoptierende vor dem Gerichtsmagistrat behauptet, dass das Kind das seine sei, der Vater nicht widerspricht und der Magistrat den Menschen dem Adoptivvater zuteilt. In dem frühmittel­alterlichen Recht wird mit ähnlicher Ziel­setzung die →Affatomie bzw. das Speergedinge vorgenommen. Zu Beginn der Neuzeit wird die römischrechtliche Adoption in einge­schränkter Form an einzelnen Stellen aufgenommen (Freiburg im Breisgau 1520) und findet erst danach allgemein (entweder als adoptio plena d. h. volle Verwandtschaft oder als adoptio minus plena Erbberechtigung des Adoptierten nach dem Adoptierenden) Eingang in die ver­nunftrechtlichen Kodifikationen (CMBC 1756 I, 4, § 5; I, 5 § 12, ABGB 1811 §§ 181ff., Code civil Art. 343ff., Bad LR Art. 343ff.). Wie schon in dem römischen Recht, so sollte auch in dem Allgemeinen Landrecht (II 2 §§ 666ff. Preußens die Adoption vor allem Kinderlosen einen Erben verschaffen. In Deutschland wird sie 1896/1900 in das Bürgerliche Gesetzbuch übernommen und 1976 neu gefasst, in Großbritannien 1926 eingeführt. Sie dient zunehmend der Kinderfürsorge und der Befriedigung ideeller Wünsche.

Lit.: Kaser § 60; Söllner §§ 8, 25; Hübner; Köbler, DRG 21, 268; Pappenheim, M., Über künstliche Ver­wandtschaft im germanischen Rechte, ZRG GA 29 (1908), 304; Pitzorno, B., L’adozione privata, 1914; Eich­mann, E., Die Adoption des deutschen Königs durch den Papst, ZRG GA 37 (1916), 291; Kuhn, H., Phi­lologisches zur Adoption bei den Germanen, ZRG GA 56 (1947), 1; Wackernagel, W., Die rechtliche Stellung der Nachkommen des Adoptivkindes, Diss. jur. Basel 1953; Diederichsen, U., Wandlungen des Adop­tionsrechts, StAZ 1977, 301; Coing, H., Euro­päisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schubert, W., Die Projekte der Weimarer Republik zur Reform des Nicht­ehelichen-, des Adoptions- und des Ehe­scheidungs­rechts, 1986; Haibach, U., Familienrecht in der Rechts­sprache, 1991; Jussen, B., Patenschaft und Adoption, 1991; Knütel, R., Zur Adoption im römischen Recht, (in) Familienrecht in Geschichte und Gegenwart, 1992, 3; Schoenenberger, M., Histoire du droit de l’adoption, (Diss. jur. Freiburg i. Ü.) 1995; Sturm, F., Die Auf­nahme der Adoption in den Code civil, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 1305ff.; L’adoption dans le droit savant, hg. v. Roumy, F. u. a., 1998; Neukirchen, C. Die rechtshistorische Entwicklung der Adop­tion, 2004; Kurtz, D., Das Institut der Adoption im preußischen Allgemeinen Landrecht und im franzö­sischen Code civil, 2006; Wesener, G., Adoptio, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 699; Schott, C., Kindesannahme - Adoption - Wahlkindschaft, 2009; Warnecke, M., Zwangs-Adoptionen in der DDR, 2009

advocare, advocāre, arvocāre, lat., V.: nhd. herbeirufen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, vocāre

advocatio, advocatio, advocātio, lat., F., Herbeirufen, Berufen, Berufung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. advocāre, advocatus

advocatus, advocātus, lat., M., Herbeigerufener, Rechtsvertreter, Rechtsbeistand, Advokat, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. advocāre, →Advokat, (mlat.) →Vogt

Advokat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Gegenadvokat, Kammeradvokat, Schadvokat?, Winkeladvokat, Zauberadvokat – nicht und in DW2 1392 - als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google  belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] advocatus) ist sachlich seit dem 5. Jahrhundert in der christlichen Kirche ein Funktionsträger. In dem 8. Jahrhundert schreibt die Kirche die Zuziehung solcher (lat.) advocati (M.Pl.) in weltlichen Streitigkeiten der Geistlichen vor. Bis 1340 wird ihr Aufgabenkreis durch päpstliche Dekrete näher bestimmt. Um 1340 bzw. an dem Ende des 14. Jahrhunderts (1392) findet das Wort als Fremdwort Eingang in das Deutsche. In dem Prozess verfasst der Advokat als Bera­ter und Vertreter einer Partei Klageschriften und andere Stellungnahmen und trägt sie in seinem Plädoyer vor Gericht mündlich vor. Mit der Rezeption übernimmt zeitweise (KGO 1421, RKGO 1495) der →Prokurator den Vortrag vor Gericht. In Preußen wird 1793 kurzfristig die Advokatur abgeschafft. 1877/1879 wird der Ausdruck Advokat durch die Reichsjustizgesetze in dem Deutschen Reich durch →Rechtsanwalt ersetzt.

Lit.: Söllner §§ 9, 11; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 56, 86, 117, 153; Fournier, P., Les officialités au Moyen Age, 1880; Hogan, J., Judicial Advocates and Procurators, 1941; Hermesdorf, B., Licht en schaduw in de advocatuur der Lage Landen, 1951; Gänßlen, G., Die Ratsadvokaten und Ratskonsulenten der Reichsstadt Ulm, 1966; Grahl, C., Die Abschaffung der Advokatur, 1993; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Scherner, K., Advokaten, Revolutionäre, Anwälte, 1997; Neschwara, C., Die Entwicklung der Advokatur in Cisleithanien, ZRG GA 115 (1998), 441; Officium advocati, hg. v. Mayali, L., 2000; Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren, 2006; 200 jaar orde van Advocaten te Antwerpen, hg. v. Bogaerts, P. u. a., 2012

aedes, aedēs, aedis, lat., F., Gemach, Zimmer, häuslicher Herd, Gotteshaus, Tempel, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx

aedilis, aedīlis, aidilis, lat., M., Ädil, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aedēs, →Ädil

Aegyptus, lat., M., Ägypter (M. Sg.), Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, Lw. gr. Αἴγυπτος (Aígyptos), s. gr. Αἴγυπτος (Aígyptos), M.=ON, Ägypten, aus dem Ägyptischen, abgeleitet von dem Gott Ptah

AEIOU ist die von dem der Buchstabenmagie zugetanen Kaiser Friedrich III. (1440-1493) von Habsburg schon seit 1437 verwendete Zeichenfolge, deren vielfältige lateinische und deutsche Erklärungen (beispielsweise [lat.] Austriae est imperare orbi universo, Alles Erdreich ist Österreich untertan, [lat.] Austria est inter omnes universa, Österreich ist unter allen das vielseitigste) erst später erscheinen.

aequitas, aequitās, lat., F.: nhd. Gleichheit, ebene Beschaffenheit, Gleichmaß, Ebenmaß, Gleichmut, Zufriedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aequus; Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Lit.: Rühl, P., Das aequitatis iudicium im fränkischen Königsgericht, ZRG GA 20 (1899), 207; Kirn, P., Aequitatis iudicium, ZRG GA 52 (1932), 53; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, 2009

Aequitas (F.) canonica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die aus den Umständen des Einzelfalls eine Abweichung von dem geltenden Recht begründende kano­nische Billigkeit. Auf Grund antiker Vorläufer (griech. epicheia, lat. supraiustitia) und kir­chenrechtlicher Sammlungen des 10. und 11. Jahrhunderts wird sie von Gratian (1140) verwendet. Ziel ist die praktische Verwirk­lichung des Ge­rech­tig­keits­ideals. Hauptsäch­lich dient die a. c. der Auslegung und Er­gänzung rechtlicher Regeln.

Lit.: Wohlhaupter, E., Aequitas canonica, 1931; Maitland, F., Equity, 1936; Hering, C., Die aequitas bei Gratian, (in) Studia Gratiana Bd. 2 1954, 96; Horn, N., Aequitas in den Lehren des Baldus, 1968; Caroni, P., „Aequitas“ romana, „misericordia“ patristica ed „epicheia“ aristotelica nella dottrina dell’ „aequitas canonica“, 1971; Equity in the World’s Legal Systems, hg. v. Newman, A., 1973; Maifeld, J., Die aequitas bei L. Neratius Priscus, 1991; Landau, P., Der Einfluss des kanonischen Rechtes, (in) Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, hg. v. Schulze, R., 1991, 39; Wesener, G., Aequitas naturalis, (in) Der Gerechtig­keits­anspruch des Rechts, 1996, 82

aequivalens, aequivalēns, mlat., M., entsprechender Wert, Ersatz, Äquivalent, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google bezeugt; vgl. lat. aequivalēre, V., gleichwertig sein (V.), an Bedeutung entsprechen; lat. aequus, Adj., gleich, eben, flach, glatt; Etymologie unklar, vielleicht von einem idg. *āi kᵘ̯e, Adj., in der Lage befindlich, gleich?, s. Walde/Hofmann 1, 17; lat. valēre, V., bei Kräften sein (V.), kräftig sein (V.), stark sein (V.), Kraft haben, vermögen, gelten; idg. *u̯al-, V., stark sein, Pokorny 1111 (1936/12) (RB. idg. aus ital., kelt., germ., balt., slaw., toch.) →Äquivalent

aequus (1), aecus, aiquus, lat., Adj., gleich, eben, gerade (Adj.) (2), waagrecht, horizontal, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, Etymologie unklar, vielleicht von einem idg. *āi kᵘ̯e, Adj., in der Lage befindlich, gleich?) eben, gleich, billig, ge­recht

aerarium, aerārium, lat., N., Schatzkammer, Staatskasse, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, s. aes

aes, lat., N., Erz, Kupfer, Bronze; Q.: XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ai̯os-, *ai̯es-, *hai̯es-, Sb., Metall, Kupfer, Bronze, Pokorny 15; vgl. idg. *ā̆i- (4), *hai-, *hai-, V., brennen, leuchten, Pokorny 11, latein_a_z.docx, Google

aestimare, aestimāre, aestumāre, ēstimāre, lat., V., abschätzen, anschlagen, beurteilen; s. latein_a_z.docx, s. idg. *aistemos, M., der das Erz zerschneidet; vgl. idg. *ai̯os-, *ai̯es-, *hai̯es-, Sb., Metall, Kupfer, Bronze, Pokorny 15; idg. *ā̆i- (4), *hai-, *hai-, V., brennen, leuchten

aestimatum, aestimātum (lat.? [N.]) Trödelvertrag, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google

Affatomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, [F.] „Indenschoßsetzung“) ist das förmliche Verfahren des altfränkischen Rechtes (fränkische Volksrechte, Kapi­tu­larien, Formeln) des Frühmittelalters, durch das Güter eines kinderlosen Erblassers in drei zeitlich ge­trennten Handlungen in dem Ding, in dem Haus des Verfügenden und in dem Königsding Dritten zugewendet werden können.

Lit.: Hübner; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, Tit. 46, §§ 1-6, Tit. 105, § 1; Schmidt, R., Die Affatomie der lex Salica, 1891; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993, 162; Schmidt-Recla, A., Mancipatio familiae und Affatomie, (in) Leges – Gentes – Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006, 461; Brückner, T., Lehnsauftragung, 2011

affectio, lat., F., Einwirkung, Eindruck, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, s. afficere

Affektion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1533 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuneigung, Liebhaberei

Affektionsinteresse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache– als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1533) Liebhaberwert

Lit.: Kindler, M., Vom Ursprung des Affektionsinteresses im römischen Recht und seiner Rezeption, 2012

afficere, adficere, lat., V., hinzutun, in Verbindung bringen, einwirken, Eindruck machen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, facere

Afghane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt (M.), Bewohner Afghanistans, etymologisch nicht erklärt

Afghanistan (N.) Land der Afghanen

Lit.: Grötzbach, E., Kulturgeographischer Wandel in Nordost-Afghanistan seit dem 19. Jahrhundert, 1972; Buske, R., Kunduz. Ein Erlebnisbericht, 2015; Bellew, H. An Inquiry into the Ethnography of Afghanistan, 2021

Africa, Άfrica, lat., F., Afrika, Varro (116-27 v. Chr.), Herkunft ungeklärt, s. latein_a_z.docx, s. Google

Άfricanus (Sextus Caecilius Africanus) ist der als Schüler des →Julian bekannte hochklassische römische Rechtskundige des 2. Jahrhunderts n. Chr. († 175?), von dem Epistulae (Briefe) und Quae­stiones (Untersuchungen) bezeugt sind (insgesamt 35 Spalten in Otto Lenels Palingenesie).

Lit.: Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Africani quaestiones. Studien zur Geschichte und Dogmatik des Privatrechts, hg. v. Harke, J., 2011

Afrika (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., Land der Punier?, Herkunft ungeklärt?) ist der zweitgrößte, südlich Europas gelegene Kontinent, dessen günstige klimatische Gegebenheiten die Entwicklung des modernen Menschen ermöglichen, dessen Nordrand schon dem römischen Reich an­gehört, dessen südliche Teile aber erst mit dem Beginn der Neuzeit in das europäische Gesichtsfeld treten und dann als Kolonien durch Portugal, England, Frankreich, Belgien und Deutschland in Besitz genommen werden, bis sie sich spätestens nach der Mitte des 20. Jahrhunderts zu verhältnismäßig selbständigen Staaten befreien können.

Lit.: Davidson, B., Old Africa rediscovered, 1959; Davidson, B., Urzeit und Geschichte Afrikas, 1961; Strauch, H., Afrikas Weg zur Einheit, Diss. jur. Zürich (um 1965); Zimmermann, R., Der Einfluss Pothiers auf das römisch-holländische Recht in Südafrika, ZRG GA 102 (1985), 168; Davidson, B., The Black Man’s Burden, 1992; Iliffe, J., Geschichte Afrikas, 2. A. 2003; Harding, L., Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert, 1999, 2. A. 2010; Hazdra, P., Afri­kanisches Gewohnheitsrecht, 1999; Wesseling, H., Teile und herrsche, 1999; Afrika, hg. v. Grau, I. u. a., 2000; Das Afrika-Lexikon, hg. v. Mabe, J., 2001; Ansprenger, F., Geschichte Afrikas, 2002; Fage, J./Oliver, R., Kurze Geschichte Afrikas, 2002; Giliomee, H., The Afrikaners, 2003; Kleines Afrika-Lexikon, hg. v. Hofmeier, R. u. a., 2004; Marx, C., Geschichte Afrikas, 2004; Guérivière, J. de la, Die Entdeckung Afrikas, 2004; Koloniale und postkoloniale Konstruktionen von Afrika und Menschen afrikanischer Herkunft in der deutschen Alltagskultur, hg. v. Bechhaus-Gerst, M. u. a., 2006; Schuerkens, U., Geschichte Afrikas, 2009; Schicho, W., Geschichte Afrikas, 2010; Harding, L., Das Königreich Benin, 2010; Weckner, F., Strafrecht und Strafrechtspflege für Afrikaner und ihnen gleichgestellte Farbige in Deutsch-Ostafrika, 2010; The Cambridge History of South Africa, Bd. 1f., hg. v. Hamilton, C. u. a., 2010f.; Wallace, M., History of Namibia, 2011; Thornton, J., A Cultural History of the Atlantic World 1250-1820, 2012; 50 Jahre Unabhängigkeit in Afrika, hg. v. Bierschenk, T. u. a., 2012; Brett, M., Approaching African History, 2013; Marx, C., Südafrika, 2012; Stamm, V., Schriftquellen zur westafrikanischen Geschichte, (in) HZ 298 (2013), 326 (sehr umfangreich, aber nur teilweise aufgefunden und kaum erschlossen); Brauner, C., Kompanien, Könige und cabocers – interkulturelle Diplomatie an Gold- und Sklavenküste im 17. und 18. Jahrhundert, 2015; Van der Linden, M., The acquisition of Africa (1870-1914), 2016; Jones, A., Afrika bis 1850, 2016; Kwame Nkrumah 1909-1972, hg. v. Lundt, B. u. a., 2016; Marx, C., Mugabe – ein afrikanischer Tyrann, 2017; Stamm, V., Die Ökonomie der Ackerbauer, Viehhalter und Fischer, 2018 (westafrikanische Savannenregion ca. 1000-ca. 1900); Welz, M., Afrika seit der Dekolonisation, 2020; Sprute, S., Weltzeit im Kolonialstaat, 2020 (Senegal); Mali und westlicher Sahel, hg. v. Heß, J. u. a., 2021

after (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 belegt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Präp.) hinter, nach, zurück, unter

Afterlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1346 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [MGConst. VIII 76] in elf Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts entstandene Bezeichnung für das von einem Lehnsmann in einem weiteren, von ihm begründeten Lehnsverhältnis an einen (Unter-)Lehnsmann (Aftervassallen) weitergegebene Lehen. In dem Gegensatz zu England und der Normandie ist in Deutschland und Frankreich der Empfänger des Afterlehens dem (Ober-)Lehnsherrn nicht zu Dienst und Treue verpflichtet.

Lit.: Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafen von Katzenelnbogen, 1969

agere, lat., V., treiben, betreiben, machen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ag̑-, *heg̑-, *hag̑-, *hog̑-, V., treiben, schwingen, bewegen, führen, s. latein_a_z.docx, s. Google

aggredi, aggredī, lat., V., heranschreiten, zugehen, zukommen, sich nähern, sich begeben, gr. μεταχειροῦν (metacheirun) Gl, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), Gl, s. latein_a_z.docx, s. ad, gradī, s. Google

aggressio, adgressio, lat., F., Anfall, Angriff, Syllogismus, Cic. (81-43 v. Chr.), s. aggredī; s. latein_a_z.docx, s. Google

Aggression (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1728 bezeugt – 1728 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über aggressio, lat., F., Anfall, Angriff, Syllogismus, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. aggredī, V., heranschreiten, zugehen, zukommen, sich nähern, des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Angriff

Lit.: Weisbord, N., The Crime of Aggression – The Quest for Justice in an Age of Drones, Cyberattacks, Insurgents and Autocrats, 2019

Agnat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1496 bezeugt – 1496 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über agnātus, lat., M., nachgeborener Sohn, (um 450 v. Chr.) des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Hinzugeborener) ist der über Männer verwandte Mensch. In dem römischen Recht sind adgnati (M.Pl.) alle freien Menschen, die in demselben Haus­verband (oder in manus) stehen oder noch ständen, wenn ihr gemeinsamer Stammvater noch lebte. In dem germanisch-deutschen Sprachbereich sind die Agnaten die Verwandten, die sich in rein männlicher Linie auf einen gemeinsamen Stammvater zurückführen lassen (→Schwert­magen). Der verschiedentlich behauptete Vor­rang des agnatischen Prinzips vor dem kognatischen Prinzip ist nicht sicher nachweisbar.

Lit.: Kaser § 12; Kroeschell, DRG 1; Schücking, W., Der Staat und die Agnaten, 1902; Schmid, K., Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie, ZGO 105 (1957), 1; Dölling, H., Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten, 1958; Schmitz, C., Grundformen der Verwandtschaft, 1964; Eckhardt, A., Fuldaer Vasallengeschlechter im Mittelalter – die von der Tann und ihre Agnaten, 1968; Bretone, M., Geschichte des römischen Rechts, 1992

agnatus, agnātus, adnātus, lat., M.: nhd. nachgeborener Sohn, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. ad; vgl. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen

agrar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1902 bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie wohl schon während des 19. Jahrhunderts aus agrārius, lat., Adj., zu den Äckern gehörig, zu den Feldern gehörig, Acker..., Feld..., (81-43 v. Chr.), vgl. lat. ager, M., Acker, Feld, Flur (F.), Grundstück, Stück, aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel) Acker betreffend

agrarius, agrārius, lat., Adj., zu den Äckern gehörig, zu den Feldern gehörig, Acker..., Feld..., Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ager, s. Google

Agrarverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1829 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (rechtliche) Grundordnung der landwirtschaftlich ge­nutzten Grundstücke einer Allgemeinheit. Die römische Agrrverfassung ist zunächst durch klein­bäuerliche naturale Hauswirtschaft gekenn­zeichnet, doch bewirkt die Entwicklung Roms zu einer Weltmacht den Übergang der römischen Kleinbauern in das Proletariat, während die Patrizier durch Sklaven Plantagenwirtschaft betreiben können. Die Agrarverfassung der Germanen ist umstritten. Eher un­wahrscheinlich ist die durch Berichte Caesars und Tacitus’ nahegelegte urkommunistische Agrarverfassung mit jährlicher Ackerverlosung. Vielmehr dürften Haus und umliegendes Ackerland oder Weideland nach erstmaliger Zuteilung bereits familienmäßig zuge­ordnet gewesen sein. Vielleicht als Folge der Landnahme in der Völkerwanderung und der Begegnung mit provinzialrömischen Zustän­den entsteht die →Grundherrschaft als überwiegende Form des Betriebs der →Landwirtschaft. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft in dem Hochmittelalter werden Naturalabgaben der abhängigen bäuerlichen Hintersassen in Geldleistungen umgewandelt. Östlich von Elbe und Saale setzt sich vor allem seit der frühen Neuzeit die Gutsherr­schaft durch, die abhängige Bauern zu Tagelöhnern macht. An die Stelle von Ren­tengrund­herrschaft und Gutsherrschaft tritt nach der von der Aufklärung verursachten franzö­sischen Revolution von 1789 in dem 19. Jahrhundert (1807-1848) das →Eigentum des einzelnen (befreiten, aber zugleich neu belasteten) Bauern. In dem 20. Jahrhundert führt die politische, wirtschaftliche und technische Entwicklung zu der Zerschlagung des Großgrundeigentums einerseits und zu der Not­wendigkeit der Bildung größerer Wirt­schaftseinheiten (landwirtschaftliche Produk­tionsgenossenschaf­ten in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR, Landpacht) andererseits. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Agrarverfassung von Maschinisierung, Industrialisierung, Europäi­sierung und Globalisierung geprägt, die das Ende des kleinbäuerlichen Familienbetriebs zu Gunsten größerer Bewirtschaftungseinheiten einleiten. Gleichwohl gilt noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Sonderrecht für das landwirtschaft­liche Grundeigentum.

Lit.: Köbler, DRG 133, 174; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland, 1896; We­ber, M., Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik - Vorlesungen 1894-1899, hg. v. Aldenhoff-Hübinger, R., 2007; Dopsch, A., Die Wirtschaftsentwicklung der Karolin­gerzeit, 2. A. 1921; Weber, M., Wirtschaftsge­schich­te, 1923; Kötzschke, R., Allgemeine Wirtschaftsge­schichte des Mittelalters, 1924; Wührer, K., Beiträge zur ältesten Agrargeschichte des germanischen Nordens, 1935; Lütge, F., Die Agrarverfassung des frühen Mittelalters im mitteldeutschen Raum, 1937, 2. A. = Neudruck 1966; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Lütge, F., Geschichte der deutschen Agrarverfassung, 1963; Blaschke, K., Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungsge­schichte, ZRG GA 82 (1965), 223; Wege und Forschungen der Agrargeschichte (FS Günther Franz), hg. v. Haushofer, H. u. a., 1967; Groß, R., Die bürgerliche Agrarreform in Sachsen, 1968; Henning, F., Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland, 1978f.; Jamin, R., Aufbau, Tätigkeit und Verfahren der Auseinandersetzungsbehörden bei der Durchführung der preußischen Agrarreformen, 1985; Brakensiek, S., Agrarreform und ländliche Gesellschaft, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Achilles, W., Deutsche Agrargeschichte im Zeitalter der Reformen und der Industrialisierung, 1993; Corni, G. u. a., Blut und Boden, 1996; Agrargeschichte, hg. v. Troßbach, W. u. a., 1998; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003; Kluge, U., Agrarwirtschaft und ländliche Gesellschaft im 20. Jahrhundert, 2005; Agrarreformen und ethnodemographische Veränderungen - Süd­ost­eu­ro­pa vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Ge­gen­wart, hg. v. Krauss, K., 2008; Oberkrone, W., Ordnung und Autarkie, 2009; Grundzüge der Agrargeschichte, hg. v. Brakensiek, S. u. a., Bd. 1-3, 2016; Bracht, J./Pfister, U., Landpacht, Marktgesellschaft und agrarische Entwicklung – Fünf Adelsgüter zwischen Rhein und Weser, 2020

Agustín, Antonio (Saragossa 1516-Rom 1586) schafft nach Studien in Alcala, Salamanca, Padua und Bologna (Alciat) in dem päpstlichen Dienst die Grundlage für die geschichtliche Bearbeitung der Quellen des kirchlichen Rechtes.

Lit.: Bernal Palacios, A., Antonio Agustín y su „Recollecta in iure canonico“, (in) Revista española de derecho canonico 45 (1988), 487, s. Google

Ägypten (Wort aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 sowie in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht als Sitz der Seele des – Gottes - Ptah in einem Tempel in Memphis erklärbar, N., altägyptischer Landesname Kemet, Sb. schwarzes Land – des Nildeltas) ist das sich längs des unteren Niles erstreckende, überwiegend ziemlich trockene Gebiet Nordostafrikas, in dem seit dem Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. eine Hochkultur erkennbar ist, deren Rechtssätze trotz der guten Haltbarkeit des Schreibmaterials Papyrus nur wenig bekannt sind. 30 v. Chr. fällt Ägypten (nach mehr als 330 Königen oder Pharaonen aus 30 Dynastien) an die Römer, seit dem 7. Jh. wird es rasch von dem →Islam erfasst. Aus dem Erbe des osmanischen Reiches wird es 1882 von Großbritannien besetzt, zwischen 1922 und 1946 aber schrittweise verselbständigt.

Lit.: Grünau, W. v., Die staats- und völkerrechtliche Stellung Ägyptens, 1903, Neudruck 2013; Friedell, E., Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients, 1936, Neudruck 1998; Seidl, E., Einführung in die ägyptische Rechtsgeschichte, 2. A. 1951; Otto, E., Ägypten, 1953, 5. A. 1959; Seidl, E., Ägyptische Rechtsgeschichte 2. A. 1968; Goedicke, H., Die privaten Rechtsinschriften, 1970; Lurje, M., Studien zum altägyptischen Recht, 1971; Seidl, E., Rechtsgeschichte Ägyptens als römischer Provinz, 1973; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, Bd. 2 1978; Vercoutter, J., L´Egypte, Bd. 1 1992; Hölbl, G., Geschichte des Ptolemäerreiches, 1994; Assmann, J., Ägypten, 1996; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Reclams Lexikon des alten Ägypten, hg. v. Shaw, I. u. a., 1998; Boochs, W., Altägyptisches Zivilrecht, 1998; Huß, W., Ägypten in hellenistischer Zeit, 2001; Clauss, M., Das alte Ägypten, 2001; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, hg. v. Rupprecht, H., Bd. 1 2002; Hölbl, G., Altägypten im römischen Reich, 2005; Capponi, L., Augustan Egypt, 2005; Langner, U., Forschungsarbeiten zur frühen Kultur der Menschheit, 2007; Bingen, J., Hellenistic Egypt, 2007; Ägypten unter fremden Herrschern, hg. v. Pfeiffer, S., 2007; Hornung, E., Einführung in die Ägyptologie, 6. A. 2008, 7. unv. A. 2010; Lippert, S., Einführung in die altägyptische Rechtsgeschichte, 2008; Booth, C., Das alte Ägypten, 2009; Cities and Urbanism in Ancient Egypt, hg. v. Bietak, M. u. a., 2010; Kubisch, S. u. a., Kleopatra, 2011; Clauss, M., Der Pharao, 2011; Rupprecht, H., Recht und Rechtsleben im ptolemäischen und römischen Ägypten, 2011; Huß, W., Die Verwaltung des ptolemäischen Reichs, 2011; Monson, A., From the Ptolemies to the Romans, 2012; Huß, W., Die Wirtschaft Ägyptens in hellenistischer Zeit, 2012; The Oxford Handbook of Roman Egypt, hg. v. Riggs, C., 2012; Wilkinson, T., Aufstieg und Fall des Alten Ägypten, 2012; Bauschtz, J., Law and Enforcement in Ptolemaic Egypt, 2013; Jin, S., Richten und Schlichten, 2014; History and Society during the Mamluk Period (1250-1517), hg. v. Conerman, S., 2014; Beckh, T. u. a., Die Entdeckung Ägyptens, 2014; Pink, J., Geschichte Ägyptens, 2014; Cline, E., 1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation, 2015; Pharao – Leben im alten Ägypten, hg. v. Tietze, C., 2017; Blumenthal, V., Das ägyptische Alte Reich – Diskussionen zur „Ereignisgeschichte“ der 3. bis 6. Dynastie, 2019; Nagel, S., Isis im römischen Reich, 2019; Raue, D., Reise zum Ursprung der Welt – Die Ausgrabungen im Tempel von Heliopolis, 2020; Laatsch, K., Häuser für die Ewigkeit – Gräber und Mythologie im alten Ägypten, 2020; REinard, P., Geschichte auf Scherben – Das Leben in der östlichen Wüste Ägyptens, 2020

Ahne, Ahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1210/1220 [Wolfram von Eschenb., Willehalm 157, 26] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. F.) Großvater, Großmutter, Vorfahre

Ahnengrab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in anderer Bedeutung in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar, N.) Grab von Vorfahren

Lit.: Meier, J., Ahnengrab und Brautstein, 1944; Meier, J., Ahnengrab und Rechtsstein, 1950

Ahnenprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1712 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Schreuer, Stiftsm. 67] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der bei Fehlen schriftlicher Quellen durch Schwur sachlich von dem 12. bis 19. Jahrhundert erbringbare Nachweis (Probe) der (adeligen) Abkunft eines Menschen von (adeligen) Vorfahren zwecks Teilhabe an Vorrechten des Adels.

Lit.: Langer, C., Die Ahnen- und Adelsprobe, 1862; Klocke, F. v., Westdeutsche Ahnenproben, 1940; Medien der Kommunikation im Mittelalter, hg. v. Spieß, K., 2003, 139ff.

Ahrweiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Krahforst, P., Stadtverfassung und Gerichtswesen im mittelalterlichen Ahrweiler, Diss. jur. Bonn 1962; Inventar des Archivs der Stadt Ahrweiler 1228-1795, bearb. v. Zimmer, T., 1965

Akademie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 – ausgenommen Gänseakademie, Gewerbeakademie, Kunstakademie, Ritterakademie, Seeakademie, Singakademie, Sprachakademie, Volksakademie, Zechakademie, Zeichenakademie?, Zeichnungsakademie – nicht, aber in DW2 1541 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Acadēmīa, lat., F., Akademie, [81-43 v. Chr.], gr. Ἀκαδήμεια (Akadḗmīa), F., Gymnasion an dem Kephissos nordwestlich von Athen, in dem Plato lehrte, und damit das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bei dem Hain des griechischen Helden Akademos in Athen von Plato (428/427-348/347 v. Chr.) gegründete, griechische, 529 n. Chr. von dem oströmischen Kaiser Justinian verbotene Philosophen­schule, deren Grundgedanke 1454 in Italien (Terranuova/Florenz) wieder­belebt wird. Seitdem versammeln sich nach dem Kooptationsprinzip bedeutende univer­sitäre Gelehrte in außeruniversitären Aka­demien (Accademia dei Lincei 1603, Accademia del Cimento 1657, Leopoldina Schweinfurt 1652) vor allem zwecks vielach verdeckter gegenseitiger Förderung unter Ausschluss Dritter dienender Netzwerkbildung. Der entscheidende Anteil an der Entwicklung der modernen Welt kann aber eher den Uni­ver­sitäten (beispielsweise Halle 1694, Göttingen 1737, Berlin 1810) als den Akademien (Preußen 1700, Österreich 1847) als Wis­senschafts­netzwerken zugesprochen wer­den.

Lit.: Electoralis academiae scientiarum Boicae primordia, Briefe aus der Gründungszeit, 1959; Lepper, H., Die Einheit der Wissenschaften, 1987; Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin, hg. v. Kocka, J., 1999; Die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1914-1945, hg. v. Fischer, W., 2000; Göttinger Gelehrte, hg. v. Arndt, K. u. a., 2001; Hammerstein, N., Innovation und Tradition, (in) HZ 278 (2004), 591; Kopetz, H., Die österreichische Akademie der Wissenschaften, 2006; Die Gründung der Leopoldina, hg. v. Toellner, R. u. a., 2008; Bolewski, H., Die Idee der Akademie, hg. v. Bolewski, M., 2009; Denker, Forscher und Entdecker, hg. v. Willoweit, D., 2009 (22 Lebensbilder); Joos, K., Gelehrsamkeit und Machtanspruch um 1700, 2012

Akademie für deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 26. Juni 1933 auf Einladung des Staats­ministers Hans Frank in dem Justizministerium Bayerns von Wilhelm Kisch, Otto von Zwie­dineck-Südenhorst, Wilhelm Heuber, August von Finck, Wilhelm Arendts, Wilhelm Kißkalt, Karl Lasch und Hans Frank vorbereitete, durch bayerisches Gesetz von dem 22. September 1933 als Körperschaft des öffentlichen Rechtes anerkannte außer­universitäre wissenschaft­liche Einrich­tung der nationalsozialis­tischen Zeit (1933-1945) zu der weltanschaulichen Umgestaltung des Rechtes (mit anfangs 95 Mitgliedern). Die Akademie für deutsches Recht wird mit ver­schiedenen Gesetzesvorhaben befasst (u. a. Volks­gesetzbuch). Ihr wissenschaft­licher Er­trag bleibt vor allem aus zeitlichen Gründen wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs notwendigerweise eher gering. Mitglieder sind (nach Pichinot) Albert, Anders, Arendts Carl, Arendts Wilhelm, Becker, Belitz, Berck­emeyer, Bertram, Bilfinger, Bilke, Blomberg, Böhringer, Bohne, Bormann, Bosch, Bouhler, Brand, Brandt, Braunmühl, Breska, Bruns, Buch, Buchner, Bühler, Bürckel, Bumke, Bussmann, Buttmann, Buzengeiger, Calker, Correll, Dahm, Darré, Denzler, Dersch, Dierig, Dietrich, Ditten, Dorpmüller, Droege, Duisberg, Ebbecke, Eckhardt, Emge, Engert, Epp, Eschstruth, Exner, Fabian, Feder, Feise, Fiehler, Finck, Firle, Fischer, Flick, Florian, Forster, Freisler Oswald, Freisler Roland, Freytagh-Loringhoven, Frick, Fritzsche, Frowein, Frundt, Gaertner, Gaus, Geffroy, Geldmacher, Gelpcke, Gerdes, Gleispach, Glück, Goebbels, Goerdeler, Göring, Goltz, Gonella, Gottl-Ottilienfeld, Grau, Grauert, Grimm, Grohé, Gürtner, Haushofer, Heckel, Hedemann, Helfferich, Hellmuth, Henkel, Herle, Heß, Heuber, Heymann, Hierl, Hildebrandt, Hilgard, Hilland, Himmler, Huber, Hueck, Huecking, Hühnlein, Jessen, Jordan, Jung, Kaufmann, Keppler, Kerrl, Kilpper, Kisch, Kißkalt, Klagges, Klausing, Klauer, Kleiner, Kleinmann, Klitzsch, Kluge, Koch, Koellreutter, Kohlrausch, Krämer, Krohn, Krupp von Bohlen und Halbach, Kyser, Lammers Clemens, Lammers Hans-Heinrich, Lange Heinrich, Lange Karl, Lechner, Lehmann, Lehnich, Lent, Lenz, Ley, Linde, Linz, Lippert, Lohse, Luetgebrune, Lüer, Lutze, Madaus, Mansfeld, Meerwald, Meißner, Menge, Merck, Meyer Alfred, Meyer Herbert, Meyer Karl, Mezger, Mikorey, Minoux, Mitteis, Mönckmeier, Mößmer, Moritz, Müller-Erzbach, Mutsch­mann, Nagler, Neef, Neubert, Neurath, Nicolai, Niemczyk, Nipperdey, Noack, Noell, Noetzel, Oberlindober, Oboussier, Oertel, Oetker, Olscher, Opel, Oppikofer, Palandt, Papen, Pfundtner, Poensgen, Popitz, Popp, Pschorr, Racke, Ranz, Reemtsma, Reinhardt, Reinhart, Reusch, Ribbentrop, Rienhardt, Röhm, Rohde, Römer, Rößner, Roselius, Rosenberg, Rothenberger, Röver, Rühle, Rust, Sack, Sahm, San Nicolo, Sauckel, Saure, Schacht, Schaeffer, Schaffstein, Scheurl-Defersdorf, Schieck, Schippert, Schirach, Schlegel, Schlegelberger Franz, Schlegelberger Paul, Schmidt, Schmitt Carl, Schmitt Kurt, Schmitz, Schnauß, Schoetensack, Schraut, Schreyer, Schröder, Schroer, Schüßler, Schuhmann, Schultze, Schwarz F. X., Schwarz Otto, Schwarz, Schwede, Schwerin, Schwerin von Krosigk, Selchow, Seldte, Sellier, Sibeth, Siebert Ludwig, Siebert Wolfgang, Siemens, Simon Gustav, Simon H. A., Simons, Singer, Specht, Spiethoff, Sprenger, Springorum, Stauß, Steinaecker, Steyrer, Stock, Stoll, Stolleis, Streicher, Stuckart, Stutz, Teichler, Telschow, Terboven, Tewaag, Thierack, Thyssen, Tiemessen, Tischbein, Todt, Töwe, Tribius, Ullrich Arthur, Ullrich Hans, Ulrich, Vögler, Volkmar, Wagner Adolf, Wagner Josef, Wagner Robert, Wahl, Waldeck und Pyrmont, Waldmann, Walz, Weidemann, Wein, Weinrich, Weiß, Wirth, Witte, Wolpers, Wolff, Würdinger, Wüstendörfer, Zangen, Zarnack, Zwiedineck-Südenhorst, als kor­respondierende Mitglieder u. a. Fehr, als Ausschußvorsitzende u. a. Dersch, Kunkel, Felgentraeger, Schmidt-Rimpler, Lehnich, Ulmer, Blomeyer, Wieacker, Scheuner, in Arbeitsgemeinschaften u. a. Lang, Predöhl, Boesler, Moeller, Schmölders, Gerhardt, Helander, Beckenrath, Brink­mann und Lam­pe.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Pichinot, H., Die Akademie für deutsches Recht, 1981; Akademie für Deutsches Recht, 1933-1945, Protokolle der Ausschüsse, hg. v. Schubert, W., Bd. 1ff. 1986ff.; Anderson, D., The Academy for German Law 1933-1944, 1987; Wacker, G., Der Erbrechtsausschuss, 1997; Schubert, W., Weitere Nachträge (1934-1939) – Ausschüsse für Rechtsphilosophie, für die Überprüfung der rechtswissenschaftlichen Studienordnung und für Seeversicherungsrecht, 2019

akademisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in der Zusammensetzung unakademisch und in DW2 um 1000 bzw. vor 1022 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Akademie oder Universität betreffend (beispielsweise vielfältige, eigenständige akademische Gerichtsbarkeit der Universität über Pro­fes­soren, Studenten, Angehöri­ge, Bedien­stete hinsichtlich Disziplin, Privatrecht und Strafrecht von dem 12. bis zu dem 19. Jahrhundert bzw. § 15 Gerichtsverfassungsgesetz von 1877/1879, oder akademische Freiheit oder akademischer Grad wie lat. [M.] baccalarius, [M.] licentiatus [M.] magister, [M.] doctor)

Lit.: Pieper, J., Was heißt akademisch?, 1952, 2. A. 1864; Toll, H., Akademische Gerichtsbarkeit und akademische Freiheit – die sog. „Demagogenverfolgung“, 1979 (Kiel); Woeste, P., Akademische Väter als Richter, 1987 (Marburg); Brüdermann, S., Göttinger Studenten und akademische Freiheit im 18. Jahrhundert, 1990; Alenfelder, K., Akademische Gerichtsbarkeit, 2002; Bubach, B., Richten, Strafen und Vertragen – Rechtspflege der Universität Freiburg im 16. Jahrhundert, 2004

Akklamation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1531 bezeugt – 1531 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google aber doch belegt sowie in Bestandteilen über acclāmātio, lat., F., Zurufen, Zuruf, Zuschreien, Zujauchzen, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. acclāmāre, V., zurufen, zuschreien, zujauchzen und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuruf, Zustimmung, Wahl

Akkreszenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (accrescere, accrēscere, adcrēscere, lat., V., hinzuwachsen, zuwachsen, heranwachsen, Cato [234-149 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Anwachsung

Akkusation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbnuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über accūsātio, lat., F., Anschuldigung, Anklage, Beschwerde, Anklageschrift [Cic. 81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anklage

Akkusationsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich durch Akku­sation (Anklage) seitens eines (privaten) Anklägers begründete, seit dem 4. Jahrhundert (Konstantin) aus dem römischen Recht in das kirchliche Recht (6./7. Jahrhundert) übernommene Prozess. Er erfordert eine (Klage bzw.) →Anklage (lat. [F.] accusatio). Kenn­zeichnend sind die dem Ankla­geschriftsatz beizufügende Verpflich­tung des Anklägers zu dem→Talion für den Fall der Falschanklage und der →Kalum­nieneid. Der Strafprozess des Hochmittelalters ist Akkusationsprozess. Die Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Gerichts­ordnung Kaiser Karls V.) von 1532 behandelt den Akkusationsprozess in Art. 6 noch, doch hat er bereits zu dieser Zeit keine wirkliche Bedeutung mehr. Ein Gegensatz zu dem Akkusationsprozess ist der →Inquisitionsprozess. Seit dem 19. Jahrhundert (1848) ist öffentlicher Ankläger der Staats­anwalt. Der Zivilprozess erfordert stets eine Klage einer Partei. →Anklagepro­zess

Lit.: Köbler, DRG 156; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1955; Herde, P., Audientia litte­rarum contradictarum, Bd. 1 1970; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage, 1971; Jerouschek, G., Ne crimina remaneant impunita, ZRG KA 120(2003), 323ff.

Aksum (in dem Norden Äthiopiens)

Lit.: Breyer, F., Das Königreich Aksum – Geschichte und Archäologie Abessiniens in der Spätantike, 2012, s. Google

Akten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Tranksteuerakten, Verwaltungsakten – nicht und in DW2 ab 1423 bezeugt – 1423 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Akte als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Und in Googledoch belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., Singular Akte F.) Bezeichnung der Gesamtheit der in Gericht und Verwaltung in einer einzelnen Ange­legenheit entstehenden Schriftstücke. Solche Akten kennt sachlich schon die Antike (59 v. Chr. [lat. N. Pl.] acta senatus). Nach dem frühmittel­alterlichen Rückgang des Schriftwesens wer­den sie erst in dem 14. Jahrhundert wieder bedeutsamer.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 3, 5, 105, 145; Neuss, E., Aktenkunde der Wirtschaft, 1954; Dülfer, K., Urkunden, Akten und Schreiben in Mittelalter und Neuzeit, Archival. Z. 53 (1957), 11; Schellenberg, T., Akten- und Archivwesen in der Gegenwart, 1961; Weitzel, J., Das Inventar der Akten des Reichs­kammergerichts, (in) ZNR 1999, 408; Prozessakten als Quellen, hg. v. Baumann, A. u. a., 2001; Zala, S., Geschichte unter der Schere politischer Zensur, 2001; Als die Welt in die Akten kam, hg. v. Lepsius, S. u. a., 2007; Hochedlinger, M., Aktenkunde, 2009; Zwischen Aufarbeitung und Geheimhaltung – Justiz- und Behördenakten in der Zeitgeschichtsforschung, hg. v. Deiseroth, D. u. a., 2021

Aktenversendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. transmissio [F.] actorum) ist sachlich die in Mitteleuropa in der frühen Neuzeit ver­breitete Übung der Gerichte, in einem anhängigen Verfahren (auf Antrag oder von Amts wegen) die Akten mit der Bitte um ein(en) Urteil(svorschlag) an eine rechts­kundige Stelle zu versenden, um danach die Antwort als eigenes Urteil zu verkünden. Sie baut auf dem mittelalterlichen →Oberhof auf, bezieht aber nach itali­enischem Vorbild Juristen und deren →Fakultäten immer stärker ein (vgl. Art. 219 CCC). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts schränken staatliche Gesetze die Aktenversendung ein (Preußen 1746, Bayern 1753) oder verbieten sie später (Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Lübeck). Mit den Reichsjustizgesetzen der Jahre 1877/1879 (§ 16 GVG) endet die der Unmittelbarkeit des Richters widersprechende Aktenversendung in dem Deutschen Reich, doch lebt sie in den Vorabentscheidungen des Europäischen Gerichtshofs/Gerichtshofs der Europäischen Union in europarechtlichen Zweifelsfragen in europarechtlicher Gestalt wieder auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 155, 201; Bülow, O., Das Ende des Aktenversendungsrechts, 1881; Löning, G., Spätes Lob der Aktenversendung, ZRG GA 63 (1943), 333; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsurteilsbuch des 16. Jahrhunderts, 1961; Baumgärtel, G., Die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Erlanger Juristenfakultät, 1962; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur, 1974; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003; Knecht, B., Rat als Rechtmäßigkeitsmerkmal, 2015 (Diss. jur. München)

Aktenwesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1850 bezeugt und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Akten

Aktie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen in Zusammensetzungen - nicht und in DW2 1472 bezeugt – 1472 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 als action [CartEstapleBruges I 642] über das Niederländische mittelbar aus (actio bzw.) āctio, lat. F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen und damit aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist vor allem der Anteil des einzelnen Aktionärs an der →Aktien­gesellschaft. In dem 15. Jahrhundert ist Aktie in Amsterdam und Brügge der klagbare Anspruch und das den klagbaren Anspruch verbriefende Papier, in Zeugnissen von 1606/1607 (niederländisch-ostindische Han­delscompagnie, VOC) vielleicht der Anspruch auf Dividende (aus dem Anteilsschein des Kapitalgebers) und in dem Code de commerce Frankreichs von 1807 ein Teil des Kapitals einer Handelsgesellschaft.

Lit.: North, M., Von Aktie bis Zoll, 1995; Aktienrecht im Wandel, hg. v. Bayer, W. u. a., Bd. 1f. 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Aktiengesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 1828 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ge­sellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit (juristische Person), die ein in Aktien zer­legtes Grundkapital hat und für deren Verbindlichkeiten den Gläubigern (nur) das (gesamte) Gesellschaftsvermögen (unbe­schränkt) haftet (nicht dasgegen auch der Gesellschafter oder Aktionär mit seinem von der Aktie verschiedenen sonstigen Ver­mögen). Auf der Grundlage erster Durch­brechungen des Grundsatzes der persönlichen Haftung des handelnden Kaufmanns infolge des wachsenden Kapitalbedarfs in Bergbau und Fernhandel in dem 15. Jahrhundert entsteht (auf römischen Grundlagen) nach Vorläufern (Genua 1407 St. Georgsbank) die Aktiengesellschaft aus den Bedürfnissen der Beschaffung umfangreichen Kapitals und der Streuung großen Risikos durch Piraten und Unwetter in dem Kolonialhandel über die Weltmeere an dem Beginn des 17. Jahrhunderts (English East India Company 1600 zunächst als Rahmen für auf einzelne Unternehmungen beschränkte terminated stock companies, Vereinigte [Niederl­ändische] ostindische Handelscom­pagnie VOC 20. 3. 1602, Schwe­den 1615, Dänemark 1616, Branden­burgisch-Ostin­di­sche Com­pagnie 1651, Nieder­lande Öster­reichs 1719). Sie wird mehr und mehr als Zusam­menschluss mit eigenem Vermögen angesehen. Sie beruht zunächst auf einem einzelnen Privileg (Oktroisystem). Gesetz­lich wird die Aktiengesellschaft in dem französischen Code de commerce (1807, 14 Artikel, „anonyme Gesellschaft“), (in dem Eisenbahngesetz Preußens von 1838,) in dem Gesetz über die Aktien­gesellschaften für die königlich preußischen Staaten von dem 9. November 1843 (Konzession als Verwaltungsakt auf der Grundlage eines Ge­s­etzes [Konzes­sionssystem], Vorstand und Ge­neralver­sammlung, Verwaltungsrats­mo­dell) und in dem Allgemeinen Deutschen Handelsgesetz­buch (1861, Kombinations­mo­­dell aus Aufsichtsrat und Verwaltungs­rat, Kon­zessionssys­tem 1870 durch System der Normativbestimmungen mit Anspruch auf Erteilung der Konzession bei Vorliegen der gesetzlichen Voraus­setzungen ersetzt), danach in Deutschland (nach zwei Notverordnungen von 1930 und 1931) 1937 in einem eigenen, 1938 auf Österreich erstreckten, 1945 geringfügig entnazifizierten, 1965 und 1994 novellierten Aktiengesetz (ab 1931 Ab­schluss­prüfermodell, 1937 Aufsichts­rat als [nachträgliches] Kon­trollor­gan, 1998 ex-ante-Überwachung) gere­gelt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 167, 217, 242, 272; Gesetz über die Aktiengesellschaften für die königlich preußischen Staaten vom 9. November 1843, hg. v. Baums, T., 1981; Lehmann, K., Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts, 1895; Cohn, G., Die Aktiengesellschaft, Bd. 1 1921; http://www.­koeblergerhard.de/Fontes/Aktiengesetz1937.pdf; Schu­macher, H., Die Entwickelung der inneren Organisation der Aktien­gesellschaft, 1937; Lévy-Bruhl, H., Histoire juridique des sociétés de commerce en France, 1938; Bösselmann, K., Die Entwicklung des deutschen Aktien­wesens, 1939; Rauch, K., Die Aktienvereine in der geschichtlichen Entwicklung des Aktienrechts, ZRG GA 69 (1952), 238; Reich, N., Die Entwicklung des deutschen Aktienrechts, Ius commune 2 (1969), 239; Gmür, R., Die Emder Handelscompagnien, (in) FS H. Westermann 1974, 167; Großfeld, B., Die rechts­politische Bedeutung der Aktiengesellschaft im 19. Jahrhundert, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v., Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 236ff.; Baums-Stammberger, B., Der Ver­such einer Aktiengesetzgebung in Sachsen 1836/37, 1989; Landwehr, G., Die Organisationsstruktur der Aktienunternehmen, (in) Vom Gewerbe zum Unternehmen, 1982, 251; Land­wehr, G., Die Verfassung der Aktiengesellschaft, ZRG GA 99 (1982), 1; 100 Jahre modernes Aktienrecht, hg. v. Schubert, W. u. a., 1984; Schubert, W., Die Entwürfe der Weimarer Republik zur Reform des Aktienrechts, ZRG GA 103 (1986), 140; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Protokolle der Ausschüsse 1 Ausschuss für Aktienrecht, hg. v. Schubert, W., 1986; Die Aktienrechtsreform am Ende der Weimarer Republik. Die Protokolle der Verhandlungen im Aktienrechtsausschuss des vorläufigen Reichswirt­schaftsrats, hg. v. Schubert, W. u. a., 1987; Gaastra, F., De geschiedenis van de VOC, 1991; Nörr, K., Zur Entwicklung des Aktien- und Konzernrechts, ZHR 150 (1986), 155; Frey, M., Die spanische Aktien­gesellschaft, 1999; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, 2000 (East-India-Company, VOC, Seehandlung Preußens); Bahrenfuss, D., Die Entstehung des Aktiengesetzes von 1965, 2001; Kalss, S./Burger, C./Eckert, G., Die Entwicklung des österreichischen Aktienrechts. Geschichte und Materialien, 2003; Söhnchen, M., Die historische Entwicklung der rechtlichen Gründungs­voraussetzungen, 2005; VOC 1602-2002 400 Years of Company Law, hg. v. Gepken-Jager, E. u. a., 2005; Thiäner, F., Das Verhältnis von Aufsichtsrat und Abschlussprüfern, 2007; Aktienrecht im Wandel, hg. v. Bayer, W. u. a., Bd. 1f. 2007; Velte, P., Das aktienrechtliche Verwaltungs- und Aufsichtsrats­mo­dell, ZRG GA 127 (2010), 188; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Fleckner, A. Antike Kapitalvereinigungen - ein Beitrag zu den konzeptionellen und historischen Grundlagen der Aktiengesellschaft, 2010; Ellenberg, S., Herrschaft und Reform, 2012; Sicken, B., Privates Kapital für öffentliche Aufgaben, (in) HZ 302 (2016), 645

Aktiengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1878 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Aktie bzw. Aktiengesellschaft betreffende Gesetz (beispielsweise Deutsches Reich 1937).

Lit. Quellen zum Aktiengesetz vom 18. Juli 1884, hg. v. Schubert, W., 2017

Aktienrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1873 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Aktie (und die →Aktiengesellschaft) betreffende Recht.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Borgers, T., Das Oberappellationsgericht zu Lübeck und seine Rechtsprechung zum Aktienrecht, 2012; Christian, K., Aktienrecht und Aktienbanken in Schleswig-Holstein 1840-1870, 2015; Sauter, M., Die Ausprägung des Gläubigerschutzes in der geschichtlichen Entwicklung des Aktienrechts, 2017

Aktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Gruppenaktion, Hauptaktion, Staatsaktion, Stützungsaktion - nicht und in DW2 1474 bezeugt – 1474 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über āctio, lat., F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen, und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Handlung, Tätigkeit

Aktionär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht und in DW2 1750 bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Gesellschafter der Aktiengesellschaft.

Lit.: Lutter, M., Der Aktionär in der Marktwirtschaft, 1973; Der Staat als Aktionär, hg. v. Kalss, S., 2018

Aktionensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf die (lat. [F.]) actio (beispielsweise in dem römischen Recht die Rechtsschutzverheißung in dem edictum perpe­tuum) als Klaganspruch ausgerichtete Rechts­system, das den Sachverhalt nicht unter einen Tatbestand subsumiert, sondern auf seine verfahrensmäßige Klagbarkeit untersucht. Bernhard Windscheid (1817-1892) trennt den materiellen Anspruch von der verfahrensrechtlichen (lat.) actio (Die actio des römischen Civilrechts vom Standpuncte des heutigen Rechts, 1856). Mit der allmählichen allgemeinen Durchsetzung dieser Vorstellung endet in dem deutschen Recht das in dem Zuge der Rezeption aus dem römischen Recht aufgenommene Aktionensystem.

Lit.: Kehrberger, R., Die Materialisierung des Zivilprozessrechts, 2019

aktiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen unaktiv - nicht und in DW2 1541 bezeugt – 1541 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über āctīvus, lat., Adj., tätig, aktiv, wirksam, tunlich, [um 35-95/96 n. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen, und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) tätig, handelnd

Aktivlegitimation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1837 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Klagebefugnis

Akzept (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1699 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Annahme, Annahmeerklärung, Anerkennung, Verb akzeptieren 1403)

Akzeptation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1605 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Annahme, Anerkennung, Verb akzeptieren 1403) ist in einer Bedeutung die meist durch den König oder Landesherrn verfügte, durch Überleitungsgesetz umge­setzte weltliche Anerkennung (Trans­formation) kirchlichen Rechtes in dem Spätmittelalter (beispielsweise Pragmatische Sanktion von Bourges 1438, Mainzer Akzeptation 1439).

Lit.: Hürten, H., Die Mainzer Akzeptation, 1955; Rücker, N., Die Rechtsnatur der Mainzer Akzeptation, 1965

akzeptieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1403 bezeugt – 1403 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über acceptāre, lat., V., empfangen (V.), annehmen, in Empfang nehmen, bekommen (V.), (um 250-184 v. Chr.); vgl. lat. accipere, V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) annehmen

Akzessorietät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abhängigkeit eines rechtlichen Umstands von einem anderen, zu accessor, lat., M., Hinzutretender, accedere, lat., V., hinzutreten

Lit.: Gerhold, S., Die Akzessorietät der Teilnahme an Mord und Totschlag, 2014

akzessorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1799 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinzutretend, →accessorius, mlat., Adj. hinzukommend, zusätzlich

Akzise (Wort in Grimm Deutsches Rechtswörterbuch1 nicht und in DW2 1262 bezeugt – 1262 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [OstfriesUB. I 719] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., zu accidere, lat. [V.] auferlegen, cisa, lat. [F.] Einschnitt [auf dem Kerbholz]) ist die in dem 11. Jahrhundert in Spanien (1001) und Venedig, in dem 13. Jahrhundert in dem Deutschen Reich (Köln 1206, Stendal 1314 Bierziese) bezeugte, ursprünglich städtische, meist an dem Stadttor erhobene →Verbrauch­steuer (auf beispielsweise Wein, Bier, ausgedehnt auf Salz, Getreide, Fleisch). In den zusätzliche Einkünfte besonders benötigenden Ländern wird die auf die reine Warenbewegung abstellende Akzise nach niederländischem Vorbild in dem 17. Jahrhundert bedeutsam (Württemberg 1633/1638, Sachsen 1641/1682, Brandenburg 1641, Kurpfalz 1699), deren Einführung die Landstände noch bewilligen. In dem 19. Jahrhundert tritt die Akzise gegenüber der Einkommensteuer zurück (abgeschafft in Bayern 1808, in Preußen 1820 [dafür Mahlsteuer und Schlachtsteuer], in Sachsen 1834), wird aber in der Form der über den Verbrauch hinaus alle Bereiche des Warenumsatzes erfassenden Umsatzsteuer (oder später der auf den jeweils erzielten Mehrwert beschränkten Mehrwertsteuer) in dem 20. Jahrhundert (1916 bzw. 1918) wiederbelebt.

Lit.: Köbler, DRG 113; Der Akzisenstreit – Schriften zur finanztheoretischen Kontroverse deutscher Frühkameralisten – Nachdruck von Flugschriften 1685-1719), hg. v. Blesgen, D. u. a., 2006; Knipping, R., Die Kölner Stadtrechnungen des Mittelalters, 1897; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 1986, 3. A. 1992; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Schwennicke, A., Ohne Steuer kein Staat, 1996; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat, 2005; Akzisestädte im preußischen Westfalen, hg. v. Altenberend, J. u. a., 2020

Alarich II. König der Westgoten (484-507), s. Google, Breviarium (lat. {N.) Alarici (Kurzfassung Alarichs, Lex [F.] Romana Visigothorum, römisches Recht der Westgoten)

Albanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist der südosteuropäische, nördlich Griechenlands an der Adria gelegene Staat mit einer Fläche von 28748 qkm und rund 3,1 Millionen überwiegend muslimischer, daneben auch orthodoxer und katholischer Einwohner (Skipetaren oder Albaner), deren seit dem 15. Jahrhundert schriftlich bezeugte Sprache zu dem besonderen albanischen Zweig der indo­germanischen Sprachenfamilie zählt. Das von Menschen streitiger Herkunft bewohnte Gebiet wird in dem 1. Jahrtausend v. Chr. griechisch beeinflusst und gerät 168 v. Chr. unter römische Herrschaft, unter der es 395 n. Chr. Ostrom zugeteilt wird. An dem Ende des Mittel­alters (1466) wird das von 1392 bis 1479 Venedig unterstehende Albanien von den Osmanen erobert. An dem 28. 11. 1912 erklärt sich Albanien für unab­hängig, 1928 zu einem von 1939 bis September 1943 in Personalunion mit Italien ver­bundenen Königreich. An dem 11. 1. 1946 ent­steht die Volks­republik Albanien, die sich zu­nehmend abschließt. In dem Dezember 1990 endet die kommunistische Einparteien­herrschaft. Seit freien Wahlen von dem März 1991 bemüht sich Albanien um eine Öffnung. Das albanische Recht ist dementsprechend in dem Wandel der Zeiten griechisch, römisch, osmanisch (Geltung der →Megelle [1869-1876] bis 1928), westlich, sozialistisch und demokratisch geprägt. Das mehrheitlich von Albanern bewohnte kleine Gebiet Kosovo kann sich 2008 mit eigentlich kaum zu erwartender internationaler Hilfe von Serbien zu einem eigenen Staat verselbständigen.

Lit.: Frasheri, K., The History of Albania, 1964; Skendi, S., The Albanian National Awakening, 1967; Ruß, W., Der Entwicklungsweg Albaniens, 1979; Lendvai, P., Das einsame Albanien, 1985; Albanien im Umbruch, hg. v. Altmann, F., 1990; Albanien, hg. v. Neuwirth, H. u. a., 1995; Mustafaj, B., Albanien, 1997; Kohl-Libal, C. v., Albanien, 1998; Schmitt, O., Das venezianische Albanien, 2001; Kohl, C. v., Albanien, 2. A. 2003; Albanien, hg. v. Jordan, P. u. a., 2003; Schubert, P., Albanische Identitätssuche, 2005; Köbler, G., Rechtsalbanisch, 2008 (Internet); Ordolli, S., Histoire constitutionelle de l’Albanie, 2008; Albanische Geschichte, hg. v. Schmitt, O., 2009; Löhr, H., Die Gründung Albaniens, 2010; Schmitt, O., Die Albaner, 2012; Morscher, L., Albanien 2013; Konflikt und Koexistenz – Die Rechtsordnungen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1 (Rumänien, Bulgarien, Greichenland), hg. v. Stolleis, M., 2015, Bd. 2 (Bosnien, Serbien, Albanien) hg. v. Simon, T., 2017; Dornfeldt, M. u. a., Kontinuitäten und Brüche – Albanien und die deutschen Staaten 1912-2019, 2019

Albericus (de porta Ravennate) ist ein zwischen 1165 und 1194 bezeugter Glossator in Bologna (Glossen zu dem Codex, Summula de testibus, Sümmchen von Zeugen). S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 200

Albericus de Rosate ist ein in Rosciate bei Bergamo aus vornehmer Familie um 1290 geborener, in Padua ausgebildeter, praktisch tätiger, in dem September 1360 verstorbener Jurist (Kom­mentare zu Codex und Digesten, alphabetum bzw. dictionarium utriusque iuris, Wörterbuch beider Rechte, opus statutorum, Werk der Statuten, kleinere Schriften). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 665; Albericus de Rosate, Dictionarium, per Decianum, F., 1581, Neudruck 2008 (372 Blätter)

Albertiner →Wettin, s. Google

Albertus Gandinus s. Gandinus, Albertus (Crema/Lombardei um 1245-nach [?] 1311), s. Google

Albigenser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der nach Albi in Südfrankreich benannte Angehörige einer religiös-sozialen Bewegung des Mittelalters.

Lit.: La Croisade albigeoise, hg. v. Roquebert, M., 2004

Albrecht, Wilhelm Eduard (Elbing 4. 3. 1800-Leipzig 22. 5. 1876 [kinderlos]) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Königs­berg und Göttingen und der Promotion (1822) und Habilitation (1824) in Königsberg 1829 Professor für deutsches Recht mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung der Methode des juristischen Denkens. 1830 wird er Nachfolger seines Lehrers Karl Friedrich Eichhorn in Göttingen, wo er in einer Rezension zu Maurenbrecher, R., Grundsätze des heutigen deutschen Staatsrechts in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 2 (1837), 1489-1504, 1508-1515 den Staat als juristische Person erklärt und 1837 (als einer der Göttinger Sieben) entlassen wird. Ab 1838 wirkt er in Leipzig (1840 ordentlicher Professor), ist Vertreter Oldenburgs, Schwarz­burgs und Anhalts in dem Bundestag des Deut­schen Bundes, nimmt für Harburg an der deutschen Nationalversammlung von 1848 teil, wird 1850 Opfer eines Verfassungskonflikts in Sachsen und 1869 Mitglied der Ersten Kammer Sachsens. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AlbrechtWi­lhelmEduard-DieGewerealsGrundlagedesaelterendeut­schenSachenrechts1828.pdf ; Albrecht, W., Die Gewere als Grundlage des älteren deutschen Sachenrechts, 1828; Kück, H., Die Göttinger Sieben, 1935; Borsdorff, A., W. E. Albrecht, 1993; Schnapp, F., Wilhelm Eduard Albrecht, (in) NJW 1998, 1541

Alcalá (arab. „Burg“) de Henares ist die an dem Fluss Henares östlich Madrids in Spanien gelegene Stadt, die als Complutum auf römische Grundlagen des ersten nachchristlichen Jahrhunderts zurückgeht und 1118 den Mauren wieder abgewonnen wird. 1348 wird dort durch die Cortes ein bedeutendes Rechtsbuch verkündet. Vermutlich wird 1547 in der Stadt Miguel de Cervantes geboren. 1498/1499/1508 wird eine 1836 nach Madrid verlegte, seit 1970 als Universität Complutense Madrid bezeichnete Universität gegründet. S. Google

Alciat, Andreas (Alzate bei Como 1492-Pavia 1550), Kaufmannssohn, wird nach dem Studium (Latein, Griechisch, 1507 Rechts­wissenschaft) in Pavia und Bologna (, 1516 Promotion Universität Ferrara, Advokat Mailand,) 1518 nach Avignon berufen, (1522 Advokat Mailand, 1527 an die Universität Avignon zurückgekehrt,) und 1529 nach Bourges sowie 1533 nach Pavia berufen, (1541-1546 Ferrara). Er begründet mit Budé und Zasius die von dem →Humanismus geprägte Rechtswissenschaft ([lat.] Paradoxa [N.Pl.] iuris civilis, Paradoxien des Zivilrechts 1518, De verborum significatione, Über die Bedeutung der Wörter 1530), die in dem (lat.) →mos (M.) Gallicus mündet. Zeitlebens ist er auch ein geschätzter Gutachter. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Omnia … opera, 1557, Neudruck 2004; Moeller, E. v., Andreas Alciat, 1907; Viard, P., André Alciat, 1926; Osler, D., Development in the text of Alciatus’ Dispunctiones, (in) Ius commune 19 (1992), 219; Troje, H., Humanistische Jurisprudenz, 1993; Belloni, A., L’amministrazione della giustizia a Milano, (in) Cunabula iuris, 2002, 1ff.

Alderman, Aldermann (ae. ealdorman, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1225 bezeugt - 13. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht - als Ansatz -, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Mittelalter an verschiedenen Stellen (beispielsweise Hamburg 1266, London 13. Jahrhundert) ein vor allem durch Alter und Erfahrung ausgewiesener Amtsträger mit unterschiedlichen Befug­nissen.

Lit.: Dollinger, P., Die Hanse, 1976, 5. A. 1998; Wormald, P., The making of English law, Bd. 1 1999

Aldricus ist ein zwischen 1154 und 1177 bezeugter Glossator, von dem vielleicht eine Schrift über anwendbares Ortsrecht stammt. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 202

Alemanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines wohl an dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. vor allem aus elbgermanischen Sueben gebildeten, in dem 3. Jahrhundert erstmals erwähnten germa­nischen Stammes, der 259/260 den römischen Limes durchbricht und das Gebiet an dem oberen Rhein besiedelt (am Anfang des 4. Jahrhunderts in dem Breisgau). 496/497 unterliegen die von einem König geführten Alemannen den →Franken. Etwa zu dieser Zeit setzt ihre sich über Jahrhunderte hinziehende Christianisierung ein. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts zeichnen die Alemannen ihr Recht in dem →Pactus Alamannorum und zu Beginn des 8. Jahrhunderts in der →Lex Alamannorum auf. 746 wird ihr Herzogtum von dem fränkischen König endgültig beseitigt. In dem fränkisch-deutschen Reich lebt das Volk der Alemannen in den Ländern Schwaben (Baden, Würt­temberg), Elsass, Kantonen der Schweiz, Liechtenstein und Vorarlberg fort. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Cramer, J., Die Geschichte der Alamannen, 1899; Grundfragen der alemannischen Geschichte, hg. vom Institut für geschichtliche Landesforschung, 1955; Die Alemannen in der Frühzeit, hg. v. Hübener, W., 1974; Zur Frühgeschichte der Alemannen, hg. v. Müller, W., 1975; Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978; Borgolte, M., Die Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984; Borgolte, M., Die Grafen Alemanniens, 1986; Geuenich, D., Geschichte der Alemannen, 1997, 2. A. 2004; Die Alamannen, hg. v. archäologischen Landesmuseum, 1997; Hellmuth, D., Frau und Besitz, 1998; Franks and Alamanni, hg. v. Wood, I., 1998; Bücker, C., Frühe Alemannen im Breisgau, 1999; Siegmund, F., Alemannen und Franken, 2000; Hartung, W., Die Alamannen, 2003; Die Alemannen und das Christentum, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Krapp, K., Die Alamannen, 2007; Drinkwater, J., The Alamanni and Rome 213-496, 2007; Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau, hg. v. Ade, D. u. a., 2008; Tarodunum/Zarten - Brigobanis/Hüfingen, hg. v. Kleiber, W., 2009; Alemannische Dialektologie, hg. v. Huck, D., 2014; Eckhardt, O., Alemannisch im Churer Rheintal, 2016 (fast alle ortstypisch besonderen Dialektmerkmale sind durch einen allgemeineren Regionaldialekt ersetzt)

Alemannien →Alemanne, →Schwabe, s. Google

Alexander III., der in Siena (um 1120?) als Roland (Bandinelli?) geboren wird und in Bologna (bereits vor 1142) Theologie und die Rechte lehrt (sowie wohl verschieden von dem Dekretisten magister Rolandus ist), veranlasst als Papst (1159-1181) und Gegner Friedrichs I. Barbarossa bedeutsame →Dekretalen (insge­samt mehr als 700, davon 470 in dem (lat. [N.] Corpus iuris canonici, u. a. zu der Papstwahl [Zweidrittelmehrheit der wäh­lenden Kardi­näle] und zu der Eheschließung). Nach der Vertreibung aus Rom stirbt er in Cività Castellana an dem 30. 8. 1181. S. Google

Lit.: Pacaut, M., Alexandre III, 1956; Baldwin, M., Alexandre III and the XIIth century, 1968; Somerville, R., Pope Alexander and the Council of Tours, 1977; Weigand, R., Magister Rolandus und Papst Alexander III., AKKR 149 (1980), 3; Laudage, J., Alexander III. und Friedrich Barbarossa, 1997; Pope Alexander III (1159-1181), hg. v. Clarke, P. u. a., 2012

Alexander (der Große) (Pella/Makedonien 20. 7. 356 v. Chr.-Babylon 10. 6. 323 v. Chr.) ist der das von seinem Vater geerbte Reich Makedonien durch Eroberung zeitweise bis Ägypten und Indien ausdehnende König, mit dem die Zeit des Hellenismus beginnt. S. Google

Lit.: Barceló, P., Alexander der Große, 2007; Demandt, A., Alexander der Große, 2009; Romm, J., Der Tod Alexanders des Großen und der mörderische Kampf um sein Erbe, 2016; Romm, J., Der Geist auf dem Thron, 2016; The Historiography of Alexander the Great, hg. v. Nawotka, K. u. a., 2018; Müller, S., Alexander der Große – Eroberungen – Politik – Rezeption, 2019

Alexander von Roes (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, um 1225-vor 1300) ist Kanoniker in Köln und weilt nach 1280 mehrfach in Italien. Er verfasst dort drei Werke. In ihnen setzt er sich zugunsten des deutschen Königs gegen Ansprüche des französischen Königs ein ([lat.] Memoriale [N.] de prerogativa Romani imperii, 1281, Denkschrift über den Vorrang des römischen Reiches). S. Google

Lit.: Schraub, W., Jordan von Osnabrück und Alexander von Roes, 1910; Alexander von Roes, Schriften, hg. v. Grundmann, H. u. a., 1958; Horst, H., Weltamt und Weltende bei Alexander von Roes, 2002

Alfenus Varus (Publius Alfenus Varus, um 39 v. Chr.) ist ein römischer Rechtskundiger. S. Google

Lit.: Liebs, D., P. Alfenus Varus, ZRG GA 127 (2010), 32

Aller guten Dinge sind drei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) d. h. der Kläger muss dem Beklagten in drei Gerichtsterminen die Möglichkeit zu einer Gegenwehr geben). S. Google

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 76 (Henisch 1616)

Allgäu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gebiet zwischen unterer Donau und Österreich mit dem Hauptort Kempten

Lit.: Wiedemann, R., Der „Allgäuische Gebrauch“ einer Gerichtsbarkeit nach Personalitätsprinzip, 1932; Zinsrodel des Klosters Mehrerau 1290-1505, bearb. v. Bilgeri, B., 1940

allgemein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [MühlhsnUB. 303] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) allen gemein. gemeinsam, üblich

Allgemeine Deutsche Civilprozessord­nung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das 1866 wegen der Auflösung des Deutschen Bundes auf Grund des Zerwürfnisses zwischen Österreich und Preußen um die Verwaltung Schleswig-Holsteins bloßer Entwurf gebliebene zivilprozessuale Gesetzgebungsprojekt des Deutschen Bundes, dem die Bürgerliche Prozessordnung (1850) Hannovers des Ministerialbeamten Adolf Leonhardt zugrun­de liegt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProtokollederCommissionzurBeratungeinerAllgemeinenCivilprozessordnungfuerdiebundesdeutschenBundesstaaten1865.pdf Protocolle der Com-mission zur Beratung einer allgemeinen Civilprozessordnung, 1862ff., Neudruck 1985

Allgemeine Deutsche Wechselordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das auf Grund eines 1847 von allen Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes ausgearbeiteten Entwurfs von der Frankfurter verfassungsgebenden National­versammlung angenom­mene, an dem 27. 11. 1848 verkündete Gesetz zu der Vereinheitlichung des (bis dahin partikularen) Wechsel­rechts, das nach Schei­tern der Einigungs­bestrebungen des Jahres 1848 in den einzelnen Mitgliedstaaten durch Landesgesetz (als gleichlautendes allgemeines deutsches Recht) in Kraft gesetzt und durch das auf internationalen Abkommen ab 7. 6.1930 beruhende Wechselgesetz von dem 21. 6. 1933 abgelöst wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Protocolle der zur Beratung einer Allgemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung in der Zeit vom 20. October bis zum 9. December in Leipzig abgehaltenen Conferenz, 1848; Huter, U., Das Reichsgesetz über die Einführung einer allgemeinen Wechselordnung, JZ 1978, 77ff.; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, ZHR 144 (1980), 484; Pannwitz, K. v., Die Entstehung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung, 1998; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AllgemeineDeutscheWechselordnung1848.pdf

Allgemeine Gerichtsordnung (Österreichs) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (nach ersten Ansätzen der Jahre 1709 und 1753 vor allem von April 1774 bis September 1775 von Joseph Hyazinth Froidevo [Arlesheim 1735-Weidling 15. 8. 1811] in Fortschreibung des von dem gemeinen Recht stark geprägten Prozessrechts Böhmens ausgearbeitete,) 1781 in Österreich zwecks Rechtsvereinheitlichung kompilatorisch ge­schaffene Gesetz (Publikation 1. Mai 1781, JGS 13, Einführung mit Patent von dem 9. 4. 1782) zu der Regelung des gemeinrechtlichen Zivilpro­zesses (geheimes Aktenverfahren mit Ver­­handlungsmaxime, Eventualmaxime, grund­­sätzlicher An­waltszwang, mittelbarer Beweis­aufnahme und gebundener Beweis­regel), das 1796 abgeändert in Westgalizien (Westga­lizische Gerichtsord­nung), später in Ostgali­zien, der Bukowina, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Dalmatien und Istrien in Kraft tritt und erst durch die ältere Allgemeine Ge­richtsordnung und erweiterte Westgali­zische Gerichtsordnung vereinheitli­chende öster­reich­ische Zivilprozess­ordnung von 1895 abgelöst wird.

Lit.: Köbler, DRG 155; Baltl/Kocher; Loschelder, M., Die österreichische Allgemeine Gerichtsordnung von 1781, 1978

Allgemeine Gerichtsordnung (Preußens) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die 1793 (Sanktionierung, Ende 1794/Anfang 1795 Druckfassung) bzw. 1795 für Preußen auf der Grundlage (des Projects des Codicis Fridericiani Marchici von 1748 mit Anhängen von 1761 und 1769) und) des (lat.) Corpus Juris Fridericianum Erstes Buch von der Prozessordnung von 1781 (Patent von dem 26. 4. 1781) in Anpassung an das Allgemeine Landrecht geschaffene Zivilprozessordnung (1822 gegenüber der ursprünglichen Fassung unverändert, aber um Anhang von 1815 erweitert), die in vernunftrechtlicher Prägung (Erforschung der Wahrheit) eine Abkehr von dem gemein­rechtlichen, als zu langwierig empfun­denen Zivilprozess versucht, ohne ihre Ziele wirk­lich erreichen zu können.

Lit.: Köbler, DRG 141, 155; Nörr, K., Reinhardt und die Revision der Allgemeinen Gerichtsordnung für die preußischen Staaten, 1975; Eckert, J., Die Entstehung der Allgemeinen Gerichtsordnung, (in) Das Preußische Allgemeine Landrecht, hg. v. Wolff, J., 1995; Busch, S., Die Entstehung der Allgemeinen Gerichtsordnung für die preußischen Staaten, 1999

Allgemeine Geschäftsbedingung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., verwendet bei Hinrichs, ZHR 20 [1875], 391) ist die (von mindestens einem verwendenden Unternehmer) all­gemein für eine unbestimmte Zahl von Geschäften benützte Geschäftsbeding­ung. Allgemeine Geschäftsbedingungen entstehen (nach Vorläufern in [mit­telalterlichen For­melsammlungen und] Policen von Versi­cherungen in dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts) als Folge der Massengeschäfte nach der indus­triellen Revolution an dem Ende des 19. Jahrhunderts (Ei­senbahnbetriebsreglements, Postordnungen, 1919 Berliner Spedi­teurbe­dingungen), werden trotz der bewussten und erkennbaren Vor­teilssiche­rung der Verwender (etwa mittels Haftungsbe­schrän­kungen, Beweislast-um­keh­rungen, Ge­richts­standsklauseln, Rück­trittsvorbehalten und Verfallklauseln) zunächst nur vorsichtig in dem Einzelfall gerichtlich kontrolliert, an dem 9. 12. 1976 in Deutschland aber in einem eigenen Gesetz über das Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen gesetzlich geregelt, das 2002 als §§ 305ff. in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Raiser, L., Das Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen, 1935, 2. A. 1961; Pohlhausen, R., Zum Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen, 1978; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Helm, J., AGB-Regelungen im Transportrecht des ADHGB, (in) FS E. Brandner, 1996, 219; Prang, T., Der Schutz der Versicherungsnehmer, 2003; Röder, T., Rechtsbildung im wirtschaftlichen Weltverkehr, 2006; Hellwege, P, Allgemeine Geschäftsbe­dingungen, 2010; Webersberger, M., Freizeich­nungsklauseln in allgemeinen Konossementsbe­dingungen, 2014

Allgemeine Gütergemeinschaft →Gütergemeinschaft, s. Google

Allgemeiner Teil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Heise 1807) ist der die allge­mei­nen Erscheinungen besonderer Teile beispielsweise eines Rechtstexts zusammenfassende (und voranstellende) Teil einer jeweiligen Gesamtheit. Eine Unterscheidung zwischen Gattung ([lat.] genus, N., Geburt, Geschlecht, Gattung) und Art ([lat.] species, F., Sehen, Anblick, Gestalt, Bild, Stück) sowie zwischen (lat.) generalis (zu dem Geschlecht gehörig, zu der Gattung gehörig, allgemein) und (lat.) specialis (besondere) ist bereits dem (lateinischen) Altertum bekannt. Allgemeine Einführungen in das Recht werden in den Versuchen des Franciscus Connanus (1508-1551) und Hugo Donellus (1527-1591), sich von der wenig sys­tematischen Reihenfolge der Bestimmun­gen der justinianischen Kom­pilation(en) zu lösen, sichtbar. Johannes Althusius (Diedenshausen 1557-Emden 1638) überschreibt in dem Index capitum seiner Dicaelogicae (1618) den ersten Teil des ersten Buches mit (lat.) agit de generalibus (handelt von den allgemeinen [Angelegen­heiten]), doch wird dies nicht weiter beachtet. In dem Gefolge naturrechtlicher Sys­te­matisierungs­ansätze (Erhard →Weigel [1625-1699], Samuel →Pufen­dorf [1632-1694], allgemeine Einleitung in das Recht und seine Anwendung sowie Auslegung in Jean Domats [1625-1695] Loix civiles dans leur ordre naturel [1689-1695], Christian Wolff [1679-1754] 1711 [Jus naturae, Band 1 De obligatione et iure hominum universali]) veröffentlicht Christian Wolffs Schüler Georg Darjes 1740 (lat.) Institutiones jurisprudentiae universalis (Einrichtungen der universellen Jurisprudenz), in denen er in einer (lat. [F.]) pars generalis (einem allgemeinen Teil) de iurium atque obligationum objecto (von der Rechte und Verbindlichkeiten Gegenstand), de iurium atque obligationum diversitate (von der Rechte und Verbindlichkeiten Ver­schiedenheit) und de acquisitione iurium et obligationum generatim (von dem Erwerb der Rechte und Verbindlichkeiten in dem Allge­meinen) handelt. 1749 legt Christian Wolffs weiterer Schüler Daniel Nettelbladt (Rostock 1719-Halle 1791) ohnvorgreifliche Gedan­cken, den heutigen Zustand der bürgerlichen und natürlichen Rechtsgelehrtheit in Teutschland, deren nöthige Verbesserung und dazu dienliche Mittel betreffend vor, in denen er eine von dem Demonstrieren der Rechtssätze nach Gründen ausgehende straffe Defini­tionen verwendende Darstellung des positiven Rechtes verlangt, in der alles systematisch so geordnet werden soll, dass das Allgemeine vor dem Besonderen und das Zusammen­gehörige beieinander steht. Nach erfolg­reichen Elementarsystemen des gleichen Jahres verfasst er 1761 eine (lat.) Introductio (F.) in jurisprudentiam positivam Germa­norum com­munem (Einleitung in die allgemeine positive Jurisprudenz der Deutschen), die neben einem allgemeinen Teil eine kurze Enzyklopädie und Methodologie sowie eine straffe Rechts- und Lite­rärgeschichte enthält. 1767 entsteht Johann Stephan Pütters Versuch einer juristischen Enzyklopädie und Methodologie, die eine systematische, durch einen allge­meinen Teil grundgelegte Darstellung des römischen Rechtes verlangt. 1772 bietet Daniel Net­telbladt in seiner (lat.) Nova introductio (F.) in jurisprudentiam positivam Germanorum com­munem (Neuen Einführung in die positive allgemeine Rechtswissenschaft der Deutschen wohl erstmals einen ausgeführten allgemeinen Teil in zwei Büchern mit 7 bzw. 5 Sektionen über allgemeine rechtliche Fach­wörter, Personen, Tat­sachen, Sachen, Rechts­handlungen, Be­grün­den, Auflösen, Bestätigen von Verbind­lichkeiten, Stellver­tretung, An­fech­tung, Erwerb, Verlust und Bewahrung von Rech­ten, Eigentum, Schadensersatz, Sicherheits­leistung, Arrest, Sequestration, Protest, Besitz und Rechtsmittel. Nach weiteren ähnlichen Werken (Hofacker 1773, Habernickel 1776) ordnet (der Hallenser Schüler Daniel Nettelbladts) Gustav →Hugo in seinen (lat.) Institutionen des heutigen römischen Rechtes 1789 das Privatrecht noch klarer ([Einleitung in 7 Paragraphen über Gegenstand der bürgerlichen Rechts­pflege, Entscheidungs­grund­lagen des Rich­ters, Un­möglichkeit der Vorausbestimmtheit der Entscheidung, römi­sches Recht in Deutsch­land, Justinians Leistung, teilweise Un­brauchbarkeit durch Änderung der Verhält­nisse, Vereinfachung durch Vorausschickung des Allgemeinen,] Realrechte, persönliche Obliga­tionen, Familienrechte, Verlassen­schaften, Prozess, d. h. Sachenrecht, Schuldrecht, Familienrecht, Erbrecht, Prozessrecht). Christoph Christian Dabelow (Neu-Buckow 1767-Dorpat 1830), ebenfalls Schüler Net­telbladts in Halle, bietet 1793 eine Einleitung in die deutsche positive Rechtswissenschaft und 1794 ein System der heutigen Civilrechtsgelahrtheit, die beide 1796 eine zweite Auflage erfahren, wobei das System des gesamten heutigen Zivilrechts von 1796 in seinem allgemeinen Teil Personen, Sachen, Handlungen, Zeit, rechtliche Geschäfte, Eide, Wahrheit, Rechte, Verbind­lichkeiten, Si­cherheiten, Besitz, Verjährung, Rechtsmit­tel, Schaden, Schadensersatz, Ver­waltung frem­der Sachen und Wieder­einsetzung in den vorigen Stand erfasst. Hugos Erkenntnisse vertieft sein Göttinger Schüler Georg Arnold Heise in seinem Grundriss eines Systems des gemeinen Zivilrechts zum Behuf von Pandekten­vorlesungen (1807, allgemeine Lehren [Von den Quellen des Rechtes, Von den Rechten im Allgemeinen, Von Verfolgung und Schützung der Rechte, Von den Subjecten und Objecten des Rechtes], dingliche Rechte, Obligationen-Recht, jura potestatis, das gesamte Erbrecht, Restitutio in integrum) zu einem allgemeinen Teil des Privatrechts. Durch →Savigny erlangt diese Vorstellung allgemeine Verbreitung und erfasst später über das Privatrecht hinaus auch Strafrecht und Verwaltungsrecht und andere Rechtsge­biete.

Lit.: Köbler, DRG 158, 199, 206, 213, 237; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Jakobs, H./Schubert, W., Materialien zur Entstehungs­geschichte des BGB - Allgemeiner Teil, 1985; Lehmann, A., Nettelbladt und Dabelow als die eigentlichen Begründer eines allgemeinen Teiles, (in) FS G. Maier, 1994, 39; Jacoby, S., Allgemeine Rechtsgrundsätze, 1997; Hollstein, T., Die Verfassung als „Allgemeiner Teil“, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Der Allgemeine Teil des Privatrechts, hg. v. Baldus, C. u. a., 2013; Der Allgemeine Teil des Privatrechts – Historische Wurzeln – Leistungsfähigkeit im 21. Jahrhundert, hg. v. Baldus, C./Dajczak, W., 2018

Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ABGB) ist die 1753 unter Maria Theresia begonnene →Kodifikation des Privat­rechts in →Österreich. Sie wird mit dem Ziel der Rechtsvereinheitlichung der verschie­denen habsburgischen Herrschaftsge­biete schon von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) als Codex Leopoldinus (Kaiser) Leopolds I. (1640-1705) ohne Erfolg angeregt. 1709 setzt Joseph I. (erfolglos) Kompilationskom­missi­onen in Prag und Brünn ein, (nach der 1749 die österreichische Monarchie mit Ausnahme der ungarischen Länder von einer Länderu­nion in eine Einheit umwandelnden Reform Maria Theresias) 1753 Maria Theresia eine Kommission (Kompilations­kommission [Jo­seph von Azzoni], 1756 Aufgabe auf die 1755 gebildete Revisions­kommission übertragen) zu der Abfas­sung ([einer allgemeinen Gerichts­ord­nung und] eines gleichen Landrechts in al­len benachbarten österreichisch-deutschen Erb­landen bzw.) eines (lat.) →Codex (M.) The­resianus (Theresianisches Gesetzbuch), der (die) Provin­zialrechte, das gemeine Recht, die Gesetze anderer Staaten und das all­gemeine Recht der Vernunft berücksich­tigen soll. Der umfangreiche, in drei Teilen mit insgesamt 538860 Wörtern 1766 fertiggestellte, vor allem auf dem gemeinen Recht beruhende Entwurf des Codex Theresianus (ein vierter Teil sollte das Zivilprozessrecht enthalten) wird aber le­diglich als brauchbare Materialsammlung angesehen (und deswegen 1770 von Maria Theresia nicht sanktioniert und 1772/1773 von der anfangs geplanten Verbindung mit dem dann 1781 in der Allgemeinen Gerichtsordnung selbständig gesetzlich geregelten Zivil­prozessrecht gelöst). Der bis 1774 ohne wesentlichen Inhaltsverlust auf etwa die Hälfte gekürzte Entwurf Johann Bernhard Hortens (Entwurf Horten) wird 1776 nicht weiter beraten, (nach Ehepatenten von dem 16. 1. 1783 und 3. 5. 1786) in seinem die ge­setz­liche Erbfolge betreffenden Teil 1786 aber als Erbfolge­patent von dem 11. 5. 1786 und in seinem personenrechtlichen Teil an dem 1. 11. 1786 zu dem 1. 1. 1787 als Allgemeines Bür­gerliches Ge­setz­buch, ErsterTeil (bzw. [später so ge­nann­tes] →Josephi­nisches Gesetzbuch) Josephs II. in den deutschen Erblanden (Österreichs bzw. Habsburgs) in Kraft gesetzt, doch ver­zögern sich die Arbeiten an den übrigen Teilen durch die nunmehr geplante Einbe­ziehung Ungarns und unterbricht der Tod Josephs II. (20. 2. 1790) den weiteren Fort­gang. Ab 1793 bzw. 1794 arbeitet Karl Anton von →Martini an Hand der Benützung des Ent­wurfs Hortens und des (1794) in Kraft gesetzten Allgemeinen Landrechts Preußens einen neuen, etwas stärker naturrechtlich ge­prägten Entwurf (1796 Entwurf Martini mit 8859 Wortformen) aus, der (nach Inkraftsetzung der Zivil­prozess­ordnung und des Strafgesetzes 1796 und ge­ringer Umarbeitung) durch Patent von dem 13. 2. 1797 als Bürgerliches Gesetzbuch für West­ga­lizien (so genanntes →Westgalizisches Gesetz­buch) für das von den Habsburgern aus der dritten Teilung Polens 1795 erworbene Erbland West­galizien und durch Patent von dem 18. 9. 1797 auch für das bereits 1772 erlangte Ost­galizien kundgemacht wird (Bürgerliches Gesetzbuch für Galizien [und Bukowina] 1. 1. 1798). Dieses Bür­gerliche Gesetzbuch für Ga­lizien, das in Gegensatz zu dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 auf das bürgerliche Recht beschränkt ist, wird als sog. Urentwurf unter der Lei­tung Franz von →Zeillers zwischen 1801 und 1810 in drei Lesungen (unter Abbau der naturrechtlichen Prägung wegen der fran­zö­si­schen Revolution) beraten und nach kaiser­licher Sanktion von dem 7. Juli 1810 (wegen der laufenden Inflation zunächst ohne Dar­le­hensbestimmungen) bzw. 29. 4. 1811 (Darle­hensbestimmungen) als Anlage zu dem kaiser­lichen Patent von dem 1. 6. 1811 (JGS 94) kund gemacht und zu dem1. 1. 1812 (mit 7344 Wortformen und 4313 Lemmata) unter Aufhebung des gemeinen Rechtes und grundsätzlich der Privatrechtsgesetze (als allgemeines, d. h. einheitlich für alle Einwohner ohne örtliche und ständische Unterschiede bzw. für den ge­samten Bereich der Rechtsver­einheitlichung gel­tendes, als neuständisches Gesetzbuch stän­dische Unter­schiede nur formal nicht be­rück­sichtigendes und damit verdeckendes) für die gesamten deutschen Erblande des ös­terrei­chischen Kaisers (Resolution von dem 18. 8. 1810) (zunächst nur in Nieder­österreich, Ober­österreich [ohne Innkreis und Teile des Hausruckkreises], Böh­men [ein­schließlich Marktredwitz und sog. Fraisch­bezirk in der Oberpfalz, in Gel­tung bis 31. 12. 1899], Mähren, Schlesien, Galizien und Lodomerien [z. T., ohne Bezirke Wieliczka, Podgorze und Tarnopoler Landschaft], Bukowina, Teile des Haus­ruck­kreises, Steiermark, Kärnten [ohne Oberkärnten], Militär­grenze [17. 7. 1811] [mit Warasdiner, slavonischer, siebenbür­gischer und banatischer Militärgrenze], nicht aber in Ungarn, Kroatien-Slawo­nien, Sieben­bürgen) als reines, aber nicht voll­ständiges Pri­vat­rechtsgesetzbuch (mit drei Teilen und 1512 Paragraphen sowie 73190 Wörtern, deutscher Text authen­tisch, 7344 Wortformen von 4313 ver­wendeten Wörtern) in Kraft gesetzt und zwi­schen 1815 und 1820 nach und nach auch in den Gebieten eingeführt, die durch den Frieden von Paris oder die Akte des Wiener Kongresses an die Monarchie zurückfielen oder von ihr erworben wurden (beispielsweise 1815 bzw. 1816 Lombardo-Venetien, [Lombardei 1816-1865, Venetien 1816-1871], 1815 Tirol mit Vorarlberg, 1817 Salzburg, Brixental, Zillertal, Innviertel, Hausruckviertel, 1820 Karlstädter Kreis, 1878 par­tiell-subsidär Bos­nien-Herzegowina). Der (nicht eindeutig be­kann­te, vielleicht durch Ab­stände des Wappens auf dem Titelblatt in dem Ausmaß von 47 bzw. 7. bzw. 9 Millimetern er­kennbare, an­schei­nend in § 591 die Zei­chen­folge … Or­dens; Jünglinge unter 18 Jahren, Frauens­personen, Sinnlose, Blinde, Taube, oder Stum­me … aufweisende) Erst­druck wird dem Kaiser an dem 24. Juni 1811 über­reicht (amtlich publizierter Text in Justiz­ge­setzsammlung 1817, Nr. 946). Inhaltlich beruht dieses dogmatisch nur wenig neuernde Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch auf dem römisch-ge­meinen Recht bzw. dem jün­geren (lat.) usus (M.) modernus pandec­tarum (Schuldrecht, ge­willkürtes Erbrecht, Besitz), (wenigen Einschüben aus dem) einheimischen Recht (Sachenrecht mit Grundbuch, Ehegüterrecht mit Gütergemeinschaft, naturrechtlich eingeschränkt Erbvertrag), kirchlichen (kanonischen), durch die Grundsätze des spä­ten Vernunftrechts gefilterten Recht (Eherecht für Katholiken) und dem Naturrecht (Syste­matik mit Ein­teilung nach Person und Sache, angeborene, schon durch die Vernunft ein­leuchtende Rechte des Menschen in § 16, Auslegungsre­geln beispielsweise § 7, angeborene Frei­heit der In­besitznahme freistehender Sachen § 381, Parentelenordnung der gesetzlichen Erbfolge). Von Savigny wird es 1814 in seiner die Kodifikation grundsätzlich ablehnenden Schrift vom Beruf als miss­lun­gen bewertet. Durch Patent von dem 29. 11. 1812 bzw. 1846 (Erbrecht) wird es von Liechten­stein übernommen (, wo der Text um zwei Fünftel gekürzt und seit dem 20. Jahrhundert an das Recht der Schweiz angeglichen wird, so dass um 2010 dort nur noch etwa 40 Prozent der ursprünglichen Paragraphen gelten). In Mol­dau wird es 1817 in dem Wesentlichen in den Codex Callimachus übersetzt. 1852 wird es (mit Anpassungen vor allem in dem Eherecht und ohne tatsächliche öffentliche Anwen­dung) in Ungarn (in dem Neoabsolutismus gegen den Willen der Ungarn 1853-23. 6.1861, danach aber freiwillige Kryptore­zeption), Kroatien und Slawonien (bis 1918, ohne Novel­lierungen), in der Woi­wod­schaft Serbien und in dem Temescher Banat, durch Patent von dem 29. 5. 1853 in Siebenbürgen und 1855 in Krakau eingeführt. Bern (1824/­1830, Luzern (1831/­1839), Solothurn (1841/­1847) und Aargau (1847/1855), Bayern (Ent­wür­fe von 1832/­1834), Sachsen (Entwurf 1852), Serbien (1844) und Montenegro (1888 Code Bogišić) dient es als Vorbild, Bosnien und Herze­gowina seit 1878 als subsidiäre Rechtsquelle nach dem einheimischen (beispielsweise ottoma­ni­schen bzw. osmanischen) Recht. Nach verschiedenen Verän­derungen bereits durch Hofdekrete vor 1848 wird das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1855 Ehegesetz für Ka­tho­liken mit Geltung nur von 1856 bis 1868,) 1912 (Baurechtsgesetz), 1914 (Personenrecht, Familienrecht, Vor­mund­schaftsrecht, gesetzli­ches Erbrecht), 1915 (Grenzberichti­gung), 1916 (Eigentums­vor­be­halt, Belastungsverbot, Schuldüber­nah­me, Auslobung, Schadenser­satz, Verjährung) unter dem vor allem durch Joseph Unger (1818-1913) vermittelten Ein­fluss der deut­schen historischen Rechts­schule in den drei durch kai­ser­liche Notverordnung in Kraft gesetzten Teilnovellen pandektistisch no­vel­liert (rund 15 Prozent der nun 1511 Pa­ra­graphen, 51 Pa­ra­graphen neu geschaffen, von dem alten Bestand 199 mehr oder weniger stark verändert). Berücksichtigt werden dabei außer dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 die Vorarbeiten des Obli­gationenrechts (1881) und des Zivil­ge­setzbuchs (1907/1911) der Schweiz, das All­gemeine Deutsche Handelsgesetzbuch (1861) und das deutsche Handelsgesetzbuch (1897) sowie der Entwurf eines Zivil­gesetz­buchs Ungarns (1900/1913). Erfasst werden ver­schiedene Sachgegenstände (Verkürzung der Verschollenheitsfristen bei der Todeser­klä­rung, Verbesserung der Rechts­stellung der Frau und des unehelichen Kindes und der un­ehe­lichen Mutter, Begrenzung der gesetz­li­chen Erbfolge der ehelichen Verwandten, Ehegattenerbrecht zu Eigentum statt zu Nieß­brauch, Nachbarrecht, Eigentumsvor­behalt an Maschinen, Realver­kehr, Realkredit, Angebot und Annahme von Verträgen, unerlaubte Verträge, Verträge zu Gunsten Dritter, Gewährleistung, Schadens­ersatz, Auslobung, Gastaufnahme, Anwei­sung, Schuldübernahme bei Übernahme eines Vermögens oder Geschäfts, Lohnzah­lungs­zeitpunkt, Lohnfort­zahlung bei unver­schuldeter Verhinderung des Arbeitnehmers, Kündigungsfristen und Fürsorgepflichten des Arbeitgebers. Seit 15. 6. 1922 gilt es in dem Burgenland (zunächst ohne Eherecht). Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wird das Eherecht durch das (vereinheitlichende) Ehegesetz (Gesetz zu der Ver­ein­heitlichung des Rechtes der Ehe­schließung und der Eheschei­dung), das Personenrecht durch das Personen­stands­ge­setz und vorübergehend bis 1947 das Tes­tamentsrecht durch das Testa­mentsgesetz (Gesetz über die Errichtung von Testamenten und Erbverträgen von dem 31. 7. 1938) des Deut­schen Reiches geändert, seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts durch mehrfache Novellierung das gesamte Familienrecht. Seit 1896 (Raten­ge­setz, Mietengesetz 1923, Konsumen­ten­schutz­gesetz 1979) wird es durch Nebenge­setze ergänzt. Nach 1945 ist es in dem sozialistischen Rechtskreis außer Kraft ge­setzt. Das Familienrecht wird auf Grund des Gleichheitsgrundsatzes vollständig ver­ändert. 1984 wird die Sachwalterschaft aufge­nommen. In Nebengesetzen sind etwa das Recht des Wohnens, der Ver­brau­cherschutz, das internationale Privatrecht, die Haftpflicht, die Patientenverfügung (2006) und die ein­getragene Partnerschaft (2010) geordnet. Vielleicht steht bzw. stehen in der Gegenwart noch die Hälfte oder drei Fünftel (Ogris) oder zwei Drittel (Brauneder) der ursprünglichen Paragraphen in Geltung (an dem 14. 2. 2011 861 von einst 1502 Paragraphen [1-3, 5-20, 22-23, 26-28, 33, 38-42, 44-46, 162, 286-299, 302-309, 311-356, 361-363, 365-366, 369-385, 387, 398, 400-421, 423-430, 438-450, 452-455, 457-468, 473-480, 482-484, 486-539, 542, 544-550, 552-565, 567, 570-573, 575-578, 580, 582-583, 588-589, 594-596, 601-614, 617, 647-668, 672-699, 701-715, 717, 719-721, 723-729, 733-737, 738-740, 750, 761, 763-764, 766, 770-778, 782, 786, 790-791, 793-795, 797-798, 802-804, 808-809, 812-814, 816-818, 820-821, 823-827, 829-843, 846, 854-858, 867, 869, 872, 874, 877, 880, 883, 888-901, 904, 907-913, 915, 923, 929-930, 934, 936-950, 952-969, 971-982, 1002-1020, 1023, 1025-1028, 1030-1033, 1035-1046, 1048-1051, 1053-1058, 1060-1069, 1071-1079, 1083-1095, 1099, 1103, 1106, 1108, 1110-1116, 1118-1120, 1176-1195, 1197-1209, 1211-1216, 1234-1236, 1246-1254, 1262, 1267-1277, 1279-1294, 1296-1297, 1299-1304, 1306, 1309-1313, 1317-1318, 1321-1326, 1331-1332, 1337-1338, 1340-1345, 1347-1355, 1357, 1359-1373, 1375-1399, 1411-1419, 1424-1438, 1441-1445, 1447-1457, 1459-1466, 1468, 1470-1473, 1475-1477, 1479, 1481-1484, 1488, 1491-1493, 1496-1502,] entfernt sind etwa Erbzinsvertrag, Widerlage, Morgengabe oder Obereigentum und Untereigentum).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 141, 185, 205; Banniza, J. Gründliche Anleitung zu dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuche, Bd. 1 1787; Wildner von Maithstein, I., Lexikon sämtlicher Worte des österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetz­buches, 1843; Harras von Harrasowsky, P., Geschichte der Kodifikation des österreichischen Civilrechtes, 1868; Pfaff, L., Über die Materialien des öster­reichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetz­buches, Grünhuts Zs. 2 (1875), 254; Ofner, J., Der Ur-Entwurf, Bd. 1f. 1889; Festschrift zur Jahrhundertfeier des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches, 1911; Slapnicka, H., Österreichs Recht außerhalb Österreichs, 1973; Dölemeyer, B., Die Revision des ABGB durch die drei Teilnovellen von 1914, 1915 und 1916, Ius commune 6 (1977), 274; Ogris, W., 175 Jahre ABGB, 1986/7; Caroni, P., Der unverstandene Meister, (in) FS H. Baltl, 1978, 107; Seemann, O., Die mit „1811“ datierten Drucke des ABGB, 1995; Neschwara, C., Die Geltung des österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches in Ungarn und seinen Nebenländern von 1853 bis 1861, ZRG GA 113 (1996), 362; Wesener, G., Die Rolle des Usus modernus pandectarum im Entwurf des Codex Theresianus, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 1363ff.; Naturrecht und Privatrechtskodifikation, hg. v. Barta, H. u. a., 1999; Frohnecke, E., Die Rolle des ABGB in Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, 2001; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/ABGB1811.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ABGB/ABGB_WFL_Zeitverlauf_20140712.doc; Österreichs Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, Bd. 3 hg. v. Berger, E., 2010; Festschrift 200 Jahre AGBG, hg. v. Fischer-Czermak u. a., 2011; 200 Jahre ABGB - Ausstrahlungen, hg. v. Geistlinger u. a., 2011 (u. a. besonders Ogris, W., Das ABGB innerhalb und außerhalb Österreich, 2011); 200 Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, B./Mohnhaupt, H., 2012; Deutsch, A., Billig streitet die Vermuthung - Zu Wortwahl und Gesetzessprache im ABGB, (in) 200 Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, B./Mohnhaupt, H., 2012, 367; 200 Jahre ABGB - Richterinnenwoche, 2012; 200 Jahre ABGB 1811-2011, hg. v. Barta, H., 2012; Mattiangeli, D., Die Anwendung des ABGB in Italien im 19. Jahrhundert und seine historischen Aspekte, 2012; 200 Jahre ABGB, hg. v. Fenyves, A. u. a., 2012; Zweihundert (200) Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB) und europäisches Vertragsrecht, hg. v. Kodek, G., 2012; Vom ABGB zum europäischen Privatrecht, hg. v. Welser, R., 2012; Die ältesten Quellen zur Kodifikationsgeschichte des österreichischen ABGB, hg. v. Neschwara, C., 2012; Das ABGB in den „vaterländischen Blättern“, hg. v. Kohl, G. u. a., 2012; Brauneder, W., Österreichs Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB), Band 1 Entstehung und Entwicklung des ABGB bis 1900, 2014

Allgemeines Deutsches Gesetz über Schuldverhältnisse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit 1863 von den Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes zwecks Rechtsvereinheitlichung bzw. Rechts­angleichung in einem infolge der Industrialisierung und der damit verknüpften weiteren Ersetzung der Hauswirtschaft durch die Marktwirtschaft wirtschaftlich besonders bedeutsamen Rechtsgebiet beratene (allgemeine deutsche) Gesetz, dessen (→Dresdener) Ent­wurf in dem Jahre 1866 gerade der Bundes­versammlung zugeleitet ist, als der Deutsche Bund an dem Gegensatz zwischen Österreich und Preußen in dem Streit um die Verwaltung Schleswig-Holsteins zerbricht, so dass der Entwurf dieses Gesetzes nicht weiter behandelt wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Hedemann, J., Der Dresdener Entwurf von 1866, 1935; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dresdener Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1866, hg. v. Francke, B., 1973; Protocolle der Commission zur Ausarbeitung eines allgemeinen deutschen Obligationenrechts, 1866, 1984

Allgemeines Deutsches Handelsgesetz­buch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf Grund des Vorbilds des französischen →Code de commerce (1808) nach Scheitern eines 1848 auf Anregung der deutschen Nationalversammlung (Frankfurter Paulskirchenversammlung) eingesetzten Ge­setz­gebungsausschusses seit 1856 von einer Kommission des Deutschen Bundes vorbe­reitete, nach preußischer Vorlage (1850-1856) und österreichischen Vorlagen (1842, 1853, 1857) 1861 in dem so genannten Nürnberger Entwurf entstandene Handelsgesetzbuch, das die Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes auf Empfehlung der Bundesversammlung von dem 31. 5. 1861 durch überein­stimmende Ein­zel­staatsgesetze (u. a. Preußen 1. 3. 1862, Öster­reich 1. 7. 1863 Allgemeines Handelsgesetz­buch, Anlage zu dem Gesetz 17. 12. 1862 RGBl. 1863, 1, [ohne Seerecht] in Geltung bis 23. 12. 1938, Württemberg 15. 12. 1865, Schaumburg-Lippe 1. 1. 1870) ab 1862 als allgemeines deutsches Recht in Kraft setzen. An seine Stelle tritt in dem (zweiten) Deutschen Reich 1897 nach Umarbeitung das →Handelsgesetzbuch (in Österreich 24. 12. 1938 übernommen und später in Unternehmensgesetzbuch umgearbeitet).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Protokolle der Kommission zur Beratung eines allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches, hg. v. Lutz, J., Bd. 1ff. 1958ff., Neudruck 1984; Thöl, H., Zur Geschichte des Entwurfes eines allgemeinen deutschen Handels­gesetzbuches, 1861; Goldschmidt, L., Der Abschluss und die Einführung des allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, ZHR 5 (1862), 204ff.; Lindau, L., Register zu dem Allgemeinen Deutschen Handels­gesetzbuch, 1867; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, (in) ZHR 144 (1980), 484; Wild, P., Der Einfluss des All­gemein­en deutschen Handelsgesetzbuchs auf die Privatrechtsdogmatik, Diss. jur. Saarbrücken 1966; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/AllgemeinesDeutschesHandelsgesetzbuch1861.htm; Das ADHGB von 1861 als gemeinsames Obligationenrecht in Mitteleuropa, hg. v. Löhnig, M./Wagner, S., 2018

Allgemeines deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Hempel 1770) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Verhandlungen und danach Parallelgesetzgebung der Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes entstandene Recht. →Allgemeine Deutsche Wechselordnung, →Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch, (Dresdener) Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1863ff.

Lit.: Köbler, DRG 182

Allgemeines Gesetzbuch für die preußischen Staaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (1791) ist eine älteren gescheiterten Versuchen (1714 Auftrag Friedrich Wilhelms I. an die Juristenfakultät Halles zu einer Ausfertigung einiger Konstitutionen zu dem Landrecht der Kurmark Brandenburg, 1746ff. dreiteiliges Projekt eines Corporis Juris Fridericiani) folgende Vorstufe für die Kodifikation →Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten (1794). Vorausgeht als Folge des sog. →Müller-Arnold-Prozesses (1. 1. 1780) eine Kabinettsordre des Königs von dem 14. 4. 1780 für ein deutsches allgemeines Landrecht, nach der „alle Gesetze für unsere Staaten und Untertanen in ihrer eigenen Sprache abgefasst, genau bestimmt und vollständig gesammelt werden“, „nur das Wesentliche mit dem Natur-Gesetz und der heutigen Verfassung Übereinstimmende aus dem römischen Recht abstrahirt, das Unnütze weggelassen, Unsere eigene Landes-Gesetze an dem gehörigen Ort eingeschaltet und solcher­gestalt ein subsidiarisches Gesetz-Buch, zu welchem der Richter bei dem Mangel der Provinzial-Gesetze recurriren kann, ange­fertigt“ werden soll. Eine Kabinettsordre von dem 27. 7. 1780 konkretisiert den Auftrag, dem das Corpus iuris civilis Justinians zu Grund gelegt werden soll. Der unter Leitung Johann Casimir von Carmers hauptsächlich von Carl Gottlieb Svarez und Ernst Ferdinand Klein auf der Grundlage von Auszügen aus dem Corpus iuris civilis Justinians nach einer systematischen natürlichen Ordnung erar­beitete Entwurf eines allgemeinen Gesetz­buchs für die preußischen Staaten wird seit 1784 in sechs Abteilungen gedruckt (Erster Teil Personenrecht, erste Abteilung von dem Hausstand 1784, zweite Abteilung von den Rechten und Pflichten der verschiedenen Stände des Staates 1785, dritte Abteilung Rechte und Pflichten des Staates gegen die Bürger 1786, zweiter Teil Sa­chenrecht, erste Abteilung Titel 1-6 1787, zweite Abteilung Titel 7-13 1787, dritte Abteilung Titel 14-22 1788). Die nach der Veröffentlichung eingereichten Vorschläge (Monita) werden verwertet und in einer Svarezschen Revision 1790/1791 genutzt. An dem 20. 3. 1791 reicht von Carmer das Publi­kationspatent für das Allgemeine Gesetzbuch für die preußischen Staaten ein, dessen Inkrafttreten zu dem 1. 6. 1792 geplant wird. An dem 18. 4. 1792 verschiebt der König die Geltung aus politischen Gründen bis auf Weiteres. Wegen des Gebietsgewinns Preußens aus der zweiten Teilung Polens (1793) wird dann das in dem Privat­recht einem abgewandelten Instituti­onen­system folgende Werk doch an dem 1. 6. 1794 als Allgemeines Landrecht für alle preußischen Staaten in Kraft gesetzt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Entwurf­einesallgemeinenGesetzbuchesfuerdiepreussischenStaaten1Theil1Abtheilung1784.pdf u. a. Svarez, Carl Gott­lieb, Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuches für die preußischen Staaten, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Register zum allgemeinen Gesetzbuch für die preußischen Staaten (1792), hg. v. Krause, P., 2004; Finkenauer, T., Vom Allgemeinen Gesetzbuch zum Allgemeinen Landrecht, ZRG 113 (1995), 40; Barzen, C., Die Entstehung des „Entwurf(s) eines allgemeinen Gesetzbuchs für die Preußischen Staaten“, 2000

Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und derselben Bestrafung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das unter Joseph II. gewisse aufgeklärte Grundsätze verwirklichende und auch Josephina genannte Strafgesetzbuch Österreichs von 1787, das noch von dem Strafzweck der Abschreckung ausgeht.

Lit.: Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­Strafgesetz1787.pdf

Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ALR) ist das als →Kodifikation zu dem 1. 6. 1794 in Kraft gesetzte umfassende Vernunftrechtsgesetzbuch →Preußens. Ihm gehen als ältere, in dem Ergebnis erfolglose Ver­suche der Rechtsvereinheitlichung der recht­lich ganz verschieden geordneten Teile Brandenburg-Preußens ein Ersuchen Friedrich Wilhelms I. von Preußen an die juristische Fakultät der Universität Halle an der Saale (1714) und das in einem Auftrag Friedrichs des Großen seit 1746 von dem Großkanzler Samuel von →Cocceji bearbeitete Projekt eines Corpus juris Fridericiani Friedrichs des Großen (Teilentwürfe 1749, 1751, dritter Teil auf dem Postweg verloren und schon deswegen insgesamt gescheitert) voraus. Als Folge des so genannten →Müller-Arnold-Prozesses (1. 1. 1780) erarbeiten nach einer Kabinettsorder Friedrichs des Großen (14. 4. 1780 betreffend die Verbesserung des Justizwesens bezüglich der Gerichtsverfassung, des Prozessrechts und des materiellen Rechtes) der neu berufene Großkanzler Johann Heinrich Casimir von →Carmer und Carl Gottlieb →Svarez (außer dem die Amtsermittlung einführende und die Advokatur abschaffenden [lat. [N.] Corpus juris Fridericianum, friderizianisches Korpus des Rechtes von 1781 für das Verfahrensrecht und einer Hypotheken­ordnung von 1783) an Hand des römischen Rechtes nach natürlicher Ordnung und der Sonderrechte der einzelnen Provinzen einen von dem König (1785) als zu weitläufig zurückgewiesenen Entwurf (es ist aber Sehr Dicke, und gesetze müssen Kurtz und nicht Weitläuftig seindt) eines allgemeinen Gesetzbuchs für die preußischen Staaten aus (1783-1788, zwischen 1784 und 1788 in sechs Bänden veröffentlicht). Nach Überarbeitung an Hand zahlreicher eingegangener Monita und Denk­schriften wird 1791 ein Entwurf eines →allgemeinen Gesetzbuchs für die preußischen Staaten vorgelegt, (nach Einreichen des Publikationspatents an dem 20. 3. 1791) sein Inkrafttreten zu dem 1. 6. 1792 verfügt, aber nach nicht mehr vollständig aufklärbaren Vorgängen ständischer Gegenerschaft an dem 18. 4. 1792 auf (zunächst) unbestimmte Zeit suspendiert. 1794 wird das Gesetzbuch nach dem 1793 bei der zweiten Teilung Polens erfolgten Erwerb umfangreicher Gebiete (Südpreußen, Neu-Ostpreußen) unter geringer Umarbeitung (Aufhebung des Verbots der Machtsprüche und einiger Bestimmungen über die Ehe zu der linken Hand) aber dann doch als Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten. erlassen (Anlage zu dem königlich preußischen Patent von dem 5. 2. 1794). Das Gesetz umfasst in zwei Teilen („Eigentum“, „Gesellschaft“) mit 23 und 20 Titeln sowie 19194 Paragraphen und 603365 Wörtern (über das Privatrecht hinausreichend fast) das gesamte private und öffentliche Recht (Privatrecht, Gemeinde­recht, Beamten­recht, Staatsrecht, Kirchen­recht, Lehnrecht, Strafrecht), das es ziemlich fürsorglich und kasuistisch abhandelt. Sein von dem Einzelnen (über Ehe, Familie und Stände) zu dem Staat fortschreit­ender Aufbau ist vernunftrechtlich. Anknüpf­ungspunkt ist (noch) nicht der Mensch als ohne weiteres rechtsfähiges Wesen, sondern der Mensch, soweit er nach Geburt, per­sönlichen Verhältnissen und Stand Rechte und Pflichten hat. Inhaltlich stellt es in seiner Ausrichtung auf das gemeine Wohl einen Ausgleich zwischen altständischer Gesell­schaft und aufgeklärter Freiheit dar, der die fortschrittlichen Ideen des Bürgertums nur eingeschränkt verwirklicht. In dem Privatrecht folgt es einem abgewandelten Institu­tionensystem. Von Savigny wird es abgelehnt (1816 „Sudeley“), aber ab 1819 in Vorlesungen an der Universität vorgetra­gen. In den 1815 auf dem Wiener Kongress gewonnenen Rheinlanden, in denen Frankreich 1806/1807 seinen 1804 geschaf­fenen Code civil in Kraft setzt, und in den 1866 bei Auflösung des Deutschen Bundes erlangten Gebieten wird es nicht eingeführt. Durch das Strafgesetzbuch von 1851, das Allgemeine Deutsche Handels­gesetzbuch von 1861 und schließlich durch das →Bürgerliche Gesetz­buch (1896/1. 1. 1900) wird es Stück für Stück abgelöst.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140, 184, 151, 160, 198; Eggers, C. v., Lehrbuch des Natur- und allgemeinen Privatrechts und gemeinen preußischen Rechts, 1797; Thieme, H., Die preußische Kodifikation, ZRG GA 57 (1937), 355; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Conrad, H., Die geistigen Grundlagen des ALR, 1958; Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, hg. v. Hattenhauer, H., 1970, 2. A. 1994, 3. A. 1996; Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, Register 1973; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1975; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1988; Mühleisen, H., Zur Ord­nung der Akten und Materialien des Allgemeinen Land­rechts, ZRG GA 108 (1991), 194; Schwennicke, A., Die Entstehung der Einleitung des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 1993; Friedrich Carl von Savigny, Landrechtsvorlesung 1824, hg. v. Wollschläger, C. u. a., 1994ff.; Gemeinwohl - Freiheit - Vernunft - Rechtsstaat, hg. v. Ebel, F., 1995; Das Preußische Allgemeine Landrecht, hg. v. Wolff, J., 1995; 200 Jahre allgemeines Landrecht, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1995; Kodifikation gestern und heute, hg. v. Merten, D. u. a., 1995; Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuches für die Preußischen Staaten, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Finkenauer, T., Vom Allgemeinen Gesetzbuch zum Allgemeinen Landrecht, ZRG GA 113 (1996), 40; Benthaus, R., Eine „Sudeley“?, Diss. jur. Kiel 1996; Reformabsolutismus und ständische Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G., 1998; Zur Ideen- und Rezeptionsgeschichte des preußischen Allgemeinen Landrechts, hg. v. Gose, W. u. a., 1999; Dilcher, G., Forschungen zum ALR-Jubiläum, (in) ZNR 2001, 285; Steinbeck, J., Die Anwendung des allgemeinen Landrechts in der richterlichen Praxis, 2004; Benöhr, H., Die Urheber des ALR, ZRG GA 121 (2004), 493; Register zum allgemeinen Gesetzbuch, hg. v. Krause, P., 2004; Albrecht, M., Die Methode der preußischen Richter, 2005; http://www.­koeb­lergerhard.de/Fontes/ALR1fuerdiepreussischenStaaten1794teil1.htm;http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ALR2fuerdiepreussischenStaaten1794Teil2.htm; Hilgen­stock, C., Die Anwendung des Allgemeinen Landrechts in der richterlichen Praxis, 2009; Bitter, A. v., Das Strafrecht des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 2013; Stegmaier, W., Das preußische Allgemeine Land­recht und seine staatsrechtlichen Normen, 2013; Sturm, F., Das preußische Allgemeine Landrecht, 2014; Schroth, F., Praxistest für das ALR, 2016; Röhrmann, K., Das Ehescheidungsrecht des ALR und die Reformvorschläge im 19. Jahrhundert, 2017

Allgemeines Persönlichkeitsrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einer Person an ihrer Persönlichkeit insgesamt zustehende Recht. Erste Ansätze hierfür finden sich bei Donellus (Doneau 1527-1591), Pufendorf, Thomasius und Wolff (vgl. § 83 Einl. ALR, § 16 ABGB), doch lehnt Friedrich Carl von Savigny ein allgemeines Persönlichkeitsrecht ab, weil Inju­rienstrafenklage und Strafrecht genü­genden Schutz bieten. Demgegenüber treten später Otto von Gierke und Josef Kohler für ein allgemeines Persönlichkeitsrecht ein. Bei der Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900) wird auf ein allgemeines Persönlichkeitsrecht bewusst verzichtet, nur der Namens­schutz in § 12 geregelt und der Schadensersatz bei imma­teriellen Schäden eingeschränkt (§ 253 BGB, anders Art. 28 ZGB Schweiz 1907/­1911). Seit 1954 wird ein allgemeines Persönlichkeitsrecht in Deutschland durch die Rechtsprechung (BGHZ 13, 334, 1958, BGHZ 26, 349, 1974 BVerfGE 34, 269, vgl. 1956 BGHZ 20, 345 pönale Geldentschä­digung) anerkannt. Als Rechtsgrund wird Art. 2 Iff. GG angesehen (vgl. BGHZ 128,1). Beachte auch § 201a StGB.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 1 1910, 58; Irmscher, K., Der privatrechtliche Schutz der Persönlichkeit in der Praxis des gemeinen und partikularen Rechts, 1953; Scheyhing, R., Zur Geschichte des Persönlichkeitsrechts im 19. Jahrhundert, AcP 158 (1959/1960), 503; Leuze, D., Die Entwicklung des Persönlichkeitsrechts im 19. Jahrhundert 1962; Simon, J., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht und seine gewerb­lichen Erscheinungsformen, 1981; Gottwald, S., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 1996; Goebel, J., Allgemeines Persönlichkeitsrecht, 2004; Ebert, I., Pönale Elemente im Privatrecht, 2004; Kastl, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 2004; Martin, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 2007

Allgemeines Vermögensgesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) für das Fürstentum Montenegro ist das vor allem unter Mitarbeit Baltazar →Bogišićs (1834-1908) 1888 in Kraft gesetzte Privatrechtsgesetzbuch Montenegros (ohne Familienrecht und Erbrecht).

Lit.: Zimmermann, W., Valtazar Bogišić (1834-1908), 1962; Hamza, G., Bemerkungen zur Privatrechts­entwicklung in Montenegro, (in) Spomenica Valtazara Bogišića, 2008, 315

Allgemeinverfügung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandene, lange als zwischen Ver­ordnung und Verwaltungsakt stehend angesehene, zuletzt dem Verwaltungsakt zugeordnete Einrichtung des allgemeinen Verwaltungsrechts.

Lit.: Wandschneider, S., Die Allgemeinverfügung, 2009

alliiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht als eigener Ansatz in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Verb alliieren in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1628 aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) verbündet

Alliierte hohe Kommandantur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Berlin ist das gemeinsame Organ der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs für Berlin seit Juli 1945. Nach dem Auszug des sowjetischen Stadtkom­mandanten aus der Alliierten Hohen Kommandatur an dem 16. Juni 1948 tagen die drei westlichen Stadt­kommandanten allein. Die Hoheitsge­walt über →Berlin (West) wird bis zu der Ver­einigung Berlins in dem Zuge der Herstellung deutscher Einheit (1990) von den drei Westalliierten ausgeübt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Schiedermair, H., Der völkerrechtliche Status Berlins, 1975; Grant, H., Die Alliierten und die Teilung Deutschlands, 1985

Alliierte Hohe Kommission (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das oberste Organ der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritanniens und Frankreichs für die Bundesrepublik Deutschland einschließlich der westlichen Sektoren Berlins von dem 21. 9. 1949 bis zu dem 5. 5. 1955. Die Alliierte Hohe Kommission hat ihren Sitz auf dem Petersberg bei Königswinter. Sie besteht aus den 3 Hohen Kommissaren der beteiligten westlichen Besatzungsmächte Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich.

Lit.: Vogt, H., Wächter der Bonner Republik, 2004

Alliierter Kontrollrat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an dem 30. 7. 1945 errichtete Organ der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich für die Ausübung der obersten Gewalt in Deutschland, insbesondere die Entscheidung aller Deutschland als Ganzes betreffenden Fragen. Der Alliierte Kontrollrat erlässt auch Gesetze. An dem 20. 3. 1948 stellt er wegen der gegensätzlichen Ansichten der westlichen Mächte einerseits und der Sowjetunion andererseits seine Tätigkeit ein. In Österreich werden nach dem ersten alliierten Kontrollabkommen von dem 4. 7. 1945 ein aus den vier militärischen Kom­missaren der vier Besatzungsmächte ge­bildeter Alliierter Rat und ein Exeku­tivkomitee mit Stäben (insgesamt als Alliierte Kommission bezeichnet) einge­richtet, deren oberste Gewalt durch das zweite alliierte Kontrollabkommen von dem 28. 6. 1946 abge­schwächt wird. →Kontrolle

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245; Jaenicke, G., Der Abbau der Kontrollratsgesetzgebung, 1952; Etzel, M., Die Aufhebung von nationalsozialistischen Gesetzen, 1992; Schmoeckel, M., Die Aufhebung von nationalsozialistischen Gesetzen, ZRG 112 (1994), 431; Mai, G., Der Alliierte Kontrollrat in Deutschland, 1995

Alliiertes Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von den alliierten Besatzungsmächten (in Deutschland) in fünf Abschnitten (vor dem 5. 6. 1945, ab der Berliner Erklärung von dem 5. 6. 1945, ab 1947, ab 1951 und ab 1955) geschaffene oder veranlasste Besat­zungsrecht.

Lit.: Handbuch des Besatzungsrechts, hg. v. Schmoller, G. v. u. a., 1957; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, D., 1990; Deutschland unter alliierter Besatzung, hg. v. Benz, W., 1999; Rensmann, M., Besatzungsrecht im wiedervereinigten Deutschland, 2002

Allmende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1133 bezeugt – 1125 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab dem Althochdeutschen [ohne Zeitangabe AhdGl. III 407] und 1125 [Schöpflin, AlsDipl. I 203] bzw. 1149 [WirtUB. II 49] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., mhd. almende) ist die mehreren Berechtigten zu allgemeiner Nutzung zustehende Wirtschaftsfläche (einer Gemeinde oder eines ähnlichen Verbands). Es ist sehr zweifelhaft, ob die Anfänge der vor allem in dem Hochmittelalter bezeugten Allmende in die germanische Landnahme zurückreichen. Inhaltlich besteht die Allmende aus Wäldern, Weide und Ödland. Nutzungsberechtigt sind regel­mäßig die Inhaber mehrerer (nahe beieinander liegender) Hofstellen bestimmter Größe (Markgenossen). Schon früh versucht der König und später auch der Landesherr, ein Allmendregal durchzusetzen. Das durch den Liberalismus geprägte 19. Jahrhundert strebt nach Beseitigung der Allmende zugunsten von Alleineigentum. →Alm

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96, 121; Möser, J., Osnabrückische Geschichte, 1768ff.; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Weiss, J., Die Hackwaldallmende der Stadt Eberbach, ZRG GA 17 (1896), 77; Schiff, W., Grundriss des Agrarrechts, 1903; Rüttimann, K., Die zugerischen Allmendkorporationen, 1904; Rennefahrt, H., Die Allmend im Berner Jura, 1905; Wopfner, H., Das Almendregal des Tiroler Landesfürsten, 1906; Omlin, H., Die Allmendkorporationen der Gemeinde Sarnen, 1913; Litscher, M., Die Alpkorporationen des Bezirkes Werdenberg, 1919; Meyer, E., Die Nutzungs­korpora­tionen im Freiamt, 1919; Haff, K., Überbleibsel strenger Feldgemeinschaft auf friesischen und skandinavischen Inseln, ZRG GA 46 (1926), 378; Haff, K., Die alten Feld- und Wiesengemeinschaften der Insel Föhr und ihre Erbbücher, ZRG GA 47 (1927), 673; Bergdolt, W., Badische Allmenden, ZRG GA 48 (1928), 466; Weber, K., Zur Rechtsgeschichte der Wiesengemeinschaften der Hallig Hooge, 1931; Plett, E., Zur Rechtsgeschichte des Spätlandes auf Oster­landföhr, 1931; Kirchner, R., Die Allmende und ihre Schicksale in Unterfranken, Diss. jur. Würzburg 1931; Mantel, K., Der Gemeindewald in Bayern, Diss. jur. Würzburg 1933; Rynning, L., Bidrag til norsk almenningsrett I, 1934; Brinkmann, O., Die Bedeutung der Allmende im neuen Deutschland, 1935; Scherzer, G., Die Allmenden in Baden, 1940; Grass, N., Beiträge zur Rechts­geschichte der Alpwirtschaft, 1948; Fischer, H., Zum Gebietsrecht der Stadtallmende, ZRG GA 71 (1954), 209; Sidler, R., Die schwyzerische Unterallmeind­korporation, Diss. jur. Zürich 1956; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Golkowsky, R., Die Gemeinheitsteilungen im nordwestdeutschen Raum, 1965; Wehrenberg, D., Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Allmendrechten und Gemeinfronverpflichtungen, 1969; Wörlen, R., Waldeigentümergemeinschaften, 1981; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Below, S. v. u. a., Wald, 1998; Zückert, H., Allmende und Allmendaufhebung, 2003; Schmidt-Wiegand, R., Allmende, (in) Worte des Rechts, 2007, 347; Von der Allmende zur Share Economy, hg. v. Schläppi, D. u. a., 2018

Allod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Lex Salica-Fragment] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab der Lex Salica [507-511], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das keinen zusätzlichen Beschrän­kungen unterliegende Familiengut (19. Jahrhundert, vgl. Lex Salica 59). Es steht insbesondere in einem Gegensatz zu →Lehen. In dem deutschen Sprachraum gibt es wohl schon früh Allod, während in Frankreich (wegen der Vermutung nulle terre sans seigneur) Allod eher selten und in England Allod seit 1066 (Domesdaybook) verschwunden ist. Allod kann von dem Berechtigten zu Lehen gemacht werden und Lehen kann bei Mitwirkung aller Berechtigter in Allod verwandelt werden. Mit dem 19. Jahrhundert geht Allod allgemein in →Eigentum auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, WAS; Chenon, E., Étude sur l’histoire des alleux en France, 1888; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenberger, ZRG GA 58 (1938), 448; Ebner, H., Das freie Eigen, 1969; Spieß, K., Das Lehnswesen, 2002, 2. A. 2009

Allodifikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1738 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (ausdrückliche oder stillschweigende) Umwandlung von Lehen in →Allod. Tatsächlich findet in der Neuzeit eine allmähliche Allodifikation der deutschen Landesfürstentümer zu Lasten des Reiches oder Königs statt (bis 1806). Innerhalb der Landesfürstentümer erfolgt (nicht zuletzt aus steuerlichen Überlegungen) eine Allodifikation der Lehen von 1702 (Preußen) bis 1919 (Mecklenburg).

Lit.: Köbler, DRG 211; Loewe, V., Die Allodifikation der Lehen unter Friedrich Wilhelm I., (in) Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 11 1898; Deter, G., Allodifikation, ZRG GA 130 (2013), 205

Allthing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1808) ist die vielleicht 930 eingerichtete politische Versammlung der seit der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts vor allem von Westnorwegen aus besiedelten Insel →Island. Das Allthing wird in der zweiten Junihälfte jedes Jahres in dem Südwesten abgehalten. Teilnahmeberechtigt ist jeder thingsteuerfähige Freie, teilnahmeverpflichtet jeder Häuptling (Gode) und jeder neunte Mann. Auf dem Allthing hat der Gesetzessprecher oder Rechtssprecher (lögsögumadr) das Recht vorzutragen, ist Recht zu setzen und zu klären und müssen Urteile gefällt werden. 1271/1281 endet diese ältere Gestaltung. 1798 wird das Allthing insgesamt aufgelöst.

Lit.: Kuhn, H., Das alte Island, 1971; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500 – eine Quellenkunde, 2011, 2. A. 2016 (Wort 1808

Alm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1808 bezeugt – Hinweis auf Alpe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über Alpe und das erschließbare Germanische sowie das Keltische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bergweide, →Almrecht

Almrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht [aber Alprecht 1385] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – Alprecht ab 1385 in 25 Stellen – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Alp oder (aus alben kontrahiert) Alm als der hochgelegenen, vielleicht seit 3000 Jahren in den Sommermonaten bewirtschafteten Weideflä­che (vor allem des Alpenraums). Diese gehört teils Genossen­schaften, teils Grundherren. Das Eigentum an den Grundstücken ist oft durch besondere Rechte und Dienstbarkeiten eingeschränkt (beispielsweise Schneefluchtrecht auf niedriger gelegenen und damit eher schneefreien Almen).

Lit.: Hibler, I., Die Grundlagen von Almwirtschaft und Almrecht in Bayern, 1923; Weiß, R., Das Alpwesen Graubündens, 1941; Grass, N., Beiträge zur Rechtsgeschichte der Alpwirtschaft, 1948; Moritz, A., Die Almwirtschaft im Stanzertal, 1956; Grass, N., Forschungen zur Alpwirt­schaft, ZRG GA 81 (1964), 368; Ramseyer, R., Das altbernische Küherwesen, 1961; Gietzen, H., Die Almen des Stubaitales, 1964; Schweizerischer Alpkataster, hg. v. d. Abteilung für Landwirtschaft des eidgenössischen Volkswirtschaftsde­partements in Bern, 1962ff.; Hägele, E., Die Hinterriss, Diss. staatswiss. Innsbruck 1967; Edelmann, M., Die Almen im Tegernseer Tal, 1966; Werner, K., Die Almwirtschaft des Schnalstales, 1969; Starz, R., Die Almwirtschaft in der Wildschönau, Diss. staatswiss. Innsbruck 1970; Carlen, L., Das Recht der Hirten, 1970; Schenk, P., Die Almwirtschaft im Alpbachtal (Tirol), 1974; Zwittkovits, F., Die Almen Österreichs, 1974; Grass, N., Oswald von Wolkenstein und die Almwirtschaft, ZRG GA 92 (1975), 105; Tremel, F., Zur Rechtsgeschichte des Almwesens, (in) FS N. Grass Bd. 2 1975, 3; Untersuchungen zur eiszeitlichen und frühmittelalterlichen Flur, hg. v. Beck, H., 1980; Arnold, G., Die Korporation Ursern, 1990; Grass, N., Alm und Wein, 1990 (Aufsätze)

alodis (lat.-afränk. [F.]) →Allod, s. Google

Alp →Alm, s. Google

Alpen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1741 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) ist der Name des Italien von Frankreich und Deutschland trennenden, infolge der Pattenverschiebungen des Erdmantels entstandenen Gebirges Europas.

Lit.: Die Alpen in der europäischen Geschichte des Mittelalters, 1965; Die Alpen, hg. v. Mathieu, J. u. a., 2005; Wege über die Alpen, hg. v. Oster, U., 2006; Le Alpi porta d’Europa, hg. v. Pani, L. u. a., 2009; Winckler, K., Die Alpen im Frühmittelalter, 2012; Bätzing, W., Die Alpen, 2018

Alsfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Oberhessen übernimmt nach 1556 weitgehend wörtlich das Frankenberger Stadtrechtsbuch.

Lit.: Gerhardt, H., Das Alsfelder Stadtrechtsbuch, Diss. Freiburg im Breisgau 1993; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 82; Eckhardt, W., Das Stadtgericht als Oberhof, (in) Zs. f. hess. Gesch. 110 (2005), 21ff.; Das Frankenberger Stadtrechtsbuch, bearb. v. Eckhardt, W., 2014; Das Augustinerkloster Alsfeld, hg. v. Schneider, H., 2019

alt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221/1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) betagt, bejahrt, reif

Altar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem 13. Jahrhundert [HohenfurtBened. 267] sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der christlichen Kirche für geistliche Handlungen verwendete Tisch, mit dem auch Rechtshandlungen (beispielsweise Stif­tungen, Eide, Gottesurteile) verbunden werden können.

Lit.: Carlen, L., Orte, Gegenstände, Symbole kirchlichen Rechtslebens, 1999; Viek, S., Der mittelalterliche Altar als Rechts­stätte, (in) Mediävistik 17 (2004)

Altdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) bei Nürnberg, 1504 von der Pfalz an die Reichsstadt Nürnberg gelangt, 1553 sehr zerstört, ist von 1575 an Sitz des 1526 nach Vorschlägen Melanchthons in dem Egidienkloster Nürnbergs eingerichteten Gymnasiums und von 1622 bis 1809 Sitz einer Universität (Donellus, Rittershusius, 1599 Wallenstein, 1667 Leibniz). 1806 kommt Altdorf zu Bayern.

Lit.: Will, G., Geschichte und Beschreibung der nürn­bergischen Universität Altdorf 1796, Neudruck 1975; Die Matrikel der Universität Altdorf, hg. v. Steinmeyer, E. v., 1812, Neudruck 1980; Mummen­hoff, G., Die Juristenfakultät Altdorf in den ersten fünf Jahrzehnten ihres Bestehens, Diss. jur. Erlangen 1957; Loiermann, H., Die Altdorfer Juristen, (in) FS K. S. Bader 1965, 267; Mährle, W., Academia Norica (1575-1623), 2000; Nürnbergs Hochschule in Altdorf, hg. v. Marti, H. u. a., 2014

alte Kulm →Kulm

Altena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Lappe, J., Die Freiheit Altena, 1929

Altenteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1710 [BremPolO. 1732 741] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) ist die einem Bauern und seinem überlebenden Ehegatten nach Übergabe seines Hofes an seinen Nachfolger zustehende Versorgung. Das seit der Mitte des 14. Jahrhundert nachweisbare Altenteil wird bei freien Bauern durch (seit dem 16. Jahrhundert nachweisbaren) Vertrag vereinbart (und in neuerer Zeit in dem Grundbuch dinglich gesichert), bei grundherrschaftlichen Bauern auch in Hofrechten festgelegt. Es haftet an dem Hofgrundstück. Die Anerbengesetz­gebung des 19. Jahrhunderts kennt eine gesetzliche Regelung, deren genaue Ausgestaltung der Vereinbarung überlassen ist. Art. 96 EGBGB verweist für den schuldrechtlichen Vertrag auf das Landesrecht.

Lit.: Runde, C., Die Rechtslehre von der Leibzucht oder dem Altenteile auf deutschen Bauerngütern, 1805; Schmidt, K., Gutsübergabe und Ausgedinge, 1920; Piepenbrock, J., Die Entwicklung des Altenteils oder der Leibzucht, 1925 (Diss. Münster); Weiland, H., Die geschichtliche Entwicklung des bäuerlichen Altenteils, 1940; Weber, H., Der deutsche bäuerliche Übergabevertrag, 1941; Czerannowski, B., Das bäuerliche Altenteil in Holstein, Lauenburg und Angeln 1650-1850, 1988; Schäfer, A., Übernahme und Altenteil, Diss. jur. Bonn 1994

Alter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine für das Recht in verschiedener Hinsicht bedeutsame, durch die dem Universum wie dem Menschen vorgegebene Dimension Zeit bedingte Erscheinung des Seins wie des menschlichen Lebens. Schon das römische Recht unterscheidet zwischen Kleinkindern (lat. [M.Pl.] infantes), Nochnichtgeschlechts­rei­fen (lat. [M.Pl.] impuberes) und Geschlechtsreifen (lat. [M.Pl.] puberes), wobei der Eintritt der Reife bei Männern mit vollendetem 14., bei Frauen mit vollendetem 12. Lebensjahr angenommen wird und volle Geschäftsfähigkeit bedeutet. Allerdings besteht (wohl schon früh) bis zu der Vollendung des 25. Lebensjahrs ein besonderer Schutz bei Rechtsgeschäften. Nach den frühmittelalter­lichen Volksrechten tritt Mündigkeit zunächst nach der jeweiligen einzelnen Geschlechts­reife ein, später mit der Vollendung des 10. Lebensjahrs (angel­sächsisches Recht vor 1000) oder 12. Lebensjahrs (Edictus Rothari [643] 155, Leges Liutprandi [721] 18). Der Unmündige kann bestimmte Handlungen nicht vornehmen, andere nach Erreichen der Mündigkeit widerrufen. Die väterliche Gewalt dauert aber bis zu der →Abschichtung fort. Nach dem Sachsenspiegel kann diese Rechtsstellung des Unmündigen freiwillig bis zu dem Ablauf des 21. Lebensjahrs und nach dem 60. Lebensjahr fortgeführt werden. Mit der Rezeption des römischen Rechtes seit dem späteren Mittelalter dringt die römische Regelung der (lat. [F.]) infantia (Kindheit) ein (Geschäftsunfähig­keit). Wer älter als sieben Jahre alt ist, kann zwar Rechte erwerben, aber bis zu der Geschlechtsreife keine Pflichten begründen bzw. bis zu der Volljährigkeit (meist 25 Jahre) das Vermögen nicht ohne Zustimmung eines Kurators verringern, allerdings auf Antrag diese Rechtsstellung bereits mit 20 bzw. für Frauen mit 18 Jahren erreichen (lat. sog. [F.] venia aetatis, Erlaubnis des Alters). Nach dem österreichischen Codex Theresianus von 1766 (V § IV 98), dem preußischen Allgemeinen Landrecht von 1794 (II 18 § 696) und dem österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811/1812 (§ 21) tritt die Volljährigkeit mit 24 Jahren ein, in dem Deutschen Reich seit 1875 mit 21 Jahren, in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Bundesrepublik Deutschland (1975) mit 18, in Österreich (1919) mit 21, dann (1973) mit 19 und danach (2001) auch mit 18 Jahren. Daneben gibt es die Schulpflicht mit 6 Jahren, die Religionsmün­digkeit mit 14 Jahren, die beschränkte Ehe­mündigkeit, Testierfähigkeit und Eidesfähig­keit mit 16 Jahren und den Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren in dem Strafrecht bzw. Ju­gendstrafrecht.

Lit.: Kaser § 14; Hübner 63ff.; Wackernagel, W., Die Lebensalter, 1862; Eckhardt, K., Die Volljährig­keits­grenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 1; Helfen­stein, U., Beiträge zur Problematik des Lebensalters in der mittleren Geschichte, 1952; Luther, G., Ehemündigkeit, Volljährigkeit, Strafmündigkeit, 1961; Cromberg, H., Die Knabenschaftsstatuten der Schweiz, 1970; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Aging and the Ages, hg. v. Sheehan, M., 1990; Alter und Gesellschaft, hg. v. Borscheid, P., 1995; Schäfer, D., Alter und Krankheit in der frühen Neuzeit, 2004; Schlegel-Voß, L., Alter in der Volksgemein­schaft, 2005; Generationengerechtigkeit?, hg. v. Bra­kensiek, S. u. a., 2006; Timmer, J., Alters­grenzen politischer Partizipation in antiken Gesellschaften, 2008; Youth and Age in the Medieval North, hg. v. Lewis-Simpson, S., 2008; Lebensalter und Recht, hg. v. Ruppert, S., 2010; Brunozzi, K., Das vierte Alter im Recht, 2012; Wagner-Hasel, B., Alter in der Antike, 2012; Torp, C., Gerechtigkeit im Wohlfahrtsstaat, 2015; Kohler-Gehrig, E., Leben im Alter vom 16. bis 19. Jahrhundert, 2022

Alteri stipulari nemo potest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.). Für einen anderen kann man sich nichts versprechen (bzw. sich versprechen lassen).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian 170-223)

alternativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1488 als aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1488 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht – als Ansatz –, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj./Adv.) wechselweise, →alternativus

Alternativentwurf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) zu der Strafrechtsreform ist der 1966 von reformfreudigen deutschen Professoren vorgelegte Entwurf für eine Änderung des Strafrechts, der die Liberalisierung des deutschen Straf­rechts in der anschließenden Novellierung maßgeblich mitbestimmt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

alternativus, alternātīvus, lat., Adj., zweideutig, Änderung bewirkend,  s. latein_a_z.docx,, vgl. lat. alternāre, V., abwechseln lassen, abwechseln, wechseln, (43 v. Chr.-18 n. Chr.) →alternativ, s. Google

Altershilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) für Landwirte ist eine durch Gesetz von dem 27. 7. 1957 (zu dem 1. 10. 1957) in Deutschland errichtete Abteilung der Sozialversicherung, die von Alterskassen bei den landwirtschaftlichen Berufsgenossen­schaften betrieben wird.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Zöllner, D., Die Altershilfe für Landwirte, 1961; Breyer, M., Auswirkung des demographischen Wandels auf die gesetzliche Alterssicherung in Deutschland, 2020

Altersversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1882 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Sozialversicherung

Altertum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1507 vielleicht als Lehnübertragung aus dem Lateinischen des Altertums bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1495 [Stallaert II 318] in 7 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der mit den ersten schriftlichen Aufzeichnungen (3000-2800 v. Chr.) bzw. dem 11. Jahrhundert v. Chr. beginnende, vor allem die Völker der Gegend um das Mittelmeer (Griechen, Römer) bis zu dem Zweistromland und Ägypten erfassende und mit der Völkerwanderung (zwischen 375 und 568, 476 Eroberung Westroms durch Germanen) allmählich endende geschichtliche Abschnitt der Kulturent­wick­lung des Menschen. →Antike

Lit.: The Oxford Classical Dictionary, 1949ff., 2. A. 1970, 3. A. 1996, 4. A., hg. v. Hornblower, S. u. a., 2012 (mehr als 6000 Einträge); Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1ff. 1975ff.; Buchwald, W. u. a., Tusculum-Lexikon grie­chischer und lateinischer Autoren, 3. A. 1982; Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissen­schaft, Gesamtregister I, II, 1997ff. (mit CD-ROM); Ott, M., Die Entdeckung des Altertums, 2002; Piepenbrink, K., Das Altertum, 2006; Porter, A., Mobile Pastoralism and the Formation of Near Eastern Civilizations, 2012; Assmann, J., Exodus – Die Revolution der Alten Welt, 2015, 2. A. 2015, 3. A. 2015; Isaac, B., Empire and Ideology in the Graeco-Roman World, 2019; Sessa, K., Daily Life in Late Antiquity, 2018

Althochdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1819 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.und substantiviert N.) ist die normalisierende wissenschaftliche Bezeichnung der zwischen (500 bzw.) 750 und etwa 1050 (1067) als der alten deutschen Sprachperiode in dem südlichen (hochgelegenen) Deutschland (vor allem von Alemannen, Bayern und dem südlichen Teil der Franken) gesprochenen, dem Germanischen folgenden und dem →Mittelhochdeutschen voraus­gehenden Sprachen (beispielsweise althochdeutsches Lex-Salica-Bruchstück), deren Wortschatz sich auf wohl mehr als 30000 (30191) Ansätze und Verweise berechnen lässt.

Lit.: Althochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Frings, T./Karg-Gasterstädt, E., Bd. 1ff. 1952ff. (2030 soll es in 10 Bänden fertig sein, 750000 Zettel, 13 Mitarbeiter [derzeit], durchschnittlich sieben Zettel je Tag bearbeitet, ein Drittel Glossen); Baesecke, G., Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums (2, 1), 1950; Schützeichel, R., Die Grundlagen des westlichen Mitteldeutschen, 1961; Schützeichel, R., Althochdeutsches Wörterbuch 1969, 2. A. 1974, 3. A. 1981, 4. A. 1989. 5. A. 1995, 6. A. 2004, 7. A. 2012; Sonderegger, S., Althochdeutsch als Anfang, 1977; Köbler, G., Wörterbuch des althoch­deutschen Sprachschatzes, 1993; Köbler, G., Taschen­wörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1994; Meinecke, E./Schwerdt, J., Einführung in das Althochdeutsche, 2001; http://www.koeblergerhard­.de/­ahdwbhin.html; Nievergelt, A., Althochdeutsch in Runenschrift, 2009

Althusius (Althaus), Johannes (Diedens­hau­sen bei Berleburg in der Grafschaft Wittgenstein 1557 [oder um 1563]-Emden 12. 8. 1638), Hof­pre­digerssohn, wird nach dem Studium in Marburg (Pädagogium, 1577), Köln (1581), Basel (Amerbach, 1586 Promotion über Intestaterbfolge) und Genf (D. Gothofredus) 1588 nach Herborn an die dort 1584 gegründete Hohe Schule berufen (1592-1596 Steinfurt). Von 1604 bis 1638 wirkt er in Emden als Ratssyndikus. Sein Hauptwerk (lat. [F.] Politica methodice digesta, Politik methodisch behandelt, 1603, 3. A. 1614, Neudruck 1961, 1981) ist der erste deutsche Versuch einer systematischen Staatslehre, den Althusius zu einer allgemeinen, mit noch mittelalterlicher Naturrechtsvorstellung behafteten Rechtslehre ausbaut, der aber in dem beginnenden Absolutismus letztlich von beschränkter Wirkung bleibt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 148; Gierke, O. v., Johannes Althusius, 1880, 2. A. 102, 3. A. 1913, 4. A. 1929, 5. A. 1958, 6. A. 1968, Neudruck 1980, 7. A. 1981; Reibstein, E., Johannes Althusius als Fortsetzer der Schule von Salamanca, 1955; Winters, P., Die „Politik“ des Johannes Althusius und ihre zeitgenössischen Quellen, 1961; Althusius-Bibliographie, hg. v. Scupin, H. u. a., Bd. 1f. 1973; Friedrich, C., Johannes Althusius und sein Werk, 1975; Politische Theorie des Johannes Althusius, hg. v. Dahm, G. u. a., 1988; Wyduckel, D., J. Althusius - Die deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620, 1991; Politische Begriffe und historisches Umfeld in der Politica methodice digesta, hg. v. Bonfatti, E. u. a., 2002; Althusius, J., Politik, übers. v. Janssen, H., hg. v. Wyduckel, D., 2003; Jurisprudenz, politische Theorie und politische Theologie. Beiträge des Herborner Symposions zum 400. Jahrestag der Politica des Johannes Althusisus 1603-2003, hg. v. Carney, F. u. a., 2004; Bianchin, L., Diritto, teologica e politica nella prima età moderna – Johannes Althusius (1563-1638), 2017

Altmark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Lit.: Rohrlach, P., Historisches Ortslexikon für die Altmark, 2 Bände, 2018 XXXVII, 1-1299, XI, 1301-2903 S.

altmärkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Adj.) Altmark betreffend

Altmärkische Glosse zu dem Sachsenspiegel →Stendaler Glosse, s. Google

Altniederfränkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die in dem Nordwesten des fränkischen Reiches in der altdeutschen Zeit des Frühmittelalters gesprochene Sprache, aus der sich das Mittel­nieder­ländische und das Niederländische ent­wick­eln.

Lit.: Köbler, G., Sammlung altniederfränkischer Tradition – Texte – Glossen, 2002

Altona (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Maertens, R., Das Landgericht Altona (1879-1937) und die Anfänge des Landgerichts Itzehoe (1937-1945), 2011

Altsächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1733 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die in dem Nordosten des fränkisch/deutschen Reiches zwischen (500 bzw.) 750 und 1200 als der alten deutschen Sprach­periode von den Sachsen gesprochene, dem Mittelniederdeutschen vorausgehende Spra­che (beispielsweise →Heliand).

Lit.: Köbler, G., Altsächsisches Wörterbuch, 5. A. 2014 Altsächsisches Wörterbuch (koeblergerhard.de)

Altzelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Lit.: Urkundenbuch des Zisterzienserklosters Altzelle, Teil 1 1162-1249, bearb. v. Graber, T., 2006; Die Zisterzienser und ihre Bibliotheken, hg. v. Graber, T. u. a., 2008

Alzey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: 1750 Jahre Alzey, hg. v. Becker, K., 1973

Amalfi (Kleinstadt mit rund 5000 Einwohnern an dem Golf von Salerno in Kampanien in Italien) s. Google

Lit.: Morrissey, J., Amalfi – Moderne im Mittelalter, 2020

Amberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in der Oberpfalz wird erstmals 1034 in einer Gabe Konrads II. an das Hochstift Bamberg erwähnt. Spätestens 1242 ist es Stadt. Die älteste erhaltene (deutsche) Bestätigung des Stadtrechts stammt von 1294.

Lit.: Denkmäler des Amberger Stadtrechts, hg. v. Laschinger, J., Bd. 1ff. 1994ff.

Amerbach, Bonifacius (Basel 1495-1562), Schüler Zasius‘ und Alciats, Freund und Erbe des Erasmus von Rotterdam, durch Aristoteles geprägter Professor der Pandekten in Basel und Advokat (Anwalt, Familie aus Amorbach, ursprünglicher Name Welcker). S. Google

Lit.: Die Amerbachkorrespondenz, hg. v. Hartmann, A. u. a., Bd. 1ff. 1942ff.; Kisch, G., Humanismus und Jurisprudenz, 1955; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Hagemann, H., Die Rechts­gut­achten des Bonifacius Amerbach, 1997; Hagemann, H., Die Rechtsgutachten des Basilius Amerbach, 2001; Burckhardt-Biedermann, T., Bonifacius Amerbach und die Reformation, 2017

Amerika (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist der spät wohl frühgeschichtlich (um 13000 v. Chr., Prä-clovis-Funde bei Austin in Texas oder vielleicht nach anderen etwas älteren Funden auch schon etwas früher ) von Sibirien aus (von Asiaten/­In­di­a­nern über eine während einer Eiszeit bestehenden Landbrücke von Sibirien nach Alaska) be­siedel­te, um die erste Jahrtau­send­wende von Wikingern (Leif Eriksson aus Grönland mit 35 Männern in Helluland, Markland und Vinland = Weinland?, überliefert in isländischen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts, 1960 Funde von Überresten einer wikingerzeitlichen Siedlung in L’Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands in Kanada mit Eisenschlackeresten) und 1492 von Kolumbus auf der von Europa aus nach Westen gerichteten Suche (nach Gewürzen wie Pfeffer) nach Indien (nochmals) entdeckte, von Amerigo Vespucci (Florenz? 9. 3. 1454-Sevilla 11. 2. 1512, von 1492 bis 1495 mit Kolumbus vergesellschaftet, Vorname italienisiert aus Amalrik bzw. Emmerich) in dem Gefolge der Entdeckung der Amazonasmündung (1502) als verschieden von Indien erkannte, an dem 25. 4. 1507 von Martin Waldseemüller und Matthias Ringmann in der (lat.) Cosmographiae Introductio (F., Einleitung in die Weltbe­schreibung) nach Amerigo (Vespucci) als Amerika benannte, in dem Süden von Spanien (unter Ausnutzung einheimischer Zerstrittenheit) und Portugal und in dem Norden vor allem von England (und Frankreich) in Besitz genommene Kontinent, dessen verschiedene Kolonien bzw. Staaten sich seit dem 18. Jahrhundert von den Kolonial­mächten lösen, aber in dem 20. Jahrhundert von den 1776 von Großbritannien verselbständigten →Ver­einigten Staaten von A. stark geprägt werden.

Lit.: Bravo Lira, B., Beziehungen zwischen den europäischen und ibero-amerikanischen Kodifi­kationen, ZRG GA 103 (1986), 294; Die neue Welt, hg. v. Edelmayer, F. u. a., 2001; Semper, F., Die Rechte der indigenen Völker in Kolumbien, 2003; Weber, K., Deutsche Kaufleute im Atlantikhandel 1680-1830, 2004; Arens, W./Braun; H., Die Indianer Nordamerikas, 2004; Depkat, V., Geschichte Nord­amerikas, 2004; König, H., Kleine Geschichte Lateinamerikas, 2006; Gemegah, H., Die Suche nach den ersten Amerikanern, 2007; Klemke, U., Die deutsche politische Emigration nach Amerika 1815-1848, 2007; Taladoire, E./Courau, J., Die Maya, 2007; Winfield, A., Eugenics and Education in America, 2007; Place and Native American Indian History and Culture, hg. v. Porter, J., 2007; Borge, F., A New World for a New Nation, 2007; Gemegah, H., Die Suche nach den ersten Amerikanern, 2007; Amerika, hg. v. Lehmkuhl, U. u. a., 2008; The Cambridge History of Law in America, hg. v. Grossberg, M. u. a., Bd. 1ff. 2008; Rinke, S., Revolutionen in Lateinamerika, 2010; Lerg, C., Amerika als Argument, 2011; The Oxford Encyclopedia of American Political and Legal History, hg. v. Critchlow, D., 2012; Campbell, J., Crime and Punishment in African American History, 2012; Rinke, S., Lateinamerika und die USA, 2012; Bernhard, R., Geschichtsmythen über Hispanoamerika, 2013; Saldern, A., v., Amerikanismus, 2013; Duve, T., Salamanca in Amerika, ZRG GA 132 (2015), 116; Loock, K., Kolumbus in den USA, 2014; Derecho privado y modernización, hg. v. Rosario Polotto, M. u. a., 2015; Rinke, S., Im Sog der Katastrophe – Lateinamerika und der erste Weltkrieg, 2015; Simek, R., Vinland! Wie die Wikinger Amerika entdeckten, 2016; Murrin, J., Rethinking America - From Empire to Republic, 2018 (Sammelband); Rinke, S., Conquistadoren und Azteken – Cortés und die Eroberung Mexikos, 2019; Huber, V., Die Konquistadoren – Cortés, Pizarro - und die Eroberung Amerikas, 2019; Werz, N., Lateinamerika, 2020

amerikanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1855 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) →Amerika betreffend

Amerikanische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Amerikanische Besatzungszone) ist die 1945 an dem Ende des Zweiten Weltkriegs der alliierten Siegermacht Vereinigte Staaten von Amerika zugeteilte →Besatzungszone des besiegten Deutschen Reiches. Sie geht an dem 1. 1. 1947 in der →Bizone und mit ihr an dem 23. 5. 1949 in der Bundesrepublik Deutschland auf.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

amicus, amīcus (1), amēcus, ameicus, lat., Adj., befreundet, freundlich gesinnt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *amma, *ama, *amī̆, F., Mutter (F.) (1)

amicus, amīcus (2), amēcus, ameicus, lat., M., Freund, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. idg. *amma, *ama, *amī̆, F., Mutter (F.) (1)

Amira, Karl von (Aschaffenburg 8. 3. 1848-München 22. 6. 1930), Richterssohn, wird nach dem Abitur und Studium in München (Konrad Maurer, Bernhard Windscheid, Julius Wilhelm von Planck, Paul von Roth und Alois von Brinz), der Promotion über das altnorwegische Vollstreckungsverfahren (1872) und der Habilitation über Erbenfolge und Verwandtschaftsgliederung nach den altniederdeutschen Rechten (1874) 1875 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau und 1892 in München. Seine Hauptwerke betreffen Nordgermani­sches Obligationenrecht (1882ff., unvollen­det), die Dresdener Sachsenspiegelbilderhand­schrift (1902, 1925/1926) und die germanischen Todesstrafen (1922). Der Name Amira wird aus dem Arabischen und Persischen hergeleitet und mit den Bedeutungen Befehlshaberin, Prinzessin verbunden. S. Google

Lit.: Amira, K., Über Zweck und Mittel der germanischen Rechtsgeschichte, 1876; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/AmiraKarlvonGrundrissdesgermanischenRechts3A1913.pdf ; Amira, K. v., Grundriss des germanischen Rechts, 1890, 2. A. 1897, 3. A. 1913; Puntschart, P., Karl von Amira und sein Werk, 1932; Karl von Amira zum Gedächtnis, hg. v. Landau, P. u. a., 1999; Hein, O., Vom Rohen zum Hohen – Öffentliches Strafrecht im Spiegel der Strafrechtsgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, 2001, 313ff.

amnestia, amnēstia, lat., F., Vergessen, Vergeben, Amnestie, Val. Max. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. gr. ἀμνηστία (amnēstía), F., Vergessen, Vergesslichkeit, Amnestie

Amnestie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1561 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1561 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über amnēstia, lat., F., Vergessen, Vergeben, Amnestie, [1. Jh. n. Chr.], s. gr. ἀμνηστία (amnēstía), F., Vergessen, Vergesslichkeit, Amnestie und damit das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Nicht­erinnerung, Straferlass) ist in dem Strafrecht die Begnadigung einer Mehrheit von Straftätern (in Griechen­land seit dem 6. Jahrhundert belegt, Athen 403 v. Chr., erstmals 196 v. Chr. als amnestia, Amnestie benannt). In dem 16./17. Jahrhundert wird die Bezeichnung in das Deutsche allgemeiner aufgenommen. In dem 19. Jahrhundert wird in dem deutschen Sprachraum für eine Amnestie ein formelles Gesetz erforderlich. Amnestie kann Rechtssicherheit und Rechtsstaat gefährden.

Lit.: Usteri, P., Ächtung und Verbannung im griechischen Recht, 1903; Waldstein, W., Untersu­chungen zum römischen Begnadigungsrecht, 1964; Hammel, F., Innerstaatliche Amnestien, 1993; Süß, F., Studien zur Amnestiegesetzgebung, 2001

Amortisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1717 als aus dem Französischen gebildet bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb amortisieren 1769) Tilgung

Amortisationsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das weltliche Gesetz, das die Freiheit des kirchlichen (oder auch jüdischen) Grunderwerbs und die Zunahme des abgabenfreien Kirchenguts einschränkt (beispielsweise Lübeck 1220/1226, Judenburg 1269, Österreich 1303, vgl. Ssp LR I 25 § 1, ALR II 11 § 1199) (, weil die tote Hand das einmal Ergriffene nicht mehr hergibt). Das österreichische Konkordat von 1855 und Art. 137 III WRV beseitigen diese wenig wirksamen Beschränkungen endgültig.

Lit.: Moshamm, F. v., Über die Amortisationsgesetze überhaupt, 1798; Kahl, W., Die deutschen Amortisationsgesetze, 1879; Lea, H., The Dead Hand, 1900; Borries, A. v., Die Erwerbsbeschränkungen der manus mortua in Preußen, Diss. jur. Leipzig 1904; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 2. A. 1951, 483f.; Haegele, K., Die Beschränkungen des Grundstücksverkehrs, 3. A. 1970; Schmidt, P., Die Privatisierung des Besitzes der toten Hand in Spanien, 1990

amortisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1769 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1769 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Frühromanische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tilgen

Amsterdam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Mündung der Amstel in das Ijsselmeer entsteht um 1270 und erhält um 1300 Stadtrecht. 1632 wird eine Universität eingerichtet.

Lit.: Koning, H., Amsterdam 1977; Beuys, B., Leben mit dem Feind, 2012 (1940-1945)

Amt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 und 765 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltisch-Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Aufgabe oder der Dienst. In dem römischen Recht hat sachlich nach dem Sturz des Königs (510 v. Chr.) der Höchst­magistrat (lat. consules [M.Pl.] Berater) das höchste Amt der Republik. Hieraus entwickelt sich durch Schaffung weiterer Magistraturen ein nach Zuständigkeiten gegliedertes System der Träger herrschaft­licher Gewalt (mit einem vielleicht seit dem 2. Jahrhundert. v. Chr. regelmäßigen [lat.] cursus [M.] honorum, Ämterlaufbahn). Dieses wird durch die Einführung des Prinzipats abgeändert (Res­sortbezogenheit, auf den Kaiser ausgerichtete Hierarchie, Rangklassen, Qualifikationskri­terien, Besol­dung). Zu den leitenden Ämtern treten zahlreiche nachgeordnete Dienststellen hinzu. Bereits bei Caesar ist dabei keltisch-lat. (M.) ambactus als Bezeichnung für die gallische Adelige umgebenden Männer bezeugt (Commentarii de bello Gallico VI, 15). In der fränkischen Zeit wird das System der Römer zwar grundsätzlich übernommen, aber erheblich vereinfacht. Hinzu kommt eine verstärkte personelle Bindung durch die Belehnung. Insbesondere das Amt (Dienst, Dienstverhältnis, Herrschaft, lat. [N.] ministerium) des Grafen wird als Lehen übertragen. Bald danach werden die dem Adel verliehenen Ämter vielfach durch ihre Inhaber dem König entzogen und zu eigenem Recht behauptet. In den seit dem 12. Jahrhundert dementsprechend entstandenen Ländern ersetzt der Landesherr die Lehnsmannen allmählich durch festbesoldete absetzbare Amtsträger und macht das Amt wieder zu einer staatlichen Einrichtung. Das örtliche Tätigkeitsgebiet wird zu dem Amt in dem räumlichen Sinn. Wer mit einem Amt betraut ist, ist Beamteter und wird zu dem →Beamten. Seit dem 17. Jahrhundert entstehen Verzeichnisse der Ämter (Amtskalender beispielsweise in England, Frankreich, dem Kirchenstaat um 1670, in Österreich um 1690 [1692], in Kursachsen 1702, in Preußen 1704 oder in Nürnberg 1705). Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist das öffentliche Amt ein Kernbegriff der Verwaltung. Das Amt in dem öffentlichen Dienst wird bestimmt durch seine Bezeichnung, die Laufbahn und die damit verbundene Besol­dung.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 111, 197, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 30 (1909), 326; Keutgen, F., Ämter und Zünfte, 1903; Lappe, J., Geschichte des Amtes Waltrop, 1938; Beyerle, D., Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; Grube, W., Vogteien, Ämter, Landkreise, 1960; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Banngewalt, 1960; Richardson, H./Sayles, G., The Governance of Medieval England, 1963; Forsthoff, E., Lehrbuch des Verwaltungsrechts, 10. A. 1973; Bauer, V., Repertorium territorialer Amtskalender, Bd. 1f. 1997ff.; Brommer, P., Die Ämter Kurtriers, 2003; Beck, H., Karriere und Hierarchie, 2005; Löffler, U., Dörfliche Amtsträger im Staatswerdungsprozess, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ämtertraktat (Wort in Grimm DeutschesWörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Decurio de gradus

Lit.: Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 30 (1909), 326

Amtmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 und um 830 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [AhdGl. I 89] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Bestandteilen über das Keltische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Inhaber eines Amtes. In dem Mittelalter ist Amtmann (ahd. ambahtman als Wiedergabe von lat. villicus, officialis, procurator) vor allem der Verwalter eines grundherrlichen Hofverbands (in dem Südwesten auch der Dorfvorsteher) und danach der Leiter eines landesherrlichen Amtsbezirks. Seit 1921 ist Amtmann (unter Lösung von einem bestimmten Amtsgebiet) ein Beamter des gehobenen Dienstes.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 113, 151; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Agena, K., Der Amtmann im 17. und 18. Jahrhundert, 1972; Eibach, J., Der Staat vor Ort – Amtmänner und Bürger im 19. Jahrhundert am Beispiel Badens, 1994; Kroeschell, K., Der Amtmann, http://www.rewi.hu-berlin.de/FHI/zitat/0201­kroeschell.htm; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002

Amtsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1737 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1737 [Scheidt, Bierbr. 22] und 1877 [GerichtsverfG. 143] in 2 Stellen, und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch in Google belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und Keltische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach dem Gerichtsverfassungsgesetz des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/1879) der Vertreter des Staates vor dem Amtsgericht.

Lit.: Rüping, H., Polizeianwalt - Amtsanwalt - Staatsanwalt. Zur Geschichte der Amtsanwaltschaft in Deutschland, (in) FS Wolfgang Sellert, 2000, 537

Amtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1454 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [ZGO2 13 1898 259] in 23 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das aus Lagen zusammengesetzte Buch (oder die Rolle), das (bzw. die) zu der Ausübung eines →Amtes gehörige Eintragungen enthält. Solche Amtsbücher sind sachlich seit dem Ende der römischen Republik die (lat. [M.Pl.]) commentarii der Magistrate und Priester sowie später des Kaisers. In dem Mittelalter entsteht in dem 9. Jahrhundert das Traditionsbuch und werden seit dem 12. Jahrhundert viele Amtsbücher (Grundbuch, Lagerbuch, Schreinsbuch, Stadt­buch, Kopialbuch, Register, Imbreviaturbuch) eingerichtet. →Stadtbuch

Lit.: Der kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1 1986, 1257ff.; Reetz, J., Hamburgs mittelalterliche Stadtbücher, (in) Z. d. Ver. f. hamburg. Gesch. 44 (1958), 95; Pätzold, S., Amtsbücher des Mittelalters, Archivali­sche Zeitschrift 81 (1998), 87; Kreter, K., Stadtbücher und Register 1289-1533, (in) Hannoversche Geschichts­blätter 48 (1994), 47; Verwaltung und Schriftlichkeit in den Hansestädten, hg. v. Sarnowski, J., 2006

Amtsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [ActaTir. III 159] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit der frühen Neuzeit partikular für den Umfang eines →Amtes (Verwaltungsbezirks) eingerichtete, bei­spielsweise in Baden durch Verordnung von dem 22. Juli 1857 zu dem 1. September 1857 an die Stelle der Ämter gesetzte →Gericht, das durch das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz 1877/1879 zu dem einheitlichen Eingangsgericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit bestimmt wird (1893 in dem - zweiten - Deutschen Reich 1924 Amtsgerichte mit 4409 Richtern, 42% Einmannamtsge­richte, 2000 in der Bundesrepublik Deutschland 638 Amtsgerichte).

Lit.: Köbler, DRG 200, 261; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Steinbach, E./Kniffka, R., Strukturen des amtsgerichtlichen Zivilprozesses, 1982; 150 Jahre Amtsgericht Diepholz, hg. v. Kruthaup, E. u. a., 2002; 150 Jahre Amtsgericht Soltau, hg. v. Rundt, S., 2002; 150 Jahre Amtsgerichte im Bereich des ehemaligen Königreichs Hannover, 2002; 125 Jahre rheinische Amtsgerichte, hg. v. Lünterbusch, A. u. a., 2003; Fischer, D., 150 Jahre badische Amtsgerichte, 2007; Die Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; 100 Jahre Amtsgericht Elmshorn, 2010; Brenner, T./Florian, C., 200 Jahre Amtsgericht Böblingen, 2019

Amtshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die neben den Ersatzan­sprüchen des Einzelnen für die Aufopferung seiner Rechtsgüter für das allgemeine Wohl stehende Art der →Staatshaftung für Dritte schädigendes Verhalten von Amtsträgern. Ihr geht vor allem die spätmittelalter­liche Syndikats­klage gegen einen absichtlich oder grob fahrlässig ein unrichtiges Urteil fällenden Richter voraus. In dem späten 18. und in dem 19. Jahrhundert wird allgemeiner eine Haftung jedes Beamten für eine Verletzung seiner Amtspflichten anerkannt (II 10 § 89 ALR für jede Fahr­lässigkeit), wobei jede den Dienstvertrag verletzende Handlung dem Herrscher bzw. dem Staat nicht zugerechnet werden kann und deshalb eine private Ersatzpflicht des Beamten auslösen muss. Seit 1831 wird vereinzelt eine Ersatzpflicht des Staates geschaffen (Sachsen-Altenburg, 1852 Sach­sen-Coburg-Gotha). Das Bürgerliche Gesetz­buch des deutschen Reiches von 1896/1900 hat für eine öffentlichrechtliche Ersatzpflicht des Staates keine Zuständigkeit und bestimmt deshalb in § 839 nur eine deliktische Ersatzpflicht des Beamten. Demgegenüber sehen Bayern 1899, Preußen 1909 und § 1 des Reichsbeamtenhaftungsgesetzes von dem 22. 5. 1910 eine zwar mittelbare, aber primäre Haf­tung des Staates vor. Art. 131 WRV leitet die Haftung reichseinheitlich von dem Beamten auf den Staat über. Dem schließt sich Art. 34 GG an. Das eine unmittelbare, verschuldens­unab­hängige Staatshaftung für Amtspflicht­verletzung festlegende Staatshaftungsgesetz der Bundesrepublik Deutschland von dem 26. 6. 1981 ist wegen (seinerzeit) fehlender (, inzwischen in Art. 74 I Nr. 25 GG geschaffener) Zuständigkeit nach einem Urteil des Bundesverfassungs­gerichts von dem 19. 10. 1982 nichtig. Die 1969 in dem Staatshaftungsgesetz der ehemaligen Deut­schen Demokratischen Republik geschaffene un­mittelbare, von dem Verschulden unabhängige Staats­haftung für rechtswidriges hoheitliches Handeln ist zwar in dem Einigungsvertrag von 1990 aufrechterhalten, aber inzwischen durch Landesgesetz abgeschafft oder eingeschränkt. Das Recht Österreichs kennt eine ver­gleichbare Amtshaftung, das Recht der Schweiz eine mittelbare, meist verschuldensunabhängige Haftung des Staates.

Lit.: Loening, E., Die Haftung des Staates aus rechtswidrigen Handlungen seiner Beamten, 1879; Heidenhain, M., Amtshaftung und Entschädigung aus enteignungsgleichem Eingriff, 1965; Kohl, J., Die Lehre von der Unrechtsunfähigkeit des Staates, 1977; Henne, T., Verwaltungsrechtsschutz im Justizstaat, 1995; Haaf, T., Das Tonabbau-Urteil des Reichsgerichts (1912), 2012

Amtsherzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und älteren deutschen Rechtsquellen sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das als königliches Amt vergebene →Herzogtum (9. Jahrhundert) in Gegensatz zu dem aus der Heerführerschaft eines Volkes erwachsenden →Herzogtum.

Lit.: Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1974; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart – vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 1989, 2. A. 2004; Köglmeier, G., Vom jüngeren Stammesherzogtum der Luitpoldinger zum ottonischen Amtsherzogtum, 2012

Amtshilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1629 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1629 [Echzell/Diefenb.-Wülcker 53] in 5 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Ersuchen einer Behörde von einer anderen Behörde geleistete ergänzende Hilfe. Sie entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert und wird von der Rechtshilfe durch Gerichte erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgegrenzt. Sie beruht anfangs auf Übung, Vertrag oder Einzelgesetz. In dem späteren 20. Jahrhundert ist sie durch Verwaltungsverfahrensgesetze allgemein geregelt.

Lit.: Dreher, M., Die Amtshilfe, 1959; Schlink, B., Die Amtshilfe, 1982; Simon, J., Amtshilfe, 1991

Amtskalender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das seit dem 17. Jahrhundert allgemein entwickelte Verzeichnis von Amtsträgerrn eines Staates. →Amt

Amtspflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu amtspflichtig nicht und in DW2 1499 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [Baden/Kern HofO. II 113] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die dienstliche Pflicht eines Amtsträgers.

Lit.: Hüssener, A., Die civilrechtliche Verantwortlichkeit der Beamten wegen Verletzung der Amtspflicht, 1901; Reimer, A., Die Amtspflicht der Reichs- und Staatsbeamten, 1919; Otto, M., Die Ausweitung des „Begriffes „Amtspflicht gegenüber Driitten“ durch die Einbeziehung allgemeiner Sorgfaltspflichten in der Rechtsprechung zu § 839 BGB, 1956; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Amtspflichtverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., 1896) ist die Verletzung einer einem Amtsträger gegenüber einem Dritten obliegenden Pflicht. Sie begründet nach § 839 BGB (1896/1900) einen Schadens­ersatzanspruch (Amtshaftung, Staatshaftung).

Lit.: Köbler, DRG 217; Grunau, M., Die Amtspflichtverletzung in der neuen Rechtsprechung, 1933; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Lang, D., Die Sanktionierung von Amtspflichtverletzungen in der öffentlichen Verwaltung, 2017

Amtsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1414 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1205/1216 [WestfUB. IV 1 S. 13] in 14 Stellen in verschiedenen Bedeutungen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich in dem römischen Recht das von dem Amtsträger geschaffene Recht (lat. →ius [N.] honorarium).

Lit.: Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

Amtsrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1550 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1612 [CAug. I 1355] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Richter an dem Amtsgericht

Amtssasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1313 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [Argovia 9 1876 5] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Gerichtsstand erster Instanz dem örtlichen Amt zugeordnete →Landsasse.

Amtsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1847 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1626 [RevalStR. II 210] in 1 Stelle als Verletzung einer Zunftordnung, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das in einem →Amt in Ausübung amtlicher Tätigkeit begangene Verbrechen. Als gedankliche Einheit werden die Amtsverbrechen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erkannt. Noch das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) behandelt in dem Abschnitt Verbrechen der Diener des Staates (II 20 §§ 323ff.) straf­rechtliche und disziplinare Sanktionen nebeneinander. Unter Einfluss Frankreichs wird danach das Standesdisziplinarrecht der Beamten von dem Strafrecht geschieden (in Preußen 1849 zwei Verordnungen über das Disziplinarrecht). In dem Strafgesetzbuch Preußens von 1851 werden Verbrechen und Vergehen in dem Amt als Sonderdeliktsgruppe zusammengefasst (§§ 309-331).

Lit.: Stock, U., Entwicklung und Wesen der Amtsverbrechen, 1932; Sturm, W., Die Entwicklung der Sonderverbrechen in Wissenschaft und Rechtsprechung seit dem 19. Jahrhundert, 1939; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962; Lüpkes, H., Die Verbrechen der Diener des Staats, 2004

Amtsverfolgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verfolgung eines Unrechtserfolgs durch die Allgemeinheit bzw. den Staat von Amts wegen ohne Antrag des Verletzten. Sie findet sich sachlich bereits in Rom in dem Altertum und erscheint erneut seit dem Frühmittelalter. →Offizialmaxime

Amtsvergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in einem →Amt in Ausübung amtlicher Tätigkeit begangene Vergehen. Als gedankliche Einheit werden die Amtsvergehen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erkannt. Noch das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) behandelt in dem Abschnitt Verbrechen der Diener des Staates (II 20 §§ 323ff.) straf­rechtliche und disziplinare Sanktionen nebeneinander. Unter französischem Einfluss wird danach das Standesdisziplinarrecht der Beamten von dem Strafrecht geschieden (in Preußen 1849 zwei Verordnungen über das Disziplinarrecht). In dem preußischen Strafge­setzbuch von 1851 werden Verbrechen und Vergehen in dem Amt als Sonderdeliktsgruppe zusammengefasst (§§ 309-331).

Lit.: Sturm, W., Die Entwicklung der Sonderverbrechen in Wissenschaft und Rechtsprechung seit dem 19. Jahrhundert, 1939; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962

Amtsvormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die besondere, bei Bedarf durch den Staat von Amts wegen und durch ein Amt (Jugendamt) übernommene →Vormundschaft für einen Minderjährigen.

Lit.: Schwanhäußer, W., Die Amtsvormundschaft des Jugendamtes, 1927; Häusler, C., Das Vormundschaftsrecht im Wandel der Zeit – die rechtliche Entwicklung der Amtsvormundschaft 2012 (Bachelorarbeit)

analog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1762 bezeugt – 1762 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) gleich, ähnlich, entsprechend, →analogos

Analogie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1527 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über die Bestandteile mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv analog 1762) ist der bereits der griechischen Philosophie bekannte, wohl der Methodenlehre zuordenbare Schluss von der (eigentlichen) Gleichheit mindestens zweier zunächst (nach dem Wortlaut des Gesetzes oder der rechtlichen Bestimmung) rechtlich verschieden behandelter Tatbestände auf die (wegen der Gleichheit gerechterweise notwendige) Ausdehnung der Rechtsfolge eines (ersten) Tatbestands auf einen zweiten oder weiteren Tatbestand. Der Begriff analogisch taucht in der juristischen Literatur in dem 16./17. Jahrhundert auf, wobei man unter analogischer Interpretation die Beseitigung von Widersprüchen versteht. In dem frühen 19. Jahrhundert wird auf Grund von Immanuel Kants Überlegungen zu der Systematisierbarkeit des empirischen Wissens die alte Verbindung von ausdehnender Auslegung und Ähnlich­keits­schluss aufgelöst und die Analogie als „rein logische“ (wissenschaftliche bzw. gerichtliche) Ergänzung des Rechtes aus dem – nur noch positiven und in sich geschlossenen – Rechtssystem verstanden (Feuerbach, Hufe­land, Savigny). Zwischen Gesetzesanlogie und Rechtsanalogie wird seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts unterschieden.

Lit.: Falk, J., Die Analogie im Recht. Eine Studie zur neueren Rechtsgeschichte, Diss. jur. Gießen, 1906; Diedenhofen, P., Die Artikel 104/105 der peinlichen Gerichtsordnung, 1938; Steinwenter, A., Prolegomena zu einer Geschichte der Analogie, (in) FS F. Schulz 2 (1951), 345; Langhein, A., Das Prinzip der Analogie als juristische Methode, 1992; Chanos, A., Begriff und Geltungsgrundlagen der Rechtsanalogie, 1994; Raisch, P., Juristische Methoden, 1995, 78; Schröder, J., Zur Analogie, ZRG GA 114 (1997), 1; Höltl, J., Die Lückenfüllung der klassisch europäischen Kodi­fikationen - Zur Analogie im ALR, Code civil und ABGB, 2006; Hofstadter, D./Sander, E., Die Analogie - das Herz des Denkens, 2014; Analogie – als Quelle der Erkenntnis, hg. v. Bender, O., 2021

Analogieverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verbot für alle in dem Strafverfahren beteiligten staatlichen Stellen, →Analogie eines Strafgesetzes zu Ungunsten des Handelnden (Angeschuldigten) vorzu­nehmen, und damit die strenge Bindung des Richters an den Wortlaut des Gesetzes. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird Analogie zu Ungunsten Handelnder verboten (Österreich 1787). In dem (zweiten) Deutschen Reich wird an dem 28. 6. 1935 das Analogieverbot aufgehoben, indem auch bestraft wird, „wer eine Tat begeht, die nach dem Grundgedanken eines Strafgesetzes und nach gesundem Volksempfinden Strafe verdient“, nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft (1945) aber wieder hergestellt. →Nullum crimen, nulla poena sine lege. § 1 StGB, Art. 103 II GG. Für andere Rechtsgebiete besteht grundsätzlich kein Analogieverbot.

Lit.: Köbler, DRG; Schottlaender, A., Die geschichtliche Entwicklung des Satzes Nulla poena sine lege, 1911; Kleinheyer, G., Vom Wesen der Strafgesetze, 1968; Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Weber, W., Analogie- und Rückwirkungsverbot, Diss. jur. Bonn 1998; Fitting, C., Analogieverbot und Kontinuität – Entwicklungslinien des strafrechtlien Analogieverbots seit 1871, 2016

analogos, lat.-gr., Adj., gleiches Verhältnis habend, analog, entsprechend, ähnlich; gr. ἀνάλογος (análogos), Adj., verhältnismäßig, angemessen, →analog

Analytical jurisprudence (ne. [N.]) ist die von John →Austin (1790-1859) begründete Strömung der englischen Rechtswissenschaft.

Lit.: Hearn, W., The Theory of Legal Duties and Rights – an introduction to analytical jurisprudence, 2017

anarchia, mlat., F., Gesetzlosigkeit, Chaos, Anarchie, s. gr. ἀναρχία (anarchía), F., Mangel eines Herrn, gesetzloser Zustand; vgl. gr. ἄναρχος (ánarchos), Adj., führerlos, zügellos, Anarchie

Anarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1637 als aus dem Mittellateinischen und mittelbar dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische teils mit dem Indogermanischen verbindbar und teils in der Herkunft ungeklärt, F.) Herrschaftslosigkeit

Lit.: Der Anarchismus, hg. v. Oberländer, E, 1972; Lösche, P., Anarchismus 1977; Anarchismus, hg. v. Diefenbacher, H., 1996; Stowasser, A., Anarchie! – Geschichte, Perspektiven, 2020

anbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jahrhundert [Diemer 138] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ein Angebot erklären

Ancien régime (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, frz. [M.], dt. [N.]) ist die Bezeichnung für die monarchisch-feudale Regierungsform (in Frankreich vor der französischen Revolution des Jahres 1789 bzw. allgemein) zwischen etwa 1650 und 1800.

Lit.: Köbler, DRG 129, 132; Fehrenbach, E., Vom ancien régime zum Wiener Kongress, 1981, 5. A. 2008

Andelang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 713 [Pardessus II 438] in 9 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt M.) ist der bei der Übertragung von Grundstücken in dem fränkisch-alemannischen Gebiet bis zu dem Ende des 11. Jahrhunderts verwendete, nicht sicher bekannte Gegenstand, Hand­schuh?).

Lit.: Goldmann, E., Der andelang, 1912; Frommhold, G., Das andelang-Rätsel, ZRG GA 35 (1914), 426; Balon, J., L’andelangus, ZRG GA 79 (1962), 32

Andernach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Rhein führt von 1173 bis 1256 einen den Schreinskarten in Köln ähnlichen Rotulus (→Grundbuch). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Inventar des Archivs der Stadt Andernach, Bd. 1ff., bearb. v. Heyen, F., 1965ff.

Andlau, Peter von (Andlau? in dem Elsass um 1420-Basel 5. 3. 1480) wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes in Heidelberg (1439) und des Rechtes in Pavia (1443) nach der Promotion zu dem doctor decretorum 1444 Kaplan in Basel und Leiter juristischer Disputationen (1450) sowie 1460 Professor (1471 Rektor). Mit dem 1460 erschienenen (lat.) Libellus (M.) de Cae­sarea monarchia (De imperio Romano, Büchlein über die kaiserliche Monarchie bzw. Über das römi­sche Reich) verfasst er unter kurialistischer Sicht die erste zusammen­hängende Dar­stellung des deutschen Staatsrechts (Entste­hung und Funktion von Herrschaft und Regierung, Reiche des Altertums, Übergang der Herrschaft, Kurfürsten, Adel, Reichstag, Kriegswesen, Pflich­ten des Kaisers, Pflichten gegenüber dem Kai­ser, Ende des römischen Reiches). Auf der Grundlage der Bibel, des gelehrten Rechtes, der Schriften Jordanus von Osnabrücks, Thomas von Aquins, Felix Hemmerlins und Enea Silvio Piccolominis sowie der Goldenen Bulle schlägt er Aufnahme des römischen Rechtes durch engen Anschluss der Fürsten an den Kaiser und durch gelehrte Richter vor. S. Google

Lit.: Hürbin, J., Eine Ergänzung des „Libellus de Caesarea monarchia“ Peters von Andlau, ZRG GA 16 (1895), 41; Hürbin, J., Peter von Andlau, 1897; Hürbin, H., Die Quellen des „Libellus de Cesarea monarchia“, ZRG GA 18 (1897), 1; Scheffels, G., Peter von Andlau, Diss. phil. Berlin 1955; Schubert, H., Die deutschen Reichstage, 1966; Peter von Andlau, Kaiser und Reich, hg. v. Müller, R., 1998

Andorra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die aus sechs Tälern zu politischer Einheit (Principat d’Andorra) zusammengefasste Tallandschaft in dem Südosten der ibero-baskisch besiedelten Pyrenäen. Seit dem späten 9. Jahrhundert lassen sich dort Abgabenrechte der Grafen von Urgel und der Bischöfe von Urgel feststellen. In dem 11. Jahrhundert treten die verschiedenen Täler zu einer Einheit zusammen. An dem 8. 9. 1278 werden durch Schiedsspruch (Paréage) Unklarheiten beseitigt. Die Rechte der Grafen fallen über Zwischenstufen 1607 bzw. 1620 an Frankreich. Das ursprüngliche Recht Andorras nimmt römische und katalanische Sätze auf. 1748 wird das Gewohnheitsrecht aufgezeichnet. In der Gegenwart ist Andorra ein Fürstentum, dessen von den Souveränen (Staatspräsident Frankreichs, Bischof von [La Seu d’] Urgel) delegierte Rechte durch einen französischen Departementspräfekten und einen spanischen Provinzzivilgouverneur bzw. ihre Vikare (Viguier, Viguer) wahr­genommen werden (Kondominium). Die Verfassung von dem 14. 3. 1993 schafft einen Consell General (Generalrat, Parlament) mit je 7 Abgeordneten aus jeder der vier Gemeinden, dem der Ministerpräsident verantwortlich ist, dem gegenüber aber die beiden coprínceps noch Einspruchsrechte haben. Seit 1. 7. 1991 besteht ein Han­delsabkommen mit der Europäischen Ge­meinschaft bzw. der Europäischen Union, seit 28. 7. 1993 ist Andorra Mitglied der Vereinten Nationen und seit November 1994 Mitglied des Europarats. Amtssprache ist katalanisch. S. Google

Lit.: Guilera, J., Una història d’Andorra, 1960; Engels, O., Schutzgedanke und Landesherrschaft, 1970; Belinguier, B., La condition juridique des vallées d’Andorre, 1970; Ourliac, P., La juris­prudence civile d’Andorre, 1972; Valls Taberner, F., Privilegis i ordinacions de les valls d’Andorra, 1990; Gergen, T., Sprachengesetzgebung in Katalonien, 2000; Consell General, Die Verfassung des Fürstentums Andorra, 2002

Andreas de Isernia ist ein in Isernia in dem Süden der Apenninen wohl nach 1220 geborener, in Neapel ausgebildeter und lehrender, vielleicht 1316 verstorbener Jurist ([lat.] commentaria [N. Pl.] in usus feudorum, lectura [F.) zu den sizilianischen Konstitutionen, ritus [M.] regiae summariae regni Neapolitani bzw. de iure Dohanarum). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 507

Anefang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das rechtsförmliche Anfassen einer abhandengekommenen und von dem Verfolger wiedergefundenen beweglichen (, durch Kennzeichen erkennbaren) Sache unter der Behauptung des besseren Rechtes an ihr (lat. [F.] intertiatio). Der (beispielsweise in der Lex Ribvaria 37, 1 [7. Jahrhundert] schon und in dem Sachsenspiegel, Landrecht II, 36 [1221-1224] noch belegte) Anefang bedeutet eine Klageerhebung gegen den Besitzer, der sich in dem nachfolgenden Verfahren verteidigen muss. Vor Gericht kann der Besitzer sich insbesondere dadurch vor dem Diebstahls­vorwurf befreien, dass er die Sache dem übergibt, von dem er sie erhalten hat. Führt dies zu der Entdeckung des Diebes, so muss dieser die Sache herausgeben und Diebstahlsbuße leisten. Kann der Ange­griffene sein besseres Recht darlegen, muss der Angreifer eine Buße wegen unrechten Anefangs leisten. Seit dem Hochmittelalter geht der Anefang allmählich in die Herausgabeklage (bzw. den →Herausgabeanspruch) bzw. für alle auf freiem Markt erworbene Sachen in einen Lösungsanspruch über.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86, 91; Köbler, WAS; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, 824ff.; Meyer, H., Entwerung und Eigentum, 1902; Rauch, K., Spurfolge und Anefang, 1908; Meyer, H., Gerüft, Handhaftverfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; Goldmann, E., Tertia manus und Intertertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Rauch, K., Spurfolge und Dritthandverfahren, ZRG GA 68 (1951), 1; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971

ane geværde (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mhd.) ohne Gefährdung, aufrichtig

Lit.: Siegel, H., Gefahr im Gericht und im Rechtsgang, 1865

aneignen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [MnlWB. I 93, UtrechtRBr. Gl. 2] in 2 Stellen ohne Zeitangaben und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache undin Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Eigentum durch Aneignung erwerben

Aneignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1795 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aneignen 1531) ist der in der Entstehungszeit des Rechtes vielleicht allein mögliche (originäre) Erwerb des Eigentums an einer herrenlosen (eigentümerlosen) Sache durch Inbesitznah­me (lat. [F.) occupatio]), da die ersten Aneignungen vermutlich in die Anfangszeit des Rechtes überhaupt fallen. In dem römischen Recht wird an aufgegebenen (lat. [F. Pl.]) res mancipi (handgreifbaren Sachen) mit Inbesitznahme nur bonitarisches Eigentum erworben, während der zivile Eigentums­erwerb stets Ersitzung und damit Zeitablauf verlangt. In dem Verlauf der Geschichte wird die Aneignung von dem abgeleiteten Eigentumserwerb (→Übereignung) zurück­gedrängt, so dass Aneignung außer an eher wertlosen Sachen wie Abfall ziemlich selten wird.

Lit.: Kaser § 26 I 1; Köbler, DRG 24, 40, 73, 90, 124; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Anerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1279 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1279 [WestfUB. III 555] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch das →Anerbenrecht begünstigte vorrangige →Erbe oder Erbanwärter.

Lit.: Köbler, DRG 123, 162, 175, 210; Tolle, A., Der Anerbe des Reichserbhofgesetzes und die Erben nach allgemeinem Recht, 1934

Anerbenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Anerbrecht und in DW2 1884 als Anerbenrecht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz Anerbenrecht - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen belegt [Anerbrecht ab 1753 Hellfeld I 201 in 5 Stellen] – nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google - sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das wirtschaftlich begründbare Recht des Übergangs eines landwirtschaftlichen Betriebs auf einen einzelnen von mehreren an sich vorhandenen Erben. Eine derartige Gestaltung fehlt noch in den frühmittelalterlichen Volksrechten, bildet sich aber spätestens in dem spätmittelalterlichen deutschen Reich aus, wobei grundherr­schaftlicher Einfluss (Interesse an einem einzigen Ver­pflichteten) gestaltend oder zumindest bedeutsam gewesen sein kann. Daneben ist aber auch (freiere) Real­teilung in Mitteldeutschland und Süd­deutsch­land verbreitet. Der Liberalismus lehnt das Anerbenrecht als freiheitsfeindlich ab, weshalb die Verfassung Preußens die Teilbarkeit des Grundeigentums sichert. Aus wirt­schaft­lichen Gründen sehen partikulare Gesetze aber seit dem späteren 19. Jahrhundert Anerbenrecht vor, das dann angewendet wird, wenn der Hofinhaber (bestimmter großer oder eingetragener Höfe) nicht durch letztwillige Verfügung einen Hoferben auswählt (Österreich 1. 4. 1889, Tirol Höfegesetz 12. 6. 1900, Kärnten Erbhofgesetz). Das Reichserbhofgesetz des Jahres 1933 verallgemeinert die Anerbenrechtsregelung des Höfegesetzes Hannovers (1909). 1947 treten in der französischen und ameri­kanischen Be­satzungs­­zone die alten Anerben­gesetze wieder in Kraft. In der britischen Besatzungszone wird eine Höfeordnung erlassen, die das Bundesver­fassungs­gericht wegen der Bevorzugung der Söhne 1963 als verfassungswidrig ansieht, worauf eine verfassungsgemäße gesetzliche Regelung an dem 24. 8. 1964 erfolgt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Miaskowski, A. v., Das Erbrecht und die Grundeigentumsverteilung im Deutschen Reiche, 1882ff.; Dultzig, E. v., Das deutsche Grunderbrecht, 1899; Klaus, B., Geschichte, gegenwärtige Ausgestaltung und Zukunft des Anerbenrechts an Bauerngütern in Braunschweig, 1931; Weibel, E., Das Anerbenrecht in Württemberg, Diss. jur. 1931; Gebb, I., Über den Ursprung des deutschen Anerbenrechts, 1935 (Diss. jur. Greifswald); Hagmeister Meyer zu Rahden, G., Die Entwicklung des ravensbergischen Anerbenrechts, 1936; Mauß, H., Anerbenrecht im niederrheinisch-westfälischen Grenzgebiet, 1938; Mayer-Edenhauser, T., Untersuchungen über Anerben­recht und Güterschluss in Kurhessen, 1942; Schardey, G.,Gleichberechtigungsgrundsatz und Vorrang des männlichen Geschlechts bei der Hofeserbfolge, 1961; Wöhrmann, H., Das Landwirtschaftserbrecht, 2. A. 1966, 3. A. 1977, 10. A. 2012, 11. A. 2019; Bischoff, W., Die Geschichte des Anerbenrechts in Hannover, Diss. jur. Göttingen 1966; Kroeschell, K., Geschichtliche Grundlagen des Aner­ben­rechts, (in) Agrarrecht 6 (1978), 147; Deutsches Agrarrecht, hg. v. Kroeschell, K., 1983; Brauneder, W., Studien II 1994, 357ff.; Buchenroth, A., Die Heimatzuflucht, 2004

anerkennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – EDEL 16. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [ErnestLTA. 172] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) für gültig erklären, bestätigen

Anerkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1522 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F./N., Verb anerkennen 1525) Bestätigung →Schuldanerkenntnis

Anerkennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1522 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1810 [Weber, Lehnr. III 104] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bestätigung

Anerkennungszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wegen seiner geringen Höhe wirtschaftlich bedeutungslose, aber als erkennbares Zeichen eines be­stehenden Abhängigkeitsverhältnisses recht­­lich bedeutsame Zins (beispielsweise Freigelassen­er, Erbbauberechtigter u. s. w.).

Lit.: Schröder, R., Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte, 1884, 7. A. 1932, Neudruck 1966; Le Roy Ladurie, E., Die Bauern des Languedoc, 2983

anfechten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – in EDEL 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Sprachquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) angreifen, bestreiten

Anfechtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [DresdUB. 26] in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Angriff, Verb anfechten um 950) ist die nachträgliche Beseitigung einer eingetretenen Rechtswir­kung durch Willenserklärung und bzw. oder Verfahrens­handlung des durch die Rechtswirkung Be­troffenen. In diesem Sinne ermöglicht bereits die →(lat.) querela (F.) inofficiosi testamenti (Beschwerde wegen pflichtwidrigen Testaments) des klassischen römischen Rechtes die Entkräftung eines Testaments, das bestimmte nahe Angehörige des Erblassers übergeht. In dem spätantiken Recht werden auch die Fälle der (lat.) →in integrum restitutio (F.) (Wiederherstellung der Unversehrtheit, Wiedereinsetzung in das Unversehrte, Wiederherstellung des früheren Rechtszustands) so verstanden. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ordnet die Anfechtung in dem allgemeinen Teil ein.

Lit.: Kaser § 9 I 1; Hübner; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 209; Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbeschränkungen des Schuldners nach deutschem Stadtrecht des Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 210; Harder, M., Die historische Entwicklung der Anfechtbarkeit von Willenserklärungen, AcP 173 (1973), 209; Düwel, L., Die Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Menges, M., Die Anfechtung von Annahme und Ausschlagung der Erbschaft, 2012

Anfechtungsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1877/1879 bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Klage, die auf die nachträgliche Beseitigung bestimmter Rechtsfolgen durch Urteil gerichtet ist. In dem 19. Jahrhundert gibt es eine Anfechtungsklage gegen den Beschluss auf Eröffnung des Konkurses oder gegen polizeiliche Verfügungen. In der Bundesrepublik Deutschland ist seit der Verwaltungsgerichtsordnung von 1960 eine Anfechtungsklage gegen einen (rechts­widrigen) Verwaltungsakt statthaft.

Lit.: Köbler, DRG 263; Feltkamp, H., Anfechtungsklage und Vergleich im Aktienrecht, 2020

angaria, angarīa, lat., F., Spanndienst, Fronfuhre, Fronfuhrwerk, Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀγγαρεία (angareía)

angariae (lat. [F.Pl.], Abgaben an reisende Boten des Königs Persiens) Handdienste und Spanndienste, Beherbergungspflich­ten in Antike und Frühmittelalter, aus dem Persischen, seit 1789 weitgehend abgeschafft

Lit.: Köbler, LAW; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 2. A. Bd. 2 1928, 308, s. latein_a_z.docx

Angebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1738 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1738 [Hayme] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vielfach die auf den Abschluss eines →Vertrags gerichtete →Willenserklärung (Antrag, Anerbieten, Offerte). Das wesentlich in dem Naturrecht seit Hugo Grotius als allgemeine Erscheinung herausgearbeitete Angebot ist in dem älteren gemeinen Recht und in dem angloame­rikanischen Recht (für den Erklärenden und den Empfänger) nicht bindend, nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aber während einer Frist für die Annahme verbindlich. Wird das Angebot von dem Empfänger (durch die Willenserklärung Annahme) angenommen, so entsteht ein Vertrag unter den Beteiligten. Ein Angebot der Leistung ist in dem Schuldrecht dem Schuldner gegenüber dem Gläubiger möglich.

Lit.: Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Angelsachse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige der in dem 5./6. Jahrhundert unter den sagenhaften Führern Hengist und Horsa von Norddeutschland auf die britischen Inseln mit Ausnahme Wales‘, Cornwalls und Schottlands auswandernden, seit etwa 775 (Beda, Paulus Diaconus) mit der Sammelbezeichnung Angelsachsen (lat. [M.Pl.] Angli Saxones, 8. Jh., Paulus Diaconus) benannten →Sachsen, Angeln (aus Schleswig) und Jüten. Die Angelsachsen bilden unter Verdrängung der einheimischen →Kelten mehrere Klein­königreiche (Kent, Sussex, Wessex, Essex, East Anglia, Mercia, Northumbria), in denen sie von römischen und von schottischen Missionaren zu dem Christentum bekehrt wer­den und ihr (angelsächsisches) Recht in Rechtsbüchern in der Volkssprache aufzeichnen. Den Königen von Wessex gelingt in dem 9. Jahrhundert die Einigung, doch werden die Angel­sachsen 1016-1042 von den Dänen beherrscht und 1066 bei Hastings von dem →Normannen Wilhelm dem Eroberer unterworfen. Aus der Zeit bis 1066 ist neben den Volksrechten mit insgesamt rund 1500-1800 Urkunden zu rechnen, von denen mehr als 1150 von dem Herrscher ausgestellt sind (von etwa 670 bis 900 rund 450 Urkunden, davon 2-3 Originale aus dem 7. Jahrhundert, 17-18 aus dem 8. Jahrhundert und etwa 55 aus dem 9. Jahrhundert). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 81; Schmid, R., Die Gesetze der Angelsachsen, 1858; Liebermann, F., Die Gesetze der Angelsachsen, Bd. 1ff. 1898ff., Neudruck 1960; Attenborugh, F., Laws of the Earliest English Kings, 1922; Robertson, A., Laws of the Kings of England, 1925; Braude, J., Die Familiengemeinschaften der Angelsachsen, 1932; Wilson, D., The Anglo-Saxons, 1960, 2. A. 1970; Vollrath-Reichelt, H., Königsgedanke und Königtum bei den Angelsachsen, 1971; Wallace-Hadrill, J., Early Germanic Kingship, 1971; Torkar, R., Eine altenglische Übersetzung von Alcuins de virtute et vitiis Kap. 20, 1981; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; The Anglo-Saxons, hg. v. Hines, J., 1997; Dunn, M., The Christianization of the Anglo-Saxons c. 597-c. 700, 2009; Kleinschmidt, H., Die Angelsachsen, 2011; Bihrer, A., Die Angelsachsen, 2014; Kuhn, D., Der lateinisch-altenglische libellus precum, 2014

angelsächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Angelsachsen betreffend

Angelsächsisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht der →Angelsachsen (zwischen der Mitte des 5. Jahrhunderts und etwa 1066). Es ist überliefert durch Rechtsbücher (lat. [F.Pl.] leges, Gesetz­bücher, Volksrechte) der angelsächsischen Kö­nige des 7. bis 11. Jahrhunderts, durch allgemeine Rechtsauf­zeichnungen unbekannter Ver­fasser und durch Urkunden und allgemeine Geschichtsquellen. Den Beginn bilden die in der Volkssprache niedergeschriebenen Rechtssätze Aethel­berhts von Kent (597-616) und in jüngerer Überlieferung Ines von Wessex (688-694). Von Alfred dem Großen von Wessex stammt ein (ae.) domboc (887-899), von König Knut eine weitere umfangreiche Sammlung (1018-1023). Nichtoffizielle Kompilationen stellen der →Quadripartitus, die Leis Willelme (Anfang 12. Jahrhundert), die Consiliatio Cnuti (12. Jahrhundert) und die →Leges Henrici Primi (1114-1118) dar, mit denen das angelsächsische Recht noch weit in die normannische Zeit Englands reicht. Die Überlieferung ist auf wenige Handschriften beschränkt, so dass mit deutlichen Verlusten zu rechnen ist. Christlicher Einfluss ist unübersehbar. Die Abgrenzung von aufge­zeich­netem Gewohnheitsrecht und neuem, ge­mein­sam mit Bischöfen und Adel gesetztem Recht (beispielsweise Todesstrafe für Diebstahl 925-939) bereitet Schwierigkeiten. Hauptgegen­stand der Rechtsbücher („Ge­setzbücher“) ist zunächst der Ausgleich von Unrechtserfolgen durch Buße an den Verletzten. Unter König Alfred nehmen kirchlicher Einfluss und königliche Anordnung zu. Ein Bezug auf geschriebenes Recht findet sich in den überlieferten Rechtsfällen, die vor dem von dem reeve, ealdorman oder scirman des Königs geleiteten örtlichen Gericht verhandelt werden, nicht.

Lit.: Schmid, R., Die Gesetze der Angelsachsen, 1858; Liebermann, F., Zu den Gesetzen der Angelsachsen, ZRG GA 5 (1884), 198; Liebermann, F., Die Gesetze der Angelsachsen, Bd. 1f. 1998ff., Neudruck 1960; Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen im Grundriss, 1909; Liebermann, F., The national assembly in the Anglo-Saxon period, 1913; Attenborough, F., Laws of the Earliest English Kings, 1922; Bechert, R., Die Einleitung des Rechtsgangs nach angelsächsischem Recht, ZRG GA 47 (1927), 1; Würdinger, H., Einwirkungen des Christentums auf das angelsächsische Recht, ZRG GA 55 (1935), 105; Goebel, J., Felony and Misdemeanour, 1937; English Historical Documents I, hg. v. Whitelock, D., 1955; Sawyer, P., Anglo-Saxon Charters, 1968; Harding, A., Law Courts of medieval England, 1973; Korte, D., Untersuchungen zu Inhalt, Stil und Technik angel­sächsischer Gesetze und Rechtsbücher des 6.-12. Jahr­hunderts, 1974; Rivers, T., A Reevaluation of Aethelberht 31, ZRG GA 93 (1976), 315; Scharer, A., Untersuchungen zu den angelsächsischen Königs­urkunden des 7. und 8. Jahrhunderts, Diss. phil. Wien 1978 (masch.schr.); Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Wormald, P., The Making of English Law, 1999; Scharer, A., Herrschaft und Repräsentation, 2000; Oliver, L., The Beginnings of English Law, 2002; Palmer, J., Anglo-Saxons in a Frankish World, 690-900, 2009; Fruscione, D., Neue Forschungen zum angelsächsischen Recht, ZRG GA 133 (2016), 474

Anger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt - um 765 in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 765 [Ahd.Gl. II 497] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Grasland

Lit.: Brednich, R., Tie und Anger, 2008

Angers (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort in Frankreich, mit dem eine Formelsammlung verbunden ist

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 138

angestellt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) bedienstet, beschäftigt

Angestellter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1812 [Angestellte 1874] bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und - als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb anstellen Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt) ist der Arbeitnehmer, der vor­wiegend geistige Arbeit leistet. Die Gruppe der Angestellten wird in dem 19. Jahrhundert als be­sonderer Teil der Arbeitnehmer erkannt.

Lit.: Dittrich, M., Die Entstehung der Angestelltenschaft in Deutschland, 1939; Hromadka, W., Das Recht der leitenden Angestellten, 1979; Kocka, J., Die Angesgtellten in der deutschen Geschicht, 1850-1980, vom Privatbeamten zum angestellten Arbeinehmer, 1981; Rupieper, H., Arbeiter und Angestellte im Zeitalter der Industrialisierung, 1982; Bichler, B., Die Formierung der Angestelltenbewegung, 1997; Schulz, G., Die deutschen Angestellten, 2000; Schulz, G., Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert, 2000

Anhalt (N.) über dem Selketal in dem Harz ist die vielleicht um 1050 errichtete Burg (in der Gegenwart Ruine), nach der sich ein seit etwa 1000 erkennbares Geschlecht (→Askanier) mit Gütern um Ballenstedt, Köthen oder bzw. und Aschersleben benennt (1215 [lat.] princeps [Fürst] in Anahalt), dessen Angehörige als einzige Grafen seit 1218 dem Reichs­fürstenstand angehören. Nach vielen Teilungen der seit 1356 zu Herzögen von Sachsen aufgestiegenen Anhaltiner kommen die Güter 1863 in dem Herzogtum Anhalt (1807) der Linie Anhalt-Dessau wieder zusammen, das an dem 12. 11. 1918 Freistaat wird (Verfassung 18. 7. 1919). An dem 9. 7. 1945 wird Anhalt innerhalb der sowjetischen Besatzungs­zone mit der Provinz Sachsen →Preußens ver­einigt und 1947 dem neugebildeten Land →Sachsen-Anhalt (1947-1952) eingegliedert (1990 wiederbegründet, 1990-2003 Regie­rungs­bezirk Dessau).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schrecker, U., Das landesfürstliche Beamtentum in Anhalt, 1906; Schröder, A., Grundzüge der Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2 (1926); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2895; Marcus, P., Herzog Bernhard von Anhalt, 1993; Die Fürsten von Anhalt, hg. v. Freitag, W. u. a., 2003; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012; Deinet, K., Christian I. von Anhalt-Bernburg (1568-1630), 2020

animo (lat.[M.] Ablativ) durch Willen, durch Beherrschungswillen, →possessio, →animus

animus, lat., M., Seele, Geist, Aufmerksamkeit, Gemüt, Gesinnung, Mut, Übermut, Absicht; Q.: Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *anə-, *an- (3), *henh-, V., atmen, hauchen →Wille

animus (M.) domini (lat.) Eigentümerwille

animus (M.) donandi (lat.) Schenkungswille →Schenkung

animus (M.) novandi (lat.) Abänderungswille →Novation

Anjou (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, N.) ist die Seitenlinie der →Kapetinger (erstes Haus begründet von [lat.] vicecomes [M., Vizegraf] Fulco dem Roten um 898, Verlust der Grafschaft 1214/1259 an den König von Frankreich, daneben 1154 Königtum in England mindestens bis 1399, 1499 Hinrichtung des letzten männ­lichen Plantagenet Earl Eduard von Warwick, zweites Haus 1246-1328/1351 als Apanage nach Übernahme der Grafschaft durch den König von Frankreich, drittes Haus 1351-1480), welche die Grafschaft Provence, Sizilien (1265-1282, Sizilien-Trinakria), Neapel (1265-1435, Sizilien-Neapel), Ungarn (1308-1386) und Polen (1370-1386) sowie in einer jüngeren Linie Lothringen (1431-1473) beherrscht. Die Landschaft Anjou (der keltischen Andekaver) um Angers zählt von 1154 bis 1204 unter dem Haus →Plantagenet zu →England. 1480/1481 fallen Anjou und Provence an den König von →Frankreich.

Lit.: Guillot, O., Le comte d’Anjou et son entourage au 11e siècle, 1972; Gillingham, J., The Angevin Empire, 1984; Michalsky, T., Memoria und Repräsentation, 1999; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295), 1999; Berg, D., Die Anjou-Plantagenets, 2003; La justice temporelle dans les territoires angevins, hg. v. Boyer, J. u. a., 2005

Anklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1295 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [FürstenbUB. I 324] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache uns in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anklagen 1276) ist die vor Gericht gegen einen bestimmten Menschen wegen einer bestimmten Straftat erhobene Anschuldigung. Sie tritt erst mit der Entstehung allgemeiner Streitbeendigungseinrichtungen auf. In Rom erfolgt der Übergang zu einer allgemeinen staatlichen Strafverfolgung seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert. Danach erscheint eine Popularanklage bei Verfolgung gemeiner Verbrechen. Jeder Bür­ger kann durch Anzeige die Anklage vorbringen und erhält bei Erfolg einen Lohn. In dem deutschen Mittelalter bildet die Anklage die Voraussetzung für den besonderen, seit dem 14. Jahrhundert sichtbaren →Anklageprozess, bei dem der Betreiber Sicherheit stellen und in dem Falle des Unterliegens die Kosten tragen und den Angeklagten entschädigen muss. In dem mehr und mehr vorherrschenden Inquisitionspro­zess erfolgt die Anklage durch den Richter auf dem endlichen Rechtstag. In dem 19. Jahrhundert wird nach dem Vorbild Frankreichs die öffentliche Anklage durch eine neu eingeichtete, von dem Gericht unabhängige Behörde eingeführt (Baden 1832 und Württemberg 1843 für Pressevergehen, Preußen 1846 für Kammergericht, 1849 allgemein). Seitdem gibt es eine private Anklage nur noch bei (wenigen gesetzlich bestimmten) Privatklagedelikten.

Lit.: Köbler, DRG 156, 202, 118; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879; His, R., Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920; Grossmann, S., Masken des Anklägers – Geschichte des Anklägers im amerikanischen Strafprozess, Diss. jur. Frankfurt am Main 2000

Anklagegrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Grundsatz, dass ein Strafverfahren nur auf Grund einer →Anklage betrieben werden kann.

anklagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1276 bezeugt – um 1275 [Deutschenspiegel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1275 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegen einer Straftat vor Gericht beschuldigen

Anklageprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Strafprozess, der eine →Anklage (insbesondere seit dem 19. Jahrhundert eine Anklage durch eine besondere öffentliche Anklagebehörde) (→Staatsan­walt­schaft) vor­aussetzt. Er ist in Frankreich eine unmittelbare Folge der französischen Revo­lution von 1789. In Deutschland setzt Baden 1832 erstmals Staatsanwälte ein. 1848 wird der Anklageprozess zuerst von der (gescheiterten) Verfassung der Frankfurter Paulskirche vorgesehen. →Akkusations­prozess

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungsrechts, 1954; Seiler, S., Die Stellung des Beschuldigten im Anklageprozess, 1996

Anklam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die in Vorpommern an dem Unterlauf der Peene vor 1243 von deutschen Siedlern angelegte Stadt, die vor 1283 der Hanse beitritt und spätestens 1292 Stadtrecht Lübecks übernimmt. Sie überliefert ein bedeutsames →Stadtbuch.

Lit.: Das Stadtbuch von Anklam, bearb. v. Bruinier, J., Bd. 1ff. 1960ff.

Anlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 15./19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1337 [Annweiler/ZGO. 1 1850 421] mit unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb anlassen um 750) Grund, Ausgangspunkt, Ereignis

Lit.: Osenbrüggen, E., Der Urhab oder Anlass, (in) Zs. f. dt. Recht 20 (1859) 88

anlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [MemmingenStR. 280] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Anlass geben, anbehalten (V.)

Anleite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter in dem deutschen Recht die Einweisung in ein fremdes Gut, insbesondere die Einweisung des Klä­gers in die Güter eines wegen Prozess­ungehorsams geächteten Beklagten in einem sich über rund 10 Termine erstreckenden Verfahren vor dem Reichshofgericht (Reichskammergericht und Reichshofrat bis 1654) oder einem kaiserlichen Landgericht vor 1784 bzw. bis 1806 (Rottweil). Sachlich wird die Anleite durch das Versäumnisverfahren ersetzt.

Lit.: Kohler, J., Das Verfahren des Hofgerichts Rottweil, 1904; Kohler, J., Acht und Anleite des königlichen Hofgerichts, (in) FS G. Cohn, 1915, 1; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1984; Schillinger, U., Die Neuordnung des Prozesses am Hofgericht Rottweil 1572, 2016

anleiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1230 [MühlhsnRb. 118] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) heranführen

Annahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1521 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1794 [PreußALR. II 8 § 1508 und öfter] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb annehmen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 bezeugt) ist beispielsweise der Empfang, die Vorstellung, die Aufnahme, die Entgegennahme, die ein Angebot uneingeschränkt bejahende Willenser­klä­rung des Angebotsadressaten sowie die Entge­gennahme der Leistung des Schuld­ners durch den Gläubiger in dem Zeitpunkt der Leistung (andernfalls Annahmeverzug, Gläu­bigerver­zug). Eine besondere Einrichtung des Familienrechts ist die Annahme eines Menschen an Kindes Statt durch einen anderen Menschen. →Vertrag

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Menges, M., Die Anfechtung von Annahme und Ausschlagung der Erbschaft, 2012

Annahmeverzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gläubigerverzug, Verzug des Gläubigers mit der Annahme der Leistung des Schuldners

Annalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Theaterannale bezeugt und in DW2 um 1170 – 16./ 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl., Wort um 1170 aus lat. liber [M.] annalis, jährliches Buch, Jahrbuch aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb. Pl.) sind in möglicher Parallele zu spätantiken Konsullisten seit dem 8. Jahrhundert erscheinende, chronologisch geordnete Aufzeichnungen über denkwürdige Begeben­heiten zwischen einem zeitlichen Ausgangspunkt und meist der jeweiligen Gegenwart des Aufzeichnenden (beispielsweise Quedlinburger Annalen Sankt Servatiusstift Quedlinburg 1008-1030 [ab Schöpfung]).

Lit.: Poole, R., Chronicles and Annals, 1926; Caenegem, R. van/Ganshof, F., Kurze Quellenkunde des westeuropäischen Mittelalters, 1964; Mc Cormick, M., Les annales, 1975; Hay, D., Annalists and Historians, 1977; Die Annales Quedlinburgenses, hg. v. Giese, M., 2004

Annaten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1474 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Pl., Wort 1474 aus dem Lateinischen aufgenommen und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb. Pl.) sind sachlich gewohnheitsmäßig entwickelte, seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bei der Verleihung freier nichtkonsistorialer niederer Benefizien allgemein an den Papst geleistete Abgaben in Höhe eines ganzen oder halben Jahresertrags, die seit dem Konzil von Basel (1435) abkommen und seit 1917 grundsätzlich untersagt sind.

Lit.: Kirsch, J., Die päpstlichen Annaten, 1903; Hoberg, H., Die Einnahmen der apostolischen Kammer, Bd. 1f. 1955ff.; Denzel, M., Kurialer Zahlungsverkehr, 1991; Camera apostolica, hg. v. Ansani, M., 1994

annehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 bezeugt – um 1065 [Williram von Ebersberg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entgegennehmen →Annahme

Annweiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) N.

Lit.: Seebach, H., Kleine Geschichte des Trifels und der Stadt Annweiler, 2009

anordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1490 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1553 [Ensisheim/FreibDiözArch. 16 1883 207] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) festsetzen, bestimmen, befehlen

Anordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1582 [NÖster./ÖW. VIII 372] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Festsetzung, Bestimmung, Befehl, →einstweilige Anordnung

anschließen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1593 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme 12] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzuschließen, verpflichten, →Anschluss

Anschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb anschließen 1593) ist vor allem die schon 1918 von den Österreichern mehrheitlich gewollte, von dem in Braunau an dem 20. 4. 1889 geborenen Österreicher Adolf →Hitler 1938 nach mehrjähriger Vorbereitung durch poli­tischen Druck herbeigeführte Vereinigung →Österreichs mit dem (zweiten) Deutschen Reich. Dem Anschluss geht 1918 der von den alliierten Sieger­mächten des ersten Weltkriegs verhinderte Versuch der aus den meisten deutsch­sprachigen Gebieten Österreich-Ungarns ge­bildeten Republik →Deutschösterreich vor­aus, sich mit dem →Deutschen Reich zu ver­einigen, wofür sich in Tirol 98,8 und in Salz­burg 99,1 Prozent der Abstimmungsbe­rechtig­ten aussprechen. Nach seiner Bestellung zu dem Reichskanzler in dem Deutschen Reich an dem 30. 1. 1933 will Hitler dieses Ziel politisch erreichen. An dem 12. 2. 1938 zwingt er den österreichischen Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (in dem Berchtesgadener Abkom­men), den national­sozialistischen Sym­pa­thisanten Seyß-Inquart als Sicherheits­minister zu bestellen, die freie Betätigung der Nationalsozi­alistischen Deutschen Arbeiter­partei innerhalb der vaterländischen Front zuzulassen und alle Nationalsozialisten zu amnestieren. Eine für den 12. 3. 1938 durch Bundeskanzler Schuschnigg angesetzte Volksab­stimmung für ein „freies und deutsches, unabhängiges und soziales, christliches und einiges Österreich“ unterbleibt wegen des an dem 11. 3. 1938 von Hitler erzwun­genen Rück­tritts des Bundeskanzlers Schuschnigg. Auf An­forderung (Bitte um „Hilfe“) des Sicherheitsministers Seyß-Inquart an Hitler kommen deutsche Truppen. Danach bestellt der Bundes­präsident Österreichs (Miklas) Seyß-Inquart zu dem Bundeskanz­ler und tritt an dem 13. 3. 1938 zurück. Die Bundesregierung Österreichs beschließt auf der Grundlage des Ermächtigungsgesetzes von 1934 ein Bundesverfas­sungsgesetz über die Wieder­vereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich (BGBl. 1938, 75), auf Grund dessen Österreich ein Land des Deutschen Reiches wird. Eine Volksab­stimmung von dem 10. 4. 1938 bejaht den Anschluss zu 99,73 Prozent, doch wird dies nach 1945 in dem Bewusstsein der Allgemeinheit verdrängt. Die internationale Staatengemeinschaft bleibt bis auf einen anscheinend aus privatwaffenwirtschaftlichem Grund erfolgten Protest Mexikos bei dem Völkerbund weitgehend stumm.

Lit.: Köbler, DRG 223; Baltl/Kocher; Kleinwächter, F./Paller, H., Die Anschlussfrage, 1930; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T. u. a., 1988; Botz, G., Die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, 1972, 3. A. 1988; Jung, O., Plebiszit und Diktatur, 1995; Roesler, J., Der Anschluss von Staaten, 1999; Krämer, K., Die Bestrebungen für einen Zusammenschluss zwischen Österreich und Deutschland 1918 bis 1921, Diss. phil. Hannover 2003; 1938 – Der „Anschluss“ im internationalen Kontext, hg. v. Karner, Stefan/Ruggenthaler, Peter, 2020, 2. A. 2021; Wieland, L., Die nationalsozialistische Propaganda zur Volksabstimmung am 10. April 1938 in Österreich, 2020

Anschütz, Gerhard (Halle an der Saale 10. 1. 1867-Heidelberg 14. 4. 1948) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Tübingen (1899), Heidelberg (1900), Berlin (1908) und Heidel­berg (1916) und 1933 mit 66 Jahren auf Antrag emeritiert, weil er das nationalsozialistische Staatsrecht mangels innerlicher Verbundenheit nicht lehren kann. Er ist Verfechter des demokratischen Gedankens und verfasst auf gesetzespositiv­istischer Grundlage den mit 14 Auflagen erfolgreichsten Kommentar zu der von ihm lose mitgestalteten Verfassung der →Weimarer Republik. S. Google

Lit.: Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 1921, 2. A. 1921, 8. A. 1925, 14. A. 1933; Handbuch des deutschen Staatsrechts, hg. v. Anschütz, G./Thoma, R., 1930ff.; Forsthoff, E., Gerhard Anschütz, (in) Der Staat 6 (1967), 139; Gerhard Anschütz, Aus meinem Leben, hg. v. Pauly, W., 1993, 2. A. 2008; Dreier, H., Ein Staatsrechtslehrer, (in) ZNR 20 (1998)

Ansegis (bei Saint Rambert bei Lyon um 770-Saint Wandrille/Fontenelle 20. 7. 833) ist der fränkische Benediktinerabt (823) von Saint Wandrille bzw. Fontenelle in der Erzdiözese Rouen, der 827 in seinem vier Bücher (Karl der Große, Ludwig der Fromme, Weltliches, Kirchliches) umfassenden (lat.) Legiloquus liber (M., Recht aufzeigendes Buch) in einfacher Ordnung und nicht fehlerfrei 29 (von etwa 90 heute bekannten) →Kapitularien Karls des Großen und Ludwigs des Frommen zusammenstellt, deren zwei Redaktionen (?) durch mehr als 60 (63), in vier Gruppen nach Herkunft und Inhalt einteilbare Hand­schriften überliefert werden. S. Google

Lit.: Ganshof, F., Was sind die Kapitularien?, 1961; Die Kapitulariensammlung des Ansegis, hg. v. Schmitz, G., 1996

Anselm von Lucca verfasst zwischen 1081 und 1083 eine Sammlung (lat. [F.] Collectio) von Papstbriefen, Canones, patristischen Texten und römischen Rechtsquellen. S. Google

Lit.: Szuromi, S., Anselm von Lucca as Canonist, 2006

ansprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 1050 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 176] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) anreden → Anspruch

Anspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1292 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1291 [SalemUB. II 407] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ansprechen um 1050) ist sachlich das Recht, von einem anderen ein Tun oder Unterlassen zu verlangen (§ 194 BGB) bzw. die von einem Kläger an einen Beklagten gerichtete Behauptung eines Rechtes mit einem bestimmten Inhalt. In dem römischen Recht ist beides in der (lat. [F.]) actio (Klaganspruch) enthalten, wobei in dem Legisaktionenverfahren die Beachtung eines genauen Wortlauts erforderlich ist und in dem Formularverfahren nur verfahrensrechtlich durch­setzbare Rechte anerkannt werden (ak­tionenrechtliches Denken), wovon sich das spätantike Verfahren je nach Zweckmäßigkeit löst. In dem Spätmittelalter werden die Anforde­rungen an die Geltendmachung von Ansprü­chen eher abgeschwächt. Der neuzeitliche (lat.) usus (M.) modernus (moderne Gebrauch) begnügt sich mit der Erkennbarkeit einer (lat.) actio. Savigny versteht die (lat.) actio als Klagerecht, das aus der Verletzung eines subjektiven Rechtes erwächst, als ein Recht in dem Zustand der Verteidigung. Nach Bernhard Windscheid (1856) ist dagegen der Anspruch unabhängig von der jeweiligen Ent­scheidung eines Gerichts ein Recht eines Rechtssubjekts gegenüber einem anderen Rechtssubjekt.

Lit.: Windscheid, B., Die actio des römischen Civilrechts, 1856; Nörr, K., Das Aktionrenrecht bei Savigny, (in) Ius commune 8 (1879), 110; Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses von materiellem Recht und Prozessrecht seit Savigny, 1965; Vossius, O., Zu den dogmengeschichtlichen Grundlagen der Rechtsschutzlehre, 1985; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium, 1996; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte des Verhältnisses von formellem und materiellem Recht, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Anstalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1630 [FreibDiözArch. 23 1893 240] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb anstellen um 1300) ist vor allem die von einem Träger öffentlicher Verwaltung seit dem 18. Jahrhundert zu der Erfüllung einer besonderen Verwaltungsauf­gabe er­richtete, verwaltungsorganisatorisch oder recht­lich ver­selbständigte Verwaltungs­ein­heit von persön­lichen oder sachlichen Mitteln.

Lit.: Gerstlacher, C., Sammlung aller Baden-Durlachischen Anstalten und Verordnungen, Bd. 1ff. 1772f.; Weber, W., Die Entwicklung der Sparkassen, 1985; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Alexander, L., Anstalten und Stiftungen. Verselbständigte Vermögensmassen im römischen Recht, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Brink, C., Grenzen der Anstalt – Psychiatrie und Gesellschaft in Deutschland 1860-1980, 2010

anstellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Weichb. Dan. 403 Art. 88] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einreihen, erheben

anstiften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1469 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Frauenstädt, MalefB 273] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) veranlassen, vorsätzlich bestimmen, →Anstifter um 1533, Anstiftung 1414

Anstifter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1533 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Ellissen, Einbeck 22] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) zu einer Straftat Anstiftender

Anstiftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1414 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1554 [Offenburg/FreibDiözArch. 16 1883 203] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anstiften 1469, Maskulinum Anstifter um 1533) ist die vorsätzliche Bestimmung eines anderen zu einer vorsätzlich begangenen rechtswidrigen Tat (Versuch genügt). Als allgemeine Grundfigur des →Strafrechts wird die Anstiftung unter Herauslösung aus der Urheberschaft (intellektuelle Urheberschaft, so noch Feuerbach 1801) des (lat. [M.]) auctor erst in dem 19. Jahrhundert ausgebildet (§ 34 I StGB Preußens 1851).

Lit.: Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmeformen im 19. Jahrhundert, 2006

Anthropologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1711 bezeugt – in EDEL 18. Jahrhundert - als aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in der Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) Menschenkunde

Lit.: Dülmen, R. van, Historische Anthropologie, 2000, 2. A. 2001; Hoßfeld, U., Geschichte der biologischen Anthropologie in Deutschland, 2005

anti (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DRW2 1763 bezeugt – in EDEL 8. Jh.? - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums wohl seit der Neuzeit um 1500 aufgenommen, als Präfix verwendete Partikel), gegen

anti, lat., Präp., vorn, vor, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀντί (antí), Adv., Präp., angesichts, gegenüber, vor, idg. *anti, *hánti, Adv., im Angesicht, gegenüber

Antichrese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Gegengebrauch, Nutzungspfand, § 1213 I BGB) ist das aus dem hellenistischen Bereich in das klassische römische Recht eingeführte Nutzpfand, bei dem der Pfandgläubiger mit Erlaubnis des verpfändenden Schuldners nicht nur die Pfandsache als Sicherheit besitzen, sondern auch die Früchte der Pfandsache ziehen darf, wobei das Wort vermutlich aus dem Griechischen des Altertums über den Code Napoleon in die deutsche Rechtssprache des 19. Jahrhunderts gelangt, aber letztlich nicht heimisch geworden ist.

Lit.: Kaser § 31; Hübner; Kupiszewswki, H., Antichrese und Nutzpfand in den Papyri, 1986

antik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – 1691 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über antīquus, lat., Adj., alt, altehrwürdig, einstig, wichtig, [um 250-184 v. Chr.]), vgl. ante, lat., Präp., vorn, vor, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) alt

Antike (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1696 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv antik 1691, [3000/2800 v. Chr. bzw.] 11. Jahrhundert v. Chr.-4./6. Jahrhundert n. Chr.) ist der vor allem durch die Kultur der (Sumerer, Assyrer, Ägypter, Juden,) Griechen und Römer gekenn­zeichnete, durch die Eroberung Westroms durch Germanen in dem Jahre 476 abgeschlossene geschichtliche Abschnitt der menschlichen Kulturentwicklung nach der Vorgeschichte und vor dem Mittelalter und der Neuzeit. →Altertum

Lit.: Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1ff. 1986; Selb, W., Antike Rechte im Mittelmeerraum, 1993; The Cambridge Ancient History, 2. A. Bd. 6, hg. v. Lewis, D., 1994; Dahlheim, W., Die Antike, 6. A. 2002; Löwe, G./Stoll, H, Lexikon der Antike, 1997; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Gehrke, H., Kleine Geschichte der Antike, 1999; Metzler Lexikon Antike, hg. v. Brodersen, K./Zimmermann, B., 1999; Lexikon der christlichen Antike, hg. v. Brauer, J./Hutter, M., 1999; Nickel, R., Lexikon der antiken Literatur, 1999; Geschichte der Antike, hg. v. Gehrke, H. u. a., 2000; Brandt, H., Das Ende der Antike, 2001; Grziwotz, H./Döbertin, W., Spaziergang durch die Antike, 2002; Die Rechtskulturen der Antike, hg. v. Manthe, U., 2003; Lexikon der antiken Gestalten in den deutschen Texten des Mittelalters, hg. v. Kern, M. u. a., 2003; Pöhlmann, E., Einführung in die Über­lieferungsgeschichte und in die Textkritik der antiken Literatur, Bd. 1 2. A. 2003; Personen der Antike, hg. v. Brodersen, K. u. a., 2004; Herrscherchronologien der antiken Welt, 2004; Höhepunkte der Antike, hg. v. Brodersen, K., 2006; Erinnerungsorte der Antike, hg. v. Stein-Hölkeskamp, E. u. a., 2006; Troianer sind wir gewesen, hg. v. Olshausen, E. u. a., 2006; Sonnabend, H., Die Grenzen der Welt, 2007; Geschichte der Antike – Quellenband, hg. v. Gehrke, H. u. a., 2007; Geschichte der antiken Texte – Autoren- und Werklexikon, hg. v. Egger, B., 2007; Historischer Atlas der antiken Welt, hg. v. Wittke, A. u. a., 2007; Baltrusch, E., Außenpolitik, Bünde und Reichsbildung in der Antike, 2008; Mann, C., Antike, 2008; Stangl, G., Antike Populationen in Zahlen, 2008; Die Ideale der Alten, hg. v. Rosenberger, V., 2008; Antike - Recht - Geschichte, hg. v. Benke, N. u. a., 2009; Antike Oldenburg Geschichte Lehrbuch hg. v. Wir­belauer, E., 2009, 3. A. 2010; Leppin, H., Das Erbe der Antike, 2010; Kitchen, K. u. a., Treaty, Law and Covenant in the Ancient Near East, 2012; Hartz, C., Tatort Antike Berühmte Kriminalfälle des Altertums, 2012, 2. A. 2021; Antike im Mittelalter, hg. v. Brather, S. u. a., 2014; Barceló, P., Die alte Welt, 2019; Kloft, H., Studien zur Wirtschafts-, Sozial- und Rezeptionsgeschichte der Antike, 2020; Meister, J., Antike und moderne Propaganda, (in) HZ 312 (2021), 587 (Italien); Rebenich, S., Die Deutschen und ihre Antike – Eine wechselvolle Beziehung, 2021; Burstein, S., Antike Global – die Welt von 1000 v. Chr. bis 300 n. Chr., 2022

Antiochia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ein Kreuzfahrerfürstentum

Lit.: Mayer, H., Varia Antiochena, 1993; Buck, A., The Principality of Antioch and its frontiers in the tweltfth Century, 2017

antīquus, lat., Adj., alt, einstig, wichtig, altehrwürdig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ante

Antisemit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1880 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen verbindbar, M., Adjektiv antisemitisch 1865) Judenfeind

antisemitisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1865 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen teilweise verbindbar, Adj.) judenfeindlich

Antisemitismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1883 bezeugt - 1888 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen verbindbar, M.) ist die Juden (Semiten) ablehnende Haltung von Menschen (Judenfeindschaft). Sie entsteht nach antiken, mittelalterlichen und frühneu­zeitlichen Vorläufern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (in Preußen Sozialkonservative wie Hermann Wagener seit der liberalen neuen Ära von 1858, in Österreich um 1885) neu. In dieser Zeit gelten Juden als Modernisie­rungs­gewinner des Libe­ralismus, wobei auch die katholische Kirche ihr Unbehagen über die gesellschaftlichen Veränderungen an dem steigen­den Einfluss der Juden zu einem Ausdruck bringt. Der zunehmende Antisemitismus begünstigt den politischen Aufstieg Adolf Hitlers ab 1919 zu dem Reichskanzler des (zweiten) Deutschen Reiches an dem 30. 1. 1933. →Jude

Lit.: Badinter, R., Un antisémitisme ordinaire, 1997; Scheil, S., Die Entwicklung des politischen Antisemitismus in Deutschland zwischen 1881 und 1912, 1999; Walter, D., Antisemitische Kriminalität, 1999; Katholischer Antisemitismus, hg. v. Blaschke, A. u. a., 2000; Kertzer, D., Die Päpste gegen die Juden, 2001; Bergmann, W., Geschichte des Antisemitismus, 2002; Ferrari Zumbini, M., Die Wurzeln des Bösen - Gründerjahre des Antisemitismus, 2002; Haury, T., Antisemitismus von links, 2002; El olivo y la espada, hg. v. Joan i Tous, P. u. a., 2003; Ley, M., Kleine Geschichte des Antisemitismus, 2003; Der Berliner Antisemitismusstreit 1879-1881, bearb. v. Krieger, K., 2003; Benz, W., Was ist Antisemitismus?, 2004; Wladika, M., Hitlers Vätergeneration, 2005; Terwey, S., Moderner Antisemitismus in Großbritannien 1899-1919, 2006; Mittmann, T., Vom Günstling zum Urfeind der Juden, 2006; Volkov, S., Germans, Jews and Antisemites, 2006; Sieg, U., Deutschlands Prophet - Paul de Lagarde und die Ursprünge des modernen Antisemitismus, 2007; Nonn, C., Antisemitismus, 2008; Brügmann, C., Flucht in den Zivilprozess, 2009; Herholt, v., Antisemitismus in der Antike, 2009: Antisemitische Geschichtsbilder, hg. v. Bergmann, W. u. a., 2009; Herbeck, U., Das Feindbild vom „jüdischen Bolschewiken“, 2009; Handbuch des Antisemitismus, hg. v. Benz, W., Bd. 1ff. 2008ff.; Albrecht, H., Antiliberalismus und Antisemi­tis­mus, 2010; Antisemitism in Eastern Europe, hg. v. Petersen, H. u. a., 2010; Imperien in der Antike, hg. v. Harrison, T., 2010; Bergmann, W. u. a., Antisemitismus in Zentraleuropa, 2011; Hofer, S., Richter zwischen den Fronten, 2011; Jahr, C., Antisemitismus vor Gericht, 2011; Imhoff, M., Antisemitismus in der Linken, 2011; Nicosia, F., Zionismus und Antisemitismus, 2012; Wein, S., Antisemitismus im Reichstag, 2014; Alma mater antisemitica, hg. v. Fritz, R. u. a., 2015; Antisemitismus in deutschen Parteien, hg. v. Ionescu/Salzborn, 2014; Schwarz-Friesel, M., Gebildeter Antisemitismus, 2015; Antisemitismus in der DDR und die Folgen, hg. v. Apelt, A. u. a., 2016; Arnold, S., Das unsichtbare Vorurteil – Antisemitismusdiskurse in der US-amerikanischen Linken nach 9/11, 2016, Zur Mühlem, B. v. zur, Gustav Freytag -Biographie, 2016; Wyrwa, U., Gesellschaftliche Konfliktfelder und die Entstehung des Antisemitismus, 2016; Hagemeister, M., Die „Protokolle der Weisen von Zion“ vor Gericht - Der Berner Prozess 1933-1937 und die „antisemitische Internationale“, 2017 (Text in Sankt Petersburg 1903 erstmals erschienen); Jüdische Identitäten und antisemitische Politiken im österreichischen Parlament 1861-1933, hg. v. Kreisky, E. u. a., 2017; Scharnberg, H., Die „Judenfrage“ im Bild – Der Antisemitismus in nationalsozialistischen Fotoreportagen, 2018 (5 schwache Abbildungen), Modern Antisemitisms in the Peripheries, hg. v. Kovács, E. u. a., 2019; Eriksen, T. u. a., Judenhass, 2019; Christlicher Antisemitismus im 20. Jahrhundert – Der Tübinger Theologe und „Judenforscher“ Gerhard Kittel, hg. v. Gailus, M. u. a., 2019 (Sammelband); Antisemitismus im 19. Jahrhundert aus internationaler Perspektive, hg. v. König, M. u. a., 2019; Embacher, H. u. a., Antisemitismus in Europa, 2019; Antisemitismus heute – Michael Wolffsohn im Gespräch, 2020; Stegemann, E. u. a., Vom Antijudaismus zum Antiisraelismus, 2020; Longerich, P., Antisemitismus – eine deutsche Geschichte, 2021; Schäfer, P., Kurze Geschichte des Antisemitismus, 2020

Antitribonianus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das 1603 posthum erschienene Werk François →Hotmans, das in einem Angriff auf →Tribonian die Anwendbarkeit des (lat. [N.]) Corpus iuris civilis in der Neuzeit bestreitet und die Schaffung eigener Gesetzbücher empfiehlt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HotmanFranz(HotomanusFranciscus)Antitribonian1603.pdf ; Baron, J., Franz Hotmans Antitribonian, 1888; Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003

Antrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1325 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 227] und ab 1430 [HamelnUB. II 106] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb antragen 8. Jahrhundert bzw. um 850) ist ein Angebot auf Abschluss eines →Vertrags sowie eine Erklärung hinsichtlich eines sonstigen Zieles.

Lit.: Kratz, D., Der Antrag im Verwaltungsprozess, 1969; Schnell, M., Der Antrag im Verwaltungsverfahren, 1986; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Hürtggen, R., Ausreise per Antrag, 2014

antragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 850 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [DietrFlucht 2214] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herantragen, vorbringen, →Antrag

Antrustio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Cap. I S. 8, 9, 10] in 9 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.], zu afrk. druht, lat.-afrk. trustis, M., bewaffnete Schar) ist der in dem Volksrecht der →Franken durch dreifaches Wergeld des Freien ausgezeichnete, auch in Kapitularien und Formeln erwähnte freie Königsmann.

Lit.: Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Olberg, G. v., Die Bezeich­nungen für soziale Stände, 1991

Antwerpen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Schelde wird 726 erstmals urkundlich erwähnt. 1291 erhält es Stadtrecht. 1852 wird in der aus den Niederlanden an Belgien gelangten Stadt eine Universität eingerichtet.

Lit.: Blondé, B., Antwerp in the Renaissance, 2020

anwachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [OstfriesUB. II 438] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinzuwachsen, durch Wuchs vermehren

Anwachsung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1453 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1453 [OstfriesUB. I 578] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Anwachsungsrecht 1721, Verb anwachsen um 800) ist die Vermehrung durch Wuchs einschließlich der Erhöhung der Anteile anderer Berechtigter an einer (gesamt­händerischen) Gesamtheit in dem Wege der Gesamtnachfolge bei Wegfall eines Mitberechtigten. Sie hat wohl in alten gesamt­händerischen Gesamtheiten (beispielsweise Hausge­mein­schaft, Akkreszenz in dem klassisch­en römischen Erbrecht) Bedeutung und wird später eher zurückgedrängt (beispielsweise durch Eintrittsrechte, Realteilung). Durch das Bürgerliche Gesetzbuch (1900) ge­winnt sie mit dem Gesamthandsprinzip an Gewicht.

Lit.: Kaser §§ 73 III, 76 III 1 154ff.; Hübner; Breuel, F., Geschichte des Anwachsrechts in Ostfriesland, 1954; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Meyer, H., Anwachs und Insel im hochmittelalterlichen Recht der Grafschaft Flandern, ZRG GA 113 (1996), 333; Lohsse, S., Ius adcrescenndi – die Anwachsung im römischen Vermächtnirecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Pichler, M., Das Prinzip der Anwachsung, 2014

Anwachsungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1732 [Zedler I 284 lat. ius accrescendi] in 1 Stelle und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1721) Recht auf Anwachsung eines erledigten Miterbenteils

Anwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [?iure anauualt AhdGl. I 194] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (Mensch als) Vertreter eines anderen (Menschen in dem Recht). In dem römischen Recht ist sachlich Vertretung grundsätzlich ausgeschlossen und wegen der vorhandenen Sklaven auch tatsächlich nicht besonders nötig. In dem deutschen Bereich begegnen die ersten Anfänge in dem fränkischen Reich. Zu dem Hochmittelalter hin erscheinen Vertreter für Bischöfe (Vögte), Äbte, Gemeinden oder Genossenschaften. Bis zu der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts setzt sich neben dem Fürsprecher als Vertreter in dem (bloßen) Wort (Mund der Partei) die inhaltliche Vertretung der Partei in der Sache in dem bürgerlichen Rechtsstreit durch. Mit der Rezeption des römisch-kanonischen Prozessrechts wird an dem Ende des 15. Jahrhunderts der meist rechtsgelehrte, praktisch geschulte →Prokurator zu dem Vertreter der Partei vor Gericht, der rechtsgelehrte →Advokat zu dem außer­gericht­lichen Berater (1495 an dem Reichskammergericht acht Prokuratoren, zwei Advokaten, seit 1500 bzw. 1530 Prüfungen), doch verwischen sich in Deutschland die Unter­schiede trotz Fortführung der verschiedenen Benennungen schon seit dem 16. Jahrhundert wieder. Bedeutung hat der Anwalt vor allem in dem Zivilprozess. In Preußen wird 1725 die Prokuratur abgeschafft und 1780 die Advokatur als freier Beruf beseitigt (Assistenzrat, Justizkommissar). In dem 19. Jahrhundert werden auch in Preußen wieder frei wählbare Prozessvertreter zugelassen, die seit 1849 (1878 in dem Deutschen Reich) Rechtsanwälte heißen (Österreich Advokatenordnungen von 1849 und 1868). Neben ihnen dürfen in Deutschland seit 2008 (Rechtsdienstleis­tungsgesetz) auch Nichtjuristen eingeschränkt Rechtsberatung durchführen.

Lit.: Kaser § 87 II IV; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 155, 202; Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905; Kübl, F., Geschichte der österreichischen Advokatur, 1925; Bader, K., Vorsprecher und Anwalt in den fürstenbergischen Gerichtsordnungen, 1931; Böhm, O., Die nürnbergische Anwaltschaft um 1500 bis 1806, 1949; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungsrechts, 1954; Schlosser, H., Spätmittel­alterlicher Zivilprozess, 1971; Failenschmid, H., Anwalt und Fürsprech, 1981; Holly, G., Geschichte der Ehrengerichtsbarkeit der deutschen Rechtsanwälte, 1989; Krach, T., Jüdische Rechtsanwälte in Preußen, 1991; Grahl, C., Die Abschaffung der Advokatur unter Friedrich dem Großen, 1994; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Krug, G., Die Advokat-Anwälte, Diss. jur. Mannheim 1996; Die Geschichte des Deutschen Anwaltvereins, hg. v. Deutschen Anwaltverein, 1997; Nirk, R., 50 Jahre NJW. Die Entwicklung der Anwalt­schaft, NJW 1997, 2625; Scherner, K., Advokaten, Revolutionäre, Anwälte, 1997; Klas, A., Standes- oder Leistungselite?, 2002; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Reichspersonal, hg. v. Baumann, A., 2003; Advokatenordnung 1648, hg. v. Neschwara, C. u. a., 2013

Anwaltszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vielfach vor höheren Gerichten der Neuzeit bestehende, (tatsächliche oder) rechtliche Verpflichtung von Parteien, in einem →Prozess einen →Anwalt (Rechtsanwalt) zu verwenden.

anwarten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) →Anwartschaft

Anwartschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1599 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1599 [WürtLTA.2 II 3] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anwarten um 796), ist allgemein die einer bestimmten Person zustehende rein tatsächliche Aussicht auf ein später zu erwartendes Amt oder Recht. In dem deutschen Mittelalter hat der nahe Verwandte ein Anrecht auf den Nachlass (→Erbenwartrecht). In dem 20. Jahrhundert setzt sich die Anwartschaft als werdendes und dem Vollrecht wesensgleiches Recht bei dem Kauf unter Eigen­tumsvorbehalt durch, bei dem mit Zahlung der letzten Kaufpreisrate die (bloße) Anwartschaft zu (vollem) Eigentum erstarkt.

Lit.: Kaser § 10 I; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 269; Würdinger, H., Die privatrechtliche Anwartschaft als Rechtsbegriff, 1928; Letzgus, E., Die Anwartschaft des Käufers unter Eigentumsvorbehalt, 1938; Berger, W., Eigentumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht, 1984; Grüttner, W., Die sozialversicherungsrechtliche Anwartschaft, 1990

anweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1261 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1319 [Dortmund/Schiller-Lübben I 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch Weisung veranlassen, →Anweisung

Anweisender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Anweisung Erteilender

Anweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1278 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anweisen um 1261) ist innerhalb der Veranlassung auch die schriftliche Aufforderung eines Teiles (Anweisender, Wort 1863) an einen anderen Teil (Angewiesener) (Deckungsverhältnis), Geld, Wertpapiere oder andere Sachen an einen die Anweisung dem Angewiesenen vorlegenden Dritten (Anweisungs­empfänger, Wort 1809) zu leisten (lat. [F.] delegatio zwischen Delegant, Delegat und Delegatar, Verhältnis zwischen Angewiesenem und Anweisungs­empfänger Valutaverhältnis). Sie hat sachlich römische Grundlagen. Sie gehört in die Frühzeit des →Wertpapiers (13./14. Jahrhundert). Die pandektenwissenschaftliche Erörterung des 19. Jahrhunderts bereitet die Gestaltung in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900 vor. Die Anweisung kann Zahlungsanweisung oder Verpflich­tungsan­weisung sein.

Lit.: Eisenried, U., Die bürgerlich-rechtliche Anwei­sung und ihre Entstehung, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Anwende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anwenden um 867) Stelle der Wendung

anwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umkehren, →Anwende, Anwenderecht

Anwenderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und auch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sachlich wohl in die Anfänge des häufigeren und damit dichteren Ackerbaus zurückreichende, seit dem 13. Jahrhundert vielfach schriftlich bezeugte Recht, zu der Bestellung des eigenen Feldes kurzzeitig für das Umwenden des Pfluges an dem Ende des Feldes ein Nachbargrundstück zu betreten und dadurch zu benutzen. Das Bürger­liche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) lässt das landesrecht­lich vorhandene Anwenderecht als Teil des Nachbarrechts bestehen.

Lit.: Hübner 281; Götz, A., Das Anwenderecht, 1925; Schmidt-Wiegand, R., Anwende, Text und Sprachbezug in der Rechtssprachgeographie, 1985, 146

Anzeige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1449 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [Füetrer 95 bzw. FreibDiözArch. 18 1886 147] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anzeigen um 1160) ist die Mitteilung eines rechtlich erheblichen Vorgangs oder Zustands. Sie ist sachlich in verschiedenen Formen schon dem römischen Recht bekannt. Eine Verpflichtung zu einer Anzeige bestimmter Handlungen stellt die Rüge­pflicht dar. Der hochmittelalterliche kano­nische Prozess unterscheidet in dem 12. Jahrhundert die Anzeige von der (lat. [F.]) accusatio (Anklage). In der frühen Neuzeit genügt in dem Strafverfahren statt der Klage eines einzelnen Klägers die Anzeige bei dem Richter zu der Ingangsetzung des Verfahrens.

Lit.: Köbler, DRG 157; Kisker, S., Die Nichtanzeige geplanter Straftaten - §§ 138, 139 StGB, 2002

anzeigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [BeitrSteirG. 13 1876 104] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mitteilen, hinweisen →Anzeige

Aostatal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die kleinste Region Italiens (Hauptstadt Aosta) mit rund 125000 Einwohnern zwischen Schweiz, Frankreich und Piemont.

Lit.: Roddi, G., Il Coutumier Valdostano (1588), 1994 (Diss. jur. Freiburg im Üchtland)

Apanage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1469 als aus dem Französischen und mittelbar dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1469 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ausstattung eines nachge­borenen Sohnes, Bruders oder sonstigen Mitglieds eines landesherrlichen Hauses zu der Sicherung seines standesgemäßen Unterhalts. Sie entwickelt sich sachlich nach älteren Vorläufern (Bretagne 990?, Dreux 1137?) in dem 13. Jahrhundert in Frankreich. Einen Rechtsanspruch auf Apanage gibt es nur bei Vorliegen eines entsprechenden Hausgesetzes. Die meist bei Eintritt der Volljährigkeit fällige Apanage kann auf einen Menschen oder auf eine Linie bezogen sein. S. Google

Lit.: Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Wood, C., The French Apanages, 1966

Apel, Johann (Nürnberg 1486-27. 4. 1536) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg 1524 Rechtslehrer, 1530 Kanzler in Preußen und 1534 Rechtsberater in Nürnberg. 1535 schlägt er eine dialektische Lehrmethode für die Rechtswissenschaft vor. Außerdem bietet er erste systematische Ansätze. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 144; Muther, T., Doctor Johann Apell, 1861; Wieacker, F., Einflüsse des Humanismus auf die Rezeption, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 100 (1940), 423

apocalypsis, lat., F., Offenbarung, Apokalypse, Tert. (um 160-220 n. Chr), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀποκάλυψις (apokálypsis), F., Enthüllung, Offenbarung, Apokalypse; gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *hepo, *hepu, Präp., Adv., ab, weg, Pokorny 53; gr. καλύπτειν (kalýptein), V., verhüllen, bedecken; gr. καλιά (kaliá), F., Hütte, Scheune, Nest; idg. *k̑el- (4), V., bergen, verhüllen

Apokalypse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1122 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1277/1278 [Die Goldene Schmiede des Konrad von Würzburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische [apocalypsis, lat., F., Offenbarung, Apokalypse, um 160-220 n. Chr., s. ἀποκάλυψις apokálypsis, gr., F., Enthüllung, Offenbarung, Apokalypse] des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Untergang, Weltende

Lit.: Fried, J., Aufstieg aus dem Untergang, 2001

Apostasie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1524 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht [ausgenommen Apostat 1508/1516] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., in DW2 Maskulinum Apostat um 1512, Verb apostatieren 1418) ist sachlich der kirchlich von der Spätantike bis zu der Aufklärung geahndete Abfall von dem (christlichen) Glau­ben.

Lit.: Hinschius, P., System des katholischen Kirchenrechts, 1888ff.; Schauf, H., Einführung in das kirchliche Strafrecht, 1952

Apostat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1512 bezeugt – 1508/1516 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abtrünniger

apostata, lat., M., Abtrünniger, (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, gr. ἀποστάτης (apostatḗs), M., Abtrünniger, entlaufener Sklave; vgl. gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, Pokorny 53 (94/94) (RB. idg. aus ind., iran., arm., phryg./dak., gr., alb., ital., kelt., germ., balt., slaw., heth.?); idg. *stā-, *stə-, *steh₂-, *stah₂-, V., stehen, stellen

Apostel 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8 Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bote, Gesandter

Apostel 2 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1453 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [QStBayreuth 101] in 13 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich der in dem gelehrten Recht entwickelte Bericht des unteren Richters an den oberen Richter. →Apostelbrief

Apostelbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1688 [Beckmann, Idea 29 und 104] in fünf Stellen aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem gelehrten Verfahrensrecht des Mittelalters der Bericht, den der untere Richter (lat. iudex [M.] a quo, Richter, von dem) auf die Bitte einer Partei, die →Appellation gegen seine Entscheidung erhebt, an den oberen Richter (lat. iudex [M.] ad quem, Richter, zu dem) sendet. Er enthält eine Schilderung des bisherigen Verfahrens­ablaufs und eine Beurteilung der Berechtig­ung der Appellation sowie später auch die bereits entstandenen Prozessakten.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Sägmüller, J., Lehrbuch des katholischen Kirchenrechts, Bd. 2 3. A. 1914, 342; Ebner, M., Leidenslisten und Apostelbrief, 1991

apostolus, lat., M., Bote, s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀπόστολος (apóstolos), M., Abgesandter, Bote; vgl. gr. ἀπόστελλειν (apóstellein), V., abschicken, ausschicken, entsenden; gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer, Pfosten, Stamm, Stiel, Stängel

apotheca, apothēca, lat, F., Speicher, Vorratskammer, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, gr. ἀποθήκη (apothḗkē), F., Aufbewahrungsort, Speicher; vgl. gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, gr. θήκη (thḗkē), F., Kasten (M.), Behältnis, Gestell, Abstellplatz; idg. *dʰē- (2), *dʰeh₁-, V., setzen, stellen, legen, →Apotheke

Apotheke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 13. Jahrhundert [Steinmar] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Aufbewahrungsort für Heilmittel zunächst in Klöstern, um 1241 verbietet Kaiser Friedrich II. in dem Edikt von Salerno das Betreiben von Apotheken durch Ärzte, 1241 Löwenapotheke in Trier bezeugt) ist das Unternehmen des wissenschaftlich ausgebildeten, staatlich zu Herstellung und Verkauf von Arzneimitteln Berechtigten (Apothekers, Wort 1275). Seit etwa 1850 gründen Apotheker Drogerien mit einem breiten Warenangebot, darunter auch Arznei­mittel. 1935 wird eine deutsche Apothe­ker­schaft geschaffen, 1937 eine Reichsapothe­ken­kammer eingerichtet. 1961 ergeht ein Arznei­mit­telgesetz.

Lit.: Schröder, G., NS-Pharmazie - Gleichschaltung des deutschen Apothekerwesens im Dritten Reich, 1988; Schlick, C., Apotheken im totalitären Staat, 2008; Schäfer, C., Apotheker und Drogist, 2009

Apothekenurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist das in drei Stufen nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit die Einschränkung von Grundrechten (beispielsweise Berufsfreiheit) ordnende Urteil des Bundesverfassungsgerichts Deutschlands von dem 11. 6. 1958 über die Zulassung eines Apo­thekers (in Traunreut).

Lit.: Ameln, R., Die Bedeutung des „Apothekenurteils“ für die verfassungsgerichtliche Rechtsprechung zur Berufsfreiheit, 1973; Henne, T., Das Lüth-Urteil, hg. v. Henne, T. u. a., 2004; Michl, F., Das Sondervotum zum Apothekenurteil – Edition aus den Akten des Bundesverfassungsgerichts, 2020

Apotheker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1275 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) wissenschaftlich ausgebildeter und zu Herstellung und Verkauf von Heilmitteln Berechtigter

appellare, appellāre, adpellāre, lat., V.: nhd. ansprechen, anreden, aufrufen, anflehen,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, pellere, appellieren

appellatio, appellātio lat., F., Antönen, Ansprechen, Anreden (N.), Ansprache, Anflehen, Anrufung, Berufung, 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, vgl. lat. appellāre, V., ansprechen, anreden, aufrufen, anflehen; vgl. lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, Pokorny 33 (6/6) (RB. idg. aus ind., phryg./dak., ital., kelt., germ.); lat. pellere, V., stoßen, schlagen, treiben; idg. *pel- (2a), *pelə-, *plā-, *pl̥h₂i-, V., stoßen, bewegen, treiben, →Appellation

Appellation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1265 [aus dem lateinischen →appellatio des Altertums aufgenommen] bezeugt – 1265 [Urkunde] in EDEL - und - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb appellieren um 1300) ist in dem spätrömischen Verfah­rensrecht das aufschiebend wirkende Rechtsmittel zu der Überprüfung der Ent­scheidung eines unteren Richters durch einen höheren Richter, das mit einem Urteil endet (Berufung). Die Appellation ist bei dem unteren Richter mündlich oder binnen 10 Tagen schriftlich einzubringen. Die Appellation wird in dem frühen Mittelalter in vereinfachter Form in der Kirche und in Oberitalien bewahrt. In dem hohen Mittelalter wird die Appellation (mittels →Apostelbriefs), die seit dem 12. Jahrhundert in dem kirchlichen Prozessrecht erscheint, aus dem oberitalienisch-kano­nischen Prozessrecht in Deutschland zuerst in geistlichen Gerichten aufgenommen. In Italien und Frankreich dringt sie rascher vor. In dem Heiligen römischen Reich, in dem zwischen 1200 und 1450 (lat. [F.]) appellatio sehr unterschiedliche Einrichtungen benennen kann, ersetzt die Appellation, die sich vor 1451 nur in einzelnen besonderen Fällen vor dem um 1450 grundsätzlich noch unmittelbar angerufenen, aber auch in dem älteren Rechtszugverfahren kaum eine nennenswerte Rolle spielenden König findet, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts allmählich die ältere Urteilsschelte in weltlichen Verfahren. Die Appellations­verfahren verdrängen bald die erstinstanzlichen Rechtszugverfahren. Das 1495 eingerichtete Reichskammergericht ist vielfach Appellationsgericht (an dem Ende des 15. Jahrhunderts zu 80%). Zu der Eindämmung der Appellation wird dort 1521 eine Appellationssumme von 50 Gulden festgelegt, die über 150 (1570) und 300 (1600) Gulden bis 1654 auf 600 Gulden bzw. 400 Reichs­taler steigt, und wird 1530 dem Reichskammer­gericht die Annahme einer Appellation in Strafsachen verboten. In die gleiche Richtung wirken die Nichtappellations­privilegien (21. 3. 1470 Reichsstadt Nürnberg, 7. 10. 10. 7. 1480 Bayern Herzog, 8. 5. 1482 Augsburg Reichsstadt, 5. 11. 1485 Augsburg Reichsstadt, 27. 4. 1493 Köln Stadt, 24. 8. 1495 Nürnberg Reichs­stadt, 21. 5. 1499 Windsheim, Nassau 28. 6. 1804, ins­gesamt (77) Aachen, Augsburg, Baden, Bayern, Biberach, Brandenburg, Brandenburg-Ansbach-Bayreuth, Braunschweig-Lüne­burg, Bremen Stadt, Bremen Erzstift, Brixen, Dinkelsbühl, Donauwörth, Ess­lingen, Frankfurt am Main, Giengen, Hamburg, Hanau-Münzenberg, Herford Stadt, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Rheinfels, Hil­des­heim Bischof, Holstein, Ingelheim Freiherr, Jülich-Kleve Berg, Kaufbeuren, Kempten Stadt, Köln Kurfürst, Köln Stadt, Lindau, Lippe Graf, Lübeck Stadt, Lüttich Bischof, Magdeburg Erzbischof, Mainz Kurfürst, Manderscheid Graf, Meck­len­burg Herzöge, Memmingen Stadt, Merseburg Bischof, Münster Stadt, Nas­sau, Neuenahr und Moers Graf, Nördlingen, Nürnberg Stadt, Öttingen (Oettingen) Graf, Oldenburg und Delmenhorst Graf, Passau Bischof, Paumgarten Freiherr, Pfalz Kurfürst, Pommern, Rantzau, Regensburg Stadt, Reußen von Plauen Graf, Reutlingen, Rosheim Stadt, Rothenburg ob der Tauber, Rügen, Sachsen Kurfürst, Salzburg Erzbischof, Schwäbisch Hall, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Schweden König, Schwein­furt, Speyer Stadt, Straßburg Stadt, Trient Bischof, Trier Kurfürst, Ulm, Verden Bischof, Vorpommern, Waldeck Graf, Windsheim, Wismar, Worms Stadt, Württemberg, Würzburg Bischof). An dem Reichshofrat ist die Appellation vor allem wegen der Appellationsprivilegien nicht sehr häufig. 1879 wird die teuere und schwierige Appellation in dem (zweiten) Deutschen Reich durch die →Berufung ersetzt, in England erst 1875 wirklich zugelassen. →Konzil

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 34, 56, 114, 117, 152; Köbler, LAW; Perels, K., Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Branden­burg-Preußen, 1908; Stölzel, A., Geding, Appellation, Hof, Hof­gericht und Räte, 1912; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Blaschke, K., Das kur­sächsische Appellations­gericht 1559-1835 und sein Archiv, ZRG GA 84 (1967), 329; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Weitzel, J., Zur Zuständigkeit des Reichs­kammergerichts als Appellationsgericht, ZRG GA 90 (1973), 213; Broß, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammerge­richts­­ord­nung von 1495, 1973; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskam­mergericht, 1976; Die kaiserlichen privilegia de non appellando, hg. v. Eisenhardt, U., 1980; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981; Battenberg, F., Beiträge zur höchsten Gerichtsbarkeit im Reich im 15. Jahrhundert, 1981; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige bis zum Jahre 1451, 1983; Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985; Becker, H., Die Appellation vom Papst an ein allgemeines Konzil, 1988; Kern, B., Die Appellation in Kurpfälzer und verwandten Rechts­quellen des 15. Jahrhunderts, ZRG GA 106 (1989), 115; Seeger, T., Die Extrajudizialappellation, 1993; Morhard, A., Die gerichtliche Berufung, 1995; Diestelkamp, B., Die Durchsetzung des Rechtsmittels der Appellation, 1998; Szidzek, C., Das frühneuzeitliche Verbot der Appellation in Strafsachen, 2002; Strauch, D./Arntz, J./Schmidt-Troje, J., Der Appellhof zu Köln, 2002; Kannowski, B., Zwischen Appellation und Urteilsschelte - Über das Rechtsdenken des Johann von Buch, ZRG 123 (2006), 110; Hugo, L., Vom Missbrauch der Appellation, hg. v. Oestmann, P., 2012; Appellation und Revision im Europa des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Auer, L. u. a., 2013; Ranieri, F., Gemeines und partikulares Recht in der Rechtsprechung des Reichskammergerichts, ZRG GA 131 (2014), 89

Appellationsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1529 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Berufungsgericht (beispielsweise Österreich 1782 Erhebung der von den Gubernien getrennten Justizsenaten zu Ap­pellationsgerichten durch Joseph II., 1852 Oberlandesgerichte)

Appellationsprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Privileg des deutschen Königs an Landesherren, das eine →Appellation aus dem jeweiligen Gebiet an den König ausschließt (Nichtappellations­privileg). Es betrifft anfangs wohl nur den Rechtszug nach einer Urteilsschelte und erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die eigentliche Appellation. 1356 verleiht die →Goldene Bulle den Kurfürsten ein unbe­schränktes Appellationsprivileg, dessen Bedeutung aber deswegen umstritten ist, weil die Appellation 1356 noch nicht allgemein aufgenommen worden war (beispielsweise in Sachsen erst seit dem 16. Jahrhundert).

Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichtsver­fassungsrechts, 1954; Bross, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammer­gerichts­ordnung von 1495, 1972; Eisenhardt, U., Die kaierlichen privilegia de non appellando, 1980

appellieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 1300 aus dem Lateinischen des Altertums übernommen bezeugt – Ende 13.? Jahrhundert [Das altePassional] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Passional Hahn 43] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsundsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) anrufen, berufen →Appellation

Appenzell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) erscheint 1071 erstmals als Abba­cella. Das zunächst unter der Herrschaft der Abtei Sankt Gallen stehende Gebiet gewinnt zwischen 1377 und 1429 Selbständigkeit. Seit 1411 ist Appenzell zugewandter Ort der Eidgenos­senschaft der →Schweiz, seit 17. 12. 1513 dreizehntes Mitglied. Appenzell besteht aus einem evangelischen Halbkanton (Außer­rhoden) und einem katholischen Halbkanton (Inner­rhoden).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Benz, R., Die rechtlichen Zustände im Lande Appenzell, (in) Appenzellische Jahrbücher 46 (1918), 1; Wirz, H., Die Grundlagen der Appenzeller Freiheit, (in) Appenzellische Jahrbücher 56 (1929); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Die Land- und Alpwirtschaft in Außerrhoden, 1974; Blickle, P., Verfassung und Religion – Voraussetzungen und Folgen der Landteilung des Appenzell 1597, ZRG GA 115 (1998), 339; Die Appenzellerkriege, hg. v. Niederhäuser, P. u. a., 2006

approbare, approbāre, lat., V., Beifall geben, zustimmen, billigen, um 250-184 v. Chr., lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben; lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →approbieren

approbatio, approbātio, lat., F., Zustimmung, Billigung, Genehmigung, Bekräftigung, Androhung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. approbāre, V., Beifall geben, zustimmen, billigen, (um 250-184 v. Chr.), lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben, lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →Approbation

Approbation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1411 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1411 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb approbieren 1418), Billigung, Bestätigung (beispielsweise einer klösterlichen Genossenschaft, einer Verehrung oder einer Königswahl [ab 1558 bloße feierliche kuriale Notifizierung des Regierungsantritts des Kaisers durch den Papst ohne rechtliche und politische Bedeutung]), wobei zwischen der Zeit vor 1917 und nach 1917 zu unterscheiden ist und die Einzelheiten vielfach streitig waren

Lit.: Deußen, W., Die Approbation der deutschen Königswahl, 1879; Hugelmann, K., Die deutsche Königswahl im corpus iuris canonici, 1909; Reckow, J. v. Grundlagen zur Geschichte der deutschen zahnärztlichen Approbation bis 1913, 1927; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1944, Neudruck 1969; Unverhau, D., Approbatio - Reprobatio, 1973;

approbieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1418 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1418 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [OstfriesUB. I 216] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über approbāre, lat., V., Beifall geben, zustimmen, billigen, [um 250-184 v. Chr.], lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an; lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben, lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, mit dem Indogermanischen verbindbar, V. billigen, bestätigen →Approbation

April (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 12. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch belegt sowie über Aprilis, Aprīlis, lat., M., April, [116-27 v. Chr.], vgl. idg. *apero-, Adj., hintere, idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Monat zwischen März und Mai

Aprilverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem 25. 4. 1848 von Kaiser Ferdinand I. erteilte, von dem Innen­minister Franz Xaver von →Pillersdorf (Pillersdorff) geformte, nach dem 15. 5. 1848 zurückgezogene, erste formelle Verfassung Österreichs mit Gewaltenteilung, Reichstag und Grundrechten, aber ohne praktische Bedeutung.

Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfOeAprilverfassung1848.doc ; Hugelmann, K., Die Entwicklung der Aprilverfasssung von 1848, 1918; Die Habsburgermonarchie 1848-1918, hg. v. Wandruszka, A. u. a., 2000

apud iudicem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) vor dem Richter, →Prozess, Verfahren

Apulien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) in dem Süden Italiens gerät seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. unter den Einfluss der Griechen, wird 317 v. Chr. von Rom erobert und gehört nach dem Untergang Westroms – 476 n. Chr. - über die Herrschaft von Ostgoten und Oströmern in dem Norden seit 570 zu dem Herzogtum Benevent der Lango­barden. In der Mitte des 11. Jahrhunderts fällt es an die Normannen (1130 Sizilien), 1282 an das Königreich Neapel und mit diesem 1860 an Sardinien-Piemont (1861 Italien).

Lit.: Palumbo, P., Medio evo méridionale, 1978; Burkhardt, N., Apulien, 2017

aquae ductus (Wortfolge in s. latein_a_z.docx nicht und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Wasserleitung(srecht), →Dienstbarkeit

aquae haustus (Wortfolge in latein_a_z.docx und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartzssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Wasserschöpf­ung(srecht), →Dienstbarkeit

Aquileia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) nahe der Adria wird 181 v. Chr. als römische Kolonie (lat. [F.] colonia) gegrün­det. Der seit spätestens 314 nachweisbare Bischof bean­sprucht seit 558/568 den Titel eines Patriar­chen. 1077 wird der Patriarch Reichsfürst. Seit 1418 gelangt Aquileia an Venedig, in dem 16. Jahrhundert an Österreich und mit Venetien (1866) an Italien.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja, 1987; Härtel, R., Die älteren Urkunden des Klosters S. Maria zu Aquileja (1036-1250), 2005; Stella, A., Aquileia tardoantica, 2019

Aquilius →lex (lat. [F.]) Aquilia, aquilisches Gesetz in Rom

Aquitanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wasserland) ist das Gebiet nördlich der Pyrenäen und östlich des Atlantiks. Es wird seit 71 v. Chr. römisch, 418 westgotisch und 507 fränkisch. In dem 7. Jahrhundert entsteht ein fast selbständiges Herzogtum (bis 768), das in dem 9. Jahrhundert erneuert wird. Durch Heirat der Erbtochter mit Heinrich II. →Plantagenet (1152) gelangt Aquitanien bei dem Thronantritt Heinrichs II. in England in eine Personalunion mit →England. An dem Ende des hundertjährigen Krieges (1453/1475) fällt Aquitanien von England an →Frankreich.

Lit.: Histoire de l’Aquitaine, hg. v. Higounet, C., 1971; Trabut-Cussac, J., L’administration anglaise en Gascogne, 1972; Bouet, A., Aquitanien in römischer Zeit, 2015 (Bildband); Boyer, J., Pouvoirs et territoires en Aquitaine du VIIe au Xe siècle, 2018

Äquivalent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1641 als aus dem mittellateinischen aequivalens aufgenommen bezeugt – 1641 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., gleichwertiger Gegenstand) →Äquivalenz

Äquivalenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 1789 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Neutrum Äquivalent 1641 aus dem Mittellateinischen aufgenommen, F.) Gleichwertigkeit, →Äquivalent

Lit.: Debald, M., Das Dritte des Vergleichs – Wissenschaft und Kultur zwischen Äquivalenz und Differenz, 2020

Äquivalenzprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem 20. Jahrhundert ausgebildete Grundsatz, dass zwischen dem Wert einer einzelnen Leistung der öffentlichen Verwaltung und der für diese Leistung geforderten Gebühr ein ausgewogenes Verhältnis bestehen muss.

Lit.: Ostendorff, P., Die Entwicklung der Rechtsprechung zur patentrechtlichen Äquivalenzlehre, 2021

Araber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als Ansatz - nicht und in DW2 nur in anderer Bedeutung bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) vielleicht wie Hebräer von abara, V., umherwandern) ist der Angehörige des in den mittelalterlichen lateinischen Quellen meist als (lat. [M.Pl.]) Saraceni bezeichneten semitischen Volkes, das zunächst auf der arabischen Halbinsel siedelt (853 v. Chr. in mesopotamischen Keilschriftzeugnissen erstmals er­wähnt) und schon in dem Altertum mit den Lehren Zarathustras, dem Christentum und dem Judentum in Berührung kommt. Die Araber erobern nach der Bekeh­rung zu dem →Islam des Propheten Mohammed in dem frühen Kalifat (632-692) Ägypten, (638 Jerusalem,) Syrien, Irak und Persien. 711 wird Gibraltar erreicht, 716/717 Konstantinopel belagert und 732 ein Spanien einnehmender Vorstoß erst bei Tours und Poitiers von den Franken unter dem merowingischen Hausmeier Karl Martell zurückgeschlagen. In dem 9. Jahrhundert, in dem griechische und indische Schriften in die arabische Sprache übertragen werden, setzt der Zerfall des bald auf Bagdad (762, um 1000 Kalifenbibliotheken mit vielleicht 100000 Bänden, seit dem 12. Jahrhundert Übersetzungen aus dem Arabischen und Griechischen in die lateinische Sprache) ausgerichteten Reiches in mehrere Einzelherrschaften ein. 1260 können die Mongolen abgewehrt werden. Das in dem 15. Jahrhundert unter muslimisch gewordenen Osmanen gebildete osmanische Reich fasst die Araber nochmals zusammen, doch geht 1492 mit Granada die letzte Herrschaft in Spanien verloren und werden in dem 19. Jahrhundert die arabischen Länder mit dem Zerfall des osmanischen Reiches Gegenstand der Kolonialpolitik euro­päischer Staaten. Ein unmittelbarer Einfluss der Araber auf das Recht Europas ist nicht nachweisbar, doch finden sich ausgehend von den wichtigsten Berührungsorten gewisse, Handel und Verwaltung betreffende mittelbare Auswirkungen (Kaufhöfe in Venedig, Seezoll in Pisa, Gesundheitsrecht in Sizilien, lat. contractus [M.] mohatrae). Allgemein geben die Araber auch antikes Gedankengut und eigene Gelehrsamkeit fruchtbringend an das europäische Mittelalter weiter.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Amari, M., Storia dei Musulmani di Sicilia, Bd. 1ff. 1854ff.; Geschichte der arabischen Welt, hg. v. Haarmann, U./Halm, H., 1944, 4. A. 2001; Crespi, G., Die Araber in Europa, 1992; Halm, H., Die Araber, 2004; Walther, W., Kleine Geschichte der arabischen Literatur, 2004; Steinberg, G., Saudi-Arabien, 2004; Katzer, A., Araber in deutschen Augen, 2008; Schlicht, A., Die Araber und Europa, 2008; Ambrosetti, N., L’eredità arabo-islamica nelle scienze e nelle arti del calcolo dell’Europa medievale, 2008; Burnett, C., Arabic into Latin in the Middle Ages, 2009; Thorau, P., Lawrence von Arabien, 2010; Schlicht, A., Geschichte der arabischen Welt, 2013; Steinbach, U., Die arabische Welt im 20. Jahrhundert, 2015, 2. A. 2017; Wehr, H./Kropfitsch, L., Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart – Arabisch-Deutsch, 6. A. 2020; Mackintosh-Smith, T., Arab – 3000 Jahre arabische Geschichte, 2021

Aragonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Aragón) in dem Nordosten Spaniens gelangt an dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. von den Puniern an die Römer, in dem 5. Jahrhundert n. Chr. an die Westgoten und 713 an die Araber. Kurz nach 800 wird es eine Grafschaft der Franken, die eine eigene (lat. [F.]) convenientia (958) hat und sich in dem Zuge der Rückeroberung der von den Arabern beherrschten Gebiete 1035 und 1134 zu einem Königreich entwickelt, in dem der →Fuero von →Jaca (1064) besondere Bedeutung hat. Dieses Aragonien wird 1137 mit Katalonien und 1238 mit Valencia verbunden. Seit dem 13. Jahrhundert dringt römisches Recht ein. 1247 werden die in 8, später in 12 Bücher gegliederten, vielleicht auf Vidal de Cañellas zurückgehenden, ausschließliche Geltung be­an­spruchenden Fueros de Aragón (Fori Aragonum) in Huesca verkündet. Unter die Herrschaft Aragoniens gelangen auch Sizilien (1282), Sardinien (1323) und Neapel (1442). Seit 1469 tritt Aragonien hinter →Kastilien (1474 Personalunion) zurück und verliert die 1707 zunächst noch gewahrten Sonderrechte. Der Verlust der selbständigen Verwaltung (1833) wird erst 1982 wieder aufgehoben. Das überlieferte besondere Privatrecht gilt seit 1889 in dem Rahmen des Código Civil Español (spanischen Bürgerlichen Gesetzbuchs) fort.

Lit.: Fori Aragonum 1476/1477, Neudruck 1979; Schwarz, K., Aragonische Hofordnungen, 1914; Klüpfel, L., Verwaltungsgeschichte des Königreichs Aragon, 1915; Vidal mayor, hg. v. Tilander, G., 1956; Lalinde Abadía, J., Virreyes y lugartenientes, Cuadernos de historia de España 1960, 98; Lalinde Abadía, J., La gobernación general en la corona de Aragón, 1963; Molho, M., El Fuero de Jaca, 1964; Lalinde Abadia, J./Fairen Guillen, V., Die aragonesischen Verfassungsprozesse, ZRG GA 91 (1974), 116; Los Fueros de Aragón, 1976; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,258; Neumann, C., Venedig und Aragon im Spätmittelalter (1280-1410) 2017

Arba ‘at ha-Turim →Jakob Ben Ascher

Arbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die auf Schaffung von Werten gerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit des Menschen (für andere). Steht ursprünglich die damit verbundene Mühe in dem Mittelpunkt, so verlagert sich der Bedeutungskern besonders seit dem 19. Jahrhundert auf die Unselbständigkeit und Fremd­be­stimmt­heit des Tuns. Hinsicht­lich der Arbeit treten deshalb, obwohl bereits in dem Mittelalter das dauernde Vorkommen vertraglich verein­barter Arbeitsverhältnisse in Stadt und Land und die beständige Sorge der Obrigkeit für Reglementierung der Entlohnung bezeugt sind, erst seit etwa 1840 Arbeitgeber und Arbeitnehmer einander gegenüber. Bezüglich der Arbeit schließen sie den →Arbeitsvertrag, dessen Gestaltung Teil des →Arbeitsrechts ist, für das sich das besondere →Arbeits­gericht ausbildet. Bereits in dem 19. Jahrhundert wird auch die Sicherung eines Rechtes des Einzelnen auf Arbeit verlangt, aber aus tatsächlichen Gründen bisher nicht durchgesetzt.

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Arbeit und Rhythmus im Rechtsleben, ZRG GA 41 (1920), 370; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 154; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Le travail au Moyen Age, hg. v. Hamesse, J. u. a., 1990; Jansen, R., Die Arbeitsverhältnisse an den deutschen Porzellanmanufakturen, 1990; Benöhr, H., Das Recht auf Arbeit in Frankreich 1848, ZRG GA 109 (1992), 179; Ritter, G., Arbeiter, Arbeiterbewegung und soziale Idee in Deutschland, 1996; Sellier, U., Die Arbeiter­schaftgesetzgebung, 1998; Brückner, W., Arbeit macht frei, 1998; Brandt, P., Geschichtliche Entwicklung und heutige Bedeutung des Begriffs der gefahrgeneigten Arbeit, 1998; Geschichte und Zukunft der Arbeit, hg. v. Kocka, J. u. a., 2000; Fossier, R., Le travail au moyen âge, 2000; Schaller, K., Einmal kommt die Zeit, 2001; Guinand, C., Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), 2003; Postel, V., Arbeit im Mittelalter, 2006; Steinfeld, R., Free Wage Labor and the Suffrage in Nineteenth Century England, ZRG GA 123 (2006), 267; Postel, V., Arbeit und Willensfreiheit im Mittelalter, 2009; Rijkers, F., Arbeit - ein Weg zum Heil, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Meskill, D., Optimizing the German Workforce, 2010; Humann, D., „Arbeitsschlacht“ Arbeitsbeschaffung und Propaganda in der NS-Zeit 1933-1939, 2011; Keiser, T., Vertragszwang und Vertragsfreiheit im Recht der Arbeit von der frühen Neuzeit bis in die Moderne, 2013; Viehweger, L., Die Internationale Arbeitsorganisation und Deutschland 1919-1933, Diss. phil. Düsseldorf 2013. Online-Ress.; Arbeit im Nationalsozialismus, hg. v. Buggeln, M. u. a., 2014; Handbook Global History of Work, hg. v. Hofmeester, K. u. a., 2017; Intensivierung der Arbeit – Perspektiven auf Arbeitszeit und technologischen Wandel, hg. v. Griesbacher, M. u. a., 2020

arbeiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tun, sich mühen, sich anstrengen →Arbeit, Arbeiter

Arbeiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1261 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 372 und 393] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Arbeit mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der körper­liche Arbeit für andere verrichtende Mensch (Handwerker, Bergmann, Tagelöhner, Markthelfer und 1794 der Fabrikarbeiter). Eine eigene Arbeiterbewegung entsteht in dem deutschen Sprachraum in dem zweiten Drittel und dem dritten Viertel des 19. Jahrhunderts.

Lit.: Kulemann, W., Der Arbeiterschutz, 1893, Neudruck 2013; Bödiker, T., Die Arbeiterversicherung, 1895, Neudruck 2013; Zierholz, H., Arbeiterschaft und Recht in Branndenburg-Preußen 1648-1800, 1985; Kocka, J., Arbeitsverhältnisse und Arbeiterexistenzen – Grundlage der Klassenbildung im 19. Jahrhundert, 1990; Schneider, M., Unterm Hakenkreuz – Arbeiter und Arbeiterbewegung 1933 bis 1939, 1999; Lorenz, A., Kleine Geschichte der Arbeiter­bewegung in Deutschland von 1848 bis heute, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Schneider, M., In der Kriegsgesellschaft – Arbeiter und Arbeiterbewegung 1939 bis 1945, 2014; Kocka, J. u. a., Arbeiterleben und Arbeiterkultur, 2015

Arbeiterkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Österreich ab 1872 geplante, mit Gesetz von dem 26. 2. 1920 eingerichtete, 1938 aufgelöste, durch Gesetz von dem 20. 7. 1945 wiedererrichtete Vertretung der Arbeitnehmer (Arbeiter und Ange­stellten), die maßgeblich bei der Entwicklung des kollektiven Arbeitsrechts mitgewirkt hat.

Lit.: Niederwieser, E., 100 Jahre Kampf um Gerechtigkeit – Die Geschichte der Arbeiterkammer Tirol, 2021

Arbeitgeber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1847 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Arbeitsverhältnis die Arbeit bereitstellende Beteiligte in Gegensatz zu dem die Arbeit ausführenden Arbeitnehmer (Wort 1848)

Arbeitnehmer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der in dem Arbeitsverhältnis die Arbeit ausführende Beteiligte in Gegensatz zu dem die Arbeit bereitstellenden Arbeitgeber (Wort 1847).

Lit.: Pflaume, H., Organisation und Vertretung der Arbeitnehmer in der Bewegung von 1848/1849, 1934; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Arbeitsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Deutschen Reich 1926 für die erste Instanz (RGBl. 1926, 507, Inkrafttreten an dem 23. 12. 1926 bzw. 1. 7. 1927) geschaffene Eingangsgericht der vor allem auf Wunsch der Arbeit­nehmer für Streitigkeiten aus Arbeits­verträgen zu­ständigen, 1946/1953 gänzlich von der ordentlichen Gerichtsbarkeit verselbstän­digten Arbeitsgerichtsbarkeit (1927 Reichsar­beitsgericht). Vorläufer des Arbeitsgerichts ist ein besonderes, mit Arbeitgeberbeisitzern und Arbeitnehmer­bei­sitzern besetztes Gewerbege­richt (1890, Österreich 1898). Es geht seinerseits auf den in Frankreich (Lyon 1806) von Na­po­leon auf Wunsch der Arbeitnehmer errichteten Conseil de prud’hommes zu­rück, der linksrheinisch nachgebildet (1808 Aachen-Burtscheid) und später in Gewerbeordnungen in Preußen (1845) und in dem Norddeutschen Bund (1869) beibehalten wird. Noch früher gibt es in Preußen in dem 18. Jahrhundert Fa­brikdeputationen und in dem Mittelalter allge­mein auch Entschei­dungen innerhalb der Zünfte. In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 108 Arbeitsgerichte.

Lit.: Köbler, DRG 234, 261; Kaskel, W., Die Arbeitsgerichtsbarkeit, 1929; Globig, K., Gerichts­barkeit als Mittel sozialer Befriedung, 1985; Linder, M., The Supreme Labor Court, 1987; Moritz, K., Das französische Arbeitsgericht, 1987; Brand, J., Untersuchungen zur Entstehung der Arbeitsgerichts­barkeit, Bd. 1 1990; Schöttler, P., Zur Mikrogeschichte der Arbeits­gerichtsbarkeit, (in) Rechtshistorisches Journal 9 (1990), 127; Weiß, J., Arbeitsgerichtsbarkeit, 1994; 50 Jahre saarländische Arbeitsgerichtsbarkeit, hg. v. Präsidenten des Landesarbeitsgerichts, 1997; 50 Jahre Arbeitsgerichtsbarkeit des Landes Schleswig-Holstein, 1997; Brand, J., Untersuchungen zur Entstehung der Arbeits­gerichtsbarkeit in Deutschland, Bd. 1 1990, Bd. 2 2002, Bd. 3 2008; Bachem-Rehm, M., Die katholischen Arbeitervereine im Ruhrgebiet 1870-1914, 2004; Zimmermann, U., Die Entwicklung der Gewerbege­richts­barkeit in Deutschland, 2005

Arbeitsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Arbeitsgesetzbuch - nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein die Arbeit betreffendes Gesetz.

Arbeitsgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für das →Arbeitsrecht geschaffene Gesetzbuch (beispielsweise Deutsche Demokratische Republik 12. 4. 1961, 23. 11. 1966, 1977).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bohle, T. Einheitliches Arbeitsrecht in der Weimarer Republik, 1990; Das Arbeitsgesetzbuch der DDR 1977-1990, hg. v. Rockstuhl, H., 2015

Arbeitskampf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1907 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Ringen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern um allgemeine Arbeitsbedingungen mit kampfähnlichen Mitteln wie →Aussperrung und →Streik (nach Kittner sachlich erster be­kann­ter Arbeitskampf auf deutschem Bo­den Breslau 1329).

Lit.: Die Entwicklung des Arbeitskampfrechts, hg. v. Pohl, H., 1980; Sieg’l, C., Arbeitskämpfe seit dem Spätmittelalter, 1993; Schröder, R., Der ge­werb­liche Kampf, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 533; Dallmann, C., Die An­fänge des französischen Arbeitskampfrechts, Diss. jur. Würzburg 2002; Kittner, M., Arbeits­kampf, 2005 (61 Fallschilderungen zwischen 1155 v. Chr. und 2003 n. Chr.); Weber, P., Gescheiterte Sozialpartnerschaft - Gefährdete Republik, 2010; Arbeitskämpfe im Zeichen der Selbstermächtigung, hg. v. Leder, A., 2012

arbeitslos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1522 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) arbeitsfrei, untätig, erwerbslos

Arbeitslosenversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1910 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bescheidenen gemeindlichen Anfängen (1913 in 13 deutschen Gemeinden eine Arbeits­losen­unterstützung vorhanden) folgend von 1918 an geschaffene, 1927 einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes zu Selbstverwaltung übertragene, 1969 aufgabenerweiternd in dem Ar­beitsförde­rungsgesetz geregelte und zu dem1. 1. 1998 in das Sozialgesetzbuch (III) überführte →Sozialversicherung gegen die wirtschaft­lichen Folgen des Mangels einer entgeltlichen Erwerbs­tätigkeit eines Arbeitnehmers bei einem Arbeitgeber.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 233, 241; Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, hg. v. Benöhr, H., 1991; Führer, K., Arbeitslosigkeit und die Entstehung der Arbeitslosenversicherung, 1990; Lewek, P., Arbeitslosigkeit und Arbeitslosen­ver­sich­erung, 1992; Dorn, U., Arbeitslosigkeit, (in) ZNR 1993, 12; Fukuzawa, N., Staatliche Arbeitslosenunter­stützung in der Weimarer Republik, 1995; Raithel, T. u. a., Die Rück­kehr der Arbeitslosigkeit, 2009

Arbeitslosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1797 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) →Arbeitslosenversicherung

arbeitsmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google zumindest in Arbeitsmündigkeit belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) für den Abschluss von Arbeitsverträgen mündig

Arbeitsmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., auch Adjektiv →arbeitsmündig nicht belegt) Mündigkeit für den Abschluss von Arbeitsverträgen, →Mündigkeit

Lit.: Gefaeller, W., Entstehung und Bedeutung der Arbeitsmündigkeit, 1968

Arbeitsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1890 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Arbeit be­treffende Recht. Es wird trotz der bereits in dem Hochmittelalter vorhandenen und seit dem 16. Jahrhundert auch von den Landesherren ge­ordneten Tätigkeiten als Gesinde, See­mann, Bergmann, Kaufmannsdiener oder Handwerksgeselle als Rechtsgebiet erst an dem Übergang des 19. Jahrhunderts in das 20. Jahrhunderts verselbständigt (Stadthagen 1895 Arbeiterrecht, Sinz­heimer 1907f./1914, Potthoff 1925), nach­dem sich in dem 19. Jahrhundert die obrigkeitlichen und genossenschaftlichen Bindungen infolge des Liberalismus lösen (beispielsweise Bauernbe­frei­ung) und beispielsweise nach § 105 GewO des Norddeutschen Bundes →Arbeit zu einem Gegenstand frei­er vertraglicher Vereinbarung wird. Als erste gesetzliche Regelungen erscheinen Ar­beits­schutzbestimmungen (Eng­land 1802, Preußen Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken von dem 9. 3. 1839, Truckverbot 1849/­1869, Frauenschutz 1878, Gewerbe­aufsicht 1878), die das deut­sche Ar­bei­ter­schutz­ge­setz von 1891 verall­gemeinert. Flankierend wirkt seit 1881 die (Idee der) →Sozialver­siche­rung. 1896/1900 wird der (individuelle) Dienstvertrag allgemein in die §§ 611ff. BGB aufgenommen, die allerdings dem abhängigen Arbeitnehmer wenig Schutz gegenüber der wirtschaftlichen Übermacht der Arbeitgeber bieten. Die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich entwickelte Kollekti­vierung des Arbeits­rechts (1891 Arbeiterausschüsse, 1916 Hilfs­dienstge­setz) findet einen ersten Ab­schluss in der →Tarifvertragsver­ordnung (1918), dem Betriebsrätegesetz (1920) und der zu­gehörigen Schlichtungs­ver­ordnung (1923). Durch die nationalso­zia­listische Regie­rung wird dann das kollek­tive Arbeitsrecht durch eine autoritäre Arbeits­verfassung (1934 Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit) ersetzt, die nach 1945 wieder beseitigt wird. 1949 wird das Ta­rif­vertragsrecht neu gestaltet, 1951 die Mitbestimmung in der Montanindustrie ausgedehnt, in den Folgejahren eine Reihe weiterer Gesetze erlassen bzw. neu gefasst. Wo der Gesetzgeber nicht tätig zu werden vermag, tritt ersatzweise die Arbeitsge­richts­barkeit mit Richterrecht ein. In der Deutschen Demokratischen Republik wird 1961 ein Gesetzbuch der Arbeit erlassen und 1978 ein Arbeitsgesetzbuch, doch wird ab 1990 das Recht der Bundesrepublik Deutschland übernommen. In der Euro­pä­ischen Wirt­schaftsgemeinschaft, Europä­ischen Gemein­schaft bzw. Europäischen Union gewinnt das europäische Recht an Bedeutung (beispielsweise Rechtsprechung des Europäischen Gerichts­hofs, Europäische Sozialcharta 1961). Erste Dar­stellungen des Arbeitsrechts stammen von Philipp Lotmar (1902/1908) und Hugo Sinzheimer (1907f./­1914). Als eine Besonderheit des Arbeitsrechts wird lange Zeit die Haftungs­einschränkung zugunsten von Arbeitnehmern bei →gefahrge­neig­ter Tä­tigkeit angesehen.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 215, 227, 241; Sinzheimer, H., Über den Grundgedanken und die Möglichkeit eines einheitlichen Arbeitsrechts in Deutschland, 1914; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im Mittelalter, 1934; Schmieder, E., Geschichte des Arbeitsrechts im deutschen Mittelalter, 1939; Siebert, W., Die Entwicklung der staatlichen Arbeitsverwaltung, 1943; Anton, G., Geschichte der preußischen Fabrikgesetzgebung, 1953; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Teuteberg, H., Geschichte der industriellen Mitbestimmung, 1961; Ebel, W., Quellen zur Geschichte des deutschen Arbeitsrechts bis 1849, 1964; Mampel, S., Arbeitsverfassung und Arbeitsrecht in Mittel­deutschland, 1966; Wedderburn, K., Cases and materials on labour law, 1967; Weidmann, P., Die soziale Entwicklung des zürcherischen Arbeitsrechts von 1815-1870, Diss. jur. Zürich 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3635; Ramm, T., Die Arbeitsverfassung des Kaiserreichs, (in) FS W. Mallmann, 1978; Ramm, T., Die Arbeitsverfassung der Weimarer Republik, (in) In memoriam Sir Kahn-Freund, 1980; Umlauf, J., Die deutsche Arbeiterschutzgesetzgebung 1880-1980, 1980; Wege zur Arbeitsrechtsgeschichte, hg. v. Steindl, H., 1984; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Tschudi, H., Geschichte des schweizerischen Arbeitsrechts, 1987; Lewisch, P., Der Wandel von Arbeitsethos und Arbeitsrecht in Österreich in der Zeit von Maria Theresia bis zum ABGB, 1988; Bohle, T., Einheitliches Arbeitsrecht in der Weimarer Republik, 1990; Wahsner, R., Arbeitsrecht unter‘m Hakenkreuz, 1994; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis in Deutschland, 1995; Rückert, J., Beschreibende Bibliographie zur Geschichte des Arbeitsrechts, 1996; Kim, Y., Die Entwicklung des Rechts der Arbeitnehmerhaftung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1996; Benöhr, H., Fast vier Tropfen sozialen Öls, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Sellier, U., Die Arbeiter­schutzgesetz­gebung im 19. Jahrhundert, 1998; Die Entstehung des Arbeitsrechts in Deutschland, hg. v. Nutzinger, H., 1998; Rudischhauser, S., Vertrag, Tarif, Gesetz. Der politische Liberalismus und die Anfänge des Arbeitsrechts in Frankreich 1890-1902, 1999; Thiele, M., Die Auflösung von Arbeitsverhältnissen, 1999; Steinmetz, W., Begegnungen vor Gericht, 2001; Bornheim, S., Die arbeitsrechtliche Normsetzung des Reichskommissariats in den Niederlanden, 2002; Böhm, A., Arthur Philipp Nikisch, 2003; Hermel, M., Karl Flesch, 2004; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Däumichen, N., Erich Molitor - Mitbegründer der neueren Arbeitsrechtswissenschaft, 2012; Pierson, T., Die juristische Implementation und (De-)Regulierung des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses nach 1949, ZRG GA 129 (2013), 305; Hoefling, S., Vom Tropfen sozialen Öls zum Hebel des Fortschritts, 2015; Ludyga, H., Otto Kahn-Freund, 2016; Unertl, N., Walter Kaskel (1882-1928), 2018; Richardi, R., Arbeitsrecht im Wandel der Zeit – Chronik des deutschen Arbeitsrechts, 2019

Arbeitsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verfassung der Arbeit bzw. des Arbeitsrechts, für die in Österreich 1974 ein Arbeitsverfassungsgessetz als Zusammenfassung des Arbeitsrechts geschaffen wird.  →Arbeitsrecht

Lit.: Siebert, W., Die deutsche Arbeitsverfassung, 1942; Rödl, F., Europäische Arbeitsverfassung, 2009

Arbeitsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1820 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1793) ist der zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die entgeltliche Leistung von →Arbeit geschlossene →Ver­trag. Anfangs individuell ausgehandelt, wird sein Inhalt unter Einschränkung der individuellen Vertragsfreiheit zunehmend kollektiv gestaltet (Tarifvertrag). Seit 1995 wird grundsätzlich die Schriftform angestrebt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Lotmar, P., Der Arbeitsvertrag, 1902, 2. A. hg. v. Rehbinder, M., 2001; Europäisches Arbeitsvertragsrecht, hg. v. Molitor, E. u. a., 1928ff.; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertrags­recht im deutschen Mittelalter, 1934; Schmieder, E., Geschichte des Arbeitsrechts im deutschen Mittelalter, 1939; Gellbach, H., Arbeitsvertragsrecht der Fabrikar­beiter im 18. Jahrhundert, 1939; Kaiser, A., Zum Verhältnis von Vertragsfreiheit und Gesellschafts­ordnung während des 19. Jahrhunderts, ins­bes­on­dere in den Auseinandersetzungen über den Arbeitsvertrag, 1972; Söllner, A., Der industrielle Arbeitsvertrag in der deutschen Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, (in) Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 1972, 288; Vietinghoff-Scheel, E. v., Gewerbliche Arbeits­verhältnisse in Preußen, Diss. jur. Göttingen 1972; Ebert, K., Der industrielle Arbeits­vertrag in der österreichischen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 92 (1975), 143; Söllner, A., Entwicklungslinien im Recht des Arbeitsver­hältnisses, (in) NS-Recht in historischer Perspektive, hg. v. Institut für Zeitgeschichte, 1981, 135; Alonso Olea, M., Von der Hörigkeit zum Arbeitsvertrag, 1981; Wild, T., Die Entwicklung des Gesamtarbeitsver­tragsrechts, 1984; Klippel, D., Der Lohnarbeitsvertrag in Naturrecht und Rechtsphi­losophie, (in) Geschicht­liche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G., 1990; Entwürfe zu einem deutschen Arbeitsver­trags­gesetz mit dem Arbeitsgesetzbuch der DDR von 1990 und dem österreichischen Entwurf einer Teilkodifi­kation des Arbeitsrechts von 1960, hg. v. Ramm, T, 1992; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsver­hältnis, 1995; Thiele, A., Die Auflösung von Arbeitsver­hältnissen, 2000; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsver­hältnis während der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus, 2005; Bausback, M., Der Bestandsschutz des Arbeitsverhältnisses, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Totseva, M., Grundlagen der Arbeitsvertragstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland und England, 2013

Arbeitszeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1534 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1580 [NÖsterr./ÖW. XI 200] und 1599 [NÖLREntw. V 160 § 33] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die für →Arbeit aufzu­wendende Zeit des Arbeitnehmers. Ihre Be­stimmung ist Ausfluss der Verrechtlichung des Arbeitsverhältnisses. In dem Zug der Indus­triali­sierung verlängert sich die Arbeitszeit durch Wegfall von Feiertagen erkennbar (um 20 Prozent?). 1900 wird ein Arbeitstag zu zehn Stunden an sechs Tagen in der Woche festgelegt. An dem 23. 11. 1918 wird in dem →Deutschen Reich der Achtstundentag ange­ordnet und an dem 21. 12. 1923 die Arbeitszeit durch die Arbeitszeitordnung sowie 1994 durch das Arbeitszeitrechtsgesetz allgemein geregelt. Die Fünftagewoche setzt sich in der Bundesrepublik Deutschland durch, die Vierzigstundenwoche 1965. Als Folge von Rationalisierung, Digitalisierung und Automatisierung wird voraussichtlich die Arbeitszeit unter Lohnausgleich zu Lasten der Verbraucher weiter verkürzt und der Mensch in kostenpflichtige oder von Politikern subventionierte Freizeitgestaltungen gelenkt werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Mehrtens, M., Die Audlösung traditioneller Arbeitszeitmuster, 1986; Bischoff, S., Arbeitszeitrecht in der Weimarer Republik, 1987; Grabherr, S., Das Washingtoner Arbeitszeitübereinkommen von 1919, 1992; Voth, H., Time and Work in England 1750-1830, 2000

arbiter, lat., M., Zeuge, Augenzeuge, Gewährsmann, Mitwisser, s. lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. baetere, V., schreiten, gehen; weitere Herkunft unklar; s. latein_a_z.docx) Schiedsrichter, →Schiedsgericht

Lit.: Kampmann, C., Arbiter und Friedensstiftung, 2001

arbiträr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1624 bezeugt – 1682 in EDEL aus arbitraire, frz., Adj., willkürlich, arbitrārius, lat., Adj., schiedsrichterlich, auf Willkür beruhend, willkürlich, [um 250-184 v. Chr.], aufgenommen bezeugt - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Adj.) willkürlich, nach Ermessen erfolgend (beispielsweise Strafe [lat. poena arbitraria], möglich nach der Constitutio Criminalis Carolina 1532, ausgedehnt durch Benedikt Carpzov 1595-1666, eingeschränkt durch das Straf­gesetzbuch Josephs II. von 1787 bzw. das Strafgesetzbuch Bayerns von 1813).

arbitrarius, arbitrārius, lat., Adj., schiedsrichterlich, auf Willkür beruhend, willkürlich, (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. lat. arbiter, M., Zeuge, Augenzeuge, Gewährsmann, Mitwisser; lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, s. lat. baetere, V., schreiten, gehen, weitere Herkunft unklar, Walde/Hofmann 1, 92, latein_a_z.docx

arbitrium, arbiterium, lat., N., Dabeisein, Gegenwart, Ausspruch des Schiedsrichters, Ermessen, freie Entscheidung, Schiedsgericht, Gutachten, Entscheid, Schiedsspruch, Urteil, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. arbiter, s. latein_a_z.docx

Lit.: Meccarelli, M., Arbitrium iudicis und officialis im ius commune, ZRG GA 115 (1998), 552

archaicus, spätlat., Adj., altertümlich, (um 500 n. Chr.), s. gr. ἀρχαίκος (archaíkos), Adj., altertümlich, vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, anfänglich, gr. ἀρχή (archḗ), F., Anfang, Beginn, gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.); weitere Herkunft unklar, →archaisch

archaisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, aus archaicus, lat. Adj., altertümlich, (um 500 n. Chr.), s. gr. ἀρχαίκος (archaíkos), Adj., altertümlich; vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, anfänglich; gr. ἀρχή (archḗ), F., Anfang, Beginn; gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.), weitere Herkunft unklar, Adj.) altertümlich, anschaulich, einfach, mündlich

Archäologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1767 bezeugt – 1772 [Goethe] in EDEL, s. gr. ἀρχαιολογία (archaiología), F., Erzählung aus der alten Geschichte, vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, ehemalig, anfänglich, gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, anfangen, Erster sein (V.), gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Maß, Berechnung, Vernunft, gr. λέγειν (légein), V., zählen, berechnen, idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt, F., Altertumskunde) ist die Wissenschaft von den gegenständlichen Hinterlassenschaften (beispielsweise Bauwerke, Abbildungen, Geräte, Münzen, Knochen) von Menschen, die bei günstigen Voraussetzungen auch ethnische Unterschiede (beispielsweise in dem Frühmittelalter) wahr­scheinlich machen kann. In Gegensatz zu der vor allem durch die schriftliche Überlieferung bestimmten allgemeinen Geschichtswissenschaft erbringt sie durch weitere Ausgrabung immer noch eine ständig wachsende Befundmenge.

Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Niemeyer, H., Einführung in die Archäologie, 1968, 3. A. 1983; Fehring, G., Die Archäologie des Mittelalters, 1987, 3. A. 2000; Enzyklopädie der Archäologie, hg. v. Daniel, G., 1996; Sinn, U., Einführung in die klassische Archäologie, 2000; Halle, U., Die Externsteine sind bis auf weiteres germanisch!, 2002; Hölscher, T., Klassische Archäologie – Grundwissen, 2002, 2. A. 2006, 3. A. 2008, 4. A. 2015; Martini, W., Sachwörterbuch der klassischen Archäologie, 2003; Bäbler, B., Archäologie und Chronologie, 2004; Die Aktualität des Archäo­logischen, hg. v. Ebeling, K. u. a., 2004; Frommer, S., Historische Archäologie, 2007; Eberhardt, G., Spuren­suche in der Vergangenheit, 2010; Ickerodt, U., Einführung in das Grundproblem des archäologisch-kulturhistorischen Vergleichens und Deutens, 2010; Große Enzyklopädie der Archäologie, hg. v. Aedeen, C., 2013; Graben für Germanien, hg. v. Gocke-Mueseum u. a., 2013; Militärische Schichten der Kulturlandschaft, hg. v. Konold, W. u. a., 2014; Theune, C., Archäologie an Tatorten des 20. Jahrhunderts, 2014; Solnhofen – Ein Fenster in die Jurazeit, hg. v. Arratia, G. u. a., 2015; Cline, E., Biblische Archäologie, 2016; Parzinger, H., Abenteuer Archäologie, 2016; Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, hg. v. Scholkmann, B. u. a., 2016; Hoff, R. v. d., Einführung in die klassische Archäologie, 2019; Im Feld – Wie der Grabungsalltag wirklich aussieht, 2020; The Oxford Handbook of the Archaeology of Roman Germany, 2020; Gletscherarchäologie – Kulturerbe in Zeiten des Klimawandels, hg. v. Reitmaier, T., 2021

archi. gr., Adj., ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste

archiater, lat., M., Arzt, (538/539-594 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχίατρος (archíatros), M., Erzarzt, vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberster, gr. ιᾶτρός (iātrós), M., Arzt; vgl. idg. *eis- (1), V., bewegen, antreiben, schleudern,  Pokorny 299? (442/23) (RB. idg. aus ind., iran., gr., ill., ital., kelt., germ., balt., slaw.) →Arzt

archiatrus, archiatros, lat., M., erster Arzt, Oberarzt, Leibarzt, s. latein_a_z.docx, s. archiater, Aug. (354-430 n. Chr.), latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχίατρος (archíatros), M., Erzarzt; vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste, gr. ιᾶτρός (iātrós), M., Arzt, vgl. idg. *eis- (1), V., bewegen, antreiben, schleudern

Archidiakon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1290 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich seit etwa 365 der Leiter der →Diakone einer Bischofskirche, der sich zu dem Stellvertreter des →Bischofs entwickelt, ehe er bis zu dem 19. Jahrhundert weitgehend verschwindet.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Reinhardt, R., Das Archidiakonat auf dem Konzil von Trient, ZRG KA 61 (1975), 84; Heim, M., Bischof und Archidiakon – geistliche Kompetenzen im Bistum Chiemsee (1215-1817), 1992

Archipresbyter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der seit Anfang des 5. Jahrhunderts nachweisbare Stellvertreter des →Bischofs bei Messfeier und Spendung der Sakramente, in dem frühen Mittelalter der Leiter der Priester einer Taufkirche.

Lit.: Faure, J., L’archiprêtre, 1911; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

archium, archīum, archivum, archīvum lat., N., Archiv, (43/44 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχεῖον (archeion), N., Amtsgebäude, Amtslokal, vgl. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.); weitere Herkunft unklar, s. Frisk 1, 159, →Archiv

Archiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Zusammensetzungen wie Gemeindearchiv, Gerichtsarchiv, Gewerbearchiv, Kammerarchiv, Kirchenarchiv, Kreisarchiv, Kriegsarchiv, Reichsarchiv, Schofelarchiv, Staatsarchiv, Stadtarchiv, Stempelarchiv und in DW2 1465 bezeugt – 1465 in EDEL - und – als Ansatz –in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar s. archīum, lat., N., Archiv, (43/44 n. Chr.), s. gr. ἀρχεῖον (archeion), N., Amtsgebäude, Amtslokal; vgl. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.), weitere Herkunft unklar, N.) ist die Einrichtung zu der (geordneten) Sammlung und Aufbewahrung sowie Verwertung des für den laufenden Geschäftsverkehr nicht mehr benötigten Schriftguts und ähnlichen Gutes (beispielsweise Akten, Urkunden, Karten, Pläne, Bilder, Dateien, Programme). Archive sind bereits in der Antike dort vorhanden, wo (umfangreiches) Schriftgut anfällt. Hieran schließt sich seit dem 3. Jahrhundert die christliche Kirche an, deren frühmittelalterliches Schriftgut wegen der Gefährdetheit der Beschreibstoffe gleichwohl zu großen Teilen verloren ist. In dem weltlichen Bereich werden Archive mit dem 12. Jahrhundert sichtbar. Für das Heilige römische Reich setzt eine dauerhafte zentrale Archivierung erst mit König bzw. Kaiser Maximilian an dem Übergang zu der Neuzeit ein. Allgemeiner für die Forschung geöffnet wird das Archiv alsd Folge der Aufklärung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Hauptproblem der Gegenwart ist die große Menge des Schriftguts, das nach dem Grundsatz der Archivwürdigkeit von wissenschaftlich ausge­bildeten Archivaren (München 1821, Marburg 1894) gesichtet werden muss. Zu beachten seit der beginnenden, verstärkte Sicherungsmöglichkeiten erfordernden Digitalisierung des menschlichen Lebens ist wegen den dadurch eröffneten vielfältigen Möglichkeiten auch der dadurch verstärkt erforderliche Datenschutz.

Lit.: Köbler, DRG 105, 145; Goldinger, W., Geschichte des österreichischen Archivwesens, 1957; Schellenberg, T., Akten- und Archivwesen, 1961; Kleinau, H., Übersicht über die Bestände des niedersächsischen Staatsarchivs in Wolfenbüttel, 1963; Meisner, H., Archivalienkunde, 1969; Papritz, J., Archivwissenschaft, 1976; Gesamtarchiv Schenk von Stauffenberg, Herrschaft Wilflingen, hg. v. Becker, O., 1981; Archiv der Freiherren von Woellwarth. Urkundenregesten 1359-1840, bearb. v. Hofmann, N., 1991; Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 7 Spezialakten der badischen Ortschaften (229), bearb. v. Rupp, R., 1992; Franz, E., Einführung in die Archivkunde, 4. A. 1993, 5. A. 1999, 8. unv. A. 2010; Gaisberg-Schöckingensches Archiv, bearb. v. Müller, P., 1993; Füchtner, J., Quellen rheinischer Archive zur neuzeit­lichen Personen- und Familiengeschichte, 1995; Bayerisches Hauptstaats­archiv, red. Liess, A., 1996; Musial, T., Staatsarchive im Dritten Reich, 1996; Strauch, D., Das Archivalieneigentum, 1998, 2. A. 2014; Weiser, J., Geschichte der preußischen Archivverwaltung, 2000; Handbuch der bayerischen Archive, hg. v. bayerischen Archivtag, 2001; Die archivalischen Quellen, hg. v. Beck, F. u. a., 2002, 4. A. 2004, 5. A. 2012; Fitschen, T., Das rechtliche Schicksal von Akten und Archiven bei einem Wechsel der Herrschaft über Staatsgebiete, 2004; Eckert. A., Kampf um die Akten der Westalliierten und die Rückgabe von deutschem Kulturgut nach dem Zweiten Weltkrieg, 2004; Brenner-Wilczek, S. u. a., Einführung in die moderne Archivarbeit, 2006; Schoch, F. u. a., Archivgesetz, 2007; Schenk, D., Kleine Theorie des Archivs, 2008, 2. A. 2014; Schreyer, H., Das staatliche Archivwesen der DDR, 2008; Les archives dans l’université, hg. v. Robert, O., 2009; Staatliche Archive als landeskundliche Kompetenzzentren, hg. v. Kretzschmar, R., 2010; Archivische Informa­tions­­systeme, hg. v. Maier, G. u. a., 2010; Rechts­fragen der Nutzung von Archivgut, hg. v. Rehm, C. u. a., 2010; Archivpflege und Archiva­lien­schutz. Das Beispiel der Familienarchive und „Nachlässe“, hg. v. d. Generaldirektion, 2011; Gewalt der Archi­ve, hg. v. Weitin, T., 2012; Wimmer, M., Archivkörper, 2012; Vogt, A., Archivführer zur Wissenschaftsgeschichte, 2013; Stadtgedächntis Stadtgewissen Stadtgeschichte, 2013; Friedrich, M., Die Geburt des Archivs, 2013; Hochedlinger, M., Österreichische Archivgeschichte, 2013; Henning, E., Archivalien und Archivare Preußens, 2013; Adelsarchive in der historischen Forschung, hg. v. Franke, C. 2014; Müller, P., Die neue Geschichte aus dem alten Archiv, (in) HZ 299 (2014), 36; Massenakten – Massendaten. Rationalisierung und Automatisierung im Archiv, hg. v. Deecke, K. u. a., 2018; Archive und Archivare in Franken im Nationalsozialismus, hg. v. Fleischmann, P. u. a., 2019; Winter, T., Die deutsche Archivwissenschaft und das Dritte Reich, 2018; Haas, P./Schürrer, M., Was von Preußen blieb, 2020

archīvum, lat., N., s. archīum, Archiv

Arco (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Waldstein-Wartenberg, B., Geschichte der Grafen von Arco, 1971

arcticus, lat., Adj., nördlich; Q.: Hyg. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρκτικός (arktikós), Adj., nördlich, zum Sternbild des Bären gehörig, vgl. gr. ἄρκτος (árktos), M., Bär (M.) (1), Sternbild des Bären, vgl. idg. *r̥k̑sos-?, *h₂r̥k̑sos-?, M., Bär (M.) (1), s. latein_a_z.docx, →arktisch

Arelat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Gebiet bzw. Reich um Arles in Burgund in dem Mittelalter

Arenga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt, F.) (feierliche Ansprache, zu *hriggs, got., M., Ring) ist in der Urkundenlehre (Diplomatik) die sachlich der spätrömischen Rhetorik entstammende Einleitungsformel mittelalterli­cher Urkunden, die mit meist sehr allge­meinem Inhalt von dem Protokoll (Urheber, Empfänger u. s. w.) der Urkunde zu dem Text (Inhalt) überleitet.

Lit.: Fichtenau, H., Arenga, 1957; Zwierlein, S., Studien zu den Arengen in den Urkunden Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840), 2016 (etwa drei Viertel der Urkunden haben Arengen, große Variationsbreite auf Grund souveräner Sprachfertigkeit)

arg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um 750 und in dem Langobardischen belegt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Langobardischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, Adj.) böse, schlimm, schlecht

argentārius (1), lat., Adj., Silber betreffend, zu dem Silber gehörig, Silber..., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. argentum; L.: Georges 1, 560, TLL, Walde/Hofmann 1, 66

argentārius (2), lat., M., Silberarbeiter, Bankier, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. argentum; →receptum (argentarii)

ärgere (Adj., Komparativ von →arg), bösere, schlimmere, schlechtere

Ärgere Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. conditio [F.] vilior) ist die Kurzfassung des aus dem Grundsatz der Ebenburt (→Ebenbürtigkeit) an manchen Stellen (beispielsweise L. Rib. 58 § 11, Ssp. LR III, 73 § 1, Reichsspruch von dem 13. 2. 1282) folgenden mittelalterlichen Rechts­satzes, dass Kinder aus Ehen von Ange­hörigen unterschiedlicher Stände dem Stand des schlechter geborenen Elternteils ange­hören. Dieser Grundsatz nimmt vielleicht seinen Ausgang bei Ehen zwischen Unfreien und Freien. Mit der Durchsetzung der Gleichheitsidee (1789) verliert er vor allem mit dem Ende des Privatfürstenrechts 1918 seine Bedeutung.

Lit.: Hübner 104; Kroeschell, DRG 1; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau und der Kinder, 1912; Binder-Krieglstein, R., Österreichisches Adelsrecht, 2000

Arglist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [OÖUB. III 545] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv arglistig um 1300) ist die hinterhältige Gesinnung. In dem klassischen römischen Schuldrecht verletzt sachlich jedes auf Arglist (lat. dolus [M.] malus) beruhende Verhalten ohne weiteres die Vertragstreue, so dass die Einrede (lat. [F.] exceptio) der Arglist auch ohne besondere Vereinbarung offensteht. In der Neuzeit bewirkt Arglist bei Täuschung die Anfechtbarkeit der dadurch beeinflussten Willenserklärung und kann arglistige Täuschung bei vorsätzlicher Vermögensbeschädigung Strafbarkeit wegen Betrugs nach sich ziehen.

Lit.: Kaser § 8 V; Köbler, DRG 42, 49; Braun, F., Ohne Arglist, ZRG GA 54 (1934), 246; Raschke, M., Der Betrug im Zivilrecht, 1900; Wismer, W., Das Tatbestandselement der Arglist beim Betrug, 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Harke, J., Actio de dolo – Arglistklage im römischen Recht, 2020

arglistig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt - EDEL 13. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [EiderstedtLR./Mensing] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinterhältig →Arglist

Arianer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1415 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige der 325 auf dem Konzil von Nizäa verworfenen Lehre des alexandrinischen Priesters Arius, nach der Christus Gott nicht wesensgleich ist. Goten, Vandalen und Langobarden sind bis in das 6. Jahrhundert Arianer, die Franken dagegen von Anfang an Athanasianer.

Lit.: Courtois, C., Les Vandales et L’Afrique, 1955; Meslin, M., Les Ariens, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Arianism, hg. v. Berndt, G. u. a., 2014

Arier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist in einer Selbstbezeichnung der Angehörige eines arisch (indoiranisch) sprechenden, seit der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. geschichtlich nachweisbaren, auf die →Indogermanen zurückführbaren Vol­kes (arya, sanskr., M., Gastfreund, Edler). Seit dem 19. Jahrhundert wird zunächst Arier mit Indogermane gleichgesetzt und dann allmählich Arier als Angehöriger der nordischen →Rasse verstanden. In dem unter Adolf Hitler nationalsozialistisch geprägten (zweiten) Deutschen Reich bedeutet Arier in antijüdischer Veränderung den Nichtjuden.

Lit.: Bajohr, F., „Arisierung“ in Hamburg, 1997

Arimanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und –als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Heermann, lat. [M.] exercitalis) ist bei den Langobarden in dem Frühmittelalter der vollfreie Krieger, insbesondere möglicherweise der auf Königsland angesiedelte, dem König ver­pflichtete Krieger. Unklar sind die Bezüge zu einer von dem 10. bis zu dem 13. Jahrhundert belegten Abgabe ari­mannia.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Cavanna, A., Fara sala arimannia, 1967; Jarnut, J., Beobachtungen zu den langobardischen arimanni und exercitales, ZRG GA 88 (1971), 1; Jarnut, J., Prosopographische und sozialgeschichtliche Studien zum Langobardenreich in Italien, 1972; Castagnetti, A., Arimanni, 1996; Strukturen und Wandlungen der ländlichen Herrschaftsformen vom 10. zum 13. Jahrhundert, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2000; Houghton, R., The vocabulary of groups in eleventh-century Mantua, 2016

arisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1898 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, V.) arisch machen →Arisierung

Arisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Verb arisieren 1898) ist in dem unter Adolf →Hitler nationalsozialistisch geprägten (zweiten) Deutschen Reich die überwiegend rechtswidrige Verdrängung der →Juden aus dem Berufsleben und der Wirtschaftstätigkeit des (zweiten) Deutschen Reiches zugunsten Deutscher (u. a. Verordnungen von dem 26. 4. 1938, 25. 11. 1941), die nach 1945 teilweise durch Wiedergutmachung ausgeglichen wird.

Lit.: Bajohr, F., „Arisierung“ in Hamburg, 1997; Elsner von der Malsburg, M., „Arisierung“ von Privatbanken am Beispiel des Bankhauses E. J. Meyer in Berlin, 2015

aristocratia, lat., F., Aristokratie, Herrschaft der Vornehmen, Adelsherrschaft, Heges. (um 110-um 180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀριστοκρατία (aristokratía), F., Herrschaft der Edelsten, Aristokratie, vgl. gr. ἄριστος (áristos), M., Tüchtigster, Edelster, idg. *ar- (1), *her-, V., fügen, passen, gr. κράτος (krátos), N., Stärke, Kraft, Macht, Gewalt; idg. *kart-, Adj., hart, idg. *kar- (3), Adj., hart, Pokorny

Aristokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Geistesaristokrat, Stockfischaristokrat – nicht und in DW2 1774 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Adeliger, s. Google

Aristokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Geistesaristokratie, Geldaristokratie, Grundaristokratie nicht und in DW2 als um 1432 aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1432/1433 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Adelsherrschaft, Adel (in Gegensatz zu Monarchie und Demokratie sowie auch zu Oligarchie), s. Google

Aristoteles (Stageira 384 v. Chr.-Chalkis/Euböa 322 v. Chr., Sohn des Leibarzts des Königs von Makedonien) Schüler Platos und einer der bekanntesten und einflussreichsten Denker der Geschichte, 343/342 Lehrer Alexanders (des Großen), s. Google

Lit.: Jaeger, W., Aristoteles, 1923; Düring, I., Aristoteles, 1966; Christian Readings of Aristotle, hg. v. Bianchi, L., 2011; Flashar, H., Aristoteles. Lehrer des Abendlandes 2013; The Cambridge Companion to Aristotle’s Politics, 2013

Arktis (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1894 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F., Adjektiv arktisch um 1300 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar) weitgehend menschenleeres Gebiet um den Nordpol

Lit.: Saxinger, G. u. a., Arktis und Subarktis. Vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert, 2017

arktisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1300 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1300 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über arcticus, lat., Adj., nördlich, [2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.], s. latein_a_z.docx, gr. ἀρκτικός (arktikós), Adj., nördlich, zu dem Sternbild des Bären gehörig; gr. ἄρκτος (árktos), M., Bär (M.) (1), Sternbild des Bären, mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Arktis betreffend, nördlich, eisig

arm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und vielleicht über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vermögenslos, unbemittelt, elend

Armenier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie etymologisch nicht sicher erklärbar, M.) ist der Angehörige des armenisch sprechenden, seit möglicherweise 3500 Jahren zwischen Ostanatolien und Südkaukasus lebenden, sich selbst als Hajer bezeichnenden indogermanischen Volkes (10,4 Millionen), das zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Türken bekämpft wird.

Lit.: Der Genozid an den Armeniern, hg. v. Kieser, H. u. a., 2006; Hosfeld, R., Tod in der Wüste, 2015

Armenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1697 [BrandenbSchSt. II 746] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die einstweilige Befreiung einer armen (unbemittelten) Partei von den Kosten eines Rechtsstreits. Sie ist eine besondere Ausprägung der Bevorzugung wegen Armut, wie sie aus einsichtigen Gründen bereits von der mittelalterlichen Kirche gefordert wird. Sie findet sich sachlich etwa in der Kammerge­richts­ordnung bzw. Reichskam­mer­ge­richts­ordnungen von 1471 (§ 7), 1495 (§ 27), 1555 (1, 41) oder in der Constitutio Criminalis Carolina (Art. 47 CCC). In Deutschland wird 1980 das Armenrecht durch die (euphemistische) →Prozesskostenhilfe (1981 §§ 114ff. ZPO) ersetzt.

Lit.: Köbler, DRG 155, 263; Schott, C., Armenfürsorge, Bettelwesen und Vagantenbe­kämpf­ung in der Reichsabtei Salem, 1978; Mollat du Jourdin, M., Die Armen in dem Mittelalter, 1984, 2. A. 1987; Sachße, C. u. a., Ge­schichte der Armenfürsorge in Deutschland, 1988, 2. A. 1998; Scherner, K., Arme und Bettler, (in) ZNR 1988, 129; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Krauß, M., Armenwesen und Gesundheitsfürsorge in Mannheim vor der Industrialisierung, 1993; Tierney, B., Medieval poor law, 1995; Hippel, W. v., Armut, Unterschichten, Randgruppen in der frühen Neuzeit, 1995, 2. A. 2013; Eser, S., Verwaltet und verwahrt, 1996; Hudemann-Simon, C., L’État et les pauvres, 1997; Hartlief, E., Die Düsseldorfer Armenversor­gungsanstalt, Diss. jur. Köln 1998; Wohlrab, K., Armut und Staatszweck im deutschen Naturrecht, 1998; Humborg, M., Das Armenrecht, Diss. jur. Münster 1999; Rosenbaum, U., Liebestätigkeit und Armenpflege in der Stadt Zwickau, 1999; Jütte, R., Arme, Bettler, Beutelschneider, 2000; Humborg, M., Das Armenrecht von der Zeit der Kammergerichtsordnungen bis heute, Diss. jur. Münster 2000; Gerhold, W., Armut und Armenfürsorge im mittelalterlichen Island, 2002; Armut im Mittelalter, hg. v. Oexle, O., 2004; Armut und Armenfürsorge in der italienischen Stadtkultur, hg. v. Helas, P. u. a., 2006; Being poor in modern Europe, hg. v. Gestrich, A. u. a., 2006; Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Schmidt, S. u. a., 2006; Armenfürsorge und Wohltätigkeit - Ländliche Gesell­schaften in Europa 1850-1930, hg. v. Brandes, I. u. a., 2008; Ludyga, H., Obrigkeitliche Armenfürsorge im deutschen Reich, 2010; Wagner, A., Gleicherweiß als wasser, 2011; Formen der Armenfürsorge, hg. v. Clemens, L u. a., 2011; Multrus, D., Armuts- und Fremdheitsdarstellungen, 2011; Schallmann, J., Arme und Armut in Göttingen 1860-1914, 2014; Schneider, B., Christliche Armenfürsorge, 2017

Armesünder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als Ansatz nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt und wohl unter kirchlichem Einfluss vor 1737 gebildet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ursprünglich der in der Kirche bemitleidenswerte Sünder (lat. miser [M.] peccator), in der frühen Neuzeit der dem peinlichen Gericht überantwortete Täter, insbesondere wenn er bereits (zu dem Tode) verurteilt ist.

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Rechtliche Volkskunde, 1936; Radbruch, G., Elegantiae iuris criminalis, 1938, 2. A. 1950, 163

armieren 1519

armiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als vor 1510 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt -, Adj., Verb armieren 1519 [Volkslied] in EDEL, Femininum Armierung 1621) und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bewehrt, bewaffnet

Armierung 1621

Armut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – um 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [Nowgorod 28] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (verhältnismäßige) Fehlen durchschnittlicher bzw. zureichender Mittel mancher Menschen (beispielsweise haben 2017 800 Millionen Menschen keine genügende Ernährung, etwa 880 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser, etwa 920 Millionen Menschen keine ausreichende Unterkunft, etwa 2,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und etwa 775 Millionen Menschen keine Lesefähigkeit).

Lit.: Gelobte Armut, hg. v. Heimann, H. u. a., 2012; Gründler, J., Armut und Wahnsinn, 2013; Schallmann, J., Arme und Armut in Göttingen 1860-1914, 2014; Wimmer, F., Die völkische Ordnung von Armut, 2014; Althammer, B., Vagabunden, 2017; Bettler und Vaganten in der Neuzeit (1500-1933), hg. v. Althammer, B. u. a., 2017 (257 Dokumente aus dem deutschen Raum); Beck, V., Eine Theorie der globalen Verantwortung – Was wir Menschen in extremer Armut schulden, 2016 (ohne überzeugenden Änderungsvorschlag)

Arnsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kloster bei Lich in der Wetterau

Lit.: Das Arnsburger Urbar, bearb. v. Eckhardt, W., 2017

Arnstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961

Arnulfinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige der nach Bischof Arnulf von Metz (Lay-Saint-Christophe bei Nancy 13. 8. 582?-bei Remiremeont 18. 7. 640?) benannten Familie der Pippiniden oder später nach Karl (dem Großen) benannten Karolinger. Von den Arnulfingern sind (ab etwa 650) 34 Urkunden und ein Brief überliefert (davon elf Fälschungen oder starke Verfälschungen), zu denen 56 verlorene Urkunden hinzuzurechnen sind (90 Privaturkunden) (2011 23 echte Urkunden, ein Brief, 12 mittelalterliche Fälschungen, [vier moderne Fälschungen,] 56 verlorene Urkunden?).

Lit.: Die Urkunden der Arnulfinger, hg. v. Heidrich, I., 2001, vgl. http://www.igh.histsem.uni-bonn.de; Die Urkunden der Arnulfinger, hg. v. Heidrich, I., 2011

arra, arrha, lat., F., Unterpfand, Kaufgeld, Kaufschilling, Laber. (106-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, →arrha

Arras (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) Stadt in Nordfrankreich mit knapp 42000 Einwohnern

Lit.: Kéry, L., Die Errichtung des Bistums Arras 1093/1094, 1994

Arrest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1463 aus dem Niederländischen und mittelbar dem Französischen sowie dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 2. Hälfte 15. Jahrhundert [Stadtrecht] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Feststellung) ist die Verhaftung (eines Menschen) oder Beschlag­nahme (einer Sache) und insbesondere das Eilverfahren des Zivil­prozesses zu der Sicherung der Zwangsvoll­streckung wegen einer Geldforderung oder wegen eines Anspruchs, der in eine Geldforderung übergeht. In dem römischen Recht fehlt sachlich eine solche Einrichtung. Die Bezeich­nung Arrest erscheint seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts in französischen Quellen und wenig später auch in lateinischen Texten (arrestare, arrestum, Frankfurt am Main 1297, Liber Sextus 1298, Sachsenspiegelvulgatfassung um 1340, wissenschaftlich erörtert von Andreas Gaill 1586, David Mevius 1674). Seit dem 17. Jahrhundert verdrängen arrestieren und Arrest allmählich die ältere deutsche Bezeichnung Kummer für ein wohl schon seit dem frühen Mittelalter bekanntes, (nach Hans Planitz aus einem Handhaftverfahren erwachsenes,) seit dem späteren 12. Jahrhundert (Köln 1178, Hagenau 1164) durch Privilegien und Verträge urkundlich bezeugtes Verfahren, bei dem vielleicht anfangs der Personalarrest als außergerichtliche Selbsthilfemaßnahme des Gläubigers in dem Vordergrund steht, aber schon seit dem 13. Jahrhundert von dem Sacharrest zurückgedrängt wird. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts macht der Gläubiger bei Gericht seinen Anspruch glaubhaft und der Richter ordnet die Anlegung des Arrests (meist bei Gericht) an., wobei erst nach Durchführung eines ordentlichen Verfahrens eine Zwangsvoll­streckung erfolgen kann.

Lit.: Köbler, DRG 116, 202; Briegleb, H., Arrest und Kummer - Vermischte Abhandlungen I 1868, 1; Wach, A., Der italienische Arrestprozess, 1868, Neudruck 1973; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879; Rudorff, H., Zur Rechtsstellung der Gäste im mittelalterlichen städtischen Prozess, 1907; Planitz, H., Studien zur Geschichte des deutschen Arrestprozesses, ZRG GA 34 (1913), 49; Kisch, G., Der deutsche Arrestprozess, 1914; Planitz, H., Studien zur Geschichte des deutschen Arrestprozesses – Der Fremdenarrest, ZRG GA 39 (1918), 223, 40 (1919), 87; Planitz, H., Grundlagen des deutschen Arrestprozesses, 1922; Mahnke, H., Das Arrestverfahren in den Lübecker Ratsurteilen, Diss. jur. Kiel 1961; Kraß, G., Das Arrestverfahren in Frankfurt am Main, 1996; Rymaszewski, Z., Areszt rzeczy jako zabezpieczenie wierzytelności w miastach Polski średniowiecznej (Der Sacharrest), 2015; Hammer-Luza, E., Im Arrest. Zucht-, Arbeits- und Strafhäuser in Graz (1700-1850), 2019

Arrha (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, arra, F., lat. [F.] arra, arrabon) ist die nach semitischem Vorbild („altorientalischer Arrhalvertrag“) in dem hellenistischen Recht bekannte, in dem entwickelten römischen Recht entbehrliche Draufgabe (Angeld) bei einem Vertragsschluss. Wer abredeuntreu wird, verwirkt in dem spätantiken Recht als Geber die arrha an den Gegner und muss sie als Nehmer in doppelter Höhe zurückgeben. In dem Früh­mittelalter (Codex Euricianus 297, Lex Baiwariorum 16, 10, Lex Visigothorum 3, 1, 3-4 [für Verlobung]) soll mit der Hingabe einer Teil­leistung ein Vertrag geschlossen worden sein, der vielleicht anfangs nur den Empfänger verpflichtet. Vielfach wird die arrha nur als Symbol gegeben, das von den Beteiligten sofort verschenkt oder vertrunken wird. Seit dem Spätmittelalter verliert die auch als Weinkauf (Worms 1498), Angeld (ABGB § 908 [1811]) oder Draufgabe (ALR I 5 § 207 [1794], BGB § 337 [1896/1900]) bezeichnete arrha außerhalb des Gesinderechts (Handgeld) ihre schuldbegründende Bedeutung und nähert sich dem →Reugeld. In jedem Fall hat die arrha eine gewisse Beweisfunktion. →arra

Lit.: Kaser § 41; Hübner 535ff.; Köbler, DRG 64, 91, 127; Köbler, LAW; Stobbe, O., Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, 1855; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910; Calogirou, G., Die Arrha im Vermögensrecht, 1911, Neudruck 2013; Gastreich, F., Die Draufgabe, 1933; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992

Arrhalvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus dem Orient in das spätrömische Recht eindringende, unter notwendiger Verwendung einer →arrha (Hingabe unter An­rechnung auf die Ge­samtleistung oder auch oh­ne Anrechnung) entstehende, von dem Formalver­trag und von dem Realvertrag zu trennende →Vertrag.

Lit.: Köbler, DRG 91, 126, 164

arrogare, arrogāre, adrogāre, lat., V., aneignen, in Anspruch nehmen, zuschreiben, anmaßen, dazu wählen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, rogāre

arrogatio, arrogātio, lat., F., feierliche Annahme an Kindes statt, Gaius (140-180 n. Chr.), s. arrogāre, s. latein_a_z.docx

Arrogation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Annahme

Lit.: Seelentag, A., Ius pontificium cum iure civili coniunctum - Das Recht der Arrogation in klassischer Zeit, 2014

ars, lat., F., Kunst, Handwerk, Fertigkeit, Geschicklichkeit, Gewerbe, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *r̥t-, *art-, Adj., zusammengefügt, s. latein-a_z.docx

Ars (F.) dictandi (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Kunst des Diktierens, Kunst des Schreibens) ist die seit dem 12. Jahrhundert auftretende Bezeichnung für die Lehre von dem Abfassen von Briefen und Urkunden, die auf Grund der antiken Rhetorik und Grammatik in dem Gefolge der Kirchenreform an dem Anfang des 12. Jahrhunderts in Oberitalien ausgebildet wird ([lat.] Praecepta [N.Pl.] dictamina 1111?).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Rockinger, L., Über Briefsteller und Formelbücher, 1861; Schmale, F., Die Bologneser Schule der ars dictandi, (in) DA 13 (1967); Schaller, D., Baldwin von Viktring, (in) DA 35 (1979); Hartmann, F., Ars dictaminis, 2013

Ars (F.) notaria (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Notarkunst) ist die auf Grund antiker Vorläufer an dem Beginn des 13. Jahrhunderts (ars notaria 1221) in Oberitalien (Bologna) ver­selbständigte Lehre von der Beurkundung von Rechtshandlungen ([lat.] Formularium [N.] tabellionum 1200/1205, Rainerius Perusinus 1226-1233, Rolandus Passagerii [Summa Rolandina, 1255ff.]).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Anselmi, A., Le scuole di notariato in Italia, 1926

Artes (F.Pl.) liberales (lat., Sg. ars liberalis, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, freie Künste) sind die in der römischen Antike auf der Grundlage der griechischen Philosophie von Bürgern gepflegten Wissensfächer (Grammatik, Rhetorik, Dialektik als so genanntes Trivium [Dreiweg], Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik als sogenanntes Quadrivium [Vierweg]), die in dem Mittelalter ab dem 12. Jahrhundert den Gegenstand der artistischen Fakultät der Universität bilden (schätzungs­weise 200000 Studierende in dem Heiligen römischen Reich in dem Mittelalter ohne späteren Übertritt in eine der drei höheren Fakultäten, 50-70 Prozent ohne Graduierung).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Meyer, G., Die sieben freien Künste im Mittelalter, 1886; Glorieux, P., La faculté des arts et ses maîtres aux XIIIe siècle, 1971; Curtius, E., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 9. A. 1978; Lindgren, U., Die artes liberales in Antike und Mittelalter, 1992; Englisch, B., Die artes liberales im frühen Mittelalter, 1994; Artisten und Philosophen, hg. v. Schwinges, R., 1999; Haage, B./Wegner, W., Deutsche Fachliteratur der artes in Mittelalter und früher Neuzeit, 2007; Hilder, G., Der scholastische Wortschatz bei Jean de Meun – Die artes liberales, 2018

Articuli (M.Pl.) reprobati (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Sg. articulus reprobatus, zurückgewiesener Artikel) sind die von Papst Gregor XI. an dem 8. 4. 1374 auf Betreiben des Augustinermönchs Johannes →Klenkok ([erweitertes] Dekadikon, Magdeburg 1369) ohne wesentliche tatsächliche Auswirkung für zurückgewiesen, weil nichtig erklärten (13 bzw.) 14 Artikel des →Sachsenspiegels, die kirchliches Verfassungsrecht (Landrecht I 3 § 3, III 57 § 1, III 63 § 2), Verfahrens­recht (Landrecht I 18 §§ 2, 3, I 39, I 63 § 3, I 64, II 12 § 10) und Privatrecht (Landrecht I 6 § 2, I 37, I 52 §§ 1, 2) betreffen.

Lit.: Köbler, DRG 117; Homeyer, C., Johannes Klenkok wider den Sachsenspiegel, (in) Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin, phil.-hist. Kl. 1855, 1856, 377; Böhlau, H., Zur Chronologie der Angriffe Klenkoks, ZRG GA 4 (1883), 118; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der articuli reprobati im Ermlande, ZRG GA 31 (1910), 426; Kirche und Staat, hg. v. Eichmann, E., Bd. 2 1914, Neudruck 1968, 159ff.; Kullmann, J., Klenkok und die „articuli reprobati“ des Sachsenspiegels, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Oppitz, K., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 28; Der Sachsenspiegel als Buch, hg. v. Schmidt-Wiegand, R. u. a., 1991; Ocker, C., Johannes Klenkok, 1993; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009

articulus (lat. [M.], Gelenk, Glied, Abschnitt, [um 250-184 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. lat. artus (2), M., Gelenk, Glied) Artikel, Gliedchen, Abschnitt

Artikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1275 als aus dem Lateinischen des Altertums - articulus, M., Gelenk, Glied, Abschnitt, [um 250-184 v. Chr.], vgl. lat. artus (2), M., Gelenk, Glied - aufgenommen bezeugt – 1276 [Stadtrecht Augsburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [ HohenloheRB. 24] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gliedchen, Abschnittchen, Abschnitt

Lit.: Pelz, S., Die preußischen und reichsdeutschen Kriegsartikel, Diss. jur. Hamburg 1979; Seebass, G., Bundesordnung und Verfassungsentwurf, 1988; Augustin, H., Verschmelzung von Präposition und Artikel, 2018

Artikelbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1520 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [Lünig, CJMilit.5] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Artikel oder Abschnitte gegliederte Brief (beispielsweise Dienstvertrag für Söldner, Kriegsartikel, Zunftbrief, Forderungen der Bauern 1525).

Artikelprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Spätmittelalter entwickelte römisch-kanonische Zivilprozess, bei dem der Kläger nach der Erhebung der Klage und nach Durchführung der Streit­befestigung seinen Vortrag in scharf abge­grenzte Behauptungen einzelner Tatsachen ([lat. F.Pl.] positiones [bzw. articuli]) zerlegen (wahr, dass) und der Beklagte dazu einzeln Antworten ([lat. F.Pl.] responsiones, glaubt wahr bzw. glaubt nicht wahr) geben muss, so dass sich (aus diesen auch als Artikel bezeichneten Positionen und Responsionen) leicht(er) das Bestrittene und von dem Kläger zu Beweisende ermitteln lässt. Der Artikelprozess wird sachlich bereits von (dem Entwurf) der Reichskammergerichts­ordnung des Jahres 1496 (Art. 12, ähnlich 1555, 1570) übernommen, wegen seiner Schwerfälligkeit unter dem Einfluss des sächsischen Prozesses durch den jüngsten Reichsabschied von 1654 aber bis auf die noch in dem 19. Jahrhundert erlaubten Beweisartikel wieder aufgegeben (vgl. aber Obliegenheit der Darlegung der Bestrittenheit oder Nichtbestrittenheit von Tatsachen für den Beklagten der Gegenwart in § 138 III ZPO).

Lit.: Linde, v., Lehrbuch des deutschen gemeinen Zivilprozesses, 7. A. 1850; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. A. 1878; Budischin, J., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003

Artus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) sagenhafter britischer, gegen eindringende Angeln, Jüten und Sachsen kämpfender König (um 500) in Chroniken des späten 9. Jahrhunderts

Artushof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von dem sagenhaften britischen König Artus (um 500) abgeleitete gesellschaftliche Bürgernetzwerk in Hanse­städten (beispielsweise Danzig 1350) bzw. das ihm dienende Gebäude. S. Google

Lit.: Simson, P., Der Artushof in Danzig, 1900, Neudruck 1969; Selzer, S., Artushöfe im Ostseeraum, 1996; Daumer, M., Artushof und Artusliteratur, 2010; Rossi, G., Artushof und Gralsfamilie, 2019

Arumaeus (van Arum), Dominikus (Leeuwarden 1579-Jena 24. 2. 1637) wird nach Studien in Franeker, Oxford, Rostock und Jena dort 1600 promoviert und 1602 zu einem außerordentlichen Professor (1605 ordent­licher Professor) ernannt. Er begründet die sich an deutschen Quellen ausrichtende, methodisch gemeinrechtlich arbeitende Reichsstaatsrechtslehre, innerhalb deren er das Reich als eine ständisch mitbestimmte Monarchie ansieht. S. Google

Lit.: Arumaeus, D., Commentarius de comitiis Romano-Germanici Imperii, 1630; Hoke, R., Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988; Friedrich, M., Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 1997; Schmoeckel, M., Dominik Arumaeus und die Entstehung des öffentlichen Rechts als wissenschaftliches Lehrfach in Jena, (in) Recht, Konfession und Verfassung im 17. Jahrhundert, 2015, 85ff.

Arzt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 867 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt - 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [AugsbStR. Art. 49 § 1 Nachtr.] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über archiatrus bzw. archiater, lat., M., Arzt, gr. ἀρχιατρός (archiatrós), M., Erzarzt, vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste, gr. ιατρός (iatrós), M., Arzt; teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besonders, seit dem 12. Jahrhundert vor allem durch ein wissenschaftliches Studium vorgebildete Heilkundige.

Lit.: Niederhellmann, A., Arzt und Heilkunde in den frühmittelalterlichen Leges, 1983; Täterschaft, Straf­verfolgung, Schuldentlastung, hg. v. Böhm, B. 2007; Laufs, A./Katzenmeier, C./Lipp, V., Arzt­recht, 6. A. 2009, 8. A. 2021; Tascher, G., Staat, Macht und ärztliche Berufsausbildung 1920-1956, 2010; Höftmann, D., Der Vergütungsanspruch des Kassenarztes, 2013; Polianski, I., Das Schweigen der Ärzte, 2015; Häberlein, M. u. a., Adalbert Friedrich Marcus (1753-1816) – ein Bamberger Arzt, 2016; McGrath, C., The Development of Medical Liability in Germany 1800-1945, 2019; Wenger, S., Arzt – ein krank-machender Beruf, 2020

As (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 als aus as, lat., M., As, Münzeinheit, Einheit; Herkunft, s. assis als „viereckiges Metalltäfelchen“aufgenommen bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als kleinstes Edelmetallgewicht ohne Zeitangabe [SchweizId. I 503] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, lat. [N.]) (Ganzes) ist vor der Einführung des Denars um 211 v. Chr. eine römische, in Unzen oder Zwölftel teilbare Geldeinheit, die gegossen eine (lat. [F.]) libra (Pfund) wiegt und vielleicht etwa 289 v. Chr. erscheint.

ascendens, ascendēns, lat., (Part. Präs.=)M., (Aufsteigender,) Verwandter in aufsteigender Linie, (1260), s. lat. ascendere, V., heransteigen, hinaufsteigen, aufsteigen, emporsteigen, Liv.Andr. (289/260-vor 200 v. Chr.), latein_a_z.docx, s.  lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. scandere, V., steigen, besteigen, emporsteigen, sich erheben, →Aszendent

Asega (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz [dort Ansatz Ehesage] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist ein in den (hoch)mittelalterlichen altfriesischen (Hunsigoer, Emsigoer, Fivel­goer, Rüstringer und Westerlauwerschen) Rechtsquellen (17 Küren und 24 Landrechte) bezeugter Handelnder, dessen Alter (vorfränkisch?, nachkarolingisch?) und Bedeutung (Rechtsager?, Gesetzessprecher?, Urteilsfinder?, Rechtskenner) umstritten sind. Es ist fraglich, ob der Asega mit dem zweimal in der frühmittelalterlichen (lat. [F.]) Lex Frisionum erwähnten iudex gleichgesetzt werden kann. Nach der dritten gemeinfriesischen Küre soll der Asega urteilen und alle Rechte wissen.

Lit.: Jaekel, H., Abba, asega und redjeva, ZRG GA 27 (1906), 114; Gerbenzon, P., Der altfriesische asega, der altsächsische eosago und der althochdeutsche esago, (in) TRG 41 (1973), 75; Köbler, G., Zu Alter und Herkunft des friesischen asega, (in) TRG 41 (1973), 93; Rolf, C., Vom „asega“ zum „redjeven“ – zur Verfassungsgeschichte Frieslands im Mittelalter, 2010; Bremer, H., De trettjinde asega, 2018

Asien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht aus assyrisch assu, Sb., Sonnenaufgang, Osten?, N.) ist der von Europa (Ural?) bis zu dem Pazifik reichende, u. a. Indogermanen, Mongolen, Chinesen und Japaner beherbergende Konti­nent.

Lit.: Nissen, H., Geschichte Altvorderasiens, 1999, 2. A. 2013; Krieger, M., Geschichte Asiens, 2003; Mann, M., Geschichte Südasiens 1500 bis heute, 2010; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Reid, A., A History of Southeast Asia, 2015; Cunliffe, B., 10000 Jahre. Geburt und Geschichte Eurasiens, 2016; Goscha, C., Vietnam – A New History, 2016; Gilbert, M., South East Asia in World History, 2017; Thomsen, C., Burchards Bericht über den Orient – Reiseerfahrungen eines staufischen Gesandten im Reich Saladins 1175/7776, 2018; Schulte Nordholt, H., Südostasien, 2018; Afghanistan endlos, hg. v. Pilar, D., 2019 (Bildband); Mark, R., Händler, Forscher, Invasoren – Russland und Zentralasien 1000-1900, 2020

Askanier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines ursprünglich alemannisch-fränkischen Ge­schlechts, das um 1000 an dem Harz erscheint. Unter Albrecht dem Bären († 1170) betreibt es Ostsiedlung und erwirbt 1180 das Herzogtum Sachsen (Gebiet um Wittenberg). Die brandenburgischen Güter der Askanier fallen 1319 an die →Wittelsbacher, die wittenbergischen 1422 (mit der 1356 in der Goldenen Bulle gesicherten Kurfürstenwürde) an die →Wettiner und die lauenburgischen 1689 an die →Welfen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Diederichs, A., Erbe und Erben Albrechts des Bären, (in) VuG 28 (1938); Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Marcus, P., Herzog Bernhard von Anhalt, 1993; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001

assecurantia (lat. [F.], s. assicurare, ital., V. versichern) →Versicherung

Assekuranz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1611 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mittelbar aus dem Lateinischen aufgenommen und in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die wohl in dem 17. Jahrhundert aus Italien übernommene, in dem 19. Jahrhundert verdrängte Bezeichnung für die →Versicherung.

Lit.: Assekuranz im Wandel, 1989 (Festschrift 1864-1989)

Assessor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Gerichtsassessor, Gewerbeassessor, Gewerksassessor, Kammergerichtsassessor, Stuhlassessor - nicht und in DW2 um 1488 bezeugt – um 1488 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über assessor, lat., M., Beisitzer, Gehilfe, [81-43 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. assidere, assidēre, lat. V., bei jemanden sitzen, dabeisitzen, danebensitzen, lat. ad, Präp., zu, bei, an, lat. sedere, sedēre, V., sitzen, Sitzung halten, zu Gericht sitzen; mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der Spätantike der Rechtsberater und hohe Amtsträger, seit dem 15. (?) Jahrhundert der rechtsgelehrte Beisitzer eines Gerichts (beispielsweise des königlichen Kammerge­richts oder seit 1495 des Reichskammer­gerichts), seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Anwärter auf eine feste Anstellung in dem höheren Staatsdienst.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 153; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter, Bd. 1f. 2003ff.; Mader, E., Die letzten Priester der Gerechtigkeit, 2005

Assise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 durch Verweis auf Akzise bezeugt – 1262 [Akzise] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] assisa) ist die Rechtssätze beschließende Versammlung und die Gesamtheit der dort beschlossenen Rechtssätze vor allem in Frankreich und England (beispielsweise Assise regum regni Sicilie [von Ariano] 1140, Assise sur la ligece um 1165, Assize of Clarendon 1166 Assize of novel disseisin, Assize of Northampton 1176, Grand Assize 1179, Assize of Woodstock 1184). In England entwickelt sich daraus die Laienjury, die in Frankreich nach 1789 übernommen wird. Demgegenüber sind die Assisen von Jerusalem private Sammlungen von Abhandlungen über das Recht des Königreichs Jerusalem und Zyperns in französischer Sprache des 13. Jahrhunderts.

Lit.: Köbler, DRG 108; Stenton, D., The Earliest Northamptonshire Assize Rolls, 1940; Grandclaude, M., Étude critique sur les livres des Assizes de Jérusalem, 1923; Dilcher, H., Normannische Assisen und römisches Recht, 1966; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Jenks, S., Die Assisen von Clarendon (1166) und Northampton (1176), (in) Ius commune 21 (1994), 149; Görgen, A., Das Ringen um die Macht zwischen Adel und Krone im Königreich Jerusalem, 2020

Asso y del Río, Ignacio (Saragossa 1742-Saragossa 1804) begründet 1771 mit den (span.) Instituciones (F.Pl.) del derecho civil de Castilla ein aus partikularer Rechtssatzung schöpfendes, neben das römische Recht tretendes gemeines spanisches (kastilisches) Privatrecht, das be­grifflich und systematisch noch rö­misch­recht­lich geprägt ist. S. Google

Lit.: Mora, C., Vida y obra de Don Ignacio de Asso y del Río, 1972

Assyrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige des sumerisch beeinflussten, in dem Vorderen Orient (mittleres und nördliches Zwei­stromland - an dem mittleren Tigris archäologisch nachweisbar- bzw. Irak) von dem 2. Jahrtausend v. Chr. an bedeutenden, das semitische Akka­dische sprechenden, in dem späten 7. Jahrhundert v. Chr. den Medern und Persern unterliegenden Volkes mit einem Hauptgott Assur.

Lit.: Chicago assyrian Dictionary, Bd. 1ff. 1921ff. (21 Bände mit 10000 S.); Cancik-Kirschbaum, E., Die Assyrer, 2003

Asyl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Schmerzasyl, Winterasyl – nicht und in DW2 1525 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL aus asȳlum, lat., N., Freistätte, Asyl, [81-43 v. Chr.], gr. ἄσυλον (ásylon), N., Freistätte, Asyl, vgl. gr. ἄσυλος (ásylos), Adj., unberaubt, unverletzt, unverletzlich, sicher und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) unverletzlich(er Ort), Zuflucht →Asylrecht

Lit.: Roschauer, O., Asyl und Auslieferung – Entwicklung von Strafanspruch und Auslieferungsrecht, 2021; Kasten, B., Kirchliche Zufluchtsorte im Frühmittelalter, ZRG GA 138 (2021), 29; Poutrus, P., Umkämpftes Asyl, 2019

Asylrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1804 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der geschützten Zuflucht (politisch) Verfolgter. In griechischer und späterer römischer Zeit besteht das sakral-magisch geprägte Recht, einem Täter an einem heiligen Ort vorübergehend Schutz zu gewähren, für Tempel und wird von dort in dem 5. Jahrhundert auf christliche →Kirchen übertragen. Ob eine ähnliche Einrichtung auch den Germanen bekannt ist, lässt sich nicht feststellen. Die wohl durch römisch-christliches Vorbild geprägte karolingische Zeit schränkt das Asylrecht auf noch nicht verurteilte Täter und auf bestimmte Fristen ein. Örtlich wird später die Möglichkeit des Asylrechts auf Friedhof, Kloster, Pfarrhaus, Richterhaus u. s. w. erweitert. Der neuzeitliche Staat schafft das Asylrecht bis zu dem Ende des 18. Jahrhunderts als geordneter Rechtspflege entbehrlich bzw. entgegenste­hend ab (Frankreich 1539, England 1625, Österreich 1787, Preußen 1794). Danach gewährt er aber später selbst politisch Verfolgten Schutz vor Verfolgung in einem Verfolgerstaat (Art. 16 GG 1949). Das Asylrecht kann missbraucht werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 259; Bindschedler, R., Kirchliches Asylrecht (Immunitas ecclesiarum localis) und Freistätten in der Schweiz, 1906; Mittermaier, H., Die geschichtliche Entwicklung des Asylrechts, Diss. jur. München 1950; Henßler, O., Formen des Asylrechts, 1954; Kimminich, O., Die Geschichte des Asylrechts, 1978; Siems, H., Zur Entwicklung des Kirchenasyls, (in) Libertas, 1991, 139; Reiter, H., Politisches Asyl im 19. Jahrhundert, 1992; Theler, J., Asyl in der Schweiz, 1995; Gamauf, R., Ad statuam licet confugere, 1999; Backsmann, K., Das Asylrecht in Preußen, Diss. jur. Bonn 2000; Tießler-Marenda, E., Einwanderung und Asyl bei Hugo Grotius, 2002; Fruscione, D., Das Asyl bei den germanischen Stämmen im frühen Mittelalter, 2003; Bammann, K., Im Bannkreis des Heiligen, 2002; Das antike Asyl, hg. v. Dreher, M., 2003; Derlien, J., Die religiöse und rechtliche Begründung der Flucht zu sakralen Orten, 2003; Traulsen, C., Das sakrale Asyl in der alten Welt, 2004; Shoemaker, K., Sanctuary and Crime, 2011; Manssen, G., Der Rechtsstaat und sein Missbrauch, 2020

asylum, asȳlum, lat., N., Freistätte, Asyl, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄσυλον (ásylon), N., Freistätte, Asyl; vgl. gr. ἄσυλος (ásylos), Adj., unberaubt, unverletzt, unverletzlich, sicher, Asyl

Aszendent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als um 1520 [Paracelsus] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1520 [Paracelsus] in EDEL - und - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über ascendēns, lat., (Part. Präs.=)M., Verwandter in aufsteigender Linie, (1260), s. latein_a_z.docx, s. lat. ascendere, V., heransteigen, hinaufsteigen, aufsteigen, emporsteigen, s. latein_a_z.docx,; lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, Pokorny 33 (6/6) (RB. idg. aus ind., phryg./dak., ital., kelt., germ.), lat. scandere, V., steigen, besteigen, emporsteigen, sich erheben, in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Aufsteigender, Verwandter in aufsteigender Linie (beispielsweise Vater, Großmutter, Urgroßtante), Gegensatz Deszendent

Lit.: Gál, A., Der Ausschluß der Ascendenten von der Erbfolge, 1904

Atheismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1581 als aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1581 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gottlosigkeit bzw. „Ungöttigkeit“

Lit.: Welteke, D., Der Narr spricht: Es ist kein Gott. Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel, 2011; Der neue Atheismus, hg. v. Zager, W., 2017

Athen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist der griechische, geschichtlich möglicherweise bis zu 7500 Jahre zurückreichende, seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. erkennbare, aber in seinem Namen nicht sicher deutbare Stadtstaat in Attika, in dem Drakon (624) und Solon (594) ge­setzgeberisch tätig werden. 508/507 geht Athen zu der →Demokratie über. In dem 4. vorchristlichen Jahrhundert könnte Athen rund 30000 erwachsene Bürger gehabt haben. In den Gerichten geht es we­niger um Recht und mehr um Öffent­lichkeit für Streit um Ehre. 338 wird Athen von Makedonien besiegt. 86 v. Chr. fällt es unter Sulla an die Römer, 1456 an die Osmanen (Türken). Nach dem griechi­schen Befreiungskampf wird es 1834 Hauptstadt Griechenlands und erhält 1837 eine Universität.

Lit.: Lipsius, J., Das attische Recht, Bd. 1ff. 1905ff., Neudruck 1984; Meyer-Laurin, H., Gesetz und Billigkeit im attischen Prozess, 1965; Wolff, H., „Normenkontrolle“ und Gesetzesbegriff, 1970; Mac Dowell, D., The Law in Classical Athens, 1978, 4. A. 1995; Bötig, K., Athen, 3. A. 1981; Rhodes, P., The Athenian Boule, 2. A. 1985; Welwei, K., Athen, 1992; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 2. A. 1994; Die athenische Demokratie, hg. v. Eder, W., 1995; Hansen, M., Die athenische Demokratie, 1995; Habicht, C., Athen, 1995; Cohen, D., Democracy and individual rights in Athens, ZRG RA 114 (1997), 27; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Lehmann, G., Oligarchische Herrschaft im klassischen Athen, 1997; Figueira, T., The Power of Money, 1998; Hurwit, J., The Athenian Acropolis, 1999; Welwei, K., Das klassische Athen, 1999; Funke, P., Athen in klassischer Zeit, 1999; Dreyer, B., Untersuchungen zur Geschichte des spätklassischen Athen, 1999; Knell, H., Athen im 4. Jahrhundert, 2000; Große Prozesse im antiken Athen, hg. v. Burckhardt, L./Ungern-Sternberg, J. v., 2000; Law and Social Status in Classical Athens, hg. v. Hunter, V. u. a., 2000; Cohen, E., The Athenian Nation, 2000; Dreher, M., Athen und Sparta, 2001; Wilson, P., The Athenian Institution of the Khoregia, 2002; Demokratie, Recht und soziale Kontrolle im klassischen Athen, hg. v. Cohen, D., 2002; Schulz, R., Athen und Sparta, 2003, 5. A. 2015; Pabst, A., Die athenische Demokratie, 2003; Schubert, C., Athen und Sparta, 2003; Goette, H./Hammerstaedt, J., Das antike Athen, 2004; Sinn, U., Athen, 2004; Flaig, E., Der verlorene Gründungsmythos der athenischen Demokratie, (in) HZ 279 (2004), 36; Lanni, A., Law and Justice in the Courts of Classical Athens, 2006; Karakostas, I., König Otto, die Otto-Universität von Athen und ihre juristische Fakultät, 2007; Ober, J., Democracy and Knowledge, 2008; Lehmann, G., Perikles, 2008; Osborne, R., Athens and the Athenian Democracy, 2010; Stability and Crisis in the Athenian Democracy, hg. v. Herman, G., 2011; Lambert, S., Inscribed Athenian Laws and Decrees 352/2-322/1 BC, 2012, 1; Crowley, J., The Psychology of the Atheniean Hoplite, 2012; Worthington, I., Demosthenes of Athens and the Fall of Classical Greece, 2013; Coşkun, A., Perikles und die Definition des Bürgerrechts im klassischen Athen, (in) HZ 299 (2014), 1; Pritchard, D., Sport, Democracy and War in Classical Athens, 2013; Oetjen, R., Athen im dritten Jahrhundert, 2014; Die athenische Demokratie im 4. Jahrhundert, hg. v. Tiersch, D., 2015; Blok, J., Citizenship in Classical Athens, 2017; Räuchle, V., Die Mütter Athens und ihre Kinder, 2017; The Athenian Constitution written in the school of Aristotle, hg. v. Rhodes, P., 2017; The Oxford Handbook of Thucydides, hg. v. Blot, R. u. a., 2017; Taylor, C., Poverty, Wealth, and Well Being, 2017; Anderson, G., The Realness of Things Past –Ancient Greek ad Ontological History, 2018; Feindbild und Vorbild – Die athenische Demokratie und ihre intellektuellen Gegner, hg. v. Jordović, 2018; Der alte Orient und die Entstehung der athenischen Demokratie, hg. v. Horst, C., 2019; Pritchard, D., Athenian Democracy at War, 2019; Carugati, F., Creating a Constitution – Law, Democracy and Growth in Ancient Athens, 2019; Hölscher, T., Mythenbilder und Mentalität in Athen von Kleisthenes zu den Perserkriegen, 2019; Akrigg, B., Population and Economy in Classical Athens, 2019; Barbato, M., The Ideology of Democratic Athens, 2020

Äthiopien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt als gr. „Land der gebrannten Gesichter“) ist ein von mehr als achtzig Volksgruppen mit zahlreichen Sprachen besiedelter, landwirtschaftlich geprägter Binnenstaat in dem Osten Afrikas, in dem 1974 eine mehr als achthundert Jahre währende Monarchie durch einen Putsch beendet wird. 1974 wird dort von Donald Johnson ein Skelett einer etwa einen Meter großen, vielleicht 30 Kilo schweren Frau „Lucy“ (benannt nach dem gerade in dem Tranistorradio gepielten Beatleslied Lucy in the Sky with Diamonds) bzw. Dinkenesh (Wundersame) gefunden.

Lit.: Dornisch, K., Sagenhaftes Äthiopien, 2015; Schlicht, A., Das Horn von Afrika, 2021

Atlantik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Wort 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet, M., Atlas um 1350 belegt) Ozean zwischen Europa und Amerika, der als zweitgrößter Ozean der Erde etwa ein Fünftel der Erdoberfläche einnimmt

Lit.: Studies in the Medieval Atlantic, hg. v. Hudson, B., 2012; Zeuske, M., Atlantik und „Atlantic Slavery“, (in) HZ 309 (2019), 411

Atlantikcharta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 14. 8. 1941 von dem amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson und dem britischen Premierminister Winston Churchill auf einem Schiff in dem Atlantik vereinbarte Erklärung über Grundsätze der Politik (Verzicht auf Aggression, Entwaffnung von Aggressions­staaten, Selbstbestimmungsrecht der Völker, Gleichberechtigung in dem Welt­handel, Freiheit der Meere), die von den Vereinten Nationen übernommen wird.

atlantisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1473 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den Atlantik betreffend

Atlas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – 1595 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Lateinischen und Griechischen des Altertums in der weiteren antiken Herkunft ungeklärt, M.) Träger?

Atom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1531 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL, s. atomus, lat., M., Atom, kleinstes Teilchen, kleinster Bestandteil, unteilbares Ding, [81-43 v. Chr.], s. s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), F., unteilbares Ding, vgl. gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar, und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Unteilbares

Lit.: Romberg, D., Atomgeschäfte, 2020

Atomrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Atome besonders betreffenden Rechtssätze (beispielsweise Deutschland 23. 12. 1959 Atomgesetz).

Lit.: Winters, K., Atom- und Strahlenschutzrecht, 1978; Geier, S., Schwellenmacht, 2013; Göppner, N., Vorgeschichte und Entstehung des Atomgesetzes vom 23. 12. 1959, 2013; Hohmuth, T., Die atomrechtspolitische Entwicklung in Deutschland seit 1980, 2014; Wehner, C., Die Versicherung der Atomgefahr, 2017; Higginbotham, A., Mitternacht in Tschernobyl – Die geheime Geschichte der größten Atomkatastrophe aller Zeiten, 2019; Bilhöfer, P., 26. April 1986 – Tschernobyl, 2021

atomus (1), lat., Adj., unzerteilbar, unteilbar, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar, vgl. gr. - (a), Präf., un..., ...los, ...leer; gr. δαμνειν (damnein), V., bezwingen, bändigen; gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden; idg. *nē̆ (1), Konj., Negationspartikel, nicht, Pokorny 757; idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden

atomus (2), lat., F., Atom, kleinstes Teilchen, unteilbares Ding, s. atomus (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), F., unteilbares Ding, gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar; gr. ἀ- (a), Präf., un..., ...los, ...leer; idg. *nē̆ (1), Konj., Negationspartikel, nicht, s. gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden, idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden, Atom

Attentat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1469 [Urkunde] aus attentātum, mlat., N., Versuch, [1237], vgl. lat. attentāre, V., antasten, versuchen, s. latein_a_z.docx,, aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der gewaltsame Angriff Einzelner auf einen Staat oder Staatsführer aus politischen Gründen.

Lit.: Kellerhoff, S., Attentäter, 2003; Mühlnikel, M., Fürst, sind Sie unverletzt?, 2014

Aubry, Charles (1803-1883) übersetzt 1838 als Professor in Straßburg zusammen mit Frédéric Charles Rau die vierte Auflage von Karl-Salomon Zachariäs Handbuch des französischen Zivilrechts (1837) aus dem Deutschen in das Französische und entwickelt hieraus in der Folge die führende Darstellung des französischen Privatrechts des 19. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Beudant, C./Gaudemet, E., Inauguration d’un moment à la mémoire de Aubry et Rau, 1923

auctio, lat., F., Vermehren, Versteigerung, (Plautus um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *au̯eg-, *u̯ōg-, *aug-, *ug-, *h₂eu̯g-, *h₂aug-, *h₂ug-, V., vermehren, zunehmen, →Auktion

auctor, author, autor, lat., M., Förderer, Urheber, Stifter, Gewährsmann, Bürge, Zeuge, Ratgeber, s. augēre, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *au̯eg-, *u̯ōg-, *aug-, *ug-, *heu̯g-, *haug-, *hug-, V., vermehren, zunehmen

Auctor ist in dem römischen Recht der Vormann eines Gewalthabers einer Sache, auf den sich dieser berufen kann, wenn ein anderer als Eigentümer von ihm die Sache verlangt. Scheitert die Verteidigung durch den auctor, kann der angegriffene Gewalthaber von dem auctor den doppelten Kaufpreis verlangen.

Lit.: Kaser § 25; Söllner § 8; Köbler, DRG 24; Köbler, LAW

auctoritas (lat. [F.]) Ansehen, Zustimmung, (beispielsweise eines [lat., M.] tutor zu einem Geschäft eines [lat., M.] pupillus bei Vornahme des Geschäfts), XII tab. um 450 v. Chr., s. latein_a_z.docx

Auctor (M.) vetus de beneficiis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, alter Urheber über die Lehen) ist das in lateinischer Reimprosa abgefasste, vielleicht zwischen 1221 und 1224 geschaffene Rechtsbuch mit Grundsätzen des Lehnrechts, das (in wortgetreuer Übersetzung) in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (um 1300?) die Grundlage des Lehnrechtsteils des mitteldeutschen →Görlitzer Rechtsbuchs bildet. Es ist streitig, ob der Auctor vetus die Urfassung des Lehnrechts des Sachsenspiegels (oder eine in dem frühen 14. Jahrhundert aus einer mittelniederdeutschen Fassung entstandene lateinische Übersetzung) darstellt oder auf sie unmit­telbar zurückgeht. Handschriften sind verschollen. Die Überlieferung besteht in Drucken von 1569 (Havichorst), 1692 (Aus­züge, Freher) und 1708 (Thomasius). Möglicherweise enthält der Auctor vetus ursprünglich auch Landrecht in lateinischer Fassung. Der Auctor vetus kennt (wie das Görlitzer Rechtsbuch in Art. 18, 47 § 17) ein Volljährigkeitsalter von 24 Jahren (I 65), während der Sachsenspiegel in dem Landrecht ein Volljährigkeitsalter von 21 Jahren aufweist (I 42 § 1). Ihm fehlen Sätze späterer Ergänzungen des Sachsenspiegels in jüngeren Bearbeitungsstufen.

Lit.: Köbler, DRG 103; Moeller, R., Noch einmal der Vetus auctor de beneficiis und der Sachsenspiegel, ZRG GA 38 (1917), 309; Eckhardt, K., Die Volljährig­keitsgrenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 4; Auctor vetus de beneficiis, hg. v. Eckhardt, K., 1964; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittel­alters, Bd. 1 1990, 27; Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1 1998, 68ff.; Olberg, G. v. Die Textsorte Rechtsbücher, 2017

Audiatur et altera pars (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Auch die andere Seite muss (gerechterweise stets) gehört werden (vorrömisch, belegt 1580, s. Art. 103 GG, Art. 6 EMRK).

Lit.: Rüping, H., Der Grundsatz des rechtlichen Gehörs, 1976; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007; Coenraad, L., Het beginsel van hoor en wederhoor in het Romeinse procesrecht, 2000; Zur Erhaltung guter Ordnung, hg. v. Hausmann, J. u. a., 2000, 69ff.

audire, audīre, lat., V., hören, wahrnehmen, erfahren (V.), Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. idg. *au̯- (8), *au̯ēi-, V., sinnlich wahrnehmen, auffassen,

auditor, audītor, lat., M., Hörer, Zuhörer, Schüler, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. audīre

Auditor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und und in DW2 als 1415 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht und in vielleicht abgewandelter Bedeutung in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Zuhörer, Hörer

Lit.: Hülle, W., Das Auditoriat in Brandenburg-Preußen, 1971

auditorium, audītōrium, lat., N., Anhörung, Schule, Hörsaal, Gerichtssaal, Zuhörerschaft, Quint. um 35-95/96 n. Chr., s. latein_a_z.docx, vgl. lat. audīre, V., hören, wahrnehmen, vernehmen, anhören

Auditorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Zusammensetzung Winterauditorium - nicht und in DW2 1490 bezeugt – 1490 in EDEL, s. audītōrium, lat., N., Anhörung, Schule, Hörsaal, Gerichtssaal, Zuhörerschaft, [um 35-95/96 n. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. lat. audīre, V., hören, wahrnehmen, vernehmen, anhören – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zuhörerschaft, Hörsaal

auf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) bei, zu

aufbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) darbieten, vorladen

Aufgebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1466 bezeugt -15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1325 [Iglau/Zycha, BöhmBgr. II 450] in 15 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb aufbieten um 1147) ist allgemein die öffentliche Aufforderung zu einem Verhalten (beispielsweise Aufgebot zu dem Heeresdienst), insbesondere die (mehr­fache) öffentliche, vielfach gerichtliche Aufforderung an unbekannte oder an unbe­kanntem Ort weilende Beteiligte, zwecks Verhinderung eines Rechtsverlusts vor einer beabsichtigten Änderung der Rechtslage Tatsachen anzugeben oder Rechte geltend zu machen. Ähnliche Vorgangsweisen erschei­nen bereits in fränkischer Zeit (beispielsweise bei Vollstreckung in Grundstücke). In dem Mittelalter finden sie vermehrt Anwendung (beispielsweise bei Aneignung gefundener beweglicher Sachen oder bei der Suche nach unbekannten Erben). Ein Aufgebot vor einer Eheschließung fordert nach älteren Ansätzen das vierte Laterankonzil 1215. Mit der Rezeption römischrechtlicher Regelungen entwickelt sich die →Edik­talzitation, bei der jemand binnen einer Frist Klage zu erheben hat, wenn er sein Recht nicht verlieren will. Allgemein geordnet wird das Aufgebot in der preußischen →Allgemeinen Gerichtsordnung (1793) und in der Zivilprozess­ordnung des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/1879). Das Aufgebot vor einer weltlichen Eheschließung wird in Deutschland und Österreich an dem Ende des 20. Jahrhunderts beseitigt bzw. eingeschränkt, doch muss das Standesamt in einer mündlichen Verhandlung bei grundsätzlich gleichzeitiger Anwesenheit die Ehefähigkeit der Betroffenen auf Grund der vorgelegten Urkunden ermitteln, worüber eine Niederschrift angefertigt wird.

Lit.: Haase, E., Über Ediktalladungen und Ediktal­prozess, 1871; Daude, E., Das Aufgebotsverfahren, 1881, 5. A. 1930, VIII

aufklären (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1626 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) klar machen

Aufklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufklären 1626) ist allgemein die Aufhellung eines dunkleren Zustands. Unter Bezugnahme auf einen auf Befreiung von nicht vernunftgemäß zu begründenden Ansichten gerichteten Erkenntnisvorgang durch selb­ständiges unvoreingenommenes Denken wird die gesellschaftskritische Geistesbewegung des 17./18. Jahrhunderts Aufklärung genannt (frühe Anfänge in dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts). Längerfristig vorbereitend hierfür wirken Renaissance, Humanismus und Reformation. Als Denkverfahren werden →Empirismus und →Rationalismus verwendet. Bewusst wird die Einbeziehung immer breiterer Kreise (des Publikums) gesucht. In dem Recht entsprechen dem Gedankengang der Aufklärung die Anerkennung eines weltlichen →Naturrechts (→Ver­nunftrechts), das in die Kodifikationen des →Allgemeinen Land­rechts Preußens (1794), des →Code civil Frankreichs (1804) und des →Allgemeinen Bürgerlichen Ge­setzbuchs Österreichs (1811/­1812) Eingang findet, und die Ab­lehnung von Folter, Hexenprozess, Leibes­strafen einerseits sowie das Verlangen nach Gewaltenteilung, Teilhabe an der Macht, Grundrechten, Verfassung und Volkssouverä­nität ande­rerseits. In der Verwaltung entsteht aus der Aufklärung die Funktionalität anstrebende Kameral­wissen­schaft. In der Wirtschaft geht es in der Aufklärung um größtmöglichen Wohlstand. Politisch führt die Aufklärung zu dem aufgeklärten →Absolutismus (Friedrich der Große in Preußen, Joseph II. in Österreich, Großherzog Leopold in Toskana) bzw. zu der Revolution in Frankreich von dem 14. 7. 1789. Die vollständige Umsetzung aller hoch gesteckten Ziele in politische Handlung gelingt nicht.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 136, 157, 161, 206; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 243; Bayle, P., Dictionnaire historique et critique (Historisches und kritisches Wörterbuch), 1697; Valjavec, F., Geschichte der abendländischen Aufklärung, 1961; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Schulze, R., Policey und Gesetz­gebungslehre im 18. Jahrhundert, 1982; Bosshard, H., Pestalozzis Staats- und Rechtsverständnis und seine Stellung in der Aufklärung, 1983; Aufklärung, hg. v. Hinrichs, E., 1985; Aufklärung als Politisierung - Politisierung der Aufklärung, hg. v. Bödeker, H. u. a., 1987; Aufklärung und Geheimgesellschaften, hg. v. Reinalter, H., 1989; Im Hof, U., Das Europa der Aufklärung, 1993; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Lexikon der Aufklärung, hg. v. Schneiders, W., 1995; Vierhaus, R., Was war Aufklärung?, 1995; Universitäten der Aufklärung, hg. v. Hammerstein, N., 1996; Schneiders, W., Das Zeitalter der Aufklärung, 1997; Der Illuminatenorden (1776-1785/87), hg. v. Reinalter, H., 1997; Cattaneo, M., Aufklärung und Strafrecht, hg. v. Vormbaum, T., 1998; Sweetman, J., The Enlightenment and the Age of Revolution, 1998; The Enlightenment, hg. v. Williams, D., 1999; Toleration in Enlightenment Europe, hg. v. Grell, O. u. a., 1999; Aufklärung – Vormärz – Revolution, hg. v. Reinalter, H., 2000; Böning, H./Siegert, R., Volksaufklärung, Bd. 2 2000; Alt, P., Aufklärung, 2. A. 2001; Lexikon der Aufklärung, hg. v. Schneiders, W., 2001; Hunter, I., Rival enlightenments, 2001; Mulsow, M., Moderne aus dem Untergrund, 2002; The Enlightenment in Europe, hg. v. Schneiders, W., 2003; Bürgerliche Freiheit und christliche Verantwortung, hg. v. De Wall, H., 2003; Les Lumières et leur combat, hg. v. Mondot, J., 2004; Borgstedt, A., Das Zeitalter der Aufklärung, 2004; Goldenbaum, U., Appell an das Publikum, 2004; Asbach, O., Staat und Politik zwischen Absolutismus und Aufklärung, 2005; Fichte und die Aufklärung, hg. v. De Pascale, C., 2005; Körber, E., Die Zeit der Aufklärung, 2006; Israel, J., Enlightenment Contested, 2006; Feiner, S., Haskala - Jüdische Aufklärung, 2007; Sorkin, D., The Religious Enlightenment, 2008; Lauer, G., Die Rückseite der Haskala, 2008; Strukturen der deutschen Frühaufklärung (1680-1720), hg. v. Bödeker, H., 2008; Meyer, A., Die Epoche der Aufklärung, 2010; Schenk, T., Wegbereiter der Emanzipation? Studien zur Judenpolitik des aufgeklärten Absolutismus, 2010; Schippan, M., Die Aufklärung in Russland im 18. Jahrhundert, 2012; Krünes, A., Die Volksaufklärung in Thüringen im Vormärz (1815-1848), 2013; Kléber Monod, P., Solomon’s Secret Arts, 2013; Aufklärung der Öffentlichkeit – Medien der Aufklärung, hg. v. Stöber, R. u. a., 2015; Religion und Aufklärung, hg. v. Beutel, A. u. a., 2016; Schmitt, A., Wie aufgeklärt ist die Vernunft der Aufklärung?, 2016; Reinalter, H., Der aufgeklärte Mensch, 2016; Bechler, K. u. a., Aufklärung in Oberschwaben, 2016; Lehner, U., Die katholische Aufklärung, 2017; Kampf um die Aufklärung? Institutionelle Konkurrenzen und intellektuelle Vielfalt im Halle des 18. Jahrhunderts, hg. v. Geffarth, R. u. a., 2018 (Sammelband); Mulsow, M., Radikale Frühaufklärung in Deutschland 1680-1720, 2018; Katholische Aufklärung in Europa und Nordamerika, hg. v. Overhoff, J. u. a., 2019

auflassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1195 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) offen lassen

Auflassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1279 mittelniederdeutsch bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [Hach, LübR. 258] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb auflassen um 1195 bezeugt und ab 1221-1224 in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist rechtlich die Öffnung eines Grund­stücks für einen Erwerber. Sie erfolgt zunächst durch tatsächliches, möglicherweise rechtsförm­liches Eröffnen des Grundstücks, später durch eine Erklärung vielleicht unter notwendiger Wahrung bestimmter Formen (außerhalb des Grundstücks, wissenschaftlich als zweiter Teil der Investitur eingeordnet, Besitzaufgabe). Seit dem 13. Jahrhundert wird Auflassung zu der Bezeichnung für die Grund­stücksübereignung insgesamt. Häufig erfolgt sie gerichtlich. Während der Aufnahme des römischen Rechtes in der frühen Neuzeit wird die Auflassung zurückgedrängt. In dem 19. Jahrhundert dringt sie wieder vor. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist sie die Bezeichnung für den von Savigny (1779-1861) ent­wickelten dinglichen Vertrag über den Eigen­tumsübergang an Grundstücken, zu dem die Eintragung der Eigentumsän­derung in das Grundbuch hinzukommen muss, wobei die gesamte Übereignung bei Fehlen eines Grundgeschäfts (Verpflichtungsgeschäfts) als ungerechtfertigte Berei­cherung rückgängig gemacht werden kann.

Lit.: Hübner 205, 259f., 262; Kroeschell, DRG 1, 2; Stobbe, O., Die Auflassung des deutschen Rechtes, (in) Jh. Jb. 22 (1873), 137; Lehmann, K., Die altnordische (altnorwegisch-altisländische) Auflassung, ZRG GA 5 (1884), 84; Lehmann, K., Zur nordgermanischen Auflassung, ZRG GA 11 (1890), 255; Schmidt, W., Die Auflassung im Mittelalter, Diss. jur. München 1932; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsüber­eignung, 1952; Köbler, G., Verzicht und Renuntiation, ZRG GA 85 (1968); Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Steppan, M., Das bäuerliche Recht an der Liegenschaft, 1995; Wieling, H., Wie Kaiser Konstantin die germanische Auflassung erfand, ZRG GA 124 (2007), 287; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Aufnehmen (Zeitwort aufnehmen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1270 [HambStR. I 19] bzw. um 1275 [Schwsp. L. Lehnr. Art. 6 und öfter] bzw. 1278 [CDPruss. I 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, substantiviert N.) des Kindes (in die Familie) ist der in frühmittelalterlichen Volksrechten er­kennbare, nach der Geburt vielleicht notwen­dige förmliche Rechtsakt, durch den ein neugeborenes Kind Mitglied der Rechtsge­meinschaft wird und deshalb danach nicht mehr ausgesetzt werden kann. Unter dem Einfluss des Christentums verschwindet dieses besondere (gewillkürte) Aufnehmen des Kindes zugunsten des Erwerbs der Rechtsfähigkeit mit der (bloßen tatsächlichen Vollendung der) Geburt.

Lit.: Hübner 52f., 699; Coulin, A., Der nasciturus, ZRG GA 31 (1910), 131

aufopfern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1452 [Indersdorf I 328 Nr. 814] und 1459 [Indersdorf I 356 Nr. 878] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufgeben

Aufopferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1493 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufopfern allgemein um 1200 und 1452 und 1459 in älteren deutschen Rechtsquellen in 2 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Beseitigung eines einzelnen Rechtes zugunsten der Allgemeinheit oder eines begünstigten Dritten, für die seit der Aufklärung Ersatz zu leisten ist (vgl. § 75 Einl. ALR).

Lit.: Köbler, DRG 259; Niesler, A., Aufopferung und Enteignung vom ALR bis zur WRV, (in) Juristische Zeitgeschichte 8 (2007), 128ff.; Menninger, L., Die Inanspruchnahme Privater durch den Staat, 2014

aufrechnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um 1325 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [BreslUB. 133] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gegenrechnen

Aufrechnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1451 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [SchlesDorfU. 32] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufrechnen ab um 1325) ist sachlich die schon der römischen klassischen Jurisprudenz als prozessual geltend zu machende (lat. [F.]) →compensatio bekannte, wechselseitige Til­gung zweier sich gegenüberstehender gleich­artiger Forderungen durch Verrechnung (Verurteilung nur auf einen vorhandenen Überschuss bzw. [lat.] exceptio [F.] doli zu der Überprüfung der Gegenforderung). Das ältere deutsche Recht kennt anscheinend einen besonderen Aufrechnungsvertrag. Eine Aufrechnung durch ein­seit­ige Erklärung entsteht wohl unter römisch­rechtlichem Einfluss in dem Spätmittel­alter. Später genügt auf Grund eines Ansatzes des Glossators Martinus eine bloße Aufrech­nungslage für das Erlöschen der gegen­überstehenden Ansprüche (ALR I 16 § 301, Cc 1290, ABGB § 1348). Seit dem späteren 19. Jahrhundert wird die Aufrechnung als einseitiges Rechts­geschäft eingeordnet und wieder eine Auf­rechnungserklä­rung verlangt.

Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 43, 125; Dernburg, H., Geschichte und Theorie der Compensation, 2. A. 1868, Neudruck 1965; Prausnitz, O., Die Geschichte der Forderungsverrechnung, 1928; Pielemeier, K., Das Aufrechnungsverbot des § 393 BGB, 1988; Halbwachs, V., Ipso iure compensatur, hg. v. Thier, A. u. a., 1999; Pichonnaz, P., La compensation, 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

aufsehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1397 [Gengler, CIM. 458] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nach oben sehen, beaufsichtigen

Aufsicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1483 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1531 [RügenLR. Kap 97 § 2] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufsehen 9. Jahrhundert) ist allgemein der übergeordnete Blick auf eine Angelegenheit, der Rechte und Pflichten begründen kann.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Auftrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [CoutLuxemb. I 192] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb auftragen um 1165) ist sachlich in dem römischen Recht die als (lat. [N.]) →mandatum (Auftrag, Befehl) bezeichnete Übernahme der unentgeltlichen Besorgung eines fremden Geschäfts (eines Auftraggebers oder Man­danten durch einen Auftragnehmer oder Mandatar), die wohl auf sittliche Pflichten zu dem Tätigwerden für einen Nachbarn zurückgeht, wobei diesem Auftrag mangels der Möglichkeit unmittelbarer Stellvertretung keine Vollmacht entspricht (höchstper­sönlicher Konsensualkontrakt). In dem deutschen Recht scheint der Auftrag zunächst keine besondere Rolle gespielt zu haben. Nach der Rezeption des römisch­rechtlichen Mandats wird an dem Ende des 19. Jahrhunderts zwischen Auftrag als Innenverhältnis und Vollmacht als Rechts­macht gegenüber Dritten (Außenverhältnis) unterschieden (§ 788 SächsBGB 1863, § 662 BGB 1896).

Lit.: Kaser § 4; Söllner §§ 9, 17, 18; Hübner; Kroeschell, DRG 3; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Albrecht, G., Vollmacht und Auftrag, 1970; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Amann, P., Abgrenzung und Anwendungsbereich von Dienstvertrag, Werkver­trag und Auftrag in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuches, Diss. jur. Bielefeld 1987; Grau, U., Historische Entwicklung und Perspektiven des Rechts der öffentlichen Aufträge, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Principles of European Law Mandate Contracts, prepared by Loos, M., 2013

auftragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1165 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [Grafenthal UB. 99] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinauftragen, befehlen

aufwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 900 belegt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1539 [Bergwb. Einl.] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinaufwenden

Aufwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1542 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1726 [LeiningenErbfO. 4 § 12] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufwenden in Grimm Deutsches Wörterbuch um 900) ist sachlich der Einsatz von Mitteln zu der Erlangung eines Wertes.

Lit.: Kotterheidt, H., Der Begriff der Aufwendung im Bürgerlichen Gesetzbuch beim Auftrag und bei der Geschäftsführung ohne Auftrag, 1935; Sievert, W., Der Aufwendungsbegriff in Geschichte und Gegenwart des deutschen Einkommensteuerrechts, 1984; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

aufwerten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1926 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Wert erhöhen

Aufwertung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb aufwerten 1926) ist die Erhöhung eines Wechselkurses einer Währung in dem Verhältnis zu dem Goldwert oder zu anderen Währungen. Daneben wird auch die Erhöhung des Nennbetrags einer Geldschuld, die in Einheiten einer entwerteten Währung aus­gedrückt ist, entsprechend der Kaufkraft bei der Begründung des Schuldverhältnisses als Aufwertung bezeichnet (beispielsweise Aufwertungs­ent­schei­dung des Reichsgerichts von dem 28. 11. 1923, 3. Steuernotverordnung von dem Februar 1924 auf Grund der Inflation, Aufwertungs­gesetz von dem Juli 1925 in dem Deutschen Reich). Wird der Gesetzgeber bei starker Geldentwertung nicht tätig, kann sich die Gerichtsbarkeit zu richterlicher Aufwertung aus Gründen der Sachgerechtigkeit gezwungen sehen.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert 50; Mügel, O., Die Entwicklung der Aufwertungslehre des Reichsgerichts, (in) DJZ 1928, 29ff.; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit in den Entscheidungen des Reichs­gerichts in Zivilsachen, 1996; Scholz, R., Analyse der Entstehungsbedingungen der reichsgerichtlichen Auf­wertungsrechtsprechung, 2001; Chlosta, C., Nur dem Gesetz unterworfen?, 2005; Wille, S., Aufwertung und Obligationensteuer, 2021

aufzeichnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1486 [Indersdorf II 132 Nr. 1416] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zeichnen, schreiben, schriftlich festhalten

Aufzeichnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1490 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1524 [NrhAnn. 48 109] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufzeichnen um 1400) ist die Umwandlung von Gedachtem oder Gesprochenem in Schrift oder andere weniger schnell vergängliche Mittel, die (in dem deutschen Sprachraum) seit der Begegnung zwischen weitgehend schriftlosen Germanen und schriftkundiger Antike über die Kirche seit der Christianisierung in dem Frühmittelalter beginnt. →Schriftlichkeit

Lit.: Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Kannowski, B., Bürgerkämpfe und Friedebriefe, 2001

Auge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 765 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1150 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Sehen dienende Sinnesorgan von Tieren und Menschen, das auch als Zeichen der alles sehenden Gerechtigkeit verwendet werden kann.

Lit.: Deonna, W., Le symbolisme de l’oeil, 1965; Jaeger, W., Augenvotive, 1979; Schleusener-Eichholz, G., Das Auge im Mittelalter, 1980; Geissmar, C., Das Auge Gottes, 1993; Stolleis, M., Das Auge des Gesetzes, 2004

Augenschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1235 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [FreiburgDiözArch. 18 1886 147] in 43 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die unmittelbare sinnliche Wahrnehmung vor allem mittels des Auges. Der Augenschein ist sachlich als Beweismittel be­reits dem römischen Prozessrecht bekannt und findet auch in dem mittelalterlichen deutschen Prozess (insbesondere in dem Inquisitionsprozess) Verwendung (mhd. blickender schin, lat. evidentia [F.] ocularis). Seit dem 17. Jahrhundert wird der Augenschein wissenschaftlich erörtert.

Lit.: Kaser § 84; Hänel, A., Das Beweissystem des Sachsenspiegels, 1858; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1879; Holde­fleiß, E., Der Augenscheinbeweis im mittelalterlichen deutschen Strafverfahren, 1933; Drehsen, M., Der gerichtliche Augenschein im Zivilprozess, 2017

Auge um Auge, Zahn um Zahn (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 39 (2. Moses 21, 22-25, Körte 1837)

Augen auf, Kauf ist Kauf (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist ein wohl erst in dem 19. Jahrhundert geschaffenes Rechtssprichwort, das wie ähnliche Wendungen (beispielsweise Wer die Augen nicht auftut, der muss den Beutel auftun, Petri, F., 1605) der Begründung des Ausschlusses der (römischen) Sach­mangelhaftung in dem deutschen Recht dient.

Lit.: Hamilton, W., The ancient maxim caveat emptor, (in) Yale Law Journal 40 (1931/1932, 1133; vgl. Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 2002, 38f.

Augsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) geht auf den nach einem Militärkastell der Zeitenwende 45 n. Chr. auf einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach gegründeten Vorort Augusta Vindelicum der römischen Provinz Rätien zurück (um 121 n. Chr. [lat. N.] municipium). Vielleicht ist es seit dem 4. Jahrhundert (oder 5. Jahrhundert) trotz Zerstörung durch Germanen (5. Jahrhundert Alemannen) Sitz eines seit dem 7. Jahrhundert bzw. 738 nachweisbaren Bischofs. 1156 grenzt eine Urkunde Kaiser Friedrichs I. Barbarossa die Rechte des Bischofs und die Rechte der Bürger voneinander ab. 1167/1168 lässt sich der Kaiser die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in Augsburg übertragen. 1273 kommt die Vogtei an das Reich. 1276 zeichnet die Stadt ein eigenes, von dem König bestätigtes Stadtrecht in mittelhochdeutscher Sprache auf. Zu dieser Zeit entsteht wohl in Augsburg eine mittelhochdeutsche Fassung des Sachsenspiegels, die bald zu Deutschenspiegel und so genanntem Schwabenspiegel weiterbearbeitet wird. 1294 erhält Augsburg ein Nichtevokationsprivileg König Adolfs von Nassau. An der Wende des Mittelalters zu Neuzeit wirkt von Augsburg aus die Kaufmannsfamilie Fugger. 1555 wird in Augsburg der Augsburger Religionsfriede geschlossen. Bis 1805 bleibt das zu einem europäischen Handelsmittelpunkt aufsteigende Augsburg danach Reichsstadt, bis es an dem 26. 12. 1805 durch den Vertrag von Pressburg an Bayern fällt. 1970 wird Augsburg Sitz einer Universität.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StadtrechtAugsburg1276pdf.pdf; Köbler, Historisches Lexikon; Das Stadtbuch von Augsburg, hg. v. Meyer, C., 1872; Urkundenbuch der Stadt Augsburg, hg. v. Meyer, C., 1874ff.; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Augsburg, 1876; Hellmann, F., Das Konkursrecht der Reichsstadt Augsburg, 1905; Wolff, A., Gerichtsverfassung und Prozess im Hochstift Augsburg in der Rezeptionszeit, (in) Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 4 (1913), 129; Steiger, H., Geschichte der Stadt Augsburg, 1941; Zorn, W., Augsburg, 1955, 2. A. 1972, 4. A. 2001; Augusta 955-1955, 1955; Liedl, E., Gerichtsverfassung und Zivilprozess der freien Reichsstadt Augsburg, 1958; Batori, J., Die Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg 1975; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v. Gottlieb, G., 2. A. 1985; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, P., Eine Stadt in Krieg und Frieden, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs in den bayerischen Staat, 1993; Hecker, H., Das Recht der Reichsstadt Augsburg, ZRG GA 113 (1996), 391; Augsburger Buchdruck und Verlagswesen, hg. v. Gier, H. u. a., 1997; Künast, H., Getruckt zu Augspurg, 1997; Müller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg, 2001; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005; Haberstock, E., Der Augsburger Stadtwerkmeister Elias Holl (1573-1646), 2016; Timpener, E., Diplomatische Strategien der Reichsstadt Augsburg, 2017

Augsburger Konfession (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Augsburger Bekenntnis) ist die von Philipp Melanchthon für den Reichstag zu Augsburg verfasste, an dem 25. 6. 1530 verlesene Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche mit zwei Teilen zu 21 und 7 Artikeln, lat. confessio (F.) Augustana (in Gegensatz zu dem Helvetischen Bekenntnis der durch Ulrich Zwingli und Johannes Calvin geschaffenen reformierten Kirchen).

Lit.: Hoffmann, G., Entstehungsgeschichte der Augustana, (in) Z. f. systemat. Theologie 15 (1938), 419

Augsburger Religionsfriede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in dem Reichsabschied des Heiligen römischen Reiches von dem 25. 9. 1555 zwischen König Ferdinand I. (für Karl V.) und den deutschen Reichsständen in Bezug auf die Religion nach dem Stand von dem 2. 8. 1552 ge­schlossene Friede, der die freie Reli­gionsausübung für Katholiken und Lutheraner gewährleistet. Er sichert den Reichsständen (nicht aber ihren Untertanen) die Freiheit der Bekenntniswahl zu ([lat.] →cuius regio, eius religio, wessen Gebiet, dessen Religion). Gibt ein geistlicher Reichsstand den katholischen Glauben auf, verliert er Gebiet und Kirchenamt ([lat.] →reservatum [N.] ecclesiasticum). Das Auswanderungsrecht von Untertanen bereitet die Religionsfreiheit vor. Der lückenhafte, widersprüchliche und auch mehrdeutige Augsburger Religionsfriede kann weder die geistliche Einheit herstellen noch den Frieden dauerhaft sichern, bildet aber die Grundlage des paritätischen Reichskirchenrechts bis 1806.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130; Brandi, K., Der Augsburger Religionsfriede, 2. A. 1927; Simon, M., Der Augsburger Religionsfriede, 1955; Walder, E., Religionsvergleiche des 16. Jahrhunderts, 3. A. 1974; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfriede und das Reichskammer­gericht 1550-1600, 1976; Heckel, M., Deutschland im konfessionellen Zeitalter, 2. A. 2001; Gotthard, A., Der Augsburger Religionsfrieden, 2004; Heckel, M., Konfessionalisierung in Koexistenznöten, (in) HZ 280 (2005), 647; Heckel, M., Politischer Friede, (in) HZ 282 (2006), 391; Der Augsburger Religionsfriede, hg. v. Schilling, H. u. a., 2007

Augsburger Vertrag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und wohl auch in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Augsburger Transaktion, 1548) →Niederlande

Augustiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1271 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und auch vielleicht in Google nicht belegt, M.) ist der Anhänger des nach der in dem 8. Jahrhundert entstandenen sog. Regel Augustins (354-430, Gehorsam, Keuschheit, Armut) lebenden kirchlichen Ordens. Zu den Augustinern gehören die Augustiner-Eremiten (Orden zwischen 1244 und 1256), während Augustinerchor­herren (11. Jahrhundert), Prämonstratenser und Dominikaner nur auch nach der Regel Augustins leben.

Lit.: Verheijen, L., La règle de St. Augustin, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Gutiérrez, D. u. a., Geschichte des Augustinerordens, 1975ff.; Cremona, C., Augustinus, 2. A. 1995; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2003

Augustinus (Thagaste 13. 11. 354-Hippo Regius bzw. Annaba in Algerien 28. 8. 430) einer der vier (von Papst Bonifaz VIII. 1295 anerkannten großen) Kirchenlehrer der Spätantike (Ambrosius, Augustinus, Gregor[ius], Hieronymus, insgesamt aber 36 Heilige bzw. katholische Kirchenlehrer) und von Plato beeinflusster Philosoph, s. Google

Lit.: Fuhrer, T., Augustinus, 2004; Augustin Handbuch, hg. v. Drecoll, V., 2007; Chadwick, H., Augustine of Hippo, 2009; Drecoll, V. u. a., Augustin und der Manichäismus, 2011; A Companion to Augustine, hg. v. Vessey, M., 2012; Rosen, K., Augustinus, 2015, 2. A. 2017

Augustus (Rom 23. 9. 63 v. Chr.–Nola bei Neapel 19. 8. 14 n. Chr.) Sohn einer Nichte Caesars, 44 v. Chr. Adoptivsohn Caesars (ursprünglich Gaius Octavius, seit Adoption Gaius Iulius Caesar, Ehrenname griech. sebastos, lat. augustus, Erhabener, Mehrer, der von dem Beginn seines Aufstiegs an lernen muss, zu lügen und zu betrügen, wo immer es ihm nützlich erscheint,) verfolgt die Mörder Caesars und wird 36 v. Chr. Herrscher in dem westlichen und 30 v. Chr. Herrscher auch in dem östlichen Teil des römischen Reiches. Äußer­lich stellt er die republikanischen Zustände wieder her. Tatsächlich leitet er (27 v. Chr.) mit seinem Prinzipat den zentrierenden und dadurch stabilisierenden Übergang von der jährlich zwei Konsuln wählenden Republik zu dem Kaisertum ein. Seine Herrschaft wird an dem Ende auf Grund weitreichender Zustimmung als (lat.) pax (F.) Augusta (augustische Friedenszeit) erklärt. Für die Ehe erlässt er gesetzliche Ge­bote und Verbote.

Lit.: Kienast, D., Augustus, 1982, 2. A. 1992, 3. A. 1999, 4. A. 2009, 5. A. 2014; Eck, W., Augustus und seine Zeit, 1998; Bleicken, J., Augustus, 1998; Bringmann, K./Schäfer, T., Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums, 2002; Schlange-Schöningen, H., Augustus, 2005; Bringmann, K., Augustus, 2007, 2. A. 2012; Augustus, Schriften, Reden und Aussprüche, hg. v. Bringmann, K. u. a., 2008; Dahlheim, W., Augustus, 2010; Cooley, A., Res Gestae Divi Augusti, 2009; Pabst, A., Kaiser Augustus, 2014; Rosa, A. dalla, Cura et tutela, 2014; Havener, W., Imperator Augustus, 2016; Williams, J., Augustus – Roman, 2016; Wiseman, T., The house of Augustus, 2019

Auktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1571 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über auctio, lat., F., Vermehren, Versteigerung [Plautus um 250-184 v. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die sachlich schon der Antike bekannte, dort rechtlich nicht besonders beachtete Veräußerung einer (beweglichen) Sache an den Meistbietenden durch öffentlichen Aufruf. Sie erhält sich in der Form der Vergabe von Steuern, Ämtern und Nutzungen an den Meistbietenden in den romanischen Ländern. In dem 13. Jahrhundert dringt die Auktion gepfändeter Güter eines nichtzahlenden Schuldners nach Mitteleuropa ein. Daneben findet sich seit dem 14. Jahrhundert die Auktion von Waren durch Groß­händler, seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die Auktion fremdländischer Waren durch Kolonialge­sellschaften. Wegen der damit möglichen Missstände entstehen Ordnungsvorschriften, die mit Einführung der Gewerbefreiheit in dem 19. Jahrhundert wieder aufgegeben werden. Aufgrund der damit erneut möglichen Missstände greift der Gesetzgeber seit 1883 ein (in der Bundesrepublik Deutsch­land u. a. 1960 § 34b GewO). Eine neuere technische Entwicklung ist die Auktion in dem Internet.

Lit.: Süßheim, M., Das moderne Auktionsgewerbe, 1900; Durach, H., Die deutschen Großhandelsauktionen, 1960; Thielmann, G., Die römische Privatauktion, 1961; Marx, H./Arens, H., Der Auktionator, 1992; Schneider, A., Auktionsrecht, 1999; Spindler, G./Wiebe, A., Internet-Auktion, 2001

Aurich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Conring, W., Die Stadt- und Gerichtsverfassung der ostfriesischen Residenzstadt Aurich, Diss. jur. Göttingen 1965

aus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., Adv.) heraus, hervor

ausbilden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – vor 1326 [Meister Eckhart] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erziehen

Ausbildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1507 bezeugt – in EDEL 1. Hälfte 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausbilden um 1300) Erziehung in einem besonderen Fähigkeitsbereich

Lit.: Elementarbildung und Berufsbildung zwischen 1450 und 1750, hg. v. Hanschmidt, A. u. a., 2005; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018; Würfel, M., Das Reichsjustizprüfungsamt, 2019

Ausbildungsförderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort nach 1957 belegt?) ist die von der Politik aus verständlichen Überlegungen aufgenommene Förderung der allgemeinen und beruflichen Bildung durch Geldleistungen seitens der Allgemeinheit. Sie ist eine Folge des Sozialstaatsgrundsatzes. Sie ist auf Herstellung der Chancengleichheit in dem Ausbildungsbereich gerichtet (in Deutschland 1957-1971 Honnefer Modell, 1971ff. Bundes­ausbildungsförderungsgesetz).

Lit.: Köbler, DRG 261; Deres, R., Ausbildungsförderungsrecht, 40. A. 2020

Ausbluten(lassen) (Zeitwort ausbluten in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und doch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., auch substantiviert als N.) durch Öffnen eines Blutgefäßes Blut aus dem Körper bis zu dem Tode laufen lassen

Lit.: Rau, K., Augsburger Kinderhexenprozesse, Diss. jur. Zürich 2003

Ausbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Waldkirch/Schreiber, UB. I 158] in 35 Stellen – und auch als Bürge – und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der außerhalb der (Mauer der) →Stadt lebende →Bürger (Pfahlbürger).

Lit.: Domsta, H., Die Kölner Außenbürger, 1973; Bahnschulte, B., Pfahlbürger und Stadtbürger, 2013

Auschwitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist der Ort eines Konzentrationslagers in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft des Deutschen Reiches (in Polen), in dem unter der Kommandantur Rudolf Höß‘ mehr als 500000 Menschen getötet werden (Höß an dem 16. April 1947 auf dem Lagergelände erhängt). Ab 1963 werden in der Bundesrepublik Deutschland Strafverfahren wegen dort verübter Verbrechen durchgeführt. Dabei werden 22 Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt, 3 freigesprochen.

Lit.: Langbein, H., Der Auschwitzprozess, 1995; Werle, G./Wandres, T., Auschwitz vor Gericht, 1995; Der Auschwitz-Prozess, hg. v. Fritz-Bauer-Institut, 2004 (DVD); Meyer, A., Das Wissen um Auschwitz, 2010; Klee, E., Auschwitz, 2013, Pilecki, W., Freiwillig nach Auschwitz, 2013; Pendas, D., Der Auschwitz-Prozess, 2013 (amerikanisches Original 2013); Steinke, R., Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht, 2013, Warnke, M., Zeitgenossenschaft, 2014 (Zeitungsberichte von 1963); Koop, V., Rudolf Höß, 2014; Crippa, L. u. a., Wihelm Brasse – Der Fotograf von Auschwitz, 2014; Hansen, I., Nie wieder Auschwitz, 2015; Greif, G. u. a., Aufstand in Auschwitz, 2015; Brewing, D., Im Schatten von Auschwitz. Deutsche Massaker an polnischen Zivilisten 1939-1945, 2016 (nach dem Blutsonntag von Bromberg an dem 3./4. September 1939 mit etwa 400 toten Volksdeutschen und rund 150000 Zivilisten als Opfer während der 2078 Tage dauernden Besatzungsherrschaft); Renz, W., Auschwitz vor Gericht, 2018; Turner, M., Historians at the Frankfurt Auschwitz Trial, 2018; Bruttman, T. u. a., Die fotografische Inszenierung des Verbrechens – Ein Album aus Auschwitz, 2019; Polian, P., Briefe aus der Hölle, 2019; DeWind, E., Ich blieb in Auschwitz – Aufzeichnungen eines Überlebenden 1943-45, 2020; Kuchler, C., Lernort Auschwitz, 2021

Ausdärmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 Zeitwort bezeugt und nicht in DW2 – nicht in EDEL –und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ist das gelegentlich angedrohte, aber wohl kaum jemals tatsächlich ausgeführte Töten eines Menschen durch Herausziehen des Darmes aus dem Körper als Strafe.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920ff.; Rehfeldt, B., Todesstrafen und Bekehrungsge­schichte, 1942

Ausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausgleichen um 1450) ist die 1867 unter maßgeblicher Beteiligung Franz Deáks (Söjtör 17. 10. 1803-Budapest 28. 1. 1876) für die Selbständig­keitsbestrebungen →Ungarns innerhalb der österreichisch-ungarischen Doppel­monarchie gefundene Lösung (ungarischer Gesetzesartikel XII:1867, österreichisches Delegationsgesetz von dem 21. 12. 1867, RGBl. 1867, 146, betreffend die allen Ländern der österreichischen Monarchie gemeinsamen Angelegenheiten und die Art ihrer Be­handlung, Umwandlung des Kaisertums Österreich in die österreichisch-ungarische Monarchie). Auf der Grundlage der kaiserlichen Anerkennung der Selbständigkeit und Unabhängigkeit Ungarns und der ungarischen Anerkennung der →Prag­matischen Sanktion (1723) wird dort festgelegt, dass den österreichischen und ungarischen Ländern der Herrscher, die auswärtigen Ange­legenheiten, die Armee und das Finanzwesen (mit gewissen Einschränkungen) unter einem einheitlichen Ministerium gemeinsam sein sollen (gemeinsame pragmatische Angelegenheiten und dualistische Angelegenheiten, Trennung in kaiserliche und königliche k. u. k., kaiserlich-königliche k. k. und königlich ungarische k. ung. Organe). Das daraus erwachsende staatsrecht­liche Verhältnis Ungarns zu →Österreich wird teils als Gesamtreich oder Personalunion, teils als Realunion erklärt. 1918 wird Ungarn an dem Ende des Ersten Weltkriegs souverän.

Lit.: Köbler, DRG 265; Baltl/Kocher; Der österreichisch-ungarische Ausgleich von 1867, 1967; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreich-ungarischen Monarchie, 2001

ausgleichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1694 [Stieda-Mettig 350 Nr. 45, 8] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., gleichmachen, wettmachen

ausheben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [LSchrP. 155] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., herausheben, auswählen

Aushebung (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW1 1734 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Knapp, BeitrRWG. 458] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausheben um 800) Auswahl von Soldaten bei Wehrpflicht seit dem 16. Jahrhundert

Lit.: Schulze, W., Landesdefension und Staatsbildung, 1973

ausheischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 22 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausverlangen, verlangen, dass ein Streit von einem Gericht vor einem Oberhof (beispielsweise Ingelheim) behandelt wird

Lit.: Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation an das Reichskammergericht, 1976

Ausland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – um 1700 in EDEL - und in älteren deutsche Rechtsquellen in teilweise engerer Bedeutung ab 1290 [Cout Furnes III 71] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) außerhalb (des eigenen Landes) gelegenes Land

Ausländer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – in EDEL 14. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MCarinth. IV 227] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Ausland in Grimm Deutsches Wörterbuch2 um 1300 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen in engerer Bedeutung 1290 belegt) ist der aus einem anderen Land kommende und deswegen eigentlich einem anderen Land angehörige →Fremde. Der Ausländer erscheint als Folge der Bildung besonderer Länder (in dem Deutschen Reich seit 1156) in dem 13. Jahrhundert. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (um 1960) erweisen sich besondere Gesetze für Ausländer (18. 4. 1965) als erforderlich (1991 Schengener Abkommen der Europäischen Gemein­schaften). Als Folge der günstigen wirtschaftlichen Lage in den entwickelten Staaten drängen immer mehr Menschen aus dem Ausland dorthin.

Lit.: Söllner §§ 6, 7, 8, 9; Herbert, U., Geschichte der Ausländerbeschäftigung in Deutschland 1880 bis 1980, 1986; Kanein, W./Renner, G., Ausländerrecht, 5. A. 1992; Herbert, U., Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland, 2001

auslegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1062 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herauslegen, ermitteln, erläutern

Auslegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1175 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [SsGl./WSB. 98 1881 66] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb auslegen um 1062 bezeugt) ist die Ermittlung und Klarlegung des Bedeutungsgehalts eines Umstands, insbesondere einer Erklärung oder eines Wortes. Sie ist sachlich bereits Bestandteil des Wissens der römischen Rechtskundigen (lat. [M.Pl.] iurisperiti), die das Zwölftafelgesetz ebenso auslegen wie einzelne Verträge oder Erklärungen. Justinian verbietet 529/530/­533 die Auslegung seiner Kompilation (Const. 1, 14, 12, Deo auctore 12, Const. Tanta 21). Nach der vorkritischen Hermeneutik der Aufklärung und des Ver­nunftrechts ist Verstehen die Regel und Missverstehen die Ausnahme, weswegen die Auslegung klarer und eindeutiger Rechtssätze ausge­schlossen ist. Zulässig ist vor allem die erklärende Aus­legung, während ausdehnende und ein­schränkende Auslegung ausgeschlossen sein können (beispielsweise Forster, V., Interpres, 1613, 2, 4). In der Neuzeit, vor allem seit dem 18. Jahrhundert erscheinen vermehrt Verbote der Auslegung (Stadtrechts­re­formation Nürnberg 1479/1484, Land­rechts­reformation Bayern 1518, Papst Pius IV. Benedictus Deus 1654, Ordonnance Frankreichs 1667, Preußen 1746, 1794, ähnlich Österreich Codex Theresianus 1758 fertiggestellter Teil, Frankreich Gesetze von 1790/1793). Nach der modernen Hermeneutik ist dagegen Missverstehen die Regel, so dass auch scheinbar klare und eindeutige Rechtssätze der Auslegung bedürfen können. In seinen methodologischen Darlegungen unterscheidet an dem Beginn des 19. Jahrhunderts Savigny vier Arten von Auslegung (grammatisch, historisch, systematisch und teleologisch).

Lit.: Kaser §§ 2 II 2, 3 V 1, 8 I; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 2, 17, 146, 229; Müller, H., Zur Geschichte der bindenden Gesetzesauslegung, 1939; Rüthers, B., Die unbegrenzte Auslegung, 1968, 6. A. 2005, 7. A. 2012; Schumacher, D., Das rheinische Recht in der Gerichtspraxis des 19. Jahrhunderts, 1970; Conrad, H., Richter und Gesetz, 1971; Schott, C., Rechtsgrundsätze und Gesetzeskorrektur, 1975; Hübner, H., Kodifikation und Entscheidungsfreiheit des Richters, 1980; Schröder, J., Gesetzesauslegung und Gesetzesum­gehung, 1985; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986, Neudruck 2007; Savignyana, Bd. 2 Vorlesungen über juristische Methodologie 1802-1842, hg. v. Mazzacane, A., 1993; Baldus, C., Regelhafte Vertragsauslegung, 1998; Bergfeld, C., Entscheidungen des Reichsober­handelsgerichts und des Reichsgerichts zur Auslegung von Rechtsgeschäften, (in) Das Bürgerliche Gesetz­buch und seine Richter, 2000, 625; Miersch, M., Der sog. référé législatif, 2000; Vogenauer, S., Die Auslegung von Gesetzen in England und auf dem Kontinent, 2001; Meder, S., Missverstehen und Verstehen, 2004; Haspl, R., Die Kontrolle der tatrichterlichen Auslegung von individuellen Willenserklärungen durch die Rechtsmittelinstanz, 2008; Baldus, C., Historische Auslegung in Rom?, (in) Seminarium Complutense 20/21 (2007/2008), 85; Kosche, K., Contra proferentem und das Transparenzgebot im Common Law und Civil Law, 2011; Interpretation of Law in the Age of Enlightenment, hg. v. Morigiwa, Y. u. a., 2011; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018

ausliefern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1449 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [Fruin, Dordrecht I 46 Art. 140] an 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), ausgeben, herausgeben

Auslieferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1621 bezeugt – in EDEL 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [HanseRez.3 IV 641] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausliefern 1449) ist die Beförderung von Sachen oder Menschen von einem Ort an einen anderen Ort oder die Überlassung an andere, meist gefährlichere Gegebenheiten. Das römische Recht kennt sachlich die Auslieferung von Tieren oder Sklaven in der Form der Preisgabe zwecks Haftungsfreiheit des Berechtigten oder Herren ([lat.] noxae datio [F.], Gabe des Schädigers). In der Neuzeit ist vor allem die Auslieferung eines Straftäters von einem Staat an einen anderen Staat zwecks Strafverfolgung oder Strafvollzug bedeutsam.

Lit.: His, R., Das Strafrecht im deutschen Mittelalter, 1920; Stüdemann, A., Die Entwicklung der zwischen­staatlichen Rechtshilfe in Strafsachen im nationalsozi­alistischen Deutschland, 2009; Roschauer, O., Asyl und Auslieferung – Entwicklung von Strafanspruch und Auslieferungsrecht, 2021

ausloben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1593 [JütLow.3 II 28 § 3] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Belohnung aussetzen

Auslobung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1767 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1767 [Hesse, AgrVerh. 196] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausloben um 1450) ist das durch öffent­liche Be­kanntmachung erfolgende (seit dem 18. Jahrhundert) einseitige Ver­sprech­en einer Be­lohnung für die Vornahme einer Handlung, das in dem 18. Jahrhundert so benannt wird. Ursprünglich wird die Erklärung des Auslobens als Angebot an unbestimmte Dritte angesehen.

Lit.: Dreiocker, K., Zur Dogmengeschichte der Auslo­bung, Diss. jur. Kiel 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ausmärker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1353 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [GrW. VI 748] in 7 Stellen aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der außerhalb einer →Mark Wohnende, der nur ausnahmsweise an einer Mark berechtigt ist. Seit dem Spätmittelalter wird eine Verfügung über Allmendrechte ohne Zustimmung der anderen Berechtigten möglich. Dadurch wird die Allmendberech­tigung verkehrsfähig.

Lit.: Hübner 137f.; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Bader, K., Das mittelalterliche Dorf, 1957ff.

Ausnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1585 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1696 [Büeler 66] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausnehmen um 805) Herausnahme, Abweichung, Sonderfall

Ausnahmegericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besonders gebildete und zu der Entscheidung besonderer Fälle be­stimmte Gericht. Es findet sich beispielsweise als Star Chamber oder Court of High Com­mission in England, als Justizkom­mission in dem Absolutismus in Frankreich oder als Zentral­untersuchungskommission in dem Deutschen Bund. Ausgehend von England (Bill of Rights 1689) wird das Ausnahmegericht als Folge der Anerkennung des Gleichheitsgrundsatzes in den Verfassungen verboten (Frankreich 1791, Deutsches Reich 1849).

Lit.: Pollard, A., Council, Star Chamber and Privy Council under the Tudors, (in) EHR 37 (1922), 516; Menzel, W., Ausnahmegericht und gesetzlicher Richter, 1925; Schmidt, J., Rechtssprüche und Machtsprüche der preußischen Könige des 18. Jahrhunderts, 1943; Andrieux, C., Les Commissions Extraordinaires, 1955 (Diss. Paris); Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003

Ausnahmezustand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der Mitte des 19. Jahrhunderts als solcher erkannte Zustand des Staates in einer außergewöhnlichen Notlage, in der grundsätzlich die Regel gilt Not kennt kein Gebot. Nach rechtsstaatlichem Ver­ständnis bedarf auch der Ausnahmezustand einer (vorherigen gesetzlichen) Regelung (beispielsweise Gesetz über den Belagerungszustand von dem 4. 6. 1851 Preußen, Reichstagsbrandverordnung von dem 28. 2. 1933 Deutsches Reich, Art. 87a, 91, 115aff. GG). Bei Zweifeln entscheidet der souveräne Staat über das anzuwendende Mittel.

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 343; Schneider, P., Ausnahmezustand und Norm, 1957; Boldt, H., Rechtsstaat und Ausnahmezustand, 1967; Trotter, M., Der Ausnahmezustand, Diss. jur. Hei­delberg, 1997; Ausnahmezustand - Carl Schmitts Lehre von der kommissarischen Diktatur, hg. v. Voigt, R., 2013, 2. A. 2019; Kaiser, A., Ausnahmeverfassungsrecht, 2020

ausnehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausnehmen

Aussatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen mit unterschiedlichen Bedeutungen ab 1327 [InvNichtstaatlArchWestfal. Beibd. I 447] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Lepra, Verb aussetzen um 1222, Femininum Aussetzung 1348) ist vor allem auch eine bereits dem Altertum bekannte, durch ein Bakterium ausgelöste mit Veränderungen an Haut, Schleimhaut, Nervengewebe und Knochen verbundene dauerhafte Infektionskrankeit, die anfangs nur durch Aussonderung (Hinaussetzen) der Betroffenen in besondere Siedlungen oder Unterkünften bekämpft werden konnte.

ausschießen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [MGConst. V 315] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausschießen, wegschießen

Ausschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1289 [KölnReg. III 2 S. 180] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausgang

ausschlagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – in EDEL 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 287] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausschlagen, ablehnen

Ausschlagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1445 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Mittelhochdeutschen [Lexer III Nachtr. 389] und 1445 [SchweizId. IX 430] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. Verb ausschlagen um 850) ist rechtlich vor allem die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Willenser­klärung des vorläufigen Erben, die Erbschaft nicht anzu­neh­men (lat. repudiare).

Lit.: Kaser § 71 II 3; Hübner; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1376 bezeugt – EDEL 15. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1376/1445 [UlmRotB. Art. 244] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausschießen um 850) ist allgemein das aus einer Gesamtheit Ausgesonderte wie beispielsweise eine Untergliederung einer Einrichtung zu der einfacheren Erfüllung einer Aufgabe (beispielsweise Untersuchungsausschuss).

Lit.: Schmitt, C., Verfassungslehre 1928; Schönberger, C., Parlament im Anstaltsstaat, 1997; Linke, T., Entstehung und Fortbildung des Enquête- und Untersuchungsrechts in Deutschland. Rechtsentwicklungen aus 200 Jahren, 2015

außen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur als Verb und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Adverb belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) außerhalb, an der äußeren Seite

Außenerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. heres [M.] extraneus) ist sachlich in dem altrömischen Recht der bei Fehlen von Haus­erben (lat. sui heredes [M.Pl.]) eintretende Erbe (Agnat, Gentile, Patron, beliebiger Haus­fremder), der die Vermögensrechte des Erblassers durch eine besondere Handlung ergreifen muss.

Lit.: Kaser § 65

Außenminister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1916 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Minister (für auswärtige Angelegenheiten)

Lit.: Hampe, K., Das Auswärtige Amt in wilhelmini­scher Zeit, 2001; Die Außenpolitik der deutschen Länder im Kaiserreich, hg. v. Auswärtigen Amt, 2012; Das Auswärtige Amt und seine umstrittene Vergangenheit, hg. v. Sabrow, M. u. a., 2014

außer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [ZürichUB. VII 190] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) ausgenommen

Außerstreitverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →freiwillige Ge­richtsbarkeit

aussetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegbringen

Aussetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1348 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [ZWestpreuß. 23 1888 166] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aussetzen um 1222) ist in einer Bedeutung die bewusste Verbringung eines Menschen in eine Lage, in der ihm eine besondere Gefahr für das Leben droht. Nach dem römischen Zwölftafelgesetz ist die Aussetzung einer Missgeburt geboten, nach späterem römischem Recht und nach einzelnen frühmittelalterlichen Volksrechten ist die Aussetzung eines neugeborenen Kindes anscheinend erlaubt, doch lehnt die christliche Kirche die Aussetzung ab. Ob es Aussetzung als Strafe gegeben hat, ist streitig und eher fraglich. Davon abgesehen ist Aussetzung eine Straftat und eine Verfahrensmöglichkeit.

Lit.: Kaser § 60; Hübner 52; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Schwarz, H., Der Schutz des Kindes im Recht des frühen Mittelalters, 1993; Chilecki, S., Zur Dogmatik der Aussetzung (§ 221 StGB), 2010

aussperren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ausschließen, an Arbeit nicht teilnehmen lassen

Aussperrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausssperren um 1250) ist in dem Arbeitsrecht die von Arbeitgeberseite seit dem 19. Jahrhundert unter Verweigerung der Lohn­zahlung planmäßig vorgenommene Nichtzu­lassung einer Gruppe von Arbeitnehmern zu der Dienstleistung. Sie ist ein Mittel des Arbeits­kampfs. Ihre Zulässigkeit ist nicht unbe­stritten.

Lit.: Wege zur Arbeitsrechtsgeschichte, hg. v. Steindl, H., 1984; Kalbitz, R., Die Arbeitskämpfe in der Bundesrepublik Deutschland, Diss. phil. Bochum 1972

ausstatten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1458 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1458 [HanseRez.2 IV 431] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), geben

Ausstattung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1543 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [Sachsse, MecklUrk 233] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb 1458) ist die über den gewöhnlichen Unterhalt hinausgehende, mit Rücksicht auf die Verheiratung oder die Erlangung einer selbständigen Lebensstellung erfolgende Zuwendung von Eltern an ein Kind. Sie geschieht wesentlich als →Ab­schichtung bei Verheiratung oder sonstiger Verselbständigung. Einen eindeutigen Rechts­anspruch auf Ausstattung gewähren in Preußen das Allgemeine Landrecht von 1794 (II 2 §§ 232ff.) und in Österreich das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811/1812 (§§ 1220, 1231).

Lit.: Hübner; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000

Ausstäupen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1540 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [ZerbstFemb. 67] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das mittels Rute, Stock oder Peitsche erfolgende Schlagen (an einem Pfahl [Staupe]?). Es findet sich sachlich als Rechtsfolge einer Tat früh für Unfreie, seit dem Hoch­mittelalter als Strafe des Diebstahls von geringerem Wert. Die Aufklärung erreicht bis 1848 die Beseitigung des Ausstäupens.

Lit.: Breithaupt, W., Die Strafe des Staupenschlags, 1938

Ausstäupung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [Zerbst I 984] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) mittels Rute, Stock oder Peitsche erfolgendes Schlagen (an einem Pfahle [Staupe]?), →Ausstäupen

ausstellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1391 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [HanseRez.2 III 194] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinausstellen, schreiben

Aussteller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1719 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme 26] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausstellen 1391, Femininum Ausstellung 1437) Ausstellender

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deut­schen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ausstellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1437 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [HanseRez.2 II 128] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausfertigung, Herstellung

Aussteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1494 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1494 [SchlesLehnsUrk. I 249] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aussteuern ab 1276) ist die früher in weitem Umfang übliche Zuwendung der zu der angemessenen Einrichtung eines Haushalts gehörenden Gegen­stände (an eine Tochter durch Eltern oder nähere Verwandte), die auch als Heim­steuer, Brautschatz und vielleicht Mitgift bezeichnet wer­den kann. Sie ist wohl nur ausnahmsweise rechtlich notwendig (beispielsweise § 1220 ABGB, §§ 1620ff. BGB [1957 aufgehoben], nicht II 2 §§ 231ff. ALR). In der Gegenwart wird die Aussteuer vor allem durch die Gewährung einer Ausbildung verdrängt und ersetzt.

Lit.: Hübner 664; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000

aussteuern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 73 § 1] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) geben

Austin, John (1790-1859), von 1826 bis 1832 Professor in London, ist als Begründer der englischen analytischen Jurisprudenz (Recht als eine Form des Befehls) einer der bedeutendsten englischen Rechtstheoretiker (The Province of Jurisprudence, 1832). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Austin JohnTheprovinceofjurisprudencedetermined1832.pdf, Austin, John, The Province of Jurisprudence determined, 1832, Löwenhaupt, W., Politischer Utilitarismus und bürgerliches Rechtsdenken, 1972; Morison, W., John Austin, 1982

Austrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1327 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [Ennen, QKöln I 182] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb austragen um 950) Durchführung, Abschluss, Entscheidung

Austrägalinstanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Austrägalgericht 1751, Austrägal latinisiert aus Austrag) ist seit dem 13./14. Jahrhundert ein zunächst einzeln vereinbartes und durch die Reichs­kammergerichtsordnung von 1495 für Gefürs­tete, seit 1521 auch für den übrigen reichsun­mittelbaren Adel anerkanntes Schiedsgericht für Streitigkeiten zwischen Reichsfürsten. Gegen die Entscheidungen der bis 1806 bestehenden Austrägalinstnz ist die Appellation an das →Reichs­kammergericht zulässig. Der Deutsche Bund kennt nach Art. XI der Deutschen Bundesakte bzw. Art. XXII der Wiener Schlussakte ebenfalls eine Austrägalinstanz für die Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Bundesstaaten bzw. Streit­sachen der Bundesglieder. Für die Vollstreckung der Urteile dieser mit dem Deutschen Bund 1866 endenden Austrägalinstanz ist die Bundesversammlung zuständig. Vergleichba­re Einrichtungen in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871-1918) und in Österreich (bis 1918) sind von geringer Bedeutung.

Lit.: Köbler, DRG 153, 200; Leonhardi, P. v., Das Austrägalverfahren des Deutschen Bundes, Bd. 1f. 1838ff.; Stein, A., Die Austragsgerichtsbarkeit des deutschen Bundes, 1950; Frühauf, G., Die Austrä­galgerichtsbarkeit im Deutschen Reich und im Deutschen Bund, Diss. jur. Mainz 1976; Meurer, N., Die Entwicklung der Austrägalgerichtsbarkeit bis zur Reichskammerge­richtsordnung von 1495, (in) Prozesspraxis im alten Reich, hg. v. Baumann, A. u. a., 2005

austragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [BremgartenStR. 10] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinaustragen, durchführen

Australien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachenicht und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., zu lat. australis, Adj., südlich) ist der in dem Südosten Asiens (südlich Indonesiens) gelegene, vor etwa 50000 Jahren erstmals von Menschen besiedelte, vermutlich bereits in dem 16. Jahrhundert auch von Europäern entdeckte, in der Gegenwart von 25 Millionen Menschen bewohnte Kontinent, der den sechstgrößten Staat der Gegenwart beherbergt.

Lit.: Voigt, J., Geschichte Australiens, 1988; Hughes, R., Australien, 1992; Babeck, W., Einführung in das australische Recht, 2011; Voigt, J., Geschichte Australiens und Ozeaniens, 2011; Gleeson, J. u. a., Historical Foundations of Australian Law, Bd. 1f. 2013; Bramston, T., The Whitlam Legacy, 2014

austrālis, lat., Adj., südlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *au̯es-, *ā̆us-, *u̯es-, *us-, *heu̯s-, *hau̯s-, V., leuchten

Austrasien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) ist zeitweise ein besonderer (östlicher) Teil des fränkischen Reiches.

Lit.: Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990

Austria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist die an dem Ende des Frühmittelalters in Parallele zu →Austrien erscheinende Bezeichnung für ein Gebiet in dem Osten (des fränkischen oder deutschen Reiches oder eines sonstigen Standpunkts beispielsweise 996 →ostarrihhi, 1156 marchia Austrie, woraus sich →Österreich entwickelt).

Lit.: Köbler, DRG 76; Baltl/Kocher; Floßmann, U., Regnum Austriae, ZRG GA 89 (1972), 78; Krasa-Florian, S., Die Allegorie der Austria, 2007

Austrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist von dem 6. bis 8. Jahrhundert eine Bezeichnung für östliche Teile des Reiches der Franken.

Lit.: Lugge, M., Gallia und Francia im Mittelalter, 1960; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990

Austrofaschismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist eine Bezeichnung für das Herrschaftssystem Österreichs zwischen 1933/1934 und 1938.

auswandern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinauswandern, ausziehen

Auswanderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1482 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1783 [Sonnenfels, GesSchr. III 310] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar F., Verb auswandern um 1300) ist das Verlassen eines Landes auf Dauer (durch einen Freien). 1555 erlaubt der →Augsburger Religionsfriede die Auswanderung (lat. [F.] emigratio) bei Religionswechsel des Landesherrn. Der absolute Staat schränkt die Freiheit der Auswanderung aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Überlegungen ein. Nach dem Vorbild Frankreichs (1789) lassen die Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes 1815 die Auswanderung in einen anderen Mitgliedstaat und um 1848 die Auswanderung überhaupt zu (Auswanderungsfreiheit, § 136 der gescheiterten Reichsverfassung von dem 22. 3. 1849), wobei zwischen 1816 und 1914 5,5 Millionen Deutsche vor allem nach Amerika auswandern (9. 6. 1897 gesetzliche Regelung). Teilweise wird bei Auswanderung eine →Steuer verlangt (u. a. 1931 Reichsfluchtsteuer, 1953 aufgehoben).

Lit.: Scheuner, U., Die Auswanderungsfreiheit, (in) FS R. Thoma, 1950, 199ff.; Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt, 1989; Mußgnug, D., Die Reichsfluchtsteuer 1931-1953, 1993; Straten, A. v. d., Die Rechtsordnung des zweiten Kaiserreiches und die deutsche Auswanderung nach Übersee 1871-1914, 1997; Migration in der euro­päischen Geschichte, hg. v. Bade, K., 2002; Migration steuern, hg. v. Oltmer, J., 2003; Sternberg, J., Auswanderungsland Bundesrepublik, 2012; Keeling, D., The Business of Transatlantic Migration between Europe and the United States 1900-1914, 2012 (11 Millionen Auswanderer)

Ausweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1396 bezeugt – um 1600 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe für Schwaben [SchwäbWB. I 536] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Pass

ausweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zeigen, beweisen

Ausweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1347 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [DortmStat. 143] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausweisen um 1147) ist die Anordnung zu dem Verlassen eines Gebiets (Landes, Stadt). Wegen ihrer geringen Kosten und ihrer befreienden Wirkung verbreitet sich die Ausweisung seit dem späten Mittelalter rasch. Von der Aufklärung wird die Ausweisung von Straftätern seit dem 17. Jahrhundert zugunsten des Zuchthauses zu­rückgedrängt. Danach erlangt die Gewährung von Asyl erhebliche Bedeutung.

Lit.: Grenzen und Raumvorstellungen, hg. v. Marchal, G., 1996; Schnabel-Schüle, H., Überwachen und Strafen im Territorialstaat, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Reiter, I., Ausgewiesen, abgeschoben, 2000

Authenticae (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, zu authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch; vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber; gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein seiend, alleinig, derselbe, lat. [F.Pl.]) sind die vielleicht von oder seit →Irnerius (1060?-1125?) wahrscheinlich unter Verwendung der Epitome Juliani geschaffenen, in dem 13. Jahrhundert in den ersten neun Büchern des →Codex →Justinians eingefügten (362 bzw. 212) Auszüge aus der →Authenticum genannten Sammlung der →Novellen sowie (seit dem 14. Jahrhundert) die (2) Konstitutionen Sacramenta puberum (nach C 2. 27 bzw. 28. 1) und Habita (nach C 4. 13. 5) Friedrichs I. Barbarossa und die (durch Aufteilung eines umfang­reichen Gesetzes entstehenden 11) Konsti­tutionen (Navigia, Omnes peregrini, Agricultores u. s. w.) Friedrichs II. (Ad decus), die bis zu →Accursius (um 1230) in den Codex aufge­nommen werden. Eine Konstitution Heinrichs VII. von 1312 (Ad reprimendum) und der Friede von Konstanz sind nicht in den Codex, sondern als Extravaganten hinter die (lat. [M.Pl.]) libri feudorum (Lehnbücher) eingefügt. Nicht glossiert werden die Authenticae zu den letzten drei Büchern des Codex. Erst an dem Beginn der Neuzeit werden alle Novellen wieder zu einer Einheit verbunden.

Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3f. 1834ff.; Wesenberg, G., Die Privatrechtsgesetzgebung des Heiligen römischen Reiches, Studi P. Koschaker Bd. 1 1954, 187; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Bellomo, M., Europäische Rechtseinhit, 2005

authenticum, lat., N., Urschrift, Original, Eccl., Inschr., s. latein_a_z.docx, s. authenticus

Authenticum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, zu authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, s. latein_a_z.docx, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch; vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber; gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein seiend, alleinig, derselbe, lat. [N.]) ist die Bezeichnung für eine um 1100 in Bologna erscheinende, 134 in das Lateinische übersetzte Stücke umfassende, in neun (lat. [F. Pl.]) collationes geteilte Sammlung unbekannter Herkunft der seit 535 n. Chr. unter dem oströmischen Kaiser →Justinian ergangenen (168 griechisch gehaltenen) →Novellen, die der Zeit als authentische Fassung gilt. →Authenticae

Lit.: Söllner § 22; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3f. 1834ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, Pelagon. (360 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch, vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber, gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein

auto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 bezeugt – 16.? Jh.in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., als Präfix verwendete Partikel) selbst

Auto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1904 bezeugt – 1904 [Die Fackel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1904 als Abkürzung für Automobil belegt, wobei griech. auto ab dem 16. Jahrhundert als Präfix verwendet wird für selbst) Kraftfahrzeug

Autobahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1931 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nur für den Automobil­verkehr zugelassene, vierspurige, kreuz­ungsfrei ausgebaute Straße. In Berlin wird 1921 die später in die Autobahn eingefügte Avus (AutomobilVerkehrs- und Übungsstraße) eröffnet, der Autobahnen in Oberitalien und in dem August 1932 die Strecke Köln-Bonn folgen. Nach Plänen Fritz Todts (1891-1942) entscheidet sich ab 1933 Adolf Hitler für Reichsautobahnen, von denen mittels gewag­ter Kredit­aufnahmen (viereinhalb Milliarden Reichsmark Schulden) zwischen 1933 und 1945 rund 3860 Kilo­meter errichtet werden.

Lit.: Hitzer, H., Die Straße – vom Trampelpfad zur Autobahn, 1971; Lay, M., Die Geschichte der Straße – vom Trampelpfad zur Autobahn, 1994; Hartmannsgruber, F., …ungeachtet der noch ungeklärten Finanzierung, (in) HZ 278 (2004), 625; Reitsam, C., Reichsautobahn-Landschaften, 2009

Autograph (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1628 bezeugt als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) von dem Autor selbst ge­schriebenes Schriftstück (kein Werk der an­tiken Literatur als Autograph erhalten)

Lit.: Hoffmann, H., Autographa im früheren Mittelalter, (in) DA 57 (2001), 1

Automat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1575 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1575 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die mechanische, nach Aufheben einer Hemmung einen Vorgang in Verwirklichung eines Willens von Menschen selbsttätig ausführende Einrichtung. Größere tatsächliche Bedeutung gewinnt der Automat mit dem Vor­dringen der elektronischen Datenver­arbeitung vor allem an dem Ende des 20. Jahrhunderts. Für Rechts­folgen wird dessenungeachtet auf das hinter dem Automaten stehende, ihn steuernde menschliche Verhalten abgestellt.

Lit.: Steinbuch, K., Automat und Mensch, 1963; Maurice, K., Von Uhren und Automaten – das Messen der Zeit, 1968; Heckmann, H., Die andere Schöpfung – Geschichte der frühen Automaten, 1982; Gerhardt, M., Das digitale Universum – zelluläre Automaten als Modelle der Natur, 1995

Automobil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1893 [Wörterbuch] bezeugt – 1893 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., abgekürzt Auto) ist das seit der Erfindung durch Carl Benz in Mannheim um 1885 (1876 N. A. Otto stationärer Viertaktverbrennungsmo­tor, 1885 C. F. Benz verkehrsfähiges Kraftfahr­zeug, 1886 G. Daimler) mit fossilen Brennstoffen und ab 2015 wegen der dadurch entstehenden Umweltschäden zunehmend mit elektrischem Strom betriebene Kraftfahrzeug.

Lit.: Automobilindustrie 1945-2000, hg. v. Tilly, S. u. a., 2013; Raith, N., Das vernetzte Automobil, 2019

autonom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1839 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1839 [Feuerbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) selbständig

Autonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1780 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1780 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv autonom 1839) ist das (von dem Staat einem anderen Rechtssubjekt gewährte) Recht zu der Selbstgesetzgebung innerhalb einer anderweitigen – staatlichen - Gesetzgebungshoheit. Die Autonomie gewinnt mit der Entstehung des staatlichen Gesetzgebungsmonopols in dem Absolutismus an Bedeutung. Autonomie haben beispielsweise Städte, Universitäten, Religionsgemeinschaften, Sozialversicherungsträger, Vereine u. s. w.

Lit.: Wicki, A., Zur Dogmengeschichte der Partei­autonomie im internationalen Privatrecht, 1965; Steffen, W., Die studentische Autonomie im hochmittelalterlichen Bologna, 1981; Mizia, R., Der Rechtsbegriff der Autonomie und die Begründung des Privatfürstenrechts, 1995; Lim, M., Der Begriff der Autonomie und des Menschenrechts bei Kant, 2002; Autonomie im Recht, hg. v. Grundmann, S. u. a., 2016; Autonomie im Recht, hg. v. Bumke, C. u. a., 2017; Autonomie des Rechts nach 1945, hg. v. Rückert, J. u. a., 2020

Autor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1430 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1430 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – →auctor - mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Urheber

Lit.: Metzler Lexikon Autoren hg. v. Lutz, B., 2010 (600 deutschsprachige Autoren)

Auvergne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die durch Cäsar (Rom 13. 7. 100–Rom 15. 3. 44 v. Chr.) in das römische Reich gelangte Landschaft um das Zentralmassiv in Frankreich. Sie wird 507 fränkisch (Mitte 8. Jahrhundert [lat.] Formulae [F.Pl.] Arvernenses, Formeln der Auvergne) und kommt 955 an Poitou. Seit 1189 geht sie von dem König zu Lehen. Ein Teil fällt 1527/1531 an den König, der gräfliche Rest 1609. Der Advokat Jean Masuer († 1450) zeichnet in seiner (lat.) Practica (F.) forensis (Gerichtliche Praxis) das zuvor ganz zersplitterte Recht erstmals umfassender auf. 1510 wird die Coutume d’Auvergne wirksam. S. Google

Lit.: Massé, E., La coutume d’Auvergne, Diss. jur. Toulouse 1913; Histoire d’Auvergne, hg. v. Manry, A., 1974

Averani, Giuseppe (1662-1738), seit 1685 Professor des römischen Rechtes in Pisa, übernimmt die humanistischen Gedanken des (lat.) →mos (M.) Gallicus in die Rechts­wissenschaft Italiens und bereitet dadurch den Boden für die Aufklärung (in der Toskana) vor ([lat.] Interpretationum iuris libri [M.Pl.] duo u. s. w., Zwei Bücher über die Auslegung des Rechtes, 1713). S. Google

Lit.: Dizionario Biographico degli Italiani, 1960ff., 4, 658f.

Avignon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) in Südfrankreich ist von 1309 bis 1378 Sitz des von Frankreich gefangen gehaltenen Papstes und von 1378 bis 1417 Sitz eines Gegenpapsts.

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 149

Aware (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt), Avare ist der Angehörige eines um 460 aus Zentralasien nach Westen vor­stoßenden, um 566 an Donau und Theiß siedelnden, 822 aus der Überlieferung verschwindenden türkisch-mongolischen Steppenvolks, das sich selbst als Bergvolk bezeichnet. 2010 werden in Russland rund 960000 Menschen awarischer oder verwandter Sprachen gezählt, zu denen noch einige Tausend Awaren in Aserbeidschan uns in der Türkei hinzuzufügen sind.

Lit.: Pohl, W., Die Awaren, 1988, 2. A. 2002, 3. A. 2015

Aymar du Rivail (Aymarus Rivallius) (1490?-1560), Sohn eines (lat.) legum doctor (M.) und Richters, wird nach dem Rechtsstudium in Avignon und Pavia (Mayno, Alciat?) 1521 königlicher Rat in dem Parlament von Grenoble. Mit Druckerprivileg von dem 8. 8. 1515 veröffentlicht er in Valence das Werk  (lat.) Libri (M.Pl.) de historia iuris civilis et pontificii, Bücher über die Geschichte des Zivilrechts und des Kirchenrechts mit 129 numerierten und 19 unnumerierten Blättern, welche die erste umfassende Rechtsgeschichte (des römischen und kirchlichen Rechtes) darstellen. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AymarduRivailLibridehistoriaiuriscivilisetpontificii1515.pdf, Aymar du Rivail, Libri de historia iuris civilis et pontificii, 1515, Moeller, E. v., Aymar du Rivail, 1907; Köbler, G., Zur Geschichte der römischen Rechtsgeschichte, (in) Geschichtliche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G., 1990, 220

Aytta, Wigle (Viglius) van (Barrahuis bei Leeuwarden 19. 10. 1507-Brüssel 5. 5. 1577) wird nach dem Studium in Löwen, Dôle und Valence Schüler →Alciats in Bourges und 1532 Professor des römischen Rechtes in Padua, 1537-1542 in Ingolstadt. Er verwertet in seinen Veröffentlichungen auch byzantinische Rechts­quellen. S. Google

Lit.: Postma, F., Viglius van Aytta als humanist en diplomaat 1507-1549, 1983; Sprenger, R., Viglius von Aytta, 1988

Azo (Porcius) (Bologna? 1150?-1220 [vor 1190-1220/1230]) lehrt nach dem Studium des Rechtes in Bologna (u. a. Johannes Bassianus) spätestens seit 1190 dort weltliches Recht. Seine bedeutendsten Leistungen bestehen in der Herstellung von (weitgehend ungedruckten) Glossenapparaten zu allen Teilen der Gesetzgebung Justinians vor allem von 528 bis 534 (die glossa ordinaria verweist auf ihn etwa 3600mal) sowie in (lat.) Summae (F.Pl.) Codicis (1208-1210), Lectura (F.) Codicis (durch Vorlesungsnachschrift erhalten), Summae (F. Pl.) Institutionum und Summae Digestorum (str.) (daneben Quästionen, Distinktionen, Brocardica, Consilia und Definitionen). Insbesondere in dem 16. Jahrhundert erfahren seine Werke weiteste Verbreitung. Er ist Lehrer beispielsweise des →Accursius, Jacobus Balduini, (Martinus de Fano,) Roffredus Epiphanii, Jacobus de Ardizone, (Goffredus de Trano,) und Johannes Teutonicus. Seine Arbeiten werden u. a. verwendet von Henry de Bracton (vielleicht nach 1230), von dem Klagspiegel ([Conrad Heyden] um 1436) und wohl auch von dem (lat. [M.]) Vocabularius utriusque iuris (Wörterbuch beider Rechte) des Jodocus aus Erfurt (1452). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Belloni, A., Le questioni civilistiche del secolo XII, 1989; Jakobs, H., De similibus ad similia bei Bracton und Azo, 1996; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 255; Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2017; Cavallar, O., Jurists and jurisprudence in medieval Italy, 2020

B

Baar ist die (in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 sowie EDEL nicht bezeugte und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegte,) in Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts verwendete, bisher nicht sicher erklärte Bezeichnung des Gebiets an der obersten Donau bei Donaueschingen (beispielsweise Adal­hartespara, Perahtoldespara). Nach den Herzögen von Zähringen erscheint 1264 Konrad von War­tenberg als Landgraf in der Baar, 1304 eine Landgrafschaft Baar, die denen von Fürstenberg zukommt.

Lit.: Bader, K., Zur politischen und rechtlichen Entwicklung der Baar, 1937; Bader, K., Kloster Amtenhausen in der Baar, 1940; Beyerle, F., Zum Problem der alamannischen Baaren, ZRG GA 62 (1942), 305; Bohnenberger, K., Zu den Baaren, ZRG GA 63 (1943), 319; Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, 1960; Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1969; Banse, H., Ein neuer Ansatz, (in) Alemann. Jb. 1997/1998, 27

Babelsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Babelsberger Konferenz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mlat. cōnferentia, F., Konferenz?, Vereinigung, Schenkung, Zuwendung, (2. Hälfte 9. Jh.); vgl. lat. cōnferre, V., zusammentragen, zusammenbringen, beschaffen (V.), aufhäufen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Babels­berg an dem 2./3. 4. 1958 tagende Konferenz, in der Walter Ulbricht von der Rechts­wissen­schaft der →Deutschen Demo­kratischen Republik eine stärkere marxistisch-lenin­istische Durch­dringung sowie eine bessere Verbindung mit der Praxis des sozialistischen Aufbaus fordert.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Mollnau, K., Imple­mentationsmechanismen der Babelsberger Konferenz, (in) Staat und Recht in den neuen Bundesländern, Sonderheft Oktober 1991, 175; Die Babelsberger Konferenz, hg. v. Eckert, J., 1993; Güpping, S., Die Bedeutung der „Babelsberger Konferenz“, 1997

Babenberger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines in der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg) an dem Main benannten, vor allem in Ost­franken begüterten, 945 letztmalig bezeugten Adelsgeschlechts (Popponen, Adalbert von Bamberg bei Haßfeld an dem 9. 9. 906 enthauptet). Als erster, wohl mit ihnen (oder nach Scheibelreiter vielleicht mit den Liutpoldingern) verwandter jüngerer Babenberger erscheint 976 ein Markgraf Liutpald der Mark an der Donau. 1156 erreichen die Babenberger (Leopold I. 976-994, Heinrich I. 994-1018, Adalbert 1018-1055, Ernst 1055-1075, Leopold II. 1075-1095, Leopold III 1095-1136, Leopold IV. 1136-1141, Heinrich II. Jasomirgott 1141-1177) in dem sog. (lat. [N.]) privilegium minus (kleinerer Urkunde) als Ausgleich für die Rückgabe des 1138 von den Staufern nach Gewinnung der Königswürde den Welfen als Herzogen entzogenen und danach 1139 den Babenbergern übertragenen Herzogtums →Bayern die Erhebung ihrer Mark zu dem selbständigen, von Bayern gelösten Herzog­tum →Österreich des deutschen Reiches. Die (nach Leopold V. 1177-1194, Friedrich I. 1195-1198, Leopold VI. 1198-1230 und Friedrich II. 1230-1246) zunächst an Baden (1248-1251) und dann an Böhmen gelangten Güter des 1246 in dem Mannesstamm erloschenen Geschlechts verlehnt der zwecks Beendigung des →Interregnums neu gewählte König Rudolf von Habsburg (1282) innerfamiliär an seine Söhne (→Habsburger). Die Benennung des Geschlechts als Babenberger wird erst in dem 15. Jahrhundert allgemein üblich.

Lit.: Köbler, DRG 76, 94; Rauch, K., Die Erwerbung des Herzogtums Steiermark durch die Babenberger, ZRG GA 38 (1917), 269; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenberger, ZRG GA 58 (1938), 448; Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, Bd. 1ff. 1950ff.; Appelt, H., Privilegium minus, 1973, 2. A. 1977; Lechner, K., Die Babenberger, 1976, 4. A. 1985, 6. A. 1996; Tausend Jahre Babenberger in Österreich, 1976; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Dienst, H., Die Babenberger 976-1246, 2005; Brunner, K., Leopold der Heilige, 2009; Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010; Hanko, H., Herzog Heinrich II. Jasomirgott, 2012; Lohrmann, K., Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020

Babylon ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt N.) Stadtstaat an dem mittleren Euphrat südlich des gegenwärtigen Ortes Bagdad ab etwa 1884 v. Chr., Bedeutung nicht sicher bekannt, s. Google

Lit.: Jursa, M., Die Babylonier, 2004

Baccalaureus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 9. Jahrhundert baccalarius, [lat., M.], Knecht, Lehrling) ist unter Hinwendung zu (lat. baca [F.] laureus [M.] bzw. Beere, Lorbeer) seit dem 13. Jahrhundert (1231) der unterste akademische Grad (vgl. angloam. bachelor).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Leff, G., Paris and Oxford in the 13th and 14th Centuries, 1968; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht in dem Mittelalter, Bd. 2 2007, 63

Bacharach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort an dem mittleren Rhein

Lit.: Wagner, F., Stadt Bacharach und Samtgemeinde der Viertäler, 1956

Bachofen, Johann Jakob (Basel 22. 12. 1815-Basel 25. 11. 1887), Seidenband­fabrikanten­sohn, wird nach dem Studium von Philologie, Geschichte und Recht in Basel, Berlin (Savigny) und Göttingen 1841-1844 Professor für römisches Recht in Basel und 1842 Richter (1844 Appellationsrat, danach Privatgelehrter). Auf rechts­ethnologischer Grundlage entwickelt er die Vorstellung eines ursprünglichen Mutter­rechts (Über das Weiberrecht, 1856, Das Mutter­recht, 1861). Bei seinen Zeitgenossen findet er hierfür kein Verständnis. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bach-ofenJohannJakobDasMutterrecht1861.pdf ; Bachofen, J., Eine Selbstbiographie, (in) Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 34 (1917); Bernoulli, C., Johann Jakob Bachofen und das Natursymbol, 1924; Müllenbuch, B., Johann Jakob Bachofen als Rechtshistoriker, ZRG GA 105 (1988), 17

Bacon, Francis (London 22. 1. 1561-Highgate bei London 9. 4. 1626), Sohn des engli­schen Lordsiegelbewahrers, wird nach dem Studium in Cambridge und der Berufsaus­bildung in Gray’s Inn 1583 Anwalt, 1607 Kronanwalt, 1613 Justizminister, 1617 Lord­siegelbewahrer und 1618 Lordkanzler. Wegen des Verdachts der Bestechlichkeit verliert er 1621 alle öffentlichen Ämter. Als Jurist bemüht er sich besonders um Klarheit und Wissenschaftlichkeit. Außerrechtliche Be­kanntheit gewinnt er durch die Forderung, dass die Wissenschaft nur aus einzelnen Erfahrungen (induktiv) allgemeine Folgerungen ziehen dürfe (→Empirismus, →Locke). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 136; Bock, H., Staat und Gesellschaft bei Francis Bacon, 1937; Anderson, F., Francis Bacon, 1962; Krohn, W., Francis Bacon, 1988; Wormald, B., Francis Bacon, 1993; Zagorin, P., Francis Bacon, 1998; Keller, S., Experiment versus Dogma, 2005

Baculus (M.) iudicii secularis (bzw. saecularis)  (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat., Stab des weltlichen Rechtes) in Frankenford ist das in 88 Artikel gegliederte Werk über Gerichtsverfassung und Verfahren um Eigen und Erbe sowie Frevel in Frankfurt am Main, das zwischen 1400 und 1430 von einem unbekannten Stadtschreiber ohne oder vor Aufnahme gelehrten Rechtes verfasst und von verschiedenen Schreibern aufgezeichnet worden sein könnte.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Baculusiudicii14001430.htm; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939, 15

Bad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 750 bzw. 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1361 [BreslUB. 202] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb baden 800) Ort für das Baden von Menschen in Wasser und die Tätigkeit des Badens

Lit.: Martin, A., Deutsches Badewesen, 1906; Gail, W., Die Rechtsverfassung der öffentlichen Badstuben, 1940; Büchner, R., Im städtischen Bad vor 500 Jahren, 2014; Die Taunusbäder, hg. v. Vanja, C. u. a., 2019; Maréchal, S., Public Baths and Bathing Habits in Late Antiquity, 2020

baden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 800 bzw. 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1455 [KahlaUB. 90] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in Wasser liegen, schwimmen

Baden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Oostal erscheint nach einem römischen Aquae Aureliae 987. Nach ihm benennt sich seit 1112 eine mit Markgraf Hermann († 1074) erkennbare, von den Herzögen von →Zähringen abstammende, den Titel Markgraf anfangs auf Verona und seit dem 11. Jahrhundert auf die Burg Hohenbaden bei Baden-Baden beziehende Familie. Sie gewinnt umfangreiche Güter um Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim sowie um Emmendingen und in dem Breisgau, die nach Vervierfachung unter Napoleon an dem Beginn des 19. Jahrhunderts (1806) bis zu der Abdankung an dem 22. 11. 1918 gehalten werden können. 1951/1952 (25. 4. 1952) geht Baden (Südbaden) unter Zusammenschluss mit Württemberg-Baden (Nordbaden, Nordwürttemberg), und Württemberg-Hohenzol­lern (Südwürttem­berg, Hohenzollern) in Baden-Württemberg auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 186, 192, 201, 156; Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, E., Badisches Volksleben im neunzehnten Jahrhundert, 1900; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte Bd. 1f. 1906ff.; Andreas, W., Die Einführung des Code Napoléon in Baden, ZRG GA 31 (1910), 182; Lenel, P., Badens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung unter Markgraf Karl Friedrich (1738-1803), 1913; Andreas, W., Geschichte der badischen Verwaltungs­organisation und Verfassung in den Jahren 1802-1818, 1913; Windelband, W., Die Verwaltung der Markgrafschaft Baden zur Zeit Karl Friedrichs, 1916; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Strobel, E., Neuaufbau der Verwaltung und Wirtschaft der Markgrafschaft Baden-Durlach, 1935; Hofmann, K., Die germanische Besiedelung Nordbadens, 1937; Wahle, E., Vorzeit am Oberrhein, 1937; Beinert, B., Geheimer Rat und Kabinett in Baden, 1937; Badisches Wörterbuch, bearb. v. Ochs, E. u. a., Bd. 1ff. 1940 ff.(2011 bis Lieferung 82/83, Band 4 umfasst N, O, R, Sa, Sch auf 806 S., 2009, Abschluss in 5 Bänden geplant für 2015, bis 2022 nicht abgeschlossen); Baden im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 1948ff.; Rheinbaben, G. v., Die erste Kammer in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1949; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950; Armbruster, F., Die Freiburger Talvogtei, 1950; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum groß­herzoglichen Verfassungsstaat Baden, Diss. jur. Freiburg 1952 = ZGO 101 (1953), 157, 436; Haebler, R., Badische Geschichte, 1951, Neudruck 1987; Wielandt, F., Badische Münz- und Geldgeschichte, 1955; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961; Rummer, J., Die Pforzheimer Prob, 1963; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Gut, J., Die Landschaft auf den Landtagen der markgräflich badischen Gebiete, 1970; Blickle, P., Landschaften im alten Reich, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2626, 3,3,2855,3696; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit im Großherzogtum Baden-Baden, 1974; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg 1, 2, hg. v. Landkreistag, 1975; Theil, B., Das älteste Lehnbuch der Markgrafen von Baden, 1974; Krimm, K., Baden und Habsburg, 1976; Stiefel, K., Baden 1648-1952, 1978; Gall, L., Badische Geschichte, 1979; Boelcke, W., Handbuch Baden-Württemberg, 1982; Badische Biographien, neue Folge, Bd. 1ff. 1982ff.; Real, W., Die Revolution in Baden 1848/49, 1983; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Pforzheim in der frühen Neuzeit, hg. v. Becht, H., 1989; Gross, N., Der Code civil in Baden, 1993; Muscheler, K., Die Rolle Badens in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 1993; Die badische Verfassung von 1818, hg. v. Bräunche, E. u. a., 1996; Hug, W., Geschichte Badens, 1998; Handbuch der baden-württem­bergischen Geschichte, hg. v. Schwarzmaier, H. u. a., Bd. 1ff. 1998ff.; Baldes, A., Die Entstehung des Strafgesetzbuches, 1999; Quellen zur Entstehung der Verfassung des Landes Baden, bearb. v. Feuchte, P., 1999; Kißener, M., Richter zwischen Diktatur und Demokratie, 2003; Holenstein, A., Gute Policey und lokale Gesellschaft, 2003; Festschrift 200 Jahre Badisches Oberhofgericht – Oberlandesgericht Karlsruhe, hg. v. Münchbach, W., 2003; Würtz, C., Johann Niklas Friedrich Brauer (1754-1813), 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1ff. bearb. v. Hochstuhl, K., 2006ff.; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2007; Pätzold, S., Kleine Geschichte der Stadt Pforzheim, 2007; Laufs, A. u. a. Das Eigentum an badischen Kulturgütern, 2008; Becht, H., Badischer Parla­men­tarismus 1819 bis 1870, 2009; Maciejewski, J., Amtmannsvertreibungen in Baden im März und April 1848, 2010; Leschhorn, K., Die Städte der Markgrafen von Baden, 2010; Engehausen, F., Kleine Geschichte der Revolution 1848/49 in Baden, 2010; Borgstedt, A., Badische Anwaltschaft und sozioprofessionelles Milieu in Monarchie, Republik und totalitärer Diktatur, 2012; Weinacht, P., Politische Kultur am Oberrhein, 2012; Gräbener, R., Verfassungsinterdependenzen in der Republik Baden, 2014; Kitzing, M., Für den christlichen und sozialen Volksstaat, 2014; Die Lebenserinnerungen des ersten badischen Staatspräsidenten Anton Geiß (1858-1944), hg. v. Furtwängler, M., 2014; Hug, W., Die Geschichte Badens, 2. A. 2016; Selgert, F., Baden and the Modern State, 2018; Mußgnug, D./Mußgnug, R., Seine königliche Hoheit von Gottes Gnaden Großherzog von Baden 1818-1918, 2018; Verfassungen und Verfassungsjubiläen in Baden und Württemberg 1818/19 – 1919 – 2019, hg. v. Furtwängler, M. u. a., 2020; Sievert, M., System im Umbruch – Gestaltung der Grundpfandrechte in der badischen Praxis im Übergang zum BGB, 2021

Baden-Württemberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1951/1952 (25. 4. 1952) aus Württemberg-Baden (Nordbaden, Nordwürttemberg), Baden (Südbaden) und Württemberg-Hohenzol­lern (Südwürttem­berg, Hohenzollern) gebildete Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Deutsches Städtebuch, Baden-Württemberg 1959; Landes­geschichtliche Vereinigungen in Baden-Württemberg, bearb. v. Gönner, E., 1987; Boelcke, W., Handbuch Baden-Württemberg, 1982; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württem­berg, Bd. 1ff. 1990ff.; Weber, R./Wehling, H., Geschichte Baden-Württembergs, 2007; Wilhelm, B., Das Land Baden-Württemberg, 2007; Meier-Braun, K. u. a., Kleine Geschichte der Ein- und Auswanderung in Baden-Württemberg, 2008; Waßner, M., Kleine Geschichte Baden-Württembergs, 3. A. 2017

Bader (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1100 bezeugt – 1255 [Frauendienst des Ulrich von Liechtenstein] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [QKulmbach 171] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Bad mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Betreiber eines Bades, Heilkundiger

Lit.: Gail, W., Rechtsverfassung der öffentlichen Badestuben im 12.-17. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 1940; Stolz, S., Die Handwerke des Körpers, 1992

Bader, Karl Siegfried (Waldau/­Schwarzwald 27. 8. 1907-Zürich 13. 9. 1998, Vater Haupt­lehrer) wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen, Wien, Heidelberg und Freiburg im Breisgau 1931 in Notariat und Staatsanwalt­schaft in Freiburg im Breisgau tätig, aber zu dem1. 10. 1933 trotz Beitritts zu der NSDAP wegen nicht vollarischer Abstammung seiner in Wien getroffenen Ehefrau (Grete Weiss) entlassen und deswegen Rechts­anwalt und Leiter des fürstenbergischen Archivs in Do­naueschingen. 1945 wird er Generalstaats­anwalt und außerordentlicher Professor für Rechtsgeschichte und Kirchenrecht in Frei­burg in Breisgau, 1951 ordentlicher Professor in Mainz und 1953 als Nachfolger Heinrich Mitteis‘ in Zürich (1975 emeritiert). Sein bekanntestes Werk seiner rund 1200 Ver­öffentlichungen sind dreibändige Studien zu der Rechtsge­schichte des mittelalterlichen Dorfes (1957-1973).

Lit.: Zwei Jahrzehnte Rechtsgeschichte an der Universität Zürich, 1975 (mit Schriftenverzeichnis); Bader, K., Ausgewählte Schriften, 1983; Schott, C., Karl Siegfried Bader, ZRG GA 119 (2002), 1

badisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) das Gebiet Baden betreffend

Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht belegt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1588 ist das von Markgraf Philipp II. an dem 2. 1. 1588 erlassene, 1805 erstmals gedruckte, bis Ende 1809 bzw. bis 1810 geltende Landrecht für die Markgrafschaft Baden-Baden (Landesord­nung), das in seinen drei ersten Teilen (Untergerichtsordnung, Kontrakte, Testamen­te) auf dem württem­bergischen Landrecht von 1567 beruht, in dem vierten Teil das Intestat­erbrecht selbständig behandelt und in seinem fünften Teil (Strafrecht) (über das Kurpfälzer Landrecht von 1580 bzw. 1582) auf die kursächsischen Konstitutionen (1572) zurück­geht.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961, 86

Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1654 ist das seit 1604 vorbereitete, für 1619 geplante, 1622 (und 1710, 1715 sowie 1773) gedruckte, ursprünglich für ganz Baden (Baden-Baden und Baden-Durlach) gedachte, aber wegen der (bis 1771 dauernden) Landesteilung nur in Baden-Durlach von 1654 bis 1810 gültige Landrecht, das auf der Grundlage älterer Einzelgesetze sowie des kurpfälzischen Landrechts und des württembergischen Land­rechts in sieben Teilen (Untergerichtsord­nung, Hofgerichtsordnung, Ehe- und Ehege­richtsordnung, Verträge, Testamente, Intes­taterbrecht, Strafrecht und Strafprozessrecht) fast das gesamte Recht ordnet (ausgenommen das Verwaltungsrecht).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1906ff., 2, 20

Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1809 ist der zu dem1. 1. 1810 als Landrecht für das Großherzog­tum Baden eingeführte, durch Johann Nikolaus Friedrich Brauer unter Ausschluss von Fremdwörtern wortnah in die deutsche Sprache übersetzte Code Napoléon (→Code civil, 2281 Artikel) Frankreichs mit (270) Zusätzen und Handelsgesetzen, dessen Geltung (revidierte Fassungen von 1846, 1874 und 1899) durch die Inkraftsetzung des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches von 1896 an dem 1. 1. 1900 endet.

Lit.: Brauer, J., Erläuterungen über den Code Napoléon, 1809ff.; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte, Bd. 2 1909; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 3. A. 1983; Gross, N., Der Code Napoléon in Baden und sein Verleger C. F: Müller, 1997; Code Napoleon - Badisches Landrecht, (hg. v. Müller-Wirth, C.,) 1997; http://www.koeblergerhard.­de­/Fon­tes/CodeNapoleonBaden1809.pdf; Schroeder, K., Hier ist eine baldige aber Radicale Kur nothwendig, (in) NJW 2010, 731; Rabaa, A., Die Ehe als Rechtsinstitut im Badischen Landrecht von 1810, 2011; 200 Jahre Badisches Landrecht von 1809/1810, hg. v. Hattenhauer, C./Schroeder, K., 2011; Sturm, F., 200 Jahre Badisches Landrecht, 2011

Bagarottus ist ein zwischen 1170 und 1180 geborener, wohl in Piacenza anässiger Jurist. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 297

bagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 800 [2,61,6] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1250 [Reinmar v. Zweter Nr. 305 V. 4] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) streiten

Bagstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jh. [MühldorfStR 5 1858 297] in 17 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Streitstein

Bahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1185 bezeugt – 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1565 [ArchRefG. 8 1910/11 307 in einer Redewendung] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Herkunft jenseits des Mittelhochdeutschen und des Mittelniederdeutschen vielleicht ungeklärt, F.) Weg, Pfad, Eisenbahn

Bähr, Otto (Fulda 2. 6. 1817-Kassel 17. 2. 1895), Sohn eines Regimentsarzts, wird nach dem Rechtsstudium in Marburg (Vangerow), Göttingen und Heidelberg Richter in Kassel (1849), (1851 strafversetzt in) Fulda, Kassel und nach der Annexion Hessen-Kassels durch Preußen (1866) Berlin (1879-1881 Reichsgericht, Aufgabe des Amtes wegen Nervenleidens). Als natio­nalliberaler Rechtspolitiker setzt er sich für die gerichtliche Überprüfbarkeit des Verwal­tungshandelns ein (Der Rechtsstaat, 1864). In der Untersuchung Die Anerkennung als Verpflichtungsgrund (1855) entwickelt er den selbständig (abstrakt) verpflichtenden Schuld­vertrag. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BaehrOttoDerRechtsstaat1864.pdf; Bähr, Otto, Der Rechtsstaat, 1864, Weber, D., Die Lehre von dem Rechtsstaat, Diss. jur. Köln 1968; Binder, B., Otto Bähr, 1983

Bahre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1301 [GrW. I 681] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Traggestell

Bahrprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das wohl erst seit dem 12./13. Jahrhundert in literarischen Texten (Nibelungenlied) bezeugte, zunächst außergerichtliche, in dem Rechtsbuch Ruprechts von Freising von 1328 (Art. 278) auch für gerichtliche Verwendung nachgewiesene Verfahren, bei dem bei Fehlen anderer Beweismöglichkeiten ein einer Tötung Be­schuldigter an die Totenbahre des Getöteten treten und seine Unschuld beschwören muss oder auch darf. Verän­derungen der Leiche (beispielsweise Bluten) werden als Hinweis auf die Täterschaft des Beschuldigten angesehen. Herkunft (vgl. 1. Moses 4,10 [lat.] vox sanguinis fratris tui clamat ad me de terra, die Stimme des Blutes deines Bruders ruft zu mir von der Erde) und Wesen des Verfahrens sind unklar. Mit der Aufklärung verschwindet die in der Neuzeit als Indiz für die Anwendbarkeit der Folter gebrauchte Bahrprobe, mit dem 19. Jahrhundert der Glaube an sie.

Lit.: Christensen, C., Båreprøven, 1900; Kolb, F., Das alte Bahrrecht in Tirol, (in) Tiroler Heimat 13/14 (1949/1950), 7; Ewers, H., Die Bahrprobe, Diss. jur. Bonn 1951; Fehr, H., Das Bahrrecht, (in) Dt. Jb. f. Volkskunde 6 (1960), 85

Balduinus →Baudoin

Baldus (de Ubaldis) (Perugia 2. 10. 1327-Pavia 28. 4. 1400), Sohn eines adeligen Professors der Medizin, wird nach dem Studium in Perugia (Bartolus) Professor des römischen Rechtes in Perugia (1347-1357), Pisa (1357/1358), Florenz (1358-1364), Perugia (1364-1376), Padua (1376-1379), Perugia (1379-1390) und Pavia (1390-1400). Auf Grund der vollständigen Beherrschung des gesamten geltenden Rechtes gelingt ihm die selbständige Wei­terbildung vieler Einzel­heiten (Wechsel­recht, Gesellschaftsrecht, interna­tio­nales Privatrecht, Prozessrecht, Staats­recht, Strafrecht, Privatrecht) in rund 2800 (d. h. fast 70 je Jahr) Gutachten (lat. [N.Pl.] consilia) und verschiedenen (lücken­haften) Kommentaren (lectura Codicis, Kommentar zu dem digestum vetus, lectura trium librorum Codicis, lectura super usibus feudorum, Kommentar zu acta pacis Constantiae, Kommentar zu dem liber extra) und Traktaten. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Kisch, G., Bartolus und Baldus, 1960; Horn, N., Aequitas in den Lehren des Baldus, 1968; Lange, H., Die Consilien des Baldus, 1974; Maffei, D., Giuristi medievali, 1979; Danusso, C., Ricerche sulla lectura feudorum di Baldo, 1991; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 749

Balkan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) aus dem Türkischen kommende, zusammenfassende Bezeichnung für ein bis zu 2376 Meter hohes Gebirge in Bulgarien und die südosteuropäische Halbinsel, auf der das römische Recht nach dem Ende der Antike in Form des byzantinisch-römischen Rechtes fortwirkt, seit dem 14. Jahrhundert aber durch den Nomokanon des Pseudo-Phótios von dem Ende des 9. Jahrhunderts, das Syntagma tón theión kai hierón nomón des Mönches Matthaios Blastarés (1335) und den Hexabiblos des Konstantinos Harmenopoulos (1345) bereichert wird. →Griechenland, Albanien, Bulga­rien, Jugoslawien. S. Google

Lit.: Weithmann, M., Balkan-Chronik, 1995; Hösch, E., Geschichte der Balkanländer, 4. A. 2002; Der Balkan, hg. v. Elvert, J., 1997; Der Balkan, hg. v. Heuberger, V. u. a., 1998; Südosteuropa, hg. v. Hatschikjan, M. u. a., 1999; Der Balkankrieg, hg. v. Hofbauer, H., 1999; Mennel, R., Der Balkan, 1999; Razumovsky, D. Gräfin, Der Balkan, 1999; Pavlowitsch, S., A History of the Balkans 1804-1945, 1999; Todorova, M., Die Erfindung des Balkans, 1999; Hösch, E., Geschichte des Balkans, 2004; Europe and the Historical Legacies in the Balkans, hg. v. Detrez, R. u. a., 2008; Am Rande Europas?, hg. v. Chiari, B. u. a., 2009; Zimmermann, T., Der Balkan zwischen Ost und West, 2014; Jezernik, B., Das wilde Europa, 2015; Foteva, A., Do the Balkans Begin in Vienna?, 2015; Ruzicic-Kessler, K., Italiener auf dem Balkan – Besatzungspolitik in Jugoslawien 1941-1943, 2017; Schmitt, O., Der Balkan im 20. Jahrhundert, 2019; Mulligan, W., Die Balkankriege, die Veränderung diplomatischer Normen und der Weg in den Weltkrieg, (in) HZ 312 (2021), 687

Ballei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1274 bezeugt – 1240-1250 [Lanzelot Karrenritter Episode] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1248 [MnlWB. I 536] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, zu mlat. [M.] ballivus, F.) ist seit dem 14. Jahrhundert nach sizilianischem Vorbild die Be­zeichnung für die Provinz des →Deutschen Ordens (außerhalb des Preußenlands) mit dem Landkomtur (als Vertreter des Hochmeisters) an der Spitze (beispielsweise Utrecht, Alten-Biesen, Westfalen, Sachsen, Hessen, Thüringen, Franken, Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Lothringen, Österreich, An der Etsch und im Gebirge, Lamparten, Apulien, Sizilien, Böhmen, Armenien und Zypern, Romanien).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens, Bd. 1f. 1857ff.; Militzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im deutschen Reich, 2. A. 1981; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999

Ballivus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht belegt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., zu lat. baiulus [M.] Lastträger) ist ein herrschaftlicher Amtsträger in dem mittel­alterlichen Frankreich (um 1150) sowie später in Süd­italien und als bailiff in dem hochmittel­alterlichen England mit meist auch nieder­gerichtlichen Aufgaben.

Lit.: Nowé, H., Les baillis comtaux de Flandre, 1929; Rompaey, J. v., Het grafelijk baljuwsambt in vlaanderen, 1967

Balte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines ursprünglich aus Asien kommenden baltisch sprechenden indogermanischen Volkes (Preußen, Kuren, Letten, Litauer).

Baltikum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die neuzeitliche Sam­melbezeichnung (seit dem 16. Jahrhundert sind baltische Länder Estland, Livland mit Lett­gallen in dem Südosten, Semgallen und Kurland, während Litauen erst seit dem 19. Jahrhundert zu dem Baltikum gezählt wird) für die spätestens seit dem ausgehenden Früh­mittelalter von ugro-finnischen und balto-slawischen Stämmen (Esten, Liven, Kuren, Lettgaller, Selen, Semgaller) besiedelten Gebiete an dem östlichen Rand der südlichen Ostsee. Das Baltikum wird seit dem Ende des 12. Jahrhunderts von Deutschen (Riga 1201) und Dänen (Reval 1219) erheblich beeinflusst. Die Bischöfe von Riga (1255 Erzbistum), Dorpat, Ösel, Kurland und Reval sowie der Deutschordensmeister von Livland erlangen die Stellung von Fürsten des Heiligen römischen Reiches. Sie finden sich in dem 15. Jahrhundert in einer altlivländischen Konföderation mit alljährlichen Landtagen zusammen. Das aufgezeichnete, neben ungeschriebenen Gewohnheitsrechten der Bauern bestehende Recht ist (von Dänemark und) von dem Heiligen römischen Reich beeinflusst (1315 waldemar-erichsches Lehnrecht [beeinflusst von dem Dienstrecht des Hochstifts Hildesheim], ältestes livländisches Ritterrecht, livlän­discher Spiegel [als Über­arbeitung des →Sachsenspiegels], [kompiliert als] wiek-öselsches Lehnrecht, mittleres livländisches Ritterrecht [15. Jahrhundert], umgearbeitetes Ritter­recht [systematisiert], Bauernrechte [mit Bußbestimmungen], lübisches Stadtrecht [Reval] und hamburgisches Stadtrecht [Riga, Dorpat, Libau]). Das römische Recht wirkt sich nur wenig aus. 1561 kommt das Gebiet an Polen (Livland, Kurland) und Schweden (Estland, 1621 auch Livland), 1710 fallen Estland und (mittleres) Livland (sowie das seit 1559 dänische Ösel), 1772 bei der ersten Teilung Polens Lettgallen und 1795 bei der dritten Teilung Polens Kurland an Russland, wobei augsburgische Konfession, deutsches Recht, deutsche Verwaltung und Amtssprache zugesichert bleiben. 1816/1819 erfolgt (innerhalb Russlands) die Bauernbefreiung, danach die Festlegung des Provinzialrechts (1864 Zivilgesetzbuch [mit etwa 4600 Artikeln], liv-, est- und kurländisches Privatrecht, wobei der Kern des inhaltlichen baltischen Privatrechts als aus deutschen [40 Prozent livländisches, estländisches, lübi­sches, russisches Recht, kurländische Sta­tu­ten, baltische Bauernverordnungen, Gewohn­heitsrecht] und römischen Wurzeln [57% römisch-rechtlichen Ursprungs] er­wach­senen gemeinen Rechtes örtlicher Prä­gung erhalten bleibt), 1877 die Einführung der Städte­ordnung Russlands von 1870, 1889 die Einführung des russischen Gerichtsver­fassungsrechts und Prozessrechts. 1918 werden Estland (24. 2. 1918) und Lettland von Russland bzw. der Sowjetunion unabhängig und selbständig, an dem 6. 8. 1940 bzw. 5. 8. 1940 der Sowjetunion unter Aussiedlung der Deutschen auf Grund des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 gewaltsam eingegliedert und an dem 6. 9. 1991 wieder unabhängig. 2004 werden Estland, Lettland und Litauen Mitglieder der Europäischen Union. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Ziegenhorn, C. v., Staatsrecht der Herzogtümer Curland und Semgallen, 1772, Neudruck 1973; Bunge, F. v., Einleitung in die liv-, est- und kurländische Rechtsgeschichte, 1849; Bunge, T. v., Der baltische Civilprozess nach der Justizreform vom Jahre 1889, 1890f.; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Schilling, C., Die lehn- und erbrechtlichen Satzungen des waldemar-erich’schen Rechtes, (o. J.); Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Blaese, H., Einflüsse des römischen Rechtes in den baltischen Gebieten, 1964; Von den baltischen Provinzen zu den baltischen Staaten, hg. v. Hehn, J. v. u. a., 1977; Hehn, J. v., Die Umsiedlung der baltischen Deutschen, 1984; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Schmidt, A., Geschichte des Baltikums, 1992; Baltische Länder, hg. v. Pistohlkors, G. v., 1994; Die baltischen Sprachen, hg. v. Eckert, R., 1994; Der Aufbau der freiheitlich-demokratischen Ordnung in den baltischen Staaten, hg. v. Meissner, C. u. a., 1995; Norgaard, O. u. a., The Baltic States after Independence, 1996; Die baltischen Staaten, hg. v. Scholz, F. u. a., 1997; Baltistik, hg. v. Bammesberger, A., 1998; Handbuch Baltikum heute, hg. v. Graf, H. u. a., 1998; Die Deutschbalten und der National­sozialismus, Bd. 1, hg. v. Garleff, M., 2000; Roth, M., Der Einfluss des Europarats auf die demokratische und menschenrechtliche Transformation der baltischen Staaten, 2004; Tuchtenhagen, R., Geschichte der baltischen Länder, 2005; Garber, K., Schatzhäuser des Geistes, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 982; Tuchtenhagen, R., Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa, 2008; Baltisch-europäische Rechtsgeschichte und Lexikographie, hg. v. Kronauer, U. u. a., 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Aufklärer im Baltikum, hg. v. Kronauer, U., 2011; Plath, T., Zwischen Schonung und Menschenjagden, 2012; Die baltischen Länder und Europa in der frühen Neuzeit, hg. v. Angermann, N. u. a., 2015; Luts-Sootak, M., Carl Erdmann – ein deutschbaltischer Provinzialrechtler mit Idealen, ZRG GA 138 (2021), 155

Baluze, Etienne (Tulle 24. 11. 1630-Paris 28. 7. 1718) veröffentlicht nach dem Rechts­studium in Toulouse als Bibliothekar Jean-Baptiste Colberts (1619-1683) 1677 die erste große Ausgabe der früh­mittel­alterlichen →Kapitularien (ein­schließlich der Volksrechte) des fränkischen Reiches (Capitularia regum Francorum). S. Google

Lit.: Ganshof, F., Was waren die Kapitularien?, 1961

Bamberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der als Burg Babenberg (→Babenberger) erstmals zu dem Jahre 902 genannte Ort an dem oberen Main, der 973 von Kaiser Otto II. an den verwandten Herzog von Bayern gegeben und 1007 unter dessen Erben König Heinrich II. Sitz eines Bistums wird. Um 1060 erfolgt eine Aufzeichnung des Dienstrechts der Dienstmannen. 1507 „bringt“ nach der anonymen Vorrede zu der erst nach dem Tode Schwarzenbergs veröffentlichten Übersetzung von Ciceros Offizien der bischöfliche Hofmeister Johann von →Schwarzenberg ohne rechtswissenschaftliches Studium die Bamberger Halsgerichts­ordnung (Constitutio Criminalis Bamber­gensis) „nach Rat der Gelehrten und anderer Verständiger zusammen“, der dann 1532 in dem Heiligen römischen Reich (subsidiär) die (lat. [F.]) Constitutio Criminalis Carolina Karls V. – peinliche Gerichtsordnung Karl - folgt. 1735 wird für kurze Zeit eine juristische Fakultät (Gönner) an der von 1648 bis 1803 bestehenden Universität eingerichtet. 1769 wird ein Landrecht erlassen (nur Teil 1 Civil- oder bürgerliche Sachen betreffend). 1803 fällt das Fürstbistum Bamberg an Bayern. Kirchlich wird das seit dem 13. Jahrhundert von Mainz exemte Bistum 1818/1821 Erzbistum mit den Bistümern Eichstätt, Speyer und Würzburg. Seit 1923 besteht eine philosophisch-theologische Hochschule mit (1946) rechts­wissenschaftlichem Studiengang, seit 1972 eine Gesamthochschule (1979 Universität) mit einer wirtschaftswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Fakultät. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 94, 138; Köbler, Historisches Lexikon; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BambergischeHalsgerichtsordnung1507.pdf; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Jaffé, P., Monumenta Bambergensia, 1869; Güterbock, C., Zur Redaktion der Bambergensis, 1910; Ament, W., Bamberg, 1929; Das (exemte) Bistum Bamberg, hg. v. Guttenberg, E. v. u. a., 1937ff.; Weiß, H., Stadt- und Landkreis Bamberg, 1974; Hoffmann, H., Bamberger Handschriften, 1995; Moser, P., Bamberg, 1998; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, 2005; Das Bistum Bamberg um 1007, hg. v. Urban, J., 2006; Festschrift 200 Jahre Appel­lations­gericht/Oberlandesgericht Bamberg, hg. v. Meisenberg, M., 2009; Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2007; Siewert, U., Das Bamberger Kollegiatstift St. Stephan, 2007; Staudenmaier, J., Gute Policey in Hochstift und Stadt Bamberg, 2012; Handel, Händler und Märkte in Bamberg, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2015; Bambergische Peinliche Halsgerichtsordnung Constitutio Criminalis Bambergensis, 2015

Bamberger Halsgerichtsordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Bamberg

Bande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 - 1390? oder - 1400 bezeugt – in EDEL1390? [Pilgerfahrt des träumenden Mönchs] - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [Tirol/ÖW. V 342] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verbindung oder der Zusammenschluss mehrerer Menschen zu der grundsätzlich gemeinsamen Begehung von Straftaten. Bekannte geschicht­liche Beispiele sind etwa die Bande Robin Hoods, des Schinderhannes oder der Roten Armee Fraktion.

Lit.: Die Entwicklung der Strafpraxis bei Bandenkri­minalität, 2010; Gerstenmayer, C., Spitzbuben und Erzbösewichter, 2012; Sundermeyer, O., Bandenland – Deutschland im Visier von organisierten Kriminellen, 2017

Bank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [vor 1022/Notker] bezeugt - 9. Jh. [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist allgemein die breite Sitzgelegenheit und rechtlich das Unternehmen, dessen Inhaber mindestens eine Art von Bankgeschäften in einem Umfang betreibt, der einen in kaufmännischer Weise einge­richteten Geschäftsbetrieb erfordert. Nach antiken Vorläufern in Ägypten, Griechenland und Rom (lat. [M.Pl.] argentarii, mensarii) entwickeln sich seit dem 12. Jahrhundert berufs­mäßige, jeweils auf oder an einer hölzernen oder steinernen Bank tätige Geldwechsler zuerst in Italien (Lombarden), wobei wegen der Nähe von Geldwechsel und Darlehen auf Grund des kanonischen Zinsverbots Juden geschäftliche Vorteile erwachsen. Seit dem 15. Jahrhundert entstehen halböffentliche Banken und danach öffentliche Banken (Barcelona 1401, Genua 1409, Amsterdam 1609, Hamburg 1619, Nürnberg 1621, Bank of England 1694). Seit etwa 1835 beginnen die Banken mit der Finanzierung industrieller Unternehmen, die bereit sind, Fremdkapital aufzunehmen (Paris 1852 Aktienbank). Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert werden die (zu etwa der Hälfte von jüdischen Inhabern betriebenen rund 1000 deutschen) Privatbanken (wie Sal. Oppenheim in Köln, M. Warburg in Hamburg) von den von ihnen zu der Gefahrenverringerung entwickelten Aktien­ban­ken allmählich zurückgedrängt, zwischen 1933 und 1945 auch geschlossen oder durch Arisierung enteignet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden die Banken zu bedeutenden Dienst­leistungsunternehmen, deren Recht zuneh­mend europäisiert und zusätzlich globalisiert wird. In dem Herbst 2008 entsteht auf Grund ungesicherter Darlehens­vergabe weltweit eine Bankenkrise, wenig später wird wegen politisch zugunsten der vielfach staatlichen Schuldner gewollten Zinsverfalls Geld so billig, dass Negativzinsen für Kapital erhoben werden.

Lit.: Köbler, DRG 176; Günther, K., Die städtischen Wechselbanken Deutschlands, Diss. jur. Münster 1932; Trusen, W., Die Anfänge öffentlicher Banken und das Zinsproblem, (in) FS J. Bärmann, 1975, 113; Born, K., Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert, 1976; Pöschel, H., Die Statuten der Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften in Hamburg und Altona von 1710-1889, 1978; Wissenschaft und Kodifikation Bd. 5 1980; Klein, E., Deutsche Bankengeschichte, 1982; L’alba della banca, 1982; Gabler Banklexikon, hg. v. Grill, W. u. a., 11. A. 1995, 13. A. 2002, 15. A. 2020; Lane, F./Mueller, R., Money and Banking, 1985; Ruland, A., Zur Entwicklung des Bankaufsichtsrechts, Diss. jur. Münster 1987; Kluge, A., Zur Geschichte der deutschen Bankgenossenschaften, 1991; Wandel, E., Banken und Versicher­ungen, 1997; Europäische Bankgeschichte, hg. v. Pohl, H., 1997; Banking, Trade and Industry, hg. v. Teichova, A., 1997; Fuchs, R., Die Wiener Stadtbank, 1998; North, M., Kommunikation, Handel, Geld und Banken, 2000; A History of European Banking, hg. v. Kurgan, G. u. a., 2000; James, H., Verbandspolitik im National­sozialismus, 2001; Kahmann, H., Die Bankiers von Jacquier & Securius 1933-1945, 2002; Distel, J., Die Errichtung des westdeutschen Zentralbanksystems mit der Bank deutscher Länder, 2003; Der Privatbankier, hg. v. Institut für bankhistorische Forschung, 2003; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Die Commerzbank und die Juden, hg. v. Herbst, L. u. a., 2004; Linder, N., Die Berner Bankenkrise von 1720, 2004; Liedtke, R., N M Rothschild & Sons, 2006; Deutsche Bankiers des 20. Jahrhunderts, hg. v. Pohl, H., 2008; Scholtyseck, J., Die Geschichte der National-Bank, 2011; Rosenberg, H. u. a., Die deutschen Banknoten ab 1871, 18. A. 2011, 19. A. 2014, 20. A. 2016; Denzel, M., Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621-1827), 2012; Backhaus, F., Mayer Amschel Rothschild, 2012; Lampe, W., Der Bankbetrieb in Krieg und Inflation, 2012; Schlüsselereignisse der deutschen Bankengeschichte, hg. v. Lindenlaub, D. u. a., 2013; Jungmann-Stadler, F. u. a., Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1955-2002, 2014; Graber, R. u. a., Akte Hypo Alpe Adria, 2014; Hetzer, W., Ist die Deutsche Bank eine kriminelle Vereinigung?, 2015; 100 Jahre Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands 1916-2017, hg. v. Institut für Bank- und Finanzgeschichte e. V., 2016; Knake, S., Unternehmensfinanzierung im Wettbewerb – Die Braunschweiger Staatsbank von 1919 bis 1969, 2020

Bankert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – 1350-1365 [Heinrich der Teichner] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [FRBern. V 314] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise oder ganz mit dem Indogermanischen verbindbar, mhd. Banchart [M.] auf der Bank Gezeugter) ist die ältere deutsche Bezeich­nung für das seit dem 8. Jahrhundert von der Kirche abgelehnte uneheliche Kind (oder →nichteheliche Kind).

Lit.: Bückling, G., Die Rechtsstellung der unehelichen Kinder im Mittelalter, 1920; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes zu seinem Erzeuger in der Geschichte des Privatrechts, 1978; Illegitimität im Spätmittelalter, hg. v. Schmugge, L., 1994

Bankrott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen die Zusammensetzung Staatsbankrott – nicht - und in DW2 bezeugt – 1457 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [CoutSPierreGand 124 § 73] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das vollständige Scheitern des Unternehmers, das in dem Spätmittelalter bei den Bankinhabern zu dem Zerstören ihrer Bank (ital. banca rotta [F.] zerbrochene Bank) führt, wobei die Bezeichnung über das Nieder­ländische und das Französische in dem 15. Jahrhundert in das Mittelhochdeutsche eindringt. Für die Abwicklung des Bankrotts setzt sich gegenüber der älteren Gant seit dem späteren 16. Jahrhundert das Verfahren des Konkurses und in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 1. 1999 das Verfahren der Insolvenz durch. Der betrügerische Bankrott ist Straftat­be­stand.

Lit.: Meier, A., Die Geschichte des deutschen Konkursrechts, 2003; Schmitt, C., Säuberlich banquerott gemacht – Konkursverfahren aus Frankfurt am Main vor dem Reichskammergericht, 2016

Bann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 594 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 779 [Cap. I 1 S. 51, lateinisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Möglichkeit eines Amtsträgers, Gebote und Verbote unter Anordnung gewichtiger Rechtsfolgen für den Fall der Nichtbeachtung auszusprechen (mlat. bannus Gregor von Tours [538/539-594], Historiae 5, 26). In diesem Sinn kann bereits der jüdische Rabbi den uneinsichtigen Sünder zu einem Heiden erklären (vgl. Matthäus 18,15-17). Dementsprechend schließt das Christentum (Elvira 306) Sünder in bestimmten Fällen aus der kirchlichen Gemeinschaft (lat. [F.] excommunicatio Ausschluss aus der Gemein­schaft in dem 4./5. Jahrhundert gebildet) aus (nicht auch aus der Kirche insgesamt). In Fällen geringerer Sünde wer­den nur der Empfang der Sakramente und das kirchliche Amt abgesprochen. Von dem kirch­lichen Bann kann der Papst lösen. In dem weltlichen Bereich kennt das fränkische Recht den Bann des Königs oder Grafen. Wer dagegen verstößt, muss 60 bzw. 15 Schilling leisten. Seit dem Hochmittelalter gehen die Bann­rechte des Königs auf den Landesherrn über und werden dann durch das Hoheitsrecht des Landesherrn bzw. später des Staates ersetzt. Der kirchliche Bann wird unter dem Einfluss der Aufklärung in dem 18. Jahrhundert vielfach verboten, in dem 19. Jahrhundert aber häufig wieder eingeführt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 83, 130; Sickel, W., Zur Geschichte des Bannes, 1886; Koehne, C., Studien über die Entstehung der Zwangs- und Bannrechte, ZRG GA 25 (1904), 172; Eichmann, E., Acht und Bann, 1909; Eichholzer, E., Über Zwangs- und Bannrechte, 1914; Voltelini, H. v., Königsbann­leihe und Blutbannleihe, ZRG GA 36 (1915), 290; Heck, P., Die Bannleihe im Sachsenspiegel, ZRG GA 37 (1916), 260; Ganahl, K., Der Fürbann im bayerischen Rechtsgebiet, ZRG GA 54 (1934), 257; Fehr, H., Zur Geschichte des Bannes, ZRG GA 55 (1935), 237; Wießner, H., Twing und Bann, 1935; Stutz, U., Zur Herkunft von Zwing und Bann, ZRG GA 57 (1937), 289; Siuts, H., Bann und Acht, 1959 (Diss. phil. Kiel 1956); Doskucil, W., Der Bann in der Urkirche, 1958; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Tiefenbach, H., Studien zu Wörtern volkssprachiger Herkunft, 1973; Vodola, E., Excom­munication in the Middle Ages, 1986; Schneider, J./Erb, T., Bannus, (in) Archivum latinitatis medii aevi 64 (2006), 57; Mußgnug, D., Acht und Bann im 15. und 16. Jahrhundert, 2016

Banner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1185 bezeugt – 1170 [Rolandslied des Pfaffen Konrad] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264/1269 [BaselUB. I 430, 1270 HambStR. 42] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Französische und das Fränkische mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vielleicht schon in germanischer Zeit als Zeichen möglicherweise auch für Mitteilungen dienende Fahne (Heerfahne, Gerichtsfahne). Seit dem 11. Jahrhundert werden Fahnen mit einem Fahnen­wagen in die Schlacht gefahren. Seit Friedrich I. Barbarossa (1122-1190, König 1152) führt der König ein Banner mit schwarzem Adler auf gelbem Grund mit sich.

Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943, 34; 75 (Fünfundsiebzig) Jahre Reichsbanner Schwarz - Rot - Gold, red. v. Grimm, U., 1999

bannitio (mlat. [F.]) öffentliche Ladung (nicht in latein_a-z.docx)

Bannleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vergabe (Leihe) eines Bannes durch den König. Sie wird 1149 zu Gunsten der Kirche sichtbar. In dem Sachsen­spiegel ist die Bannleihe eine grundlegende Er­scheinung der Gerichtsbarkeit, doch verliert die königliche Bannleihe mit dem Übergang der Gerichtsbarkeit auf die Landesherren ihre Bedeutung.

Lit.: Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994

Bannmeile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1237 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 [MGConst. II 276] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die örtlich auf eine (oder auch mehrere) Meilen festgelegte Reichweite eines →Bannes oder einer Herrschaftsgewalt. Seit dem Hochmittelalter werden insbesondere Burgen, Städte (beispielsweise Lechenich 1279 banmile sive bivanc), Märkte, Mühlen oder Brauhäuser mit einer Bannmeile ausgestattet, in deren Bereich Wettbewerb ausgeschlossen ist. In der Gegenwart beschreibt die Bannmeile eines Staats­organs den räumlichen Bereich, in dem zu seinem Schutz keine Versammlungen abgehalten werden dürfen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hirsch, H., Die Klosterimmu­nität seit dem Investiturstreit, 1913; Küchler, W., Das Bannmeilenrecht, 1964

Bannwald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1351 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 [GrW. V 357] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch Bann des Königs oder sonstigen Herren der allgemeinen Nutzung entzogene Wald (7. Jahrhundert lat. [F.] silva regis, forestis, 1251 banholz, 1280 banforst).

Lit.: Mantel, K., Wald und Forst in der Geschichte, 1990; Dasler, C., Forst und Wildbann, 2001

Bannwein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber nicht in DW2 – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1111 [SpeyerUB. 19] in 32 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) durch Bann in Wettbewerb geschützter Wein einer Herrschaft

barbarus, barbaros, barbar, lat., Adj., barbarisch, ausländisch, fremd, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. βάρβαρος (bárbaros), Adj., nicht griechisch, unverständliche Sprache sprechend, barbarisch; vgl. idg. *baba-, V., undeutlich reden, lallen

barbarus, lat., M., Barbar, plappernder (Nichtrömer), Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx

Lit.: Köbler, LAW; Rugullis, S., Die Barbaren in den spätrömischen Gesetzen, 1992

Barbeyrac, Jean de (1674-1744), 1697-1710 Professor für alte Sprachen in Berlin, 1711-1717 für Geschichte und Naturrecht in Lausanne, 1717-1744 für öffentliches und privates Recht in Groningen, verbreitet natur­rechtliches Gedankengut durch fran­zösische Übersetzungen von Werken Pufendorfs, Grotius’ und Cumberlands. S. Google

Lit.: Othmer, S., Berlin und die Verbreitung des Naturrechts in Europa, 1970

barfuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1100 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [Veluwe Deichbrief/ZRG2 Germ. 28 1907 292] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), bloßfüßig, vgl. 2. Samuel 15, 30, ältester vollständig erhaltener Lederschuh von dem Schnidejoch in den Alpen Berns auf 4300 v. Chr. datiert

Bargilde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 789-814 [Cap. I 1 S. 185] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Biergelde

Barock (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen barockisch – nicht und in DW2 1876 bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Französischen und Portugiesischen in der weiteren Herkunft ungeklärt, M./N., Adjektiv barock 1759 aus dem Französischen und Portugiesischen aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) ist in der Kunstgeschichte die Zeit zwischen der Renaissance an dem Ende des 16. Jahrhunderts und dem Klassizismus ab etwa 1760/1770.

Lit.: Methoden und Probleme der Alltagsforschung im Zeitalter des Barock, hg. v. Pickl, O. u. a., 1992

Baron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1210 bezeugt – ab 643 [Leges Langobardorum] und 1200-1210 [Parzival des Wolfram von Eschenbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Mittellateinische und Mittelfranzösische von ahd. baro (M.) Mann abgeleitet und mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar sowie in der weiteren Herkunft vielleicht ungeklärt, M.) Bezeichnung für Angehörigen einer Gruppe Adeliger (1595 für Freiherr)

Barrister (M.) ist der vor Gericht (engl. [N.] bar) auftretende Anwalt des englischen Rechtes. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000

Barschalk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 804 [Freising Trad. I 184] in 18 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Bezeichnung für bestimmte Halbfreie in dem frühmittelalterlichen Bayern (8./9. Jahrhundert, auch 13. Jahrhundert).

Lit.: Köbler, WAS; Janda, A., Die Barschalken, 1926; Mayer, T., Baar und Barschalken, (in) FS I. Zibermayr, 1954, 143

Bartholomäus de Capua ist ein in Capua an dem 12. 8. 1248 als Sohn eines Juristen geborener, in Neapel ausgebildeter und 1278 promovierter, 1328 verstorbener neapoli­tanisch­er Jurist (Glossen, Quästionen, Reden). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 499

Bartholomäusnacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nacht (von dem 23. August) zu dem 24. August (1572), in der nach der Hochzeit (Bluthochzeit) des Protestanten Heinrich von Navarra mit Margareta von Valois in Paris und Umgebung mehr als 3000 Menschen (meistens Hugenotten) getötet werden.

Bartolus de Saxoferrato (aus bäuerlicher Familie, Venatura bei Sassoferrato/Saxofer­rato nahe Ancona in Umbrien 1313? oder 1314?-Perugia 13. 7. 1357, lat. [F.] lucerna iuris, Leuchte des Rechtes) lehrt nach dem in Perugia (1327 mit etwa vierzehn Jahren, Cinus de Sighibuldis) und Bologna (1330?, 1333?) betriebenen Rechtsstudium und der nach der Disputation von 1333 (baccalaureus) an dem 10. 11. 1334 in Bologna erlangten Promo­tion zu einem (lat.) doctor (M.) iuris civilis (Lehrer des weltlichen Rechtes) und einer Tätigkeit als Assessor des Podestà in Todi, Cagli und Pisa seit Winter 1338/1339 in Pisa und Perugia (1342) weltliches Recht. Neben vielleicht mehr als 400 gedruckten und weiteren rund 200 ungedruckten Gutachten (etwa vierundzwanzig je Jahr oder zwei je Monat) verfasst er bedeutende Kommentare zu Digesten und Codex Justinians sowie Glossen, additiones, 22 gedruckte quaestiones und etwa 45 (28 gedruckte) wichtige Traktate (beispielsweise zu dem Markenrecht und Wappenrecht) in klarer, aber trotz freierer Auslegung noch an der Scholastik ausgerichteter Denkweise. Seine Werke bilden neben der Glosse des Accursius an vielen Orten die Grundlage des juristischen Studiums bis weit in die Neuzeit ([lat.] Nemo bonus iurista, nisi Bartolista, niemand ist guter Jurist, wenn er nicht Bartolist ist). Sein wohl bekanntester Schüler ist →Baldus de Ubaldis. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Bartolus, Opera omnia, Drucke seit 1525; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3ff. 1834ff.; Woolf, C., Bartolus of Sassoferrato, 1913. Neudruck 2012; Bartolo da Sassoferrato, Bd. 1f. 1962; Merzbacher, F., Bartolo de Sassoferrato, (in) Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 559; Kisch, G., Bartolus und Baldus, 1960; Cavallar, O. u. a., A Grammar of Signs, 1994; Lepsius, S., Der Richter und die Zeugen, 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 682; Bartolo de Sassoferrato nel VII centenario della nascità – diritto, politica, società, 2014

Basel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Rhein (Basilia 374 n. Chr.) wird auf keltisch-römischer Siedlungsgrundlage (kelti­sche Rauriker 1. Jahrhundert v. Chr., römisches Kastell auf dem Hügel des späteren Münsters um 15 v. Chr.) nach dem Übergang an die Alemannen (6./7. Jahrhundert) vielleicht in dem 7. Jahrhundert Sitz eines Bischofs (zunächst von Augst und Basel). 1185/1190 ist ein Rat urkundlich bezeugt. Seit 1362 zählt es sich nach dem Kauf wichtiger Rechte des Bischofs zu den freien Städten in dem Heiligen römischen Reich und erwirbt Gebiete zu dem Jura hin. 1431-1437 ist es Tagungsort eines Konzils. 1459 (4. 4. 1460) erlangt es eine (bald verbaselte) Universität (mit rund 2200 Promotionen zwischen 1558 und 1818 d. h. jährlich etwa 9). An dem 13. 7. 1501 schließt sich Basel als neunter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz an und löst sich 1648 förmlich von dem Heiligen römischen Reich. Die Stadtgerichtsordnung von 1719 schöpft hauptsächlich aus dem württembergischen Landrecht von 1555. 1821 wird ein Kriminalgesetzbuch für den Kanton Basel erlassen. 1832/1833 trennt sich Basel-Land von Basel-Stadt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, 1860; Concilium Basiliense, hg. v. Haller, J., Bd. 1ff. 1896ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel, Bd. 1ff. 1907ff.; Bruder, H., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Basel, 1909; Mulsow, H., Maß und Gewicht der Stadt Basel, 1910; Festschrift zur Feier des 450jährigen Bestehens der Universität Basel, 1910; His, E., Geschichte des Basler Grundbuchs, 1915; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel, Bd. 1f. 1907ff.; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 1917; Ribeaud, A., Le moulin féodal, 1920; Heusler, A., Basels Gerichtswesen im Mittelalter, 1922; His, E., Zur Geschichte des Basler Notariats, (in) Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 20 (1922), 1; Saxer, E., Das Zollwesen der Stadt Basel, 1923; Roth, P., Die Organisation der Basler Landvogteien, 1922; His, E., Eine historische Staatsteilung, (in) FG (Festgabe) Fritz Fleiner 1927; Membrez, A., Die Burgvogtei Binzen, 1928; Metzger, K., Die Verbrechen und ihre Straffolgen im Basler Recht des späteren Mittelalters, 1931; Koelner, P., Die Safranzunft zu Basel, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Zur Territorial­bildung der Bischöfe von Basel, (in) ZGO 52 (1938), 226; Die Matrikel der Universität Basel, hg. v. Wackernagel, H., Bd. 1f. 1951ff.; Staehelin, A., Geschichte der Universität Basel 1632 bis 1818, 1957; Hagemann, H., Rechtswissenschaft und Basler Buchdruck, ZRG GA 77 (1960), 241; Hagemann, H., Basler Stadtrecht im Spätmittelalter, ZRG GA 78 (1961), 140; Professoren der Universität Basel, 1960; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel 1459-1529, 1962; Baerlocher, R., Das Rechtsmittelsystem des baselstädtischen Zivilprozess­rechts, 1964; Bühler, T., Andreas Heusler und die Revision der Basler Stadtgerichtsordnung 1860-1870, 1963; Staehelin, A., Sittenzucht und Sittengerichtsbarkeit in Basel, ZRG GA 85 (1968), 78; Christ, B., Die Basler Stadtgerichtsordnung von 1719, 1969; Abplanalp, F., Zur Wirtschaftspolitik des Fürstbistums Basel, 1971; Bühler, T., Gewohnheits­recht und Landesherrschaft im ehemal­igen Fürstbistum Basel, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,443, 3,2,1958; Mommsen, K., Katalog der Basler juristischen Disputationen 1558-1818, 1978; Simon, C., Untertanenverhalten und obrigkeitliche Moral­politik, 1981; Hagemann, H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Kern, B., Die juristische Gesellschaft zu Basel, ZRG GA 100 (1983), 145; Röthlin, N., Die Basler Handelspolitik, 1986; Münch, P., Aus der Geschichte des Basler Privatrechts im 19. Jahrhundert, 1991; Basel, hg. v. Kreis, G. u. a., 2000; Hirsch, V., Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen, 2004; Hagemann, H., Laiengericht und gelehrtes Recht am Beispiel des Basler Stadtgerichts, (in) ZNR 27 (2005), 1; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Suter, S., Die strafrechtlichen Bedenckhen, 2006; Immenhauser, B., Bildungswege – Lebenswege, 2007; Steinbrink, M., Ulrich Meltinger, 2008; Berner, H. u. a., Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2008; Hagemann, Hans-Rudolf, Vielschichtiges Recht - Zivilrechtspflege im neuzeitlichen Basel, 2009; Kunz, R., Geschichte der Basler juristischen Fakultät 1835-2010, hg. v. Hafner, F. u. a., 2011; Gelehrte zwischen Humanismus und Reformation, hg. v. Wallraff, M., 2011; Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann (gest. 1518), hg. v. Signori, G., 2014; Heuss, R., Basler Polizei 1816-2016, 2016; Christ-von Wedel, C., Glaubensgewissheit und Gewissensfreiheit – die frühe Reformationszeit in Basel, 2017

Basiliken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, griech. [ta] basilika [nomima], kaiserliche [Bücher bzw. Gesetze], Pl.) ist der Name für die (von Kaiser Basilius I. 867-886 geplanten) 60 Bücher, in denen unter Kaiser Leon VI. (886-912) in →Byzanz die la­teinischen Rechtstexte (Codex und Di­gesten) Kaiser →Justinians (528-534) auf der Grundlage wohl alter griechischer Para­phra­sen in das Griechische übersetzt, gestrafft und vereinfacht werden (Digesten­para­phrase des Anonymus, Codex­paraphrase des Thaleleios). Später kommen Randbemer­kungen (Scholien) hinzu. Um 1345 bearbeitet →Harmenopulos die Basiliken in dem →Hexabiblos. Die unmittelbare Geltung der Basiliken endet mit der Einnahme Ostroms durch die Türken 1453 n. Chr., doch bleiben die Basiliken in Zusammen­fassungen und Auszügen für Griechenland bis zu dem Zivilgesetzbuch des Jahres 1946 bedeutsam.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 44 I 6; Basilicorum libri LX, hg. v. Scheltema, J., u. a., Bd. 1ff. 1953ff.

Baske (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen in Baskenmütze - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Baskenmütze – nicht, aber in Google belegt, M., damit sprachlich verbindbare Eigenbezeichnung Euskaldunak [Baskischsprecher] oder Euskal Herritar [Volk des Baskenlands]) ist der Angehörige eines vorindogermanischen, um die Pyrenäen in Spanien und Frankreich siedelnden Volkes (vielleicht insgesamt 650000 Baskischsprecher). In dem 10. Jahrhundert deckt sich das Land der Basken mit dem Königreich →Navarra. 1939 beseitigt der spanische Diktator Franco die Vorrechte der ihm ablehnend gegenüberstehenden Basken. 1979 erhalten die Basken (wieder) Autonomie. Hinweise auf eine frühere Besiedelung ihres Gebietes durch andere Sprachgruppen bestehen nicht.

Lit.: Ortots, H., Die Basken, 1979; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,247; Kasper, M., Baskische Geschichte, 1997, 2. A. 2008; Kurlansky, M., Die Basken, 2000

Baudoin (Balduinus), François (Arras 1520-Paris 1573), Fiskaladvokatensohn, lehrt nach dem Studium in Löwen (Mudaeus), kurz in Paris (Du Moulin), seit 1548 in Bourges, seit 1555 in Straßburg, seit 1556 in Heidelberg, nach einiger Unterbrechung seit 1566 in Besançon und seit 1569 in Angers. Innerhalb der französischen Humanisten bemüht er sich um die von der einfachen Überlieferung gelöste zusammenfassende Behandlung verschiedener Textschichten (beispielsweise der Codex­fragmente Konstantins). S. Google

Lit.: Erbe, M., François Baudoin, 1978

bauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [800 - bzw. 3. Viertel 8. Jh.] - bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – beispielsweise - ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wohnen, errichten, bestellen

Bauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [750] bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 645, 646] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bauen 800) ist der Angehörige des die Landwirtschaft betreibenden Berufsstands. Sachlich entsteht der Bauer mit der vor zehntausend Jahren in dem Gebiet des so genannten silbernen Halbmonds in Kleinasien beginnenden Sesshaft­werdung des vorher auf der Suche nach Nahrung wandernden Menschen, mit welcher der Ackerbau neben die Viehzucht tritt. In dem Frühmittelalter gerät der ursprünglich vielleicht freie Bauer vielfach in grundherrschaftliche Abhängig­keit. Seit der Aussonderung der Bürger und Ritter etwa in dem 11. Jahrhundert bilden die ver­bleibenden Mitglieder der Gesellschaft den Berufsstand der Bauern. Namengebend wird das bloße Nebeneinanderwohnen (ahd. būan) der Nachbarn. Möglich ist unter bestimmten Umständen der Erwerb von Freiheit (beispielsweise Rodungsfreiheit). Zu Beginn des 16. Jahrhunderts lehnen sich die Bauern erfolglos gegen ihre Herren auf (→Bauernkrieg). In dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wird vielleicht die Hälfte der Bauern getötet. In dem 19. Jahrhundert erlangen die Bauern Freiheit und Eigentum (→Bauernbefreiung) und werden den (anderen) Bürgern grundsätzlich gleichgestellt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Bauern wegen der günstigeren Lebensbedin­gungen in anderen Erwerbszweigen und der Maschinisierung der Landwirtschaft sehr stark ab (in Deutschland 2016 noch rund 280000 landwirtschaftliche Betriebe, 2020 rund 263500 mit durchschnittlich 63 Hektar Wirtschaftsfläche – durch Überproduktion und Preisverfall viele gefährdet -) und verliert die Landwirtschaft überhaupt ihre wesentliche wirtschaftliche Bedeutung an die Dienst­leistung, selbst wenn die Menschheit ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse bisher nicht überleben kann.

Lit.: Köbler, DRG 79, 98, 111, 135; Heusler, A., Der Bauer als Fürstengenoss, ZRG GA 7 (1886), 235; Wittich, W., Die Frage der Freibauern, ZRG GA 22 (1901), 245; Fehr, H., Das Waffenrecht der Bauern im Mittelalter, ZRG GA 35 (1914), 111; Urkunden zur deutschen Agrar­geschichte, hg. v. Wopfner, H., 1925; Barth, F., Der baaremer Bauer, (in) Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar 17 (1928); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG GA 54 (1934), 178; Bader, K., Die freien Bauern im Breisgau, 1936; Mayer, T., Die Entstehung des „modernen“ Staates im Mittelalter und die freien Bauern, ZRG GA 57 (1937), 210; Bader, K., Das Freiamt im Breisgau und die freien Bauern am Oberrhein, 1936; Veltzke, G., Der gebundene bäuerliche Besitz, 1938; Arbusow, L., Das Bauernrecht des sog. budberg-schraderschen Landrechtsentwurfs von 1740, (in) Mitteilungen aus der livländischen Geschichte 25 (1937), 377; Huppertz, B., Räume und Schichten bäuerlicher Kulturformen in Deutschland, 1939; Höffner, J., Bauer und Kirche 1939; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer, 1939; Deutsches Bauerntum, Bd. 1f. hg. v. Franz, G., 1939f.; Möller, K., Das Vierländer Bauernrecht, 1940; Lütge, F., Die landesherrlichen Urbarsbauern in Ober- und Niederbayern, 1943; Adel und Bauern im Staat des deutschen Mittelalters, hg. v. Mayer, T., 1943; Martini, F., Das Bauerntum im deutschen Schrifttum, 1944; Grass, N., Zur Kontinuität im bäuerlichen Rechte der Alpenländer, ZRG GA 66 (1948), 516; Haff, K., Der freie Bergbauer als Staatsgründer, ZRG GA 67 (1950), 394; Dollinger, P., L’évolution des classes rurales en Bavière, 1949; Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte, 1955; Niederer, A., Gemeinwerk im Wallis, 1956; Lehmann, R., Die Verhältnisse der niederlausitzischen Herrschafts- und Gutsbauern, 1956; Hofmann, H., Freibauern, Freidörfer, (in) Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 23 (1960), 195; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Achilles, W., Vermögensverhältnisse braunschweigi­scher Bauern­höfe im 17. und 18. Jahrhundert, 1965; Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969; Grüll, G., Der Bauer im Lande ob der Enns, 1969; Bauer, Wort und Begriff, hg. v. Wenskus, R. u. a., 1975; Deutsches Bauerntum im Mittelalter, hg. v. Franz, G., 1976; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesell­schaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert, 1978; Dollinger, P., Der bayerische Bauernstand vom 9. bis zum 13. Jahrhundert, 1982 (franz. 1949); Fossier, R., Paysans d’Occident, 1984; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985, 4. A. 1987; Blickle, P., Studien zur geschichtlichen Bedeutung des deutschen Bauernstandes, 1989; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Trossbach, W., Bauern 1648–1806, 1993; Rösener, W., Die Bauern in der europäischen Geschichte, 1993; Wopfner, H., Tiroler Bergbauernbuch, hg. v. Grass, N., Bd. 1ff., 1995ff.; Epperlein, S., Bäuerliches Leben im Mittelalter, 2003; Reinle, C., Bauernfehden, 2003; Bauernleben, hg. v. Bauer, K., 2005, 2. A. 2005, 3. A. 2007, 4. A. 2014; Wiese, M., Leibeigene Bauern und römisches Recht im 17. Jahrhundert, 2006; Kissling, P., Freie Bauern und bäuerliche Bürger, 2006; Kofler, A., Bauernleben in Südtirol, 2010; Krauß, J., Ländlicher Alltag und Konflikt in der späten frühen Neuzeit, 2012

Bauerbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14./15. Jh. [StaverenStR. 189] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Dorfordnung

Bauergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1258 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Ennen, QKöln II 392] in 18 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist unter verschiedenen Namen das unter häufigem Vorsitz eines Bauermeisters in Flursachen tagende Gericht des mittel­alterlich-frühneuzeitlichen Dorfes.

Lit.: Wiemann, H., Der Heimbürge in Thüringen und Sachsen, 1962

Bauermeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1159 [LübChr. I 249] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt [mnd. burmester] sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist von dem Hochmittelalter (bis zu dem Ausgang der frühen Neuzeit) der (gebietlich auch anders bezeich­nete) Leiter (M.) örtlicher, meist bäuerlicher Gemeinden mit auch gerichtlichen Aufgaben.

Lit.: Schildt, B., Bauer Gemeinde Nachbarschaft, 1996

Bauernbefreiung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1863 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Knapp, G. 1887, F.) ist die Befreiung der gebietsmäßig durchaus verschieden gestellten Bauern aus der grundherrlichen Abhängigkeit an der Wende des 18. Jahrhunderts zu dem 19. Jahrhundert, die von Staatsmännern, Wirtschaftsdenkern und aufgeklärten Bürgern mit dem Ziel der Modernisierung der Landwirtschaft nach dem Vorbild Englands auch zwecks Ertragssteigerung angeregt wird. Sie beginnt nach Verbesserungen des Bauernschutzes in Preußen (1749) und Österreich (1751) in Savoyen (1761, 1771). Reformen Josephs II. in Österreich werden abgesehen von der Aufhebung der Erbuntertänigkeit nach 1789 wieder abgeschafft. In Baden wird 1787 die Leibeigenschaft aufgehoben. In Preußen erhalten von 1799 bis 1805 50000 Domänen­bauern persönliche Freiheit und freies Eigentum. In dem Oktober 1807 verschafft ein preußisches Edikt bis zu dem Martinitag 1810 allen Bauern persönliche Freiheit, das Regulierungsedikt von 1811 auch Eigentum gegen Entschädigung. In dem Laufe des 19. Jahrhunderts dringt die Bauernbefreiung vor allem seit 1848 (Österreich Aufhebung der Robot, Grundentlastung) allgemein durch (beispielsweise Russland 1861). Entgegen den geäußerten Zielsetzungen bewirkt die Bauernbefreiung allerdings keine allge­meine Verbesserung der Lage der Bauern.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 174; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Grünberg, C., Die Bauernbefreiung in Böhmen, Mähren und Schlesien, Bd. 1f. 1893, Neudruck 2013; Darmstädter, P., Die Befreiung der Leibeigenen (Mainmortables) in Savoyen, 1897; Vogt, G., Die Bauernbefreiung in Mecklenburg, 1937; Conze, W., Die liberalen Agrarreformen Hannovers im 19. Jahrhundert, 1947; Conze, W., Quellen zur Geschichte der Bauernbefreiung, 1957; Engels, W., Ablösungen und Gemeinheitsteilungen in der Rheinprovinz, 1957; Schremmer, E., Die Bauern­befreiung in Hohenlohe, 1963; Winkel, H., Die Ablösungskapitalien aus der Bauernbefreiung in West- und Süddeutschland, 1968; Hippel, W. v., Die Bauernbefreiung im Königreich Württemberg, Bd. 1f. 1977; Dipper, C., Die Bauernbefreiung in Deutschland 1790-1850, 1980; Kreutzkamp, F., Bauernbefreiung auf Cappenberg, 2003; Schneider, K., Geschichte der Bauernbefreiung, 2010

Bauernkrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1526 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als ab 1524 mit einem Hinweis auf Stolze, D., Bedeutung Würtemb. f. d. Bauernkrieg und die Bezeichnung Bauernkrieg/HistVjschr. 33 [1931] 398ff. und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (zwischen 1300 und 1800) von den →Bauern gegen die →Grundherrn geführte (einzelne) Krieg. Der Bauernkrieg von 1525 gründet sich auf eine als Folge der Pest an dem Ende des Mittelalters entstandene Agrarkrise und auf die von Martin Luther (Von der Freiheit eines Christenmenschen) genährte Hoffnung auf Besserung der Lage der Unterdrückten. Nicht zuletzt wegen Luthers Anfang Mai 1525 erfolgender Stellung­nahme gegen die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern enden die Bauernkriege mit Niederlagen (bei Fran­kenhausen, Zabern, Böblingen und Würz­burg) der Bauern (etwa 100000 Tote), ohne dass diese sich jedoch vollständig entrechten lassen.

Lit.: Zimmermann, W., Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges, 1841ff.; Franz, G., Der deutsche Bauernkrieg, 1933, Aktenband 1935, 14. A. 1984; Blickle, P., Die Revolution von 1525, 1975; Struck, W., Der Bauernkrieg am Mittelrhein und in Hessen, 1975; Waas, A., Der Bauernkrieg, 1995; Blickle, P., Der Bauernkrieg, 1998, 2. A. 2002; Blickle, P., Unruhen in der ständischen Gesellschaft, 1988, 2. A. 2010, 3. A. 2012; Goertz, H., Thomas Müntzer, 1989; Strunz-Happe, A., Wandel der Agrarverfassung, 2003; Fink, B., Die Böhmenkircher Bauernrevolte 1580-1582/83, 2004; Hohn, M., Die rechtlichen Folgen des Bauernkrieges von 1525, 2004; Bundschuh, hg. v. Blickle, P. u. a., 2004; Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald, hg. v. Vogler, G., 2008; Der Oberrheinische Revolu­tionär, bearb. v. Lauterbach, K., 2009; Die Zwölf Artikel von 1525 und das „göttliche Recht“ der Bauern, hg. v. Hasselhoff, G. u. a., 2012; Blickle, P., Der Bauernjörg – Feldherr im Bauernkrieg, 2015; Goertz, H., Thomas Müntzer, 2015; Bauernkrieg in Franken, hg. v. Fuchs, F. u. a., 2016; „Armer Konrad“ und Tübinger Vertrag im interregionalen Vergleich, hg. v. Hirbodian, S. u. a., 2016; Bräuer, S./Vogler, G. Thomas Müntzer, 2016; Mayenburg, D. v., Gemeiner Mann und gemeines Recht – Die zwölf Artikel und das Recht des ländlichen Raums im Zeitalter des Bauernkriegs, 2018 (März 1525); Heidenreich, B., Ein Ereignis ohne Namen? Zu den Vorstellungen des Bauernkrieges von 1525 in den Schrften der Aufständischen, 2019

Bauernlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1807 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Hochmittelalter bei Orden (beispielsweise Zisterziensern) und dann in England in dem 15. Jahrhundert beginnende Einziehen wüst liegender Bauernhöfe und Aufkaufen freier Bauernhöfe durch Grundherren zwecks Vergrößerung von Grundherrschaften (beispielsweise Rittergütern in Mecklenburg und Vorpommern), das seit 1709 bzw. 1749 in Preußen verboten wird.

Lit.: Nichtweiß, J., Das Bauernlegen in Mecklenburg, 1954; Zientara, B., Die Agrarkrise in der Uckermark, (in) Feudalstruktur, Lehnbürgertum und Fernhandel 1967, 221ff.

Bauernlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das vereinzelt an einen Bauern gelangte kleine Lehen, das zwischen Lehen und Leihe steht und in das Lehensrecht nur in einzelnen Hinsichten einbezogen wird.

Bauerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 unter Bauerschaft um 800 und unter Bauernschaft 1699 bezeugt – nicht in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen unter Bauernschaft – als Ansatz – nicht und unter Bauerschaft ab 1180 [OsnabrUB. I 310] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – unter Bauernschaft – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die als Einheit verstandene Nachbarschaft, vor allem auf dem Land, aber zeitweise auch in niederdeutschen Städten.

Lit.: Lappe, J., Die Bauerschaften der Stadt Geseke, 1908; Lappe, J., Eine „untergegangene“ Bauerschaft, ZRG GA 32 (1911), 229; Lappe, J., Die Bauerschaften und Huden der Stadt Salzkotten, 1912

Bauersprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, nicht in DW2 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. Anh. 9] belegt [mnd. bursprake], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Versammlung der Nachbarn in Stadt und Dorf, in der das geltende Recht verkündet wird und bei Bedarf allgemeine Angelegenheiten beraten werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Baulast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur durch einen Hinweis auf Stutz, Kirchenrecht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem späten 20. Jahrhundert in Deutschland das sich nicht bereits aus öffentlichrechtlichen Vorschriften ergebende, also freiwillig gegen­über der Bauaufsichtsbehörde über­nommene, ein Grundstück betreffende Tun, Dulden oder Unterlassen eines Eigentümers. →Kirchen­baulast

Lit.: Döring, C., Die öffentliche Baulast, 1994; Grahm, N., Kommunale Kirchenbaulasten im Gebiet des ehemaligen Großherzogtums Baden, 2012

Baum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 belegt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Herkunft ungeklärt, M.) ist die verholzte, aus Wurzel, Stamm und Krone bestehende und auf dem Land wachsende große Pflanze

Lit.: Demandt, A., Über allen Wipfeln – Der Baum in der Kulturgeschichte, 2002; Demandt, A., Der Baum, 2. A., 2014

Bauordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1564 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1579 [WürtLTA.2 II 101] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit der frühen Neuzeit zunächst in Städten sichtbare rechtliche Ordung für das Errichten von Bauwerken.

Lit.: Bauer, C., Anspruch und Wirklichkeit landesherrlicher Baugesetzgebung, Diss. jur. Marburg 1991; 100 Jahre Allgemeines Baugesetz Sachsen, hg. v. Bauer, H. u. a., 2000; Bauen nach Vorschrift?, hg. v. Spohn, T., 2002; Sokull, J., Baurecht und kommunale Selbst­verwaltung im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 2010 (gedruckt 2012); Feldmann, E., Bauordnungen und Baupolizei, 2011; Quellen zum Bau- und Enteignungsrecht (1940-1958), hg. v. Schubert, W., 2016

Baurecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1120 [GenesisM. 87, 9], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der Rechtssätze, die sich auf die Zulässigkeit und die Grenzen bzw. die Ordnung und die Förderung der Errichtung und wesentlichen Veränderung von baulichen Anlagen sowie auf deren bestimmungsgemäße Nutzung beziehen. Ursprünglich gilt für das Baurecht der Grundsatz der Baufreiheit des Grundstücks­berechtigten (so noch das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794 in I 8 § 65). Seit dem Hochmittelalter finden sich erste Ein­schränkungen in den verdichtet besiedelten Städten. Dem folgen allmählich zahlreiche einzelne Polizeiverordnungen, Erlässe und Entschließungen der Landesherren. Sie werden in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch allgemeine Regelungen ersetzt (München 1863, Bayern 1864, Baden 1868, Sachsen 1868/1869, Preußen 1871, Württemberg 1872, Sachsen Baugesetz 1900, Bayern Bauordnung 1901, Preußen Woh­nungsgesetz 1918, Deutsches Reich Bau­gestaltungsverordnung 1936), die mit zuneh­mender Besied­lungsdichte immer stär­kere Beschränkungen aufnehmen, so dass der Grundsatz der Baufreiheit in erheblichem Umfang zu einem bloßen Grundsatz eingeengt wird (Bundesbaugesetz 1960, Baunutzungs­ver­ordnung 1962, Städtebauför­derungsgesetz 1971, Baugesetzbuch 1986, Arbeitsstättenver­ordnung 2004). Als Baurecht wird in Österreich das →Erbbaurecht bezeichnet.

Lit.: Köbler, DRG 152, 198, 259, 269; Grein, F., Baurecht nach den Vorschriften des allgemeinen Landrechts, 1863; Urschlechter, A., Das Baurecht der Stadt Nürnberg, Diss. jur. Erlangen 1940; Gönnenwein, O., Die Anfänge des kommunalen Baurechts, (in) FG H. Fehr, 1948, 71; Pirson, D., Das Baurecht des fürstlichen Absolutismus im hohenzollerischen Franken, 1961; Buff, A., Die bestimmenden Faktoren der deutschen Bauordnungen, 1970; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Ries, P., Bauverträge im römischen Recht, Diss. jur. München 1989; Bauer, C., Anspruch und Wirklichkeit landesherrlicher Baugesetzgebung, Diss. jur. Marburg 1991; 100 Jahre Allgemeines Baugesetz Sachsen, hg. v. Bauer, H. u. a., 2000; Binding, G./Linscheid-Burdich, S., Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter, 2002; Bauen nach Vorschrift?, hg. v. Spohn, T., 2002; Kocken, E., Van bouwen, 2004; Untermann, M., Architektur im frühen Mittelalter, 2006; Sokull, J., Baurecht und kommunale Selbst­verwaltung im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 2010 (gedruckt 2012); Feldmann, E., Bauordnungen und Baupolizei, 2011; Quellen zum Bau- und Enteignungsrecht (1940-1958), hg. v. Schubert, W., 2016

Bausparkasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1885?, F.) ist die vorchristlichen Anfängen in China folgende genossenschaftlich organisierte →Sparkasse, die meist nach einer Ansparzeit Darlehen zu Bauzwecken an Genossen vergibt. Die erste Bausparkasse wird 1775 in Birmingham gegründet (Ketley’s Building Society, 1831 Oxford Provident Building Association in Frankfort/­Pennsylvania). In Deutschland stammt die älteste Bausparkasse von 1885 (Bielefeld, Bausparkasse für jedermann, 1924 Bausparkasse Wüstenrot).

Lit.: Köbler, DRG 241; Lehmann, W., Die Bausparkasse, 5. A. 1977

Bautzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Eide, Statuten und Prozesse, hg. v. Schwerhoff, G. u. a., 2002

Bayer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch – ausgenommen Saubayer – und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar - 6. Jh. -, M.) ist der Angehörige des aus streitigen Grundlagen (Bojern, Ale­man­nen, Walchen) erwachsenden, zu dem 6. Jahrhundert (Jordanes) erstmals genannten, zwischen Alpen und Donau siedelnden Volkes. Die Bayern geraten schon früh unter die Herrschaft der →Franken. Um 740 werden für die Bayern von Bonifatius Bistümer eingerichtet (Passau, Salzburg, Freising, Regensburg, Eichstätt). Wohl vor 743 zeichnen die Bayern nach dem Vorbild der Alemannen ihr Recht auf (→Lex Baiwariorum). Ihr dem bereits in dem 6. Jahrhundert nachweisbaren Geschlecht der Agilolfinger angehörender König Tassilo III. wird 788 von Karl dem Großen abgesetzt. Später gelangen die Bayern (bzw. gelangt das um 950 seine weiteste Ausdehnung findende Gebiet der Bayern als Herzogtum) nacheinander an die Luitpoldinger (Anfang 10. Jahrhundert), das 976 unter Kaiser Otto II. Kärnten und die Ostmark abtrennende säch­sische (bzw. ottonische) sowie danach das salische Königshaus, die Welfen (1070-1138), die Babenberger (1139-1156), die Welfen (1156) und nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180, ohne die verselbständigte Steiermark) an die →Wittelsbacher.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 75, 131, 139, 192, 256; Monumenta Boica, ed. Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Baierns, Bd. 1f. 1889ff.; Gutmann, F., Die soziale Gliederung der Bayern zur Zeit des Volksrechtes, 1906; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Stowasser, O., Das Land und der Herzog in Bayern und Österreich, 1925; Spindler, M., Die Anfänge des bayrischen Landesfürstentums, 1937; Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, 1970ff. (2012 -eig); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1472,2634, 3,3,3697; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 2. A. 1981, z. T. 3. A.ff. 1995ff.; Schmid, A., Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937), 1976; Conversio Bagoariorum et Carantanorum, hg. v. Wolfram, H., 1979, 2. A. 2012; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 1983, 3. A. 2004; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum, 1989; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 1989, 2. A. 1992; Wolf, G., Bemerk­ungen zur Geschichte Herzog Tassilos III. von Bayern (748-788), ZRG GA 109 (1992), 353; Prinz, F., Die Geschichte Bayerns, 1997; Liebhart, W., Bayerns Könige, 1997, 2. A. 1997; Fait, B., Demokratische Erneuerung, 1998; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzog­tum Bayern, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Störmer, W., Die Baiuwaren, 2002; Bayerische Verfassungsurkunden, bearb. v. Wenzel, A., 4. A. 2002; Schauplätze der Geschichte der Bayern, hg. v. Schmid, A. u. a., 2003; Holzfurtner, L., Gloriosus dux, 2003; Freund, S., Von den Agilolfingern zu den Karolingern, 2004; Lackner, I., Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450-1479), 2011; The Baiuvarii and Thuringi, hg. v. Fries-Knoblach, J. u. a., 2014; Wolfram, H., Tassilo III., 2016

bayerisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Bayern betreffend

Bayerisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1616 ist das von Herzog Maximilian (1597-1651) seinem Land →Bayern gegebene einheitliche →Landrecht.

Lit.: Schuppenies, P., Die Bürgschaft im bayerischen Landrecht, Diss. jur. Mannheim 1975

Bayerisches Oberstes Landesgericht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in Wahrung der Erinnerung an Bayern als unabhängigen deutschen Staat (1806-1871) beibehaltene, über mehreren bayerischen Oberlandesgerichten (München, Nürnberg, Bamberg) stehende oberste Gericht (Ober­appellationsgericht) der ordentlichen Ge­richts­barkeit in Bayern. Es geht auf das auf Grund eines kaiserlichen, von dem Reichs­kammer­gericht befreienden Privilegs an dem 17. 4. 1625 verfügte Revisorium (Revisions­gericht) Bayerns zurück, das 1809 durch das Oberappellationsgericht in München abgelöst wird. Eingerichtet wird es durch das bayerische Ausführungsgesetz zu dem Gerichtsverfassungs­gesetz von dem 23. 2. 1879. Von dem 1. 4. 1935 bis 1. 1. 1948 war es auf­gehoben. Ab 1. 1. 2005 ist es auf Verlangen des seinerzeitigen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber für Neu­eingänge durch die Oberlandesgerichte München, Nürnberg und Bamberg ersetzt, zu dem 30. 6. 2006 auch für anhängige Sachen aufgehoben, auf Betreiben des Ministerpräsidenten Markus Söder aber in dem Juli 2018 zu dem 15. 9. 2018 mit verschiedenen Zuständigkeiten wieder errichtet.

Lit.: Merzbacher, F., 350 Jahre Bayerisches Oberstes Landesgericht, (in) Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 509; Das Bayerische Oberste Landesgericht, hg. v. Herbst, G., 1993; Demharter, J., 375 Jahre Bayerisches Oberstes Landesgericht, (in) NJW 2000, 1154; Hettler, F., Das bayerische oberste Landesgericht, (in ) Bayern und Europa, 2005; Hirsch, G., Die Auflösung des bayerischen obersten Landesgerichts, (in) NJW 2006, 3255

Bayerisches Strafgesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1813 ist das von →Feuerbach erarbeitete Straf­gesetzbuch →Bayerns, das unter der Theorie des psychologischen Zwanges die wechsel­seitige Freiheit aller Bürger dadurch schützen will, dass es den Straftatbestand möglichst genau festlegt.

Lit.: Feuerbach, P., Lehrbuch des gemeinen, in Deutschland geltenden peinlichen Rechts, 1801, 14. A. 1847; Schubert, G., Feuerbachs Entwurf zu einem Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern, 1978

Bayerische Zivilprozessordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) von dem 29. 4. 1869 ist das an dem 1. 7. 1870 den älteren (lat.) →Codex (M.) iuris Bavarici iudiciarii (von 1753) ablösende, bis 1879 geltende Zivilprozessgesetz →Bayerns.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ZPOBayern1869.pdf, Bayerische Zivilprozessordnung, 1869

Bayern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von den Bayern (→Bayer) bewohnte Gebiet. Seit 1255 wird das mit dem (lat. [N.]) privilegium minus (kleineren Privileg) von 1156 bei der Abteilung Österreichs als eigenes Territorialherzogtum erkennbare, 1180 an die Grafen von Wittelsbach (Wittelsbacher, Otto I.) verlehnte, 1214 um die Pfalzgrafschaft bei Rhein erweiterte, durch die Ausbildung der Hochstifte Augsburg, Passau, Freising, Regensburg und Salzburg aber geschmälerte Land Bayern mehrfach geteilt (1255 Oberbayern mit Pfalzgrafschaft, Nie­derbayern, bis 1346). 1329 werden in dem Haus­ver­trag von Pavia (aus Oberbayern) Oberpfalz (in dem Nordgau) und Pfalz einer eigenen Linie überantwortet (mit Kurwürde seit 1356). 1335/1346 gibt Kaiser Ludwig der Bayer dem Teil Oberbayern ein Landrecht. Nach seinem Tode (1347) wird das um Holland und Brandenburg vergrößerte Land erneut geteilt. Durch die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. von 1356 wird die Kurwürde der Pfalzgrafschaft bei Rhein zugeteilt. 1474 gibt Herzog Ludwig der Reiche, der Gründer der Universität Ingolstadt (1472, 1800 Landshut, 1826 München), Nieder­bayern eine Lan­desord­nung, die 1501 ergänzt wird (vgl. auch das Landgebot von Bayern-München von 1500). Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg wird nach Schaffung des Fürstentums Pfalz-Neuburg (junge Pfalz) 1506 die Unteilbarkeit des wiederver­einigten Landes festgelegt, 1516 eine Landesfrei­heitserklärung, 1516/1520 eine (vielleicht von Augustin Köllner endredi­gierte, 1520 um 20 Seiten gekürzte) Landes­ordnung, 1518 eine Landrechts­reformation (zu dem Landrecht von 1335/1346), 1520 eine Gerichtsordnung, 1553 eine Landesordnung und 1616 durch den die Landstände weiter zurück­drängenden, aber nicht entmachtenden Herzog Maximilian (1598-1651) ein einheit­liches Landrecht geschaffen. 1623 wird Bayern Kurfürstentum. 1669 findet der zunächst letzte Landtag in Bayern statt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wird das Recht unter Wiguläus von Kreittmayr in dem (lat.) →Codex (M.) iuris Bavarici criminalis (1751, Bayerisches Strafgesetzbuch), in dem →Codex iuris Bavarici iudiciarii (1753, Bayerisches Gerichtsverfahrensgesetzbuch) und in dem →Codex Maximilianeus Bavaricus civilis (1756, Maximilianisches Bayerisches Zivilgesetzbuch) zusammengefasst und 1768 durch ein (lat. [N.]) Compendium Codicis Bavarici Civilis, Judiciarii, Criminalis et Annotationum – oder Grundriss der gemein- und bayerischen Privatrechtsgelehrsamkeit (Kreittmayrs) 1768 ergänzt. 1777 kom­men Pfalz (abgesehen von der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken) und Bayern in der Pfälzer Linie (Carl Theodor aus der Nebenlinie Sulzbach-Hilpoltstein, der 1742 Jülich und Berg erhei­ratet und zudem Bergen op Zoom, Pfalz-Sulzbach, Neuburg und die Kurpfalz erbt) wieder zusammen. 1779 geht das Innviertel an Österreich verloren. 1799 erbt die Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (Max Joseph) alle Güter. Zwischen 1803 und 1816 gewinnt das zu dem 1. 1. 1806 zu einem Königreich aufge­stiegene, auch wegen der Bedrohung durch Habsburg/Österreich dem Rheinbund bzw. Napoleon angeschlos­sene und zu dem 6. 8. 1806 souverän gewordene Bayern große ursprünglich schwäbische und fränkische Gebiete (Würz­burg, Bamberg, Augsburg, Freising, Teile von Eichstätt und Passau, 1806 Ansbach, Bay­reuth). An dem 1. 5. 1808 entsteht zwecks Verhinderung einer zentralistischen Gestaltung des Rhein­bundstatuts und einer Einmischung Napoleons in die inneren Angelegenheiten Bayerns eine Verwaltung und Gerichts­barkeit umfassend modernisieren­de, von 23 Edikten und Verordnungen ergänzte Konsti­tution (Verfassung) und 1813 durch Feuerbach ein moderneres Strafgesetzbuch. Als Ersatz für die Gebiete der rechtsrheinischen Pfalz um Heidelberg und Mannheim (1803 an Baden) wird in dem Münchener Vertrag von 1816 für Bayern die auf linksrheinische Gebiete beschränkte Rheinpfalz geschaffen. An dem 26. 5. 1818 erhält Bayern eine Verfassung (mit Kammer der Reichsräte und Kammer der Abgeordneten). 1871 wird Bayern Teil des Deutschen Reiches. 1918 wird das Königreich zu einem Freistaat mit einer Verfassung von dem 14. August 1919, an den 1920 Coburg angegliedert wird, der aber 1945 alle linksrheinischen Gebiete (Pfalz) an das neue (Land) Rheinland-Pfalz verliert. An dem 1. 12. 1946 wird innerhalb der Besatzungszone der Vereinigten Staaten von Amerika eine neue Verfassung für Bayern, das einen besonderen Verfassungsgerichtshof erhält, angenommen. 1949 wird Bayern mit seinen (noch) sieben Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern, Schwaben, Oberpfalz. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken ein Teil der Bundesrepublik Deutschland, in dem die Christlich Soziale Union (CSU) lange Zeit den Ministerpräsidenten stellt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/LandesordnungBayern1516.htm; Kreittmayr, W., Anmerkungen über den Codicem Maximilianeum Bavaricum Civilem, Bd. 1ff. 1791ff.; Schreiber, F., Maximilian der Gute, 1863 (1727-1777); Riezler, S. v. Geschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1964; Gengler, H., Beiträge zur Rechts­geschichte Bayerns, 1889; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsver­fassung Bayerns, 1929; Wüstendörfer, M., Das baierische Strafrecht des 13. und 14. Jahrhunderts, 1942; Historischer Atlas von Bayern, hg. v. d. Kom­mission für bayerische Landesgeschichte, Teil Alt­bayern Heft 1ff. 1950ff., Teil Franken 1951ff., Teil Schwaben 1952ff.; Rall, H., Kurbayern in der letzten Epoche der alten Reichsverfassung, 1952; Lieberich, H., Zur Feudalisierung der Gerichtsbarkeit in Bayern, ZRG GA 71 (1954), 243; Wilhelm, R., Rechtspflege und Dorfverfassung nach niederbayrischen Ehe­hafts­ordnungen, 1954; Fried, P., Herrschaftsge­schichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg, 1962; Schöll, W., Der Codex Juris Bavarici Judiciarii im Vergleich mit den prozessrechtlichen Bestimmungen der Bayerischen Gesetzgebung von 1616, Diss. jur. München 1965; Grasser, W., Johann Freiherr von Lutz 1826-1890, 1967; Hofmann, S., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180/1214 bis 1255/1294, 1967; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1967ff.; Dollinger, H., Studien zur Finanzreform Maximilians I. von Bayern in den Jah­ren 1598-1618, 1968; Peitzsch, Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Ostadal, H., Die Kammer der Reichsräte in Bayern von 1819-1848, 1968; Hüttl, L., Caspar von Schmid (1622-1693), 1971; Weis, E., Montgelas, 1971; Mößle, W., Bayern auf den Dresdener Konferenzen 1850/51, 1972; Repräsentation und Parlamentarismus in Bayern, Bd. 1 1974; Dokumente zur Geschichte von Staat und Gesellschaft in Bayern, hg. v. Bosl, K. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Rankl, H., Staatshaushalt, Stände und „gemeiner Nutzen“ in Bayern 1500 bis 1516, 1976; Was früher in Bayern alles Recht war, hg. v. Eberle, R., 1976; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 1983, 3. A. 2004; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W. u. a., 1983; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/1808-1817, 1983; Kraus, A., Grundzüge der Geschichte Bayerns, 1984; Sandberger, A., Altbayerische Studien zur Geschichte von Siedlung, Recht und Landwirtschaft, 1985; Junkelmann, M., Napoleon und Bayern, 1985; Christoffer af Bayerns breve 1440-1448, hg. v. Olesen, J., 1986; Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Bayern von 1811, hg. v. Demel, W. u. a., 1986; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkun­denwesen der Pfalzgrafen, 1986; Weiß, J., Die Integration der Gemeinden in den modernen baye­rischen Staat, 1986; Schmid, A., Maximilian III. und die europäischen Mächte, 1987; Fischer, S., Der geheime Rat und die geheime Konferenz unter Kurfürst Karl Albrecht von Bayern 1726-1745, 1987; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 1989, 2. A. 2004; Kraus, A., Maximilian – Bayerns großer Kurfürst, 1990; Burgmair, W., Die zentralen Regierungsstellen des Kurfürsten Maximilian (1745-1777), 1992; Rall, H., Kurfürst Karl Theodor, 1993; Treml, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994, 2. A. 2000; Bayerisches Wörterbuch, hg. v. d. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1ff. 1995ff. (rund 25000 Stichwörter, 2011 von a bis bowidl/powidl); Der bayerische Landtag, hg. v. Ziegler, W. u. a., 1995; Leeb, J., Wahlrecht und Wahlen zur zweiten Kammer, 1996; Regierungsakten des Kurfürstentums und Königreichs Bayern 1799-1815, bearb. v. Schimke, M., 1996; Albrecht, D., Maximilian von Bayern 1573-1651, 1998; Heydenreuter, R., Kriminalgeschichte Bayerns, 2003; Biebl, G., Bayerns Justizminister v(on) Fäustle und die Reichsjustiz­gesetze, 2003; Franz, M., Die Landesordnung von 1516/1520, 2003; Die Protokolle des bayerischen Ministerrates, hg. v. d. historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1ff. 2003ff.; Fiedler, B., Der rheinbayerische Kassations­gerichtshof, 2004; Schlosser, H., Agnes Bernauerin (1410-1435), ZRG GA 122 (2005), 263; Weis, E., Montgelas, 2005; Bayern mitten in Europa, hg. v. Schmid, A. u. a., 2005; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und Landschafts­verordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Tassilo III. von Bayern, hg. v. Kolmer, L., 2005; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten, 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, 2. A. neubearb. v. Wild, J. u. a., 2006; Schwertmann, M., Gesetz­gebung und Repräsentation im frühkonstitutionellen Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., Bd. 1f., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 3. A. 2007; Bayern – Böh­men – 1500 Jahre Nachbarschaft, 2007; Rhein­bündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Weiß, D., Kronprinz Rupprecht von Bayern, 2007; Deutsches Verfassungsrecht, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2 2007 (rund 340 Dokumente); Landesordnung und gute Policey, hg. v. Gehringer, H. u. a., 2008; Häfner, H., Ein König wird beseitigt. Ludwig II. von Bayern, 2008; Die bayerische Konstitution von 1808, hg. v. Schmid, A., 2009; Glasauer, B., Herzog Heinrich XVI. (1393-1450), 2009; Rumschöttel, H., Ludwig II. von Bayern, 2011; Bibliographie zur Geschichte des bairischen Baierns, hg. v. Müller, M., Bd. 1ff. 2011ff.; Gahlen, G., Das bayerische Offizierskorps 1815-1866, 2011; Die Anfänge Bayerns, hg. v. Fehr, H. u. a., 2012; Faußner, H., Die römische general­stabs­mäßige Ansiedlung der Bajuwaren, 2013; Immler, G., Die Wittelsbacher, 2013; Hilmes, O., Ludwig II. - Der unzeitgemäße König, 2013; Tauber, C., Ludwig II., 2013; Ehberger, W., Bayerns Weg zur parlamentarischen Demokratie, 2013; Die Regesten der Herzöge von Bayern 1180-1231, bearb. v. Schlütter-Schindler, G., 2013 (49 für Otto I., 626 für Ludwig I.); Faußner, H., Die bayerische Herzogsdynastie der Agilolfinger (578-788), 2014; Flurschütz, B., Die bayerische Popularklage, 2014; Junkelmann, M., Napoleon und Bayern, 2014; März, S., Ludwig III. Bayerns letzter König, 2014; Paulus, C., Machtfelder, 2015; Ruf, C., Die bayerische Verfassung vom 14. 8. 1919, 2015; Möller, H., Franz Josef Strauß, 2015; Die bayerischen Kommerzienräte, hg. v. Krauss, M., 2016 (Sammelband); Ruppert, K., Die Pfalz im Königreich Bayern, 2017; Handbuch der bayerischen Geschichte, begründet v. Spindler, M., neu hg. v. Schmid, A., Bd. 1 2017; Bäuml, M., Kulturpolitik gegen die Krise der Demokratie, 2018; Hille, M., Revolutionen und Weltkriege – Bayern 1914 bis 1945, 2018; Krauss, M., „Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen“ – Das Leben der Lola Montez, 2020

be (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google besonders belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel) bei, zu

Beamte →Beamter

Beamtenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die sich als Rechtsgebiet seit dem 19. Jahrhundert entwickelnde Gesamtheit der den →Beamten betreffenden Rechtssätze (Ansätze in dem 17. Jahrhundert und in einem Reichs­hofratsprozess von 1776, in dem der Reichshofrat seinen Schutz einem ohne gerichtliches Urteil entschädigungslos und unehrenhaft entlassenen Beamten gewährt).

Lit.: Bader, K., Die Rechtsprechung des Reichshofrats und die Anfänge des territorialen Beamtenrechts, ZRG GA 65 (1947), 363; Dold, I., Die Entwicklung des Beamtenverhältnisses im Fürstentum Fürstenberg, 1961; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue im preußischen Beamtenrecht, 1973

Beamter, Beamte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1336 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Beamte 1552 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, aus Beamteter, M.) in dem beamtenrechtlichen Sinn ist, wer unter Aushändigung einer Urkunde bei einer juristischen Person des öffentlichen Rechtes in das Beamtenverhältnis als ein öffentliches Dienstverhältnis und Treueverhältnis berufen worden ist. Insofern gibt es vor dem in dem Mittelalter entstehenden Territorialstaat keine eigentlichen Beamten, sondern nur Amtsträger. Für diese setzt sich in dem fränkischen Reich das Lehnsprinzip durch. Vielleicht seit dem 13. Jahrhundert (bzw. der ausgehenden Stauferzeit) wird der belehnte Adelige durch den festbesoldeten, absetzbaren und zunehmend fachlich geschulten Beamten ersetzt. Schon in dem 17. Jahrhundert kann dieser wegen seiner wohlerworbenen Rechte nicht mehr ohne gerichtliches Urteil entschädigungslos seines Amtes enthoben werden. In dem 18. Jahrhundert werden Beamte in Preußen unter den Königen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. zu Pflichtbe­wusstsein, Sachkenntnis, Pünktlichkeit und Unbestechlichkeit erzogen. Allgemeine Re­geln über die als Zivilbediente bezeichneten Beamten enthält das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794 (II 10 §§ 68ff.). Dort ist der Beamte nicht länger Fürstendiener, sondern Staatsdiener. 1850 schreibt die preußische Verfassungsurkunde in den Arti­keln 87ff. für die richterlichen Beamten mo­derne Grundsätze fest, welche die Weimarer Reichsverfassung in den Artikeln 128ff. auf alle Beamten erweitert. In Österreich wird die dienstrechtliche Stellung allgemein durch die Dienstpragmatik von dem 25. 1. 1914 geregelt (RGBl. 1914, 15). In dem Deut­schen Reich werden die Beamten ab dem 30. 1. 1933 auf die national­sozialistische Ideologie Adolf Hitlers ausge­richtet (Gesetz zu der Wiederherstellung des Berufsbeam­ten­tums von dem 7. 4. 1933, maßregelt durch­schnittlich 6-8% der Beamten). 1949 werden die hergebrachten Grundsätze des (wieder­hergestellten) Beam­ten­tums in Art. 33 GG aufgenommen., während die Deutsche Demokratische Repu­blik den Beamten zu einem öffentlichen Arbeit­nehmer macht. Wichtigste Beamtengesetze in der Bundesrepublik Deutsch­land sind das Bundesbeamtengesetz und das Beamten­rechts­rahmengesetz sowie die Landesbeamtengesetze. Österreich schafft an dem 2. 6. 1977 ein Beamtendienst­rechtsgesetz. Wegen der hohen Personal­kosten ist in der Gegenwart streitig, welche Staatstätigkeit von Beamten ausgeübt werden muss. Das Beamtenrechtsrahmengesetz der Bundesrepublik Deutschland wird mit Wirkung von dem 1. 4. 2009 durch das an dem 19. 6. 2008 verkündete Beamtenstatusgesetz ersetzt.

Lit.: Köbler, DRG 151, 197, 217, 225, 233, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Gönner, T., Der Staatsdienst, 1808; Kamptz, K. u. a., Über die Entschädigungsberechtigung der Staatsdiener bei Aufhebung ihrer Stellen, 1808; Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums, Bd. 1ff. 1874ff., Neudruck 1962; Cohn, W., Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien, 1925; Bader, K., Die Rechtsprechung des Reichshofrates und die Anfänge des territorialen Beamtenrechts, ZRG GA 65 (1947), 363; Wyluda, E., Lehnrecht und Beamtentum, 1969; Rejewski, H., Die Pflicht der politischen Treue im preußischen Beamtenrecht (1850-1918), 1973; Wunder, B., Privilegierung und Disziplinierung, 1978; Hattenhauer, H., Geschichte des Beamtentums, 1980, 2. A. 1993; Schimetschek, B., Der österreichische Beamte, 1984; Megner, K., Beamte, 1985; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum, 1986; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Heindl, W., Gehorsame Rebellen, 1991; Kittel, E., From Ad Hoc to Routine, 1991; Mühl-Benninghaus, S., Das Beamtentum in der NS-Diktatur, 1996; Wunder, B., Die badische Beamtenschaft, 1998; Heyen, E., Pastorale Beamtenethik 1650-1700, (in) HZ 280 (2005) 345; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005 (7468 Kurz­bio­graphien); Krause, F., Die hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums, 2008; Herlemann, H., Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 (BBG), ZRG GA 126 (2009), 296; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Forgács, P., Der ausgelieferte Beamte, 2015

Beati possidentes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.Pl.]) die glücklichen Besitzenden (sind in einem Rechtsstreit auf Grund der bloßen Tatsache des Besitzes gegenüber einem nicht besitzenden Kläger bereits in einem tatsächlichen Vorteil).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Euripides 485/480-406 v. Chr.)

Beaumanoir, Philippe de Rémi, Herr (Seigneur) von (um 1247-7. 1. 1296), nachgeborener Sohn des bailli (Amtmanns) des Gâtinais, wird nach dem Studium des Rechtes in Orléans und vielleicht Bologna 1279 bis 1283 bailli der Grafschaft Clermont in Beauvaisis in der Île-de-France Frankreichs bei Paris. Zwischen 1280 und 1283 verfasst er (rund sechzig Jahre nach dem Sachsenspiegel Eikes von Repgow) Li livres des coustumes et des usages de Beauvoisins (Coutumes de Beauvaisis, Gewohnheitsrecht, Rechtsbuch), die teils das Bestehende be­wahren, teils aber auch verändern. Später erhält er hohe königliche Ämter. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 103; Philippe de Beaumanoir, Coutumes de Beauvaisis, hg. v. Salmon, A., Bd. 1f. 1899, Neudruck 1970; Bordier, H., Philippe de Remi, sire de Beaumanoir – jurisconsulte et poète national du Beauvaisis, 1246-1996, 1980; Actes du colloque international Philippe de Beaumanoir et les coutumes de Beauvaisis, 1283-1983, hg. v. Bonnet-Laborderie, P., 1983

Beaumont-en-Argonne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) bei Reims ist die 1182 von dem Erzbischof von Reims geförderte neue freie Siedlung, mit deren Recht viele Orte in dem Westen des deutschen Reiches bewidmet werden. S. Google, →Loi de Beaumont

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 221; Bonvalot, E., Le tiers état d’après la charte de Beaumont, 1884

Bebenhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Das Bebenhäuser Urbar von 1356, bearb. v. Wille, W. 2015

Bebenburg → Lupold von Bebenburg, s. Google

Beccaria, Cesare Graf von, eigentlich Bonesana (Mailand 15. 3. 1738-Mailand 28. 11. 1794), nach dem Rechtsstudium in Parma (1754-1758) 1768-1771 Professor der Kameralistik in Mailand, danach in dem Dienst der Lombardei Österreichs, verfasst 1764 zunächst anonym das Werk (it.) Dei delitti e delle pene (Von den Verbrechen und den Strafen). Darin verlangt er in übertreibender Abgrenzung von dem zeitgenössischen Strafrecht die Durchsetzung des Grundsatzes (lat.) nulla poena sine lege (keine Strafe ohne Gesetz), die regelmäßige Ersetzung der Todesstrafe durch lebenslängliche Zwangsar­beit, die Abschaffung der Folter, die Öffentlichkeit der Strafgerichtsverhandlung, das Verbot der Willkür bei Strafverfolgung, die Beachtung der Nützlichkeit gegenüber der bloßen Vergeltung sowie die Bekämpfung des Verbrechens durch aufgeklärte Bildung. Dies hat Auswirkungen auf das Erzherzogtum Toskana des Habsburgers Leopolds II. Gegner Beccarias ist Immanuel Kant. S. Google

Lit.: http://koeblergerhard.de/Fontes/BeccariaCe­sareDeiDelittiEDellePene1764.htm; Köbler, DRG 158; Beccaria, Gesamtausgabe in 16 Bänden, Bd. 1ff. 1984ff; Cesare Beccaria, hg. v. Deimling, G., 1989; Weis, E., Cesare Beccaria (1738-1794), 1992; Beccaria et la culture juridique des lumières, hg. v. Porret, M., 1998; Edizione nazionale delle opere di Cesare Beccaria, Bd. 3 Scritti economici, hg. v. Gaspari, G., 2014; Di Renzo Villata, G., Beccaria und die Anderen – Zur Strafrechtswissenschaft der frühen Neuzeit, 2016

Bedarf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224? und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bedürfnis, Notwendigkeit

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Bede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über bitten und Bitte über das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem deutschen Mittelalter die in dem Hinblick auf eine bestimmte Notlage von einem Herrn (durch Bitte) erbetene und von den Betroffenen durch Zustimmung bewilligte, in ihrer Höhe vermögensab­hängige →Abgabe in Geld seit etwa dem 11. Jahrhundert. Innerhalb der als Einheit bedepflichtigen Stadt trifft die Bede als Umlage den Bürger. Später wird die (erbetene) Bede von der (angeordneten) Steuer verdrängt (beispielsweise Bayern 1292, 1295, 1304, 1309).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 113; Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Waas, A., Vogtei und Bede, 1919; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im Mittelalter, 1996

bedingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt –13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jahrhundert [Judith 128] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einschränken, vereinbaren

Bedingung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1302 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [ArnstadtUB. 36] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bedingen ab 11. Jahrhundert bzw. um 1250) ist das zukünftige ungewisse Ereignis, von dessen Eintritt die Folgen einer menschlichen Erklärung abhängig gemacht werden. Die Bedingung ist aufschiebend oder auflösend bereits dem frühen römischen Privatrecht bekannt (lat. [F.] →condicio). Mit diesem wird sie in weiten Teilen Europas seit dem Mittelalter aufgenommen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) folgt dem von Windscheid (Die Wirkung der erfüllten Bedingung, 1851) eingenommenen Stand­punkt, dass die erfüllte aufschiebende Be­dingung regelmäßig keine rückwirkende Kraft hat und während der Schwebezeit eine Gebundenheit des bedingt Verpflichteten zu Gunsten des bedingt Berechtigten für den Fall des Eintritts der Bedingung besteht.

Lit.: Kaser § 10; Schiemann, G., Pendenz und Rückwirkung der Bedingung, 1973; Scheltema, A., De goederechtelijke werking van de ontbindende voorwarde, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

bedürfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) benötigen, brauchen

beerben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.), Erbe (M.) sein (V.), erben, vererben

beerbt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nur in dem Zeitwort beerben bezeugt – 13. Jahrhundert als beerben in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Verb beerben in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar), mit einem (Abkömmling als) Erben versehen (Adj.)

Beeskow (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt). S. Google

Lit.: Urkunden der Stadt Beeskow, bearb. v. Beck, F., 2003

befangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als Verb um 800 und als Part. Prät. um 1120/1130 bezeugt – 8./18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 94] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fangen

Befangenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1075 bezeugt - 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv befangen um 1120/1130, Verb befangen um 800) ist die Voreingenommenheit oder das Fehlen der Unvorein­genommenheit bzw. der sachlichen Ein­stellung unabhängig von persönlichen Nei­gungen. Insbesondere von Richtern wird schon früh verlangt, dass sie unparteilich vorgehen. Allgemein wird die Befangenheit erst in dem 18. Jahrhundert erfasst.

befestigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1302 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [MansfeldKlUB. 430] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fest machen

Befestigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1435 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1332 [Lünig, RA. XIII 1287] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb befestigen 1302) ist vor allem die künstliche menschliche Schutzvor­richtung (beispielsweise durch Mauern) eines Ortes gegenüber Gefahren.

Lit.: Isenburg, G., Die Befestigung der mittelalterlichen Stadt, 1997; vmbringt mit starcken turnen, murn. Ortsbefestigungen im Mittelalter, hg. v. Wagener, O., 2010

Befestigungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich über die Tatsache einer Befestigung hinaureichend das bei den Franken (lat. [N.] Edictum Pistense 864) von dem König beanspruchte Recht, einen Ort mit einer künstlichen Schutzvorrichtung (beispielsweise Mauer) zu sichern. Mit der Entstehung des →Landes (ab 1156) geht das Befestigungsrecht von dem König auf den Landesherrn über (1220 bzw. 1231). Danach erwerben auch die Städte ein Befestigungsrecht. Mit der Entwicklung moderner Waffen wie Geschütze und Flugzeuge verliert das Befestigungsrecht weitgehend seine ursprüngliche Bedeutung.

Lit.: Schrader, E., Das Befestigungsrecht in Deutschland, 1909; Coulin, A., Befestigungshoheit und Befestigungsrecht, 1911; Isenburg, G., Die Befestigung der mittelalterlichen Stadt, 1997; Mintzker, Y., The Defortification of the German City, 1689-1866, 2012

begnadigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1392 bezeugt – EDEL 16. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [SiegenUB. I 202f.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) begaben, Strafe erlassen →Gnade

Begnadigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1373 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [Lünig, RA. XIII 185] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb begnadigen 1392 bzw. 1350) ist der auf Gnade beruhende teilweise oder völlige Erlass der Strafe eines einzelnen Täters nach Eintritt der Rechtskraft eines Strafurteils durch einen Herrn. Sie ist vermutlich ähnlich alt wie die Strafe, weil, wer Strafe verhängen kann, auch von Strafe absehen kann. In dem 20. Jahrhundert wird sie durch Gnadenordnungen zuneh­mend verrecht­licht. →begnadigen, →Gnade

Lit.: Lueder, C., Das Souveränitätsrecht der Begnadigung, 1860; Beyerle, K., Von der Gnade im deutschen Recht, 1910; Köstler, R., Huldentzug als Strafe, 1919, Neudruck 1965; Grewe, W., Recht und Gnade, 1936; Klees, K., Das Wesen der Gnade, 1953; Hupe, I., Das Gnadenrecht, 1954; Waldstein, W., Untersuchungen zum römischen Begnadigungsrecht, 1964; Schätzler, J., Handbuch des Gnadenrechts, 1976; Merten, D., Rechtsstaatlichkeit und Gnade, 1978; Mickisch, C., Die Gnade im Rechtsstaat, 1996; Bauer, A., Das Gnadenbitten in der Strafrechtspflege, 1996; Dimoulis, D., Die Begnadigung in vergleichender Perspektive, 1996; Vrolijk, M., Recht door gratie, 2004; Rehse, B., Die Supplikations- und Gnadenpraxis in Brandenburg-Preußen, 2008

begraben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 [Bayerischer Landfriede/MGConst. II 600] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vergraben

Begräbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1291 [Bergmann, München Urk. 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb begraben um 790) ist vor allem das Verbringen eines Toten unter die Erdoberfläche durch überlebende Mitmenschen. Es ist wegen der von Leichen ausgehenden Gesundheitsgefahren schon in frühen Zeiten an vielen Orten üblich. Vielfach werden dabei dem Begrabenen Beigaben für ein als möglich gedachtes anderweitiges Fortwirken mitgegeben. In dem Anschluss an die jüdische Bibel begraben die Christen ihre Toten in Hinblick auf die künftige Auferstehung des verklärten Leibes (1. Moses 38,24, 1. Korinther 15,42), wobei allmählich der Kirchhof als Friedhof zu dem wichtigsten Begräbnisplatz wird. Mit der zunehmenden Verdichtung der Gesellschaft wird das Begräbnis verrechtlicht. Die von Juden und dem Christentum abgelehnte Verbrennung der Leiche wird seit dem Ende des 18. Jahrhunderts auch aus wirtschaftlichen Überlegungen (wieder) bedeutsamer.

Lit.: Körner, A., Das kirchliche Beerdigungsrecht, 1906; Gaedke, J., Handbuch des Friedhofs- und Bestattungsrechts, 1963, 6. A. 1992, 9. A. 2004, 10. A. 2010, 13. A. 2022; Ili, M., Wohin die Toten gingen, 1992; Fischer, N., Vom Gottesacker zum Krematorium, 1996; Bestattungs­befunde in ethnoarchäologischer Perspektive, hg. v. Noll, E. u. a., (in) Ethnograph.-archäolog. Zs. 38 (1997), 287ff.; Engels, J., Funerorum sepulcrorumque magni­ficentia, 1998; Hassenpflug, E., Das Laienbegräbnis in der Kirche, 1999

begreifen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erfassen

Begriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250? [Langewold 1250 R. 366 Hs. 1532] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb begreifen um 800) ist die von der begriffenen Sache und dem begreifenden Wort zu trennende Vorstellung oder gedankliche Erfassung einer Gegebenheit durch den Menschen zwecks gemeinsamen Verständnisses der Welt.

Lit.: Begriffsgeschichte, hg. v. Bödeker, H., 2002; Koselleck, R., Begriffsgeschichten, 2006; Wehrheim, L. u. a., Diskurs, Narrativ, Sonderweg, Hitler, Turn – Konjunkturen geschichtswissenschaftlicher Begriffe im „Clio Viewer“, (in) HZ 313 (2021), 129 (Durchsuchen umfangreicher digitaler Textbestände nach Schlagwörtern etwa in dem Ngram Viewer von Google, in dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) oder in dem deutschestextarchiv.de)

Begriffsjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Ihering/Jhering 1884, F.) ist die Richtung der Rechtswissenschaft, die davon ausgeht, dass die Rechtsordnung nicht eine zusammenhanglose Anhäufung einzelner Vorschriften ist, sondern ein sinnvolles, zusammenhängendes Ganzes und damit aus einem (lückenlos geschlossenen) System von Begriffen (Begriffspyramide) besteht, aus dem vor allem unter Ausschluss aller außer­rechtlichen politischen und gesellschaft­lichen Wertungen durch einen logischen Denk­vorgang eine Lösung (auch) des gesetzlich nicht ein­deutig geregelten Einzelfalls ermittelt werden könne und Lücken durch Begriffe und Grundsätze geschlossen werden, die aus dem Gesetz oder Gewohnheitsrecht (beispielsweise aus den Regeln des römischen Rechtes über den Irrtum bei dem Kauf) durch Abstraktion gewonnen werden (beispielsweise der Grundsatz, dass ein Irrtum eine Willenserklärung nichtig macht). Sie beruht geschichtlich auf der →historischen Rechtsschule (Savigny) und methodisch auf dem →Naturrecht (Christian Wolff). Wichtigster Vertreter ist Georg Friedrich →Puchta (1798-1846), der den Juristen auf ein hierarchisches System von (rein) juristischen, positiven und von der gesell­schaftlichen Wirklichkeit (wie der Ge­schichte) gelösten Begriffen verpflichtet, aus dem nach vorgegebener, den Naturwis­senschaften verwandter geometrischer Art für jede Frage konstruktiv die zutreffende Lösung gewonnen werden kann, ohne dass freilich auf der Suche nach Gerechtigkeit andere Gesichtspunkte völlig ausgeschlossen sind. Die Begriffsjurisprudenz wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem von Rudolf von Ihering angezweifelt und danach allmählich von der →Interessenjurisprudenz und der Wertungsjurisprudenz verdrängt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 188; Savigny, F. v., Vorlesungen über juristische Methodo­logie 1802-1842, hg. v. Mazzacane, A., 1993; Puchta, G., Cursus der Institutionen, 1841, Bd. 1, 9 A. 1881; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhun­dert, 1958; Krawietz, W., Theorie und Technik der Begriffsjurisprudenz, 1976; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 10. A. 2005, § 4; Bohnert, J., Über die Rechtslehre Georg Friedrich Puchtas, 1975; Herberger, M., Dogmatik, 1980; Falk, U., Ein Gelehrter wie Windscheid, 1989; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Haferkamp, H., Georg Friedrich Puchta und die Begriffsjurisprudenz, 2004; Henkel, T., Begriffsjurisprudenz und Billigkeit, 2004

begründen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1298 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1589 [Tirol/ÖW. V 68] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Grund angeben

Begründung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1533 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1603 [Frauenstädt, MalefB. 273] und 1604 [ZRhWestfVk. 4 1907 258] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb begründen vor 1298) Angabe eines Grundes oder mehrerer Gründe für ein Geschehen oder eine sonstige Gegebenheit →Urteilsbegründung

Lit.: Gudian, G., Die Begründung in Schöffensprüchen des 14. und 15. Jahrhunderts, 1960; Horak, F., Rationes decidendi, 1969; Begründungen des Rechts, hg. v. Nembach, U. u. a., 1979; Köbler, G., Die Begründung von Rechtssätzen im Hoch- und Spätmittelalter, (in) Archival. Z. 75 (1979), 86; Köbler, G., Die Begründungen der Lex Baiwariorum, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 69; Hensche, M., Teleologische Begründungen, 1998; Die Begründung des Rechts als historisches Problem, hg. v. Willoweit, D., 2000; Hocks, S., Gerichtsgeheimnis und Begründungszwang, 2002; Ratio decidendi. Guiding Principles of Judicial Decisions, hg. v. Bryson, W. u. a., 2006; Wunderlich, S., Über die Begründung von Urteilen am Reichs­kam­mergericht im frühen 16. Jahrhundert, 2010; Von der religiösen zur säkularen Begründung staatlicher Normen, hg. v. Siep, L. u. a. 2012; Harke, J., Argumenta Iuventiana - Argumenta Salviana - Entscheidungsbegründungen bei Celsus und Julian, 2012; Mysterium „Gesetzesmaterialien“, hg. v. Fleischer, H., 2013; Günzl, C., Eine andere Geschichte der Begründungspflicht – Sichtweisen des frühen 19. Jahrhunderts, 2021

begünstigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1475 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [CCC. 150] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fördern, begnadigen, bevorzugen

Begünstigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 1527 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [Stieda-Mettig 391 Nr. 66, 9] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb begünstigen 1475) ist allgemein die Vergünstigung oder Erlaubnis sowie insbesondere rechtlich die Hilfeleistung an einen anderen, der eine rechtswidrige Tat begangen hat, in der Absicht, ihm die Vorteile der Tat zu sichern. Sie wird erst in der Neuzeit als solche verselbständigt.

Lit.: Dersch, G., Begünstigung, Hehlerei und unterlassene Verbrechensanzeige, 1980; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 6. A. 2011; Wolff, B., Begünstigung, Strafvereitelung und Hehlerei, 2002

behindern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1374 bezeugt – 15. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1406 [BremUB. IV 455] in 8 hauptsächlich friesischen Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beeinträchtigen

Behinderter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Beeinträchtigter, Gestörter

Behinderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1551 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1450 [OstfriesUB. I 551] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb behindern 1374, Maskulinum Behinderter 1933) Beeinträchtigung, Störung

Lit.: Stoll, J., Behinderte Anerkennung? Interessenorganisationen von Menschen mit Behinderung in Westdeutschland seit 1945, 2017

Behörde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1670 bezeugt – 1670 [Grimmelshausen] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1693 [BremPolO. 181] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Zugehöriges) ist rechtlich die nicht selbst rechtsfähige, aber organisatorisch selbständige Stelle, die (als unselbständiges Organ des Staates oder sonstigen selbständigen Verwaltungsträgers) Aufgaben öffentlicher →Verwaltung wahrnimmt. Dementsprechend entstehen ausgehend von einem herrschaftlichen Hof Behörden, sobald die Verwaltung eine gewisse Größe überschreitet. Dies ist insbesondere seit der Entwicklung des modernen Staates in dem Spätmittelalter der Fall. Frühe Ansatzpunkte sind Kanzlei, Hofgericht und Raitkammer. In dem 19. Jahrhundert erfolgt ein rati­o­nal-bürokratischer Aufbau aller Behörden, wobei monokratische und kolle­giale Behörden möglich sind. →Bürokratie

Lit.: Köbler, DRG 150, 197, 233, 258; Biedermann, H., Geschichte der landesfürstlichen Behörden in und für Tirol, (in) Archiv f. Gesch. Tirols 2 (1866); Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Wintterlin, F., Geschichte der Behördenor­ganisation in Württemberg, 1904; Walther, A., Die Ursprünge der deutschen Behörden­organisation im Zeitalter Maximilians I., 1913; Bär, M., Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Freitag, D., Das schlesische Behördenwesen, Diss. jur. Breslau 1937; Ohnsorge, W., Die Verwaltungsreform unter Christian, (in) Neues Archiv f. sächs. Gesch. 63 (1943), 26ff.; Bernhard, W., Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg und ihre Beamten 1520-1629, Bd. 1f. 1973; Histoire comparée de l’administration, hg. v. Paravicini, W. u. a., 1980; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K., Bd. 1ff. 1983ff.

bei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt– 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., als Präfix verwendet) in der Nähe von

Beichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [althochdeutscher Isidor] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11. Jahrhundert in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bekenntnis, Geständnis

Beichtstuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1430 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe nachreformatorisch für Siebenbürgen [SiebbWB. I 478] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Stuhl für die Beichte

Beichtstuhljurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Beichtstuhl um 1430, Beichte um 796) ist die sich auf die spätantike Ohrenbeichte (lat. [F.] paenitentia privata, private Beichte) gründende, in Westeuropa seit dem 6. Jahrhundert (Toledo 589, Irland Ende 6. Jahrhundert, Châlon-sur-Saône 644-656) sichtbare, seit dem 12. Jahrhundert an Gewicht gewinnende Lehre von dem Verhalten des christlichen Beichtvaters ge­genüber einem Sünder hinsichtlich der Entscheidung für und gegen die Los­sprechung. Hierzu entstehen in dem Frühmittelalter besondere Bußbücher (Colum­ban, Liber paenitentiarum mensura taxanda [Luxeuil oder Bobbio um 573], Iudicia Theodori Cantuariensis [Canterbury? Ende 7. Jahrhundert]) und in dem Hochmittelalter Beichtsummen (lat. Sum­mae [F.Pl.] confessorum) wie beispielsweise die Summa de poenitentia (Summe über die Reue) des Raymund von Peñafort (vor 1238) oder die Summa confessorum (Summe der Bekenner) des Johannes (Runsic) von Freiberg (vor 1290?). Die auftretenden Rechtsprobleme des sog. (lat.) →forum (N.) internum (inneren Bereichs) werden dabei nach den Regeln des Rechtes bzw. der gelehrten Rechte behandelt. An dem päpstlichen Hof entwickelt sich die apostolische Poe­nitentiarie als für Gewissenssachen und Gnadensachen zuständige Behörde. Während die Reformation dem Beichtvater die Ent­scheidungsgewalt abspricht, stellt die katholische Kirche die Entscheidung der Beichtväter (1551) einem Urteil gleich. Nach 1558 wird das Beichtverfahren in die geistliche Gerichtsbarkeit überführt.

Lit.: Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechtes in Deutschland, 1867, Neudruck 1959, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StintzingRoderichGeschichteDerPopulaerenLiteratur­DesRoemisch-kanonischenRechtesInDeutschland1867.pdf; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Michaud-Quantin, P., Sommes de casuistique et manuels de confession au moyen âge, 1962; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,999; Trusen, W., Zur Bedeutung des geistlichen forum internum und externum für die spätmittelalterliche Gesellschaft, ZRG KA 76 (1991), 254ff.; Prosperi, A., Tribunali della coscienza, 1996; Das Konzil von Trient und die Moderne, hg. v. Reinhard, W., 2001; Alle origini del pensiero giuridico moderno, hg. v. Cavina, M., 2004

Beichtsumme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zusammenfassende gelehrte Betrachtunmg über die Beichte und das zugehörige Verfahren. →Beichtstuhljurisprudenz

Lit.: Michaud-Quantin, P., Sommes de casuistique, 1962; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,1828

beigeordnet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) hinzugeordnet, zugewiesen

Beigeordneter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beiordnen 1597, zuweisen) ist in Bundesländern Deutschlands wie Hessen oder Nordrhein-Westfalen der von dem zuständigen Organ einer kommunalen Körperschaft auf Zeit gewählte, dem Bürgermeister oder Landrat beigeordnete führende →Beamte.

Lit.: Wolter, H., Der Beigeordnete, 1978

beihelfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) helfen, unterstützen, →Beihilfe

Beihilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1439 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [ArchSchweizG. 3 1844 320] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beihelfen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in Google belegt) ist die Unterstützung eines Menschen insbesondere bei einer Straftat (Teilnahme) oder hinsichtlich einer Entlohnung für eine Tätigkeit. Zwischen Tätern und Gehilfen wird erst in dem Spät­mittelalter gelegentlich unter­schieden. Danach wird die Beihilfe als allgemeine Erscheinung von Straftaten erfasst. Die finanzielle Beihilfe entwickelt sich mit dem Ausbau des Rechtes der →Beamten.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 119; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Deutsche Verwaltungs­geschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.

Beil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt - um 817? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen wohl ab 1221-1224 in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) ist das zunächst aus Feuerstein und seit dem sechsten vorchristlichen Jahrtausend aus metallener Klinge (Kupfer, Bronze, Eisen) und höl­zernem Griff zusammengesetzte, hauptsäch­lich einhändig dem Zerkleinern von Holz dienende, aber auch als Waffe verwendbare Gerät. Es ist daneben in Altertum und Mit­telalter ein Kennzeichen für herr­schaftliche Gewalt und wird zu dem Vollzug von Todesstrafen und Lei­besstrafen verwendet. Seit dem 14. Jahrhundert erscheint das Fallbeil, das in Frankreich 1792 nach Vorschlag des Arztes Joseph Ignace Guillotin (1738-1814) zu der Guillotine weiterentwickelt wird.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Maisel, W., Rechtsarchäologie Europas, 1992

Beilager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1319 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1513 [MittOsterland 4 1858 366] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb beilagern nicht belegt, Verb beiliegen nach 1180) ist der Beischlaf bzw. die öffentliche Beschreitung des Ehebetts als Voraussetzung für die vollzogene →Eheschließung hauptsächlich in dem Mittelalter, deren rechtliche Notwendigkeit in der germanischen Zeit in der Wissenschaft streitig ist.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Eckhardt, K., Beilager und Muntübergang zur Rechtsbücherzeit, ZRG GA 47 (1927), 174; Carlsson, L., Das Beilager im altschwedischen Recht, ZRG GA 75 (1958), 348; Hemmer, R., Über das Beilager im germanischen Recht, ZRG GA 76 (1959), 292; Carlsson, L., Vom Alter und Ursprung des Beilagers im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 310; Hemmer, R., Nochmals über das Beilager im germanischen Recht, ZRG GA 78 (1961), 298

beiordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1597 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1654 [SchlettStR. 524] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beigeben, zuordnen

Beirut →Berytos

Beisasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 1400 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1374 [PaulinzelleUB. 258] belegt, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (vor allem in der mittelalterlichen Stadt) der nicht vollberechtigte und deswegen von dem voll Berechtigten wie beispielsweise dem Bürger zu trennende Bewohner einer Siedlung, wobei die Einzelheiten örtlich einigermaßen verschieden sein können.

Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 275ff.; Vits, B., Hüfner, Kötter und Beisassen, 1993; Dilcher, G., Bürgerrecht und Stadtverfassung im europäischen Mittelalter, 1996, 144f.

Beisitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1452 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1452 [Herrgott. MAustr. IV 2 S. 118] in 26 Stellen, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beisitzen vor 1150) ist eine mindere Form einer Beteiligung oder Berechtigung. In dem mittelalterlichen Recht bleibt nach dem Tode eines Hausvaters die Witwe mit den Kindern in ungeteilter (gesamthänderischer) Vermögens­gemeinschaft auf dem (bisherigen) Gut der Familie sitzen. Sie erzieht die Kinder und nutzt deren Vermögen durch den Beisitz, bis dieser Zustand durch Abschichtung, Wieder­verheiratung oder Tod beendet wird. Mit der Entwicklung des →Ehegattenerbrechts schwindet der noch in dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 (II 1 § 645) enthaltene Beisitz.

Lit.: Hübner 693; Köbler, DRG 89; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973

beisitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [HanseRez. VI 327] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur als Partizip Präsens beisitzend belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) dabei sitzen, teilnehmen

Beisitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1348 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1348 [ZürichStB. I 173] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beisitzen vor 1150) Beisitzender, Urteiler an dem spätestens 1415 nachweisbaren königlichen Kammergericht und an dem Reichskammergericht →Assessor

Lit.: Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911; Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, hg. v. Laufs, A., 1976; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter, Teil 1 2011, Teil 2 2003; Mader, E., Die letzten „Priester der Gerechtigkeit“, 2005

beisprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) dabei sprechen

Beispruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1613 [Stolp/Kamptz, PreußProvR. II 116] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beisprechen in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht, aber in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt) ist in dem älteren deutschen Recht die Zustimmung des nächsten Erben des Veräußerers eines Gutes zu einer Veräußerung (Erbenlaub). Das Beispruchsrecht beruht auf der aus der Sesshaftwerdung entspringenden ur­sprünglichen Familiengebundenheit von Grund und Boden. Es ist zunächst ein vollständiges Recht auf Herausgabe der veräußerten Sache (Rück­rufsrecht), schwindet in dem Laufe des Mittelalters aber in regionaler Verschiedenheit über ein Vorkaufsrecht allmählich gegenüber der Verfügungsfreiheit des Eigentümers.

Lit.: Hübner 332; Fipper, C., Das Beispruchsrecht nach altsächsischem Recht, 1879; Freytagh-Loringhoven, A. v., Beispruchsrecht und Erbenhaftung, ZRG GA 28 (1907), 69; Agena, G., Grundbesitz, Beispruch und Anerbenrecht in Ostfriesland, 1938; Forster, G., Mitwirkungsrechte, 1952

Beispruchsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1746? [CCHolsat. I 111] in 2 Stellen, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Beispruch

belagern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1388 bezeugt – 14./15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [Moser, KreisAbsch. I 19] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umringen, belästigen

Belagerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1476 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [HoyerUB. I 389] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb belagern 1388) Umringung, Belästigung

Belagerungszustand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1793 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der seit dem 19. Jahrhundert verrechtlichte Zustand der (ursprünglich tatsächlichen) Belagerung (beispielsweise einer Stadt) durch einen Feind, in dem bestimmte Rechte eingeschränkt und die Zuständigkeit von Ge­richten abgeändert werden kann.

Lit.: Schudnagies, C., Der Kriegs- oder Belagerungs­zu­stand während des ersten Weltkriegs, 1994

beleidigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1349 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1419 [SchwyzLB. 49] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) kränken, herabsetzen

Beleidigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1359 bezeugt – 10.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. XIV 5] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beleidigen um 1349) ist die nach außen dringende Kundgabe der Missachtung oder Nichtachtung eines anderen. Sie ist sachlich in dem altrömischen Recht in der (lat. [F.]) iniuria (Unrecht) des Zwölftafelgesetzes mit der Folge der Leistung von 25 Pfund Kupfer enthalten, die in dem klassischen römischen Recht zu einem Tatbestand erweitert wird, der jede bewusste Missachtung der Persönlichkeit eines anderen in Wort und Tat umfasst. In dem Mittelalter hat die Beleidigung eher tatsächliche als rechtliche Folgen. Die peinliche Gerichts­ordnung Karls V. von 1532 erfasst nur einzelne Sonderfälle. Bei Thomasius (1655-1728) werden Körperverletzung und tätliche Beleidigung voneinander geschieden. In dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) wird die Beleidigung als Straftatbestand angesehen. Das frühe 19. Jahrhundert sondert die Verleumdung von der Beleidigung, das Reichsstrafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches des Jahres 1871 sieht Beleidigung, Verleumdung und üble Nachrede als Beleidigung in weiterem Sinne an.

Lit.: Köbler, DRG; Landsberg, E., Injuria und Beleidigung, 1886; Thieme, K., Iniuria und Beleidigung, 1905; Die Gesetze der Langobarden, hg. v. Beyerle, F., 1947, 444; Bartels, K., Die Dogmatik der Ehrverletzung in der Wissenschaft des gemeinen Rechts, Diss. jur. Göttingen 1959; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 1981, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Fuchs, R., Um die Ehre, 1998; Müller, M., Verletzende Worte – Beleidigung und Verleumdung in Rechtstexten aus dem Mittelalter und aus dem 16. Jahrhundert, 2017

Belgien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist das Gebiet zwischen der kontinentalen Ärmelkanalküste und den Ardennen. Sein Name geht auf ab 57 bzw. 51 v. Chr. von Caesar unterworfene keltisch-germanische Mischstämme zurück, die zusammenfassend als (lat. [M.Pl.]) Belgae bezeichnet werden. Sie geraten in der Völkerwanderung unter den Einfluss der von dem Niederrhein einströmenden →Franken, die den nördlichen Teil sprach­lich assimilieren (altniederfränkisch, flä­misch). 843/877 gelangt ein Teil an den Westen (Frankreich), der übrige Teil (Brabant, Luxemburg, Hennegau, Namur, Hochstift Lüttich) an den Osten (deutsches Reich, Heiliges römisches Reich), 1384 das gesamte Gebiet an →Burgund und über Maria von Burgund 1477 an Habsburg, für das Karl V. 1531 die Aufzeichnung aller örtlichen Gewohnheits­rechte (coutumes) binnen sechs Monaten anordnet ([1750] 691). Bei der Teilung in dem Hause Habsburg (1521/1522/1526) fällt der Raum an →Spanien, ohne in dem Freiheitskampf der →Niederlande mit diesen sich (tat­sächlich 1571-1581 und rechtlich 1648) aus der Herrschaft Spaniens lösen zu können (spanische Niederlande). Nach dem spanischen Erbfolgekrieg (1713) wird das Gebiet an das habsburgische →Österreich gegeben (österreichische Niederlande), nach der Be­setzung durch das bald seine Kodi­fika­tionen von 1804ff. unter Aufhebung älterer Gewohnheitsrechte und Gesetze einführende Frankreich (1793, 1795 Batavische Republik, 1797 Teil Frankreichs) 1815 aber Österreich auch rechtlich entzogen und mit den Niederlanden zu dem Königreich der Nieder­lande vereint. Unter der Ein­wirkung der französischen Revolution des Jahres 1830 erklärt das teils wallonische (romanische) Gebiet (in dem Südosten um [Brüssel,] Charleroi, Namur, Bastogne, 40 Prozent), teils flämische (niederländisch­sprachige) Gebiet (in dem Nordwesten um Ostende, Brügge, Gent, Antwerpen, Mechelen, 60 Prozent) nach einem Aufstand an dem 18. 11. 1830 seine Unabhängigkeit. Die Verfassung von dem 7. 2. 1831 legt eine konstitutionelle Monarchie fest (Einheits­staat). Das Recht ist deutlich von Frankreich geprägt. Die 1831/1839 garantierte Neutralität ist seit 1914/1919 beendet bzw. aufgehoben. Seit 1951/1952 ist Belgien, in dem die sog. flä­mische Revolution oder flämische Bewegung die Vorherrschaft französischer Kultur mehr und mehr durchbricht, Kernland europäischer Einigung (1951/1952 Montan­union, 1957 Euratom, Europäische Wirt­schafts­ge­meinschaft) und entwickelt sich als Folge des inneren sprach­lichen Gegensatzes ab 1993 zu einem Bundesstaat. →Europäische Union

Lit.: Recueil des anciennes ordonnances de la Belgique; Recueil des anciennes coutumes de la Belgique; Pirenne, H., Histoire de Belgique, Bd. 1ff. 1899ff., Neudruck 1975; Errera, P., Das Staatsrecht des Königreichs Belgien, 1909; Niemeyer, T., Belgien und seine Neutralisierung, 1917, Neudruck 2013; Marez, G. des, Le droit privé à Ypres, 1927; Vercauteren, F., Étude sur les civitates de la Belgique seconde, (in) Mémoires publiés par l’académie royale de Belgique 1934; Niermeyer, J., Onderzoekingen over Luikse en Maastrichtse oorkonden, 1935; Dievoet, E. van, Het burgerlijk recht, 1943; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, 1949ff.; Standen en Landen, Bd. 1ff. 1950ff.; Génicot, L., L’économie rurale Namuroise, 1960; Verhulst, A./Gysseling, M., Le compte général de 1187, 1962; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff. 3,1,1069, 3,2,2581, 3,3,3726­3794,3892,3973,4091; Ordonnances et autres actes juridiques concernant le duché de Bouillon, Bd. 2 1977; Gilissen, J., Introduction historique au droit, 1979; Smidt, J. de u. a., Chronologische Lijsten van de geentendeerde sententien, 1979; Gilissen, J., Historische Inleiding tot het recht, 1981; Liber sentenciarum van de officialiteit van Brussel 1448-1459, hg. v. Vleeschouwers, C. u. a., 1982; Cossart, A. v., Belgien, 1985; Dumont, G., Histoire de la Belgique, 1985; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux, 1987; Costumen van de stad en van de kasselrij Kortrijk, hg. v. Monballyu, J., Bd. 2 1989; Schilling, J./Täubrich, R., Belgien, 1990; Holthöfer, E., Beiträge zur Justizgeschichte der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs im 19. und 20. Jahrhundert, 1993; Hermsdörfer, W., Geschichte und Gegenwartsgestalt des Verhältnisses von Staat und Kirche in Belgien, 1998; Cook, B., Belgium, 3. A. 2002ff.; Delpérée, F., Le droit constitutionnel de la Belgique, 2000; Zedinger, R., Die Verwaltung der österreichischen Niederlande in Wien (1714-1795), 2000; Uyttendaele, M., Précis de droit constitutionnel belge, 2001; Geschiedenis van de Belgische Kamer van Volksvertegenwoordigers, red. v. Gerard, E. u. a., 2003; Koll, J., Die belgische Nation, 2003; Politieke en sociale geschiedenis van justitie in Belgie, hg. v. Heirbaut, D. u. a., 2004; La Belgique, les petits États et la construction européenne, hg. v. Dumoulin, M. u. a., 2003; Napoleons nalatenschap, hg. v. Heirbaut, D. u. a., 2005; Heirbaut, D., Hadden/hebben de Belgische ministers van Justitie een civielrechtelijk beleid?, 2005; Schaepdrijver, S. de, La Belgique et la première guerre mondiale, 2005; Heirbaut, D., Privaatrechts­geschiedenis van de Romeinen tot heden, 2005; Vesentini, F., Pratiques pénales et structures sociales, 2005; Lejeune, C., Die Säuberung, Bd. 1ff. 2005ff.; Monballyu, J., Zes eeuwen strafrecht, 2006; Dupont-Bouchat, M. u. a., La Belgique criminelle, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 971; Deferme, J., Uit de ketens van de vrijheid, 2007; Verfassungs­doku­mente Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande 1789-1848, hg. v. Stevens, F., 2008; Heirbaut, D., Een beknopte geschiedenis van het sociaal, het economisch en het fiscaal recht in Belgie, 2009; Horvat, S., De vervolging van militairrechtelijke delicten tijdens Wereldoorlog I, 2009; Meinen, I., Die Shoah in Belgien, 2009; Monballyu, J., De jacht op de flaminganten, 2010; Kakoschke, A., Die Personen­namen in der römischen Provinz Gallia Belgica, 2010; Debaenst, B., Een Proces van Bloed, Zweet en Tranen!, 2011; Stevens, W., Het leenhof van Dendermonde, 2013; Vandenbogaerde, S., Vectoren van het recht – Geschiedenis van de Belgische juridische tijdschriften, Diss. jur. Gent 2014; Grenzerfahrungen - Eine Geschichte der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, hg. v. Lejeune, C. u. a., Bd. 1ff. 2014ff.; De Belle Epoque van het Belgische recht (1870-1914), hg. v. Debaenst, B., 2016; Wampach, C., Der Rechtsstreit um die Verletzung der belgischen Neutralität im ersten Weltkrieg, ZRG GA 133 (2016), 404; Witte, E. u. a., Politieke geschiedenis van België, 2016; Spraul, G., Der Franktireurkrieg 1914, 2016; Driessen, C., Geschichte Belgiens, 2018; The Belgian Constitution of 1831 - History, Ideologies, Sovereignty, hg. v. Maes, C. u. a., 2018; Cauchies, J., Es plantar un mundo nuevo. Académie Royale de Belgique, Brüssel 2019

Belial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als nach 1474 über das Lateinische und Griechische des Altertums aus dem Hebräischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., hebr., Bosheit, Widersacher Christi) ist in der Bibel (2. Kor. 6, 15) ein Teufel und in dem Spätmittelalter eine Lehrschrift ([lat.] Processus [M.] Luciferi contra Jesum coram iudice Salomone, Prozess Luzifers gegen Jesus vor dem Richter Salomo) des kanonistisch geschulten Archidiakons Jacobus (Paladinus) de Theramo (Teramo, 1382 Archidiakon in Aversa, 1391 Bischof von Monopoli, später von Florenz) von 1382. Ihre frühe deutsche Übersetzung ist ein Fall populärer, die Rezeption der gelehrten Rechte beschleunigender Literatur.

Lit.: Hagemann, H., Der Processus Belial, (in) FG M. Gerwig, 1960, 55; Ott, N., Rechtspraxis und Heilsgeschichte, 1983

belieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1235 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [Mensing] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gutheißen, wertschätzen

Belieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – 16./17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1606/1740 [DOrdStat.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ermessen, Wunsch, Gefallen

Beliebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [Anklam/PommMbl. 28 1914 119] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb belieben um 1235) Einwilligung, Neigung, →Dorfordnung, Siebenharden­be­liebung

Bellapertica →Petrus de Bellapertica

Bello, Andrés (Caracas/Venezuela 1781-Santiago/Chile 1865), der in London von 1810 an ein jahrelanges Rechtsstudium betreibt, ist der Verfasser des auf dem europäischen Kodifikationsgedanken und dem spanisch-römischen Sachmaterial eigen­ständig aufgebauten (span.) Codigo civil (Bürgerliches Gesetzbuch) de la república de Chile von 1855. S. Google

Lit.: Nelle, D., Entstehung und Ausstrahlungswirkung des chilenischen Zivilgesetzbuches von Andrés Bello, 1988

Bellot, Pierre François (1776-1836), seit 1819 bzw. 1823 Professor in Genf, ist der Redaktor des Zivilgesetzbuchs und Schöpfer des Prozessrechts in →Genf. S. Google

Lit.: Elsener, W., Die Schweizer Rechtsschulen, 1975, 446

bellum, duellum, lat., N., Krieg, Naev. (um 235-200 v. Chr., s. idg. *dāu-, V., Adj., brennen, verletzen, vernichten, feindselig, latein_a_z.docx

benedeien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1210 bezeugt - um 1210 [Tristan] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über benedīcere, lat., V., nhd. Gutes reden, loben, Plaut. um 250-184 v. Chr., s. bene, bonus, dīcere und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) lobpreisen, segnen

benedīcere, lat., V., Gutes reden, loben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. bene, bonus, dīcere

benedictio, lat., F., Lobpreisen, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. bene, bonus, dīcere

Benedictus de Isernia ist ein in Benevent kurz vor 1200 geborener, 1252 in Neapel noch bezeugter Jurist (Glossen, Summen). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 496

Benedictus Levita (Benedikt der Levit) ist der selbstgewählte Name des (unbekannten) Verfassers einer in drei Bücher mit 405, 436 und 478 (bzw. insgesamt 1719 bzw. nach Seckel 1721) Kapiteln gegliederten, um 850 (vor 852?) wohl in der Erzdiözese Reims (nach eigenen Angaben in dem Archiv der Kirche von Mainz) entstandenen, teilweise (mehr als drei Viertel?) gefälschten oder verfälschten, zu einem beträchtlichen Teil aber echten, auf sehr guten Vorlagen beruhenden, vollständig nur durch zwei in Paris liegende Handschriften überlieferten, nur mäßig erfolgreichen Rechts­sammlung, die Kapitu­larien aus der Sammlung des →Ansegis, Bibeltexte, Kirchenväter, Kanones und andere Quellen kirchlichen wie weltlichen Rechtes (von den Volksrechten nur die [lat.] Lex Baiwariorum, Volksrecht der Bayern) ohne jede erkennbare Ordnung aneinander­reiht. S. Google

Lit.: Ganshof, F., Was waren die Kapitularien? 1961; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1988ff.; Schmitz, G., Die Reformkonzilien von 813 und die Sammlung des Benedictus Levita, (in) DA 56 (2000), 1; Fortschritt durch Fälschungen?, 2002; Lukas, V., Eine Sammlung von Kapitularien Karls des Großen bei Benedictus Levita, ZRG KA 90 (2004), 1

Benedikt XIV. (Prospero Lambertini, Bologna 1694-1754), seit 1740 Papst, ist auf Grund seines Werkes (lat.) De synodo dioecesana (Über die Diözesansynode) der früheste Vertreter einer geschichtlichen Kirchenrechtswissenschaft. S. Google

Lit.: Haynes, R., Philosopher King. The Humanist Pope Benedict XIV, 1970

Benediktiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des von Benedikt von Nursia (Nursia bei Spoleto um 480-Montecassino 547) zunächst in Subiaco und nach 529 in Montecassino (bei Neapel) geleiteten ältesten abendländischen Mönchtums, der nach der von Benedikt für Montecassino verfassten, sich in dem fränkischen Reich durchsetzenden Klosterregel lebt. Bedeutende Klöster der Benediktiner sind neben Montecassino vor allem Luxeuil, Cluny, Corbie, Fontenelle, Stablo, Malmédy, Bobbio, Farfa, Echternach, Prüm, Hirsau, Reichenau, Sankt Gallen, Weißenburg in dem Elsass, Lorsch, Maria Laach, Fulda, Corvey, Benediktbeuern, Wessobrunn, Beuron, Ettal, Tegernsee, Mondsee, Gorze, Melk, Bursfeld, Sankt Blasien, Weingarten, Sankt Emmeram und Göttweig. Als Zweig­orden der Benediktiner lassen sich Kamaldulenser, Vallumbrosaner, Zisterzienser, Silvestriner, Cölestiner und Olivetaner verstehen. In Frankreich werden alle Klöster der Benediktiner 1789 aufgehoben, in dem Heiligen römischen Reich alle Klöster 1803 säkularisiert, doch werden in dem 19. Jahrhundert viele wiederbegründet. Seit 1893 gibt es einen weltweiten Zusammenschluss (benediktinische Konföderation) mit derzeit 21 Kongregationen und rund 200 Klöstern. →regula Benedicti (Regel Benedikts)

Lit.: Hilpisch, S., Geschichte des benediktinischen Mönchtums, 1929; Schmitz, P., Geschichte des Benediktinerordens, Bd. 1ff. 1947ff.; Holtz, L., Geschichte des christlichen Ordenslebens, 1986; Engelbert, P., Geschichte des Benediktinerkollegs Sankt Anselm in Rom, 1988; Clark, J., The Benedictines in the Middle Ages, 2011; Dartmann, C., Die Benediktiner, 2014; Miegel, A., Kooperation, Vernetzung, Erneuerung, 2014; Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Bayern, red. v. Hildebrandt, M., 2014 (149 Beiträge); Dartmann, C., Die Benediktiner, 2017; Jenal, G., Sub Regula S. Benedicti – Eine Geschichte der Söhne und Töchter Benedikts von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2019

Benediktinerregel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Regel Benedikts von Nursia →regula Benedicti (Regel Benedikts)

Benediktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als um 1500 aus dem lateinischen benedictio des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb benedeien um 1210) Benedeiung, Segnung

Lit.: Franz, A., Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter, 1909

beneficium, lat., N., Guttat, Verdienst, Wohltat, Begünstigung, Vergünstigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. bonus, facere

Beneficium (lat. [N.] Wohltat, gute Tat, Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht jede (, vor allem kaiserliche) Gunst (beispielsweise Übertragung des Rechtes an einer Sache [u. a. beneficium excussionis si­ve ordinis, beneficium divisionis, beneficium cedendarum actio­num, beneficium dationis in solutum, beneficium abstinendi, beneficium inventarii, beneficium separationis bonorum, beneficium cessionis bonorum, beneficium competentiae]), in dem Frühmittelalter unter anderem die besonders vorteilhafte →Leihe. Als solche gilt jedenfalls seit 743/744 auch die Leihe (beispielsweise säkularisierten Kirchenguts) gegen Leistung von Kriegsdienst. Später werden als beneficium auch Ämter und vielleicht in Nutzung spätrömischer Vorbilder sogar Kirchen oder Pfründengüter (Amts­pfründen) verliehen. In dem Süden Frankreichs spricht man seit dem Ende des 9. Jahrhunderts auch von fevum, feodum, feudum, später allgemein volkssprachig von →Lehen. In dem 13. Jahrhundert tritt in dem deutschen Sprachraum das Wort beneficium mit dem Vordringen der Volkssprache ebenfalls zurück. In dem Rahmen des römischen Rechtes wird es mit dessen allmählicher Aufnahme (Rezption) seit dem Spätmittelalter wieder häufiger verwendet.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Stutz, U., Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens, 1895, Neudruck 1972; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsge­walt, 1933; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983, 7. A. 1989; Wesener, G., Rechtswohltat, HRG Bd. 4 1986, 423; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994; Mönchtum - Kirche - Herrschaft, hg. v. Bauer, D. u. a., 1998; Erdmann, J., Quod non est in actis, 2007; Wolkenhauer, J., Senecas Schrift De beneficiis und der Wandel im römischen Benefizienwesen, 2014

beneficium (N.) cedendarum actionum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Wohltat der abzutretenden Ansprüche

Beneficium (N.) competentiae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wohltat des Notbedarfs) heißt seit dem 16. Jahrhundert die schon in dem klassischen römischen Recht vorhandene Möglichkeit, gewisse nahe Angehörige oder Mitgesellschafter nur zu dem Geldwert eines zu der Urteilszeit vorhandenen Vermögens zu verurteilen, um die mit der Vollstreckung verbundenen Nachteile nicht eintreten zu lassen. Ein gewohnheitsrechtlich entstandenes, auf Liber extra 3,23,3 (1234) gestütztes beneficium competentiae hat auch der Klerus, dem das zu dem standesgemäßen Unterhalt Notwendige zu belassen ist.

Lit.: Kaser §§ 32 III, 85; Wünsch, O., Zur Lehre vom beneficium competentiae, Diss. jur. Leipzig 1897; Zipperling, O., Das Wesen des beneficium competentiae, 1907; Gildemeister, J., Das beneficium competentiae im klassischen römischen Recht, 1986

beneficium (N.) divisionis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Wohltat der Teilhaftung

Beneficium (N.) emigrationis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (Wohltat der Auswanderung) ist die nach der Reformation Martin →Luthers (1517) von Lan­desherren und durch den Augsburger Reli­gionsfrieden von dem 25. 9. 1555 reichsrechtlich gewährte Freiheit, in ein Land auszuwandern, in dem die von dem eigenen Landesherrn nicht geteilte Religion eines auswanderungs­willigen Untertanen gilt. Voraussetzung ist der Verkauf der Güter und die Entrichtung einer Nachsteuer sowie einer möglichen Be­freiungsabgabe.

Lit.: Zycha, A., Deutsche Rechtsgeschichte der Neuzeit, 2. unv. A. 1949, 55

beneficium (N.) excussionis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N. ) Wohltat (Einrede) der Vorausklage

Lit.: Wurch, N., David Mevius und das lübische Recht – dargestellt am Beispiel des „beneficium excussionis“, 2015

beneficium (N.) inventarii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Wohltat der Inventarerrichtung

Beneš, Edvard (28. 5. 1884-3. 9. 1948) Präsident der zweiten tschechoslowakischen Republik, s. Google

Beneš-Dekrete (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sind die von Edvard Beneš (28. 5. 1884-3. 9. 1948) als dem Präsidenten der zweiten tschechoslowa­kischen Republik verfügten (insgesamt 143) Dekrete (Dekret des Prä­sidenten von dem 19. Mai 1945 über die nationale Verwaltung [Enteignung) der Vermögenswerte von Deutschen und Madjaren, Verrätern und Kollaborateuren, Dekret von dem 19. Juni 1945 über die Bestrafung der nazistischen Verbrecher, Verräter und ihrer Helfershelfer durch außer­ordentliche Volksgerichte, Dekret von dem 21. Juni 1945 über die Konfiskation und Aufteilung des landwirtschaftlichen Ver­mögens der Deutschen, Madjaren u. s. w., [Bekannt­­machung des Finanzministers von dem 22. Juni 1945 über die Sicherstellung des deutschen Vermögens,] Dekret von dem 20. Juli 1945 über die Besiedelung des landwirtschaftlichen Bodens der Deutschen, Madjaren und anderen Staatsfeinde durch Tschechen und Slowaken, Verfassungsdekret von dem 2. August 1945 über den Verlust der Staatsbürgerschaft der Deutschen und Madjaren, Dekret von dem 19. September 1945 über die Arbeitspflicht der ausgebürgerten Menschen (ohne Entlohnung und Lebensmittel), Dekret von dem 18. Oktober 1945 über die Auflösung der deutschen Universität Prag und der deutschen technischen Hochschulen von Prag und Brünn, Dekret von dem 25. Oktober 1945 über die Konfiskation des feindlichen Vermögens, Dekret von dem 27. Oktober 1945 über die Einrichtung von Zwangsarbeitssonderabtei­lungen und Verfas­sungsdekret von dem 27. Oktober 1945 über die Sicherstellung der als unzuverlässig ange­sehenen Menschen (sowie Erlass des Innenministeriums von dem 26. November 1945 über die Aussiedlung der deutschen Antif­aschisten in die sowjetische Besatzungs­zone Deutschlands und Gesetz von dem 6. Mai 1946 über die Rechtmäßigkeit aller mit dem Kampf um die Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken zusammen­hängenden Handlungen [oder Straftaten]). Die Beneš-Dekrete entfalten noch in der Gegenwart Wirksamkeit.

Lit.: Dokumente zur Diskussion über die Beneš-Dekrete, hg. v. Slapnicka, H., 1999; Beneš, E., Benesovy dekrety, 2002; Mandler, E., Benesovy dekrety, 2002; Die Deutschen und Magyaren in den Dekreten des Präsidenten der Republik. Studien und Dokumente 1940-1945, hg. v. Jech, K., 2003; Perzi, N., Die Beneš-Dekrete, 2003; Bühler, K./Schusterschitz, G./Wimmer, M., The Beneš-Decrees, (in) Austrian Review of International and European Law 9 (2004), 1

Benin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt

Lit.: Harding, L., Das Königreich Benin, 2010 (Nigeria um 1200, 1898 von Großbritannien erobert)

Bentham, Jeremy (London 15. 2. 1748-6. 6. 1832), Anwaltssohn, wird nach dem Studium in Oxford und der Ausbildung in Lincoln’s Inn (1763) für kurze Zeit Anwalt. 1789 veröffentlicht er als Privatgelehrter (engl.) The Introduction of the Principles of Morals and Legislation (Einführung in die Grundsätze von Moral und Gesetzgebung), welcher der Gedanke zugrunde liegt, dass eine Handlung dann richtig und ein Gesetz dann gerecht ist, wenn es das größte Glück der größten Zahl von Menschen fördere (→Utilitarismus). Dazu strebt er eine Kodifikation an und verwendet dafür das Wort als erster. 1817 tritt er in (engl.) A Catechism on Parliamentary Reform (Bekenntnis zu der Reform des Parlaments) für jährliche Wahlen, einheitliche Wahlbezirke, Ausdehnung des Wahlrechts und Geheimheit der Wahl ein. Er beeinflusst John →Austins analytische Rechtswissenschaft. Die histo­rische Rechtsschule nimmt ihn nicht zu allgemeiner Kenntnis, doch gibt es einzelne Auswir­kungen seiner Vorstellungen in dem Prozess, Gefängniswesen und bei den Zinsen. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bent-hamJeremyMoralsandLegislation1789.pdf Köbler, DRG 139, 179; Bentham, J., A Comment on the Commentaries, hg. v. Everett, C., 1928; Vanderlinden, J., Code et codification dans la pensée de J. Bentham, (in) TRG 32 (1974); Campos Boralevi, L., Bentham and the oppressed, 1984; Postema, G., Bentham and the Common Law Tradition, 1986; Luik, S., Die Rezeption Jeremy Benthams, 2003; Kramer-McInnis, G., Der „Gesetzgeber der Welt“, 2008

Bentheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Köbler, G., Historisches Lexikon der deutschen Länder, 7. A. 2007; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967; Veddeler, P., Die territoriale Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006

benutzen, benützen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1480/1481 [JurFris. II 14) in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gebrauchen, verwenden

Benutzung, Benützung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1616 [[Tirol/ÖW. III 44] in 1 Stelle und als Benützung – als Ansatz – nicht belegt und als Benutzung und Benützung in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb benutzen um 1300) Gebrauch, Verwendung

Benutzungszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der öffentlichrechtliche Zwang zu der Benutzung einer öffentlich­rechtlichen Einrichtung, wie er in dem 19. Jahrhundert durch die →Leistungsverwaltung gegenüber dem Bürger durchge­setzt wird (beispielsweise Preußen 1868 bezüglich der öffentlichen Schlachthäuser).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Deutsche Verwal­tungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983f.

beraten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beratschlagen, bereden

Beratung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [GarzStB.! 108 als Aussteuer] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beraten um 800), Beratschlagung, Beredung

Beratungshilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Deutschland zusammen mit der Prozesskostenhilfe das →Armenrecht 1980 ablösende Hilfe für die Wahrnehmung von Rechten außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens durch Rechtsanwälte.

Lit.: Köbler, DRG 263; Engels, C., Beratungs­hilfegesetz/Prozesskostenhilfe, 1990; Kawamura, H., Die Geschichte der Rechtsberatungshilfe in Deutschland, 2014

Berber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und – ausgenommen Berberlöwe - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines eine Berbersprache sprechenden Volkes in Nordafrika (beispielsweise Tuareg, Kabyle, Wort vielleicht von gr. barbaros?, M., Radebrechender?)

Lit.: Brandes, J., Geschichte der Berber, 2004

bereichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach EDEL um 1600 als Lehnübertragung aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) reicher machen, vermehren

Bereicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen Formbereicherung in DW2 Wortarchiv - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie unter Einfluss des Lateinischen des Altertums 1785 bezeugt, Maskulinum Bereicherungs­anspruch 1893, Verb bereichern in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt) ist die Ver­mehrung eines Ver­mögens. Sie ist dann herauszugeben, wenn sie nicht rechtlich begründet ist. In diesem Sinn kann bereits in dem klassischen römischen Recht eine nichtgeschuldete Leistung (lat. indebitum [N.] solutum) wohl wegen der Ähnlichkeit mit einem Darlehen mit der besonderen Begehrensform der →Kondiktion (lat. [F.] condictio) zurück­verlangt werden. Über die Nichtschuld hinaus gilt diese Folge auch für Fälle nicht eingetretener Erwartung oder sittenwidrigen Leistungszwecks. Herauszu­geben ist grundsätzlich der erlangte bestimmte Gegenstand. In nachklassischer Zeit wird in dem Osten die Herausgabe aus grundloser Vorenthaltung mit der allgemein phi­losophisch-christlichen Überlegung ge­recht­fertigt, dass niemand aus dem Nachteil eines anderen reicher (lat. locupletior) werden dürfe. In dem Mittelalter versuchen die Glos­satoren erstmals, die Kondiktion mit dem Grundsatz der Beschränkung der Heraus­gabepflicht auf die noch vorhandene Bereicherung zu verbinden. Dem folgt →Duaren (1509-1559). Von Hugo →Grotius wird der allgemeine Grundsatz aufgestellt, dass jemand, der aus der Sache eines anderen, der sie nicht mehr hat, reicher geworden ist, herauszugeben hat, worum er reicher geworden ist. Er wird aber nicht in die vernunftrechtlichen Kodifi­kationen aufge­nommen. In dem 19. Jahrhundert setzt sich wohl auf Grund der von Glück übernommen­en Vorstellung die Ansicht durch, dass nur die noch vorhandene Bereicherung herauszugeben ist. Otto von Gierke bewirkt, dass in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) die Grundlosig­keit des Habens als Leitgedanke der Ansprüche auf Herausgabe der Bereicherung vorangestellt wird.

Lit.: Kaser § 48; Söllner § 9; Köbler, DRG 166, 215, 271; Coing, H., Zur Lehre von der ungerechtfertigten Bereicherung bei Accursius, ZRG RA 80 (1963), 396; Schmitt, R., Die Subsidiarität der Bereicherungs­ansprüche, 1969; Feenstra, R., Die ungerechtfertigte Bereicherung in dogmenge­schichtlicher Sicht, (in) Ankara Universitesi Hukuk Fakültesi Dergise 29 (1972), 289; Misera, K., Der Bereicherungsgedanke bei der Schenkung unter Ehegatten, 1974; Schubert, W., Windscheid und das Bereicherungsrecht des ersten Entwurfs des BGB, ZRG RA 92 (1995), 186; Bauer, K., Ersitzung und Bereicherung im klassischen römischen Recht, 1988; Schartl, R., Ungerechtfertigte Bereicherung nach deutschen Rechtsquellen des Mittelalters, (in) TRG 60 (1992), 109; Jakobs, H., Lucrum ex negotiatione, 1993; Unjust Enrichment, ed. by Schrage, E., 1995; Hallebeek, J., The Concept of unjust enrichment, 1995; Schäfer, F., Das Bereicherungsrecht in Europa, 2001; Wernecke, F., Abwehr und Ausgleich aufgedrängter Bereicherungen, 2004; Grundstrukturen eines europäischen Bereicherungsrechts, hg. v. Zimmermann, R., 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Bereicherungsanspruch (M.) 1893

Berg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW um 800 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, M.) ist die größere Erhöhung oder Anhöhe in einem aus festem Stoff bestehenden Gelände beispielsweise der Erde.

Berg an der Dhün an dem Niederrhein ist in dem 11. Jahrhundert der Sitz eines Geschlechts von Grafen, deren Land 1614/1666 an Pfalz-Neuburg und 1777 mit der Pfalz an Bayern gelangt. 1805/1806 formt Napoleon hieraus und aus anderen Gebieten das Großherzogtum Berg mit Verfassung und Verwaltung nach fran­zösischem Vorbild. 1813/1814 werden nach den Siegen Alliierter über Napoleon die französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 fällt Berg an Preußen, über das sein Gebiet (1946) zu →Nordrhein-Westfalen kommt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte, 3. A. 1985; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg, 1981; Francksen, M., Staatsrat und Gesetzgebung im Großherzogtum Berg 1806-1813, 1982; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte, 1995; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutschland, 2005; Modell und Wirklichkeit, hg. v. Dethlefs, G. u. a., 2008; Severin-Barboutie, B., Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Hentsch, C., Die Bergischen Stahlgesetze, 2011; Berner, A., Kreuzzug und regionale Herrschaft, 2014; Geschichte des Bergischen Landes, hg. v. Gorißen, S. u. a., Bd. 1f. 2014ff.; Brendler, A., Auf dem Weg zum Territorium – Verwaltungsgefüge und Amtsträger der Grafschaft Berg 1225-1390, 2020

Berg, Günther Heinrich von (Schwaigern bei Heilbronn 27. 11. 1765-Oldenburg 9. 9. 1843), Amt­mannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen 1793 außerordentlicher Professor in Göttingen und danach Hofrat (1800), Regie­rungspräsident, Bundestagsgesandter, Ober­ap­pellations­gerichtspräsident und Staatsminis­ter. Sein bekanntestes Werk ist ein sieben­bändiges Handbuch des deutschen →Polizeirechts (1799ff.). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 152

Bergbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1532 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1624 [Sachsen/Span, Bergsp. 167] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bergarbeit, Abbau von Bodenschätzen unter der ErdoberflächeBergrecht

Lit: Bader, K., Zur Geschichte des Eisenerzabbaues und des Hüttenwerks zu Blumberg, 1938; Schmidtill, E., Zur Geschichte des Eisenerzbergbaues im südlichen Fichtelgebirge, 1963; Valentinitsch, H., Das landesfürstliche Quecksilberbergwerk Idria 1575-1659, 1981; Europäisches Montanwesen im Hochmittelalter. Das Trienter Bergrecht 1185-1214, hg. v. Hägermann, D. u. a., 1986; Paul, R., Vorstudien für ein Wörterbuch zur Bergmannssprache in den sieben niederungarischen Bergstädten, 1987; Wiesemann, J., Steinkohlenbergbau in den Territorien um Aachen 1334-1794, 1995; Krenz, H., Lütticher Steinkohlen-Bergbau im Mittelalter, 2000; Geschichte des deutschen Bergbaus, hg. v. Tenfelde, K. u. a., Bd. 1ff. 2012ff.; Unter uns – Die Faszination des Steinkohlebergbaus in Deutschland, hg. v. Müller, B., Bd. 1f. 2015f.; Jung, Y., Strukturwandel im sozialen Feld – Bergarbeiterfamilien im Ruhrgebiet 1945 bis 2000, 2015; Perspektiven des Bergbauerbes, hg. v. Farrenkopf, M. u. a., 2020; Bergbausammlungen in Deutschland, hg. v. Farrenkopf, M. u. a., 2020

Bergelohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412 [HanseRez. VI 71] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bergen um 800 bzw. 6./7. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL) ist die bei der Bergung eines in Seenot und zugleich aus der Verfügungsgewalt der Schiffsbesatzung geratenen Schiffes geschuldete Vergütung. Ursprünglich herrscht hier der Grundsatz des Strandraubs, dem der Grundsatz des Strandregals des Landesherrn folgt. Seit dem frühen Mittelalter (Rhodos 600-800 n. Chr., Hamburg 1270, Ordonnance de la Marine 1681) wird dem Bergenden ein Anteil zugesprochen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird für den Bergenden wie den Hilfeleistenden ein gemäß den Umständen nach billigem Ermessen zu bestimmender Bergelohn für richtig gehalten (Strandungsordnung 1874, §§ 740ff. HGB, Brüsseler Übereinkommen 1910).

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957

bergen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - 6./7. Jh. [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Hamburg/Kluge, SeemSpr. 86] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) retten, in Sicherheit bringen

Bergen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, „Bergweide“, N.) an dem Byfjord wird 1070 gegründet. Es ist seit dem 12. Jahrhundert →Norwegens Krönungsstadt. Um 1343 eröffnet dort die →Hanse eine Niederlassung.

Lit.: Bruns, F., Die Lübecker Bergenfahrer, 1900; Bergen, hg., v. Friedland, K., 1971; Archiv der Bergenfahrerkompagnie zu Lübeck, bearb. v. Asmussen, G. u. a., 2002; Ullrich, S., Untersuchungen zum Einfluss des lübischen Rechts, 2008

Berggericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Zycha, BöhmBgr. II 38] bzw. 1364 [MansfeldBergbUB. 3] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Angelegenheiten der Berge und des Bergbaus betreffende besondere Gericht.

Lit.: Huffmann, F., Über die sächsische Berggerichts­bar­keit, 1935

Bergrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1189 [MBoica VI 501] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit des Berge betreffendeen Rechtes, insbesondere das Recht des Bergbaus und damit der Gewinnung von Bodenschätzen zunächst vor allem aus Bergen. Der dem antiken Bergbau folgende mittelalterliche Bergbau beginnt um Goslar (Silber) in dem 9. Jahrhundert, an der Südseite des Erzgebirges um 1140 und in dem Mansfelder Gebiet (Kupfer) um 1190. Ausgangspunkt ist die Bergbaufreiheit des Grundeigentümers. Wohl bereits in dem Früh­mittelalter beansprucht aber der König die Herrschaft über den Bergbau, durch welche die Stellung des Grundeigentümers be­schränkt wird. 1158 verkündet Friedrich I. Barbarossa zunächst für Italien in Roncaglia ([lat.] Constitutio [F.] de regalibus, Gesetz über die königlichen Rechte) das Silberregal und das Salzregal des Königs ([lat.] argentariae … et salinarum reditus, Abgaben aus Silber­werken? und Salinen). Wenig später wird das Bergrecht erstmals ausführlicher festgehalten (Trient 1185/1208, Iglau 1249, Goslar 1271, Freiberg 14. Jahrhundert, Schladming Bergbrief 1408). In der Folge darf auch gegen den Willen des Grundeigentümers an jedem geeigneten Ort Bergbau betrieben werden (Bergfreiheit, Bergbaufreiheit, Goldberg 1342), wobei der Finder Anspruch (Finderrecht) auf Verleihung der Schürfrechte hat (Kulmer Handfeste 1233). 1356 geht das Bergregal des Königs urkundlich auf die Kurfürsten und danach bis 1648 auf andere Reichsfürsten über. Die Landesherren erlassen Berg­ordnung­en (Kuttenberg 1300-1305 als Vorläuferin, Schneeberg 1492, Annaberg 1509, Joachimsthal bzw. Joachimstal 1518, Jülich-Berg 1542, Henneberg 1566). Die Berg­bauunternehmer arbeiten als bergrechtliche Gewerkschaft (Genossenschaft) mit Kuxen als Anteilen. Arbeitgeber ist zunächst der einzelne Gewerke für seine allmählich in verschieden­en Hinsichten geschützten Arbei­ter (Knappen). In der Mitte des 18. Jahrhunderts wandelt sich der Bergbau zu einer Industrie. Der Staat greift durch Gesetze ein (Frankreich Loi relative aux mines 28. 7. 1791, Code des mines 1810, Österreich 1854, Allgemeines Berggesetz für die preußischen Staaten 24. 6. 1865, Sachsen 16. 6. 1868), wobei an die Stelle des fürstlichen Bergregals die staatliche Bergho­heit tritt. Das Bundesberggesetz der Bundes­republik Deutschland von dem 13. 8. 1980 hebt die Ge­werk­schaften alten Rechtes und die Gewerkschaften neuen Rechtes auf und verlangt eine Um­wandlung zu dem 1. 1. 1986.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Allge-meinesBerggesetzfuerdiepreussischenStaaten1865.pdf ; Köbler, DRG 90, 97, 113, 167, 205, 218; Agricola, G. v., De re metallica libri XII, 1556; Die Henneberger Bergordnung von 1566, hg. v. Lingelbach, G., 2002; Achenbach, H., Das gemeine deutsche Bergrecht, 1871; Ermisch, H., Das sächsische Bergrecht des Mittelalters, 1887; Abignente, G., La proprietà del sottosuolo, 1888; Zycha, A., Das Recht des ältesten deutschen Bergbaues, 1899; Zycha, A., Das böhmische Bergrecht des Mittelalters, 1900; Arndt, A., Noch einmal der Sachsenspiegel und das Bergregal, ZRG GA 23 (1902), 112; Arndt, A., Einige Bemerkungen zur Geschichte des Bergregals, ZRG GA 24 (1903), 59; Zycha, A., Über den Ursprung der deutschen Bergbaufreiheit, ZRG GA 24 (1903), 338; Arndt, A., Zur Frage des Bergregals, ZRG GA 24 (1903), 465; Arndt, A., Zur Geschichte und Theorie des Bergregals und der Bergbaufreiheit, 2. A. 1916; Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine Geschichte, 1914; Müller-Erzbach, R., Das Bergrecht, 1916f.; Stolz, O., Die Anfänge des Bergbaues und Bergrechtes in Tirol, ZRG GA 48 (1928), 207; Schönbauer, E., Beiträge zur Geschichte des Bergbaurechts, 1929; Weizsäcker, W., Das alte Zinnbergrecht von Graupen im Erzgebirge, ZRG GA 50 (1930), 233; Weizsäcker, W., Sächsisches Bergrecht in Böhmen, 1929; Sehm, J., Der Silberbergbau zu Annaberg, (1934); Silberschmidt, W., Zur Geschichte der Bergfreiheiten, (in) Zeitschrift für Bergrecht 75 (1935), 260; Silberschmidt, W., Das schwedische Bergrecht, (in) Zeitschrift für Bergrecht 75 (1935), 442, Krzyżanowski, J., Die Bergbaufreiheit in Polen, 1935 (polnisch); Sehm, J., Die Schreckenberger Berg­ordnung 1499/1500, 1936; Büchsel, H., Rechts- und Sozialgeschichte des oberschlesischen Berg- und Hüttenwesens 1750 bis 1806, 1941, Thieme, H., Die Funktion der Regalien im Mittelalter, ZRG GA 62 (1942), 57; Löscher, H., Die erste Annaberger Bergordnung vom 11. Februar 1493, ZRG GA 68 (1951), 435; Isay, R., Vereinheitlichung des deutschen Bergrechts, 1952; Schneider, H., Zur Geschichte des Bergrechts und der Bergverfassung im Siegerland, Diss. jur. Bonn 1954; Schmelzeisen, G., Die Arbeitsordnung in den jüngeren Berggesetzen, ZRG GA 72 (1955), 111; Schneider, H., Das ältere Siegerländer Bergrecht, 1956; Clauss, H./Kube, S., Freier Berg und vermessenes Erbe, 1957; Schrader, E., Zum Bergrecht und zum Schatzrecht im Sachsenspiegel I, 35, ZRG GA 74 (1957), 178; Löscher, H., Vom Bergregal im sächsischen Erzgebirge, (in) Freiberger Forschungshefte D 22, 1957; Willecke, R., Grundriss des Bergrechts, 1958; Ebel, W., Über das landesherrliche Bergregal, (in) Zs. f. Bergrecht 109 (1968), 146; Löscher, H., Zur Frühgeschichte des Freiberger Bergrechts, ZRG GA 76 (1959), 343; Willecke, R./Turner, G., Grundriss des Bergrechts, 2. A. 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1767; Strätz, H., Bergmännisches Abbaurecht, (in) FS N. Grass, 1974, 533; Willecke, R., Die deutsche Berggesetzgebung, 1977; Boldt, G./Weller, H., Kommentar zum Bundesberggesetz, 1984; Europäisches Montanwesen im Hochmittelalter. Das Trienter Bergrecht 1185-1214, hg. v. Hägermann, D. u. a., 1986; Tubbesing, G., Vögte, Froner, Silberberge, 1996; Steuer, H./Zettler, A., Der mittelalterliche Bergbau und seine Bedeutung für Freiburg, 1996; Ecker, F., Die Entwicklung des Bergrechts im Saarbrücker Steinkohlenrevier, 1997; Soestwöhner, M., Bergschadensrecht im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bochum 1997; Kranz, H., Lütticher Steinkohlen-Bergbau im Mittelalter, 2000; Pfeifer, G., Ius regale montanorum, 2002; Thür, G., Gedanken zu Bergregal und Bergbaufreiheit in der griechisch-römischen Antike, (in) Festschrift für G. Kocher, 2002, 317ff.; Löscher, H., Das erzgebirgische Bergrecht des 15. und 16. Jahrhunderts, Bd. 1f. 2003ff.; Stadt und Bergbau, hg. v. Kaufhold, K. u. a., 2004; Bergrecht im Wandel der Zeit, hg. v. Pielow, J., 2020

Bergregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [Kleve-MarkBO. 73 § 4/Wagner, CJMet. 1225f. Anm. 1] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) königliches und später landesherrliches Recht zu der Aneigung von Bodenschätzen durch Bergbau →Bergrecht

Berlich(ius), Matthias (Schkölen bei Weißen­fels 9. 10. 1586-Leipzig 8. 8. 1638), Bürgermeisterssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Jena und Marburg (Promotion 1610) 1611 in Leipzig Anwalt. In seinen (lat.) Conclusiones (F.Pl.) practicabiles (Praktische Schlüsse) (1615ff.) stellt er das gemeine Recht nach der Ordnung der kursächsischen Konstitutionen von 1572 dar. Auf seinem in dem Strafrecht eine genauere Beschreibung der Straftatbestände anstrebenden Werk baut Benedikt Carpzov auf. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Berlich­MatthiasConclusionumpracticabilium.liber4A1644Bd1.pdf; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1 1880, Neudruck 1957, 1978, 640, 736

Berlin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) erwächst aus zwei älteren (um 1200 geplanten?), beiderseits eines Übergangs über die untere Spree liegenden (gewerblichen) Siedlungen (Cölln [dendrologische Daten um oder nach 1171, Ersterwähnung 1237, Pfarrkirche Sankt Petri, Verbindung zu Köln?], Berlin [Sumpfort], slawische Besiedlung Berlins bis in das 10. Jahrhundert nachweisbar?, Pfarrkirche Sankt Nikolai, Ersterwähnung 1244), die um 1235 (Berlin um 1230?, 1253 an Frankfurt an der Oder übertragen) Stadtrecht (Brandenburgs an der Havel) erhalten und 1307 organisatorisch nach außen (zu einer Union mit einem gemeinsamen Rat aber getrennter innerer Verwaltung) vereinigt werden. An dem Ende des 14. Jahrhunderts (1397) entsteht das Berliner Stadtbuch (Berlin, Stadtarchiv, ohne Signatur), dessen Schöffenrecht hauptsächlich auf dem →Sachsenspiegel aufbaut und durch die Glosse Johanns von Buch, durch den Richtsteig Landrechts und durch das Sächsische Weichbildrecht beeinflusst ist, aber auch brandenburgische Gewohnheiten und gelegentlich gelehrtes Recht erkennen lässt. Unter den 1442/1448 den Widerstand der Stadt Berlin brechenden Hohenzollern (1415) wird Berlin 1470 Residenz der Markgrafen von Brandenburg, die hier 1516 das →Kam­mergericht einrichten und sich wegen des ranghöheren Titels seit 1701 Könige in Preußen nennen. 1709 wird aus Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheen­stadt, Fried­richstadt und einigen Vorstädten die einheitliche Königsstadt Berlin mit einem Magistrat gebildet. 1810 erhält Berlin eine modernisierende Universität. 1871 wird Berlin Hauptstadt des (zweiten) Deutschen Reiches. 1878 findet dort ein internationaler Kongress über die Staatsver­hältnisse auf dem Balkan statt. 1912 wird der Zweck­verband Groß-Berlin geschaffen. An dem 27. 4. 1920 wird aus 8 Städten, 59 Land­gemeinden und 27 Gutsbezirken die zwei­stufig ge­gliederte, in 20 Bezirke geteilte Einheits­gemeinde Berlin gebildet. 1945 wird Berlin in vier Sektoren der Besatzungsmächte aufgeteilt, 1948 in Westberlin und Ostberlin gespalten, von 13. 8. 1961 bis 1989 durch eine Mauer mit Schießbefehl getrennt, 1990 aber wieder vereinigt und 1991 (mit rund 890 Quadratkilometern Fläche und etwa 3,5 Millionen Einwohnern) statt Bonn zu der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland bestimmt. Der Versuch der Vereinigung des Landes Berlin mit Brandenburg scheitert bei einer Volksabstimmung an dem 5. 5. 1996 an der fehlenden Zustimmung Brandenburgs.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 181, 245; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­StadtbuchBerlin1397.pdf; Berlinisches Stadtbuch, hg. v. Clauswitz, P., 1883; Das Stadtbuch des alten Köln an der Spree, hg.v. Clauswitz, P., 1921; Gebhardt, P. v., Das älteste Berliner Bürgerbuch 1453-1700, 1927; Seeboth, J., Das Privatrecht des Berliner Stadtbuches, 1928; Die Bürgerbücher von Cölln an der Spree, hg. v. Gebhardt, P. v., 1930; Latendorf, O., Die Entwicklung der städtischen Kassenorganisation Berlins, 1931; Berliner Häuserbuch, bearb. v. Lüdicke, R., Bd. 1 1933; Steffen, K., Das Berliner Stadtverfassungsrecht, 1936; Asen, J., Gesamtverzeichnis des Lehrkörpers der Universität Berlin, Bd. 1 (1810-1945), 1955; Berlin-Bibliographie, Bd. 1ff. 1965ff.; Schiedermair, H., Der völkerrechtliche Status Berlins, 1975; Scholz, F., Berlin und seine Justiz, 1982; Festschrift zum 125jährigen Bestehen der juristischen Gesellschaft zu Berlin, hg. v. Wilke, D., 1984; Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987, 3. A. 2002; Rechtsentwicklungen in Berlin, hg. v. Ebel, F. u. a., 1988; Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1ff. 1988ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 61; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992; Fijal, A., Die Geschichte der juristischen Gesellschaft zu Berlin in den Jahren 1859 bis 1933, 1991; Schubert, W., Die Vorträge von Reinhold Johow in der Berliner Mittwochs-Gesellschaft (1881-1897), ZRG GA 110 (1993), 458; Schröder, R./Bär, F., Zur Geschichte der juridischen Fakultät, (in) Kritische Justiz 1996, 447; Spree-Insel, hg. v. Haspel, J. u. a., 1998; Raiser, T., Schicksalsjahre einer Universität, 1998; Lösch, A. Gräfin v., Der nackte Geist, 1999; Berlin. Die Hauptstadt, hg. v. Süß, W., 2000; Fritze, W./Schich, W., Gründungsstadt Berlin, 2000; Städtebuch Brandenburg und Berlin, hg. v. Engel, E. u. a., 2000; Ribbe, W., Die historische Kommission zu Berlin, 2000; Berlin, hg. v. Schoeps, J., 2001; Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Large, D., Berlin, 2002; Engler, H., Die Finanzierung der Reichshauptstadt, 2004; Die Berliner Universität in der NS-Zeit, hg. v. Bruch, R. vom u. a., 2005; Thies, R., Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499)., bearb. v. Huch, G. u. a., 2008; Winter, A., Das Gelehrten­schul­wesen der Residenzstadt Berlin, 2008; Geschichte der Universität Unter den Linden 1810-2010, hg. v. Bruch, R. vom u. a., Bd. 1ff. 2010; Die Matrikel der Universität Berlin (1810-1850), hg. v. Bahl, P. u. a., 2010; Die Berliner Universität im Kontext, hg. v. Bruch, R. vom, 2010; Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810-1834, hg. v. Virmond, W., 2010; Festschrift 200 Jahre juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, hg. v. Grundmann, S., 2010; Kleibert, K., Die juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin im Umbruch, 2010; Pawliczek, A., Akademischer Alltag zwischen Ausgrenzung und Erfolg, 2011; Die Berliner juristische Fakultät und ihre Wissenschaftsgeschichte von 1810 bis 2010, hg. v. Schröder, R. u. a. 2011 (mit CD-ROM, 334 Dissertationen zwischen 1933 und 1945, 478 Dissertationen zwischen 1949 und 1989; Markovits, I., Juristen - böse Sozialisten?, ZRG GA 129 (2012), 267; Berlin 1933-1945, hg. v. Wildt, M. u. a., 2012; Haase, S., Die Berliner Universität und die nationale Bewegung 1800-1848, 2012; Geraubte Mitte - Die „Arisierung“ des jüdischen Grund­eigentums, hg. v. Nentwig, F., 2013; Reuss, E., Millionäre fahren nicht Fahrrad, 2013; Kraushaar, F., Aufbruch zu neuen Ufern - Die privatrechtlichen und rechtshistorischen Dissertationen der Berliner Universität im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, 2014; Rudolph, H., Berlin, 2014; Beachy, R., Das andere Berlin, 2015; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Schenk, D., Als Berlin leuchtete – Kunst und Leben in den zwanziger Jahren, 2015; Ryan, C., Der letzte Kampf, 2015; Das rote Berlin, hg. v. Schumann, F., 2015; Mauer, V., Brückenbauer – Großbritannien, die deutsche Frage und die Blockade Berlins 1948-1949, 2018; Stangl, P., Risen from Ruins – The Cultural Politics of Rebuilding East Berlin, 2018 (wenig neue Einsichten)

Bern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) wird wohl unter Bezugnahme auf Verona 1191 von dem Herzog von Zähringen auf ursprünglichem Königsgut gegründet. 1218 gelangt es an das Reich zurück (Berner Handfeste Kaiser Friedrichs II., in ihrer Echtheit umstritten) und wird 1274 Reichsstadt. Danach erwirbt Bern umfangreiche Güter, verbindet sich 1353 mit der →Eidgenossenschaft der Schweiz und entwickelt sich (1458 4500 Einwohner) zu dem größten Stadtstaat nördlich der Alpen, der mit 130000 Quadratkilometern rund ein Drittel der heutigen Schweiz umfasst (etwa 100000 Untertanen). Seit 1848 ist Bern Hauptstadt der Schweiz. An dem 9. 9. 1886 wird in Bern die völkerrechtliche Berner Übereinkunft des Urheberrechts geschlossen, die alle Verbandsstaaten (nicht beispielsweise Vereinigte Staaten von Amerika) zu der Gleichbehandlung der Urheber aus Mitgliedstaaten mit Inländern verpflichtet.

Lit.: Mutach, A. v., Revolutionsgeschichte der Republik Bern 1789-1815, hg. v. Wirz, H., 1934; Die Rechtsquellen des Kantons Bern (Teil 1 Stadtrechte, Teil 2 Rechte der Landschaft), hg. v. Welti, E. u. a. 1902ff.; Welti, F. u. a., Das Stadrecht von Bern, Bd. 1ff. 1902ff., Bd. 1f. 2. A. bearb. v. Rennefahrt, H., 1971; Stürler, R. v., Die vier Berner Landgerichte Seftigen, Sternenberg, Konolfingen und Zollikofen, Diss. jur. Bern 1920; Die historische Entwicklung der Leinwandweberei im Kanton Bern, Diss. staatswiss. Bern 1920; Audétat, E., Verkehrsstraßen und Handelsbeziehungen Berns (Diss. phil. Bern), 1921; Rennefahrt, H., Freiheiten für Bern aus der Zeit Friedrichs II., (in) Zeitschrift für schweizerisches Recht N. F. 46 (1927); Rennefahrt, H., Grundzüge der bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1-4 1928ff.; Däppen, O., Verfassungsgeschichte der Berner Landstädte, (in) Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern 30 (1929), 1; Strahm, H., Studien zur Gründungs­geschichte der Stadt Bern, 1935; Die Rechtsquellen des Kantons Bern, Teil 2, Bd. 2 1937; Schmid, B., War Bern in staufischer Zeit Reichsstadt?, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 20 (1940), 161; Feller, R., Geschichte Berns, 1946; Roth, U., Samuel Ludwig Schnell und das Zivilgesetzbuch für den Kanton Bern von 1824-1830, 1948; Bader, K., Um Echtheit oder Fälschung der Berner Handfeste, ZRG GA 72 (1955), 194; Sechshundert Jahre Inselspital (1354-1954), verf. v. Rennefahrt, H. u. a., 1954; Dübi, A., Die Geschichte der bernischen Anwaltschaft, 1955; Rennefahrt, H., Nochmals um die Echtheit der Berner Handfeste, (in) Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 6 (1956), 145; Häusler, F., Das Emmental im Staate Bern bis 1798, Bd. 1f. 1958ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,444, 3,2,1925; Soliva, C., Zur Berner Stadtrechts­reformation von 1614, ZRG GA 92 (1975), 117; Bierbrauer, P., Freiheit und Gemeinde im Berner Oberland 1300-1700, 1991; Gmür, R., Der alte bernische Stadtstaat (1191-1798), ZRG GA 112 (1995), 366; Gerber, R., Gott ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R. 2003; Repertorium der Policeyordnungen 7, hg. v. Schott-Volm, C., 2006; Studer Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006; Rieder, K., Netzwerke des Konser­va­tivis­mus, 2008; 100 Jahre bernisches Obergericht in der vorderen Länggasse, hg. v. Obergericht Bern, 2009; Cottier, M., Fatale Gewalt, 2017

Bernardus Dorna ist ein aus der Provence stammender, zeitweise in Bologna tätiger, 1222-1234 in Montpellier nachweisbarer Jurist ([lat.] Summula [F.] de libellis et eorum compositione). S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 302

Bernardus Papiensis (Pavia vor 1150-1213) wird nach dem Studium in Bologna Lehrer des geistlichen Rechtes und 1187 Propst sowie 1198 Bischof von Pavia. Seine in fünf Bücher geteilte systematische Dekretalensammlung (lat.) Breviarium (N.) extravagantium (Kurzfassung der zusätzlichen [Dekretalen]) (1188/1190) wird (als [lat.] compilatio [F.] prima, erste Sammlung) zu dem Vorbild aller späteren Gesetzessammlungen (Dekretalen­sammlungen) des kanonischen Rechtes, das seit dem späten 12. Jahrhundert als sich ständig erneuernde Rechtsordnung in ihrem jeweils neuesten Stand auf den Universitäten gelehrt wird. S. Google

Lit.: Landau, P., Die Entstehung der systematischen Dekretalensammlungen, ZRG KA 65 (1979), 120

Berner, Albert Friedrich (Straßburg/­Uckermark 30. 11. 1818-Berlin 13. 1. 1907), Justizratssohn, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Berlin (Savigny, Gans) 1848 außerordentlicher Professor und 1861 ordentlicher Professor in Berlin. Sein von dem Vergeltungszweck geprägtes Lehrbuch des →Strafrechts erfährt 18 Auflagen. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BernerAlbertFriedrichLehrbuchdesdeutschenStrafrechtes1857.pdf; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965

Bernstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1578 [Nostitz, Haushaltb. 153] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) erhärtetes Harz vor allem von Föhren

Lit.: Die Bernsteinstraße, hg. v. Quast, D. u. a., 2013

Berthold von Henneberg (1441/1442-1504) →Henneberg

Beruf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 1416 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1428 [AktStPr. I 349] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb berufen um 950) ist die auf Dauer angelegte, die Arbeitskraft und Arbeitszeit überwiegend in Anspruch nehmende Betätigung, die meist mit dem Ziel betrieben wird, daraus den Lebensunterhalt zu gewinnen, und die zugleich einen Beitrag zu der gesell­schaftlichen Gesamtleistung erbringt (bloße gelegentliche Betrauung eines ausnahmsweise als ao. Prof. titulierten Privatgelehrten mit einer gutachter­lichen Tätigkeit ist kein Beruf). Der Beruf entwickelt sich auf der Suche nach günstigeren Lebensbedingungen mit der Entstehung besonderer Tätigkeitsfelder durch Arbeitsdifferenzierung, die sachlich schon in den Hochkulturen der Antike beginnt. Bedeutsam ist er bereits in den Handwerken der mittelalterlichen Stadt. Verfassungs­rechtlich geschützt wird der Beruf in dem späteren 20. Jahrhundert.

Lit.: Lange, H., Das Verbot der Berufsausübung im Mittelalter, 1940; Richarz, M., Der Eintritt der Juden in die akademischen Berufe, 1974; Henning, H., Die deutsche Beamtenschaft, 1984; Knörr, M., Die Berufszulassung zum Handwerk, Diss. jur. Erlangen 1996; Eisenbach, U., Duale Berufsausbildung in Hessen, 2010; Professionen, Eigentum und Staat, hg. v. Müller, D. u. a., 2014; Sailmann, G., Der Beruf, 2018

berufen (Wort als Zeitwort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) rufen, Berufung einlegen

Berufsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Googledoch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit der Berufswahl und der Berufsausübung, die unter dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts grundrechtliche Bedeutung erlangt.

Lit.: Hege, H., Das Grundrecht der Berufsfreiheit, 1977

Berufsgenosse (Wort Berufsgenoss in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und Berufsgenosse in DW2 1749 bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) denselben Beruf ausübender Mensch

Berufsgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1861 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Genossenschaft der denselben Beruf ausübenden Menschen

Berufsrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Richter, der seine Tätigkeit als Beruf ausübt. Er tritt nach ersten Ansätzen in der Antike als gelehrter Offizial des Bischofs vereinzelt seit dem späten 12. Jahrhundert (Reims, Mainz), allge­meiner seit 1246 als ständiger, ordentlicher und selbst entscheidender Einzelrichter der kirchlichen Gerichtsbarkeit auf. Bis zu dem 19. Jahrhundert setzt er sich unter Verdrängung des ungelehrten, ehrenamtlich tätigen Schöffen auch in dem weltlichen Gericht durch, ehe ihm dann durch den Liberalismus nach englischem (bzw. französischem) Vorbild erneut ehren­amtliche Laienrichter vor allem in Strafsachen zu der Seite gestellt werden.

Lit.: Köbler, DRG 154, 234; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Müller-Volbehr, J., Die geistlichen Gerichte in den braunschweig-wolfenbüttelschen Landen, 1972; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess in der Praxis geistlicher Gerichte, 1974; Horn, N., Bologneser doctores und iudices im 12. Jahrhundert, (in) ZHF 3 (1976), 221

Berufsschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1877 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Deutschland in dem 19. Jahrhundert zu der Verbesserung der beruflichen Ausbil­dung entwickelte öffentliche Schule.

Lit.: Fischbach, R., Von der Sonntags- und Fortbildungsschule zur Berufsschule, 2004

Berufsverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1939 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verbot, einen bestimmten Beruf auszuüben. Ihm geht die nach Einführung der Gewerbefreiheit in dem 19. Jahrhundert geschaffene Möglichkeit voraus, ein aufgenommenes Gewerbe nachträglich zu untersagen (Preußen Gewerbeordnung 1845, Norddeutscher Bund 1869, Deutsches Reich 1872). Das Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsver­brecher von dem 24. 11. 1933 führt daneben als Maßregel der Sicherung und Besserung eine Untersagung einer Gewerbeausübung in dem Rah­men eines Strafverfahrens bei Begehung einer Straftat unter Missbrauch des Berufs ein (§ 42l StGB). Sie wird bald als Berufsverbot bezeichnet. Seit etwa 1970 wird auch das ablehnende Ergebnis einer politischen Überprüfung von Bewerbern für die Einstellung in den öffentlichen Dienst in einem politischen Sinne Berufsverbot genannt.

Lit.: Reinhard, E., Die Entwicklung der Untersagung gewerblicher Unternehmen seit 1869, Diss. jur. Heidel­berg 1940

Berufung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [MGroning. I 57] in 36 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb berufen um 950) ist das seit 1877/1879 grund­sätz­lich gegen Urteile des ersten Rechtzugs in dem (zweiten) Deutschen Reich gegebene Rechtsmittel. Es kommt sachlich mit der Aufnahme des rö­misch-­kanonischen Prozessrechts in dem Spätmit­telalter als →Appellation an einen höheren Richter in das Heilige römische Reich und verdrängt dort die ältere einheimische Urteilsschelte, die seit dem Ende des 13. Jahrhunderts aber schon in einem ziemlich allgemeinen Sinn (auch) Berufung genannt werden kann. Gleichzeitig wird Berufung allmählich das allgemeine deutsche Wort für die bis 1877/1879 als Rechtsmittel auch für Tatfragen verwendete Appellation, die von der nur die Rechtsfrage erfassenden →Revision unterschieden wird.

Lit.: Kaser § 65 IV; Köbler, DRG 116, 202, 235; Planck, W., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, 268; Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274ff.; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976

Berytos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Beirut an der Ostküste des Mittelmeers) ist der Sitz einer bereits vor 238 n. Chr. berühmten Rechtsschule. Hier wie später in Konstantinopel lehren besoldete Professoren (lat. [M.Pl.] antecessores, Vorgänger) in einem festen Studienplan in fünf Jahreskursen den Rechtsstoff. In dem ersten Jahr beginnt man (als lat. [M.] dupondius) mit den Institutionen des Gaius (Privatrecht bzw. personae und res [Menschen und Sachen], Prozessrecht bzw. actiones). Es folgen vier Teile (lat. libri [M.Pl.] singulares, einzelne Bücher) zivilrechtlicher Schriften ([vielleicht aus Ulpians - lat. - Ad Sabinum libri, Bücher zu Sabinus, Mitgiftrecht, Vormundschaftsrecht, Tes­tamentsrecht, Vermächtnisrecht). In dem zweiten und dritten Jahr (edictalis, Papinianista) wird der Stoff des Jurisdiktionsedikts der römi­schen Privatrechtsmagistrate (Stadtprätor, Pro­vinz­gouverneur bzw. Legat) besprochen. In dem zweiten Jahr behandelt man wahrscheinlich nach Ulpians Ad edictum praetoris libri aus dem Edikt (Buch 1-14) das Gerichtsverfas­sungsrecht und Anfänge des Zivilprozess­rechts (Allgemeines, Zuständigkeiten, Einlei­tung des Verfahrens, Wiedereinsetzung, Haf­tung für Garantiezu­sagen, Sicherheits­leistung, danach in der zweiten Jahreshälfte (Buch 15-25) Prozesseid, parteiliche Richter, wichtige dingliche Ansprüche, einige delik­tische An­sprüche), in dem dritten Jahr (Ediktsstoff Buch 26-32) Kreditverträge, Leihe, Verpfändung, Gehilfenge­schäftehaftung, Verwahrung, Treu­hand, Auftrag, Gesellschaft, Kauf, Miete, Pacht, Dienstvertrag, Werkvertrag), in der zwei­ten Hälfte des dritten Jahres die (ersten 8 der 19) Responsen (Rechtsbescheide) Papi­nians. In dem vierten Jahr (lytes) und fünften Jahr (prolytes) beschäftigt man sich in dem Selbst­studium mit den Responsen des Paulus und den Konstitutionen der Kaiser (ein­schließlich des Strafrechts und des sonstigen öffentlichen Rechtes), wobei bewusst die klassischen Traditionen aufgegriffen werden. Erzeugnisse der Arbeit der Lehrer sind nur vereinzelt überliefert. Justinian setzt 533 n. Chr. in erster Linie an die Stelle der bisherigen Studientexte seine Institutiones und Digesten sowie seinen Codex (in dem ersten Jahr Institutionen, Digesten 1-4 mit Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte, Rechts­quellen, Grundbegriffen, Staatsrecht, Ver­wal­tungsrecht, Zivilprozessrecht, in dem zwei­ten Jahr Digesten 5-11 oder 12-19, Mitgift D. 23-29, Vormundschaft D. 26-27, Testament D. 28-29, Vermächtnis D. 30-36, in dem dritten Jahr vertragliches Schuldrecht D. 12-19 oder Gerichtsverfassung, Einleitung eines Zivil­prozesses, Sachenrecht aus Buch 5-11 der Digesten, dann Hypotheken D. 20, Sach- und Rechtsmängel bei Marktkauf D. 21, Ver­zinsung, Seedarlehen, Beweis und Irrtum D. 22, in dem vierten Jahr Mitgift, Vor­mundschaft, Testament, Vermächtnis aus D. 24, 25, 27, 29 und 31-36 und in dem fünften Jahr den Codex einschließlich von Wirtschaft, Verwaltung und Kirche). S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 53; Wieacker, F., Antecessores, (in) FS H. Niederländer, 1991, 215

Besançon (mhd. Bisanz) an dem Doubs nördlich des Jura wird 1691 Sitz einer Universität (bis 1793). S. Google

Besatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1235 [Dreyer, Neb. 429] und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb besetzen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 belegt) ist die zeitweise Übernahme der Herrschaftsgewalt in einem fremden Gebiet durch einen an sich dafür nicht zuständigen Staat beispielsweise als Ergebnis eines Krieges (etwa nach 1945 insgesamt 15 Millionen Sol­daten und Angehörige der Vereinigten Staaten von Amerika in dem Gebiet der späteren Bundesrepublik Deutschland).

Lit.: Marx, T., Zwischen Schwert und Schild, 2004; Die besetzte res publica, hg. v. Meumann, M. u. a., 2006; Löhnig, M., Zwischenzeit, 2011

Besatzungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Besatzungszone

Lit.: Handbuch des Besatzungsrechts, hg. v. Schmoller, G. v. u. a., 1957; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, D., 1990; Zwischen Kontinuität und Fremdbestimmung, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1996; Waibel, D., Von der wohlwollenden Despotie zur Herrschaft des Rechts, 1996; Die volle Macht eines souveränen Staates, hg. v. Haftendorn, H. u. a., 1996; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, W., 1999; Walton-Jordan, U., Die britische Gerichtsbarkeit in Nordwestdeutschland 1945-1949, ZRG GA 117 (2000), 362; Rensmann, M., Besatzungsrecht im wiedervereinigten Deutschland, 2002; Zentz, F., Das amerikanische Strafverfahren als Element der Besatzungspolitik, 2005

Besatzungsstatut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die 1949 von den drei westlichen Besatzungsmächten Deutschlands einseitig erlassene Grundregelung des Ver­hältnisses ihrer Hoheitsgewalt zu jener der Bundesrepublik Deutschland, die dieser grundsätzlich die volle gesetzgebende, voll­ziehende und rechtsprechende Gewalt über­trägt. 1951 überarbeitet, wird es an dem 5. 5. 1955 mit Inkrafttreten der Pariser Verträge beseitigt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Pollock, J., Besatzung und Staatsaufbau nach 1945, hg. v. Krüger-Bulcke, I., 1994; Waibel, D., Von der wohlwollenden Despotie zur Herrschaft des Rechts, 1996; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, W., 1999

Besatzungszone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und (das Französische und mittelbar) das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gebiet (Zone), das einer von mehreren Besatzungsmächten zugeteilt ist. 1945 werden das →Deutsche Reich (und das davon nach dem Anschluss des Jahres 1938 wieder verselbständigte →Österreich) in je eine Besatzungszone der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs aufgeteilt (Potsdamer Abkommen von dem 2. 8. 1945). Jedem Einwohner werden von Frankreich täglich 900 Kalorien, von Großbritannien 1050, von der Sowjetunion 1080 und von den Vereinigten Staaten von Amerika 1330 Kalorien zugebilligt (in Berlin 900). An dem 5. 5. 1955 erklären die westlichen Besatzungsmächte die Bundesrepublik Deutschland für souverän, an dem 25. 3. 1954/20. 9. 1955 die Sowjetunion die Deutsche Demokratische Republik. Das in den Besatzungszonen von den alliierten Stellen unmittelbar oder durch deutsche Stellen mittelbar gemeinsam oder einzeln in fünf unterscheidbaren Phasen (1941-8. 5. 1945, 5. 6. 1945-30. 3. 1948, 30. 3. 1948-1951, 1951-1955, 1955-1990ff., ab­schließende Regelung in Bezug auf Deutschland 12. 9. 1990) erlassene (deutsche) Recht (Besatzungsrecht zu der Sicherung der Interessen der Besatzungs­mächte, zu der Ent­militarisierung, Entnazifi­zierung und Bestra­fung von Kriegsverbre­chern sowie zu dem allmählichen Wiederaufbau) gilt auch über die Beendigung des Besatzungsregimes hinaus bis zu seiner Aufhebung oder Abänderung.

Lit.: Kroeschell, 20. Jh; Köbler, DRG 244, 245; Blomeyer, A., Die Entwicklung des Zivilrechts, 1950; Overesch, M., Das besetzte Deutschland, 1986, Neudruck 1992; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, 1990; Zwischen Kontinuität und Fremdbestimmung, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1996; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, W., 1999; Lehmann, A., Der Marshall-Plan und das neue Deutschland, 2000; Mußgnug, D., Alliierte Militärmissionen in Deutschland 1946-1900, 2001; Kriegsende und Neubeginn, hg. v. Hoser, P. u. a., 2003; Behling, K., Spione in Uniform, 2004; Groß, J., Die deutsche Justiz unter französischer Besatzung 1945-1949, 2007; Zwischenzeit, hg. v. Löhnig, M., 2011

Bescheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mitteilung, Wissen, Entscheidung

Lit.: Gemeine Bescheide, Teil 1 Reichskammergericht 1497-1805, hg. v. Oestmann, P., 2013, Teil 2 Reichshofrat, 2015

Beschlagnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 1753 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beschlagnahmen 1832) ist die zwangsweise Sicherstellung von Gegenständen zu der Sicherung öffentlicher oder privater Belange. Unterschiedliche Einzelfälle dieser Art sind bereits in älteren Zeiten bekannt (beispielsweise römische [lat.] missio [F.] in bona, Gütereinweisung). In dem Rechtsstaat des 19. Jahrhunderts wird die Beschlagnahme an gesetzlich geregelte Voraussetzungen gebunden.

Lit.: Kaser §§ 85, 86; Mothes, R., Die Beschlagnahme nach Wesen, Arten und Wirkungen, 1903; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912; Freyberg, R., Über die Beschlagnahme, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971

beschlagnahmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1832 bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sicherstellen, wegnehmen

beschreien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 175] bzw. 1300 [DortmStat. 123] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schreien, anschreien

Beschreien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als N. -nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen als Verb ab 1299 bzw. ab 1300 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Verb belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist als Beschreien der Wände die wahrnehmbare Lautgebung eines neugeborenen Menschen. Das Beschreien ist von dem Sachsenspiegel (1221-1224) bis zu dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) bezeugt. In vielen Rechtsquellen ist es ausreichende Voraussetzung der Rechts­fähigkeit.

Lit.: Brunner, H., Die Geburt eines lebenden Kindes, ZRG GA 16 (1896), 63; Kuyk, I. van, Het schreiend Kind, (in) TRG 2 (1920/1921), 63ff.

Beschwerde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und - ausgenommen Alltagsbeschwerde, Altersbeschwerde, Amtsbeschwerde, Atembeschwerde, Darmbeschwerde, Dienstbeschwerde, - Erdenbeschwerde, Erkältungsbeschwerde, Erstbeschwerde -, Föhnbeschwerde, Frauenbeschwerde, - Fußbeschwerde - nicht in DW2 (!) – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [ArnstadtUB. 36] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [N.] gravamen, Verb beschweren in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Salem] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist die Belastung, aus der sich ein verfahrensmäßiger Rechtsbehelf entwickelt (beispielsweise Italien 12. Jahrhundert). In dem Verhältnis zu Rechtsmitteln wie Appellation oder Revision bezieht sich die Beschwerde in der jüngeren Vergangenheit auf Beschlüsse und Verfügungen in Gegensatz zu Urteilen. Eine neue Sonderform ist die →Verfassungsbeschwerde zu Verfassungsgerrichten in der Bundesrepublik Deutschland. →Nichtigkeitsbeschwerde

Lit.: Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Kiefner, H., Zur Divergenzjudikatur des Reichsgerichts, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 585; Suppliche e „gravamina“, hg. v. Nubola, C., 2002

beschweren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt - 8. Jahrhundert/14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [SalemUB. II 400] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schwer machen, sich als beschwert erklären

beseitigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1742 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [Badisches Landrecht] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auf die Seite bewegen, entfernen

Beseitigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Staubbeseitigung und Störungsbeseitigung – nicht bezeugt  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Verb beseitigen 1742) ist die Entfernung eines Umstands, insbesondere die Entfernung einer Störung. Auf sie kann ein Anspruch bestehen. Er ist von einem möglichen Schadens­ersatzanspruch unabhängig.

Lit.: Kawasumi, Y., Von der römischen actio negatoria zum negatorischen Beseitigungsanspruch, 2001

Beseler, Georg (Rödemis bei Husum 2. 11. 1809-Bad Harzburg 28. 8. 1888), Kammer­ratssohn, wird nach dem Studium in Kiel, München, Göttingen und Heidelberg mit der streng geschichtlich die Einrichtung von den Anfängen bis zu der Gegenwart verfolgenden, auch Urkunden berücksichtigenden Lehre von den Erbverträgen in Heidelberg 1835 habi­litiert und nach Basel, Rostock (1837), Greifswald (1842) und Berlin (1859) berufen. Sein System des gemeinen deutschen Privatrechts (1847ff.) versucht ein dem gemeinen römischen Recht gegenüber gleichwertiges deutsches System (allen nicht rein römischen Rechtes) zu entwickeln, in dem die Genossenschaft als juristische Person des deutschen Rechtes besonders bedeutsam ist. Vor 1831 bzw. ab 1848ff. wirkt er auch politisch (rechtsliberal). S. Google

Lit.: Beseler, G., System des gemeinen deutschen Privatrechts, Bd. 1 1847, Bd. 2 1853, Bd. 3 1855, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeselerSystemdesgemeinendeutschenPrivatrechts1847Bd1.pdf, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeselerSystemdesgemeinendeutschenPrivatrechts1853Bd2.pdf, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeselerSystemdesgemeinendeutschenPrivatrechts1855Bd3.pdf, Beseler, G., Erlebtes und Erstrebtes, 1884; Gierke, O., Georg Beseler, ZRG GA 10 (1889), 1; Kern, B., Georg Beseler, 1982 (mit Schriftenverzeichnis, 77 Titel); Kern, B., Georg Beselers Mitgliedschaft in der Berliner Mittwochs-Gesellschaft, ZRG GA 113 (1996), 279

besetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1227 [BrschwStR. § 40] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in Besitz nehmen

Besitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 [MarienrodeUB. 307] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb besitzen um 800 bezeugt und für das Germanische erschließbar sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die tatsächliche Gewalt einer Person über eine Sache. Das römische Recht bezeichnet dies als (lat. [F.]) possessio, die auf die tatsächliche Gewalt (lat. [M.] usus) und auf das Sitzen auf Land zurückgeht. Notwendig sind Gewalt über eine Sache ([lat.] corpus) und (nicht notwendig rechts­geschäftlicher) Wille zu der Herrschaft ([lat.] animus). Nach dem allgemeinen Recht (lat. ius [N.] civile) muss die tatsächliche Gewalt auf einem Rechtsgrund beruhen, nach dem Amtsrecht (lat. ius [N.] praetorium) wird der Besitz (Interdiktenbesitz) durch bestimmte Klagen gegen Entziehung oder Störung (lat. vi, clam, mit Gewalt, heimlich) geschützt (beispielsweise Eigenbesitzer [Besitzer mit <lat.> animus <M.> domini, Eigen­besitz­willen wie Eigentümer oder Ersitzungs­besitzer] und gewisse Fremdbesitzer [unter Anerkennung eines fremden Besitzrechts besitzende Besitzer] wie Erbpächter, Pre­karist, Pfandgläubiger oder Sequester). Nicht Besitz (in dem rechtlichen Sinne, sondern nur [lat.] possessio [F.] naturalis, natürlichen Besitz) hat der bloße Innehaber (beispielsweise nach römischem Recht Mieter). Von dem Besitz streng geschieden ist das Eigentum. Justinian schränkt den Besitz auf den rechtlichen Besitz mit Eigentümerbesitzwillen ein, nähert diesen Besitz aber einem Recht an. In dem deutschen Recht steht ursprünglich das schlichte Haben (ahd. haben, aigan) in dem Vordergrund. Später entwickelt sich vielleicht von der Kirche her die besondere Figur der →Gewere. Vielleicht aus dem kirchlichen Recht stammt die Anerkennung des Besitzes auch bestimmter Innehaber (beispielsweise Mieter, Pächter u. s. w.). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes verdrängt das Wort Besitz (als Lehn­übertragung?) das Wort Gewere. Sachlich kommt es zu einer gegenseitigen, ziemlich verwirrenden und auch vielfältigen Beein­flussung. In den natur­rechtlichen Kodifika­tionen ist Besitz grundsätz­lich der Eigenbesitz, doch gewährt das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) auch dem Mieter, Pächter oder Pfandgläubiger Besitzschutz (nicht dem Prekaristen). Savigny versteht (1803) den Besitz als Tatsache, stellt ihn dem Eigentum (Recht) gegenüber, ordnet ihn in das Deliktsrecht ein und verrätselt das Recht des Besitzes hinsichtlich der Folgen als das Recht eines Faktums. Das (tatsächliche Gewalt und in § 309 Eigenbesitzwillen verlangende, von einem sehr weiten Begriff der Sache ausgehende) Allge­mei­ne Bürgerliche Gesetz­buch Öster­reichs (1811/1812) kennt den Tabularbesitz des in dem Grundbuch Einge­tragenen. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist unter Bruch mit dem gemeinen Recht der un­mittelbare Besitz die tatsächliche Herrschaft über eine Sache (beispielsweise auch des Mieters [in Frankreich erst seit 1975] oder Diebes), neben welcher der durch ein Rechtsverhältnis (Besitzkonstitut) vermittelte mittelbare Besitz (beispielsweise des Vermieters) steht. Die Innehabung ist grundsätzlich beseitigt, der Gegensatz zu dem Eigentum betont.

Lit.: Kaser § 19; Hübner 221; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 25, 39, 60, 140, 162, 211; Savigny, F., Das Recht des Besitzes, 1803, 7. A. 1875, Neudruck 1990; Bruns, K., Das Recht des Besitzes, 1848; Randa, A., Der Besitz nach österreichischem Recht, 1865, 4. A. 1895; Pflüger, H., Die sogenannten Besitzklagen des römischen Rechts, 1890, Neudruck 2013; Kaser, M., Eigentum und Besitz im älteren römischen Recht, 1943, 2. A. 1956; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Benöhr, H., Der Besitzerwerb durch Gewaltabhängige, 1972; Wacke, A., Das Besitzkonstitut, 1974; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbs, 1977; Diurni, G., Le situazioni possessorie nel Medioevo, età langobardo-franca, 1988; Schnatenberg, P., Die Entstehung der Regeln des BGB über den mittelbaren Besitz, Diss. jur. Köln 1994; Ernst, W., Eigenbesitz und Mobiliarerwerb, 1992; Link, M., Possession, possessio und das Schicksal des common law, 2003; Moriya, K., Savignys Gedanke im Recht des Besitzes, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Choi, Y., Der Besitzerwerb des Erben, 2013

Besitzdiener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der die tatsächliche Gewalt für einen anderen (d. h. einen Besitzer) in dessen Haushalt oder Erwerbsgeschäft oder in einem ähnlichen weisungsgeprägten Verhält­nis Ausübende (beispielsweise Chauffeur). Er ist nicht →Besitzer. Er dient der Überbrückung der Verschiedenheit von tatsächlichen Gegeben­heiten und rechtlicher Bewertung.

Besitzeinweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1696 [Tessin/ZSchweizR.2 29 1910 276] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google) ist die Einweisung eines Menschen oder einer anderen Person in den Besitz einer Sache.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

besitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), haben, in tatsächlicher Gewalt haben

Besitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Seibertz, UB. I 531] in 39 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Verb besitzen um 800 und für das Germanische erschließbar sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Besitz habende Person.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzerwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und - als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Erwerb des Besitzes. Er erfordert in dem römischen Recht die Begründung der tatsächlichen Gewalt über eine Sache und den Willen, diese für sich zu beherrschen. Er kann entweder ursprünglich (originär, erstmalig) oder (von einem anderen) abgeleitet (derivativ) erfolgen.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzkonstitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1888, Besitzmitte­lungsverhältnis, § 868 BGB) ist das Verhältnis zwischen einem unmittelbaren Besitzer (nach dem Bürger­lichen Gesetzbuch des – zweiten - Deutschen Reiches von 1896/1900 beispielsweise Mieter) und einem mittelbaren Besitzer (beispielsweise Vermieter), in dem bzw. durch das der ursprüngliche Besitzer (beispielsweise Vermieter) seinen Eigenbesitz­willen be­züg­lich einer Sache durch Fremdbesitzwillen (für den Erwerber) ersetzt und der neue Besitzer (beispielsweise Mieter) Eigen­besitzwillen begründet. →Besitz

Lit.: Becker, E., De constitutio possessionis?, 1644?; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur [FschrÖstABGB. I 608] in 1 Stelle zu dem frühen 20. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Besitz

Besitzschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1891, M.) ist der dem zunächst rein tatsächlichen Herrschafts­verhältnis (Besitz) zugeordnete Schutz der Rechtsordnung gegen unrechtmäßige Ent­ziehung oder Störung. Hierzu gewährt das römische Recht besondere →Interdikte gegen unerlaubte Eigenmacht (lat. vi [gewaltsam], clam [heimlich], precario [Zurückbehaltung bei bloßer Bittleihe]) zu Gunsten des verhältnismäßig rechtmäßigen Besitzers (Verbot der Gewaltanwendung und Gebot zu der richterlich überwachten Rück­stellung zu Guns­ten von Eigenbesitzer, Erb­pächter, Pre­karist, Faustpfandgläubiger und Seques­ter). Das kanonische Recht des Mittelalters entwickelt dies zu einem vorläufigen Besitzschutz weiter. Hierauf baut auch das Reichskammer­gericht (1495-1806) auf, das aber bereits bei der vor­läufigen Entscheidung nach einem bestands­kräftigen Ergebnis strebt. Die historische Rechtsschule erarbeitet einen rein pos­sessorischen Schutz der besonderen Be­sitzklagen, bei dem wie in Rom eine Einrede aus dem Recht zu dem Besitz (beispielsweise Eigentum) ausgeschlossen ist. Er ist in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) übernommen.

Lit.: Kaser § 21; Söllner §§ 9, 23; Hübner 221ff.; Kroeschell, DRG 1; Wieling, H., Grund und Umfang des Besitzschutzes, (in) FG U. v. Lübtow, 1980; Dedek, H., Der Besitzschutz, (in) ZEuP 1997, 342; Jacobi, J., Besitzschutz vor dem Reichskammergericht, 1998; Beermann, C., Besitzschutz, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1787 [Rostock/Gesenius, Meierrecht I 129] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der rechtlich in gewisser Weise geschützte tatsächliche Stand der Verhältnisse, insbesondere des Besitzes.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besitzstörung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1831) ist die rechts­widrige Störung des Besitzers in dem Besitz.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Besold, Christoph (Tübingen 22. 9. 1577-Ingolstadt 15. 9. 1638), aus einer Juris­tenfamilie (Hofgerichtsadvokatensohn), nach dem Rechtsstudium (1599 Tübingen Promotion) 1610 Professor in Tübingen sowie nach Annahme des katholischen Glaubens 1636 in Ingolstadt, entwickelt als Reichspublizist innerhalb der politischen Wissenschaft eigene Vorstellungen in dem Bereich des neuen öffentlichen Rechtes (Vorbereitung der Lehre von dem Bundesstaat). S. Google

Lit.: Meyer, F., Christoph Besold als Staatsrechtler, Diss. jur. Erlangen 1957; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 120; Synopse der Politik, hg. v. Boehm, L., 2000, 291ff.

besondere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1339 [HeilbronnUB. I 68] in 28 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) eigen, ungewöhnlich, hervorgehoben

Besonderes Gewaltverhältnis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Verhältnis, das, in Gegensatz zu dem allgemeinen Verhältnis des Inhabers von Hoheits­gewalt über den Bürger, zusätzliche Einwirkungen ohne weitere Rechtsgrundlage ermöglicht (beispielsweise Staat - Strafgefangener). Diese in dem 19. Jahrhundert entwickelte Vorstellung wird in dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts mit dem Ziel der Verrechtlichung auch dieser Gegebenheiten als Sonderrechtsverhältnis zunehmend abgelehnt.

Lit.: Wenninger, L., Geschichte der Lehre vom besonderen Gewaltverhältnis, 1982

Bessarabien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N..) östlicher, zwischen 1806 und 1812 von Russland der Türkei abgerungener Teil der Moldau zwischen Pruth und Dnjestr, in dem ab 1814 von Zar Alexander I. Deutsche angesiedelt wurden, 1918 Rumänien, 1940 in das Deutsche Reich umgesiedelt, ansonsten 1945 vertrieben). →Rumänien, Sowjetunion, Moldawien

Lit.: King, C., The Moldovans, 2000; Schmidt, U., Die Deutschen aus Bessarabien, 2003, 2. A. 2004, 3. A. 2006; Schröder, O., Die Deutschen in Bessarabien 1914-1940, 2012

bessere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 796 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. Komparativ) vorteilhaftere

bessern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verbessern, besser machen

Besserung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 532, 545, 764, II 105, 125, 166, 186, 187, 297] Anfang 9. Jh. und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1244, F., Verb bessern in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt, Adjektiv bessere in Grimm Deutsches Wörterbuch um 796 belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist allgemein die Vermehrung der Güte eines Zustands. Hierzu kann auch die wertsteigernde Aufwendung auf zu Leihe überlassenem Land gezählt werden. Sie ist teilweise eigenständiges, veräußerliches Gut.

Lit.: Arnold, W., Zur Geschichte des Eigentums in den Städten, 1861; Wolf, M., Der Bau auf fremden Gut, 1900; Stingel, M., Die bäuerliche Leihe im Recht des Würzburger Benediktinerklosters Sankt Stephan in Würzburg, Diss. jur. Erlangen 1962; Promnitz, C., Besserung und Sicherung, 2016

Bestand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1272 [MGroning. III 548] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der Zustand, Bestandkontrakt (1733, 1740) bzw. Be­standvertrag (1809) die deutsche Wiedergabe der (lat.) locatio conductio, Bestandteil (1811) der zu dem Bestand einer Sache gehörige Teil, Verb bestehen 10. Jahrhundert.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Bestandkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [Beck, Forstg. 36] in 2 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bestandvertrag

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Bestandteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Teil eines umfassenderen Bestands

Bestandvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [BadLR. 1809 Satz 1709] in 3 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bestandkontrakt

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

beste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Superlativ von gut) hervorragend

bestechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [FRAustr. 46 S. 120] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), mit einem Zeichen versehen (V.), einen Vorteil gewähren um eine Dienstpflichtverletzung zu erreichen

Bestechung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1740 [Klingner II 395] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bestechen in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 belegt) ist die Gewährung eines Vorteils an einen Amtsträger für eine Dienst­pflichtverletzung. Sie ist sachlich als Wahlbestechung bereits dem römischen Recht bekannt. Besondere Bedeutung erlangt sie mit der Entwicklung des Beamtentums, weil der Beamte durch sein Amt Gestaltungsmöglichkeiten hat, die für Betroffene einen Vorteil bewirken können.

Lit.: Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Kulesza, R., Die Bestechung im politischen Leben Athens, 1995

bestehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 94] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durchstehen, stehen bleiben

Besthaupt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1232 [CoutFrancBruges II 49] in 45 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das bei dem Tode eines Bauern besonders in Grundherrschaften an einen Herrn abzuliefernde beste Stück Vieh. Das auch Hauptrecht oder Sterbfall genannte Besthaupt begegnet sachlich in Flandern und Lothringen in dem 9. Jahrhundert und ist in dem Hochmittelalter weit verbreitet. Bereits zu dieser Zeit schwindet es aber in den Städten, wird allgemein jedoch erst an dem Beginn des 19. Jahrhunderts aufgegeben.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bodmann, F., Historisch-juristische Abhandlung vom Besthaupte, 1794; Schultze, A., Seelgerät und Besthaupt, ZRG GA 38 (1917), 301; Mayer, E., Seelgerät und Besthaupt, ZRG GA 38 (1917), 301; Stutz, U., Zweitbesthaupt, ZRG GA 40 (1919), 282; Müller, W., Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei Sankt Gallen, 1961

bestimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagsp. Brant 5 ed. 1516] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Adjektiv bestimmt 15. Jh.) entscheiden, festsetzen

bestimmt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) festgesetzt, genau, entschieden

Bestimmtheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 – nicht in EDEL - und - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Entschiedenheit, Klarheit, Vorhersehbarkeit

Bestimmtheitsgebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gebot (an den Gesetzgeber), einen Rechtssatz insbesondere in dem Strafrecht so bestimmt oder eindeutig zu fassen, dass jeder mögliche Betroffene Tragweite und Anwendungsbe­reich erkennen kann. Es erwächst aus der Aufklärung. Es setzt sich seit dem 19. Jahrhundert grundsätzlich durch, auch wenn das Allgemeine Landrecht Preußens 1794 wie auch das Strafgesetzbuch Bayerns Feuerbachs 1813 dieses Ziel nicht wirklich erreicht haben.

Lit.: Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Krey, V., Keine Strafe ohne Gesetz, 1983; Müller-Dietz, H., Abschied vom Bestimmtheitsgrundsatz im Strafrecht? (in) FS T. Lenckner, 1998, 179

Bet, Josef →Karo

betäuben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, nicht in DW2 – 10./11. Jahrhundert in EDEL - und– als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) taub machen

Betäubung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt, nicht in DW2 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Taubmachung, Umnebelung

Betäubungsmittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das der Betäubung menschlicher Sinne dienende Mittel (beispielsweise natürliche Betäubungsmittel wie Opium, Morphium, Heroin, Kokain, Cannabis, Nikotin, Alkohol und synthetische Betäubungsmittel). Seit dem 16./17. Jahrhundert wird die Sucht nach Betäubungsmitteln als Krankheit erkannt, seit etwa 1850 breitet sich die Sucht allmählich, seit etwa 1965 rasch vor allem in westlichen Gesellschaften aus. Mit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt die gesetzliche Bekämpfung (Preußen, kaiserliche Verordnung von dem 25. 3. 1872, Opiumkonferenz von Schanghai 1909, Den Haag, Ausführungsgesetz von 1921, Opium­gesetz von dem 1. 1. 1930, Betäubungs­mittel­gesetz 1972).

Lit.: Wriedt, J., Von den Anfängen der Drogengesetzge­bung bis zum Betäubungsmittelgesetz vom 1. 1. 1972, 2006

betreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1323 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1327 [Beekman, DijkR. I 130] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vorantreiben, machen

Betreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1604 [SolothurnStR. 70, bezogen auf Schuld] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb betreiben 1323) Vorantreibung, Machung, Vollstreckung

Lit.: Malamud, S. u. a., Die Betreibungs- oder Einge­winnungsverfahren der Stadt Zürich im Spätmittelalter, ZRG GA 116 (1999), 87

betreuen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 um 1265 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Walther, Tract/ZRG.1 Germ. 23 1902 277] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) versorgen, erhärten, ausstatten

Betreuer (M.) nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt und nicht als Ansatz in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt

Betreuung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1492 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [TirolLO. 1532 III 1] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb betreuen um 1265, Maskulinum Betreuer nicht als Ansatz in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist allgemein die Versorgung und in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 1. 1992 die staatliche Fürsorge für die Person und das Vermögen eines volljährigen Menschen, soweit er infolge einer Krankheit oder Behinderung seine Angelegenheiten nicht selbst besorgen kann, durch einen von dem zuständigen Vormundschaftsgericht bestellten Betreuer. Die Betreuung ersetzt unter gewisser Abwandelung die frühere gerichtliche Entmündigung

Lit.: Köbler, DRG 268; Damrau, J./Zimmermann, W., Betreuungsgesetz, 1991; Müller, B., Rechtliche und gesellschaftliche Stellung von Menschen mit einer geistigen Behinderung, 2001

Betrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1600 bezeugt – 16. Jahrhundert/19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [Sloet, OorkB. 854] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb betreiben in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1323 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) sind das Betreiben einer Tätigkeit und der dafür bestimmte Ort.

Lit.: Jakobi, C., Die vieldeutige Betriebsgemeinschaft, 2013

Betriebsrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1920 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das den Unternehmer beratende Organ der Arbeitnehmer eines Betriebs, das in bestimmten Angelegenheiten eines Betriebs mitwirkt und mitbestimmt. Der Betriebsrat entwickelt sich an dem Ende des 19. Jahrhunderts (1905 Bergbau, 1916 Kriegs­wirtschaft). Nach dem Betriebsrätegesetz von dem 4. 2. 1920 ist in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten ein Betriebsrat zu bilden (Österreich 1919). Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus Adolf Hitlers wird der Betriebsrat beseitigt, 1946 (und in Österreich 1947) aber wieder eingeführt und danach gestärkt (11. 10. 1952, 15. 1. 1972).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 241, 273; Oertzen, P. v., Betriebsräte in der Novemberrevolution, 1963; Plumeyer, M., Die Betriebsrätegesetze, Diss. jur. Hannover, 1992; Schaub, G., Der Betriebsrat, 1973, 7. A. 2002, 8. A. 2005; Raedel, C., Amtsenthebungen und Kündigungen von Betriebsräten, 1999

Betriebsrisiko (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Italienische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Arbeitsrecht die in dem 20. Jahrhundert zunehmend verrechtlichte Gefahr des Erliegens bzw. Stillstands eines Betriebs ohne Verschulden eines Beteiligten.

Lit.: Tamm, M., Die Entwicklung der Betriebs­risikolehre, 2001

Betriebsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der Regeln, welche die Rechte des Arbeitgebers, der Arbeitnehmer und ihrer Organe in dem Betrieb in Bezug auf das Betriebsgeschehen ordnen. Die Betriebsverfassung wird in Deutschland nach einzelnen Vorläufern des späten 19. Jahrhunderts durch das Betriebsrätegesetz von dem 4. 2. 1920 eingerichtet und (nach Beseitigung während der Herrschaft des Nationalsozialismus) durch Gesetz von dem 17. 4. 1946 wiederhergestellt.

Lit.: Köbler, DRG 273; Adelmann, G., Quellensammlung zur Geschichte der sozialen Betriebsverfassung, Bd. 1f. 1960ff.; Reichold, H., Betriebsverfassung als Sozialprivatrecht, 1995; Mitbestimmung und Betriebsverfassung, hg. v. Pohl, H., 1996; Däubler, W./Kittner, M., Geschichte der Betriebsverfassung, 2020

Betriebswirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1928 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Absolvent des Studiums der Betriebswirtschaftslehre

Betriebswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1921 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wirtschaft des einzelnen Betriebs (Privatwirtschaftslehre in Gegensatz zu der Volkswirtschaftslehre der Wirtschaft des gesamten Volkes oder Staates), die seit 1898 (Leipzig, Aachen, Wien) wissenschaftlich gelehrt wird und nach steilem Aufstieg (1922 Tübingen Curt Eisfeld, 1923 23 Orte, 1924 43, 1939 70) an dem Ende des 20. Jahrhunderts jährlich mehr als 100000 Studierende für mehr als 1000 Professoren findet.

Lit.: Entwicklungen der Betriebswirtschaftslehre, hg. v. Gaugler, E./Köhler, R., 2002; Burr, W./Wagenhofer, A., Geschichte des VHB, 2011

Betrug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1050 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [MeppenUB. 217] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Betrüger vor 1259, Verb betrügen um 750) ist die durch Täuschung des einen verursachte Vermögensschädigung eines anderen (beispielsweise Universitätsassistent I. lässt sich in dem öffentlichen Dienst jahrelang krank schreiben und betreibt in dieser Zeit privatwirtschaftlich einen Verlag für Lügenbarone). Sachlich ist der Betrug mit der Entstehung des Vermögens des Menschen möglich, wobei der Entwicklung der Sprache und der Erfindung des Geldes in dem 7. vorchristlichen Jahrhundert besondere Bedeutung zukommt. In dem römischen Recht erfassen (lat. [N.]) falsum (Fälschung), stellionatus (M.) (Hinterhältigkeit) und (N.) furtum (Wegnahme) nur einzelne Fälle des nicht als solcher zusammengefassten Betrugs. Ähnlich verfährt auch das Mittelalter. Die durch Täuschung bewusst herbeigeführte Vermögens­schädigung findet sich als Straftatbestand seit dem 16. Jahrhundert, ohne dass sie aber von der Fälschung bereits eindeutig geschieden werden kann. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts bzw. 1871 gelingt unter dem Einfluss des Code pénal (1810) Frankreichs eine klare Abgrenzung der Sicherung des Vermögens und des Rechtsverkehrs. Rechtstatsächlich begründet nicht jede gewollte Vermögensbeschädigung eines anderen Menschen durch Täuschung beispielsweise durch Werbung auch wirklich eine Bestrafung.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 158; Köstlin, C., System des deutschen Strafrechts, Bd. 2 1858, Neudruck 1978, 124ff.; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1955; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 318ff.; Naucke, W., Zur Lehre vom strafbaren Betrug, 1964; Hupe, E., Falsum, fraus und stellionatus im römischen und germanischen Recht bis zur Rezeption, Diss. jur. Marburg 1967; Kausch, W., Die Entwicklung des falsum, Diss. jur. Göttingen 1971; Schütz, S., Die Entwicklung des Betrugsbegriffs, 1988; Roth, J./Sokolowsky, K., Lügner, Fälscher, Lumpenhunde, 2000; Lügen und Betrügen, hg. v. Hochadel, O. u. a., 2000; Freller, T., Die Welt will betrogen sein, 2001; Die Autobiographie des Betrügers Luer Meyer 1833-1855, 2010; Lehmann, J., Zwischen Betrug und Gier, 2019

betrügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 565, 5676, II 11, 33, 57] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch Täuschung schädigen

Betrüger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1259 bezeugt - 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [Ostfries.UB. I 198] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) durch Täuschung eines anderen diesen Schädigender

Bettel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [NürnbPolO. 317] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bitten (N.) um Almosen, wertloses Zeug, Kleinigkeit

betteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11./12. Jahrhundert in 12 Stellen als Verb und substantiviertes Neutrum und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) um unentgeltliche Leistungen zu dem Lebensunterhalt bitten

Betteln (Verb in Grimm Deutsches Wörterbuch1 um 805 und nicht in DW2 als N. bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11./12. Jahrhundert [Wessobrunner Glaube/MSD. 297] in 12 Stellen als Verb und substantiviertes Neutrum und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das Bitten um unentgeltliche Leistungen zu dem Lebensunterhalt. Es wird sachlich wohl bereits in frühen Hochkulturen und dann in den Städten seit dem Hochmittelalter sichtbar. Zeitweise wird es mit polizeilichen Mitteln entschieden bekämpft (Bettelordnungen Nürnbergs von 1370, 1478, Reichspolizeiordnungen von 1530, 1548 und 1577, s. a. beispielsweise Graz 1996), überwiegend aber bei unaufdringlicher Form allgemein geduldet.

Lit.: Stamm, R., Theodor Konrad Hartleben (1770-1827) und seine Allgemeine deutsche Justiz- und Polizey-Fama, (in) ZGO 113 (1965), 45; Goglin, J., Les miserables, 1976; Scherner, K., Arme und Bettler, (in) ZNR 1988, 129; Rudersdorf, M., Das Glück der Bettler, 1995; Bindzus, D./Lange, J., Ist Betteln rechtswidrig? (in) JuS 1996, 482; Bräuer, H., … und hat seit hero gebetlet, 1996; Bettler in der europäischen Stadt der Moderne, hg. v. Althammer, B., 2007; Wagner, A., Gleicherweiß als wasser, 2011; Bettler und Vaganten in der Neuzeit, hg. v. Althammer, B. u. a., 2013 (eine kommentierte Quellenedition)

Betti, Emilio (Camerino 1890-1968), nach juristischen Studien in Parma und philosophischen Studien in Bologna seit 1917 Professor für römisches Recht in Camerino und in Macerata, Messina, Parma, Florenz, Mailand und Rom, bemüht sich unter Verknüpfung von Dogmatik und Geschichte vor allem um ein neues Verständnis der →Auslegung und der Hermeneutik insgesamt. S. Google

Lit.: Betti, E., Die Hermeneutik als allgemeine Metho­dik der Geisteswissenschaften, 1962; L’ermeneutica giuridica di Emilio Betti, hg. v. Frosini, V./Riccobono, F., 1994

Beunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 797 [MGDiplKarol. I 246 ob hierher?] bzw. 963 [SalzbUB. I 172] in 64 Stellen belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 963 ahd. piunta für lat. [N.] pratum, Wiese) ist das vielleicht seit Entstehung der Grundherrschaft durch Einzäunung („Bewindung“?) aus der Allmende ausgeschiedene, dorfnahe landwirtschaftliche Grundstück.

Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, Bd. 3 1973

Beute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1250 bezeugt und in einem weiteren Ansatz um 850 – 13. Jahrhundert und 790 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [QKulmbach 187] in 12 Stellen als Bienenstock und Backtrog und ab 1378 [MWirzib. VII 260] als Anteil und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft teilweise unklar und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gewinn, Bienenstock Beuterecht

Beutel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [GoslarUB. II 218] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Tasche, Sack

Beutellehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [KremsmünsterUB. 347] in 18 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das an einen Bürger oder Bauern gelangende →Lehen (Bayern Ende 13. Jahrhundert), bei dem statt Kriegsdienst bei Herrenfall und Mannfall eine erhöhte Abgabe in den Beutel des Herrn zu leisten ist. In dem 18. Jahrhundert gibt es auch ritterliche Beutellehen. Durch Gesetz von dem 17. 12. 1862 wird in Österreich das Beutellehen in Eigentum umgewandelt.

Lit.: Klein, H., Ritterlehen und Beutellehen, (in) Mitteil. d. Ges. f. Salzburger Landesk. 80 (1940), 87ff.; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland, 2002, 2. A. 2009, 3. A. 2011

Beuterecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [MecklUB. XVI 299 Nr. 9744] in 8 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht auf Aneignung feindlichen Gutes in einem Krieg. Es besteht ur­sprünglich gegenüber der gesamten gegnerischen Bevölkerung, wenn auch 1179 durch das dritte Laterankonzil unter Christen die Versklavung verboten wird. In dem 19. Jahrhundert setzt sich für den Landkrieg die Beschränkung auf das für Kriegszwecke verwendbare Staats­eigentum des Feindes durch (Haager Landkriegsordnung 1907).

Lit.: Redlich, F., De praeda militari, 1956; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Praeda, hg. v. Coudry, M. u. a., 2009

bewegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] st. V. und 12. Jahrhundert [Glosse] sw. V. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [HMeißenUB. II 298] in 17 Stellen und in 2 Ansätzen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) örtlich verändern, bewirken, veranlassen

beweglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1227 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Tomaschek, Trient 163] in 39 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bewegbar, veränderbar

bewegliche Sache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv beweglich um 1227, Wortfolge 1784), Fahrnis, Fahrhabe →Sache

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Beweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1464 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren Rechtsquellen ab 1438 [HanseRez.2 II 188] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beweisen um 1125) ist die Darlegung der Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Vorstellung durch ein Ver­halten. Besondere Bedeutung hat der Beweis in einem Streit zweier Menschen oder Personen um die Richtigkeit ihrer sich widersprechenden Behauptungen. In dem alt­römischen und in dem klassischen römischen Recht würdigt dabei der (lat. [M.]) iudex (Richter) frei die mit beliebigen Mitteln vorgebrachten Beweisversuche. Demgegen­über dringt in dem spätantiken römischen Recht die Bindung an feste Beweisregeln und Beweislastregeln vor. Bei den Germanen erfolgt wahrscheinlich meist außerhalb einer Versammlung ein Beweis mit Eid, Zeugen oder Augenschein, wobei der Angegriffene ein Recht zu dem Beweis vor allem durch Eid (mit Eidhelfern) hat oder haben kann. In dem Frühmittelalter kann der in einem zweizüngigen Urteil auferlegte Beweis auch in dem Gericht erbracht werden, wobei der Beweis durch eine Urkunde mit zunehmender, durch die Kirche geförderter Schriftlichkeit vordringt. Wahr­schein­lich unter christlichem Einfluss gewinnt zeitweise auch das Gottesurteil dann Bedeutung, wenn ein anderer Beweis nicht möglich ist. Der Kläger kann allmählich das Beweisrecht dadurch an sich ziehen, dass er ein stärkeres Beweismittel als den Eid anbietet. Möglich wird der Gegen­beweis. In dem spätmittelalter­lichen Straf­verfah­ren bemüht sich der Richter von sich aus um die Ermittelung der Wahrheit. Als sicherstes Beweismittel gilt dabei das Geständnis (lat. [F.] confessio), weil ein Täter einen Tathergang besonders kennen kann. Zu seiner Erreichung wird die Folter zulässig, wobei seit der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V. (1532) ihre Anwendung nur bei Vorliegen bestimmter Indizien (beispielsweise Aufenthalt in Tatnähe) gestat­tet wird (Indizienlehre). Hinzukommen feste Beweisregeln. Das Gottesurteil verschwindet. Mit dem über die Kirche schon seit dem Spätmittelalter eindringenden gelehrten Zivilprozess gelten unbestrittene Tatsachen als zugestanden. Bestrittene Tatsachen sind von dem Kläger durch Zeugen, Parteieid, Urkun­den, Augenschein oder Sachverständige zu beweisen (Beweislast, s. [lat.] onus [N.] pro­bationis reo non incumbit, Die Beweislast trifft nicht den Beklagten, Gratian um 1140), wobei feste Beweisregeln gelten. Bereits der (lat.) usus (M.) modernus (Cocceji, Leyer) befasst sich vertieft mit den entsprechenden Fragen. Nach franzö­sischem Vorbild (1791) setzt sich in dem 19. Jahrhundert die freie richterliche Beweiswürdigung wieder allgemein durch (Berlin 1846, Preußen 1849), wobei es auf die Überzeugung des Richters ankommt. Die Beweis­last in dem Zivilprozess trägt grundsätzlich jede Partei für die ihr günstigen Tatsachen, doch kehrt die Rechtsprechung zu Gunsten schwacher Parteien verschiedentlich die Beweislast zu Lasten des Gegners um.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86, 116, 155, 167; Savigny, C., Über Schwurgerichte und Beweistheorie, (in) GA 6 (1858), 469; Hänel, A., Das Beweissystem des Sachsenspiegels, 1858; Kries, A. v., Der Beweis im Strafprozess des Mittelalters, 1878; Endemann, W., Die Entwicklung des Beweisverfahrens im deutschen Civilprozess seit 1495, 1895; Haff, K., Beweisjury und Rügeverfahren im fränkischen und altdänischen Recht, ZRG GA 38 (1917), 130; Mayer-Homberg, E., Beweis und Wahr­scheinlichkeit nach älterem deutschem Recht, 1921; Stutz, U., Die Beweisrolle im altdeutschen Rechtsgang, ZRG GA 49 (1929), 1; Bechert, R., Recht oder Pflicht zur Beweisführung?, ZRG GA 49 (1929), 26; La preuve, 1963; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 2. A. 1996; Nagel, H., Die Grundzüge des Beweisrechts im euopäischen Zivilprozess, 1967; Ziller, H., Private Bücher des Spätmittelalters und ihre rechtliche Funktion, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess nach bayerischen Quellen, 1971; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1972; Walter, G., Freie Beweiswürdigung, 1979; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1555, 1981; Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1986; Schmitt, B., Die richterliche Beweiswürdigung im Strafprozess, 1992; Subjektivierung des justiziellen Beweisverfah­rens, hg. v. Gouron, A. u. a., 1994; Allen, C., The Law of Evidence in Victorian England, 1997; Wißgott, V., Das Beweisantragsrecht im Strafverfahren, 1998; Macnair, M., The Law of Proof in Early Modern Equity, 1999; Stürner, R., Ge­schichtliche Grundlinien des europäischen Beweisrechts, (in) FS A. Söllner, 2000; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Nehlsen-von Stryk, K., Die Krise des irrationalen Beweises im Hoch- und Spätmittelalter, ZRG GA 117 (2000), 1; Sauer, M., Die Entwicklung des Ableh­nungsgrundes der Wahrunter­stellung, Diss. jur. Köln 2002; Perband, M., Der Grundsatz der freien Beweiswürdigung im Zivilprozess (§ 286 ZPO), 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung - Der Zeugenbeweis im gelehrten Recht, 2003; Deppenkemper, G., Beweiswürdigung als Mittel prozessualer Wahrheitserkenntnis, 2004; Bausteine ei­nes europäischen Beweisrechts, hg. v. Marauhn, T., 2007; Mentz, D., Die Beweislastumkehr in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2010; Repgen, T., Qui dicit probare debet, ZRG GA 129 (2012), 76

beweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 ab um 1125 bezeugt – 13. Jahrhundert/15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nachweisen, erweisen, zeigen

Beweisinterlokut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem gemeinen deutschen Zivilprozessrecht eine gerichtliche Zwischenentscheidung über Beweislast, Beweisthema und Beweisfrist. Das Beweisinterlokut trennt den Prozess in zwei Teile und bildet den Beginn des besonderen Beweisverfahrens. Dessen Ergebnis bindet den Richter. Besonders ausgestaltet ist das Beweisinterlokut in dem sog. sächsischen Prozess (so noch Hannover 1850). In dem 18. Jahrhundert dringt das Beweisinterlokut allgemein in den gemeinen Prozess ein. Die preußische allgemeine Gerichtsordnung von 1793 kennt aber schon kein Beweisinterlokut mehr, ebensowenig das französische Zivilprozess­recht (1806) und die davon beeinflusste Zivilprozessordnung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879.

Lit.: Planck, J., Die Lehre vom Beweisurteil, 1848

Beweislast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1803 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Beweis

Beweismittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1700 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [PreußAssekuranz- u. HavereiO. § 62] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Beweis

Beweisurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das →Urteil über eine Beweisfrage. →Beweisinterlokut

Beyer, Georg (Leipzig 10. 9. 1665-Wittenberg 21. 8. 1714), Aktuarssohn, wird nach den Studien von Philosophie und Recht in Leipzig (Thomasius), Frankfurt an der Oder und Leipzig 1706 Professor in Wittenberg. Dort hält er als einer der ersten eine Vorlesung über deutsches Recht, die als Leitfaden des deutschen Rechtes ([lat.] Delineatio [F.] iuris Germanici, 1718) nach seinem Tod veröffentlicht wird. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Beyer­GeorgSpecimenIurisGermanici1718.pdf; Köbler, DRG 144, 186, 205; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978, III, 1 137f.

Beyerle, Franz (Konstanz 30. 1. 1885-Wangen 22. 10. 1977), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Austritt aus der katholischen Kirche und dem Studium des Rechtes in Freiburg im Breisgau, Breslau (Konrad Beyerle) und Göttingen (Promotion 1910, Frensdorff) sowie der Habilitation in Jena (1913, Rauch) 1918 Professor in Basel, 1929 Greifswald, 1930 in Frankfurt am Main, 1934 in Leipzig und 1938 in Freiburg im Breisgau (bis 1953). Seine Arbeiten betreffen das Stadtrecht Freiburgs, den Entwicklungs­gang in dem Recht, die Treuhand und Volksrech­te. S. Google

Lit.: Dürselen, F., Franz Beyerle, 2005; Schützenmeister, A., Franz Beyerle, 2008; Jocus regit actum, hg. v. Riosus, F., 2011 [Oppitz]

Beyerle, Konrad (Konstanz 14. 09. 1882-München 26. 4. 1933), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg, der Promotion bei Richard Schröder (1895) und der Habilitation bei Ulrich Stutz (1899) Professor in Freiburg im Breisgau (1900), ordentlicher Professor Breslau (1903), Göttingen (1906) und Mün­chen (1918). Als Abgeordneter der bayeri­schen Volkspartei wirkt er in der verfassung­gebenden Nationalversammlung (1919) und in dem Reichstag. (bis 1924). Einzelne Arbeiten betreffen die Grundeigentumsver­hältnisse in Konstanz, die Lex Baiwariorum und die Kultur der Abtei Reichenau. S. Google

Lit.: Hense, T., Konrad Beyerle, 2002

Bezirk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1487 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [WestdZErg. 13 1906 15] in 40 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bezirken um 1350, zu lat. [M.] circus, Kreis) ist das abgegrenzte Gebiet. Preußen wird zwischen 1808 und 1816 in (Provinzen und) Regie­rungsbezirke geteilt. Mit österrei­chisch-kaiserlicher Entschließung von dem 26. 6. 1849 (RGBl. 295) wird die Einteilung der Kronländer in Kreise und darunter in Bezirke bestimmt, wobei an der Spitze des Bezirks ein Bezirkshauptmann steht (1852-1868 Vereini­gung der Bezirkshaupt­mann­schaften mit den Bezirksgerichten zu gemischten Bezirksäm­tern) und der Bezirk 1925 von einer Zentralstaats­behörde zu einer Landesbehörde umgestaltet wird. Die Deutsche Demokratische Republik ersetzt 1952 die Länder (bis 1990) durch 15 Bezirke.

bezirken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umschließen, begrenzen

bi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Partikel als Präfix verwendet) zwei

Bibel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1252 bzw. 1254 bezeugt – um 1254 [Weltchronik des Rudolf von Ems] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1778 [ZVk. 5 1895 336 in abweichender Bedeutung als geistlicher Karzer in Stuttgart] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Phönizischen verbindbar, F., [griech.] Buch]) ist die Sammlung der für Juden und Christen das Wort (ihres) Gottes enthaltenden Schriften. Diese sind zwischen 1200 v. Chr. (10. Jahrhundert v. Chr.) und dem 2. Jahrhundert n. Chr. (50-120 n. Chr.) ent­standen. Die jüdische Bibel gliedert sich in Tora (Weisung), Propheten und Schriften, die christliche Bibel ergänzt dieses um die Zeitenwende in seinem Bestand abge­schlossene alte Testament um das nach­christliche, in dem 4. Jahrhundert weitgehend abge­schlos­sene neue Testament. Die Über­tragung der ursprünglich aramäischen bzw. hebräischen Texte in das Griechische erfolgt zwischen 250 v. Chr. und 100 n. Chr. (Septuaginta), die Übersetzung in das Latei­nische in dem 4. Jahrhundert n. Chr., die Über­setzung in germanistische Volks­sprachen seit dem ausgehenden 4. Jahrhundert n. Chr. (gotisch durch Bischof Wulfila, teilweise überliefert). Lateinisch enthält die von etwa 40 Verfassern hergestellte Bibel vielleicht 738765 Wörter, deutsch 800890 Wörter. Das älteste erhaltene Handschriften­bruchstück stammt von etwa 125 n. Chr. Die christliche Bibel ist das weitest verbreitete und häufigst gedruckte Buch der Welt und ist bisher in 704 Sprachen vollständig übersetzt (davon 66 Übersetzungsprojekte 2020 fertigestellt), während es in 1571 Sprachen eine vollständige Übersetzung des Neuen Testaments und in 3435 Sprachen die Übersetzung mindestens eines Buches der Bibel sowie in knapp 4000 weiteren Sprachen bisher noch keine Übersetzung eines Buches der Bibel gibt. Die Bibel enthält umfangreiches →biblisches Recht.

Lit.: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 1966ff., Neudruck 2019; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Hattenhauer, H., Das Recht der Heiligen, 1976; Thyen, J., Bibel und Koran, 1989, 2. A. 1993, 3. A. 2000, 4. A. 2015; Klauck, H., Die apokryphe Bibel, 2008; The Biblical Models of Power and Law, hg. v. Biliarsky, I. u. a., 2008; Bibel und Exegese der Abtei Saint Victor zu Paris, hg. v. Berndt, R., 2009; The Cambridge Companion to the Bible, 2. A. hg. v. Chilton, B. u. a., 2008; Der Pentateuch, hg. v. Dozeman, T. u. a., 2011; Schöpflin, K., Die Bibel in der Weltliteratur, 2011; Die Septuaginta und das frühe Christentum, hg. v. Scott Caulley, T. u. a., 2011; Die Septuaginta - Entstehung, Sprache, Geschichte, 2012; Jaroš, K., Die ältesten griechischen Handschriften des Neuen Testaments, 2014 (weit mehr als 5000 Handschriften bekannt, hier 104 ediert); The New Cambridge History of the Bible, hg. v. Paget, H. u. a., 2013; Bezzel, H., Saul, 2015; The Formation of the Pentateuch, hg. v. Gertz, J. u. a., 2016; Die Septuaginta – Orte und Intentionen, hg. v. Kreuzer, S. u. a., 2016; Mugridge, A., Copying Early Christian Texts, 2016; Cline, E., Warum die Arche nie gefunden wird – Biblische Geschichten archäologisch entschlüsselt, 2016; Tiwald, M., Die Logienquelle 2016 (Die in etwa 80 kurzen Bruchstücken erschließbare Logienquelle Q von etwa 60 n. Chr. lag als nur indirekt erhaltener Text den Evangelien nach Matthäus und Lukas als schriftliche Quelle vor, verbindet Frühjudentum und Anfänge der Jesusbewegung und bildet die Brücke zwischen dem geschichtlichen Jesus und dem späteren Christentum.); Westerholm, S., Law and Ethics in Early Judaism and the New Testament, 2017 (= Aufsatzsammlung); Billings, D., Acts of the Apostles and the Rhetoric of Roman Imperialism, 2017; Tiwald, M., The Sayings Source – A Commentary on Q, 2020; The Q Hypothesis Unveiled, hg. v. Tiwald, M., 2020 (Sammelband)

Biberach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Riotte, A., Diese so oft beseufzte Parität. Biberach 1649-1825, 2018

bibliothēca, lat., F., Bibliothek, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, gr. βιβλιοθήκη (bibliothḗkē), F., Büchersammlung, Bibliothek; vgl. gr. βιβλίον (biblíon), N., Büchlein, kleine Schrift; gr. βίβλος (bíblos), M., Bast aus der ägyptischen Papyrusstaude, Papier, Schrift, Buch; von der phönizischen Stadt Byblos, dem Hauptumschlagplatz von Papyrus; s. phön. Gebal, ON, Byblos; kanaan. Gubal, ON, Byblos; vgl. phön. bzw. kanaan. gb, Sb., Brunnen, Quelle, Ursprung; phön. Ēl, Sb., PN, El (höchster Gott, der Ugariter), göttliches Wesen; gr. θήκη (thḗkē), F., Kasten (M.), Behältnis, Gestell, Abstellplatz; vgl. idg. *dʰē- (2), *dʰeh₁-, V., setzen, stellen, legen

Bibliothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht und in DW2 1511 bezeugt – 1511 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Gewerbebibliothek, Handbibliothek, Klosterbibliothek, Kriegsbibliothek, Leibibliothek, Lesebibliothek, Regimentsbibliothek, Reisebibliothek, Romanbibliothek, Staatsbibliothek, Stadtbibliothek, Stadtbibliothekar, Stiftsbibliothek, Sudelbibliothek, Tollhausbibliothekar, Übersetzerbibliothek, Unterhaltungsbibliothek, Volksbibliothek, Wunderbibliothek und Zauberbibliothek und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen über das Griechische teilweise mit dem Indogermanischen sowie teilweise vielleicht mit dem Phönizischen verbindbar, F.) ist die Sammlung von Büchern und das ihr dienende Gebäude. S. Google

Lit.: Otto, J., Bibliothek des Bundesgerichtshofs, 1996 (rund 475000 Bände); Portale zu Vergangenheit und Zukunft, hg. v. Seefeldt, J. u. a., 2003, 2. A. 2003, 3. A. 2007, 4. A. 2011; Rösch, H. u. a., Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland, 2006, 2. A. 2011, 3. A. 2019; Rekonstruktion und Erschließung mittelalterlicher Bibliotheken, hg. v. Rapp, A. u. a., 2008; Jochum, U., Geschichte der abendländischen Bibliotheken, 2009; Zur Erforschung mittelalterlicher Bibliotheken, hg. v. Rapp, A. u. a., 2009; Festschrift für Dietrich Pannier, hg. v. Fischer, D. u. a., 2010; Die Bibliothek des Mittelalters als dynamischer Prozess, hg. v. Embach, M. u. a., 2012; Huber-Frischeis, T. u. a., Die Privatbibliothek Kaiser Franz I. von Österreich 1784-1835, 2015; Jank, D., Bibliotheken von Frauen – Ein Lexikon, 2019 (770 Frauen zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert); Hoffmann, G./Lansky, R./Walter, R., Rechtsbibliothekarinnen und Rechtsbibliothekare im deutschsprachigen und im internationalen Bereich in Vergângenheit und Gegenwart, 2020; Lingnau, A., Lektürekanon eines Fürstendieners – Die Privatbibliothek des Friedrich Rudolf von Canitz (1654-1699), 2021

biblisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1521 bezeugt – 1521 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Phönizischen verbindbar, Adj.) Bibel betreffend

Biblisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Adjektiv biblisch 1521 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt) ist das aus den in der jüdisch-christlichen →Bibel (vor allem in den Büchern Moses) enthaltenen zahl­reichen rechtlichen Sätzen gebildete Recht. Besonders bekannt hiervon sind die zehn Gebote des Alten Testaments. Noch wichtiger ist vielleicht die grundsätzliche Beschreibung des jüdisch-christlichen Gottes als eines Gottes des Rechtes, der die Einhaltung von Recht gebietet und die Verletzung von Recht verbietet und in dem so genannten Jüngsten Gericht den einzelnen Menschen nach Einhaltung der Gebote und Verbote beurteilt. Dieser Grundgedanke beeinflusst die europäischen Rechte und damit mittelbar wohl auch die übrige Welt in nachhaltiger Weise.

Lit.: Collatio legum Mosaicarum et Romanarum, (in) Fontes iuris Romani antejustiniani, Bd. 2 1940, 541; Hohenlohe-Schillingsfürst, C. v., Der Einfluss des Christentums auf das Corpus Juris, 1937; Kisch, G., Sachsenspiegel and Bible, 1941; Biondi, B., Il diritto Romano Cristiano, Bd. 1ff. 1952ff.; Verdam, P., Mosaic Law in Practice and Study throughout the Ages, 1959; Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Hattenhauer, H., Das Recht der Heiligen, 1976; Welch, J., A biblical law bibliography, 1990; Bibel und Recht, hg. v. Eckert, J. u. a., 1994; Calvocoressi, P., Who‘s who in der Bibel, 1992, 5. A. 1994, 16. A. 2009; Brand, J., Bibel und altes Recht im Bauernkrieg, 1996; Campenhausen, H. v., Die Entstehung der christlichen Bibel, Neudruck 2003; Ohler, A., dtv-Atlas Bibel, 2004; Kaden, D., Matthew, Paul, and the Anthropology of Law, 2016

Bielefeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Urkundenbuch der Stadt und des Stiftes Bielefeld, hg. v. Vollmer, B., 1937; Flügel, A., Kaufleute und Manufakturen in Bielefeld, 1990; Meineke, B., Die Ortsnamen der Stadt Bielefeld, 2013; Bielefeld und die Welt, hg. v. Büschenfeld, J. u. a., 2014; Linde, R. u. a., unglaublich bodenständig, 2014

Biene (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [CDPruss. I 174] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort Bien in Grimm Deutsches Wörterbuch um 800 bezeugt, M. sowie über das erschließbare Germanische in der weiteren Herkunft unklar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist grundsätzlich das aus Blütenstaub Honig erzeugende vormenschlich entwickelte Insekt.

Bienenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1682 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [BienenWB. 16] in 1 Stelle ohne Jahresangabe, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Bienen betreffende Recht. Dabei darf sachlich wohl seit der bewussten Pflege von Bienen durch Menschen der (unverzüglich) verfolgende Eigentümer (s)einen mit dem Schwärmen herrenlos werdenden Bienen­schwarm auch auf einem fremden Grundstück einfangen (Aneignungsrecht). In dem deutschen →Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) gelten für das Bienenrecht die §§ 961ff.

Lit.: Rieth, J., Das gesamte deutsche Bienenrecht, 1910; Schüßler, A., Deutsches Bienenrecht, 1934; Haff, K., Zum Bienenrecht in den schwedischen und dänischen Landschaftsgesetzen, ZRG GA 60 (1940), 253; Schulz, S., Die historische Entwicklung des Rechts an Bienen, 1990; Stripf, R., Honig für das Volk. Geschichte der Imkerei in Deutschland, 2019

Biener, Friedrich August (Leipzig 5. 2. 1787-Dresden 1861) wird nach Rechtsstudien in Leipzig und Göttingen 1810 Professor in Berlin. S. Google

Bier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – EDEL 1. Viertel 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Förstemann, Nordhausen I 1 S. 58] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie etymologisch unklar und vielleicht über das erschließbare Germanische oder das Lateinische [bibere, V. trinken] des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Menschen seit 13000 Jahren aus stärkehaltiger Substanz (beispielsweise Gerste, Weizen) durch alkoholische Gärung ge­wonnene (gebraute, Alkohol enthaltende) Getränk. In dem Früh­mittel­alter wird es von Frauen hergestellt, später entsteht in den Städten eine gewerbliche Produktion, die seit etwa 1300 Hopfen als die Haltbarkeit erhöhenden Zusatz verwendet. In der frühen Neuzeit setzt sich in Bayern ein auf das Jahr 1516 zurückgeführtes Reinheitsgebot (Malz, Hopfen, Hefe, Wasser) durch.

Lit.: Moldenhauer, G., Das Göttinger Braurecht, Diss. jur. Göttingen 1956; Schlosser, H., Braurechte, Brauer und Braustätten in München, 1981; Hackel-Stehr, K., Das Brauwesen in Bayern vom 14. bis 16. Jahrhundert, 1988; Unger, R., A History of Brewing in Holland 900-1900, 2001; Blanckenburg, C. v., Die Hanse und ihr Bier, 2001; Oliver, G., The Oxford Companion to Beer, 2011; Hirschfelder, G. u. a., Bier – Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute, 2016

Biergelde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) oder Bargilde (M.) ist der in dem 8./9. Jahrhundert erscheinende (freie, aber trotzdem pflichtige) Mensch, der von der Forschung teils mit Wehrsiedlung, teils mit Rodungssiedlung verbunden wird. Der Inhalt des Wortes ist nicht völlig klar („Ab­gabenleister“?), obgleich die Biergelden noch in dem →Sachsenspiegel (1221-1224) als besonderer Stand erfasst sind.

Lit.: Köbler, WAS; Metz, W., Zur Geschichte der Bargilden, ZRG GA 72 (1955), 185; Hagemann, H., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Springer, M., Die Sachsen, 2004

Bifang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 791 [CDFuld. 59] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (in dem Mittelalter) das von einem Berechtigten durch tatsächlichen Zugriff neu (stärker) genutzte, meist eingefriedete Grundstück.

Lit.: Köbler, WAS; Bethge, O., Über Bifänge, (in) VSWG 20 (1928), 139ff.; Sorhagen, I., Die karolingischen Kolonisationsprivilegien, 1976

bigamia, mlat., F., Doppelehe, 2. Hälfte 11. Jahrhundert, vgl. lat. bigamus, Adj., zweifach verheiratet, zweimal verheiratet, wieder verheiratet; lat. bis, Adv., zweimal, auf doppelte Weise, (um 250-184 v. Chr.); idg. *du̯is, Adv., zweimal, entzwei, vgl. idg. *du̯ōu, *du̯ai, Num. Kard. (M.), zwei, gr. γαμειν (gamein), V., heiraten; idg. *g̑eme-, *g̑em-, V., Sb., heiraten, Verwandter

Bigamie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1525 als aus dem Mittellateinischen und mittelbar dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt - 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die weitere Eheschließung eines bereits verheirateten Menschen in einer nur die Einehe zulassenden Rechtsordnung. Das Christentum hält von Anfang an nur die Einehe für zulässig. Als Folge der Christianisierung der römischen Gesellschaft ist die Bigamie seit Diokletian strafbar und als Folge der Christianisierung der Germanen wird die bei ihnen erlaubte, aber aus wohl tatsächlichen Gründen seltene Mehrehe von der christlichen Kirche abgelehnt. In dem Früh­mittelalter ist die Bigamie eine zunächst rein kirchliche Frage, für die nur die kirchlichen Gerichte zuständig sind. Seit dem Hochmittelalter sehen aber vor allem die Stadtrechte Enthaupten und Ertränken als peinliche Strafe vor. Die →Constitutio Criminalis Bambergensis (1507, Art. 146) behandelt unter dem Einfluss der augustinischen Ehebruchsgesetzgebung eine Frau bei Bigamie strenger als einen Mann, die →Constitutio Criminalis Carolina (1532, Art. 121, Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) ordnet die Bigamie stets als qualifizierten Ehebruch ein. Strafe ist zunächst die Todesstrafe, nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 (II, 20 §§ 1066ff.) und nach dem Reichs­strafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1871 mehrjähriges Zuchthaus (§ 171 StGB, 5 Jahre Zuchthaus). Privatrechtlich ist die Bigamie Ehehindernis.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 56; Hälschner, H., Die Lehre vom Ehebruch und der Bigamie, (in) Gerichtssaal 22 (1870), 401; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts, 1928, 150f.; Erle, M., Die Ehe im Naturrecht des 17. Jahrhunderts, 1952; Buchholz, S., Der Landgraf und sein Professor, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Siebenhüner, K., Bigamie und Inquisition in Italien 1600-1750, 2006

Bilanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1549 als aus dem Italienischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bilanzieren 1668) ist die zusammengefasste Gegenüber­stellung der aktiven und passiven Vermögens­werte einer Person. Sie entwickelt sich in dem spätmittelalterlichen Handelsgeschäft. Be­sonders seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert werden die rechtlichen Vorschriften be­treffend eine Bilanz angesichts der wachsenden Größe der Unternehmen immer dichter (1937 Richtlinien zu der Vereinheitlichung des Buchhaltungswesens der Wirtschaft, § 266 HGB).

Lit.: Brönner, H., Die Bilanz nach Handels- und Steuerrecht, 1937, 2. A. 1940, 9. A. 1991, 10. A. 2011, 11. A. 2016

bilanzieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1688 – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Bilanz erstellen

Bild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [o. J. AhdGl. I 657] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, N., Verb bilden 9. Jahrhundert) ist die sichtbare Wiedergabe eines Umstands (durch menschliches Tun). Mittels der Augen und des Gehirns entstehen für den Menschen während seines Bewusstseins zahllose sehr flüchtige Bilder und in dem Schlaf Träume. Vielleicht zuerst in Höhlenmalereien (beispielsweise kurz vor 2019 in der Kalksteinhöhle Leang Bulu Sipong vier in dem Südwesten der Insel Sulawesi in Indonesien entdeckte, mindestens sieben Antilopen und mindestens drei Jäger mit Speeren wiedergebende, mindestens 43900 Jahre alte Darstellungen) versucht der Mensch die Vergänglichkeit dieser mit seinem Tode anscheinend endenden Eindrücke zu bekämpfen. Dem folgen viele Malereien und andere Abbildungen auf weiteren Stoffen. Zwischen 1835 und 1839 entwickelt der Maler Louis Jacques Mandé Daguerre in Frankreich die Möglichkeit unter Nutzung des Lichtes seitenverkehrte Abbildungen von körperlichen Gegebenheiten auf spiegelglatt polierten Metalloberflächen herzustellen. Die Rechte an dem Verfahren werden von Frankreich erworben. Aus der Daguerrotypie entwickelt sich die modernere Fotografie.

Lit.: Goerlitz, T., Die rechtliche Behandlung der gewerblichen Bildzeichen in Deutschland seit dem 14. Jahrhundert, ZRG GA 55 (1935), 216; Historische Bildkunde 2, 1935; Beyerle, F., Sinnbild und Bildgewalt im älteren deutschen Recht, ZRG GA 58 (1938), 788; Troescher, G., Weltgerichtsbilder, (in) Westdt. Jb. f. Kunstgeschichte 11 (1939), 139; Kisch, G., Recht und Gerechtigkeit in der Medaillenkunst, 1955; Brückner, W., Bildnis und Brauch, 1966; Ebel, F. u. a., Römisches Rechtsleben im Mittelalter, 1988; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Bild und Abbild, hg. v. Vavra, E., 1999; Schmoeckel, M., Auf der Suche nach der verlorenen Ordnung, 2004; Zitzlsperger, P., Dürers Pelz und das Recht im Bild, 2008; Poeschel, S., Handbuch der Ikonographie, 2005, 2. A. 2008, 3. A. 2009, 4. A. 2011, 5. A. 2014; Boehme-Neßler, V., BilderRecht, 2010; Hayduk, H., Rechtsidee und Bild, 2011; Elkins, J., What Photography is, 2011; Steinhauer, F., Das eigene Bild, 2013; Rechtsikonographie geistlicher und weltlicher Macht, hg. v. Gulczyński, A., 2012; Bild und Konfession im östlichen Mitteleuropa, hg. v. Deiters, M. u. a., 2013; Büttner, N., Einführung in die frühneuzeitliche Ikonographie, 2014; Poeschel, S., Starke Männer – schöne Frauen – Die Geschichte des Aktes, 2014; Cleaver, L., Illuminated History Books, in the Anlo-Norman World 1066-1272, 2018; Illuminierte Urkunden, hg. v. Bartz, G. u. a., 2018; Dreier, T., Bild und Recht, 2019

bilden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 867 – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schaffen, machen, gestalten

Bilderhandschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit sachlich auf den Text bezogenen Bildern ausgestattete Handschrift. Die umfänglichsten rechtlichen Bilderhandschriften sind mit bis zu 924 Bildstreifen zu dem Sachsenspiegel überliefert (Vorbild eine bebilderte Willehalmhand­schrift? [1300 Miniaturen], 1270?/vor E. 13. Jahrhundert Harzvor­land?, Stammhandschrift verloren, Anfang 14. Jahrhundert/um 1300 Heidelberger B. [nur zu einem Drittel erhalten, Druck 1971], vielleicht Meißen wohl 1347-1363/Mitte 14. Jahrhundert Dresdener Bilderhandschrift [Druck 1902, 2002], drittes Viertel 14. Jahrhundert Wolfenbütteler Bilderhandschrift [Tochterhandschrift der Dresdener Bilderhandschrift?, Druck 1993], 1336 Oldenburger Bilderhandschrift [mittelniederdeutsch, nur Landrecht bebildert, vielfach nur Vorzeichnungen, Druck 1995], insgesamt mindestens sieben Bilderhandschriften anzu­neh­men). Die Bedeutung der Bilder ist streitig. Mehr Bilderhandschriften als zu dem Sachsenspiegel gibt es zu dem Decretum Gratiani.

Lit.: Köbler, DRG 103; Amira, K. v., Die Dresdener Bilderhandschrift, Bd. 1ff. 1902ff.; Koschorreck, W., Die Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspie­gels, 1970; Text – Bild – Interpretation, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1986; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 24; Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, hg. v. Ott, N., 1991ff.; Got ist selber Recht. Die vier Bilderhandschriften des Sachsenspiegels Oldenburg, Heidelberg, Wolfenbüttel, Dresden, hg. durch Schmidt-Wiegand, R. u. a., 1992; Scheele, F., die sal man alle radebrechen, 1992; Eike von Repgow Sachsenspiegel Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1993; Bloh, U. v., Die illustrierten Historienbibeln, 1993; Der Oldenburger Sachsenspiegel, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1995; Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, 1995; Repgow, Eike von, Sachsenspiegel. Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1998; Die Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels als digitale Edition auf CD-ROM, hg. v. Hüpper, D. u. a., 1999; Lück, H., Über den Sachsenspiegel, 1999, 2. A. 2005; Brunschwig, C., Visualisierung von Rechtsnormen, 2001; Die Dres­dener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels. Interimskommentar, hg. v. Lück, H., 2002; Der Dresdener Sachsenspiegel. Faksimile-Ausgabe, 2002; Schmidt-Wiegand, R., Rechtsbücher als Ausdruck pragmatischer Schriftlichkeit, (in) Frühmittelalterliche Studien 37 (2003), 435ff.; http://digi.ub.uni-heidel­berg.de/diglit/cpg164; http://­digi­tal.slub-dresden.­de/­pp­n­­272362328; http://www.sachsenspiegel-online.­de/­cms; Eike von Repgow, Sachsenspiegel. Die Heidelberger Bilderhandschrift Cod. Pal. Germ. 164, hg. v. Kocher, G., u. a., 2010; Rechtsikonographie geistlicher und weltlicher Macht, hg. v. Gulczyński, A., 2012

Bildnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als F. und in DW2 als N. um 1250 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [NÖLGO. 1656 II 87 § 4] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Gerrmanischen verbindbar, N.) Bild, Abbildung

Bildnisstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an einem Bild statt an einem Täter vollzogene Strafe (Strafe am Bildnis 1717). Sie findet sich sachlich für die Majestäts­beleidigung beispielsweise in Frankreich 1670, in Dänemark und Norwegen 1683 und 1687, in Brandenburg 1688 und 1717, in Sachsen 1712, in Preußen 1721 und 1794, in Österreich 1768 und in Baden 1809, wird aber nach 1848 beseitigt. Daneben bestehen verschiedene von der Bildnisstrafe in engerem Sinn verschiedene Einrich­tungen.

Lit.: Hentig, H. v., Die Strafe, Bd. 1 1954, 320

Bildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bilden in DW2 um 867 bezeugt) ist die wesentliche Gestaltung, Herstellung oder Erziehung.

Lit.: Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 5 1989, Bd. 2 18. Jahrhundert 2005; Nonn, U., Mönche, Schreiber und Gelehrte, 2012; Bosse, H., Bildungsrevolution 1770-1830, hg. v. Ghanbari, N., 2012; Lesch, H./Forstner, U., Wie Bildung gelingt, 2012; Gramsch-Stehfest, R., Bildung, Schule und Universität im Mittelalter, 2019; Fichtner, A., Bildung vom deutschen Kaiserreich zur Bundesrepublik Deutschland – Entwicklungslinien der Bildungspolitik im Bereich Hochschulzugang, 2019; Mayer, A., „Freie Bahn dem Tüchtigen“ und „Aufstieg durch Bildung“, (in) HZ 312 (1921), 649 (ab etwa 1830-1840)

Billerbeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Geschichte der Stadt Billerbeck, hg. v. Freitag, W., 2012

billig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 [bzw. 1065] bezeugt – um 1065 [Hoheliedkommentar des Williram von Ebersberg] in EDEL - und und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1215/1216 [Thomasin 314] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Althochdeutschen nicht sicher mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) gerecht, günstig, angemessen

Billigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412 [Engelke, Gogericht Desum 75] in 37 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Althochdeutschen nicht sicher mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., Rechtmäßigkeit, Angemessenheit, Adjektiv billig in DW2 um 1060 bzw. in EDEL um 1065 bezeugt) ist die natürliche Gerechtigkeit vor allem in dem einzelnen Fall. Sie erscheint sachlich in der römischen Antike teils als (lat. [F.]) benevolentia des Kaisers, teils bei den nach der Billigkeit beurteilten Klagen oder Schuld­verhältnissen (lat. →bonae-fidei-iudicia [N.Pl.]). In dem frühen Mittelalter bewirkt die Kirche die Aufnahme des Gedankens der Billigkeit (lat. →aequitas [F.] canonica), wobei Streit darüber besteht, ob der König nach Billigkeit urteilen konnte. Danach greift insbesondere das Naturrecht verstärkt die Billigkeit auf. Die Billigkeit steht grundsätzlich in einem Spannungsverhältnis zu der Gleichheit und zu der Rechtssicherheit.

Lit.: Kaser §§ 3, 33; Köbler, DRG 86; Rühl, P., Das aequitatis iudicium im fränkischen Königsgericht, ZRG GA 20 (1899), 207; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Kirn, P., Über die angebliche Billigkeitsjustiz des fränkischen Königs, ZRG GA 47 (1927), 115; Wohlhaupter, E., Aequitas canonica, 1931; Kirn, P., Aequitatis iudicium, ZRG GA 53 (1932), 53; Lange, H., Ius aequum und ius strictum bei den Glossatoren, ZRG RA 71 (1954), 319; Erler, A., Aequitas in Sprüchen des Ingelheimer Oberhofes, (in) FS G. Kisch, 1955, 53; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Schott, C., Billigkeit und Subjektivismus, (in) FS M. Keller, 1989, 745; Wesener, G., Aequitas naturalis, natürliche Billigkeit, (in) Der Gerechtigkeitsanspruch des Rechts, 1996, 81ff.; Jacoby, S., Allgemeine Rechtsgrundsätze, 1997; Schröder, J., Aequitas und rechtswissenschaftliches System, (in) ZNR 21 (1999), 29ff.; Schmidt, R., Zur Rechtsprechung Regensburger Gerichte im 14. Jahrhundert, ZRG GA 125 (2008), 82; Zwischen Formstrenge und Billigkeit, hg. v. Oestmann, P., 2009; Recht und Billigkeit – Zur Geschichte der Beurteilung ihres Verhältnisses, hg. v. Armgardt, M. u. a., 2021

Bill of Rights (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ne. [N.], Urkunde der Rechte) ist das englische Gesetz, das 1689 von dem König angenommen und von einem ordentlichen Parlament bestätigt wird. In 13 Artikeln verbietet es katholische Thronfolge, Steuererhebung, Gesetze und Heer ohne Zustimmung des Parlaments sowie geistliche Gerichte und gewährt Redefreiheit, Pe­titionsrecht und das grundsätzliche regel­mäßige Geschworenengericht. In den Ver­einig­ten Staaten von Amerika heißen Bill of Rights die zehn Artikel, die 1791 der Verfassung von 1787 hinzugefügt werden. →Virginia Bill of Rights

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; The complete Bill of Rights, hg. v. Cogan, N., 1997

binden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und1190/1230 [WaltherVogelw. 85, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schnüren, fesseln, fest machen

Binding, Karl (Frankfurt am Main 4. 6. 1841-Freiburg im Breisgau 7. 4. 1920), aus einer Juristenfamilie, wird nach dem Studium in Göttingen (1860-1863) Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht und Staatsrecht in Heidelberg (1865), Basel, Freiburg im Breisgau, Straßburg und Leipzig (1913 emeritiert). Er vertritt auf liberaler Grundlage ein formales Vergeltungsstrafrecht zwecks Aufrechterhaltung staatlicher und gesetzlicher Autorität und bekämpft abweichende Auffassungen (beispielsweise Franz von Liszt) entschieden. Nach seiner Normentheorie geht der Rechtsregel eine Sozialnorm voraus, deren Befehlswirkung der Täter missachtet, so dass er durch Bestrafung unter die Macht des Staates gebeugt werden muss (Die Normen und ihre Übertretung, Bd. 1ff. 1872ff.). Er lässt Analogie zu und befürwortet die Vernichtung lebensunwerten Lebens (Binding, K./Hoche, A. Die Freigabe der Ver­nichtung lebensunwerten Lebens, 1920, posthum). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 204; Binding, K., Die Geschichte des burgundisch-romanischen Königreichs, 1868; Kaufmann, A., Lebendiges und Totes in Bindings Normentheorie, 1954; Westphalen, D., Karl Binding, 1989; Jerouschek, G., Carl Binding, (in) JZ 2005, 514; „Eine gewaltige Erscheinung des positiven Rechts“ – Karl Bindings Normen- und Strafrechtstheorie, hg. v. Kubiciel, M. u. a., 2020

binnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1100 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) innerhalb, innen

Binnenmarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1815 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische und teilweise über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der innere Markt, insbesondere der Markt innerhalb der sich aus der europäischen Wirtschaftsgemein­schaft (seit 1957) entwickelnden Europäischen Ge­mein­schaft und Euro­päischen Union (1992). In ihm gibt es (jedenfalls grundsätzlich) keine Grenzen und Binnenzölle, während der Außenhandel mit Drittstaaten gemeinsam geregelt wird. In der Euro­päischen Union gelten Warenver­kehrs­freiheit, Personenverkehrsfreiheit, Kapital­ver­kehrs­frei­heit und Dienstleis­tungs­verkehrsfrei­heit.

Binnenschifffahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1812 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schifffahrt auf den schiffbaren Binnenwasserstraßen (eines abgegrenzten Gebiets) in Gegensatz zu der Seeschifffahrt auf dem Meer. Sie geht sachlich bereits weit in die Zeit der alten Völker zurück, wobei nach römischem Recht alle größeren Flüsse als öffentliche Sachen (lat. [F.Pl.] res publicae) von jedem Bürger zu Schifffahrt benutzt werden dürfen. In dem Mittelalter ist die Binnenschifffahrt durch Zölle stark belastet. In dem 19. Jahrhundert sichern nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 und dem Wiener Kongress (1815) besondere Schifffahrtsakten die freie Schifffahrt (1821 Elbe, 1823 Weser, 1831/1868 Rhein, 1857/1948 Donau). In der Bundesrepublik Deutschland ist die Binnenschifffahrt in der Gegenwart in einem besonderen Gesetz (1896) geregelt.

Lit.: Eckert, C., Rheinschifffahrt im 19. Jahrhundert, 1900; Rörig, F., Zur Rechtsgeschichte der Territorialgewässer, 1949; Wettstein, L., Die Schifffahrtsfreiheit auf dem Rhein, Diss. jur. Mainz 1963; Gerber, S., Die Ordnung auf den Wasserwegen, Diss. jur. Würzburg 1975; Kischel, D., Die Geschichte der Rheinschifffahrtsgerichtsbarkeit, 1990; Vortisch, O., Binnenschifffahrtsrecht, 4. A. 1991; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Quellen, 1992; Scherner, K., Handel, Wirtschaft und Recht in Europa, 1999; Frank, J., Die Ausgestaltung des Frachtrechts durch Vertragsbedingungen in der Rheinschifffahrt, 1999

Biographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1709 bezeugt als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet – 1709 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Lebensbeschreibung eines Menschen. Aussagen über sich selbst (Autobiographien) begegnen sachlich in Griechenland schon seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. (Hesiod, Xenophon, Isokrates, Platon, Augustinus), wobei die Zeit um 300 v. Chr. für die griechische Biographie besonders wichtig ist. In dem deutschen Sprachraum entsteht seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eine umfangreiche weltliche Auto­biographik (beispielsweise Ulman Stromer, Nikolaus Muffel, Anton Tucher, Elias Holl, Karl IV.).

Lit.: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Biographien enthielt an dem 21. Mai 2021 878148 deutschsprachige Biographien in vielen Teillisten; Berschin, W., Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter, Bd. 1ff. 1986ff.; Varnhagen von Ense, K., Denkwürdigkeiten des eignen Lebens, hg. v. Feilchefeldt, K., Bd. 1ff. 1987; Rüthers, B., Geschönte Geschichten – geschonte Biographien, 2001, 2. A. 2015; Biographisches Lexikon zur Weltgeschichte, hg. v. Danckelmann, O., 2001; Sonnabend, H., Geschichte der antiken Biographie, 2002; Meisterdenker der Welt, hg. v. Grabner-Haider, A. u. a., 2004; Biographisches Handbuch der deutschen Politik, bearb. v. Jahn, B., Bd. 1ff. 2004; Antike Autobio­gra­phien, hg. v. Reichel, M., 2005; Schmid, B., Schreiben für Status und Herrschaft, 2006; Hageneier, L., Jenseits der Topik, 2004; The Limits of Ancient Biography, hg. v. McGing, B. u. a., 2006; Handbuch Biographie, hg. v. Klein, C., 2009; Henning, E., Selbstzeugnisse, 2012; Etzemüller, T., Biographien, 2012; Life Writing and Political Memoir, hg. v. Brechtlen, M., 2012 (Sammelband)

Birkarecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) biaerkeraett, bjärköarätt) →Schonen, →Schweden

Bischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 in EDEL - und aufgenommen aus lat. episcopus, griech. episkopos [M.] und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 179 ohne Jahr] und ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische [episcopus] und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Aufseher) ist in der katholischen Kirche der Obere, der in einem bestimmten Teil der Kirche als Nachfolger der Apostel in Einheit mit dem Papst das höchste Amt ausübt. Er setzt sich als Leiter einer Gemeinde von Kleinasien aus allmählich durch und hat in dem 3. Jahrhundert auch das Amt als Richter inne, wobei zu innerge­meindlichen Aufgaben auch weltliche Aufga­ben kommen (lat. [F.] episcopalis audientia, bischöfliche Anhörung als Gericht). Sein Sitz innerhalb seines Bistums ist grundsätzlich eine Stadt (lat. [F.] civitas). Ausgewählt wird er an sich durch Klerus und Volk, tatsächlich aber in dem Einzelfall von dem Vorgänger, durch das Priesterkollegium der Bischofskirche, durch die Gemeinde oder durch den Erzbischof. Kennzeichen sind Ring und Stab. In dem fränkischen Früh­mittelalter wird der Bischof wichtiger Berater des Königs, wird deshalb das Interesse des Adels an dieser Stellung geweckt und beginnt der König allmählich mit der Einbeziehung der Bischöfe in sein Herrschaftssystem durch Beauftragung der Bischöfe mit weltlichen Aufgaben, weshalb neben die Wahl durch Klerus und Volk die Einsetzung durch den König tritt (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). In dem Investiturstreit (ab 1073) setzt die Kirche (1122) die Wahl durch Klerus und Volk durch. Bis 1215 wird das Domkapitel zu dem Wahlgremium. Danach tritt neben den Bischof der vor allem mit geistlichen Aufgaben betraute Weihbischof. In dem Reich, für dessen Gebiet sich zwischen 1198 und 2001 rund 5500 Diözesanbischöfe (und seit der frühen Neuzeit Weihbischöfe und Generalvikare) nachweisen lassen, wird der Bischof (seit dem Investiturstreit) geistlicher Reichsfürst (bis zu der Säkularisation 1803). In dem evangelischen Kirchenwesen verdrängt der Superintendent bis 1918 (teilweise) den Bischof. Seit dem 19. Jahrhundert sind Staat und Kirche grund­sätzlich getrennt, doch gewähren Konkordate (beispielsweise in Österreich 1855, 1933) der Kirche noch verschiedene Einflussmög­lichkeiten. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 56, 87, 115, 152; Friedberg, E., Der Staat und die Bischofswahlen in Deutschland, 1874, Neudruck 2013; Stutz, U., Der neuste Stand des deutschen Bischofswahlrechts, 1909; Feine, H., Die Besetzung der Reichsbistümer, 1921; Hofmeister, P., Bischof und Domkapitel, 1931; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Brühl, C., Königspfalz und Bischofsstadt in fränkischer Zei, 1958; Merzbacher, F., Die Bischofsstadt, 1961; Claude, D., Die Bestellung der Bischöfe im merowingischen Reiche, ZRG KA 80 (1963), 1; Vescovi e diocesi, 1964; Ganzer, K., Papsttum und Bischofsbesetzungen, 1968; Heinzelmann, M., Bischofsherrschaft in Gallien, 1976; Kaiser, R., Bischofsherrschaft, 1981; Scheibelreiter, G., Der Bischof in merowingischer Zeit, 1983; Stadt und Bischof, hg. v. Kirchgässner, B. u. a., 1988; Die Bischöfe des Heiligen römischen Reiches, hg. v. Gatz, E., 1990; Landau, P., Der Papst und die Besetzung der Bischofsstühle, (in) Z. f. ev. Kirchenrecht 37 (1992), 241; Bührer-Thierry, G., Évêques et pouvoir dans le royaume de Germanie, 1997; Die früh- und hochmittelalterliche Bischofserhebung im europäischen Vergleich, hg. v. Erkens, F., 1998; Die Bischöfe des Heiligen römischen Reiches, hg. v. Gatz, E., 2000; Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001, hg. v. Gatz, E., 2002; Freund, S., Von den Agilolfingern zu den Karolingern, 2004; Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im heiligen römischen Reich 1648-1803, hg. v. Gatz, E., 2007; Norton, P., Episcopal Elections 250-600, 2007; Peltzer, J., Canon Law, Carrers and Conquest, 2008; Patzold, S., Episcopus - Wissen über Bischöfe, 2009; Christopher, P., L’élection des évêques, 2009; Thier, A., Hierarchie und Autonomie, 2011; Patterns of episcopal power, hg. v. Körntgen, L. u. a., 2011; Jégou, L., L’évêque, juge de paix, 2011; Hirschmann, F., Die Anfänge des Städtewesens in Mitteleuropa – Die Bischofssitze des Reiches bis ins 12. Jahrhundert, 2011; Braun, B., Princeps et episcopus, 2012; Bode, T., König und Bischof in ottonischer Zeit, 2015; Kritzinger, P., Ursprung und Ausgestaltung bischöflicher Repräsentation, 2016; Ideal und Praxis – Bischöfe und Bischofsamt im Heiligen römischen Reich 1570-1720, hg. c. Walter, P. u. a., 2019; Die Bischöfe der Donaumonarchie 1804 bis 1918, hg. v. Klieber, R., 2020

Bismarck, Otto von (Schönhausen/­Altmark/Brandenburg 1. 4. 1815-Friedrichsruh in Lauenburg an der Eisenbahnstrecke Berlin-Hamburg 30. 7. 1898) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft (1832-1835) in Göttingen und Berlin und Tätigkeit in dem Staatsdienst Landwirt (1839) und als Folge des Revolutionsversuchs von 1848 1849 für die Konservative Partei Mitglied der zweiten preußischen Kammer und des Erfurter Unionsparlaments (1850), Vertreter Preußens in dem Deutschen Bund (1851) in Frankfurt am Main, Gesandter in Sankt Petersburg (1859) und Paris (1862) und an dem 23. 9./8. 10. 1862 mit siebenundvierzig Jahren Ministerpräsident Preußens, als der er vier Jahre verfassungswidrig ohne förmliche Ausgabenermächtigung regiert. In dem Deutschen Bund setzt er sich für Preußen und damit gegen Österreich ein. Nach der Gründung des →Norddeutschen Bundes (1867) und des (zweiten) Deutschen Reiches (1871) wird er unter Aufnahme eines Kulturkampfs mit liberalen Kräften gegen die katholische Kirche bis 20. 3. 1890 (Entlassung durch den seit 1888 regierenden Kaiser Wilhelm II.) Reichskanzler (meist gleich­zeitig Ministerpräsident und Außenminister Preußens) und betreibt eine Bündnispolitik (1879 Zweibund mit Österreich-Ungarn, 1882 zu dem Dreibund mit Italien erweitert, 1915 von Italien gekündigt). Besondere recht­liche Verdienste gewinnt er durch die grundsätzliche Herstellung der Rechtseinheit in dem Deutschen Reich und durch die Einführung der die Arbeiter sichernden und zugleich dauerhaft einbindenden →Sozialversicherung. In dem Mittelpunkt seines Denkens und Handelns steht der von einem Erbmonarchen mit starker Bürokratie gelenkte Staat, nicht die Idee der Nation. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 171, 177, 183, 194; Bismarck, O. v., Gesammelte Werke – Friedrichsruher Ausgabe – Bd. 1ff. 1924ff.; Meyer, A., Bismarcks Kampf mit Österreich, 1927; Kober, H., Studien zur Rechtsanschauung Bismarcks, 1961; Weh­ler, H., Bismarck und der Imperialismus, 1969; Gall, L., Bismarck, 1980; Engelberg, E., Bismarck, 1985; Pflanze, O., Bismarck, Bd. 1f. 1997f.; Krockow, C., Graf v., Bismarck, 1997; Thier, A., Steuer­gesetz­gebung und Verfassung in der konstitutionellen Monarchie, 1999; Otto von Bismarck und die Parteien, hg. v. Gall, L., 2001; Schmidt, R., Otto von Bismarck (1815-1898), 2004; Brunck, H., Bismarck und das preußische Staatsministerium 1862-1890, 2004; Otto von Bismarck im Spiegel Europas, hg. v. Hildebrand, K. u. a., 2006; Gall, L., Bismarck, Preußen und die nationale Einigung, (in) HZ 285 (2007), 355; Althammer, B., Das Bismarckreich 1871-1890, 2008; Bismarcks Mitarbeiter, hg. v. Gall, L. u. a., 2009; Kolb, E., Bismarck, 2009; Haffer, D., Europa in den Augen Bismarcks, 2010; Thies, J., Die Bismarcks, 2013; Otto von Bismarck und die Wirtschaft, hg. v. Epkenhans, M. u. a., 2013; Kretschmann, C., Bismarck, 2014; Kraus, H., Bismarck, 2015; Nonn, C., Bismack, 2015; Bismarck, hg. v. Mayer, T., 2015; Bremm, K., 1866 – Bismarcks Krieg gegen die Habsburger, 2016; Otto von Bismarck und das „lange 19. Jahrhundert“, hg. v. Lappenküper, U., 2017; Lappenküper, U., Bismarck und Frankreich 1815 bis 1898, 2019; Lappenküper, U./Morgenstern, Überzeugungen, Wandlungen und Zuschreibungen, 2019; Keudell, Robert von, Fürst und Fürstin Bismarck. Erinnerungen aus den Jahren 1846 – 1872, 2020, Lucius von Ballhausen, R., Bismarck-Erinnerungen, 2020; Haardt, O., Bismarcks ewiger Bund, 2020

Bistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1122 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 379] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich der bereits dem griechichen und römischen Altertum bekannte kirchliche Herrschaftsbezirk des →Bischofs. Seit dem 12. Jahrhundert tritt ihm in dem Deutschen Reich bzw. Heiligen römischen Reich das Hochstift als weltlicher Herrschaftsbereich bis 1803/1806 zu der Seite. Neben dem Bischof steht in dem Bistum der Kathedralklerus (mit Archidiakon, Archipresbyter, Propst, Offi­zial, Generalvikar).

Lit.: Hinschius, P., Das System des katholischen Kirchenrechts, 1878; Gatz, E., Die Bistümer des Heiligen römischen Reiches, 2003; Die Bistümer der deutschsprachigen Länder, hg. v. Gatz, E., 2005; Bistümer und Bistumsgrenzen, hg. v. Klueting, E. u. a., 2006

Bitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F, Verb bitten um 765) Anliegen, Wunsch, Aufforderung

bitten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 805 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [Rother 82] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erbitten, fragen, verlangen

Bittleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [N.] precarium) ist wissenschaftssprachlich in dem römischen Recht die unentgeltliche, wider­ruf­liche Gebrauchsüberlassung einer Sache. Sie ist kein Rechtsverhältnis und begründet keinen für eine Ersitzung ausreichenden Besitz, wohl aber Schutz gegenüber Dritten.

Bizone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bezeichnung für den Zusammenschluss von amerikanischer Besatzungszone und britischer Besatzungszone in Deutschland (1. 1. 1947-8. 4. 1949).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Pünder, T., Das bizonale Interregnum, 1966; Hubert, G., Die Diskussion um die rechtliche Natur der Bizone, 1996

Bjärköarätt (N.) →Birkarecht, →Schonen, →Schweden, s. Google

Blackstone, Sir William (London 10. 7. 1723-14. 2. 1780, aus Handwerkerfamilie und Kaufmannsfamilie) wird nach Studien in Oxford (als Fünfzehnjähriger 1738-1741) und einer Rechtsausbildung in Middle Temple in London 1746 Anwalt (barrister) in London, 1753 auf einen Rat des Solicitor General Murray Dozent mit Vorlesungen des englischen Rechtes (1754 Analysis of the Laws of England) und 1758 Professor für englisches Recht in Oxford, (eigenes Netz wichtiger Kontakte, 1759 The Great Charter, 1761-1770 Unterhaus, Anhänger des Hauses Hannover, Gegner der Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien), 1763 solicitor general to the Queen, 1766 Anwalt in London und 1770 Richter (Court of common pleas). Seine vier, ihn als überzeugten Reformer ausweisenden Bände Commentaries on the Laws of England (1765-1769, in dem letzten Kapitel eine Geschichte der Entwicklung des englischen Rechtes) bieten (beeinflusst von Matthew →Hale, Burlamaquis, Pufendorf, Locke und Montesquieu) in klarer ver­ständ­licher Sprache und übersichtlicher Gliederung eine umfas­sende knappe Dar­stellung des englischen Verfassungsrechts, Vermögens­rechts, Schuld­rechts und Straf­rechts bzw. Privatrechts, Staatsrechts, Pro­zessrechts und Strafrechts (common law und equity), die sich in Anlehnung an ein Werk Hales in Personen, Sachen, Delikte und Straftaten gliedert, früh in Göttingen und Frankreich bekannt wird und bis in das 21. Jahrhundert in dem angloamerikanischen Bereich von großer Bedeutung bleibt. S. Google

Lit.: http://koeblergerhard.de/Fontes/Blackstone­WilliamCommentariesOnTheLawsOfEnglandBand1.pdf; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 12 1938, 702ff.; Benser, R., Die Systematik des Privatrechts, 1938; Warden, L., The Life of Blackstone, 1938; Simmonds, N., Reason, History and Privilege – Blackstone’s Debt to Natural Law, ZRG GA 105 (1988), 200; Harman, C., Critical Commentaries on Blackstone, 2002; Blackstone and his Commentaries, hg. v. Prest, W., 2009; Prest, W., William Blackstone, 2009

Blasius de Morcono (in Morcone vielleicht zwischen 1283 und 1293 geboren, 1350 an Pest gestorben) ist der letzte Erläuterer des langobardischen Rechtes als eines lebenden Rechtes (lat. [M.] Tractatus de differentiis inter ius Longobardorum et Romanorum, Abhandlung über die Unterschiede zwischen dem Recht der Langobarden und Römer, vielleicht zwischen 1323 und 1332 entstanden). S. Google

Lit.: Dom. Blasii de Morcono de differentiis inter ius Longobardorum et ius Romanorum tractatus, cura Abignente, J., 1912; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 513

Blasphemie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1300 bezeugt - vor 1350 [Augsburger Bibelhandschrift] in EDEL - aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Lästerung des christlichen Gottes, die seit dem 13. Jahrhundert auch in weltlichen Strafrechtstexten erfasst wird. Kirchliche wie weltliche Folgen sind vielfältig. In dem 20. Jahrhundert schwindet als Folge der Aufklärung die Bedeutung, weshalb in der Bundesrepublik Deutschland 1969 die Strafbarkeit der Blasphemie auf den Schutz des öffentlichen Friedens stark eingeschränkt und 2012 in den Niederlanden sowie 2018 in Irland beseitigt wird.

Lit.: Volker, G., History of the Crime of Blasphemy, 1928; Schwerhoff, G., Blasphemie vor den Schranken der städtischen Justiz, (in) Ius commune 25 (1998), 39; Cabatous, A., Geschichte der Blasphemie, 1999 (übersetzt von Wilczek, B.); Schwerhoff, G., Zungen wie Schwerter, 2005; Saint Victor, J. de, Blasphemie – Geschichte eines „imaginären Verbrechens“, 2017; Schwerhoff, G., Verfluchte Götter. Die Geschichte der Blasphemie, 2021

blau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 49] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen zwischen 460 und 490 Nanometern vorherrschen

bleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1510 [NrhAnn. 5 1857 6] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Verb bleichen um 800) fahl, blass

bleichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 800 – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bleich werden, bleich machen

Bleichgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ein spätmittelalterliches Gericht

Lit.: Das Chemnitzer Bleichgericht und die dortigen Bleichen vor 500 Jahren, ZRG GA 25 (1904), 345

blenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1311 [StraßbUB. IV 2 S. 24] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) blind machen

Blendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [DWB. II 10 und Richthofen, WB. 653] in 2 Stellen ohne Zeitangabe und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb blenden um 850) ist das Ausstechen oder Ausbrennen eines Auges oder beider Augen. Blendung ist eine Leibesstrafe in Altertum und Mittelalter. Mit der Aufklärung wird sie be­seitigt.

Blick (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 9./10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb blicken um 850) Betrachtung, Aussicht

blicken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [KrakauStB. II 186] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Maskulinum Blick 9./10. Jh. bzw. vor 1022), schauen, sehen

blickender Schein →Augenschein, s. Google

Blijde Inkomst →Brabant, s. Google

blind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ohne Sehvermögen seiend, trübe

Blinder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275/1287 in 4 Stellen und in Zusammensetzungen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) nicht sehen könnender Mensch

Lit.: Laske, W., Zur Stellung des Blinden im Recht des Mittelalters, ZRG GA 97 (1980), 27; Krüger, J., Blindheit und Königtum, 1992

Block (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 231] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Klotz, auch eine Vorrichtung für Verschließen und Bestrafen

Blockade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1639 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1677 [Kluge, SeemSpr. 105 und 1691 Weigand-Hirt I 255] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb blockieren 1615) ist die Absperrung eines Gebiets von anderen Gebieten vor allem in dem Seekrieg (aus it. [F.] bloccata). 1584 verwenden die Holländer die Blockade als Kriegsmittel in dem Freiheitskampf gegen Spanien. Die Pariser Seerechtsdeklaration von dem 16. 4. 1856 und die nicht ratifizierte Londoner Deklaration von dem 26. 2. 1909 legen das Recht der Blockade fest, die Charta der Vereinten Nationen lässt die Blockade nur als kollektive Zwangsmaßnahme zu.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hogan, A., Pacific blockade, 1908; Schenk, R., Seekrieg und Völkerrecht, 1958; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007, §§ 42, 48

blockieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1615 bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) versperren, abschließen

Blume (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - Ende 8.? Jh. [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [Geschfrd. der 5 Orte 1 1844 316] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) eine schon vormenschlich entwickelte und verhältnismäßig kleine Blüten hervorbringende Pflanze

Blume des Sachsenspiegels (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Di blume ubir der Sachsen spigel …) ist die in 8 bzw. 10 Handschriften überlieferte ungedruckte, ein Abecedar (Incipiunt regulae juris Ad decus …) enthaltende Bearbeitung der →Blume von Magdeburg durch Nikolaus →Wurm (um 1397).

Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 67; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990

Blume von Magdeburg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das von Nikolaus →Wurm an dem Ende des 14. Jahrhunderts (um 1390) nach dem Vorbild des Richtsteig Landrechts unter Benutzung des Sachsenspiegels und des Magdeburger Weichbilds verfasste, in zwei Teile gegliederte, in einer Handschrift überlieferte Werk, das Sachsenrecht (Weichbildrecht) und gelehrtes gemeines Recht (lat. [F.Pl.] leges und canones) verbinden will.

Lit.: Böhlau, H., Die Blume von Magdeburg, 1868; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990

Bluntschli, Johann Kaspar (Zürich 7. 3. 1808-Karlsruhe 21. 10. 1881) wird nach dem Studium in Zürich, Berlin (1827-1829, Savigny) und Bonn (Hasse) Gerichtsschreiber in Zürich (1830) mit Lehre an dem politischen Institut, dann Professor in der 1833 gegründeten Universität Zürich (1836), München (1848) und Heidelberg (1861). Auf der Grundlage seiner Staats- und Rechtsge­schichte der Stadt und Landschaft →Zürich (1838/1839, 2. A. 1856) führt er das in Personenrecht, Sachenrecht, Obligationen­recht, Familienrecht und Erbrecht gegliederte Privatrechtliche Gesetzbuch für den Kanton Zürich zu einem Abschluss (1853-1855), das bis zu dem Zivilgesetzbuch von 1907/1911 (auch in Schaffhausen, Thurgau und Zug) gilt. S. Google

Lit.: Zürich, Privatrechtliches Gesetzbuch von Bluntschli, Johann Kaspar, Bd. 1ff. 1854ff., http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PrivatrechtlichesGesetzbuchfuerdenKantonZuerich1854Bd1.pdf Briefwechsel Johann Kaspar Bluntschlis mit Savigny, Niebuhr, Leopold Ranke, Jakob Grimm und Ferdinand Meyer, hg. v. Oechsli, W., 1915; Vontobel, J., Die liberal-konservative organische Rechts- und Staatslehre Joh(ann) Caspar Bluntschlis, Diss. jur. Zürich 1954; Schmidt, S., Die allgemeine Staatslehre Johann Caspar Bluntschlis, 1968 (Diss.); Elsener, F., Die Schweizer Rechtsschulen, 1975; Affentranger, M., Besitz und Besitzschutz im Züricher Privatrechtlichen Gesetzbuch Johann Caspar Bluntschlis, 1987; Senn, M., Rassistische und antisemitische Elemente im Rechtsdenken von Johann Caspar Bluntschli, ZRG GA 110 (1993), 372; Röben, B., Johann Caspar Bluntschli, Francis Lieber und das moderne Völkerrecht 1861-1881, 2003; Cavallar, G., Johann Caspar Bluntschlis europäischer Staatenbund in seinem historischen Kontext, ZRG GA 121 (2004), 504; Metzner, C., Johann Caspar Bluntschli, 2009

Blut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - erste Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 [MecklUB. I 391] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die rote, das Leben von Wirbeltieren sichernde Körperflüssigkeit, auf die einzelne Rechtswörter (beispielsweise Blutbann, Blutrache, Blutschande) und Rechtsregeln (Das Gut fließt wie das Blut) Bezug nehmen.

Lit.: Strack, H., Das Blut im Glauben und Aberglauben, 7. A. 1900; Schenda, R., Gut bei Leibe, 1998; Schury, G., Lebensflut, 2001

Blutbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1474 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [JbMittelfrk. 1 1830 33] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Bezeichnung für die Zuständigkeit zu der Verhängung der Todesstrafe. →Hochgerichtsbarkeit

bluten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [RomForsch. 5 1889 224] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Blut aus dem Körper ausfließen lassen, Blut verlieren

Blutrache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1530 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in zwei Stellen ohne Jahreszahl mit Hinweisen auf Heerwagen, Bauernkr. 102 und Luther und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem älteren Recht in dem Rahmen rechtmäßiger Feindschaft erlaubte eigenmächtige Vergeltung einer Verletzung (Tötung) durch eine neue Verletzung (Tötung). Recht und Pflicht zu der Blutrache bzw. Fehde oder Selbsthilfe verschwinden bis zu der Neuzeit mit der Durchsetzung des Gewaltmonopols des Staates mittels des (ewigen) Landfriedens. Das Wort Bluträcher begegnet erstmals bei Martin Luther in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Lit.: Söllner § 8; Kroeschell, DRG 2; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Vlavianos, B., Zur Lehre der Blutrache, Diss. jur. München 1924; Zacharias, R., Die Blutrache im deutschen Mittelalter, Z. f. d. A. 91 (1962), 167 (Diss. phil. Kiel 1961); Miller, W., Bloodtaking and peacemaking, 1990; Diesselhorst, M., Die Fehde von Sichar und Chramnesind FS F. Wieacker, 1991, 187ff.; Het recht in eigen hand, Tijdschrift voor Geschiedenis 123 (2010), Nummer 2; Karauscheck, E., Fehde und Blutrache, 2011

Bluträcher (1. Hälfte 16. Jahrhhundert) →Blutrache

Blutschande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1510 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als erst neuhochdeutsch seit Luther mit zehn Stellen ab 1577 [MHungJurHist. IV 2 S. 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Geschlechtsverkehr zwischen nahen (leibli­chen) Verwandten (Inzest), der sachlich sowohl in dem Alten Testament wie auch bei den Römern verboten ist. Von dem christlichen Einfluss wird das Frühmittelalter erfasst, das als Folgen die Tötung, die Verknechtung, das Exil oder das Gefängnis kennt. Häufiger erscheint die Blutschande an dem Ende des Mittelalters wohl unter dem Einfluss des römischen Rechtes (1507 [Constitutio Criminalis Bambergensis] Ent­hauptung). Eine Ein­schränkung auf die Verwandten und Verschwägerten aufstei­gender und absteigender Linie bringt das Strafgesetzbuch Preußens von 1851.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 165f.; Siebert, M., Das Inzestverbot, Diss. jur. Berlin 1997

blutsverwandt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1560 [BrandenbSchSt. I 362] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) leiblich über mindestens eine Zeugung und eine Geburt miteinander verwandt

Blutsverwandter, Blutsverwandte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 1498 bezeugt– nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 [SchlesLehnsUrk. II 572] in 13 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) leiblicher Verwandter

Blutsverwandtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1599 [NÖLREntw. II 2 § 9] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Blutsverwandter 1498, M., blutsverwandt 1531, Adj.) leibliche Verwandtschaft in Gegensatz zu bloßer rechtlicher Verwandtschaft

Bocksdorf, Dietrich (Theoderich) von (Zinnitz bei Calau um 1405 (bzw. um 1410)-Zeitz 9. 3. 1466, auch Bocksdorff) wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig (1425, 1426 baccalaureus) und Perugia (1436/1437, Dr. iur. utr.) Professor des kirchlichen Rechtes in Leipzig (1443-1463) und 1463 Bischof von Naumburg. Er verfasst wissenschaft­liche Arbeiten zu dem →Sachsenspiegel (In­for­ma­ciones 1433, 1451, Sippschafts­regeln, Erbschaftsregeln, Remis­sorium, Weise des Lehnrechts), nicht dagegen die sog. Bocksdorfsche (Erweiterung der) Glos­se zu dem Sachsenspiegel. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 103; Distel, T., Eine Rechtsun­ter­weisung Dittrich von Bocksdorfs, ZRG GA 4 (1833), 234; Kisch, G., Zur sächsischen Rechts­literatur der Rezeptionszeit, Bd. 1 Dietrich von Bocks­dorfs „Informaciones“, 1923; Verfasser­lexi­kon, 2. A. Bd. 2 1980, 110 (Ulmschneider, H.); Wejwoda, M., Spätmit­telalterliche Jurisprudenz zwi­schen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere, 2012; Wejwoda, M., Sächsische Rechtspraxis und gelehrte Jurisprudenz, 2012; Wejwoda, M., Dietrich von Bocksdorf und seine Bücher, 2014

Bocksdorfsche Glosse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die wohl von Tammo von →Bocksdorf nur in einzelnen Besserungen veränderte Erweiterung der buchschen Glosse des Sachsenspiegels.

Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74

Bocksdorf, Tammo von (um 1385-nach 1460, wohl Onkel Dietrich von Bocksdorfs), verfasst nach dem Rechtsstudium in Prag als Domherr in Magdeburg 1426 ein (lat.) [N.] →Remissorium zu dem Sachsenspiegel und vielleicht die Bocksdorfschen (lat. [F.Pl.]) additiones (Zusätze) zu der Sachsenspie­gel­glos­se. S. Google

Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74; Wejwoda, M., Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere, 2012

Böddeken (N., (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ein früheres Kloster bei Paderborn, s. Google

Lit. Probus, J., Cronica monasterii beati Meynulphi in Bodeken, hg. v. Rüthning, H., 2016

Boden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 825 bezeugt - 790 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 43, III 300] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Erdreich, Grundfläche

Bodenreform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1885 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus sozialpolitischen Gründen erfolgende Umwandlung von Großgrundeigentum in bäuerliche Betriebe in dem Anschluss an staatliche Umwälzungen teils liberalistischer, teils sozialistischer Zielset­zung (beispielsweise Sowjetunion 1929, 1945 sowjetische Besatzungs­zone 3,2 Millionen Hektar).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert, 121; Damaschke, A., Die Bodenreform, 1902; Hedemann, J., Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 2 1930; Kippes, O., Die Bestrebungen der Bodenreform, 1933; Weißbuch über die „Demokratische Bodenreform“, hg. v. Kruse, J., 1988; Werner, J., Die Bodenreform, 1997; Oppenheimer, F., Großgrundeigentum und soziale Frage, 1998; Fikentscher, R./Schmuhl, B./Breitenborn, K., Die Bodenreform in Sachsen-Anhalt, 1999; Zahnert, D., Das Recht der Bodenreform der sowjetischen Besatzungszone, 2000; Kempen, B./Dorf, Y., Bodenreform 1945-1949, 2004; Die rechtsstaatliche Bewältigung der demokratischen Bodenreform, hg. v. Kempen, B., 2005; Küppers, J., Die wahre Wahrheit über die Bodenreform, 2014

Bodenregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht und in Google in anderer Bedeutung belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem König in dem Früh­mittelalter grundsätzlich geltend gemachte →Regal oder Recht an herrenlosem Grund und Boden, das sich in Frankreich erhalten (domaine public) und in Deutschland zu dem Aneignungsrecht des Staates (Fiskus) entwickelt hat.

Lit.: Köbler, DRG 90; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, § 27

Bodensee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) (zu dem Ortsnamen Bodman bzw. Bodungo 496/506)

Lit.: Stoffel, F., Die Fischereiverhältnisse des Bodensees, 1906; Münch, W., Das Fischereirecht des Bodensees im Mittelalter, Diss. jur. Graz 1943; Gönnenwein, O., Die Rechtsgeschichte des Bodensees, (in) Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees 69 (1950); Der Bodensee, hg. v. Maurer, H., 1982

Bodin, Jean (Angers 1530?-Laon 1596), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechts­studium (1548) und einer Lehrtätigkeit in Toulouse 1561 Advokat an dem Parlament von Paris, 1571 Bediensteter des Herzogs von Alençon, 1576 Staatsanwalt in Laon und schließlich königlicher Prokurator. In seinem empirisch entwickelten, für die politische Festigung Frankreichs gedachten Hauptwerk (Les six livres de la République, 1576, Die sechs Bücher über die Republik) beschreibt er rationalistisch das auf der von Gott gegebenen Souveränität (Unteilbarkeit, Unbeschränkt­heit, Ständigkeit) aufbauende moderne Staats­wesen, in dem der Souverän zu dem Erlass des Gesetzes (lat. [F.] lex) befugt ist, aber den göttlichen und natürlichen Gesetzen (lat. [N.] ius) unterliegt. Die Monarchie kann für Bodin den Religionsfrieden und die Staatsordnung bestmöglich wieder herstellen. Hexerei ist Bodin das schwerste und damit streng zu bekämpfende Verbrechen (De la démonomanie des sorciers, 1580, später von Rom verboten). Streitig ist, inwieweit Bodin den →Absolutismus begründet. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bodin­JeanLesSixLivresDeLaRepublique1576.pdf; Köbler, DRG 148f.; Fickel, G., Der Staat bei Bodin, 1934; Schmitz, A., Staat und Kirche bei Jean Bodin, 1939; Bodin, Jean, hg. v. Denzer, H., 1973; Goyard-Fabre, S., Jean Bodin et le droit de la république, 1989; Spitz, J., Bodin et la souveraineté, 1998; Couzinet, M., Jean Bodin, 2001; Mayer-Tasch, P., Jean Bodin, 2. A. 2011; Lloyd, H., Jean Bodin, 2017 (Standardwerk)

Bodman → Bodensee

Lit.: Bodman. Dorf, Kaiserpfalz, Adel, hg. v. Berner, H., 1977

Bodmann, Franz Josef (Groß-Aura 3. 5. 1754-Mainz 21. 10. 1820) wird nach dem Studium des Rechtes in Würzburg und Göttingen (Schlözer, gefördert durch Johann Stephan Pütter) 1780 außerordentlicher und 1783 ordentlicher Professor in Mainz und von 1807 bis 1814 Konservator der ehemals kurfürstlichen Bi­bliothek und Archivar. Er fälscht Quellen durch Änderung von Ort, Zeit und Namen (beispielsweise so genanntes Rheingauer Landrecht). Wegen dieser seit 1903 aufgedeckten Fälschungen sind alle nur durch ihn überlieferten Quellen verdäch­tig. S. Google

Lit.: Erler, A., Ingelheimer Urteile als Quellen Franz Josef Bodmanns, ZRG GA 69 (1952), 74ff., 77 (1960), 345ff.; Büttner, H., Zum Bodmann-Problem, (in) HJB 74 (1955), 363ff.

bodmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1401 bzw. in engerer Bedeutung 1698 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [HanseRez. VI 545] in 9 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über Boden mit dem Germanischen und Indogermanischen verbindbar, V.) Schiff beleihen, Fußboden legen

Bodmer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Lasch-Borchling I 305] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google wohl nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Beleiher eines Schiffes

Bodmerei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1698 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1549 [PlacBFland, I 370] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über Boden über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. Schiffsbeleihung, Verb bodmen 1401 und enger 1698 ein Schiff beleihen) ist die hochverzinste Beleihung eines Schiffes in der Form, dass mit seinem Verlust die Zahlungspflicht entfällt und die Rückzahlung von der sicheren Ankunft des Schiffes abhängt (seerechtliches Darlehen mit Gefahrtragung durch den Darlehensgeber, reine Sachhaftung). Der Bodmerei geht das griechisch-römische Seedarlehen voraus (lat. fenus [N.] nauticum), das möglicherweise durch indische oder babylonische Vorläufer beeinflusst ist. In dem Hochmittelalter wird auf Grund unbekannter Entwicklung die Verpfändung des der Seegefahr ausgesetzten Schiffes oder Schiffsteils (bodeme, Boden) vorausgesetzt (Rôles d’Oléron 2. Hälfte 13. Jahrhundert, Lübeck 1387, 1418 Bodmereiverbot der Hanse, 1591 Zulassung). Später wird sie durch die Seeversicherung verdrängt und auf die Notbodmerei des Schiffes (durch den Kapitän in Notfällen) eingeschränkt (HGB 1897). Als Folge der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung wird die Bodmerei durch Gesetz von dem 21. 6. 1972 in dem Handelsgesetz­buch der Bundesrepublik Deutschland ganz aufgehoben.

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Mathiass, B., Das foenus nauticum und die geschichtliche Entwicklung der Bodmerei, 1881; Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005

Böhmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist das nach den keltischen Boiern (latinisiert Boiohaemum, Boierheim) benannte Land östlich des Bayerischen Waldes, in das seit dem 6. Jahrhundert Slawen eindringen. Seit 800 wird es christianisiert, wobei um 890 Herzog Boriwoi aus dem Geschlecht der →Przemysliden/Přemysliden getauft wird. Von dem ottonischen König Heinrich I. werden die Bewohner unterworfen. In dem 10. Jahrhundert wird der bisher nicht sicher gedeutete Name Čechy (Tschechen) und anscheinend auch Češi für die Bewohner erwähnt. 973 wird für das zunächst kirchlich Regensburg unterstellte Gebiet das Bistum Prag, 975 auch das Bistum Olmütz gegründet und Mainz unterstellt. Daneben entwickelt sich Böhmen zu einem Herzogtum (1002 Reichslehen, 1085 Königstitel, 1198/1212 dauerhaft für das Geschlecht gesichert) in dem Heiligen römischen Reich (1114 Schenk, Reichserzschenk, 1289/1290 bestätigt). Seit dem 12. Jahrhundert wandern deutsche Siedler in den Randgebieten und in den Städten ein. 1198/1212 wird Böhmen als Königreich ähnlich wie →Österreich in dem Reich verhältnismäßig verselbständigt. Der Sachsenspiegel (1221-1224) zählt den König von Böhmen zu den Kurfürsten, lässt ihn aber bei der Königswahl als Nicht­deutschen nicht wählen. Nach dem Aussterben der Baben­berger in männlicher Linie in Österreich (1246) wird Ottokar II. aus der Familie der Przemysliden/Přemisliden (um 1232-26. 8. 1278) 1251 mit Zustimmung der Stände Herzog von Öster­reich (1252 Heirat mit der mehr als 30 Jahre älteren Margarete von Babenberg, 1261 annulliert zwecks Heirat mit möglicher Erbin Ungarns) und 1253 als Nachfolger seines Vaters König von Böhmen. 1260 erzwingt er von Ungarn die Übergabe der Steiermark. 1269 erwirbt er nach einem Erbvertrag die Herzogtümer Kärnten und Krain. 1273 unterliegt er Rudolf von Habsburg bei der Wahl zu dem deutschen König. 1276 muss er auf seine Erwerbungen verzichten und Böhmen und Mähren von Rudolf von Habsburg als Reichslehen nehmen. An dem 26. 8. 1278 wird er bei dem Versuch der gewaltsamen Rückge­winnung dieser Güter in der Schlacht von Dürnkrut (auf dem Marchfeld) getötet, wodurch Österreich als Reichslehen wieder frei wird. 1306 sterben die Przemys­liden/Přemysliden aus (1307 Habsburg, 1311 Luxemburg, 1438-1457 Habsburg). 1314 erlangt Johann von Luxemburg als König von Böhmen das Nicht­ap­pellationsprivileg. Die Markgrafschaft Mäh­­ren und Fürstentümer in Schlesien wer­den angegliedert. 1344 wird Prag Erzbistum. 1348 erhält die Stadt eine Universität. Kaiser Karls IV. Plan eines böhmischen Landrechts (lat. [F.] →Maiestas Ca­rolina) scheitert 1355. 1356 betrifft die Goldene Bulle auch das Kurfürstentum Böhmen. 1415 wird der tschechische Religions­erneuerer Jan Hus durch Verbrennen hingerichtet. In dem 15. Jahrhundert wird Böhmen zu einer Adelsherrschaft. 1495 entsteht mit den Neun Büchern über die Rechtsordnung des Landes Böhmen das bedeutendste Werk der tschechischen spätmittelalterlichen Rechts­wissenschaft. 1526 ernennt der Adel Ferdinand I. von Österreich auf Grund von Erbansprüchen zu dem König. 1527 gründet Ferdinand I. auf Drängen der böhmischen Stände eine böhmische Hofkanzlei. 1547 wird das Königreich Böhmen für Habsburg erblich und verselbständigt sich danach mehr und mehr von dem Reich. 1564 wird eine Landesordnung erlassen, die nach Nie­derschlagung der mit dem Prager Fenstersturz (1618) verbundenen Reformationsbewegung (1620 Winterkrieg, 8. 11. 1620 Schlacht an dem Weißen Berg, Verlegung der böhmischen Hofkanzlei nach Wien) 1627 absolutisierend als (v)erneuerte Landesord­nung umgestaltet wird. In beachtlichem Umfang wird römisch-kanonisches Recht aufgenommen. In dem 17. Jahrhundert versucht Österreich eine Zentralisierung. 1707 wird Böhmen in die Halsgerichtsordnung Josephs I. von 1707 einbezogen. Böhmen erlangt eine Wiederzulassung (Readmission) in dem Kurfürstenkolleg. 1713 erfasst die Pragmatische Sanktion auch Böhmen. Maria Theresia hebt die böhmische Hofkanzlei 1748/1749 auf (lat. [N.] Directorium in publicis et cameralibus, Direktorium in Allgemeinsachen und Kameralsachen). 1761 entsteht die böhmisch-österreichische Hof­kanzlei für die innere Verwaltung der böhmischen und österreichischen Erbländer. Joseph II. 1781 beseitigt die Leibeigenschaft in Böhmen, Mähren und Schlesien. 1812 wird das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Öster­reichs auch in Böhmen in Kraft gesetzt. An dem 8. 4. 1848 verspricht der österreichische Kaiser Ferdinand I. eine eigene Verfassung (Böh­mische Charte, Böhmische Charta, internes Handschreiben des Kaisers mit dem Verfassungsversprechen an Minister Pillersdorf, das von tschechischer Seite in die Provinzialgesetzsammlung aufgenommen wird), löst dieses Versprechen aber nie ein und bezieht Böhmen tatsächlich in die Geltung der pillersdorfschen Aprilver­fassung von dem 25. 4. 1848 ein. Die böhmisch-österreichische Hofkanzlei wird zu dem Innenministerium. 1866 scheidet Böhmen mit Österreich-Ungarn aus dem Deutschen Bund durch dessen Beendigung aus. 1918 löst sich das Kronland (Cisleithaniens) Böhmen, wie politisch seit 1848 gefordert, in der →Tschechoslowakei von Österreich. An dem 15. 3. 1939 errichtet das Deutsche Reich ein mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) beseitigtes Protektorat Böhmen und Mähren. Zu dem 1. 1. 1993 teilt sich die in dem Zweiten Weltkrieg aufgeteilte, danach wiederher­gestellte Tschecho­slowakei in die Tschechische Republik (Tschechien) und in die Slowakei auf. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 95, 109, 129; Palacky, F., Geschichte Böhmens, Bd. 1ff. 1836ff.; Rössler, E., Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren, 1845ff.; Schmidt von Ber­genhold, J., Geschichte der Privatrechtsgesetzgebung und Gerichtsverfassung, 1866; Codex juris municipalis regni Bohemiae, 1886; Werunsky, E., Die Maiestas karolina, ZRG GA 9 (1888), 64; Werunsky, E., Der Ordo iudicii terre Boemie, ZRG GA 10 (1889), 98; Grünberg, C., Die Bauernbefreiung in Böhmen, Bd. 1 1895; Lippert, J., Sozialgeschichte Böhmens in vorhus­sitischer Zeit, 1896ff.; Schreuer, H., Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte der böhmischen Sagenzeit, 1901; Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohe­miae, hg. v. Friedrich, G. u. a., Bd. 1ff. 1904ff.; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, 1912; Köster, A., Die staatlichen Beziehungen der böhmischen Herzöge und Könige zu den deutschen Kaisern, 1912; Stieber, M., Böhmische Staatsverträge, 1912; Zycha, A., Über den Ursprung der Städte in Böhmen, 1914; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1f. 1923ff., Neudruck 1965; Perels, E., Zur Geschichte der böhmischen Kur, ZRG GA 45 (1925), 83; Weizsäcker, W., Die Fremden im böhmischen Landrechte, ZRG GA 45 (1925), 206; Weizsäcker, W., Nárok und sok im böhmisch-mährischen Landrecht, ZRG GA 53 (1933), 300; Stanka, R., Die böhmischen Konföderationsakte von 1619, 1932; Diels, P./Koebner, R., Das Zaudengericht in Böhmen, Mähren und Schlesien, 1935; Schubart-Fikentscher, G., Die Ver­breitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa, 1942; Wegener, W., Die Přemysliden, 1957; Klabouch, J., (Die Rechtslehren des Aufklärungs­zeitalters in den böhmischen Ländern), 1958; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Das böhmische Staatsrecht in den deutsch-tschechischen Auseinandersetzungen des 19. und 20. Jahrhunderts, hg. v. Birke, E. u. a., 1960; Nový, R., Libri civitatum Bohemiae, 1963; Markov, J., Das landrechtliche Gerichtsverfahren in Böhmen und Mähren bis zum 17. Jahrhundert, ZRG GA 83 (1966), 144; Cultus pacis, hg. v. Vaněček, V., 1966; Siedlung und Verfassung Böhmens in der Frühzeit, hg. v. Graus, F./Ludat, H., 1967; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1967ff.; Russocki, S., Protoparlamentaryzm Czech do początku XV wieku (Der Protoparlamentarismus Böhmens bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts), 1973; Procházka, R. Frhr. v., Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,429; Hlavaček, I. u. a. Nichtbohemikale Originalur­kunden in den böhmischen Ländern, 1977; Eberhard, W., Konfessionsbildung und Stände in Böhmen 1478-1530, 1981; Sasse, B., Die Sozialstruktur Böhmens in der Frühzeit, 1982, Hassenpflug-Elzholz, E., Böhmen und die böhmischen Stände, 1982; Prinz, F., Böhmen im mittelalterlichen Europa, 1984; Eberhard, W., Monarchie und Widerstand, 1985; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A. 1997; Seltenreich, R., Das römische Recht in Böhmen, ZRG GA 110 (1993), 496; Čechura, J., Die Struktur der Grundherrschaften im mittelalterlichen Böhmen, 1994; Rentzow, L., Die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Vernewerten Landesordnung für das Königreich Böhmen von 1627, 1998; Kadlecová, M., Verneuerte Landesordnungen, ZRG GA 120 (2003), 150; Begert, A., Böhmen, die böhmische Kur und das Reich, 2003; Himl, P., Die armben Leüte und die Macht, 2003; Malý, K., Die böhmische Konföderationsakte und die verneuerte Landesordnung, ZRG GA 122 (2005), 285; Untertanen, Herrschaft und Staat in Böhmen und im alten Reich, hg. v. Cerman, M. u. a., 2005; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Votypka, V., Böhmischer Adel, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 973; Kejř, J., Die mittelalterlichen Städte in den böhmischen Ländern, 2010; Schelle, K., Recht und Verwaltung im Protektorat Böhmen und Mähren, 2009; Böhmen und das Deutsche Reich, hg. v. Schlotheuber, E. u. a., 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Höbelt, L., Böhmen, 2012; Religion und Politik im frühneuzeitlichen Böhmen - Der Majestätsbrief Kaiser Rudolfs II. von 1609, hg. v. Hausenblasová, J. u. a., 2014; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren, hg. v. Mund, G., 2014; Grant, J., For the Common Good. The Bohemian Land Law and the Beginning of the Hussite Revolution, 2015; Wewer, H., Postalische Zeugnisse zur deutschen Besatzungsherrschaft im Protektorat Böhmen und Mähren, 2018; Kalhous, D., Bohemi – Prozesse der Identitätsbildung in frühpřemyslidischen Ländern (bis 1200), 2018

Böhmer, Johann Friedrich (Frankfurt am Main 22. 4. 1795-Frankfurt am Main 22. 10. 1863), begüterter Kanzleidirek­tors­sohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Heidelberg und Göttingen und 1817 der Promotion Privatge­lehrter, Stadtarchivar und Stadtbibliothekar in Frankfurt am Main, als welcher er das Urkun­denbuch Frankfurts (lat. [M.] Codex Diplomaticus Moeno-Francofurtanus), deutsche Kaiser­urkunden und die (lat. [N.Pl.]) Regesta imperii (1831ff., Regesten des Reiches) herausgibt. S. Google

Lit.: Jansen, J., Böhmers Leben, 1863; Kleinstück, E., Johann Friedrich Böhmer, 1959; Frankfurter Biographie 1, 1994, 84ff.

Böhmer, Johann Samuel Friedrich (Halle 19. 10. 1704-Frankfurt an der Oder 20. 5. 1772), Sohn Justus Henning Böhmers, wird nach dem Studium des Rechtes in Halle (ab 1719) dort 1726 ordentlicher Professor und nach dem Wechsel nach Frankfurt an der Oder (1750) Direktor der Universität und (lat. [M.]) praesens ordinarius. Er veröffentlicht 1733 (lat. [M.Pl.) Elementa jurisprudentiae criminalis (Grundlagen des Strafrechts), 1759 Observationes selectae ad B. Carpzovii Practicam novam rerum criminalium (ausgewählte Beobachtungeen zu Benedikt Carpzovs neuer Praxis von Strafrechtssachen) und 1770 Meditationes in Constitutionem Criminalem Carolinam (Überlegungen zu der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V.). Trotz systematischer und ausgleichender Bemühungen verändert er die bestehende Strafrechtspraxis nicht grundsätzlich. S. Google

Lit.: Boldt, G., Hohann Samuel Friedrich von Böhmer und die gemeinrechtliche Strafrechtswissenschaft, 1936, Neudruck 1997

Böhmer, Justus Henning (Hannover 29. 1. 1674-Halle 23. 8. 1749) wird nach dem Studium in Jena (1693-1695) Anwalt in Hannover und Hofmeister, seit 1698 Li­zentiat in Halle, dann 1701 außerordentlicher und 1711 ordentlicher Professor. Hier verfasst er 1704 das beste Lehrbuch des römischen Rechtes in dem 18. Jahrhundert ([lat.] Introductio [F.] in ius digestorum, Einführung in das Recht der Digesten, 14. A. 1791), 1710 eine Ein­führung in das allgemeine öffentliche Recht bzw. Staatsrecht (lat. Introductio [F.] in ius publicum universale) und 1714-1737 eine umfassende geschichtlich-dogma­tische Ge­samtdarstellung des protes­tantischen Kirchen­rechts ([lat.] Ius [N.] ecclesiasticum protestantium, z. T. 5. A. 1756ff.). Er präsidiert 139 Disser­tationen, die mit der Einschränkung des Vorrangs protestantischer Bekennt­nis­schriften auch der Übertragung des (lat.) modernus usus (M.) pandectarum auf das Kirchenrecht dienen. Sein zivilrechtliches Werk umfasst 175 Titel in 50 Bänden. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Boeh­merJustusHenningIntroductioInIusDigestorum1704.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Boeh­merJustusHenningIntroductioInIusPublicumUniversale1710.pdf; Köbler, DRG 144, 159; Rütten, W., Das zivilrechtliche Werk Justus Henning Böhmers, 1981; Landau, P., Kanonistischer Pietismus bei Justus Henning Böhmer, (in) Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeitlichen Rechtswissenschaft, 1994, 317; Wall, H. de, Zum kirchenrechtlichen Werk Justus Henning Böhmers, ZRG KA 87 (2001), 455ff.; Schulze, R., Justus Henning Böhmer und die Dissertationen seiner Schüler, 2009

Boissonade de Fontarabie, Gustave Emile (1825-1910), nach dem Rechtsstudium seit 1864 Lehrer des römischen Rechtes in Grenoble und 1867 Paris, wechselt 1873 nach →Japan, wo er als Berater der Regierung französisches Recht lehrt und 1880 ein Strafgesetzbuch und eine Strafprozessordnung sowie 1890 einen nicht Gesetz gewordenen Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs erarbeitet. S. Google

Lit.: Carbonnier, J. u. a., Boissonade et la réception du droit français au Japon, (in) Revue internationale du droit comparé 43 (1991), 327

Bologna (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die auf etruskischen und römischen Grundlagen ruhende bedeutendste Stadt der oberitalienischen Landschaft Emilia an dem südöstlichen Rand der Ebene des Flusses Po, die sich seit 1115 von den von dem deutschen König eingesetzten Grafen von Bologna zu lösen vermag (und aus der für das elfte Jahrhundert 478 Urkunden und für die Zeit bis 1150 etwa 1300 städtische Urkunden erhalten sind). In Bologna wird vielleicht auf der Grundlage einer in dem 11. Jahrhundert bezeugten Artistenschule und wegen des Wissensbedarfs zahlreicher Notare und Investitoren (1057) als Rechtsschule (lat. [N.] studium) eine der ältesten Universitäten Europas gegründet. Ihr bekanntester Lehrer ist (nach Albertus [1067], Arianus, Geminianus und Pepo) zunächst →Irnerius mit der von ihm geprägten Schule der →Glossatoren (Bulgarus, Martinus, Jacobus, Hugo und viele andere bis Accursius). Um 1140 kommt auf der Grundlage des (lat. [N.]) Decretum Gratiani (Dekret Gratians, Concordia discordantium canonum) das Studium des kirchlichen Rechtes hinzu. Die fremden Studenten gründen an dem Ende des 12. Jahrhunderts als Mehrheit aus zwei (lat. [F.Pl.]) universitates (Einheiten, Universitäten) eine →universitas (Einheit, Universität). Ihre Zahl wird zu dieser Zeit auf etwa 1000 beziffert. Bruchstücke von Statuten der Universität sind aus dem Jahre 1252 überliefert. Zwischen 1265 und 1425 lassen sich rund 3600 deutsche, fast ausschließlich geistliche Rechtsstudenten in Bologna nachweisen (durch­schnitt­lich 23 Erstnennungen je Jahr mit rückläufiger Tendenz).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 106, 159; Fitting, H., Die Anfänge der Rechtsschule von Bologna, 1888; Dallari, U., I Rotuli dei lettori, legisti e artisti dello studio bolognese dal 1384 al 1799, 1888ff.; Knod, G., Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562), 1899; Schelb, W., Staatsverwaltung und Selbstverwaltung, 1911; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 39; Zanella, G., Bibliografia (in) Studi e memorie per la storia dell’università di Bologna N. S. 5, 1985; Wandruszka, N., Die Oberschichten Bolognas, 1993; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Schmutz, J., Juristen für das Reich, 2000; Le carte bolognesi del secolo XI, a cura di Feo, G., 2001; Soetermeer, F., Utrumque ius in peciis, 2002; Le carte bolognesi del secolo XI, Appendice hg. v. Modesti, M., 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 32; Bologna nel Medioevo, hg. v. Capitani, O., 2007; Behle, T., Der Magister Walfred von Bologna, 2008; Wray, S., Communities and Crisis, 2009; Blanshei, S., Politics and Justice in Late Medieval Bologna, 2010; I libri iurium del comune di Bologna, hg. v. Trombetti Budriesi, A. u. a., 2010; Bologna e il secolo XI, hg. v. Roversi Monaco, F., 2011

Bolschewik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1917 bezeugt – 1917 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Anhänger des Bolschewismus

Bolschewismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1919 bezeugt – 1. Viertel 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die bis etwa 1953 übliche Bezeichnung des Kommunismus in der Sowjetunion (zu Bolschewiki, russ., Mehr­heitler).

Lit.: Köbler, DRG 226; Lösche, P., Der Bolschewismus im Urteil der deutschen Sozialdemokratie, 1967; Rogalla von Bieberstein, J., Jüdischer Bolschewismus, (2. A.) 2010

Bonae-fidei-iudicium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.], Klage nach Treu und Glauben) ist in dem klassischen römischen Recht die nach der →Billigkeit beurteilte freiere Klage bzw. das freier beurteilte Schuldverhältnis (beispielsweise Kauf, Miete, Leihe, Pacht, Dienstvertrag, Werkvertrag, Gesellschaft, Auftrag, Geschäfts­führung ohne Auftrag, Verwahrung, Bruchteilsgemein­schaft [lat. fiducia], Vormundschaft bzw. Tutel, Treuhandschaft, Mitgiftrückgabe, Pfand, Innominatkontrakt). Bei einem bonae-fidei-iudicium ist zu leisten, was aus guter Treue (lat. ex fide bona) ge­schuldet wird. Für die diesbezügliche Feststellung hat der (lat.) iudex (Richter) auf Grund der Klagformel des Gerichtsmagistrats einen Ermessensspielraum. Er muss Neben­pflichten aus Abreden, Schutzpflichten und Treuepflichten beachten und Arglist auch ohne Einrede des Beklagten berücksichtigen. Der Gegensatz zu dem bonae-fidei-iudicium ist das (lat.) iudicium (N.) stricti iuris (strengrechtliche Klage, wie beispielsweise die →condictio).

Lit.: Kaser § 33; Wieacker, F., Zum Ursprung der bonae-fidei-iudicia, ZRG RA 80 (1963) 1; Honsell, H., Quod interest im bonae-fidei-iudicium, 1969; Platschek, J., Zur Rekonstruktion der bonae fidei iudicia, ZRG RA 127 (2010), 275

Bona fides ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] gute Treue) ist in dem klassischen römischen Recht zunächst die Pflicht zu dem Worthalten und danach ein Maßstab, nach dem der Richter das betreffende Rechtsverhältnis zu beurteilen hat. Für den Inhalt des Schuldverhältnisses findet dabei neben der formlosen Verein­barung auch die Verkehrssitte Anwen­dung. Bei der Ersitzung ist bona fides (Gutgläubigkeit hinsichtlich der Rechtmäßigkeit des Erwerbs) des Erwerbers ([lat.] bonae fidei possessor [M.] gutgläubiger Besitzer) in dem Zeitpunkt des Erwerbs nötig ([lat.] mala fides superveniens non nocet, nachträgliche Bösgläubigkeit schadet nicht).

Lit.: Kaser § 33; Söllner §§ 8, 9, 12, 18; Köbler, DRG 40, 42; Köbler, LAW; Lombardi, L., Dalla fides alla bona fides, 1961; Hausmaninger, H., Die bona fides des Ersitzungsbesitzers im klassischen römischen Recht, 1965

Bonaparte (Buonaparte) →Napoleon

Bonellus de Barulo, Andreas ist ein wohl vor 1250 in Barletta bei Bari geborener, vor oder nach 1291 verstorbener neapolitanischer Jurist ([lat., N. Pl.] Commentaria super pos­tremis libris codicis, Kommentare über die letzten Bücher des Codex, commentaria in leges Longobar­dorum, Kommentare über das Recht der Langobarden, Glossen zu den constitutiones Siculae, Glossen zu den sizilianischen Konstitutionen Friedrichs II.). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 502

Bönhase (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1508 bezeugt [bzw. 1547?], - 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [RevalStR. II 33] in 14 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vielleicht seit dem 15. Jahrhundert die in dem Mittel­niederdeutschen entstandene Bezeichnung für den unzünftigen, bereits vereinzelt seit dem 14. Jahrhundert von den Zünften bekämpften Hand­werker (wie ein Hase auf dem Boden arbeitend?, heimlich auf dem Dachboden arbeitend?, außerhalb der „Hanse“ arbeitend?, weitere Benennungen sind anscheinend Dachhase, Fretter, Pfuscher, Sudeler, Störer oder Zaunhase).

Lit.: Wissell, R./Hahm, K., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, 1928, 2. A. 1981; Ennen, R., Zünfte und Wettbewerb, 1971

Boni homines ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. M.Pl., Sg. bonus homo) oder auch (lat.) probi homines (M.Pl., franz. prud’hommes, gute Leute, gute Männer) sind (in Frankreich, Spanien, Italien, dem Alpenraum und dem späteren Heiligen römischen Reich) in dem Frühmittelalter (seit Anfang des 7. Jahrhunderts) und bis in das 13. Jahrhundert Zeugen, Gerichtsbeisitzer, Schätzer oder Vermittler, die Freiheit, guten Leumund sowie meist Grundeigentum und Ansässigkeit als Voraussetzung ihrer jeweiligen Tätigkeit erfüllen, aber sich nicht einem bestimmten Stand zuweisen lassen und kein bestimmtes Amt haben. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts treten sie in oberitalienischen Städten als Vertreter der Konsuln auf. S. Google

Lit.: Köbler, LAW; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines des frühen Mittelalters, 1981

Bonifatius bzw. Wynfreth (Wessex 672/675-bei Dokkum 5. 6. 754), aus niederem Adel, in dem Kloster Exeter erzogen, wird zunächst Lehrer und 718 Missionar in dem fränkischen Reich. In Rom an dem 30. 11. 722 nach Umbenennung zu einem Bischof geweiht, missioniert er unter einem Schutzbrief des Hausmeiers Karl Martell von 723 bis 732 in Thüringen und Hessen (u. a. Fällung der Donareiche bei Geismar und Gründung der Zelle Fritzlar). 732 wird er Erzbischof ohne besonderen Sitz, 737/738 Legat für Ger­manien. 738/739 erneuert er die Bistümer Regensburg, Passau, Salzburg und Freising. 741/742 gründet er die Bistümer Würzburg, Büraburg und Erfurt (später Eichstätt), 744 das Kloster Fulda. An dem 5. 6. 754 wird er bei Dokkum in Friesland von Räubern erschlagen. S. Google

Lit.: Schieffer, T., Winfrid-Bonifatius, 2. A. 1972; Schipperges, S., Bonifatius ac socii sui, 1996; Padberg, L. v., Bonifatius, 2003; Heidrich, I., Fälschung aus gelehrtem Eifer, (in) DA 67 (2011), 625; Clay, J., In the Shadow of Death, 2010

Bonifatius VIII. (Benedetto Caetani, Anagni um 1235-Rom 11. 10. 1303) wird nach dem Studium vermutlich des kirchlichen Rechtes in Todi, Spoleto und Bologna an dem 23. 1. 1295 Papst. 1298 lässt er die päpstlichen Dekretalen ab 1234 in dem (lat.) Liber (M.) sextus decretalium (sechsten Buch der Dekretalen) zusammenfassen. In der Dekretale (lat.) Unam sanctam (eine heilige) von dem 18. 11. 1302 fordert er die Unterordnung der weltlichen Gewalt unter den Papst, wird aber auf Veranlassung Wilhelms von Nogaret in Anagni an dem 7. 9. 1303 verhaftet und stirbt wenig später. S. Google

Lit.: Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Schmidt, T., Der Bonifaz-Prozess, 1989; Politische Reflexion der Welt des späten Mittelalters, hg. v. Kaufhold, M., 2004, 129ff.

bonitarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) auf (lat.) in bonis esse, „in den Gütern sein“ beruhend, in Gegensatz zu zivil (beispielsweise die in dem römischen Recht durch bloße Übergabe einer mancipium-Sache statt Manzipation seitens des Eigentümers erlangte, von dem Prätor geschützte Stellung des Erwerbers)

Bonn (Bonna 12-9 v. Chr., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) an dem Rhein (drei Viertel der Stadtteile linksrheinisch) ge­genüber der Einmündung der Sieg ist ein auf keltisch-römischer Grundlage entstan­dener Ort, der in dem 11. Jahrhundert (von den Ezzonen) an das Erzstift →Köln gelangt. In dem 16. Jahrhundert wird er dessen Hauptort und erhält 1777/1786 eine 1797 aufgehobene, 1815/1816 jedoch wiedererrichtete Universität, in der 1928 die Staatswissenschaften fast vollständig aus der philosophischen Fakultät in die juristische Fakultät übergeführt werden. Von dem 1. 9. 1948 bis 23. 5. 1949 tagt in Bonn der Parlamentarische Rat zu der Vorbereitung der Bundesrepublik Deutschland, weshalb das →Grundgesetz auch als Bonner Grundgesetz bezeichnet wird. 1949 wird Bonn bis zu dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zu der Bundesrepublik Deutschland (1990) vorläu­fige Hauptstadt der Bundes­republik Deutsch­land, verliert diesen Rang aber 1990 an Berlin. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wiedemann, A., Geschichte Godesbergs und seiner Umgebung, 1920; Niessen, J./Ennen, E., Geschichte der Stadt Bonn, 1956ff.; Eisenhardt, U., Die weltliche Gerichtsbarkeit der Offizialate, 1966; Hübinger, P., Das historische Seminar, 1963; Schäfer, K., Verfassungsgeschichte der Universität Bonn 1818 bis 1960, 1969; Meier, J., Der Rechtsunterricht an den Universitäten Köln und Bonn, Diss. jur. Köln 1987; Geschichte der Stadt Bonn, hg. v. Höroldt, D. u. a., 1989ff.; 150 Jahre Landgericht Bonn, hg. v. Fassbender, H., 2000; Die Juristen der Universität Bonn im Dritten Reich, hg. v. Schmoeckel, M., 2004; 75-Jahr-Feier der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät, 2004; Schmoeckel, M. u. a., Stätten des Rechts in Bonn, 2004; Schmoeckel, M., Das Juridicum, 2016; Schadow, S., Rechtswissenschaft und praktische Bedürfnisse – Johann Christian Hasse 1779-1830, 2016; Sachsse, R., Bonn, 2016 (Fotografien 1850-1970)

Bonorum possessio ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] Güterbesitz, Nachlassbesitz) ist in dem klassischen römischen Erbrecht die Stellung, die der →Prätor auf Antrag dem zuweist, den er in dem Fall des Todes eines Erblassers für wahrscheinlich berechtigt hält. Der damit erreichte Schutz und die damit gewonnene Zuständigkeit für den Bereich des prätorischen Rechtes können sich durch Ersitzung und damit durch Zeitablauf in Eigentum nach zivilem Recht wandeln.

Lit.: Kaser §§ 65, 71, 73; Söllner § 25; Köbler, DRG 38; Ankum, H. u. a., Die verschiedenen Bedeutungen des Ausdrucks in bonis alicuius esse, ZRG RA 107 (1990), 155

bonum (N.) commune ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (lat.) gemeines Wohl, Gemeinwohl, Allgemeinwohl

bonus homo (lat. [M.]) →boni homines

Boppard (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Heyen, F., Reichsgut im Rheinland, 1956

Borgarthingsbók (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein ostnorwegisches Rechtsbuch. →nordisches Recht

Lit.: Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings, hg. v. Meißner, R., 1942

Borken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Korsmeier, C., Die Ortsnamen des Kreises Borken, 2021; Fritsch, B., Die höheren Schulen in Borken von 1417 bis 1955, 2021

Börse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 1585 als Handelsplatz und 1601 als Geldtasche bezeugt – 1603 als Geldtasche und nach 1531 als Handelsplatz in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 in acht Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google in zwei Bedeutungen belegt sowie zu lat. [F.] bursa, Beutel, Kasse?, Wort 1566, 1585 (Handelsplatz), 1573, 1603 (Geldtasche) aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Etymologie unklar und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die regelmäßig an einem bestimmten Ort stattfindende, nur von Kaufleuten besuchte Veranstaltung (Vorformen in dem 15. Jahrhundert in Sevilla, Cadiz und Lissabon [16. Jahrhundert]) zu dem Zweck des Abschlusses von Gattungskäufen vertretbarer Sachen. Geldbörsen entstehen seit dem 12. Jahrhundert in Oberitalien und Südfrankreich, eine Wa­renbörse ohne anwesende Waren ist in Antwerpen um 1500 bezeugt. Wichtige Bör­sen bestehen in Antwerpen, Lyon, Amster­dam, Paris, London, Frankfurt am Main, Berlin und Wien, später auch in New York oder Tokio. 2012 untersagt die Europäische Kommission die Verbindung von Deutscher Börse und New York Stock Exchange.

Lit.: Deutsche Börsengeschichte, hg. v. Pohl, H., 1992; Blumentritt, J., Die privatrechtlich organisierte Börse, 2003; Buchner, M., Die Spielregeln der Börse – Institutionen, Kultur und die Grundlagen des Wertpapierhandels in Berlin und London, ca. 1860-1914, 2019 (die Ausführungen am Ende der Arbeit sind nicht belastbar)

Börsengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das an dem 22. 6. 1896 geschaffene, das Recht des Wertpapierhandels an der Börse regelnde Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Boersengesetz1896.htm; Meier, J., Die Entstehung des Börsengesetzes, 1992; Schulz, W., Das deutsche Börsengesetz, 1994

böse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 (Notker) bezeugt – 4. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 19] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) schlecht, schädlich

bösgläubig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagsp. Brant 55 ed. 1516] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Wahrheit um einen rechtlich bedeutsamen Umstand kennend oder grobfahrlässig nicht kennend

Bösgläubigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv böse vor 1022, bösgläubig 1436) ist das Wissen oder grobfahrlässige Nichtwissen um einen rechtlich bedeutsamen Umstand. →guter Glaube

Bosnien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die östlich der mittleren Adria gelegene Landschaft, die 9 n. Chr. von den Römern erobert wird (Dalmatia) und bei der Reichsteilung des 4. Jahrhunderts an Ostrom gelangt. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts siedeln sich Südslawen an. Das dort entstehende Königreich (1377) gerät mit Herzegowina 1463/1482 durch Eroberung unter die Herrschaft der Osmanen. Seit 1878 erlebt Bosnien unter dem Einfluss (Besetzung und Verwaltung) Österreich-Ungarns (1883 HGB, ZPO, Wechsel­gesetz u. a.) einen Aufschwung. 1908 wird Bosnien von →Österreich-Ungarn unter Verletzung des Grundsatzes, dass keine europäische Großmacht einseitige Vertragsveränderungen vornehmen durfte, annektiert und als weitere pragmatische Angelegenheit von Österreich und Ungarn gemeinsam verwaltet (1909 von der Türkei anerkannt). Nach dem Attentat auf den Thronfolger Österreich-Ungarns in Sarajewo von dem 28. 6. 1914 und dem Ersten Weltkrieg 1914-1918 wird es mit Slowenien und Kroatien Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenien und damit 1929 →Jugoslawiens (1941-1945 Kroa­tiens). Nach der Erklärung der Souveränität (1992) und einem Bürgerkrieg wird es 1995/1996 als Bosnien-Herzegowina (zwi­schen Kroatien, Serbien, Monenegro und Adria, 4,3 Millionen muslimische, orthodoxe und katholische Einwohner, 51129 Quadratkilometer, bosniakisch-kroatische Fö­de­ration und serbische Republik) verselb­ständigt. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,332; Balic, S., Das unbekannte Bosnien, 1992; Dzaja, S., Bosnien-Herzegowina, 1994; Bär, S., Der Zerfall Jugoslawiens, 1995; Babuna, A., Die nationale Entwicklung der bosnischen Muslime, 1996; Haselsteiner, H., Bosnien-Hercegovina, 1996; Malcolm, N., Geschichte Bosniens, 1996; Lovrenovic, I., Bosnien und Herzegowina, 1998; Jäger, F., Bosniaken, Kroaten, Serben, 2001; Gabriel, K., Bosnien-Herzegowina 1878, 2003; Classen, L., Der völkerrechtliche Status von Bosnien-Herzegowina, 2004; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Simon, T., 2017

Bote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 120, 251] bzw. 900 [MSD. 230] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] nuntius, Verb bieten 8. Jahrhundert) ist ein Mensch, der für einen anderen in Gegensatz zu einem Stellvertreter ohne eigene Willensbildung eine Erklärung (wie ein Brief) empfängt oder abgibt, also nicht schafft oder verändert, sondern nur befördert.

Lit.: Kaser § 11; Kroeschell, DRG 2

Botenwein ([bodewin] Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 unter Bodenwein 1420 als in Bodenurnen gemessener Wein bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Bodenwein ab 1225 [Kehrein, Samml. 33] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M., bodewyne) ist eine Leistung einer Partei in einem hochmittelalterlichen Gericht wie beispielsweise in Ingelheim an die Schöffen zwecks Festigung des Gedächtnisses, deren Annahme sie bei einer Unsicherheit aber auch ablehnen können.

Lit.: Loersch, H., der Ingelheimer Oberhof, 1885, Erler, A., Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Bd. 2 1958; Eigen, P., Die Verbotung in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1966

Bottrop (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Recklinghausen, der Stadt Bottrop und der Stadt Gelsenkirchen, 2021

Bourbone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der nach Bourbon-l’Archambault in dem französischen Departement Allier benannte Angehörige einer durch Graf Ludwig I. von Clermont (1270-1342, 1327 Herzog von Bourbon) begründeten Seitenlinie der →Kapetinger. Die jüngere Linie Bourbon-Vendôme erlangt von 1589 bis 1792 und von 1814 bis 1830 bzw. in der 1660 abgespaltenen Nebenlinie Orléans von 1830 bis 1848 das Königtum in →Frankreich. In Spanien wird die Linie Bourbon-Anjou 1700 Königsgeschlecht (ausgenommen 1808-1814, 1868-1875, 1931-1975). Sie herrscht auch von 1735 bis 1860 in Neapel-Sizilien sowie von 1748 bis 1802 und von 1847 bis 1859/1860 in Parma-Piacenza. S. Google

Lit.: Legual, A., Histoire du Bourbonnais, 1960; Malettke, K., Die Bourbonen 1589-1848, Bd. 1ff. 2008f.

Bourges (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die auf keltischen Grundlagen (Avaricum) beruhende zentralfranzösische Stadt an dem Zusammenfluss von Yèvre und Auron. Ihre Universität ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts Ausgangspunkt des gegenüber der hergebrachten Lehrweise des Rechtes moderneren →mos Gallicus (lat. [M.], gallische Art) der Rechtswissenschaft. →Budé, s. Google

Lit.: Devailly, G. u. a., Histoire du Berry, 1980

Boutillier, Jehan (Pernes/Pas-de-Calais vor 1350-Tournai [vor?] 24. 1. 1396) verfasst als Berater des Königs Frankreichs in Nordfrankreich (Tournai) wohl kurz vor 1396 das (französische) Rechtsbuch →Somme rural (ländliche Summe). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Dievoet, G. van, Jehan Boutillier en de Somme rural, 1951

Boykott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1891 bezeugt – 1891 [Hofmannsthal] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die nach dem englischen Gutsverwalter Charles Cunningham Boycott (Burgh Saint Peter/Norfolk/England 12. 3. 1832-Flixton/Suffolk 19. 6. 1897, Irland 1880) des Earl of Erne auf der Insel Achill benannte, mit dessen Verhalten begründete Ablehnung aller Rechtsbeziehungen aller Betroffenen zu einem möglichen Vertragspartner, dem dadurch die Möglichkeit der Teilnahme an dem Rechtsverkehr abgeschnitten wird.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Ahlheim, H., Deutsche, kauft nicht bei Juden, 2011

Boyneburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.)

Lit.: Diehl, T., Adelsherrschaft im Werra­raum, 2010; Eckhardt, W., Reichsministerialen der Boyneburg, ZRG GA 129 (2012), 377

Bozen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Hauptort Südtirols

Lit.: Die Bozner Handelskammer vom Merkantil­magistrat bis zur Gegenwart, 1981; Das Urbar des Heilig-Geist-Spitals zu Bozen von 1420, bearb. v. Schneider, W., 2003; Obermair, H., Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung, Bd. 1 2005

Brabant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das aus dem fränkischen Gau Bracbantum in dem Nordwesten des Heiligen römischen Reiches (um Brüssel) unter den Grafen von Löwen (um 1188 Herzöge von Babant) entstandene, sich von dem Reich ver­selbständigende (1349 Goldene Bulle von Brabant), den Einwohnern in der Blijde Inkomst 1356 die Rechte des Fürsten begrenzende Herzogtum, das nach Johanna von Brabant (1355-1406) 1390/1430 an →Burgund und nach Maria von Burgund 1477 an →Habsburg (Spanien) kommt. Nach dem spanischen Erbfolgekrieg gelangt es 1723 an Österreich. Nach Ende der 1775 erfolgten Annexion durch Frankreich wird es 1815 Teil der →Niederlande, 1830 mit seinem südlichen Gebiet Teil →Belgiens. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Moll, W., De rechten van den Heer van Bergen op Zoom, 1915; Lousse, E., Les deux chartes romanes brabançonnes du 12 juillet 1314, (in) Bulletin de la Commission royale d’histoire 96 (1932), 1; Sturler, J. de, Les relations politiques et les échanges commerciaux entre le duché de Brabant et l’Angleterre, 1936; Willem van der Tanerijen, Boec van der loopender praktijken der raidtcameren van Brabant, hg. v. Strubbe, E., 1952; Ganshof, F., Brabant, 1938; Middeleeuwe rechtsbronnen van stad en heerlijkheid Breda, hg. v. Cerutti, F., Bd. 1f. 1956ff.; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Geschiedenis van Noord-Brabant, hg. v. Van den Eerenbeemt, H., Bd. 1ff. 1996f; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de Philippe le Bon (1430-1467), 1999; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Geschiedenis van Brabant, hg. v. Van Uytven, R. u. a., 2004; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006

brachium (N.) saeculare (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) (der Staat als) weltlicher Arm (der Kirche) (kirchlicher Anspruch auf staatliche Unterstützung 1983 aufgegeben)

Bracton, Henry de (Bratton Fleming in Devon 1210-Exeter 1268) ist nach Aus­bildung als Priester unter William Raleigh (und dem Studium des weltlichen und kirchlichen Rechtes wohl an der Domschule von Exeter) seit etwa 1229 Schreiber (clerk, [lat.] clericus) eines Richters, seit 1245 reisender Richter, von 1247 bis 1257 Richter an dem Gericht Coram rege (Court of King’s Bench) und seit 1264 Domkanzler in Exeter. Sein vielleicht nach 1230 von ihm verfasstes oder auch von ihm nur überarbeitetes, durch 48 Handschriften überliefertes, unvollendetes Werk (lat.) →De legibus et consuetudinibus Angliae (Über Gesetze und Gewohnheiten Englands) bietet auf Grund einer Sammlung von etwa 2000 wahrscheinlich in die Jahre zwischen 1220 und 1240 gehörenden Urteilen (precedents) des Königsgerichts die beste Darstellung des englischen →common law des Mittelalters. Der Traktat gliedert sich (wie die Institutionen des Gaius von etwa 160 n. Chr.) nach Personen, Sachen und Klagansprüchen. In dem dritten Teil behandelt er an Hand der verschiedenen Klageformeln (writs) das Privatrecht, Strafrecht und Lehnrecht. Eine gezielte Romanisierung des englischen Rechtes durch den Verfasser ist nicht nachweisbar. S. Google

Lit.: Bractons Note Book, hg. v. Maitland, F., 1887; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 2 4. A. 1936, 230; Peter H., Actio and writ, 1957; Fesefeldt, W., Englische Staatstheorie des 13. Jahrhunderts, 1962; Richardson, H., Bracton, the problem of his text, 1965; Bracton, hg. v. Woodbine, G., übers. v. Thorne, S., 1968; Thorne, S., Henry de Bracton 1268-1968, 1970; Barton, J., The authorship of Bracton again, (in) Journal of Legal History 30 (2009), 117ff.

Brand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11./12. Jahrhundert [Wessobrunner Beichte] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb brennen um 796) Brennen, Feuer

Brand von Tzerstede (Lüneburg um 1400-Lüneburg 3. 10. 1451), Patrizierssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Leipzig (1414, 1417 baccalaureus) 1436 Ratsherr in Lüneburg. Er verfasst die in zwei Hand­schriften und einem Fragment überlieferte, 1442 abgeschlossene Glosse zu der Vorrede des Sachsenspiegels von der Herren Geburt und nach eigener Angabe weitere Glossierungen. S. Google

Lit.: Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht Buch’­sche Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2002, 124ff.

Brandbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1396 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [BairFreibf. 45] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Germanischen und dem Lateinischen des Altertums und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Brief gegen Brandstifter, Fehdebrief mit Branddrohung, Mahnbrief, Sammelgenehmigung für durch Brand Geschädigte

Brandenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die nach der slawischen Brennaburg an der Havel (928/929, 948 Bistum, 983 Slawenaufstand) benannte Mark ([3. 10.] 1157) östlich der Elbe. Nach den Askaniern (1134-1319, 1165 Wiederbegründung des Bistums), Wittelsbachern (1323-1373), Luxemburgern (1373-1411, unter Kaiser Karl IV. 1375 Landbuch der Mark Brandenburg) gelangt es als Kurfürstentum (1356) an die Hohenzollern (1411/1417). 1473 legt die (lat. [F.]) →Dispositio (Verfügung) Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles die Unteilbarkeit des Landes fest (1506 Universität Frankfurt an der Oder, 1516 Kammergericht in Berlin, 1535 zeitweise Teilung). 1614 fallen Kleve, Mark und Ravensberg an, 1618 →Preußen als Lehen Polens, 1648 Hinterpommern, Halberstadt, Minden, 1680 endgültig Magdeburg. Seit 1701 tritt Brandenburg hinter den Namen Preußen (wegen des dort möglichen Titels König in Preußen) zurück. 1815 wird die Provinz Brandenburg geschaffen. An dem 25. 2. 1947 wird Preußen aufgelöst. Der 1945 unter Verwaltung Polens gestellte Teil Brandenburgs östlich der Oder und Neiße wird 1990 Polen zugeteilt. 1952 wird das Land Brandenburg in der Deutschen Demokratischen Republik aufgelöst (Bezirke Potsdam, Frankfurt an der Oder, Cottbus), 1990 bei der Herstellung deutscher Einheit wieder begründet. Der Versuch der Vereinigung des Bundeslands Brandenburg mit Berlin scheitert bei einer Volksabstimmung an dem 5. 5. 1996 an Brandenburg. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Stölzel, H., Brandenburg-Preußens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Urkundliches Material aus den Brandenburger Schöppenstuhlsakten, hg. v. Stölzel, A., 1901; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, 1901f.; Spangenberg, H., Hof- und Zentralverwaltung der Mark Brandenburg im Mittelalter, 1908; Perels, K., Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Brandenburg-Preußen, 1908; Altmann, W., Ausgewählte Urkunden zur brandenburgisch-preußischen Verfassungs- und Ver­waltungsgeschichte, 2. A. 1914; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 1915, Neudruck 1980; Caemmerer, H. v., Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg, 1915; Luck, W., Die Prignitz, 1917; Werminghoff, A., Ludwig von Eyb der Ältere (1417-1502), 1919; Gley, W., Die Besiedlung der Mittelmark, 1926; Acta Brandenburgica, Bd. 1ff. 1927ff.; Tschirch, O., Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel, 1928; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen, 1928; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1918, 1931; Erläuterungen zur brandenbur­gischen Kreiskarte von 1815, v. Schulze, B., 1933; Die alten und neuen brandenburgischen Kreise nach dem Stande von 1815, bearb. v. Curschmann, F. u. a., 1933; Brandenburgische Ämterkarte, bearb. v. Schulze, B., 1935; Schulze, B., Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte, 1935; Das Landregister der Herrschaft Sorau von 1381, hg. v. Schultze, J., 1936; Oestreich, G., Der bran­denburgisch-preußische geheime Rat, 1937; Ruppel-Kuhfuß, E., Das Generaldirektorium unter der Regierung Friedrich Wilhelms II., 1937; Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, hg. v. Schultze, J., 1940; Buchda, G., Über die verlorenen hallischen Konstitutionen zum Landrecht der Kurmark Brandenburg (1714), ZRG GA 69 (1952), 385; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1964 (Aufsätze); Hoppe, W., Die Mark Brandenburg, Wettin und Magdeburg, 1965 (Aufsätze); Engel, E./Zientara, B., Feudalstruktur, Lehnbürgertum und Fernhandel im spätmittelalterli­chen Brandenburg, 1967; Geschichte von Brandenburg und Berlin, Bd. 3, hg. v. Herzfeld, H., 1968; Harnisch, H., Die Herrschaft Boitzenburg, 1968; Schmidt, E., Markgraf Otto I. von Brandenburg, ZRG GA 90 (1973), 1; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973; Podehl, W., Burg und Herrschaft in der Mark Brandenburg, 1975; Ein sonderbares Licht in Teutschland, hg. v. Heinrich, G., 1990; Branden­burgische Geschichte, hg. v. Materna, I./Ribbe, W., 1995; Justiz in Stadt und Land Brandenburg, hg. v. Clavée, K., 1998; Geschichte der brandenburgischen Landtage, hg. v. Adamy, K. u. a., 1998; Pohl, D., Justiz in Brandenburg 1945-1955, 2001; Neugebauer, W., Brandenburg im absolutistischen Staat, 2001; Bahl, P., Der Hof des Großen Kurfürsten, 2001; Brandenburgisches Biographisches Lexikon, hg. v. Beck, F. u. a., 2002; Das Domstift Brandenburg und seine Archivbestände, bearb. v. Schößler, W., hg. v. Neitmann, K., 2005; Beck, F., Regesten der Urkunden Kurmärkische Stände (Rep. 23 A), 2006; Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Scheffczyk, F., Der Provinzialverband der preußischen Provinz Brandenburg 1933-1945, 2008; Baumgart, P., Brandenburg-Preußen unter dem Ancien régime, hg. v. Kroll, F., 2009; Wie die Mark entstand, hg. v. Müller, J., 2009; Müller, M., Besiegelte Freundschaft - Die brandenburgischen Erbeinungen, 2010; Winkelmann, J., Die Mark Brandenburg des 14. Jahrhunderts, 2011; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Enders, L., Die Altmark, 2. A. 2016; Radtke, W., Brandenburg im 19. Jahrhundert (1815-1914/18), 2016; Andresen, S., In fürstlichem Auftrag – Die gelehrten Räte der Kurfürsten von Brandenburg, 2017; Wieland, R., Protestantischer König im Heiligen Reich – Brandenburg-preußische Reichs- und Konfessionspolitik im frühen 18. Jahrhundert, 2020

brandenburgischer Landrechtsentwurf →Köppen, s. Google

Brandileone, Francesco (Buonabitacolo 1858-Neapel 1929) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Neapel Professor für italienische Rechtsgeschichte in Macerata, Sassari, Parma, Bologna und Rom. S. Google

Brandmarken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1393 bezeugt – 14. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1633 [CStSlesv. III 1 S. 70] in 5 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Verb – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das sachlich schon den Römern (für Sklaven und Abhängige) bekannte Kennzeichnen eines Täters durch Brandzeichen der Haut (auf die Hand oder in das Gesicht oder Verstümmeln, Verbot des Brandmarkens in das Gesicht durch Kaiser Konstantin), das sich 726 bei den Langobarden (für rückfällige Diebe) und trotz Ablehnung durch die Aufklärung noch 1787 in Österreich, 1813 in Bayern und 1810 und 1832 in Frankreich findet (Verbot in England 1829, Frankreich 1834, Frankfurter Paulskirchenverfassung 1849 § 139). Möglicherweise hängt das Wort hirnverbrannt mit dem Brandmarken zusammen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 495; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 530, Neudruck 1964; Chen, Y., Probleme der Strafe der Brandmarkung, 1948; Hentig, H. v., Die Strafe, Bd. 1 1954; Cate, C. ten, Tot glorie der gerechtigheit, 1975; Hattenhauer, H., Die Brandmarkung in das Gesicht, 1994

Brandstiftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1670 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1709 [Ulm/Lünig, CJMilit. 1263] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Inbrandsetzen einer (fremden) Sache. Die Brandstiftung ist in Rom eine Straftat, auf die der Feuertod steht. In dem Mittelalter wird sie vielleicht wegen ihrer Häufigkeit in der →Fehde eher gering gebüßt. Gottesfrieden (beispielsweise 1083) und Landfrieden lehnen sie ab (lat. [F.] Constitutio contra incendinarios 1187, Gesetz gegen Brandstifter). Der Sachsenspiegel (1221-1224) kennt Enthauptung oder (bei Mordbrand) Rädern als ihre Strafen (ähnlich so genannte Treuga He[i]nrici von 1224), die (lat.) Constitutio (F.) Criminalis Carolina (1532, Art. 126) Feuertod (bei boshaftiger Brandstiftung), das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) Enthauptung und Feuertod. Die fahrlässige Brandstiftung wird schon früh gesondert behandelt. Seit dem 19. Jahrhundert werden allgemein unterschied­liche Begehungsformen erfasst.

Lit.: Kaser §§ 36, 50; Kroeschell, DRG 1, 2; Osenbrüggen, E., Die Brandstiftung, 1854; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 348; Geerds, F., Die Brandstiftungsdelikte, 1962; Timcke, G., Der Straftatbestand der Brandstiftung, Diss. jur. Göttingen 1965; Spicker-Beck, M., Räuber, Mordbrenner, umschweifendes Gesind – zur Kriminalität im 16. Jahrhundert, 1995; Birklbauer, A. u. a., Die Entwicklung der Strafpraxis bei Brandkriminalität, 2010

Brant, Sebastian (Straßburg 1457/1458-Straßburg 10. 5. 1521), Gastwirtssohn und Ratsherrnsohn, wird nach dem Studium der (lat. [F. Pl.]) artes und des Rechtes (1477, 1480 [lat. M.] baccalaureus) in Basel Professor (1489 Dr. iur. utr.), lehrt seit 1483 römisches Recht, kirchliches Recht und Poetik, wechselt aber als Folge der Annäherung Basels an die Eidgenossen 1501 als Syndicus (bzw. 1503 Stadtschreiber) nach Straßburg. Neben (lat. [F.Pl.]) Expositiones [1490, Ausstellungen, ein Anfängerlehrbuch], 36 Auflagen) veröffentlicht er in dem Rahmen der populären Literatur eine Bearbeitung von Tenglers →Laienspiegel von 1495 (1509) und des →Klagspiegels (Conrad Heydens?, † 1443/1444) (Neuausgabe 1516) sowie die sehr erfolgreiche Moralsatire Narrenschiff (1494). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Staehelin, A., Sebastian Brant, (in) Professoren der Universität Basel, 1960, 18; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962, 127; Knape, J., Dichtung, Recht und Freiheit, 1992; Sebastian Brant, hg. v. Wilhelmi, T., 2002; Sebastian Brant (1457-1521), hg. v. Roloff, H., 2008; Knape, J./Wilhelmi, T., Sebastian Brant Bibliographie Werke und Überlieferungen, 2015; Knape, J./Wilhelmi, T., Sebastian Brant Bibliographie - Forschungsliteratur bis 2016, 2018

Brasilien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur mittelbar bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist der einzige portugiesischsprachige und zugleich größte Staat Südamerikas. Sein Recht ist stark durch die Kodifikationen Frankreichs be­einflusst. 2002 wird ein neues Zivil­ge­setz­buch geschaffen, welches das Handelrecht einbezieht, das Verbraucher­schutzrecht aus­glie­dert und einen Allgemeinen Teil voranstellt.

Lit.: Schmidt, J., Zivilrechtskodifikation in Brasilien, 2009; Prutsch, U. u. a., Brasilien – Eine Kulturgeschichte, 2013; Blanc, J., Before the Flood – The Itaipu Dam and the Visibility of Rural Brazil, 2019; Reis, T., Die Brazilian civil code of 1916, ZRG GA 138 (2021), 178

Brauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – in EDEL um 1000 [Notker] - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 [Urkundio II 2 S. 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb brauchen um 800) Übung, Sitte, Gepflogenheit

brauchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 881 [MSD. 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) benutzen, benötigen

Brauchtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1931 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der tatsächlich innerhalb einer Menschenmehr­heit geübten sozialverträg­lichen Verhal­tens­weisen, deren Gewicht aber angesichts des Vordringens zahlreicher rechtlicher Setzungen und Regelungen an Bedeutung verliert. Das Brauchtum weist viele Beziehungen zu dem Recht auf (beispielsweise Weistümer). Insbesondere kann dabei das Recht das Brauchtum beeinflussen.

Lit.: Köbler, DRG 5; Sartori, P., Sitte und Brauch, 1910; Bächtold, H., Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit, 1914; Künßberg, E. Frhr. v., Rechtsbrauch und Kinderspiel, 1920 (SB Heidelberg), 2. A. 1952; Künßberg, E. v., Rechtliche Volkskunde, 1936; Becker, A., Frühlingsbrauch und Sonnenkult, 1937; Fehrle, E., Deutsche Hochzeitsbräuche, 1937; Zipperer, F., Das Haberfeldtreiben, 1938; Lippert, E., Glockenläuten als Rechtsbrauch, 1939; Müller, G., Der Umritt, 1941; Dörrer, A., Brotspenden als Verlöbnis und Gemeinschaftsbrauch, ZRG GA 74 (1957), 266; Erler, A., Burschenbrauchtum vor den Schranken des Ingelheimer Oberhofes, ZRG GA 79 (1962), 254; Schädler, K., Die Lederhose in Bayern und Tirol, 1962; Brückner, W., Bildnis und Brauch, 1966; Cromberg, H., Die Knabenschaftsstatuten der Schweiz, (um 1976); Schieder, E., Das Haberfeldtreiben, 1983; Deimling, B., Ad rufam ianuam, ZRG GA 115 (1988), 498; Becker-Huberti, M., Lexikon der Bräuche und Feste, 2000; Althoff, G., Die Macht der Rituale, 2003; Rechtssymbole und Wertevermittlung, hg. v. Schulze, R., 2004; Investitur- und Krönungsritual – Herrschaftseinsetzung im kulturellen Vergleich, hg. v. Steinicke, M. u. a., 2005

brauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – um 1170 [Rolandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Nordhausen/Förstemann, Nordhausen I 1 S. 69] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Bier herstellen

Brauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – um 1170 [Rolandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Nordhausen/Förstemann, Nordhausen I 1 S. 69] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das Herstellen von Bier als beliebten einfachen Betäubungsmittels aus Getreide und Wasser(, 12. Jahrhundert Hopfen und in der Neuzeit Hefe). Es ist bereits dem Altertum bekannt und findet sich in den Grundherrschaften seit dem Frühmittelalter (1040 Bischof von Freising Braurecht für Weihen­stephan bei bzw. in Freising). In der hochmittelalterlichen Stadt entwickelt es sich zu einem verrechtlichten, vielfach von Frauen ausgeführten Gewerbe. Die Herzöge von Bayern be­schränken die Bierherstellung auf Gerste, Hopfen und Wasser (1493/1516, Reinheits­gebot, vgl. 1906 Biersteuergesetz § 9 I). Seit der Einführung der Gewerbefreiheit in dem frühen 19. Jahrhundert entstehen Bierfabriken, die als Groß­brauereien zunehmend die älteren Hausbrauereien ver­drängen.

Lit.: Brinkmann, H., Das Brauwesen der kaiserlich freien Reichsstadt Goslar, 1925; Schlosser, H., Braurechte, Brauer und Braustätten in München, 1981; Hackel-Stehr, K., Brauwesen in Bayern, 1988; Blanckenburg, C. v., Die Hanse und ihr Bier, 2001

braun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Weichb. Dan. 345 Art. 38] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen zwischen den Farben gelb und rot vorherrschen

Braunschweig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Oker wird 1031 erstmals (spät) erwähnt und wächst aus fünf älteren Siedlungen (Altstadt, Neustadt Ende 12. Jahrhundert, Sack zweite Hälfte 13. Jahrhundert westlich der Oker zwischen Altstadt, Neustadt und Burg, Hagen um 1160, Altenwiek östlich der Oker) zusammen. Schon früh steht der Ort unter der Herrschaft der Welfen, deren Reichsfürstentum von 1235 nach Braunschweig und Lüneburg benannt wird. Die vielleicht der Hanse seit deren Anfängen bis in das 17. Jahrhundert angehörend zeitweise ziemlich selbständige Stadt, die auf älteren Grundlagen (um 1130?) aufbauend 1227 das Hagenrecht und das so genannte (lat. [N.]) Ottonianum (in Mittelniederdeutsch) aufzeichnet, 1402 den Rechtsstoff neu ordnet und 1532 ihre Statuten einer 1675 aufgehobenen Reformation unterzieht, geht 1671 aus dem Gesamtgut der Linien an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel über (1753 Residenz) und gelangt, wirtschaftlich mehr und mehr von Hannover und Magdeburg überholt, 1946 mit dem dabei aufgelösten Land Braunschweig an Niedersachsen.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, bearb. v. Dolle, J. u. a., Bd. 1ff. 1874ff. (Bd. 5 1994, Bd. 8 1388-1400 2008); Hanselmann, L., Die ältesten Stadtrechte Braun­schweigs, (in) Hans. Geschbll. 1892, 3; Frensdorff, F., Das braunschweigische Stadtrecht bis zur Rezeption, ZRG GA 26 (1905), 195; Merkel, J., Der Kampf des Fremdrechtes mit dem einheimischen Rechte in Braunschweig-Lüneburg, 1904; Fahlbusch, O., Die Finanzverwaltung der Stadt Braunschweig, 1913; Busch, F., Beiträge zum Urkunden- und Kanzleiwesen der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg, 1921; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen, 1927; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht Leineberg, 1927; Meier, P., Der Streit Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel mit der Reichsstadt Goslar, 1928; Kleinau, H., Der Grundzins in der Stadt Braunschweig, 1929; Willecke, R., Das eheliche Güterrecht im Braunschweiger Stadtrecht, 1929; Timme, F., Die wirtschafts- und verfassungsgeschicht­lichen Anfänge der Stadt Braunschweig, 1931; Germer, H., Die Landgebietspolitik der Stadt Braunschweig, 1937; Spieß, W., Die Heerstraßen auf Braunschweig, 1937; Spieß, W., Die Ratsherren der Hansestadt Braunschweig 1231-1671, 1940; Querfurth, H., Die Unterwerfung der Stadt Braunschweig im Jahre 1671, 1953; Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande Braunschweig, hg. v. Spieß, W., 1954; Piper, H., Testament und Vergabung von Todes wegen, 1960; Diestelkamp, B., Die Städteprivilegien Herzog Ottos des Kindes, 1961; Moderhack, R., Hundert Jahre Stadtarchiv und Stadtbibliothek, 1961; Spieß, W., Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter, 1966; Kleinau, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1967, 1968 (2425 Namen); Pitz, E., Landeskulturtechnik, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschich­te, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2903; Garzmann, M., Stadtherr und Gemeinde in Braunschweig, 1976; Lockert, M., Die nieder­sächsi­schen Stadtrechte, 1978; Petersen, W., Verzeichnis der Einblattdrucke und Handschriften, 1984; Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, 1986; Bringmann, W., Die braunschweigische Thronfolgefra­ge, 1988; Henne, T., Verwaltungsrechtsschutz im Justizstaat, 1995; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg. v. Luckhardt, J. u. a., 1995; Hanse - Städte - Bünde, hg. v. Puhle, M., 1996; Hackel, C., Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000; Die braunschweigische Landesgeschichte, hg. v. Jarck, H. u. a., 2000; Ohm, M., Das Braunschweiger Altstadtrathaus, 2002; Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig, hg. v. Isermann, E. u. a., 2004; Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008; Weglage, S., Menschen und Vermächtnisse, 2011; Gudladt, K., Rechtswissenschaften an der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, 2013

Braurecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1748 [CCBrandenbCulmb. II 2 S. 764] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das das Brauen betreffende Recht.

Lit.: Peterka, O., Die bürgerlichen Braugerechtigkeiten in Böhmen, 1917; Schlosser, H., Braurechte, Brauer und Braustätten in München, 1981

Braut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 8.? Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [863-871 Otfrid II 13 § 9] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Zusammensetzungen 8. Jh.) ist zunächst die neuver­mählte junge Frau und in jüngerer Zeit die durch ein – nicht einklagbares - Heiratsversprechen erst zu der Eheschließung verpflichtete (verlobte) Frau.

Bräutigam (M.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 830 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 863-871 [Otfrid] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch ein – nicht einklagbares - Heiratsversprechen erst zu der Eheschließung verpflichtete (verlobte) Mann.

Brautkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1753 [Hellfeld I 708] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Kind einer (unverhei­rate­ten) Braut. Es ist unehelich, kann aber innerhalb der unehelichen Kinder eine bessere Rechtsstellung haben.

Brautlauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 160, MondseeFragm. 151] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in dem 13. Jahrhundert in dem Deutschen erloschene Bezeichnung für die Hochzeit.

Lit.: Krogmann, W., Brautlauf und Braut, (in) Wörter und Sachen 16 (1934), 81

Brautschatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [WestfUB. III 613] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Mitgift, Aussteuer

Bregenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Landeshauptstadt Vorarlbergs

Lit.: Helbok, A., Die Bevölkerung der Stadt Bregenz, 1912

Breisach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Beyerle, Franz, Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG GA 39 (1918), 318; Haselier, G., Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, 1969

Bremen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 782) südlich der Wesermündung in die Nordsee an einem Übergang an der höchsten Düne wird 787/789 Sitz eines Bischofs bzw. 845/864 eines Erzbischofs. In dem 13. Jahrhundert löst sich die Stadt weitgehend von der Herrschaft des Bischofs. Wahrzeichen wird der Roland. 1303/1304 wird das Recht aufgezeichnet. 1358 wird Bremen Mitglied der Hanse. 1541/1646 wird die Reichs­freiheit erlangt, die sich in der Stellung als Mitglied des Deutschen Bundes (1815, Gründung des Hafens Bremerhaven 1827) und als Land in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871) und in der Bundesrepublik Deutschland (1949, mit Bremerhaven) fortsetzt. 1970 entsteht in Bremen eine Universität. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StadtrechtBremen13031308.htm; Bremisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1873ff.; Kühtmann, A., Die Romanisierung des Zivilprozesses in der Stadt Bremen, 1891; Kühtmann, A., Geschichte der bremischen Stadtvogtei, 1900; Rehme, P., Über das älteste bremische Grundbuch (1438-1558), 1908; Gattjen, B., Der Rentenkauf in Bremen, 1928; Eckhardt, K., Die mittelalterlichen Rechtsquellen der Stadt Bremen, 1931; Das bremische Stadtrecht von 1303/08, hg. v. Eckhardt, K., 1931; Haase, C., Untersuchungen zur Geschichte des Bremer Stadtrechts, 1953; Hinte, P., Die hannoversche Gerichtsbarkeit in der Stadt Bremen von 1720-1803, Diss. jur. Göttingen 1957; Merker, O., Die Ritterschaft des Erzstifts Bremen im Spätmittelalter, 1969; 2; Lorenz, G., Das Erzstift Bremen und der Administrator Friedrich, 1969; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2905; Schwarzwälder, H., Geschichte der freien Hansestadt Bremen, Bd. 1ff. 1975ff.; Barkhausen, W., Erzbischof Adaldag und König Harald Gormsson, ZRG GA 111 (1994), 363; Kessler, A., Die Entstehung der Landesverfassung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1996; Bremer Freiheiten, bearb. v. Gerstenberger, H., 1997; Schwarzwälder, H., Das große Bremen-Lexikon, 2000; 700 Jahre Bremer Recht 1303-2003, hg. v. Elmshäuser, K., 2003; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justizverfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Elmshäuser, K., Geschichte Bremens, 2007; Rehder, A., Die Verfassung der freien Hansestadt Bremen von 1920, 2016

Bremgarten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Bürgisser, E., Geschichte der Stadt Bremgarten, 1937

brennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190/1230 [WaltherVogelw. 85, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verbrennen, in Brand sein (V.)

Breslau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Oder erscheint in dem 10. Jahrhundert als befestigte Siedlung und wird bei seiner Ersterwähnung 1000 Sitz eines Bischofs auf der Dominsel in der Oder. Seit 1163 ist es in Niederschlesien Sitz eines Herzogs aus der Familie der Piasten. 1225 erhält es eine Marktsiedlung nach deutschem Recht, 1241 deutsches Recht (1261 Magdeburger Recht). 1335 gelangt Breslau an Böhmen. In der Mitte des 14. Jahrhundert wird ein zunächst unsystematisches, gegen 1370 sys­tematisiertes Stadtrechtsbuch zusammenge­stellt. An dem Ende des 15. Jahrhundert entstehen die Rechtsbücher Der rechte Weg und Remissorium. Breslau wird Oberhof für mindestens 65 Städte. 1505 missglückt eine Universitätsgründung. 1526 fällt Breslau mit Böhmen an Österreich. 1702 wird eine Uni­versität eingerichtet (1811 zu der Schlesischen Universität umgestaltet). 1741 wird Breslau von Preußen erobert. An dem Anfang des Jahres 1933 waren an der juristischen Fakultät tätig Eugen Rosenstock-Huessy, Ernst Cohn, Hans Albrecht Fischer, Theodor Süss, Walter Schmidt-Rimpler, Johannes Nagler, Arthur Wegner, Hans Helfritz, Heinrich Pohl, Ludwig Waldecker (Axel Freiherr von Freytagh-Loringhoven und Friedrich Schön­dorf). Über Preußen gelangt Breslau nach 1945/1990 an Polen. →Breslauer Landrecht

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Laband, P., Das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht, 1863; Breslauer Urkundenbuch, hg. v. Korn, G., 1870; Goerlitz, T., Die Übertragung liegenden Gutes, 1906; Rehme, P., Über die Breslauer Stadtbücher, 1909; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungs­geschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Pfeiffer, G., Das Bres­lauer Patriziat, 1929; Goerlitz, T., Die Breslauer Rechtsbücher des 14. Jahrhunderts, ZRG GA 59 (1939), 136; Lindgren, E., Die Breslauer Strafrechtspflege, 1939; Hermann, E., Das Abgabenrecht der Stadt Breslau, 1941, Goerlitz, T., Verfassung, Verwaltung und Recht der Stadt Breslau, 1962; Geschichte Schlesiens, hg. v. Petry, L. u. a., Bd. 1ff. 1988ff; Rabe, C., Alma mater Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wrocławia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v. Harasimowicz, J., 2000; Der rechte Weg, hg. v. Ebel, F., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Breslau 1702 bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Davies, N. u. a., Die Blume Europas, 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt Breslau, hg. v. Roth, G., 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Breslau 1702 bis 1811, hg. v. Conrads, N. u. a., 2004; Ditt, T., Die Stoßtruppfakultät Breslau, 2010; Garber, K., Das alte Breslau, 2014; Mühle, E., Breslau, 2015; Friedla, K., Juden in Breslau/Wrocław 1933-1949, 2015

Breslauer Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die durch den später blinden König Johann von Böhmen (1311-1346) veranlasste, in 351 Kapitel mit 13 Anhangskapiteln gegliederte, in dem Fürstentum Breslau und Teschen gebrauchte Bearbeitung des Landrechts des →Sachsenspiegels (1346/1356).

Lit.: Köbler, DRG 103; Gaupp, E., Das schlesische Landrecht, 1828, Neudruck 1966, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GauppErnstTheodorDasschlesischeLandrechtodereigentlichLandrecht­desFuerstentumsBreslauvon135618281966.pdf; Goerlitz, T., Die Breslauer Rechtsbücher, ZRG 59 (1934), 155; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 30

Bretagne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die schon früh von Kelten besiedelte westliche Halbinsel Mittelwesteuropas, die 56 v. Chr. von Caesar unter die Herrschaft der Römer gebracht wird. Von dem 5. Jahrhundert n. Chr. an wandern keltische Briten von Britannien aus ein, die unter die Herrschaft der Franken geraten. Um 845/846 wird die Bretagne von dem fränkischen Reich unabhängig, steht bald aber wieder unter französischer und seit 1113 englischer Lehnsherrschaft. Zwischen 1312 und 1325 wird die (franz.) Très ancienne coutume de Bretagne (Sehr alte Gewohnheit der Bretagne) aufgezeichnet. 1515 wird die Bretagne Krondomäne Frankreichs.

Lit.: La très ancienne coutume de Bretagne, hg. v. Planiol, M., 1896; Poisson, H., Histoire de la Bretagne, 1966; Fleuriot, L., Les origines de la Bretagne, 1980

Breviarium (N.) Alarici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Kurzbuch Alarichs) ist die von dem Westgotenkönig Alarich II. vor 507 geschaffene Kurzfassung des nachklassischen römischen Rechtes, die für die Romanen in dem westgotischen Reich gilt und bis in das Hochmittelalter Bedeutung behält. →Lex Romana Visigothorum

Lit.: Söllner § 20; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 53, 82; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953

brevis, lat., Adj., kurz, klein; Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *mreg̑ʰu-, *mr̥g̑ʰu-, Adj., kurz, latein_a_z.docx

Brevium exempla (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.Pl.]) (ad describendas res ecclesiaticales et fiscales, kurze Auszüge über Kirchensachen und Herrensachen) ist die moderne Bezeichnung eines frühmittelalterlichen Güterverzeichnisses (825-850) für königliche Güter in Staffelsee, Weißenburg und bei Lille.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Metz, W., Das karolingische Reichsgut, 1960, 18

Briand-Kellogg-Pakt →Kellogg-Pakt

Brief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., aufgenommen aus lat. breve, kurze [Mitteilung] sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (kurze) schriftliche, später durch einen Umschlag besonders verschlossene Mitteilung. In Hessen wird 1831 das Briefgeheimnis erstmals durch die Verfassung geschützt. Die unerlaubte Öffnung eines fremden Briefes ist seit dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) ein Straftatbestand.

Lit.: Die Tegernseer Briefsammlung des 12. Jahrhunderts, hg. v. Plechl, H., 2002; Schaller, H., Handschriftenverzeichnis zur Briefsammlung des Petrus de Vinea, 2002; Furger, C., Briefsteller, 2009; Garfield, S., Briefe, 2015; Codex Udalrici, hg. v. Naß, K., 2017 (113 Urkunden, 228 Briefe, 22 Gedichte, insgesamt 395 Dokumente, vielleicht die wichtigste Quelle für die deutsche Geschichte des Investiturstreits, Domkustos Udalrich von Bamberg?, Ende August bis Ende Dezember 1125); Briefe der Liebe, hg. v. Leuschner, I., 2018

Briefadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1760 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch Urkunde (Brief) erlangte Adelsstand und die Gesamtheit der durch Urkunde in den →Adel erhobenen Menschen. Briefadel ist (auch in dem deutschen Sprachraum) seit 1346 unter französischem Einfluss möglich (bis 1918), in Moarchien wie Großbritannien auch darüber hinaus.

Lit.: Köbler, DRG 98

Briefgeheimnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1838/1839 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Geheimheit der in einem Brief (Schriftstück) nieder­geschriebenen Gedanken eines Menschen. Bereits in dem römischen Recht (einer Lex Cornelia Sullas von 82-79 v. Chr.) ist sachlich das unbefugte Öffnen von Urkunden mit Strafe bedroht. Mittelalterliche Botenord­nungen und frühneuzeitliche Landesord­nungen (Tirol 1532) schützen Briefe. II 10 § 1370 ALR (1794) stellt für Preußen das unerlaubte Öffnen von Briefen überhaupt unter Strafe. Der verfassungsrechtliche Schutz des Briefgeheimnisses ist eine Errungenschaft des 19. Jahrhunderts (Verfassung Kurhessens von 1831 § 38).

Lit.: Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 7. A. 2019; Geschichte der deutschen Post, hg. v. Sautter, K., Teil 1ff. 1928ff.; Krauß, M., Das kursächsische Postrecht, 1998; Vellusig, R., Geschichte des Briefes, 2000

Briefmarke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1858 bezeugt – 1860 [Gottfried Keller] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das als Quittung für vorausgezahlte Postbeförderungsgebühr verkaufte aufklebbare Wertzeichen. Die Briefmarke ist Inhaberpapier (Josef Kohler, § 807 BGB), wobei streitig ist, ob sie amtliches →Wertzeichen (§ 148 StGB) ist. Rechtstatsächlich werden an dem 21. 9. 1847 die ersten (blauen) Briefmarken der briti­schen Kronkolonie Mauritius ausgegeben, deren beide Exemplare für 1 Penny und 2 Pence 1993 für etwa 5 Millionen Euro versteigert werden.

Lit.: Weipert, S., Die Rechtsnatur der Briefmarke, Diss. jur. Kiel 1996; Bohnert, J., Briefmarkenfälschung, (in) NJW 1998, 2879; Gezähnte Geschichte – Die Briefmarke als historische Quelle, hg. v. Smolarski, P. u. a., 2019

bringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) befördern, tragen, herbeischaffen

Bringschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1873 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nach Vereinbarung oder nach den Umständen an dem Wohnsitz des Gläubigers zu erfüllende Schuld. Da Abgaben in der Regel bei dem Berechtigten abzuliefern sind, ist die Bringschuld schon vor dem Frühmittelalter weit verbreitet. Ihre Bedeutung wächst nach dem Aufkommen der Geldwirtschaft noch.

Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, § 28

Brinz, Alois Ritter von (Weiler in dem Allgäu 25. 2. 1820-München 13. 9. 1887), Sohn eines Landgerichtsaktuars, wird nach dem Studium von Sprachen und Recht in München und Berlin 1851 außerordentlicher Professor und 1854 ordentlicher Professor in Erlangen, Prag (1857), Tübingen (1866) und München (1871). Sein wichtigstes Werk ist ein Pandek­tenlehrbuch (1857ff.), in dem er die juristische Person als Zweckvermögen ver­steht. S. Google

Lit.: Rascher, J., Die Rechtslehre des Alois von Brinz, 1975

Britannien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Brite

Brite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Adjektiv britisch um 1755) ist der Angehörige eines keltischen, schon in dem Altertum die so genannten britischen Inseln in der südlichen Nordsee bewohnenden Volkes, das 43 n. Chr. unter die Herrschaft der Römer gerät und 409 n. Chr. von dieser Herrschaft frei wird, aber wenig später aus nicht genau feststellbaren Gründen (Ausrottung bzw. Akkulturation?) gegenüber der Bedrohung durch aus dem späteren deutschen und dänischen Sprachraum kommenden Angeln, Sachsen und Jüten in die →Bretagne bzw. nach Wales, Cornwall und Schottland zurück­weicht. →England, Großbritannien, Kelte

Lit.: Ross, A., Pagan Celtic Britain, 2. A. 1974; Brodersen, K., Das römische Britannien, 1998; A Companion to Roman Britain, hg. v. Todd, M., 2004; Birley, A., The Roman Government of Britain, 2005; Creighton, J., Britannia, 2006; Britons in Anglo-Saxon England, hg. v. Higham, N., 2007; Kleinschmidt, H., Migration und Identität, 2009; Hobbs, R./Jackson, R., Das römische Britannien, 2011

britisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 um 1755 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das Keltische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), Briten betreffend, Großbritannien betreffend

Britische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische und Germanische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Britische Besatzungszone) ist die 1945 an dem Ende des Zweiten Weltkriegs der alliierten Siegermacht Großbritannien zugeteilte →Besatzungszone des besiegten Deutschen Reiches. Sie geht an dem 1. 1. 1947 in der →Bizone und mit ihr an dem 23. 5. 1949 in der Bundesrepublik Deutschland auf. Von 1948 bis 1950 hat sie einen Obersten Gerichtshof.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Trittel, G., Die Bodenreform in der britischen Zone 1945-1949, 1975; Zimmermann, R., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone, (in) ZNR 3 (1981), 158; Großekathöfer, S., Besatzungsherrschaft und Wiederaufbau – Staatliche Strukturen in der britischen Zone 1945-1949, 2016; Ohlenroth, J., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone, 2020

Brixen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Fajkmajer, K., Studien zur Verwaltungsgeschichte des Hochstiftes Brixen im Mittelalter, (in) Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 6 (1909); Schwüppe, H., Das Bürger- und Inwohnerbuch der Stadt Brixen 1500-1709, Diss. phil. Innsbruck 1955 (masch.schr.); Kustatscher, E., Die Städte des Hochstifts Brixen im Spätmittelalter, 2007

Brocarda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische oder das Lateinische vielleicht mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) oder Brocardica (lat. [F.], Herkunft streitig, zu Burchard?, zu pro - contra?, zu mlat. broccus, Adj., hervorstehend, roman. Spieß?) ist in dem Hochmittelalter seit den ältesten Glossenapparaten der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die in der Kompilation Justinians noch nicht enthaltene, gelehrte Rechtsregel, aus der man durch logisches Schließen Rechtsfolgen ableiten kann (Pilius, Damasus Boemus um 1215).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Meyer, E., Brocardica, ZRG KA 69 (1952), 453; Schwaibold, M., Brocarda „Dolum per subsequentia purgari“, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

Brücke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [SalzbUnpAbh. 268] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Dauer angelegte Verbindung zweier Landgebiete über ein Gewässer durch ein überirdisches Bauwerk. Sie ersetzt die natürliche, von der Bodenform ermöglichte Furt und die nach Bedarf von Menschen betriebene Fähre. Sachlich entwickeln bereits die Römer eine überzeugende Brückenbau­kunst.

brücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in dem 10. Jahrhundert bezeugt - 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [NÖsterr./ÖW. VIII 836] in 6 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar. V.) Brücke bauen, überführen

Bruder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 881 bezeugt - drittes Viertel achtes Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) männliches Geschwister eines Menschen, übertragen auch für nicht verwandte Mitglieder von Gemeinschaften verwendet

Bruderschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nur Brüderschaft 863 und Ehrenbruderschaft bezeugt – Brüderschaft, Bruderschaft 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [1066 MSD. 269] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stellung und Gesamtheit leiblicher und ihnen gedanklich nachgebildeter nichtleiblicher Brüder

Lit.: Hinojosa, E. de., La fraternidad artificial en España, (in) Revista de Archivos 1905; Moeller, E. v., Die Elendenbrüderschaften 1906; Le mouvement confraternel, 1987; Einungen und Bruderschaften in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Johanek, P., 1993; Rosenplenter, K., Saeculum pium, 2003; Mittelalterliche Bruderschaften in europäischen Städten, hg. v. Escher-Apsner, M., 2009; Laqua, B., Bruderschaften und Hospitäler während des hohen Mittelalters, 2011

Brüderschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der dem Verhältnis leiblicher Brüder nachgebildete Verband von Priestern oder Handwerkern.

Lit.: Hinojosa, E. de., La fraternidad artificial en España, (in) Revista de Archivos 1905; Moeller, E. v., Die Elendenbrüderschaften 1906; Le mouvement confraternel, 1987; Rosenplenter, K., Saeculum pium, 2003

Brügge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) in Flandern wird trotz römischer Vorläufersiedlung erst in dem 11. Jahrhundert als Sitz flämischer Grafen bedeutsam. 1127 erhält es Stadtrechte. In dem Hochmittelalter wird es durch Handel reich. Trotz wirtschaftlichen Nieder­gangs wird es 1559 Bischofssitz.

Lit.: Van Houtte, J., De geschiedenis van Brugge, 1982; Murray, J., Bruges, Cradle of Capitalism, 2005

Brünn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) in Südmähren ist der seit 800 erscheinende, in dem Hochmittelalter von Deutschen aufgesiedelte Ort, der 1243 das Stadtrecht →Iglaus erhält. Brünner Schöffenbuch ist ein nach Stadtrechten der Babenberger und einem Privileg König Wenzels I. (1243) von einem Stadtschreiber Johann(es) (von Gelnhausen) (urkundlich belegt 1343-1387) in Brünn um 1350 verfasstes, sachlich-alphabetisch von (lat. [F.Pl.]) actiones (Klagansprüche) bis vulnera (Wunden) geordnetes →Rechtsbuch in 730 Artikeln, das (etwa mit der lateinischen Wendung lex dicit, das Gesetz besagt) in das einheimische deutsche Recht einzelne römisch-rechtliche Zutaten beispielsweise aus der Glosse des Accursius von etwa 1215 bis 1230 einfügt. Ihm folgt in selbständiger Bearbeitung in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vielleicht um 1380 ein (lat. [M.]) Manipulus vel directorium iuris civilis (Handbuch des Zivilrechts) mit 1389 Artikeln.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bretholz, B., Geschichte der Stadt Brünn, 1911, Schubart-Fikentscher, G., Das Brünner Schöffenbuch, (in) DA 1 (1937), 457; Schubart-Fikentscher, G., Römisches Recht im Brünner Schöffenbuch, ZRG GA 65 (1947), 86; Weizsäcker, W., Wien und Brünn in der Stadtrechtsgeschichte, ZRG GA 70 (1953), 125; Flódr, M., Právni kniha města Brna z poloviny 14. století 1 (Das Rechtsbuch der Stadt Brünn aus der Mitte des 14. Jahrhunderts 1), 1990ff.; Der Brünner Todesmarsch 1945, hg. v. Hertl, H. u. a., 1998; Lexikon bedeutender Brünner Deutscher, hg. v. Fehige, C. u. a., 2000; Pfeifer, C., Jus regale Montanorum, 2002; Sulitková, L., Vyvoj mestskych knih v Brne, 2004; Flodr, M., Nálezy Brněnského městského práva, 2007; Jan z Gelnhausenu, Příručka práva městského (Manipulus vel directorium iuris civilis) K vydání připravil Flodr, M. [Johann von Gelnhausen, Handbuch des Stadtrechts „Manipulus vel directorium iuris civilis“, hg. v. Flodr, M., 2008

Brunnemann, Johann (Cölln bei Berlin 7. 4. 1608-Frankfurt an der Oder 15. 12. 1672), Pfarrerssohn wird nach dem Studium der Theologie in Wittenberg (1627) und in Frankfurt an der Oder (1632) dort 1636 ordentlicher Professor der Logik. 1638 promoviert er zu einem Dr. iur. utr. und wird 1640 Professor der Institutionen, dann der Pandekten, des Codex und der Dekretalen und 1653 Ordinarius. Bedeutsam ist sein Pan­dek­tenkommentar (1670). Kennzeichnend ist sein Übergang von der exegetischen zu der synthe­tisch-praktischen Stoffdarstellung. Nach­hal­tige Wirkung erzielt er mit seinem (lat.) Tractatus (M.) iuridicus de inquisitionis processu (Rechtlicher Traktat über den Inquisitionsprozess) von 1648. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BrunnemannJohannTractatusiuridicusdeinquisitionisprocessu1648­.pdf; Hornung-Grove, M., Beweisregeln im Inquisitionsprozess, Diss. jur. Göttingen 1974

Brunnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [BremgartenStR. 34] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die meist von Menschen schon seit den frühen Hochkulturen künstlich eingefasste Stelle zu der Entnahme möglichst reinen Wassers von der Erdoberfläche. An Brunnen können unterschiedliche Rechte und damit auch Brunnengemeinschaften bestehen. Seit dem 19. Jahrhundert sind die einzelnen Brunnen allmählich weitgehend durch öffentlich verwaltete und danach gebührenpflichtige Wasserleitungen ersetzt, doch bestehen in Mitteleuropa auch in der Gegenwart an verschiedenen Orten noch jedermann kostenlos zugängliche Brunnen.

Lit.: Spindler, H., Der Brunnen im Recht, Diss. jur. Heidelberg 1938; zum allgemeinen statt nutzen, hg. v. Rippmann, D. u. a., 2008

Brunner, Heinrich (Wels 21. 6. 1840-Bad Kissingen 11. 8. 1915) wird nach dem Rechts­studium in Wien (1864 Institutsprüfungsarbeit über das gerichtliche Exemtionsrecht der Babenberger, 1865 Habilitation über Zeugen und Inquisitionsbeweis der karolingischen Zeit) Professor in Lemberg (ao. 1866, o. 1868), Prag (1870), Straßburg (1872) und Berlin (1873, Nachfolge Homeyer). Unter genauer Quellenkenntnis durchdringt er den geschichtlichen Stoff betont juristisch und legt nach zahlreichen Einzelarbeiten (beispielsweise über Schwurgericht, Urkunde, Landschenkung) und einer Bearbeitung der Wertpapiere (1882) 1887 den ersten Band seiner (nur) die germanische und fränkische Zeit umfassenden deutschen Rechtsgeschichte vor. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 221; Brunner, H., Forschungen zur Geschichte des deutschen und französischen Rechtes, 1894; Festschrift Heinrich Brunner, 1910; Brunner, H., Grundzüge der deutschen Rechtsgeschichte, 8. A. 1930; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, hg. v. Rauch, K., 1931; Stutz, U., Heinrich Brunner, ZRG GA 36 (1915), IX; Liebrecht, J., Brunners Wissenschaft, 2014

Brunner, Otto (Mödling/Niederösterreich 21. 4. 1898-Hamburg 12. 6. 1982) wird nach dem Studium der Geographie und Geschichte in Wien 1931 Professor und nach Erscheinen seines die Bedeutung des geltenden Staatsrechts für das Mittelalter zurück­drängenden, auf Quellenbegriffe setzenden Werkes Land und Herrschaft (1939, 5. A. 1965) von 1942 bis 1945 Leiter des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. 1954 wechselt er nach Hamburg. Gemeinsam mit W. Conze und R. Koselleck veröffentlicht er seit 1972 ein grundlegendes Sammelwerk über Geschichtliche Grundbegriffe. S. Google

Lit.: Algazi, G., Herrengewalt und Gewalt der Herren im späten Mittelalter, 1996; Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, hg. v. Schulze, W. u. a., 1999; Alteuropa oder frühe Moderne?, hg. v. Schorn-Schütte, L., 1999; Kortüm, H., Otto Brunner über Otto den Großen, (in) HZ 299 (2014) 297

Brüssel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Zenne erscheint an dem Ende des 7. Jahrhunderts. Es entwickelt sich zu dem Vorort der burgundischen Niederlande. 1830 wird es Hauptstadt des neuen Königreichs →Belgien. 1834 erhält es eine Universität. Innerhalb der europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Union ist die mehrheitlich frankophone Stadt Sitz der Europäischen Kommission.

Lit.: Favresse, F., Le conseil de Bruxelles 1282-1521, (in) Revue Belge de Philologie 9 (1930), 139; Godding, P., Le droit foncier á Bruxelles, 1960; Histoire de Bruxelles, hg. v. Martens, M., 2. A. 1979; Majerus, B., Occupations et logiques policières, 2008; Coppein, B. u. a., Histoire du barreau de Bruxelles - Geschiedenis von de balie van Brussel (1811-2011), 2012

buccellarius (lat. [M.]), Stationssoldat, „Bissennehmer“, freier grundsätzlich erblicher Anhänger eines Herrn (Codex Euricianus [um 475?] 310, Lex Visigothorum [7. Jahrhundert?] V, 3. 1), s. latein_a_z.docx

Lit.: Claude, D., Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich, 1971; Wolfram, H., Geschichte der Goten, 1979, 2. A. 1980; Wolfram, H., Die Goten, 3. A. 1990, 5. A. 2009

Buch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [Hach, LübR. 167] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (aus anfangs losen Teilen statt zu einer Rolle) zu einem Band zusammengefasste Schriftstück. Sein Inhalt kann alle Lebensbereiche des menschlichen Denkens erfassen. Rechtlich bedeutsam sind etwa Achtbuch, Gesetzbuch, Grundbuch, Lehrbuch, Rechtsbuch oder Stadtbuch. Bereits in der Antike entstehen Textsammlungen oder Bibliotheken mit bis zu einer halben Million katalogisierter Schriftrollen (Alexandria um 300 v. Chr., um 350 n. Chr. vielleicht 30 öffentliche Bibliotheken in Rom), wobei die Papyrusrolle seit der Zeitenwende durch den aus mehreren, zweiseitig fortlaufend beschriebenen, in der Mitte gefalteten und mit einem Faden aneinander befestigten und später mit einem festen Umschlag versehenen Lagen Pergament verdrängt wird und als Beschreibstoff dem Pergament seit dem 14. Jahrhundert auch in Europa das in China erfundene, billigere und einfacher herzustellende Papier folgt. Mit dem Übergang (von der vielfach in ausgeliehenen Lagen oder [lat.] peciis) abgeschriebenen Handschrift zu der Drucktechnik mit beweglichen Lettern (um 1250 in Korea vermutlich als Weiterentwicklung chinesischer Drucktechnik mit Lettern aus Ton (M.) (1), aber wenig genutzt, danach Johannes Gensfleisch genannt Gutenberg [Mainz um 1400-Mainz 3. Februar 1468] in Mainz zwischen 1440 und 1454, 1448?, Beginn mit Kalenderblättern und Sibyllen­weissagungen (lat. [N.Pl.] oracula Sibyllina], ab 1451 42zeilige Bibel mit 48 erhaltenen von ursprünglich 180 mit Hilfe zwanziger Mitarbeiter gedruckten Exemplaren zu je 1282 Seiten in Mons, Kopenhagen, Aschaffenburg, Berlin, Frankfurt am Main, Fulda, Göttingen, Kassel, Leipzig, Mainz, Mainz, München, Rendsburg, Schweinfurt, Stuttgart, Trier, Paris, Paris, Paris, Saint Omer, Cambridge, Edinburgh, Eton, London, London, London, Manchester, Oxford, Vatikan, Vatikan, Tokio, Wien, Pelplin/Polen, Lissabon, Moskau, Moskau, Cologny/­Schweiz, Burgos, Sevilla, Austin/­Texas, Cambridge/Massachusetts, New Haven/Con­necticut, New York, New York, New York, New York, Princeton, San Marino/Kalifornien, Washington D. C., nach einem Brief Enea Silvio Piccolominis von dem 12. März 1455 und dem Rubrikatorenvermerk in einem Pariser Exemplar der Gutenbergbibel Vollendung des ersten gedruckten Buches – Europas? - zwischen Frühjahr 1455 und Sommer 1456 oder nach Meuthen wohl auf Oktober 1454 anzusetzende Datierung des ältesten Bibeldrucks) wird es (nach Erstdrucken der Clementinae Mainz 1460, des Liber Sextus Mainz 1465, der Institutiones Mainz 1468, des Liber Extra Straßburg 1468/1471, des Decretum Gratiani Straß­burg 1471, des Sachsenspiegels Landrecht Basel 1474, des Codex Mainz 1475, des Digestum vetus Rom 1476 und des Infortiatum und des Digestum novum 1476) zu einer Massenware (um 1500 in dem deutschen Reich 62 Druckorte, rund 29000 Titel in Europa - davon 6000 lateinisch, mit vielleicht 17 Millionen Exemplaren, davon etwa 520000 erhalten -, darunter viele Nachdrucke und Neuauflagen), wobei seit 1473 Bücherverzeich­nisse ge­schaffen werden (Vocabularius juris utriusque [1473], Bertachinus, J., Repertori­um, 1481), seit etwa 1500 Auflagen sich in dem Inhalt unterscheiden (sog. Inkunabeln, Wiegen­drucke) und in dem 16. Jahrhundert (um 1525 Schwerpunktver­lagerung nach Lyon, Paris, 1550 Basel, 1570 Frankfurt am Main, Venedig) bereits 70 bis 90 Millionen einzelne Bücher (d. h. fast eine Million einzelne Bücher je Jahr) in dem deutschen Sprachraum (durch [in dem 16. und 17. Jahrhundert] mehr als 2662 Buchdrucker in 381 Druckorten mit rund 130000-150000 Drucken, seit 1530 Titelblatt mit Drucker und Druckort durch den Augsburger Reichstag vorgeschrieben, seit 1548 Angabe des Verfassers) hergestellt werden. Zur Sicherung gegen (billigere) Nachdrucke auf einem internationalen Markt ohne zünftischen Schutz erstreben die Drucker Privilegien von Landesherren mit strafbewehrten Verboten gegen den uner­laubten Nachdruck, deren Geltung aber grundsätzlich auf das jeweilige Territorium beschränkt ist. Der große Erfolg des Buches verstärkt seit der Reformation (1517) Martin Luthers (1521) die in dem 13. Jahrhundert beginnende Zensur (Vorzensur, in dem Heiligen römischen Reich durch einen Bücherkom­missar, in Frankfurt am Main 1579, ab etwa 1700 in Leipzig). Die Zahl der Drucke des 17. Jahrhunderts wird auf 250000 geschätzt, die des 18. Jahrhunderts auf 600000, die des 19. Jahrhunderts auf rund 1,5 Millionen, so dass man mit 17,5 Millionen deutschsprachigen Drucken seit dem 15. Jahrhundert (bis 2007) rechnet. 1871 werden in dem (zweiten) Deutschen Reich etwa 10750 Bücher und Karten verlegt. Von 1913 bis 2010 erscheinen rund 15 Millionen Drucke, wobei (in Deutschland) 1901 27998 Neuerscheinungen veröf­fent­licht werden, 1990 45000 und 2007 96479. Die Zahl der Einzelexemplare beträgt dabei in dem Jahr 2005 rund 981 Millionen. Die Zahl allein der rechtswissen­schaft­lichen Monographien steigt zwischen 1952 und 2002 von 667 auf 3634 pro Jahr. Die Zahl der Bücher schätzt der Internetkonzern Google in Abhängigkeit von der Definition weltweit 2010 auf rund 130 Millionen ein. Der 15. Dezember 1946 gilt als Geburtsstunde der Rowohlts-Rotations-Romane, durch die das bereits vor dem zweiten Weltkrieg durch die Verlage Penguin in England (1935, mit Vertrieb über Woolworth), Goldmann und Scherz verwendete Taschenbuch (handliches Format und Fächer-Klebebindung, aber niedriger Preis und dementsprechend geringe Gewinnspanne) zu Erfolg geführt wird (beispielsweise Dornenvögel, BGB-Text). Seit etwa 2000 erscheint das digitale und dementsprechend papierlose Buch auf einem eigenen Onlinemarkt.

Lit.: Reusch, F., Der Index der verbotenen Bücher, 1883ff., Neudruck 2019; Schottenloher, K., Bücher bewegten die Welt - Eine Kulturgeschichte des Buches, Bd. 1f., 1951f., 2. A. 1968; Bieber, H., Die Befugnisse und Konzessionierungen der Münchner Druckereien und Buchhandlungen, Diss. jur. München 1956; Hagemann, H., Rechtswissenschaft und Basler Buchdruck, ZRG GA 77 (1960), 241; Fischel, L., Bilderfolgen im frühen Buchdruck, 1963; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970; Holthöfer, E., Funktionsweisen gemeinrechtlicher Kommunika­tion, 1972; Presser, H., Buch und Druck, 1978; Eisenstein, E., The Printing Press as an Agent of Change, Bd. 1f. 1979; Röhring, H. Wie ein Buch entsteht, 1983, 8. A. 2008, 9. A. 2011, 10. A. 2019; Lexikon des gesamten Buchwesens, hg. v. Corsten, S., 2. A. 1987; Hoffmann, H., Buchkunst und Königtum, 1986; Bülow, M., Buchmarkt und Autoreneigentum, 1990; Giesecke, M., Der Buchdruck in der frühen Neuzeit, 1991; Rationalisierung der Buchherstellung im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, 1994; Gramlich, J., Rechtsordnungen des Buchgewerbes im Alten Reich, 1994; Janzin, M./Güntner, J., Das Buch vom Buch, 1995; Laienlektüre und Buchmarkt im späten Mittelalter, hg. v. Kock, T. u. a., 1997; Neddermeyer, U., Von der Handschrift zum gedruckten Buch, 1998; Geschichte der Buchkultur, Bd. 1ff., hg. v. Mazal, O. u. a., 1999; Füssel, S., Gutenberg und seine Wirkung, 1999; Zimmer, D., Die Bibliothek der Zukunft, 2000; Osler, D., Catalogue of Books printed, 2000; Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Jäger, G. u. a., 2001ff.; Haegen, P. van der, Der frühe Basler Buchdruck, 2001; Soetermeer, F., Utrumque ius in peciis, 2002; Casson, L., Bibliotheken in der Antike, 2002; Antike Bibliotheken, hg. v. Hoepfner, W., 2002; Hiller, H./Füssel, S., Wörterbuch des Buches, 6. A. 2002, 7. A. 2007; Juristische Buchproduktion im Mittelalter, hg. v. Colli, V., 2002; Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich, Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa, 1992ff., CD-ROM-Edition 2003; Agati, M., Il libro manoscritto, 2003; Darnton, R., Die Wissenschaft des Raubdrucks, 2003; Meyer, S., Bemühungen um ein Reichsgesetz gegen den Büchernachdruck, 2004; Wadle, E., Goethes Wünsche zum Nachdruckschutz, ZRG GA 122 (2005) 301; Reclams Sachlexikon des Buches, hg. v. Rautenberg, U., 2. A. 2003; Haus- und Familienbücher in der städtischen Gesellschaft, hg. v. Studt, B., 2006; Verbergen – Überschreiben – Zerreißen, hg. v. Körte, M. u. a., 2007; Reske, C., Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, 2007; Koppitz, H., Die kaiserlichen Druckprivilegien, 2007; Empell, H., Gutenberg vor Gericht, 2008; Osler, D., Bibliographica Iuridica Jurisprudence of the Baroque, Bd. 1ff. 2009; Löhr, I., Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte, 2010; Mintzel, A., Von der schwarzen Kunst zur Druckindustrie, 2011; Eichacker, T., Die rechtliche Behandlung des Bü­cher­nachdrucks im Nürnberg des 17. Jahrhunderts, 2013; Hauschild, S. Skriptorium - Die mittelalterliche Buchwerkstatt, 2013; Hoffmann, G. u. a., Neue juristische Bibliographien und andere Informationsmittel, 2013; A Companion to the Early Printed Book in Britain 1476-1558, hg. v. Gillespie, V. u. a., 2014; Ochs, H., Gutenberg und sine frunde, 2014; Völker, D., Das Buch für die Massen – Taschenbücher und ihre Verlage, 2014; Jochum, U., Bücher – Vom Papyrus zum Ebook, 2015; Adam, C., Der Traum vom Jahre Null – Autoren, Bestseller, Leser - Die Neuordnung der Bücherwelt in Ost und West nach 1945, 2016; Textkünste, hg. v. Schneider U., 2016; Andersch, U., Die Diskussion über den Büchernachdruck in Deutschland um 1700 bis 1815, 2018; Flachowsky, S., Zeughaus für die Schwerter des Geistes – Die Deutsche Bücherei in Leipzig 1912-1945, 2018; Rau, C., Nationalbibliothek im geteilten Land – Die Deutsche Bücherei 1945-1990, 2018; Der Papst und das Buch im Spätmittelalter, hg. v. Berndt, R., 2018; Boardley, J., Die Erfindung des Buchs. Zwölf Innovationen der frühen Druckgeschichte, 2020; Bellingradt, D., Vernetzte Papiermärkte, 2020; Schmitz, C., Buchbesitz und Buchbewegungen im Mainz der frühen Neuzeit, 2020 (48 Buchsammler mit 1383 Bucheinheiten); Scholtyseck, J., Reinhard Mohn – Ein Jahrhundertunternehmer, 2021

Buch, Johann von (um 1290 oder vor 1305-nach oder um 1356), aus einer seit 1194 als Herren von Buch (bei Tangermünde) bezeugten altmärkischen ritterlichen Familie, ist nach dem Studium in Bologna (1305) Ratgeber und Richter des Markgrafen von Brandenburg (1332 Haupt­mann der Mark, 1336 [lat.] capitaneus [M.] generalis, Generalhauptmann, zwischen 1321 und 1356 in vielen Urkunden belegt). Er teilt das Landrecht des →Sachsenspiegels in drei Teile, versieht es mit einer die Übereinstimmung mit dem römischen und kirchlichen Recht darlegenden Glossierung (buchsche Glosse, Konkordanzliteratur) und verfasst um 1335 den →Richtsteig Landrechts. S. Google

Lit.: Steffenhagen, E., Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels, (in) SB. d. Akad. Wien 114 (1887), 309; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 29; Kannowski, B., Zwischen Appellation und Urteilsschelte - Über das Rechtsdenken des Johann von Buch, ZRG 123 (2006), 110

Buchau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500, bearb. v. Seigel, R. u. a., 2009

Buchda, Gerhard ([Stadt]Roda/Thüringen 22. 10. 1901-Stadtroda/Thüringen 20. 12. 1977), Verwaltungsamtmannssohn, wird nach kauf­männischer Lehre in Hannover und Studium der Rechts­wissenschaft in Jena (1923-1926) 1930 promoviert (Das Privatrecht Immanuel Kants) und 1934 habilitiert (Geschichte und Kritik der deutschen Gesamthandslehre, betreut von Rudolf Hübner). 1937 wird er zu einem außer­ordentlichen Professor an die Universität Halle-Wittenberg berufen und 1939 zu einem ordentlichen Professor ernannt, 1945 entlas­sen. 1949 wird er nach Jena berufen, wo er 1967 emeritiert wird. S. Google

Lit.: Lieberwirth, R., Nachruf, ZRG GA 95 (1978), 492; Gedächtnisschrift für Gerhard Buchda, hg. v. Krahner, L. u. a., 1997

Buchdruck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1530 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Buch

Bücherkommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1705 [Schudt, JüdMerw. III 2] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort büchercommissario um 1530, M.) ist der mit der Bücherzensur beauftragte Amtsträger (durch Papst Sixtus IV. für Universität Köln 1479), dem päpstliche Beauftragte seit dem 13. Jahrhundert (Paris 1323) vorausgehen. 1579 wird für das Reich ein ständiges Bücherkommissariat (Reichsfiskal­prokurator an dem Reichskammergericht) in Frankfurt am Main eingerichtet (um 1725 dem Reichshofrat angegliedert), das ohne geringe tatsächliche Bedeutung bis 1792 als Bücherschätzer wirkt.

Lit.: Widmann, F., Geschichte des Buchhandels, 1952; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970

Buchführer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1523 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [BernMand. XVII 17 P 49 und TirolLO. 1532 Privilegium] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Buchhändler, Führer eines Buches, Führer eines Geschäftsbuchs

Buchführung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1805 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Buchhaltung

Buchhalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1536 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in verschiedenen Bedeutungen ab 1548 [Schmeltzl, Lobspruch 1075] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Führer eines Geschäftsbuchs

Buchhaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1693 [AbhSchweizR. 28 S. 164] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufzeichnung von Geschäftsvorfällen eines Unternehmers in Büchern zwecks Erlangung von Übersicht. Älteste Versuche in dieser Richtung finden sich bereits in dem dritten vorchristlichen Jahrtausend in dem Vorderen Orient. In dem Mittelalter erscheinen die ersten Anfänge unter byzantinisch-arabischem Einfluss in Venedig in dem 10. Jahrhundert (Genua 1157, Bologna, Lübeck 13. Jahrhundert, Regensburg 14. Jahrhundert). Das älteste erhaltene Kaufmannsbuch Oberdeutschlands ist das Schuldbuch der Familie Holzschuher (Nürnberg 1304). In dem 14. Jahrhundert entwickelt sich die doppelte Buchführung mit doppelter Eintragung unter Soll und Haben (Genua 1327). Lehrwerke der Buchhaltung erscheinen seit 1494 (Pacioli, L. [Borgo San Sepolcro/Toskana um 1445-Rom? 1514 oder 1517, Mathematiker] in Venedig). In Frankreich schreiben Ordonnance du commerce (1673) und Code de commerce (1807) Art und Weise der Buchhaltung vor. In dem 19. Jahrhundert führt die Industrialisierung zu der technischen Verfeinerung und greift der Staat ordnend ein. Hinter dem privaten Kaufmann bleibt dabei die öffentliche Verwaltung (kameralistische Buchhaltung, Österreich 18. Jahrhundert) je­weils deutlich zurück. Auf Grund Richtlinien der Europäischen Gemeinschaften wird in der Bundesrepublik Deutschland mit dem Bilanz­richtliniengesetz ein eigenes Buch des Han­delsgesetzbuchs für das Buchführungsrecht und Bilanzrecht geschaffen. Daneben finden internationale Grundsätze vielfache Anerkennung (Gene­rally accepted accounting principles, Inter­national Accounting Standards, International Financial Reporting Standards).

Lit.: Jäger, E., Beiträge zur Geschichte der Doppelbuchführung, 1874, Neudruck 1978; Penndorf, B., Geschichte der Buchhaltung in Deutschland, 1913; Sykora, G., System und Methoden der Buchführung, 1952; Melis, F., Aspetti della vita economica medievale, 1962; Thomson, H. u. a., Foreign Books in Bookkeeping and Accounts – 1494-1750 – A Bibliography, 1968; Chatfield, M., A History of Accounting Thought, 1977; Rehse, E., Der Bilanzbuchhalter, 1986; Edwards, J., A History of Financial Accounting, 1989; Weiss, S., Buchhaltung und Rechnungswesen des Avignoneser Papsttums (1316-1378), 2003; Gleeson-White, J., Soll und Haben – Die doppelte Buchführung und die Entstehung des modernen Kapitalismus, 2015

Bückeburg (Wort Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Sommer, R., Bückeburger Häuserbuch – Bürger gestalten ihre Stadt 1419-1918, 2021

Bückler, Johannes (1778? oder um 1780-1803) →Schinderhannes, s. Google

Budaeus →Budé, s. Google

Budapest an der Donau entsteht 1872 durch Zusammenlegung der auf antiken Grundlagen ruhenden, 1148 erstmals erwähnten Städte Buda (Ofen) und Pest (kurz nach 1230 deutsche Gründung), die 1526 bzw. 1541 von den Osmanen erobert werden (bis 1686). 1635 wird eine Universität eingerichtet. 1872 wird Budapest Hauptstadt der transleithanischen Reichs­hälfte Österreich-Ungarns, 1918 Hauptstadt Ungarns. S. Google

Lit.: Das Ofner Stadtrecht, hg. v. Mollay, K., 1959; Mesterházi, L., Tausendjähriges Budapest, 1970; Blazovich, L. u. a., Buda város jogkönyve, 2001; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum Ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007

Budé (Budaeus), Guillaume (Paris 26. 1. 1468-23. 8. 1540) tritt nach dem Rechts­studium in Orléans (1483-86) in den Dienst des Königs Frankreichs. Nach einer Plutarch­übersetzung aus dem Spanischen (1503) legt er 1508 (lat.) Annotationes (F.Pl.) in pandectas (Anmerkungen zu den Pandekten) vor, in denen er die Pandekten philologisch-historisch unter­sucht und das erste Beispiel des (lat.) →mos (M.) Gallicus (gallische Art) gibt. Die Anwendbarkeit der in sich uneinheitlichen Rechtssammlung auf seine Gegenwart verneint er. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Delaruelle, L., Guillaume Budé, 1970

Buer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) 1003 erstmals erwähnt, 1911 Stadtrecht, 1928 mit Horst in Gelsenkirchen eingemeindet, s. Google

Lit.: Buer 1911, hg. v. Goch, S. u. a. 2013

Budget (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt  und in DW2 1798 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1798 [Zeitung] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische aus dem Lateinischen des Altertums – zu lat. [F.] bulga, Tasche - und dem Gallischen kommend teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Haushalt, Gesamtheit verfügbarer Geldmittel

Budgetrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische, Lateinische des Altertums, das Gallische bzw. Keltische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das Recht, Einnahmen und Ausgaben in dem Staatshaushalt (Budget, zu lat. [F.] bulga, Tasche) durch Gesetz festzulegen. Es geht in dem 19. Jahrhundert von dem Landesherrn auf das →Parlament über (Preußen 1850).

Lit.: Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019

Büdingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.). S. Google

Lit.: Philippi, H., Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954

Bugenhagen, Johannes (Wollin/Pommern 24. 6. 1485-Wittenberg 19. 4. 1558) wird nach artistischem Studium in Greifswald 1504 Rektor der Ratsschule in Treptow an der Rega, der zu einem Priester geweiht wird und als Notar amtet. 1517/1518 verfasst er die erste auf Quellen gestützte Geschichte Pommerns. 1521 schließt er sich der Reformation Martin Luthers in Wittenberg an, wird 1523 Stadtpfarrer Wittenbergs und verfasst nach einem teilweisen Wechsel von Braunschweig (Mai 1528) aus Kirchenordnungen für Hamburg (1528/1529), Lübeck (1530/­1532), (nach der Promotion von 1533) Pommern (1534/1535), Dänemark (1537/1539), Holstein, Braunschweig-Wol­fen­­büttel und Hildesheim (1542). S. Google

Lit.: Sehling, E., Die evangelischen Kirchenordnungen, 1ff. 1911ff.; Johannes Bugen­hagen, hg. v. Leder, H., 1984; Leder, H., Johannes Bugenhagen, 2002; Lorentzen, T., Johannes Bugenhagen als Reformator der öffentlichen Fürsorge, 2008

Bukarest erscheint auf antiken Siedlungs­spuren in dem 13. Jahrhundert als Marktflecken. 1862 wird es Hauptstadt Rumäniens. 1864 erhält Bukarest eine Universität. S. Google

Bukowina (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Buchenland) an dem Osthang der Karpaten ist in dem Altertum von Dakern und Bastarnen, seit dem 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Über das Reich von Kiew und das Fürstentum Halitsch-Wolhynien kommt das Gebiet seit dem 14. Jahrhundert zu dem Fürstentum Moldau, das ab 1512 unter den Einfluss des Osmanischen Reiches gerät. 1775 gelangt die Bukowina nach Besetzung (1774) durch Vertrag an →Österreich (Teil Galiziens), wo sie 1849 eigenes Kronland wird. 1919 fällt sie an →Rumänien, 1940 in dem Norden an die Sowjetunion, nach deren Auflösung 1991 an die Ukraine. Die unter der Herrschaft Österreichs zugezogenen, seit etwa 1780 dort lebenden rund 96000 Deutschen werden 1940 als Folge einer Vereinbarung Adolf Hitlers mit Josef Stalin in das Deutsche Reich umgesiedelt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Scharr, K., Die Bukowina, 2007; Scharr, K., Die Landschaft Bukowina, 2010; Der franziszeische Kataster im Kronland Bukowina, hg. v. Rumpler, H. u. a., 2015

Bulgarien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) südlich der unteren Donau ist anfangs von Thrakern besiedelt, die in dem 5. Jahrhundert v. Chr. unter die Herrschaft der Makedonier und in dem 2. Jahrhundert v. Chr. der Römer kommen. In dem 7. Jahrhundert entsteht aus Slawen, Thrakern, Awaren und Turkvölkern das Volk der Bulgaren, das 681 und 1185 zu einem eigenen Reich findet. 1393/1396 fällt Bulgarien an die Osmanen (Türken). 1877/1878 löst sich Bulgarien teilweise, 1908 als eigenes Zarenreich vollständig von der türkischen Herrschaft. 1892 wird eine juristische Fakultät in Sofia gegründet. 1945 wird Bulgarien kommunistisch. Sein Recht ist entsprechend dieser Entwicklung römisch, slawisch, osmanisch, westlich (französisch, deutsch, aber auch russisch), sozialistisch (1951 Außerkraftsetzung aller vor 1944 verabschiedeten Gesetze) und nach 1990 demokratisch geprägt. 2007 wird Bulgarien Mitglied der Europäischen Union.

Lit.: Angelov, D. u. a., Istorija na bulgarskata feodalna darzhava i pravo, 1972; Stefanov, I. u. a., Bulgarien, 1975; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,243; Revolution auf Raten – Bulgariens Weg zur Demokratie, hg. v. Höpken, W., 1996; Knaus, G., Bulgarien, 1997; Crampton, R., A Concise History of Bulgaria, 1997; Härtel, H. u. a., Bulgarien, 1998; 100 Jahre Handelsgesetzbuch, hg. v. Paschke, M. u. a., 1998; Manolova, M., Istorija na darzhvata i pravoto, 2001; Tokuschev, D., Istorija na novobulgarskata darzhava i pravo, 2001; Öffentlichkeit ohne Tradition, hg. v. Heppner, H., 2003; Ziemann, D., Vom Wandervolk zur Großmacht, 2006; Köbler, G., Rechtsbulgarisch, 2006; Brunnbauer, U., Die sozialistische Lebensweise, 2007; Ziemann, D., Vom Wandervolk zur Großmacht, 2007; Stepanov, C., The Bulgars, 2010; Draganova, V., Recht durch Transfer – Der Anfang des bulgarischen Rechtssystems 1878-1920, 2015; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Stolleis, M. u. a., 2015

Bulgarus (Bologna? vor 1100?-1. 1. 1166?) ist ein Glossen zu allen Teilen der justinianischen Kompilation, einen Apparat zu (lat.) De regulis iuris (über die Rechtsregeln), einen (lat.) Tractatus de iudiciis (Traktat über Gerichte), Quaestiones (Fragen), Summulae (kleine Summen), Distink­tionen, Casus Codicis (Fälle aus dem Codex) und anderes verfassender Glossator. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 162

Bulle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um1000 bezeugt – um 1250 [Die Statuten des Deutschen Ordens] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250 [DOrdStat. 103] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die ein Siegel umschließende Kapsel, das (vorwiegend päpstliche) Siegel (meist aus Gold oder Blei) sowie die mit ihm versehene Urkunde (zwischen [lat. F.Pl.] litterae und [N.] privilegium oder einfachem Brief und feierlichem Privileg). Aus Byzanz kommt die Bleibulle in dem 6. Jahrhundert in die päpstliche Kanzlei und von dort an dem Ende des 8. Jahrhunderts an den fränkischen Hof (1226 Goldene Bulle von Rimini, 1356 →Goldene Bulle Karls IV.). In der Bulle (lat.) Unam sanctam (ecclesiam, eine heilige Kirche) von dem 18. 11. 1302 begründet (Papst) Bonifaz VIII. einen Anspruch des Papstes auf Universalherrschaft auch in weltlichen Angelegenheiten (Es ist zu dem Heile für jedes menschliche Wesen durchaus unerlässlich, dem römischen Papst unterworfen zu sein).

Lit.: Eitel, A., Über Blei- und Goldbullen im Mittelalter, 1912; Ewald, W., Siegelkunde, 1914; Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. 1356, bearb. v. Müller, K., 1970; Frenz, T., Papsturkunden, 1986, 2. A. 2000; Stieldorf, A., Basiswissen Siegelkunde, 2004

Bund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – um 1185 [Klagebüchlein des Hartmann von Aue] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 13. Jahrhundert [NürnbPolO. 304] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb binden mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) ist die (gewollte) Verbindung (von Menschen) zu einer übergeordneten Einheit. Politisch bedeutsam sind beispielsweise der →Rheinbund von 1806 oder der →Deutsche Bund (1815-1866). In dem Bundesstaat kann auch der Gesamtstaat als Bund bezeichnet werden.

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 582; Bünde - Städte - Gemeinden, hg. v. Freitag, W. u. a., 2009; Gellinek, C., Bundesordnung in der deutschen Geschichte, 2019

Bundesakte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz -und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie 1815 verwendet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Deutsche Bundesakte

Bundesarbeitsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie 1953 verwendet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in arbeits­rechtlichen Streitigkeiten mit Sitz in Kassel bzw. Erfurt (1996).

Lit.: 25 Jahre Bundesarbeitsgericht, hg. v. Gamillscheg, F. u. a., 1975; Grunsky, W., Arbeitsgerichtsgesetz, 6. A. 1990; 50 Jahre Bundesarbeitsgericht, hg. v. Oetker, H. u. a., 2004; Dieterich, T., Ein Richterleben im Arbeits- und Verfassungsrecht, 2016

Bundesexekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Deutschen Bund (1815-1866) die Ausführung der Bundesakte, der Bundes­beschlüsse und gerichtlicher und gerichts­ähnlicher Entscheidungen durch den Deutschen Bund gegenüber einem Bundes­glied (beispielsweise 1830 gegen Braunschweig, 1834 gegen Frankfurt, 1864 gegen Dänemark sowie formlos 1866 gegen Preußen).

Bundesfinanzhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1950, M.) ist seit 1950 das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in Finanz­streitigkeiten mit Sitz in München. Der Bundesfinanzhof ist Nachfolger des zu dem 1. 10. 1918 eingerichteten Reichsfinanzhofs.

Lit.: Offerhaus, K., Der Bundesfinanzhof, 1985, 3. A. 1993, 7. A. 2009; 60 Jahre Bundesfinanzhof, hg. v. Bundesfinanzhof, 2010

Bundesgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gericht eines Bundes

Bundesgerichtshof (Wort [M.] in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1934 bzw. 1950) ist seit 1. 10. 1950 als Nachfolger des 1945 bei Ende des Zweiten Weltkriegs aufgelösten Reichsgerichts das oberste Gericht der ordentlichen Gerichtsbar­keit der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz (nicht wie von [der Regierung] Konrad Adenauer gewünscht in Köln, sondern) in Karlsruhe (Präsidenten 1950 Hermann Weinkauff, [zwischen 1954 und 1964 mehr als 70 Prozent aus der Zeit vor 1945 übernommene Richter und Staatsanwälte,] 1960 Bruno Heusinger, 1968 Robert Fischer, 1977 Gerd Pfeiffer, 1988 Walter Odersky 1996 Karlmann Geiß, 2000 Günther Hirsch, 2008 Klaus Tolksdorf, 2014 Bettina Limperg). Wichtige Ent­scheidungen betreffen die Strafbarkeit der Kuppelei, die Anerkennung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, die Anerkennung der finalen Handlungslehre in dem Strafrecht, die Anerkennung des Anwartschaftsrechts und des Sicherungsei­gentums oder die Anerkennung der Produ­zentenhaftung).

Lit.: Möhring, P., 25 Jahre Bundesgerichtshof, (in) NJW 1975, 1820; 25 Jahre Bundesgerichtshof, hg. v. Krüger-Nieland, G., 1975; Otto, J., Bibliothek des Bundes­gerichtshofs, 1996 (rund 475000 Bände); Pieper, K., Palais im Park, 1999; Medicus, D., Entscheidungen des BGH als Marksteine für die Entwicklung des allgemeinen Zivilrechts, (in) NJW 2000, 2921; Die Praxis des Bundesgerichtshofes im deutschen Rechtsleben, hg. v. Canaris, C. u. a., Bd. 1ff. 2000; Schubert, W./Glöckner, H., Vom Reichsgericht zu dem Bundesgerichtshof, (in) NJW 2000, 2971; Fortitudo temperantia - Die Rechtsanwälte am Reichsgericht und beim Bundesgerichtshof, hg. v. d. Verein der beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwälte, 2000; Geiß, K., Fünfzig Jahre Bundesgerichtshof, 2001; Ohe, A. v. d., Das Gesellschaftsbild des Bundesgerichtshofs, 2010

Bundesgerichtshof ([M.] in Österreich, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das ab 15. 7. 1934 den Verfassungsgerichtshof und den Verwaltungsgerichtshof ersetzende Ge­richt, das 1938 durch den Anschluss seine verfassungsgerichtliche Zuständigkeit verliert, durch Verordnung von dem 11. 1. 1940 in Ver­waltungsgerichtshof in Wien umbenannt wird und 1941 in dem Reichsverwaltungsgericht (bis 1945) auf­geht.

Bundesgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen in Bundesgesetzblatt – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gesetz eines Bundes

Bundesgesetzblatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und 1867 verwendet, N.) ist das Gesetzblatt für Bundesgesetze (beispielsweise für den Norddeutschen Bund, in Deutschland oder in Österreich).

Bundesintervention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Deutschen Bund (1815-1866) die Möglichkeit des Eingreifens des Bundes in die inneren Angelegenheiten eines Mitgliedstaats zu der Wahrung der inneren Sicherheit auf Ersuchen oder bei Handlungs­unfähigkeit der Regierung.

Bundeskanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der politische Führer der Regierung in Deutschland (1949, Richtlinienkompetenz) und Österreich (1920, seit 1929 durch Bundespräsidenten ernannt) sowie die Amtsbezeichnung Otto von Bismarcks in dem Norddeutschen Bund (von 1867 bis 1870/1871).

Lit.: Die Bundeskanzler und ihre Ämter, hg. v. d. Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland u. a., 2006; Milde, G., Entscheidungsprozesse von Spitzenpolitikern, 2016

Bundeskartellamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums und das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar - 1957, N.) ist das 1957 in Deutschland gegründete Bundesamt für Kartellangelegenheiten.

Lit.: 50 Jahre Bundeskartellamt, 2007

Bundesoberhandelsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gengenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar - 1869, N.) ist das für Handelssachen durch Gesetz des Norddeutschen Bundes von dem 12. 6. 1869 gegründete und in Leipzig eingerichtete, nationalliberal besetzte Gericht (Präsident Heinrich Eduard Pape 1816-1888). 1871 wird es zu dem auch die süddeutschen Staaten erfassenden Reichsoberhandelsgericht des (zweiten) Deutschen Reiches, das 1879 in dem →Reichsgericht aufgeht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 195; Behrend, J., Das Bundesoberhandelsgericht, (in) Z. f. Gesetzgebung und Rechtspflege in Preußen, 3, 200; Müller, K., Der Hüter des Rechts, 1997; Weiss, A., Die Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts in Strafsachen, 1997; Winkler, S., Das Bundesoberhandelsgericht und das spätere Reichsoberhandelsgericht, 2001; Henne, T., Rechtsharmonisierung durch das „Reichsgericht“ in den 1870er Jahren, 2005

Bundespräsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Staatsoberhaupt in der Bundesrepublik Deutschland (1949, Wahl durch besondere Bundesversammlung) und Österreich (1920, Wahl durch den Nationalrat, seit 1929 Wahl durch das Volk).

Bundesrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1504 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (von 1867 bis 1870/1871 in dem →Norddeutschen Bund [eigentlich eher ein Fürstenhaus] und) in dem Deutschen Reich von 1871 das die Mitwirkung der Einzelstaaten an dem Bundes­geschehen ermöglichende Organ, das als Träger der obersten Gewalt den Gesamtstaat als Einheit repräsentiert (Staatenhaus der gescheiterten Reichsver­fassung von 1848/1849). Von seinen 58 Stimmen entfallen 17 auf Preußen (Möglichkeit der Verhinderung jeder Ver­fassungsänderung), 24 auf 7 mittlere Staaten und je eine auf die übrigen 17 kleinen Länder. Mit dem →Reichstag erlässt der Bundesrat Gesetze, wobei ein komplexes Vertretungssystem unter den Kleinstaaten sicherstellt, dass ein Großteil der kleinen Fürstentümer stets mit Preußen stimmt und dadurch zuverlässige Mehrheiten für Preußen bereitstellt, so dass die Reichsleitung den Bundesrat fest in den Griff bekommt, was die Zentralisierung der föderalen Kompetenzstruktur ermöglicht. In dem Februar 1919 wird dieser Bundesrat durch den Staatenausschuss und nach der Verfassung des Deutschen Reiches an dem 14. 8. 1919 an durch den Reichsrat ersetzt, der 1934 aufgelöst wird. Auch die Bundesrepublik Deutschland kennt einen Bundesrat als (weisungsgebundene) Vertretung der (11 bzw. seit 1990) 16 Länder, ebenso Österreich (Art. 24 Bundes-Verfassungsgesetz, mindestens drei Mitglieder für jedes Bundesland, Abstim­mung regelmäßig nach Parteizugehörigkeit, bei Berührung von Länderinteressen absolutes Vetorecht gegenüber Beschlüssen des Natio­nalrats).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 174, 195, 220, 248, 257; Reincke, H., Der alte Reichstag und der neue Bundesrat, 1906; Maunz, T., Der Bundesrat in Vergangenheit und Gegenwart, (in) Hist. Jb. 74 (1955), 446; Ziller, G. u. a., Der Bundesrat, 10. A. 1998; Der Bundesrat, hg. v. Bundesrat, 1974; Scholl, Udo, Der Bundesrat in der deutschen Verfassungsentwicklung, 1982; Vierzig Jahre Bundesrat, hg. v. Bundesrat, 1989; Klein, E., Die Rolle des Bundesrates und der Länder, 1998; Lilla, J., Föderalismus in historisch-vergleichender Perspektive, 2014 (725 Kurzbiographien); Haardt, O., Innenansichten des Bundesrates im deutschen Kaiserreich 1871-1918, (in) HZ 310 (2020), 333

Bundesrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, vor 1841, N.) ist vor allem das von dem Bund der Bundesrepublik Deutschland geschaffene bzw. übernommene Recht, in einem weiteren Sinn das Recht jeden Bundes.

Lit.: Zachariä, H., Deutsches Staats- und Bundesrecht, Bd. 1f. 1841, 3. A. 1867; Bluntschli, J., Geschichte des schweizerischen Bundesrechts, 1875

Bundesregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die Regierung eines Bundesstaats.

Lit.: Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, hg. v. Booms, H., 1953ff.; Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, hg. v. Bundesarchiv, Bd. 1ff. 1979ff. (http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0000/index/html ; Die Mitglieder der Bundesregierungen, hg. v. Kempf, U. u. a., 2000; Kanzler und Minister 1949-1998, hg. v. Kempf, U., 2001

Bundesrepublik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1949 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die föderalistische Republik (beispielsweise Österreich, Deutschland).

Bundesrepublik Deutschland (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der nach der Niederlage der Achsenmächte Deutsches Reich, Italien und Japan gegen die Alliierten (Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjet­union, Großbritannien und Frankreich) in dem Zweiten Weltkrieg (8. Mai 1945 Kapitulation des Deutschen Reiches), nach der Wieder­verselbständigung des sich 1938 an das Deutsche Reich anschließenden Österreich und nach der Einteilung des Deutschen Reiches in vier Besatzungszonen aus diesen Besatzungszonen der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritanniens und Frankreichs über die Bizone der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritanniens (1946 bzw. 1. 1. 1947) und die Trizone (einschließlich der Besatzungszone Frank­reichs 8. 4. 1948) auf Grund einer Londoner Konferenz zu dem 23. 5. 1949 gebildete deutsche Bundesstaat mit den Ländern Baden (bis 1951/1952), Württemberg (bis 1951/1952, dann Baden-Württemberg), Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Nie­dersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und (West-Berlin sowie ab dem 1. 1. 1957) Saarland und (ab 1990) (Berlin,) Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sach­sen-Anhalt sowie Thüringen. Seine Ver­fassung ist das auf Aufforderung der westlichen Besatzungs­mächte (über die Ministerpräsidenten der westlichen Länder) von einem Verfassungs­konvent in Herren­chiem­see (1948) und einem Parla­men­tarischen Rat (ab 1. 9. 1948) erar­beitete, an dem 23. 5. 1949 verkündete Grundgesetz, dem gegenüber ein Besatzungs­statut wichtige Bereiche den Besatzungs­mächten vorbehält (einge­schränkt durch Deutschlandvertrag von 1955, beendet 1990). Auf Grund des Gewichts des Ver­hältniswahlrechts in dem ge­mischten Wahl­rechtssystem stehen sich Bundesregierung und Koalitionsparteien einer­seits und Oppo­sitionsparteien ande­rerseits gegenüber. Jedes Gesetz kann von dem Bun­desverfassungsgericht auf seine Verfas­sungs­mäßigkeit überprüft werden. Seit 1951 verbindet sich die Bundesrepublik Deutschland mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg sowie später weiteren europäischen Staaten zu europäischen Ge­mein­schaften (für Kohle und Stahl, 1957 für Atom­wesen und für Wirtschaft), zu der Europäischen Gemein­schaft bzw. 1992 zu der Euro­päischen Union. Nach dem Grund­lagenvertrag von dem 21. 12. 1972 treten Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik 1973 den Vereinten Nationen bei. An dem 11. September 1989 kurz nach Mitternacht öffnen Ungarn und Österreich durch die Außenminister mit Drahtscheren den verrosteten Eisernen Vorhang zwischen Ostblock und westlichen Staaten, so dass etwa 7000 in Ungarn versammelte Staatsangehörige der Deutschen Demokratischen Republik nach Österreich gelangen können, womit die Herstellung einer deutschen Einheit einsetzen kann. An dem 3. 10 1990 tritt die Deutsche Demo­kratische Republik auf Grund (des Vertrags über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik von dem 18. 5. 1990 und) des Einigungsvertrags von dem 31. 8. 1990 der Bundesrepublik Deutschland bei. Die Übertragung des bundesdeutschen Sozialstaats auf die neuen Bundesländer ist politisch alternativlos, verschärft aber die latente Krise des Sozialstaats. Die Finanzierung belastet besonders die unteren und mittleren Bevölkerungsschichten. Die sozialpolitisch begründete Erhöhung der Entgelte verschlechtert die Wettbewerbsfä­hig­keit. Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland wird das Recht vielfach verändert. 2021 verlieren nach einer großen Koalition mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und kurzsichtiger Personalentscheidung die Christlich Demokratische Union und die Christlich Soziale Union die Stellung als stärkste Bundestagsfraktionsgemeinschaft an eine Mehrheit von Sozialdemokratischer Partei Deutschlands, Grüne und Freie Demokratische Partei Deutschlands, die angeblich Modernisierung, Ökologisierung und Digitalisierung anstrebt, vermutlich aber hauptsächlich den Bürger weiter belasten und deswegen auf Preissteigerungen zu Lasten des Bürgers setzen wird.

Lit.: Schwarz, H., Vom Reich zur Bundesrepublik, 1966; Akten zur Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 1ff. 1976ff.; Bewegt von der Hoffnung aller Deutschen, hg. v. Benz, W., 1979; Rupp, H., Politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 1979, 4. A. 2009; Roßnagel, A., Die Änderungen des Grundgesetzes, 1981; Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Bracher, K., Bd. 1ff. 1982ff.; Benz, W., Von der Besatzungsherrschaft zur Bundesrepublik, 1984; Morsey, R., Die Bundesrepublik Deutschland, 4. A. 2000; Schröder, J., 40 Jahre Rechtspolitik im freiheit­lichen Rechtsstaat, 1989; 40 Jahre Bundesrepublik, hg. v. Nörr, K, 1990; Thränhardt, D., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2. A. 1996; Kröger, K., Einführung in die Verfassungsgeschichte der Bundesrepublik Deutsch­land, 1993; Geschichte der deutschen Einheit, Bd. 1ff. 1997ff.; Birke, A., Die Bundesrepublik Deutsch­land, 1997, 2. A. 2011; Ritter, G., Über Deutschland, 1998; Schäfer, J., Deutsche Geschichte (CD-ROM), 1998; ZEIT-Geschichte der Bonner Republik, hg. v. Dönhoff, M. u. a., 1999; Görtemaker, M., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 1999; Nörr, K., Die Republik der Wirtschaft, Teil 1 1999, Teil 2 2007; Fünfzig Jahre Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Conze, E. u. a., 1999; Frei, N., Vergangenheitspolitik, 1999; Baring, A., Es lebe die Republik, 1999; Dippel, H., Die Konstitutionalisierung des Bundesstaats, (in) Der Staat, 1999, 221; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, Wolfgang, 1999; Rupp, K., Politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 3. A. 2000; Kielmannsegg, P. Graf, Nach der Katastrophe, 2000; Reichel, P., Vergangenheitsbewältigung in Deutschland, 2001; Recker, M., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2002; Utz, F., Preuße, Protestant, Pragmatiker - Der Staatssekretär Walter Strauß und sein Staat, 2003; Rödder, A., Die Bundesrepublik Deutschland 1969-1990, 2004; Die Bundesrepublik Deutschland. Staatshandbuch, 2003; Wolfrum, E., Die Bundesrepublik Deutschland (1949-1990), 2005; Book, A., Die Justizreform in der Frühzeit der Bundesrepublik, 2005; Lappenküper, U., Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1990, 2008; Ipsen, J., Der Staat der Mitte, 2009; Bevers, J., Der Mann hinter Adenauer, 2009; Ritter, G., Wir sind das Volk, 2009; Weizsäcker, R., Der Weg zur Einheit, 2009; Benz, W., Auftrag Demokratie, 2009; Pierson, T., 1968 und das Recht, ZRG GA 128 (2011), 391; Gehler, M., Deutschland, 2010; Hesse, E., Systemwechsel in Deutschland, 2010; Rechtsentwicklungen im vereinten Deutschland, hg. v. Weiß, N., 2011; Staat und Recht in Teilung und Einheit, hg. v. Krüper, J. u. a., 2011; Fichtner, T. u. a., Dutschkes Deutschland, 2011; Reform und Revolte, hg. v. Löhnig, M. u. a., 2012; Hilpert, D., Wohlfahrtsstaat der Mittelschichten?, 2012; Schwarz, P., Helmut Kohl, 2012; Heumann, H., Hans-Dietrich Genscher, 2012; Imgrund, B. 101 deutsche Orte die man gesehen haben muss, 2012, 4. A. 2014; Herold, M., Die rechtliche Entstehung der Bundesländer, 2012; Rigoll, D., Staatsschutz in Westdeutschland, 2013; Michels, E., Guillaume, der Spion, 2013; Wolfrum, E., Rot-Grün an der Macht. Deutschland 1998-2005, 2013; Wiegeshoff, A., Wir müssen alle etwas umlernen, 2013; Die Rosenburg - Das Bundes­minis­terium der Justiz und die NS-Vergangenheit, hg. v. Görtemaker, M. u. a., 2013, 2. A. 2013; Koerfer, D., Diplomatenjagd, 2013; Ritter, G., Hans-Dietrich Genscher, 2013; Radkau, J., Theodor Heuss, 2013; Intellektuelle in der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Kroll, T. u. a., 2013; Buchna, K., Ein klerikales Jahrzehnt?, 2014; Gehler, M., Modellfall für Deutschland? Die Österreichlösung mit Staatsvertrag und Neutralität 1945-1955, 2014; Vogel, H. u. s. Was zusammengehört – Die SPD und die deutsche Einheit 1989/90, 2014; Creuzberger, S., Willy Brandt und Michail Gorbatschow, 2015; Schmidt, H., Was ich noch sagen wollte, 2015; Möller, H., Franz Josef Strauß, 2015; Die Einheit, hg. v. Möller, H. u. a., 2015; Rupps, M., Der Lotse. Helmut Schmidt, 2015; Der halbierte Rechtsstaat, hg. v. Begalke, S. u. a., 2015; Zick, A., Wut, Verachtung, Abwertung – Rechtspopulismus in Deutschland, 2015; Jaggi, S., The 1989 Revolution in East Germany and its Impact on Unified Germany’s Constitutional Law, 2016; Lambertz-Pollan, R., Auf dem Weg zu Souveränität und Westintegration (1948-1955) – Der Beitrag des Völkerrechtlers und Diplomaten Wilhelm Grewe, 2016; Deutschland einig Vaterland? Eine Bilanz nach 25 Jahren, hg. v. Müller, R., 2016; Spohr, K., Helmut Schmidt, 2016 (sieht einen Lenker einer Weltmacht, der tatsächlich aber nur ein bedeutender Bundeskanzler war); Sälter, G., Phantome des kalten Krieges – Die Organisation Gehlen, 2016; Nowack, S., Sicherheitsrisiko NS-Belastung, 2016; Keßelring, A., Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik, 2017; Meifort, F., Ralf Dahrendorf – eine Biographie, 2017; Die Ämter und ihre Vergangenheit – Ministerien und Behörden im geteilten Deutschland 1949-1972, hg. v. Creuzberger, C. u. a., 2018; Recker, M., Parlamentarismus in der Bundesrepublik Deutschland, 2018; Jakob, K., Assu is gween, 2018; Vonyó, T., The Economic Consequences of the War, 2018; Mätzing, H., Georg Eckertz 1912-1974, 2018; Apostolow, M., Der „immerwährende Staatssekretär“ – Walter Strauß und die Personalpolitik im Bundesministerium der Justiz 1949-1963, 2018; Gassert, P., Bewegte Gesellschaft – Deutsche Protestgeschichte seit 1945, 2018; Bästlein, K., Der Fall Globke, 2018; Häberlen, J., The Emotional Politics of the Alternative Left, 2018; Schwarz, H., Von Adenauer bis Merkel - Lebenserinnerungen, 2018; Wolf, T., Die Entstehung des BND, 2018; Mehring, R., Die neue Bundesrepublik, 2019; Waigel, T., Ehrlichkeit ist eine Währung, 2019; Stanzel, V., Die ratlose Außenpolitik und warum sie den Rückhalt der Gesellschaft braucht, 2019; Hett, B. u. a., Otto John, 2019; Wesel, U., Rechtsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2019; Wambach, K., Rainer Barzel, 2019; Hammerich, H., „Stets am Feind!“ Der Militärische Abschirmdienst (MAD) 1956-1990, 2019; Bähr, J. u. a., Industrie, Politik und Gesellschaft – Der BDI und seine Vorgänger 1919-1990, 2019; Wintgens, B., Treibhaus Bonn, 2019; Adenauer – Rhöndorfer Ausgabe. Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und die soziale Marktwirtschaft, bearb. v. Löttel, H., hg. v. Geppert, D. u. a., 2019; Mödinger, D., Vom Freiheitskämpfer zum Friedenspolitiker – Willy Brandt als amtierender Bürgermeister von Berlin, 2019; Niedhart, G., Durch den Eisernen Vorhang – Die Ära Brandt und das Ende des Kalten Krieges, 2019; Biess, F., Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik, 2019; Romberg, D., Atomgeschäfte – Die Nuklearexportpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1970-1979, 2020; Ridley, H., Law in West German Democracy – Seventy Years of History as Seen Through German Courts, 2020; Weber, P., Getrennt und doch vereint – Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/1990, 2020; Trautsch, J., Vom „Abendland“ in „den Westen“? – Die Liberalisierung der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit in begriffsgeschichtlicher Sicht, (in) HZ 311 (2020), 633; Frey, M., Vor Achtundsechzig. Der Kalte Krieg und die Neue Linke in der Bundesrepublik und den USA, 2020; Entspannung im Kalten Krieg. Der Weg zum Moskauer Vertrag, hg. v. Borchard, M. u. a., 2020; Fritz Bauer und „Achtundsechzig, hg. v. Rauschenberger, K. u. a., 2020; Wolfrum, E., Der Aufsteiger – Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute, 2020; Goeke, S., „Wir sind alle Fremdarbeiter“, 2020

Bundessozialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1954) ist das an dem 11. 9. 1954 eröffnete oberste Gericht der Sozialge­richtsbarkeit der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Kassel.

Lit.: Grundlagen und Herausforderungen des Sozialstaats – Denkschrift 60 Jahre Bundessozialgericht, hg. v. Masuch, P. u. a., 2014

Bundessozialhilfegesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1962) →Sozialhilfe

Bundesstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1808 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich der Zusammenschluss (Bund) von Staaten zu einem neuen Staat (beispielsweise [Vorformen Städtebünde, Heiliges römisches Reich, holländische Generalstaaten, theo­retische Begründung durch Althusius [1563-1638], Leibniz [1646-1717], Vereinigte Staaten von Amerika 1787, Schweiz 1848, Norddeutscher Bund 1867, Deutsches Reich 1871, Österreich 1920, Russland). Die staatlichen Aufgaben, Rechte und Pflichten sind jeweils zwischen Gesamtstaat (Oberstaat) und Gliedstaaten (beispielsweise Bun­desland, Kanton, Land) aufgeteilt. Nach dem Subsidiaritäts­prinzip hat in der Zuständigkeit die kleinere Einheit grundsätzlich den Vorrang vor der größern Einheit. Die Gliedstaaten sind zwar Staaten, haben aber nur in den von der Verfassung eingeräumten Ausnahmefällen Souveränität. Gegen­satz des Bundesstaats ist der Ein­heitsstaat (beispielsweise Frankreich, Italien, Ungarn, Österreich 1862-1918, Deutsches Reich 1933-1945), doch nähern sich beide in der Wirklichkeit einander an (beispielsweise ist der Bundesstaat Österreich stärker zentralisiert und auf Wien ausgerichtet).

Lit.: Grzeszick, B., Vom Reich zur Bundesstaatsidee, 1996; Holste, H., Der deutsche Bundesstaat im Wandel (1867-1933), 2002; Baier, C., Bundesstaat und eu­ropä­ische Integration, 2006; Fassbender, B., Der offene Bundesstaat, 2007; Becker, M., Max von Seydel und die Bundesstaatstheorie des Kaiserreichs, 2009; Brandt, P., Mit anderen Augen, 2013

Bundestag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1499 bezeugt – nicht in EDEL - und – in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein die Versammlung der Mitglieder eines Bundes (beispielsweise Deutscher Bund 1815-1866 in Frankfurt am Main), insbesondere das Parlament der Bundesrepublik Deutsch­land (1949ff.), aber auch Österreichs zwischen 1934 und 1938.

Lit.: Schäfer, W., Der Bundestag, 4. A. 1982; Vierzig Jahre Deutscher Bundestag, hg. v. Neske, G., 1989; Ismayr, W., Der deutsche Bundestag, 1992; Die Mitglieder des Deutschen Bundestages, 1998; Der Deutsche Bundestag 1949-1999, hg. v. Deutschen Bundestag, 1999; Schindler, P., Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages, 1949–1999, 1999; Reker, S., Der Deutsche Bundestag, 1999; M. d. B. Volksvertretung im Wiederaufbau 1946-1961, hg. v. Schumacher, M., 2000; Biographisches Handbuch der Mitglieder des deutschen Bundestages 1949-2002, hg. v. Vierhaus, R. u. a., 2002f.; Becker, M., Max von Seydel und die Bundesstaatstheorie des Kaiserreichs, 2009

Bundesverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1812 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verfassung eines Bundes

Bundesverfassungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1951) ist das nach dem vorangehenden Verfassungsge­richts­hof Bayerns an dem 7. 9. 1951 mit Sitz in Karlsruhe errichtete Verfassungsgericht (des Bundes) der Bundesrepublik Deutschland (, erste Entscheidungen 9. 9. 1951, bis 2001 132000 Verfahren, davon 127000 Verfassungsbeschwerden).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 257, 261; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­GesetzueberdasBundesverfassungsgericht1951.pdf; Schlaich, K./Korioth, S., Das Bundes­verfassungsgericht, 6. A. 2004, 7. A. 2007, 11. A. 2028; Häußler, R., Der Konflikt zwischen Bundesverfassungsgericht und politischer Führung, 1994, Neudruck 2014; Haltern, U., Verfassungsgerichtsbarkeit, Demokratie und Misstrauen, 1998; Das Bundesverfassungsgericht, hg. v. Limbach, J., 2000; Limbach, J., Das Bundesverfassungsgericht, 2001; Limbach, J., Das Bundesverfassungsgericht und der Grundrechtsschutz in Europa, (in) NJW 2001, 2913; Festschrift 50 Jahre Bundesverfassungsgericht, hg. v. Badura, P. u. a., 2001; Grigoleit, K., Bundesver­fassungsgericht und deutsche Frage, 2004; Wesel, U., Der Gang nach Karlsruhe, 2004; Das Bundesverfassungsgericht im politischen System, hg. v. Ooyen, R. van u. a., 2006; Lembcke, O., Hüter der Verfassung, 2007; Das entgrenzte Gericht. Eine kritische Bilanz nach sechzig Jahren Bundesverfassungsgericht, hg. v. Jestaedt, M. u. a., 2011; Rüthers, B., Die heimliche Revolution vom Rechtsstaat zum Richterstaat, 2014; Doering-Manteuffel, A. u. a., Der Brokdorf-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts 1985, 2015; Lübbe-Wolff, G., Wie funktioniert das Bundesverfassungsgericht?, 2015; Gehrig, S., Recht im Kalten Krieg, (in) HZ 303 (2016), 64; Verfassungsgerichtsbarkeit in der Bonner Republik, hg. v. Meinel, F., 2019; Darnstädt, T., Verschlusssache Karlsruhe – Die internen Akten des Bundesverfassungsgerichts, 2019, 2. A. 2019

Bundes-Verfassungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1920, N.) ist das von Hans Kelsen wesentlich geprägte, von der konstituierenden Nationalversammlung be­schlos­sene Gesetz zu der Einrichtung der Republik Österreich als Bundesstaat von dem 1. Oktober 1920 (B-VG, womit die Republik Österreich als Bundesstaat eingerichtet wird, Staatsgesetz­blatt 1920, 450, authentisch kundgemacht unter BGBl. 1920, 1, ohne Präambel, Staatszielbe­stim­mungen oder Grundrechte). 1925 wird die mittelbare Bundesverwaltung eingeführt und werden Zuständigkeiten des Bundes erweitert. 1929 wird die unmittelbare Volkswahl des Bundespräsidenten festgelegt. Danach wird das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 kundgemacht (BGBl. 1930, 1). 1934 wird es durch Verord­nung der Regierung Dollfuß außer Kraft gesetzt und eine neue Verfassung (Mai­verfassung) erlassen. Auf Grund des zweiten Ver­fassungs-Überleitungsgesetzes von 1945 (StGBl 1945, 232) tritt es nach dem Stand von dem 5. 3. 1933 wieder in Kraft. 1981 wird die Volksanwaltschaft eingefügt, 1988 der unabhängige Verwaltungssenat. 1994 wird das Bundes-Verfassungsgesetz neu gefasst.

Lit.: Die Bundesverfassung vom 1. Oktober 1920, hg. i. V. m. Froelich, G./Merkl, A. v. Kelsen H., 1922, hg. v. Walter, R., Neudruck 2010; Polaschek, M., Die Rechtsentwicklung in der ersten Republik, 1992

Bundesversammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Versammlung von Mitgliedern eines Bundes (beispielsweise Deutscher Bund 1815-1866 mit Sitz in Frankfurt am Main, Art. 38ff. Bundes-Verfassungsgesetz Österreich, Maiverfassung 1934 Österreich in jeweils besonderer Zusammensetzung mit jeweils besonderer Zuständigkeit). In der Bundesrepublik Deutschland wählt eine besondere Bundesversammlung (nur) den Bundespräsi­denten.

Lit.: Dublin-Honegger, J., Die Anfänge der schwei­zerischen Bundesversammlung, Diss. jur. Basel 1978; Moldenhauer, R., Aktenbestand und Geschäftsverfah­ren der deutschen Bundesversammlung, (in) Archival. Z. 1978, 35

Bundesverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verwaltung eines Bundes

Bundesverwaltungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache 1 nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1952, N.) ist das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in Verwaltungsstreitigkeiten mit Sitz in (Berlin [1952] bzw. seit 1997) Leipzig sowie seit 2014 auch ein Gericht in Österreich.

Lit.: Festgabe 50 Jahre Bundesverwaltungsgericht, hg. v. Schmidt-Aßmann, E., 2003

Bundeswehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1958 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das (rund 13000 Offiziere der Wehrmacht des Deutschen Reiches übernehmende) Heer der Bundesrepublik Deutschland seit 1955 (1956).

Lit.: 50 Jahre Bundeswehr, hg. v. Clement, R. u. a., 2005; Die Bundeswehr 1955 bis 2005, hg. v. Nägler, Frank, 2007; Loch, T., Das Gesicht der Bundeswehr, 2008; Bundeswehr und Gedenkstätten des NS-Unrechts, hg. v. Wrochem, O. v. u. a., 2009; Pauli, F., Wehrmachtsoffiziere in der Bundeswehr, 2010; Militärische Aufbaugeneration der Bundeswehr 1955 bis 1970, hg. v. Hammerich, H. u. a., 2010; Auslandseinsätze der Bundeswehr, hg. v. Chiari, B. u. a., 2010; Streitkräfte im Nachkriegsdeutschland, hg. v. Bücking, H. u. a., 2011; 60 Jahre Bundeswehr (Auswahlbibliographie), erarb. v. Lehmann, C. u. a., 2015; Kilian, D., Generale und Admirale der Bundeswehr 1955-2015, 2015; Wanner, M., Das Ansehen der Bundeswehr, 2019; Hammouti-Reinke, N., Ich diene Deutschland, 2019; Einsatz ohne Krieg?, hg. v. Maurer, J. u. a., 2021

Bündnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1290 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [MZoll. I 110] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der politische Zusammenschluss zu einer größeren Einheit.

Lit.: Rauch, G., Die Bündnisse deutscher Herrscher mit Reichsangehörigen, 1966; Verosta, S., Theorie und Realität von Bündnissen, 1971; Frehland-Wildeboer, K., Treue Freunde? Das Bündnis in Europa 1714-1914, 2010 (114 früh veröffentlichte Vertragstexte)

Bündnisrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht, Bündnisse mit anderen einzugehen. Ursprünglich jedem Inhaber herrschaftlicher Gewalt offen, wird es in England und Frankreich durch den Staat beseitigt. In dem Heiligen römischen Reich eröffnen es die Goldene Bulle (1356) und der Westfälische Friede von Münster und Osnabrück (1648) für die Reichsstände, sofern es sich nicht gegen Kaiser und Reich richtet. In dem →Deutschen Bund ist es nur durch die Verpflichtung beschränkt, die Sicherheit des Bundes oder einzelner seiner Glieder nicht zu be­einträchtigen. Allmählich engt sich in der späteren Neuzeit das Bündnisrecht auf souveräne Staaten ein.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bezold, F. v., Das Bünd­nisrecht, 1904; Böckenförde, E., Der Westfälische Friede und das Bündnisrecht der Reichsstände, (in) Der Staat 8 (1969), 449

Bundschuh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1296/1298 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [ZGO 16 1864 244] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Bauernkrieg

Bunge, Friedrich Georg von (Kiew 13. 3.1802-Wiesbaden 9. 4. 1897) wird nach dem Studium des Rechtes in Dorpat (1818-1822) Lektor für die russische Sprache, 1823 Privatdozent für Provinzialrecht sowie 1825 Ratsherr und nach der Promotion als Dr. iur. in Heidelberg (1826) außerordentlicher Professor für Provinzialrecht in Dorpat (1831, 1832 ordentlicher Professor) sowie 1839 Bibliotheksdirektor. Nach einer Studienreise in deutsche Länder (1840) wird er 1842 entlassen und Stadtsyndikus Revals sowie von 1843 bis 1854 Bürgermeister. 1856 tritt er in die Kanzlei des Zaren in Sankt Petersburg ein, in der er bis 1864 das Provinzialrecht der Ostseegouvernements Dritter Teil, Privatrecht, Liv-, Est- und Curländisches Privatrecht verfasst, das in Lettland bis 1937 und in Estland bis 1945 als Zivilgesetzbuch gilt. 1865 wandert er nach Gotha aus, wo er Staatsrat wird. 1878 wechselt er nach Wiesbaden. Auf Grund seiner vielfältigen Arbeiten wird er als Begründer der baltischen Rechtsgeschichte angesehen. S. Google

Lit.: Recke, J./Napiersky, C., Allgemeines Schrift­steller- und Gelehrtenlexikon, 1827, 303, 1859, 112; Geschichte und Perspektiven des Rechts im Ostseeraum, hg. v. Eckert, J. u. a., 2002, 147ff.; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005

Burchard von Ursberg s. Google

Lit.: Wulz, W., Der spätstaufische Geschichtsschreiber Burchard von Ursberg, 1982

Burchard von Worms (965-Worms 20. 8. 1025), aus dem Hause der Grafen von Reichenbach-Ziegenhain (Güter bei Fritzlar und Frankenberg?), wird nach seiner Erziehung in Koblenz aus der Nähe Erzbischof Willigis‘ von Mainz durch Kaiser Otto III. 1000 Bischof von Worms. Sein wohl zwischen 1008 und 1012 (und damit vor 1022) verfasstes, eigenständige Ansätze enthaltendes Handbuch ([lat., N.] Decretum) in 20 Büchern und 1785 Kapiteln (davon 163 noch herkunftmäßig ungeklärt, 45 Prozent der Texte gegenüber den Vorlagen inhaltlich geändert, vor allem in den Rubriken) ist die wichtigste vor­gratianische Kanonessammlung. Sie beruht auf der (lat.) Collectio (F.) Anselmo dedicata (dem Anselm gewidmete Samm­lung), dem (lat.) Liber (M.) de synodalibus causis (Buch über Synodalsachen) des →Regino von Prüm und einzelnen Kanones und Dekretalen sowie Bußbüchern und Kirchenschriften. Sie stellt gegenüber den Vorgängerarbeiten einen erheblichen Fortschritt dar und erreicht mit dem Ziel einer durch Auswahl der Quellen (Bibel, Dekrete der Konzilien und Päpste, Schriften siebener Kirchenväter, drei Buß­bücher) in sich kon­sistenten wider­spruchs­freien Sammlung autoritativer Texte für die kirchenrechtliche Praxis die Schwelle zu wissenschaftlicher Kanonistik. Burchards (lat.) Lex (F.) familiae Sancti Petri, Recht der Angehörigen der Grundherrschaft der Kirche Sankt Peter (1023-1025) ist ein frühes Beispiel eines grundherrschaftlichen Hofrechts. S. Google

Lit.: Burchardi Wormatiensis episcopi Decretorum Libri XX, hg. v. Kölzer, T. u. a., 1992 Neudruck gegenüber 1983 und 1549; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/DecretorumlibriXX1548.pdf; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/LexFamiliae1023-1025.pdf; Meyer, G., Überlieferung und Verbreitung des Dekrets des Bischofs Burchard von Worms, ZRG KA 55 (1935), 141; Theuerkauf, G., (in) Frühmittelalterliche Studien, Bd. 2, 1968; Metz, W., Zur Herkunft und Verwandtschaft, (in) Hess. Jb. f. Landesgeschichte 26 (1976), 27ff.; Kerner, M., Studien zum Dekret des Bischofs Burchard von Worms, Diss. phil. Aachen 1971; Hoffmann, H./Pokorny, R., Das Dekret, 1991; Bischof Burchard von Worms 1000-1025, hg. v. Hartmann, W., 2000; Corbet, P., Autour de Burchard de Worms, 2001; Bischof Burchard I, in seiner Zeit, hg. v. Müller, T. u. a., 2001; Austin, G., Law, Theology and „Forgery“ around the year 1000, 2005; Austin, G., Shaping Church Law around the Year 1000, 2009

Bure (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Nachbar, Bauer (M.) (1), Niederländer in Südafrika seit etwa dem Ende des 18. Jahrhunderts (rund drei Millionen)

Lit.: Bossenbroek, M., Tod am Kap. Geschichte des Burenkriegs, 2016

Burg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 800 bezeugt – 2. Hälfte 7. Jahrhundert [Fredegar] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Gotischen und dem Althochdeutschen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und in der weiteren Herkunft unklar, F.) ist der befestigte Ort, der anfangs wohl nur der Zuflucht dient (Fluchtburg). In dem Frühmittelalter wird wegen ihrer Befestigung auch die antike Stadt oder das Kastell als Burg bezeichnet. Vielleicht nach deren Vorbild entstehen an vielen Stellen (vor allem in dem 12. und 13. Jahrhundert) Burgen, von denen nur ein Teil auch urkundlich belegt ist. Wohl seit dem 11. Jahrhundert sondern sich (wesentlich auf die Befestigung beschränkte) Burg (mit Graben, Wall, Ringmauer, Turm, Tor und untergeordneten Wohnbauten wie Kemenate oder Palas) und (außer Befestigungen überwiegend andere bauliche Anlagen aufweisende) Stadt. Seit dem 15. Jahrhundert beziehungsweise in der Neuzeit ersetzt der Adel die Burg durch das Schloss oder auch die Festung. In der Gegenwart sind fünfzig Prozent aller namentlich bekannten mitteleuropä­ischen Burgen durch Zerstörung oder Verfall verschwunden, von dem Restbestand drei Viertel nur noch Ruinen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 68, 79, 96; Merz, W., Mittelalterliche Burganlagen und Wehrbauten des Kantons Aargau, 1906; Koehne, C., Mühlenbann und Burgenbau, ZRG GA 28 (1907), 63; Fischer, H., Burgbezirk und Stadtgebiet im deutschen Süden, (1956); Burgen, Schlösser und Burgher­rengeschlechter der Ostschweiz, hg. v. Meili, H., 1970; Jäschke, K., Burgenbau und Landes­verteidigung um 900, 1975; Die Burgen im deutschen Sprachraum, hg. v. Patze, H., 1976; Binding, G. u. a., Burg, (in) Lexikon des Mittelalters, Bd. 2 1983, 927; Streich, G., Burg und Kirche, 1984; Allen Brown, R., Castles, Conquest & Charters, 1989; Biller, T., Die Adelsburg in Deutschland, 1993, 2. A. 1998; Burg – Burgstadt - Stadt, 1994; Burgen im Spiegel der Überlieferung, hg. v. Ehmer, H., 1998; Burgen in Mitteleuropa, hg. v. Böhme, H. u. a., 1999; Spazier, I., Mittelalterliche Burgen zwischen mittlerer Elbe und Bober, 1999; Pfälzisches Burgenlexikon, hg. v. Keddigkeit, J. u. a., Bd. 1 1999; Krahe, F., Burgen und Wohntürme, 2002; Böhme, H. u. a., Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen, 2004; Zur Sozial- und Kultur­geschich­te der mittelalterlichen Burg, hg. v. Clemens, L. u. a., 2009; Die Burg, hg. v. Großmann, G., 2010; Befestigungen und Burgen am Rhein, hg. v. Felten, F., 2011; Die Burg im 15. Jahrhundert, hg. v. Zeune, J., 2011; Burgen im Breisgau, hg. v. Beck, E. u. a., 2012; Burgen Perspektiven, hg. v. Südtiroler Burgeninstitut, 2013; Großmann, U., Die Welt der Burgen, 2013; Raumstrukturen und Raumausstattung auf Burgen in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Schmid, C. u. a., 2015

Burg (Stadt nordwestlich Magdeburgs, bäuerlich-ländliches Landrecht [burges lant­recht, Erbrecht, Ehegüterrecht, Sachenrecht, Friedensrecht, Verfahrens­recht] auf elf Seiten in einer mittelniederdeutsch-elbost­fälisch gehalte­nen Sammelhandschrift des frühen 15. Jahr­hunderts [1310-1330] über­liefert, vielleicht auf flämischen Siedlern des 12. Jahrhunderts beruhend), s. Google

Lit.: Das Burger Landrecht hg. v. Markmann F. u. a., 1938; Zimmer, K., Das Burger Landrecht, 2003; Das Burger Landrecht und sein rechtshistorisches Umfeld, hg. v. Pötschke, D. u. a., 2014

Bürge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 800 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen in dem 9. Jahrhundert und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bürgen um 1274 bzw. 1275) ist, wer sich durch Vertrag mit einem Gläubiger eines Dritten verpflichtet, dem Gläubiger gegenüber für die Erfüllung der Verbindlichkeit des Dritten einzustehen. Das Rechtssprichwort Bürgen muss man würgen, aber nicht an den Leib reden, will besagen, dass in Gegensatz beispielsweise zu schwäbischem Landrecht nach römischem Recht der Bürge zwar für den Schuldner einstehen muss, aber bei Nichtleistung von Strafen verschont bleiben soll. →Bürgschaft

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 44, 74, 128; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, 272; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010

bürgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1274 und 1275 bezeugt – 10./11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 37, AhdGl. II 685] und ab 1200 [KölnSchrUrk. I 324] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) für die Erfüllung der Schuld eines Schuldners einstehen

Burgenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit 895 (862 bzw. 894-900) von dem aus Asien östlich des Urals in das Donaubecken (Karpatenbecken) vordrin­gen­den, finno-ugrisch sprechenden Volk (Reitervolk) der Ungarn beanspruchte, seit dem 11. Jahrhundert zunehmend von Deutschen besiedelte, durch viele Burgen gekennzeichnete Gebiet (Deutsch-Westungarn mit Pressburg, Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg) an der Grenze (zwischen dem gegenwärtigen Österreich und Ungarn), das 1919 (trotz Widerstands Ungarns) (ohne Ödenburg/­Sopron [Mehrheit von 64 Prozent für Verbleib]) →Österreich als Bundes­land zu­ge­­sprochen, in dem November 1921 von Ungarn besetzt, aber dann kampflos zurückgegeben wird (1939-1945 zwischen Nieder­do­nau/­Niederösterreich und Steiermark aufge­teilt, Hauptstadt die Freistadt Eisenstadt mit knapp 15000 Einwohnern).

Lit.: Urkundenbuch des Burgenlandes, Bd. 1ff. 1955ff.; Burgenland 1938, 1988; Ernst, A., Geschichte des Burgenlandes, 2. A. 1991; Baumgartner, G./Brettl, H., Einfach weg. Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland, 2020; 100 Jahre Burgenland, hg. v. Menasse, P./Wagner, W., 2021

Bürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 8. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Burg teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Bewohner der →Burg oder der →Stadt. Ihm entspricht lateinisch vor allem civis (M.), das ursprünglich hauptsächlich den Angehörigen des römischen Volkes (Quiriten) in Gegensatz zu dem Nichtrömer und zu dem Sklaven meint. Seit dem deutschen Frühmittelalter engt sich der anfangs weitere Begriff des ahd. burgari, Burgbe­wohner wohl seit dem 11. Jahrhundert mit der Neubelebung der bereits den antiken Hochkulturen bekannten Stadt auf den Bürger ein. Dieser Bürger hat →Bürgerrecht und ist trotz unter­schiedlicher ständischer Herkunft meist oder grundsätzlich frei (Stadtluft macht frei), wenn auch vielfach auf Grund eines besonderen Bürgereids (Wort 1474 und 1513/1514 belegt) seiner Stadt besonders verpflichtet. In der Neuzeit, für die beispielsweise auf Samuel Pufendorfs 1673 veröffentlichten Buchtitel (lat.) De officiis hominis et civis, Über die Aufgaben des Menschen und Bürgers oder die 1789 vorgelegte (franz.) Déclaration des droits de l’homme et du citoyen, Erklärung der Rechte des Menschen und Bürgers, hingewiesen werden kann, wird Bürger dagegen darüberhinaus in einem Staat jeder, der nicht zu dem Adel oder zu den Bauern gezählt wird (Preußen 1794, ALR II, 8, § 1). Er ist der Vorläufer des modernen Staatsbürgers.

Lit.: Maurer, G., Geschichte der Städteverfassung in Deutschland, Bd. 2 1879, 191ff.; Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner nach Magdeburger Recht, ZRG GA 56 (1936), 150; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 251ff.; Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Struck, W., Die Neubürger von Großalsleben 1604-1874, 1962; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 672; Felser, R., Herkunft und soziale Schichtung der Bürgerschaft obersteirischer Städte und Märkte, 1977; Über Bürger, Stadt und städtische Literatur im Spätmittelalter, hg. v. Fleckenstein, J. u. a., 1980; Res publica, Bürgerschaft in Stadt und Staat, hg. v. Dilcher, G., 1988; Schulz, K., Denn sie lieben die Freiheit so sehr?, 1992; Bürgertum im 19. Jahrhundert, hg. v. Kocka, J., 1995; Dilcher, G., Bürgerrecht und Stadtverfassung, 1996; Bürgertum und bürgerlich-liberale Bewegung, hg. v. Gall, L., 1997; Ruppert, K., Bürgertum und staatliche Macht in Deutschland zwischen französischer und deutscher Revolution, 1997; Haupt, H./Crossick, G., Die Klein­bürger, 1998; Reidegeld, E., Bürgerschaftsre­gelungen, Freizügigkeit, Gewerbe­ordnung und Armen­pflege, ZRG 116 (1999), 87; Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums, hg. v. Lundgreen, P., 2001; Neubürger im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R. u. a., 2002; Bürgertum in Thüringen, hg. v. Hahn, H. u. a., 2001; Lässig, S., Jüdische Wege ins Bürgertum, 2004; Schulz, A., Lebenswelt und Kultur des Bürgertums im 19. und 20. Jahrhundert, 2005; Roeck, B., Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der frühen Neuzeit, 2. A. 2010; Bürgertum nach dem bürgerlichen Zeitalter, hg. v. Budde, G. u. a., 2010; Breustadt, S., Inklusion und Exklusion – Die Rechtsstellung der Bürger und Beisassen, Einwohner und Auswärtigen im spätmittelalterlichen Frankfurt am Main, ZRG GA 133 (2016), 110; Bürgertum, hg. v. Hettling, M. u. a., 2019; The Global Bourgeoisie, hg. v. Dejung, C. u. a., 2019

Bürgerbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [ArchFrankfG. 2, 7 1855 129] in 8 Stellen belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Bürger der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt verzeichnende, älteren Listen (beispielsweise Köln 1130-1140, Rostock 1258, Lübeck 1259) folgende besondere Buch (beispielsweise Frankfurt am Main 1311, Cölln 1508, Hersfeld 1587, insgesamt 228 Bürgerbücher aus dem Heiligen römischen Reich bekannt, dazu 82 Bürgerlisten).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Andernacht, D./Stamm, O., Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt, 1955; Das älteste Bürgerbuch der Stadt Soest, hg. v. Rothert, H., 1958; Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung, hg. v. Ribbe, W., 12. A. 2001, 186ff.; Neubürger im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R., 2002; Morita, N., Wie wurde man Stadtbürger?, 2008

Bürgereid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1513/1514 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [Wiener Neustadt/JbKunsthistKaiserh. 14 1893 p. 235] in 11 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) von dem Bürger gegenüber seiner Stadt abgelegter Eid

Bürgerlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Zycha, BöhmBgr. II 21] in 5 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das →Lehen eines →Bürgers. Es entsteht meist durch Verkauf durch den Adel. Der älteste Beleg für das Bürgerlehen reicht bis in das 11. Jahrhundert (Regensburg 1072/1073). Bis in das 15. Jahrhundert nimmt die Zahl der Bürgerlehen zu, dann infolge des Widerstands des landständigen Adels ab. Zumindest in dem Nordosten des Heiligen römischen Reiches scheint das Bürgerlehen dem ritterlichen Lehen nicht völlig gleichwertig gestellt zu sein. Die in der Neuzeit noch bestehenden Bürgerlehen gleichen sich an Miete und Pacht an.

Lit.: Frensdorff, F., Die Lehnsfähigkeit der Bürger, 1895; Grabscheid, D., Die Bürgerlehen im altdeutschen Reichsgebiet, Diss. phil. Frankfurt am Main 1957; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979; Schwarz, U., Bürgerlehen und adelige Lehen der Herzöge von Braunschweig-Gruben­hagen, (in) Braunschweigisches Jahrbuch 66 (1985), 9ff.

bürgerlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 vor 1363 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1338 [Tomaschek, Trient Art. XLI] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Bürger betreffend

Bürgerlicher Tod (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der rechtliche Tod (zivile Tod, fingierte Tod, lat. mors ([F.] civilis, Johannes Teutonicus [vor 1245], Glosse mortuus zu C 16 q. 1 c. 8) in Gegensatz zu dem natürlichen Tod. Er bewirkt den Verlust der bürgerlichen Rechtsfähigkeit (Fähigkeit, Eigentümer zu sein, eine Ehe einzugehen oder aufrechtzuerhalten, zu schenken, zu testieren, Vormund zu sein, Zeuge zu sein u. s. w.). Er ist wohl aus unterschiedlichen Wurzeln (Acht, Exkommunikation, Infamie) entstanden (16. Jahrhundert [franz.] mort civile als Bezeichnung bestimmter Kapitalstrafen mit Bürgerrechtsver­lust). In dem 17. Jahrhundert ist er die Folge des Gerichts­ungehorsams, in dem 18. Jahrhundert die Folge jedes Urteils auf Todesstrafe und vieler lebenslänglicher Strafen (vgl. § 7 StGB Bayern 1813). In der Mitte des 19. Jahrhunderts tritt der bürgerliche Tod zurück (Bayern 1849, Preußen 1850, Frankreich 1854). Ähnliche Folgen wie der bürgerliche Tod zieht zeitweise auch die Ablegung des klösterlichen Armutsgelübdes (Klostertod) nach sich.

Lit.: Hübner 56; Weithase, F., Über den bürgerlichen Tod als Straffolge, Diss. jur. Berlin (FU) 1966; Borgmann, B., Mors civilis, 1969; Borgmann, B., Mors civilis, (in) Ius commune 4 (1972), 81; Hubmann, V., L’image de la mort, 1990

Bürgerliches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1786 belegt, Wortfolge bürgerliches Recht 1349, Adjektiv bürgerlich ab 1338) ist allgemein das von dem politischen Bürgertum in dem 18. Jahrhundert für die gesetzliche Regelung des Privatrechts geforderte Gesetzbuch. Es wird in Frankreich 1804 (Code civil), in Österreich 1811/1812 (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch) und in Sachsen 1863 (Bürgerliches Gesetzbuch) verwirklicht, während es andernorts nur zu Entwürfen kommt (Preußen 1842, Hessen-Darmstadt 1842, Bayern 1861/1864). In Deutschland erreichen nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) und des Deutschen Bundes (1866) nach vergeblichen Gesetzgebungs­anträgen der Jahre zwischen 1867 und 1872 die nationalliberalen Abgeordneten Miquel und Lasker an dem 20. 12. 1873 (mittels der [lat.] lex [F.] Miquel-Lasker, RGBl. 1873, 379), dass die Gesetzgebungs­zuständigkeit des Deutschen Reiches von dem Schuldrecht auf das gesamte bürgerliche Recht (sowie das gerichtliche Verfahren) ausgedehnt wird. Auf ein Gutachten des Handelsrechtlers Levin Goldschmidt und den Vorschlag einer später so genannten Vorkommission (28. 2. 1874, Levin Goldschmidt, Franz Philipp von Kübel, Anton von Weber, Hermann von Schelling) von dem 15. 4. 1874 wird eine (erste) Kommission (17. 9. 1874) mit 11 Mitgliedern (Eduard Pape Vor­sitzender, Albert Gebhard Allgemeiner Teil, Franz von Kübel Schuldrecht, Reinhold Johow Sachenrecht, Gottfried Planck Familienrecht, Gottfried von Schmitt Erb­recht, Gustav Derscheid, Karl Kurlbaum, Anton von Weber, Paul von Roth, Bernhard Windscheid [bis 1883]) eingesetzt. Seit 1. 10. 1881 berät sie Teilentwürfe. Ihr an dem 27. 12. 1887 mit Motiven vorgelegter, 1888 veröffentlichter Entwurf wird von ver­schiedenen Seiten (u. a. Anton Menger, Otto von Gierke) vor allem als zu wenig volkstümlich und zu wenig sozial angegriffen (insgesamt rund 700 Stellungnahmen). Daraufhin wird nach Vorbereitung durch eine interne Vorkommission des Reichsjustizamts 1890 eine zweite Kom­mission (25 Juristen, u. a. Gottlieb Planck, Karl von Jacubezky, Alexander Achilles, Heinrich Börner, Hermann Struckmann, Arbeitsbeginn 1. 4. 1891) mit der Umar­beitung beauftragt, die nach einigen Veränderungen 1895 den zweiten Entwurf mit Protokollen dem Bundesrat vorlegt. Der nach Umarbeitung durch das Reichsjustizamt 1896 in dem Reichstag mit einer Denkschrift eingebrachte dritte Entwurf wird nach drei Lesungen an dem 1. 7. 1896 (u. a. mit 53 der 97 Stimmen der ihre gesell­schaftspolititsch relevanten Grundlagen wah­renden konservativen Parteien) beschlos­sen, an dem 14. 7. 1896 von dem Bundesrat gebilligt, an dem 18. 8. 1896 ausgefertigt, an dem 24. 8. 1896 verkündet und zu dem 1. 1. 1900 in Kraft gesetzt (2385 Paragraphen mit etwa 130000 Wörtern), wobei neben einem besonderen Einführungsgesetz für Übergangsregeln, das internationale Privatrecht und die dem Landesrecht vorbehaltenen Gegenstände wie Gesinderecht, Bergrecht oder Familienfideikommisse sowie flankierend das Handelsge­setzbuch, die Reichsjustizgesetze, die Grund­buchordnung und das Zwangsverstei­gerungsgesetz angepasst bzw. erlassen werden. Das die Geltung des preußischen Allgemeinen Landrechts, des französischen Code civil und des gemeinen Rechtes in dem Deutschen Reich beendende Gesetzbuch ist ein für neue Anforderungen durchaus offenes, recht begriffliches, ziemlich abstraktes, nach den Erscheinungsformen des subjektiven Rechtes und von dem Allgemeinen zu dem Besonderen fortschreitend in fünf Bücher nach dem sog. Pandektensystem ge­gliedertes Erzeugnis technisch ge­schulter Juristen (ohne eine einzelne überragende schöpferische Persön­lichkeit). Inhaltlich überwiegen die den bürgerlichen Kreisen angemessenen und vorteilhaften liberalen Züge, zu denen patriarchalisch-konservative und soziale, dem Schutz des Schwächeren dienende Elemente hinzu­kom­men. Das Bürgerliche Gesetzbuch beeinflusst das Privatrecht verschiedener Länder (Japan 1898, Schweiz 1907, Österreich 1914, 1915, 1916, China 1912, Brasilien 1916, Thailand 1925, (Türkei 1926,) Peru 1936, Griechenland 1940/1946, Italien 1942, Frankreich, Portugal 1966), verliert aber als Folge der Niederlage des Deutschen Reiches in dem Ersten Weltkrieg an internationaler Bedeutung. Sein Inhalt ist inzwischen vor allem in dem Familienrecht er­heblich verändert (Erbbaurechtsverordnung von dem 15. 1. 1919, Ehegesetz von dem 6. 7. 1938, positive Vertrags­verletzung, Wegfall der Ge­schäftsgrundlage, Arbeitsrecht, Wohnungs­mietrecht, Verbraucherschutz, Schuldrechtsreform 2001/2002, allgemeines Persönlich­keits­recht, Verkehrssicherungs­pflichten, Wohnungseigentum, Gleichbe­rech­tigungs­ge­setz 18. 6. 1957, Mietrechtsänderungen, 1969 Dienstver­trags­recht, Nichtehelichen­gesetz 19. 8. 1969, Eherechtsreformgesetz von dem 14. 6. 1976 mit Zerrüttungsprinzip, allgemeine Geschäftsbedingungen, Reisever­trag, Betreu­ungs­recht, Namensrecht, Kind­schafts­rechts­reform, 1. 1. 2002 Aufnah­me des Gesetzes über die allgemeinen Geschäftsbedingungen, des Haustürge­schäftswiderrufsrechts, des Verbrau­cherkreditgesetzes, des Teilzeit-Wohn­rechte­gesetzes und des Fernabsatz­ge­setzes sowie Änderung des Leistungsstö­rungsrechts durch das von Richtlinien der Europäischen Union veranlasste Gesetz zu der Modernisierung des Schuldrechts 2001/­2002).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BGBDR­18­961900.htm; Söllner §§ 1, 16, 25; Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 181, 182, 207, 212; Motive zu dem Entwurfe eines Bürgerlichen Gesetzbuchs für das deutsche Reich, Bd. 1ff. 1888; Zusammenstellung der gutachtlichen Äußerungen zu dem Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches, gefertigt im Reichsjustizamt, Bd. 1ff., 1890f.; Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags, 1895/1996; Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Bd. 1ff. 1897ff.; Gradenwitz, O., Wörterverzeichnis zum bürgerlichen Gesetzbuche, 1902; Bürgerliches Gesetzbuch, hg. v. Palandt, O., 1939, 75. A. 2016, 76. A. 2017, 80. A. 2021, danach politisch motivierter Herausgeberwechsel; Wieacker, F., Das Sozialmodell der klassischen Privatrechtsgesetzbücher, 1953; Gmür, R., Das schweizerische Zivilgesetzbuch verglichen mit dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch, 1965; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Brandt, D., Die politischen Parteien und die Vorlage des Bürgerlichen Gesetzbuches im Reichstag, 1975 (Diss.); Die Beratung des BGB in systematischer Zusammenstellung der unveröffent­lichten Quellen, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1978ff.; Die Vorentwürfe der Redaktoren zum BGB, hg. v. Schubert, W., 1980ff.; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., 1981ff.; Behn, M., Der Generalbericht der badischen Kommission zur Begutachtung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das deutsche Reich, ZRG GA 99 (1982), 113; Caroni, P., Liberale Verfassung und bürgerliches Gesetzbuch im 19. Jahrhundert, 1988; John, M., Politics and the Law in the late nineteenth century Germany. The Origins of the Civil Code, 1989; Schroeder, K., Deutsches Recht und Bürgerliches Gesetzbuch, ZRG GA 109 (1992), 152; Muscheler, K., Die Rolle Badens in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuches, 1993; Schmoeckel, M., 100 Jahre BGB, (in) NJW 1996, 1697; Schulte-Nölke, H., Das Reichsjustizamt und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 1995; Schulte-Nölke, H., Die schwere Geburt des Bürgerlichen Gesetzbuches, (in) NJW 1996, 1784; Knieper, R., Gesetz und Geschichte, 1996; Die Sozialdemokratie und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Vormbaum, T., 1996; Bürgerliches Gesetzbuch 1896-1996, hg. v. Schlosser, H., 1997; Schubert, W., Das Bürgerliche Gesetzbuch im Urteil französischer Juristen bis zum ersten Weltkrieg, ZRG GA 114 (1997), 128; Das deutsche Zivilrecht 100 Jahre nach Verkündung des BGB, 1997; Kern, B., Der preußische BGB-Entwurf von 1842, 1998; BGB-Synopse 1896-1998, hg. v. Strätz, H., 1998; Eiffler, S., Die Feuertaufe des BGB, (in) ZNR 1998, 238; Horn, N., Ein Jahrhundert Bürgerliches Gesetzbuch, (in) NJW 2000, 40; Schwab, D., Das BGB und seine Kritiker, (in) ZNR 22 (2000), 325ff.; Gast, B., Der Allgemeine Teil und das Schuldrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches im Urteil von Raymond Saleilles, 2000; Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, hg. v. Falk, U. u. a., 2000; Kramer, E., Der Einfluss des BGB auf das schweizerische und österreichische Privatrecht, (in) AcP 200 (2000), 365; Wolters, M., Die Zentrumspartei und die Entstehung des BGB, 2000; Damnitz, M., Bürgerliches Recht zwischen Staat und Kirche. Mitwirkung der Zentrumspartei, 2001; Dittmann, M., Das Bürgerliche Gesetzbuch aus der Sicht des Common Law, 2001; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Depping, A., Das BGB als Durchgangspunkt. Privatrechtsmethode und Privatrechtsleitbilder bei Heinrich Lehmann (1876-1963), 2002; Das BGB im Wandel der Epochen, hg. v. Sellert, W. u. a., 2002; Historisch-kritischer Kommentar zum BGB, hg. v. Schmoeckel, M./Rückert, J./Zimmermann, R., Bd. 1 2003, Bd. 2 2007, Bd. 3 (§§ 433-853) 2013; Bd. 4 (§§ 1297-1921) 2018; Thiessen, J., Das unsoziale BGB, 2003; Die soziale Dimension des Zivilrechts, hg. v. Peer, G. u. a., 2004; Staudinger, J. v., Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch – Eckpfeiler des Zivilrechts, 2005, Neubearb. 2011; Symposion Hundert Jahre BGB, hg. v. Hamza, G., 2006; Hensel, R., Jurisprudenz und Nationalökonomie, 2006; Riedel, T., Gleiches Recht für Mann und Frau, 2008; Zrenner, P., Die konservativen Parteien und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 2008; Weller, A., Die Einführung des BGB im französischen Rechtsgebiet der preußischen Rheinprovinz, 2011; Boente, W., Nebeneinander und Einheit im Bürgerlichen Recht – Zur Gliederung des Rechtsstoffs im Bürgerlichen Gesetzbuch, (Diss. jur. Basel 2011,) 2013; Finkenauer, T., Karl Jacubezky und das BGB, ZRG GA 131 (2014), 325; Festschrift Palandt, 2015; Haferkamp, H., Das Bürgerliche Gesetzbuch während des Nationalsozialismus und in der DDR, (in) Festschrift 30 Jahre Kölner Juristische Gesellschaft, 2015; Kozielski, W., Der Kaiserparagraph - § 1588 BGB, 2020

Bürgerliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1349 belegt) ist das von den Bürgern in der Französischen Revolution (1789) als Recht einer egalitären Gesellschaft errungene Privatrecht. Es leitet sich sprachlich von (lat.) ius (N.) civile, bürgerliches Recht (eigentlich der römischen Bürger in Gegensatz zu dem prätorischen Recht), Zivilrecht, allgemeines Privatrecht ab. Neben ihm steht beispielsweise das Handelsrecht als Sonderprivatrecht (wie in Frankreich neben dem Code civil der Code de commerce).

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Schack, H. u. a., Das Bürgerliche Recht, 2011; Pokrovskij, J., Grundprobleme des bürgerlichen Rechts (1917), hg. v. Avenarius, M. u. a., 2015

Bürgermeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1258 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 [RegensbStat. 90] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit der Mitte des 13. Jahrhunderts (Köln 1258, Basel 1261) der Vorsitzende des kollegialen Verwaltungsorgans und Reprä­sentant der Gemeinschaft zunächst in der →Stadt, später auch an anderen Orten, dem ein etwas älterer lateinischer →magister (M.) civium (Köln) bzw. magister civilis (Hildesheim-Dammstadt 1196) vorausgehen. Der Bürgermeister wird teils gewählt, teils eingesetzt. Er hat sowohl verwaltende wie auch richterliche Aufgaben und Befugnisse. An vielen Orten gelingt ihm ein allmählicher Ausbau seiner Stellung. Oft finden sich mehrere Bürgermeister nebeneinander. →Selbstverwal­tung

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 41; Köbler, DRG 111, 198; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 323; Rabus, K., Der Ulmer Bürgermeister bis 1548, Diss. jur. Tübingen 1952; Rörig, W., Die Entwicklung der rheinischen Bürgermeisterei­verfassung, Diss. jur. Mainz 1957; Stemmler, G., Die Amtskette des Bürgermeisters, 2002; Weil, F., Entmachtung im Amt, 2004

Bürgerrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1272 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Schsp. L. LR. Art. 44 und 42] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft der →Bürger. Schon in Rom vermittelt die in erster Linie durch Geburt erlangbare Stellung als civis (M.) Romanus ([lat.] römischer Bürger) ein Bündel von Rechten (Stimmrecht in der Volksver­sammlung, passives Wahlrecht für Ämter, Berufungsrecht gegen Todesstrafe, gültige Ehe, Rechtsgeschäfte nach Zivilrecht, Legisaktionenverfahren) und Pflichten (Steuer­pflicht, Wehrdienstpflicht), weil nur für den civis Romanus das römische (lat.) →ius (N.) civile gilt. In gleicher Weise sondert das Bürgerrecht den Bürger zunächst der →Stadt (seit dem Hochmittelalter) aus der Allge­meinheit aus. Der Erwerb des Bürgerrechts erfolgt dabei meist durch Geburt, daneben durch einen besonderen Akt der Aufnahme. In der späteren Neuzeit ist das Bürgerrecht das nur dem Staatsbürger zukommende Recht in Gegensatz zu dem für alle Menschen geltenden Recht. →Grundrecht, Menschen­recht

Lit.: Kaser §§ 3, 13, 58; Söllner § 12; Kroeschell, DRG 1, 2; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Hartung, F./Commichau, G., Die Entwicklung der Menschen- und Bürgerrechte, 5. A. 1985; Julen, T., Das Bürgerrecht im Oberwallis, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1978; Deeters, J., Das Bür­gerrecht der Reichsstadt Köln, ZRG GA 104 (1987), 1; Menschen- und Bürgerrechte, hg. v. Klug, U., 1988; Dilcher, G., Bürgerrecht und Stadtverfassung, 1996; Migration und Bürgerrecht in der hellenistischen Welt, hg. v. Günther, L., 2012; Citizenship and Empire in Europe 200-1900 – the Antonine Constitution after 1800 years, hg. v. Ando, C., 2016

Burgfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1287 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M. [Burgfried um 1150]) ist in dem Hochmittelalter der in einer Burg zu wahrende Friede.

Lit.: Die Burgen im deutschen Sprachraum, hg. v. Patze, H., 1976

Burggraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 77] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine Burg (und damit anfangs auch eine Stadt) verwaltende Graf (beispielsweise Regensburg 970, Köln, Mainz, Trier, Straßburg, Worms, Speyer, Utrecht, Toul, Cambrai, Augsburg, Würzburg, Magdeburg, Burggraf von Nürnberg), der auch gerichtliche Aufgaben haben kann.

Lit.: Rietschel, S., Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit, 1905; Peterka, O., Das Burggrafentum in Böhmen, 1906; Brünneck, W. v., Das Burggrafenamt und Schultheißentum in Magdeburg und Halle, 1908; Sander, P., Stadtfestungen und Burggrafenamt im früheren Mittelalter, (in) HV 13 (1910), 70ff.; Eckhardt, K., Präfekt und Burggraf, ZRG GA 46 (1926), 163; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 204

Burghausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Leidl, G., Rechtsgeschichte der Stadt Burghausen an der Salzach, 1960

Burglehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1220 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1220 belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das eine Burg betreffende Lehen, das den Burgmann zu der Burghut verpflichtet. Es findet sich von dem 12. bis zu dem 15. Jahrhundert Der sich festigende Territorialstaat drängt das Burglehen zurück.

Lit.: Klebel, E., Studien zum mittelalterlichen Lehnswesen, 1960; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, 1978

Burgrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022[Notker] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1022 und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) erscheint seit der ersten Jahrtausendwende bei Notker von Sankt Gallen als Lehnübersetzung (ahd. burgreht) des lateinischen ius (N.) civile (Recht der römischen Bürger). In Süddeutschland bezeichnet es seit 1167 eine Landleihe zu freiem Erbzins (und in Österreich auch den Rentenkauf). Daneben findet es sich etwas später als Benennung des →Stadtrechts und des →Bürgerrechts.

Lit.: Köbler, DRG 104; Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich im Mittelalter, 1906; Fischer, H., Burgbezirk und Stadtgebiet im deutschen Süden, 1956; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Illichmann, E., Recht und Besitz der Bauern und Hintersassen des Mittelalters in Österreich, 1983; Speich, H., Burgrecht – Von der Einbürgerung zum politischen Bündnis im Spätmittelalter, 2019

Bürgschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Ahd.Gl. IV 325] in 45 Stellen (950) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bürgen 10./11. Jahrhundert bzw. um 1275) ist der einseitig verpflichtende Vertrag zwischen einem Gläubiger eines Dritten und einem →Bürgen, in dem sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger des Dritten (akzessorisch) verpflichtet, für die Erfüllung der Verbindlichkeit des Dritten einzustehen. Bei den Römern ist die Bürgschaft das wichtigste Mittel zu der Sicherung einer Forderung. Vermutlich verbürgen sich dabei (lat. [M.]) vas bzw. praes (Bürge) zunächst noch nicht für die Leistung des Schuldners, sondern übernehmen nur eine Haftung dafür, den Schuldner (oder eine Sache) zu bestimmter Zeit an bestimmtem Ort zu stellen (Gestellungsbürge). Erst aus der Verschmelzung dieser Einrichtung mit einem Leistungsversprechen (lat. [F.] sponsio) erwächst der (Leistungs-)Bürge (lat. [M.] adpromissor, sponsor, fidepromissor, fideiussor [1. Jahrhundert v. Chr.]). Die Verpflichtung des Bürgen als eines Nebenschuldners ist von dem Bestand der Hauptschuld abhängig (Akzessorietät). Für das deutsche Recht steht ebenfalls die Herkunft der Bürgschaft nicht sicher fest (Pfandrecht?, Gestellung zwecks Vermeidung der Festnahme des Schuldners?). In dem späten Mittelalter tritt die Bürgschaft gegenüber dinglichen Sicherheiten zurück. Teils haftet der Bürge dem Gläubiger ausschließlich, teils haftet auch der Schuldner. Verschiedentlich haften beide gesamt­schuldnerisch. Zuerst begegnet die heutige Gestaltung, dass der Schuldner primär und der Bürge grundsätzlich nur subsidiär haftet (Einrede der Vorausklage), in Nord­deutsch­land. Während nach dem Code civil Frankreichs von 1804 und dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs von 1811/1812 die Bürgschaftserklärung keiner Form bedarf, verlangen das All­gemeine Landrecht Preußens (1794), das Obligationenrecht der Schweiz (1881) und das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900, vgl. §§ 1346ff. ABGB) Schriftform der Bürgschaftserklärung. Aus dem Recht des leistenden Bürgen gegen den Gläubiger auf Abtretung der Hauptforderung in dem gemeinen Recht (lat. beneficium [N.] cedendarum ac­tionum, Wohltat der abzu­tretenden Klag­ansprüche) entsteht ein gesetzlicher For­derungsübergang (Legalzession).

Lit.: Kaser §§ 50, 57; Hübner 508; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 44, 74, 128; Beyerle, F., Der Ursprung der Bürgschaft, ZRG GA 47 (1927), 567; Kaufmann, E., Die Bürgschaft im Recht des Ingelheimer Oberhofes, ZRG GA 74 (1957), 199; Martin, R., Das Bürgschaftsrecht Nord- und Ostdeutschlands, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Eggert, R., Die Bürgschaft im süddeutschen Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1962; Mückenheim, U., Die Bürgschaft in den Lübecker Ratsurteilen, Diss. jur. Hamburg 1964; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140ff.; Reimer, K., Treuhandbürgschaft und Sicherungsbürgschaft, ZRG GA 85 (1968), 194; Les sûretés personelles, 1971; Walliser, P., Das Bürgschaftsrecht in historischer Sicht, 1974; Feenstra, R., Die Bürgschaft, (in) Rec. Soc. J. Bodin 28 (1974), 295; Walliser, P., Die Amtsbürgschaft im schweizerischen Recht, ZRG GA 96 (1979), 100; Maier, K., Die Bürgschaft in süddeutschen und schweizerischen Gesetzbüchern des 16.-18. Jahr­hunderts, 1980; Hoppe, C., Die Bürgschaft im Rechtsleben Hamburgs, 1997; Jenks, S., Die Bürgschaft im mittelalterlichen englischen Strafrecht, Diss. phil., Berlin 1998; Kowolik, Y., Interzessionen von Nahbereichspersonen, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Burgund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Burgunder und in DW2 nur in Burgunder bezeugt – nicht in EDEL, nur Burgunder – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., franz. Bourgogne) ist zunächst die von den ostgermanischen →Burgundern in der Völker­wanderung besiedelte Landschaft (zwischen 400 und 436 Mainz bis Worms, nach 436 [Niederlage gegen Römer oder Hunnen?] bzw. 443 um Genf und Lyon). 534 gelangt Burgund an die Franken und ist zweitweise ein fränkisches Teilreich. 843 wird das Gebiet entlang der Saône zwischen westfränkischem Reich und lotharischem Reich geteilt. 879 entsteht ein Königreich Burgund (Niederburgund), das von dem 888 errichteten Königreich Burgund (Hochburgund) um 931/933 bzw. 950 aufgesogen wird und mit diesem einschließlich der Grafschaft Burgund (Franche-Comté) 1032/1033 an das deutsche Reich fällt. Das westlich der Saône entwickelte, 963 an die →Kapetinger gelangte Herzogtum Burgund gewinnt in dem 14. und 15. Jahrhundert große Bedeutung (1363 Philipp der Kühne, Erweiterung um Flandern, Artois, Rethel, Nevers, Frei­grafschaft, Brabant, Limburg, Hennegau, Holland, See­land), bis es über die Erbtochter Maria von Burgund 1477/1482 großteils (Niederlande, Franche-Comté) an die →Habsburger kommt (und dort von 1512 bis 1806 den burgundischen Reichskreis bildet), in seinem Kern (Herzogtum Burgund und Pikardie) aber 1493 →Frankreich zugeschlagen wird. Das übrige Burgund wird zwischen 1674 und 1678 (Freigraf­schaft) von Frankreich erobert. 1459 werden die Coutumes générales du Comté de Bourgogne aufgezeichnet.

Lit.: Köbler, DRG 95, 76, 129; Köbler, Historisches Lexikon; Seignobos, C., Le régime féodal en Bourgogne, 1882; Stouff, L., Les origines de l’anne­xion de la Haute-Alsace à la Bourgogne en 1469, 1901; Poupardin, R., Le royaume de Bourgogne (888-1038), 1907; Walther, A., Die burgundischen Zentral­behörden, 1909; Chaume, M., Les origines du duché de Bourgogne, Bd. 1ff. 1925ff.; Richard, J., Les ducs de Bourgogne, 1954; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, ZRG GA 79 (1962), 106; Vaughan, R., Philip the Bold, 1962, 2. A. 1979, 3. A. 2002; Vaughan, R., Philip the Good, 1970, 2. A. 2002; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979 bzw. 1998; Vaughan, R., Charles the Bold, 1973, 2. A. 2002; Rompaey, J. van, De grote raad van de hertogen van Borgondië, 1973; Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, bearb. v. Schieffer, T., 1977; Jeanclos, Y., L’arbitrage en Bourgogne et en Champagne, 1977; Histoire de la Bourgogne, hg. v. Richard, J., 1978; Bart, J., La liberté ou la terre, 1984; Pridat, H., Nicolas Rolin, 1995; Esders, D., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997; Schnerb, B., L’état bourguignon 1363-1477, 1999; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIV et XVe siècles, 2004; Hofordnungen der Herzöge von Burgund, hg. v. Kruse, H. u. a., Bd. 1 2005; Godding, P., La législation ducale en Brabant sous le règne de Philippe le Bon, 2006; Oschema, K., Freundschaft und Nähe im spätmittelalterlichen Burgund, 2006; Kamp, H., Burgund, 2007; Kraume, H., Glanzvolles Burgund, 2010; Bourgondië vorbij – De Nederlanden 1250-1650, hg.v. Damen, M. u. a., 2010; Karl der Kühne von Burgund, hg. v. Oschema, K. u. a., 2012; Paravicini, W., Colleoni und Karl der Kühne, 2014; Berlin, A., Magie am Hofe der Herzöge von Burgund – Aufstieg und Fall der Grafen von Étampes, 2016; Zwischen Basel und Marseille – Das Burgund der Rudolfinger (9.-11. Jahrhundert), hg. v. Nowak, J. u. a., 2019

Burgunde Burgunder

Burgunder oder Burgunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 1751 in besonderer Bedeutung in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Angehörige eines (vielleicht) von der Ostsee (möglicherweise Bornholm) über die Oder und Weichsel (um 57 n. Chr. bei Plinius dem Älteren und um 150-170 n. Chr. bei Ptolemäus erwähnt) an den mittleren Rhein gelangten ostgermanischen Volkes. Das Recht der Burgunder ist in der (lat. [F.]) →Lex Burgundionum (Recht der Burgunder) bzw. →Lex Romana Burgundionum (römisches Recht der Burgunder) überliefert. Von der vielleicht in dem 7. oder 8. Jahrhundert unterge­gangenen Sprache ist anscheinend außer dem Namen nichts sicher bekannt. In der Neuzeit ist Burgunder vor allem der aus der Landschaft Burgund kommende Rotwein.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 57, 75, 86; Jahn, A., Geschichte der Burgundionen und Burgunder, 1874; Saleilles, R., De l’établissement des Burgundes, 1891; Kienast, W., Studien über die französischen Volksstämme des Frühmittelalters, 1968, 23; Perrin, O., Les Burgondes, 1968; Favrod, J., Les Burgondes, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004

Burgundio von Pisa ist ein seit 1136 erwähnter Übersetzer griechisch geschrie­bener Digestenstellen. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 242

Burgus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) bezeichnet als lateinisches Lehnwort wohl aus dem Germanischen (str.) seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. ein kleines Kastell, danach (5. Jahrhundert) allgemeiner eine Siedlung. In dem frühen Mittelalter ist es teils die an eine (lat. [F.]) civitas, Stadt angelehnte, teils die davon unabhängige Siedlung. In dem Deutschen Reich erscheint burgus 1120 (Mühldorf an dem Inn). Der Bewohner heißt (lat. [M.]) burgensis (Frankreich 10. Jahrhundert, Spanien 11. Jahrhundert, Freiburg im Breisgau 1120). Streitig ist, inwieweit burgus oder burgum die besondere Marktsiedlung und burgensis eine besondere Art von →Bürger anzeigt. In dem 14. Jahrhundert schwindet burgus wieder.

Lit.: Beyerle, F., Zur Typenfrage in der Stadtver­fassung, ZRG GA 50 (1930), 1ff.; Ennen, E., Frühgeschichte der europäischen Stadt, 1953, 3. A. 1981; Schlesinger, W., Burg und Stadt, (in) Mittel­deutsche Beiträge zur deutschen Verfassungs­geschich­te, Bd. 2 1963, 124; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Werveke, H. van, Burgus, 1965

Burgward (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 946 [Havelberg/MGDipl. I 306] in 16 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, lat. burgwardium, burgwardum 961, M.) ist vor allem in der frühhochmittelalterlichen Zeit der Ostsiedlung das Gebiet um die befestigte Siedlung (→Burg) als Verteidigungsbereich und Verwaltungsbereich (beispielsweise Biederitz, Möckern, Magdeburg, Frohse, Barby, Calbe an der Saale, Haldensleben, Wanzleben, Unseburg, erste Hälfte 11. Jahrhundert Merseburg, Ritteburg, Wallhausen, Sulza).

Lit.: Knüll, B., Die Burgwarde, Diss. phil. Tübingen 1895; Schlesinger, W., Burgen und Burgbezirke, (in) Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungs­geschichte, 1961, 158; Billig, C., Die Burgwardorga­nisation im obersächsisch-meißnischen Raum, 1989

Burgwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1158 [MecklUB. I 58] in 23 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Frühmittelalter die beispielsweise in dem Edikt von Pîtres von 864 behandelte Verpflichtung von Umwohnern zu der Unterhaltung von Burgen und ähnlichen Befestigungsanlagen. In dem Hochmittelalter begegnet hauptsächlich die Befreiung hiervon.

Lit.: Schlesinger, W., Burgen und Burgbezirke, (in) Mit­teldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsge­schichte des Mittelalters, 1961, 158ff.

Büro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1741 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach EDEL über altfranzösisch bure, burel, lat. burra, F., zottiges Gewand vielleicht mit der idg. Wurzel *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben, verbindbar, N.) Arbeitszimmer, leitender Ausschuss

Bürokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1819 bezeugt – 1819 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) penibler fachlich gebildeter Büroangestellter

Bürokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht bezeugt, aber um 1750 von Vincent de Gournay gebildet und in DW2 aus dem Französischen aufgenommen – 1790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die durch hauptberuflich tätiges, fachlich ausgebildetes Personal bzw. durch Trennung von Amt und Person bzw. durch Regelgebundenheit und durch Schriftlichkeit aller wesentlichen Amtsvor­gänge gekennzeichnete Verwaltungsgestal­tung. Sie wird gedanklich in der Mitte des 18. Jahrhunderts erfasst. Der frühe Liberalismus lehnt die Bürokratie ab, Max Weber versachlicht die Bedeutung des Wortes.

Lit.: Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, 5. A. 1986; Wunder, B., Geschichte der Bürokratie in Deutschland, 1986; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Heindl, W., Gehorsame Rebellen, 1991; Herrschaftsverdichtung, Staatsbildung, Bürokra­ti­sierung, hg. v. Hochedlinger, M. u. a., 2011; Kneucker, R., Bürokratische Demokratie – demokratische Bürokratie – Ein Kommentar zu Struktur, Gestalt und System der Bürokratie in Europa, 2019

Bursche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 bezeugt und in DW2 um 1450 bezeugt – 1454 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1510 [MittErfurt 5 1871 183] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit mlat. bursa, F. Geldbeutel, lat. byrsa, F., Fell und dem Griechischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Herkunft unklar und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) junger Mann

Burschenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1792 [1791?] bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das Lateinische und Griechische des Altertums und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der in dem frühen 19. Jahrhundert (1813/1815) neben die älteren Landsmannschaften tretende, national und liberal ausgerichtete Zusammenschluss (Ver­bindung) von Studenten (1811 von Jahn, F./Friesen, K., Ordnung zu der Einrichtung von Burschenschaften entworfen, in dem Gasthaus Grüne Tanne an der Saale in Jena an dem 12. 6. 1815 unter Niederlegung der landsmannschaftlichen Fahnen Urbur­schenschaft mit Einsatz für einen deutschen Einheitsstaat gegründet, 1819 Verbot der Burschen­schaften, aber geheime Wirksamkeit, 1848/1849 150 Abgeordnete der Frankfurter Nationalver­sammlung Burschenschaftler, 1935 erzwun­gene Selbstauflösung der Deutschen Burschenschaft, 1950 wie­der begründet, in dem Jahre 2015 rund 1000 studentische Verbindungen in dem deutschsprachigen Raum).

Lit.: Bayer, E., Die Entstehung der deutschen Burschenschaft, 1883; Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft, hg. v. Haupt, H., Bd. 1ff. 1910ff.; Brunck, H., Die deutsche Burschenschaft, 1999; Roeseling, S., Burschenehre und Bürgerrecht, 1999; ein großes Ganzes, hg. v. Brunck, H. u. a., 2011; Schermaul, S., Der Prozess gegen die Leipziger Burschenschaft 1835-38, 2015; Deutschland immer gedient zu haben ist unser höchstes Lob. Zweihundert Jahre deutsche Burschenschaften. Eine Festschrift, hg. v. Lönnecker, H., 2015; Rode, F., Die Universitätsburschenschaften im Kaiserreich (1871-1918), 2020

Bursprake (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und – in älteren deutschen Rechtsquellen - unter Bauersprache eingeordnet sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Hamburg 1270, F.) ist in Norddeutschland in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter (in dem Mittelniederdeutschen) die Versammlung der Nachbarn in Stadt und Land. Bursprake kann auch das dort verlesene oder geschaffene Recht bezeichnen (beispielsweise Lübeck, Wismar). Ver­schiedent­lich gewinnt die Bursprake gerichtliche Befugnisse.

Lit.: Bolland, J., Zur städtischen Bursprake im hansischen Raum, (in) ZLGA 36 (1956), 96

Bußbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [KölnZftUrk. II 490] in 3 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ein System kirchlicher →Bußen für Sünden enthaltende Buch ([→lat.] →Paenitentiale, liber paenitentialis). Es erscheint seit dem 6. Jahrhundert in Irland und England ([lat.] Iudicia [N.Pl.] Cummeani, Kolumban, (lat.) Liber [M.] de poenitentiarum mensura taxantium, Theodor von Canterbury, [lat.] Canones [M.Pl.]), bald danach mit der irischen Mission auf dem Festland (rund 400 Handschriften, u. a. Buch 19 von →Burchard von Worms, Decretum). In dem 13. Jahrhundert tritt an die Stelle des Bußbuchs die (lat.) Summa (F.) confessorum (Summe der Bekenner) der →Beichtstuhljurisprudenz.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Wasserschleben, E., Die Bußordnungen der abendländischen Kirche, 1851; Schmitz, H., Die Bußbücher und die Bußdisziplin der Kirche, 1888; Schmitz, H., Die Bußbücher und das kanonische Bußverfahren, 1898; Finsterwalder, P., Die Canones Theodori Cantuarienses, 1929; Spindler, E., Das altenglische Bußbuch, 1934; Bieler, L., The Irish Penitential, 1963; Vogel, C., Les libri poenitentiales, 1978; Kottje, R., Die Bußbücher Halitgars von Cambrai und des Hrabanus Maurus, 1980; Körntgen, L., Studien zu den Quellen der frühmittelalterlichen Bußbücher, 1993; Kottje, R., Bußbücher in mittelalterlichen Bibliotheksverzeichnissen, (in) Sacris erudiri 45 (2006), 305ff.; Meens, R., Penance in Medieval Europe 600-1200, 2014

Buße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 790/802 bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 881 [MSD. 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ursprünglich der Ausgleich eines einem anderen schadenden Unrechtserfolgs durch eine Leistung an den Verletzten oder seine Angehörigen zu dem Zweck der Besserung seiner Lage. Sie ist dem römischen Recht als die Geldsumme bekannt, mit der anfangs (in festen Sätzen) das vergeltende Racherecht des Verletzten etwa bei Körperverletzung oder Sachbeschädigung abgelöst wird (lat. [F.] poena). Die (lat. [F.]) lex Aquilia de damno (aquilisches Gesetz über den Schaden, [vielleicht] von 286 v. Chr.) stellt auf den Wert der beschädigten Sache ab. In der jüdisch-christlichen Kirche ist die Buße die Abwendung von einer sündhaften Vergangenheit. Tacitus bezeugt wohl die Buße für die Germanen, bei denen ein Teil der Buße auch an die Allgemeinheit fällt. In den →Volksrechten des Frühmittelalters wird ein ganzes System von mehreren Zielen dienenden Bußen (lat. [F.Pl.] compositiones) festgehalten (→Kompositionensystem), zu dem insbesondere auch das →Wergeld für den Fall einer Tötung eines Menschen gehört. Ihnen entsprechen die Bußen der →Bußbücher. Dieses Bußensystem wird seit dem Hochmittelalter durch die →Strafe zurückgedrängt, wobei die öffentliche Buße etwa in dem Bistum Konstanz noch in dem 15. und frühen 16. Jahrhundert erkennbar ist (, vgl. auch noch § 1497 Bürgerliches Gesetzbuch Sachsens von 1863). Die Leistung an den Verletzten wird mehr und mehr als →Schadensersatz verstanden. Buße wird aber teils als an den Verletzten, teils als an den Staat (für Ordnungswidrigkeiten) zu erbringende Geldleistung weiter fortgeführt, wobei eine an eine Gemeinschaft zu leistende Buße öfter gemeinsam vertrunken wird. Das Reichsstrafgesetzbuch des Deutschen Reiches von 1871 kennt (neben der Strafe) die Zahlung einer Buße für Beleidigungen und Körper­verletzungen in den §§ 188, 231 StGB (in der Deutschen Demokratischen Republik bis 1968, in der Bundesrepublik Deutschland bis 1974). Ähnliche Regeln enthalten das Urhe­bergesetz, das Patentgesetz und das Markenschutzgesetz bis 1965/1974.

Lit.: Kaser §§ 35, 50; Söllner § 8; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 43ff., 2, 207ff.; Waechter, C. v., Die Buße bei Beleidigungen und Körperverletzungen, 1874; Dochow, A., Die Buße im Strafrecht und Strafprozess, 1875; Dohna, A. zu, Die Stellung der Buße im reichsrechtlichen System des Immaterialgüterschutzes, 1902; Pappenheim, M., Scheinbuße und Selbsturteil, ZRG GA 29 (1908), 334; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, 95; Weisweiler, J., Buße, ZRG GA 51 (1931), 541; Vogel, C., Le pécheur et la pénitence, 1969; Rüping, H., Geldstrafe und Buße, (in) Z. f. s. ges. StW 85 (1973), 672; Hattenhauer, H., Über Buße und Strafe, ZRG GA 100 (1983), 53; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995), 1ff.; Mansfield, M., The Humiliation of Sinners, 1995; Hamilton, S., The Practice of Penance, 2001; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, 2003 (ungedruckte Habilitationsschrift); Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Bauer, K., Frühmittelalterliche Bußkataloge – Bewertungen des menschlichen Körpers und seiner Teile – eine Untersuchung anhand der Lex Salica, des Edictum Rothari und der Lex Saxonum, 2019; Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021

büßen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 790/802 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bessern, ausgleichen, ersetzen

Bußgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1377 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1380 [JenaUB. I 377] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die an den Staat zu erbringende Geldleistung für eine an die Stelle der früheren Übertretung gesetzte Ordnungswidrigkeit.

Bussi, Emilio (Rovigo 13. 4. 1904-Rom 14. 11. 1997) wird nach dem Studium des Rechtes in Modena 1933 in Mailand für italienische Rechtsgeschichte habilitiert, 1940 Professor in Cagliari, 1958 in Modena und widmet sich zunächst dem gemeinen Recht (La formazione dei dogmi di diritto nel diritto comune, Bd. 1f. 1937ff.), danach dem Hei­ligen Römischen Reich der frühen Neuzeit (Il diritto pubblico del Sacro Romano Impero, Bd. 1f. 1957ff.). S. Bussi

Lit.: Dilcher, G., Nachruf ZRG GA 116 (1999), 707ff.

Buteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Bauteil ab 1111 [Inama, WG. II 287, Worms] in 11 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Frühmittelalter eine grundherrschaftliche Abgabe bei einem Erbfall. Sie besteht teils in der Hälfte des Viehes, teils in dem so genannten →Besthaupt. Sie schwindet schon an dem Ende des Frühmittelalters.

Lit.: Hübner 676; Kroeschell, DRG 1, 2

Büttel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1253 bezeugt – in EDEL 3. Viertel 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 3. Viertel 9. Jahrhundert [AhdGl. I 297, 378, 404] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gebietende Mensch, ins­besondere der Gerichtsdiener. Er lädt, verhaftet, pfändet, urteilt gelegentlich und vollstreckt häufig eine Strafe. Wegen seines niedrigen Ansehens wird die Bezeichnung Büttel in dem 19. Jahrhundert (euphemistisch) aufgegeben. →Gerichtsvollzieher

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Angstmann, E., Der Henker in der Volksmeinung, 1928; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Peters, W., Bezeichnungen und Funktionen des Fronboten, 1991; Metzke, H., Zur lokalen und sozialen Mobilität der Amts- und Gerichtsdiener im 17./18. Jahrhundert, ZRG GA 113 (1996), 412; Pauser, J., Der Zwettler Gerichtsdiener, 2002

Butzbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Bachmann, B., Die Butzbacher Stadtrechnungen im Spätmittelalter, 2011

Bützow (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist von 1760 bis 1789 Sitz einer von Rostock abgeteilten Universität.

Lit.: Asche, M., Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule, 2000, 2. A. 2008

Buxtehude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Schindler, M., Buxtehude, 1959

Bynkershoek (Bijnkershoeck), Cornelis van (Middelburg/Seeland 29. 5. 1673-Den Haag 16. 4. 1743) wird nach dem Rechtsstudium in Franeker Anwalt in Den Haag und 1704 Richter des Hoge Raad van Holland en Zeeland (1723 Präsident). In seiner Dissertation (lat.) De dominio maris (1703, Über das Eigentum an dem Meer) begründet er für den Landesherrn das Eigentum vor der jeweiligen Küste, soweit es beispielsweise in einer Dreimeilenzone mit Waffen beherrscht wird. Seine (lat.) Observationes (F.Pl., Beobachtungen) zu vielen Verfahren sind seit 1923 veröffentlicht. S. Google

Lit.: Star Numan, O., Cornelis van Bynkershoek, 1869; Krikke, A./Faber, S., Cornelis van Bynkershoek, (in) Zestig juristen, 1987, 141; Bergh, C. van den, Der Präsident Cornelis van Bijnkershoek, (in) Zs. f. europ. Privatrecht 3 (1995), 423

byzantinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1845 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) Byzanz betreffend

Byzantinisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Adjektiv byzantinisch in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1845 bezeugt) ist das in Ostrom (Byzanz, 326/330 Konstantinopel) gepflegte römische Recht in griechischer Sprache auf der Grundlage der Kompilationstätigkeit Kaiser Justinians (527-565). Wichtigste Werke sind Theophils Paraphrase der Institutionen, Nomos georgikos (Ende 9. Jahrhundert), Nomos nautikos (Ende 9. Jahrhundert), Eisagoge (um 900), Prochiron 907, eparchikon biblion (nach 907), Ekloge ton nomon (941), 113 Novellen Kaiser Leons VI., Basiliken (888?) mit Scholien (11. Jahrhundert) und Kurzfassungen (beispielsweise synopsis Basilicorum 10. Jahrhundert), Peira (Mitte 11. Jahrhundert), Nomokanones, Tipukitos (12. Jahrhundert), Hexabiblos (14. Jahrhundert, endgültig erst durch das Zivilgesetzbuch Griechenlands von 1946 abgelöst).

Lit.: Ius Graeco-Romanum, hg. v. Zachariae von Lingenthal, H. v., Bd. 1ff. 1856ff.; Zachariae von Lingenthal, H. v., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892; Jus Graeco-Romanum, hg. v. Zepos, J. u. a., Bd. 1ff. 1931ff.; Wenger. L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Simon, D., Rechtsfindung am byzantinischen Reichsgericht, 1973; Beck, H., Nomos, Kanon und Staatsräson in Byzanz, 1981; Van der Wal, N. u. a., Historiae iuris graeco-romani delineatio, 1985; Schminck, A., Studien zu mittelbyzantinischen Rechtsbüchern, 1986; Simon, D., Die Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, (in) Ius commune 15 (1988), 73ff.; Das Eparchenbuch Leons des Weisen, hg. v. Koder, J., 1991; Burgmann, L. u. a., Repertorium der Handschriften des byzantinischen Rechts, Bd. 1f. 1995ff.; Letsios, D., Nomos Rhodiôn nautikos, 1996; Burgmann, L., Das byzantinische Recht und seine Einwirkung auf die Rechtsvorstellung der Nachbarvölker, (in) Südosteuropa-Jahrbuch 26 (1996), 277ff.

Byzanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt  und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die nach einem sagenhaften Gründer Byzas benannte, 326/330 von dem römischen Kaiser Konstantin von Byzantion in Kon­stantinopel umbenannte Stadt an dem Bosporus als dem Ausfluss des Schwarzen Meeres in das Mittelmeer, die 395 Hauptstadt des östlichen Teiles des römischen Weltreichs wird und damit zugleich für das von hier aus beherrschte (oströmische) Reich. Der von Kaiser Justinian (527-565) unternommene Versuch, die weströmischen Gebiete zurückzugewinnen, bleibt ohne nachhaltige Wirkung in dem seit Herakleios (610-641) verstärkt griechisch geprägten Land. Vielmehr wird das byzantinische Reich, das um 800 etwa 10 Millionen Einwohner gehabt haben könnte, in der Folge von Persern, Arabern und Bulgaren nachhaltig bedroht und verliert nach der kirchlichen Trennung der griechisch-orthodoxen Kirche von der katholischen Kirche (1054) 1176 in dem Kampf gegen die Rum-Seldschuken seine Stellung als Großmacht. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1203/1204) wird das byzantinische Reich unter die Venezianer und die übrigen Kreuzfahrer aufgeteilt. Osmanen, Serben und Bulgaren bedrohen den verbleibenden Rest von mehreren Seiten. Mit der Eroberung Kon­stantinopels an dem 29. 5. 1453 durch die Osmanen gerät Byzanz bzw. das Byzantinische Reich an die Türken, die bis in die Gegenwart auch ein kleines Gebiet in dem Südosten Europas in ihrer vor allem in Kleinasien gelegenen Türkei halten können. S. Google

Lit.: Zachariae von Lingenthal, K., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892; Neudruck 1955; Krumbacher, K., Geschichte der byzantinischen Literatur, 1897; Ball, H., Byzantinisches Christentum, hg. v. Wacker, B., 2011; Karajannis, C., Die Zentralverwaltung des mittelbyzantinischen Reiches, 1949; Ohnsorge, W., Das Zweikaiserproblem im früheren Mittelalter, 1947; Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Pieler, P., Byzantinische Rechtsliteratur, (in) Handbuch der Altertumswissenschaft, XII, 5, 2, 1978, 343; Ohnsorge, W., Abendland und Byzanz, 1979 (Aufsätze); Beck, H., Das byzantinische Jahrtausend, 2. A. 1994; Winkemann, F., Byzantinische Rang- und Ämterstruktur, 1985; Simon, D., Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, (in) Ius commune 15 (1988), 73; Schreiner, P., Byzanz, 2. A. 1994, 3. A. 2007, 4. A. 2011; Simon, D., Die Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, (in) Ius commune 15 (1988), 73; Wirth, P., Grundzüge der byzantinischen Geschichte, 2. A. 1989; Ostrogorsky, G., Byzantinische Geschichte 324 bis 1453, 3. A. 1996; Cutler, A./Spieser, J., Das mittelalterliche Byzanz, 1997; Haldon, J., Byzantium in the Seventh Century, 1997; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Norwich, J., Byzanz, 1998; Lilie, R., Byzanz, 1999; Avenarius, A., Die byzantinische Kultur und die Slawen, 2000; Matschke, K./Tinnefeld, F., Die Gesellschaft im späten Byzanz, 2000; Matschke, K. u. a., Die Gesellschaft im späten Byzanz, 2001; Haldon, J., Das byzantinische Reich, 2002; Brandes, W., Finanzverwaltung in Krisenzeiten, 2002; Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565-1453, bearb. v. Dölger, F., 2. A. 2003; Lilie, R., Byzanz, 2003; Lilie, R., Byzanz und die Kreuzzüge, 2004; Der Beitrag der byzantinischen Gelehrten zur abendländischen Renaissance des 14. und 15. Jahrhunderts, hg. v. Konstantinou, E., 2006; Lilie, R., Einführung in die byzantinische Geschichte, 2007; Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilisation, hg. v. Savvides, A. u. a., 2007ff.; The Cambridge History of the Byzantine Empire, hg. v. Shepard, J., 2008; The Oxford Handbook of Byzantine Studies, hg. v. Jeffreys, 2008; Meier, N., Anastasios I. - Die Entstehung des byzantinischen Reiches, 2009; Sommer, A., Die Münzen des byzantinischen Reiches 491-1453, 2010; Schreiner, P., Byzanz zwischen Systematisierung und Atomisierung, (in) HZ 292 (2011), 425; Trade and Markets in Byzantium, hg. v. Morrion, C., 2012; Authority in Byzantium, hg. v. Armstrong, P., 2013; Byzanz, hg. v. Damals, 2014; Schreiner, P., Prosopographie und Gesellschaft, (in) HZ 300 (2015) 103; The Cambridge Intellectual History of Byzantium, hg. v. Kaldellis, A. u. a., 2017; Kaldellis, A., Streams of Gold, Rivers of Blood – The Rise and Fall of Byzantium, 955 A. D. to the First Crusade, 2017

C

Caccialupus, Johann Baptista ist ein in San Severino in der Mark Ancona um 1420 geborener, in Perugia ausgebildeter, seit 1452 in Siena lehrender Jurist (Tractatus de modo studendi in utroque iure, Traktat über die Art des Studierens in beiden Rechten, De modis arguendi, Über die Arten des Erörterns, consilia, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 849

Caemmerer, Ernst von (Berlin 17. 1. 1908-Freiburg im Breisgau 23. 6. 1985), Historikerssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in München und Berlin und der Promotion über gesetzliche Erbfolge (Berlin 1931, Martin Wolff) Assistent und Referent an dem Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und inter­nationales Privatrecht in Berlin (Ernst Rabel) sowie nach der Habilitation in Frankfurt am Main (1946 Walter Hallstein) 1947 Professor in Freiburg im Breisgau. Er wird sehr bedeutsam für die Rechtsvergleichung. S. Google

Lit.: Festschrift Ernst von Caemmerer, 1978

Caepolla, Bartholomäus ist ein in Verona um 1420 geborener, in Bologna und Padua ausgebildeter, 1445 promovierter, in Padua, Ferrara, Verona und Padua lehrender, 1475 oder 1477 verstorbener Jurist (De ser­vitutibus, Über Dienstbarkeiten, De contractibus emptionum et locationum, Über Kaufverträge und Lokationsverträge, consilia, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 843

Caesar (Cäsar), Gaius Iulius (Rom 13. 7. 100–Rom 15. 3. 44 v. Chr.), Neffe des Marius, wird nacheinander Quästor, Ädil, Prätor und Konsul. Zwischen 58 und 51 v. Chr. erobert er Gallien, wobei er kurz auch den Rhein überschreitet und außerdem auf die britischen Inseln übersetzt. Nach einem erfolgreichen Bürgerkrieg wird er in dem Februar 44 Diktator auf Lebenszeit. An den Iden des März (15. 3) 44 wird er ermordet. Durch ihn endet die 510 v. Chr. begonnene römische Republik. Literarisch bedeutsam sind seine Kommentare über den gallischen Krieg, die auch kurz über die Germanen berichten. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CaesarGaiusIuliusCommentariiDeBello­GallicoLiberI.htm; Köbler, DRG 32, 66; Caesar, Der gallische Krieg - Bellum Gallicum - lateinisch-deutsch 6. A. 2011; Caesar, Der Gallische Krieg, hg. v. Schönberger, O., 4. A. 2013; Gelzer, M., Caesar, 1921, Neudruck 1983, mit Einführung v. Baltrusch, E., 2008; Walser, G., Caesar und die Germanen, ZRG GA 57 (1974), 275; Meier, C., Caesar, 1982; Julius Caesar, 1992; Christ, K., Caesar, 1994; Jehne, M., Caesar, 1997; Etienne, R., Jules César, 1997; Canfora, L., Caesar, 2001; Zecchini, C., Cesare e il mos maiorum, 2001; Baltrusch, E., Caesar und Pompeius, 2004, 2. A. 2010; Dahlheim, W., Julius Cäsar, 2005, 3. A. 2011; Caesar, hg. v. Baltrusch, E., 2007; Will, W., Veni, vidi, vici. Caesar und die Kunst der Selbstdarstellung, 2008; Will, W., Caesar, 2009; Jehne, M., Der große Trend, 2009; Meier, M., Caesar und das Problem der Monarchie in Rom, 2014; Meier, C., Die Ohnmacht des allmächtigen Dictators Caesar, 2015; Strauss, B., Die Iden des März, 2016; Schauer, M., Der gallische Krieg, 2016; Girardet, K., Januar 49 v. Chr. – Caesars Militärputsch, 2017

cahier (franz., M.) Heft

Cahier (M.) de doléances (franz., M.) ist das vielleicht schon auf hochmittelalterliche Ansatzpunkte zurückgehende, seit 1427 in ersten Anfängen, 1484 in gedruckter Form erkennbare „Beschwerdeheft“ (Anweisungen der Wähler) der ständischen Dele­gierten der Generalstände (états généraux) in Frankreich (etwa 60000 erhalten).

Lit.: Marion, M., Dictionnaire des institutions de la France, 1923, 66

Calenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein sächsisch-welfisches Teilfürstentum Braunschweig-Lüneburgs, das in verwickelten Nachfolgen in dem Land →Hannover und damit über Preußen (1866) in Niedersachsen (1946) aufgeht.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Turner, G., Das Calenberger Meierrecht, 1960; Das Calenberger Hausbuch von 1592, bearb. v. Lathwesen, H., 1980

Calonius →Turku

calumnia, lat., F., Ränke, Betrug, Verleumdung, Verdrehung, Fälschung, Lex repet. (123/122 v. Chr.), vgl. idg. *kēl-, *kōl-, *kəl-, V., betören, vorspiegeln, schmeicheln, betrügen, Kalumnie, Kalumnieneid

Calvin, Johannes (Jean) (Noyon 10. 7. 1509-Genf 27. 5. 1564) wird nach dem Rechtsstudium in Orléans und Bourges (1528-1532) und dem Lizentiat in Paris Anhänger der Reformation Martin →Luthers (1533 Flucht aus Frankreich) und beeinflusst von Genf aus Europa von Schottland bis Siebenbürgen. Sein Hauptwerk ist die (lat.) Institutio (F.) religionis christianae (Einrichtung der christlichen Religion, 1536, Endfassung 1559). Der von ihm begründete Calvinismus wirkt sich vor allem wegen der Verbindungen mit dem Humanismus und der positiven Haltung gegenüber der humanis­tischen Ethik (über Hugo Donellus und Dionysius Gothofredus) auf die Entstehung des weltliche Machtansprüche der Kirche und die Unterscheidung von Klerikern und Laien ausschließenden öffentlichen Rechtes und auf Gedanken der →Demokratie und des →Widerstandsrechts sowie subjektiver Rechte auf Leben, kör­perliche Unversehrtheit, Frei­heit und Achtung der Menschenwürde bedeutsam aus. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 153; Schulthess-Rechberg, G. v., Luther, Zwingli und Calvin in ihren Ansichten über das Verhältnis von Staat und Kirche, 1909; Bohatec, J., Calvin und das Recht, 1934; Müller, W., Church and State in Luther and Calvin, 1954; Pfisterer, E., Calvins Wirken in Genf, 1957; Staedtke, J., Johannes Calvin, 1969; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Die Schüler Calvins in der Diaspora, hg. v. Lüthi, K. u. a., 1989; Territorialstaat und Calvinismus, hg. v. Schaab, M., 1993; Naphy, W., Calvin, 1994; Spijker, W. v., Calvin, 2001; Heise, V., Der calvinistische Einfluss auf das humanistische Rechtsdenken, 2004; Persecution and Pluralism, hg. v. Bonney, R. u. a., 2006; Strohm, C., Calvinismus und Recht, 2007; Calvin Handbuch, hg. v. Selderhuis, H., 2008; Plath, U., Der Fall Servet, 2014

Cambacérès, Jean-Jacques-Regis de (Mont­pellier 1753-1824), Bürgermeisterssohn, legt nach Tätigkeiten als Anwalt und Richter in dem Zuge seiner Mitgliedschaft in dem Konvent (1792) bzw. in dem Wohlfahrtsausschuss (1794) der französischen Revolution drei Entwürfe (1793, 1794, 1796/1797) für einen →Code civil vor, die sich auch wegen seiner engen Verbindung zu Napoleon maßgeblich auf den 1804 entstandenen Code civil Frankreichs auswirken. S. Google

Lit.: Papillard, F., Cambacérès, 1961

cambium (lat. [N.], nicht in latein_a_z.docx, dort nur cambiāre, lat., V., wechseln, tauschen, Apul. (um 125-175 n. Chr.), aus dem Gallischen, vgl. idg. *skamb-, *kamb-, V., krümmen, biegen, cambiātio, lat., F., Veränderung, Wechsel, Gl) →Wechsel

Cambrai (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Gemeinde in Nordfrankreich, früher deutsch Kamerich

Lit.: Meijers, E./Blécourt, A., Le droit coutumier de Cambrai, Bd. 1f. 1932ff.; Hüttebräuker, Cambrai, Deutschland und Frankreich 1308-1378, ZRG GA 59 (1939), 88

Cambridge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Fluss Cam ist seit 1066 Vorort einer Grafschaft. Seit 1209 erwächst in Cambridge aus der Abwanderung von Lehrern und Studenten aus →Oxford eine Universität. In ihr entstehen 1284 weltliche Studien. Kenn­zeichnend für den Grundsatz der Bildung durch persönlichen Umgang sind die zahlreichen Colleges (1997 27, ca. 12000 Studenten).

Lit.: Emden, A., A biographical register of the University of Cambridge, 1963; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; A History of the University of Cambridge, hg. v. Leader, D. u. a., Bd. 1ff. 1988ff.; Sager, P., Oxford and Cambridge, 2003

camera, camara, lat., F., gewölbte Decke, Gewölbe, Cic. (81-43 v. Chr.), s. idg. *kamer-, V., wölben, biegen, s. latein_a_z.docx

camerarius, camerārius (2), mlat., M., Kämmerer, Greg. Tur. (538/539-594 n. Chr.), s. camera, →Kämmerer

Canon (canōn, lat., M., Regel, Norm, Richtschnur, Vitr. [um 84-um 25 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, Lw. gr. κανών kanṓn, s. gr. κανών (kanṓn), N., Stange, Rohrstab; zu gr. κάννα (kánna), F., Rohr; vgl. hebr. kaneh, lat.-griech. [M.], Regel, Richtschnur, Norm) ist die einzelne Vorschrift in kirchlichen Rechtsquellen. Hiervon leitet sich neben Kanon die Bezeichnung →kanonisches Recht ab.

Lit.: Köbler, LAW; Zechiel-Eckes, K., Die Concordia canonum des Cresconius, 1992; Fowler-Magerl, L., Kanones. Ausgewählte Kanonessammlungen außerhalb Italiens zwischen 1000 und 1140, 1998 (CD)

Canossa s. Google, →Investiturstreit

Lit.: Weinfurter, S., Canossa, 2006; Canossa 1077, hg. v. Stiegemann, C., 2006; Fried, J. Canossa, 2012; Canossa, hg. v. Hasberg, W. u. a., 2012; Fried, J., Canossa - Entlarvung einer Legende, 2012 (Frieds Hypothese von Stefan Weinfurter und Wilfried Hartmann als völlig abwegig eingestuft); Hehl, E., Gregor VII. und Heinrich IV. in Canossa 1077, 2019

Cantiuncula (Chansonette), Claudius (Metz um 1490-Ensisheim 1549) wird nach dem Rechtsstudium in Löwen und Basel von 1518 bis 1524 in Basel Professor des weltlichen Rechtes und übernimmt danach verschiedene Verwaltungsaufgaben und Gerichtstätig­keiten. Seine Schrift (lat.) De ratione studii legalis paraenesis (1522, Abhandlung über den Grund des Rechtsstudiums) bietet erstmals einen Plan zu der Verbesserung des Rechtes in Deutschland nach den Grundsätzen des →Humanismus. S. Google

Lit.: Wieacker, F., Gründer und Bewahrer, 1959, 44; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel, 1962, 355; Kisch G., Claudius Cantiuncula, 1970

capella 2, lat., F., Heiligtum, kleines Gotteshaus, kleiner Mantel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cappa, lat. [F.]) Mäntelchen, Kapelle

Capella (F.) regia (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Hofkapelle, aber in Google) ist zunächst die seit etwa 650 den Merowinger­königen eigene Reliquie des Mantels des heiligen Martin, danach der Gebetsraum der Königspfalz und schließlich die Gesamtheit der mit dem König ziehenden Geistlichen (capellani [M.Pl.] Kapellane, bald auch bei anderen Großen). In dem ostfränkischen Teilreich wird 965 der Erzbischof von Mainz Erzkaplan und die Hofkapelle zu dem personalen Aus­gangspunkt des ottonisch-salischen →Reichs­kirchen­systems. Mit dem →Inves­titurstreit verliert die capella regia ihre darauf gegründete Bedeutung, bleibt aber als solche bis 1806 bestehen.

Lit.: Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, Bd. 1f. 1959ff.

capitaneus, capitāneus, lat., Adj.: nhd. durch Größe hervorstechend, Gromat., s. Latein_a_z.docx, s. caput

Capitaneus (lat. [M., Adj.], zu lat. [N.] caput, Haupt, schon um etwa 800) ist in dem Frühmittelalter allgemein eine Bezeichnung für einen hervorragenden Menschen, die beispielsweise in Oberitalien (Lombardei bis Toskana) an dem Beginn des Hochmittelalters (11. Jahrhundert) für höhere (städtische) Adelige Verwendung findet (daneben auch in Schwaben, Friesland oder Brandenburg).

Lit.: Köbler, LAW; Meyer, K., Die capitanei von Locarno im Mittelalter, 1916; Stahl, B., Adel und Volk im Florentiner Dugento, 1968; Kamp, N., Konsuln und Podestà, 1969; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien, 1979; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; La vassallità maggiore del Regno Italico, hg. v. Castagnetti, A., 2001

capitis deminutio, capitis dēminūtio, capitis dīminūtio, lat., F. (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx), Vermindern der Rechtspersönlichkeit, Verringern der Rechtspersönlichkeit, Schmälern der Rechtspersönlichkeit; s. dēminuere, abgestuft bezüglich der Freiheit, des römischen Bürgerrechts oder der Familienzugehörigkeit in dem römischen Recht

capitula (lat. [N.Pl.]) Kapitel (N.Pl.) →capitulum

Capitula (N.Pl.) Angilramni (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Angilrams Kapitel, aber in Google) sind die mit mehr als 230 Zitaten in zwei Dutzend der wichtigsten Kirchenrechtssammlungen zwi­schen etwa 850 und 1150 besonders stark rezipierte Fälschung Pseudoisidors und bilden eine wichtige Grundlage für das kirchliche Strafprozessrecht bis zu der Gegenwart.

Lit.: Schon, K., Die Capitula Angilramni. Eine prozessrechtliche Fälschung Pseudoisidors, 2006; Schon, K., Unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudoisidors. Die Collectio Danieliana, 2006

Capitula (N.Pl.) Remedii (episcopii Curiensis) (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Kapitel des Remedius, aber in Google) sind die in dem Südwesten des fränkischen Reiches um 800 erfolgte verkürzende Aufzeichnung des spätrömischen Rechtes.

Lit.: Köbler, DRG 81; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953

capitulare (lat. [N.]) →Kapitular, in Kapitel gegliederter Text des Frühmittelalters (erstmals in dem März 779 das Capitulare Haristallense so bezeichnet)

Capitulare (N.) de villis (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google), Kapitular über Höfe bzw. Königshöfe, ist das in einer in Wolfenbüttel aufbewahrten Handschrift des zweiten Viertels des 9. Jahrhunderts abschriftlich überlieferte, in 70 Kapitel eingeteilte (berühmteste) Kapitular König Karls (des Großen) aus dem letzten Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts, das zu der Beseitigung von Missständen die Verwaltung der Königshöfe des gesamten fränkischen Reiches ordnen will (Forst, Ackerbau, Viehzucht, Weinbau, Gärten, Handwerk, Haushaltung, Rechnungslegung).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Capitularedevillis795deutsch.htm; Dopsch, A., Westgotisches Recht im Capitulare de villis, ZRG GA 36 (1915), 1; Mayer, T., Das Capitulare de villis, ZRG GA 79 (1962), 1; Brühl, C., Capitulare de villis, 1971; Metz, W., Zur Erforschung des karolingischen Reichsgutes, 1971; Tautscher, A., Betriebsführung und Buchhaltung in den karolingischen Königsgütern, (in) Vierteljahrschrift f. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 61 (1974), 1ff.

Capitulare (N.) Haristallense (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Kapitular von Herstal bei Lüttich, aber in Google) ist das in dem März 779 auf einer Reichsversammlung geschaffene, in vielen jüngeren Abschriften überlieferte, sich erstmals als (lat.) Capitulare (N.) bezeich­nende Kapitular. Es enthält kirchliche und weltliche Bestimmungen. Es versucht die Einschränkung der Fehde.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CapitulareHaristallense779latein.htm; Schneider, R., Zur rechtlichen Bedeutung der Kapitularientexte, (in) DA 23 (1967), 273; Mordek, H., Karls des Großen zweites Kapitular von Herstal, (in) DA 61 (2005), 1

Capitulare (N.) Saxonicum (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, sächsisches Kapitular, aber in Google) ist das nach streitiger Ansicht die (lat. [F.]) →Capitulatio de partibus Saxoniae mildernde, in zwei Handschriften überlieferte Kapitular Karls (des Großen) für Sachsen von dem 28. 10. 797.

L.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CapitulareSa­xonicum.htm; Theuerkauf, G., Lex, Speculum, Compendium iuris, 1968; Springer, M., Die Sachsen, 2004

Capitulatio (F.) de partibus Saxoniae (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, Festlegung über Teile Sachsens) ist die in einer Handschrift überlieferte, in Kapitel gegliederte, (nach?) 782 entstandene Anordnung Karls (des Großen) gegenüber den unterworfenen, noch heidnischen Bräuchen (Verbrennen der Hexe, Verbrennen der Leiche [archäologisch für das 8. Jahrhundert kaum nachgewiesen], Menschenopfer [nicht nachgewiesen]) anhängenden →Sachsen, die auffälligerweise statt sonstiger Bußen und Wergelder sehr häufig die →Todesstrafe androht. Vielleicht ist ihr zweiter Teil erst 803 entstanden.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Capitulatio­departibusSaxoniae.htm; Die Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich, hg. v. Lammers, W., 1970; Schubert, E., Die Capitulatio pro partibus Saxoniae (in) Geschichte in der Region, 1993, 3ff.; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Häßler, H., 1999; Springer, M., Die Sachsen, 2004

capitulum, capedulum, capiclum, lat., N., „Köpflein“, Köpfchen, Abschnitt, Kapitel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. caput

Cappenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Die Viten Gottfrieds von Cappenberg, hg. v. Niemeyer, G. u. a., 2005

Capua s. Google

Lit.: Le pergamene di Capua, hg. v. Mazzoleni, J, Bd. 1f. 1957ff.

caput (lat. [N.]) Haupt, Kopf, Kuppe, Quelle, Ursprung, s. anceps, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *kaput, *kapē̆lo-, *kaplo-, Sb., Schale (F.) (1), Kopf, Kniescheibe, s. latein_a_z.docx

Carbonaria silva (lat. [F.] Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Kohlenwald, Erstbeleg 388 n. Chr. bei Sulpicius Alexander, belegt in Google) ist der in dem Frühmittelalter als Grenze bedeutsame Wald von südlich der Sambre bis etwa der Gegend von Löwen (zwischen Charleroi, Tournai und Cambrai oder vielleicht sogar zwiachen Arras in dem Westen und Lüttich in dem Osten). Aus den in dem (lat.) Pactus (M.) legis Salicae, Vertrag des salischen Rechtes (Tit. 47) genannten unterschiedlichen Fristen wird geschlossen, dass die Aufzeichnung erst nach 507 erfolgt ist, weil erst zu dieser Zeit das Gebiet jenseits der Loire Teil des Reiches der Franken wird. In dem 8. Jahrhundert verliert der Wald auch durch Rodungen seine frühere Bedeutung.

Lit.: Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1997

Cardiff an dem Taff in Wales ist 75 n. Chr. Sitz eines römischen Lagers. 1350 gewinnt es Stadtrecht. 1883 erhält es eine Universität. S. Google

Carl August (Weimar 3. 9. 1757-Graditz bei Torgau 14. 6. 1828) Herzog von Sachsen-Weimar(-Eisenach) in (dem späteren) Thüringen, Förderer Goethes, Schillers, Wielands und Herders, s. Google

Lit.: Ebersbach, V., Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach – Goethes Herzog und Freund, 1998; Ventzke, M., Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1883, 2004

Carl Theodor (Schloss Droogenbosch bei Brüssel 11. 12. 1724-München 16. 2. 1799) aus der Nebenlinie Sulzbach-Hilpoltstein nacheinander Erbe der Markgrafschaft Bergen op Zoom, Pfalz-Sulzbach, des Herzogtums Neuburg, der Kurpfalz und Bayerns (1777) sowie über die Heirat seiner Cousine Elisabeth Auguste (1742) Gewinner der Herzogrtümer Jülich und Berg. Ihm folgt 1799 Max Joseph von Pfalz-Zweibrücken, der unter Graf Maximilian Montgelas umfangreiche Reformen verwirklicht. S. Google

Lit.: Weber, H., Die Politik des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz während des österrreichischen Erbfolgekriegs (1742-1748), 1956; Rall, H., Kurfürst Karl Theodor – Regierender Herr in sieben Ländern 1993, Neudruck 1994

Carmer, Johann Heinrich Casimir von (Bad Kreuznach 29. 12. 1721-Gut Rützen in dem Kreis Guhrau in Schlesien 23. 5. 1801), reformierter Hofrats­sohn aus ursprünglich niederländischer Familie, wird nach dem Rechtsstudium in Jena und Halle 1749 Kammergerichtsreferendar in Preußen, 1763 Präsident der Oberamts­regierung Breslau, 1768 Chefpräsident sämtlicher Oberamtsregierungen in Schlesien und 1779 als Folge der Müller-Arnold-Prozesse Großkanzler und Erster Minister des Justizdepartements (bis 1795). Infolge seines Wirkens wird 1781 das Prozessrecht in dem (lat.) →Corpus (N.) iuris Fridericianum ([Friedrichsches Rechtskorpus,] Erstes Buch 1793 überarbeitet in der Form der Allgemeinen Gerichtsordnung) neu geordnet und vor allem durch Svarez die Entstehung des →Allgemeinen Landrechts entscheidend gefördert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 140; Thieme, H., Die preußische Kodifikation, ZRG GA 57 (1937), 362; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Houwald, G. Frhr. v., Ahnen und Enkel des Johann Heinrich Casimir Graf von Carmer, 1977

Carolina (lat. [F.]) →Constitutio Criminalis Carolina, Peinliche Gerichtsordnung (Kaiser) Karls V. von 1532, s. Google

Carpzov, Benedikt (Wittenberg 27. 5. 1595-Leipzig 30./31. 8. 1666), Sohn eines gleich­namigen Professors der Rechte in Wittenberg, wird nach dem Rechtsstudium in Jena, Leipzig und Wittenberg (Wittenberg 1618 Promotion) 1620 Mitglied des Leipziger Schöffenstuhls, 1644 Hofrat in Dresden, 1644/1645 Professor in Leipzig und 1653 Geheimer Rat in Dresden. In seiner auf sächsische Urteile wie gemeinrechtliche Lehre gegründeten (lat.) Practica (F.) nova imperialis Saxonica rerum criminalium (1635, 9. A. 1695, 12. A. 1751, Neue kaiserlich-sächsische Praxis der Strafsachen) bietet er die erste systematische Darstellung des (deutschen) Strafrechts unter Bemühung um Abgrenzung der harten ordentlichen Strafen von den in dem Ermessen des Gerichts stehenden arbiträren Strafen. Seine (lat.) Iuris­prudentia (F.) Romano Saxonica secundum ordinem Constitutionum D. Augusti Electoris Saxoniae (1638, 8. A. 1721, Römisch-sächsi­sche Rechtswissen­schaft nach den kur­sächsischen Konsti­tutionen) erklärt die kursächsischen Konsti­tutionen an Hand der entschiedenen Fälle. Die (lat.) Iurisprudentia (F.) ecclesiastica consistorialis (1649, 8. A. 1721, konsistorial­kirchliche Rechtswissen­schaft) ordnet einheitlich erstmals das Recht der protestantischen Kirche. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Carp­zovBenediktIurisprudentiaEcclesiasticaConsistoralis1649(1652).pdf http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/CarpzovBenediktIurisprudentiaRomanoSaxonica1638(9A1703).pdf http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/CarpzovBenediktPracticaNovaImperialisSaxonicaRerumCriminalium1635(1684).pdf ; Köbler, DRG 144; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Köckritz, S. v., Die Bedeutung des Willens für den Verbrechensbegriff Carpzovs, 1955; Merzyn, G., Der Beitrag Benedikt Carpzovs zur Entwicklung des Kollisionsrechts, 1963; Schieckel, H., Benedict I. Carpzov (1565-1624) und die Juristen unter seinen Nachkommen, ZRG GA 83 (1966), 310; Schieckel, H., Alexander Graf zu Dohna als Nachkomme von Benedikt I. Carpzov, ZRG GA 89 (1972), 212; Benedikt Carpzov, hg. v. Schild, W., 1997; Benedict Carpzov, hg. v. Jerouschek, G. u. a., 2000; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003

Carta, charta (lat. [F.] Blatt, Urkunde, Wort bei Cicero (81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, aus gr. χάρτης (chártēs) ist die Urkunde, vor allem die (von dem Veräußerer) subjektiv gefasste (und unterschriebene) Geschäftsurkunde (Verfügungsurkunde) des frühmittelalterli­chen Rechtsverkehrs (beispielsweise des Klosters Sankt Gallen) in Gegensatz zu der (lat. [F.] notitia) Beweisurkunde. Seit dem 9. Jahrhundert schwindet die carta. Ihre Aufgabe übernimmt in dem 12. Jahrhundert die Siegelurkunde. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, LAW; Brunner, H., Zur Rechtsgeschichte der römischen und germanischen Urkunde, Bd. 1 1880, Neudruck 1961; Zeumer, K., Cartam levare, ZRG GA 4 (1883), 113; Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911; Steinacker, H., Die antiken Grundlagen der frühmittelalterlichen Privaturkunde, 1951; Classen, P., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977, 190; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977

cartularius, chartularius (lat. [M.] Wort Cod. Iust. 528-534 n. Chr.), Archivar, mittels Urkunde (lat. carta, charta) Freigelassener

Lit.: Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum, 1991

case law, case-law (engl. [N.]) →Fallrecht, s. Google

Cassiodor, Flavius Magnus Aurelius Senator (Bruttium vor 490-nach 580), aus in Kalabrien begüterter Familie senatorischen Ranges, 507 (lat.) quaestor, 514 (lat.) consul, 523-527 (lat.) magister officiorum, 533-537 (lat.) praefectus praetorio, ist einer der bedeutendsten Schriftsteller der Spätantike, der auf Grund seiner vorangehenden Verwaltungstätigkeit in seinen Variae (lat. [F.Pl.] [epistulae] verschiedene [Briefe]) die ostgotische Herrschaftspraxis in Italien bis 537 erkennen lässt (um 555 Rückzug in das von ihm gegründete Kloster Vivarium). S. Google

Lit.: O‘Donnell, J., Cassiodor, 1979; Krautschick, S., Cassiodor und die Politik seiner Zeit, 1983; Meyer-Flügel, B., Das Bild der ostgotisch-römischen Gesellschaft bei Cassiodor, 1992; Stüven, A., Rechtliche Ausprägungen der civilitas im Ostgotenreich, 1995; Kakridi, C., Cassiodors Variae – Literatur und Politik im ostgotischen Italien, 2005

Cassius, Longinus (1. Jahrhundert n. Chr.), aus alter senatorischer Familie, wird als Schüler des →Sabinus Haupt der römischen Rechtsschule der Sabinianer oder Cassianer. Seine (mindestens 10 Bücher umfassenden) Libri (M.Pl.) iuris civilis (Bücher des römischen Zivilrechts) sind nur mittelbar durch Auszüge überliefert. Gleichnmig und verwandt ist der an der Ermordung Caesars beteiligte Gaius Cassius Longinus. S. Google

Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 130

casum sentit dominus (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, lat., aber in Google). Den (Fall bzw.) Zufall fühlt der Herr oder der Eigentümer (d. h. seinen Schaden trägt – schon nach dem römischen Recht - grundsätzlich jeder [als Herr der Sache] selbst, sofern nicht ausnahmsweise ein einzelner Rechtssatz den Schaden aus einem besonderen Rechtsgrund auf einen anderen Menschen überwälzt).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

casus, cāsus, cāssus, lat., M., Fallen, Fall, Herabfallen, Einfallen, Sturz, Kasus, Acc. (170-um 90 v. Chr.), auch Zufall, s. latein_a_z.docx

caupo, cōpo, cūpo, lat., M., Krämer, Schankwirt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.); I.: Lw. gr. κάπηλος (kápēlos), s. latein_a_z.docx, s. Google, s. Kauf

causa, caussa, cūsa, lat., F., Grund, Ursache, Fall, Quelle, Schuld, XII tab. (um 450 v. Chr.), Etymologie ungeklärt, vielleicht zu cūdere, s. latein_a_x.docx

Lit.: Kaser §§ 19, 24, 25, 27, 33, 40, 48; Söllner § 8; Köbler, DRG 44, 61; Fuchs, J., Justa causa traditionis, 1952; Bremkamp, T., Causa. Der Zweck als Grundpfeiler des Privatrechts, 2008; Fu, G., Das Causaproblem im deutschen Bereicherungsrecht, 2010

causae (F.Pl.) civiles (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) bürgerliche Sachen, Zivilsachen

causae (F.Pl.) criminales (lat. Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) Strafsachen, Kriminalsachen

causae (F.Pl.) maiores (lat. Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) wichtigere Angelegenheiten

causae (F.Pl.) minores (lat. Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) mindere Angelegenheiten

cautela, cautēla, lat., F., Behutsamkeit, Sicherstellung, Schutz, Schutzmittel, Kaution, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. cavēre, s. latein_a_z.docx, s. Google

Cautela (lat. [F.], Behutsamkeit) ist die von dem magdeburgischen Bürger Hermann von Oesfeld um 1350 deutsch (mit lateinischen Zitaten) verfasste, handschriftlich seit 1382 (8 Handschriften bis 1483) belegte kleine Sammlung von Anweisungen zu dem vorsichtigen Verhalten vor Gericht (14 Zeilen Vorrede, 97 Zeilen Text, 11 Zeilen Nachrede). →Premis

Lit.: Unger, F., Des Richtes Stig, 1847; Homeyer, C., Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis, 1857, http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/RichtsteigLandrechtnebstCautelaundPremis1857.pdf; Die Cautela, hg. v. Ovesfelde, H. v., 1939 (2 Blätter); Oppitz, U., Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66

cautio, cavitio, lat., F., Behutsamkeit, Vorsicht, Sicherheit, Gewährleistung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z. docx, s. cavēre (lat. [F.], Sicherheitsleistung bzw. das als Stipulation für den Fall eines künftigen Schadens aus einem bestimmten Umstand (beispielsweise Einsturz eines Gebäudes) abgegebene Leistungsversprechen des römischen Rechtes

Lit.: Kaser § 7; Söllner § 9; Köbler, DRG 29; Köbler, LAW; Salmen-Everinghoff, C., Zur cautio damni infecti, 2009

cautio (F.) Muciana (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) mucianische →Sicherheitsleistung, →Mucius Scaevola (um 140-82 v. Chr.)

cedere, cēdere, lat., V., gehen, treten, passieren, schreiten, einhergehen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. Google, s. idg. *sed- (B), V., gehen

Celle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) wird nach Erhebung des Fürstentums Calenberg-Grubenhagen zu einem Kurfürs­ten­tum 1692 wegen dadurch entstehender Notwendigkeit eines Oberap­pel­la­tionsgerichts 1711 dessen Sitz als Ausgleich für den Verlust der Residenz eines Teilherzogtums

Lit.: Figge, R., Altes Recht in Celle, 1938; Jessen, P., Der Einfluss von Reichshofrat und Reichskammergericht auf die Entstehung und Entwicklung des Oberappellationsgerichts Celle, 1986; Rüping, H., Rechtsanwälte im Bezirk Celle, 2006; Stodolkowitz, S., Das Oberappellations­ge­richt Celle, 2011; Dreihundert Jahre Oberlandes­gericht Celle, 2011; Rohde, R. u. a., Celle im Nationalsozialismus, 2012; Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften der Stiftungsbibliothek am Oberlandesgericht Celle, bearb. v. Kümper, H., 2018 (rund 150 Handschriften, Grundstock die Bibliothek Ulrich Grupens)

Celsus, Iuventius (pater) (1. Jahrhundert n. Chr.) ist der als ein Haupt der Prokulianer und als Vater des →Celsus (filius) bekannte klassisch-römische Rechtskundige. S. Google

Lit.: Söllner § 16; Köbler, DRG 30; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 137

Celsus, Iuventius Publius (filius) (2. Jahrhundert), Sohn des Iuventius Celsus (pater), ist der bedeutende Vertreter des hochklassischen römischen Rechtes (u. a. [lat.] Libri [M.Pl.] digestorum, Bücher der Digesten) der Zeit Kaiser Hadrians (117-138 n. Chr.), von dem etwa die lateinischen Wendungen Ius est ars boni et aequi (Das Recht ist die Kunst des Guten und Gerechten) und Scire leges non hoc est verba earum tenere, sed vim ac potestatem (Gesetze kennen bedeutet nicht, ihre Worte zu wahren, sondern ihren Sinn und Zweck) und das (lat.) Senatusconsultum (N.) Iuventianum (129, Senatsratschlag des Iuventius) mit einer Bevorzugung des gutgläubigen Bereicherungsschuldners in dem Erbrecht stammen. S. Google

Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 146; Hausmaninger, H., Publius Iuventus Celsus, (in) Prescriptive formality, 1994

Centena (lat. [F.], Hundertschaft, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) ist bei den frühmittelalterlichen Franken und Alemannen eine Verwal­tungseinheit streitigen Inhalts (Erstbeleg 511/558).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Dannenbauer, H., Hundertschaft, centena und huntari,(in)  Hist. Jb. 62-69 (1949), 155; Metz, W., Zur Geschichte der fränkischen centena, ZRG GA 74 (1957), 234; Schulze, K., Die Grafschaftsverfassung in den Gebieten östlich des Rheins, 1974; Murray, A., From Roman to Frankish Gaul, (in) Traditio 44 (1988), 59ff.

centenarius, centēnārius, lat., Adj., hundert enthaltend, aus hundert bestehend, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. centum

Centenarius (lat. [M.], Hunderter, Hundertführer, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) ist in der römischen Spätantike der kaiserliche Beamte mit 100000 Sesterzen Jahresgehalt, in dem Frühmittelalter bei Westgoten, Langobarden, Bayern, Franken und Alemannen ein niederer königlicher Amtsträger.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Krug, H., Untersuchungen zum Amt des centenarius - Schultheiß, ZRG GA 87 (1970), 1, 88 (1971), 29 (Diss. phil. Wien 1968); Murray, A., From Roman to Frankish Gaul, Traditio 33 (1988), 59ff.

Cessante ratione legis cessat ipsa lex (lat., Wortfolge nicht in latein_a-z.docx, aber in Google). Fällt der Sinn eines Gesetzes weg, fällt das Gesetz selbst weg.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Glosse zu Digesten 35, 1, 72, § 6); Krause, H., Cessante causa cessat lex, ZRG KA 46 (1960), 81

cessio (lat. [F.] Abtreten, Übergeben, Cic. 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. Google, s. cedere, cēdere) Abtretung (einer Forderung) →Zession

Chamave, s. Google, →Ewa Chamavorum

Chambéry in den Voralpen in dem Südosten Frankreichs gelangt 1232 an Savoyen. 1761 erhält es eine Universität. 1860 kommt es zu Frankreich. S. Google

Champagne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Frankreich südwestlich vor den Ardennen liegende Landschaft. Sie fällt 486 n. Chr. von den Römern an die Franken und wird 814 Grafschaft. Diese wird 1314/1361 Krondomäne Frankreichs. Unter Rückgriff auf eine um 1253 entstandene Sammlung der Usages de Champagne und Einfügung verschiedener höchstgerichtlicher Urteile der Jahre 1270 bis 1295 verfasst wahrscheinlich Guillaume de Châtelet zwischen 1295 und 1300 den Ancien coutumier de Champagne. S. Google

Lit.: Portejoie, P., L’ancien coutumier de Champagne, 1956; Bur, M., La formation du comté de Champagne, 1977

Chance (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Glückschance nicht und in DW2 1831 bezeugt – 1831 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische (cadere) des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gelegenheit, Erfolgsaussicht

Chancengleichheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1956 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Gleichheits­grundsatz entwickelte Vorstellung, dass in bestimmten Wettbewerbslagen Chancengleichheit für Interessenten bestehen oder notfalls hergestellt werden müsse.

Lit.: Bender, R./Schumacher, R., Erfolgsbarrieren vor Gericht, 1980

charavaricum, chalvaricum, lat.?, N., Tohuwabohu, Wirrwarr, Lärm, nicht in latein_a_z.docx, s. Google

charisma, lat., N., Geschenk, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. gr. χάρισμα (chárisma), N., göttliche Gabe; vgl. gr. χαρίζεσθαι (charízesthai), V., schenken, sich freundlich zeigen; gr. χάρις (cháris), F., Anmut, Gunst, Gnade, Freude; vgl. idg. *g̑ʰer- (1), *g̑ʰerh₁-, V., begehren, gern haben, s. latein_a_z.docx, s. Google

Charisma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1666 aus dem Lateinisch-Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1666 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gnadengabe, Heil, Ausstrahlungskraft

Lit.: Das Charisma, hg. v. Rychterova, P., 2008

Charivari (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1800 bezeugt – 1800 in EDEL als über das Französische vielleicht aus dem etymologisch ungeklärten charavaricum, chalvaricum, lat., N., Tohuwabohu, Wirrwarr, Lärm, aufgenommen – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Tohuwabohu, Durcheinander, Wirrwarr, Katzenmusik

Lit.: Kramer, K., Grundriss einer rechtlichen Volkskunde, 1974

Charta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1819 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16.? Jahrhundert als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) Urkunde

Charta (F.) der Grundrechte der Europäischen Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an dem 1. 12. 2009 in ihrer überarbeiteten Fassung von dem 12. 12. 2007 den Gemeinschaftsverträgen der europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Uni­on rechtlich gleichgestellte und damit rechts­verbindliche, neben den ungeschriebe­nen, als allgemeine Rechtsgrundsätze des Unions­rechts fortgeltenden Unionsgrund­rechten gel­tende Charta der Grundrechte in der Europäischen Union in dem Sinne eines formellen Systems europäischer Wertnormen. Diese objektive europäische Werteordnung nimmt an dem Anwendungsvorrang des Gemein­schafts­rechts Teil. Die letzverbind­liche Kon­trollzuständigkeit hat der Europä­ische Ge­richtshof bzw. der Gerichtshof der Europäischen Union.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Charta­derGrundrechtederEU2010.pdf

Charta (F.) der Vereinten Nationen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Vereinte Nationen

Charte (F.) constitutionelle (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, franz. [F.] Verfassungsurkunde) ist die oktroyierte(, bis Juli 1830 geltende) Verfassung des Jahres 1814 in Frankreich.

Chartepartie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google  belegt sowie aus [lat.] carta [F.] partita, geteilte Urkunde, F., gebildet) ist in dem Seehandelsrecht seit dem Hochmittelalter die in zwei Hälften teilbare Urkunde über die (teilweise) Befrachtung eines Schiffes (vgl. ab 1375 franz. [F.] charte de fret ou endenture, ADHGB von 1861).

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Lewis, W., Das deutsche Seerecht, 1883; Wattenbach, W., Das Schiffswesen im Mittelalter, 1896, Neudruck 1958; Scrutton, T., The contract of affreightment, 1939; Morisset, J., Der Frachtvertrag in der Ordonnance de la marine von 1681, 1996; Landwehr, G., Das Seerecht der Hanse (1365-1614), 2003

chartern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 1863 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mieten, durch entgeltlichen Vertrag nutzen

chartularius, chartulārius, cartulārius, lat., M.: nhd. Archivar; Hw.: s. chartula; Q.: Cod. Iust. (528-534 n. Chr., s. latein_a_z.docx, s. charta

checks and balances (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.Pl..) Kontrollen und Aus­gleiche durch Gewaltenteilung in der Verfassung

chemeía, chēmeía, χημεία (chēmeía), χυμεία (chymeía), griech., F., Kunst der Metallverarbeitung; weitere Herkunft ungeklärt, s. Google

Chemie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Steinchemie – nicht und in DW2 1586 bezeugt – 1586 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) Lehre von dem Aufbau, den Eigenschaften und der Umwandlung der (chemischen) aus Atomen, Molekülen und Ionen bestehenden Stoffe

Lit.: Priesner, C., Chemie – Eine illustrierte Geschichte, 2015

Chemnitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., Steinbach) →Hippolithus a Lapide (Chemnitz, Bogislaus Philipp von, Stettin 1605-Gut Halstaed in Vestmanland/Schweden 1678)

Lit.: Das Chemnitzer Bleichgericht und die dortigen Bleichen vor 500 Jahren, ZRG GA 25 (1904), 345; Schlesinger, W., Die Anfänge der Stadt Chemnitz, 1952

China (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Sina und in DW2 - ausgenommen Chinarinde und chinesisch – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.). Der Name China – Reich der Mitte – für eine mindestens 5000 Jahre geschichtliche Entwicklung aufweisende Gesellschaft in Ostasien erscheint 1537 auf einer spanischen Weltkarte. Unter anderem wurden 1983/1984 in Zhangjiashan in dem Grab M 247 mehr als 1000 Bambusleisten aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. entdeckt mit 70 Prozent Rechtstexten und 227 Bambusleisten mit einem Textkorpus Zouyanshu. 1271-1291 erfolgte ein Aufenthalt Marco Polos aus Venedig in dem mongolischen China. Uum 1900 starker Ein­fluss des deutschen Rechtes. 1978 offizielle Übernahme westlichen bzw. westeuropäischen Rechtes begonnen, anfangs angloamerikanisch, später auch deutsch)

Lit.: Senger, H. v., Kaufverträge im traditionellen China, Diss. jur. Zürich 1970; Köbler, G., Rechtschinesisch, 2001; Recht und Rechtsgeschichte Chinas, 2002; Lexikon der chinesischen Literatur, hg. v. Klöpsch, V. u. a., 2004; Seyock, B., Auf den Spuren der Ostbarbaren, 2004; Kim, C., Deutscher Kulturimperialismus in China, 2004; Yangwen, Z., The Social Life of Opium in China, 2005; Falkenhausen, L. v., Chinese Society in the Age of Confucius, 2006; Dabringhaus, S., Geschichte Chinas 1279-1949, 2. A. 2009; Schoettli, U., China, 2007; China, hg. v. Staiger, B. u. a., 2006; Schmidt-Glintzer, H., Kleine Geschichte Chinas, 2008; Höllmann, T., Das alte China, 2008; Schmieder, F., Marco Polo (1254-1324), 2009; Weiers, M., Geschichte Chinas, 2009; Lei, Y., Auf der Suche nach dem modernen Staat, 2010; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Kangying, L., The Ming Maritime Policy in Transition. 2010; Kroll, S., Normgenese durch Re-Inter­pretation. China und das europäische Völkerrecht, 2012; Zhang, Q., The Constitution of China, 2012; Simon, K., Civil Society in China, 2013; Pantsov, A. u. a., Mao, 2014; Yang, R., Die Rezeption der europäischen Privatrechte in China und die konfuzianische Tradition – Das Beispiel des Deliktsrechts, 2015; Brook, T., Wie China nach Europa kam – Die unerhörte Karte des Mr. Selden, 2015; Leese, D., Die chinesische Kulturrevolution 1966-1976, 2016; Glahn, R. v., The Economic History of China, 2016; Dikötter, F., Mao und seine verlorenen Kinder – Chinas Kulturrevolution, 2017; Hecheng, T., The Killing Wind, 2017; Mühlhahn, K., Die Volksrepublik China, 2017 (1949-1956, 1957-1976, 1977-1990, ab 1990 Aufstieg zu einer Weltmacht); Lee, K., AI Superpowers - China, Silicon Valley and the New World Order, 2018; Brown, K., Die Welt des Xi Jinping, 2018; Forster, E., 1919 – The Year that changed China, 2018; Frankopan, P., Die neuen Seidenstraßen, 2019; Irvinc, T., Listening to China. Sound and the Sino-Western Encounter 1770-1839, 2020; Mitter, R., China’s Good War, 2020

chirographum, chīrographum, chīrografum, cȳrografum, lat., N., Handschrift, eigenhändige Schrift, Wechsel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. χειρόγραφον (cheirógraphon), N., Handschrift, Schuldbrief; vgl. gr. χείρ (cheír), F., Hand, Faust, Arm, Seite; idg. *g̑ʰesor-, *g̑ʰesr-, Sb., Hand, gr. γράφειν (gráphein), V., einritzen, schreiben; idg. *gribʰ‑, V., ritzen, kribbeln, s. latein_a_z.docx, s. Google

Chirographum (lat.-gr. [N.] Handgeschriebenes, Wort bei Cicero 81-43 v. Chr.) ist in der römischen Antike die (eigenhändig geschriebene, subjektiv gefasste) Papyrusurkunde. Von England (Mitte 9. Jahrhundert) aus wird chirographum später zu der Bezeichnung für die in zwei Ausfertigungen auf einem danach zer­schnittenen Blatt hergestellte Urkunde über ein mehrseitiges Rechtsgeschäft (854/855?, Saint Bertin 944, Trier 967). Seit dem 14. Jahrhundert wird das chirographum bei siegelführenden Beteiligten durch die Siegelurkunde, ansonsten durch die Urkunde öffentlicher Notare zurückgedrängt, bleibt aber bis zu dem 18. Jahrhundert in Gebrauch. →Chartepartie, s. Google

Lit.: Kaser §§ 7, 40; Köbler, DRG 43; Köbler, LAW; Redlich, O., Die Privaturkunde des Mittelalters, 1911; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1, 2. A. 1912, 699; Trusen, W., Chirographum und Teilurkunde im Mittelalter, (in) Archival. Z. 75 (1979), 233; Parisse, M., Remarques sur les chirographes, (in) AD 32 (1986), 546ff.; Anglo-Saxon Manuscripts and their Heritage, hg. v. Pulsiano, P. u. a., 1998, 161ff.

Chlodwig (Chlodowech, 466-511), merowingischer König der Franken (482-511), „Ludwig“, s. Google

Lit.: Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1988, 3. A. 1997; Chlodwigs Welt, hg. v. Meier, M. u. a., 2014

Chor (M.) Land →Chorbischof

chora, chōra (1), lat., F., Distrikt, Inschr, s. gr. χώρα (chṓra), F., Land, Gegend, Ort, Platz, Heimatland; vgl. idg. *g̑ʰē- (1), *g̑ʰēi-, *g̑ʰeh₁-, V., leer sein (V.), fehlen, verlassen (V.), gehen, s. latein_a_z.docx, s. Google

Chorbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 1150 aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 378] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Landbischof) ist in dem oströmischen Reichsteil der ursprünglich gleichberechtigte Gehilfe des städtischen Bischofs für das Landgebiet der Diözese. Seit der Mitte des 8. Jahrhunderts erscheint unter angelsächsischem Einfluss ein Chorbischof in dem Westen, der seit dem 9. Jahrhundert aber wieder schwindet (Konzil von Metz 888).

Lit.: Gottlob, T., Der abendländische Chorepiskopat, 1928, Neudruck 1963; Müller, J., Gedanken zum Institut der Chorbischöfe, (in) FS K. Pennington, 2006, 77ff.

Chorherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1253 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 13 § 3] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (Kanoniker bzw.) Kleriker, der Mitglied eines an einer Kirche bestehenden Kapitels (mit Sitz in dem Chor) ist. Ansätze zu einer solchen Gemeinschaft zeigen sich schon bei Bischof Eusebius von Vercelli (um 283-371). Das Frühmittelalter entwickelt hierfür besondere Regeln bzw. canones (beispielsweise Chrodegang von Metz um 755 [lat.] F. regula canonicorum, Regel der Kanoniker, Konzil von Aachen 816). Die frühhochmittelalterliche Kirchenreform führt zu der stärkeren Regulierung (grego­rianische Reform). In dem 12. Jahrhundert werden Empfehlungen des heiligen Augustinus besonders aufgegriffen (Augustinerchorherr).

Lit.: Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln in Deutschland, 1976; Lawrence, C., Medieval Monasticism, 2. A. 1989, 163; Crusius, I., Studien zum weltlichen Kollegiatstift in Deutschland, 1985; Die Stiftskirche in Südwestdeutschland, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003

Chrenecruda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [Lex Salica/Hessels-Kern Tit. 58 Cod. 1 Sp. 370 Hs. Anf. 9. Jh. in 3 Stellen], aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, afrk., Sb., „reine Erde“?) ist die zuerst in Titel 58 des salfränkischen Volksrechts (Pactus legis Salicae, 507-511?) erwähnte, den leistungsunfähigen Wergeldschuldner betref­fende →malbergische Glosse, die sich auf ein vielleicht neu geschaffenes, nur kurze Zeit bezeugtes oder vielleicht auch aus einer magischen Zauberhandlung übernommenes Formalverhalten bezieht.

Lit.: Gierke, J., Chrene cruda und Spatenrecht, ZRG GA 28 (1907), 290; Goldmann, E., Chrenecruda-Studien zum Titel 58 der Lex Salica, 1931; Schmidt-Wiegand, R., Chrenecruda, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 252

Christ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DRW2 nach 1100 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert [Glosse] und 1060-1065 [Williram von Ebersberg] in EDEL in 2 Ansätzen bzw. Bedeutungen - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen ab 1276 [AugsbStR. Art. 57 § 1] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Religionsstifter Jesus Christus und an den Religionsstifter Jesus Christus glaubender Mensch

Christentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit des christlichen Glaubens und seiner (in der Gegenwart etwa 2,2 Milliarden) Anhänger. Unter Fortführung jüdischer Vorstellungen des so genannten Alten Testaments geht das Christentum davon aus, dass sein Stifter Jesus Christus (um 4 v. Chr. – um 30 n. Chr.) als Sohn (eines einzigen) Gottes durch seinen Tod an dem Kreuz die Menschen von ihrer Sündigkeit erlöst hat. Die daran anknüpfenden Gedanken (Urchristentum 30-150 n. Chr.) breiten sich in dem römischen Reich wegen ihrer Anziehungskraft vor allem auf ärmere Gesellschaftssschichten so rasch aus, dass der Staat seit dem zweiten Jahrhundert und entschieden seit der Mitte des dritten Jahrhunderts das Christentum verfolgt, ohne den gewollten Erfolg zu erreichen. Durch das Toleranzedikt Kaiser Konstantins (311) wird das Christentum gleich­berechtigter Kult, durch Kaiser Theodosius I. 380 Staatsreligion. Seit dem Ausgang des Altertums greift das Christentum vor allem auf die germanischen Völker über (in dem 5. und 6. Jahrhundert Bischofskirchen in den Bischofsstädten, während beispielsweise in dem Rheinland die Zeugnisse für die ländlichen Gebiete noch spärlich bleiben, beispielsweise Flonheim nordwestlich Alzeys) und Belege für Heidentum noch reichlich zu finden sind. Spaltungen (1054 und 1517) führen zu den besonderen Bekenntnissen der Katholiken, Orthodoxen und Protestanten (Lutheraner, Evangelischen). In der Neuzeit verbreitet sich das Christentum mit der Entdeckung neuer Länder und der Gewinnung von Kolonien durch Mächte Europas über die ganze Erde, doch bedeutet die französische Revolution von 1789 eine Wende hin zu einer Säkularisierung. Bereits kurz nach seiner Entstehung entwickelt das Christentum in Anlehnung an römisches Recht ausgeprägte rechtliche Regeln (→kirchliches Recht), die danach wiederum in vielen Hinsichten das weltliche Recht mitgestalten.

Lit.: Söllner §§ 19, 20, 21; Köbler, DRG 51, 68, 99, 146; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 772; Bultmann, R., Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen, 1949, 4. A. 1976, 6. A. 1998; Moeller, B., Geschichte des Christentums in Grundzügen, 1965, 10. A. 2011, 8. A. 2004; Biondi, B., Il diritto romano cristiano, 1952ff.; Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 1953ff., 2. A. 1960ff.; Christentum, Säkularisation und modernes Recht, hg. v. Lombardi-Vallauri, L. u. a., 1981; Deschner, K., Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1988ff., (Band 10 2013); Die Geschichte des Christentums, hg. v. Mayeur, J. u. a., Bd. 8 1992, Bd. 10 1999; Geschichte des Christentums, hg. v. McManners, J., 1993; Andresen, C./Ritter, A., Geschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1993ff.; Crossan, J., Der historische Jesus, 1994; Drobner, H., Lehrbuch der Patrologie, 1994, 2. A. 2004, 3. A. 2011; Fontes christiani, hg. v. Brox, N. u. a., 1995ff.; Winkelmann, F., Geschichte des frühen Christentums, 1996; Glaser, F., Frühes Christentum im Alpenraum, 1997; Barton, P., Geschichte des Christentums in Österreich und Südostmitteleuropa, 1997; Padberg, L. v., Die Christianisierung Europas, 1998; Lang, B., Heiliges Spiel, 1998; Gnilka, J., Die frühen Orden, 1999; Lexikon der christlichen Antike, hg. v. Bauer, J. u. a., 1999; Metzler Lexikon christlicher Denker, hg. v. Vinzent, M., 2000; Die Geschichte des Christentums, hg. v. Pietri, L., Bd. 3 2000; Lee, A., Pagans and Christians in Late Antiquity, 2000; Mission und Christianisierung am Hoch- und Oberrhein, hg. v. Berschin, W. u. a., 2000; Lüdemann, G., Das Urchristentum, 2002; Jensen, A., Frauen im frühen Christentum, 2002; Die Alemannen und das Christentum, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Koch, S., Rechtliche Regelung von Konflikten im frühen Christentum, 2003; Tamcke, M., Das orthodoxe Christentum, 2004; Hasenfratz, H., Die antike Welt und das Christentum, 2004; Zschoch, H., Die Christenheit im Hoch- und Spätmittelalter, 2004; Bonifatius, hg. v. Felten, F., 2004; The Spread of Christianity in the first four Centuries, hg. v. Harris, W., 2005; Angenendt, A., Toleranz und Gewalt, 2006; Markschies, C., Das antike Christentum, 2006; Seebaß, G., Geschichte des Christentums, Bd. 3 2006; Engberg, J., Impulsore Chresto, 2007; Terrien, M., La christianisation de la région rhénane du IVe au milieu du VIIIe siècle, 2007; Fonti per la storia della cristianizzazione dei Germani, hg. v. Mico, N. de u. a., 2007; Judge, E., The First Christians in the Roman World, 2008 (Aufsätze); Habermas, R., Mission im 19. Jahrhundert, (in) HZ 287 (2008), 629; Gender and Christianity in Medieval Europe, hg. v. Bitel, L., 2008; The Oxford Handbook of Early Christian Studies, hg. v. Ashbrook, S. u. a., 2008; Koch, D., Bilder aus der Welt des Urchristentums, 2009; Cook, J., Roman Attitudes Toward the Christians, 2010; Erinnerungsorte des Christentums, hg. v. Markschies, C. u. a., 2010; Athanasius Handbuch, hg. v. Gemeinhardt, P., 2011; Hume, D., The Early Christian Community, 2011; Wendt, H., Die missionarische Gesellschaft, 2011; Lange, C., Eine kleine Geschichte des Christentums, 2012; Leppin, V., Geschichte des mittelalterlichen Christentums, 2012; Brunner, K., In Freiheit glauben, 2013; Schwertmission, hg. v. Kamp, H. u. a., 2013; Koch, D., Geschichte des Urchristentums, 2013 (ca. 30 n. Chr.-150 n. Chr.), 2. A. 2014; Schlögl, R., Alter Glaube und moderne Welt - Europäisches Christentum im Umbruch 1750-1850, 2013; Schieffer, R., Christianisierung und Reichsbildungen – Europa 700-1200, 2013; Credo – Christianisierung Europas im Mittelalter, Bd. 1f. hg. v. Stiegemann, C. u. a., 2013; Lauster, J., Die Verzauberung der Welt – Eine Kulturgeschichte des Christentums, 2014, 3. A. 2015; Tiwald, M., Das Frühjudentum und die ersten Christen, 2015; Schnelle U., Die ersten 100 Jahre des Christentums, 2015; Kermani, D., Ungläubiges Staunen, 2015, 2. A. 2015; Holzem, A., Christentum in Deutschland (1550-1850), 2015; Geelhaar, T., Christianitas, 2015; The Routledge History of Medieval Christianity, hg. v. Swanson, R., 2015; Wolter, M., Theologie und Ethos im frühen Christentum, 2016; Barnes, T., Early Christian Hagiography and Roman History, 2016; Öhler, M., Geschichte des frühen Christentums, 2017; Pilhofer, P., Das frühe Christentum im kilikisch-isaurischen Bergland, 2018; Andrade, N., The Journey of Christianity to India in Late Antiquity, 2018; Windler, C., Missionare in Persien, 2018; McKechnie, P., Christianizing Asia Minor, 2019; Kraemer, R., The Mediterranean Diaspora in Late Antiquity. What Christianity Cost the Jews, 2020; Neu, R., Willibrord und die Christianisierung Europas im Frühmittelalter, 2021

Christus, Chrīstus, lat.-gr., PN, nhd. „Gesalbter“, Christus, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. gr. χρίειν (chríein), V., bestreichen, salben, färben; s. idg. *gʰrēi-, *gʰrei-, *gʰrəi-, *gʰrī-, V., streichen, streifen, beschmieren, s. latein_a_z.docx, s. Google

chronicus, lat., Adj., Zeit betreffend, zu der Zeit gehörig, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. gr. χρονικός (chronikós), Adj., die Zeit betreffend; vgl. gr. χρόνος (chrónos), M., Zeit, Zeitdauer; weitere Etymologie unklar, s. latein_a_z.docx, s. Google

Chronik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Etymologie unklar, F.) zeitlich geordnete Aufzeichnung (beispielsweise Eusebius [um 325], Hieronymus [um 378], Paulus Orosius [417], Isidor von Sevilla [um 627], Regino von Prüm (907), Frutolf von Michelsberg (1099?), Kaiserchronik [1140/1150], Otto von Freising (1132-1157), sächsische Weltchronik [um 1230?], Magdeburger Weichbildchronik [1235-1250], Martin von Troppau [vor 1278], Hartmann Schedel, Weltchronik, 1493)

Lit.: Schmidt, H., Die deutschen Städtechroniken, 1958; Krüger, K., Die Universalchronik, 1976ff.; Schwäbische Chroniken der Stauferzeit, 1978; Schmale, F., Funktion und Formen mittelalterlicher Geschichtsschreibung, 1985; Sprandel, R., Chronisten als Zeitzeugen, 1994; Van Houts, E., Local and Regional Chronicles, 1995; Naß, K., Die Reichschronik des Annalista Saxo, 1996; Hauptwerke der Geschichtsschreibung, hg. v. Reinhardt, V., 1997; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichts­bewusstsein im hohen Mittelalter, 1999; Städtische Geschichtsschreibung im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, 2000; Die Chroniken Bertholds von Reichenau und Bernolds von Konstanz 1054-1100, hg. v. Robinson, I., 2003; Hessische Chroniken zur Landes- und Stadtgeschichte, hg. v. Menk, G., 2003; Ebendorfer, Thomas, Chronica regum Romanorum, hg. v. Zimmermann, H., 2003; Von Fakten und Fiktionen, hg. v. Laudage, J., 2003; Die Reichschronik des Anna­lista Saxo, hg. v. Naß, K., 2006; Gutmann, A., Die Schwabenkriegschronik des Kaspar Frey, 2010; Encyclopedia of the Medieval Chronicle, hg. v. Dunphy, G., Bd. 1f. 2010; Nuhn (von Hersfeld), J., Die „Wallensteiner Chronik“, hg. v. Krafft, O., 2013; Posselt, B., Konzeption und Kompilation der Schedelschen Weltchronik, 2015; Chronik der Pfarrei und Kirchengemeinde Meerholz, geführt v. Pfarrer Lorenz Kohlenbusch, bearb v. Lapp, M., 2019

Chronologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1568 bezeugt – 1568 in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie chronologia nicht in latein_a_z.docx und aus dem Griechischen des Altertums gebildet und teilweise in der weiteren Herkunft unklar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das geordnete Wissen um die Zeit (Zeitkunde). In der Chronologie wird die Zeit der Jahre vielfach von einem mythischen Beginn an gezählt (beispielsweise von der angeblichen, zeitlich unbekannten Schöpfung an oder von dem angeblichen Gründungsdatum Roms [753 v. Chr.]). Julius Caesar geht dabei (46 v. Chr.) von drei Jahren zu 365 Tagen und einem Jahr von 366 Tagen, einem Jahresbeginn an dem ersten Januar und 12 Monaten aus. Die Rechnung der Jahre nach Christi Geburt leitet sich von Eusebius von Caesarea (frühes 4. Jahrhundert) oder von den Ostertafeln des Dionysius Exiguus (525) her, setzt sich zu Beginn des 8. Jahrhunderts in England (Beda) durch und greift von dort aus auf das Reich der Franken über. Regino von Prüm datiert ab Christi Geburt und wendet damit als erster in der Weltgeschichtsschreibung die durch­gehende Zählung nach Inkarnationsjahren an. Wegen der 11 Minuten und 14 Sekunden das Sonnenjahr überschreitenden tropischen Jahres des julianischen Kalenders (ein Tag in 128 Jahren), folgt in der Reform des Jahres 1582 (gregorianische Kalenderreform mit einer fehlerhaften Abweichung von einem Tag in 3323 Jahren) auf den 4. Oktober der 15. Oktober (10 Tage fehlen). Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts werden auch die vorchristlichen Jahre (ohne ein Jahr 0) nach dem Zeitpunkt Christi Geburt gezählt. Eine internationale Standardiserung geht in der Gegenwart von der Schreibweise Jahr, Monat, Tag (beispielsweise 1983-10-08 oder 2007-09-30 oder 2018.01-20) aus.

Lit.: Grotefend, H., Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 1891ff., Neudruck 1970; Grotefend, H., Taschenbuch der Zeitrechnung, 1898, 14. A. 2007; Rühl, F., Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit, 1897; Mahler, E., Handbuch der jüdischen Chronologie, 1919, Neudruck 1967; Sonntag, R., Studien zur Bewertung von Zahlenangaben in der Geschichtsschreibung des frühen Mittelalters, 1987; Brincken, A. v. d., Historische Chronologie des Abendlandes, 2000; Bäbler, B., Archäologie und Chronologie, 2004

Chur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Hauptort des Kantons Graubündens in der Schweiz

Lit.: Casparis, H., Der Bischof von Chur als Grundherr, 1910; Jecklin, F., Die Churer Waisenpflege, 1920; Deplazes, L., Reichsdienste und Kaiserprivilegien, 1973

Cicero, Marcus Tullius (Arpinum 3. 1. 106-bei Formiae 7. 12. 43 v. Chr.), aus der Ritterschicht (eques) seines Geburtsorts stammender, 104 v. Chr. nach Rom gelangender und dort römisch-griechisch erzogener Schüler des Mucius augur und des Mucius Scae­vola, ist nicht nur ein macht­bewusster und ehrgeiziger, beweglicher, aber mit Vorsicht zu benutzender und kaum an die tatsächliche Macht gelangter Politiker (63 v. Chr. Konsul), sondern in erster Linie der be­deutendste Gerichtsredner und politische Schriftsteller der römischen Antike, der vor allem das griechische Rechtsdenken aufgreift und weitergibt. Insbesondere mit der Schrift De officiis (Von Pflichten) gelingt Cicero die Vermittlung der Natur­rechtsidee an die spätere Zeit. S. Google

Lit.: Söllner §§ 7, 9, 11, 12; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Cicero als Advokat, 1965; Gelzer, M., Cicero, 1969, 2. A. 2014; Mitchell, T., Cicero, 1991; Fuhrmann, M., Cicero und die römische Republik, 1989, 4. A. 1997; Marcus Tullius Cicero, Die Prozessreden, hg. v. Fuhrmann, M., 1997; Kurczyk, S., Cicero und die Inszenierung der eigenen Vergangenheit, 2006; Res publica und Demokratie, hg. v. Richter, E. u. a., 2007; Fox, M., Cicero’s Philosophy of History, 2007; Lintott, A., Cicero as Evidence, 2008; Bringmann, K., Cicero, 2010, 2. A. 2014; Pina Polo, F., Rom, das bin ich, 2010; Pflüger, H., Ciceros Rede pro Q. Roscio comoedo, 2013; Schermann, E., Cicero und das Geld, 2015; Cicero’s Law, hg. v. du Plessis, P., 2016 (ordnet Cicero als Rechtskenner ein)

Cinus (de Sighibuldis) da Pistoia (Pistoia 1270-1336/1337), Sohn eines Notars, wird nach dem Studium des weltlichen Rechtes in Bologna Anhänger des deutschen Königs Heinrich VII. Nach der Promotion (1314) schließt er sich der päpstlichen Partei an und wird Professor in Siena (1321-1323, 1324-1326), Perugia (1326-1330, 1332-1333), Neapel (1330-1331) und Bologna (1333-1334). Sein Hauptwerk ist der um 1312 bis 1314 verfasste Kommentar zu dem Codex, neben dem Glossen, quaestiones, consilia und ein Traktat De successione ab intestato stehen. S. Google

Lit.: Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. 1834ff., 6, 7; Chiapelli, L., Vita e opere, 1881; Libertini, V., Cino da Pistoia, 1974; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 633

Cisleithanien, Zisleithanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die nichtamtliche Be­zeichnung der Länder Österreichs diesseits des Flusses Leitha (Niederösterreich, Ober­österreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Küstenland, Dalmatien, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Bukowina [in Gegensatz zu Transleithanien]), die bis 1915 als die in dem Reichsrate vertretenen Königreiche und Län­der umschrieben und dann als Kaisertum Österreich benannt werden.

Lit.: Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988

Civilian ist in dem englischen Recht die Bezeichnung für den in dem römischen Recht (civil law) ausgebildeten Juristen. S. Google

Lit.: The Civilian Tradition and Scots Law, hg. v. Carey Millar, D. u. a., 1997

civis, cīvis, ceivis, cīs, cīves, lat., M., F., Bürger, Bürgerin, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *k̑ei- (1), V., Sb., Adj., liegen, Lager, vertraut lat. [M.]) Bürger

Lit.: Kaser; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964

civis (M.) Romanus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) römischer →Bürger

civitas, cīvitās, ceivitās, lat., F., Zustand eines Bürgers, Bürgerrecht, Bürgerschaft, Staat, Gemeinde, Volk, Stadt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. Google, s. cīvis, lat., M.

Lit.: Rietschel, S., Die civitas auf deutschem Boden, 1894, Neudruck 1978; Brühl, C., Palatium und civitas, 1975

civitas (F.) imperii (mlat.) Reichsstadt

clam, calim, callim, lat., Adv., verhohlen, heimlich, insgeheim, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑el- (4), V., bergen, verhüllen

clausula, lat., F., Schluss, Ende, Schlusssatz, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. claudere (1), Klausel

clausula (lat. [F.]) arbitraria (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Ermessensklausel des römischen Rechtes (beispielsweise auf Herausgabe einer Sache) in der Klageformel, s. Google

Clausula (F.) rebus sic stantibus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist die für Einzelfälle bereits in dem Altertum ange­sprochene, in dem Hochmittelalter auf dieser Grundlage gebrauchte Vorbe­haltsklausel der unveränderten Sachlage (Augustin von Leyser [1683-1752] omne pactum rebus sic stantibus intelligendum est, jeder Vertrag muss unter gleichbleibenden Voraussetzungen betrachtet werden). Sie geht in dem 20. Jahrhundert in der Lehre von dem Fehlen bzw. Wegfall der Geschäftsgrundlage auf.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Dießelhorst, M., Die Geschäftsgrundlage, (in) Rechtswissenschaft und Rechtsentwicklung, 1980, 153; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsge­schichte, 4. A. 1985; Köbler, R., Die clausula rebus sic stantibus, 1991; Gieg, C., De tacita conditione rebus sic stantibus, Diss. jur. Würzburg 1991; Rummel, M., Die clausula rebus sic stantibus, 1991

Clementinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., [lat.] F.Pl. Clementinae) sind die von dem namengebenden Papst Clemens V. (1305-1314) unter Verzicht auf Ausschließ­lichkeit gesammelten, meist auch von ihm erlassenen, von Papst Johannes XXII. (1316-1334) an dem 23. 10. 1317 (Bulle [lat.] Quoniam nulla, Weil keine) in 106 Kapiteln herausgegebenen →Dekretalen, die den letzten Teil des (lat.) →corpus (N.) iuris canonici, Gesamtheit des kanonischen Rechtes bilden (Zitierweise Clem. 2. 11. 2). Die 1326 abgeschlossene Bearbeitung durch Johannes Andreae wird zu der (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentlichen Glosse).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Clemen­ti­nae­1314.pdf; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 102; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Tarrant, J., Constitutiones Clementinae, ZRG KA 70 (1984), 67ff., 71 (1985), 76ff.

cliens, cliēns, cluēns, lat., M., Höriger, Klient, sich des Schutzes halber an jemanden Anlehnender, Schutzgenosse, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑lei-, V., neigen, lehnen (V.) (1), s. Google

clientes, clientēs (lat. [M.Pl.]) Klientel, geschützte Abhängige, Anhänger, Dienstleute, s. cliēns, s. Google

Lit.: Herrschaft und Staat im Mittelalter, hg. v. Kämpf, H. 1956, 66f.; Patronage in Ancient Society, hg. v. Wallace-Hadrill, A., 1990

Cluny (nordwestlich Mâcons) in Burgund ist die von dem Herzog von Aquitanien an dem 11. 9. 910 gegründete Benediktinerabtei, die in dem 10. Jahrhundert zu dem Mittelpunkt einer kirchlichen Reformbewegung (kluniazensische Kirchen­reform) mit rund 300 angeschlossenen Männerklöstern und Frauenklöstern in Frankreich, dem Heiligen römischen Reich, Italien, Spanien, Portugal und England wird. Mit der Umformung zu einem Orden und der Einführung von Generalkapiteln verliert Cluny um 1200 seine besondere Stellung. Das Kloster wird 1790 in dem Zuge der französischen Revolution aufgehoben. Die Kirche wird anschließend bis auf einen Querhausarm abgerissen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hallinger, K., Gorze-Kluny, Bd. 1f. 1950, Neudruck 1971; Cluny im 10. und 11. Jahrhundert, hg. v. Wollasch, J., 1970; Kohnle, A., Abt Hugo von Cluny (1049-1100), 1993; Wollasch, J., Cluny, 1996; Les plus anciens documents originaux, hg. v. Atsma, H. u. a., 1997ff.; Racinet, P., Crises et renouveau, 1997; Poeck, D., Cluniacensis ecclesia, 1998; Die Cluniazenser in ihrem politisch-sozialen Umfeld, hg. v. Constable, G. u. a., 1998; Prat, D., Études clunisiennes, 2002; Baud, A., Cluny, 2003; Barret, S., La mémoire et l’écrit, 2004; Rosé, I., Construire une société seigneuriale, 2008; Lamke, F., Cluniacenser am Oberrhein, 2009; Hurel, O./Riche, D., Cluny, 2010; Die Geschichte von Cluny in den fünf großen Abtbiographien, eingeleitet v. Klüppel, T., 2018

co-, lat., Präf., mit…, s. con, cum, auch col, com, cor

Coburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Das älteste Coburger Stadtbuch 1388-1453, bearb. v. Andrian-Werburg, K. Frhr. v., 1977

Cocceji, Samuel von (Heidelberg 20. 10. 1679-Berlin 4. 10. 1755, Name von dem Ratsherrn Gerhard Coch in Bremen 1532-1589), Sohn des Völker­rechtsprofessors Heinrich von Cocceji (Bremen 25. 3. 1644-Frankfurt an der Oder 18. 8. 1719), wird nach dem Rechtsstudium in Frankfurt an der Oder dort (1702) Professor, tritt aber wenig später in den Justiz- und Verwaltungsdienst Preußens (1711-1713 Delegierter Preußens an dem Reichskammer­gericht in Wetzlar, 1713 Präsident des Kammergerichts in Brandenburg, 1727 Etatminister, 1731 Präsident des Oberap­pellationsgerichts, 1. Juni 1738 chef de justice, Justizminister), wo er 1747 Großkanzler wird. Auf ihn gehen die 1747/1748 erschienenen Gerichtsordnungen (Projekt des Codicis Fridericiani Pomeranici, Projekt des Codicis Fridericiani Marchici) zurück (1746 Abschaffung der Aktenversendung), während der Versuch einer Neuordnung des materiellen Rechtes auf der Grundlage der dem römischen Recht entnommenen naturrechtlichen Grundsätze (Projekt des Corpus juris Fridericiani, Personenrecht 1749, Sachenrecht 1751, Obligationenrecht 1753 bei Versendung verloren) in dem Ergebnis scheitert. Von beachtlichem Erfolg gekrönt ist die praktische Vereinheitlichung der bestehenden Gerichts­verfassung (u. a. feste Richterbesoldung, 1755 Justizprüfungskommission, Verbot der Aktenversendung, geordneter dreistufiger Instanzenzug). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 140; Neufeld, H., Die fridericianische Justizreform, Diss. jur. Göttingen 1910; Springer, M., Die Coccejische Justizreform, 1914; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Weill, H., Frederick the Great and Samuel von Cocceji, 1961; Trendelenburg, F., Friedrich der Große und sein Großkanzler Samuel von Cocceji, 1964; Sellert, W., Samuel von Cocceji, (in) JuS 1979, 770ff.; Codex Fridericianus Marchicus, 2000 (Einführung durch Mohnhaupt, H.)

code (franz. {M.]) Gesetzbuch →codex

Code civil (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bürgerliches Gesetzbuch) ist das (an dem 24. 3.) 1804 in Kraft gesetzte Bürgerliche Gesetzbuch Frankreichs. Nach ersten vergeblichen Versuchen unter König Heinrich III. (1574-1589), das hinsichtlich einer Linie Bordeaux-Lyon-Genf südliche (franz. [M.]) droit écrit (Schriftrecht römischer bzw. westgotischer bzw. bur­gundischer Herkunft) mit dem nördlichen (franz. [M.]) droit coutumier (Gewohnheitsrecht über­wiegend fränkischer Herkunft) zu verbinden, greift die französische Revolutionsbewegung trotz Fehlens von Vorarbeiten auch die Forderung nach bürgerlicher Neuordnung des Rechtes auf und bestimmt in der Verfassung des Jahres 1791, dass ein Code des lois civiles communes à tout le royaume (Buch der dem gesamten Königreich gemeinsamen bürger­lichen Gesetze) geschaffen werden soll (il sera fait). Nach erfolglosen Entwürfen (1793 [719 Artikel, Gleichberechtigung der Ehegatten, einfache Scheidung, Zersplitterung der Erbschaft durch gesetzliche Erbfolgeteilung, Adoption], 1794 [297 Artikel] und 1796 [Projet de Code civil] durch Cambacérès, 1798-1799 privat durch Target) wird nach dem Beginn des Konsulats Napoleon Bonapartes in dem November 1799 von ihm hierfür an dem 12. 8. 1800 eine von der Regierung und damit nicht von dem Parlament abhängige Kommission (vier ehemalige Rechtsanwälte Tronchet, Portalis [römisches Recht], Bigot de Préameneu, Maleville [römisches Recht, traditionell]) eingesetzt, die in fünf Monaten einen Entwurf anfertigt. Napoleon selbst nimmt an 59 bzw. 55 von 102 bzw. 107 Sitzungen des Staatsrats Teil, bezieht zu 89 Themenbereichen Stellung und setzt sich in 59 Fragen durch. Die nach Beratung seit 1803 erscheinenden 36 Einzelgesetze (Ver­ordnungen) fasst ein Gesetz von dem 21. 3. 1804 (unter Abschaffung des alten Rechtes) als Code civil des Français (Zivilgesetzbuch der Franzosen) zusammen (1807 Code Napoléon, 1816 Code civil, 1852 Code Napoléon, 1870 Code civil). Der Code civil umfasst 2281 Artikel ([2010] 2285), die in (einen Titre préliminaire und ausgehend von dem Institutionensystem in) drei Bücher (Personen [keine Bestimmungen über juristische Personen], Güter und Eigen­tums­ab­wand­lungen, Eigentumserwerbs­gründe (u. a. Erbrecht, Schuldrecht]) geteilt sind. Die Bestimmungen verwirklichen antifeuda­listische, egalitäre und zentra­listische Grundsätze der Revolution, bewahren aber auch in gewissem Umfang fränkisches bzw. germanisches/germanistisches/einheimisches Gedankengut (Grundwerte Rechtseinheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Laizität, kennzeichnend sind Säkularisierung des Zivilstands und der Ehe, beschränkte Scheidungsfreiheit, starke väter­liche Gewalt, ungleiche Stellung unehelicher Kinder, Verbot der Vaterschaftsuntersuchung, Eigen­tum, Vertragsfreiheit, Deliktshaftungs­generalklausel, Gleichheit der Erbschaft, großer Pflichtteil). Sie treten außer in Belgien, Genf, Piemont, Italien (bis 1813) und Holland sowie in dem Großherzogtum Warschau (später Königreich Polen) und kurzfristig in dem Villacher Kreis und in Osttirol auch in den links­rheinischen deutschsprachigen Annexionsgebieten in Kraft, sowie überwiegend nur kurzzeitig 1810 (13. 12. 1810/29. 5. 1811-1. 10. 1814 [Oldenburg], 27. 5. 1814 [Hamburg], 4. 5. 1814 [Lübeck], 13. 8. 1814 [Bremen]) in dem Lippe-Departement und in dem Hansischen Departement, 1808 in dem Königreich Westphalen (1. 1. 1808-9. 9. 1814), 1810 in dem Großherzogtum Berg (1. 1. 1810), 1808 in Aremberg (1. 7. 1808-11. 9. 1814), 1810 in Baden (1. 1. 1810), 1811 in Frankfurt am Main (1. 10. 1811-1. 2. 1814) und Anhalt-Köthen (1. 3. 1811-1. 1. 1812), 1812 in Nassau (1. 1. 1812-1. 1. 1814) und 1808 in Danzig (21. 7. 1808-1815). Bis zu dem 31. 12. 1899 bleibt der Code civil in Geltung (linksrheinisch) in der preußischen Rheinprovinz, in Rheinhessen, Birkenfeld, Rheinbayern, (rechts­rheinisch) in Berg und in Baden (ein Sechstel des Reichsgebiets mit ca. 8 Millionen Einwohnern). Darüber hinaus beeinflusst der Code civil mehr oder weniger stark die gesamte spätere privatrechtliche Gesetz­gebung vieler Länder (Luxemburg, Belgien 1830, Niederlande bis 1838, Italien 1865-1940, Schweiz, Spanien 1889, Portugal 1867, Südamerika und Mittelamerika [Haiti 1825, Mexiko-Oaxaca 1828, Bolivien 1830, Costa Rica 1841, Peru 1852, Chile 1855, Mexiko 1870, Argentinien 1871, Brasilien 1916, Peru 1936], Louisiana 1808, 1825, Rumänien 1863/1865, Ägypten 1865, Quebec 1866, französische Kolonien in Afrika). Wichtige Kommentare stammen von Charles-Bona­venture Toullier und Alexandre Duranton. In dem Vordergrund steht in dem 19. Jahrhundert die Exegese des Gesetzeswortlauts mit Hilfe der Gerichts­praxis. Durch Novellen ist der Code civil an geänderte Vorstellungen angepasst (beispielsweise 1807 Majorat, 1816 Verzicht auf die Scheidung, 1819 Streichung des Erbverbots für Ausländer, dann Aufhebung des bürgerlichen Todes und des körperlichen Zwanges, 1884 Ehe­scheidung, 1896 und 1912 Verbesserung der Rechtsstellung unehelicher Kinder, 1907 Recht der Ehefrau auf Arbeitslohn, 1938 Geschäftsfähigkeit und Prozessfähigkeit der Ehefrau, Familienrecht, Gleichheitsgrundsatz, 1999 pacte civil de solidarité, 200 Jahre nach Inkrafttreten noch etwa die Hälfte des ursprünglichen Textes in manchmal destruk­turierter Fassung in Kraft), durch neue Codes (beispielsweise Code de la propriété intellectuelle, Code de consommation, Code de assurances) in seiner Bedeutung geschwächt. 2002 wird ein viertes Buch für das Überseegebiet Mayotte angefügt, das 2006 nach Schaffung eines vierten Buches über Sicherheit zu dem fünften Buch wird. S. Google

Lit.: Söllner §§ 1, 16; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 141, 180, 184, 205; Zachariae von Lingenthal, K., Handbuch des französischen Civilrechts, 1808, 8. A. 1894; Fenet, P., Recueil complet des travaux préparatoires du Code civil, 1827; Mitteis, H., Die germanischen Grundlagen des französischen Rechts, ZRG GA 69 (1943), 137; Böhmer, G., Der Einfluss des Code civil auf die Rechtsentwicklung in Deutschland, (in) AcP 151 (1950/1951), 289; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wilhelm, W., Gesetzgebung und Kodifikation in Frankreich, (in) Ius commune 1 (1967), 241; Arnaud, A., Les origines doctrinales du Code civil français, 1969; Arnaud, A., Essai d’analyse structurale du Code civil français, 1973; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 1974; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts, 1977; Theewen, E., Napoleons Anteil am Code civil, 1991; Bürge, A., Das französische Privatrecht im 19. Jahrhundert, 1991, 2. A. 1995; Gross, N., Der Code Civil in Baden, 1993; Halpérin, J., Le Code civil, 1996, 2. A. 2003; Code Napoléon. Badisches Landrecht, bearb. v. Müller-Wirth, C. u. a., 1997; Caroni, P., Saggi sulla storia della codificazione, 1998; Bürge, A., Zweihundert Jahre Code civil des Français, (in) ZeuP 2004, 5; Le Code civil 1804-2004. Livre du bicentenaire, 2004; Le code civil 1804-2004. Un passé, un présent, un avenir, hg. v. Lequette, Y., 2004; Les Français et leur Code civil. Bicentenaire du Code civil 1804-2004, 2004; Code civil (Text imprimé). Les défis d’un nouveau siècle, 2004; Witz, C. u. a., Der französische Code civil, (in) NJW 2004, 3757; Le Code Napoléon, hg. v. Beauthier, R., 2004; Richterliche Anwendung des Code civil in seinen europäischen Geltungsbereichen außerhalb Frankreichs, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 2006 (S. 21 Angabe der Übersetzungen in das Deutsche); Zweihundert (200) Jahre Code civil, hg. v. Schubert, W. u. a., 2006; Le Bicentenaire du Code civil, hg. v. Witz, C., 2006; Geyer, S., Den Code civil richtiger auslegen, 2008; Peters, V., Der „germanische“ Code civil, 2018

Code de commerce (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das den Code Savary (Ordonnance) von 1673 und die Ordonnance de la marine von 1681 verwendende, von Gorneau, Vital Roux und Morgues redigierte, 1807 geschaffene Handelsgesetzbuch Frankreichs. S. Google

Code de procédure civile (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das die ersten den gemeinsamen römisch-kanonischen Pro­zess seit 1667 durch mündliche Verfahren und integriertes Beweisverfahren reform­ierenden königlichen Gesetze (ordon­nances) verstärkende Zivilprozess­gesetzbuch Frank­reichs von 1806 (öffentliches, mündliches Verfahren, Verhandlungsmaxime, passive Rolle des Richters, unmittelbare Beweis­aufnahme, Anwaltszwang, Prinzip zweier Instanzen, obligatorischer Vergleichs­versuch, Notwendigkeit der Urteilsbegrün­dung, in Kraft 1807), das 1958 tiefgreifend verändert und 1976/1981 durch einen Nouveau Code de procédure civile (Neues Zivilptozesgesetzbuch) mit erheblichen Erwei­terungen der richterlichen Befugnisse ersetzt wird. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 141; Boncenne, P., Théorie de la procédure civile 1828; Endres, P., Die französische Prozessrechtslehre, 1985; Conod, P., Le Code de procedure civile vaudois, Diss. jur. Lausanne 1986; 1806 - 1976 – 2006; De la commémoration d’un code à l’autre, hg. v. Cadiet, L. u. a., 2006

Code d’instruction criminelle (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar]) ist das seit 1801 geplante Straf­prozessgesetzbuch Napo­leons für Frankreich von dem 16. 11. 1808 (in Kraft getreten an dem 1. 1. 1811), das 1958 durch den (franz. [M.]) Code de procédure pénale (Strafprozessgesetzbuch) ersetzt wird. S. Google

Lit.: 200 Jahre Code d’instruction criminelle, hg. v. Jung, H. u. a., 2010

Code Napoléon (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, napoleonisches Gesetzbuch) ist der zu Ehren Napoleons vergebene, kurzzeitig (1807-1811, 1852-1870) gültige, danach aber wieder aufgegebene Name des →Code civil (Bürgerlichen Gesetzbuchs [Frankreichs]). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 141; Andreas, W., Die Einführung des Code Napoléon in Baden, ZRG GA 31 (1910), 182; Astuti, G., Il „Code Napoléon“ in Italia, (in) ASD 14-17 (1970-3), 1; Fehrenbach, E., Der Kampf um die Einführung des Code Napoléon in den Rheinbundstaaten, 1973; Cabanis, A./Cabanis, D., Code Napoléon et Code Civil vaudois, (in) Mélanges dédiés à Marty, G., 1978; Gross, N., Der Code Napoléon in Baden, 1997

Code pénal (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Strafgesetzbuch) ist das (einem Code pénal von 1791 und des Jahres IV der revolutionären Jahreszählung sowie einem Entwurf eines Code criminel, Kriminalgesetzbuchs, von 1804 folgende) Strafgesetzbuch Frank­reichs von 1810 (in Kraft getreten zu dem 1. 1. 1811), das seit 1989 erneuert wird (neuer Code pénal 1992/1994). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 141; Brandt, C., Die Entstehung des Code pénal von 1810 und sein Einfluss, 2002

codex, cōdex (lat. [M.]) Klotz, Scheit Holz, von Holzbrettchen umschlossener Beschreib­stoff, Beschriftungstafel für Schriftrollen, Tafel, verbundene Mehrheit von Tafeln oder Pergamentstücken, Buch (Wort Cato [234-149 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, sachlich als günstige Alternative zu der Schriftrolle, bereits in dem 2. Jahrhundert n. Chr. in der christlichen Literatur ziemlich verbreitet, für Texte von Rechtskundigen vielleicht seit Anfang des 4. Jahrhunderts, etwa seit dieser Zeit weitgehend durchgesetzt).

Lit.: Codex im Diskurs, hg. v. Haye, T. u. a., 2014

Codex (lat. [M.]) ist allgemein das umfassende Buch besonders von Gesetzen bzw. Konstitutionen (Gesetzbuch) in Gegensatz zu dem Einzelgesetz (lat. [F.] constitutio). Insbesondere ist Codex das kompilatorische, (römischrechtliche) Buch der Gesetze (Konstitutionen) (Gesetzbuch) des oströ­mischen Kaisers →Justinian (527-565). Dieser lässt ab 13. 2. 528 (Konstitution [lat.] De novo codice componendo, Über den neu zusammenzustellenden Codex) von einer zehnköpfigen Kommission unter der Leitung Tribonians aus dem Codex Gregorianus, dem Codex Hermogenianus und dem Codex Theodosianus die als noch brauchbar angesehenen Konstitutionen (Gesetze) der römischen Kaiser (ab Hadrian) unter Tilgung von Widersprüchen in einem nur in dem Index der Titelrubriken und Inskriptionen von Buch 1, 11-16 (in dem Papyrus Oxyrhynchus [aus der bei Oxyrhchus in Ägypten ausgegrabenen Textsammlung] 15, 1814) und ansonsten nicht erhaltenen Codex (Iustinianeus) (vetus) (veröffentlicht unter dem 7. 4. 529) zusammenstellen und 534 durch Tribonian, Dorotheus und drei Anwälte überarbeiten (Codex repetitae praelectionis, Gesetzbuch der wiederholten Vorlesung, 16. 11. 534). Dieser durch Bruchstücke eines Palimpsests des 6. oder 7. Jahrhunderts und jüngere, ebenfalls jeweils unvollständige Handschriften (Ende 11. Jahrhundert) fast vollständig handschriftlich überlieferte Codex enthält, eingeteilt in 12 Bücher (Buch 1 Kirche, Staat, Verfahren, Bücher 2-8 Privatrecht, Buch 9 Strafe, Bücher 10-12 Verwaltung) und (insgesamt 763 bzw. 765) Titel (zitiert als C. nach Buch, Titel [in Ediktsordnung] und Konstitution sowie gegebenenfalls Paragraph, beispielsweise C. 6, 30, 1) in chronologischer Reihenfolge ungefähr 4600 Konstitutionen hauptsächlich Diokletians (284-305, 1200, der Severerkaiser 880, Konstantins 200, Theodosius‘ I. und Theodosius‘ II. 550, Justinians 400) mit insgesamt etwa 400000 (407860?) Wörtern. In dem Mittelalter werden als Codex nur die ersten neun Bücher gezählt, während die übrigen drei Bücher zu dem (besonderen) →Volumen (parvum) (kleinen Band) gerechnet werden, was später aber aufgegeben wird. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Söllner § 15; Dolezalek, G., Repertorium manuscriptorum veterum Codicis Iustiniani, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Codex und Geltung, hg. v. Heinzer, F. u. a., 2015; The Codex of Justinian, a new annotated translation, hg. v. Frier, B., 2016

Codex (M.) Austriacus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., österreichisches Gesetzbuch, 1704, 1748, 1752, 1777) ist die erste noch private und unvollständige Gesetzessammlung für →Österreich (unter und ob der Enns).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/codex­austriacus1704bd1.pdf http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/codexaustriacus1704bd2.pdf ; Köbler, DRG 145; Baltl/Kocher; Guarient, F. v., Codex Austriacus, Bd. 1f. 1704

Codex (M.) Euricianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lasteinische des Altertums [und das erschließbare Germanische] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Eurichs, Bezeichnung seit etwa 1900 üblich) ist das möglicherweise nach älteren Einzelgesetzen vielleicht um 475/476 unter dem westgotischen König Eurich entstandene, in einer Palim­psesthandschrift wohl des siebten Jahrhunderts (Paris, Bibliothèque Nationale, Cod. Lat. 12161) teilweise in 63 Kapiteln (zwischen dem nummerierten Kapitel 274 und dem nummerierten Kapitel 336) erhaltene Gesetzbuch (eines namentlich nicht sicher bekannten Königs) der Westgoten, das formal wie inhaltlich von dem römischen Recht beeinflusst ist. →Lex Visigothorum, s. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Gaudenzi, A., Nuovi frammenti, (in) Rivista italiana per le scienze giuridiche 6 (1888); Schiller, F., Das erste Fragment des Codex Euricianus, ZRG GA 30 (1909), 18; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; El codigo del Eurico, hg. v. Ors, A. d’, 1960

Codex (M.) Fridericianus Marchicus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Friedrichs für die Mark) s. Project des Codicis Fridericiani Marchici, s. Google

Codex (M.) Gregorianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Gregorius‘) ist die vermutlich von einem Amtsträger Gregorius (Leiter der Kanzlei a libellis von 284 bis 287 und von 289 bis 290?) privat erstellte, in Bücher und Titel gegliederte, dort chronologisch gereihte, nur bruchstückweise - in den fragmenta Vaticana, vatikanischen Fragmenten, und in Auszügen in der Lex Romana Visigothorum, römisches Recht der Westgoten) erhaltene - bis Mai 291 reichende Sammlung von Konstitutionen (Gesetzen) der römischen Kaiser von Hadrian (117-138) bis Diokletian (284-305). Der Codex Gregorianus ist in späteren Werken (u. a. →Codex bzw. Gesetzbuch [Justinians]) verwertet. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 42; Söllner §§ 19, 22; Köbler, DRG 52, 80

Codex (M.) Hammurapi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Hammurapis, s. Google) →Hammurapi

Codex (M.) Hermogenianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gersetzbuch Hermogenians) ist die vermutlich von einem Amtsträger (Leiter der Kanzlei a libellis in dem Osten von 293 bis 295 und vielleicht auch in dem Westen 291 und von 295 bis 298) und bekannten Rechtskundigen namens →Hermogenian privat erstellte, in Titel gegliederte, später ergänzte, nur bruch­stückweise erhaltene, die Jahre 293 und 294 erfassende Sammlung von Konstitutionen (Gesetzen) des römischen Kaisers Diokletian (284-305). Der Codex Hermogenianus ist in späteren Werken (u. a. →Codex) verwertet. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 42; Söllner §§ 19, 22; Köbler, DRG 52, 80

Codex (M.) iuris Bavarici criminalis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch des bayerischen Strafrechts) ist das von →Kreittmayr in deutscher Sprache geschaffene, an dem 7. 10. 1751 für →Bayern veröffentlichte Gesetzbuch des Strafrechts (Teil 1) und Strafprozessrechts (Teil 2). Der Codex iuris Bavarici criminalis beseitigt zwar die Rechtszersplitterung in Bayern, hält aber an Ketzerei, Zauberei, Hexerei und Aberglauben als Straftaten, an grausamen Strafen und an der Folter fest. Er gilt bis zu Feuerbachs Strafgesetzbuch Bayerns von 1813. S. Google

Lit.: Pfeitzsch, W., Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Schütz, S., Die Entwicklung des Betrugsbegriffs, 1988

Codex (M.) iuris Bavarici iudiciarii (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch des bayerischen Prozessrechts) ist das von →Kreittmayr in deutscher Sprache aus bayerischem Recht (meist von 1616) und gemeinem Recht (beispielsweise über Klage, Provokationsprozess, Wirkungen der Ladung, Urheberbenennung, Rechtskraft, Restitution, Syndikatsklage, Immission) ge­schaffene, gegenüber einem Entwurf deutlich veränderte, 1753 in Kraft gesetzte, klare und fast lückenlose, Prozesse erfolgreich abkür­zende Zivilprozessgesetzbuch →Bayerns, das sich um eine Abkürzung des gemeinen Zivilprozesses bemüht und bis 1. 7. 1870 (Ersetzung durch Zivilprozessordnung Bayerns) gilt. S. Google

Lit.: Schwartz, J., 400 Jahre deutsche Civilprozessgesetzgebung, 1898, 254; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schöll, W., Der Codex iuris bavarici iudiciarii, Diss. jur. München 1965; Codex iuris Bavarici judiciarii, hg. v. Schubert, W., 1993; Seuffert, J. u. a., Kommentar über die bayerische Gerichtsordnung, Bd. 1ff. 2. A. 1853ff., Neudruck 1993

Codex (M.) iuris canonici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch des Kirchenrechts) ist das in dem 20. Jahrhundert geschaffene Gesetzbuch der katholischen Kirche. Nach seit 1869/1870 vorgetragenen Wünschen von Papst Pius X. 1904 durch Pietro →Gasparri in die Wege geleitet und von einer Kommission ausgearbeitet, wird es an dem 27. 5. 1917 zu dem 18./19. 5. 1918 in fünf Büchern (allgemeiner Teil, Personenrecht, Sachen­recht, Prozessrecht, Strafrecht) in Kraft gesetzt. Hieran schließt sich (25. 1. 1983 promulgiert, 27. 11. 1983 in Kraft) 1983 eine seit 1959 vorbereitete Neufassung an (allgemeine Normen, Kirchenverfassung, Verkündigungsdienst der Kirche, Sakramente, Kirchenvermögen, Strafen, Prozess). Daneben steht für 29 katholische Ostkirchen der an dem 18. 10. 1990 promulgierte und an dem 1. 10. 1991 in Kraft getretene (lat.) Codex (M.) canonum ecclesiarum orientalium (Gesetzbuch der Bestimmungen der östlichen Kirchen). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/codex­iuriscanonici1917.htm Söllner § 16; Köbler, DRG 205, 266; Codex iuris canonici, hg. v. Gasparri, P., 1917; Stutz, U., Der Geist des Codex iuris canonici, 1918; Codicis iuris canonici fontes, cura Gasparri, P., Bd. 1ff. 1923ff.; Le droit et les institutions de l’église catholique latine de la fin du XVIIIe siècle a 1878, 1981; Codex des kanonischen Rechtes, hg. im Auftrag der deutschen und Berliner Bischofskonferenz, 1983, 2. A. 1984; Zapp, H., Codex iuris canonici, Stichwortverzeichnis, 1986

Codex (M.) Iustinianeus →Codex (Justinians)

Codex (M.) Maximilianeus Bavaricus civilis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Bayerisches Zivilgesetzbuch Maximilians) ist das von →Kreittmayr auf der Grundlage des vorangehenden Landrechts Bayerns von 1616 und des gemeinen Rechtes in Zusammenwirken mit der Ständevertretung und den Justizbehörden in München, Lands­hut, Burghausen, Straubing und Amberg in deutscher Sprache geschaffene, an dem 2. 1. 1756 ver­öffentlichte, alle zu der bürger­lichen Rechts­gelehrsamkeit gehörigen Ma­terien samt Jagdrecht, Fischereirecht, Forstrecht und Gewerberecht nach gemeinrechtlichen und statutarischen Rechts­grundsätzen zusammen­fassende Gesetzbuch („neu verbessertes und ergänztes kurbayerisches Landrecht“, Kompilation). Der Codex Maximilianeus Bavaricus civilis gliedert sich nach Personen, Sachen und Ansprüchen in vier Teile (Personenrecht, Sachenrecht, Erbrecht, Vertragsrecht). Er löst das bayerische Landrecht von 1616 ab, lässt das gemeine Recht subsidiär fortgelten, wird auf die 1815 erworbenen Gebiete (außer Rheinpfalz) erstreckt und wird zu dem 31. 12. 1899/1. 1. 1900 durch das →Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches abgelöst. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; (Kreittmayr, W. Frhr. v.,) Anmerkungen zum Codex civilis Maximilianeus Bavaricus, Bd. 1ff. 1758ff., Neudruck; Friedl, H., Codex Maximilianeus Bavaricus civilis, Diss. jur. Erlangen 1934; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Pöppel, P., Quellen und System des Codex Maximilianeus Bavaricus civilis, 1967; Zimmermann, K., Die Monita zum Entwurf des Codex Maximilianeus Bavaricus civilis, 2008

Codex (M.) Theodosianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Theodosius‘) ist das 429 in einem umfassenden, nur teilweise verwirklichten Plan (eines Codex Theodosianus aus einerseits kaiserlichen Kon­stitutionen und andererseits Schriften Rechts­kun­diger) in Angriff genommene, 435 begonnene, an dem 15. 2. 438 veröffentlichte und an dem 1. 1. 439 in der östlichen Hälfte des römischen Reiches in Kraft gesetzte sowie von Kaiser Valentinian an dem 25. 12. 439 auch für die westliche Hälfte verkündete (amtliche) Buch der Gesetze (Gesetzbuch) Kaiser Theodosius‘ II. (408-450) mit vielleicht 294054 Wörtern. Der dem Vorbild des (lat.) Codex (M.) Gregorianus (Gesetzbuch Gregorius‘) und Codex Hermoge­nianus (Gesetzbuch Hermogenians) folgende Codex Theodosianus enthält ungefähr 2500 kaiserliche Konstitutionen (Gesetze) von 313 (Konstantin) bis 437 (Theodosius II.) aufgeteilt in etwa 3250 Stücke. Er gliedert sich in der Ordnung des Edikts in 16 Bücher (1,1-1,4 Rechts­quellen, 1,5-1,35 Staatsverfassung Gerichtsver­fassung, 1,1-18a Verfahren, 1,19-5 Privat­recht, 6 Standesrecht, 7 Militärrecht, 8,1-11 Subalternbeamte, 8,12-19 unentgelt­licher Erwerb, 9 Strafrecht mit Strafverfahren und Strafvollstreckung, 10 Fiskalrecht, 11,1-28 Steuerrecht, 11,29-39 Verfahren, 12 Gemeinderecht, 13 Berufskörper­schaften, 14 Sozialleistungen in großen Städten, 15 Lust­barkeiten, 16 Kirchenrecht bzw. 1, 6-8,11, 10-15 Verwaltung, 2-5 und 8,12-19 Privatrecht, 9 Strafe, 16 Kirche) sowie insgesamt rund 450 (systematisch angeordnete?) Titel und ist innerhalb dieser Titeleinteilung (nicht sachlich, sondern nur) zeitlich geordnet. Die Bücher 1 bis 5 sind mit etwa 400 Konstitutionen hauptsächlich durch das (lat.) →Breviarium (M.) Alaricianum (506, „Kurzbuch“ Alarichs) auszugsweise über­liefert (ein Drittel?), die Bücher 6-16 durch zwei frühe Handschriften (Rom, Biblioteca Vaticana, Vat. reg. 886, Paris, Bibliothèque Nationale Cod. 9643) und Papyri (P. Oxy 15, 1913 u. a.). Der Codex Theodosianus wird in Ostrom ab 527-534 von den Kompilationen Kaiser Justinians (Codex) verdrängt, in den westgotischen Gebieten durch das Breviar Alarichs II. (lat. [N.] Breviarium Alaricianum). S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 42; Söllner §§ 19, 21, 22; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 52, 80; Theodosiani libri XVI, ed. Mommsen, T., 1905; Krüger, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechtes, 1888, 2. A. 1912; Seeck, O., Regesten der Kaiser und Päpste für die Jahre 311 bis 476 n. Chr., 1919; Codex Theodosianus, hg. v. Krüger, P., 1923 (etwas vollständiger durch in dem Codex Justinians übernommene, veränderte Stellen); Gradenwitz, O., Heidelberger Index zum Theodosianus, 1925, Ergänzungsband 1929; The Theodosian Code and novels, and the Sirmondian constitutions, übers. v. Pharr, C., 1952; Gaudemet, J., La formation du droit séculier et du droit de l’Église aux IVe et Ve siècles, 2. A. 1979; Dilger, A., Herkunft und Rechtsnatur einer Handschrift aus dem theodosianischen Gesetzbuch, ZRG GA 94 (1977), 184; Archi, G., Theodosio II e il suo tempo, 1978; Dilger, A., Die Stuttgartensis und ihre Bedeutung, ZRG GA 99 (1982), 298; Voß, W., Recht und Rhetorik in den Kaisergesetzen der Spätantike, 1982; Moscati, L., Nuovi studi sul codice teodosiano, 1983; The Theodosian Code, hg. v. Harries, J. u. a., 1993; Dovere, E., Ius principale e catholica lex, 1995; Matthews, J., Laying down the law, 2000; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002; Sirks, A., The Theodosian code, 2007; Atzeri, L., Gesta senatus Romani de Theodosiano publicando, 2008

Codex (M.) Theresianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Theresianisches Gesetzbuch) ist der Entwurf eines einheitlichen österreichischen Gesetzbuchs (Privatrecht, Zivilprozessrecht, ohne Strafrecht) unter Maria Theresia (von dem 25. 11. 1766 mit mehr als 8000 Bestimmungen, 115114 Wörtern, 23145 Wortformen, 10682 Lemmata). Er beruht auf der Arbeit einer zu dem 14. 2. 1753 eingesetzten Kompilations­kom­mission, die ein auf natürliche Billigkeit gegründetes volkstümliches Recht schaffen und dabei die einzelnen Provinzialrechte, das gemeine Recht und die Gesetze anderer Staaten heranziehen soll. Das von Josef Azzoni (1712-1760) und Johann Bernhard von Zencker geförderte, hauptsächlich seit 1766 in Brünn tätige Unternehmen endet 1776 wegen seiner Dickleibigkeit, erleichtert aber als wertvolle Vorarbeit das →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811/1812. S. Google

Lit.: Codex Theresianus, hg. v. Harras von Harrasowsky, P., Bd. 1ff. 1883ff.; Höslinger, R., Die gemeinrechtlichen Quellen des Codex Theresianus, (in) Österreich. Archiv f. Kirchenrecht 1 (1950), 72; Wesener, G., Die Rolle des usus modernus pandectarum im Entwurf des Codex Theresianus, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CodexTheresianus.htm, dazu Wortformenliste und Lemmaliste

Codex (M.) Urnammu (Wortfolge  in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugtund in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Urnammus) ist der 1948 entdeckte sumerische Rechtstext des Königs Urnammu von Lagusch (Ur) (um 2100 v. Chr.), von dem wenigstens 40 Bestimmungen (über Mord, Raub, falsche Anschuldigung, Ehebruch, Ver­gewaltigung, Ehe, Scheidung, Hexerei, Kör­perverletzung, Miete, Arztbehandlung, Darle­hen, Erbe, Sklaven, Wasserdiebstahl und Vernachlässigung von Land) in fünf Ab­schriften in Nippur, Ur und Sippar erhalten sind. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CodexUrNa­mu­.pdf; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013

Codice civile (ital. [M.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italieniesche und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) bürgerliches Gesetzbuch →Italienisches Recht

codicillus, cōdicillus, cōdicellus, lat., M., kleiner Stamm, Schreibtafel, Handschreiben, Brief, Brieflein, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōdex

Codicillus, cōdicillus,  (Wort Cato 234-149 v. Chr., lat. [M.] Büchlein, grundsätzlich Plural codicilli verwendet) ist in dem klassischen römischen Recht die letztwillige Verfügung, die entweder als Bestandteil eines →Testaments zählt oder (außerhalb eines Testaments) nur Fideikommisse und fidei­kommissarische Freilassungen (nicht dage­gen Erbeinsetzungen und Enterbungen) ent­halten darf. Durch die so genannte Kodizillarklausel eines Testaments kann der Erblasser bestim­men, dass eine als Testament unwirksame Erklärung wenigstens als codicillus gelten soll. S. Google

Lit.: Kaser § 68; Söllner §§ 15, 17; Köbler, DRG 38

código (span. [M.]) Gesetzbuch

Código (M.) civil (span., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das spanische Zivilgesetzbuch von 1888/1889, das maßgeblich von Manuel Alonso Martínez (1827-1891) geprägt ist. Es vereinheitlicht das Privatrecht, belässt aber mit dem Mittel seiner Subsidiarität landschaftliche, auf den Foralrechten (fueros) beruhende Unterschiede in dem Verhältnis zu →Kastilien.

Código (M.) de comercio (span., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und das Lateinische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Handels­gesetzbuch

Código (M.) do processo civil (portug., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Portugiesische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F) ist das portugiesische Zivilprozessgesetzbuch des Jahres 1939, das maßgeblich von José Alberto dos Reis geprägt ist. S. Google

coemere, coimere, lat., V., zusammenkaufen, aufkaufen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, emere coemptio

coemptio, coēmptio, cōmptio, lat., F., Zusammenkaufen, Aufkauf, Kaufehe, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. coemere

Coemptio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]), Zukauf, ist in dem römischen Recht eine der (lat. [F.]) mancipatio, Manzipation nachgeformte Handlung zu der Begründung der Hausgewalt (lat. [F.] manus) des Hausvaters über die Frau unter Zahlung eines symbolischen Kaufpreises zwecks Eheschließung.

coercere, coercēre, cohercēre, comercēre, lat., V., völlig einschließen, zusammenhalten, einschränken, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, arcēre

coercitio, coërctio, cohercitio, lat., F., Einschließung, Einschränkung, Beschränkung, Zwangsmaßregel, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. coercēre

Coercitio (Wort Livius 59 v. Chr.-17 n. Chr., lat. [F.] Einschließung, Einschränkung, Beschränkung, Zwangsmaßregel) ist in dem altrömischen Recht die allgemeine, Unrechtstaten verfolgende magistratische Zuchtgewalt.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner § 6; Köbler, DRG 18, 20

cognatus (Wort Plautus um 250-184 v. Chr.), lat. [M.]) Blutsverwandte, →Verwandter, Verwandte, s. latein_a_z.docx

cognitio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Erkenntnis, s. latein_a_z.docx, →cognitio (F.) extra ordinem

Cognitio (lat. [F.]) extra ordinem (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Erkenntnis außer der Ordnung) ist in dem klassischen römischen Recht das – anfangs - außerordentliche Verfahren, das durch allmähliche behördliche Verfestigung die altrömische Gerichtsver­fassung und das zugehörige Formular­ver­fah­ren ersetzt. →Kognitionsverfahren, s. Google

Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 14, 15, 16; Köbler, DRG 34; Köbler, LAW

cognitor (Wort Cicero 81-43 v. Chr, lat. [M.], s. latein_a_z.docx) Prozessvertreter →Stellvertreter

Coimbra an dem Mondego in Portugal beruht auf römischer Grundlage (Conimbriga bzw. Aeminium). 878/1064 wird es den Mauren entzogen (in dem 12./13. Jahrhundert Hauptstadt →Portugals). Die 1290 in Lissabon gegründete Universität wird 1308 nach Coimbra verlegt (1338-1354, 1377-1537 nochmals Lissabon). S. Google

Lit.: Almeida, A./Brandao, M., A Universidade de Coimbra, 1937; Merêa, P., Sôbre as origens do concelho de Coimbra, (in) Revista Portuguesa de história 1 (1940), 49

Coing, Helmut (Celle 28. 02. 1912-Kronberg im Taunus 15. 08. 2000) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Kiel, München, Göttingen und Lille in Göttingen 1935 promoviert (Wolfgang Kunkel) und in Frankfurt am Main 1938 habilitiert (Erich Genzmer). 1940 wird er außerordentlicher Professor in Frankfurt am Main, nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft 1948 ordentlicher Professor. Von 1964 bis 1980 ist er Direktor des von Erich Genzmer (für das Mittelalter) geplanten Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. S. Google

Lit.: Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939; Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, hg. v. Wilhelm, W., 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­ge­schicht, hg. v. Coing, H., 1973ff.; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Luig, K., Helmut Coing, (in) Juristen im Portrait, 1988, 215ff.; Simon, D., Zwischen Wissenschaft und Wissenschaftspolitik, (in) NJW 2001, 1029ff.; Coing, H., Für Wissenschaften und Künste – Lebensbericht eines europäischen Rechtsgelehrten, hg. v. Feldkamp, M., 2014

Coke, Sir Edward (Mileham/Norfolk 1. 2. 1552-Stoke Poges 3. 9. 1634), Norfolker Landadeligensohn, wird nach dem Rechts­studium in Cambridge (Trinity College) und der praktischen Ausbildung in Clifford’s Inn und Inner Temple in London 1578 Anwalt, 1589 Parlamentsmitglied, 1592 Kronanwalt und 1594 Justizminister (Attorney General, Generalstaatsanwalt). Zunächst entschiedener Anhänger des Königs, behauptet er seit 1606 als Chief Justice of the Court of Common Pleas (1613 Privy Councillor, Vorsitzender von King’s Bench) die Unterordnung des Monarchen (bzw. dessen Chancery, Star Chamber und High Commission) unter das (von der Vernunftkonzeption geprägte) common law und wird deswegen schließlich 1616 entlassen. Seit 1620 verstärkt er aus dem Parlament heraus den Widerstand gegen den König (1622/1623 in Haft, an dem 7. 6. 1628 An­nahme der Beschwerden des Parlaments we­gen rechtswidriger Besteuerungen, Zwangs­anleihen und Verhaftungen durch den König). Daneben veröffentlicht er nach einer umfas­senden Sammlung von Entscheidungen (Reports, 1600-1615, Ausgangspunkt der doctrine of precedent) und einer Sammlung von Einträgen (A Book of Entries, 1614) seit 1628 seine vierbändigen Institutes, die das erste Lehrbuch des neuzeitlichen →common law bilden. Davon stellt das als Commentary upon Littleton‘s Tenures gestaltete erste Buch (Coke upon Littleton) eine Rechts­grund­legung (Enzyklopädie) dar. Die wei­teren drei Bücher (1641) begründen ver­fassungsmäßig den Vorrang von Parlament und Recht in dem Staat (in dem Wege der Politisierung des Rechtes und der Verrechtlichung der Politik). In dem Ergebnis verdrängen Cokes Reports und Institutes, in denen er das Recht politisert und die Politik verrechtlicht, in kurzer Zeit die in Law French abgefassten älteren Year Books (Jahrbücher) und Rechtsdarstellungen. S. Google

Lit.: Johnson, C., Life of Sir Edward Coke, 1837; Block, H., Edward Coke, 1929, Neudruck 1992; Mosse, G., The Struggle for Sovereignty in England, 1950; Thorne, S., Sir Edward Coke, 1957; Bowen, C., The Lion and the Throne, 1957; Beauté, J., Un grande juriste anglais, 1975; Hostettler, J., Sir E. Coke, 1997; Boyer, A., Sir E. Coke and the Elizabethan Age, 2003

collatio, collātio, lat., F., Zusammenbringen, zusammenbringung, Vereinigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnferre, →Vergleich

Collatio (F.) bonorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar [Wort collatio Cicero (81-43 v. Chr.,] lat., Zusammenbringen der Güter) ist in dem klassischen römischen Recht die Verrechnung des Vorausempfangs (Abfin­dung, Mitgift) eines Hauserben mit seinem Erbteil vor dem Prätor.

Lit.: Kaser § 65, 73; Köbler, DRG 37, 59

Collatio (F.) legum Mosaicarum et Romanarum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Benennung in dem 16. Jahrhundert, Vergleich der mosaischen und römischen Gesetze) ist die spätantike, unter dem Titel (lat.) lex (F.) Dei quam praecepit Dominus ad Moysen (Gesetz Gottes, das der Herr Moses gebot,) in drei Handschriften überlieferte Schrift eines unbekannten Verfassers (des späten 4. Jahrhunderts?), die Stellen der Bibel mit Stücken des →Gaius, der Spätklassiker, des →Codex Gregorianus (Gesetzbuch Gregorius‘) und des →Codex Hermogenianus (Gesetzbuch Hermogenians) mit dem Ziel des Nachweises der Übereinstimmung vergleicht.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CollatiolegumMosaicarumetRomanorum390.htm; Dulckeit/­Schwarz/Waldstein § 39; Söllner §§ 5, 16; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswis­senschaft, 1961, 394; Frakes, R., Compiling the Collatio Legum Mosaicarum et Romanorum, 2011

collectio, collēctio, lat., F., Zusammenlesen, Aufsammeln, kurze Wiederholung, Vernunftschluss, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. colligere, auch Sammlung

Collectio (F.) Anselmo dedicata (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., dem Anselm gewidmete Sammlung) ist die vielleicht in Mailand (oder Reims) um 900 von einem unbekannten Verfasser geschaf­fene, fast 2000 Kapitel (vor allem aus den pseudoisidorischen Dekretalen) enthaltende, systematische Sammlung von Kirchenrecht.

Lit.: Zechiel-Eckes, K., Quellenkritische Anmerkungen zur Collectio Anselmo deidicata, (in) Recht und Gericht in der Kirche und Welt, hg. v. Hartmann, W., 2007

Collectio (F.) Danieliana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Sammlung Daniels) ist eine in einer Berner, früher François Daniel gehörigen Handschrift überlieferte Kirchenrechtssamm­lung, die eine Frühform der Capitula Angilramni (Kapitel Angilrams) enthält.

Lit.: Schon, K., Unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudoisidors. Die Collectio Danieliana, 2006

Collectio (F.) Francofurtana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Frankfurter Sammlung) ist eine wohl an dem Ende des 12. Jahrhunderts in dem nördlichen Frankreich (Champagne) entstandene, mehr als 700 Kap­itel umfassende, in vier Handschriften bezeug­te Dekretalensammlung.

Lit.: Die Collectio Francofurtana, hg. v. Landau, P./Drossbach, G., 2008 (Edition hat ziemliche Mängel)

Collectio (F.) vetus Gallica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., alte gallische Sammlung) ist eine in Lyon um 600 entstandene kirchenrechtliche Sammlung, die bis in die Zeit um 800 auf Einteilung und Themen kirchenrechtlicher Werke einwirkt.

Lit.: Mordek, H., Kirchenrecht und Reform im Frankenreich, 1975

collegantia (Wort 976, lat. [F.) Teilhaberschaft, nicht in latein_a_z.docx)

Lit.: Condanari-Michler, S., Zur frühvenezianischen collegantia, 1937

colligere, lat., V., sammeln, zusammenlesen, zusammensammeln, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, legere

colonia, colōnia, quolōnia, lat., F., Länderei, Ansiedlung, Kolonie, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. colere, gegründete, später auch erhobene römische Stadt außerhalb Roms (beispielsweise colonia Agrippinensis, Köln)

colonus, colōnus, lat., M., Bebauer, Landwirt, Bauer (M.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. colere

Colonus (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [M.]) ist in dem spätantiken römischen Recht der erblich an die Scholle gebundene Landpächter.

Lit.: Kaser § 16; Söllner § 19; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 27, 50, 57; Köbler, LAW; Schipp, O., Der weströmische Kolonat, 2010

Comecon (engl. Abkürzung für Council for Mutual Economic Assistance) ist die an dem 25. 1. 1949 in Moskau von der Union der sozialistischen Sowjetrepu­bliken/Sowjetunion, Polen, der Tschecho­slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien gegründete, mehrfach erweiterte Organisation zu der wirtschaftlichen Verei­nigung Osteuropas innerhalb der inter­nationalen sozialistischen Arbeitsteilung(, N., Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe). S. Google

Lit.: Ribi, R., Das Comecon, 1970; Uschakow, A., Integration im RGW, 1983

comenda (lat. [F.]) →commenda

comes, lat., M., F., Begleiter, Begleiterin, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, īre

Comes (Wort bei Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [M.]) ist in der Spätantike der Begleiter und Amtsträger des Kaisers und in dem Frühmittelalter der →Graf als Amtsträger des Königs.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 84; Köbler, LAW; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Ebling, H., Prosopographie der Amtsträger, 1974; Borgolte, M., Die Grafen Alemanniens, 1986; Scharf, R., Comites, 1994; Comitatus, hg. v. Winterling, A., 1998

Comitia (lat. [N.Pl.]) ist in dem altrömischen Recht die unterschiedlich gegliederte Volksversammlung. →comitium

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 18

Comitia (N.Pl.) curiata (lat.) ist die nach Kurien gegliederte römische Volksver­sammlung. →comitium

Comitatus (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [M.]) Begleitung, s. latein_a_z.docx, →comes, (mlat.) Grafschaft

Lit.: Wagner, G., Comitate um den Harz, (in) Harzzeitschrift 1 (1948), 1; Wagner, G., Comitate im karolingischen Reich, 1952; Wagner, G., Comitate in Franken, (in) Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 6 (1954), 3; Wagner, G., Comitate im Bistum Paderborn, (in) Westfälische Zeitschrift 103/104 (1954), 221; Wagner, G., Comitate zwischen Rhein, Main und Neckar, (in) ZGO 103 (1955), 1; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz, 1957; Claude, D., Untersuchungen zum frühfränkischen Comitat, ZRG GA 81 (1964), 1; Sprandel, R., Bemerkungen zum frühfränkischen Comitat, ZRG GA 82 (1965), 288; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994

comitium, lat., N., Komitium, Versammlungsplatz, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, īre

Commenda (Wort 910-927, lat. [F.], nicht in latein_a_z.docx), comenda, ist eine mittelalterliche Vorform der Kommanditgesellschaft.

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Silberschmidt, W., Die italienische Commendaforschung der jüngsten Zeit, (in) Studi in memoria di Aldo Ekbertoni 3, 1936; Pryor, J., The Origins of the commenda contract, (in) Speculum 52 (1977), 5

commendare, commendāre (1), lat., V., anvertrauen, aufzugehen geben, übergeben (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, mandāre

commendatio, commendātio, lat., F., Empfehlung, Vermittlung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. commendāre (1)

Commendatio (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.], Empfehlung, Vermittlung) ist in dem Mittelalter die Handlung (Kommendation), mit der sich der Lehnsmann dem Lehnsherrn anvertraut.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 63; Köbler, LAW

commentarium, commentārium, lat., N., Notiz, Entwurf, Abriss, Skizze, Heft (N.) (1), Nachricht, Papier, Tagebuch, Crass. (Ende 1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. comminiscī

commentary (engl. [N.]), Kommentar, Erklärung

Commentaries on the Laws of England (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, engl., N.Pl., Kommentare über die Gesetze Englands, 1765ff.) ist die auch naturrechtlich beeinflusste Zusammenfassung des →englischen Rechtes durch →Blackstone (1723-1780).

Commercium (Wort bei Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.], Verkehr, Handelsverkehr, Handel, s. latein_a_z.docx,) ist in dem altrömischen Recht die dem Fremden durch Verleihung zu eröffnende Teilrechtsfähigkeit in dem Verkehrsrecht.

Lit.: Kaser § 3, 68; Söllner § 12; Köbler, DRG 21

comminisci, comminiscī, lat., V., sich etwas ins Gedächtnis zurückrufen, sich auf etwas besinnen, ersinnen, App. Claud., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, meminisse

commixtio (Wort bei Apuleius um 125-175 n. Chr., lat. [F.], Vermischung, Mischung) Vermengungs. latein_a_z.docx

commodare, commodāre, lat., V., gehörig einrichten, zurecht machen, herrichten, sich gefällig erweisen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. commodus (1)

commodastum, commodātum, lat., N., Darlehen, Geliehenes, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. commodāre

Commodatum (lat. [N.], in Inschrift belegt, Darlehen, Geliehenes, s. commodare) ist die in dem jüngeren klassischen römischen Recht anerkannte →Leihe (Realkontrakt).

Lit.: Kaser § 39 II; Köbler, DRG 45, 63; Berndt, B., Das commodatum, 2005

common (engl. [Adj.]) gemein, allgemein

Common law (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., engl., gemeines Recht) ist in England das für alle einheitlich geltende Recht in Gegensatz zu dem örtlich oder persönlich unterschiedlichen Recht bzw. das in England seit dem Hochmittelalter ent­wickelte Recht in Gegensatz zu dem aus dem römischen Recht entwickelten Recht bzw. das von Gerichten in England geschaffene Recht in Gegensatz zu dem gesetzten Recht.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Caenegem, R. van, The Birth of the English Common Law, 1973, 2. A. 1988; Simpson, A., Biographical Dictionary of the Common Law, 1984; The Reception of Continental Ideas in the Common Law World, hg. v. Reimann, M., 1993; Martinez-Torron, J., Anglo-American Law and Canon Law, 1998; Baker, J., The Common Law Tradition. Lawyers, Books and the Law. 2000; Rudolph, J., Common Law and Enlightenment in England, 2013; Potter, H., Law, Liberty and the Constitution, 2015

Commonwealth (1926, engl., N.) gemeinsamer Reichtum, Weltreich. 1649 wird König Karl I. hingerichtet, die Monarchie abge­schafft und England zu dem Commonwealth (bis 1660) erklärt. Später ist das (British) Commonwealth of Nations eine lose Staatenverbindung Großbritanniens mit vielen früheren Kolonien

communio, commūnio, lat., F., Gemeinschaft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. commūnis

Communio (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die →Gemeinschaft (beispielsweise mehrerer Erben), in der jeder Gemeinschafter einen rechnerischen Anteil hat, über den er verfügen kann.

Lit.: Kaser § 23; Kroeschell, DRG 1

communis, commūnis, commoenis, commoinis, comoinis, comūnis, lat., Adj., gemeinsam, allen gemeinsam, gemeinschaftlich, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kommoini-, Adj., gemeinsam, s. Google

communis opinio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) gemeinsame Meinung, öffentliche Meinung (beispielsweise communis opinio doctorum [der Rechtslehrer] vor allem von dem 16.-18. Jahrhundert als Argument für die Wahr­scheinlichkeit der Richtigkeit einer Auffas­sung)

Lit.: Schröder, J., Communis opinio, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 404

Como (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) Ort in Norditalien an dem Comer See

Lit.: Campiche, C., Die Comunalverfassung von Como, 1929

compendere, lat., V., zusammen wägen, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, pendere

compendium, lat., N., Ersparnis, Gewinn, Vorteil, Profit, Richtweg, Abkürzung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. compendere

compendium (N.) iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Rechtshandbuch

Lit.: Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium juris, 1968

Compensatio (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.], (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die in dem klassischen römischen Recht grundsätzlich nur in dem Verfahren oder bei Einverständnis wirksame Verrechnung mit einer Gegenforderung. →Aufrechnung

Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 43, 62; Dernburg, H., Die Compensation nach römischem Rechte, 1854; Dernburg, H., Geschichte und Theorie der Compensation, 2. A. 1868, Neudruck 1965; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Compilación de Leyes (Sammlung der Gesetze, F., Ordenanzas reales de Castilla) ist die erste, 1480 von Alonso Díaz de Montalvo (1405-1499) zusammengestellte Sammlung kas­tilischer Vorschriften in 8 Büchern (ordenamiento von 1484). Ihr folgen Sammlungen von (1485,) 1567 und 1805. →Libro do Leyes

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 1,558,674

compilare, compīlāre, lat., V., enthaaren, ausplündern, berauben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, pīlāre

compilatio, compīlātio, lat., F.: Plünderung, Ausbeute, Kompilation, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. compīlāre

Compilatio (F.) maior (Wort compilatio Cic. 81-43 v. Chr., Plünderung, Ausbeute, Kompilation, lat., größere Sammlung) ist die nach justinianischem Vorbild (des Codex) in neun Bücher ge­gliederte Sammlung des aragonesischen Rechtes durch Vidal de Canellas († 1252) in aragonesischer Sprache.

Lit.: Pérez Martìn, A., Einleitung zu Fori Aragonum, 1979, 1

componere, compōnere, lat., V., zusammenlegen, zusammensetzen, vergleichen, gestalten, verfassen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, pōnere

compositio, lat., F., Zusammenstellung, Zusammensetzung, Vergleich, Komposition, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. compōnere

Compositio (Wort bei Rhet. Her. 86/82 v. Chr., lat. [F.], Zusammenstellung, Zusammensetzung, Vergleich, Komposition) ist in den lateinischen Texten des Frühmittelalters die →Buße. →Kompositionensystem

Lit.: Köbler, DRG 65, 91; Köbler, LAW; Jaekel, H., Weregildus, ZRG GA 28 (1907), 107

Computer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1955 aus dem Neuenglischen aufgenommen bezeugt – 1955 [Spiegel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Rechner

Lit.: Bösch, F., Wege in die digitale Gesellschaft – Computernutzung in der Bundesrepublik 1955-1990, 2018; Rankin, J., A People’s History of Computing in the United States, 2018

Conchyleus →Coquille

concilium (Wort Lucr. 96-55 v. Chr., lat. [N.]) Zusammenrufung?, Vereinigung, Versammlung (beispielsweise der Plebejer in Rom),Konzil

concludere, conclūdere, lat., V., verschließen, einschließen, einsperren, absperren, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, claudere

conclusio, conclūsio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]), Verschließung, Einschließung, Abschließung, Schluss, Folgerung, s. latein_a_z.docx, s. conclūdere

conclusum, conclūsum, lat., N.: nhd. Zusammenschluss?, Verschluss?, s. conclūdere

Conclusum (N.) imperii (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Reichsschluss) ist seit dem Spätmittelalter das von dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches angenommene Reichsgutachten der Reichsstände, das (nur) noch der Verkündung bedarf, um Gesetz zu werden.

Lit.: Rauch, K., Traktat über den Reichstag im 16. Jahrhundert, 1905

concordia, lat., F., Eintracht, Einträchtigkeit, gutes Einvernehmen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. concors

Concordia (F.) discordantium canonum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Einheit widersprüchlicher Bestimmungen) ist der Titel des →Decretum Gratiani (Dekret Gratians) von etwa 1140.

concors, lat., Adj., einträchtig, einig (Adj.), Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, cor

concussio (Wort Colum. 1. Jh. n. Chr., lat. [F.]) s. latein_a_z.docx, →Erpressung

condemnare, condemnāre, lat., V., schuldig sprechen, verurteilen, verdammen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, damnāre

condemnatio, condemnātio, lat., F., Verurteilung, Strafgeld, Cic. (81-43 v. Chr.), Inschr., s. latein_a_z.docx, s. condemnāre

condemnatio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Verurteilung (in dem römischen Recht grundsätzlich auf Leistung von Geld, bei der Noxalhaftung wahlweise auf Geld oder Preisgabe des Schädigers)

condicere, condīcere, lat., V., gemeinschaftlich verabreden, sich verständigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, dīcere

Condicio (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx,) ist in dem römischen Recht die →Bedingung.

Lit.: Kaser § 10; Willvonseder, R., Die Verwendung der Denkfigur der condicio sine qua non, 1984; Effer-Uhe, D., Die Wirkung der condicio im römischen Recht, 2008

condictio, lat., F., Ankündigung, Kündigung, Zurückforderung, Serv. (um 400 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. condīcere

Condictio (Wort Servius um 400 n. Chr., lat. [F.]) ist in dem Formularverfahren des klassischen römischen Rechtes die strengrechtliche Klagformel (lat. actio in personam) auf Übereignung einer bestimmten Sache oder Geldsumme (beispielsweise aus Darlehen, Litteralkontrakt, Diebstahl), die in dem spät­antiken römischen Recht besonders mit dem Fall grundloser Vorenthaltung (beispielsweise des auf eine Nichtschuld Geleisteten) verbunden wird. →Kondiktion

Lit.: Kaser §§ 32, 33, 38, 39, 40, 48, 83; Söllner § 9; Köbler, DRG 33, 45, 67; Koschembahr-Lyskowsky, I. v., Die condictio als Bereicherungsklage, Bd. 1f. 1903ff.; Schwarz, F., Die Grundlage der condictio, 1952

condictio (F.) causa data causa non secuta (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen nicht (geschuldeter, erwarteter und nicht) erbrachter Gegenleistung, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) ex lege (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Berei­cherungsanspruch aus gesetzlicher Obli­gation, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) furtiva (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereiche­rungsanspruch gegen den Dieb auf einfachen Sachwert, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) indebiti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Berei­cherungsanspruch wegen irrtümlicher Zahlung einer Nichtschuld, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) ob causam datorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Be­reicherungsanspruch wegen nicht entstandenen Rechtsgrunds, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) ob causam finitam (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Be­reicherungsanspruch wegen weggefallenen Rechtsgrunds, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) ob turpem vel iniustam causam (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen eines sittenwidrigen oder unzulässigen Rechtsgrunds, →Bereicherung, s. Google

condictio (F.) sine causa (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Be­reicherungsanspruch wegen rechtsgrundloser Leistung, →Bereicherung, s. Google

conditio (Wort Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [F.]) Bedingung, s. latein_a_z.docx, [beispielsweise conditio sine qua – non -], Bedingung ohne die - nicht - wie beispielsweise Schaden für Schadensersatzanspruch)

condominium (Wort 1289, mlat. [N.] Miteigentum, Mit­herrschaft - beispielsweise condominium plurium in so­lidum [17. Jahrhundert] ohne ideellen Anteil an dem Gesamtgut, Verfügung nur durch Gesamtheit -)

conductio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Mietvertrag, Pachtvertrag, Dienstvertrag und Werkvertrag, s. latein_a_z.docx,, s. locatio conductio

Lit.: Mayer-Maly, T., Locatio conductio, 1956

Confarreatio (Wort Plinius (23/24-79 n. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx) ist die altrömische Eheschließung unter Speltbrotopferung (für Patrizier?). S. con, cum, far, s. Google

Confessio est regina probationum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht. aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Das Geständnis ist die Königin der Beweise (als Grundsatz des Beweisrechts des Inquisitionsprozesses in den Quellen wörtlich anscheinend nicht wirklich belegt).

Lit.: Foth, A., Gelehrtes römisch-kanonisches Recht in deutschen Rechtssprichwörtern, 1971; Kleinheyer, G., Zur Rolle des Geständnisses (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 367ff.; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

confin →Militärgrenze

Confoederatio (lat. [F.]) cum principibus ecclesiasticis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bündnis mit den geistlichen Fürsten) ist die in dem 19. Jahrhundert aufgekommene lateinische Bezeichnung für das in einem Original und fünf Abschriften überlieferte, elf Artikel umfassende, wohl nur die bereits eingetretene Rechtswirklichkeit anerkennende Privileg König Friedrichs II. für die geist­lichen Reichsfürsten von dem 26. 4. 1220 als Gegen­leistung für die Wahl Heinrichs (VII.) zu dem König an dem 23. 4. 1220 (beispielsweise Verzicht auf den Nachlass bzw. das Spolienrecht und Regalien bei den geistlichen Reichsfürsten, Ver­zicht auf neue Zollstätten und Münzstätten, Testierfreiheit, Verfügungsfrei­heit über Kirchenlehen, Ver­stär­­kung des Kirchen­banns durch Reichs­­acht). An dem 12. 3. 1275 und an dem 9. 11. 1292 wird die Confoederatio cum principibus ecclesiaticis erneuert.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Confoede­ratiocumprincipibusecclesiasticis1220.htm; Kroeschell, DRG 1; Klingelhöfer, E., Die Reichsgesetze, 1955; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 1966, 2. A. 1982, 420; Eickels, K. v./Brüsch, T., Kaiser Friedrich II., 200

confusio, cōnfūsio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Zusammengießung, Ver­mischung beispielsweise zweier gleichartiger Flüssig­keiten verschiedener Eigentümer, von Gläubi­gerstellung und Schuldnerstellung in einem Menschen oder von Eigentum und Inhaber­schaft an einem beschränkten dinglichen Recht in einem Menschen, s. Google

Lit.: Kiess, P., Die confusio im klassischen römischen Recht, 1995

coniunctio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Verbindung (beispielsweise von dem Erblasser durch testamentarische Verfügung geschaffene Verbindung einzelner Erben oder Vermächtnisnehmer), s. latein_a_z.docx, s. Google, s. con, cum, iungere, s. Google

Lit.: Lösch, S., Die coniunctio in testamentarischen Verfügungen des klassischen römischen Rechts, 2013

coniuratio, coniūrātio, lat., F., Zusammenschwörung, Verschwörung, allgemeines Aufgebot, eidliche Verbindung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx

coniuratio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) gemeinschaftlicher Schwur, Verschwörung) ist in dem Mittelalter die Schwurgemeinschaft und usurpatorische Verbrüderung (beispielsweise Cambrai 1076, Köln 1114)

Lit.: Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Körner, T., Juramentum und frühe Friedensbewegung, 1977; Kolmer, L., Promissorische Eide im Mittelalter, 1989; Distler, E., Städtebünde, 2006

Connan, François (Paris 1508-Paris 1. 9. 1551), Sohn eines maître des comptes, wird nach dem Studium in Paris und dem Rechtsstudium (1529) in Orléans und Bourges (mit Bekanntschaft zu Calvin) um 1533 Parlamentsadvokat und 1539 königlicher Rat. In einer Gesamtdarstellung des geltenden Rechtes in zehn Büchern ([lat.] Commentariorum iuris civilis libri [M.Pl.] X, 1553ff. Zehn Bücher Kommentare des weltlichen Rechtes) versucht er die tatsächliche Ordnung der römischen Rechtsquellen durch ein wissenschaftliches System (lat. [F.] ars, Kunst) zu ersetzen. Bei diesem wenig erfolgreichen Bemühen deutet er die römischrechtliche (lat. [F.]) →actio (Klaganspruch) als ein rechtserhebliches Verhalten und legt damit einen ersten Grund für den Gedanken der →Willenserklärung. S. Google

Lit.: Bergfeld, C., Franciscus Connanus, 1968

Conrad, Hermann (Köln 21. 10. 1904-Bonn 18. 3. 1972 nach Operation), katholisch, Oberlandesgerichtsratsenkel, Verwaltungsbeamtensohn, wird nach dem Abitur (1925) und dem Studium des Rechtes in Köln 1930 über die (lat.) iurisdictio [F.] delegata im römischen und kanonischen Recht promoviert (Franz Gescher, Kanonist) und 1935 mit einer Untersuchung über Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln während des Mittelalters habilitiert (Hans Planitz). Nach Lehraufträgen in Rostock, Köln, Freiburg im Breisgau, Lausanne, Genf und Breslau und einer Darstellung der Geschichte der deutschen Wehrverfassung (1939) wird er 1941 nach Marburg und 1948 nach Bonn berufen. Er versucht eine in Bezug auf die Privatrechtsgeschichte der Neuzeit und das neunzehnte Jahrhundert unvollendet geblie­bene Gesamtdarstellung deutscher Rechtsge­schichte. S. Google

Lit.: Kleinheyer, G., In memoriam, ZRG GA 90 (1973), 487ff.; Gedächtnisschrift Hermann Conrad, hg. v. Kleinheyer, G. u. a., 1979 (Schriftenverzeichnis 621-634)

Conring, Hermann (Norden 9. 11. 1606-Helmstedt 12. 12. 1681), aus gelehrter ostfriesischer Familie, geboren und aufgewachsen in einem Pfarrhaus, wird nach dem 1620 begonnenen Studium von Medizin und Politik in Helmstedt und Leiden (seit 1625) 1632 Professor für Naturphilosophie (Physik und Rhetorik) bzw. Medizin (1637) und Politik (1650) in Helmstedt. Er hält auch juristische Vorlesungen und erstattet Rechtsgutachten. In seinem in dem Ergebnis bereits 1635 fest­stehenden Buch (lat.) De origine iuris Germanici (1643, Von dem Ursprung des deutschen Rechtes) widerlegt er die Ansicht, dass das römische Recht in Deutschland 1135 durch ein Gesetz Kaiser Lothars III. von Süpplingenburg/Supplinburg in Kraft gesetzt worden sei (sog. →lotharische Legen­de) und erfasst im Blick auf Erkenntnis der eigenen Gegenwart damit deutsche Rechtsgeschichte von den frühmittelalterlichen Volksrechten über den Sachsenspiegel bis zu einem Plan einer zeitgenössischen Gesetzgebung. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Conring­HermannDeorigineiurisGermanici1643.pdf; Köbler, DRG 139, 142, 186; Dahl, F., Zu den Beziehungen Conrings zu Dänemark, ZRG GA 37 (1916), 507; Hermann Conring, hg. v. Stolleis, M., 1983; Conring, H., De origine iuris germanici (deutsche Übersetzung), hg. v. Stolleis, M., 1994; Oestmann, P., Kontinuität oder Zäsur, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 191; Arnswaldt, A. v., De vicariatus controversia, 2004; Jori, A., Hermann Conring (1606-1681), 2006

consensus, cōnsēnsus, lat., M., Übereinstimmung, Einstimmigkeit, Einhelligkeit, übereinstimmendes Urteil, Zeugnis, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Konsens

Consensus (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [M.] Zustimmung, Willens­übereinstimmung) ist seit dem klassischen römischen Recht Voraussetzung des Konsensualvertrags. S. Google

Lit.: Kaser §§ 8, 38, 58; Köbler, LAW; Hannig, J., Consensu fidelium, 1982

Consensus (M.) facit nuptias (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., die Willensübereinstimmung bewirkt die Eheschließung) gilt als Grundsatz bereits in dem römischen Recht (Ulpian), kann aber gegenüber den von dem Vertrag zwischen Brautvater und Bräutigam aus­ge­henden Vorstellungen der Germanen und germanistischen Nachfolgevölker erst in dem Frühmittelalter von der Kirche durchgesetzt werden, wobei bei Be­schränkung auf die bloße Willensübereinstimmung von Bräutigam und Braut Beweispro­bleme bestehen, denen die katho­lische Kirche 1563 auf dem Konzil von Trient [Decretum Tametsi] mit Formvorschriften in Gestalt der notwendigen Mitwirkung eines Geist­lichen und zweier Zeugen begegnet).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Julian um 100-um 170 n. Chr.); Freisen, J., Geschichte des kanonischen Eherechts, 2. A. 1893, Neudruck 1963; Schwab, D., Grund­lagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Brundage, J., Law, Sex and Christian Society in Medieval Europe, 1987; Weigand, R., Liebe und Ehe im Mittelalter, 1993; Weber, I., Consensus facit nuptias, ZRG KA 118 (2001), 31

consilium (Wort Ennius 204-169 v. Chr., lat. [N.]) Rat, Gutachten, s. latein_a_z.docx, span. consejo, it. consiglio, als consilium principis (Rat des Prinzeps‘) fallweise beratendes Gremium in Rom seit Kaiser Augustus (31 v. Chr.-14 n. Chr.)

Lit.: Kaser § 2; Söllner §§ 6, 9, 12, 15; Köbler, DRG 18, 106; Kisch, G., Consilium, 1970; Consilia im späten Mittelalter, hg. v. Baumgärtner, I., 1995; Falk, U., Consilia. Studien zur Praxis der Rechtsgutachten in der frühen Neuzeit, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 395; Lange, H., Recht und Macht, 2010

consilium, cōnsilium, lat., N., Rat, Ratschlag, Beratschlagung, Versammlung, Gerichtshof, Staatsrat, Kriegsrat, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsulere

consistorium, cōnsistōrium (Wort Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [N.]) Versammlungsort, Bedientenzimmer, Versammlung, s. latein_a_z.docx

Consolat del Mar (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google, F.,  Llibre del Consolat del Mar, Buch über das Seekonsulat) ist die nach dem Seekonsulat von Barcelona (1282 consules del mar) benannte, mittelalterliche, in Barcelona zwischen 1266 und 1268 begonnene, später andernorts erweiterte und 1348 von dem Seekonsulat in Barcelona eingeführte Zusammenfassung des mittel­meerischen Seege­wohnheitsrechts. →See­recht, s. Google

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Wag­ner, R., Beiträge zur Geschichte des Seerechts, (in) ZHR 29 (1884), 413; Valls i Taberner, F., Consolat de Mar, 1930ff.; García, A., Llibre del Consolat, Bd. 1ff. 1981ff.; Hernández Izal, S., Els costums marítims de Barcelona, Bd. 1f. 1986ff.; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007

consors, cōnsors, lat., M.: nhd. Teilhaber, Mitgenosse, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, sors, s. Google

consortium, cōnsortium, lat., N., Teilhaberschaft, Mitgenossenschaft, Gemeinschaft, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsors, s. Google

Consortium (Wort cōnsortium Livius (59 v. Chr.-17 n. Chr., lat. [N.] Gemeinschaft) ist in dem altrömischen Recht der Zusammenschluss von Erben nach der Nachlassteilung zu einer vereinbarten →Gemeinschaft. S. Google

Lit.: Kaser § 66; Söllner § 8; Köbler, DRG 22, 47

constituere, cōnstituere, cōstituere, lat., V., hinstellen, hinsetzen, aufstellen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, statuere

constitutio, cōnstitūtio  (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Hinstellung, Einrichtung, Beschaffenheit, Beschluss, Gesetz, s. latein_a_z.docx, s. constituere, cōnstituere, cōstituere

Lit.: Les constitutions des Sévères, hg. v. Coriat, J., 2014 (nicht problemlos)

Constitutio (F.) Antoniniana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Antoninische Festsetzung) ist das in einem stark zerstörten, nach einem Erwerb in Eschmunen in Ägypten seit 1901 in Gießen aufbewahrten Papyrus von etwa 215 n. Chr. überlieferte Gesetz (constitutio) Kaiser (Marcus Aurelius Severus) Antoninus‘ genannt Caracalla (Lugdunum/Lyon 4. 4. 188 [als Lucius Septimus Bassianus]-Mesopotamien 8. 4. 217, Kaiser ab 211) aus dem Jahre 212, in dem er zwecks Ausdehnung der Steuerpflicht allen freien Bewohnern des römischen Reiches das römische Bürgerrecht gibt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ConstitutioAntoniniana212(FragmentGiessen).htm; http://www.­koeblergerhard.de/Fontes/ConstitutioAntoniniana212(deutsch).htm; Kaser § 3; Söllner §§ 14, 18; Köbler, DRG 35; Sasse, C., Die Constitutio Antoniniana, 1958; Wolff, H., Die Constitutio Antoniniana und Papyrus Gissensis 40 I, Diss. jur. Köln 1976; Citizenship and Empire in Europe, hg. v. Ando, C., 2016; Besson, A., Constitutio Antoniniana, 2020

Constitutio (F.) Criminalis Bambergensis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Bamberger Strafgesetz[buch]) →Bamberger Halsgerichtsordnung (1507)

Constitutio (F.) Criminalis Carolina (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Des Kaisers Karl V. und des Heiligen Römischen Reiches Gerichtsordnung, Straf­gesetz[buch] Karls V.) ist die (frühneuhochdeutsch verfasste) reichseinheitliche Peinliche Ge­richtsordnung Kaiser Karls V. von 1532 (27. 7. 1532). Sie geht auf in einem Gutachten des 1495 errichteten Reichskammergerichts festgehaltene Missstände und Beschwerden über die sich häu­fenden ungerechten Strafverfahren, die ihrerseits die Antwort auf die in dem Mittelalter vor allem infolge des Bevölkerungswachs­tums, der Urbanisierung und Emanzipierung von der herkömmlichen Ordnung sowie wohl auch der Verstärkung der Staatlichkeit anschwellende Kriminalität sind, vor dem Reichstag (von Lindau 1496/1497) zurück. In Freiburg im Breisgau wird 1497/1498 vorgeschlagen, eine gemeine Reformation und Ordnung in dem Reiche vorzunehmen, wie man in Criminalibus prozedieren solle (Reichsabschied § 34). Der Reichstag in Augsburg überträgt die Aufgabe dem neu geschaffenen Reichsregiment, das mit dem Reichskammergericht zusammenarbeiten soll, doch enden die Arbeiten wegen der Auflösung des Reichsregiments 1502. Ab 1521 legt eine Kommission Entwürfe vor (Worms 1521, Nürnberg 1524, Speyer 1529, Augsburg 1530). Dabei wird we­sentlich der Inhalt der von dem Vorsitzenden des Hofgerichts des Bischofs von Bamberg, Johann Freiherr von →Schwarzenberg, der bis zu seinem Tode 1528 als Mitglied des 1521 wieder errichteten Reichsregiments an den Arbeiten mitwirkt, auf Grund seiner Kenntnisse der praktischen Probleme und unter Einarbeitung des aus Oberitalien kommenden römisch-kanonischen Strafprozessrechts ge­schaffenen (lat.) Consti­tutio (F.) Criminalis Bambergensis (→Bamberger Halsgerichts­ordnung) von 1507 in 219 Artikeln aufgenommen. Nach Bernd Mertens kommt dem rechtsgelehrten Sebastian von Rotenhan (Rentweinsdorf um 1478-Rentweinsdorf 1543), der wahrscheinlich bereits an dem ersten Entwurf und sicher an dem zweiten Entwurf beteiligt war, erhebliche Bedeutung zu. Die schließlich in Regensburg von dem Reichstag 1532 geschaffene Constitutio Criminalis Carolina will wegen des Widerstands einzelner Reichs­glieder (beispielsweise Sachsen, Brandenburg, Pfalz) grundsätzlich nur subsidiär gegenüber den alten wohlhergebrachten, rechtmäßigen und billi­gen Gebräuchen gelten (sog. salvatorische Klausel), wird aber tatsächlich allgemein angewendet. Sie beherrscht das gesamte Strafverfahrensrecht und Strafrecht (Art. 104-180) des Heiligen römischen Reiches bis in das von der Aufklärung bestimmte 18. Jahrhundert, in dem noch die (lat.) Constitutio (F.) criminalis Theresiana (theresianisches Strafgesetz) Maria Theresias für die deutschen (d. h. nichtungarischen) Erbländer Österreichs einschließlich Böhmens (1768) von der Constitutio Criminalis Carolina beeinflusst ist. Die Constitutio Criminalis Carolina geht von dem Anklage­prozess (Akku­sationsprozess) aus (Art. 11ff.), demgegenüber der Inquisitions­prozess (Art. 6ff.) die Aus­nahme darstellt, doch setzt sich wegen der abschreckenden hohen Belastungen des möglichen Anklägers tatsächlich der In­quisitionsprozess durch, in dem der Richter Ankläger und Entscheider (Art. 81) zugleich ist. Der geheimen In­quisition (Untersuchung) folgt der endliche Rechtstag als öffentliche, aber inhaltlich fast bedeutungslose Formal­handlung. Besonders bedeutsam sind die Lehre von den für die Anwendung der →Folter von nun an gegenüber einem Tatverdächtigen erfor­derlichen →Indizien (Anzeichen, beispielsweise blutige Kleider, sog. Indizienlehre) und die Ansätze zu allgemeinen Lehren (Schuld, Teilnahmefor­men, Notwehr, Versuch).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Peinliche­Ge­richts­ordnungKarlsV.pdf; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 136, 156; Güterbock, Die Entstehungsgeschichte der Carolina, 1878; Dargun, L., Die Rezeption der peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. in Polen, ZRG GA 10 (1889), 168; Die Carolina und ihre Vorgängerinnen, hg. v. Kohler, J. u. a., Bd. 1ff. 1900ff., Neudruck 1968; Schoetensack, A., Der Strafprozess der Carolina, Diss. jur. Heidelberg, 1904; Kantorowicz, H., Goblers Karolinen-Kommentar, 1904; Saueracker, K., Wortschatz der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V., 1929; Schmidt, E., Die Carolina, ZRG GA 53 (1933), 1; Weber, H. v., Die peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V., ZRG GA 77 (1960), 288; Kusch, G., Der Indizienbeweis des Vorsatzes im gemeinen Strafverfahrensrecht, Diss. jur. Hamburg 1963; Schmidt, G., Sinn und Bedeutung der Constitutio Criminalis Carolina, ZRG GA 83 (1966), 239; Dreisbach, H., Der Einfluss der Carolina auf die Rechtsprechung norddeutscher Oberhöfe, Diss. jur. Marburg 1969; Kleinheyer, G., Zur Rolle des Geständnisses im Strafverfahren, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1969, 367ff.; Strafrecht, Strafprozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a. 1984; Mertens, B., Gesetzgeber und Verfasser der Carolina, ZRG GA 138 (2021), 120

Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist das unter Maria Theresia an dem 31. 12. 1768 (zu dem 1. 7. 1770) zwecks Vereinheitlichung für die österreichischen Erbländer (außer Ungarn) erlassene, 1082 Paragraphen umfas­sende (deutsch gefasste) Strafgesetz­buch (und Strafverfahrensgesetz­buch) (Allge­meine peinliche Gerichtsord­nung) mit etwas verbesserter Stellung des Beschuldigten, Inquisitionsverbot, freier richterlicher Be­weiswürdigung, festen Tatbestandsbeschrei­bungen (u. a. Zauberei, Hexerei), Möglichkeit der Analogie von Straftat­beständen und Folter (bis 1796), das aber bereits an dem 13. 1. 1787 durch ein Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und derselben Bestrafung ersetzt wird (für das Militärstrafrecht 1855). Die auch als (lat.-griech.) nemesis Theresiana (Rache Maria Theresias) bezeichnete Constitutio Criminalis Theresiana beruht wesentlich auf einer von der →Constitutio Criminalis Carolina von 1532 geprägten Halsgerichtsordnung Josephs I. von 1707.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Constitutio%20Criminalis%20Theresiana1768_komplett.pdf; Kroe­schell, DRG 3; Köbler, DRG 142, 157; Baltl/Kocher; Maasburg, M. v., Zur Entstehungsgeschichte der theresianischen Halsgerichtsordnung, 1880; Kwiatkowski, E. v., Constitutio Criminalis Theresiana, 1903; Moos, R., Der Verbrechensbegriff in Österreich, 1968; Hartl, F., Das Wiener Kriminalgericht, 1973; Grundlegende Strafrechtsquellen, hg. v. Reiter, I., 1996; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011

Constitutio (F.) de expeditione Romana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetz über den Romzug) ist eine um 1158 als Gesetz (König) Karls (des Großen) von 790 ausgegebene, auf der Reichenau entstan­dene Fälschung (Privatarbeit). Sie beschreibt Rechte und Pflichten von Reichsfürsten auf dem Romzug des Königs. Sie begünstigt die Reichsfürsten gegenüber dem König.

Lit.: Constitutiones, Bd. 1, hg. v. Weiland, L., 1893, 661, Nr. 447 (MGH); Klapeer, G., Zur Überlieferung der Constitutio de expeditione Romana, (in) MIÖG 35 (1914), 725ff.

Constitutio (F.) Joachimica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Joachimi­sches Gesetz) ist die verhältnismäßig kurze, auf Erbrecht beschränkte, römisches Recht zu Lasten sächsischen Rechtes übernehmende „Constitution, Wilkoer und Ordnung der Erbfelle und anderer Sachen“ des Markgrafen Joachim I. von Brandenburg (1499-1535) von dem 9. 10. 1527 (Reformation des Landrechts, Erstdruck Frankfurt an der Oder 1528).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Constitu­tio­Joachimica1527.htm; Heydemann, L., Die Elemente der Joachimischen Konstitution von 1527, 1841, Neudruck 1972; Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973

Constitution (N., zu lat. [F.] constitutio, Festsetzung, Gesetz) wird in England seit dem 17. Jahrhundert zu der Bezeichnung des Zustands eines Staates (bodie politique), in dem 18. Jahrhundert zu der Be­zeichnung der Bestimmungen, die diesen Zustand herstellen oder festlegen (Verfassung).

Constitution, Wilkoer und Ordnung der Erbfelle und anderer Sachen (1527) s. Constitutio Joachimica

constitutum (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [N.], s. latein_a_z.docx) →Beschluss, Fest­setzung, s. Google

constitutum (N.) debiti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Schuldzusage, s. Google

constitutum (N.) possessorium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Besitz­konstitut, s. Google

consuescere, cōnsuēscere, lat., V., die Gewohnheit annehmen, sich daran gewöhnen, gewohnt sein (V.); Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, suēscere

consuetudo, cōnsuētūdo, lat., F., Gewöhnung, Gewohnheit, Brauch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsuēscere

Consuetudo (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) ist die Gewohnheit. In der römischen Spätantike wird sie zu einer Rechtsquelle erklärt. Die gute consuetudo ist auch in dem späten ius commune Italiens eine beliebte und praktisch-relevante Rechtsquelle. S. Google, →Gewohnheitsrecht

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 22; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 52; Köbler, LAW; Garré, R., Consuetudo, 2005

consul, cōnsul, cōnsol, cōsol, cōsul, lat., M., Konsul, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum; vgl. idg. *sel- (3), V., nehmen, ergreifen

Consul (Wort Varro 116-27 v. Chr., lat. [M.]) ist in dem altrömischen Recht der Republik der Höchstmagistrat. Zwei gleichzeitige Konsuln (consules, Kolle­gialität) erlangen seit dem Übergang von dem Königtum zu der Republik (510 v. Chr.) die Führung des Gemeinwesens durch eine Wahl auf Vorschlag ihrer Vorgänger hin für jeweils ein Jahr (Annuität), wobei seit 367 v. Chr. (lex Licinia) auch Plebejer consul werden können. Einzelne Aufgaben (beispielsweise Gerichtsbarkeit) sind anderen Magistraten (beispielsweise Prätoren) zugeteilt. Mit dem Ende der Republik (27 v. Chr.) gehen die Aufgaben der Konsuln auf den Prinzeps bzw. Kaiser über, doch werden consules bis 534 in dem Westen und bis 541 in dem Osten fortgeführt. Seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert (1090) ist consul der städtische Ratsherr.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner §§ 6, 11, 14, 23; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 111; Köbler, LAW; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Keller, H., Mailand im 11. Jahrhundert, (in) Die Frühgeschichte der europäischen Stadt, hg. v. Jarnut, J., 1998, 81; Consuls and Res Publica, hg. v. Beck, H. u. a., 2011; Squaitamatti, L., Der spätantike Konsulat, 2012

consulere, cōnsulere, cōnsulēre, cōsulere, lat., V., zu Rate gehen, beratschlagen, sich beraten (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum; s. idg. *sel- (3), V., nehmen, ergreifen

consultatio, cōnsultātio, lat., F., Begutachtung, Beratung, Beratschlagung, Konsultation, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsulere

Consultatio (F.) cuiusdam veteris iuris consulti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Begutachtung eines gewissen alten Rechtskundigen) ist die an dem Ende des 5. Jahrhunderts oder in dem 6. Jahrhundert vermutlich in Gallien entstandene, durch einen Druck des 16. Jahrhunderts überlieferte Sammlung von Rechtsgutachten mit Zitaten aus den Paulussentenzen, dem →Codex Gregorianus, dem →Codex Hermogenianus und dem →Codex Theodosianus.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961, 408

contempt (engl. [N.]) Missachtung, Verachtung

Contempt of court (engl. [N.], Missachtung des Gerichts) ist in dem angloamerikanischen Recht die gewohnheitsrechtlich als rechtswidrig (crime bzw. tort) anerkannte Störung der Gerichtstätigkeit. S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

Contius s. Google, →Le Conte

Contractus (Wort Varro 116-27 v. Chr., lat. [M.], Zusammengezogenes, Zusammenziehen, Eingehen, s. latein_a_z.docx,) ist in dem klassischen römischen Recht der Vertrag, aus dem eine Obligation (Schuld) entsteht. Er kann Realkontrakt, Verbalkon­trakt, Litteralkontrakt oder Konsensualkon­trakt sein. Demgegenüber ist das für sich allein unverbindliche (lat. [N.]) pactum kein contractus. Seit dem Hochmittelalter wird in der Kirche auch das bloße (lat. [N.]) pactum klagbar (pacta sunt servanda), so dass sich allmählich ein allgemeiner Begriff des (Kontrakts oder) Vertrags entwickelt.

Lit.: Kaser §§ 5, 38; Kroeschell, DRG 1; Wunner, S., Contractus, 1964; Wieacker, F., Contractus und obligatio im Naturrecht zwischen Spätscholastik und Aufklärung, (in) Scholastica 1973, 223; Feenstra, R./Ahsmann, M., Contract, 1980; Pacte, convention, contrat, hg. v. Dufour, A., 1998

Contractus (M.) mohatrae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.] Wagnisvertrag, zu arab. muchâtarah, Gefahr, Wagnis) ist der Vertrag, bei dem eine (meist unvertretbare) Sache zu dem Verkauf übergeben wird und der Empfänger bei Verkauf den erhaltenen Preis als Darlehen haben soll. Der contractus mohatrae dient in dem Mittelalter der Umgehung des kanonischen Zinsverbots.

contrarius consensus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.], gegenteilige Übereinstimmung) Aufhebungs­vertrag

Lit.: Knütel, R., Contrarius consensus, 1968

contrat (M.) social (franz.) Gesellschaftsver­trag

Contumacia, contumācia (Wort Cicero (81-43 v. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx) ist in dem klassisch­römischen Kognitionsverfahren die Prozess­weigerung (Ladungsungehorsam, Kontumaz), die in einem Versäumnis­verfahren dazu führen kann, dass der Geladene gemäß dem Klagebegehren verur­teilt wird.

Lit.: Kaser § 87; Kroeschell, DRG 1, 2

conubium, cōnūbium, cōnnūbium, lat., N., Vermählung, Eheverbindung, Licin., Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. cum, nūbere

Conubium (Wort Licin., Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [N.]) ist in dem altrömischen Recht die (allen Römern untereinander zuste­hende,) dem Fremden (Nichtrömer) durch Verleihung zu eröffnende Teilrechtsfähigkeit in dem Eherecht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 3, 58, 60

conventio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx) Zusammenkunft, Verein­barung, Willensübereinstimmung, Einigung über den Zweck einer Sachhingabe, stillschweigend (tacitus) möglich

copula, cōpula, cōpla, cūpla, cūpula, lat., F.: nhd. Band (N.), Riemen (M.) (1), Fessel (F.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ap- (1), *əp-, *ēp-, *h₁ep-, V., fassen, nehmen, erreichen, auch Verbindung, Band, Ver­einigung (beispielsweise copula carnalis, fleischliche bzw. körperliche Vereinigung der Ehegatten)

copy right (engl. [N.]) →Urheberrecht

Coquille (Conchyleus), Guy (Decize 1523-1603), Sohn eines adeligen Salzrichters, wird nach dem Rechtsstudium in Padua (1539) und Orléans (Du Moulin) Anwalt. In posthum veröffentlichten Schriften stellt er das Ge­wohn­heitsrecht (franz. droit coutumier) nach dem Vorbild der Institutionen Justinians dar (Institutions au droit des François, 1607). S. Google

Lit.: Maumigny, J., Étude sur Guy Coquille, 1910, Neudruck 1971

Cork in dem Südosten Irlands wird in dem 9. Jahrhundert von Normannen bei einem Kloster des 6. Jahrhunderts gegründet. 1172 wird es unter der Herrschaft Englands Stadt. 1845 erhält es eine Universität. S. Google

Cornberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.). S. Google

Lit.: Urkunden und Regesten des Klosters Cornberg, hg. v. Burkardt, J., 2010

corpore (lat. [N., Ablativ) durch tatsächliche Sachherrschaft, →Besitz, →corpus, →possessio

corpus (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.], s. latein_a_z.docx) Körper, s. Google

Lit.: Groten, A., corpus und universitas, 2015

Corpus (N.) catholicorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F), Körper der katholischen (Reichsstände), ist in der frühen Neuzeit die Gesamtheit der katho­li­schen →Reichsstände. S. Google, →corpus evangelico­rum

Corpus (N.) delicti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist der Gegenstand der Straftat, mit dem sich die gemeine Prozessrechtswissenschaft allgemein befasst.

Lit.: Hall, A., Die Lehre vom corpus delicti, 1933

Corpus (N.) evangelicorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F), Körper der evangelischen (Reichsstände), ist in der frühen Neuzeit die Gesamtheit der evangelischen →Reichsstände. S. Google, →corpus ca­tholicorum

Lit.: Schauroth, E., Vollständige Sammlung aller conclusorum des corpus evangelicorum, Bd. 1ff. 1751ff.; Belstler, U., Die Stellung des corpus evangelicorum, Diss. jur. Tübingen 1968; Kalipke, A., Verfahren im Konflikt, 2015 (nichts wirklich Neues)

Corpus (N.) iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Körper des Rechtes, Gesamtheit der Rechtsordnung, s. Codex Justinians 5. 13. 1 pr.)

Corpus (N.) iuris canonici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Körper des kanonischen Rechtes) ist die um 1500 von dem Pariser Kirchenrechtler Jean Chappuis erstmals benützte und von Papst Gregor XIII. (1572-1585) an dem 1. 7. 1580 ([Breve] Cum pro munere pastorali, weil für das Hirtenamt) amtlich verwendete Bezeichnung für die seit etwa 1140 allmählich geschaffenen und anerkannten, 1582 ge­meinsam herausgegebenen vier (bzw. sechs) Rechts­quellen der (katholischen) Kirche. Das corpus iuris canonici besteht aus dem Decretum Gratiani (Dekret Gratians, Concordantia discordantium cano­num, um 1140), den auf Antrag Papst Gregors IX. von seinem Kaplan Raymundus de Penyafort von 1230 bis 1234 in 5 Büchern gesammelten, alle nicht aufgenommenen Stücke ausschließenden päpstlichen →Dekretalen (→Liber [decretalium] extra [decretum]), den auf Veranlassung Papst Bonifaz’ VIII. 1298 zusammengestellten Dekretalen (→Liber sextus [sechstes Buch in Bezug auf die fünf Bücher des Liber extra]) und den →Clementinen (Texte Papst Clemens V., vorgelegt 1317) (sowie privat gesammelten Extravaganten Papst Johannes XXII. und Extravagantes com­munes). Es gilt - in der 1582 veröffentlichten Gestalt der sog. (lat.) editio (F.) Romana (römischen Ausgabe) - bis zu dem Inkrafttreten des →Codex iuris canonici an dem 19. 5. 1918.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102; Corpus iuris canonici, ed. Friedberg, E., Bd. 1f. 1879ff., Neudruck 1955, 1959, 2. A. 1995; Stickler, A., Historia iuris canonici latini, 1950; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973; Gaudemet, J., Les sources du droit canonique, 1993; Bellomo, M., The Common Legal Past of Europe, 1995; Brundage, J., Medieval canon law, 1995; Dickehof-Borello, E., Ein Liber septimus für das corpus iuris canonici, 2002; Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2006

Corpus (N.) iuris civilis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Körper des zivilen Rechtes) ist die Gesamtheit der von dem oströmischen Kaiser Justinian (527-565) zwischen 527 und 534 mittels Kompilation aus älteren Konstitutionen seiner kaiserlichen Vorgänger und Schriften Rechtskundiger in Kraft gesetzten Rechtsquellen einschließlich seiner nachfolgenden Novellen. Er besteht aus dem die Konstitutionen aufnehmenden →Codex (repetitae praelectionis, wiederholter Vorlesung oder Erarbeitung) von 534, den die Schriften Rechtskundiger verwertenden (lat.) →Digesten oder (griech.) →Pandekten (533) und zusätzlich den dem Rechtskundigen Gaius folgenden →Institutionen von 533 sowie den (nach 534) privat gesammelten →Novellen (Justinians selbst). In Byzanz wird um 900 n. Chr. die Hauptmasse dieser Texte in die griechische Sprache übersetzt (Basilika, Basiliken), wobei seit dem 11. Jahrhundert Handschriften hergestellt werden, die an dem Rand Ausschnitte aus Lehrbüchern und Vorlesungsschriften (Scholien) enthalten. Die Bezeichnung corpus iuris civilis entspricht dem Namen (lat.) →corpus (N.) iuris canonici für die kirchlichen Rechtsquellen. Sie wird seit der Gesamtausgabe der justinianischen Gesetz­gebungswerke durch Dionysius Gothofredus (1583) üblich. Auf dem sachlich bereits vor dieser Benennung seit dem 12. Jahrhundert in Bologna und danach auch in allen anderen Rechtsfakultäten Europas gelehrten (Teilen des) corpus iuris civilis beruhen der Universitätsunterricht in dem römischen Recht und die Rezeption des römischen Rechtes, wobei sich in der Neuzeit allmählich ein (lat. [M.]) usus modernus (moderner Gebrauch) pandectarum (der Pandekten) durchsetzt. Mit den Kodifikati­onen Allgemeines Landrecht (Preußen 1794), Code civil (Frankreich 1804) und Allgemei­nes Bürgerliches Gesetzbuch (Österreich 1811/1812) sowie Bürgerliches Gesetzbuch (Deutsches Reich 1896/1900) wird das corpus iuris civilis als geltendes Recht grundsätzlich abgelöst.

Lit.: Kaser § 1; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 137, 142; Corpus iuris civilis, hg. v. Krüger, P. u. a., Bd. 1ff. z. T. 22. A. 1973; Corpus iuris civilis Iustinianei, hg. v. Fehus, J., Bd. 1ff. 1672ff., Neudruck 1966 (mit Glosse); Spangenberg, E., Einleitung in das römisch-justinianische Rechtsbuch, 1817, Neudruck 1970 (mit Bibliographie der älteren Ausgaben); Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 3 2. A. 1834; Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953, 562; Ochoa, X./Diez, A., Indices titulorum et legum corporis iuris civilis, 1965; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Thilo, R., Drucke des Corpus iuris civilis im deutschen Sprachraum, (in) Gutenberg-Jahrbuch 59 (1984), 52

Corpus (N.) iuris feudalis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Körper des Lehnrechts) ist die Bezeichnung für private Sammlungen des Lehnsrechts in dem 18. Jahrhundert.

Lit.: Lünig, J., Corpus iuris feudalis Germanici, Bd. 1ff. 3. A. 1727

Corpus (N.) juris Fridericiani (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des friderizianischen Rechtes) ist der gescheiterte Versuch einer materiellrecht­lichen Gesetzgebung Preußens (Kabinettsor­dre von dem 31. Dezember 1746 für ein Teutsches Allgemeines Landrecht) unter Samuel von Cocceji. Der König will ein Werk, das sich „bloß auf die Vernunft und Landesver­fassungen gründet, damit einmal ein gewisses Recht in dem Lande etabliret und die unzähligen Edikte aufgehoben werden mögen“. 1749 erscheint ein Entwurf des Personenrechts, 1751 ein Entwurf des Sachenrechts. Das Manuskript des dritten Teils (Obligationen­recht) geht (1753) in dem Postversand verloren, woraufhin das Vorhaben insgesamt gefährdet ist. Der Tod Samuel von →Coccejis (1755) und die Wirren des sieben­jährigen Krieges beenden die Arbeiten. Das zweite und dritte Buch des ersten Teiles über das Eherecht und das Vormundschaftsrecht erlangen in einigen Landesteilen Gesetzes­kraft, obwohl sie sehr dem römischen Recht verhaftet sind. S. Google

Lit.: Wenzel, A., Das Gewährleistungsrecht in der Spruchpraxis des preußischen Kammergerichts von 1784-1810, 2006; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProjectdesCorporisJurisFridericiani1-1749.pdf

Corpus (N.) iuris Fridericianum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, friderizianischer Körper des Rechtes ), Erstes Buch, ist das nach dem Müller-Arnold-Prozess (1779) und einer Kabinettsordre von dem 14. 4. 1780 an dem 26. April 1781 in Preußen in Kraft gesetzte Prozess­rechts­gesetzbuch Friedrichs des Großen bzw. seines Groß­kanzlers Johann Casimir von →Carmer, das den Unter­suchungs­grundsatz in den Zivilprozess ein­führt, die Advokaten durch Assistenzräte ersetzt und die Beendigung aller Prozesse innerhalb eines Jahres anstrebt. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Corpus­IurisFridericianum1781.pdf, Kroeschell, DRG 3; Ebel, F., 200 Jahre preußischer Zivilprozess, 1982

Corpus (N.) iuris militaris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des Militärrechts) ist die Bezeichnung für private Sammlungen militärrechtlicher Vorschriften zwischen 1632 und 1723. S. Google

Lit.: Dangelmaier, E., Geschichte des Militärstrafrechts, 1891; Handbuch zur deutschen Militärgeschichte, hg. v. militärgeschichtlichen For­schungsamt, Bd. 1 1979

Corpus (N.) iuris publici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des öffentlichen Rechtes) ist die Bezeichnung für private Sammlungen des öffentlichen Rechtes des Heiligen römischen Reiches in dem 18. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Schmauss, J., Corpus iuris publici Sancti Romani imperii academicum, 1722

Corpus (N.) iuris Saxonici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des sächsischen Rechtes) ist die Bezeichnung für eine private Sammlung des sächsischen Rechtes. S. Google

Lit.: Lünig, J., Codex Augusteus oder neuvermehrtes corpus iuris Saxonici, Bd. 1f. 1724

corpus (lat. [N.]) possidendi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Herrschafts­gewalt über eine Sache durch Übergabe einer beweglichen Sache oder Betreten einer unbe­weglichen Sache oder bei originärem Erwerb durch deutliche Kundgabe

Corrigere (Wort Cato 234-149 v. Chr., lat., [V.] zurecht richten, gerade richten, gerade machen, in Ordnung bringen, bestrafen, verbessern, s. latein_a_z.docx, s. cum, regere) ist ein Ausdruck, der unter Kaiser Trajan (98-117) in das römische Strafverfahren eindringt. Danach geht es dort darum, Unrecht wieder recht zu machen. Diese Vorstellung steckt wohl auch hinter dem germanistischen „richten“.

Lit.: Köbler, DRG 34, 46; Köbler, G., Richten, Richter und Gericht, ZRG GA 87 (1970), 59

Cortes (span. [Pl.], Höfe) ist die den König beratende Ver­sammlung der Geistlichen, Adeligen und Städtevertreter in Kastilien, León, Portugal, Aragón und Navarra seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Lit.: Gonzáles Antón, L., Las Cortes de Aragón, 1978; Procter, E., Curia and cortes, 1980

Corvey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Krüger, H., Höxter und Corvey, 1931; Prinz, J., Die Corveyer Annalen, 1982; Hoffmann, H., Bücher und Urkunden aus Helmarshausen und Corvey, 1992

court (engl. [N.]) Hof, Gericht, s. Google

Court of Chancery (engl., [N.] Gericht der Kanzlei) ist das Gericht des Kanzlers (chancellor) des →englischen Rechtes. Es geht darauf zurück, dass der zunächst geistliche Kanzler schon in dem 13. Jahrhundert Bitten hilfesuchender Engländer an den König hinsichtlich der Möglichkeit der Bildung neuer Klageformeln begutachtet und in dem 15. Jahrhundert in Einzelfällen Rechtsschutz gewährt, wenn das →common law zu unan­gemessenen Ergeb­nissen führt. Die seit 1529 tätigen weltlichen Kanzler führen dieses Verhalten fort und begründen bald ein System anerkannter Sätze des positiven Rechtes, das an der Billigkeit (→equity) ausgerichtet ist. S. Google

Lit.: Jones, W., The Elizabethan Court of Chancery, 1967; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Harbecke, D., Modernisation through Process – The Rise of the Court of Chancery in the European Perspective, 2018

Court of Common Pleas (engl., [N.] Gericht der allgemeinen Bitten) ist das seit 1234 sicher belegte, für Zivilsachen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster mit einem Oberrichter und 3 nachgeordneten Richtern. S. Google

Lit.: Hastings, M., The Court of Common Pleas, 1947

Court of Exchequer (engl., [N.] Gericht des Schatzkanzlers) ist das für Verwaltungsangelegenheiten und Finanzsachen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster. S. Google.

Court of King‘s Bench (engl., [N.] Gericht der Königsbank) ist das für Strafsachen und Appellationen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster. S. Google

Cousin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1598 bezeugt – 1598 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Sohn eines Geschwisters eines Elters, Vetter

Cousine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1663 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kusine (F.)

Coutume (franz. [F.] Gewohnheit) ist die rechtlich bedeutsame Gewohnheit (lat. [F.] consuetudo, Gewohnheit), die auch in einer Abgabe oder Leistung bestehen kann. Die coutume(s) als eine Mehrheit (solcher) rechtlich bedeutsamer Gewohnheiten erlangt in Frankreich seit dem 10./11. Jahrhundert Gewicht und wird in dem Norden seit Beginn des 13. Jahrhunderts mit örtlichen Bezügen auf Grund der Aussagen von Sachkennern in Rechtsbüchern (nichtamtliche coutume, amtliche coutumiers) schriftlich aufgezeich­net, wobei sich eine grundsätzliche, nicht immer in jeder Hinsicht durchgehaltene Trennung in das nördliche Gebiet des droit (M.) coutumier (Nordfrankreich, Belgien, Niederlande, Genf, Waadt, Neuenburg, Fürstbistum Basel) und das südliche Gebiet des (römischen) droit (M.) écrit (geschriebenen Rechtes, Südfrankreich) bildet und wobei Entscheidungen, Gesetze (Ordonnanzen) und teilweise auch römisches Recht und kirchliches Recht in die coutumiers einbezogen werden ([ursprünglich lateinisch] Très ancien coutume [bzw. coutumier] de Normandie [lat. Statuta et consuetudines Normanniae] 1199/1200 bzw. 1220 bzw. 1200/1204 [nach 1220 in das Französische übersetzt], Grand coutumier de Normandie 1254-1258 [Summa de legibus Normanniae in curia laicali], Conseil à un ami [in dem Vermandois] des Pierre de Fontaine für Philipp III. 1253 bzw. 1254-1258, Livre de justice et de plet [um] 1260 [Gegend von Orléans], Facet von Saint Armand-en-Prévèlet/Belgien 1265, Etablisse­ments de Saint Louis um 1270 [Tourraine-Anjou, Orléanais], Coutumes de Beauvaisis [nördlich von Paris] 1283 des Philippe de Beaumanoir [Philippe de Rémi Beaumanoir], Ancien coutumier de Champagne des Guillaume du Châtelet 1295-1300 [auf der Grundlage von Usages de Champagne von etwa 1253], Recht von Uccle/Brüssel/Belgien 1300, Très ancienne coutume de Bretagne 1312/1316-1325, Stilus curie Parlamenti des Guillaume du Breuil um 1330, Grand coutumier [de France bzw. Île de France] des Jacques d’Ableiges um 1388, Somme rural des Jehan Boutillier vor 1395, Vieux coutumier de Poitou/Poictou 1417, insgesamt schätzungs­weise 360 verschiedene coutumes). 1454 befiehlt König Karl VII. wegen zahlreicher Streitigkeiten hinsichtlich des Bestehens behaupteter Rechtssätze in der Ordonnance von Montils-les-Tours die amtliche Aufzeichnung aller coutumes jeder bailliage mit anschließender Inkraftsetzung, was bis 1545 zu 20 redigierten coutumes und bis 1750 zu 681 coutumes, von denen 88 von dem König gebilligt sind, führt. Auf der Grundlage der Coutume de Paris (1510 bzw. 1580) entwickelt sich (hieraus) mit Hilfe der von dem König dem Parlement de Paris übertragenen Prüfungszuständigkeit ein gemeines Gewohn­heitsrecht (franz. droit commun coutumier).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Nouveau coutumier général, hg. v. Bourdot de Richebourg, C., Bd. 1ff. 1724ff.; Brunner, H., Die coutumiers der Hamiltonsammlung, ZRG GA 4 (1883), 232; Favey, J., Le coutumier de Moudon de 1577, 1924; Declareuil, J., Histoire générale du droit français, 1925, 851; Filhol, R., Le premier président Christoffe de Thou et la réformation des coutumes, 1937; Olivier-Martin, F., Le roi de France et les mauvaises coutumes au moyen âge, ZRG GA 58 (1938), 108; La rédaction des coutumes, 1962; Poudret, J., Enquêtes sur la coutume du pays de Vaud, 1967; La coutume de Vaudémont, hg. v. Centre Lorrain, 1970; Le style de Vaudémont, hg. v. Centre Lorrain, 1972; Gräfe, R., Das Eherecht in den coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 1,633,2,2,200; Gouron, A./Terrin, O., Bibliographie des coutumes de France, 1975; Les coutumes de l’Agenais, hg. v. Ourliac, P./Gilles, M., 1976; La coutume, hg. v. Gilissen, J., 1982; Walkens, L., La théorie de la coutume chez Jacques de Révigny, 1984; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 1992; Gouron, A., Droit et coutume en France aux XIIe et Xiiie siècles, 1993; Poudret, J., Coutumes et coutumiers, 1998

Coutumes de Beauvaisis (franz. [F.Pl.] Gewohnheiten von Beauvaisis) sind das bedeutendste Rechtsbuch des mittelalterlichen Frankreich. Die Coutumes de Beauvaisis. stammen von Philippe de →Beaumanoir. Er bemüht sich um eine Darstellung des Gewohnheitsrechts in Beauvaisis, verwendet dazu aber auch Sätze der Coutumes von Champagne, Vermandois, Artois, Normandie und Paris, die Rechtsprechung des Parlaments de Paris, königliche Verordnungen, römisches Recht und kirchliches Recht. Die systematisierende, vor eigenen Lösungen nicht zurück­schreckende Privatarbeit, die der Rechts­wirklich­keit nicht vollständig entspricht, bleibt trotz hohen gedanklichen Wertes von geringem tatsächlichem Einfluss auf die Rechtspraxis.

Lit.: Coutumes de Beauvaisis, hg. v. Salmon, A., Bd. 1f. 1899f., Neudruck 1970, Bd. 3; Commentaire historique, hg. v. Hubrecht, G., 1974; Actes du colloque international Philippe de Beaumanoir et les coutumes de Beauvaisis 1283-1293, hg. v. Bonnet-Laborderie, P., 1983

Coutumier (franz. [M.]) ist die private Aufzeichnung der →coutume in dem mittelalterlichen Frankreich.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Le vieux coustumier (!) de Poictou, hg. v. Filhol, R., 1956; Petitjean, M. u. a., Le coutumier bourguignon glosé, 1982; Poudret, J., Coutumes et coutumiers, 1998

Covarubias y Leyva, Diego de (1512-1577) wird nach dem Rechtsstudium 1533 Professor für kirchliches Recht in Salamanca, 1565 Bischof von Segovia und 1574 Präsident des Staatsrats. Auf ihn geht die strafrechtliche Vorstellung des bedingten Vorsatzes oder indirekten Vorsatzes (lat. dolus [M.] indirectus) zurück. S. Google

Lit.: Merzbacher, F., Azpilcueta und Covarruvias, (in) Merzbacher, F., Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 275; Peressa, V., Diego de Covarubias, 1957

Cowell, John (1554-1611), nach dem Studium des römischen Rechtes in Cambridge 1594 Professor in Cambridge, versucht 1605 eine erfolglose Darstellung des englischen Rechtes nach dem Aufbau der Institutionen Justinians ([lat.] Institutiones [F.Pl.] iuris Anglicani, Einrichtungen des englischen Rechtes) und muss wegen seiner in seinem erfolgreichen Wörterbuch The Interpreter (1607) vertretenen absolutismusfreundlichen und parlamentsfeind­lichen Haltung 1611 seine Professur aufgeben. S. Google

Lit.: Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 1903ff., Bd. 5, 20

credere, crēdere, crēduere, lat., V.: nhd. glauben, vertrauen auf, meinen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑redʰē-, V., glauben, vertrauen, s. idg. *k̑ered-, *k̑erd-, *k̑ērd-, *k̑r̥d-, *k̑red-, N., Herz

creditor, crēditor, lat., M. (Wort Zwölftafelgesetz 451/450 v. Chr.), s. credere →Gläubiger

crimen, crīmen, lat., N., Beschuldigung, Anklage, Verleumdung, Verbrechen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vielleicht von cernere oder von idg. *ker- (1), *kor-, *kr-, V., krächzen, krähen

Crimen (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.]) ist in dem römischen Recht das Verbrechen in Gegensatz zu (lat.) delictum (N.), Delikt. Für die crimina (N.Pl.) entwickelt sich das besondere Strafrecht und Strafprozess­recht. Schon früh wird dabei das crimen (publicum, öffentliche [Verbrechen]) mit der von der Allgemeinheit (mit dem Beil) vollstreckten Todesstrafe geahndet. Zu den lange noch durch den Verletzten mittels Strafe zu vergeltenden crimina zählen Mord (lat. [N.] parricidium), Brandstiftung, handhafter Dieb­stahl, nächtliches Abweiden eines fremden Feldes und falsches Zeugnis.

Lit.: Kaser §§ 32, 41, 50; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 12; Köbler, DRG 65; Köbler, LAW

Crimen (N.) laesae maiestatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Verbrechen der Majestätsbeleidigung) ist in dem älteren römischen Recht die Verletzung des Ansehens zunächst der plebejischen Magistrate. Seit Augustus (31 v. Chr.-14 n. Chr.) geht die (lat. [F.]) maiestas von dem römischen Volk und seinen Magistraten auf den Prinzeps und damit später den Kaiser über. Seit den Kaisern Arcadius und Honorius kann zu dem Schutz des Kaisers und seiner Günstlinge jeder politische Vorwurf mit der Todesstrafe und der Vermögensentziehung verfolgt werden. Diese Vorstellung übernimmt das Frühmittel­alter allmählich mit gewissen Abwandlungen. In dem weiteren Verlauf findet das crimen laesae maiestatis Eingang in den →Mainzer Reichslandfrieden von 1235, die →Goldene Bulle (1356), die →Constitutio Criminalis Bambergensis (1507) und die →Constitutio Criminalis Carolina (1532). Erst Carpzov (1635) schränkt differenzierend ein. Danach wird Inhalt des crimen laesae maiestatis die Beleidigung des Monarchen als Regenten, die 1918 ihren Bezugspunkt verliert.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 20; His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967 113; Kellner, O., Das Majestätsverbrechen, Diss. phil. Halle 1911; Tietz, K., Perduellio und maiestas, Diss. jur. Halle 1935; Hageneder, O., Das crimen maiestatis, (in) FS F. Kempf, 1983

Crimen (N.) magiae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in der frühen Neuzeit das Verbrechen der Zauberei. →Hexerei

Lit.: Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902

criminal (engl. [Adj.]) kriminell, Straf…

Criminal Code (engl. [N.], 1879) ist der an dem 1860 verfassten indischen Strafgesetzbuch (Indian Penal Code) ausgerichtete Entwurf eines englischen Strafgesetzbuchs, der aber von dem Parlament nicht angenommen wird.

Criminal Law Consolidation Acts (engl. [Pl.] 1861) ist die das Strafrecht betreffende Zusammen­fassung verstreuter gesetzlicher Vorschriften in dem →englischen Recht.

Cui bono? (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Wem zu dem Guten? Wem nützte die Tat? ist ein von Cicero (106-43 v. Chr.) geprägtes lateinisches Rechtssprichwort.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Cuius regio eius religio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., wessen Gebiet, dessen Religion) ist die von dem Greifswalder protestantischen Kirchenrechtler J. Stephani (1544-1623) (in seinen [lat.] Institutiones [F.Pl.] iuris canonici, Institutionen des Kirchenrechts von 1599 mit dem Satz [lat.] ut cuius sit regio, hoc est ducatus, principatus seu ius territorii, eius etiam sit religio, hoc est ius episcopale seu iurisdictio spiritualis) geschaffene Formulierung für die der Sache nach bereits in dem →Augsburger Religionsfrieden von 1555 angewandte geistliche Gerichtsbarkeit des reichsun­mittelbaren Landesherrn in dem Heiligen römischen Reich ([lat.] ubi unus dominus, ibi una religio, wo ein Herr, da eine Religion). Der ihr zugrundeliegende Gedanke wird danach von den protestantischen Reichsständen bean­sprucht, in der Gegenreformation auch von den katholischen Reichsständen. Insgesamt fördert und ermöglicht der dann auf das Normaljahr 1624 abstellende Satz zu Lasten der Untertanen die Wahrung der Reichseinheit und der monarchisch-aristokratischen Verfassung sowie die Ausbildung des Territorialstaatskirchenrechts und damit des →Absolutismus und der →Souveränität.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130; Heckel, M., Staat und Kirche nach den Lehren der evangelischen Juristen Deutschlands, ZRG KA 42 (1956), 117, 43 (1957), 202; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, 8. A. 2019; Schneider, B., Der Westfälische Friede in der Deutung der Aufklärung, 1989; Schneider, B., Ius reformandi, 2001

Cujas, Jacques (Toulouse 1522?-Bourges 4. 10. 1590) wird nach dem Rechtsstudium in Toulouse zunächst dort Rechtslehrer (1547-1554), danach in Cahors, Bourges (1555-1557, 1559-1566, 1575-1590), Valence (1567-1575) und Turin (1566-1567). Er vertieft die Verwendung humanistischer Methoden in dem Recht in seinen Textausgaben (J. Pauli receptae sententiae, 1559, Institutiones Justiniani, 1585) und seinen zahlreichen exegetischen Einzelarbeiten. In seinen (lat.) Paratitla (N.Pl.) in libros digestorum (1570, kurze Erklärungen zu den Büchern der Digesten) stellt er eine gegliederte Ordnung von Klagen und Rechtsbehelfen dar. S. Google

Lit.: Spangenberg, E., Jacob Cujas und seine Zeitgenossen, 1822, Neudruck 1967; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Troje, H., Graeca leguntur, 1971, 108

culpa, colpa (ält.), lat., F., Schuld, Verschulden, Verschuldung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Etymologie unklar

Culpa (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Schuld oder Nachlässigkeit, die vorsätzliches wie fahrlässiges Handeln erfasst. Culpa ist ausgeschlossen bei Geisteskran­ken (furiosi) oder Kindern (infantes). Bei culpa auch des Geschädigten wird die culpa des Schädigers aufgehoben (Kulpakompensation).

Lit.: Kaser § 36; Söllner §§ 8, 15; Köbler, DRG 44, 49, 61, 216; Köbler, LAW

culpa (F.) in concreto (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Verletzung der Sorgfalt, die in eigenen Angelegenheiten beachtet würde, durch den Schuldner

Culpa (F.) in contrahendo (lat., Wortfolge 1857 bei Brinz) ist das von Rudolf von Ihering (Jhering, 1818-1892) 1861 als Haf­tungsgrund herausgearbeitete, in dem Bürger­lichen Gesetz­buch des Deutschen Reiches (1896/1900) (noch) nicht besonders berücksichtigte Verschulden bei Vertragsschluss (2002 § 311 II BGB).

Lit.: Ihering, R., Culpa in contrahendo, (in) Jb. f. d. Dog­ma­tik 4 (1861) 1; Medicus, D., Zur Entdeckungs­ge­schichte der culpa in contrahendo, (in) FS M. Kaser 1986, 189; Choe, B., Culpa in contrahendo bei Rudolf von Ihering, 1988; Giaro, T., Culpa in contrahendo, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 113; Keller, M., Schuldverhältnis und Rechtskreisöffnung, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Benedict, J., Culpa in Contrahendo, Bd. 1 2018

culpa (F.) in eligendo (lat.) Auswahlverschulden, s. Google

culpa (F.) lata (lat.) grobe →Fahrlässigkeit, s. Google

culpa (F.) levis (lat.) leichte →Fahrlässigkeit, s. Google

culpa (F.) levissima (lat.) leichteste →Fahrlässigkeit, s. Google

Lit.: Hoffmann, H., Die Abstufung der Fahrlässigkeit in der Rechtsgeschichte, 1968

cura, cūra, coera, lat., F., nhd. Sorge, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kois-?, V., sorgen?

Cura (Wort Ennius 204-169 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die bei Geisteskranken ([lat., M.Pl.] furiosi), Verschwendern ([lat., M.Pl.] prodigi), Tauben, Stummen, Alters­schwa­chen, (Leibesfrüchten bzw. nascituri) sowie gegebenenfalls Unmündigen und Frauen, auf Antrag auch bei Mündigen unter 25 Jahren ([lat., M.Pl.] minores XXV annis), mög­liche →Pflegschaft, bei welcher der Pflegling für die rechtliche Wirksamkeit eigener Handlungen der Zustimmung des Pflegers (lat. [M.] curator) bedarf.

Lit.: Kaser §§ 4, 11, 44, 58, 62, 64, 82; Söllner § 8; Köbler, DRG 36, 57; Rosa, A. dalla, Cura et tutela, 2014

curare, cūrāre, coerāre, coirāre, cōrāre, courāre, lat., V., sich angelegen sein lassen, sich kümmern, sich sorgen, s. latein_a_z.docx, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *kois-?, V., sorgen?

curator, cūrātor, coerātor, lat., M., Fürsorger, Pfleger, Wärter, Aufseher, Bevollmächtigter, Cicero 81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, Pfleger →cura

curia, curia, lat., F., Kurie, Kuriengebäude, Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [F.]) Hof, Herrscherhof, Hofrat

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1965; Lalinde Abadía, J., El curia o cort, Anuario de estudios medievales 4 (1967), 169; Bournazel, E., Le gouvernement capétien, 1975; Loyn, H., The Governance of Anglo-Saxon-England, 1984; Hillen, C., Curia regis, 1999

cursus (M.) honorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Lauf der Ehren, Stufenfolge der Ämterlaufbahn der römischen Republik (Quästor, Ädil, Prätor, Konsul)

curtis (Wort nicht in latein_a_z.docx) Gregor von Tours. (538/539-594 n. Chr.), mlat. [F.]) Hof, Herrenhof, s. Google

Lit.: Althessen im Frankenreich, hg. v. Schlesinger, W., Nd. 2 1975; Villa, curtis, grangia, hg. v. Janssen, W. u. a., 1983

curtis (F.) dominica (mlat.) Herrenhof

curtis (F.) indominicata (mlat.) Herrenhof

curtis (F.) salica (mlat.) Herrenhof

Cusanus →Nikolaus von Kues

custodia, cūstōdia, lat., F., Wache, Hut (F.), Bewachung, Überwachung, Obhut, Aufsicht, Beaufsichtigung, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cūstōs

Custodia (Wort Naev., um 235-200 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Aufsicht. Wer eine Sache eines Gläubigers in Händen hat (beispielsweise Verwahrer, Entleiher, Mieter, Werkunter­nehmer, Pfandgläubiger, möglicherweise Verkäufer), muss danach für das Abhandenkommen der Sache (beispielsweise durch Diebstahl) und solche Schäden, die gerade bei unzureichender Aufsicht üblicherweise entstehen können, einstehen. Nur in bestimmten Sonderfällen (höhere Gewalt) wird er frei. →Garantie

Lit.: Kaser § 36; Köbler, DRG 45, 63; Köbler, LAW

custos, cūstōs, lat., M., Wächter, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *skeus-, *keus-, V., bedecken, umhüllen, s. idg. *skeu- (2), *keu- (4), *skeu̯ə-, *keu̯ə-, *skū-, *kū-, *skeuH-, *keuH-, V., bedecken, umhüllen

Cyprianus ist ein in Florenz geborener, an dem Ende des 12. Jahrhunderts verstorbener Glossator mit Glossen zu allen Teilen der justinianischen Kompilation. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 236

Czernowitz an dem Pruth wird 1408 als Zollstätte des Fürstentums Moldau erstmals erwähnt. Über die Osmanen gelangt es 1774/1775 an Österreich (Galizien, Bukowina), wo es 1875 eine Universität erhält (u. a. Eugen Ehrlich). 1918 fällt es an Rumänien, 1940 an die Sowjetunion bzw. danach an die Ukraine. S. Google

Lit.: Jüdisches Städtebild Czernowitz, hg. v. Corbea-Hoisie, A., 1998; Czernowitz, hg. v. Heppner, H., 2000; Yavetz, Z., Erinnerungen an Czernowitz, 2007

D

Da mihi factum, dabo tibi ius (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Gib mir das Geschehene (bzw. den Tatbestand), ich werde dir das (daraus folgende) Recht (bzw. die Rechtsfolge des darauf anwendbaren Rechtssatzes) geben.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Alexander III. 1100-1181, Dekretalen 2, 1, 6)

Dabelow, Christoph Christian Frhr. v. (Neubuckow bei Wismar 19. 7. 1768–Dorpat 27. 4. 1830), Justizratssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Rostock und Jena 1787 Advokat, 1791 außerordentlicher Professor, 1792 ordentlicher Professor in Halle (bis 1806 bzw. 1809), 1811 Staatsrat in Anhalt-Köthen (bis 1813) und 1819 Hofrat und Professor in Dorpat. S. Google

Lit.: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 4 685

Dacheriana (lat. collectio [F.] Dacheriana) ist die nach ihrem ersten Herausgeber ([Jean-Luc] d’Achery 1609-1685) benannte, um 800 in Lyon entstandene und in mehr als 50 Handschriften überlieferte systematische Kirchenrechtssammlung mit etwa 400 canones. S. Google

Lit.: Mordek, H., Kirchenrecht und Reform, 1975, 259

Dahn, Felix (Hamburg 9. 2. 1834-Breslau 3. 1.1912), Sohn eines deutsch-franzö­sischen Schauspielerehepaars, wird nach dem Studium der Philosophie und des Rechtes in München und Berlin 1857 mit Studien zu der Geschichte der germanischen Gottesurteile in München habilitiert. 1863 wird er Professor in Würzburg, 1872 in Königsberg und 1888 in Breslau. Sein größter literarischer Erfolg ist der in 30 Auflagen (1900) veröffentliche Roman Ein Kampf um Rom (1876ff.), während das zwölfbändige wissenschaftliche Hauptwerk Die Könige der Germanen (1861ff.) weniger Anerkennung findet. S. Google

Lit.: Meyer, H., Friedrich Dahn, 1913; Wohlhaupter, E., Dichterjuristen, Bd. 3 1957, 285; Osterkamp, E., Felix Dahn oder Der Professor als Held, 2019

Dalberg, Karl Theodor Reichsfreiherr von (Herrnsheim bei Worms 10. 2. 1744-Regensburg 8. 2. 1817) wird nach dem Stu­dium des Rechtes in Heidelberg 1768 als Priester geweiht, 1772 Statthalter des Erzbischofs von Mainz in Erfurt, 1780 Rektor der Universität Würzburg, 1787 Koadjutor in Mainz, 1788 Koadjutor in Konstanz, 1800 Bischof von Konstanz, 1802 Erzbischof von Mainz und 1806 Fürstprimas von Deutschland (in dem Rheinbund). In dem Reichsdeputationshaupt­schluss erhält er 1803 Regensburg, Aschaf­fenburg und Wetzlar, dann 1806 Frankfurt am Main und 1810 Fulda und Hanau für das an Bayern gelangte Regensburg. 1813 muss er nach der Niederlage Napoleons zwar abdanken, bleibt aber Erzbischof von Regensburg. S. Google

Lit.: Färber, K., Kaiser und Erzkanzler, 1988; Carl von Dalberg, hg. v. Färber, K. u. a., 1994; Carl von Dal­berg, hg. v. Hausberger, K., 1995; Hein, N., Der Staat Karl Theodor von Dalbergs, Diss. phil. Frankfurt am Main 1996; Hömig, H., Karl-Theodor von Dalberg, 2011

Dalloz, Désiré (1795-1869) wird nach dem Rechtsstudium Anwalt und 1814 Mitarbeiter an dem (franz.) Journal des audiences de la cour de cassation et des cours d’‘appel (1824 Jurisprudence générale du royaume). Danach veröffentlicht er bis 1832 in einem Répertoire de jurisprudence générale (allgemeinen rechtswissenschaftlichen Repertorium) nach Materien geordnet in alphabetischer Reihen­folge wichtige Entscheidungen mit Anmerkungen. Dieses Werk legt er von 1845 bis 1870 in verbesserter und erweiterter Fassung neu auf. Sein Name lebt in dem Verlagshaus fort, das als den „Dalloz“ eine fortlaufende Sammlung von Entscheidungen, Gesetzen und wissenschaftlichen Stellung­nahmen vertreibt. S. Google

Lit.: Papillard, F., Désiré Dalloz (1795-1869), 1964

Dalmatien ist das zunächst von illyrischen Dalmatern besiedelte Ostufer der Adria mit den davorliegenden Inseln, das 9 n. Chr. zu der römischen Provinz Dalmatia wird. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts dringen Slawen und Awaren ein, seit dem 11. Jahrhundert bemüht sich Venedig um die 1420 tatsächlich erreichte Herrschaft. In dem 16. Jahrhundert fällt ein Teil Dalmatiens an die Türken. Über Venedig (Auflösung der Republik 1797) bzw. (nach Auflösung der illyrischen Provinzen Napoleons) über den Wiener Kongress (1815) erlangt →Österreich das 1816 zu einem Königreich erhobene Dalmatien. 1920 wird es →Jugoslawien zugeteilt, aus dem es 1991 vor allem an →Kroatien fällt. In der Gegenwart bekannteste Städte dieses Gebiets sind Split und Dubrovnik. S. Google

Lit.: Mayer, E., Die dalmatisch-istrische Munizipalverfassung im Mittelalter und ihre römischen Grundlagen, ZRG GA 24 (1903), 211; Stanic, M., Dalmatien, 1984; Steindorf, L., Die dalmatischen Städte, 1984; Clewing, C., Staatlichkeit und nationale Identitätsbildung, 2000; Cetnarowicz, A., Die Nationalbewegung in Dalmatien im 19. Jahrhundert, 2008

Damasus ist ein um 1210 bis 1220 in Bologna wirkender Lehrer des kirchlichen Rechtes. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 300

Damme (Stadt in Westflandern/Belgien, in dem Mittelalter zeitweise der Vorhafen für das versandete und damit für Schiffe unzugängliche Brügge), s. Google,  →Vonnisse von Damme

damnare, damnāre, dampnāre, lat., V.: nhd. büßen, büßen lassen, XII tab. (um 450 v. Chr.)?, Plaut.?, s. latein_a_z.docx, s. damnum

damnatio, damnātio, lat., F., Schuldigsprechung, Verdammung, Verurteilung, Zahlpflicht, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. damnāre

Damnation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verdammung, Verurteilung

Damnationslegat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das sachlich bereits dem jüngeren altrömischen Recht bekannte Vermächtnis, bei dem vielleicht der treu­händerische Vermö­genskäufer (lat. familiae emptor [M.]) dem oder den Bedachten für eine bestimmte Geldsumme, später auch für andere Leistungen einstehen soll. Gegensatz hierzu ist das Vindikationslegat.

Lit.: Kaser §§ 32, 33, 76; Köbler, DRG 23

damnum, dampnum, lat., N., Einbuße, Verlust, Schade, Schaden (M.), Nachteil, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dāp-, *dəp-, Sb., Opfermahl

Damnum (lat. [N.], Wort teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) (iniuria datum) ist in dem klassischen römischen Recht der rechtswidrig zugefügte Schaden, zu dessen Ausgleich bereits 286 v. Chr. die (lat.) lex (F.) Aquilia de damno (aquilisches Gesetz über den Schaden) ergeht. S. Google

Lit.: Kaser § 51; Köbler, DRG 65

Danelaw (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Bezeichnung für das von dem späten 9. Jahrhundert bis 1066 von dem Recht der Dänen beherrschte Gebiet →Englands (beispielsweise Northumbria, Ostanglien).

Lit.: Loyn, H., The Vikings in Britain, 1977

Däne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und – als Ansatz - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Dänemark

Dänemark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der in dem Norden an Deutschland grenzende skandinavische Staat. Die Festi­gung einer eigenständigen Herrschaft über die Dänen (6. Jahrhundert) durch einen König gelingt in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts unter Gorm dem Alten (ab etwa 940 ununterbrochene Königsreihe). Wenig später setzt sich das Christentum in Dänemark durch. Zeitweise herrschen die Könige Dänemarks über große Teile Englands (Knut der Große 1018-1035), der Ostsee (Waldemar der Große 1157-1182) und →Norwegen, →Schweden sowie →Finnland (Margarete I. 1387/1389-1412). Um 1200 wird erstmals das Recht (für Schonen [kurz nach 1200, dänisch, lateinisch als Liber legis Scaniae, Rechtsbuch Schonens Erzbischof Andreas Sunesens], Seeland [Waldemar, Erik] und Jütland [März 1241 unter König Waldemar II.] erhalten) schriftlich aufgezeichnet, wobei kirchlicher Einfluss nachweisbar ist. Dementsprechend wird bereits in dem 13. Jahrhundert inhaltlich ergänzend gelehrtes Recht erkennbar. 1479 wird in Kopenhagen eine Universität gegründet. Seit dem 16. Jahrhundert wird in Einzelfällen die Folter verwendet. 1536 wird unter dem Hause Oldenburg (1448-1863) die lutherische Reformation durchge­führt. Von dem Einfluss der katholischen Kirche befreit beherrscht der König zusammen mit dem Adel das Land. In dem Gefolge des Dreißigjährigen Kriegs wird Dänemark von Schweden zurückgedrängt (Ostge­biete Schonen, Halland, Blekinge sowie Südschleswig). 1660 erzwingen Bürger und Bauern gegen den Adel die Umwandlung Dänemarks in eine Erb­monarchie (mit einem 1661 eingerichteten Höchstgericht), die sich 1665 (durch lat. [F.] lex regia, königliches Gesetz) dem Grundsatz des Absolutismus zuwendet und 1683 unter Christian V. das dänische Recht (Danske Lov 15. 4. 1683, Prozessrecht, Kirchenrecht, Stän­derecht mit Eherecht und Unmündigen­recht, Seerecht, Schuldrecht, und Sachenrecht, Strafrecht, 6 Bücher, ersetzen jütisches, see­ländisches und schonisches Recht, in dem 19. Jahrhundert weitgehend aufgehoben, eine Reihe von Grundnormen aber noch in Kraft, ähnlich 1687 für das von 1380 bis 1814 mit Dänemark verbundene Norwegen) in einem Buch (Gesetzbuch?) zusammenfasst. In dem 18. Jahrhundert, in dem 1736 eine juristische Prüfung eingeführt und innerhalb der erwachsenden Rechtswissenschaft die Rechtsgeschichte erfasst wird (Peder Kofod Ancher, En Dansk Lov-Histoire 1789ff.), dringt mit Aufklärung und Naturrecht die Lehre von der Gewaltenteilung ein und wird das Strafrecht gesetzlich geändert. 1788 beginnt die Befrei­ung der Bauern. 1814 gelangt Norwegen an Schweden. 1849 wird die absolute Monarchie unter Einführung einer Verfassung (Entwurf einer Verfassungsurkunde für das Königreich Dänemark und die Herzogtümer Schles­wig und Holstein von Anfang 1848, Danmarks Riges Grundlov 5. Juni 1849) nach dem Vorbild Belgiens bis 1866 durch eine konstitutionelle Monarchie abgelöst. 1864 gehen Schleswig, Holstein und Lauenburg an den →Deutschen Bund beziehungsweise 1866 nach der Auseinandersetzung mit Österreich-Ungarn an Preußen verloren (ein Drittel der Einwohner, zwei Fünftel des Gebiets). 1866 wird die Verfassung verändert. Seit 1872 arbeitet Dänemark mit den anderen nordischen Ländern trotz sprachlicher Sonderung des Westnordischen von dem Ostnordischen verein­heitlichend zusam­men. 1866/1930 wird das Strafrecht, 1916/1919 das Prozessrecht geändert. Ab 1891 wird die Sozial­versicherung eingeführt. 1901 setzt sich der Gedanke der parlamentarischen Kontrolle durch. 1915 wird erneut die Verfassung verändert. 1920 kehrt als Folge des Ersten Weltkriegs nach einer Volks­abstimmung Nordschleswig zu Dänemark zurück. Nach der Besatzung durch das Deutsche Reich Adolf Hitlers werden rund 14000 Kollaborateure zu Haft und 46 zu dem Tode verurteilt. 1953 ermöglicht ein Thronfolgegesetz die weibliche Erbfolge in der Erbmonarchie mit demokratisch-parlamentarischer Regie­rungs­form, die sich zu einem Sozialstaat wandelt. Das Einkammersystem wird eingeführt. 1960 tritt Dänemark der Europäischen Freihandels­zone bei, 1973 der Europäischen Gemein­schaft (bzw. 1993 Europäischen Union). 1979 erhält →Grönland Autonomie. S. Google

Lit.: Hasse, P., Die Quellen des Ripener Stadtrechts, 1883; Repertorium diplomaticum regni Danici mediaevalis, hg. v. Christensen, W. u. a., 1894ff.; Haandværksskik i Danmark, hg. v. Nyrop, C., 1903; Danske vider og vegtægter eller gamle landsbylove, hg. v. Bjerge, P. u. a., 1904ff.; Haff, K., Die Theorie des dänischen Grundregals, ZRG GA 30 (1909), 290; Haff, K., Die dänischen Gemeinderechte, 1909; Haff, K., Beweisjury und Rügeverfahren im fränkischen und altdänischen Recht, ZRG GA 38 (1917), 130; Scriptores minores historiae danicae medii aevi, rec. Gertz, M., 1917ff.; Dahl, F., Juridiske profiler, 1920; Danemarks gamle lanskabslove med kirkelovene, hg. v. Brøndum-Nielsen, J., 1920f.; Annales Danici medii aevi, neu hg. v. Jørgensen, E., 1920; Dahl, F., Frederik VI og Anders Sandøe Ørsted, 1929; Dahl, F., Hovedpunkter af den danske retsvidenskabs historie, 1937; Dänische Rechte, übers. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1938; Juul, S., Fællig og hovedlod, 1940; Dahl, F., Geschichte der dänischen Rechtswissenschaft, 1940; Jørgensen, P., Dansk Retshistorie, 1940, 2. A. 1947; Fussing, H., Herremand og Fæstebonde, 1942; Olsen, G., Traehesten, hundehullet og den spanske kappe, 1960; Højesteret 1661-1961, 1961; Imhof, A., Grundzüge der nordischen Geschichte, 1970; Fenger, O., Fejde og mandebod, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,991, 2,2,506,1005, 3,4,21; Hoffmann, E., Königserhebung und Thronfolge­ordnung in Dänemark, 1976; Sprandel-Krafft, L., Rechtsverhältnisse in spätmittelalterlichen Städten am Beispiel Viborgs (Dänemark), ZRG GA 93 (1976), 257, 94 (1977), 20; Tamm, D., Fran lovkyndighed til retsvidenskab, 1976; Kroman, E., Dänemarks alte Rechte – Ihr Alter und ihre Verwandtschaft, ZRG GA 94 (1977), 1; Riis, T., Les Institutions Politiques Centrales du Danemark 1100-1332, 1977; Danmarks historie, Bd. 1ff. 1977ff.; Dübeck, I., Købekoner og konkurrence, 1978; Ekbom, C., Ledung och tidig jordtaxering i Danmark, 1979; Danske og Norske Lov i 300 år, hg. v. Tamm, D., 1983; Tamm, D., Retsopgøret efter besættelsen, 1984; Thygesen, F., Das Verhältnis zwischen dänischem und deutschem Recht, ZRG GA 105 (1988), 289; Den Danske rigslovgivning 1397-1513, hg. v. Andersen, A., 1989; Tamm, D., Laerebog i Dansk retshistorie, 1989; Tamm, D., Retshistorie 1 Dansk retshistorie, 1990; Tamm, D., Med lov skal land bygges, 1990 (Aufsätze); Den Danske rigslovgivning 1513-1523, hg. v. Andersen A., 1991, Jyske Lov i 750 år, 1991; Tamm, D., Retsvidenskaben i Danmark, 1992; Danmark i senmiddelalderen, hg. v. Ingesman, P. u. a., 1994; Stevnsborg, H., Besaßen die dänischen Könige der vorchristlichen Zeit Gesetzgebungsgewalt, ZRG GA 112 (1995), 423; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Bohn, R., Dänische Geschichte, 2001; Hammerslev, O., Danish judges in the 20th century, 2003; Andersen, S., Danmark i det tyske storrum, 2003; Dänemark, Norwegen und Schweden im Zeitalter der Reformation, hg. v. Asche, M. u. a., 2003; Geiger, T., Die dänische Intelligenz von der Reformationszeit bis zur Gegenwart, 2005; Tamm, D., Retshistorie, 2005; Bellamy, M., Christian IV and his Navy, 2006; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Quellen zur dänischen Rechts- und Verfassungsgeschichte (12.-20. Jahrhundert), hg. v. Tamm, D. u. a., 2008; Zwischen Grenzkonflikt und Grenzfrieden, hg. v. Henningsen, L., 2011; Andersen, P., Legal Procedure and Practice in Medieval Denmark, 2011; Loebert, S. u. a., Die Entstehung der Verfassungen der dänischen Monarchie (1848-1849)., 2012; Greßhake, F., Deutschland als Problem Dänemarks, 2013; Liedegaard, B., Die Ausnahme - Oktober 1943 - Wie die dänischen Juden, 2013; Findeisen, J., Christian IV., 2014; Bohn, R., Werner Best und die deutsche Besatzungsherrschaft in Dänemark 1940-1945, (in) HZ 300 (2015), 416; Jahnke, C., Geschichte Dänemarks, 2017; Riis, T., Kongen og hans mænd. Danmarks politiske rigsinstitutioner ca. 1100-1332, 2018; Neustadt, C., Kommunikation im Konflikt – König Erik VII. von Dänemark und die Städte im südlichen Ostseeraum (1423-1435), 2018

Daniels, Heinrich Gottfried Wilhelm (Köln 25. 12. 1754-Köln 28. 3. 1827), wird nach dem Studium der Mathematik und des Rechtes in Köln 1770 in der Philosophie und 1775 in der Rechtswissenschaft promoviert. 1776 wird er Advokat bei dem Hofrat des Erzbischofs von Köln, 1783 ordentlicher Professor der Universität Bonn und 1792 Richter an dem kurkölnischen Appellationsge­richtshof in Bonn. Nach dem Verlust aller Ämter infolge des Einmarschs Frankreichs lehrt er seit 1798 Gesetzgebung an der neuen Zentralschule in Köln, wird aber 1804 Substitut des Procureur Général an dem Kas­sationshof in Paris, 1813 Generalprokura­tor an dem Appellationshof in Brüssel, 1817 geheimer Staatsrat in Berlin und 1819 erster Präsident des rheinischen Appellationsge­richtshofs in Köln. S. Google

Lit.: Weisweiler, W., Geschichte des rheinpreußischen Notariats, Bd. 2 1925; Recht und Rechtspflege in den Rheinlanden, hg. v. Wolffram, J. u. a., 1969; Reisinger-Selk, N., Heinrich Gottfried Daniels, 2008; Daniels, H., Vorlesungen, hg. v. Becker, C., 2009

Dank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 822/840 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Anerkennung, Dankbarkeit

Lit.: His, R., Dank, ZRG GA 57 (1937), 474

danken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863/871 bezeugt – 790 [Weißenburger Katechismus] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [FreibergStR. XIX § 14] bzw. 1360 [BremGQ. L. 102] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Dank über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Dank aussprechen, Dank sagen

Dante (eigentlich Durante mit verkürzter Aussprache, Beiname Alighieri nach dem Vater Alighiero) (Florenz zwischen 14. 5. 1265 und 13. 6.1265-Ravena 13./14. 9. 1321) wird nach einer Ausbildung bei dem Redner Brunetto Latini und vielleicht Studien des Rechtes in Siena oder Bologna sowie (nach 1290) Unterricht in Florenz in den Schulen der Franziskaner und Dominikaner durch Werke wie die wohl zwischen 1307 und 1320 in Abkehr von der lateinischen Sprache auf Toskanisch oder Altitalienisch verfasste (ital.) Commedia (F., Komödie, später durch Giovanni Boccaccio um das Adjektiv divina, lat., göttlich erweitert) mit der Schilderung seiner Reise durch die Hölle über den Läuterungsberg bis in das Paradies einer der Begründer der Literatur des Italienischen und einer der bekanntesten Dichter des europäischen Mittelalters, der so oft, umfangreich und gelehrt wie kaum ein anderer kommentiert wird. S. Google

Lit.: Padoan, G., Introduzione a Dante, 2. A. 1995; Wittschier, H., Dantes Divina Commedia, 2004

Danzig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Westrand der Mündung der Weichsel in die Ostsee wird an dem Ende des 10. Jahrhunderts (997) als (pommerellische) Burg (Gyddanyze) genannt. Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert bringen deutsche Zuwanderer, die sich hauptsächlich beider­seits der Langgasse niederlassen, in den 1236 (lat. civitas) Danczik genannten Ort →lübisches Recht (1263) mit. Nach Zerstörung der Stadt durch den Deutschen Orden in Kämpfen um die Erbfolge in dem Herzogtum Pommerellen in dem Jahre 1308 erhält Danzig von dem Hochmeister des Deutschen Ordens 1342/1343 →Kulmer Recht. 1454 löst sich das in vier Teile (Rechtsstadt mit Johannesviertel, Altstadt um Sankt Katharina, Hakelwerk, Jungstadt des Deutschen Ordens) gegliederte Danzig von dem Deutschen Orden und unterstellt sich Polen, wofür es verschiedene Vorrechte erhält. 1792 kommt Danzig bei der zweiten Teilung Polens an Preußen. Nach dem Versailler Vertrag von dem 20. 6. 1919 wird es, um Polen einen Ostseehafen zu sichern, an dem 15. 11. 1920 Freie Stadt (400000 Einwohner, 5 Prozent Polen, 1966 Quadratkilometer), in der weiter deutsche Gesetze gelten. Diese freie Stadt Danzig ist ein Staatsgebilde mit beschränkter Souveränität ohne Staatsoberhaupt, aber mit Regierungs­oberhaupt. An dem 1. 9. 1939 wird Danzig in das Deutsche Reich Adolf Hitlers eingegliedert. 1945/1990 fällt es an Polen. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Simson, P., Geschichte der Danziger Willkür, 1904; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1921, 2. A. 1928; Keyser, E., Die Entstehung von Danzig, 1924; Loening, O., Untersuchungen zum ältesten Recht von Danzig, ZRG GA 46 (1926), 206; Keyser, E., Der Streit um ein Danziger Aufwertungsgesetz am Ende des 18. Jahrhunderts, ZRG GA 46 (1926), 383; Keyser, E., Das älteste Danziger Stadtrecht, ZRG GA 48 (1928), 194; Methner, A., Zwei alte Danziger Rechtssymbole, ZRG GA 57 (1937) 456; Hahlweg, W., Das Kriegswesen der Stadt Danzig, 1937; Gierke, J. v., Danzigs deutsches Recht, (in) ZHR 107 (1940), 161; Samsonowicz, H., Untersuchungen über das Danziger Bürgerkapital in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, 1969; Ruhnau, R., Danzig, 1971; Lingenberg, H., Die Anfänge des Klosters Oliva und die Entstehung der deutschen Stadt Danzig, 1982; Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig, 1979, 2. A. 1988; Wittreck, F., Die Anfänge der verfassungsge­richtlichen Normenkontrolle in Deutschland, ZRG GA 121 (2004), 415; Das Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012; Hagemann, A., Hermann Rauschning, 2018; Brämer, B., Das Obergericht der freien Stadt Danzig und seine Rechtsprechung als Verfassungsgerichtshof, 2019

dar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv. als Präfix verwendet) hin

darauf →drauf

dare, lat., V., geben, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *dō-, *də-, *deh-, V., geben, s. latein_a_z.docx, s. Google

Lit.: Ehmig, U., Donum dedit, 2017

Darjes, Joachim Georg (1714-1791), Schüler Christian Wolffs, bemüht sich in Jena und Frankfurt an der Oder um eine systematische Gliederung des Privatrechts und entwickelt auf römischrechtlicher Grundlage systema­tisch (1740) das erbrechtliche, für die Reihenfolge innerhalb der Verwandtschaft eines Erblassers bestimmende Parentelen­system der Elternschaften oder Familienschaften. S. Google, →Parentel

Lit.: Köbler, DRG 159, 162; Gärtner, F., Joachim Georg Darjes und die preußische Gesetzesreform, 2007; Lötzsch, U., Joachim Georg Darjes (1714-1791), 2016

darlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als darleihen und in DW2 1518 bezeugt [ält.] – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinleihen

Darlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1581 bezeugt – 15./16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [NÖLTfl. II 8 § 17] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1507) ist ein je nach Gestaltung entweder einseitig verpflichtender Vertrag oder ein gegenseitiger Vertrag, in dem sich der eine Teil (Darlehensnehmer) verpflichtet, Geld oder andere vertretbare Sachen in gleicher Art, Güte und Menge, wie er sie von dem anderen Teil (Darleiher, Darlehensgeber) (in Gegensatz zu der Leihe zu Eigentum) erhält, zurückzuerstatten. Das (von dem →Lehen klar zu trennende) Darlehen ist in der Form des (lat. [N.]) →nexum wohl bereits dem altrömischen Recht bekannt (Selbstver­pfändung für ein Darlehen). Daneben besteht das formfreie, grundsätzlich un­ent­geltliche →mutuum (lat. [N.]) als →Real­kontrakt, aus dem der Gläubiger die (lat. [F.]) →condictio als abstrakte Klage erhält, wobei Zinsen besonders vereinbart werden müssen. In dem weitgehend geldlosen frühmittel­alterlichen Recht ist Darlehen nur ein Fall der allgemeineren →Leihe. Gegen das Nehmen eines Entgelts für das Darlehen wendet sich schon in karolingischer Zeit die christliche Kirche (Lukas 6,35 [lat.] mutuum date nihil inde sperantes, gebt Darlehen ohne etwas davon zu erhoffen). Gegen den Widerstand der Kirche setzt sich aber mit der Geldwirtschaft wohl wegen ihrer tatsächlichen Vorteile das Darlehen durch. Es wird zunächst für Juden, dann auch für andere insofern bevorrechtigte Menschen, schließlich 1654 durch den jüngsten Rechtsabschied sogar allgemein erlaubt, wobei römisches Recht des Darlehens (lat. [N.] mutuum) unter Abänderung aufgenommen wird. Allerdings werden Höchstzinssätze (oft sechs Prozent) festgesetzt und wird die Berechnung von Zinseszinsen verboten. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) trennt das Darlehen eindeutig von der Leihe (lat. [N.] commodatum). Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) versteht das Darlehen als Realvertrag, doch entwickelt sich daneben auch ein konsensualer Darlehensvertrag. In dem Gefolge des Liberalismus fallen in dem 19. Jahrhundert die Zinsschranken (ADHGB, 1861), doch bewirkt ein wuchermäßiges Verhalten Unwirksamkeit einer entsprechenden Vereinbarung. 2002 wird in der Bundesrepublik Deutschland das Darlehen (Gelddarlehen, 488 BGB) von dem Darlehen anderer vertretbarer Sachen (Sachdarlehen) getrennt. Seit etwa 2015 verlangen die infolge von Wahlgeschenken für Wiederwahl besonders stark verschuldeten Mitgliedstaaten der Europäischen Union wie Italien und Spanien aus kurzfristigen Überlegungen und ohne wirklichen Widerstand der (nur) etwas weniger starkverschuldeten Mitgliedstaaten wie die Bundesrepublik Deutschland die Verringerung oder Beseitigung von Zinsen für Gelddarlehen, so dass Gelddarlehen in Hülle und Fülle für jedermann verfügbar werden und Geld an Bedeutung verliert, so dass eine Flucht in Sachwerte mit erheblichen Inflationsgefahren an Bedeutung gewinnt.

Lit.: Kaser §§ 6, 31, 32, 38, 39; Söllner §§ 9, 16, 18; Hübner 591; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 27, 45, 125, 127, 166, 213, 120, 241; Schulz, H., Darlehen und Leihe, Diss. jur. Göttingen 1922; Lübtow, U. v., Die Entwicklung des Darlehensbegriffs, 1965; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Dehesselles, T., Policey, Handel und Kredit im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, 1999; Sturm, B., wat ich schuldich war - Privatkredit im frühneuzeitlichen Hannover (1550-1750), 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

dasein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nach 1172 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vorhanden sein

Dasein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 zweite Hälfte 15. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb dasein nach 1172) Bestand, Vorhandensein

Daseinsvorsorge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1965 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist als Vorsorge für das weitere Dasein die vorausplanende Ge­staltung menschlichen Seines. Sie wird sachlich schon spätestens seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend Gegenstand der öffentlichen, ihrerseits auch von dieser Aufgabe zehrenden Verwaltung. →Leistungsverwaltung

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 197, 259; Forsthoff, E., Der totale Staat, 1833; Forsthoff, E., Die Verwaltung als Leistungsträger, 1938; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Stolleis, M., Die Entstehung des Inverentionsstaates und das öffentliche Recht, (in) ZNR 1989, 129ff.; Scheidemann, E., Der Begriff Daseinsvorsorge, 1991; Hermes, G., Staatliche Infrastrukturverantwortung, 1998; Laak, D. van, Der Begriff Infrastruktur, (in) Archiv für Begriffs­geschichte 41 (1999), 280; Kersten, J., Die Entwicklung des Konzepts Daseinsvorsorge im Werk von Ernst Forsthoff, (in) Der Staat 44 (2005); Jellinghaus, L., Zwischen Daseinsvorsorge und Infrastruktur, 2006; Ringwald. R., Daseinsvorsorge als Rechtsbegriff, 2008

Daten (Wort [Pl. von Datum, N.] als Ansatz in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt - in EDEL 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Datenverarbeitung – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie seit Beginn des 19. Jahrhunderts verbreitet und über dare, lat., V., geben, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) Gegebenheiten

Datenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und ab etwa 1970 aus dem Angloamerikanischen als Lehnübersetzung aufgenommen) ist der Schutz der Daten einer Per­son vor Missbrauch durch eine andere Per­son. Er entwickelt sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Folge der Verbrei­tung der elektronischen Datenverarbeitung, wobei das weltweit erste Datenschutzgesetz 1970 in Hessen erlassen wird. Zu seiner Ausführung sind besondere staat­liche Daten­schutzbeauftragte bestellt (Hessen 18. 6. 1975-22. 10 1991 Spiros Simitis).

Lit.: Köbler, DRG 260; Vierzig Jahre Datenschutz in Hessen, hg. v. Kartmann, N. u. a., 2012

datio (lat., Wort Cic. (81-43 v. Chr.), [F.]) Gabe, Hingabe (beispielsweise bei Leihe, Verwahrung, Pfand), s. dare, lat., V., geben, s. Google

Datio (F.) in solutum (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat.) ist die Leistung (etwas anderen als des eigentlich Geschuldeten) an Erfüllungs Statt (statt der Erfüllung durch Leistung des an sich Geschuldeten). Bei ihr wird schon in dem klassischen römischen Recht sachlich der Schuldner nur befreit, wenn sie der Gläubiger als Erfüllung anerkennt.

Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 62

datum, lat., N.: nhd. Gegebenes; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. dare

Dauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1230 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1709 [Kock, Schwansen 205] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. und von dem Verb dauern abgeleitet sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bestand

Lit.: Krause, H., Dauer und Vergänglichkeit im mittelalterlichen Recht, ZRG GA 75 (1958), 206

dauern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1150 bezeugt – in EDEL 1140-1160 [Vom Glauben, der arme Hartmann] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1387 [Aachen/NrhAnn. 28/29 1876 89] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über dūrāre, lat., V., hart machen, härten, abhärten, dauern (V.) (1), währen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *deu- (3), *deu̯ə-, *du̯ā-, *dū-, V., bewegen, vordringen, sich entfernen, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) währen, fortbestehen

DDR (Wort [Abkürzung] in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 – als Ansatz – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Deutsche Demokratische Republik ([auch abwertend verstehbare] Abkürzung für die vollständige Wortfolge Deutsche Demokratische Republik von etwa 1949

de,, lat., Präp., von, ab, weg, vielfach als Vorsilbe verwendet, s. latein_a_z.docx, s. idg. *de-, *do-, Partikel, dies hier, dann, hierzu

decalogus, lat., M., Dekalog, die zehn Gebote, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, Lw. gr. δεκάλογος (dekálogos), s. gr. δεκάλογος (dekálogos), M., Dekalog, die zehn Gebote, vgl. gr. δέκα (déka), Num. Kard., zehn; idg. *dek̑m̥, *dek̑m̥t, *dek̑u-, Num. Kard., zehn, Pokorny 191; gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Erzählung, Ausspruch; idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen

decanus, decānus, lat., M., Dekan, Vorsteher von zehn, Veg. (um 400 n. Chr.), s. decem

decem (Wort Plaut. um 250-184 v. Chr., für das Indogermanische erschließbar, lat. [Num. Kard.]) zehn, s. latein_a_z.docx, s. Google

December, lat., M., Dezember, zehnter Monat, Inschr. (1. Jh. v. Chr.), s. decem, s. Google

Decemviri (Wort decemvir Cic., 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. decem, s. vir, lat. [M.Pl.]) ist in dem altrömischen Recht ein Ausschuss von 10 Männern zu der Erledigung allgemeiner Angelegenheiten (beispielsweise →Zwölftafelgesetz).

Lit.: Kaser § 82; Köbler, DRG 17, 19

decennalis, decennālis (1), lat., Adj., zehnjährig, Amm. (um 390 n. Chr.), s. latein_a_z.doc, s. decem, annus

decennalis, decennālis (2), lat., M., Dauer von zehn Jahren, Prob. (4. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. decem, annus

decernere, dēcernere, lat., V., entscheiden, entscheidend bestimmen, beschließen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, cernere

De Chasseneuz, Bartholomaeus (1480-1541) veröffentlicht nach dem Rechtsstudium in Dôle, Poitiers, Turin (1497) und Pavia (1499-1502) als Kronanwalt in Autun 1517 (lat.) Commentaria (N.Pl.) in consuetudines ducatus Burgundiae, den ersten großen Kommentar zu dem partikularen Gewohn­heitsrecht (franz. droit coutumier) in Frankreich. S. Google

Lit.: Pignot, J., Bartholomaeus de Chasseneuz, 1880, Neudruck 1970; Dugas della Boissony, C., Bartholomaeus de Chasseneuz, Diss. jur. Dijon 1977

Deciani, Tiberio (Udine 1509-Padua 1582), Patrizierssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Padua (1523-1529) Anwalt in Udine und Venedig (1544). In seinem posthum veröffentlichten (lat.) Tractatus (M.) criminalis (1590, Straftraktat) entwickelt er ansatzweise einen allgemeinen Teil des Strafrechts mit einem allgemeinen Straftatbestand. S. Google

Lit.: Schaffstein, F., Tiberio Deciani, (in) Dt. Recht 3 (1938), 121

decisio, dēcīsio, lat., F., Verminderung, Abkommen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēcīdere

decidere, dēcidere, dēcadere, lat., V., herabfallen, herunterfallen, niederfallen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, cadere

Decius, Philippus ist ein in Mailand 1454 geborener, in Pavia und Pisa ausgebildeter, 1475 promovierter, dort, 1484 in Pisa, 1487 in Siena, 1487 in Pisa, 1502 in Padua und später in Pavia und Pisa lehrender, vielleicht in Siena 1536 verstorbener Jurist (lectura zu Digesten 50, 17, commentaria zu den Digesten, consilia, Gutachten). S. Google

L.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 875

declarare, dēclārāre, lat., V., deutlich an den Tag geben, deutlich kundgeben, deutlich offenbaren, öffentlich verkündigen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, clārāre, clārus

declaratio, dēclārātio, lat., F., Kundgebung, Offenbarung, Erklärung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēclārāre

déclaration (franz. [F.]) Erklärung, s. declaratio

Déclaration (F.) des droits de l‘homme et du citoyen (franz., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist die von der Nationalversammlung in Frankreich an dem 26. 8. 1789 angenommene Erklärung der Menschenrechte bzw. Bürgerrechte, die 1791 der Verfassung vorangestellt wird. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Erklaer­ungderMenschenundBuergerrechte1789.pdf; Zur Geschichte der Erklärung der Menschen­rechte, hg. v. Schnur, R., 1964

Declaratio (F.) voluntatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die in der frühen Neuzeit (seit Connan 1508-1551) allmählich ausgebildete allgemeine Grundfigur der →Willenserklärung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 164; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Declaration (N.) of Rights (England 1689), s. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­of­Rights­1689.­htm

decreta (lat. [N.Pl.]) (beispielsweise sog. decreta Tassi­lonis oder decretum Tassilonis von 756?-772?, 45 bayerische Synodal­bestimmungen aus Aschheim 756? [15], Dingolfing vor 771 [12] und Neuching 771 oder 772 [18]), Entscheidungen →Dekret, decre­tum

Lit.: Hartmann, W., Die Synoden der Karolingerzeit, 1989

decretio, dēcrētio, lat., F., Entscheidung, Beschluss, Mart. Cap. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēcernere

Decretio (F.) Childeberti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat., auch decretus, decretum) ist ein spätestens an dem 1. 3. 596 verkündetes, vielleicht in verschiedenen Teilen aus verschiedenen Jahren stammendes, in 24 Textzeugen durch 21 noch greifbare Handschriften überliefertes Dekret (Kapitular) des fränkischen Königs Childebert II. für Austrasien mit gemischten Inhalten (beispielsweise Eintrittsrecht der Enkel, mehrfach Todesstrafe), das überwiegend mit der für Neustrien bezeugten Lex Salica überliefert ist.

Lit.: Eckhardt, W., Die Decretio Childeberti und ihre Überlieferung, ZRG GA 83 (1966), 1; Woll, I., Untersuchungen zu Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien, 1995; Mordek, H., Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta, 1995; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002; Kölzer, T., Die merowingischen Kapitularien in diplomatischer Sicht, (in) Scientia veritatis, 2004, 16ff.

decretum, dēcrētum, lat., N., Entscheidung, Beschluss, Dekret, Bescheid, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēcernere

Decretum (lat. [N.]) ist in dem römischen Prinzipat die Entscheidung (Urteil) des Prinzeps, mit der er unmittelbar Recht setzt. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 32

Decretum (N.) Burchardi (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Dekret Burchards) ist die wohl zwischen 1008 und 1012 verfasste Kanonessammlung →Burchards von Worms.

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Decretum (N.) Gratiani (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die zwischen 1125 und 1140 (erste, durch vier bzw. fünf Handschriften überlieferte, eher lehrbuchartige Fassung, um 1140 [1139?] mit 1860 canones, zweite, stärker quellen­sammelnde und rechtlich argumentierende, aber keine Texte aus bisher nicht verwendeten Sammlungen aufnehmende oder Ergänzungen aus schon benutzten Quellen einfügende Fassung um 1144/1145?, erste gesicherte Benutzung 1158, insgesamt mehr als 600 mittelalterliche Handschriften, noch ältere Vorstufe „Rohfassung“ möglicherweise in Handschrift Sankt Gallen, Stiftsbibliothek MS 673) in Bologna von dem nicht näher bekannten Mönch →Gratian auf Grund zahlreicher älterer Sammlungen zusammen­­gestellte (lat.) Concordia (F.) dis­cordantium canonum (Übereinstimmung widersprüch­licher Regeln). Das in seinen rund 450000 Wörtern Quellen­samm­lung und Lehrbuch in sich vereinende Decretum Gratiani stellt als Ergebnis einer bereits in dem vierten nachchristlichen Jahrhundert beginnenden Sammlungstätigkeit ohne strenge Systematik bzw. in schwer verständlicher Systematik die bis zu dem dritten lateranischen Konzil (1139) entstandenen kirchlichen Rechtssätze (Konzilscanones, päpstliche Dekretalen, Texte von Kirchen­vätern [etwa 25%?], Auszüge aus Bußbüchern, römische Rechtssätze sowie biblische Sätze, insgesamt 3945 [lat. M.Pl.] canones, Regeln, oder [lat. N.Pl.] capitula, Kapitel) zusammen. Sein erster Teil enthält 101 in Kapitel (c.) geteilte Distinktionen (D.) oder allgemeine Bestimmungen über allgemeine Rechtslehre und Kleriker. Der zweite Teil befasst sich mit 36 in Untersuchungen (lat. [F.Pl.] quaes­tiones) und Kapitel (lat. [N.Pl.] capitula) gegliederten (fiktiven) Fällen oder (lat.) causae (C.), die beispielsweise das Prozessrecht, Strafrecht, kirchliche Vermö­gens­recht, Recht der Mönche, Eherecht (C. 27ff.) oder die Buße (C. 33, quaestio 3 als Traktat ausgestaltet) betreffen. Der dritte, wohl erst in der zweiten Fassung eingefügte Teil stellt in 5 Distinktionen (und Kapiteln) unter der Überschrift (lat.) De consecratione (Von der Weihe) das Recht der Weihe und anderer Sakramente dar. Kommentiert wird die Konzilskanones und päpstliche Dekre­talen bereits aus dem 4. Jahrhundert enthaltende Sammlung durch die Dicta Gratiani. Ma­terielle Quellen sind Konzils­kanones (davon rund 400 Kapitel aus den pseudoisidorischen Fälschungen), päpstliche Dekretalen, etwa 1200 Texte der Kirchenväter, vielleicht erst spät eingefügtes weltliches, vor allem römisches Recht (aus der justinianischen Kompilation) und Texte der (lat.) Glossa (F.) ordinaria des 12. Jahrhunderts zu der Bibel. Eine wichtige unmittelbare Quelle sind die Sammlungen des Ivo von Chartres (Panormia, nach 1095, Tripartita um 1100), ein bedeutsames Vorbild Alger von Lüttichs (lat.) De misericordia et iustitia (Von Barm­herzigkeit und Gerechtigkeit, um 1100). Hinzu kommen Anselm von Lucca (um 1083), Sententiae magistri A. (um 1110), Sammlung Polycarpus (um 1111) und Drei-Bücher-Sammlung (um 1120). Um 1150 beginnt die europäische Verbreitung, die bis 1160 das gesamte damals bekannte Abendland umfasst. An das Decretum Gratiani schließt sich bald (in Bologna um 1145? [Paucapalea], vor 1150?) eine wissen­schaft­liche Behandlung (Dekretistik in der Form von Glossen und Summen beispielsweise Huguccios von Pisa) an, deren Glossen →Johannes Teutonicus um 1215 zu einer (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentlichen Glosse) zu dem Decretum Gratiani zusammenfasst (um 1245 von Bartholomaeus Brixiensis überarbeitet). Später bildet das Decretum Gratiani den ersten Teil des (lat.) →corpus (N.) iuris canonici (Körper des kanonischen Rechtes). Vielleicht stammt die Gliederung in Distinktionen von dem auch Zusätze verfassenden Schüler Paucapalea. Zitier­weisen sind seit der Nummerierung der Kapitel in der Ausgabe Charles Dumoulins von 1553/1554 (nicht mehr die lateinischen Textanfänge der Stellen, sondern) beispielsweise für den ersten Teil D. (Distinktion) 20. C. (Kapitel) 2, für den zweiten Teil C. (Causa) 9 q. (quaestio) 3 c. (capitulum) 11 und für den dritten Teil De cons(ecratione) D. (Distinktion) 1 c. (Kapitel) 5.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102; Studia Gratiana, Bd. 1ff. 1953ff.; Gaudemet, J., Das römische Recht in Gratians Dekret, (in) Österreich. Archiv f. Kirchenrecht 12 (1961), 177; Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983; Landau, P., Forschungen zu vorgratianischen Kanonessammlungen und den Quellen des gratianischen Dekrets, (in) Ius commune 11 (1984), 81; Winroth, A., The Two Recensions of Gratian’s Decretum, ZRG KA 83 (1997); Weigand, R., Das kirchliche Wahlrecht im Dekret Gratians, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997, 1331; Landau, P., Kanones und Dekretalen, 1997; Beyer, A., Lokale Abbreviationen des Decretum Gratiani, 1998; Larrainzar, C., El borrador de la „Concordia“ de Graciano – Sankt Gallen Stiftsbibliothek MS 673, (in) Ius Ecclesiae 11 (1999), 593; Winroth, A., The Making of Gratian’s Decretum, 2000; Larrainzar, C., La for­macion del Decreto de Graciano par etapas, ZRG KA 87 (2001), 67; Winroth, A., Recent Work on the Making of Gratian’s Decretum, (in) Bulletin of Medieval Canon Law 26 (2004-2006), 2; Décret de Gratien. Causes 27 à 36 Le mariage, hg. v. Werckmeister, J., 2011

decretum (lat. [N.]) principis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Entscheidung des (römischen) Kaisers (in Zivilprozessen und Strafprozessen)

Decretum (N.) Tassilonis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) (oder Decreta Tassilonis) ist die zusammenfassende Bezeichnung für die 15, 12 und 18 Beschlüsse der Synoden (Versammlungen) von Aschheim, Dingolfing und Neuching, die unter Herzog Tassilo III. von Bayern (748-788) um 756, um 770 und 771/772 zu der Regelung kirchenrechtlicher Fragen getroffen werden.

Lit.: Barion, H., Die Verfassung der bayerischen Synoden des 8. Jahrhunderts, (in) Röm. Quartalschrift 38 (1930), 90; Hartmann, W., Die Synoden der Karolingerzeit, 1989; Landau, P., Kanonessammlungen in Bayern, (in) FS K. Reindel, 1995, 137

Decurio (M.) de gradus (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine spätantike (6./7. Jahrhundert?), systematische, an unbekanntem Ort geschaffene, relativ reich und erheblich unterschiedlich überlieferte, etwa eine Seite umfassende Übersicht über ein staatliches Ämterwesen (Kommandos, Staatsämter und Herrscher, Hofämter und städtische Ämter, soziale Klassen und grundherrliche Amtsträger [Ämtertraktat]), die vielleicht nur Lehrzwecken dient und keiner bekannten Wirklichkeit vollständig entspricht.

Lit.: Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Beyerle, F., Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; Barnwell, P., Epistula Hieronimi de gradus Romanorum, (in) Historical Research 64 (1991), 77; Baumann, A., Freiheitsbeschränkungen der Dekurionen in der Spätantike, 2014

dediticius, dēditīcius, dēditītius, lat., Adj. und substantiviert M., der Gnade ergeben (Adj.), unterworfen, Caes. (um 50 v. Chr.), s. dēditio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der gewaltunterworfene Reichsangehörige (str.), s. latein_a_z.docx, s. Google

Lit.: Kaser §§ 3, 13, 16; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 30; Köbler, DRG 35, 57

defendere, dēfendere, lat., V., nhd. fernhalten, abhalten, abwehren, abweisen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, *fendere

defensor, dēfēnsor, lat., M., Abwehrer, Verteidiger, Besatzung, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēfendere

Defensor (M.) pacis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Verteidiger des Friedens) (1324) ist die wichtigste staatsrechtliche Schrift des →Marsilius von Padua, in der er von der Herrschaft des Kaisers über die christliche Kirche ausgeht.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Defen­sorpacis1324(1522).pdf; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 109; Segall, H., Der „Defensor pacis“ des Marsilius von Padua, 1959; Marsilius von Padua, Defensor pacis, übers. v. Kunzmann, W., eingel. v. Miethke, J., 2017 (1339 S.)

definieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1301 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und 1521 bzw. 14. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums (definire) aufgenommen sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) begrenzen, bestimmen

definire, dēfīnīre, diffinīre, lat., V., abgrenzen, begrenzen, Cic. (81-43 v. Chr.), Gl, Lüs. gr. ὁρίζειν (horízein), s. latein_a_z.docx, s. dē, fīnīre

definitio, dēfīnītio, diffīnītio, lat., F., Abgrenzung, Bestimmung, Erörterung, Erläuterung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēfīnīre

Definition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht bezeugt und nur in Grunddefinition und in DW2 1522 bezeugt – 1464 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google, F., Verb definieren 1301, ist die Inhaltsbestimmung eines (zu bestimmenden und insofern als ver­hältnismäßig unbekannt angesehenen) Begriffs. Sie erfolgt tatsächlich meist durch (als bekannt angesehene bestimmende) Angabe einerseits des übergeordneten Gattungsbegriffs und andererseits des innerhalb der Gattung aussondernden oder kennzeichnenden Einzelmerkmals (beispielsweise Frau ist [innerhalb] der [Gattung] Mensch, der [Mensch, welcher der Art nach] weiblich ist, F = Mw). Insbesondere seit dem 18. Jahrhundert werden diese Anforderungen präzisiert und sind in den Einzelheiten auch einigermaßen umstritten.

Lit.: Schröder, J., Definition und Deskription, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Forgó, N., Omnis definitio in iure civili periculosa est, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 23

Dei gratia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] durch Gnade Gottes) ist eine von dem König Karl (dem Großen) der Franken 768 nach biblischem und auch kirchlichem Vorbild (6. Jahrhundert) aufgegriffene, zunächst nur religiös zu verstehende Wendung, mit welcher der irdische Herrscher sagen will, dass seine Stellung von Gottes Gnade herrührt. Ob die Vermittlung durch den Papst erfolgen muss, ist zeitweise streitig.

Lit.: Köbler, DRG 83; Kern, F., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im frühen Mittelalter, 1912, 7. A. 1980; Schmitz, K., Ursprung und Geschichte der Devotionsformeln, 1913; Körntgen, L., Königsherrschaft und Gottes Gnade, hg. v. Goetz, H. u. a., Bd. 2 2000

Deich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [MGroning. I 57] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Damm, Erdaufschüttung gegen Wasser

Deichrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1455 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1245 [CartMichielAntwerp. 349] in 19 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der den Deich (als die Land gegen Wasser schützende Erd­aufschüttung) betreffenden Rechtssätze, wie sie sich seit dem 10. oder 11. Jahrhundert vor allem an der Nordsee entwickeln. Dazu bildet sich zunächst teils freiwillig, teils herrschaftlich ein Deichverband als Zwangsgenossenschaft der durch den Deich unmittelbar geschützten Grund­stücksbe­rechtigten. Der Deichverband ist Eigentümer des Deiches und verwaltet ihn durch eigene Organe (Deichgraf, Deich­schöffe, Deichgericht), sofern hierfür nicht die Gesamtheit zuständig ist. Der Deich ist in Teile (Kabeln, Pfänder, Lose) gegliedert, für die ein jeweiliges Grundstück (beziehungsweise sein Nutzer oder Eigentümer) zu sorgen hat (Deichlast als eine Art Reallast). Wer sein Kabel nicht ord­nungsgemäß unterhält, muss mit dem Verlust seines Grundeigentums rechnen (Wer nicht kann deichen, muss weichen bzw. wer nicht will deichen, darf weichen). Seit dem 16. Jahrhundert wird der Deichverband zu einer Staatsanstalt, die Deichbaupflicht zu einer öffentlichen Last gegen­über dem Deichregalträger. Es werden Deichordnungen aufgezeichnet oder auch erlassen (Kleve 1448, Eiderstedt 1592, Hamburg 1639, Wursten 1661, Braun­schweig-Lüneburg 1664, Bremen 1693). Das 19. Jahrhundert kehrt zu der Selbstverwaltung der Deichverbände zurück (Preußen Deich­gesetz 1848). Bei der Schaffung der deutschen Rechtseinheit durch das Bürgerliche Gesetzbuch (1896/1900) wird das Deichrecht dem Landesgesetzgeber überlassen. Seit dem preußischen Wassergesetz des Jahres 1913 werden die Deichverbände als Wassergenos­senschaften behandelt.

Lit.: Schrader, C., Systematische Übersicht über das Deichrecht, 1805; Harnisch, R., Deichgesetzgebung, 1886; Gierke, J. v., Die Geschichte des deutschen Deichrechts, Teil 1f. 1901ff., Neudruck 1967; Beckmann, A., Dijk- en Waterschapsrecht, Bd. 1f. 1905ff.; Gierke, J., Chrene cruda und Spatenrecht, ZRG GA 28 (1907), 290; Bochalli, A., Wassergenossenschafts- und Deichrecht nach dem preußischen Wassergesetz, 2. A. 1925; Fockema Andreae, S., Het hoogheemraadschap van Rijnland, 1934; Felkes, E., Die geschichtliche Entwicklung der Deichlast in Nordfriesland, 1937; Albers, E., Das Deichrecht im Amt Ritzebüttel, 1938; Römer, H., Die Rechtsgeschichte der Koogs- und Deichverbände, 1938; Winsemius, J., De historische ontwikkeling van het waterstaatsrecht in Friesland, 1947; Linden, H. van der, De Cope, 1955; Obreen, H., Dijkplicht en Waterschappen aan Frieslands Westkust, (1956); Buijtenen, M. u. a., Westergo’s Ysselmeerdijken, 1956; Djuren, H., Das Deichrecht im Lande Wursten, Diss. jur. Göttingen (um 1960); Ostfriesland im Schutze des Deiches, hg. v. Ohling, J., 1969; Blok, D., Wie alt sind die ältesten niederländischen Deiche, (in) Probleme der Küstenforschung 15 (1984), 1; Gottschalck, M., Deich- und Wasserbau, 1985; Petersen, S., Deutsches Küstenrecht, 1989; Ehrhardt, M., Ein guldten Bandt des Landes, 2003; Fischer, N., Wassersnot und Marschengesellschaft, 2003; Nawotki, K., Die schleswigsche Deichstavengerechtigkeit, 2004

Dekalog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1842 bezeugt – 1525 als aus lateinisch decalogus aufgenommen in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) sind die zehn Gebote, die nach den Aussagen der Bibel Moses auf dem Berg Sinai (von Gott) empfängt (2. Moses 20,2-17, 5. Moses 5,6-21). Der Dekalog enthält klare Regeln für wichtige Stö­rungen des Zusammenlebens jüdischer Menschen. Die zugehörigen, den Nichtjuden durch das Christentum vermittelten Lösungen beeinflussen das weltliche Recht großer Teile der gesamten Menschheit bis in die Gegenwart.

Lit.: Weber, H. v., Der Dekalog als Grundlage der Verbrechenssystematik, (in) FS W. Sauer, 1949, 44; Hossfeld, F., Der Dekalog, 1982

Dekan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in zwei Ansätzen teilweise ohne Zeitangabe bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 378] und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus lat. decanus, M. aufgenommen, M., zu lat. decem, Num. Kard., zehn sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) ist ein kirchlicher wie weltlicher Amtsträger.

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

Dekret (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – 2. Hälfte 12. Jahrhundert [Die Kindheit Jesu des Konrad von Fussesbrunnen] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist allgemein die obrigkeitliche Entscheidung. In dem Kirchenrecht ist Dekret (grundsätzlich) das (lat.) →Decretum (N.) Gratiani.

Lit.: Söllner § 15; Köbler, DRG 102; Dekrete der ökumenischen Konzilien, hg. v. Wohlmuth, J., Bd. 1ff. 1997ff.

Dekretale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 als Dekretal um 1280 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über dēcrētālis, lat., Adj., ein Dekret enthaltend, durch ein Dekret bewilligt, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. dēcrētum, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. (385 n. Chr. [lat.] Directa ad decessorem, Papst Siricius an Bischof Himerius von Tarragona) sichtbare, vor allem in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit rund 1100 erhaltenen Zeugnissen zahlenmäßig sehr häufige Entscheidung des Papstes in einem einzelnen Fall sowie später der sie verkündende feier­li­che Erlass. Sammlungen von Dekretalen sind beispielsweise die Sammlung des Dionysius Exiguus, die pseudo­isi­dorischen Fälschungen, die (lat.) Collectio (F.) Wigorniensis (um 1173/1174, noch unsystematisch), der (lat.) Appendix (M.) concilii Lateranensis III (England um 1183, bereits systematisch nach Titeln geordnet und teilweise auch in einzelne Blöcke zerlegt), die Collectio Britannica oder die zwischen 1187 und 1226 (bzw. 1188/1190 und 1226) entstandenen 5 sog. compilationes antiquae (lat. [F.Pl.] alte Sammlungen, später sog. compilatio prima, erste Kompilation [= Breviarium extravagantium, geteilt in fünf Bücher iudex, iudicium, clerus, conubia, crimen h. h. Richter, Gericht, Klerus, Ehe, Verbrechen] 1188-1191 bzw. um 1188/1190 Bernardus Balbi von Pavia bzw. Bernardus Papiensis [vor allem Dekretalen Alexanders III.] in 5 Büchern, compilatio secunda, zweite Kompilation, des Johannes Galensis 1210-1212 [Dekretalen zwischen 1191 und 1198], compilatio tertia, dritte Kompilation, 1209/1210 [Papst Innozenz III. durch] Petrus Beneventanus bzw. Petrus Collivaccinus [erste authentische Sammlung, Dekretalen Papst Innozenz’ III.], compilatio quarta, vierte Kompilation, 1216 Johannes Teutonicus (mit Texten insbesondere des vierten Laterankonzils, von Papst Innozenz III. zurückgewiesen), compilatio quinta, fünfte Kompilation, 1226 [Papst Honorius III. 1216-1227 durch] Tancred bzw. Tancredus Bononiensis). Sie werden auf Grund eines von Papst Gregor IX. (1227-1241) 1230 erteilten Auftrags von dem spanischen Kirchenrechtler →Raymundus de Penyafort (1180-1275) zu einer neuen ergänzten Dekretalen­samm­lung (mit 2139 Kapiteln zwischen 1140 und 1234) vereinigt, die an dem 5. 9. 1234 als (lat.) Liber (M.) (decretalium) extra (Decretum Gratiani, Buch der Dekretalen außerhalb des Dekrets Gratians) veröffentlicht wird. Sie gliedert sich in fünf Bücher (Richter, Gericht, Klerus, Ehe, Verbrechen). Sie ersetzt alle älteren Sammlungen der Dekretalen. Eine zugehörige (lat.) glossa (F.) ordinaria stammt von Bernardus Parmensis († 1266) beziehungsweise →Johannes Andreae († 1348). Die bedeutendste Summe ist die 1253 abgeschlossene, seit 1477 so bezeichnete (lat. [F.]) Summa aurea (goldene Summe), die wichtigste Kommentierung die zwischen 1262 und 1265 entstandene (lat.) Lectura (F.), Lesung, des Hostiensis (Heinrich von Segusia, Susa vor 1200-Lyon 1270). Zitiert wird dieser Liber extra beispielsweise als X 1. 2. 13.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102, 108; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Landau, P., Die Entstehung der systematischen Dekretalensammlungen, ZRG KA 66 (1979), 120; Kuttner, S., Medieval Councils, Decretals and Collections, 1980; Landau, P., Kanones und Dekretalen, 1997; Landau, P., Rechtsfortbildung im Dekretalenrecht, ZRG KA 117 (2000), 86; Jasper, D./Fuhrmann, H., Papal letters in the early middle ages, 2001; Zechiel-Eckes, K., Die erste Dekretale - Der Brief Papst Siricius’ an Bischof Himerius von Tarragona vom Jahr 385 (JK 255), 2013

Dekretalist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der die →Dekretalen (1234 nach Erscheinen des Liber extra) bearbeitende Kirchenrechtslehrer (beispielsweise Johannes Andreae, Tancred, Innozenz IV., Hostiensis [Summa aurea, goldene Summe], Durantis, Baldus, Zabarella, Nikolaus de Tudeschis [Panormitanus]). Die Gesamtheit der Dekretalisten wie die Tätigkeiten der Dekretalisten werden als Dekretalistik bezeichnet.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983

Dekretist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 um 1480 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der das →Dekret Gratians bearbeitende Kirchenrechtslehrer (beispielsweise Pau­capalea, Rufinus, Stephan von Tournai, Huguccio, Johannes Teutonicus).

Lit.: Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983

delatura (lat. [F.], Anzeigelohn?) →dilatura

delatura, dēlātūra, lat., F., Anklage, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēferre

De laudibus legum Angliae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Über die Vorzüge des englischen Rechtes) ist eine 1470 von dem Richter Sir John →Fortescue verfasste Darstellung des →englischen Rechtes in dem Vergleich zu dem festländischen Recht.

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

delegare, dēlēgāre, lat., V., gesetzlich verfügen, überweisen, verweisen, beauftragen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, lēgāre, delegieren

delegatio, dēlēgātio, lat., F., Beauftragung, Anweisung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēlēgāre

Delegation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1544 bezeugt – 1532 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb delegieren 1516) ist die Übertragung einer Aufgabe oder Zuständigkeit auf einen anderen oder auf mehrere andere sowie die Gesamtheit der damit betrauten Menschen. Sie ist bereits der römischen Kaiserzeit bekannt. In dem Mittelalter erfolgt die Delegation weltlicher oder geistlicher Gerichtsbarkeit seit dem 11./12. Jahrhundert (lat. iurisdictio [F.] delegata). In dem Heiligen römischen Reich wird die Delegation wegen des damit verbundenen Zuständigkeitsverlusts des Delegierenden seit der Errichtung des Reichs­kammergerichts eingeschränkt, in der Kirche seit den Konzilen von Konstanz (1414-1418), Basel (1431-1437) und Trient (1545-1563) sowie in den deutschen Ländern seit dem 18. Jahrhundert. Trotzdem ist die Delegation als Übertragung einer Zuständigkeit eines staatlichen Organs auf ein anderes, das danach die Zuständigkeit neben dem oder statt des Delegierenden ausübt, möglich. In Österreich sind die Delegationen 1867 ein 120 Mitglieder umfassendes Gesetzgebungs­organ für die pragmatischen Angelegenheiten der österreichisch-ungarischen Monarchie, das rechtstatsächlich auf die Erstellung des entsprechenden Haushaltsplans beschränkt ist.

Lit.: Kaempfe, W., Die Begriffe der Jurisdictio Ordinaria, Quasiordinaria, Mandata und Delegata, 1876; Canstein, R. v., Jurisdictio delegata und mandata im justinianischen und kanonischen Rechte, ZRG 13 (1878), 491; Kümpel, J., Begriff und Abstufung der iurisdictio ordinaria und delegata, 1922; Triepel, H., Delegation und Mandat im öffentlichen Recht, 1942, Neudruck 1995; Endemann, W., Der Begriff der delegatio, 1959; Müller, H., Päpstliche Delegationsgerichtsbarkeit in der Normandie, 1997; Reichard, I., Delegation und Novation im klassischen römischen Recht, 1998; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreich-ungarischen Monarchie, 2001; Pfeiffer, U., Untersuchungen zu den Anfängen der päpstlichen Delegationsgerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert, 2011

De legibus et consuetudinibus regni Angliae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (Treatise on the Laws and Customs of England, Über die Gesetze und Gewohnheiten des Königreichs England) ist eine kurze, in lateinischer Sprache abgefasste Darstellung des englischen Rechtes (common law) des 12. Jahrhunderts (1187-1189?) auf der Grundlage der Rechtsprechung der königlichen Gerichte (aus­genommen das siebente, Erbrecht behandelnde Buch). Als Verfasser gilt Ranulf de →Glanvill. Ein Einfluss des römischen Rechtes ist nur in terminologischer Hinsicht zweifelsfrei.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

delegieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1516 bezeugt – 1532 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abgeben, übertragen (V.)

Delegierter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1630 – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abgeordneter

delere, dēlēre,  lat., V., zerstören, zugrunde richten, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, lēvāre

delictum, dēlictum, lat., N., Gefehltes, Fehler, Versehen, Vergehen, Übertretung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēlinquere

Delictum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die den Einzelnen, seine Familie oder sein Vermögen verletzende Tat (zu lat. delinquere, V., zurücklassen, ausgehen, fehlen, sich verge­hen, beispielsweise Diebstahl, Sachbeschädigung, Persönlichkeitsverletzung) – in Gegensatz zu dem Verbrechen. Voraussetzung ist Rechtswidrigkeit und regelmäßig Vorsatz. Rechtsfolge ist anfangs die Vergeltung an dem Täter selbst (beispielsweise Tötung, Körperverletzung), später die an die Stelle des Racherechts tretende Buße in Geld (lat. [F.] poena), die entweder in einem bestimmten Metallwert oder in einem Vielfachen des Wertes des betroffenen Gegenstands bestehen kann. Hinzukommen können sachverfolgende Klagen. In der Spätantike wird in dem Westen seit dem 4. Jahrhundert zwischen Verbrechen und →Delikt (begrifflich) nicht mehr unterschieden und das Ziel des nichtkriminellen Verfahrens mehr und mehr als Schadensersatz verstanden. Justinian (527-565) hält demgegenüber strenger an dem klassischen Gedankengut fest, setzt aber je nach Nützlichkeit der Angelegenheit für den Handelnden für die Ersatzpflicht meist einen der verschiedenen Grade von Schuld voraus.

Lit.: Kaser § 50; Köbler, DRG 26, 48, 65; Köbler, LAW; Jentsch, H., Die Entwicklung von den Einzeltatbeständen des Deliktsrechts zur Generalnorm, 1939; Caemmerer, E. v., Wandlungen des Delikts­rechts, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Juristentages, 1964, 49

Delikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Pressdelikt und Unzuchtsdelikt - nicht und in DW2 1559 – als Lehnwort zu [lat., N.] delictum - bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die rechtswidrige schuldhafte Tat. Ihr folgt teils →Strafe, teils Buße. Dabei wird mit der Aufnahme des römischen Rechtes auch die Figur des (lat. [N.]) →delictum übernommen. In dem Strafrecht ist Delikt die mit öffentlicher Strafe bedrohte Handlung, in dem Privatrecht die unerlaubte, zu Schadensersatz verpflichtende Handlung (§§ 823ff. BGB).

Lit.: Köbler, DRG 48, 65, 166, 264; Jentsch, H., Die Entwicklung von den Einzeltatbeständen des Deliktsrechts zur Generalnorm, 1939; Caemmerer, E. v., Wandlungen des Deliktsrechts, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Juristentages, 1964, 49; Kötz, H., Deliktsrecht, 1976, 9. A. 2001, 10. A. 2006, 14. A: 2021; Bar, C. v., Gemein­europäisches Deliktsrecht, 1996; Zimmermann, R./Verse, D., Die Reaktion des Reichsgerichts auf die Kodifikation des deutschen Deliktsrechts, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 319; Mohnhaupt-Wolf, U., Deliktsrecht und Rechtspolitik, 2004; Immenhauser, M., Das Dogma von Vertrag und Delikt, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; La faute et sa punition dans les sociétés orientales, hg. v. Furand, J. u. a., 2012

deliktsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1877 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu einer unerlaubten Handlung oder zu einer Straftat fähig

Deliktsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv deliktsfähig 1877 bezeugt) ist die Fähigkeit, für eine unerlaubte Handlung zu Verantwortung gezogen werden zu können. Sie fehlt schon in dem römischen Recht den Geisteskranken (lat., M.Pl., furiosi) und Kindern (lat., M.Pl., infantes). Für das ältere deutsche Recht ist die tatsächliche Hand­habung in dem Einzelfall eher unklar. Mit der Rezeption wird die Mündigkeit (Vollendung des 14. Lebensjahrs) maßgeblich für die Deliktsfähigkeit.

Lit.: Loheit, S., Die Deliktsfähigkeit Minderjähriger, 2008

Delinquent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1559 – 1559 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Straftäter

delinquere, dēlinquere, lat., V., zurücklassen, bleiben, hinterlassen (V.), aufgeben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, linquere

Demagoge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1765 bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Volksführer, Volksverführer

Demagogenverfolgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1916 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die staatliche Verfolgung „revolutionärer Umtriebe und demagogischer Verbindungen“ durch den →Deutschen Bund auf Grund der an dem 20. 9. 1819 von dem Deutschen Bundestag einstimmig angenommenen →Karlsbader Beschlüsse mit Hilfe einer in Mainz eingesetzten Zentral­untersuchungskommission. Die Demagogenverfolgung besteht beispielsweise in der Aufhebung der Zensurfreiheit von Universitätsprofessoren, in der Beseitigung von Rechtshindernissen für die Entlassung von Geistlichen und in der Schaffung von Rechtsgrundlagen für die Entfernung von Studenten von der Universität. In diesem Zusammenhang werden etwa in Preußen 1836 192 Studenten verurteilt, davon einige zu der Todesstrafe. Bekannte Verfolgte sind Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arndt, Joseph von Görres, Karl Friedrich Eichhorn, Friedrich Schlei­er­macher oder E. T. A. Hoffmann.

Lit.: Toll, H., Akademische Gerichtsbarkeit und akademische Freiheit, 1979; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 30; Brümmer, M., Staat kontra Universität, 1991; Mann, C., Die Demagogen und das Volk, 2007

Demokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1760 bezeugt – 1760 [Klopstock] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Demokratie

Demokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1592 als Lehnwort zu demokratia, griech., F., Volksherr­schaft bezeugt – 1592 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Maskulinum Demokrat 1760, Adjektiv demokratisch 1592) ist die erstmals in →Athen unter Kleisthenes (508 v. Chr.) in gewisser Weise verwirklichte Herrschaft des Volkes in einem Gemeinwesen, die von Aristoteles als Entar­tung der Herr­schaftsform Politie (griech., F., politeia) angesehen wird. Nach der Antike gewinnt die Demokratie trotz Erwähnung bei Martin Luther (1539 für Schweiz und Dithmarschen), Samuel Pufendorf (1667 als Gegensatz zu dem Reichstag) oder Johann Stephan Pütter (1787 für Reichsstädte) erst wieder seit der französischen Revolution des Jahres 1789 tatsächliche Bedeutung. Dabei wird teils auf die vollständige Gleichheit und Beteiligung aller an der Herrschaft abgestellt, teils auf die Volks­souveränität, teils auf Gewaltenteilung, Grund­rechte, Rechtsstaatlichkeit und Re­prä­sentativsystem. In dem Einzelnen sind die Formen der verwirklichten Demokratie dement­sprechend verschieden (beispielsweise 1919 in dem Deutschen Reich eine mit plebiszitären Merkmalen angereicherte parlamentarische Demokratie mit von dem Volk gewähltem Reichs­präsidenten, 1949 Volksdemokratie der Deutschen Demo­kratischen Republik, 1990 beseitigt).

Lit.: Köbler, DRG 256; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 821; Blumer, J., Staats- und Rechts­geschichte der schweizerischen Demokratien, 1850ff.; Schmitt, C., Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, 2. A. 1926; Kelsen, H., Von dem Wesen und Wert der Demokratie, 2. A. 1929; Schefold, D., Volkssouveränität und reprä­sentative Demokratie, 1966; Boldt, W., Konstitutionelle Monarchie oder parlamentarische Demokratie, (in) HZ 216 (1973), 553; Tormen, W., Zwischen Rätediktatur und sozialer Demokratie, 1951; Schiffers, R., Elemente direkter Demokratie im Weimarer Regierungssystem, 1971; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 1986, 4. A. 1995; Biographisches Lexikon zur Geschichte der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa, hg. v. Reinalter, H. u. a., Bd. 1 1992; Kurz, A., Demokratische Diktatur?, 1992; Lepsius, M., Demokratie in Deutschland, 1993; Die athenische Demokratie, hg. v. Eder, W., 1995; Hansen, M., Die athenische Demokratie, 1995; Demokratie in Rom?, hg. v. Jehne, M., 1995; Rudolph, K., Bibliographie zur Geschichte der Demokratiebewegung, 1997; Kirchgässner, G. u. a., Die direkte Demokratie, 1999; Backes, U., Liberalismus und Demokratie, 2000; Riethmüller, J., Die Anfänge des demokratischen Denkens in Deutschland, 2001; Die Anfänge des Liberalismus und der Demokratie in Deutschland und Österreich 1830-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2002; Fisahn, A., Demokratie und Öffentlichkeitsbeteiligung, 2002; Lamprecht, O., Das Streben nach Demokratie, Volkssouveränität und Menschenrechten in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts, 2002; Wegbereiter der Demokratie, hg. v. Asendorf, M., 2006; Canfora, L., Eine kurze Geschichte der Demokratie, 2006; Raaflaub, K. u. a., Origins of Democracy, 2007; Verachtet, verfolgt, verdrängt - Deutsche Demokraten, hg. v. Bockhofer, R., 2007; Nippel, H., Antike oder moderne Freiheit?, 2008; Robinson, E., Democracy beyond Athens, 2011; Nolte, P., Was ist Demokratie?, 2012; Braunschweig, C., Die demokratische Krankheit, 2012; Gesichter der Demokratie, hg. v. Hein, B., 2012; Postnationale Demokratie, Postdemokratie, Neoetatismus, hg. v. Heinig, H. u. a., 2013; Kämper, H., Wörterbuch zum Demokratiediskurs 1967/68, 2013; Talmon, J., Die Geschichte der totalitären Demokratie, hg. v. Backes, U., 2013; Biographisches Lexikon der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa 1770 bis 1848/49, hg. v. Reinalter, H. u. a., 2015; Alexis de Tocqueville – Analytiker der Demokratie, hg. v. Bluhm, H. u. a., 2015; Die Wiedergewinnung des Menschen als demokratisches Projekt, hg. v. Rixen, S., 2015; Ober, J., Demopolis oder was ist Demokratie?, 2017; Thalainen, P., The Springs of Democracy, 2017; Vertrauensfragen - Der Anfang der Demokratie im Südwesten 1918-1924, 2018; Hacke, J., Existenzkrise der Demokratie – zur politischen Theorie des Liberalismus in der Zwischenkriegszeit, 2018; Reinalter, H., Die Geschichte der frühen Demokratie in Europa – Ideengeschichtliche Studien und Biografien, 2018; Re-Imagining Democracy in the Mediterranean, 1780-1860, hg. v. Innes, J. u. a., 2018; Politik des Zusammenhalts – Über Demokratie und Bürokratie, hg. v. Kersten, J. u. a., 2019; Bringmann, Klaus, Das Volk regiert sich selbst – eine Geschichte der Demokratie, 2019; Sobiella, J., Weimar 1919 – Der lange Weg zur Demokratie, 2019; Demokratie und Gesellschaft, hg. v. Brechtken, M. u. a., 2019; Gatzka, C., Die Demokratie der Wähler, 2019; Neumann, V., Volkswille – Das demokratische Prinzip in der Staatsrechtslehre vom Vormärz bis heute, 2020; Richter, H., Demokratie – Eine deutsche Affäre, 2020?, 3. A. 2020; Demokratisierung der Deutschen. Errungenschaften und Anfechtungen eines Projekts, hg. v. Schanetzky, T. u. a., 2020; Wie Demokratien enden, hg. v. Nonn, C., 2020

Demolombe, Jean Charles Florent (1804-1887) verfasst als Zivilrechtslehrer in Caen einen eindunddreißig Bände umfassenden, unvollendeten Kommentar (Cours) zu dem →Code civil (1845ff.). S. Google

Lit.: Jouen, L., Demolombe et ses œuvres, 1888

Demonstrant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1910 und 1876 in 2 Bedeutungen bezeugt – 1769 [Herder] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Demonstrierender

Lit.: Dostal, C., 1968 – Demonstranten vor Gericht, 2006

Demonstration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1531 bezeugt – 1573 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das der Aufnahme zugrundeliegende lateinische demonstratio, dēmōnstrātio, F., Hinweisen, Hinzeigen, Zeigen, Veranschaulichung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. demonstrare, dēmōnstrāre, des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Maskulinum Demonstrant 1876, Verb demonstrieren 1525) Aufzeigung, Protestzug

Lit.: Dostal, C., 1968 – Demonstranten vor Gericht, 2006

demonstrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1525 bezeugt – 1525 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das der Aufnahme zugrundeliegende lateinische demonstrare, dēmōnstrāre, V., nachweisen, hinweisen, hinzeigen, kennzeichnen, kenntlich machen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, mōnstrāre des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., zeigen, vorzeigen

Demoskopie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1953 bezeugt – 1953 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das der Aufnahme zugrundeliegende Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Volksbefragung, Meinungs­forschung

Lit.: Kruke, A., Demoskopie in der Bundesrepublik Deutschland, 2007

Denar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 11. Jahrhundert bezeugt – 11.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [OÖUB. VIII 562] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (dēnārius (2), dīnārius, lat., M., Denar, Cic. [81-43 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, s. dēnī, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zehner

Denarius, dēnārius (lat. [M.] Zehner, zehn As) ist eine römische, in dem Mittelalter (Denar 11. Jh.) sprachlich weiter­geführte Münze. S. latein_a_z.docx

Lit.: Luschin von Ebengreuth, A., Der Denar der Lex Salica, 1910; Reverchon, A., Metzer Denare, 2006

denegare, dēnegāre, lat., V., durchaus verneinen, völlig ableugnen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, negāre (1)

denegatio, dēnegātio, lat., F., Verweigerung, Entziehung, Serv. (um 400 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēnegāre

denegatio (F.) actionis (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Verneinung des Klaganspruchs

denken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1429 [Hamburg] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gesinnt sein (V.), überlegen (V.), beabsichtigen

Denkmal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 bezeugt – 1523 [Luther] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Mal oder Zeichen des Denkens oder Erinnerns

Denkmalsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber als Denkmalrecht in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die über­lieferten Zeugnisse eines Vorgangs oder einer Erscheinung betreffenden Rechtssätze. Vorformen des modernen Denkmalrechts gibt es vereinzelt bereits in dem Altertum und in dem Mittelalter. Die eigentliche Denkmalpflege beginnt aber wohl erst mit der Einsetzung Raffaels (1483-1520) als Leiter der Ausgrabungen Roms durch Papst Leo X. (1513-1521) 1516, wobei umfassende gesetzliche Regelungen erst der jüngeren Neuzeit angehören.

Lit.: Hammer, F., Die geschichtliche Entwicklung des Denkmalrechts in Deutschland, 1995; Wolf Di Cecca, C., Belege für denkmalpflegerische Gesetze und Maßnahmen in Antike und Mittelalter, ZRG GA 112 (1995), 440; Denkmalpflege, hg. v. Huse, N., 1996; Speitkamp, W., Die Verwaltung der Geschichte, 1996; Mieth, S., Die Entwicklung des Denkmalrechts in Preußen, 2005

denuntiare, dēnūntiāre, dēnōntiāre, lat., V., ankündigen, kundtun, anzeigen, Meldung machen, erklären, Lex Bant., s. latein_a_z.docx, s. dē, nūntiāre

denuntiatio, dēnūntiātio, lat., F., Ankündigung, Anzeige, Ansinnen, Erklärung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēnūntiāre

Denuntiatio (F.) evangelica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die lateinische Bezeichnung des auf das Evangelium Matthäus 18,15-17 zurückgehenden kirchlichen Anzeigeverfahrens über ein Fehlverhalten. Dieses setzt seit Innozenz III. (1160/1161-1216, 1199/1209) ein Verhalten gegen die Interessen der Kirche voraus, das der Vorgesetzte nach vergeblichen Ermahnungen anzeigen darf, wobei der Anzeigende weder nachweisen noch Kosten tragen muss. Die Auferlegung einer Buße erfolgt in einem freien Verfahren. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verliert die denuntiatio evangelica als besonderes Verfahren ihre Bedeutung wieder.

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 439; Sauerland, K., 30 (Dreißig) Silberlinge, 2000

Denunziation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1522 bezeugt – nicht in EDEL ausgenommen Denunziant 1542 [evangelische Kirchenordnungen] und denunzieren 1509 [Laienspiegel] - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist allgemein die Mitteilung oder Anzeige. Ausgehend von der (lat.) denuntiatio (F.) evangelica wird in dem gemeinen Strafrecht (Clarus, Practica criminalis, 1578) darunter die Strafanzeige mit dem Ziel der Wahrheitsermittlung verstanden, wobei Vorteile und Gefahren der Denunziation durchaus gesehen und erörtert werden. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, verstärkt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, entwickelt sich unter dem Einfluss der Aufklärung und des Liberalismus die Bedeutung der böswilligen, hinterlistigen und verräterischen Anzeige an die Polizei.

Lit.: Denunziation, hg. v. Jerouschek, G. u. a., 1997; Sauerland, K., 30 Silberlinge, 2000; Koch, A., Denunciatio, 2006; Nolte, J., Demagogen und Denunzianten, 2007; Böske, S., Denunziationen in der Zeit des Nationalsozialismus, Diss. jur. Bielefeld 2008; Hornung, E., Denunziation als soziale Praxis, 2010; Sauerland, K., Dreißig Silberlinge - Das Phänomen Denunziation, 2012; Hinter vorgehaltener Hand – Studien zur historischen Denunziationsforschung, hg. v. Krätzner, A., 2015; Bergemann, P., Judge Thy Neighbour – Denunciations in the Spanish Inquisition, Romanov Russia, and Nazi Germany, 2019

deponere, dēpōnere, dīpōnere, lat., V., abstellen, niederstellen, absetzen, ablegen, gebären, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, pōnere

deponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1491 und 1572 in zwei Bedeutungen bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abstellen, aufbewahren

depositio, dēpositio, dēpossio, lat., F., Niederlegen, Ablegen, Einreißen, Absetzung, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēpōnere

Depositio (lat. [F.]) ist die →Hinterlegung an einer bestimmten öffentlichen Stelle, die bereits in dem klassischen römischen Recht bei Gläubigerverzug dem Schuldner bestimmte Erleichterungen verschafft. S. latein_a_z.docx

Lit.: Kaser § 53 I; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

depositum, dēpositum, lat., N., Niederlegung, s. latein_a_z.docx, s. dēpōnere

Depositum (lat. [N.] Verwahrung, s. latein_a_z.docx,) ist in dem römischen Recht die →Hinterlegung (Besitzübertragung) einer beweglichen Sache, die der Verwahrer zurückzugeben hat, sobald es der Hinterleger verlangt. Gibt der Ver­wahrer nicht zurück, so hat nach dem Zwölftafelgesetz der Hinterleger eine Klage wegen Unter­schlagung auf das Doppelte. Später entwickelt sich hieraus eine Klage aus Vertrag auf grundsätzlich nur den einfachen Wert. Depositum irregulare (unregelmäßige Ver­wahrung) ist die Verwahrung, bei welcher der Verwahrer das verwahrte Geld gebrauchen darf, aber zu der Rückzahlung desselben Betrags und gegebenenfalls vereinbarter Zinsen ver­pflichtet ist.

Lit.: Kaser § 39 III; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 45

Depot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1756 bezeugt – 1756 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb deponieren 1572, aber – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) Verwahrung, Verwahrungsort

Depotgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für das Deutsche Reich 1896 geschaffene Gesetz über die Verwahrung von Wertpapieren.

Lit.: Buxbaum, C., Anlegerschutz zwischen Bankbedingungen und Rechtsnormen, 2002

deputare, dēputāre, lat., V., genau abschätzen, entschieden halten, bestimmen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, putare (2)

Deputat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb deputieren 1479, aber in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) Zugeschriebenes, Arbeitsentgelt in Sachleistung

deputatum, dēputātum, lat., N., Bestimmtes, Zugeteiltes, s. latein_a_z.docx, s. dēputāre

deputieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1479 bezeugt – 1479 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) abordnen

Derby (ae. Northworthige) an dem Derwent geht auf das römische Lager Derventio zurück. 1204 erlangt es Stadtrecht. 1841 wird es Sitz einer Universität. S. Google

Lit.: Wright, S., The Derbyshire Gentry, 1983

Der Ältere teilt, der Jüngere wählt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist ein bereits bei Seneca (1-65 n. Chr.), Controv. 6, 3 ([lat.] maior frater dividat patrimonium, minor eligat, der größere Bruder soll das Vatergut teilen, der kleinere aus den Teilen auswählen), Augustinus (354-430), De civitate Dei cap. 20 ([lat.] quando terrenorum aliquid partiendum est, maior dividat, minor eligat, wenn etwas Irdisches zu teilen ist, soll der Größere bzw. Ältere teilen und der Kleinere bzw. Jüngere wählen) und in dem Sachsenspiegel Eike von Repgows (1221-1224, Wo zwei zu der Erbschaft kommen, soll der Ältere teilen und der Jüngere wählen) belegter Satz. Hinter ihm steht die Einsicht, dass der Teilende nur dann so gut wie möglich teilen wird, wenn er befürchten muss, dass eine ungleiche Teilung durch das Wahlrecht des anderen sich gegen ihn selbst wenden kann. Dementsprechend wird nur ein hinterhältiger, skrupelloser Betrüger (beispielsweise ein E. in einem Lügenreich) als Jüngerer beispielsweise eine Zahl von Prüflingen absichtlich (beispielsweise nach den Anfangs­buch­staben der ungleich auf das Alphabet verteilten Familiennamen der Prüflinge) un­gleich teilen, wahrheitswidrig die Gleichheit der offen­sichtlich grob ungleichen Teile behaupten und sich selbst den größeren Teil nehmen.

Lit.: Voltelini, H. v., Der Ältere teilt, der Jüngere wählt, ZRG GA 36 (1915), 478; Krenz, U., Modelle der Nachlassteilung, 1994

Der Hehler ist nicht besser als der Stehler (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 170 (Graf/Dietherr 1864)

Der König ist gemeiner Richter überall (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 211 (Sachsenspie­gel, 1221-1224, Landrecht III 26 § 1)

Der rechte Weg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber abgewandelt in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Der rechte Weg. Ein Breslauer Rechtsbuch des 15. Jahrhunderts, hg. v. Ebel, F., 2000

Der Schlüssel des sächsischen Landrechts (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine (in 17 Handschriften und Fragmenten überlieferte), 1421 vorliegende Gesamtverar­beitung des in Sachsenspiegel, Sachsen­spiegel­­glosse und Schwabenspiegel enthalten­en Rechtes in alphabetischer Reihenfolge durch einen unbekannten Verfasser. S. Google

Lit.: Sinauer, E., Der Schlüssel des sächsischen Landrechts, 1928

derelictio, dērelictio, lat., F., Hintansetzung, Zurücklassung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dērelinquere

Derelictio (lat. [F.], Hintansetzung, Zurücklassung, Cic. 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. dērelinquere) ist in dem römischen Recht die Aufgabe von →Eigentum und →Besitz durch einen bisherigen Eigentümer ohne Zuwendung an einen neuen Eigentümer. Das Eigentum erlischt nach den Sabinianern mit der Preisgabe, nach den Prokulianern mit der Aneignung durch einen anderen. Nach­fol­gender ursprünglicher Erwerb von Eigentum und Besitz durch jedermann (als ersten) sind grund­sätzlich rechtmäßig.

Lit.: Kaser § 26; Meyer-Collings, J., Derelictio, 1932; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985; Hoyer, H., Die Dereliktion von Liegenschaften, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 181

Dereliktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1774 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb derelinquieren 1756, aber in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, Eigentum aufgeben) ist die bewusste und gewollte Aufgabe des Eigentums und Besitzes einer Person an seiner Sache (ohne abgestimmten Erwerb des Eigentums und Besitzes durch einen anderen).

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

derelinquieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1756 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zurücklassen, Eigentum aufgeben

Derivat (Wort ín Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1912 bezeugt – in EDEL Ende 19. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb derivieren 1580, ableiten) Abgeleitetes

Lit. Derivate und Finanzstabilität - Erfahrungen aus 4 Jahrhunderten, hg. v. Institut für bankhistorische Forschung e. V., 2013

derivativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1791 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) abgeleitet

derivativer Erwerb (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), abgeleiteter →Eigentumserwerb (in dem römischen Recht beispielsweise durch (lat.) mancipatio, in iure cessio oder traditio möglich, in der Gegenwart durch Übereignung)

Dernburg, Heinrich (Mainz 3. 3. 1829-Berlin 23. 11. 1907), Sohn eines jüdischen, 1841 getauften Gießener Rechtsprofessors, wird nach dem Studium in Gießen und der Habilitation in Heidelberg (1852, Vangerow) Professor in Zürich, Halle (1862) und Berlin (1872) und Mitglied des Herrenhauses Preußens. 1871 veröffentlicht er ein dreibändiges Lehrbuch des preußischen Privatrechts, 1884 ein dreibändiges Lehrbuch des Pandekten­rechts und 1898 ein dreibändiges Lehrbuch des bürgerlichen Rechtes des Deutschen Reiches und Preußens. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/DernburgHeinrichPandekten1884Band1.pdf; http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/DernburgHeinrichDasbuergerlicheRechtdesDeutschenReichsundPreussensBand13A1906.pdf; Süss, W., Heinrich Dernburg, 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 231

Descartes (Cartesius), René (La Haye 31. 3. 1596–Stockholm 11. 2. 1650), wird nach dem Besuch der Jesuitenschule La Flèche Mathe­matiker und Philosoph, mit dessen (lat.) Meditationes (Betrachtungen) eine neue Epoche der Philosophie beginnt. Als einzige Gewissheit gilt ihm die Selbstgewissheit in dem Denken (lat. cogito, ergo sum, ich denke, also bin ich). Hieraus entwickelt er durch vernunftbezogene Ableitung (deduktiv) das systematische Gedankengebäude des Rationalismus, der die Aufklärung fördert. S. Google

Lit.: Röd, W., Die Genese des Cartesianischen Rationalismus, 3. A. 1995; Schütt, H., Die Adoption des Vaters der modernen Philosophie, 1998; Descartes im Diskurs der Neuzeit, hg. v. Niebel, W. u. a., 1999; Schultz, U., Descartes, 2001; Descartes und Deutschland, hg. v. Ferrari, J. u. a., 2009; Herrmann, F., Descartes’ Meditationen, 2011; Kellerer, S., Zerrissene Moderne, 2012

descendens, dēscendēns, lat., (Part. Präs.=)M., Herabsteigender“, Anverwandter in absteigender Linie, Paul. (1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēscendere, Deszendent

descendere, dēscendere, lat., V., herabsteigen, herabkommen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, scandere

desertieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1702 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) überlaufen

Desertion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1531 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb desertieren 1702, weglaufen) Fahnenflucht (zwischen 1939 und 1945 in der deutschen Wehrmacht etwa 30000 Todesurteile wegen Desertion, Wehrkraftzersetzung u. s. w., davon rund 20000 vollstreckt)

Lit.: Fritsche, M., Entziehungen, 2004; Salisch, M. v., Treue Deserteure, 2008; Wolff, C., Deserteurs et transfuges dans l’armée romaine, 2009; Deserteure, Wehrkraftzersetzer und ihre Richter, hg. v. Kirschner, A., 2010

Design (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in DW2 1963 bezeugt – 1962 [SPIEGEL] in EDEL als aus dem Neuenglischen aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über die Bestandteile des Neuenglischen und mittelbar des Lateinischen des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), Gestaltgebung

Lit.: Schmelzer-Ziringer, B., Mode Design Theorie, 2015; Zentek, S., Geschichte des Designschutzes, 2016

designare, dēsīgnāre, lat., V., bezeichnen, abgrenzen, angeben, bestimmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, sīgnāre

designatio, dēsīgnātio, dēsīnātio, lat., F., Bezeichnung, Abgrenzung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēsīgnāre

Designation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1569 bezeugt – 1569 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Bezeichnung, Verb designieren 1569, bestimmen) ist die (während einer Amtszeit erfolgende) Berufung eines Menschen in ein Amt oder eine Herrschaft (als Nachfolger). Sie kann dort stattfinden, wo Erblichkeit nicht gilt oder grundsätzlich mehrere Erben nebeneinander berechtigt sind. Bedeutung erlangt die Designation in der Form der Einigung des Königs mit den Großen insbesondere für das Königtum in dem fränkisch-deutschen Reich zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert (beispielsweise Bestimmung Ludwigs des Frommen zu dem Mitkaiser Karls des Großen 813, Bestimmung Lothars I. zu dem Mitkaiser Ludwigs des Frommen 817).

Lit.: Heinze, O., Designation, Diss. phil. Göttingen 1913; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981, 36; Schreyer, B., Zum Begriff der Designation bei Widukind, ZRG GA 67 (1950), 407; Wolf, G., Designation und designare bei Widukind von Corvey, ZRG GA 73 (1956), 372; Wolf, G., Über die Wort- und Rechtsbedeutung von „designare“, ZRG GA 75 (1958), 367; Giese, W., Zu den Designationen, ZRG GA 92 (1975), 174; Giese, W., Designative Nachfolgeregelungen in germanischen Reichen der Völkerwanderungszeit, ZRG GA 117 (2000), 39; Giese, W., Untersuchungen zur Herr­schaftsnachfolge in langobardischen Herzogtümern und Fürstentümern, ZRG GA 119 (2002), 44; Giese, W., Die designativen Nachfolgeregelungen der Karolinger, (in) DA 64 (2008), 437; Giese, W., Ein zweiter Versuch, ZRG GA 131 (2014), 1

designieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1569 bezeugt – 1569 [Wittgensteiner Landrecht] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums - dēsīgnāre, lat., V., bezeichnen, abgrenzen, angeben, bestimmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, sīgnāre - in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bezeichnen, bestimmen, auswählen

Deszendent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1541 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das lateinische descendens des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Abkömmling, Verwand­ter in absteigender Linie wie beispielsweise Tochter, Enkel, Urenkelin, Gegensatz Aszendent

detentio, dētentio, lat., F., Zurückbehalten, Aufhalten, Behalten, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dētinēre, →Innehabung

detentor, dētentor, lat., M., Zurückbehaltender, Avell. (367-553 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dētinēre, Inhaber, Innehaber, →Innehabung

detinere, dētinēre, dētenēre, lat., V., festhalten, aufhalten, zurückhalten, Bell. Afr. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?), s. latein_a_z.docx, s. dē, tenēre

Detmold (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: 50 Jahre „neue“ Stadt Detmold, hg. v. Brakemeier, F. u. a., 2020

Deutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – EDEL drittes Drittel 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das zu ahd. diot, F., Volk -bzw. vielleicht schon in der Völkerwanderungszeit zu germ. *theuda, F., Volk, idg. *teuto, F., Volk - gebildete Adjektiv – diotisk -, das zunächst in seinen ältesten Belegen - 8. Jahrhundert - den sprachlichen Gegensatz der Volkssprache zu dem Lateinischen auszudrücken scheint und erst gegen Ende des Früh­mittelalters auf ein neues, aus Alemannen, Bayern, Franken, Sachsen, Thüringern und Friesen entstandenes, einheitliches Volk - der Deutschen - bezogen wird, mit dem Indogermanischen verbindbar). Die deutsche Sprache gliedert sich in hochdeutsch in dem (in Vergleich zu dem Meeresspiegel hohen) Süden und nieder­deutsch in dem (niederen) Norden und in die zeitlichen Abschnitte Altdeutsch (Althochdeutsch 500- etwa 1065, daneben Altsächsisch, Altnieder­fränkisch), Mitteldeutsch (Mittel­hochdeutsch ab etwa 1065-1500, - daneben - Mittelniederdeutsch) und Neu­deutsch (Neuhochdeutsch ab 1500 bzw. 1350, Neuniederdeutsch als Schriftsprache nicht mehr wirklich entwickelt). Seit dem 18. Jahrhundert löst es in seinem Bereich Latein als Wissen­schafts­sprache ab. Nach dem Ersten Weltkrieg (1918) wird Deutsch als internationale Wissen­schafts­sprache auf Betreiben der alliierten Siegermächte boykottiert, nach dem Zweiten Weltkrieg verliert es sein bisheriges Einflussgebiet nahezu vollständig an das Angloame­rikanische. Die aus anderen Sprachen in das Deutsche aufgenommenen Wörter (Fremdwörter, Lehnwörter) verzeichnet das 1913 von Hans Schulz begonnene, später von Otto Basler fortgeführte, 1988 abgeschlossene und seit 1990 für die Buchstaben von A bis O neu in Bearbeitung genommene, bis 2010 bis hysterisch vorangekommene Deutsche Fremdwörterbuch (http://www.­ids-­mann­heim.de/Lexik/fremdwort/). Ein den Wortschatz des Deutschen der Gegen­wart korpusgestützt dokumentieren­des On­line-­Informationssystem (Wörter­buch) ­ist elexiko (http://www.ids-mannheim.de/­le­xik/­elexiko).

Lit.: Köbler, DRG 76; Köbler, WAS; Schmidt, E., Geschichte des Deutschtums im Lande Posen unter polnischer Herrschaft, 1904; Kaindl, R., Geschichte der Deutschen in Galizien bis 1772, 1907; Aubin, H., Von Raum und Grenzen des deutschen Volkes, 1938; Deutsch als Wissenschaftssprache, hg. v. Kal­verkämper, H. u. a., 1986; Thomas, H., Der Ursprung des Wortes theodiscus, (in) HZ 247 (1988), 295; Ammon, U., Die internationale Stellung der deutschen Sprache, 1991; Jarnut, J., Teotischiis homines (a. 816), (in) MIÖG 104 (1996), 26; Jacobs, H., Theodisk im Frankenreich, 1998; Bein,T., Germanistische Medävistik, 1998, 2. A. 2005; Bein, T./Goblirsch, K., Laut­verschiebungen in den germanischen Sprachen, 2005; Schmidt, W., Geschichte der deutschen Sprache, 10. A. 2006; Rein­bothe, R., Deutsch als internationale Wissenschafts­sprache, 2006; Schneider, R., Die Anfänge der deutschen Geschichte, ZRG GA 124 (2007), 1; Casemir, K. u. a., Deutsch, 2013; Vogel, R., Einführung in die Morphologie des Deutschen, 2013; Hill, E., Einführung in die historische Sprachwissenschaft des Deutschen, 2013; Paronymwörterbuch Projekt elexiko, (in) Sprachreport 2014, 1ff. (Institut für deutsche Sprache); Die Wörterbücher des Deutschen, hg. v. Calañas Continente, J. u. a., 2015; Pichler, I., Bundesdeutsches Wortgut in der österreichischen Pressesprache – Von Abitur bis Zicken-Zoff, 2015; Kaehlbrandt, R., Logbuch Deutsch, 2015; Khider, A., Deutsch für alle, 2019 (wegen Simplifizierung kaum weiterführend); Bein, T., Deutsche Literatur des Mittelalters, 2020

Deutschböhmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Böhmen

Deutsche Arbeiterpartei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf der Grundlage des 1918 von dem Münchener Werkzeugschlosser Anton Drexler gegründeten Freien Arbeiterausschusses für einen guten Frieden in München in dem Fürstenfelder Hof an dem 5. 1. 1919 u. a. von Anton Drexler (Drechsler) aus den Eisenbahnwerken München mit wenigen Gleichgesinnten (Sportjournalist Karl Harrer, Dietrich Eckart, Gottfried Feder, Alfred Rosenberg sowie 19 weiteren Anwesenden, meist Arbeitskollegen Drexlers aus den Eisenbahnwerken München) geschaffene Partei, die nach dem Eintritt des österreichischen berufslosen Gefreiten Adolf →Hitler wohl an dem 19. September 1919 an dem 24. 2. 1920 in 25 Punkten ihr politisches Programm veröffentlicht und zu der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei umbenannt wird.

Lit.: Broszat, M., Die Machtergreifung, 1994; Maser, W., Der Sturm auf die Republik – Frühgeschichte der NSDAP, 1994; Kershaw, I., Hitler, 1998; Pätzold, K. u. a., Geschichte der NSDAP 1920-1945, 2002; Seligmann, R., Hitler, die Deutschen und ihr Führer, 2006

Deutsche Arbeitsfront (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., DAF) der Unternehmer und Lohnabhängigen ist die in der nationalsozialistisch geprägten Zeit ab 10. 5. 1933 die Gewerkschaft(en) ersetzende national­sozialistische Einrichtung des Arbeitswesens, die 1936 rund 20 000 000 (freiwillige) Mit­glie­der hat.

Lit.: Köbler, DRG 242

Deutsche Bank (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die führende, 1870 gegründete Ak­tiengesellschaft des Bankwesens in Deutsch­land ohne besondere Bedeutung für die Weltwirtschaft.

Lit.: Gall, L. u. a., Die Deutsche Bank 1870-1995, 1995; James, H., Die Deutsche Bank und die Arisierung, 2001; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Bakrai, A., Oscar Wassermann und die Deutsche Bank, 2005; Hetzer, W., Ist die Deutsche Bank eine kriminelle Vereinigung?, 2015 (ohne überzeugende Antwort)

Deutsche Bundesakte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 8. 6. 1815) ist die auf völkerrechtlicher Vereinbarung beruhende Grundlage (Verfassung) des →Deutschen Bundes, deren Grundrechte aber nur die Staaten und ihre Regierungen zu Beachtung verpflichten.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­DeutscheBundesakte1815.htm

Deutsche Demokratische Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., DDR) ist der an dem 7. 10. 1949 durch Beschluss des Volkskongresses aus der sowjetisch besetzten Ostzone des Deutschen Reiches als Volksrepublik nach sowjetischem Muster entstandene, von der Sowjetunion gegen einen Volksaufstand von dem 17. 6. 1953 gewaltsam gesicherte, mit der Deklaration der Regierung der Sowjetunion von dem 25. 3. 1954 formell aus dem Besatzungsstatus in die Souveränität entlassene, vertraglich und tatsächlich aber an die Sowjetunion gebundene, nach dem Mauerbau in Berlin seit 13. 8. 1961 künstlich abgeschlossene, mit einer reinen Binnen­währung wirtschaftende und dadurch von dem Weltmarkt abgeschottete, aber wegen der Einfuhr wettbewerbs­fähi­ger westlicher Industrieanlagen 1981/1982 mit rund 23 Milliarden D-Mark (1985 15,5 Milliarden) in dem Westen verschuldete, nach Protesten des Volkes durch Öffnung der Mauer an dem 9. 11. 1989 wieder frei zugängliche, (nach Einigungsvertrag von dem 31. 8. 1990) zu dem 3. 10. 1990 durch Beitritt in der Bundes­republik Deutschland aufge­gangene deutsche Staat. Die Deutsche Demokratische Republik ist von der 1946 aus Kommunistischer Partei und Sozialdemo­kratischer Partei hervorgegan­genen Sozia­listischen Einheitspartei Deutschlands (SED) beherrscht (24. 1. 1950 Beschluss zu der Gründung eines eigenen Kabinettsressorts für Staatssicherheit, 1989 91000 Mitarbeiter, 173000 informelle Mitarbeiter, 110000 politische Häftlinge). Die Wirtschaft ist (anfangs noch nicht vollständig) zentralistische Planwirtschaft (1970 noch 15 Prozent mittlere und kleinere Privat­unternehmen, 1972 noch 11400 zumindest teilweise private Betriebe), die Gesell­schaft egalitär und die Geisteshaltung materialistisch ausgerichtet. Die äußerlich konservative, an die →Weimarer Reichsverfassung von 1919 angelehnte, gesamtdeutsch geplante, aber weder Gewaltenteilung (stattdessen Gewal­teneinheit) noch Opposition (stattdessen Blocksystem der Parteien) kennende, einen Einparteienstaat ohne freie Wahlen be­wirkende Verfassung von dem 7. 10. 1949 wird durch eine zweite, die sozialistischen Errungenschaften absich­ernde, an dem 7. 10. 1974 die Vorstellung einer deutschen Nation preisgebende Verfassung abgelöst. Wichtigste Staatsorgane sind (seit 1960) Staatsrat (9 Mitglieder), Ministerrat (7 Mitglieder), Volkskammer (sowie Sekretariat des Zen­tralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutsch­lands und Politbüro des Zentral­komitees der Sozialistischen Einheits­partei Deutschlands (mit den zusätzlichen Ein­richtungen Natio­naler Verteidigungsrat, Frei­er Deutscher Gewerkschaftsbund, Ge­sellschaft für deutsch-sowjetische Freund­schaft und Präsidium des Nationalrats der Nationalen Front). Die Verwaltung kennt weder Föderalismus noch kommunale Selbst­verwaltung noch Berufsbeamtentum. Die in das Oberste Gericht, Bezirksgerichte und Kreisgerichte geglie­derte Gerichtsbarkeit ent­behrt einer Verfassungsgerichtsbarkeit und einer Verwaltungsgerichtsbarkeit, ist aber von besonderen gesellschaftlichen Gerichten er­gänzt. In den ersten zehn Jahren des Bestands des Staates fliehen 2,7 Millionen Einwohner in den Westen. Zwischen 1963 und 1989 werden 31755 Menschen für rund 2,5 Milliarden Deutsche Mark von der Bundesrepublik Deutschland freige­kauft. Das Reichs­strafgesetzbuch des Jahres 1871 wird von einem eigenen Strafgesetzbuch (12. 1. 1968) abgelöst, das bis 1987 an der 1981 letzmals vollstreckten Todesstrafe festhält. Das Bürgerliche Ge­setzbuch, dessen Bedeutung durch die Aussonderung des Vertragsrechts und des Wirtschaftsrechts ver­ringert wird, wird zu dem 1. 1. 1976 durch ein verein­fachendes, nur 480 Paragraphen umfassendes Zivilgesetzbuch (19. 6. 1975, ohne allgemeinen Teil und ohne Abstrak­tionsprinzip) ersetzt, in dem Vertrag, Eigentum und Erbrecht von geringer Bedeutung sind (Versorgungsrecht für die Bürger). Das Familienrecht ist durch ein Familien­gesetzbuch von dem 20. 12. 1965 geordnet, das Arbeitsrecht durch ein Arbeitsgesetzbuch (12. 4. 1961). Für den Zivilprozess wird 1975 eine neue Zivilpro­zessordnung geschaffen (Amtsermitt­lungs­grund­satz). Aus rechtsstaatlicher Sicht­weise wird die Deutsche Demokratische Republik insgesamt sehr kritisch, wenn auch günstiger als die national­so­zialistisch beherrschte Zeit zwischen 1933 und 1945 beurteilt. Dem wohl noch in dem Sommer 1989 trotz teuerer Nachrichtendienste von niemandem tatsächlich vorhergesehenen Ende der Deutschen Demokratischen Republik, die - nach dem nachträglichen Wissen des Jahres 2014 - ineffizient und nicht konkurrenzfähig herstellte, zunehmend von der Substanz und westlichen Krediten lebte und bereits ab etwa 1980 praktisch zahlungsunfähig war und allmählich vor dem unausweichlichen Zusammenbruch stand, geht seit Mai 1989 der von Ungarn aus Kostengründen vorgenommene Abbau der Grenzsicherungsanlagen zu Jugoslawien und Österreich voraus, während dessen die Außenminister Österreichs (Mock) und Ungarns (Horn) an dem 27. Juni 1989 vor Kameras dramatisierend den Stacheldraht mit Eisenscheren durchschneiden und an dem 19. August 1989 in dem Rahmen eines Europapicknicks nordwestlich Ödenburgs bzw. Soprons fast 700 kaum zufällig dorthin gelangte Urlauber aus der Deutschen Demokratischen Republik wenig behindert aus Ungarn nach Österreich wechseln. Seit dem 11. September 1989 kommen vor allem junge und gut ausgebildete Bürger über Ungarn nach Österreich und damit in den Westen. In dem Herst 1989 läuft die Sanduhr des Getriebes ab, obwohl trotz des Verfalls der Häuser und der Schwäche der Wirtschaft die greise Führung den lähmenden Stillstand noch immer als Erfolg preist. Unter dem Eindruck der Veränderungen in Polen, in Ungarn und in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow gründen – auch Wendehälse bergende - Oppositionelle einige Vereinigungen wie Neues Forum, Demokratie Jetzt, Vereinigte Linke, Demokratischer Aufbruch oder Sozialdemokratische Partei. Während noch an dem 7. Oktober Erich Mielke Staatssicherheit und Polizei auf erst Hunderte und dann Tausende Demonstranten auf den Straßen hetzt und viele Festgenommene entwürdigenden Behandlungen unterziehen lässt, wagen er und seine Genossen wegen des schnell um sich greifenden Schwundes der Loyalität der Bevölkerung an dem 9. Oktober gegen 70000 Demonstranten in Leipzig trotz 11000 bestens ausgerüsteter Soldaten des Wachregiments und 91000 hauptamtlicher Mitarbeiter der Staatssicherheit keine Gewalt mehr, so dass an dem 17. Oktober 1989 Erich Honecker gehen muss, an dem 7. November 1989 Politbüro und Regierung mit Erich Mielke zurücktreten, in Berlin an dem 9. November 1989 die Mauer fällt, an dem 1. Dezember 1989 die Volkskammer die führende Rolle der Sozialistischen Partei aus der Verfassung tilgt, das seinen Namen in Amt für nationale Sicherheit ändernde Ministerium für Staatssicherheit mit der hektischen Vernichtung von Beweisen seiner Verbrechen beginnt, bis mutige Bürger zwecks Sicherung der Dokumente die Dienststellen besetzen und an dem 18. März 1990 die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik nach 40 Jahren Diktatur ihre erste freie Volksvertretung wählen. Strafrechtlich werden nach rund 75000 Ermittlungsverfahren gegen rund 100000 Beschuldigte an dem Ende 753 Angeklagte als Täter zu verhältnismäßig geringen Strafen verurteilt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245, 250, 261ff., 271ff.; Martin, M., Zivilrecht der DDR Sachenrecht, 1956; Wiedemann, H., Das sozialistische Eigentum in Mitteldeutschland, 1964; Geschichte der Rechtspflege der DDR, hg. v. Ben­jamin, H., Bd. 1f. 1968ff.; Markovits, I., Sozialismus und bürgerliches Zivilrechtsdenken, 1969; Reiland, W., Die gesellschaftlichen Gerichte der DDR, 1971; Suermann, W., Verwaltungsrechtsschutz in der DDR, Diss. jur. Göttingen 1971; Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik, 2. A. 1974; Brunner, G., Einführung in das Recht der DDR, 1975, 2. A. 1979; Bundesrepublik Deutschland - Deutsche Demokra­tische Republik, hg. v. Hamel, H., 1977; Schuller, W., Geschichte und Struktur des politischen Strafrechts in der DDR bis 1968, 1980; BRD und DDR. Die beiden deutschen Staaten im Vergleich, hg. v. Jesse, E., 1981; Staats- und Rechtsgeschichte der DDR, hg. v. d. 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Dreier, R. u. a., 1996; Amos, H., Justizverwaltung in der SBZ/DDR, 1996; Hauschild, I., Von der Sowjetzone zur DDR, 1996; Mampel, Die sozialistische Verfassung, 3. A. 1996; Wendel, E., Ulbricht als Richter und Henker, 1996; Amos, H., Justizverwaltung in der SBZ/DDR, 1996; Johmann, U., Die Entwicklung des Sozialrechts in der DDR, 1996; Lexikon des DDR-Sozialismus, hg. v. Eppelmann, R., 1996, 2. A. 1997; Liwinska, M., Die juristische Ausbildung in der DDR, 1997; Haerendel, H., Gesellschaftliche Gerichtsbarkeit, 1997; Rechtserfahrung DDR, hg. v. 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Wahlfälschung u. a., 2000ff.; Schroeder, F., Zehn Jahre strafrechtliche Aufarbeitung des DDR-Unrechts, (in) NJW 2000, 3017; Rummler, T., Die Gewalttaten an der deutsch-deutschen Grenze, 2000; Fahnenschmidt, W., DDR-Funktionäre vor Gericht, 2000; Thiemrodt, I., Strafjustiz und DDR-Spionage, 2000; Hohoff, U., An den Grenzen des Rechtsbeugungstatbestands, 2000; Mierau, J., Die juristischen Abschluss- und Diplomprüfungen in der SBZ/DDR, 2000; Die DDR – Recht und Justiz als politisches Instrument, hg. v. Timmermann, H., 2000; Die DDR und der Westen, hg. v. Pfeil, U., 2001; Mollnau, M., Die Boden­rechtsentwicklung in der SBZ/DDR, 2001; Gieseke, J., Mielke-Konzern, 2001; Eine Revolution und ihre Folgen, hg. v. Jesse, E., 2001; Raschka, J., Zwischen Überwachung und Repression, 2001; Wulf, M., Erich Honecker, 2001; Rüthers, B., Geschönte Geschichten, 2001; Wentker, H., Justiz in der SBZ/DDR 1945-1953, 2001; Zehn Jahre deutsche Rechtseinheit, hg. v. 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Niethammer, L. u. a., 2013; Hürtgen, R., Ausreise per Antrag, 2013; Bobsin, K., Das Presseamt der DDR, 2013; Schroeder, K., Der SED-Staat, 2013; Kowalczuk, I., 17. Juni 1953, 2013; Lapp, P., Grenzregime der DDR, 2013; Irmen, H., Stasi und DDR-Militärjustiz, 2014; Alisch, S., Strafvollzug im SED-Staat, 2013; Burdump, A., Sozialpolitik und Repression in der DDR, 2013; Weichers, B., Der deutsche Osten in der Schule, 2013; Wölbern, J., Der Häftlingsfreikauf aus der DDR 1962/63-1989, 2014; Hübner, P., Arbeit, Arbeiter und Technik in der DDR 1971 bis 1989, 2014; Krämer, J. u. a., Leben hinter Mauern. Arbeitsalltag und Privatleben hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, 2014; Wunschik, T., Knastware für den Klassenfeind. Häftlingsarbeit in der DDR, 2014; Feindwärts der Mauer, hg. v. Schroeder, K. u. a., 2014; Im „Wartesaal der Geschichte“. Der 17. Juni, hg. v. Mayer, T., 2014; Skiba, D./Stenzel, R., Im Namen des Volkes – Alle Ermittlungs- und Gerichtsverfahren in der DDR gegen Nazi- und Kriegsverbrecher, 2014; Martin, E., Ich habe mich nur an das geltende Recht gehalten, 2014; Wienhold, L., Arbeitsschutz in der DDR, 2014; Heß, P., Geschichte als Politikum, 2014; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Fasse Dich kurz!, hg. v. Kowalczuk, I., 2014; Wenzke, R., Nationale Volksarmee, 2014; Kwiatkowski-Celofiga, T., Verfolgte Schüler, 2014; Wunnicke, C., Die Blockparteien der DDR, 2014; Weil, F., Die runden Tische in der DDR 1989/1900, 2014; Rabenschlag, A., Völkerfreundschaft nach Bedarf, 2014; Muhle, S., Auftrag Menschenraub, 2015; Amos, H., Die SED-Deutschlandpolitik 1961 bis 1989, 2015; Huff, T., Natur und Industrie im Sozialismus, 2015; Gräßler, F., War die DDR totalitär?, 2015; Vormbaum, M., Das Strafrecht der Deutschen Demokratischen Republik, 2015; Böhme, L., Die gütliche Beilegung von Rechtsstreitigkeiten vor den gesellschaftlichen Gerichten der DDR, 2015; Hansack, R., Unrechtsstaat DDR, 2015; Das letzte Jahr der DDR, hg. v. Apelt, A. u. a., 2015; Staatssicherheit, hg. v. Münkel, D., 2015; Wenzel, S., Was war die DDR wert?, 2015; Die DDR im Blick der Stasi 1981, bearb. v. Braun, M. u. a., 2015; Spohr, J., In Haft bei der Staatssicherheit, 2015; Beyer, M., Außenpolitische Deutungsverwaltung im SED-Regime, 2015; Holtmann, E. u. a., Wiedervereinigung vor dem Mauerfall, 2015; Das Archiv der Stasi, hg. v. Lucht, R., 2015; Thoß, L., Aufstieg im Stasi-Schatten? Gregor Gysi, 2015; Das Politbüro der DDR vor Gericht, hg. v. Wolff, Friedrich, 2015 (Dokumentensammlung); Maurer, J., Halt – Staatsgrenze! Alltag, Dienst und Innenansichten der Grenztruppen der DDR, 2015; Lindner, S., Zwischen Öffnung und Abgrenzung – Die Geschichte des innerdeutschen Kulturabkommens 1973-1986, 2015; Alexis, P., Das Politbüro der DDR vor Gericht, 2015; Rick, S., Die Entwicklung der SED-Diktatur auf dem Lande, 2016; Sabrow, M., Erich Honecker – Das Leben davor 1912-1945, 2016 (zeigt, wie Honecker Brüche und Nebenwege seiner Entwicklung verdeckt); Gerland, K., Politische Jugend im Umbruch von 1988/1989, 2016; Wandel und Kontinuität, hg. v. Hirscher, G., 2016; Bispinck, H., Die DDR im Blick der Stasi 1956, 2016; Heidemeyer, H., „Akten-Einsichten“, 2016; Herbstritt, G., Entzweite Freunde – Rumänien, die Securitate und die DDR-Staatssicherheit, 2016; Bienert, M., Zwischen Opposition und Blockpolitik, 2016; Boeger, P. u. a., Stasi in Sachsen-Anhalt, 2016; Engelmann, R. u. a., Anatomie der Staatssicherheit, 2016; Kaminsky, A., Frauen in der DDR, 2016 (Ausbeutung ohne inhaltliche Gleichheit); Bange, O., Sicherheit und Staat – Die Bündnis- und Militärpolitik der DDR im internationalen Kontext 1969 bis 1990, 2017; Lüscher, C., Mauerschützen-Urteile des BGH, BVerfG und EGMR revisited, 2017; Schroeder, K. u. a., Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989, 2017, 2. A. 2018; Lenski, K., Geheime Kommunikationsräume? Die Staatssicherheit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2017; Gehler, M./Steininger, R., 17. Juni 1953 – Der unterdrückte Volksaufstand, 2018; Deutsche Diktatorische Rechtsgeschichten? Perspektiven auf die Rechtsgeschichte der DDR, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2018; Weichert, M., Kunst und Verfassung in der DDR, 2018; Dietze, F., Die Verfassung der DDR, 2018; Dürkop, O./Gehler, M., In Verantwortung - Hans Modrow und der deutsche Umbruch 1989/1990, 2018; Appelius, S., Die Spionin – Olga Raue, 2018; Wieczoreck, S., Der Generalstaatsanwalt der DDR in der Honecker-Ära, 2018; Die DDR im Blick der Stasi 1989, bearb. v. Schiefer, M. u. a., 2019 (bis dahin erschienen 1953, 1961, 1965, 1976, 1981, 1956, 1964, 1968, 1977, 1988 und 1989); Dietrich, G., Kulturgeschichte der DDR, Bd. 1ff. 2018; Möller, C., Umwelt und Herrschaft in der DDR, 2019; Die LDPD und das sozialistische „Mehrparteiensystem“ in der DDR, hg. v. Pohlmann, T., 2019; Leide, H., Auschwitz und Staatssicherheit, 2019; Bürgerkomitee des Landes Thüringen e. V., Lexikon der innerdeutschen Grenze, 2019 (fast 2000 Kilometer Absperrelemente, 716 Beobachtungstürme, 845 Kilometer Sperrgräben); Weber, G. u. a., Nun falten Sie den Zettel – Wahlen in der DDR in der Überlieferung der Staatssicherheit (1949-1961), 2019; Bahrmann, H. u. a., Finale – Das letzte Jahr der DDR, 2019; Hertle, H. u. a. Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961-1989, 3. A. 2019; Selvage, D./Süß, W., Staatssicherheit und KSZE-Prozess, 2019; Catrain, E., Stasi in Mecklenburg-Vorpommern, 2019; Schröter, A./Voigtländer, H., Ehe und Scheidung in der DDR, 2019; Stief, M., „Stellt die Bürger ruhig“, 2019; Möller, C., Umwelt und Herrschaft in der DDR, 2019; Keßler. M., Westimmigranten – Deutsche Kommunisten zwischen USA-Exil und DDR, 2019 (etwa 40); Wahl, M., Medical Memories and Experiences in Postwar East Germany – Treatments of the Past, 2019; Heyden, U. van der, Das gescheiterte Experiment – Vertragssarbeiter aus Mosambik, 2019; Maeke, L., Carl Steinhoff erster DDR-Innenminister, 2020; Markovits, I. Diener zweier Herren – DDR-Juristen zwischen Recht und Macht, 2020 (die DDR bewegte sich auf einen Rechtsstaat zu, wurde es aber nicht, weil die Partei die Macht lieber wollte als das Recht, unbekümmerter Glaube an die Trennung von Recht und Politik); Weber, P., Getrennt und doch vereint – Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/90, 2020; Schlosser, H., Notabene DDR – Ein historisch-kritisches Lexikon, 2020; Das Recht der DDR als Gegenstand der Rechtsgeschichte, hg. v. Schmidt-Recla, A./Seifert, A., 2020; Riege, I., Ambulante Interventionen der DDR - Jugendhilfe in die Familien, 2020; Möller, C., Umwelt und Herrschaft in der DDR, 2020; Volkseigene Gesundheit, hg. v. Wahl, M., 2020; Langelüddecke, I., Alter Adel – neues Land? Die Erben der Gutsbesitzer, 2020; Disziplinieren und Strafen, hg. v. Baberowski, J. u. a., 2021

Deutsche Nationalgesetzgebung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Kodi­fi­ka­ti­ons­streit, →Allgemeine Deutsche Wechselordnung, →Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch, →Dresdener Entwurf

Deutschenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das durch eine einzige vollständige, aus dem frühen 14. Jahrhundert stammende, aus Neustift bei Brixen kommende Handschrift (Universitätsbibli­o­thek Innsbruck cod. 922) und einige verstreute Artikel (in 18 Handschriften des so genannten Schwabenspiegels) überlieferte, mittel­bayerische Rechtsbuch, das sich selbst als spiegel aller tiuscher liute benennt. Der (von Julius Ficker so genannte) Deutschenspiegel beruht wahrscheinlich auf einer mitteloberdeutschen Übersetzung einer Handschrift der Klasse Ib des →Sachsenspiegels (und vielleicht einer weiteren, wohl in dem mit Magdeburg eng verbundenen Minoritenkonvent in Augsburg erfolgten Bearbeitung des Sachsenspiegels), wobei die Artikel 1 bis 109 des Landrechts unter Verwendung der Kaiserchronik, des Buches der Könige und zweier Gedichte des Strickers, der (römischrechtlichen) Insti­tutionen, der (kirchenrechtlichen) Summa Raymundi (von Penyafort) und des Mainzer Reichsland­friedens, zweier Reichsgesetze von dem 19. 2. 1274 sowie vor allem Augsburger Gewohnheitsrechts umgestaltet sind, die Art. 110ff. und das Lehnrecht dagegen in dem Wesentlichen unbearbeitet ihre Vorlage(n) übernehmen, aber jeweils Sachsen durch deutsche Lande oder deutsche Leute ersetzen. Als Quelle werden statt der guten Vorfahren die Könige mit weiser Meister Lehre genannt. Vermutlich ist der Deutschenspiegel 1275/1276 in Augsburg als Privatarbeit (eines Minoriten) entstanden. Das Verhältnis zwischen Deutschenspiegel und Schwabenspiegel ist durch neuere Überlegungen streitig geworden. →Schwabenspiegel

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Spiegel­%20­Deutscher%20Leute_Ficker.pdf; http://www.­koebler­gerhard.­de/­Fontes/­Deutschenspiegel-Eckhardt-Huebner.pdf; Köbler, DRG 103; Der Spiegel deutscher Leute, hg. v. Ficker, J., 1859; Müller, E. Frhr. v., Der Deutschenspiegel, 1908; Pfalz, A., Die Überlieferung des Deutschenspiegels, 1919; Eckhardt, K., Heimat und Alter des Deutschenspiegels, ZRG GA 45 (1925), 13; Eckhardt, K., Der Deutschenspiegel, 1924; Eckhardt, K., Rechtsbücherstudien 1, 1927; Eckhardt, K., Zur Schulausgabe des Deutschenspiegels, ZRG GA 50 (1930), 115; Deutschenspiegel mit Augsburger Sachsenspiegel und ausgewählten Artikeln der oberdeutschen Sachsenspiegelübersetzung, hg. v. Eckhardt, K./Hübner, A., 1930; Schwerin, C. Frhr. v., Zum Problem des Deutschenspiegels, ZRG GA 53 (1932), 260; Hübner, A., Vorstudien zur Ausgabe des Buches der Könige, 1932 (in SB Göttingen); Deutschenspiegel, hg. v. Eckhardt, K., 1971; Trusen, W., Die Rechtsspiegel und das Kaiserrrecht, ZRG GA 102 (1985), 12ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 33ff.

Deutsche Rechtsgeschichte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein die Geschichte des in Deutschland geltenden Rechtes einschließlich der Geschichte seiner Wurzeln (oder bei engerer Betrachtungsweise die Geschichte des aus germanistischer Wurzel stammenden Rechtes) (in Deutsch­land).

Lit.: Kroeschell, DRG; Köbler, DRG; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 19. A. 1992

Deutscher Bund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (6. 8. 1806) als unauflöslich geplante völkerrechtliche Zusammen­schluss (Verein, Staatenbund, aber mit einigen bundesstaatlichen Zügen) von (nach der Deutschen Bundesakte von dem 8. 6. 1815 38) souveränen deutschen Einzelstaaten (34 Fürstentümer, 4 freie Städte mit einem Gebiet von 630100 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von 29,2 Millionen, Österreich etwa 31 Prozent, Preußen etwa 26 Prozent) auf der Grundlage der →Deutschen Bundesakte (8. 6. 1815, Wiener Kongressakte 9. 6. 1815) und der Wiener Schlussakte (15. 5. 1820). Er folgt auf die Erkenntnis, dass mit der Niederlegung der Krone des →Heiligen römischen Reiches durch Kaiser Franz II. an dem 6. 8. 1806 das Reich auch rechtlich untergegangen ist und eine Restauration wegen der egoistischen Interessen der damit souverän gewordenen deutschen Fürsten (vor allem Österreich, Preußen, Sachsen, Hannover, Baden, Würt­temberg, Bayern) und der außerdeutschen Staaten Europas (Frankreich, England, Russland) ebensowenig Aussicht auf Erfolg hat wie das Streben der überwiegend bürgerlichen deutschen Nationalbewegung nach einem national-deutschen Einheitsstaat. Deswegen schließen sich 38 (1817 39 [Hessen-Homburg], dann 41, 1863 35, 1864 nur noch 34) weltliche Mitgliedstaaten (Österreich und Preußen mit ihren 1803 zu dem Reich gehörigen Gebieten, 1848 für Preußen geändert, Bayern, Sachsen, England wegen Hannover, Württemberg, Baden, Kurhessen, Großherzogtum Hessen, Dänemark wegen Holstein, Niederlande wegen Luxemburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Coburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Braun­schweig, Nassau, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Holstein-Oldenburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarz­burg-Rudolstadt, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Waldeck und die 4 selbständig gebliebenen Städte (Reichsstädte bzw. freien Städte) Lübeck, Frankfurt – am Main -, Bremen und Hamburg) in einer Art Zwischenstufe auf dem Weg zu einem möglichen, für Europa annehmbaren deutschen Bundesstaat (zumindest) zu dem Deutschen Bund als einem Staatenbund mit einigen bundesstaatlichen Merk­malen zusammen. Als seine Ziele sind festgelegt die Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutsch­lands und der Unabhängigkeit und Un­verletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten. Sein Organ ist der selbständige Bundestag (Bundesversamm­lung, Gesandten­kongress) in Frankfurt am Main (Palais Thurn und Taxis) (von dem 12. 7. 1848 bis September 1850 ohne Befugnisse). In dessen selten zusam­men­tretendem Plenum hat jeder Staat mindestens eine, höchstens aber vier Stimmen, in dem engeren Rat (mit 17 Stimmen) führen die elf größten Staaten je eine Stimme, die anderen 27 Staaten die übrigen 6 Stimmen. Den Vorsitz übt →Österreich aus. Der Deutsche Bund hat wegen seiner gewollten Gestaltung als bloßer Staatenbund (in Gegensatz zu seinen Mitgliedern in ihren jeweiligen Staatsgebieten) grundsätzlich nur sehr geringe gesetzgebende, vollziehende und richterliche Gewalt in seinem Gesamtbundesgebiet, doch wirken seine Mitglieder vereinzelt in Gesetzgebung (Urheberrecht, Wechselrecht, Handelsrecht, gescheitert in dem Schuldrecht, Patentrecht und Verfahrens­recht), Vollzug (beispielsweise Karlsbader Beschlüsse) und Rechtsprechung (Austrägalgerichtsbar­keit, Dreistufigkeit der Gerichtsbarkeit) bei Anerkennung eines Bedarfs zusammen. Nach den revolutionären Unruhen um 1848 geraten Österreich und Preußen 1850/1851 in verstärkten Gegensatz, doch einigt man sich auf den Dresdener Kon­ferenzen (23. 12. 1850-15. 5. 1851) auf eine Fortführung des Deutschen Bundes. An der Verwaltung des durch Bundesexekution von dem 1. 2.-1. 8. 1864 Dänemark abgewon­nenen Schleswig-Holsteins entzün­det sich dann wegen der Einberufung des holstei­nischen Landtags (an dem 8. 4. 1866) ein Streit, der damit endet, dass Preußen Holstein an dem 9. 6. 1866 besetzt, Österreich ohne förmliche Bundesexekution die Mobilmachung des Bundesheers gegen Preußen erwirkt, Preußen den Deutschen Bund für erloschen erklärt, Österreich nach militärischer Niederlage des Deutschen Bundes (oder tatsächlich Öster­reichs und Sachsens) gegen Preußen bei Königgrätz bzw. Sadowa (3. 7. 1866) an dem 26. 7. 1866 die Auflösung des Deutschen Bundes anerkennt und auf Holstein (und gegenüber Italien auf Venetien) verzichtet und die Bundesversammlung an dem 24. 8. 1866 letztmals tagt. Allgemein an­erkannt wird die friedensichernde Wirkung des Deutschen Bundes während der Zeit seines Bestands.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 169, 192, 196; Acten des Wiener Kongresses, hg. v. Klüber, J., Bd. 1ff., 1815ff.; Protocolle der deutschen Bundesversammlung, 1816-1848, 1850-1866; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 1ff. 1957ff.; Heßler, R., Das Durchzugsrecht innerhalb des Deutschen Bundes, Diss. jur. Berlin (FU) 1966; Darmstadt, R., Der Deutsche Bund in der zeitgenössischen Publizistik, 1971; Gruner, W., Der Deutsche Bund, 1982; Deutscher Bund und deutsche Frage, hg. v. Rumpler, H., 1990; Fehrenbach, E., Verfassungsstaat und Nationsbildung 1815-1871, 1992; Die Dresdener Konferenz und die Wiederherstellung des Deutschen Bundes 1850/1851, bearb. v. Müller, J., 1996; Quellen zur Geschichte des Deutschen Bundes, Bd. 1ff. 1996ff.; Der Deutsche Bund zwischen Reaktion und Reform 1851-1858, bearb. v. Müller, J., 1998; Die Entstehung des Deutschen Bundes 1813-1815, hg. v. Treichel, E., 2000; Kotulla, M., Die Entstehung der Kriegsverfassung des Deutschen Bundes, ZRG GA 117 (2000), 122; Steinmetz, C., Deutscher Bund und europäische Friedensordnung, 2002; Angelow, J., Der Deutsche Bund, 2003; Bieker, E., Die Interventionen Frankreichs und Groß­britanniens anlässlich des Frankfurter Wachensturms 1833, 2003; Ham, R., Bundesintervention und Verfassungsrevision, 2004; Müller, J., Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866, 2005; Müller, J., Der Deutsche Bund 1815-1866, 2006; Werner, E., Die Märzministerien, 2009; Doering-Manteuffel, A., Die deutsche Frage und das europäische Staatensystem 1815-1871, 3. A. 2010; Hahn, H. u. a., Reformen, Restauration und Revolution, 2010; Schmidt, S., Der Frankfurter Wachensturm, 2011 (3. 4. 1833); Gruner, W., Der Deutsche Bund 1815-1866), 2012; Jansen, S., Die Souveränität der Gliedstaaten im Deutschen Bund, 2014; Weber, C., Der Wiener Frieden von 1864, 2015; Treichel, E., Organisation und innere Ausgestaltung des Deutschen Bundes 1815-1819, 2016; 1866 – Von dem Deutschen Bund zum Deutschen Reich, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2017; Der preußisch-österreichische Krieg 1866, hg. v. Heinemann, W. u. a., 2018; Zimmermann, H., Ein deutscher Gotteskrieger? Der Attentäter Carl Ludwig Sand – Die Geschichte seiner Radikalisierung, 2020 (Wunsiedel 5. 10. 1795-Mannheim 20. 5. 1820, Ermordung des Dichters August von Kotzebue in Mannheim an dem 13. März 1819)

Deutscher Juristentag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1860 auf Vorschlag der juristischen Gesellschaft zu Berlin gegründete, früh Nationsbildung durch Rechtsvereinheitlichung und Rechtsverein­heit­li­chung durch Nationsbil­dung anstrebende Verein deutscher Juristen mit dem Zweck, auf wissenschaftlicher Grundlage die Notwen­digkeit von Ände­rungen und Ergänzungen der deutschen Rechtsordnung (bürgerliches Recht, Handels­recht, Wechselrecht, Straf­recht, Prozessrecht, 1906 Verwaltungs­recht, 1921 Verfassungs­recht) zu untersuchen beziehungsweise seit 1921 das Recht parteipolitisch unabhän­gig fortzubil­den. An seine Stelle tritt 1933 der 1928 gegründete Bund nationalsozialistischer deutscher Juristen, 1936 der nationalso­zialistische Rechtswahrerbund. 1949 wird der deutsche Juristentag wieder tätig. Seit 2001 führen deutscher Juristentag, österreichischer Juristentag und Schweizer Juristenverein einen europäischen Juristentag (in Nürnberg, Athen, Wien, Genf, Budapest, Luxemburg, Barcelona 2013) durch.

Lit.: Conrad, H., Der deutsche Juristentag 1860-1960, (in) Hundert Jahre deutsches Rechtsleben, Bd. 1 1960, 1; Dilcher, G., Der deutsche Juristentag 1960 bis 1980, 1980; Landau, P., Die deutschen Juristen und der nationalsozialistische Juristentag 1933, 1996; Conrad, H. u. a., Der Deutsche Juristentag 1860-1994, 1997; Hartwich, E., Der deutsche Juristentag, 2008; Festschrift 150 Jahre deutscher Juristentag, hg. v. Deutschen Juristentag, 2010

Deutscher Orden (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in dem Februar 1199 (durch Papst Innozenz III. unter Verleihung der Johanniterregel für die karitativen Aufgaben und der Templerregel für die militärischen Tätigkeiten) aus einer Lübeck-Bremer Spitalsbruderschaft (erster Ansatzpunkt Marienhospital in Jerusalem zwischen 1118 und 1127, [fortgeführt?] 1190 Hospital vor Akkon, September 1190 Privileg König Guidos von Jerusalem, Februar 1191 päpstlicher Schutz, Juli 1191 Hospital in der rückeroberten Stadt) zu einem geistlichen (Ritter-)Orden mit Sitz in Montfort bei Akkon umgeformte Vereinigung. Von 1211 bis 1225 wirkt der Deutsche Orden auf Anforderung König Andreas‘ II. von Ungarn in Siebenbürgen (Burzenland). 1225/1226 ruft Herzog Konrad von Masowien den Deutschen Orden gegen die heidnischen Pruzzen zu Hilfe und überlässt ihm dafür 1230 das Kulmer Land (zwischen 1228 und 1309 590 Brüder in Preußen nachweisbar). Der 1226 mit reichsfürstlichen Rechten begabte Deutsche Orden, der nach dem Verlust Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen und (nach der Niederlage gegen den König von Polen und den Großfürsten von Litauen bei Tannenberg/Grunwald 1410) 1457 nach Königsberg verlegt, erreicht durch umfangreiche Eroberungen zu Beginn des 15. Jahrhunderts die größte Ausdehnung, muss aber 1466 durch seinen Hochmeister die Schirm­herrschaft des Königs von →Polen anerkennen. Die Güter in dem Mittelmeerraum gehen verloren. 1525/1561 wird das Deutsch­ordensgebiet in Preußen in das Herzogtum Preußen und Kurland umgewandelt, das 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit wird. 1803 bleibt der Deutsche Orden in dem Reich, wo er durch zahlreiche einzelne Gaben zu beträchtlichen, von dem Deutschmeister (1494 Reichsfürst) verwalteten Gütern gekommen war, bestehen. 1809 wird das 1805 aus dem Deutschen Orden geschaffene Fürstentum Mergentheim von Napoleon beseitigt, so dass dem Deutschen Orden unter dem Hochmeister Anton Viktor von Österreich nur die Häuser in dem Habsburgerreich verbleiben. 1834 wird in Österreich der Deutsche Orden unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. Nach Ende der Herrschaft der Habsburger in Österreich (1918) wird 1923 der Ritterbruderzweig abgeschafft, während die geistliche und karitative Tätigkeit fort­geführt wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 93; Köbler, Historisches Lexikon; Müller, G., Die Ursachen der Vertreibung des deutschen Ordens aus dem Burzenlande und Kumanien, (in) Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 48 (1925), 41; Stengel, E., Hochmeister und Reich, ZRG GA 58 (1938), 178; Milthaler, F., Die Großgebietiger des deutschen Ritterordens bis 1440, 1940; Schmidt, G., Die Handhabung der Strafgewalt gegen Angehörige des deutschen Ordens, 1954; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1964; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Wunder, H., Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte der Komturei Christburg, 1968, Kisch, G., Forschungen und Quellen zur Rechts- und Sozialgeschichte des Deutschordenslandes, 1973; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1974, 4. A. 1986; Boockmann, H., Johannes Falkenberg, 1975; Sperling, F., Gerichtsorganisation und Prozesspraxis des Mergentheimer Stadtgerichts unter dem Deutschen Orden von 1780-1801, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981, 4. A. 1994; Neitmann, K., Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, 1986; Braasch-Schwersmann, U., Das Deutschordenshaus Marburg, 1989; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden im Burzenland, 2000; Demel, B., Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006; Sarnowsky, J., Der Deutsche Orden, 2007; Ehlers, A., Die Ablasspraxis des Deutschen Ordens im Mittelalter, 2007; Morton, N., The Teutonic Knights in the Holy Land, 2009; Salch, D., Vestis Alba et Crux Nigra, 2010; Demel, B., 1190-2010 - 820 Jahre Deutscher Orden, 2011; Radzimiński, A., Kirche und Geistlichkeit im Mittelalter – Polen und der Deutsche Orden in Preußen, 2011; Dorna, M., Die Brüder des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309. Eine prosopographische Studie, 2012 (590, dabei 456 Ritter, 116 Kleriker, 19 Sarianten, vor allem aus Thüringen, dem Südwesten und Westfalen, Werk 2004 polnisch erschienen); Generalprobe Burzenland, hg. v. Gündisch, K., 2013; Die Marienburg, hg. v. Hucker, B. u. a., 2013; Schaal, K., Zwischen geistlichem Auftrag und Politik – Der Deutsche Orden in Hessen 1207-1809, 2014; Crowley, R., Der Fall von Akkon, 2020

Deutscher Rechtshistorikertag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die auf eine Anregung Heinrich Mitteis‘ (Prag 26. 11. 1889-München 23. 7. 1952) in Heidelberg 1927 erstmals zusammengetretene Versamm­lung der deutschsprachigen oder an der Rechtsgeschichte Deutschlands interessierten Rechtshistoriker. Diesem Treffen folgen Tagungen in Göttingen 1929, Jena 1932, Köln 1934, Tübingen 1936, (Marburg 1947,) Heidelberg 1949, Wien 1951, Würzburg 1952, Hamburg 1954, Freiburg im Breisgau 1956, München 1958, Saarbrücken 1960, Mainz 1962, Wien 1964, Basel 1966, Münster 1968, Salzburg 1970, Nürnberg-Erlangen 1972, Tübingen 1974, Linz 1976, Berlin 1978, Augsburg 1980, Zürich 1982, Graz 1984, Frankfurt am Main 1986, Bielefeld 1988, Nimwegen/­Nijmegen 1990, Köln 1992, Bern 1994, Wien 1996, Regensburg 1998, Jena 2000, Würzburg 2002, Bonn 2004, Halle 2006, Passau 2008, Münster 2010, Luzern 2012, Tübingen 2014, Saarbrücken 2016, Trier 2018, Zürich 2022 (Coronakrise). Seit 1994 gibt es auch ein jährlich tagendes europaweites Forum junger Rechtshistoriker zwecks wissenschaft­lichen Austauschs.

Lit.: Geschichte – ein Grundkurs, hg. v. Goertz, H., 1998, 2. A. 2007

Deutscher Richterbund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine privatrechtliche Vereinigung deutscher Richter.

Lit.: Wrobel, H., Der Deutsche Richterbund im Jahre 1933, (in) Krit. Justiz 1982, 323

Deutsches Privatrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das in dem deutschen Sprachraum geltende Privatrecht und herkömmlicherweise eingeengt das ältere aus germanistischer oder deutschrechtlicher, also nicht aus römischrecht­licher oder kirchenrechtlicher Wurzel stam­mende, vor Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches (1896/1900), des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs Österreichs (1811/1812) sowie des Zivilgesetzbuchs und des Obligationenrechts der Schweiz auch ohne gesetz­geberischen Akt unmittelbar geltende Privatrecht dieses Gebiets. In diesem engeren Sinn wird es als wissenschaftlich erfassbare Einheit vielleicht seit dem Spätmittelalter (beispielsweise Lüneburg 1401) gesehen, jedoch insgesamt erst anerkannt, als Hermann →Conring (1635/1643) den Ursprung des deutschen Rechtes ([lat.] De origine iuris Germanici, Über den Orsprung des deutschen Rechtes) erörtert und 1649 eine geschlossene Darstellung des gesamten tatsächlich in dem Heiligen römischen Reich geltenden Rechtes fordert, wie sie etwa Georg Adam Struves (lat. [F.] Iurisprudentia Romano-Germanica (Römisch-deutsche Rechtswissen­schaft, 1670) oder Joachim Hoppes (lat. [F.]) Commen­tatio succincta zu den Institutionen Justinians (1715) bieten. In Gegenüberstellung zu dem durch gewohnheitsrecht­lichen Vorgang aufge­nommenen gemeinen römischen (Privat-)­Recht wird das gemeine deutsche Privatrecht zuerst 1675 durch Johann →Schilter (1632-1705) erfasst und seit 1701 bzw. 1705 durch Christian →Thomasius (1655-1728), der in seinen 1713 erschienenen (lat. [F.Pl.]) Notae ad singulos Institutionum et Pandectarum titulos (Bemerkungen zu den einzelnen Titeln der Institutionen und Pandekten) alles nichtrezipierte römische Recht ausscheidet, auf Grund der Reichsgesetze und deutschen Gewohnheiten behandelt und vorgetragen (lat. [F.Pl.] Institutiones iuris Germanici, Ein­richtungen des deutschen Rechtes) und nach Vorlesungen seit 1707 erstmals von Georg →Beyer (1665-1714) in einem posthum von Michael Heinrich Gribner veröffentlichten Leitfaden (nach der romanistischen Syste­matik der Institutionen) dargestellt (beispielsweise Recht des Adels, der Kaufleute und Hand­werker, Leibeigene, morganati­sche Ehe, Einkindschaft, Hand muss Hand wahren, Erbvertrag, Gerade, Morgengabe, Musteil, Leibgedinge, Versicherungsvertrag, Retraktrecht, Verlobung, Ehe, Adoption, Emanzipation, Einlager, Majorat, Fideikom­miss, Ganerbschaft, Gesellschaft, Emphyteu­se [Erbpacht], Überbau, Schenkung). Danach wird es in dem 18. Jahrhundert teils antiquarisch, teils praktisch ausgerichtet (vgl. beispielsweise Heineccius, Johann Gottlieb [1681-1741], Elementa iuris Germanici 1735ff., Elemente des deutschen Rechtes, Pütter, Johann Stephan [1725-1807], Elementa iuris Germanici privati hodierni, Elemente des heutigen deutschen Privatrechts, 1756, Runde, Justius Friedrich [1741-1807] 1791, weiter später Eichhorn [1823], Mittermaier [1821] Reyscher [1837ff.], Beseler [1847ff.], Gerber [1848f.], Stobbe [1871], Gierke [1895ff.], Mitteis u. a.). Als wissen­schaftliches Prinzip des deutschen Privat­rechts gilt dabei zunächst die (unge­fähre) Übereinstimmung (unterschied­lichster) parti­kulärer Rechtssätze (beispielsweise Pütter), dann die aus den Rechtsverhältnissen vermöge der natürlichen Vernünftigkeit abstrahierte Regel (Natur der Sache, beispielsweise Runde) und danach die gemeinsame Nationaleigen­tümlichkeit und Volkssitte (beispielsweise Eichhorn). Der Ansicht Carl Friedrich →Gerbers (1846), dass das auf Freiheit und Fehderecht zu gründende deutsche Privatrecht nur eine wissenschaftlich gewonnene, nicht unmittelbar anwendbare Summe von Rechtssätzen sei, widersprechen Georg →Beseler (Volksrecht) und Otto von →Gierke (gemeindeutsche Gewohnheiten). Mit der Schaffung (des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs 1811/1812,) des Bürgerlichen Gesetz­buchs (1896/1900) (sowie des Obigationenrechts und des Zivilgesetzbuchs der Schweiz) hat diese, nicht durch einen überzeugenden Nachweis einer einheit­lichen Quelle eines gemeinen deutschen Privatrechts entschiedene Streitfrage ihre praktische Bedeutung verloren. Mehr und mehr wird das geschichtliche Privatrecht in seiner tatsäch­lichen Vielfalt sinnvollerweise insgesamt in die allgemeine Rechtsgeschichte eingefügt.

Lit.: Köbler, DRG 205; Gerber, C., Das wissenschaftliche Prinzip des gemeinen deutschen Privatrechts, 1846; Gierke, O. v., Deutsches Privatrecht, Bd. 1ff. 1895ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967(, 3. A. 2016); Luig, K., Die Anfänge der Wissenschaft vom deutschen Privatrecht, (in) Ius Commune 1 (1967), 195; Luig, K., Die Theorie der Gestaltung eines nationalen Privatrechtssystems aus römisch-deutschem Rechts­stoff, (in) Wissenschaft und Kodifikation, 1974, 217; Kroeschell, K., Zielsetzung und Arbeitsweise der Wissenschaft vom gemeinen deutschen Privatrecht, (in) Wissenschaft und Kodifikation 1974, 249; Rückert, J. A. L. Reyschers Leben und Rechtstheorie 1801-1880, 1974; Schlosser, H., Das wissenschaftliche Prinzip der germanistischen Privatrechtssysteme, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 491; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981; Kroeschell, K., Verfassungsgeschichte und Rechtsgeschichte, (in) Der Staat Beiheft 6 1983, 47; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts und die Fachtradition der deutschen Rechtsgeschichte, ZRG GA 101 (1984), 1; Luig, K., Die sozialethischen Werte des römischen und germanischen Rechts in der Privatrechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, (in) Wege europäischer Rechts­geschichte, 1987, 281; Luig, K., Begriff und Aufgabe des deutschen Privatrechts in der Sicht von Heinrich Mitteis, (in) Heinrich Mitteis nach hundert Jahren, 1991, 91; Scherner, K., Das deutsche Privatrecht und seine Darstellbarkeit, ZRG GA 118 (2001), 346; Dannhorn, W., Römische Emphyteuse und deutsche Erbleihe, 2003; Christian Thomasius (1655-1728), hg. v. Lück, H., 2006; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008

Deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das in Deutschland geltende Recht (Gesetzesrecht, Richterrecht, Gewohnheitsrecht) und in einem engeren Sinn das aus germanistischer Wurzel stammende Recht in Deutschland (vor allem in Gegensatz zu dem aus römischer Wurzel stammenden Recht in Deutschland), wobei mit Savigny teilweise das rezipierte römische Recht nach seiner Rezeption (in dem Sinne eines entlehnten Rechtes) (auf Grund des natürlichen Rechtsgefühls und der analogen Heranzie­hung römischrechtlicher Quellen nach seiner Entlehnung und wegen seiner Entlehnung) als deutsches Recht angesehen wird. Wissenschafts­ge­schichtlich haben sich um deutsches Recht besonders Hermann Conring (1643), Johann Schilter (1672), Christian Thomasius (1701), Johann Heinrich Christian von Selchow und Johann Stephan Pütter (1770) verdient gemacht.

Lit.: Deutsches Recht, 1934; Halban, A. v., Zur Geschichte des deutschen Rechtes in den Gebieten von Tschernigow und Poltawa, ZRG GA 19 (1898), 1; Kaindl, R., Zur Geschichte des deutschen Rechtes im Osten, ZRG GA 40 (1919), 275; Merk, W., Von dem Werden und Wesen des deutschen Rechtes, 3. A. 1935; Jakowliw, A., Das deutsche Recht in der Ukraine, 1942; Kötzschke, R., Die Anfänge des deutschen Rechtes in der Siedlungsgeschichte des Ostens (Ius teutonicum), 1941 (SB Leipzig); Dahm, G., Deutsches Recht, 1951; Ebel, W., Deutsches Recht im Osten, 1952; Getz, H., Die deutsche Rechtseinheit im 19. Jahrhundert als rechtspolitisches Problem, 1966; Fließ, W., Die Begriffe germanisches Recht und deutsches Recht bei den Rechtshistorikern des 19. und 20. Jahrhunderts, Diss. Freiburg im Breisgau 1968 (masch.schr.); Krause, H., Der deutschrechtliche Anteil an der heutigen Privatrechtsordnung, (in) JuS 1970, 313; Gudian, G., Zur Situation der Germanistik, ZRG GA 89 (1972), 215; Keller, O., Forschungsbericht - deutsches Recht im Osten, ZRG GA 129 (2012), 376

Deutsches Rechtswörterbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1896 von einer Kommission der preußischen Akademie der Wissenschaften (Karl von Amira, Heinrich Brunner, Ferdinand Frensdorff, Otto Gierke, Richard Schröder, Ernst Dümmler, Karl Weinhold) vorgeschlagene, alphabetisch ge­ordnete Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache (der vor 1815 belegten Grundwörter und der vor 1700 belegten Zusammensetzungen), das von Heidelberg (Richard Schröder) aus seit 1914 erscheint, seit etwa 2000 (retro)digitalisiert ist und in 16 Bänden mit etwa 120000 Stichwörtern bis 2036 abge­schlossen sein soll (Band 1 Aachenfahrt - Bergkasten 11224 Artikel 1914-1932, Band 2 Bergkaue - entschulden 12314 Artikel 1932-1936, Band 3 entschuldigen – Geleitleute 9897 Artikel 1935-1938, Band 4 geleitlich – Handangelobung 7559 Artikel 1939-1951, Band 5 Handanlegen – Hufenweizen 9635 Artikel 1953-1960, Band 6 Hufenwirt – Kanzleizehnt 7368 Artikel 1961-1972, Band 7 Kanzlei – Krönung 5684 Artikel 1974-1983, Band 8 Krönungsakt – Mahlgenosse 5531 Artikel 1984-1991, Band 9 Mahlgericht – Notrust 6155 Artikel 1992-1996, Band 10 Notsache – Raeswa 5858 Artikel 1997-2001, Band 11 Rat – Satzzettel 5060 Artikel 2003-2007, Band 12 Sau – schwedisch 5299 Artikel 2009-2013, Band 13 Schwefel – Stegrecht 2014ff., bis 2019 insgesamt 97196 Artikel), Band 14 Heft 1/2 Stegreif – Stocherwort, Heft 3/4 (Stock-Subhypothek, 1293 Artikel, außerdem 2348 Wortbelegungen für die Internetfassung mit Ausweis des jeweils ältesten verfügbaren Belegs) 2020, so dass an dem Ende des Jahres 2020 das Deutsche Rechtswörterbuch von Aachenfahrt bis Stocherwort 98316 Artikel sowie annähernd 100000 Wortartikel von A bis Subhypothek und die Internetversion zusätzlich rund 54000 Wortbelegungen aufweist. Dabei umfasst das Quellenheft von 1912 vielleicht schätzungsweise 4386 Siglen, das Quellenergänzungsheft von 1930 vielleicht weitere 1012 Siglen, das Quellenergänzungsheft von 1953 697 und das Quellenergänzungsheft von 1970 zusätzliche 1692 Siglen, was zu einer Gesamtsumme von rund 7800 Siglen führt, die bis 2000 durch einzelne Änderungen und Neuaufteilungen von Sammelsiglen in Einzelsiglen zu einer Zahl von rund 8000 und bis 2018 zu einer geschätzten Gesamtzahl von 8500 Siglen bzw. einem Quellencorpus von 8500 Titeln führt, die aber nicht alle exzerpiert sind. Das vor allem durch externe Kräfte bis 1932 zu etwa 1209000 Belegzetteln führende Ausgangsmaterial hat sich trotz der grundsätzlichen Aufgabe des Exzerpierens in dem Jahre 1971 auf etwa zweieinhalb Millionen Belegzettel vermehrt. Von den bis 2018 gedruckten 97196 Artikeln haben anscheinend 7292 beziehungsweise siebeneinhalb Prozent keinen hochdeutschen Beleg, so dass für sie ein künstliches hochdeutsches Konstruktlemma gebildet ist und das deutsche Rechtswörterbuch vielleicht in etwa dieser Größenordnung um nichtdeutsche westgermanische Elemente bereichert sein könnte. info@metzlerverlag.de. In dem Internet bietet die Adresse https//drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige neben der wichtigsten Suchmöglichkeit (Recherchemöglichkeit) Wortartikel (nach Stichwörtern der Druckversion) (anscheinend ab etwa dem Buchstaben H) die weitere Suchmöglichkeit Wortartikel-PLUS (Suche nach Stichwörtern und zusätzlich nach Kurznachweisen zu in den verwendeten Quellen belegten, aber – wegen der nicht erfüllten Aufnahmevoraussetzungen [Belege vor den festgesetzten Zeitgrenzen, hinreichend feststellbare rechtliche Verwendung] – nicht in das Deutsche Rechtswörterbuch beziehungsweise seine Druckversion aufgenommenen Wörtern, die Suchmöglichkeit Schreibformen (Suche nach den in den Belegzitaten rot hervorgehobenen Schreibformen der Stichwörter), die Suchmöglichkeit Belegtexte (Volltextsuche in den Belegzitaten) und die Suchmöglichkeit Worterklärungen (Volltextsuche in den Erklärungen innerhalb der Wortartikel). Genaue aktuelle Zahlen über den Stand jeweils an dem Ende eines in dem Druck fertiggestellten Bandes, Heftes oder Doppelhefts bietet der Internetauftritt des Deutschen Rechtswörterbuchs in Gegensatz zu dem von Heino Speer für das Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte mit dem Stand des Bandes 10 (Notsache bis Ræswa) in dem Jahre 2001 verfassten Artikel Deutsches Rechtswörterbuch (wenigstens für alle bis dahin in dem Druck fertiggestellten zehn Bände Zahl der Wortartikel) bisher leider anscheinend noch nicht, so erwünscht dies aus der Sicht der Nutzer auch sein könnte.

Lit.: Wissenschaftliches Wörterbuch der deutschen Rechtssprache, ZRG GA 18 (1897), 211; Lemberg, I./Speer, H., Bericht über das deutsche Rechtswörter­buch, ZRG GA 114 (1997), 679; Speer, H., Rechts­sprachlexikographie und neue Medien, (in) Das Wort, 2002, 89; http;//www.deutsches-rechtswoerterbuch.de; Das Deutsche Rechtswörterbuch - Perspektiven, hg. v. Deutsch, A., 2010; https//drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige

Deutsches Reich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine Bezeichnung für verschiedene verfassungsrechtliche Organisa­tionsformen der Deutschen. Dabei wird als (erstes) Deutsches Reich das aus dem fränkischen Reich in dem Laufe des 10. Jahrhunderts erwachsene ostfränkische Königreich verstanden, das gegen die Jahrtausendwende anscheinend von Italien (lat. [N.] Chronicon Venetum, Chronik der Veneter, Brixener Urkunde Heinrichs II. von 1020, [N.Pl.) Miracula Severi, Wunder des Severus) ausgehend (lat.) regnum (N.) Teutonicum (Deutsches Reich) genannt wird. Es wird seit der Mitte des 12. Jahrhunderts (Lothar III., Konrad III.) hauptsächlich als römisches Reich, alsbald auch als heiliges Reich und 1474 als →Heiliges römisches Reich bezeichnet und führt diesen Namen 1512 erstmals auch offiziell. Demgegenüber wird die frühere Benennung als Deutsches Reich erst wieder gegen sein Ende (1806) hin allgemeiner üblich. (Zweites) Deutsches Reich nennt sich danach ebenfalls der 1848/1849 vergeb­lich angestrebte, an dem Widerstand der partikularen Fürsten gescheiterte deutsche Nationalstaat. Für den Namen (zweites) Deutsches Reich entscheiden sich dann auch in dem Dezember 1870 die Staaten des Norddeutschen Bundes bei der Benennung des nach dem Sieg des Norddeutschen Bundes über Frankreich in dem deutsch-französischen Krieg von dem 19. 7. 1870 bis 26. 2. 1871 (Kriegserklärung Frankreichs an dem 19. 7. 1870 wegen der Ablehnung eines öffentlichen Verzichts auf eine Thronfolge in Spanien für die Zukunft durch Preußen bzw. Hohenzollern, etwa 200000 Tote) auf Betreiben Otto von Bismarcks an dem 15. 11. 1870, 23. 11. 1870 und 25. 11. 1870 mit Bayern, Württemberg, Baden und Hessen(-Darmstadt) auf neuen Grundlagen vereinbarten, an dem 1. 1. 1871 in das Leben tretenden bzw. erweiterten (str.) Bundesstaats (, dem Österreich, Luxemburg, Limburg und Liechtenstein fernbleiben). Dieses Deutsche Reich (540742 qkm, 56,37 Mill. Einwohner) umfasst (25 Bundesstaaten, darunter die 22 mo­narchischen Staaten) Preußen (65 Prozent oder fast zwei Drittel des Reichs­gebiets, 62 Prozent oder mehr als drei Fünftel der Reichsbevölkerung, tat­sächliche Vorrangstellung, seit etwa 1895 gegenüber der Reichsverwaltung allmählich schwindend), Bayern, Sachsen, Würt­temberg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar-Eisenach, Oldenburg, Braunschweig, Anhalt, Schaumburg-Lippe, Lippe, Sachsen-Mei­ningen, Sach­sen-Altenburg, Sachsen-Co­burg-Gotha, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarz­burg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, (die drei Stadtrepubliken) Bremen, Hamburg, Lübeck sowie (das an dem 10. 5. 1871 von Frankreich gewonnene, durch Gesetz von dem 9. 6. 1871 vereinigte Reichsland) Elsass-Lothringen und seit 1884 als Nebenländer die überseeischen deutschen →Schutzge­biete (Kolonien) Südwest­afrika, Togo, Kamerun u. s. w. Nach seiner an dem 16. 4. 1871 in Kraft tretenden Verfassung ist (in dieser eingeschränkten Monarchie) der Kaiser (König von Preußen) der (erbliche) Inhaber der Präsidialrechte. Träger der Souveränität ist die Gesamtheit der Fürsten und freien Städte (Bundesrat), die ihre starke Stellung aber auf dem Wege zu einem unitarischen Bundesstaat infolge der Reichsgesetzgebung allmählich verliert. Der Kaiser regiert durch den von ihm frei ernannten und entlassenen Reichskanzler (1871-1890 Otto von Bismarck), der jedoch alle Anordnungen gegen­zeichnen muss und dadurch die Verantwor­tung übernimmt (und dem die obersten Reichsbehörden bzw. Reichsämter untergeordnet sind). (Nach Ländergröße gewichteter) Bundesrat und (in all­gemeiner, unmit­telbarer sowie geheimer Wahl wie in Frankreich und Griechenland und später auch anderen Staaten gewählter) Reichstag beschließen (gleichrangig) die Gesetze, die dann der Kaiser ausfertigt und verkündet. Höchstes Gericht ist das Reichsgericht in Leipzig. Dieses Deutsche Reich erklärt nach dem Attentat Gavrilo Princips von dem 28. 6. 1914 auf den Thronfolger Österreich-Ungarns in Sarajewo in Unterstützung Österreich-Ungarns an dem 1. 8. 1914 Russland und an dem 3. 8. 1914 Frankreich den Krieg, woraus der Erste Weltkrieg entsteht. Nach Entlassung des auf Ausgleich bedachten Reichskanzlers Bethmann Holl­weg an dem 13. 7. 1917 entsteht eine Art Kriegsdiktatur (Generalfeldmarschall Paul von Hinden­burg, Stellvertreter Erich Ludendorff), bis an dem Ende des Oktober 1918 General Erich Ludendorff gestürzt wird. An dem 9. 11. 1918 wird an dem Ende des Ersten Weltkriegs ein Verzicht des Kaisers auf den Thron bekanntgegeben und von Philipp Scheide­mann in dem Rahmen des bestehenbleibenden Deutschen Reiches die Republik (Weimarer Republik) ausgerufen, die Adolf Hitler nach seiner von dem Reichspräsidenten Hindenburg vorgenommenen Ernennung zu dem Reichskanzler (30. 1. 1933) rasch in das nationalsozialistische, totalitäre → „Dritte“ (Deutsche) Reich (zentra­listischer Einheits­staat, nach dem Anschluss Öster­reichs 1938 inoffiziell, 1943 offiziell Groß­deutsches Reich) umge­staltet. An dem 8. 5. 1945 bricht dieses Deutsche Reich mit der vollständigen Kapitulation gegenüber den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkriegs (Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien, Sowjetunion, Frankreich) zu­sammen. Nach herrschender Ansicht setzt die aus den Besatzungszonen der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich gebildete Bundesrepublik Deutschland (BRD) ab 1949 das (zweite) Deutsche Reich fort, ist also mit ihm rechtlich identisch und wird 1990 durch den in Herstellung einer deutschen Einheit erfolgenden Beitritt der in und aus der Besatzungszone der Sowjetunion 1949 gebildeten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nur vergrößert.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 76, 172, 196, 220, 256; Jahrbücher des deutschen Reiches, Bd. 1ff. 1862ff.; Acta imperii, hg. v. Kern, F., 1911; Laband, P., Das Staatsrecht des deutschen Reiches, 1887, 5. A. 1911ff.; Constitutiones et acta publica imperatorum et regum (MGH), Band 1ff. 1893ff. (2013 bis 1359 ediert); Brandenburg, E., Die Reichs­gründung, 2. A. 1924, Neudruck 2005; Handbuch des deutschen Staatsrechts, hg. v. Anschütz, G. u. a., 1930; Anschütz, G., Die Verfassung des deutschen Reiches vom 11. August 1919, 14. A. 1933; Herding, O., Das römisch-deutsche Reich in deutscher und italienischer Beurteilung, 1937; Tellenbach, G., Die Entstehung des deutschen Reiches, 1940, 2. A. 1942; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 3 1963; Müller-Mertens, E., Regnum Teutonicum, 1970; Brühl, C., Die Anfänge der deutschen Geschichte, 1972; Dokumente zur Geschichte des deutschen Reiches und seiner Verfassung 1349, hg. v. d. Akad. d. Wiss. d. DDR, 1974ff.; Eggert, W., Das ostfränkisch-deutsche Reich, 1975; Töpfer, B./Engel, E., Von dem staufischen Imperium zum Hausmacht­königtum, 1976; Bracher, K., Die deutsche Diktatur, 7. A. 1993; Hanisch, W., Als weit das Römische reiche in allen den egenanten Tewtschen landen begriffen ist, ZRG GA 101 (1984), 47; Schilling, Heinz, Höfe und Allianzen. Deutschland 1648-1763, 1989; Duchhardt, H., Altes Reich und europäische Staatenwelt, 1990; Ehlers, J., Die Ent­stehung des deutschen Reiches, 1994, 2. A. 1998, 3. A. 2010, 4. A. 2012; Fried, J., Der Weg in die Geschichte, 1994; Das Deutsche Reich im Urteil der großen Mächte, hg. v. Hildebrand, K., 1995; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005; Reitemeier, A., Außenpolitik im Spätmittelalter, 1999; Berghahn, V., Das Kaiserreich 1871-1914, 2003; Frie, E., Das deutsche Kaiserreich, 2004; Frotscher, W./Pieroth, B., Verfassungsgeschichte, 10. A. 2011, 11. A. 2012, 13. A. 2014; Mertens, E., Römisches Reich im Besitz der Deutschen, (in) HZ 282 (2006), 1; Zachau, P., Die Kanzlerschaft des Fürsten Hohenlohe 1894-1900, 2007; Hildebrand, K., Das vergangene Reich, 2008; Röhl, W., Wilhelm II., Bd. 3 2008; Stalmann, v., Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst 1819-1901, 2009; Politische Versammlungen und ihre Rituale, hg. v. Peltzer, J. u. a., 2009; Wilhelm, U., Das deutsche Kaiserreich und seine Justiz, 2010; Obst, M., Einer nur ist Herr im Reiche - Kaiser Wilhelm II. als politischer Redner, 2010; Canis, C., Der Weg in den Abgrund, 2011; Winzen, P., Im Schatten Wilhelms II., 2011 (schwaches Werk); Kaiser Friedrich III. Tagebücher 1866-1888), hg. v. Baumgart, W., 2012 (sehr schwacher Herrscher); Hirschfeld, M., Die Bischofswahlen im Deutschen Reich 1887 bis 1914, 2012; Kroll, F., Geburt der Moderne, 2013; Conze, E., Das Auswärtige Amt, 2013; Machtan, L., Prinz Max von Baden – Der letzte Kanzler des Kaisers, 2013; Andriessen, H. u. a., Het proces tegen Wilhelm II., 2016; Friedrich Wilhelm von Loebell, Erinnerungen, hg. v. Winzen, P., 2016; 1866 – Von dem Deutschen Bund zum Deutschen Reich, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2017; Fuhrmann, B., Deutschland im Mittelalter, 2017; Fenske, H., Auf dem Weg zur Demokratie – Das Streben nach deutscher Einheit 1792-1871, 2018; Hewitson, M., Germany and the Modern World 1880-1914, 2018; Fröhlich, P., Der unterirdische Kampf – Das Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt 1924-1943, 2018; Machtan, L., Kaisersturz, 2018; Freytag, N., Das wilhelminische Kaiserreich 1890-1914, 2018; November 2018 – Revolution an der Ostsee und im Reich, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2019, 2019; Keyserlingk-Rehbein, L. v., Nur eine „ganz kleine Clique“? Die NS-Ermittlungen über das Netzwerk vom 20. Juli 1944, 2018 (Kontakte zwischen 132 Regimegegnern); Arand, T., 1870/71 – Die Geschichte des deutsch-französischen Krieges, 2019, 2. A. 2019; Bremm, K., 70/71. Preußens Triumph über Frankreich und die Folgen, 2019; Solem, E., Learning Empire, 2019; Heinemann, W., Unternehmen „Walküre“ – Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, 2019; Gendering Post - 1945 German History, Entanglements, hg. v. Hagemann, K. u. a., 2019; Haardt, O., Bismarcks ewiger Bund, 2020; Bauer, G./Protte, K./Wagner, A., Krieg Macht Nation – Wie das Deutsche Kaiserreich entstand, 2020, Fischer; R., Wilhelm I. Vom preußischen König zum ersten deutschen Kaiser, 2020; Epkenhans, M., Die Reichsgründung 1870/71, 2020; Conze, E., Schatten des Kaiserreichs, 2020

Deutschland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jahrhundert bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1347 [MGConst. VIII 299, HistZ. 132 1925 459ff., 1398 CDPruss. VI 69] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine durch Zusammenziehung aus (mhd.) daz diutsche lant entstandene, in dem 14. Jahrhundert allgemeiner verwendete Bezeichnung für das Gebiet des →Deutschen Reiches bzw. das von Deutschen überwiegend besiedelte Gebiet.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gebhardt, B., Handbuch der deutschen Geschichte, 1891f., 3. A. 1906, 4. A. 1910, 5. A. 1913, 6. A. 1922f., 7. A. 1930, 8. A. 1954ff., 9. A., hg. v. Grundmann, H., 1970; Andreas, W., Deutschland vor der Reformation, 1932; Keyser, E., Bevölkerungsgeschichte Deutschlands, 1938; Kienast, W., Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit (900-1270), 1974f.; Raumer, K. v. u. a., Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, 1980; Deutschlands Grenzen, hg. v. Demandt, A., 3. A. 1993; Haverkamp, A., Aufbruch und Gestaltung, Deutschland 1056-1273, 1984; Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung, 1985; Angermeier, H., Deutschland zwischen Reichstradition und Nationalstaat, ZRG GA 107 (1990), 19; Nipperdey, T., Deutsche Geschichte 1866-1918, Bd. 1f. 1990ff.; Brühl, C., Deutschland – Frankreich, 1990; Baum, W., Reichs- und Territorialgewalt, 1994; Fried, J., Der Weg in die Geschichte, 1994; Steininger, R., Deutsche Geschichte seit 1945, 1996ff.; Ritter, G., Über Deutschland, 1998; Schulze, H., Kleine deutsche Geschichte, 1998; Staatliche Vereinigung – fördernde und hemmende Elemente in der deutschen Geschichte, hg. v. Brauneder, W., 1998; Reich oder Nation?, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1998; Nationalatlas Bundes­republik Deutschland, hg. v. Institut für Länderkunde, Bd. 1ff. 1999ff.; Stürmer, M., Das Jahrhundert Deutschlands, 1999; Dirlmeier, U. u. a., Deutsche Geschichte, 1999; Laufs, A., Ein Jahrhundert wird besichtigt, (in) JuS 2000, 1; Winkler, H., Der lange Weg nach Westen, Bd. 1f. 2000; Seibt, F., Das alte böse Lied, 2000; Föderative Nation. Deutschlandkonzepte von der Reformation bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Langewiesche, D. u. a., 2000; Kielmannsegg, P. Graf, Nach der Katastrophe, 2000; Küsters, H., Der Integrationsfriede, 2000; Green, A., Fatherlands – State Building and Nationhood in Nineteenth Century Germany, 2001; Holste, H., Der deutsche Bundesstaat im Wandel (1867-1933), 2001; Laufs, A., Ein Jahrhundert wird besichtigt – Rechtsentwicklungen in Deutschland im 20. Jahrhundert, ZRG GA 118 (2001), 1; Kocka, J., Das lange 19. Jahrhundert, 2001; Köhler, H., Deutschland auf dem Weg zu sich selbst, 2002; Fenske, H., Deutsche Geschichte, 2002; Schabert, T., Wie Weltgeschichte gemacht wird. Frankreich und die deutsche Einheit, 2002; Plato, A. v., Die Vereinigung Deutschlands, 2002; Lexikon der deutschen Geschichte von 1945 bis 1990, hg. v. Behnen, M., 2002; Holste, H., Der deutsche Bundesstaat im Wandel, 2002; Deutschland 1949-1989, hg. v. Elvert, J. u. a., 2003; Wolfrum, E., Die Deutschen im 20. Jahrhundert, 2004; Goertz, H., Deutschland 1500-1648, 2004; Grigoleit, K., Bundesverfassungsgericht und deutsche Frage, 2004; Pagenkopf, O., Die Hauptstadt in der deutschen Rechtsgeschichte, 2004; Ehmer, J., Bevölkerungsge­schichte und historische Demographie 1800-2000, 2004; Weichlein, S., Nation und Region, 2004; Rexroth, F., Deutsche Geschichte im Mittelalter, 2005; Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, hg. v. Schildt, A., 2005; Helm, I. u. a., Die Geschichte Norddeutschlands, 2005; Weber-Fas, R., Epochen deutscher Staatlichkeit, 2006; Kühne, J., Zu Veränderungs­möglichkeiten der Oder-Neiße-Linie nach 1945, 2006, 2. A. 2008; Glaser, R. u. a., Geographie Deutschlands, 2007; Wagner, A., Die Entwicklung des Lebens­standards in Deutschland zwischen 1920 und 1960, 2008; Langewiesche, D., Reich, Nation, Föderation, 2008; Das Deutsche Kaiserreich in der Kontroverse, hg. v. Müller, S. u. a., 2009; Rödder, A., Deutschland einig Vaterland, 2009; Uhl, M., Die Teilung Deutschlands, 2009; Gehler, M., Deutschland, 2010; Staat und Recht in Teilung und Einheit, hg. v. Krüper, J. u. a., 2011; Müller, C., US-Truppen und Sowjetarmee in Deutschland, 2011; Mittler, G., Geschichte im Schatten der Mauer, 2011; Stangel, M., Die Neue Linke und die nationale Frage, 2013; Wien, B., Weichensteller und Totengräber – Ludendorff, von Hindenburg und Hitler 1914-1927, 2013; Herbert, U., Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, 2014; Möglich, M., Deutschland überall, 2015; Die physische Geographie Deutschlands, hg. v. Zöller, L., 2017; Brenner, W., Das deutsche Datum – Der neunte November, 2019; Weber, P., Getrennt und doch vereint. Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/90, 2020

Deutschlandvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der das Besatzungsstatut der westlichen alliierten Siegermächte für ihre Besatzungszonen aufhebende Vertrag der Westmächte mit der Bundesrepublik Deutschland von dem 26. 5. 1952/5. 5. 1955. Er löst die →Alliierte Hohe Kommission auf und schreibt der Bundes­republik Deutschland die volle Macht eines souveränen Staates über ihre inneren und äußeren Angelegenheiten zu.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Die Rechtsstellung Deutschlands, hg. v. Rauschning, D., 1985; Kohl, H., Ich wollte Deutschlands Einheit, 1996

Deutschösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (in dem 19. Jahrhundert die inoffizielle Bezeichnung für die deutsch­sprachigen Gebiete Österreich-Ungarns und danach) die an dem 30. Oktober 1918 (str., Staatsgründungsbeschluss) ent­standene, an dem 12. 11. 1918 (Beschluss über die republi­kanische Regierungs- und Staatsform) von der provisorischen Nationalversammlung der deutschsprachigen Teile →Österreichs ausgerufene Republik, die ein Bestandteil der Deutschen Republik sein und nach dem Grundsatz der Selbstbestimmung das geschlossene Siedlungsgebiet der Deutschen innerhalb der bisher in dem Reichsrat Österreichs vertretenen Königreiche und Länder umfassen soll (einschließlich Deutschsüdmähren, Deutsch­südböhmen, Sudetenland, Brünn, Iglau, Olmütz). Der an dem 10. 9. 1919 zwischen Österreich und den alliierten Mächten geschlossene Vertrag von Saint Germain(-en-Laye) schließt dies auf Grund der Interessen der nichtdeutschen (Welt-)Mächte in Art. 88 aus beziehungsweise macht es von der nie erteilten Zustimmung des Völkerbunds abhängig. Das Deutsche Reich anerkennt in dem Vertrag von Versailles von dem 28. 6. 1919 notwendigerweise die Unabhängigkeit Öster­reichs. Mit Gesetz von dem 21. 10. 1919 ändert Österreich seinen Namen in Republik Österreich und lehnt (wegen des damit verbundenen Einstehenmüssens) die Rechtsnachfolge nach der Monarchie (nochmals) ab.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 220; Baltl/Kocher; Merkl, A., Die Verfassung der Republik Deutschösterreich, 1919; Brauneder, W., Eine Republik entsteht, 1999; Brauneder, W., Deutsch-Österreich 1918, 2000; Krämer, K., Die Bestrebungen für einen Zusammenschluss zwischen Österreich und Deutschland, Diss. phil. Hannover 2003

Deutschtirol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in Gegensatz zu Welschtirol der deutschsprachige Teil der ver­schiedensprachige Gebiete unter einer Herrschaft zusammenfassenden Grafen von Tirol bzw. Grafschaft Tirol. Deutschtirol reicht südlich in dem Tal der Etsch 1 bis zu der Salurner Klause.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der freien bäuerlichen Erbleihe Deutschtirols im Mittelalter, 1903; Stolz, O., Deutschtirol, 1910; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 1983, 2. A. 1988, 3. A. 2001

devestieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar) entkleiden, Gewere entziehen

Devestierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., Verb devestieren) ist in dem kirchlichen Recht die das Gegenstück zu der sichtbar gemachten Bekleidung (Investierung oder Investitur) mit einem Amt bei dessen Übertragung bildende, ebenfalls sichtbar gemachte Entkleidung von dem Amt bei dessen Entzug (beispielsweise Papst Formosus 897, Petrus Leonis 1139, Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil 1414-1418, Alfred Dreyfus Frankreich 1894). In der Gegenwart wird die Devestierung wie die Investierung nicht mehr durchgeführt.

Lit.: Kober, F., Die Deposition und Degradation, 1867; Kantorowicz, E., The King’s Two Bodies, 1957

Devolution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1832 bezeugt – nicht in EDEL – und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist der Übergang eines Rechtes von einer Person auf eine andere, insbesondere in der Kirche der Übergang des Rechtes zu der Verleihung eines Amtes auf den nächsthöheren Oberen, wenn der an sich zuständige Berechtigte sein Recht nicht oder nicht rechtmäßig ausübt. Die Devolution findet sich sachlich bereits bei Justinian. Seit dem 13. Jahrhundert schränkt die Kirche den Anwendungsbereich ein.

Lit.: Ebers, G., Devolutionsrecht, 1906, Neudruck 1965; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 343

Dezember (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1290 bezeugt – um 1200 [Arzneibuch Ipocratis] in EDEL aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M.) zehnter Monat der Römer bzw. später zwölfter Monat

Dezemberverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in →Österreich eine Gesamtheit von sechs an dem 21. 12. 1867 erlassenen Gesetzen (Gesetz über die Ministerverantwortlichkeit, Staatsgrundgesetz über die Reichsvertretung [Novellierung des Grundgesetzes der Februarverfassung von 1861 mit Herrenhaus, Abgeordnetenhaus, kaiserlichem Vetorecht und Notverordnungs­recht], Staatsgrundgesetz über die allge­meinen Rechte der Staatsbürger [übernimmt Gesetz zu dem Schutze der persönlichen Freiheit und Gesetz zu dem Schutz des Hausrechts aus dem Jahr 1862], Staatsgrundsetz über die Einsetzung eines Reichsgerichts [verfas­sungsgerichtliche und verwaltungsgericht­liche Zuständigkeiten des Reichsgerichts], Staatsgrundgesetz über die richterliche Gewalt [Trennung von Rechtspflege und Verwaltung, Unabhän­gig­keit des Richters, Mündlichkeit, Öffent­lichkeit, Anklagever­fahren, Geschwo­re­nen­gerichte, Ankündigung eines Verwaltungsge­richtshofs], Staatsgrund­gesetz über die Ausü­bung der Regierungs- und Vollzugsgewalt [beispielsweise Bindung an die Gesetze], Delegationsgesetz über das Verhältnis zwischen der österreichischen und der ungarischen Reichshälfte und deren Beziehung zu dem gemeinsamen Monarchen), die beispielsweise einen Reichsrat mit Herrenhaus und Abgeordnetenhaus, Grund­rechte in neunzehn Artikeln, ein Reichsgericht als Verfassungs­gerichtshof sowie Trennung von Ver­waltung und Justiz vorsehen.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­VerfOe­Dezem­ber1867.doc; Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; Haider, B., Die Protokolle des Verfassungsausschusses des Reichsrates von 1867, 1997

Dezennalrezess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zehn Jahre laufende Steuerbewilligungsbeschluss der Landstände, den Maria Theresia seit 1749 (außer in Kärn­ten) in ihren Ländern politisch erzwingt.

Dezision (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1555 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Entscheidung, Urteil

Diakon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in besonderer Bedeutung 1964 – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. 119, 1339 HHildeshUB. IV 821, Richofen, WB. 686] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Lehnwort aus dem Griechischen, „Diener, Helfer“) ist in der Antike ein dem Bischof untergeordneter Diener oder Gehilfe, danach eine Vorbereitungsstufe (Weihegrad) auf dem Weg zu der Priesterschaft. In der protestan­tischen Kirche gewinnt der Diakon seit dem 19. Jahrhundert, in der katholischen Kirche seit dem zweiten Vatikanischen Konzil an Bedeutung. Hier ist der Diakon, der auch verheiratet sein kann, ermächtigt, viele liturgische Handlungen selbständig vorzunehmen (ausgenommen Eucharistie und Bußsakramenterteilung).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Reynolds, R., The Ordinals of Christ, 1978; Der Diakon, hg. v. Plöger, J. u. a., 1980; Landau, P., Officium und libertas christiana, 1991; Will, J., Die Rechtsverhältnisse zwischen Bischof und Klerus im Dekret des Bischofs Burchard von Worms, 1992; Handbuch Geschichte der deutschen evangelischen Diakonie, hg. v. Kaiser, J., 2000; Schmuhl, H. u. a., Diakonie in der Diaspora, 2015; Geschichte der Diakonie in Quellen, hg. v. Schäfer, G. u. a. 2019

Dialogus (M.) de scaccario (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,Gespräch über das Schatzamt) des Schatzmeisters Richard von Ely (um 1178) ist ein Lehrgespräch (Dialog) zwischen Lehrer und Schüler über die von dem Schatzamt (lat. [N.] scaccarium, engl. exchequer) in Finanz­angelegenheiten angewandten Rechtssätze des englischen Rechtes. S. Google

Lit.: Busz, H., Zur Entstehungsgeschichte des Scaccarium, ZRG GA 35 (1914), 437; Richard von Ely, Dialog über das Schatzamt, übers. v. Siegrist, M., 1963; Dialogus de Scaccario, hg. v. Carter, F. u. a., 1983

Diät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Reisediät und Seelendiät - nicht bezeugt und in DW2 1230 als Lebensweise und 1647 als Taggeld bezeugt – um 1230 [Diu Crône von Heinrich von dem Türlin] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [CoutSPierreGand 319] in drei Stellen als Tagfahrt und Taggeld [1731 ÜberlingenStR. 676] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ursprünglich die geregelte Lebens­weise oder der Aufenthaltsort. Diäten sind seit dem 20. Jahrhundert die (in leichter gesetzgeberischer Selbstbedienung zunehmend höhere) Entschädigung des Ab­geordneten für die von ihm anfangs ohne Entgelt für politische Arbeit aufgewandte Zeit (Gesetz des Deutschen Reiches von dem 21. 5. 1906).

Lit.: Butzer, H., Diäten und Freifahrt, 1999; Urban, N., Die Diätenfrage, 2003

dichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1790 bezeugt - 2. Hälfte 8. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [SächsWChr. 313] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schaffen, erfinden, in Wörtern ein Kunstwerk bilden

Dichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1160 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1421 [HildeshUB. III 432] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb dichten 2. Hälfte 8. Jh.) ist der Verfasser eines in Wörtern gefassten Kunstwerks wie beispielsweise des Hildbrandslieds.

Dichterkrönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1886 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich von 1315 (Albertino Mussato Universität Padua) bis 1804 (Karl Reinhard) nachweisbare Ehrung von Dichtern durch Krönung seitens der Päpste und Fürsten.

Lit.: Broadus, E., The Laureateship, 1921; Konrad Celtis und Nürnberg, hg. v. Fuchs, F., 2004

Dichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1386 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1890 [Badisches Landrecht] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das in Wörtern gebildete Kunstwerk, das auch vielfältige Bezüge zu dem Recht aufweisen kann.

dictare, dictāre, lat., V., wiederholt sagen, vorsagen, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *deik̑-, V., zeigen, weisen, sagen

dictator, dictātor, lat., M., Befehlshaber, Diktator, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre

dictatura, dictātūra, lat., F., Diktatur, Amt des Diktators, Geschäft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre

dictatus, dictātus, lat., M., Diktieren, gr. ὑπαγόρευσις (hypagóreusis) Gl, ὑπηγορία (hypēgoría) Gl, Gennad. (Ende 5. Jh. n. Chr.), Gl, s. dictāre

Dictatus (M.) papae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) sind fünf in dem ersten und zweiten Buch des Registers der Briefe Papst Gregors VII. als Dictatus papae bezeichnete Stücke bzw. genauer 27 undatierte Sätze Gregors VII. (1073-1085), die zwischen zwei Briefen von dem 3. und 4. 3. 1075 in das Register eingetragen sind und ohne erkennbare Ordnung Vorrang und Vorrechte der römischen Kirche und des Papstes betonen, jedoch keine zeitgenössische Wirk­sam­keit entfalten.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Dictatuspapae1073-1085(latein).htm; http://www.koeblergerhard.­de/Fontes/Dictatuspapae1073-1085(deutsch).htm; Kroeschell, DRG 1; Caspar, E., Das Register Gregors VII., (in) Monumenta Germaniae Historica, Epistolae selectae Bd. 2,1 1920, 201; Hofmann, K., Der Dictatus papae, 1933; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hoffmann, H., Zum Register und zu den Briefen Papst Gregors VII., DA 32 (1976), 86; Fuhrmann, H., Papst Gregor VII. und das Kirchenrecht, (in) Studi Gregoriani 13 (1898), 123

Dieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt - drittes Viertel 8. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 162, II 472, III 186, 382] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich wohl seit Entstehung von Besitz und Eigentum des Menschen mögliche Täter des →Diebstahls.

Lit.: Blauert, A./Wiebel, E., Gauner- und Diebslisten, 2001; Siciliano, D., Das Leben des fliehenden Diebes, 2003, 2. A. 2013; Gehrlach, A., Diebe, 2016

Diebstahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jh. bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [DspLR. Art. 110] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die (gewaltlose) Wegnahme einer fremden beweglichen Sache in der Absicht, sich (oder einem Dritten) dieselbe rechtswidrig zuzu­eignen (bzw. ganz allgemein eine Form der Vermögensschädigung). In dem altrömischen Recht hat die Sachentziehung (lat. [N.] furtum) grundsätzlich die Leistung des Doppelten des Wertes und die Infamie als Folgen. In der klassisch-römischrechtlichen Zeit wird der Diebstahl zunehmend öffentlich verfolgt und mit Strafe geahndet. Justinian betont daneben den Ausgleich mit dem Doppelten. In dem Mittelalter wird zunächst der Diebstahl, dessen Kennzeichen die Heimlichkeit ist, mit einer →Buße geahndet. Mit der Landfriedensgesetzgebung wird der große Diebstahl einer wertvolleren Sache mit der →Todesstrafe (Hängen), der kleine Diebstahl einer geringerwertigen Sache mit der →Leibesstrafe (Haut und Haar) bedroht, wobei die Grenze zwischen groß und klein an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten verschieden gesetzt wird. Die →Constitutio Criminalis Carolina (1532) scheidet Diebstahl, Raub und Unterschla­gung, doch setzt sich dies nicht vollständig durch und werden Diebstahl und rezipiertes (lat. [N.]) furtum vielfach vermengt. Erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird der Diebstahl endgültig eingeengt und die Todesstrafe für Diebstahl allmählich beseitigt. 1851 wird in Preußen auch die Trennung von großem Diebstahl und kleinem Diebstahl aufgegeben.

Lit.: Kaser § 51 I; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 27, 48, 65, 86, 119, 158; Hälschner, H., System des preußischen Strafrechts, 1868, 2, 388ff.; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931, 459ff.; Fischer, H., Der Diebstahl in den Volksrechten, 1942; Janßen, H., Der Diebstahl, Diss. jur. Göttingen 1969; Hagemann, H., Von dem Diebstahl im altdeutschen Recht, (in) FS H. Krause 1975, 1; Wirtz, H., Versuch und Vollendung beim einfachen Diebstahl in Rechtsprechung und Dogmatik der Partikularrechte, Diss. jur. Kiel 1976; Stackmann, N., Die Recht­sprechung des preußischen Obertribunales zum Diebstahl, Diss. jur. München 1989; Schnyder, S., Tötung und Diebstahl, 2010; Gehrlach, A., Diebe, 2016

dienen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [Ahd.Gl. I 104, 206f., 207] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) folgen, unterstützen, für einen anderen tun

Dienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [Ahd.Gl. I 148] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb dienen 765) ist die Tätigkeit eines Menschen für einen anderen. Die Grundlage hierfür ist ver­schieden, kann aber auch in dem römischen Recht und ab dem Hochmittelalter in einem →Dienstvertrag bestehen.

Lit.: Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Biographisches Handbuch des deutschen auswärtigen Dienstes 1871-1945, hg. v. Auswärtigen Amt, Bd. 1ff. 1999ff.; Concepts and Patterns of Service in the Later Middle Ages, hg. v. Curry, A. u. a., 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Bartmann, C., Die Rückkehr der Diener, 2016

Dienstadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und ohne Zeitangabe in älteren deutschen Rechtsquellen [DWB, II 1120, Gutzeit, Livl. I 187], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, M.) ist sachlich der durch Dienst für einen Herrn entstehende Adel beispielsweise der zunächst unfreien Dienstmannen aber auch ursprüng­lich Freier in dem ausgehenden Frühmit­telalter.

Lit.: Bosl, K., Die Reichsministerialität, 1950/1; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1989; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstiftes Konstanz, 1999; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005

dienstbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jh. [Mone, QS. III 482] bzw. 1369 [BadenArgStR. 18] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu Dienst pflichtig, zu Dienst bereit

Dienstbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 14. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Tomaschek, Trient 114] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Lehnübertragung von lat. [F.] servitus, Adjektiv dienstbar 1200) ist das beschränkte dingliche Recht an einer Sache, das den Eigentümer in einzelnen Beziehungen in der Benutzung der Sache oder in der Ausübung seiner Rechte zu Gunsten eines anderen oder des Berechtigten einer anderen Sache beschränkt. In dieser Beziehung kennt das altrömische Recht bereits (lat. [N.]) iter (Pfad), [M.] actus (Trift), [F.] via (Weg) und [M.] aquaeductus (Wasserleitung), die als handgreifbare Sachen (lat. [F.Pl.] res mancipi) behandelt werden. Dabei werden eine in einem Tun bestehende Dienstbarkeit, eine Dienstbarkeit an einer eigenen Sache und die Ersitzung einer Dienstbarkeit abgelehnt. Spätestens Justinian (527-565) lässt auch die Personalservitut zu. Nach diesen römischen (lat. [F.Pl.]) servitutes finden sich verschiedene beschränkte dingliche Nut­zungsrechte vor allem an Liegenschaften seit dem Hochmittelalter auf unterschiedlicher Grund­lage. Seit dem Spätmittelalter werden die römischen Regeln über Servituten in abgeänderter Form aufgenommen. Danach kann jede Nutzung beliebiger Art Gegenstand einer Dienstbarkeit sein, auch ein Tun (sog. deutschrechtliche Dienstbarkeit). Sie kann sogar dem Eigentümer der Sache zustehen. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Öster­reichs (1811/1812) folgt weitgehend dem römischen Recht.

Lit.: Kaser § 28; Hübner; Köbler, DRG 26, 125, 163; Naendrup, H., Zur Geschichte deutscher Grund­dienstbarkeiten, 1900; Birzer, B., Altrechtliche Dienstbarkeit in der Oberpfalz, Diss. jur. Regensburg 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Dienstleistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1528 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1684 [Lünig, CJMilit. Anh 177] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Leistung eines Dienstes für einen anderen durch einen Menschen.

Lit.: Dienstleistungen, hg. v. Gilomen, H. u. a., 2007

Dienstmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 402, 441, II 77, III 134, 183, 396] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der durch Dienst allmählich in den Adel aufsteigende Unfreie. Dies ist sowohl in dem Dienst des Königs (Reichsdienstmann) wie auch in dem Dienst eines anderen Herrn möglich. In dem 19. Jahrhundert ist Dienstmann die Bezeichnung eines amtlich angestellten Gepäckträgers.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Loesch, H. v., Das kürzere Kölner Dienstmannenrecht, ZRG GA 44 (1924), 298; Haendle, O., Die Dienstmannen Heinrichs des Löwen, 1930; Bumke, J., Studien zum Ritterbegriff, 1964, 2. A. 1977; Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2003

Dienstrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1310 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1310?, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für eine Diensttätigkeit geltende Recht. In dem Mittelalter gibt es für die Dienstmannen eines Herrn verschiedentlich ein besonderes, manchmal schriftlich nie­dergelegtes Recht (beispielsweise Limburg 1035, Bischof von Bamberg [1057-64], Sankt Maximin bei Trier, Grafen von Ahr, Erzbischof von Köln [um 1154], Bischof von Basel, Grafen von Tecklenburg), das mit dem Aufstieg der Dienstmannen in den niederen Adel in dem allgemeinen Lehnrecht aufgeht. In der jüngeren Neuzeit ist unter Dienstrecht vor allem das Recht des öffentlichen d. h. staatlichen Dienstes zu verstehen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 104; Loesch, H. v., Das kürzere Kölner Dienstmannenrecht, ZRG GA 44 (1924), 298; Stech, L., Die Dienstrechte von Magdeburg und Hildesheim, Diss. jur. Göttingen 1965

Dienstvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1832 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Gutzeit, Livl. I 188] in 1 Stelle belegt - nach U. Köbler 1794 – und in Google sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegen­seitige Vertrag, in dem sich der eine Teil (Dienstverpflichteter) zu der Leistung verein­barter Dienste irgendeiner Art, der andere Teil (Dienstberechtigter) zu der Entrichtung der vereinbarten Vergütung verpflichtet. In dem klassischen römischen Recht gehört dieser Vertrag zu der Gruppe von Verhältnissen, die in dem in seiner Vorgeschichte unklaren Konsensualkontrakt (lat.) →locatio conductio ([F.] Hinstellung - Mitführung) zusam­mengefasst sind (→locatio conductio ope­rarum, locator ist Dienst­nehmer, conductor ist Dienstgeber, grundsätzlich auf bestimmte Zeit gegen Ent­gelt). Er hat deswegen aber nur einen geringen Anwendungsbereich, weil die sehr häufigen Dienste der Sklaven auf Grund ihres Status als Sklave und damit nicht auf Grund eines Vertrags erbracht und höhere Dienste (lat. artes [F.Pl.] liberales) nicht durch Entgelt entlohnt, sondern durch Ehrengaben (lat. [N.] honorarium) anerkannt werden. Auch in dem Frühmittelalter werden Dienste besonders auf Grund grundherrschaftlicher Abhängigkeit oder lehnsrechtlicher Verbin­dung geleistet. Diese personen­recht­lichen Abhängigkeitsver­hältnisse werden nur in der hochmittelalterlichen Stadt durch den Dienstvertrag ersetzt (Gesinde, Gesellen). In der frühen Neuzeit werden auch höhere Dienste entgeltlich. Das 19. Jahrhundert hebt die personen­rechtlichen Abhängigkeitsverhältnisse auf, regelt den Dienstvertrag in dem Wesentlichen römisch­rechtlich und erhofft sich von dem freien Spiel der Kräfte den gerechten Ausgleich (beispielsweise §§ 611ff. BGB). Da dieser wegen der ungleichen wirtschaftlichen Gewichtigkeit von Dienstgeber und Dienstnehmer ausbleibt, entwickelt sich der besondere →Arbeitsvertrag für das abhän­gige, fremdbestimmte Dienstverhältnis, so dass der Dienstvertrag sich auf wenige Anwen­dungs­fälle beschränkt.

Lit.: Kaser § 42; Söllner §§ 10, 17; Hübner; Köbler, DRG 45, 127, 166, 215, 240, 271; Gierke, O., Die Wurzeln des Dienstvertrags, (in) FS H. Brunner, 1914, 37; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im deutschen Mittelalter, 1934; Schmelzeisen, G., Die Ar­beitsordnungen in den jüngeren Berggesetzen, ZRG GA 72 (1955), 111; Schröder, R., Zur Arbeitsver­fassung des Spätmittelalters, 1984; Amann, P., Abgrenzung und Anwendungsbereich von Dienst­vertrag, Werkvertrag und Auftrag in der Ent­steh­ungs­­geschichte des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Diss. jur. Bielefeld 1987; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Stähler, M., Der freie Dienstvertrag in der Rechtspre­chung seit 1900, 2010; Pierson, T., Vom Vertrag zum Status – Das Dienstvertragsrecht der Frankfurter Dienstbriefe im alten Reich, 2019

Diepholz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Moormeyer, W., Die Grafschaft Diepholz, 1938

Dies interpellat pro homine (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., der Termin mahnt für den Menschen) ist eine Regel des Rechtes des Verzugs, die sich für das klassische römische Recht (noch) nicht nachweisen lässt. Nach mittelalterlichem deutschem Recht muss der Schuldner eine Verbindlichkeit, deren Fälligkeit durch eine Zeitangabe bestimmt ist, an diesem Zeitpunkt erfüllen. Hieraus bildet der (lat.) →usus (M.) modernus pandectarum (moderne Gebrauch der Pandekten) den Satz dies interpellat pro homine., der jedoch nicht überall anerkannt wird. Der Code civil (1804) lehnt ihn ab.

Lit.: Kaser § 37 II; Hübner 556ff.; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gregor IX. um 1170-1241, Dekretalen 3, 18, 4, an dem Ende)

Die Tat tötet den Mann (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) d. h. der äußere Erfolg – der Handlung – entscheidet -, nicht dagegen die innere Einstellung des Handelnden -).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 315 (Simrock 1846); Schildt, B., Die Tat tötet den Mann, ZRG GA 114 (1997), 380

Dietrich von Bern →Theoderich

Dietrich von Bocksdorf →Bocksdorf, Dietrich von

Dietrich von Nieheim (Nieheim/Brakel bei Paderborn um 1345-Maastricht 22. 3. 1418)

Lit.: Dietrich von Nieheim, Viridarium imperatorum et regum Romanorum, hg. v. Lhotsky, A. u. a., 1956

differentia, lat., F., Unterschied, Verschiedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. differre

Differentien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 nicht, aber in DW2 Wortarchiv 1628 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über differentia, lat., F., Unterschied, Verschiedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. differre, des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) Unterschiede

Differentienliteratur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die ansatzweise schon in der Spätantike vorhandene, dann von den Glossatoren verbreitete Vergleichslitera­tur zwischen den unterschiedlichen, gleichen Gerechtigkeitsgehalt ermöglichenden Lösun­gen verschiedener Rechte. Dabei wird insbesondere das römisch-weltliche Recht mit dem kirchlichen Recht oder mit den einheimischen Partikularrechten verglichen (beispielsweise Berhard Walther 1516-1584, Johann Baptist Suttinger 1662 [lat. M.Pl. Consuetudines Austriacae, österreichische Gewohnheiten], Nikolaus Beckmann 1634-1689, Johann Weingärtler 1674, Benedikt Finsterwalder).

Lit.: Köbler, DRG 143; Fontana, A., Amphitheatrum legale, 1688, Neudruck 1961, Teil III, 13; Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur, 1867, Neudruck 1957; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 1,345

differieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1596 bezeugt – 1627 [Kepler] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das lateinische differrre des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) unterscheiden

Differenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Wertdifferenz und Werthöhendifferenz nicht und in DW2 um 1270 bezeugt – 3. Viertel 13. Jahrhundert [Der Jüngere Titurel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über differentia, lat., F., Unterschied, Verschiedenheit; Cic. (81-43 v. Chr.), s. differre mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb differieren 1596 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) Unterschied

Differenzgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1880 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf der Preis­dif­ferenz zweier zu unterschiedlicher Zeit ge­schlossener Rechtsgeschäfte beruhende Rechtsgeschäft.

Lit.: Duderstadt, D., Spiel, Wette und Differenz­geschäft (§§ 762-764 BGB) in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2007

differre, lat., V., auseinander tragen, nach verschiedenen Seiten tragen, ausbreiten, verbreiten, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, ferre

dīgerere, lat., V., auseinander tragen, zerteilen, verteilen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis‑, gerere

dīgesta, lat., N. Pl., Digesten, Bibel; Q.: Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. dīgestus (1), dīgerere

Digesten (Wort – Digest – in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 in dem 14. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb., Durchgearbeitetes) (oder griech. Pandek­ten) sind (allgemein Gesamtdar­stel­lungen [des römischen Rechtes] und besonders) die (9142 bzw. 9950 Fragmente) Auszüge aus (mehr als 200 von rund 2000 damals noch vorhandenen) Schriften bzw. 1528 Büchern (wahrscheinlich 39) klassischer Rechtskun­diger des römischen Rechtes, die (in einem Umfang von vielleicht 1000354 Wörtern) der oströmische Kaiser Justinian 530/533 unter Beseitigung der unmittelbaren Geltung aller nicht erfassten Texte zu einem als Kompilation entstandenen Gesetz erhebt (16. 12. 533 [lat. F. Constitutio Tanta Festsetzung so groß] bzw. 30. 12. 533). Sie werden von einer Kom­mission vorbereitet, welcher der Rechts­kundige und Justizminister Tribonian vorsitzt und welcher die vier Professoren Dorotheus und Anatolius aus Berytos (Beirut) sowie Theophilus und Cratinus aus Konstantinopel, der magister officiorum und elf Anwälte angehören (insgesamt siebzehn? Mitglieder mit unbekannt vielen Mitarbeitern). Über die erstaunlich rasche Arbeitsweise besteht keine völlige Klarheit, doch wird seit Bluhme (1820) davon ausgegangen, dass die Kommission in (4) Untergruppen einzelne Stoffmassen (Sabinusmasse aus den Kommentaren zu dem lat.[N.] ius civile, Zivilrecht, Ediktmasse aus den Edikts­kommen­taren, Papinianmasse aus den Werken der Spätklassiker, Appendix­masse) vielleicht auf Grund schon vorhandener vergleichender Literatur verwertet und dabei (rund 2000 Schriften mit 3000000 versus [Zeilen]) zumindest mittelbar berücksichtigt. In dem Vordergrund stehen Rechtskundige der klassischen Zeit (Ulpian [zwei Fünftel], Paulus [ein Fünftel], Papinianus, Gaius und Modestinus [zusammen ein Fünftel]). Vermutlich sind etwa fünf bis sieben Prozent (beziehungsweise fünf bis zehn Prozent) dessen aufgenommen, was zu der Zeit Justinians von den Schriften der Rechtskundigen noch vorhanden ist. Die Reihenfolge schließt sich an das prätorische Edikt an. Das Gesamtwerk ist in 50 Bücher (mit 432 Titeln und 150000 versus, Zeilen) gegliedert (Buch 1 Rechtsquellen, Bücher 2 bis 46 Privatrecht, Bücher 47, 48 Strafrecht, Buch 49 Appellation Buch 50 Verwaltungsrecht und Bedeutung von Wörtern). Die sachlichen, teilweise allerdings schon vor Justinian erfolgten Eingriffe in die Schriften werden in der Neu­zeit als →Interpolationen bezeichnet, deren Umfang streitig ist. Die wohl wegen ihrer Schwierigkeit oder schwereren Verständlichkeit zwischen 603 und 1076 (erste Wiedererwähnung) in dem Westen kaum genannten Digesten sind in (zwei) Handschriften des 6. oder frühen 7. Jahrhunderts (907 Blätter umfassende, in zwei Bände 1-29 und 30-50 getrennte, vermutlich in Kon­stanti­no­pel/Byzanz in dem 6. oder frühen 7. Jahrhundert zweispaltig geschriebene, spätestens in dem 9. oder 10. Jahrhundert in Italien liegende, in dem späteren 11. Jahrhundert in Süditalien wieder­entdeckte, wahrscheinlich 1155 von Amalfi nach Pisa – littera Pisana Schrift aus Pisa –, 1406 von Pisa nach Florenz gebrachte [Codex Florentinus, Florentiner Handschrift] und 1553 erstmals gedruckte Handschrift) und 11. Jahrhunderts (verlorene, von der Florentina abhängige, aber nach einer von dieser unabhängigen Vorlage durch­korrigierte, vielleicht in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts möglicherweise in Süd­italien geschaffene Stammform [lat. M. Codex Secundus, zweite Handschrift] der in drei Teile geteilten Vulgat­handschriften) sowie drei Fragmenten des 7./8. Jahrhunderts und zwei Fragmenten des 9. Jahrhunderts (insgesamt dreigeteilt in Digestum vetus, altes Durchgearbeitetes 1-24,2, Digestum infortiatum 24,3-38,2, gestärktes beziehungsweise geschwächtes Durchgearbeitetes und Digestum novum, neues Durchgearbeitetes 39-50) überliefert. Diese Quellen ermöglichen die Aufnahme (Rezep­tion) der Gedankenwelt der römischen Rechtskundigen in dem Mittelalter. Zitiert werden die Digesten nach Buch, (meist) Titel, Fragment (oder Gesetz) (lat. [F.] lex) und Anfang (lat. [N.] principium = eigentlich Paragraph 1) bzw. Paragraph (der zweite Abschnitt wird als § 1 gezählt) (beispielsweise D. 8,3,23,2, früher [als ff. für Digesten] nach Titelrubrik und Anfangsworten der Fragmente). Bekannte Drucke stammen von 1523, 1553 Lelio Torelli in Florenz und 1583. S. Google

Lit.: Kaser §§ 1, 2; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Söllner §§ 22, 23; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 50, 53, 105; Digestorum seu pandectarum libri quinquaginta, hg. v. Haloander, G., 1529, Neudruck 2004; Digestorum seu Pandectarum libri quinquaginta, 1553, Neudruck 2004; Digesta et Institutiones, rec. Gebauer, G./Spangenberg, G., 1776, Neudruck 2004; Spangenberg, E., Einleitung in das Römisch-Justinianeische Rechtsbuch, 1817, 650ff.; Bluhme, F., Die Ordnung der Fragmente in den Pandektentiteln, ZRG 4 (1818), 257; Kantorowicz, H., Über die Entstehung der Digestenvulgata, ZRG RA 30 (1909), 183ff., 31 (1910), 14ff.; Schulz, F., Einführung in das Studium der Digesten, 1916; Krüger, H., Die Herstellung der Digesten Justinians, 1922; Schindler, K., Justinians Haltung zur Klassik, 1966; Archi, G., Giustiniano legislatore, 1970; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Honoré, T., Tribonian, 1978; Kaser, M., Ein Jahrhundert Inter­polationenforschung, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 1979; Van de Wouw, H., Zur Textgeschichte des Infortitatum, (in) Ius Commune 11 (1984), 231ff.; Manrovani, D., Digesto e masse bluhmiane, 1987; Digesten 1-10, übersetzt v. Behrends, O. u. a., 1995, 11-20 1999, 21-27 2005, 28-34 2012; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Kaiser, W., Schreiber und Korrektoren des Cod. Florentinus, ZRG GRA 118 (2001), 133ff.; Radding, C., The Corpus Iuris Civilis in the Middle Ages – manuscripts and transmission from the sixth century to the juristic revival, 2007; Troje, H., Crisis digestorum. Studien zur historia pandectarum, 2011; Reinoso-Barbero, F., Modus allegandi textus qui in pandectis continentur, 2013; Martín Minguijón, A., Digesto, 2013

Digestum (N.) infortiatum (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat., gestärktes bzw. geschwächtes bzw. unter Verschluss gehaltenes bzw. in Kraft gesetztes Durchgearbeitetes) sind die Bücher 24,3 bis 38 der Vulgatafassung der →Digesten, wobei das in D. 38, 2, 82 beginnende Schlussstück tres partes (lat. [F.Pl.] drei Teile) heißt. S. Google

Lit.: Accursii Glossa in Digestum vetus, in Digestum infortiatum, in Digestum novum, in Codicem, in Volumen, 1487ff.; Wouw, H. van de, Zur Textgeschichte des Infortiatum, (in) Ius commune 11 (1984), 231; Whitman, J., A Note on the medival Division, (in) TRG 59 (1991), 269

Digestum (N.) novum (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat., neues Durchgearbeitetes) sind die Bücher 39-50 der Vulgatafassung der →Digesten. S. Google

Digestum (N.) vetus (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat., altes Durchgearbeitetes) sind die Bücher 1-24,2 der Vulgatafassung der →Digesten. S. Google

Dijon ist als gallorömisches Divio in dem 2. Jahrhundert n. Chr. nachweisbar. 1182 erlangt es unter den Herzögen von Burgund Stadtrecht. 1477 kommt es an Frankreich und erhält 1737 eine Universität. S. Google

Lit.: Humbert, F., Les finances municipales de Dijon, 1961; Didier, P., Les statuts de métier à Dijon aux 14e et 15e siècles, ZRG GA 94 (1977), 63; Histoire de Dijon, hg. v. Gras, P., 1981

Dikasterium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1693 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gerichtshof

Diktator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1490 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums - dictātor, lat., M., Befehlshaber, Diktator, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre - mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Diktatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1531 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums - dictatura, dictātūra, lat., F., Diktatur, Amt des Diktators, Geschäft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre - mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb diktieren 15. Jh.) ist in dem altrömischen Recht das Amt eines von einem →Konsul in einer Notlage für eine streng befristete Zeit ernannten außerordentlichen Magistrats (Diktators) (ohne kontrollierenden Kollegen, beispielsweise T. Larcius 501 v. Chr., von Sulla und Caesar ohne zeitliche Beschränkung ausgeübt, 44 v. Chr. abgeschafft). In dem Anschluss hieran entwickeln sich unter Wiederbelebung von Diktatur in der Renaissance verschiedene Formen unbeschränkter Herrschaft eines Einzelnen oder einer Gruppe, die vielfach totalitäre Züge zeigen (beispielsweise unter Josef Stalin, Adolf →Hitler, Diktatur des Proletariats). Von 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union weisen 17 Erfahrungen mit Diktaturen (u. a. 1919 Ungarn, 1922 Italien, 1923 Spanien, 1926 Portugal, Polen, 1933 Deutsches Reich, 1934 Estland, Lettland, Österreich, Bulgarien, 1936 Griechenland, 1938 Rumänien, 1939 Spanien, daneben 1917 Sowjetunion, 1925 Albanien, 1929 Jugoslawien) auf.

Lit.: Söllner §§ 6, 13; Köbler, DRG 222; Kautsky, Z., Die Diktatur des Proletariats, 1918; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 900; Schmitt, C., Die Diktatur, 1928, 6. A. 1994; Arendt, H., Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, 1957, 13. A. 2011; Bracher, K., Die deutsche Diktatur, 1973, 7. A. 1993; Korporativismus in den südosteuropäischen Diktaturen, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 2005; Diktaturüberwindung in Europa, hg. v. Hofmann, B. u. a., 2010; Erinnerung und Gesellschaft, hg. v. Assmann, W. u. a., 2011; Kellerhoff, S., Aus der Geschichte lernen, 2013; Diktaturen, hg. v. Hürter, J./Wentker, H., 2019

diktieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – dictieren – und in DW2 15. Jh. bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sagen, befehlen

Dilatura (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) lat. [F.], delatura, zu mlat. dilatura, F., Verzögerung, Aufschub) ist eine besondere frühmittelalterliche Buße bei Vermögensverletzung (Weigerungsbuße?).

Lit.: Köbler, LAW; Brunner, H./Schwerin, C., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 2 2. A. 1928, § 138; Goldmann, E., Zum Problem der dilatura, ZRG GA 53 (1932), 43

diligentia, dīligentia, lat., F., Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Umsicht, Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīligere

Diligentia (lat. [F.]) ist in dem spätrömischen Recht die dem sorgsamen Familienvater angemessene Sorgfalt, deren Einhaltung Schuld ausschließt, deren schuldhafte Verletzung aber eine Nachlässigkeit bedeutet.

Lit.: Kaser § 36; Köbler, DRG 63; Köbler, LAW

diligentia quam in suis (rebus) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) (Beachtung der) Sorgfalt wie in eigenen (Angelegenheiten) (schließt Verschulden etwa bei unentgeltlicher Ver­wahrung, Gesellschaft oder Miteigentum aus).

Dillingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Donau ist von 1549/1554 bis 1804 Sitz einer Universität.

Ding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [AhdGl. I 64, 66, 248, 300, 354, 374, 415, 452 und öfter] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen - *tenkos, Zeit – verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter und vielleicht schon vorher die (zu einer bestimmten Zeit stattfindende) Ver­sammlung (der erwachsenen freien Männer ursprünglich eines Stammes, in dem fränkischen Reich wegen dessen großer Ausdehnung wohl bald nur noch kleinerer Gruppen oder Gebiete), in der über verschiedene Angelegenheiten gesprochen und verhandelt werden kann. Dementsprechend ist Ding die wichtigste Bezeichnung für das Gericht. Unterschieden werden dabei (bei Franken und Sachsen) echtes (ungebotenes, an festen Zeitpunkten in einer Grafschaft alle sechs Wochen und damit an jeder der drei oder vier Gerichtsstätten einer Grafschaft zweimal oder dreimal je Jahr stattfindendes) Ding und (je nach Bedarf beson­ders) gebotenes Ding. Das jeweils durch die besondere Hegung eröffnete Ding wird (unter freiem Him­mel auf leicht sichtbaren und gut erkennbaren Hügeln oder Malbergen oder auch bei großen Bäumen oder Steinen an dem Tag) von dem König, Grafen oder von sonstigen (zunächst Thunginen, seit karolingischer Zeit) Richtern geleitet. Die inhaltlichen Entscheidungen werden von dem Umstand (Dinggenossenschaft, Genossenschaft der Dingangehörigen) oder be­sonderen Urteilern (Rachinburgen, Schöffen) gefällt. Diese Aufgabenteilung wird auch von den kirchlichen Sendgerichten übernommen. Dagegen erscheint seit dem 13. Jahrhundert in der Kirche der berufsmäßige Einzel­richter, der seit dem frühen 15. Jahrhundert die Laienurteiler verdrängt. In dem 16. Jahrhundert tritt dementsprechend die Verwendung von Ding in dem Sinne von Gericht zurück, hält sich aber in ländlichen Weistümern bis in das 18. Jahrhundert. In der Umgangssprache bleibt Ding in blasser, allgemeiner Bedeutung (Sache, Angelegenheit, Gegenstand, Gegebenheit) erhalten.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 85, 116; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Amira, K. v., Die Dingzeiten des Schultheißen zu Magdeburg, ZRG GA 28 (1907), 437, 29 (1908), 337; Buchwald, G., Das thüringische Hegemahl, ZRG GA 28 (1907), 444; Loening, O., Die Gerichtstermine im Magdeburger Stadtrecht, ZRG GA 30 (1909), 37; Amira, K. v., Die Dingzeiten des Schultheißen zu Magdeburg, ZRG GA 30 (1909), 310; Rietschel, S., Nochmals die Dingzeiten des Magdeburger Schultheißen, ZRG GA 30 (1909), 313; Stölzel, A., Geding und Appellation, 1911;Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, 1921; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungs­rechts, 1954; Karg-Gasterstädt, E., Althochdeutsch Thing - neuhochdeutsch Ding, (in) Verh. d. Sächs. Akad. d. Wiss. 104,2, 1958; Landwehr, G., Urteilfragen und Urteilfinden, ZRG GA 96 (1979), 1; Weitzel, J., Über Oberhöfe, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985

dingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 8. Jahrhundert [AhdGl. I 301, 626, 684, II 116, 377, 510, III 420, IV 247] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verhandeln

Dingfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1, aber in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1462 [SchleswHUSamml. IV 520] in 6 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem →Ding und auf dem Weg zu dem Ding und zurück einzuhaltende (besondere) →Friede.

dinglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jh. und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), das Ding oder die Sache betreffend

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Dinglicher Vertrag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem 19. Jahrhundert von Friedrich Carl von Savigny gedanklich entwickelte, 1872 in dem Eigentumserwerbsgesetz Preußens und 1896/1900 in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches an­erkannte, sachenrechtliche Rechtsverände­rungen betreffende Vertrag (Einigung über den Rechtsübergang oder die Rechts­entstehung an einem Gegenstand beispielsweise bei Über­eig­nung oder Verpfändung) in Gegensatz zu dem schuldrechtlichen Vertrag (beispielsweise Kauf, Schenkung).

Lit.: Köbler, DRG 212; Felgenträger, W., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927

Dingliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (seit dem 16. Jahrhundert, 1548, bisheriger Erstbeleg kurmärkische Ständeakten 1551) das eine Sache (als körperlichen Ge­genstand) betref­fende, gegen jedermann wirkende Recht (beispielsweise [Besitz,] Eigentum, Pfand, Dienstbarkeit[, Reallast, Bergwerkseigentum, Erbbaurecht, früher vielleicht auch Bodenleihe, Lehen, Un­tereigentum]) in Gegensatz zu dem (persönli­chen Sachenrecht bzw. zu dem) schuldrecht­lichen. nur in dem Verhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner wirkenden Recht (beispielsweise Kaufpreisforderung).

Lit.: Köbler, DRG 212; Wiegand, W., Numerus clausus der dinglichen Rechte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 623; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Dingpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1328 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1331 [HannovStR. 257] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische bzw. Westgermanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Anwesenheitspflicht in dem mittelalterlichen →Ding. In welchem Um­fang sie jeweils tatsächlich bestanden hat und auch verwirklicht ist, lässt sich nicht sicher bestimmen. Jedenfalls verringert König Karl (der Große) in einer wohl zwischen 770 und 780 vorgenommenen Veränderung ihren Umfang auf jährlich drei Dinge und sind einzelne verfolgte Fälle ihrer Verletzung nicht bekannt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985

Dinus de Rossonis Mugellanus ist ein bei Florenz um 1250 geborener Jurist in Bologna (commentaria, Kommentare, additiones, Zusätze, glossae contrariae, Gegenglossen, tractatus Abhandlungen beispielsweise (lat.) de successionibus ab intestato, über Erbfolgen ohne Testament, de modis arguendi, über Vorbringensweisen, ordo iudiciorum, Ordnung des Verfahrens, erste erhaltene - mit 53 Stücken umfangreiche - Sammlung von consilia, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 445

dioecesis, dioecēsis, diocēsis, lat., F., Diözese, Distrikt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. gr. διοίκησις (dioíkēsis), F., Diözese, Haushaltung, Verwaltung, s. latein_a_z.docx, vgl. gr. διοικειν (dioikein), V., getrennt wohnen, verwalten, besorgen

Dionysius Exiguus (Skythien um 475?-Rom um 545) ist ein skythischer Mönch, der in Rom nach dem 21. 11. 496 als Übersetzer griechische Kultur dem lateinischen Westen vermittelt und eine klar geordnete lateinische Sammlung der griechischen Quellen des Kirchenrechts (lat. [M.Pl.] canones) und der Konzilsakten (lat. [N.Pl.] decreta) herstellt ([lat.] Liber [M.] canonum, Buch der Regeln und Liber [M.] decretorum. Buch der Dekrete). Seine vielfach abgeänderte Sammlung ist durch zahlreiche Handschriften überliefert. 774 überreicht Papst Hadrian König Karl (dem Großen) die so genannte Dionysio-Hadriana, dionysisch-hadrianische Sammlung. Bei der Übernahme der alexandrinischen Berechnung des Osterdatums führt Dionysius Exiguus (nach Eusebius von Caesarea) die Jahres­zählung von Christi Geburt an (um 5 bzw. 4 Jahre zu spät beginnend) ein. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 53, 80; Strewe, A., Die Canones-Sammlung des Dionysius Exiguus, 1931; Wurm, H., Studien und Texte zur Dekretalensammlung des Dionysius Exiguus, 1939; Peitz, W., Dionysius Exiguus als Kanonist, 1945; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Mordek, H., Kirchen­recht und Reform, 1975

Diözese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1524 aus dem Griechischen aufgenommen - 1510/1530 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Amtsgebiet eines Bischofs (der katholischen Kirche, Bistum)

Diplom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1610 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. latein_a_z.docx, lat. [N.] diploma, Verdoppeltes) ist in dem römischen Altertum zunächst die durch einfaches Falten doppelt gelegte Urkunde, danach die von dem Senat, einem höheren Magistrat oder von dem Kaiser ausgestellte Urkunde. Das Mittelalter nennt Urkunden beispielsweise (lat.) charta, instrumentum, litterae, pagina, testamentum. Seit dem 17. Jahrhundert (Jean Mabillon 1632-1707) ist Diplom die Herrscherurkunde, die nach dem Ausstellerwillen dauernde Rechtskraft haben soll. In der Gegenwart ist Diplom der Abschluss einer höheren Ausbildung und die darüber erteilte Urkunde.

Lit.: Monumenta Germaniae Historiaca, Diplomata; Erben, W., Die Kaiser- und Königsurkunden des Mittelalters, 1907, 181, 238; Classen, W., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977; Kölzer, D., Merowingerstudien, Bd. 1f. 1998f.

diploma, diplōma, duplōma, lat., N., Urkunde, Handschreiben, Diplom, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. δίπλωμα (díplōma), N., zusammengelegtes Schreiben, Geleitsbrief, Reisepass; vgl. gr. διπλόος (diplóos), Adj., doppelt, zwiefach, zweifach

Diplomat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1580 bezeugt – 1811 [Goethe] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Französischen aufgenommen sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv diplomatisch 1748, auf Urkunden beruhend) ist der (durch Diplom ausge­wiesene, geschickt handelnde) Vertreter eines Staates in politischen Angelegenheiten meist in, gegenüber und mit anderen Staaten.

Lit.: Le diplomate au travail, hg. v. Babel, R., 2005; Wohlan, M., Das diplomatische Protokoll im Wandel, 2013; Widmer, P., Diplomatie, 2014; Rack, K., Unentbehrliche Vertreter – Deutsche Diplomaten in Paris 1815-1870, 2017; Diplomatie et „relations internationales“ au Moyen Âge, hg. v. Moeglin, J. u. a., 2017; Fedele, D., Naissance de la diplomatie moderne, 2017

Diplomatik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1761 bezeugt – 1748 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., [in dem 17. Jahrhundert entwickelte] Urkundenlehre [zwecks Unterscheidung ech­ter und gefälschter Urkunden an Hand äußerer und innerer Merkmale]) →Diplom, Urkunde

Lit.: Mabillon, J., De re diplomatica, 1681; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, 1889, 2. A. 1912ff.; Rosenmund, R., Die Fortschritte der Diplomatik seit Mabillon, 1897; Diplomatik im 21. Jahrhundert, (in) Archiv für Diplomatik 52 (2006), 233; Vogtherr, T., Urkundenlehre, 2007; Digitale Diplomatik, hg. v. Vogeler, G., 2009

diplomatisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1748 bezeugt – 1748 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Mittellateinischen aufgenommen und über das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Diplomat und Diplomatik betreffend

Diplomjurist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der Gegenwart der seine wissenschaftliche Berufsvorbildung mit ei­nem Diplom abschließende Jurist (beispielsweise in der früheren Deutschen Demokratischen Repu­blik, an Fachhochschulen oder seit 2001 auch an einigen juristischen Fakultäten der Bundes­republik Deutschland).

Lit.: Kutschke, T., Diplom-Jurist für jedermann, (in) JuS 2003, 205

Diplovatacio, Tommaso (Korfu 25. 5. 1468-Pesaro 29. 5. 1541) verfasst nach dem Studium (des Rechtes) in Salerno, Neapel, Padua (Jason de Mayno), Perugia und Ferrara (1490) bis 1511 einen unvollständig geschriebenen (lat.) Tractatus (M.) de praestantia doctorum (Abhandlung über den Vorrang der Doktoren), in dem er die bedeutendsten Rechtskundigen des Altertums und Juristen des Mittelalters beschreibt (De claris iuris consultis, Über bedeutende Rechtskundige). S. Google

Lit.: Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995, 172

directorium, dīrēctōrium, lat., N., vorgeschriebener Reiseweg, Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīrigere

Directorium in publicis et cameralibus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) ist die nach Vorstufen (seit 1744 Repräsentationen und Kammern, 1748 dem Herrscher unmittelbar unterstellt) 1749 unter Maria Theresia für Österreich geschaffenene Behörde, in der unter Ausschluss der Stände die innere Verwaltung und die Finanzverwaltung für alle Erbländer vereinigt werden. Zugleich werden die Hofkanzleien aufgelöst und ihre verblie­benen Zuständigkeiten der obersten Justiz­stelle ü­bertragen. 1761 wird das Directorium in publicis et cameralibus zerschlagen (beispielsweise Verwaltungsrechtspflege an oberste Justiz­stelle, Anderes an Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei), von 1792 bis 1797 unter ande­rem Namen nochmals kurzfristig herge­stellt.

Lit.: Walter, F., Die österreichische Zentralverwaltung, 1938

directus, dīrēctus, dērēctus, lat., Adj., gerade gerichtet, in gerader Richtung laufend, gerade (Adj.) (2), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z_docx., s. dīrigere

direkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt – 1497 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.), unmittelbar (beispielsweise direkte, ohne abgeordnete, repräsentierende Organe beste­hende Demokratie)

dirigere, dīrigere, dērigere, dīriguere, lat., V., gerade richten, gerade machen, geradeaus laufen lassen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, regere

disciplina, disciplīna, discipleina, discipulīna, lat., F.: nhd. Schule, Lehre, Unterricht, Unterweisung, Wissenschaft, Kunst, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx., s. discipulus, →Disziplin

discipulus, lat., M., Schüler, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. *discipere, lat., V., erfassen, begreifen, s. dis-, capere

Dispens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nach 1504 bezeugt – nach 1504 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und nach 1504 aus dem Lateinischen aufgenommen sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. auch F., zu lat. [F.] dispensatio, Abwiegen, Zuteilen) ist die Befreiung, insbesondere in dem katholischen Kir­chenrecht die durch die zuständige Autorität auf Grund Billigkeit erteilte Befreiung von der Geltung eines Rechtssatzes in dem begrün­deten Sonderfall.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hove, A. van, De privilegiis et dispensationibus, 1939; Bindschedler, U., Die Dis­pensation, 1958; Mussgnug, R., Der Dispens von gesetzlichen Vorschriften, 1964; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Schmugge, L., Kirche, Kinder, Karrieren, 1995; May, G., Die Auseinandersetzungen zwischen den Mainzer Erzbischöfen und dem Heiligen Stuhl um die Dispens­befugnis im 18. Jahrhundert, 2007

Dispensehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1919) ist die auf Grund eines (evtl. weltlichen) Dispenses von einem kirchen­rechtlichen Ehehindernis (beispielsweise bestehende Ehe) geschlossene Ehe (beispielsweise seit 1919 Dispense einzelner sozialistischer Länder­re­gierungen österreichischer Bundes­länder [beispielsweise Niederösterreich durch Landeshauptmann Sever] von dem Ehe­hindernis der bestehenden unauflöslichen Ehe, woraufhin bis 1938 mehr als 50000 Dispensehen entstehen).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

disponere, dispōnere, lat., V., an verschiedenen Punkten aufstellen, verteilen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, pōnere

disponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1501 bezeugt – 1529 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verfügen. bestimmen

dispositio, lat., F.: taktische Aufstellung, Anordnung, Anlage, Stellung, Einrichtung, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dispōnere

Dispositio (F.) Achillea (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lasteinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., achillische Verfügung) ist die Verfügung bzw. das Hausgesetz (str.) des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg (1414-1486) von dem 24. 2. 1473, das nur noch höchstens drei regierende Linien (Brandenburg, Franken, Obergebirg um Kulmbach) zulässt und 1791 zu dem Rückfall der Fürsten­tümer Ansbach und Bayreuth an die Hauptlinie Preußen der Hohenzollern führt.

Lit.: Schulze, H., Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstentümer, Bd. 3 1883; Caemmerer, H. v., Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg, 1915; Ulshöfer, W., Das Hausrecht der Grafen von Zollern, 1969; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft Brandenburg-Ansbach (1440-1530), 2005

Disposition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1509 bezeugt – 1521 [Luther] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb disponieren 1501) Verfügung

Dispositionsmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar - 20.? Jahrhundert, F.) ist der Grundsatz der Verfügungsfreiheit der Parteien in dem Zivilprozess. Die Dispositionsmaxime stammt sachlich aus dem kirch­lichen Prozessrecht, aus dem sie in den Pro­zess vor dem Reichskammergericht übergeht.

Lit.: Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975

disputare, disputāre, lat., V., ins Reine bringen, streiten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, putāre (1)

disputatio, disputātio, lat., F., Berechnung, Abhandlung, Untersuchung, Erörterung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. disputāre

Disputation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1343 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert [Das alte Passional] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb disputieren 12. Jh.) Erörterung

Lit.: Horn, E., Disputationen und Promotionen an den deutschen Universitäten, 1893; Mommsen, K., Katalog der Basler juristischen Disputationen 1558-1818, hg. v. Kundert, W., 1978; Katalog der Helmstedter juristischen Disputationen, Programme und Reden, hg. v. Kundert, W., 1984; Die Kunst der Disputation, hg. v. Bellomo, M., 1997; Ahsmann, M., Collegium und Kolleg, 1998; Leinsle, U., Dilinganae Disputationes, 2006

disseisin (mengl.) Besitzentzug →novel disseisin

Dissens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1640 bezeugt – 1639 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen– als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die fehlende Übereinstimmung zweier Willenserklärungen bei einem Vertragsschluss. Schon in dem klassischen römischen Recht kommt dabei ein Vertrag dann nicht zustande, wenn der Vertragsinhalt mehrdeutig ist, oder, wenn er zwar eindeutig ist, aber ein Teil ihn nachweislich einseitig missdeutet hat. Zwischen Irrtum und Dissens wird dann dabei auch in dem älteren gemeinen Recht nicht unterschieden.

Lit.: Kaser § 8 II; Hübner; Wesenberg, G./Wesener, G., Neue deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985 § 18; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

dissensus, dissēnsus, lat., M., Nichtübereinstimmen, Meinungsverschiedenheit, Misshelligkeit, Spaltung, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dissentīre

dissentire, dissentīre, lat., V., in der Meinung verschieden sein (V.), nicht übereinstimmen, abweichen (V.) (3), Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, sentīre

disserere, lat., V., auseinander reihen, erörtern, entwickeln, einen Vortrag halten, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis, serere

dissertare, dissertāre, lat., V., auseinandersetzen, entwickeln, erörtern, ausführlich besprechen, disputieren, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. disserere

dissertatio, dissertātio, lat., F.: nhd. Erörterung, Vortrag, Gell. (um 165 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dissertāre

Dissertation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1676 bezeugt – 1572 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb dissertieren 1786, erörtern) ist die wissenschaftliche Erörterung einer Frage, die seit dem Mittelalter Prüfungsverfahren wissenschaft­licher Befä­higung wird. Die Zahl juristischer Dis­sertationen in Deutschland bzw. in dem Heiligen römischen Reich steigt dabei in dem 17./18. Jahrhundert auf durchschnittlich mindestens 500 je Jahr (120000 zwischen 1600 und 1800 nachweisbar, abzüglich Doubletten u. s. w. möglicherweise 40000, davon rund vierzig Prozent Zivilrecht, zwanzig Prozent Verfassungsrecht und Verwal­tungsrecht, fünfzehn Prozent Verfahrensrecht, fünf Prozent Strafrecht, fünf Prozent Lehnrecht, drei Prozent Kirchenrecht, zwölf Prozent Gemischtes, Grundherrschaft, Rechts­philosophie, Rechtsgeschichte, Rechts­quel­len). Später nimmt sie infolge der Einführung der Staatsprüfung in dem Verhältnis zu der Zahl der Studierenden ab. Vermutlich wirkt sich auch die Entstehung juristischer Fachzeitschriften auf die Zahl aus, weil die Professoren damit neue Veröffentlichungs­möglichkeiten erlan­gen­. An dem Ende des 20. Jahrhunderts gewinnt sie wegen der schwierigeren Arbeitsmarktlage der wachsenden Zahl vor allem auch weiblicher Juristen wieder an Bedeutung (fast 2000 pro Jahr).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 143; Horn, E., Die Disputationen und Promotionen an den deutschen Universitäten, 1893, Neudruck 1968; Bibliographi­sches Verzeichnis von Universitäts- und Hochschuldrucken, hg. v. Wickert, K., Bd. 1ff. 1936ff.; Schubart-Fikentscher, G., Untersuchungen zur Autorschaft von Dissertationen im Zeitalter der Aufklärung, 1970; Dissertationen in Wissenschaft und Bibliotheken, hg. v. Jung, R. u. a., 1979; Juristische Dissertationen deutscher Universitäten 17.-18. Jahrhundert, zusammengestellt von Ranieri, F., 1986; Katalog juristischer Dissertationen, hg. v. Tsuno, R., 1988; Härter, K., Ius publicum und Reichsrecht in den juristischen Dissertationen mitteleuropäischer Univer­si­täten der frühen Neuzeit, (in) Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes, hg. v. Krynen, J. u. a., 2008, 485; Kraushaar, F., Aufbruch zu neuen Ufern – Die privatrechtlichen und rechtshistorischen Dissertationen der Berliner Universität im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, 2014; Klippel, D., Die rechtswissenschaftliche Dissertation, 2020

dissertieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1786 bezeugt– 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erörtern →Dissertation

distinctio, dīstinctio, lat., F., Absonderung, Scheidung, Unterscheidung, Bestimmung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīstinguere

distinguere, dīstinguere, dēstinguere, lat., V., absondern, trennen, abteilen, unterscheiden, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, dis-, stinguere (2)

distinguieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1523 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen distinguiert – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) auszeichnen, hervorheben

Distinktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1317 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) (Unterscheidung, Aufteilung, Unterschied, Auszeichnung) ist die sachlich schon der Antike bekannte, als Ergebnis eines An­eignungsvorgangs antiker Bildung in Nutzung von Kenntnissen des Triviums in dem 12. Jahrhundert zu dem Kennzeichen der Wissenschaften, insbe­sondere der Kanonistik, werdende Unter­suchungs­weise.

Lit.: Söllner §§ 3, 16; Lange H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Meyer, C., Die Distinktions­technik in der Kanonistik des 12. Jahrhun­derts, 2000

Disziplin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Kriegsdisziplin, Schiffsdisziplin und Schröpfdisziplin – nicht und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 12.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Belehrung, Erziehung, Zurechtweisung

disziplinar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1790 bezeugt – EDEL 19. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), Disziplin betreffend

Disziplinarverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1850 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das außerstraf­recht­liche Verfahren bei fehlerhaftem Verhalten eines Beamten (, Soldaten, Klerikers, Studen­ten, Schülers oder Vereinsmitglieds). Es wird in dem 19. Jahrhundert von dem Strafrecht geschieden (Preußen 1841). 1850 sieht die Verfassung Preußens bei Diszipinarverfahren in der Justiz eine gerichtliche Entscheidung vor, seit 1873 können auch Disziplinarverfahren gegen andere Beamte des (zweiten) Deutschen Reiches disziplinargerichtlich überprüft werden. Die Disziplinarmaßnahmen reichen von dem Verweis bis zu der Entfernung aus dem Dienst. Deswegen muss das Verfahren rechtsstaatlichen An­forderungen genügen und darf nicht von Rechtsbrechern zu der Unterdrückung der Auf­deckung ihrer Machenschaften und Missstände missbraucht werden. Das 1967 errichtete Bundesdiszipli­nargericht Deutsch­lands in Frankfurt am Main ist unter Übertragung seiner Aufgaben auf die Verwaltungsgerichte der Länder zu dem 31. 12. 2003 wieder aufgelöst.

Lit.: Wunder, B., Privilegierung und Disziplinierung, 1978

Dithmarschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die zwischen Nordsee, Elbemündung und Eidermündung gelegene Landschaft, deren Recht erstmals 1447 nach einer Landesversammlung mit etwa fünfundert Beteiligten aus dem Gewohn­heitsrecht (mit Wergeldern, ohne Strafen für Tötungen) als Landesboek aufgezeichnet, 1483 gedruckt und 1539 revidiert sowie nach der Unterwerfung von 1559 unter Einführung des Inquisitionsprozesses 1567 wissenschaftlich gefasst wird (Dithmarscher Landrecht).

Lit.: Sammlung altdithmarscher Rechtsquellen, hg. v. Michelsen, A., 1842, Neudruck 1969; Hoppe, J., Das Strafensystem des Dithmarscher Rechts im Mittelalter, 1933; Boie, K., Die mittelalterlichen Geschlechter Dithmarschens, 1937; Carstens, C., Bündnispolitik und Verfassungsent­wicklung in Dithmarschen, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinsche Geschichte 66 (1938), 1; Carstens, W., Geschlecht und Beweisrecht in den Dith­marscher Landrechten, (in) Zs. d. Gesellschaft f. schleswig-holsteinische Geschichte 60 (1941), 1; Stoob, H., Die dithmarsischen Geschlechter­verbände, 1951; Das Dithmarscher Landrecht, hg. v. Eckhardt, K., 1960; Eickmeyer, G., Das Strafverfahren in Dithmarschen von 1447 bis 1559, 1963; Witt, R., Die Privilegien der Landschaft Norderdithmarschen, 1975; Alberts, K., Friede und Friedlosigkeit nach den Dithmarscher Landrechten von 1447 und 1539, 1978; Eggers, P., Das Prozessrecht nach dem Dithmarscher Landrecht von 1567, 1986

dividere, dīvidere, lat., V., zerlegen, trennen, teilen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯eidʰ‑, *u̯idʰ‑, V., trennen

divisio, dīvīsio, lat., F., Teilung, Teilen, Dividieren, Einteilung, Schlussfolge, Zerlegung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīvidere

Divisio regnorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.], Teilung der Reiche) ist die in Diedenhofen an dem 6. 2. 806 auf einem Reichstag festgelegte, in vier Handschriften und einem Erstdruck überlie­ferte Nachfolgeordnung (lat. [N.] testamentum, Testament) Kaiser Karls (des Großen) für seine drei ehelichen Söhne, die infolge des Todes des Sohnes Pippins (810) und des ältesten Sohnes Karl (811) sowie des alleinigen Überbleibens des Sohnes Ludwig (des Frommen) keine unmittelbare Wirkung entfal­tet.

Lit.: Capitularia, hg. v. Boretius, A. u. a., Bd. 1 1883, 126; Schieffer, R., Die Karolinger, 1992, 106f.

divortium, dīvortium, dīvertium, lat., N., Sich-Scheiden, Wegscheide, Flussscheide, Wasserscheide, Grenzscheide, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīvertere

Divortium (lat. [N.]) ist die in dem altrömischen Recht noch nicht rechtlich geregelte Schei­dung der Ehe, für die der Wille des Mannes oder beider Eheleute (die Ehe zu beenden) und ein dies begründender Anlass (beispielsweise Ehebruch der Frau, Kinderlosigkeit) bestehen muss. →Ehescheidung

Lit.: Kaser § 58; Köbler, DRG 22

docere, docēre, lat., V., lehren, belehren, unterrichten, unterweisen, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dek̑- (1), V., nehmen, aufnehmen, begrüßen, sich schicken, ziemen, lehren, lernen

doctor, lat., M., Lehrer, Lehrmeister, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. docēre

Doctor (lat. [M.]) ist seit dem 12. Jahrhundert der auch als (lat. [M.]) magister, Meister oder (lat. [M.]) professor, Bekenner) bezeichnete Lehrer, insbesondere der wissenschaftlich gebildete Lehrer an der Universität (beispielsweise quattuor doctores, vier Doktoren 1158). In dem Recht ist der doctor dabei meist doctor legum (Lehrer des weltlichen Rechtes, Lehrer der Gesetze) oder doctor decretalium (Lehrer des kirchlichen Rechtes, Lehrer der Dekretalen). Seit dem späten 13. Jahrhundert erscheint in Orléans und Italien der doctor utriusque iuris (Doktor beider Rechte d. h. des →ius civile und des →ius canonicum, 1402 Prag). Der Titel folgt auf das Lizentiat und wird in einer kostspieligen, manchem Erwerber zu teueren Feier verliehen. Der Grad berechtigt grundsätzlich zu dem Abhalten von Lehrveranstaltungen und sichert gesellschaftliche Wertschätzung. An dem Ende des Mittelalters gerät er in Verfall. Seit dem 18./19. Jahrhundert wird deswegen die Habilitation als (neue zusätzliche) Voraussetzung der Lehrbe­fugnis entwickelt, deren regelmäßige Notwendigkeit an dem Beginn des 21. Jahrhundert ohne bisherige tatsächliche Auswirkung gesetzlich beseitigt wird. Zwischen 1933 und 1945 wird in dem Deutschen Reich in rund 2000 Fällen der Doktorgrad aberkannt (davon etwa 70 Prozent jüdische oder jüdisch versippte Emigranten, häufig aber auch wegen Straftaten, in München nur wenige Juristen). Der ehrenhalber verliehene Doktorgrad Dr. h. c. (honoris causa, ehrenhalber) findet sich seit etwa 1820/1830.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, LAW; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973; Fischer, A., Das österreichische Doktorat der Rechtswissenschaften und die Rechtsanwaltschaft, 1974; Horn, N., Bologneser Doctores und Judices, (in) ZHF 3 (1976); Lange, H., Von dem Adel des doctor, (in) Das Profil des Juristen, 1980, 279; Lemberg, M., … eines deutschen akademischen Grades unwürdig, 2002; Harrecker, S., Degradierte Doktoren, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 65

doctor (M.) iuris (lat.) →Rechtsgelehrter, Rechtslehrer

doctor (M.) iuris utriusque (lat.) Doktor beider Rechte

doctor (M.) legum (lat.) Doktor des welt­lichen Rechtes

doctrina, doctrīna, lat., F., Belehrung Unterricht, Unterweisung, Lehre, Kunst, Wissenschaft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. docēre

dogma, lat., N., Meinung, Lehrsatz, Cic. (81-43 v. Chr.), s. gr. δόγμα (dógma), N., Meinung, Beschluss, Verordnung; s. latein_a_z.docx, vgl. gr. δοκειν (dokein), V., Meinung annehmen, meinen, glauben, beschließen; idg. *dek̑- (1), V., nehmen, aufnehmen, begrüßen, sich schicken, ziemen, lehren, lernen

Dogma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen die Zusammensetzungen Grunddogma, Kunstdogma, Unfehlbarkeitsdogma - nicht und in DW2 1565 bezeugt – vor 1564 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Lehrsatz, Lehrmeinung, Grund­satz

Lit.: Parent, J., La notion de dogme, 1932; Piano-Mortari, V., Dogmatica e interpretazione, 1976; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Dogmatisierungsprozesse in Recht und Religion, hg. v. Essen, G. u. a., 2011; Bumke, C., Rechtsdogmatik, 2017

Doktor →doctor

Doktorgrad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1701 bezeugt –  nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →doctor

Doktrin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 6,1208,60 8.? Jahrhundert belegt – 1504 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lehre, Festlegung

Dolmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1879 bezeugt – 1879 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1879 aus dem Französischen aufgenommen, M., zu bret. tol, Tisch, men, Stein) ist die wissenschaftliche Bezeichnung für das in Europa zwischen 4000 v. Chr. und dem Frühmittelalter nachweisbare, bis zu 168 Meter lange, mittels aufgestellten Steinen und einer Überdeckung (mit Steinen) gebildete Grab /Steintisch).

Lit.: Körn, W., Megalithkulturen, 2005

Dolo facit, qui petit, quod restiturus est bzw. quod restituere oportet eundem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Arglistig handelt, wer fordert, was er demnächst zurückgibt bzw. was er selbst zurückerstatten muss.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 44, 4, 8, pr.)

dolus, dulus, lat., M., Täuschung, Betrug, List, Itala (nach 220 n. Chr.), Lex reg., s. latein_a_z.docx, s. gr. δόλος (dólos), M., Trugmittel, Trug, böse Absicht; idg. *del- (1), V., zielen, berechnen, nachstellen, schädigen, zählen

Dolus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht die Arglist, nach Anerkennung eines Einstehenmüssens für fahrlässiges Verhalten der →Vorsatz, dolus malus. Das durch Arglist herbeigeführte oder beeinflusste Rechtsgeschäft ist zwar an sich gültig. Auf Anregung des Rechtskundigen Gaius Aquilius Gallus gibt der Prätor in dem 1. Jahrhundert v. Chr. aber dem, der durch Arglist beeinträchtigt ist, dann, wenn keine andere Klage gegeben ist, einen Klaganspruch (lat. actio [F.] de dolo) auf den einfachen Schadensbetrag. Gegenüber einer möglichen Verpflichtung (stricti iuris, strengen Rechtes) kann der Verpflichtete eine Einrede erheben (lat. exceptio [F.] doli).

Lit.: Kaser §§ 8 V, 33, 36, 37; Söllner §§ 9, 15; Köbler, DRG 42f., 61, 63, 65; Köbler, LAW

Dom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1344 bezeugt– Ende 8. Jahrhundert [althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1309 [MagdebUB. I 133] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort 1344 entlehnt aus lat. [F.] domus, Haus) ist meist die Hauptkirche des Bistums.

Lit.: Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln, 1976

Domäne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1614 bezeugt – 1586 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1723 [Friedr. Wilh. I/ZPreußG. 17 1880 357] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16./17. Jahrhundert – 1644 - aus dem Fran­zösischen und damit mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist sachlich in der Spätantike das kaiserliche Grundeigentum. Die Domäne ist Vermögen des Kaisers und geht auf den jeweiligen Nachfolger über. Sie wird getrennt von den Staatseinkünften (von dem (lat. M.] comes rerum privatarum, Amtsträger für die privaten Sachen) verwaltet. Mit dem Untergang des weströmischen Kaisertums (476 n. Chr.) fällt die Domäne vor allem in dem Herrschaftsbereich der Franken an den König (→Königsgut). Infolge umfangreicher Vergabungen gelangt dieses Gut bis zu dem 13. Jahrhundert in großem Ausmaß an die Landesherren. In Preußen umfassen die Domänen dabei schließlich etwa ein Drittel des Landes. In Hessen-Kassel bzw. Kurhessen versorgen beispielsweise die etwa 300 zwischen 1600 und 1866 nachweisbaren Domänen den Hof mit Lebensmitteln, sichern die Mitglieder des Fürstenhauses wirtschaftlich ab und dienen der fürstlichen Agrarpolitik ebenso wie der Finanzierung lokaler und zentraler Behörden. Seit dem 18. Jahrhundert wird in dem Land das Staatsgut von dem fürstlichen Hausgut getrennt, wobei die Domänen überwiegend dem Staatsgut und nur in geringerem Maß dem Hausgut zugeteilt werden, der Landesherr aber die Nutzungen der Domänen als Einkunft erhält. Der Höhe nach betragen die Einkünfte dabei fast die Hälfte der gesamten Staatseinkünfte. In dem 19. Jahrhundert erlangen vor allem die deutschen Fürstentümer Rechtspersön­lichkeit, die staatliches Domäneneigentum kennen. In den Fürstentümern ohne staat­liches Domäneneigentum haben die Stände das Steuerbewilligungsrecht und gelegentlich bereits vor 1848 ein Ausgabenbewilligungs­recht hinsichtlich der aus Steuern zu tätigenden Ausgaben in Gegensatz zu den Ausgaben der fürstlichen Kammer. Seit dem Ende der Monarchie (Deutsches Reich 1918) fließen die Einkünfte aus den Domänen dem Staat zu. 1945 werden in der sowjetischen Besatzungszone die Domänen fast ganz aufgeteilt. In der Bundesrepublik Deutschland (vor allem in Niedersachsen) umfassen sie nur noch weniger als ein halbes Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Wendt, E., Die staatliche Selbstbewirtschaftung von Domänen, 1925; Corsten, S., Das Domanialgut im Amt Heinsberg, 1953; Facius, F., Wirtschaft und Staat, 1959; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirt­schaft, 1962; Hoffmann, R., Die Domänenfrage in Thü­ringen, 2006; Klein, W., Die Domänenfrage im deutschen Verfassungsrecht des 19. Jahrhunderts, 2007; Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013

Domat, Jean (Clermont-Ferrand 30. 11. 1625-Paris 14. 3. 1696), Notarssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bourges 1645 Anwalt, 1655 Kronanwalt und 1683 Privatgelehrter. Sein 1689 veröffentlichtes, →Grotius ver­pflichtetes Hauptwerk ([franz.] Les lois civiles dans leur ordre naturel, Die weltlichen Gesetze in ihrer natürlichen Ordnung) ordnet das römische Recht und das dieses ergänzende französische Recht in der Art eines Lehrbuchs des Naturrechts nach den grundlegenden Sätzen. Domat verselbständigt das Erbrecht innerhalb des Sachenrechts und verwendet erstmals den Ausdruck (franz.) ésprit des lois (M., Geist der Gesetze). S. Google

Lit.: Voeltzel, R., Jean Domat (1625-1696), 1936; Baudelot, B., Un grand jurisconsulte du 17e siècle, 1938

Domesdaybook ist eine zweibändige, unvollständige Landesaufnahme Englands (Bd. 1 31 einzelne Grafschaften, Bd. 2 Essex, Norfolk, Suffolk) auf der Grundlage von Angaben der Grundstücksberechtigten von 1066 und 1086. Das Domesdaybook dient dem König als Grundlage seiner Herrschaft. Von 596 in dem Domesdaybook genannten Fami­lien sind in dem Jahre 1166 noch 437 in den (lat. [F.Pl.] Cartae baronum, Urkunden der Barone) erwähnt.

Lit.: Maitland, F., Domesday Book and Beyond, 2. A. 1907; Galbraith, V., The Making of Domesday Book, 1961; Darby, H., Domesday England, 1978; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Domesday names, compiled by Keats-Rohan, K. u. a., 1997; Fleming, R., Domesday Book and the Law, 1998; Keats-Rohan, K., Domesday People, 1999; Roffe, D., Domesday, 2000; Keats-Rohan, K., Domesday Descendants, 2002; Roffe, D., Decoding Domesday, 2007

Domicellar, Domizellar, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1803 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z,docx nicht, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen aufgenommen, M.) in dem Domkapitel in Gemeinschaft lebender, meist adeliger junger Domherr der Domschule ohne Sitz in dem Chor und ohne Stimmrecht

Dominat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1587 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (nach Mommsen) die von dem Kai­ser als absolutem Herrn und Gott (lat. [M.] dominus et deus) bestimmte Herrschaftsform der römischen Spätantike seit Diokletian (284-313/316).

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner § 19; Köbler, DRG 55; Bleicken, J., Prinzipat und Dominat, 1978

dominatus, dominātus, lat., M., Herrschaft, Beherrschung, Oberherrschaft, Alleinherrschaft, Afran. (2. Hälfte 2. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dominārī, dominus (1), domus

dominicalis, dominicālis, lat., Adj.: Herrn betreffend?, Colum. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dominicus (1), dominus (1)

dominikal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv ab 1647 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Herrn betreffend

Dominikalland (in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Rechtssprache nicht belegt sowie teils über das Lateinische des Altertums (dominicalis) und teils das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adjektiv dominikal 1647 aufgenommen, N.) Herrenland, von dem Grundherrn selbst bewirtschaftetes Land in Gegensatz zu dem von den abhängigen Hintersassen bewirtschafteten Rustikalland

Lit.: Feigl, H., Die niederösterreichische Grundherr­schaft, 1964, 2. A. 1998

Dominikaner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1628 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (seit dem 15. Jahrhundert) der Angehörige des von dem Spanier Dominikus (Caleruega nach 1170-Bologna 1221, aus dem Geschlecht der Guzmán) in Toulouse 1215 begründeten, an dem 22. 12. 1216 von dem Papst unter seinen Schutz gestellten (Bettel-)Ordens (lat. [M.] ordo praedicatorum, Predigerorden, in Frankreich Jakobinerorden) der Prediger, dem von Papst Gregor IX. 1232 die Inquisition übertragen wird und dem 1990 677 Klöster mit 6775 Mitgliedern bzw. 226 Dominikanerinnenklö­ster mit 4225 Schwestern (2004 626 Klöster, 6262 Mitglieder, 227 Frauenklöster, 3488 Mit­glieder) angehören.

Lit.: Altaner, B., Der heilige Dominikus, 1922; Walz, A., Wahrheitskünder, 1960; Hinnebusch, W., The History of the Dominican Order, 1966ff.; Hertz, A., Domenikus und die Dominikaner, 1981; Vicaire, M., Histoire de Saint Dominique, 1982; Springer, K., Die deutschen Dominikaner in Widerstand und Anpassung, 1999; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2003, 156; Schütz, J., Hüter der Wirklichkeit – Der Dominikanerorden in der mittelalterlichen Gesellschaft Skandinaviens, 2014

dominium, lat., N., Herrschaft, Besitz, Eigentum, Eigentumsrecht, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dominus, domus

Dominium (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht (wie proprietas) das Eigentum, wobei das (lat.) dominium ex iure Quiritium (quiritisches Eigentum) römischen Bürgern vorbehalten und nur an beweglichen Sachen und italischen (in Italien gelegenen) Grundstücken möglich ist (dominium dormiens, ruhendes Eigentum beispielsweise an einem fremden Balken während des Bestands des ihn aufnehmenden Gebäudes). Nach Ernst Levy verfällt dieses klassische dominium in der Spätantike, doch ist diese Ansicht inzwischen wieder streitig geworden. In dem Mittelalter bezeichnet dominium (ahd. giwaltida, herskaf, hertuom) die Herrschaft (oder Gewalt über ein Gebiet einerseits und die Herrschaft über einzelne Sachen andererseits). Zugleich wird von Italien ausgehend ab dem Ende des 12. Jahrhunderts (Johannes Bassianus, 1204 Bischof Huguccio von Ferrara) ein (lat.) dominium directum (Obereigentum beispielsweise des Lehnsherrn) von ei­nem dominium utile (Untereigentum beispielsweise des Lehnsmanns) geschieden. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes dringen römischrechtliche Vorstellungen durch und werden insbeson­dere gewisse ältere Bindungen des Eigentums (beispielsweise gegenüber Erben oder Nachbarn) aufge­geben und dominium, beschränkte dingliche Rechte sowie Besitz von einander klar geschieden, wird freilich in dem 20. Jahrhundert das Eigentum auch wieder einer sozialen Bindung unterworfen und etwa in dem Verfassungsrecht in dem Rahmen der Enteignung die Beziehung zwischen Eigentum und Sache als einem körperlichen Gegenstand gelockert.

Lit.: Kaser § 22 II; Hübner 241ff.; Köbler, LAW; Schmidt, C., Der prinzipielle Unterschied zwischen dem römischen und germanischen Recht, Bd. 1 1853, 223; Lautz, K., Entwicklungsgeschichte des dominium utile, Diss. jur. Göttingen 1916; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Willoweit, D., Dominium und proprietas, (in) Hist. Jb. 94 (1974), 131; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1; Mayer-Maly, T., Das Eigentumsverständnis der Gegenwart, (in) FS H. Hübner, 1984, 145; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium in den Rechtslehren des 13. und 14. Jahrhunderts, 1996; Diestelkamp, B., Frühe urkund­liche Zeugnisse für dominium directum und dominium utile im 13. Jahrhundert, (in) Grundlagen des Rechts [FS P. Landau], 2000, 391ff.; Vandendriessche, S., Pos­sessio und Dominium im postklassischen römischen Recht, 2006

dominium (N.) directum (lat.) Obereigentum →dominium, Eigentum

dominium (N.) plurium in solidum (lat.) Gesamteigentum →Miteigentum

dominium (N.) utile (lat.) (vielleicht erstmals bei Johannes Bassianus an dem Ende des 12. Jahrhunderts belegt, 1204 Bischof Huguccio von Ferrara) Nutzungseigentum →dominium, Eigentum

dominus, domnus, lat., M., Herr, Hausherr, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. domus, Eigentümer

dominus (M.) terrae (lat.) →Landesherr

Dominus imperator in territorio suo (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Mitte 13. Jahrhunderts) belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der Landesherr ist Kaiser in seinem Land.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Eyben 1660)

Domkapitel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1473 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [DuderstadtUB. 99] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sachlich seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts aus dem verpflichtend werdenden gemeinschaftlichen klösterlichen Leben der Geistlichen einer Domkirche erwachsene, seit der Mitte des 9. Jahrhunderts gegenüber dem Bischof autonom werdende Gremium von Geistlichen, das den Bischof unterstützt und nach seinem Tod das Bistum vorübergehend verwaltet und den neuen Bischöf wählt (lat. [N.] capitulum [10. Jahrhundert] in domo episcopi, Kapitel in dem Hause des Bischofs). Es erlangt seit dem 9. Jahrhundert Güter (beispielsweise Bamberg 1007) und wird in dem Hochmittelalter Verbandsperson. Es enthält eine Reihe von Ämtern (Dompropst, Domdekan, Domscholaster, Kantor, Kustos). Der Sicherung des Unterhalts dient das in Pfründen geteilte Kapitelsgut. Das Domkapitel steht bis in das 19. Jahrhundert grundsätzlich nur Adeligen offen. In den Hochstiften erlangen die Domkapitel vielfach die Stellung von Landständen. Die Säkula­risation von 1802/1803 bewirkt einen deutlichen Einschnitt. Bis dahin gibt es in dem Heiligen römischen Reich in der Neuzeit 74 Domkapitel in Augsburg, Bamberg, Basel, Brandenburg, Bremen, Breslau, Brixen, Brünn, Budweis, Cammin, Chiemsee, Chur, Corvey, Eichstätt, Ermland, Freising, Fulda, Görz, Gradisch, Graz, Gurk, Halberstadt, Hamburg, Havelberg, Hildesheim, Köln, Königgrätz, Konstanz, Kulm, Laibach, Lausanne, Lavant, Lebus, Leitmeritz, Leitomischl, Leoben, Linz, Lübeck, Lüttich, Magdeburg, Mainz, Meißen, Merseburg, Metz, Minden, Münster, Naumburg, Olmütz, Osnabrück, Paderborn, Passau, Pomesanien, Prag, Ratzeburg, Regensburg, Salzburg, Samland, Sankt Pölten, Schleswig, Schwerin, Seckau, Sitten, Speyer, Straßburg, Toul, Trient, Trier, Utrecht, Verden, Verdun, Wien, Wiener Neustadt, Worms und Würzburg. Danach wird das Domkapitel zu einem kirchlichen, von dem Staat dotierten Gre­mium mit geringeren Rechten und Aufgaben, wobei das Erfordernis des Adels abgeschafft wird. Nach dem geltenden Kirchenrecht haben die Domkapitel der Diözesen Deutschlands, Salzburgs, Churs, Sankt Gallens und Basels gegenüber dem Bischofsernennungsrecht des Papstes ein Beteiligungsrecht.

Lit.: Gehring, G., Die katholischen Domkapitel Deutschlands als juristische Personen, 1851; Kisky, W., Die Domkapitel der geistlichen Kurfürsten, 1906; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiat­stifter Preußens, 1924, Neudruck 1964; Hofmeister, P., Bischof und Domkapitel, 1931; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Trippen, N., Das Domkapitel und die Erzbischofswahlen in Köln, 1972; Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln in Deutschland, 1976; Hersche, P., Die deutschen Domkapitel im 17. und 18. Jahrhundert, Bd. 1ff. 1984; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz, 1990; Haas, R., Domkapitel und Bischofsstuhlbesetzungen in Münster 1813-1846, 1991; Jüsten, E., Das Domkapitel nach dem Codex Iuris Canonici von 1983, 1993; Miele, M., Sui capitoli cattedrali in Italia, 1999; Burkhard, D., Staatskirche, Papstkirche, Bischofskirche, 2000; Krüger, T., Leitungsgewalt und Kollegialität. Von dem benediktinischen Beratungsrecht zum Konstitutionalismus deutscher Domkapitel und des Kardinalkollegs (ca. 500-1500), 2013; Thaler, M., Die Domkapitel der Reichskirche vom Wiener Konkordat bis zur Säkularisation (1448-1803), 2017

Domscholaster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1612 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Buch Weinsberg II 382] in 2 Stellen und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leiter der Domschule (seit 816, seit der Neuzeit allmählich, beispielsweise Österreich 1787, aufgegeben)

domus, lat., F., Haus, Geschlecht, Schule, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dem-, *demə-, *demh-, V., bauen, zusammenfügen

donare, dōnāre, lat., V., schenken, übergeben (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. dare

donatio, dōnātio, lat., F., Schenkung, Gabe, Geschenk, Ehrengeschenk, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dare

Donatio (lat. [F.] →Schenkung) ist in dem römi­schen Recht die unentgeltliche Zuwendung oder Gabe. Sie ist zunächst nur ein Rechtsgrund, der einen Zuwendungsvorgang rechtfertigt. Erst unter Kaiser Konstantin (337-361) wird die donatio zu einem eigenen Geschäft. Besondere Fälle sind die donatio mortis causa (Schenkung von Todes wegen), die donatio post obitum (Gabe nach dem Tod), die donatio propter nuptias (Ehegabe, Widerlage) und die donatio reservato usufructu (Gabe unter Vorbehalt eines Nutzungsrechts).

Lit.: Kaser § 47; Köbler, DRG 41, 37; Köbler, LAW; Cappon, C., Eine donatio post obitum mit Treuhändern – die Schenkung von Dietrich von Ulft zugunsten des Klosters Camp (um 1138), ZRG GA 112 (1995), 245; Gade, G., Donationes inter virum et uxorem, 2001

Donau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1559 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Donaumonarchie – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., indogermanisch *danu- Sb., Fluss?) ist der auf fast 3000 Kilometern von dem Schwarzwald in dem Westen zu dem Schwarzen Meer in dem Osten fließende Fluss, der für die Römer zeitweise einen Teil ihrer Nordgrenze zu den Germanen bildet und seit dem 19. Jahrhundert zunehmend europäischen Rechtsregeln (Pariser Friede 1856, internationale Donau­kommission 1922, NAIDES-Aktions­pro­gramm der Europäischen Kommission) unter­worfen ist.

Lit.: Wegener, W., Die internationale Donau, 1951; Neweklowsky, E., Die Schifffahrt und Flößerei im Raume der oberen Donau, 1952ff.; Weithmann, M., Die Donau, 2000

Donaumonarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die dem Einzugsbereich der mittleren und unteren Donau weitgehend entsprechende, von der Donau auf 1300 Kilometern durchflossene Monarchie Österreich-Ungarn.

Doneau (Donellus), Hugo (Chalon-sur-Saône 23. 12. 1527-Altdorf 4. 5. 1591), aus patrizischer Familie, wird nach dem Rechtsstudium in Toulouse (1544) und Bourges (1546) dort Professor (1551). Als Calvinist flieht er 1572 nach Genf, geht 1572 nach Heidelberg, 1579 nach Leiden und 1588 nach Altdorf. In seinem Hauptwerk (lat. [M.Pl.] Commentarii de iure civili, Kommentare zu dem weltlichen Recht, 1589ff.) ordnet er das überlieferte römische Recht losgelöst von der Reihenfolge der Digesten nach einem aus ihm selbst gewonnenen System, um durch die innere Ordnung die verstreuten Einzelsätze besser zu verstehen, wobei er als einer der ersten das Recht der Obligationen in dem Allgemeinen zu erfassen sucht und vielleicht das Erfordernis der Kau­salität von Verpflichtungen begründet. Dabei gelingen über die Darstellung hinaus weiterführende Erkenntnisse (beispielsweise Ausdeh­nung des Satzes [lat.] impossibilium nulla est obligatio, zu Unmöglichem besteht keine Pflicht, Beiträge zu der Entwicklung des subjektiven Rechtes, des Besitzrechts, des Vertragsrechts und des Persönlichkeitsrechts). S. Google

Lit.: Eyssell, A., Donellus, 1860; Bergfeld, C., Savigny und Donellus, (in) Ius commune 8 (1980), 24; Cannata, C., Systématique et dogmatique dans le Commentarii iuris civilis des Hugo Doneau, (in) Jacques Godefroy, 1991, 217; Schermaier, M., Die Bestimmung des wesentlichen Irrtums, 2000, 102f.; Heise, V., Der calvinistische Einfluss auf das humanistische Rechtsdenken, 2004

Donellus →Doneau

dopen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1956 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Angloamerikanischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, V.) durch Rauschmittelgebrauch zwecks Leistungssteigerung vor allem in dem Sport aufputschen

Doping (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1965 aus dem Angloamerikanischen aufgenommen bezeugt - 1908 in EDEL - und in der weiteren Herkunft ungeklärt sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, Verb dopen 1956) Rauschmittelgebrauch zwecks Leistungssteigerung vor allem in dem Sport

Lit.: Engel, R., Doping in der DDR, 2010

Dorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 242] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die aus einer nicht ganz geringen Zahl beieinander liegender Häuser gebildete, landwirtschaftlich geprägte Sied­lung. Das Dorf setzt die Sesshaftwerdung vor­aus. Sein zeitliches Verhältnis zu Einzelhaus bzw. kleiner Hausgruppe (Weiler, Drubbel) steht nicht sicher fest. Örtlich findet sich das Dorf in Mitteleuropa in dem gesamten Gebiet, aus­ge­nommen den Nordwesten, den Schwarz­wald und die Alpen. Vorherrschend ist das Haufendorf, doch prägen auch Marschhufendorf und Wald­hufendorf kleinere Räume. Das Dorf kann vor allem Nutzungsverband oder auch Gerichts­verband (mit Richter und Schöffen) sein, wobei an dem Nutzungsverband meist nur die Inhaber vollbäuerlicher Hof­stellen berechtigt sind. Der Dorfvorsteher und gegebenenfalls neben ihm stehende Gremien sind unterschiedlich strukturiert und bezeichnet, die juristische Persönlichkeit ist lange Zeit nur undeutlich ausgeprägt. Seit dem 19. Jahrhundert werden Dorf und Stadt grundsätzlich einheitlich als →Gemeinde in dem Sinne eines staatlichen Verwal­tungsbezirks (1935 Deutsche Ge­mein­deord­nung) angesehen, zu dem allerdings örtliche Selbstverwaltungszüge hinzutreten.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, WAS; Frey, K., Wollmatingen, 1910; Mayer, E., Dorf-Geschlechtsverband, ZRG GA 41 (1920), 375; Bolleter, E., Geschichte eines Dorfes (Fisibach, jetzt Bachs, Kanton Zürich), 1921; Maßberg, K., Die Dörfer der Vogtei Groß-Denkte, 1930; Steinemann, H., Geschichte der Dorfverfassungen im Kanton Zürich, 1932; Dinklage, K., Fünfzehn Jahrhunderte Münnerstädter Geschichte, 1935; Ganahl, K., Langen-Erchingen (Langdorf), ZRG GA 58 (1938), 389; Bader, K., Entstehung und Bedeutung der oberdeutschen Dorfgemeinde, (in) Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 1 (1937), 265; Frölich, K., Rechts­denkmäler des deutschen Dorfes, 1947; Zimmermann, F., Die Rechtsnatur der altbayerischen Dorfgemeinde und ihrer Gemeindenutzungsrechte, 1950; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff. (Bd. 2 Dorfgenossenschaft und Dorfgemeinde, 1962, Bd. 3 Rechtsformen und Schichten der Liegenschaftsnutzung im mittelalterlichen Dorf, 1973); Buijtenen, M., Het friese dorp, 1961; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Mayer, T., Bd. 1f. 1964; Tütken, H., Geschichte des Dorfes und Patrimonialgerichtes Geismar, 1967; Lippert, W., Geschichte der 110 Bauerndörfer in der nördlichen Uckermark, 1968; Ardelt, R., Das Dorf Edelbruck im Mühlviertel, 1972; Ossfeld, W., Obergrombach und Untergrombach, 1975; Zeller, G., Rechtsgeschichte der ländlichen Siedlung, 1975; Das Dorf der Eisenzeit und des frühen Mittelalters, hg. v. Jankuhn, H., 1977; Donat, P., Haus, Hof und Dorf, 1980; Arnold, K., Niklashausen 1476, 1980; Wunder, H., Die bäuerliche Gemeinde in Deutschland, 1986; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996; Troßbach, W. u. a., Die Geschichte des Dorfes, 2006; Grüne, N., Dorfgesellschaft, 2011; Krauß, J., Ländlicher Alltag und Konflikt in der späten frühen Neuzeit – Lebenswelten erzgebirgischer Rittergutsdörfer, 2012; Hagner, U., Zwischen Heimbürge und Schultheiß, 2014; Mattern, J., Dörfer nach der Gebietsreform, 2020

Dorfgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1277 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 [Tirol/Hormayr, Beitr. II 369] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in einem →Dorf und häufig auch nur für Angelegenheiten des Dorfes meist unter der Linde (Gerichtslinde, Dorflinde) tätige Gericht. Es ist in vielen Fällen ein Gericht des Grundherrn und grund­sätzlich nur Niedergericht. Spätestens in der Mitte des 19. Jahrhunderts verschwindet es zugunsten des Amtsgerichts oder Bezirksgerichts.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Müller, K., Das Gericht zu Ottendorf, ZRG GA 44 (1924), 168; Mitter, F., Die Grundlagen der Gerichtsverfassung und das Eheding der Zittauer Ratsdörfer, 1928; Frölich, K., Alte Dorfplätze, 1938; Herrmann, W./Schründer, H., Greven an der Ems, 1938; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Fried, P., Grundherrschaft und Dorfgericht im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, (in) Vorträge und Forschungen 27 (1983), 277; Kroeschell, K., Dorfgerichtsplätze, (in) FS K. Bader, 1986, 1

Dorfordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 6,1265,20 1509 [Tirol] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Argovia 9 1876 153] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die das Dorf betreffende Ordnung, wie sie als Rechtsquelle seit dem Übergang von dem Mittelalter zu der Neuzeit erscheint. S. Dorfrecht, Weistum

Lit.: Stöhr, K., Erläuterungen und Anlagen zur Altenburger Dorfordnung vom 13. Juni 1876, 1885; Robert, H., Als sich die Eberstädter eine Dorfordnung gaben, 1982; Kunz, R., Die Dorfordnung von Schwanheim, 1985; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtum Schleswig, 1999

Dorfrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besondere Recht eines →Dorfes bzw. subjektiv die besondere Mitgliedschaft in einer Dorfgemeinde. Das beispielsweise durch den →Sachsenspiegel (Landrecht III, 79, 2) bezeugte besondere Dorfrecht entsteht teils durch Gewohnheit, teils durch An­ordnung oder Satzung mit der Ter­ritorialisierung bzw. Lokalisierung des Rechtes in dem Hochmittelalter und verschwindet mit der staatlichen Vereinheitlichung in der Neuzeit, in der es freilich auch vielfach erst aufgezeichnet wird (zeitlicher Schwerpunkt in Schleswig-Holstein 1675-1774). Überliefert ist es hauptsächlich in einem →Weistum.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Alberti, W., Der Rheingauer Landbrauch von 1643, 1913; Badische Weistümer und Dorfordnungen, Bd. 1 1917; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Rheinheimer, M., Die holsteinischen Dorfordnungen, ZRG 115 (1998), 529; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtum Schleswig, Bd. 1f. 1999

Dorpat (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, 1919 in Estland estnisch Tartu) wird 1030 erstmals erwähnt, 1224 als (lat. [N.] castrum tarbatum) durch den Deutschen Orden erobert, gelangt 1558 an Russland, 1582 an Polen, 1625 bzw. 1629 an Schweden, erhält neben einem Obergericht 1632 durch König Gustav Adolf von Schweden eine Universität (Akademie mit deutsch-lateinischer Unter­richtssprache und schwe­disch-finnischen Leh­rern) (1656 geschlossen, 1690-1710 als deutschbaltische Anstalt in Pernau), die 1802 (nach der Angliederung Livlands an Russland in dem Jahre 1721) als einzige deutschsprachige Univer­sität Russlands von Deutschbalten neu gegründet, ab 1867 allmählich und 1893 entschieden russifiziert (Jurév) und unter Besatzungs­regime des Deutschen Reiches erfolglos regermanisiert wird (Rechtslehrer Johann Ludwig von Müthel, Karl Friedrich Meyer, Christian Daniel Rosenmüller, Friedrich Kasimir Kleinenberg, Johann Georg Neumann, Karl Schröter, Walter Friedrich Clossius, Friedrich von Bunge, Gustav Bröcker, Otto Karl von Madai, Karl Eduard von Otto, Eduard Osenbrüggen, Alexander von Reutz, Ewald Tobien, Johannes Engelmann, Karl von Rum­mel, Viktor Ziegler, August von Bulmerincq, Karl Bergbohm, Ottomar Meykov, Karl Erd­mann, Woldemar von Rohland, Alexander [Axel] Baron von Freytagh-Loringhoven, Vladimir Grabar, Michail Djakonov, Aleksej Guljaev, Evgenij Passek, Peter Pustoroslev, Ivan Ditjatin, Alexander Filip­pov, Lev Schalland, Alexander Nevzorov). S. Google

Lit.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums Dorpat, 1896; Lemm, R., Dorpater Ratslinie, 1960; Luts, M., Eine Universität für unser Reich, ZRG GA 117 (2000), 607; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Donnert, E., Die Universität Dorpat-Jurév 1802-1918, 2007

Dorstadt (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, Augustinerchorfrauenstift). S. Google

Lit.: Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Dorstadt, hg. v. Ohainski, U., 2011 (324 Urkunden 1143-1660)

Dortmund (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt) wird 880-884 (Throtmanni, Siedlung an dem gurgelnden Wasser?, nach Udolph 2009/2010 zu mons, lat., M., Berg?, „Berg mit einem Einschnitt?“) erstmals erwähnt, erhält in dem 10. Jahrhundert eine königliche Pfalz, wird Reichsstadt (Privilegien Konrads III., Friedrichs I., Friedrichs II. [1236 bzw. 1220]) und Mitglied der Hanse und kommt mit etwa 4000 Einwohnern 1802 an die Fürsten von Oranien-Nassau und 1815 an Preußen, in dem es zu einer industriell geprägten Großstadt (1910 214000 Einwohner, in Nordrhein-Westfalen 2020 rund 588000 Einwohner) heranwächst. S. Google

Lit.: Rübel, K., Dortmunder Urkundenbuch, Bd.1ff. 1881ff.; Frensdorff, F., Dortmunder Statuten und Urtheile, 1882; Meininghaus, A., Die Grafen von Dortmund, 1905; Meininghaus, A., Die Dortmunder Freistühle und ihre Freigrafen, Beiträge zur Geschichte Dortmunds 19 (1910); Stahm, G., Das Strafrecht der Stadt Dortmund, 1910; Rübel, K., Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917; Winterfeld, L. v., Reichsleute, Erbsassen und Grundeigentum in Dortmund, 1917; Meininghaus, A., Die Entstehung von Stadt und Grafschaft Dortmund, 1920; Berken, R. von den, Dortmunder Häuserbuch von 1700 bis 1850, 1927; Winterfeld, L. v., Geschichte der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund, 1934; Luntowski, G. u. a., Geschichte der Stadt Dortmund, 1994; Ferne Welten, freie Stadt. Dortmund im Mittelalter, hg. v. Ohm, M. u. a., 2006; Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T. u. a., 2012; Franke, B. u. a., Dortmund entdecken, 2016; Flöer, M., Die Ortsnamen der Stadt Dortmund und der Stadt Hagen, 2021

dos, dōs, lat., F., Gabe, Mitgabe, Mitgift, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dare

Dos (lat. [F.], zu lat. dare, geben) ist bereits in dem altrömischen Recht die von dem Hausvater der Frau bei der Verehelichung dem Ehemann grundsätzlich gegebene, der Unterhalts­sicherung dienende →Mitgift, die nach dem Tod der Frau oder einer auf ihrer Seite schuldlosen Ehescheidung aus dem Vermögen des Mannes an den ursprünglichen Geber zurückfällt. In dem Jahre 18 v. Chr. verbietet die (lat.) lex (F.) Iulia de dote fundali (julisches Gesetz über Grundstücks­mitgift) die Ver­äußerung eines Mitgiftgrund­stücks ohne Zustimmung der Frau. In der Spätantike wird die Bestellung einer dos durch den Brautvater zu einer Rechtspflicht. Das römische Recht der dos wird in dem Mittelalter und in der Neuzeit (nur) teilweise aufgenommen (Kurhessen, Hannover, Braunschweig, Pom­mern, Teile Mecklenburgs, Dotalsystem). Nach dem ger­manisch-germanistischen Recht gibt dagegen der Mann (bzw. seine Familie) der Frau (bzw. ihrer Familie) eine Gabe (vielleicht als Gegenleistung für die bei der Eheschließung von dem Brautvater gegebene Personalgewalt des Mannes über die Frau).

Lit.: Kaser § 59; Söllner §§ 8, 12, 15, 18, 24; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 22, 37, 58; Köbler, LAW; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Teil 1f. 1863ff., Neudruck 1967; Brunner, H., Die fränkisch-romanische dos, SB. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1894, 545; Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Lorenz, E., Das Dotalstatut in der italienischen Zivilrechtslehre des 13. bis 16. Jahrhunderts, 1965; Stagl, J., Favor dotis, 2009

dotal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 als 1750 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die (lat. [F.] dos) Mitgift betreffend

dotalis, dōtālis, lat., Adj., Mitgift betreffend, zu der Mitgift gehörig, zu dem Heiratsgut gehörig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dōs

Dotalitium (Wort nicht in EDEL und nicht in latein_a_z.docx und – als Ansatz – nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Google belegt, lat. [N.]) ist meist die →Leibzucht oder das →Wittum.

Lit.: Heusler, A., Deutsches Privatrecht, Bd. 1 1885, 370; Bellomo, M., Ricerche sui rapporti patrimoniali, 1961

Dotalsystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert verwendet und in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das auf der römisch­rechtlichen →dos aufbauende Ehegüterrecht, das von der Gütertrennung ausgeht, bei der die Lasten der Ehe das Vermögen des Ehemanns treffen, die Ehefrau aber mit ihrer in das Eigentum des Ehemanns überge­henden dos die Ehelasten mittragen soll. Die Rezeption ändert das römische Dotalsystem ab, soweit es überhaupt aufgenommen wird. Mit den Kodifikationen geht das in dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) bereits nicht mehr erwähnte Dotalsystem unter (Bürgerliches Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900, ZGB der Schweiz 1907).

Lit.: Söllner §§ 5, 9, 12, 18, 24; Hübner 664, 694; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 239f.

dotare, dōtāre, lat., V.: nhd. aussteuern, ausstatten, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dōs, dare

Dotation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb dotieren um 1500) Ausstattung, Zuwendung, Aussteuer

Lit.: Landau, P., Ius patronatus, 1975; Dröge, M., Staatsleistungen an Religionsgemeinschaften, 2004

dotieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1500 bezeugt – 1378/1379 [Mecklenburgische Reimchronik von Ernst von Kirchberg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1514 [QuedlinbUB. II 109] und 1535 [IlsenburgUB. II 217] in 2 Stellen und – ausgenommen dotiert und Dotierung – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) geben, ausstatten

Dou de Bassols, Ramón Llàtzer de (1742-1832) verfasst nach dem Rechtsstudium in Cervara (1760-1764) und einer anwaltlichen Tätigkeit als Professor in Cervara die erste systematische Darstellung des spanischen öffentlichen Rechtes (Instituciones del derecho público general en España, 1800ff., Einrichtungen des allgemeinen öffentlichen Rechtes in Spanien), die sich in die drei Bücher Person, Sache, Gericht und jeweils einen allgemeinen Teil und einen besonderen Teil gliedert. S. Google

Lit.: Elias de Molins, A., Diccionario biográfico, Bd. 1 1889, 532

Do ut des (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Ich gebe, damit du gibst.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 19, 5, 5, §1)

Douai, s. Google

Lit.: Espinas, G., La vie urbaine de Douai, Bd. 1ff. 1913

Dr. →doctor (lat. [M.]), Doktor, Lehrer

Drakon ist der Gesetzgeber (Thesmothet) in Athen, der 624 (bzw. 621/620) v. Chr. (?) das geltende Recht veröffentlicht, in dem die Selbsthilfe (Blutrache) durch strenge Strafen (drakonische Strenge, drakonische Strafe) für Verbrechen ersetzt und die gewollte Tötung von der ungewollten Tötung und der gerechtfertigten Tötung unterschieden ist. S. Google

Lit.: Söllner § 7; Köbler, DRG 17; Stroud, R., Drakon´s Law on Homicide, 1968; Gagarin, M., Drakon and Early Athenian Homicide Law, 1981; Biscardi, A., Diritto greco antico, 1982; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 4. A. 1995; Carawan, E., Rhetoric and the Law of Draco, 1998

drauf, darauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 14. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) oben, zusätzlich

Draufgabe, Daraufgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1791 bezeugt – nicht in EDEL - und in der ursprünglicheren Schreibweise Daraufgabe in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1794 [PreußALR. I 5 §205 und Bächtold, Verlobung 124] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] →arrha) ist eine Leistung bei Eingehung eines Vertrags, die als Zeichen des Abschlusses des Vertrags gilt und in dem Zweifel auf die geschuldete Leistung anzurechnen oder bei Erfüllung zurückzugeben ist. Sie besteht in dem gemeinen Recht, ist in der Gegenwart aber nur von geringer Bedeutung.

Lit.: Kaser § 41; Hübner 543; Jagemann, E. v., Die Draufgabe (arrha), 1873; Gastreich, F., Die Draufgabe, Diss. jur. Erlangen 1932

Drei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Kard.) ist die in dem Recht häufiger verwendete Grundzahl zwischen zwei und vier (beispielsweise aller guten Dinge [Gerichte] sind drei).

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 285; Usener, H., Die Dreiheit, 2. A. 1922; Meyer, H./Suntrup, R., Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen, 1987, Neudruck 1999; Großfeld, B., Zeichen und Zahlen im Recht, 2. A. 1995

Dreibund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1785 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1789 [Kluge11 113] in 1 Stelle als Übersetzung von franz. triple-alliance und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Bund dreier Beteiligter wie der den 1879 zwischen dem Deut­schen Reich und Österreich-Ungarn geschlos­senen Bund 1882 um Italien erweiternde Bund (1883 Beitritt Rumäniens, in dem Ersten Weltkrieg Kündigung durch Italien, das 1915 nach Zusage des Erhalts Südtirols den Alliierten beitritt, Rumänien 1916)

Dreifelderwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1803 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Mitteleuropa von dem 8. bis zu dem 19. Jahrhundert verbreitete Form der Landwirtschaft, bei der jeweils ein Drittel des Ackerlands mit Winterfrucht oder mit Sommerfrucht bebaut oder als Brache gelassen wird. Bei der Dreizelgenwirtschaft ist dabei die gesamte Flur eines Dorfes in drei etwa gleich große in dem Wechsel bewirtschaftete Teile aufgegliedert.

Lit.: Köbler, DRG 77, 174; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 46; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985; Brakensiek, S., Agrarreform, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992

Dreiklassenwahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Wähler bewusst unterscheidend in drei Klassen einteilende Wahlrecht (kopfzahl­bezogenes Dreiklassenwahlrecht erstmals in dem Gemeindegesetz Badens von dem 23. 8. 1821). Es widerspricht dem Grundsatz der Stimmengleichheit, indem es bei dem steueranteilbezogenen Dreiklassenwahlrecht beispielsweise Wählern mit höherem Steueraufkommen mehr politischen Einfluss in einem zu wählenden Gremium gewährt (beispielsweise wählen in Preußen 1849 bis 1918 etwa 4,7%, 12,6% und 82,6% der Wähler mittelbar je ein Drittel der Abgeordneten). 1918 wird das Dreiklassenwahlrecht - bewusst demokratisierend und egalisierend - spätetens aufgegeben (Preußen, Braunschweig, Lippe, Sachsen-Altenburg, Waldeck). In Österreich besteht von 1849 bis 1918 ein Dreiklassenwahlrecht für das Gemeindewahlrecht, bei dem ein Zensus den Kreis der Wahlberechtigten einengt und die Wahlkörper eine unterschiedliche Zahl von Gemeinderäten wählen.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 197; Gerlach, D., Die Geschichte des preußischen Wahlrechts, 1908; Boberach, H., Wahlrechtsfragen im Vormärz, 1959; Kühne, T., Dreiklassenwahlrecht und Wahlkultur in Preußen, 1994; Gerhards, J./Rössel, J., Interessen und Ideen im Konflikt um das Wahlrecht, 1999

Dreiliniensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Erbfolgeordnung in den drei Linien Abkömmlinge, Aszendenten, Seitenverwandte.

dreißig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num Kard.) dreimal zehn (Zehnerzahl zwischen zwanzig und vierzig)

dreißigjährig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dreißig Jahre betreffend

Dreißigjähriger Krieg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, ab 1648 möglich und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von 1618 ([zweiter] Prager Fenstersturz 23. 5. 1618, 8. 11. 1620 Schlacht an dem Weißen Berg mit Niederlage der aufständi­schen protestantischen Landstände Böh­mens, 10. 5. 1627 Verneuerte Landesordnung für Böhmen) bis 1648 (Friede von Münster und Osnabrück, →Westfälischer Friede) unter protestantenfreundlicher Beteiligung europäi­scher Mächte (Dänemark 1625, Schweden 1630, Frankreich 1635) währende Religions­krieg in dem Heiligen römischen Reich.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Franz, G., Der dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk, 1940, 3. A. 1961, 4. A. 1979; Schormann, G., Der Dreißig­jährige Krieg, 1985; Burkhardt, J., Der Dreißigjährige Krieg, 1991; Kampmann, C., Reichsrebellion und kaiserliche Arbeit, 1993; Wedgwood, C., Der 30jäh­rige Krieg, 1978, 8. A. 1995, 9. A. 1996; Oschmann, A., Der Nürnberger Exekutionstag 1649-1650, 1991; Schmidt, G., Der Dreißigjährige Krieg, 1995, 4. A. 1999, 8. A. 2010; Englund, P., Die Verwüstung Deutschlands, 1998; Findeisen, J., Der Dreißigjährige Krieg, 1998; Zwischen Alltag und Katastrophe, hg. v. Krusenstjern, B. v. u. a., 1999; Bedürftig, F., Der Dreißigjährige Krieg, 2006; Kampmann, C., Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, 2007; Sack, H., Der Krieg in den Köpfen, 2008; Fuchs, R., Ein Medium zum Frieden, 2008; Brockmann, T., Dynastie, Kaiseramt und Konfession, 2009; Arndt, J., Der Dreißigjährige Krieg, 2009; Krüssmann, W., Ernst von Mansfeld (1580-1626), 2010; Crowne, W., Blutiger Som­mer (1636), hg. v. Ritter, A. u. a., 2011; Neu­burger, A., Konfessionskonflikt und Kriegsbeen­digung im Schwäbischen Reichskreis, 2011; Duchhardt, H., 1648 – Das Jahr der Schlagzeilen, 2015; Gotthardt, A., Der Dreißigjährige Krieg, 2016; Duchhardt, H., Der Weg in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges. Die Dekade 1608-1618, 2017; 1618 - Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, hg. v. Rebitsch, R., 2017; Wilson, P., Der Dreißigjährige Krieg, 2017; Münkler, H., Der Dreißigjährige Krieg, 2017; Burkhardt, J., Der Krieg der Kriege, 2018; Schmidt, G., Die Reiter der Apokalypse, 2018; Medick, H., Der Dreißigjährige Krieg, 2018; Wallenstein, hg. v. Emich, B. u. a., 2018

dreißigste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Ord.) zwischen dem neununzwanzigsten und dem einunddreißigsten stehende Ordnungszahl

Dreißigster (Wort ab 1221-1224 [Sachsenspiegel] belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der dreißigste Tag nach dem Tod eines Menschen und die als gesetzliches Ver­mächtnis daraus grundsätzlich sich ergebende Verpflichtung der →Erben, bestimmten Familienangehörigen des →Erblassers während der ersten 30 Tage nach dem selten genau vorherbestimmten Erbfall Unterhalt zu gewähren und die Benutzung der Wohnung und der Haushaltsgegenstände zu gestatten. Eine dreißig­tägige Beweinung kennt bereits das alte Testament (5. Moses 34,8). Danach erscheint der Dreißigste beispielsweise in dem →Sachsenspiegel (1221-1224). In der Zeit des Dreißigsten ist der Erbe zwar schon Eigentümer, darf aber nicht in dem Widerspruch zu dem Dreißigsten verfügen. Teilweise setzt das gemeine Recht den bis zu dem Dreißigsten ruhenden Nachlass der römischrechtlichen (lat.) hereditas (F.) iacens (ruhenden Erbschaft) gleich. Der Dreißigste ist noch geltendes Recht (§ 1969 BGB).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hübner 676f.; Hennecke, G., Das Recht des Dreißigsten, Diss. jur. Heidelberg 1909; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Dreizelgenwirtschaft s. Google, s. Dreifelderwirtschaft

Dresden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Elbe (sorb., Sumpfgebiet, steinzeitliche Besiedlungsspuren, Erster­wähnung 1206, 1201?) erhält vielleicht um 1150 eine Burg der wettinischen Markgrafen von Meißen. 1299 wird ihm das Stadtrecht von Magdeburg bestätigt. Stadtbücher sind seit 1404 erhalten. Seit 1485 wird es Vorort der albertinischen Linie der Herzöge von Sachsen. 1828 wird eine Technische Universität eingerichtet. 1945 wird Dresden durch Bombenabwürfe Großbritanniens weitgehend zerstört (25000 Todesopfer). An der Technischen Universität wird 1991eine juristische Fakultät eingerichtet, deren Auf­lösung 2004 beschlossen wird. Zu dem 1. Oktober 2020 wird ein Institut für internationales Recht, geistiges Eigentum und Technikrecht mit sechs Professuren gegründet.

Lit.: Richter, O., Verfassungs- und Verwaltungs­geschichte der Stadt Dresden, Bd. 1ff. 1885ff.; Butte, H., Geschichte Dresdens, 1967; Streifzüge durch die Dresdener Justiz, 1999; Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, bearb. v. Petschel, D., 2003; Pommerin, R., Geschichte der TU Dresden 1828-2003, 2003; Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2005f.; Die Stadtbücher Dresdens, hg. v. Kübler, T. u. a., Bd. 1ff. 2007ff.; Meinhardt, M., Dresden im Wandel, 2009; Die Zerstörung Dresdens, hg. v. Müller, R. u. a., 2010

Dresdener Entwurf (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der - der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung von 1847/1848 und dem Allgemeinen Deutschen Handelsge­setzbuch von 1861 folgende - in →Dresden in Sachsen auf Grund der nach dreijährigen Beratungen 1862 beschlossenen Schaffung eines einheitlichen Obligationenrechts (→Allge­mei­nes Deutsches Gesetz über Schuld­verhältnisse) der Staaten des →Deutschen Bundes in einer Kommission beratene, 1866 noch der Bundesver­sammlung zu­geleitete, dort aber wegen der Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Preußen um Schleswig-Holstein nicht mehr behandelte Ent­wurf, der infolge der Auflösung des Deutschen Bundes (1866) nicht Gesetz bzw. allgemeines deutsches Recht wird, sich aber auf das Obligationenrecht der Schweiz (1881) und den Allgemeinen Teil und das Schuld­recht des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/­1900) auswirkt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; http://www.koeblergerhard.­de/Fontes/DRE1866-Ent­wurf­eines­allgemeinendeut­schen­Gesetzes­ueberSchuld­verhaeltnisse.pdf; Hedemann, J., Der Dresdener Entwurf von 1866, 1935; Dresdener Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1866, hg. v. Francke, B., 1973; Protocolle der Commission zur Ausarbeitung eines allgemeinen deutschen Obligationenrechts, Dresden 1866, 1984; Benöhr, H., Der Dresdener Entwurf von 1866 und das Schweizerische Obligationenrecht von 1881, (in) Hundert Jahre Schweizerisches Obligati­onenrecht, 1982, 57

Drews, Bill (Drews, Wilhelm Arnold, Berlin 11. 02. 1870-Berlin 17. 02. 1938) wird 1917 Minister des Inneren in Preußen, 1919 Staatskommissar für die Vorbereitung einer Verwaltungsreform Preußens und 1921 Prä­sident des Oberverwaltungsgerichts Preußens (bis 1937). 1927 legt er ein Preußisches Poli­zeirecht vor. Er nimmt maßgeblichen Einfluss auf das Polizeiverwaltungsge­setz Preußens von 1931.

Lit.: Naas, S., Die Entstehung des preußischen Polizei­verwaltungsgesetzes von 1931, 2003

dritte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische für das Indogermanische erschließbar, Num. Ord.) die drei oder die Stelle zwischen dem Zweiten und dem Vierten betreffende Ordnungszahl

Dritter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht - als Ansatz - und in DW2 nach 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist die an einem Verhältnis zweier Personen mittelbar beteiligte weitere Person.

Lit.: Barnert, E., Der eingebildete Dritte, 2008

Drittes Reich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die (problematische) Bezeichnung des →Deutschen Reiches in der von (dem →Nationalsozialismus) Adolf →Hitler(s) beherrschten Zeit zwischen dem 30. 1. 1933 und dem 30. 4. 1945 bzw. 8. 5. 1945. Sie geht in möglichen Anfängen auf Joachim von Fiore (Celico um 1130-Fiore 1202), der drei Reiche des Vaters, des Sohnes und des Geistes unterscheidet, zurück. 1923 weist A. Moeller van den Bruck (1876-1925) auf ein dem Heiligen römischen Reich und dem Reich Bismarcks folgendes Drittes Reich hin. Dieses entwickelt sich in der Wirklichkeit zu einer totalitären Diktatur, in der das Recht an vielen Stellen zu einem Instru­ment der Durchsetzung des Nationalso­zia­lismus wird, der die private Lebenswelt umfangreicher sozialer Überwachung unterwirft. In ihm wird in einer Pres­seanweisung von dem 10. 7. 1939 der Ausdruck Drittes Reich verboten, weil die darin zwecks Sinnstif­tung für das Ungewisse verwendete Tra­di­tion inzwischen als ent­behrlich angesehen wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 234, 242; Wust, N., Das Dritte Reich, 1905; Mutius, G. v., Die drei Reiche, 1916; Neurohr, J., Der Mythos vom Dritten Reich, (1933, veröff. 1957); Hertel, H., Das Dritte Reich in der Geistesgeschichte, 1934; Rühle, G., Das Dritte Reich, Bd. 1ff. 1934ff.; Kobé, E., Die Idee eines Dritten Reiches im deutschen Idealismus, Diss. phil. Wien 1939; Fraenkel, E., The Dual State, 1941; Schorn, H., Der Richter im Dritten Reich, 1959; Diehl-Thiele, P., Partei und Staat im Dritten Reich, 1960, 2. A. 1971; Mähl, H., Die Idee des goldenen Zeitalters im Werk des Novalis, 1965; Hansen, R., Das Ende des Dritten Reiches, 1966; Scheffler, W., Judenverfolgung im Dritten Reich, 1966; Adam, U., Judenpolitik im Dritten Reich, 1972, Neudruck 1979; Scholder, K., Die Kirche und das Dritte Reich, Bd. 1f. 1977ff.; Justiz im Dritten Reich, hg. v. Staff, I., 1979; Hildebrand, K., Das Dritte Reich, 1979, 6. A. 2003, 7. A. 2009; Schönbaum, D., Die braune Revolution, 1980; Majer, D., Fremdvölkische im Dritten Reich, 1981; Broszat, M./Möller, H., Das Dritte Reich, 1983; Wistrich, R., Wer war wer im Dritten Reich, 1983; Hochschule und Wissenschaft im Dritten Reich, hg. v. Tröger, J., 1984; Shirer, W., Aufstieg und Fall des Dritten Reiches, 1984; Strafjustiz und Polizei im Dritten Reich, hg. v. Reifner, U. u. a., 1984; Das große Lexikon des Dritten Reiches, hg. v. Zentner, C. u. a., 1985; Wissenschaft im Dritten Reich, hg. v. Lundgren, P., 1985; Schumacher, U., Staatsan­waltschaft und Gericht im Dritten Reich, 1985; Staatsrecht und Staatslehre im Dritten Reich, hg. v. Böckenförde, E., 1985; Justizalltag im Dritten Reich, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1988; Gruchmann, L., Justiz im Dritten Reich 1933-1940, 1988, 2. A. 1990, 3. A. 2001; Kropat, W., Kristallnacht in Hessen, 1988; Puppo, R., Die wirtschaftliche Gesetzgebung des Dritten Reiches, 1988; Schröder, R., …aber im Zivilrecht sind die Richter standhaft geblieben!, 1988; Rüthers, B., Entartetes Recht, 1988, 2. A. 1994; Michelberger, H., Berichte aus der Justiz des Dritten Reiches, 1989; Recht und Justiz im Dritten Reich, hg. v. Dreier, R. u. a., 1989; Werle, G., Justiz - Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich, 1989; Rebentisch, D., Führerstaat und Verwaltung im Zweiten Weltkrieg, 1989; Ortner, H., Der Hinrichter, 1993, 2. A. 2012, 3. A. 2014 (Roland Freisler); Schmoeckel, M., Die Groß­raumtheorie, 1994; Fürst, M., Politisches Strafrecht im Dritten Reich, 1995; Die deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit, hg. v. Rückert, J. u. a., 1995; Koenen, A., Der Fall Carl Schmitt, 1995; Schindler, F., Paulus van Husen im Kreisauer Kreis, 1996; Nunweiler, A., Das Bild der deutschen Rechtsvergangenheit und seiner Aktualisierung im Dritten Reich, 1996; Herbert, U., Best, 1996, 6. A. 2016; Trott zu Solz, L. v., Hans Peters und der Kreisauer Kreis, 1997; Die deutsche Herrschaft in den „germanischen“ Ländern, hg. v. Bohn, R., 1997; Bedürftig, F., Lexikon Drittes Reich, 1997; Kroll, F., Geschichtsdenken und politisches Handeln im Dritten Reich, 1997; Schiller, C., Das Oberlandesgericht Karlsruhe im Dritten Reich, 1997; Friedländer, S., Das Dritte Reich und die Juden, 1998; Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, hg. v. Weiß, H., 1998; Michelberger, H., Berichte aus der Justiz des Dritten Reiches, 1998; Hummel, K., Deutsche Ge­schichte 1933-1945, 1998; Die juristische Aufarbeitung des Unrechtsstaats, hg. v. d. Redaktion Kritische Justiz, 1998; Klaus, M., Mädchen im Dritten Reich, 1998; Perels, J., Das juristische Erbe des Dritten Reiches, 1999; Wendt, B., Das Dritte Reich, 1999; Schwerin, F. Graf v., Helmuth James Graf von Moltke, 1999; Benz, W., Geschichte des Dritten Reiches, 2000; Ellmann, M., Hans Lukaschek im Kreisauer Kreis, 2000; Die tödliche Utopie, hg. v. Dahm, V. u. a., 3. A. 2001; Klee, E., Deutsche Medizin im Dritten Reich, 2001; Science in the Third Reich, hg. v. Szöllösi-Janze, M., 2001; Schott, A., Adam Trott zu Solz, 2001; Studt, C., Das Dritte Reich in Daten, 2002; Zwangsarbeit im Dritten Reich, hg. v. Zumbansen, P., 2002; Rauh-Kühne, C., Hitlers Hehler?, (in) HZ 275 (2002), 54; Beevor, A., Berlin 1945, 2002; Hilger, C., Rechtsstaatsbegriffe im Dritten Reich, 2003; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Hildebrand, K., Das Dritte Reich, 6. A. 2003; Schreckenberg, H., Ideologie und Alltag im Dritten Reich, 2003; Unschuld, P., Chronik des Rotary Clubs München, 2003; Klee, E., Das Personenlexikon zum Dritten Reich, 2003, 5. A. 2015; Tofahrn, K., Chronologie des Dritten Reiches, 2003; Pohl, D., Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933-1945, 2003, 3. A. 2011; Malinowski, S., Von dem König zum Führer, 2003; Angrick, A., Besatzungspolitik und Massenmord, 2003; Ciernoch-Kujas, C., Ministerialrat Franz Mass­feller (1902-1966), 2003; Regimekritik, Widerstand und Verfolgung in Deutschland und den besetzten Gebieten, hg. v. Boberach. H. - Erschlie­ßungsband zur Mikroficheedition 2003; Heinemann, I., Rasse, Siedlung, deutsches Blut, 2003; Stufen zum Galgen, hg. v. Pätzold, K. u. a., 2004; Kater, M., Hitler-Jugend, 2004; Evans, R., Das Dritte Reich, Bd. 1 2004; Mühlberger, D., Hitler’s Voice, 2004; Bartels, U., Die Wochenschau im Dritten Reich, 2004; Hayes, P., Die Degussa im Dritten Reich, 2004; Ley, A., Zwangssterilisation und Ärzteschaft, 2004; Gall, L., Elitenkontinuität in Wirtschaft und Wissenschaft, (in) HZ 279 (2004) 659; Huppuch, W., Eugen-Rosenstock-Huessy (1888-1973), 2004; Frei, N., 1945 und wir, 2005; Das Europa des Dritten Reichs, hg. v. Bähr, J./Banken, R., 2005; Finger, T., Die Nürnberger Gesetze, (in) JURA 27 (2005), 161; Hamburg im Dritten Reich, hg. v. d. Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg, 2005; Lindner, S., Hoechst, 2005; Bastian, T., High Tech unterm Hakenkreuz, 2005; Stürickow, R., Kriminalfälle im Dritten Reich. Berlin, 2005; Werner, C., Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit bei BMW, 2005; Braun, K., Dr. Otto Thierack (1889-1946), 2005; Confront! Resistance in Nazi Germany, hg. v. Michalczyk, J., 2. A. 2005; Köhler, I., Die Arisierung der Privatbanken, 2005; Kißener, M., Das Dritte Reich, 2005; Olick, J., In the House of the Hangman, 2005; Gesche, K., Kultur als Instrument der Außenpolitik totalitärer Staaten, 2006; Voß, R., Johannes Popitz, 2006; Einhaus, C., Zwangs­sterilisation in Bonn (1934-1945), 2006; Winstel, T., Verhandelte Gerechtigkeit, Rückerstattung und Entschädigung für jüdische NS-Opfer, 2006; Schenk, D., Hans Frank, 2006; Schäfer, K., Werner von Blomberg, 2006; Zwicker, S., Nationale Märtyrer - Albert Leo Schlageter und Julius Fučik, 2006; Tent, J., Im Schatten des Holocaust. Schicksale deutsch-jüdischer „Mischlinge“, 2007; Die NS-Gaue - regionale Mittelinstanzen, hg. v. John, J., 2007; Rohrer, F., Strafjustiz im Dritten Reich und in der SBZ/DDR, 2007; Hürter, J., Hitlers Heerführer, 2006, 2. A. 2007; Lübbe, H., Von dem Parteigenossen zum Bundesbürger, 2007; Schmerbach, F., Das Gemein­schaftslager Hanns Kerrl für Referendare in Jüterbog 1933-1939, 2008 (rund 20000 Referendare, systemstabilisierende Wirkung); Bähr, J. u. a., Der Flick-Konzern im Dritten Reich, 2008; Stirken, H., Der Kölner Justizalltag im Zweiten Weltkrieg, 2008; Orte der Bücherver­brennungen in Deutschland 1933, hg. v. Schoeps, J. u. a., 2008 (ab März 1933 94 Bücherverbrennungen in 62 Städten); Ribbentrop, R. v., Mein Vater Joachim von Ribbentrop, 2008; Universitäten und Studenten im Dritten Reich, hg. v. Scholtyseck, J. u. a., 2008; Kontinuitäten und Zäsuren. Rechtswissenschaft und Justiz im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit, hg. v. Schumann, E., 2008; Harris, W., Tyrannen vor Gericht, 2008; Longerich, P., Heinrich Himmler, 2008; Schlick, C., Apotheken im totalitären Staat, 2008; Das Dritte Reich, hg. v. Süß, D. u. a., 2008; Die Charité im Dritten Reich, hg. v. Schleiermacher, S. u. a., 2008; Drecoll, A., Der Fiskus als Verfolger, 2009; Tofahrn, K., Das dritte Reich und der Holocaust, 2008; Koop, V., Himmlers letztes Aufgebot, 2008; Schleusener, J., Eigentums­poli­tik im NS-Staat, 2009; Bevers, J., Der Mann hinter Adenauer, 2009; Gathmann, P. u. a., Narziss Goebbels, 2009; Ladwig-Winters, S., Ernst Fraenkel, 2009; Lüdicke, L., Griff nach der Weltherrschaft, 2009; Die Katholiken und das Dritte Reich, hg. v. Hummel, K./Kißener, M., 2009, 2. A. 2010; Nie mehr zurück in dieses Land, hg. v. Gerhardt, U. u. a., 2009; Zelle, K., Hitlers zweifelnde Elite, 2010; Verfemt und verboten, hg. v. Schoeps, J. u. a., 2010; Kasseckert, C., Straftheorie im Dritten Reich, 2010; Conze, E. u. a., Das Amt und die Vergangenheit, 2010; Koop, V., In Hitlers Hand, 2010; Iselt, K., Sonderbeauftragter des Führers, 2010; Longerich, P., Joseph Goebbels, 2010; Selbstmobilisierung im Dritten Reich, hg. v. Dinckal, N. u. a., 2010; Rüstung, Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit im „Dritten Reich“, hg. v. Heusler, A. u. a., 2010; Allert, T., Der deutsche Gruß, 2010; Buddecke, J., Endstation Anatomie, 2010; Hausmann, M., Die Geisteswissenschaften im „Dritten Reich“, 2011; Reichskommissariat Ostland, hg. v. Lehmann, S., 2011; Blatman, D., Die Todesmärsche 1944/45, 2011 (mit etwa 250000 Toten); Kramer, N., Volksgenossinnen an der Heimatfront, 2011; Jasch, H., Staatssekretär Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik, 2011; Brinkhus, J., Luftschutz und Versorgungspolitik, 2012; Lustiger, A., Rettungs­widerstand, 2011 (200 Retter aus insgesamt 100000 Rettern verfolgter Juden in 30 Ländern); In Nürnberg machten sie ein Gesetz, hg. v. Beutin, L. u. a., 2011; Steiner, Z., The Triumph of the Dark, 2011; Fremde Blicke auf das Dritte Reich, hg. v. Bajohr, F. u. a., 2011; Schmelz, C., Der Völkerrechtler Gustav Adolf Walz, 2011; Kellner, F., Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne – Tagebücher 1939-1945, 2011; Hachtmann, R., Das Wirtschaftsimpe­rium der Deutschen Arbeitsfront 1933-1945, 2012; Herzer, M., Auslandskorres­pondenten und auswärtige Pressepolitik im Dritten Reich, 2012; Eichmann in Jerusalem, hg. v. Ambos, K. u. a., 2012; Interessen um Eichmann, hg. v. Renz, W., 2012; Koop, V., Martin Bormann Hitlers Vollstrecker, 2012; Galler, C., Die Spinnhütte Celle im Nationalsozialismus, 2012; Pahl, M., Fremde Heere Ost, 2012; Ungleichheiten im „Dritten Reich“, hg. v. Kramer, N. u. a., 2012; Broichmann, C., Der außer­ordentliche Einspruch im Dritten Reich, 2013 (21 Fälle von Verfahren vor dem besonderen Strafsenat des Reichsgerichts, 92 Fälle vor dem besonderen Senat des Volksgerichtshofs, jeweils hohe Zahl von Todesurteilen); Grenzen des katholischen Milieus, hg. v. Kuropka, J., 2013; Schlosser, H., Sprache unterm Hakenkreuz, 2013; Kuwalek, R., Das Vernichtungslager Belzec, 2013 (rund 450000 Vernichtungen); Scheil, S., Ribbentrop, 2013; Sassin, H., Carl Goerdeler, 2013; Weis, S., Leben und Werk des Juristen Karl Hermann Friedrich Julius Geiler (1878-1953), 2013; Gross, R., November 1938, 2013; Vollmer, A. u. a., Stauffenbergs Gefährten, 2013; Bahro, B., Der SS-Sport, 2013; Der Tag von Potsdam, hg. v. Kopke, C. u. a., 2013 (21. März 1933); Benz, W., Theresienstadt, 2013; Nonn, C., Theodor Schieder, 2013; Becker, M., Mitstreiter im Volkstumskampf, 2014; Lüdicke, L., Constantin von Neurath, 2014; Roos, D., Julius Streicher und „Der Stürmer“ 1923-1945, 2014; Kukowski/M./Boch, R., Kriegswirtschaft und Arbeitseinsatz bei der Auto Union AG Chemnitz, 2014; Das Auswärtige Amt und seine umstrittene Vergangenheit, hg. v. Sabrow, M. u. a., 2014; Nagel, A., Johannes Popitz, 2015; Kulish, N., Dr. Tod, 2015; Wolz, A., Ribbentrop und die deutsche Außenpolitik 1934-1936, (in) HZ 300 (2015) 374; Schaub, H., Abwehr-General Erwin Lahousen, 2015; Tesch, S., Albert Speer (1905-1981), 2015; Das Reichsjustizministerium und die höheren Justizbehörden in der NS-Zeit (1935-1944), hg. v. Schubert, W., 2015; Hans von Dohnanyi, Verschwörer gegen Hitler, hg. v. Meyer, W., 2015; Eid und Gewissen – Zwischen Hitlers Mühlsteinen, hg. v. Schmidt von Altenstadt, U. v. u. a., 2015; Gab es einen Stalin-Hitler-Pakt?, hg. v. Koch, C., 2015; Gafke, M., Heydrichs „Ostmärker“, 2015; Schanetzky, T., Kanonen statt Butter, 2015; Heller, H., Die Zivilrechtsgesetzgebung im Dritten Reich. 2015; Nehmer, B., Das Problem der Ahndung von Einsatzgruppenverbrechen durch die deutsche Justiz, 2015; Möller, H., Regionalbanken im Dritten Reich, 2015 (hauptsächlich Bayern); Darnstädt, T., Nürnberg. Menschheitsverbrechen vor Gericht 1945, 2015; Roth, M., Ihr wisst, wollt es aber nicht wissen – Verfolgung, Terror und Widerstand m Dritten Reich, 2015; Hoffmann, M./Kuhn, N., Hitlers Kunsthändler – Hildebrand Gurlitt 1895-1956, 2016; Wegener, T., Die Bevölkerung hat größtes Vertrauen zum Führer, 2016; Gross, N., Reinhold Frank, 2016; Herbert, U., Das Dritte Reich, 2016; Sallek, B., Strafverteidigung in den Nürnberger Prozessen, 2016; Götzen – Die Autobiographie von Adolf Eichmann, hg. v. Ben Nescher, R., 2016; Trommer, I., Rechtfertigung und Entlastung – Albert Speer in der Bundesrepublik, 2016; Büschel, H., Hitlers adliger Diplomat, 2016 (Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha); Evans, R., Das Dritte Reich – Geschichte und Erinnerung im 21. Jahrhundert, 2016 (28 Essays); Bera, M., Lobbying Hitler, 2016; Orth, R., Der Amtssitz der Opposition?, 2016; Das „Dritte Reich“ nach Hitler, hg. v. Hesse, K., 2016; Georg Schreiber (1882-1963), hg. v. Morsey, R., 2016; Urwand, B., Der Pakt – Hollywoods Geschäfte mit Hitler, 2017; Kilian, J., Finanzkontrolle und Ausbeutung – Das Reichsfinanzministerium und die wirtschaftliche Mobilisierung Europas für Hitlers Krieg, 2017 (ab 1941 wurde etwa ein Drittel der deutschen Kriegskosten durch besetzte Länder gedeckt); Römer, F., Die narzisstische Volksgemeinschaft – Theodor Habichts Kampf 1914 bis 1944, 2017; Süß, D., „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ – Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich, 2017; Koop, V., Hans-Heinrich Lammers – Der Chef von Hitlers Reichskanzlei, 2017 (schwach und unsorgfältig); Kellmann, K., Dimensionen der Mittäterschaft – Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich, 2018, 2. A. 2019; Zwischen Seelsorge und Politik – Katholische Bischöfe in der NS-Zeit, hg. v. Zumholz, M. u. a., 2018; Orth, K., Vertreibung aus dem Wissenschaftssystem – Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus vertriebenen Gremienmitglieder der DFG, 2018; Echternkamp, J., Das Dritte Reich – Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg, 2018 (Flüchtigkeitsfehler); Angrick, A., Aktion 1005 – Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942-1945, 2018; Banken, R., Hitlers Steuerstaat, 2018; Gies, H., Richard Walther Darré – Der Reichsbauernführer, 2019; Karlauf, T., Stauffenberg – Porträt eines Attentäters, 2019; Polster, B., Walter Gropius – Der Architekt seines Ruhms, 2019; Ziemann, B., Martin Niemöller – Ein Leben in Opposition, 2019; Neue Heimat – Das Gesicht der Bundesrepublik - Bauten und Projekte 1947-1985, 2019; Müller, A., Reinhard Höhn, 2019; Schmidt-Klügmann, A., Bernhard Wilhelm von Bülow (1885-1939), 2019; Gückel, J., Klassenfoto mit Massenmörder – Das Doppelleben des Artur Wilke, 2019; Kater, M., Culture in Nazi Germany, 2019; Fehlhaber, N., Netzwerke der „Achse Berlin-Rom“ – Die Zusammenarbeit faschistischer und nationalsozialistischer Führungseliten 1933-1943, 2019; Greve, S., Das System „Sauckel“ – Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz und die Arbeitskräftepolitik in der besetzten Ukraine 1942-1945, 2019; Die Organisation des Terrors – Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943-1945, hg. v. Uhl, M. u. a., 2020; Michaels, C., Rüstungsmanagement der Ministerien Todt und Speer – Das Beispiel Panzerentwicklung/Panzerkommission, 2020; Tümmers, H., Nach Verfolgung und Vernichtung – Das Dritte Reich und die Deutschen nach 1945, 2020; Rohkrämer, T., Martin Heidegger, 2020; Rathkolb, O., Schirach – Eine Generation zwischen Goethe und Hitler, 2020; Machtan, L., Der Kronprinz und die Nazis - Hohenzollerns blinder Fleck, 2021; Evans, R., Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien, 2021

Drittschade, Drittschaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Schaden eines Dritten

Drittschadensliquidation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ersetzung eines einem Dritten entstandenen Schadens durch den Schuldner eines Schuld­verhältnisses. Sie ist dem römischen Recht und dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) an sich fremd, für bestimmte Fallgestaltungen der Schadensverlagerung auf einen Dritten seit einer Entscheidung in Lübeck von dem 20. 1. 1855 und einer dog­matischen Erörterung Zimmermanns (1858) aber gewohnheitsrechtlich anerkannt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 184; Reichard, I., Die Frage des Drittschadensersatzes im klassischen römischen Recht, 1992; Schroeter, H., Die Drittschadensliquidation in europäischen Privatrechten, 1995; Neuner, J., Die Entwicklung der Haftung für Drittschäden, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 193

Drittschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schutz eines Dritten durch ein Verhältnis zwischen zwei anderen.

Lit.: Hofer, S., Drittschutz und Zeitgeist, ZRG GA 117 (2000), 377

Drittwiderspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Widerspruch eines Dritten

Drittwiderspruchsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die als Inter­ventionsklage entwickelte Klage des angeblichen oder wirklichen Inhabers eines die Veräußerung hindernden Rechtes an einem Gegenstand (beispielsweise Eigentum) gegen die Zwangsvollstreckung eines Gläubigers in den betreffenden Gegenstand des Schuldners.

Lit.: Picker, E., Die Drittwiderspruchsklage, 1981

Drittwirkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1963 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wirkung gegenüber Dritten. Grundsätzlich wirken sich Rechte in einem Schuldverhältnis nur zwischen Gläu­biger und Schuldner (relativ) aus, so dass in dem römischen Recht sogar Stellvertretung, Abtretung und Schuldübernahme Schwierig­keiten bereiten. Dagegen wirken Sachenrechte gegenüber jedermann (absolut). Die Drittwirkung von Grundrechten wird in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erörtert (beispielsweise von Nipperdey), aber überwiegend verneint.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Fabisch, D., Die unmittelbare Drittwirkung der Grundrechte im Arbeitsrecht, 2010

drohen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [HeinrTürlinCrône 15471] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bedrängen, einschüchtern, nötigen

Drohung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 15. Jahrhundert bezeugt - 8. Jahrhundert in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11./12. Jahrhundert [MSD. 297] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb drohen in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 9. Jahrhundert und in EDEL 765) ist das Inaussichtstellen eines Übels.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

droit (M., franz.) Recht

droit (M.) commun (franz.) gemeines Recht

Lit.: Bourjon, F., Le droit commun de la France et la coutume de Paris reduits en principes, 1747; Petot, P., Le droit commun en France selon les coutumiers, (in) RH 38 (1960), 412

Droit (M.) coutumier (franz.) ist das in →coutumiers aufgezeichnete Gewohnheitsrecht (coutume) (in dem Norden Frankreichs).

droit (M.) écrit (franz.), Schriftrecht, römisches Recht (in dem Süden Frankreichs)

droit (M.) intermédiaire (franz.) das zwischen französischer Revolution von 1789 und den Kodifikationen Napoleons (1804ff.) durch Einzelgesetze geschaffene französi­sche Recht

Drost (M., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1261 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [OstfriesUB. I 62] in zehn Stellen, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) aus mnd. drossete (Truchsess) gebildete Bezeichnung eines örtlichen Ver­waltungsamtsträgers in Norddeutschland und Westdeutschland von dem 13. bis zu dem 19. beziehungsweise 20. Jahrhundert

Lit.: Bornhak, C., Geschichte des preußischen Verwaltungsrechts, Bd. 1ff. 1884ff.; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Blazek, M., Von der Landdrostey zur Bezirksregierung, 2004

Druck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [TirolLO. 1573 Privileg] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Einwirken auf einen Gegenstand mit Gewicht oder Kraft. Seit etwa 1440 (1454?) werden – nach Vorläufern in China - in Mitteleuropa Texte durch farbigen Abdruck einer Vorlage auf Papierblätter (Buchdruck mit beweglichen Lettern seitens Johannes Gutenbergs schneller und billiger) vervielfältigt (beispielsweise Bibel in 42 Zeilen je Seite). Einblattdrucke (beispielsweise Ablassbriefe, Gebete, Mahnschreiben) werden ab 1475 häufig.

Lit.: Eisermann, F., Verzeichnis der typographischen Einblattdrucke im Heiligen römischen Reich deutscher Nation, Bd. 1ff. 2004; Westphal, J., Die Darstellung von Unrecht in Flugblättern der frühen Neuzeit, 2008

drucken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 15. Jahrhundert bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [Knapp, Reggensb. 267] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Druck ausüben, als Buchdruck mit beweglichen Lettern sachlich seit etwa 1450

drücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [Langenstein, Martina 558] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Druck ausüben, pressen, hervortreiben

Druckprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und in Bestandteilen über das erschließbare Germanische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit (Aufnahme bzw.) Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in Mitteluropa (ab 1440?) auf Grund des von dem Kaiser beanspruchten Buchregals in Übung kommende herrscherliche, meist zeitlich begrenzte, mit Strafgeldern und Vermögens­einziehung bewehrte Privileg, zum Schutz vor allem der Drucker und auch Verleger sowie mittelbar letztlich auch vielleicht der Urheber ein bestimmtes Buch aus­schließlich zu drucken und dementsprechend Nachdrucke Nicht­privilegierter zu bekämpfen (Venedig 1469 auf fünf Jahre befristetes, aus­schließliches Privileg Bücher zu drucken für Johan von Speyer [† 1470]], Herzog von Mailand 1481 Nachdrucks­verbotsprivileg, in dem Heiligen römischen Reich 1501 Nachdruckprivileg für Conrad Celtis, Frankreich 1507, England 1518). Das vielfach erteilte und meist in dem jeweiligen Werk auch abgedruckte Druckprivileg wird auf Drängen der Buchhändler und Verleger seit dem 19. Jahrhundert durch das sie und mittelbar auch die Urheber vollkommener schützende →Ur­heberrecht (Preußen 11. 6. 1837 Gesetz zum Schutze des Eigentums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck) abgelöst.

Lit.: Pütter, J., Der Büchernachdruck, 1774; Bluntschli, J., Deutsches Privatrecht Bd. 1, 1853; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über den Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970; Gieseke, L., Von dem Privi­leg zum Urheberrecht, 1995; Wadle, E., Geistiges Ei­gentum, 1996; Gergen, T., Die Nachdruckprivilegien­praxis Württembergs im 19. Jahrhundert, 2007

dual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1924 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zweiseitig

dualis, duālis, lat., Adj., von zweien stammend, zwei enthaltend, zwei betreffend, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duo

Dualismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1781 bezeugt – 1781 – als Neubildung - in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist grundsätzlich jede Lehre, die von zwei voneinander unabhängigen meist gegensätzlichen Gegebenheiten ausgeht. In diesem Sinne besteht seit dem 14. Jahrhundert ein (durch gegenseitige vertragliche Treuebin­dung befriedeter) ständisch-monarchischer Dualismus (Otto von Gierke 1868) zwischen Landesherr und Landständen, der in dem Absolutismus zu Lasten der Landstände (vor allem in Öster­reich und Preußen) weitgehend verschwindet. In Österreich sind nach 1867 dualistische Angelegen­heiten die in übereinstimmenden Beschlüs­sen des österreichischen Reichsrats und des ungarischen Reichstags geregelten Ange­legenheiten (Münzwesen, Zollgesetzge­bung, Eisenbahnlinien, Wehrsystem), de­ren Verwaltung in Österreich und Un­garn jeweils eigenständig erfolgt.

Lit.: Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1 1868, Neudruck 1954; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Thouzellier, C., Livre de deux principes, 1973; Rosenau, K., Hegemonie und Dualismus, 1986; Stollberg-Rilinger, B., Vormünder des Volkes?, 1999; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegen­heiten der österreichisch-ungarischen Mo­narchie, 2001

Duaren, François (Bourges 1509-1559), adeliger Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bourges und nach weiteren Studien bei Budé Advokat an dem Parlament von Paris und 1538 Nachfolger Alciats in Bourges. 1544 setzt er sich in der Schrift (lat.) De ratione docendi discendi iuris (Von der richtigen Art Recht zu lehren und zu lernen) für eine moderne Studiengestaltung (lat. →mos [M.] Gallicus) mit Einführungslehr­veranstaltungen, guten Sprachkenntnissen und neuer Methodik ein. Sein gleichzeitig erscheinender Kommen­tar über Verträge beeinflusst die Entwicklung des Schuldrechts (u. a. Grundsatz der Beschränkung der Herausgabe des ungerechtfertigt Erlangten auf die noch vorhandene Bereicherung). S. Google

Lit.: Vogt, W., Franciscus Duarenus, 1971

Dublin in Irland erscheint in dem 3. Jahrhundert. 1171 erhält es das Stadtrecht von Bristol. 1591 bzw. 1909 werden Universitäten gegründet. Seit 1922 ist Dublin Hauptstadt Irlands. S. Google

Lit.: Stewig, R., Dublin, 1959

Duderstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Bilgenroth-Barke, H., Kriminalität und Zahlungsmoral im 16. Jahrhundert, 2010

Duell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Pistolenduell, Säbelduell, Trauerduell und Trinkduell - und in DW2 – ausgenommen Degenduell und Ehrenduell sowie Flugduell in Wortarchiv nicht bezeugt – 1590 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1590 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb duellieren 1621 aufgenommen) ist der geordnete Waffenkampf zweier Streitender (zu der Sühnung einer Ehr­ver­letzung). Wurzeln des Duells reichen vielleicht in die Vorzeit zurück. In dem Früh­mittelalter möglicherweise allgemeiner häufig, tritt in dem Hochmittelalter der ritterliche Zweikampf zu Ross mit Schild und Lanze in den Vordergrund. In dem engeren Sinn entwickelt sich das Duell erst in der Neuzeit. Von dem 17. Jahrhundert an wird es unter strenger Strafandrohung ohne besonderen Erfolg verboten. Erst nach Ende der adelsgeprägten Gesellschaft (1918) ver­schwindet das ernsthafte Duell gänzlich. Seit 1969 gelten die allgemeinen Strafrechtsnor­men, wovon freilich rechtstatsächlich die studentische Mensur noch nicht wirklich vollständig erfasst wird.

Lit.: Below, G. v., Das Duell in Deutschland, 1896; Fehr, H., Der Zweikampf, 1908; Prokowsky, D., Die Geschichte der Duellbekämpfung, Diss. jur. Bonn 1965; Slawig, J., Der Kampf gegen das Duellwesen, Diss. jur. Münster 1986; Kiernan, V., The Duel in European history, 1988; Dieners, P., Das Duell, 1992; MacAleer, K., Dueling, 1994; Bringmann, T., Reichstag und Zweikampf, 1997; Schmiedel, H., Berüchtigte Duelle, 2000; Schlink, B., Das Duell im 19. Jahrhundert, (in) NJW 2002, 537; Walter, W., Das Duell in Bayern, 2002; Baumgarten, R., Zweikampf, 2002; Das Duell, hg. v. Ludwig, U. u. a., 2011; Geifes, S., Das Duell in Frankreich 1789-1830, 2013; Ingold, F., Das russische Duell, 2015; Ludwig, U., Das Duell im alten Reich, 2016

duellare, duellāre, lat., V., Zweikampf führen, duellieren, Fulg. (um 500 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duellum

duellieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 1621 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Duell

duellum, lat., N., Zweikampf, Duell, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. bellum, s. duo

Duguit, Léon (Libourne/Frankreich 1859-Bordeaux 1928), Professor des öffentlichen Rechtes in Caen und Bordeaux (1892), sieht den Staat positivistisch-realistisch als bloße Gruppe von an einer Aufgabe arbeitenden, von Regierenden gelenkten und kontrollierten Menschen an.

Lit.: Dumas, u. a., A la mémoire de Léon Duguit, 1929; Grimm, D., Solidarität als Rechtsprinzip, 1973

Duisburg (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Mündung der rechtsrheinischen Ruhr in den Rhein ist (883/884) Pfalz (Dispargum) des fränkischen Königs, wird 1129 (?) Stadt (regia villa) und kommt 1290 als Pfand von dem König an Kleve und damit 1614 an Brandenburg. Von 1655 bis 1818 (dann Bonn) ist es Sitz einer von Preußen gegründeten Universität, seit 1972 Sitz einer Gesamthochschule (1980 Uni­versität). S. Google

Lit.: Geschichte der Universität Duisburg, hg. v. Ering, W., 1920; Ahrens, T., Aus der Lehr- und Spruch­tätigkeit der alten Duisburger Juristenfakultät, 1962; Ro­den, P. v./Jedin, H., Die Universität Duisburg, 1968; Roden, P. v., Geschichte der Stadt Duisburg, 1970ff.; Komorowski, M., Bibliographie der Duis­burger Universitätsschriften (1652-1817), 1984; Born, G./Kropatschek, F., Die alte Universität Duisburg, 1992; Die Protokolle des Duisburger Notgerichts 1537-1545, hg. v. Mihm, M., 1994; Zur Geschichte der Universität, hg. v. Hantsche, I., 1997; Jägers, R., Duisburg im 18. Jahrhundert, 2001; Zur Geschichte der Universität Duisburg 1655-1818, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2007; Mihm, M. u. a., Mittelalterliche Stadtrechungen im historischen Pro­zess, Bd. 1f. 2007f.

Du Moulin (Molinaeus, Dumoulin), Charles (1500-1566), aus einer Juristenfamilie, wird nach dem Sprachstudium bei Budé und dem Rechtsstudium in Poitiers und Orléans 1522 Advokat in Paris und gelangt nach seiner Vertreibung wegen seiner Zugehörigkeit zu dem Calvinismus über Basel, Genf und Straßburg 1553-1555 als Rechtslehrer nach Tübingen. 1539 kommentiert er die (franz. [F.]) Coutume von Paris von 1510, 1567 zahlreiche französische Gewohnheits­rechte (Le grand coutumier). S. Google

Lit.: Gamillscheg, F., Der Einfluss Du Moulins auf die Entwicklung des Kollisionsrechts, 1955; Thireau, J., Charles Du Moulin, 1980

Dundee in Schottland wird 1200 erwähnt. 1883/1967 erlangt es eine Universität. Seit 1889 ist es Stadt. S. Google

Lit.: Maxwell, A., Old Dundee, 1891

duo, lat., Num. Kard., zwei, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *du̯ōu, *du̯ai, Num. Kard. (M.), zwei (Grundzahl zwischen eins und drei)

Duoviri (lat. [M.Pl.] Zweimänner) sind in dem altrömischen Recht ein Organ des Straf­verfahrens, in dem spätantiken römischen Recht ein gemeindliches Verwaltungsorgan. →duumvir

Lit.: Kaser § 80; Köbler, DRG 20, 55

duplum (lat. [N.]) Doppeltes, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duplus

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 27, 65

duplus, lat., Adj., doppelt, zweifach, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duo

Durantis (Duranti), Guilelmus der Ältere (Speculator) (Puimoisson/Languedoc (1230?) 1237-Rom 1. 11. 1296) wird nach dem Rechtsstudium in Lyon? und Bologna (1255, doctor decretorum) Rechtslehrer in Modena und vielfältiger päpstlicher Amtsträger (1271 Richter, 1279 Dekan in Chartres, 1286 Bischof von Mende/Südfrankreich). Sein vierbändiges, in mindestens 130 Hand­schriften überliefertes Hauptwerk (lat. →Speculum [N.] iudiciale, Gerichtsspiegel, 1271-vor 1276, 2. A. 1289-1291, Druck Straßburg 1473, Neudruck 1975) behandelt, dem Ablauf eines Prozesses folgend, in vier Teilen (Personen, Zivilsachen, Kriminalsachen, einzelne Klagen) in erschöpfender Sammlung und Verwaltung der prozessrechtlichen Literatur das gesamte geistliche Gerichtsrecht unter Berücksichtigung vieler Formulare. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 5 1850, 571; Guillaume Durand, hg. v. Gy, P., 1992; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 478

durch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863-871 [Otfrid] bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) hindurch

durchbohren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8./9. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hindurchbohren

Durchbohrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1603 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb durchbohren 8./9. Jh.) ist das Bohren durch einen Stoff. Die Durchbohrung einer (nichtköniglichen) Urkunde ist in dem Recht der Salfranken und der Ripuarier eine förmliche Urkundenschelte.

Lit.: Breßlau, H., Handbuch der Urkundenlehre, 2. A. 1912, 648

Durchgang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 [Notker] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1437 [HalberstUB. II 185] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb durchgehen 863) Durchlass, Hindurchgehen

Durchgangserwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nur durchgangsweise erfolgende Erwerb eines Rechtes, das unmittelbar nach Eingang in das Vermögen des Durchgangserwerbers aus diesem wieder ausscheidet.

Lit.: Weyand, S., Der Durchgangserwerb, 1989

durchgehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863-871 [Otfrid] bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hindurchgehen

Durch zweier Zeugen Mund wird die Wahrheit kund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 360 (Simrock 1846)

Durlach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Mührenberg, A., Kleine Geschichte Durlachs, 2009

duumvir, duovir, lat., M., einer der Zweimänner, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duo, vir

dux (lat. [M.]) Feldherr, Führer, Leiter (M.), (in dem Mittelalter) Herzog, Enn. 204-169 v. Chr., s. ducere, (beispielsweise in dem westfränkischen Reich dux Britonum 860, dux Aquitanorum 909, dux Burgundiae 918, dux Francorum 937, dux Normannorum 1006, dux Gasconum 1022, dux Narbonae 1088), s. latein_a_z.docx, s. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 55; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Kienast, W., Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968; Ebling, H., Prosopographie der Amtsträger, 1974; Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1977; Gasparri, S., I duchi longobardi, 1978; Holzfurtner, L., Gloriosus dux, 2003; Geist, S., Der gescheiterte Feldherr, 2009

Dynastie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1539 bezeugt – 1539 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Herrschergeschlecht) →Merowin­ger, →Karolinger, →Ottonen (bzw. Sachsen), →Salier, →Staufer, →Welfen, Konradiner, →Babenberger, →Wittels­bacher, Luxemburger, →Wettiner, →Hohenzollern, →Habsburger, Kapetinger, Bourbonen, Stuart u. a.

Lit.: Schmid, K., Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie, (in) ZGO 105 (1957); Sokop, B., Stammtafeln europäischer Herrscherhäuser, 1976, 2. A. 1989, 3. A. 1993; Thoma, G., Namensänderungen in Herrscher­familien des mittelalterlichen Europa, 1985; Hlawitschka, E., Der Thronwechsel des Jahres 1002 und die Konradiner, ZRG GA 110 (1993), 149; Durschmied, E., Der Untergang großer Dynastien, 2000; Bedrohte Ordnungen - Geboren um zu herrschen?, hg. v. Widder, E. u. a., 2014

E

e (lat. [Präp.]) aus, heraus, →auch ex, s. latein_a_z.docx

Ebel, Wilhelm (Garsuche/Kreis Ohlau/Schlesien 7. 6. 1908-Göttingen 22. 6. 1980), Vater Zimmermann, wird nach dem Abitur in Rößel (1927) und dem Studium von Rechtswissenschaft, Geschichte und Sprachen in Königsberg, Heidelberg und Bonn sowie Eintritt in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 1933 bei Adolf Zycha in Bonn pro­moviert, 1935 habilitiert und nach Lehrstuhlvertretungen in Marburg, Königsberg und Rostock 1938 nach Rostock berufen. 1939 wechselt er als Nachfolger Herbert Meyers nach Göttingen (bis 1945, ab 1954), wo er nach Herzinfarkten 1965 vorzeitig emeritiert wird. Besonders verdient macht er sich durch Arbeiten zu dem lübischen Recht und durch Quelleneditionen. S. Google

Lit.: Landwehr, G., Wilhelm Ebel, ZRG GA 98 (1981), 467; Die deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit, hg. v. Rückert, J. u. a., 1995

Ebenburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1460 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1553 [ohne Jahr SspGl. Dresden 1553 zu III 73] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber n Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ebenbürtigkeit

ebenbürtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1261 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) (bezüglich der Geburt) gleichwertig

Ebenbürtigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 um 1348 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rb. n. Dist. I 5 Dist. 6 Anm.] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Femininum Ebenburt 1460, Adjektiv ebenbürtig 1261) ist die von der Gleichheit des (Geburts-)Standes abhängige rechtliche Gleichheit. Ihr ähnelt in dem römischen Recht das →conubium. Wann in dem Mittelalter Ebenbürtigkeit eine Voraussetzung einer Rechtsfolge wird, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Immerhin ist erkennbar, dass seit der karolingischen Zeit der Hochadel nahezu ausnahmslos unter sich heiratet. Später zeigen sich Auswirkungen auch in dem Verfahrensrecht (Ebenbürtigkeit der Urteiler, der Zeugen, des kampflich Ansprechberechtigten). Mit dem Verlust der Vorrangstellung des Adels verschwindet (spätestens 1918) auch die rechtliche Bedeu­tung der Ebenbürtigkeit weitgehend.

Lit.: Köbler, DRG 120; Pütter, J., Über Missheiraten teutscher Fürsten und Grafen, 1796; Göhrum, C., Geschichtliche Darstellung der Lehre von der Ebenbürtigkeit, 1846; Dungern, O. v., Das Problem der Ebenbürtigkeit, 1905; Anschütz, G., Das Reichskammergericht und die Ebenbürtigkeit, ZRG GA 27 (1906), 172; Minnigerode, H. v., Ebenburt und Echtheit, 1912; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993; Willoweit, D., Standesungleiche Ehen des regierenden hohen Adels in der neuzeitlichen deutschen Rechtsge­schichte, 2004; Detzer, J., Faber und Castell – eine passende Verbindung?, 2018

Ebenteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1120? bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 [Schuster, RLebWien 469] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Sicherstellung (beispielsweise des Erwerbers eines ohne Erbenlaub veräußerten Gutes unmündiger Kinder) durch gleichen Wert (beispielsweise Pfand)

Lit.: Mayer-Maly, T., Ebenteuer, ZRG GA 72 (1955), 216

Ebstorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Urkundenbuch des Klosters Ebstorf, hg. v. Jaitner, K., 1985; Die Ebstorfer Weltkarte, hg. v. Kugler, H., 2007

ecclesia, ecclēsia, aclēsia, lat., F., Volksversammlung, christliche Gemeinde, Kirche, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐκκλησία (ekklēsía), F., Volksversammlung, christliche Gemeinde, Kirche, vgl. gr. ἐκκαλειν (ekkalein), V., herausrufen, aufregen, gr. ἐξ (ex), Präp., aus, hinaus, idg. *eg̑ʰs, *eg̑ʰz, Präp., aus, gr. καλεῖν (kalein), V., rufen, nennen, herbeirufen, idg. *kel- (6), *klē-, *klē-, *klā-, *klā-, *kl̥-, *kelh₁-, *kleh₁-, V., rufen, schreien, lärmen, klingenecclesia (lat. [F.]) Kirche

Ecclesia non sitit sanguinem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., die Kirche dürstet nicht nach Blut) ist eine mittelalterliche Rechtsregel unbekannter Her­kunft, die begründet, weshalb Geistliche nicht an Verfahren teilnehmen dürfen, die zu einer →Todesstrafe oder Verstümmelungsstrafe führen können. Sie wird in dem Hochmittelalter sichtbar (Westminster 1173, Rouen 1190, Dublin 1214). Sie hat zu der Folge, dass die Kirche in ihren weltlichen Herrschafts­gebieten Gerichtshalter (Vögte) einsetzen muss, die für sie das Blutgericht ausführen. Zumindest inhaltlich nicht an ihre Selbstbeschränkung hält sich die Kirche gegenüber Ketzern, Zauberern und Hexen. Auch bei Kreuzzügen scheut die Kirche vor dem Blutvergießen nicht zurück.

Lit.: Stickler, A., Il gladius negli Atti dei concili, (in) Salesianum 13 (1951), 414; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Ecclesia vivit lege Romana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., die Kirche lebt nach römischem Recht) ist eine beispielsweise in der (lat.) →Lex (F.) Ribvaria (61) des 7. oder 8. Jahrhunderts bezeugte mittel­alterliche Rechtsregel, nach der die christliche Kirche grundsätzlich römische Rechtsgedanken angenommen hat und ihre Geltung für ihre Angehörigen einfordert. Stellenweise grenzt sich die Kirche aber auch bewusst von dem römischen Recht ab.

Lit.: Biondi, B., Il diritto Romano Cristiano, 1952ff.; Feine, H., Vom Fortleben des römischen Rechtes in der Kirche, ZRG KA 73 (1956), 1; Fürst, C., Ecclesia vivit lege Romana?, ZRG KA 92(1975), 17; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Lex Ribvaria 763/764)

echt (Wort in Grimm Deutsches WörterbuchDW1 und in DW2 um 830 als Adv. und 1261 als Adj. bezeugt – 1060-1080 [frühmittelhochdeutsche Genesis] in EDELals Adverb - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 257, 545, III 5, II 99] in mindestens 4 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) richtig, rechtmäßig

Echte Not (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von der mittelalterlichen Rechtsordnung als Ausnahmetatbestand einer Rechtsregel anerkannte besondere Lage (beispielsweise ist Säumnis in dem Verfahren bei echter Not [wie etwa Krankheit, Haft, Unwetter, Krieg, Kreuz­zug] entschuldigt), deren Wirkung in dem Satz Echte Not kennt kein Gebot ausgedrückt wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Schmidt, A., Echte Not, 1888; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993, 151

Echtes Ding (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nicht besonders gebotene, sondern regelmäßig zu einem bestimmten Zeitpunkt (ohne Gebot) stattfindende →Ding (Echteding Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1829 bezeugt).

Eckhardt, Karl August (Witzenhausen 5. 3. 1901-Witzenhausen 29. 1. 1979), Rechtsan­waltssohn, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Marburg 1922 vier Wochen nach der ersten juristischen Staatsprüfung bei Walther Merk mit einer Dissertation über die Witzenhäuser Schwabenspiegelhand­schrift promoviert und 1924 mit 23 Jahren in Göttingen bei Herbert Meyer mit einer Schrift über den Deutschenspiegel für deutsches Recht habi­litiert. 1928 wird er ordentlicher Pro­fessor in Kiel, 1932 (mit bereits mehr als 70 Veröffentlichungen) an der Handelshoch­schule Berlin, dann in Bonn, 1933 in Kiel, 1934 für Geschichte in Berlin und Hauptreferent für Recht, Staat, Politik, Wirtschaft und Geschichte der Hochschul­abteilung des Reichs- und preußischen Minis­teriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Eckhardtsche juristische Studienreform). 1936 wechselt er an die juristische Fakultät, 1937 nach Bonn, zeitweise ist er in Paris. 1945 wird er als entschiedener Anhänger der Nationalsozi­alistischen Deutschen Arbeiterpartei (Oktober 1933 Mitglied der SS, 1935 zu dem persönlichen Stab des Reichsführers SS abkommandiert) (mit 44 Jahren) seines Amtes enthoben, 1948 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, eine Emeritierung wird von seiner Fakultät ver­hindert. Als Privatgelehrter führt er seine Editionstätigkeit mittelalterlicher Rechtsquel­len mit starkem persön­lichem Einsatz fort.

Lit.: Festschrift zum 60. Geburtstag von Karl August Eckhardt, hg. v. Perst, O., 1961; Werksverzeichnis Karl August Eckhardt, zusammengestellt v. Eckhardt, A., 1979; Krause, H., Karl August Eckhardt, (in) DA 35 (1979), 1; Die Juristen der Universität Bonn im Dritten Reich, hg. v. Schmoeckel, M., 2004, 160

Edda (an. Urgroßmutter?, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1868? bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Name für eine in einer um 1270 (anonym) verfassten isländischen Handschrift (lat. [M.) Codex regius) überlieferten altnordischen Lieder­sammlung (Götterlieder und Heldenlieder) in Stabreimen (Liederedda, mit der noch weitere Texte anderer Handschriften als [lat. N. Pl.] Eddica minora verbunden werden,) und vor allem für ein überwiegend in Prosa gehal­tenes, um 1225 entstandenes altnordisches Werk des Isländers Snorri Sturluson (1179-1241) über altnordische Dichtung und Mythologie (Snorra Edda), von denen die möglicherweise erheblich ältere Geschehnisse verarbeitende Liederedda auch als rechtsge­schichtlich ertragreich angesehen wird.

Lit.: Snorra Edda, hg. v. Jónsson, F., 1900; Eddica minora, hg. v. Heusler, A. u. a., 1903, Neudruck 1974; Edda - Die Lieder des Codex regius nebst verwandten Denkmälern, hg. v. Neckel, G., 5. A. 1936; Kommentar zu den Liedern der Edda. hg. v. See, K. v. u. a., Bd. 2ff. 1997ff. (siebenbändiger Kommentar, 2019 abgeschlossen); Fidjestøl, B., The Dating of Eddic Poetry, 1999; Krause, A., Die Götter- und Heldenlieder der älteren Edda, 2004; Gudmundsson, Ó., Snorri Sturlus­on, 2011

Eddach (mnd., M.) Eidtag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 40] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.)

Lit.: Ebel, W., Bursprake, echteding, eddach, (in) FS H. Niedermeyer, 1953, 53

edere, ēdere, lat., V.: nhd. herausgeben, heraustun, zur Welt bringen, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, dāre

edicere, ēdīcere, lat., V., ansagen, bekanntmachen, festsetzen, verordnen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, dīcere

edictum, ēdictum, lat., N., Aussage, Satz, Edikt, öffentliche Bekanntmachung, Kundgebung, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēdīcere, (beispielsweise edictum des römi­schen Prätors, in dem er angibt, nach welchen Grundsätzen er in seinem Amt Recht sprechen wird, oder der kurulischen Ädilen über die Folgen eines Mangels bestimmter Sachen wie Sklaven, Zugtieren und Lasttieren)

Edictum (N.) Chilperici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Edikt Chilperichs) ist das von dem merowingischen König Chilperich I. (561-584, Enkel Chlodwigs, Reichsteil um Soissons) verfasste, in einer karolingischen Handschrift überlie­ferte Edikt bzw. Kapitular.

Lit.: Beyerle, F., Das legislative Werk Chilperichs I., ZRG GA 78 (1961), 1; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, Tit. 106-116

Edictum (N.) Theoderici (lat.,Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Edikt Theoderichs) ist der nur durch einen frühneuzeitlichen Druck (Pierre Pithous [1579] aus zwei seitdem verschollenen Handschriften) überlieferte Rechtstext der ausgehenden Spätantike (2. Hälfte 5. Jahrhundert?, um 500?), der in 154 bzw. 155 kurzen, zeitlich geordneten Kapiteln unter Verwendung des (vulgar umgeformten römischen) Codex Theodosi­anus, des Codex Gregorianus und des Codex Hermogenianus sowie der so genannten Paulussenten­zen und der Responsen des Paulus verschie­denste Gegenstände behandelt und dabei in 26 Kapiteln die Todesstrafe androht. Streitig ist, ob das Edictum Theoderici dem Gotenkönig →Theoderich dem Großen (493-526) und der Zeit um 500 zugeschrieben werden kann (oder älter ist).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 53, 80; Bluhme, F., MGH LL (in folio) 5, 1, 145-168, 176-179; Gau­denzi, A., Die Entstehungszeit ZRG GA 7 (1886), 29; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Vismara, G., Edictum Theoderici, 1967, Ius Romanum Medii Aevi I 2 b aa α, dazu Nehlsen, H., ZRG GA 86 (1969), 246; Stelzer, W., Gelehrtes Recht, 1982; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987; Kohlhas-Müller, D., Untersuchungen zur Rechtsstellung Theo­derichs des Großen, 1995; Lafferty, S., Law and Society in the Age of Theoderic the Great, 2013

Edictum (N.) tralaticium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, nach und nach übertragenes Edikt) ist das ü­ber­lieferte →Edikt des römischen Prätors. Um 130 n. Chr. beauftragt Kaiser Hadrian den Rechtskundigen Julian mit der Fest­legung des bis dahin jährlich neu ange­nom­menen Edikts in einem (lat.) edictum (N.) perpetuum (dauernden, unveränder­lichen Edikt mit rund 500 Sachpunkten in fünf Teilen). Nach diesem Zeitpunkt über­neh­men die kaiser­lichen Konstitutionen die bis dahin von den Prätoren wahrgenom­mene Aufga­be der Rechtsfortbildung.

Lit.: Köbler, DRG 30; http://www.koeblergerhard.­de/Fontes/EdictumPerpetuumPraetorisUrbani_Lenel.htm

Edictus (M.) Rothari (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Edikt Rotharis) ist das unter der Herrschaft König Rotharis 643 in 388 Kapiteln lateinisch aufgezeichnete Recht der Langobarden (→Volksrecht). Es berücksichtigt neben den hergebrachten Gewohnheiten (langobardisch cawarfide) römisches Recht, biblische Ge­danken und vielleicht westgotisches, bayerisches, alemannisches und fränkisches Recht. Die Nachfolger Rotharis fügen Ergänzungen an (→Leges Langobardorum).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Edictus ceteraeque Langobardorum leges, ed. Bluhme, F., 1869; Njeussychin, A., Der Freiheitsbegriff im Edikt des Rothari, ZRG GA 66 (1948), 64; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Dold, A., Zur ältesten Handschrift des Edictus Rothari, 1955; Cavanna, A., Nuovi problemi intorno alle fonti, (in) Studia et documenta 34 (1968), 269; Cavanna, A., La civiltà giuridica longobarda, 1978; Vismara, G., Il diritto in Italia nell’ alto medioevo, 1981

Edikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als nach 1150 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1190-1200 [Trierer Silvester] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, N., „Ausspruch“) ist allgemein die Bekanntmachung oder der Erlass. In dem römischen Recht ist das Edikt des Gerichtsmagistrats (Prätors) die Bekannt­machung vor allem der Grund­sätze, die der Gerichtsmagistrat während der gesamten Dauer seiner Amtszeit beachten will (lat. edictum [N.] perpetuum, dauerhafte Bekanntmachung oder auch lat. edictum [N.] tralaticium beispielsweise einer Prozessformel, einer Rechtsschutz­verheißung). Kaiser Ha­drian lässt um 130 n. Chr. das Edikt der Prätoren (lat. praetor [M.] urbanus und prae­tor peregrinus) und der kurulischen Ädilen durch den Rechtskundigen Salvius →Iulianus in eine endgültige, nur mehr durch den Kaiser ab­änderbare oder ergänzbare Fassung bringen.

Lit.: Kaser §§ 2, 80; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 22; Söllner §§ 9, 15, 16, 23; Köbler, DRG 31, 161; Lenel, O., Das Edictum perpetuum, 3. A. 1927, Neudruck 1956; Selb, W., Das prätorische Edikt, (in) FS M. Kaser, 1986, 259

Ediktalzitation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch öffentliche Bekanntmachung erfolgende Ladung eines Beklagten, den eine persönliche Ladung nicht oder schwer erreicht (beispielsweise durch Anschlag an einem öffentlichen Gebäude wie einem Rathaus oder einer Kirche). Sie stammt sachlich aus dem römischen Recht. Sie erscheint inhaltlich in dem 13. Jahrhundert auch in dem deutschen Reich (Reichsabschied von dem 19. 11. 1274) und wird danach in dem Kameralprozess als subsidiäre Einrichtung aufgenommen. Sie ist in der öffentlichen Zustellung der Gegenwart erhalten (§§ 186 II 1, 187 ZPO, § 40 I StPO). Von der Ediktalzitation zu unterscheiden ist die Feststellung, dass der Beklagte vor Gericht nicht erschienen ist.

Lit.: Haase, C., Über Edictalladungen und Edictalprozeß, 1817; Meyer, H., Das Strafverfahren gegen Abwesende, 1869; Bethmann Hollweg, M. v., Der Zivilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 5 1873, 111; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 339; Opet, O., Geschichte der Prozesseinleitungsformen, 1891; Sel­lert, W., Die Ladung des Beklagten vor das Reichskammergericht, ZRG GA 84(1967), 202; Rein­schmidt, T., Die Einleitung des Rechtsganges und des Versäumnisverfahrens im salfränkischen Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1968; Kaser, M./Hackl, K., Das römische Zivilprozessrecht, 2. A. 1996, § 71

Edikt von Nantes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 13. 4. 1598 von König Heinrich IV. von Frankreich erlassene Edikt, welches das katholische Bekenntnis als Staatsreligion bestätigt sowie den Hugenotten (fran­zösischen Protestanten) Gewissensfreiheit und ungefähr 100 sichere Orte gewährt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EdiktVonNantes1598.htm

Edinburgh ist die an dem Firth of Forth sich unterhalb einer seit dem 6. Jahrhundert nachgewiesenen Burg entwickelnde Sied­lung, in der seit dem Ende des 11. Jahrhunderts die Könige der Schotten sitzen (um 1470-1707 Hauptstadt). 1583 erlangt es eine Universität.

Lit.: Arnot, H., The History of Edinburgh, 1779

editio, ēditio, lat., F., Gebären, Geburt, Herausgabe, Ausgabe, Mitteilung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēdere

Edition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1537 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1527 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb edieren 1555, herausgeben) Ausgabe, Herausgabe, Bekannt­gabe von Klagemitteilung und Beweisurkun­de in dem römischen und frühneu­zeitlichen Zivilprozess

Lit.: Bresslau, H., Geschichte der Monumenta Germa­niae Historica, 1921; Richtlinien für die Edition landes­geschichtlicher Quellen, hg. v. Heinemeyer, W., 2. A. 2000; Vom Nutzen des Edierens, hg. v. Merta, B. u. a., 2005; Editiones principes delle opere dei padri greci e latini, hg. v. Cortesi, M., 2006; Editionen - Wandel und Wirkung, hg. v. Sell, A., 2007; Erlanger Editionen, hg. v. Neuhaus, H., 2009

Eferding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Oberösterreich

Lit.: Die Rechtsquellen der Stadt Eferding, hg. v. Wutzel, O., 1954

Eger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt (Cheb) in dem Westen Tschechiens an der Eger

Lit.: Siegl, K., Alt-Eger, 1927; Sturm, H., Eger, (1951); Šimek, E., Chebsko (Das Egerland), 1955; Das Egerer Urgichtenbuch, hg. v. Skála, E., 1972; Sturm, H., Districtus Egranus, 1981

Ehaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, zu dem Adj. ehaft, echt, rechtmäßig) ist vor allem in Bayern eine örtlich verbreitete Bezeichnung für →Weistum.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Meyer, C., Ehaften des Klosters Heidenheim, ZRG GA 14 (1894), 168; Eisenbrand, T., Ehehaftsordnungen im Hochstift Eichstätt, 1938; Trauchburg, G. v., Ehehaften und Dorfordnungen, 1995

Ehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht (, aber in Google) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.) ist eine örtlich verbreitete Bezeichnung für →Gesinde.

Ehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 - 796 und - um 1180 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - sowie mit anderer Bedeutung in älteren deutschen Rechtsquellen ab 712/725 [LAlam.2 72] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie schon für das Germanische und das Indogermanische zu erschließen, F.) ist die mit Eheschließungswillen eingegangene aner­kann­te Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau sowie seit etwa 2020 in vielen Staaten weltweit auch zwischen zwei Menschen desselben Geschlechts. Bei den Indogermanen gibt vermutlich der Vater die Tochter dem Mann, der sie (in das eigene Haus) führt, aber zu den Eltern der Frau in keine (verwandtschaftliche) Beziehung tritt. In dem altrömischen Recht, in dem die Ehe ein hauptsächlich sozial geordnetes Verhältnis (gewollte tatsächliche Lebensgemeinschaft mit Rechtsfolgen) ist, verspricht der Gewalthaber der Braut diese dem Bräutigam. Daneben kann der Bräutigam seinerseits die Heimführung zusagen. Beides kann durch Geldversprechen gesichert werden und wird regelmäßig danach erfüllt. Die Eheschließung selbst erfordert den überein­stimmenden Willen, die Ehe einzugehen. Kaiser Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) stellt Eheverbote und Ehegebote auf (lex Iulia de maritandis ordinibus 18 v. Chr. Eheverbote, Lex Iulia de adulteriis 18 v. Chr. Ehebruchsstrafen, lex Papia Poppaea 9 n. Chr. Ehegebote). Viel­leicht schon in dem klas­sischen römischen Recht, jedenfalls in der Spätantike wird die Ehe unter vorwiegend christlichem Einfluss ein stärker rechtlich geprägtes Verhältnis, wobei die Kirche ihrerseits die Gegensätze zwischen alttestamentarischem Eheverständnis (Mehr­ehe, Ehescheidung) und neutestamentarischen Eheverständnis (Einehe auf Lebenszeit) aus­gleichen muss. Für den Eheschluss der mündigen Brautleute genügt der jetzt rechtlich eingeordnete Konsens (lat. solus consensus facit nuprias), der aber in der Regel nur durch Urkunden über eine Mitgiftbestellung bewiesen wird. In dem Frühmittelalter setzen sich die kirchlichen Vorstellungen gegenüber den germani­schen Gestaltungen (Vertrag zwischen Brautvater und Bräutigam [Muntehe, daneben vielleicht Entführungsehe und angeblich Raubehe und Kebsehe], Möglichkeit der Mehrehe) durch. Wohl seit dem 12. Jahrhundert gilt der bereits den Kirchenvätern des Altertums bekannte Satz, dass allein die Vereinbarung die Ehe begründet ([lat.] solus consensus facit nuptias, allein der Konsens bewirkt die Ehe). Seit dem 12./13. Jahrhundert soll aus Gründen der Rechtssicherheit ein vorheriges Aufgebot (1215) und die Erfragung des Ja-Worts durch den Priester erfolgen. Die Ehe, die in dem 13. Jahrhundert unter Einengung einer ursprünglich weiteren Bedeutung (ahd. ewa, Recht) ihren Namen Ehe erhält und die vor kirchlichen Gerichten hauptsächlich von Frauen eingeklagt wird, wird christliches Sakrament. Die durch Martin Luthers Refor­mation von 1517 begründete protestantische Kirche lehnt dies ab und sieht die Ehe als Vertrag. In der frühen Neuzeit wendet sich die Aufklärung überhaupt gegen das kirchliche Wesen der Ehe. Es wird die Schließung der Ehe vor einer staatlichen Stelle zugelassen oder vorgeschrieben (England 1653, Frankreich 1792). In dem Kulturkampf wird in dem (zweiten) deutschen Reich die obligatorische Zivilehe in der Form gegenseitiger Willenserklärungen vor dem Standesbeamten festgesetzt (Preußen 1874, 6. 2. 1875 Personen­standsgesetz des Reiches). Daneben besteht die Möglichkeit der (zusätzlichen, nachträglichen) kirchen­recht­li­chen Ehe fort. Das Bürgerliche Gesetz­buch von 1896/1900 geht von der auf Lebenszeit von den Eheleuten vor dem Standesbeamten geschlossenen Ehe aus, sieht aber die Möglichkeit der Ehescheidung durch gerichtliches Urteil bei Vorliegen be­stimmter Gründe vor. An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird die Ehe rechtstatsächlich durch viele nichteheliche Lebensgemeinschaften und ge­setzlich durch die Zulässigkeit der einge­tragenen gleichgeschlechtlichen Lebenspart­ner­schaft ergänzt bzw. ersetzt. Dement­sprechend wird auch auf die Priorität der staatlichen Eheschließung vor der kirchenrechtlichen Eheschließung verzich­tet. Seit 2017 ist (auch in Deutschland nach dem Vorbild einiger anderer Staaten) durch deutliche Mehrheit in dem Bundestag in Abkehr von natürlichen Verhältnissen und in Zuwendung zu zivilisatorischen Begehrlichkeiten die Ehe (für alle) auch zwischen zwei Männern und zwischen zwei Frauen eröffnet.

Lit.: Kaser § 58; Söllner §§ 5, 6, 7, 8, 12, 14, 18, 23; Hübner 624ff.; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 15, 22, 36, 58, 114, 120, 161, 209, 238, 267; Baltl/Kocher; Schulte, J. v., Handbuch des katholi­schen Eherechts nach dem gemeinen katholischen Kirchenrecht, 1855; Friedberg, E., Das Recht der Ehe­schließung in seiner geschichtlichen Entwicklung, 1865, Neudruck 1965; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875; Kawerau, W., Die Reformation und die Ehe, 1892; Köstler, R., Muntwalt und Ehebewilligung, ZRG GA 29 (1908), 78; Schlatter, A., Der Schutz der ehelichen Gemeinschaft, 1920; Hoyer, E., Die Ehen minderen Rechts, 1926; Preisker, H., Christentum und Ehe in den ersten drei Jahrhunderten, 1926, Neudruck 1979; Joyce, G., Die christliche Ehe, 1934; Plöchl, W., Das Eherecht des Magisters Gratian, 1935; Vaccari, P., Il matrimonio germanico, 1935; Schubart-Fikentscher, G., Das Eherecht im Brünner Schöffenbuch, 1935; Goern, H., Das Ehebild im deutschen Mittelalter, 1936; Köhler, W., Die Anfänge des protestantischen Eherechts, ZRG KA 61 (1941), 271; Köstler, R., Raub-, Kauf- und Friedelehe bei den Germanen, ZRG GA 63 (1943), 92; Conrad, H., Die Grundlegung der modernen Zivilehe durch die französische Revolution, ZRG GA 67 (1950), 336; Erle, M., Die Ehe im Naturrecht, Diss. jur. Göttingen 1952; Ziegler, J., Die Ehelehre der Poenitentialsummen, 1956; Lettmann, R., Die Diskussion über die klandestinen Ehen, 1966; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Tietz, G., Verlobung, Trauung und Hochzeit in den evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, 1969; Schulze-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, 1970; Gräfe, R., Das Eherecht in den Coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Dufour, A., Le mariage dans l’École allemande du droit naturel moderne, 1972; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts, 1975; Huber, J., Der Ehekonsens im römischen Recht, 1977; Mikat, P., Dotierte Ehe – rechte Ehe, 1978; Die nichteheliche Lebens­gemeinschaft, hg. v. Landwehr, G., 1978; Fricke, F., Das Eherecht des Sachsenspiegels, 1978; Raiser, B., Die Rechtsprechung zum deutschen internationalen Eherecht im Dritten Reich, 1980; Hauser, H., Die geistigen Grundlagen des Eherechts an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert, 1980; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Ehen ohne Ring, hg. v. Böhme, W., 1981; Buchholz, S., Recht, Religion und Ehe, 1988; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, 1990; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Marriage, property and succession, ed. by Bonfield, L., 1992; Krüger, J., Die Ehegesetzgebung des Kaisers Augustus, 1994; Seehase, H., Ehesachen vor dem Reichskammergericht, Diss. jur. Münster 1998; Fuhrmann, I., Die Diskussion über die Einführung der fakultativen Zivilehe in Deutschland und Österreich seit Mitte des 19. Jahrhunderts, 1998; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999; Ehe und Familie, hg. v. Hecker, H., 1999; Göwer, K., Wilde Ehen, 1999; Blümel, K., Die Aufhebung der sog. Rassenmischehe, Diss. jur. Regensburg 1999; Eisenring, G., Die römische Ehe als Rechtsverhältnis, 2000; Das älteste Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schiek, S. u. a., 2000; Matrimoni in dubbio a cura di Seidel Menchi S. u. a., 2001; Schwab, C., Das Augs­burger Offizialatsregister 1348-1352, 2001; Schnell, R., Sexualität und Emotionalität in der vormodernen Ehe, 2002; Saar, S., Ehe – Scheidung - Wieder­verheiratung, 2002; Mammeri-Latzel, M., Justizpraxis in Ehesachen im Dritten Reich, 2002; Eisenring, G., Die römische Ehe als Rechtsverhältnis, 2002; Fischer, G., Die Problematik der Ehe, 2003; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Arni, C., Entzweiungen, 2004; Grahn-Hoek, H., Zu Mischehe, Namengebung und Personenidentität im frühen Frankenreich, ZRG GA 121 (2004), 100; Jacobi, K., Der Ehetraktat des Magisters Rolandus von Bologna, 2004; Karl, A., Castitas temporum meorum, 2004; McCarthy, C., Marriage in Medieval England, 2004; Lang, M., Das Eheverbot wegen Glaubensverschiedenheit, 2004; D’Avray, D., Medieval Marriage, 2005; Eisfeld, J., Die Scheinehe, 2005; Frassek, R., Eherecht und Ehege­richtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005; Lutz, A., Ehepaare vor Gericht, 2006; Lumpp, S., Die Scheinehenproblematik, 2007; Kaiser, D., Die elterliche Eheeinwilligung, 2007; Westphal, S., Ehen vor Gericht, 2008; Weber, I., Ein Gesetz für Männer und Frauen, 2009; Ehe - Haus - Familie, hg. v. Schmidt-Voges, I., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Walther, S., Die (Un-)Ordnung der Ehe, 2010; Rabaa, A., Die Ehe als Rechtsinstitut im Badischen Landrecht von 1810, 2011; Venus und Vulcanus, hg. v. Westphal, S. u. a., 2011; Signori, G., Von der Paradiesehe zur Gütergemeinschaft, 2011; Joye, S., La femme ravie, 2012; Szymanski, H., Theorie und Lebenswirklichkeit, 2013; Freist, D., Glaube - Liebe - Zwietracht - Konfessionell gemischte Ehen in Deutschland in der frühen Neuzeit, 2013; Angenendt, A., Ehe, Liebe und Sexualität im Christentum, 2015; Haas, P., Fürstenehe und Interessen, 2017; Houts, E. van, Married Life in the Middle Ages, 2019; Kulturkampf um die Ehe, hg. v. Löhnig, M., 2020; Stöferle, D., Ehe als Nationalfiktion – Dargestelltes Recht im Roman der Moderne, 2020

ehebrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1264 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Berth. v. Regensb. I 131] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Ehebruch

Ehebrecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – 3. Viertel 13. Jahrhundert [Der Jüngere Titurel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Berth. v. Regensb. I 3] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ehebruch Begehender

Ehebruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1338 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1385 [Alemannia 6 1878 252] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ehebrechen 1264, Maskulinum Ehebrecher 13. Jahrhundert) ist der zumindest bedingt vorsätzliche Vollzug des Beischlafs eines Ehegatten mit einem dritten Menschen anderen Geschlechts. Der wohl zunächst privat geahndete Ehebruch (der Frau), dem nach der Bibel die Steinigung folgt (1. Moses 38,24), wird seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) strafbar. Bei den Germanen darf der Mann nach Tacitus die Frau nackt und geschoren durch die Siedlung treiben und damit dem Untergang preisgeben oder überhaupt töten. Ihr männlicher Partner darf in handhafter Tat bußlos getötet werden und unterliegt ansonsten der Rache und später der Buße. Die christliche Kirche verlangt die Gleichbehandlung von Mann und Frau (unter Ausschluss der Wiederheirat), setzt sie aber erst seit dem 14. Jahrhundert in den Städten durch. Dem folgt in Gegensatz zu dem Sachsenspiegel (1221-1224) und zu der Consti­tutio Criminalis Bambergensis (1507) die Constitutio Criminalis Carolina (1532), äußert sich aber zu der Strafe selbst nicht. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) bestraft die Ehebrecher nur in dem Fall der Eheschließung auf Antrag des beleidigten Ehegatten mit höchstens einjähriger Gefängnisstrafe. Je nach dem Religions­bekenntnis ist in dem Josephinischen Gesetzbuch (1787) und in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) der Ehebruch Ehe­scheidungsgrund. 1969 wird in Deutschland die Strafbarkeit beseitigt (Öster­reich 1996, aber schwere Eheverfehlung). Mit dem Übergang zu dem Zerrüttungsprinzip (1976) ist Ehebruch als solcher auch kein Grund mehr für eine Ehescheidung (in Österreich seit 1999 kein absoluter Ehescheidungsgrund mehr).

Lit.: Söllner §§ 10, 14; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 35, 119, 264; Hälschner, H., Die Lehre vom Ehebruch, (in) Gerichtssaal 22 (1870), 401; Bennecke, H., Die strafrechtliche Lehre vom Ehebruch, 1884; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 691; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931, 424; Bruns, B., Ehescheidung und Wiederheirat im Fall von Ehebruch, 1976; Bullough, V./Brundage, J., Sexual Practices, 1982; Graf, W., Der Ehebruch im fränkischen und deutschen Mittelalter, Diss. jur. Würzburg, 1983; Schmitz, W., Der nomos moicheias, ZRG RA 114 (1997), 233; Kossak, W., Ehebruch, 2000; Melchior-Bonnet, S./Tocqueville, A. de, In flagranti, 2000; Mader, K., Ehebruch als Scheidungstatbestand, 2002; Trasgressioni, hg. v. Seidel Menchi, S., 2004; Kümper, H., Ein spätmittelalterlicher Kurztraktat über die Tötung der Ehebrecherin, ZRG GA 126 (2009), 223; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehefrau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – nicht in EDEL -– und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1389 [BernTellb. 587] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1287) →Frau

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehegatte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1409 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1531 [RügenLR. Kap. 47 § 1] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Eheleute, Pl., 1264)

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehegattenerbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Erbrecht eines Ehegatten bei dem Tode des anderen Ehegatten. In Rom führt die wachsende Häufigkeit der gewaltfreien Ehe schließlich zu der Einführung einer (allen Verwandten nachgeordneten) Erb­folge zwischen Ehegatten. Justinian spricht der bedürftigen undotierten Witwe neben Kindern ein Viertel des Erbes ihres Mannes zu (Novellen 53). In dem deutschen Reich fehlt anfangs ebenfalls ein Ehegattenerbrecht, doch erkennen Stadtrechte in dem Hochmittelalter als Folge der Güterge­meinschaft allmählich ein Ehegattenerbrecht an. In der Neuzeit wird vielerorts unabhängig von dem Güterstand ein bestimmter Anteil an dem Nachlass des erstversterbenden Ehegatten gewährt. Teilweise wird das justinianische Recht aufgenommen. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) erhält der Ehegatte mindestens ein Viertel des Nachlasses (Österreich 1914). Dieser Erbteil erhöht sich in dem Falle der Zugewinn­gemeinschaft (1957) um ein Viertel. Seit 2004 erbt der hinterbliebene Ehegatte in Österreich bereits neben Neffen oder Nichten den gesamten Nachlass

Lit.: Kaser §§ 65, 66; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 123, 210, 269; Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich seit der Rezeption, 1956; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Heyse, G., Mulier non debet abire nuda, 1994; Fröschle, T., Die Entwick­lung der gesetzlichen Rechte des überlebenden Ehegatten, 1996

Ehegattenschenkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schenkung von Gütern unter Hausverbänden von Ehegatten. Sie wird in dem römischen Recht (vielleicht in dem 3. Jahrhundert v. Chr. unter dem Einfluss der Stoa ent­wickelt und) unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) verboten. Später wird sie allgemein zulässig.

Lit.: Köbler, DRG 37; Misera, K., Der Bereicherungsgedanke bei Schenkungen unter Ehegatten, 1974; Schenkungen unter Ehegatten, (in) Familie und Recht, 1995, 177; Kemner, D., Schenkungen unter Ehegatten, 1998; Gade, G., Donationes inter virum et uxorem, 2001

Ehegesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1764 bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 384 a S. 101] in 1 Stelle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein die →Ehe betreffendes Gesetz, insbesondere das an dem 6. 7. 1938 auf Grund des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich erlassene, zu dem 1. 8. 1938 in Kraft gesetzte Gesetz (zu der Verein­heitlichung des Rechtes der Eheschließung und Ehe­scheidung in dem Lande Österreich und in dem übrigen Reichsgebiet), welches das Recht der Eheschließung und Ehescheidung aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 und dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811/1812 Österreichs (unter Beendigung des konfes­sionell gegliederten Eherechts Österreichs, des Konkordatsrechts von 1933 und des Sonderrechts des Burgenlands) herausführt und die Ehe­scheidung erleichtert. 1946 wird das Ehegesetz in dem Gerbiet des Deutschen Reiches durch Gesetz des Alliierten Kontrollrats von national­sozialistischem Gedankengut gerei­nigt (ähnlich in Öster­reich), 1976 das Ehescheidungsrecht und (nach Wiedererlangung der vollständigen Souve­ränität in dem Jahre 1990) bis 1. 7. 1998 in der Bundesrepublik Deutschland das gesamte Eherecht wieder in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 239, 254; Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.­de/Fon­tes/­Ehegesetz­1938.pdf; Grachl, P., Die geschicht­liche Entwicklung des § 48 Ehegesetzes, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1965; Wolff, A., Das Zerrüttungsprinzip im Ehescheidungsrecht und die Nationalsozialisten, (in) FamRZ 1988, 1271; Gruchmann, L., Das Ehegesetz, (in) ZNR 11 (1989), 63; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999

Ehegut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1564 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [Mergentheim 176] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gut in einer Ehe

Ehegüterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Güter der Ehegatten betreffende Recht. In dem altrömischen Recht gibt der Hausvater der Frau dem Ehemann in der Regel eine (lat. [F.]) →dos, die nach ihrem Tod grundsätzlich aus dem Vermögen des Mannes an den Geber zurückfällt. Bei den später immer häufiger werdenden gewalt­freien Ehen bleibt das Vermögen der Ehe­gatten rechtlich getrennt, wird aber tatsächlich weiter (wohl unter unter der Verwaltung des Ehemanns) gemeinsam genützt. Die Schenkung unter Ehegatten (bei gewaltfreier Ehe) ist verboten. Bei den Germanen wird wohl ein eingebrachtes Gut von dem Ehemann verwaltet. In dem Frühmittelalter wird neben dieser grund­sätzlichen →Gütertrennung mit Verwal­tungseinheit bei Franken und Westfalen eine Gemeinschaft an dem in der Ehe gewonnenen Gut sichtbar (→Errungen­schafts­gemeinschaft). In dem Hochmit­telalter dringt in dem weltlich bleibenden Ehegüterrecht die →Gütergemeinschaft in verschiedenen Formen weiter vor (allgemeine Güterge­meinschaft, Fahrnisgemeinschaft), wobei die örtlichen Regeln sehr unterschiedlich sind und vertragliche Gestaltungen häufig werden. In der frühen Neuzeit wird das römische →Dotal­system abgewandelt in einzelnen Gebie­ten aufgenommen (Braunschweig, Kurhes­sen). Die natur­rechtlichen Kodifika­tionen sehen nur gewisse Regelgüterstände vor (ALR von 1794 grundsätzliche Verwaltung und Nutzung des gesamten Vermögens der Frau durch den Mann, § 1237 ABGBvon 1811/1812 Güter­trennung mit Verwaltungsgemein­schaft). Die fünf noch in dem Bürgerlichen Ge­setzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) enthaltenen, erstmals reichseinheitlichen Gü­ter­­stände (Regelgüterstand Ver­waltungs­gemeinschaft) werden später auf Zugewinn­gemeinschaft (18. 6. 1957) als gesetzlicher Güterstand, Gütertrennung und Güterge­meinschaft als durch Ehevertrag vereinbare Wahlgüterstände verringert. Ge­setzlicher Güterstand des Zivil­gesetzbuchs der Schweiz (1907/1911) ist die Güterver­bindung.

Lit.: Kaser § 59; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 161, 209; Baltl/Kocher; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Adler, S., Eheliches Güterrecht und Abschichtungsrecht, 1893; Mottloch, T., Traktat über das eheliche Güterrecht in Österreich ob der Enns, ZRG GA 23 (1902), 275; Behre, E., Die Eigentumsverhältnisse im ehelichen Güterrecht, 1904; Arnold, H., Das eheliche Güterrecht von Mülhausen im Elsass, 1906; Hradil, P., Beiträge zur Geschichte des süddeutschen Ehegüterrechts, ZRG GA 30 (1909), 304; Hradil, P., Untersuchungen zur spätmittelalterlichen Ehegüterrechtsbildung nach bayrisch-österreichischen Rechtsquellen, 1908; Steiner, H., Das eheliche Güterrecht des Kantons Schwyz, 1910; Bartsch, R., Das eheliche Güterrecht in der Summa Raymunds von Wiener Neustadt, 1912; Merz, H., Die historische Entwicklung des aargauischen ehelichen Güterrechts, 1923; Willecke, R., Das eheliche Güterrecht im Braunschweiger Stadtrecht, 1929; Schubert, K., Die Hamburger ehelichen Güterrechtsverhältnisse, 1934; Winter, G., Das eheliche Güterrecht im älteren hamburgischen Recht, Diss. jur. Hamburg 1958; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Protokolle der Ausschüsse 3,2, Familien­rechtsausschuss, Unterausschuss für eheliches Güter­recht, hg. v. Schubert, W., 1989; Schmid, K., Die Entstehung der güterrechtlichen Vorschriften im Bürgerlichen Gesetzbuch, 1990; Mehnert, S., Entwicklungen im gesetzlichen Güterrecht, 2002; Obladen, M., Magdeburger Recht auf der Burg zu Krakau, 2005; Lehmann, J., Die Ehefrau und ihr Vermögen, 2006; Sellschopp, T., Der Weg zum Revokationsrecht der Ehegatten nach § 1368 BGB, 2009; Stierstorfer, S., Das erste einheitliche eheliche Güterrecht, 2010; Kitsakis, S., Breadwinners und Housekeepers, 2012

Ehehindernis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1669 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der einer Ehe­schließung entgegenstehende Umstand. Anscheinend können bei den Germanen Kinder von (in dem gleichen Haus lebenden) Brüdern nicht heiraten. In dem altrömischen Recht ist die Ehe ausgeschlossen unter Verwandten bis zu dem sechsten Grad, mit einem Verheirateten sowie bei einem Fehlen des →conubium. Witwen sollen zu der Vermeidung von Unklarheiten über die Vaterschaft von Kindern 10 Monate nach dem Tod des Mannes nicht heiraten. In dem spät­antiken römischen Recht sind christliche Ehe­hinder­nisse zu beachten. Seit dem 6. Jahrhundert wirkt sich dies auf das fränkische Recht aus, das ursprünglich wohl nur wenige tatsächliche Ehehindernisse kennt. Danach setzt die Kirche ihr Recht der Ehehindernisse durch. Ein staatliches Recht der Ehehindernisse begegnet ansatzweise in dem Verlauf der frühen Neuzeit (Frankreich 1629 Entwurf, Österreich 1783, Frankreich 1804) und wird danach allgemein aufgegriffen. Verboten ist die Ehe nach § 4 Ehegesetz von 1938 auch zwischen Staats­ange­hö­rigen deutschen oder artver­wand­ten Blutes mit Menschen artfremden Blu­tes (1945 aufgehoben).

Lit.: Kaser § 58; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 58, 88, 122, 161, 209, 239; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Fischer, A., Die verhinderte Ehe, 2013; Ganster, S., Religions­verschiedenheit als Ehehindernis, 2013

ehelich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 244, I 202, 203, IV 681] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtmäßig, Ehe betreffend (Ehelichkeit um 1210, Ehelichkeitserklärung 1875)

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehemakler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegen (nicht einklagbares) Entgelt tätige Vermittler von Ehen.

Lit.: Jung, K., Der Ehemaklerlohn, 1991

Ehemann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1200-1254 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [DspLR. Art 50] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mann in einer Ehe, verheitrateter Mann, rechtmäßiger Mann

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

ehemündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1809 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 144] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ehefähig, zu Eheschluss gaeschäftsfähig

Ehemündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [BadLR. 1809 Satz 185] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das für den Eheschluss frühest mögliche Alter von Ehemann und Ehefrau.

L.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehepakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1646 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1704 [BaselRQ. I 2 S. 655 Nr. 447] in 3 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Ehevertrag

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehepatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die an dem 16. 1. 1783 von Joseph II. für Österreich veröffentlichte Regelung, welche die Ehe als bürgerlichrechtlichen Vertrag (vor dem Geistlichen [als Staatsbeamten]) ansieht, die Ehescheidung erleichtert und für Ehestreitigkeiten die Zuständigkeit der weltlichen Gerichte anordnet.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Ehepatent1783.htm; Köbler, DRG 142, 161; Baltl/Kocher; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Mühlsteiger, J., Der Geist des josephinischen Eherechts, 1967

Eherecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1282 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1295 [BaselUB. III 204] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der →Ehe. Es betrifft vor allem die Eheschließung, die Ehehinder­nisse, die Ehewirkungen, die Ehescheidung und das Ehegüterrecht. Nach M. Schmoeckel entsteht das kirchliche Eherecht rechtstatsächlich in dem 9. Jahrhundert gelegentlich des Ehestreits König Lothars II.

Lit.: Söllner §§ 8, 14; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Fricke, F., Das Eherecht des Sachsenspiegels, 1898; Emge, C., Das Eherecht Immanuel Kants, (in) Kant-Studien 29 (1924), 243ff.; Schönsteiner, F., Grundriss des kirchlichen Ehe­rechts, 1925, 2. A. 1937; Plöchl, W., Das Eherecht des Magisters Gratianus, 1935; Pappe, H., Methodische Strömungen in der eherechtsgeschicht­lichen Forschung, 1934; Schubart-Fikentscher, G., Das Eherecht im Brünner Schöffenbuch, 1935; Schultze, A., Das Eherecht in den älteren angelsächsischen Königs­gesetzen, 1941 (SB Leipzig); Dieterich, H., Das protestantische Eherecht, 1970; Gräfe, R., Das Eherecht in den Coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Ramm, T., Eherecht und Nationalsozialismus, (in) FS Fraen­kel, 1973; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts, 1975; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Schäfer, J., Die Entstehung der Vorschriften über das persönliche Eherecht, 1983; Zur Geschichte des Ehe- und Familienrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Eherecht und Familiengut, hg. v. Simon, D., 1992; Gmür, R., Betrachtungen zur Entwicklung des Eherechts, (in) FS W. Stree/J. Wessels, 1993, 1227; Sibeth, U., Eherecht und Staatsbildung, 1994; Jackman, D., Das Eherecht und der frühdeutsche Adel, ZRG GA 112 (1995), 158; Schwab, D., 20 Jahre „Erstes Eherechtsreformgesetz“, (in) JuS 1997, 587; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999; Deutsch, C., Ehegerichtsbarkeit im Bistum Regensburg (1480-1538), 2005; Frassek, R., Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005; Aspecten van het Middeleeuwse Ro­meinse Recht, hg. v. Waelkens, L., 2008, 109ff.; Verfassungsrechtliche Grenzen der Gestaltungsmöglichkeiten im Familien-, Erb- und Gesellschaftsrecht, hg. v. Schmoeckel, M., 2008; Regional Variations in Matrimonial Law and Custom in Europe (1150-1600), hg. v. Korpiola, M., 2011; Eherecht 1811-2011, hg. v. Kohl, G. u. a., 2012; Kapfelsberger, V., Eheverfahren und Eheprozesse in Staat und Kirche, 2015; Lanzinger, M., Verwaltete Verwandtschaft – Eheverbote, kirchliche und staatliche Dispenspraxis im 18. und 19. Jahrhundert, 2015

Ehering (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1641 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1785 [Tessin/ZSchweizR.2 27 1808 254] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der als Zeichen eines Ehe­schließungswillens gegebene Fingerring. Er geht wohl auf den (lat.) anulus (M.) pronubus (Verlobungsring) der Römer zurück, den das Christentum als Symbol der Treue fördert. Er ist in dem Frühmittelalter zuerst in den Volksrechten der Westgoten und Langobarden belegt. Unter kirchlichem Einfluss entwickelt sich die einseitige Gabe des Bräutigams an die Braut bei der Verlobung und dann auch bei der Trauung seit dem Mittelalter allmählich zu dem gegenseitigen Ringwechsel. Der Ehering ist bis in das 19. Jahrhundert aber nur in einer dünnen vermögenderen Ober­schicht tatsächlich üblich.

Lit.: Bächtold, H., Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit, 1914; Köstler, R., Ringwechsel und Trauung, ZRG KA 53 (1933), 1; Mühl, M., Anulus pronubus, 1961; Ehen ohne Ring, hg. v. Böhme, W., 1981; Schott, C., Trauung und Jawort, 1992

Ehescheidung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1489 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1549 [SchweizId. VIII 262] in 15 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Ehescheidungsgrund 1824, Ehescheidungsklage 1701, Ehescheidungsstrafe 1794) ist die Auflösung der Ehe aus nach der Eheschließung eingetretenen Gründen. Sie ist bei den Römern (lat. [N.] →divortium) einseitig wie einvernehmlich zunächst ebenso möglich wie bei den Germanen, ohne dass sie in der Rechtswirk­lichkeit allzu häufig gewesen sein dürfte. In der Spätantike führen die christ­lichen Vorstel­lungen zu der allmählichen Einschränkung der freien Ehescheidung. In dem Früh­mittelalter wird die Ehescheidung. von der Kirche auf Grund von 1. Korinther 7,39ff. seit dem 8. Jahrhundert, verstärkt seit 829, bekämpft und bald gänzlich ausgeschlossen. Demgegenüber lässt die protestantische Religion, in der die Ehe kein Sakrament mehr ist, (seit 1517) allmählich die Ehescheidung aus bestimmten Gründen (Matthäus 5,31ff., 19,3, 1. Korinther 7,15), die Stadtgericht oder Landpfarrer sowie später die Konsistorien in einem förmlichen Verfahren überprüfen, zu. Die Aufklärung versucht dies auszudehnen (Preußen 1749, Frankreich 1792, Österreich 1783 für Protestanten). In dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und in dem Code civil Frankreichs (1804) ist die Ehescheidung auf Grund Vereinbarung möglich. In England wird 1857 erstmals die Ehescheidung mit gerichtlicher Mitwirkung möglich. In dem (zweiten) Deutschen Reich lässt das Personen­standsgesetz von dem 6. 2. 1875 die Ehescheidung durch ein staatliches Gericht aus bestimmten Gründen zu, doch wird zu der Verhinderung von Ehe­scheidungen ein Verschulden als Eheschei­dungsgrund gefordert. 1976/1977 wird das grund­sätzlich erforderliche Verschulden durch die Zerrüttung ersetzt. Bei der Ehescheidung erfolgt nunmehr auch ein Ausgleich der Versorgungsan­sprüche (Versorgungsausgleich). An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird in der Bundesrepublik Deutschland in dem Durchschnitt jede dritte Ehe geschieden. In Österreich lassen das josephinische Ehepatent (1783) und das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811) nur die Ehescheidung von Protestanten und Juden zu. In Gegensatz hierzu dis­pensiert Albert Sever (Agram 1867-Wien 1942) ab 1919 als Landeshauptmann Niederösterreichs auf Grund einer Verordnung in Einzelfällen von dem Ehehindernis des bestehenden Ehebands, um Ehescheidungen von Katho­liken und anschließende Wiederverheiratung tatsächlich zu ermöglichen (so genannte Sever-Ehen, rund 15000 Fälle, Verordnung und ihre Folgen von dem Obersten Gerichtshof als ungültig beurteilt, von dem Verfassungsgerichtshof als gültig betrachtet). 1938 gestattet das nach dem Anschluss in dem gesamten Deutschen Reich eingeführte Ehegesetz die Ehescheidung und wird 1978 die ein­vernehmliche Ehescheidung vor dem Außerstreitgericht eingeführt (§ 55a EheG).

Lit.: Kaser § 58 II 2a; Söllner §§ 5, 8, 12, 23; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 58, 72, 88, 122, 161, 219, 239, 267; Baltl/Kocher; Richter, Ä., Beiträge zur Geschichte des Ehescheidungsrechts in der evan­gelischen Kirche, 1858; Hubrich, E., Das Recht der Ehescheidung in Deutschland, 1891; Geffcken, H., Zur Geschichte der Ehescheidung vor Gratian, 1894; Damas, P., Les origines du divorce en France, 1897; Wehrli, P. Die Ehescheidung zur Zeit Zwinglis, (in) Zürcher Taschenbuch, 1934, 61; Rost, S., Die Einführung der Ehescheidung in Zürich, 1935; Wolf, E. u. a., Scheidung und Scheidungsrecht, 1959; Hesse, H., Evangelisches Ehescheidungsrecht in Deutschland, 1960; Escher, K., Die Entwicklung des Ehe­schei­dungsrechts in Kleve und Mark 1532-1874, 1967; Hecker, A., Die historische Entwicklung des Ehe­scheidungsprozessrechts, 1967; Schwab, D., Grund­lagen und Gestalt der staatlichen Ehege­setzgebung in der Neuzeit, 1967; Dieterich, H., Das protestantische Eherecht, 1970; Mikat, P., Zur Be­deutung Friedrich Carl von Savignys für die Ent­wicklung des deutschen Scheidungsrechts, (in) FS W. Bosch, 1976, 671; Schnell, R., Praesumpta mors, ZRG GA 100 (1983), 181; Jensen, H., Die Ehescheidung des Bischofs Hans von Lübeck von Prinzessin Julia Felicitas von Württemberg-Weiltingen, 1984; Schubert, W., Die Projekte der Weimarer Republik, 1986; Blasius, D., Ehescheidung in Deutschland 1784-1945, 1987; Wolff, A., Das Zerrüttungsprinzip, (in) FamRZ 1988, 1271ff.; Blasius, D., Ehescheidung in Deutschl­and im 19. und 20. Jahrhundert, 1992; Wadle, E., Ehescheidung vor dem Standesbeamten, (in) FS H. Herrmann, 1995, 291; Roß­deutscher, G., Privatautonomie im Scheidungs­recht, 1995; Horn, C., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts in Ehesachen, 1997; Nahmacher, K., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts und der Hamburger Gerichte, 1999; Hoffmann-Steudtner, V., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts zu dem Scheidungsgrund, 1999; Harmat, U., Ehe auf Wider­ruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999; Saar, S., Ehe, Scheidung, Wiederver­heiratung, 2003; Schubert, W., Die Abkehr vom Ver­schul­­densprinzip im Ehescheidungsrecht, ZRG GA 120 (2003), 280; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2004; Humphrey, M., Die Weimarer Reformdiskussion über das Ehescheidungsrecht, 2006; Lutz, A., Ehepaare vor Gericht, 2006; Köhler, A., Die Sorgerechtsregelung bei Ehescheidung seit 1945, 2006, Försch, H., Die Scheidungsgründe im Wandel der Zeit, 2006; Die Reform des Ehescheidungsrechts von 1976, hg. v. Schubert, W., 2007; Mund, W., Das preußische Ehe­scheidungsrecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Birndorfer, F., Der erstinstanzliche Prozessalltag von 1938 bis 1949 anhand der Ehescheidungsakten, 2013; Scheidung ohne Schuld? Genese und Auswirkungen der Eherechtsreform 1977, hg. v. Löhnig, M., 2019; Etzold, R., Gleichberechtigung in erster Instanz – Deutsche Scheidungsurteile der 1950er Jahre im Ost/West-Vergleich, 2019

Eheschließung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1786 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort 1680) ist die Eingehung der →Ehe. Sie erfordert geschichtlich unterschiedliche Voraussetzungen und erfolgt in verschiedenen Formen. In dem Mittelalter wird sie allmählich von dem kirchlichen Recht ([lat.] consensus facit nuptias, die Willensüber­einstimmung der Ehe­leute bewirkt die Ehe, seit 1563 Gegen­wart des Priesters und zweier Zeugen nötig) bestimmt, in der Neuzeit setzt sich vor allem in dem 19. Jahrhundert (Kulturkampf) das weltliche bzw. staatliche Recht wieder durch.

Lit.: Kaser §§ 6, 58; Söllner §§ 5, 8, 12, 18; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 122, 161, 209; Friedberg, E., Das Recht der Eheschließung in seiner geschichtlichen Entwicklung, 1865; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875; Scheurl, C., Die Entwicklung des kirchlichen Eheschließungsrechts, 1877; Opet, O., Braut­tradition und Konsensgespräch in mittel­alterlichen Trauungsritualen, 1910; Zallinger, O., Die Eheschließung im Nibelungenlied, 1923; Schwerin, C. Frhr. v., Quellen zur Geschichte der Eheschließung, Bd. 1ff. 1925ff.; Frölich, K., Die Eheschließung des deutschen Mittelalters, (in) Hess. Bll. f. Volkskunde 1928, 144; Meyer, H., Die Eheschließung im Ruodlieb und das Eheschwert, ZRG GA 52 (1932), 276; Melicher, T., Die germanischen Formen der Eheschließung im westgotisch-spanischen Recht, 1940; Weltliche und kirchliche Eheschließung, hg. v. Dombois, H. u. a., 1952; Ritzer, K., Formen, Riten und religiöses Brauchtum der Ehe­schließung, 1962, 2. A. 1981; Landau, P., Hadrians IV. Dekretale „Dignum est“, (in) Studia Gratiana 12 (1967), 511; Schröter, M., Wo zwei zusammenkommen in rechter Ehe, 1990; Fuhrmann, I., Die Diskussion über die Einführung der fakultativen Zivilehe, 1998; Fassbender, M., Das Eheschließungsrecht im Herzog­tum Berg, 1998 (Diss. jur. Köln 1998); Siffert, R., Verlobung und Trauung, 2004; Scholz Löhnig, C., Bayerisches Eherecht von 1756 bis 1875, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ehevertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1542 bezeugt bzw. sonst 1784/1794 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Ehepakt 1704, Eheversprechen 1717) ist der zu der besonderen Gestaltung der abänderbaren ehelichen Rechtsver­hältnisse geschlossene, vielfach formbedürftige Vertrag zwischen den Ehe­leuten. Er betrifft hauptsächlich das Ehegüterrecht. Er wird schon in den hoch­mittelalterlichen Städten häufiger, bleibt aber insgesamt eher auf vermögendere Menschen be­schränkt.

Lit.: Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Hillenbrand, M., Fürstliche Eheverträge, 1996; Aushandeln von Ehe, hg. v. Lanzinger, M. u. a., 2010

Ehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 780 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 492, 533. 535, 797, II 123, 467] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Wert eines Menschen innerhalb der Gesellschaft. Die Verletzung der Ehre kann schon in dem altrömischen Recht eine Folge nach sich ziehen (bei [lat.] iniuria [F.] sind 25 Pfund Kupfer zu leisten). Ihr tatsächlicher Schutz bleibt aber weitgehend der Selbsthilfe und dem Strafrecht überlassen. Bestimmtes Verhalten führt zu dem rechtlichen Verlust der Ehre (Ehrlosigkeit, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte). In dem Mittelalter ist die Ehre durch den Stand bestimmt. In der Neuzeit dient der Ver­teidigung verletzter Ehre besonders das →Duell. Nach Art. 1 GG ist die →Würde des Menschen unantastbar.

Lit.: Kaser § 13; Köbler, DRG 216; Marezoll, T., Bürgerliche Ehre, 1824; Osenbrüggen, E., Ehre im Spiegel der Zeit, 1872; Binding, K., Die Ehre im Rechtssinn und ihre Verletzbarkeit, 1890; Kisch, G., Ehrenschelte und Schandgemälde, ZRG GA 51 (1931), 514; Brauer, G., Die ehrenwörtliche Bekräftigungsform, ZRG GA 54 (1934), 117; Reiner, H., Die Ehre, 1956; Geipel, J., Die Konsiliarpraxis der Eberhard-Karls-Universität, 1965; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 1; Brenzina, M., Ehre und Ehrenschutz im nationalsozialistischen Recht, 1987; Müller-Burgherr, T., Die Ehrverletzung, Diss. jur. Freiburg i. Ü. 1987; Polay, E., Der Schutz der Ehre, ZRG RA 106 (1989), 502; Verletzte Ehre, hg. v. Schreiner, K. u. a., 1995; Backmann, S. u. a., Das Konzept der Ehre, 1997; Ehrkonzepte in der frühen Neuzeit, hg. v. Backmann, S. u. a., 1998; Hagemann, M., Iniuria bis zur justinianischen Kodifikation, 1998; Fuchs, R., Um die Ehre, 1999; Dülmen, R. van, Der ehrlose Mensch, 1999; Beher, K. u. a., Strukturwandel des Ehrenamts, 1999; Bastl, B., Tugend, Liebe, Ehre, 2000; Waldow, J., Der strafrechtliche Ehrenschutz in der NS-Zeit, 2000; Görich, K., Die Ehre Friedrich Barbarossas, 2001; Burkhart, D., Geschichte der Ehre, 2001; Fama, hg. v. Fenster, T. u. a., 2003; Lentz, M., Konflikt, Ehre, Ordnung – Untersuchungen zu den Schmähbriefen und Schandbildern, 2004; Burkhart, D., Eine Geschichte der Ehre, 2006; Brüggenbrock, C., Die Ehre in den Zeiten der Demokratie, 2006; Goldberg, A., Honor, Politics and the Law in Imperial Germany 1871-1914, 2010; Speitkamp, W., Ohrfeige, Duell und Ehrenmord, 2010

Ehrengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1615 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1615 [Haltaus 271] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gericht zu der Entschei­dung von Fragen der Ehre. In Preußen wird nach längeren Erörterungen 1808 ein Ehrengericht zu der Überwachung des Verhaltens der Offiziere eingerichtet, in Bayern und Österreich wenig später, doch erklärt die Reichsver­fassung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1919 die Ehrengerich­te für aufgehoben. Ehrengericht ist auch das seit dem Mittelalter geführte Standesgericht der Zünf­te, das in dem 19. Jahrhundert geschaffene Ehrengericht studentischer Verbindungen (Burschenschaf­ten) und das Ehrengericht sonstiger Verbände oder Personengruppen.

Lit.: Dietz, H., Die Ehrengerichtsverordnungen, 3. A. 1912; Holly, G., Geschichte der Ehrengerichtsbarkeit der Rechtsanwälte, 1989; Voigt, E., Die Gesetzge­bungsgeschichte der militärischen Ehrenstrafen und der Offizierehrengerichtsbarkeit im preußischen und deut­schen Heer von 1806 bis 1918, 2004

Ehrenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1605 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Lünig, CJMilit. 1320] in 4 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine die →Ehre betreffende Strafe. Bereits das römische Recht lässt die Aberkennung bürgerlicher Vorrechte vor allem als Nebenfolge einer Verurteilung auf Grund bestimmter Straftaten zu. In dem Mittel­alter sind als Ehrenstrafen beispielsweise anzusehen das Ausstellen an dem →Pranger, das Scheren der Haare oder das Tragen einer Schandmaske. In der frühen Neuzeit versucht man die Ehrenstrafe gesetzlich festzulegen. In dem 19. Jahrhundert werden ältere Formen der Ehrenstrafe wie Zurschau­stellung an dem Pranger in Sachsen 1838 und in Preußen 1851 beseitigt, doch wird in Anleh­nung an das römische Recht nach dem Vorbild des Code pénal (Strafgesetzbuchs) Frankreichs von 1810 die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte als zeitlich begrenz­te Nebenstrafe aufgenommen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland 1969) wird ihre Bedeutung gering, doch dürfen Amtsfähig­keit, Wählbarkeit und Stimmrecht auf bis zu fünf Jahre aberkannt werden (§ 45 StGB).

Lit.: Marcuse, O., Die Ehrenstrafe, 1899; Quanter, R., Die Schand- und Ehrenstrafen in der deutschen Rechtspflege, 1901, Neudruck 1970; Künßberg, E. Frhr. v., Über die Strafe des Steintragens, 1907; Kühne, E., Die Ehrenstrafe, 1931; Rannacher, H., Der Ehrenschutz in der Geschichte des deutschen Strafrechts mit besonderer Berücksichtigung der Eh­renstrafen, 1938; Voigt, E., Die Gesetzgebungsge­schichte der militärischen Ehrenstrafen, 2004; Lidman, S., Zum Spektakel und Abscheu, 2008

Ehrenwort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – 16. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Mathesius II 80] in 12? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv ehrenwörtlich 1864) ist das die Ehre als Siche­rungsmittel der Wahrheit oder der Ver­wirklichung einer Erklärung einsetzende Wort (18. Jahrhundert aus franz. parole d’honneur, Ehrenwort). Seine rechtliche Bedeutung ist gering.

Lit.: Lentz, M., Konflikt, Ehre, Ordnung, 2004

ehrenwörtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1864 bezeugt – nicht in EDEL -– und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) →Ehrenwort

ehrlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [BremGQ. L. 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ehrenmäßig, rechtschaffen

Ehrlich, Eugen (Czernowitz/Bukowina 14. 9. 1862-Wien 2. 5. 1922), Sohn eines Advoka­ten, wird nach dem Rechtsstudium in Wien Advokat und 1896 Professor für römisches Recht in Czernowitz. Schon seine frühe Schrift über Lücken im Recht (1888) wendet sich gegen die herrschende Vorstellung von der Unangreifbarkeit des staatlichen Rechtes. Der Vortrag Freie Rechtsfindung und freie Rechts­wissenschaft (1903) folgert daraus, dass in dem Falle einer Lücke eine freie Rechtsfindung erforderlich sei, die sich auf überkommene Gerechtigkeitsvorstellungen und in dem Zweifel auf soziologische Über­legungen stützen müsse. 1909 richtet Ehrlich ein Seminar für lebendes Recht ein und bietet 1913 mit seinem Hauptwerk Grundlegung der Soziologie des Rechtes eine der wichtigsten Grundlagen für die Entwicklung der Rechtssoziologie. Eigentlicher Sitz der Rechtsentwicklung ist ihm die Gesellschaft, während Juristenrecht und staatliches Recht nur zu dieser Grundlage hinzukommen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 189, 228; Rehbinder, M., Die Begründung der Rechtssoziologie durch Eugen Ehrlich, 1967, 2. A. 1986; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 469; Vogl, S., Soziale Gesetzgebungspolitik, freie Rechtsfindung und soziologische Rechtswissenschaft, 2003; Ehrlich, E., Politische Schriften, hg. v. Rehbinder, M., 2007

Ehrlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [MnlWB. II 565] in 2 gleichen Stellen ohne Zeitangabe und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adj. ehrlich Ende 8. Jahrhundert) →unehrlich

ehrlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 800 [AhdIsidor 23,5] in 31 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unehrenhaft

Ehrlosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1480 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1730 [Leu, EidgR. III 59] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der ohne Ehre bestehende Zustand eines Menschen. Die in dem Mittelalter bestehende Ehrlosigkeit ist wohl auch auf die von der Kirche vermittelte römischrechtliche Figur der (lat. [F.) infamia zurückzuführen. Ehrlosigkeit besteht beispielsweise für Diebe, Räuber, Henker, mancherorts für Müller, Spielleute u. a. Seit der Neuzeit wird die Ehrlosigkeit zurückgedrängt und allmählich rechtlich beseitigt.

Lit.: Dülmen, R. v., Der ehrlose Mensch, 1999

eichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2? bezeugt – um 1331 [Daniel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [MWormat. 228] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem lateinischen aequare des Altertums aufgenommen, V.) abmessen, überprüfen

Eichhorn, Karl-Friedrich (Jena 20. 11. 1781-Köln 4. 7. 1854), Theologensohn, wird nach dem Rechtsstudium (mit 16 Jahren seit 1797) in Göttingen (Hugo, Pütter, 1801 Promotion, 1803 Habi­litation) 1805 Professor in Frankfurt an der Oder, 1811 in Berlin, 1817-1829 in Göttingen sowie nach krankheitsbedingter Unterbre­chung seit 1832-1834 in Berlin. 1808 veröffentlicht er ganz aus den Quellen geschrieben die erste Gesamtdarstellung der deutschen Rechtsgeschichte (Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte), seit 1823 die Einleitung in das deutsche Privatrecht, die das geltende deutsche Privatrecht systematisch-dogmatisch gegliedert (als innere Rechts­geschichte) aussondert. Die Einheit des deutschen Rechtes wird dabei auf die Gemeinsamkeiten der mittelalterlichen Land­rechte, sein System auf die ihnen angeblich zugrundeliegenden gemeinsamen Grundsätze gegründet. 1831-1835 folgen noch die zweibändigen Grundsätze des Kirchenrechts. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EichhornKarlFriedrichDeutscheStaatsUndRechtsgeschichte1808­Bd1.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EichhornKarlFriedrichGrundsaetzedesKirchenrechts1831­Band1.pdf; Köbler, DRG 188; Eichhorn, F., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 1823, 2. A. 1825, 3. A. 1829, 947, 5. A. 1845, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EichhornKarlFriedrichEinleitungindasdeutsche­Privatrecht1823.pdf; Frensdorff, F., Karl Friedrich Eichhorn, 1881; Kerler, H., Zur Lebensgeschichte Karl Friedrich Eichhorns, ZRG GA 3 (1882), 177; Schulte, J. v., Karl Friedrich Eichhorn, 1884; Jelusic, K., Die historische Methode Karl Friedrich Eichhorns, 1936; Erler, A., Eine unbekannte Niederschrift nach Eichhorns Vorlesung „Deutsche Geschichte und Rechtsaltertümer“, ZRG GA 66 (1948), 537; Conradi, R., Karl Friedrich Eichhorn als Staatsrechtslehrer, 1987; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987, 166ff.; Dopke, F., Eichhorn als Rechtsgutachter, Diss. jur. Kiel 1992

Eichmann, Eduard (Hagenbach/Pfalz 14. 2. 1870-München 26. 4. 1946) wird nach dem Studium der Theologie (1888) und der Rechtswissenschaft (1898) in Würzburg, Straßburg und München (1904 Promotion Dr. iur., Freiburg 1909 Promotion Dr. theol.) 1905 Professor für Kirchenrecht in Prag, Wien (1913) und München (1918-1936, 1946 Vertretung) und veröffentlicht 1923 das führende Lehrbuch des Kirchenrechts seiner Zeit (13. A. 1991). S. Google

Lit.: Festschrift für Eichmann, hg. v. Laforet, W. u. a., 1940; Hofmann, K., Eduard Eichmann, ZRG KA 65 (1947), VII

Eichstätt ist der Ort an der mittleren Altmühl, in dem Bonifatius um die Mitte des 8. Jahrhunderts ein Bistum gründet. S. Google

Lit.: Das Bistum Eichstätt - Die Bischofsreihe bis 1535, hg. v. Wendehorst, A., 2006; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2008; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012

Eichwesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt [Eichungswesen 1876] – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb eichen um 1331) ist die Sicherstellung redlicher Verwendung von Maßen (beispielsweise Längenmaßen, Hohlmaßen, Gewichten). Ansätze des Eich­wesens finden sich bereits in der hoch­mittelalterlichen Stadt (beispielsweise Stadtelle). Mit verstärkter Genauigkeit wird die Eichung auf der Grundlage technisch-wissenschaftlich definierter Maße seit dem 19. Jahrhundert vorge­schrieben (1869 Normal-Eichungskommis­sion, 1875 Pariser Meterkonvention, 1887 Physikalisch-Technische Reichsanstalt). S. Google

Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Vec, M., Recht und Normierung in der industriellen Revolution, 2006

Eid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 842 [Die Strassburger Eide/MSD. 231] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Anrufung einer (übermensch­lichen) Macht (beispielsweise Gott, Feuer?) als Zeugen für die Wahrheit einer Aussage oder die Gültigkeit eines Versprechens. Der Eid ist weit verbreitet, aber beispielsweise in Matthäus 5,33ff. verboten. Er verbindet meist Worte mit besonderen Formen (beispielsweise Handerheben, Be­rühren der Bibel, eines Kreuzes, einer Waffe und so weiter). Er ist ein wichtiges Beweismittel in dem Verfahren (beispielsweise Reinigungseid des Beschuldigten [vielfach nicht als Eineid möglich, sondern Eidhelfer nötig], Zeugeneid). Strafbar ist der →Meineid. Eine umfassende Untersuchung des Eides fehlt bislang.

Lit.: Kaser §§ 84 I, 87; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70, 114, 116, 155, 202, 216, 235; Köbler, WAS; Strippelmann, F., Der Gerichtseid, 1855ff.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879; Loening, R., Der Reinigungseid, 1880; Göpfert, F., Der Eid, 1883; Siegel, H., Handschlag und Eid, 1894; His, R., Der Gleichheitseid, ZRG GA 27 (1906), 331; Thudichum, F. v., Geschichte des Eides, 1911; Pedersen, J., Der Eid bei den Semiten, 1914; Hartung, H., Der richterliche Eid, 1916, Neudruck 2013; Hirzel, T., Der Eid, 1922; Friesenhahn, E., Die politischen Eide, 1928; Gottlob, T., Der kirchliche Amtseid, 1936, Neudruck 1963; David, M., Le serment du sacre, 1951; Koller, F., Der Eid im Münchener Stadtrecht des Mittelalters, 1953; Bauernfeind, O., Eid und Frieden, 1956; Hofmeister, P., Die christlichen Eidesformen, 1957; Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Ebel, W., Das Ende der bürgerlichen coniuratio reiterata, ZRG GA 78 (1961), 319; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Giesey, R., If Not, Not, 1968; Lea, H., The Duel and the Oath, 1974; Eckhardt, U., Untersuchungen zu Form und Funktion der Treueidleistung im merowingischen Frankenreich, 1976; Vormbaum, T., Eid, Meineid und Falschaussage, 1990; Prodi, P., Il sacramento del potere, 1992 (deutsch 1997); Prodi, P., Das Sakrament der Herrschaft: Der politische Eid, 1997; Czeguhn, I., Der Herrschereid am Beispiel des Eides und der Eidesbekräftigung des spanischen Königs, ZRG GA 115 (1998), 589; Eid und Wahrheitssuche, hg. v. Esders, S. u. a., 1999; Esders, S./Mierau, H., Der althochdeutsche Klerikereid, 2000; Lange, S., Der Fahneneid, 2001; Symbolische Kommunikation vor Gericht in der frühen Neuzeit, hg. v. Schulze, R., 2006; Twellmann, M., Über die Eide, 2010; Harke, J., Der Eid im klassischen römischen Privat- und Zivilprozessrecht, 2013; Sommerstein, A. u. a., Oath and State in Ancient Greece, 2013; Oaths and Swearing in Ancient Greece, hg. v. Sommerstein, A. u. a., 2014; Scharff, S., Eid und Außenpolitik, 2016; May, A., Schwörtage in der frühen Neuzeit, 2019

Eidgenosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1251 [FRBern. II 339] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Genosse eines Eides, durch einen Eid verpflichteter Verbündeter

Eidgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1393 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1475 [SGallenOffn. II 97] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Eidgenosse um 1147) ist allgemein das eidlich bekräftigte genossenschaftliche Bündnis. Die wichtigste besondere Eidgenossenschaft ist die →Schweiz. Hier schließen die Länder →Uri und →Schwyz zwischen 1240 und 1273 einen ersten Bund, dem 1291 und 1315 sowie 1351ff. (Zürich, Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Glarus, Zug) weitere folgen und zu dem danach zusätzliche Orte hinzutreten. Von einer Schweizerischen Eidgenossenschaft wird dabei aber erst seit dem späten 18. Jahrhundert gesprochen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hilty, C., Die Bundes­verfassung der schweizerischen Eidgenossen­schaft, 1891; Meyer, K., Italienische Einflüsse bei der Entstehung der Eidgenossenschaft, (in) Jahrbuch für schweizerische Geschichte 45 (1920), 1; Fehr, H., Die Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1929; Gasser, A., Entstehung und Ausbildung der Landeshoheit im Gebiet der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1930; Quellenwerk zur Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, hg. v. Schieß, T. u. a., Bd. 1ff. 1933ff.; Planitz, H., Kaufmannsgilde und städtische Eidgenossenschaft, ZRG GA 60 (1940), 1; Meyer, K., Der Ursprung der Eidgenossenschaft, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 21 (1941), 285; Pappard, W., Die Bundesverfassung der schweizerischen Eidgenossenschaft 1848-1948, 1948; Claussen, H., Der Zusammenschluss der schweizerischen Eidgenossen als Beispiel für die Ausübung des Widerstandsrechts, Diss. jur. Hamburg 1951; Abegg, R., Die alte Eidgenossenschaft, 1964; Laroche, P., Das Interregnum und die Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1971; Meyer, B., Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Braun, B., Die Eidgenossen, 1997; Zürich 650 Jahre eidgenössisch, 2001; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige Römische Reich (1350-1798), 2008; Würgler, A., Die Tagsatzung der Eidgenossen, 2015; Günther, K., Sizilianer, Flamen, Eidgenossen, 2013

Eidhelfer (Wissenschaftsbegriff in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Eideshel­fer Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1793 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, M.) ist sachlich in dem (früh)mittelalterlichen deutschen Recht der Mensch, der schwört, dass der Eid eines Eidesleistenden rein und nicht mein (falsch) sei (so genannter „Glaubwürdigkeitszeuge“). Häufig soll dabei ein Beschuldigter mit sechs oder zwölf (oder auch 72) Eidhelfern sich durch Eid von einer Beschuldigung reinigen. Der Eidhelfer ist von dem Zeugen (Wahrnehmungszeugen) grundsätzlich zu trennen, doch ist die Buße für einen Meineid eines Eidhelfers mit der für den Meineid eines Zeugen gleich. In dem Deutschen Reich bzw. Heiligen römischen Reich schwindet der Eidhelfer in dem Spätmittelalter. In England wird der Eidhel­fereid erst 1833 aufgegeben.

Lit.: Cosack, K., Die Eidhelfer des Beklagten, 1885; Schwerin, C. Frhr. v., Zur altschwedischen Eideshilfe, 1919 (SB Heidelberg); Ruth, R., Zeugen und Eideshelfer, 1922, Neudruck 1973; Loschiavo, L., Figure di testimoni, 2004

Eidsivathingslög ist das Recht des ostnorwegischen Gebiets um Eid (Eidsvoll), das in seinem weltlichen Teil bruchstückhaft, in seinem kirchen­recht­lichen Teil (Christen­recht) in vier Handschriften des frühen 14. Jahrhunderts über­liefert ist (Eidsivathingsbok).

Lit.: Meißner, R., Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings, 1942

Eigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 699, 742, 790, II 111, 113, 116 u. ö.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adjektiv eigen 796) ist in dem deutschen Mittelalter das einem Menschen (uneingeschränkt) gehörige Gut. Es bildet meist den Gegensatz zu dem Gemeinland (→Allmende) und zu dem →Lehen als einem geliehenen Gut. Häufig wird neben Eigen auch das →Erbe wegen des Erwerbsvorgangs besonders genannt. In den schriftlichen Zeugnissen betrifft das Eigen überwiegend die Liegenschaft. Seit dem 13. Jahrhundert wird Eigen durch das vermutlich lateinisch beeinflusste →Eigentum (lat. [F.] proprietas) abgelöst.

Lit.: Hübner 241; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 116, 124; Puntschart, P., Das „Inwärts-Eigen“ im österreichischen Dienstrecht des Mittelalters, ZRG GA 43 (1922), 66; Buchda, G., Dursal (dursal eigen), ZRG GA 59 (1939), 194; Ebner, H., Das freie Eigen, 1969; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1

Eigener Herd ist Goldes wert (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Zuständigkeit begründet Gestaltungsmacht.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 175 (Franck 1541)

eigenhändig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1633 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1670 [Abele, Unordn. III 87] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und wohl aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet, Adj.) mit eigener Hand geschehend

Eigenhändiges Testament (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort eigenhändig 1633) ist das mit der eigenen Hand geschriebene und unter­schriebene →Testament.

Eigenkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1903 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. ecclesia [F.] propria) ist (nach der zeitgebundenen Vorstellung Ulrich Stutzs) die einem Einzelnen (auch hinsichtlich der vollen geistlichen Lei­tungsgewalt) gehörende Kirche. Sie hat ihren Ursprung darin, dass in der christlichen Frühzeit der Gottesdienst häufig in einem privaten Haus abgehalten wird (Unter­scheidung zwischen [lat.] ecclesia [F.] publica und ecclesia privata, öffentlicher Kirche und privater Kirche, in dem Osten 388, in dem 5. Jahrhundert in dem weströmischen Reich, 441 in Orléans, 546 in Lérida/Spanien), und darin, dass auf dem Land oft der Grundherr besonders leicht in der Lage ist, ein Kirchengebäude zu errichten. In der Folge wählt der Gebäudeeigner vielfach den dort tätigen Geistlichen aus, verlangt die Teilhabe an den Einkünften und kann die Kirche übertragen, während der Bischof auf die bloße Weihe beschränkt wird. Demgegenüber sind nach Patzold Handlungsmöglichkeiten der Priester und Einflussnahme durch Bischöfe wichtiger als das Wirken der Gebäudeeigentümer. In dem →Investiturstreit seit dem späteren 11. Jahrhundert wird zudem die Eigenkirche als Form der Simonie bekämpft und danach seit dem 12. Jahrhundert durch Patronat und Inkorporation ersetzt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 90; Stutz, U., Die Eigenkirche, 1895, Neudruck 1955; Stutz, U., Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der Eigenkirche, ZRG KA 57 (1937), 1; Landau, P., Ius patronatus, 1975; Petke, W., Von der klösterlichen Eigenkirche zur Inkorporation, (in) RHE 87 (1993), 34ff., 375ff.; Oberholzer, P., Vom Eigenkirchenwesen zum Patronatsrecht Leutkirchen, 2002; Patzold, S., Presbyter. Moral, Mobilität und die Kirchenorganisation im Karolingerreich, 2020

Eigenleute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1275 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl., lat. homines [M.Pl.] proprii) sind in dem Mittelalter die einem anderen gehörenden und damit eigenen Menschen. Sie bilden keine in sich einheitliche Gruppe (beispielsweise Sachsenspiegel Landrecht III 44,3 Laten, Südwesten des Heiligen römischen Reiches 15. Jahrhundert, Westfalen bis in das 18. Jahrhundert). Teils schulden sie Abgaben, teils Dienste. In Gegensatz zu den viele →Sklaven haltenden Gesellschaften lässt das Mittelalter einen lebhaften Handel mit Eigenleuten nicht erkennen. →Hörige

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Wretschko, A., Über Eigenleute und Eigenleuteteilungen in Tirol, ZRG GA 46 (1926); Klein, H., Die bäuerlichen Eigenleute des Erzstifts Salzburg, (in) Mitteilungen d. Ges. f. salzburg. Landeskunde 73 (1933),109, 74 (1934),1; Demade, J./Morsel, J., Les eigenleute aux XIIIe-XVe siècles, (in) Forms of servitude in Northern and Central Europe, hg. v. Freedman, P. u. a., 2005, 75ff.

Eigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1230 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 [KölnSchrUrk, II 1 S. 5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie Köln 1170 - und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist nach § 903 BGB das Recht, mit einer Sache nach Belieben zu verfahren und andere von einer Einwirkung auf die Sache auszuschließen. In altrömischer Zeit ist Eigentum die Gewalt des Hausvaters über Sachgüter unter Einschluss der Vorläufer der beschränkten dinglichen Rechte (beispielsweise Servituten) und ohne scharfe Grenze gegenüber dem →Besitz. In dem klassischen römischen Recht entwickelt sich das Eigentum als (lat.) →dominium (N.) ex iure Quiritium (Eigentum nach quiritischem oder zivilem Recht) an beweglichen Sachen und italischen Grundstücken, neben dem das Eigentum nach prätorischem Recht (lat. →in bonis esse) steht. Einschränkungen bestehen auch hier (beispielsweise Baurecht, Nachbarrecht). Erworben werden kann Eigentum einerseits ursprünglich oder erstmalig (Aneignung, Fruchterwerb, Verbindung, Vermischung, Vermengung, Verarbeitung und Ersitzung) oder andererseits abgeleitet (von einem Berechtigten durch Rechtsgeschäft). Gleich­bedeutend mit dominium (Lucil. um 180-102 v. Chr.) ist die erst etwas später belegte Bezeichnung (lat. [F.]) →proprietas (Cicero 81-43 v. Chr.). In dem nachklassischen römischen Recht wird die damit geschaffene Trennung von Eigentum und Besitz bzw. beschränkten dinglichen Rechten vielleicht weniger streng gehandhabt, doch verwendet Justinian unter Vereinheitlichung des Eigentums für jedermann an allen Sachen die begriffliche Schärfe des klassischen römischen Rechtes. In dem germanischen Bereich bildet das bloße Haben (germ. *aigan, *haben) den Ausgangspunkt des Eigentums. Dementsprechend ist in dem Mittelalter Eigen die Bezeichnung der Herrschaft über eine Sache, wobei die Herrschaft durch Zeichen (Eigentumsmarke, Hausmarke, Hofmarke, Ohrenmarke) dargestellt sein kann. Diesem Eigen stehen vor allem →Allmende und →Lehen gegenüber, während die →Ge­were (nur) die äußere (sichtbare) Erscheinungsform („Kleid“) aller (wegen ihres gedanklichen Wesens notwendigerweise unsichtbaren) Sachenrechte und damit auch des Eigens ist. In dem 12./13. Jahrhundert erscheinen mhd. eigenschaft und mnd. (?) egendom (Köln 1170, Köln 1230 hegindum) wohl als Lehnübersetzungen von lat. proprietas. Das Eigentum hat aber keinen eindeutigen gleichbleibenden Inhalt. Es kann zeitlich und inhaltlich beschränkt sein. Neben einem (lat. dominium [N.] directum) Obereigentum (etwa des Lehnsherrn) kann selbst nach gelehrtem Recht (beispielsweise de Cabriano, Pilius [† 1213], Azo [zuerst nur bei der Emphyteuse, Erbpacht], Accursius) in An­knüpfung an eine dem einstigen bonitarischen Berechtigten des römischen Rechtes gewährte (lat.) rei vin­dicatio (F.) utilis ein Unter­eigentum (lat. dominium [N.] utile) (etwa des Er­sitzungsbesitzers, Erbpächters, Erbbau­berech­tigten oder des Lehnsmanns) stehen. Nach Bartolus, der das Eigentum in dem Kern als das umfassende Recht der Verfügung über einen körperlichen Gegenstand (lat. ius de re corporali perfecte disponendi n. 4 ad D. 41. 2. 17) erfasst, kann Eigentum (dominium) in dem weiteren Sinn auch auf unkörperliche Gegenstände bezogen (und zwischen mehreren Berechtigten aufgeteilt) werden. Dies wird mit der Aufnahme des gelehrten Rechtes fortgeführt, wobei das (tatsächlich erkennbare) Untereigentum zu der Aufzehrung des (überwiegend gedanklich feststellbaren) Obereigentums neigt. Danach betrachtet das aufstrebende Bürgertum unter dem Einfluss des Protestantismus Eigentum als vorgesellschaftliches und damit unantastbares Recht und wirkt sich wohl auch der von Hugo Grotius gutachtlich begründete koloniale Zugriff europäischer Staaten auf den Rest der Welt auf die Eigentumsvorstellung aus. Unter dem Einfluss der Aufklärung und des Liberalismus wird das Eigentum (über Kant bzw. Fichte und Hegel) zu einem völlig freien, von Einschränkungen gelösten Recht einer Person an einer körperlichen Sache (Thibaut, A., Über do­minium directum und utile, 1801 [Aufsatz]). Besonders entschieden zeigt sich dies (nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens von 1863) in § 903 BGB des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900 (trotz Otto von Gierkes vergeblichen Versuchs der Entwicklung eines besonderen deutschrecht­lichen Eigentums­be­griffs). Die fragwürdigen Folgen schranken­loser Freiheit haben in dem 20. Jahrhundert zu der Anerkennung der Sozialbindung des Eigentums geführt. Außerdem hat sich in dem öffentlichen Recht die Ansicht durchgesetzt, die unter dem von der Verfassung garantierten Eigentum jede schützens­werte Vermögensposition versteht. Das sozialistische Eigentum der Deutschen Demokati­schen Republik (1949ff.) ist mit deren Beitritt zu der Bundesrepublik Deutschland (1990) wieder aufgegeben.

Lit.: Kaser § 22; Söllner §§ 8, 23; Hübner 241ff., 453ff.; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 40, 124, 163, 174, 211, 269; Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 65; Arnold, W., Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, 1861; Felix, L., Entwicklungsgeschichte des Eigentums, Teil 1ff. 1883ff.; Landsberg, E., Die Glosse des Accursius, 1883; Goldschmidt, H., Eigentum und Eigentums­teilrechte in ihrem Verhältnis zur Sozialisierung, 1920; Hedemann, W., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 2, 1 1930; Dungern, O. Frhr. v., Über die Freiheit des Eigentums im Mittelalter, ZRG GA 53 (1933), 287; Keller, R. v., Freiheitsgarantien für Person und Eigentum im Mittelalter, 1933, Wieacker, F., Wandlungen in der Eigentumsverfassung, 1935; Kaser, M., Eigentum und Besitz im älteren römischen Recht, 1943, 2. A. 1956; Wagner, H., Das geteilte Eigentum, 1938; Eichler, H., Wandlungen des Eigentumsbegriffes in der deutschen Rechtsauffassung, 1938; Coing, H., Zur Eigentumslehre des Bartolus, ZRG RA 70 (1953), 348; Schacht, J., An Introduction to Islamic Law, 1964; Feenstra, R., Les origines du dominium utile, (in) Flores legum, 1971, 49; Eigentum und Verfassung, hg. v. Vierhaus, R., 1972; Brandt, R., Eigentumstheorien von Grotius bis Kant, 1974; Landau, P., Ius patronatus, 1975; Rittsteig, H., Eigentum als Verfassungsproblem, 1975; Floßmann, U., Eigentumsbegriff und Bodenordnung im historischen Wandel, 1976; Kroeschell, K., Die Lehre vom germanischen Eigentumsbegriff, (in) FS H. Thieme, 1977, 34; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1; Zenati, M., La nature juridique de la propriété, 1981; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Klemm, P., Eigentum und Eigentumsbe­schränkungen in der Doktrin des usus modernus pandectarum, 1984; Kühl, K., Eigentumsordnung als Freiheitsordnung, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Eigentum, hg. v. Köhn, J., 1987; Kroeschell, K., Die national­sozialistische Eigentumslehre, (in) Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, 1989, 43; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Hecker, D., Eigentum als Sachherrschaft, 1990; Property and Power in the Early Middle Ages, hg. v. Davies, W. u. a., 1995; Penner, J., The idea of property in law, 1997; Eigentum im internationalen Vergleich 18.-20. Jahrhundert, hg. v. Siegrist, H. u. a., 1999; Bertram, K., Die Gesetzgebung zur Neuregelung des Grundeigentums, 2000; Finkenauer, T., Eigentum und Zeitablauf, 2000; Diestelkamp, B., Frühe urkundliche Zeugnisse für dominium directum und dominium utile im 13. Jahrhundert, (in) Grundlagen des Rechts, 2000, 391ff.; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002; Ulmschneider, C., Eigentum und Naturrecht, 2003; Hoppe, K, Eigentum, Erbrecht und Vertragsrecht, 2003; Gottschalk, K., Eigentum, Geschlecht, Gerechtigkeit, 2003; Lehmann, J., Sachherrschaft und Sozialbindung, 2004; Keiser, T., Eigentumsrecht im Nationalsozialismus und Fascismo, 2005; Garnsey, P., Thinking about Property, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Müller, D., Adliges Eigentumsrecht und Landesverfassung, 2011; The Future of European Property Law, hg. v. Van Erp, S. u. a. 2012; Müller, D., Bodeneigentum und Nation – Rumänien, Jugoslawien und Polen im europäischen Vergleich 1918-1948, 2020

Eigentümer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1620 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [Taunus/GrW. I 572] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprach und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der an einer Sache unter grundsätzlichem Ausschluss aller anderen voll Berechtigte. →Eigentum

Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Eigentumserwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1809 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [Baden] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Erwerb des →Eigentums. Er erfolgt anfangs originär (ursprünglich) oder erstmalig vor allem durch Aneignung seitens des Menschen aus seiner herrenlosen Umgebung. Nach weitgehender Erschöpfung der dafür in der Umwelt vorhandenen Güter verdrängt der (abgeleitete) Eigentumserwerb durch Rechtsgeschäft (→Übergabe auf Grund eines Titels, →Einigung und Übergabe) den ursprünglichen Eigentumserwerb, der ansonsten auch durch Fruchterwerb, Verbindung, Vermischung, Vermengung und Verarbeitung möglich ist. Daneben steht der Eigentumserwerb durch Hoheitsakt. Gegründet auf Grotius’ Verständnis von Institutionen 2. 1. 40 lässt der Code civil (1804) Frankreichs bei dem abgeleiteten Erwerb das Eigentum (bereits) mit dem (schuldrechtlichen) Vertragsab­schluss (beispielsweise Kaufvertrag) über­gehen (Konsensprin­zip). Umgekehrt verlangt Savig­ny zusätzlich zu dem schuldrechtlichen Grund­geschäft einen davon unabhängigen sachen­rechtlichen Vertrag (Einigung).

Lit.: Kaser §§ 24ff.; Köbler, DRG 40, 61, 163; Brandt, H., Eigentumserwerb und Austausch­geschäft, 1940; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Köbler, G., Die rechtliche Regelung des Eigentumserwerbs an Grundstücken in Preußen, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976, 201; Zimmermann, M., Der Rechtserwerb hinsichtlich eigener Sachen, 2001; Klinck, F., Erwerb durch Übergabe an Dritte nach klassischem römischem Recht, 2004; Damler, D., Wildes Recht. Zur Patho­genese des Effektivitätsprinzips in der neuzeitlichen Eigen­tumslehre, 2008

Eigentumsübertragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1842 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Übertragung des →Eigentums von einem bisherigen Eigentümer auf einen neuen Eigentümer. Ihr geht in dem römischen Recht die Vorstellung voraus, dass dem Untergang eines Rechtes eines bisherigen Eigentümers die Entstehung des Eigentums als neues Recht bei einem neuen Berechtigten folgt, doch kennt bereits das klassische römische Recht den Gedanken der Übertragung. Die wichtigsten Wege hierfür sind die (lat. [F.]) →mancipatio, die (lat.) →in iure cessio (F.) und die formfreie Übergabe (lat. [F.] →traditio) bei Vorliegen eines Rechtsgrunds. Für die Germanen ist ein einfaches Handgeschäft zu vermuten. In dem Frühmittelalter stehen Einigung oder Übergabe (ahd. →sala, lat. traditio) und Besitzeinräumung oder Bekleidung (ahd. giwerida, lat. →investitura) in nicht völlig klarer Weise nebeneinander. Mit dem Beginn der Geldwirtschaft wird die Eigentumsübertragung sehr häufig. Sie erfolgt bei Liegenschaften vielfach vor Gericht und unter Verwendung von Schriftakten (→Schreinskarten). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes setzt sich die Lehre von dem vorausgesetzten (lat.) titulus (M.) acquirendi, Erwerbstitel) und von dem erfüllenden (lat.) modus (M.) acquirendi (Erwerbsart) weitgehend durch. In dem 19. Jahrhundert entwickelt Savigny die Rechtsfigur des dinglichen, neben dem schuldrechtlichen Vertrag (beispielsweise Kaufvertrag) stehenden Vertrags (abstrakte →Einigung). Sie findet Eingang in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900). Danach erfolgt die Eigentumsübertragung durch Einigung und Übergabe oder Übergabesurrogat sowie bei Grundstücken durch Einigung (Auflassung) und →Eintragung in das Grundbuch. In den übrigen europäischen Ländern ist die Eigentumsübertragung ein kausales Geschäft. S. Google

Lit.: Kaser § 24; Mitteis/Lieberich, Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 28; Dyckerhoff, E., Die Entstehung des Grundeigentums, 1909; Kleinbub, M., Das Recht der Übertragung und Verpfändung von Liegenschaften in der Reichsstadt Ulm, 1961; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Transfer of Title Concerning Movables, Teil 1ff., hg. v. Rainer, J. u. a., Bd. 1ff. 2006 ff.

Eigentumsvorbehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1809 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 1565] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vorbehalt des Verbleibens des Eigentums bei einem bishe­rigen Eigentümer trotz einer Verpflichtung zu der Eigentumsüber­tragung bis zu einem be­stimmten Zeitpunkt. Der sachlich bereits dem klassischen römischen Recht (Ulpian D. 43, 26, 20 bekannte), in dem mittelalterlichen Italien durch die Glosse zu C. 4, 54, 3 übernommene, in Deutschland durch die Rente vertretene, aber zu Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst in Kursachsen und der Oberlausitz bei Kauf von Grundstücken ausdrücklich erwähnte und verbreitete Eigentumsvorbehalt gewinnt mit dem Vordringen des von der Industrie geförderten Abzahlungskaufs in dem ausgehenden 19. Jahrhundert erhebliche Bedeutung. Der die gekaufte Sache trotz Fortbestands des Eigentums des Eigentumsvorbehaltsverkäufers bereits tatsächlich nutzende Eigentumsvorbehalts­käufer erlangt mit Zahlung der ersten Kaufpreisrate eine An­wart­schaft, die mit fortschreitender Bezahlung des Kaufpreises schließlich zu dem Vollrecht an der Sache erstarken soll.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigen­tumsübertragung, 1966; Berger, W., Eigen­tumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht, besitz­lo­ses Pfandrecht und Eigentum, 1984; Misera, K., Eigen­tumsvorbehalt im klassischen römischen Recht, (in) FS R. Serick, 1992, 275; Maaß, M., Die Geschichte des Eigentumsvorbehalts, 2000; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Eike von Repgow (um 1180?-nach 1233?) ist der wahrscheinlich aus einer ostfälisch-säch­sischen, in dem 12. Jahrhundert in das sorbische Gebiet Serimunt eingewanderten Familie stammende Verfasser des (zunächst lateinisch verfassten und dann durch Übersetzung in die eigene Muttersprache) mittelniederdeutschen Rechtsbuchs →Sachsenspiegel. Er benennt sich selbst (in den Versen 261-266 der Reimvorrede) nach dem Dorf Repchowe (Reppichau westlich Dessaus in dem Anhaltinischen). Er tritt in sechs Urkunden 1209 (Mettine), 1215 (Lippehna), 1218 (Grimma), 1219, 1224 (Delitzsch) und 1233 (Salbke) an unterschiedlichen Orten in der Nähe bedeutender Fürsten als Zeuge auf. Er ist schöffenbarfrei und bezeichnet Graf Hoyer von Falkenstein, den Stiftsvogt von Quedlinburg, als seinen Herrn. Da er den Sachsenspiegel zunächst in Latein schreibt und danach übersetzt, gehört er zu der dünnen Bildungsschicht der hochmittelalterlichen Gesellschaft, obgleich ein universitäres Studium für ihn nicht belegt ist. Sonstige Einzelheiten über ihn stehen nicht sicher fest. Nach Peter Landau könnte Abt Matthäus von Altzelle ein Lehrer Eike von Repgows sein.

Lit.: Köbler, DRG 102; Fehr, H., Die Staatsauffassung Eikes von Repgow, ZRG GA 37 (1915), 131; Voltelini, H. v., Der Verfasser der sächsischen Weltchronik, 1924; Möllenberg, W., Eike von Repgow und seine Zeit, 1934; Heck, P., Eike von Repgow, 1939; Lieberwirth, R., Eike von Repchow und der Sachsenspiegel, 1982; Ignor, A., Über das allgemeine Rechtsdenken Eikes, 1984; Johannek, P., Eike von Repgow, Hoyer von Falkenstein und die Entstehung des Sachsenspiegels, (in) Civitatum communitas 2, 1984, 716ff.; Kroeschell, K., Der Sachsenspiegel in neuem Licht, (in) Rechtsgeschichte in beiden deutschen Staaten, 1991, 232; Schroeder, K., Eike von Repgow, (in) JuS 1998, 776; Landau, P., Der Entste­hungsort des Sachsenspiegels, (in) DA 61 (2005), 73ff.; Lück, H., Magdeburg, Eike von Repgow und der Sach­senspiegel, (in) Magdeburg, hg. v. Puhle, M. u. a., 2005, 155ff.; Eike von Repgow 800. Reppichau 850, hg. v. Lück, H. u. a., 2009; Das Eike-vonRepgow-Dorf Reppichau zwischen 1159 und 2009, hg. v. Lück, H. u. a., 2009; Weinert, J., Studien zur Sprache Eikes von Repgow, 2017

ein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv. und als Präfix verwendet) hinein

einantworten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1263 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [Kurz, Ottok. II 216], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) übertragen

Einantwortung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1317 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [MGConst. V 331] in 18 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Übertragung einer Gesamtheit von Rechten an einen Erwerber beispielsweise eines Landes (1317) oder eines Nachlasses (in den Besitz des Erben durch Gerichts­be­schluss, § 797 ABGB 1811) oder früher auch eines Mündels in dem Verhältnis zu dem Vormund.

Lit.: Wesener, G., Einantwortung, (in) FS G. Kocher, 2006, 485

einbenennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Einbenennung

Einbenennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb einbenennen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt) ist die Erteilung des Ehenamens der Mutter und ihres Ehemanns oder die Erteilung des Namens des Vaters an das nichteheliche Kind.

Lit.: Engler, H., Der Familienname des nichtehelichen Kindes, (in) FamRZ 1971, 76

Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Bei geschenkten Sachen sind Mängel grundsätzlich hinzunehmen.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 121 (Gruter 1612)

einen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1000 [Notker I 31 und I 103] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zu einer Einheit machen, vereinen, →Einung

einforsten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1646 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen (lat. inforestare) ab 988 [Frankfurt am Main/MGDipl. II 443] in 3 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einen Wald zu einem Forst erklären

Einforstung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb einforsten 1646 bzw. 988) ist die Beanspruchung eines Waldes als andere Menschen ausschließenden Forstes seit dem 7. Jahrhundert bis in die Neuzeit.

Lit.: Hasel, K., Forstgeschichte, 1985, 2. A. 2002; Günther, R., Der Arnsberger Wald im Mittelalter, 1994; Kieß, R., Forst-Namen und kleine Forsten, (in) Forstliche Forschungsberichte München 161 (1997), 66ff.; Dasler, C., Forst- und Wildbann im frühen deut­schen Reich, 2001; Hasel, K./Schwartz, E., Forstgeschichte, 2. A. 2002

eingreifen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1344 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1399 [ZürichStB. I 333] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in etwas mit der Hand oder sonst hineingreifen

Eingriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 [BruggStR.] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Hineingreifen

Eingriffsverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Teil der öffentlichen →Verwaltung, der in die Rechte (beispielsweise Freiheit, Eigentum) des Untertanen bzw. Staatsbürgers eingreift. Er ist der von Anfang an bestehende Kernbestand der öffentlichen Verwaltung, zu dem seit dem 19. Jahrhundert die aus altruistischer Fürsorge wie aus egoistischem Beschäftigungsinteresse und Machtstreben von Politikern entstehende →Leistungsverwaltung des Staates hinzutritt.

Einheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1491 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesamtheit, Gleichheit

einheitlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1613 bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gleich

Einheitliche Europäische Akte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 17. 2. 1986 von den Mitgliedstaaten der europäischen Gemeinschaften beschlos­sene, an dem 1. 7. 1987 in Kraft getretene Abänderung der römischen Gemeinschaftsverträge von 1957. Sie legt die schrittweise Vollendung des Binnenmarkts bis 1992 und eine Wirtschafts- und Währungsunion fest, stellt die Europä­ische Politische Zusammenarbeit auf eine vertragliche Grundlage und richtet den Euro­päischen Rat ein.

einig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [SchrBodensee 10 1880 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pron.) vereinigt

einigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – 8./9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1402 [MosbachStR. 564] in 6? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) vereinigen

Einigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [InvNichtstaatlArchWestf. III 184] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb einigen um 1280) ist allgemein die Über­einkunft mehrerer Beteiligter. In dem 19. Jahrhundert wird die Einigung als Vereinbarung (dinglicher Vertrag) über den Eigentumsübergang von →Savigny entwickelt. Unterstützt von seit der Mitte des 19. Jahrhunderts spürbaren Bestrebungen, die um­ständlichen Formen des älteren Rechtes (beispielsweise Hypothekenordnung Preußens von 1783) zu vereinfachen, wird diese Vorstellung in Preußen 1872 und in dem Deutschen Reich 1896/1900 in dem Bürgerlichen Gesetzbuch anerkannt.

Lit.: Köbler, DRG 212; Felgentraeger, C., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Einigungsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar M.) ist der an dem 31. 8. 1990 zwischen der Bundesrepublik →Deutschland und der →Deutschen Demokratischen Republik abgeschlossene Vertrag über die – wegen der eigenstaatlichen Interessen von Margaret Thatcher (Großbritannien) eisern und von François Mitterand (Frankreich) wortlos (Deutschland zu mächtig, um nicht dominant zu werden) bekämpfte - Herstellung einer Einheit Deutschlands, auf dessen Grund an dem 3. 10. 1990 die Deutsche Demokratische Republik in Ländern der Bundesrepublik Deutschland beitritt.

Lit.: Köbler, DRG 247; Jackisch, K., Eisern gegen die Einheit, 2004; La diplomatie française face à l‘unification, hg. v. Vaïsse, M. u. A., 2011

Einkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – ausgenommen Einkammersystem - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) eine Kammer

Einkammersystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1838 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das politische System, in dem das Gesetzgebungsorgan (→Parlament) bzw. die Volksvertretung (vor allem in kleinen Staaten) nur aus einer Kammer besteht (beispielsweise Sachsen-Weimar 1816, Schwarzburg-Rudolstadt 1816, Sach­sen-­Hildburghausen 1818, Sachsen-Mei­ningen 1824, Sachsen-Altenburg 1831, Kurhessen 1831, Braunschweig 1832, Bayern zeitweise). Es bildet den Gegensatz zu dem Zweikammersystem.

Lit.: Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, Teil 2 1979, 451ff.; Essmann-Bode, C., Das Einkammer- und Zweikammersystem im deutschen Konstitutionalismus, 2015

Einkindschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1499 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [WormsRef. IV 4,4,1] in 20 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Ingelheim 1419, F.) ist die vertraglich vereinbarte erbrechtliche Gleichstellung von Kindern aus zwei Ehen eines Elters (lat. unio [F.] prolium). Sie findet sich sachlich in einer österreichischen Urkunde von 1275, in einem Stadt­bucheintrag in Wismar von 1324, in Ingelheim 1378, Frankfurt am Main 1399, Wetzlar 1475, Worms 1498, Freiburg im Breisgau 1520 und Solms 1571. Dabei vereinbaren die Ehegatten der zweiten Ehe zwecks Abdingung des in dem Hoch­mittelalter entstehenden Ehegüterrechts (Ver­fangenschaftsrechts, Teilungsrechts, Teil­rechts) meist bei oder kurz nach der Eingehung einer neuen Ehe vor Zeugen oder vor Gericht mit den Kindern einer voran­gehenden Ehe, dass diese Kinder (Vorkinder) unter Verzicht auf ihr Erbrecht (Ver­fangenschaftsrecht, Teilungsrecht, Teil­recht) an dem Vermögen des verstorbenen ersten Ehegatten zugunsten der oder des neuen Ehegatten (wie die Kinder der neuen Ehe, Nachkinder) ein Erbrecht gegen diesen bzw. diese erhalten. Sie beerben also ihren erstverstorbenen Elter nicht, erhalten aber ein Erbrecht in Bezug auf den letztversterbenden Ehegatten der zweiten Ehe. Die Einkindschaft ist noch in dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794, II 2 §§ 717-752) enthalten, verschwindet danach jedoch.

Lit.: Hübner 509f.; Hertel, C., Über die Einkindschaft, 1818; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, 2, 1, 1868, Neudruck 1967; Mittelstein, M., Die Einkindschaft nach hambur­gischem Recht, 1886; Meyer, H., Die Einkindschaft, Diss. jur. Breslau 1900; Meyer, H., ZRG GA 34 (1913), 610ff. (Besprechung); Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Bley, H., Das Erbrecht nach den Urteilen des Ingelheimer und des Neustädter Oberhofs, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977, 203ff.; Schartl, R., Zur Entstehung der fränkischen Einkindschaft, (in) Ius commune 16 (1989), 264

einkommen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 900 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1292 [HambStR. 114] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hereinkommen

Einkommen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1471 [ArnstadtUB. 343] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Einkunft

Einkommensteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1812 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem Einkommen eines Menschen als natürlicher Person als Steuerobjekt zu entrichtende Steuer. Sie wird in England (income tax zu der Finanzierung des Krieges gegen Napoleon) 1799, in Ostpreußen 1808 und nach dem Klassensteuergesetz von 1820 in Preußen 1851 eingeführt. 1878 beträgt sie in Sachsen bis fünf Prozent. 1891 wird unter Finanz­minister Miquel in Preußen ein als fortschrittlich geltendes Einkommensteuer­gesetz erlassen, in dem die von dem Finanzbeamten Bernhard Fuisting vor­geschlagene Einkommensteuerer­klä­rung von besonderer Bedeutung ist (1893 Ergänzung um Vermögensteuer, Kom­munalabgabenge­setz). In dem 20. Jahrhundert wird die Einkommensteuer (unter Verselbständigung der Körper­schaft­steuer für juristische Personen 1920) mit Spitzensteuersätzen um 50 Prozent der Einkommen zu einer der wichtigsten, von Politikern zwecks Umverteilung zu Gunsten der ärmeren Wählerschichten genutzten staatlichen Einnahmequellen.

Lit.: Köbler, DRG 198, 233, 251; Großfeld, B., Die Einkommensteuer, 1981; Linzbach, P., Der Werdegang der preußischen Einkommensteuer, 1984; Greim-Kuczewski, P., Die preußische Klassen- und Einkommensteuergesetzgebung, 1990; Mathiak, W., Die erste Einkommensteuer in Deutschland, (in) Steuer und Wirtschaft, 1995, 352; Mathiak, W., Das preußische Einkommen­steuer­gesetz von 1891, 2011; Osmialowski, C., Bernhard Fuisting (1841-1908) und die Begründung der Steuererklärungspflicht, Diss. jur. Bonn 2011; Harris, P., Income Tax in Common Law Jurisdictions, Bd. 1 2012

Einlager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1313 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [Michelsen, Rdm. 507] in 32 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb einlagern 1471) ist die seit dem 12. Jahrhundert (mangels besserer Erfüllungsverwirklichungsmög­lich­kei­ten) entstehende bzw. bekannte Form der Schuldsicherung, bei der sich der →Bürge oder →Schuldner (beispielsweise Adeliger, Stadt vielfach gegenüber Juden) verpflichtet, bei Fälligkeit der Schuld einen festgelegten Ort (beispielsweise ein Gasthaus) aufzusuchen und ohne Einwilligung des Gläubigers nicht wieder zu verlassen, was als Folge der entstehenden Kosten den Schuldner oder Bürgen zu der baldigen Leistung bewegen sollte. Die Kosten der Unter­bringung fallen je nach Vereinbarung dem Hauptschuldner oder dem Bürgen zu der Last. 1572 verbietet Sachsen (Kursachsen), 1577 eine Reichspolizeiord­nung das E., doch hat es zumindest örtlich bis in das 19. Jahrhundert tatsächlich Bestand. In dem Übrigen wird es durch die →Schuldhaft abgelöst.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 128; Friedlaender, E., Das Einlager, 1868; Lechner, A., Das Obstagium, 1906; Rintelen, M., Schuldhaft und Einlager im Vollstreckungsverfahren, 1908; Kisch, G., Das Einlager, 1912; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004; Lentz, M., Konflikt, Ehre, Ordnung, 2004

einlagern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1471 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen [DWB. III 220] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) einquartieren, hineinlegen

Einlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1527 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen datiert ab 1558 [Obersimmenthal 150] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Eingangsöffnung, Hineinlassen

einlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [DresdUB. 4] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineinkommen lassen

Einlassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [RheinfeldenStR. 1530 234] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bereitschaftserklärung eines Beklagten, mit dem Kläger über die Klage streiten zu wollen. Sie ist der Sache nach bereits Bestandteil des römischen Formularprozesses (förmliche Verneinung des Begehrens des Klägers, nicht Anerkenntnis oder Untätigkeit des Beklagten), wobei ein Zwang zu der Einlassung bei einer (lat.) actio in personam (Klaganspruch gegen Person) besteht, während bei einer (lat.) actio in rem (Klaganspruch auf Sache) der Gerichtsmagistrat erst Rechtsschutz (lat.) in personam (gegen Person) gewähren muss. In dem Heiligen römischen Reich wird die Einlassung mit der Aufnahme des gelehrten Prozesses ein Teil der Streitbefestigung (lat. litis contestatio [F.]). Eine klare Bestimmung der Einlassung in dem gemeinrechtlichen Verfahren des Reichskam­mergerichts ist nicht möglich, weil sowohl die Litis­kontestations­begründung wie auch die Einrede oder Antwort des Beklagten als Einlassung bezeichnet werden., obwohl die Reichskam­mergerichtsordnung von 1500 beides trennt. Die Reichskammerge­richts­ordnung von 1555 sieht in jeder Klage­erwiderung eine Litiskon­testation. Der jüngste Reichsabschied von 1654 übernimmt aus dem sächsischen Verfahren die besondere Litis­kontestation und lässt die Einlassung als zusam­menhängende Klage­erwiderung in einem einfachen Klaglibell erfolgen. In der Gegenwart ist in dem Zivilprozess das Verhandeln zu der Hauptsache eine Zustän­digkeits­vereinbarung (§§ 39, 504 ZPO). In dem Strafprozess ist Einlassung jede Äußerung des Beschuldigten zu der Sache.

Lit.: Kaser § 82; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. A. 1878, § 14; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 2. A. 1996; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichs­hofrat, 1973; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralpro­zesses, 1981

Einmal ist keinmal (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Ein einmaliges Verhalten kann unbeachtlich sein.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechts­sprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 88 (Hertius 1737, lat. unus actus nullus actus)

Ein Mann, ein Wort (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.). Der Mensch soll zu seinen Erklärungen stehen, so dass beispielsweise Verträge zu halten sind.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 235 (Sachße 1856)

Einmann- (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1357 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache ausgenommen Einmannbetrieb und Einmannboot nicht, aber in Google in Zusammensetzungen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel für Zusammensetzungen)

Einmanngesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die zunächst bei einer bereits bestehenden Gesellschaft und danach auch für die Entstehung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung zugelassene, nur aus einem Gesellschafter bestehende Gesellschaft.

Einmauern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als Verb 1372 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Franklin, Zimmern 130, Ujland, Volksl. I 354] in 4 Stellen und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, in eine Mauer einfügen, durch eine Mauer einschließen, V. und substantiviert N.) ist in dem Altertum eine Todesstrafe und seit dem Mittelalter eine Art Frei­heitsstrafe, die mit der Aufklärung aufgege­ben wird.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920

Einöde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [AugsbChr. II 148] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) abgeschiedener und deswegen öder Ort

Einödhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1500 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen in dem 16. Jahrhundert [Tirol/ÖW. III 37] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von Anfang an oder später allein liegende und deswegen öde Hof.

Lit.: Dorn, H., Die Vereinödung in Oberschwaben, 1904

Einrede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1187 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1304 [MecklUB. X 519 Nr. 7248] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das nicht in dem bloßen Leugnen bestehende, gegen den Klaganspruch gerich­tete Vorbringen des Beklagten. Die Einrede ist sachlich schon dem römischen Zivilprozessrecht als (lat.) exceptio (F.) bekannt. Dementsprechend erscheint sie bei der Aufnahme des gelehrten Prozessrechts in Deutschland. Bereits in dem Hochmittelalter werden in Urkunden um­fängliche romanistische Verzichtsformeln für Einreden aufgenommen.

Lit.: Kaser § 4 II; Söllner § 9; Köbler, DRG 155; Schlosser, H., Die Rechts- und Einredeverzichts­formeln (renuntiationes), 1963; Wesener, G., Nichtediktale Einreden, ZRG GA 112 (1995), 109; Ernst, W., Die Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

einreden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1420 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineinreden, widersprechen

einsprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1283 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [BremUB. IV 266] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) äußern, widersprechen

Einspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1367 bezeugt – in EDEL 15. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [HanseRez. VI 503] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Widerspruch

Lit.: Broichmann, C., Der außer­ordentliche Einspruch im Dritten Reich, 2013 (21 Fälle von Verfahren vor dem besonderen Strafsenat des Reichsgerichts, 92 Fälle vor dem besonderen Senat des Volksgerichtshofs, jeweils hohe Zahl von Todesurteilen, in zwei Fällen persönliche Einflussnahme Adolf Hitlers)

einst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) früher

einstweilig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1760 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vorübergehend, vorläufig

Einstweilige Anordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort einstweilig 1760) ist die vorläufige Anordnung des Gerichts in einem Rechtsstreit. Sie findet sich wohl sachlich not­wendig­erweise seit dem Beginn von Verfahren. Sie wird aber erst spät grundsätzlich geregelt.

Lit.: Rohmeyer, H., Geschichte und Rechtsnatur der einstweiligen Anordnung im Verwaltungsprozess, Diss. jur. Hamburg 1967

Einstweilige Verfügung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine vorläufige Verfügung eines Gerichts in einem Rechtsstreit zwecks einstweiliger Sicherung. →Mandatspro­zess

Eintrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 1279 bezeugt – 13.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1388 [KaufungenUB. I 276] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Eintragung, Schaden

eintragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1330 [BrünnRQ. 368] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineintragen, Eintragung machen

Eintragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1794 in dem Allgemeinen Landrecht Preußens in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufnahme in ein Schriftstück oder Register. Sie ist an unterschiedlichen Stellen Voraus­setzung für eine Rechtsfolge. In dem 19. Jahrhundert wird in Deutschland die Eintragung in das Grundbuch grundsätzlich Voraussetzung für das Entstehen eines dinglichen Rechtes oder die Eintragung einer Gesellschaft in das Handelsregister Voraussetzung für ihre Entstehung (Eintragungsgrundsatz, Intabula­tions­prinzip). In Österreich ist die Eintragung (lat.) modus des Rechtsübergangs für unbewegliche Sa­chen (auf Grund Eintragungsbewilligung bzw. Aufsan­dungs­er­klärung).

Lit.: Köbler, DRG 125, 212; Planitz, H., Konstitutivakt und Eintragung in den Kölner Schreinsurkunden, (in) FS A. Schultze, 1934, 175; Grolle, N., Die Eintragungsbewilligung, Diss. jur. Münster 1989; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

eintreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1205 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [FrankfUB. Lau II 181] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineintreten, hineingehen

Eintritt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1330 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572/1597 [CoutBruges I 170] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Hineintreten in eine Lage oder einen Raum oder eine Personenmehrheit (beispielsweise auch in ein Haus oder in eine Gesellschaft).

Eintrittsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1608 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht zu dem Eintritt in einen Raum oder in eine Rechtslage oder in eine sonstige Gegebenheit. In dem Erbrecht ist insbesondere das Eintrittsrecht (Repräsentationsrecht) von Enkeln an Stelle vorverstorbener Kinder bedeutsam. Es findet sich in dem römischen Recht (Gaius, Institutionen 3,7, 3,8, I. 3. 1. 6, Nov. 118, 1). Dort kennt Justinian (527-565) nur das Eintrittsrecht der Geschwisterkinder. Das Eintrittsrecht wird bereits spätestens 596 von dem fränkischen König in der (lat.) Decretio (F.) Chil­deberti bestimmt und vielleicht an dem 17. Mai 938 auf einem Hoftag in Steele bei (bzw. heute in) Essen auf Grund eines Zweikampfs für Sachsen zugunsten von Sohnessöhnen bejaht (eingeschränkt nach Söhnen in dem Sachsenspiegel 1221-1224, abgelehnt in Augsburg 1276/1420). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes findet es allgemeine Anerkennung in dem Heiligen römischen Reich (Reichsabschied 1500, 1521, Jülich-Berg 1555/1564, Solms 1571, Kurköln 1663, Kurtrier 1668/1713, ALR 1794, Code civil 1804, ABGB 1811, ABGB Aargau 1856, BGB Sachsen 1863, PRG Schaffhausen 1864). In Österreich folgt der Entwurf Neue Satz- und Ordnung (1720) weitgehend, der Codex Theresianus (1766) Justinian.

Lit.: Hübner 766ff.; Kroeschell, DRG 1; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1ff., 1985; Wesener, G., Zum Weiterleben römischen Rechtes im Frühmittelalter, (in) Cinquante anni della Corte costituzionale della Repubblica italiana, 2006, 1751; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010; Kroeschell, K., König Otto I. und das Eintrittsrecht der Enkel, (in) Römische Jurisprudenz, 2011, 361

Einung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 820 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vereinbarung unter mehreren Menschen und auch deren dadurch geschaffener Zusammenschluss (beispielsweise Innung). Die Einung kann bindende Wirkung für eine Gesamtheit entfalten. Insofern werden etwa hochmittelalterliche Landfriedenseinun­gen als Gesetze eingeordnet.

Lit.: Köbler, WAS; Ebel, W., Die Willkür, 1953; Vogel, O., Die ländliche Einung, Diss. jur. Zürich 1953; Bader, K., Die städtische Einung, (in) Arch. d. hist. Ver. d. Kantons Bern 44 (1958), 159; Kulenkampff, A., Einungen mindermächtiger Stände, Diss. phil. Frankfurt am Main 1967; Kulenkampff, A., Einungen und Reichsstandschaft fränkischer Grafen und Herren, 1971; Spieß, P., Rüge und Einung, 1988; Einungen und Bruderschaften, hg. v. Johanek, P., 1993; Moraw, P., Die Funktion von Einungen und Bünden, (in) Alternativen zur Reichsverfassung, hg. v. Press, V., 1995, 1; Pitz, E., Bürgereinung und Städteeinung, 2001

Einwand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1585 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1585 [AppenzLB. 1585 113] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Widerspruch, Gegenvorstellung

einwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1462 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1556 [Graubünden/GraubdnRQ. II 169 und Moser, KreisAbsch. I 79] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vorbringen, entgegnen, widersprechen

Einwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1437 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Lori, BairBergr. 29] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vorbringen, Entgegnung, Widerspruch

einwerfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341 [FRBern. VI 598] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineinwerfen

Einwerfung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [BeitrOÖLk. 52 1900 53] in 4 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) oder Ausgleichung ist die Berücksichtigung eines einem von mehreren Erben zu Lebzeiten des Erblassers von diesem zugeflossenen Vermögenswerts bei der Aus­ei­nandersetzung des Nachlasses (Teil der gesetzlichen Ausgestaltung der Erbauseinan­dersetzung). Sie ist sachlich dem römischen Recht als (lat.) →collatio (F.) bonorum (Zusammenbringen der Güter) bekannt. Sie findet sich in dem langobardischen Volksrecht (Edictus Rothari [643] 199) und in dem westgotischen Volksrecht (L. Vis. [7. Jahrhundert] IV, 5, 3) sowie in dem →Sachsenspiegel ([1221-1224] Landrecht I 10, 13) und in dem so genannten →Schwabenspiegel ([um 1275] 148a). Ausführlich ist die Einwerfung oder Aus­gleichung in den neuzeitlichen Gesetzbüchern behandelt (ALR [1794] II 2 §§ 303ff., Code civil [1804] Art. 843ff., ABGB [1811] §§ 788, 790ff., BGB Sachsen [1863] §§ 2354ff., BGB [1896/1900] §§ 2050ff., ZGB [1907/1911] Art. 626ff.).

Lit.: Kaser § 73 IV; Hübner 750ff.; Reinhardt, K., Die Lehre von der Einwerfung, 1818; Rummel, C. v., Zur Lehre von der Einwerfung, 1843; Staudinger, J./Kipp, T./Coing, H., Erbrecht, 12. A. 1965, § 120; Eberl-Borges, C., Die Erbauseinandersetzung, 2000; Werbik, K., Lebzeitige Zuwendungen des Erblassers, 2004

einwilligen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1487 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Buch Weinsberg II 148] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zustimmen

Einwilligung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1555 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [FreibergUB. I 304] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (vorherige) Zustimmung zu einem Rechtsgeschäft oder sonstigen Verhalten.

Lit.: Kaiser, D., Die elterliche Einwilligung, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

einziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1319 [CDBrandenb. I 20 S. 133] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hereinziehen, einfügen

Einziehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1461 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1426 [GrW. I 182] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Hereinziehung, Beschlagnahme

Lit. Arnold, M., Verfall, Einziehung und Unbrauchbarmachung (§§ 73 bis 76a StGB), 2013

Eisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1210 [GottfrStraßb. 15731] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische aus dem Gallischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft unbekannt, N.) ist eines der wichtigsten Elemente des Universums, aus dem vor allem auch der Kern der Erde gebildet ist und dessen Verhüttung bereits bei den Hethitern für das 17. vorchristliche Jahrhundert nachgewiesen ist.

Eisenach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem nordwestlichen Fuß des Thüringer Waldes erhält 1283 Stadtrecht. Eisenacher Rechtsbuch ist ein in verschiedenen Fassungen überliefertes Rechtsbuch der Stadt Eisenach. Das bruchstückweise in einer einzigen in Kassel befindlichen Handschrift des ersten Viertels des 15. Jahrhunderts überliefert erhaltene ältere Eisenacher Rechtsbuch des Stadtschreibers Johannes →Rothe (Creuzburg 1350/60-Eisenach 1434) von 1384-1387 verbindet Teile des Meißener Rechtsbuchs, des glossierten Sachsen­spiegels, des so genannten Schwabenspiegels und des Decretum Gratiani, der Digesten, der Dekretalen, des Liber Sextus und anderer gelehrter Quellen mit dem Eisenacher Stadtspiegel von 1283 und Eisenacher Gerichtsgewohnheiten des 14. Jahrhunderts (Buch 1 Erbrecht, Buch 2 Heergewäte, Leibgeding, Morgengabe [, Vormundschaft], Buch 3 Häuser, Äcker, Vieh). Quelle ist das an zwanzig Stellen in Bezug genommene Eisenacher Kettenbuch, das landgräfliche Privilegien und städtische Willküren verarbeitet. Von Rothe stammt ein weiteres, zehn Bücher umfassendes Rechtsbuch, das 1503/1504 der Stadtschreiber Johann →Purgold unter Einbeziehung der Institutionen und des Codex in den 8 wenig geordneten Büchern seines jüngeren Eisenacher Rechtsbuchs überarbeitet.

Lit.: Das Rechtsbuch nach Distinktionen. Ein Eisenacher Rechtsbuch, hg. v. Ortloff, F., 1836, 625-756; Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, hg. v. Strenge, K. u. a., 1909; Helmoldt, H., Geschichte der Stadt Eisenach, 1936; Rondi, P., Eisenacher Rechtsbuch, 1950; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 57

Eisenbahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1802 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist - nach einer berühmten Begriffs­bestimmung des Reichsgerichts des (zweiten) Deutschen Reiches von dem 17. 3. 1879 (RGZ 1, 247, 252) ein Unter­nehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbe­wegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metal­lener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtmassen bzw. die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zu der Erzeugung der Transportbewegung benutzten Natur­kräften (Dampf, Electrizität, thierischer oder menschlicher Muskeltätigkeit, bei geneigter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung, u. s. w.) bei dem Betriebe des Unter­nehmens auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige (je nach den Umständen nur in bezweckter Weise nützliche, oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung zu erzeugen fähig ist - ist das in dem 19. Jahrhundert auf der Grundlage älterer Ansätze entwickelte, auf Schienen laufende, dem öffentlichen oder ihm ähnlichen Verkehr dienende Transportmittel. Die erste öf­fentliche Eisenbahn wird (21 Jahre nach der Inbetriebnahme der ersten Dampfloko­motive) als Stockton and Sarlington Railway in England 1825 verwirklicht. Die erste Eisen­bahnstrecke wird 1830 zwischen Manchester und Liverpool, die erste deutsche Eisenbahnstrecke 1835 zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet. Bereits an dem 3. 11. 1838 sieht Preußen auf Grund eines schriftlichen Votums des Staatsrats­mitglieds (1817-1848) Friedrich Carl von Savigny in dem Gesetz über Eisenbahnunternehmungen (§ 25) für die Eisenbahn eine (abdingbare) →Gefährdungshaftung vor. Zu Gunsten der Eisenbahn werden in der Folge vielfach Grundstücks­eigentümer enteignet. Häufig erweisen sich übergeordnete Einheiten und Vereinbarungen als sinnvoll (Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen 1847, Reichseisen­bahnamt 1873, internationale Vereinbarung über die technische Einheit in dem Eisenbahn­wesen 1887, Union für den Eisenbahn­frachtverkehr 1890, Staatsver­trag zu der Gründung der deutschen Reichsbahngesell­schaft 1920, Übereinkommen über den internationalen Eisenbahnverkehr 1980). Die aus militärischen Gründen (ab 1879 auch in Preußen) überwiegend verstaatlichten Eisen­bahnen wirtschaften vor allem nach Erfindung des nicht an Schienen gebundenen, örtlich wie zeitlich flexibleren Automobils (Kraftfahr­zeugs) grundsätzlich mit Verlusten, weshalb seit der Mitte des 20. Jahrhunderts Streckenstilllegungen erforder­lich sind. Wegen der für den Staatshaushalt infolge hoher Ausgaben und geringer Einnahmen zunehmend untragbaren Verluste ist die auf Kernstrecken beschränkte Bun­desbahn Deutschlands seit 1994 privatisiert (Deutsche Bahn AG, daneben viele wenig übersichtliche Einzelgesellschaften). Vor allem aus Umweltüberlegungen erwachsende Bestim­mungen zu der zwangsweisen Verlagerung von Verkehr von der Straße auf die Schiene sind jedenfalls bisher nur bedingt erfolgreich.

Lit.: Köbler, DRG 176; Camphausen, L., Versuch eines Beitrags zur Eisenbahngesetzgebung, 1838; Endemann, W., Das Recht der Eisenbahnen, 1886; Anderegg, F., Schweizerische und bernische Eisenbahngesetzgebung, 1978; Albrecht, C., Bismarcks Eisenbahngesetzgebung, 1994; Heyn, F., Die Entwicklung des Eisenbahnfrachtrechts, 1996; Ziegler, D., Eisenbahnen und Staat im Zeitalter der Industrialisierung, 1996; Then, V., Eisenbahnen und Eisenbahnunternehmer, 1997; Bracht, C., Der Bau der ersten Eisenbahnen in Preußen, 1998; Julitz, L., Bestandsaufnahme Deutsche Bahn, 1998; Schubert, W., Das preußische Eisenbahngesetz von 1838, ZRG GA 116 (1999), 152; Die Eisenbahn in Deutschland, hg. v. Gall, L. u. a., 1999; Thomas, W., Lawyering for the railroads, 1999; Wachtel, R./Marxmüller, H./Heide, H., Eisenbahn­unfälle, 2000; Mitchell, A., The Great Train Race, 2000; Delbanco, H., Ursprünge des europäischen Eisenbahnrechts, (in) Aktuelle Probleme des Eisenbahnrechts 5 (2000), 215; Ely (jr.), J., Railroads and American law, 2001; Prêtre, A., Eisenbahnverkehr als Ordnungs- und Gestaltungsaufgabe des jungen Bundesstaats, 2002; Usselman, S., Regulating railroad innovation, 2002; Raster, J., Enteignung und Eisenbahnbau, 2003; Bremm, K., Von der Chaussee zur Schiene, 2005; Auf eisernen Scheinen, hg. v. Hedwig, A., 2008; Across the Borders, hg. v. Roth, R. u. a., 2008; Eisenbahn zwischen Markt und Staat in Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Miram, F. u. a., 2015; Patt, M., Tarifbestimmungen im Eisenbahnsektor, 2018

Eisenbahnrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die auf Schienen laufenden, dem öffentlichen oder ihm ähnlichen Verkehr dienenden Transportmittel betreffenden Rechtssätze. Rechtlich wirkt sich die (Herrschaft über Raum und Zeit erleichternde) →Eisenbahn vor allem auf die Bildung von Aktiengesellschaften, die Enteignung von Grundstücken und die Entwicklung der Gefährdungshaftung (Preußen 1838) aus. 1920 übernimmt in Deutschland das Reich (bis 1924 und von 1937 an) die Eisenbahnverwaltung. Nach 1993 wird die verlustreiche Deutsche Bahn (ohne überzeugenden Erfolg) teilweise privatisiert.

Lit.: Loth, W., Verkehrsentwicklung in Deutschland seit 1800, 1920; Ogorek, R., Untersuchungen zur Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1975; Anderegg, F., Schweizerische und bernische Eisenbahn­gesetzgebung, 1978; Albrecht, C., Bismarcks Eisenbahngesetzgebung, 1994; Heyn, F., Die Entwicklung des Eisenbahnfrachtrechts, 1996; Küper, N., Entlastung des Straßengüterverkehrs durch den Schienengüterverkehr, 1997; Schubert, W., Das preußische Eisenbahngesetz von 1838, ZRG 116 (1999), 152; Roth, R., Das Jahrhundert der Eisenbahn, 2005; Sonderzüge in den Tod, hg. v. Kill, S. u. a., 2009

eisern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um780 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1426? [Richth. 565] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) aus Eisen bestehend, Eisen betreffend

Eiserner Vorhang (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1926, Adjektiv eisern in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 ab um 780 bezeugt) ist eine Bezeichnung für die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Grenze zwischen sowjetisch-stalinistisch beherrschten Staaten in dem Osten (Europas) und den von den Vereinigten Staaten von Amerika geführten, Freiheiten verkündenden Staaten des Westens, die auch das ehemalige Deutsche Reich in zwei Stücke teilte. Die Bezeichnung wird Winston Churchill zugeschrieben. Bereits bei Ohnesseit, W., Unter der Fahne schwarz-weiß-rot, 1926 findet sich aber auf S. 146 in Bezug auf eine Reise des Verfassers nach Russland in dem Jahre 1908 die Wendung „die russische Grenze wirkte Rumänien gegenüber abschließend wie ein eiserner Vorhang“. Ab 1989 wird unter dem Einfluss langjähriger Entspannungsgespräche in der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und der Politik Michael Gorbatschows als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion der Eiserne Vorhang in vielen Einzelschritten beseitigt. (1989 wird in Polen in dem Februar ein runder Tisch eingerichtet und werden unabhängige Gewerkschaften zugelassen, werden in Ungarn in dem Frühjahr ein Mehrparteiensystem, die Versammlungsfreiheit und andere Grundrechte zugelassen und wird mit dem Abbau veralteter Grenzanzlagen begonnen [nachträgliches Foto von dem 27. 6. 1989]. In Polen verlieren in dem Juni die Kommunisten bei Wahlen. An dem 19. 8. findet an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich ein paneuropäisches Picknick statt, bei dem hunderte Bürger der Deutschen Demokratischen Republik in den Westen fliehen. In dem Spätsommer fliehen viele Bürger der Deutschen Demokratischen Republik in den Westen bis zu der Öffnung der Grenze an dem 11. September. Die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Prag und Warschau werden durch ausreisewillige Bürger der Deutschen Demokratischen Republik besetzt und Sonderzüge von Prag in die Bundesrepublik Deutschland eingerichtet. Montagsdemonstrationen in Leipzig mit Fall der Mauer an dem 9. 11., Mitte November samtene Revolution in der Tschechoslowakei, Sieg der nationalistischen Parteien bei den Wahlen 1989/1990 in den Teilrepubliken Jugoslawiens). S. Google

Ekenberger, Blasius, s. Google

Lit.: Elucubratio Blasii Ekenbergers auer dat erste undt ander Koning Waldemari Lohbuch anno 1595, hg. v. Haff, K., 1932

Ekloge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1581 aus dem Griechischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, [F.] Auswahl) ist das vor allem das römische Strafrecht abändernde byzantinische Gesetz Kaiser Leos III. des Jahres 726, das erstmals ausdrücklich auf Generalprävention abzielt. Es ordnet viele verstümmelnde Körperstrafen an und weitet den Bereich der Straftaten gegen die Sittlichkeit aus.

Lit.: Sinogowitz, B., Studien zum Strafrecht der Ekloge, 1956

Elbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der von dem Riesengebirge in Böhmen auf 1100 Kilometern bei Hamburg in die Nordsee fließende Strom, der in dem frühen Mittelalter teilweise fränkisch-deutsches Reich und Slawen voneinander abgrenzt. 1821 wird von den Anrainerstaaten eine Elbschifffahrtsakte unterzeichnet (1844 Ad­ditionalakte). Von 1945 bis 1990 bildet die Elbe eine innerdeutsche Grenze.

Lit.: Schröder, D., Die Elb-Grenze, 1986, Jüngel, K., Die Elbe, 1993; Johne, K., Die Römer an der Elbe, 2006

Elbing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1237 in dem Land des Deutschen Ordens gegründete, 1466 an Polen, 1772 an Preußen (1905 94065 Einwohner deutsch­sprachig, 280 polnischsprachig), 1945/1990 wieder an Polen gefallene Stadt. Das Elbinger Rechtsbuch ist ein in einer 1825 in Elbing aufgetauchten, derzeit verschollenen Hand­schrift des frühen 15. Jahrhunderts überliefertes Rechtsbuch. Es enthält in mittelmitteldeutscher Sprache von einem unbekannten Verfasser aufgezeichnetes polnisches Recht von wahrscheinlich zwischen 1270 und 1320 in 27 Artikeln. Quellen sind der so genannte Schwabenspiegel, das Meißener Rechtsbuch, ein Magdeburger Schöffenbrief an Kulm und Magdeburger Recht. Mit der von dem lübischen Recht geprägten Rechtsentwicklung Elbings besteht kein Zusammenhang.

Lit.: Steffenhagen, E., Deutsche Rechtsquellen in Preußen vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, 1875, 118ff.; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der Gerichtsverfassung Elbings, ZRG 36 (1915), 24; Schubart-Fikentscher, G., Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa, 1942; Grekow, B., Polskaja prawda, 1957; Najstarszy zwód prawa polskiego, hg. v. Matuszewski, J., 1959; Tischer, K., Das älteste polnische Gewohnheitsrechtsbuch, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1969; Maisel, W., Die Rätsel des Elbinger Rechtsbuchs, (in) Deutsches Recht zwischen Sachsenspiegel und Aufklärung 1991, 47ff.; Najstarszy zwód prawa polskiego, hg. v. Thieme, H./Matuszewski, J., 1995

elegant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1705 aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1705 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) wählerisch, fein, vornehm

Elegante Jurisprudenz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv elegant 1705 aus dem Französischen aufgenommen) ist die aus dem französischen (lat.) →mos (M.) Gallicus entwickelte niederländische Rechtswissen­schaft des 17./18. Jahrhunderts.

Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Canoy-Olthoff/Nève, P., Holländische Eleganz, 1990; Van den Bergh, G., Die holländische elegante Schule, 2001

elektrisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1711 bezeugt – 1711 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen [elektron, N., Bernstein] des Altertums teilweise verbindbar und in der weiteren Herkunft unbekannt, Adj.) Elektrizität betreffend

Elektrizität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1744 bezeugt – 1744 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums teilweise verbindbar und in der weiteren Herkunft unbekannt) ist das in dem Universum wohl seit seinem Ursprung vorhandene, von Lebewesen in ihrem Denken in dem Gehirn benutzte und seit ihrer Entstehung in Blitzen gesehene und in seinem Wesen des Abstoßens gleichnamiger elektrischer und des Sich-Anziehens ungleicher elektrischer Ladungen von Menschen zuerst an und bei der Reibung von Bernstein erkannte Spannungs­verhältnis zwischen einem geladenen Teilchen und seiner Umgebung. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Elektrizität von dem Menschen mit größtem Erfolg (beispielsweise Licht, Heizung, Telefon, Elektromotor, Digitalisierung) wirt­schaftlich nutzbar gemacht. Seitdem wird sie auch rechtlich erfasst.

Lit.: Stier, B., Staat und Strom, 1997; Kehrberg, J., Die Entwicklung des Elektrizitätsrechts in Deutschland, 1997; Schulz, T., Was Google wirklich will, 2015; Wilhelm, D., Die Kommunikation infrastruktureller Großprojekte – Die Elektrifizierung Oberschwabens, 2015

Element (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab vor 1022 - ab um 1185 (Erec des Hartmann von Aue) in EDEL - aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft unbekannt, N.) Grundbestandteil, Grundstoff, wobei rund drei Viertel  und damit fast 70 aller etwa 90 natürlichen Elemente des bekannten Universums wie Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Platin, Blei, Aluminium. Zinn, Zink oder Magnesium Metalle sind.

Elisabeth von Thüringen (Ungarn 1207-Marburg 16./17. 11. 1231) Hospitalheilige, s. Google

Lit.: Sankt Elisabeth, hg. v. d. Philipps-Universität Marburg, 1981; Elisabeth, hg. v. Blume, D. u. a., 2007

Elsass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1, aber in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., M.) ist die aus geographisch unterschiedlichen Teilen zusammenge­setzte Landschaft zwischen Oberrhein und Vogesen, die – nach den Römern - seit 269 n. Chr. von Germanen besetzt wird, unter denen die Alemannen bestimmend werden. In dem 7. Jahrhundert entsteht unter der Familie der Etichonen ein Herzogtum, das in der Mitte des 8. Jahrhunderts unter Teilung in die Grafschaften Nordgau und Sundgau beseitigt wird. Das 768 Alemannien zugeordnete Elsass kommt 870 zu dem ostfränkischen Reich. In dem Hochmittelalter erringen neben den Staufern die Grafen von →Habsburg wichtige Rechte (beispielsweise Landgrafen in dem Sundgau), verpfänden ihre Güter 1469 aber an Burgund. 1648/1697 gelangt das Elsass an Frankreich, das es seit 1789/1790 zunehmend integriert. Von 1871 bis 1918 bildet das Elsass einen Teil des deutschen Reichslands Elsass-Lothringen. 1940-1945 wird nochmals eine deutsche Zivilverwaltung errichtet. Davon abgese­hen wird das Elsass in dem 20. Jahrhundert von Frankreich weitgehend französisiert.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Stouff, L., Les origines de l’annexion de la Haute-Alsace à la Bourgogne en 1469, 1901; Schmidlin, J., Ursprung und Entfaltung der habsburgischen Rechte im Oberelsass, 1902; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass, 1905; Hessel, A., Elsässische Urkunden, 1915; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935; Thieme, H., Staufische Stadtrechte im Elsass, ZRG GA 58 (1938), 654; Colmarer Stadtrechte, bearb. v. Finsterwalder, P., 1938; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Atlas de villes médiévales d’Alsace, hg. v. Himly, F., 1970; Histoire de l’Alsace, hg. v. Dollinger, P., 1970, 4. A. 1984, neue A. 2001; Seidel, K., Das Oberelsass, 1980; Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne, 1982ff.; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens 1680-1914, 2006; Sütterle, H., Die Salier und das Elsass, 2009; Fischer, C., Alsace to the Alsatians? 2010; Weber, K., Die Formierung des Elsass im Regnum Francorum, 2011; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012; Neue Forschungen zur elsässischen Geschichte im Mittelalter, hg. v. Buchholzer-Remy, L. u. a., 2012; Carrol, A., The Return of Alsace to France 1918-1939, 2018; Zeilinger, G., Verhandelte Stadt. Herrschaft und Gemeinde in der frühen Urbanisierung des Oberelsass vom 12. bis 14. Jahrhundert, 2018

Elsass-Lothringen →Elsass, →Lothringen

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Hamburger, G., Die staatsrechtlichen Besonderheiten der Stellung des Reichslandes Elsass-Lothringen, 1901; Preibusch, S., Verfassungsentwicklungen im Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, 2006

Elter (Wort – Eltern – in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [GoslarUB. III 294, Singular ab 1464 ZGO.2 3 1888 141] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Plural Eltern um 800)

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

elterlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1561 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1668 [TrierLR. 59, BernCGB. Art. 263 - 1824] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Eltern betreffend

elterliche Gewalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv elterlich 1561). An dem 18. 7. 1979 wird die elterliche Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland durch die elterliche Sorge ersetzt. →Eltern, →Kind

Lit.: Engel, T., Elterliche Gewalt unter staatlicher Aufsicht in Frankreich und Deutschland (1870-1924), 2011

elterliche Sorge (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt – an dem 18. 7. 1979 in der Bundesrepublik Seutschaland elterliche Gewalt durch elterliche Sorge ersetzt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Eltern, →Kind

Lit.: Schlüter, W., Elterliches Sorgerecht, 1985; Liebler-Fechner, M., Der ideologisch motivierte Entzug des elterlichen Sorgerechts in der Zeit des Nationalsozialismus, 2001; Andermann, M., Der ideologisch motivierte Entzug des elterlichen Sorgerechts im Dritten Reich und in der Deutschen Demokratischen Republik, 2003; Köhler, A., Die Sorgerechtsregelungen bei Ehescheidung seit 1945, 2006

Eltern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – um 800? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [GoslarUB. III 294] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) sind Vater und Mutter eines Kindes, von denen die durch mindestens eine Samenzelle eines Mannes befruchtete Eizelle einer Frau stammt. Von ihnen hat sachlich in dem römischen Recht der Hausvater (lat. [M.] pater familias) bis zu seinem Tode die fast unbeschränkte väterliche Gewalt (lat. patria potestas [F.]) über die Haussöhne und Haustöchter, die nur allmählich gemäßigt wird. In gleicher Weise untersteht bei den Germanen das Kind der Personalgewalt (germ. *mundiz) des Familienvaters. In dem späteren 19. Jahrhundert werden in Deutschland und Frankreich die elterlichen Rechte durch den Staat gesetzlich eingeschränkt. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) stehen die ehelichen Kinder bis zu der Volljährigkeit unter elterlicher Gewalt, die in erster Linie dem Vater und nur daneben der Mutter obliegt. Österreich führt ab 1970 die elterliche Obsorge statt der elterlichen Gewalt ein. An dem 18. 7. 1979 wird die elterliche Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland durch die elterliche Sorge ersetzt, bei der Kinder in gewissem Umfang an wichtigen Entschei­dungen beteiligt und die Eltern stärker auf das Wohl der Kinder verpflichtet sind.

Lit.: Kaser § 60; Hübner; Krause, E., Die gegenseitigen Unterhaltsansprüche zwischen Eltern und Kindern, 1982; Zitscher, H., Elterlicher Status in Richterrecht und Gesetzesrecht, 1996; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000; Engel, T., Elterliche Gewalt unter staatlicher Aufsicht, 2011; Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern, hg. v. Jurczyk, K. u. a., 2013

emancipare, ēmancipāre, ēmancupāre, lat., V., aus der väterlichen Gewalt entlassen (V.), zu der Selbständigkeit entlassen (V.), für selbständig erklären, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, manus, capere

emancipatio, ēmancipātio, lat., F., Entlassung aus der väterlichen Gewalt, Freilassung, Emanzipation, Abtretung, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēmancipāre

Emancipatio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die rechtsgeschäftliche Entlassung des Hauskinds aus der väterlichen Gewalt. Bei ihr werden Söhne dreimal, Töchter und Enkel einmal, von dem Hausvater an einen Vertrauens­mann übertragen. Von diesem werden sie danach jeweils freigelassen, wodurch sie an den Hausvater zurückfallen. Nach der (letzten,) für die Beendigung der väterlichen Gewalt erforderlichen Übertragung wird das Haus­kind von dem Vertrauensmann an den leiblichen Vater zurückübertragen, damit es von diesem endgültig freigelassen wird, ohne durch die Freilassung in die Patronatsgewalt des Ver­trauensmanns zu fallen. S. latein_a_z.docx

Lit.: Kaser § 60 IV; Köbler, DRG 21

Emancipatio (lat. [F.]) Saxonica (sächsische Emanzipation) ist die in der frühen Neuzeit in dem Heiligen römischen Reich geübte Lösung des Haussohns aus der väterlichen Gewalt durch wirtschaftliche Verselbständigung (→Abschichtung).

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 160

Emanzipation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1599 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 1599 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb emancipiren, emanzipieren 1536) ist die Befreiung aus einem Zustand der Beschränkung oder Abhängig­keit. Sie nimmt ihren Ausgang bei der römischrechtlichen →emancipatio. Seit dem 19. Jahrhundert richtet sich die Emanzipation demgegenüber hauptsächlich auf die Befreiung der Frau von der Vorherrschaft des Mannes, deren grundlegende Auswirkungen sich in dem Familienrecht der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkennen lassen.

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 178, 252; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 153; Theurer, A., Emanzipation, 1996; Jenni, R., Die Emanzipation der mehrjährigen (!) Frauenzimmer, 1997; Grimme, M., Die Entwicklung der Emanzipation der Frau, 2003; Revolution und Emanzipation, hg. v. Rennhak, K. u. a., 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Engel, T., Elterliche Gewalt unter staatlicher Aufsicht in Frankreich und Deutschland (1870-1924), 2011

emanzipieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1536 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1536 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) befreien

Emden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Fritzschen, G., Die Entwicklung des Emder Stadtrechts, Diss. jur. Göttingen 1958

emendare, ēmendāre, lat., verbessern, ausbessern, heilen (V.) (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, mendum; W.: an. emendera, sw. V., verbessern; W.: an. emenda, sw. V., verbessern; W.: nhd. emendieren, sw. V., emendieren, berichtigen; L.: Georges 1, 2399, TLL, Walde/Hofmann 2, 69, Kluge s. u. emendieren, Kytzler/Redemund 158

emendatio, ēmendātio, lat., F., Verbesserung, Nachbesserung, Vervollkommnung, Strafe, Züchtigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Lüs. gr. διόρθωσις (diórthōsis), s. ēmendāre

Emendatio (lat. [F.] Besserung) ist eine lateinische Bezeichnung für die frühmittelalterliche →Buße.

Lit.: Köbler, DRG 91

emere, lat., V., nehmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *em-, *m-, V., nehmen

emigrare, ēmigrāre, lat., V., ausziehen, auswandern, scheiden, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, migrāre

emigratio, ēmigrātio, lat., F., Ausziehen, Wegziehen, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. ēmigrāre

Emigration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1646 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 1646 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Auswanderung

Lit.: Breunung, L. u. a., Biographisches Handbuch der Emigration deutschsprachiger Rechtswis­sen­schaftler ab 1933, Bd. 1 2012 (Ball, Balogh, Baumgarten, Cohn, Darmstaedter, David, [Giles,] James Goldschmidt, Werner Goldschmidt, Grünhut, Hirsch, Kantorowicz, Leibholz, Lewald, Mann­heim, Mendelssohn Bartholdy, Nawiasky, Praus­nitz, Pringsheim, Schulz, Schwarz, Sinzheimer, Strupp, Wolff, kürzer erwähnt Ehrhardt, Haymann, Isay, Erich Kaufmann, Mann, Schöndorf, Schü­cking, Schwarzenberger, Wassermann, Wegner)

emigrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1633 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auswandern

Emilia Romagna (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zwischen Po, Apennin und Adria gelegene, ursprünglich von Etruskern besiedelte, nach der Konsularstraße (lat. [F.]) Via Aemilia des M. Aemilius Lepidus (187 v. Chr.) benannte Landschaft. In dem Mittelalter steht sie teils unter der Herrschaft der Langobarden, teils Byzanz‘ bzw. des Kirchenstaats. Die sich danach entwickelnden Herzogtümer Modena und Reggio sowie Parma und Piacenza kommen 1860 zu →Italien.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon (Modena, Parma); Storia della Emilia Romagna, hg. v. Berselli, A., 1976

Emminger Emmingersche Justizreform

Emmingersche Justizreform (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nach dem seinerzeitigen Reichsjustizminister Erich Emminger (1880-1951) benannte Verein­fachung des Verfahrensrechts. Zwei Verord­nungen von dem 4. 1. 1924 (Ver­ordnung über Gerichtsverfassung und Strafrechtspflege, RGBl. I, 15, gesetzliche Grundlage Ermäch­tigungsgesetz von dem 8. 12. 1923) und 13. 2. 1924 schränken die Herrschaft der an dem Prozess beteiligten Partei über das Zivilverfahren zugunsten der Leitungsbe­fugnis des Richters ein und wandeln das in dem 19. Jahrhundert errichtete →Schwurgericht (mit 12 Geschworenen) unter Beibehaltung des Namens in ein großes →Schöffengericht (3 Berufsrichter, 6 Geschworene [Laien]) um.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EmmingerscheJustizreform1924.pdf; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Vormbaum, T., Die Lex Emminger vom 4. Januar 1924, 1988; Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozessrechts, Abteilung I Weimarer Republik, hg. v. Schubert, W., Bd. 4 1999; Zivilprozess­reform in der Weimarer Zeit, hg. v. Schubert, W., 2005; Koch, A., Das bayerische Schwurgericht der Nachkriegszeit, ZRG GA 122 (2005), 242

emphyteusis, lat., F., Verpachtung eines Gutes, Erbpacht, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐμφύτευσις (emphýteusis), F., Erbpacht?, vgl. gr. ἐμφυτεύειν (emphyteúein), V., einpflanzen, einflößen, gr. ἐμφύειν (emphýein), V., anerschaffen, einpflanzen, hineinwachsen, gr. ἐν (en), Präp., in; idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in, Pokorny 311, gr. φύειν (phýein), V., erzeugen, wachsen (V.) (1) lassen, hervorbringen; idg. *bʰeu-, *bʰeu̯ə-, *bʰu̯ā-, *bʰu̯ē-, *bʰō̆u-, *bʰū-, *bʰeu̯h-, V., schwellen, wachsen (V.) (1), gedeihen, sein (V.), werden, wohnen

Emphyteusis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, lat. [F.] Einpflanzung) ist die Erbpacht (Erbleihe) des spätrömischen Rechtes, die auch in dem Wege der Rezeption Auswirkungen hat.

Lit.: Kaser § 30; Köbler, DRG 61; Cencetti, G., Il contratto di enfiteusi, 1933; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Theisen, F., Studien zur Emphyteuse, 2003

Empirie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1713 bezeugt – 1713 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv empirisch, durch Erfahrung erkannt, 1517) Erfahrung

empirisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1517 bezeugt – 1517 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) erfahrungsgemäß, auf Beobachtung begründet

Empirismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1787 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die von Francis →Bacon (1561-1626) in Fortführung des mittelalterlichen Nomina­lismus, dem Allgemeinbegriffe nur Sammelnamen für einzelne wirkliche Erscheinungen sind, begründete, neue, von kirchlicher Dogmatik befreite Erkenntnis­methode (Begriff von Kant [1724-1804] eingeführt), die von der vorurteilslosen Beobachtung von Einzelvorgängen als Begreifen der Welt an Hand messbarer und zählbarer Größen induktiv zu allgemeinen Erkenntnissen führen soll. Die Erkenntnistheorie des Empirismus entwickelt John Locke (1632-1704).

Lit.: Köbler, DRG 136; Moody, E., Empiricism and Metaphysics, (in) Philosophical Revue 67 (1958), 145; Engfer, H., Empirismus versus Rationalismus, 1996

emptio, ēmptio, lat., F., Kauf, Ankauf, Erstehen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. emere

Emptio venditio, Ēmptio venditio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der →Kauf (Kauf Verkauf). Er ist ur­sprünglich wohl ein Handgeschäft, bei dem Abschluss und Ausführung des Austauschs einer Sache gegen einen in Geld bestehenden Preis zeitlich zusammenfallen, unabhängig davon, ob eine (lat. [F.]) →mancipatio erforderlich ist oder ein formfreies Geschäft (über eine [lat.] res nec mancipi oder mit einem Nichtrömer) zu der Sicherung des Erwerbers vor Diebstahl­verdacht ausgeführt wird. Spätestens seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. werden Vereinbarung (Kon­sensual­kontrakt) und Erfüllung getrennt, so dass die emptio venditio den Verkäufer zu der möglicherweise später erst erfolgenden Übertragung des Eigentums verpflichtet. In nachklassischer Zeit wird der Vertrags­abschluss vielfach beurkundet und geht das Eigentum mit dem Abschluss und der Zahlung des Kaufpreises über. Justinian trennt Kauf und Übereignung wieder, lässt aber die Schriftform als Wirksamkeitsvor­aussetzung zu. Möglich ist der Kauf einer Hoffnung (Chance) und einer erhofften Sache.

Lit.: Kaser §§ 38, 41; Söllner §§ 9, 15; Köbler, DRG 45; Emptio-Venditio, hg. v. Mattiangeli, D., 2014

Ems (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) →Emser Punktation

Emser Punktation (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Bad Ems an dem 25. 8. 1786 getroffene, nicht in Wirksamkeit getretene Vereinbarung der Erzbischöfe von Köln, Mainz, Trier und Salzburg mit dem Ziel, eine größere Selbständigkeit (der deutschen Kirche) von dem Papst zu erreichen.

Lit.: Des Kurtrierischen Geistlichen Rats H. A. Arnoldi Tagebuch über die zu Ems gehaltene Zusammenkunft, hg. v. Höhler, M.; 1915, 171ff.; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

emunire, ēmūnīre, lat., V., aufmauern, aufbauen, gangbar machen, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, mūnīre

emunitas, ēmūnitās, lat., F., Befreiung, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēmūnīre

Emunitas (lat. [F.]) ist die Freiheit von der Abgabenpflicht der kirchlichen Güter und der Kleriker seit Kaiser Konstantin (306-337). →Immunität

Lit.: Köbler, DRG 30

Ende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1000 [Notker I 71] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb enden um 700) Schluss, letzter Teil

enden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 900 [MSD. 230] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Ende

endlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [WirtUB. X 68] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) schließlich, letztlich

Endlicher Rechtstag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Adjektiv endlich vor 1022) (Art. 91, 123 CCB, 78 [, 82] CCC ist vor allem in dem von der Constitutio Criminalis Bambergensis (1507) und der →Constitutio Criminalis Carolina (1532) maßgeblich geprägten frühneuzeitlichen Strafverfahren der der heimlichen →Inquisition folgende (schließliche) Tag der öffentlichen Verhandlung, der angesichts des durch Folter erreichten Geständnisses für das Urteil weitgehend nur noch förmliche Bedeutung hat. Er entwickelt sich als Folge der Inquisition seit dem 14. Jahrhundert und verschwindet endgültig erst in dem frühen 19. Jahrhundert (endlicher Rechtstag noch in Dresden an dem 12. 7. 1821 über einen Mörder). An manchen Orten ist der endliche Rechtstag auf die Verkündung und Vollstreckung des Urteils beschränkt (Norditalien, Freiburg im Breisgau 1361, Worms 1498, Tirol 1499, Radolfzell 1506). In München ist eine Ordnung über den Ablauf des endlichen Rechtstags aus dem Jahre 1574 überliefert.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 118, 156; Müller, K., Zur Geschichte des peinlichen Prozesses in Schwaben, 1910; Ruoff, W., Der endliche Rechtstag in Zürich vor 1400, (in) Festschrift G. F. Pfenninger, 1956, 115ff.; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage im frühen 17. Jahrhundert, 1971; Leiser, W., Strafgerichtsbarkeit in Süddeutschland, 1971; Langbein, J., Prosecuting crime in the Renaissance, 1974; Alber, P., Die Geschichte der Öffentlichkeit im deutschen Strafverfahren, 1974; Plöger, R., Die Mitwirkungspflichten des Beschul­digten, 1982; Schild, W., Der entliche Rechtstag, (in) Strafrecht, Strafprozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a., 1984; Kocher, G., Der endliche Rechtstag der steirischen Landgerichtsordnung 1574, (in) Recht und Geschichte, 1988, 361ff.; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002

Endlösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1939 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von Adolf Hitler an dem 12. 12.1941 vor nationalsozialistischen Führern verkündete und von dem National­sozialismus u. a. mittels der nur zweistündigen Wann­seekonferenz an dem 20. 1. 1942 (eines von 30 Protokollexemplaren Adolf Eichmanns erhalten) unter der Leitung Reinhard Heydrichs angestrebte und teilweise verwirklichte Ver­nichtung des Judentums (Holocaust) in besonderen Vernichtungslagern (beispielsweise Auschwitz, Bergen-Belsen, Dachau). Angesichts des Umstands, dass in den deutschen Verwaltungen in Europa mehrere zehntausend Menschen mit den Juden befasst sind, ist die Vorstellung, dass die Endlösung ein nur wenigen ausgewählten Menschen eindeutig bekanntes Geheimnis war, wenig überzeugend. Von daher ist die Angst vor der Strafe für die Endlösung möglicherweise auch ein Grund für die lange Unterstützung Adolf Hitlers seitens der Bevölkerung des Deutschen Reiches.

Lit.: Der Mord an den Juden im 2. Weltkrieg, hg. v. Jäckel, E. u. a., 1985; Verbrechen erinnern, hg. v. Knigge, V. u. a., 2002; Cesarani, D., Endlösung – Das Schicksal der Juden 1933 bis 1945. 2016

energia, energīa, lat., F., Wirksamkeit, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐνέργεια (enérgeia), F., Wirksamkeit, Tätigkeit; vgl. gr. ἐνεργής (energḗs), Adj., wirksam, tatkräftig; gr. ἐν (en), Präp., in; idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in, gr. ἔργον (érgon), N., Tat., Handlung, Ausführung; idg. *u̯erg̑- (2), *u̯reg̑-, V., wirken, tun

Energie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – nur in Strömungsenergie und in Urenergie – und in DW2 1586 bezeugt – 1732 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Kraft

Energiewirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1936 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Energie betreffende Wirtschaft

Energiewirtschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Energiewirtschaft 1936, in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die seit dem 19. Jahrhundert immer bedeutendere Energiewirtschaft betreffen­den Rechtssätze.

Lit.: Kehrberg, J., Die Entwicklung des Elektrizitätsrechts, 1997; Grunwald, J., Das Energierecht der Europäischen Gemeinschaften, 2003; Büsch, P., Der Wettbewerbsgedanke im Energierecht, 2014 (zwischen 1948 und 1973); Schiffer, H., Energiemarkt Deutschland, 13. A. 2015; Dannenberg, M. u. a., Energien der Zukunft, 2015 (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme)

Engadin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die möglicherweise nach dem Inn benannte Tallandschaft des oberen Innes in →Graubünden, die seit dem 10. Jahrhundert an den Bischof von Chur gelangt. S. Google

Lit.: Jecklin, F., Land und Leute des Unterengadins und Vintschgaus im 14. Jahrhundert, 1922; Stolz, O., Beiträge zur Geschichte des Unterengadins aus Tiroler Archiven, (in) Jahresbericht der hist. ant. Gesellschaft von Graubünden 53 (1924); Valèr, P., Die Entwicklung der hohen Gerichtsbarkeit, Diss. jur. Zürich 1927; Stolz, O., Zur Geschichte der Landeshoheit im Unterengadin und in Tirol, ZRG GA 49 (1929), 439; Schwarzenbach, A., Beiträge zur Geschichte des Oberengadins, 1931; Planta, P. v., Die Rechtsgeschichte des Oberengadins, 1931

Engelbert (Poetsch bzw. Pötsch) von Admont (Steiermark um 1250-Admont 16.? 5. 1331) wird nach dem 1267 erfolgten Eintritt in das Benediktinerstift Admont in der Steiermark und dem Studium in Prag (1271-1274) und Padua (1278?-1287 u. a. Recht) 1297 Abt in Admont (bis 1327) und verfasst, beeinflusst von Aristoteles, Cicero, Seneca und Augustinus, (mindestens 39) verschie­dene staatspolitische Schriften (wie [lat.] De regimine principum [um 1300], Über die Herrschaft der Fürsten, [lat.] Speculum virtutum [um 1310] Tugendspiegel, [lat.] De ortu et fine Romani imperii [1312], Von dem Anfang und Ende des römischen Reiches). S. Google

Lit.: Fowler, G., Engelbert of Admont and the Universal Idea, 1958; Hamm, M., Engelbert von Admont als Staatstheoretiker, Diss. phil. Würzburg 1973; Engelbert von Admont, hg. v. Baum, W., 1998; Ubl, K., Engelbert von Admont, 2000; Engelbert von Admont, hg. v. Ubl, K., 2004; Engelbert von Admont, De ortu et fine Romani imperii, hg. v. Schneider, H., 2016

Engels, Friedrich (Barmen/Wuppertal 28. 11. 1820-London 5. 8. 1895), Textilfabrikanten­sohn, wird nach kaufmännischer Lehre und dem Besuch von Philosophievorlesungen Mitbegründer des →Marxismus (Die Lage der arbeitenden Klasse, 1845). S. Google

Lit.: Hirsch, H., Friedrich Engels, 1968; Herferth, W., Sachregister zu den Werken Karl Marx, Friedrich Engels, 1983; Marx-Engels Begriffslexikon, hg. v. Lotter, K., 1984

England (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und – ausgenommen engländisch - in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die vereinfachende Bezeichnung für die zunächst (3. Jahrhundert v. Chr.) von Kelten (Briten, Pikten) besiedelten, um die Zeitenwende (41-54 n. Chr.) zu einem Teil von Rom in sein Weltreich eingegliederten und gegen 470 n. Chr. von den Angeln, Sachsen und Jüten (→Angelsachsen) eroberten nordwesteu­ro­päischen Inseln. 1066 geraten die erst an dem Ende des 9. Jahrhunderts unter (dem König von) Wessex geeinten Angelsachsen unter die Herrschaft der von Wilhelm dem Eroberer geführten →Normannen, woraus eine ziemlich unterschiedliche anglonormannische Ober­schicht entsteht. Überschaubares Gebiet und Streulage adeliger Güter begünstigen an­scheinend die Durchsetzung königlicher Gewalt, der gegenüber der Adel zwar nicht Landesherrschaft errichten, aber die könig­liche Macht in der (lat.) Magna charta libertatum, große Urkunde der Freiheiten (1215) durch urkundliche Sicherung grundlegender Rechte (des Adels) eingrenzen kann. Aus alljährlichen Abrechungen der Ausgaben und Einnahmen der Verwalter der königlichen Güter an dem Königshof entsteht in dem 12. Jahrhundert das Schatzamt als Behörde. Nacheinander regieren Könige aus den Häusern →Plantagenet (1154-1399, Verlust der meisten Güter in Frankreich in der Schlacht von Bouvines 1214 und in dem hundertjährigen Krieg zwischen 1337 und 1453), Lancaster (1399-1461), York (1461-1485), Tudor (1485-1603), →Stuart (1603-1649, 1660-1714), Hannover (1714-1901), Sachsen-Coburg (1901-1910) und Windsor (seit 1910), wobei 1536 Wales stärker mit England verbunden wird und sich König Heinrich VIII. auch zu dem König Irlands erklärt. Bereits 1614 gelingt es dem seit dem 13. Jahrhundert sichtbaren →Parlament, seine Stellung dauerhaft so zu stärken, dass es die Einberufung unabhängig von dem Willen des Königs, die Zuständigkeit für alle Steuergesetze und die Beseitigung aller Sondergerichte erreicht. 1649 wird König Karl I. hingerichtet, die Monarchie abge­schafft und England zu dem Commonwealth erklärt. 1660 wird der Sohn Karls I. als Karl II. zu dem König berufen, doch gelingt 1689 in der →Bill of Rights dem Parlament der Ausbau seiner Rechte. 1707 wird durch die Vereinigung des Parlaments →Schottlands mit dem englischen Parlament aus der seit dem Beginn der Herrschaft der Stuarts bestehenden Personal­union die Realunion →Großbri­tannien (1801 United Kingdom of Great Britain and Ireland, 1921 The United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland). Danach wird das über ein durch seinen hohen Anteil indirekter Steuern ertragreiches Steuersystem verfügende Land allmählich Weltmacht. In ihm beginnt in dem 18. Jahrhundert die vielleicht von puritanischem Unternehmergeist begünstigte so genannte industrielle Revolution. 1801 wird der Titel eines Königs von Frankreich aufgegeben. Das durch Wahlen bestimmte Unterhaus (→House of Commons) (Wahl­rechtsänderungen 1832, 1867, 1884, 1918, 1948) setzt sich bis 1911 gegenüber dem weitgehend durch Erbrecht bestimmten Oberhaus (→House of Lords) durch und gestaltet allmählich die Monarchie zu einer bloß äußerlichen Staatsform. Mit dem Zweiten Weltkrieg endet die Stellung als Weltmacht, doch erhält der Staat noch ein Vetorecht in dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Die Kolonien (beispielsweise Indien) erlangen ganz überwiegend Selbständigkeit. 1973 tritt Großbritannien der Europäischen Gemein­schaft (1993 Europäischen Union) bei, tritt nach einer zu einer ziemlich knappen Mehrheit von 51,89 Prozent führenden Volksabstimmung von dem 23. 6. 2016 an dem 31. 1. 2020/1. 2. 2020 aber wieder aus.

Lit.: Köbler, DRG 175; Maitland, F., Roman Canon Law in the Church of England, 1898; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,62,1047, 3,2,2217,3650,3927; A Bibliography of English History, hg. v. Graves, E., 1975; Makower, F., Die Verfassung der Kirche von England, 1894; Vinogradoff, P., Villainage in England, 1892; Vinogradoff, P., English society in the eleventh century, 1908; Hatschek, J., Englische Verfassungs­geschichte, 1913; Cam, H., Studies in the Hundred Rolls, 1921; Jacob, E., Studies in the period of baronial reform and rebellion, 1258-1267, 1925; Stephenson, C., Borough and Town, 1933; Lenz, G., Demokratie und Diktatur in der englischen Revolution 1640-1660, 1933; Tait, J., The medieval English borough, 1936; Weinbaum, M., The incorporation of boroughs, 1937; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Sandberger, D., Studien über das Rittertum in England, 1937; Trautz, F., Literaturbericht über die Geschichte Englands im Mittelalter, (in) HZ Sonderheft 2 (1965), 108; Hill, C., Intellectual origins of the English revolution, 1965; Kluxen, K., Geschichte Englands, 1968, 5. A. 1998; Gerlach, H., Der englische Bauernaufstand von 1381, 1969; Ziegenbein, U., Die Unterscheidung von Real und Personal Actions im Common Law, 1971; Vollrath-Reichelt, H., Königsgedanke und Königtum bei den Angelsachsen, 1971; Crime in England 1550-1800, hg. v. Cockburn, J., 1977; Wellenreuther, H., Repräsentation und Grundbesitz in England, 1979; Hyams, P., Kings, Lords and Peasants in Medieval England, 1980; Hahn, H./Krieger, K./Niedhart, G., Einführung in die englische Geschichte, 1982; Wende, P., Geschichte Englands, 1985, 2. A. 1995; Tuck, A., Crown and Nobility, 1986, 2. A. 1999; Kluxen, K., Englische Verfassungsgeschichte, 1987; Niedhart, G., Ge­schichte Englands im 19. und 20. Jahrhundert, 1987, 2. A. 1996, 3. A. 2004; Kleinhenz, R., Englische Institutionengeschichte – Perspektiven der Kabinetts­entwicklung zwischen dem ausgehenden 17. Jahrhundert und dem Jahre 1783, ZRG GA 105 (1988), 145; Kaeuper, R., War, Justice and Public Order, 1988; Wirsching, A., Parlament und Volkes Stimme, 1990; Krieger, K., Geschichte Englands, 1990, 2. A. 1996, 3. A. 2002, 4. A. 2009; Cheney, C. u. a., Notai in Inghilterra, 1991; Kleinhenz, R., Königtum und parlamentarische Vertrauensfrage in England 1689-1841, 1991; Loyn, H., Anglo-Saxon England, 2. A. 1992; Mortimer, R., Angevin England, 1994; Chibnall, M., Anglo-Norman England, 1995; Schröder, H., Englische Geschichte, 1995; Maurer, M., Kleine Geschichte Englands, 1997; Verwaltung und Verwaltungsrecht in Frankreich und England, hg. v. Heyen, E., 1996; Schwanitz, J., Englische Kulturgeschichte von 1500 bis 1914, 1996; Englische Könige und Königinnen, hg. v. 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Vollrath, H. u. a., 2004; English Government in the Thirteenth Century, hg. v. Jobson, A., 2004; McCarthy, C., Marriage in Medieval England, 2004; Eßer, R., Die Tudors und die Stuarts, 2004; Cross, Crown & Community, hg. v. Trim, D. u. a., 2004; Grassnick, U., Ratgeber des Königs, 2004; Vita Edwardi Secundi, hg. v. Childs, W., 2005; Charters of Malmesbury Abbey, hg. v. Kelly, S., 2005; Harriss, G., Shaping the Nation. England 1360-1461, 2005; Green, J., Henry I, 2006; Fischer, R., Richard I. Löwenherz 1157-1199, 2006; Curia Regis Rolls of the Reign of Henry III hg. v. Crook, D., Bd. 20-34, 2006; A Social History of England 1200-1500, hg. v. Horrox, R. u. a., 2006; The Reign of Edward II, hg. v. Dodd, G. u. a., 2006; Thompson, S., Anglo-Saxon Royal Diplomas, 2006 (118 Originale); Garnett, G., Conquered England, 2007; Hanawalt, B., The Wealth of Wives, 2007; Richard Scrope, hg. v. 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Naismith (!), R. u. a., 2017; Winkler, E., Royal Responsibility in Anglo-Norman Historical Writing, 2017; Krischer, A., Die Macht des Verfahrens – Englische Hochverratsprozesse 1554-1848, 2017; Readman, P., Storied Ground – Landscape and the Shaping of English National Liberty, 2018; Corens, L., Confessional Mobility and English Catholics in Counter Reformation Europe, 2019; Berg, D., Oliver Cromwell – England und Europa im 17. Jahrhundert, 2019; Poole, R., Peterloo – The English Uprising, 2019; Jones, D., Spiel der Könige – Das Haus Plantagenet und der lange Kampf um Englands Thron, 2020; Karn, N., Kings, Lords and Courts in Anglo-Norman England, 2020; Edward I. New Interpretations, hg. v. King, A. u. a., 2020; Wilkinson, L., The Household Roll of Eleanor de Montfort, Countess of Leicester and Pembroke, 1265, 2020; Brondarbit, A., Power Brokers and the Yorkist State, 1461-1485, 2020

englisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1265 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [LSchrP. 117] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) englisch, England betreffend, Engländer betreffend

Lit.: Wells, J., A Manual of the Writings in Middle English 1050-1400, Bd. 1ff. 1926ff.; The Dictionary of Old English Web Corpus 2007 http://www.doe.utoronto.ca/pages/pub/web-corpus.­html; The Dictionary of Old English, hg. v. Paolo Healey, A. di u. a., 2008 CD-ROM (A-G)

Englisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in →England (seit 1330 auch in Wales, nicht dagegen ohne weiteres auch in Schottland und Irland) geltende Recht. Seinen Ausgangs­punkt bilden die frühmittelalterlichen →Volksrechte (Gesetze) der →Angelsach­sen. Mit dem Sieg der →Normannen unter Wilhelm dem Eroberer über die Angelsachsen (1066) wird das →angelsächsische Recht auf die örtlichen Gerichte beschränkt, während an dem Königsgericht (lat. curia [F.] regis, Königsrat, →Court of King‘s Bench [Ende 13. Jahrhundert] für Delikte, Strafen, Appellationen, →Court of Common Pleas für alle gewöhnlichen Klagen [1178], →Court of Exchequer für Abgabenstreitigkeiten [E. 13. Jahrhundert]) und bei den dieses bzw. diese unterstützenden Reiserichtern eine übergeordnete, französisch (Law French) gehaltene commune ley (lat. communis lex [F.], gemeines Recht) Anwendung findet (→common law). Besondere Bedeutung erlangt hier der von dem Kanzler des Königs dem Kläger ausgestellte, lateinisch abgefasste →writ (ver­fahrensrechtliche Weisung) an den Sheriff, von dem es bereits an dem Ende des 12. Jahrhunderts etwa 75 bzw. 1227 56 verschiedene Arten gibt, die Ranulf de Glanvill († 1190) in dem (lat.) Tractatus (M.) de legibus et consuetudinibus regni Angliae (Traktat über die Gesetze und Gewohnheiten des Königreichs England) und Henricus de Bracton († 1268) in seinem Werk (lat.) De legibus et consuetudinisbus Angliae (Über die Gesetze und Gewohnheiten Englands) ordnen und darstellen. Wegen des Gewichts des Königsgerichts und der grundlegenden Bedeutung der vor ihm durch den writ eröffneten Verfahrensarten rückt der praktisch geschulte, ab 1200 namentlich bekannt werdende, bis etwa 1300 professionalisierte Richter in dem Mittelalter in den Mittelpunkt des Rechtes. Dieses wird (neben allgemeinen Bestimmungen wie der Magna Charta von 1215 oder den Provisions of Westminster von 1259 vor allem) durch Einzelurteile fortgebildet, in denen nur ausnahmsweise von einem Präjudiz abgewichen wird (amtliche Aufzeichnungen in Latein als records, nichtamtliche Aufzeichnungen durch junge Anwälte in Lawfrench von etwa 1290 bis 1536 in reports bzw. year books). Dabei kommt zu dem königlichen Gericht seit dem Spätmittelalter das Gericht des Kanzlers (→Court of Chancery) hinzu, das nach Billigkeit (→equity) urteilt (beispielsweise Anspruch auf vor­beugende Unterlassung, Anspruch auf Vertragserfüllung). In den Auseinanderset­zungen zwischen König und Parlament in dem 17. Jahrhundert stellen sich die praktisch in den inns of court ausgebildeten englischen Rechtskun­digen (beispielsweise Edward Coke [1552-1643], der in seinen Institutes of the Laws of England [Einrichtungen des Rechtes in England] eine erste umfassende Darstellung des common law bietet) auf die Seite des Parlaments und festigen dadurch ihre Stellung. In dem 18. Jahrhundert entwickelt William Blackstone (1723-1380) in seinen Commentaries on the laws of England (Kommentare zu dem Recht Englands) erstmals eine nach materiellen Rechtssätzen geordnete Darstellung des englischen Rechtes, das auch durch die Gewinnung von Kolonien auf viele Teile der gesamten Welt verbreitet wird (beispielsweise Vereinigte Staaten von Amerika, Kanada, Australien, Neuseeland, Teile Afrikas und Asiens). Seit dem 19. Jahrhundert gewinnt gegenüber den rich­terlichen Fallentschei­dungen nicht zuletzt auch unter dem Einfluss Jeremy Benthams (1748-1832) das Gesetz (beispielsweise Judicature Act 1873/1875, Verbindung von courts of law und court of chancery zu einem supreme court of judicature mit high court of justice und court of appeal, Zusammenfassung der writs in einem einleitenden writ of summons) ein gewisses, mit dem Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften (1973) bzw. Euro­päischen Union (1993) steigendes und mit dem Austritt (2020) wieder sinkendes Gewicht.

Lit.: Placita Anglo-Normannica, hg. v. Bigelow, M., 1879; Bigelow, M., History of procedure in England, 1880; Gneist, R. v., Englische Verfassungsgeschichte, 1882; Holland, T., The Elements of Jurisprudence, 2. A. 1882; Pollock, F./Maitland, F., The History of English Law, Bd. 1f. 2. A. 1898; Wertheim, P., Wörterbuch des englischen Rechtes, 1899; Maitland, F., English Law and the Renaissance, 1901; Year books Bd. 1ff. 1903ff.; Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen, 1909; Maitland, F., The Forms of Action at Common Law, 1909; Frommhold, G., Grundzüge der Entwicklung der Einzelerbfolge in Familiengüter, ZRG GA 33 (1912), 86; Hatschek, J., Englische Verfassungsgeschichte, 1913; Essays in Legal History, hg. v. Vinogradoff, P., 1913; Güterbock, C., Studien und Skizzen zum englischen Strafprozess des 13. Jahrhunderts, 1914; Scott, L./Hildesley, A., The case of requisition, 1920; Ehrlich, L., Proceedings against the Crown (1216-1377), 1921; Winfield, P., The Chief Sources of English Legal History, 1922; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 1922ff.; Holdsworth, W., Sources and Literature of English Law, 1925; Bicknell, B., Cases on the law, 1926; Keir, D./Lawson, J., Cases in constitutional law, 1928; The collected papers of Paul Vinogradoff, hg. v. Fisher, H., 1928, Neudruck 1963f.; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Tait, J., The borough community in England, (in) The English Historical Review 45 (1930), 529; Anglo-Saxon Wills, hg. v. Whitelock, D., 1930; Turner, R., The Equity of Redemption, 1931; Bémont, C., Simon de Montfort, Earl of Leicester 1208-1265, 1930; Hallis, F., Corporate Personality, 1930; Würdinger, H., Geschichte der Stellvertretung (agency) in England, 1933; Rossi, M. de, Historical and comparative notes on the first origin of specific performance, 1936; Select Cases in the court of king’s bench under Edward I., hg. v. Sayles, G., Bd. 1ff. 1936ff.; Buckland, W./McNair, A., Roman Law and Common Law, 1936, 2. A. 1952; Jackson, R., The Machinery of Justice in England, 1940, 3. A. 1960, 4. A. 1964, 7. A. 1977; Radbruch, G., Der Geist des englischen Rechtes, 1946, 2. A. 1947, 3. A. 1956, 4. A. 1958, 5. A. 1965; Radzinowicz, L., A History or English Criminal Law and its Administration from 1750, Bd. 1ff. 1948ff.; Noyes, C., The Institution of Property, 1936; Prerogativa regis, hg. v. Thorne, S., 1949; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 7. A. 1956ff.; Expedicio billarum antiquitus, hg. v. Strateman Sims, C., 1954; Cohn, E., Der englische Gerichtstag, 1956; Lord Nottingham’s Chancery Cases, hg. v. Yale, D., Bd. 1f. 1957ff.; Select Cases in the court of king’s bench under Edward II., hg. v. Sayles, G., 1957; Peter, H., Actio and writ, 1957; Select Cases in the Council of Henry VII., hg. v. Bayne, C., 1958; Select Cases in the Court of King’s Bench under Edward III., hg. v. Sayles, G., 1958ff.; Squibb, D., The High Court of Chivalry, 1959; Caenegem, R. van, Royal writs in England, 1959; Pension Book of Clement’s Inn, hg. v. Carr, C., 1960; Plucknett, T., Edward I and criminal law, 1960; Selden Society General Guide, bearb. v. Kiralfy, A. u. a., 1960; Carr, C., The mission of the Selden Society, 1961; Cross, R., Precedent in English Law, 1961, 2. A. 1968, 3. A. 1977, 4. A. 2004; Fesefeld, W., Englische Staatstheorie des 13. Jahrhunderts, 1962; David, L., Die Bindung des Richters an das Präjudiz im englischen Recht, 1962; Storno, F., Conditions et warranties dans le droit anglais de la vente, 1963; Sheehan, M., The will in medieval England, 1963; Novae narrationes, hg. v. Shanks, E., 1963; Letwin, S., The pursuit of certainty, 1965; Lord Nottingham’s Manual of Chancery Practice and Prolegomena of Chancery and Equity, hg. v. Yale, D., 1965; Bland, D. S., A bibliography of the inns of court and chancery, 1965; Escudero López, J., La historiografía general del derecho inglés, (in) Anuario de historia del derecho Español 35 (1965), 217; West, F., The justiciarship in England 1066-1232, 1966; David, R. (/Grasmann, G.), Einführung in die großen Rechts­systeme der Gegenwart, 1966, 2. A. 1988; Weimann, K., Der Friede im Altenglischen, 1966; Placita Corone (!), hg. v. Kaye, J., 1966; Pleas before the King or his Justices 1198-1212, Bd. 3, 4, hg. v. Stenton, D., 1967; Jones, W., The Elizabethan Court of Chancery, 1967; Wedderburn, K., Cases and materials on labour law, 1967; Pugh, R., Imprisonment in Medieval England, 1968; Hurnard, N., The King’s pardon for Homicide, 1969; Veall, D., The Popular Movement for Law Reform 1640-1660, 1970; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Blumenwitz, D., Einfüh­rung in das angloamerikanische Recht, 1971, 7. A. 2003; Caenegem, R. van, The Birth of the English Common Law, 1973, 2. A. 1988; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts in der Neuzeit, 1973; Teubner, W., Kodifikation und Rechtsreform in England, 1974; Simpson, A., A History of the Common Law of Contract, 1975; Lyon, B., A Constitutional and Legal History of medieval England, 2. A. 1980; Manchester, A., A Modern Legal History of England and Wales 1750-1950, 1980; Englische und kontinentale Rechts­geschichte - ein For­schungs­programm, hg. v. 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A. 2011; Allison, J., A continental distinction in the common law, 1996; Hudson, J., Kerber, K., Sprachwandel im englischen Recht, 1997; Schmidt, K., Der Abschied von der Mündlichkeit der Parteiherrschaft und dem Überraschungsprinzip, 1997; Martínez-Torrón, J., Anglo-American Law and Canon law, 1998, Neudruck 2013; Polden, P., A History of the County Court, 1999; Musson, A./Ormrod, W., The Evolution of English Justice, 1999; Wormald, P., The Making of English Law, Bd. 1 1999, Neudruck 2001; Wormald, P., Legal Culture in the Early Medieval West, 1999; The moral world of the law, hg. v. Coss, P., 2000; Helmholtz, R., The ius commune in England, 2001; Musson, A., Medieval law in context, 2001; Simpson, A., Human Rights and the End of the Empire, 2001; Biancalana, J., The Fee tail and the Common Recovery in Medieval England 1176-1502, 2001; Oliver, L., The Beginnings of English Law, 2002; Judicial tribunals in England and Europe, 1200-1700, Bd. 1, hg. v. Mulholland, M. u. a., 2003; Brand, P., Kings, Barons and Justices, 2003; Milsom, S., A Natural History of the Common Law, 2003; The Letter of the Law, hg. v. Steiner, E. u. a., 2003; Stechern, D., Das Recht in den Romanen von Sir Walter Scott, 2003; The Oxford History of the Laws of England, Bd. 1ff. 2003ff.; Brooks, C., Pettyfoggers and vipers of the commonwealth, 2004; Schneider, N., Uberrima fides, 2004; Corèdon, C./Williams, A., A Dictionary of Medieval Terms and Phrases, 2004; Shirley, K., The Secular Jurisdiction of Monasteries, 2004; McCarthy, C., Marriage in Medieval England, 2004; Boundaries of the Law, hg. v. Musson, A., 2005; Reimann, M., Die Erosion der klassischen Formen, (in) ZNR 28 (2006), 208ff.; Tucker, P., Law Courts and Lawyers in the City of London 1300-1550, 2007; Anglo-American Legal Tradition Project http://aalt.law.uh.edu; The Northumberland Eyre Roll for 1293, hg. v. Fraser, C., 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 967; http://www.oldbaileyonline.org; Bord, B., Das Erbrecht der Kanalinseln, 2009; Lacey, H., The Royal Pardon, 2009; Kaye, J., Medieval English Conveyances, 2009; Worby, S., Law and Kinship in Thirteenth-Century England, 2010; English Law before Magna Charta, hg. v. Jurasinski, S. u. a., 2010; Faction Displayed, hg. v. Knights, M., 2012; Laws, Lawyers and Texts, hg. v. Jenks, S. u. a., 2012; Hudson, J., The Oxford History of the Laws of England, Bd. 2 871-1216, 2012; Collection of Reports of Celebrated Trials, 2012; Heilbron, H., Rose Heilbron, 2012; Robson, R., The Attorney in Eighteenth-Century England, 2013; Probert, R., The Changing Legal Regulation of Cohabitation, 2012; The Great Trial, hg. v. Gates, T., 2012; Putnam, B., The Place in Legal History of Sir William Shareshull, 2013; Sartore, M., Outlawry, Governance and Law in Medieval England, 2013; Baker, J., Collected Papers on English Legal History, 2013; Judge and Jurist – Essays in Memory of Lord Rodger of Earlsferry, hg. v. Burrows, A. u. a., 2013; Bibbings, L., Binding Men, 2014; Burrows, A., A Restatement of the English Law of Contract, 2016

Enkel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt - in Köln um 1170 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 73 § 1] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Althochdeutsche und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. Enkelin Wort 1318, F.) ist das (männliche) Kind eines Kindes. Der Enkel ist grundsätzlich von der Erbfolge nach seinen Großeltern durch seinen Vater oder seine Mutter ausgeschlossen. Ihm wird aber schon früh (beispielsweise 596 n. Chr.) bei Vorversterben seines die Verwandtschaft vermittelnden Elters ein →Eintrittsrecht zugesprochen.

Lit.: Hübner

Enkelin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1318 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [AugsbChr. I 76] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Tochter eines Kindes eines Menschen

Enklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1820 bezeugt – 1820 in EDEL als aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Einschlussgebiet) ist das von dem Gebiet eines anderen Staates oder mehrerer anderer Staaten (aus deren Sicht) eingeschlossene Teilgebiet eines anderen Staates (aus der Sicht dieses Staates Exklave bzw. Ausschlussgebiet) (beispielsweise Büsingen innerhalb der Schweiz, Campione an dem Luganer See innerhalb der Schweiz, bis 1797 päpstliches Avignon in Frankreich, nicht selbständige Staaten wie Vatikan, San Marino, Monaco, Liechtenstein, Andorra, Ceuta, Königsberg/Kaliningrad, kleines Walsertal [nur Quasienklave]). Für die zahlreichen Enklaven der Länder des Heiligen römischen Reiches ist ein allgemeines Durch­zugsrecht anerkannt. Der Durchzug bewaffneter Kräfte bedarf ansonsten grundsätzlich einer besonderen Erlaubnis. 1928 bestehen in dem Deutschen Reich noch mehr als 200 Enklaven. S. Google

Lit.: Lancizolle, W. v., Übersicht der deutschen Reichsstandschafts- und Territorialverhältnisse, 1830; Ritter, E., Freie Reichsländer, 1927; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte 1994, 2. A. 2007

Enneccerus, Ludwig (Neustadt am Rübenberge 1. 4. 1843-Marburg 31. 5. 1928), Pastorensohn, wird nach dem Studium von Mathematik und Recht in Göttingen und Promotion (1868) und Habilitation (1870) 1872 außerordentlicher Professor für römisches Recht in Göttingen und 1873 ordentlicher Professor in Marburg, der von Bernhard Windscheid und Rudolf von Ihering beeinflusst ist (1921 emeritiert). Er verfasst 1898 ein während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führendes Lehrbuch des bürgerlichen Rechtes (Allgemeiner Teil, 30.-34. A. bzw. 12. Bearbeitung 1928, Schuldrecht, 28.-30. A. bzw. zweiter Abdruck der 10. Bearbeitung 1928) des Deutschen Reiches. Von 1882 bis 1889 ist er Mitglied des Abgeordnetenhauses Preußens, von 1887 bis 1890 und 1893 bis 1898 als Vertreter der nationalliberalen Partei Mitglied des Reichstags. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 184; Jacobi, A., Ludwig Enneccerus 1843-1928, 1999

ent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – nicht selbständig - bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Partikel als Präfix verwendet) weg, fort

enteignen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1493 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1462 [WestfriesStR. I 117, LeidenK. 1658 Art. 117, MnlWB. V 1034, SchweizId. I 148] in 4 Stellen und in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Eigentum entziehen

Enteignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1678 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb enteignen 1493) ist die Entziehung oder Belastung des Eigentums durch staatlichen Hoheitsakt zu der Befriedigung öffentlicher Belange (beispielsweise zu dem Wohl der Allgemeinheit, zu dem allgemeinen Besten). Die Enteignung wird bereits in der römischen Spätantike bezüglich Grundstücke oder Lebensmittel geübt und als Zwangskauf verstanden. Danach kann in der hochmittelalterlichen Stadt (Oberitalien 12. Jahrhundert, Kopenhagen 1254, Schaffhausen 1380) eine bauliche Beschränkung festgelegt oder sogar das →Eigen gänzlich entzogen werden. Das Naturrecht anerkennt wegen der Ent­stehung des Eigentums des Einzelnen aus dem Recht der Allgemeinheit grundsätzlich die Enteignung gegen Entschädigung (→Grotius, Christian Wolff, Codex Maximilianeus Bava­ricus civilis 1756, §§ 74, 75 Einleitung zu dem ALR Preußens 1794, § 365 ABGB Österreichs 1811, Zwangskauf). Seit der französischen Revolution (1789 [Art. 17 Menschenrechtserklärung]/1807/1810 Ex­pro­­pria­tionsgesetze) werden als grund­legende Voraussetzungen der Enteignung (franz. [F.] expro­priation) ein öffentliches Bedürfnis, ein rechtmäßiges Verfahren sowie eine aus­gleichende Entschädigung angesehen (Bayern 1818, Verfassung für ein Deutsches Reich 1848/1849, Preußen 1850). Die Enteignung wird als öffent­lichrechtlicher Eingriff in ein privates Recht verstanden. In dem 20. Jahrhundert bildet in Deutschland die Verfassung (Art. 153 WRV, 14 GG) die Rechts­grundlage für den Eingriff in das Eigentum.

Lit.: Kaser § 23 I 3; Hübner 272; Köbler, DRG 40, 124, 163, 212; Baltl/Kocher; Layer, M., Prinzipien des Enteignungsrechts, 1902; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Bd. 2, 1 1930, 225; Giese, F., Enteignung und Entschädigung, 1950; Mann, F., Zur Geschichte des Enteignungsrechts, (in) Hundert Jahre deutsches Rechtsleben, Bd. 2 1960, 291; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1770; Rittstieg, H., Eigentum als Verfassungsproblem, 1975; Grimm, D., Die Entwick­lung des Enteignungsrechts, (in) Wissenschaft und Kodifi­kation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 121; Pennitz, M., Der Enteignungsfall, 1992; Schubert, W., Zur Entwicklung des Enteignungsrechts 1919-45, ZRG GA 111 (1994), 482; Jung, O., Volksgesetzgebung, Bd. 1f. 2. A. 1996; Raster, J., Enteignung und Eisen­bahn­bau, 2003; Paffrath, C., Macht und Eigentum, 2004; Niesler, A., Aufopferung und Enteignung vom ALR bis zur WRV, (in) Juristische Zeitgeschichte 8 (2007), 128ff.; Eigentumsrecht und Enteignungsunrecht, hg. v. Gornig, G. u. a., 2008; Reynolds, S., Before Eminent Domaine, Toward a History of Expropriation of Land for the Common Good, 2010; Menninger, L., Die Inanspruchnahme Privater durch den Staat, 2014; Schleusener, J., Die Enteignung Fritz Thyssens, 2017; Die Enteignung, hg. v. Depenheuer, O. u. a., 2017

enteignungsgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. 1952?) in der Wirkung einer Enteignung gleich

Enteignungsgleicher Eingriff (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in Deutschland durch die Rechtsprechung 1952 als entschädigungspflichtig eingeordnete rechtswidrige, einer rechtmäßigen Enteignung in den Wirkungen gleichkommende Eingriff in eine vermögenswerte Rechtsposition.

Lit.: Köbler, DRG 259

Entente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1865 bezeugt – 1865 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Einvernehmen, Staatenbündnis

enterben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 586] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vor allem Erbe (N.) oder Erbaussicht durch Willenserklärung (bereits vor dem Erbfall) entziehen

Enterbung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 erste Hälfte 14. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1431 [AachenZ. 1 1879 97] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem die sachlich bereits dem klas­sischen römischen Recht (lat. [F.] exheredatio) bekannte Entziehung (eines Erbes oder bereits) einer Erbaussicht eines (gesetzlich) Erbberechtigten durch →letztwillige Verfügung. Sie erscheint überall, wo letztwillige Verfügungen unbeschränkt zulässig sind.

Lit.: Kaser §§ 65, 67, 69; Hübner; Köbler, DRG 38; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Merkel, J., Die justinianischen Enterbungsgründe, 1908; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

entführen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1000 [Notker I 58] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegführen, fortführen

Entführung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1420 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [KönigsbWillk. 62] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entführen 867) ist die rechtswidrige Fortführung eines Menschen, insbesondere einer (ein­willigenden) Frau zu der Erreichung sexueller Ziele. In dem römischen Recht ist für Vergewaltigung, Frauenraub und Entführung Enthauptung angedroht (C. 9, 13, 1). In dem Frühmittelalter begründet die Entführung eine →Fehde. In dem Spätmittelalter wird für Entführung (ohne Einwilligung) wie für Frauenraub und Notzucht Enthauptung angedroht. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts tritt an die Stelle der Todesstrafe eine zeitliche Freiheitsstrafe. In dem 19. Jahrhundert geht die Entführung in der allgemeineren Freiheitsberaubung auf.

Lit.: His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, 145; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931

Entgelt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1464 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1464 [BayreuthStB.2 63] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb entgelten 881) ist die Gegenleistung in Geld für eine Leistung der Gegenseite wie beispielsweise der Kaufpreis oder der Arbeitslohn.

entgelten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 881 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Schwsp. (L.) LR. Art. 43] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Gegenleistung erbringen

Entgeltfortzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt [vor 1995] sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Fortzahlung von Entgelt

Entgeltfortzahlungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1995 das Lohnfortzahlungsgesetz ersetzende deutsche Gesetz über die Fortzahlung des Entgelts des Arbeitnehmers bei Krankheit.

Lit.: Köbler, DRG 273

entgeltlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1666 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Entgelt betreffend, gegen Entgelt erfolgend

enthaupten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 [Rockinger, Dm. 45] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Haupt entfernen, köpfen

Enthauptung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 zweite Hälfte 15. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [CTradWestf. IV 332] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Verb enthaupten um 1160) ist die bereits in dem römischen Recht durch Abtrennung des Hauptes eines Menschen von seinem Rumpf mittels Beil, Schwert oder (ab 1792) mittels Guillotine (Fallbeil) vollzogene Tötung bzw. →Todesstrafe.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967

entmannen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1335 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen deutschen Rechtsquellen ab 1769 [CCTher. 88 § 2, 3 und in GrRA.4 II, 40, 297, 299, 344] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Keimdrüsen eines höheren männlichen Lebewesens entfernen

Entmannung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1766 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Kastration, Verb entmannen um 1335) ist die Entfernung der Keimdrüsen eines Mannes (oder eines anderen höheren männlichen Lebewesens). Sie führt in dem Frühmittelalter als Körperverletzung zu einer Buße (Wergeld). Sie kann in dem hohen Mittelalter auch als Strafe (bei Vergehen gegen die Sittlichkeit) eingesetzt werden. In dem (zweiten) Deutschen Reich wurden unter nationalsozialistischer Herrschaft in Umsetzung älterer Überlegungen rund 366000 Menschen zwecks Verhütung erbkranken Nachwuchses sterili­siert.

Lit.: His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967; Tuchel, S., Kastration im Mittelalter, 1998; Kramer, S., Ein ehrenhafter Verzicht auf Nachkommenschaft, 1999; Schneider, C., Die Verstaatlichung des Leibes, 2000; Justiz und Erbgesundheit, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 2009

entmündigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ohne Jahr] bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 108] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Geschäftsfähigkeit entziehen

Entmündigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 515] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entmündigen 1809) ist die Entziehung oder Beschränkung der dem Entmündigten dem Alter nach an sich zustehenden →Geschäftsfähigkeit. In Rom kann nach dem Zwölftafelgesetz (5, 7c) der Verschwender durch (lat. [F.]) interdictio (Untersagung) (des Prätors) von allen Verpflichtungsgeschäften und Verfügungsgeschäften ausgeschlossen werden, wobei für das Vermögen des Ver­schwenders eine →Pflegschaft (lat. [F.] cura) eingesetzt wird. In dem Mittelalter wird die Familie tätig, welche die bei körperlichen und geistigen Gebrechen mögliche Entmündigung vor Gericht kundzugeben hat. Später greift die Obrigkeit ein. In dem 16. Jahrhundert kann der Verschwender für unmündig erklärt werden. Seit dem 18. Jahrhundert ist die Entmündigung ein besonderer Rechtsakt auf Grund eines eigenen gerichtlichen Verfahrens (1775 preuß. AGO I, 38, 1794 ALR I, 2 §§ 27ff., 1804 Code civil Art. 490ff., Code de procédure civile Art. 890ff., 1877 ZPO §§ 593ff.) Der Entmündigte erhält einen Vormund. Zur Erhebung einer Entmündi­gungsklage sind Ehegatte und Verwandte berechtigt, später auch der Staatsanwalt und gegebenenfalls die Gemeinde. Trunksucht und Rauschgiftsucht werden Grund für die Entmündigung, während körperliche Gebrechen die Entmündigung nicht mehr begründen können. 1971 stützt eine Resolution der Vereinten Nationen (2856/­XXVI) die Rechte geistig behinderter Menschen. Österreich hebt die Entmündi­gungsordnung von dem 28. 6. 1916 durch das Sachwaltergesetz von dem 2. 2. 1983 auf. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Entmündigung 1992 (Gesetz von dem 12. 9. 1990) durch die →Betreuung ersetzt.

Lit.: Kaser §§ 14 V, 64 IV; Hübner; Rive, F., Geschichte der deutschen Vormundschaft, Bd. 1f. 1862ff.; Schwarz, A., Die Entmündigung des Verschwenders, Diss. jur. Tübingen 1891; Ent, H., Das Sachwalterecht für Behinderte, 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Trompetter, J., Die Entmündigung wegen Verschwendungssucht, 1996; Schmidt, T., Die Entmündigung, 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Bulling, S., Die zivilrechtliche Erwachsenen­fürsorge des 19. Jahrhunderts, 2013

entnazifizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1947 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) von dem Gedankengut des Nationalsozialismus reinigen

Entnazifizierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1945 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entnazifizieren 1947) ist die Reinigung von nationalsozialistischem Gedankengut und die damit verbundene Entfernung von Anhängern des →Nationalsozialismus aus ihren beruflichen Stellungen (auf Grund des Kontrollratsgesetzes Nr. 10 von dem 20. 12. 1945 und beispielsweise des Gesetzes zu der Befreiung unseres Volkes von dem Nationalsozialismus von dem 5. 3. 1946). Sie erfasst in dem Gebiet der alten Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland mit Unterschieden in den einzelnen Besatzungszonen in drei zeitlichen Stufen 3,6 Millionen Menschen oder Fälle. Als Folge werden 486 Menschen hingerichtet, 1667 (oder 1654) als Hauptschuldige, 23060 (oder 22122) als Belastete, 150425 als Minderbelastete, 1500874 als Mitläufer und 1213873 als Entlastete eingestuft. Von den Professoren der Zeit zwischen 1933 und 1945 behalten oder erlangen ihr Amt etwa 90 Prozent wieder. Dabei entsteht bald eine überparteiliche Überein­stimmung dahin, Belastete rasch in die demokratische Gesellschaft einzuglie­dern. 1948 werden die Entnazifizierungsmaßnah­men der Alliierten eingestellt. In Westberlin werden aber zwischen 1955 und 1979 mehr als 1000 Sühneverfahren mit Geldstrafen von insgesamt mehr als 1,5 Millionen DM durchgeführt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245; Fürstenau, J., Entnazifizierung, 1969; Niethammer, L., Ent­nazifizierung in Bayern, 1972; Lange, J., Ent­nazifizierung in Nordrhein-Westfalen, 1976; Henke, K., Politische Säuberung unter französischer Besatzung, 1981; Niethammer, L., Entnazifizierung in Bayern?, 1982; Hornhardt, G., Die Stunde der Justiz, ZRG GA 106 (1989), 239; Entnazifizierung, hg. v. Vollnhals, C., 1991; Frei, N., Vergangenheitspolitik, 1996, 2. A. 1997; Kappelt, O., Die Entnazifizierung in der SBZ, 1997; Schuster, A., Die Entnazifizierung in Hessen, 1999; Borgstedt, A., Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951, 2001; Entnazifizierung im regionalen Vergleich, hg. v. Schuster, W. u. a., 2004; Deissler, D., Die entnazifizierte Sprache, 2004; Bedau, M., Entnazifizierung des Zivilrechts, 2004; Ent­nazifizierung, hg. v. Mesner, M., 2005; Hesse, H., Konstruktionen der Unschuld, 2005; Botor, S., Das Berliner Sühneverfahren, 2006; Löhnig, M., Die Justiz als Gesetzgeber, 2010; Bullinger, R., Belastet oder entlastet?, 2012; Guhl, A., Wege aus dem „Dritten Reich“ – Die Entnazifizerung der Hamburger Universität, 2019; Leßau, H., Entnazifizierungsgeschichten, 2020

Entscheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [GlatzGQ. I 280] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Entscheidung

entscheiden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1220 bezeugt – nach 1217 [Titurel des Wolfram von Eschenbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [BrandenbUrkS. I 363] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Entscheidung treffen, ein Ergebnis bestimmen, lösen

Entscheidung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1314 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [MagdebUB. I 151] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entscheiden um 1220) ist die bewusste Schaffung eines zumindest vorläufig abschließenden Ergebnisses in einem Meinungsbildungs­vorgang (beispielsweise Beschluss, Urteil, Verwaltungsakt).

Lit.: Herstellung und Darstellung von Entscheidungen, hg. v. Stollberg-Rilinger u. a., 2010

entsippen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aus einer Sippe lösen

Entsippung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1. Hälfte 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das sachlich in dem Frühmittelalter verschiedentlich erkennbare (freiwillige oder unfreiwillige) Ausscheiden (Lossagen oder Verstoßen) aus einem Verwandtschaftsverband (→Sippe).

Lit.: Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1906, 129

entweren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 entwähren und in DW2 entwähren2 um 1230 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [OÖUB. III 194], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Gewere aufgeben oder Gewere sonst verlieren

Entwerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 Entwährung und in DW2 1423 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1456 [Bocksdorf 523] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der (freiwillige oder unfreiwillige) Verlust der →Gewere an einer Sache. Der Käufer einer Sache kann sich sachlich bereits in dem römischen Recht erst dann (wegen Nichterlangung des Eigentums) an den Verkäufer halten, wenn ihm die Sache von einem Dritten abgestritten worden ist.

Lit.: Kaser § 41 III 1; Söllner §§ 8, 9, 15; Meyer, H., Entwerung und Eigentum im deutschen Fahrnisrecht, 1902

Enzyklopädie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1706 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., eigentlich gewöhnliche Lehre) ist seit dem 18. Jahrhundert die sachlich bereits in dem ersten nachchristlichen Jahrhundert in der Form einer (lat.) naturalis historia (F.), Naturgeschichte erkennbare, anfangs noch handschriftliche und nach Erfindung des Buchdrucks in einem Druckwerk veröffentlichte Sammlung des Wissens zwecks Belehrung. Die von 1751 bis 1780 veröffentlichte Enzyklopädie aller Enzy­klopädien Diderots und d’Alemberts enthält in 33 Bänden 71818 Artikel und Artikelfragmente mit 2885 Kupferstichen. Weitere bekannte Beispiele sind neben Johann Heinrich Zedlers (Breslau 1706-Leipzig 1751) in Halle und Leipzig von 1731 bis 1754 in 64 Bänden und vier Supplementbänden alphabetisch geordnet auf rund 63000Seiten etwa 284000 Einträge bietenden Großen vollständigen Universallexikon aller Wissenschaften und Künste in Großbritannien die (lat. [F.] Encyclopaedia Britannica, britannische Enzyklopädie ab 1768 und in dem deutschen Sprachraum Brockhaus Enzyklopädie (ab 1808). →Rechtsenzyklopädie

Lit.: Enzyklopädie der Rechtswissenschaft, hg. v. Holtzendorff, F. v., Teil 1ff. 1870ff., 2. A. 1873, 6. A. 1904, Neudruck 2013; Vulgariser la science - les encyclopédies médiévales, hg. v. Ribémont, B., 1999; Die Enzyklopädie im Wandel vom Hochmittelalter bis zur frühen Neuzeit, hg. v. Meier, C., 2002; Kiesow, R., Das Alphabet des Rechts, 2004; Blom, P., Das vernünftige Ungeheuer, 2005; Enzyklopädie der Neuzeit, hg. v. Jaeger, F., Bd. 1ff. 2005ff. (3340 Stichwörter in 16 Bänden mit mehr als 9000 Seiten); Seine Welt wissen. Enzyklopädien in der frühen Neuzeit, hg. v. Schneider, U., 2006; Prodöhl, I., Die Politik des Wissens, 2010

episcopalis, episcopālis, lat., Adj., bischöflich, Hil. (um 315-367/368 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. episcopus

Episcopalis audientia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] „bischöfliches Gehör“) ist die in der römischen Spätantike (zusätzlich) einsetzende besondere Gerichtsbarkeit des →Bischofs.

Lit.: Köbler, DRG 56

episcopus, lat., M., Bischof, Aufseher, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐπίσκοπος (epískopos), M., Aufseher, Hüter; vgl. gr. ἐπί (epí), Präp., auf, zu, an; idg. *epi, *opi, *pi, Präp., nahe, auf, hinter, gr. σκοπεῖν (skopein), V., beobachten, untersuchen, sehen; idg. *spek̑-, V., spähen, sehen, Bischof

Episkopalismus (Wort Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv zweite Hälfte 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in dem Gefolge des Konzils von Trient (1545-1563) die Stellung der Bischöfe gegenüber dem Papst betonende Strömung in dem heiligen römischen Reich in dem 16. und 17. Jahrhundert (Nikolaus von Hontheim 1763, Emser Punktation 1786).

Lit.: Raab, H., Die Concordata nationis Germanicae, 1956

epitome, epitomē, epitoma, lat., F.: nhd. kurzer Auszug, Cic. (81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐπιτομή (epitomḗ), F., Schnitt auf der Oberfläche, Verwundung, Ausschnitt, Auszug, vgl. gr. ἐπιτέμνειν (epitémnein), V., aufschneiden, verwunden, verkürzen, gr. ἐπί (epí), Präp., auf, zu, an, idg. *epi, *opi, *pi, Präp., nahe, auf, hinter, gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden, zerschneiden, hauen, brechen, idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden

Epitome (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv in dem 16. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, griech. [F.]) Auszug (aus einem umfangreichen Text) (beispielsweise Epitome Iuliani, Epitome legum [Byzanz 920], Auszug der Gesetze, Epitome exactis regibus [Frankreich 12. Jahrhundert]).

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Landau, P., Der Traktat Lex est commune preceptum (in) Römische Jurisprudenz, 2011, 379

Epitome (F.) Iuliani (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist eine Einführungs­vorlesung in lateinischer Sprache zu einer Sammlung von 124 Novellen Kaiser Justi­nians, die in dem Westen in dem Frühmittelalter die Kenntnis der justinianischen Novellen vermit­telt und von François Pithou in Basel 1576 ediert wird.

Lit.: Hermeneutik der Quellentexte des römischen Rechtes, hg. v. Avenarius, M., 2008, 300

eques, lat., M., Reiter (M.) (2), Ritter, Reiterei, Ritterstand, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. equus

Lit.: Stemmler, M., Eques Romanus, 1997

Equity (engl. [N. bzw. F.]) ist allgemein die →Billigkeit und besonders die Gesamtheit der anerkannten Sätze, nach denen das Gericht des Kanzlers (→Court of Chancery) des →englischen Rechtes unter Rücksicht auf die Umstände des Einzelfalls, aber ohne unberechenbare Freiheit des Ermessens, verfährt. →aequitas

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Barbour, W., The history of contract in early English Equity, 1914; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Macnair, M., The Law of Proof in Early Modern Equity, 1999; Law and Equity – Approaches in Roman Law and Common Law, hg. v. Koops, E. u. a., 2013

equus, ecus, lat., M., Pferd, Ross, Hengst, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ek̑u̯os, *hék̑u̯os, M., Pferd

er (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 1. Hälfte 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, Pers.Pron.,) er, weibliche Form sie, sächliche Form es, Pl. sie

er (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, Präp.?, als Präfix verwendet) aus

er, …er (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) seit dem Frühmittelalter verwendete Nachsilbe zu der Berufsbezeichnung eines Menschen oder zu der geographischen Zuweisung eines Menschen oder zu der Bezeichnung eines Gegenstands mit dem etwas geschieht

Erasmus von Rotterdam (Rotterdam 28. 10. 1466? [uneheliches Kind eines Geistlichen] -Basel 12. 7. 1536), Studium an der Sorbonne in Paris 1495-1499, dann in England, Venedig, Rom, Löwen und Brüssel sowie ab 1521 meist in Basel, Humanist, s. Google

Lit.: Kisch, G., Erasmus und die Jurisprudenz seiner Zeit, 1960; Halkin, L., Erasme parmi nous, 1987, deutsch 1989; Ribhegge, W., Erasmus von Rotterdam, 2009; Christ-von Wedel, C., Erasmus of Rotterdam, 2013

Erbabfindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der vermögensmäßige Ausgleich für die Aufgabe einer Erbaussicht. →Abschichtung, →Aussteuer

Erbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist Hauptort einer Grafschaft in dem Odenwald, die um 1165 erstmals genannte ursprünglich ministerialische Herren von Erbach in dem allmählichen Aufstieg in die Reichs­standschaft (1422) gewinnen. Sie gelangt 1806 hauptsächlich an Hessen-Darmstadt und damit ihr Gebiet 1945 an Hessen. S. Google

Lit.: Killinger, G., Die ländliche Verfassung der Grafschaft Erbach, 1912; Steiger, U., Die Schenken und Herren von Erbach, 2007

Erbauseinandersetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1862 bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufteilung eines Erbes (N.) unter mehreren Erben (M.). Bereits in dem altrömischen Recht kann jeder Miterbe (lat. [M.] →coheres) die Aufhebung der ohne weiteres eintretenden Gemeinschaft an dem Erbe (lat. [N.] →consortium) jederzeit mit dem Erbteilungsklaganspruch (lat. →actio [F.] familiae erciscundae) fordern. Seit der jüngeren Republik erhält jeder Miterbe schon während bestehender Gemeinschaft ein quotenmäßig begrenztes Recht an den einzelnen Erbschaftsgegenständen, über das er jederzeit verfügen kann. Außerdem kann er uneingeschränkt die Erbteilung begehren. Eine Aufteilung ist wohl auch bei den Germanen möglich. Allerdings erben mehrere Erben vermutlich als Gemeinschaft zu der gesamten Hand, so dass der einzelne Beteiligte über seinen Anteil an dem Nachlass nicht verfügen kann. Jeder kann aber Teilung verlangen. In dem Hochmittelalter soll dabei nach einer auch schon bei Seneca (1-65 n. Chr.) und danach bei Plutarch sogar für das 8. Jahrhundert v. Chr. sowie bei dem Kirchenvater Augustin (354-430) bezeugten Regel der (eher zu einer gleichmäßigen Teilung fähige) Ältere teilen und der Jüngere (bei ungleichen Teilen den ihm günstiger erscheinenden Teil) wählen (→maior dividat, minor eligat). Die gesamthänderische Gestal­tung wird 1896/1900 auch in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches aufgenommen, das allerdings die Verfügung jedes Miterben über seinen gesamten Erbteil zulässt.

Lit.: Kaser § 73; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Roth, D., Die Erbauseinandersetzungsklage, 2016

Erbbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 16. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1434 [DresdUB. 159 und 1449 FreibergUB. II 123] in 2 Stellen mit verschiedenen Bedeutungen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) erblicher Bau

Erbbaurecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1629 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Erbbau 1434) ist das veräußerliche und vererbliche Recht, auf oder unter fremdem Grund und Boden ein Bauwerk zu haben. Ihm entspricht sachlich in dem römischen Recht schon früh die Bürgern vererblich, aber zunächst wohl nicht veräußerlich erteilte Befugnis, auf städtisch­em Boden gegen Bezahlung eines Bodenzinses (lat. [N.] vectigal) ein Gebäude zu haben. Um die Zeitenwende tritt zu diesem als Pacht verstandenen Verhältnis das Recht hinzu, auf einem privaten Grundstück ein Gebäude (lat. [F.] →superficies) zu haben. Justinian erfasst dieses veräußerlich, vererblich und belastbar gestaltete Recht teils als Recht eigener Art, teils als Servitut und teils als Emphyteuse (Erbpacht). In dem Mittelalter entsteht unabhängig hiervon die →Erbleihe städtischer Grundstücke, die dem Beliehenen gegen jährlichen Zins ein vererbliches, unveräußerliches Recht an einem Grundstück gewährt, das jedoch allmählich zu →Eigentum erstarkt. Danach wird das römische Recht der superficies aufgenommen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) und ausführlicher die insofern das Gesetz ersetzende Verordnung über das Erbbaurecht (15. 1. 1919) schaffen ein besonderes veräußerliches und vererbliches, grundsätzlich grundstücks­gleich bestehen­des Nutzungsrecht auf Errichtung, Besitz und Benutzung eines Bauwerks an dem Grundstück, wobei ein Erbbauzins nicht unbedingt erforderlich ist. Der Erbbauberechtigte ist regelmäßig Eigen­tümer des einen wesentlichen Bestandteil des Erbbaurechts bildenden Gebäudes (auf dem ihm nicht gehörenden Grundstück). Das Erbbaurecht darf sich nicht auf einen Gebäudeteil beschränken. Die tatsächliche Bedeutung des Erbbaurechts ist gering. Österreich folgt der Regelung des Deutschen Reiches durch das Baurechtsgesetz von 1912, die Schweiz in dem Zivilgesetzbuch von 1907/1911. Die Deutsche Demokratische Republik kennt ein ver­gleichbares Recht in dem 1975 erlassenen und 1990 aufgehobenen Zivil­gesetzbuch.

Lit.: Kaser § 30 II; Hübner; Köbler, DRG 41, 61, 240; Schiwek, D., Das Erbbaurecht, Diss. jur. Kiel 1969; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbbaurechtsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 2013) die Erbbaurechtsvoerordung von 1919 ab 1. 10. 2013 inhaltsgleich ablösendes Gesetz

Erbbaurechtsverordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1919, F.) Verordnung über das Erbbaurecht von dem 15. 1. 1919, durch Gesetz von dem 1. 10. 2013 mit gleichem Inhalt in Erbbaurechtsgesetz umbenannt, →Erbbaurecht

Erbe (M., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 60, 168, II 513, III 67, 176] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische bereits für das Indoger­ma­nische zu erschließen) ist der Ver­mögensnachfolger des Erblassers. Erben sind in den ältesten Zeiten die Kinder des Erblassers, die wohl tatsächlich meist das mit dem Tode des bisher Berechtigten eigentümerlos gewordene Gut ohne weiteres in ihrer Gewalt haben. In dem ältesten römischen Recht treten mit dem Tod des Familienvaters seine Hauskinder und seine gewaltunter­worfene Ehefrau, die mit dem Tode des Familienvaters gewaltfrei werden, als Rechtsgemeinschaft (lat. [N.] →consortium) der (lat.) →sui heredes (M.Pl.) an seine Stelle. Fehlen Hauserben, gelangt das Gut an die Agnaten (beispielsweise Geschwister des Erblassers, Geschwister des Vaters des Erblassers u. s. w.) oder hilfsweise auch an die Gentilen als sog. Außenerben ([lat.] extranei heredes). Möglich sind aber Abschichtung und Abänderung durch ein Testament. Erbe (lat. [M.] →heres) ist dabei nur der Erbe nach dem Recht der römischen Bürger (lat. ius [N.] civile), dessen Berufung auf Gesetzen, Senatuskonsulten oder auf dem von dem Kaiser geschaffenen Recht beruht. Deswegen kann der Prätor auch keinen Erben schaffen, sondern nur den Güterbesitz (lat. bonorum possessio [F.]) bestimmter Menschen wie den eines Erben schützen (bonitarisches Erbrecht). Justinian beseitigt die Unterscheidung zwischen zivilem Erbrecht und bonitarischem Erbrecht, stellt Männer und Frauen sowie Hauskinder und emanzipierte Abkömmlinge gleich und schließt die Agnaten 543/548 als solche von der Erbfolge aus. Er bildet vier neue Erbklassen (Abkömmlinge [wobei die Kinder nach Stämmen teilen], dann Eltern [Trennung in väterlichen Stamm und mütterlichen Stamm], Vorfahren und vollbürtige Geschwister, dann halbbürtige Geschwister und Kinder, und schließlich übrige Seiten­verwandte), von denen jede frühere jede spätere verdrängt. Die christliche Kirche fordert vielleicht aus heidnischen Kult­bräuchen und philosophischen Gerechtig­keitsvorstel­lungen heraus für sich allmählich einen Anteil an jedem Erbe (→Freiteil). Bei den Germanen geht das einem Hausvater (während seines Lebens als Verwalter für die Familie oder den Verwandtschaftsverband) besonders zuste­hende Gut mit seinem Tode auf seine Kinder über, Grund und Boden vielleicht nur auf die Söhne. Mehreren gehört es bis zu einer Aufteilung gemeinschaftlich. Fehlen Kinder, so gelangt das Gut, da der Vater des Verstorbenen meist (tatsächlich) vorverstorben ist, als Erbe an Brüder, sonst Onkel u. s. w. Stirbt die Frau, so fällt das von ihr möglicherweise mitgebrachte wie das ihr gegebenenfalls von dem Mann zugewandte Gut an die Kinder, bei deren Fehlen aber an den (ursprünglich) Berechtigten ihrer väterlichen Familie zurück. Auch in dem Frühmittelalter haben Möglichkeiten zu der Veränderung dieser Regeln noch keine wirkliche Bedeutung. Erst in dem Hochmittelalter wird das →Testament aus dem römischen Recht aufgenommen. Seitdem stehen neben den gesetzlichen Erben (Verwandten) die gewillkürten Erben. Die Erbfolge ist in den Einzelheiten von Recht zu Recht unterschiedlich. An vielen Stellen dringt die justinianische Ordnung allmählich ein. In dem 18. Jahrhundert wird hieraus das →Pa­rentelensystem entwickelt (Joachim Georg Darjes 1714-1791). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbessert sich die rechtliche Stellung der Ehegatten (Bundesrepublik Deutschland 1957). Das nichteheliche Kind erhält in der Bundesrepublik Deutschland 1969 ein Erbrecht oder zumindest einen Erb­ersatzanspruch, 1998 wird es anderen Kindern gleichgestellt. Auch in Österreich werden die rechtlichen Unterschiede zwischen ehelichen und unehelichen Kindern beseitigt.

Lit.: Kaser § 65; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 15, 23, 37, 59, 73, 88, 116, 122, 162, 210, 239, 268; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Ebel, W., Über die Formel „für mich und meine Erben“, ZRG GA 84 (1967), 236; Signori, G., Vorsorgen – Vererben – Erinnern. Kinder- und familienlose Erblasser in der städtischen Gesellschaft des Spätmittelalters, 2001; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbe (N., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 780 bezeugt – 8.? Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 148, III 253] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische bereits für das Indo­ger­manische zu erschließen, N., lat. [F.] hereditas) ist der Nachlass eines verstorbenen Menschen. Er umfasst anfangs nur Werte (Vermögen), später auch Schulden. Manche Gegenstände können dabei zeitweise einer →Sondererbfolge unterfallen (beispielsweise Gerade, Heergewäte, Erbhof, Gesellschaftsanteil).

Lit.: Kaser § 65 I; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Erbe – Übertragungskonzepte zwischen Natur und Kultur, hg. v. Willer, S. u. a., 2013; Krupa, M., Blutige Hand nimmt kein Erbe – Eine rechtshistorische und vergleichende Studie zum Rezeptionsweg der römischen indignitas in den französischen, österreichischen und deutschen Privatrechtskodifikationen, 2019

Erbebuch, Erbbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Erbbuch – und in DW2 1270 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 4 erue bock] in 19 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google (Erbbuch) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Art des Amtsbuchs seit dem 16. Jahrhundert bzw. eine Art des Stadtbuchs seit dem 13. Jahrhundert.

Lit.: Homeyer, G., Die Stadtbücher des Mittelalters, 1860; Die Erbebücher der Stadt Riga 1384-1579, bearb. v. Napiersky, J., 1888; Thieme, A., Die kursächsischen Amtsbücher, (in) Familie und Geschichte 6/16 (2007), 1ff.

Erbeinsetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als Lehnübersetzung 1538 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [NÖLTfl. III 9 § 3] in 9 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die besondere Be­stimmung (Einsetzung) zu dem Erben durch einen anderen Menschen. Sachlich vielleicht schon in dem altrömischen Recht ist die Erbeinsetzung (lat. heredis institutio [F.]) das Kernstück jeden (römischen) Testaments. Jedes Testament muss eine Erbeinsetzung enthalten, die (bis zu Kaiser Konstantin [306-337]) an dem Anfang stehen muss (lat. beispielsweise Titius heres esto, Titius soll Erbe sein). Die Erbeinsetzung schafft entweder einen einzigen Erben oder lautet auf einen Bruchteil der Erbschaft. In dem mittelalterlichen Recht gibt es eine besondere Erbeinsetzung des Enkels an dem Grabe oder an der Bahre eines vorverstorbenen Kindes, die ein fehlendes →Eintrittsrecht ersetzt. In der Neuzeit übernehmen (lat. [M.]) Codex Maximilianeus Bavaricus civilis (1756), Allgemeines Landrecht Preußens (1794) und Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811) die Notwendigkeit der Erbeinsetzung in dem Testament, während Code civil Frank­reichs (1804), Bürgerliches Gesetzbuch Sach­sens (1863), Bürgerliches Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) und Zivil­gesetzbuch der Schweiz (1907/1911) hierauf verzichten.

Lit.: Kaser § 68; Köbler, DRG 23, 38; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

erben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1165 [KölnSchrUrk. I 230] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Erbe (M.) werden, Erbe (N.) erlangen

Erbengemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (!) und in DW2 1908 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, ausgenommen erbgemeinschaft 1396 MemmingenStR. 305- – aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1900,) ist die in dem Falle mehrerer Erben (Miterben) entstehende Gemeinschaft (lat. [N.] →consortium [ercto non cito]). Sie ist in dem klassischen römischen Recht sowie in dem neuzeitlich aufgenommenen römischen Recht Bruchteilsgemeinschaft, bei der Forderungen und Verbindlichkeiten anteilmäßig geteilt sind (beispielsweise § 555 ABGB Österreichs 1811), sonst seit dem 19. Jahrhundert meist Gesamt­handsgemeinschaft (BGB des Deutschen Reiches 1896/1900 §§ 2032ff., ZGB Schweiz 1907/1911, ähnlich Allgemeines Landrecht Preußens 1794). Sie endet durch →Erbauseinandersetzung. Vorempfänge sind meist rechnerisch auszugleichen.

Lit.: Kaser § 73; Söllner § 8; Hübner 749ff.; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 23, 122, 162, 207; Lange, H., Lehrbuch des Erbrechts, 1962, 5. A. 2001; Jäkel, H., Die Rechtsfähigkeit der Erbengemeinschaft und ihre Beteiligungsfähigkeit an Personengesell­schaf­ten, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Greil-Lidl, S., Die Verfügungsverwaltung in der Erbengemeinschaft, 2014; Schmidt, C., Von der Rechtsfähigkeit der Erbengemeinschaft, 2015

Erbenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1898, F.) ist die Haftung des Erben für Schulden des Erblassers (und der Erbschaft). Wohl schon das römische →Zwölftafelgesetz (451/450 v. Chr.) lässt die Haftung für Schulden des Erblassers auf den übergehen, der die Rechte des Erblassers erwirbt. Teilbare Schulden zerfallen mit der Erbfolge von selbst nach dem Verhältnis der Erbteile in selb­ständige Schulden. Der Erbe haftet unbeschränkt. Er muss also notfalls auch sein vor dem Erbfall bestehendes Vermögen zu der Tilgung der ererbten Schuld verwenden. Er kann sich aber als Hauserbe der Erbschaft enthalten oder als Außenerbe die Erbschaft ausschlagen. Dagegen können sich die Nachlassgläubiger gegen die Nachteile, die ihnen aus der Überschuldung des Erben drohen, durch Verlangen einer Sicher­heitsleistung oder durch eine Scheidung von dem Nachlass und Erbenvermögen (lat. separatio [F.] bonorum) schützen. Justinian (527-565) gewährt dem Erben die Wohltat des →Inventars (lat. →beneficium [N.] inventarii), wonach der Erbe durch die Errichtung eines Verzeichnisses der Erbschaftsgegen­stän­de die Haftung für Schulden des Erblassers auf die Gegenstände der Erbschaft beschränken kann (Haftung cum viribus hereditatis, Haftung nur mit den Mitteln der Erbschaft). In dem deutschen Recht haftet für Schulden des Erblassers noch in dem →Sachsenspiegel nur die Fahrnis des Nachlasses, wobei bestimmte Schulden (beispielsweise aus Raub, Diebstahl, Spiel) überhaupt ausgenommen sind. Später ist für alle Schulden und mit dem ganzen Nachlass einzustehen. In der Neuzeit wird die justinianische Rechtswohltat des Inventars übernommen. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) geht von der beschränkten Haftung des Erben aus, verwandelt diese aber in eine unbeschränkte Haftung, wenn der Erbe nicht fristgerecht ein Inventar errichtet. Das Bürgerliche Gesetzbuch Sachsens (1863) sieht beschränkte Haftung vor. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des deutschen Reiches (1896/1900) ist die Haftung des Erben unbeschränkt, aber auf den Wert des Nachlasses beschränkbar (Haftung pro viribus hereditatis, Haftung mit dem Wert der Mittel der Erbschaft, Nachlassverwaltung, Nachlass­konkurs, Inventarerrichtung).

Lit.: Kaser § 74; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Lewis, W., Die Succession des Erben, 1864; Freytagh-Loringhoven, A. v., Die Schuldenhaftung der Erben nach den livländischen Rechtsbüchern, ZRG GA 27 (1906), 92; Freytagh-Loringhoven, A. v., Beispruchsrecht und Erbenhaftung, ZRG GA 28 (1907), 69; Enneper, C., Die Reform der Erbenhaftung im Erbrechtsausschuss, 1993; Peer, R., Die Vorschläge der Akademie für Deutsches Recht, Diss. jur. Mannheim 1995; Muscheler, K., Die Haftung der Erben im preußischen ALR, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbenlaub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 5] in 16 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, Femininum Erbenlaube DW2 8,1588, 8 um 1280, N.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht (beispielsweise →Sachsenspiegel 1221-1224) die (aus der Gebundenheit des Familienguts erwachsende Notwendigkeit der) Zustimmung (Erlaubnis) des (zu der Zeit einer Verfügung) nächsten Erben zu einer Verfügung des (künftigen) Erblassers über ein Grundstück. Damit gibt der Erbe seine Erbaussicht auf Erbgut (in Gegensatz zu Kaufgut) auf. Fehlt das Erbenlaub, ist das Geschäft zwischen Erblasser und Dritten gegenüber dem Erben unwirksam. Dieser kann es angreifen und das veräußerte Gut teils ohne Gegenleistung, teils gegen Erstattung des Kaufpreises (→Erbenlosung) verlangen. Der unmündige Erbe hat diese Rechte bis zu einer bestimmten Frist nach Erreichen der Mündigkeit. Zuerst in den Städten, dann auch allgemeiner schwindet das Erbenlaub, wird aber teilweise als Vorkaufsrecht fortgeführt.

Lit.: Heusler, A., Deutsches Privatrecht, Bd. 2 1886, 54; Partsch, G., Das Mitwirkungsrecht der Familienge­meinschaft im älteren Walliser Recht, 1955

Erbenlosung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die Befugnis eines Erben, ein ohne seine Zustimmung abgeschlossenes Verfügungsge­schäft über ein Grundstück des Erblassers gegen Erstattung des Kaufpreises an den Erwerber rückgängig zu machen.

Lit.: Hübner 428; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853

Erbenwartrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Anrecht (Wartrecht) des nächsten künftigen Erben (beispielsweise der Söhne) auf das Vermögen eines künftigen Erblassers. Es ist eine Art Anwartschaft auf die zunächst nur in Aussicht stehende Erbschaft. Es beruht auf der Familiengebundenheit des Hausguts. Es wirkt sich (allmählich nur noch) in dem →Erbenlaub und der →Erbenlosung bzw. dem ausgleichsfreien Herausgabeanspruch (Revo­kationsrecht) aus. In der frühen Neuzeit wird es durch den Grundsatz der Testierfreiheit verdrängt.

Lit.: Hübner 328; Köbler, DRG 124; Schröder, R., Zur Geschichte des Warterechts der Erben, ZRG 9 (1870), 410; Adler, S., Über das Erbenwartrecht nach den ältesten bairischen Rechtsquellen, 1891; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, Bd. 2 1931, 217

erbfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1555 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [WürtLR. 1555 S. 314] in 4 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) fähig Erbe (M.) zu sein, erbberechtigt

Erbfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 1783 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1783 [Basel] in 1 Stelle, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv erbfähig 1555) ist die Fähigkeit Erbe zu sein.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1421 [EidgAbsch,. II 722] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der für die Zuordnung vermögenswerter Rechte und Pflichten zu Rechtsträgern bedeutsame Tod eines Men­schen.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1365 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1655 [GraubdnRQ. I 308] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Erbfolgeordnung 1729, Erbfolger 1395) ist der Übergang des Ver­mögens des Erblassers auf den Erben. Für die Erbfolge entwickeln sich sachlich bereits früh vor allem in der Hinsicht Regeln, wer der →Erbe (oder die gemeinschaftlichen Erben) innerhalb der Gesamtheit (der Menschen beziehungsweise) der Verwandtschaft des Erblassers ist (oder sind). Dabei unterscheidet das römische Recht zunächst zwischen von selbst erbenden Hauserben (lat. →sui heredes [M.Pl.) und nach besonderer Annahme erbenden Außenerben (lat. heredes extranei) und legt danach eine genauere Reihenfolge fest, die in der justinianischen Novelle 118 zu den vier einander sukzessive ausschließenden Klassen der Abkömmlinge (1), der Eltern und sonstigen Vorfahren sowie der vollbürtigen Geschwister (2), der halbbürtigen Geschwister und ihrer Kinder (3) und aller übrigen Seitenverwandten (4) führt. Das germanische Recht trennt zwischen Haus­gemeinschaft und der (ansatzweise in Familienschaften gegliederten übrigen) Ver­wandtschaft. Der Sachsenspiegel (Landrecht I 3 § 3 [1221-1224]) verwendet hierfür das Bild des menschlichen Körpers, bei dem der Erblasser durch den Kopf, die Kinder, Eltern und Geschwister durch den Hals, die Enkel, Großeltern, Eltern­ge­schwister und Ge­schwisterkinder durch die Schulter, die Urenkel, Urgroßeltern, Groß­el­terngeschwis­ter, Elterngeschwisterkinder und Geschwis­terenkel durch die Ellenbeuge, die Ururenkel, Ururgroßeltern, Urgroßelterngeschwister, Groß­­elterngeschwister­kin­der, Elterngeschwis­ter­en­kel und Geschwister­ur­enkel durch das Handgelenk und so weiter versinn­bildlicht werden und ausgenommen die Angehörigen des ersten Gliedes die gleich nah Geborenen zu gleichen Teilen erben. Ansonsten sind die Ordnungen der Erbfolge in den Einzelheiten landschaftlich und örtlich sehr unterschiedlich. Allgemein wird ein →Eintrittsrecht der Enkel bei Vorversterben des betreffenden Kindes des Erblasses zunehmend bejaht und die Schlechterstellung der Frau ver­ringert. In der Neuzeit dringen verschiedene Gedanken des römischen Rechtes in das deutsche Recht ein. Joachim Georg Darjes entwickelt (1740) das geometrisierende System von Parentelen (Familienschaften). Das Erbfolgepatent Kaiser Josphs II. von dem 11. 5. 1786 legt eine einheitliche Intestaterbfolge für die öster­reichischen Erbländer nach dem Parentel­system fest, wobei bei Fehlen eines Verwandten der (6) Parentelen der Ehegatte erbt. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) verbindet die Erbfolge nach Stämmen mit dem Eintrittsrecht der Abkömmlinge (II 2 §§ 348ff.). Der Code civil (1804) unterscheidet Deszendenten, Aszendenten und Seitenver­wandte (Art. 731ff.), so dass den Deszendenten die Eltern und Geschwister mit sämtlichen Abkömmlingen folgen. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) wendet das Paren­telensystem durchgehend an (§§ 730ff., Abkömmlinge, Eltern und deren Abkömm­linge, Großeltern und deren Abkömmlinge, Urgroßeltern) und knüpft den Erbgang an die gerichtliche Einantwortung in den Nachlass. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deut­schen Reiches (1896/1900) geht die gewillkürte Erbfolge der gesetzlichen Erbfolge vor und werden (jeweils außer dem Ehegatten) fünf Ordnungen von gesetz­lichen Erben nach einem →Parentelensystem unterschieden (Abkömm­linge, Eltern und deren Ab­kömmlinge, Großeltern und deren Abkömm­linge und so weiter). Fehlen Verwandte und Ehegatte, so erbt der →Fiskus als gesetzlicher Erbe. Zusätzliche Beson­derheiten gelten für die Erbfolge in die Stellung eines Monarchen.

Lit.: Kaser § 66; Hübner 752; Danz, W., Versuch einer Entwicklung der gemeinrechtlichen Erbfolgeart in Lehen, 1793; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Wasserschleben, H., Das Prinzip der Successionsordnung nach deutschem und insbesondere sächsischem Rechte, 1860; Stobbe, O., Die Erbfolgeordnung nach den Magdeburger Schöffensprüchen, 1865; Brunner, H., Das anglonormannische Erbfolgesystem, 1869; Wasser­schleben, H., Das Prinzip der Erbenfolge, 1870; Schanz, F., Das Erbfolgeprinzip des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts, 1883; Gál, A., Der Ausschluss der Aszendenten von der Erbfolge und das Fallrecht, 1904; Freytagh-Loringhoven, A. Frhr. v., Der Sukzessionsmodus des deutschen Erbrechts, 1908; Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preußen, hg. v. Sering, M., Bd. 7 1908; Fritz, M., Die gesetzliche Verwandtenerbfolge des älteren schwedischen Rechts, ZRG GA 36 (1915), 137; Kühn, O., Die kaiserliche Konstitution von 1529 über die Erbfolge der Geschwisterkinder und Ulrich Zasius, ZRG GA 78 (1961), 310; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge und das Pflichtteilsrecht, 1970; Mertens, H., Überlegungen zur Herkunft des Parentelensystems, ZRG GA 90 (1973), 149ff.; Diestelkamp, B., Das Verhältnis von Gesetz und Gewohnheitsrecht im 16. Jahrhundert, (in) FS H. Thieme 1977, 1; Kroeschell, K., Söhne und Töchter im germanischen Erbrecht, Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 87; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Buchholz, S., Erbfolge und Wiederverheiratung, 1986; Olzen, D., Vorweggenommene Erbfolge, 1988; Meuten, L., Die Erbfolgeordnung des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts, 2000; Hartmann, P., Das Recht der vertraglichen Erbfolgeregelung in der neueren Privatrechtsgeschichte, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbfolgekrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1786 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus Anlass eines Streites um die →Erbfolge in einem Erbfall entstehende Krieg (beispielsweise bayerischer Erbfolgekrieg, schle­sischer Erbfolgekrieg, spanischer Erbfolgekrieg). Er endet vielfach mit einer (in den Einzelfällen durchaus unterschiedlichen einvernehmlichen) Güteraufteilung.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon

Erbfolgeordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1729 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des ALtertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ordnung der Erbfolge

Erbfolgepatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das die Erbfolge ordnende Patent wie beispielsweise das Patent Josephs II. von dem 11. 5. 1786, mit dem eine einheitliche gesetzliche Erbfolge für die österreichischen Erbländer festgesetzt wird (6 Parentelen, subsidiäres Erbrecht des Ehegatten, der bis zu der Wiederverheiratung außerdem ein Frucht­genussrecht an einem Viertel des Nachlasses erhält).

Erbfolger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1395 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1395 [InvNichtstaatlArchWestf I 538] in 8 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Erbe (M.)

Erbgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1227 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem deutschen Mittelalter das durch Erbfolge erworbene Gut in Gegensatz zu dem durch Kauf erlangten Gut (Kaufgut). Für das Erbgut gelten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedentlich besondere Regeln (beispielsweise →Erbenwartrecht).

Lit.: Hübner 747; Kroeschell, DRG 1f.

Erbhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1316 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [HHildeshUB. IV 166] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der durch lange →Erbfolge in dem Eigentum einer Familie stehende bäuerliche Hof. In dem unter der nationalsozialistischen Herrschaft Adolf Hitlers stehenden Deutschen Reich (1933-1945) wird für den Eigentümer des von dem →Reichserbhofgesetz (von dem 29. 9. 1933, aufgehoben durch Art. I 1 Kontrollratsgesetz Nr. 45 zu dem 23. 4. 1947) erfassten Erbhofs (fünfunddreißig Prozent der Höfe) (sog. Bauer in Gegensatz zu den sonstigen Landwirten) die →Testierfreiheit des Erblassers zu Gunsten gesetzlicher Erben einge­schränkt.

Lit.: Köbler, DRG 239; Weitzel, J., Sonderprivatrecht aus konkretem Ordnungsdenken, (in) ZNR 1992, 55ff.; Buchenroth, A., Die Heimatzuflucht, 2004

Erbhuldigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1356 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1356 [MWittelsb. II 449] in 17 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist (vor allem in den österreichischen Erbländern) der besondere Akt der →Huldigung (der Landleute gegenüber dem Landesherrn), der in Niederösterreich auf das Jahr 1282, in der Steiermark auf das Jahr 1186 und in Kärnten auf die Herzogseinsetzung auf dem Herzogsstuhl bei Maria Saal zurückgeführt wird.

Lit.: Puntschart, P., Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten, 1899; Holenstein, A., Die Huldigung der Untertanen, 1991; Brademann, J., Autonomie und Herrschaft, 2006

Erblande (Erbland Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1120 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [MZoll. III 233] in 25 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) sind (als Mehrzahl) grundsätzlich die (seit alters) ererbten Länder gegenüber neueren Ländern. Zu den nach anderen älteren Zusam­menfassung von 1336 oder 1364 seit dem 15. Jahrhundert so bezeichneten, sich in dem Lauf der Zeit wandelnden österreichischen Erb­landen oder Erbländern zählen zunächst die Stammlande Habsburgs in der Schweiz und in Schwaben (1380 obere lande, 1480 vordere Lande, 16. Jahrhundert Vorderösterreich), das als Lehen König Rudolfs von Habsburg nach der Tötung Ottokars von Böhmen an die eigenen Söhne vergebene Herzog­tum Öster­reich einschließlich vor allem der Steiermark (1282), Kärntens (1335, mit Krain) und Tirols (1363) sowie der Markgrafschaft Istrien und der windischen Mark (1374), Triests (1382) der Grafschaft Görz und der Herrschaft Gradiska (1500). Später kommen Burgund (selten) sowie Böhmen (und Ungarn selten) hinzu. Schließlich werden unter dem Begriff der Erblande alle österreichischen Gebiete einschließlich Böhmens von Ungarn, Galizien und den italienischen Ländern geschieden. Um 1800 erstrecken sich die deutschen Erblande der Habsburger auch auf Galizien, Bukowina, Dalmatien und Lombardo-Venetien. Der eher privatrecht­lichen Vorstellung der Erblande entspricht dann (1848) die öffentlichrechtliche Vorstellung der Kronländer, innerhalb deren zwischen öster­reichischen Kronländern (mit Galizien) und ungarischen Kronländern getrennt wird. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden österreichische Erblande und Länder der ungarischen Krone gegenübergestellt, aller­dings stark abnehmend, da die öster­reichischen Erblande bald nichtamtlich und ab 1915 auch amtlich einfacher als Österreich bezeichnet werden.

Lit.: Baltl/Kocher; Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 1956, 65, 267, 275; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Brauneder, W., Die Habsburgermonarchie als zusammengesetzter Staat, (in) Zusammengesetzte Staatlichkeit, hg. v. Becker, H., 2006, 197ff.

Erblasser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1420 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [TirolLO. 1573 III 19 al. 2] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch, der bei seinem Tode ein Vermögen als sein Erbe (N.) (hinter)lässt.

Lit.: Immel, G., Die höchstpersönliche Willens­entscheidung des Erblassers, 1965; Tschäppeler, H., Die Testierfreiheit, 1983; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [SolmsLR. 13] in 6 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen und neuzeitlichen deutschen Recht die erbliche, vielfach veräußerbare, meist entgeltliche →Leihe von Grund­stücken. Sie entspricht in vielen Zügen der spätrömischen Emphyteuse (Erbpacht) und der Bittleihe (Prekarie). Sie entwickelt sich sowohl in der mittelalterlichen Stadt wie in der ländlichen Grundherrschaft. In der Stadt wird aus dem erblichen Zins allmählich eine privatrechtliche →Reallast an Eigentum. Auf dem Land treten zu dem privatrechtlichen Verhältnis die öffentlich­rechtlichen Elemente der Herrschaft des Grundherrn über den Hintersassen hinzu. Die Erbleihe endet hier mit der Beseitigung der →Grundherrschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts, weshalb sie in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) und des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) nicht mehr enthalten ist.

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125; Gobbers, J., Die Erbleihe und ihr Verhältnis zum Rentenkauf, ZRG GA 4 (1883), 130; Schwind, E. v., Zur Entstehungsgeschichte der freien Erbleihen, 1891, Neudruck 1973; Rietschel, S., Die Entstehung der freien Erbleihe, ZRG GA 22 (1901), 181; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der freien bäuerlichen Erbleihe Deutschtirols im Mittelalter, 1903; Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich, 1906; Schreiber, O., Die Geschichte der Erbleihe in der Stadt Straßburg im Elsass, 1909; Hallermann, H., Die Erbleihe an Grundstücken in den westfälischen Städten bis 1500, 1925; Beer, K., Beiträge zur Geschichte der Erbleihe in elsässischen Städten, 1933; Fischer, K., Die Erbleihe in Köln, 1939

Erbmonarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1620 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch das Erbrecht einer Dynastie auf die (staatliche) Herrschaft gekennzeichnete Monarchie. Das Heilige römische Reich schwankt zwischen Erbrecht und Wahl, wobei der Versuch eines Erbreichsplans Heinrichs VI. in dem deutschen Reich 1196 scheitert. Tatsächlich kommen aber die Könige und Kaiser des Reiches seit (1273 überwiegend beziehungsweise) 1438 mit nur wenigen kurzen Ausnahmen fast durchweg aus der Familie der Habsburger bzw. dem Hause →Habsburg. In den Ländern setzt sich demgegenüber das Prinzip der Erblichkeit der Herrschaft durch, bis es an dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 beseitigt wird.

Lit.: Köbler, DRG 95; Perels, E., Der Erbreichsplan Heinrichs VI., 1927; Wallner, M., Zwischen Königsabsetzung und Erbreichsplan, 2004

Erbpacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1299 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [MagdebLiebFrauUB. 149] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., beispielsweise § 1122 ABGB, vgl. § 1123 ABGB Erbzinsrecht, ab 1848 leerlaufend) erbliche Pacht →emphyteusis

Lit.: Brunner, H., Die Erbpacht der Formel­samm­lungen, ZRG GA 5 (1884), 69; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1062 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1234 [DOrdHessenUB. I nr. 38] in 61 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der Rechtssätze, die das →Erbe betreffen, subjektiv die in dem Erbfall entstehende Berechtigung des Erben an dem Nachlass. Es ist sachlich von den erkennbaren Anfängen des Rechtes an ein wichtiger Bestandteil (des Privatrechts, lat. ius [N.] hereditarium). Kennzeichnend ist zunächst die vorgegebene (gesetzliche) →Erbfolge (der Verwandten nach verwandtschaftlicher Nähe zu dem Erb­lasser unter teilweiser Bevorzugung von Männern), die schon in dem altrömischen Recht und danach erneut spätestens in dem hochmittelalterlichen Recht um die Möglichkeit ergänzt wird, die gesetzliche Erbfolge gewillkürt abzuändern (gewillkürte Erbfolge, →Erbvertrag, →Tes­tament). Allmählich erlangt auch der Ehegatte des Erblassers ein Erbrecht. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird das Erbrecht zunehmend durch die →Erbschaftsteuer (Deutsches Reich 1906/1911) beeinflusst, indem die den Staat beherrschenden Politiker und Parteien zwecks Sicherung ihrer Gunst der Wähler verheißenden Verteilungsmasse die vererbten Vermögen der wehrlosen Erblasser durch Besteuerung an sich zu ziehen versuchen.

Lit.: Kaser §§ 65ff.; Söllner §§ 8, 12, 18; Hübner 734; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 15, 23, 37, 162, 206, 210; Baltl/Kocher; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Zachariä von Lingenthal, K., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892, Neudruck 1955, 133; Brunner, H., Der Totenteil in germanischen Rechten, ZRG GA 19 (1898), 107; Brunner, H., Kritische Bemerkungen zur Geschichte des germanischen Weibererbrechts, ZRG GA 21 (1900), 1; Dultzig, E. v., Das deutsche Grunderbrecht, 1899; Escher, A., Der Einfluss des Ge­schlechts­unterschiedes, 1899; Schultze, A., Der Einfluss der Kirche auf die Entwicklung des germanischen Erbrechts, ZRG GA 35 (1914), 75; Ferrari, G., Ricerche sul diritto ereditario, 1914; Fischel, A. v., Erbrecht und Heimfall auf den Grund­herrschaften Böhmens und Mährens, (in) Archiv für österreichische Geschichte 106 (1915); Schultze, A., Augustin und der Seelteil des germanischen Erbrechts, 1928; Meyer, H., „Ligurisches Erbrecht“, ZRG GA 50 (1930), 354; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Hegglin, G., Das gesetzliche Erbrecht der Rechtsquellen Unterwaldens, Diss. jur. Bern 1930; Bruck, E., Kirchenväter und soziales Erbrecht, 1956; Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich, 1957; Rüdin-Bader, S., Die erbrechtliche Stellung der Stiefkinder und Halbgeschwister nach den zürcherischen Rechtsquellen, 1959; Besta, E., Le successioni, 2. A. 1961; Sheehan, M., The Will in Medieval England, 1963; Eisenmann, H., Konstanzer Institutionen des Familien- und Erbrechts, 1964; Arnold, J., Das Erbrecht der Reichsstadt Esslingen, 1965; Bart, J., Recherche sur l’histoire des successions, 1966; Ebel, W., Über die Formel „für mich und meine Erben“ in mittelalterlichen Schuldurkunden, ZRG GA 84 (1967), 236ff.; Hess, R., Familien- und Erbrecht im württembergischen Landrecht von 1555, 1968; Fedynskyj, J., Rechtstatsachen auf dem Gebiete des Erbrechts im Gerichtsbezirk Innsbruck 1937 bis 1941, 1968; Vismara, G., Famiglia e successioni nella storia del diritto, 1970; Hafström, G., Den svenska familjerättens historia, 1970; Bley, H., Das Erbrecht nach den Urteilen des Ingelheimer und Neustadter Oberhofs, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977; Schröder, R., Abschaffung oder Reform des Erbrechts, 1981; Müller-Eiselt, K., Divus Pius constituit, Diss. jur. Freiburg 1982; Kroeschell, K., Söhne und Töchter im germanischen Erbrecht, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 87; Hattenhauer, H., Zur Dogmengeschichte des Erbrechts, (in) Jura 1983, 9, 68; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Udina Abelló, A., La successió testado, 1984; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., Erbrecht, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Zur Geschichte des Familien- und Erbrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Waibel, T., Erbrecht und Familie, 1988; Kasten, B., Erbrechtliche Verfügungen des 8. und 9. Jahrhunderts, ZRG GA 107 (1990), 236; Baker, H., An Introduction to English Legal History, 4. A. 2002; Das Familien- und Erbrecht unter dem Nationalsozialismus, hg. v. Schubert, W., 1993; Andres, I., Der Erbrechtsentwurf von Friedrich Mommsen, 1996; Wacker, G., Der Erbrechtsausschuss der Akademie für Deutsches Recht, 1997; Bühler, T., Die Methoden der Rezeption des römisch-gemeinen Rechts in die Erbrechte der Schweiz, ZRG GA 120 (2003); Signori, G., Vorsorgen – Vererben – Erinnern, 2001; Heusen, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002; Beckert, J., Unverdientes Vermögen, 2004; Seif, U., Römisch-kanonisches Erbrecht in mittelalterlichen deutschen Rechtsauf­zeichnungen, ZRG GA 122 (2005), 88; Wesener, G., Ephemere Besonderheiten des spätrömischen Erbrechts, (in) FS Rolf Knütel, 2009, 1401; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Der Einfluss religiöser Vorstellungen auf die Entwicklung des Erbrechts, hg. v. Zimmermann, R., 2012; Deblauwe, R., Het Recht van Terugkeer of de Anomale Erfopvolging, 2014; Mertens, B., Die Erbfolgegesetzgebung der Reichstage, ZRG GA 133 (2016), 81; Noda, R., Zum Städelschen Beerbungsfall, ZRG GA 133 (2016), 365

Erbschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1205 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1203 [MBoica XII 93] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Erbschaftsbesitz 1863, Erbschaftsbesitzer 1794, Erbschaftsgegen­stand 1863, Erbschaftsklage 1687) ist das aus Rechten und Pflichten bestehende Vermögen des Erblassers, das bei seinem Tod als Ganzes auf eine(n) oder mehrere Menschen bzw. Personen übergeht. Lateinisch heißt die Erbschaft →hereditas (F.). Die Zugehörigkeit der Grundstücke, Rechte und Verpflichtungen zu der Erbschaft entwickelt sich anscheinend erst allmählich.

Lit.: Kaser §§ 65 I, 66 IV; Heuser, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002

Erbschaftsanfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 18. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Übergang der Rechte und Pflichten des Erblassers (Erbschaft) auf den Erben (in der Gesamtrechts­nachfolge). Er erfolgt beispielsweise bei den mit dem Tod des Hausvaters gewaltfrei werdenden römischen Hauserben (lat. sui heredes als necessarii heredes) grundsätzlich mit dem Tode des Erblassers, wobei eine Enthal­tungsmöglichkeit ([lat.] beneficium abstinen­di) besteht. Dagegen müssen in dem römischen Recht die Außenerben (Agnaten, Gentilen) einen besonderen Erwerbsakt (Erbschafts­antritt, lat. [F.] aditio hereditatis) vornehmen, so dass zwischen dem Tode des Erblassers und dem Erbschaftsantritt eine sog. ruhende Erbschaft (lat. hereditas [F.] iacens) vorliegt. Dieses Ruhen der Erbschaft wird in der Neuzeit in einigen Rechten (für alle Erben) übernommen. Daneben ist verschie­dentlich eine Einweisung in die Erbschaft durch das zuständige Gericht erforderlich (§ 797 ABGB Österreichs [1811], vorher Erbantritts­erklä­rung). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) und in dem schweizerischen Zivil­gesetzbuch (1907/1911) wird (unter der Möglichkeit der Ausschlagung) die Erbschaft unmittelbar erworben.

Lit.: Kaser § 71 II; Hübner 734; Köbler, DRG 210; Huber, E., System und Geschichte des schweizerischen Privatrechts, Bd. 4 1893, 541; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Fischer, H., Vonselbsterwerb und Antrittserwerb, 1996; Bielefeld, C., Die Entwicklung des Erbschaftserwerbs nach österreichischem Recht, 1997; Heuser, F., Der Erb­schaftserwerb im Spätmittelalter, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbschaftsanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1862 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist bereits in dem klassischen römischen Recht sachlich der eine (lat. actio in rem bildende) Klaganspruch des Erben (nach zivilem Recht) gegen den, der einen Vermögensvorteil aus der Erbschaft erlangt hat, auf Herausgabe (lat. hereditatis petitio [F.]), wobei ein gutgläubiger Besitzer nach dem →Senatusconsultum Iuventianum (129 n. Chr.) nur herauszugeben hat, worum er bereichert ist. Der Erbe nach prätorischem Recht (lat. bonorum possessor [M.]) kann die Herausgabe auf Grund eines (lat.) interdictum (N.) quorum bonorum verlangen. Der Erbschaftsanspruch wird in der frühen Neuzeit weitgehend übernommen (Erbschaftsklage).

Lit.: Köbler, DRG 37; Müller-Ehlen, M., Hereditatis petitio, 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbschaftsbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Besitz der Erbschaft

Erbschaftsbesitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 20. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1794) Besitzer der Erbschaft

Erbschaftsgegenstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 20. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Gegenstand der Erbschaft

Erbschaftskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1784 [PreußALR. I 11 § 447, ÖW. I 2 ohne Jahr] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Kauf einer Erbschaft.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbschaftsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [8,1632,25] 1699 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. 1687) Klage auf Herausgabe der Erbschaft

Erbschaftsschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – anders als Erbschaftsschuldner - und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 19. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen nur bei Maurenbrecher II 318 ohne Jahr 19. Jahrhundert in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem Erblasser oder aus dem Erbfallsvorgang herrührende Schuld. Für sie haftet der Erbe nach römischem Recht mit der von Justinian gewährten Rechtswohltat des →Inventars. In dem Hoch­mittelalter haftet noch in dem Sachsen­spiegel nur die Fahrnis des Nachlasses, wobei bestimmte Schulden (beispielsweise aus Raub, Diebstahl oder Spiel) überhaupt ausge­nommen sind. Später ist für alle Schulden und mit dem ganzen Nachlass einzustehen, doch wird aus dem römischen Recht die Rechtswohltat des Inventars aufgenommen. →Erbenhaftung

Lit.: Kaser § 74; Hübner; Köbler, DRG 59, 123

Erbschaftsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1775 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die den Übergang eines Vermögens durch →Erbfolge erfassende →Steuer. Ihr gehen bereits in dem Mittelalter Sterbefallsabgaben etwa an den Grundherrn (→Besthaupt, →Buteil) voraus. In dem (zweiten) Deutschen Reich wird (an dem 3. 6.) 1906/1911 eine Erbschaftsteuer eingeführt. Ihre Höhe wird gestaffelt und führt bei sehr großen Vermögen zu sehr beachtlichen Steuern. Sie werden auf der unentwegten Suche nach Einkünften (des Staates bzw. der auf der Suche nach Wählerstimmen Vermögen anderer umverteilenden Abgeordneten des Parlaments) zu Lasten anderer in dem Laufe der Zeit (beispielsweise 1997 bis 30%, 2008) noch erhöht.

Lit.: Köbler, DRG 210; Hübner, H., Erbschaft­steuer­reform 2009, 2009; Handbuch Erbschaftsteuer und Bewertung, 2010

Erbschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1896 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Preußen 1869, allgemein in dem Deutschen Reich 1896/1900, M.) ist das amtliche, von dem Nachlassgericht auf Antrag bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen auszustellende Zeugnis des Erben über sein Erbrecht und bei mehreren Erben auch über die Größe des jeweiligen Erbteils. Ein entsprechendes Zeugnis kennen bereits neuzeitliche Partikularrechte, die es allerdings auf den Fall der gesetzlichen →Erbfolge beschränken. Aus den Erbbescheinigungen in Mecklenburg und Neuvorpommern sowie seit 1869 (ganz) Preußen entwickelt sich der Erbschein des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900.

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 211; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Hirsch, M., Von der Erbbescheinigung des preußischen Rechts zum Erbschein des BGB, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbschulze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 17. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1410 [CDSiles. I 91] in 4 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der erbliche Leiter (Schulze) der bäuerlichen Gemeinde (und Beauftragte der Herrschaft) der mittelalterli­chen deut­schen Ostsiedlung von dem 12. bis zu dem 19. Jahrhundert. Der Erbschulze hat meist einen besonderen Erb­schulzenhof und oft auch weitere Vorrechte.

Lit.: Riedel, L., Über die Dorfschulzen, 1834; Schwineköper, B., Die mittelalterliche Dorfgemeinde in Elbostfalen, (in) Vorträge und Forschungen 8, 1964, Bd. 2 115

Erbteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 1172 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1115 [CDRhMos. I 184] in 46 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Anteil eines von mehreren Erben an dem Erbe, den sachlich bereits das römische Recht kennt.

Erbteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1334 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1334 (StendalUrt. 2] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufteilung eines Erbes unter mehreren Erben. Für sie kennt sachlich in einem Streitfall bereits das römische Recht Klagansprüche ([lat.] actio familiae erciscundae).

Lit.: Voltelini, H. v., Der Ältere teilt, der Jüngere wählt, ZRG GA 36 (1915), 478

Erbtochter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [1444 KärntLHdf. 21] in elf Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Tochter (evtl. auch eine weitere weibliche Verwandte) des letzten Mannes einer (adeligen) Familie. Über sie werden vielfach bedeutende Güter vererbt (beispielsweise Margarethe Maultasch 1363 in Tirol, Maria Theresia 1740 in Österreich).

Lit.: Hübner; Köbler, Historisches Lexikon; Wolf, A., Prinzipien der Thronfolge in Europa, (in) Vorträge und Forschungen, 1986

erbunfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur in Wortarchiv für das 19. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unfähig zu erben

Erbunfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur in Wortarchiv für das 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unfähigkeit, Erbe zu werden (beispielsweise in dem römischen Recht Perso­nenverbände, später Ordensangehörige mit Armutsgelübde).

Erbuntertan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 (Erbunterthan) und in DW2 1524– nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1524 [Ulm/UrkSchwäbBund. II 281] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erblicher Untertan

erbuntertänig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Erbuntertänigkeit - nicht und in DW2 - ausgenommen Erbuntertan 1524 - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erblich untertänig

Erbuntertänigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 – ausgenommen Erbuntertan 1524 - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1672 [Böhmen/DRWArch. und PreußLR. 1685 II 4,9 § 2] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem neuzeitlichen deutschen Recht (in Preußen) die in Abschwächung der Leibeigenschaft ent­stehende erbliche grundherrschaftliche Abhängigkeit (Un­frei­heit).

Lit.: Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004

erbunwürdig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu erben unwürdig

Erbunwürdigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur in Wortarchiv für das 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Österreich 1786) ist die sachlich in dem spätrömischen Recht aus Einzelfällen (z. T. Tötung des Erblassers, Verhinderung, Unterdrückung oder Fälschung des Tes­taments) entwickelte Unwür­digkeit (lat. [F.] indignitas]), Erbe zu sein. Dem Erbunwürdigen wird das ererbte Gut von dem Staat zu Gunsten der Staatskasse (lat. [N.] aerarium, später [M.] fiscus) entzogen. Die Erbunwürdigkeit wird in dem neuzeitlichen Recht übernommen.

Lit.: Kaser § 71 V; Hempel, I., Erbunwürdigkeit, Diss. jur. Köln 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Nehmer, M., Erbunwürdigkeit und Elternunterhalt im internationalen Privatrecht, 2013; Krupa, M., Blutige Hand nimmt kein Erbe – Eine rechtshistorische und vergleichende Studie zum Rezeptionsweg der römischen indignitas in den französischen, österreichischen und deutschen Privatrechtskodifikationen, 2019

Erbverbrüderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1552 [Schilling, M., Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit 92] in 7 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Erbvertrag

Lit.: Loening, R., Erbverbrüderungen, 1867

Erbvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1535 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1535 [BrschwBericht I 191] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vertrag zwischen min­destens zwei Menschen, in dem mindestens einer der Vertragsschließenden (Erblasser) vertrags­mäßige Verfügungen von Todes wegen (beispielsweise Erbeinsetzung, Vermächtnis, Auflage) trifft. Der Erbvertrag ist in dem römischen Recht (als sittenwidrig) unzulässig (D. 45, 1, 61), den griechischen Rechten dagegen geläufig und deswegen in der oströmischen Rechtswirk­lichkeit in Gegensatz zu dem gesetz­lichen Verbot verbreitet. Das Frühmittelalter kennt mit der fränkischen →Affatomie und dem langobardischen Speer­gedinge die Möglichkeit, den Nachlass einem nicht verwandten Menschen durch Rechts­geschäft zukommen zu lassen. Etwas später gewinnt die Gabe nach dem Tod (lat. donatio [F.] post obitum) an Bedeutung, für die es streitig ist, ob sie schon Erbvertrag ist. Hierher gehört dann insbesondere die seit dem 14. Jahrhundert vor­dringende Erbverbrüderung (adeliger Familien) zwecks Gestaltung der künftigen Güter­zuordnung (beispielsweise 1373/1457 Braun­schweig, Sachsen, Hessen, 1442 Branden­burg, Mecklenburg, 1537 Liegnitz). In der frühen Neuzeit werden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts von dem (lat. [M.]) →usus modernus pandectarum bestimmte Arten von erwerbenden Erbverträ­gen auf deutschrechtlicher Grundlage bejaht. Eine allgemeine Anerkennung erfolgt in dem Naturrechtszeitalter bei Leyser (1683-1752), Böhmer (1674-1749) und Heineccius (1681-1741). Die Gesetzbücher seit dem 18. Jahrhundert lassen den Erbvertrag zu (Codex Maximilianeus Bavaricus civilis 1756 III, 11, § 1, Allgemeines Landrecht Preußens 1794 I 12 §§ 617ff.), wobei ihn das österreichische Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811/­1812) auf Ehegatten und drei Viertel des Nachlasses beschränkt. Eine strenge wissenschaftliche Ausformung des Erbvertrags erfolgt durch Hasse 1828.

Lit.: Kaser § 65; Hübner 788; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 38, 123, 162, 211; Hasse, J., Ueber Erbvertrag, (in) Rhein. Museum für Jurisprudenz 2 (1828), Heft 2; Beseler, G., Die Lehre von den Erbverträgen, Bd. 1ff. 1835ff.; Hartmann, G., Zur Lehre von den Erbverträgen, 1860; Loening, R., Erbverbrüderungen, 1867; Kugelmann, G., Gemein­rechtliche Begründung des partikulären Erbvertrags, 1875; Vismara, G., Storia dei patti successori, Bd. 1f. 1941; Vismara, G., I patti successori nella dottrina di Bartolo, (in) Bartolo di Sassoferrato, Bd. 2 1962, 755; Battes, R., Gemeinschaftliches Testament und Ehegattenerbrecht, 1974; Wesener, G., Zur Lehre vom Erbvertrag, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 607; Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537, 1988; Kuttig, W., Der brandenburgisch-schlesische Erbverbrüderungsvertrag, 1988; Weimar, P., Erbvertrag und gute Sitten, (in) Misc. D. Maffei, Bd. 4 1995, 231; Christiansen, T., Die erbvertragliche Bindungswirkung in der Rechtsprechung des 20. Jahrhunderts, 2004; Hartmann, P., Das Recht der vertraglichen Erbfolgeregelung in der neueren deutschen Privatrechtsgeschichte, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Müller, M., Besiegelte Freundschaft - Die brandenburgischen Erbei­nungen, 2010; Hirsch, E., Generationsübergreifende Verträge reichsfürstlicher Dynastien vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 2013 (elf Erbverbrüderungen, neun Erbbündnisse, 3 erbliche Verfahren zur Austragung von Streitigkeiten); Ulrich, J., Der Erbvertrag als Problem von Rechtswissenschaft, 2017

Erbverzicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1602 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1602 [CDSiles. 27 S. 246, 1696 ZSchweizR.2 29 1910 277] in 2 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Verzicht auf das Erbe. Er ist in dem römischen Recht ausgeschlossen. Später wird er zugelassen.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erbzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1270 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [ZHambG. 7 1883 431] in 27 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) erbliche Zinsverpflichtung, vielfach aus Erbleihe, von dem Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert

Lit.: Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich im Mittelalter, 1906; Dannhorn, W., Römische Emphyteuse und deutsche Erbleihe, 2003

Ercto non cito (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die altrömische Erbengemeinschaft (lat. [N.] consortium).

Lit.: Kaser §§ 66 I 2

Erde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [HMS. II 136] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Heimat aller bisher dem Menschen bekannten Lebewesen) ist der dichteste, fünftgrößte und der Sonne drittnächst stehende Planet des Sonnensystems mit einem Durchmesser von mehr als 12700 Kilometern, einem Umfang von rund 40000 Kilometern, einer Masse von 5,974. 10 hoch 24 Kilogramm und einer siderischen Umlaufzeit von 365,256 Tagen um die Sonne sowie einem Alter von etwa 4,7 Milliarden Jahren (mit durchschnittlich 35 Kilometer dicker Erdkruste und einer beschränkten umgebenden Atmosphäre aus Stickstoff, Sauerstoff, Argon, Kohlenstoffdioxid und Neon). Geologisch gegliedert ist die Geschichte der Erde in Hadaikum (Erdentstehung vor schätzungsweise 4,7 Milliarden Jahren, Uratmosphäre vor allem aus Kohlendioxid und Wasser), Archaikum (Kontinente, Einzeller ohne Zellkern bzw. Bakterien und Archaeen, vor 2,5 Milliarden Jahren Sauerstoff), Proterozoikum (komplexe Einzeller mit Organellen, Ozon, Vielzeller, Urkontinent Rodinia, vor 541 Millionen Jahren immer mehr vielzellige Tiere, in dem Kambrium kleine hartschalige Fossilien, in dem Silur Riffgemeinschaften und älteste Überreste von Landpflanzen, in dem Devon erste Amphibien, vor 66 Millionen Jahren heutige Kontinente, Alpen, Himalaya, viele Säugetiere, vor 2,5 Millionen Jahren starke Vergletscherung, vor 11700 Jahren Holozän). Die ungefähre Kugelgestalt der Erde ist bereits dem Griechen Eratosthenes (276-194 v. Chr.) auf Grund des scheinbaren allmählichen Untersinkens eines Schiffes auf dem Meer bei seiner Fahrt von dem Hafen zu dem Horizont infolge der Erdkrümmung bekannt. Der erste Himmelsglobus ist wohl für Archimedes (287-218 v. Chr. belegt, der erste Erdglobus wahrscheinlich bei den Arabern (813-833), der erste belegte Erdglobus der Neuzeit 1477 bei Donnus Nicolaus Germanus für Papst Sixtus IV. Vergleichbare Planeten müssten stark genug sein, um bewohnbare Bedingungen zu fördern, aber gleichzeitig nicht so aktiv, dass alles Leben zerstört wird.

Lit.: Frisch, W. u. a., Plattentektonik, 1986, 4. A. 2011, 6. A. 2021; Rothe, P., Die Erde, 2015; Park, G., Die Geologie Europas, 2015, 2. A. 2018, 3. A. 2021; Hofbauer, G., Vulkane in Deutschland, 2016, Neuausgabe 2021; Kremer, B., Die Wiese, 2016; Henze, D., Deutschlands Anteil an der geographischen Erforschung der außereuropäischen Erdteile im 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 2016f.; Wilson, E., Die Hälfte der Erde, 2016 (will zwecks Verstetigung der Artenvielfalt statt auf dem Papier 17 Prozent in der Wirklichkeit vage 50 Prozent der Erdoberfläche als Schutzgebiete); Borsch, J., Erschütterte Welt, 2018; Pigafetta, A., Die erste Reise um die Welt – An Bord mit Magellan, 2020; Walter, J., Erdbeben im antiken Mittelmeerraum und im frühen China, 2019; Headrick, D., Macht euch die Erde untertan – Die Umweltgeschichte des Anthropozäns, 2021

erfinden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 92] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auffinden, entdecken

Erfinder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1290 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1528 [ZeigerLRb. 360 Lehnübersetzung von inventarium] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb erfinden 867) Erfindender, Entdeckender, Entdecker

Erfindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1282 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Tomaschek, Wien II Nr. 109] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erfinden 867, Maskulinum Erfinder um 1290) ist die erstmalige Her­stellung eines neuen Werkes oder einer sonstigen von Menschen bewirkten Gegebenheit. In Altertum und Mittelalter erfährt die Erfindung (beispielsweise der Sprache, des Kleides, des Hauses, des Pfluges, des Rades, des Tisches, des Stuhles, des Topfes, des Messers, des Tellers, des Löffels, des Bogens, des Schwertes, der Beheizung, der Beleuchtung, der Entwässerung, der Bewässerung  oder der Schrift) keinen rechtlichen Schutz, sondern darf von jedermann nachgebaut oder verwendet werden. Erst mit der (übernehmenden) Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in Mitteleuropa durch Johannes Guten­berg (Mainz um 1450) entwickelt sich allgemeiner der vor allem von Verwertern wie beispielsweis Verlegern aus eigenem wirtschaftlichem Interesse vorangetriebene Schutz der Erfindung (beispielsweise durch Privilegien gegen den unerlaubten Nach­druck von Büchern). Hieraus entstehen in dem 19. Jahrhundert Urheberrecht, Patentrecht und weitere Erfinderrechte.

Lit.: Zycha, A., Beitrag zur Frühgeschichte des deutschen Erfinderrechts, ZRG GA 59 (1939), 208; Zycha, A., Zur älteren Geschichte und vergleichsweisen Bedeutung des niederländischen Erfindungsschutzes, ZRG GA 62 (1942), 294; Kurz, P., Weltgeschichte des Erfindungsschutzes, 2000; Vogel, F., Urheber- und Erfinderrechte im Rechtsverkehr, 2004; Schmidt, A., Erfinderprinzip und Erfinder­persönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Flechsig, A., Frühneuzeitlicher Erfindungsschutz, 2013; Übler, R., Die Schutzwürdigkeit von Erfindungen. Fortschritt und Erfindungshöhe in der Geschichte des Patent- und Gebrauchsmusterrechts, 2014

Erfolg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1521 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [SchweizId. I 811, Schmeller2 I 714 1616] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb erfolgen um 1170) (erfreuliches) Ergebnis

erfolgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Erfolg ab 1521) durch Erfolg erreichen, durch Handeln geschehen

Erfolgshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das bei dem bloßen Verursachen eines Erfolgs ohne Rücksicht auf die Vorwerfbarkeit eines Verhaltens eintretende Einstehenmüssn (eines Menschen) (wie sie in dem spätmittelalterlichen Rechtssprichwort → „Die Tat tötet den Mann“ zu einem Ausdruck gebracht wird). In einem weiteren Sinn wird darunter auch die Strafbarkeit wegen eines bloßen verursachten Erfolgs verstanden. Erfolgshaftung in diesem Sinn ist für die Frühzeit in weitem Umfang wahr­scheinlich, weil (wie bei der Rache) ein Anknüpfen an dem verur­sachten sichtbaren Erfolg geringere Schwierigkeiten bereitet als die Prüfung eines inneren unsichtbaren Gedankenvorgangs oder Entscheidungsablaufs und die Erfahrung zudem zeigt, dass bestimmte äußere Ergebnisse typischerweise bestimmten inneren Ziel­setzungen entsprechen. Abwei­chend hiervon unterscheidet bereits das altrömische Recht (→Zwölftafelgesetz [451/450 v. Chr.] 8, 24a) zwischen gewolltem Erfolg und nicht gewolltem Erfolg. Hieraus entwickelt sich die grundsätzliche Be­schränkung auf die Haftung für ein verschuldetes Verhalten. Allerdings ist auch eine Haftung für das Verschulden eines Gehilfen (bei Werkvertrag) oder aus deliktischem Verhalten eines Gewalt­unterworfenen (→Noxalhaftung) aner­kannt. Dieser Entwicklung entspricht es, dass das germanische Recht wohl zwar an dem äußeren Erfolg anknüpft, darin aber typisierend zugleich den schädigenden Willen erfassen will. Das frühmittelalterliche Recht unterscheidet zwi­schen vorsätzlicher Tat und so genanntem Ungefährwerk. Demgegenüber bedrohen hochmittelalterliche Strafrechtsquellen des öfteren Fälle von Ungefährwerk (ungewollte Tötung und Körperverletzung) mit peinlichen Strafen. Demnach entwickelt sich ein ausgeprägtes Schuldstrafrecht erst in der Neuzeit. In dem Privatrecht setzt sich zu Gunsten des handelnden Unternehmers und zu Lasten Betroffener das Verschuldensprinzip unter dem Einfluss des Liberalismus in dem 19. Jahrhundert (→Ihering) durch. Gleichzeitig gewinnt aber gerade in und seit dieser Zeit die (von dem Verschulden gelöste) →Gefähr­dungshaftung (Eisenbahn, Kraftfahrzug, Flugzeug und so weiter) erheblich an Bedeutung.

Lit.: Kaser § 36; Köbler, DRG 71, 128; Brunner, H., Forschungen zur Geschichte des deutschen und französischen Rechts, 1894, 487; Kaufmann, E., Die Erfolgshaftung, 1958; Mikat, P., Erfolgshaftung und Schuldgedanke im Strafrecht der Angelsachsen, (in) FS H. Weber, 1963, 9; Ogorek, R., Untersuchungen zur Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1975; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995) 1ff.; Schildt, B., Die Tat tötet den Mann, ZRG GA 114 (1997), 380ff; Stübinger, S., Schuld, Strafrecht und Geschichte, 2000; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, Habilitationsschrift 2003 (ungedruckt); Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Maihold, H., Strafe für fremde Schuld, 2005; Der Strafgedanke, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2007

erfüllen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 [Böhmer-Ficker 269 o. J. MSD. 276] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Erfüllung 1190) füllen, leisten

Erfüllung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1190 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [WienSchottenUB. 173] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Erfüllungsinteresse 1879, Erfüllungsort 1828, Verb erfüllen 867) ist das (Verwirklichen oder Einhalten einer Verpflichtung beziehungsweise) Bewirken der geschul­deten Leistung durch den Schuldner. Die Erfüllung ist in dem römischen Recht als (lat. [F.]) →solutio bekannt. Mit der vollständign Erfüllung wird der Schuldner von seiner Verpflichtung frei.

Lit.: Kaser § 53 I; Köbler, DRG 215; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 46; Heymann, E., Das Verschulden beim Erfüllungsverzug, 1913; Wieacker, F., Lex commissoria, 1932; Harder, M., Die Leistung an Erfüllungs Statt, 1976; Seong, S., Der Begriff der nicht gehörigen Erfüllung, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Platschek, J., Das Edikt de pecunia constituta. Die römische Erfüllungszusage, 2013

Erfüllungsgehilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1936 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch oder die Person, die mit Wissen und Wollen des Schuldners tatsächlich in dessen Pflichtenkreis tätig wird. Der Erfüllungsgehilfe wird als solcher besonders in dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900) des (zweiten) Deutschen Reiches erfasst. Nach § 278 BGB haftet der Schuldner für Verschulden seiner Erfüllungsgehilfen und gesetzlichen Vertreter ohne eigenes Verschul­den.

Lit.: Köbler, DRG 214

Erfüllungsinteresse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1879) Interesse des Gläubigers an der Erfüllung durch den Schuldner

Erfüllungsort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1828 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ort der Erfüllung der Schuld durch den Schuldner

Erfurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Gera (742 Erphesfurt), das in dem 8. Jahrhundert durch Bonifatius kurzzeitig Bischofssitz ist und zu unbekannter Zeit (an dem Ende des 10. Jahrhunderts) von dem König an den Erzbischof von Mainz gelangt, ist von (1378/1389/) 1392 bis 1816 Sitz einer Universität. 1802/1814 fällt es an Preußen. 1850 berät in Erfurt ein Deutsches Parlament erfolglos über einen Bundesstaat „Deutsches Reich“. Eine von Preußen mit Sachsen und Hannover gegen Österreich gerichtetete Erfur­ter Union scheitert an dem Widerstand Österreichs und einiger Mittelstaaten (Olmützer Punk­tation). 1991 wird Erfurt Hauptstadt Thüringens. 1994 wird die Universität wiederbegründet. →Johannes von Erfurt

Lit.: Reuleaux, C., Das Erfurter Parlament, Diss. jur. Mainz 1953; Schubert, W., Die für das Reichsgericht der Erfurter Union bestimmten Organisations- und Verfahrensgesetze von 1849/50, ZRG GA 101 (1984), 169; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, 1989; Erfurt 742-1992, hg. v. Weiß, U., 1992; Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Moraw, P., Die ältere Universität Erfurt, (in) Erfurt. Geschichte und Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995, 189; Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850, hg. v. Mai, G., 2000; Lengemann, J., Das Deutsche Parlament (Erfurter Unionsparlament) von 1850, 2000; Große Denker Erfurts und der Erfurter Universität, hg. v. Pfordten, D. v. d., 2002; Gramsch, R., Erfurter Juristen im Spätmittelalter, 2003; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 169; Die Sitzungsprotokolle der Artistenfakultät der Universität Erfurt 1410-1521, hg. v. Stewing, F., 2019

ergänzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1370 bezeugt – in EDEL ohne Jahresangabe - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1567 [WürtLändlRQ. I 203] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ganz machen

Ergänzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1362 [Kurz, Rud. 376] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb ergänzen um 1370) ist das Hinzufügen in Richtung auf eine Ganzheit oder Voll­ständigkeit.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deut­schen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

erholen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) heranholen, gesunden

Erholung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1251 bezeugt - nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1249 [CDMorav. VII nr. 87] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb erholen 867) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die Rücknahme einer von einem →Fürsprecher durchgeführten fehlerhaften Rechtshandlung durch die Partei (→Sachsenspiegel Landrecht I 60 § 1). Sie ist möglicherweise vor 1200 gegen die vielleicht mögliche und vielfach angenommene Formenstrenge des Verfahrensrechts (auch in einfachen bäuerlichen Verhältnissen?) und zu der inhaltlichen Verbesserung nachteiliger Äußerungen (möglicherweise von der Kirche?) entwickelt und ver­schwindet in dem Spätmittelalter.

Lit.: Siegel, H., Die Erholung und Wandelung, 1863; Oestmann, P., Erholung am Ingelheimer Oberhof, (in) Symbolische Kommunikation vor Gericht, 2006, 29ff.

erkennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Schreiber, UB. I 74] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sehen, verstehen

Erkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1340 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (F.) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. oder N., Verb erkennen 796) Einsicht, Urteil

Erkenntnisverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das mit einer Entscheidung über einen Rechtsstreit endende Verfahren. Ihm kann ein Vorverfahren vorangehen und ein Vollstreckungsverfahren folgen. Es bildet seit den Anfängen des Verfahrensrechts dessen Kern.

Lit.: Köbler, DRG 19, 202

erklären (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1289 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [CDSiles. VIII 11] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) klar machen, erläutern, äußern, mitteilen

Erklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1474 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482 [FürstenbUB. VII 161] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb erklären 13. Jahrhundert) Erläuterung, Äußerung, Mitteilung

erlangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1062 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 176] in 65 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erreichen, bekommen

Erlangen (1002 ersterwähnt, 1398 Stadtrecht) an der Regnitz wird an dem 4. 11. 1743 (in der Markgrafschaft Bayreuth) Sitz einer der Aufklärung verpflichteten Universität (1792 Preußen, 1810 Bayern, zwischen 1743 und 1885 332 juristische Promotionseinträge), die 1961 mit einer Wirtschaftshochschule in Nürnberg (1919) verschmolzen wird.

Lit.: Kolde, T., Die Universität Erlangen, 1910; Baumgärtel, G., Die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Erlanger Juristenfakultät, 1951, 2. A. 1962; Köbler, G., Erlanger juristische Vorlesungen, (in) Jb. f. fränk. Landesforschung 27 (1967), 241; Franze, M., Die Erlanger Studentenschaft 1918-1945, 1972; Beyer, A., Die Verfassungsentwicklung der Universität Erlangen, 1992; Wendehorst, A., Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg 1743-1993, 1993; Wittern, R., Die Professoren und Dozenten, Bd. 1f. 1993ff.; Willett, O., Sozialgeschichte Erlanger Professoren, 2001; Schieber, M., Erlangen, 2002; Wachter, C./Hoffmann-Randall, C., Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 2004; Verzeichnis der Erlanger Promotionen 1743-1885, unter der Leitung v. Pohl, R., 2009; Kudlich, B., Juraprofessoren an der Universität Erlangen in den Jahren 1933-1945, 2015

Erlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1654 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1744 [SiebbLRKomm. 412] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Verwaltungsrecht eine innerdienstliche allgemeine Anweisung und in dem Schuldrecht ein Schuldaufhebungsvertrag zwischen Gläubiger und Schuldner. Der privatrechtliche Erlass ist bereits dem klassischen römischen Recht geläufig (lat. →solutio [F.] per aes et libram nummo uno, acceptilatio, ähnlich pactum de non petendo). Über die Aufnahme des römischen Rechtes findet er in das moderne Privatrecht Eingang.

Lit.: Kaser §§ 52, 52; Köbler, DRG 43, 215; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

erlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) loslassen, befreien, entbinden

erlauben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 92, 232] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gestatten, zulassen

Erlaubnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1303 bezeugt - um 1400 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [GrW. I 168] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb erlauben 796, nach 765?) ist in dem Verwaltungsrecht die Erklärung einer Behörde, dass sie ein bestimmtes Verhalten zulässt. Sie entsteht in dem Sinne von Regel und Ausnahme mit der Entwicklung obrigkeitlicher Verbote.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Becker, K., Die behördliche Erlaubnis, Diss. jur. Marburg 1970

Erler, Adalbert (Kiel 1. 1. 1904-Frankfurt am Main 19. 4. 1992), Admiralssohn, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg und Berlin (Hans Fehr, Ulrich Stutz, Promotion Greifswald 1929) während einer Tätigkeit als Finanzbeamter in Frankfurt am Main (betreut durch Rudolf Ruth) 1939 habilitiert. Über Straßburg (1941) und Mainz (1946) wird er 1950 nach Frankfurt am Main berufen. Dort ediert er die Urteile des Ingelheimer Ober­hofes und begründet auf Anregung Wolfgang Stammlers das Hand­wörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. S. Google

Lit.: Rechtsgeschichte als Kulturgeschichte, hg. v. Becker, H. u. a., 1976, Recht, Gericht, Genossen­schaft und Policey, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986; Dilcher, G., Nachruf, ZRG GA 110 (1993), 680ff.; In memoriam Adalbert Erler, hg. v. Hennle, K. u. a., 1994

ermächtigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1684 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1420 [BremUB. V 151, 1750 Haltaus 401] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Macht erteilen, mit Befugnis ausstatten

Ermächtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1822 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1752 [DWB. III 909, 1752 Haltaus 401] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erteilung einer Macht zu einem Verhalten (für einen ande­ren).

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ermächtigungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und im DW2 1931 bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1914) ist das Gesetz, das ein Verfassungsorgan zu einem bislang nicht zulässigen Verhalten ermächtigt. Beispiels­weise erlaubt es das deutsche Ermächtigungsgesetz von dem 4. 8. 1914 dem Bundesrat des Deutschen Reiches, (rund 1000) Notver­ordnungen zu erlassen. Zwischen 1919 und 1923 werden wegen der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage 7 Ermächtigungsgesetze (1919-1921 viermal Gesetzgebungsgewalt auf die Reichs­regierung übertragen) verabschiedet. Zwi­schen 1923 und 1932 wird stattdessen das Notverordnungsrecht des Reichsprä­sidenten verwendet. An dem 23. 3. 1933 (Beschluss) beziehungsweise 24. 3. 1933 (Verkündung und Inkrafttreten) wird das (mit notwendiger Zweidrittelmehr­heit von dem Reichstag be­schlossene) Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich erlassen bzw. verkündet, durch das der Reichstag seine Gesetzgebungsgewalt auf die Reichsre­gierung überträgt und diese damit zu der Gesetzgebung ermächtigt. 1937, 1939 und 1943 (durch Erlass des Führers) wird die Geltungsdauer verlängert. Die auf seiner Grundlage erlassenen Gesetze sind wirksam. Durch das Kontrollratsgesetz Nr. 1 wird dieses Ermächtigungsgesetz aufgehoben. In Österreich erlässt der Kaiser 1914 gemäß § 14 des Staatsgrundgesetzes über die Reichs­vertretung eine Notver­ordnung, die zu notwendigen Verfügungen auf wirtschaft­lichem Gebiet und zu der Ver­sorgung der Bevölkerung ermächtigt und 1917 durch Beschluss der Reichsregierung zu dem kriegs­wirtschftlichen Ermächtigungsge­setz wird. Nach Ausschaltung des Ver­fassungs­gerichtshofs durch Regierungs­ver­ordnung von dem 23. Mai 1933 wird an dem 30. 4. 1934 das bis 1938 geltende Bundesverfas­sungs­gesetz über außerordent­liche Maß­nahmen in dem Bereich der Verfassung beschlossen, das Nationalrat und Bundesrat auflöst, ihre Befugnisse auf die Bundesregierung überträgt und das Erfordernis einer Volksab­stimmung bei einer Gesamtänderung des Bundesver­fassungs­gesetzes aufhebt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 170, 230; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 14. A. 1933; Schneider, H., Das Ermächtigungsgesetz vom 24. 3. 1933, 1955, 2. A. 1961, Neudruck 1968; Das „Ermächtigungsgesetz“ vom 24. März 1933, hg. v. Morsey, R., 1968; Huemer, P., Sektionschef Robert Hecht, 1975; Frehse, M., Ermächtigungsgesetzgebung im Deutschen Reich, 1985; Biesemann, J., Das Ermächtigungsgesetz, 1985, 2. A. 1988; Eilers, S., Ermächtigungsgesetz und militärischer Ausnahmezustand, Diss. jur. Köln 1988; Morsey, R., Das Ermächtigungsgesetz, 1992; Schnur, R., Die Ermächtigungsgesetze von Berlin 1933 und Vichy 1940, 1993; Mommsen, H., Entstehung und Bedeutung des Ermächtigungsgesetzes, 2003; Das Ermächtigungsgesetz, eingel. v. Laufs, A., 2003; Bickenbach, C., Vor 75 Jahren - Die Entmächtigung, (in) JuS 2008, 199; Das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933, hg. v. Morsey, R., 2010; Rieker, S., Das Ermächtigungsgesetz vom 24. 03. 1933 und die Konsequenzen des Grundgesetzes, 2013

ermessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1492 [Ulm/UrkSchwäbBund. I 142] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., substantiviertes Neutrum Ermesen um 1160) ausmessen, erfassen, beurteilen

Ermessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1522 [MittOsterland 6 1863/1866 68] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb ermessen vor 1022) ist der an der Vernünftigkeit des Ergebnisses ausgerichtete Maßstab für ein Verwaltungshandeln. Die dabei anfangs bestehende Entscheidungsfreiheit wird in dem Laufe des (19. und) 20. Jahrhunderts zunehmend verrechtlicht.

Lit.: Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1f. 1988ff.; Held-Daab, U., Das freie Ermessen, 1996

Ermessenspielraum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Spielaum für Entscheidung bei Ermessen

Ermessensstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) nach Ermessen bestimmte Strafe →poena (F.) arbitraria (lat.)

ermitteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1810 bezeugt – 1810 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erforschen, untersuchen

Ermittelung, Ermittlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1902 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (Ermittlung) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb ermitteln 1810) ist die Nachforschung oder Untersuchung.

Ermittelungsverfahren, Ermittlungsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1909 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (Ermittlungsverfahren) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verfahren zu der Ermittelung eines Täters einer Straftat. Es entwickelt sich seit dem Hochmittelalter. Seit dem 19. Jahrhundert wird es verrechtlicht.

Lit.: Roth, A., Kriminalitätsbekämpfung in deutschen Großstädten 1850-1914, 1996; Weinke, A., Eine Gesellschaft ermittelt gegen sich selbst – Die Geschichte der Zentralen Stelle Ludwigsburg 1958-2008, 2008, 2. A. 2009; Samel, E., Historische Entwicklung des Ermittlungsverfahrens als Vorverfahren innerhalb des Strafprozesses, 2012

Ermland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist als Fürstbistum die weltliche Landesherrschaft des 1243 bei der Eroberung Preußens durch den Deutschen Orden von dem Legaten Wilhelm von Modena gegründeten Bistums Ermland, das 1466 an Polen und 1722 an Preußen gelangt.

Lit.: Perk, H., Verfassungs- und Rechtsgeschichte des Fürstbistums Ermland, 1931; Thimm, W., Die Ordnungen der ermländischen Kapitelsburgen, (in) Zs. f. d. Gesch. und Altertumskunde Ermlands 33 (1969), 53

Ernestiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google ab der Leipziger Teilung des Hauses Wettin 1485 gebildet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv ernst 12. Jh., ernsthaft 9. Jahrhundert, Maskulinum Ernst Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente]) →Wettin (bzw. Wettiner)

erpressen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1595 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1707 [SudetenHGO. Art. 19 § 36] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Erpressung 1641) auspressen

Erpresser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1691 bezeugt - Ende 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb erpressen 1595, Erpressung 1641) Erpressender

Erpressung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1641 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1724 [CAustr. IV 176] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erpressen 1595, Maskulinum Erpresser 1691) ist die Beschädigung des Vermögens eines anderen durch Nötigung dieser oder einer anderen Person in der Absicht, sich oder einen anderen zu bereichern. Dem entspricht in dem klassischen römischen Recht die (lat. [F.]) →concussio. In der Neuzeit erscheint die Erpressung als Straftatbestand in dem 18. Jahrhundert

Lit.: Köbler, DRG 35; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011

errāre, lat., V., irren, in der Irre umherlaufen, umherlaufen, umherirren, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ers-, *r̥s-, *r̥sen, V., Adj., fließen, einsetzen, männlich

erringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482 [ZGO.2 3 1888 141 Oberrhein] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., Femininum Errungenschaft 1582) erkämpfen, gewinnen

error (1), lat., M., nhd. Irren, Umherirren, Umherstreifen, Irrfahrt, Schwanken, Ungewissheit, Fehlschluss, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. errāre

Error (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der Irrtum. Er wird zunächst bei den Konsensualkontrakten (beispielsweise Kauf) dann berücksichtigt, wenn er einen Konsens verhindert. Dies kann sich auf den Gegenstand (lat. [N.] corpus), den Preis, den Geschäftstyp oder (str.) eine wesentliche Eigenschaft (lat. [F.] substantia) beziehen, nicht dagegen auf die bloße Bezeichnung (lat. [N.] nomen).

Lit.: Kaser § 8 II; Köbler, DRG 43; Error iudicis. Juristische Wahrheit und justizieller Irrtum, hg. v. Gouron, A. u. a., 1998; Lotmar, P., Das römische Recht vom error, hg.v. Fargnoli, I, 2019

Errungenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1582 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Blumenegg S. 119] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erringen vor 1022) ist der durch Tätigwerden erlangte Wert.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Errungenschaftsgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen in Wortarchiv 19. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [BadLR. 1809 Satz 1504a, 1521a] in 2 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1809 Badisches Landrecht) ist die Gütergemeinschaft zweier Ehegatten an den während der Ehe erworbenen Gütern (Gesamtgut in Gegensatz zu dem Sondergut jedes Ehegatten). Die Errungenschaftsgemeinschaft erscheint in dem Frühmittelalter bei Franken und westfälischen Sachsen. Danach verbreitet sie sich besonders in Süddeutschland und bildet um 1900 für rund 10 Millionen Deutsche den Regel­güterstand. Bei dem Tode eines Ehegatten erwirbt der überlebende Ehegatte in beerbter Ehe das Sondergut des Verstorbenen, während bei unbeerbter Ehe das Sondergut des Verstorbenen an die Herkunftsseite zurück­fällt und das Gesamtgut zwischen dem überlebenden Ehegatten und den Erben des verstorbenen Ehegatten meist hälftig geteilt wird. Die noch in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) beibehaltene Errungenschaftsgemeinschaft wird 1957 beseitigt. In Frankreich gilt die Errungenschaftsgemeinschaft in Form der Fahrnisgemeinschaft.

Lit.: Hübner 667; Köbler, DRG 88, 210; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1f. 1863ff.; Hradil, P., Über eheliche Errungenschaftsgemeinschaft, ZRG GA 36 (1915), 459

Ersatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1491 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1730 [Leu, EidgR. III 3] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Ersatzanspruch 1854, Verb ersetzen um 830) ist das an die Stelle etwas anderen Gesetzte oder Tretende.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Ersatzanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Anspruch auf Ersatz

Ersatzerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1896 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Erblasser für den Fall des Wegfalls des Erben vor oder nach Eintritt des Erbfalls eingesetzte Erbe. Die Einsetzung eines Ersatzerben (lat. [F.] substitutio) in dem Testament ist bereits in dem klassischen römischen Recht möglich und wird von dort mit der Aufnahme des römischen Rechtes übernommen.

Lit.: Kaser § 68 II, V; Söllner § 11; Köbler, DRG 38; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985ff.

ersetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [ZürichUB. VII 192] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) an die Stelle setzen, erneuern

ersitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1383 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 49 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Femininum Ersitzung ab 1520) durch Sitzen oder Besitz erlangen

Ersitzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1520 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [FreiburgStR. I 13, 11] in 11 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ersitzen 1383 bzw. 1358) ist der Erwerb des Eigentums durch Zeitablauf. Bereits in dem altrömischen Recht kann der Gewaltinhaber tatsächlich über eine Sache seine Berechtigung auf Gebrauch­nahme (lat. [F.] usucapio) stützen, womit die Berufung auf einen Vormann (in dem Recht an der Sache) überflüssig wird. Damit ist jeder, der ein Grundstück 2 Jahre oder eine andere Sache 1 Jahr unangefochten gebraucht hat, gegen jedermann geschützt, sofern es sich nicht um eine gestohlene, geraubte oder von Unmün­digen und Frauen ohne Mitwirkung des Vormunds veräußerte handgreifbare Sache handelt. Später muss der Eigenbesitz, der ein fremdes Besitzrecht ausschließen will, einen rechtsgültigen Erwerbsgrund haben und der Eigenbesitzer in dem Augenblick der Besitzerlangung gutgläubig sein (vgl. D. 41, 3, 1). Mit Ablauf der Ersitzungsfrist erwirbt der Ersitzungsbesitzer ziviles Eigentum. In dem deutschen Recht hat die →Ver­schweigung (in einer Frist von Jahr und Tag) eine vergleichbare Wirkung. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes wird die Ersitzung in der Form übernommen, wie sie sie unter Justinian durch Verbindung von (lat. [F.]) usucapio mit (lat.) longi temporis praescriptio (F.) (Ablauf langer Zeit) gefunden hat. Danach muss eine ersitzbare bewegliche Sache 3 Jahre (usucapio), ein ersitzbares Grundstück bei Anwesenheit in der gleichen Provinz 10 bzw. bei Abwesenheit 20 Jahre (longi temporis praescriptio) gutgläubig auf Grund eines rechtsgültigen Erwerbsgrunds oder wenigstens 30 Jahre (longissimi temporis praescriptio) gutgläubig besessen worden sein. Nach kanonischem Recht muss seit Papst Innozenz III. (1198-1216) (X 2, 26, 20) guter Glaube noch an dem Ende der Ersitzungsfrist vorliegen. Vielfach wird dabei die Ersitzung mit der Verjährung in der (lat. [F.]) praescriptio zusammen­gefasst. Savigny trennt beides wieder. Die Ersitzung verliert wegen der Möglichkeit des gutgläubigen Erwerbs und wegen der Einrichtung des Grundbuchs an tatsächlicher Bedeutung. Nach dem Bürger­lichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) erfordert die Ersitzung bei beweglichen Sachen 10 Jahre gutgläubigen Eigenbesitz (§ 937 BGB, Österreich 1452 ABGB, 3 bzw. 30 Jahre), bei Grund­stücken 30 Jahre Besitz und Eintragung in dem Grundbuch (§ 900 BGB Tabularersitzung). Eine Ersitzung gegen das Grundbuch (Kontra­tabularersitzung) ist ausgeschlossen. S. Google

Lit.: Kaser § 25; Söllner §§ 8, 9; Hübner 271, 468; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 25, 40, 61, 163; Immerwahr, W., Die Verschweigung im deutschen Recht, 1895; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Bauer, K., Ersitzung und Bereicherung im klassischen römischen Recht, 1988; Finkenauer, T., Eigentum und Zeitablauf, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Erskine of Carnock, John (1695-1768), nach dem Studium in den Niederlanden 1719 Anwalt an dem Obergericht Schottlands und 1737 Professor für schottisches Recht in Edinburgh, veröffentlicht 1754 mit den systematisierenden (engl.) Principles of the Law of Scotland (Grundsätze des Rechtes Schottlands) das bis in das 20. Jahrhundert führende Lehrbuch des schottischen Rechtes. S. Google

Lit.: Walker, D., The Scottish Legal System, 3. A. 1969, 171; Walker, D., The Scottish Jurists, 1985, 202

Erstbitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen erste Bitte MGConst. VI 1 S. 714 1330 und MGConst. VIII 526 1348 - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google wohl nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erste Bitte

Erstbittrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. ius [N.] primariarum precum) ist sachlich das wohl nach dem Investiturstreit entstandene, 1191 erstmals belegte, seit 1437 allmählich an die Zustimmung des Papstes gebundene Recht des deutschen Königs (und dann auch der Landesherren) auf einen verbindlichen Besetzungsvorschlag für die erste nach seiner Krönung bzw. ihrem Herrschaftsantritt freigewordene Pfründe jedes Stiftes oder Klosters. Das Erstbittrecht ist von dem Panisbrief zu trennen.

Lit.: Bauer, H., Das Recht der ersten Bitte, 1919; Feine, H., Papst, Erste Bitten und Regierungsantritt des Kaisers, ZRG KA 51 (1931), 1; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 387

erste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab [1221-1224] in 56 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) früheste, vorderste

Erstgeburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1320 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweiter Hälfte 14. Jahrhundert [CTepl. Ep. a. d. Juden 12, 16] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erste Geburt, →Primogenitur

ertränken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1440 [SchlettstStR. 640] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ertrinken machen, durch gewaltsames Untertauchen in Wasser töten

Ertränken (N., Verb ertränken in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 867 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1440 [Schlettstadt], aber nicht in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die in dem gewaltsamen Untertauchen in dem Wasser bis zu dem Eintritt des Todes bestehende, von dem Altertum bis in das 18. Jahrhundert bekannte Form der Todesstrafe (ertränkt werden einerseits vor allem Frauen, andererseits die Täter von Diebstahl, Unter­schlagung, Notzucht, Doppelehe, Gottes­lästerung u. s. w.). Abgelehnt wird das später allgemein ausgeschlossene Ertränken von der Constitutio Criminalis Theresiana (Österreich 1768).

Lit.: Baltl/Kocher 127; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922

erwählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auswählen, wählen

Erwählter römischer Kaiser (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb erwählen 796, lat. electus Romanorum imperator [M.]) ist seit dem 4./8. 2. 1508 (dem Scheitern der angestrebten Krönung Maximilians I. als Kaiser folgend) der die Unabhängigkeit von der Krönung durch den Papst ausdrückende Titel des →Kaisers des Heiligen römischen Reiches.

Lit.: Rabe, H., Reich und Glaubensspaltung, 1989; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 24 III 1

Erwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1378 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1808 [Weber, Lehnr. II 27] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Neutrum Erwerbsgeschäft 1795, Maskulinum Erwerber 1587, Verb erwerben vor 1060) ist das durch Verhalten Erlangen und das durch Verhalten Erlangte.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Rieländer, F., Sachenrechtliche Erwerbsrechte, 2014

erwerben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1060 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 96] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Maskulinum Erwerber 1587) erlangen, gewinnen

Erwerber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1587 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Erwerbender

Erwerbsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1795) Geschäft des Erwerbs, einem Erwerb dienendes Geschäft

Erz… (Wort vor 1140 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommene und wie ein Präfix in Zusammensetzungen verwendete Partikel zu einer Bezeichnung eines Vorrangs wegen des Alters oder der Würde, Sb.) Ober…, Alt…

Erzamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1643 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., 14. Jahrhundert?, lat. [N.] archiofficium) ist sachlich die aus dem frühmittelalterlichen Hofamt der Stammesherzöge in dem Laufe des Mittelalters (Erzkanzler 10. Jahrhundert) entwickelte, 1356 den sieben Kurfürsten für die Kurländer zugeteilte und später zahlenmäßig noch erweiterte oberste Reichswürde (Erzkanzler für das Reich [Mainz], Erzkanzler für Italien [Köln], Erzkanzler für Burgund [Trier], Erztruchsess [Pfalzgraf bei Rhein, dann Bayern, dann Hannover], Erzmarschall [Sachsen], Erzkämmerer [Brandenburg], Erz[mund]schenk [Böhmen]).

Lit.: Buchner, M., Die Entstehung der Erzämter, 1911; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main 1970; Wolf, A., Die Entstehung des Kurfürstenkollegs 1198-1298, 1998, 2. A. 2000; Erkens, F., Kurfürsten und Königswahl, 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter, hg. v. Moraw, P., 2002; Ertl, T., Alte Thesen und neue Theorien zur Entstehung des Kurfürstenkollegiums, (in) ZHF 30 (2003), 619ff.

Erzberger, Matthias (Buttenhausen/Württem­berg 20. 9. 1875-bei Bad Griesbach/Schwarz­wald 26. 8. 1921) wird 1903 für die (katholische) Zentrumspartei als jüngster Abgeordneter in den Reichstag gewählt und unterzeichnet als Staatssekretär der Regierung Prinz Max von Baden an dem 11. 11. 1918 den Waffenstillstand zu der Beendigung des Ersten Weltkriegs für das Deutsche Reich. Als Reichsfinanzminister (20. 6. 1919) setzt er eine umfassende Reichsfinanzreform durch, muss aber wegen nur teilweise entkräfteter Bereicherungsvorwürfe an dem 12. 3. 1920 zu­rücktreten. Bei einem Spaziergang wird er von Nationalisten erschossen. S. Google

Lit.: Epstein, K., Matthias Erzberger, 1962; Möller, A., Reichsfinanzminister Matthias Erzberger, 1971; Huber-Stentrup, E., Der Mord an Matthias Erzberger, (in) JuS 1981, 246ff.; Haehling von Lanzenauer, R., Der Mord an Matthias Erzberger, 2008; Dürr, B., Erzberger – Der gehasste Versöhner, 2021, Lindmeier-Jasch, I., Matthias Erzberger 1875-1921 – Aufstieg und Fall des Politikers aus Württemberg, 2021

Erzbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1140 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 179] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] archiepiscopus) ist in der katholischen Kirche (seit dem 3. Jahrhundert n. Chr.) (sowie in der anglikanischen, schwedischen und fin­nischen) Kirche der Titel des Leiters einer Kirchenprovinz (Erzbistum).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 109; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

Erzbistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1275 [ProsaKaiserchr. 146] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Erzdiözese, Kirchenprovinz

Erzherzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1360 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Mohr, Cod. III 131] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt beziehungsweise Pfalzerzherzog 1360 und 1530 [WienRQ. 131 und Schrötter, ÖStaatsr. I 226] in 2 Stellen in älteren deutschen Rechtsquellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, M., lat. archidux, erstmals für den Erzbischof Kölns in der Mitte des 10. Jahrhunderts verwendet) ist die durch das wohl auf Betreiben des Habsburgers Rudolf des Stifters um 1358 gefälschte lat. →privilegium (N.) maius entwickelte, 1442 von Friedrich III. bestätigte und 1453 von den Kurfürsten gebilligte Titulatur des Herzogs von →Österreich (1804 Kaiser).

Lit.: Baltl/Kocher; Lhotsky, A., Privilegium maius, 1957

erziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1310 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [WerdenStR. 51] in 14 Stellen und in Google belegt, V.) ziehen, ausziehen, bilden

Erziehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1499 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [FRBern. V 265, 1327 FRBern. V 580] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erziehen 1310), Ziehung, Förderung, Bildung

Lit.: Schwanke, B., Die verfassungsrechtliche Entwick­lung der staatlichen Erziehungsrechte und der allgemei­nen Schulpflicht, 2010; Schreiber, H., Im Namen der Ordnung - Heimerziehung in Tirol, 2010; Marinello, R., Von der Arbeit zur Erziehung – Die Bedeutung der englischen Fabrikgesetzgebung für die Herausbildung der Jugend im 19. Jahrhundert, 2016; Levsen, S., Autorität und Demokratie – Eine Kulturgeschichte des Erziehungswandels, 2019

Erzkanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1262 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1326 [DortmUB. I 296] in 11 Stellen und in Google belegt, M.) ist der Inhaber der obersten, auf das Schreibwesen bezogenen Würde in dem Heiligen römischen Reich. Dies ist seit dem 9./10. Jahrhundert (für das Reich) der Erzbischof von Mainz (, für Italien seit 1031 der Erzbischof von Köln und für Burgund bzw. lat. [F.] Gallia seit 1308 der Erzbischof von Trier).

Lit.: Seeliger, G., Erzkanzler und Reichskanzler, 1889; Bärmann, J., Zur Entstehung des Mainzer Erzkanzleramtes, ZRG GA 75 (1958), 1; Der Mainzer Kurfürst als Reichserzkanzler, hg. v. Hartmann, P., 1997

Eschwege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Eckhardt, A., Eschweger Zunftverfassung und hessische Zunftpolitik, 1964; Eckhardt, K., Eschwege, 1964; Heinemeyer, K., Der Königshof Eschwege in der Germar-Mark, 1970; Speitkamp, W., Eschwege – Eine Stadt und der Nationalsozialismus, 2015; Eschwege-Lexikon, hg. v. Fritsche, H. u. a., 2015, 2. unv. A. 2015

Esel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [ab 1454] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist ein zu der Gattung der Pferde gehörendes, als Haustier seit dem Altertum genutztes Huftier, das von Menschen als dumm und störrisch eingestuft und als Versuch der Beleidigung eines anderen Menschen verwendet wird. S. Google

Eselreiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch- - ausgenommen Eselreiter – nicht und in DW2 1718 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Horn, SoldatSpr. 123 und Schmeller1 I 159] in 2 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die aus Ostrom über Italien in das Heilige römische Reich kommende, für die Neuzeit bezeugte, teils (für Frauen) auf einem lebenden Esel, teils (für Soldaten) auf einem hölzernen Gestell mit scharfer Oberkante ausgeführte →Ehrenstrafe. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 2, 318; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920; Künßberg, R., Rechtliche Volkskunde, 1936; Lentz, M., Konflikt, Ehre und Ordnung, 2004

Esmein, Adhémar (Touvérac 1. 2. 1848-Paris 22. 7. 1913) wird nach dem Rechtsstudium in Paris und Lehrtätigkeiten in Douai und Paris 1890 Professor für Rechtsgeschichte Frank­reichs (1892 Cours élémentaire d’histoire du droit français, daneben weitere Grundrisse und Einzelarbeiten). S. Google

Lit.: Weiss, A., Notice sur la vie et les travaux de Adhémar Esmein, (in) Séances et travaux de l’Académie des sciences morales 87, 1917, 437

essen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 780 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) für Menschen als Nahrung durch den Mund mittels der Zähne und Zunge in die Speiseröhre, den Magen sowie den übrigen Verdauungstrakt einnehmen, s. Google, s. fressen für Tiere

Essen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [EidgAbsch. I 302] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Verb essen in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 um 780 bezeugt und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), Nahrung, Speise, s. Google

Lit.: Schubert, E., Essen und Trinken im Mittelalter, 2006, 3. A. 2016; Tietz, W., Dilectus ciborum, 2013; Werner, A. u. a., Kochschätze aus dem Kessel – Speisen mit Wikingern, Franken und Slawen, 2015; Fischer, D. u. a., Kochen wie im Mittelalter, 2015; Donahue, J., Food and Drink in Antiquity, 2015; Treitel, C., Eating Nature in Modern Germany, 2017; Weinreb, A., Modern Hungers – Food and Power in Twentieth-Century Germany, 2017; Future Food –Die Zukunft der Welternährung, hg. v. Grossarth, J., 2019

Essen (N., Ortsname), s. Google

Lit.: Ribbeck, K., Geschichte der Stadt Essen, 1915; Vries, R. de, Die Landtage des Stiftes Essen, 1934; Stift Essen, die große Vogteirolle des Grafen Friedrich von Isenberg-Altena um 1220, hg. v. Bentheim-Tecklenburg-Rheda, M. Graf zu, 1955; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit, (in) Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 86 (1971); Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Aus der Nähe betrachtet – Regionale Vernetzungen des Essener Frauenstiftes, hg. v. Falk, B. u. a., 2017; Essen – Geschichte einer Großstadt im 20. Jahrhundert, hg. v. Wisotzky, K., 2019

Esslingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Das städtische Recht Esslingens in dem 13. Jahrhundert lässt sich vielleicht aus dem schwäbischen Landrecht (Schwabenspiegel) und einer 1280 an Brackenheim gegebenen Rechtsmitteilung erkennen, während ein vermutlich aufgezeichnetes Stadtrechtsbuch in Gegensatz zu einer in dem Statutenbuch von 1491 erhaltenen Regimentsordnung von 1392 nicht überliefert ist. S. Google

Lit.: Maier, K., Das Strafrecht der Reichsstadt Esslingen, Diss. jur. Tübingen 1960; Kirchgässner, B., Wirtschaft und Bevölkerung der Reichsstadt Esslingen im Spätmittelalter, 1964; Arold, J., Das Erbrecht der Reichsstadt Esslingen, 1965; Kittelberger G., Der Adelberger Freihof in Esslingen, 1970; Jerouschek, G., Die Hexen und ihr Prozess, 1992; Eichler, F., Das Esslinger Statutenbuch oder vom Landrecht zum Stadtrecht, 2014

Este (M.) →Estland, s. Google

Estland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der an dem Ostrand der mittleren Ostsee südlich Finnlands gelegene nordosteuropäische Staat mit der Hauptstadt Reval bzw. Tallinn. Estland geht auf ein von den finno-ugrischen Esten besiedeltes Gebiet an dem Finnischen und Rigaischen Meerbusen zurück, das 1207/1227 von dem Schwertbrüder­orden und Dänemark erobert wird und bis 1346 an den →Deutschen Orden gelangt. 1315 entsteht unter dem Einfluss niederdeutscher Siedler das waldemar-erichsche Lehnrecht und das älteste livländische Ritterrecht. Das Recht der deutschen Herrschaftsschicht folgt dem Recht des Heiligen römischen Reiches, während die abhängigen Bauern nach ungeschriebenem Gewohnheitsrecht leben. 1561 (Norden)/1580 fällt das Gebiet an Schweden, das die Reformation einführt und in Dorpat eine Universität gründet. 1710/1721 kommt das Land (mit rund 430 Rittergütern etwa 160er landtagsfähiger Familien) an →Russland und wird dort in dem 19. Jahrhundert verstärkt russifiziert. 1864 wird das liv-, est- und kurländische Privatrecht in einem von Friedrich Georg von →Bunge erarbeiteten, zu mehr als der Hälfte römischrechtlich geprägten Gesetzbuch (Pro­vinzialrecht des Ostsee­gouvernements Russ­lands, rund 4600 Bestimmungen) nie­derge­legt, das dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) nahesteht und in Estland bis 1945 gilt. Das Gerichtswesen wird 1889 moder­nisiert. Die an dem 24. 2. 1918 aus­gerufene baltische Republik Estland (Straf­gesetzbuch 1929/1935, Entwurf eines Zivilgesetzbuchs 1936), in der 1939 in Absprache Adolf Hitlers mit Josef Stalin die Deutschbalten ausgesiedelt werden, wird an dem 6. 8. 1940 der das sowjetische Recht in Kraft setzenden Sowjetunion eingegliedert (1941-1944 von dem Deutschen Reich besetzt), an dem 6. 9. 1991 aber von der Sowjetunion wieder als unabhängig anerkannt. Das sowjetische Recht wird danach unter Verwendung deutscher Vorbilder vor allem in dem Privatrecht und Strafrecht durch eigenes Recht ersetzt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Bunge, F. v., Einleitung in die liv-, est- und kurländische Rechtsgeschichte, 1849; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Kraus, H., Grundriss der Geschichte des estnischen Volkes, 1935; Wedel, H. v., Die estländische Ritterschaft, 1935; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,545, 3,2,2076; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Stopinski, S., Das Baltikum im Patt der Mächte, Nordeuropäische Studien Bd. 11, 1997; Ludwig, K., Estland, 1999; Deutsch-estnische Rechtsfragen, hg. v. Recker, N. v., 2003; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Modernisierung durch Transfer im 19. und frühen 20. Jahrhundert, hg.v. Giaro, T., 2006; Modernisierung durch Transfer zwischen den Weltkriegen, hg. v. Giaro, T., 2007; Luts-Sootak, M., Der Fall Estland, ZRG GA 125 (2008), 276; Donnert, E., Agrarfrage und Aufklärung in Lettland und Estland, 2008

Estoppel (Verschweigung, [engl.] N.) ist in dem englischen Verfahrensrecht die Unzulässigkeit der Rechtsausübung (aus einem übergeordneten Grund). Die älteste Erscheinungsform der von franz. étouffer (vertuschen, niederschlagen) abgeleiteten Einrichtung zeigt sich in den Leges des englischen Königs Heinrich I. (um 1118), nach denen der Inhalt von Eintragungen in die Urkundenrolle (ne. record) des Königsgerichts nicht bestritten werden kann. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts ist dann anerkannt, dass Urteile zuständiger Gerichte in ihren rechtserheblichen Feststel­lungen von den Parteien und ihren Rechtsnachfolgern nicht angegriffen werden können (estoppel by record). Daneben erscheint seit dem Ende des 13. Jahrhunderts der Satz, dass eine Erklärung, die in einer unter Handsiegel abgegebenen Urkunde (ne. deed) enthalten ist, von dem nicht bestritten werden kann, dessen Handschrift und Siegel die Urkunde trägt, sofern die Urkunde rechtlich wirksam ist (estoppel by deed). Seit dem 15. Jahrhundert ist die vielleicht hieraus abgeleitete Regel bezeugt, dass eine Partei, die eine in dem Lande (mengl. pays) weithin bekannt gewordene Rechtshandlung vorgenommen hat, eine ihr notwendig als Voraussetzung dienende Tatsache (beispielsweise Mietvertrag für Mietzahlung) nicht bestreiten darf (estoppel by in pais, daraus entwickelt estoppel by conduct, estoppel by representation). In der Folge wird das Prinzip des estoppel erheblich verfeinert und wirkt über das englische Recht hinaus. Estoppel wird allerdings nicht von dem Richter von Amts wegen berücksichtigt, sondern nur auf Vortrag der Partei. S. Google

Lit.: Riezler, E., Venire contra factum proprium, 1912, 55; Holdsworth, W., History of English Law, 9 1926; Cohn, E., Die materielle Rechtskraft im englischen Recht, (in) FS H. Nipperdey 1965, Bd. 1, 875

Estor, Johann Georg (Schweinsberg/­Hessen 8. 6. 1699-Marburg 25. 10. 1773) wird nach dem Studium des Rechtes und der alten Sprachen in Gießen, Jena (1719) und Halle (Johann Peter von Ludewig, Nikolaus Hiero­nymus Gundling) in Gießen 1726 außer­ordentlicher und 1728 ordentlicher Professor und promoviert. 1734 wechselt er nach Jena, 1742 nach Marburg. Seine dreibändige bürgerliche Rechtsgelehrsamkeit der Teut­schen (1757) enthält erstmals eine sys­tematische Zusammenstellung des gesamten geltenden einheimischen deutschen Rechtes und beeinflusst wie auch das übrige Werk Estors Schüler Johann Stephan Pütter. S. Google

Lit.: Sippel, C., J. G. Estor, 1874; 650 Jahre Stadt Schweinsberg, 1982; Buschmann, A., J. G. Estors System der bürgerlichen Rechtsgelehrsamkeit der Teutschen, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 77ff.; Buschmann, A., Estor, Pütter, Hugo, (in) Festgabe Elmar Wadle, 2004, 75ff.

état (franz., M.) Stand, Staat, s. Google

états généraux (franz.) Generalstände (1468), s. Google

ethisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1669 bezeugt – 1669 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Femininum Ethik Anfang 13. Jahrhundert) sittlich, moralisch, anständig

Ethik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 als 1556 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – Anfang 13. Jahrhundert [Deutsches salernitanisches Arzneibuch) in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv ethisch 1669)) Sittenlehre

Lit.: Lexikon der Ethik, hg. v. Höffe, O., 5. A. 1997; Hauskeller, M., Geschichte der Ethik, 1999; Westerholm, S., Law and Ethics in Early Judaism and the New Testament, 2017 (= Aufsatzsammlung)

Ethnologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1883 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Völkerkunde (völkerkundliche Berichte antiker Autoren seit Hekataios von Milet 500 v. Chr., Völkerbeschreibung in dem Heiligen römischen Reich nach Gottfried Wilhelm Leibniz bei Georg Friedrich Müller, August Ludwig Schlözer und Adam František Kollár seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, wissenschaftliche Ethnologie in Frankreich und Großbritannien in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit Suche evolutionärer Gesetzmäßigkeiten, Feld­forschung einfacher Stammesgesell­schaf­ten, Ethnographie traditioneller Streitschlich­tungsverfahren, Rechtspluralismus). S. Google

Lit.: Post, A., Bausteine für eine allgemeine Rechtswissenschaft auf vergleichender ethnologischer Basis, Bd. 1f. 1880f., Neudruck 1995; Thurnwald, R., Werden, Wandel und Gestaltung des Rechts, 1934; Pospisil, L., Anthropology of Law, 1971; Panoff, M.(/Perrin, M.), Taschenwörterbuch der Ethnologie, 1975, 3. A. 1999; Moore, S., Law as process, 1978; Newman, K., Law and economic organization, 1983; Kohl, K., Ethnologie, 1993; Rouland, N., Legal anthropology, 1994; Fikentscher, W., Modes of thought, 1995, 2. A. 2004; Streck, B., Vom Wissen der Ethnologie, 1997; Wörterbuch der Ethnologie, hg. v. Streck, B., 2. A. 2000; Kaschuba, W., Einführung in die europäische Ethnologie, 2. A. 2003; Gingrich, A./Schweitzer, P., Geschichte der deutschsprachigen Ethnologie, 2004; Petermann, W., Die Geschichte der Ethnologie, 2004; Vermeulen, H., Before Boas, 2015

Etrusker (oder Tuszier, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines vielleicht vor den Römern und neben den Römern in Mittelitalien (Toskana) ansässigen, hochste­henden, in dem 8. Jahrhundert v. Chr. sichtbaren, aber vor allem auch in den Ursprüngen nicht näher bekannten, mit seinen letzten Stadtstaaten 89 v. Chr. in das römische Bürgerrecht aufgenommenen Volkes, dessen wichtiger, bei Rom gelegener Ort Veii 396 v. Chr. von den Römern anscheinend ohne weitgehende Zerstörung, aber auch ohne sichtbares wirtschaftliches Wachstum übernommen wird. Die Etrusker benenen sich selbst als Rasenna. S. Google

Lit.: Pfiffig, A., Einführung in die Etruskologie, 4. A. 1991; Torelli, M., Die Etrusker, 1988; Heurgon, J., Die Etrusker, 1993; Cristofani, M., Die Etrusker, 1995; Aigner-Foresti, L., Die Integration der Etrusker, 1998; Briquel, E., La civilisation étrusque 1999; Falchetti, F. u. a., Die Etrusker, 2001; Aigner-Foresti, L., Die Etrusker und das frühe Rom, 2003, 2. A. 2009; Entstehung von Staat und Stadt bei den Etruskern, hg. v. Aigner-Foresti, L u. a., 2006; Aigner-Foresti, L., Die Etrusker, 2010; Kulte - Riten - religiöse Vorstellungen bei den Etruskern und ihre Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft, 2012; Bubenheimer-Erhart, F., Die Etrusker, 2014; Etruscology, hg. v. Naso, A., 2 Bände, 2017; Veii, hg. v. Tabolli, J./Cerasuolo, O., 2019

Etter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [WirtUB. VIII 97 Württemberg], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (aus lebenden Gewächsen geflochtene) Zaun, der in dem Mittelalter die dörfliche Wohnsiedlung oder die einzelne Hofstatt (tatsächlich bzw. rechtlich) von dem Umland trennt.

Lit.: Köbler, WAS; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 74; Lieberich, H., Etterrecht und Ettergerichts­barkeit in Bayern, (in) Z. f. bay. LG. 21 (1958), 472ff.

Etymologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1520 bezeugt – um 1520 [Paracelsus] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wahrheitslehre) ist die seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. bei den Griechen erkennbare Lehre von dem Ursprung (gr. etymon, N., Stammwort) eines Wortes, die bei der Aufklärung der Entwicklungs­geschichte der sprachlichen Ein­heiten hilfreich ist.

Lit.: Kluge, F., Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 1881ff. (3900 Ansätze), 25. A. 2011 (11900 Ansätze); Klinck, R., Die lateinische Etymologie des Mittelalters, 1970; Seebold, E., Etymologie, 1981; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Köbler, G. Etymologisches deutsches Elementarlexikon, 2012ff. http://www.koeblergerhard.de/EDEL-HP/edel.htm

Etymon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1609 bezeugt – 1609 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. gr.-lat. etymon, N., wahre Bedeutung und Erklärung, Herleitung, Etymon, (116-27 v. Chr.), s. gr. ἔτυμον (étymon), N., wahre Bedeutung, vgl. gr. ἔτυμος (étymos), Adj., wahr, wirklich; vgl. idg. *es-, *h₁es-, V., sein (V.), s. Google

eu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber in DW2 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel [Adv.]) gut

Eugenik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1915 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums  teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erbgesundheitslehre

Lit.: Roth, A./Schlatmann, B., Eugenik im Recht, (in) Themen juristischer Zeitgeschichte (1) Schwer­punktthema - Recht und Nationalsozialismus, hg. v. Düwell, F. u. a., 1998, 152; Schneider, C., Die Verstaatlichung des Leibes, 2000; Merkel, C., „Tod den Idioten“, 2006; Wie nationalsozialistisch ist die Eugenik? hg. v. Wecker, R. u. a., 2008; Westermann, S., Verschwiegenes Leid, 2010 (mehr als 300000 Zwangssterilisationen in dem Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945); The Oxford Handbook of the History of Eugenics, hg. v. Bashford, A. u. a., 2010; Auslese der Starken – „Ausmerzung“ der Schwachen – Eugenik und NS - „Euthanasie“ im 20. Jahrhundert, hg. v. Hedwig, A./Petter, D., 2017 (um Ausstellung in Hadamar)

eugenisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Femininum 1915) erbgesundheitlich

Euratom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 um 1957 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Europäische Atomgemein­schaft, s. Google

Eurich (um 440?-484) ist der westgotische König (466) mit königlichem Vater (Theoderich I.), der große Gebiete erobert und dem von der rechtsgeschichtlichen Forschung – am ehesten - der (lat. [M.] so genannte →Codex Euricianus, Gesetzbuch Eurichs (um 475?) zugeschrieben wird. →Gote, s. Google

Lit.: Köbler, DRG 80; Stroheker, K., Eurich, 1937; El Codigo del Eurico, hg. v. Ors, A. d’, 1960

Euro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, um 1998 aus dem Namen Europa gebildet, M.) ist die seit 1. 1. 2002 in der seinerzeitigen Mehrzahl der Mitgliedstaaten der Europäischen Union geltende Währungs­einheit. S. Google

Lit.: Grosjean, R., Was passiert mit unserem Geld?, 2003; Schön, G., Euro Münzkatalog, 13. A. 2014, 16. A. 2017; Die Euro-Münzen, bearb. v. Sonntag, K., 11. A. 2012, 13. A. 2013; Jopp/Tekin, Europas Wert, 2014; Piketty, T., Die Schlacht um den Euro, 2015; Die Euro-Münzen, 15. A. 2016, 16. A. 2017, 2019

Europa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 17. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt und vielleicht über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F. und N.) ist (die von Zeus in der Gestalt eines Stieres entführte Frau der grie­chischen Mythologie und namensgleich) die tief gegliederte westliche Halbinsel Asiens zwischen Atlantik und Ural (str., 10,5 Mill. Quadratkilometer). Von dem modernen, wohl in dem klimatisch günstigen Afrika entstandenen Menschen wird es rund 42000 Jahre vor der Gegenwart unter allmählicher Verdrängung des Neandertalers besiedelt. Die Einwanderer leben zunächst von Sammeln und Jagen. Vielleicht 8000-7500 Jahre vor der Gegenwart kommen in dem so genannten Silbernen Halbmond des Vorderen Orients zwischen dem Zweistromland und dem Mittelmeer erstmals sesshaft gewordene bzw. werdende Ackerbauern und Viehzüchter aus Anatolien nach Europa, die neben den Sammlern und Jägern leben und sich anscheinend erst nach mehreren tausend Jahren genetisch mit ihnen vermischen. Möglicherweise sind sie gegen Krankheiten weniger resistent. In die vielleicht durch Pesterreger entstehende verhältnismäßige Leere dringen möglicherweise seit vor 7000 bis 5000 Jahren aus der (pontischen) Steppe nördlich des Schwarzen Meeres und des Kaspischen Meeres (gegen die Pest) resistenter gewordene Steppenbewohner (Viehzüchter und Ackerbauern?) in dem Westen bis in die heutige Schweiz (und in dem Osten bis in das Altaigebirge) vor, deren Erbgut sich vor allem in Estland sehr dicht findet. Sie könnten Indogermanisch gesprochen haben. Dementsprechend sind nach den Erkenntnissen der modernen Genanalyse die Europäer das Ergebnis sowohl von Wanderung wie von Anpassung. In vielen Beziehungen entwickelt sich danach Europa seit dem Altertum ver­hältnismäßig über­einstimmend, obwohl Europa in dem Mittelalter, soweit es nicht für die lateinische Christenheit steht, grundsätzlich keinen fassbaren politischen Gehalt aufweist. Zwischen 1000 und 1800 vervierfacht sich die Zahl der Europäer auf knapp 200 Millionen Menschen. Insbeson­dere wird dabei in zahlreichen Gebieten seit dem Mittelalter das römische Recht des Altertums wieder aufgegriffen (→Re­zeption). Auch Kirchenrecht, Aufklärung und Vernunftrecht wirken vereinheitlichend. In dem 19. Jahrhundert wird Europa zu einem überlegenen Raum des Fortschritts, aus dem die in dem Nationalstaat eingebundene Gesellschaft zu dem Zugriff auf die übrige Welt ausreichende Mittel zu der Verfügung stellt und zu der kriegerischen Auseinan­dersetzung bereit ist. Als Folge der so genannten industriellen Revolution vervierfacht sich die Zahl der Europäer nochmals. 1923 begründet der Schriftsteller Richard Nikolaus Graf Couden­hove-Kalergi (Tokio 17. 11. 1894-Schruns 25. 7. 1972) eine Paneuropa-Be­wegung (1947 Europäische Parlamentarier Union, später Reorganisation der Pan­europa-Bewegung). Zu einer festeren Ausbildung einheitlichen Rechtes kommt es jedoch erst seit den zu der Vermeidung weiterer Kriege (vor allem zwischen Frankreich und Deutschland geschaffenen) Europäischen Gemeinschaf­ten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1951/1952/­1957, Europäische Union 1993, „Verfassung“ 2003/2004/­2007/­2008/­2009).

Lit.: Coudenhove-Kalergi, R. Graf, Paneuropa, 1923, 4. A. 1926; Dawson, C., The Making of Europe, 1932; Reynold, G. de, L’Europe tragique, 1934; Reynold, G. de, La formation de l’Europe, 1942ff.; Curtius, E., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 1947, 5. A. 1965; Ritter, G., Europa und die deutsche Frage, 1948; Ritter, G., Die Neugestaltung Europas im 16. Jahrhundert, 1950; Chabod, F., Storia dell’idea di Europa, 1961; Foerster, R., Die Idee Europas 1300–1946, 1963; Koschaker, P., Europa und das römische Recht, 1947, 4. unv. A. 1966; Bosl, K., Frühformen der Gesellschaft im mittelalterlichen Europa, 1964; Vanderlinden, J., Le concept de code en Europe occidentale, 1967; Ständische Vertretungen in Europa im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Gerhard, D., 1969; Bosl, K., Europa im Mittelalter, 1970; Wagner, W., Europa zwischen Aufbruch und Restauration, 2. A. 1972; Luig, K., Zur Verbreitung des Naturrechts in Europa, (in) TRG 40 (1972), 539; La formazione storica del diritto moderno in Europa, Bd. 1ff. 1977; Craig, G., Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 1978; Schoenberger, G., Der gelbe Stern, 1978; Diritto Comune e diritti locali nella storia dell’Europa, 1980; Gerhard, D., Old Europe, 1981; Bleckmann, A., Europarecht, 6. A. 1997; Geschichte der Ver­waltungs­rechtswissenschaft in Europa, hg. v. Heyen, E., 1982; Gall, L., Europa auf dem Weg in die Moderne, 1984, 5. A. 2009; Eichler, H., Verfassungsbewegungen in Amerika und Europa, 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Ambrosius, G./Hubbard, W., Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas im 20. Jahrhundert, 1986; Lansky, R., Biblio­graphisches Handbuch der Rechts- und Verwaltungs­wissenschaften, Bd. 1 Allgemeines und Europa, 1987; Republiken und Republikanismus im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Königsberger, H., 1988; Verosta, S., Kollektivaktionen der Mächte des europäischen Konzerts (1866-1914), 1988; Willoweit, D., Aufgaben und Probleme einer europäischen Verfassungs­geschichtsschreibung, 1990; Towards the United States of Europe, ed. by Ransome, P., 1991; Schulze, R., Die europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1991; Propyläen Geschichte Europas, Bd. 1ff. 1992f.; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Le Goff, J., Das alte Europa, 1994; Europaideen im 18. und 19. Jahrhundert in Frankreich und Zentraleuropa, hg. v. Reinalter, H., 1994; Fontana, J., Europa im Spiegel, 1995; Europa im Blick der Historiker, hg. v. Hudemann, R., 1995; Craig, G., Geschichte Europas, 1995; Europa im Umbruch 1750-1850, hg. v. Albrecht, D. u. a. 1995; Brown, P., Die Entstehung des christlichen Europa, 1996; Brandstetter, G., Chronologisches Lexikon der europäischen Integration, 1996; Bartett, R., Die Geburt Europas, 1996; Davies, N., Europe, 1996; Europäische Geschichte als historisches Problem, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1997; Das europäische Geschichtsbuch, hg. v. Delouche, F., 1998; Siedler, Geschichte Europas, Bd. 1ff. 1998ff.; Mieck, I., Europäische Rechtsgeschichte der frühen Neuzeit, 1998; Möller, H., Europa zwischen den Weltkriegen, 1998; Neumann, T., Die europäischen Integrationsbestrebungen in der Zwischen­kriegszeit, 1999; Die Entstehung des modernen Europa, hg. v. Mörke, O. u. a., 1998; Schneider, R., Europas Einigung und das Problem Deutschland, 1999; Salewski, M., Geschichte Europas, 2000; Schümer, D., Das Gesicht Europas, 2000; Demel, W., Europäische Geschichte des 18. Jahrhunderts, 2000; Prinz, F., Von Konstantin zu Karl dem Großen, 2000; Schmale, W., Geschichte Europas, 2000; Bade, K., Europa in Bewegung, 2000; Winkler, H., Geschichte des Westens, Bd. 1ff. 2000ff.; Schulz, G., Europa und der Globus - Staaten und Imperien seit dem Altertum, 2001; Vom Mittelmeer zum Atlantik, hg. v. Feldbauer, P. u. a., 2001; Segl, P., Byzanz. Das andere Europa, 2001; Zimmermann, R., Roman Law, Contemporary Law, European Law, 2001; Seibt, F., Die Begründung Europas, 2002; Borgolte, M., Europa entdeckt seine Vielfalt, 2002; Fisch, J., Europa zwischen Wachstum und Gleichheit 1850-1914, 2002; Bernecker, W., Europa zwischen den Weltkriegen 1914-1945, 2002; Caenegem, R. van, European law, 2002; Brunn, G., Die europäische Einigung, 2002; Mitterauer, M., Warum Europa? 2003; Vogler, G., Europas Aufbruch in die Neuzeit 1500-1650, 2003; Duchhardt, H., Europa am Vorabend der Moderne 1650-1800, 2003; Reinhard, W., Lebensformen Europas, 2004; Le Goff, J., Die Geburt Europas im Mittelalter, 2004; James, H., Geschichte Europas im 20. Jahrhundert, 2004; Altrichter, H. u. a., Geschichte Europas im 20. Jahrhundert, 2004; Kleines Europa-Lexikon, hg. v. Gruner, W. u. a., 2004; Grabmayer, J., Europa im späten Mittelalter 1250-1500, 2004; Europa und seine Regionen. 2000 Jahre europäische Rechtsgeschichte, hg. v. Bauer, A. u. a., 2004; Gruner, W./Woyke, W., Europa-Lexikon, 2004; Postel, V., Die Ursprünge Europas, 2004; Reale, G., Kulturelle und geistige Wurzeln Europas, 2004; Landwehr, A./Stockhorst, S., Einführung in die europäische Kulturge­schichte, 2004; Etappen auf dem Weg zu einer europäischen Verfassung, hg. v. Hummer, W., 2004; Der europäische Konvent und sein Ergebnis. Eine europäische Verfassung, hg. v. Busek, E. u. a., 2004; Eine Verfassung für Europa, hg. v. Beckmann, K. u. a., 2004; Der Konvent zur Zukunft der Europäischen Union, hg. v. Mantl, W. u. a., 2004; Ehlers, J., Das westliche Europa, 2004; Prettenthaler-Ziegerhofer, A., Europäische Integrationsrechtsgeschichte, 2004, 3. A. 2012; Weiler, J., Ein christliches Europa, 2004; Schuller, W., Das erste Europa, 2004; Langewiesche, D., Europa zwischen Restauration und Revolution 1815-1849, 4. A. 2005; Blanning, T., Das alte Europa 1660-1789, 2005; Nolte, H., Weltgeschichte, 2005; Conze, V., Das Europa der Deutschen, 2005; Petersen, T., Europa – Eine Kulturgeschichte, 2006; Elvert, J., Die europäische Integration, 2006; Borgolte, M., Christen, Juden, Muselmanen, 2006; Wyrwa, U., Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi, (in) HZ 283 (2006), 102; Krüger, P., Das unberechenbare Europa, 2006; Europa im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R. u. a., 2006; Gasteyger, C., Europa zwischen Spaltung und Einigung, 2006; Judt, T., Geschichte Europas, 2006; Boshof, E., Europa im 12. Jahrhundert, 2007; Chabert, G., L’idée euro­péenne, 2007; Blickle, P., Das alte Europa, 2008; Europa im Weltbild des Mittelalters. Kartographische Konzepte, hg. v. Baumgärtner, I. u. a., 2008; Kohler, A., Expansion und Hegemonie, 2008; Darwin, J., After Tamerlane, 2008; Liedtke, R., Geschichte Europas von 1800 bis zur Ge­genwart, 2009; Schorn-Schütte, L., Studienhandbuch frü­he Neuzeit Europäische Geschichte 1500-1789, 2009; Schorn-Schütte, L., Konfessionskriege und europäische Expansion, 2010; Dirlmeier, U. u. a., Europa im Spätmittelalter 1215-1378, 2. A. 2009; Schulz, M., Normen und Praxis, 2009; Lundt, B., Europas Aufbruch in die Neuzeit 1500-1800, 2009; Doering-Manteuffel, A., Die deutsche Frage und das europäische Staatensystem 1815-1871, 3. A. 2010; Wesel, U., Geschichte des Rechts in Europa, 2010; How to (Re)Write European History, hg. v. Rathkolb, O., 2010; Schorn-Schütte, L., Konfessionskriege und europäische Expansion, 2010; Gehler, M., Europa, 2010; Schneid­mül­ler, B., Grenzerfahrung und monarchi­sche Ordnung - Europa 1200-1500, 2011; Modzelewski, K., Das barbarische Europa, 2011; Wirsching, A., Der Preis der Freiheit, 2012; Neue Wege in ein neues Europa, hg. v. Koopmann, M. u. a., 2012; Grunert, R., Der Europagedanke westeuropäischer faschistischer Bewegungen 1940-1945, 2012; Fuhrer, A. u. a., Eine Freundschaft für Europa, 2013; Fenske, H., Der Anfang vom Ende des alten Europa, 2013; Europäische Einigung im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Lappenküper, U. u. a., 2013; Prettenthaler-Ziegerhofer, A., Verfass­ungs­geschichte Europas, 2013; Langewiesche, D., Das Jahrhundert Europas, (in) HZ 296 (2013), 29; Oschema, K., Bilder von Europa im Mittelalter, 2013; Europas Aufstieg, hg. v. Ertl, T., 2013; Böttcher, Klassiker des europäischen Denkens, 2014; Simms, B., Kampf um die Vorherrschaft, 2014; Buschak, W., Die Vereinigten Staaten von Europa sind unser Ziel, 2014; Reinfeldt, A., Unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Akteure und Strategien, 2014; Pelinka, A., Die unheilige Allianz, 2015; Hierarchie, Kooperation und Integration im europäischen Rechtsraum, hg. v. Schumann, E., 2015; Loth, W., Building Europe, 2015; Kielmannsegg, P. Graf, Wohin des Wegs, Europa?, 2015 (Sammelband); Grimm, D., Europa ja – aber welches? 2016 (Essays); Norwig, C., Die erste europäische Generation, 2016; Kershaw, I., Höllensturz - Europa 1914 bis 1949. 2016; Barth, B., Europa nach dem Großen Krieg, 2016; Heldmann, Konrad, Europa und der Stier oder der Brautraub des Zeus, 2016, Krause, J., Der Europäer ist auch genetisch ein Potpourri, (in) FAZ vom 7. Dezember 2016, N 2; Van Middelaar, L., Vom Kontinent zur Union, 2016; Horowski, L., Das Europa der Könige, 2017; Assmann, A., Der europäische Traum – Vier Lehren aus der Geschichte, 2018; Price, S. u. a., Die Geburt des klassischen Europa, 2018; Patel, K., Projekt Europa – Eine kritische Geschichte, 2018; Wegmaier, A., Europäer sein und Bayern bleiben, 2018; Greengrass, M., Das verlorene Paradies – Europa 1517-1648, 2018; Evans, R., Das europäische Jahrhundert, 2018; Bogner, I., „Wie ist Europa? – Schön, ja“, 2019; Seibert, H., Geschichte Europas im Mittelalter, 2019; Kershaw, I., Achterbahn, 2019; Die Neuerfindung Europas, hg. v. Franzius, C. u. a., 2019; Nuspliger, N., Europa zwischen Populisten-Diktatur und Bürokraten-Herrschaft, 2019; Europa – Die Gegenwart unserer Geschichte, hg. v. François, É. u. a., Bd. 1ff. 2019; Paulmann, J., Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850-1914, 2019; Kernelemente der europäischen Integration, hg. v. Müller-Graff, P., 2020; Heumann, H., Strategische Diplomatie – Europas Chance in der multipolaren Welt, 2020; Ambrosius, G./Franke, C., Diversität, Transformation, Kontinuität – Europa 1800-1870, 2020 (Industrialisierung, Staatsreform, aufgeklärte bürgerliche Gesellschaft); Asch, R., Vor dem großen Krieg –Europa 1598-1618, 2020; Patel, K./Röhl, H., Transformation durch Recht – Geschichte und Jurisprudenz europäischer Integration 1985-1992, 2020

europäisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1560 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht teilweise mit dem Griechischen des Altertums verbindbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, Adj.) Europa betreffend

Europäische Atomgemeinschaft (Eura­tom, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1957 bezeugt und in den Bestandteilen mit dem Griechischen des Altertums und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (nach Scheitern einer europäischen politi­schen Gemeinschaft und einer europäischen Verteidigungsge­meinschaft an der Ablehnung durch die Nationalver­samm­lung Frankreichs 1954) an dem 25. 3. 1957 zwecks gegenseitiger Kontrolle geschaffene Gemeinschaft europäischer Staat­en (zunächst Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Luxemburg) in Angelegenheiten der Kernspaltung. →Europäische Gemein­schaft

Lit.: Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Blockmans, W., Geschichte der Macht in Europa, 1998

Europäische Freihandelsassoziation (EF­TA, European Free Trade Association, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)­ (oder Europäische Freihandelszone, F., um 1960) ist der in Stockholm an dem 4. 1. 1960 von Dänemark, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz und dem vVereinigten Königreich) gegründete Zusam­menschluss (anfangs siebener) europäischer Staaten (Großbritannien, Irland, Dänemark [alle bis 1973], Portugal [bis 1985], Finnland [1961/1986], Schweden, Österreich [alle bis 1994], Schweiz, Island (1970), Norwegen, Liechtenstein [1991]). Die Bedeutung der Euro­päischen Freihandelsassoziation ist infolge des Eintritts der wichtigsten Mitglieder in die →Europäische(n) Gemein­schaft(en) bzw. Europäische Union und der Gründung eines europäischen Wirtschafts­raums (1994, Liechtenstein 1. 5. 1995) gering.

Europäische Gemeinschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1950) ist die 1993 (Vertrag von Maastricht 7. 2. 1992) durch Umbenennung aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft entstehende europä­ische Gemeinschaft.

Lit.: Köbler, DRG 246, 248; Geiger, R., EG-Vertrag, 2. A. 1995; The Institutions and Dynamics of the European Community 1873-83, hg. v. Laursen, J., 2014; Les partis politiques européens, hg. v. Thiemeyer, H. u. a., 2015

Europäische Gemeinschaft(en) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) sind die Europäische Atomgemeinschaft (25. 3. 1957), die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (18. 4. 1951-2002) und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (25. 3. 1957) mit jeweils eigener Rechtspersönlichkeit. Sie haben seit dem Abkommen über gemeinsame Organe der Europäischen Gemeinschaften von dem 25. 3. 1957 ein gemeinsames Parlament und einen gemeinsamen Gerichtshof, und seit dem sie zu den Europäischen Gemeinschaften zusammenschließenden Fusi­ons­vertrag (8. 4. 1965 unterzeichnet, 1. 1.1967 in Kraft ge­treten) eine gemeinsame Kommission, einen gemeinsa­men Rat und einen gemein­samen Rechnungshof. 1973 werden die europäischen Gemeinschaften um Dänemark, Großbri­tannien und Irland er­weitert (Norderwei­terung), 1981 um Griechenland, 1986 um Portugal und Spanien (Süderweiterung). Zu dem 7. 2. 1992 (Vertrag von Maastricht/­Niederlande) werden sie zu der →Europäischen Gemeinschaft zusammenge­schlossen, die 1993 in Euro­päische Union umbenannt wird (an dem 1. 11. 1993 in Kraft getretener Vertrag [von Maastricht] über die europäische Union). Mit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an dem 1. 12. 2009 ist die Europäische Union Rechts­nachfolgerin der Europäischen Ge­mein­schaft.

Lit.: Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Piela, I., Walter Hallstein, 2012; Rothacher, A., Die Kommissare, 2012; Thiele, M., Motor der Integration – Europageschichtliche Grundlegung der Europäischen Kommission, 2019

Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1950) ist die auf der Grundlage eines Planes Robert Schumans als Außenminister Frankreichs von dem 9. 5. 1950 an dem 18. 4. 1951 zwecks Kontrolle der deutschen Rüstungs­industrie zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg unter Übertragung einzelstaatlicher Hoheitsrechte für die Montan­industrie (Kohle, Eisenerz) verein­barte und später um zusätzliche Mitglieder erweiterte internationale Gemein­schaft (Monta­nunion mit hoher Behörde, Rat, Versammlung und Gerichtshof). In ihrem Rahmen wird auf der Konferenz von Messina an dem 1./2. 6. 1955 die Einsetzung von Arbeits­gruppen zu der Bildung weiterer europäischer Gemeinschaften beschlossen, deren Tätigkeit die Grundlage für die römischen Verträge von dem 25. 3. 1957 über die europäische Atomgemeinschaft und die europäische Wirtschaftsgemeinschaft bildet. Der an dem 23. Juli 2002 ausgelaufene Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl ist nicht erneuert und der Kohlesektor und Stahlsektor dem Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft unterstellt.

Lit.: Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996

Europäische Konvention (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1948) zu dem Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten ist der auf der Grundlage der Menschenrechts­er­klärung der Vereinten Nationen von dem 10. 12. 1948 von dem →Europarat 1950 ausgearbeitete, in Rom an dem 4. 11. 1950 von 12 Staaten (Bel­gien, Dänemark, Deutschland, Frank­reich, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Türkei und Groß­britannien und an dem 28. 11. 1950 von Griechenland und Schweden) unterzeichnete, 1952 von der Bundesrepublik Deutschland als Gesetz angenommene, an dem 3. 9. 1953 allgemein in Kraft getretene, 1957 von Österreich mit Verfassungsrang und inzwischen von allen Staaten Europas anerkannte völkerrecht­liche, um (14) Zusatzprotokolle ergänzte Vertrag, der in allen der Herrschaft der angeschlossenen Staaten unterstehenden Län­dern die grundlegenden menschlichen Freiheiten sichern will. Dazu sind (bis 1998) eine Europäische Kommission für Menschenrechte und ein Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz in Straßburg gebildet.

Lit.: Seidel, P., Der Rang der Europäischen Men­schenrechtskonvention in den Mitgliedstaaten, (in) DVBll. 1975, 747; Frowein, J./Peukert, W., Europäische Menschenrechtskonvention, 2. A. 1997; Grabenwarter, C., Europäische Menschrechtskonvention, 3. A. 2008

Europäische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1992) ist der aus den (drei) Europäischen Gemeinschaften durch den Vertrag von Maastricht (1992) und den Vertrag von Lissabon (2007) hervorgegangene Staatenverbund von 28 Staaten (2014, 2020 27 Staaten) in Europa, von dem sich Großbritannien 2020 durch den so genannten Brexit wieder gelöst hat.

Lit.: Weidenfeld, W., Die Europäische Union, 2010, 3. A. 2013, 4. A. 2015, 5. A. 2020; Kopeinig, M., Jean-Claude Juncker, 2014; Die EU als ethisches Projekt im Spiegel ihrer Außen- und Sicherheitspolitik, hg. v. Merkl, A. u. a., 2018; Weber, K., u. a., Reshaping the European Union, 2018; Weber, K. u. a., Neugestaltung der Europäischen Union, 2019; Thiele, M., Motor der Integration, 2019

Europäischer Gerichtshof (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., um 1952) in Luxemburg ist der 1952 gegründete und 1953 seine Tätigkeit aufnehmende gemeinsame Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft(en bzw. später der) →Europäischen Union, der die einheitliche Anwendung, Auslegung und Fortbildung des Europäischen Gemeinschaftsrechts sichern soll.

Lit.: Kenke, U., Der Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften, 1989; Drewes, E., Entstehung und Entwicklung des Rechtsschutzes vor den Gerichten der Europäischen Gemeinschaften, 2000; Davies, B., Resisting the European Court of Justice, 2012; Fritz, V., Juges et avocats généraux de la Cour de Justice de l’union europénne (1952-1972), 2018; Die Rechtsprechung des EuGH und ihr Einfluss auf die nationalen Privatrechtsordnungen, hg. v. Kindl, J. u. a., 2019

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. um 1959) ist das gemäß der →Europäischen Konvention zu dem Schutz der Menschenrechte in Straßburg 1959 errichtete Gericht, das über die Einhaltung der in der Konvention gewährleisteten Menschenrechte wacht und von den (47) Mitgliedstaaten oder der Europäischen Kommission für Menschen­rechte (, an die sich Bürger bei Bedarf besonders wenden müssen,) mit einem Fall befasst werden kann. 1998 wird der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte als ständiger Gerichtshof neu geordnet.

Lit.: Polakiewicz, J., Die Verpflichtungen der Staaten aus den Urteilen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, 1994; Haß, S., Die Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, 2006

Europäischer Rat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., um 1992) ist das aus den Präsidenten bzw. Ministerpräsidenten der Mitgliedstaaten der →Europäischen Union gebildete, die Richtlinien der Politik der Europäischen Union bestimmende Organ.

Europäischer Wirtschaftsraum (EWR, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., um 1994) ist der in Verhandlungen zwischen der →Europäischen Gemeinschaft und den Staaten der Europäischen Freihandelszone verein­barte, 1994 mit Österreich, Schweden, Finnland (bis 31. 12. 1994), Norwegen und Island in Kraft getretene einheitliche europäische Wirtschaftsraum, dem die Staaten der Europäischen Union und Island, Norwegen und Liechtenstein angehören.

Lit.: Streit, A., Das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum, (in) NJW 1994, 555

Europäisches Gemeinschaftsrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., um 1951) ist das besondere, zwischen Völkerrecht und staatlichem Recht angesiedelte Recht der Europäischen Gemeinschaft(en) bzw. der Europäischen Union. Es setzt sich zusammen aus dem zu der Bildung der Europäischen Gemeinschaften geschaffe­nen Vertragsrecht (primäres Europäisches Gemeinschaftsrecht) und dem von den Organen der Europäischen Gemeinschaften erlassenen Recht (sekundäres Europäisches Gemeinschaftsrecht). Das Europäische Gemein­schaftsrecht gilt teilweise unmittelbar in den einzelnen Mitgliedstaaten und hat dann Vorrang vor dem Recht des einzelnen Staates. Nicht Europäisches Gemeinschaftsrecht ist das nationale, auf Grund gemeinsamen Beschlusses der Mitgliedstaaten geschaffene Recht.

Lit.: Nicolaysen, G., Europäisches Gemeinschaftsrecht, 1979; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996

Europäisches Parlament (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., um 1950, Europäische Versammlung) in Straßburg ist das gemeinsame parlamen­tarische Hauptorgan der →Europäischen Gemein­schaften bzw. Europäischen Union.

Lit.: Thöne-Wille, E., Die Parlamente der EG, 1984; Dialer, D. u. a. Handbuch zum Europäischen Parlament, 2015; Soldwisch, I., Das Europäische Parlament 1979-2004, 2021

Europäisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort europäisch in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1560 bezeugt, Adj.) ist das in →Europa geltende und das Europa betreffende Recht. Ein in ganz Europa einheitlich geltendes Recht gibt es bis zu der Gegenwart nicht. Vielmehr gilt in dem Altertum selbst das römische Recht nur innerhalb des römischen Weltreichs. In dem Frühmittelalter stehen zahlreiche Rechte einzelner Völker, in dem Hochmittelalter und in dem Spätmittelalter viele territoriale Landrechte und Stadtrechte nebeneinander. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes in andere Rechte kommt es zwar ebenso zu einer gewissen Euro­päisierung wie mit der Anwendung des einheitlichen kirchlichen Rechtes in dem christianisierten Europa, doch gelten beide gelehrten Rechte grundsätzlich nur subsidiär zu partikularen Rechten. Deren Geltungs­gebiet erweitert sich mit der Bildung der europäischen Nationalstaaten. In sie finden zunehmend allgemeine Reformgedanken Eingang. Daneben wird europäisches Recht erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in dem Rahmen der →Europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Union in größerem Ausmaß (für große Gebiete Europas einheitlich) geschaffen und auch wissenschaftlich für einzelne Rechtsdgebiete wie Privatrecht, Zivilprozessrecht, Verwaltungsrecht, Vertragsrecht, Deliktsrecht oder Zivilverfahrensrecht zusammengefasst. →Europa­recht, Europäisches Gemeinschafts­recht

Lit.: Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Kropholler, J., Europäisches Zivilprozessrecht, 1985, 7. A. 2002, 8. A. 2005; Schwarze, J., Europäisches Verwaltungsrecht, Bd. 1 1988; Vers un droit privé commun? – Skizzen zum gemein­europäischen Privatrecht, 1994; Europas universale rechtsordnungspolitische Aufgabe im Recht des dritten Jahrtausends, hg. v. Köbler, G. u. a., 2000; Jansen, N., Binnenmarkt, Privatrecht und europäische Identität, 2003; The need for a European contract law, hg. v. Smits, J., 2005; Europäisches Zivilverfahrensrecht in Österreich, hg. v. König, B. u. a., 2007; Metzger, A., Extra legem - intra ius, 2009

Europäisches Währungssystem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., nach 1950) ist das auf einer Entschließung des Rates der →Europäischen Gemeinschaften beruhende Währungssystem mit dem seinerzeitigen Ziel, bis zu dem Jahre 1999/2002 zu einer stabilen Währungszone in Europa zu gelangen (Währungseinheit Euro).

Lit.: Scharrer, H./Wessels, W., Das Europäische Währungssystem, 1983

Europäische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über Griechische und Lateinische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1992) ist die durch den Vertrag von Maastricht/Niederlande an dem 7. 2. 1992 gegründete, zu dem 1. 11. 1993 unter Ergänzung um die Politikbereiche gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und Zusammenarbeit in dem Bereich Justiz und Inneres aus der Europäischen Gemeinschaft bzw. den Eu­ropäischen Gemeinschaften entwickelte Ver­bindung (Staatenverbund) der europäischen Staaten Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Luxemburg (1951), Großbri­tannien (1973 bis 2020), Irland, Dänemark, Griechen­land, Spanien und Portugal, zu denen zu dem 1. 1. 1995 Österreich, Schweden und Finnland stoßen. Ihre (in der Form der Organleihe wirkenden [str.]) Organe sind Rat, Kommission, Versammlung und europäischer Gerichtshof bzw. Gerichtshof – der Europäischen Union -. Zu dem 1. 5. 2004 wird die Europäische Union um Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Tschechische Republik, Ungarn, Slowenien, Malta und Zypern (Südzypern), zu dem 1. 1. 2007 um Rumänien und Bulgarien erweitert. Außerdem äußern die Türkei, Kroatien, Serbien, Albanien, Russland und andere Staaten einen Wunsch nach Mitgliedschaft. Die Staatsbürger der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Unionsbürger 1993) dürfen sich der Freiheiten der Europäischen Union bedienen und sind in dem Wohnsitzstaat kommunal­wahlberechtigt. Mit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an dem 1. 12. 2009 ist die Europäische Union Rechts­nachfolgerin der Europäischen Ge­mein­schaft. An dem 23. Juni 2016 entschied sich in einem von David Cameron als Premierminister bewirkten Volksentscheid eine knappe Mehrheit der Abstimmenden für eine Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, der nach neuen Wahlen zu dem 31. Januar 2020 vollzogen ist.

Lit.: Sachwörterbuch zur Europäischen Union, hg. v. Monar, J. u. a., 1993; Kommentar zur Europäischen Union, hg. v. Grabitz, E. u. a., 2. A. 1994; Brandstetter, G., Chronologisches Lexikon der europäischen Integration, 1996; Dedman, M., The origins and development, 1996; Pfeil, W., Historische Vorbilder und Entwicklung des Rechtsbegriffs der „Vier Grundfreiheiten“, 1998; Die Europäische Union als Prozess, hg. v. Hrbek, R. u. a., 1998; Die Europäische Union als Akteur der Weltpolitik, hg. v. Schubert, K. u. a., 2000; Der Europäische Konvent und sein Ergebnis, hg. v. Busek, E. u. a., 2004; Butschek, F., Vom Staatsvertrag zur EU, 2004; Dinan, D., Europe Recast, 2004; Schönberger, C., Unionsbürger, 2006; Thurner, P., Die graduelle Konstitutionalisierung der Europäischen Union, 2006; Kristoferitsch, H., Vom Staatenbund zum Bundesstaat?, 2007; Vom gemeinsamen Markt zur Europäischen Unionsbildung, hg. v. Gehler, M., 2007; Fünfzig Jahre römische Verträge, hg. v. Schulze, R. u. a., 2008; Thiemeyer, G., Europäische Integration, 2009; Weidenfeld, W., Die Europäische Union, 2010; Callies, C., Die neue Europäische Union nach dem Vertrag von Lissabon, 2010; Mangold, A., Gemeinschaftsrecht und deutsches Recht, 2011; Marschner, S., Die Geschichte und Entwicklung der Europäischen Union, 2011; Grüner, C., Quantität und Qualität der europäischen Rechtsetzung, 2011; Vom Ursprung und Ziel der Europäischen Union, hg. v. Kirchhof, G. u. a., 2016; Der Brexit und die Krise der europäischen Integration, hg. v. Winkelmann, T. u. a., 2018

Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1952) ist die durch Gründungsvertrag an dem 27. 5. 1952 beschlossene, auch die Schaffung einer euro­päischen politischen Gemeinschaft vorsehen­de, an dem 30. 8. 1954 an der Ablehnung durch die Nationalversammlung Frankreichs gescheiter­te Verteidigungsgemeinschaft Deutschlands, Frankreichs, Italiens, der Niederlande, Belgi­ens und Luxemburgs mit europäischer Ge­meinschaftsarmee), deren Zielsetzung an dem 23. 10. 1954 in der Westeuropäischen Union zeitweise fortgeführt wird.

Europäische Wirtschaftliche Interessenver­einigung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1985) ist die durch Verordnung des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft von dem 25. 7. 1985 bereitgestellte Unternehmens­form. Sie beruht auf dem in Frankreich an dem 23. 9. 1967 als neue Gesellschaftsform geschaffenen Groupement d’Intérêt Economique.

Lit.: Bott, R./Rosener, W., Das Groupement d´Intérêt Economique, (in) NJW 1970, 364; Hatzig, C., Die Europäische Wirtschaftliche Interessenver­einigung, 1990

Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums  und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1957) ist die an dem 25. 3. 1957 zwischen Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg vereinbarte und später auf weitere Mitglieder ausgedehnte, eine allgemeine wirtschaftliche Integration durch Herstellung eines gemeinsamen Marktes anstrebende eu­ropäische Gemeinschaft in Wirtschaftsangele­genheiten. Sie ist eine der →Europäischen Gemeinschaften. Nach Erweiterung ihrer Po­litiken (Aufgaben) durch die einheitliche Europäische Akte (1986) und den Vertrag von Maastricht (1992) wird sie in Europäische Gemeinschaft umbenannt, →Europäische Union.

Lit.: Kommentar zum EWG-Vertrag, hg. v. Grabitz, E., 1989; Thiemeyer, G., Vom „Pool Vert“ zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, 1999; Pitzer, F., Interessen im Wettbewerb, 2009; Patel, K., Europäisierung wider Willen, 2009; Ebert, V. u. a., Europa ohne Fahrplan?, 2010

Europarat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1956 bezeugt?,- nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., um 1949, Sitz in Straßburg) ist der an dem 5. 5. 1949 in London von 10 Staaten (Belgien, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Schweden, Vereinig­tes Königreich von Großbritannien) errichtete völkerrechtliche Zusammenschluss zunächst westeuropäischer, seit 1990 zunehmend auch osteuropäischer Länder (1999 41 Mitglieder, als erste Kaukasusrepublik wird Georgien an dem 27. 4. 1999 41. Mitgliedsland des Europarates, 2007 47 Mitglieder) mit dem Ziel, eine engere allgemeine und wirtschaftliche Verbindung der Mitglied­staaten herzustellen. Die Organe sind das Ministerkomitee (der Außen­minis­ter), die beratende Versammlung (von Vertre­tern der Parlamente der Mitgliedstaaten) und das Ständige Sekretariat. Sie wirken haupt­sächlich durch Empfehlungen und Konven­tionen. Auf den Europarat gehen die →Europäische Konvention zu dem Schutz der Menschenrechte und Grund­freiheiten und der →Europäische Gerichtshof für Menschen­rechte zurück.

Lit.: Carstens, K., Das Recht des Europarates, 1956; Österreich im Europarat 1956-1986, hg. v. Hummer, W. u. a., 1988; Council of Europe, hg. v. Streinz, R., 2000; Winkler, G., Der Europarat und die Verfassungsautonomie seiner Mitgliedstaaten, 2005; Österreich im Europarat 1956-2006, hg. v. Hummer, W., 2008; Wassenberg, B., Histoire du Conseil de l’Europe (1949-2009), 2012

Europarecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 20. Jahrhundert) ist das gesamte, eine europäische Organisation betreffende Recht. Dement­sprechend wird zu dem Europarecht in dem weiteren Sinn insbesondere das Recht des Nordatlantikpakts (NATO), der Westeuro­päischen Union (WEU), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), des →Europarats, der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und das →europäische Gemeinschaftsrecht gezählt. In einem engeren Sinn ist Europarecht nur das europäische Gemeinschaftsrecht (Unionsrecht).

Lit.: Bleckmann, A., Europarecht, 6. A. 1997; Streinz, R., Europarecht, 1994; Arndt, U., Europarecht, 1994; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Neueste Entwicklungen im Zusammenspiel von Europarecht und nationalem Recht der Mitgliedstaaten, hg. v. Hummer, W., 2010; Schwarze, J., Das Verhältnis von nationalem Recht und Europarecht im Wandel der Zeit, Bd. 1f. 2012f.

Euthanasie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht bezeugt und in DW2 als 1804 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits dem griechisch-römischen Altertum bekannte Sterbehilfe durch Arzneimittel. Sie wird insbesondere in dem Deutschen Reich während der Herrschaft des Nationalsozialismus (1933-1945) planmäßig für gesellschafts­politische Ziele verwendet (Euthanasiebefehl Adolf Hitlers von Ende Oktober 1939 mit [bis 24. 8. 1941] rund 100000 vergasten oder ver­hungerten Menschen „lebensunwerten Le­bens“). Unter engen Voraussetzungen wird in der Gegenwart von einzelnen Staaten selbstbestimmte Sterbehilfe mit Arzneimitteln zugelassen.

Lit.: Nowak, K., Euthanasie und Sterilisierung im Dritten Reich, 1977, 2. A. 1980; Klee, E., „Euthanasie“ im NS-Staat, 1983; Schmuhl, H., Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie, 1987; Rainer, J., Zur Euthanasie, (in) Ethik und Recht, 1993, 19; NS-„Euthanasie“ vor Gericht, hg. v. Loewy, H. u. a., 1996; Bieber, E., Der Euthanasiebefehl Hitlers, 1996; Brass, C., Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Saarland 1935-1945, 2004; Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens, hg. v. Riha, O., 2005; Merkel, C., „Tod den Idioten“ – Eugenik und Euthanasie in juristischer Rezeption von Kaiserreich zur Hitlerzeit, 2006, 2. A. 2007; Die nationalsozialistische „Euthanasie“-Aktion „T4“, hg. v. Rotzoll, M. u. a., 2010; Hammon, K., Karl Binding, Alfred E. Hoche, 2011; Burkhardt, A., Das NS-Euthanasie-Unrecht vor den Schranken der Justiz, 2015; Schweizer-Martinschek, P., Die Strafverfolgung von NS-„Euthanasie“-Verbrechen in SBZ und DDR, 2016; Schulze, D., Auch der Gnadentod ist Mord, 2019; Beyond Hartheim – Täterinnen und Täter im Kontext von „Aktion T4“ und „Aktion Reinhard“, hg. v. Rohrbach, P. u. a., 2019; Christ, V., Täter von Grafeneck – Vier Ärzte als Angeklagte im Tübinger „Euthanasie“-Prozess 1949, 2020; Becker, D., Die Auslese der Asozialen, 2020

evangelisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 820 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellem – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt und über das Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Evangelien betreffend, protestantisch, lutherisch

Lit.: Thiede, W., Evngelische Kirche – Schiff ohne Kompass?, 2017; Weber, W., Luthers bleiche Erben, 2017

Evangelisches Kirchenrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht der seit der Reformation Masrtin Luthers von 1517 entstandenen evangelischen bzw. protestantischen Kirchen. Es baut auf dem →kanonischen Recht auf. Es unter­scheidet sich aber von diesem durch zahlreiche eigenständige Entwicklungen.

Lit.: Hinschius, P., Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten, Bd. 1ff. 1869ff., Neudruck 1959; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

evangelium, euangelium, lat., N., Evangelium, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. εύαγγέλιον (euangéllion), N., Lohn, gute Botschaft, vgl. gr. εὐάγγελος (euángelos), Adj., gute Kunde bringend, gr. εὖ (eu), Adv., gut, wohl; idg. *esus-, *su-, Adj., gut, tüchtig, gr. ἄγγελος (ángelos), M., Bote, Gesandter

Evangelium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 830-840 (Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) gute Botschaft, frohe Botschaft

evenire, ēvenīre, lat., V.: nhd. herauskommen, hervorkommen, hingelangen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ex, venīre

eventual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1714 bezeugt – ausgenommen Eventualität 19. Jahrhundert und eventuell 1781 nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Eventualfall und Eventualität – nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) möglicherweise eintretend

Eventualmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 Wortarchiv 19. Jh. bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Verfahrens­grundsatz, wonach eine Partei eines Zivilprozesses zu der Vermeidung des Ausschlusses ihres gesamten Vortrags diesen einschließlich aller (denkbaren) Möglich­keiten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Prozess einzubringen hat. Durch die Notwendigkeit des gleichzeitigen Vorbrin­gens aller Klagetat­sachen soll das Verfahren beschleunigt werden. Die Eventualmaxime gehört dem frühneuzeitlichen sächsischen Prozess an, wird aber von dem französischen Prozess des beginnenden 19. Jahrhunderts abgelehnt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 155, 201; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Schulte, J., Die Entwicklung der Eventualmaxime, 1980

eventus, ēventus, lat., M., Ausgang, Folge, Erfolg, Entscheidung, Katastrophe, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēvenīre

Evers, Johann Gustav (1781-1830), Professor für Rechtsgeschichte in Dorpat, stellt unter dem Einfluss Hegels 1826 in dem Werk „Das älteste Recht der Russen“ die Entwicklung des Rechtes in Russland - von dem patriarchalischen Zustand der bürgerlichen Gesellschaft - bis zu dem Territorialstaat der Neuzeit dar. S. Google

Lit.: Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961

evictio, ēvictio, lat., F.: gerichtliche Wiedererlangung, Gaius (um 159 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēvincere

Eviktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv erste Hälfte 16. Jahrhundert nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., →Entwerung) ist die Wiederer­langung des Besitzes einer verkauften Sache durch den Berechtigten bzw. der Entzug des Besitzes auf Seiten eines Käufers. In dem klassischen römischen Recht kann der Käufer einer dem Verkäufer nicht gehörigen (beweglichen) Sache gegen den Verkäufer grundsätzlich Schadensersatz wegen Nicht­er­füllung nur verlangen kann (lat. [F.] actio auctoritatis), wenn die Sache dem Käufer auf Grund eines dinglichen Rechtes in dem Rechtsstreit entzogen wird. Diese Gestaltung ist in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen.

Lit.: Kaser § 41 III 1; Söllner §§ 8, 9, 15; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 46; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 452

evincere, ēvincere, lat., V., gänzlich besiegen, vollständig überwinden, Herr werden, Hor. (65-8 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, vincere

evocare, ēvocāre, lat., herausrufen, hervorrufen, zu sich rufen, heraustreiben, aufrufen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ex, vocāre

evocatio, ēvocātio, lat., F.: nhd. Herausrufen, Hervorrufen, Aufforderung, Vorladung des Schuldners, Bell. Alex. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?), s. ēvocāre

Evokation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv zweite Hälfte 18. Jahrhundert - nicht bezeugt – 1712? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herausrufung, Erweckung, Vorladung

Evokationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv zweite Hälfte 19. Jahrhundert – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. ius [N.] evocandi, zu lat. evocatio [F.] Herausrufen) ist in dem mittelalterlichen und neuzeitlichen deutschen Recht die Befugnis des Königs, jeden noch nicht entschiedenen Rechtsstreit vor sein Hofgericht zu ziehen. Seit dem 13. Jahrhundert streben die Landesherren nach einem (lat.) privilegium (N.) de non evocando. Dieses wird 1356 den Kurfürsten allgemein erteilt. In der Folge verlagert sich die Gerichtsbarkeit mehr und mehr von dem König auf die Länder und Landesherren, 1487 wird das Evokationsrecht des Königs beseitigt.

Lit.: Kaser § 87; Köbler, DRG 114; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkung der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 97

Ewa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google auffindbar, aber für Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 8. Jh. [in lateinischer Umgebung] belegt, F.) ist die althochdeutsche Bezeichnung (8. Jahrhundert) für das (objektive) Recht (lat. [F.] lex). Die Etymologie des nur westgermanisch (ahd., mhd., as., afries., ae.) verbreiteten Wortes ist streitig (zu aind. éva, Lauf, Gang, Gewohnheit, zu lat. aevum, Ewigkeit, zu lat. aequum, Billigkeit, zu lat. ius?). Der Bezug zu dem religiösen Kult könnte unter dem Einfluss des Christentums entstanden sein (altiu ewa, lat. testamentum vetus, Altes Testament). In dem 13. Jahrhundert engt ewa seine Bedeutung auf (rechtmäßige) →Ehe ein.

Lit.: Köbler, DRG 80; Köbler, WAS; Weisweiler, J., Bedeutungsgeschichte, Linguistik und Philologie, (in) Stand und Aufgaben der Sprachwissenschaft, 1924, 419; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Seebold, E., Etymologie, 1981, 89; Schmidt-Wiegand, R., Recht und ewa, (in) Althochdeutsch, hg. v. Bergmann, R. u. a., 1987, 937

Ewa (F.) Chamavorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Volksrecht (lat. [F.] lex) des fränkischen Teilstamms der an der Zuidersee siedelnden Chamaven (Ewa quae se ad Amorem habet). Es ist in zwei Handschriften überliefert und in 48 knappe Kapitel gegliedert. Vielleicht wird es 802/803 in Aachen durch einen Königsboten erfragt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953

ewig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 790 [Weißenburger Katechismus] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1241 [SPöltenUB. I 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zeitlich unendlich, immerwährend

Ewiger Landfriede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 7. 8. 1495 in Worms von König Maximilian mit Rat der Reichstände auf der Grundlage von Land­frieden von 1486, 1474, 1471 und 1442 (sowie [1356 und] 1235) erlassene, dauerhafte Geltung beanspruchende und deswegen zwar nicht in dem Text, aber doch von den Zeitgenossen als ewig bezeichnete und tatsächlich bis 1806 geltende →Landfriede des Heiligen römischen Reiches. Er hebt das Fehderecht zugunsten der gerichtlichen Entscheidung jedes Rechtsstreits auf (Fehdeverbot unter Androhung der Reichsacht). Zugleich drängen damit die Stände den König in der Friedenswahrung zurück.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; http://www.koeblerger­hard.de/Fontes/EwigerLandfriede1495.htm; Angermeier, H., Königtum und Landfriede im deutschen Spätmittelalter, 1966; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 15 II 4; 1495, 1995, 71ff.; Kaiser, Reich, Reformen – Der Reichstag zu Worms, 1995; Landfriede, hg. v. Buschmann, A. u. a., 2002

Ewigrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf Dauer und damit ohne zeitliche Begrenzung vereinbarte →Rente.

Lit.: Hübner

Ewigsatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf Dauer gedachte →Satzung eines →Pfandes.

Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981

ex, ec, ē, lat., Präp., aus; (lat.) Sonderform der Präposition e, s. latein_a_z.docx

exactio, exāctio, lat., F., Vertreibung, Eintreibung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. exigere

examen, exāmen, exagmen, lat., N., Bienenschwarm, Insektenschwarm, Schar (F.) (1), Haufe, Haufen, Zünglein an der Waage, Prüfung, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. exigere

Examen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1513 bezeugt – um 1513 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Prüfung

exceptio, lat., F., Ausnahme, Einschränkung, Bedingung, Klausel, Verwahrung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. excipere

Exceptio (lat. [F.] Ausnahme) ist die Einrede (als Verteidigung eines Beklagten gegen einen Klaganspruch [stricti iuris, strengen Rechtes]). Sie ist in dem römischen Recht ursprünglich die dem Beklagten günstige Ausnahme von den Bedingungen, unter denen er dem Klaganspruch (lat. [F.] →actio) zufolge zu verurteilen wäre. Aus dieser ver­teidigenden Einrichtung des Verfahrensrechts, die auf Antrag des Beklagten in die Klagformel eingefügt wird (beispielsweise lat. exceptio doli, exceptio pacti), entwickelt sich allmählich ein selbständiges Recht des Beklagten, das Begehren des Klägers zu verweigern. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes (in dem Heiligen römischen Reich) in dem Spätmittelalter wird die exceptio aufgenommen (beispielsweise 1721 mehr als 150 exceptiones unterschieden). In dem Laufe des 19. Jahrhunderts wird die exceptio durch Einrede und Einwendung ersetzt.

Lit.: Kaser §§ 4, 80; Söllner § 9; Köbler, DRG 33f.; Köbler, LAW; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 18761, 3. A. 1878; Schlosser, H., Spätmittel­alterlicher Zivilprozess, 1971; Dick, B., Die Entwick­lung des Kameralprozesses, 1981; Litewski, W., Der römisch-kanonische Zivilprozess, 1999

Exceptio (F.) doli (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die Einrede der Arglist. Sie gilt in dem römischen Recht (bei den [lat., N.Pl.] iudicia stricti iuris) grundsätzlich nur bei besonderer Aufnahme in die Klagformel des Prätors auf Verlangen des Beklagten, bei den sog. →bonae-fidei-iudicia aber auch ohne diese. Sie kann auf die Vergangenheit oder die Gegenwart bezogen sein.

Lit.: Kaser §§ 4, 8, 9, 22, 26, 27, 33, 36, 37, 40, 53, 62, 65, 83; Söllner § 9; Köbler, DRG 42, 43, 45; Haferkamp, H., Die exceptio doli generalis in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 1

Exceptio (F.) iusti dominii (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht die Einrede des quiritischen Eigentümers gegen­über der (lat.) actio (F.) Publiciana des Er­sitzungsbesitzers.

Exceptio (F.) non adimpleti contractus (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht (bei Kauf, Miete und Gesellschaft) die Einrede der Nichterfüllung (des Vertrags).

Lit.: Kaser § 38

Exceptio (F.) non numeratae pecuniae (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht die Einrede des nichtgezahlten Entgelts.

Lit.: Kaser §§ 40, 53; Litewski, W., Non numerata pecunia, (in) SDHI 60 (1994)

Exceptio (F.) rei sibi (ante bzw. quoque) pigneratae (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht bei einer Mehrfachverpfändung die Einrede eines vorrangigen oder besitzenden Pfandgläubigers gegen eine (lat.) actio (F.) Serviana eines nachrangigen oder anderen Pfandgläubigers.

Exceptio (F.) rei venditae et traditae (lat.) Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht die dem Käufer (einer nicht durch [lat.] mancipatio, sondern nur durch [lat.] traditio übertragenenen res man­cipi als bloßem bonitarischem Eigentümer) seit Einführung des Formularverfahrens von dem Prätor gegenüber dem herausverlangenden Verkäufer und quiritischen Eigentümer gewährte Einrede der verkauften und übergebenen Kaufsache.

Lit.: Kaser §§ 22, 27

excipere, lat., V., herausnehmen, herausziehen, ausnehmen, eine Ausnahme machen, verordnen, bestimmen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, capere

excommunicare, excommūnicāre, lat., V., „aus der Gemeinschaft ausschließen“, in den Bann tun, Ambr. (um 340-397 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, commūnicāre

excommunicatio, excommūnicātio, lat., F., Kirchenbann, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. excommūnicāre

Exegese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1528 bezeugt – 1528 [Luther] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Auslegung eines Textes (beispielsweise Bibelexegese, Digestenexegese, Sachsenspie­gel­exegese). Sie ist notwendiger Bestandteil jeder wissenschaftlichen (und damit auch juristi­schen) Tätigkeit. Als eigene Lehrveranstaltung tritt die seit dem 18. Jahrhundert [Pütter] als Übung abgehaltene Exegese in dem ausgehenden 20. Jahrhundert zurück.

Lit.: Köbler, DRG 11; Lubac, H. de, Exégèse médiévale, 1959ff.; Schlosser, H./Sturm, F./Weber, H., Die rechtsgeschichtliche Exegese, 1972, 2. A. 1993; Hattenhauer, H., Die deutschrechtliche Exegese, 1975; Waßmer, M./Wittemann, F., Die verf­assungsgeschichtliche Exegese, 1999; Blum, E., Grundfragen der historischen Exegese, 2014

Exeget (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1734 bezeugt – 1734 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Auslegender, Erklärender

exegetisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1744 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums (und das erschließbare Germanische) mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., auslegend) beispielsweise exegetische, eng an das Gesetz gebundene und dessen Fortbildung grundsätzlich dem Gesetzgeber überlassende Schule zu der Anwendung des Privatrechts nach gesetzlich [§§ 6, 7 ABGB] festgelegten Regeln in Österreich ab 1812 (tatsächlich aber Rechtsfortbildung beispielsweise durch verschämte Verwaltungsgemeinschaft und Gütergemeinschaft auf den Todesfall)

exekutieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1619 bezeugt – 1619 [Weistum] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ausführen, vollstrecken

Exekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Reichsexekution und Zollexekution - nicht und in DW2 1465 bezeugt – 1464/1466 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb exekutieren 1619) →Vollstreckung, →Zwangs­vollstreckung

Lit.: Mally, A., Der österreichische Kreis in der Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967

exekutiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1630 bezeugt – 1630 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1630 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) →Exekutive

Exekutive (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Reichsexekutive - nicht und in DW2 1849 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv exekutiv 1630 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen aufgenommen) ist die ausführende Gewalt. Sie wird als solche von den Vertretern der Lehre von der →Gewaltentrennung (→Locke 1680, →Montesquieu 1748) von der Legislative (und der Judikative) getrennt.

Lit.: Köbler, DRG 190, 191

Exekutor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1511 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Femininum Exekution 1465), M., Vollstrecker

Lit.: Hitzbleck, K., Exekutoren, 2010

exempt, exemt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1299 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ausgenommen, befreit, →eximere, s. latein_a_z.docx

Exemption, Exemtion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1484 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb eximieren um 1520), Herausnahme, Ausnahme (beispielsweise aus der Herrschaft eines kirchlichen Oberen, aus einer Gerichtszuständigkeit oder aus der Geltung des Rechtes eines Staates zu Gunsten von Geschäftsträgern eines anderen Staates)

exercere, exercēre, lat., V., nicht ruhen lassen, in Atem setzen, im Gang halten, abmühen, abtreiben, abhetzen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, arcēre

Exercitalis (lat. [M.]) Heermann, Arimanne, nicht in latein_a_z.docx, exercēre

Lit.: Jarnut, J., Beobachtungen zu den langobardischen arimanni und exercitales, ZRG GA 88 (1971), 1

exercitor, lat., M., Übungsmeister, Verrichter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exercēre, (auch) Reeder

exigere, lat., V., abwägen, untersuchen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, agere

Exil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 820 bezeugt – 1567 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums (exsilium) aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist seit dem Altertum das (freiwillige oder zwangsweise) Ausscheiden eines oder mehrerer Menschen aus einem Staat. Seit dem 19. Jahrhundert können in dem Exil auch Regierungen beibehalten oder geschaffen werden.

Lit.: Die 48er, hg. v. Freitag, S., 1998; Auswanderung, Flucht, Vertreibung, Exil im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 2003; Exile in the Middle Ages, hg. v. Napran, L. u. a., 2007; Stini, F., Plenum exiliis mare, 2011; Exilerfahrung und Konstruktionen von Identität 1933 bis 1945, hg. v. Mittelmann, H. u. a., 2013

eximere, exemere, lat., V.: nhd. herausnehmen, wegnehmen, hinwegnehmen; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, emere

Exklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1921 als Neubildung nach dem Vorbild von Enklave bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Teilgebiet eines Staates (aus dessen Sicht), das von seinem übrigen Gebiet getrennt (Ausschlussgebiet) und vollständig von dem Staatsgebiet anderer Staaten einge­schlossen ist (beispielsweise deutsche Exklave Büsingen in der Schweiz, Russlands Gebiet um Königsberg). →Enklave

Exkommunikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1465 bezeugt – 1465 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb exkommunizieren 1523) ist in dem (katholischen) Kirchenrecht ursprünglich der strafweise Ausschluss eines Mitglieds aus der Gemeinschaft der Gläubigen. Seit der Wende zu dem 5. Jahrhundert wird die Exkommunikation auf den Entzug der mit der Mitgliedschaft verbundenen Rechte (ohne Entbindung von den Pflichten) einge­schränkt. Die Dekretisten entwickeln in dem Hochmittelalter ein differenziertes Regelwerk für die Exkommunikation. Wegen der starken Ausweitung verliert die Exkommunikation, abgesehen von dem klerikalen Bereich, später ihre Bedeutung. In der Gegenwart kann die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche nicht mehr verloren werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 56; Morel, M., L’Excommunication, 1926; Hyland, F., Excommunicatio, 1928; Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Elsener, F., Die Exkom­munikation als prozessuales Vollstreckungsmittel, (in) FS E. Kern, 1968, 69; Logan, F., Excommunication, 1968; Weigand, R., Zur Exkommunikation bei den Glossatoren, ZRG KA 56 (1970), 396; Vodola, E., Excommunication, 1986; Murray, A., Excommunication, 1991; Pauler, R., Dum esset catholicus – Zur Frage der Gültigkeit von Regierungshandlungen exkommunizierter und abge­setzter Kaiser, ZRG GA 112 (1995), 344; Helmholtz, R., The Spirit of the Classical Canon Law, 1996; Magnúsardottir, L., Bannfoering og Kirkjuvald, 2007

exkommunizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1523 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, V.) von den Rechten aus der Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ausschließen, →Exkommunikation

Exlibris (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1906 bezeugt – 1906 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., aus lat. ex libris, aus den Büchern) ist das seit Erfindung des Buchdrucks in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu der Bezeichnung des Eigentümers des einzelnen Buches meist auf die Innenseite des vorderen Buchdeckels geklebte, der besser gesicherten Bezeichnung des Berechtigten dienende Blatt.

Lit.: Kretz, H., Exlibris für Juristen, 2003

Ex nihilo nihil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Aus nichts wird nichts.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Anaxagoras, um 500-428 v. Chr.)

expeditio, expedītio,  lat., F.: nhd. Erledigung, Abfertigung, Beseitigung, Einrichtung, Feldzug,  Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. expedīre, s. Spedition

exsecutio, exsecūtio, lat., F., Vollziehung, Vollstreckung, Ausführung, rechtliche Verfolgung, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. exsequī

extra (lat. [Präp.]) außer, s. latein_a_z.docx

exsecutor, exsecūtor, lat., M., Vollstrecker, Vell. (um 20 v. Chr.-30 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exsequī, s. Exekutor

exsequi, exsequī, exequī, lat., V., verfolgen, ausführen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, sequī

exsilium, exilium, lat., N., Verbannung, Exil, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exsul, s. Exil

exsul, exul, lat., Adj.: nhd. verbannt, heimatlos, Verbannter (= exsul subst.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, solum

exter, exterus, lat., Adj., außen befindlich, äußerlich, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex

extra, extrā, lat., Adv., außerhalb, außen, von außen, äußerlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exter

extrajudizial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen in Zusammensetzungen ab 17. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) außergerichtlich, nicht in latein_a_z.docx

Extrajudizialappellation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Appellation au­ßerhalb gerichtlicher Endurteile. Sie ist in Lübeck 1296 bezeugt. Sie wird durch den Reichsabschied von 1594 für den Prozess des Reichskammergerichts in engen Grenzen eröffnet. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird sie eingeengt und durch die Reichsjustizgesetze des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879 beseitigt.

Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Zivil­prozeses, 1861, 3. A. 1878, 768ff.; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976; See­ger, T., Die Extrajudizialappellation, 1992; Oestmann, P., Hexenprozesse am Reichskammergericht, 1997

extraneus, extrāneus (1), extrānius, lat., Adj., äußere, äußerlich, außerhalb liegend, auswärtig, fremd, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. extrā, exter

Extranei heredes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.Pl.], Sg. extraneus heres) sind in dem römischen Recht die in Gegensatz zu den (lat. [M.Pl.]) →sui heredes (Hauserben) stehenden Außenerben (Agnaten, Gentilen).

Lit.: Kaser §§ 66, 71

Extraordinaria cognitio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht das ursprünglich außerordentliche, seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) das ältere zweigeteilte Verfahren vor Magistrat und ehrenamtlichem Richter ablösende einheitliche →Kognitionsverfahren eines einzigen öffentlichen Amtsträgers.

Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 14, 15, 16, 18

extraordinarius, extrāōrdinārius, lat., Adj., außerordentlich, außergewöhnlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. extrā, ōrdo

extravagans (lat.[Adj.]) umherschweifend, herumschweifend (nicht in latein_a_z.docx, aber in Google)

Extravagantes (lat. [M.Pl.] Umherschweifende, Herumschwei­fende) ist die in Google belegte Bezeichnung für die 20 (bereits 1325 in einer privaten Sammlung zusam­mengestellten) Dekre­talen Papst Johannes‘ XXII. (1314ff., Extravagantes Johannis XXII.) und die 70 eher zufällig ausgewählten Dekretalen der Päpste Bonifaz‘ VIII. (1294-1303) bis Sixtus‘ IV. (1471-1484) (Extravagantes communes, allgemeine Extravaganten), die der Pariser Kirchen­rechtler Jean Chappuis in seine Ausgabe des →corpus iuris canonici (1499ff., Korpus des kanonischen Rechtes) ohne amtlichen Auftrag aufnimmt. Zitiert werden sie beispielsweise als Extr. Joann. XXII. 4. 2 bzw. Extrav. com. 1. 7. 1.

Lit.: Bickell, J., Über die Entstehung und den heutigen Gebrauch der beiden Extravagantensammlungen, 1825; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 276; Tarrant, J., Extravagantes Iohannis XXII, 1983

extrem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Greifextremität – nicht und in DW2 1617 bezeugt – 1522/1523 [Reichstagsakten] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums (extremus) in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) äußerste

Lit.: Backes, U., Politische Extreme, 2006

Extremismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1937 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die inhaltlich an dem Rand stehende (äußerste und damit besonders abweichende und grundsätzliche) politische Strömung.

Lit.: Backes, U., Politische Extreme, 2006; Bergsdorf, H. u. a., Linksextrem, 2011; Bötticher, A. u. a., Extremismus, 2012; Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus, hg. v. Lüttig, F. u. a., 2020

extremus, extrēmus, lat., Adj. (Superl.), äußerste, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exter, ex

Eyre (engl. [N.]) ist die von lat. (N.) iter (Reise, Weg) abgeleitete, in Google belegte Bezeichnung für die Reise bzw. Sitzung der königlichen eng­lischen Reiserichter zwischen 1086 bzw. 1166 und 1294.

Lit.: Harding, A., Rolls of the Shropshire Eyre of 1256, 1981

F

faber, lat., M, Verfertiger, Künstler, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰabʰ- (2), Adj., V., passend, fügen

Faber →Favre

Faber, Johannes ist der um 1270 geborene, in Montpellier und vielleicht Bologna ausgebildete, um 1340 verstorbene, praktisch tätige französische Jurist, der ein (lat. [N.]) Breviarium Codicis (Kurzfassung des Codex) und einen (lat. [M.]) Commentarius in institutiones (Kommentar zu den Institutionen) verfasst. S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 581

fabrica, lat., F., Bau, Gebäude, Kunstgriff, List, Ausübung, Beschäftigung, Bearbeitung, Werkstätte, Plaut. (um 250-184 v. Chr.),  s. faber

Fabrik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1367 bezeugt – 1367 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [ZofingenStR. 201] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gebäude, in dem industriemäßig aus Rohstoffen Erzeugnisse hergestellt werden. Die Fabrik entwickelt sich seit dem 18. Jahrhundert aus dem Verlagssystem. Kennzeichnend ist die Tätigkeit der Bediensteten außerhalb des eigenen Hauses. In dem 19. Jahrhundert wird die Fabrik Gegenstand besonderer rechtlicher Regelungen.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 175; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 229; Pfeiffer, H. v., Die Manufakturen und Fabriken Deutschlands, Teil 1f. 1781; Neumann, F., Zur Reform deutscher Fabrikgesetzgebung, 1873, Neudruck 2013; Anton, G., Geschichte der preußischen Fabrikgesetzgebung, 1891, Neudruck, 1953; Mises, L., Zur Geschichte der österreichischen Fabrikgesetzgebung, (in) Z. f. Volkswirtschaft, Sozial­politik und Verwaltung 14 (1905), 230; Gellbach, H., Arbeitsvertragsrecht der Fabrikarbeiter im 18. Jahrhundert, 1939; Worring, H., Das fürstenbergische Eisenwerk Hammereisenbach, 1954; Dällenbach, H., Kantone, Bund und Fabrikgesetzgebung, Diss. jur. Bern 1961; Österreichische Fabriksprivilegien vom 16. bis ins 18. Jahrhundert, hg. v. Otruba, G., 1981; Ruppert, W., Die Fabrik, 1983, 2. A. 1993; Wadle, E., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, 1983; Bracher, H., Die Entwicklung der Fabrikhaftpflicht in der Schweiz, (in) ZNR 8 (1986), 157; Steinberg, S., Unternehmenskultur im Industriedorf – Die Papierfabriken Kübler & Niethammer, 2015; Mysliwitz-Fleiß, D., Die Fabrik als touristische Attraktion, 2021

Fabrikengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1815 [Kamptz, PreußProvR. I 37] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils mit dem Lateinischen des Altertums und teils mit dem erschließbaren Germanischen und mittelbar mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem späten 18. Jahrhundert in Preußen für einige Zeit aus der Poli­zeijurisdiktion entwickelte und danach in dem Rheinland geschaffene besondere Gericht für Rechtsstreitigkeiten in einer Fabrik zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern.

Lit.: Willoweit, D., Die Entstehung der preußischen Fabrikengerichtsbarkeit, (in) ZNR 4 (1982), 1; Schloßstein, K., Die westfälischen Fabrikengerichtsdeputationen, 1982; Schöttler, P., Die rheinischen Fabrikengerichte, (in) ZNR 7 (1985), 160

facere, lat., V., machen, tun, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *dʰē- (2), *dʰeh-, V., setzen, stellen, legen, s. latein_a_z.docx

factor, lat., M., Verfertiger, Schöpfer (M.) (2), Urheber, Ölmacher, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. facere, s. latein_a_z.docx

facul, alat., Adj., leicht, mühelos, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. facere, s. latein_a_z.docx

facultas, facultās, lat., F., Tunlichkeit, Kraft, Geschicklichkeit, Befähigung, Turpil. (2. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. facul, facere

facultās (F.) alternativa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Ersetzungs­befugnis

Faden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 439] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das dünne, längliche, meist durch Drehen entstehende und dem vielfach dauerhaften Verbinden von Geweben oder Lederstücken dienende menschliche Erzeugnis (Gespinst). Der Faden kann als Längenmaß verwendet werden (beispielsweise etwa 185 cm). Er ist auch Gegenstand der rechtlichen Volkskunde.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1994; Gierke, O., Der Humor im deutschen Recht, 1887

fähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1481 bezeugt – 1481 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1481 [SchwäbWB. II 917] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fangen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) könnend, in der Lage seiend

Fähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1512 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1702 [Greneck] 276, 1709 Mutach 22] in 2 Stellen und in Google belegt sowie über fangen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv fähig 1481) ist die Eigenschaft des Erlangenkönnens bzw. Han­delnkön­nens.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

fahnden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1616 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1591 [BeitrEssen 20 1900 167 und 20 1900 165] in 4 Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen (verfolgen, besuchen) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) suchen nachforschen

Fahndung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1798 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie - über fahnden - über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb fahnden 1591 bzw. 1616) ist die Verfolgung möglicher Straftäter bei Bekanntwerden eines möglicherweise strafbaren Ergebnisses durch die Allgemeinheit, die seit der frühen Neuzeit und besonders seit dem 19. Jahrhundert ausgebaut und zu einer Staatsaufgabe erhoben wird.

Lit.: Blauert, A. u. a. Gauner- und Diebslisten, 2001; Benad, R., Geschichte der Fahndung, 2006

Fahne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1130 [Pfaffe Konrad 3119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das als Symbol verwendete, meist rechteckige und vielfach farbige Tuch. →Fahnenflucht, →Fahnenlehen, →Reichsfahne

Lit.: Meyer, H., Die rote Fahne, ZRG GA 50 (1930), 310; Meyer, H., Sturmfahne und Standarte, ZRG GA 51 (1931), 204; Meyer, H., Kaiserfahne und Blutfahne, ZRG GA 53 (1933), 291; Neubecker, O., Fahnen und Flaggen, (um 1940)

Fahnenflucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen fahnenflüchtig  1852 - und Fahnenflüchtling, ohne Zeitangabe - nicht und in DW2 1854 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das eigenmächtige auf Dauer angelegte Verlassen des Heeres, das schon in dem Altertum gewichtige Folgen nach sich ziehen kann. Das langobardische Volksrecht sieht die Tötung, das alemannische Volks­recht die Buße von 80 Schillingen vor. Auch später wird zumindest für schwere Fälle die Todesstrafe angedroht, während einfachere Fälle mit Gefängnis und Ehrenminderung bestraft werden. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dringt die Bezeichnung Desertion ein. In dem Zweiten Weltkrieg werden etwa zwei Drittel der als fahnenflüchtig bezeichneten deutschen Soldaten zu dem Tode verurteilt. Die Fahnenflucht in einer Unrechtsherrschaft (berechtigte Fahnen­flucht in verbrecherischen Regimen) kann gerechtfertigter Widerstand sein. An dem 17. 5. 2002 beschließt der Bundestag Deutsch­lands die Aufhebung aller Urteile wegen Fahnenflucht (Desertion) in dem Zweiten Weltkrieg.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 561; Sargmeister, M., Das Delikt der Fahnenflucht, Diss. jur. Erlangen 1908; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1ff. 1920ff., Neudruck 1964; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Haase, N., „Gefahr für die Manneszucht“, 1996; Armeen und ihre Deserteure, hg. v. Bröckling, U. u. a., 1998; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtsjustiz 1933-1945, 2005; Brümmer-Pauly, K., Desertion im Recht des Nationalsozialismus, 2006

Fahnenlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1217 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1217 [OÖUB. II 586 feudum vexilli] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), Fahnlehn, ist das mit einer Fahne als Symbol (einer besonderen Herrschaftsgewalt?) verliehene →Lehen. Nach verbreiteter hochmittelalterlicher An­sicht ist die königliche Belehnung mit einem Fahnenlehen Voraussetzung der Zugehörigkeit zu dem Fürstenstand. Das Fahnenlehen darf weder geteilt noch von dem König länger als Jahr und Tag einbehalten werden.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Bruckauf, J., Vom Fahnlehn, 1906; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979, 36

Fähre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1250 bezeugt - um 1230 [Diu Crōne von Heinrich von dem Türlin] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1249 [WestfUB. IV 2 S. 264] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das dem planmäßigen Übersetzen über einen Strom oder einen See meist an fester Stelle dienende Fahrzeug. Seit dem Hochmittelalter wird das Recht zu dem Betrieb einer Fähre auf öffentlichem Gewässer als →Regal verstanden. Von ihm leitet sich das einzelne Fährenrecht ab. In Deutschland gelten (über Art. 73 EGBGB) die früheren landesrechtlichen Vorschriften, sofern in den geltenden Landeswassergesetzen keine andere Regelung enthalten ist.

Lit.: Nordegg zu Rabenau, L. v., Das Recht der Fähren mit besonderer Berücksichtigung des Regierungs­bezirks Danzig, Diss. jur. Leipzig 1910; Sandkaulen, J., Fährgerechtsame, Diss. jur. Köln 1925; Künßberg, E. v., Fährenrecht und Fährenfreiung, ZRG GA 45 (1925), 144; Riegler, B., Fährgerechtigkeiten, Diss. jur. Würzburg 1933; Elben, J., Die Deutz-Kölner Rheinfähre als Kurkölner Regal, 1933; Hahn, C., Das Fährenrecht am Niederrhein, 1949

fahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - zweites Viertel achtes Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sich - mit einem Fahrzeug - fortbewegen

fahrend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1150 bezeugt - 8./9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb fahren über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) beweglich

Fahrende Habe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv fahrend 1150 bzw. 8./9. Jahrhundert) →Fahrnis

Fahrende Leute (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl., Adjektiv fahrend 1150 bzw. 8./9. Jahrhundert) sind die in Ausnützung ursprünglich allgemein bestehender und verwendeter Freiheit der Ortsveränderung ohne festen Wohnsitz umherziehenden Menschen (in dem Mittelalter schätzungsweise 5-10 Prozent der Bevöl­kerung). Seit dem Spätmittelalter werden sie als Störung der Ordnung angesehen. Seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wird Umherziehen teilweise strafbar, wobei Rechtssätze und angedrohte Strafen nicht stets umgesetzt werden. Gegen fahrende Leute werden von dem Staate Pass und Meldepflicht eingesetzt, ohne dass angesichts des Bevölkerungszuwachses und der anonymen Bürokratisierung trotz Digitalisierung ein vollständiger Erfolg erreicht wird oder bisher erreicht werden kann.

Lit.: Mylius, A./Barthel, D., Iura vagabundorum, 1679; Enklaar, D., Varende Luyden, 1957; Schubert, E., Arme Leute, Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhunderts, 1983, 2. A. 1990; Jütte, R., Poverty and Deviance, 1994; Schubert, E., Fahrendes Volk im Mittelalter, 1995; Rheinheimer, M., Arme, Bettler und Vaganten, 2000; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005

Fahrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fahrender, Fahrzeug Bewegender

Fahrhabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1587 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1615 [BernGS. 1615 Bl. 15 und Blatt 30] in 13 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Fahrnis (1479/1484)

fahrlässig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1510 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jh. [Walter, Ortenau/GengenbachStB. 7] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) fahren lassend, unachtsam, säumig

Fahrlässigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1480 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1480 [GengenbachStB. 49] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv fahrlässig [Ortenau bzw. Gengenbach] 15. Jahrhundert) ist in dem Privatrecht die Außerachtlassung der in dem Verkehr erforderlichen Sorgfalt, in dem Strafrecht für die wenigen auch fahrlässig begehbaren Straf­taten der Vorwurf, dass der Täter eine objektive Sorgfaltspflicht nicht erkannt oder die daraus folgende Sorgfaltsanforderung nicht erfüllt hat, obwohl er dazu nach seinen persönlichen Fähigkeiten und dem Maß seines individuellen Könnens imstande gewesen wäre. In dem römischen Recht wird erst zu Beginn der klassischen Zeit an die an ein Handeln gebundene Fahrlässigkeit (lat. [F.] →culpa) die zunächst auf den Vorsatz beschränkte Folge angeknüpft. Dies gilt allmählich auch für Verträge. Bei Justinian hat der Schuldner eine allgemeine Pflicht zu der Sorgfalt (lat. [F.] →diligentia), mit deren schuldhafter Verletzung er eine Nachlässigkeit (lat. [F.] →neglegentia) begeht. Innerhalb der (lat. [F.]) culpa wird die grobe Fahrlässigkeit dem Vorsatz gleichgehalten. In dem Frühmittelalter kennen die Quellen eine Reihe von Beziehungen zwischen einer Tätigkeit und einem Erfolg, bei denen kein Vorsatz angenommen wird (Ungefährwerk). Die Folgen sind allerdings durchaus unterschiedlich, wobei an dem Ende des Mittelalters eine Tendenz zu der schwächeren Folge für den nicht gewollten Erfolg überwiegt. Ziemlich klar unterscheidet die (lat. [F.]) Constitutio Criminalis Carolina (1532, Peinliche Halsgerichtsordnung Karls V.) vorsätzliche Tötung, fahrlässige Tötung und zufällige Tötung. Daran knüpft die weitere Entwicklung an, in der wohl wegen der damit verbundenen Schwierigkeit seit dem 19. Jahrhundert eine Legaldefinition der strafrechtlichen Fahrlässigkeit vermieden wird.

Lit.: Kaser § 36; Söllner §§ 8, 15; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 158, 204; Bruck, F., Zur Lehre von der Fahrlässigkeit, 1885; Löffler, A., Die Schuldformen des Strafrechts, 1895; Hippel. R. v., Die Grenze von Vorsatz und Fahrlässigkeit, 1903; Exner, F., Das Wesen der Fahrlässigkeit, 1910, 12; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 90, Neudruck 1964; Wiegand, H., Rechtspolitische Untersuchungen über die Stufen der Fahrlässigkeit, 1925; Engisch, K., Untersuchungen über Vorsatz und Fahrlässigkeit, 1930, Neudruck 1964; Tobler, R., Fahrlässigkeit im Zivil- und Strafrecht, 1931; Plass, K., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts zur quali­fizierten Fahrlässigkeit, 1932; Ziegler, W., Fahr­lässigkeit und Gefährdung, 1935; Brehmer, I., Grenze zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit, 1935; Nörr, D., Die Fahrlässigkeit im byzantinischen Vertragsrecht, 1960; Deutsch, E., Fahrlässigkeit und erforderliche Sorgfalt, 1963; Jescheck, H., Aufbau und Behandlung der Fahrlässigkeit im modernen Strafrecht, 1965; Hoffmann, H., Die Abstufung der Fahrlässigkeit in der Rechtsgeschichte, 1968; Köbler, G., Mittlere Fahrlässigkeit und dogmatische Einordnung der Arbeitnehmerhaftung, (in) AcP 1969, 404; Holl, T., Entwicklungen der Fahrlässigkeitsdogmatik im Strafrecht von Feuerbach bis Welzel, 1992; König, V., Die grobe Fahrlässigkeit, 1998; Rösler, H., Haftungsgründe und -grenzen für fahrlässiges Verhalten, 1999; Schrage, E., Negligence, 2001; Mikus, R., Die Verhaltensnorm des fahrlässigen Erfolgsdelikts, 2002; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Bohrer, M., Der morsche Baum, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fahrnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1543 bezeugt – 1479 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. XIII 5] in 28 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über fahren über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Fahrhabe 1587, F.) ist die bewegliche (mo­bile) Sache, die ohne Verletzung von einem Ort zu einem anderen Ort gefahren bzw. bewegt werden kann (beispielsweise Kleid, Tier, Werkzeug, Geld, Wagen, Marktbude). Auf die Beweglichkeit einer Sache stellt das römische Recht nur in wenigen Einzelheiten (beispielsweise Ersitzung, Besitzschutz, später besondere Form des Kaufes unbeweglicher Sachen) ab. In dem mittelalterlichen deutschen Recht kann über Fahrnis schon früh frei verfügt werden, unterliegt Fahrnis in der Ehe vielfach anderen Regeln hin­sichtlich der Nutzung, Verwaltung und Verfügung und gibt es an Fahrnis keine mehrfache und keine ideelle Gewere. Möglich sind aber Entliegenschaftung und Verliegenschaftung einer Sache. In der Neuzeit verblassen die Unterschiede unter dem Einfluss des römischen Rechtes, doch regelt beispielsweise noch das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) den Erwerb von Rechten an beweg­lichen Sachen (beispielsweise Einigung und Übergabe) einleuchtenderweise anders als den Erwerb von Rechten an unbeweglichen Sachen (beispielsweise Auflassung und Eintragung).

Lit.: Kaser § 15 I; Hübner 182, 430; Kroeschell, DRG 2; Estlander, E., Bidrag till en undersökning om klander, 1900; Meyer, H., Entwerung und Eigentum, 1902; Goldmann, E., Tertia manus und Intertertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Hübner, H., Der Rechtsverlust im Mobiliarsachenrecht, 1955

Fahrnisgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Wortbestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Ehegüterrecht die →Errungenschaftsgemeinschaft (betref­fend Fahrnis und Liegenschaften), in der auch die voreheliche →Fahrnis den Eheleuten ge­meinschaftlich zusteht. Sie ist in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen. Seit 1. 7. 1958 kann aber die Fahrnisgeminschaft in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr vereinbart werden.

Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 18

Fahrrad (Wort 1885 bzw. in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1894 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein von dem Forstbeamten Karl Drais in Baden 1817 - nach Ausbruch des Vulkans Tambora - erfundenes, durch Körperkraft des nutzenden Menschen oder in der Gegenwart auch mit Hilfe von in einem Akkumulator gespeicherter und mitgeführter Elektrizität vorwärts zu bewegendes kleineres, meist zweiräderiges Verkehrsmittel.

Lit.: Hochmuth, A., Kommt Zeit, kommt Rad – eine Kulturgeschichte des Radfahrens, 1991; Wandrey, G., Alles über das Fahrrad, 2017

Fahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 26] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb fahren 2. Viertel 8. Jahrhundert, Maskulinum Fahrer 1400) Reise, Fortbewegung, Krieg

faida (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur Hinweis auf Fehde und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., beispielsweise in dem [lat. M.] Edictus Rothari von 643 c. 162) →Fehde

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schumann, E., Unrechts­aus­gleich im Frühmittelalter, Habilitations­schrift Leipzig 2003 (ungedruckt); Fruscione, D., Zur Frage eines germanischen Rechtswortschatzes, ZRG GA 122 (2005), 11ff.

Faktor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1451 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1542 [GraupenBergb. nr. 1081, Schirmer, KaufmWB. 58] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums - factor - teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Handelsagent, Macher

Faktorei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1520 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1642 [Beukemann, HambMäklerR. 545] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – factor - teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Spätmittelalter die kaufmännische Niederlassung außerhalb des Hauptsitzes des Unternehmens (beispielsweise Kontore der Hanse in dem Nordseeraum und Ostseeraum, Fondaco dei Tedeschi in Venedig, Zweig­niederlassung), vor allem in dem Kolonialhandel.

Lit.: Bürger, R., Die Organisation der Fuggerschen Faktoreien, 1955; Wirtschaft und Handel der Kolonialreiche, hg. v. Schmitt, E., Bd. 4 1988

Fakultät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1478 [Köln] bezeugt – 1478 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – facultas - teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Möglichkeit und die Fachabteilung der Universität. In dem Mittelalter ist die Universität meist in die vier Fakultäten der Artisten, Theologen, Juristen und Mediziner gegliedert. Ihre Geschäfte leitet der Dekan. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Zahl der Fakultäten vermehrt. Seit 1970 sind in der Bundesrepublik Deutschland in dem (mittelbaren) Gefolge der allgemeinen Bildungspolitik und der zunehmenden Akademisierung der Ausbildung die Fakultäten an vielen Orten in Fachbereiche umbenannt und teilweise weiter in noch kleinere Einheiten aufgegliedert.

Lit.: Köbler, DRG 99, 143; Baltl/Kocher; Wretschko, A. v., Die Geschichte der juristischen Fakultät an der Universität Innsbruck, (in) FS zum 27. Deutschen Juristentag 1904, 101; Wohlhaupter, E., Die Spruchtätigkeit der Kieler juristischen Fakultät, ZRG GA 58 (1938); Dickel, G., Die Heidelberger juristische Fakultät, 1961; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel, 1962; Finke, K., Die Tübinger Juristenfakultät 1477-1534, 1972; Schikora, A., Die Spruchpraxis der juristischen Fakultät zu Helmstedt, 1972; Cobban, A., The medieval University, 1975; Festschrift der juristischen Fakultät Heidelberg, 1986; Artisten und Philosophen – Wissenschafts- und Wirkungsgeschichte einer Fakultät, hg. v. Schwinges, R., 1999; Kriebisch, A., Die Spruchkörper Juristenfakultät und Schöppenstuhl zu Jena, Diss. jur. Jena 2007

fakultativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1840 bezeugt – 1840 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische mittelbar mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) möglich, nicht zwingend (beispielsweise Zivilehe)

Falkenstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber verschiedentlich in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Name einer Burg

Lit.: Codex Falkensteinensis, bearb. v. Noichl, E., 1978

Fall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1215 [WirtUB. III 24] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] casus) ist allgemein die durch die Anziehungskraft der Erde bewirkte senkrechte oft ungewollte Ortsveränderung. Wegen der damit vielfach verbundenen nachteiligen Folgen wird als Fall auch das einzelne rechtlich bedeutsame Geschehen bezeichnet. Einzelne Rechtsordnungen wer­den durch die gericht­lichen Entscheidungen der Fälle geprägt (beispielsweise römisches Recht, angloamerika­nisches Recht). Als berühmte einzelne Fälle gelten etwa das Strafverfahren gegen Sokrates, die (lat. [F.]) causa Curiana (1. Jahrhundert v. Chr.), der Prozess Jesu, der Prozess der Iusta, der Ehestreit Lothars II. (ab 859), der Prozess gegen Heinrich den Löwen (1180), der Prozess gegen Galileo Galilei (1633), die Prozesse des Müllers Arnold (um 1779), das Strafverfahren gegen Alfred Dreyfus (1894), das Strafverfahren wegen Entziehung elektri­schen Stromes (1896) u. a.

Lit.: Mit den Augen der Rechtsgeschichte - Rechtsfälle selbstkritisch kommentiert, hg. v. Luminati, M. u. a., 2008; Fälle aus der Rechtsgeschichte, hg. v. Falk, U. u. a., 2008; Haferkamp, H., Rechtsfälle in der juristischen Ausbildung der Pandektenwissenschaft, ZRG GA 138 (2021), 283

fallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL –und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250 [DOrdStat. 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch die Anziehungskraft der Erde bewirkt senkrecht meist ungewollt einen Ort verändern

fallere, lat., V., täuschen, einen Fehltritt tun lassen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *g̑ʰu̯el-, V., sich krümmen, abbiegen, s. latein_a_z.docx

fällig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1250 bezeugt – 9./10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1260 [BaselDienstR. 20 § 14] beziehungsweise um 900 beziehungsweise 1160 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fallen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fallend, abfallend, reif

Fälligkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1523 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1518 [KärntLHdf. 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fallen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv fällig um 900) ist der Zeitpunkt, in dem der Gläubiger von dem Schuld­ner Leistung verlangen kann.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fallrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [FürstenbUB. VI 109] in drei Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die auf richterlichen Ent­scheidungen von Fällen (Einzelfällen) beruhende Rechtsordnung. Fallrecht sind das klassische →römische Recht und das →englische Recht (case-law) sowie die päpstliche Rechtsprechung seit dem 12. Jahrhundert. Ansätze zu einem Fallrecht finden sich auch in dem deutschen Sprachraum (mittelalterliche Schöffen­sprü­­che, Entscheidungen des Reichskam­merge­richts), können sich jedoch wegen der Aufnahme des römisch-justinianischen Gesetzesrechts, des Gesetzgebungsan­spruchs der Landesherren und des Fehlens einer durchsetzungsfähigen Höchstge­richtsbarkeit nicht ausreichend entwickeln und behaupten. Dennoch besteht Fallrecht auch nach Erlass der Vernunftrechts­gesetz­bücher in der Praxis in den Fall­sammlungen der Höchstgerichte (beispielsweise Reichsgericht, Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof, Europäischer Gerichts­hof, Gerichtshof [der Europäischen Union]). Allerdings ist das Fallrecht auf dem euro­päischen Kontinent dem vor allem seit dem 18. Jahrhundert kodifikativ ausgebauten Gesetzes­recht grundsätzlich untergeordnet, während in England das Parlament kein Rechtsetzungs­monopol beansprucht und sich die stare-decisis-Vorstellung 1898 zu einem (1966 aufge­hobenen) Prinzip verfestigt. Daneben ist Fallrecht auch das Rückfallrecht von Gütern bei Fehlen von Abkömmlingen an die Familie, aus der sie gekommen sind.

Lit.: Kaser § 2; Köbler, DRG 31; Gál, A., Der Ausschluss der Aszendenten von der Erbfolge und das Fallrecht, 1904; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 298ff., 468ff.; Esser, J., Grundsatz und Norm, 1956; Rüdin-Bader, S., Die erbrechtliche Stellung der Stiefkinder und Halbgeschwister nach den zürcherischen Rechtsquellen, 1959; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands, 1974; Weller, H., Die Bedeutung der Präjudizien im Verständnis der deutschen Rechtswissenschaft, 1979; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat, 1986; Case-Law in the Making, hg. v. Wijffels, A., 1997; Müßig, U., Geschichte des Richterrechts und der Präjudizienbildung auf dem europäischen Kontinent, (in) ZNR 28 (2006), 79ff.; Reimann, M., Die Erosion der klassischen Formen, (in) ZNR 28 (2006), 209ff.; Vogenauer, S., Zur Geschichte des Präjudizienrechts in England, (in) ZNR 28 (2006), 48ff.; Case Law in the Making, hg. v. Wijffels, A., Bd. 1f. 2013 e-book

Falsa demonstratio non nocet (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Eine (bloße) falsche Bezeichnung schadet nicht.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gaius, um 120-um 180, Digesten 35, 1, 17, pr.)

falsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und ab 1170 in DW2 bezeugt – um 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 bzw. um 1230 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab 1170 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) unwahr, hinterlistig

Falschaussage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1890 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Meineid

Lit.: Vormbaum, T., Eid, Meineid und Falschaussage, 1990

Falsche Verdächtigung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1871, F.) ist der 1871 in das Strafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches eingefügte, die wahrheitswidrige Verdächtigung eines anderen betreffende Tatbestand des § 164 StGB.

Lit.: Bernhard, L., Falsche Verdächtigung (§§ 164, 165 StGB) und Vortäuschen einer Straftat (§ 145d StGB), 2003

fälschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 12. Jahrhundert [Rother 2799] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) falsch machen, rechtswidrig als echt nachbilden

Fälscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1185 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MainzRLFr. Const. 259 in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fälschender, Hersteller einer Fälschung

Falschmünzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1775 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [MittSGallen 2 1863 140] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Münzen (oder auch Papiergeld) fälschende Täter.

Lit.: Walz, K., Fälscher & Falschgeld, 2012

Fälschung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482[ZerbstFemb. 30] in 4 Stellen und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zu betrügerischem Zweck vorgenommene Veränderung oder Nach­bildung eines Gegenstands (beispielsweise Münze, Bild). Einzelne Fälschungshand­lungen erwähnt sachlich bereits das altrömische Zwölf­tafelgesetz (Falschaussage 8,23, Richterbestechung 9,3). Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. bilden sich Fälschungsdelikte (lat. crimina [N.Pl.] falsi) als besondere Gruppe (falsum) aus (Testament, Urkunde, Grenze, Münze, Maß, Gewicht und so weiter), neben die um 200 n. Chr. der „Betrug“ (lat. [M.] stellionatus, D. 47, 20, 3, 1) tritt. In dem Frühmittelalter verschmelzen die Tatbestände des römischen Rechtes zu Deliktsfiguren, die nur noch wenige Ähnlichkeiten mit ihren Vorbildern haben. In dem Hochmittelalter werden etwa falsche Maße und Gewichte oder der Verkauf verfälschter Waren wie Diebstahl behandelt. Dagegen fasst das spätmit­telalterliche gelehrte Recht (beispielsweise Klagspiegel 1436/1442) die Fälschungsdelikte zu einem einheitlichen (lat. [N.]) crimen falsi (Fälschungsverbrechen) zusammen, zu dem (lat. [M.]) →stellionatus ein qualifizierter Sonderfall ist. In dem 19. Jahrhundert werden in dem Code pénal Frankreichs (1810) →Betrug und Fälschung voneinander getrennt. Dem folgen die Strafgesetzbücher deutscher Staaten und des (zweiten) deutschen Reiches grundsätzlich (Bayern 1813, Baden 1845, Preußen 1851, Deutsches Reich 1871).

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Binding, K., Lehrbuch des gemeinen deutschen Strafrechts, Teil 2, 2, 1901; Beyerle, K., Die Urkundenfälschungen des Kölner Burggrafen Heinrich III., 1913; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931; Fuhr, L., Zur Entstehung und rechtlichen Bedeutung der mittelalterlichen Formel ane argliste unde geverde, Diss. jur. Frankfurt am Main 1962; Fuhrmann, H., Die Fälschungen im Mittelalter, (in) HZ 197 (1963), 529; Kocher, E., Überlieferung und ursprünglicher Anwendungsbereich der Lex Cornelia de falsis, 1965; Hupe, E., Falsum, fraus und stellionatus, Diss. jur. Marburg 1968; Kausch, W., Die Entwicklung des Falsum von der Carolina zur Aufklärung, 1971; Lorenz, W., Die Falschbeurkundung, 1976; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1987ff.; Fuld, W., Das Lexikon der Fälschungen, 1999; Topper, U., Fälschungen der Geschichte, 2001; Fortschritt durch Fälschungen? hg. v. Hartmann, W. u. a., 2002; Fezzi, L., Falsificazione di documenti pubblici nella Roma tardorepubblicana, 2003; Deutsch, A., Der Klagspiegel und sein Autor Conrad Heyden, 2004; Faußner, H., Wibald von Stablo, 2006; Pokorny, R., Augiensia, 2010; Faußner, H., Wibald von Stablo auf der Spur, 2010 (Aufsatzsammlung); Partsch, S., Tatort Kunst, 2015; Fälschung als Mittel der Politik?, hg. v. Ubl, K. u. a., 2015

falsum, lat., N., Unwahres, Falsches, Irrtum, Unwahrheit, Lüge, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. falsus, s. fallere

Falsum (lat. [N.]) ist die in dem klassischen römischen Recht als Straftat erfasste →Fälschung, für die Sulla an der Wende von dem 2. zu dem 1. Jahrhundert eine eigene Untersuchungsbehörde einrichtet.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Kunkel, W., Untersuchungen zur Entwicklung des römischen Kriminalverfahrens, 1962; Kausch, W., Die Entwicklung des Falsum von der Carolina bis zur Partikulargesetzgebung der Aufklärung, 1971

falsus, lat., Adj., falsch, erdichtet; XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fallere (1)

familia, famelia, lat., F., Gesinde, Hausgenossenschaft, Familie, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *dʰē- (2), *dʰeh-, V., setzen, stellen, legen

Familia (lat. [F.]) ist in dem frühen Mittelalter nach antikem Vorbild vor allem der zu einer Grundherrschaft gehörige Personenverband.

Lit.: Kaser § 12; Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Baltl/Kocher; Weizsäcker, W., Die familia des Klosters St. Emmeram in Regensburg, (in) Verhandl. d. histor. Vereins v. Oberpfalz und Regensburg 92 (1951), 1; Bosl, K., Die „familia“, (in) Z. f. bay. LG. 38 (1975), 403; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert, 1978; Scherner, K., Ut propriam familiam nutriat, ZRG GA 111 (1994), 330; Paludan, H., Familia og Familie, 1995; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993

familiae emptor (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Erbschaftskäufer

Familie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1441 bezeugt - 1441/1452 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [LübUB. V 246] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische (familia) des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Kreis der durch Ehe, Verwandtschaft und Schwägerschaft verbundenen Menschen, insbesondere die Ehegatten und ihre Kinder. In dem Altertum wird die Familie als von der Natur des Menschen gegeben eingestuft. Vermutlich sind sich bereits die Indogermanen der Familie bewusst. Vielleicht mit der Sesshaftwerdung und dem Hausbau bildet sich in Rom die auf dem Einzelhof lebende, aus Familienvater, Ehefrau und Kindern (sowie Gesinde) bestehende Familie. Dem dürfte auch die Familie der Germanen entsprochen haben. Sie ist Wirtschaftsgemeinschaft. Die durch­schnitt­liche Zahl der Geburten einer Frau dürfte wegen der hohen Sterblichkeit und der längeren Stillzeiten fünf nicht über­schritten haben. Die Familie steht meist unter der Personalgewalt (munt) des Hausvaters, die mit Emanzipation, Abschichtung oder Verheiratung endet. Mit der Chris­tianisierung verbessert sich die Stellung der Frau in der Familie. Seit der Neuzeit entdeckt der Staat sein Interesse an der Kindererziehung. Mit der Industrialisie­rung und der Arbeit außer Haus wird die Familie zu einer bloßen Verbrauchs­gemeinschaft. Mit dem 19. Jahrhundert lockern sich auch die familienrechtlichen Bindungen, so dass das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) die Familie eher als Summe rechtlicher Einzelbeziehungen versteht. In dem 20. Jahrhundert ändert sich vielleicht als Folge des allmählichen Zurücktretens der körper­lichen Arbeit die Familie grundlegend. Dementsprechend stellt Art. 199 I der Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 fest, dass Grundlage der Familie die auf der Gleichberechtigung der Geschlechter beru­hende Ehe ist. Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik hebt alle den Gleichberechtigungsgrundsatz verletzenden Bestimmungen auf. In der Bundesrepublik entsteht infolge Nichterfüllung eines Auftrags des Grundgesetzes zu dem 1. 4. 1953 ein gesetz­loser Zustand, den das Bundesver­fas­sungsgericht an dem 18. 12. 1953 durch Aner­kennung der Gleichberechtigung hilfsweise schließt. An dem 18. 6. 1957 verabschiedet der Bundestag ein an dem 1. 7. 1958 in Kraft tre­ten­des Gleichberech­tigungsgesetz, das durch das Bundesverfas­sungsgericht an dem 29. 7. 1959 teilweise aufgehoben wird. Danach tritt in an die Stelle der väterlichen Gewalt die gemeinschaftliche Leitung der Familie durch Mann und Frau. 1979 wird die gemeinsame →elterliche Gewalt durch die elterliche Sorge ersetzt. Tatsächlich treten neben die durch die Ehe gekennzeichnete Familie die nichteheliche Lebens­gemeinschaft eines Mannes und einer Frau und die gleichgeschlechtliche Part­nerschaft zweier Männer oder zweier Frauen. Seit 2017 muss in der Bundesrepublik Deutschland wie in verschiedenen anderen Staaten der Welt eine Familie nicht mehr aus mindestens einem Mann und mindestens einer Frau bestehen.

Lit.: Kaser § 12; Söllner §§ 4, 5, 8, 12, 18; Hübner 615; Köbler, DRG 129, 209, 238, 252, 267; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 253; Bartsch, R., Die Rechtsstellung der Frau, 1903; Weber, M., Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung, 1907; Schulz, W., Die germanische Familie der Vorzeit, 1925; Kroeschell, K., Die Sippe im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 1; Möller, H., Die kleinbürgerliche Familie im 18. Jahrhundert, 1969; Vismara, G., Famiglia e successioni nella storia del diritto, 1970; Scheffler, E., Die Stellung der Frau in Familie und Gesellschaft im Wandel der Rechtsordnung seit 1918, 1970; Weber-Kellermann, I., Die deutsche Familie, 1974; Montanos, E., La familia en la Alta Edad Media española, 1980; Maschke, E., Die Familie in der deutschen Stadt des späten Mittelalters, 1980; Familie zwischen Tradition und Moderne, hg. v. Bulst, N., 1981; Gaunt, D., Familjelivi i Norden, 1983; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Fuhrmann, M., Volksvermehrung als Staatsaufgabe?, 2002; Burguière, A. u. a., Histoire de la famille, 1986; Weibel, T., Erbrecht und Familie, 1988; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, 1990; Rosenbaum, H., Formen der Familie, 5. A. 1990; Haushalt und Familie, hg. v. Ehlert, T., 1991; Dixon, S., The Roman Family, 1992; Rachel, C., Die Diskussion um den französischen Familienrat in Deutschland im 19. Jahrhundert, 1994; Geschichte der Familie, hg. v. Burguière, A. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Historische Familienforschung, hg. v. Ehmer, J. u. a., 1997; Rothenbacher, F., Historische Haushalts- und Familienstatistik, 1997; The Roman Family, hg. v. Rawson, B. u. a., 1997; Schumann, E., Die nichteheliche Familie, 1998; Gestrich, A., Geschichte der Familie, 1999, 2. A. 2010, 3. A. 2013; Ehe und Familie, hg. v. Hecker, H., 1999; Die jüdische Familie, hg. v. Keil, M. u. a., 1999; Peters, U., Dynastiegeschichte und Verwandt­schafts­bilder, 1999; Gestrich, A. u. a., Geschichte der Familie, 2003; Heinemann, R., Familie zwischen Tradition und Emanzipation, 2004; Kuller, C., Familienpolitik im föderativen Sozialstaat, 2004; Schneiders, U., Hausväteridylle oder sozialistische Utopie?, 2004; Le médiéviste et la monographie familiale, hg. v. Aurell, M., 2004; Klippel, D., Familienpolizei, (in) FS Dieter Schwab, 2005; Köbler, G., Familienrecht im geschichtlichen Wandel, (in) Recht als Erbe und Aufgabe, 2005, 355ff; Bauszus, S., Der Topos von der Großfamilie, 2006; Familiensozialisation seit 1933, hg. v. Gebhardt, M. u. a., 2007; Gendering the Fertility Decline in the Western World, hg. v. Janssens, A., 2007; Haus- und Familienbücher, hg. v. Studt, B., 2007; Meller, H. u. a., Tatort Eulau, 2010 (älteste bislang je naturwissenschaftlich nachgewiesene Kernfamilie); Generationen, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2010; Koschorke, A./Ghanbari, N. u. a., Vor der Familie, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Die Familie in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. v. Spieß, K., 2009; Haag, M. van, Recht in der Hausväterliteratur, 2014; Schumann, D., Bauarbeiten am „Fundament der Gesellschaft“, 2014; Tomaszewski, M., Familienbücher als Medien städtischer Kommunikation, 2017 (Basel)

Familienfideikommiss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., N.) ist die auf rechtsgeschäftlicher Stiftung beruhende Bindung des Vermögens (beispielsweise auch Grundstück, Haus, Bibliothek) einer Familie in dem Mannesstamm ohne Bildung einer eigenen Rechtspersönlichkeit. Solche Stiftungen des niederen Adels, die dieselben Wirkungen wie die auf Rechtsetzungsgewalt beruhenden Hausgesetze der späteren Landesherren anstreben, sind in England seit dem 8. Jahrhundert, in dem deutschen Reich seit dem 11. Jahrhundert bezeugt. Sie nehmen in der Neuzeit seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zu. Philipp Knipschild formuliert 1654 (De fideicommissis familiarum nobilium, Über die Fideikommisse der adeligen Familien) die dafür aus dem römischrechtlichen (lat. [N.]) fideicommissum der justinianischen Novelle 159 und dem lehnrechtlichen Gedanken einer (lat.) successio (F.) ex pacto et providentia maiorum (Nachfolge aus Vertrag und Voraussicht der Vorfahren) entwickelte Theorie ansprechend. Danach ist Eigentümer des durch schriftliche Willenserklärung errichteten Familienfideikommisses (möglicherweise Eintragung und staatliche Genehmigung notwendig) der jeweilige Inhaber oder gesamthänderisch die Gesamtheit der jeweiligen Inhaber. Veräußerungen und Belastungen sind nichtig. Meist folgt der älteste Sohn nach. Schon Montesquieu (1748) bekämpft das Familienfideikommiss aus wirtschaftlicher Überlegung. 1804 wird das Familienfideikommiss in dem Geltungsgebiet des französischen Rechtes aufgehoben. Dem passt sich die (gescheiterte) deutsche Reichsverfassung von 1848/1849 an. In Preußen wird die 1850 verfügte Aufhebung später wieder beseitigt. Art. 155 II der Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 setzt die Auflösung fest, ein Reichsgesetz von dem 6. 7. 1938 beschleunigt sie (erloschen zu dem 1. 1. 1939, vgl. das Bundesgesetz von dem 28. 12. 1950/3. 8. 1967). Vielfach ist das Familienfideikommiss in eine Stiftung überführt.

Lit.: Kaser § 77; Söllner § 17; Hübner 337; Köbler, DRG 123, 162, 210, 231; Lewis, W., Das Recht der Familienfideikommisse, 1868, Neudruck 1969; Bruckner, F., Zur Geschichte des Fideicommisses, 1893; Hager, P., Familienfideikommiss, 1897; Kunsemüller, E., Zur Entstehung der westfälischen Fideikommisse, 1909; Sautier, A., Die Familienfideikommisse der Stadt und Republik Luzern, 1909; Meyer, H., Die Anfänge des Familien­fideikommisses in Deutschland, (in) FG R. Sohm 1914, 225; Seelmann, W. u. a., Das Recht der Familienfideikommisse, 1920; Horsten, F., Die Familien-Fideikommiss-Politik in Preußen, 1924; Hausgeschichte und Diplomatarium der Reichs-Semperfreien und Grafen Schaffgotsch, hg. v. Kaufmann, J., 2, 2, 1925; Klässel, O./Köhler, K., Die Zwangsauflösung der Familienfideikommisse, Bd. 1 1932; Koehler, K./Heinemann, E., Das Erlöschen der Familienfideikommisse, 1940; Söllner, A., Zur Rechtsgeschichte des Familienfideikommisses, (in) FS M. Kaser, 1976, 657; Bar, C. v./Striewe, P., Die Auflösung der Familienfidei­kommisse, (in) ZNR 3 (1981), 184; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse, 1992; Eckert, J., Use, Trust, strict Settlement, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bayer, B., Sukzession und Freiheit, 1999; Trott zu Solz, T. v., Erbrechtslose Sondervermögen, 1999; Brandner, B., Die Auflösung der Familienfideikommisse in Thüringen, 2000

Familiengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 außer Familiengerichtsbarkeit nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, um 1977, N.) ist die in nach Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland an dem 1. 7. 1977 durch § 23b GVG geschaffene Gerichtsbarkeit in Familiensachen an dem →Amtsgericht. Das Familiengericht entwickelt sich an dem Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Jugendgericht in den Vereinigten Staaten. Nach 1920 wird es in Japan aufgenommen.

Lit.: Röhl, Das Familiengericht in Japan, (in) NJW 1957, 12; Erdsiek, G., Der Family Court in USA, (in) NJW 1961, 1066; Peschel-Gutzeit, L., 25 Jahre Familiengerichte in Deutschland, (in) NJW 2002, 2737

Familiengesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Angloamerikanische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, 1965, F.) ist das an dem 20. 12. 1965 zu der Neuordnung des Familienrechts in der →Deutschen Demokratischen Republik geschaf­fene, 1990 mit dem Beitritt (der DDR) zu der Bundesrepublik Deutschland endende Gesetzbuch (Egalisierung in dem Namens­recht, erleichterte Scheidung ohne Unterhalts­ansprüche, Errungenschaftsgemeinschaft, Er­ziehung der Kinder zu Erbauern des Sozialismus).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Douma, E., Die Entwicklung des Familiengesetzbuches der DDR, ZRG GA 111 (1994), 592; Schneiders, U., Hausväteridylle oder sozialistische Utopie?, 2004; Fischer-Langosch, P., Die Entstehungsgeschichte des Familiengesetzbuches der DDR von 1965, 2006

Familienname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1748 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wegen der begrenzten Zahl der Namen (Vornamen) seit dem Mittelalter in dem germanistischen Sprachraum allmählich durch Anfügung eines Beinamens oder Nachnamens entstehende, gemein­schaft­liche Name der Angehörigen einer Familie. Herkömmlich wird er bis zu dem Ende des 20. Jahrhunderts durch den Namen des Mannes bestimmt. Mit der Gleichbe­rech­tigung der Geschlechter in dem ausgehenden 20. Jahrhundert löst sich der einheitliche Familienname allmählich mehr und mehr eher auf.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Familiennamen Österreichs (FAMOS) Online (Projekt); www.genealogienetz.de/vereine/­VFWKWB; Familiennamen zwischen Maas und Rhein, hg. v. Gilles, P. u. a., 2014; Vogel, R., Familiennamen in der Altvaterregion, 2014

Familienrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1775 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Familie betreffenden Rechtssätze. Sachlich erfasst sind davon in erster Linie das Verhältnis von Mann und →Frau in der Ehe, die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern sowie die →Vormundschaft, →Pflegschaft und →Betreuung. Die Erfassung der gesellschaftlichen Gegebenheiten durch das Recht ist erst allmählich erfolgt. Einen bedeutsamen Anteil hieran hat die christliche Kirche mit ihrer sakramentalen Ehevorstellung. Als besonderes Rechtsgebiet innerhalb des Privatrechts und Personenrechts erscheint das Familienrecht erst in dem späten 18. Jahrhundert. Seitdem wird es zunehmend geprägt von der Emanzipation der Frau. Tatsächlich bedeutsam wird seit etwa 1970 die gesellschaftliche und wirtschaftliche Verwertbarkeit der medizinischen Entdeckung der medikamen­tösen Empfängnisverhütung. Seit 1. 7. 1977 ist das Familienrecht in Deutschland etwa geändert durch das erste Gesetz zur Änderung unterhaltsrechtlicher, verfahrensrechtlicher und anderer Vorschriften von dem 20. 2. 1986, das Gesetz zur Reform des Kindschaftsrechts von dem 16. 12. 1997, das Gesetz zur Vereinheitlichung des Unterhaltsrechts minderjähriger Kinder von dem 6. 4. 1998, das Gesetz zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften bzw. Lebenspartnerschaften von dem 16. 2. 2001, das Unterhaltsrechtsänderungsgesetz von dem 21. 12. 2007, das Gesetz zur Strukturreform des Versorgungsausgleichs von dem 3. 4. 2009, das Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit von dem 17. 12. 2008, das Familienverfahrensrecht seit 1. 9. 2009 (Abschaffung des Vormund­schafts­gerichts, Erweiterung der Zuständigkeit des Familiengerichts) sowie grundlegend 2017 durch die Ehe für alle (also auch zwischen Frau und Frau sowie zwischen Mann und Mann).

Lit.: Kaser §§ 12, 58; Schulze, H., Erb- und Familienrecht der deutschen Dynastien des Mittelalters, 1871; Dargun, L., Studien zum ältesten Familienrecht, 1892; Boehmer, G., Die Teilreform des Familienrechts, 1962; Eisenmann, H., Konstanzer Institutionen des Familien- und Erbrechts, 1964; Schulte-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, 1970; Hafström, G., Den svenska familjerättens historia, 1970; Bextermöller, C., Das Familienrecht in den Systemen der Pandektistik, 1970; Dörner, H., Industrialisierung und Familienrecht, 1974; Buchholz, S., Savignys Stellungnahme zum Ehe- und Familienrecht, (in) Ius commune 8 (1979), 148; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., Familienrecht 3 Teile, 1983; Köbler, G., Das Familienrecht in der spätmittelalterlichen Stadt, (in) Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Ramm, T., Das nationalsozialistische Familien- und Jugendrecht, 1984; Zur Geschichte des Ehe- und Familienrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Das Familien- und Erbrecht unter dem Nationalsozialismus, hg. v. Schubert, W., 1993; Ramm, T., Familienrecht – Verfassung, Geschichte, Reform, 1996; Vaupel, H., Die Familienrechtsreform, 1999; Frank, R., 100 Jahre BGB, Familienrecht zwischen Rechtspolitik, Verfassung und Dogmatik, (in) AcP 200 (2000), 400; Franzius, C., Bonner Grundgesetz und Familienrecht, 2005; Wellenhofer, M., Das neue Familienrecht, (in) JuS 2009, 673; Gierke, O., Deutsches Privatrecht Bd. 4 Familienrecht, hg. v. Kroeschell, K./Nehlsen-von Stryk, K., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Family Law in Early Women’s Rights Debates, hg. v. Meder, S. u. a., 2013; Reformforderungen zum Familienrecht international, hg. v. Meder, S. u. a., Bd. 1f. 2013ff., Meder, S., Familienrecht, 2013; Küssner, J., Die familienrechtlichen Entscheidungen des Landgerichts Köln, 2013; Lennaerts, M., National Socialist Family Law, 2014; 40 Jahre Familienrechtsreform, hg. v. Götz, I. u. a., 2017

Familienstammgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit dem 13. Jahrhundert kraft Hausgesetzes des Hochadels (meist mit Zustimmung des Kaisers des Heiligen römischen Reiches) einer besonderen Erb­folge (ungeteilte Ältestenerbfolge) unterwor­fene Gut. Ziel ist die Wahrung der Herrschaftsstellung. Wem dabei das Eigentum zusteht, ist noch in dem 19. Jahrhundert streitig. Nach einem Gesetz des Deutschen Reiches von dem 6. 7. 1938 erlöschen alle bestehenden, nicht in Stiftungen umgewandelten Familienstamm­güter mit dem 1. 1. 1939.

Lit.: Zimmerle, L, Das deutsche Stammgutsystem, 1857; Schulze, H., Erb- und Familienrecht der deut­schen Dynastien des Mittelalters, 1871; Nöthiger, R., Familienfideikommisse, Stammgüter und standesherr­liche Hausgüter, 1932; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse in Deutschland, 1992

Fara (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [EdRothari/LLangob. 41] in 10 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das langobardisch(-burgundisch)e Wort des 6./7. Jahrhunderts für die Fahrtgenos­sen­schaft der Völkerwanderungszeit bzw. die Familie oder das Geschlecht.

Lit.: Köbler, WAS; Fasoli, G., I Langobardi in Italia, 1965, 50; Cavanna, A., Fara, 1967; Jarnut, J., Geschichte der Langobarden, 1982, 47; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum, 1991

Farbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1361 [BreslUB. 201] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Eindruck, den der Mensch mit einem unbewegten Auge über sein Gehirn von einem in Licht befindlichen Gegenstand wahrnimmt. Mit dem Eindruck kann der Mensch Vorstel­lungen verbinden (beispielsweise Nationalfarben, Rubrum des Urteilskopfs, rote Robe). Mit ihnen befasst sich vor allem die rechtliche Volkskunde.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 4. A. 1899; Meyer, H., Die rote Fahne, ZRG GA 50 (1930), 310ff.; Haupt, G., Die Farbe in der sakralen Kunst des abendländischen Mittelalters, 1941; Lauffer, O., Farbe im deutschen Volksbrauch, 1948; Gage, J., Kulturgeschichte der Farbe, 1994; Schwartzkopff, A., Die Schutzfähigkeit von Farben als Marken, 2002; Münch, I. v., Farben und Recht, 2006; Thurn, H., Farbwirkungen, 2007; Farbe im Mittelalter, hg. v. Bennewitz, I., 2011; Meier, C. u. a., Handbuch der Farbenbedeutungen im Mittelalter, 2012

färben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1568 [BrfFriedrFromm. II 251 geferbter friedstand] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) mit Farbe versehen (V.), farbig machen

farbig, färbig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1565 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mit Farbe versehen (Adj.), gefärbt

Faschismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1921 bezeugt – 1921 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums (fasces) mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die politische Bewegung mit nationalistischer totalitärer Zielsetzung, die ihren historischen Ausgang von Benito Mussolini (Dovia di Predappio 29. 7. 1863-Giulino di Mezzegra 29. 4.1945, Italien 23. 3. 1919 fasci di com­battimento) genommen hat. Ihr verbunden fühlen sich rasch Adolf →Hitler in dem Deutschen Reich, Francisco Franco in Spanien und andere. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wird der Faschismus weltweit geächtet, doch bestehen vielerorts vielfältige Strömungen eines Neofaschismus.

Lit.: Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 329; Nolte, E., Der Faschismus in seiner Epoche, 1963, 5. A. 1985, 9. A. 2001; Turner, H., Faschismus und Kapitalismus in Deutschland, 1972; Wippermann, W., Faschismustheorien, 1972, 6. A. 1995, 7. A. 1997; Kühnl, R., Der deutsche Faschismus, 1975, 7. A. 2000; Payne, S., The History of Fascism, 1995; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 40 I; Faschismus und Gesellschaft in Italien, hg. v. Petersen, J. u. a., 1998; Sternhell, Z. u. a., Die Entstehung der faschistischen Ideologie, 1999; Payne, S., Geschichte des Faschismus, 2001; Reichardt, S., Faschistische Kampfbünde, 2002; Nietzsche, Godfather of Fascism?, hg. v. Golomb, J. u. a., 2002; Classen, C., Faschismus und Antifaschismus, 2004; Breuer, S., Nationalismus und Faschismus, 2005; Bauerkämper, A., Der Faschismus in Europa 1918-1945, 2006; Knox, M., To the Threshold of Power 1922/33, 2007; Somma, S., Nicht einen Nagel habt ihr entfernt, ZRG 125 (2008), 314; Dormagen, J., Logiques du Fascisme, 2008; Schieder, W., Faschistische Diktaturen, 2008 (Sammelband); Wippermann, W., Faschismus, 2009; The Oxford Handbook of Fascism, hg. v. Bosworth, R., 2009; Schieder, W., Der italienische Faschismus 1919-1945, 2010; Stepanek, F., Ich bekämpfte jeden Faschismus, 2010; Damm, M., Die Rezeption des italienischen Faschismus in der Weimarer Republik, 2013; Wenke, N., Führer und Duce, 2013; Der Faschismus in Europa, hg. v. Schlemmer, T., 2014; Kertzer, D., Der erste Stellvertreter, 2016; Fascist Warfare, 1922-1945. hg. v. Alonso, M. u. a., 2019

Fass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DRW2 790 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Tonne [F.] (1), Behältnis

fassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1060 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Beringen, Schachged. 8607] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bereiten, rüsten, greifen

Fassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 [BreslUB. 112] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb fassen 9. Jahrhundert) Gestalt, Gestaltung, Fass

Faust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1228 [CoutMaestricht 10] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), geballte Hand bei Menschen und anderen Primaten

Faustpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1742 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1742 [CCBrandenbCulmb. II 1 S. 228] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Pfandgläubiger zu unmittelbarem Besitz übergebene →Pfand, dessen Name sich von der unrichtigen Verbindung von (lat. [N.]) pignus, Pfand mit (lat. [M.]) pugnus, Faust ableitet. In dem römischen Recht ist das Pfand teils Besitzpfand, teils besitzloses Pfand. In dem deutschen Pfandrecht ist das Pfand zunächst Faustpfand, doch entwickelt sich in dem Hochmittelalter an einigen für den Schuldner schwer ent­behrlichen Sachen auch ein besitzloses Pfand (neuere Satzung an Fahrnis). Trotz der Aufnahme des römischen Rechtes bleibt das (dadurch zurückgedrängte) Faustpfand bestehen und wird in die Hypothec- und Concursordnung Preußens (1722), das Allgemeine Landrecht Preußens (1794), das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) und in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen. Die deutsche Rechtswirklich­keit des 20. Jahrhunderts zieht demgegenüber wegen der Nutzungsmöglichkeiten für den verpfändenden Eigentümer die →Siche­rungsübereignung vor.

Lit.: Kaser § 31 III; Köbler, DRG 126, 164, 213; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfand­prin­zips, 1971; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 39

Faustrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1530 bezeugt - 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [teilweise in abweichender Bedeutung] ab 1467 [AlbrAchillesKaisB. Forts. 324] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für den Zustand der menschlichen Gesellschaft, in dem sich jeder (sein seinen Interessen entsprechendes) Recht mit eigener Faust (Selbsthilfe) zu erkämpfen versucht. Insofern ist ein rechtsfreier Urzustand ein Zustand des Faustrechts, dem als Gegensatz der moderne, zunehmend besser bewertete Rechtsstaat gegenübersteht, in dem alle Verhältnisse rechtlich geordnet sind und grundsätzlich alle einzelnen Interessen in dem Streit der Durchsetzung durch den gewaltmonopolistischen Staat bedürfen.

Lit.: Wendt, O., Das Faustrecht, 1883; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007

favere, favēre, lat., V., geneigt sein (V.), günstig sein (V.), gewogen sein (V.), fördern, begünstigen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *gʰou̯ē-, *gʰou̯-, V., wahrnehmen, beachten, sorgen

favor, lat., M., Geneigtheit, Gewogenheit, Hingebung, Vorliebe, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. favēre, beispielsweise in einem Zweifelsfall für Gültigkeit oder für Freiheit)

favor (M.) iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Rechtswohltat

Favor (M.) libertatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem spätrömischen Recht die in einem Zweifel in einem Rechtsstreit um die Freiheit gewährte Begünstigung der Freiheit.

Lit.: Kaser §§ 13, 15; Söllner § 12; Köbler, DRG 57

Favor (M.) testamenti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem römischen Recht die bei mehreren Auslegungsmöglich­keiten in einem Zweifel gewährte Begünstigung des nur unentgeltliche Verfügungen enthaltenden Testaments gegenüber Geschäften unter Lebenden.

Lit.: Kaser § 68 I; Köbler, DRG 60

Favre (Faber), Antoine (1557-1624) aus Savoyen wird nach dem Rechtsstudium in Paris und Turin 1585 Mitglied und 1610 Präsident des Gerichtshofs von Savoyen, dessen Ent­scheidungen er in dem nach dem justinianischen Codex syste­matisierten (lat. [M.]) Codex Fabrianus definitionum forensium (Faber­schen Buch der gerichtlichen Erklärungen) 1609 veröffentlicht (Begründer der Inter­pola­tionenforschung). S. Google

Lit.: Chevalier, L., Le président Favre, (in) TRG 20 (1952), 263, 456

FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund [in der Deutschen Demokratischen Republik]) s. Google

Febronius, Justinus ist das Pseudonym Johann Nikolaus von Hontheims (Trier 27. 1. 1701-Montquintin/Luxemburg 2. 9. 1790, Weihbischof von Trier), unter dem 1763 das Werk (lat.) De statu ecclesiae (Von dem Zustand der Kirche) erscheint, in dem der Gedanke der den Papst beschränkenden Nationalkirchen unterstützt wird (Febronianismus). S. Google

Lit.: Mejer, O., Febronius, 2. A. 1885; Pitzer, V., Justinus Febronius, 1976

Februar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt - 1299 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Monat zwischen Januar und März (jeden Jahres).

februare, februāre, lat., V., reinigen, sühnen, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰeu̯es-, *dʰu̯ē̆s-, *dʰeus-, *dʰū̆s-, V., stieben, stäuben, wirbeln, Pokorny 268?; vgl. idg. *dʰeu- (4), *dʰeu̯ə-, *dʰeu̯h-, *dʰuh-, V., Sb., stieben, wirbeln, wehen, stinken, schütteln, Dampf (M.) (1), Hauch, Rauch,

februarius, februārius (1), febrārius, feblārius, lat., Adj., zur Reinigung gehörig, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. februāre

Februarius, Februārius (2), lat., M., Februar, Reinigungsmonat, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. februāre

Februarpatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in →Österreich das dem →Oktoberdiplom folgende Patent von dem 26. 2. 1861, das als Verfassung (Februarverfassung) des österreichischen Reiches einen Inbegriff von Grundgesetzen (Pragmatische Sanktion, Oktoberdiplom, die anerkannten Teile der ungarischen Verfassung, Grundgesetz über die Reichs­vertretung, neue Landesordnungen für die cisleithanischen Länder) versteht und für den Reichsrat zwei Kammern (Herrenhaus, Abgeordnetenhaus) vorsieht (, wobei die Abgeordneten von den Landtagen zu entsenden sind, 1873 Direktwahl) und damit den →Neoabsolutismus formal beendet. Das Februarpatent schafft ein zentrales System und bildet die erste Grundlage für den mit der →Dezemberverfassung 1867 begründeten Konstitutionalismus. In Ungarn wird das Grundgesetz über die Reichsvertretung von liberalen Kräften abgelehnt.

Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; Rottenbacher, B., Das Februarpatent in der Praxis, 2001; Das Februarpatent 1861, hg. v. Bussjäger, P. u. a., 2011

Fehde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1150 bezeugt – 507-511 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach [langobardisch] faida [643 EdRothari/LLangobard. 52, 652, 654] und westgotisch in dem Althochdeutschen und dem Altsächsischen und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht der Zustand der rechtmäßigen, Verletzungen fremder Menschen und Sachen erlaubenden Feindschaft zwischen dem Verletzten (und seiner Verwandtschaft) und dem Verletzenden (und seiner Verwandt­schaft) zwecks Durchsetzung eines be­stehenden oder behaupteten Rechtes. Die Fehde lässt die Selbsthilfe zu und zwar auch in der Form der Blutrache. Neben ihr steht wohl schon früh die Möglichkeit des Erfolgsausgleichs durch Verhandlung bzw. Meinungsbildung oder Entscheidung Dritter. In dem Frühmittelalter beginnen König und Kirche die Fehde wegen ihrer unbefriedigenden, in der Nähe des Unrechts stehenden Folgen zurückzudrängen. Deswegen enthalten die (frühmittelalterlichen) Volksrechte umfangreiche Bußkataloge (→Kompositi­onensystem). In dem Hochmittelalter wird nach den Gottesfrieden in den Landfriedensbestimmungen das Mittel der peinlichen →Strafe gegen die Fehde eingesetzt. Die Fehde wird auf den Adel beschränkt. Dem römischen Recht und dem kanonischen Recht ist die Fehde unbekannt, so dass die Rezeption eher zu der Ablehnung der Fehde führt. Landfrieden von 1467, 1486 und schließlich der ewige Landfriede von 1495 verbieten die Fehde umfassend. Gleichzeitig wird das Reichs­kammergericht als Streitentschei­dungsorgan verfügbar. Danach geht die wohl noch gewohnheitsrechtlich legitimierte oder zumindest gewohnheitsmäßig geübte Fehde, wie sie beispielsweise auch der Berliner Kaufmann Hans Kohlhase von 1534 bis 1538/1540 führt, in dem Heiligen römischen Reich tatsächlich allmählich zurück. →Duell und →Selbsthilfe bleiben aber Überreste auch in der Neuzeit.

Lit.: Köbler, LAW; Halban-Blumenstok, A., Königsschutz und Fehde, ZRG GA 17 (1896), 63; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Beyerle, F., Das Entwicklungs­problem im germanischen Rechtsgang, 1915; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 263, Neudruck 1964; Blockmans, F., Een patricische veete te Gent, (in) Bulletijn der koninkl. commissie van geschiedenis 99 (1935), 573; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Brunner, O., Land und Herrschaft, 1939, 2. A. 1942, 3. A. 1943, 4. A. 1959, 5. A. 1965; Genzmer, F., Rache, Wergeld und Klage, 1941; Asmus, H., Rechtsprobleme des mittelalterlichen Fehdewesens, 1951; Kaufmann, E., Die Fehde des Sichar, (in) JuS 1 (1961), 85; Fenger, O., Fejde og mandebod, 1971; Obenaus, H., Recht und Verfassung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild, 1961; Orth, E., Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt am Main im Spätmittelalter, 1973; Sendler, H., Über Michael Kohlhaas, 1985; Kaufmann, M., Fehde und Rechtshilfe, 1993; Terharn, C., Die Herforder Fehden, 1994; Ritzmann, P., Plackerey in deutschen Landen, 1995; Müller-Tragin, C., Die Fehde des Hans Kohlhase, 1997; Zmora, H., State and Nobility in Early Modern Germany, 1996; Althoff, G. Spielregeln der Politik im Mittelalter, 1997, 2. A. 2014; Vogel, T., Fehderecht und Fehdepraxis im Spätmittelalter, 1998; Dießelhorst, M./Duncker, A., Hans Kohlhase, 1999; Graf, K., Gewalt und Adel in Südwestdeutschland, 2000; Hoheitliches Strafen in der Spätantike und im frühen Mittelalter, hg. v. Weitzel, J., 2002; Reinle, C., Bauernfehden, 2003; Hyams, P., Rancor and Reconciliation in Medieval England, 2003; Bechstein, E., Die Tierberger Fehde, 2004; Kortüm, H., Wissenschaft im Doppelpass? Carl Schmitt, Otto Brunner und die Konstruktion der Fehde, (in) HZ 282 (2006), 561ff.; Feud in Medieval and Early Modern Europe, hg. v. Netterström, J. u. a., 2007; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007; Bernoth, C., Die Fehde des Sichar, 2008; Karauscheck, E., Fehde und Blutrache, 2011; Konzen, N., Aller Welt Feind – Fehdenetzwerke um Hans von Rechberg, 2014; Fehdehandeln und Fehdegruppen, hg. v. Prange, M. u. a., 2014; Wieland, C., Nach der Fehde, 2014; Dirks, F., Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts, 2015

fehlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 9, 251 (um 1185) bezeugt – um 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Nyrop, Saml. II 110] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische mit dem Lateinischen (fallere) des Altertums sowie teilweise dem Indogermanischen verbindbar, V.) mangeln, Ziel nicht erreichen, nicht vorhanden sein (V.)

Fehler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1470 bezeugt – 1470 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1502 [QFürstentBayreuth I 93] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fehlen über das Altfranzösische mit dem Lateinischen des Altertums sowie teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Kaufrecht die Abweichung von einer vereinbarten oder vorausgesetzten Beschaf­fen­heit. Nach rezi­piertem römischem Recht begründet der Fehler oder Mangel (M.) einer Kaufsache einen Anspruch auf Wandelung oder Minde­rung. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fehmarn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Insel der Ostsee

Lit.: Thon, H., Untersuchungen zur Rechtsgeschichte der Insel Fehmarn, (in) Zs. der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 70/71 (1943), 117; Kramer, K., Fehmarner Volksleben, 1982

Fehr, Hans (Sankt Gallen 9. 11. 1874-Muri bei Bern 21. 11. 1961) wird nach dem Rechtsstudium in Würzburg, Berlin (Heinrich Brunner, Otto von Gierke, Josef Kohler), Bern (Eugen Huber) und Leipzig (Rudolf Sohm, Gerhard Seeliger) Professor für deutsche Rechtsgeschichte in Jena (1907), Halle (1912), Heidelberg (1917, Nachfolge Richard Schröders) und Bern (1924-1944). Seine Hauptwerke betreffen das Recht im Bilde (1923), das Recht in der Dichtung (1933) und die Dichtung im Recht (1937). S. Google

Lit.: Kunst und Recht, hg. v. Beyerle, F./Bader, K., 1948; Bader, K., Hans Fehr, ZRG GA 80 (1963), XV; Jelowik, L., Tradition und Fortschritt, 1998, 125f.

Feier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische [feriae] des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Fest

feiern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2, 9, 272 (Tatian um 830) bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab 1365 [BreslUB. 208] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische [feriae] des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fröhlich sein (V.) und nicht arbeiten

Feiertag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 (Anfang 9. Jahrhundert Mondseefragmente) bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische [feriae] des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der kraft Rechtes arbeitsfreie Arbeitstag. Die Arbeitsfreiheit des siebenten Wochentags und der Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten geht auf die jüdisch-christliche Tradition zurück. 1642 schränkt Papst Urban VIII. die zu groß gewordene Zahl der katholischen Feiertage auf 34 jährlich ein. Seit dem 19. Jahrhundert wird die staatliche Gesetzgebung entscheidend, auf die auch die an bezahlter Arbeitsfreiheit zugunsten der Arbeitenden und zu Lasten der Allgemeinheit und der Verbraucher interessierten Gewerk­schaften (Tag der Arbeit) und die ihr wegen der dadurch erhöhten Kosten und Preise ablehnend gegenüber­stehenden Arbeitgeber Einfluss nehmen. In dem ausgehenden 20. Jahrhundert verringern wirtschaft­liche Überlegungen (beispielsweise Maschinenauslas­tung, Konsumsteigerung, Freizeitmerkantili­sierung, Digitalisierung) die Bedeutung des inzwischen auch durch Verfassungen geschützten Feiertags.

Lit.: Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 1953ff.; Krämer, J., Industrialisierung und Feiertage, 1999; Grube, A., Der Sonntag, 2003; Bürkle, M., Die Entwicklung des Sonn- und Feiertagsschutzes in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 2003

feige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt - ab 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 20, Otfrid I 11] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dem Tode verfallen, hassenswert, feindlich, mutlos, ängstlich

Feigheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1210 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1550 [Schöpper, Syn. 23] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Neigung des Menschen, sein Handeln von Furcht vor Gefahren bestimmen zu lassen. In dem Militärstrafgesetzbuch Preu­ßens von 1845 wird Feigheit Straftatbestand. Auch nach § 6 Wehrstrafgesetz von 1957 entschul­digt Furcht vor persönlicher Gefahr ein Verhalten grundsätzlich nicht.

Lit.: Brinkkötter, H., Feigheit, Diss, jur. Marburg 1983

Feind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1000 [Notker] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gegner

Feine, Hans Erich (Göttingen 21. 3. 1890, Tübingen 6. 3. 1965), Theologensohn, wird 1913 in Halle bei Paul Rehme promoviert und nach Kriegsteilnahme (und Assistentenzeit bei seinem Schwiegervater Ulrich Stutz) 1920 bei Paul Rehme in Breslau habilitiert. 1922 wird er Professor in Rostock, 1931 in Tübingen, wo er wegen seiner Verbundenheit mit dem Gedankengut des Nationalsozialismus 1946 amtsenthoben und 1952 emeritiert wird, 1955 aber seinen früheren Lehrstuhl wieder erhält. Seine Verfassungsgeschichte der Neuzeit ist in dem Nationalsozialismus erfolgreich, seine kirchliche Rechtsgeschichte unvollendet.

Lit.: Tausend Jahre deutsche Reichssehnsucht und Reichswirklichkeit, 1935; Bader, K., Hans Erich Feine, ZRG KA 51 (1965), XIff.; Münchener rechtshistorische Studien zum Nationalsozialismus, hg. v. Nehlsen, H., 1996

Feld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [FRBern. II 769] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Ackerbau durch Menschen unterworfene Grundstück (in Gegensatz zu Wiese und Wald).

Lit.: Hyginus, Das Feldmesserbuch, 1. Jh. n. Chr., lateinisch- deutsch hg. v. Lindermann, J., 2018

Feldbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht (in dieser Bedeutung) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Bach in einem Feld, auch als Ortsname

Lit.: Das Totenbuch des Zisterzienserklosters Feldbach (1279-1706), bearb. v. Signori, G., 2010

Feldfrevel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine ältere Sammelbezeichnung für die Beschädigung eines fremden Feldes (beispielsweise Reiten über fremdes Feld, Überpflügen, Übermähen). Der Feldfrevel ist vor allem in Weistümern und Polizeiordnungen behandelt (vgl. auch Art. 167f. CCC). Rechtsfolgen sind vielfach Bußen und Schadenseratz.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 224ff.

Feldservitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. Servitut, Dienstbarkeit

Felonie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1530 bezeugt – 1430 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1673 [Lünig. CJFeud. II 352] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische, das Altfranzösische. das Galloromanische vielleicht teilweise mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Treuebruch (in dem mittelalterlichen Lehnswesen) durch Nichterfüllung der Lehnspflichten (beispielsweise heimlicher Verkauf des Lehens, Verwei­gerung der Einlassung in einen Lehnsprozess, Tötung des Lehnsherrn). Die Felonie des Lehns­manns berechtigt den Lehnsherrn zu der Ein­ziehung des Lehens, doch wird diese Folge in der Neuzeit abgemildert. Bei Felonie des Lehns­herrn kann der Lehnsmann eine →Fehde beginnen oder eine Klage erheben.

Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 542, 679; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Illmer, F., Treubruch, Verrat und Felonie, Diss. jur. Breslau 1937; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen, 1961; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafen von Katzenelnbogen, 1969; Bellamy, J., The Law of Treason, 1970; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983, 104; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979, 400

Feme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1140-1160 bezeugt – 1140-1160 [Vom Glauben des armen Hartmann] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [WestfUB. VII Nr. 767] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt, F., Bund?, Strafe?, mhd. veme) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf die Verbesserung der Rechtspflege durch Femegerichte abzielende Bewegung innerhalb der Gerichtsbarkeit (vemenoten 1227, 1306, 1311 belegt). Zu diesem Zweck entstehen ab dem (13. oder) 14. Jahrhundert aus den westfälischen Freigerichten besondere Femegerichte, die mit einem Freigrafen und 7 Freischöffen besetzt sind. Die Angehörigen des Femegerichts sind in feierlicher Form in die Geheimnisse der Feme eingeweiht. Jeder Freischöffe ist verpflichtet, todeswürdiges Unrecht zu rügen (Diebstahl, Raub, Gewalt gegen Kirchen, Mord, Meineid). Bei Bedarf können die Freischöffen überall ein Notgericht durchführen und nach Über­führung den Täter sofort mit dem Strang richten. Missachtet ein Beschuldigter eine Ladung, so wird das Verfahren in Abwesenheit des Betroffenen durchgeführt. Ohne dass er das Urteil kennt, muss er jederzeit mit der Vollstreckung rechnen, wenngleich anscheinend nur eine ziemlich geringe Zahl von Todesurteilen tatsächlich vollstreckt wird. Die allmählich mit teilweiser königlicher Unterstützung über das Reich (rund 15000-30000 Freischöffen) verbreitete Feme wird wegen der auftretenden Missbräuche seit der Mitte des 15. Jahrhunderts zurückgedrängt. Sie endet anscheinend in dem 18. Jahrhundert.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Wigand, P., Das Femgericht Westfalens, 1825, 2. A. 1893, Neudruck 1968; Tross, L., Sammlung merkwürdiger Urkunden für die Geschichte der Femgerichte, 1826; Usener, P., Die Frei- und heimlichen Gerichte Westphalens, 18323; Duncker, H., Kritische Besprechung der wichtigsten Quellen, ZRG GA 5 (1884), 116; Lindner, T., Die Veme, 1888, 2. A. 1896, Neudruck 1989; Schnettler, O., Die Veme, 1921, 2. A. 1933; Siedler, A., Geschichte des Niedergangs der westfälischen Femegerichte, 1935; Scherer, C., Die westfälischen Femegerichte und die Eidgenossenschaft, 1941; Veit, L., Nürnberg und die Feme, 1955; Harnisch, W., Anmerkungen zu neueren Ansichten über die Feme, ZRG GA 102 (1985), 247; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main, 1990; Fricke, E., Die westfälische Veme, 2002; Schwob, U., Spuren der Femgerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Tirol, 2009; Fricke, E., Die westfälische Veme Supplementband, 2011; Eckhardt, W., Die Waldecker Handschrift des Staatsarchivs Marburg in der Überlieferung der Femerechtsquellen, ZRG GA 133 (2016), 81; Eckhardt, W., Eine Waldecker Femerechtshandschrift in Marburg, (in) Zs. d. Ver. für hess. Gesch. 121 (2016), 1ff. (24 Blätter des 15. Jahrhunderts bzw. um 1478)

Femegericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Femgericht und in DW2 1421 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Femgericht und in Google als Femegericht belegt sowie in der weiteren Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Feme

Fememord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) politischer Mord an Politikern in dem 20. Jahrhundert, beispielsweise an Matthias Erzberger (1921) oder an Walter Rathenau (1923)

feminin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1848 aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) weiblich, eine Frau betreffend

femina, fēmina, foemina, lat., F., Frau, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen

femininus, fēminīnus, lat., Adj., weiblich, eine Frau betreffend, weiblichen Geschlechts, Titin. (Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.), s. fēmina

Feminismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Geistesströmung des ausgehenden 20. Jahrhunderts zu Gunsten des Femininen oder Weiblichen.

Lit.: Feministische Rechtswissenschaft, hg. v. Foljanty, L. u. a., 2006, 2. A. 2012

fenus, fēnus (1), faenus, lat., N., Ertrag, Wucher, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen

Fenus (N.) nauticum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem klassischen römischen Recht das aus dem griechischen Recht kommende, ohne weiteres in unbeschränkter Höhe verzinsliche →Darlehen in dem Seerecht. Gehen die auf dem Schiff verladenen Sachen unter, so wird der Darlehensnehmer frei.

Lit.: Kaser §§ 34 IV 2, 39 I 3; Mathiass, B., Das foenus nauticum und die geschichtliche Entstehung der Bodmerei, 1881; Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005

Ferdinand I. (Alcalá de Henares 10. 3. 1503-Wien 25. 7. 1564) ist der zweite Sohn Philipps von Burgund und Johannas von Kastilien. Er vertritt seit 1521 seinen älteren Bruder Kaiser Karl V. in dem Heiligen römischen Reich, erhält 1521/1522 die österrei­chischen Herzogtümer, wird über (Heirat mit) Anna Jagiello von Ungarn an dem 23. 10. 1526/17. 12. 1526 zu dem König von Böhmen bzw. Ungarn gewählt, wird an dem 5. 1. 1531 römischer König und an dem 14. 3. 1558 Kaiser des Heiligen römischen Reiches. Er begründet die österreichische Linie der Habsburger. Bei seinem Tode werden die österreichischen Länder in eine öster­reichische Linie, steirische Linie und Tiroler Linie geteilt. S. Google

Lit.: Buchholtz, F., Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, Bd. 1ff. 1831ff.; Ferdinand I., hg. v. Fuchs, M. 2002; González Navarro, R., Fernando I., 2003; Kaiser Ferdinand I. 1503-1564, 2003

Ferdinand III. S. Google

Lit.: Hengerer, M., Kaiser Ferdinand III. (1608-1657), 2012

Ferdinandea (lat. [F.]), Ferdinandische, ist eine manchmal verwendete Bezeichnung für die Landgerichtsordnung für Österreich unter der Enns von 1656, die bereits einzelne Tatbestandsmerkmale aufführt.

feriae, fēriae, fēsiae, fēreae, lat., F. Pl., Feiertage, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, vgl. idg. *dʰēs-, *dʰəs-, *dʰehs-, Sb., Heiliges, Göttliches

fern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen sowie ohne Jahr Nibelungennot 2023 II ab 1. Hälfte 14. Jh. [GoslarStat. 28,2] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), entfernt, weiträumig

Fernhandel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der weiträumige Handel (in Altertum und Mittelalter). In dem Frühmittelalter wird der Fernhandel in nicht wirklich genau bekannter Form vor allem von syrischen und jüdischen sowie auch friesischen, angelsächsischen und normannischen Händlern betrieben. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft dehnt sich der auch technisch verbesserte Fernhandel über weite Teile Europas aus und geht in der Neuzeit in einen erdumspannenden (globalen) Fernhandel, Außenhandel oder Welthandel mit wirtschaftlichen Vorteilen vor allem weniger Unternehmer und die Umwelt schädigenden Nachteilen aller (anderen) Lebewesen über. S. Google

Lit.: Warnke, C., Die Anfänge des Fernhandels in Polen, 1964; Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, Teil 1ff. 1985ff.; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1995; Fernhandel und Geldwirtschaft, hg. v. Kluge, B., 1993; Mercati e Mercanti nell’alto medioevo, 1993; Stoob, H., Die Hanse 1995; Nagel, J., Abenteuer Fernhandel, 2007

Ferrara, s. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007

fertig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 4. Viertel 9. Jh. bezeugt – 4. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 368] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Fahrt mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vorbereitet, beendet

fertigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1273 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [Geschfrd. der 5 Orte 1 1844 378] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fertig mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, V.) fertig machen, herstellen

Fertigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1277 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1288 [UrbMeinh. II 114] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Fahrt mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv fertig 9. Jh., Verb fertigen 1273) Herstellung, Erledigung

Lit.: Müller, W., Fertigung und Gelöbnis mit dem Gerichtsstab, 1976

Fertigungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht der Fertigung

Lit.: Escher, A., Zur Geschichte des zürcherischen Fertigungsrechtes, (in) Jb. f. schweiz. Geschichte 32 (1907), 89

fest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1241 [SPöltenUB. I 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hart, dicht

Fest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1285 bezeugt – 1281-1287 [Trojanischer Krieg des Konrad von Würzburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [WürzbZ. I 1 S. 90] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die gemeinschaftliche Feier eines Ereignisses. Verschiedentlich werden auch rechtliche bedeutsame Ereignisse durch ein Fest hervorgehoben (beispielsweise Friedensschluss, Heirat).

Lit.: Das Fest, hg. v. Schultz, U., 1988; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Fest und Festhistorik, hg. v. Kopperschmidt, J. u. a., 1999; Becker-Huberti, M., Lexikon der Bräuche und Feste, 2000; Das Fest, hg. v. Maurer, M., 2004; Festrituale in der römischen Kaiserzeit, hg. v. Rüpke, J., 2008; Feiern und Erinnern, hg. v. Beck, H. u. a., 2009; Greek and Roman Festivals, hg. v. Brandt, J. u. a., 2012; Le banquet du monarque dans le monde antique, hg. v. Grandjean, C. u. a., 2013; Akademische Festkulturen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Kintzinger, M. u. a., 2019

festen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1147 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 108] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) festigen, stärken, daneben anderer Ansatz für feiern

Festkrönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Mittelalter die (Wiederho­lung einer) Krönung an einem Fest.

Lit.: Klewitz, H., Die Festkrönung der deutschen Könige, ZRG KA 28 (1939), 48ff.; Brühl, C., Fränkischer Krönungsbrauch und das Problem der Festkrönung, (in) HZ 194 (1962), 265ff.; Jäschke, K., Frühmittelalterliche Festkrönungen?, (in) HZ 211 (1970), 556ff.; Ott, J., Krone und Krönung, 1998

Festschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1844 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., sachlich 1640 erste Festschrift der Welt mit vielen Beiträgen deutscher Dichter zu Ehren der 200. Wiederkehr der mitteleuropäischen Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gensfleisch genannt Gutenberg (Mainz um 1400-Mainz 3. Februar 1468) in Mainz zwischen 1440 und 1454.

Lit.: Bibliographie juristischer Festschriften, bearb. v. Dau, H., Bd. 1ff. (1945-1961ff.), 1962ff.

feststellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1584 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ermitteln, herausfinden

Feststellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1600 bezeugt – nicht in EDEL - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in älteren deutschen Rechtsquellen 1718 [Chorinsky, Mat. I 400] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb feststellen 1584) Ermittelung, Festlegung

Feststellungsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Feststellung eines Rechtsverhältnisses gerichtete Klage.

Lit.: Weismann, J., Die Feststellungsklage, 1879

festuca, fēstūca (1), fīstūca, lat., F., Halm, Grashalm, Freiheitsrute, s. ferula, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, Etymologie unbekannt

Festuca (lat. [F.]) ist der seit dem Frühmittelalter (→Lex Salica, →Lex Ribvaria) als Rechts­symbol verwendete Halm oder Stab. Eine festuca wird etwa geworfen, wenn jemand einseitig eine Bindung aufsagt (Exfestukation). Eine festuca wird überreicht, wenn ein Recht einver­ständlich übertragen werden soll. In der frühen Neuzeit verschwindet die festuca. S. a. Google für eine Pflanzengattung

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 23; Köbler, LAW; Michelsen, A., Über die festuca, 1856; Thévenin, M., Wadium et festuca, (in) Nouvelle Revue historique du droit, 1880, 69; Amira, K. v., Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik, 1909, 145; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1

Festung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jh. bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über festen [1147, bestärken] über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der zu dem Zweck der Verteidigung durch Bauwerke besonders (fest) gesicherte Ort in der frühen Neuzeit. Die Festung entsteht in dem 14./15. Jahrhundert in Italien, als schwerere und durchschlagskräftigere Geschütze die bisherigen Befestigungen von Burg und Stadt entwerten. Führend in dem Festungsbau wird danach Frankreich (Vauban 1633-1707). 1820 gibt es in Preußen noch 24 Festungen. Spätestens die Erfindung der Luftwaffe seit dem Ersten Weltkrieg lässt die nur horizontal gesicherten Festungen weitgehend wertlos werden.

Lit.: Menne, P., Die Festung des norddeutschen Raumes, 1942; Huber, R./Rieth, R., Festungen, 1979; Neumann, H., Festungsbaukunst und Festungsbau­technik, 1988; Böhme, H. u. a., Wörterbuch der Bur­gen, Schlösser und Festungen, 2004

Festungsbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1625 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Siegel, CJCamb. I 108h] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bau einer Festung

Festungsbaustrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Femininum Festungsbau 1625) ist die in der zwangsweisen Mitwirkung an oder in dem Bau einer →Festung bestehende Strafe der frühen Neuzeit (teilweise bis 1867).

Lit.: Kleinschrod, G., Über die Strafe der öffentlichen Arbeiten, 1789; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999; Ivanovic, I., Zwangsarbeit als Strafe, 2002

Festungshaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1858 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in einer →Festung oder Festungshaftanstalt vollzogene Freiheitsstrafe der mittleren und neueren Neuzeit (beispielsweise Adolf Hitler in der Festungshaftanstalt Landsberg am Lech 1924). Sie zieht keine Ehrenminderung nach sich. 1954 wird sie von den Alliierten verboten, nach Wiederbelebung als Einschließung 1969 mit Einführung der Einheitsfreiheitsstrafe aufgegeben.

Lit.: Wächter, C., Lehrbuch des römisch-deutschen Strafrechts, Bd. 1 1825; Sonntag, K., Die Festungshaft 1872; Otto, W., Die Festungshaft, Diss. jur. Jena 1939; Uhl, K., Grundlagen der Festungshaft, Diss. jur. Tübingen 1940 (masch. schr.); Giesing, G., Entbehrlichkeit der Festungshaft?, Diss. jur. Tübingen 1948 (masch. schr.); Jennings, G., Die custodia honesta, Diss. jur. Köln 1965 (masch. schr.); Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999

fetus, fētus (1), foetus (1), lat., M.: nhd. Zeugen (N.), Gebären, Werfen, Ausbrüten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen

feudal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1641 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht über mittellateinische Vermittelung mit dem erschließbaren Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) herrschaftlich, lehnrechtlich, Lehnrecht betreffend

Feudalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1817 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, franz. féodalité 1722/1727, Adjektiv feudal 1641 sowie vielleicht über mittellateinische Vermittelung mit dem erschließbaren Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem Sinne eines idealtypischen Ordnungsbegriffs die soziale, wirtschaftliche und politische Ordnung einer Gesellschaft, in der eine (adelige) Oberschicht mit Rechten an Land und anderen Gegenständen als Ausgleich für Kriegsdienste und andere Dienste ausgestattet wird, in dem engeren Sinn das Lehnswesen. In Europa entsteht der Feudalismus vielleicht spätestens in dem Frühmittelalter. Er bleibt bis in das 19. Jahrhundert (1848) bestimmend, wenn er auch seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert gedanklich politisch bekämpft wird. →Lehen

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 174; Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 337; Beaudoin, E., Étude sur les origines du régime féodal, 1889; Bloch, M., La société féodale, Bd. 1f. 1939f.; Brunner, O., Feudalismus, Abh. d. Akad. d. Wiss. Mainz, 1958, 10; Graus, F., Die Gewalt bei den Anfängen des Feudalismus, (in) Jb. f. Wirtschaftsge­schichte 1 (1961), 61; Feudalismus, hg. v. Wunder, H., 1974; Feudalismus, hg. v. Kuchenbuch, L. u. a., 1977; Guerreau, A., Le féodalisme, 1980; Duby, H., Die drei Ordnungen, 1981; Zum Problem des Feudalismus in Europa, 1981; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, 1985; Feudalismus, hg. v. Müller-Mertens, E., 1985; Strukturen der Grundherr­schaft im frühen Mittelalter, hg. v. Rösener, W., 1989; Kroeschell, K., Lehnrecht und Verfassung, 1997; Borgolte, M., Feudalismus, (in) ZHF 25 (1998), 245ff.; Bloch, M., Die Feudalgesellschaft, 1999; Blickle, P., Kommunalismus, 2000; Die Gegenwart des Feudalismus, hg. v. Fryde, N. u. a., 2002; Fiefs et féodalité, hg. v. Bonnassie, P., 2002; Castiglioni, B., L’altro feudalismo, 2010; Reynolds, S., The Middle Ages without feudalism, 2012

Feudistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwart nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über feudum mit dem Mittellateinischen und über Vieh über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wissenschaft von dem (mlat.) feudum (N.) bzw. von dem Lehnswesen bzw. von dem Lehnsrecht

feudum (mlat. [N.]) Lehen, nicht in latein_a_z.docx, wahrscheinlich zu ahd. fihu (N.) Vieh, Erstbeleg Sankt Gallen 786, in dem 13. Jahrhundert [GrW. II 377] häufiger als (lat.) beneficium (N.), feudum extra curtem (sachlich seit dem hohen Mittelalter, Wort 18. Jahrhundert) Lehen außerhalb der eigenen Landesherrschaft

Lit.: Köbler, LAW; Prausnitz, O., Feuda extra curtem, 1929; Krawinkel, H., Feudum, 1938; Tiefenbach, H., Studien zu Wörtern volkssprachiger Herkunft, 1973, 100ff.; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland, 2002, 2. A. 2009

Feuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab dem 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die sachlich schon vormenschlich seit dem Werden des Universums mögliche sichtbare Erscheinung eines Verbrennungsvorgangs durch Oxidation von Kohlenstoff mit Flammenbildung und Glutbildung. Seit der Verwendung durch von dem Menschen selbst hergestelltes Feuer können Menschen Mitmenschen mittels Feuer töten oder verletzen und zudem Rechtssätze Ausgleichsansprüche oder Strafen begründen. S. Google

Feuerbach, Paul Johann Anselm von (Hainichen bei Jena 14. 11. 1775-Frankfurt am Main 29. 5. 1833), unehelich geborenes Kind eines späteren Anwalts, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Jena (1795 Dr. phil., 1799 Dr. iur.) außer­ordentlicher Professor in Jena, 1801 ordentlicher Professor, 1802 in Kiel und 1804 in Landshut sowie nach Aufgabe seiner Lehrtätigkeit 1805 Verwaltungsbeamter in München, 1814 Appellationsvizegerichts­prä­sident in Bamberg und 1817 Appel­lations­gerichtspräsident in Ansbach. Auf Grund des 1801 erschienenen Lehrbuchs des gemeinen in Deutschland gültigen peinlichen Rechtes (Jede Zufügung einer Strafe setzt ein Strafgesetz voraus - die Zufügung einer Strafe ist bedingt durch das Dasein der bedrohten Handlung - die gesetzlich bedrohte Tat be­dingt die gesetzliche Strafe) wird ihm (1804) die Erarbeitung eines modernen →Strafgesetz­buchs (1813) in →Bayern über­tragen. Wegen seiner von der Aufklärung geprägten Theorie des psychologischen Zwanges will er mit genauen Tatbeständen ([lat.] →nullum crimen sine lege) jedermann von Verletzungen der Rechte anderer abschrecken (→Generalprävention durch Furcht vor Strafe) und dadurch die wechselseitige Freiheit des Bürgers schützen. In dem Verfahren setzt sich Feuerbach für Öffentlichkeit und Mündlichkeit ein. Daneben entwickelt er auch kriminalsoziologische Vorstellungen.

Lit.: Köbler, DRG 181, 204; Feuerbach, L., Anselm Ritter von Feuerbachs Leben, 1852; Döring, W., Feuerbachs Straftheorie, 1907, Neudruck 1958; Radbruch, G., Paul Johann Anselm Feuerbach, 1934, 2. A. 1957, 3. A. 1969, 4. A. 1998 (auch in Radbruch-Gesamtausgabe); Blau, G., P. J. A. Feuerbach, 1948; Wolf, E., Große Rechtsdenker, 1939, 4. A. 1963, 543; Naucke, W., Kant und die psychologische Zwangstheorie Feuerbachs, 1962; Gallas, W., P. J. A. Feuerbachs „Kritik des natürlichen Rechts“ 1964 (SB Heidelberg); Kipper, E., Johann Paul Anselm Feuerbach, 1969; Schubert, G., Feuerbachs Entwurf zu einem Strafgesetzbuch, 1978; Feuerbach, Paul Johann Anselm – Savigny, Friedrich Carl von, 12 Stücke aus dem Briefwechsel, hg. v. Kadel, H., 1990; Neh, S., Die posthumen Auflagen von Feuerbachs Lehrbuch, 1991; Küper, W., Das Verbrechen am Seelenleben, 1991; Feuerbach, P., Reflexionen, hg. v. Küper, W., 1993; Die Bedeutung P. J. A. Feuerbachs, hg. v. Haney, G., 2003; Feuerbachs Bayerisches Strafgesetzbuch, hg. v. Koch, A. u. a., 2014; Mertens, B., Gönner, Feuerbach, Savigny, 2018

feuern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt - Ende 8. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [OÖUB. II 544] in 4 Stellen in 2 Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Feuer über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Feuer machen, umgangssprachlich auch Arbeitnehmer kündigen

Feuerschau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1, aber nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [SchwäbWB. II 1460] in 3 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nach Vorläufern in dem Altertum in dem Spätmittelalter in den Städten und danach auch in den Dörfern entwickelte regelmäßige amtliche Über­prüfung aller Gebäude auf ihre Feuer­sicherheit, bei der auch Geldstrafe oder Gefängnis verhängt werden kann.

Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff., 2, 367ff.

Feuerstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [NÖLGO. 1656 I 48 § 1] in 4 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Verbrennen eines Straftäters. Die Feuerstrafe ist sachlich schon in dem Altertum bekannt. Sie ist in dem Frühmittelalter selten. Mit dem peinlichen Strafrecht wird sie für Brandstiftung, Ketzerei und Unzucht mit Tieren üblich (Sachsenspiegel Landrecht [1221-1224] II 13 § 7, CCC [1532] Art. 109, 111, 116, 125, 172). Seit der Wende von dem Mittelalter zu der Neuzeit werden insbesondere Hexen verbrannt. Als Folge der Aufklärung wird die Feuerstrafe seit dem 18. Jahrhundert aufgegeben.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 639; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 502, Neudruck 1964; Behringer, W., Mit dem Feuer vom Leben zum Tod, 1988

Feuerversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1791 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens II 8 § 156] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Versicherung gegen Schäden (an Sachen) durch Feuer. Erste Ansätze finden sich bereits in dem Mittelalter. In der Neuzeit wird die Feuerversicherung von Gebäuden wegen der Gefährlichkeit des Feuers vielfach Zwangsversicherung.

Lit.: Kühn, R., Das Brandversicherungswesen im Königreich Sachsen 1913, Neudruck 2013; Helmer, G., Die Geschichte der privaten Feuerversicherung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein, Bd. 1f. 1925f.; Ebel, W., Die Hamburger Feuerkontrakte und die Anfänge des deutschen Feuerversicherungsrechts, 1936; Zwierlein, C., Der gezähmte Prometheus - Feuer und Sicherheit, 2011

Feuerwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1850 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Abwehr von Gefahren des Feuers meist durch gemeinsame Anstrengung mehrerer Menschen. Sie beginnt sachlich als staatliche Leistung mit der Schaffung von Wächtern ([lat.] vigiles [M.Pl.] Wächter) in Rom unter Prinzeps Augustus (27. v. Chr.-14 n. Chr.). In dem 19. Jahrhundert treten freiwillige Feuerwehr in kleinen Gemeinden und berufsmäßige Feuerwehr in Großstädten einander gegen­über.

Lit.: Wallat, K., Sequitur clades – Die Vigiles im antiken Rom, 2004

Fiat iustitia et pereat mundus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Es muss (über kostbare Waffen oder Anmaßungen Hochgestellter gerichtet und) Gerechtigkeit geübt werden und der Hochmut zu Fall kommen (bzw. sinngemäß abgewandelt es muss Gerechtigkeit geschehen, selbst wenn die Welt darüber zugrunde gehen sollte).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Anfang 16. Jahrhundert); Liebs, D., Das Rechtssprichwort Fiat iustitia et pereat mundus, (in) RIDA 61 (2014), 83 (Papst Hadrian bzw. Adriaan Floriszoon Dedel 1522)

Fichard, Johann (Frankfurt am Main 23. 6. 1512-Frankfurt am Main 7. 6. 1580) wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (1528), Freiburg im Breisgau (Ulrich Zasius) und Basel (1530) sowie der Promotion in Freiburg im Breisgau an dem 28. 11. 1531 Advokat in Frankfurt am Main, 1532/1533 an dem Reichskammergericht in Speyer und dann Syndikus in Frankfurt am Main und nach dem Studium in Padua 1536/1537 Anwalt und Berater in Frankfurt am Main. Seine wichtigsten Leistungen sind neben den 1539 in Fortführung eines Werkes des Bernhard Rutilius veröffentlichten (lat.) Vitae (F.Pl.) iurisconsultorum recentiorum (Lebensbeschrei­bungen neuerer Rechtsgelehrter) (stark romanisiert) die Gerichts- und Landesordnung der Grafschaften →Solms (1571) und die revidierte Reformation der Stadt →Frankfurt am Main (1578). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Jung, R., Dr. Johann Fichard, 1889; Rivier, A., Über die ars notariatus von Johann Fichard (1539), ZRG RA 13 (1892), 356

Fichte, Johann Gottlieb (Rammenau bei Bischofswerda 19. 5. 1762-Berlin 29. 1. 1814), Philosoph des deutschen Idealismus (Jena 1794-1799, Erlangen 1805-1806, Kö­nigsberg 1806-1807, Berlin 1810) bestimmt das Recht in dem Sinne eines Verhältnisses der wechselseitigen Freiheitsbeschränkungen, ge­nannt Rechtsverhältnis, wobei schon in dem Na­turzustand das Rechtsgesetz den Einzelnen verpflichtet und ein Urrecht auf Freiheit, Unantastbarkeit des Körpers und Eigentum verleiht. S. Google

Lit.: Verweyen, H., Recht und Sittlichkeit in Johann Gottlieb Fichtes Gesellschaftslehre, 1875; Fichte, J. G., Gesamtausgabe, Bd. 1ff. 1962ff. (42 Bände); Fichtes Leh­re vom Rechtsverhältnis, hg. v. Kahlo, M., 1992; Pauly, W., Freiheit und Zwang in Fichtes Staatsphilosophie (in) Recht, Idee, Geschichte, 2000, 591ff.; Eisfeld, J., Erkenntnis, Rechtserzeugung und Staat bei Kant und Fichte, 2015; Weiss, M., Leben als Leben (!) – Johann Gottlieb Fichtes späte Wissenschaftslehre, 2019

Ficker, Julius (Paderborn 30. 4. 1826-Innsbruck 10. 7. 1902) wird nach dem Studium von Geschichte und Recht in Münster, Berlin und Bonn 1852 (bis 1879) Professor für Geschichte und zeitweise (1863) Rechtsgeschichte in Innsbruck, wo er zahlreiche unterschiedliche Fragen an Hand vorwiegend urkundlicher Quellen und später auch vergleichender Zielsetzungen untersucht. S. Google

Lit.: Puntschart, P., Julius Ficker, ZRG GA 23 (1902), XIV; Jung, J., Julius Ficker, 1907; Brechenmacher, T., Julius Ficker, (in) Geschichte und Region 5 (1996), 53ff.

fictio, lat., F., Bilden, Formen, Bildung, Gestaltung, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. fingere

fictus, lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. erlogen, erdacht, fingiert, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fingere, beispielsweise fictus possessor, fingierter Besitzer

fideicommissum, lat., N., Fideikommiss, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fideicommittere

Fideicommissum (lat. [N.] der Treue Anvertrautes) ist in dem römischen Recht zu­nächst die formlose, nur sittlich verpflichtende Anordnung (Bitte), die der Erblasser dem in einem Testament eingesetzten Erben erteilt bzw. mitteilt. Seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) wird das aus solchen Briefen entstehende Kodizill zusammen mit dem darin enthaltenen fideicommissum zu einer obligatorisch wirkenden Rechtseinrichtung, die der Bedachte vor dem Konsul, später vor einem besonderen (lat.) praet­or (M.) fideicommis­sarius (Fideikom­miss­prätor) geltend machen kann. Justinian (527-565) stellt fideicommissum und (lat. [N.]) legatum, Vermächtnis, gleich. Beschwert werden kann der Erbe, der Vermächtnisnehmer, ein anderer Fideikommissar oder der erbende Fiskus, betroffen sein kann ein einzelner Gegenstand oder die ganze Erbschaft.

Lit.: Kaser § 68 V

fideicommittere, lat., V., auf Ehrlichkeit vertrauen, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1), cum, mittere

fideiiubere, fideiubēre, lat., V., zusagen, Bürge sein, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1), iubēre

fideiussio, lat., F., Gutsagen, Bürgschaft, Firm. math. (334/337 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fideiubēre

Fideiussio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht eine in der späten Republik für jede Schuld zulässige Form der →Bürgschaft.

Lit.: Kaser § 57 II 2

Fideikommiss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1543 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →fideicommissum, Familien­fideikommiss

Lit.: Kunsemüller, E., Zur Entstehung der westfälischen Fideikommisse, 1909; Heß, K., Junker und bürgerliche Großgrundbesitzer im Kaiserreich, 1990; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Fischer, H., Die Auflösung der Fideikommisse, 2013

fideikommissarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ein Fideikommiss betreffend

fidelis, fidēlis (1), lat., Adj., getreu, treu, ehrlich, zuverlässig, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1)

fidelis, fidēlis (2), lat., M., Getreuer, Vertrauter, Cic. (81-43 v. Chr.), s. fidēlis (1) s. latein_a_z.docx

Fidelis (lat. [M.]) Getreuer, Gläubigers, s. latein_a_z.docx, s. fides

Lit.: Gladiß, D. v., Fidelis regis, ZRG GA 57 (1937), 442; Hannig, J., Consensus fidelium, ZRG GA 102 (1985), 351

Fidepromissio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Nachbildung der nur unter römischen Bürgern und neben einer Stipulation möglichen (lat. [F.]) sponsio (→Bürgschaft) für Nichtbürger. S. latein_a_z.docx, s. fides, promittere, pro, mittere

Lit.: Kaser § 57 II 2; Köbler, DRG 44, 63

fidepromittere, fideprōmittere, lat., V., Bürgschaft verheißen, gutsagen, Gaius (140-180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1), prō (1), mittere

fidere, fīdere, lat., V., trauen, vertrauen, Vertrauen setzen, sich verlassen (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fides, s. idg. *bʰeidʰ- (1), V., zureden, zwingen

fides, fidēs, lat., F., Vertrauen, Überzeugung, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīdere, s. idg. *bʰeidʰ- (1), V., zureden, zwingen

Fides (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die anfangs nur sittliche, dann aber auch rechtliche Verpflichtung, zu einem gegebenen Wort zu stehen. Bona fides ist die gute Treue, mala fides die schlechte Treue, durch die sich beispielsweise redlicher Besitzer und unredlicher Besitzer voneinander unterschei­den. Auf die fides stützt das römische Recht vor allem die Fälle des →bonae-fidei-iudicium (Klage aus den wichtigsten formfrei begründeten Schuldverhältnissen).

Lit.: Kaser §§ 3 III 3, 13 I 2, 63 I 3; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 27, 45; Köbler, LAW; Lombardi, L., Della fides alla bona fides, 1961; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1; Honsell, H., Quod interest im bonae fidei iudicium, 1969; Nörr, D., Die fides im römischen Völkerrecht, 1991; Schneider, N., Uberrima fides, 2004; Fides virtus, hg. v. Forlivesi, M. u. a., 2014

fiducia, fīdūcia, lat., F., sicheres Vertrauen, Zuversicht, Selbstvertrauen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīdere, fides

Fiducia (lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Sicherungsübereignung, bei der dem Gläubiger (Fiduziar) als Sicherungsnehmer von dem Schuldner (Fiduziant) als Sicherungsgeber das Eigentum an einer Sache unter der Treuabrede (fiducia) verschafft wird, dass die Sache nach Erreichung des Sicherungszwecks (beispielsweise Tilgung der gesicherten Schuld) zurück­zuübereignen sei. In dem spätantiken römischen Recht stirbt die fiducia ab.

Lit.: Kaser §§ 7 I 1, 24 II 2, 39 IV 2; Söllner § 9; Köbler, DRG 41, 62; Noordraven, B., Von der fiducia zur Treuhandschaft, (in) Österreich. Notariatszeitung 1995, 256; Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 1998; Noordraven, B., Die Fiduzia im römischen Recht, 1999

Fiktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 bezeugt - 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das lateinische Verb fingere teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Rechtssatz, der eine in Wahrheit nicht bestehende Tatsache als bestehend behandelt (beispielsweise gilt lange Zeit das uneheliche Kind nicht als mit seinem es tatsächlich erzeugenden leiblichen Vater verwandt, obwohl es nach den allgemein anerkannten naturwissenschaftlichen Gegebenheiten tatsächlich mit ihm verwandt ist). Die Fiktion ist bereits dem römischen Recht an einzelnen Stellen bekannt (beispielsweise bei vereitelter Bedingung).

Lit.: Kaser § 10 I 1; Söllner § 9; Albrecht, K., Fiktionen im Recht, 2020

Fiktionstheorie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 19. Jahrhundert die von Savigny vertretene Ansicht, dass die →juristische Person nur eine →Fiktion sei.

Lit.: Kroeschell, DRG 3

filia, fīlia, feilia, lat., F., Tochter, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīlius

filius, fīlius, lat., M., Sohn, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen

Film (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 bezeugt – 1891 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altenglische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb filmen 1922) dünne Schicht

Lit.: Saekel, U., Der US-Film in der Weimarer Republik, 2011; Ackermann, A., Film und Filmrecht, 2013; Tiews, A., Fluchtpunkt Film, 2017; Aurich, R., Die Degeto und der Staat, 2019

filmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1922 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, →Film

final (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1735 bezeugt – 1735 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zweckgerichtet

Finale Handlungslehre (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von Hans Welzel (nach dem Rechtsstudium in Jena 1937 Professor in Göttingen und 1952 in Bonn) in der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte Lehre von dem zweckgerichteten (finalen) Handeln des (vorsätzlichen?) Straftäters, nach welcher der →Vorsatz (nicht als Art der Schuld, sondern) als subjektiver Teil des Tatbestands zu ver­stehen ist.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

finalis, fīnālis, lat., Adj., Grenzen betreffend, Ende betreffend, an dem Ende befindlich, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīnis

fīnantia, mlat., F., Finanz, Gezahltes, s. fīnāre, fīnis, →Finanz

Finanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – 1355 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1355 [KölnAkten I 69] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das mittlelateinische finare teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem mlat. Verb finare, festgesetzte Abgabe bezahlen, abgeleitete Vermögenslage einschließlich des dafür notwendigen Rechnungswesens. Der Aus­druck Finanz(en) wird in dem 16. Jahrhundert gebräuchlich, nachdem die Verfügbarkeit über Geldmittel als Grundlage von Herrschaftsverwirklichung erkannt wird. In dem 16. und 17. Jahrhundert bestehen landesherrliche und land­ständische Finanzverwaltung nebeneinander, doch bricht die landständische Finanz­verwaltung in dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) vielerorts zusammen. Danach dienen alle öffentlichen Einnahmen der Befriedigung aller öffentlichen Ausgaben. In dem 19. Jahrhundert setzt sich die Steuer als Einnahmequelle gegenüber den Einnahmen aus Domänen und Regalien durch. Nach dem Ersten Weltkrieg wird zwecks tatsächlichen Vorteils für den Staat unter dem Reichsfinanzminister Matthias Erzberger die progressive Einkommensteuer mit unmittelbaren Lohn­steuerabzug bei dem Arbeitgeber eingeführt. Das ausgehende 20. Jahrhundert ist von der zu­nehmenden Bedeutung der allgemein weniger deutlich erkennbaren indirekten Steuer (Mehr­wertsteuer), dem Haushaltsbewilli­gungsrecht des Parlaments, der öffentliche Haushalts­ordnung sowie durch Kassenordnungen, Rech­nungs­legungsordnungen und Prüfungsbe­hörden und allgemeinem Streben zu individueller Bereicherung zu Lasten anderer gekennzeichnet.

Lit.: Brunner, O., Die Finanzen der Stadt Wien, 1929; Schnee, H., Die Hoffinanz und der moderne Staat, Bd. 1ff. 1963ff.; Schulz, H., Das System und die Prinzipien der Einkünfte im werdenden Staat der Neuzeit, 1982; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Witzleben, A. v., Staatsfinanznot und sozialer Wandel, 1985; Ullmann, H., Staatsschulden und Reformpolitik, 1986; Buchholz, W., Öffentliche Finanzen und Finnazverwaltung, 1992; Schremmer, E., Über gerechte Steuern, 1994; Economic Systems and State Finance, hg. v. Bonney, R., 1995; Alpers, M., Das nach­re­publikanische Finanzsystem, 1995; Buchholz, W., Geschichte der öffentlichen Finanzen in Europa, 1996; Schwennicke, A., Ohne Steuer kein Staat, 1996; The Rise of the Fiscal State in Europe, hg. v. Bonney, R., 1999; Staatsfinanzen - Staatsverschuldung - Staatsbankrotte in der europäischen Staaten- und Rechtsgeschichte, hg. v. Lingelbach, G., 2000; Mersi­owsky, M., Die Anfänge territorialer Rechnungs­legung im deutschen Nordwesten, 2000; Finanzen und Herrschaft, hg. v. Edelmayer, F. u. a., 2003; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat - Eine Geschichte der öffent­lichen Finanzen, 2005; Isenmann, M., Die Ver­waltung der päpstlichen Staatsschuld, 2005; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte im 19. Jahrhundert, hg. v. Brandt, P., Bd. 1 2006; Städtische Finanzwirtschaft am Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit, hg. v. Seggern, H. v., 2007; Ullmann, H., Staat und Schulden, 2009; Lehmann, M., Finanzinstrumente, 2010; Vom Wohl und Wehe der Staatsverschuldung, hg. v. Beigel, T. u. a., 2013; Finanzpolitik und Schuldenkrisen 16.-20. Jahrhundert, hg. v. Hedwig, A., 2014; Pietschmann, D., Das preußische Finanzministerium unter Stein und Hardenberg, 2018

Finanzausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1937 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der finanzielle Ausgleich zwischen verschiedenen Personen, insbesondere zwischen Hoheitsträgern (beispielsweise Ländern, Gemeinden, Krankenkassen).

Lit.: Hidien, J., Der bundesstaatliche Finanzausgleich, 1998

Finanzgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das zu dem 13. 12. 1919 geschaffene Eingangsgericht der Finanzgerichtsbarkeit des (zweiten) Deutschen Reiches. In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 18 Finanzgerichte.

Finanzgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in dem (zweiten) Deutschen Reich 1918 aus der Verwaltungsgerichtsbarkeit gelöste (RGBl 1918, 959 Reichsfinanzhof, 13. 12. 1919 Finanzgericht, 28. 8. 1939 außer Tätigkeit gesetzt), vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hauptsächlich für Steuerstreitigkeiten eingerichtete Zweig der →Gerichtsbarkeit.

Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungs­rechts, 1954; Kumpf, J., Die Finanzgerichtsbarkeit, (in) Justizalltag im Dritten Reich, 1988, 81

finanziell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Finanz betreffend

Finanzverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1781 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der die Einnahmen des Staates (und anderer öffentlichrechtlicher Körperschaften) betreffende Teil der Verwaltung. Die Finanzverwaltung erfolgt in Rom durch Ver­pachtung der Staatseinkünfte an meistbietende private Unternehmer (Steuer­pächter). In dem Mittelalter gelangen trotz des besonderen Hofamts des →Kämmerers erst die Landesherren allmählich zu einer geordneten Finanzverwaltung (beispielsweise 1491 Raitkammer König Maximilians in Tirol, in dem Reich 1495 Versuch des Gemeinen Pfennigs). Diese gewinnt mit dem Ausbau der gesamten Staatstätigkeit in der Neuzeit immer größere Bedeutung, wobei in Preußen seit 1713 ein genauer und regelmäßiger Haushaltsvoranschlag aufge­stellt und 1714 zu der Prüfung eine Oberrech­nungskammer geschaffen wird. In dem 19. Jahrhundert wird das Finanzwesen weitgehend ver­rechtlicht, danach vor allem zunehmend zu Lasten des Einzelnen und zu Gunsten der Verwaltung und Politik erweitert. In der Bundesreüublik Deutschland ist die Finanzverwaltung in der Gegenwart in Finanzministerium, Oberfinanz­direktion und Finanzamt geglie­dert.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Schmoller, G., Preußische Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Bamberger, E., Die Finanzverwaltung in den deutschen Territorien des Mittelalters 1200-1500, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 77 (1923), 168; Handbuch der Finanzwissenschaft, hg. v. Gerloff, W. u. a., Bd. 1 2. A. 1952; Kummer, J., Der Einfluss des Parlaments auf das Finanzwesen, 1964; Engelhardt, H., Landstände und Finanzwesen in Bayern im 15. und 16. Jahrhundert, 1967; Wolfe, M., The Fiscal System of Renaissance France, 1972; Küchler, W., Die Finanzen der Krone Aragón, 1983; Die Kontrolle der Staatsfinanzen, 1989; Die Verwaltung und ihre Ressourcen, hg. v. Dilcher, G., 1991; Finanzen und Staatsräson in Italien und Deutschland, hg. v. Maddalena, A. de u. a., 1992; 75 Jahre Reichsfinanzhof - Bundesfinanzhof, 1993; Kanther, M., Finanzverwaltung zwischen Staat und Gesellschaft, 1993; Schremmer, E., Steuern und Staatsfinanzen, 1994; The Rise of the Fiscal State in Europe, hg. v. Bonney, R., 1999; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Kempny, S., Die Staatsfinanzierung nach der Paulskirchenverfassung, 2011

finare, fīnāre, mlat., V., zahlen, s. a. latein_a_z.docx, s. fīnis

Finch, Heneage (1611-1682) wird nach dem Studium an dem Christ Church College 1638 Mitglied der Inn of Court Inner Temple in London und 1673 als Lord Chancellor Vorsitzender des →Court of Chancery, wo er eine zusammenfassende Gestaltung der →equity (des englischen Rechtes) bewirkt. S. Google

Lit.: Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 1903ff., 6, 539

Findebuch, Findbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [EiderstLR./Mensing] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das archivalische Hilfsmittel zu dem Auffinden von Daten bzw. Überlieferungsträgern (beispielsweise Akten) vor allem in Archiven.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Eberling, H., Findbuch zu den Reichskammergerichtsakten 1551-1806, 1985; Stein-Stegemann, H., Findbuch der Reichskammergerichts­akten im Archiv der Hansestadt Lübeck, 1987

Findelkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1464 bezeugt – 15./18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1472 [Eyb I 94] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ohne sicheren Hinweis auf seine Eltern und genauere Umstände der Geburt gefundene Kind. Vielleicht anfangs rechtmäßig, wird die Aussetzung eines Kindes in Rom 374 n. Chr. mit Strafe bedroht. Ausgehend von Italien (Mailand 787, Siena 832) entstehen Findelhäuser für Findelkinder. Um 1800 wird die Zahl der Findelkinder in dem Heiligen römischen Reich auf rund 100000 jährlich geschätzt.

Lit.: Hügel, F., Die Findelhäuser und das Findelwesen, 1863; Hunecke, V., Die Findelkinder von Mailand, 1987; Meumann, M., Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, 1995; Gestrich, A. u. a., Geschichte der Familie, hg. v. 2003

finden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL -sowie in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab 1221-1224 und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entdecken, ermitteln

finis, fīnis, lat., M., F., Grenze, Gebiet, Land, Ziel, Ende, Abgabe, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. figere

Finnland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 16. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das zwischen Schweden, Russland und Estland gelegene nordost­europäische, hauptsächlich von schon in dem 4. oder 3. Jahrtausend v. Chr. aus Asien kommenden Finnen besiedelte Land. In dem Hochmittelalter (1150-1323) wird das von Schweden aus christianisierte Gebiet zu einem Teil →Schwedens erklärt. In dem frühen 16. Jahrhundert wird die Reformation eingeführt. 1809 muss Schweden zugunsten →Russlands auf Finnland (autonomes Großfürstentum) verzichten, doch bleibt das von Schweden geprägte Recht bestehen. Helsinki wird 1812 statt des westlicheren Turku Hauptstadt und erhält 1827 auch die 1640 in Turku gegründete Universität. 1863 wird Finnisch neben Schwedisch zweite Amtssprache. Seit 1872 arbeitet Finnland mit den weiteren nordischen Länder Dänemark, Norwegen und Schweden in dem Recht verstärkt zusammen. Unter dem Einfluss der deutschen Rechtswissenschaft entsteht daneben eine besondere finnische Rechtswissenschaft. 1889/1894 wird ein Strafgesetzbuch geschaffen. 1906 wird in dem Rahmen eines allgemeinen Wahlrechts das Frauenwahlrecht eingeführt. Nach der Oktoberrevolution von dem (25. 10./)7. 11. 1917 in Russland ruft Finnland an dem 15. 11. 1917 die Selbständigkeit aus. 1920 erkennt Russland das an dem 21. 6. 1919 mit einer republikanischen Verfassung begabte Finnland an. In dem Zweiten Weltkrieg verliert das bis 1944 auf Seiten des Deutschen Reiches unter Adolf Hitler kämpfende Land Gebiete an die Sowjetunion und steht lange unter deren Einfluss. 1961 verbindet es sich mit der Europäischen Freihandelszone. 1975 findet in Helsinki eine Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa statt, deren Ergebnisse sich letztlich 1989 in der Aufgabe des so genannten Eisernen Vorhangs zwischen Ostmächten und Westmächten auswirken. 1991 ratifiziert Finnland die Europäische Menschenrechts­konvention. Zu dem 1. 1. 1995 tritt es aus der Europäischen Freihandelszone der →Europäischen Union bei. 2000 wird ein Grundgesetz angeommen.

Lit.: Getz, B., Das staatsrechtliche Verhältnis zwischen Finnland und Russland, 1900, Neudruck 2013; Der Stolypinsche Gesetzentwurf, hg. v. Habermann, W., 1911, Neudruck 2013; Jutikkala, E./Pirinen, K., Geschichte Finnlands, 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,542,1027, 3,4,485; Klinge, M., A brief history of Finland, 1984; Vahtola, J., Keskiaika. Suomen historia pikkujättiläinen, 1987; Jodhatus Suomen oikeushistoriaan, hg. v. Letto-Vanamo. P., 1990; Albrecht, W./Kantola, M., Finnland, 1992; Finlands Historia, hg. v. Edgren, T. u. a., Bd. 1ff. 1992ff.; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Finnland und Deutschland, hg. v. Menger, M. u. a., 1996; Finnisch-deutsche Kulturbeziehungen, hg. v. Jäntti, A. u. a., 1998; Endemann, H., Das Regierungs­system Finnlands, 1999; Ettmayer, W., Finnland, 1999; Pesonen, P./Riihinen, O., Dynamic Finland, 2002; Kohler, M., Die Entwicklung des schwedischen Zivilprozessrechts, 2002; Björne, L., Den Nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 3 1871-1910, 2002; Nesemann, F., Ein Staat, kein Gouvernement, 2003; Kähönen, A., The Soviet Union, Finland and the Cold War, 2006; Meinander, H., Finlands historia, 2006; Silvennoinen, O., Geheime Waffenbrüderschaft, 2010; Land unter dem Nordlicht, hg. v. Halmesvirta, A., 2013

Firma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1705 bezeugt – 1705 in EDEL - aus dem Italienischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [Banquier I 486/Schirmer, KaufmWB. 63] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der →Name des Kauf­manns, unter dem er in dem Handel seine Geschäfte betreibt, in einem weiteren Sinn auch das →Unternehmen. Die Firma entsteht aus dem mittelalterlichen Handel (Italien 12. Jahrhundert) und wird in den deutschen Sprachraum an dem Anfang des 18. Jahrhunderts entlehnt (Allgemeines Landrecht Preußens [1794] II, 8, 617). Sie kann mit dem Unternehmen übertragen werden.

Lit.: Erlanger, H., Über Ursprung und Wesen der Firma, Diss. jur. Tübingen 1891; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Bokelmann, G., Das Recht der Firmen- und Geschäftsbezeichnungen, 1974, 5. A. 2000; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handels­gesell­schaften, 1976; Krause, O, Die Entwicklung des Firmenrechts im 19. Jahrhundert, 1995; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt - drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1332 [WasungenUB. 15] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein in zahlreichen Arten grundsätzlich in Wasser lebendes Wirbeltier, das von dem Menschen als wichtiges Nahrungsmittel verwendet wird.

Fischbeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Stift (N.)

Lit.: Oldermann, R., Stift Fischbeck, 2010, 2. A. 2014

fischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) (Fisch) fangen

Fischer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Hanauer, Constd’Alsace 40 in dem Elsass] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Fisch und fischen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Fischfänger

Fischerei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1251 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Bergh II 257] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Fischfang

Fischereirecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist subjektiv das Recht, in einem Binnengewässer Fische, Krebse und andere nutzbare Wassertiere, die nicht Gegenstand des Jagdrechts sind, zu hegen und sich anzueignen und objektiv die Gesamtheit der Fischerei betreffenden Rechtssätze. Die ursprünglich für jedermann freie Fischerei wird schon in dem Frühmittelalter an kleinen Gewässern von dem Anwohner als Eigentümer und an größeren Gewässern von dem König als Regal beansprucht. Von dem König geht das Regal seit dem Hochmittelalter auf den Landesherrn und damit später grundsätzlich auf den neuzeitlichen Staat als Eigentümer des Gewässers über. Der Inhaber des Fischereirechts kann das Fischereiausübungs­recht verpachten.

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Stoffel, F., Die Fischereiverhältnisse des Bodensees, 1906; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des altpreußischen Jagd- und Fischereirechts, ZRG GA 39 (1918), 88; Zumbach, E., Die Fischereirechte des Aegerisees, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1922; Kisch, G., Das Fischereirecht im Deutschordensgebiete, 1932, 2. A. 1978; Münch, W., Das Fischereirecht des Bodensees im Mittelalter, Diss. jur. Graz 1943; Cahn, E., Das Recht der Binnenfischerei, hg. v. Kaufmann, E., 1956; Kunz, R., Fischereirechte im Untersee und Seerhein, 1984; Jahnke, C., Das Silber des Meeres, 2000; Lampen, A., Fischerei und Fischhandel im Mittelalter, 2000; Schütt, E., Geschichte des Fischereirechts und der Fischerei im deutschen Ostseeraum, 2001; Sahrhage, D., Die Schätze Neptuns, 2002; Ostrawsky, K., Das Fischereirecht an Binnengewässern in seiner historischen Entwicklung, Diss. jur. Wien 2009; Zeheter, M., Die Ordnung der Fischer, 2014

fiscalis, fiscālis, lat., Adj., fiskalisch, Fiskus betreffend, dem Fiskus zustehend, Suet. (um 75-um 150 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fiscus

fiscus, lat., M.: geflochtener Korb, Geldsack, Geldkörbchen, Staatskasse, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *bʰidʰ-, Sb., Topf, Kübel, Fass, vgl. idg. *bʰeidʰ- (2), V., binden, flechten

Fiscus (lat. [M.] Korb) (Caesaris) ist in dem römischen Recht die Bezeichnung für die Kasse (des Kaisers), in welche die Einnahmen der Kaiserprovinz aus Steuern, Zöllen, Gebühren und Domänen fließen. Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) fasst die verschiedenen fisci zu einem einzigen fiscus zusammen. Zumindest später herrscht die Vorstellung, dass der fiscus gleichsam Eigentum des Kaisers ist. An dem Beginn des 4. Jahrhunderts geht die (von dem Senat verwaltete) Staatskasse (lat. aerarium [N.]) in dem fiscus auf, während das Privatvermögen des Kaisers (lat. [N.] patrimonium) getrennt bleibt. Der fiscus wird eine Art die Vermögensrechte des Staates in dem Privatrechtsverkehr wahrnehmender, vielfach privilegierter →juristischer Person.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 29 II B; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 36, 40, 57; Köbler, LAW; Alpers, M., Das nachrepublikanische Finanzsystem, 1995

Fiskal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1471 bezeugt – ausgenommen fiskalisch 1517 nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Verwaltungsrecht der Interessenvertreter des (lat. fiscus [M.] bzw.) Staates. Er findet sich um 1225 in Sizilien unter Kaiser Friedrich II., von wo aus er nach Frankreich und Spanien ausstrahlt. 1421 ist Dr. Bartholus aus Pisa urkundlich als erster Fiskal des Heiligen römischen Reiches nachweisbar. Aufgaben des Fiskals sind der Schutz der Kronrechte und die Vertretung des Königs bzw. Kaisers bei der gerichtlichen Verfolgung der Übertretungen der reichsrechtlichen Rechtssätze (beispielsweise Durchsetzung der An­sprüche gegenüber Reichsständen). Neben dem Fiskal an dem königlichen Kammergericht des 15. Jahrhunderts und an dem Reichskammergericht und Reichshofrat entsteht auch in Österreich, Bayern, Sachsen und Preußen ein Fiskal (Landesfiskal). An dem Reichskammergericht wird der Fiskal in dem 16. Jahrhundert von einem Vertreter der Interessen des Kaisers zu einem in gewisser Hinsicht privilegierten, in den Gerichtsbetrieb eingegliederten Angehörigen des Gerichts. →Fiskalat

Lit.: Demel, H., Geschichte des Fiskalamtes in den böhmischen Ländern, 1909; Rautenberg, B., Der Fiskal am Reichskammergericht, 2008

Fiskalat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die spätmittelalterlich-neuzeitliche, vielleicht an den römischen (lat.) advocatus (M.) fisci angelehnte Behörde, die von Amts wegen die Rechte des Herrschers wahrnimmt. Das Fiskalat entwickelt sich um 1225 unter Kaiser Friedrich II. in Sizilien und gelangt von dort noch in dem 13. Jahrhundert nach Frankreich (ministère public) und Spanien sowie in dem frühen 15. Jahrhundert in das Heilige römische Reich (1421 Dr. Bartholus aus Pisa). Unabhängig hiervon wird in dem 19. Jahrhundert die Staatsanwaltschaft aus Frankreich übernom­men.

Lit.: Ortloff, H., Die öffentliche Anklage in Deutschland, 16 (1865), 254ff.; Schmidt, E., Fiskalat und Strafprozess, 1921; Knolle, U., Studien zum Ursprung und zur Geschichte des Reichsfiskalats, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1964

fiskalisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1517 belegt– 1517 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) desn Fiskus betreffend, steuerlich

Fiskus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1497bezeugt - 1516 [Brant, Klagspiegel] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Träger öffentlicher Verwaltung, soweit er in privatrechtlichen Formen tätig wird. Der Fiskus geht auf den römischen →fiscus zurück. Das lateinische Wort fiscus (M.) bezeichnet in dem Frühmittelalter (vereinzelt das herzogliche und) meist das königliche Vermögen (u. a. das einzelne Landgut). Bis zu dem 13. Jahrhundert werden Hausgut und Reichsgut und damit Person des Königs und Fiskus getrennt. In den Ländern entsteht ein Fiskus des Landes. Dort wird als Fiskus zunächst die landesherrliche Kasse als solche verstanden, danach das Finanz­vermögen des Staates. Der Fiskus wird zu dem Träger der staatlichen Vermögensrechte. Bis zu dem frühen 19. Jahrhundert wird der Staat in die juristische Person des öffentlichen Rechtes „Staat“ und die juristische Person des privaten Rechtes „Fiskus“ aufgeteilt. Seit der Ein­führung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in dem späteren 19. Jahrhundert wird der Staat als einheitliche juristische Person des öffentlichen Rechtes verstanden, doch werden die Bereiche, in denen diese Person sich privatrechtlicher Formen bedient, weiterhin als Fiskus bezeichnet.

Lit.: Rüfner, W., Verwaltungsrechtsschutz in Preußen, 1962; Machleidt, M., Stellung und Funktion des Fiskus im deutschrechtlichen Bereich, Diss. jur. Hamburg 1965; Lechner, W., Das deutsche Verwaltungsrecht in den Kategorien von Res publica, Civitas und Fiscus, Diss. jur. Würzburg 1969; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Römermann, K., Der Rechtsschutz bei streitigen Polizei-, Kameral- und Fiskalsachen in Kurköln, Diss. jur. Bonn 1969; Metz, W., Zur Erforschung des karolingischen Reichsgutes, 1971; Fiskus, Kirche und Staat, hg. v. Kellenbenz, H. u. a., 1994; Maletzky, M., Das Erbrecht des Fiskus, 2001; Karst, J., Der Fiskus im liberalen Rechtsstaat, 2016

flach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1433 [NÖsterr./ÖW. VIII 674] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) eben, gerade

Fläche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1270 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1325 in besonderer Bedeutung in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv flach 830) Ebene

Flächenstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1914 bzw. 1913 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch sein ausgedehntes Gebiet ohne flächendeckende Bebauung gekennzeichnete und von dem Stadtstaat wie dem Personenverbandsstaat zu unter­schei­dende, seit dem Mittelalter entstehende →Staat.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 111

Flame (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mit Flandern und flach verbindbar) ist der fränkisch (bzw. altnie­der­fränlisch bzw. mittelniederfränkisch) sprechende Bewohner der nordwestlichsten Gebiete (Flandern) des Heiligen römischen Reiches bzw. der Bürger Belgiens. Flämisches Recht ist das in Flandern ausgebildete Recht beziehungsweise das Flamen betreffende Recht. Seit dem Hochmittelalter wird moderneres flämisches (niederländisches) Recht in dem Zuge der Ostsiedlung verbreitet.

Lit.: Goerlitz, T., Das flämische und das fränkische Recht in Schlesien und ihr Widerstand gegen das sächsische Recht, ZRG GA 57 (1937), 138; Van Winter, J., Vlaams en Hollands recht bij de kolonisatie von Duitsland in de 12e en 13e eeuw, (in) TRG 21 (1953), 205ff.; Higounet, C., Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, 1990; Lück, H., Flämische Siedlungen und flämisches Recht in Mitteldeutschland, (in) Sprachkontakte, hg. v. Stellmacher, D., 2004, 73ff.

Flandern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem frühen 8. Jahrhundert erstmals unter diesem Namen bezeugte Flachland des fränkischen Reiches an der Schelde. 843 kommt es zu dem westfränkischen Reichsteil, 1384/1385 an das Herzogtum Burgund, 1477 mit Burgund an Habsburg und innerhalb Habsburgs 1556 an die spanische Linie Habsburgs. Verkleinert gelangt Flandern 1714 wieder an →Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die →Niederlande und 1830 überwiegend an →Belgien. Dementsprechend ist sein Recht anfangs fränkisch und später französisch geprägt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Nowé, H., Les baillis comtaux de Flandre, 1929; Ganshof, F., Recherches sur les tribunaux de châtellenie en Flandre, 1932; Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935, Neudruck 1965; Ganshof, F., Die Rechtsprechung des gräflichen Hofgerichtes in Flandern vor der Mitte des 13. Jahrhunderts, ZRG GA 58 (1938), 163; Caenegem, R. van, Geschiedenis van het strafrecht in Vlaanderen, 1954, Caenegem, R. van, Geschiedenis van het strafprocesrecht in Vlaanderen, 1956; Ganshof, F., Einwohnergenossenschaft und Graf, ZRG GA 74 (1957), 98; Koch, A., Die flandrischen Burggrafschaften, ZRG GA 76 (1959), 153; Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Grotte, W. v., Praecones und Magnus Praeco in Flandern, ZRG GA 90 (1973), 165; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux du 12e au 18e siècle, 1987; Van Peteghem, P., De raad van Vlaanderen, 1990; Jacob, R., Les époux, le seigneur et la cité, 1990; Nicolas, D., Medieval Flanders, 1992; Opsommer, R., Omme dat leengoed, 1995; Meyer, H., Anwachs und Insel im hochmittelalterlichen Recht der Grafschaft Flandern, ZRG GA 113 (1996), 333; Heirbaut, D., Over lenen en families, 2000; Le parlement de Flandre à travers ses archives, (in) Revue du Nord Nr. 382; Hortal Muñoz, J., Los asuntos de Flandes, 2011

Flavius, Gnaeus (Gnaeus Flavius) ist der Schreiber des römischen Zensors Appius Claudius Caecus, der 304 v. Chr. die zuvor nur den Priestern (lat. [M.Pl.] pontifices) vertrauten Prozess­formeln (Legisaktionen) veröffentlicht (sog. ius [N.] civile Flavianum, flavisches römisches Recht der Bürger).

Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 29; Wolf, J., Die literarische Überlieferung der Publikation der Fasten und Legisaktionen durch Gnaeus Flavius, (in) Nachr. d. Akad. d. Wiss. Göttingen 1980, Nr. 2

Fleisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert - 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 [BreslUB. 113] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das weiche organische, vor allem aus Wasser, Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen sowie kaum Fett bestehende Gewebe irdischer Lebewesen. S. Google

Lit.: Kassung, C., Fleisch – Die Geschichte seiner Industrialisierung, 2020 (beginnt in Berlin in dem 19. Jahrhundert)

Flensburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die schleswig-holsteinische Stadt, die 1436 ihr →Grundbuch nach dem Realfoliensystem gestaltet.

Lit.: Aubert, L., Beiträge zur Geschichte der deutschen Grundbücher, ZRG GA 14 (1893), 1, 49

Fleta ist das in lateinischer Sprache verfasste, bald nach 1290 vollendete, in einer mittelalterlichen Handschrift überlieferte englische Rechtsbuch eines unbekannten Ver­fassers, das den (lat.) Tractatus (M.) de legibus (Abhandlung von Gesetzen) →Bractons kommentierend fortführt. S. Google

Lit.: Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956, 265

fliegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt– 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [Nemann, Magdeb.W. 2] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich in der Luft bewegen

fliehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) weglaufen

Florentina (Codex Florentinus) ist die in zwei Bände (1-29, 30-50) getrennte, in dem 6. oder frühen 7. Jahrhundert vermutlich in Konstanti­nopel/Byzanz zweispaltig geschriebene, spätestens in dem 9. oder 10. Jahrhundert in Italien liegende, in Süditalien in dem späteren 11. Jahrhundert wiederentdeckte, wahrscheinlich 1155 von Amalfi nach Pisa (littera Pisana) und 1406 von Pisa nach Florenz (Florentina) gebrachte, 1553 erstmals gedruckte Handschrift der →Digesten Justinians mit insgesamt 907 Blättern. S. Google

Lit.: Söllner § 22; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

Florenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Arno wird vermutlich in dem 2. Jahrhundert v. Chr. von den Römern auf älteren Grundlagen als Florentina neu gegründet. 962 ist es Teil Reichsitaliens. 1138 weist Florenz eigene (lat. [M.Pl.]) consules auf und wird mit bedeutender Tuchherstellung in dem 13. und 14. Jahrhundert führende Macht in dem mittleren Italien (Währung Florentiner bzw. Gulden). 1348 erlangt es erstmals eine Universität (1472 Pisa). 1354 erkennt es die Reichshoheit an. Seit dem 15. Jahrhundert erringt die Familie Medici die Macht. 1531 wird Florenz Herzogtum. 1718 wird bei dem Aussterben der Medici der spanische Infant Karl als Erbe eingesetzt, zugleich aber die gesamte Toskana zu einem Reichslehen erklärt. 1737 fällt Florenz an Österreich. In dem Frieden von Campo Formio (1797) verzichtet der Kaiser des Heiligen römischen Reiches auf alle Reichsrechte in Italien und damit auch auf Florenz. 1859 gelangt Florenz an Italien (1865-1871 Hauptstadt).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Davidsohn, R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff.; Doren, A., Studien aus der Florentiner Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2 1908; Grote, A., Florenz, 2. A. 1968; Hale, J., Die Medici und Florenz, 1979; Firenze e la Toscana dei Medici nell’Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983; Panella, A., Storia di Firenze, 1984; Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel Medioevo, 1986; Zorzi, A., L’amministrazione della giustizia penale nella republica fiorentina, 1988; Brucker, G., Florenz in der Renaissance, 1990; Turner, A., Renaissance in Florenz, 1997; Statuti della repubblica Fiorentina, hg. v. Pinto, G. u. a., Bd. 1f. 1999; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Dameron, G., Florence and Its Church, 2005; Najemy, J., A History of Florence 1200-1575, 2006; Höchli, D., Der Florentiner Republikanismus, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 34; Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze nel Rinascimento, 2009

Floß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jahrhundert bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [PragEmaus I 46] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das aus mehreren verbundenen Baumstämmen gebildete Wasserfahrzeug, das vor allem dem Transport von Holz mittels der von der Anziehungskraft der Erde (Schwerkraft) bestimmten Strömung von Flüssen dient. Seit dem 13. Jahrhundert erscheint das Floß häufiger in Quellen. Die Flößerei ist Regal. 1895 regelt ein Reichsgesetz des (zweiten) Deutschen Reiches die Flößerei (vgl. auch Art. 65 EGBGB), die mit der Verbreitung der Eisenbahn und der Lastkraftfahrzeuge seit dem 19. Jahrhundert aber ihre wirtschaftliche Bedeutung vollständig verliert.

Lit.: Sponeck, C. Graf v., Handbuch des Floßwesens, 1825; Jägerschmid, K., Handbuch für Holztransport und Floßwesen, 1827f.; Herold, H., Trift und Flößerei in Graubünden, 1982; Hasel, K./Schwartz, E., Forstgeschichte, 1985, 2.A. 2002

flößen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 11. Jahrhundert bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1342 [HeilbronnUB. I 74] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Holz als Floß bewegen, fließen machen

Flucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um1200 [Hartmann, Kl. Wolfff S. 27 V. 327] und 1221-1224 in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Ausweichen vor einer Gefahr durch Ortsveränderung. Die Flucht ist ein Grund­verhaltensmuster von Lebewesen bei Gefahr. Die Flucht eines Menschen kann je nach den Umständen unterschiedliche Rechtsfolgen haben. →Flüchtling

Lit.: Flucht, Vertreibung, Integration, red. v. Rösgen, P., 2. A. 2006; Schleppen, Schleusen, Helfen, hg. v. Anderl, G. u. a., 2016; Lotz, C., Die Deutung des Verlusts, 2007

flüchten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1450 [Burckardt, Hofr. 86] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) fliehen

flüchtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 437,38, IV 85,54] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fliehend

Flüchtling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1661 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch, der aus seiner jeweiligen Umgebung flieht. Er ist als nicht vertraut grundsätzlich Feind, kann aber als Gast aufgenommen werden. In dem 20. Jahrhundert entwickeln sich allgemeine Regeln über die rechtliche Behandlung der auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen auch auf Grund der Globalisierung des Wissens und der Beförderungsmöglichkeiten immer größer werdenden Zahl von Flüchtlingen.

Lit.: Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene u. s. w., Bd. 1ff. 1958; Hathaway, J., The Rights of Refugees, 2005; Nicola, A. di u. a., Bekenntnisse eines Menschenhändlers – Das Milliardengeschäft mit den Flüchtlingen, 2015; Und das ist erst der Anfang – Deutschland und die Flüchtlinge, hg. v. Reschke, A., 2015; Picker, C., Flüchtlingsethik, 2020

Flug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 11. Jahrhundert bezeugt – Ende 10. Jahrhundert/Anfang 11. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [GrW. II 378] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fliegen [N.]

Flugzeug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1912 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem Menschen mit Hilfe des Auftriebs gewölbter Tragflächen bei Bewegung oder auch durch leichte Gase das Fliegen ermöglichendes Gerät. S. Google

Flumet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort in Frankreich südöstlich Genfs

Lit.: Diestelkamp, B., Die Gründungsurkunde der Stadt Flumet (1228), ZRG GA 94 (1977), 204

Flur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jahrhundert bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 142] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der von dem Wald und dem Wasser getrennte einzelne Teil des bäuerlichen Wirtschaftslands eines Ortes (Wiese, Feld).

Lit.: Kirbis, W., Siedlungs- und Flurformen germanischer Länder, 1952; Westfälischer Flurnamenatlas, bearb. v. Müller, G. 2000ff.

Flurbereinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1896 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Zusammenlegung und Umgestaltung landwirtschaftlich ge­nutzter Grundstücke in einem öffentlich­rechtlichen Verfahren zu dem Zweck ertrag­reicherer Bewirtschaftung. Sie entwickelt sich in England und danach in Deutschland (19. Jahrhundert, Baden 1856, Hessen 1857, Bayern 1861) mit der Bauernbefreiung als Folge der Auflösung des Gemeinlands (→Allmende). An dem 16. 6. 1937 wird sie in dem Deutschen Reich durch eine Reichsumlegungsordnung und an dem 14. 7. 1953 in der Bundesrepublik Deutschland durch ein Flurbereinigungsgesetz geordnet. Ihre Ergebnisse sind wegen der sich an dem Ende des 20. Jahrhunderts rasch ändernden Betriebsstruktur der Landwirtschaft und ihrer Globalisierung von insgesamt eher bescheidener Bedeutung.

Lit.: Köbler, DRG 175, 250; Bornhak, C., Grundriss des deutschen Landwirtschaftsrechts, 1921; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1962, 3. A. 1978; Berkenbusch, F., Die Rechtsgeschichte der Flurbereinigung, Diss. jur. Göttingen 1972; Tayama, T., Die Entwicklungsgeschichte der Landeskultur, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 524; Vergleichende Studien über die japanische und mitteleuropäische Flurbereinigung, hg. v. Tayama, T., 1998; Quellen zur Ent­stehungsgeschichte des Flurbereinigungsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland von 1959, hg. v. Weiß, E., 2000

Flurname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1846 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besondere Name einer Flur oder eines Geländeteils (Berg, Tal, Wasser, Wald, Feld). Der Flurname ist Ortsname in einem weiteren Sinn (beispielsweise Lehfeld, Langgreid, Hungerwiese, Himmelreich, Paint, Kach, Hut, Füchsle, Holzacker, Judenbühel). Er kann Rechtsvor­stellungen enthalten.

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Flurnamen und Rechtsgeschichte, ZRG GA 51 (1931), 93ff.; Hänse, G., Die Flurnamen des Stadt- und Landkreises Weimar, 1970; Piirainen, E., Flurnamen in Vreden, 1984; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v. Ramge, H. u. a., 1987; Westfälischer Flurnamenatlas, hg. v. Müller, G., Lief. 1ff. 2000ff.; Magdeburger Namenlandschaft, 2004; Mikrotyponyme, hg. v. Meineke, E. u. a., 2011; Scheuermann, U., Flurnamensammlung und Flurnamenforschung in Niedersachsen, 2011; Meineke, B., Die Flurnamen der Gemeinde Schlangen, hg. v. Wiemann, H., 2014

Flurschütze, Flurschütz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 142] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Flurschütz, Flurer, Flurknecht, Heye u. a.) ist der die Aufsicht über die Fluren führende niedere dörfliche Amtsträger.

Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtumm Schleswig, 1999

Flurzwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die durch Zwang erreichte einheitliche Bewirtschaftung der Flur. Der Flurzwang könnte mit der mittelalterlichen →Drei­felderwirtschaft entstanden sein. Er verschwindet mit der Bauernbefreiung des 19. Jahrhunderts.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 42.; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtumm Schleswig, 1999

föderal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – abgesehen von Föeralismus, Föderalist, föderalistisch und Föderation - nicht und in DW2 1835 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Franzözischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bundesmäßig, einen Bund betreffend

Föderalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1804 bezeugt – 1868 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv föderal 1835) ist die auf dem Bündnisgedanken (lat. [N.] foedus, Bund) beruhende gesellschaftliche Vorstellung, die sich besonders in der machtmäßigenden, mehrstufigen, relative Eigenständigkeit Beteiligter wahrenden Gestaltung eines Staates auswirkt (Bundesstaat in Gegensatz zu dem Einheitsstaat). Als älteste geschichtliche Form des Föderalismus gilt der Stammesföderalismus (beispielsweise der 12 Stämme Israels), als Geburtsstunde des politischen Organisationsprinzips Föderalismus die Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika 1787, deren Vorbild die Schweiz (1848), Kanada, Australien und in veränderter Form Österreich (1861) und der Norddeutsche Bund (1867) folgen. Eine völ­kerrechtliche Form des Föderalismus ist der Staatenbund, der verschiedentlich einem Bundesstaat voraus­geht.

Lit.: Baltl/Kocher; Hintze, H., Staatseinheit und Föderalismus im alten Frankreich, 1928, Neudruck 1989; Der österreichische Föderalismus, 1969; Rauch, H., Föderalismus und Parlamentarismus im Wilhelminischen Reich, 1972; Föderalismus, hg. v. Kisch, G., 1977; Héraud, G., Prinzipien des Föderalismus und die Europäische Föderation, 1979; Föderalismus in Deutschland, 1992; Föderalismus, hg. v. Kinsky, F., 1995; Konsens und Konsoziation, hg. v. Duso, G., 1997; Laufer, H./Münch, U., Das föderative System der Bundesrepublik Deutschland, 1998; Föderative Nation, hg. v. Langewiesche, G. u. a., 2000; German federalism, hg. v. Umbach, M., 2002; Föderalismus in der griechischen und römischen Antike, hg. v. Siewert, P. u. a., 2005; Baier, C., Bundesstaat und europäische Integration, 2006; Kaiser, A., Föderalismus, 2007; Funk, A., Föderalismus in Deutschland, 2008; Funk, A., Kleine Geschichte des Föderalismus, 2010; Franke, C., Wandlungen föderalen Regierens im Deutschen Kaiserreich, (in) HZ 293 (2011), 374; Das Februarpatent 1861, hg. v. Kriechbaumer, R. u. a., 2011; Föderalismus in historisch-vergleichender Perspektive, Bd. 1 Der Bundesrat 1867-1919, 2014 (725 Biogramme), Bd. 2 Föderale Systeme hg. v. Ambrosius, G. u. a., 2015; Bd. 3 Hähnel, P., Föderale Interessenvermittlung im Deutschen Kaiserreich am Beispiel der Nahrungsmittelregulierung, 2017; Jahrbuch des Föderalismus 2019 – Föderalismus, Subsidiarität und Regionen in Europa, hg. v. Vorstand des europäischen Zentrums für Föderalismusforschung Tübingen, 2019; Föderalismus in Deutschland, hg. v. Willoweit, D., 2019

Fodrum (Wort nicht in latein_a_z.docx, lat. [N.]) ist die frühmittelalterliche Abgabe (Aquileja 792) (für Futter) an den Grafen bzw. König. In norditalienischen Städten entwickelt sich das fodrum in dem 12. und 13. Jahrhundert zu (dem Namen) einer Art der direkten →Steuer.

Lit.: Köbler, LAW; Post, B., Über das Fodrum, Diss. phil. Straßburg 1880; Brühl, C., Das fränkische fodrum, ZRG GA 76 (1959), 53; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Grüninger, S., Grundherrschaft im frühmittelalterlichen Churrätien, 2006

foederare, foederāre, lat., V., durch ein Bündnis herstellen, durch ein Bündnis stiften, verbünden, Amm. (um 390 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. foedus

Foederati (lat. [M.Pl.], Sg. foederatus) sind in dem spätrömischen Recht die besoldeten Verbündeten (beispielsweise Goten 382 n. Chr.). S. latein_a_z.docx, s. foedus

Lit.: Köbler, DRG 67; Horn, H., Foederati, 1930; Imperium Romanum, hg. v. Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, 2005

foederaticus, foederāticus, lat., Adj., zu den Verbündeten gehörig, Bündnis..., Novell. Iust. (nach 534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. foederāre, foedus

foederatio, foederātio, lat., F., Verbindung, Vereinigung, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. foederāre, foedus (2)

foedus, foidus, fīdus (2), lat., N., Bündnis, Friedensvertrag, Bündnisvertrag, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīdere, s. idg. *bʰeidʰ- (1), V., zureden, zwingen

foenus (N.) nauticum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Seedarlehen →fenus (N.) nauticum

foetus s. fetus, fētus (1), foetus (1), lat., M., s. latein_a_z.docx

folkland (ae. [858]) Allod?, verliehenes Königsland?

Folter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt - 1400/1445 [Schwäbische Stadtrechte] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1406 [IsnyStR. 207] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über das Mittellateinische, das Spätlateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb foltern 14. Jh.) ist die Zufügung oder Ausnutzung vermeidbarer, nicht ganz unerheblicher Schmerzen oder Leiden, die von einem Staat oder einem entsprechenden Machtorgan selbst bzw. mit dessen Bewilligung oder Duldung eingesetzt wird, um den Gefolterten oder einen Dritten zu einer Aussage zu zwingen oder einzuschüchtern. Sie wird bereits seit Kaiser Tiberius (14-42 n. Chr.) gegenüber Freien angewendet, um ein Geständnis zu erreichen. Vielleicht wird sie in dem Früh­mit­telalter gegenüber Unfreien ge­braucht. In dem Hochmittelalter (Verona 1228, Recht der Wiener Neustadt [1221/1230 str.], kirchliche Inquisition 1215/1231/1252 [Bulle Ad exstirpanda], Augsburg 1321, in München erstmals 1346 und danach erst 1434 wieder erwähnt) darf der verdächtigte Beschuldigte der Folter (zu spätlat. [5. Jahrhundert] poledrus [M.] „Fohlen“) auf einem Holzbock bzw. durch Gefängnis, Schläge, Hunger, Kälte, Daumenschrauben, Strecken, Feuer u. a. ausgesetzt werden (str., ob Rezeptionsvorgang). In dem 15. Jahrhundert wird die Folter auch ohne besondere Verdachtsgründe angewandt. Dagegen setzt die →Constitutio Criminalis Carolina (1532) mit der dort festgesetzten so genannten Indizienlehre das Vorliegen besonderer Indizien vor Anwendung der Folter voraus. In Hexenprozessen fragen örtliche Gerichte bei Fakultäten häufig nach der Anwendbarkeit der Folter, wogegen die Fakultäten anscheinend einen mäßigenden Einfluss ausüben. Die Aufklärung wendet sich erfolgreich gegen die Folter (Juan Luis Vives 1522, Michel de Montaigne, Pierre Bayle, Schweden 1734, Preußen 1740, Österreich [Beschränkung auf mit der Todesstrafe bedrohte Tatbestände 1768] 1776, Polen, Litauen 1776, Schweiz 1798, Bayern 1806, Baden 1831). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kämpft insbesondere die private Organisation Amnesty International gegen die nach wie vor (versteckt) gebrauchte Folter. Art. 3 der europäischen Menschenrechtskonvention von dem 4. 11. 1950 stuft die Folter als Verletzung der Menschenrechte ein. Mit der an dem 10. 12. 1984 beschlossenen, an dem 31. 12. 1990 in Kraft getretenen Konvention der Vereinten Nationen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe ist die Folter weltweit geächtet, wenn auch nicht vollständig beseitigt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 34, 118, 156; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Quanter, R., Die Folter in der deutschen Rechtspflege, 1900, Neudruck 1970; Heijnsbergen, P. van, De pijnbank in de Nederlanden, 1925; Fehr, H., Gottesurteil und Folter, (in) FS R. Stammler, 1926; Helbin-Bauer, F., Die Tortur, 1926; Morschel, M., Der Kampf um die Abschaffung der Folter, Diss. jur. Gießen 1926; Fehr, H., Zur Lehre vom Folterprozess, ZRG 53 (1933), 317; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses in Frankfurt am Main, ZRG GA 68 (1951), 234; Schünke, W., Die Folter im deutschen Strafverfahren, Diss. jur. Münster 1952; Fiorelli, P., La tortura giudiziaria nel diritto commune, Bd. 1f. 1953f.; Thomasius, C., Über die Folter (1705), hg. v. Lieberwirth, R., 1967; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1977; Ruthven, M., Torture, 1978; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Das Quälen des Körpers, hg. v. Burschel, P. u. a. 2000; Kramer, S., Die Folter in der Literatur, 2003; Baldauf, D., Die Folter, 2004; Hermann, H., Die Folter, 2004; Waltos, S., Die Abschaffung der Folter im Jahre 1776 in Polen und Litauen, 2004; Zagolla, R., Im Namen der Wahrheit, 2006; Gegen Folter und Todesstrafe, hg. v. Jacobs, H., 2007; Möhlenbeck, M., Das absolute Folterverbot, 2008; Sauter, M., Hexenprozess und Folter, 2010; Kimmelmann, A., Die Folter im Beweis­verfahren der Leges Visigothorum, 2010; Quellen zur Aufhebung der Folter, hg. v. Zopfs, J., 2010; Schild, W., Folter, Pranger, Scheiterhaufen, 2010; Die Geschichte der Folter seit ihrer Abschaffung, hg. v. Altenhain, K. u. a., 2011; Die Wiederkehr der Folter?, hg. v. Altenhain, K. u. a., 2012; Folter vor Gericht, hg. v. Altenhain, K. u. a., 2012; Krey, V., Interrogational torture in criminal proceedings, 2014

foltern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als aus dem Mittellateinischen gebildet in dem 14. Jahrhundert bezeugt - um 1340 [Minneburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [Ennen, QKöln VI 436] in 6 Stellen (1416, 1419, 1478, 1567, 1689) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über das Mittellateinische, das Spätlateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) quälen, martern

Fondaco (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Arabischen verbindbar, M.) ist die auswärtige Kaufmannsnie­derlassung in dem Mittelalter (gr. pandocheton, Herberge, arab. funduq, Unterkunft). In Italien begegnet der Fondaco 1085 in Amalfi, 1191 in Genua, in dem 13. Jahrhundert in Pisa und Venedig (Fondaco dei Tedeschi, 1505 abgebrannt, bis 1800 Handelshaus deutscher Kaufleute).

Lit.: Simonsfeld, H., Der Fondaco dei Tedeschi, Bd. 1f. 1887, Neudruck 1968; Concina, E., Fondaci, 1997; Constable, O., Housing the Stranger in the Medi­terranean World, 2003

Fonds (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1696 bezeugt – 1696 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), verwaltetes Kapital, für bestimmte Zwecke gebildeter Vermögensvorrat

fordern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verlangen

Forderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jahrhundert bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL bzw. nach U. Köbler 812 - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 551,50] und ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Forderungsrecht 1766, Verb fordern 8. Jh. bzw. 765) ist das Recht des Gläubigers gegen den Schuldner auf eine Leistung. Die ältesten Forderungen entstehen vermutlich bei den Unrechtserfolgen. Später tritt die rechtsgeschäftliche Forderung hinzu. Streitig ist, ob die Forderung bereits von Anfang an durch ein Einstehenmüssen (→Haftung) des Schuldners gesichert ist. Die Forderung erlischt grundsätzlich mit der Erfüllung.

Lit.: Kaser § 32; Hübner; Buch, G., Die Übertragbarkeit von Forderungen im deutschen mittelalterlichen Recht, 1912; Strohal, E., Schuldpflicht und Haftung, 1914; Fecht, W. v. d., Die Forderungspfändung im römischen Recht, 1999; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Forderungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1830 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 710 ia] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1766) Recht zu einer Forderung, Recht aus einer Forderung

forensis, forēnsis, lat., Adj.: nhd. zu dem Forum gehörig, zu dem Markt gehörig, auf dem Markt befindlich, Gerichts..., öffentlich, gerichtlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. forum

Forensium institutionum summa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] Gesamtheit der gerichtlichen Einrichtungen) ist das von König Alfons VIII. (1158-1214) veranlasste höfische Werk über den (span. [M.] →Fuero viejo de Castilla.

Form (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1190 bezeugt – 1190-1220 [Herborts von Fritslâr liet von Troye] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [CDPruss. I 172, Preußen] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sinnlich wahrnehmbare Gestalt eines Gegenstands oder einer Vorstellung. Nach einem geflügelten Wort ist die Form die älteste Norm. Es ist aber fraglich, ob strenge Anforderungen an eine Form in die Anfänge einer Rechtseinrichtung einfacher Menschen (beispielsweise Frühmittelalter) oder erst in eine fortgeschrittenere Ent­wicklungsstufe gehören. Die Schriftform ist jedenfalls anfangs (vor Entwicklung der Schrift) bedeutungslos und noch in dem ausgehenden 20. Jahrhundert zwecks leichteren Beweises in dem Vordringen.

Lit.: Kaser § 6ff.; Hübner; Köbler, DRG 42, 126; Siegel, H., Erholung und Wandelung im gerichtlichen Verfahren, 1863; Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, 1866; Brunner, H., Wort und Form im altfranzösischen Prozess (1868) (in) Brunner, H., Forschungen zur Geschichte des deutschen und französischen Rechts, 1894, 260; Stutz, U., Das Stadtrecht gegen die Formstrenge im Strafverfahren, ZRG GA 38 (1917), 367; Henssler, O., Formen des Asylrechts, 1954; Ritzer, K., Formen, Riten und religiöses Brauchtum der Eheschließung, 1961; Ebel, W., Recht und Form, 1975; Gmür, R., Rechtswirkungsdenken in der Privatrechtsgeschichte, 1981; Eckhardt, U., Untersuchungen zu Form und Funktion der Treueleistung, 1976; Symbolische Kommunikation vor Gericht in der frühen Neuzeit, hg. v. Schulze, R., 2006; Zwischen Formstrenge und Billigkeit, hg. v. Oestmann, P., 2009; Schwenk, A., Die Formbestimmung des § 313 BGB a. F., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

forma, fōrma, lat., F., Gestalt, Form, Schönheit, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben

formal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1677 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Form betreffend, förmlich

formalis, fōrmālis, lat., Adj., formal, äußerlich, förmlich, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fōrma

Formalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1807 bezeugt – 1806 [Hegel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv formal 16. Jahrhundert) ist das Betonen einer Form. Nach überwiegender, aber nicht wirklich belegter oder erwiesener Ansicht ist das ältere Recht grundsätzlich durch Formalismus gekennzeichnet (beispielsweise lat. mancipatio [F.] in dem römischen Recht) und setzt sich die →Formfreiheit erst allmählich durch. In Gegensatz hierzu hält aber auch das Recht der Gegenwart in vielen Fällen an einer vorgeschriebenen Form fest und ist insofern nicht tatsächlich formfrei. Ein Kennzeichen des modernen Totalitarismus ist es dabei gerade, zwar nicht jede Form, aber jedenfalls die uner­wünschte Form als bloßen Formalismus abzustufen.

Lit.: Kaser §§ 6, 7, 8, 68; Söllner §§ 9, 11; Kroeschell, DRG 1; Zallinger, O. v., Wesen und Ursprung des Formalismus, 1898; Kaufmann, E., Formalismus, HRG Bd. 1 1968, 1166; Dickhuth-Harrach, H. v., Gerechtigkeit statt Formalismus, 1986

Formalvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in seiner Entstehung von der Einhaltung einer vorgesehenen →Form abhängige Vertrag. Nach herkömm­licher Lehre ist in dem germanistischen Bereich der älteste Vertrag der Formalvertrag. (str.). Hier sind Eid, Wortformel und Gebärde die Vertragsform. In dem Mittelalter sollen sich die Formen vereinfacht haben. Allmählich soll die Tendenz zu formloser Beredung durchgedrungen sein.

Lit.: Köbler, DRG 74, 91, 126, 164; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981 Kap. 45; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875

Formel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1562 bezeugt – 1562 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die förmlich festgelegte häufig wiederkehrende Aussage. In dem altrömischen Recht beispielsweise bringen die Beteiligten eines Verfahrens vor dem Magistrat in einem ersten Verfahrensabschnitt regelmäßig in der jeweils erforderlichen Verfahrensform (lat. [F.] →legisactio), zu der genau vorge­schriebene Spruchformeln gehören, ihr Vorhaben vor. Das spätere Formularverfahren kennt statt der wenigen Legisaktionen viele, auf das jeweilige Rechtsverhältnis bezogene Klageformeln. Die Verbalkontrakte des klassischen römischen Rechtes erfordern für die Entstehung der Obligation bestimmte Worte. Außerdem entwickeln sich etwa für Eide, Gelöbnisse, Einsetzungen und so weiter häufig gewisse Formeln. Umfangreichere Formeln (lat. [F.] →formulae) werden in →Formel­sammlungen gesammelt.

Lit.: Köbler, DRG 5, 33, 81, 116; Dilcher, G., Paarformeln in der Rechtssprache des frühen Mittelalters, 1961; Selb, W., Formeln mit unbestimmter intentio, 1974; Wiegand, W., Zur Herkunft und Ausbreitung der Formel „Habere fundatam intentionem“, (in) FS H. Krause, 1976, 126

formell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1647 bezeugt – 1647 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), die Form betreffend (in Gegensatz zu den Inhalt bzw. die Materie betreffend bzw. materiell)

Formelles Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist das das Verfahren betreffende Recht (Verfahrensrecht, Prozessrecht) in Gegensatz zu dem materiellen Recht (beispielsweise Privatrecht, Strafrecht, Verwal­tungsrecht, Verfassungsrecht).

Lit.: Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte, 1996

Formelsammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits in dem Altertum bekannte, besonders für das quellenarme Frühmittelalter bedeutsame Sammlung allgemeiner Formulare (Formeln, Formen) für Urkunden, wie sie auch in der Gegenwart kautelarjuristisch gepflegt wird. Die bekanntesten früh­mittel­alter­lichen Formelsammlungen (31 Hand­schriften) sind die west­gotischen (lat. [F.Pl.]) formulae (Cordoba 616-620), die formulae Andecavenses (Angers um 600), die formulae Marculfi (um 650?, 721-735?), die formulae Bituricenses (Bourges 8. Jahrhundert) und die formulae imperiales (vor 832), wobei das Fehlen von Formelsammlungen aus Italien bemerkens­wert ist. Danach finden sich vielleicht unter dem Einfluss italienischer Notarskunst seit dem 11. Jahrhundert Formel­sammlungen innerhalb der (lat.) ars (F.) dictandi (beispielsweise Breviarium de dictamine des Alberich von Montecassino, um 1080) oder der (lat.) ars (F.) notariae (Rainerius Perusinus [1185-1245] vor 1234, Rolandinus Passageri Summa artis notariae, 1255/1256, insgesamt schätzungsweise 3000 Hand­schriften und Frühdrucke). Für das spätmit­telalterlich-frühneuzeitliche Heilige römische Reich haben besonderes Gewicht der (lat.) Formularius (M.) de modo prosandi (Baumgartenberg bei Linz Anfang 14. Jahrhundert, 240 Stücke, Formularbuch) und Perneder, Andreas, Summa Rolandina (vor 1540, rolandinische Summe).

Lit.: Rockinger, L., Über Formelbücher, 1855; Rockinger, L., Briefsteller und Formelbücher des 11. bis 14. Jahrhuderts, 1863f.; Schröder, R., Über die fränkischen Formel­sammlungen, ZRG GA 4 (1883), 75; Collectarius perpetuarum formarum Iohannis de Geylnhusen, hg. v. Kaiser, H., 1900; Liber Diurnus, hg. v. Foerster, H., 1958; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Uddholm, A., Marculfi formularum libri duo, 1962; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1964; Worstbrock, F./Klaes, M./Lütten, J., Repertorium der Artes dictandi des Mittelalters, Bd. 1 Von den Anfängen bis um 1200, 1992; Patt, S., Studien zu den „Formulae imperiales“, 2016 (kein Handbuch und nicht für Ausbildung, sondern Kompilation eines mit Saint-Martin in Tours verbundenen Notars für eigene Zwecke, wobei nur wenige Urkunden der vielen Schreiber den Formeln entsprechen, kein wesentlicher Unterschied zwischen frühmittelalterlichen und hochmittelalterlichen Herrscherkanzleien in dem Umgang mit der Formulierung von Urkundentexten und kein Legesskriptorium in dem Umkreis des Hofes Ludwigs des Frommen erkennbar ist).

Formenfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 19. Jahrhundert) →Formfreiheit (20. Jahrhundert)

Formfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Formenfreiheit 19. Jh. bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) ist die Freiheit einer rechtlich bedeutsamen Handlung von einer besonderen →Form. Es ist streitig, inwieweit an dem Beginn rechtlicher Entwicklung Formfreiheit besteht. Jedenfalls werden schon in den frühesten Quellen auch feste Formen sichtbar (beispielsweise lat. [F.] mancipatio). In dem Spätmittelalter setzt sich die Kirche für die Formfreiheit der Verträge ein. Auch der Liberalismus bejaht grundsätzlich die Formfreiheit. Dessenungeachtet entwickeln sich in dem 20. Jahrhundert neue Formen (beispielsweise allgemeine Geschäfts­bedingungen, Verbraucherkreditverträge, Ar­beitsverträge, Straßenverkehrszeichen).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Baltl/Kocher

formula, fōrmula, lat., F., Gestalt, Form, Norm, Maßstab, Formel, Vertragsformel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fōrma

formulae (lat. [F. Pl.]. Singular formula) →Formelsammlung, s. formula

Formular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Ende des 15. Jahrhunderts bezeugt – Ende des 15. Jahrhunderts in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die allgemeinen Angaben eines Typs von Urkunden zwecks leichter in­dividueller Ergänzung enthaltende Schrift­stück.

formularius, fōrmulārius, lat., Adj., zu den Rechtsformeln gehörig, Formeln betreffend, Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fōrmula, fōrma

Formularprozess →Formularverfahren

Formularverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Formularprozess (in DW2 Wortarchiv 19. Jh., in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist das dem älteren Legisaktionenverfahren (→legisactio) in dem klassischen römischen Recht nachfolgende, dem späteren →Kognitionsverfahren vorausgehende Verfahren. Es ist vielleicht anfangs nur dem Fremden zugänglich und kennt statt weniger Legis­aktionen viele, auf das jeweilige Rechtsverhältnis bezogene Klageformeln (Formulare). Sie werden auf den formlosen Vortrag der Parteien vor dem Prätor hin meist schriftlich in einer (lat. [F.]) formula (Schrift­formel) niedergelegt, woraufhin der (lat. [M.]) iudex (Richter) gemäß der Formel Beweis erhebt und sein Urteil spricht. 17 v. Chr. wird das Legisaktionenverfahren bis auf geringe Reste abgeschafft.

Lit.: Kaser §§ 80, 82ff.; Söllner § 9; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002

Foro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Portugiesische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die portugiesische Bezeichnung für →Fuero. 1111 wird ein Foro an Coimbra verliehen, 1166 an Evora, um 1160 an Trancoso, 1179 an Lissabon (Foro von Santarém). Seit dem 14. Jahrhundert wird ein Foro. nur noch selten gewährt.

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 666

Forsman, Jaakko (1839-1899), aus einer schwedischen Theologenfamilie, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Helsinki 1879 Professor für Strafrecht und Rechtsgeschichte und verfasst 1896 eine Geschichte der finnischen Gesetzgebung (Suomen laindsäädännön historia). S. Google

Forst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 152, IV 158, IV 81] in 49 Stellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie trotz umstrittener Etymologie vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Etymologie unklar) ist seit dem Frühmittelalter der vielleicht dem römischen (lat. [M.]) saltus nachgebildete, durch →Bann abgesonderte herrschaftliche Wald (meist des Königs, Austrasien 648, Neustrien 657/661). In dem Hochmittelalter gehen die Forsten des Königs auf die Landesherren über. Örtlich unter­schiedlich greift der absolutistische Fürst entschiedener auf die damit verbundenen Rechte zu. Der Liberalismus verlangt die Aufhebung der staatlichen Forsthoheit, doch verfahren die Forstgesetze des 19. Jahrhunderts unterschiedlich. In dem 20. Jahrhundert lebt trotz einer Rahmengesetzgebung durch das Gesetz zu der Erhaltung des Waldes und zu der Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) in der Bundesrepublik Deutschland der hergebrachte Föderalismus in dem Forstrecht fort. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, WAS; Roth, K., Geschichte des Forst- und Jagdwesens in Deutschland, 1879; Völker, A., Die Forsten der Stadt Goslar bis 1552, 1922; Goller, F., Die älteren Rechtsverhältnisse am Wald in Altbaiern, Diss. jur. München 1938; Kaspers, H., Comitatus nemoris, 1957; Mager, F., Der Wald in Altpreußen als Wirtschaftsraum, 1960; Rubner, H., Untersuchungen zur Forstverfassung des mittelalterlichen Frankreichs, 1965; Bothmer, H. v., Mirica, Forst und Gesellschaft, 1965; Rubner, H., Forstgeschichte im Zeitalter der industriellen Revolution, 1967; Young, C., The Royal Forests of Medieval England, 1979; Mantel, K., Forstgeschichte des 16. Jahrhunderts, 1980; Rubner, H., Deutsche Forstgeschichte 1933-1945, 1985, 2. A. 1997; Hasel, K., Forstgeschichte, 1986, 2. A. 2006; Knöppel, V., Forstnutzungsrechte, Diss. jur. Marburg 1988; Dasler, C., Forst- und Wildbann, 2001; Marquardt, B., Umwelt und Recht in Mitteleuropa, 2003

Forsthoff, Ernst (Laar bei Duisburg 13. 9. 1902-Heidelberg 13. 8. 1974) wird nach der Promotion bei Carl →Schmitt 1933 Professor für öffentliches Recht in Frankfurt am Main, Hamburg (1935), Königsberg (1936), Wien (1941) und Heidelberg (1943-1946, 1952-1967). Er setzt sich für den starken Staat ein, der allein die mit dem technischen Fortschritt eintretenden Probleme bewältigen könne, und steht einem Wertesystem, der Verfassungs­gerichtsbarkeit, der umfassenden Verwal­tungsgerichtsbarkeit und dem Sozialstaat zurückhaltend gegenüber. Trotz seines konservativen Verfassungsverständnisses ist sein Verwaltungsrechtsverständnis modern. Sein Lehrbuch des Verwaltungsrechts (1950, 10. A. 1973) ist längere Zeit in der Bundesrepublik Deutschland führend. S. Google

Lit.: Storost, U., Staat und Verfassung bei Ernst Forsthoff, 1978; Doehring, K., Ernst Forsthoff, (in) Juristen im Portrait, 1988, 341; Ernst Forsthoff Kolloquium, hg. v. Blümel, W., 2003; Schütte, C., Progressive Verwaltungswissenschaft auf konservativer Grundlage, 2006; Briefwechsel Ernst Forsthoff Carl Schmitt (1926-1974), hg. v. Mußgnug, D. u. a., 2007; Meinel, F., Der Jurist in der industriellen Gesellschaft – Ernst Forsthoff und seine Zeit, 2011; Luther, C., Hermeneutik und Metaphysik, ZRG GA 131 (2014), 481

Fortescue, Sir John (um 1385-um 1479), nach Ausbildung in Lincoln’s Inn 1442 oberster Richter an dem königlichen Gericht (King’s Bench), von 1463 bis 1471 in Exil in Frankreich, vergleicht in seinem in der Form eines Lehrgesprächs an Prinz Eduard von Lancaster gerichteten Hauptwerk ([lat.] De laudibus legum Angliae, 1470, Über die Vorzüge des englischen Rechtes) das englische Recht mit dem festländischen (französischen) Recht in einer für Laien verständlichen Weise. In (engl.) On the Governance of the Kingdom of England (Über die Beherrschung des Königreichs England) (1471/1473) stellt er den politischen Gesamtzustand seines Landes dar. S. Google

Lit.: The Works of Sir John Fortescue, hg. v. Clermont, T., 1869; Heymann, E., Fortescues Laudes legum Angliae, ZRG GA 58 (1938), 615; Kluxen K., Englische Verfassungsgeschichte, 1987

forum, lat., M., Vorhof des Grabes, Marktplatz, Gericht (N.) (1), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰu̯ē̆r-, *dʰur-, Sb., Türe, Tor (N.)

Forum (lat. [N.], Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1530 bezeugt – 1530 in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem römischen Recht der Marktplatz und das dort öffentlich abgehaltene Gericht. Das mittelalterliche Kirchenrecht bildet von daher die Vorstellung eines (lat.) forum externum und eines forum internum (Gewissen). Daneben bezeichnet forum auf Grund seiner tatsächlichen geschichtlichen Anfänge in Rom auch den Markt.

Lit.: Söllner §§ 4, 8; Köbler, DRG 19; Schlesinger, W., Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungs­geschichte des Mittelalters, Bd. 1 1961, 275; Trusen, W., Forum internum und gelehrtes Recht im Spätmittelalter, ZRG KA 57 (1971), 83; Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Meneghini, R., Die Kaiserforen Roms, 2015; Packer, J. u. a., Das Forum Romanum, 2017

Forum (N.) externum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., äußeres Forum) oder (lat.) forum (N.) iudiciale ist seit dem Ende des 12. Jahrhunderts (Glossenapparat [lat.] Animal est substantia [vor 1210], Wilhelm von Auvergne um 1225) bzw. seit Thomas von Aquin (1225-1274) (forum exterius) in dem mittelalterlichen Kirchenrecht der Bereich des menschlichen Bußwesens und Gerichtswesens (kirchliche Gerichtshöfe) in Gegensatz zu dem nur Gott einsehbaren inneren Gericht des Gewissens ([lat.] forum [N.] paenitentiale in dem Beicht­stuhl) (des einzelnen Menschen), das in der frühen Neuzeit (nach 1563) als (lat.) forum (N.) internum bezeichnet wird. Das Verfahren vor dem forum externum verläuft grund­sätzlich streitig. Der Angeklagte muss er­scheinen und die Wahrheit wird in einem von einem Richter (Archidiakon) geleiteten Ablauf erforscht. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Fries, B., Forum in der Rechtssprache, 1963; Trusen, W., Zur Bedeutung des geistlichen Forum internum und externum, ZRG KA 76 (1990), 254ff.

Forum (N.) internum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., inneres Forum) ist seit der frühen Neuzeit (nach 1563) der neuere Name für das zunächst als (lat.) forum (N.) paenitentiale bezeichnete, in dem Beichtstuhl erforschte Gewissen (des einzelen Menschen)  in Gegensatz zu dem (lat.) →forum (N.) externum. In dem forum internum zu erscheinen, steht in der (freiwilligen) Entscheidung des Betrof­fenen. Allein auf seinem Bekenntnis beruht das „Urteil“ des Beichtpriesters (Penitentiars).

Lit.: Fries, B., Forum in der Rechtssprache, 1963; Trusen, W., Forum internum und gelehrtes Recht im Spätmittelalter, ZRG KA 57 (1971), 83; Trusen, W., Zur Bedeutung des geistlichen Forum internum und externum, ZRG KA 76 (1990), 254ff.; Goering, J., The Internal Forum and the Literature of Penance and Confession, (in) Traditio 59 (2004), 175ff.

Foto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Photograph, Werbephotograph und Zauberphotographie – nicht und in DW2 1862 als Abkürzung für Photographie [1839 belegt] bezeugt – foto… 19.? Jahrhundert, Fotofinish 20. Jahrhundert, fotogen 20. Jahrhundert, Fotograf 19. Jahrhundert, Fotografie 1839, fotografieren Mitte 19. Jahrhundert, fotografisch Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), Lichtbild auf Papier

foto… (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 18. Jahrhundert bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) als Präfix verwendete Partikel

Fotofinish (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das Angloamerikanische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) mit dem Auge des Menschen nicht mehr eindeutig, sondern nur durch eine Fotografie ziemlich sicher ermittelbares Ergebnis eines sportlichen Wettbewerbs

fotogen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) hübsch, bildlich vorteilhaft darstellbar

Fotograf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (aber Photograph), aber in DW2 1840 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Fotografie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1839 bezeugt – 1839 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lichtbild

fotografieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1840 bezeugt – Mitte 19. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Lichtbild abbilden

fotografisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1840 bezeugt – Mitte 19. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Lichtbild betreffend

Fötus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1703 bezeugt – 1703 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leibesfrucht

Fracht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1399 bezeugt – 1399 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 79, 86, Hamburg] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie vielleicht für das Germanische erschließbar, F.) ist der Lohn für die Beförderung eines Gutes und das gegen Lohn beförderte Gut. Der die Fracht betreffende Vertrag entsteht in dem Hochmittelalter und ist Werkvertrag. Der Frachtführer ist Kaufmann. Seefrachtrecht wird vor allem in dem Libre del Consolat de Mar (1348), in den Rôles d’Oléron (kurz vor 1286?), in dem Blackbook of the Admiralty oder in dem Schiffsrecht von Hamburg (Seerecht von Hamburg 1301) aufgezeichnet. Wichtige gesetzliche Regelun­gen finden sich in dem dänischen Seegesetz (1561), in Ordonnanzen Kaiser Karls V. und Philipps II. für die Niederlande von 1551 und 1563, in der Ordonnance de la Marine Frankreichs (1681), in dem Seerecht Preußens (1727), in den Ordonanzas von Bilbao, in dem Codice per la Veneta Mercantile di Marina Venedigs (1786) oder in dem Code de commerce Frankreichs (1807) und den ihm folgenden Handelsgesetzbüchern. Ausführlich erörtert C. E. Münster 1798 das Frachtfahrer-Recht.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Pappenheim, M., Zur Entwicklung des Seefracht­vertrags, ZRG GA 51 (1931), 175ff.; Ohler, N., Reisen im Mittelalter, 1986; Basedow, J., Der Trans­portvertrag, 1987; Morisset, J., Der Frachtvertrag in der Ordonnance de la marine, 1996; Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 595; Lopez, R./Raymond, I., Medieval Trade in the Mediterranean World, 2001; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007; Vahl, C., Die gesetzliche Regelung des Seefrachtvertrags im deutschen Recht, 2015

fractio, frāctio, lat., F., Brechen, Zerbrechen, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Fragment, frangere, Fraktion

Fragment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1472 bezeugt – 1472/1473 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bruchstück (beispielsweise in den Di­gesten, dort weitere Unterteilung in [principium und] Paragraphen)

Lit.: Fragmente, hg. v. Gastgeber, C. u. a., 2010

Fragmenta (N.Pl.) Gaudenziana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Italienische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gaudenzische Fragmente) sind die von dem Bologneser Professor Augusto Gaudenzi (1858-1916) in einer (um 900 geschriebenen) Handschrift der Bibliothek von Lord Leicester (Codex Holkhamensis Nr. 210, London, British Museum Add. Mss. 46676) ent­deckten, bis dahin unbekannten, als (lat.) ordo mellifluus in expositione legum Roma­narum (honigfließende Ordnung in der Auslegung römischer Gesetze beti­telten 14 Kapitel (Privatrecht, Prozess­recht) des gotischen Rechtskreises des 6. Jahrhunderts (?, Provence?).

Lit.: Gaudenzi, A., Un’ antica compilazione di diritto romano e visigoto, 1886; Buchner, R., Die Rechts­quellen, 1953; Vismara, G., Fragmenta Gaudenziana, (in) Ius Romanum medi aevi I 2 b aa, 1967; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002; Kaiser, W., Die Epitome Iuliani, 2004

Fragmenta (N.Pl.) Vaticana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. Pl.) vatikanische Fragmente, sind die auf einem Palimpsest in der vatikanischen Bibliothek in Rom 1821 von Angelo Mai entdeckten Bruchstücke einer Rechtssammlung wohl des 4. Jahrhunderts mit Auszügen aus Werken Paulus‘, Pa­pinians und Ulpians sowie kaiserlicher Konstitutionen des (lat.) Codex (M.) Gregorianus und des Codex Hermogenianus.

Fraktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1770 bezeugt – 1770 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Bruchstück oder (seit 1848) die Vereinigung von Mitgliedern einer Partei in dem Parlament. In den Verfassungen erscheint die politische Fraktion in Gegensatz zu der Partei meist nicht, doch sind sie betreffende Grundsätze in Geschäftsordnungen geregelt. In Einparteiensystemen gibt es die Fraktion rechtlich oder rechtstatsächlich nicht.

Lit.: Kramer, H., Fraktionsbindungen in den deutschen Volksvertretungen 1819-1849, 1968; Die Fraktion als Machtfaktor, hg. v. Schwarz, H., 2009

Franciscus de Accoltis ist der in Arezzo spätestens 1418 geborene, vielleicht in Bologna ausgebildete und dort sowie in Ferrara, Siena, Ferrara, Mailand, Siena und Pisa lehrende, 1485, 1486 oder 1488 ver­storben­e Jurist, der commentaria (Kommentare) zu den Digesten, commentaria zu einzelnen Titeln, commentaria zu dem Codex, casus (Fälle), repetitiones (Wiederholungen) und consilia (Gutachten) verfasst. S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 854

Franche-Comté (Freigrafschaft) →Burgund, s. Google

Lit.: Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, ZRG GA 79 (1962), 106; Ein Raum im Umbruch?, hg. v. Nowak, J. u. a., 2019

Francia (lat. [F.]=ON), Frankia, fränkisches Gebiet, Frankenland, Auson. (um 310-340) →Franken, s. Google

Lit.: Georges 1,2834,  Lugge, M., Gallia und Francia, 1960

Francicus, lat., Adj., fränkisch, s. Franciscus, Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. Francus

Franciscus, lat.?, Adj.: nhd. fränkisch, s. Francicus, Isid. (um 560-636 n. Chr.), s. Francus

Franckenstein →Franckensteinsche Klausel

Franckensteinsche Klausel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem Streit um die Verteilung der Finanzen zwischen dem (zweiten) Deutschen Reich und seinen Bundesstaaten an dem 12. 7. 1879 in zulässiger Verfassungsdurchbrechung verabschiedete, nach dem Abgeordneten der Zentrumspartei in dem Reichs­tag des Deutschen Reiches Georg Arbogast Freiherr von und zu Franckenstein (2. 7. 1825-22. 1. 1890) als ihrem Urheber bezeichnete Klausel (§ 8 I 1 des Gesetzes betreffend den Zolltarif des deutschen Zollgebiets und den Ertrag der Zölle und der Tabaksteuer), dass der Ertrag der Zölle und der Tabaksteuer (des Reiches), der die Summe von 130 Millionen Mark in einem Jahr übersteigt, den Bundesstaaten (des Reiches) entspre­chend ihren Bevölkerungszahlen zu überweisen ist. An dem 14. 5. 1904 wird sie in dem Kern aufgehoben und der Ertrag aus Zöllen und Tabaksteuer ganz dem Reich zugeschla­gen.

Lit.: Kittel, J., Franckensteinsche Klausel und die deutsche Finanzreform, 1894; Thier, A., Steuergesetz­gebung, 1999; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat, 2005

Franco, lat., M., Franke, Prob. (4. Jh. n. Chr.), s. Francus (1)

Francus, lat., M., Franke, Eumen. (264-um 312 n. Chr.), s. germ. *frankaz, Adj., mutig, frei, frank, kampfbegierig; idg. *preg-?, Adj., gierig, heftig, idg. *spereg-, *pereg-, *sperəg-, *perəg-, *sprēg-, *prēg-, V., zucken, schnellen, streuen, sprengen, spritzen, idg. *sper- (5), *sperə-, V., zucken, stoßen, zappeln, schnellen

Franeker in den Niederlanden (Friesland) ist von 1585 bis 1811 Sitz einer juristischen Fakultät (Ulrich Huber, Johann Gottlieb Heineccius). S. Google

Lit.: Universiteit te Franeker 1585-1811, hg. v. Jensma, G. u. a., 1985; Ahsmann, M., De juridische faculteit te Franeker, (in) TRG 54 (1986), 39; Feenstra, R., Bibliografie van hoogleraren in de rechten aan de Franeker Universiteit tot 1811, 2003; Feenstra, R., Heineccius in den alten Niederlanden, (in) TRG 74 (2004), 297ff.

Frank und frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ist die in der frankophonen Schweiz 1461 (franc et libre de toutes taillés) erstmals nachweisbare Wendung bzw. Wortfolge (Paarfor­mel) mit der ungefähren Bedeutung offen und frei heraus.

Franke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv um 500 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, „Kühner“, M.) ist der Angehörige einer 258 n. Chr. an dem Niederrhein erstmals sichtbaren germanischen Völkerschaft, die in dem 5. Jahrhundert allmählich in das südlich und südwestlich davon gelegene, römische Gallien zwischen Rhein und Somme eindringt (von dem 4. bis zu dem 8. Jahrhundert rund 36000 Personennamen schriftlich bezeugt). Die Franken besiegen unter ihrem sie gewaltsam einenden König Chlodwig ([* um 466,] 481/482-511) aus dem Geschlecht der nach König Merowech benannten →Merowinger den nach 476 trotz Untergangs Westroms noch weiter herrschenden römischen Statthalter Syagrius in Nordgallien (Soissons) (486), die an dem oberen Rhein und an der oberen Donau sitzenden Alemannen (496) und die in Südgallien siedelnden Westgoten (Vouillé 507). Danach bringen ihre merowingischen Könige von dem Kernraum zwischen Rhein und Loire aus die Thüringer (531/534), Burgunder (532/534), die Provence (536) und Bayern (bis 545) in eine gewisse Abhängigkeit. Das Recht der Franken wird in dem (lat.) →Pactus (M.) legis Salicae (507/511?) und in der (lat.) →Lex (F.) Ribvaria sowie der →Ewa Chamavorum (um 802) aufgezeichnet. Vielfach wird das Reich geteilt, kommt aber beispielsweise zwischen 558 und 561 unter Chlothar I. oder auch danach unter Chlothar II. wieder in eine Hand. Vielleicht erst in den dabei ausgelösten Wirren verfallen die römerzeitlichen Einrich­tungen Galliens weitgehend. Seit dem späteren 7. Jahrhundert gewinnen die Hausmeier aus der Familie der (Arnulfinger oder) Pippiniden (oder später Karolinger) an Bedeutung (Pip­pin der Mittlere 687-714, Karl Martell 714-741, Pippin der Jüngere 741-768). 751 löst die Familie der Karolinger die Merowinger mit Unterstützung Papsts Zacharias‘ unter Akklamation seitens der Großen in dem Königtum ab ([lat.] consecratio [F.] durch die Bischöfe, 754 Salbung durch Papst Stephan II.). Unter Karl (dem Großen), der an Weihnachten 800 von dem Papst zu dem (west)römischen Kaiser gekrönt wird, gewinnt das Reich der Franken seine größte Ausdehnung (Sachsen, Italien 774). 843 wird es in (romanischsprachiges) Westreich, (in der Mitte gelegenes) Lotharingien – Lothringen – des Sohnes Lothar und (in deutschsprachiges) Ostreich geteilt, woraus sich unter zeitweisem Ausscheiden Italiens und Burgunds 887 eine Zweiteilung entwickelt, die in dem Heiligen römischen Reich (Deutschland) einerseits und in Frankreich andererseits endet. In Frankreich gehen die Franken wegen ihrer überschaubaren Zahl bald in der eigentlich von ihnen unterworfenen gallorömischen Bevölkerung auf. In dem deutschen Reich verlagert sich die Herr­schaftsgewalt von den Franken 919 auf die Herzöge der Sachsen mit dem Leitnamen Otto. Das Herzogtum der Franken (ebenso wie ein Territorialherzogtum Franken [1168]) verschwindet infolge seiner späteren Königs­nähe bald in vollständiger Zersplitterung und hinterlässt nur in den 1838 gebildeten bayeri­schen Regie­rungsbezirken Mittelfran­ken (Ansbach), Oberfranken (Bayreuth) und Unterfranken (Würzburg) eine schwache Erinne­rung. Auch das fränkische Recht ist nur in dem Frühmittelalter deutlicher erkennbar (s. Pactus legis Salicae, Lex Ribvaria, Ewa Chama­vorum).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 1, 3; Rübel, K., Die Franken, 1904; Petri, F., Germanisches Volkserbe in Wallonien und Nordfrankreich, 1937; Zöllner, E. Die politische Stellung der Völker im Frankenreich, 1950; Petri, F., Zum Stand der Diskussion über die fränkische Landnahme, 1954; Balon, J., Études franques 1, 1963; Zöllner, E., Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts, 1970; Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1980; Siedlung, Sprache und Bevölkerungsstruktur im Frankenreich, hg. v. Petri, F., 1973; Schneider R., Das Frankenreich 1982; Schulze, H., Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen, 1987; Périn, P./Feffer, C., Les Francs, 1987; James, E., The Francs, 1988; Fried, J., Der Weg in die Geschichte, 1994; Wood, I., The Merovingian Kingdoms, 1994; Franken, Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 9 1995, 373; Die Franken – Wegbereiter Europas, 1996; Clovis, hg. v. Rouche, M., 1997; Kasten, B., Königssöhne und Königsherrschaft, 1997; Franks and Alamanni, hg. v. Wood, I., 1998; Die Franken und die Alemannen, hg. v. Geuenich, D., 1998; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Hässler, H., 1999; Siegmund, F., Alemannen und Franken, 2000; Semmler, J., Der Dynastiewechsel, 2003; Schieffer, R., Die Zeit des karolingischen Großreichs, 2005; Collins, R., Die Fredegar-Chroniken, 2007; Uffelmann, U., Das frühe Frankenreich 482-687, 2008; Nonn, U., Die Franken, 2010

Franken (N.) ist das von dem 531/vor 720 von den Thüringern an die Franken gefallenen Gebiet um Würzburg (Herzogtum der Hedene, 10. Jahrhundert orientalis Francia) ausgehende Gebiet zwischen Rhön und Donau, das in dem Mittelalter in zahlreiche kleine Herrschaften zerfällt (Ansbach, Bayreuth, Hohenlohe, Würzburg, Bamberg, Eichstätt, Deutscher Orden, Reichs­städte, Reichsritter, insgesamt 43 Landes­herren in dem fränkischen Reichskreis), an dem Beginn des 19. Jahrhunderts insgesamt aber an Bayern gelangt, das die drei Regierungs­bezirke Unterfranken (Würz­burg), Mittelfranken (Ansbach mit Nürnberg) und Oberfranken (Bay­reuth) bildet. →Franke

Lit.: Stein, F., Geschichte Frankens, Bd. 1f. 1885f.; Hartung, F., Geschichte des fränkischen Kreises I, 1910, Neudruck 1973; Schmidt, G., Das Herzogtum Franken, 1913; Schaumberg, O. Frhr. v. u. a., Regesten des fränkischen Geschlechts von Schaumberg, 1930ff.; Franken, hg. v. Scherzer, C., Bd. 1f. 1955ff.; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken; Bog, I., Dorfgemeinde, Freiheit und Unfreiheit in Franken, 1956; Merzbacher, F., Iudicium provinciale ducatus Franconiae. Das kaiserliche Landgericht des Herzogtums Franken im Spätmittelalter, 1956; Bosl, K., Franken um 800, 1959; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Schrader, E., Vom Werden und Wesen des würzburgischen Herzogtums Franken, ZRG GA 80 (1963), 27; Zimmermann, G., Vergebliche Ansätze zu Stammes- und Territorialherzogtümern in Franken, (in) Jb. f. fränkische Landesforschung 23 (1963), 379ff.; Wöppel, G., Prichsenstadt, 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3 1971; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. III/1, Franken, hg. v. Spindler, M. u. a., 3. A. 1997; Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert Bd. 2, hg. v. Patze, H., 1971, 255ff.; Moraw, P., Franken als königsnahe Landschaft im späten Mittelalter, (in) Bll. f. dt. Landesgeschichte 112 (1976), 123ff.; Andraschke, J., Arianische und fränkische Missionierung im Regnitz- und Obermaingebiet um 500 bis 800 n. Chr., (in) Bericht des hist. Vereins Bamberg 135 (1999), 89; Franken von der Völkerwanderungszeit bis 1268, bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J., Fürst und Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine Nachbarn 1470-1519, 2000; Riedenauer, E., Fränkische Landesgeschichte, hg. v. Wendehorst, A., 2001; Franken in Vorstellung und Wirklichkeit in der Geschichte, hg. v. Blessing, W. u. a., 2003; Franken im Mittelalter, hg. v. Merz, J. u. a., 2004; Edel und Frei, hg. v. Jahn, W. u. a., 2004; Petersohn, J., Franken im Mittelalter, 2008; Blessing, W., Kleine Geschichte Frankens, 2008; Wieser, E., Geschichte des Frankenreichs, 2013; Die Fränkische Schweiz, hg. v. Popp. H. u. a., 2019

Franken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1364 bezeugt – 1364 [oberrheinische Stadtrechte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1369 [InvBruges II 152] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) eine Geldeinheit der Schweiz 1881

Lit.: Baltensperger, E., Der Schweizer Franken, 2012

Frankenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1243 erstmals erwähnte Stadt an der oberen Eder, für die 1493 der in Erfurt (1454) und Leipzig (1457-1459) im­matrikulierte, bakkalaurierte Bürgermeisters­sohn und Schöffe Johannes Emmerich († 15. 11. 1494) ein Stadtrechtsbuch vollendet, das in seinem ersten Teil (Von den burgern) überwiegend auf Gewohnheitsrecht und (1476 verbrannten) Privilegien und in seinem zweiten Teil (Von dem gericht) vor allem auf dem (in etwa 190 Artikel geteilten meist so genannten) Schwa­benspiegel und dem Kleinen Kaiser­recht (teilweise so genannter „Frankenspiegel“) beruht und wohl aus dem Gedächtnis auch die Dekretalen Gregors IX. und die Institutionen Justinians einbezieht. Es wird 1556 abgeändert nach Alsfeld übernom­men.

Lit.: Diemar, H., Die Chroniken des Wigand Gersten­berg von Frankenberg, 1909; Spieß, W., Verfas­sungsgeschichte der Stadt Frankenberg, Diss. jur. Marburg 1922; Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg, 1928; Spieß, W., Verfassungsgeschichte der Stadt Frankenberg, 1930; Gerhardt, H., Das Alsfelder Stadtrechtsbuch, Diss. Freiburg im Breisgau 1993; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 82; Eckhardt, W., Das Stadtgericht als Oberhof, (in) Zs. f. hess. Gesch. 110 (2005), 21ff.; Das Frankenberger Stadtrechtsbuch, bearb. v. Eckhardt, W., 2014

Frankenspiegel ist die an Sachsenspiegel, Deutschenspiegel und so genanntem Schwabenspiegel ausgerichtete, überwiegend aber eher abgelehnte Bezeichnung (Richard Schroe­ders) des zwischen 1344 und 1350 bei Frank­furt am Main verfassten, eng an den so genannten Schwabenspiegel angelehnten →Kleinen Kaiserrechts.

Lit.: Köbler, DRG 103; Eckhardt. K., Frankenspiegel-Studien, 1923; Stutz, U., Frankenspiegel-Studien, ZRG GA 44 (1924), 316; Hatzfeld, L., Frankenspiegel oder Kaiserrecht, (in) TRG 26 (1958), 15; Ochsenbein, P. u. a., Neue Bruchstücke einer alemannischen Frankenspie­gelhandschrift, ZRG GA 95 (1978), 237; Munzel-Everling, D., Des keisers recht, 2003

Frankfurt am Main ist die 794 als Pfalz erstmals erwähnte Stadt an dem unteren Main. Seit 856 bzw. 1152 ist Frankfurt Ort der Königswahl (bis 1752 36 Könige in Frankfurt gewählt), wie dies die Goldene Bulle (1356) ausdrücklich festlegt, und seit 1562 auch Ort der Krönung. Um 1150 wird erstmals die Messe in Frankfurt erwähnt (seit dem Ende des 15. Jahrhunderts auch für [gedruckte] Bücher, Buchmesse). Bis 1372 (Erwerb des Pfandrechts an dem Schultheißenamt) wird Frankfurt, dessen Recht erstmals in einem Weistum für Weilburg über Pfahlbürger (1297) aufge­zeichnet (und auch an Friedberg, Gelnhausen, Steinheim am Main, Hanau, Limburg und Wetzlar vermittelt) wird, tatsächlich reichsunmittelbar. 1509 reformiert die Stadt ihr Recht und erweitert diese römisches Recht aufnehmende Reformation 1578 durch Johann →Fichard noch. Die Zahl der danach in Frankfurt arbeitenden, häufig in Gießen ausgebildeten Anwälte ist überdurch­schnittlich groß. Nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches 1806 wird Frankfurt Hauptstadt des Rheinbunds mit Residenz des Fürstprimas Carl Theodor von Dalberg in dem Palais Thurn und Taxis (1810 Großherzog von Frankfurt, 1811 Einführung des Code Napoléon). Nach dem Sturz Napoleons wahrt Karl Freiherr von dem Stein die auf dem Wiener Kongress 1815 gesicherte Selbständigkeit der (freien) Stadt. Von 1815 bis 1866 ist Frankfurt Sitz der Bundesversammlung des Deutschen Bundes (und von dem 31. 3.-3. 4. 1848 des die Wahl einer Nationalversammlung vorbereiten­den Frank­furter Vorparlaments, dessen Be­schlüsse von dem Deutschen Bund anerkannt werden, sowie ab 18. 5. 1848 bis 1849 Ort der deutschen Nationalversammlung mit 812 Abgeordneten, davon 491 Juristen, viele mit Studien in Göttingen, Heidelberg oder Berlin). 1866 wird es von Preußen annektiert. Wirtschaftlich entwickelt es sich zu einer Großstadt. 1914 wird es auf der Grundlage einer Akademie für Sozial- und Handels­wissenschaften Sitz einer Stiftungsuniversität (1932 Johann Wolfgang Goethe-Universität), in der 1964 das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte (durch →Helmut Coing) gegründet wird. 1945 gelangt es (von Preußen) zu →Hessen.

Lit.: Köbler, DRG 171; Köbler, Historisches Lexikon; Böhmer, J., Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus - Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt am Main (794-1400), 1836; Thomas, J., Der Oberhof zu Frank­furt a. M., 1841; Hohenemser, P., Der Frankfurter Verfassungsstreit 1705 bis 1732, 1920; Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Cellarius, H., Die Reichsstadt Frankfurt und die Gravamina der deutschen Nation, 1938; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939; Ziehen, E., Frankfurt, Reichsreform und Reichsgedanke 1486-1504, 1940; Lenhardt, H., Feste und Feiern des Frankfurter Handwerks, 1950; Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt 1311-1400, hg. v. Andernacht, D., 1955; Habich, W., Das Weinungeld der Reichsstadt Frankfurt am Main, 1967; Wolf, A., Gesetzgebung und Stadtverfassung, 1968; Die Gesetze der Stadt Frankfurt am Main, hg. v. Wolf, A., 1969; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Jahns, S., Frankfurt, Reformation und schmalkaldischer Bund, 1976; Orth, E., Frankfurt, (in) Die deutschen Königspfalzen Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Reforma­cion der Stat Franckenfort am Meine, hg. v. Köbler, G., 1984; Hammerstein, N., Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Bd. 1ff. 1985ff.; Zande, J. van der, Bürger und Beamter Johann Georg Schlosser 1739-1799, 1986; Bund, K., 1436-1986. 500 Jahre Stadtarchiv Frankfurt am Main, 1986; Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, hg. v. Koch, R., 1989; Die Frankfurter Reichsverfassung, hg. v. Neumann, F., 1989; Juristen an der Universität Frankfurt am Main, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1989; Ein Jahrhundert Frankfurter Justiz, Gerichtsgebäude, hg. v. Henrichs, H. u. a., 1989; Hammerstein, N., Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Bd. 1 1989, Bd. 2 2012; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main unter dem Einfluss der westfälischen Gerichtsbarkeit – Feme, 1990; Fischer, R., Frankfurts Beitrag für das heutige Hessen, 1990; Frankfurt am Main, hg. v. der Frankfurter historischen Kommission, 1991; Maly, K., Die Macht der Honoratioren, 1992; Dölemeyer, B., Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert, 1993 (737 Juristen); Frankfurter Biographie, hg. v. Klötzer, W., 1994; Frankfurt, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1994; Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt 1806-1813, bearb. v. Rob, K., 1995; Kraß, G., Das Arrestverfahren in Frankfurt am Main, 1996; Best, H./Weege, W., Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter National­versammlung, 1996; Roth, R., Stadt und Bürgertum in Frankfurt/Main, 1996; Weber, M., Verfassung und Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996; Ribhegge, W., Das Parlament als Nation, 1998; Laufs, A., Die Frankfurter Nationalversammlung, (in) JuS 1998, 385; Rothemann, M., Die Frankfurter Messen im Mittelalter, 1998; Recht und Juristen in der deutschen Revolution 1848/49, hg. v. Düwell, F., 1998; Johann, A., Kontrolle mit Konsens, 2001; Eibach, J., Frankfurter Verhöre, 2003; Körner, H., Frankfurter Patrizier, 2003; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit – Frankfurt am Main, hg. v. Halbleib, H. u. a., 2004; Ihrer Bürger Freiheit - Frankfurt im Mittelalter, hg. v. Müller, H., 2004; Schartl, R., Gerichtsverfassung und Zivilprozess in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, ZRG GA 123 (2006), 136; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Wintergerst, M., Franoconofurt, 2007; Die Reichsstadt Frankfurt am Main als Rechts- und Gerichtslandschaft, hg. v. Amend, A., 2008; Frankfurt im Schnittpunkt der Diskurse, hg. v. Seidel, R. u. a., 2010; Riemer, R., Frankfurt und Hamburg vor dem Reichskammergericht, 2011; Roth, R., Die Herausbildung einer modernen bürgerlichen Gesellschaft – Geschichte der Stadt Frankfurt am Main Band 3 1789-1866, 2013; Burger, T., Frankfurt am Main als jüdisches Migrationsziel zu Beginn der frühen Neuzeit, 2013; Das alte Frankfurt am Main 1855 bis 1890 – Photographien v. Mylius, C., 2014; Hundert Jahre Rechtswissenschaft in Frankfurt am Main, 2014; Hansert, A., Geburtsaristokratie in Frankfurt am Main, 2014; Gruenewaldt, A. v., Die Richterschaft des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in der Zeit des Nationalsozialismus, 2015; Stalljohann Schemme, M., Stadt und Stadtbild in der frühen Neuzeit – Frankfurt am Main, 2016; Falk, G., Entnazifizierung und Kontinuität – Der Wiederaufbau der hessischen Justiz am Beispiel des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, 2017; Neue Stadtgeschichte(n) – Die Reichsstadt Frankfurt im Vergleich, hg. v. Schmidt-Funke, J. u. a., 2018; Falk, G. u. a., Willige Vollstrecker oder standhafte Richter? Die Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in Zivilsachen von 1933 bis 1945, 2020; Breustedt, S., Kaufmännische Rechtsgutachten des 18. Jahrhunderts, 2020

Frankfurt an der Oder wird in dem frühen 13. Jahrhundert als Handelssiedlung gegründet und erhält 1253 das Stadtrecht Berlins (der Magdeburger Stadtrechtsfamilie). Ab 1506 ist es Sitz der ersten brandenburgischen, 1811 nach Breslau verlegten, 1991 erneuerten Univer­sität (Samuel Stryk, Johann Samuel Friedrich Böhmer, Johann Gottlieb Heineccius, Johann Brunnemann, Karl Friedrich Eichhorn).

Lit.: Haalck, J., Zur Spruchpraxis der Juristenfakultät Frankfurt, (in) Heimatkunde und Landesgeschichte, 1958, 151ff.; Kliesch, G., Der Einfluss der Universität Frankfurt (Oder) auf die schlesische Bildungs­geschichte, 1961; Bardong, O., Die Breslauer an der Universität Frankfurt/Oder, 1970; Huth, E., Die Entstehung und Entwicklung der Stadt Frankfurt, 1975; Jajesniak-Quast, D./Stoklosa, K., Geteilte Städte an Oder und Neiße, 2000; Höhle, M., Universität und Reformation, 2002; Frankfurt an der Oder 1253-2003, hg. v. Knefelkamp, U. u. a., 2003; Kilian-Buchmann, M., Frankfurt im Mittelalter, 2005

Frankfurter Nationalversammlung →Frankfurt am Main, s. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Siemann, W., Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, 1976; Die Protokolle des volkswirtschaftlichen Ausschusses der deutschen Nationalversammlung, hg. v. Konze, W. u. a., 1992

fränkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Franken betreffend

Fränkisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Adjektiv fränkisch 863) ist das für →Franken (personal) geltende Recht. Dem fränkischen Recht untersteht der deutsche König, der auf fränkischem Boden gewählt und gekrönt wird (Frankfurt am Main, Aachen), auch wenn er beispielsweise aus dem Volk oder Gebiet der Sachsen oder Schwaben kommt. Als besondere Einheit ist das fränkische Recht trotz gelegentlicher hochmittel­alterlicher Bezugnahmen kaum fassbar (vielleicht Königsgericht, Königsbann, Königspfalz, Graf, Lehen, Kesselfang). →Pactus legis Salicae, Lex Ribvaria, Ewa Chamavorum, Decretio Childeberti, Pactus pro tenore pacis, Praeceptio Chlotharii, Kapitular

Lit.: Sohm, R., Fränkisches Recht und römisches Recht, ZRG GA 1 (1880), 1; Beaudoin, E., La participation des hommes libres au jugement dans le droit franc, 1888; Frommhold, G., Zur Geschichte des fränkischen Rechts in Schlesien, ZRG GA 13 (1892), 220; Schröder, R., Die Franken und ihr Recht, ZRG GA 2 (1881), 1; Egger, A., Vermögenshaftung und Hypothek nach fränkischen Recht, 1903; Gál, A., Der Zweikampf im fränkischen Prozess, ZRG GA 28 (1907), 236; Holtzmann, R., Französische Verfassungsgeschichte, 1910; Goldmann, E., Beiträge zur Geschichte des fränkischen Rechts 1, 1924; Goldmann, E., Neue Beiträge zur Geschichte des fränkischen Rechts, 1928; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Claude, D., Zu Fragen frühfränkischer Verfassungsgeschichte, ZRG GA 83 (1966), 273; Sizaret, L., Essai sur l’histoire de la dévolution successorale ab intestat, 1975; Mordek, H., Studien zur fränkischen Herrschergesetzgebung, 2000

Frankreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 17.? Jahrhundert bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Inogermanischen verbindbar, N.) ist der aus dem westlichen Teil des Reiches der →Franken seit 843 allmählich entstandene westeuropäische Staat, in dem sprachlich die Gallien ab 486 n. Chr. allmählich erobernden, zahlenmäßig aber unter­legenen Franken in der romanischen oder gallorömischen Mehrheit allmählich aufgehen. In ihm entwickeln sich unter den Karolingern zahlreiche ziemlich selbständige Herrschaften (Aquitanien, Nor­mandie, Burgund, Blois-Tours, Anjou, Flandern, Toulouse). Seit 888 ist das Königtum zwischen Karolingern und Rober­tinern umstritten. Als nach dem Aussterben der west­fränkischen →Karo­linger 987 der Robertiner Hugo Capet, Graf von Paris, zu dem König ([lat.] rex [M.] Francorum, König der Franken) gewählt wird, setzt er die Erblichkeit des Königtums durch. Danach tritt an die Stelle des westfränkischen Reiches Frankreich (mit den Grenzflüssen Schelde, Maas, Saône, Rhône), das in Europa rasch kulturell führend wird. Der König ist zunächst auf die um 1180 nur ein Zehntel des Reiches ausmachende Krondo­mäne beschränkt und beherrscht neun Zehntel des Reiches nicht mehr selbst, drängt aber später die großen Lehnsträger (rund ein Dutzend Prinzipate) zurück (1328 zwei Drittel Frankreichs Krondomäne). Der seit 1154 aus dem Haus Anjou-Plantagenet stammende König von England muss bis 1214 (Schlacht von Bouvines) große Teile Frankreichs an den französischen König überlassen. Dazu kommen kleinere Erweiterungen (Toulouse nach 1213, Lyon 1312, Dauphiné 1349, Grafschaft Provence 1482). Zwar herrscht der König noch in dem Umherziehen durch sein Reich, doch bleiben ab der Herrschaft Philipps II. (1180-1233) Parlament und Kanzlei zunehmend in Paris. König Ludwig IX. (1226-1270, rex Franciae) gelingt die Schaffung wichtiger Verwaltungs­einrich­tungen (Staatsrat, Hofgericht, Rechen­kammer). Auch die Gesetzgebung wird früh als Herrschaftsmittel erkannt. 1303 kann der König von Frankreich den Papst gefangennehmen und 1309 nach Avignon verbringen (bis 1376/1377). Bei dem Aussterben der →Kapetinger (1328) kommt es 1337 zu dem hundertjährigen Krieg mit England (Plantagenet), während dessen Dauer sich (nach anfänglichen großen Erfolgen Englands) unter dem Haus Valois (1328-1589) die Erbmonarchie festigt. Durch das Eingreifen der Bauerntochter Jeanne d’Arc gelingt der nationale Sieg über das sein kontinentales Gut verlierende England, so dass Frankreich 1453 trotz großer Verwüstungen gestärkt aus dem Krieg hervorgeht. Gegen 1440 wird das Steuerwesen zu einer festen Einrichtung, das Heer stehend. 1477 fallen die Lehen des Herzogs von Burgund (an den König) zurück. 1481 umfasst die Krondomäne des Königs (mit Nevers, Picardie, Anjou, Maine und Provence) drei Viertel Frankreichs (1491 Bretagne). 1492 wird nach Italien (Neapel) ausgegriffen. Die religiöse Bewegung des Calvinismus wird durch die Hugenottenkriege bis 1598 zurückgedrängt (Nacht zu dem 24. 8. 1572 Bartholo­mäusnacht mit rund 12000 Toten in Paris und 20000 Toten in Frankreich). Unter dem zu dem Katholizismus zurückgekehrten König Heinrich IV. aus dem Hause Bourbon (1589-1610) (13. 4. 1598 Edikt von Nantes [an der Loire nahe dem Atlantik] zu der Tolerierung der Hugenotten, Glaubensfreiheit, Gewissensfreiheit, politi­sche Gleichberechtigung, 1685 aufgehoben) beginnt der Aufbau einer absolutistischen Herrschaft, in der dann die Generalstände (états généraux) seit 1614 nicht mehr einbe­rufen werden, aber doch die Gesetzgebung des Königs nicht wirklich schrankenlos wird. Unter Kardinal Richelieu als erstem Minister Ludwigs XIII. wird Frankreich führende Macht Europas. An dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) erlangt Frankreich von Habsburg linksrheinische Gebiete in dem →Elsass, 1659 Roussillon und Artois. Der mit vier Jahren auf den Thron gelangte König Ludwig XIV. (1643-1715) wird als Sonnenkönig (mit Schloss Versailles) mer­kan­ti­listisch tätiges, Ordonnanzen erlas­sendes absolutistisches Vorbild in Euro­pa, muss aber an dem Ende des spanischen Erbfolgekriegs (1714) trotz sehr hoher Staatsverschuldung ein Gleichgewicht der Mächte in Europa anerkennen. Während des 18. Jahrhunderts wendet sich die bürgerliche Aufklärung gegen die absolute Herrschaft und stürzt nach außenpolitischen Misserfolgen in dem siebenjäh­rigen Krieg und in dem amerikanischen Unabhän­gigkeitskrieg und innenpolitischen Wirt­schaftskrisen trotz Einberufung der General­stände (1788, 1789) als auf Betreiben des Abgeordneten Em­manuel Sieyès an dem 17. 6. 1789 zu der Nationalversammlung erklärter (nichtadeliger und nichtgeistlicher) dritter Stand (tiers, état, rund 98 Prozent der Bevölkerung, davon 16 Prozent Bürger, 82 Prozent Bauern) an dem 14. 7. 1789 den König unter den Schlagworten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (27. 8. 1789 Erklärung der Menschenrechte, 3. 9. 1791 Verfassung, kon­stitutionelle Monar­chie, 1792 erste Re­publik, Februar 1793 Gironde-Verfassungsentwurf., 1793 Jako­binerver­fassung). Nach langjährigen revolutionären Wirren (Schreckens­herrschaft unter Marat und Robespierre) erreicht an dem 9. 11. 1799 Na­poleon Bonaparte (als einer von drei Konsuln) die Macht und bringt als selbstgekrönter Kaiser (2. 12. 1804) in kurzer Zeit große Teile Europas unter den Einfluss Frankreichs. Nach militärischen Niederlagen (Leipzig 16.-19. 10. 1813, Waterloo 18. 6. 1815) Napoleons wird Frankreich konstitutionelle Monarchie (Bourbon, 1814-­1830 Restau­ration, Juli 1830 Revolu­tion, 1830-1848 Juli-Monar­chie, Bürgerkönig Louis Philippe, Zensuswahl­recht), 1848 (bis 1851) zweite Republik, 1853 (zweites) Kaiserreich) und 1871 (dritte) Republik). 1871 verliert Frankreich den wegen der Thronfolge in Spanien gegen Preußen und seine deutschen Verbündeten geführten Krieg. 1894 wird Frankreich durch die Affäre Dreyfus (Offizier Alfred Dreyfus [1859-1535] aus antisemitischen Gründen mit Hilfe gefälschter Beweise wegen Spionage zu lebenslanger Haft verurteilt, 1906 reha­bi­litiert) erschüttert, wodurch die Trennung von Staat und Kirche beschleunigt wird. Das 1871 verlorene Elsass-Lothringen gewinnt es an dem Ende des Ersten Weltkriegs (1918) zurück. Danach verliert es in blutigen Kämpfen allmählich in der Neuzeit auf anderen Kontinenten (Afrika, Asien, Amerika) eroberte Kolonien. Trotz vorläufiger Kapitulation gegenüber dem Deutschen Reich (1940) und Errichtung eines autoritären Regimes in dem nichtbe­setzten Teil (État Fran­çais, so genanntes Vichyregime) wird es 1945 gleich­berechtigte Besat­zungs­macht Deutsch­lands und erhält einen ständigen Sitz in dem Sicher­heitsrat der Vereinten Nationen mit Vetorecht. Rasch verliert es danach in Freiheitskämpfen die meisten seiner Kolonien (beispielsweise Indochina, Algerien). In der vierten Republik (1947-1958) schließt es sich seit 1952 mit Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg zwecks gegenseitiger Kontrolle (Frankreichs über Deutschland) zu Gemeinschaften (Staatenverbünden) der Mon­tan­industrie (Montanunion), der Atomwirtschaft (Euratom) und der Wirtschaft (EWG) (1957) zusammen (1958 fünfte Republik unter Charles de Gaulle), aus denen nach Zusammenfügung zu einer Europäischen Gemeinschaft 1993 insgesamt die →Europäische Union erwächst.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 76, 131, 141, 149, 186, 191, 223, 246, 256; Flach, J., Les origines de l’ancienne France, 1886ff.; Pouffin, H., Essay sur l’organisation et la juridiction municipales au moyen age, 1886; Beauchet, L., Histoire de l’organisation judiciaire en France, 1886; Viollet, P., Histoire des institutions politiques et administratives de la France, 1890ff.; Epinas, G., Les finances de la communauté de Douai, 1902; Viollet, P., Histoire du droit civil français, 1905, Neudruck 1966; Histoire de France, hg. v. Lavisse, E., Bd. 1ff. 1900ff.; Viollet, P., Le roi et ses ministres pendant les trois derniers siècles de la monarchie, 1912; Wartburg, W. v., Französisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1922ff.; Dillay, M., Les chartes de franchises de Poitou, 1927; Diction­naire de biographie française, Bd. 1ff. 1933ff.; Thomas, P., Textes historiques sur Lille et le Nord de la France, 1936; Gallet, L., Les traités de pariage dans la France féodale, 1935; Puttkammer, E. v., Frankreich, Russland und der polnische Thron 1733, 1937; Olivier-Martin, F., Le roi de France et les mauvaises coutumes au moyen âge, ZRG GA 58 (1938), 108ff.; Schramm, P., Der König von Frankreich, Bd. 1f. 1939; Malmezat, J., Le bailli des montagnes d’Auvergne, 1941; Lot, F., La France, 4. 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Braudel, F. u. a., Bd. 1ff. 1970ff.; Ganshof, F., Stämme als „Träger des Reiches“?, ZRG GA 89 (1972), 147; Lutz, H. u. a., Frankreich und das Reich im 16. und 17. Jahrhundert, 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,56,238,902, 2,2,78,1223, 3,1,863, 3,2,­2489, 3,3,3152,3668,3769,3885,3966,4074; Kienast, W., Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit, 2. A. 1974f.; Trub, A. Haeuter v., Die Krönung der französischen Könige, 1975; Gaudemet, J., Les tendances a l’lunification, (in) La formazione storica, Bd. 1 1977, 281; Schneidmüller, B., Karolingische Tradition und frühes französisches Königtum, 1979; Laurent-Portemer, M., Études Mazarines, 1981; Decker, K., Frankreich und die Reichsstände 1672-1795, 1981; Kaiser, R., Bischofsherrschaft, 1981; Beiträge zu der Bildung der französischen Nation im Früh- und Hochmittelalter, hg. v. 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Pinet, M., Bd. 1ff. 1993; Französische Könige und Kaiser der Neuzeit, hg. v. Hartmann, P., 1994; Guillot, O. u. a., Pouvoirs et institutions dans la France médiévale, 1994; Burdeau, F., Histoire de l‘administration française, 2. A. 1994; Französisches Zivilrecht, hg. v. Schulze, R., 1994; Guillot, O. u. a., Pouvoirs et institutions, 1994; Malettke, K., Frankreich, Deutschland und Europa im 17. und 18. Jahrhundert, 1994; Guillot, O./Rigaudière, A./Sassier, Y., Pouvoirs et institutions, Bd. 1ff. 1994ff.; Haupt, H., Kleine Geschichte Frankreichs 1994, Neuauflage 2006; Bürge, A., Das französische Zivilrecht im 19. Jahrhundert, 2. A. 1995; Brühl, C., Deutschland - Frankreich, 2. A. 1995; Frankreich im Staatensystem der frühen Neuzeit, hg. v. Babel, R., 1995; Royer, J., Histoire de la justice en France, 2. A. 1996; Die französischen Könige des Mittelalters, hg. v. Ehlers, J. u. a., 1996; Köbler, G., Rechtsfranzösisch, 4. A. 2004; Gläser, M., Lehre und Rechtsprechung im französischen Zivilrecht des 19. Jahrhunderts, 1996; Les constitutions de la France, hg. v. Debbasch, C. u. a., 3. A. 1996; Weisenfeld, E., Geschichte Frankreichs, 3. A. 1997; Bloch, M., Die wundertätigen Könige, 1998; Rigaudière, A., Pouvoirs et institutions dans la France médiévale, 2. A. 1998; Hartmann, P., Geschichte Frankreichs, 1999; Schmale, W., Geschichte Frankreichs, 2000; Rosanvallon, P., Der Staat in Frankreich, 2000; Altes Reich, Frankreich und Europa, hg. v. Asbach, O. u. a., 2001; Wechsel­seitige Beeinflussungen und Rezeptionen von Recht und Philosophie in Deutschland und Frankreich, hg. v. Kervégan, J. u. a., 2001; Geschichte Frankreichs, hg. v. Hinrichs, E., 2002; Woll, C., Die Königinnen des hochmittelalterlichen Frankreich, 2002; Naegle, G., Stadt, Recht und Krone, 2002; Le Moyen Âge, hg. v. Contamine, P., 2002; Chatenet, M., La cour de France au XVIe siècle, 2002; Schabert, T., Wie Weltgeschichte gemacht wird. Frankreich und die deutsche Einheit, 2002; Eickels, K. van, Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt, 2002; Baldinger, K., Dictionnaire étymologique de l’ancien français, 2003; Grüner, S./Wirsching, A., Frankreich, 2003; Goldsmith, J., Lordship in France, 2003; Müller, W., Der Prozess Jeanne d’Arc, 2004; Recueil des actes de Philippe Auguste Roi de France, hg. v. Favier, J. u. a., 2004; WBG Deutsch-französische Geschichte, hg. v. Paravicini, W. u. a. 2004ff.; Gauvard, C., La France au Moyen Âge, 2004; Schilling, L., Normsetzung in der Krise, 2005; Telliez, R., Per potentiam officii - Les officiers devant la justice, 2005; Schmidt, B. u. a., Frankreich-Lexikon, 2. A. 2006; Prutsch, M., Die Charte constitutionelle Ludwigs XVIII. in der Krise von 1830, 2006: Burguière, A., L’École des Annales, 2006; Connelly, O., The Wars of the French Revolution and Napoleon 1792-1815, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 945; Gruder, V., The Notables and the Nation, 2007; Regnum et imperium, hg. v. Weiß, S., 2008; Krause, S., Die souveräne Nation, 2008; In the embrace of France, hg. v. Jacobs, B., 2008; Ehlers, J., Der hundertjährige Krieg, 2009; Frankreich am Rhein, hg. v. Theis, K. u. a., 2009; Ehlers, J., Geschichte Frankreichs im Mittelalter, (2. A.) 2009; Schmidt, S., Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914, 2009; Schilling, L., Frankreich im Zeitalter Ludwigs XIV., 2010; Geiss, P., Der Schatten des Volkes, 2010; Howald, C., Der Fall Nicolas Fouquet, 2010; List, C. v., Frauen in der Résistance 1940-1944, 2010; Braun, G., La connaissance du Saint-Empire en France du baroque aux lumières, 2010; Seibel, W., Macht und Moral. Die Endlösung der Judenfrage in Frankreich, 2010; Geiss, P., Der Schatten des Volkes, 2011; Schröer, C., Republik im Experiment, 2011; Gironde-Verfassungsentwurf (1793), hg. v. Kley, A., 2011; Boyron, S., The Constitution of France (von 1958), 2012; Pejko, D., Gegen Minister und Parlament, 2012; Koziol, G., The Politics of Memory and Identity in Carolingian Royal Diplomas - The West Frankish Kingdom, 2012; Libera, M., Un rêve de puissance – La France et le contrôle de l’économie allemande (1942-1949), 2012; Horowski, L., Die Belagerung des Thrones, 2012; Koller, C., Die Fremdenlegion, 2013; Braun, G., Maximilien de Robespierre, 2013; Loth, W., Charles de Gaulle, 2013; Weferling, S., Spätmittelalterliche Vorstellungen vom Wandel politischer Ordnung, 2014; Babel, R., Garde et protection, 2014; Kimmel, A., Das politische System der V. französischen Republik, 2014; Praus, A., Das Ende einer Ausnahme, 2014; Jakob, E., La Grâce des Juges, 2014; Steiner, B., Colberts Afrika, 2014; Wrede, M., Ludwig XIV., 2015; Das Zeitalter des Sonnenkönigs, hg. v. Erbe, M., 2015; Loth, W., Charles de Gaulle, 2015; Swann, J., Exile, Imprisonment or Death, 2017; Contamine, P., Charles VII., 2017; Woyciechowski, S., Haftungsgrenzen im französischen Deliktsrecht, 2017; Documents diplomatiques français 1916, 2017; Streck, M./Rieck, A., Die Akte Jeanne d’Arc, 2017 (problematisch); Semelin, J., Das Überleben von Juden in Frankreich 1940-1944, 2018; Joly, L., L’État contre les Juifs, 2018; Malettke, K., Richelieu – Ein Leben im Dienste des Königs und Frankreichs, 2018 (Standardwerk); Jostkleigrewe, G., Morarchischer Staat und „Société politique, 2018; Deinet, K., Napoleon III. – Frankreichs Weg in die Moderne, 2019; Hirschi, C., Skeptiker, Atheist, Fideist? – die erste Gesamtausgabe von Pierre Bayles Korrespondenz, (in) HZ 309 (2019), 122; Waechter, M., Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert, 2019 (republikanische Monarchie mit traditionellen Revolten – Standardwerk); Willms. J., Der General – Charles de Gaulle, 2019: Schotters, F., Frankreich und das Ende des Kalten Krieges, 2019; Jackson, J., A Certain Idea of France – The Life of Charles de Gaulle, 2019 (hochfahrender, kalter, abweisender und bei Bedarf skrupelloser Egomane); Deinet, K., Napoleon III., 2019; Ingram, N., The War Guilt Problem and the Ligue des droits de l’homme 1914-1944, 2019; Klesmann, B., Die Notabelnversammlung 1787 in Versailles, 2019; Heyer, A., Die Verfassung der Jakobiner von 1793 und ihr historischer Kontext, 2019; Jordanov, D., Arrêts de règlement – Gerichtliche Gesetzgebung im frühneuzeitlichen Frankreich am Beispiel des Parlements de Provence, 2020; Babel, R., Franz I. – Der Renaissancekönig, 2021

Franz I. (Franz Stephan, Nancy 8. 12. 1708-Innsbruck 18. 8. 1765), 1723 in Wien erzogen, 1729 Herzog von Lothringen, 1732 Statthalter Ungarns, 12. 2. 1736 Heirat mit Maria Theresia, nach Ländertausch 1737 Großherzog von Toskana, 1745 Kaiser des Heiligen römischen Reiches. S. Google

Lit.: Die Kaiser der Neuzeit, hg. v. Schindling, A. u. a., 1990, 232ff.

Franz II. (Florenz 12. 2. 1768-Wien 2. 3. 1835), Sohn Kaiser Leopolds II., in Toskana aufgewachsen, 1784 Wien, 1792 Kaiser des Heiligen römischen Reiches, 1797 Westgali­zisches Gesetzbuch, 1803 Strafgesetz, 1804 auch selbst verfassungswidrig ernannter (erb­licher) Kaiser Österreichs, 6. 8. 1806 Nieder­legung der Krone des Heiligen römischen Rei­ches, 1811/1812 Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch. S. Google

Lit.: Die Kaiser der Neuzeit, hg. v. Schindling, A. u. a., 1990, 286ff.; Hattenhauer, C., Wahl und Krönung Franz II., 1995

Franz Joseph I. (Schönbrunn 18. 8. 1830-Schönbrunn 21. 11. 1916) folgt an dem 2. 12. 1848 seinem Onkel Ferdinand I. als Kaiser Österreichs. S. Google

Lit.: Conte Corti, E., Der alte Kaiser, 3. A. 1956; Höbelt, L., Franz Joseph I., 2009

Franziskaner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1620 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des von Franz von Assisi (1181/1182-1226) begründeten Ordens der Minoriten (Minderbrüder, einschließlich der Kapuziner). Bekannter sind vielleicht Heinrich von Merseburg (um 1242 [lat.] Summa super V libros decretalium, Summe über fünf Bücher Dekretalen), Balduin von Brandenburg (um 1270 [lat.] Summa titulorum), Johannes von Erfurt (Ende 13. Jahrhundert [lat.] Tabula iuris utriusque, Summa confessorum), Bonagratia von Bergamo, Wilhelm von Ockham, Anaklet Reiffenstuel (1700ff. [lat.] Ius canonicum universum) und Lucius Ferraris (1746ff. Prompta bibliotheca canonica). Vermutlich sind Deutschenspiegel und so genannter Schwabenspiegel von Franziskanern beeinflusst.

Lit.: Ertl, T., Religion und Disziplin, 2006; Feld, H., Die Franziskaner, 2008; Grieb, C., Die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Franziskaner, 2010; Franciscan Organisation, hg. v. Robson, M. u. a., 2010; Die Klöster der Franziskaner im Mittelalter, hg. v. Melville, G. u. a., 2015 (Sammelband); Schumacher, L., Early Franciscan Theology, 2019

Franzose (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 16. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google sowie über das Französische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Einwohner Frankreichs

Französisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als 1210 aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1618 [Wittrup, RheinbergRG. Qu. 108] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Frankreich und seine Einwohner betreffend

Lit.: Tobler, A./Lommatzsch, E., Altfranzösisches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1954ff. (842 bzw. 11.- Mitte 14. Jahrhundert) 2020 bei dem Stichwort enclus

Französische Revolution (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die revo­lutionäre Veränderung des politischen Sys­tems (ancien régime) in →Frankreich 1789/­1799. Sie erwächst aus der zuneh­men­den Spannung zwischen dem durch Krieg und Hofhaltung die Staatsver­schuldung mehren­den König und dem nach politischen Rechten strebenden, mit der wirtschaftlichen Lage und wohl auch der mangels eines Steuerkatasters will­kürlichen Steuererhebung unzufrie­denen dritten Stand (der →Bürger [16 Prozent, Bauern 82 Prozent]). Als nach sehr strengen Wintern (1787, 1788) die zu dem 1. 5. 1789 nach fast 175 Jahren von dem König erstmals wieder zusammen­gerufenen General­stände (états gé­néraux, 300, 300 und 600 Mitglieder der drei Stände) nach ergebnislosen Beratungen über ein Stimmrecht nach Köpfen sich an dem 17. 6. 1789 zu der Nationalversammlung (des drit­ten, hauptsächlich aus Verwaltungsbe­am­ten, Juris­ten und Kaufleuten zusammenge­setzten Standes) erklären, versucht der König erfolg­los, sie aufzulösen. Nach ihrer Inbesitznahme des poli­ti­schen Gefängnisses (Bastille, Stadttorburg in dem Osten von Paris) an dem 14. 7. 1789 muss er sie als verfassung­gebende Nationalversamml­ung bestätigen. Die feudalen Rechte des an­cien régime werden aufgehoben (4./5. 8. 1789). An dem 26. 8. 1789 werden von der Natio­nalversammlung Menschenrechte und Bür­gerrechte verkündet. An dem 2. 11. 1789 wird die Kirche enteignet. An dem 3. 9. 1791 wird eine er­ste →Verfassung geschaffen (konstitutio­nelle Monarchie mit Zensuswahlrecht, König als Spitze der ausführenden Gewalt). Die Schulen werden verstaatlicht. Die zivile Ehe­schließung wird eingeführt. Der Staat wird in 83 Departements eingeteilt. 1792 wird eine neue National­versammlung gewählt (radikale Jakobiner, gemäßigte Girondisten). Gegenü­ber Öster­reich und Preußen wird der Krieg erklärt. An dem 21. 9. 1792 wird die Republik ausgerufen. Der König wird wegen Ver­schwö­rung gegen die öffentliche Freiheit und die allgemeine Sicherheit des Staates zu dem Tode verurteilt und an dem 21. 1. 1793 hingerich­tet. An dem 10. 3. 1793 entsteht ein Revo­lutions­tribunal. Die darauf folgende Schreckens­herrschaft eines Sicherheits- und Wohlfahrts­ausschusses (Robespierre, Marat, Danton) wird mit dem Sturz Robespierres an dem 27. 7. 1794 beendet. An dem 22. 8. 1795 wird eine liberale Verfassung geschaffen. An dem 9. 11. 1799 stürzt der militärisch erfolgreiche Heerführer Napoléon Bonaparte das diktato­risch herrschende fünfköpfige Direktorium.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Redslob, R., Völkerrechtliche Ideen der französischen Revolution, (in) FS O. Mayer, 1916, 773; Stern, A., Der Einfluss der französischen Revolution auf das deutsche Geistesleben, 1928; Göhring, M., Geschichte der großen Revolution, Bd. 1f. 1950f.; Garaud, M., La révolution et la propriété fonciere, 1959; Schmitt., E., Einführung in die Geschichte der französischen Revolution, 1976; Vovelle, M., Die französische Revolution, 1982; Die französische Revolution, hg. v. Günther, H., 1985; Vom alten Reich zu neuer Staatlichkeit, hg. v. Gerlich, A., 1982; Furet, F./Richet, D., Die französische Revolution, 1987; Schulin, E., Die französische Revolution, 4. A. 2004; Die französische Revolution als Bruch des gesellschaftlichen Bewusstseins, hg. v. Koselleck, R. u. a., 1988; Soboll, A., Die große französische Revolution, 1988; Berteau, J., Alltagsleben während der französischen Revolution, 1989; Die französische Revolution, hg. v. Reinalter, H., 1991; Botsch, E., Eigentum in der französischen Revolution, 1992; Meinzer, M., Der französische Revolutionskalender (1792-1805), 1992; Schmidt, U., Südwestdeutschland im Zeichen der französischen Revolution, 1993; Stone, B., The Genesis, 1994; Die französische Revolution und das Projekt der Moderne, hg. v. Pelinka, A. u. a., 2002; Thamer, H., Die französische Revolution, 2004; Kuhn, A./Schweigard, J., Freiheit oder Tod!, 2005; Schultz, U., Der König und sein Richter, 2012; Lachenicht, S., Die französische Revolution, 2012; Edelstein, M., La révolution française et la naissance de la démocratie électorale, 2013; Willms, J., Tugend und Terror, 2014; Schröer, C., Republik im Experiment, 2014; Karla, A., Revolution als Zeitgeschichte, 2014

Französisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in Frankreich geltende Recht bzw. das in Frankreich geschaffene Recht. Es ist aus zwei großen Teilgebieten erwachsen. In dem Süden Frankreichs (Gascogne, Roussillon, Navarra, Béarn, Guyenne, Saintogne, Limousin, Lyon, Languedoc, Provence, [überwiegend] Bur­gund [sowie Savoyen]) gilt seit dem Unter­gang des weströmischen Reiches (476) das in vereinfachter Form (→Breviarium Alari­cianum, Breviar Alarichs) fortgeführte römische Recht als Schriftrecht fort (franz. droit [M.] écrit) und wird an den in dem Hochmittelalter entstehenden Universitäten (Montpellier, Toulouse und Orléans) gelehrt. Nördlich der Loire bilden sich auf der Grundlage der fränkischen Volks­rechte (→Pactus legis Salicae) schätzungs­weise 360 örtliche oder gebietliche Gewohn­heiten (franz. [F.Pl.] →Coutumes, pays de droit coutumier). Sie werden seit dem 13. Jahrhundert nichtamtlich aufgezeichnet. Besonders bekann­t sind die →coutumes de Beauvaisis des Philippe de →Beaumanoir (1283). 1454 wird die amtliche Aufzeichnung von dem König geboten. In dem 16. Jahrhundert entsteht eine glanzvolle französische Rechtswissenschaft (lat. →mos [M.] Gallicus) mit dem Mittelpunkt in Bourges (Budé, Duarenus, Cujas/Cuiacius, Doneau/Donellus, Favre, Gothofredus, Du Moulin, Domat, Charondas, Bourjon, Pothier). Gewicht gewinnen einzelne könig­liche ordonnances (1510, 1539, 1566, 1579, 1667, 1673, 1681, 1731, 1735, 1745, 1747). Mit dem Edikt von Saint-Germain (1679) erhält jede juristische Fakultät eine Professur für französisches Zivilrecht. Die Aufklärung erweckt ein Streben nach allgemeinen Rechtsregeln. An dem 3. 9. 1791 kündigt die Verfassung ein einheitliches bürgerliches Gesetzbuch (franz. Code [M.] des lois civiles communes) an, doch werden drei Entwürfe nicht verabschiedet und nur Einzelgesetze gegen Kirche und Adel erlassen (sog. droit [M.] intermédiaire). Nach der Machter­greifung Napoléons (9. 11. 1799, zunächst als erster Konul) entstehen binnen weniger Jahre ein →Code civil des Français (Bürgerliches Gesetzbuch 1804), ein einer ordonnance von 1667 eng folgender, das europäische Zivilprozessrecht des 19. Jahrhunderts wesentlich bestimmender →Code de procédure civile (Zivilverfahrensgesetzbuch, in Kraft zu dem 1. 1. 1807), ein Code de commerce (Handelsgesetzbuch 1807), ein Code de l’instruction criminelle (Straf­verfahrensgesetz­buch 1808) und ein →Code pénal (Strafgesetzbuch 1810). Sie beein­flussen das Recht vieler Staaten (u. a. des linksrheinischen deutschsprachigen Gebiets) und gelten trotz erheblicher Abänderungen (beispielsweise Loi Naquet 1884, Reformen von 1975 und 2004 in dem Ehescheidungsrecht, 1999 Gesetz über den Pacte civil de solidarité, Relativierung des Eigentums, Höchstpreise, Verbraucherschutz, Gefährdungshaftung) teilweise noch in der Gegenwart. Allerdings ist der Versuch Napoleons, das partikulare Recht der europäischen Länder durch einheitliche französische Gesetzbücher zu ersetzen, nicht wirklich erfolgreich. 1958 wird ein neuer Code de procédure pénale (Strafprozessgesetzbuch) geschaffen, (1975 bzw.) 1976/81 ein Nouveau code de procédure civile (Neues Zivilprozessgesetz­buch), seit 1989 ein neues Strafgesetzbuch. Das Handelsgesetzbuch erfährt schon seit 1867 erhebliche Verän­derungen.

Lit.: Boucher D’Argis, A., Lettres d’un magistrat de Paris à un magistrat de province sur le droit Romain, 1782, hg. v. Wolodkiewicz, W., 1984; Glasson, E., Histoire du droit et des institutions de la France, Bd. 1ff. 1887ff.; Brissaud, J., Manuel d’histoire du droit français, 1898; Eberstadt, R., Das französische Gewerberecht, 1899; Lefebvre, C., Leçons d’introduction à l’histoire du droit matrimonial français, 1899; Caillemer, R., Études sur les successions au moyen-âge, 1901; Egger, A., Vermögenshaftung und Hypothek nach fränkischem Recht, 1903; Bauchond, M., La justice criminelle du magistrat de Valenciennes, 1904; Euler, H., Recht und Staat in den Romanen des Crestien von Troyes, 1906; Senn, F., L’institution des vidamies en France, 1907; Perrot, E., Les cas royaux, 1910; Laplanche, J. de, La réserve coutumiaire, 1925; Chénon, E., Histoire générale du droit français public et privé, Bd. 1f. 1926ff.; Regnault, H., Les ordonnances civiles du chancelier Daguesseau, 1929; Mitteis, H., Die germanischen Grundlagen des französischen Rechts, ZRG GA 63 (1943), 136; Viard, P., Histoire du droit privé français (1789-1830), 1931; Bloch., M., Les caractères originaux de l’histoire rurale française 1931; Les lois et coutumes de Saint-Amand, hg. v. Meijers, E. u. a., 1934; Olivier-Martin, F., L’organisation corporative de la France d’ancien régime, 1938; Mitteis, H., Die germanischen Grundlagen des französischen Rechtes, ZRG GA 63 (1943), 137; Decugis, H., Les étapes du droit, 1942; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 1948, Neudruck 1988; Bongert, Y., Recherches sur les cours, 1949; Woopen, A., Die neuere Entwicklung des französischen Familienrechts, Diss. jur. Bonn 1953; Buisson, L., König Ludwig IX., der Heilige, und das Recht, 1954; Waldersee, J. Graf v., Ehe und Familie in der großen französischen Revolution, Diss. jur. Bonn 1957; Sicard, G., Le métayage, (um 1958); Timbal, P. u. a., Histoire des institutions publiques et des faits sociaux, 2. A. 1961, 10. A. 2000; Guenée, B., Tribunaux et gens de justice dans le bailliage de Senlis, 1963; Lohmann, F., Jean Paul Marat und das Strafrecht in der französischen Revolution, 1963; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Rasenack, C., Gesetz und Verordnung in Frankreich seit 1789, 1967; Timbal, P. u. a., Les obligations contractuelles dans le droit français des 13e et 14e siècles, Bd. 1f. 1973ff.; Kölsch, M., Recht und Macht bei Montaigne, 1974; Basdevant-Gaudemet, B., Aux origines de l’Ètat moderne, Charles Loyseau 1564-1627, 1977; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts, 1977; Lafon, J., Les députés du commerce et l’ordonnance de Mars 1673, 1979; Gouron, A., La science du droit dans le midi, 1984; Endres, P., Die französische Prozess­rechtslehre, 1985; Ourliac, P./Gazzaniga, J., Histoire du droit privé, 1985; Le cartulaire de la Selve, hg. v. Ourliac, P. u. a., 1985; Harouel, J. u. a., Histoire des institutions de l’époque Franque à la Revolution, 1987, 9. A. 2001; Dauchy, S., Les voies de recours extraordinaires, 1988; Schmale, W., Ent­chris­tianisierung, Revolution und Verfassung, 1988; Carron, R., Enfant et parenté dans la France médiévale, 1989; Martinage, R., Punir le crime, 1989; Sueur, P., Histoire du droit public français, 1989; Les fors anciens de Béarn, hg. v. Ourliac, P. u. a., 1990; Bürge, A., Der Einfluss der Pandektenwissenschaft auf das französische Privatrecht, (in) Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1991, 221; Bürge, A., Das französische Privatrecht im 19. Jahrhundert, 1991, 2. A. 1995; Bürge, A., Neue Quellen zur Begegnung der deutschen und französischen Rechtswissenschaft im 19. Jahrhundert, ZRG GA 110 (1993), 546; Guchet, Y., Histoire constitutionelle, 3. A. 1993; Constantinesco, V./Hübner, U., Einführung in das französische Recht, 3. A. 1994; Brown, E./Famigliettei, R., The lit de justice, 1994; Französisches Zivilrecht in Europa während des 19. Jahrhunderts, hg. v. Schulze, R., 1994; Hilaire, J., La vie du droit, 1994; Recht im frühmittelalterlichen Gallien, hg. v. Siems, H., 1995; Verwaltung und Verwaltungsrecht in Frankreich und England, hg. v. Heyen, E., 1996; Halpérin, J., Histoire du droit privé français depuis 1804, 1996; Köbler, G., Rechtsfranzösisch, 4. A. 2004; Gläser, M., Lehre und Rechtsprechung im französischen Zivilrecht des 19. Jahrhunderts, 1996; Kern, B., Die französische Gesetzgebung unter Napoleon, (in) JuS 1997, 11; Gaudemet, J., Les naissances du droit, 1997, 4. A. 2006; Bart, J., Histoire du droit privé, 1998; Wandel von Recht und Rechtsbewusstsein in Frankreich und Deutschland, hg. v. Jurt (!), J. u. a., 1999; Thireau, J., Introduction historique au droit, 2001; Wadle, E., Französisches Recht in Deutschland, 2002; Carbasse, J., Introduction historique au droit, 2003; Guillot, O./Rigaudière, A./Sassier, Y., Pouvoirs et institutions dans la France médiévale, Bd. 1f. 2003; Bart, J., Du droit de la province au droit de la nation, 2004; Pfister, L., Introduction historique au droit privé, 2004; Halpérin, J., Rechtsgeschichte in Frankreich (1982-2003), (in) ZNR 26 (2004), 282; Descamps, O., Les origines de la responsabilité pour faute personnelle dans le code civil de 1804, 2005; 1806 - 1976 – 2006; De la commémoration d’un code à l’autre, hg. v. Cadiet, L. u. a., 2006; Leuwers, H., L’invention du barreau français 1660-1830, 2006; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justizverfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Dictionnaire historique des juristes français, hg. v. Arabeyre, P. u. a., 2007; Hamza, G., Die römischrechtliche Tradition und die Entwicklung des Privatrechts in Frankreich, (in) Ius Romanum Schola Sapientiae, 2009, 167ff.; Kaucher, M., Die französische Spezial­gerichtsbarkeit unter Napoleon, 2010; Klein, J., Die Unwirksamkeit von Verträgen nach französischem Recht, 2010; Grilli, A., Il difficile amalgama, 2012; Petersen, J., Montaignes Erschließung der Grundlagen des Rechts, 2019; Vogl, T., Der Einfluss des französischen Rechts auf die Entwicklung der Handelsgerichtsbarkeit in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2021

Französische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische sowie das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 in dem Deutschen Reich eingerichtete Besatzungs­zone Frank­reichs (vor allem in Südbaden, Südwürttem­berg-Hohenzollern, Rheinland-Pfalz), die an dem 8. 4. 1949 der Bizone angeschlossen wird und an dem 23. 5. 1949 in der →Bundesrepublik Deutschland aufgeht.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Frau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. I 126,25, 629,31) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der erwachsene weibliche Mensch. In einer patriarchalischen Gesellschaft ist die Frau dem Mann als Folge durchschnittlich geringerer Körperkraft und zusätzlicher Belastung durch Schwangerschaft(en) rechtlich nicht in jeder Be­ziehung gleichgestellt. In dem altrömischen Recht steht die Frau grundsätzlich in der Hausgewalt (lat. [F.] manus, Hand) des Ehemanns (, die mündige Frau sui iuris unter Geschlechts­vormundschaft, lat. tutela [F.] iuris), in dem Frühmittelalter in der Hausgewalt (ahd. munt) des Ehemanns oder der Vormundschaft des nächsten mündigen männlichen Verwandten. Ihre durchschnittliche Le­benserwartung beträgt 21 Jahre. Auch das Christentum unterstellt auf der Grundlage der wohl von Männern geformten Schöpfungsgeschichte der jüdisch-christlichen Bibel die Frau grundsätzlich dem Mann. In dem Alemannien des Frühmittelalters können Töchter Grundstücke erben, doch scheint ihr Erbrecht gesell­schaftlich weniger fest verankert zu sein, und können verheiratete Frauen teils mit und teils ohne Ehemann über Erbgut verfügen. Die Stellung der Frau bessert sich mit ihrem Eintritt in die Marktwirtschaft als Erbin eines Kaufmanns (Kauffrau). In dem 16. Jahrhundert bricht, wenn auch noch ohne bestimmte rechtliche Folgen, die Erörterung über die Gleichrangigkeit der Geschlechter auf. In dem Zuge der Aufklärung verlangen zuerst einzelne Frauen die Angleichung bzw. die grundsätzliche Gleichstellung (Dorothea Erxleben geborene Leporin in Halle 1754, Mary Wollstonecraft). Dies verstärkt sich mit der französischen Revolution von 1789 (Olympe de Gouges 1791 Erklärung der Frauen- und Bürgerinnenrechte). Vereinzelt treten in Deutschland Frauen auch in dem Umkreis der politischen Unruhen des Jahres 1848 hervor. 1865 wird ein Allgemeiner Deutscher Frauenverein gegrün­det. Danach werden 1869 in Preußen die Schranken der Hand­lungsfähigkeit aufgehoben und wird 1877 in dem (zweiten) Deutschen Reich den Frauen Prozessfähigkeit gewährt. 1869 beginnt zwar das Studium von Frauen in Deutschland, doch lehnt noch 1892 die medizinische Fakultät der Universität Berlin die Zulassung von Frauen wegen des in der Natur der Dinge begründeten Unterschieds in den geistigen Gewohnheiten und der Lebensauffassung ab, obwohl seit 1878 Frauen in Cambridge und Oxford mit Einschränkungen studieren dürfen. 1894 erwächst aus unterschiedlichen Flügeln der Frauen­bewegung (Helene Lange, Gertrud Bäumer, Minna Cauer, Anita Augspurg 1857-1943 Dr. iur. Zürich 1897/1898) der Bund deutscher Frauenvereine. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch (des Deutschen Reiches von 1896/1900) erhält die Frau Anteil an der elterlichen Gewalt. Sie wird ab 1900 zu dem Studium (1900 Baden, 1903 Bayern, 1904 Württemberg, 1906 Sachsen, Preußen 1908, Mecklenburg 1909, Österreich 1919, in dem Deutschen Reich 1911 43 Rechtsstudentinnen, 1917 117, 1920/1921 2,58 Prozent der juristischen Studierenden, 1932/1933 6 Prozent, Anita Augs­purg erste deutschsprachige juristische Doktorin, erste habilitierte deutsche Juristin Magdalene Schoch, erste Habilitation der Anatomin Dr. Adele Hartmann in München 1918, erste Dr. h. c. der Rechte Marianne Weber, 1919 gleich­berechtigte Zulassung zu allen öffentlichen Ämtern, erste planmäßige Richterin Maria Hagemayer Juni 1928 Landgericht Bonn, erste Habilitation einer Juristin 1932 bei Albrecht Mendelssohn-Bartholdy in Hamburg, 1948 erste ordentliche Professorin der Rechtswissen­schaft in dem deutschen Sprachraum Gertrud Schubart-Fikentscher in Halle), 1919 zu Wahlen (New Jersey 1776-1807, Pitcairn 1838, Wyoming 1869, Pariser Kommune 1871-1871, Neuseeland 1893/1919, Süd­australien 1894, Australien 1902, Finnland 1906, Norwegen 1913, Island 1915, Dänemark 1915, Sowjetunion 1917, Kanada 1918, Österreich 1919, Vereinigte Staaten von Amerika 1920, Großbritannien 1928, Türkei 1930/1934, Spanien 1931, Frankreich 1944, Italien 1945/1946, Ungarn 1945, Japan 1945, Belgien 1946, China 1949, Indien 1950, Schweiz 1971, Liechtenstein 1984, Südafrika 1994, Afghanistan 2003, Kuweit 2005) und (1. 7.) 1922 zu den Ämtern der Rechtspflege (1924 erste Gerichtsassessorin) zugelassen. Die Verfassung des Deutschen Reiches (1919) und das Bundesver­fassungs­gesetz Österreichs (1920) erkennen die Gleichbe­rechtigung der Geschlechter grund­sätzlich an. Zu dem 31. 3. 1953 erklärt das Bundesver­fassungsgericht alles dem Gleich­berechti­gungs­grundsatz des Grundge­setzes entgegen­stehende Recht als außer Kraft. Weitere wichtige rechtliche Veränderungen schließen sich an (1965 Berufung der ersten Professorin in der Rechtswissenschaft, 1973 Strafrecht, 1976 Familienrecht, 1980 Arbeitsrecht, 1983, 1987, 1992 Rentenrecht). 1979 wird weltweit eine Vereinbarung zu der Abschaffung aller Formen der Diskriminierung von Frauen beschlossen. 1995 erklärt der Europäische Gerichtshof eine Bevorzugung einer Frau nur wegen ihrer Eigenschaft als Frau für rechtswidrig. Auf die Länge scheint das veränderte Weltbild der Frau das durch den medizinischen Fortschritt ermöglichte Wachstum der Menschheit auszugleichen.

Lit.: Kaser § 12; Hübner; Köbler, WAS; Weinhold, K., Die deutschen Frauen im Mittelalter, 1882, 3. A. 1887; Bartsch, R., Die Rechtsstellung der Frau, 1903; Weber, M., Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung, 1907; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Schubart-Fikentscher, G., Das Recht der Frau nach dem Sachsenspiegel, (in) Die Frau 41 (1933/1934), 28; Schmelzeisen, G., Die Stellung der Frau in der deutschen Stadtwirtschaft, 1935; Barchewitz, J., Von der Wirtschaftstätigkeit der Frau, 1937; Merschberger, G., Die Rechtsstellung der germanischen Frau, ZRG GA 58 (1938), 824; Heß, L., Die deutschen Frauenberufe des Mittelalters, 1940; Pesle, O., La femme musulmane, 1946; Vogelsang, T., Die Frau als Herrscherin im hohen Mittelalter, 1954; Scheffler, E., Die Stellung der Frau, 1970; Pauli, L., Infirmitas sexus, 1975; Schwanecke, I., Die Gleichberechtigung der Frau unter der Weimarer Reichsverfassung, 1977; Frauen in der Geschichte, hg. v. Kuhn, A. u. a., 1979; The Women of England, hg. v. Kanner, B., 1979; Schmit­ter, R., Die Frauenbewegung im 19. Jahrhundert, 1981; Hervé, F., Geschichte der deutschen Frauenbewegung, 1982, 7. A. 2001; Weber-Will, S., Die rechtliche Stellung der Frau im Privatrecht des preußischen Allgemeinen Landrechts, 1983; Ennen, E., Frauen im Mittelalter, 1984, 5. A. 1994; Juristinnen in Deutschland, hg. v. Deutschen Juristinnenbund, 1984, 4. A. 2003; Wemple, S., Women in Frankish society, 1985; Frauenlexikon, Fakten, Perspektiven, hg. v. Lissner, A., 1988; Kroj, K., Die Abhängigkeit der Frau, 1988; Frauen, hg. v. Dülmen, A. van, 1988, 6. A. 1995; Duby, G., Die Frau ohne Stimme, 1989; Frauen in den 80er Jahren, 1989; Freiburg, A., Die Rechtsstellung der Frau, Diss. jur. Köln 1990; Frauen im Recht, 1990; Frauen in Spätantike und Frühmittelalter, hg. v. Affeldt, W., 1990; Medieval Women, hg. v. Rosenthal, J., 1990; Gerhard, U., Unerhört, 1990; Koch, E., Maior dignitas est in sexu virili, 1991; Demars-Sion, V., Femmes séduites et abandonnées au 18e siècle, 1991; Schenk, H., Die feministische Herausforderung, 1992; Geschichte der Frauen, hg. v. Duby, G. u. a., Bd. 1ff. 1993ff.; Arjava, A., Women and Roman Law in late Antiquity, Diss. Helsinki, 1994; Wolf, G., Æthelfled von Mercia und andere ottonische „dominae“, ZRG GA 111 (1994), 524; Douma, E., Die Entwicklung des Familiengesetzbuches der DDR, ZRG GA 111 (1994), 592; Alfing, S. u. a., Frauenalltag im frühneuzeitlichen Münster, 1994; Schuster, B., Die freien Frauen, 1995; Berneike, C., Die Frauenfrage ist Rechtsfrage, 1995; Dressel-Schuh, E., Frauen in Frankfurt, 1995; Goetz, H., Frauen im frühen Mittelalter, 1995; Von Huren und Rabenmüttern, hg. v. Ulbricht, O., 1995; I, CLAVDIA, hg. v. Kleiner, D./Matheson, S., 1996; Walther, W., Die Frau im Islam, 1997; Rosenbusch, U., Die Belagerung der männlichen Rechtsburg, (in) JuS 1997, 1062; Frauen in der Geschichte des Rechts, hg. v. Gerhard, U., 1997; Ziegler, S., Frauennachtarbeit, 1997; Frauen arbeiten, hg. v. Budde, G., 1997; Ziolkowski, K., Frauen­diskriminierung, 1997; Byok, N., Die rechtliche Stellung der Frau im alten Ägypten, Diss. jur. Berlin 1997; Nave-Herz, R., Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, 1997; Stretton, T., Women waging law, 1998; Rosenbusch, U., Der Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland, 1998; Hufton, O., Frauenleben, 1998; Recht, Geschlecht und Gerechtigkeit, hg. v. Floßmann, U., 1998; Bors, M., Bescholtene Frauen vor Gericht, 1998; Esser, C., Rechtsstellung und Ansprüche der Ehefrau, Diss. jur. Köln 1998; Hellmuth, D., Frau und Besitz, 1998; Johlen, M., Die vermögensrechtliche Stellung der weströmischen Frau, 1999; Gilde, A., Die Stellung der Frau im Reichsstrafgesetzbuch, 1999; Stieldorf, A., Rheinische Frauensiegel, 1999; Klemm, S., Frauenbewegung und Familienrecht, Diss. jur. Tübingen 1999; Hemelrjk, E., Matrona docta, 1999; Kupisch, B., Die römische Frau im Geschäftsleben, (in) FS B. Großfeld, 1999, 659; Kannappel, P., Die Behandlung von Frauen im nationalsozialistischen Familienrecht, 1999; Rublack, U., The crimes of women in early modern Germany, 1999; Mönnich, U., Frauenschutz vor riskanten Geschäften, 1999; Bock, G., Frauen in der Geschichte Europas, 2000; Feld, H., Frauen des Mittelalters, 2000; Medieval Women and the Law, hg. v. Menuge, N., 2000; Iwersen, J., Die Frau im alten Griechenland, 2002; Die Kaiserinnen Roms, hg. v. Temporini-Gräfin Vitzthum, H., 2002; Lauterer, H., Parlamentarierinnen in Deutschland 1918/19 bis 1949, 2002; Schulz, K., Der lange Atem der Provokation, 2002; Lauterer, H., Geschichte des Frauenstimmrechts, (in) Universitas 2003, 801; Frauen und Kirche, hg. v. Schmitt, S., 2002; Die Macht der Frauen, hg. v. Finger, H., 2003; Geldsetzer, S., Frauen auf Kreuzzügen 1096-1291, 2003; Höbenreich, E./Rizzelli, G., Fragmente einer juristischen Geschichte der Frauen im antiken Rom, 2003; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Les femmes antiques, hg. v. Frei-Stolba, R., 2003; Malamud, S., Die Ächtung des Bösen, 2003; Godineau, D., Les femmes dans la société française 16e-18e siècle, 2003; Wischermann, U., Frauen und Öffentlichkeiten um 1900, 2003; Barth, R., Frauen die Geschichte machten, 2004; Schötz, S., Handelsfrauen in Leipzig, 2004; Frauen in der frühen Neuzeit, hg. v. Bonnet, A., u. a., 2004; Frauen­rechtsgeschichte, hg. v. Floßmann, U., 2004; Women’s Influence on Classical Civilization, hg. v. McHardy, F. u. a., 2004; Gender in the Early Medieval World, hg. v. Brubaker, L. u. a., 2004; Hacke, D., Women, Sex and Marriage in Early Modern Venice, 2004; Bock, G., Frauen in der europäischen Geschichte, 2005; Schüller, E., Marie Stritt, 2005; In eigener Sache, hg. v. Westphal, S., 2005; Kinnebrock, S., Anita Augspurg (1857-1943), 2005; Juristinnen, hg. v. Deutscher Juristinnenbund, 2005; Frauen an der Macht, hg. v. Illner, M., 2005; Spitzenfrauen, hg. v. Schulz, A., 2005; Timoschenko, T., Die Verkäuferin im wilhel­minischen Kaiserreich, 2005; McIntosh, M., Working Women in English Society 1300-1620, 2005; Makowski, E., A Pernicious Sort aof Woman, 2005; Frauenrecht und Rechtsgeschichte, hg. v. Meder, S. u. a., 2006; Schaser, A., Frauenbewegung in Deutschland 1815-1933, 2006; Ilan, T., Jewish Women in Greco-Roman Palestine, 2006; Rottloff, A., Lebensbilder römischer Frauen, 2006; Lindner, A., 100 Jahre Frauenkriminalität, 2006; Stavrianopoulou, S., Gruppenbild mit Dame, 2006; Die Stellung der Frau im islamischen Religionsunterricht, hg. v. Oebbecke, J. u. a., 2006; Röhrig, A., Klug, schön, gefährlich – Die hundert berühmtesten Frauen der Weltgeschichte, 2007; Die Vereinten Nationen und neuere Ent­wicklungen der Frauenrechte, hg. v. Schorlemer, S. v., 2007; Balaş, O., Reprezentǎri ale feminitǎţii în eposul germanic medieval (Die Darstellung der Weiblichkeit im mittelalterlichen germanischen Epos), 2007; Beattie, C., Medieval Single Women, 2007; Hartmann, E., Frauen in der Antike, 2007; Vogt, A., Vom Hintereingang zum Hauptportal?, 2007; Riedel, T., Gleiches Recht für Mann und Frau, 2008; Majer, D., Frauen - Revolution - Recht, 2008; Grochowina, N., Das Eigentum der Frauen, 2009; Hauch, G., Frauen bewegen Politik - Österreich 1848-1938, 2009; Une démographie au féminin, hg. v. Oris, M. u. a., 2009; Diewald-Kerkmann, G., Frauen, Terrorismus und Justiz, 2009; Ross, S., The Birth of Feminism, 2009; Die Rechtsstellung der Frau um 1900, hg. v. Meder, S., 2010; Augustae. Machtbewusste Frauen am römischen Kaiserhof, hg. v. Kolb, A., 2010; Der Weg an die Universität, hg. v. Maurer, T., 2010; Breith, A., Textaneignung - Das Frauenlegendar der Lichtenthaler Schreib­meisterin Schwester Regula, 2010; Störgröße „F“ - Frauenstudium, hg. v. Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, 2010; Zellmer, E., Töchter der Revolte?, 2011; Koloch, S., Frauen im Kulturprozess der frühen Neuzeit, 2011; Röwekamp, M., Die ersten deutschen Juristinnen, 2011; Karl, M., Die Geschichte der Frauenbewegung, 2011; Die Kaiserinnen des Mittelalters, hg. v. Fössel, A., 2011; Female vita religiosa between Late Antiquity and the High Middle, hg. v. Melville, G. u. a., 2011; Cordes, O., Frauen als Wegbereiter des Rechts, 2012; The Struggle for Female Suffrage in Europe, hg. v. Rodrigues Ruiz, B. u. a., 2012; Carius, H., Recht durch Eigentum - Frauen vor dem Jenaer Hofgericht, 2012; A Companion to Women in the Ancient World, hg. v. James, S. u. a., 2012; Reuthner, R., Platons Schwestern, 2013; Gerhard, U., Die Frau als Rechtsperson, ZRG GA 130 (2013), 281; Augsburg, A., Rechtspolitische Schriften, hg. v. Henke, C., 2013; Meiners, A., Die Stunde der Frauen, 2013; Biographia – Lexikon österreichischer Frauen, hg. v. Korotin, I., 2014; Bock, G., Geschlechtergeschichten der Neuzeit, 2014; Schulz, K., Sozialistische Frauenorganisationen, (in) HZ 299 (2013), 653; Die Anfänge des Frauenstudiums in Württemberg, hg. v. Hardtmann, G. u. a., 2014; Lifshitz, F., Religious Women in Early Carolingian Francia, 2014; Eingreifende Denkerinnen, hg. v. Gilcher-Holtey, I., 2015; Busch, A., Die Frauen der theodosianischen Dynastie, 2015; Mächtige Frauen?, hg. v. Zey, C., 2015; Frauen in Sachsen-Anhalt, hg. v. Labouvie, E., 2015; Birn, M., Die Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland, 2015 (1869-1918); Cordes, O., Marie Munk (1885-1978), 2015; Stöcker, H., Lebenserinnerungen, 2015; Eichel, H., Elisabeth Seibert und die Gleichstellung der Frauen, 2015; Greschat, K., Gelehrte Frauen des frühen Christentums, 2015 (12); Limbach, J., „Wahre Hyänen“ – Pauline Staegemann, 2016 (Urgroßmutter Limbachs); Nash, P., Empress Adelheid and Countess Matilda, 2017 (kaum Neues); Ramos Núñez, C. u. a., Trinidad María Enriquez – Una abogada en los Andes, 2017; Richter, H. u. a., Frauenwahlrecht, 2018; Aubele, K., Vertriebene Frauen in der Bundesrepublik Deutschland, 2018; Peck, L., Women of Fortunes – Money, Marriage and Murder in Early Modern England, 2018; Hansen, M., Erna Scheffler (1893-1983), 2019; Erinnern, vergessen, umdeuten?, Europäische Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schaser, A, u. a., 2019; Kernbauer, A. u. a., Frauen in den Rechts- und Staatswissenschaften der Universität Graz, 2019; Briatte, A., Bevormundete Staatsbürgerinnen –Die „radikale“ Frauenbewegung im Deutschen Kaiserreich, 2020; Liebig, S./Übel, B., 19. Januar 1919 – Frauenwahlrecht, 2020; Frauenbewegungen des 19. Jahrhunderts, hg. v. Fischer/Berlis/De Groot, 2020; Schalk, C. van/Michel, K., Die Wahrheit über Eva – Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern, 2020 (als Folge der Landwirtschaft Zunahme der Geburtenzahl und ausschließliche Zuordnung der Nachwuchspflege an die Frau mit religionskultureller Unterstützung); Women Intellectuals and Leaders in the Middle Ages, hg. v. Kerby-Fulton, K. u. a., 2020; Conrad, R., Salus in manu feminae – Herrschaftsteilhabe und Memoria der Kaiserin Richenza (1087/89-1141), 2020; 100 Jahre Frauenwahlrecht im deutschen Südwesten, hg. v. Holtz, S. u. a., 2021; Frauenwahlrecht – umstrittenes Erinnern, hg. v. Bader-Zaar, B./Bosch, M., 2021; Pelinka, S., Der politische Aufstieg von Frauen – am Beispiel von Eleanor Roosevelt, Indira Gandhi und Margaret Thatcher, 2021

Fraubrunnen (1246-1528) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort in der Schweiz bei Bern

Lit.: Leuzinger, J., Das Zisterzienserinnenkloster Fraubrunnen, 2008

Frauenarbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1534 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Arbeit der →Frau außerhalb des Haushalts und der Familie. Sie gewinnt vor allem seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert angesichts der allgemeinen Kommerzialisierung und Monetarisierung des menschlichen Lebens in den Industriegesellschaften an Bedeutung. Politisches Ziel ist seitdem die Gleichheit der Arbeit von Frau und Mann sowie ihrer Entlohnung.

Lit.: Baltl/Kocher; Müller, W./Willms, A./Handl, J., Strukturwandel der Frauenarbeit 1880-1980, 1983; Werkstetter, C., Frauen im Augsburger Zunfthandwerk, 2001

Frauenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 15. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1446 [KonstanzHäuserb. II 534] in 9 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in deutschen Städten seit dem Spätmittelalter als stadteigene Ein­richtung erkennbare Bordell. In der Gegenwart ist Frauenhaus die Zufluchtsstätte misshandelter Frauen.

Lit.: Schuster, P., Das Frauenhaus, 1992

Frauenraub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1516 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die gewaltsame Entführung einer Frau (zwecks Eheschließung). Der Frauenraub führt in der Frühzeit wohl oft zu Fehde und begründet keine Ehe (str.). In dem Frühmittelalter ist Buße zu leisten. Die →Constitutio Criminalis Carolina (1532) übernimmt die Todesstrafe des römischen Rechtes (C. 9, 13). Die Aufklärung sieht den Frauenraub als Freiheitsdelikt an.

Lit.: Dargun, L., Mutterrecht und Raubehe, 1883; Gössler, Die Entführung, Diss. jur. Rostock, 1903; Köstler, R., Raub-, Kauf- und Friedelehe bei den Germanen, ZRG GA 63 (1943), 92; Boes, W., Frauenraub und Raubehe bei den westgermanischen Stämmen des Merowingerreiches, Diss. jur. Bonn 1956

Frauenstimme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in dem 13. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stimme einer Frau

Frauenstimmrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1897 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Frau, Wahlrecht

fraus, frūs, lat., F., Betrug, Hinterlist, hinterlistige Täuschung, Bosheit, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰu̯er‑, *dʰu̯erə-, V., täuschen, schädigen, (actio de dolo, exceptio doli möglich)

Lit.: Behrends, O., Die fraus legis, 1982

Freckenhorst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Kloster in Warendorf in dem Münsterland mit einer altsächsischen Heberolle des 11. Jahrhunderts oder von 1116/1119

fredus, fritus, anfrk.-lat., N., Friede, Friedensgeld, PLSal (507-511?), s. (anfrk.-)latein_a_z.docx,vgl. germ. *friþu-, *friþuz, st. M. (u), Liebe, Freundschaft, Friede, vgl. idg. *peri-, Adv., nahe, bei

Fredus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt- nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 6. Jahrhundert [Cap. I 1 S. 6] in 25 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in dem →Kompositionensystem des Frühmittelalters (Franken, Alemannen, Bayern, Sachsen, Thüringer, Friesen) bei einem Unrechtserfolg in verschiedenen Fällen (nicht an den Verletzten, sondern) an den König, Grafen, Fiskus oder die Kirche in unterschiedlicher Höhe zu entrichtende Friedensgeld (beispielsweise ein Drittel der Buße oder des Wergelds)

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 91; Köbler, LAW; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmit­telalter, Habilitationsschrift Leipzig 2003 (ungedruckt)

Freher, Marquard (Augsburg 26. 7. 1565-Heidelberg 13. 5. 1614), Sohn des Kanzlers der Kurpfalz, wird nach dem Rechtsstudium in Altdorf und Bourges (Cujas) Rat in der Pfalz und von 1596 bis 1598 Professor in Heidelberg, danach Hofgerichtsvizepräsident. Er ver­öffentlicht eine Reihe deutscher Geschichts­quellen und verfasst daneben eigene Abhandlungen. S. Google

Lit.: Freher, M., Germanicarum rerum scriptores, 1600ff.; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1 1880, Neudruck 1957, 1978, 680; Schwan, B., Das juristische Schaffen Marquard Frehers, 1984

frei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibung] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Langobardischen und dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 283, I 568, II 488] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ungebunden, eigenständig

Freibauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1619 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1531 [Laijische Anzeigung Bv] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Freier, Bauer

Lit.: Bader, K., Die freien Bauern im Breisgau und die freien Bauern am Oberrhein, 1936; Wernli, F., Die mittelalterliche Bauernfreiheit, 1959; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992

Freiberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [NÖsterr./ÖW. VIII 190] in allgemeiner Bedeutung in 5 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. bzw. N.) ist die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründete sächsische Stadt, deren zwischen 1210 und 1218 verliehenes, ziemlich selbständiges Stadtrecht in einer 1296-1307 entstandenen Prachthandschrift und 4 weiteren Handschriften überliefert ist. In dem Stadtrecht finden sich erste zu­sammenhängende Regelungen des erstmals in der Kulmer Handfeste (1233) erwähnten Freiberger Bergrechts ([lat.] ius [N.] Frybergense mit freiem Schürfrecht), die in Bergrechten von 1307-1328 bzw. 1346-1375 vertieft werden. 1572 wird das Stadtrecht von den kursächsischen Konstitutionen verdrängt.

Lit.: Ermisch, H., Das sächsische Bergrecht des Mittelalters, 1887; Ermisch, H., Das Freiberger Stadtrecht, 1889; Retzlaff, H., Die Entwicklung des Rechtsgangs nach dem Freiberger Stadtrechtsbuch, 1929; Unger, M., Stadtgemeinde und Bergwesen Freibergs, Diss. phil. Leipzig 1957; Clauss, H./Kube, S., Freier Berg und vermessenes Erbe, 1957; Löscher, H., Zur Frühgeschichte des Freiberger Bergrechts, ZRG GA 76 (1959), 343ff.; Unger, M., Stadtgemeinde und Bergwesen Freibergs im Mittelalter, 1963; Geschichte der Bergstadt Freiberg, hg. v. Kasper, H. u. a., 1986; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 81; Stadt Freiberg, hg. v. Hoffmann, Y. u. a., 2003

Freibrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1290 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1321 [Burghausen Huber 36] in 46 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die (mindestens) eine Freiheit enthaltende Urkunde (Brief).

Lit.: Lerchenfeld, G. v., Die altbayerischen landständischen Freiheitsbriefe, 1853; Nebinger, G., Geburts- und Freibriefe 1543-1700 der Reichsstadt Kempten, (in) Blätter des bay. Landesvereins für Familienkunde 51 (1988), 60ff.

Freiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) im Breisgau ist der möglicherweise 1091 durch Herzog Berthold II. von Zähringen neben einem bereits römerzeitlich besiedelten Burgberg (Schlossberg) gegrün­dete, vielleicht 1120 durch Herzog Konrad von Zähringen um (oder auf) einen Markt (lat. [N.] forum) oder eine Stadt (lat. [F.] civitas) erweiterte, (Gewerbetätigkeit bezeugende?,) wohl um 1150 ummauerte Ort an dem Ausfluss der Dreisam aus dem Schwarzwald, dem der Herzog von Zähringen als Ortsherr bei Gelegenheit der Erweiterung ein berühmtes Stadtrechtsprivileg für die (lat.) mercatores (M.Pl.) personati (namhaften Kaufleute) erteilt (str., Diessenhofen 1178, Freiburg im Üchtland um 1175, Flumet 1228, Kenzingen 1249). 1368 unterstellt sich Freiburg (1385 rund 9000 Einwohner, 1500 rund 7000 Einwohner) Habsburg (1415-1457 Reichs­stadt). 1457 wird eine Universität eingerichtet. 1520 tritt ein von Ulricus Zasius (Ulrich Zäsy) verfasstes, fünfteilig in Prozess, Schulden und Sachen, Familien und Erbe, Baurecht und Strafrecht gegliedertes, reformiertes Stadt­recht in Kraft, das bis 1781 (Allgemeine Gerichtsord­nung)/1787 (Josephi­nisches Ge­setz­buch)/1810 (Badisches Land­recht) gilt und auf Tirol (1526), Rheinfelden (1530), Württemberg (1555), Solms 1571, Frankfurt am Main (1578), Pfalz (1582), Katzen­elnbogen (1591), Solothurn (1604), Baden (1654), Basel (1719) und Mainz (1755) ausstrahlt. 1805/1806 fällt Freiburg von Habsburg bzw. Vorderösterreich an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.

Lit.: Schreiber, H., Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, 1857; Flamm, H., Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg im Breisgau, Häuserstand 1400-1806, 1903; Flamm, H., Der wirtschaftliche Niedergang Freiburgs, 1905; Joachim, H., Gilde und Stadtgemeinde in Freiburg im Breisgau, (in) FG A. Hagedorn, 1906, 25; Rietschel, S., Neue Studien über die älteren Stadtrechte von Freiburg im Breisgau, 1907; Beyerle, F., Untersuchungen zur Geschichte des älteren Stadtrechtes von Freiburg i. Br. und Villingen a. Schw., 1910; Rietschel, S., Das Freiburger Stadtrecht, ZRG GA 33 (1912), 471; Albert, P., Achthundert Jahre Freiburg im Breisgau, 1920; Below, G. v., Deutsche Städtegründung, 1920; Below, G. v., Zur Deutung des ältesten Freiburger Stadtrechts, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für Geschichte zu Freiburg 36 (1920); Müller, K., Geschichte der Getreidehandelspolitik, 1926; Bastian, J., Der Freiburger Oberhof, 1934; Schindler, G., Verbrechen und Strafen im Recht der Stadt Freiburg, 1937; Freiburger Urkundenbuch, bearb. v. Hefele, F., Bd. 1ff. 1938ff.; Gerber, H., Der Wandel der Rechtsgestalt der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau, (1957); Aus der Geschichte der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät zu Freiburg im Breisgau, hg. v. Wolff, H., 1957; Knoche, H., Ulrich Zasius und das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1957; Freiburg im Breisgau, hg. v. statistischen Landesamt Baden-Württemberg, 1965; Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Schlesinger, W., Das älteste Freiburger Stadtrecht, ZRG GA 83 (1966), 63; Heinemeyer, W., Der Freiburger Stadtrodel, ZRG GA 83 (1966), 116; Nehlsen, H., Die Freiburger Familie Snewlin, 1967; Sauter, H., Studien zum mittelalterlichen Privatrecht der Stadt Freiburg, 1969; Brandl, H., Der Stadtwald von Freiburg, 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger Gründungsurkunde aus dem Jahr 1120?, 1973; Nüwe Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg, hg. v. Köbler, G., 1986, 2. A. 2008 (Internet http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Nuewe­StattrechtenundStatutenFreiburgimBreisgau1520.pdf); Köbler, G., Mercatores personati, (in) FS L. Carlen, 1989, 157; Nasall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Die Freiburger Universität in der Zeit des National­sozialismus, hg. v. John, E. u. a., 1991; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der Zähringer, 1991; Speck, D., Die vorderösterreichischen Landstände, Bd. 1f. 1994; Freiburg 1091-1120. Neue Forschungen zu den Anfängen der Stadt, hg. v. Schadek, H. u. a., 1995, 2. A. 2001; Geschichte der Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 1ff. 1996, 2. A. 2001; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit, 2001; Bubach, B., Richten, Strafen, Vertragen, 2005; Speck, D., Eine Universität für Freiburg, 2006; Hollerbach, A., Jurisprudenz in Freiburg, 2007; Hundertfünfzig Jahre Amtsgericht Freiburg, hg. v. Kummle, T., 2007

Freiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) im Üchtland wird 1157 von Herzog Berthold IV. von Zähringen gegründet. An dem 28. 6. 1249 erhält es von den Grafen von Kyburg (1218) eine (erneuerte) Stadtrechtsurkunde. 1277 wird es von Habsburg gekauft. 1452 fällt es an Savoyen. 1478 wird es freie Reichsstadt. 1481/1502 tritt es der Eidgenossenschaft der Schweiz bei. 1763 wird eine Rechtsschule geschaffen, die 1889 in einer neuen Universität aufgeht.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Welti, F., Beiträge zur Geschichte des älteren Stadtrechtes von Freiburg im Üchtland, 1908; Vevey, B. de, Les sources du droit du canton de Fribourg, 1932; Vevey, B. de, Le droit de Bulle, 1935; Das Notariatsformularbuch des Ulrich Manot, hg. v. Bruckner, A., 1958; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,449, 3,2,1898; Geschichte des Kantons Freiburg, 1981; Carlen, L. u. a., Hundert Jahre Rechts- und Wirtschaftsgeschichte, 1982; Histoire de l’université de Fribourg/Suisse, hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1ff. 1991; Pahud de Mortanges, R./Siffert, R., Das Zivilgesetzbuch für den Kanton Freiburg, (in) Freiburger Zeitschrift für Rechtsprechung 3 (1998), 247ff.; Die Freiburger Handfeste von 1249, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Utz Tremp, K., Fiat littera ad dictamen sapientum, 2012

Freidorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1510 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1515 [RhW. II 1 S. 176] in 6 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google als Ortsname belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) freies und damit reichsunmittelbares Dorf in dem Heiligen römischen Reich, das von dem Mittelalter bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) immer seltener wird

Freier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Adjektiv frei 8. Jh.) ist der nicht von einem anderen Menschen unmittelbar abhängige Mensch. In dem römischen Recht ist insbesondere der römische Bürger (lat. civis [M.] Romanus) frei. Für die Germanen ist es streitig, ob den Kern des einzelnen Volkes eine Vielzahl von Freien bildet. In dem Frühmittelalter stehen sich Adel, Freie, Halbfreie und Unfreie in den Volksrechten vielfach gegenüber, doch ist unklar, wie groß die Zahl der Freien in der wirtschaftlich zunehmend von der →Grundherrschaft gekennzeichneten Gesell­schaft ist. Die zeitweise allgemeiner angenommene Lehre von den Königsfreien sieht in den Freien geradezu Abhängige des Königs. In dem Hochmittelalter erwächst für den Bürger der Stadt und vielfach auch den Rodungssiedler eine neue Freiheit (→Stadtluft macht frei, Luft macht frei). In dem frühen 19. Jahrhundert verschafft die Bauernbefreiung (Preußen Edikt von dem 9. 10. 1807 die persönlichen Ver­hältnisse der Landbewohner betreffend) allgemeine Freiheit. Damit ist der Begriff des besonderen Freien entbehrlich.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 68, 71, 87, 98; Köbler, WAS; Heck, P., Die Gemeinfreien der karolingischen Volksrechte, 1900; Heck, P., Der Sachsenspiegel und die Stände der Freien, 1905; Molitor, E., Die Stände der Freien in Westfalen und der Sachsenspiegel, 1910; Schweikert, E., Die deutschen edelfreien Geschlechter des Berner Oberlandes, 1911; Ernst, V., Mittelfreie, ZRG GA 41 (1920), 410; Diehl, A., Die Freien der Weibelhube und das Gericht der Siebzehner, (in) Zs. f. württembergische Landesgeschichte 7 (1943), 209; Bosl, K., Frühformen der Gesellschaft im mittelalterlichen Europa, 1964; Wittmann, R., Die Körperverletzung an Freien im klassischen römischen Recht, 1972; Köbler, G., Zur Lehre von den Ständen in fränkischer Zeit, ZRG 89 (1972), 171; Schmidt-Wiegand, R., Fränkische und franko-lateinische Bezeichnungen für soziale Schichten, 1972; Müller, W., Freie Gotteshausleute, ZRG GA 92 (1975), 89; Köbler, G., Die Freien im alemannischen Recht, (in) Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978, 38; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Die abendländische Freiheit, hg. v. Fried, J., 1991

Freie Rechtsschule (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Freirechtsschule, F.) ist die von wenigen unterschiedlichen Forschern bzw. Gruppen vor allem zwischen 1903 und 1914 geprägte Richtung (Schule) der Rechtswissenschaft (Ernst Stampe [1856-1942], Unsere Rechts- und Begriffsbildung, 1907, Freirechtsbewegung, 1911, Ernst Fuchs [1859-1929], Die Gemeinschädlichkeit der konstruktiven Jurisprudenz, 1907, Eugen →Ehrlich [1862-1922], Freie Rechtsfindung und freie Rechtswissenschaft, 1903, H. U. Kan­torowicz [1877-1940]), die davon ausgeht, dass die einzelne Fallentscheidung des Richters nicht auf logisch-ver­standesmäßiger Unterord­nung (Sub­sumtion) des Sachver­halts unter den Tatbestand der Norm, son­dern in Wahrheit auf dem Rechtsgefühl des oder der für die Entscheidung zuständigen Menschen beruhe. Deshalb dürfe und müsse der Richter von dem Gesetz abweichen, sobald dieses bei bloßer Sub­sumtion zu ungerechten Ergeb­nissen führen würde, und das lebende Recht nach Maßgabe des Sozialverhaltens in der Gesellschaft feststellen. Seine Aufgabe be­stehe mehr in der an dem allgemeinen Wohl aus­gerichteten Gesellschaftsgestaltung (Rechts­schöpfung) als in der strengen Norm­anwendung. Diese Ansich­ten setzen sich vor allem wegen der durch die Gewaltenteilung und damit die Verfassung vorgegebenen eingeschränkten Aufgabe und Zuständigkeit des Richters nicht wirklich durch. →Freirechtsbewegung (um 1912)

Lit.: Kanigs, H., 25 Jahre Freirechtsbewegung, 1932; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Riebschläger, K., Die Freirechtsbewegung, 1968; Moench, D., Die methodo­logischen Bestrebungen der Freirechtsbewegung, 1971; Fuchs, E., Gesammelte Schriften, Bd. 1ff. 1970ff.; Muscheler, K., Relativismus und Freirecht, 1984; Rückert, J., Autonomie des Rechts in historischer Perspektive, 1988; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 9. A. 2001, 10. A. 2005; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit, 1996; Bartels-Ishikawa, A., Theodor Sternberg, 1998; Depping, A., Das BGB als Durchgangspunkt, 2002; Vogl. S., Soziale Gesetzgebungspolitik, 2003; Rückert, J., Vom „Freirecht“ zur freien „Wertungsjurisprudenz“, ZRG GA 125 (2008), 199

Freie Stadt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von der ursprünglich bestehenden Herrschaft des Bischofs frei (und damit reichsunmittelbar) gewordene Stadt (Re­gensburg 1255-1800, Straßburg 1263-1681, Speyer 1294-1801, Worms 1247/73-1801, Mainz 1244/1331-1462, Köln 1288/1475-1801, Bremen 1541/1646, Ham­burg 1510-1768, Bescançon 1290/1364-1648, Metz 1180/1210-1552, Toul 1271/1278-1552, Verdun 1156-1552, Cambrai 12. Jahrhundert-1552) des Heiligen römischen Reiches. Die Benennung als freie Stadt wird seit der Mitte des 14. Jahrhunderts, die Benennung als (freie) Reichsstadt an dem Ende des Mittelalters üblich.

Lit.: Arnold, W., Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte, 1854; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967; Möncke, G., Bischofsstadt und Reichsstadt, 1971; Heinig, P., Reichsstädte, freie Städte und Königtum 1389-1450, 1983

Freigelassener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Adjektiv freigelassen - nicht und in DW2 in dem 12. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] libertus) ist der von seinem Herrn durch Rechtsgeschäft mit der Freiheit begabte Unfreie. Der Freigelassene ist in dem römischen Recht rechtsfähig, verbleibt aber unter einer Schutzgewalt (Patronat mit gewisser Abhängigkeit) des bisherigen Herrn. Auch in dem mittelalterlichen Recht steht der Freigelassene dem Freigeborenen nicht in jeder Hinsicht gleich.

Lit.: Kaser §§ 16 II, 58, 62, 66, 69; Söllner §§ 8, 12, 14; Hübner; Köbler, DRG 21, 35, 68, 78, 88, 98; Sohm, R., Die liberti der altgermanischen Zeit, ZRG GA 21 (1900), 20; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges barbarorum, 1991; Mihailescu-Birliba, L., Les affranchis dans les provinces romaines d’illyricum, 2006; Barschdorf, J., Freigelassene in der Spätantike, 2012

Freigericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1405 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Winterswick/Lindner, Veme 333] in 41 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für ein in dem (ersten) Deutschen Reich und dem Heiligen römischen Reich von dem Reich abgeleitetes Gericht (bzw. Gebiet eines solchen Gerichts).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Thudichum, F., Geschichte des freien Gerichts Kaichen, 1858; Herold, F., Gogerichte und Freigerichte in Westfalen, 1909; Müller, W., Das Freigericht Thurlinden, (in) Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte 103 (1966); Hardt-Friederichs, F., Das königliche Freigericht Kaichen, 1975 (mit etwa einem Dutzend Dörfern, 1293 erstmals erwähnt)

Freigraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1398 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1186 in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Graf eines Freigerichts

Freigrafschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [Seibertz, UB. I 343] in 15 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Freigraf 1186 bzw. 1398) ist eine in verschiedenen Teilen des (ersten) Deutschen Reiches und Heiligen römischen Reiches seit dem 12. Jahrhundert auftretende Art der Grafschaft, deren Herkunft ungeklärt ist. Sie ist vielfach mit der Hochgerichtsbarkeit verknüpft. In Westfalen entsteht aus der Freigrafschaft die →Feme.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Brode, R., Freigrafschaft und Vehme, 1886; Herold, F., Gogerichte und Freigerichte in Westfalen, 1908; Waas, A., Zur Frage der Freigrafschaften, vornehmlich in der Wetterau, ZRG GA 38 (1917), 146; Hömberg, A., Grafschaft, Freigrafschaft und Gografschaft, 1949; Metz, W., Studien zur Grafschaftsverfassung Althessens, ZRG GA 71 (19545), 167; Hömberg, A., Die Entstehung der westfälischen Freigrafschaften, 1953

Freigut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1289 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 44 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in unterschiedlicher Weise freie Gut.

Lit.: Wilde, M., Die Ritter- und Freigüter in Nordsachsen, 1997

Freihafen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1769 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1789 [QHambSchiffahrt 393] in 1 Stelle und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der außerhalb des Zollgebiets liegende Hafen (Hamburg 1789).

Freiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Möglichkeit der unein­geschränkten Entfaltung (des Menschen). Für viele Menschen besteht von der Bildung umfangreicherer Gesellschaften an bis in das 19. Jahrhundert keine Freiheit, weil sie nicht dem Stand der →Freien (oder des Adels) angehören, was von grundsätzlich sehr großer Bedeutung ist. Andere erlangen durch Privileg einzelne besondere Freiheiten. In England ist bereits 1215 in der (lat.) Magna Charta (F.) Freiheit vor allem der Schutz (zunächst vor allem der Barone) vor rechtswidriger Verhaftung. (ähnlich Habeas-Corpus-Akte von 1679). Von hier aus fordert John Locke (1632-1704) Leben, Freiheit und Eigentum als unveräußerliche Rechte ein. Erst in der französischen Revolution des Jahres 1789 aber setzt sich unter dem Einfluss der Aufklärung der politische Gedanke einer allgemeinen Freiheit (franz. liberté) des Menschen durch (, die vermutlich in einem vorgeschichtlichen Urzustand ohne weiteres bestand). Umstritten ist die Erklärung der Freiheit als eines Zustands des von einem Herrn Geschütztseins. Die Privatrechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts geht von einer Freiheit in Grenzen aus.

Lit.: Kaser § 16; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 425; Köbler, WAS; Hölzle, E., Die Idee einer altgermanischen Freiheit vor Montesquieu, 1925; Keller, R. v., Freiheitsgarantien für Person und Eigentum im Mittelalter, 1933; Tellenbach, G., Libertas, 1936, Neudruck 1996; Voltelini, H. v., Der Gedanke der allgemeinen Freiheit in den deutschen Rechtsbüchern, ZRG GA 57 (1937), 182; Otto, E., Adel und Freiheit, 1937; Waas, A., Die alte deutsche Freiheit, 1939; Njeussychin, A., Der Freiheitsbegriff im Edikt des Rothari, ZRG GA 66 (1948), 66; Mayer-Maly, T., Zur Rechtsgeschichte der Freiheitsidee in Antike und Mittelalter, (in) Z. f. öff. Recht 6 (1954), 425; Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte, hg. v. Mayer, T., 1955, 4. unv. A. 1981; Roche, J., Libertés publiques, 1968, 12. A. 1997, 14. A. 2002; Reibstein, E., Volkssouveränität und Freiheitsrechte, Bd. 1f. 1972; Hunke, H., Germanische Freiheit im Verständnis der deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichtsschreibung, Diss. jur. Göttingen 1972; Immink, P., La liberté et la peine, 1973; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981; Pleister, W., Persönlichkeit, Wille und Freiheit im Werk Iherings, 1982; Chaimowicz, T., Freiheit und Gleichheit im Denken Montesquieus und Burkes, 1985; Schott, C., Freiheit und libertas, ZRG GA 104 (1987), 84; Battisti, S., Freiheit und Bindung, 1987; Grund- und Freiheitsrechte, hg. v. Birtsch, G., 1987; Lübtow, U. v., Die Freiheit, 1988; Die abendländische Freiheit, hg. v. Fried, J., 1991; Fairén-Guillen, V., Die rechtlichen Mittel gegen Angriffe und Eingriffe in die persönliche Freiheit, ZRG GA 109 (1992), 335; Maier, H., Das Freiheitsproblem in der deutschen Geschichte, 1992; Birtsch, G. u. a., Grundfreiheiten, Menschen­rechte 1500-1850, Bd. 1ff. 1991f.; Klementowski, M., Studia nad kszałtowaniem się gwarancji ochrony wolności osobistej w państwie niemieckim (10-14 wiek) (Studien zur Entstehung der Freiheitsgarantien für die Person im deutschen Staat) (10.-14. Jahrhundert), 1994; Gesellschaftliche Freiheit und vertragliche Bindung, hg. v. Kervégan, J. u. a., 1998; Cafagna, E., La libertà, 1998; Kukk, A., Verfassungsgeschichtliche Aspekte zum Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit, 2000; Hofer, S., Freiheit ohne Grenzen? 2001; Schneider, R., Appetitus libertatis – Mittelalterliches Freiheitsstreben ZRG 119 (2002), 27; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003; Altes Reich und Neues Recht, hg. v. Schmidt-von Rhein, G., 2006; Rückert, J., Frei und sozial als Rechtsprinzip, 2006; Binkelmann, C., Theorie der praktischen Freiheit, 2007; Wirsching, A., Der Preis der Freiheit, 2012; Wehrs, N., Protest der Professoren. Der „Bund Freiheit der Wissenschaft“, 2014; Freiheit als Rechtsbegriff, hg. v. Kaufmann, M. u. a., 2016; Würtenberger, T., Symbole der Freiheit – Zu den Wurzeln westlicher politischer Kultur, 2017; Oppelt, M., Gefährliche Freiheit – Rousseau, Lefort und die Ursprünge der radikalen Demokratie, 2017; Leutheusser-Schnarrenberger, S., Angst essen Freiheit auf, 2019

Freiheit (F.) der Meere (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die Freiheit der Nutzung der Meere beispielsweise für Schifffahrt oder Fischfang. Sie wird an dem Beginn der Neuzeit in dem allgemeinen Wetteifer um Macht und Reichtum zu einer Rechtsfrage zwischen den europäischen Großmächten. Dabei nimmt die rechtswissenschaftliche Literatur teils für Holland (Hugo Grotius 1609), teils für Portugal oder für England Partei. Seit dem frühen 18. Jahrhundert entstehen Grundsätze über die Rechte der Uferstaaten, während in der Gegenwart das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen von dem 10. 12. 1982 (1994 in Kraft) entscheidend ist.

Lit.: Davenport, G., European Treaties, 1917; García Arias, L., De la libertad de los mares, 1946; Fahl, G., Der Grundsatz der Freiheit der Meere, 1969; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007

Freiheitsberaubung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1815 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der rechtswidrige Entzug der körperlichen Bewegungsfreiheit eines Menschen durch einen anderen Menschen oder eine andere Person.

Freiheitsrechte (Wort Freiheitsrecht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1666 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N. [Pl.]) ist die Gesamtheit der Rechte des Menschen auf Freiheit in der Entfaltung seiner Persönlichkeit in bestimmter Hinsicht. Die Freiheitsrechte werden auf Grund der gegen den Absolutismus gerichteten Aufklärung seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Schutzrechte des Einzelnen gegenüber dem Staat verstärkt anerkannt. Seit etwa 1780 werden Freiheits­kataloge erstellt. Sie betreffen beispielsweise die Meinung, die Presse, die Lehre, das Gewissen, die Religion oder die Versamm­lung.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Neumann, F., Freiheitsrechte in Deutschland, 1957; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981; Weitzel, J., Das Reichskammer­gericht und der Schutz von Freiheitsrechten, (in) Die politische Funktion des Reichskammergerichts, 1993, 157; Krug, G., Die Entwicklung ökonomischer Freiheitsrechte, 1995

Freiheitsstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1815 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Entzug der körperlichen Bewegungsfreiheit durch Zuwei­sung von Zwangsaufenthalt in Haftanstalten bestehende Strafe. Sie ist in dem römischen Altertum nur als Begleitfolge anderer Strafen bedeutsam (D. 48. 19. 8. 9) und begegnet auch in dem Frühmittelalter kaum. Erst in dem 14. Jahrhundert gewinnt sie als Gefängnis (wohl nicht zuletzt auf Grund des Zuwachses wirtschaftlicher Mittel für öffentliche Bauwerke) in den Städten (Brünn bereits 1243) vielleicht in Anlehnung an Kloster und Spital an Bedeutung. In der Constitutio Criminalis Carolina (1532) wird sie ersatzweise bei kleinem Diebstahl angedroht (Art. 101) und als sichernde Maßnahme vorgesehen (Art. 176, 195). Seit dem 16. Jahrhundert werden in England (Schloss Bridewell bei London 1555) und dann in den Niederlanden (Amsterdam 1595) aus reli­giöser Fürsorge Häuser errichtet, in denen zunächst Bettler und Arbeitsflüchtlinge und später auch Straftäter durch Zwangs­erziehung zu Arbeit angehalten werden können (Bremen 1609, Lübeck 1613, Hamburg 1622, Danzig 1629). In dem ausgehenden 17. Jahrhundert wird das Zuchthaus (Erziehungshaus) allgemein als sinnvoll anerkannt. In dem 18. Jahrhundert (1721) werden in Preußen dort auch Straftäter untergebracht. 1776 wird in Philadelphia die nächtliche Trennung der Gefangenen angestrebt. 1777 veröffentlicht John Howard eine Aufsehen erregende Studie über den (sehr schlechten) Zustand der Gefängnisse in Europa. An dem Ende des 18. Jahrhunderts werden Arbeitshaus (für Bettler und Müßiggänger) und Zuchthaus (für Verurteilte) getrennt. Vielleicht erst in dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wird die Freiheits­entziehung voll als eigenständige Stra­fen­gruppe dem Strafensys­tem eingeord­net. In England wird 1842 das erste Zellengefängnis errichtet. Danach wird die Freiheitsstrafe (unter Zu­rück­treten der Todesstrafe und Leibesstrafe) bis in das 20. Jahrhundert zu der vorherrschenden Strafe, die später jedenfalls hinsichtlich der Zahl aus einleuchtendem Grund hinter der Geldstrafe zurücktritt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 119, 158, 205, 236, 265; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Schmidt, E., Entwicklung und Vollzug der Freiheitsstrafe in Brandenburg-Preußen, 1915; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Doleich von Dolsberg, F., Die Entstehung der Freiheitsstrafe, 1928, Neudruck 1970; Hippel, R. v., Die Entstehung der modernen Freiheitsstrafe, 1932; Krebs, A., Freiheitsentzug, hg. v. Müller-Dietz, H., 1978; Kröner, W., Freiheitsstrafe und Strafvollzug, 1988; Kleinheyer, G., Freiheitsstrafen, ZRG GA 107 (1990), 102; Stapenhorst, H., Die Entwicklung des Verhältnisses von Geldstrafe zu Freiheitsstrafe seit 1882, 1993; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999; Schidorowitz, M., H. B. Wagnitz und die Reform des Vollzugs, 2000; Bretschneider, F., Gefangene Gesellschaft, 2008; Schäfer-Richter, U., Hinter Schloss und Riegel – An der Wiege zur Freiheitsstrafe – das „Zucht- und Tollhaus“ zu Celle in seinen Gründungsjahren (1706-1732), 2018

Freiherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt, 1359 Ulmisches Urkundenbuch 2, 2 Nr. 549 – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1336? [GöttingenUB. I 128] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der unter dem Grafen stehende niedere Adelige (beispielsweise Reichsritter), dem seit dem späten 17. Jahrhundert Baron entspricht.

Lit.: Roth von Schreckenstein, K. Frhr. v., Der Freiherrentitel, 1888; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005

Freijahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1523 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1667 [ÖLOProt. 109] in 14 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) beispielsweise von Abgaben freies Jahr (sachlich seit dem 12. Jahrhundert, antike Vorbilder in dem Alten Testament der Bibel)

Lit.: Reglement, wie es wegen der Frey-Jahre Vor die Abgebrandte und Neuanbauende auf dem platten Lande im Herzogthum Magdeburg gehalten werden soll, 1730

freilassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 12. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1130 [Pfaffe Konrad] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bewusst Freiheit gewähren

Freilassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 - als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in verschiedenen Bedeutungen ab 1479 bzw. 1631 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb freilassen 12. Jh., lat. [F.] manumissio) ist in der ständischen Gesellschaft das Rechtsgeschäft, durch das der Unfreie aus der Unfreiheit entlassen wird, daneben auch die Beendigung eines Freiheitsentzugs. Das römische und das mittelalterliche Recht kennen verschiedene Formen der Freilassung (→mancipatio, Schatzwurf, Speergedinge, Freilassungsbrief). Der Freige­lassene steht dem Freigeborenen nicht in jeder Hinsicht gleich.

Lit.: Kaser § 16 I; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 21, 57, 71, 88; Fournier, M., Essai sur les formes et les effets de l’affranchissement, 1885; Goldmann, E., Beiträge zur Geschichte der germanischen Freilassung durch Wehrhaftmachung, 1904; Fabbrini, F., La manumissio in ecclesia, 1965; Nitschke, A., Die Freilassung, ZRG GA 99 (1982), 220; Štaerman, E., Sklaverei und Freilassung in der griechisch-römischen Welt, 2009

Freimarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1360 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1240 [Liesegang, Rees 102], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), freier Markt

Lit.: Lautenschläger, K., Der Freimarkt, Diss. jur. Frankfurt am Main 1958

Freimaurer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1733 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das einzelne Mitglied und die Gesamtheit einer in dem 18. Jahrhundert entwickelten, sich entsprechend den menschlichen Eigenheiten gegenseitig fördernden und seitdem international verbreiteten Vereinigung, die unter Achtung der Würde des Menschen für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt, den einzelnen Menschen vervollkommnen will, aber keine ethischen Lehrsätze aufstellt, weil sittliche Regeln sich ständig wandeln. Mitglied kann man nur durch Aufnahme werden, die in die Regeln einführt. Deswegen hat sich um die Freimaurer ein Mythos des Geheimbunds gebildet, der aber sachlich (wohl) nicht gerechtfertigt ist und die Mitglieder zu größtmöglicher Offenheit bzw. Transparenz veranlassen sollte.

Lit.: Aufklärung und Geheimgesellschaften, hg. v. Reinalter, H., 1989; Dosch, R., Deutsches Freimaurerlexikon, 1999, 2. A. 2011; Schuster, J., Freimaurer und Justiz in Norddeutschland unter dem Nationalsozialismus, 2007; Wistinghausen, H. v., Freimaurer und Aufklärung im russischen Reich, 2015; Huber, J., Mythos Freimaurer, 2017; Freimaurerei – Geheimnisse – Riuale – Symbole, hg. v. Reinalter, H., 2017; Reinalter, H., Freimaurerei, Politik und Gesellschaft. Die Wirkungsgeschichte des diskreten Bundes, 2018; Berger, J., Mit Gott, für Vaterland und Menschheit?, 2020

Freirechtsbewegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, um 1912, F.) →freie Rechtsschule

Lit.: Riebschläger, K., Die Freirechtsbewegung, 1968

Freischöffe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1439 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [DortmStat. 99] in 22 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schöffe an dem Freigericht, dessen Zahl auf bis zu 15000 bis 30000 geschätzt wird. →Feme

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Freising (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Sitz eines um 738 von Bonifatius in Bayern eingerichteten Bistums, das als Hochstift 1220 reichsunmittelbar wird. Nach Freising benannt ist das zu dem eigenen Gebrauch des in einer Münchener Urkunde von dem 14. 8. 1319 erwähnten Fürsprech Rup­precht (von Freising) 1328 geschaffene, in 13 (beziehungsweise noch 10) Handschriften überlieferte, (zu etwa einem Drittel) auf dem so genannten Schwaben­spiegel (um 1275), daneben auf Augsburger Stadtrecht (1276/1281) und bayerischem Landfrieden von 1300 auf­bauende (Freisinger) →Rechts­buch, das in 278 Artikeln vorwiegend Strafrecht und Pflichten des Fürsprechers behandelt. Es wird bald (vor 1359) von dem oberbayerischen Land­recht (1335/1346) ver­drängt.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/FreisingerRechtsbuch1328.pdf; Knapp, H., Das Rechtsbuch Ruprechts von Freising, 1916; Freisinger Rechtsbuch, bearb. v. Claußen, H., 1941; Stahleder, H., Hochstift Freising, 1974; Mass, J., Das Bistum Freising, 1986; Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und das Vermessungsamt am Domberg in Freising am 21. 7. 1989, zusammengestellt v. Gössl, H., 1989; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 58; http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/­hsta-freisingertraditionen/; Ehlers, J., Otto von Freising, 2013

Freistaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1723 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1768 [Fäsi I 62, 1774 Kluge18 217] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Lehnschöpfung für lat. (F.) res publica (engl. 1646 free state). 1731 bezeichnet J. Moser die Schweiz als Freistaat. Als Freistaat in Deutschland benennen sich (1848 Lübeck und seit 1918) Bayern, Sachsen und Thüringen.

Lit.: Dornheim, A., Entwicklung und Bedeutung des Be­griffes Freistaat, 2001

Freistatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1606 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1737 [Fuhrmann, Öst. IV 739] in 12? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) freie Stätte beispielsweise von Straf­verfolgung freier Asylort

Freistuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1279 [WestfUB. III 555 liberam sedem] in 27 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Freigericht

Lit.: Fricke, E., Die westfälische Veme, 2002

Freiteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1429 [Steintal/StraßbBezArch.] in 3? Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Seelteil) ist der seit dem Altertum von der christlichen Kirche (beispielsweise Augustinus 354-430) vielleicht aus heidnischen Kult­bräuchen und philosophischen Gerechtigkeits­vorstellungen oder auch allgemeinverständlichen Begehrlichkeitsvorstellungen allmählich als Kindesteil oder fester Bruchteil (beispielsweise Drittel, Fünftel) geforderte Anteil an jedem Erbe. Er wird in dem Frühmittelalter (außer bei Sachsen und Thü­rin­gern) übernommen (lat. donatio [F.] reservato usufructu, donatio post obitum) und bil­det unter allmählicher Erweiterung auf sons­tige Begünstigte und Entfall mancher Ein­schränkungen einen wichtigen Ansatz­punkt für die Zu­rückdrängung des Anrechts der nächsten Ver­wandten auf das Erbe nach einem Erbfall. An dem Ende des Mittelalters besteht allgemeine und grundsätzliche, vielfach aber tatsächlich nicht genutzte Testierfreiheit.

Lit.: Köbler, DRG 89; Gál, A., Totenteil und Seelteil nach süddeutschen Rechten, ZRG GA 29 (1908), 225; Schultze, A., Der Einfluss der Kirche auf die Entwicklung des germanischen Erbrechts, ZRG GA 35 (1914), 75; Schultze, A., Augustin und der Seelteil des germanischen Erbrechts, ZRG GA 50 (1930), 1928; Bruck, E., Kirchenväter und soziales Erbrecht, 1956

Freiung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [SteirGBl. 1 1880 113] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Freimachung, Ort von Freimachung

freiwillig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1375 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [MansfeldKlUB. 435] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) freien Willen des Menschen betreffend

Freiwillige Gerichtsbarkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Adjektiv freiwillig 1302 bzw. 1375, Gerichtsbarkeit 1520, Bestandteile über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist (als Teil der →Gerichtsbarkeit) eine staatliche Orga­ni­sation und ein staatliches Verfahren zu  amt­licher Hilfe in privatrechtlichen Angelegen­heiten. Die freiwillige Gerichtsbarkeit schließt an den Ausdruck (lat. iurisdictio [F.] voluntaria) der jus­tinianischen Digesten (D. 1, 16, 2 principium) an. Sie erwächst aus dem Gedanken herr­schaftlicher Fürsorge, aber auch Kontrolle seit dem Hochmit­tel­alter vor allem in Nach­lasssachen, Vor­mund­schaftssachen, Beur­kundungs­sach­en, Liegen­schafts­rechtsüber­tragungen und Auf­geboten. Zuständig werden in Anlehnung an streitige Verfahren die Gerichtsbarkeit, ver­schiedene Verwaltungsbe­hörden und die Notare. All­gemeine Vorschriften bringen in zunehmendem Umfang nach Reichs­po­lizeiordnungen von 1548 und 1577 die Hypothekenordnung Preußens von 1783, die preußische All­gemeine Gerichtsordnung (1793), das ös­ter­reichische Gesetz über das Verfahren in Außerstreitsachen von 1854 (geändert 2003/2005) und das deutsche Reichsgesetz über Angelegenheiten der freiwilligen Ge­richts­­barkeit (17. 5. 1898, jüngere Neuregelung in FamFG).

Lit.: Köbler, DRG 184, 292; Claproth, J., Primae lineae jurisprudentiae extrajudicialis, 1759; Oesterley, F., Versuche aus dem Gebiete der sog. freiwilligen Gerichtsbarkeit, 1830; Puchta, W., Handbuch des gerichtlichen Verfahrens in Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, 1821, 2. A. 1831f.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1879; Ott, E., Geschichte und Grundlehren des österreichischen Rechtsfürsorge­verfahrens, 1906; Hofmann, K., Die freiwillige Gerichtsbarkeit (jurisdictio voluntaria) im kanonischen Recht, 1929; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 173; Jansen, P., Wandlungen im Verfahren der freiwilligen Gerichts­bar­keit, 1964; Brehm, N., Freiwillige Gerichtsbarkeit, 2. A. 1993; Außerstreitverfahren, 1996; Außerstreit­verfahren zwischen 1854 und 2005, hg. v. Rechberger, W., 2006; Wanke, H., Zwischen geistlichem Gericht und Stadtrat, 2007; Freiwillige Gerichtsbarkeit und Zivilprozess 2 (1925-1942), hg. v. Schubert, W., 2013; Schmitt, S., Die Herausbildung der freiwilligen Gerichtsbarkeit in Deutschland, 2014

Freiwilligkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1599 [NÖLREntw. II 13 § 1] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) freiwilliges Handeln

Freizeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1823 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen frei zeit - Bär, Koblenz 99 1400 – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) frei gestaltbare Lebenszeit eines Menschen in der arbeitsteiligen Industriegesellschaft

freizügig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1452 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1491 [FürstenbUB. IV 115 in 7 Stellen zu Aargau, Brugg, Rheinfelden, Nassau, Fürstenberg und Baden) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) frei, ungehindert

Freizügigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1722 [MittBirkenf. 3 1929 55] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv freizügig 1452) ist das Recht der freien Ortsveränderung (Abzugsfreiheit, Zuzugs­frei­heit, Aufenthaltsfreiheit). Freizügigkeit besteht nicht für Unfreie und bei fehlendem Zu­zugsrecht. Der →Augsburger Religions­friede von 1555 gewährt Abzugsfreiheit (für Andersgläubige) gegen Zahlung von Abzugsabgaben, das Allge­meine Landrecht Preußens (1794) das Recht zu freier Auswanderung, die Deutsche Bundesakte (1815) Freizügigkeit innerhalb des Bundes­gebiets, die Verfassung von 1848/1849 (Art. 133) Niederlassungsfreiheit innerhalb des Reichs­gebiets und Auswande­rungsfreiheit (1867 Gesetz über die Freizü­gigkeit). In den Europäischen Gemeinschaften bzw. in der Europäischen Union gilt die von dem Europäischen Gerichtshof bejahte und in dem Vertrag von Maastricht von dem 7. 2. 1992 politisch geregelte Freizügigkeit der Ar­beit­neh­mer bzw. die Niederlassungsfreiheit für die Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Möhlenbruch, R., Freier Zug, 1977; Scheuner, U., Die Auswanderungsfreiheit, (in) FS R. Thoma 1950, 199; Neubürger im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R., 2002; Freedom of movement in the middle ages, hg. v. Horden, P., 2007; Stewen, S., Die Entwicklung des allgemeinen Freizügigkeitsrechts der Unionsbürger, 2011

fremd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 38, II 77] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unbekannt, andere

Fremdbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv fremd 8. Jahrhundert, Besitz in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 belegt) ist der das Eigentum eines anderen an einer Sache anerkennende Besitz (beispielsweise des Mieters, nicht des Diebes). Fremd­besitzer ist, wer eine Sache als nicht ihm gehörig besitzt. Gegensatz des Fremdbesitzes ist der Eigenbesitz (beispielsweise des Eigentümers oder des Diebes). In dem römischen Recht ist an Fremdbesitz keine Rechtserwerbswirkung und kein Be­sitzschutz des Prätors geknüpft (beispielsweise für Mieter, Entleiher, Verwahrer, Ausnahmen Erbpächter, Prekarist, Faustpfandgläubiger, Sequester).

Fremdbesitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der das Eigentum eines anderen an einer Sache anerkennende Besitzer. →Fremdbesitz

Fremder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 830 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) in dem Verhältnis zu einer Gemeinschaft von Menschen ist der Mensch, der nicht der Gemeinschaft angehört. Er ist rechtlos (Feind), kann aber als Gast in das Recht aufgenommen werden. In Rom entwickelt sich für den freien Nichtbürger (lat. [M.] peregrinus) das besondere (lat.) →ius (N.) gentium (Fremdenrecht). In dem Frühmit­telalter verbietet Kaiser Karl (der Große) 802, dem Fremden das Gastrecht vorzuenthalten. Die territoriale Rechtspartiku­larisierung des Hochmittelalters ist dem Fremden nicht günstig. Dagegen verlangt das frühneu­zeitliche Naturrecht die völlige Gleichstellung des Fremden mit dem Einheimischen und erfasst den Fremden grundsätzlich (Brunne­mann, J./Movius, F., De iure peregrinorum [Über das Recht der Fremden], Frankfurt an der Oder 1662, Dissertation). Als Folge des Erstarkens des Staates entsteht das Meldewesen. Der Nationalstaat des 19. Jahrhunderts lehnt Fremde grundsätzlich ab. 1871 werden alle Deutschen in dem (zweiten) Deutschen Reich zu Inländern. Der Nationalsozialismus Adolf Hitlers benachteiligt alle Fremdvölkischen grundsätzlich. Wegen des starken Zustroms von Fremden infolge oft ökonomisch motivierter internationaler Mobi­lisie­rung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden detaillierte Ausländergesetze nötig. →fremd

Lit.: Söllner §§ 6, 7, 8, 9; Hübner 83, 460; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 88, 120; Köbler, WAS; Bar, L. v., Das Fremdenrecht und seine volkswirtschaftliche Bedeutung, 1892; Frisch, H. v., Das Fremdenrecht, 1910; Isay, E., Das deutsche Fremdenrecht, 1923; Weizsäcker, W., Die Fremden im böhmischen Landrechte, ZRG GA 45 (1925), 206; L’Étranger, 1958; Scholla, P., Untersuchungen zur Rechtsstellung der Fremden in der Schweiz des 19. Jahrhunderts, Diss. jur. Freiburg i. Ü. 1987; Die Begegnung mit dem Fremden, hg. v. Schuster, M., 1996; Seiring, C., Fremde in der Stadt (1300-1800), 1999; Keechang, K., Aliens in Medieval Law, 2000; Fahrmeir, A., Citizens and Aliens, 2000; Lübke, C., Fremde im östlichen Europa, 2001; Cavallar, G., The rights of strangers, 2002; Gosewinkel, D., Einbürgern und Ausschließen, 2003; Der Fremde, hg. v. Dummer, J. u. a., 2004; Rici, C., Orbis in urbe, 2005; Schwanke, I., Fremde in Offenburg, 2005; Zuwanderungsland Deutschland, 2005; Strangers and Poor People, hg. v. Gestrich, A. u. a., 2009; Gammerl, B., Untertanen, Staatsbürger und andere, 2010; Fremde in der Stadt, hg. v. Bell, P. u. a., 2010; Raphael, L., Zwischen Duldung, Einbürgerung und Privileg, ZRG GA 129 (2012), 183; The Foreigner and the Law, hg. v. Achenbach, R. u. a., 2012; Fremd und rechtlos, hg. v. Coskun, A. u. a., 2014; Personnes déplacées, hg. v. Defrance, S. u. a., 2015 (mehr als 12 Millionen Displaced Persons an dem Ende des Zweiten Weltkriegs)

Freund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch und in DW2 863 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 5] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Feminimum Freundschaft 8. Jahrhundert) ist der einem Menschen innerlich nahestehende Mensch, viel­fach auch der Verwandte (Blutsfreund). Er ist gesellschaftlich von größerer Bedeutung als rechtlich.

Lit.: Reinhard, W., Freunde und Kreaturen, 1979; McGuire, B., Friendship and Community, 1988; Althoff, G., Verwandte, Freunde und Getreue, 1990; Garnier, C., Amicus amicis, inimicus inimicis, 2000; Seidel, K., Freunde und Verwandte, 2009; Rollinger, C., Amicitia sanctissima colenda, 2014

Freundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 152] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verbundenheit unter Menschen, Zuneigung zu anderen Menschen, früher auch Verwandtschaft

Lit.: Nötzold-Linden, U., Freundschaft, 1994

Frevel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1160 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [LAlam. I 2, 64, AhdGl. II 214, II 29] in rund 120 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem mittelalterlichen Recht die Waghalsigkeit, die eine Unrechtstat bedeuten kann und die sich daraus ergebende Rechtsfolge (Buße bzw. Geldstrafe).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, WAS; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 48, Neudruck 1964; Ruoff, W., Die Züricher Räte als Strafgericht, Diss. jur. Zürich 1941; Kretschmer, B., Der Grab- und Leichenfrevel, 2000

Friedberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Hessen wird nach keltischer, römischer und germanischer Besiedelung 1216 als Burg (staufische Reichsburg) und 1218 oder 1219 als Stadt (1257 als Reichsstadt bestätigt) genannt. Das Recht der Stadt stimmt mit dem Recht Frankfurts am Main weitgehend überein. 1802 fällt die Stadt, 1806 die Burg an Hessen. Seit 1834 bilden Stadt und Burg eine Gemeinde.

Lit.: Fertsch, W., Der Rat der Reichsstadt Friedberg, 1913, Schartl, R., Das Privatrecht der Reichsstadt Friedberg im Mittelalter, Diss. jur. Gießen 1987; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., 1997ff.; Hoos, H., Kehillah Kedoschah - Spurensuche, 2002, 2. A. 2009

Friedberg, Emil (Konitz 22. 12. 1837-Leip­zig 7. 9. 1910), Sohn eines 1824 von der jüdischen Religion zu der evan­ge­lischen Kirche übergetretenen Richters, wirkt nach Promotion (1861 Emil Ludwig Richter) und Habilitation (1862) als außerordentlicher Professor für Kirchenrecht, Staatsrecht und Handelsrecht in Halle (1865), Freiburg im Breisgau (1868) und als ordentlicher Professor in Leipzig (1869). Politisch tritt er für die Trennung von Staat und Kirche und die Aufsicht des Staates über die Kirche ein (Die Grenzen zwischen Staat und Kirche 1872). Bedeutsam sind seine kirchenrechts­geschichtlichen Editionen (→Corpus iuris canonici, 1879ff., Neudruck 1955, Quinque compilationes antiquae, 1882, Neudruck 1956, Canonessammlungen zwischen Gratian und Bernhard von Pavia, 1897, Neudruck 1958) und sein Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts (1879, 6. A. 1909). Er ist Anhänger der historischen Rechts­schule. S. Google

Lit.: Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 283

Friedberg-Scheer →Thurn und Taxis

Friede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 4 Viertel 8. Jahrhundert bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (Stelle nicht gefunden) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Zustand ungestörter Ordnung, in dem sich niemand der Gewalt bedient, um seine besonderen Interessen zu verwirklichen. Ob Friede unter Menschen außer als Ziel auch als Wirklichkeit jemals herrscht, ist wegen der egoistischen Grundausrichtung des individuellen Menschen fraglich. Der Friede innerhalb des Volkes lässt sich zunächst als Aufgabe aller Einzelnen vorstellen. Erst in dem Laufe des Mittelalters drängt der Staat mit Unter­stützung der Kirche (→Gottesfriede) die →Fehde durch die Durchsetzung des Ge­waltmonopols (→Strafrecht, →Polizeirecht) zurück. Außerhalb des Volkes bildet der →Krieg zweier oder mehrerer Völker den Gegensatz zu dem Frieden. Zu einer Beendigung des Krieges bedarf es grundsätzlich eines (völkerrechtlichen) Frie­densvertrags (beispielsweise Friede von Münster und Osnabrück 1648, mehr als 2000 Friedensverträge in Europa zwischen 1450 und 1789). Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist der Angriffskrieg zu Gunsten des Weltfriedens völkerrechtlich verboten, doch ist das Verbot gegenüber dem Mächtigen bisher nicht wirklich durchsetzbar.

Lit.: Köbler, DRG 84; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 543; Köbler, WAS; Osenbrüggen, E., Der Hausfrieden, 1863, Neudruck 1968; Rosenstock, E., Herzogsgewalt und Friedensschutz, 1910; Wilke, K., Das Friedegebot, 1911; His, R., Gelobter und gebotener Friede im deutschen Mittelalter, ZRG GA 33 (1912), 139; Schneider, B., Friedewirkung und Grundbesitz, 1913; Prutz, H., Die Friedensidee im Mittelalter, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. München, 1920; Nestle, W., Der Friedensgedanke in der antiken Welt, 1938; Wiesenthal, F., Die Wandlung des Friedensbegriffs, Diss. phil. München 1949; Raumer, K., Ewiger Friede, 1953; Achter, V., Über den Ursprung des Gottesfriedens, 1955; Hattenhauer, H., Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden für die Gesetzgebung in Deutschland, Diss. jur. Marburg, 1958; La Paix, 1961 (Recueils de la Société Jean Bodin 15); Dickmann, F., Der Westfälische Frieden und die Reichsverfassung, 1965; Weimann, K., Der Friede im Altenglischen, 1966; Åqvist, G., Frieden und Eidschwur, 1968; Justus, W., Die frühe Entwicklung des säkularen Friedensbegriffs, 1975; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfriede 1550-1600, 1976; Körner, T., Iuramentum und frühe Friedensbewegung, 1977; Duchhardt, H., Studien zur Friedensvermittlung in der frühen Neuzeit, 1979; Fisch, J., Krieg und Frieden im Friedensvertrag, 1979; Renna, T., The Idea of Peace, (in) Journal of Medieval History 6 (1980) 143; Hattenhauer, H., Pax et iustitia, 1983; Ermacora, F., Der unbewältigte Friede. St. Germain und die Folgen, 1989; Schildt, B., Der Friedensgedanke im frühneuzeitlichen Dorfrecht – Das Beispiel Thüringen, ZRG GA 107 (1990), 188; Hartmann, W., Der Friede im früheren Mittelalter, 1992; Ziegler, K., Völkerrechts­geschichte, 1994, 2. A. 2007; Erkens, M., Die französische Friedensgerichtsbarkeit, 1994; Träger und Instrumentarien des Friedens, hg. v. Fried, J., 1996; Tuck, R., The rights of war and peace, 1999; Suche nach Frieden, hg. v. Brieskorn, N. u. a., Bd. 1ff. 2000ff.; Howard, M., Die Erfindung des Friedens, 2001; Kamp, H., Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter, 2001; Koppe, K., Der vergessene Friede, 2001; Schmidt, K., Friede durch Vertrag, 2002; Frenz, B., Frieden, Rechtsbruch und Sanktion in deutschen Städten vor 1300, 2003; Irenik und Antikonfessionalismus im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Klueting, H., 2003; Frieden stiften, hg. v. Althoff, G., 2010; Raaflaub, K., Friedenskonzepte, (in) HZ 290 (2010), 593; Pax perpetua, hg. v. Schmidt-Voges, I. u. a., 2010; http://www.friedensver­trae­ge.de; Duchhardt, H., Frieden im Europa der Vormoderne, 2011; Frieden schaffen und sich verteidigen im Spätmittelalter, hg. v. Naegle, G., 2012; Frieden und Friedenssicherung in der frühen Neuzeit, hg. v. Braun, G. u. a., 2013 (Festschrift Lanzinner); Gotthard, A., Der liebe vnd werthe Fried, 2014; Bockel, R. v., Kurt Hiller und die Gruppe Revolutionärer Pazifisten (1926-1933), 2019; Rastatt 1714 und der Traum vom Frieden, hg. v. Fieg, O., 2019

Friedebann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besonders auf den Frieden abstellende Königsbann.

Friedel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 310, II 304, II, 406] in 7 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar?, M., F.) Geliebter, Geliebte, Ehegatte, (selten) Ehegattin

Friedelehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist (nach umstrittener Ansicht Herbert Meyers) die durch bloße Verein­barung der Brautleute (und Aufnahme einer auf Dauer angelegten Lebensgemein­schaft) geschlossene Ehe (des mittelalterlichen Rechtes), bei welcher der Mann in Gegensatz zu der Eheschließung unter Mitwirkung des Vaters der Braut keine Personengewalt (munt) über seine Friedel (Geliebte) gewinnt. Ihre tatsächliche Bedeu­tung ist ganz unsicher. Von der Kirche wird sie abgelehnt. Möglicher­weise geht die morganatische Ehe des Adels auf eine ähnliche Vorstellung zurück.

Lit.: Hübner 642; Meyer, H., Friedelehe und Mutterrecht, ZRG GA 47 (1927), 198; Haff, K., Das „Werven der echtinge“ des Friedelkindes, ZRG GA 53 (1933), 316; Köstler, R., Raub-, Kauf- und Friedelehe bei den Germanen, ZRG GA 63 (1943), 92; Meyer, H., Friedelehe und Mutterrecht, ZRG GA 47 (1927), 198; Ebel, E., Der Konkubinat nach altwestnordischen Quellen, 1993; Esmyol, A., Geliebte oder Ehefrau?, 2002

Friedensgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →fredus

Lit.: Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, 2003 (ungedruckt)

Friedensgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1772 bezeugt – nicht in EDEL – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in anderer Schreibweise Friedgericht in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [RegensbStat. 154] in 5 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Frieden anstrebendes Gericht, teilweise dem juge de paix Frankreichs angeglichen

Lit.: Erkens, M., Die französische Friedens­gerichtsbarkeit 1789-1814 unter besonderer Berücksichtigung der vier rheinischen Departements, 1994

Friedensgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 in dem 17. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [bei Faber, Staatskanzlei 109 S. 725] in 1 Stelle, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Frieden anstrebendes Gesetz →Landfriede

Friedensgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) auf Frieden angelegte Gesetzgebung →Landfriede

Friedensrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [MGConst. V 356] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Friedensgericht, Richter

Friedensvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1533 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der den Kriegszustand zwischen mehreren Staaten beendende, vor allem seit Beginn der Neuzeit formalisierte völkerrechtliche Vertrag an dem Ausgang eines Krieges (beispielsweise Friedensvertrag zwischen Ägyptern und Hethitern 1270 v. Chr., zwischen Rom und Karthago 201 v. Chr., von Troyes 1420, von Münster und Osnabrück 1648, von Nimwegen 1678/1679, von Rijswijk 1697, von Lunéville 1801, Vertrag von Versailles 1919, Vertrag von Saint Germain 1919).

Lit.: Fisch, J., Krieg und Frieden im Friedensvertrag, 1979; Zwischenstaatliche Friedenswahrung, hg. v. Duchhardt, H., 1991; Ziegler, K., Völkerrechts­ge­schich­te, 1994, 2. A. 2007; Peace treaties and international law, hg. v. Lesaffer, R., 2004

Friedhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 9./16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Otfrid III 25,6 frithof d. h. freithof] bzw. ab 1300 [Rockinger, Dm. 73] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Ort, an dem Menschen Tote be­statten. Die Totenbestattung ge­schieht anfangs nach unterschiedlichem Brauchtum (Hügel­gräber, Reihengräber­felder mit reichhaltigen Grabbeigaben an Schmuck und Waffen seit der Mitte des 5. Jahrhundert n. Chr. nach römischem Vorbild der Körperbestattung bis in das frühe 8. Jahrhundert als Zeichen des Übergangs von dem Altertum in das Mittelalter bzw. als Ausdruck der Selbsteinschätzung einer sich neu formierenden Gesellschaft aus Römern und Germanen mit einem besonderen kriegerischen Aspekt). Mit der Christianisierung entwickelt sich in Erwar­tung von Auferstehung der Toten zu ewigem Leben der Friedhof um die Kirche, auf dem Ver­brechern, Selbst­mördern, Ketzern oder Fremden die Be­stattung verweigert wird. Mit der neu­zeitlichen Bevölkerungszunahme wird der (mehr und mehr gemeindlich und damit nicht mehr besonders kirchlich verwaltete) Friedhof meist unter Vergrößerung an den jeweiligen Ortsrand verlegt. Nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) ist eine Beerdigung nur auf dem öffentlichen Friedhof zulässig. Es werden besondere Satzungen oder Ordnungen zu der rechtlichen Regelung des Friedhofs­wesens einschließlich steigender Benutzungsgebühren geschaffen. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts nimmt die Verbrennung der Toten und die Bestattung der Asche in einer Urne – auch aus Kostengründen - stark zu.

Lit.: Cohen, G., Der jüdische Friedhof, 1930; Derwein, H., Geschichte des christlichen Friedhofs, 1931; Gaedke, J., Handbuch des Friedhofs- und Bestattungsrechts, 1954, 6. A. 1992, 10. A. 2010; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957; Fischer, N., Vom Gottesacker zum Krematorium, 1996; Brademann, J., Mit den Toten und für die Toten, 2013

friedlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1227 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Frieden entbehrend, geächtet

Friedlosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv in dem 19. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv friedlos ab 1221-1224) ist in dem mittelalterlichen Recht vermutlich der Zustand des Ausgestoßenseins aus der Rechtsgemeinschaft. Wer friedlos ist, darf bußlos getötet werden. Das tatsächliche Vorkommen der Friedlosigkeit ist nicht gut bezeugt, so dass die Friedlosigkeit als allgemeine rechtliche Einrichtung zweifelhaft ist. →Acht, →Gottesfriede, →Landfriede

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 87; Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842; Brunner, H., Abspaltungen der Friedlosigkeit, ZRG GA 11 (1890), 62; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 2. A. 1906ff.; Haff, K., Zur Friedlosigkeit nach holsteinischem Recht, ZRG GA 62 (1942), 375; Kaufmann, E., Zur Lehre von der Friedlosigkeit im germanischen Recht, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad 1980, 32

Friedrich I. →Friedrich I. Barbarossa

Friedrich II. (Iesi bei Ancona 26. 12. 1194-Castel Fiorentino bei Lucera 13. 12. 1250), Sohn des Staufers Heinrich VI. und Konstanzes von Sizilien sowie Enkel →Friedrich Barbarossas, wird 1198 König von Sizilien und (1196/)1211/1212 König des deutschen Reiches (an dem 27. 7. 1214 Sieg über den Welfen Otto IV. in der Schlacht von Bouvines, 22. 11. 1220 Kaiserkrönung, 1227 exkommuniziert, 1230 Aufhebung der Exkommunikation, 1245 auf dem Konzil von Lyon für abgesetzt erklärt). Er errichtet in Sizi­lien mit Hilfe rechtlicher Regelungen ([20] Assisen von Capua 1220, Konsti­tutionen von Melfi September? 1231) eine fortschrittliche Verwaltung. In dem eher von ihm vernachlässigten deutschen Reich ver­brieft er vielleicht mit ähnlicher Ziel­setzung die von den Fürsten errungenen Rechte (→Confoederatio cum principibus ecclesiasticis, Bund mit den geistlichen Füsten 1220, →Statutum in favorem principum, Festsetzung zu Gunsten der Fürsten 1231) und erreicht 1235 einen Land­frieden (Mainzer Reichs­landfriede). Seine Mitwelt versetzt er als (lat.) stupor (M.) mundi (Staunen der Welt, „Weltwunder“) in vieler Hinsicht in Erstaunen. Bald nach seinem Tode enden die Staufer und beginnt das Interregnum. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 94, 101, 106, 108; Historia diplomatica Friderici secundi, hg. v. Huillard-Bréholles, J., 1852ff.; Blondel, G., Étude sur la politique de l’empereur Frédéric II, 1892; Kantorowicz, E., Kaiser Friedrich II. 1927 (Materialband 1931), 6. unv. A. 1985 (Ergänzungsband 2. A. 1980); Schrader, E., Ursprünge und Wirkungen der Reichsgesetze Friedrichs II. von 1220, 1231/32 und 1235, ZRG GA 68 (1951), 354; Zinsmaier, P., Zur Diplomatik der Reichsgesetze Friedrichs II. (1216, 1220, 1231/32, 1235, ZRG GA 80 (1963), 82; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 1966, 2. A. 1982; Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit, hg. v. Heinisch, J., 1968, 6. A. 1978; Die Konstitutionen Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien, hg. v. Conrad, H. u. a., 1973; Probleme um Friedrich II., hg. v. Fleckenstein, J., 1974; Ipser, K., Kaiser Friedrich der Zweite, 1977; Federico II, 1980; Wolf, G., Kaiser Friedrich II. und das Recht, ZRG RA 102 (1985), 327; Zinsmaier, P., Beiträge zur Diplomatik der Urkunden Friedrichs II., (in) DA 41 (1985), 101; Bibliographie zur Geschichte Kaiser Friedrichs II. und der letzten Staufer, 1986 (212 Quellentitel, 2014 Monographien und Aufsätze); Martino, F., Federico II, 1988; Lammers, W., Friedrich II. (1212-1250), (in) Kaisergestalten des Mittelalters, hg. v. Beumann, H., 3. A. 1991, 199; Stürner, W., Friedrich II., 1992, 2. A. 2003, 3. A. 2010; Federico II., hg. v. Toubert, P., 1994; Rösch, E./Rösch, G., Kaiser Friedrich II., 1995; Friedrich II., hg. v. Esch, A. u. a., 1996; Die Konstitutionen Friedrichs II. für das Königreich Sizilien, hg. v. Stürner, W., 1996; Sommerlechner, A., Stupor mundi?, 1999; Kaiser Friedrich II., hg. v. Eickels, K. van u. a., 2000; Rotter, E., Friedrich II. von Hohenstaufen, 2000; Die Urkunden Friedrichs II. 1198-1212, bearb. v. Koch, W., Teil 1 2002, Teil 2 2007, Teil 3, Teil 4 2014; Fumagalli, M., Federico II., 2004; Thomsen, M., Ein feuriger Herr des Anfangs, 2005; Federico II., hg. v. Zecchino, O. u. a., 2005; Gleixner, S., Sprachrohr kaiserlichen Willens, 2006; Houben, H., Kaiser Friedrich II. (1194-1250), 2008; Federico II nel Regno di Sicilia, hg. v. Houben, H. u. a., 2008; Kaiser Friedrichs Welt, hg. v. Fansa, M. u. a., 2008; Von der Kunst mit Vögeln zu jagen, hg. v. Fansa, M., 2008; Rader, O., Friedrich II., 2010; Stürner, W., Staufisches Mittelalter, 2012; Pacifico, M., Federico II e Gerusalemme, 2012; Delle Donne, F., Federico II, 2012; Vogeler, G., Rechtstitel und Herrschaftssymbol – Studien zum Umgang de Empfänger in Italien mit Verfügungen Friedrichs II. (1194-1250), 2019

Friedrich I. Barbarossa (Rotbart) ([Geburtsort unsicher] um oder nach 1122-Fluss Saleph/Kleinasien 10. 6. 1190) aus der Familie der →Staufer ist der zwischen 1152 und 1190 in dem (ersten) deutschen Reich herrschende König (1155 Kaiser). Er führt 1156 in dem sog. (lat.) →privilegium minus (kleineren Privvileg einen Ausgleich zwischen den bei der Königswahl siegreichen Staufern und den unterlegenen →Welfen herbei, indem er den Welfen 1156 das 1138 von dem staufischen König Konrad III. entzogene Herzogtum →Bayern, vermindert um das dabei,verselb­ständigte und den Babenbergern belassene Herzog­tum →Österreich, zurück­gibt. 1158 lässt er auf dem Reichstag von Roncaglia die →Regalien durch Juristen feststellen. Durch Landfriedensgesetze geht er gegen Rechts­bruch vor. Eine konstante römisch-rechtliche, Rechtsdenken oder Rechts­praxis prägende Komponente lassen seine Urkunden noch nicht erkennen. Unter ihm beginnt die Zerschlagung der dem König zu mächtigen Herzogtümer (1156 Bayern, 1180 Sachsen, vgl. auch 1168 Herzogtum Würzburg, 1184 Markgrafschaft Hennegau) in die das Reich letztlich auflösenden →Länder. (Mit seiner ersten Frau – Adela von Vohburg - scheint er in dem siebten Grad verwandt gewesen zu sein, so dass die Ehe aufgelöst werden musste.) S. Google

Lit.: Köbler, DRG 94, 101, 106; Rassow, P., Honor imperii, 1940; Heimpel, H., Kaiser Friedrich Barbarossa, 1942; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Die Urkunden Friedrichs I., hg. v. Appelt, H., Bd. 1ff 1975ff.; Friedrich Barbarossa, hg. v. Wolf, G., 1975; Opll, F., Das Itinerar Kaiser Friedrich Barbarossas, 1978; Georgi, W., Friedrich Barbarossa und die auswärtigen Mächte, 1990; Opll, F., Friedrich Barbarossa, 3. A. 1998, 4. A. 2010; Friedrich Barbarossa, hg. v. Haverkamp, A., 1992; Kaiser Friedrich Barbarossa, hg. v. Engel, E./Töpfer, B., 1994; Petrus de Ebulo, Liber ad honorem Augusti, 1994; Plassmann, A., Die Struktur des Hofes, 1998; Richter, K., Friedrich Barbarossa hält Gericht, 1999; Görich, K., Die Ehre Friedrich Barbarossas, 2001; Dick, S., Die Königserhebung Friedrich Barbarossas, ZRG GA 121 (2004), 200; Laudage, J., Friedrich Barbarossa, hg. v. Hageneier, L. u. a., 2009; Friedrich Barbarossa und sein Hof, red. v. Ruess, K., 2009; Görich, K., Friedrich Barbarossa, 2011 (unversöhnlich, rangbewusst, dünkelhaft); Pohl, M., Rationales Handeln im Zeitalter Friedrich Barbarossas, 2013; Friedrich Barbarossa in den Nationalgeschichten Deutschlands und Ostmitteleuropas (19.-20. Jahrhundert), hg. v. Görich, K. u. a., 2017

Friedrich II. (der Große) (Berlin 24. 1. 1712-Potsdam 17. 8. 1786) ist der bedeutendste König in Preußen (1740-1786). Seine mili­tärischen Erfolge (Eroberung Schlesiens von Österreich) begründen Preußens Stellung als Großmacht in Europa. Der Samuel von Cocceji übertragene Plan eines deutschen allgemeinen, sich nur auf die Vernunft und die Landesverfassung gründen­den Landrechts ([Prozessordnung] Codex Fridericianus Mar­chi­­cus 1747 verwirklicht, Projekt des Corpo­ris juris Fridericiani 1749-1754, ge­schei­tert) und die nach dem Müller-Arnold-Prozess (1779) gelungene Schaffung des Allgemeinen Landrechts Preußens (1794) gehen maßgeblich auf den dem aufgeklärten Absolutismus (1740/1754 Abschaffung der Folter, planvolle Kriminalpolitik, Bauern­schutz, Toleranz) verpflichteten Monarchen zurück. S. Google

Lit.: Heymann, E., Über die Bedeutung der Philosophie Friedrichs des Großen für seine Rechtspolitik, 1934 (SB Berlin); Ritter, G., Friedrich der Große, 1936; Jacobs, H., Friedrich der Große und die Idee der Vaterlandsliebe, 1939; Jessen, H., Friedrich der Große und Maria Theresia, 1965; Merten, D., Der Katte-Prozess, 1980; Hubatsch, W., Friedrich der Große und die preußische Verwaltung, 2. A. 1982; Schieder, T., Friedrich der Große, 1983; Dießelhorst, M., Die Prozesse des Müllers Arnold und das Eingreifen Friedrichs des Großen, 1984; Aretin, K. Frhr. v., Friedrich der Große, 1985; Panorama der fridericianischen Zeit, hg. v. Ziechmann, J., 1985; Ausstellung des geheimen Staatsarchivs, 2. A. 1986; Analecta Fridericiana, hg. v. Kunisch, J., 1987; Friedrich der Große und seine Zeit, hg. v. Hauser, O., 1987; Fridericianische Miniaturen 2, hg. v. Ziechmann, J., 1991; Kunisch, J., Friedrich der Große und die preußische Königskrönung von 1701, 2002; Duffy, C., Friedrich der Große, 1994; Tagebuch oder Geschichtskalender aus Friedrichs des Großen Regentenleben, Bd. 1ff. 2003ff.; Kunisch, J., Friedrich der Große, 2004, 5. A. 2005; Wehinger, B., Geist und Macht, 2004; Hahn, P., Friedrich der Große und die deutsche Nation, 2007; Heinrich, G., Friedrich II. von Preußen, 2009; Friedrich der Große als Leser, hg. v. Lottes, G. u. a., 2010; Burgdorf, W., Friedrich der Große, 2011; Friedrich der Große in Europa, hg. v. Sösemann, B. u. a., 2012, 2. unv. A. 2013; Hahn, P., Friedrich der Große, 2012; Deutsches Historisches Museum, Friedrich der Große, 2012; Macke, P., Suum cuique - Jedem das Seine, 2012; Blanning, T., Friedrich der Große – König von Preußen 2019 (kranker einsamer Königsdarsteller)

Friedrich III. (Innsbruck 21. 9. 1415-Linz 19. 8. 1493), Habsburger, (1424 bzw.) 1435 Erzherzog von Steyr, Kärnten und Krain, 2. 2. 1440 (nach seinem Vetter Albrecht II.) König des Deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches, 19. 3. 1452 Kai­ser, anerkennt 1453 das gefälschte (lat. [N.]) privile­gi­um maius, größere Privileg, s. Google

Lit.: Heinig, P., Kaiser Friedrichs III. Hof, 1997; Koller, H., Kaiser Friedrich III. 2005; In Hoc Precioso Monomento. Die Bestattung Kaiser Friedrichs III. im Wiener Stephansdom, hg. v. Kirchweger, F. u. a., 2019

Friedrich III., der Weise (Torgau 17. 1. 1463-Lochau [Annaburg] 5. 5. 1525), 1486 Kurfürst von Sachsen (Ernestiner), Beschüt­zer Martin Luthers, unverheiratet, s. Google

Lit.: Ludolphy, I., Friedrich der Weise, 1984, Neudruck 2006

Friedrich August I. (Dresden 12. 5. 1670-Warschau 1. 2. 1733, August der Starke), 1694 Kurfürst von Sachsen, 1697 mit Hilfe von Bestechungsgeldern (unter Übertritt zu dem Katholizismus) König von Polen, 1724 Codex Augusteus, Gesetzbuch Augusts, (hg. v. Lünig, J.), Förderer der Porzellanherstellung in Meißen, s. Google

Lit.: Czok, K., August der Starke und Kursachsen, 1987; Czok, K., August der Starke und seine Zeit, 4. A. 2004; Groß, W., Die Wettiner, 2007

Friedrich Wilhelm (Cölln an der Spree 16. 02. 1620-Potsdam 09. 05. 1688) stärkt als Kurfürst von Brandenburg (der große Kur­fürst) und Herzog in Preußen in Kriegen die monarchische Gewalt (geheimer Rat 4. 12. 1651 neu geordnet, Übergang zu Realunion, stehendes Heer) unter Schwächung der Stände und privilegiert in dem Edikt von Potsdam (29. 10. 1685) die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten in Preußen. S. Google

Lit.: Opgenorth, E., Friedrich Wilhelm, 1971ff.; Oestreich, G., Friedrich Wilhelm, 1971; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, 1996

Friese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1476 in abgewandelter Bedeutung in sechs Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des an der (südlichen) Nordsee siedelnden, in dem 1. Jahrhundert n. Chr. durch Plinius (23-77 n. Chr.) erwähnten, friesisch sprechenden (west)germani­schen Volkes. 734/785 werden die Friesen von den →Franken unterworfen. Um 802 wird in der →Lex Frisionum ihr Recht aufgezeichnet. Dem folgen in dem Hochmit­telalter zahlreiche weitere Quellen des →friesischen Rechtes. 1464 wird Ostfries­land zu einer Reichsgrafschaft erhoben. In dem ausgehenden 20. Jahrhundert sprechen noch rund 300000 Menschen in Deutschland und den Niederlanden die friesische Sprache. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 76; Köbler, Historisches Lexikon; Heck, F., Die altfriesische Gerichtsverfassung, 1894; Jaekel, H., Abba, asega und redjeva, ZRG GA 27 (1906), 114; Jaekel, H., Êtheling, Frîmon, Frîling und Szêremon, ZRG GA 27 (1906), 275; His, R., Friesisches, ZRG GA 28 (1907), 439; Jaekel, H., Die münzmetrologischen Anhaltspunkte für die Erkenntnis der altfriesischen Ständeverfassung, ZRG GA 30 (1909), 49; Jaekel, H., Chumas und twalepti, ZRG GA 30 (1909), 251; Mayer, E., Friesische Ständeverhältnisse, (in) FS H. von Burkard, 1910; Die Friesen, hg. v. Borchling, C. u. a., 1931; Siebs, B., Grundlagen und Aufbau der altfriesischen Verfassung, 1933; Gosses, J., De friesche hoofdeling, 1933; Buijtenen, M., Het friese dorp, 1961; Schmidt, H., Politische Geschichte Ostfrieslands, 1975; Handbuch des Friesischen, hg. v. Munske, H., 2001; Die friesische Freiheit des Mittelalters, hg. v. Lengen, H. van, 2003; Van der Velden, B., Waar gaan wij heen met het Fries?, 2004; http://www.koeblergerhard.de/a­frieswbhinw.html; Bremmer, R./Vries, O./Laker, S., Advances in Old Frisian Philology, 2007; Hofmann, D. u. a., Altfriesisches Handwörterbuch, 2008; Directions for Old Frisian Philology, hg. v. Bremmer jr., R. u. a., 2014

friesisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [OstfriesUB. II 683] in 7? Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Friesen betreffend, Friesland betreffend

Friesisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Recht der Friesen. Es begegnet zuerst in der →Lex Frisionum (um 802). Vielleicht seit dem 11. Jahrhundert entwickeln die Friesen 17 Küren, 24 Landrechte, 7 Überküren und die Wundtaxen, die in 16 nach 1276 einsetzenden Handschriften und einem Druck von 1485 (?) teils amtlich, teils nichtamtlich in meist friesischer Sprache für das gemein­friesische Gebiet aufgezeichnet werden. Da­neben stehen für einzelne Landschaften etwa die Westerlauwerschen Schulzenrechte (West­friesland 12. Jahrhundert), die Hunsigoer Küren (Hunsigo, nördlich von Groningen, 1252), das Rüstringer Recht (Rüstringen, westlich der Wesermündung 12./13. Jahrhundert), das Brokmer Recht (Brokmerbrief, um Aurich 1300-1345), das Emsiger Pfennigschuldbuch (1300) und verschiedene Beliebungen (→Siebenhar­denbeliebung 1426) (altostfriesisch Rüstringer Recht, Brokmer Recht, Emsinger Recht). In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfasst ein Geistlicher ein auf Rudolf von Schwaben bezogenes Rechtsbuch (Rudolfsbuch). In dem 14. und 15. Jahrhundert entstehen unter Einfluss der gelehrten Rechte Processus iudicii (Gerichtsprozess), Jurisprudentia Frisica (Friesische Rechtswissenschaft) und die Excerpta Legum (Gesetzesexzerpte). Ergänzt werden die allgemeinen Bestimmungen durch rund 1300 Urkunden der Jahre 1329 bis 1573. Seit dem 16. Jahrhundert wird das friesische Recht allmählich zurückgedrängt und 1744/1794 durch Preußen in Ostfriesland beseitigt.

Lit.: Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840, Neudruck 1960, http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/RichthofenKarlVonFriesischeRechtsquellen1840.pdf; Telting, A., Het oud-friesche Stadrecht, 1882; De friesche Stadrechten, hg. v. Telting, A., 1883; His, R., Die Überlieferung der friesischen Küren und Landrechte, ZRG GA 20 (1899), 39; His, R., Das Strafrecht der Friesen im Mittelalter, 1901; Jaekel, H., Hêmêthoga, Liudamon, Ked, Koninges-orkene und Tolevabôth, ZRG GA 28 (1907), 164; Jaekel, H., Foged, Skelta, Frâna und Bon, ZRG GA 28 (1907), 205; Die niederdeutschen Rechtsquellen Ostfrieslands, hg. v. Borchling, C., Bd. 1 1908; Steller, W., Das altwestfriesische Schulzenrecht, 1926; His, R., Untersuchungen zu den älteren Rechtsquellen Ostfrieslands, ZRG GA 57 (1937), 58; Tägert, H., Familienerbe in Friesland, 1937; Oosten, M. van, De ambtshalve vervolging naar oudfriesch recht, 1938; Fairbanks, S., The old west Frisian skeltana riucht, 1939; Oudfriese Taal- en Rechtsbronnen, hg. v. Sipma, P. u. a., Bd. 1ff. 1943ff.; Krogmann, W., Zu den Emsgauer Bußen, ZRG GA 69 (1952), 345; Krogmann, W., Eine lateinische Vorstufe ostfriesischer Bußregister, ZRG GA 75 (1958), 352; Gerbenzon, P., Excerpta Legum, 1956; Snitser Recesboken 1490-1517, hg. v. Osterhout, M., 1960; Ebel, W., Das Ende des friesischen Rechts in Ostfriesland, 1961; Das Rüstringer Recht, hg. v. Buma, W./Ebel, W., 1963; Das Brokmer Recht, hg. v. Buma, W./Ebel, W., 1965; Ostfriesische Bauerrechte, hg. v. Ebel, Wilhelm 1964; Krogmann, W., Volksetymologische Umdeutungen einer friesischen Bußtaxe, ZRG GA 82 (1965), 298; Krogmann, W., Die friesische Sage von der Findung des Rechts, ZRG GA 84 (1967), 72; Krogmann, W., Die friesische Vorstufe des „Vetus Ius Frisicum“ (17 Küren, 24 Landrechte, allgemeine Bußtaxen), ZRG GA 89 (1972), 33, 90 (1973) 31; Meijering, H., De Willekeuren van de Opstallsbom (1323), 1974; Westerlauwerssches Recht 1 Jus municipale Frisonum, hg. v. Buma, W. u. a., 1977; Köbler, G., Verzeichnis der Übersetzungsgleichungen früher friesischer Quellen, 1974; Gerbenzon, P., Apparaat voor de Studie van oudfries Recht, 1981; Köbler, G., Altfriesisch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-altfriesisches Wörterbuch, 1983; Codex Aysma, hg. und übersetzt v. Buma, W. u. a., 1993; Lokin, J. u. a., Het Rooms-Friese recht, 1999; Algra, N., Oudfries recht 800-1256, 2000; Lokin, J. u. a., Roman-Frisian Law of the 17th and 18th Century, 2003; http://www.koebler­gerhard.de/afrieswbhinw.html; Hempenius-van Dijk, B., Hof van Friesland, 2004; Nijdam, H., Lichaam, eer en recht in middeleeuws Friesland, 2008; Vries, O., Asega, is hetgingzijd?, 2010; Vries, O., Thet is ac londriucht – Landrechte und Landrecht im mittelalterlichen Friesland (in) Directions for Old Frisian Philology, hg. v. Bremmer jr., R u. a., 2014, 571

Friesland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (kontinentale) Siedlungs­gebiet der Friesen an der südlichen Nordsee.

Lit.: Iterson, W. van, Feudalisierungsversuche im westerlauwerschen Friesland, ZRG GA 97 (1962), 72; Agena, G., Eine Studie über die verfassungs- und verwaltungsrechtlichen Verhältnisse des Norderlandes, 1962; Le Bailly, M., Hof van Holland, Zeeland en West-Friesland, 2008

Frist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 147] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der bestimmte oder bestimmbare Zeitraum. Die Frist spielt in jeder Gesellschaft, in der die Zeit berechnet werden kann, eine Rolle. Für die Germanen wird in diesem Zusammenhang davon berichtet, dass sie nach Nächten zählen und den Zeitpunkt einer Versammlung nach Vollmond und Neumond bestimmen. Mit der Verrechtlichung aller Lebensverhältnisse gewinnt die genaue Be­stimmung von Fristen (beispielsweise für Leistungen, Prozesshandlungen, Verjährung u. s. w.) auf römischrechtlicher Grundlage in der Pandek­tistik des 19. Jahrhunderts ein immer größeres Ge­wicht (gesetzliche, richterliche oder gewillkürte Frist).

Lit.: Köbler, DRG 235; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 505; Grotefend, H., Taschenbuch der Zeit­rechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 13. A. 1991; Landes, D., Revolution in Time, 1983; Ziegeltrum, A., Grundfälle zur Berechnung von Fris­ten, (in) JuS 1986, 705; Kirste, S., Die Zeitlichkeit des positiven Rechts und die Geschichtlichkeit des Rechts­be­wusst­seins, 1998; Schmitz, M., Die Fristberechnung nach römischem Recht, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Fristenlösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1974 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch eine Frist gekennzeichnete Lösung für die Zulässigkeit einer →Abtreibung.

fristlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1907 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ohne eine Frist erfolgend, sofortig

Fritzlar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort an der Eder südwestlich Kassels in Hessen

Lit.: Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Fritzlar, hg. v. Demandt, K., 1939; Fritzlar im Mittelalter, 1974

Frölich, Karl (Oker/Harz 14. 4. 1877-Gießen 29. 4. 1953), 1924-1945 Rechtshistoriker in Gießen, Rechtsarchäologe, S. Google

Lit.: Köbler, G., Gießener Gelehrte, 1982, 242

Fron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1150 bezeugt – nach 1150 [Litanîe] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [MGDiplKarol. I 126, AhdGl. I 470] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist (als Ableitung zu ahd. fro [M.] Herr) in dem mittelalterlichen deutschen Recht der (Dienst in) Bezug auf einen Herrn. →Fronbote, Frondienst, Fronhof

Fronbote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab 12. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1195 [HHalberstUB. I 330], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht der Gehilfe eines Richters für tat­säch­liche Aufgaben (Botendienste, Ladungen, Wach­dienste, Vollstreckungen). Nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) steht er nach Wahl durch den Richter auf Lebenszeit in dem Dienst des Königs und ist durch doppelte Buße geschützt. Ihm entsprechen andernorts Büttel, Scherge oder Weibel. S. Google

Lit.: Eggert, C., Der Fronbote im Mittelalter, 1897; Peters, W., Bezeichnungen und Funktionen des Fronboten, 1991

Frondienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1334 bezeugt – 1334 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [WasungenUB. 34] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter und in der frühen Neuzeit vor allem der einem Grundherrn oder Gerichtsherrn zu erbringende Dienst (beispielsweise Pflügen, Säen, Eggen, Ernten, Mahlen, Backen, Brauen, Spinnen, Weben, Fahren, Reiten, Bauen u. s. w.). Der so genannte gemessene Fondienst umfasst selten mehr als die Hälfte der jährlichen Arbeitszeit. Seit dem Frühmittelalter geht der tatsächlich geleistete Frondienst auch wegen des Aufkommens der Geldwirtschaft zurück und wird bis zu der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Bauernbefreiung besei­tigt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Siebeck, O., Der Frondienst als Arbeitssystem, 1904; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer in der deutschen Kaiserzeit, 1939, 46ff.; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1962, 93ff., 126ff.; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft, 1978, 124; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985, 2. A. 1986, 3. A. 1987, 25ff.

fronen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 659] bzw. ab dem 11. Jahrhundert [GenesisW. 60,37] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Dienst leisten, beschlagnahmen

Fronhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. III 238, III 629] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Haupthof (Salhof) des Grund­herrn in der mittelalterlichen →Grundherr­schaft. Er wird von dem Grundherrn selbst oder durch Verwalter bewirtschaftet. Zu ihm gehört das umgebende Salland (Herrenland). Seit dem Hochmittelalter verliert der Fronhof mit dem Übergang zu der →Rentengrundherrschaft ei­nerseits und zu der →Gutsherrschaft anderer­seits seine Bedeutung und verschwindet mit der Beseitigung der Grundherrschaft in dem 19. Jahrhundert ganz.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 77, 96; Maurer, G. v., Geschichte der Fronhöfe, Bd. 1ff. 1862f., Neudruck 1961; Kötzschke, R., Salhof und Siedelhof, 1953; Lütge, F., Geschichte der deutschen Agrarverfassung, 1963

Fronung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1320 [CDBrandenb. I 9 S. 19] in 21 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die öffentliche →Beschlagnahme von Gegenständen (Grundstücken) in dem Zuge der Zwangsvoll­streckung (zugunsten des Königs). In der (lat. [F.]) Capitulatio de partibus Saxoniae (782/785) wird die Beschlagnahme (Fronung) angeordnet, falls ein Verurteilter ein Urteilserfüllungs­ge­löbnis mangels eines Bürgen nicht ablegen kann, in einem weiteren Kapitular (803), falls der Beklagte auf vier­malige Ladung nicht vor Gericht erscheint. In dem Hochmittelalter ist die Fronung nur in Ostfalen (Sachsenspiegel, Stadt­rech­te) ge­bräuchlich. Sie soll den Schuldner zu der Leis­tung veranlassen. In dem 16. Jahrhundert ist sie allgemein geschwunden.

Lit.: Planitz, H., Die Fronung, ZRG GA 78 (1961), 39ff.; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004

Frostathingslög (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in 16 Teile ge­glie­derte Rechtsbuch des um den Drontheimfjord gelegenen norwegischen Gebiets, dessen erhaltener Text durch eine zwischen 1260 und 1269 entstandene, 1728 verbrannte Handschrift überliefert ist (Frostothingsbok). Der Frostathingslög geht die →Gragas voraus. Ihrerseits ist sie Vorbild für →Jarnsida und für das Reichsrecht König Magnus Hakonarsons (1274).

Lit.: Meissner, R., Germanenrechte, 1939; Sveaas Andersen, P., Samlingen av Norge, 1977

Frucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [M.] fructus) ist das Erzeugnis (beispielsweise Kalb, Apfel) einer Sache (beispielsweise Kuh, Baum bzw. Grundstück) und die sonstige ihrer Bestimmung gemäß aus ihr gewonnene Ausbeute (beispielsweise Sand) sowie der seiner Bestimmung gemäß aus einem Recht gewonnene Ertrag (beispielsweise Dividende). In dem klassisch-römischen Recht wird die Frucht, zu der nicht das folglich dem Eigentümer der Mutter gehörende Kind der Sklavin und auch nicht der Zins für ein Kapital zählen, (erst) mit der Trennung von der Muttersache rechtlich selbständig. Sie wird Eigentum des Eigen­tümers der Mutter­sache (Substantialprinzip), sofern diesem nicht ein anderer Berechtigter (beispielsweise Erbpächter) vorgeht. In dem mittelalterlichen deutschen Recht fällt die natürliche Frucht grundsätzlich dem zu, der die zu ihrer Ge­winnung erforderlichen Aufwendun­gen erbracht hat (Wer sät, der mäht, Produk­tionsprinzip). Mit der Aufnahme des römi­schen Rechtes seit dem Spätmittelalter drin­gen die romanistischen Regeln ein. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) gibt dem Fruchtziehungsberechtigten Eigentum bereits an der hervortretenden Frucht. Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811/­1812) und Bürgerliches Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/­1900) folgen dem römisch-gemeinen Recht.

Lit.: Kaser § 18 III; Hübner 463; Köbler, DRG 39; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 55; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deut­schen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Fernan­des Fortunato, S., Früchte und Nutzungen, 2012

fructus, frūctus, lat., M., Nutzung, Genuss, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. idg. *bʰrūg-, Sb., V., Frucht, genießen, gebrauchen, s. idg. *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben

früh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1421 [Danzig Hirsch 289] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zeitig, morgendlich

Frühkapitalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1913 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Anfangsstufe des →Kapitalismus an dem Beginn der frühen Neuzeit (beispielsweise Fugger, Welser). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 134; Baltl/Kocher 109, 145; Strieder, J., Zur Genesis des modernen Kapitalismus, 1904; Sombart, W., Der moderne Kapitalismus, Bd. 2 1916; Trusen, H., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik, 1961; Fuchs, G., Gewinn als Umbruch der Ordnung?, 2019

Frühkonstitutionalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die eine Ver­fassung (Konstitution) erstrebende bzw. modernisierend-kontrolliert gewährende (ok­tro­yierende) poli­ti­sche Bewegung des beginnenden 19. Jahrhunderts (nach französischem Vorbild der Charte Constitutionelle von dem 4. 6. 1814 Nassau 1./2. 9. 1814, 1816 Schwarz­burg-Rudolstadt, Schaum­burg-Lippe, Wal­deck, Sachsen-Wei­mar, 1818/1819 Sachsen-Hildburghausen, Bayern 26. 5. 1818, Baden 22. 8. 1818, Württemberg 25. 9. 1819, Hannover 1819, Braunschweig 1820, Hessen-Darmstadt 1820, Sachsen-Coburg 1821, Sach­sen-Meiningen 1824). Der Frühkonstituionalismus hält an der Vorherrschaft des Monarchen fest, gewährt aber den Ständen begrenzte Mitwirkungs­rechte unter Einführung des Repäsentations­prinzips in dem Landtag (konstitutionelle Monar­chie). In Gegensatz zu der vorangehenden landständischen Verfassung ist der Reprä­sentant nicht an die Anweisung oder Inte­ressen seines Standes gebunden, sondern soll seine Entscheidung unter Berück­sich­ti­gung des Wohles des gesamten Landes tref­fen. (Praktisch wenig bedeutsame) Staats­bürgerrechte zu der Sicherung einer dem unmittelbaren staatlichen Einfluss entzogenen gesellschaftlichen Sphäre sind anerkannt, obwohl der Vorrang der Verfassung noch fehlt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Brandt, H., Der deutsche Frühkonstitutionalismus, (in) Hessen, 1997, 39; Schulze, C., Frühkonstitutionalismus in Deutschland, 2002; Hilker, J., Grundrechte im deutschen Frühkon­stitu­tionalismus, 2005

frühkonstitutionell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) frühe Konstitutionen betreffend

Frühmittelalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv frühmittelalterlich 1856) ist der etwa zwischen dem Untergang des weströmischen Reiches (476 n. Chr.) und dem (Aussterben der ostfränkischen Karolinger [911] und westfränkischen Karolinger [987] bzw. dem) →Investiturstreit ab 1073, also zwischen etwa 500 und 1000 n. Chr. liegende Abschnitt des Mittelalters.

Lit.: Köbler, DRG 75; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, 1972; Bund, K., Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter, 1979; Prinz, F., Von Konstantin zu Karl dem Großen, 2000; Buc, P., The Dangers of Ritual, 2001; The Early Middle Ages, hg. v. McKitterick, R., 2001; Grant, M., Die Welt des frühen Mittelalters, 2003; Goetz, H., Europa im frühen Mittelalter, 2003; Wickham, C., Framing the Early Middle Ages, 2005; Von der Spätantike zum frühen Mittelalter, hg. v. Kölzer, T. u. a., 2009; Recht und Konsens im frühen Mittelalter, hg. v. Epp, V. u. a., 2017

frühmittelalterlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – 9,1163,33 - 1856 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Frühmittelalter betreffend

Frühneuhochdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv in dem 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (in Gegensatz zu einer einfacheren und klareren älteren Abgrenzung von Germanisten des 20. Jahrhunderts in althochdeutsch, mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch modernisierend zusätzlich ausgesonderte,) zwischen 1350 (Mittelhochdeutsch) und 1650 (Neuhoch­deutsch) gesprochene, frühe Stufe der neuhochdeutschen Sprache (zeitliche Abgren­zung zu dem Mittelhochdeutschen und wohl auch zu dem Neuhochdeutschen streitig).

Lit.: Götze, A., Frühneuhochdeutsches Glossar, 1912, 2. A. 1920, 7. A. 1967; Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Anderson, R. u. a., Bd. 1ff. 1986ff. (bis vielleicht 2027 wohl 16 Bände mit schätzungsweise rund 8000 Seiten und 100000 Lemmata); Baufeld, C., Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 1996, Neudruck 2012

Frühneuzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv frühneuzeitlich DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert) frühe Neuzeit – vielleicht zwischen 1492 oder 1500 und 1648 oder 1650

Lit.: Vocelka, K., Frühe Neuzeit 1500-1800), 2013

frühneuzeitlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Adj., frühe Neuzeit betreffend

Frührezeption (des römischen Rechtes) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der erste zeitliche Abschnitt der Aufnahme (→Rezeption) des römischen Rechtes in mittelalterliche Rechtsordnungen. Angesichts der Übernahme römischrechtlicher Vorstel­lungen bereits in frühmittelalterliche Volksrechte lässt sich von Frührezeption auch schon für das Frühmittelalter sprechen. In einem engeren Sinn schließt Frührezeption aber erst an die Wiederaufnahme der Beschäftigung mit dem justinianischen Rechtstexten seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert an und dauert in dem Heiligen römischen Reich vielleicht bis zu der Reichskammergerichtsordnung von 1495.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Hageneder, O., Zur Frührezeption des römisch-kanonischen Prozess­verfahrens im Lande ob der Enns, (in) FS K. Pivec, 1966, 131; Köbler, G., Zur Frührezeption der consuetudo, (in) Hist. Jb. 89 (1969), 337

Frühsozialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der erste zeitliche Abschnitt des Sozialismus. Er lässt sich in seinem Beginn in die Mitte des 16. Jahrhunderts setzen. Er endet um 1848. Seine Zielsetzungen sind zumindest anfangs noch sehr allgemein und ziemlich unterschiedlich.

Lit.: Der Frühsozialismus – ausgewählte Quellentexte, hg. v. Ramm, T., 1956, 2. A. 1968; Heis, R., Das Recht im frühen Sozialismus, Diss. jur. Innsbruck 1995

Fuchs, Ernst (Weingarten 15. 10. 1859-Karlsruhe 10. 4. 1929), Rechtsanwalt, ent­schiedener Vertreter der freien Rechts­schule, s. Google

Lit.: Fuchs, E., Die Gemeinschädlichkeit der konstruk­tiven Jurisprudenz, 1909

Fuero (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbarM., zu lat. [N.] forum, Markt, Gericht) bzw. foro oder (katalanisch) fur ist in →Spanien (bzw. Portugal) das teilweise bis in das 20. Jahrhundert geltende landschaftliche Recht des Hochmittelalters (in engerem Sinne das aufgezeichnete Stadtrecht oder Gebietsrecht). Vor allem in Aragón und Valencia steht der besondere Fuero in Gegensatz zu dem allgemeinen Recht. Der Name Fuero erwächst erst allmählich. Die ersten überlieferten Fueros sind nicht umfangreich (Vorläufer cartas de población, Veröffentlichungsurkunden, wie beispielsweise für Valpuesta 804, dann Fuero von Castrojeriz 974, Sepúlveda 1076, bekannt Fuero juzgo 13. Jahrhundert, Fuero de Aragón 1247, Llibre de les Costumes de Tortosa, Ende 13. Jahrhundert). Von besonderer Bedeutung ist die Bewahrung von aus dem westgotischen Volksrecht (→Lex Visigothorum, Recht der Westgoten) rührendem germa­nistischem Rechtsgut. Unterscheiden lassen sich vor allem Privilegien, Urkunden über Abgaben und Stadtrechte.

Lit.: Wohlhaupter, E., Die localen Fueros Aragons und ihre Verbreitung, (in) FS E. Heymann, 1940, 108; Hierneis, O., Das besondere Erbrecht der sog. Foralrechtsgebiete Spaniens, 1966; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 681; Barrero García, A./Alonso Martín, M., Textos de derecho local español en la Edad Media, 1989; Suárez Bilbao, F., El fuero judiego en la España cristiana, 2000

Fuero (M.) de Aragón ist die Sammlung von Gesetzen oder Verordnungen, die besonders Aragón betreffen. Den Auftrag hierzu erteilt König Jakob I. an den Bischof von Huesca und ehemaligen Bologneser Scholasten Vidal de Canellas. Von dessen zwei Kompilationen billigen die Cortes von Huesca 1247 die kleinere, weniger romanistische. 1283 wird sie in das von dem Adel König Peter III. abgerungene (span. [M.]) Privilegio general (allgemeine Privileg) aufgenommen. In dem 14. und frühen 15. Jahrhundert wird sie um je ein Buch der vier in dieser Zeit herrschenden Könige erweitert. S. Google

Lit.: Tilander, G., Los fueros de Aragón, 1937; Wohlhaupter, E., Die localen Fueros Aragóns, (in) FS E. Heymann, 1940, 108; Wohlhaupter, E., Das Privatrecht der fueros de Aragón, (in) TRG GA 62 (1942), 89, 63 (1943), 214, 64 (1944), 173; Lalinde Abadía, J., Los Fueros de Aragón, 1976, 4. A. 1985

Fuero (M.) de Burgos ist ein die Hauptstadt der Grafschaft →Kastilien betreffender Text des spanischen Rechtes. S. Google

Lit.: Martínez Díez, G., Fueros en el territorio de la provincia de Burgos, 1982

Fuero (M.) de Castiella ist das älteste Rechtsbuch Kastiliens, in dem durch einen unbekannten Verfasser in Burgos nicht lange nach 1248 das kastilische Recht des 13. Jahrhunderts aufgezeichnet wird. S. Google

Lit.: Libro de los Fueros de Castiella, hg. v. Sánchez, S., 1924

Fuero (M.) de Cuenca ist der ziemlich ausführliche, in 43 Kapitel gegliederte Fuero des spanischen Rechtes in dem Königreich Leon und Navarra, den König Alfons VIII. (1189/1190 bzw. zwischen November 1189 und März 1193 oder in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts) der 1177 zurückeroberten Stadt Cuenca gewährt. S. Google

Lit.: The Code of Cuenca, übers. v. Powers, J., 2000

Fuero (M.) de Francos ist der 1095 von König Alfons VI. von Kastilien dem Dorf Logroño bei der Erhebung zu einer Stadt verliehene Fuero des spanischen Rechtes, der später auch anderen Städten gewährt wird (Miranda 1099, Toledo). S. Google

Fuero (M.) de Jaca ist das 1063 von Sancho Ramírez bei der Erhebung des Ortes von einer villa zu einer Stadt verliehene Recht von →Jaca. S. Google

Lit.: Ramos y Loscertales, J., Fuero de Jaca, 1927; Molho, M., El Fuero de Jaca, 1964

Fuero (M.) de la Novenera ist die Sammlung des aragonesisch-navarrischen Gewohnheits­rechts, in die auch bäuerliches Gewohnheitsrecht Eingang findet. S. Google

Fuero (M.) de León ist ein von 1017(-1020) stammender, sich selbst als (lat. [N.]) Decretum, Dekret, bezeichnender Text des spanischen Rechtes aus dem Königreich →Leon. Er geht auf König Alfons V. zurück. Seine ersten 20 Artikel betreffen das ganze Land, die übrigen 28 nur einzelne Orte. S. Google

Lit.: García-Gallo, A., El fuero de León, (in) AHDE 39 (1969), 5

Fuero (M.) del trabajo ist das 1938 erlassene, 1967 abgeänderte Arbeitsgesetzbuch →Spaniens. S. Google

Fuero (M.) de Madrid von 1202 ist ein das Recht →Madrids aufzeichnender Text. S. Google

Lit.: Sánchez, G., El Fuero de Madrid, (in) El Fuero de Madrid, 2. A. 1963

Fuero (M.) de Sepúlveda ist der in einem Privileg König Alfons VI. von Kastilien (1072-1109) enthaltene Fuero des spanischen Rechtes der südlichen Grenzgebiete des Königreichs Kastilien (1076), den die Könige Alfons I. und Alfons II. von Aragón auch in Teilen Aragoniens einführen. S. Google

Fuero (M.) de Soria ist das Recht von Soria in Kastilien. S. Google

Lit.: Sánchez, G., Historia del Fuero de Soria, (in) Fueros castellanos de Soria de León y Castilla, 1919, 227

Fuero (M.) de Teruel ist der ausführliche Fuero des spanischen Rechtes der 1171 von Alfons II. von Aragón zurückeroberten Stadt Teruel. S. Google

Fuero (M.) de Toledo ist der die städtischen Privilegien Toledos zusammenfassende Fuero des spanischen Rechtes, die allen Bewohnern gemeinsam sind. Er folgt dem nach der Eroberung 1085 gewährten Fuero de Juzgo (der [westgotischen] Mozaraber) bzw. Fuero der Kastilier bzw. Fuero de Francos nach. S. Google

Lit.: García-Gallo, G., Los Fueros de Toledo, (in) AHDE 45 (1975), 341

Fuero (M.) de Zaragoza ist der Fuero des spanischen Rechtes, der die Interessen der sog. Infanzones (ritterlichen Adeligen) stärker berücksichtigt als die der Bürger. S. Google

fuero (M.) ecclesiastico (span.) kirchliche Gerichts­barkeit in Spanien

Fuero (M.) general ist die umfassende private Sammlung des spanischen Gewohnheitsrechts des Adels und seiner Bauern in Aragón und Navarra aus dem 13. Jahrhundert. S. Google

Fuero (M.) Juzgo ist die in verschiedenen Fassungen in das Kastilische übertragene (lat.) →Lex (F.) Visigothorum, die auch nach der Zerstörung des Westgotenreichs in Spanien durch die Araber für die unterworfenen Westgoten (Mozaraber) gilt. Der Fuero Juzgo ist auch das von der königlichen Rechtsprechung des vereinigten Königreiches von Leon und Navarra in Leon - nicht in Kastilien - angewendete Recht. Nach 1240 verleiht König Ferdinand III. den zwölfteiligen Fuero Juzgo an eroberte Städte in Andalusien und Levante (Córdoba, Sevilla, Jaén, Murcia, Alicante, Jerez). 1263 wird der Fuero Juzgo von König Alfons X. in den →Fuero real (bzw. den Libro de las Leyes) modernisiert. S. Google

Fuero (M.) militar (span.) Militärgerichtsbarkeit in Spanien, s. Google

fuero (M.) municipal (span.) Stadtrecht in Spanien, s. Google

Fuero (M.) real (bzw. Libro de las Leyes) ist der 1255 oder 1263 von König Alfons X. dem Weisen von Leon und Navarra aus dem →Fuero Juzgo modernisierte →Fuero des spanischen Rechtes. Er passt den aus der frühmittelalterlichen (lat.) Lex (F.) Visigothorum entwickelten Fuero Juzgo den hochmittelalterlichen Bedürfnissen an und nimmt verschiedene römischrechtliche und kirchenrechtliche Sätze auf. Er ist in vier Bücher gegliedert (Verfassung, Verfahren, Familie, Erbe und Schulden sowie Strafe). Er wird bestimmten Städten in Leon und Kastilien (Valladolid 1255, Madrid 1262) sowie Burgos und Soria verliehen, doch muss der König 1272 die Fortgeltung der alten städtischen Fueros anerkennen. Von ihnen werden viele bis 1340 neu aufgezeichnet. S. Google

Lit.: Martínez Díez, G., Leyes de Alfonso X.: Fuero Real, 1988

Fuero (M.) viejo de Castilla ist die umfassende private Zusammenstellung des kastilischen Gewohnheitsrechts. Eine um 1248 entstandene Fassung ist unsystematisch. Der Fuero viejo de Castilla erhält seine endgültige systematische und in fünf Bücher gegliederte Gestalt um 1356. Seine wichtigste Quelle ist der Libro de los Fueros. S. Google

Lit.: García González, F., El fuero viejo assistemático, (in) AHDE 41 (1971), 767

Fugger ist der Angehörige einer aus dem zwischen Augsburg und Landsberg am Lech gelegenen Dorf Graben kommenden, 1367 in Augsburg als Weber genannten Familie, die in der Linie von der Lilie durch die Fuggersche Handelsgesellschaft, das Kupfermonopol und den Ablasshandel Weltgeltung erreicht. Als Bankiers der Päpste und der Habsburger erlangen sie 1504 den Adel und 1511 den Grafenrang und finanzieren 1519 die Wahl Karls V. zu dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches. Sie sind ein anschau­liches Beispiel des →Frühkapitalismus. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pölnitz, G. Frhr. v., Jakob Fugger, Bd. 1f. 1949ff.; Pölnitz, G. Frhr. v., Fugger und Hanse, 1953; Simnacher, G., Die Fuggertestamente, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960, 6. A. 1999; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Nebinger, G./Rieber, A., Genealogie des Hauses Fugger, 1978; Tietz-Strödel, M., Die Fuggerei, 1982; Mandrou, R., Die Fugger, 1997; Häberlein, M., Fugger und Welser, 2002; Häberlein, M., Die Fugger, 2006; Die Welt des Hans Fugger, hg. v. Burkhardt, J. u. a., 2007; Dauser, R., Informationskultur und Beziehungswissen, 2008; Die Fugger im Bild, hg. v. Bayerische Staatsbibliothek, 2010; Düvel, T., Die Gütererwerbungen Jacob Fuggers des Reichen (1494-1525), 2013; Häberlein, M., Aufbruch ins globale Zeitalter, 2016

Fuhre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1287 [FriedbergUB. I 40 bzw. AhdGl. II 729 in den Bedeutungen Fahrt und Nutzen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fahrt, Ladung

führen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) leiten, lenken, steuern

Führer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [BambEchtb. 108 bzw. 1410 FreiburgÜÜbers. 52] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über führen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (der von Adolf →Hitler in dem Nationalsozialismus beanspruchte) anfüh­ren­de Rang innerhalb einer Gemeinschaft. Der Führer Adolf Hitler steht außerhalb der Verfassung. Er vereinigt nacheinander unterschiedliche Verfassungsstellungen in sich (Parteivorsitzender, Reichskanzler, Reichsprä­sident). Sein Wille wird als Gesetz angesehen. Nach dem Prinzip des Führers wird das so genannte → „Dritte Reich“ organisiert. Allgemeiner ist Führer der Lenker eines Geschehens oder Gegenstands.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 222, 226, 229; Das deutsche Führerlexikon, 1934; Fauser, M., Das Gesetz im Führerstaat, (in) Arch. f. öff. Recht 1965, 129; Majer, D., Grundlagen des nationalsozialistischen Rechtssystems, 1987; „Führer—Erlasse – 1939-1945“, hg. v. Moll, M., 1997; Radtke, H. u. a., Straffreiheit durch Führerbefehl?. ZRG GA 129 (2012), 214

Führerschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1909 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Urkunde über die Berechtigung zu dem Lenken von Kraftfahrzeugen. Führerscheine werden kurz nach Erfindung der Kraftfahrzeuge (1876 N. A. Otto stationärer Viertaktverbrennungsmo­tor, 1885 C. F. Benz verkehrsfähiges Kraftfahr­zeug, 1886 G. Daimler) ausgestellt und vorgeschrieben. Die vorläufigen und regional unterschied­lichen Berechtigungen löst 1910 auf Grund des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen (3. 5. 1909) der Führerschein in Preußen ab (1910 in Deutschland 36077 Führerscheine, 1924 121431 neue Führerscheine, 1957 rund 1081000, 1991 2122706). Seit 1. 1. 1999 ist der Führerschein in der Europäischen Union vereinheitlicht.

Führung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 77] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ernährung, Leitung, Verhalten

Führungsaufsicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1975, Vorgänger seit dem 18. Jahrhundert, nach Code pénal von 1810 Polizeiaufsicht)

Lit.: Ruderich, D., Führungsaufsicht, 2015

Führungsschicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1950 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die politische oder geistig führende Gruppe von Menschen einer bestimmten Gesellschaft. In dem Mittelalter stellt der Adel die Führungsschicht, zu dem bildungsmäßig die Geistlichkeit dazukommt. In der Aufklärung tritt der durch die Schule vor allem in Lesen, Schreiben und Rechnen gebildete Bürger hinzu. In der angesichts des Wachstums der Menschheit und der Zunahme ihrer Mittel für den Einzelnen zunehmend verwickelteren und unüberschaubareren Gegenwart wird die allgemeine Meinung in erheblichem Maß durch die Medien Zeitung, Radio, Fernsehen und Internet bestimmt, deren Träger die politische Führung wesentlich mitge­stalten, wofür sie von der politischen Führung ein beträchtliches Gebührenaufkommen zu Lasten der Allgemeinheit gesichert erhalten.

Lit.: Preradovich, N. v., Die Führungsschichten in Österreich und Preußen 1804-1918, 1955; Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit, hg. v. Hofmann, H. u. a., 1980; Wildenmann, R. u. a., Führungsschicht in der Bundesrepublik Deutschland 1981, 1982; Rösch, G., Der venezianische Adel, 1989

Führungszeugnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1885 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein amtliches Zeugnis über die rechtlich bedeutsame allgemeine Lebensführung eines Menschen.

Lit.: Burchardi, K., Strafregister und polizeiliches Führungszeugnis, 1943, 2. A. 1944

Fulgosius, Raphael ist der in Piacenza 1367 geborene, in Bologna und Pavia ausgebildete, ab 1388 in Pavia, Siena und Padua lehrende, an dem 12. 9. 1427 verstorbene Jurist (commentarium in Digestum vetus, commentarium zu dem Codex, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 802

Fulda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die an dem 12. 3. 744 von dem Schüler Sturmi des Bischofs Bonifatius in Hessen gegründete, 765 reichsunmittelbar (Reichsabtei) werdende Abtei mit sehr großer Grundherrschaft und bedeutender Schriftkultur (aber in dem zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts auch Fälschungen durch den Mönch Eberhard). Die dort 1723/1734 gegründete Universität wird nach der Säkularisation (1802, Fürst von Oranien-Nassau, dann Königreich Westphalen, danach Hessen) aufgehoben.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Roller, O., Eberhard von Fulda, Diss. phil. Marburg 1901; Urkundenbuch des Klosters Fulda, Bd. 1 1913; Werner-Hasselbach, T., Die älteren Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Hofämter der Fuldaer Äbte im frühen Mittelalter, ZRG GA 65 (1947), 177; Lübeck, K., Die Fuldaer Bürgeraufstände, ZRG GA 68 (1951), 410; Mauersberg, H., Die Wirtschaft und Gesellschaft Fuldas, 1969; Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Heinemeyer, W. u. a., Fulda in seiner Geschichte, 1995; Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda, 1995f., (1995, 1996, Index 2007, Bd. 4 Der Buchschmuck, 2009); Theisen, F., Mittel­alterliches Stiftungsrecht, 2002; Codex Diplomaticus Fuldensis, Index and Introduction, hg. v. Hofmann, J., 2010; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v. Zwies, S., 2014 (2439 Urkunden)

füllen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 6] und nach dem Altfriesischen ab 1276 [AugsbStR. Art. 56 § 2] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) voll machen

Fund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1187 bezeugt - in dem 3. Viertel des 9. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1308 [Lori, BairBergr.5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über finden mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb finden 765 bzw. 1022) ist das Entdecken und Ansichnehmen einer verlorenen (besitzlosen, aber nicht eigentümerlosen) beweglichen Sache eines anderen. Der (redliche) Finder muss den Fund kundtun. Der Eigentümer muss dem Finder nach einzelnen mittelalterlichen Rechtsquel­len einen Lohn für das Finden (Finderlohn) zahlen. Meldet sich der Eigentümer innerhalb einer Frist (nach Aufgebot) nicht, so fällt die Sache teils an den Finder, teils an den König, die Kirche, die Gemeinde oder den Grundherrn, seit der Neuzeit an den Finder. Erst das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) und das Bürgerliche Gesetz­buch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) schaffen hierfür einheitliche Regeln für ihr Geltungs­gebiet.

Lit.: Hübner 457; Delbrück, B., Vom Finden verlorener Sachen, (in) Jahrhundert Jb. 3 (1859), 1ff.; Hopmann, G., Der Eigentumserwerb an der gefundenen Sache nach deutschen Rechtsquellen, 1905; Vobach, G., Die Lehre vom Funde, 1910; Hübner, J., Der Fund, 1914; Lins, S., Das Fundrecht des BGB, 1994; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

fünf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 49 §1, Art. 70 § 3] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, Num. Kard.) die Zahl zwischen vier und sechs

Fünfkirchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Pécs) ist bereits in römischer Zeit ein wichtiger Ort (Sopianae, später Quinque ecclesiae) in Ungarn und seit 1367 Sitz einer Universität, von 1833 bis 1923 Sitz eines Rechtsgymnasiums.

Lit.: Pécsi jogászprofesszorok emlékezete (1923-2008). Antológia [Das Gedächtnis der Juraprofessoren zu Fünfkirchen. Eine Anthologie], hg. v. Kajtár, I. 2008; A Pécsi Püspöki Joglyceum emlékezete 1833-1923, hg. v. Kajtár, I. u. a., 2009; Roth, H. u. a., Geschichte einer europäischen Kulturhauptstadt, 2010

fur, fūr, lat., M., F., Dieb, Diebin, Spitzbube, Spitzbübin, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, zu lat. ferre, V., tragen, s. idg. *bʰer- (1), V., tragen, bringen

Fur (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der (eine fremde bewegliche Sache forttragende) →Dieb. Der auf frischer Tat ertappte (und damit handhafte) freie Dieb (lat. [M.] fur manifestus) darf in dem altrömischen Recht getötet werden und wird später als Sklave zugesprochen, der unfreie fur manifestus darf von dem tarpeischen Felsen gestürzt werden. Jeder andere fur hat das Doppelte des Wertes zu leisten und wird infam.

Lit.: Kaser §§ 32 II, 51 I

fur (M.) manifestus (lat.) →fur, →handhafter →Dieb, →Diebstahl

Fur semper in mora (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der Dieb ist immer in Verzug (und muss deshalb bei Untergang der entwendeten Sache durch Zufall ohne Verschulden Schadensersatz leisten).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Tryphoninus um 160-um 220, Digesten 13, 1, 20)

für (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [DspLR. Art. 87] bzw. 1276 [AugsbStR. Art. 61,9] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) vor, an Stelle von

furere, lat., V., rasen, wüten, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. θυάζειν (thyázein), idg. *dʰeu̯es-, *dʰu̯ē̆s-, *dʰeus-, *dʰū̆s-, V., stieben, stäuben, wirbeln, vgl. idg. *dʰeu- (4), *dʰeu̯ə-, *dʰeu̯h-, *dʰuh-, V., Sb., stieben, wirbeln, wehen, stinken, schütteln, Dampf (M.) (1), Hauch, Rauch

furia (1), lat., F., Wut, Raserei, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. furere, furiosus

furiōsus, lat., Adj., voll Wut seiend, wütend, rasend, unsinnig, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. furia, furere

Furiosus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der →Geisteskranke, der ohne weiteres geschäftsunfähig und deliktsunfähig ist und einen (lat. [M.]) curator (Pfleger) hat.

Lit.: Kaser § 14 IV; Boari, M., Qui venit contra iura. Il furiosus, 1983

Fürkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ­– als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem 13. bis 16. bzw. 19. Jahrhundert der Vorkauf (unter Umgehung des Marktes und in großen Mengen zwecks künstlicher Verknap­pung und Ver­teu­erung). Er wird zeitweise verboten. Der Liberalismus beseitigt die der Bekämpfung des Wuchers dienenden Ein­schrän­kungen grundsätzlich.

Lit.: Crebert, H., Künstliche Preissteigerung, 1916; Blaich, F., Die Reichsmonopolgesetzgebung im Zeitalter Karls V., 1967; Hof, H., Wettbewerb im Zunftrecht, 1983

Furs de Valencia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.Pl.) sind die nach 1240 abgefassten →Fueros (Gesetze bzw. Verord­nungen) des ­Königreichs von Valencia des spanischen Rechtes, die in einer 1330 entstandenen, völlig romanisierten Fassung Alfons’ IV. bekannt sind. 1482 wird eine erweiterte, chronologisch geordnete Samm­lung von Gabriel de Riucech unter dem Titel Furs e ordinacions de València ver­öffentlicht, 1707 wird der Furs de Valencia von König Philipp V. abgeschafft. 1708 werden die Fueros alfonsinos in Valencia für weitergeltend er­klärt.

Lit.: Barrero, A., El Derecho romano en los Furs de Valencia de Jaime I, (in) AHDE 41 (1971), 639

Fürsorge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1194 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1627 [BöhmLO. O 13] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist zunächst allgemein die Sorge für das Wohl eines Lebewesens, danach insbe­sondere die Unterstützung Einzelner aus allgemeinen Mitteln in Notlagen. Fürsorge tätigt anfangs die Familie, dann die Kirche und die Grundherrschaft, seit der frühen Neu­zeit auch der davon seine Daseinsberechtigung ableitende und Einkünfte erzielende Wohlfahrtsstaat (Ar­menpflege für Wai­sen, Bettler, Witwen, Alte, Kranke, Straftäter, Verwahrloste, Wohl­fahrtspolitik, Sozialpo­litik). In Preu­ßen (ALR II, 19 § 1) wird hierfür das Gesetz über die Verpflichtung zu der Armenpflege von dem 31. 12. 1842 (Unter­stützungswohnsitz) erlassen, in dem (zweiten) Deut­schen Reich das Reichsgesetz über den Unterstützungswohnsitz von dem 6. 6. 1870 (preußisches Ausführungsgesetz von dem 8. 3. 1871)(, die Sozialversicherungsgesetzge­bung) und die Verordnung über die Fürsor­gepflicht von dem 13. 2. 1924, ergänzt durch die Reichsgrundsätze über Voraussetzung, Art und Maß der öffentlichen Fürsorge von dem 4. 12. 1924 (kein Rechtsanspruch, Träger Ortsar­menverbände bzw. Gemeinden, in Städten 5,6-8% Unter­stützungsempfänger, auf dem Land 0,5-0,8%) (gehobene Fürsorge) (1. 4. 1924 Reichsjugendwohlfahrtsgesetz mit wegen der Inflation verringertem Leistungs­umfang). In Deutschland bzw. dem Deutschen Reich, in dessen östlichem Teil (Deutsche Demokratische Republik) 1956 die überkommene Fürsorge in der Verordnung über die allgemeines Sozialfürsorge des Jahres 1956 zusammengefasst und als Übergangs­erscheinung auf dem Weg zu dem Sozialismus angesehen wird, wird in der Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Fürsorge die seit einer Ent­scheidung des Bundesver­waltungs­gerichts von dem 24. 6. 1954 Ansprüche anerkennende →Sozialhilfe (Hilfe, Förde­rung, Bundessozial­hilfegesetz zu dem 1. 6. 1962, zu dem 1. 1. 2005 Sozialgesetzbuch XII, für Jugendliche Jugendschutzgesetz von dem 4. 12. 1951, Ju­gend­wohlfahrtsgesetz von dem 11. 8. 1961, Kinder- und Jugendhilfegesetz zu dem 1. 1. 1991).

Lit.: Moeller, E. v., Die Elendenbrüderschaften, 1906; Dilger, A., Die Grundlagen des Fürsorgerechts, Diss. jur. Tübingen 1945 masch.schr.; Scherpner, H., Geschichte der Jugendfürsorge, 1966, 2. A. 1979; Sachße, C./Tennstedt, F., Geschichte der Armenfürsorge, Bd. 1ff. 1980ff.; Jut­te, R., Obrigkeitliche Armenfürsorge, 1984; Hauser, S., Geschichte der Fürsorge­gesetzgebung in Bayern, Diss. jur. München 1986; Peukert, D., Grenzen der Sozial­disziplinierung, 1986; Breitenhorn, A., Rand­gruppen im ALR, 1994; Boldorf, M., Sozialfürsorge in der SBZ/DDR 1945-1953, 1998; Armengesetzgebung und Freizügigkeit (1867-1881), hg. v. Sachße, C. u. a., 2000; Stolleis, M., Geschichte des Sozialrechts in Deutsch­land, 2003; Willing, M., Das Bewahrungs­gesetz (1918-1967), 2003; Föcking, F., Fürsorge im Wirtschaftsboom, 2007; Medizin und Sozialwesen in Mitteldeutschland zur Reformations­zeit, hg. v. Oeh­mig, S., 2007; Marx-Jaskulski, K., Armut und Fürsorge auf dem Land, 2008; Bulling, S., Die zivilrechtliche Erwachsenenfürsorge des 19. Jahrhunderts, 2013; Foege, L., Wessenbergs Herzenskind, 2014; Sorge, hg. v. Melville, G. u. a., 2015

Fürsprech (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 218] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Fürsprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1341, M.), Vorsprecher, ist in dem hochmittelalterlichen und spätmittelalterlichen deutschen Recht der Vertreter eines Menschen in dem Wort vor Gericht (ahd. [einmal] furisprehho um 790 für lat. orator, M., Redner). Er wird vielleicht entwickelt, um die möglicherweise allmählich in bestimmten Verfahrenslagen entstehende Gefahr zu vermeiden, durch einen bloßen Fehler in dem Wort (beispielsweise Husten, Räuspern, Versprechen) einen Rechtsstreit zu verlieren. Seine Rede kann die in dem Wort vertretene Partei billigen oder verwerfen und selbst richtig ausführen. Der Fürsprech ist erst in dem 12. Jahrhundert in deutschen, französischen und engli­schen Quellen belegt und könnte eine Antwort auf das Eindringen gelehrter Genauigkeit in das Verfahren sein. Ein Zwang, einen Fürsprech zu nehmen, erscheint erst in dem 15. Jahrhundert. Ansonsten kann die Partei einen Fürsprech wählen oder nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) den Richter um einen Fürsprech bitten. Wirkung hat der Vortrag des Fürsprech(er)s nur nach Billigung durch die Partei. 1255 gibt es in Lübeck bereits 5 berufsmäßige Für­spreche (Vorspraken). Seit dem 15. Jahrhundert wird der Fürsprech zu dem frei handelnden Beistand, seit dem 16. Jahrhundert verschmilzt er mit dem Anwalt zu dem Vertreter in der Sache. In der Schweiz ist der Fürsprecher in manchen Kantonen in der Gegenwart noch der Rechts­anwalt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 116; Siegel, H., Die Erholung und Wandelung, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 42 1853; Laß, L., Die Anwaltschaft im Zeitalter der Volksrechte und Kapitularien, 1891; Bauhofer, A., Fürsprechertum und Advokatur im Kanton Zürich, (in) Zürcher Taschenbuch 1926; Bader, K., Vorsprecher und Anwalt in den fürstenbergischen Gerichtsordnungen, 1931; Schudel, H., Fürsprecher und Anwälte im schaffhauserischen Recht, Diss. jur. Zürich 1940; Müller, L., Die Freiheit der Advokatur, 1972; Failenschmid, H., Anwalt und Fürsprech nach altwürttembergischen und benachbarten Rechtsquellen, 1981; Meyer, T., Gefahr vor Gericht, 2009

Fürsprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1341 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [MBoica XVII 26] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar →Fürsprech

Fürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Pfaffen Konrad [V. 820] um 1172 und 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Vorderster, Erster) ist in dem mittelalterlichen und neu­zeitlichen deutschen Recht der Adelige, dessen Stellung (die des Königs oder) ursprünglich durch die unmittelbare Belehnung durch den König gekennzeichnet ist. Er ist also Erster oder bei mehreren Ersten einer von diesen. Dazu zählen in dem Frühmittelalter die Großen des Reiches und des Königs (Herzöge, Grafen, Pfalzgrafen, Markgrafen, Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Äbtissinnen). Kenn­zeichen sind Teilhabe an dem Reich und Herrschaft über einen Teil (beispielsweise eine Grafschaft), doch ist die Abgrenzung nach unten nicht eindeutig (in dem 13. Jahrhundert etwa 110-120 Reichsfürsten, davon etwa 90 geistlich, davon etwa 45 Äbte und Äbtissinnen). Der Fürst kann unter besonderen Umständen abgesetzt werden (zwischen 768 und 1056 in 177 Fällen erfolgreich, immerhin durchschnittlich alle zwei Jahre ein Fall). Das wichtigste Recht der Fürsten ist die Wahl des Königs, die sich aber in dem 13. Jahrhundert auf die wenigen besonderen →Kurfürsten (Wahlfürsten) beschränkt. Etwa gleichzeitig wird die Stellung als Reichsfürst genauer festgelegt auf die meisten Herzöge, einen Teil der Markgrafen, Pfalzgrafen und Landgrafen und einzelne Grafen (herzogsgleiche Landes­herrschaft und reichsunmittelbares Lehen) sowie die geistlichen Reichsfürsten (Erz­bischöfe, viele Bischöfe, viele Äbte und Äbtissinnen, einzelne Pröpste). 1184/1188 wird der Graf von Hennegau bzw. Namur als erster förmlich zu einem Reichsfürsten erhoben (Braunschweig-Lüneburg 1235). Demgegen­über wird in Frankreich die Zahl der Fürsten verringert und in England auf den Prinzen von Wales beschränkt. Als Landesherr gerät der Fürst in dem Laufe der Zeit in einen Interessen­gegensatz zu dem König. In dem Reichstag des Heiligen römischen Reiches gibt es 1582 53 Virilstimmen weltlicher und 46 Virilstimmen geistlicher Fürsten, 1792 64 Virilstimmen weltlicher Fürsten und 38 geistlicher Fürsten. Seit 14. 8. 1919 darf der Titel Fürst in Deutschland nicht mehr verliehen werden und gilt der überkommene Titel Fürst als Teil des Namens.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 98, 111, 130, 149, 154, 167, 195; Köbler, WAS; Seckendorff, V. v., Teutscher Fürstenstaat, 1656, Neudruck 1976; Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt in den deutschen Fürstenhäusern, 1851; Boerger, R., Die Belehnungen der deutschen geistlichen Fürsten, 1901; Fehr, H., Fürst und Graf im Sachsenspiegel, (in) SB. d. sächs. Ges. d. Wiss. 58, 1906; Schulte, A., Fürstentum und Einheitsstaat in der deutschen Geschichte, 1921; Schröder, E., Herzog und Fürst, ZRG GA 44 (1924), 1; Kraemer, H., Der deutsche Kleinstaat des 17. Jahrhunderts im Spiegel von Seckendorffs Fürstenstaat, 1922, Neudruck 1974; Schroeder, E., Herzog und Fürst, ZRG GA 44 (1924), 1; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im Dienste der Westmächte, Bd. 1f. 1924ff.; Mayer, T., Fürsten und Staat, 1950; Petersohn, J., Fürstenmacht und Ständetum in Preußen, 1963; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1977; Lanzinner, M., Fürst, Räte und Landstände, 1980; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Hergemöller, B., Fürsten, Herren und Städte zu Nürnberg 1355/56, 1983; Klein, T., Die Erhebungen in den deutschen Fürstenstand 1550-1806, (in) Bll. f. dt. LG. 122 (1986), 137; Krah, A., Absetzungsverfahren als Spiegelbild von Königsmacht, 1987; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 1988; Der Fürst, hg. v. Weber, W., 1998; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Schlick, J., König, Fürsten und Reich 1056-1159, 2001; Principes, hg. v. Nolte, C., 2002; Fürstin und Fürst, hg. v. Rogge, J., 2004; Gottwald, D., Fürs­ten­recht und Staatsrecht im 19. Jahrhundert, 2009; Hammes, B., Ritterlicher Fürst und Ritterschaft, 2010; Entsagte Herrschaft – Mediale Inszenierungen fürstlicher Abdankungen im Europa der Frühneuzeit, hg. v. Richter, S., 2019; Peltzer, J., Fürst werden. Rangerhöhung im 14. Jahrhundert, 2019

Fürstenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Barth, F., Die Verwaltungsorganisation der gräflich fürstenbergischen Territorien, (in) Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar 16 (1926), 48; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg, 1944; Bieberstein-Krasicki, D. Graf v., Das Prozessrecht der Gerichts- und Landesordnungen der fürstenbergischen Territorien, 1948; Bader, K./Platen, A. v., Das große Palatinat des Hauses Fürstenberg, 1954; Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum, 1986

Fürstenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein Ortsname

Lit.: Fürstenbergische Geschichte, Bd. 1ff. bearb. v. Klocke, F. v. 1971; Die Tagebücher Kaspars von Fürstenberg, hg. v. Bruns, A., 1985, 2. A. 1987

Fürstenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1566 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die literarische Darstellung der Pflichten eines Fürsten. Die älteren Quel­len des Fürstenspiegels sind hauptsächlich Xe­no­phons (430-354 v. Chr.) Beschreibung der Erziehung des Kyros, die aus Plutarch (46-125) erstellte (lat.) Institutio (F.) Traiani (Einrichtung Trajans), die Selbstbetrachtungen Marc Aurels (121-180) und Augustinus‘ Bild von dem glücklichen Herrscher in dem Gottesstaat (413-426). Zunächst christlich, später humanistisch betont bauen auf ihnen Fürstenspiegel von dem 9. Jahrhundert bis in die Neuzeit (Fürstenlehre) auf (beispielsweise Jonas von Orléans, Sedulius Scotus, Hinkmar von Reims, Gottfried von Viterbo und Johannes von Viterbo, Johann von Salisbury, Polycratius 1159, Gilbert von Tournais, Vincenz von Beauvais, Thomas von Aquin, De regimine principum [über Herrschaft der Fürsten] 1265/1266, Fortescue J., De laudibus legum Angliae (über das Lob der Gesetze Englands), um 1470, Machiavelli, N., Il principe [Der Fürst], 1532 oder Fénelon, Les aventures de Télémaque (die Abenteuer Telemachs, 1699), wobei seit der frühen Neuzeit der Landesherr an die Stelle des Königs tritt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden die konservativen Regierungshandbücher entbehrlich.

Lit.: Kleineke, W., Englische Fürstenspiegel, 1937; Berges, W., Die Fürstenspiegel des hohen und späten Mittelalters, 1938; Anton, H., Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968; Singer, B., Die Fürstenspiegel, 1981; Politische Tugendlehre und Regierungskunst, hg. v. Mühleisen, H. u. a., 1990; Fürstenspiegel der frühen Neuzeit, hg. v. Mühleisen, H. u. a., 1996; Graßnick, U., Ratgeber des Königs, 2004; Ahl, I., Humanistische Politik zwischen Reformation und Gegenreformation, 2004; Fürstenspiegel des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Anton, H., 2006; Historische Exempla in Fürstenspiegeln und Fürstenlehren, hg. v. Reinle, C. u. a., 2011

Fürstentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in dem 10. Jahrhundert bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 70] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Herrschaftsgebiet und die Stellung eines →Fürsten.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schotte, W., Fürstentum und Stände in der Mark Brandenburg, 1911; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Werner, K., Die Entstehung des Fürstentums, Bd. 1f. 1970; Thomas, H., Zwischen regnum und imperium, 1973; Geistliche Staaten in Oberdeutschland, hg. v. Wüst, W., 2002

Fürstprimas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der Rheinbundakte von 1806 für den bisherigen Reichserzkanzler Karl Theodor von Dalberg (1744-1817) ver­gebene geist­lich-weltliche Titel. Das Fürs­tentum des Fürstprimas (Regensburg mit Aschaffenburg und Wetz­lar) wird durch Napoleon (1808) in ein weltliches Großherzogtum umgewandelt, das mit Napoleons Niederlage 1813 endet.

Lit.: Färber, K., Der Übergang des dalbergischen Fürstentums Regensburg an das Königreich Bayern, 1985

Furt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 14. Jahrhundert [GörlitzLR. 187] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) seichte Stelle in einem fließenden Gewässer als einfache Durchgangsmöglichkeit

Fürth (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) abgeleitet von Furt, das über den für das Germanische erschließbaren Ansatz mit dem Indogermanischen verbindbar ist)

Lit.: Hofmann, M., Die mittelalterliche Entwicklung der Gerichtsverhältnisse im alten Amt Fürth, 1932; Mauersberg, H., Wirtschaft und Gesellschaft Fürths, 1974; Windsheimer, B., Geschichte der Stadt Fürth, 2007

furtum, fūrtum, lat., N., Diebstahl, Gestohlenes, geheime Handlung, Schelmerei, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ferre, fūr

Furtum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die Sachentziehung bzw. der Diebstahl ([lat.] contrectatio rei fraudulosa lucri faciendi gratia, tückische Ergreifung einer Sache zwecks Gewinnerzielung). →fur

Lit.: Kaser § 51 I; Söllner § 8; Köbler, DRG 27, 48; Köbler, LAW

Fusion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1526 [Paracelsus] bezeugt – 1526/1527 [Paracelsus] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gießung, Verbindung

Fusionsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (1965) belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine Fusion anstrebende oder bewirkende Vertrag (beispielsweise 8. 4. 1965 Vertrag zu der Einsetzung eines gemeinsamen Rates und einer gemeinsamen Kommission der Europäischen Gemein­schaften mit Wirkung von dem 1. 7. 1967).

Fuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in der ersten Hälfte 8. Jahrhundert bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, M.) als der unterste Teil des stehenden menschlichen Körpers wird bis in die Gegenwart an verschiedenen Stellen trotz aller Verwissenschaftlichung des menschlichen Lebens als naheliegende natürliche Maßeinheit (zwischen 250 und 429 mm) verwendet (beispielsweise engl. foot 304,8 mm).

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 141, 196, 213

Füssen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort an dem Lech in dem Allgäu

Lit.: Das Füssener Bürgerbuch, hg. v. Weitnauer, S., 1940; Das Füssener hochstiftische Urbar von 1398, bearb. v. Dertsch, R., 1940; Rump, H., Füssen, 1977

Futhark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die der herkömmlichen Reihenfolge der Zeichen (f, u, th, a, r, k, danach g, w bzw. v, h, n, i, j bzw. y, e, p, a, s, t, b, e, m, l, ng, o, d) ent­sprechende, dem Namen Alphabet der üblichen Zeichenfolgen anderer europäischer Schriften gleichwertige Benennung der aus einem nicht genau bekannten Zeichensystem in Italien aufgenommenen, 24 Buchstaben umfassenden (älteren) germanischen Runenschrift („Runenalphabet“).

Lit.: Krause, W., Die Runeninschriften im älteren Futhark, 1966

G

Gabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 80,20, II 259,50 und um 810 in MonseeFragm. 167] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb geben um 765) ist der Vorgang und der Gegenstand der gewollten Übergabe einer Sache oder eines Menschen von einem Menschen oder einer Person an einen anderen Menschen oder an eine andere Person. Nach einem jüngeren Rechtssprichwort soll in der älteren Zeit gegolten haben: Gabe schielt nach Entgelt. Demgegenüber kennt das römische Recht die unentgeltliche Gabe (→Schenkung). Sie wird allgemein anerkannt, ohne dass sie entsprechend der grundsätzlich egoistischen Natur des Menschen größere wirtschaftliche Bedeutung erlangt.

Lit.: Kaser; Hübner 575; Köbler, DRG 74; Heusler, A., Institutionen, Bd. 2 1885f., 370ff.; Mauss, M., Essai sur le don, 1923 (= Die Gabe, 1968); Pappenheim, M., Über die Rechtsnatur der altgermanischen Schenkung, ZRG GA 53 (1933), 35; Hyland, R., Gifts, 2009

gabella (mlat. [F.]) Abgabe, Steuer (F.), nicht in latein_a_z.docx belegt, aber in Google belegt

Gabella (F.) emigrationis (mlat., nicht in latein_a_z.docx belegt, aber in Google belegt) ist die in dem 11./12. Jahrhundert erscheinende, vor allem in der frühen Neuzeit verbreitete Auswan­derungsabgabe (Abfahrtsgeld, vgl. Preußen 1794 ALR II 17 §§ 141ff.) in Höhe von meist rund zehn Prozent des inländischen Vermögens.

Gabella (F.) hereditaria (mlat., nicht in latein_a_z.docx, aber in Google belegt) ist in dem Mittelalter die Erbschaftsabgabe bei einem Erbfall Fremder an König, Landesherrn oder Stadt. Ein Gesetz Kaiser Friedrichs II. von 1220 hebt sie auf, wird aber rechtstatsächlich nicht beachtet.

Lit.: Meynal, E., Études sur la gabelle, (in) TRG 3 (1922), 119

gafol (ae.) Abgabe, Zins, in Google belegt

Gage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1616 [Jones, LexFrenchBorrow. 353] in 9 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in erster Hälfte 17. Jahrhunderts aus dem Französischen aufgenommen, zunächst in Heer und Marine, danach an dem Theater, sowie über das erschließbare Altwestfränkische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Entlohnung

Lit.: Jones, W., A Lexicon of French Borrowings in the German Vocabulary, 1976

Gagern, Wilhelm August Heinrich Freiherr von (Bayreuth 20. 8. 1799-Darmstadt 22. 5. 1888) wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg und Jena (Burschenschaft) 1821 Regierungsrat in Hessen, an dem 5. 3. 1848 Leiter des Staats­ministeriums Hessen-Darmstadts und an dem 19. 5. 1848 Präsident der deutschen Nationalversammlung. S. Google

Lit.: Buchner, K., Heinrich von Gagern, 1848; Schücking, L., Heinrich von Gagern, 1849; Wentzcke, P., Anfänge und Aufstieg Heinrich von Gagerns 1799 bis 1836, 1957; Möller, H., Heinrich von Gagern, 2004

Gagnér, Sten (Uppsala 3. 3. 1921-München 24. 5. 2000) wird nach dem Studium von Recht, Philosophie, Geschichte und Philo­logie in Uppsala und praktischer Tätigkeit bei Polizei und Justiz 1964 Professor für Rechts­geschichte in München. S. Google

Lit.: Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Rückert, J., Sten Gag­nér zum Gedächtnis, ZRG GA 119 (2000), 1094ff.; Abhandlungen zur europäischen Rechtsgeschichte, hg. v. Rückert, J./Stolleis, M./Kriechbaum, M., 2004

Gaill, Andreas (Köln 12. 11. 1526-Köln 11. 12. 1587), Patrizierssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Köln, Orléans, Löwen und Bologna (Promotion 1555) Anwalt in Köln, 1558 Beisitzer an dem Reichskammergericht in Speyer, 1569 Reichshofrat in Wien (1573 von Gaill) und 1584 Kanzler in dem Erzstift Köln. In seinen (lat.) Practicarum obser­vationum libri (M.Pl.) duo (Zwei Bücher praktischer Beob­achtungen) (1578) bemüht er sich wie schon zu­vor →Mynsinger (Singularium obser­vationum …, einzelner Beobachtungen …) um eine systematische Dar­stellung der Entscheidun­gen des →Reichs­kam­mergerichts und gewährt dabei auch einheimischen Statuten und Gewohnheits­rechts­sätzen Raum. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Schröder, R., Gairethinx, ZRG GA 7 (1886), 53; Burckhard, H., Andreas Gaill, 1887; Kempis, K. v., Andreas Gaill, 1988

Gairethinx (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [EdRothari/LLangob. 40] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Speergedinge →Launegild

Gaius ist der in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. lebende, hauptsächlich in der Provinz tätige, nicht mit dem (lat.) ius (N.) respondendi (Antwortrecht) begabte und in Einzelheiten kaum bekannte Verfasser (eines Kommentars zu dem in den Provinzen üblichen Rechtsschutz­register des Privat­rechts und) des in vier Bücher (lat. [M.Pl.] commentarii, Kommentare) über personae (Personen), res (Sachen, 2 Bücher, Sachenrecht, Erbrecht, Schuldrecht) und actiones (Klagansprüche, Zivilprozess) gegliederten Lehrbuchs →Institutionen (159?, 161?). Er gehört der Rechtsschule der Sabinianer (→Julian) an. Sein auf (lat.) →ius (N.) civile (römisches Recht) und (lat.) →ius (N.) gentium (Fremdenrecht) als Rechtsquellen beschränk­tes, in einer späteren Fassung vor allem durch eine wohl dem 5. Jahrhundert entstammende, 1816 in Verona von Barthold Georg Niebuhr aufgefundene Palimpsesthand­schrift und zwei in Ägypten entdeckte Handschriftenbruch­stücke unmit­tel­bar überliefertes Buch (oder System) der Einrichtungen (lat. institutiones) des Rechtes wird in dem Kern von dem oströmischen Kaiser Justinian in dessen Institutionen (533) übernommen und liegt dem so genannten Institutionensystem zugrunde. In den Digesten Justinians sind 542 Fragmente aus Werken des Gaius verwertet. S. Google

Lit.: Kaser § 2; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 34; Söllner §§ 5, 7, 16, 19, 20, 22, 23; Köbler, DRG 30, 52, 54; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GaiInstitutiones(160nChr).pdf, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­GoeschenJohannFriedrichLudwigGaiiInstitutionumCommentariiIV1820.pdf; Honoré, A., Gaius, 1962; Nelson, H./David, M., Überlieferung, Aufbau und Stil von Gai Institutiones, 1981; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988, 131; Nelson, H./Manthe, U., Gai Institutiones III 1-87, 1992; Vano, C., Il nostro autentico Gaio, 2000; Gaius, Institutiones. Lateinisch und deutsch, hg. v. Manthe, U., 2004, 2. unv. A. 2010; Vano, C. Der Gaius der historischen Rechtsschule, 2008

Gaius von Autun (lat. Gaius [M.] Augustodunensis) ist der in größeren Fragmenten einer Palimpsesthandschrift aus Autun erhaltene klassizistisch-spätnach­klassische Kommentar wohl des 5. Jahrhunderts zu →Gaius, Institutionen. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39 II 2; Köbler, DRG 52

Galater →Kelte, s. Google

Galeere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 1582 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1582 [Tomaschek, Wien I nr. 188 und 1717 BernMnd. 12, 21] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Italienischen aufgenommen und über das Mittellateinische und Mittelgriechische sowie das Griechische des Altertums γαλέη (galéē), F., Wiesel, Marder mit idg. *gₑli-, *glī-, Sb., Maus, Wiesel verbindbar, F.) mit Rammsporn, Rudern und Segeln ausgestattetes Kriegsschiff

Galeerenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und – ausgenommen Galeerensträfling – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem 15. Jahrhundert in dem Mittelmeerraum (Rom 1471, Spanien 1502, Kirchenstaat 1511, Frankreich 1516) verhäng­te Strafe, auf einer Galeere angekettet zu rudern. In den österreichischen Erblanden und Böhmen wird die Galeerenstrafe von 1556 bis 1768 verwendet. In Frankreich endet sie sachlich mit der Aufgabe der Galeeren (1749), wird aber rechtlich erst an dem 27. 3. 1852 abgeschafft. In der Türkei wird sie bis zu dem 20. Jahrhundert gebraucht.

Lit.: Frauenstädt, P., Zur Geschichte der Galeerenstrafe in Deutschland, (in) Z. f. ges. StrafRWiss. 16 (1896), 518; Carlen, L., Die Galeerenstrafe im Militärstrafrecht, ZRG GA 92 (1975), 210; Carlen, L., Die Galeerenstrafe in der Schweiz, (in) Z. f. d. ges. StrafRWiss. 88 (1976), 557; Schlosser, H., Die Strafe der Galeere, (in) ZNR 10 (1988), 19; Tournier, G., Les galères de France, 2005

Galgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 287, III 235, III 382, III 716] und in Wörterbuch der deutschen Gewgenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische als Zweig, Staude auch mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die meist aus zwei Pfosten (oder Astgabeln) und einem Querholz bestehende künstliche Vorrichtung (lat. [N.] patibulum, [M.] bargus, [F.] furca) zu der Tötung von Menschen durch Aufhängen an einem Strick. Bereits die Germanen hängen (nach Tacitus) den Volksverräter. Seit wann dazu der Galgen verwendet wird, ist (nicht zuletzt wegen der tatsächlichen Vergänglichkeit der verwendeten Mittel) unklar. In dem Hochmittelalter, in dem der Sachsen­spiegel Diebstahl mit Hängen bedroht, ist Erhängen an dem Galgen eine ehrenmindernde Strafe, wobei beispielsweise in München ein Galgen zwischen 1367 und 1804 erwähnt wird. Seit 1871 ist die →Todesstrafe in Deutsch­land durch Enthaupten zu vollziehen. Die Alliierten bestrafen nationalsozialistische Kriegsverbrecher 1946 durch Erhängen (ähnlich in dem Irak 2006). Überreste ehemaliger Galgen sind beispielsweise in Beerfelden, Hopfmannsfeld, Klein­schierstedt, Münzenberg, Pfungstadt, Rixfeld, Seeburg und Wörth am Main in der Gegenwart noch vorhanden.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 257f.; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege, 1940; Wohlhaupter, E., Haargalgen, Müllergalgen, ZRG GA 63 (1943), 324; Frank, H., Im Angesicht des Galgens, 1953; Martschukat. J., Inszeniertes Töten, 2000; Over galg en rad, hg. v. Luning, H. u. a., 2010

Galicien (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 belegt, aber in Google belegt, N.) ist die in dem Nordwesten der iberischen Halbinsel gelegene Landschaft, die zunächst von Kelten besiedelt ist. Nach dem Ende der römischen Herrschaft dringen in dem 5. und 6. Jahrhundert Sweben (Sueben) und Westgoten sowie 711/718 Araber ein. Mit der Lösung von den Arabern fällt Galicien meist an →Leon und mit diesem an →Kastilien. 1979 erhält Galicien in Spanien Autonomie. S. Google

Lit.: Tranoy, A., La Galice Romaine, 1981; García Oro, J., Galicia, 1987; Galicia, hg. v. Hann, C. u. a., 2005

Galizien (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 belegt, aber in Google belegt, Halic-Volhynien, →Wolhynien) ist die nördlich der Karpaten gelegene Hü­gellandschaft, die nach dem Abzug der Germanen in dem 6. Jahrhundert von Slawen (Polen in dem Westen, Ukrainer in dem Osten) besetzt wird. In dem 11. bzw. 12. Jahrhundert entsteht ein Fürstentum Galizien (Galitsch bzw. Halitsch). Galizien gelangt in dem Spätmittelalter (1349/1387) an →Polen. 1772 wird das östliche Galizien dem Königreich Galizien und Lodomerien Österreichs zugeteilt. 1795 kommen weitere Gebiete hinzu (→Westgalizien, für das 1797 ein Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch erlassen wird). Hauptstadt von Galizien-Lodomerien ist Lemberg. 1846 wird das seit 1815 selbständige Krakau annektiert und mit Galizien-Lodomerien vereinigt, welches das größte Kronland Zisleithaniens ist. 1918 annektiert das wiedergebildete Polen Galizien. Ostgalizien wird 1939 von der Sowjetunion in Besitz genommen. Nach deren Auflösung (1991) ist das seit 1918 als Verwaltungseinheit nicht mehr bestehende Galizien nur noch in Kultur, Sprache und Gedächtnis vorhanden. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 131; Köbler, Historisches Lexikon; Baltl/Kocher; Stupnicki, H., Das Königreich Galizien und Lodomerien, 1853; Pohl, D., Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1996; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Bachmann, K., Ein Herd der Feindschaft gegen Russland, 2001; Fellerer, J., Mehrsprachigkeit im galizischen Verwal­tungs­wesen, 2004; Struve, K., Bauern und Nation in Galizien, 2005; Maner, H., Galizien, 2007; Wolff, L., The Idea of Galicia, 2010; Kuzmany, B., Brody, 2011; Shanes, J., Diaspora Nationalism and Jewish Identity in Habsburg Galicia, 2012; Galizien als Kultur- und Gedächtnislandschaft, hg. v. Hanus, A. u. a., 2015

Gallia, lat., F.=ON, Gallien, Caes. (um 50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Gallus (1)

Gallicus (lat. [Adj.] gallisch) →mos Gallicus

Gallien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., lat. [F.] Gallia) ist das Gebiet zwischen Apennin und Alpen (Gallia citerior, diesseitiges Gallien) und seit Eroberung durch Caesar (58-51 v. Chr.) das Land der Gallier zwischen Rhein, Alpen, Mittelmeer, Pyrenäen und Atlantik (Gallia ulterior, jenseitiges Gallien). Nach der Eroberung Galliens durch die Römer (225-51 v. Chr.) wird Gallien romanisiert. Um 500 ist es fast vollständig in dem Besitz der rasch romanisierten →Franken und geht mit ihrem linksrheinischen Reichsteil während des Frühmittelalters allmählich in →Frankreich auf. S. Google

Lit.: Stroheker, K., Der senatorische Adel im spätantiken Gallien, 1948 (5 bzw. 8 Namen von insgesamt 411 Menschen); Lugge, M., Gallia und Francia, 1960; Lerat, L., La Gaule romaine, 1977; Gallien in der Spätantike, hg. v. dem Römisch-germanischen Zentralmuseum, 1980; Wightman, E., Gallia Belgica, 1985; King, A., Roman Gaul, 1990; Recht im frühmittelalterlichen Gallien, hg. v. Siems, H. u. a., 1995; Woolf, G., Becoming Roman, 1998; Freyberger, B., Südgallien, 1999; Wierschowski, L., Fremde in Gallien, 2001; Botermann, H., Wie aus Galliern Römer wurden, 2005; Mériaux, C., Gallia irradiata, 2006; Reddé, M., L‘architecture de la Gaule romaine, 2006; Müller, H., Herrschaft in Gallien, 2013; Johnston, A., The Sons of Remus – Identity in Roman Gaul and Spain, 2017; Gallische Chroniken, beab. v. Kötter, J. u. a., 2017

Gallus (1), lat., M., PN, Gallier (M. Sg.), Caes. (um 50 v. Chr.), keltischer Herkunft, s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *gal- (3)?, *gʰal-?, V., können

Galway an einer irischen Atlantikbucht erscheint 1124 erstmals. In dem 14. Jahrhundert wird es Stadt. 1845 erlangt es eine Universität. S. Google

Gandinus (de Gandino), Albertus (Crema/Lombardei um 1245-nach [?] 1311) wird nach dem Rechtsstudium in Padua (1265-1275, Schüler Guido da Suzzaras) Richter in Lucca (1281), Bologna (1284), Perugia (1286/1287), Florenz (1288), Bologna (1289, 1294/1295), Siena (1299) und Perugia (1300), 1305 Herr (Podestà) in Fermo und 1310 Höchstrichter in Florenz. Eine universitäre Tätigkeit übt er nicht aus. 1286/1287 veröffentlicht er eine in erster Fassung in Perugia erarbeitete Sammlung berühmter Rechtsfragen (lat. libellus de male­ficiis, Büchlein über Übeltaten, vor allem des Odofredus und des Guido da Suzzara), die erweitert und erstmals systematisiert (5 Verfahrensarten [lat. accusatio, denunciatio, inquisitio, exceptio, notorium, Anklage, Anzeige, Untersuchung, Einrede, Bekanntes], gemeinsame Fragen dieser Verfahrensarten [Ladung, Stellver­tretung, Bann u. s. w.], Strafrecht) 1299 in Siena und 1300 in Perugia erscheint, als (lat.) Tractatus (M.) de maleficiis (Abhandlung von Verbrechen) bekannt ist und in dem Heiligen römischen Reich in dem 15. Jahrhundert (→Klagspiegel, →Constitutio Criminalis Bambergensis 1507) aufgenom­men wird. Daneben stellt er (lat.) Quaestiones (F.Pl.) statutorum (Fragen der Statuten) zusammen (Bologna 1289). S. Google

Lit.: Albertus Gandinus, Quaestiones, hg. v. Solmi, A., (in) Bibliotheca Iuridica medii aevi 3, 1901, 155ff.; Kantorowicz, H., Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik, 1907ff. (in Bd. 2 Ausgabe des Tractatus); Kantorowicz, H., Geschichte des Gandinus-Textes, ZRG RA 42 (1921), 1, und 43 (1922), 1; Kantorowicz, H., Leben und Schriften des Albertus Gandinus, ZRG RA 44 (1924), 224; Vallerani, M., La giustizia pubblica medievale, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 468

Ganerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 819 bezeugt – 3. Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 819 [Cap. I 2 S. 380] in 20 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige einer rechtlich ungeteilten Erbengemeinschaft, insbeson­dere in der Ritterschaft. Eine solche Ganerbschaft kann außer durch Erbfall auch durch Vertrag begründet werden. Ziel ist dabei möglichst die Erhaltung des Familienguts, weswegen eine Teilung oft nur hinsichtlich der Nutzung erfolgt. Der Erhaltung dient auch die Begründung eines →Fami­lien­fidei­kommisses. Trotz dessen Vordrin­gens beste­hen ritterliche Ganerbschaften bis zu dem 19. Jahrhundert

Lit.: Hübner 157f., 251, 429; Köbler, WAS; Wippermann, E., Über Ganerbschaften 1873; Zimmermann, J., Ritterschaftliche Ganerbschaften in Rheinhessen, Diss. phil. Mainz, 1957; Alsdorf, F., Untersuchungen zur Rechtsgestalt und Teilung der Ganerbenburgen, 1980

Gans, Eduard (Berlin 23. 3. 1797-5. 5. 1839), aus alter norddeutscher jüdischer Hof­faktoren­familie, wird nach dem Studium von Rechtswissenschaft, Philosophie und Ge­schichte in Berlin, Göttingen und Heidel­berg (Promotion), Ablehnung der Zulassung zu Lehrtätigkeit in Berlin (1822, Savigny) und nach der Taufe (1825) 1826 in Berlin außerordentlicher, 1828 ordentlicher Profes­sor für römisches und bürgerliches Recht (mit großem studentischem Zulauf). In dem Streit mit →Savigny (u. a. über Besitz) tritt er gegen die Erforschung geschichtlicher Einzelheiten und für der Aufklärung ver­pflich­tete philo­so­phisch-universalge­schicht­liche Studien (Scho­lien zu dem Gajus 1819, Das Erbrecht in weltge­schicht­licher Entwicklung, Bd. 1ff. 1824ff., Neu­druck 1963) ein. Er betreibt Rechts­vergleichung und vertritt Georg Will­helm Friedrich Hegels Philosophie. Einer seiner Schüler ist Karl Marx. S. Google

Lit.: Reissner, H., Eduard Gans, 1965; Braun, J., Die „Lex Gans“ – ein Kapitel aus der Geschichte der Judenemanzipation in Preußen, ZRG GA 102 (1985), 60; Eduard Gans, hg. v. Waszek, N., 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 45; Braun, J., Judentum, 1997; Eduard Gans 1797-1839, hg. v. Blänkner, R. u. a., 2002; Gans, E., Naturrecht und Universalrechtsgeschichte, hg. v. Braun, J., 2005; Nielsen, E., Ehe, väterliche Gewalt und Testierfreiheit in „weltgeschichtlicher Betrach­tung“, 2006; Gans, E., Briefe und Dokumente, hg. v. Brun, J., 2011

Ganshof, François-Louis (Brügge 14. 3. 1895-Brüssel 26. 6. 1980), Schüler Henri Pirennes, Professor für mittelalterliche Ge­schichte in Gent (Was waren die Kapitularien?, Qu’est-ce que la féodalité?, 1944, 2. A. 1947, 3. A. 1957, (deutsch) Was ist das Lehnswesen? 1961, 6. A. 1983). S. Google

Lit.: Caenegem, R. van, François-Louis, Persoonlijke herinneringen, (in) TG 119 (2006), 516; Trüper, H., Topography of a Method. François Louis Ganshof and the Writing of History, 2014

Gant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 1372 [Zürich], 1399 [Feldkirch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [Zürich] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F., zu lat. [in] →quantum, [zu] wieviel) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die Versteigerung eines (verpfändeten) Gegen­stands in dem Wege der Zwangs­vollstreckung. Sie entsteht in der (oberdeutschen) Stadt (Zürich 1372, Leutkirch 1382, Bremgarten 1417, Augsburg 1447, Nürnberg 1479, Freiburg im Breisgau 1520), wird dann aber auch von dem Land übernommen (Württemberg 1555, Bayern 1611). Sie will die Selbsthilfe eindämmen und den Schuldner vor übermäßigem Wertverlust sichern. Zu diesem Zweck werden besondere Gant­ordnungen (beispielsweise Augsburg 1447) erlassen. Danach muss das von dem Büttel oder Fronboten verwahrte (bewegliche) Pfand öffentlich zu dem Kauf angeboten und an den Meistbietenden gegen Barzahlung ausge­hän­digt werden. In dem 19. Jahrhundert unterliegt die Gant als Einrichtung des Verfahrens dem Konkurs, der 1. 1. 1999 zu der den Gemeinschuldner nach Möglichkeit schützenderen Insolvenz wird. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 116; Planitz, H., Die Vermögens­vollstreckung, Bd. 1 1912, 680; Leisner, L., Das bayerische Gantrecht, 1971; Bornhorst, R., Das bayerische Insolvenzrecht im 19. Jahrhundert, 2002; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004

Garant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfranzösische und das Altwestfränkische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gewährsmann →Garantie

Garantie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - nach 1650 in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfranzösische und das Altwestfränkische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die einem anderen gegenüber abgegebene Beteuerung der Richtigkeit einer Erklärung. Sachlich wirkt sich der Gedanke der Garantie bereits in der (lat. [F.]) →custodia, Aufsicht, Sorgfalt des römischen Rechtes aus. Als eigener Vertrag erscheint der Garantievertrag wohl erst in dem 20. Jahrhundert.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Mager, U., Einrichtungs­garantien, 2003

garantieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - erste Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfranzösische und das Altwestfränkische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gewährleisten, zusichern

Garantievertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vertrag über eine Garantie.

Garantismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine Form des Wohlfahrts­staats, bei der auf dem angestrebten Wege zu allgemeiner Gleichheit jedermann ein Grundeinkommen garantiert wird. S. Google

Lit.: Opielka, M., Sozialpolitik, 2004

García Goyena, Florencio (1783-1835) wird nach dem Rechtsstudium in Madrid und Salamanca Verwaltungsbeamter, Richter und Justizminister (1847). 1851 legt er einen an dem Zivilrecht in den Kodifikationen in Frankreich, Preußen und Österreich orientierten, das partikulare Recht Spaniens missachtenden Entwurf eines (span.) Codigo civil (Zivilgesetzbuchs) vor. Erst 1888/1889 gelingt ein spanisches Zivilgesetzbuch.

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,1,497

Gareis, Karl (Bamberg 24. 4. 1844-München 15. 1. 1923) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Bern, Gießen, Königsberg und München (Das deutsche Handelsrecht, 9. A. 1909, Enzyklopädie und Methodologie der Rechtswissenschaft, 5. A. 1920). S. Google

Lit.: Schwab, D., Geschichtliches Recht und moderne Zeiten, (in) FS H. Hübner, 1984, 215; Rehbinder, M., Karl Gareis und Felix Dahn zur Theorie des Urheberrechts, (in) Gedächtnisschrift H. Hofmeister, 1996, 621

Garsten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die in dem Siedlungsgebiet der Bayern 985 urkundlich erwähnte spätere Marktgemeinde Oberösterreichs, in der 1107 ein 1787 aufgelöstes Benediktinerkloster errichtet wird, aus dem zwei Traditionsbücher des späteren 12. Jahrhunderts bekannt sind.

Lit.: Haider, S., Studien zu den Traditionsbüchern des Klosters Garsten, 2008

Garten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 2. Hälfte achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische für das Indogermanische erschließbar) ist das kleinere, durch Hecke oder Zaun von dem Umland abgegrenzte, intensiv durch Pflanzenanbau bewirtschaftete Grundstück. Da der Garten die Allgemeinheit von der Mitbenutzung aus­schließt, bedarf seine Einrichtung zeitweise der Zustimmung der Grundherrschaft oder Gemeinde.

Lit.: Bader, K., Gartenrecht, ZRG GA 75 (1958), 252; Weymuth, H., Erscheinungsformen und Bedeutungen der extramuralen Rechtsbereiche nordosts­chweizeri­scher Städte, Diss. jur. Zürich 1967

Gas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und aus dem Neuniederländischen und mittelbar aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der sachlich wohl seit Entstehung des Universums mögliche Zustand eines Körpers und der Körper, in dem sich alle Moleküle vollkommen frei bewegen und der Körper jeden verfügbaren Raum vollständig und gleichmäßig ausfüllt.

Lit.: L’industrie du gaz en Europe, hg. v. Paquier, S. u. a., 2005; Auf der Suche nach Eden, hg. v. Stolberg, E., 2008

Gascogne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) in dem Südwesten des Frankenreichs ist ein nach den mit den Basken verwandten Wasconen benanntes, seit 768 selbständiges Herzogtum, das 1052 an Aquitanien fällt. S. Google

Lit.: Histoire de la Gascogne, hg. v. Bordes, M., 1978

Gasparri, Pietro (Ussita 5. 5. 1852-Rom 18. 11. 1934) wird nach der Ausbildung in Rom Doktor der Philosophie, Theologie und Kanonistik, 1880 Professor für kanonisches Recht und 1901 Sekretär einer Kurienkongregation. Auf seine Anregung, ein neues kirchliches Gesetzbuch zu schaffen, ernennt ihn Papst Pius X. 1904 zu dem Sekretär der für die Gesetzgebung eingerichteten Kardinalskommission. 1917 wird der von ihr erarbeitete (lat. [M.] →Codex iuris canonici (Gesetzbuch des kanonischen Rechtes) veröf­fentlicht. S. Google

Lit.: Stickler, A., Historia iuris canonici latini, Bd. 1 1950, 376; Müller, A./Elsener, F./Huizing, P., Vom Kirchenrecht zur Kirchenordnung?, 1968, 29

Gast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Germanische für das Indogermanische zu erschließen) ist der in den Schutz eines Gastgebers aufgenommene Mensch, insbesondere der Fremde. Auf Grund des menschlichen Egoismus wird der Fremde grundsätzlich eher als Feind betrachtet. Als Folge einer Aufnahme als Gast entwickeln sich aber für diesen Fremden schon früh einige besondere, vorwiegend schützende Rechtssätze. S. Google

Lit.: Kaser § 13 I 2b; Köbler, DRG 15; Rudorff, H., Zur Rechtsstellung der Gäste im mittelalterlichen städtischen Prozess, 1907; Schultze, A., Über Gästerecht und Gastgerichte, (in) HZ 101 (1908), 473; Hellmuth, L., Gastfreundschaft und Gastrecht bei den Germanen, 1984; Peyer, H., Von der Gastfreundschaft zum Gasthaus, 1987; Hartmann, J., Staatszeremoniell, 1988, 4. A. 2007; Berger, J., Die Geschichte der Gastfreundschaft im hochmittelalterlichem Mönchtum 1999; Stein-Hölkeskamp, E., Das römische Gastmahl, 2005

Gastalde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie zu lang. *gastald, Sb., Erwerb, Ge­winn?) ist in dem frühmittelalterlichen Italien der vielleicht um 590 (584?) geschaffene langobardische Amtsträger teils des Königs, teils der Herzöge. Er bleibt in Oberitalien trotz der teilweisen Umwandlung in den Grafen bis in das Hochmittelalter bedeutsam.

Lit.: Schneider, F., Die Reichsverwaltung der Toscana, 1914; Mor, C., Lo stato longobardo nel VII secolo, (in) Sett. di Spoleto V 1969, Bd. 1, 271; Conti, P., Il ducato di Spoleto, 1982; Priester, K., Geschichte der Langobarden, 2004

Gaster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt)

Lit.: Gmür, E., Rechtsgeschichte der Landschaft Gaster, 1905

Gastung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [Stülz, Wilhering 584] in 12 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mit Gast verbindbar) ist die einem →Gast meist auf Grund einer Verpflichtung zu erbringende Leistung.

Lit.: Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, Bd. 1f. 1968

Gastwirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1551 [Zuzenhausen 734] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der geschäftsmäßig andere Menschen beherbergende und mit Speisen und Getränken bedienende Unternehmer. Für ihn gilt bereits in dem römischen Recht das wohl aus Vertragsgewohnheit entstandene beson­dere (lat. [N.]) receptum nautarum cauponum et stabulariorum, das der Gefähr­dung der vielfach fremden Gäste durch den boden­ständigen Gastwirt Rechnung trägt. Der geschädigte Gast hat die (lat.) actio de recepto (Klaganspruch aus Aufnahme). Den nach Aufnahme des römischen Rechtes entwickelten gemeinrechtlichen Lehren folgend wird an dem Ende des 19. Jahrhunderts noch eine vertragliche Haf­tung angenommen, später die Haftung als gesetzlich angesehen.

Lit.: Immenhauser, M., Das Dogma von Vertrag und Delikt, 2006; Zimmermann, R., Geschichte der Gastwirtshaftung in Deutschland, (in) Usus modernus pandectarum, 2007, 271ff.; Hellwege, P., Der formularmäßige Ausschluss der Haftung der Gastwirte, (in) ZNR 2007, 240ff.; Girtler, R., Herrschaften wünschen zahlen, 2008

Gatte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [HeinrTürlinCrône 27] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Genosse, Ehemann

gatten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL– und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [Cleve/ZRG. 9 1870 431] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar. V.) verbinden, paaren

Gatter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 790? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [MittErfurt 6 1873 231] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., M.?) Gitter, Lattenzaun

Gatterzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [BürgelUB. 274] in 8 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in Mittelalter und früher Neu­zeit der von dem Zinsberechtigten an dem Zaun (Gat­ter) des Zinspflichtigen (Freien) abzu­ho­lende Zins.

Gattin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Gatte teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Genossin, Ehefrau

Gattung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1483 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1445 [HildeshUB. IV 487] in 9 Stellen und in Wörterbuch deer deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Gatte und gatten teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Gesamtheit von mehreren Arten von Gegebenheiten.

Gattungskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der →Kauf einer nur der Gattung nach bestimmten Sache. Er ist dem römischen Recht erst in der Form des Kaufes einer zu einem Vorrat gehörigen Sache bekannt. Gegensatz ist der Stückkauf als Kauf eines einzelnen bestimmten Stückes der Gattung. S. Google

Lit.: Kaser § 41 II 2; Ernst, W., Gattungskauf und Lieferungskauf, ZRG RA 114 (1997), 272; Ernst, W., Kurze Rechtsgeschichte des Gattungskaufs, ZEuP 1999

Gattungsschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits dem römischen Recht bekannte, auf die Leistung eines nur der Gattung (lat. [N.] genus) nach bestimmten Gegenstands gerichtete →Schuld. Bei ihr trägt die Gefahr des zufälligen Untergangs der Schuldner, der so lange leisten muss, wie die Gattung nicht erschöpft ist ([lat.] genus non perit bzw. →genus perire non censetur, Gattung geht nicht unter). Gegensatz ist die Schuld eines einzelnen bestimmten Stückes der Gattung (Stückschuld). S. Google

Lit.: Kaser § 34 III 2

Gau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 bezeugt – Anfang neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 110, II 563] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, M., N.) ist die als besondere Einheit angesehene kleinere (, wasserreiche, siedlungsgünstige) Landschaft (lat. [M.] pagus, beispielsweise Aargau, Breisgau, Pongau, Rangau, Rheingau, Thurgau, in den Quellen bis zu dem 12. Jahrhundert etwa 150 von insgesamt 500 Landschaftsnamen). Sie hat insbesondere in dem Frühmittelalter Bedeutung, in dem der Gau nach umstrittener Ansicht den örtlichen Tätig­keitsbereich eines →Grafen (lat. comes, →comitatus) bezeichnet, ohne dass auch in nur einem einzigen Fall die Deckungsgleichheit der Gauangaben der Quellen und der jeweils gegebenen Bezirke der Grafen erwiesen und ohne dass von einem lückenlosen unver­änderlichen Netz von Gauen ausgegangen werden kann. Es lassen sich mehrere Grafschaften innerhalb eines pagus und verschiedene pagi innerhalb einer Grafschaft nachweisen. In dem Nationalsozialismus wird - vorbereitet durch die Romantik des 19. Jahrhunderts - vor allem ab 1928 der Gau unter einem Gauleiter künstlich wiederbelebt (Baden, bay­erische Ost­mark, Berlin, Düsseldorf, Es­sen, Franken, Halle-Merseburg, Hamburg, Hes­­sen­-Nassau, Kob­lenz-Trier/Moselland, Köln-Aachen, Kur­hes­sen, Kurmark, Magde­burg-Anhalt, Main­franken, Mecklen­burg, Mün­chen-Oberbayern, Ost-Hannover, Ost­preu­ßen, Pom­mern, Saar­pfalz/Westmark, Sach­­sen, Schle­sien, Schles­wig-Holstein, Schwa­­ben, Süd-­Hannover-Braun­schweig, Thü­­ringen, We­­ser-Ems, West­falen-Nord, Westfalen-Süd, Würt­temberg-Ho­henzollern, (1939) Kärnten, Nie­derdonau, Oberdonau, Salzburg, Stei­ermark, Tirol-Vorarlberg, Wien, Sudeten­land, Danzig-Westpreußen, Wartheland). S. Google

Lit.: Köbler, WAS; Baumann, F., Die Gaugrafschaften im Wirtembergischen Schwaben, 1879; Curs, O., Deutschlands Gaue im 10. Jahrhundert, Diss. phil. Göttingen 1908; Werneburg, R., Gau, Grafschaft und Herrschaft in Sachsen, 1910; Bauer, A., Gau und Grafschaft in Schwaben, 1927; Prinz, J., Pagus und comitatus in den Urkunden der Karolinger, (in) AUF 17 (1941), 329; Bohnenberger, K., Frühalemannische Land­strichsnamen, (in) Z. f. württ. Landesgesch. 7 (1943), 99; Bohnenberger, K., Landstrichs- und Gebietsbe­zeichnungen in den südwestdeutschen Urkunden des 8.-10. Jahrhunderts, (in) ZGO N. F. 56 (1943), 1; Hamm, E., Herzogs- und Königsgut, Gau und Grafschaft im frühmittelalterlichen Bayern, Diss. phil. München 1949 (masch.schr.); Krüger, S., Studien zur sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, 1950; Metz, W., Bemerkungen über Provinz und Gau, ZRG GA 73 (1956), 361; Diepolder, G., Die Orts- und in-pago-Nennungen im bayrischen Stammesherzogtum, (in) Z. f. bay. LG. 20 (1957), 364; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue, 1957; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalter­lichen Deutschland, 1961; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Hüttenberger, P., Die Gauleiter, 1969; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, 1984; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999; Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000; Rumschöttel, H./Ziegler, W., Staat und Gaue in der NS-Zeit in Bayern, 2003; Springer, M., Die Sachsen, 2004; Die NS-Gaue, hg. v. John, J. u. a., 2007

Gaudenzi →Fragmenta Gaudenziana

Gauner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1695 [WürtLändlRQ. II 826] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die vielleicht auf Ionier (Griechen) anspielende, aus dem Westjiddischen kommende Bezeichnung (16. Jahrhundert, lat. [M.] Liber vagatorum 1510, Buch der Nichtsesshaften) für Spieler oder Straftäter, die zeitweise eine aus unterschiedlichen Gegebenheiten erwachsen­de Schicht von nichtsesshaften Rechts­brechern bilden, die in dem 18. und 19. Jahrhundert eine gewisse Dichte erreicht. S. Google

Lit.: Ave-Lallemant, F., Das deutsche Gaunertum, Bd. 1ff. 1858ff.; Frauenstädt, P., Das Gaunertum des deutschen Mittelalters, (in) Z. f. d. ges. StrafRWiss. 18 (1898), 331; Günther, L., Die deutsche Gaunersprache, 1919; Radbruch, G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951, 291; Wolf, S., Wörterbuch des Rotwelschen, 1956, 2. A. 1985; Küther, C., Räuber und Gauner in Deutschland, 1976; Schubert, E., Arme Leute, Bettler und Gauner, 1983; Jütte, R., Abbild und soziale Wirklichkeit, 1988; Blauert, A./Wiebel, E., Gauner- und Diebslisten, 2001; Danker, U., Die Geschichte der Räuber und Gauner, 2001; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005

ge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als nicht abtrennbares Präfix verwendet) zusammen, gemeinsam

Gebärde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor Ende achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 36, 28] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die eine innerliche Einstellung ausdrückende äußerliche Haltung eines Men­schen, insbesondere des Gesichts und der Hände. Bestimmte Gebärden können in bestimmter Umgebung eine rechtliche Bedeutung haben (beispielsweise Erheben der Schwur­hand bei einem Eid). Der schwierigen Untersuchung rechtsgeschicht­licher Gebärden widmet sich die Rechtsarchäologie. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899ff., Neudruck 1922, 1989, 1994; Sittl, C., Die Gebärden, 1890; Amira, K. v., Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, 1905; Panzer, M., Tanz und Recht, 1938; Künß­berg, E. Frhr. v., Schwurgebärde und Schwurfinger­deutung, 1941; Schwerin, C. Frhr. v., Einführung in die Rechtsarchäologie, 1943; Garnier, F., Le langage de l’image, 1981; Schmidt-Wiegand, R., Gebärdensprache im mittelalterlichen Recht, (in) Frühmittelalterliche Studien 16 (1982), 363; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Schmidt, J., Die Logik der Gesten, 1992; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Kresse, D./Feldmann, G., Handbuch der Gesten, 1999

Gebäude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [BreslUB. 90] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Menschen geschaffene Bauwerk. Es ist in dem älteren deutschen Recht Fahrnis und kann daher einen anderen Eigentümer haben als das Grundstück, auf dem es errichtet ist. Mit der Aufnahme des römischen, auch besondere Gebäudeservituten kennenden Rechtes seit dem Spätmittelalter wird es mehr und mehr als wesentlicher Bestandteil des Grundstücks angesehen. Seit dem 17. Jahrhundert wirkt sich das →Baurecht immer stärker einschränkend auf die Errichtung von Gebäuden aus. S. Google

Lit.: Hübner 188f.

geben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab 1221-1224 - bzw. ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 342] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) reichen, übergeben

Gebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Lutwin, Adam u. Eva 345] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bereich

Gebietsgemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf ein (größeres) Gebiet bezogene Gemeinde (beispielsweise öster­reichisches provisorisches Gemeindegesetz von dem 17. 3. 1849, später wieder aufge­geben). S. Google

Geblüt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [Steinen, WestfGesch. I 1333] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Geschlecht, s. Google

Geblütsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Besatndteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf Grund der Ver­wandtschaft bestehende Recht oder Anrecht auf einen Gegenstand. In Bezug auf das deutsche Königtum kann sich ein Geblütsrecht gegenüber dem Wahlgrundsatz nicht entscheidend durchsetzen. Dagegen steigert sich in den einzelnen Ländern des Reiches und in anderen Staaten Europas wie Frankreich oder England das Geblütsrecht sogar zu dem Erbrecht (Erbmonarchie). S. Google

Lit.: Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981, 28; Rörig, F., Geblütsrecht und freie Wahl, Abh. d. Akad. d. Wiss. Berlin, 1948; Das Charisma, hg. v. Rychterová, P. u. a., 2007

Gebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 571, I 662, I 747, II, 289 und um 1000 Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die (hoheitliche) Anordnung eines bestimmten Verhaltens (, in dem Zivilver­fahrensrecht in dem Rahmen der Zwangsvoll­streckung das Angebot zu einem öffentlichrechtlichen Vertrag). Das Gebot findet sich, wo immer Herrschaftsgewalt oder Hoheitsgewalt besteht. Seine besondere Bedeutung zeigt sich bei der Entstehung des →Staates. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 139; Willoweit, D., Gebot und Verbot im Spätmittelalter, (in) Hess. Jb. f. LG. 30 (1980), 94; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996

geboten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen?, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) angeordnet, befohlen

Gebotenes Ding (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1325 Hessen) ist das durch einzelnes →Gebot besonders festgesetzte →Ding.

Gebotsgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gewalt zu dem Erlass von Geboten.

Gebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1304 [MecklUB. X 519 nr. 7248] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, (lat.) usus (M.) Benutzung, Übung

Gebrauchsmuster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Italienische und Mittellateinische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort um 1891 gebildet, N.) ist die Gestaltung einer Arbeitsgerätschaft oder eines Gebrauchsgegenstands oder eines Teiles davon, die dem Arbeitszweck oder Gebrauchszweck durch eine neue Gestaltung, Anordnung oder Vor­richtung dienen soll. In Deutschland wird nach dem Geschmacksmuster (1876) 1891 das erste Gebrauchs­mus­tergesetz erlassen. S. Google

Lit.: Müller, E., Die Entwicklung des Erfindungsschutzes, 1898; Übler, R., Die Schutzwürdigkeit von Erfindungen. Fortschritt und Erfindungshöhe in der Geschichte des Patent- und Gebrauchsmusterrechts, 2014

Gebühr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Geldleistung, die als Gegen­leistung für eine besondere, von dem Einzelnen veranlasste Inanspruchnahme der Verwaltung verlangt wird (Otto Mayer 1895). Eine solche Gegenleistung ist als (lat. [F.]) sportula bereits dem römischen Recht bekannt. In dem Mittelalter entwickeln die Landesherren, auf welche die Regalien übergehen, und die Grundherren vielfältige Einnahmequellen. Auch die Kirche verlangt für bestimmte Handlungen Gegen­leistungen, selbst für den besonderen Sündenerlass. Eine eindeutige Trennung zwischen Gebühr und Steuer (F.) vollzieht erst das späte 19. Jahrhundert (Preußen Landgemeinde­ordnung von dem 3. 7. 1891, Kommunalabgabengesetz von dem 14. 7. 1893). In gewisser Weise spiegelt die Gebühr die Geschichte des Staates, seiner Finanzierung und allgemein die Verrechtlichung menschlichen Lebens wider. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 36 II 4; Moll, W., Über Gebühren, 1916; Domschke, M., Der Gebührenbegriff, 1928; Waitz, H., Die Entwicklung des Begriffs der Regalien, Diss. jur. Frankfurt am Main 1939; Hansmeyer, K./Fürst, D., Die Gebühr, 1968; Sackofsky, U., Umweltschutz durch nichtsteuerliche Abgaben, 2000; Vom Steuerstaat zum Gebührenstaat, hg. v. Sackofsky, U. u. 1., 2000

gebunden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Form von binden 765 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Gebundenheit – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) festgelegt, ausschließend

Gebundener Tag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist (in dem Mittelalter) ein bestimmte rechtlich bedeutsame Handlungen ausschließender Tag (beispielsweise Sonntag, vgl. Sachsenspiegel Land­recht II 66,2 [1221-1224]).

Geburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 130, II 133, II 134, II 345, Otfrid I 3,23] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Vorgang, durch den die Leibesfrucht des Menschen (oder eines höheren Tieres) aus dem mütterlichen Körper an die Außenwelt gelangt. Nach dem römischen Recht wird zwar das noch ungeborene Kind (lat. →nasciturus) für die Erbfolge nach seinem Vater als bereits geboren fingiert, doch beginnt ansonsten erst mit der Geburt die →Rechtsfähigkeit. Nach (germanischem? und) mittelalterlichem Recht muss das Kind nach der Geburt von dem Vater bzw. der Familie besonders aufge­nommen werden. Verschiedentlich wird auch eine gewisse Lebenskraft als Voraus­setzung für einen Rechtserwerb verlangt. Für die christliche Kirche wird der Mensch erst durch die Taufe zu einer Person. Seit etwa 1800 wird die Geburt (auf bestimmtem Gebiet oder von bestimmten El­tern) für den Erwerb der Staatsan­gehörigkeit wichtig. In dem (zweiten) Deutschen Reich führt das Reichs­personenstands­gesetz von dem 6. Februar 1875 die öffentliche Beurkundung jeder Geburt durch den Standesbeamten ein. Nach § 1 BGB (1896/1900) beginnt mit Vollendung der Geburt die Rechtsfähigkeit. S. Google

Lit.: Kaser § 13 II; Hübner § 6; Köbler, DRG 75, 120, 129; Brunner, H., Die Geburt eines lebenden Kindes und das eheliche Vermögensrecht, ZRG GA 16 (1895), 63; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 248, 253; Peters, R., Der Schutz des neugeborenen, insbesondere des missgebildeten Kindes, 1988; Labouvie, E., Andere Umstände, 1998, 2. A. 2000; Uebe, A., Die rechtliche Situation der Hebammen in der Geburtshilfe, 2000; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, ungedruckte Habilitationsschrift Leipzig 2003; Drescher, T., Beginn des Menschseins, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Schlumbohm, J., Lebendige Phantome - Ein Entbindungshospital, 2012 (Göttingen 1751); Birke, R., Geburtenkontrolle als Menschenrecht – Die Diskussion um globale Überbevölkerung seit den 1940er Jahren, 2020

Geburtenregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nur Geburtregister[, das in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen fehlt -] – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das durch das Konzil von Trient (1545-1563) in der Kirche vorgesehene, die →Geburten festhaltende Register oder Verzeichnis. Es geht an dem Ende des 19. Jahrhunderts auf den Staat über. In dem (zweiten) Deutschen Reich führt das Reichs­personenstands­gesetz von dem 6. Februar 1875 die öffentliche Beurkundung jeder Geburt durch den Standesbeamten ein. (→Personenstandsgesetz). S. Google

Geburtsstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem römischen und mittelalterlichen Recht der durch die →Geburt erworbene Stand (beispielsweise Adeliger, Freier, Unfreier, Sklave). S. Google

Gedächtnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erstes Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1344 [Rockinger] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der Vorgang und der Ort der Speicherung von Erfahrung in dem Gehirn vor allem des Menschen, das sich von der Geburt bis zu dem Tode eigentlich nur durch einfaches Vergessen vor seiner völligen Überfrachtung mit Sinneseindrücken bewahren kann. S. Google

Lit.: Assmann, A., Formen des Vergessens, 2016

Gedächtniszeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zu einem Geschehen bewusst beigezogene Zeuge in Gegensatz zu dem zufälligen Zeugen eines Geschehens.

Lit.: Wetzell, G., Systm des ordentlichen Zivilprozesses, 3. A. 1878, 230ff.

Gedanke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert [MSD. 241] an 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Einfall, Überlegung, s. Google

Gedanken sind frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 123 (Franck 1541)

gedenken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert [MSD. 236] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) denken, sich erinnern

Gedinge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 305, 421, 710, 715, II 65, 248, 432, 609, 612, 762, III 239, IV 177] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 3. Viertel 9. Jh., N.) ist in dem mittelalterlichen Recht die Vereinbarung oder auch die Verhandlung. In Frankreich und England wird in dem 12. Jahrhundert der Vereinbarung der Vorrang vor dem allgemeinen Recht gewährt (Gedinge bricht Landrecht), in Deutschland anscheinend in dem 14. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, WAS; Stölzel, A., Geding, Appellation, Hof, Hofgericht und Räte, Abschied und Urteil, 1912; Hagemann, H., Gedinge bricht Landrecht, ZRG 87 (1970), 114

Gefahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1275 belegt in dem so genannten Schwabenspiegel und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Wahrscheinlich→keit des Eintritts eines Schadens. Grundsätzlich muss jeder Mensch sich selbst vor Schaden schützen, weshalb in dem römischen Recht der Grundsatz gilt (lat.) casum sentit dominus (den Fall spürt der Herr). Vor der Gefahr des Verfahrensverlusts durch Verfahrensfehler soll in dem hochmittelalterlichen Recht der besondere, in nicht näher bekannter Weise üblich werdende →Fürsprech schützen. Bei einem Kauf teilt das römische Recht die Gefahr (lat. [N.] periculum) des zufälligen Untergangs der Kaufsache zwischen Kaufvertragsabschluss und Ver­trags­erfüllung grundsätzlich dem Käufer zu, der den Kaufpreis zahlen muss, obwohl er wegen Freiwerdens des Schuldners von der Leistungspflicht die Kaufsache nicht erhält (periculum est emp­toris, Preisgefahr). S. Google

Lit.: Kaser §§ 34, 41, 42, 62; Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 51, 1866; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzugs beim Kaufvertrag, 1913; Ernst, W., Das klassische römische Recht der Gefahrtragung, Diss. jur. Bonn 1981; Bauer, M., Periculum emptoris, 1998; Pennitz, M., Das periculum rei venditae, 2000; Müller, C., Gefahrtragung bei der locatio conductio, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gefährde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Deutschenspiegel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Trient 1306) List, gefährliche Lage, s. Google

Gefährdeeid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 16. Jahrhundert [calumnien- oder gefärdeid SchwäbWB. VI Nachtr. 1988,  Gefährdeeid? 1691 Stieler 364] in 2 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kalumnieneid

gefährden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507 [BambHGO, Art. 96] – in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in Gefahr bringen

Gefährdung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1794) ist die Schaffung der Möglichkeit eines Schadenseintritts.

Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gefährdungshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Rümelin 1896) ist das einseitig verpflichtende gesetzliche Schuldverhältnis, in dessen Rahmen der Schaden zu ersetzen ist, der durch eine erlaubte, abstrakt gefährliche und konkret Schaden verursachende Betätigung oder Anlage entsteht. Die Gefährdungshaftung ist eine Art der Erfolgshaftung. Einzelne Fälle von Erfolghaftung kennt bereits das ältere Recht. Die Erfolgshaftung entsteht als Gefährdungshaftung in der Zeit, in der sich auf der Grundlage des Liberalismus zu Gunsten des Unternehmers und damit zu Lasten des Geschädigten der Ver­schuldensgrundsatz des Schadensersatz­rechts durchsetzt. Beispielhaft verwirklicht wird die Gefährdungshaftung durch den von Friedrich Carl von Savigny mittels eines schriftlichen Votums fördernd beeinflussten § 25 des preußischen Eisen­bahn­gesetzes von dem 3. 11. 1838. Vielleicht vor allem mit der sozialversicherungsrechtlichen Lösung der Haftung bei Arbeitsunfall durch pauschale Versicherungsbeiträge des Arbeitgebers schwindet das Bedürfnis nach einer allgemeinen Regelung der Gefährdungshaftung. Diese wird seitens des infolge des Liberalismus gegenüber Unternehmern günstig eingestellten Gesetzgebers nicht in dem Bürgerlichen Gesetzbuch von 1896/1900 allgemein geordnet, sondern eher unübersichtlichen Einzelgesetzen überlassen (1871 Reichshaft­pflichtgesetz, 1900 Wildscha­den, Tierhaltung [in dem Bürgerlichen Gesetzbuch von 1896/1900, 30. 5. 1908 gemildert], 1909 Automobilgesetz/­Kraftverkehrsgesetz, 1. 8. 1922 Luft­fahrzeuge, 29. 4. 1940 Sachschäden durch Eisenbahn und Straßenbahn, 15. 8. 1943 Energieanlagen, 1957 Wasserhaus­haltsgesetz, 1959 Atomge­setz, 1961 Arznei­mit­telgesetz 1961, 1980 Bundesberggesetz, 1989/1990 Produkthaf­tungs­­gesetz, 1990 Bun­desdatenschutzgesetz, 1990 Gentechnik­ge­setz, 1991 Umwelthaf­tungsgesetz, 2007 Um­weltscha­dens­gesetz). In der Regel ist dabei auch noch zu Gunsten des Schuldners und damit zu Lasten des Opfers der Umfang der Haftung summenmäßig beschränkt. Ausge­schlossen ist die Gefährdungshaftung meist bei höherer Gewalt oder Verschulden des Geschädigten. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 216, 242; Ogorek, R., Untersuchungen zur Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1975; Baums, T., Die Einführung der Gefährdungshaftung durch F. C. von Savigny, ZRG GA 104 (1987), 277; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 2 1989, 524ff.; Gadow, O. v., Die Zähmung des Automobils, 2002; Jansen, N., Die Struktur des Haftungsrechts, 2003; Bürge, A., Die Entstehung und Begründung der Gefährdungshaftung im 19. Jahrhundert, (in) FS Canaris 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gefahrenabwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Gefahr, →Polizei

gefahrgeneigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsdsprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gefährlich, zu Gefahr geneigt

Gefahrgeneigte Tätigkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 20. Jahrhundert in Deutschland die Tätigkeit eines Arbeit­nehmers, die mit einer gewissen übersurchschnittlichen Wahr­schein­lich­keit zu einem Schaden des Arbeitnehmers, Arbeitge­bers oder eines Dritten führt, für die der Schädigende aus sozialen Gründen nicht nach den allgemeinen Schadensersatzgrundsätzen ein­stehen soll, so dass der Arbeitgeber ohne Verschulden einstehen muss. 1995 dehnt das Bundesarbeitsgericht diese Risikoverteilung auf alle Arbeits­verhältnisse aus, so dass die gefahrgeneigte Tätigkeit als solche überflüssig wird.

Lit.: Köbler, G., Mittlere Fahrlässigkeit und dogmatische Einordnung der Arbeitnehmerhaftung, AcP 1969, 404; Ehrenberg, S., Die rechtshistorischen Wurzeln des Begriffs der gefahrgeneigten Arbeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1998; Brandt, P., Geschichtliche Entwicklung, 1998

gefährlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [MWittelsb. II 51] in 63 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Gefahr bedeutend

Gefahrtragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Tragung der Leistungsge­fahr bzw. Preisgefahr →Gefahr

Lit.: Heuer, P., Der Annahmeverzug, 1911; Thielmann, G., Traditio und Gefahrübergang, ZRG RA 106 (1989), 292; Bauer, M., Periculum emptoris, 1998

Gefahrübergang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Übergang der Gefahr der Tragung eines Verlusts von einer Person auf eine andere Person (beispielsweise bei einem Kauf). S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gefälle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) sind – neben Gefälle (N.) - in dem mittelalterlichen deutschen Recht Abgaben auf der Seite des Leistenden und Einkünfte auf der Seite des Empfängers. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2

gefangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Form von fangen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen auch als Form von fangen und als Ansatz nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gegen den Willen festgehalten

Gefangenenbefreiung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Überschrift zu § 120 StGB) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google

Lit.: Hofmann, H., Die Gefangenenbefreiung, 1903

Gefangener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Gefangene – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Gefangene [SspLR. III 9 § 4, III 41 § 1] 1221-1224, M.) ist der gegen seinen Willen von anderen von der Bewegungsfreiheit ausge­schlossene Mensch (beispielsweise Kriegsgefangener, Strafgefangener, Untersuchungsgefangener). S. Google

Gefängnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1150 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 140] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., „Gefangennahme, Gefan­gen­schaft“) ist das für einen meist hoheitlich angeordneten Freiheitsentzug eines Menschen verwendete Gebäude und der für den Betroffenen dort entstehende und bestehende Zustand. In Gegensatz zu dem deutlich älteren Freiheitsentzug durch Kriegsge­fangenschaft oder zu einer Untersuchung wird der auch in Rom unbekannte Freiheits­entzug als Strafe (in verschlossenen oder vergitterten Gebäuden) erst zwischen 1250 und dem 15. Jahrhundert bedeutsamer (beispielsweise Venedig, Florenz, Bologna, Siena). Das seit etwa 1400 verbreitete Gefängnis dieser Zeit ist einfach und aus späterer Sicht zumindest teilweise unmenschlich, wogegen sich erst­mals John Howard ([engl.] State of prisons in England and Wales, 1777, Der Zustand der Gefängnisse in England und Wales) wendet. Mit dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) wird die Freiheitsstrafe die wichtigste Strafe. An dem 7. 6. 1923 vereinbaren die Länder des (zweiten) Deutschen Reiches Grundsätze für den Vollzug von Freiheitsstrafen. Einzelne An­sätze zu einer beschränkten Gefan­genen­mitverantwor­tung verdichten sich nur allmäh­lich. 1969 wird das Gefängnis verbal beseitigt (durch Justizvollzugsanstalt). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 205; Quanter, R., Deutsches Zuchthaus- und Gefängniswesen, 1905, Neudruck 1970; Bohne, G., Die Freiheitsstrafe, Bd. 1f. 1922ff.; Hippel, R. v., Deutsches Strafrecht, Bd. 1 1925; Appenzeller, G., Strafvollzug und Gefängniswesen im Kanton Solothurn, 1957; Blesken, H., Ältere deutsche Gefängnisnamen, ZRG GA 80 (1963), 357; Foucault, M., Überwachen und Strafen, 1976; Lawn, E., Gefangenschaft, 1977; Zwicky, J., Das Gefängnis­wesen zur Zeit der Helvetik, Diss. jur. Zürich 1982; The Oxford History of the Prison, ed. by Morris, N., 1996; Schildt, B., Tumult und Aufruhr in Bernburg, (in) Rechtsgeschichte in Halle, hg. v. Lieberwirth, R., 1998, 53; Krause, J., Gefängnisse im römischen Reich, 1996; Krause, T., Geschichte des deutschen Strafvollzugs, 1999; Sidorowitz, M., H. B. Wagenitz und die Reform des Vollzuges der Freiheitsstrafe an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, 2000; Nutz, T., Strafanstalt als Besserungsmaschine, 2001; Dunbabin, J., Captivity and Imprisonment in Medieval Europe 1000-1300, 2002; Gefängnis und Gesellschaft, hg. v. Ammerer, G., 2003; Breßler, S., Schuld­knechtschaft und Schuldturm, 2004; Schäfer, J., Nicht-monetäre Entlohnung von Gefangenenarbeit, 2006; Ohlemann, K., Historische Entwicklung der Gefangenenmitverantwortung in den deutschen Gefängnissen, 2007; Bretschneider, F., Gefangene Gesellschaft, 2008; Rosenblum, W., Beyond the Prison Gates, 2008; Geltner, G., The Medieval Prison, 2008; Maes, E., Van gevangenisstraf naar vrijheidsstraf, 2009; Fülberth, J., Das Gefängnis Spandau 1918-1947, 2014; Vander Beken, T., The Role of Prison in Europe, 2016; Incarceration and regime change, hg. v. De Vito C. u. a. 2016; Bergstermann, S., Stammheim, 2016; Ramsbrock, A., Geschlossene Gesellschaft – Das Gefängnis als Sozialversuch, 2020

Geffcken, Heinrich Otto Wilhelm (Berlin 27. 6. 1865-Köln 5. 2. 1916) wird nach dem Stu­dium von Geschichte und Rechtswis­senschaft in Freiburg im Breisgau, Leipzig (Friedberg, Sohm) und Berlin, der Promotion (1890, 1892) und der Habilitation (1894) 1898 Pro­fessor in Rostock, 1903 der Handels­hoch­schule Köln. S. Google

Lit.: Stutz, U., ZRG GA 37(1916), 731

Gefolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [Willems, Brab. I 697] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gefolgschaft, Anhängerschaft, s. Google

Gefolgschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar 19. Jahrhundert, F., Gefolge, Anhängerschaft) ist in dem germanischen Recht möglicherweise die Gruppe (lat. [M.] comitatus, Begleitung) um einen Adeligen gescharter junger Krieger (Tacitus, Germania c. 13, 14). Die Verbindung zu jüngeren Erscheinungen (beispielsweise Vasallität) ist ungesichert. Weiterreichende Vorstellungen (Georg Waitz 1844, Otto von Gierke 1868, Heinrich Brunner 1906, Richard Schröder 1932) sind fragwürdig. S. Google

Lit.: Brunner, H., Zur Geschichte des fränkischen Gefolgswesens, ZRG GA 9 (1888), 210; Seeck, O., Das deutsche Gefolgswesen auf römischem Boden, ZRG GA 17 (1896), 97; Kienle, R. v., Germanische Gemeinschaftsformen, 1939; Naumann, H., Germa­nisches Gefolgschaftswesen, 1939; Rehfeldt, B., König, Gefolgschaft und Volk im germanischen Alter­tum, 1942; Bretschneider, G., Die altnordische Gefolgschaft, Diss. jur. Bonn 1950; Schlesinger, W., Herrschaft und Gefolgschaft in der deutschen Verfassungsgeschichte, (in) HZ 176 (1953), 225; Kuhn, H., Die Grenzen der germanischen Gefolgschaft, ZRG GA 77 (1960), 1; Kroeschell, K., Haus und Herrschaft im frühen deutschen Recht, 1968; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Kristensen, A., Tacitus‘ germanische Gefolgschaft, 1983; Kroeschell, K., Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht, 1995, 183

gegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, Präp.) entgegen, wider

Gegen den Lügner gibt es keine Redlichkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.) →Lüge

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 231 (Graf/Dietherr 1864)

Gegenkönig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen Hinweis auf Grimm – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach Abschwächung des frühmittelalterlichen Geblütsrechts und vor Verfestigung des spätmittelalterlichen Wahl­rechts gegenüber einem ersten gewählten König zusätzlich gewählte zweite König des 11. bis 14. Jahrhunderts (Rudolf von Rheinfelden 1077, Hermann von Salm 1081, Konrad von Franken 1127, Friedrich II. 1212, Heinrich Raspe 1246, Wilhelm von Holland 1248, Alfons von Kastilien 1257, Karl IV. 1346, Günther von Schwarzburg 1349). S. Google

Lit.: Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944; Muylkens, M., Reges geminati - Die Gegenkönige in der Zeit Heinrichs IV., 2012

Gegenpapst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbare und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegenüber einem ge­wählten Papst gewählte zweite Papst (lat. antipapa 1127, etwa insgesamt 25-40 Gegenpäpste von Natalis um 200 bis Felix V. von 1439 bis 1449 sowie Vigilius, der zu Beginn seines anerkannten Pontifikats nur Gegenpapst war, und Sergius III., der 898 zwar Gegenpapst war, aber 904 – rechtmäßiger Papst wurde). S. Google

Lit.: Anastasio, L., Istoria degli Antipapi, 1754; Der Verlust der Eindeutigkeit, hg. v. Müller, H., 2017

Gegenreformation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1776 [Pütter] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit Hilfe staatlicher Gewalt (Religionsbann, lat. ius reformandi) ausgeführte Gegen­be­wegung der katholischen Kirche gegen die kirchliche Reformation Martin →Luthers (1517) zwischen 1555 und 1648 bzw. die gewaltsame Rekatholisierung protestan­tisch gewordener Gebiete hauptsächlich durch Jesuiten (in dem so genannten Zeitalter der Konfessi­onalisierung). Sie beruht gedanklich auf dem in dem Augsburger Religionsfrieden (1555) gesicherten Grund­satz (lat.) →cuius regio, eius religio, wessen Gebiet, dessen Religion. Sie wirkt sich deutlich in Bayern, Fulda, Würzburg, Österreich (Böhmen, Oberösterreich, Niederösterreich), Oberpfalz und Kurpfalz aus, bis der Friede von Münster und Osnabrück 1648 den Untertanen den Be­kenntnisstand des Jahres 1624 gewährt. In Spanien, Italien und Frankreich, Ungarn, Polen und dem Baltikum ist die dem Ab­solutismus verbundene Gegenreformation ebenfalls erfolg­reich, in England, den Niederlanden und Skandinavien scheitert sie. Die von der Kirche in der Gegenreformation in Anspruch genommene Hilfe des Staates bewirkt das Staatskir­chen­tum des Absolutismus. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 130; Elkan, A., Entstehung und Entwicklung des Begriffs Gegenreformation, (in) HZ 112 (1914), 473; Brandi, K., Gegenreformation und Religionskriege, 1930, 2. A. 1941; Zeeden, E., Das Zeitalter der Gegenreformation, 1967; Die Territorien des Reiches im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung 1500-1650, hg. v. Schindling, A. u. a., 1989ff.; Lutz, H., Reformation und Gegenreformation, 1991, 4. A. 1997, 5. A. 2002; Herzig, A., Der Zwang zum rechten Glauben, 2000; Pörtner, R., The Counter-Reformation in Central Europe, 2001; Lotterer, J., Gegenreformation als Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Deventer, J., Gegenreformation in Schlesien, 2003; Weiß, D., Katholische Reform und Gegenreformation, 2005; Staatsmacht und Seelenheil, hg. v. Leeb, R. u. a., 2007

Gegenstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL Lehnübertragung von lat. [oculo] obiectum [dem Auge Entgegengesetztes] - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – gut - belegt – nur 2 Hinweise ohne Zeitangabe [SchwäbWB. III 180, Almén-Neubecker III p. 18f.] – aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1579, M.) ist die von dem Menschen wahrgenommene oder behandelte Gegebenheit oder der beliebige Ausschnitt aus der wahrnehmbaren oder vorstellbaren Welt. Der Gegenstand kann körperlich oder unkörperlich und damit räumlich oder unräumlich sein. S. Google

Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gegenwart (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zeit zwischen Vergangenheit und Zukunft, Augenblick, Anwesenheit

gegenzeichnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zusätzlich unterschreiben

Gegenzeichnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unterschrift eines zweiten Menschen nach der Unterschrift eines zu einer Handlung in erster Linie zuständigen Menschen. Sie wird seit dem 19. Jahrhundert als Gegenzeichnung eines Ministers (Preußen 1808) zu einer Einschränkung der Rechte des Monarchen verwendet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 193, 194; Schulz, A., Die Gegenzeichnung, 1978; Weber, C., Das Gegenzeich­nungsrecht, 1997

Gehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Viertel vierzehntes Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [UtrechtRBr. I 256] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar -, M., N.) ist der Inhalt und die alimentierende Vergütung des →Beamten und Angestellten (Westfalen 1571, Zuordnung zu Tätigkeitsgruppen seit 19. Jahrhundert), die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkt in das allgemeine Entgelt eingeordnet wird. S. Google

Lit.: Schulz, G., Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert, 2000

gehegt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nur Form von hegen auch in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gepflegt

gehegtes Ding (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) rechtmäßig begonnenes Gericht, →Hegung, Ding, s. Google

geheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1301 [Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen des Frommen] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1442 [Danzig Hirsch 183 Anm. 631] in 44 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar (1301), Adj.) nicht öffentlich, vertraulich, s. Google

Lit.: Jütte, D., Das Zeitalter des Geheimnisses, 2. A. 2012; Deutsche Geheimgesellschaften, hg. v. Hermand, J. u. a., 2013

Geheimdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die sachlich wohl schon in den Hochkulturen des Altertums bekannte staatliche Einrichtung zu der geheimen Ermittlung gegen die einem Staat oder seinen Führern drohenden Gefahren. S. Google

Lit.: Krieger, W., Geschichte der Geheimdienste - von den Pharaonen bis zur CIA, 2009; Secret Intelligence in the European States System 1918-1989, 2013; Heidenreich, R. u. a., Geheimdienstkrieg in Deutschland, 2016; Henke, K., Geheime Dienste – Die politische Inlandsspionage der Organisation Gehlen 1946-1953, 2018; Dülffer, J., Geheimdienst in der Krise – Der BND in den 1960er Jahren, 2018

Geheimer Rat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Gesamtheit der den Fürsten nichtöffentlich beratenden Menschen. Der sachlich 1526 erstmals nachweisbare geheime Rat entsteht zu Beginn der frühen Neuzeit aus dem Hofrat in Österreich (1527), Bayern (vor 1550, 1579), Kursachsen (1547/1574), Brandenburg (1604), Württem­berg (1629), Baden (1655), Frankreich und Burgund (1604). Er berät oder entscheidet in den wichtigsten Angelegenheiten mit dem Herrscher (und mit anderen Behörden). Er wird seit dem späten 17. Jahrhundert durch das Kabinett (Konferenz, Staats­rat) und in dem 19. Jahrhundert durch das Ministerium verdrängt. Der Titel Geheimer Rat wird 1919 aufgegeben. →Geheimrat, s. Google

Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 19. A. 1992, §§ 35, 41; Hess, U., Geheimer Rat und Kabinett in den ernestinischen Staaten Thüringens, 1962; Matthias, E., Zwischen Räten und Geheimräten, 1970; Die Rolle des Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, hg. v. Schnur, R., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2005; Das geheime Consilium von Sachsen-Weimar-Eisenach, hg. v. Wahl, V., 2014 (Regesten von 20500 Vorgängen zwischen 1776 und 1786)

geheimer Vorbehalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Mentalreservation, s. Google

geheime Staatspolizei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Gestapo, s. Google

Lit.: Heuer, H., Geheime Staatspolizei, 1995

Geheimnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1606/1740 [DOrdStat. 1606/1740 130] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Vertraulichkeit, nur Vertrauten bekanntes Wissen, s. Google

Geheimrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) geheimer Ratgeber →geheimer Rat, s. Google

Geheimschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits früh ent­wickelte, der Abwehr der Kenntnis unbe­fug­ter Dritter von einem Inhalt einer verkörperten Erklärung dienende Schrift. S. Google

Lit.: Meister, A., Die Anfänge der modernen diplomatischen Geheimschrift, 1902; Dröscher, E., Die Methoden der Geheimschrift, 1921; Beutelspacher, A., Kryptologie, 1987, 7. A. 2005; Singh, S., Geheime Botschaften, 2002

gehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) laufen, schreiten, sich bewegen

Gehilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [Biberach 193] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der einem anderen Menschen helfende, eher nachgeordnete Mensch. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gehilfenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Haftung eines Herrn für einen Gehilfen. Sie findet sich sachlich schon in dem römischen Recht ([lat.] →noxae datio [F.]). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird zwischen dem →Erfüllungsgehilfen des rechtsgeschäft­lichen Bereichs und dem →Verrichtungsgehilfen des außer­rechts­geschäft­lichen Bereichs unterschieden.

Lit.: Köbler, DRG 27, 214; Seiler, Die deliktische Gehilfenhaftung, (in) JZ 1967, 525; Bodenhausen, E. Frhr. v., Haftung des Geschäftsherrn für Verrichtungsge­hilfen, 2000; Horn, J., Die Entstehung der Vorschriften zur Gehilfenhaftung im Bürgerlichen Gesetzbuch, 2007 (kaum neue Erkenntnisse)

Gehirn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Hirn ist das über Nervenzellen und schwache Elektrizität in dem Menschen nicht wirklich bereits bekannter Weise wirkende wichtigste Steuerungsorgan höherer (tierischer) Lebewesen

Lit.: Monyer, H./Gassmann, M., Das geniale Gedächtnis. Wie das Gehirn aus der Vergangenheit unsere Zukunft macht, 2015; Markus, M., Das nackte Gehirn, 2016; Scheurle, H., Das Gehirn ist nicht einsam – Resonanzen zwischen Gehirn, Leib und Umwelt, 2. A. 2016; Fuchs, T. Das Gehirn – ein Beziehungsorgan, 6. A. 2020

Geisel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen langobardisch – 643 - und ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 647, II 6, II, 614] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., M.) ist der in Gewahrsam genommene Mensch, der mit Freiheit oder Leben für die Erfüllung bestimmter Pflichten (oder das Erreichen eines sonstigen Zieles) einstehen muss. Das vereinbarte Stellen und das einseitige Nehmen einer Geisel sind sachlich sehr alt. Sie finden sich sowohl unter Völkern wie auch unter Einzelnen. Der bzw. die Geisel darf anfangs bei Nichterfüllung getötet oder verknechtet werden. In dem Privat­recht endet das Tötungsrecht bereits früh und wird das Stellen oder Nehmen von Geiseln schon in dem frühen Mittelalter durch andere Sicherungs­mittel ersetzt. In dem Völkerrecht schließt das Genfer Abkommen zu dem Schutz der Kriegsopfer von 1949 die Geiselnahme aus. Das gewaltsame Nehmen einer Geisel durch Straftäter findet sich bis zu der Gegenwart. S. Google

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 74, 128; Köbler, WAS; Lechner, A., Das Obstagium oder die Geiselschaft nach schweizerischen Quellen, 1906; Gierke, O., Schuld und Haftung im älteren deutschen Recht, 1910, 50, 127; Lutteroth, A., Der Geisel im Rechtsleben, 1922; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140; Allen, J., Hostages and Hostage-Taking in the Roman Empire, 2006; Thijs, S., Obsidibus imperatis, 2019

Geist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 766-800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1296 [Nowgorod 33] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Seele, Verstand, Gespenst, s. Google

geisteskrank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert, 1807, in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) geistig krank, s. Google

Geisteskranker (Wort in GrimmDeutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., geisteskrank 1807, Geisteskrankheit 1846) ist der an einer erheblichen Störung der Geistestätigkeit leidende Mensch. Er ist sachlich als (lat. [M.]) →furiosus in dem römischen Recht ohne weiteres geschäftsunfähig und deliktsunfähig und erhält einen (lat.) curator (M., Pfleger). Auch das mittelalterliche deutsche Recht schließt den Geisteskranken von dem Handeln in dem Rechtsverkehr aus. An dem Ende des Spätmittelalters wird das römische Recht aufgenommen. Der Geisteskranke kann durch →Entmündigung unter Vormundschaft gestellt werden. Zu dem 1. 1. 1992 wird in Deutschland die Entmündigung durch die →Betreuung ersetzt.

Lit.: Kaser § 14 IV; Hübner; Köbler, DRG 36; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. III 6; Selesnick, S., Geschichte der Psychiatrie, 1969; Jetter, D., Grundzüge der Geschichte des Irrenhauses, 1981; Kuban, S., Das Recht der Verwahrung und Unter­bringung, 1997; Platen-Hallermund, A., Die Tötung Geisteskranker, 3. unv. A. 1998; Dettling, A., Von Irren und Blödsinnigen, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Griebl, L., Die Behandlung von Verschwendern und Geisteskranken, 2010; Madness in Medieval Law and Custom, hg. v. Turner, W., 2010

Geisteskrankheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) geistige Krankheit, s. Google

Geisteswissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf den Geist des Menschen in Gegensatz zu der Natur des gesamten Universums (Natur­wissenschaft) bezogene Wissen­schaft (beispielsweise Sprachwissenschaft, Reli­gionswissen­schaft, Sozialwissen­schaft, Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft). S. Google

Lit.: Eckel, J., Geist der Zeit, 2008; Rosenwein, B., Generations of Feeling – A History of Emotions 600-1700, 2015

geistig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Geist betreffend

geistiges Eigentum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (intellectual property) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine in Naturrecht und Rechtsphilosophie ver­tre­tene, aber bisher in dem deutschen Gedankengut nicht herrschend gewordene Auffassung des eigentumsgleichen Erfinder­rechts, intellectual property, Jo­hann Gottlob Fichte 1793, N.) →Urheberrecht

Lit.: Lamprecht, G., Versuch eines vollständigen Sys­tems der Staatslehre, 1784; Fichte, J., Sämtliche Werke, Bd. 8 19846, 223; Klostermann, R., Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, 1867ff.; Kohler, J., Das Autorrecht, 1880; Wadle, E., Das geistige Eigentum in der Reichsverfassung, (in) Verfassungsrecht und Völkerrecht, 1989, 929; Wadle, E., Geistiges Eigentum, Bd. 1f. 1996ff.; Löhnig, M., Der Schutz des geistigen Eigentums von Autoren im preußischen Landrecht von 1794, (in) ZNR 2007, 197ff.; Grundlagen und Grund­fragen des geistigen Eigentums, hg. v. Pahlow, L. u. a., 2008; Ahrens, H. u. a., Modellgesetz für geistiges Eigentum, 2011; Von Goethe zu Google, hg. v. Götz von Olenhusen, I. u. a., 2011; Richardson, M./Thomas, J., Fashioning Intellectual Property, 2012; Ahrens, H. u. a., Modellgesetz für geistiges Eigentum. Normtext und Begründung. 2012; Biographisches Handbuch des geistigen Eigentums, hg. v. Apel, S. u. a., 2017; Hohendorf, T., Know-how-Schutz und geistiges Eigentum, 2020

geistlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1215/1216 [Thomasin 12961] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Geist betreffend, kirch­lich

Geistliche Bank (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der geist­lichen Fürsten eines Verfassungs­gre­miums (insbesondere des Reichstags des Heiligen römischen Reiches). 1521 enthält die Reichsmatrikel 50 geist­liche Fürsten und 83 Reichsprälaten. 1792 umfasst die geistliche Bank dort 35 Virilstimmen und 2 Kuriat­stimmen der schwäbischen und rheinischen Prälatenbank mit zusammen zuletzt etwa 40 Mitgliedern und Vorsitz Österreichs bzw. Salz­burgs.

Lit.: Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat von 1495-1654, 1882; Conrad, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 2 1966, 97; Neuhaus, H., Das Reich in der frühen Neuzeit, 1997, 2. A. 2003, 27ff.

Geistliche Gerichtsbarkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem die Gerichtsbarkeit der christlichen Kirche. Sie geht auf den Apostel Paulus (1. Kor. 5, 12-13, 6, 1-8, 2. Kor. 13, 10) und Kirchenväter (beispielsweise Tertullian, Cyprian) zurück. In den ersten drei Jahrhunderten n. Chr. entsteht die (lat. [F.]) episcopalis audientia (bischöfliche Anhö­rung). 318 verleiht Kaiser Konstantin den Bischöfen Gerichtsbarkeit in bürgerlichen Sachen (auch über Nichtchristen) (CT 1, 27, 1). 323 stellt Kaiser Konstantin in einem Reskript (Const. Sirmond. 1) das Urteil des Bischofs dem Urteil des Präfekten gleich und sieht Vollstreckung durch weltliche Amts­träger vor. Gegen die Entscheidung des Bischofs ist Berufung an die Provinzialsynode möglich. Vielleicht seit dem 4./5. Jahrhundert über­nimmt der Bischof außer dem Schutz der Geistlichen auch den Schutz der Armen, Wit­wen, Waisen und Fremden. Diese römisch­rechtlich geprägte geistliche Gerichtsbarkeit dauert unter Auf­nahme einheimischer Ge­geben­heiten (beispielsweise Reinigungseid, Gottes­ur­teil) in dem Mittelalter fort. Hinzukommen grund­herrliche Gerichts­bar­keit und aus dem bi­schöf­lichen Visitati­onsrecht hervorgehende Sendgerichtsbarkeit (Sendhandbuch Abt Re­gi­nos von Prüm um 906). Seit Papst Innozenz II. (1130-1143) ist die Berufung an den Papst möglich, der unabhängig von der Gerichts­barkeit der Bi­schöfe, die ihrerseits einen Teil ihrer Ge­richts­barkeit an Archidiakone abge­ben, wegen der Vielzahl der Fälle delegierte Richter (in der örtlichen Nähe der Parteien) einsetzt. In Frankreich in dem ausgehenden 12. Jahrhundert, in dem Heiligen römi­schen Reich seit dem 13. Jahrhundert wird der Offizial als Einzelrichter Stell­ver­treter des Bischofs in der Gerichts­barkeit. Die geistlichen Gerichte wenden das in dem 12. Jahrhundert ausgebildete römisch-kanonische Verfahren (mit Schriftlichkeit) an, beachten die Ver­hand­lungsmaxime und si­chern die Voll­streck­barkeit. Sie entwickeln ein von Papst Clemens (1305-1314) festge­schriebenens, summari­sches und deswegen schnelleres Verfahren (Clem. 2. 1. 2), ein besonderes Verfahren in Ehesachen und ein Schiedsgerichtsverfahren. Seit Papst Innozenz III. (1198-1216) ent­wickelt sich ein Offi­zial­maxime und In­struk­tionsmaxime verbinden­des Inquisitions­ver­fahren, das seit dem 15. Jahrhundert das Ak­ku­sa­tions­verfahren verdrängt. Papst Gregor IX. ordnet 1231 die Ketzerverfolgung durch Inquisitoren (Dominikaner, Franzis­kaner) an, Papst Innozenz IV. lässt 1252 unter Berufung auf die Rechtssetzung Kaiser Friedrichs II. die Folter durch weltliche Amtsträger zu.

Lit.: Jacobi, E., Der Prozess im Decretum Gratiani, ZRG KA 3 (1913), 223ff.; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Hageneder, O., Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich, 1967; Schwab, C., Das Augsburger Offizialatsregister (1348-1352), 2001; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Nörr, K., Über die mittelalterliche Rota Romana, ZRG KA 93 (2007), 220ff.

Geistlicher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber als Geistliche in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und als Geistliche, Geistlicher in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oder Kleriker ist der Inhaber eines höheren kirchlichen Amtes der anerkannten öffent­lichrechtlichen Religionsgemeinschaften (beispielsweise Priester). Er wird schon in dem Altertum von dem Laien durch besonderes Recht geschieden. Infolge seiner Schriftkundigkeit ist er seinen Mitmenschen auch in dem Mittelalter überlegen. Zahlreiche Rechtsvorschriften gewähren ihm besonderen Schutz.

Lit.: Köbler, DRG 99; Prochnow, F., Das Spolienrecht und die Testierfreiheit der Geistlichen, 1919, Neudruck 1965; Reinhard, U., Untersuchungen zur Stellung der Geistlichkeit bei den Königswahlen, 1975; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Geistlicher Fürst (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Landesherr (→Fürst) des Heiligen römischen Reiches, dem seine Lan­des­herrschaft auf Grund seines geistlichen Amtes zusteht (beispielsweise Erzbischof von Mainz). An dem Beginn des 19. Jahrhunderts umfassen die weltlichen Herrschaftsgebiete der (66) geistlichen Fürsten des Heiligen römischen Reiches rund 95000 Quadratkilo­meter mit mehr als drei Millionen Einwohnern.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Geistliche Staaten in Oberdeutschland im Rahmen der Reichsverfassung, hg. v. Wüst, W., 2003

Geistlicher Vorbehalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwart nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. reservatum [N.] ecclesiasticum) ist der für den Fall eines Übertritts eines Inhabers eines geistlichen Amtes (beispielsweise Fürstbischofs, Fürstabts) von dem katholischen Glauben zu dem protestantischen Glauben in dem Augsburger Religionsfrieden (1555, § 18) durch einseitige, von den protestantischen Reichsständen nur geduldete Anordnung des Kaisers festgelegte Vor­behalt gegenüber dem Grundsatz (lat.) cuius regio, eius religio (ius reformandi), dass der Inhaber des geistlichen Amtes zwar seine persönliche Rechtsstellung behält, aber sein geistliches Amt und die damit verbundenen (weltlichen Herrschafts-)Rechte aufgeben muss und das für die Besetzung der Stelle zuständige Gremium einen katholischen Nachfolger wählen kann. Damit werden auch die Mehrheitsverhältnisse in dem Fürstenrat und in dem Kurfürstenrat des Reichstags zu Gunsten der katholischen Mehrheit gefestigt und wird die Wahl eines protestantischen Königs bzw. Kaisers (eigentlich) ausgeschlossen. 1648 wird eine Garantie des Besitzstands von dem 1. 1. 1624 vereinbart.

Lit.: Brandi, K., Reformation und Gegenreformation, 1927; Gotthard, A., Der Augsburger Religionsfriede, 2004; Als Frieden möglich war, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2005; Der Augsburger Religionsfriede, hg. v. Schilling, H. u. a., 2007

Geistliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. ius [N.] canonicum) ist das die christliche(n) Kirche(n) betreffende, von dem weltlichen Recht (lat. ius [N.] civile) grundsätzlich zu trennende Recht. →Kirchenrecht

Lit.: Köbler, DRG 106; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Geistlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1403 [Wigand, Beitr. 152] in 10? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesamtheit und Zustand der Geistlichen

Geld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 72] bzw. 1200 [Nyrop, Saml. I 15} bzw. 1221-1224 bzw. 1292 [WirtUB. X 38] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Geldrente 1507) ist das (grundsätzlich von einem Staat oder einer durch ihn ermächtigten Stelle beglaubigte,) zu dem Umlauf in der Öffentlichkeit bestimmte Zahlungs­mittel. Seine Zwecke (Tauschmittel, Wert­aufbewahrungsmittel, Recheneinheit), Stof­fe (Nichtmetall, Metall, Papier, elek­trischer Strom) und seine Übertragungs­formen (Übereignung, Abtretung) ändern sich in dem Laufe der Zeit. Die Geschichte der Metallmünzen beginnt wohl bei den indogermanischen Lydern in dem Westen Kleinasiens um 670 v. Chr. In dem altrömischen Recht ist Tauschmittel anfangs das Vieh (lat. [N.] pecus →lat. pecunia [F.] Geld). Dann wird Rohkupfer zuerst gewichtsmäßig gehandelt und in dem 4. Jahrhundert v. Chr. nach kleinasiatischem Vorbild (7. Jahrhundert, Griechenland 6. Jahrhundert v. Chr.) in feste Größen mit zugehörigen Gewichtsan­gaben gebracht. Um 300 v. Chr. werden Münzen von 330 g (lat. libra [F.] Pfund mit 12 Unzen oder 72 Solidi) geschaffen, denen später Silbermünzen (281 v. Chr., 187 v. Chr. Silberdenar mit 10 As = Ganzes von anfangs 4,55 g Gewicht) und seit Caesar († 44 v. Chr.) Goldmünzen (lat. [M.Pl.] aurei) folgen. Die Germanen kennen zwar römische Münzen, verwenden sie aber nicht als Geld, sondern nur als Kostbarkeit oder Zierrat. In dem Frühmittelalter sind Pfennig, Schilling und Pfund hauptsächlich Rechnungseinheiten, wenn auch in karolingischer Zeit ein königlicher Silberdenar geprägt wird (wohl ältester erhaltener mittelalterlicher Denar bzw. Pfennig des deutschen Raumes zwischen 747 und 751 unter dem Hausmeier Pippin in Silber aus 1,18 Gramm geschlagen, 1981 in Trier gefunden, ein Pfund = 20 Schillinge, 240 Pfennige). Als Grabbeigaben aufgefundene Feinwaagen deuten darauf hin, dass auch bei Münzen das Gewicht des Metalls noch entscheidend ist. Um 1000 sind etwa (in) Goslar, Köln, Dortmund, Duisburg, Aachen und Regensburg Münzstätten. In dem Hochmittelalter bewirkt das als (bisher) einfachstes Tauschmittel anerkannte und damit als Zahlungsmittel wieder vorherrschende Geld die Umwandlung der Naturalwirtschaft in die Geldwirtschaft. Etwa seit dem 12. Jahrhundert reichen dabei die gewonnenen Edelmetallbestände (beispielsweise Silber in Freiberg, Friesach, Iglau oder Kuttenberg) für den Geldverkehr breiterer Bevölkerungs­schichten aus (Venedig 1194 grosso mit 2,19 Gramm, Frankreich 1266 gros turnois, um 1300 Prager Groschen, 1242 Goldprägung in Genua und Florenz [fiorino, Gulden, seit etwa 1340 auch in dem Rheinland], Venedig 1284 Dukaten bzw. Zechinen), wobei das Münzrecht von dem König auf die Landesherren übergeht. Seit der frühen Neuzeit, in der in dem 16. Jahrhundert in Mit­teleuropa der Silberbergbau wiederbelebt wird (Schwaz, Schneeberg, Annaberg, Buch­holz, Joachimsthal bzw. Joachimstal, große Silbermünze Taler) und große Silbermengen zwischen 1550 und 1650 aus dem neu entdeckten Amerika eingeführt werden, tritt nach vielen Münzkrisen vor allem als Folge zahlreicher Kriege in dem 18. Jahrhundert zu dem Metallgeld (Münze) das Papiergeld hinzu (Österreich, Frankreich, Preußen, England, gesetzliches Zahlungsmittel England 1833, Frankreich 1870), seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu dem Hartgeld (in dem Deutschen Bund in dem Norden Taler, in dem Süden Gulden, in dem Deutschen Reich 1873 Goldwährung mit Mark) und Zeichengeld das durch Guthaben bei einer Kontostelle gebildete unkörperliche Buchgeld (Giralgeld), seit dem Ende des 20. Jahrhunderts das elektronisch ge­speicherte Guthaben (Plastik­geld, Netz­geld). 1914 wird in dem Deutschen Reich die Pflicht der Reichsbank aufgehoben, ihre Banknoten in Gold einlösen zu müssen. In dem Juli 1944 einigen sich die Vertreter von 44 Staaten in Bretton Woods auf eine neue Weltwährungsordnung fester Wechselkurse, die bis 1959 grundsätzlich umgesetzt wird, aber 1971 zusammenbricht. In dem März 1979 verabschieden acht Staaten der europäischen Gemeinschaften ein europä­ischen Währungssystem, aus dem auf Grund des Vertrags von Maastricht von 1992 zu dem 1. 1. 1999 eine europäische Wäh­rungsunion her­vorgeht (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Nie­der­lande, Österreich, Portugal, Spanien, 2001 Griechenland, 2004 Slowenien, weiter Estland, Lettland, Malta, Slowakei, Zypern, assoziiert Andorra, Monaco, San Marino, Vatikanstadt, 2015 Litauen), die zu dem 1. 1. 2002 Euro und Cent in Münzen und Banknoten einführt. Für Münzen und Geldscheine gilt grundsätzlich das Recht der Sachen. Ungelöst ist die Problematik der Geldentwertung (Inflation), die aus dem Ungleichgewicht zwischen Geldmenge und Gütermenge erwächst bzw. von daran Interessierten angestrebt und in dem Rahmen ihrer jeweiligen Durchsetzungskraft auch verwirklicht wird. Da die gut bezahlten Politiker sich weltweit mit Wohltaten Wählerstimmen vor allem der zahlenmäßig überwiegenden ärmeren Schichten verschaffen oder zu verschaffen versuchen, verschuldet sich der Staat überall zunehmend und versucht aus eigenstem Interesse zunehmend Schuldzinsen möglichst niedrig zu halten, weshalb seit etwa 2015 für Gelddarlehen kaum noch Zinsen erhältlich sind.

Lit.: Kaser §§ 26 III, 32 II; Hübner; Köbler, DRG 96, 97, 119; Köbler, WAS; Taeuber, W., Geld und Kredit im Mittelalter, 1933; Mickwitz, G., Die Systeme des römischen Silbergeldes im 4. Jahrhundert nach Christus, 1933; Laurent, H., La loi de Gresham au moyen âge, 1933; Gaettens, R., Das Geld- und Münzwesen der Abtei Fulda, 1957; Völlmy, H., Zur Geschichte des schweizerischen Papiergeldes, Diss. staatswiss. Basel 1966; Nau, E., Epochen der Geldgeschichte, 1972; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Kiefner, H., Geld und Geldschuld in der Privatrechtsdogmatik des 19. Jahrhunderts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 5 1980, 27; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; La repubblica internazionale del denaro tra 15 e 16 secolo, hg. v. Maddalena, A. de u. a., 1986; Spufford, P., Money, 1988, 2. A. 1989, 3. unv. A. 1993; Sprenger, B., Das Geld der Deutschen, 1991, 2. A. 1995, 3. A. 2001; North, M., Das Geld, 1994; Duncan-Jones, R., Money and Government, 1994; Howgego, C., Geld in der antiken Welt, 2000, 2. A. 2009; Ott, K., Geld und Geldwerttheorien, 1998; Weatherford, J., Eine kurze Geschichte des Geldes, 1999; Geldgeschichte vs. Numismatik, hg. v. Kaenel, H. u. a., 2004; Geld im Mittelalter, hg. v. Grubmüller, K. u. a., 2005; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Steinbach, S., Das Geld der Nonnen und Mönche, 2007; Gray, R., Money Matters, 2008; The Monetary Systems of the Greeks and the Romans, hg. v. Harris, W., 2008; Brodbeck, K., Die Herrschaft des Geldes, 2009, 2. A. 2011; Giesecke & Devrient - Banknotendruck 1854-1943, 2009; Grabowski, H., Kleiner deutscher Papiergeldkatalog von 1871 bis heute, 2010; Schnaas, D., Kleine Kulturgeschichte des Geldes, 2010, 2. A. 2012; Gerber, J. u. a., Gedenkbanknoten der Welt 2011; Le Goff, J., Le Moyen Age et l’argent, 2010 bzw. Geld im Mittelalter, 2011; Devrient, L. u. a., Giesecke & Devrient - Banknotendruck 1955-2002, 2014; Bongartz, O., Deutsche Geldgeschichte – dargestellt am Beispiel Bremens, 2014; Desan, C., Making Money, 2014; Türcke, C., Mehr! Philosophie des Geldes, 2015; Klüßendorf, N., Das Notgeld der Stadt Melsungen seit 1917, 2016; Geld, Gott und Glaubwürdigkeit, hg. v. Abmeier, K., 2016; Sahr, A., Das Versprechen des Geldes – Eine Praxistheorie des Kredits, 2017 (Geld ist keine Ware, sondern ein Zahlungsversprechen); Scholz, C., Geldmarktsteuerung und Krisenprävention, 2016; Pettifor, A., Die Produktion des Geldes – Ein Plädoyer wider die Macht der Banken, 2018; Skidelsky, R., Money and Government, 2018; Die römische Kurie und das Geld, hg. v. Maleczek W., 2018 (die Geldwirtschaft des Mittelalters hat durch die Päpste und die Kurie einen erheblichen Aufschwung erlebt); Hagelüken, A., Das Ende des Geldes, wie wir es kennen, 2020; Geld und Glaube in Judentum, Christentum und Islam, hg. v. Schöne, A./Drees, M., 2021; Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021

Geldbuße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Zycha. BöhmBgr. II 257] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 20. Jahrhundert die für eine Ordnungswidrigkeit (§ 1 Ordnungswidrig­kei­ten­gesetz von 1952) an den Staat zu entrichtende Geldleistung (Verwaltungs­sanktion für rechtswidrige Handlungen mit geringerem Unrechtsgehalt ohne sozial­ethisches Unwerturteil über die Tat und die Person des Täters). Die inhaltliche Abgrenzung zu der Geldstrafe ist schwierig.

Lit.: Goldschmidt, J., Das Verwaltungsstrafrecht, 1902, Schmidt, E., Das neue westdeutsche Wirtschafts­straf­recht, 1950; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Geldern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,

Lit.: Jappe Alberts, W., De Staten van Gelre en Zutphen, 1950; Geldersche Wyssenissen van het Hoofdgerecht te Roermond, hg. v. Janssen de Limpens, K., 1953; Reichsarchiv der Provinz Gelderland in Arnheim, bearb. v. Vollmer, B., 1957; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Berkvens, A., Plakkaten, Ordonnanties en Circulaires voor Pruisisch Gelre 1713-1798, 2012

Geldkondemnation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. condemnatio [F.] pecuniaria) ist in dem klassischen römischen Recht die (notwendige) Verurteilung des Schuldners auf den Schätzwert (lat. quanti ea res erit, was die Sache wert ist) einer streitigen bestimmten Sache in dem →Formularverfahren. Sie soll es auch einem Dritten gestatten, den Beklagten auszulösen. Sie tritt in dem →Kognitionsverfahren zurück.

Lit.: Kaser § 35 I 2; Söllner § 9; Köbler, DRG 33, 34, 42

Geldrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und ab 1507 bzw. in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1575 [GrW. VI 550] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Geldabgabe, in Geld geleistete Rente

Geldschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [StraßbUB. I 467] bzw. 1215/1216 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Geld zu erfüllende Schuld. Die Geldschuld wird schon in dem römischen Recht als Gattungsschuld angesehen. Mit Ausweitung der Geldwirtschaft wird sie immer häufiger.

Lit.: Kiefner, H., Geld und Geldschuld in der Privatrechtsdogmatik des 19. Jahrhunderts, (in) Wissen­schaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H., Bd. 2 1977, 74ff.; Ahrens, M., Der mittellose Geldschuldner, 1994

Geldstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagspiegel] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Geldleistung an den Staat lautende →Strafe, wird teilweise aber auch als jede als Sanktion für ein Unrecht von dem Täter an die öffentliche Gewalt oder das Opfer (Privatstrafe) zu zahlende, nicht nur Schaden ausgleichende Geldsumme ver­standen. Vielleicht aus dem plebejischen Bereich stammend, ist sie bereits dem späteren altrömischen Recht bekannt. In dem Frühmittelalter herrscht die davon zu unterscheidende, in Geld nur berechnete Buße des →Kompositionen­systems vor, von der nur ein Teil (lat. [M.]→fredus) an die Allgemeinheit fällt, doch wird beispielsweise in einem Neungeld, Achtgeld oder Gewette auch eine besondere Einwirkung auf den Täter gesehen. Die hochmittelalterlichen und spätmittel­alter­li­chen peinlichen Strafen sind in Geld nur ablösbar. In der frühen Neuzeit schließt zwar die Constitutio Criminalis Carolina (1532) die Geldstrafe aus, doch sehen die Reichspo­lizeiordnung von 1530, Landes­ordnungen und Stadtrechte in vielen Fällen Geldstrafen vor. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) droht Geldstrafe bei Münzdelikten, Bestechung, Wucher, Fälschung und Betrügerei an. Das Straf­gesetz­buch Preußens (1851) und das Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches (1871) dehnen die für den Staat kostengünstige Geldstrafe aus, sind aber hauptsächlich noch durch die Freiheitsstrafe gekennzeichnet. Die Straf­rechts­reformen (21. 12. 1921/1. 1. 1922, 9. 4. 1923, 1969, 1975) des 20. Jahrhunderts verstärken vor allem wegen der Einfachheit für den Staat und auch wegen der un­günstigen Auswirkungen kurzer Frei­heits­strafen (43 Prozent aller Verurteilungen) auf die Täter diese Entwicklung (um 1980 mehr als 80 Prozent aller Strafurteile). Dabei wird aus relativen Gleichheits­vor­stellungen nach skan­di­na­­vischem Vorbild die Höhe der Geldstrafe von den wirtschaftlichen Ver­hältnissen (Einkünften) des Täters abhängig (sog. Tagessätze, 1975). Eine besondere Art der Geldstrafe ist die Vermögensstrafe (anteiliger oder vollständiger Einzug des Vermögens des Täters, beispielsweise § 43a StGB zwischen 1992 und 2002).

Lit.: Köbler, DRG 20, 119, 158, 205, 236; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Neumaier, R., Die geschichtliche Entwicklung der Geldstrafe, Diss. jur. Tübingen 1947; Gudian, G., Geldstrafrecht und peinliche Strafe im späten Mittelalter, (in) FS A. Erler 1977, 273; Die Geldstrafe im deutschen und ausländischen Recht, hg. v. Jescheck, H. u. a., 1978; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Stapenhorst, H., Die Entwicklung des Verhältnisses von Geldstrafe zu Freiheitsstrafe seit 1882, 1993; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Malolepszy, M., Geldstrafe und bedingte Freiheitsstrafe nach deutschem und polnischem Recht, 2007

Geldwäsche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Ende des 20. Jahrhunderts weltweit der Umtausch des aus rechtswidrigem Verhalten erlangten, „schmutzigen“ Geldes in nicht erkennbar rechtswidrig erlangtes „sauberes“ Geld (in der Bundesrepublik Deutschland seit 1992 strafbar).

Lit.: Remmers, B., Die Entwicklung der Gesetzgebung zur Geldwäsche, 1998; Hartmann, A., Geldwäsche in Europa, 2018

Geldwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf den Gebrauch von →Geld als Zahlungsmittel aufbauende Wirtschaft (beispielsweise in dem späteren antiken Rom oder seit dem Hochmittelalter vor allem in Städten). Die Geldwirtschaft verdrängt wegen der mit ihr verbundenen tatsächlichen Leichtigkeit des Handels und wegen des auch durch Werbung gesteigerten Interesses vieler Menschen an vielen unterschiedlichen Gütern in dem Laufe der Geschichte weitgehend die Naturalwirtschaft.

Lit.: Köbler, DRG 29, 96, 97; Dopsch, A., Naturalwirtschaft und Geldwirtschaft, 1930

gelegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – neben einem Verb - ab 1392 [PaulinzelleUB. 294] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) günstig, geeignet

Gelegenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 1150-1170 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1337 [ArchUFrk. 22 1874 691] in 79 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F..) Möglichkeit, Lage

Gelegenheit macht Diebe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab [] in Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 71 (Pistorius 1716)

gelehrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 11. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) wissenschaftlich ausgebildet

Gelehrter Richter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv gelehrt 11. Jahrhundert bzw. 1221-1224) ist der durch universitäre Ausbildung gekennzeichnete Richter. Der gelehrte Richter erscheint nach dem Beginn der Universität in dem 12. Jahrhundert in Bologna in dem 13. Jahrhundert in dem kirchlichen Gericht (als →Offizial). In dem könig­lichen Kammergericht des Reiches begegnen Doktoren der Rechte seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts. In dem Reichskammergericht muss ab 1495 die Hälfte der Beisitzer gelehrt sein. Erst später wird es üblich, dass (auch) der Richter als der Vorsitzende des Gerichts gelehrt ist. Ansonsten sind die Mitglieder der Gerichte (Urteiler, Schöffen) bis in das 18. Jahrhundert vielfach Laien. In dem 18. Jahrhundert werden die Assessorstellen der Obergerichte der einzelnen Länder mit nach besonderen Vorschriften geprüften Juristen besetzt.

Lit.: Stölzel, A., Die Entwicklung des gelehrten Richtertums in deutschen Territorien, Bd. 1f. 1872; Lenel, P., Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG RA 34 (1913), 440; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 53; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Gelehrte im Reich, hg. v. Schwinges, R., 1996; Verger, J., Le gens de savoir, 1997; Jahns, S., Das Reichskammmergericht und seine Richter, 2003; Polgar, K., Das Oberappellationsgericht der vier freien Städte Deutschlands, 2007; Battenberg, J., Königliche Kammergerichtsbarkeit im späteren 15. Jahrhundert, (in) Akten des 36. Deutschen Rechtshistorikertages, hg. v. Lieberwirth, R. u. a., 2008, 525ff.

Gelehrtes Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort gelehrt 11. Jahrhundert bzw. 1221-1224) ist das an der Universität durch Lehre vermittelte Recht. Gelehrtes Recht ist demnach das römische (weltliche) Recht und das kirchliche (geistliche) Recht. Dem gelehrten Recht steht das einheimische Recht der einzelnen Rechtsgebiete gegenüber. In den Rechtsquellen der Neuzeit werden gelehrtes Recht und einheimisches Recht in vielfältiger Weise zu neuen Einheiten verknüpft (→Reforma­tion, →Kodifikation).

Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsge­schichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1962; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess in der Praxis geistlicher Gerichte, 1974; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Nörr, K., Zum institutionellen Rahmen der gelehrten Rechte im 12. Jahrhundert, (in) FS H. Coing 1982, 233; Gouron, A., Zu den Ursprüngen des gelehrten Strafrechts, (in) FS H. Thieme 1986, 43; Trusen, W., Gelehrtes Recht, 1997; Rossi, G., Representation and Ostensible Authority in Medieval Learned Law, 2019

Geleit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1060-1080 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 bzw. um 1230 [MühlhsnRb. 164] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Begleitung und meist auch sichere Führung eines Reisenden (oder einer Sache durch Bewaffnete gegen Entgelt, lat. [M.] conductus). Das Geleit zu gewähren ist in dem Mittelalter ein be­deutsames, Einkünfte und Gewalt vermit­telndes Recht, das von dem König auf die einzelnen Landesherren übergeht (Regal, Westfalen 1180). Dabei werden viele Arten von Geleit unterschieden. In dem 19. Jahrhundert schwindet das Geleit (Reichsdeputations­hauptschluss für Frankfurt, Deutscher Zollverein 1833/1834, Schweiz 1848). Freies Geleit ist das Recht auf unge­hin­derte Hinreise und Rückreise (beispielsweise in dem Rahmen eines Prozesses).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 113; Kalisch, H., Über das Verhältnis des Geleitsregals zum Zollregal, Diss. jur. Berlin 1901; Fiesel, L., Zum früh- und hochmittelalterlichen Geleitsrecht, ZRG GA 41 (1920), 1; Wilhelm, R., Das Zollgeleit in der Grafschaft und im Herzogtum Württemberg, Diss. jur. Tübingen 1957; Wiederkehr, G., Das freie Geleit, 1977; Müller, U., Das Geleit, 1991; Straube, M., Geleitswesen und Warenverkehr im thüringisch-sächsischen Raum zu Beginn der frühen Neuzeit, 2014

Gelnhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist der 1133 erstmals bezeugte Ort (der Reginbodonen, 1158 Erzbischof von Mainz, 1160 Kaiser Friedrich Barbarossa, 1170 Stadtrecht) in dem unteren Kinzigtal, in dessen Pfalz 1180 das Verfahren gegen Herzog →Heinrich den Löwen stattfindet, in dem dieser nach Landrecht in Acht getan und nach Lehnrecht seiner Herzog­tümer →Sachsen und →Bayern verlustig erklärt wird, so dass die Herzogtümer in →Länder aufgeteilt werden können. Die Reichsstadt Gelnhausen wird mehrfach verpfändet und verliert 1803 die Reichsunmittelbarkeit. →Konrad von Gelnhausen.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Junghans, F., Versuch einer Geschichte der freien Reichsstadt Geln­hausen, 1886; Güterbock, F., Die Gelnhäuser Urkunde und der Prozess Heinrichs des Löwen, 1920; Schmerbach, K., Der Oberhof Gelnhausen, (in) Geschichts­bll. f. Gelnhausen 1966, 13ff.; Der Reichstag von Gelnhausen, hg. v. Patze, H., 1981; Zunft- und Handwerksurkunden der freien Reichsstadt Gelnhausen, hg. v. Weyrauch, T., 1996; Zieg, M., Gelnhäuser Regesten, 2008

geloben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 723] bzw. 1120 [Pfaffe Lamprecht V. 4734] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) versprechen

Gelöbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [CDRhMos. III 1 S. 94] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Erklärung, mit der jemand zustimmt (beispielsweise →Erbenlaub) oder ver­spricht. Das Gelöbnis, dem in dem römischen Bereich die (lat.) sponsio (F.) entspricht, erscheint be­reits in dem Früh­mittelalter (beispielsweise Urteils­erfüllungsge­löbnis) und kann von Gebärden begleitet sein. Die Folgen des Bruches des Ge­löbnisses hängen von verschiedenen Um­ständen ab und reichen von der Leistungs­kla­ge über die Schadensersatzklage, die Buße und die Geldstrafe bis zu der →Strafe an Leib und Le­ben. In der Neuzeit wird das Gelöbnis durch die Bezeichnung Versprechen zurückgedrängt, doch werden noch immer (feierliche) Gelöbnisse (beispielsweise von Soldaten) abgegeben.

Lit.: Hübner 521, 632, 677; Köbler, DRG 15; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treugelöbnis, 1896; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910; Reincke, H., Die Bedeutung der Gelöbnisgebärde, ZRG GA 40 (1919), 280; His, R., Schlichtes Gelöbnis und Gelöbnis auf Treue, ZRG GA 41 (1920), 386; Strätz, H., Treu und Glauben, 1974; Nanz, K., Die Entstehung des all­gemeinen Vertragsbegriffs im 16. und 18. Jahrhundert, 1985

Gelsenkirchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Recklinghausen, der Stadt Bottrop und der Stadt Gelsenkirchen, 2021

gelten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [LexSalica/MSD. 229, Graff IV 186] bzw. dem 8. Jahrhundert [AlthIsidor 7, 1] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wert sein (V.), entgelten

Geltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12./13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1328? [Haltaus 635] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb gelten 790) ist die Anwendbarkeit und die Anwendung. Ein Rechtssatz gilt rechts­dogmatisch, wenn eine entsprechende Sol­lens­­anforderung besteht. Er gilt rechtsso­zio­logisch, wenn er tatsächlich angewendet wird.

Lit.: Vienken, T., Die Geltungsdauer rechtlicher Dokumente im früh- und hochmittelalterlichen Reich, 1942; Luig, K., Der Geltungsgrund des römischen Rechtes im 18. Jahrhundert, (in) Formazione storica, Bd. 2 1977, 819; Nehlsen, H., Aktualität und Effektivität der ältesten germanischen Rechtsaufzeichnungen, (in) Vorträge und Forschungen 23 1977, 449; Wagner, W., Geltungsbereiche ausländischer Kodifikationen im Deutschen Reich, (in) Ius commune 14 (1987), 203; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern, 1989

Gemara (F.) →Mischna

gemein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 56, 146] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein, öffentlich, einfach

Gemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Otfrid 863-871 IV 11,32] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist – in der Gegenwart - die einfache unmittelbare kommunale(, dem Staat eingegliederte) Ge­bietskörperschaft mit (von dem Staat abgeleiteter) Gebietshoheit zu der Selbst­verwaltung universal überlassener örtlicher (eigener) Aufgaben und zu der Fremdverwaltung zugewiesener (staat­licher) Aufgaben. Als solche Gemein­den sind in dem Altertum außer Rom (und anderen Stadtstaaten) die Provinzstädte anzusehen, für welche die Kaiser Gemeindeordnungen erlas­sen (beispielsweise Salpensa, Malaca, Irni[um]). In dem Mittelalter findet sich die Gemeinde wohl zuerst in Italien (Mailand 11. Jahrhundert). In dem Heiligen römischen Reich erscheint die Gemeinde (Stadt, Dorf) seit dem Hochmittelalter (12./13. Jahrhundert). Sie hat eigene Organe, Befugnisse und Mittel (beispielsweise Allmende). In der frühen Neuzeit verliert sie ihre älteren Rechte durch (vereinheitlichende) Maßnahmen des absolu­ten Staates (und der Grundherrschaft). Insbesondere unter Napoleon werden in den von ihm beherrschten Gebieten (1797-1813) die Gemeinden zu untersten Behörden des Staates. In dem 19. Jahrhundert erhält die Gemeinde (wieder) →Selbstverwaltung (Preu­ßen 19. 11. 1808 Städteordnung, 17. 3. 1831 revidiert, Bayern 1818/1839, Württem­berg 1822, Baden 1831 Gemeindegesetz, Sachsen 1832, Kurhessen 1834, Braun­schweig 1834, Hannover 1851, Westfalen 1841 Landgemein­deordnung, Rhein­provinz 1845 Gemein­deordnung, Preußen 30. 9. 1853 Städte­ordnung, Bayern 1869 Gemeindeord­nung, Preußen 1872 Kreisord­nung, 1875 Provin­zialordnung, 3. 7. 1891 Landgemeinde­ord­nung [, Österreich 4. 3. 1849 proviso­ri­sches Gemeindegesetz, 5. 3. 1862 Reichsge­meinde­gesetz], Neuregelung Art. 115-120 B-VG 12. 7. 1962). Vor­übergehend be­seitigen das Deutsche Reich, in dem sich anscheinend die Gemeinden den Zielen des National­sozia­lismus zwischen 1933 und 1945 zumindest teilweise öffnen, und die Deutsche Demokratische Republik (1949-1990) die in Art. 127, 17 II WRV (und 28 GG) verfas­sungsmäßig garantierte Selbst­ver­waltung. Insgesamt bleibt die Gemeinde aber in durch Ver­waltungsreformen vergrößertem Umfang bestehen.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 32 I 4; Köbler, DRG 197; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 726; Köbler, WAS; Gierke, O., Das deutsche Genossenschaftsrecht, 1868ff.; Bilinski, L. v., Die Gemeindebesteuerung und deren Reform, 1878, Neudruck 2013; Ryffel, H., Die schweizerischen Landsgemeinden, 1904; Schrötter, R., Die rechtliche Natur der sogenannten Gemeindenutzungen in Bayern, 1934; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Heider, J., Von der Gemain zur politischen Gemeinde, (in) Schwäbische Blätter für Heimatkunde 9 (1958), 70; Siegrist, J., Die Gemeinde Unterkulm, 1957; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Mayer, T., Bd. 1f. 1964; Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1969; Ennen, E., Die europäische Stadt des Mittelalters, 1972, 4. A. 1987; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W., 1983; Ogris, W., Die Entwicklung des österreichischen Gemeinderechts im 19. Jahrhundert, (in) Die Städte Mitteleuropas, hg. v. Rausch, W., 1983, 83; Blickle, P., Gemeindereformation, 1985; Steiner, P., Die Gemeinden, Räte und Gerichte im Nidwalden des 18. Jahrhunderts, Diss. jur. Basel 1986; Weiß, J., Die Integration der Gemeinden in den modernen bayerischen Staat, 1986; Wunder, H., Die bäuerliche Gemeinde in Deutschland, 1986; Goetz, H., Gottesfriede und Gemeindebildung, ZRG GA 105 (1988), 122; Landgemeinde und Stadtgemeinde, hg. v. Blickle, P., 1991; Nolte, P., Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800-1850, 1994; Schachner-Blazizek, A., Gemeinderecht und Gemeindever­waltung, 1995, Gemeinde und Staat im alten Europa, hg. v. Blickle, P., 1998; Information, Kommunikation und Selbstdarstellung in mittelalterlichen Gemeinden, hg. v. Haverkamp, A., 1998; Gemeindeleben, hg. v. Rudert, T. u. a. 2001; Gotto, B., Nationalsozialistische Kommu­nalpolitik, 2006; Troßbach, W. u. a., Die Geschichte des Dorfes, 2006; Die Gemeinde - FS H. Faber, hg. v. Frank, F. u. a., 2007; Land, Dorf und Kirche - Gemeindebildung vom Mittelalter bis zur Neuzeit in Nordwestdeutschland, hg. v. Vogtherr, T. u. a., 2009; Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte als Geschichte administrativer Praxis, 2011; Roth, P., Korporativ denken, genossenschaftlich organisieren, feudal handeln – Die Gemeinden und ihre Praktiken im Bergell, 2018

Gemeinderat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [ChrKaiserslautern 46] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) beratendes und beschließendes Organ der Gemeinde

Gemeinderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1339 [Mohr, Cod. II 343] in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Gemeinde betreffenden Rechtssätze. In dem römischen Altertum erhalten die einzelnen Gemeinden in Italien zunächst eine ziem­lich verschiedene Stellung als (lat.) oppidum (N.), colonia (F.) oder municipium (N.) mit teils eigener, teils römischer Verwaltung, bis vermutlich unter Caesar eine in Magistrate, Senat (lat. ordo [M.] decurionum, Gemein­derat) und Volksversammlung ge­gliederte, einheitli­che Kommunalver­fassung eingerich­tet wird ([lat.] lex [F.] Iulia munici­palis, julisches Stadtgesetz, 45 v. Chr.). In dem Heiligen römischen Reich, in den Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes und in dem (zweiten) Deutschen Reich ist das Gemeinderecht unterschiedlich. Umfassende staatliche Regelungen werden erst in dem 19. Jahrhundert ge­schaffen. 1935 wird eine einheitliche Deutsche Gemeindeordnung erlassen. Nach 1945 ist das Gemeinderecht wieder Landesrecht, so dass es sich von Land zu Land unterscheidet.

Lit.: Köbler, DRG 197, 198, 234, 259; Haase, C., Die oldenburgische Gemeindeordnung von 1855, (in) Oldenburger Jahrbuch 55 (1955), 1; Oberndorfer, P., Gemeinderecht und Gemeindewirklichkeit, 1971; Engeli, C./Haus, W., Quellen zum modernen Gemeindever­fassungsrecht in Deutschland, 1975; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Low, P., Kommu­nalgesetzgebung im NS-Staat, 1992; Die bayerischen Gemeinde­ordnungen, hg. v. Knemeyer, F., 1994

Gemeinderschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus der (von Brü­dern gebildeten) Erbengemeinschaft der bäuerlichen Miterben entwickelte gesamthän­derische Personenvereinigung des deutschen mittelalterlichen und frühneu­zeitlichen Rechtes (beispielsweise Ganerbschaft). Sie wird später weit­ge­hend durch den Teilungsgrundsatz einerseits und durch das Anerbenrecht ande­rerseits verdrängt. Gemeinderschaftliche Vorstel­lun­gen leben in der offenen Handelsgesell­schaft und in der Kommanditgesellschaft bzw. der Gesamthand fort.

Lit.: Hübner 154ff.; Huber, M., Die Gemeinderschaft der Schweiz, 1897

Gemeindeverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1786 [TrierChr. 10 1914 119] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwaretssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Verfassung der →Gemeinde.

Gemeindezeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (nach Heinrich Brunner) der als Nachbar oder Ge­nosse über ihm bekannte Verhältnisse in der Gemeinde aussagende Zeuge, dessen Bedeutung seit dem Spätmit­telalter schwindet.

Lit.: Ruth, H. Zeugen und Eideshelfer, 1922; Korn­blum. U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofs. Diss. jur. Frankfurt 1960

Gemeiner Pfennig (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die an dem 7. 8. 1495 in dem Heiligen römischen Reich (in Rückstand gegenüber der weiter fort­ge­schrittenen Steuergesetzgebung der Nach­bar­länder, besonders Frankreichs) für vier Jahre eingeführte Abgabe (versuchte Kopf­steuer für die gesamte Bevölkerung). Der gemeine Pfennig ist je nach Vermögen auf einen vierundzwanzigstel Gulden, einen halben Gulden und einen Gulden festgesetzt. Er wird nur teilweise einge­sammelt und nur teilweise an die sieben dazu bestimmten Schatzmeister abgeliefert (43254 Gulden statt 2 Millionen erwarteter Gulden). Ähnliche Versuche der Jahre 1512, 1542 (700000 Gulden) und 1544 400000 Gulden) scheitern gleichfalls weit­gehend.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Gothein, E., Der gemeine Pfennig auf dem Reichstage von Worms, 1877; Lanzinner, M., Friedenssicherung, 1993; Schmidt, P., Der gemeine Pfennig von 1495, 1989; Rauscher, P., Zwischen Ständen und Gläubigern, 2004; Das Steuerregister des gemeinen Pfennigs für das Bistum Worms, hg. v. Lohmann, E., 2005

Gemeines deutsches Privatrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem gemeinen (römischen Privat-)Recht seit dem 17. Jahrhundert (Conring, Thomasius, Beyer) gegenü­ber­gestellte gemeine Privatrecht deutschrechtlicher Her­kunft (→deutsches Privatrecht). Mit der Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) verliert es seine un­mittelbare Geltung.

Lit.: Köbler, DRG 186, 205; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Borrmann, K., Gemeines deutsches Privatrecht bei Carl Joseph Anton Mittermaier, 2009

Gemeines Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das allgemeine Recht in Gegensatz zu einem besonderen Recht. Schon (in der Philosophie des Aristoteles, 384-322 v. Chr. und) in dem römischen Recht (beispielsweise Institutionen des Gaius [um 160 n. Chr.] 1, 1, Institutionen Justinians [534 n. Chr.] 1, 2, 1) ist eine derartige Gegenüberstellung eines (lat.) ius (N.) commune und mehrerer besonderer Rechte etwa der römischen Bürger oder eines räumlich bzw. ständisch bzw. personal abgegrenzten Bereichs bekannt, wobei meist dem besonderen Recht der Vorrang eingeräumt wird. Sie findet sich vereinzelt auch in dem frühen Mittelalter, häufiger seit dem Hochmittelalter. Als gemeines Recht kann dabei das römische Recht, das kirchliche Recht, das römische und (mit abnehmendem Gewicht das) kirchliche Recht oder auch ein sonstiges allgemeines Recht in Gegensatz zu einem besonderen Recht (einschließlich eines Privilegs) bezeichnet werden. In dem Verhältnis beider entwickeln die Juristen der ober­italienischen Städte in dem Hochmittelalter den grundsätzlichen Vorrang des eigenen beson­deren Stadtrechts (Statutes) vor dem gemei­nen Recht (römisch-kanonischen Recht). Dem folgt § 3 der Reichskam­merge­richtsordnung von 1495, der wohl die redlichen ehrbaren und leidlichen Ordnungen, Statuten und Gewohn­heiten der Fürstentümer, Herrschaf­ten und Gerichte dem gemeinen Recht vorgehen lässt. Allerdings müssen sie redlich, ehrbar und leidlich sein und besonders vorgebracht, das heißt nachge­wiesen werden. Weil die Anforderungen an diese Voraussetzungen verschärft werden, hat in dem 17. Jahrhundert das gemeine Recht in der Form des römischen Rechtes die Vermutung der Anwendbarkeit für sich. Zusätzlich wird vor allem für bestimmte Sachgebiete ein gemeines deutsches Privatrecht erarbeitet (beispielsweise Johann Stephan Pütter 1725-1809, Justus Fried­rich Runde 1741-1807), dessen Anwend­barkeit in dem Verhältnis zu dem gemeinen Recht in dem Einzelfall geklärt wird. Seit dem 18. Jahrhundert werden das gemeine Recht und das gemeine deutsche Privatrecht durch die inhaltlich von ihnen mitgeprägten Kodifikationen (Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811/1812) zurückge­drängt. Mit dem Inkrafttreten des →Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1. 1. 1900) endet für 16,5 Millionen Menschen in Hessen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Olden­burg, Mecklenburg, Neuvorpommern, Rügen, Schleswig-Holstein und weiteren Territorien (insgesamt in 93 verschiedenen Gebieten) die unmittel­bare Geltung des gemeinen Rechtes in Deutschland. →Allgemeines deutsches Recht, →common law

Lit.: Söllner §§ 2, 3, 25; Köbler, DRG 107, 137, 184; Linck, H., De dubia ac difficili iuris communis definitione, 1680; Wieacker, F., Privatrechtsge­schichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wiegand, W., Zur Herkunft und Ausbreitung der Formel habere fundatam intentionem, (in) FS H. Krause 1975, 126ff.; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Bellomo, M., L’Europa del diritto comune, 1988; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern in der Neuzeit, 1989; Gemeines Privatrecht in der Europäischen Gemeinschaft, hg. v. Müller-Graf, 1993; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 9. A. 2001, 10. A. 2005; Nève, P., (Europäisches) ius commune und (nationales) gemeines Recht, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, 1997ff.; Watson, A., Legal history and a common law for Europe, 2001; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Daniel, A., Gemeines Recht, 2003; Bellomo, M., Europäische Rechtseinheit, 2005; Usus modernus pandectarum – Römisches Recht, Deutsches Recht und Naturrecht in der frühen Neuzeit, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2007

Gemeines Sachsenrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort Sachsenrecht 1385/1386, Adjektiv sächsisch 1221-1224) ist das auf der Grundlage des →Sachsenspiegels (1221-1224), der Glosse zu dem Sachsenspiegel und der sog. Richtsteige (sowie des sächsischen Weichbildrechts Magdeburgs [str.]) ent­wickelte, in Sachsen mehr oder weniger allgemein an­erkannte Recht, dessen Durchsetzung vor allem die Schöffenstühle von Magdeburg, Leipzig, Dohna, Halle und (1529) Wittenberg, die juristischen Fakultäten in Leipzig, (1502) Wittenberg und Jena sowie die verschiedenen Hofgerichte (Leipzig, Wittenberg, Jena) fördern. Die Gesetze einzelner Länder engen zwar den Geltungsbereich des gemeinen Sachsenrechts ein, entwickeln dieses aber auch durch ihre Grundgedanken fort (beispielsweise Kursächsische Konstitutionen). Die Geltung des gemeinen Sachsenrechts betrifft das Kurfürstentum Sachsen (bis 1863/1865), Schlesien, Brandenburg, die sachsen-ernes­tinischen Teilfürstentümer (beispielsweise Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg: „Thü­rin­gen“ bis 1900), Schwarzburg, Reuß, Anhalt (bis 1900), Hannover, Lüneburg, Lauenburg, Holstein, Braunschweig (bis 16. Jahrhundert) und dazwischenliegende kleinere Länder. Gegen 1700 wird das gemeine Sachsenrecht auch bescheidener Lehrgegenstand an den Univer­sitäten Sachsens. Die Rechtsakte Kursachsens werden 1724 von Johann Christian Lünig in einer amtlichen Sammlung (Codex Augus­teus, Teil 1, augusteisches Gesetzbuch) veröffentlicht. Mit dem Bürgerlichen Ge­setzbuch Sachsens (1863/1865) und dem Bür­gerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1. 1. 1900) wird die Geltung des gemeinen Sachsenrechts (zuerst in Sachsen und dann auch in Thüringen und Anhalt) beendet.

Lit.: Weiske, J., Die Quellen des gemeinen sächsischen Rechts, 1846; Haubold, C., Lehrbuch des königlich-sächsischen Privatrechts, 3. A. 1847; Heimbach, C., Lehrbuch des partikulären Privatrechts, 1848; Emminghaus, G., Pandekten des gemeinen sächsischen Rechts, 1848; Schultze von Lasaulx, H., Die Krise des gemeinen Sachsenrechts, (in) FS J. Hedemann, 1938, 51; Günther, G., Römisches Recht in Thüringen, Diss. jur. Jena 1957 (Druck 2008); Sachsen im Spiegel des Rechts, hg. v. Schmidt-Recla, A. u. a., 2001; Kroeschell, K., recht und unrecht der sassen, 2005; Grundlagen für ein neues Europa, hg. v. Lück, H. u. a. 2009

Gemeines Strafrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf der Grundlage der →Constitutio Criminalis Carolina (1532), die selbst eigentlich den örtlichen Ge­wohnheiten und Satzungen nachgehen will, gebildete deutsche Strafrecht des 16. bis 18. Jahrhunderts.

Lit.: Kroeschell, DRG 2

gemeinfrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1729 [Leu] und nicht quellenmäßig und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein frei

Gemeinfreier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und wohl auch in Google nicht, belegt, seit dem späten 18. Jahrhundert wissenschaftlich verwendet) ist der allgemeine →Freie der germanischen Zeit und des frühen Mittelalters. In Gegensatz zu der klassischen Lehre der deutschen Rechtsgeschichte ist es in der Gegenwart streitig geworden, ob es in der fraglichen Zeit eine breite, „den Staat tragende“ Schicht freier Leute unter einem Adel mit schwach ausgeprägten Vorrechten gegeben hat. In jedem Fall nimmt wohl die Zahl der Freien in dem Frühmittelalter infolge der Ausbreitung der →Grundherrschaft ab.

Lit.: Köbler, DRG 71; Brunner, H., Nobiles und Gemeinfreie, ZRG GA 19 (1898), 76; Heck, P., Die Gemeinfreien der karolingischen Volksrechte, 1900; Mayer, T., Königtum und Gemeinfreiheit im frühen Mittelalter, DA 6 (1943), 239; Das Problem der Freiheit, hg. v. Mayer, T., 4. unv. A. 1981

Gemeingebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., um 1830 bei Maurenbrecher) ist der saschlich aus mehreren Wurzeln (beispielsweise Allmende, römi­sches Recht) erwachsene, grundsätzlich je­dermann gebührenfrei offenstehende be­stim­mungs­­ge­mäße Gebrauch einer der All­ge­meinheit gehörenden oder gewidmeten Sa­che (beispielsweise Fluss, Straße, Wald?). Gegensatz hierzu ist die gebührenpflichtige Sondernutzung öffentlicher Sachen.

Lit.: Ubbelohde, A., Die Interdikte zum Schutz des Gemeingebrauchs, 1893; Lewy, R., Zur Geschichte und heutigen Berechtigung des Begriffs öffentliche Sa­chen im Gemeingebrauch, Diss. jur. Greifswald 1910; Knapp, M., Gemeingebrauch und Staatseigen­tum, 2003

Gemeinnutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Kurz, Rud. 252] – Wörter gemain nutz - in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv gemeinnutzig 1523, gemeinnützig 16. Jahrhundert) ist der allgemeine Nutzen in Gegensatz zu dem besonderen Nutzen Einzelner. Gemeinnützigkeit eines Verhaltens kann Vorteile in dem Steuerrecht begründen.

Lit.: Musil, A., Die Entwicklung des Gemeinnützigkeitsrechts in der AO, (in) StuW 2020, 171

Gemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 76] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adjektiv gemeinschaftlich 1691, gemeinschaftliches Testament 1766) ist die durch eine Gemein­samkeit verbundene Mehrheit von Menschen, insbesondere in dem Schuldrecht die gemeinschaftliche Inhaberschaft eines einzel­nen Rechtes durch mehrere. Gemeinschaft ist in dem klassischen römischen Recht die vielleicht in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten aus wirtschaftlichen Gründen entwickelte (lat.) →communio (F.) pro indiviso (Gemeinschaft für Ungeteiltes), bei der über die ganze Sache alle Gemeinschafter zusammen verfügen können und jeder Gemeinschafter unabhängig von den anderen über seinen (rechnerischen) Anteil. Aufgelöst wird diese Gemeinschaft mit Hilfe der jederzeit möglichen allgemeinen Teilungsklage (lat. actio [F.] communi dividundo). Seit dem Spätmittelalter wird die römischrechtliche, dem Gesamt­handsgrundsatz widersprechende Gemeinschaft in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen.

Lit.: Kaser § 23 IV; Köbler, DRG 25; Schultze, A., Zur Rechtsgeschichte der germanischen Brüderge­mein­schaft, ZRG GA 56 (1936), 264; Conrad, H., Individuum und Gemeinschaft in der Privatrechts­ordnung des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, 1956; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 293, 549; Person und Gemeinschaft im Mittelalter, hg. v. Althoff, G. u. a., 1988; Schnorr, R., Die Gemeinschaft nach Bruchteilen, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

gemeinschaftlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1714 [Tirol/ÖW. III 95] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., 1691, gemeinschaftliches Testament 1766) gemeinsam

Gemeinschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1728 [Leu, EidgR. II 559, BadLR. 1809 Satz 1408] in 2 Stellen belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht einer Gemeinschaft, →Europäische Ge­mein­­schaft

Lit.: Emmerich, W., Gemeinschaftsrecht und nationale Rechte, 1971; Nicolaysen, G., Europäisches Gemeinschaftsrecht, 1979

Gemeinwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [GrW. I 67] in 20 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die vielleicht aus der mittelalterlichen Grundherrschaft entwickelte Pflicht der Mitglieder einer örtlichen Gemeinschaft zu der tatsächlichen Leistung persönlicher Dienste zu Gunsten der Gemeinschaft und das daraus entstehende Werk (beispielsweise Mauer, Deich, Straße, Brücke). Das Gemeinwerk ist vor allem in dem mittelalterlichen Dorf bedeutsam. Seit dem 18. Jahrhundert wird als Ergebnis der Geldwirtschaft das Gemeinwerk weitgehend durch Abgaben bzw. Steuern ersetzt.

Lit.: Gremler, F., Die Naturaldienste im preußischen Gemeinderecht, Diss. jur. Bonn 1912; Durgiai, E., Das Gemeinwerk, Diss. jur. Bern 1943; Bader, K., Dorfgenossenschaft und Dorfgemeinde, 1962

Gemeinwohl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. salus [F.] publica, bonum (N.) commune) ist das allgemeine Wohl einer Gesellschaft. Das Gemeinwohl ist viel­fach zumindest in Selbstdarstellungen Ziel eines Staates (Wohlfahrtsstaat). Es kann dabei rechtstatsächlich sowohl zu der Unterdrückung anderer wie auch zu dem eigenen Nutzen miss­braucht werden. In dem Liberalismus soll es sich durch eigen­nütziges Handeln aller von selbst einstellen.

Lit.: Merk, W., Der Gedanke des gemeinen Besten, (in) FS A. Schultze 1940, 2. A. 1968; Stolleis, M., Gemeinwohlformeln im national­sozialistischen Recht, 1974; Honsell, T., Gemeinwohl und öffentliches Interesse, ZRG RA 95 (1978), 93; Hibst, P., Utilitas publica, 1991; Gemeinwohl, Freiheit, Vernunft, Rechtsstaat, hg. v. Ebel, F., 1995; Gemeinwohl und Gemeinsinn. Historische Semantiken politischer Leitbegriffe, hg. v. Münkler, H. u. a., 2001; Biehler, B., Der Eigennutz, 2011; Gemeinsinn und Gemeinwohl in der römischen Antike, hg. v. Jehne, M. u. a., 2013

Gemenge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsäschsischen ab 1330 [Schiller-Lübben II 54] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gemisch

gemischt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vermischt, verbunden, gemeinschaftlich

Gemischtes Bezirksamt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist in Österreich von etwa 1852 bis 1868 die staatliche, durch Zu­sammenlegung von Bezirkshaupt­mann­schaft und Bezirksgericht entstehende Verwaltungs- und Gerichtsbehörde erster Instanz.

Gen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1909 von Wilhelm Johannsen aus Dänemark verwendet) ist eine Einheit der in dem Erbgut von Lebewesen enthaltenen Erbgrundinformationen für die Entwicklung von Eigenschaften eines Einzelwesens. Die Zahl der Gene beträgt bei dem Blattfloh-Endosymbionten 182, bei dem Menschen 23000 und bei dem Gemüsekohl 100000. Die gesamte Erbinformation einer Zelle wird als Genom bezeichnet.

genannt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe auch in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in 7 Stellen und substantiviert in 11 weiteren Stellen in vier Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, zugehöriges Verb nennen, Adj.) erwähnt, bestimmt

Genannter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1328, zugehöriges Verb nennen) Erwähnter, Bestimmter

Lit.: Schall, K., Die Genannten in Nürnberg, 1971

Genealogie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Familienkunde

Lit.: Köbler, DRG 2; Forst de Battaglia, O., Wissenschaftliche Genealogie, 1948; Melville, G., Vor­fahren und Vorgänger, (in) Die Familie als sozialer und historischer Verband, 1987, 203; Europäische Stammtafeln, hg. v. Schwennicke, D., 1998, 2. A. 2005, N. F. Bd. 26 2008; Hlawitschka, E., Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen 1 (911-1137), 2007, 2 (1138-1197) 2009, 3 (1198-1250) 2014; Holladay, J., Genealogy and the Politics of Representation, 2019

genehm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1165 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1348 [MGConst. VIII 648] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) angenehm, willkommen

genehmigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erlauben, gestatten, billigen, einverstanden sein (V.)

Genehmigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1801 (Gesenius, Meierrecht I 100] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erklärung des Einverständnisses mit dem Verhalten eines anderen. Sie ist sachlich bereits dem römischen Recht bekannt. Sie entwickelt sich in dem Verwal­tungsrecht zu einer Erlaubnis oder zu einer nachträglichen Billigung, in dem Privatrecht zu der nachträglichen Zustimmung zu einem Rechtsgeschäft.

Lit.: Kaser §§ 11 IV, 49 II, 53 I; Kroeschell, DRG 2; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

General (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M. aus allgemeinerem Adjektiv [lat.] generalis, allgemein, gebildet) ein hoher militärischer Rang, Oberbefehlshaber

Generalauditeur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem 17. Jahrhundert nach spa­nisch-niederländischem (1587) und schwedi­schem (1621) Vorbild in dem Heiligen römischen Reich der Leiter der Rechtspflege des Heeres (1638/1651 Brandenburg, vor 1649 Reich). 1898 wird der Generalauditeur durch die Militärstrafgerichtsordnung beseitigt.

Lit.: Meyer, O., Die Stellung des preußischen Generalauditeurs, (in) Arch. Mil.R. 3 (1911/1912), 138, 4 (1912/1913), 349; Hülle, W., Das Auditoriat in Bran­denburg-Preußen, 1971; Modéer, K., Gerichtsbar­keit der schwedischen Krone, 1975

Generaldirektor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) allgemeiner Leiter

Generaldirektorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) allgemeine Leitung, genauer Generaloberfinanz­kriegs- und -domänendirektorium) ist die aus einer zentralen Fachbehörde der Domänen­verwaltung und aus dem Generalkriegs­kommissariat erwachsene oberste Behörde in →Preußen in dem 18. Jahrhundert (1722/1723-1806/1807), die 1749 Österreich als Vorbild dient.

Lit.: Hartung, F., Die Entwicklung des General­direk­toriums in Preußen 1723-1876, (in) FuF 18 (1942), 110; Neugebauer, W., Residenz, Verwaltung, Repräsen­tation, 1999

Generalgouvernement (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine in dem frühen 19. Jahrhundert und mit Sitz in Krakau von dem 12. 10. 1939 bis 1945 verwendete Be­zeichung für eine umfassendere Verwal­tungs­einrichtung.

Lit.: Schenk, D., Hans Frank – Hitlers Kronjurist und Generalgouverneur, 2006; Napoleon, hg. v. Veltzke, V., 2007

Generalhypothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegnwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem römischen Recht sachlich mögliche →Hypothek an dem ganzen Vermögen eines Pfandschuldners. Sie wird teilweise in der Neuzeit in Deutschland aufgenommen. Sie verunsichert durch fehlende Offenkun­digkeit das Kreditwesen, weshalb sie später beseitigt wird.

Lit.: Kaser § 31; Köbler, DRG 41; Wagner, H., Voraussetzungen, Vorstufen und Anfänge der römischen Generalverpfändung, 1967; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Generalklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der nur einen allgemeinen Grundsatz aufstellende, die konkrete Be­stimmung in dem Einzelfall den Gerichten über­lassende Rechtssatz (beispielsweise §§ 138, 157, 242, 826 BGB, [lat.] generalis clausula [F.], D. 4. 6. 26. 1 und 4. 6. 33 pr.). Die Generalklausel hat (wie Billigkeit oder Naturrecht) den Vorzug der Offenheit für nichtvorhersehbare Umstände zu Gunsten inhaltlicher Gerech­tigkeit für sich und den Nachteil der Rechtsunsicherheit gegen sich. In dem 20. Jahrhundert wird dem Gesetzgeber die Flucht in die Generalklauseln vorgehalten.

Lit.: Köbler, DRG 229; Hedemann, J., Die Flucht in die Generalklauseln, 1933; Börner, F., Die Bedeutung der Generalklauseln, 1989; Nowak, C., Die praktische Bedeutung der Generalklauseln und unbestimmten Rechtsbegriffe in den großen Kodifikationen der DDR, Diss. jur. Köln 1993; Die Generalklausel im europäischen Privatrecht, hg. v. Baldus, C. u. a., 2006

Generalkriegskommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinisches des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort beispielsweise Branden­burg-Preußen 1609-1722)

Generalpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Generalpfandzettel Hamm 1714, allgemeines Pfand) ist das in dem römischen Recht mögliche Pfand an dem gesamten gegenwärtigen Vermögen eines Pfandschuldners. →Gene­ralhypothek

Generalpfandzettel (Hamm 1714) →Generalpfand

Generalprävention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der →Strafzweck, der auf allgemeine Vorbeugung gegenüber Straftaten durch Abschreckung auch unbe­kannter Dritter gerichtet ist (Feuerbach 1813).

Lit.: Köbler, DRG 204; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011

Generalstaatsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der oberste Leiter (M.) einer gesamten Staatsanwaltschaft (beispielsweise der Deutschen Demokratischen Republik).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Generalstände (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.Pl.) allgemeine →Stände, états généraux, auch Singular Generalstand nicht bezeugt und nicht belegt

Lit.: Soule, C., Les États généraux de France (1302-1798), 1968; Bulst, L., Die französischen Generalstände, 1992

Genf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Ausfluss der Rhone aus dem Genfer See wird nach bereits vorgeschichtlicher Besiedelung unter den 121 v. Chr. den Kelten folgenden Römern um 400 Sitz eines Bischofs und gelangt 1033 mit Burgund an das deutsche Reich/Heilige römische Reich. Seit 1536 wirkt in Genf Calvin refor­matorisch. 1559 erhält es eine Akademie für Theologie und humanistische Fächer. 1815 wird Genf Mitglied der Eid­genossenschaft der →Schweiz. In dem frühen 19. Jahrhundert werden Privatrecht und Prozessrecht (1819) gesetzlich geregelt (→Bellot). 1873 erlangt Genf durch Aufnahme der Medizin eine Universität.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Cramer, J., Précis de l’histoire du droit genevois, 1761; Borgeaud, C. u. a., Histoire de l’Université, Bd. 1ff. 1900ff.; Rivoire, É. u. a., Les sources du droit du canton du Genève, Bd. 1f. 1927ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,450, 3,2,1866; Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 1974, 3. A. 1986

Genfer Konvention (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (seit dem 22. 8. 1864) in Genf abgeschlossene völker­recht­liche Vereinbarung (beispielsweise zu der Humanisierung des Kriegsrechts).

Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007

Genom (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie 1920 von Hans Winkler aus Gen und Chromosom geprägt, N.) als Erbgut eines Lebewesens oder Virus ist die Gesamtheit der materiellen Träger der vererbbaren Informationen einer Zelle oder eines Viruspartikels. Die Genomgröße beträgt bei HIV 9700, bei dem Menschen 3,27 x 109 (3,2 Milliarden Bausteine pro Zelle) und bei dem Lungenfisch 7,8 - 1010, die Zahl der Gene bei dem Blattfloh-Endosymbionten 182, bei dem Menschen 23000 und bei dem Gemüsekohl 100000.

Lit.: Rutherford, A., Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat, 2018

Genosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 492, 676, 772, III 227] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mitnutzer, Mitglied einer →Genossenschaft

Genossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 11, 76, 557, 696, II 49] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Personenver­einigung zu der Erfüllung der von ihren Mitgliedern (Genossen, Mitnutzern) ange­strebten Zwecke, insbe­sondere der Förde­rung des Erwerbs oder der Wirtschaft mittels gemeinschaftlichen Ge­schäftsbe­triebs. Sie ist in Gegensatz zu der Herrschaft durch Gleichheit gekennzeichnet. Ihre ältesten Formen betreffen die vielleicht von Verwandtschaften ausge­hende ge­mein­­same Nutzung von Land. Tatsächlich bedeutsam ist die mög­licherweise noch in das Frühmittelalter zurückrei­chende →Mark­ge­­nos­­sen­schaft. Be­son­dere Erwähnung verdient auch die durch eidlich be­stärkte Vereinbarung entstehende →Eidge­nossen­schaft. Eine stärkere Verfes­tigung zeigt die in dem 12. Jahrhundert sichtbare (als Genossenschaft erklärbare) Stadtgemeinde. Genos­sen­schaft­lich organi­siert sind in dem Hoch­mittel­alter auch →Gemeinderschaft, →Zunft, Bruder­schaft, →Universität, berg­rechtliche →Gewerk­schaft, Waldge­nossen­schaft und Deichgenos­senschaft. In der frühen Neu­zeit drängt der Einfluss der gelehrten Rechte die Genossenschaft zugunsten der römisch­rechtlichen (lat. [F.]) →societas bzw. (lat. [F.]) →universitas zurück. Die Genossenschaft neigt zu der Verselbständigung und zu der Ersetzung der Einstimmigkeit durch die Mehrheit. Die hierauf gegründete Theorie des 19. Jahrhunderts, dass die →juristische Person eine Fiktion sei (Savigny), wird von Georg von →Beseler (1809-1888, 1843) und Otto von →Gierke (1841-1821) (Theorie der realen Verbands­persönlichkeit 1868ff.) bekämpft. In Preußen bzw. dem Norddeutschen Bund wird 1867/1868, in Österreich an dem 9. 4. 1873 ein Gesetz betreffend die Genossenschaften (Gesellschaft mit offener Mitgliederzahl, bei Eintragung in das Genossenschafts­register juristische Person) geschaffen (Konsumgenossenschaft, Raiffei­senge­nos­senschaft, Wohnungsbaugenossen­schaft).

Lit.: Hübner 123ff.; Köbler, DRG 96, 121, 174, 177, 207, 218; Köbler, WAS; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Gierke, O. v. Die Genossenschaftstheorie, 1887; Solmi, A., Le associazioni in Italia, 1898; Haff, K., Zur Rechtsge­schichte der mittelalterlichen Transportgenos­senschaften, ZRG GA 31 (1910), 253; Weimann, K., Die Mark- und Walderbengenossenschaften des Niederrheins, 1911; Bader, K., Das mittelalterliche Dorf, Bd. 1ff. 1957ff.; Schlosser, M., Genos­senschaften in der Grafschaft Ysenburg, 1956; Faust, H., Geschichte der Genossenschaftsbewegung, 1965; Bludau, K., Nationalsozialismus und Genossen­schaften, 1968; Laufs, A., Genossenschaftsdoktrin und Genossen­schaftsgesetz­gebung vor 100 Jahren, (in) JuS 1968, 311; Spindler, H., Von der Genossenschaft zur Betriebsgemeinschaft, 1982; Schröder, J., Zur älteren Genossenschaftstheorie, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 399; Weitzel, J., Dinggenos­senschaft und Recht, 1985; Gericht, Genossenschaft und Policey, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986; Schubert, W., Zur Entstehung der Genossenschaftsgesetze Preußens und des Norddeutschen Bundes (1863-1868), ZRG GA 105 (1988), 97; Hundert Jahre Genossenschaftsgesetz, hg. v. Institut für Genossenschaftswesen u. a., 1989; Akademie für deutsches Recht 1933-1945, Protokolle der Ausschüsse 4, Ausschuss für Genossenschaftsrecht, hg. v. Schubert, W., 1989; Hettrich, E./Pöhlmann, P., Genossenschaftsgesetz, 1995; Hardtwig, W., Genos­senschaft, Sekte, Verein, 1997; Helin, I., Vom Brodverein zur co op, 1998; Zinke, J., Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Genossenschaften in der Weimarer Republik, 1999; Kattinger, D., Die gotländische Genossenschaft, 1999; Wilcken, C., Die Reformbestrebungen zum Genossenschaftsgesetz in der Frühzeit der Bundesrepublik, 2000; Peters, M., Die Genossenschaftstheorie Otto von Gierkes, 2002; Schnei­der, R., Altrechtliche Personenzu­sammen­schlüsse, 2003; Janssen, A., Die bleibende Bedeutung des Genossenschaftsrechts Otto von Gierkes, ZRG GA 122 (2005), 352; Schlütz, F., Ländlicher Kredit, 2013; Roeckl, P., Geschichte der Genossenschaftsgesetzgebung im Königreich Bayern, 2015

Genossenschaftsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., nach 1869) →Genossenschaft

Genozid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., M.,) →Völkermord

Lit.: Grenke, A., Der Genozid in der Weltgeschichte, 2001; Genesis des Genozids, hg. v. Mallmann, K. u. a., 2004; Barth, B., Genozid, 2006; Kallis, A., Genocide and Fascism, 2009; The Genocide Convention, hg. v. Wilt, H. van der u. a., 2012

gens, gēns, lat., F.: nhd. Geschlecht, Stamm, Familie, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen

Gent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Leie (kelt. ganda Zusammenfluss, 7./8. Jahrhundert [lat.] pagus [M.] Gandao) erscheint in dem 10. Jahrhundert als Handelsort. Nach Paris wird es die zweitgrößte Stadt nördlich der Alpen. In dem 12. Jahrhundert erlangen die Kaufleute wichtige Rechte. Über Flandern und Burgund (1384) gelangt Gent an Habsburg (1477)/­Spanien (Mitte 16. Jahrhunderts) (1568 Freiheitskampf der Niederlande). Von den Niederlanden löst sich 1830 Belgien (mit Gent). 1879 wird Gent Sitz einer Universität.

Lit.: Oppermann, O., Die älteren Urkunden des Klosters Blandinium und die Anfänge der Stadt Gent, 1928; Werveke, H. van, Kritische studiën betreffende de oudste geschiedenis van de stad Gent, 1933; Werveke, H. van, De gentsche stadsfinanciën, 1934; Verhulst, A., De Sint-Baafsabdij te Gent en haar grondbezit, 1958; Koch, A., Gentse keuren van vóór 1240, 1960; Verhulst, A., Die Frühgeschichte der Stadt Gent, (in) FS Edith Ennen, 1972, 108; Gent, red. Decavele, J., 1989; Tweehonderd jaar rechtsfaculteiten Gent en Luik – Deux-centième anniversaire des facultés de droit de Gand et Liège, hg. v. Cools, M. u. a. 2019

Gentechnologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Ende 20. Jahrhundert) ist die auf die Gene der Lebewesen bezogene, in Deutschland seit 20. 6. 1990 gesetzlich geregelte Technologie.

Lit.: Salem, S., Die öffentliche Wahrnehmung der Gentechnik in der Bundesrepublik Deutschland seit den 60er Jahren, 2013

Gentile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines Sippenver­bands (lat. [F.] gens) in dem römischen Recht. Er ist bei Fehlen vorrangiger Erben nachrangig Erbe.

Lit.: Kaser § 12 I 1; Söllner §§ 4, 8; Köbler, DRG 21

Gentili, Alberico (1552-1608) wird nach dem Rechtsstudium in Perugia Richter in Ascoli. Auf der Flucht der Familie vor der Inquisition gelangt er 1581 nach Oxford (1587 Professor für civil law) und veröffentlicht vor allem bedeutende völkerrechtliche (kriegsrechtliche) Werke (De iure belli commentationes [F.Pl.] tres, 1588f., Drei Abhandlungen zu dem Kriegsrecht). Nach 1590 wird er als Anwalt tätig.

Lit.: Hugo Grotius and International Relations, hg. v. Bull, H. u. a., 1990, 133

gentry (engl.) Landadel (seit 15. bzw. 16. Jahrhundert)

Lit.: Gentry, hg. v. Jones, M., 1986

genu, lat., N., Knie, Lex reg., XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑enu- (1), *g̑neu-, N., Knie, Ecke, Winkel

Genua (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) an dem südlichen Steilabfall der Alpen zu dem Mittelmeer kommt über Römer, Ost­go­ten, Byzantiner und Langobarden 774 an die Franken. Seit dem 10. Jahrhundert erlangt es eine eigene Verwaltung. Vielfach unter fremder Herrschaft, wird es 1815 mit dem Königreich Sardinien-Piemont (1861 Italien) vereinigt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Chiaudano, M., Contratti commerciali Genovesi, 1925; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,162; Airaldi, G., Genova, 1986; Schweppenstette, F., Die Politik der Erinnerung, 2003; Veronesi, M., Oberdeutsche Kaufleute in Genua 1350-1490, 2014

genus, lat., N., Geburt, Abstammung, Herkunft, Geschlecht, Stand, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑énos, *g̑n̥i̯os, *g̑énhos, N., Geschlecht; s. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen

Genus perire non censetur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Von einer Gattung wird nicht angenommen, dass sie untergeht (, so dass eine Gattungsschuld grundsätzlich immer zu erfüllen ist, weil in Gegensatz zu einem Einzelstück wie einem einzelnen Apfel eine Gattung wie Apfel grundsätzlich immer besteht). →Gattungsschuld

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Genuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [KölnChr. I 286, 289] bzw. 1364 [UtrechtRBr. I Bl. 51] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Annehmlichkeit, Genehmheit, Nutzung

Lit.: Menninger, A., Genuss im kulturellen Wandel, 2004, 2. A. 2008

Gény, François (Baccarat 17. 12. 1861-Nancy 16. 12. 1959), Sohn eines Forstaufsehers aus Lothringen, kommt über Algier (1887) und Dijon (1892) nach Nancy (1901, 1905 ordentlicher Professor für bürgerliches Recht) und verfasst bedeutsame Studien über Natur und Methode des Privatrechts (Méthode d’interprétation et sources en droit privé positif, 1899, Science et technique en droit privé positif, 1913ff.).

Lit.: Dabin, J. u. a., Le centenaire du doyen François Geny, 1963

geometricus, geōmetricus (1), lat., Adj., geometrisch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. γεωμετρικός (geōmetrikós), Adj., geometrisch, mathematisch, vgl. gr. γῆ (gē), F., Erde, Erdreich, Boden, Land, Landschaft; ohne bekannte Etymologie, s. gr. μέτρον (métron), N., Maß, Metrum; vgl. idg. *mē- (3), *meh₁-, V., messen, abmessen, →mos geometricus

Georgenberger Handfeste (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die umfangreichere (von mehreren) Urkunde(n) über den an dem 17. 8. 1186 auf dem in dem Bereich der Stadt Enns liegenden Sankt Georgsberg (Georgenberg) (mündlich) abgeschlossenen Erbvertrag zwischen dem kinderlosen, kran­ken Herzog Otakar IV. von →Steiermark und Herzog Leopold V. von →Österreich, auf Grund dessen mit dem Tod Otakars IV. 1192 die Steiermark an Österreich fällt.

Lit.: Köbler, DRG 94; Baltl/Kocher; Spreitzhofer, K., Die Georgenberger Handfeste, 1986

Gerade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1118 [Paderborn/WestfUB. Additamenta 32] und in Google in anderer Bedeutung belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vielleicht schon in dem germanischen Recht (als Hausrat) die Ausstattung der Braut für die Verheiratung (vgl. rhedo in der [lat.] Lex [F.] Thuringorum [802, 35] und mahalareda in der [lat.] Lex [F.] Burgundionum [um 500, 86]). In dem Hochmittelalter umfasst sie in dem Verbrei­tungs­gebiet des Sachsenspiegels (Ssp LdR I 5, 24, 27, 28, III 38) Schmuck, Klei­der, Gefäße und Hausrat (Bett, Kiste, Gebetbuch, vielleicht Gänse, Enten, Schafe). Bei dem Tode des Hausvaters fällt sie (vor allem in der Stadt) als Voraus an die Ehefrau, bei dem Tode der Frau (vor allem auf dem Land) an eine bestimmte nichtverheiratete weibliche (nächste) Verwandte (oder einen Geistlichen). Seit dem Spätmittelalter (Lübeck 1275) tritt die Gerade zurück (Braunschweig-Lüneburg 1618, Sachsen 1814). Letzte Spuren finden sich noch in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863/1865) und des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900, Hausrat).

Lit.: Hübner 664, 739; Köbler, DRG 89, 123, 162; Hradil, P., Zur Theorie der Gerade, ZRG GA 31 (1910), 67; Heukamp, B., Die Gerade, 1912; Schmitt, A., Das Fortleben der Gerade, 1913; Frommhold, E., Das Recht der Gerade, Diss. jur. Leipzig 1934; Bungenstock, W., Heergewäte und Gerade, Diss. jur. Göttingen 1966; Ottenjohann, H., Das Sondervermögen „Gerade“, (in) Aus dem Leben gegriffen, 1995, 379; Gottschalk, K., Streit um Frauenbesitz, ZRG GA 114 (1997), 182; Gottschalk, K., Eigentum, 2003

Gerber, Karl Friedrich Wilhelm (Ebeleben 11. 4. 1823-Dresden 23. 9. 1891), Gymnasialdirektorssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig und Heidelberg (Mittermaier, Vangerow, Puchta, Hänel, Albrecht), der Promotion in Heidelberg (2. 2. 1843), einer praktischen Tätigkeit in Sondershausen und der Habilitation in Jena (1844) 1846 außerordent­licher Professor in Jena, 1847 ordentlicher Professor in Erlangen, 1851 Tübingen, 1862 Jena und 1863 Leipzig. 1871 wird er Kultusminister Sachsens. 1846 legt er eine von Puchta beeinflusste Unter­suchung über das wissenschaftliche Prinzip des →gemeinen deutschen Privat­rechts vor, in der er das deutsche Recht statt als Rechtsquelle als bloßes System von Rechts­gedanken (Geist des deutschen Rechtes) auf der Grundlage des freien Willens versteht. Hierauf gründet er sein erfolgreiches romanistisch beeinflusstes Lehrbuch System des deutschen Privatrechts (1848/9, 17. A. 1898), in dem er den Geist des deutschen Rechtes in konkrete juristische Sätze fasst. 1852 lässt er die auf den Wil­lensäußerungen der Einzelnen als Glieder der Volksver­bindung beruhende Unter­suchung über öffentliche Rechte folgen, die 1865 zu Grundzügen eines Systems des deutschen Staatsrechts (mit den vier Abteilungen Staatsgewalt [Willensmacht des Staates], Organe des Staates, [Formen der] Willens­äußerungen des Staates, Rechtsschutz) werden, die den →Staat als →juristische Person verstehen und in Ersetzung der staatswissenschaftlichen Betrachtung durch konsequent juristisches Denken die moderne deutsche Staatsrechtswissenschaft begründen (3. A. 1880).

Lit.: Köbler, DRG 205; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/GerberCarlFriedrichSystemdesdeutschen­PrivatrechtsErsteAbtheilung1848.pdf¸ http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GerberCarlFriedrichGrundzuegedes­SystemseinesdeutschenStaatsrechts1865.pdf; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Pauly, W., Der Methodenwandel im deutschen Spätkon­stitutionalismus, 1993; Pöggeler, W., Einleitung zu Gerber, C., Das wissenschaftliche Prinzip des gemeinen deutschen Privatrechts, Neudruck 1998; Lewinski, K. v., Deutschrechtliche Systembildung im 19. Jahrhundert, 2001; Briefe deutscher und Schweizer Germanisten an Karl Josef Anton Mittermaier, hg. v. Jelowik, L., 2001; Schmidt-Radefeldt, S., Carl Friedrich von Gerber (1823-1891), 2003; Bürger, J., Carl Friedrich Wilhelm von Gerber als sächsischer Kultusminister, 2007; Kremer, C., Die Willensmacht des Staates - Die gemeindeutsche Staatsrechtslehre des Carl Friedrich von Gerber, 2008

gerecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 3. Viertel 13. Jahrhundert [Friedr.v.Sonnenb. IV 34] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtmäßig, billig, angemessen, richtig, redlich

Gerechter Krieg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. bellum [N.] iustum) ist der gerechtfertigte Fall einer gewaltsamen Auseinandersetzung von Völkern oder Staaten. Nach Cicero (106-43 v. Chr., De re publica 3, 23) begründen Rache und Vertreibung von Feinden allein den gerechten Krieg. In gleicher Weise anerkennt das Christentum (Augustinus 354-430) Verteidigung und Strafe als Grund eines gerechten Krieges, zu dem jedoch noch die rechte Gesinnung des Kriegführenden hinzukommen muss. Thomas von Aquin (um 1270) fordert die (lat. [F.]) auctoritas des Herrschers, den gerechten Grund und die rechte Einstellung (Summa Theologiae [Summe der Theologie] 2, 2, q. 40 a. 1). Fehde und Krieg lassen sich allerdings kaum trennen. Bei Bartolus (Tractatus repre­saliarum, 1354, Traktat über Repressalien) steht das Recht der Kriegführung auch selbständigen Fürsten und Stadtstaaten zu. Francisco de Vitoria († 1546) begründet mit Hinweis auf den in einem unüberwindlichen Irrtum Befangenen die Lehre von dem beiderseits gerechten Krieg. Nach Alberico Gentili (1588) schränkt Grotius (1583-1643) demgegenüber dahin ein, dass zwar nur einer der Kriegsführenden berechtigt sein könne, beide aber in gutem Glauben streiten könnten. In dem 18. Jahrhundert wird auf eine Untersuchung von ungerechten Kriegen und gerechten Kriegen verzichtet. In dem 19. Jahrhundert herrscht die Lehre von dem freien Kriegsführungsrecht der souveränen Staaten. Dagegen erfolgt nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) eine Rückkehr zu der Lehre von dem gerechten Krieg (Satzung des Völkerbunds 28. 4. 1919, Briand-Kellogg-Pakt 1928, Satzung der Ver­ein­ten Nationen 26. 6. 1945), so dass der Angriffskrieg verboten wird.

Lit.: La Paix, 1961, Recueils de la Société Jean Bodin 15; Tooke, J., The Just War in Aquinas and Grotius, 1965; Russel, F., The Just War, 1975; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Stumpf, C., Vom heiligen Krieg zum gerechten Krieg, ZRG KA 118 (2001), 1; Loreto, L., Il bellum iustum e i suoi equivoci, 2001; Guerra giusta?, hg. v. Calore, A., 2003; From Just War to Modern Peace Ethics, hg. v. Justenhoven, H. u. a., 2012

gerechter Preis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar→Preis, [lat.] iustum pretium (N.)

Gerechtigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in Edel - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Berth.v.Regensb. I 397, 13. Jahrhundert Lutwin, Adam u. Eva V. 3194] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. iustitia nachgebildet) ist das zeitlos gültige Maß richtigen Verhaltens. Bereits Aristoteles (384-322 v. Chr.) unterscheidet die ausgleichende Gerechtigkeit (lat. iustitia [F.] commutativa) zwischen den verschiedenen Einzelnen und die austeilende Gerechtigkeit (lat. iustitia [F.] distributiva) zwischen der Allgemeinheit und Einzelnen. Ulpian (170-223) erklärt die Gerechtigkeit (lat. [F.] iustitia) als den ständigen Willen, jedem sein Recht dadurch zu gewähren, dass man ehrbar lebt (honeste vivere), den anderen nicht verletzt (neminem laedere) und jedem das Seine gibt (suum cuique tribuere). Das Christentum bestimmt die Gerechtigkeit durch die in der Natur sich zeigende göttliche Ordnung. Seit der Neuzeit versucht der Mensch die Gerechtigkeit mit Hilfe der (eigentlich der Natur des Menschen entsprechenden) Vernunft zu ermitteln. Die Gerechtigkeit vollkommen zu verwirk­lichen, muss dabei wohl als wünschenswertes Ideal angesehen werden, das wegen der egozentrischen Natur des Individuums tatsächlich nicht oft genug erreicht wird. Wie vieles andere Unsichtbare versucht der Mensch auch, die Gerechtigkeit in Bildern (Gerechtigkeitsbildern) hilfsweise sichtbar zu machen.

Lit.: Köbler, DRG 2, 254; Frommhold, G., Die Idee der Gerechtigkeit in der bildenden Kunst, 1925; Simon, K., Abendländische Gerechtigkeitsbilder, 1948; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 231; Welzel, H., Naturrecht und materiale Gerechtigkeit, 1951, 4. A. 1962; Kissel, O., Die Justitia, 1984, 2. A. 1997; Schimmler, B., Recht ohne Gerechtigkeit, 1984; Dickhuth-Harrach, H. v., Gerechtigkeit statt Formalismus, 1986; Recht und Gerechtigkeit im Spiegel der europäischen Kunst, hg. v. Pleister, W. u. a., 1988; Rüthers, B., Das Ungerechte an der Gerechtigkeit, 1991, 3. A. 2009; Sutter, C., Flämische Gerechtigkeitsbilder, 2009; Sen, A., Die Idee der Gerechtigkeit, 2010; Sellert, W., Recht und Gerechtigkeit in der Kunst, 1993; Schild, W., Bilder von Recht und Gerechtigkeit, 1995; Manthe, U., Beiträge zur Entwicklung des antiken Gerechtigkeitsbegriffes, ZRG RA 114 (1997), 1; Gerechtigkeit, hg. v. Assmann, J. u. a., 1998; Justiz und Gerechtigkeit, hg. v. Griesebner, A., 2002; Prodi, P., Eine Geschichte der Gerechtigkeit, 2003; Hayek, F. v., Recht, Gesetz und Freiheit, 2003; Brüschweiler, A., Gerechtigkeit durch Ironisierung, 2003; Duvanel, L., La justice contractuelle, 2004; Schröder, J., Verzichtet unser Rechtssystem auf Gerechtigkeit?, 2005; Petersen, J., Nietzsches Genialität der Gerechtigkeit, 2008; Schlotmann, K., Recht und Gerechtigkeit im Werk Heinrich Bölls, 2008; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, Diss. jur. Heidelberg 2008; Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Diskurs des späteren Mittelalters, hg. v. Schulte, P. u. a., 2012; Justice in Wartime and Revolutions. Europe 1795-1950, hg. v. De Koster, M. u. a., 2012; Straube, S., Zum gemeinsamen Ursprung von Recht, Gerechtigkeit und Strafe in der Philosophie Friedrich Nietzsches, 2012; Soziale Gerechtigkeit heute, hg. v. Tschentscher, A. u. a., 2015; Justice within the State without the State – Judicial Self-Regulation in the Past and Present, hg. v. Collin, P., 2016; Janssen, A., Die Kunst des Unterscheidens zwischen Recht und Gerechtigkeit. 2016; Weisbord, N., The Crime of Aggression – The Quest for Justice in an Age of Drones, Cyberattacks, Insurgents and Autocrats, 2019; Müßig, U., Reason and Fairness – Constituting Justice in Europe, from Medieval Canon Law to ECHR, 2019

gerere, lat., V., tragen, sich betragen, sich benehmen, ausführen, besorgen, betreiben, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Etymologie unbekannt, →Digesten

Gerhabe, Gerhab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1319 [SteierLArch.] in 36 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist an manchen Orten eine mittel­alterliche Bezeichnung für den →Vormund.

Lit.: Haff, K., Gerhaben-Stellen aus unveröffentlichten Urkunden des Allgäus, ZRG GA 51 (1931), 512

Gericht (1) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – EDEL 10. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 420, III 416] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., daneben Gericht in der Bedeutung Speise 12./13. Jahrhundert) ist die (staatliche) Einrichtung, welche die Entscheidung in Streitigkeiten durch Rechtsanwendung auf die Wirklichkeit ausüben soll. Das altrömische Recht unterscheidet dabei (in dem Zivilverfahren) zwischen dem Gericht (lat. [N.] ius) und dem Richter (lat. [M.] iudex). Das Gericht findet (in Rom) auf dem Markt (lat. [N.] forum) vor dem zuständigen Magistrat (seit 367 v. Chr. lat. [M.] praetor) statt, der darüber entscheidet, ob die Rechtsordnung für das Begehren des Verfolgers einen Schutz (lat. [F.] actio) enthält und danach gegebenenfalls unter Auswahl oder Auslosung seitens der Parteien den Richter ermittelt. Seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) tritt an die Stelle von Magistrat und Richter der einheitliche öffentliche Amtsträger des →Kognitions­verfahrens, der selbst untersucht und danach entscheidet. Bei den Germanen finden demge­genüber die Entscheidungen in Streitigkeiten anfangs vermutlich in der von dem König oder mehreren Großen geleiteten →Volksver­sammlung un­ter freiem Himmel statt, wobei vielleicht ein Entscheidungsvorschlag aus dem →Umstand oder wohl später von Rachinburgen? vorgebracht wird. In dem Frühmittelalter leitet zunächst der König oder der (fränkische) (lat.-ad. [M.]) →thunginus (Dingmann) die Versammlung auf dem →Malberg und →Rachinburgen schlagen ein Urteil vor. Später verdrängt der →Graf den thunginus. Zwischen 770 und 780 ersetzt König Karl (der Große) die Rachinburgen durch →Schöffen als Urteiler. In dem geistlichen Gericht (Lehnübersetzung aus lat. [F.] correctio?) des fränkischen Reiches entsprechen dem Grafen und den Schöffen der Bischof beziehungsweise Archidiakon beziehungsweise Archi­presbyter und die Sendschöffen, bis seit dem späten 12. Jahrhundert (Reims, Mainz), allgemeiner seit 1246 der gelehrte →Offizial des Bischofs als ständiger, ordentlicher (be­rufs­mäßiger) sowie selbst entscheidender Einzelrichter erscheint. Noch in dem Reichs­kammergericht (1495) ist der Richter grund­sätzlich nur Verhandlungsleiter und ist die Hälfte der Beisitzer (Assessoren) nur adelig und (zunächst) nicht rechtsgelehrt. In dem Laufe der frühen Neuzeit wird das mehr und mehr in festen Gebäuden tagende, bei anderen Einrichtungen (beispielsweise rechtswissen­schaftlichen Fakultäten) unter Aktenver­sendung Rat erbitten kön­nende Gericht aber zu Lasten der Laien zunehmend mit rechtsgelehrten Berufs­juristen besetzt und entscheidet (auch) der Richter (zumindest mit). Dem­gegenüber belebt der Libe­ralismus des 19. Jahrhunderts das Laienelement wieder (→Schwur­gericht). Zugleich ordnet er die Gerichte durch Gesetz (Gerichtsver­fassungsgesetz, Gerichtsorganisa­tions­gesetz) und verdrängt grundsätzlich die nichtstaatliche Streit­entscheidung. In der Gegenwart ist in Deutschland die →Gerichtsbarkeit in unterschiedliche Zweige von Gerichten (or­dentliches Gericht für Zivilsachen und Strafsachen, Arbeitsgericht, Finanz­ge­richt, Sozialgericht, Verfassungsgericht, Verwaltungsgericht, Patentgericht) gegliedert. Diese sind in mehrere Instanzen gestuft (beispielsweise Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht, (besonderes Bayerisches Oberstes Landesgericht,) Bundesge­richts­hof). Die meisten der sehr vie­len Rechtsstrei­tig­keiten werden durch Berufs­richter entschieden. Neben der Entschei­dung von Rechtsstreitigkeiten über­nimmt das Gericht bereits in dem Mittelalter auch Verwal­tungsaufgaben (Registerge­richt, frei­wil­lige Gerichtsbarkeit).

Lit.: Kaser §§ 80ff.; Köbler, DRG 111, 116, 150; Köbler, WAS; Luschin von Ebengreuth, A., Geschichte des älteren Gerichtswesens in Österreich, 1879; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Baierns, Bd. 1 1889, Neudruck 1968, 1984; Das älteste Gerichtsbuch der Stadt Wiesbaden, hg. v. Otto, F., 1900; Funk, M., Die lübischen Gerichte, ZRG GA 26 (1905), 53; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG RA 34 (1913), 440; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der Gerichtsverfassung der Stadt Frauenburg (im Ermlande), ZRG GA 37 (1916), 313; Jecklin, C., Das Chorherrengericht zu Schiers, (in) Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft Graubündens 49 (1919); Pöhlmann, C., Gerichtssäule, ZRG GA 41 (1920), 387; Schlesinger, P. (alias Sling), Richter und Gerichtete, 1929, Neudruck 2018; Hillmann, H., Das Gericht als Ausdruck deutscher Kulturentwicklung im Mittelalter, 1930; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege auf südwestdeutschem Boden, 1938; Grosse, W., Land- und Godingstätten in den Schwaben­gau­graf­schaften, (in) Festschrift für W. Möllenberg, 1939, 53; Grosse, W., Die mittelalterlichen Gerichte und Dingstätten im Harzgau, (in) Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde 72 (1939), 1; Braun, E., Die Entwicklung der Gerichtsstätten in Deutschland, Diss. jur. Erlangen 1944; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Eberhard, H., Die Gerichtsorganisation der Landgrafschaft Thüringen im Mittelalter, ZRG 75 (1958), 108; Köbler, G., Richten, Richter, Gericht, ZRG GA 87 (1970), 57; Müller-Volbehr, J., Die geistlichen Gerichte in den Braunschweig-Wolfenbüttelschen Landen, 1972; Krause, H., Mittelalterliche Anschauungen vom Gericht, 1974 (SB München); Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 166; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung 1869-1877, 1981; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; Keller, O., Die Gerichts­organisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert, 1982; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte, hg. v. Volkert, W., 1983; Schumacher, U., Staatsanwaltschaft und Gericht im Dritten Reich, 1985; Turner, R., The English Justiciary, 1985; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Dülmen, R. van, Theater des Schreckens, 1985; Recht, Gericht, Genossenschaft und Policey, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Prozessflut?, hg. v. Blankenburg, E., 1989; Franz, E./Hofmann, H./Schaab, M., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Das Oberste Gericht der DDR, 1989; Ackermann, R., Mittelalterliche Kirchen als Gerichtsorte, ZRG GA 110 (1993), 530; Rose, M., Das Gerichtswesen des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken im 18. Jahrhundert, 1994; Klemmer, K./Wassermann, R./Wessel, T., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Justizgebäude in Sach­sen, 1995; Ishikawa, T., Das Gericht im Sachsenspiegel, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung, 1997; Richter, K., Friedrich Barbarossa hält Gericht, 1999; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Zehetmayer, R., Kloster und Gericht, 2001; Lenzing, A., Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland, 2005; Höchstgerichte in Europa, hg. v. Auer, L. u. a., 2007; Gerichtskultur im Ostseeraum, hg. v. Knothe, H. u. a., 2007; Deutsche Justizinstitutionen in Geschichtswerken und Festschrif­ten, hg. v. Vormbaum, T., 2007 (Bibliographie); Strauch, D., Rheinische Gerichte in zwei Jahrhun­derten, 2007; Loroch, S., Zeitungs­rubrik Gerichtssaal, 2009; Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012; Oestmann, P., Geistliche und weltliche Gerichte im Alten Reich, 2012; Gerichtsstätten in Hessen, bearb. v. Eckhardt, W., 2012 http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/­index/­sn/­gsr; European Supreme Courts, hg. v. Van Rhee, R., 2013; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz, 2013; Mit Freundschaft oder mit Recht?, hg. v. Cordes, A., 2014; Das Münchner Weltgerichtsspiel und Ulrich Tenglers Büchlein vom jüngsten Gericht, hg. v. Schulze, U., 2014; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz – die deutsche Königsgerichtsbarkeit und die Verdichtung der Reichsverfassung im Spätmittelalter, 2014; Färber, R., Römische Gerichtsorte – Räumliche Dynamiken von Jurisdiktion im Imperium Romanum, 2014; Oestmann, P., Wege zur Rechtsgeschichte – Gerichtsbarkeit und Verfahren, 2015; Krey, A., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015; Minkner, M., Die Gerichtsverwaltung in Deutschland und Italien, 2015; Control of Supreme Courts in Early Modern Europe, hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2018; Unter der Linde und vor dem Kaiser. Neue Perspektiven auf Gerichtsvielfalt und Gerichtslandschaften im Heiligen römischen Reich, hg. v. Amend-Traut, A., u. a., 2020

gerichtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [Biberach 191] und in Wörterbuch der deutschen Gerichtssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Gericht betreffend

Gerichtliche Medizin (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Wort gerichtlich 1444, Adj.) ist die rechtlich bzw. verfahrensrechtlich bedeutsame Medizin. In dem Mittelalter werden allmählich ärztliche Sachverständige in das Verfahren vor Gericht eingeführt. Die erste bekannte richterliche Leichenöffnung findet in Bologna 1302 statt. Die Constitutio Criminalis Carolina (1532) behandelt die Bedeutung verständiger Frauen und verständiger Ärzte für das Strafverfahren allgemein. In dem 18. Jahrhundert erscheint die (lat.) medicina (F.) forensis als Vorlesung an den Universitäten. Eigene Lehrstühle folgen etwas später nach (Wien 1804, Prag 1807), ein eigenes Fach 1835. 1901 wird in dem Deutschen Reich gerichtliche Medizin für einige Zeit Pflichtfach des Studiums. →Gerichtsmedizin

Lit.: Die Entwicklung der medizinischen Spezialfächer, 1970; Bader, K., Ärztliche Sachverständige im Mittelalter, 1976

Gerichtsakte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht -, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Jugendgerichtsakte – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (unter Einschränkung der anfangs wegen Fehlens von Schrift allein bestehenden Mündlichkeit) seit dem 14. Jahrhundert einsetzende) →Akte eines Gerichts.

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Gerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [ÜberlingenStR. 311] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Verwirklichung der bestehenden Rechtsordnung gerichtete Tätigkeit (des Staates bzw. der Allgemeinheit) (Judikative). →Gericht

Lit.: Kaser §§ 80, 87; Meyer, G., Die Gerichtsbarkeit über Unfreie und Hintersassen, ZRG GA 2 (1881), 83, 3 (1882), 102; Goldhardt, O., Die Gerichtsbarkeit in den Dörfern des mittelalterlichen Hennegaues, 1909; Brand, E., Eidgenössische Gerichtsbarkeit, Bd. 1ff. 1952ff.; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 1922, 2. A. 1958; Lieberich, H., Zur Feudalisierung der Gerichtsbarkeit in Baiern, ZRG GA 71 (1954), 242; Tomaschek, J., Die höchste Gerichtsbarkeit des deutschen Königs und Reiches im 15. Jahrhundert, 1965; Hageneder, O., Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich, 1967; Laufs, A., Die Anfänge einheitlicher höchster Gerichts­barkeit in Deutschland, (in) JuS 1969, 256; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch-Hall, 1971; Modéer, K., Gerichtsbarkeiten der schwedischen Krone im deutschen Reichsterritorium, Bd. 1 1975; Müller-Kinet, H., Die höchste Gerichtsbarkeit im deutschen Staatenbund 1806-1866, 1975; Rödel, U., Königliche Gerichtsbarkeit, 1979; Globig, G., Gerichtsbarkeit als Mittel sozialer Befriedung, 1985; Schild, W., Alte Gerichtsbarkeit, 2. A. 1987; Deter, G., Handwerksgerichtsbarkeit zwischen Absolutismus und Liberalismus, 1987; Schild, W., Geschichte der Gerichtsbarkeit, 1995; Oberste Gerichtsbarkeit und zentrale Gewalt im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Diestelkamp, B., 1996; Harendil, H., Gesellschaftliche Gerichtsbarkeit, 1997; Royer, J., Histoire de la justice en France, 1997; Albert, D., Der gemeine Mann vor dem geistlichen Richter, 1998; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Shirley, K., The Secular Jurisdiction of Monasteries, 2004; Praxis der Gerichtsbarkeit in europäischen Städten des Spätmittelalters, hg. v. Arlinghaus, F., 2006; Murauer, R., Die geistliche Gerichtsbarkeit im Salzburger Eigenbistum Gurk im 12. und 13. Jahrhundert, 2009; Die Höchstgerichtsbarkeit im Zeitalter Karls V., hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2011; Popular Justice in Europe (18th-19th Centuries), hg. v. Delivré, É. u. a., 2014; Taguchi, M., Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung im deutschen Spätmittelalter (1314-1347), 2017

Gerichtsbote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Mittelalter und Früh­neuzeit der Entscheidungen (beispielsweise Ladungen) des Gerichts Betroffenen übermittelnde Gerichtsbe­dien­stete (beispielsweise Fronbote, Büttel, Waibel).

Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953

Gerichtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [RegensbStat. 31 gerichtpuch, 1385 Ennen, QKöln V 486 des gerichtz boich] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das bei einem →Gericht (vielleicht seit dem 13. Jahrhundert) geführte Buch über gerichtliche Handlungen der streitigen oder freiwilligen Tätigkeit (beispielsweise Urteile, Rügen, Klagen, Protokolle, Vergleiche, Rechts­geschäfte). Gerichtsbücher sind (mit unterschiedlichen Bezeichnungen) bei­spiels­weise überliefert aus den Städten Worms, Bamberg, Bingen, Stralsund, Luckau und aus vielen Dörfern (beispielsweise Niederingelheim, Eppelsheim, Hamm, Er­polz­heim von Bayern bis Brandenburg und Schlesien).

Lit.: Rehme, P., Über Stadtbücher als Geschichtsquelle, 1913; Frommhold, G., Das Gerichtsbuch von Pfalzfeld, ZRG GA 47 (1927), 664; Schultheiß, W., Über spätmittelalterliche Gerichtsbücher aus Bayern und Franken, (in) FS H. Liermann, 1964, 264; Das Kulmer Gerichtsbuch (1330-1430), hg. v. Lückerath, C. u. a., 1999; Sächsische Gerichtsbücher im Fokus. Alte Quellen im neuen Informationssystem, hg. v. sächsischen Staatsarchig, 2017

Gerichtsgebäude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (seit etwa 1730 [Kammergericht] bzw. 1830 [Köln vor 1834]) der räumlichen Unterbringung (nur) des Gerichts dienende besondere Gebäu­de.

Lit.: Klemmer, K., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Justizgebäude in Sachsen, hg. v. sächs. Staats­minis­terium der Justiz, 1995; Kähne, V., Stätten der Justiz in Berlin, 2007; Der Wiener Justizpalast, hg. v. Bundesministerium der Justiz, 2007; Müller, S., Das Reichsgericht in Leipzig, 2008; Schweinitz, P. v., Justizbauten, 2020

Gerichtsgebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1561 [EderRel. I 166] in 5 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (seit dem 16./17. Jahrhundert) die an einem oder mehreren Gerichten geübte besondere Art der Rechtsan­wendung.

Lit.: Schumacher, D., Das rheinische Recht, 1970; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973; Schröder, J., Wissenschafts­theorie und Lehre der praktischen Jurisprudenz, 1979

Gerichtsgefälle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Mosbach/MosbachStR. 588] in 5 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind die an ein →Gericht zu erbringenden vermögenswerten Leistungen (Gefälle, Wort ver­ein­zelt seit 13. Jahrhundert). Sie dienen dem Unterhalt der mit der Gerichtsbarkeit betrauten Menschen. Zu ihnen gehört beispielsweise das Friedensgeld. Seit dem Mittelalter begegnen Geldleistungen für einzelne Gerichts­handlungen, wie beispielsweise auch für die Tätigkeit des →Gerichtsschreibers. Hieraus entwickeln sich bis zu dem Beginn der Neuzeit an vielen Stellen besondere Ordnungen für vorher zu erhebende →Gebühren (Kosten), die der in dem Verfahren Unter­liegende zu erstatten hat. Später finden die Gerichtsgefälle über den allgemeinen Staatshaushalt Verwen­dung zu der Besoldung des Gerichtsper­sonals mit festen Gehältern.

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 75ff.; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968

Gerichtsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1416 [GrW. V 287 Weistum] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Herr des Gerichts, der Herrschaft über das Gericht hat (beispielsweise König, Landesherr, Stadt, Grundherr).

Gerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [NikolsbUrb. 131] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das mit mehreren Richtern besetzte (obere) Gericht bzw. ein Hof, an dem Gericht gehalten wird. Seit 2009 bezeichnet sich der 1951 geschaffene Europäische Gerichtshof als Gerichtshof, während das Gesamtsystem der Gerichtsbarkeit der Europäischen Union Gerichtshof der Europäischen Union genannt wird.

Lit.: Zimmermann, R., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone (1948-1950), (in) ZNR 3 (1981), 158; Constitutionalising the EU Judicial System, hg. v. Cardonnel, P. u. a., 2012; Fritz, V., Juges et avocats généraux de la Cour de Justice de l’union europénne (1952-1972), 2018; Authorities in Early Modern Law Courts, hg. v. Rossi, G., 2021

Gerichtslaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1423 [Freiburg/Schau-ins-Land 62 1935 58] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google [sachlich Berlin 13. Jahrhundert als Anbau zu dem Alten Rathaus] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der als Laube gestaltete Ort der Abhaltung eines Gerichts. Bereits 809 sieht ein Kapitular Kaiser Karls des Großen Dächer für Gerichtsversammlungen als Schutz der Anwesenden gegen schlechtes Wetter vor. Seit dem 13. Jahrhundert tagt in Städten das Gericht (auch) in nach drei Seiten offenen steinernen Lauben an Rathäusern (beispielsweise Freiburg im Breisgau 1280).

Lit.: Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Klemmer, K. u. a., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Albrecht, S., Mittelalterliche Rathäuser in Deutschland, 2004

Gerichtsmagistrat Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Rom der für die Gerichtsbarkeit und damit für die Einsetzung von entscheidenden Gerichten zuständige Magistrat (Prätor, kurulischer Ädil, Statthalter u. a.).

Gerichtsmedizin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die für gerichtliche Zwecke notwendige medizinische Betrach­tung (beispielsweise Leichenschau, Lehrstuhl Heidelberg 1766, seit 1835 als Fach eingerichtet, Institut Berlin 1887, 1968 Rechtsmedizin). →gerichtliche Medizin

Lit.: Handbuch der gerichtlichen Medizin, hg. v. Masch­ka, J., 1881; Geschichte der gerichtlichen Medi­zin, hg. v. Mallach, H., 1996; Lorenz, M., Kriminelle Körper – Gestörte Gemüter, 1999; Herber, F., Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz, 2002; 100 Jahre Deutsche Gesellschaft für gerichtliche Medizin, hg. v. Madea, B., 2004

Gerichtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [MittSalzLk. 15,2 1875 10 Salzburg] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der für ein →Gericht unmittelbar geltenden Rechts­sätze. Sie entwickelt sich aus dem von der Kirche geförderten Gedanken, dass ein rechtliches Verfahren in klarer Weise geordnet sein soll (lat. ordo [M.] iudiciarius, gerichtliche Ordnung). In der Neuzeit wird hieraus die →Prozessordnung.

Lit.: Fischel, A., Die Olmützer Gerichtsordnung, 1903; Meier, A., Die Geltung der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. im Gebiete der heutigen Schweiz, 1910; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess nach der Solmser Gerichtsordnung von 1571, Diss. jur. Göttingen 1972; Kleinheyer, G., Die Regensburger peinliche Gerichtsordnung, (in) FS H. Krause 1975, 110; Dank, E., Die Appellationsvorschriften der bayerischen Gerichtsordnung von 1520, 1977; Loschelder, M., Die österreichische Allgemeine Gerichtsordnung von 1781, 1978; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 9

Gerichtsschreiber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1381 [BernStRechn. 1375/1384 183] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wohl seit dem 14. Jahrhundert an einzelnen →Gerichten zu der Aufzeich­nung von Rechtshandlungen bestellte beson­dere →Schreiber. Seine Rechtskenntnisse sind vielfach denen des ungelehrten Richters und der ungelehrten Schöffen überlegen. 1923/1927 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich die Amtsbezeichnung Gerichtsschreiber durch Urkundsbeamter ersetzt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Battenberg, F., Gerichts­schreiberamt und Kanzlei des Reichshofgerichts 1235-1491, 1974; Dumke, D., Vom Gerichtsschreiber zum Rechtspfleger, 1993

Gerichtsstab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1432 [SGallenOffn. II 354 Sankt Gallen] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Richterstab

Lit.: Rintelen, M., Der Gerichtsstab in den österreichischen Weistümern, (in) FS H. Brunner, 1910, 631; Kocher, G., Richter und Stabübergabe, 1971

Gerichtsstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [BairGO. III 13 Bayern] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die örtliche, teilweise auch sachliche Zuständigkeit eines Gerichts. Nach dem Gerichtsstand entscheidet sich, ob eine an einem Gericht erhobene Klage zulässig ist. Der Gerichtsstand ist spätestens seit dem Hochmittelalter sehr bedeutsam, weil bei falschem Gerichtsstand die Klage als unzulässig abgewiesen wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige, 1983; Hubig, S., Die historische Entwicklung des § 23 ZPO, 2002; Quick, E., Forum contractus. Eine Untersuchung zur Gerichtsstandslehre im usus modernus, 2011

Gerichtsstätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1483 [GrW. I 65 Weistum, Gerichtsdstat 1452 Gr.W. I 769] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Stätte, an der Gericht stattfindet. Sie befindet sich anfangs unter freiem Himmel (bei den Franken auf dem Malberg, [lat.] mallobergus). 809 empfiehlt Kaiser Karl der Große die Errichtung von Lauben. Seit dem 13. Jahrhundert erscheinen in den Städten steinerne Gerichtslauben und danach Gerichtshäuser (beispielsweise Justizpaläste in dem 19. Jahrhundert).

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege, 1938; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Braun, E., Die Entwicklung der Gerichtsstätten in Deutschland, Diss. jur. Erlangen 1944; Klemmer, K. u. a., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Brednich, W., Tie und anger, 2008; Dolch, M., Öffentliche Gerichtsstätten in mittelrheinischern Urkunden des Hoch- und Spätmittelalters (in) Archiv für hess. Gesch. N. F. 68 (2010), 1 (360 Angaben)

Gerichtsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das vor und von →Gerichten durchgeführte Verfahren. Dabei wird bereits in dem altrömischen Recht zwischen Zivilverfahren und Strafverfahren und zwischen Erkenntnisverfahren und Voll­streckungsverfahren unterschieden. Aller­dings setzt sich das Gerichtsverfahren nur langsam gegenüber der →Selbsthilfe des Verletzten durch. Mit der Entwicklung Roms zu einem Weltreich wird dabei die gerichtliche Tätigkeit des Staates immer umfassender. Umgekehrt ist auch in den germanischen Anfängen das Gericht gegenüber der →Selbsthilfe (→Fehde) selten. König und Kirche fördern das Gericht seit dem Frühmittelalter. Auf die Klage des Verletzten und die Klagantwort des Beklagten entscheiden die unter der Leitung des →Richters versammelten →Schöffen den Streit durch ein meist zweizüngiges (zwei Möglichkeiten des Ausgangs enthaltendes) →Urteil. Entlastet sich der Beklagte, ist er frei, entlastet sich der Beklagte nicht (durch Eid), so siegt der Kläger. Die Vollstreckung führt der Kläger selbst durch. Eine Überprüfung des Urteils steht nur dem König in besonderen Einzelfällen zu. Wohl erst in dem Hochmittelalter (str.) treten auch in dem deutschen Sprachbereich (wieder) Zivilverfahren und Strafverfahren auseinander. In dem Straf­verfahren gewinnt die amtliche Untersuchung zwecks Ermittelung der Wahrheit an Bedeutung. Das Zivil­verfahren wandelt sich unter ober­italienisch-kanonistischem Einfluss (zu Schrift­lichkeit). Die Berufung (Appel­lation) an ein Obergericht wird möglich, setzt sich eigentlich aber erst in dem 15. Jahrhundert allgemeiner durch. In England ändert sich das Gerichtsverfahren besonders stark zwischen 1154 und 1272. In der Neuzeit erlangt eine Sonderstellung auch das Gebiet des sächsischen Rechtes. In dem 19. Jahrhundert beeinflusst das freiere Verfahren der französischen Gesetze Zivil­prozess und Strafprozess in den deutschen Staaten.

Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. unv. A. 1978; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Bartmann, J., Das Gerichtsverfahren vor und nach der Münsterischen Landgerichtsordnung von 1571, 1908; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, Diss. jur. Münster 1966; Markov, J., Das landrechtliche Gerichtsverfahren in Böhmen und Mähren bis zum 17. Jahrhundert, ZRG GA 83 (1966), 145; Bomsdorf, F., Prozessmaximen und Rechtswirklichkeit, 1971; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess nach der Solmser Gerichtsordnung von 1571, Diss. jur. Göttingen 1972; Caenegem, R. van, History of European Civil Procedure, 1973; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Fowler-Magerl, I., Ordo iudiciorum vel ordo iudicicarius, 1984; Green, F., Verdict According to Conscience, 1985; Diestelkamp, B., Die Durchsetzung des Rechtsmittels der Appellation im weltlichen Prozessrecht Deutschlands, 1998; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002; Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit, hg. v. Schulze, R., 2006; Ahrens, M., Prozessreform und einheitlicher Zivilprozess, 2007

Gerichtsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die grundsätzliche organisatorische Gestaltung der Rechts­pflege in dem Sinne einer allgemeinen Verfasstheit. Sie ist anfangs ziemlich einfach, entwickelt sich aber seit dem hohen Mittelalter mit dem Übergang wesentlicher Teile der Gerichtsbarkeit von dem König auf die Landesherren zu großer Vielfalt. 1877/1879 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich die partikuläre Gerichtsverfassung durch das Gerichts­verfassungsgesetz vereinheitlicht (im Bereich der ordentlichen Gerichtsbarkeit Amtsge­richt, Landgericht, Oberlandes­ge­richt, Reichs­gericht, in Österreich Jurisdik­tionsnorm von 1895 mit Bezirksgerichten, Landesgerichten (bzw. Kreisgerichten), Oberlan­desgerichten und Oberstem Gerichtshof [in Wien]). Veränderungen seit 1933 werden 1945 wieder beseitigt (Gesetz Nr. 4 des Alliierten Kontrollrats von dem 30. 10. 1945). 1950 folgt dem 1945 untergegangenen Reichsgericht in der Bundesrepublik Deutschland der Bundesgerichtshof. Neben den ordentlichen Gerichten stehen Verfassungsgerichte, Ver­waltungsgerichte, Arbeitsgerichte, Sozialge­richte und Finanzgerichte. Besonderes Gewicht erlangt das neu geschaffene Bundesverfassungsgericht. Die Sonderent­wicklungen in der sowjetischen Besatzungs­zone bzw. in der Deutschen Demokratischen Republik (1949, Gesetz über die gesellschaftlichen Gerichte von dem 11. 6. 1968, Gesetz von dem 27. 9. 1974) werden 1990 mit dem Beitritt zu der Bundesrepublik Deutschland rückgängig gemacht. Beeinflusst wird die nationale Gerichtsbarkeit seit 1951/1952 auch zunehmend durch euro­päische Gerichte (Europäischer Gerichtshof, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte). →Gericht

Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 9, 17; Köbler, DRG 183, 200; Kühns, F., Geschichte der Gerichts­verfassung und des Prozesses der Mark Brandenburg, Bd. 1f. 1865ff., Neudruck 1969; Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871; Schröder, R., Die Gerichtsverfassung des Sachsenspiegels, ZRG GA 5 (1884), 1; Probst, K., Die Entwicklung der Gerichtsverfassung und des Zivilprozesses in Kurhessen, 1911; Meister, E., Ostfälische Gerichtsverfassung im Mittelalter, 1912; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG RA 34 (1913), 440; Knapp, H., Alt-Regensburgs Gerichts­verfassung, Strafverfahren und Strafrecht, 1914, Neudruck 1978; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsver­fassung Bayerns, 1929; Blankenhorn, R., Die Gerichtsverfassung der Carolina, Diss. jur. Tübingen 1939; Baltl, H., Die ländliche Gerichts­verfassung Steiermarks, (in) Archiv f. österreich. Gesch. 118 (1951); Schlesinger, W., Zur Gerichtsverfassung des Markengebietes östlich der Saale, (in) Jb. f. d. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 2 (1953); Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande Braunschweig, 1954; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Lohmann, U., Gerichtsverfassung und Rechtsschutz in der DDR, 1966; Weinkauff, H./Wagner, A., Die Umgestaltung der Gerichtsverfassung und des Verfahrens- und Richterrechts im nationalsozialistischen Staat, 1968; Weiss, U., Die Gerichtsverfassung in Oberhessen, 1978; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung (1869-1877), 1981; Holthöfer, E., Ein deutscher Weg zu moderner und rechtsstaatlicher Gerichtsverfassung, 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung, 1997; Grilli, A., Die französische Justizorganisation am lin­ken Rheinufer, 1998; Forster, M., Die Gerichts­verfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg 1999; Schartl, R., Gerichtsverfassung und Zivilprozess in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, ZRG GA 123 (2006), 136; Höchstgerichte in Europa, hg. v. Auer, L. u. a., 2007; Friedrich, W., Territorialfürst und Reichsjustiz, 2008; Remus, D., Präsidialverfassung und gesetzlicher Richter, 2008; Gerichtsverfassung und Verfahren im 19. Jahrhundert, hg. v. Pérez Juan, J., 2018

Gerichtsverfassungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1877/1879, N.) →Gerichtsver­fas­sung

Gerichtsvollzieher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – in EDEL 1877 - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem 19. Jahrhundert der mit den Zustellungen, Ladungen und Voll­streckungen zu betrauende Beamte (schon 1793/1795 AGO Preußens Exekutoren). Zuvor werden seine Aufgaben von dem Büttel, Fronboten oder Gerichtsdiener wahrgenom­men. Vorbild des Gerichtsvollziehers ist der huissier des Code de procédure civile Frankreichs von 1806 (in Kraft 1807), der in Berg 1813 und in den Generalgouvernements Mittelrhein und Niederrhein 1814 in Gerichtsvollzieher umbenannt wird (Baden 1851). 1877/1879 werden in dem (zweiten) Deutschen Reich die territorial unter­schiedlichen Ge­stal­tungen grundsätzlich entspre­chend der früheren preußischen Regelung stärker vereinheit­licht.

Lit.: Köbler, DRG 202; Schneider, E., Die rechtliche Stellung des Gerichtsvollziehers 1910; Schneider, J., Das Gerichtsvollzieherwesen in den deutschen Län­dern, 1934; Ziegler, H., Die Stellung des Gerichts­vollziehers in der Zwangs­vollstreckung nach dem Ent­wurf einer ZPO von 1931, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1936; Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungsrechts, 1954; Deutsch, A., 200 Jahre modernes Gerichtsvollzieherwesen, (in) DGVZ 2007, 1

Gerichtszeugnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab einem Schöffenspruch aus Magdeburg des 15. Jahrhunderts [MagdebSchSpr. Friese 35, 17. Jh. ÖW. I 51] in 2 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vor allem die Aussage des →Gerichts (Richter und Schöffen) über Handlungen und Ereignisse vor Gericht. Das Gerichtszeugnis wird in dem Hochmittelalter häufig. Es erbringt vollständigen Beweis einer Behauptung und kann nicht gescholten werden. Sachlich kann ein Gerichtszeugnis auch in einer Gerichtsurkunde enthalten sein. Mit zuneh­mender Verschriftlichung des mensch­lichen Lebens einschließlich des Rechtes verliert das Gerichtszeugnis an Bedeutung. Nach § 291 ZPO bedürfen gerichts­bekannte Tatsachen keines Beweises.

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1897, 157; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, 1985; Kornblum, U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1555, 1981, 169, 339; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite, 1986

Germane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen nicht sicher gedeutet und mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, um 90 v. Chr., M.) ist der Angehörige der Völker, die sich aus den Indogermanen entwickelt haben und die besondere gemeinsame Sprache Germanisch sprechen, deren vor allem aus den Nachfolgesprachen rekonstruierbarer Wortschatz 12872 Ansätze und Verweise umfassen könnte. Die Germanen werden vielleicht (in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. oder) in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. in Norddeutschland (und Südskan­dinavien) sichtbar. Sie lassen sich in mehrere Großgruppen (beispielsweise Nordgermanen, Ostger­manen, Westgermanen, in Einzelheiten streitig) und viele (bei Ptolemäus 68) kleinere, seit 325 v. Chr. in dem griechisch-römischen Schrifttum genannte Völker gliedern (, für die sich 54 Fälle von Bündnissen oder Feindschaften ermitteln lassen). Sie siedeln meist in Dörfern mit bis zu 20 Höfen mit bis zu 30 Metern langen Wohnstallhäusern. Ihr nicht sicher deutbarer Name ist um 90 v. Chr. bei dem antiken Schriftsteller Poseidonios erstmals bezeugt. Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. dringen einzelne Gruppen nach Süden (Teutonen 102 v. Chr. bei Aix, Kimbern 101 v. Chr. bei Vercellae von den Römern geschlagen). Die Benennung von Anführern als rex (König) könnte von Rom beeinflusst sein. Auf etwa 235 n. Chr. ist ein 2008 entdeckter römisch-germanischer Kampfplatz bei Northeim an dem Westrand des Harzes zu datieren. Die zahlreichen germanischen Offiziere in der spätrömischen Armee lassen sich als Wahlrömer verstehen. In dem 4. Jahrhundert überwinden die Germanen den ab 84 n. Chr. von den Römern gegen sie errichteten Grenzwall (lat. [M.] →limes) und brechen unter dem Druck der Hunnen ab 375 in der →Völkerwan­derung in das weströmische Reich ein. 476 setzt der Söldnerführer →Odowakar den weströmischen Kaiser Romulus Augus­tulus ab. Es entstehen in dem Zuge einer Umgestaltung der römischen Welt verschiedene Reiche einzelner, aus den Germanen hervorgegangener Stäm­me oder Völkerschaften (Franken, Goten, Burgunder, Alemannen, Langobarden, Van­dalen, Angelsachsen, Thüringer, Bayern). Das Wissen über die Germanen entstammt wesentlich den römischen Schriftstellern (vor allem Caesar und Tacitus) und archäologischen Funden.

Lit.: Köbler, DRG 66; Dahn, F., Die Könige der Germanen, Bd. 1ff. 1861ff.; Ross, D., The early history of landholding among the Germans, 1883; Rhamm, K., Die Großhufen der Nordgermanen, 1905; Grönbech, W., Kultur und Religion der Germanen, Bd. 1f. 1909ff. 1937ff., 13. A. 2002; Kossinna, G., Die Herkunft der Germanen, 1911; Reallexikon der germanischen Altertumskunde, hg. v. Hoops, J., 1911-1919, 2. A. 1973-2007 (35 Bände, 22358 Seiten, 5124 Artikel, 3376 Abbildungen, 952 Tafeln, 2 Registerbände, 1443 Autoren, zahlreiche Ergänzungs­bände); Roessingh, D., Het gebruik en bezit van den grond, 1915; Mayer, E., Germanische Geschlechtsverbände und das Problem der Feldgemeinschaft, ZRG GA 44 (1924), 30; Frahm, F., Cäsar und Tacitus als Quellen für die altgermanische Verfassung, (in) Historische Vierteljahr­schrift 24 (1928), 145; Koehne, C., Die Streitfragen über den Agrarkommunismus der germanischen Urzeit, 1928; Voltelini, H. v., Nordgermanische Grabfunde, ZRG GA 51 (1931), 111; Neckel, G., Liebe und Ehe, 1932; Schultz, W., Altgermanische Kultur, 1934, 4. A. 1937; Schmidt, L., Geschichte der deutschen Stämme. Die Ostgermanen, 2. A. 1934; Höfler, O., Kultische Geheimbünde der Germanen, 1934; Gædeken, P., Retsbrudet, 1934; Wührer, K., Beiträge zur ältesten Agrargeschichte des germanischen Nordens, 1935; Eckhardt, K., Irdische Unsterblichkeit, 1937; Germanische Altertumskunde, hg. v. Schneider, H., 1938; Schulz, W., Indogermanen und Germanen, 2. A. 1938; Meyer, H., Das Wesen des Führertums in der germanischen Verfassungsgeschichte, 1938; Schmidt, L., Geschichte der deutschen Stämme. Die Westger­manen, 1938; Eckhardt, K., Ingwi und die Ingweonen, ZRG GA 59 (1939), 1; Haller, J., Der Eintritt der Germanen in die Geschichte, 1939; Paulsen, P., Axt und Kreuz bei den Nordgermanen, 1939; Kienle, R., Germanische Gemeinschaftsformen, 1939; Thaerigen, G., Die Nordharzgruppe der Elbgermanen, 1939; Eckhardt, K., Ingwi und die Ingweonen, 2. A. 1940; Kramer, K., Die Dingbeseelung in der germanischen Überlieferung, 1940; Rehfeldt, B., Recht, Religion und Moral bei den frühen Germanen, ZRG GA 71 (1954), 1; Scovazzi, M., Le origini del diritto germanico, 1957; Germanen, hg. v. Krüger, P., 5. A. 1988; Mildenberger, G., Sozial- und Kulturgeschichte der Germanen, 2. A. 1977; Uslar, R. v., Die Germanen, 1980; Steuer, H., Frühgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa, 1982; Germanen­probleme aus heutiger Sicht, hg. v. Beck, H., 1986; Jacoby, M., Germanisches Recht und Rechtssprache zwischen Mittelalter und Neuzeit, 1986; Picard, E., Germanisches Sakralkönigtum?, 1991; Price, A., The Germanic Warrior Clubs, 2. A. 1996; Wolfram, H., Die Germanen, 1995, 7. A. 2002, 8. A. 2005; Günnewig, B., Das Bild der Germanen und Britannier, 1998; Todd, M., Die Germanen, 2000; Pohl, W., Die Germanen, 2000; Ernst, P./Fischer, G., Die germanischen Sprachen, 2001; Krause, A., Die Geschichte der Germanen, 2002; Hermand, J./Niedermeier, M., Revolutio germanica. Die Sehnsucht nach der alten Freiheit der Germanen 1750-1820, 2002; Bemmann, K., Arminius und die Deutschen, 2002; Maier, B., Die Religion der Germanen, 2003; Simek, R., Religion und Mythologie der Germanen, 2003, 2. A. 2014; Arminius und die Varusschlacht, hg. v. Wiegels, R. u. a., 3. A. 2003; Simek, R., Götter und Kulte der Germanen, 2004; Maier, G., Ämter und Aufträge in der Romania Gothica, 2004; Kakoschke, A., Germanen in der Fremde, 2004 (174 Fälle); Busch, J., Das Germanenbild der deutschen Rechtsgeschichte, 2004; Fruscione, D., Zur Frage eines germanischen Rechtswortschatzes, ZRG GA 122 (2005), 1; Rothenhöfer, P., Die Wirtschaftsstrukturen im südlichen Niedergermanien, 2005; Wiwjorra, I., Der Germanenmythos, 2006; Die Germanen in der Völkerwanderung, hg. v. Goetz, H. u. a., 2006; Künzl, E., Die Germanen, 2006, 2. A. 2019; Timpe, D., Römisch-germanische Begegnung in der späten Republik und frühen Kaiserzeit, 2006 (Aufsätze); Simek, R., Die Germanen, 2006; Ausbüttel, F., Germanische Herrscher, 2007; Wells, P., Die Germanen sprechen 2007; Feindliche Nachbarn - Rom und die Germanen, 2008; Bleckmann, B., Die Germanen, 2009; Tausend, K., Im Inneren Germaniens, 2009; Mohr, A., Eheleute, Männerbünde, Kulttrans­vestiten, 2009; Ausbüttel, F., Die Germanen, 2009; Euler, W./Badenheuer, K., Sprache und Herkunft der Germanen, 2009; Kleineberg, A., Germania und die Insel Thule, 2010, 2. unv. A. 2011; Timpe, D., Die Varusschlacht, (in) HZ 294 (2012). 593; Zwischen Germanomanie und Antisemitismus, hg. v. Penke, N. u. a., 2016; Rubel, A., Religion und Kult der Germanen, 2016; Germanen – Eine archäologische Bestandsaufnahme, hg. v. Uelsberg, G./Wemhoff, M., 2020

Germania, Germānia, lat., F.=ON: nhd. Germanien, s. latein_a_z.docx, Caes. (um 50 v. Chr.), s. Germānus

Germania (bzw. De origine et situ Germaniae, Über die Herkunft und Lage Germaniens) ist ein 98 n. Chr. (?) verfasstes Werk des römischen Schriftstellers Publius Cornelius Tacitus (um 55-nach 115, 97 Konsul) über die Germanen und das von ihnen bewohnte Gebiet (lat.) Germania (zwischen Rhein, Donau, Weichsel und Ostsee sowie Nordsee), wobei die Römer zwischen ihren Provinzen (lat.) Germania superior (Obergermanien) und Germania inferior (Niedergermanien) bzw. Germania I und Germania II sowie der nichtrömischen Germania in dem Nordosten trennen und der Name Germania bezeugt ist bei Caesar, Cicero, Velleius Paterculus, Plinius maior, Pomponius Mela, Frontin, Tacitus, Plinius minor, Sueton, Ptolemaeus (Ptolemäus), Junianus Justinus, Ammianus Marcellinus, Historia Augusta u. s. w. sowie in den Digesten. Die Germania des Tacitus schildert das Naturvolk der Germanen als ein gegen den Sittenverfall in Rom nachzuahmendes Vorbild. Deshalb be­dürfen die Aussagen dieser für die germanische Zeit wichtigsten Geschichts­quelle sorgfältiger Prüfung. Überliefert ist die Germania des Tacitus durch eine Hersfelder bzw. Fuldaer, 1455 nach Italien gebrachte und dort in ihrem die Germania betreffenden Teil verschollene Sammel­hand­schrift des 9. oder 10. Jahrhunderts.

Lit.: Müllenhoff, K., Die Germania des Tacitus, 1900, neuer Abdruck 1920; Norden, E., Die germanische Urgeschichte in Tacitus’ Germania, 1920, 6. A. 1974; Lintzel, M., Germanische Monarchien und Republiken in der Germania des Tacitus, ZRG GA 54 (1934), 227; Die Germania des Tacitus, hg. v. Much, R. u. a., 1937, 3. A. 1967; Melander, K., Tacitus Germania als Quelle der deutschen Frühgeschichte, 1940; Krapf, L., Germanenmythos und Rechtsideologie, 1979; Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus, Teil 1f., hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1989ff.; Gall, L., Die Germania als Symbol nationaler Identität, 1993; Altes Germanien, hg. v. Goetz, H. u. a., 1995; Germania, hg. v. Fuhrmann, M., 2000; Wolters, W., Die Römer in Germanien, 2000, 4. A. 2004, 7. A. 2018; Germania inferior, hg. v. Grünewald, T., 2001; Däumer, J., Aufstände in Germanien und Britannien, 2005; Krebs, C., Negotiatio Germaniae, 2005; Riemer, U., Die römische Germa­nienpolitik, 2006; Römische Präsenz und Herrschaft in Germanien, hg. v. Lehmann, G u. a., 2007; Schulz, M., Caesar zu Pferde, 2008; Roms vergessener Feldzug, hg. v. Pöppelmann, H. u. a., 2013

germanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische nicht sicher mit dem Indogermanischen verbindbar und deutbar, Adj.) Germanen und Germania betreffend

Germanische Sprache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google in - etwa 15 bis 25 - Sprachen mit rund 500 Millionen Muttersprachlern belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, F.) ist die in verhältnismäßig wenigen aus vormittelalterlicher Zeit in Runen erhaltener Schrift tatsächlich überlieferte und die aus späterer Überlieferung germanischer bzw. germa­nistischer Sprachen (Gotisch, Burgundisch, Wandalisch, Altnordisch, Alt­englisch, Alt­frie­sisch, Altniederfränkisch, Altsächsisch, Alt­hochdeutsch, Langobar­disch, Mittel­eng­lisch, Mittelniederdeutsch, Mittel­mit­tel­deutsch, Mittelhochdeutsch, Schwe­disch, Dänisch, Norwegisch, Islän­disch, Färöisch, Eng­lisch, Deutsch, Nie­der­ländisch, Friesisch, Afrikaans, Jiddisch und Amerikanisch) verhältnismäßig umfangreich wissenschaftlich rücker­schlos­sene gemeinsame Sprache der germanischen Völker (oder Germanen). Sie ist wie beispielsweise Altindisch, Altiranisch, Griechisch, Lateinisch, Keltisch oder Slawisch eine aus dem Indoger­manischen entstandene Sprache. Besondere Kennzeichen sind Festlegung des ursprüng­lich freien Akzents auf die Stamm­silbe und dadurch bedingte Kürzung der End­silben, erste (germanische) Lautver­schiebung, gram­matischer Wechsel, Be­schrän­kung auf die Zeiten Gegenwart und Vergangenheit, Bil­dung schwacher Verb(form)en mittels eines Dentalsuffixes (ed, neuhochdeutsch t) und schwache Formen bei Adjektiven nach dem Muster der Substantive. Der Vorgang des sprachlichen Umbaus von dem Indogermanischen zu dem (Ur-)Germanischen wird auf Mitteleuropa bezogen (beispielsweise Aller, Elz, Ohm) und mit der Sesshaftwerdung (und der Schnurbandkeramik) verbunden. Das Germanische ist auch von anderen Sprachen be­einflusst (beispielsweise Latein, Keltisch, Baltisch, Griechisch) und hat ebenso seinerseits andere Sprachen beeinflusst (beispielsweise Finnisch). Gegliedert wird es beispielsweise in Nordgermanisch, West­germanisch, Südgermanisch und Ostger­manisch.

Lit.: Krahe, H., Sprache und Vorzeit, 1954; Son­deregger, S., Grundzüge deutscher Sprach­geschichte, 1979; Köbler, G., Germanisches Wörter­buch, 2. A. 1982 (rund 12000 Ansätze); Germanische Rest- und Trümmer­sprachen, hg. v. Beck, H., 1986; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991; Scardigli, P., Der Weg der deutschen Sprache, 1994; Pohl, W., Die Germanen, 2000; Euler, W./Badenheuer, K., Sprache und Herkunft der Germanen. Abriss des Protogermanischen vor der ersten Lautverschiebung, 2009; Euler, W., Das Westgermanische, 2014

Germanisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der bei den verschiedenen Stämmen der →Ger­manen geltenden Rechtssätze, deren Bestand aus unterschiedlichen Überlegungen verschie­dentlich angezweifelt wird. Das germa­nische Recht ist infolge der bescheidenen Über­lieferung nur teilweise (beispielsweise durch Caesar und Tacitus) bekannt oder (aus jüngeren Texten mit erheblicher Ungewissheit) erschließbar. Es ist vermutlich größtenteils als Gewohnheitsrecht entstanden, wenngleich auch einzelne Rechtssetzungsakte nicht völlig unwahr­schein­lich sind. Ein mythischer Gesetzgeber ist allerdings ebenso­wenig anzunehmen wie ein germanischer Rechtsgott. Die einzelne, in Raum und Zeit individuelle germanische Völkerschaft behandelt ihre allgemeinen An­gelegenheiten in ihrer von einem König oder mehre­ren Vornehmen geleiteten →Volks­versammlung. Dort entstehen auch (Meinungen, Entscheidungen oder) Urtei­le in Streitigkeiten. Eine allgemeine Ver­fol­gung findet wohl nur bei wenigen Verhaltensweisen (Volksverrat, Unzucht) statt. In der Familie steht der Haus­vater an der Spitze. Die Ehe ist grundsätzlich Einehe und wird von dem Gewalthaber (Vater, Vormund) über die Frau (Braut) mit dem Mann (Bräutigam) abgeschlossen. Sie kann durch Einverständnis der Eheleute oder durch Erklärung wahrscheinlich des Mannes aufgelöst werden. Bei dem Tode fallen die Güter an die Kinder oder weiteren Verwandten. Ein Testament gibt es nicht. Streitig ist, ob neben Haus und Hof auch Acker und Wiese einzeln zugeordnet sind und der Berechtigte über sie verfügen kann. Die wohl seltenen Tauschgeschäfte und Verga­bungen erfolgen als Handgeschäfte. Unrechts­erfolge ziehen die →Fehde nach sich, doch ist ein Ausgleich durch Leistungen, die teils an den Verletzten, teils an die Allgemeinheit gehen, möglich.

Lit.: Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842, Neudruck 1960; Grundriss der germanischen Philologie, hg. v. Paul, H., 1890 (Recht v. Amira, K. v.); Brunner, H., Deutsche Rechts­geschichte, Bd. 1 2. A. 1906, Neudruck 1958; Schreuer, H., Altgermanisches Sakralrecht, ZRG GA 34 (1913), 313; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; Amira, K., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Sonderegger, S., Die ältesten Schichten einer germanischen Rechtssprache, (in) FS K. Bader 1965, 419; Wiebrock, I., Die Sippe bei den Germanen der Frühzeit, 1979; Murray, A., Germanic Kinship Structure, 1983; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Kroeschell, K., Germanisches Recht als Forschungsproblem, (in) FS H. Thieme, 1986; Landau, P., Prinzipien germanischen Rechts als Grundlage nationalistischer und völkischer Ideologie, (in) Zur Geschichte und Problematik der Nationalphilologien in Europa, hg. v. Fürbeth, F., 1999; Fruscione, D., Zur Frage eines germanischen Rechtswortschatzes, ZRG GA 122 (2005), 1; Leges, Gentes, Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006

Germanist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – frühes 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, M.) ist der sich mit den (Germanen und) Deutschen befassende Rechtswis­senschaftler oder Sprachwissenschaftler (oder auch Historiker). Er steht in Gegensatz zu dem Romanisten. Die Unterscheidung entwickelt sich seit dem (17. Jahrhundert [Conring, H.], De origine iuris Germanici, 1643, Hauschild 1741, Cg. [!] 1780 bzw.) 19. Jahrhundert (Eichhorn, Grimm, Brunner). 1846 in Frankfurt am Main und 1847 in Lübeck treffen sich Germanisten der Staaten des Deutschen Bundes zu (auch politisch geprägten) Tagungen. Die für Nürnberg und das Jahr 1848 geplante Fortsetzung entfällt wegen der revolutionären Unruhen. Danach verliert die Gegenüberstellung von juris­tischen Germa­nisten und juristischen Romanisten allmählich mit der Positivierung, Kodifizierung und auch Internationalisierung des Rechtes an Bedeutung. Ab 1860 wird ein deutscher Juristentag veranstaltet, ab 1927 ein deutscher Rechtshistorikertag.

Lit.: Gierke, O. v., Die historische Rechtsschule und die Germanisten, 1903; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung aus der Natur der Sache, Diss. jur. Göttingen 1967; Röther, K., Die Germanistenverbände, 1980; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 101 (1984), 1; Zur Geschichte und Problematik der Nationalphilologien in Europa, hg. v. Fürbeth, F. u. a., 1999; Internationales Germanistenlexikon 1800 bis 1950, hg. v. König, C., 2003; Netzer, K., Wissenschaft aus nationaler Sehnsucht – Verhandlungen der Germanisten 1846 und 1847, 2006; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008; Dilcher, G., Die Germanisten und die historische Rechtsschule – Bürgerliche Wissenschaft zwischen Romanistik, Realismus und Rationalisierung, 2016; Schermaier, M., Interpretatio triplex? Germanisten und Romanisten vor Savigny, ZRG GA 137 (2020), 492

Germanistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, F., 1741) ist die (Germanen und) Deutsche betreffende Wissenschaft in Recht, (Sprache und Geschichte) in Gegensatz etwa zu Recht fremder Herkunft oder zu fremden Sprachen. Als Wissenschaft des ein­heimischen deutschen Rechtes wird sie 1699 von Christian Thomasius in seinem Summarischen Entwurf derer Grundlehren gefasst. Dem folgen bis etwa 1750 die protestantischen Universitäten (beispielsweise Halle, Göttingen, Erlangen), danach auch die katholischen. 1741 wird anscheinend erstmals von Germanistik geschrieben. Wichtigste Inhalte sind deutsches Privatrecht (bis etwa 1970), partikulares einheimisches Recht (bis etwa 1918) und Handelsrecht und Wechselrecht (1847 bzw. 1861 durch gesetzliche Regelungen verselbständigt). Germanistische Juristen sind (nach Conring und Thomasius) etwa Beyer, Kestner, Senckenberg, Heineccius, Pütter, Selchow, Grimm, Eich­horn. Heise, Reyscher, Beseler, Mittermaier, Schmidt, Sohm, Gerber, Eugen Huber oder Gierke. Seit etwa 1900 betrifft Germanistik hauptsächlich die Sprachwissenschaft

Lit.: Gierke, O., Die historische Rechtsschule, 1903; Germanistik und deutsche Nation, hg. v. Müller, J., 1974, Neudruck 2000; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 100 (1984), 1; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008; Schäfer, F., Zwischen BGB und Schützengräben, (in) ZNR 2009, 52; Schäfer, F., Aufbruch in die Moderne, ZRG GA 129 (2011), 212; Schäfer, F., Von der Genossenschaft zur Volksgemeinschaft, ZRG GA 132 (2015), 323; Wyss, U., Geschichte der Germanistik – Gesammelte Aufsätze, hg. v. Buhr, C. u. a., 2015; Lück, C., Die Deutschen und ihr Recht, 2017; Liebrecht, J., Die junge Rechtsgeschichte – Kategorienwandel in der rechtshistorischen Germanistik der Zwischenkriegszeit, 2018

Germanus, Germānus, lat., M., Germane, Herkunft ungeklärt, s. latein_a_z.docx, vielleicht eher keltisch als germanisch

Gersau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt (in dem Kanton Schwyz in der Schweiz mit rund 24 Quadratkilometern Fläche und 2364 Einwohnern – die bis Mitte 1798 einst kleinste Republik der Welt -)

Lit.: Müller-Schmid, A., Gersau – 650 Jahre im Bund der Eidgenossenschaft 1332-1982, 1982; Müller, A., Gersau – Unikum in der Schweizer Geschichte, (1982,) 2. A. 2013, 3. A. 2018

Gerüfte, Gerüft, Gerücht (Wort Gerücht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – Gerüft als Ansatz - nicht belegt und Gerücht ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Gerücht und in Google auch als Gerüfte, Gerüft belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die durch Rufen bzw. Geschrei erfolgende Verlautbarung eines (rechtswi­drigen) Geschehens (beispielsweise einer Vergewal­tigung) oder einer drohenden Gefahr. Dem Gerüfte ist zwecks Hilfestellung von vielen Folge zu leisten. Es befreit den Rufenden von dem Verdacht der Verheimlichung einer Tat (beispielsweise Vorwurf des Mordes bei Tötung [in Notwehr]). Der Sachsenspiegel (1221-1224) kennt den Satz Das Gerüfte ist der Klage Beginn.

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 70; Köbler, WAS; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 190, 517; Meyer, H., Gerüft, Handhaftverfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1ff. 1920ff., Neudruck 1964; Janz, B., Rechtssprichwörter im Sachsenspiegel, 1989

gesamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MGConst. II 247] bzw. 1221-1224 bzw. 1224/1235 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ganz

gesamte Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1275 Deutschenspiegel) →Gesamthand

Gesamtgläubiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen, M.) ist der einzelne Gläubiger der →Gesamtgläubigerschaft.

Gesamtgläubigerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gläubiger­schaft, bei der jeder Gläubiger die gesamte Schuld verlangen kann, der Schuldner aber nur einmal zu leisten verpflichtet ist. Sie ist wegen des durch diese Erfüllungsweise gefährdeten Interesses jedes Gläubigers an dem sicheren Erhalt der geschuldeten Leistung selten.

Lit.: Riedler, A. Gesamt- und Teilgläubigerschaft, 1998

Gesamthand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1903 [Transehe, LivlMannl. 258 Livland] in 1 Stelle und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1864, Wortfolge gesamte Hand um 1275 Deutschenspiegel) ist die Mehrzahl von Menschen, denen ein Sondervermögen in besonderer Art und Weise (gesamthänderisch) zusteht. Vielleicht fällt in einfachen Gesellschaften der Nachlass eines Menschen an mehrere Erben allgemein in der Art und Weise an, dass der einzelne Beteiligte über seinen Anteil (an dem gesamten Nachlass und auch an einzelnen Nachlassgegen­ständen) nicht (allein) verfügen kann. Jedenfalls deuten die mittelalterlichen Rechtsquellen auf eine derartige Gestaltung (zu gesamter Hand) in Deutschland (→Gan­erbschaft, →Gemeinderschaft, →Handels­gesellschaft). In der frühen Neuzeit behandelt die Rechtswissenschaft diese Verbindungen meist als (lat. [F.]) →societas oder →communio. Daneben entwickelt sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts für eheliche Gütergemeinschaft, Gesamtbelehnung, Gan­erb­schaft und Markgenossenschaft auch eine Vorstellung eines (lat.) dominium (N.) plurium in solidum (Eigentum mehrerer als Einheit). In dem 19. Jahrhundert versteht Georg →Beseler (1809-1888, Lehre von den Erbverträgen 1835, [lat.] dominium plurium in solidum, Juristenrecht und Volksrecht 1843, System des gemeinen deutschen Privatrechts, 1847) unter der Gesamthand eine Gemeinschaft, die für bestimmte Beziehungen die Grenzen der Persönlichkeit ihrer Glieder aufhebt und dieselbe gleichmäßig über die den Gliedern gemeinsam gewordene Rechtssphäre erwei­tert, ohne dass jedoch ein neues selb­ständiges Rechtssubjekt in der Vereinigung begründet wird. In der Schweiz anerkennt Johann Caspar Bluntschli für das Privatgesetzbuch Zürichs (1854/1856) neben dem Miteigentum ein Gesamteigentum (vgl. Art. 652ff. ZGB 1907/1911). Nach dem Protest Otto von →Gierkes (1888/1889), dass ein Bürgerliches Gesetzbuch, das deutsch sein wolle, den deutschen, sozialen Gemein­schaftsgedanken nicht aus dem Recht weisen dürfe, wird auf Grund von Vorschlägen des Stettiner Rechtsanwalts Emil von Boyens die Gesamthand als Prinzip, als dessen Kennzeichen die ge­meinsame Verfügung der mehreren Betei­ligten über den Gegenstand und die An­wachsung der Berechtigung bei einem Wegfall eines Beteiligten (an die Be­rechtigungen der Verbleibenden) angese­hen werden, an einzelnen Stellen noch in die in Kraft gesetzte Fassung des deutschen →Bürgerlichen Gesetbuchs (1. 1. 1900) aufgenommen (Gesell­schaft, eheliche Güter­gemeinschaft, Erbenge­meinschaft). Die Gesamthand ist nicht juristische Person. Ihre rechtliche Gestaltung ist lange streitig. 2001 spricht der Bundes­gerichtshof Deutschlands der nach außen in dem Rechtsverkehr auftretenden Gesellschaft des bürgerlichen Rechtes als Gesamthand Rechts­fähigkeit zu, womit die Gesamthand von ihren geschichtlichen Wurzeln gelöst wird.

Lit.: Hübner 154, 250, 570, 680; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 122, 207; Gierke, O., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 2 1873, 923; Frommhold, G., Zur Geschichte der gesamten Hand, ZRG GA 37 (1916), 504; Breitbach, H., Gesamthand und Unternehmen, Diss. jur. 1929; Steinbach, R., Die deutschen Rechtsgemeinschaften zur gesamten Hand, Diss. jur. 1936; Buchda, G., Geschichte und Kritik der deutschen Gesamthandlehre, 1936; Schulze-Osterloh, J., Das Prinzip der gesamthänderischen Bindung, 1972; Seif, U., Die Gesamthand als Konstruktion der Germanistik, ZRG GA 118 (2001), 302; Wächter, T., Die Aufnahme der Gesamthandsgemeinschaften in das Bürgerliche Gesetzbuch, 2002; Jäkel, H., Die Rechtsfähigkeit der Erbengemeinschaft, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Limbach, F., Gesamthand und Gesellschaft, 2016; Wilhelm, A., Das Recht der Gesamthand im 21. Jahrhundert, 2021

Gesamtrechtsnachfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die als →Universalsukzession geschehende Nachfolge in einen Inbegriff oder eine Gesamtheit von Vermögensgegenständen ohne einzelne Übertragungsakte. Sie ist schon dem römi­schen Recht bei der →Erbfolge bekannt. An tatsächlicher Bedeutung wird sie aber von der ansonsten allgemein vorgesehenen Einzelrechts­nachfolge oder Singularsukzession (beispielsweise durch Über­eignung) übertroffen.

Lit.: Kaser § 65 II; Köbler, DRG 37, 59, 210; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019

Gesamtschuld (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Maskulinum Gesamtschuldner 1807) ist die Schuld, die mehrere in der Weise schulden, dass jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung insgesamt nur einmal zu fordern berechtigt ist. Sie ist sachlich bereits in dem klassischen römischen Recht (lat. [N.] [debitum] in solidum) zumindest in den Wurzeln angelegt (Celsus D. 31, 16 frühes 2. Jahrhundert, Papinian E. 2. Jahrhundert) und in der Kompilation Justinians (527-534) von der Stipulation aus verallgemeinert. Wegen ihrer Vorteilhaftigkeit für den Gläubiger mehrerer Schuldner hat sie sich bis zu der Gegenwart behauptet.

Lit.: Kaser § 56 II 1; Köbler, DRG 44; Ehmann, H., Die Gesamtschuld, 1972; Winter, H., Teilschuld, Gesamtschuld und unechte Gesamtschuld, 1985; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, 51 (Solidarität); Schmieder, P., Duo rei. Gesamtobligationen im römischen Recht, 2007; Meier, S., Gesamtschulden, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gesamtschuldner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1807) ist der Schuldner der →Gesamtschuld, die mehrere in der Weise schulden, dass jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung von jedem der Schuldner ganz, jedoch insgesamt nur einmal zu fordern berechtigt ist.

Lit.: Ehmann, H., Die Gesamtschuld, 1972; Winter, H., Teilschuld, Gesamtschuld und unechte Gesamtschuld, 1985; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, 51 (Solidarität); Schmieder, P., Duo rei. Gesamtobligationen im römischen Recht, 2007; Meier, S., Gesamtschulden, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

gesandt (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist das Partizip Perfekt Passiv des Verbes senden

Gesandter, Gesandte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischenverbindbar, M.) ist der diplomatische Vertreter eines Staates bei einem anderen Staat oder einer internationalen Organisation. Bereits in dem römischen Recht ist sachlich der fremde Gesandte wegen der Wichtigkeit auswärtiger Bezie­hungen unverletzlich. In dem 15. Jahrhundert wird in Italien der stän­dige Gesandte geschaffen. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Völkerrecht bezüglich des Gesandten bzw. der Gesandtschaft (beispielsweise Unbetretbarkeit des Gebäudes) genauer ausgestaltet (Wiener Reglement von dem 19. 3. 1815, Aachener Protokoll von dem 21. 11. 1818, danach Wiener Übereinkommen von dem 18. 4. 1961).

Lit.: Krauske, O., Zur Entwicklung der ständigen Diplomatie, 1885; Menzel, V., Deutsches Gesandtschaftswesen im Mittelalter, 1892; Borgolte, M., Der Gesandtenaustausch der Karolinger mit den Abbasiden, 1976; Cuttino, G., English Medieval Diplomacy, 1985; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa, hg. v. Schwinges, R. u. a., 2003; Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie, hg. v. Zey, C. u. a., 2008; Antonio degli Albissz, L. d‘ u. a., Legazione alla corte di Francia, 2015

Gesandtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Valvasor, Krain II 663] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Tätigkeit als Gesandter und die zugehörige Einrichtung.

Geschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 84 765 bzw. 1221-1224] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Anordnung, Befehl, Vertrag, Tätigkeit

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Geschäftsbedingung (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bedingung für den Abschluss eines Geschäfts, Voraussetzung für die Bildung einer Willensübereinstimmung →Allgemeine Geschäftsbedingung (Wortfolge bei Hinrichs, - in - ZHR 20 [1875], 391)

geschäftsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1573 [NÖLTfl. III 25 § 8 Niederösterreich] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtlich zu Rechtsgeschäften fähig

Geschäftsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischenverbindbar, F., Adjektiv geschäftsfähig 1573) ist die Fähigkeit, mit rechtlicher Wirkung durch eigene Handlung Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Sie wird bereits von dem römischen Recht dem Kind (lat. [M.] infans) (unter 7) (und dem Geisteskranken sowie dem Verschwender) abgesprochen. Der etwas ältere Unmündige (lat. [M.] impubes infantia maior) kann rechtlich unvorteilhafte Geschäfte nur mit Einverständnis des Vormunds vornehmen. Um 200 v. Chr. sieht eine (lat.) lex (F.) Laetoria (lätorisches Gesetz) vor, dass die noch nicht 25jährigen (lat. minores) geschützt werden, woraus die Möglichkeit entwickelt wird, durch Wiederherstellung des früheren Zustands (lat. in integrum restitutio [F.]) die Leistungen und sonstigen benachteiligenden Maßnahmen wieder rückgängig zu machen. In dem germa­nischen Recht steht das Kind bis zu seiner Verselbständigung unter der Hausgewalt des Hausvaters oder bis zu der Wehrhaftmachung bzw. Geschlechtsreife unter der Hausgewalt des Vormunds. Zwar sind die Geschäfte Unmündiger wohl an sich wirksam, aber die Unmündigen können die von ihnen oder von dem Inhaber der Personalgewalt getätigten Ge­schäfte nach Erreichen der Mündigkeit widerrufen und umgekehrt Geschäfte, durch die sie verpflichtet werden, nicht erfüllen, solange ihr Vermögen von einem Gewalt­haber verwaltet wird. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter werden dessen Regeln (abgeändert) übernommen. Geschäfte der Geschäfts­un­fähigen sind nichtig (Kinder unter 7, Entmündigte, Geisteskranke), Geschäfte der beschränkt Geschäftsfähigen bedürfen der Genehmigung des gesetzlichen Vertreters, soweit sie nicht lediglich rechtlich vorteilhaft sind. Der Ausdruck Geschäftsfähigkeit wird an dem 12. 7. 1875 in Preußen verwendet. Die unbeschränkte Geschäftsfähigkeit tritt nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des zweiten Deutschen Reiches (1896/1. 1. 1900) mit 21 Jahren ein, in der Deutschen Demokratischen Republik (1950) mit 18 Jahren und in der Bundesrepublik Deutschland ab 1975 auch mit 18 Jahren (, vgl. auch § 105a BGB von 2002).

Lit.: Kaser § 14 I; Hübner 55; Köbler, DRG 160, 207; Knothe, H., Die Geschäftsfähigkeit der Minder­jährigen, 1983; Wolter, U., Termingeschäftsfähigkeit kraft Information, 1991; Benöhr, H., Über Udo Wolters Buch zu Termingeschäftsfähigkeit kraft Information, ZRG GA 112 (1995), 413; Minzenmay, S., Die Wurzeln des Instituts der Geschäftsfähigkeit im Naturrecht des 17. Jahrhunderts, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Geschäftsführer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischenverbindbar, M., 1807) Führer eines Geschäfts

Geschäftsführung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 1372 Baden] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1691) ist die Ausführung eines Geschäfts.

Geschäftsführung ohne Auftrag (Wortfolge nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort Geschäftsführung 1691, Geschäftsführung ohne Auftrag 1811, Maskulinum Geschäftsführer 1807, Geschäftsherr 1351) ist das gesetzliche, unvollkommen zweiseitige Schuldverhält­nis, das dadurch entsteht, dass ein Geschäftsführer (ohne Auftrag) für einen anderen (Geschäftsherrn) ein Geschäft besorgt, obwohl zwischen ihnen noch kein Rechtsverhältnis (Auftrag) besteht. Die Geschäftsführung ohne Auftrag (lat. negotia [N.Pl.] gesta, geführte Geschäfte) ist in dem römischen Recht entsprechend ihrer Stellung in dem Edikt des Prätors vermutlich von der Vertretung (eines abwesenden Freundes) in dem Rechtsstreit ausgegangen. Die Verpflich­tungen aus der Tätigkeit (Herausgabe des von dem Geschäfts­führer Erlang­ten, Ersatz der Aufwendungen des Geschäftsführers) werden wie bei dem Auftrag auf die Treue (lat. [F.] fides) begründet. Justinian ordnet die Geschäftsführung ohne Auftrag als Quasikontrakt ein. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes wird die Geschäftsführung ohne Auftrag als gesetzliches Schuldverhältnis in Deutschland übernommen.

Lit.: Kaser § 44 II; Söllner § 9; Köbler, DRG 47; Wollschläger, C., Die Geschäftsführung ohne Auftrag, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 98; Sippel, H., Geschäftsführung ohne Auftrag, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Geschäftsgrundlage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der wesentlichen, nicht (besonders vereinbarten) Vertragsbestandteil ge­wor­denen Voraus­setzungen eines Vertrags­schlusses. Oertmann gibt der Lehre von dem Wegfall der Geschäftsgrundlage eine sich in dem 20. Jahrhundert durchsetzende Gestalt. 2002 erfolgt eine allgemeine Aufnahme in das Bürgerliche Gesetzbuch Deutschlands. →clausula rebus sic stantibus

Lit.: Köbler, R., Die „clausula rebus sic stantibus“, 1991; Zirker, M., Vertrag und Geschäftsgrundlage, 1996; Reiter, C., Vertrag und Geschäftsgrundlage im deutschen und italienischen Recht, 2002; Huang, Z., Zur Lehre von der Geschäftsgrundlage nach altem und neuem Recht, 2009

Geschäftsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. 1351) Herr eines Geschäfts

Geschäftsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die einer Geschäfts­führung einer Gruppe von Menschen zugrun­degelegte Ordnung. Sie entsteht anfangs nur inhaltlich, wird aber in dem politischen Bereich in England seit dem 16. Jahrhundert in Fallsammlungen abgebildet. In Frankreich gibt sich 1814 die Abgeordnetenkammer eine formelle Geschäftsordnung, die zu dem Vorbild für viele weitere Geschäftsord­nungen wird.

Lit.: Hatsell, J., Precedents of proceedings in the House of Commons, 1781; Die Geschäftsordnungen deutscher Parlamente seit 1848, hg. v. Deutschen Bundestag, 1986; Hayungs, C., Die Geschäftsordnung des hannover­schen Landtages, 1999; Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004

geschäftsunfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 1994 S. 531 Baden] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtlich zu Rechtsgeschäften nicht fähig

Geschäftsunfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv geschäftsunfähig Baden 1809) ist die rechtliche Unfähigkeit zu einem Abschluss eines Rechtsgeschäfts →Geschäftsfähig­keit

Geschäftszeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zu einem Geschäft als →Zeuge zwecks Sicherung späteren Beweises bewusst zugezogene Mensch. Er findet sich sachlich bereits in dem frühen römischen Recht und wohl auch in dem germanischen Recht. Mit Vordringen der Schriftlichkeit verliert er gegenüber der dauerhafteren Urkunde seit dem Hochmittel­alter grundsätzlich an Bedeutung, bleibt aber beispielsweise als Trauzeuge für eine Eheschließung bedeutsam.

Lit.: Ruth, R., Zeugen und Eideshelfer, 1922; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003

geschehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 (Notker) in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [ab 1221-1224] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sich ereignen, erfolgen, werden

Geschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 (Notker) in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1260 [SächsWChr. 125] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das in der Dimension Zeit Geschehene und die (in dem Rahmen der Rhetorik) damit befasste Wissenschaft (Anfänge bei [Eunapios,] Herodot und Thukydides in der griechischen Antike), wobei als Urgeschichte die schriftlose Zeit und als Frühgeschichte die nur durch extern erstellte Schriftquellen beleuchtete Zeit verstanden und ansonsten herkömmlicherweise zwischen Altertum, Mittelalter und Neuzeit (einschließlich der Zeitgeschichte) unterschieden wird. Besondere Gebiete der Geschichte sind beispielsweise das Recht, die Politik, die Gesellschaft oder die Wirtschaft. Methode der Geschichte ist das Verstehen des Vergangenen durch den gegenwärtigen Betrachter. Grundfiguren der Geschichtsschreibung sind nach Ale­xan­der Demandt Dekadenz­gedanke, Fort­schrittsbe­wusst­sein samt Fortschritts­kritik, Kreislauf­theorien, Epo­chen­bewusst­sein, Auf­klärung, histori­scher Idealismus, uni­versaler Indivi­dualismus, Historismus, his­to­rischer Mate­rialismus, pa­ra­digmatisches Geschichts­kon­zept, Mor­pho­logie der Welt­ge­schichte, Ge­schichts­biologismus und posthistorische Apokalyptik. In dem 19. Jahrhundert wird die Geschichte zu einer eigenständigen Wissenschaft (Leopold von Ranke, Johann Gustav Droysen).

Lit.: Wattenbach, W., Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, 1858; Below, G. v., Die deutsche Geschichtsschreibung, 1916; Rothenbücher, K., Über das Wesen des Geschichtlichen, 1926; Wattenbach, W., Deutschlands Geschichtsquellen, Bd. 1ff. 1938ff.; Brandenburg, E., Der Begriff der Entwicklung, 1941 (SB Leipzig); Weis, E., Geschichtsschreibung und Staatsauffassung in der französischen Enzyklopädie, 1956; Dahlmann/Waitz, Quellenkunde der deutschen Geschichte, 10. A. Bd. 1f. 1969ff.; Fuchs, K./Raab, H., Wörterbuch Geschichte, 11. A. 1998; Baumgart, W., Bücherverzeichnis zur deutschen Geschichte, 15. A. 2003, 17. A. 2010, 18. A. 2014; Brandt, A., Werkzeug des Historikers, 1958, 17. A. 2007; Postel, R., Johann Martin Lappenberg, 1972; Henze, D., Enzyklo­pädie der Entdecker und Erforscher der Erde, Bd. 1ff. 1978ff. (Sonderausgabe 2011); Meister, K., Die griechische Geschichtsschreibung, 1990; Simon, C., Historiographie, 1996; Demandt, A., Geschichte der Geschichte, 1997; Burkardt, J., Die historischen Hilfswissenschaften in Marburg, 1997; Iggers, G., Deutsche Geschichtswissenschaft, 4. A. 1997; Hauptwerke der Geschicht­schreibung, hg. v. Reinhardt, V., 1997; Flach, D., Römische Geschichtsschreibung, 3. A. 1998; Das europäische Geschichtsbuch, 1998; Kirste, S., Die Zeitlichkeit des positiven Rechts, 1998; Goetz, H., Geschichts­schreibung und Geschichtsbewusstsein, 1999; Das Jahrtausend im Spiegel der Jahrhunderte, hg. v. Gall, L., 1999; Chun, J., Das Bild der Moderne in der Nachkriegszeit, 2000; Geschichtskultur, hg. v. Müt­ter, B. u. a., 2000; Henning, E., Auxilia historica, 2000, 2. A. 2004, 3. A. 2015; Mehl, A., Römische Ge­schichtsschreibung, 2001; Kompass der Geschichts­wissenschaft, hg. v. Lottes, G. u. a., 2001; Internet-Handbuch Geschichte, hg. v. Jenks, S. u. a., 2001; Wolfrum, E., Geschichte als Waffe, 2001; Die Nation schreiben, hg. v. Conrad, C. u. a., 2002; Geschichts­wissenschaft um 1950, hg. v. Duchhardt, H., 2002; Lexikon Geschichtswissenschaft, hg. v. Jordan, S., 2002; Geschichte(n) der Wirklichkeit, hg. v. Land­wehr, A., 2002; Kompass der Geschichtswissenschaft, hg. v. Eibach, J. u. a., 2002; Fellner, F., Geschichtsschreibung und nationale Identität, 2002; Formen römischer Geschichts­schreibung von den Anfängen bis Livius, hg. v. Eigler, U., 2003; Howell, M./Prevenier, W., Werkstatt des Historikers, 2004; Freytag, N./Piereth, W., Kursbuch Geschichte, 2004; Griff nach der Deutungsmacht, hg. v. Winkler, A., 2004; Geschichtspolitik, hg. v. Fröhlich, C. u. a., 2004; Wozu Geschichte(n)?, hg. v. Sommer, A. u. a., 2004; Fried, J., Der Schleier der Erinnerung, 2004; Herbst, L., Komplexität und Chaos, 2004; Schramm, G., Fünf Wegscheiden der Weltgeschichte, 2004; Fasolt, C., The Limits of History, 2004; Clemens, G., Sanctus amor patriae, 2004; Zwenger, T., Einführung in die Geschichtsphilosophie, 2005; Tschopp, S., Das Unsichtbare begreifen, (in) HZ 280 (2005), 39; Geschichtsdarstellung, hg. v. Borsò, V. u. a., 2005; Baberowski, J., Der Sinn der Geschichte, 2005; Nolte, H., Weltgeschichte, 2005; Geschichte für Leser, hg. v. Hardtwig, W. u. a., 2005; Historische Hilfswis­senschaften, hg. v. Diederich, T. u. a., 2005; Nagel, A., Im Schatten des Dritten Reichs, 2005 (Theodor Mayer, Aubin, Baethgen, Heimpel, Grundmann, Tellenbach, Schlesinger, Bosl, Beumann); Fellner, F. u. a., Öster­rei­chische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, 2006; Christ, K., Klios Wandlungen - Die deutsche Althistorie, 2006; Hasberg, W., Didaktik der Geschichte, 2006; Pape, J., Der Spiegel der Vergangenheit, 2006; Völkel, M., Geschichtsschrei­bung, 2006; Große, J., Kritik der Geschichte, 2006; Timpe, D., Antike Geschichtsschreibung, 2007; Langewiesche, D., Zeitwende. Geschichts­denken heute, hg. v. Plaert, U. u. a., 2008; Öster­reichische Historiker 1900-1945, hg. v. Hruza, K., Bd. 1f. 2008ff.; Geschichte, hg. v. Budde, G. u. a., 2008; Die Rückkehr der deutschen Geschichtswissenschaft, hg. v. Pfeil, U., 2008; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im hohen Mittelalter, 2. A. 2009; Henning, E., 175 Fragen & Antworten rund um die historischen Hilfswissenschaften, 2009; WBG Weltgeschichte, hg. v. Demel, W. u. a., Bd. 1ff. 2009ff.; Nolte, H., Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2009; Daniels, M., Geschichts­wissenschaft im 20. Jahrhundert, 2009; Geschichte schreiben, hg. v. Rau, S. u. a., 2009; 150 Jahre Geschichtsforschung, 2009; Historiographie an europäischen Höfen, hg. v. Völkel, M. u. a., 2009; Nolte, H., Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2009; Atlas der Vorgeschichte, hg. v. Schnurbein, S. v., 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2014; Näf, B., Antike Geschichtsschreibung, 2010; Fritz, H. u. a., Fachwissenschaft Geschichte, 2010; Mégier, E., Christliche Weltgeschichte im 12. Jahrhundert, 2010; Paravicini, W., Die Wahrheit der Historiker, 2010; Geschichtswissenschaft in der Demokratie, hg. v. Cornelißen, C., 2010; Vademekum der Geschichts­wissenschaften, 9. A. 2010, 10. A. 2012; Dunkhase, J., Werner Conze, 2010; Kamp, A., Vom Paläolithikum zur Postmoderne - Die Genese unseres Epochen-Systems, Bd. 1 2010; Greiert, A., Viele sind berufen, aber wenige auserwählt, (in) HZ 292 (2011), 398; Demandt, A., Philosophie der Geschichte, 2011; Haber, P., Digital Past, 2011; The Oxford History of Historical Writing, hg. v. Woolf, D., Bd. 1ff. 2011ff.; The Oxford Handbook of World History, hg. v. Bentley, J., 2011; Geschichtsvorstellungen, hg. v. Patzold, S. u. a., 2012; Gierl, M., Geschichte als präzisierte Wissenschaft - Johann Christoph Gatterer, 2012; A Companion to World History, hg. v. Northrop, D., 2012; Gerber, D., Analytische Metaphysik der Geschichte, 2012; Geschichtsschreibung als herrschaftskritische Aufgabe, hg. v. Kuretsidis-Haider, C. u. a., 2013; Mazower, M., Die Welt regieren, 2013; Braudel, F., Geschichte als Schlüssel zur Welt, hg. v. Schöttler, P., 2013; Rohbeck, J., Zukunft der Geschichte, 2013; Iggers, G. u. a., Geschichtskulturen, 2014; Rösener, W., Das Max-Planck-Institut für Geschichte (1956-2006) - Fünfzig Jahre Geschichtsforschung, 2014; Geschichtsphilosophie – Stellenwert und Aufgaben in der Gegenwart, hg. v. Langthaler, R. u. a., 2014; Geschichte denken, hg. v. Wildt, M., 2014; Heß. P., Geschichte als Politikum, 2014; Geschichtsforschung in Deutschland und Österreich im 19. Jahrhundert, hg. v. Ottner, C. u. a., 2014; Gehrke, H., Geschichte als Element antiker Kultur, 2014; Die Wirklichkeit der Geschichte, hg. v. Haas, S. u. a., 2015; Hasselhorn, B., Johannes Haller, 2015; Neugebauer, W., Otto Hintze, 2015 (1861-1940); Dworok, G., Historikerstreit und Nationswerdung, 2015; Schöttler, P., Die „Annales“-Historiker und die deutsche Geschichtswissenschaft, 2015 (statt Männern, Kriegen und Diplomatie nunmehr Ökonomie, Gesellschaft, Technik und Mentalität); Transformationen des Historischen, hg. v. Finger, D., 2015; Die Wirklichkeit in der Geschichte, hg. v. Haas, S. u. a., 2015; Rödder, A., 21.0 Eine kurze Geschichte der Gegenwart, 2015, 2. A. 2015; Lemberg, J., Der Historiker ohne Eigenschaften, 2015; Rohr, C., Historische Hilfswissenschaften, 2015; Schnicke, F., Die männliche Disziplin – Zur Vergeschlechtlichung der deutschen Geschichtswissenschaft 1780-1900, 2015; Karl Lamprecht (1856-1915), hg. v. Flöter, J., 2015; Will, W., Herodot und Thukydides – Die Geburt der Geschichte, 2015; Heinzel, R., Theodor Mayer, 2016; Raaflaub, K., Die große Herausforderung – Herodot, Thukydides und die Erfindung einer neuen Form von Geschichtsschreibung, (in) HZ 302 (2016) 593; Land – Geschichte – Identität, hg. v. Gräf, H. u. a., 2016; Vorgeschichte der Gegenwart, hg. v. Doering-Manteuffel, A. u. a., 2016; Schneider, B., Erich Maschke, 2016 (bis 1945 überzeugter Nationalsozialist); Smith, L., The Expert’s Historian – Otto Hintze and the Nature of Modern Historical Thought, 2017 (Aufsatzsammlung); Winkelbauer, T., Das Fach Geschichte an der Universität Wien, 2018 (1537 eigene Lehrkanzel); Nolte, P., Lebens Werk – Thomas Nipperdeys Deutsche Geschichte, 2018; Murer, H., Frühe Geschichtsvereine in Württemberg, 2019 (zwischen 1820 und 1840); Atlas der Vorgeschichte – Europa von den ersten Menschen bis Christi Geburt, hg. v. Schnurbein, S. v., 3. A. 2014; Schriftlose Vergangenheiten – Geschichtsschreibung an ihrer Grenze, hg. v. Regazzoni, L., 2018; Hofmann, D., Griechische Weltgeschichte auf Latein – Iustins „Epitoma historiarum Pompei Trogi“ und die Geschichtskonzeption des Pompeius Trogus 2018 (früheste bekannte Universalgeschichte in lateinischer Sprache, von Trogus während des Aufstiegs Roms zu einer Weltmacht um die Zeitenwende verfasst, von dem ehemals umfangreichen Werk aber nur ein Auszug des weitgehend unbekannten Marcus Iunianus Iustinus - des 4. Jahrhunderts? - überliefert); Droysen, J., Historik Bd. 3,1 – Die „Historik“-Vorlesungen „letzter Hand“ – aus den spätesten auto- und apographischen Überlieferungen (1879, 1881 und 1882/1883), hg. v. Blanke, H., 2019; Die Gestaltbarkeit der Geschichte, hg. v. Bayertz, K./Hoesch, M., 2019; Müller, P., Geschichte machen, 2019; Schwerhoff, G., Invektivität und Geschichtswissenschaft – Konstellationen der Herabsetzung in historischer Perspektve, (in) HZ 311 (2020) 1; Müller, P., Quellen sammeln, Geschichte schreiben, (in) HZ 311 (2020), 603 (betreffend Droysen); Landwehr, A., Diesseits der Geschichte – für eine andere Historiographie, 2020 (zwar kritisch, aber nicht selbst wegweisend); Woolf, D., A Concise History of History. Global Historiography from Antiquity to the Present, 2019; Brechtken, M., Der Wert der Geschichte, 2020

geschichtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Geschichte betreffend, geschehen

Geschlecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10./11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 78, 252, III 177) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der (agnatische) Familien­ver­band und die natürliche Verschieden­heit von Lebewesen hinsichtlich der Fortpflan­zungs­funktion (Geschlechterforschung).

Lit.: Stoob, H., Die dithmarsischen Geschlechterver­bände, 1951; Frauen in der Geschichte des Rechts, hg. v. Gerhard, U., 1997; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Gottschalk, K., Eigentum, Geschlecht, Gerechtigkeit, 2003; Fried, J., Konradiner und kein Ende, ZRG GA 123 (2006), 1; Geschlechterbeziehungen in Ostmit­tel­europa nach dem zweiten Weltkrieg, hg. v. Kraft, C., 2008; Gender Difference in European Legal Cultures, hg. v. Gottschalk, K., 2013

Geschlechtsvormund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vormund für eine Frau wegen des Geschlechts

Geschlechtsvormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vormundschaft für eine Frau wegen des Geschlechts, →Vormund­schaft, Frau

Lit.: Signori, G., Geschlechtsvormundschaft und Gesell­schaft, ZRG GA 116 (1999), 11

Geschmack (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine dem Menschen durch Riechen und Sehen mögliche Sinneswahrnehmung.

Geschmacksmuster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ästhetisch wirkende gewerbliche Muster oder Modell, das zwecks Erzielung von Einkünften durch Gesetz zugunsten des Urhebers besonders geschützt ist. Seine Anfänge gehen auf Zunftordnungen in Florenz (1418), Genf (1432), Flandern und Burgund zurück. Staatliche Regelungen werden in dem 18. Jahrhundert in Frankreich (1711, 1744) und England (1787) erlassen. Eine Unterscheidung zwischen Kunstwerk und Geschmacksmuster findet Frankreich (1787, 1806). In Deutschland wird an dem 11. 1. 1876 das Geschmacksmustergesetz geschaffen.

Lit.: Schmid, P., Die Entwicklung des Geschmacks­musterschutzes, 1896; Werner, H., Die Geschichte des deutschen Geschmacksmusterrechtes, Diss. jur. Erlangen 1954; Vanderbilt, T., Geschmack, 2016

geschworen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 137] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) durch einen Schwur verpflichtet

Geschworener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [ZwirtFrk. 1, 3 1849 37] bzw. 1281 [Cout Bruges I 251] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] iuratus) ist der Mensch, der einen Schwur (→Eid) abgelegt hat (, eine Handlung rechtmäßig auszu­führen). Geschworene treten sachlich in dem römischen Recht und auch in dem Frühmittelalter in dem deutschen Recht auf. Insbesondere Inhaber eines Amtes müssen einen Eid leisten, ihr Amt rechtmäßig auszuüben (beispielsweise Richter, Schöffe, Bürger­meister, Ratmann). In dem 19. Jahrhundert wird das →Schwurgericht mit besonderen Geschwo­renen besetzt.

Lit.: Söllner §§ 8, 9, 11; Köbler, DRG 263; Biener, F., Beitrag zur Geschichte des Inquisitionsprozesses und der Geschworenengerichte, 1827, Neudruck 1965; Gneist, R. v., Die Bildung der Geschworenengerichte in Deutschland, 1849, Neudruck 1967; Mayer, E., Geschworenengericht und Inquisitionsprozess, 1916; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Behrends, O., Die römische Geschwo­renenverfassung, 1970; Kleinz, A., Individuum und Gemeinschaft in der juristischen Germanistik, 2001

Geschworenengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in Österreich bis 1993 das Gericht, in dem seit 18. 5. 1848 Laien (Ge­schworene, zunächst nur in Pressedelikten, in sonstigen Delikten 17. 1. 1850, 1852 abgeschafft, wiedereingeführt für Pressedelikte mit Gesetz von dem 9. 3. 1869, allgemein ab 23. 5. 1873) allein über die Schuld­frage zu entscheiden haben (aufge­hoben von dem 19. 6. 1934 bis zu dem 22. 11. 1950).

Lit.: Olechowski, T., Die Entwicklung des Preßrechts in Österreich bis 1918, 2004

Geselle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 292, 385, 661, III 142] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ursprünglich der Mensch, der (mit einem anderen Menschen) in dem selben Raum (Saal) ist oder lebt. In dem 18. Jahrhundert wird Geselle (in Ablösung von Knecht) zu der Bezeichnung des Handwerkers, der nach einer Lehrzeit eine Prüfung (Gesellenprüfung) bestanden hat und noch nicht Meister ist.

Lit.: Köbler, WAS; Schanz, G., Zur Geschichte der deutschen Gesellenverbände, 1877; Wissell, R./Hahm, K., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, Bd. 1ff. 2. A. 1981; Reininghaus, W., Die Entstehung der Gesellengilden im Spätmittelalter, 1981; Historische und rechtshistorische Beiträge und Untersuchungen zur Frühgeschichte der Gilde, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1981; Schulz, K., Handwerksgesellen und Lohnarbeiter, 1985; Wesoly, K., Lehrlinge und Handwerksgesellen am Mittelrhein, 1985; Reith, R., Arbeits- und Lebensweise im städtischen Handwerk, 1988; Bräuer, H., Gesellen im sächsischen Zunfthandwerk 1989; Wadauer, S., Die Tour der Gesellen, 2005; Kluge, A., Die Zünfte, 2007

Gesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [830 Tatian] – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Gesellschaftsvermögen 1742) ist die Ge­samtheit von Men­schen, insbesondere in dem Privatrecht die Vereinigung mehrerer Menschen (in Ausnahme davon nach neuerer Entwicklung auch die Tätigkeit eines einzigen Menschen) durch Rechtsgeschäft zu der Erreichung eines (gemeinsamen) Zweckes. In dem altrömischen Recht schließt sich die Gesellschaft an die Haus­erbengemeinschaft (lat. [N.] →consortium, ohne persönliche Haftung der Gesellschafter) an. Daneben entwickelt sich in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten ein formfreier Zusammenschluss zu gemein­schaftlichen Handelsunternehmungen. Aus beiden Vorläufern entsteht die Gesellschaft (lat. [F.] →societas). Wohl auch in dem Anschluss an die Miterbengemeinschaft bilden sich in dem Hoch­mittelalter vertragliche Zusammen­schlüsse zu Handelszwecken unterschied­licher Ausge­staltung (stille Gesellschaft, offene Gesellschaft, beschränkte Haftung, unbe­schränkte Haftung, Mitarbeit, Kapitaleinsatz, wahrscheinlich persönliche Haftung des Gesellschafters, erstmals jedenfalls ange­ordnet in Stadtrechts­re­formationen seit Nürnberg 1479/1484). Hieraus werden allmählich die offene Handels­gesellschaft, die Komman­ditgesell­schaft und die stille Gesellschaft. Nach Entdeckung der neuen Welt bewirken hoher Kapitalbedarf und großes Risiko (der Seefahrt) die Ausbildung der →Aktien­gesellschaft (An­fang 17. Jahrhundert, VOC 1602). In den Kodifikationen zwischen 1794 und 1811 wird das Gesell­schafts­vermögen zu dem eigenen Haftungsvermögen. In dem 19. Jahrhundert wird das Recht der Gesellschaft genauer geregelt (Code de commerce 1807, ADHGB 1861). 1892 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich durch Gesetz eine besondere →Gesellschaft mit beschränkter Haftung geschaffen. Die Grundform der nicht­rechtsfähigen Gesellschaft wird in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) als →Gesamthand ausgestaltet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird zunächst bei der Gesellschaft mit beschränkter Haftung die →Einmann­gesellschaft zugelassen und 2001 die Teilrechts­fähigkeit und damit auch die Parteifähigkeit einer bürgerlichrechtlichen Außengesellschaft anerkannt.

Lit.: Kaser § 43; Hübner § 41; Köbler, DRG 14, 17, 29, 45, 46, 51, 64, 67, 98, 121, 135, 146, 167, 176, 207, 225, 252; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 801; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Lehmann, K., Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts, 1895, Neudruck 1968; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften, 1898; Silberschmidt, W., Beteiligung und Teilhaberschaft, 1915; Lévy-Bruhl, H., Histoire juridique des Sociétés de Commerce en France, 1938; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Servos, R., Die Personenhandelsgesellschaften und die stille Gesellschaft, Diss. jur. Köln 1984; Weißen-Micus, M., Tatbestandsmerkmale des Gesell­schaftsvertrags im 19. Jahrhundert, 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 107; Blickle, P., Unruhen in der ständischen Gesellschaft, 1988, 2. A. 2010, 3. A. 2012; Misera, K., Klagen manente societate, (in) FS R. Nirk, 1992, 697; Reiter, H., Die Handelsgesellschaft Villeroy & Boch, 1992; Cordes, A., Stuben und Stubengesellschaften, 1993; Gall, L., Von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft, 1993, 2. A. 2012; Friedeburg, R. v., Ländliche Gesellschaft und Obrigkeit, 1997; Cordes, A., Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum, 1998; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, Diss. jur. Bonn 2000; Hofmeister, J., Die Entwicklung des Gesellschafterwechsels, 2002; Thomas, F., Die persönliche Haftung von Personenge­sellschaftern, 2003; Meissel, F., Societas, 2004; Weiss, M., Rechts­fähigkeit, Parteifähigkeit und Haftungsordnung der BGB-Gesellschaft, 2005; Politische Vereine, Gesellschaften und Parteien in Zentraleuropa 1815-1848/49, hg. v. Rei­nalter, H., 2005; Jahntz, K., Privilegierte Handelscompagnien in Brandenburg und Preußen, 2006; Hasselmann, N., Die Lehre Ulmers zur Gesellschaft bürgerlichen Rechts, 2007; Oechsler, J., Die Geschichte der Lehre von der fehlerhaften Gesellschaft, (in) NJW 2008, 2471; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010; Stamm, V., Soziale Zwischengruppen in der mittelalterlichen Agrargesellschaft, (in) HZ 291 (2010), 1; Riedel, M., Bürgerliche Gesellschaft, 2011; Cassels, N., Social Legislation of the East India Company, 2013; Schlögl, R., Anwesende und Abwesende – Grundriss für eine Gesellschaftsgeschichte der frühen Neuzeit, 2014; Die Grenzen des Netzwerks 1200-1600, hg. v. Hitzbleck, K. u. a., 2014; Die demographische Zeitbombe, hg. v. Kaufmann, F. u. a., 2015; Brauner, C., Kompanien, Könige und Caboceers, 2015; Di Fabio, U., Schwankender Westen, 2015; Harris, R., Going the Distance – Eurasian Trade and the Rise of the Business Corporation, 1400-1700, 2020

Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Vergleich zu der älteren Aktienge­sellschaft (ab 1602, VOC) einfacher gestaltete, rechts­fähige Kapi­talgesellschaft, die unter Aufnahme ein­zelner Züge der englischen limited company (act von 1882) (an dem 20. 4.) 1892 in dem (zweiten) Deut­schen Reich (Österreich 6. 3. 1906, Schweiz 1937) durch besonderes Gesetz geschaffen wird und die in dem 20. Jahrhundert beachtliche Verbreitung erfährt. Zulässig wird die Einpersonengesellschaft. In dem Wettbewerb mit der Limited des englischen Rechtes werden an dem Beginn des 21. Jahrhunderts die formalen Voraussetzungen vereinfachend herabgesetzt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 218, 272; Schubert, W., Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 589; Entwurf des Reichsjustizministeriums zu einem Gesetz über Gesellschaften mit beschränkter Haftung von 1939, hg. v. Schubert, W., 1985; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Ausschuss für GmbH-Recht, 1986; Stroth, R., Das Recht der GmbH, Diss. jur. Tübingen 1991; Koberg, P., Die Entstehung der GmbH in Deutschland und Frankreich, 1992; Stupp, M., GmbH-Recht im Nationalsozialismus, 2002; Kalss, S./Eckert, G., Zentrale Fragen des GmbH-Rechts, 2005; Rechtstransfer in der Geschichte, hg. v. Duss, V. u. a., 2006, 446ff.; Bezler, E., Die Bedeutung des Stammkapitals für die GmbH, 2009; Spiegel, S., Einführung der Gesell­schaft mit beschränkter Haftung, 2009; Kautzsch, M., Die GmbH, 2010; Georg, D., Gesellschafterdarlehen in der Insolvenz, 2011; Quellen zur GmbH-Reform von 1958 bis zum GmbH-Änderungsgesetz von 1980, hg. v. Schubert, W., 2011; Geißler, M., Geschichte und juristische Gegenwart gesellschaftsinterner Nutzungsüberlassung, 2010; Communicating Sustainability, hg. v. Mantl, J. u. a., 2012; Thiessen, J., Der Ausschluss aus der GmbH als praktische Durchführung einer verbrecherischen Irrlehre, 2018

Gesellschafter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [Nürnberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Mitglied einer (wirtschaftlichen) Gesellschaft.

Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gesellschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1615 [BernGS. 1615 Bl. 55, ZofingenStR. 368, Stoltenberg, Gruppw. 311 Anm. – 1776-] in 3 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der (handelsrechtliche) →Gesellschaften betref­fenden Rechtssätze. Das Gesellschaftsrecht verselbständigt sich als besonderes Rechtsgebiet seit dem 19. Jahrhundert.

Lit.: Adler, K., Zur Entwicklungslehre und Dogmatik des Gesellschaftsrechts, 1895; Löber, B., Das spanische Gesellschaftsrecht im 16. Jahrhundert, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2969; Neuere Tendenzen im Gesell­schaftsrecht, hg. v. Crone, H. v. d., 2003; VOC 1602-2002 400 Years of Company Law, hg. v. Gepken-Jager, E. u. a., 2005; Wörner, B., Adelbert Düringers Einfluss als Richter am Reichsgericht, 2007; Hein, J. v., Die Rezeption US-amerikanischen Gesell­schaftsrechts in Deutschland, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Meincke, J., Das Gesellschaftsrecht in den Institutionen Iustinians, (in) FS G. Maier-Reimer, 2010, 443; Bahnbrechende Entscheidungen – Gesellschafts- und Kapitalmarktrechtsgeschichten, hg. v. Kalss, S. u. a., 2016; Gesellschaftsrechts-Geschichten, hg. v. Fleischer, H. u. a., 2018 (23 Einzelbeiträge zu Leitentscheidungen)

Gesellschaftsvermögen Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1742 [AnmFrankfRef. 1. Forts. 536 Frankfurt] in 1 Stelle und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Vermögen einer Gesellschaft.

Gesellschaftsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 in Allgemeines Landrecht Preußen und nach U. Köbler 1793 bei Fichte und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach älteren Vorläufern (u. a. Plato, Cicero, Althusius, Hobbes] politisch der von den Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft zu der Beseitigung des Kampfes aller gegen alle (idealtypisch) geschlossene Vertrag (Jean Jacques →Rousseau [1712-1778], [franz.] contrat [M.] social 1762), durch den sich jeder Einzelne verpflichtet, sich dem allgemeinen, auf das allgemeine Wohl ausgerichteten Willen zu unterwerfen (kritisch dazu Kant, Hegel, Bentham, Marx und Engels), privatrechtlich der zwischen den Gesell­schaf­tern einer (Handel treibenden) →Gesellschaft abge­schlossene Vertrag.

Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 191; Crezelius, G., Neu­zeitliche Gesellschaftsverträge, 1987; The Social Contract from Hobbes to Rawls, hg. v. Boucher, D. u. a., 1994; The Social Contract Theorists, hg. v. Morris, C., 1999; Pezzillo, L., Rousseau et le Contrat social, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Blath, S., Societas sive communio – Zum Begriff des Personengesellschaftsvertrags vom Humanismus bis zum 19. Jahrhundert, 2010; Avant le contrat social, hg. v. Foronda, F. u. a., 2011

Gesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 152 Mühlhausen] bzw. 13. Jahrhundert [Sächsische Weichbildchronik] bzw. 1300 [Nordhausen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die abstrakte und allgemeine, in einem festgelegten Verfahren durch Fest­setzung der zuständigen Beteiligten geschaffene rechtliche Regelung. Sein Kern ist die bewusste Festsetzung eines Inhalts durch besondere Handlung der dazu Berechtigten oder der sich dazu berechtigt Fühlenden. Als Gesetz erscheint - (nach dem Codex Urnammu des Königs Urnammu von Lagusch [Ur, um 2100 v. Chr.] und dem Codex des babylonischen Königs →Hammurapi [1728-1686 v. Chr. ],) nach den Festsetzungen →Lykurgs, →Solons und →Drakons in griechischen Stadtstaaten sowie nach sagenhaften römischen Königs­gesetzen - in Rom 451/450 v. Chr. das →Zwölftafelgesetz (lat. lex [F.] duodecim tabularum). In der Folge gibt es zahlreiche römische, jeweils nach ihrem Urheber benannte Einzelgesetze (leges, →lex). Seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) greift der Herrscher (Prinzeps, Kaiser) vielfach zu der Festsetzung (lat. [F.] constitutio), um das Recht und die Gesellschaft zu gestalten. Dabei werden an dem Ende des Altertums umfassende, älteres Recht aber nur kompilierende Gesetzbücher (lat. [M.Pl.] codices) in Kraft gesetzt (→Codex Theodosianus, theodosianisches Gesetzbuch, →Codex, Gesetzbuch Justinians). Demgegenüber ist bei den Germanen wegen ihrer einfachen gesellschaftlichen Verhältnisse die Setzung von Recht wohl selten und nirgends tatsächlich bezeugt. Die fränkischen Herrscher schließen deshalb in einzelnen Konstitutionen und zusammenfassenden Kapitularien eher an römische Vorbilder an. In dem 11. und 12. Jahrhundert tritt der Setzungsgedanke wieder hervor (→Land­friede, str., a. M. Thomas Simon in Anschluss an Fritz Kern). Er bleibt in dem Heiligen römischen Reich aber wegen der Schwäche des Königs bzw. Kaisers und der damit verbundenen Schwerfälligkeit des Gesetzge­bungsverfahrens des Reichstags eher Ausnahme (beispielsweise Constitutio Criminalis Carolia, Peinliche Gerichtsordnung Karls V. von 1532). Dagegen wird der absolutistische Landesherr vielfach gesetzgeberisch tätig. Die gewich­tigsten Zeugnisse dieses Wirkens sind die →Polizeiordnungen, →Reformationen und vor allem die naturrechtlichen Gesetzbücher (→Kodifikationen) der Wende von dem 18. zu dem 19. Jahrhundert ([Bayern 1751-1756], Allge­meines Landrecht Preußens 1794, Code civil Frankreichs 1804, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811/­1812), doch ist bis dahin eine durchgehende Trennung von Gesetz und untergesetzlicher Normsetzung unbekannt, zumal Gesetzgebung (Legislative) und Gesetzesausführung (Exekutive) noch nicht grundsätzlich getrennt sind. Mit dem 19. Jahrhundert beginnt eine noch immer steigende, von dem Rechtsstaatsge­danken und der beachtlichen Vergütung der gesetzgebe­rischen Tätigkeit der Abgeordneten und ihrer Gehilfen nicht unwesentlich beeinflusste Gesetzesflut. Paul Laband trennt das formelle Gesetz von dem materiellen Gesetz (z. B. Rechtsver­ord­nung).

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 4, 6, 31, 50, 52, 78, 101, 138, 181, 189, 199, 254; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 863; Schubert, A., Augustins Lex-aeterna-Lehre, 1924; Wengler, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt, 1958; Kopp, H., Inhalt und Form der Gesetze, 1958; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Kirschenmann, D., „Gesetz“ im Staatsrecht und in der Staatsrechtslehre des Nationalsozialismus, 1970; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Schott, C., Rechtsgrundsätze und Gesetzeskorrektur, 1975; Genicot, L., La Loi, 1977; Willoweit, D., Gesetzes­publikationen und verwaltungsinterne Gesetzge­bung, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 601; Berman, H., Law and Revolution, 1983; Lübbe-Wolff, G., Das wohlerworbene Recht als Grenze der Gesetzgebung im neunzehnten Jahrhundert, ZRG GA 103 (1986), 104; Zum römischen und neuzeitlichen Gesetzesbegriff, hg. v. Behrends, O. u. a., 1987; Karpen, U., Entwicklung des Gesetzesbegriffes in Deutschland, (in) Gedächtnis­schrift W. Martens, 1987; Hattenhauer, H., Richter und Gesetz (1919-79), ZRG GA 106 (1989), 46; Das Gesetz in Spätantike und Frühmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1992; Flach, D., Die Gesetze der frühen römischen Republik, 1994; Nomos und Gesetz, hg. v. Behrends, O. u. a., 1995; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit, 1996; Schilling, L., Gesetzgebung im Frankreichs Ludwigs XIII., (in) Ius commune 24 (1997), 91; Simon, T., Krise oder Wachstum?, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Gesetz und Gesetzgebung im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1998; Weber, R., Das Gesetz bei Philon von Alexandria und Flavius Josephus, 2001; Igwecks, T., Die drei Lesungen von Gesetzen im deutschen Bundestag, 2002; Elster, M., Die Gesetze der mittleren römischen Republik, 2003; Holzborn, T., Die Geschichte der Gesetzespublikation, 2003; Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003; Stolleis, M., Das Auge des Gesetzes, 2004, 3. A. 2014; Schröder, J., Gesetz und Naturgesetz in der frühen Neuzeit, 2004; Gesetz und Vertrag, hg. v. Behrends, O. u. a., 2004ff.; Schilling, L., Normsetzung in der Krise, 2005; Alexandrino Fernandes, J., Die Theorie der Interpretation des Gesetzes, 2005; Albrecht, M., Die Methode der preußischen Richter, 2005; Vec, M., Recht und Normierung in der industriellen Revolution, 2006; Der biblische Gesetzesbegriff, hg. v. Behrends, O., 2006; Schennach, M., Zuschreiben von Bedeutung, ZRG GA 125 (2008), 133; Transformation des Gesetzesbegriffs im Übergang zur Moderne? hg. v. Walther, M. u. a., 2008; Kullmann, W., Naturgesetz in der Vorstellung der Antike, 2010; Landau, P., Kritische Anmerkungen zu Thomas Simons Bestreitung der gesetzespositivistischen Umwälzung des hohen Mittelalters (in) FS Jan Schröder, 2013, 81; Schmidt-Gabain, F., Die Seelen der Gesetze, 2014; Das Gesetz – The Law – La Loi, hg. v. Speer, A. u. a., 2014; Hummel, L., Allgemeines Gesetz und Einzelfallgerechtigkeit im kanonischen und staatlichen Recht, 2015; Thomalla, K., Herrschaft des Gesetzes, nicht des Menschen, 2018

Gesetzblatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – auch nicht Gesetzesblatt -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das amtliche Druckwerk, in dem Gesetze (und Rechtsverordnungen) zu veröffentlichen sind (nach älteren lokalen vermischten und oft nur teilweise abdruckenden Intelligenzblättern beispielsweise Frankreich 4. 12. 1793 Bulletin des lois de la république, 1795 bzw. 1803 feste Zeitpunkte für das Inkrafttreten, Bayern 1799 bzw. 1800/1802 Kurbayrisches Regierungs- und Intelligenzblatt, Baden 1803 Kurfürstliches Regierungsblatt, Württemberg 1807 König­lich württembergisches Staats- und Regie­rungsblatt, Westphalen 1807, Großher­zogtum Hessen 1808 Großherzoglich Hessische Zeitung, Preußen 1810 Gesetzessammlung, Mecklenburg-Schwe­rin 1812, Oldenburg 1814, Hannover 1818, Sachsen 1818, Österreich 1. 10. 1849 Allgemeines Reichs-Ge­setz­- und Regierungsblatt für das Kai­sertum Öösterreich, Schleswig-Holstein 1849, Verfassung des Deutschen Reiches von 1871, Frist von 14 Tagen). Um etwa 1860 ist die formelle Gesetzespublikation durchgesetzt und demenstsprechend die inhaltliche Kenntnisnahme der Öffentlichkeit zweitrangig.

Lit.: Lukas, J., Über die Gesetzespublikation in Öster­reich und dem Deutschen Reiche, 1903; Silvestri, G., Die deutschsprachigen Gesetzblätter Österreichs, 1967; Wil­lo­weit, D., Gesetzespubli­kationen und ver­waltungsinterne Gesetzgebung in Preußen vor der Kodifikation, (in) Gedächtnis­schrift H. Conrad 1979, 601; Ruppert, S., Die Entstehung der Gesetzblätter (in) Juristische Zeitschriften, hg. v. Stolleis, M., 1999, 67ff.; Holzborn, T., Die Geschichte der Gesetzespublikation, 2003; Mertens, B., Gesetzge­bungs­kunst im Zeitalter der Kodigfikationen, 2004

Gesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [VillingenStR. 29] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das umfassende Gesetz. Es findet sich (als Kompilation) bereits in dem Altertum (Codex Theodosianus, theodosianisches Gesetzbuch, Codex Justinianus, Gesetzbuch Justinians). Danach erscheint es (als Kodifikation) wieder in der frühen Neuzeit (beispielsweise Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Code civil Frankreichs 1804, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811/1812 u. s. w.).

Lit.: Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deut­schen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Strauch, D., Rechtsbücher und Gesetzbücher im Norden, ZRG GA 130 (2013), 37

Gesetzesauslegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Auslegung, →Interpretation, →Gesetz

Lit.: Wesel, U., Rhetorische Statuslehre und Gesetzesauslegung der römischen Juristen, 1967; Pauly, S., Organisation, Geschichte und Praxis der Gesetzesauslegung des königlich preußischen Oberverwaltungsgerichts 1875-1933, 1987

Gesetzesblatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Gesetzblatt

Gesetzesinitiative (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Initiative zu der Schaffung eines Gesetzes. Sie steht zunächst dem Monarchen zu (Kaiser des Heiligen römischen Reiches, Baden 1818, Bayern 1818, Sachsen 1831), wird aber bald auch den Volksvertretungen zu­gesprochen (Kurhessen 1831, Preußen 1850). In dem Deutschen Reich von 1871 hat sie der Bundesrat und der Reichstag sowie nach streitiger Ansicht der Kaiser, 1919 die Reichsregierung und die Mitglieder des Reichstags (daneben Volks­entscheid), in der Bundesrepublik Deutsch­land (1949) die Bundesregierung, der Bundestag und der Bundesrat, in Österreich (1920 die Mitglieder des Nationalrats, der Bundesrat bzw. ein Drittel seiner Mitglieder und die Bundesregierung (seit 1991 auch Volksbegehren), in der Schweiz (1919) jedes Mitglied der Bundesver­sammlung, jede politische Kommission, jeder Kanton und der Bundesrat (Regierung, daneben u. U. das Staatsvolk).

Lit.: Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung, 1958, 2. A. 1958, Neudruck 1988

Gesetzespositivismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lasteinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Form des Positivismus in dem Recht, die in dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts das Recht allein auf das den Volkswillen verkörpernde →Gesetz gründet. Der Gesetzespositivismus geht davon aus, dass das ordnungs­mäßige Zustandekommen des Gesetzes Willkür ausschließt und Gerechtigkeit gewährleistet. Deshalb bindet er den Richter fest an das Gesetz.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 189

Gesetzessammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), Gesetzsammlung, ist die Zusammenstellung einzelner Gesetze zwecks Vermehrung der Rechtssicherheit. Sie erfolgt in dem Altertum zunächst privat (→Codex Gregorianus 294, →Codex Hermogenianus) und danach in dem besonderen Gesetzbuch (→Codex Theodosianus, →Codex). Auch in der Neuzeit erweisen sich teils amtliche, teils private Gesetzes­sammlungen als notwendig oder sinnvoll.

Lit.: Köbler, DRG 181; Codex Austriacus, 1704, 1748, 1752, 1777; Justizgesetzsammlung (Öster­reichs), 1780-1848; Politische Gesetzsammlung (Österreichs) 1793-1848; Quellensammlung zum deutschen Reichs­staatsrecht, hg. v. Triepel, H., 1907, 5. A. 1931

Gesetzessprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der für Island (930-1262/1271) gesicherte bzw. abgeändert auch vielleicht für Norwegen (um 1100) und Schweden wahrscheinliche, auf Zeit oder Lebenszeit gewählte Rechtskundige, der in der Volksversammlung (→Ding) das Recht mündlich vorträgt. Die Herkunft des Gesetzessprechers ist unbekannt. In Island verschwindet der Gesetzessprecher in dem 13. Jahrhundert wieder (1263 Anschluss an Norwegen).

Lit.: Köbler, DRG 70; Maurer, K., Das Alter des Gesetzessprecheramtes in Norwegen, (in) FG L. Arndt, 1875, 1; Schröder, R., Gesetzsprecheramt und Priestertum bei den Germanen, ZRG GA 4 (1883), 215; Lehmann, K., Zur Frage nach dem Ursprunge des Gesetzsprecheramtes, ZRG GA 6 (1885), 193; Haff, K., Der germanische Rechtssprecher als Träger der Kontinuität, ZRG GA 66 (1948), 364; Rehfeldt, B., Saga und Lagsaga, ZRG GA 72 (1955), 34; See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964, 44, 82, 107, 195

Gesetzesumgehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Umgehungsge­schäft

Lit.: Schröder, J., Gesetzesauslegung und Gesetzesum­gehung, 1985; Benecke, M., Gesetzesumgehung im Zivilrecht, 2004

Gesetzesvorbehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Notwendigkeit einer gesetzlichen Ermächtigung für Eingriffe (der Verwaltung) in Rechte der Bürger. Nach älteren Ansätzen der Polizeirechtswis­senschaft des 18. Jahrhunderts wird der Gesetzesvorbehalt inhaltlich 1878 von Paul Laband gefordert (Jeder Verwaltungsbefehl muss daher auf einem Gesetz beruhen). Das Wort wird 1895 von Otto Mayer geprägt.

Lit.: Jesch, D., Gesetz und Verwaltung, 1959, 3. A. 1968; Engert, M., Die historische Entwicklung des Rechtsinstituts Verwaltungsakt, 2002

Gesetzgeber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [MHungJurHist. IV 2 S. 106] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach den lateinischen Vorbildern des legisdator und legislator der Urheber eines →Gesetzes. In monarchisch geprägten Zeiten ist dies der →Monarch (beispielsweise Augustus, Diokletian, Justinian), in demokratisch strukturierten Gesellschaften das →Parlament als die Vertretung des Volkes.

Lit.: Kleeberger, W., Die Aufgaben der bayerischen Gesetzgebung in der Vorstellungswelt des 18. Jahrhunderts, Diss. jur. München 1958; Lieberich, H., Kaiser Ludwig der Baier als Gesetzgeber, ZRG GA 76 (1959), 173; Archi, G., Giustiniano legislatore, 1970; Hesse, H., Gesetzgeber und Gesetzgebung in Bayern 1848-1870, 1984; Kipper, E., Johann Paul Anselm Feuerbach, 2. A. 1989; Kummerer, C., Der Fürst als Gesetzgeber in den lateinischen Übersetzungen von Averroes, 1989; Hölkeskamp, K., Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung im antiken Griechenland, 1999; Miersch, M., Der sogenannte référé législatif. Eine Untersuchung zum Verhältnis Gesetzgeber, Gesetz und Richteramt, 2000

Gesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1801 [Gesenius, Meierrecht] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schaffung eines (for­mellen) →Gesetzes. Sie ist in dem Altertum in erheblichem Umfang üblich. In dem Frühmit­telalter ist sie möglich, aber wohl selten. In dem Hoch­mittelalter wird sie verstärkt aufge­griffen. Dabei entsteht in dem Umkreis der oberitalienischen Städte auf der Grundlage der von der Scholastik aufgenommenen Po­litik des Aristoteles die erste Gesetz­gebungslehre, welche die Gesetz­ge­bung in die Mitte der Regierungstätigkeit des Fürsten stellt, aber nördlich der Alpen erst an dem Aus­gang des Mittelalters wirksam wird. Die größte Bedeutung erlangt die Gesetzgebung seit dem Absolutismus (Kodifikationen) und der Auf­tei­lung der Gewalten sowie der Anerkennung des Rechtsstaats. Ab 1888 entwickelt sich in Deutschland eine eigenständige Methodenbe­wegung legislative Rechtswissenschaft (Ru­dolf Stammler), seit etwa 1970 eine Gesetzgebungslehre. Ange­sichts der Profes­sio­na­li­sierung der Gesetzgebung nimmt die Zahl der Gesetzge­bungsakte auf eine vorher un­be­kannte Größe zu (Gesetzgebungsflut des seine Daseinsberechtigung nachweisen wol­lenden gut dotierten und von außerparlamentarischen Interessen beeinflussten bis geprägten Parlaments).

Lit.: Köbler, DRG 191; Niese, H., Die Gesetzgebung der normannischen Dynastie im regnum Siciliae, 1910; Hartz, W., Die Gesetzgebung des Reichs und der weltlichen Territorien in der Zeit von 1495-1555, Diss. phil. Marburg, 1931; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Hattenhauer, H., Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden, Diss. jur. Marburg 1958; Gagnér, S., Studien zur Geschichte der Gesetzgebung, 1960; Mühl, M., Untersuchungen zur altorientalischen und althellenischen Gesetzgebung, 1963; Wolf, A., Typen der Gesetzgebung im Mittelalter, (in) Ius commune 1 (1967); Vanderlinden, J., Le concept de code en Europe occidentale, 1967; Birtsch, G., Gesetzgebung und Repräsentation im späten Absolutismus, (in) HZ 208 (1969), 265; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Ziller, G., 30 Jahre Bundesgesetz­gebung, (in) Bulletin der Bundesregierung 11. September 1979, Nr. 103, 960; Kussmaul, P., Pragmaticum und lex, 1981; Schulze, R., Geschichte der neueren vorkonstitutionellen Gesetzgebung, ZRG GA 98 (1981), 157; Kocher, G., Zur Funktion der Gesetzgebung im 18. Jahrhundert, (in) Das achtzehnte Jahrhundert, Bd. 1 1983, 44; Jakobs, H., Wissenschaft und Gesetzgebung im bürgerlichen Recht, 1983; Stolleis, M., Condere leges et interpretari. Gesetzgebungsmacht und Staatsbildung im 17. Jahrhundert, ZRG GA 101 (1984), 89; Gesetzgebung als Faktor der Staatsentwicklung, 1984; Biesemann, J., Das Ermächtigungsgesetz als Grundlage der Gesetzgebung im nationalsozialistischen Staat, 1985; Renaissance du pouvoir législatif et génèse de l´État, hg. v. Gouron, A. u. a., 1988; Gesetzgebung und Dogmatik, hg. v. Behrends, O. u. a., 1989; Wolf, A., Gesetzgebung in Europa 1100-1500, 2. A. 1996; Ullrich, N., Gesetz­gebungsverfahren und Reichstag, 1996; Simon, T., Krise oder Wachstum? (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Gesetz und Gesetzgebung in der frühen Neuzeit, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1998; Legislation und Justice, hg. v. Padoa Schioppa, A. u. a., 1995; Fuhrmann, J., Theorie und Praxis in der Gesetzgebung des Spätmittelalters in Deutschland, 2001; Prudentia legislatoria, hg. v. Maier, H. u. a., 2003; Mester, G., Die Volksinitiative in Sachsen, 2003; Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004; Schöler, C., Die deutsche Rechtseinheit, 2004; Schwieger, C., Volksgesetzgebung in Deutschland, 2005; Emmen­egger, S., Gesetzgebungskunst, 2006; Mohnhaupt, H., Grundlinien in der Geschichte der Gesetzgebung auf dem europäischen Kontinent vom 16. bis 18. Jahrhundert, (in) ZNR 28 (2006), 124ff.; Gesetzgebung in antiken Gesellschaften - Israel, Griechenland, Rom, hg. v. Burckhardt, L. u. a., 2007; Meyer, A., Dominus noster vult - Anmerkungen zur päpstlichen Gesetz­ge­bung im Spätmittelalter, (in) HZ 289 (2009), 607; Schennach, M., Gesetz und Herrschaft, 2010; From the Judge’s Arbitrium to the Legality Principle- Legislation as a source of Law in Criminal Tribunals, hg. v. Martyn, G. u. a., 2013; Gesetzgebung und politische Kultur in der römischen Republik, hg. v. Walter, U., 2014; Fischer, J., Zur Auslegung von Unberührtheitsklauseln, 2015; Izumo, T., Die Gesetzgebungslehre im Bereich des Privatrechts bei Christian Thomasius, 2015; Heller, H., Die Zivilrechtsgesetzgebung im Dritten Reich. 2015; Steinbach, A., Rationale Gesetzgebung, 2017; Frieling, T., Gesetzesmaterialien und Wille des Gesetzgebers, 2017

gesetzlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1500 [Summa legum 133] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) auf Gesetz beruhend, Gesetz betreffend

Gesetzlicher Richter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Gesetz durch allgemeine möglichst objektive Regeln für den einzelnen Fall vorweg festgelegte zuständige Richter. Mit dieser Einrichtung soll in dem Rechtsstaat unlauterer persönlicher Einfluss­nahme für subjektive Interessen vorgebeugt werden. Nach älteren, bis in das Mittelalter (Kirchenrecht C. 2. q. 1. c. 7) zurückreichenden Ansätzen (beispielsweise auch Petition of right 1628, Bill of rights 1701, Act of settlement 1701, Art. 171 der Verfassung Frankreichs von 1791) wird sie (unabhängig von dem modernen Rechtsstaats­begriff) in dem Deutschen Bund in den Verfassungen des 19. Jahrhunderts verwirklicht (Baden 1818 ordentlicher Richter, Hessen 1820 gesetzlicher Richter, Verfassung des – geplanten - Deutschen Reiches 1848, Gerichtsverfas­sungs­­gesetz von 1877/1879, Einschränkungen in dem Nationalsozialismus und in der Deutschen Demokratischen Republik, Sicherung in Art. 6 I EMRK).

Lit.: Köbler, DRG 200; Pfeiffer, W., Die Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Richteramtes, 1851; Menzel, W., Ausnahmegericht und gesetzlicher Richter, Diss. jur. 1925; Kern, E., Der gesetzliche Richter, 1927; Scupin, H., Der gesetzliche Richter im Bonner Grundgesetz, Diss. jur. Tübingen 1963; 2003; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003; Müßig, U., Der gesetzliche Richter ohne Rechtsstaat?, 2007

gesetzmäßig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 1581 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1581 [DWB. IV 1, 2 Sp. 4082] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dem Gesetz entsprechend

Gesetzmäßigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der dem Gesetz entsprechende Zustand oder Verlauf menschlichen Verhaltens.

Gesetzmäßigkeit der Verwaltung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bindung der Tätigkeit der staatlichen Verwaltungsbehörden an rechtliche Vor­schriften. Die Gesetzmäßigkeit der Verwaltung wird erstmals 1810 von W. J. Behr (System der allgemeinen angewandten Staatslehre) zwecks Verhinderung übermäßiger Einschränkungen der menschlichen Hand­lungs­­freiheit eingefordert.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 199

Gesetzsammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Sammlung von Gesetzen.

Gesinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Langobardischen [643] und dem Altenglichen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 313, 736] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der in einem Hauswesen beschäftigten und der Personalgewalt des Hausvaters unterste­henden Dienstboten (um 1800 etwa zehn Prozent der Bevölkerung). Zu unterscheiden ist dabei zwischen unfreiem Gesinde und freiem Gesinde. Für das unfreie Gesinde gelten zunächst die allgemeinen Regeln der →Grundherrschaft. Für das freie Gesinde entwickeln sich in den Städten in dem Spätmittelalter besondere Gesindevor­schriften (beispielsweise Freiberg um 1300). In dem 18. Jahrhundert werden in dem Heiligen römischen Reich zahlreiche Ge­sindeordnungen erlassen und werden (nach einem Landrechtsentwurf Friedrich Esaias Philipp von Pufendorfs in den Jahren 1770-1772) dann auch in Kodifikationen allgemeine Regeln festgelegt.

Lit.: Köbler, DRG 127; Köbler, WAS; Dorn, J., Versuch einer ausführlichen Abhandlung des Gesin­derechts, 1794; Hertz, G., Die Rechtsverhältnisse des freien Gesindes, 1881, 2. A. 1935; Wuttke, R., Gesindeordnungen und Gesindezwangsdienst in Sachsen, 1893; Kähler, W., Gesindewesen und Gesinderecht in Deutschland, 1896; Fuld, L., Das bürgerliche Recht und das Gesinderecht, 1899; Lennhoff, E., Das ländliche Gesindewesen in der Kurmark Brandenburg, 1906; Könnecke, O., Rechtsgeschichte des Gesindes in West- und Süddeutschland, 1912, Neudruck 1970; Götsch, S., Beiträge zum Gesindewesen in Schleswig-Holstein zwischen 1740 und 1840, 1978; Vormbaum, T., Politik und Gesinderecht im 19. Jahrhundert, 1981; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Schröder, R., Das Gesinde war immer frech und unverschämt, 1992; Dürr, R., Gesinde in der Stadt, 1995; Gesinde im 18. Jahrhundert, 1995; Arbeit im Mittelalter, hg. v. Postel, V., 2006; Dienstbotinnen, hg. v. Barth-Scalmani, G. u. a., 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Sagemann, M., Krankenfürsorge für das Gesinde, 2012; Pierson, T., Das Gesinde und die Herausbildung moderner Privatrechtsprinzipien, 2016

Gesta (N.Pl.) municipalia (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx] lat., in den Munizipien Geschehenes) sind in dem ausgehenden Altertum gemeindliche Verzeichnisse oder öffentliche Akten.

Lit.: Hirschfeld, B., Die gesta municipalia, Diss. Marburg 1904; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977

Gestalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 13. Jahrhundert [Der Jüngere Titurel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 369] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Beschaffenheit, Erscheinung

gestalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) formen, machen, schaffen

Gestaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Schaffung von Gestalt, Formung

Lit.: Steiner, R., Das Gestaltungsrecht, 1984; Hat­tenhauer, C., Einseitige private Rechtsgestaltung, 2011

Gestaltungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort 1903 Emil Seckel) ist das Recht auf Gestaltung bzw. Änderung einer Rechtslage in einem fremden Rechtsbereich durch eigene Handlung (beispielsweise einseitiges Rechtsgeschäft). Es geht in seiner Entwicklung auf Savigny (anfechtbares Rechtsgeschäft), Windscheid (1856), Brinz und Zitelmann zurück.

Lit.: Steiner, R., Das Gestaltungsrecht, 1984; Hat­tenhauer, C., Einseitige private Rechtsgestaltung, 2011

Geständnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1540 [Zips Art. 57] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. [F.] confessio) ist das Eingestehen der Wahrheit einer von einem anderen behaupteten Tatsache durch einen Verfahrensbeteiligten. Das Geständnis gehört, weil es weiteren Streit entbehrlich macht, schon in die Anfänge des Verfahrensrechts. Dort wird es später als Königin der Beweismittel angesehen. Seiner Erzielung dient vor allem von dem 13. Jahrhundert bis zu dem 18. Jahrhundert die →Folter. In der Gegenwart erstreben fast drei Viertel der strafverfahrensrechtlichen Ermittlungen die Erlangung eines Geständnisses und beruht rund die Hälfte der Verurteilungen auf einem Geständnis, wobei über das Geständnis auch eine Absprache des Täters mit dem Gericht möglich ist.

Lit.: Kaser § 84 I 2; Köbler, DRG 117; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, 1879; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1914, 400; Kleinheyer, G., Zur Rolle des Geständnisses im Strafverfahren, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1980, 367ff.; Hauer, J., Geständnis und Absprache, 2007

Gestapo (geheime Staatspolizei, Wort 1933, Wort bzw. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist die aus meist fähigen und harten, dem Staat aus Überzeugung dienenden, selbst vor brutalsten Maßnahmen nicht zurückschreckenden Poli­zis­ten zusammengesetzte politische Polizei (beispielsweise in dem nationalsozialistischen Deutschen Reich). Etwa einem Drittel der Gestapochefs des Jahres 1938 gelingt die Erreichung einer ihrer Ausbildung entsprechenden beruflichen Stellung in der Bundesrepublik Deutschland.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Weyrauch, W., Gestapo V-Leute, 1989; Gellately, R., Die Gestapo und die deutsche Gesellschaft, 2. A. 1994; Heuer, H., Geheime Staats­polizei, 1995; Die Gestapo, hg. v. Paul, G. u. a., 1995; Johnson, E., Nazi Terror, 1999; Stolle, M., Die Geheime Staatspolizei in Baden, 2001; Schmidt, S., Gestapo, Strafjustiz und „Kanzelmissbrauch“ in Südbayern 1933 bis 1939, 2002; Bornschein, J., Gestapochef Heinrich Müller, 2004; Dams, C. u. a., Die Gestapo, 2008; Die Gestapo nach 1945, hg. v. Mallmann, K. u. a., 2009; Wallbaum, K., Der Überläufer - Rudolf Diels (1900-1957), 2010; Thalhofer, E., Entgrenzung der Gewalt, 2010; Lageberichte rheinischer Gestapostellen, Bd. 1 bearb. v. Faust, A. u. a., 2012; Breit, J., Das Gestapo-Lager Innsbruck-Reichenau, 2017

gestehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [Kärnten/Karajan 8] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zugeben, eingestehen

gestio, lat., F., Verhalten, Führung, Ausführung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gerere

gesund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) heil, unversehrt

Gesundes Volksempfinden (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem nationalsozialistisch bestimmten Deutschen Reich (1933-1945) die der Ideologie entsprechende allgemeine Anschauung, die als Korrektiv eines formaljuristisch gefundenen, dem →Nationalsozialismus unannehmbar erschei­nenden richterlichen Ergebnisses verwendet wird.

Lit.: Rückert, J., Das „gesunde Volksempfinden“ - eine Erbschaft Savignys, ZRG GA 103 (1986), 199

Gesundheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unversehrtheit eines Lebewesens, wofür das Deutsche Reich als oberste Reichsbe­hörde für das Medizinalwesen ein Kaiser­liches Gesundheitsamt gründet (1918 Reichs­gesund­heitsamt, 1952 Bundesge­sund­heits­amt, 1994 aufgelöst zu Gunsten des Bundesinstituts für Infektionskrankheiten, des Bundesinstituts für Verbraucherschutz und Veterinärmedizin und des Bundesinstituts für Arzneimittel und medizinische Produkte).

Lit.: Bergmann, A., Der entseelte Patient, 2004, 2. A. 2015; Möller, C., Medizinalpolizei, 2005; Grumbach, T., Kurmainzer Medicinalpolicey, 2006 (von 1650 bis 1803 etwa 240 landesherrliche „Gesetzte“); Hüntelmann, A., Hygiene im Namen des Staates, 2008; Vasold, M., Grippe, Pest und Cholera, 2008, 2. A. 2012(, Taschenbuch 2015); Briesen, D., Das gesunde Leben, 2010; Hierholzer, V., Nahrung nach Norm, 2010; Schlich, T., The Origins of Organ Transplantation Surgery and Laboratory Science, 1880-1930, 2010; Kerscher, W., Der preußische Weg zum Impfzwang, 2011; Oliver, L., The Body Legal in Barbarian Law, 2011; Die Behandlung der Sozial- und Gesundheitspolitik in den thüringischen Landtagen, hg. v. Thüringer Landtag, 2012; Umehara, H., Gesunde Schule und gesunde Kinder, 2013; Jütte, R., Krankheit und Gesundheit in der frühen Neuzeit, 2013; Cavallo, S. u. a., Healthy Living in Late Renaissance Italy, 2013; Mölling, K., Supermacht des Lebens, 2014; Schwerin, A., Strahlenforschung, 2015; Geschichte der Prävention, hg. v. Hähner-Rombach, S., 2015; Technisierung des Alltags, hg. v. Weber, K. u. a., 2015; Lauterbach, K., Die Krebsindustrie – Wie eine Krankheit Deutschland erobert, 2015; Linek, J., Gesundheitsvorsorge in der DDR zwischen Propaganda und Praxis, 2016; Zimmer, T., Welt ohne Krankheit, 2017

geteilt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., zu teilen, V.) in Teile aufgelöst, gegliedert

Geteiltes Eigentum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (seit dem Hochmittelalter in Anlehnung an die in dem römischen Recht dem Erbpächter eröffnete [lat.] rei vindicatio [F.] utilis anerkannte,) an mindestens zwei in unterschiedlicher Stärke berechtigte Beteiligte aufgeteilte „Eigentum“ (beispielsweise Obereigentum mit Anrecht auf Substanz, Untereigentum [neben Recht auf die Substanz vor allem Nutzung]). Es wird von Naturrecht, Liberalismus, Kant und vor allem von →Thibaut (1801) abgelehnt und zwar noch nicht von dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und dem Allgemeinen Gesetzbuch Österreichs (1811/1812, § 357 ABGB, ver­altet spätestens mit der Grund­entlastung 1848), aber doch bereits von dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) und von dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ausge­schlossen. Es soll in veränderter Form in dem Vorbehaltseigentum, in dem Sicherungs­eigentum oder in der Wohnraum­miete fort­leben (str.).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Pichler, J., Das geteilte Eigentum im ABGB, (in) ZNR 1986, 23; Krauss, F., Das geteilte Eigentum im 19. und 20. Jahrhundert, 1999; Lehmann, J., Sachherrschaft, 2004

Getto (Ghetto) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische der Neuzeit und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) 1531 Geto nuovo neue Gießerei in Venedig, seit 1595 Judenviertel)

Lit.: Die Yad Vashem Enzyklopädie der Ghettos während des Holocaust, hg. v. Guy, M u. a., 2014; Der Arzt Hermann Strauß 1868-1944, hg. v. Reincke, H., 2014; Bethke, S., Tanz auf Messers Schneide – Kriminalität und Recht in den Ghettos Warschau, Litzmannstadt und Wilna, 2015; Heyde, J., „Das neue Ghetto“?, 2019

Geverde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort Gefährde Trient 1306, F.) Gefahr, Gefährdung, List, Betrug, →Gefährde

Lit.: Gudian, G., Zur rechtlichen Bedeutung der Formel „ane geverde“ im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 333

Gewähr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Sachsen 1390) Sicherheit

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

gewähren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 91] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) leisten, geben

gewährleisten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1715 [MHungJurHist. V 2 S. 397 Ungarn] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Gewähr geben

Gewährleistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1706 [Grupen, Disc. 481 Hannover] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Einstehen für die Mangelfreiheit (Freiheit von Sachmangel und Rechtsmangel) einer Sache oder eines Werkes. Sie findet sich sachlich bereits in dem römischen Kaufrecht (→Wandelung, →Minderung, Entwerung). Entsprechend muss auch der Vermieter einstehen. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes wird sie (den einheimischen Grundsatz „Augen auf, Kauf ist Kauf“ zurückdrängend) übernommen.

Lit.: Kaser § 41; Hübner; Köbler, DRG 46, 214; Lautner, J., Grundsätze des Gewährleistungsrechts, 1937; Jakab, E., Praedicere und cavere beim Marktkauf, 1997; Ernst, W., Neues zur Sachmängelgewährleistung, ZRG GA 116 (1999), 208; Wenzel, A., Das Gewährleistungsrecht in der Spruchpraxis des preußischen Kammergerichts von 1794-1810, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Wiegard, G., Vom tempus utile zum bref délai, 2014

Gewährschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1169/1175 [Köln/Beyerle, UrkFälsch. 251] belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort 1298?) ist das Einstehen des Veräußerers einer Sache für den Fall, dass ein Dritter von dem Erwerber die Sache herausverlangt. In dem römischen Recht erhält der Erwerber aus der (lat. [F.]) mancipatio (Handgreifung) das Recht, in einem solchen Fall den Veräußerer als seinen (lat. [M.]) auctor (Vormann) zu prozessualer Beistandschaft zu veranlassen, um die Sache gegen den (angreifenden) Dritten zu verteidigen. Verweigert der Veräußerer die Unterstützung oder erteilt er sie erfolglos, so dass der Dritte die Sache erhält, so muss der Veräußerer dem Erwerber den doppelten Kaufpreis leisten. Außerhalb der (lat. [F.]) mancipatio wird dieses Ergebnis durch eine vertragliche Abrede auf Leistung des doppelten Kaufpreises erreicht. In dem deutschen Recht entwickelt sich in dem Frühmittel­alter (str.) eine Gewährschaftsbürg­schaft und daraus eine allgemeine Gewährschaft.

Lit.: Kaser § 41 V; Hübner 577f.; Rabel, E., Die Haftung des Verkäufers wegen Mangels im Recht, 1902; Gillis, F., Gewährschaftszug und laudatio auctoris, 1911; Ullrich, G., Eine Urkunde über Ge­währschaft nach fränkischem Recht, ZRG GA 59 (1939), 269; Eckhardt, K., Gewährschaft und Übereignung, (in) Beiträge zur Geschichte der Werralandschaft 4, 1937; Partsch, G., Zur Entwicklung der Rechtsmangelhaftung des Veräußerers, ZRG GA (1960), 87

Gewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 33, um 1000 Notker III 56] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 790) ist der Einsatz von Kraft zu der Erreichung eines Zieles sowie die Möglichkeit hierzu. Der moderne Staat strebt das Gewaltmonopol an. Deswegen versucht er die Gewalt des Einzelnen möglichst auszuschließen. →väterliche Gewalt

Lit.: Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 817; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt, 2. A. 1981; Buisson, L., Potestas und caritas, 2. A. 1982; Wenninger, L., Geschichte der Lehre vom besonderen Gewaltverhältnis, 1982; Richardi, H., Schule der Gewalt, 1983; Willoweit, D., Die Herausbildung des staatlichen Gewaltmonopols, (in) Konsens und Konflikt, hg. v. Randelzhofer, A. u. a., 1986, 313; Roth, A., Kollektive Gewalt und Strafrecht, 1989; Die Gewalt in der Geschichte, hg. v. Sieferle, R., 1998; Lacour, E., Schlägereien und Unglücksfälle, 2000; Violence in Medieval Society, hg. v. Kaeuper, R., 2000; Ruff, J., Violence in early modern Europe 1500-1800, 2001; Töngi, C., Geschlechterbeziehungen und Gewalt, 2002; Gewalt, hg. v. Bulst, N. u. a., 2004; Töngi, C., Um Leib und Leben, 2004; Hahn, J., Gewalt und religiöser Konflikt, 2004; A Great Effusion of Blood?, hg. v. Meyerson, M. u. a., 2004; Gewalt im Mittelalter, hg. v. Braun, M. u. a., 2005; Gewalt in der frühen Neuzeit, hg. v. Ulbrich, C. u. a., 2005; Göbel, A., Vom elterlichen Züchtigungsrecht zum Gewaltverbot, 2005; Angenendt, A., Toleranz und Gewalt, 2006; Boari, M., La coercizione privata nella Magna Glossa, 2007; Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums, hg. v. Zimmermann, M., 2009; Metz, K., Geschichte der Gewalt, 2010¸ Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; North, D. u. a., Gewalt und Gesellschaftsordnungen, 2011; Schimrosczyk, C., Zivilrechtliche Schutzmöglichkeiten gegen Gewalt in der Ehe, 2012; Spierenburg, P., Violence and Punishment, 2012; Loetz, F., Sexualisierte Gewalt 1500-1850, 2012; 1989 und die Rolle der Gewalt, hg. v. Sabrow, M., 2012; Kollektive Gewalt in der Stadt - Europa 1890-1939, hg. v. Lenger, F., 2013; Schäfer, G., Gewalt und Politik, hg. v. Schyga, P., 2014; Mauntel, C., Gewalt in Wort und Tat, 2014; Politische Gewalt in Deutschland, hg. v. Brunner, J. u. a., 2014; Schreiber, H., Restitution von Würde, 2015; Gewalt und Widerstand in der politischen Kultur des späten Mittelalters, hg. v. Kintzinger, M. u. a., 2015; Baberowski, J., Räume der Gewalt, 2015; Weinke, A., Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit, 2016; Gat, A., The Causes of War and the Spread of Peace, 2017; Hoebel, T. u. a., Gewalt erklären!, 2019; The Cambridge World History of Violence, hg. v. Edwards, L. u. a., Band 2 2020, Band 4 2020

Gewaltenteilung (Gewaltentrennung) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufteilung der staatlichen Hoheitsgewalt in mehrere grundsätzlich autonome und als gleichwertig geltende, sich gegenseitig kontrollierende und beschrän­kende, von unterschiedlichen Menschen tatsächlich innegehabte Gewalten. Die Vorstellung von der Notwendig­keit der Gewaltenteilung entsteht unabhängig von älteren Gedankengängen (beispielsweise Herodot, Plato [427-347 v. Chr.], Aristoteles [384-322 v. Chr., dreigliederige Funktionszu­schreibung von gesetzgebender, ausführender und richterlicher Staatskompetenz], Polybios [2. Jahrhundert v. Chr.], Cicero [106-43 v. Chr.]) und Wirklich­keitsansätzen (römische Republik) in der frühen Neuzeit (Florenz 16. Jahrhundert, Henning Arnisaeus, Johannes Limnaeus) als Folge der gegen den →Absolutismus eines Monarchen gerichteten Aufklärung. Vielleicht schon (vor) 1690 entwickelt John →Locke (1632-1704) in England zu der Sicherung der Freiheit des Einzelnen die Trennung von ausführender Gewalt (executive power) und gesetzgebender Gewalt (legislative power) (1690 Two Treatises of Government, Zwei Abhand­lungen über die Regierung). 1730/1731 greift dort Henry St. John Viscount Bolingbroke (1678-1751) in seinen Remarks on the History of England die dreigliederige Gewaltenteilung des Aristoteles theoretisch wieder auf. 1748 setzt sich in Frankreich Charles (de Secondat Baron de la Brède et de) →Montesquieu (1689-1755) unter Ausschluss rechtsfreier Handlungsspiel­räume etwa des Königs sehr wirkungsvoll für die Dreiteilung Exekutive, Legislative und Judikative ein (De l’ésprit des lois, Von dem Geist der Gesetze). Als staatlicher Grundsatz werden diese Gedanken erstmals 1776 in Nordamerika in den Bill of Rights von 1776 und 1780 und in der Philadelphia Convention umgesetzt. In Frankreich greifen dies an dem 26. 8. 1789 die Déclaration des droits de l’homme et du citoyen (Erklärung der Menschenrechte und Bürgerrechte, Art. 16), an dem 16. 8. 1790 ein besonderes Gesetz und 1791 (III, Art. 3-5), 1795 und 1848 die Verfassungen auf. In dem deutschen Bereich behält die Vorstellung von der Einheit des Staates und der Macht der Fürsten Gewicht, steht die Staatswissenschaft der Gewal­tenteilungslehre mehrheitlich kritisch gegen­über und übernehmen die meisten, entweder dem Vorbild Frankreichs von 1814 oder dem Vorbild Belgiens von 1831 folgenden Ver­fassungen der deutschen Einzel­staaten in ihren Text (nur) die Bestimmung, dass alle Gesetze der Zustimmung des Landtags bedürftig seien, welche die Freiheit oder das Eigentum der Staatsangehörigen betreffen. Später wird das Gewaltenteilungsschema aber leitendes Ordnungs­prinzip. In der Verfassung des Deutschen Reiches von 1871 ist die Gewaltenteilung zwischen Exekutive und Legislative in dem Nebeneinander von Reichstag und Reichsrat einerseits und monarchischem Präsidium andererseits erkennbar. Durch die Verfassung von Weimar (1919) wird das dreigliederige Gewaltenteilungsprin­zip in dem Deutschen Reich eingeführt. In der Demokratie, in der alle Gewalt von dem Volk ausgeht, wird die Gewaltenteilung ver­schiedentlich in Frage gestellt (beispielsweise Volks­demokratie), hat aber auch hier als Schutz vor Missbrauch tatsächliche Vorzüge. Von dem 24. 3. 1933/30. 1. 1934 bis 1945 wird die Gewal­tenteilung in dem Deutschen Reich zumindest tatsächlich aufgehoben. Art. 20 II GG kehrt zu der Gewaltenteilung zurück. In England werden die Gewalten 2003 entflochten.

Lit.: Köbler, DRG 190, 197, 200; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 923; Klimowski, E., Die englische Gewaltenteilungslehre bis zu Montesquieu, 1927; Kägi, O., Zur Entstehung, Wandlung und Problematik des Gewaltenteilungsprinzips, 1937; Imboden, M., Montesquieu und die Lehre von der Gewaltentrennung, 1959; Korioth, S., Monarchisches Prinzip und Gewaltenteilung unvereinbar? (in) Der Staat 37(1998), 27ff.; Gewaltentrennung im Rechtsstaat, hg. v. Merten, D., 1989; Executive and Legislative Powers in the Constitutions of 1848-1849, hg. v. Dippel, H., 1999; Pahlow, L., Justiz und Verwaltung, 2000; Pahlow, L., Zur Theorie der Gewaltenteilung im 18. Jahrhundert, (in) Aufklärung 15 (2003), 275; Máthé, G., Die Problematik der Gewaltentrennung, 2004; Racky, M., Die Diskussion über Gewaltenteilung und Gewaltentrennung im Vormärz, 2005; Höchli, D., Der Florentiner Republikanismus, 2005; Maier, C., Gewaltenteilung bei Aristoteles, 2006; Riklin, A., Machtteilung, 2006; Hegewisch, N., Verwaltung und Gewaltenteilung im Vormärz, 2016

Gewaltverhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Gewalt bestimmte Verhältnis (beispielsweise zwischen Allge­meinheit und Einzelnem).

Lit.: Wenninger, L., Geschichte der Lehre vom besonderen Gewaltverhältnis, 1982

Gewann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1305 [DOrdHessenUB. II Nr. 74] in 31 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.?) ist die vielleicht in der Grund­herrschaft in dem Hochmittelalter und in dem Spätmittelalter ausgebildete Unterteilung der Ackerflur des mittelalterlichen Dorfes in Gruppen gleichförmiger und einheitlich zu bewirtschaftender Streifen, wobei jeder Hofstätte eines Dorfes in jedem Gewann ein Flurstück zugeteilt wird. Die Gewanne wer­den wegen ihrer verhältnismäßigen Unwirt­schaftlichkeit in der maschinenbestimmten Landwirtschaft durch die Flurberei­nigung des 20. Jahrhunderts beseitigt.

Lit.: Haff, K., Gewann – Aas, ZRG GA 42 (1921), 465; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 42; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985; Rösener, W., Agrarwirtschaft, 1992

Gewedde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur als Verweis bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar →Gewette

Lit.: Ebel, F., Der Traktat „Von gewedde, ZRG GA 99 (1982), 276

Gewerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1190 [Sante Servatien Leben] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die erlaubte, auf Dauer und Gewinnerzielung (str.) gerichtete selbständige Tätigkeit. In Rom finden sich sachlich neben der Plan­tagenwirtschaft von Großgrundherren auch mit Hilfe von Sklaven betriebene Manu­fakturen für Textilien, Metallwaren und Keramik, die allerdings noch keinen Maschineneinsatz kennen. In den Wirren des 3. Jahrhunderts n. Chr. verfällt die ge­werb­liche Produktion. Sie beginnt neu in der frühmittelalterlichen Grundherrschaft (beispielsweise Schmied, Töpfer, Weber), gelangt aber erst in der hoch­mittelalterlichen Stadt zu größerer Bedeutung. Dort wird das Gewerbe in der →Zunft organisiert und reglementiert. In dem 19. Jahrhundert löst der Liberalismus die Zwangsordnung auf, nimmt den Zünften den Zunftzwang und schafft die →Gewerbefreiheit, aber auch die staatliche Gewerbeaufsicht.

Lit.: Köbler, DRG 67, 78, 97, 134, 175, 225, 250; Eberstadt, R., Das französische Gewerberecht, 1899; Schulte, E., Das Gewerberecht der deutschen Weistümer, 1909; Peterka, O., Das Gewerberecht Böhmens im 14. Jahrhundert, 1909; Fecht, O., Die Gewerbe der Stadt Zürich, 1909; Koehne, C., Gewerberechtliches in deutschen Rechtssprichwörtern, 1915; Heimpel, H., Das Gewerbe der Stadt Regensburg, 1926; Mannert, L., Die öffentliche Förderung der gewerblichen Produktionsmethoden, 1930; Huber, H., Die Arbeitsverfassung im Süderländer und Siegener Eisengewerbe, Diss. jur. Göttingen 1956; Kreutzberger, E., Das Gewerberecht der Reichsstadt Goslar, 1959; Henning, F., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1ff. 1973f.; Vom Gewerbe zum Unternehmen, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1982; Weyrauch, T., Städtische Amts- und Gewerbeordnungen, 1987; Reininghaus, W., Gewerbe in der frühen Neuzeit, 1990; Ziekow, J., Freiheit und Bindung des Gewerbes, 1992; Karl, M., Fabrikinspektoren in Preußen, 1993; Kraushaar, M., Die Gewerbegerichte, (in) Arbeit und Recht, 1995, 313; Rohde, J., Das Recht der genehmigungs­bedürftigen Anlagen im Gewerbe- und Immissionsschutzrecht von 1810 bis in die Gegenwart, 2000; Vorindustrielles Gewerbe, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2004; Schnattinger, A., Die Rückwirkung des Europarechts auf das deutsche Gewerberecht, 2005; Sack, R., Das Recht am Gewerbebetrieb, 2007

Gewerbefreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gegen die Zünfte und den Zunftzwang gerichtete Freiheit der gewerblichen Betätigung (Frankreich 1791, Preußen 1807/1810/1811/1845, England 1814, Dänemark 1849/1857, Österreich 1859). Sie ist in den Einzelheiten in dem Deutschen Reich durch die →Gewerbeordnung (ursprünglich des Norddeutschen Bundes) von 1869 näher ausgestaltet. Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft/Europäischen Union sind alle nicht aus zwingenden Gründen des Allgemeininteresses notwen­digen Beschränkungen grenzüber­schrei­tender gewerblicher Betätigung rechtswidrig bzw. verboten.

Lit.: Köbler, DRG 175, 176; Rohrscheidt, K. v., Vom Zunftzwange zur Gewerbefreiheit, 1898; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3527; Vogel, B., Allgemeine Gewerbefrei­heit, 1983; Baryli, A., Konzessionssystem contra Gewerbefreiheit, 1984; Quante, C., Die geistesge­schichtlichen Grundlagen und die Entwicklung der Gewerbefreiheit in Deutschland, 1984; Schnattinger, A., Die Rückwirkung des Europarechts auf das deutsche Gewerberecht, 2005

Gewerbegericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Gewerbe­rechtsstreitigkeiten (Arbeitsrechts­streitig­keit­en) zuständige Gericht. Nach mittelalterlichen Vorläufern innerhalb der Zünfte entstehen zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf deutschem Boden besondere gewerbliche Fachgerichte, die aber von geringer Bedeutung bleiben. In Frank­reich gründet Napoleon für Lyon an dem 18. 3. 1806 einen (franz. [M.]) Conseil de Prud’hommes (Rat kluger Leute) als Ausnahme von der ordentlichen Gerichtsbar­keit, was von 1809 an verallgemeinert wird und über das Rheinland und Elsass-Lo­thringen auch Eingang in dem deutschspra­chi­gen Raum findet. Die Gewerbeordnung Preußens von 1845 sieht für Streitigkeiten die Anrufung des Gemeindevorstehers vor, was die Gewer­be­ordnung des Norddeutschen Bundes 1869 übernimmt. An dem 29. 7. 1890 wird ein Reichs­gesetz betreffend Gewerbege­richte geschaf­fen. Die danach eingerichteten Gewerbege­richte (Bayern etwa 80) erweisen sich nur als bedingt erfolgreich und werden 1927 durch die Arbeitsgerichte (23. 12. 1926/1. 7. 1927) abgelöst.

Lit.: Zimmermann, U., Die Entwicklung der Gewerbegerichtsbarkeit in Deutschland, 2005; Maier, H., Die württembergische Gewerbe- und Kaufmannsgerichtsbarkeit und insbesondere deren Rechtsprechung zur fristlosen Kündigung aus wichtigem Grund, 2015

Gewerbeordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die rechtliche Regelung des Rechtes der →Gewerbe (beispielsweise Gesetz über die polizeilichen Verhältnisse der Gewerbe, 1811 [Preußen], Braunschweig 1821, Bayern 1825, 1868, Württemberg 1828, Hohenzo­llern-­Hechingen 1842, Allgemeine preußische Gewerbeordnung von dem 17. 1. 1845, Hannover 1847, Entwürfe in dem Deutschen Bund 1848, 1849, Österreich 1859, Nassau 1860, Sachsen 1861, Oldenburg 1861, Baden 1862, Sachsen-Meiningen 1862, Waldeck 1862, Gotha 1863, Reuß jüngere Linie 1863, Coburg 1863, Hamburg 1864, Schwarzburg-Rudolstadt 1864, Schwarzburg-Sondershausen 1865, Lübeck 1866, Reuß ältere Linie 1868), insbesondere in dem Norddeutschen Bund das an dem 21. 6. 1869 geschaffene, später etwa durch die Handwerksordnung oder das Gaststätten­gesetz sachlich eingeschränkte Gesetz.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GewerbeordnungFuerDenNorddeutschenBund1869­.htm; Miritz, T., Geschichte des Gewerberechts von 1869 bis zur Gegenwart, 1983; Ziekow, J., Freiheit und Bindung des Gewerbes, 1992; Rohde, J., Das Recht der genehmigungs­bedürftigen Anlagen im Gewerbe- und Immissions­schutzrecht von 1810 bis in die Gegenwart, 2000

Gewerbesteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 17. Jahrhundert [ÖW. VI 189, Österreich, 1763 NÖsterr./ÖW. VIII 489, Klöntrup, Osnabr. II 81] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem Gewerbeertrag zu leistende Steuer.

Lit.: Köbler, DRG 55; Heni, G., Historische Analyse und Entwicklungen der Gewerbesteuer, 1991; Schnädter, H., Die Geschichte des Gewerbe­steuerrechts, Diss. jur. Köln 1993

gewerblich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Gewerbe betreffend

Gewerblicher Rechtsschutz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wortfolge um 1900, Rechtsschutz 1691) ist der gewerbliche Rechte betreffende Schutz durch die Rechtsordnung. Er umfasst das Recht der Patente (Venedig 1474, England 1623/1624, Frankreich 1791), der Gebrauchs­muster (Deutsches Reich 1871), der Geschmacks­muster (Frankreich 1711, Deutsches Reich 1876), der Zei­chen (Deutsches Reich 30. 11. 1874, 12. 5. 1894, 5. 5. 1936) und des unlauteren Wett­bewerbs (Deutsches Reich 12. 5. 1894, 7. 6. 1909).

Lit.: Tolksdorf, B., Der gewerbliche Rechtsschutz in Deutschland, 1908; Zimmermann, P., Frühe Beispiele aus der Welt der gewerblichen Eigentumsrechte, (in) GRUR 69 (1969), 173; Handbuch der Quellen und Li­te­ratur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,4205; Simon, J., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht und sei­ne gewerblichen Erscheinungsformen, 1981; Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, hg. v. Beier, F. u. a., Bd. 1f. 1991; Wadle, E., Geistiges Ei­gen­tum, Bd. 1f. 1996f.; Ausschüsse für den gewerblichen Rechtsschutz, hg. v. Schubert, W., 1999; Pahlow, L., „Intellectual Property“, „propriété intellectuelle“ und kein „Geistiges Eigentum“? (in) Zs. für Urheber- und Medienrecht 115 (2006) 705ff.; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016

Gewere (Wort in dieser Schreibweise in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – unter Gewähr – ab Mitte 10. Jahrhundert und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht (der sachenrechtliche Vorgang [Ein­kleidung eines Menschen mit einer Sache oder einem Amt, lat. investitura] und) das (aus diesem Vorgang erwachsende) Verhält­nis eines Menschen zu einer Sache oder einem Amt, kraft dessen der Träger vor allem rechtswidrige Zugriffe auf den Gegenstand (defensiv) abwehren (Defensivfunkton) und den Gegenstand nach Weg­nahme (offensiv) herausverlangen (Offensivfunktion) sowie außerdem (translativ) übertragen (Translativfunktion) darf. Die Gewere gilt der herrschenden Meinung als urtümliche Grundfigur des germanischen Sachenrechts. Wahrscheinlich wird sie aber in dem spätantiken Kirchenrecht zu der Sicherung gegenüber sich wandelnden Sa­chen­rechts­verhältnissen ent­wickelt. Sie wird formelhaft als Kleid (lat. vestis d. h. äußere Erschei­nungsform) des (als rein gedanklichen Gebildes unsichtbaren) Sachen­rechts (beispielsweise Eigentum an einem Grundstück) beschrieben. Sie zeigt sich augenscheinlich beispielsweise in dem Innehaben und Benutzen des Gegenstands. Der Aufteilung des Sachenrechts auf mehrere Berechtigte (beispielsweise Obereigentümer, Unter­eigentümer) entspricht die Aufteilung in eine ideelle (unkörperliche) und eine leibliche (körperliche) Gewere. Durch Aus­übung einer ursprünglich fehlerhaft be­gründeten, auf Schein beruhenden Gewere während einer bestimmten Zeit ohne gerichtliche Inan­spruchnahme seitens des Berechtigten kann rechte Gewere entstehen. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem späten Mittelalter wird das Wort Gewere durch das zu (lat. [F.]) possessio gebildete Wort Besitz abgelöst, innerhalb dessen zwischen mittelbarem [unkörperlichem] Besitz beispielsweise des Vermieters und unmittelbarem [körperlichem] Besitz beispielsweise des Mieters unterschieden wird.

Lit.: Hübner 198, 430; Köbler, DRG 74, 90, 123, 162; Köbler, WAS; Albrecht, W., Die Gewere, 1828; Heusler, A., Die Gewere, 1872; Huber, E., Die Bedeutung der Gewere im deutschen Sachenrecht, 1894; Meyer, H., Entwerung und Eigentum im deutschen Fahrnisrecht, 1902; Kiesel, K., Die Bedeutung der Gewere des Man­nes am Frauengute für das Ehegüterrecht des Sachsenspiegels, 1906; Bückling, G., Die Wechselwirkung gewererechtlicher und fronungs­rechtlicher Elemente im Liegenschaftsrecht des deutschen Mittelalters, 1911; Iterson, W. van, Der Ausdruck „mit allerschlachter Nut“ und sein Zusammenhang mit der Gewere, ZRG GA 84 (1967), 310; Levy, E., The Law of Property, 1975; Köbler, G., Die Herkunft der Gewere, (in) TRG 43 (1975), 195; Laske, W., Die Bedeutung des „Gewereanschreibens“ gemäß dem Tractatus de iuribus incorporalibus von 1679, ZRG GA 93 (1976), 344; Ishikawa, T., Die Gewere im Sachsenspiegel, (in) FS H. Thieme, 1986, 59

Gewerke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Geselle

Gewerkschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1540 [GraupenBergb. 29] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Zusammenschluss von Menschen zu einem gewerblichen Zweck, insbesondere in dem Arbeitsbereich der frei­willige Zusammenschluss von Arbeitnehmern zu der Si­cherung und Verbesserung der wirt­schaftlichen und sozialen Bedingungen. In dem Bergrecht ist die Gewerkschaft eine wohl in dem 13. Jahrhundert (Iglau 1249) aus älteren Arbeitsge­nos­senschaften gebildete Gesell­schaftsform ohne festes Grundkapital. Die vor dem Allge­meinen Berggesetz für die preußischen Staaten von dem 24. 6. 1865 gebildete ältere bergrechtliche Gewerkschaft ist →Gesamthand (mit herkömmlich 128 Wertanteilen [Kuxen] an dem Gesellschaftsver­mögen), die Gewerkschaft neueren Rechtes (Preußen 1865) ist juristische Person mit zwischen 100 und 10000 Kuxen. Beide werden in Deutschland in dem Gefolge des Bundesberggesetzes von dem 13. 8. 1980 aufgehoben und in andere Gesellschaftsformen umgewandelt. In dem Ar­beits­recht bildet sich aus älteren Gesellenvereinen die Gewerkschaft (engl. trade union) zuerst in England, wo sie durch Gesetz (Combination Laws von 1799 bzw. 1800) bis 1824 verboten wird. In Deutschland entwickelt sich die Gewerkschaft nach unbedeutenden Anfängen in der Mitte des 19. Jahrhunderts als arbeitsrechtliche Gewerkschaft nach der Aufhebung gesetzlicher Ver­einigungsverbote (Sachsen 1861, Preußen [Verbot 1845] 1867, Norddeutscher Bund 21. 6. 1869 [§ 152 I Gewerbeordnung]). Sie ist regelmäßig nichtrechtsfähiger →Verein. 1868 entsteht ein all­gemeiner deutscher Arbeiterschafts­verband (von 12 so genannten freien Gewerkschaften), 1869 ein Verband der deutschen Gewerkenvereine. 1890 gründen die freien Gewerkschaften die Ge­neralkom­mission der Gewerkschaften Deutsch­l­ands (1919 Allgemeiner Deutscher Gewerkschafts­bund). 1894 entwickeln sich ohne größere Bedeutung auch christliche Gewerk­schaften. An dem 23. 12. 1918 wird von dem Rat der Volksbeauftragten eine Tarifvertragsver­ordnung erlassen, welche die Betä­tigungsfreiheit der Gewerkschaften si­chert. 1919 gewährt Art. 159 der Verfassung des (zweiten) Deutschen Reiches die Verei­nigungsfreiheit zu der Ver­besse­rung der Arbeits- und Wirtschafts­bedingungen. An dem 30. 10. 1923 wird eine Schlichtungsord­nung erlassen. Nach Auflösung der freien Gewerkschaften und Einbeziehung der übrigen Gewerkschaften in die Deutsche Arbeitsfront von 1933 bis 1945 wird 1949 in der Bundesrepublik der Deutsche Gewerkschaftsbund mit (16) Einzelge­werk­­schaften gegründet, dem die Deutsche Angestelltengewerkschaft und der Deut­sche Beamtenbund zu der Seite stehen. Seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert verlieren die (über den Arbeitskampf und ihre Verwaltungskosten zumindest mittelbar Herstellungskosten der Arbeitgeber steigernden und damit bei Kostendruck des Wettbewerbs möglicherweise auch Arbeitslosigkeit von Arbeitnehmern verur­sachenden) Gewerkschaf­ten Mitglie­der und Einfluss.

Lit.: Hübner 312; Köbler, DRG 167, 177, 218, 24; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1 1868, Neudruck 1954, 971; Deutsch, J., Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung, Bd. 1f. 1908ff.; Weber, A., Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit, 1910, 6. A. 1954; Jühe, R./Niedenhoff, H./Pege, W., Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland, 1977, 2. A. 1982; Hägermann, D./Ludwig, K., Europäisches Montanwesen, 1986; Schneider, M., Kleine Geschichte der Gewerkschaften, 1989, 2. A. 2000; Schulte Beerbrühl, M., Vom Gesellenverein zur Gewerkschaft, 1991; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis in Deutschland während der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus, 2005; Kittner, M., Arbeitskampf, 2005; Stadtland, H., Herrschaft nach Plan und Macht der Gewohnheit, 2001; Zwickel, K., Geben und Nehmen, 2005; Gergen, T., Gewerkschaften in der deutschen Rechtsgeschichte, (in) Arbeit und Recht 9 (2006), 307ff.; Hildebrandt, J., Gewerkschaften im geteilten Deutschland, 2010; Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund, hg. v. Mielke, S. u. a., 2011

Gewette, Gewedde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (bei ungeklärter Herkunft) in Ostfalen (Sachsenspiegel) in dem Hochmittelalter die von dem Täter an den Richter zu erbringende Leistung (Strafgeld für schuldhafte Handlungen gegen Recht und Gericht?), die neben der Leistung an den verletzten Kläger steht. →fredus, Bann

Lit.: Sperling, H., Zur Geschichte von Buße und Gewette im Mittelalter, Diss. jur. Straßburg 1874; Friese, V., Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898, 196; Ebel, F., Der Traktat „Von Gewette“, ZRG GA 99 (1982), 276

Gewicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die durch die Anziehungskraft der Erde - ohne wirklich sicher bekannten Grund - bewirkte Schwere einer Gegebenheit. →Maß

Lit.: Mulsow, H., Maß und Gewicht der Stadt Basel, 1910; Kahnt, H., Alte Maße, Münzen und Gewichte, 1986

Gewinn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 64, 235, 392, 398, 747, 797, II 281] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vorteil, Ertrag, Nutzen

Lit.: Fuchs, G., Gewinn als Umbruch der Ordnung? Der Fall des Siegburger Töpfers Peter Knütgen im 16. Jahrhundert, 2019

gewinnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 482, II 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erwerben, erlangen

Gewissen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen und dem Althochdeutschen [AhdGl. I 64] ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 14. Jahrhundert?) ist der das Handeln des Menschen an Hand sittlicher Gründe leitende Teil des Bewusstseins. Wer seinem Gewissen folgt, hat ein gutes oder reines Gewissen, wer ihm zuwiderhandelt ein schlechtes Gewissen. Geprägt ist das jeweilige besondere Gewissen eines Menschen von allgemeinen Einstellungen der jeweils den Einzelnen umgebenden Gesellschaft und von eigenen Erfahrungen.

Lit.: Breitenstein, M., Vier Arten des Gewissens, 2017

Gewissensfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Thudichum, Wetterau I 136] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit der Gewissensbildung wie der Gewissensbe­tätigung. Sie wird nach Anfängen in dem Altertum als Teil der Glaubensfreiheit (in Frankreich) um 1600 erkannt. Sie wird über die Virginia Bill of Rights (1776) und das Allgemeine Landrecht Preußens (II 11 § 2) fester Bestandteil der →Grundrechte (§ 144 S. 1 Verfassung des Deutschen Reiches von 1848, Art. 135 Verfassung von 1919, Art. 4 I GG).

Lit.: Borowski, M., Die Glaubens- und Gewissens­freiheit des Grundgesetzes, 2006; Kaupisch, J., Das Grund­recht der Religionsfreiheit, 2008

Gewohnheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [um 1000 Notker I 69, AhdGl. I 734, II 431] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Lehnübertragung aus lat. [F.] consuetudo) Übung, Sitte, Brauch

Lit.: Buchda, G., „Gewohnheiten“ in der Pößnecker Schöffenspruchsammlung, ZRG GA 78 (1961), 64; Köbler, G., Zur Frührezeption der consuetudo in Deutschland, (in) Hist. Jb. 89 (1969), 337; Gewohnheit, Gebot, Gesetz, hg. v. Jansen, N., 2011

Gewohnheitsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pütter 1757, N.) ist das durch langdauernde Übung in der Überzeugung, damit recht zu handeln, von dem Beteiligten geschaffene Recht. Vermutlich erwachsen die ersten Rechtssätze auf Grund der einfachen gesellschaftlichen Verhältnisse allgemein aus Ge­wohnheiten und entsteht erst zusätzlich hierzu die bewusste Setzung von Recht durch →Gesetz. In Rom wird in der Spätantike neben der kaiserlichen Konstitution auch die von Kaiser Konstantin (319) noch bekämpfte Gewohnheit (lat. [M.] mos, [F.] consuetudo) als Quelle neuen Rechtes anerkannt. In dem Mittelalter wird das partikuläre Gewohnheitsrecht zusammen mit einzelnen Gesetzen (Konstitutionen) in den → Volksrechten und Rechtsbüchern (→Land­rechten) aufge­zeichnet. In der Neuzeit ist das Gewohnheitsrecht als ausschließliches Erzeugnis des Volkes dem Gesetz zunächst noch gleichwertig, wird aber ab etwa 1650 dem Gesetzgeber unterstellt, so dass zu seiner Entstehung die (vermutetete) Zustimmung des Gesetzgebers erforderlich ist. In dem 18. Jahrhundert verlegt man zwar den Ent­stehungsgrund des Gewohnheitsrechts wieder allein in das Volk zurück, indem man den gesetzlichen Vorschriften ein allgemeines Einverständnis des Gesetzgebers hierzu entnimmt, doch wendet sich der absolute Staat mit seiner Gesetzgebung (Kodifikation) gegen das Gewohnheitsrecht (vgl. Einl. § 60 zu dem ALR Preußens, § 10 ABGB Österreichs). Auch der liberale Rechtsstaat des 19. Jahrhunderts bevorzugt trotz der abweichenden Einschätzung durch die (eigentlich auf das wissenschaftliche Recht zielende) →historische Rechtsschule das Gesetz. Dennoch gibt es noch in der Gegenwart gewohnheitsrechtliche Rechts­bildung (beispielsweise auch Völkergewohnheitsrecht).

Lit.: Köbler, DRG 4, 52, 101, 142, 185, 227, 254; Puchta, G., Das Gewohnheitsrecht, Bd. 1f. 1828ff.; Brie, S., Die Lehre vom Gewohnheitsrecht, 1899; Kaser, M., Mores maiorum und Gewohnheitsrecht, ZRG RA 59 (1939), 52; Smidt, J. de, Rechts­gewoonten, 1954; Schmiedel, B., Consuetudo im klassischen und nachklassischen römischen Recht, 1966; Köbler, G., Zur Frührezeption der consuetudo in Deutschland, (in) Hist. Jb. 89 (1969), 337; Fürst, C., Zur Rechtslehre Gratians, ZRG KA 57 (1971), 276; Bühler, T., Gewohnheitsrecht, Enquête, Kodifikation, 1977; Diestelkamp, B., Das Verhältnis vom Gesetz und Gewohnheitsrecht im 16. Jahrhundert, (in) FS H. Thieme, 1977, 1; Gilissen, J., La coutume, 1982; Gewohnheitsrecht und Rechtsgewohn­heiten im Mittelalter, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1992; Overdijk, D., De gewoonte, 1999; Geyer, P., Das Verhältnis von Gesetzes- und Gewohnheitsrecht in den privatrechtlichen Kodifikationen, Diss. jur. Göttingen 1998; Garré, R., Consuetudo, 2005; Leges, Gentes, Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006; Maisel, S., Das Gewohnheitsrecht der Beduinen, 2006; Meder. S., Ius non scriptum, 2008, 2. A. 2009

Gewohnheitsverbrecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der als Ausdruck einer Eigenart seiner Persönlichkeit Straftaten begehende Mensch.

Gewohnheitsverbrechergesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung von dem 24. 11. 1933 mit Wirkung ab dem 1. 1. 1934, dessen Inhalt (Sicherungsverwahrung) durch das dritte Strafrechtsänderungsgesetz von dem 4. 8. 1953 in das Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen ist.

Lit.: Müller, C., Das Gewohnheitsverbrechergesetz, 1997

Gibraltar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die an der Südspitze Spaniens gelegene Kronkolonie Großbritanniens (6,5 Quadratkilometer, 27100 Einwohner). Gibraltar hat seinen Namen (Felsen des Tarik) von dem 711 n. Chr. hier eine Befestigung anlegenden Feldherrn Tarik der Araber. 1462 wird Gibraltar von Spanien zurückerobert und 1704 von England besetzt. Dementsprechend ist sein Recht nacheinander islamisch, spanisch und englisch beeinflusst.

Gierke, Otto von (Stettin 11. 1. 1841-Berlin 10. 10. 1921), Sohn des Stadtsyndikus von Stettin, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg und Berlin und nach der Promotion (1860, Homeyer) und Habilitation in Berlin (1867, Beseler) Professor in Breslau (1871), Heidelberg (1884) und Berlin (1887). In seiner mehrbändigen, unvollendeten Unter­suchung Das deutsche Genossenschaftsrecht (Bd. 1ff. 1868ff.) unternimmt er den Versuch der Ermittelung der großen Entwicklungslinien der Geschichte der menschlichen Verbände, in seinem bei seinem Tode unvollständigen deutschen Privatrecht (Bd. 1ff. 1895ff.) den Versuch der umfassenden Dar­stellung der deutschen Privatrechtsent­wicklung aus deutschrecht­licher Sicht. Rechtspolitisch beeinflusst er die Gestaltung des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches (1896/1900) und des deutschen Rechtes in sozialrechtlicher Richtung (Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs und das deutsche Recht, 1888/1889, Neudruck 2013), →Gesamt­hand, Kauf bricht nicht Miete). 1911 wird er geadelt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 207; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­GierkeOttoDeutschesPrivatrecht1895Band1.pdf; http://www.koeb­lergerhard.de/Fontes/GierkeOttoDerEntwurfeinesbuergerlichenGesetz­buchs1889.pdf; Festschrift Otto Gierke, 1911; Stutz, U., Zur Erinnerung an Otto von Gierke, ZRG GA 43 (1922), VII (mit Schriftenverzeichnis); Mogi, S., Otto von Gierke, 1932; Wieacker, F., Privat­rechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 543; Jobs, F., Otto von Gierke und das moderne Arbeitsrecht, Diss. jur. Frankfurt am Main, 1968; Janssen, A., Otto von Gierkes Methode der geschichtlichen Rechtswissenschaft, 1974; Mundt, H., Sozialpolitische Wertungen als methodischer Ansatz in Gierkes privatrechtlichen Schriften, 1976; Otto Gierke, Associations and Law, hg. v. Heiman, G., 1977; Spindler, H., Von der Genossenschaft zur Betriebsgemeinschaft, 1982; Pfeiffer-Munz, S., Soziales Recht ist deutsches Recht, 1979; Deutsche Geschichtswissenschaft um 1900, hg. v. Hammerstein, N., 1988; Haack, T., Otto von Gierkes Kritik, 1997; Pfennig, C., Die Kritik Otto von Gierkes, 1997; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Peters, M., Die Genossenschaftstheorie Otto von Gierkes, 2002; Janssen, A., Die bleibende Bedeutung des Genos­senschaftsrechts Otto von Gierkes, ZRG GA 122 (2005), 353

Gießen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an der Lahn, 1197 als Wasserburg der Grafen von Gleiberg erstmals genannt, gelangt 1265 an Hessen und ist seit 1607 Sitz einer (lutherischen) Universität mit einer juristischen Fakultät (1945-1965 zu Gunsten Marburgs geschlos­sen). S. Google

Lit.: Hall, A., Die juristische Fakultät der Universität Gießen im 17. Jahrhundert, (in) Ludwigs-Universität, 1957, 1-16; Köbler, G., Gießener juristische Vorlesungen 1607-1982, 1982, 2. A. 2007 in dem Internet; Köbler, G., Zur Herkunft der Gießener Rechtslehrer des 19. Jahrhunderts, (in) FS W. Mallmann, 1978, 117; Baumgarten, M., Vom Gelehrten zum Wissenschaftler, 1988; Chroust, P., Gießener Universität und Faschismus, 1994; 800 Jahre Gießener Geschichte, hg. v. Brake, L., 1997; Panorama 400 Jahre Universität Gießen, hg. v. Carl, H. u. a., 2007; Rechtswissenschaft im Wandel, hg. v. Gropp, W., 2007; Schwab, D., Rechtsideen aus Gießen, (in) ZNR 30 (2008), 186ff.; Kirschbaum, J., Die Etablierung der historischen Rechtsschule an der Ludoviciana (1814-1824), 2011; Kischkel, T., Die Spruchtätigkeit der Gießener Juristenfakultät, 2016; Kunze, M., „Lieber in Gießen als irgendwo anders …“, Rudolf von Jherings Gießener Jahre – mit einer Bibliographie, 2018 (Festvortrag von dem 5. Juli 2012)

Gift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 569] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bedeutungen Gabe (wie in Mitgift) und schädigendes Mittel (wie in Suchtgift oder Rattengift). S. Google

Gilde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 852 [Fagniez, Soc. I 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb gelten über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vereinigung mehrerer Menschen zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zwecken in dem mittelalterlichen nördlichen Europa. Eine Gilde wird erstmals 688-726 in England als Empfänger von →Wergeld erwähnt. 779 begegnet eine Gilde in dem Kapitular von Herstal. In Skandinavien erscheint die Gilde in dem 12. Jahrhundert. In dem Hochmittelalter bilden die Gewerbetreibenden unterschiedliche Gilden. In der Neuzeit verliert die Gilde an Bedeutung und beschränkt sich seit der Gewerbefreiheit des 19. Jahrhunderts auf die Brauchtumspflege (beispielsweise Schützengilde). →Zunft, s. Google

Lit.: Köbler, DRG 121; Köbler, WAS; Wilda, W., Das Gildenwesen im Mittelalter, 1831, Neudruck 1964; Pappenheim, M., Die altdänischen Schutzgilden, 1885; Nitzsch, K., Die niederdeutsche Kaufgilde, ZRG GA 13 (1892), 1; Nitzsch, K., Die niederdeutschen Verkehrsein­richtungen neben der alten Kaufgilde, ZRG GA 15 (1894), 1; Joachim, H., Gilde und Stadtgemeinde in Freiburg im Breisgau, (in) FG A. Hagedorn, 1906, 25; Silberschmidt, W., Die Bedeutung der Gilde, ZRG GA 51 (1931), 132; Weider, M., Das Recht der deutschen Kaufmannsgilden im Mittelalter, 1931; Engemann, H., Die Gilden der Stadt Goslar, 1957; Reininghaus, W., Die Entstehung der Gesellengilden im Spätmittelalter, 1981; Black, A., Guilds, 1984; Gilden und Korporationen, hg. v. Friedland, K., 1984; Gilden und Zünfte, hg. v. Schwineköper, B., 1985; Anz, C., Gilden im mittelalterlichen Skandinavien, 1998; Cordes, A., Stuben und Stubengesellschaften, 1993; Geschlechtergesellschaften, hg. v. Fouquet, G., 2003; Maniatis, G., The Guild System in Byzantium and Medieval Western Europe, (in) Byzantion 76 (2006), 463; Guilds and Craftsmen in the Medieval and Early Modern Periods, hg. v. Jullien, E. u. a., 2016

Giphanius (van Giffen), Hubert (Buren 1533/1534-Prag 1604) wird nach dem Studium in (Löwen,) Orléans, Bourges, Paris und Orléans teils gefeierter, teils umstrittener Professor in Straßburg (1570), Altdorf (1583) und Ingol­stadt (1590) und 1599 Reichshofrat. S. Google

Lit.: Wolff, H., Geschichte der Ingolstädter Juristenfakultät, 1973, 134

Gladbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), s. Google

Lit.: Gödde, K., Landesherrschaft und Stadtrechte in Gladbach bis 1609, Diss. jur. Bonn 1959

gladiator, gladiātor, lat., M.: Gladiator, Fechter, Schwertkämpfer, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gladius

Gladiator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Berufskämpfer in Rom

Lit.: Meijer, F., Gladiatoren, 2004

gladius, lat., M., Schwert, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. kelt. *kladi̯os, Sb., Schwert?, vgl. idg. *keləd-, *klād-, V., schlagen, hauen

Glanvill, Ranulf de (Suffolk um 1140?-Akkon 1190), →Ranulf de Glanvill

Glarus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, ist das seit 1352 zu der Eidgenossenschaft der Schweiz gehörige, 1803 als Kanton anerkannte Gebiet an der Linth in der östlichen Schweiz in senkrechter Nord-Süd-Ausrichtung zwischen Schwyz, Uri, Graubünden und Sankt Gallen mit 685 Quadratkilometern Gebiet und rund 40000 Einwohnern, das sich an dem 22. 5. 1887 eine Verfassung gibt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des Landes Glarus, 1936; Liebeskind, W., Stab und Stabgelübd im Glarner Landrecht, 1936; Zweifel, E., Johann Jakob Blumer und das glarnerische bürgerliche Gesetzbuch (Diss. jur. Zürich 1965), 1966; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., Bd. 1ff. 1983ff.; Schießer, F., Entstehung und Inhalt der Verfassung des Kantons Glarus, (in) Jb. d. hist. Ver. d. Kantons Glarus 71 (1986)

Glas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1308 [DresdUB. II 117 Dresden] in 6 Stellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein seitens des Menschen vor allem durch Schmelzen von Quarzsand, Kalk, Soda und Pottasche erzeugbarer amorpher und für Gefäße und hauptsächlich durchsichtige Scheiben verwendbarer, in dem Vorderen Orient ab um 3500 vor Christus erfundener Stoff. S. Google

Lit.: Herb, C. u. a. Glas – Von den Anfängen bis ins frühe Mittelalter, 2016

Glaser, Julius (bzw. Josua) (Postelberg 19. 3. 1831-Wien 26. 12. 1885), Kaufmannssohn, wird 1856/1860 Strafrechtsprofessor in Wien und erarbeitet als liberaler Justizminister (1871-1879) die österreichische Strafprozess­ordnung des Jahres 1873. S. Google

Lit.: Unger, J., Julius Glaser, 1885; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, (1938) 1953, 127; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 184

Glasgow in Schottland erhält um 548 eine erste Kirche. 1136 wird es Sitz eines Bischofs. Sein Marktrecht von 1189 wird 1689 in Stadtrecht umgewandelt. 1451 bzw. 1796 entstehen zwei Universitäten. S. Google

Lit.: Durkan, J./Kirk, J., The University of Glasgow, 1977

Glatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Ort (1334 Stadt) an der Glatzer Neiße in Schlesien bzw. seit 1945/1990 in Polen, s. Google

Lit.: Schubert, F., Das älteste Glatzer Stadtbuch (1316-1412), ZRG GA 45 (1925), 250

Glaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 42, 11] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb glauben über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die menschliche Grundhaltung des (nicht sicher wissenden) Vertrauens (beispielsweise an einen Gott).

Lit.: Glaubensflüchtlinge, hg. v. Bahlcke, J., 2008; Der Ungläubige in der Rechts- und Kulturgeschichte, hg. v. Kronauer, U. u. a., 2015; Geld und Glaube in Judentum, Christentum und Islam, hg. v. Schöne, A./Drees, M., 2021

glauben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 12. Jahrhundert [Ordo aquae frigidae/Form. 629] in etwa 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vertrauen, für richtig halten

Glaubensfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einem Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit, einen eigenen religiösen Glauben zu bilden und dafür zu werben. Dabei treten vor allem mit der Reformation Martin Luthers des Jahres 1517 mehrere Arten von Glauben nebeneinander. 1848 will die Verfassung des geplanten Deutschen Reiches Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit, Kultus­freiheit und religiöse Vereinigungs­freiheit sichern. Die Glaubensfreiheit ist weiter beispielsweise durch Art. 14 I des Staatsgrundgesetzes über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger (1867 in Österreich, Art. 63 II Vertrag von Saint Germain öffentliche Religions­ausübung, 1949 Europä­ische Menschen­rechts­konvention Schutz für nichtreligiöse Weltanschauungen und Art. 135 der Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 ge­schützt. →Re­li­gions­freiheit

Lit.: Borowski, M., Die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Grundgesetzes, 2006

gläubig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1212 [Kurz, Ottok. II 254] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb glauben über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vertrauend, vertrauensvoll, glaubend

Gläubiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – in zwei Bedeutungen 14. Jahrhundert und 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [MansfeldKlUB. 327] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Adjektiv gläubig und das Verb glauben über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] →creditor) ist allgemein der Glaubende oder Vertrauende und rechtlich der aus einem Schuldverhältnis zu einem Erhalt einer Leistung eines Schuldners Berech­tigte. Er ist bereits dem römischen Recht allgemein bekannt. Wird er benachteiligt, so gewährt der Prätor während des Voll­streckungsverfahrens die Wiederher­stellung des vorherigen Zustands (lat. →in integrum restitutio [F.]) und nach dem Voll­streckungsverfahren ein wiederher­stellendes Edikt, woraus sich bei Justinian die (lat.) →actio (F.) Pauliana (Gläubigeranfech­tungs­recht) entwickelt, die in Deutschland seit dem Spätmittelalter aufgenommen und mit ähnlichen Gestaltungen des mittelalterlichen Stadtrechts verbunden wird.

Lit.: Kaser § 32 I; Hübner; Oertel, R., Entwicklung und Bedeutung des Grundsatzes anteiliger Gläubigerbe­friedigung im älteren deutschen Recht, 1901; Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbe­schränkungen des Schuldners, ZRG GA 41 (1920), 210; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Popp, A., Gläubigerschädigung, 2014

Gläubigeranfechtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. Gläubiger, Anfech­tung, Gläubigerbenachteiligung

Lit.: Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbeschränkungen des Schuldners nach deutschem Stadtrecht des Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 210

Gläubigerbenachteiligung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte, durch Verschiebung von Vermögensteilen des von Zwangsvollstreckung und Konkurs oder Insolvenz bedrohten Schuldners erfolgende Benachteiligung von Gläubigern ([lat.] alienatio [F.] in fraudem creditorum, Entfremdung zwecks Benachteiligung der Gläubiger). Der römische Prätor schützt den Gläubiger durch die (lat.) restitutio (F.) in integrum, das (lat.) interdictum (N.) fraudatorium und die (lat.) denegatio (F.) actionis. Justinian fasst alles zu der (lat.) actio (F.) Pauliana (paulianischer Klaganspruch) zusammen. In der Neuzeit sollen der Gläubigerbenachteiligung besondere gesetzliche Regeln (Anfechtungs­gesetz) entgegenwirken.

Lit.: Kaser § 9 III

Gläubigerverzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1895, lat. [F.] mora creditoris, Verzug des Gläubigers) ist die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Verzögerung der Erfüllung durch Fehlen eines zu dem Eintritt der Erfüllung notwendigen Verhaltens (beispielsweise Annahme) des Gläubigers. Durch Gläubigerverzug wird der Schuldner nicht von der Leistungspflicht befreit, doch muss er bei einem Untergang des Leistungsgegenstands nur noch für Vorsatz (lat. dolus) einstehen.

Lit.: Kaser § 37 III; Köbler, DRG 44; Heuer, P., Der Annahmeverzug im älteren deutschen Privatrecht, 1911; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Harke, J., Mora debitoris und mora creditoris im klassischen römischen Recht, 2005

glebae adscriptus (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, lat. [M.]) der Scholle Zugeschriebener, Schol­len­gebundener (Kolone bzw. Bauer), s. Google

gleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ohne wesentlichen Unterschied ähnlich

gleichberechtigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) mit gleichem Recht versehen (Adj.), das gleiche Recht teilend

Gleichberechtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gleichstellung bezüglich der Rechte (vor allem für Frauen und Männer). Der Grundsatz der Gleichberechtigung wird in Abkehr von der älteren patriarchalischen Familienstruktur in dem Gefolge der Aufklärung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts (1848) verlangt, nachdem zuvor die Ausnahme von der Gleichheit als angesichts der Schwachheit der Frau und ihrer mangelnden Begabung zu vernünftiger Er­kenntnis notwendige Schutz­maßnahme erklärt worden war. Danach werden 1869 in Preußen wichtige Einschränkungen der Handlungs­fähigkeit der →Frau aufgehoben und wird 1877 die Prozessunfähigkeit der Ehefrau beseitigt. Nach 1900 wird die Frau zu dem Uni­versitätsstudium zugelassen, 1908 wird ihr ein politisches Wirken eröffnet. 1919 erhält sie durch die Verfassung das aktive und passive Wahlrecht. Seit 1922 kann sie die Befähigung zu dem Richteramt erwerben. Durch Art. 3 II GG wird die Gleichberechtigung von Männern und Frauen un­mittelbar geltendes Bundesrecht in der Bundesrepublik Deutschland. Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsge­richts Deutschlands tritt zu dem 31. 3. 1953 alles dem Gleichberech­tigungs­grundsatz des Grundge­setzes entge­gen­stehende Recht außer Kraft. Das Gleichberechtigungsgesetz von dem 18. 6. 1957 bringt eine Neuregelung. An dem 29. 7. 1959 entscheidet das deutsche Bundes­ver­fassungs­gericht gegen den Vorrang des Mannes bei der gesetzlichen Vertretung der Kinder (in dem Gleichberech­tigungsgesetz). Mit Gesetz von dem 14. 6. 1976 wird die Gleichberechtigung in dem Eherecht verwirklicht. Das Kindschaftsrechts­re­formgesetz von dem 16. 12. 1997 ermöglicht die gemeinsame elterliche Sorge nicht mit­einander verheirateter Eltern durch beider­seitige Erklärung.

Lit.: Hübner 71, 656; Köbler, DRG 238; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­GesetzUeberDieGleichberechtigung1957.pdf; Hippel, T. v., Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber, 1792, Neudruck 1981; Wollstonecraft, M., Vindication of the rights of Women, 1793; Boehmer, G., Die Teilreform des Familienrechts durch das Gleichberechtigungs­ge­setz, 1962; Ramm, T., Gleichberechtigung und Hausfrauenehe, (in) JZ 23 (1968), 41, 90; Dann, O., Gleichheit und Gleichberechtigung, 1980; Müller-List, G., Gleichberechtigung als Verfassungsauftrag, 1996; Frauen in der Geschichte des Rechts, hg. v. Gerhard, U., 1997; Leicht-Scholten, C., Die Gleichberechtigung im Grundgesetz, 2000; Wendrich, J., Die Entwicklung der familienrechtlichen Entscheidungsbefugnisse der Ehefrau, 2002; Franzius, C., Bonner Grundgesetz und Familienrecht, 2005; Riedel, T., Gleiches Recht für Mann und Frau, 2008; Der Kampf ums gleiche Recht, hg. v. schweizerischen Verband für Frauenrechte, 2009; Ihlefeldt, A., Carl Bulling (1822-1909) – Pandektist und Vordenker der Gleichberechtigung, 2020

Gleichheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1540 [JenaStO. 36] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv gleich 765) ist die Übereinstimmung bezüglich eines Umstands. Sie entwickelt sich seit der Aufklärung (nach 1770) zu einem Grundrecht, das sich die Revolution in Frankreich von 1789 zu einem Ziel setzt. Dieses Grundrecht wird 1919 in Art. 109 der Verfassung des Deutschen Reiches und 1949 in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. →Gleichberechti­gung, →Gleichheits­grund­satz

Lit.: Dann, O., Gleichheit und Gleichberechtigung, 1980; Frenz, B., Gleichheitsdenken in deutschen Städten des 12. bis 15. Jahrhunderts, 2000; Damm, S., Menschenwürde, Freiheit, komplexe Gleichheit, 2005; Hupe, D., Von der Hierarchie zur Egalität in den Zivilrechtskodifikationen des 19. Jahrhunderts, 2015; Milanovic, B., Haben und Nichthaben, 2017

Gleichheitsgrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Grundsatz, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Die Gleichheit der Menschen bejahen theoretisch schon antike Philosophen (Stoa, Cicero) und Christentum. Dennoch sind antike und mittelalterliche Gesellschaft durch die Un­gleichheit oder die nur stufenförmige Gleichheit gekennzeichnet. Erst in der Aufklärung des 18. Jahrhunderts wird die Beseitigung der ständischen Ungleichheit zu einer politischen Forderung (→Montesquieu, →Voltaire, →Rousseau). Seit 1776 nehmen die Verfassungen den Gleichheitsgrundsatz auf (Frankreich [égalité] 1791, Bayern 1818, Österreich 1848, Preußen 1850, Verfassung des Deutschen Reiches 1919). Eine Unterscheidung zwischen Staatsbürgern bzw. in der Europäischen Union Unionsbürgern und Ausländern ist bei den Bürgerrechten in Gegensatz zu den Menschenrechten möglich. Unterschei­dun­gen sind jedoch nur bei objektiven Gesichtspunkten rechtmäßig.

Lit.: Köbler, DRG 206, 252; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 997; Adams, W., Das Gleichheitspostulat in der amerikanischen Revolution, (in) HZ 212 (1977), 59; Erler, A., Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, 1967; Dann, O., Gleichheit und Gleichberechtigung, 1980; Von der ständischen Gesellschaft zur bürgerlichen Gleichheit, 1980; Kleinheyer, G., Aspekte der Gleichheit, (in) Der Staat Beiheft 4, 1980, 7; Chaimowicz, T., Freiheit und Gleichheit im Denken Montesquieus und Burkes, 1985; Böttger, B., Das Recht auf Gleichheit und Differenz, 1990; Maldeghem, C. v., Die Evolution des Gleichheitssatzes, 1997; Frenz, B., Gleichheitsdenken in deutschen Städten, 2000; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Rabe, C., Gleichwertigkeit von Mann und Frau, 2006

Gleve, Glefe (Wort Glefe in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1356 [BaselUB. IV Nr. 223] in 16 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) Lanze und eine Einheit in dem Ritterheer

Lit.: Schulze, W., Die Gleve, 1940

global (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die gesamte Erdkugel betreffend

globalisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) über die gesamte Erdkugel verbreiten

Globalisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und wohl in den Jahren um oder nach 1960 entstanden sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Globus 15. Jahrhundert) ist die Veränderung der Erde zu einer umfassenden Einheit in an sich seit ihrer Entstehung bereits tatsächlich vorhandenen ungefähren Kugelgestalt in der Sicht des Menschen. Sie ist durch die technisch-wissenschaftliche Betrachtung vor allem in der Neuzeit bedingt. Seit dem 19. Jahrhundert bewirken die Erfindungen schnellerer Verkehrsmittel und Wissensübertragungssysteme früher unvorstellbare Verdichtungen in allen Teilen der Erde. S. Google

Lit.: Globalisation and the Roman World, hg. v. Pitt, M. u. a., 2014; Globalized Antiquity, hg. v. Schüren, U. u. a., 2015; Osterhammel, J., Die Flughöhe der Adler, 2017; Globalgeschichte schreiben, hg. v. Wenzlhuemer, R., 2017; Bonner Enzyklopädie der Globalität, hg. v. Kühnhardt, L., 2017; Eurasian Empires in Antiquity and the Early Middle Ages, hg. v. Kim, H. u. a., 2017; Preiser-Kapeller, J., Jenseits von Rom und Karl dem Großen – Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 2018; Duve, T., Wie schreibt man eine Geschichte der Globalisierung von Recht?, (in) JZ 2020, 757-766; Deuerlein, M., Das Zeitalter der Interdependenz. Globales Denken und internationale Politik in den langen 1970er Jahren, 2020

Globig, Hans Ernst von (Grauwinkel bei Wittenberg 2. 11. 1755-Dresden 21. 11. 1826, Sekretär des Kurfürsten von Sachsen, Assessor an dem Appellationsgericht in Dresden [1779-1789], Assessor an dem Reichskammer­gericht [1789-1799], Reichstagsgesandter in Regensburg, 1806 Geheimrat) tritt 1777 gegen Folter und Todesstrafe ein. S. Google

Lit.: Abhandlung von der Criminal-Gesetzgebung, 1785; Schmidt, S., Die Abhandlung von der Crimi­nalgesetzgebung, 1990; Röthlin, N., Die Verbesserung des Strafrechts, ZRG GA 121 (2004), 238

globus, lat., M., Kugel, Haufe, Haufen, Klumpen (M.), Kloß, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *gelebʰ‑, *geleb-, *glēbʰ‑, *glēb-, *gləbʰ‑, *gləb-, V., zusammenballen

Globus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Erdkugel, Kugel

Glocke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1273 [Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau 2 1883 217] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Althochdeutsche teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das aus einem metallenen Hohlkörper und einer metallenen Stange (Klöppel) bestehende, wohl in dem 8. Jahrhundert von Irland auf das europäische Festland gelangte Gerät zu der Erzeugung lauter, möglichst weithin hörbarer Töne, die auch Rechtshandlungen anzeigen oder Rechtswir­kungen auslösen können.

Lit.: Lippert, E., Glockenläuten als Rechtsbrauch, 1939; Carlen, L., Orte, Gegenstände und Symbole kirchlichen Rechtslebens, 1999; Beyer, F., Geheiligte Räume, 2008

Glogau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort in Niederschlesien bzw. in Polen, s. Google

Lit.: Goerlitz, T., Die Gubener Handschrift des Glogauer Rechtsbuchs, ZRG GA 64 (1944), 319

Glorious Revolution (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die (neuenglische) Bezeichnung für den 1688 durch Eingreifen des Parlaments unblutigen Wechsel von dem 1672 katholisch gewordenen König Jakob II. aus dem Hause Stuart zu Maria II. Stuart und ihrem protestantischen Ehemann Wilhelm III. von Oranien. Obwohl die Glorious Revolution keine wirkliche Revolution ist, sondern die aristokratische Ordnung vordergründig eher festigt, legt die in der →Bill of Rights (1689) errungene Sicherung der Rechte des →Parlaments die Grundlage für die weitere verfassungsmäßige Entwicklung zu dem Parlamentarismus. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2

glossa, glōssa, glōsa, lat., F., Glosse, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. γλῶσσα (glōssa), F., Zunge, Sprache, vgl. idg. *glōgʰ‑, *gləgʰ‑, Sb., Stachel, Spitze, →Glosse

Glossa (F.) ordinaria (Wortfolge in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., ordentliche Glosse) ist die Zusammenfassung aller einzelnen →Glossen zu dem römischen Recht bzw. zu dem kirchlichen Recht zu einer kettenförmig um den Text gelegten Einheit durch Accursius (1182/1185-1260/1263, 96940 Einzelglossen, 22365 zu dem Digestum vetus, 17969 zu dem Digestum infortiatum, 22243 zu dem Digestum novum, 17814 zu dem Codex [1-9], 4737 zu den Institutionen, 7013 zu dem Authenticum, 680 zu den Libri feudorum in insgesamt 5 Bänden, durch etwa 1200 Handschriften belegt) bzw. Johannes Teutonicus (1216). Die bereits 1258 in Florenz, wenig später in Frankreich (Toulouse 1275-1300), Spanien und Portugal sowie gegen Ende des 13. Jahrhunderts in dem Heiligen römischen Reich (Johannes von Erfurt 1285, Brügge 1291) verwendete glossa ordinaria des Accursius enthält u. a. etwa 10400 als von früheren Verfassern (beispielsweise Irnerius 330, Martinus 590, Bulgarus 315) stammend gekennzeichnete Glossen. In dem Heiligen römischen Reich wird in dem 14. Jahrhundert der Sachsenspiegel glossiert (Johann von Buch vielleicht bereits vor 1325 nach dem Vorbild des Accursius, zwei Rezensionen, weiter Nikolaus Wurm, Brandt von Tzerstede Lüneburg 1442, Dietrich von Bocksdorff, Petrus de Posena, Stendaler Glosse, insgesamt 204 Handschriften und Fragmente, 82 noch vollständig vorhandene Handschriften), s. Google

Lit.: Accursii Glossa, 1487ff., Neudruck 1968ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; s. s. Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2009 (1878 S.)

Glossator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie trotz Fehlens in latein_a_z.docx über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Verfasser einer oder mehrerer Glossen zu dem gelehrten Recht in Oberitalien in dem Hochmittelalter (beispielsweise Pepo, Irnerius, Bulgarus, Martinus, Jacobus, Hugo, Bassianus, Azo, Accursius ) →Glosse

Lit.: Kantorowicz, H., Studies in the Glossators of the Roman Law, 1938, Neudruck 1969; Schrage, E., Utrumque ius, 1992, e-book 2013; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter Band 1 Die Glossatoren, 1997

Glosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1210 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Sächsische Weichbildchronik] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort um 1210 aus dem Lateinischen und mittelbar aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, griech. γλῶσσα (glōssa), F., Zunge, Sprache, Wort, Erklärung, zu idg. *glōgʰ-, *gləgʰ-, Sb., Stachel, Spitze) ist das ungewöhnliche und deshalb erklärungsbe­dürftige Wort, dessen Erklärung und die Gesamtheit aller Erklärungen erklärungsbe­dürftiger Wörter eines Textes (beispielsweise der Bibel). Die manchmal in Rechtstexten nur in der Nennung verwandter Stellen (Alle­gationen) bestehende Erklärung wird meist an den Rand (Marginalglosse) oder zwischen die Zeilen (Interlinearglosse) des zu erklärenden Textes gesetzt (beispielsweise zwischen dem 8. und 15. Jahrhundert in mehr als 1250 Handschriften rund 250000 altdeutsche Einzelglossenbelege zu rund 27000 alt­deutschen Ansätzen). In dem Recht beginnt die Glos­sierung mit dem Ziel der analysierenden Aufschließung des Textes, dann der Erleichterung des Verständnisses und schließlich der syn­thetisierenden Entwicklung einer wider­spruchsfreien Einheit der justinianischen Texte wohl mit (Pepo von Bologna,) Irnerius (1060?-1125?) in Bologna. Ihm folgen dort vor allem die vier Doktoren Bulgarus, Hugo, Jacobus und Martinus. Seit etwa 1160 werden die Glossen durch Na­menssiglen gekennzeichnet. Weitere (bekannte) Glossatoren sind Rogerius, Albericus, Ald­ricus, Wilhelmus de Cabriano, Placentinus, Henricus de Baila, Johannes Bassianus, Pilius (Pillius), Cyprianus, Otto Paiensis, Lotharius, Burgundio von Pisa, Vacarius, Azo, Hu­golinus, Jacobus de Ardizone, Jacobus Columbi, Jacobus Balduini, Tancredus, Baga­rottus, Damasus, Bernardus Dorna, Pontius de Ilerda, Karolus de Tocco, Symon Vicentius, Roffredus und Odofredus sowie Accursius. Nach 1215 wird die Tätigkeit der Glossatoren durch Begutachtung (Konsilien der Konsiliatoren) und Kommentierung (Kom­mentare der Kommentatoren) ersetzt oder verbessert. →Malbergische Glosse, Sachsenspiegelglosse

Lit.: Söllner §§ 3, 25; Köbler, DRG 106, 107; Köbler, LAW; Savigny, C., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 3ff. 2. A. 1834ff.; Schulte, J. v., Die Glosse zum Dekret Gratians, 1872; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur in Italien, 1938; Kantorowicz, E., Studies in the Glossators of the Roman Law, 1938, Neudruck 1969; Calasso, F., I glossatori e la teoria della sovranità, 2. A. 1951; Dilcher, H., Die Theorie der Leistungsstörungen bei Glossatoren, Kommentatoren und Kanonisten, 1960; Söllner, A., Die causa im Kondiktionen- und Vertragsrecht des Mittelalters, ZRG RA 77 (1960), 182; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Otte, G., Dialektik und Jurisprudenz, 1971; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Villata di Renzo, G., La tutela, 1975; Glosse preaccursiane alle Istituzioni, hg. v. Caprioli, S. u. a., Bd. 1f. 1984ff.; Dolezalek, G., Repertorium manu­scriptorum veterum Codicis Iustiniani, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Otte, G., Logische Einteilungstechniken bei den Glossatoren, (in) Dialektik und Rhetorik, hg. v. Fried, J., 1997, 157; Mittelalterliche volkssprachige Glossen, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2001; Glossen zum Sachsenspiegel Landrecht, hg. v. Kaufmann, F., 2002; Maceratini, R., La glossa ordinaria al Decreto di Graziano e la Glossa di Accursio al Codice di Giustiniano, 2003; Althochdeutscher und altsächsischer Glossen­wortschatz, hg. v. Schützeichel, R., Bd. 1ff. 2004; Glossen zum Sachsenspiegel Lehnrecht Teil 1, hg. v. Kaufmann, F., 2006; Wallinga, T., The Casus Codicis of Wilhelmus de Cabriano, 2005; Jakobs, H., Magna Glossa, 2006; Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie, hg. v. Bergmann, R./Stricker, S., 2009; Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die ältere Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2012; Schiegg, M., Frühmittelalterliche Glossen, 2015 (Handschrift Archiv des Bistums Augsburg Hs. 6)

glossieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um drittes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL [Der JüngereTiturel] - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1422 [AktStPr. I 386] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. griech. γλῶσσα (glōssa), F., Zunge

Glück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1150-1170 [Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1433 [NÖsterr./ÖW. VIII 673 Niederösterreich] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen in der weiteren Herkunft ungeklärt, N.) ist der als (erhoffte) Erfüllung einer Vorstellung durch eigenes Streben oder Zufall eintretende, als vorteilhaft empfundene menschliche Zustand. S. Google

Glück, Christian Friedrich von; geb. Halle 01. 07. 1755; gest. 20. 01. 1831, 1770 Studium Rechtswissenschaft Universität Halle, 1776 Referendar Magdeburg, 1777 Promotion Universität Halle, 1784 Professor Universität Erlangen, 1820 geheimer Hofrat, 1827 No­bilitierung, ist der Verfasser der (unvollendeten) ausführlichen Erläuterung der Pandekten in 34 Bänden (1790ff.). S. Google

Lit.: Wendehorst, A., Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg 1743-1993, 1993; Hirata, A., Die Vollendung des usus modernus pandectarum, ZRG RA 123 (2006), 330

Glücksspiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1727 [BaselRQ. I 2 S. 934 Nr. 482] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das in dem Ergebnis wesentlich von dem Zufall oder Glück abhängige Spiel um Vermögen. Bereits das römische Recht unterscheidet zwi­schen erlaubten, dem Gewinner eine Kla­ge­möglichkeit gewährenden Spielen und uner­laubten, dem Verlierer eine Heraus­gabe­kla­ge­möglichkeit einräumen­den Spielen. Nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) muss der Erbe Spielschulden des Erblassers aus Doppelspiel (Würfelspiel) nicht bezahlen. In der Neuzeit werden in dem Heiligen römischen Reich die römischen Bestimmungen aufge­nommen. Das Allgemeine Landrecht Preu­ßens (1794) sieht Strafen für die Beteiligten vor (II 20 §§ 1298ff.), die über das Straf­gesetzbuch Preu­ßens von 1851 in das Reichsstrafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1871) übergehen und an dem 23. 12. 1919 verschärft werden, doch be­stehen zwecks Erzielung staatlicher, von Politikern angestrebten Einnah­men Ausnahmen für Spielbanken und andere Unternehmen ([lat.] pecunia non olet, Geld stinkt nicht).

Lit.: Seelig, E., Das Glücksspielstrafrecht, 1923

GmbH (Wort als Abkürzung in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google, aber in belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, →Gesellschaft mit beschränkter Haftung

Gnade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [863-871 Otfrid I 20, 20, AhdGl. II 585, I 753, II 166] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wohlwollen, Gunst, →Begnadigung, s. Google

Lit.: Beyerle, K., Von der Gnade im deutschen Recht, 1910; Butz, H., Gnadengewalt und Gnadensachen, 1975; Laske, W., Die rechtliche Unzulässigkeit der Mönchung als Gnadenakt im fränkischen Hofgericht, ZRG GA 95 (1978), 239; Mickisch, C., Die Gnade im Rechtsstaat, 1996; Vrolijk, M., Recht door gratie, 2004; Ludwig, U., Das Herz der Justitia, 2008; Rehse, B., Die Supplikations- und Gnadenpraxis in Brandenburg-Preußen, 2008

Gnadenjahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [HolstVierstUrt. 484 Holstein] in 19 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Erben eines Verstorbenen aus Gnade gewährtes Jahr des Einkommens, s. Google

Lit.: Brünneck, W., v. Die gesetzliche Leibzucht und das Gnadenjahr, ZRG GA 27 (1906), 1

Gneist, Heinrich Rudolf Hermann Friedrich (von) (Berlin 13. 8. 1816-Berlin 22. 7. 1895), Justizkommissarssohn, wird nach dem Rechts­studium in Berlin (Savigny), der Promotion (1838) und der Habilitation (1839) 1845 (Abgeordneter der Berliner Stadt­verordnetenversammlung und) außeror­dentlicher Professor (, Richter an dem Obertribunal Preußens bis 1850, drei Reisen nach England 1846, 1848, 1850) und 1858 ordentlicher Professor (1857/1860 Das heu­tige englische Verfassungs- und Verwal­tungsrecht). Er wirkt als Politiker (1859-1893 Mitglied des Abgeordnetenhauses Preußens, 1867-1884 Mitglied des Reichstags) zunächst gegen Bismarck und später Bismarck unterstützend gegen Sozialisten und Klerikale und fördert maßgeblich das Zustandekommen der Reichsjustizgesetze (1877/1879) und die Einführung des richterlichen Prüfungsrechts, der freien Rechtsanwaltschaft und der gerichtlichen Überprüfung der unteren Verwaltungs­tätigkeit. Zwischen 1868 und 1893 steht er 12 Juristentagen vor. 1888 wird er geadelt. S. Google

Lit.: Schiffer, E., Rudolf von Gneist, 1929; Weber, D., Die Lehre vom Rechtsstaat, Diss. jur. Köln 1968; Luig, K., Soziale Monarchie oder soziale Demokratie, ZRG GA 111 (1994), 464; Hahn, E., Rudolf von Gneist, 1995; Eßer, D., Gneist als Zivilrechtslehrer, 2004

Go (M.) ist der hochmittelalterliche Dorfschafts­verband (Landgemeinde) in Sachsen zwischen Eider, Elbe, Rhein und Ems (mit vielleicht jeweils 20 bis 40 Dörfern). Meist zweimal jährlich findet eine Versammlung der Gobewohner statt (Goding). Das Alter des Go ist ebenso streitig wie die Herkunft. In dem 16./17. Jahrhundert beseitigt der Landesherr den Go zugunsten des Amtes. S. Google

Lit.: Heck, P., Der Sachsenspiegel und die Stände der Freien, 1905, 118, 137; Kroeschell, K., Zur Entstehung der sächsischen Gogerichte, (in) FS K. Hugelmann, Bd. 1 1960, 295; Schmeken, E., Die sächsische Gogerichts­barkeit, Diss. phil. Münster 1961; Landwehr, G., Gogericht und Rügegericht, ZRG GA 83 (1966), 127; Bemmann, K, Neue Aspekte zur Entstehung der sächsischen Gogerichte, ZRG GA 109 (1992), 95; Laur, W., Goding und Gogericht in Holstein und Niedersachsen, ZRG GA 111 (1994), 536; Hachenberg, W., Die Gogerichtsbarkeit, Diss. jur. Münster 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Schubert, E., Geschichte Niedersachsens, 2, 1, 1997; Kroeschell, K., recht unde unrecht der sassen, 2005; Grundlagen für ein neues Europa, hg. v. Lück, H. u. a., 2009

Gobler, Justin (Sankt Goar [um] 1503-Frankfurt am Main 21. 4. 1567) wird nach dem Rechtsstudium (u. a. Mainz, Erfurt, Bourges [Alciat], Orléans 1535 licentia in legibus, Lizenz in dem römischen Recht) und der Heirat (1527) der Witwe des Trierer Rates Ulrich Fabricius Schreiber in Koblenz, Professor in Trier, um 1539 Rat in Hannoversch-Münden (Braunschweig-Calen­berg), 1544 nach Promotion Hofrichter in Hannoversch-Münden, 1546 Kanzler des Bischofs von Münster, 1549 Rat in Nassau-Dillenburg und (vor allem verstärkt nach einem Unfall 1559 in Frankfurt am Main) Publizist. Er übersetzt (und kommentiert) als erster (vor 1543) die →Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Halsgerichtsordnung) Karls V. von 1532 in das Lateinische. Durch sein umfang­reiches, vielfach angefeindetes Gesamt­werk (Gerichtlicher Process 1536, Rechten-Spiegel 1550, Statutenbuch 1553, Übersetzung der Institutionen Justinians – in das Neuhochdeutsche - 1551, der Novellen 1564, des Hexabiblos 1564, Editionen, Gutachtensammlung 1565) fördert er sowohl die Aufnahme des rö­mischen Rechtes in Deutschland wie auch die Kenntnis deutschen Rechtes in dem europäischen Umfeld. S. Google

Lit.: Stintzing, R., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1 1880, Neudruck 1957, 1978, 582; Kantorowicz, H., Goblers Karolinenkommentar, 1904; Deutsch, A., Der Klagspiegel und sein Autor, 2004

Goch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Stadt bei Kleve

Lit.: Liesegang, E., Einige Rechtsaufzeichnungen aus dem Privilegienbuch der Stadt Goch, ZRG GA 33 (1912), 224

Gode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google – in anderer Bedeutung - belegt sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., M.) altisländischer Priester(häuptling) unbekannter Herkunft (zwischen 930 und 1264, jeweils 36-48 goda, mit Einführung der Jarnsida 1271 beseitigt)

Lit.: See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964, 107; Karlsson, G., Godar og baendur, 1972; Sigurdsson, J., Chieftains and Power in the Icelandic Commonwealth, 1999

Godefroy (Gothofredus), Denis (Dionysius) (Paris 17. 10. 1549-Straßburg 7. 9. 1622), adeliger Parlamentsratssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Paris (Baudoin), Löwen, Köln, Heidelberg und Orléans (1579) als hugenottischer Glaubensflüchtling Professor in Genf, Straßburg (1591), Heidelberg (1600), Straßburg (1601) und Heidelberg (1604-1621). Er veröffentlicht 1583 eine huma­nistisch gebesserte kritische Ausgabe der Kompilationen Justinians (527-534) (lat. [N.] →cor­pus iuris civilis), die bis 1776 die allgemein anerkannte Edition bleibt. S. Google

Lit.: Söllner §§ 22, 23; Köbler, DRG 143; Godefroy-Ménilglaise, D., Les savants Godefroys, 1873, Neudruck 1971; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967

Godefroy (Gothofredus), Jacques (Jacobus) (Genf 1587-1652), Sohn des Denis Godefroy (Dionysius Gothofredus [1549-1622]), wird nach dem Rechtsstudium in Bourges (1611) und weiteren Studien in Paris 1619 Professor des Rechtes in Genf, Ratsmitglied, Syndikus und Diplomat. Er veröffentlicht posthum 1665 eine kommentierte, kritische Ausgabe des →Codex Theodosianus in sechs Bänden, die bis zu der Gegenwart nicht ersetzt ist. Neben kleineren Quelleneditionen verfasst er ein sehr erfolgreiches Handbuch der (römischen) Rechtsgeschichte (lat. Manuale [N.] iuris, 1632). S. Google

Lit.: Jacques Godefroy (1587-1652), hg. v. Schmidlin, B. u. a., 1991

Goding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), →Gogericht

Lit.: Laur, W., Goding und Gogericht in Holstein und Niedersachsen, ZRG GA 111 (1994), 536

Goethe, Johann Wolfgang (Frankfurt am Main 28. 8. 1749-Weimar 22. 3. 1832), Sohn des promovierten Juristen, kaiserlichen Rates und Privatmanns Johann Kaspar Goethe und einer Stadtschult­heißentochter, wird nach Privatunterricht und dem Rechtsstudium in Leipzig (1765-1768, krankheitsbedingter Un­ter­brechung) und Straßburg (1770, Lizentiat, wegen Ablehnung der verlorenen Dissertation De legationibus nicht zu einem Doktor promo­viert) an dem 3. 9. 1771 Advokat in Frankfurt am Main (28 Prozesse), 1772 Praktikant an dem Reichskammergericht in Wetzlar und (7. 11.) 1775 mit 26 Jahren Rat des (18jährigen) Herzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach (zwei räumlich getrennte, 1900 Quadratkilometer und rund 100000 Einwohner umfassende Fürstentümer), für den er vor allem in den ersten zehn Jahren für mehr als 20000 Verwaltungs­ange­legenheiten vielleicht ein Drittel seiner Zeit aufwendet (1786-1788 Aufenthalt in Italien). In sein berühmtes dich­terisches Werk (u. a. Götz von Berlichingen, 1774 Die Leiden des jungen Werther, Faust, Wilhelm Meisters Wander­jahre, Weimarer Ausgabe mit 146 Bänden) fließen auch seine rechtlichen Erfahrungen ein. Goethes Wortschatz umfasst etwa 90000 verschiedene Wörter (2020 bis radikal und zusätzlich bis Verdienstlichkeit bearbeitet, 2021 bis Reisenachricht, Bearbeitungsstrecke bis versuchen).

Lit.: Meisner, J., Goethe als Jurist, 1885; Wieruszowski, A., Goethe als Rechtsanwalt, 1909; Fuchs, J., Advokat Goethe, 1932; Fischler, M., Der Ordnungsgedanke in Goethes Rechtsdenken, (um 1940); Schubart-Fikentscher, G., Goethes Straßburger Thesen vom 6. 8. 1771, 1949; Goethes amtliche Schriften, Goethes Tätigkeit im geheimen Consilium, Bd. 1ff. 1950ff.; Schubart-Fikentscher, G., Goethes amtliche Schriften, 1977; Goethe-Wörterbuch, hg. v. Schadewaldt, W. u. a., Bd. 1ff. 1978ff., 2010 Bd. 5 inhaftieren-liedern, Bd. 6 Medizinalausgabe-Promenade 2018, 2019 erste Drucklieferung zu Band 7 Promenade - radikal); Goethe-Zitate für Juristen, hg. v. Pausch, A. u. a., 4. A. 2000; Pausch, A./Pausch, J., Goethes Juristenlaufbahn, 1996; Unwandelbar G., hg. v. Schünemann, P., 1998; Boyle, N., Goethe, Bd. 1ff. 1999ff.; Heinze, M., Der Advokat Goethe, (in) NJW 1999, 1897; Goethes Amtliche Schriften, Band 5 Kalendarium über Goethes amtliche Tätigkeit 1776-1819, hg. v. Wahl, V., 2000; Wadle, E., Goethes Wünsche zum Nachdruckschutz außerhalb des Deutschen Bundes, ZRG GA 122 (2005), 301; Müller, M., Goethes merkwürdige Wörter, 2010 (rund 1000 Wörter); Ogris, W., Dichterfürst und Fürstendiener, EXTRA Lexikon der Wiener Zeitung vom 28./29. August 2010; Seibt, G., Mit einer Art von Wut – Goethe in der Revolution, 2014; Das geheime Consilium von Sachsen-Weimar-Eisenach, hg. v. Wahl, G., 2014; Hinkfoth, H., Eckermann – Goethes Gesprächspartner, 2014; Stodolkowitz, S., Götz von Berlichingen - Goethes Drama als Spiegel der Rechtsgeschichte, 2018

Gogericht (Goding) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nur Gaugericht – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht – nur Gaugericht –, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilenb über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gericht des Gografen über die Gogemeinde in Sachsen in dem Mittelalter. Seine Zuständigkeit ist in dem Sachsenspiegel (1221-1224) hauptsächlich auf Fälle niederer Strafgerichtsbarkeit eingeschränkt, umfasst aber nach den Zeugnissen der Wirklichkeit weitere Bereiche. Alter und Herkunft des Gogerichts sind streitig. S. Google

Lit.: Schröder, R., Die Gerichtsverfassung des Sachsenspiegels, ZRG GA (1884), 1; Sauer, H., Die ravensbergischen Gogerichte, Diss. phil. Münster 1909; Hömberg, A., Grafschaft, Freigrafschaft, Gografschaft, 1949; Kroeschell, K., Zur Entstehung der sächsischen Gogerichte, (in) FS K. Hugelmann, Bd. 1 1960, 295; Schmeken, E., Die sächsische Goge­richtsbarkeit, Diss. phil. Münster, 1961; Landwehr, G., Gogericht und Rügegericht, ZRG GA 83 (1966), 127; Bemmann, K., Neue Aspekte zur Entstehung der sächsischen Gogerichte, ZRG GA 109 (1992), 95; Laur, W., Goding und Gogericht in Holstein und Niedersachsen, ZRG GA 111 (1994), 536; Hachenberg, W., Die Gogerichte, Diss. jur. Münster 1997; Weinreich, O., Der Zivilprozess nach der münsterischen Landgerichtsordnung von 1571 sowie der vechtischen Gerichtsordnung von 1578, 2004

Gografschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt (nur Gaugrafschaft) – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Gaugrafschaft ab 1177 [Seibertz, UB. I 102] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur Gaugraf, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Grafschaft eines Go

Lit.: Hömberg, A., Grafschaft, Freigrafschaft, Gografschaft, 1949

Gold (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 1221-1224 sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Menschen besonders kostbar erscheinende schwere Metall, dessen in der Gegenwart verwertbarer irdischer Umfang angeblich in einem Würfel von etwa 29 Metern Kantenlänge Platz hätte. Es wird vielfach für Schmuck und seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. (bis in die Gegenwart) für Münzen verwendet. Es wird durch Gewässer aus dem Boden ausgewaschen und in Bergwerken aus von Menschen in ihrer jeweiligen Gegenwart technisch noch erreichbaren tieferen Schichten der Erdkruste ausgegraben. S. Google

Lit.: Striedinger, I., Der Goldsucher Marco Bragdino, 1928; Hardt, M., Gold und Herrschaft, 2004; Häßler, H., Frühes Gold. Ur- und Frühgeschichtliche Goldfunde aus Niedersachsen, 2004; Gold & Silber, hg. v. H. Gietl Verlag, 2012; Friedberg, R., Gold Coins of the World, 1958, 8. A. 2016 (mehr als 21000 Goldmünzen, schwarz-weiße Abbildungen)

Goldast von Haiminsfeld, Melchior (Espen [in] Bischofszell/Thurgau 6. 1. 1578-Gießen 11. 8. 1635) wird nach dem Schulbesuch in Memmingen und dem Studium der Phil­osophie und Rechtswissenschaft in Altdorf (Magister artium) sowie einem nach eigenen Angaben 1604 von der Stadt Genf ver­liehenen, aber nicht angenommenen Dok­tortitel Erzieher und (nicht unum­strittener) Herausgeber ein­heimischer Quellen (beispielsweise Imperatorum … statuta, Der Kaiser … Gesetze 1607, als Voraus­setzung für die Entwicklung des Staatsrechts als eigen­ständigen Wissen­schafts­fachs) und Rat (Weimar 1613, Bückeburg 1615, Kaiser 1627). Seine in der Gegenwart 4151 Bände umfassende Bücher­sammlung wird 1647 von dem Rat Bremens erworben. S. Google

Lit.: Schecker, H., Melchior Goldast von Haiminsfeld, 1930; Hertenstein, B., Joachim von Watt (Vadianus), Bartholomäus Schobinger, Melchior Goldast, 1975; Friedrich, F., Geschichte der deutschen Staatsrechts­wissenschaft, 1997; Caspary, G., Späthumanismus und Reichspatriotismus, 2006

golden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1325 [ SspLR. III 64 §2 Buchsche Glosse] bzw. 1320 [PaulinzelleUB. 179] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neutrum Gold über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) aus Gold bestehend, (die Farbe von) Gold betreffend

Goldene Bulle (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. bulla aurea) ist das vor allem die Rechte der →Kurfürsten aufzeichnende, seit 1400 nach dem seinen sieben erhaltenen, vielfache Wortlautvarianten zeigenden Aus­fer­tigungen (5 für Kurfürsten von Böhmen, Mainz, Trier, Köln und die Pfalz, nachträglich je eine für Frankfurt am Main und Nürnberg, keine vollständige Ausfertigung für Branden­burg und Sachsen, Prachthandschrift König Wenzels um 1400, mehr als 170 weitere mittelalterliche Abschriften) anhängenden, nach byzantinischem Vorbild in dem 9. Jahrhundert in dem Westen eingeführten, von Karl IV. häufig verwen­deten goldenen Siegel benannte, lateinisch gefasste, vielleicht weitgehend von dem Hofkanzler Johann von Neumarkt formulierte Reichsgesetz (lateinisch lex, constitutio, edictum) Kaiser Karls IV. (1346-1378) von dem 10. 1. 1356 (Kapitel 1-23 in Nürnberg) bzw. 25. 12. 1356 (Kapitel 24-31 in Metz, Name erstmals 1400 bezeugt, Erstdruck 1474). Obwohl die Goldene Bulle sich als Privileg darstellt, fasst sie eigentlich nur bereits weitgehend anerkannte Sätze zusammen, gewährt also kaum neues Recht. Dabei festigt sie ohne Eingehen auf die Beteiligung des Papstes das Wahlrecht der sieben (Böhmen gegen den Sachsenspiegel einschließenden) Kurfürsten (Mehrheitsgrundsatz) für den (lat.) rex (M.) Romanorum in imperatorem promovendus (den zu dem Kaiser zu erhebenden König der Römer), erkennt zu Lasten des Reiches die unbeschränkte Gerichtshoheit, das Bergregal, Judenregal und Zollregal, das Münzrecht und die Landerwerbsberechtigung der Kurfürsten an und regelt das kurfürstliche Erbfolgerecht (Kapitel 7 Primogeniturerb­folge in dem unteil­baren Fürstentum). Andere goldene Bullen sind die Goldene Bulle von Rimini Kaiser Friedrichs II. von dem 26. 3. 1226 (überlieferte Fassung wohl um 1235 erneuert), mit der er dem Deutschen Orden die Herrschaft über das zu erobernde Kulmer Land östlich der unteren Weichsel bestätigt, die bestätigende Goldene Bulle von Rieti des Papstes Gregor IX. von 1234 mit gleichem Inhalt, Urkunden der Könige Andreas II. (1224 für Siedler in Siebenbürgen) und Béla IV. von Ungarn oder die Goldbulle von Eger von dem 12. 7. 1213, in der König Friedrich II. den Bischöfen in Deutschland die freie Bi­schofswahl zuerkennt und auf das Spolien­recht und das Regalienrecht verzichtet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 95, 101; Neue Sammlung der Reichsabschiede, 1747, 1, 45ff.; Ludewig, J. v., Vollständige Erläuterung der Güldenen Bulle, 2. A. 1752, Neudruck hg. v. Hattenhauer, H., 2005; Olenschlager, J., Neue Erläuterung der Guldenen Bulle Kayser Carls IV., 1766, Neudruck hg. v. Buschmann, A., 2008; Lindner, T., Die Goldene Bulle und ihre Originalausfertigungen, (in) MIÖG 5 (1884), 96; Altmann, W., Die alte Frankfurter deutsche Übersetzung, ZRG GA 18 (1897), 107; Zeumer, K., Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV., 1908, Neudruck 1972; Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung, hg. v. Zeumer, K., 2. A. 1913, 192ff.; Werminghoff, A., Zum fünften Kapitel der Goldenen Bulle von 1356, ZRG GA 36 (1915), 275; Stutz, U., Die Abstimmungsordnung der Goldenen Bulle, ZRG GA 43 (1922), 217; Petersen, E., Studien zur Goldenen Bulle von 1356, (in) DA 22 (1966), 227; Die güldin bulle, hg. v. Wolf, A., 1968; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Die Goldene Bulle, König Wenzels Handschrift, hg. v. Wolf, A., 1977; Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. von 1356. Faksimile der Ausfertigung für den Kurfürsten von Köln, 1982; Hergemöller, B., Fürsten, Herren und Städte zu Nürnberg 1355/6, 1983; Die Goldene Bulle vom 10. Januar und 25. Dezember 1356, bearb. v. Fritz, W., 1988 (MGH, Constitutiones 11, 537-641); Die Goldene Bulle. König Wenzels Handschrift, Kommentar von Wolf, A., 2002; Laufs, A., Das Reichsgrundgesetz von 1356, (in) NJW 2006, 3189; Die Kaisermacher. Frankfurt am Main und die Goldene Bulle 1356-1806, hg. v. Brockhoff, E. u. a., 2006; Die Goldene Bulle. Politik - Wahrnehmung - Re­zeption, hg. v. Hohensee, U. u. a., 2009; Bojcov, M., Der Kern der Goldenen Bulle von 1356, (in) DA 69 (2013), 581; Kaiser Karl IV. (1316-1378) und die Goldene Bulle, bearb. v. Frauenknecht, E. u. a., 2016

Goldene Regel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. regula aurea) ist vielleicht seit 1724 der Name für die schon dem Alten Testament bekannte, lateinisch quod ab alio odis fieri tibi, vide ne alteri tu aliquando facias und deutsch was du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu lautende Erfahrungsregel oder Lebensweisheit.

Lit.: Mayer-Maly, T., Der Weg der goldenen Regel, (in) FS A. Söllner, 2000

Goldenes Vlies (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) (Orden von dem Goldenen Vlies) ist der (Name des) von Herzog Philipp dem Guten von Burgund an dem 10. 1. 1430 gestiftete(n) Orden(s) mit 24 bzw. 30 Mitgliedern. S. Google

Lit.: Terlinden, C. de, Der Orden vom Goldenen Vlies, 1970; Das Haus Österreich und der Orden vom Goldenen Vlies, hg. v. d. Ordenskanzlei, 2007

Goldmann, Emil (Karlsbad 3. 11. 1872-Cambridge 6. 5. 1942), nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Wien 1897 promoviert, 1905 habilitiert, 1916 in Wien ao. Prof. für deutsche Rechtsgeschichte und Rechtsaltertümer, 1932 Titel ordentlicher Professor, österreichischer, 1938 nach England emigrierter Rechtshistoriker und Volkskundler (Nachruf ZRG GA 67 [1950], 532 Lentze, Hans), s. Google

Goldschmidt, Levin (Danzig 30. 5. 1829-Bad Wilhelmshöhe 16. 7. 1897), Großkaufmannssohn, wird nach dem Studium von Medizin (1847) bzw. Recht (1848) in Berlin, Bonn, Heidelberg und Berlin (Dissertation De societate en commandite, Halle 1851, über die Kommanditgesellschaft) 1855 in Hei­delberg habilitiert, 1860 außeror­dent­licher Professor in Heidelberg, 1866 ordentlicher Professor, 1869 Rat an dem Bundesober­handelsgericht in Leipzig sowie 1875 in Berlin Inhaber der ersten deutschen Handelsrechtsprofessur. In se­inen handels­rechtlichen und handelsrechts­ge­schicht­lichen Arbeiten (1858 Gründung der Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht, Handbuch des Handels­rechts, 1864ff., Universalge­schichte des Handels­rechts, [Bd. 1 3. A.] 1891, Neudruck 1957) bemüht er sich auch um die Verbindung von römisch­rechtlichen und nichtrömisch­recht­lichen Sätzen, um Einbeziehung wirtschafts­wissenschaft­licher Erkenntnisse und um Berücksich­tigung der praktischen Rechts­anwendung mit dem Ziel einer möglichst vielseitigen Sehweise. 1874 ist er Mitglied einer Kommission zu der Vorbereitung des Bürgerlichen Gesetz­buchs. 1892 erleidet er einen Schlaganfall, nach dem er nicht mehr lehren kann. Er ist beeinflusst von Karl Joseph Anton Mitter­maier und beeinflusst seinerseits Max Pap­penheim, Philipp Heck, Max Weber, Paul Rehme und andere. Seine Privatbibliothek umfasst mehr als 6000 Bände. S. Google

Lit.: Goldschmidt, Levin. Ein Lebensbild in Briefen, 1898; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938, 2. A. 1952; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993; Weyhe, L., Levin Goldschmidt, 1996

Göllnitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google andere Göllnitz und Gelnica belegt) ist ein 1264 von König Bela IV. mit Stadtrecht begabter Bergbauort in der Unterzips, der um 1500 etwa 5000 Einwohner zählt und aus dem ein früh­neuhochdeutsches Stadtbuch überliefert ist.

Lit.: Protze, H., Das älteste Stadtbuch der königlich freien Bergstadt Göllnitz/Gelnica in der Unterzips und seine Sprache, 2002

Gönner, Nikolaus Thaddäus von (Bamberg 18. 12. 1764-München 18. 4. 1827) wird zunächst in Bamberg, seit 1799 in Ingolstadt bzw. 1800 in Landshut Professor und wechselt 1811 in den Justizdienst Bayerns (1813 geadelt). Von dem Reichsstaats­recht (Teutsches Staats­recht, 1804) kommend wendet er sich der politischen Entwicklung folgend der ein­zel­staatlichen Gesetzgebung zu (Hypo­thekengesetz 1822). Bedeutsam sind auch seine öffentlichrechtliche Erfassung der Rechtsgrundlagen des Berufsbeamtentums (Der Staatsdienst, 1808) und sein auf die Natur der Sache ausgerichtetes Handbuch des deutschen gemeinen Prozesses (Bd. 1ff. 1801ff.). S. Google

Lit.: Koch, J., Nikolaus Thaddäus von Gönners Staatslehre, 1902; Schaffner, L., Nikolaus Thaddäus von Gönner, Diss. jur. Würzburg 1955 (masch.schr.); Stolleis, M., Das Bayerische Hypothekenbankgesetz von 1822, (in) Wissenschaft und Kodifikation im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976; Mertens, B., Gönner, Feuerbach, Savigny, 2018

Görlitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Neiße wird 1071 erstmals erwähnt und hat um 1500 rund 10000 Einwohner. Das Görlitzer Rechtsbuch ist ein in einer in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (um 1300?) geschriebenen Abschrift (101 Blätter) erhaltenes, vermutlich in Görlitz entstandenes Stadtrechtsbuch eines unbekannten Verfassers für Görlitz, das eine wortgetreue ungereimte Übersetzung des (lat.) →Auctor (M.) vetus de beneficiis in das Mittel­(mittel)deutsche (Artikel 1-30 von insgesamt 47 gezählten bzw. 46 tatsächlichen Artikeln) mit Auszügen aus dem Landrecht des Sachsenspiegels, dem Weichbildrecht, ver­mut­lich auch dem sächsischen Landfrieden (1221) und der Magdeburg-Görlitzer Rechts­weisung (1304) verbindet und dabei in seinem zweiten Teil vielleicht auf dem (verlorenen) lateinischen Auctor vetus (Sachsenspiegel Landrecht) beruht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 103; Des Sachsenspiegels … Teil 2, 2, hg. v. Homeyer, C., 1844; Buhr, J., Das Görlitzer Rechtsbuch, Diss. jur. Bonn 1941 (verloren); Auctor vetus, hg. v. Eckhardt, K., 1966; Lemper, E., Görlitz, 4. A. 1980; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 30; Anders, I./Wolfrum, P., Görlitz, 1996; Behrisch, L., Städtische Obrigkeit und soziale Kontrolle, 2005

Görres, Josef (Koblenz 25. 1. 1776-München 29. 1. 1848) Lehrer, katholischer Publizist und Begründer des Rheinischen Merkur, s. Google

Lit.: Raab, H., Josef Görres, 1978; Görres, hg. v. Raab, H., 1985; Fink-Lang, M., Joseph Görres, 2013

Görz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen andere Bedeutung - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., Grafschaft nahe der Adria), Güter zwischen 1335 und 1500 an Habsburg, 1754 gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca, 1816 Küstenland, 1919 Italien

Goslar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Harz (urkundlich Siedlung erstmals 1005 erwähnt) ist Ort einer bedeutenden, an die Stelle der älteren Pfalz Werla tretenden Königspfalz (mit einem 1050 geweihten, 1556 evangelischen Reichsstift Sankt Simon und Juda), neben der eine Stadt (1131 lateinisch civitas) entsteht, welcher der Staufer Friedrich II. an dem 13. 7. 1219 einen großen Freiheitsbrief gibt. Wirtschaftliche Bedeutung erlangt Goslar infolge des seit dem späten 10. Jahrhundert betriebenen Silberbergbaus in dem nahegelegenen Ram­melsberg. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erringt die Stadt die Reichsunmittelbarkeit und zeichnet vermutlich um 1330 oder zwischen 1348 und 1360 ihr Recht in den Goslarischen Statuten (860 bzw. 892 Artikel, 5 bzw. sieben Handschriften zweier Redaktionen) auf (1271 Bergordnung Herzog Albrechts, Verlust bürgerlicher Berech­tigungen an den Landesherrn durch Rie­chenberger Vertrag von dem 13. 6. 1552). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Frölich, K., Die Gerichtsverfassung von Goslar im Mittelalter, 1910; Feine, H., Der goslarische Rat, 1913; Frölich, K., Verfassung und Verwaltung der Stadt Goslar im späteren Mittelalter, 1921; Völker, A., Die Forsten der Stadt Goslar bis 1552, 1922; Wiederhold, W., Goslar als Königsstadt und Bergstadt, 1922; Brinkmann, H., Das Brauwesen der kaiserlich freien Reichsstadt Goslar, 1925; Frölich, K., Die Verfassungsentwicklung von Goslar im Mittelalter, ZRG GA 47 (1927), 287; Meier, P., Die Stadt Goslar, 1926; Flachsbarth, O., Geschichte der Goslarer Wasserwirtschaft, 1928; Steinberg, S., Die Goslarer Stadtschreiber, 1933; Cordes, G., Schriftwesen und Schriftsprache in Goslar, 1934; Frölich, K., Die Goslarer Straßennamen, 1949; Frölich, K., Das Stadtbild von Goslar im Mittelalter, 1949; Frölich, K., Das älteste Archivregister der Stadt Goslar, 1951; Engemann, H., Die Gilden der Stadt Goslar, 1957; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsurteilsbuch des 16. Jahrhunderts, 1961; Kreutzberger, E., Das Gewerberecht der Reichsstadt Goslar im 18. Jahrhundert, 1959; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968; Goslar im Mittelalter, hg. v. Engelke, H., 2003; Kelichhaus, S., Goslar um 1600, 2003; Kroeschell, K., recht unde unrecht der sassen, 2005; Der Riechenberger Vertrag, hg. v. Rammelsberger Bergbaumueseum, 2004; Der Goslarer Ratskodex - Das Stadtrecht um 1350 - Edition, Übersetzung und begleitende Beiträge, hg. v. Lehmberg, M. 2013; Renaissance in Holz – Das Brusttuch in Goslar, hg. v. Piegsa, G., 2016; Arnhold, E., Aus Stein gebaut – Goslars mittelalterliche Wohnhäuser, 2016

Gote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie vielleicht über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines in der Völkerwanderungszeit von der Ostsee (Gotland) über den Südosten (Krim) unter dem Druck der Hunnen 375 n. Chr. in das römische Reich eindringenden germanischen Volkes, das sich in →Ostgoten (Italien) und →Westgoten (Gallien, Spanien) aufteilt und zwischen dem 6. und dem 12. Jahrhundert in Italienern und Spaniern aufgeht. Zwischen 25 und 50% der als Goten bezeichneten Menschen dürften nach ihrer volksmäßigen Herkunft Goten gewesen sein. Ihr Ursprung in Skandinavien wird bezweifelt. Der überlieferte bzw. rekonstruierte Wortschatz der gotischen Sprache könnte 5049 Wörter umfassen. S. Google

Lit.: I Goti in occidente, 1956 (Spoleto); Burn, T., A History of the Ostrogoths, 1984; Teillet, S., Des Goths à la nation gothique, 1984; Köbler, G., Gotisches Wörterbuch, 1989; Wolfram, H., Die Goten, 4. A. 2001; Heather, P., Goths and Romans, 1991; Köbler, G., Neuhochdeutsch-gotisches Wörterbuch, 1993; Heather, P., The Goths, 1996; Sonderegger, S., Tradition und Erneuerung der germanischen Rechtssprache aus der Sicht des Gotischen, (in) FS K. Kroeschell, 1997; Mussot-Goulard, R., Les Goths, 1999; Petit, C., Iustitia Gothica, 2001; Christensen, A., Cassiodorus, Jordanes and the History of the Goths, 2002; Giese, W., Die Goten, 2004; Wolfram, H., Gotische Studien, 2005; Bronisch, A., Die Judengesetzgebung im katholischen Westgotenreich von Toledo, 2005; Maier, G., Amtsträger und Herrscher in der Romania Gothica, 2005; Koch, M., Ethnische Identität im Entstehungsprozess des spanischen Westgotenreiches, 2012; Wiemer, H., Die Goten in Italien, (in) HZ 296 (2013), 593; Finazzi, R. u. a., Gothica Bononiensia (in) Aevum 87 (2013) 113ff. (zweifoliale Palimpsesthandschrift aus dem Archiv von San Petronio in Bologna); Faber, E., Von Ulfila bis Rekkared – Die Goten und ihr Christentum, 2014

Göteborg an dem Kattegat wird 1619 angelegt und 1621 mit Stadtrecht begabt. 1891 erhält es eine Universität. S. Google

Gothofredus →Godefroy

Gotland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Gutalagh

Lit.: Kattinger, D., Die gotländische Genossenschaft, 1999; Lerbom, J., Mellan två riken, 2003

Gott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen - um 1200 [Hartmann, Kl. Wolff V. 413] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach jüdischer Lehre und auch von dort übernommener christlicher Lehre der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er ist der Herr über das Recht, das er als Gebot und Verbot den Menschen gegeben hat (→Dekalog). In dem jüngsten Gericht zieht er den Menschen zu Rechenschaft und urteilt über dessen (irdisches) Leben. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 108; Kern, F., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht, 1915; Bibel und Recht, hg. v. Eckert, J. u. a., 1994; Lang, B., Jahwe der biblische Gott, 2002; Eckart, O., Gottes Recht als Menschenrecht, 2002; Leisner, W., Gott und Volk, 2008; Leuenberger, M., Gott in Bewegung, 2011; Persönliche Frömmigkeit, hg. v. Friese, W. u. a. 2012; Römische Götterbilder der mittleren und späten Kaiserzeit, hg. v. Buschung, D. u. a., 2014; http://www.myth-gen.eu/ (Gesamtverzeichnis von - 5770 -antiken mediterranen Göttern und Göttinnen); Gott und Götter in den Weltreligionen, hg. v. Mühling, M., 2014; Sonnabend, H., Götterwelten, 2014; Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf, hg. v. Cholidis, N. u. a. (Ausstellungskatalog); Strahm, H., Die Geburt des Monotheismus im alten Iran, 2014, 2. A. 2015; Gottesgedanken, hg. v. Feldmeier, R. u. a., 2016; Markschies, C., Gottes Körper, 2016; Wilson-Wright, A., Athtart, 2016; Römer, T., Die Erfindung Gottes, 2018 (Entwicklung eines Wettergotts und Kriegsgotts zu dem einzigen Gott)

Gottesfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen – ab dem 12. Jahrhundert [Tobiassegen/MSD. 186 bzw. Kchr. V 15140 Mitte 12. Jahrhundert] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [F.] pax Dei) ist das in Südfrankreich in dem späten Frühmittelalter ([Le Puy in der Auvergne um 975, placitum publicum,] Charroux 1. 6. 989, Narbonne um 990, Limoges 994, Le Puy 994, Poitiers 1000, Beauvais 1023, Ivois/Meuse 1023, Amiens 1033/1036) von der Kirche in Wiederholung merowingischer und karolingischer Kapitula­rien, Konzilienbeschlüsse (Orléans 511-548, Tours 567, Mâcon 585, Paris 614, Quierzy 857, Ver-sur-Launette 884, Metz 893) und Bußbücher ausgehende, Gewalt zurückdrän­gen­de Friedensgebot, dessen Verletzung (nur) kirch­liche Folgen nach sich zieht. Der Gottesfriede erreicht von Südfrankreich aus Katalonien, Kastilien, Italien und gegen Ende des 11. Jahrhunderts das deutsche Reich (Lüttich 1082, Köln 1083, Bamberg 1085). Inhaltlich sehen beschworene Beschlüsse geistlicher und welt­licher Herren Exkommunikation, Verflu­chung, Bußen für Mord, Diebstahl, Raub u. s. w. vor. Besonders geschützt werden Mönche, Kauf­leute, Bauern, Frauen, Kirchen oder Vieh. Besondere Zeiten des Friedens sind die hohen Feste und die Tage von Donnerstag bis Sonntag. Seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert weicht der (kirchliche) Gottesfriede dem (weltlichen) →Landfrieden, der Strafen kennt. Die Verfolgung von Rechts­ver­letzungen wird nunmehr Aufgabe der (weltlichen) All­gemein­heit. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 118; Wasserschleben, H., Zur Geschichte der Gottesfrieden, ZRG GA 12 (1891), 112; Huberti, L., Der Gottesfriede in der Kaiserchronik, ZRG GA 13 (1892), 133; Huberti, L., Studien zur Rechtsgeschichte der Gottes- und Landfrieden, 1892; Winterfeld, L. v., Nochmals Gottesfrieden und deutsche Stadtverfassung, ZRG GA 54 (1934), 238; Wohlhaupter, E., Studien zur Rechtsgeschichte der Gottes- und Landfrieden in Spanien, 1933; Conrad, H., Gottesfrieden und Heeresverfassung, ZRG GA 61 (1941), 71; Achter, V., Über den Ursprung der Gottesfrieden, 1955 (29 S.); Hattenhauer, H., Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden, Diss. jur. Marburg 1958; Hoffmann, H., Gottesfriede und Treuga Dei, 1964, Neudruck 1986; Körner, T., Iuramentum und frühe Friedensbewegung, 1977; Goetz, H., Gottesfriede und Gemeindebildung, ZRG GA 105 (1988), 122; Wadle, E., Gottesfrieden und Landfrieden, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 63; Barthélemy, D., L’an mil et la paix de Dieu, 1999; Gergen, T., Pratique juridique de la paix et trêve de Dieu, 2004; Goetz, H., Gott und die Welt, 2011; Wadle, E./Gergen, T., Die hochmittelalterlichen Gottes- und Landfrieden als Wegbereiter des Strafrechts, ZRG GA 136 (2019), 130

Gottesgnadentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Begründung welt­licher Herrschaft mit göttlicher Gnade. Nach Vorbildern in der Herrschervergottung des Altertums wird das Gottesgnadentum in dem Frühmittelalter bei den Karolingern (751 n. Chr.) sichtbar. In dem Investiturstreit (ab 1073-1122) wird diese Vorstellung zurückgedrängt. Das Gottesgnadentum hält sich aber letztlich bis zu dem Ende der Monarchie in der Neuzeit (in dem deutschen Sprachraum 1918).

Lit.: Legitimation des Herrschers, hg. v. Weber, H., 1992; Körntgen, L., Königsherrschaft und Gottes Gna­de, 2001; Erkens, F., Herrschersakralität im Mittel­alter, 2006

Gottesheller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [SiegburgWQ. 67] in 20 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Gottespfennig

Gotteslästerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [FreiburgZftO. 9 Freiburg im Breisgau} in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., vgl. Leviticus 24,11-16) ist die in dem römischen Recht (Todesstrafe in Novelle 77 Justinians) und seit dem Spätmit­telalter (1495) strafbare, besonders verletzende öffentliche Kundgabe der Miss­achtung des christlichen Gottes, die seit dem 18. Jahrhundert problematisiert wird (von 1813 bis 1827 in Bayern straflos) und 1969 in der Bundesrepublik Deutschland straflos wird.

Lit.: Köbler, DRG 19; Ettinger, J., Zur Lehre von den Religionsvergehen, 1919, 29; Forrer, D., Der Einfluss von Naturrecht und Aufklärung auf die Bestrafung der Gotteslästerung, 1973; Leutenbauer, S., Das Delikt der Gotteslästerung, 1984; Pahud de Mortanges, R., Die Archetypik der Gotteslästerung, 1987

Gottespfennig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 35 Hamburg], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., ähnlich Gottesheller 1360 Siegburg) ist seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Bezeichnung für das Angeld (arrha, Weinkauf), die seit der Neuzeit an Bedeutung verliert und in einem Gutachten des Reichsfinanzhofs des Deutschen Reiches von dem 11. 7. 1936 als nicht mehr zeitgemäß eingestuft wird. S. Google

Lit.: Beyerle, F., Weinkauf und Gottespfennig, (in) FS A Schultze, 1934, 251

Gottesstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Vorstellung von der Herrschaft des christlichen Gottes auf der Erde. Sie wird maßgeblich von Augustinus (354-430) geprägt, der in seinem Werk (lat.) De civitate Dei (Über den Gottesstaat, 413-426) einen Gegensatz von (lat.) civitas (F.) Dei (Staat Gottes) und (lat.) civitas (F.) terrena (irdischer Staat) bildet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 82; Loewenich, W. v., Augustin, 1965

Gottesurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen – um 1027 - ab Anfang 14. Jahrhundert [GörlitzLehnR. 109] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Urteil (eines?) Gottes in einer umstrittenen menschlichen Angelegenheit. In dem mittelalter­lichen, wohl insofern von der christlichen Kirche beeinflussten Recht ist das Gottesurteil die bei Fehlen anderer Beweismittel mögliche Entscheidung über die Schuld oder die Unschuld eines Beschuldigten durch ein nach allgemeiner Wahrscheinlichkeit nicht zu erwartendes und deshalb auf (das Eingreifen des christlichen) →Gott(es) zurückgeführtes äußeres Zeichen (beispielsweise [an der Haut folgenloses] Tragen eines glühenden Eisens, [an der Haut folgenloses] Schreiten über glühende Pflugscharen, [an der Haut folgenloses] Eintauchen des Armes in siedendes Wasser, [folgenloses] Treten vor die Leichenbahre eines Toten u. s. w.). In den fränkischen Gerichtsurkunden des Frühmittelalters findet es sich (nur) in 0,3 Prozent aller beurkundeten Fälle, in späteren Zeiten eher noch seltener. Streitig ist, ob Zweikampf und Los Gottesurteile sind. Die Stellung der Kirche zu dem Gottesurteil ist lange Zeit uneinheitlich. 1215/1219/1222 wendet sie sich deutlicher gegen das Gottesurteil, das Kaiser Friedrich II. 1231 für Sizilien als vernunftwidrig verbietet. Dennoch erhält sich das Gottesurteil bis in das 17. Jahrhundert (beispielsweise Bahrprobe in München bis in das 16. Jahrhundert), bis es vielleicht durch die Verwendung der Folter zu der Erzielung eines Geständnisses, die Aufnahme des römischen Rechtes oder die möglicherweise zunehmende Vernünftigkeit des Menschen verschwindet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 86; Karasconyi, J. u. a., Registrum Varadinense examinum ferri candentis, 1903; Pappenheim, M., Über die Anfänge des germanischen Gottesurteils, ZRG GA 48 (1928), 136; Schwerin, C. Frhr. v., Rituale für Gottesurteile, 1933 (SB Heidelberg); De ordaliis, collegit Browe, P., 1932/1933; Schwerin, C. Frhr. v., Das Gottesurteil des Poppo, ZRG GA 58 (1938), 69; Erler, A., Der Ursprung der Gottesurteile, (in) Paideuma 2, 1941, 44; Nottarp, H., Gottesurteile, 1949; Thoma, H., Ein Gottesgericht an Tieren, ZRG GA 70 (1953), 325; Nottarp, H., Gottesurteilsstudien, 1956; Hexter, R., Equivocal Oaths and Ordeals, 1975; Bürge, A., Realität und Rationalität der Feuerprobe, ZRG GA 100 (1983) 257; Bartlett, R., Trial by fire and water, 1986, Neudruck 1999; Köbler, G., Welchen Gottes Urteil ist das Gottesurteil des Mittelalters?, (in) FS W. Trusen, hg. v. Brieskorn, N., 1994, 89; Schmoeckel, M., Ein sonderbares Wunderwerck Gottes – Bemerkungen zum langsamen Rückgang der Ordale nach 1215, (in) Ius Commune 26 (1999), 123ff.; Nehlsen-von Stryk, K., Reinigungseid und Geständniszwang (in) Grundlagen des Rechts, hg. v. Helmholtz, R. u. a., 2000, 621; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Dinzelbacher, P., Das fremde Mittelalter –Gottesurteil und Tierprozess, 2006; Schmoeckel, M., Die Überzeugungskraft der Ordale in merowingischer Zeit (in) Von den leges barbarorum, 2008, 198ff.; Auer, A., Iudicium Dei – Vorstellungen von Gottesurteilen im Mittelalter, 2017

Gottfried von Straßburg (um 1210) ist der Verfasser des unvollendeten Versromans von Tristan und Isolde mit guten Kenntnisses des Rechtes seiner Zeit. S. Google

Lit.: Huber, C., Gottfrieds Tristan, 2. A. 2001; Wolg, J., Buch und Text, 2008

Göttingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Leine (953 Gutingi nahe der Pfalz Grone) wird um 1200 Stadt und in dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) bzw. Hannover (1736/)1737 unter Kurfürst Georg August (König Georg II. von England) Sitz einer nach dem Vorbild Halles aufgeklärten, in dem 18. Jahrhundert in Deutschland führenden Universität (1751 Societät der Wissenschaften, Göttingische gelehrte Anzeigen, →Pütter, →Hugo), von deren 172000 Studenten der ersten 225 Jahre rund 70000 Rechtswissenschaft studieren. An dem 18. 11. 1837 protestieren (nach dem Ende der Personalunion Hannovers mit Großbritannien) sieben (von insgesamt 32 bzw. 48) Göttinger Professoren (Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Friedrich Christoph Dahlmann, Georg Gottfried Gervinus, Wilhelm Eduard Al­brecht [Jurist], Wilhelm Eduard Weber, Heinrich Ewald) gegen die an dem 1. 1. 1837 erfolgte Aufhebung der an dem 26. 9. 1833 von König Wilhelm IV. von England gewährten Verfassung seitens des Nachfolgers Ernst August von Hannover, an die sich selbst wei­ter gebunden fühlen, und verlieren in uneindeutiger Rechtslage ohne Anhörung dadurch an dem 14. 12. 1837 ihr Amt und ihr Gehalt. Nach dem Ende des Vorlesungsbetriebs an dem 28. 2. 1945 eröffnet Göttingen an dem 17. 9. 1945 als erste deutsche Universität nach dem Zweiten Weltkrieg wieder den Lehrbetrieb (mit Rudolf Smend, Hermann Mirbt, Gerhard Leibholz, Wilhelm Grewe, Hans Welzel, Paul Bockelmann, Julius von Gierke, Ludwig Raiser und Lothar Schultz, unter Entlassung Ebels, Erlers und Siegerts). In die juristische Fakultät kommen nacheinander vor allem Professoren aus Leipzig und Straßburg (beispielsweise Schaffstein, Huber, Michaelis, Weber, Wieacker). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 136, 170; Pütter, J., Versuch einer academischen Gelehrtengeschichte von der Georg-August-Universität in Göttingen, Bd. 1ff. 1765ff., Neudruck 2005; Dahlmann, F., Gutachten, 1839; Grimm, J., Über meine Entlassung, 1838, Neudruck 1985; Cornberg, H. v., Beiträge vornehmlich zum Privatrecht der Stadt Göttingen, 1910; Arnim, M., Corpus academicum Gottingense 1737-1928, 1930; Kück, H., Die Göttinger Sieben, 1934, Neudruck 1987; Selle, G. v., Die Georg-August-Universität zu Göttingen, 1937; Smend, R., Die Göttinger Sieben, 1951; Klugkist, E., Die Göttinger Juristenfakultät als Spruchkollegium, 1952; Gundelach, E., Die Verfassung der Göttinger Universität, 1955; Ebel, W., Zur Geschichte der Juristenfakultät und des Rechtsstudiums an der Universität Göttingen, 1961; Catalogus professorum Gottingensium 1734-1962, hg. v. Ebel, W., 1962; Die Privilegien und ältesten Statuten der Georg-August-Universität zu Göttingen, hg. v. Ebel, W., 1961; Mohnhaupt, H., Die Göttinger Ratsverfassung vom 16. bis 19. Jahrhundert, 1965; Wittram, G., Die Gerichtsverfassung der Stadt Göttingen, 1966; Tütken, H., Geschichte des Dorfes und Patrimonialgerichtes Geismar, 1967; Eysel, H., Die Steuerverfassung Göttingens, Diss. jur. Göttingen 1968; Ebel, W., Memorabilia Gottingensia, 1969; Kallmann, R., Das bürgerliche Recht, 1972; Boockmann, A., Urfehde und ewige Gefangenschaft, 1980; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987; Göttingen, hg. v. Denecke, D., 1987ff.; Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus, hg. v. Becker, H. u. a., 1987, 2. A. 1998; Dilcher, G., Der Protest der Göttinger Sieben, 1988; Zur geistigen Situation der Zeit der Göttinger Universitätsgründung 1737, hg. v. Stackelberg, J. v., 1988; 250 Jahre Georgia Augusta, 1988; Neitzert, D., Die Stadt Göttingen führt eine Fehde, 1992; Die Geschichte der Verfassung und der Fachbereiche der Georg-August-Universität, hg. v. Schlotter, H., 1994 (Aufsätze); Steenweg, H., Göttingen um 1400, 1994; See, K. v., Die Göttinger Sieben, 1997, 3. A. 2000; Boockmann, H., Göttingen, 1997; Jeske, R., Bürgertum in der Universitätsstadt Göttingen, 1999; Szabó, A., Vertreibung, Rückkehr, Wiedergutmachung, 2000; Göttinger Gelehrte, hg. v. Arndt, K. u. a., 2001; Göttingen, hg. v. Böhme, E. u. a., Bd. 2 2002; Streidl, P., Naturrecht, 2003; Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen, 2004; Saage-Maaß, M., Die Göttinger Sieben, 2007; Über die Pflicht zum Ungehorsam gegenüber dem Staat, hg. v. Albach, H., 2007; Kontinuitäten und Zäsuren, hg. v. Schumann, E., 2008; Butt, A., Die Stadt Göttingen und ihre Rechte im ländlichen Raum, 2012; Die Geschichte der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Bd. 1 hg. v. Starck, C. u. a., 2013; Wendepunkte der Rechtswissenschaft, hg. v. Heun, W. u. a., 2014; Kroppenberg, I./Linder, N., … als große Unruhen in Göttingen wegen der Gensd’armen Statt fanden, ZRG GA 136 (2019), 164; Schwab, S., Die Wiederaufnahme des akademischen Betriebs an der Göttinger juristischen Fakultät nach 1945 bis ca. 1949, ZRG GA 137 (2020), 469

göttlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1275 [ProsaKaiserchr. 217, Z. 31] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Gott betreffend, von Gott kommend

Göttliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., göttlich ab nach 1275) ist das auf Gott als Schöpfer zurückgeführte Recht. Göttliches Recht nehmen nach römischen und stoischen Vorläufern die lateinischen Kirchenväter (beispielsweise →Augustinus 354-430) an. Über →Isidor von Sevilla findet die Vorstellung Eingang in das →Decretum Gratians (um 1140). Eine eindeutige und klare Abgrenzung zu dem Naturrecht gelingt nicht. S. Google

Lit.: Wolf, U., Ius divinum, 1970; Ratzinger, J./Maier, H., Demokratie in der Kirche, 2001; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003

Goudelin →Gudelinus

Grab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen – ab 1382 [Ficker, Erbf. II 116] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der Ort der Beerdigung eines toten Menschen. Vermutlich wird der Tote anfangs nur von den Überlebenden schlicht zurückgelassen. Danach entwickeln sich Sitten für den Umgang mit Toten (beispielsweise Hügelgrab, Brand­grab, Körpergrab, Pyramide, Mauso­le­um, Katakombe u. s. w.). In dem römischen Zwölf­tafelgesetz (451/450 v. Chr. sind Beerdi­gungen und Verbrennungen in Rom verboten. Auf dieser Grundlage entwickeln sich mit zunehmender Verdichtung immer mehr Rechtssätze bezüglich des Grabes (u. a. Friedhofszwang mit Friedhofsordnung). S. Google

Lit.: Paret, O., Die frühschwäbischen Gräberfelder von Groß-Stuttgart, 1937; Sterben und Totenbestattung, hg. v. Cox, H. u. a., 2002; Schrumpf, S., Bestattung und Bestattungswesen im römischen Reich, Diss. Bonn 2006

Grabraub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Ausplünderung mindestens eines Grabes, wie sie sachlich bereits aus dem Ägypten der Antike bekannt ist, s. Google

Grad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1340 [Nikol. v. Jeroschin V. 17975] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der Schritt oder die Stufe. Akademischer Grad ist die wissenschaftliche Qualifizierung auf Grund einer Prüfung. Der akademische Grad geht auf Bezeichnungen in der römischen Verwaltung zurück (beispielsweise lat. [M.) magister equitum, Heermeister, doctor gladiatorum, Fechtlehrer, seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. magister auch Ehrenbezeichnung für christliche Große). Missstände in dem hochmittelalterlichen Lehrbetrieb des 13. Jahrhunderts bewirken Regelungen (beispielsweise Paris 1215 Bedingungen für den [lat.] magister [M.) artium und magister theologiae, 1233 Lehrerlaubnis für jeden in Toulouse geprüften [lat.] magister). Als Grade entwickeln sich (lat. [M.]) baccalaureus, licentiatus, magister und doctor, wobei in dem Heiligen römischen Reich das Bakkalaureat seit dem 16. Jahrhundert schwindet und mit der Wandlung der artistischen Fakultät zu der philosophischen Fakultät der (lat. [M.]) magister artium (Meister der Künste) zu dem doctor philosophiae (Lehrer der Philosophie) wird. 1402 wird in dem Heiligen römischen Reich erstmals für Juristen der Grad doctor iuris utriusque (Leh­rer beider Rechte, d. h. geistliches Recht und weltliches Recht) verliehen. Mit dem Grad werden sonstige Vorteile verbunden (teil­weise Adelsgleich­heit). Wegen der Vielzahl der meist mit schriftlichen Arbeiten verbundenen Promo­tionen zu dem Doktor wird seit dem 18. Jahrhundert zunehmend die Lehrerlaubnis (lat. venia [F.] legendi des Uni­versitäts­lehrers) mit der Habilitation in einem Einzelfach oder mehreren Einzelfächern verknüpft, zumal teilweise in Abwesenheit zu dem Doktor promoviert (Jena 1841 Karl Marx, erst ab etwa 1882 allmählich abgeschafft) oder der Grad auch durch eine bloße mündliche Prüfung erworben werden kann (Heidelberg bis 1908, Österreich drei Rigorosen als bloße mündliche Prüfungen bis um 1990). Seit etwa 1820 erscheint der ehrenhalber erteilte Grad (Dr. h. c., Ehrendoktor). 1899 erhalten in dem (zweiten) Deutschen Reich auch die neuen technischen Hoch­schulen das Recht zu der Verleihung von Graden. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts werden in der Europäischen Union die akademischen Grade zunehmend vereinheitlicht (Bologna-Modell mit drei­jährigem Bachelor-Studium, anschließend möglichem zweijährigem Magisterstudium und an­schließend möglichem Dokto­rats­studium), während die Habilitation in Deutschland rechtlich (aber noch nicht tatsächlich) als Voraussetzung der Professur aufgegeben ist. S. Google

Lit.: Philippi, A., Über die Reform der Doctorpromotion, 1876; Oberbreyer, M., Die Reform der Doktorpro­motion, 3. A. 1878; Wretschko, A. v., Die akademi­schen Grade, 1910; Roß, G., Das Aufkommen der ju­ristischen Ehrenpromotion, Diss. jur. Erlangen-Nürnberg 1967; Bleek, W., Von der Kameral­aus­bildung zum Juristenprivileg, 1972; Prahl, H., Gesellschaftliche Funktionen von akademischen Ab­schluss­prüfungen und Graden, 1974; Zimmerling, W., Akademische Grade und Titel, 1990, 2. A. 1995; Mierau, J., Die juristischen Abschluss- und Diplomprüfungen in der SBZ/DDR, 2001; Wollgast, S., Zur Geschichte des Promotionswesens in Deutschland, 2001

graduieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und – ausgenommen graduiert – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), s. Google

Graecus, lat., Adj., griechisch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. γραικός (graikós), Adj., griechisch; vgl. gr. γραικός (graikós), M., Grieche (Name der Römer für alle Griechen), Name der Umwohner von Dodona; von dem epirotischen Volksnamen Γρᾶες (Graes), weitere Herkunft unbekannt; beispielsweise Graeca non leguntur (Griechisches bzw. griechische Stücke - etwa in den Novellen Justinians - werden in dem lateinischen Westen bis zu dem Humanismus des 16. Jahrhunderts nicht gelesen, bzw. nicht beachtet).

Lit.: Barta, H., Graeca non leguntur?, Bd. 1ff. 2010ff.

Graecus, lat., M., Grieche, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Γραικός (graikós), M., Grieche (Name der Römer für alle Griechen), Name der Umwohner von Dodona; von dem epirotischen Volksnamen Γρᾶες (Graes); weitere Herkunft unbekannt

Graf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 479 [MGDiplImp. I 113 grafionibus, 1. Hälfte 7. Jahrhundert Handschrift 9. Jahrhundert LRib. Tit 55 Handschrift B] und dem Altenglischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in der weiteren Herkunft wohl unklar, M.). Lat. [M.] comes ist in dem Frankenreich in dem Frühmittelalter der ursprünglich königliche Amtsträger. Der Titel (lat. [M.]) comes (Gefährte, Be­gleiter) findet sich in dem römischen Altertum seit Kaiser Diokletian (284-313/316) für hohe Höflinge und danach für örtliche Amts­träger (u. a. auch [lat.] comes civitatis beispielsweise in Trier, Autun und Marseille zwischen 460 und 470). Fast die Hälfte der bekannten (lat.) comites des 6. Jahrhunderts trägt einen romanischen Namen. Der frühmittel­alterliche fränkische comes soll den Frieden wahren, Übeltäter verfolgen und Schutzbedürftige sichern. Daneben kennt die fränkische (lat. [F.]) Lex Salica einen vielleicht zu got. gagrefts, Befehl, zu stellenden afrk. grafio, der auf Verlangen eines Rechtsu­chenden Sachen wegnehmen oder unerwünschte Sied­ler vertreiben soll und der möglicherweise ein örtlicher königlicher Befehlshaber ist. Spätes­tens in der Mitte des 8. Jahrhunderts verschmilzt dieser grafio anscheinend mit lat. comes, dessen Aufgaben in karolingischer Zeit in der Erhaltung des Königsguts, der Auf­bietung der Heerfolge­pflichtigen, der Erhebung von Zöllen, der Einziehung von verfallenem Gut und der Leitung des Rechtsstreits um Freiheit und Grund bestehen. Nach Bachrach behalten die karolingischen und ottonischen Herrscher die wesentliche Kontrolle über die den Grafen zugewiesenen Einkünfte und können sie bei Bedarf anders verwerten und neu zuteilen. Zwar ist der Graf grundsätzlich absetzbar, doch wird seine Stellung in vornehmen Familien bald tatsächlich erblich. Die richterlichen Aufgaben treten in den Vor­dergrund. Seit dem 11. Jahrhundert gerät die gräfliche Gewalt unter den Einfluss nichtköniglicher Mächte. Der Grafentitel wird zu einer Standesbezeichnung. Ein Teil der Grafen wird mittelbarer land­sässiger Adel, die reichs­ständischen Grafen treten in dem Reichs­fürstenrat zusammen (schwä­bische, wetter­auische [1524], fränkische [1640] und west­fälisch-nieder­sächsische [1653/1654] Grafenkurie). Das Gericht des Grafen wird vielfach Land­gericht. In der Reichsmatrikel von 1521 finden sich 143 Grafen und Herren, von denen an dem Ende des 18. Jahrhunderts (infolge von Erhebungen in den Fürstenstand, Mittel­bar­machungen und Aussterbens) nur zwei Drittel noch verzeichnet sind. Mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) verliert auch der reichs­unmittelbare Graf seine selbständige Bedeu­tung. Graf wird zu einem (verliehenen oder verleihbaren) höheren Adelstitel. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 84, 86; Köbler, WAS; Ficker, F., Vom Reichsfürstenstand, Bd. 1 1861, 72, 95; Fehr, H., Fürst und Graf im Sachsenspiegel, 1906; Hausgeschichte und Diplomatarium des Reichs-Semperfreien und Grafen Schaffgotsch, hg. v. Kaufmann, J., 2, 2, 1925; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, 1941, Neudruck 1964; Krüger, S., Studien zur sächsischen Grafschafts­verfassung im 9. Jahrhundert, 1950; Guttenberg, E. v., Iudex hoc est comes aut grafio, (in) FS E. Stengel 1952, 93; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Schöllkopf, R., Die sächsischen Grafen, 1957; Mitterauer, M., Die Grafenfamilien der bayrischen Marken in der Karolingerzeit, Diss. phil. Wien 1960 (masch.schr.); Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1980; Forwick, F., Die staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963; Schulze, H., Grundprobleme der Grafschafts­verfassung, (in) Z. f. württemberg. LG. 44 (1985), 265; Borgolte, M., Die Grafen Alemanniens, 1986; Zotz, T., Grafschaftsverfassung und Personengeschichte, (in) ZGO 136 (1988), 1; Schmidt, G., Der Wetterauer Grafenverein, 1989; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Reich, 2005; Grafen und Herren in Südwestdeutschland, hg. v. Andermann, K. u. a., 2006; Deutinger, R., Königsherrschaft im ostfränkischen Reich, 2006; Bachrach, D., The Benefices of Counts and the Fate of the Comital Office in Carolingian East Francia and Ottonian Germany, ZRG GA 136 (2019)

Grafenbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1267 [HannovUB. 34] in 3 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem König in dem Frühmittelalter dem →Grafen verliehene →Bann von 15 Schillingen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1

grafio, graphio, germ.-lat., M., Graf, PLSal (507-511 n. Chr.?), s. latein_a_z.docx, s. germ. *grefōn, *grefan, *grefjōn?, *grefjan?, sw. M. (n), Verwalter, Führer →Graf

Grafschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen – ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 356, IV 247] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Amtsbezirk des →Grafen (lat. comes, →lat. comitatus). In Gegensatz zu älteren Forschungen werden trotz etwa der erheblichen Anstrengungen von Herrschern wie Pippin des Jüngeren oder Ludwig des Frommen in der Gegenwart die Vorstellung einer Deckungsgleichheit von Gauangaben der Quellen und jeweils gegebenen Bezirken von Grafen und die Vor­stellung eines lückenlosen Systems von Grafschaften für das Frühmittelalter abgelehnt (Amtsgrafschaften neben auf verstreuten Königsgut gegründeten Streugrafschaften). Zu einer stärkeren Geschlossenheit von Amtsbezirken scheint es mit der Festigung der Landesherrschaft in dem Hochmittelalter zu kommen. S. Google

Lit.: Köbler, WAS; Hömberg, A., Grafschaft, 1949; Krüger, S., Studien zur sächsischen Grafschafts­verfassung im 9. Jahrhundert, 1950; Metz, W., Studien zur Grafschaftsverfassung Althessens, ZRG GA 71 (1954), 167; Schulze, H., Die Grafschaftsverfassung der Karolingerzeit in den Gebieten östlich des Rheins, 1973; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, 1984; Schulze, H., Grundprobleme der Grafschafts­verfassung, (in) Z. f. württemberg. LG. 44 (1985), 265; Hoffmann, H., Grafschaften in Bischofshand, (in) DA 46 (1990), 375; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999

Gragas (Graugans Wort in anderer Bedeutung in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 – nicht in EDEL - , aber nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, jedoch in abweichender Bedeutung in Google, F.) ist die auf einem Irrtum beruhende, 1548 nachweisbare, seit dem 17. Jahrhundert übliche Bezeichnung für das aus Gesetzen, Gutachten, privaten Aufzeichnungen und Formelsammlungen zusammengesetzte, nach älteren Aufzeichnungen (beispielsweise Christenrecht zwischen 1122 und 1133) zwi­schen 1258 und 1271 bzw. um 1250 aufgezeichnete und vor allem durch das später in der königlichen Bibliothek in Kopenhagen verwahrte Königsbuch (Konungsbok, [lat.] Codex [M.] regius) und das (nach Hans Henning Hoff ursprünglichere) in dem 16. Jahrhundert auf einem Hof in Westisland entdeckte Stadarholsbuch (Sta­darholsbok, [lat.] Codex [M.] Arna­magnaeanus) der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (bzw. um 1270) (insgesamt durch 130 Handschriften, Fragmente und Abschriften) überlieferte, altisländische Recht ([930 bzw. 1030-1264] Christenrecht, Strafrecht, Eherecht, Erbrecht, Grundgüterrecht und Vertragsrecht). Nach Hans Henning Hoff lassen sich vor allem methodische, aber auch inhaltliche Einflüsse des römischen (bzw. oströmischen) Rechtes feststellen. Die Geltung der Gragas auf Island wird nach der Unterwerfung →Islands unter Norwegen (1262/1264) 1271/1281 durch das Gesetzbuch König Magnus Hakonarsons (→Jarnsida, →Jonsbok) aufgehoben. S. Google

Lit.: Gragas Konungsbok, hg. v. Finsen, V., 1852, Neudruck 1974; Gragas Stadarholsbok, hg. v. Finsen, V., 1879, Neudruck 1974; Gragas Skalholsbok, hg. v. Finsen, F, 1883, Neudruck 1974; Bechert, R., Eine dunkle Stelle der Graugans, ZRG GA 48 (1928), 442; Isländisches Recht. Die Graugans, hg. v. Heusler, A., 1937; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 120; Foote, P., Some Lines in Logréttutháttr, (in) FS P. Foote, 1984, 155; Byock, J., Medieval Iceland Society, sagas and power, 1988; Beck, H., Wortschatz der altisländischen Grágás, 1993 (Konungsbok); Hoff, H., Hafliði Másson und die Einflüsse des römischen Rechts in der Grágás, 2012 (Aufnahme römischen Rechts in Island wohl eher an dem Ende des 12. und Beginn des 13. Jahrhunderts)

Granada an der Sierra Nevada in Spanien geht auf eine keltische Gründung zurück. In dem Mittelalter ist es Mittelpunkt eines maurischen Königreichs (1030-1050, 1238-1492). 1526/1531 erhält es eine Universität. S. Google

Lit.: Ladero Quesada, M., Granada, 1988

Grande ordonnance de réformation du royaume (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Große Ordnung über die Reformation des Königreichs) ist das französische Gesetz von 1302, durch das der König den Schutz der Kirche auch in den Gebieten der Landesherren (Herzöge, Grafen, Barone) übernimmt.

Grangie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie Wort 12. Jahrhundert aufgenommen, Scheune, zu lat. [granum] Korn, F.) ist der hoch­mittelalterliche klös­ter­liche Wirtschafts­hof vor allem der Zisterzienser (mit einer Größe von bis zu 400 Hektar), deren Ideale sich allerdings nicht dauerhaft durchhalten lassen.

Lit.: Wiswe, H., Grangien niedersächsischer Zisterzienserklöster, (in) Braunschweig. Jb. 34 (1953), 5; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittel­alterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 175f.; Villa, curtis, grangia, hg. v. Janssen, W. u. a., 1983; Lohrmann, D., Kirchengut im nördlichen Frankreich, 1983; Schneider, R., Vom Klosterhaushalt zum Stadt- und Staats­haushalt, 1994; Kuczera, A., Grangie und Grund­herrschaft, 2003; Untermann, M., Ausgrabungen und Bauuntersuchungen in Klöstern, 2003

Grass, Nikolaus (Volderwald bei Ampass bei Innsbruck 28. 7. 1913-Innsbruck 5. 10. 1999) ist der nach dem Studium in Innsbruck in Geschichte, Recht und Wirtschaft pro­movierte, 1946 für Geschichte habilitierte, 1948 in die rechtswissenschaftliche Fakultät übergetretene, 1949 zu einem außerordentlichen und 1959 zu einem ordentlichen Professor ernannte, 1983 emeritierte Rechts­historiker, der eine eigene Schule Tiro­ler Rechtsge­schichte der Alpwirtschaft gründet. S. Google

Lit.: Carlen, L., Nachruf, ZRG GA 118 (2001), 896; Oberkofler, G., Einige wissenschaftshistorische Miniaturen aus Briefen und seine Korrespondenz mit dem Prager Juden Guido Kisch, 2008

Gratian (Carraria um 1100-Bologna? nach 1143 [um 1145 oder um 1150?]), (Mönch und) Magister der Theologie in Bologna (sowie vielleicht später Bischof von Chiusi?), verfasst zwischen 1125 und 1140 das Rechtsbuch →concordia discordantium canonum, Übereinstimmung widersprüch­licher Regeln (→Decretum Gratiani). Er begründet mit diesem in der endgültigen Fassung 3945 Kapitel ([lat.] capitula) kirchenrechtlicher Quellen in einer schwer verständlichen Systematik zusammen­fas­senden, die Wider­sprüche kommentierend aufzulösen versuchendenden Werk die kirchenrechtliche Wissen­schaft. Als erster Teil des um 1500 nichtamtlich, 1582 amtlich so genannten (lat. [N.]) Corpus iuris canonici (Körper des kanonischen Rechtes) bleibt es bis 1918 in Geltung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 102, 105; Plöchl, W., Das Eherecht des Magisters Gratianus, 1935; Kuttner, S., Graziano, 1953, 20; Weigand, R., Die Naturrechtslehre der Legisten und Dekretisten, 1967, 132; Kuttner, S., Research on Gratian, (in) Seventh International Congress of medieval Canon Law, 1984; Weigand, R., Das kirchliche Wahlrecht im Dekret Gratians, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. 1997, 1331; Winroth, A., The Making of Gratian’s Decretum, 2000; Winroth, A., Recent Work on the Making of Gratian‘s Decretum, (in) BMCL 26 (2004-2006), 1ff.; Larson, A., An Abbreviatio of the First Recension of Gratian’s Decretum in Munich?, (in) BMCL 29 (2011/2012) 51 (Clm 22272 f. 117r-122r); Eichbauer, M., From the First to the Second Recension – The Progressive Evolution of the Decretum, (in) BMCL 29 (2011/2012) 119

Graubünden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der aus antihabsburgischen Bündnissen (1367 Gotteshausbund, 1395 Oberer oder Grauer Bund) entstandene, seit 1497ff. zu der →Eidgenossenschaft in Beziehung tretende und dann Mitglied werdende Kanton (1803/1815) der →Schweiz. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Jecklin, F., Materialien zur Standes- und Landesgeschichte gemeiner III Bünde, Teil 1f. 1907ff.; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920; Pieth, F., Die Umbildung des Freistaates der drei Bünde in den Kanton Graubünden, Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 57 (1928); Liver, P., Vom Feudalismus zur Demokratie, Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 1930; Lalive-Acatos, K., Das gesetzliche Erbrecht Graubündens, 1931; Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936; Zur Fünfjahrhundertfeier des Zehngerichtenbundes, 1936; Müller, I., Die Entstehung des grauen Bundes 1367-1424, (in) Zs. f. schweiz. Gesch. 21 (1941), 137; Maron, C., Das Zivilgericht nach den bündnerischen Statutarrechten, 1942; Bündner Urkundenbuch, Bd. 1ff. bearb. v. Meyer-Marthaler, E. u. a., 1947ff.; Die lex Romana Curiensis, hg. v. Meyer-Marthaler, E., 1959; Staats­archiv Graubünden, Einbürgerungen 1801-1960, hg. v. Jenny, R., 1965; Padrutt, C., Staat und Krieg im alten Bünden, 1965; Caroni. P., Einflüsse des deutschen Rechtes Graubündens südlich der Alpen, 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,451; Der Gotteshausbund, hg. v. Schorta, A., Bd. 1f. 1980f.; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Graubündens, 1982; Geschichte und Kultur Churrätiens, 1986; Cavigelli, M., Entstehung und Bedeutung des Bündner Zivilgesetzbuches von 1861, 1994; Rathgeb, C., Die Verfassungsentwicklung Graubündens im 19. Jahrhundert, 2003; Der Zehngerichtenbund, bearb. v. Meyer-Marthaler, E., 2008; Liniger, S., Gesellschaft in der Zersteuung, 2017

gravamen, gravāmen, lat., N., Beschwerlichkeit, drückende Last, s. latein_a_z.docx, s. gravāmentum, Cassiod. (um 485-um 580 n. Chr.), s. gravāre, gravis (lat. [N.]) Last, Beschwerde (in Gegensatz zu Vorteil, Gewinn)

gravare, gravāre, graviāre, lat., V., schwer machen, beschweren, belasten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gravis

Gravina, Gian Vincenzo (1664-1718), nach dem Studium in Scaela (Caloprese) und Neapel (Biscardi) seit 1689 in Rom, wird Professor zunächst für Zivilrecht und 1703 für kirchliches Recht. Sein Hauptwerk sind die 1701 veröffentlichten (lat.) Origines (F.Pl.) iuris civilis (Ursprünge des weltlichen Rechtes). S. Google

Lit.: Ghisalberti, C., Gian Vincenzo Gravina, 1962

gravis, lat., Adj., schwer, wuchtig, fett, gewichtig, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *gᵘ̯er- (2), *gᵘ̯erə-, *gᵘ̯erəu-, Adj., schwer

Graz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über slaw. gradec, N., Bürglein, kleine Burg in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Mur wird 1164 als Markt neben einer Burg genannt (Bestätigung der Freiheiten 27. 2. 1281 durch Rudolf von Habsburg). Seit 1379 ist es Residenz. (1584/)1586 erhält es zu dem Zweck der Gegenreformation eine (Jesuiten-)Universität, neben der und an der auch juristischer Unterricht stattfindet. 1778 wird nach Aufhebung des Jesuitenordens eine juristische Fakultät eingerichtet. Ein so genanntes Grazer Rechtsbuch in einer Handschrift des späteren 12. Jahrhunderts stammt aus Kloster Neuberg in dem Mürztal und enthält bearbeitete Auszüge aus Justinians Kompilationen von 527/528 bis 533/534. S. Google

Lit.: Popelka, F., Geschichte der Stadt Graz, 1928; Popelka, F., Die Bürgerschaft der Stadt Graz, 1941; Die Handschriften der Universitätsbibliothek Graz, bearb. v. Kern, A., 1942; Ebert, K., Die Grazer Ju­ristenfakultät im Vormärz, 1969; Ebert, K., Die Pflege der Rechtsgeschichte an der Universität Graz, ZRG GA 87 (1970), 239; Wesener, G., Römisches Recht und Naturrecht, 1978; 850 Jahre Graz, hg. v. Steinböck, W., 1978; Reformen des Rechts. Festschrift zur 200-Jahr-Feier der rechtswissenschaft­lichen Fakultät der Universität Graz, hg. v. Sutter, N., 1979; Gebhardt, H., Die Grazer Polizei 1786-1850, 1992; Wesener, G., Österreichisches Privatrecht an der Universität Graz, 2002; Geschichte der Stadt Graz, hg. v. Brunner, W., 2003; Professoren erinnern sich, hg. v. Wünsch, H., 2008; Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften aus Graz, hg. v. Acham, K., 2010; Hammer-Luza, E., Im Arrest – Zucht-, Arbeits- und Strafhäuser in Graz (1700-1850), 2019; Kernbauer, A. u. a., Frauen in den Rechts- und Staatswissenschaften der Universität Graz, 2019

Gregor VII. („Hildebrand“ von Soana, Sovana/Toskana um 1020/1025-Salerno (Exil) 25. 5. 1085) wird um 1045 vielleicht (lat.) cappellanus (Kaplan) Papst Gregors VI., nach Rückkehr aus einem Exil (in Köln) Kardinalsubdiakon, 1058/1059 Archi­diakon und an dem 22. 4. 1073 mit etwa 50 Jahren durch Ak­klamation Papst. In dem Investiturstreit (ab 1073) bekämpft er den weltlichen Einfluss auf die Besetzung kirchlicher Ämter. Unter ihm erhalten kirchliche Rechtstexte größere Bedeutung. S. Google

Lit.: Berman, H., Recht und Revolution, 1991; Cowdrey, H., Pope Gregory VII., 1998; Blumenthal, U., Gregor VII., 2001; Schieffer, R., Papst Gregor VII., 2010

Gregorius ist der nicht wirklich genauer bekannte Verfasser des (lat. [M.]) →Codex Gregorianus. S. Google

Gregor von Tours (Clermont 30. 11. 538/539-Tours 17. 11. 594), aus gallo­rö­mi­scher adeliger Bildungsschicht, seit 573 bzw. 576 Bischof von Tours, überliefert in seinen zehn Büchern Geschichte (lat. Decem libri [M.Pl.] historiarum) glaubhaft, aber aus­legungsbedürftig wichtige Gegeben­heiten der frühmerowingischen Franken­zeit. S. Google

Lit.: Gregorii episcopi Turonensis historiarum libri X, hg. v. Krusch, B., 1884, 2. A. 1937ff.; Ringel, W., Das Strafrecht des Gregor von Tours, Diss. jur. Leipzig 1912; Weidemann, M., Kulturgeschichte der Merowingerzeit, 1982; Goffart, W., The Narrators of Barbarian History, 1988; Heinzelmann, M., Gregor von Tours, 1994; Scheibelreiter, G., Die barbarische Gesellschaft - Mentalitätsgeschichte der europäischen Achsenzeit, 1999; The World of Gregory of Tours, hg. v. Mitchell, K. u. a., 2002; A Companion to Gregory of Tours, hg. v. Murray, A., 2015 (hilfreich, aber nicht vollständig befriedigend)

Greife (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (Greif) und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines vor 1124 christianisierten Herzogsgeschlechts der Po­mo­ranen (Pommern), das seit 1215 einen Greifen in dem Wappen führt und 1631 ausstirbt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937

Greifswald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) nahe der Ostsee an dem Fluss Ryck (um 1241 Marktsiedlung des Klosters Eldena, 1248 oppidum Gripheswald) mit →lübischem Stadtrecht (1250) erhält 1456 eine Universität (1456-1524 3317 Immatri­kulationen, Matrikel von 1456 bis 1700 von Ernst Friedländer 1893f. veröffentlicht, Spruchfakultät 1561-1891, 1631-1815 unter der Herrschaft Schwedens, Professoren wirken auch an dem Konsistorium, an dem Hofgericht und an dem Oberappellationsgericht), die 1945 von der Sowjetunion in ihrer Besatzungszone geschlossen, in dem Februar 1946 aber in Teilen und 1991 in dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern der Bundesre­publik Deutschland auch in der Rechtswissenschaft wieder eröffnet wird. S. Googgle

Lit.: Molitor, E., Die Greifswalder Juristenfakultät, (in) FS zur 500-Jahrfeier der Universität Greifswald, Bd. 2 1956; Seth, I., Die Universität Greifswald und ihre Stellung in der schwedischen Kulturpolitik 1637-1815, 1956; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; Feltkamp, K./Biederstedt, R., Greifswald, 1983; Vorholz, I., Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät, 2000; Das älteste Greifswalder Stadtbuch (1291-1332), bearb. v. Poeck, D., 2000; Matthiesen, H., Greifswald in Vorpommern, 2000; Link, A., Auf dem Weg zur Landesuniversität, 2000; Greifswald, hg. v. Wernicke, H., 2000; Fietz, J., Nordische Studenten an der Universität Greifswald, 2004; Die Matrikel der Universität Greifswald, hg. v. Schmidt, R. u. a., Teil 1ff. 2004ff.; Die Universität Greifswald und die deutsche Hochschullandschaft im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Buchholz, W., 2004; Justitia in Pommern, hg. v. Alvermann, D. u. a., 2004; Universität und Gesellschaft, hg. v. Alvermann, D. u. a., 2006; Die pommerschen Hofgerichte, hg. v. Jörn, N., 2007; Bausteine zur Greifswalder Universitätsgeschichte, hg. v. Alvermann, D. u. a., 2008; Das Dekanatsbuch der philosophischen Fakultät der Universität Greifswald 1456-1662, übers. v. Thümmel, H., 2008; Greifswald – Spiegel der deutschen Rechtswissenschaft 1815 bis 1945, hg. v. Lege, J., 2009; Ott, S., Die Recht­sprechung des Greifswalder Oberappellationsge­richts in Strafsachen (1815-1849), 2009; Thümmel, H., Greifswald, 2010; Igel, K., Zwischen Bürgerhaus und Frauenhaus, 2010; Quellen zur Verfassungsgeschichte der Universität Greifswald, hg. v. Alvermann, D. u. a., Bd. 1f. 2011f.; Eberle, H., Ein wertvolles Instrument, 2015; „„…die letzten Schranken fallen lassen“. Studien zur Universität Greifswald im Nationalsozialismus, hg. v. Alvermann, D. 2014; Geschichtswissenschaft in Greifswald, hg. v. Hegewisch, N. u. a., 2015

Grenze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1262 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1291 [Tzschoppe-Stenzel 414] in 44 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Slawische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., mhd. granizze 1262, F., lat. granica älter, aus slaw. hranice, vorhergehende ahd. Bezeichnung marka) ist die Trennungslinie zwischen zwei Bereichen, insbesondere zwei Staaten oder zwei Grund­stücken. Ursprünglich nur wenig genau bestimmt, wird die Grenze mit wachsender Bevölkerungsdichte und zunehmender Territori­alisierung immer eindeutiger gekennzeichnet und gesichert (beispielsweise Grenzsteine, 14. Jahrhundert Schlagbäume). Für die Grenzfestlegung entwickeln sich besondere technische Ver­fahren, deren Einhaltung strafrechtlich bewehrt wird. In dem späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit findet vielfach ein der Herkunft nach unbekannter, der Verge­wisserung dienender ge­meinsamer jährlicher Grenz­um­gang von Dorffluren und anderen Bereichen statt. Die Dialekte in Grenzorten gleichen sich seit der Neuzeit infolge der Medien meist der Standardsprache der übergeordneten politischen Einheit an. S. Google

Lit.: Hübner; Grimm, J., Deutsche Rechtsalter­tü­mer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 69; Erben, W., Deutsche Grenzaltertümer aus den Ostalpen, ZRG GA 43 (1922), 1; Bader, K., Der schwä­bische Untergang, 1933; Grenzrecht und Grenzzeichen (, hg. v. Bader, K.), 1940; Karp, H., Grenzen in Ostmitteleuropa, 1972; Nicklis, H., Von der grenitze zur Grenze, (in) Bll. f. dt. Landesg. 128 (1992), 1; Deutschlands Grenzen in der Geschichte, hg. v. Demandt, A., 1990, 3. A. 1993; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Simmerding, F., Grenzzeichen, 1997; Menschen und Grenzen in der frühen Neuzeit, hg. v. Schmale, W. u. a., 1998; Grenze und Differenz im frühen Mittelalter, hg. v. Pohl, W. u. a., 2000; Grenzen in Ostmitteleuropa, hg. v. Lemberg, H., 2000; Grenzen weltweit, hg. v. Becker, J. u. a., 2004, 2. A. 2006; Die Grenze als Raum, hg. v. François, J. u. a., 2007; Grenzen in Europa, hg. v. Gehler, M. u. a., 2009; Philippi, N., Grenzsteine in Deutschland, 2009; Grenzziehungen, hg. v. Schwark, T. u. a., 2011; Grenzen im Raum - Grenzen in der Literatur, hg. v. Geulen, E. u. a. 2011; The Transformation of Foreign Policy – Drawing and Managing Boundaries, hg. v. Hellmann, G. u. a., 2016; Lehnert, K., Die Un-Ordnung der Grenze, 2017; Eriger et borner diocèses et principautés au Moyen Âge, hg. v. Barión, N. u. a., 2017; Heinrich-Franke/Hiepel/Thiemeyer, Grenzüberschreitende institutionalisierte Zusammenarbeit von der Antike bis zur Gegenwart, 2019

Greyerz (Gruyères) s. Google

Lit.: Vevey, B. de, Le droit de Gruyères, 1939; Rennefahrt, H., Der Geltstag des letzten Grafen von Greyerz, (in) Zs. f. schweiz. Gesch. 22 (1942), 321

Grieche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des die griechische Sprache sprechenden, von den Indogermanen abstammenden Volkes, das in dem 2. Jahrtausend v. Chr. in den Südosten Europas eindringt. Nach dunklen, erst mit den 27803 Versen (Homers) von Ilias und Odysee sich lichtenden Jahrhunderten (1200-800 v. Chr.) bilden die Griechen in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. den Stadtstaat (griech. [F.] polis) aus (Sparta, Athen und viele andere). Sie führen die Wissenschaften auf einen hohen Stand (Thales, Anaximander, Anaximenes, Xenophanes, Hera­klit, Demo­krit, Pythagoras, Sokrates, Plato, Aristoteles, Geschichtsschreiber Herodot, Thukydides, Polybios). Ihr Recht ist durch schon in dem 8. oder 7. Jahrhundert v. Chr. einsetzende Gesetzgebung (Lykurg, Solon, Drakon, weiter Zaleukos, Charondas, Philo­laos, Pheidon) und die rechtsphilosophische Unter­scheidung von natürlichem Recht (→Naturrecht) und von Menschen gesetztem Recht gekenn­zeichnet. Eine besondere Rechtswis­sen­schaft ist nicht näher bekannt. In dem 5. Jahrhundert v. Chr. wird die politische Freiheit gegenüber der Tyrannei bewusst. Aus dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. sind Gerichtsreden und Inschriften (u. a. Recht von Gortyn auf Kreta um 450 v. Chr.) überliefert, seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. Papyri (in Ägypten). Insgesamt ist die erhaltene griechische Literatur der Antike (Homer, Hesiod, Herodot, Pindar, Thukydides, Sophokles, Eurypides, Lysias, Aristophanes) sehr viel umfangreicher als die lateinische. Europa verdankt den Griechen vor allem die Vorstellung politischer und persönlicher Freiheit sowie Grundlagen von Literatur, Philosophie und Wissenschaft. Das Brill Dictionary of Ancient Greek des Jahres 2015 umfasst rund 140000 Stichwörter.

Lit.: Köbler, DRG 15, 16, 29; Zachariae von Lingenthal, K., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 1877, 3. A. 1892, Neudruck 1955; Mühl, M., Untersuchungen zur altorientalischen und althellenischen Gesetzgebung, 1963; Mummenthey, H., Zur Einführung: Griechisches Recht, (in) JuS 1969, 307; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, 1978; Biscardi, A., Diritto greco antico, 1982; Triantaphyllopoulos, J., Das Rechtsdenken der Griechen, 1985; Lendle, O., Einführung in die griechische Geschichtsschreibung, 1992; Greek Law, hg. v. Foxhall, L. u. a., 1996; Burkert, W., Die Griechen und der Orient, 2003; Cerchiai, L. u. a., Die Griechen in Süditalien, 2004; Köbler, G., Rechtsgriechisch, 2004, 2. A. 2011; Greek Colonization, hg. v. Tsetskhladze, G., 2006ff.; Karvounis, C., Aussprache und Phonologie im Altgriechischen, 2007, 2. A. 2009; Köbler, G., Altgriechisches Abkunfts- und Wirkungswörterbuch, 2007 (in dem Internet); Szlezák, T., Was Europa den Griechen verdankt, 2010; Handbuch der griechischen Literatur der Antike, hg. v. Zimmermann, B., Bd. 1 2011; A new Working Bibliography of Ancient Greek Law, hg. v. Sundahl, M. u. a., 2011; Robinson, E., Democracy beyond Athens, 2011; Scheer, T., Griechische Geschlechtergeschichte, 2011; Dmitriev, S., The Greek Slogan of Freedom, 2011; A Companion to Ancient Greek Government, hg. v. Beck, H., 2013; Dillon, M. u. a., The Ancient Greeks, 2013; Schmitz, W., Die griechische Gesellschaft, 2014; Grote, O., Die griechischen Phylen, 2016; Hall, E., Die alten Griechen, 2017; Patzek, B., Homer und die frühen Griechen, 2017; Meister, K., Studien zur griechischen Geschichtsschreibung, 2020

Griechenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsgeschichte und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der südosteuropäische, zwischen Italien und der Türkei gelegene, seit 1. 1. 1981 der →Europäischen Gemeinschaft (1993 →Europäischen Union) angehörende Staat. Sein anfangs durch viele Stadtstaaten (beispielsweise →Athen, Sparta) gekennzeichnetes Gebiet wird seit 336 v. Chr. unter Makedonien vereinigt, gelangt 146 v. Chr. unter die Herrschaft der Römer, wird 330 n. Chr. Ostrom bzw. →Byzanz zugeteilt und fällt 1453 (mit Ostrom) an die Osmanen (Türken). Seit dem 4. 3. 1821 erheben sich die Griechen gegen die osmanische Herrschaft. Nach Erringung der Unabhängigkeit wird 1828 bzw. mit Gesetz von dem 23. 2. 1835 der →Hexabiblos (Sechsbücher, von 1345 n. Chr.) als vorläufiges Zivil­gesetzbuch bestimmt. An dem 3. 2. 1830 wird Griechenland als unabhängige Erb­monarchie anerkannt, zu dessen König 1832 der bayerische Prinz Otto von Wittelsbach bestimmt wird. Der Code de commerce (Handelsgesetzbuch) Frankreichs wird übernommen. Das danach geschaffene Recht ist von dem deutschen Recht der Pandektistik geprägt (1832-1834 bzw. 1833-1835 Georg Ludwig von Maurer Strafgesetz, Strafprozessordnung, Ge­richts- und Notariats­ordnung, Zivilpro­zessordnung, Vorbe­reitung eines Zivilge­setz­buchs, daneben Ionisches Zivilgesetz­buch 1841, Zivilgesetzbuch von Samos 1899, Kretisches Zivilgesetzbuch 1903). Das Verwaltungsrecht steht unter dem Einfluss Frankreichs. 1940 wird das von dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches, aber auch von Frankreich und der Schweiz beein­flusste Zivilgesetzbuch geschaffen, dessen Inkrafttreten an dem 23. 2. 1946 die Geltung des gemeinen Rechtes (→Hexabiblos) beendet. An dem 21. 4. 1967 putscht die Armee gegen den König, an dem 1. 6. 1973 wird die Republik ausgerufen. 1981 tritt Griechenland den europäischen Gemeinschaften bei, so dass das griechische Recht seitdem unter den Einfluss des europäischen Rechtes der Europäischen Gemeinschaft(en) bzw. der Europäischen Union gerät. Um 2010 entsteht für Griechenland wegen seines überhöhten Staatshaus­halt­defizits eine wirtschaftlich sehr schwierige Lage, die aber mittels verschiedener Reformen einigermaßen bewältigt wird. S. Google

Lit.: Thukydides, Der Peloponnesische Krieg, griechisch-deutsch, übers. v. Weißenberger, M., 2017; Ius Graeco-Romanum, hg. v. Zachariae von Lingenthal, K., Bd. 1ff. 1856ff.; Lipsius, J., Das attische Recht, Bd. 1ff. 1905ff., Neudruck 1984; Ius Graeco-Romanum, hg. v. Zepos, J. u. a., 1931, Neudruck 1962; Jones, J., The Law and Legal Theory of the Greeks, 1956; Mantzoufas, G., Über griechisches Privatrecht, 1955; Sontis, J., Das griechische Zivilge­setzbuch, ZRG RA 78 (1961), 355; Plagianokos, G., Die Entstehung des griechischen Zivilgesetzbuchs, 1963; Woodhouse, C., The story of modern Greece, 1968; Wolff, H., Zur griechischen Rechtsgeschichte, 1968; Larsen, J., Greek Federal States, 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,473; Lexikon des frühgriechischen Epos, hg. v. Thesaurus linguae Graecae, begr. v. Snell, B., Bd. 1-5 1979 ff.; Gschnitzer, F., Griechische Sozialgeschichte, 1981, 2. A. hg. v. Chaniotis, A. u. a. 2013; Triantaphyllopoulos, J., Das Rechtsdenken der Griechen, 1985; Bengtson, H., Griechische Geschichte, 1940, 8. A. 1994; Schuller, W., Griechische Geschichte, 2. A. 1982, 4. A. 1995, 6. A. 2008; Introduction to Greek Law, hg. v. Kerameus-Kouyris, K., 1988, 3. A. 2008; Bauman, R., Political Trials in Ancient Greece, 1990, Neudruck 2013; Inschriftliche Gesetzestexte der frühen griechischen Polis, hg. v. Hallof, K., 1993; Selb, W., Antike Rechte im Mittelmeerraum, 1993; Passow, F., Handwörterbuch der griechischen Sprache, 5. A. 1993; Inschriftliche Gesetzestexte, hg. v. Hallof, K., 1993; Troianos, S. u. a., Istoria dikaiou, 1993, 3. A. 2002; Argyriades, C., Staatsbilder und Rechtspraktiken, 1994; Christ, C., Griechische Geschichte, 1996; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2014; Osborne, R., Greece in the Making (1000-479 BC), 1996, 2. A. 2009; Rhodes, P./Lewis, D., The Decrees of the Greek States, 1997; Einleitung in die griechische Philologie, hg. v. Nesselrath, H., 1997; Große Gestalten der griechischen Antike, hg. v. Brodersen, K., 1999; Price, S., Religions of the Ancient Greeks, 1999; Thomas, C./Conant, C., Citadel to City-State, 1999; Botsiou, K., Griechenlands Weg nach Europa, 1999; Hölkeskamp, K., Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung im antiken Griechenland, 1999; Rosen, K., Griechische Geschichte erzählt, 2000; Riemer, P./Weißenberger, M./Zimmermann, B., Einführung in das Studium der Gräzistik, 2000; Verfassungsgeschichte und Staatsrechtslehre. Griechisch-deutsche Wechsel­wirkungen, hg. v. Kassimatis, G. u. a., 2000; Encyclopedia of Greece and the Hellenic Tradition, hg. v. Speake; G., 2000; Welwei, K., Die griechische Frühzeit, 2002; Lotze, D., Griechische Geschichte, 5. A. 2003; Rose, H., Griechische Mythologie, (10. A.) 2003; Buckler, J., Aegean Greece in the Fourth Century BC, 2003; Stahl, M., Gesellschaft und Staat bei den Griechen, 2003; Barceló, P., Kleine griechische Geschichte, 2004; Köbler, G., Rechtsgriechisch, 2004, 2. A. 2011; Barta, H., Zur juristischen Professionalisierung im alten Griechenland, (in) FS Rudolf Welser, 2004, 27; Osborne, R., Greek History, 2004; Sünderhauf, E., Griechensehnsucht und Kulturkritik, 2004; Linke, B., Religion und Herrschaft im archaischen Griechenland, (in) HZ 280 (2005), 1; The Cambridge Companion to Ancient Greek Law, hg. v. Gagarin, M., 2005; A Companion to the Classical Greek World, hg. v. Kinzl, K., 2006; Freitag, K., Ethnogenese, Ethnizität und die Entwicklung der griechischen Staatenwelt in der Antike, (in) HZ 285 (2007), 373; Low, P., Interstate Relations in Classical Greece, 2007; Schmitz, W., Haus und Familie im antiken Griechenland, 2007; Prosopography and Onomasticon of Aegean Thrace, hg. v. Parissaki, M., 2007; Gagarin. M., Writing Greek Law, 2008; Das Bild Griechenlands im Spie­gel der Völker, hg. v. Konstantinou, E., 2008; Schulz, R., Kleine Geschichte des antiken Grie­chenland, 2008; Fischer, J., Griechische Frühge­schichte bis 500 v. Chr., 2009; Zeitler, C., Zwischen Formalismus und Freiheit, Diss. jur. Passau 2009 (Prozess gegen Sokrates); Cartledge, P., Ancient Greece, 2009; A Companion to Archaic Greece, hg. v. Raaflaub, K. u. a., 2009; Bers, V., Genos dikanikon, 2009; Die griechische Welt, hg. v. Stein-Hölkeskamp, E. u. a., 2010; Barta, H., Graeca non leguntur?, Bd. 1ff. 2010ff.; Welwei, K., Griechische Geschichte, 2011; Griechische Heiligtümer als Erinnerungsorte, hg. v. Haaske, M. u. a., 2011; Dreyer, B., Polybios, 2011; Heftner, H., Alkibiades, 2011; Parashu, D., Die Weimarer Reichsverfassung und die Verfassung der 2. hellenischen Republik von 1927, 2012; Farenga, V., Citizen and Self in Ancient Greece, 2012; Lambert, S., Inscribed Athenian Laws and Decrees 352/1-322/1 BC, 2012; Rutishauser, B., Athens and the Cyclades, 2012; Polybios und seine Historien, hg. v. Grieb, V. u. a., 2013; Froehlich, S., Handlungsmotive bei Herodot, 2013; Greek Federal States and their Sanctuaries, hg. v. Funke, P., 2013; Parker, V., A History of Greece, 2014; Garland, R., Wandering Greeks, 2014; Scott, M., Delphi, 2014; Die Okkupation Griechenlands im Zweiten Weltkrieg, hg. v. Kambas, C. u. a., 2015; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Stolleis, M. u. a., 2015; Stein-Hölkeskamp, E., Das archaische Griechenland, 2015; Lee, M., Body, Dress and Identity in Ancient Greece, 2015; Bringmann, K., Im Schatten der Paläste, 2016; Mazower, M., Griechenland unter Hitler, 2016 (in dem Original 1995); Králová, K., Das Vermächtnis der Besatzung – Deutsch-griechische Beziehungen seit 1940, 2016; Kramer-Hajos, M., Mycenaen Greece and the Aegean World, 2016; Zuchtriegel, G., Colonization and Subalternity in Classical Greece, 2017; Waterfield, R., Creators, Conquerors and Citizens – A History of Ancient Greece, 2018; Ancient Greece and China Compared, hg. v. Lloyd, G. u. a., 2018; Defining Citizenship in Archaic Greece, hg. v. Duplouy, A. u. a., 2018; Chaniotis, A., Age of Conquests, 2018; Lavelle, B., Archaic Greece, 2019; Börm, H., Mordende Mitbürger – Stasis und Bürgerkrieg in griechischen Poleis des Hellenismus, 2019; Ulf, C./Kistler, E., Die Entstehung Griechenlands, 2020; Tausend, K., Frühe Kulturen der Ägäis, 2020; Moore, D., Experience and the Lessons of History, 2020; Schuberth, R., Lord Byrons letzte Fahrt. Eine Geschichte des griechischen Unabhängigkeitskrieges, 2021

Grimm, Jakob (Jacob Ludwig Carl) (Hanau 4. 1. 1785-Berlin 20. 9. 1863), Amtmanns­sohn, wird nach der Kindheit in Steinau, dem frühen Tod des Vaters und der Mutter und dem Schulbesuch in Kassel (1798), dem Rechtsstudium in Marburg (1802) (Savigny) und der Begleitung Savignys (Januar-September 1805) nach Pa­ris 1806 Sekretäranwärter des Kriegs­kol­legiums in Kassel und nach dem abschlusslosen Abbruch des Rechts­studiums (1807) 1808 Privat­bibliothe­kar des Königs von West­phalen in Kassel, 1816 nach dem Ende Westphalens kurfürstlicher zweiter Bibliothekar in Kassel (1819 philologischer Ehrendoktor Marburgs, 1828 nach Erscheinen der deutschen Rechtsaltertümer juristischer Ehrendoktor der Universitäten Berlin und Breslau sowie später Prag) und 1829/1830 Professor der Germanistik in Göttingen. 1837 wird er als einer der gegen den Verfassungsbruch des Herrschers protestierenden Göttinger Sieben (→Göttingen) des Amtes enthoben, 1838/1840 mit festen Bezügen nach Berlin an die Akademie der Wissenschaft geholt. 1828 erscheinen nach den Kinder- und Hausmärchen (1812ff., zusammen mit Wilhelm Grimm [Hanau 24. 2. 1786-Berlin 16. 12. 1859, 1803 Studium der Rechtswissenschaft in Marburg, 1806 Abschluss, 1819 Ehrendoktor Marburg]), den deutschen Sagen (1816ff.) und der deutschen Grammatik (1819) seine deutschen Rechtsaltertümer, über die er in Berlin auch Vorlesungen hält, seit 1840 seine deutschen Weistümer sowie 1854ff. sein seit 1836 oder 1837 vorbereitetes (neuhoch)deutsches Wörterbuch von Luther bis Goethe (Band 1 A-Biermolke 1854, 2 Biermörder-Dwatsch 1860, 3 E-Forsche 1862, 4 Forschel-Gefolgsmann 1878, 5 Gefoppe –Getreide 1897, 6 Getreide-gewöhniglich 1911, 7 gewöhnlich-Gleve 1949, 8 Glibber-Gräzist 1958, 9 Greander-Gymnastik 1935, 10 H-J 1877, 11 K 1873, 12 L-M 1885, 13 N-Q 1889, 14 R-Schiefe 1893, 15 Schiefeln-Seele 1899, 16 Seeleben-Sprechen 1905, 17 Sprecher-Stechuhr 1919, 18 Stehung –Stitzig 1941, 19 Stob-Stollen 1957, 20 Strom-Szische 1942, 21 T-treftig 1935, 22 Trech-Tz 1952, 23 U-umzwingen 1936, 24 un-Uzvogel 1936, 25 V-verzwungen 1956, 26 Vesche-vulkanisch 1951, 27 w-wegzwitschern 1922, 28 Weh-Wendunmut 1955, 29 wenig-Wikeng 1960, 30 Wilb-Ysop, 31 Z-Zmasche 1956, 32 Zobel-Zypressenzweig 1954, nachträglich digitalisiert Der digitale Grimm :: Startseite (uni-trier.de , 33 Quellenverzeichnis 1971, nachträglich – mit nicht völlig ausgereiftem Inhalt - digitalisiert 2020) durch die Jakob Grimm den germanistischen Teil der his­torischen Rechtsschule nicht unmaß­geblich beeinflusst. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 188; Grimm, J., Von der Poesie im Recht, (in) Z. f. gesch. Rechtswissenschaft 2, 1 (1816), 25; Grimm, J./Grimm, W., Deutsches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1854ff., Bd. 32 1960, Bd. 33 Quellenverzeichnis (mit vielleicht rund 25000 Einträgen darunter ein Drittel Verweisen) 1971 (2020 digitalisiert), vor allem an dem Anfang uneinheitlich, unausgewogen, mängelbehaftet, Materialbasis A-F und H-R überwiegend schwach, Artikelstruktur uneinheitlich, nicht selten unsystematisch, Fremdwörter zurückhaltend aufgenommen, große Lücken in Wortbestand und Bedeutungen, Neubearbeitung A-F ab 1961, A-Affrikata 1983, Affront-ansüßen 1998, Antagonismus-azyklisch 2007, B-Betreuung 2013, Betrieb-C 2019, D-D-Zug 1983, E-Empörer 1993, emporerheben-exzitieren 1999, F-Fux 2006; Hübner, R., Jakob Grimm und das deutsche Recht, 1895; Briefe der Brüder Grimm, hg. v. Leitzmann, A., 1923; Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Karl Lachmann, hg. v. Leitzmann, A., 1927; Gerstner, H., Brüder Grimm, 1952, 9. A. 1997; Briefe der Brüder Grimm an Savigny, hg. v. Schoof, W., 1953; Wieacker, F., Gründer und Bewahrer, 1959, 144; Ebel, W., Jakob Grimm und die deutsche Rechtswissenschaft, 1963; Schuler, T., Jacob Grimm und Savigny, ZRG GA 80 (1963), 197; Grimm, J., De desiderio patriae, hg. v. Ebel, W., 1967; Denecke, L., Jakob Grimm und sein Bruder Wilhelm, 1971; Jacob Grimms deutsche Altertumskunde, hg. v. Ebel, E., 1974; Seitz, G., Die Brüder Grimm, 1984; Wyss, U., Jakob Grimms Selbstbiographie, 1984; Dilcher, G., Jakob Grimm als Jurist, (in) JuS 1985, 931; Der Nachlass der Brüder Grimm, bearb. v. Breslau, R., 1997; Hussong, U., Jacob Grimm und der Wiener Kongress, 2002; Kultur und Politik, hg. v. Heidenreich, B. u. a. 2003; Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Gustav Hugo, hg. v. Bialas, S., 2004; Die Brüder Grimm in Berlin, red. v. Kaindl, K. u. a., 2004; Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit den Verlegern des „Deutschen Wörterbuchs“, hg. v. Kirkness, A., 2007; Martus, S., Die Brüder Grimm, 2009; Die Brüder Grimm in Marburg, hg. v. Hedwig, A., 2013

Grimm, Wilhelm (Hanau 24. 2. 1786-Berlin 16. 12. 1859), Amtmannssohn, 1803 Studium der Rechtswissenschaft in Marburg, 1806 Abschluss, 1819 Ehrendoktor Marburg, →Grimm, Jakob, s. Google

Groenbech, Vilhelm Peter (Allinge/Born­holm 14. 6. 1873-Helsingoer/Nordseeland 21. 4. 1948), 1902 Dissertation zu der Laut­ge­schich­te des Türkischen, dänischer Religions­historiker in Kopenhagen (1915-1943), der eine Gesamtschau der germanischen Kultur versucht. S. Google

Lit.: Vor folkeaet i oldtiden, 1909ff.; Nachruf ZRG GA 66 (1948), 597f. (Erler, Adalbert)

Groicki, Bartolomaeus (Rzesszów 1534?-Krakau 1605), 1559 Schreiber des Oberhofs Krakaus, 1558 erstes juristisches Buch in polnischer Sprache, seine Werke ersetzen in der Gerichtspraxis das fehlende Gesetzbuch des Stadtrechts, s. Google

Lit.: Kowalski, G., Bartlomiej Groicki, 2005

Grolman, Karl Ludwig Wilhelm von (Gießen 23. 6. 1775-Darmstadt 14. 2. 1829) wird nach dem Rechtsstudium in Gießen und Erlangen Professor in Gießen und 1819 Staatsminister in Hessen-Darmstadt. Er setzt sich für die Auffassung ein, dass es Sinn der Strafe sei, durch Einwirkung auf Straftäter deren künftigen Verbrechen vorzubeugen (→Spezialprävention). S. Google

Lit.: Esselborn, K., Grolman, (in) Hessische Biographien, Bd. 3 1934, 157; Röger, M., Karl Ludwig Wilhelm von Grolman, Diss. jur. Gießen 1995; Cattaneo, M., Karl Grolmans strafrechtlicher Humanismus, 1998

Groningen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) wird in dem Jahre 1000 erstmals erwähnt. 1559 wird es in den Niederlanden Sitz eines Bischofs. 1614 erhält es eine Universität (Jean Barbeyrac, Anton Matthäus). S. Google

Lit.: Peters, C., Oud Groningen, 1907; Iterson, W. van, Die Stadt Groningen und ihre Beziehungen zum Reich, ZRG GA 85 (1965), 99; Onderwijs en onderzoek, hg. v. Huussen, A. jr., 2003

Grönland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die verwaltungsmäßig zu →Dänemark gehörende größte Insel der Erde mit bis zu 2650 Kilometern Länge und bis zu 1200 Kilometern Breite sowie rund 56000 Einwohnern. Grönland wird wohl schon 900 von →Wikingern entdeckt. Die ab 982 anschließende Besiedlung geht in dem Spätmittelalter unter. 1721 beginnt eine Neubesiedlung unter Dänemark. Unter dem dänischen Recht erhält Grönland 1979 Selbstver­waltung. S. Google

Lit.: Dúason, J., Grønlands retsstilling i middelalderen, 1934; Dúason, J., Die koloniale Stellung Grönlands, 1955; Gad, F., The History of Greenland, 1965; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,525; Schmidt, M., Grönland - Wo Nacht und Kälte wohnt, 2011

groß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [SächsWChr. 128 Sächsische Weichbildchronik] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dick, umfangreich, s. Google

Großbritannien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Keltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der nordwesteuro­päi­sche, zwischen Irland und Frankreich gelegene, seit 1. 1. 1973 der →Europäi­schen Gemeinschaft bzw.von 1993 bis 31. 1. 2020 der →Europäischen Union angehörende Staat. Er entsteht 1707 durch die Überführung der 1603 gebildeten Personalunion zwischen →England und →Schottland in eine →Realunion (Vereinigung des englischen und schottischen Parlaments). Sein amtlicher Name lautet United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland (Selbstverwaltung 1999, zeitweise aufge­hoben). Seit der Thron­besteigung des aus Hannoverkommenden Königs Georg I. (1714) wird es durch Handel und Industrie das reichste Land der Welt (mittels vieler Kolonien ein Viertel der Erdoberfläche, ein Viertel der Weltbevölkerung, aber Autonomie seit 1855 für Neufundland, 1867 Kanada, 1901 Australien, 1907 Neuseeland, 1920 Südafrika). Seit dem 20. Jahrhundert geht seine Bedeutung weltweit zurück. Durch das Westminsterstatut von dem 11. 12. 1931 wird die Bezeichnung Empire für das britische Weltreich durch die Bezeichnung Com­monwealth ersetzt. Die ungeschrie­bene und damit nur materielle Verfassung Großbritanniens nähert sich unter dem Einfluss des Europarechts den kontinentaleuropäischen Verfassungen an (1998 Human Rights Act zu der Aufnahme der Europäischen Menschenrechts­konvention). S. Google, →England, →Schottland, →Irland

Lit.: Jennings, I., The British Constitution, 4. A. 1961; Hrebek, R./Keutsch, W., Gesellschaft und Staat in Großbritannien, 1971; Ritter, G., Parlament und Demokratie in Großbritannien, 1972; Händel, H./Gossel, D., Großbritannien, 1979, 3. A. 1994; Wellenreuther, H., Der Aufstieg des ersten britischen Weltreichs, 1987; Metz, K., Industrialisierung und soziale Sicherheit, 1988; British Biographical Index, hg. v. Bank, D., 1990; Speck, W., A Concise History of Britain, 1993; Rubin, G., Private Property, 1994; Oxford Dictionary of National Biography, Bd. 1ff. 1992ff.; Todd, M., Roman Britain, 1995, 3. A. 1999; Händel, H./Gossel, D., Großbritannien, 1979, 3. A. 1994; Hübner, E./Münch, U., Das politische System Großbritanniens, 1998; Brodersen, K., Das römische Britannien, 1998; The Oxford History of the British Empire, hg. v. Marshall, P., Bd. 1f., 1998ff.; Ottow, R., Eine kommentierte Bibliographie zum britischen Verfassungsdenken der frühen Neuzeit, 1999; Oxford History of the British Empire, Bd. 3 hg. v. Winks, R., 1999; A Handbook of Dates, for Students of British History, ed. by Cheney, C. R., revised by Jones, M., 2000; Tompson, R., Islands of law, 2000; Schnurmann, C., Vom Inselreich zur Weltmacht, 2001; Wende, P., Großbritannien 1500 bis 2000, 2001; Schieren, S., Die stille Revolution – Der Wandel der britischen Demokratie unter dem Einfluss der europäischen Integration, 2001; Moeder, R., Inzidente Gesetzes­prüfung im Vereinigten Königreich, 2002; Fröhlich, M., Geschichte Großbritanniens von 1500 bis heute, 2004; Mergel, T., Großbritannien seit 1945, 2005; Asch, R., Jakob I. (1566-1625), 2005; Webster, A., The Debate on the Rise of the British Empire, 2006; Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; The Hanoverian Dimension in British History 1714-1837, hg. v. Simms, B. u. a. 2007: Wende, P., Das britische Empire, 2008; Games, A., The Web of Empire, 2008; The Seventeenth Century, hg. v. Wormald, J., 2008; The Judicial House of Lords 1876-2009, hg. v. Blom-Cooper, L., 2009; Brüggemeier, F., Geschichte Großbritanniens im 20. Jahrhundert, 2010; Wasson (!), E., A History of Modern Britain, 2010; Rose, A., Zwischen Empire und Kontinent, 2011; Angster, J., Erdbeeren und Piraten - Die Royal Navy und die Ordnung der Welt 1770 bis 1860. 2012, 2. A. 2012; Dietz, B., Neo-Tories, 2012; Ibhawoh, B., Imperial Justice. Africans in Empire’s Court, 2013; Darwin, J., Das unvollendete Weltreich, 2013; Paterson, A., Final Judgment, 2013; Blick, A., Beyond Magna Carta – A constitution for the United Kingdom, 2015; Black, J., The British Empire, 2015; Hausteiner, E., Greater than Rome, 2015; How Empire shaped us, hg. v. Burton, A. u. a., 2016; Conway, S., Britannia’s Auxiliaries – Continental Europeans and the British Empire 1740-1800, 2017; Yamamoto, K., Taming Capitalism before its Triumph – Public Service, Distrust and „Projecting“ in Early Modern England, 2018; Davis, J. u. a., Heroes or Vilains - The Blair Government Reconsidered, 2019; Simms, B., Die Briten und Europa, 2019; Pieroth, B., Recht und britische Literatur, 2019; Davies, N., George II. – Ein deutscher Fürst auf dem britischen Thron, 2021

großdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den deutschen Sprach­raum einschließlich Österreichs umfassend, s. Google

Großherzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 1386 [CDPruss. IV 45 Litauen] in 4 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der den Fürstentitel Herzog erhöhende Fürstentitel (Toskana 1569, Berg, Hessen-Darmstadt 1806, Luxemburg 1815, Großherzogtum). S. Google

Grotius (de Groot), Hugo (Huig) (Delft 10. 4. 1583-(nach Schiffbruch bei) Rostock 28. 8. 1645), Patrizierssohn, wird nach dem 1594 begonnenen Studium (vor allem der Philologie und Geschichte) in Leiden und der (wohl vor allem ehrenhalber erfolgten) juristischen Promotion in Orléans (1598, 15jährig, 1598-1600 Traktat de republica emendanda) 1599 mit 16 Jahren Anwalt in Den Haag, 1607 Oberstaatsanwalt bei dem Gerichtshof von Holland und 1613 Syndikus Rotterdams. 1604/1605 oder 1606-1608 erarbeitet er in und nach Verteidigung von Ansprüchen der Vereinigten Ostindischen Kompagnie (VOC von 1602), deren Aktionär er war, gegen auf Aneignung, Besitz, Papst und Gewohnheit gegründete Ansprüche Portugals das auch auf römisches Recht und antike Ethik gestützte Werk (lat.) De iure praedae commentarius (Von dem Recht der Beute, Kommentar, verfasst 1604-1606, 12. Kapitel veröffentlicht 1609 unter dem Titel Mare liberum, Freies Meer), in dem er zu Gunsten der Handelsgesellschaft den Grundsatz der Freiheit der Meere vertritt. 1619 wird er mit 36 Jahren als Remonstrant aus politischen Gründen zu lebenslanger Haft verurteilt, aus der er 1621 in einer Bücherkiste nach Frankreich flieht (1631 Holland, 1632 Hamburg, 1634 Botschafter Schwedens in Frankreich, 1645 Rückreise nach Schweden). In der Gefangenschaft (1619-1621) verfasst er die 1631 veröffentlichte nieder­ländische, der Systematik der Institutionen Justinians folgende Inleydinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheyd (Einleitung in die holländische Rechtsgelehrtheit), in der Verbannung (1621ff.) auf der Grundlage der spanischen Spätscholastik (Vitoria, Soto, Vasquez de Menchaca, Molina) sein das Recht der ganzen Menschheit umfassendes Hauptwerk (lat.) De iure belli ac pacis libri tres (, 1625, Drei Bücher Kriegs- und Friedensrecht [einschließlich etwa von Eigentum, Vertrag, unerlaubter Handlung oder Strafe], 90 Prozent der Zitate aus der antiken Literatur). Damit begründet er über die aus der Moraltheologie stammenden Naturrechts­leh­ren das (moderne) Naturrecht in der Rechts­wis­sen­schaft, dessen Sätze unmittelbar aus der vernünftigen Natur des Menschen folgen und auch gelten würden, wenn es Gott nicht gäbe (Vernunftrecht), und festigt das Völkerrecht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 144, 146; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GrotiusHugoDeJureBelliAc­PacisLibriTres1625.pdf; Lee, R., The Jurisprudence of Holland by Hugo Grotius, 1926; Inleidinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheid, beschreven bij Hugo de Groot, hg. v. Fockema Andreae, S./Apeldoorn, L. van, 1926; Wolf, E., Grotius, Pufendorf, Thomasius, 1927; Ter Meulen, J. u. a., Bibliographie des écrits imprimés de Hugo Grotius, 1950; Wellschmied, K., Zur Entstehung und Bedeutung der Inleidinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheid von Hugo Grotius, ZRG GA 69 (1952), 155; Groot, Hugo de, Inleidinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheid, hg. v. Dovring, F. u. a., 1952; Wehberg, H., Hugo Grotius, 1956; Dießelhorst, M., Die Lehre des Hugo Grotius vom Versprechen, 1959; Ter Meulen, J./Diermanse, P., Bibliographie des écrits sur Hugo Grotius imprimés au 17e siècle, 1961; Hugonis Grotii Instutiones juris Hollandici e Belgico in Latinam sermonem translatae, hg. v. Fischer, H., 1962; De Pauw, F., Grotius and the Law of Sea, 1965; Brandt, R., Eigentumstheorien von Grotius bis Kant, 1974; Link, C., Hugo Grotius als Staatsdenker, 1983; The World of Hugo Grotius, hg. v. Feenstra, R. u. a., 1984; Hugo Grotius and International Relations, hg. v. Bull, H. u. a., 1990, 133; Das römisch-holländische Recht, hg. v. Feenstra, R. u. a., 1992; Schnepf, R., Naturrecht und Geschichte bei Hugo Grotius, (in) ZNR 1998, 1; Grunert, F., Von der Morgenröte zum hellen Tag, (in) ZNR 2003, 204; Staat bei Hugo Grotius, hg. v. Konegen, N. u. a. 2005; Straumann, B., Hugo Grotius und die Antike, 2007; Nellen, H., Grotius, 2007; Hugo Grotius, Mare Liberum 1609-2009, hg. v. Feenstra, R., 2009; Aure, A., The Right to Wage War (jus ad bellum) – The German reception of Grotius 50 years after De iure belli ac pacis, 2015; Straumann, B., Roman Law in the State of Nature. 2015; Barducci, M., Hugo Grotius and the Century of Revolution 1613-1718, 2017; Sampson, J., The Historical Foundations of Grotius‘ Analysis of Delict, 2017

Grün (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1308 [Bremen/Schiller-Lübben II 151] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen zwischen 520 und 565 Nanometern vorherrschen. S. Google

Grund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 232] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Tiefe, Boden, Ursache

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Grundbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einer wohl zunächst noch einfacheren Bedeutung ab 1389 [WienJudenb. 102] in 41 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Grundbuchamt Preußen 1872, Grundbuchberichtigung 1872) ist das von dem Grundbuchamt geführte, alle die Rechtsverhältnisse an Grundstücken betreffenden Beurkundungen aufnehmende öffentliche Register. Die ältesten Belege des Wortes verstehen unter G. allerdings nur ein Verzeichnis der Grund­stücke und Einkünfte einer Grundherrschaft. Die Ursprünge des Grund­buchs liegen in dem Mittelalter (→Köln um 1130 →Schreins­karten, Metz [1197], Ander­nach [12. Jahrhundert], Lübeck [1284], österreichische Städte [14. Jahrhundert]). Die Ordnung erfolgt zunächst nach Geschehniszeitpunkten oder nach Personen (Personalfoliensystem), in Anklam (1401) und Hannover (1428) bereits nach einzelnen Grundstücken (Realfoliensys­tem). Die Aufzeichnung dient anfangs der Gedächtnis­­stützung, gewinnt später aber selbständigen (konstitutiven) Rechtswert. Die Aufnahme des römischen Rechtes drängt das Grundbuch zurück. Zwecks Verbesserung des Grundstücks­verkehrs ordnet Preußen an dem 28. 9. 1693 für Berlin ein Erb- und Lagerbuch mit der Folge mangelnder Geltung von Pfandrechten bei Nichteintragung an, erlässt eine Hypothec- und Concursordnung von dem 22. 2. 1722 und eine allgemeine Hypothekenordnung von dem 20. 12. 1783 (Realfolium). Zunächst nur in Sachsen, seit dem 19. Jahrhundert allgemein (Sachsen Grundbuch- und Hypothekengesetz von dem 6. 11. 1843, Österreich [1794 böhmisches Landta­fel­patent, 1812 Allge­meines Bürger­liches Gesetzbuch mit Eintragungs­grundsatz und Vertrauensgrund­satz,] 1871 Grundbuchs­ge­setz [in Tirol und Vorarlberg chronologisch geordnete Verfachbücher bis 1897 bzw. 1900, 1951 Anlegung des Grundbuchs in Vorarlberg vollendet, 1955 Neufassung Allgemeines Grundbuchsgesetz ohne grundlegende Neuerungen], Preußen Gesetz über den Eigentumserwerb und die dingliche Belastung der Grundstücke 5. 5. 1872, Deutsches Reich Grundbuchordnung 24. 3. 1897), setzt es sich aus Ver­kehrsbedürfnissen durch (Drei­teilung in a Eigentümer und Erwerbsgrund, b Belastungen wie Reallasten, Dienstbarkeiten u. s. w., c Grundpfandrechte wie Hypotheken u. s. w., 1935 Vereinheitlichung der in den Ländern unterschiedlichen Ausführung). 1995 beschließt Griechen­land als (bis­lang) letzter Mitgliedstaat der Europäischen Union, (bis 2009) ein Grundbuch einzurichten. Seit etwa 1980 wird das Grundbuch elektronisiert bzw. digitalisiert (vgl. § 126 I 1 GBO). S. Google

Lit.: Hübner 235; Köbler, DRG 125, 163, 212; Mascher, H., Das deutsche Grundbuch- und Hypo­thekenwesen, 1869; Randa, A., Die geschichtliche Entwicklung des Institutes der öffentlichen Bücher in Österreich, (in) Z. f. d. Privat- und öffentl. Recht 6 (1879), 81; Aubert, L., Beiträge zur Geschichte der deutschen Grundbücher, ZRG GA 14 (1893), 1; Rehme, P., Geschichte des Münchener Grundbuchs, (in) FS Hermann Fitting, 1903; Das zweite stralsundische Stadtbuch (1310-1342), bearb. v. Ebeling, R., 1903; Rehme, P., Über das älteste bremische Grundbuch (1438-1558), 1908; His, E., Geschichte des Basler Grundbuchs, 1915; Kovats, F., Pressburger Grundbuchführung, ZRG GA 39 (1918), 45; Grundbuch des Kölner Judenviertels 1135-1425, bearb. v. Kober, A., 1920, Neudruck 2000; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, II, 2, 1935; Conrad, H., Liegen­schaftsübertragung und Grundbucheintragung, 1935; Demelius, H., Österreichisches Grundbuchsrecht, 1948; Abendroth, K., Die Klauseleintragungen der hamburgischen Grundbücher, Diss. jur. Hamburg 1950; Wandel, R., Der Beitrag der Steuer- und Güterbücher zur Entwicklung des Grundbuches in Württemberg, Diss. jur Tübingen (um 1958); Hammer, E., Die Geschichte des Grundbuchs in Bayern, 1960; Deckwirth, H., Das Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover, (in) Hans. Geschichtsbll. N.F. (1971), 1; Brauneder, W., Grundbuch und Miteigentum im „Tractatus de iuribus incorporalibus“, ZRG GA 94 (1977), 218; Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Niklaus, J., Die Geschichte des Grundbuchs im Kanton Bern, 1999; Böhringer, W., Historie und Vergleich, Rechtspfleger-Studienhefte 1997, 33; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Nossek, V., Das Konzept „Grundbuch“ – Der Streit um das Grundregister in Deutschland, Frankreich und England zwischen 1652 und 1900, 2019

Grundbuchamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinisch-Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Preußen 1872) →Grundbuch

Grundbuchberichtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Preußen 1872) →Grundbuch

Grunddienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1366 [KlosterneubStiftUB. I 419] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) s. Google

Grunddienstbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1721 [Bluemblacher App. 26] in 4 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Grundbuchamt Preußen 1872, Grundbuchberichtigung 1872) Wort 1721, F.) ist die →Dienstbarkeit (lat. [F.] servitus), bei der ein Grundstück zugunsten des jeweiligen Eigentümers eines anderen Grundstücks in der Weise belastet wird, dass dieser das Grundstück in einzelnen Beziehungen benutzen darf, dass auf dem Grundstück gewisse Handlungen nicht vorgenommen werden dürfen oder dass die Ausübung eines Rechtes ausgeschlossen ist. Dem älteren deutschen Recht ist die Grunddienstbarkeit fremd. Mit der Zunahme der Siedlungsdichte ent­wickeln sich Nutzungsrechte an fremden Grundstücken. Mit der Aufnahme des römi­schen Rechtes in dem ausgehenden Mittelalter dringt die Unterscheidung von bloß be­stimmten Personen zustehenden (persön­lichen) Dienstbarkeiten und den dem jeweiligen Eigentümer eines Grundstücks zustehenden Dienstbarkeiten (Grunddienst­barkeiten) ein. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 41; Naendrup, H., Zur Geschichte deutscher Grunddienstbarkeiten, 1900; Vleuten, M. van, Die Grunddienstbarkeiten nach altwestnordischem Rechte, 1902; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Grundeigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1490 [Lager, Mettlach 249] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das →Eigentum an einem →Grundstück. In dem Mittelalter ist das Grundstück vielfach lehnsrechtlich oder grundherrschaftlich gebunden. In dem 19. Jahrhundert werden diese Bindungen aufgehoben.

Lit.: Judeich, A., Die Grundentlastung in Deutschland, 1863; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Grundeigentums in Ost- und Westpreußen, 1891, 1895, 1896; Hausmann, S., Die Grundentlastung in Bayern, 1892; Loening, O., Grunderwerb und Treuhand in Lübeck, 1907; Dyckerhoff, E., Die Entstehung des Grundeigentums und die Entwicklung der gerichtlichen Eigentums­übertragung an Grundstücken in der Reichsstadt Dortmund, 1909; Ernst, V., Die Entstehung des deutschen Grundeigentums, 1926; Haff, K., Zur Geschichte des germanischen Grundeigentums, ZRG GA 49 (1929), 433; Schabinger Freiherr von Schowingen, K., Das sankt gallische Freilehen, 1938; Habermann, N., Die preußische Gesetzgebung zur Herstellung eines frei verfügbaren Grundeigentums, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976, 3; Goeke, U., Das Grundeigentum im Luftraum und im Erdreich, 1999; Bertram, K., Die Gesetzgebung zur Neuregelung des Grundbuchs in der ersten Phase der freanzösischen Revolution, 2000

gründen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1325 [SiegenUB. I 98] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) errichten, fußen, Grund legen, s. Google

Grundentlastung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einem Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufhebung der Grundherrschaft (und Patrimonialge­richts­barkeit) (beispielsweise in Österreich durch Grundent­lastungspatent von dem 30. 8. 1848 Reichstag/7. 9. 1848 Kaiser auf Antrag Hans Kudlichs von dem 26. 7. 1848, geldliche Abwicklung durch Entschädigungszahlung der Bauern innerhalb zehner Jahre weitgehend gelungen). S. Google, →Bauernbefreiung.

Gründer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Begründer, Errichtender

Gründerleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F) ist die Bodenleihe an Siedlungsgründer (beispielsweise Gent 941, Holländer an der Unterelbe 1106, Freiburg im Breisgau 1120?) als freie Erbleihe. S. Google

Lit.: Arnold, W., Zur Geschichte des Eigentums, 1861; Kroeschell, K., Weichbild, 1960

Grundgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1645 [Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch1, 1659 Sachsse, MecklUrk. 384] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) der Bundesrepublik Deutsch­land ist (in losem sprachlichem Anschluss an ältere [lat., Pl.] leges fundamentales, grund­legende Gesetze) die Verfassung(sur­kunde) der Bundes­re­publik Deutschland von dem 23. 5. 1949 (an dem 8. 5. 1949 von dem Parlamentarischen Rat in Bonn für eine Übergangszeit beschlossen, mit 24. 5. 1949 0 Uhr in Kraft). Das Grundgesetz entsteht auf Veranlassung der westlichen Besatzungsmächte des (zweiten) Deutschen Reiches. Ein von den 11 Ministerpräsidenten der Länder der westlichen Alliierten berufener Verfassungskonvent arbeitet von dem 10. bis zu dem 23. 8. 1948 auf Herrenchiemsee einen Entwurf eines vorläufigen Organisations­statuts aus. Dieser wird von einem →Parlamentarischen Rat in Bonn überarbeitet, von den drei westlichen Militärgouverneuren genehmigt und von den Vertretungen von 10 der 11 damaligen Länder (ohne Bayern) angenommen. Er versteht die Bundesrepublik Deutschland als Bun­desstaat, Rechtsstaat, Sozialstaat, Re­publik und streitbare Demokratie und gliedert sich in einen Grundrechtsteil (mit unmittelbarer Geltung) und einen Orga­nisationsteil (Bun­desstaat, Bundes­tag, Bundesrat, Bundes­prä­sident, Bundes­kanzler, Bundesver­fassungsgericht und [5 weitere] Bundes­gerichte) mit insgesamt 11336 Wörtern. Er nennt sich wegen des damals bestehenden ungewissen Übergangszustands bewusst nur Grundgesetz und nicht Verfassung. Das Grundgesetz ist inzwischen inhaltlich vielfach geändert, trägt aber trotz der inzwischen erfolgten Aufgabe der seinerzeitigen Vorläufigkeit noch den ursprünglichen Namen, der informell auch mit Bonn in Beziehung gebracht werden kann (Bonner Grundgesetz). Die allgemeinen Regeln des Völkerrechts haben unmittelbare Geltung. In dem Zuge weiterer Europäisierung und Globalisierung sind geschichtliche Einzelheiten vermutlich zu überdenken.

Lit.: Köbler, DRG 256; Maunz, T./Zippelius, R./Würtenberger, T., Deutsches Staatsrecht, 32. A. 2008; Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Becker, J., 1979; Buchner, P., Der Ver­fassungskonvent auf Herren­chiemsee, 1981; Diestel­kamp, B., Die Verfassungsentwicklung in den Westzonen, NJW 1989, 1312; Das Grundgesetz und die Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Benz, W. u. a., 1989; Robbers, G., Die Änderungen des Grund­gesetzes, NJW 1989, 1125; Das Grundgesetz. Dokumentation seiner Entstehung, hg. v. Schneider, H., Bd. 1ff. 1990ff. (beispielsweise Bd. 14 Art. 50-53 2019, Bd. 11 Art. 38 2020); Wehner, G., Die Westalliierten und das Grundgesetz, 1994; Kahl, W., Die Entstehung des Grundgesetzes, JuS 1997, 1083; Bauer, A./Jestaedt, M., Das Grundgesetz im Wortlaut, 1997; Niclauß, K., Der Weg zum Grundgesetz, 1998; Wilms, H., Ausländische Einwirkungen auf die Entstehung des Grundgesetzes, 1999; Wilms, H., Die Entstehung des Grundgesetzes, 1999; Schneider, H., 50 Jahre Grundgesetz, NJW 1999, 1497; Die Entstehung des Grundgesetzes, hg., v. Feldkamp, M., 1999; Auf dem Weg zum Grundgesetz, hg. v. Brakelmann, G., 1999; Dokumente zur neuesten deutschen Verfassungsge­schichte, hg. v. Wilms, H., 2001; Spevack, E., Allied Control and German Freedom, 2002; Ausländische Einwirkungen auf die Entstehung des Grundgesetzes – Dokumente -, hg. v. Wilms, H., 2003; Frankenberg, G., Grundgesetz, 2004; Das Grundgesetz zwischen Stabilität und Veränderung, hg. v. Huber, P., 2007; Grundgesetz - Textausgabe mit sämtlichen Ände­rungen, hg. v. Dreier, H. u. a., 2006, 2. A. 2007, 4. A. 2009, 5. A. 2010, 6. A. 2011, 7. A. 2012, 8. A. 2013, 9. A. 2014, 11. A. 2017, 12. A. 2019; 60 Jahre Grundgesetz, hg. v. Stern, K., 2010; Bauer, J., Der Beitrag der FDP-Fraktion im Parlamentarischen Rat zur Ausarbeitung des Grundgesetzes, 2013; Gundling, L., Ein Naturrechtseinfluss auf das Grundgesetz?, 2016; Daum, O., Dokumentation des Grundgesetzes, 2017; 70 Jahre Grundgesetz, hg. v. Heinig, H. u. a., 2019; Rückert, J., Das Grundgesetz, kommentiert mit Geschichte, ZRG GA 136 (2019), 387

Grundgesetz über die Reichsvertetung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.→Februarverfassung (1861), s. Google

Grundherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [WienStRb. 136] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Herr über Grund und Boden und darauf befindliche abhängige Menschen →Grundherrschaft, s. Google

Grundherrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1484 [Leyser, Nahegau 49] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem (weltlichen oder geistlichen) Grundherrn (beispielsweise König, Herzog, Bischof, Abt) beherrschte Gesamtheit von Gütern samt den darauf befindlichen Leuten, die dieser von einem Haupthof (→Fronhof, Salhof) aus mit Hilfe abhängiger Bauern (Grundholden, Hintersassen) be­wirtschaf­tet (so genannte Villikationsver­fassung). Bereits in dem Altertum finden sich Verbindungen von umfangrei­chem Ei­gentum an Grund­stücken und Herrschafts­rechten über Menschen. Wie weit die Germanen Vor­formen der Grundherrschaft kennen, ist trotz der Hinweise Tacitus‘ nicht sicher. Jedenfalls ist bereits in dem Frühmittelalter die Grundherrschaft (als Herrschaft über Land und Leute mit bis zu 5000 Höfen) in dem Reich der Franken weit verbreitet. In sie treten Bauern häufig durch Vergebung ihres Hofes an einen Herrn ein. Die meist unfreien Hintersassen haben für die Nutzung des ihnen überlassenen Grundstücks →Abga­ben und →Dienste zu leisten. Der Grundherr gewährt (außer Landnutzung) Schutz und Schirm. Die Grundherrschaft ist ein wichtiger Ausgangs­punkt für die Bildung von Landesherrschaft. Der Grundherr erlangt danach vielfach Patrimonialgerichts­barkeit und Polizeigewalt. Mit dem Eindringen der Geldwirtschaft in dem Hochmit­telalter wird die Grundherrschaft zu der →Renten­grund­herrschaft, in der Herr­schaftsrechte allmählich auf den Staat übergehen. Bereits in dem 15. Jahrhundert können unterschiedliche Arten von Herrschaft über Land aus der Grundherrschaft entwickelt sein. In dem Nordosten des Heiligen römischen Reiches wird die Grundherrschaft seit dem Spätmittelalter zu der →Guts­herrschaft. Wo die Grundherren die Ei­genwirtschaft aufgeben und das betref­fende Land an Bauern ausgeben, entfällt die Verpflichtung zu Frondienst. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird die Grundherrschaft bis zu der Mitte des 19. Jhs. allgemein beseitigt (→Bauern­befreiung, Ablösungsgesetzgebung, Öster­reich Grund­ent­las­tungspatent von dem 30. 8. 1848 Reichstag/7. 9. 1848 Kaiser). Grund­sätzlich ist die (bäuerliche) Grundherrschaft von dem (meist adeligen) →Lehen streng zu trennen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 16, 28, 32, 51, 77, 96, 111, 133, 174; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwest­deutschland, 1896; Knapp, T., Die Grundherrschaft im südwestlichen Deutschland, ZRG GA 22 (1901), 48; Kötzschke, R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft Werden, 1901; Stengel, E., Grundherrschaft und Immunität, ZRG GA 25 (1904), 286; Fehr, H., Die Grundherrschaft im Sachsenspiegel, ZRG GA 30 (1909), 264; Grosch, G., Mark­genossenschaft und Großgrundherrschaft im früheren Mittelalter, 1911; Hofbauer, S., Die Ausbildung der großen Grundherrschaften im Reiche der Merowinger, 1927; Klein, H., Die bäuerlichen Eigenleute des Erzstifts Salzburg im Mittelalter, (in) Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 73 (1933), 74 (1934); Perrin, C., Recherches sur la seigneurie rurale, 1935; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 1934, 2. A. 1957; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer in der deutschen Kaiserzeit, 1939; Klebel, E., Die Grundherrschaften um die Stadt Villach, (in) Archiv für vaterländische Geschichte 27 (1942); Adel und Bauern im deutschen Staat des Mittelalters, hg. v. Mayer, T., 1943; Kötzschke, R., Salhof und Siedelhof im älteren deutschen Agrarwesen, 1953; Schreiber, A., Rudolfingen, 1954; Kirchner, G., Probleme der spätmittelalterlichen Klostergrund­herrschaft in Bayern, (in) Z. f. bay. LG. 19 (1956), 1; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Sprandel, R., Das Kloster St. Gallen, 1958; Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Lennard, R., Rural England, 1959; Feigl, H., Die niederösterreichische Grundherrschaft, 1964; Kuchen­buch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert, 1978; Henning, F., Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland, Bd. 1f. 1978f.; Lindkvist, T., Landborna i Norden, 1979; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Vassberg, D., Land and Society in Golden Age Castile, 1984; Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, hg. v. Rösener, W., 1989; Braasch-Schwersmann, U., Das Deutschordenshaus Marburg, 1989; Grundherrschaft und Stadtentstehung am Niederrhein, hg. v. Fink, K. u. a., 1989; Rösener, W., Grundherrschaft im Wandel, 1991; Kuchenbuch, L., Grundherrschaft, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Troßbach, W., Bauern 1648-1806, 1993; Scherner, K., Ut propriam familiam nutriat - Zur Frage der sozialen Sicherung in der karolingischen Grundherrschaft, ZRG GA 111 (1994), 330; Čechura, J., Die Struktur der Grundherrschaften im mittelalterlichen Böhmen, 1994; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter, hg. v. Rösener, W., 1995; Strutture e trasformazioni della signoria rurale, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1996; Grundherrschaft – Kirche – Stadt zwischen Maas und Rhein während des hohen Mittelalters, hg. v. Haverkamp, A. u. a., 1997; Otto, G., Die Arbeitsverfassung der bayerischen Grundherrschaft, 1998; Kuchenbuch, L., Abschied von der „Grundherrschaft“, ZRG GA 121 (2004), 1; Grüninger, S., Grundherrschaft im frühmittelalterlichen Churrä­tien, 2006; Winkelbauer, T., Gundaker von Liechten­stein als Grundherr, 2008; Häußler, T., Hoch- und Niedergerichtsrechte in der Grundherrschaft – Die Rechtspflege im alten Reich unter besonderer Berücksichtigung der Patrimonialgerichtsbarkeit, 2009; Heuvel, G. van den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und territorialstaatliche Souveränität, 2011; Rösener, W., Die Grundherrschaft als Forschungskonzept, ZRG GA 120 (2012), 41; Stamm, V., Grundbesitz in einer spätmittelalterlichen Marktgemeinde, 2013 (Gries bei Bozen); Freudenberg, S., Trado atque dono, 2013; Kuchenbuch, L., Die Neuwerker Bauern und ihre Nachbarn im 14. Jahrhundert, 2013

Grundholde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1404 [NÖsterr./ÖW. VII 373 Niederösterreich] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der abhängige Hintersasse in der →Grundherrschaft. S. Google

Grundlage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ausgangspunkt, Boden

Grundlagenvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der an dem 21. 12. 1972/6. 6. 1973 zwischen Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik abgeschlossene Vertrag. S. Google

Lit.: Nakath, D., Die Verhandlungen zum deutsch-deutschen Grundlagenvertrag 1972, 1993

Grundpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1493 [Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch1] in 1 Stelle und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) s. Google, Pfand an Grundstücken

Grundpfandrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (als abstrakte wissenschaftliche Gattungsbezeichnung) das in der Verpfändung eines Grundstücks bestehende beschränkte dingliche Recht (besitzloses Pfandrecht des Grundpfandgläubigers an einem Grund­stück). S. Google, →Hypothek, →Grund­schuld

Lit.: Köbler, DRG 212; Meibom, V. v., Das deutsche Pfandrecht, 1867; Mutzner, P., Geschichte des Grundpfandrechts in Graubünden, 1909; Weyermann, M., Zur Geschichte des Immobiliarkreditwesens in Preußen, 1910; Planitz, H., Das Grundpfandrecht in den Kölner Schreinskarten, ZRG GA 54 (1934), 1; Hedemann, H., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, II 2 1935, Neudruck 1968, 192; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936, Neudruck 1983; Herold, P., Geschichte des Zürcher Grundpfandrechts, 1939; Natzel, N., Die Entwicklung des vertraglichen Grundpfandrechts, Diss. jur. Bochum 1970; Schulin, H., Zur Entwicklung des Grundpfandrechts in der Schweiz, (in) Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976; Buchholz, S., Absstraktionsbegriff und Immobiliar­recht, 1978; Schapp, J., Zum Wesen des Grundpfandrechts (in) Geschichtliche Rechts­wissenschaft, hg. v. Köbler, G. u. a., 1990, 477; Sievert, M., System im Umbruch – Gestaltung der Grundpfandrechte in der badischen Praxis im Übergang zum BGB, 2021

Grundrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [KlosterneubStiftUB. I 42 Klosterneuburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist neben dem Recht an einem Grund vor allem das dem Einzelnen zu­stehende, verfassungsmäßig verbürgte grundlegende Recht gegen den Staat als einheitlichen Herrschaftsträger (subjek­ti­ves öffentliches Recht). Eine lose Vorform des Grundrechts wird in den Rechten sichtbar, die der englische König Johann Ohneland an dem 15. 6. 1215 den Baronen in der (lat.) →Magna Charta (F.) libertatum (große Urkunde der Freiheiten) als Privileg verbriefen muss (beispielsweise Steuerbewilligung, Pairsgericht). Zu der gleichen Zeit sehen einzelne naturrechtliche Theoretiker (beispielsweise Thomas von Aquin 1225-1274) Leben, Freiheit und Eigentum als dem Zugriff des Staates entzogene allgemeine Rechte des Menschen an. In der Neuzeit betonen die Erklärung von Dordrecht (15./16. 7. 1572) in den Niederlanden sowie die Petition of Rights (1628, Bitte um Rechte), der Habeas-Corpus-Act (1679 Du mögest einen Körper haben-Gesetz) und die Declaration of Rights (1689, Erklärung der Rechte) in England besondere Rechte des Einzelnen. In den Einzelstaaten Nordamerikas finden zu Beginn des Unabhängigkeitskriegs gegen England auch fundamentale Rechte ([engl.] inherent rights, unalienable rights, [franz.] 1770 droits fundamentaux) des Einzelnen in die formellen Verfassungen (12. 6. 1776 Virginia Bill of Rights) Eingang (26. 8. 1789 Déclaration des droits de l’homme et du citoyen 26. 8. 1789 Frankreich). Nach Emanuel Joseph Sieyès (1748-1836, Januar 1789) ist man nicht durch Privilegien frei, sondern durch Rechte, die - entsprechend der französischen Re­volutions­forderung der Gleichheit - allen gehören. 1791 wird die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika mit den ersten zehn amendments um die (Federal) Bill of Rights (Artikel der Rechte) ergänzt. Dem folgen deutsche Verfassungen in dem 19. und 20. Jahrhundert (schwach ausgeprägt in Bayern und Baden 1818 und Württemberg 1819, Österreich 25. 4. 1848 nur Staatszielbestimmungen, Kremsierer Entwurf, 4. 3. 1849 Grund­rechtspatent für Cislei­thanien, in dem Silves­terpatent 1851 aufgehoben, sehr modern „Grundrechte“ der Verfassung des geplanten aber gescheiterten Deutschen Reiches 27. 12. 1848 [17. 1. 1849 in Kraft und zwar auch für Österreich, 23. 8. 1851 durch Beschluss des Deutschen Bundes aufgehoben], eher rück­ständig Preußen 1850, nicht die Verfassung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1871, Österreich 21. 12. 1867), wobei sich viele Grundrechte bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von dem politischen Programm­satz zu einem einlösbaren Rechtsan­spruch wandeln. Inhaltlich bilden die verschiedenen Formen der →Freiheit und der →Gleichheit (→Gleichheits­grund­satz) den Kern der in erster Linie gegen den Staat gerichteten Grundrechte, die darüber hinaus selbst Grundlage von Herrschaft und sozialer Sicherung sein sollen. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland stärkt die Bedeutung der politisch-liberalen Freiheits­rechte und Gleichheitsrechte in vielfacher Hinsicht, so dass sie nicht zuletzt durch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsge­richts eine kaum zu überschätzende Be­deutung für die Gesamtrechtsordnung ge­winnen. →Menschenrecht, Charta der Grund­rechte der Europäischen Union von dem 12. 12. 2007, seit 1. 12. 2009 den Gemein­schafts­verträgen gleichgestellt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 191, 194, 195, 231, 232, 257; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 1047; Mommsen, T., Die Grundrechte des deutschen Volkes, 1849, Neudruck 1969; Fürstenau, H., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 1891; Eckhardt, E., Die Grundrechte vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart, 1913; Jellinek, G., Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, 4. A. 1927 (e-book 2013); Grundrechte und Grund­pflichten der Reichsverfassung, hg. v. Nipperdey, H., Bd. 1ff. 1929ff.; Voigt, A., Geschichte der Grundrechte, 1948; Hartung, F., Die Entwicklung der Menschen- und Bürgerrechte, 4. A. 1972; Bohatec, J., England und die Geschichte der Menschen- und Bürgerrechte, 1956; Genzmer, H., Die Grundrechte in der Hamburger Konstituante, Diss. jur. Hamburg 1957; Schnur, R., Zur Geschichte der Erklärung der Menschenrechte, 1964; Oestreich, G., Geschichte der Menschenrechte und Grundfreiheiten im Umriss, 1968, 2. A. 1978; Die Grundrechtsdiskussion in der Paulskirche, hg. v. Scholler, H., 1973; Rimscha, W. v., Die Grundrechte im süddeutschen Konstitutionalismus, 1973; Huber, E., Grundrechte im Bismarckschen Reichssystem, (in) FS U. Scheuner, 1973, 163; Loew, W., Die Grundrechte, 1977, 2. A. 1982; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981; Grundrechte im 19. Jahrhundert, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1982; Starck, C., Entwicklung der Grundrechte, 1982; Sutter, B., Die Entwicklung der Grundrechte, 1982; Stern, K., Grundideen europäisch-amerikanischer Verfassungsstaatlichkeit, 1984; Köck, H., Der Beitrag der Schule von Salamanca zur Entwicklung der Lehre von den Grundrechten, 1987; Eisenhardt, U., Die gerichtliche Überprüfung, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, 1987, 75; Grund- und Freiheitsrechte von der ständischen zur spätbürgerlichen Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G., 1987; Brauneder, W., Geschichte der Grundrechte in Österreich, 1992; Dreier, H., Dimensionen der Grundrechte, 1993; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Oechsle, K., Die steuerlichen Grundrechte, 1993; Schmale, W., Archäologie der Grund- und Menschenrechte, 1997; Kröger, K., Grundrechtsentwicklung, 1998; Mohnhaupt, H., Von den leges fundamentales, (in) Ius commune 25 (1998), 121; Hufen, E., Entstehung und Entwicklung der Grundrechte, (in) NJW 1999, 1504; Lamprecht, R., Vom Untertan zum Bürger, 1999; Müller, J., Grundrechte in der Schweiz, 1999; Eisenhardt, U., Zur Entwicklung des Grund­rechts­verständnisses, (in) FS A. Söllner, 2000; Die Grundrechte im Spiegel des Plakats, hg. v. Artinger, K., 2000; Austermühle, G., Zur Entstehung und Entwicklung eines persönlichen Geheimsphärenschutzes, 2002; Das Menschenbild der Grundrechte, hg. v. Schünemann, B. u. a., 2002; Schäfer, H., Die ungeschriebenen Freiheits­rechte in der schweizerischen Bundesverfassung, 2002; Quellen zur Entstehung der Grundrechte in Deutschland, hg. v. Fikentscher, W. u. a., 2002; Köster, F., Entstehungsgeschichte der Grundrechtsbe­stim­mun­gen des zweiten Hauptteils der Weimarer Reichsver­fassung, 2003; Handbuch der Grundrechte, hg. v. Merten, D. u. a., Bd. 1ff. 2004ff.; Goller, P./Oberkofler, G., Grundrechtskatalog für Österreich?, 2004; Pauly, W., Grundrechtslaboratorium Weimar, 2004; Suppé, R., Die Grund- und Menschenrechte in der Staatslehre des 19. Jahrhunderts, 2004; Das Lüth-Urteil, hg. v. Henne, T. u. a., 2005; Hilker, J., Grundrechte im deutschen Frühkonstitutionalismus, 2005; Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Stern, K., Bd. 4 2006f.; Mahlmann, M., Elemente einer ethischen Grundrechtstheorie, 2008; Pannenborg, E., Inhalt und Bedeutung der Grundrechte der Paulskirchenverfassung von 1848/49, 2013; First fundamental rights documents in Europe, hg. v. Suksi, M. u. a., 2015

Grundrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1587 [CoutBourgBruges II 557 Brügge] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Mittellateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Ertrag, den der Grund (Grundstück) ohne Arbeitsaufwand und Kapitalaufwand des Eigentümers abwirft. Die Grundrente ist eine vermögensrechtliche →Reallast ohne persönliche oder dingliche Abhängig­keit. Sie hat sich vermutlich aus der →Erbleihe entwickelt. Später wird die Grundrente vor allem durch →Rentenkauf geschaffen. Seit dem 14. Jahrhundert überwiegt die Geldrente die Rente in Naturalleistungen. In der Neuzeit wird die Grundrente durch das verzinsliche hypothekarisch ge­sicherte →Darlehen ersetzt. Mit der Be­seitigung des kanonischen Zinsverbots wird sie entbehrlich und in ihren Resten bei der Grundentlastung des 19. Jahrhunderts aufgehoben. In einem anderen Sinn ist Grundrente später auch eine Mindestrente in dem Rahmen der Sozialab­sicherung. S. Google

Lit.: Hübner 397; Delbanco, G., Entwicklungs­ge­schichte der Grundrentelehre, 1921; Patzig, R., Kri­tische Dogmengeschichte der Grundrente, 1923 (masch. schr.); Winter, H., Der Rentenkauf in der freien Reichsstadt Schweinfurt, 1970

Grundruhr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1207 [Regensburg/Keutgen, Urk. 196], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Berührung des Grundes durch ein Schiff (bei einem Schiffbruch). Die anfängliche Folge der Grundruhr ist, dass das Gut (anfangs einschließlich der Besatzung) dem zufällt, der es (auf seinem Grund und Boden) in Besitz nimmt. Seit dem 12. Jahrhundert wird dies von der Kirche (1110, 1179) und dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches (1177) bekämpft und durch das Strandregal zu ersetzen versucht. Das Völkerrecht der Gegenwart gesteht ein Strandrecht bzw. Bergerecht dem Küstenstaat zu.

Lit.: Kämpffer, J., Jus appulsus, Diss. jur. Jena 1680; Nittemaa, V., Das Strandrecht in Nordeuropa im Mittelalter, 1955

Grundschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen durch einen Hinweis auf Campe/DWB. IV 1, 6 Sp. 899 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Belastung eines Grundstücks in der Weise, dass an den, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, eine bestimmte Geldsumme aus dem Grundstück zu zahlen ist. Die in Mecklenburg ausgebildete Grundschuld wird 1896/1900 in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches aufgenommen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 213; Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Grundsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1802 [Jensen, Angeln2 346] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von →Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten zu ent­richtende →Steuer. Sie wird bereits von dem römischen Kaiser Diokletian (284-313/316) erhoben. Der frühneuzeitliche Staat greift dies wieder auf. Wegen der bisher eher geringen Höhe ist bei der Suche des zwecks Sicherung seiner eigenen Lage bei Wahlen umverteilenden Staates künftig mit verstärkter Abschöpfung zu rechnen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 55, 152; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. unv. A. 1992

Grundstück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [MünchenStR. Auer 224] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der abgegrenzte Teil der Erdoberfläche (, der in dem Bestandsverzeichnis eines Grundbuchblatts unter einer besonderen Nummer gebucht ist). In dem römischen Recht sind die italischen Grund­stücke (lat.) →res (F.Pl.) mancipi (handgreifbare Sachen), die durch (lat.) mancipatio (F.) übertragen werden. In dem deutschen Recht wird das Grundstück als unbewegliche Sache vielfach anders behandelt als die bewegliche Sache. Dementsprechend wird nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) das Eigentum an beweg­lichen Sachen grundsätzlich durch Einigung und Übergabe, das Eigentum an Grund­stücken durch Einigung (Auflassung) und Eintragung in das Grundbuch übertragen. In dem 20. Jahrhundert ist der Erwerb landwirt­schaftlich genutzter Grundstücke durch das Erfordernis staatlicher Geneh­migung eingeschränkt (Grund­stücks­ver­kehrs­bekannt­machung von dem 15. 3. 1918, Grundstücksverkehrs­gesetz von dem 28. 7. 1961, österreichische Grundverkehrs­ord­nung von dem 9. 8. 1915, Grundver­kehrs­gesetz 1919). S. Google

Lit.: Kaser §§ 18, 28; Hübner 181; Köbler, DRG 90; Böckel, F., Die Grundstücksübereignung in Sachsen-Weimar-Eisenach, 1911; Hallermann, H., Die Erbleihe an Grundstücken in den westfälischen Städten, 1925; Richter, G., Die Grundstücksübertragung im ostfälischen Sachsen, 1934; Merk, W., Die Grundstücksübertragung in Meersburg am Bodensee, ZRG GA 55 (1935), 169, 56 (1936), 1; Richter, G., Die Grundstücksübereignung im ostfälischen Sachsen, 1934; Conrad, H., Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln während des Mittelalters, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Das Recht der Liegenschaftsübereignung in Freiburg, 1937; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsübereignung, 1957; Köbler, G., Die rechtliche Regelung des Eigentumserwerbs an Grundstücken in Preußen, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1967, 201; Müller, W., Fertigung und Gelöbnis mit dem Gerichtsstab, 1976; Hofmeister, H., Zur Entwicklung des Eigentumserwerbs an Grundstücken und des Grund­kredits in Österreich unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses der preußischen Gesetzgebung von 1872, (in) Wissenschaft und Kodifikation 3, 1976, 346; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbs in der österreichischen Privatrechtsentwicklung seit dem 18. Jahrhundert, 1977; Joswig, D., Die germanische Grundstücks­übertragung, 1984; Schwenk, A., Die Formbestimmung des § 313 BGB a. F., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Busse, C., Ein Jahrhundert landwirtschaftliches Grundstücksverkehrsrecht in Deutschland, 2019

Gründung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 17. Jahrhundert einmal [durch einen Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), Grundlegung, Errichtung, Beginn

Gründungsstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) durch bewusste Gründungshandlung entstehende →Stadt (beispielsweise Freiburg im Breisgau 1120?). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Grundvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der einen Grund legende Vertrag. →Grundlagenvertrag

Grüne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.) ist eine durch die grüne Farbe gekennzeichnete Gegegebenheit und insbesondere ab dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine Bezeichnung für eine Umweltbelange als wichtigstes Ziel fördernde politische Partei. S. Google

Lit.: Mende, S., „Nicht rechts, nicht links, sondern vorn“. Eine Geschichte der Gründungsgrünen, 2011

Grupen, Christian Ulrich (1692-1767) s. Google

Lit.: Hoppenstedt, D., Christian Ulrich Grupen als Jurist und Rechtshistoriker, (in) Hannoversche Geschichtsblätter, neue Folge 25 (1971)

gubernare, gubernāre, lat., V., Steuerruder führen, steuern, lenken, Enn. (204-169 v. Chr.), wohl eine Rückbildung nach rēgnum

gubernium (Wort in latein_a_z.docx nicht belegt, lat. [N.]) s. gubernare

Gubernium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in latein_a_z.docx, nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die ab 1744 von Maria Theresia auf Betreiben Haugwitz‘ in den einzelnen Ländern unter Ausschluss stän­discher Mitwirkung eingerichtete absolu­tis­tische Zentralstaatsbehörde für politische Verwaltung und Finanzverwaltung (Reprä­sentation und Kammer), von der 1763 die Finanzverwaltung abgetrennt wird, zu der aber die Justiz hinzukommt (in Österreich unter der Enns und in Schlesien Regierung). 1782 wird von dem Gubernium das Appellationsgericht verselbständigt. 1849 wird das Gubernium durch die Statthalterei ersetzt. S. Google

Lit.: Buchmann, W., Hof - Regierung - Stadt­verwaltung, 2002; Küpper, H., Einführung in die Rechts­geschichte Osteuropas, 2005

Gudelinus (Goudelin), Petrus (Ath 1550-Löwen 1619) wird nach dem Rechtsstudium (1567) in Löwen und einer Tätigkeit als Advokat 1582 Professor in Löwen. In seinen posthum veröffentlichten Werken verbindet er römisches Recht mit den Gewohnheitsrechten der Niederlande und Frankreichs. S. Google

Lit.: Leuven. 550 jaar universiteit, 1976, 301

Guilelmus de Cuneo ist ein in Südfrankreich vielleicht um 1270 geborener, promovierter, zeit­weise in Toulouse lehrender Jurist (lecturae, Lesungen, additiones ad glossam, Ergänzungen zu den Glossen, Traktate). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 567

Gulathingsbok (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. ist das in einer in Kopenhagen aufbewahrten Handschrift der Mitte des 13. Jahrhunderts (Codex Rantzovianus um 1250) und in weiteren Fragmenten (um 1180?, um 1200) überlieferte, vielleicht in verschiedenen Redaktionen (Olavstext, Magnustext) des späten 11. bis 13. Jahrhunderts gefasste Recht des Things von Gula (Gulen) nahe dem Sognefjord, das die älteste norwegische Rechtsaufzeichnung darstellt (daneben Frostathingsbok, Eidsivathingsbok, Borgarthingsbok). Es behandelt in zehn Abschnitten etwa Kirche (Christenrecht), Familie, Erbe, Strafe, Landleihe und Handel. 1267 setzt König →Mag­nus Hakonarson eine neue, nur in ihrem Christenrecht erhaltene Gulathingsbok in Kraft (bis 1274). Zahl­reiche Bestimmungen werden 1274 in das norwegische Reichsrecht (Landslag) übernom­men. S. Google

Lit.: Maurer, K., Die Entstehungszeit der älteren Gulathingslög, 1872; Norwegisches Recht. Das Rechtsbuch des Gulathings, hg. v. Meißner, R., 1935; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 112; Sveaas Andersen, P., Samlingen av Norge, 1977, 247

Gülte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1200 [Ulrichsleben des Albert von Augsburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190-1230 [Walther von der Vogelweide] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), Gült (zu dem Zeitwort gelten), ist eine Bezeichnung für die mittelalterliche →Grundrente. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 116; Adler, S., Das Gültbuch von Nieder- und Oberösterreich, 1898; Maidhof, A., Das Passauer Gültenwesen, (in) Die ostbairischen Grenzmarken 16 (1927), 313, 358

Gundling, Nicolaus Hieronymus (Kirchensit­tenbach 25. 2. 1671-Halle 9. 12. 1729), Pfarrerssohn, wird nach dem Studium der Theologie in Altdorf, Jena, Leipzig und Altdorf 1699 Hofmeister in Halle. Als Schüler Tho­masius‘ und wohl Stryks wird er nach der Promotion (12. 7. 1703) 1705 Professor für Beredsamkeit und Naturrecht in Halle (Abriss zu einer rechten Reichshistorie, 1708). Er befasst sich auch mit Fragen des Buchnach­drucks. S. Google

Lit.: Hempel, C., Nicolai Hieron. Gundlings umständliches Leben und Schriften, 1736; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 302; Nicolaus Hieronymus Gundling (1671-1729) im Kontext der Frühaufklärung, hg. v. Häfner, R. u. a., 2018 (überwiegend für die Mußestunden geeignet)

Gurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gürtel, s. Google

Gürtel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das schon in den Hochkulturen des Altertums entwickelte und in Gräbern der Bronzezeit gefundene sowie auf Skulpturen der ausgehenden Jungsteinzeit nachweisbare zu dem Zusammenhalten oder Hochhalten der Bekleidung des Menschen in der Leibesmitte dienende meist aus Leder oder Metall gefertigte Band. Der Gürtel ist auch Gegenstand der Rechtssymbolik. S. Google

Lit.: Schopphoff, C., Der Gürtel, 2009

gut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 bzw. 1227 [BrschwStR. § 1] bzw. 1243 [SPöltenUB. I 55] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) tauglich, nützlich, vorteilhaft, s. Google

Gut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 60] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Wert, Vermögen, s. Google

Gutachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Ellissen, Einbeck 25] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Beurteilung einer Frage durch einen Fachmann. Bereits die klassische römische Jurisprudenz der Rechtskundigen auf dem Markt ist dadurch gekennzeichnet, dass seit Augustinus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) einzelnen Rechtskundigen (sog. Respondierjuristen) das Recht verliehen wird, auf eine Anfrage in dem Namen des Staatsoberhaupts (lat. [M.] princeps) eine gutachtliche Antwort (lat. [N.] responsum) zu erteilen, welcher der (lat. [M.] iudex) Richter zu folgen hat. Seit dem 13. Jahrhundert erteilen die oberitalienischen Juristen (→Konsiliatoren, beispielsweise Johannes Bassianus als Schüler des →Bulgarus, Azo [1150?-1220]) Gutachten. Mit der →Aktenversendung beginnt seit dem 14. Jahrhundert eine reiche gutachterliche Tätigkeit der juristischen Fakultäten (in dem Deutschen Reich bis 1877/1879) und entsteht ein Markt, auf dem rechtswissenschaftliche Dienst­leistungen in großer Zahl angeboten und nachgefragt werden. Die Technik des Gutachtens geht von der aufgeworfenen Frage des Bestellers aus und folgert von Voraussetzungen auf ein Ergebnis hin. S. Google

Lit.: Söllner §§ 9, 10, 14, 15, 17; Köbler, DRG 107; Seeger, H., Die strafrechtlichen Consilia Tubingensia, 1877; Kohler, J./Liesegang, E., Das römische Recht am Niederrhein, Bd. 1f. 1896ff.; Klugkist, E., Die Göttinger Juristenfakultät als Spruchkollegium, Diss. jur. Göttingen 1951 masch.schr.; Baumgärtel, G., Die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Erlanger Juristenfakultät, Diss. jur. Erlangen 1952; Mayer, H., Die Bedeutung der Rechtsgutachten in der Rezeptionszeit, Diss. jur. Basel (um 1962); Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Schikora, A., Die Spruchpraxis an der juristischen Fakultät zu Helmstedt, 1972; Kempter, F., Die Gutachten- und Urteilstätigkeit der Juristenfakultät Ingolstadt-Landshut-München, Diss. jur. Mannheim 1976; Falk, U., Consilia. Studien zur Praxis der Rechtsgutachten in der frühen Neuzeit, 2006; Lange, H., Recht und Macht, 2010; Brix, T., Ein unbekanntes Rechtsgutachten von Felinus Sandeus über die Auslegung des Testaments des Juristen Johannes de Lignano, 2016

Gutalagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das vielleicht um 1220 auf Betreiben Erzbischof Andreas Sunesons oder nach 1285 (str.) in der Volksversammlung nach norwegischem Vorbild entstandene, in zwei Handschriften (um 1350, [1470 bzw.] 1587) überlieferte, bis 1595 gebrauchte, ziemlich selbständige Recht (der Bauern) der Insel Gotland (Schwedens), das um 1400 in die deutsche Sprache und in dem 16. Jahrhundert in die dänische Sprache übersetzt wird. S. Google

Lit.: Wessén, E., Lex Gotlandiae, 1945; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 108; Sjöholm, E., Gesetze als Quellen mittelalterlicher Geschichte, 1976; Pernler. S., Gotlands medeltida kyrkoliv, 1977

Gütergemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1808 [Weber, Lehnr. II 12] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1772) ist der (vertragliche) Güterstand, bei dem grundsätzlich das gesamte Vermögen der Ehegatten, das sie bei Eingehung der →Ehe haben oder später erwerben, kraft Gesetzes gemeinschaftliches Vermögen (Gesamtgut) wird. Die Gütergemeinschaft findet sich bereits in dem Frühmittelalter bei Franken und Westfalen in der Form der →Errun­genschaftsgemeinschaft. In dem Hochmittel­alter dringt sie in örtlich recht verschiedener Form weiter vor, wobei die Verwaltung der Güter grundsätzlich dem Mann zusteht. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) lässt die Gütergemeinschaft zu (vgl. § 1234 ABGB), erschwert sie aber (bevorzugte Gütergemeinschaft auf den Todesfall rechtstatsächlich be­deutungslos). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird die für rund 11 Millionen Menschen bestehende allge­meine Gütergemeinschaft zu einem vertraglich festlegbaren Ehegüterstand (Wahlgüterstand), für den der Grundsatz der →Gesamthand gilt. S. Google

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 88, 122, 161, 207, 210, 267; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Possel-Dölken, P., Das westfälische eheliche Güterrecht im 19. Jahrhundert, 1978; Schmüser, S., Die Anwendung der Vorschriften des allgemeinen Landrechts, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Jelowik, L., Gütergemeinschaft als Bürgschaftshindernis im Fuldaer Recht um 1890, ZRG GA 129 (2012), 409; Hoffarth, C., Urkirche als Utopie – Die Idee der Gütergemeinschaft im späteren Mittelalter, 2016

Guter Glaube (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1429) ist das Vertrauen auf die Richtigkeit eines Anscheins. In dem römischen Recht ist die (lat.) bona fides (gute Treue) Geltungsgrundlage und Beurteilungs­maßstab formloser Konsen­sual­verträge (Treu und Glauben) und gilt (nach D. 50, 17, 54) der Grundsatz (lat.) →nemo plus iuris transferre potest quam ipse habet (niemand kann mehr Rechte übertragen als er hat), so dass nur der wahre Berechtigte ein Recht übertragen kann, doch schützt bei freiwillig aus der Hand gegebenen Sachen (also nicht bei gestohlenen, verlorenen oder [in klassischer Zeit auch] unterschlagenenen Sachen) ein rechtmäßiger Erwerbsgrund (beispielsweise Kauf) nach Ablauf der einjährigen Ersitzungsfrist den Erwerber vor dem Herausgabeanspruch des Berechtigten. Dem­gegenüber sichern hochmittelalterliche deutsche Quellen (beispielsweise Sachsenspiegel II, 60, 1) den Erwerber von Sachen, die der Berechtigte freiwillig aus der Hand gegeben hat, ohne dass Unkenntnis des Rechtsmangels von dem Dritten verlangt wird. Das lübische Recht führt 1586 in dem Interesse des Verkehrsschutzes den gutgläubigen Erwerb an beweglichen Sachen (Fahrnis) ein. Der Entwurf gebliebene (lat.) Codex (M.) Theresianus Österreichs (1766, II, 8 § 4, vgl. § 367 ABGB von 1811/1812) lässt den sofortigen Erwerb durch den gutgläubigen Erwerber in bestimmten Fällen zu. Gedanklich beeinflusst könnte dabei die Formulierung guter Glaube von der lateinischen bona fides (F.) (guten Treue) sein. Nach Kant entspricht der gutgläubige Erwerb distributiver Gerech­tigkeit. Art. 306 ADHGB (1861) teilt bei nicht gestohlenen oder verlorenen beweglichen Sachen dem redlichen Erwerber in einem Handelsbetrieb das Eigentum zu. Dem folgen das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches 1896/1900 und das Zivilgesetzbuch der Schweiz (vgl. auch §§ 892f. BGB, Art. 973f. ZGB für Grundstücksrechte, während das Zivil­gesetzbuch der Deutschen Demokratischen Republik (1975-1990) einen gutgläubigen Erwerb von dem Nichtberechtigten für nicht erforderlich hält. S. Google

Lit.: Hübner 433; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 212; Bruns, C., Das Wesen der bona fides bei der Ersitzung, 1872; Hübner, H., Der Rechtsverlust im Mobiliarsachenrecht, 1955; Kofferath, G., Stand der Forschung über die geschichtlichen Grundlagen des Gutglaubensschutzes (§§ 932ff. BGB), Diss. jur. Bonn 1962; Kaiser, M., Der gute Glaube im Codex iuris canonici, 1965; Söllner, A., Der Erwerb vom Nichtberechtigten in romanistischer Sicht, (in) FS H. Coing, 1982, 389; Ogris, N., Guter Glaube an die Vertretungsmacht, 1987; Hinz, W., Die Entwicklung des gutgläubigen Fahrniserwerbs, 1991; Scavo Lombaro, L., La buona fede nel diritto canonico 1995; Imbusch, B., Der gutgläubige rechtsgeschäftliche Erwerb gestohlener Sachen im deutschen Recht, 1999; Good Faith in European Contract Law, ed. by Zimmermann, R. u. a., 2000; Engstfeld, J., Der Erwerb vom Nichtberechtigten, 2002; Kiehnle, A., Der Erwerb kraft öffentlichen Glaubens in der württembergischen Pfandgesetz­gebung, 2004; Cardilli, R., Bona fides tra storia e sistema, 2004; Meyer, R., Bona fides und lex mercatoria in der europäischen Rechtstradition, 2004; Göhlert, T., Der Erwerb unterschlagener bzw. gestohlener Sachen vom Nichtberechtigten, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Güterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort 1814, Güterrechtsregister 1895). S. Google, →Ehegüterrecht

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Güterrrechtsregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Register über das für Eheleute abweichend von dem gesetzlichen Güterstand auf Grund Vereinbarung besonders geltende Wahlgüterrecht

Güterstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Gesamtheit der güterrechtlichen Verhältnisse in einer Ehe. Eine vertragliche Regelung ist in bestimmten Grenzen möglich. Erfolgt sie nicht, gilt der so genannte gesetzliche Güterstand. S. Google

Gütertrennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1846) ist der Ehegüter­stand, bei dem jeder Ehegatte alleiniger Berechtigter der ihm bei der Eheschließung gehörigen Güter bleibt und alleiniger Berechtigter der von ihm in der Ehe erworbenen Güter wird. Bei den Germanen wird, sofern die Frau Gut (Aussteuer, Unterhaltssicherung) in die Ehe einbringt, dieses Gut wohl von dem Mann (nur) verwaltet. Dieser Güterstand der grund­sätzlichen Gütertrennung mit Ver­waltungs­einheit auf der Seite des Mannes besteht anscheinend in dem Frühmittelalter bei den aus den Germanen erwachsenen deutschen Stämmen mit Ausnahme der Franken und Westfalen. Später wird die Gütertrennung von der →Gütergemeinschaft zurückge­drängt. Die neuzeitlichen Kodifika­tionen behandeln die Gütertrennung als Regelgüterstand. In Österreich sieht § 1237 ABGB (1811/1812) Gütertrennung vor, die aber infolge verschiedener unklarer Vermutungen inhaltlich als „vermutete“ Verwaltungsge­mein­schaft verstanden wird. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist die Gütertrennung ein Wahlgüterstand. Die mit dem Gleichbe­rechtigungsgesetz von dem 18. 6. 1957 als Regelgüterstand festgelegte →Zugewinnge­meinschaft ist inhaltlich Gütertrennung mit Wertausgleich der Zugewinne beider Ehegatten nach Auflösung der Ehe. Daneben ist die einfache Gütertrennung als Wahlgüterstand zulässig. S. Google

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 88, 122, 161, 210, 267; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Martitz, F., Das eheliche Güterrecht des Sachsenspiegels, 1867; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Gutes altes Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Schlagwort für die von dem Historiker (Max Friedrich Ludwig Hermann) Fritz Kern (Stuttgart 28. 9. 1884-Mainz 21.5. 1950) behauptete Ansicht, dass das germanische Recht deswegen gegolten habe, weil es alt und gut gewesen sei, so dass in dem Mittelalter Recht nicht geschaffen, sondern nur nach Beseitigung der von den Menschen bewirkten Verdunkelung wiederentdeckt habe werden können. Diese Ansicht widerspricht der germanischen und mittelalterlichen Wirklich­keit, in der sich Recht unablässig entsprechend den menschlichen Bedürfnissen ausformt (beispielsweise Strafe, Inquisitionsprozess, Königswahl, Lehen, Grundherrschaft, Stadtrecht, Handelsrecht, Gesellschaft, Wechsel). Sie deckt sich unausgesprochen allerdings mit der christlichen Trias von Paradies, Sündenfall und Erlösung, der in dem Recht der göttliche Dekalog, die menschliche Verirrung (Rechts­verdunkelung) und die (Möglichkeit der) Rückkehr zu dem von Gott gegebenen (und deswegen notwendigerweise guten, alten) Recht entspricht, wie sie die christliche Kirche auch in dem Mittelalter verkündet. In der Gegenwart wird die Lehre Kerns als widerlegt angesehen, doch neigen manche Stimmen dazu, auf der Basis anthropologischer Uni­versalien dem Grundgedanken gleichwohl zuzustimmen. S. Google

Lit.: Kern, F., Über die mittelalterliche Anschauung vom Recht, (in) HZ 115 (1916), 496; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Rückert, J., Die Rechtswerte der germanistischen Rechtsgeschichte im Wandel der Forschung, ZRG GA 111 (1994), 272; Köbler, G., Recht, Gesetz und Ordnung im Mittelalter, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 93; Willoweit, D., Vom guten alten Recht, (in) Jb. d. historischen Kollegs 1997, 23; Teuscher, S., Erzähltes Recht, 2007; Liebrecht, J., Fritz Kern und das „gute alte Recht“, 2016; Liebrecht, J., Die junge Rechtsgeschichte – Kategorienwandel in der rechtshistorischen Germanistik der Zwischenkriegszeit, 2018

Gute Sitten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., lat. →boni mores [M.Pl.], Sg. bonus mos) sind die von dem Recht für anerkennenswert gehaltenen Verhaltens­wei­sen. In dem römischen Recht werden Geschäfte, die das (gute) Herkommen der Vorfahren (lat. [boni] mores [M.Pl.] maiorum) verletzen, wie bei­spiels­weise die Schenkung einer erwarteten Erbschaft eines noch lebenden Dritten, von den Rechtskundigen und den Kaisern als rechtswidrig bekämpft. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter werden die guten Sitten als Bewertungs­maßstab ab dem 16. Jahrhundert in Stadtrechten und Landrechten übernommen (vgl. Art. 1131, 1133 code civil, §§ 79, 90 sächs. BGB, § 138 I BGB). Als unbestimmter Rechtsbegriff sind die guten Sitten schwer zu fassen. S. Google

Lit.: Kaser § 9 II; Köbler, DRG 43; Simitis, K., Gute Sitten und Ordre public, 1960; Schmidt, H., Die Lehre von der Sittenwidrigkeit der Rechtsgeschäfte in historischer Sicht, 1973; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 414; Wanner, J., Die Sittenwidrigkeit der Rechtsgeschäfte im totalitären Staa­te, 1996; Herzog, A., Sittenwidrige Rechtsge­schäfte, 2001; Ruff, H., Sittenwidrige Rechtsgeschäfte, 2007

Güteverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf Güte in Gegensatz zu Streit gegründete Verfahren innerhalb oder außerhalb der Gerichtsbarkeit. Seine Gedanken wirken sich wohl in Ver­handlungen über die Höhe einer Buße oder in Vereinbarungen von Schiedsgerichten bereits früh aus. Anscheinend schon in dem Ausgang des Mittelalters werden Richter auf die Vorteile eines Vergleichs besonders hingewiesen (Leipzig, Wittenberg). Nach Ansätzen etwa in dem jüngsten Reichsabschied von 1654 (Art. 110) und in Preußen (1737) gewährt die Reichszivilprozessordnung des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/­1879) dem Kläger die Befugnis, den Beklagten zu einem Sühneversuch zu laden. Nach wechselvollen Bestrebungen des 20. Jahrhunderts wird in der Bundesrepublik Deutschland aus Kos­tengesichtspunkten 2000 den Ländern die Möglichkeit eingeräumt, für bestimmte Klagen einen vorgeschalteten außergericht­lichen Güteversuch als Zulässigkeitsvoraus­setzung vorzusehen, wovon einige Länder Gebrauch machen. Seit dem 1. 1. 2002 sieht § 278 II ZPO grundsätzlich für die erste Instanz die Durchführung eines obligatorischen Gütetermins vor der mündlichen Verhandlung vor, doch ist die tatsächliche Bedeutung eher gering. S. Google

Lit.: Koch, C., Der preußische Zivilprozess, 2. A. 1855, Neudruck 1994; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973; Loschelder, M., Die österreichische allgemeine Gerichtsordnung von 1781, 1978; Ortlieb, E., Im Auftrag des Kaisers, 2001; Peters, B., Der Gütegedanke im deutschen Zivilpro­zess­recht, 2004

Gutglaubensschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), s. Google, →guter Glaube

gutgläubig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1663 [DWB. IV 1, 6 Sp. 1428] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) auf eine in Wirklichkeit nicht bestehende Rechtslage ohne besseres Wissen vertrauend

Gutgläubiger Erwerb (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort gutgläubig 1663, Adj.) ist der Erwerb einer nicht dem Veräußerer gehörigen Sache zu Lasten des Berechtigten durch einen Erwerber, der →guten Glauben in Bezug auf das Recht des Veräußerers haben, also den in Wirklichkeit nichtberechtigten Veräußerer (fälschlich) für den Eigentümer halten muss (beispielsweise gutgläubiger Erwerb beweglicher Sachen Codex Theresianus II, 8, § 4, ABGB § 367, ADHGB Art. 306, BGB § 932, gut­gläubiger Erwerb von Grundstücks­eigentum Württemberg 1828, Sachsen 1843, Preußen 1872). Der von dem mittelalterlichen deutschen Recht geschützte, von dem römischen Recht abgelehnte, von den naturrechtlichen Ge­setzbüchern aber in bestimmten Grenzen anerkannte gutgläubige Erwerb dient dem Verkehrsinteresse. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952; Anners, E., Äganderätt och handelsinteresse, 1960; Dünkel, H., Öffentliche Versteigerung und gutgläubiger Erwerb, 1970; Anners, E., Från lagtolkning till lagstiftning. Högsta domstolen och godtrosförvärven, 1989; Hinz, W., Die Entwicklung des gutgläubigen Fahrniserwerbs, 1991; Hinz, W., Die Entwicklung des gutgläubigen Fahrniserwerbs, (in) ZEuP 1995, 398; Engstfeld, J., Der Erwerb vom Nichtberechtigten, 2002; Lang, N., Erwerberschutz in Europa, 2004; Kiehnle, A., Der Erwerb kraft öffentlichen Glaubens in der württembergischen Pfandgesetzgebung von 1825/1828 und im Bürgerlichen Gesetzbuch, 2004; Göhlert, T., Der Erwerb unterschlagener bzw. gestohlener Sachen vom Nichtberechtigten, 2007

Gutgläubigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.), s. Google, Gutgläubigsein

Gutsgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in Österreich zwischen 1848 und 1918 das keiner Gemeinde angehörende, dem Eigentümer verwaltungsmäßig (ausge­nommen das Polizeistrafrecht) ohne gewählte Organe unterstehende Gebiet. S. Google

Gutsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [DortmStat. 147] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Inhaber einer Gutsherrschaft, Herr über ein (größeres) Gut, s. Google

Gutsherrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1763 [Rabe, PreußG. I 2 S. 581] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das geschlossene, in Eigenwirtschaft durch Tagelöhner bewirtschaf­tete Großgrundeigentum (→Grund­herrschaft), in dem der Eigentümer meist auch die unteren hoheitlichen Befugnisse (Gerichtsbarkeit, Polizei) ausübt. Sie entsteht ohne scharfe Abgrenzung als Folge der mittelalterlichen Ostsiedlung, in welcher der oft ritterliche Siedlungs­unternehmer Vorrechte erlangt und weiter ausbaut. Seit dem Spätmittelalter sieht sich der adelige, in dem Kriegswesen entbehrlich werdende Ritter darauf verwiesen, seine Eigenwirtschaft auszuweiten. Unter Verwendung der ihm von dem Landesherrn überlassenen Herrschaftsrechte verdrängt er seit der Mitte des 16. Jahrhunderts (die) Bauern von ihren Höfen (Bauernlegen). Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird die Gutsherrschaft von der Aufklärung bekämpft. In dem 19. Jahrhundert werden viele Güter aufgeteilt und bzw. oder gehen an Bürger oder Bauern über, 1945 findet in der Besatzungszone der Sowjetunion eine sozialistische Enteignung der (ostdeutschen) Gutsherren statt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 134; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Fuchs, C., Zur Geschichte des gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisses in der Mark Brandenburg, ZRG GA 12 (1891), 17; Maybaum, H., Die Entstehung der Gutsherrschaft im nordwestlichen Mecklenburg, 1926; Spies, K., Gutsherr und Untertan in der Mittelmark Brandenburg zu Beginn der Bauernbefreiung, 1972; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Kaak, H., Die Gutsherrschaft, 1991; Konflikt und Kontrolle in Gutsherrschaftsgesellschaften, hg. v. Peters, J., 1995; Schmidt, C., Leibeigenschaft im Ostseeraum, 1997; Peters, J., Gutsherrschaftsgesellschaften im europäischen Vergleich, 1997; North, M., Die Entstehung der Gutswirtschaft im südlichen Ostseeraum, (in) ZHF 26 (1999), 43; Schleinert, D., Die Gutswirtschaft im Herzogtum Pommern-Wolgast, 2001; Maur, E., Gutsherrschaft und zweite Leibeigenschaft in Böhmen, 2001; Agrargeschichte schreiben, hg. v. Bruckmüller, E. u. a., 2004; Wagner, P., Bauern, Junker und Beamte, 2005; Stefanová, D., Erbschaftspraxis, Besitztransfer und Handlungs­spielräume der Untertanen in der Gutsherrschaft, 2008; Kaak, H., Korporative Gutsherrschaft und Agrarinnovationen in Preußen, 2012

H

Haager Landkriegsordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das auf den Friedenskonferenzen in Den Haag (Niederlande) 1899/1907 geschlossene Ab­kommen über die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs. S. Google

Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007

Haar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der aus der äußeren Haut von Säugetieren wachsende, dem Schutz vor Kälte, Hitze, Nässe und Dürre dienende Hornfaden unter­schiedlicher Tönung und Länge. Der Mensch verbindet vor allem mit dem Haupthaar auf dem Kopf zahlreiche unterschiedliche Vorstellungen (beispielsweise Freiheit, Zugehörigkeit zu einer Gruppe u. s. w.). Eine umfassende Rechtsgeschichte des Haares steht anschei­nend noch aus. S. Google

Haarscheren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1760 [Hellfeld III 1792] vielleicht in 1 Stelle, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch vor allem in anderer Bedeutung in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Form der Körperstrafe oder sonstigen kennzeichnenden Behandlung.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964

Habe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1216 [EberhardRChr. 385] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gut, Vermögen, beispielsweise Fahrhabe, s. Google

Habeas-corpus-Akte (du mögest einen Körper haben-Gesetz) ist das der Magna Charta von 1215 folgende, 1679 zu dem Schutz der Freiheit erlassene englische Gesetz, nach dem niemand ohne richterlichen Haftbefehl verhaftet oder ohne richterliche Überprüfung in →Haft gehalten werden darf. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HabeasCorpusAct1679.htm; Duker, W., A constitutional history of Habeas cor­pus, 1980; Kluxen, K., Englische Verfassungsge­schichte, 1987; Hartlaub, I., Theorie und Praxis der Freiheitsentziehungen, 2000; Federman, C., The body and the state, 2006

haben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) halten, besitzen

Haberfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1716 [Vagen/Zipperer, Haberfeld. 128ff.] in 1 Stelle und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), s. Google, Feld der Haberer?

Haberfeldtreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1815 [Zipperer, Haberfeld. 19] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein seit der frühen Neuzeit bis in das 20. Jahrhundert belegter dörflicher Volksbrauch vor allem zwischen Isar und Inn, bei dem die unverheirateten Burschen (Ha­berer) mit geschwärzten Gesichtern einem Betroffenen lärmend (sittliche) Vorhaltungen machen. S. Google

Lit.: Zipperer, F., Das Haberfeldtreiben, 1938; Schieder, E., Das Haberfeldtreiben, 1983

Habilitation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Mittellateinische und das Lateininische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb habilitieren 1. Hälfte 16. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen) ist der Nachweis vertiefter wissenschaftlicher Befähigung zu Lehre und Forschung in Deutschland (lat. disputatio pro loco) seit dem frühen 19. Jahrhundert (Berlin 1810/1816 mit öffentlichem Vortrag, um 1870 in Tübingen erst 58 Prozent der ordentlichen Professoren habilitiert, ab dem Ende des 20. Jahrhunderts grundsätzlich wieder als rechtlich entbehrlich angesehen). S. Google

Lit.: Kundert, W., Katalog der Helmstedter juristischen Disputationen, 1984; Bruch, R. vom, Forschung und Lehre, 2000, 69

habilitieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in erster Hälfte 16. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen aufgenommen und über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Lehrbefugnis verleihen, Lehrbefugnis erlangen, s. Google

Habsburg (Habichtsburg) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die um 1020 von Bischof Werner von Straßburg an der oberen Aare (in der heutigen Nordostschweiz) errichtete Burg, nach der sich seit 1090 (bzw. 1108) eine alemannische bzw. süd­west­deutsche, bis in das 10. Jahrhundert zurück­verfolgbare Adelsfamilie benennt, die nach dem so genannten Interregnum 1273 den deutschen König (Rudolf von Habsburg) stellt. Sie belehnt sich 1282 in den Söhnen des Königs mit dem 1278 von dem getöteten Ottokar von Böhmen heimgefallenen Reichslehen →Österreich, Steiermark, Krain und Windischer Mark und baut von dort unter Annahme des Namens Haus Habsburg und Verlagerung des Schwerpunkts der Güter aus der Unabhängigkeit anstrebenden alemannischen Schweiz in den bayerisch geprägten Osten eine Hausmacht auf (1335 Kärnten, 1363 Tirol, 1438-1457 Ungarn und Böhmen, 1477 Burgund, 1504/1516 Spanien (europäische Großmacht, 1521/1522 Linienteilung - in eine spanische Linie nach Karl V. mit Spanien, den Niederlanden, Mailand, Neapel, Sizilien und den spanischen Kolonien in Amerika und Asien sowie eine österreichische Linie mit den seit dem Mittelalter habsburgischen Ländern und 1526 Böhmen und Ungarn - unter Fortführung des Namens Casa d’Austria). Von dem Spätmittelalter (1273-1308, ab 1438) bis 1740 bzw. als Haus Habsburg-Lothringen ab 1745 bis 1806 stammt der König bzw. Kaiser des Heiligen römischen Reiches (fast durchgehend) aus dieser mehrfach (beispielsweise 1379-1490, 1564-1665) in unterschiedliche Linen geteilten Familie. Nebenlinien regieren ab 1765 die Toskana und ab 1814 Modena. Von 1806 bis (12. 11.) 1918 herrscht Habsburg in dem infolge des Untergangs des Heiligen römischen Reiches selbständig gewordenen Österreich(-Ungarn) weiter, wird nach Verlusten in Italien an dem Ende des Ersten Weltkriegs aber ausgewiesen (Karl I.) und enteignet (4. 3. 1919 Gesetz betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen, 1935 aufge­hoben, 1945 wieder in Kraft) und nach Rückgabe des Privat­vermögens 1939 nochmals enteignet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 95, 129, 131; Köbler, Historisches Lexikon; Das habsburgische Urbar, hg. v. Maag, R., Bd. 1f. 1894ff.; Schmidlin, J., Ursprung und Entfaltung der habsburgischen Rechte im Oberelsass, 1902; Regesta Habsburgica, Bd. 1ff. 1924ff.; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, (in) Argovia 43 (1931); Meyer, B., Das habsburgische Archiv in Baden, (in) Zs. f. schweizerische Geschichte 23 (1943), 169; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1956; Die Auflösung des Habsburgerreiches, 1970; Die Habsburgermo­narchie 1848-1918, hg. v. Wandruszka, A. u. a., Bd. 1ff. 1973ff.; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Der Aufstieg der Habsburger, 1982; Kohler, A., Antihabsburgische Politik in der Epoche Karls V., 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1986; Die Habsburger, hg. v. Hamann, B., 1988, 4. A. 2002; Kamm, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Baum, W., Kaiser Sigismund, 1993; Kaiser Friedrich III. (1440-1493) in seiner Zeit, hg. v. Heinig, P., 1993; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994, 2. A. 2004; Heinig, P., Kaiser Friedrich III. (1440-1493), 1997; Bankl, H., Die kranken Habsburger, 1998; Hansert, A., Der Prinz wird König, 1998; Noflatscher, H., Räte und Herrscher, 1998; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F./Faix, G., 1999; Erbe, M., Die Habsburger, 2000; Heimann, H., Die Habsburger, 2001; Laubach, E., Ferdinand I. als Kaiser, 2001; Niederstätter, A., Die Herrschaft Österreich, 2001; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Leidinger, H./Moritz, V./Schippler, B., Schwarzbuch der Habsburger, 2003; Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2004; Böhmer, P. u. a., Die Erben des Kaisers, 2004; Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.-18. Jahrhundert,), hg. v. Pauser, J. u. a., 2004; Kadgien, M., Das Habsburgergesetz, 2005; Wolf, S., Die Doppelregierung Kaiser Friedrichs III. und König Maximilians (1486-1493), 2005; Koller, H., Friedrich III., 2005; Regesta Habsburgica 5, 1, bearb. v. Lackner, C., 2007; Hengerer, M., Ferdinand III. (1608-1657), 2008; Höbelt, L., Franz Joseph I., 2009; Höbelt, L., Die Habsburger, 2009; Vocelka, K., Die Familien Habsburg und Habsburg-Lothringen, 2010; Strohmeyer, A., Die Habsburger Reiche 1555-1740, 2012; Bled, J., Franz Ferdinand, 2013; Langmaier, K., Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418-1463), 2015; Judson, P., The Habsburg Empire, 2016; Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314, hg. v. Becher, M. u. a., 2017; Judson, P., Habsburg – Geschichte eines Imperiums 1740-1918, 2017; Sander-Faes, S., Europas habsburgisches Jahrhundert 1450-1550, 2018; Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der frühen Neuzeit, hg. v. Hochedlinger, M. u. a., Bd. 1 2019; Language Diversity in the Late Habsburg Empire, hg. v. Prokopovych, M. u. a., 2020; Herrschaft und Repäsentation in der Habsburgermonarchie (1700-1740), hg. v. Seitscheck, S. u. a., 2020; Bellabarba, M., Das Habsburgerreich 1765-1918, 2020; Hrady, M., Die Habsburger, 2021; Haderer, S., Im Schatten Homers – Kaiserin Elisabeth in Griechenland, 2021

Hader (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1379 [OstfriesUB. I 115] in 31 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Streit, Zwist, s. Google

Haderbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Nürnberg/NürnbRatsverl. I 18] in 4 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Selbstbezeichnung spätmittelalterlicher Gerichtsbücher (beispielsweise in Ingelheim, Nürnberg, Landshut). S. Google

Lit.: Kallmann, L., Zank im Dorf, 2002; Als die Welt in die Akten kam, hg. v. Lepsius, S. u. a., 2008; Die Ingelheimer Haderbücher, hg. v. Marzi, W., Bd. 1 Das Oberingelheimer Haderbuch 1476-1495, 2011, Bd. 2 2013; Alltag, Herrschaft, Gesellschaft und Gericht, hg. v. Marzi, W. u. a., 2012

Hafen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1275/1276 [Das hohe Lied des Brun von Schönbeck] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [BremUB. V 51] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der anerkannte Landeplatz und die Liegestelle für Schiffe. Der Hafen erscheint sachlich schon in dem Altertum. Der besondere Freihafen gewährt allen Schiffen Zutritt und dient nur dem Warenumsatz (1869/1888 in dem Nord­deutschen Bund bzw. Deutschen Reich Zollausland, in der europäischen Zollunion Freizone). S. Google

Lit.: Schröder, R., Das Eigentum am Kieler Hafen, ZRG GA 26 (1905), 34; See- und Flusshäfen vom Hochmittelalter bis zur Industrialisierung, hg. v. Stoob, H., 1986; Rademacher, M., Die Geschichte des Hafen- und Schifffahrtsrechts in Hamburg, Bd. 4 1999 (Selbstverlag); Wawrzinek, C., Tore zur Welt, 2015; Feuer, S., Hafenstädte im östlichen Mittelmeerraum vom Hellenismus bis in die römische Kaiserzeit, 2020

Haflidaskra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das 1117/1118 in →Island eingeführte, nicht überlieferte Recht, das in der →Gragas aufgeht. S. Google

Lit.: Johannesson, J., Islands Historie, 1969; Hoff, H., Hafliđi Másson und die Einflüsse des römischen Rechts in der Grágás, 2012 (die dortige Ansicht der Aufnahme römischen Rechtes um 1117/1118 ist zweifelhaft, eher spätes 12. Jahrhundert oder frühes 13. Jahrhundert)

Haft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die amtliche Entziehung der Bewegungsfreiheit vor allem zu dem Zweck der Untersuchung oder Bestrafung und der Erzwingung einer Handlung. Ihre Voraus­setzungen sind zunächst nicht festgelegt. Bereits hoch- und spätmittelalterliche Quellen (mit Schöffenvorbehalten) sowie dann die englische →Habeas-corpus-akte (1679) verlangen aber vielleicht als Folge des Auf­kommens des Inquisitionsprozesses einen richterlichen Haftbefehl bzw. eine richterliche Untersuchung. In dem Rechtsstaat des 19. Jahrhunderts wird jeder staatliche Eingriff in die Freiheit von einer gesetzlichen Gestattung abhängig gemacht (Bayern 1818, Baden 1818, Württemberg 1819 u. s. w.), ohne dass sich dadurch die Zahl der Fälle von Haft entscheidend verändert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 205; Thissen, M., Das Verhaftungsrecht, Diss. jur. Bonn 1961; Hermes, T., Der Haft­grund der Verdunkelungsgefahr, 1992; Ollinger, T., Die Entwicklung des Richtervorbehalts im Verhaftungsrecht, 1997; Seabourne, G., Imprisoning Medieval Women, 2011

Haftbefehl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch derdeutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1868) ist die schriftliche Anordnung eines Richters, einen Menschen in Haft zu nehmen. Der Haftbefehl setzt die Verfolgung von Unrechtstaten durch die Allgemeinheit voraus. Vorstufen des Haftbefehls sind sowohl der englische warrant of commitment, der dem Büttel (constable) aufgibt, den Beschuldigten in das Gefängnis zu bringen, wie auch der französische →lettre de cachet, der oft den königlichen Befehl enthält, sich in ein Ge­fängnis zu begeben. Demgegenüber bestimmt nach der englischen →Habeas-corpus-akte (1679) vor allem die französische →Déclaration des droits de l’homme et du citoyen (1789, Erklärung der Menschenrechte und Bürgerrechte) zu der Sicherung der revolutionär geforderten Freiheit, dass kein Mensch in Haft genommen oder gefan­gengehalten werden darf, außer in den durch Gesetz bestimmten Fällen und nach den von dem Gesetz vor­geschriebenen Förmlichkeiten. Die franzö­sische Verfassung von 1791 fordert für jede Verhaftung einen polizeilichen oder gerichtlichen Haftbefehl. Nach der Verfassung von 1795 muss der Haftbefehl den Haftgrund und die Rechtsgrundlage enthalten und dem Verhaf­teten abschriftlich ausgehändigt werden. Die Verfassung von 1799 verlangt einen richter­lichen Haftbefehl. Der 1808 erlassene Code d’in­struction criminelle (Kriminalinstruktionsgesetzbuch oder Strafprozessordnung) unterscheidet vier Arten von Haftbefehlen und wirkt in der Folge auf das deutsche Straf­ver­fahrensrecht ein (Bayern 1813, geplantes Deutsches Reich 1848, Reichsstrafpro­zessordnung Deutsches Reich 1877/1879). Unter der nationalsozialistischen Herrschaft (1933-1945) und in der Deutschen Demokratischen Republik (1949-1989) verliert der Haftbefehl rechtstatsächlich seine Schutzwirkung zu Gunsten des Verdächtigen/Verdächtigten. S. Google

Lit.: Thissen, M., Das Verhaftungsrecht, Diss. jur. Köln 1961; Pugh, R., Imprisonment in medieval England, 1968; Speck, H., Die Geschichte der Voraussetzungen für die Anordnung der Untersuchungshaft, Diss. jur. Kiel 1969; Fricke, K., Politik und Recht in der DDR, 1979; Die Rechtsordnung der DDR, hg. v. Heuer, U., 1995

haften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 868 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) dem Zugriff unterworfen sein (V.), s. Google

Haftgrund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. Google, →Haft

Haftpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), s. Google, Verpflichtung zu einer Haftung

Haftpflichtversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die für den Fall der gesetzlichen Verpflichtung zu einer →Haftung abzuschließende oder abgeschlossene →Versicherung (beispielsweise [1939] des Halters eines Kraftfahrzeuges). S. Google

Lit.: Peyer, P., Die Haftpflichtversicherung des Motorfahrzeughalters, 1934

Haftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 232] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., um 900) ist das Unter­worfensein des Schuldners als Person mit seinem Vermögen unter den Vollstreckungszugriff des Gläubi­gers. Die Haftung ermöglicht deshalb die Erzwin­gung der Erfüllung, die der Schuld als solcher (vermutlich) fehlt. Dementsprechend gibt es (nur noch einzelne Fälle von) Haftung ohne Schuld und Schuld ohne Haftung. In dem römischen Recht ist nach Ersetzung des ursprünglichen rächenden Zugriffsrechts des Verletzten gegenüber dem unrecht handelnden Täter durch eine Sühne­gabe auch die künstliche Herstellung einer Haftung durch Geschäft möglich (beispielsweise lat. [N.] →nexum, [F.] →sponsio - stipulatio). Später tritt neben der Haftung auch der Gedanke der Schuld hervor. Spätestens in der jüngeren Republik wird in der (lat. [F.]) →obligatio neben der Haftung die Schuld mitverstanden. Ähnliche Verhält­nisse sind auch für das germanische Recht anzunehmen. Dement­sprechend setzt sich seit dem Frühmittelalter die Auffassung durch, dass jede Schuld auch ohne besondere zusätzliche Vereinbarung eine Haftung zu ihrer Folge habe. Auf dieser Grundlage wird seit dem Spätmittelalter mit der Aufnahme des römischen Rechtes auch die römische Vor­stellung von der (lat. [F.]) obligatio (Verbindlichkeit, Schuld) aufge­nommen. Die älteste Form der leiblichen Haftung (beispielsweise Geiselschaft, Schuldknecht­schaft, Schuldhaft) endet dabei in dem Jahre 1868 (Wechselarrest). Ansonsten steht neben der Haftung eines einzelnen bestimmten Gegenstands (Sache, Recht) die allgemeine, grundsätzlich unbe­schränkte persönliche Vermögens­haftung. Vertraglich ist jeweils auch eine Haftungsbeschränkung möglich. S. Google

Lit.: Kaser § 32 II; Köbler, DRG 26, 59, 127, 167; Hammer, O., Die Lehre vom Schadensersatze nach dem Sachsenspiegel, 1885; Egger, A., Vermögens­haftung und Hypothek nach fränkischem Recht, 1903; Gierke, O. v., Schuld und Haftung im älterem deutschem Recht, 1910, Neudruck 1969; Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958; Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner nach Magdeburger Recht, ZRG GA 56 1966), 150; Schneider-Horn, W., Die Haftung des Verkäufers für Rechtsmängel nach lübischem Recht, Diss. jur. Hamburg 1969; Benöhr, H., Zur außervertraglichen Haftung im gemeinen Recht, (in) FS M. Kaser, 1976, 689; Diestelkamp, B., Die Lehre von Schuld und Haftung, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 6 1982, 21; Schubert, W., Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 589; Eska, A., Schuld und Haftung, Diss. jur. Potsdam 1998; Jansen, N., Die Struktur des Haftungsrechts, 2003; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Hag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 268] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweisew mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) Gehege, Einhegung, s. Google

Hagen (M.) Einhegung →Hag, s. Google

Hagen (ON) s. Google

Lit.: Linscheidt, P., Das Landgericht Hagen, 2004; Flöer, M., Die Ortsnamen der Stadt Dortmund und der Stadt Hagen, 2021

Hagenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 in neun Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem 11./12. Jahrhundert in dem Weser­bergland (zuerst in Eschershausen) sichtbar werdende günstige Bo­dennut­zungsrecht der persönlich freien Häger der hochmittel­alter­lichen deutschen Rodungs­sied­lung (in Pommern beispielsweise Halteshagen 1262). Das Hagenhufendorf ist meist ein lang gestrecktes Straßendorf. S. Google

Lit.: Blohm, R., Die Hagendörfer in Schaumburg-Lippe, 1943; Engel, F., Das Rodungsrecht der Hagen­sied­lungen, 1949; Kroeschell, K., Waldrecht und Landsiedelrecht, Hess. Jb. f. LG. 4 (1954), 117; Molitor, E., Verbreitung und Bedeutung des Hägerrechts, (in) Adel und Bauern, 2. A. 1967, 331; Asch, J., Grundherrschaft und Freiheit, (in) Nds. Jb. 1978, 107

Hagestolz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. I 67, I 284, I 475, III 184, III 427, IV 331) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Schweizer, Kurpfälzer und westfälischen Quellen des 13. und 14. Jahrhunderts der unverheiratete erwachsene Mensch ohne eigene Hausstatt, der bei dem Tode von dem Grundherrn beerbt wird. Spätestens in dem 19. Jahrhundert endet das besondere Recht. S. Google

Lit.: Brünneck, W. v. Zur Geschichte des Hagestolzenrechts, ZRG GA 22 (1901), 1f.; Stölzel, A., Ein Karolinger Königshof, 1919; Stoll, F., Das Hagestolzenrecht, 1970; Storost, J., Entschieden ist also wol nichts, (in) Beitr. z. Gesch. de. Sprachwiss. 5 (1995), 253

Hagerup, Francis (1853-1921), Beam­tensohn, wird nach dem Rechtsstudium in München, Leipzig und Paris 1887 Professor und 1895 Ministerpräsident in Norwegen. Durch eine Reihe wichtiger Beiträge zu verschie­de­nen Rechtsgebieten (Privatrecht, Methoden­lehre, Strafprozess, Zivilprozess, Strafrecht) wird er zu einem der bedeutendsten Rechts­wissen­schaftler →Norwegens. S. Google

Lit.: Kaartvedt, A., Hoyres Historie, Bd. 1 1984, 133

Halberstadt wird als Bistum 804 (?) in Sachsen gegründet. Neben der Bischofsburg lassen sich seit dem 10. Jahrhundert Handwerker und Kaufleute nieder. 1214 werden (lat.) universi civitatis burgenses (alle Bürger der Stadt) genannt. Das Stadtrecht ist von Goslar beeinflusst. Die Altstadt wird an dem 8. 4. 1945 nahezu ganz zerstört. S. Google

Lit.: Urkundenbuch der Stadt Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd. 1f. 1878f.; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, bearb. v. Schmidt, G., Bd. 1ff. 1883ff., Bd. 5 2015; Schmidt-Ewald, W., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Bistums Halberstadt, 1916; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, 1980; Urkundenbuch des Stifts S(ank)t Johann bei Halberstadt 1119/1123-1804, hg. v. Diestelkamp, A. u. a., 1989; Geschichte und Kultur des Bistums Halberstadt 804-1648, hg. v. Siebrecht, A., 2006

Hale, Sir Matthew (1609-1676), früh verwaist, wird nach kurzem Theologie­studium in Cambridge (1626) 1628 Mitglied von Lincoln’s Inn in London, 1636 Anwalt, 1654 Richter und Parlaments­mitglied, nach der Wiederein­setzung des englischen Königs Karl II. 1660 Richter an dem Court of Exchequer und 1671 Chief Justice of the King’s Bench. In seinen nach seinem Tod teilweise ge­druckten Schriften versucht er eine Ordnung des englischen Strafrechts (Pleas of the Crown), eine methodische Erfassung des Rechtes (Analysis of the Civil Part of the Law), eine Geschichte des Strafrechts (History of the Pleas of the Crown) und eine Geschichte des Common Law (History of the Common Law). S. Google

Lit.: Burnet, G., Life and Death of Sir Matthew Hale, 1682; Holdsworth, W., History of English Law, Bd. 6 1937, 574

Halle an der Saale (N.) ist der wegen des dortigen Salzvorkommens schon um 1000 v. Chr. besiedelte Ort (Ersterwähnung 806 castellum, 961 an Moritzkloster in Magdeburg), der wohl in dem 12. Jahrhundert Stadt wird. 1235 teilt der Schöffenstuhl das Recht Halles der Stadt Neumarkt in Schlesien mit (Halle-Neumarkter Recht, nur abschriftlich bezeugt, inhaltliche Nähe zu dem Sachsenspiegel ohne Nachweis unmittelbarer Benutzung, möglicherweise verbreitet in 500 Städten und Dörfern). 1266 setzt die Überlieferung von Schöffenbüchern ein. Nach dem 1680 erfolgten Übergang von dem Erzstift Magdeburg an den Markgrafen von Brandenburg richtet dieser 1694 eine aufgeklärte Modelluniversität in Halle ein (→Thomasius, Samuel Stryk, Johann Peter von Ludewig, Nicolaus Hieronymus Gundling, Justus Henning Böhmer, Johann Gottlieb Heineccius, Christian Wolff) (bis 1806). Nach dem Erwerb der Gebiete Sachsens um Wittenberg durch Preußen (1815) wird die 1813 von Napoleon ge­schlossene Universität Witten­berg nach Halle verlegt und an dem 12. 4. 1817 die Universität Halle-Wittenberg gegründet (am 24. 4. 1945 bei 18 Mitgliedern der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät geschlossen, zu dem 1. 2. 1946 mit den rechtswissen­schaft­lichen Professoren Wolf­gang Hein, Rudolf Joerges, Wilhelm Herschel und Rudolf Schranil wiedereröffnet. Von 1947 bis 1952 ist Halle Hauptstadt des Landes Sachsen-Anhalt, von 1952 bis 1990 Hauptstadt des umliegenden Bezirks. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 136; Gaupp, E., Das alte magdeburgische und hallische Recht, 1826; Die hallischen Schöffenbücher (1266-1640), bearb. v. Hertel, G., Teil 1f. 1882ff.; Meinardus, O., Das Neumarkter Rechtsbuch, 1906; Kötzschke, R., Der hallische Schöffenbrief für Neumarkt in Schlesien und das älteste Neumarkter Recht, ZRG GA 31 (1910), 137; Schranil, R., Stadtverfassung nach Magdeburger Recht, ZRG GA 36 (1915), 526; Urkundenbuch der Stadt Halle, bearb. v. Bierbach, A., Bd. 1ff. 1930ff.; Sandow, E., Das Halle-Neumarkter Recht, 1932; Goerlitz, T., Zum Jahr 1181 der hallischen Rechtsmitteilung an Neumarkt, ZRG GA 56 (1936), 378; Buchda, G., Die Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät in ihrem äußeren Verlauf, Teil 1, ZRG GA 62 (1942), 210, Teil 2 ZRG GA 63 (1943), 251, Teil 3 ZRG GA 64 (1944), 223, 68 (1951), 308 (Schluss); 250 Jahre Universität Halle, 1944; Buchda, G., Zur Geschichte des hallischen Schöp­penstuhls, ZRG GA 67 (1950), 416; Körner, H., Stadt- und grundherrliche Rechte in Halle, Diss. jur. Halle 1952; Buchda, G., Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät (Nachtrag), ZRG GA 71 (1954), 367; Winter, E., Halle als Ausgangspunkt der deutschen Russlandkunde im 18. Jahrhundert, 1953; Schubart-Fikentscher, G., Hallesche Spruchpraxis, 1960; Schildt, B., Die Spruchtätigkeit der Halleschen Juristenfakultät nach dem Wiener Kongress, Diss. jur. Halle 1980 (Manuskript), 2. A. 1983; Brümmer, M., Staat kontra Universität, 1991; Jelowik, L., Kuriosa aus der Geschichte der halleschen Juristenfakultät, ZRG GA 109 (1992), 382; 300 Jahre Universität Halle, hg. v. Speler, R., 1994; Maier, H., Aufklärung, Pietismus, Staatswissenschaft, (in) HZ 261 (1995), 769; Hallesche Rechtsgelehrte jüdischer Herkunft, hg. v. Pauly, W., 1996; Hüls, T., Die Juristenausbildung an der Universität Halle, 1997; Rechtsgeschichte in Halle, hg. v. Lieberwirth, R., 1998; Jelowik, L., Tradition und Fortschritt, 1998; Herrmann, V., Die Entwicklung von Halle (Saale) im frühen und hohen Mittelalter, 2001; Eberle, H., Die Martin-Luther-Universität in der Zeit des Nationalsozialismus, 2002; Kannowski, B. u. a., Der hallensische Schöffenbrief für Neumarkt von 1235, ZRG GA 120 (2003), 61; Rüdiger, A., Staatslehre und Staatsbildung, 2005; Lieberwirth, R., Geschichte der juristischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg nach 1945, 2008, 2. A. 2010; Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Witten­berg im Nationalsozialismus, hg. v. Lück, H. u. a., 2011; Aktuelle Beiträge zur Rechtswissenschaft und zu ihren geistesge­schichtlichen Grundlagen, 2013; Stengel, F., Ausgeschlossen – zum Gedenken an die 1933-1945 entlassenen Hochschullehrer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2013, 2. A. 2016 (43 Menschen, davon 39 Hochschullehrer der Universität im engeren Sinne, darunter Anderssen Walter, Fleischmann, Max, Joerges, Rudolf, Kisch, Guido, Kitzinger, Friedrich und Wegner, Arthur); Udolph, J., Die Ortsnamen Hall, Halle, Hallein, Hallstatt und das Salz, 2014 (Halle an der Saale eher zu Halde?); Taatz-Jacobi, M., Harmonie, 2014; Die hallischen Schöffenbücher aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, bearb. v. Sato, D., 2018 (sieben Schöffenbücher erhalten von 1266 bis 1504/1542, Edition schließt die Lücken der früheren Edition Gustav Hertels, die meisten Namen begegnen nur einmal oder zweimal, wenige viel häufiger, besonders bemerkenswert das Eindringen gelehrter Rechtspraxis, Professionalisierung der Rechtsprechung, in der auch gelehrte Juristen auftreten); Traditionsbewusstsein und Aufbruch – Zu den Anfängen der Universität Halle, hg. v. Marti, H./Marti-Weissenbach, K., 2019

Haldensleben, s. Google

Lit.: Böcker, H., Die Stadtbücher von Haldensleben (ca. 1255-1486) - Analysen und Register, 2010

Hallstein, Walter (Mainz 17. 11. 1901-Stuttgart 29. 3. 1982), wird nach dem Studium des Rechtes 1932 Professor für bürgerliches Recht, Handelsrecht und internationales Privatrecht in Rostock und 1941 Professor in Frankfurt am Main (1954 Verzicht, 1969 emeritiert), 1950 Staatsse­kretär in dem Bundeskanzleramt und 1951 in dem Außenministerium (Hallstein-Doktrin) sowie nach Mitwirkung bei der Verhandlung der europäischen Ver­träge von 1957 von 1958 bis 1967 erster Präsident der Kommission der Euro­päischen Wirtschaftsgemeinschaft. Er hat sich um die Europäische Gemeinschaft in vielfacher Hinsicht sehr verdient gemacht. S. Google

Lit.: Nachruf JZ 1982, 435f. (T. Oppermann); Kilian, M., Hallstein, (in) Jb. d. öff. Rechts N. F. 53 (2005), 369

Halm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen (AhdGl. I 816, III 259, Glosse zur Lex Ribuaria/LRib. Sohm 277) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Stängel bzw. Stengel des Grases (bzw. Getreides), der in dem mittelalterlichen Recht vielfach als Symbol der →Investitur mit einem Gut verwendet wird. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 1, 168 u. ö.

Haloander (Meltzer), Gregor (Zwickau 1500-1531) gibt 1528-1531 auf der Grundlage der Vorarbeiten Polizians und Bolognins sowie der Florentiner Handschrift eine (huma­nistische) unglossierte Ausgabe der jus­tinianischen Rechtstexte mit unvollstän­digen griechischen Bestandteilen in Pandek­ten und Codex und griechischen Novellen heraus, in der er die mittelalterliche Gliederung der Pandekten be­seitigt, die In­skrip­tionen beachtet und in dem Codex die Subskriptionen herstellt. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,645

Hals (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1150 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Kopf und Rumpf verbindende Körperteil höherer Wirbeltiere. S. Google

Lit.: Kocher, G., Der Hals im Recht, (in) Signa iuris 2 (2008), 9

Hals und Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem deutschen Mittelalter eine Paarformel für die Lebensstrafe bzw. Leibesstrafe. S. Google

Lit.: Kocher, G., Der Hals im Recht, (in) Signa iuris 2 (2008), 9

Halseisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [Erfurt] in siebzehn Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem deutschen Mittelalter die Vorrichtung, mit deren Hilfe ein Straftäter mit dem Hals an dem →Pranger befestigt werden kann. S. Google

Lit.: Preu, A., Pranger und Halseisen, Diss. jur. Erlangen 1949

Halsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [Erfurt] in neuneundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), s. Google, →Hals und Hand, Halsgerichtsordnung

Halsgerichtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1533 [Würzburg] in zwölf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Strafverfahrensordnung in dem Spätmittelalter und an dem Beginn der frühen Neuzeit ([Nürnberg 1314,] Würzburg 1447, Ellwangen 1466, Nürnberg 1485, (unter Berücksichtigung des Vorverfahrens) Tirol 1499, [Volkach 1504,] Radolfzell 1506, Bamberg 1507 (1516 Ansbach, Bayreuth), Laibach 1514, Krain 1535, Niederösterreich 1514/­1540, Kärnten, Steiermark, Oberösterreich 1559, [Regensburg 1565/1575, Eberstein 1609/1622]). Als Halsgerichtsordnung wird auch die →Constitutio Criminalis Caroli­na Karls V. (Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) von 1532 benannt. In den Halsgerichts­ordnungen ist zu erkennen, wie sich das Schwergewicht des Verfahrens in Strafsachen auf das ermittelnde Vorverfahren verlagert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 139; Schmidt, E., Die Maximi­lianischen Halsgerichtsordnungen, 1949; Merzbacher, F., Das alte Halsgerichtsbuch des Hochstifts Eichstätt, ZRG GA 73 (1956), 375; Schultheiß, W., Geschichte des Nürnberger Ortsrechts, 1957, 10; Weber, H., Die peinliche Halsgerichtsordnung Karls V., ZRG GA 77 (1960), 288; Schild, W., Die Halsgerichtsordnung der Stadt Volkach, 1997

Halslösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1410 [BrielRB] in drei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ablösung der Todesstrafe durch Geldzahlung. Sie erscheint wohl bereits mit der Todesstrafe. Sie verschwindet bis zu der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V. von 1532. S. Google

Lit.: His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928

Hambach (ON) Hambacher Fest

Hambacher Fest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das von dem 27. bis zu dem 30. 5. 1832 auf der Burgruine von Hambach (Maxburg, Kästenburg) in der Pfalz auf Einladung (20. 4. 1832) des Schriftstellers Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1785-1849) (und des Journalisten Johann Georg August Wirth) als politische Kundgebung des Liberalismus mit etwa 25000 Teilnehmern durchgeführte Fest. Die geplante Wahl einer provisorischen Nationalregierung zwecks Abschaffung der Monarchie und Bildung eines Bundes von Republiken nach amerikanischem Muster scheitert. Die Hauptverantwortlichen werden auf Drängen Österreichs und Preußens zu Haft verurteilt, doch gilt das Hambacher Fest als Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland. →Deutscher Bund, s. Google

Lit.: Wirth, J., Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach, Teil 1f. 1832; Valentin, V., Das Hambacher Nationalfest, 1932; Süß, E., Die Pfälzer im „schwarzen Buch“, 1956; Das Hambacher Fest, hg. v. Baumann, K., 1957, 2. A. 1982; Freiheit, Einheit und Europa - das Hambacher Fest von 1832, hg. v. Kermann, J. u. a., 2006; Kreutz, W., Hambach 1832, 2006

Hamburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der vielleicht aus einem Königshof Karls des Großen nahe der Mündung der Alster in die Elbe erwachsene Stadtstaat. 831 (?) wird Hamburg Sitz eines Bistums. Zwischen 834 und 845 erhält der Ort Marktprivilegien und Zollprivilegien. 845 wird der Ort von Wikingern zerstört und das Bistum mit Bremen vereinigt. 1189 bestätigt Kaiser Friedrich I. Barbarossa der 1188 gegründeten Neustadt Hamburg umfangreiche Handelsrechte, Zollrechte und Schifffahrtsrechte. Um 1270 wird das Recht von dem gelehrten Ratsnotar Jordan von Boizenburg in dem sog. Ordeelbook aufgezeichnet. 1292 erhält die Stadt von dem Stadt­herrn das Recht der eigenen Rechts­setzung. Sie erwirbt umfangreiche Landgebiete. An dem Beginn des 15. Jahrhunderts wird die Reichsun­mittelbarkeit wohl anerkannt (1460 Reichsstadt?). 1497 wird das Recht durch den in Bologna ausgebildeten Bürgermeister Hermann Langen­beck neu gefasst (Rats­exemplar als Bilderhandschrift), 1603 nach dem Vorbild Nürnbergs von 1564 in neuhochdeutscher Sprache unter Einbeziehung der Gerichtsordnung von 1560 reformiert (1605 publiziert). 1618 stuft das Reichskam­mergericht des Heiligen römischen Reiches Hamburg als freie Reichsstadt ein (1768 von Dänemark anerkannt). Weitere Rechts­quellen sind Gerichtsordnungen von 1622, 1632 und 1645, eine Banquerotieordnung von 1647, eine Wechselordnung von 1711, eine Fallit­tenordnung von 1753 und eine Vor­mund­schaftsordnung von 1844. Um 1800 hat die Stadt mehr als 100000 Einwohner. 1806 wird Hamburg von Frankreich besetzt, das 1807 den Code civil einführt, nach der Niederlage Napolons in der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) aber 1814 wieder abzieht. 1815 wird Hamburg Mitglied des Deutschen Bundes (1820 gemeinsames Oberappellationsgericht mit Bremen, Frankfurt am Main und Lübeck). 1860 erhält es eine Verfassung. 1867 wird es Mitglied des Norddeutschen Bundes und als Großstadt damit 1870/1871 Bundesstaat des (zweiten) Deutschen Reiches. 1920 gibt es sich eine demokratische Verfassung, die nach dem zwischen­zeitlichen Verlust der Eigenstän­digkeit (1933-1945) 1952 erneuert wird. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Der Stadt Hamburg Gerichtsordnung und Statuta, hg. v. Ver. f. hamburg. Gesch., 1842; Hamburgisches Urkundenbuch, hg. v. Lappenberg, H. u. a., Bd. 1ff. 1842ff.; Baumann, H., Das Privatrecht der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 1f. 1856; Die Bilderhandschrift des hamburgischen Stadtrechts von 1497, 1917 (mit einem Wörterverzeichnis); Reincke, H., Hamburg, 1925; Reincke, H., Agneta Willeken, 1928; Schalk, E., Einführung in die Geschichte des Liegenschaftsrechts der freien und Hansestadt Hamburg, 1931; Schubert, K., Die Hamburger ehelichen Güterrechtsverhältnisse, 1934; Bücherkunde zur hamburgischen Geschichte, Bd. 1ff. 1939ff.; Reincke, H., Forschungen und Skizzen zur Geschichte Hamburgs, 1951; Strehlow, G., Die holländischen Einwanderungen, Diss. jur. Hamburg 1951; Ewald, M., Der hamburgische Senatssyndicus, 1954; Reincke, H., Das hamburgische Ordeelbook von 1270 und sein Verfasser, ZRG GA 72 (1955), 82; Kausche, D., Untersuchungen zur älteren Rechtsgeschichte und Topographie Harburgs, (in) Zs. d. Vereins f. hamburg. Geschichte 43 (1956), 105; Genzmer, H., Die Grundrechte in der Hamburger Konstituante, Diss. jur. Hamburg 1957; Winter, G., Das eheliche Güterrecht im älteren hamburgischen Recht, Diss. jur. Hamburg 1958; Otto, F., Die rechtlichen Verhältnisse des Domstiftes zu Hamburg von 1719 bis 1802, Diss. jur. Göttingen 1958; Hamburgische Burspraken, hg. v. Bolland, J., 1960; Dokumente zur Geschichte der hamburgischen Reichsfreiheit, bearb. v. Reincke, H., 1961; Pitz, E., Die Zolltarife der Stadt Hamburg, 1961; Schultze-von Lasaulx, H., Geschichte des ham­burgischen Notariats, 1961; Die Hamburger Elbkarte aus dem Jahre 1568, gez. v. Lorichs, Melchior, hg. v. Bolland, J., 1964; Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung, 1965; Die Bilderhandschrift des Hamburger Stadtrechts 1497, erl. v. Reincke, H., 1968; Hamburger Testamente, bearb. v. Loose, H., 1970; Rückleben, H., Die Niederwerfung der hamburgischen Ratsgewalt, 1970; Ramcke, R., Die Beziehungen zwischen Hamburg und Österreich im 18. Jahrhundert, 1969; Richter, K., Untersuchungen zur Hamburger Wirtschafts- und Sozialgeschichte um 1300, 1971; Gabrielson, P., Struktur und Funktion der Hamburger Rentengeschäfte 1471-1490, 1971; Wenner, H., Handelskonjunkturen und Rentenmarkt, 1972; Hamburg, hg. v. Loose, H., 1982; Augner, G., Die kaiserliche Kommission der Jahre 1708-1712, 1983; Dreyer, T., Die Assekuranz- und Havereyordnung der freien und Hansestadt Hamburg von 1731, 1990; Voß, J. v., Die Verwaltungsge­richtsbarkeit in Hamburg, 1988; Stadtgeschichte Hamburg, red. v. Schöller, A., 1990; Hochschulalltag im Dritten Reich, hg. v. Krause, E. u. a., 1991; Recht und Juristen in Hamburg, hg. v. Albers, J., 1994; Hoppe, C., Die Bürgschaft im Rechtsleben Hamburgs, 1997; Rademacher, R., Die Geschichte des Hafen- und Schifffahrtsrechts in Hamburg, Bd. 3 1997; Hamburgische Biografie, hg. v. Kopitzsch, F. u. a., Bd. 1ff. 2001ff. (Band 6 2012); Kleßmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 2002; Martens, H., Hamburgs Weg zur Metropole, 2004; Das Hamburger Ordeelbook von 1270, hg. v. Eichler, F., 2005; Weber, S., Die Stellung Hamburgs in der Verfassung des alten Reiches, 2005; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justizverfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Hamburgische Biographie, hg. v. Kopitzsch, F. u. a., Bd. 3 2006; Eichler, F., Das Hamburger Ordeelbook in der Erstfassung von 1270, 2007; Die Langenbeck’sche Glosse zum Hamburger Stadt­recht von 1497, hg. v. Eichler, F., 2008; Schröder, H., Ernst Friedrich Sieveking 2009, Hamburg-Bibliographie online; Riemer, R., Frankfurt und Hamburg vor dem Reichskam­mergericht, 2011; Knibbs, E., Ansgar, Rimbert and the Forged Foundations of Hamburg-Bremen, 2011; Lütke, T., Hanseatische Tradition und demokratischer Umbruch – Die Verfassung der freien und Hansestadt Hamburg vom 7. Januar 1921, 2016; Bachmann, S., Die kaiserliche Notariatspraxis im frühneuzeitlichen Hamburg, 2017; Kikuchi, Y., Hamburger Ostsee- und Mitteleropahandel 1600-1800, 2018; Hundert (100) Jahre Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg, hg. v Repgen, T./Jeßberger, F./Kotzur, M., 2019 (darunter 24 biographische Skizzen)

Hamm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Westfalen

Lit.: 700 Jahre Stadt Hamm, hg. v. Magistrat, 1926; Bergrecht im Wandel der Zeit, hg. v. Pielow, J., 2020; Meineke, B., Die Ortsnamen der Stadt Hamm und des Kreises Unna, 2021

Hammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 [Wetterau] in zweiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein dem seit 1,75 Millionen Jahren nachgewiesenen einfachen Faustkeil seit der Jungsteinzeit folgendes, anfangs aus Stein, später aus Metall (Kopf) und Holz (Stiel) be­stehendes Werkzeug des Primaten bzw. Menschen zu der Be­ar­beitung von Stein(, Holz) und Metall, das auch rechts­symbolisch verwendet wer­den kann (beispielsweise Hammer und Sichel, Wer­fen, Vorsitz in dem Gericht, Auktion), rechts­geschichtlich aber noch nicht monogra­phisch erfasst zu sein scheint. S. Google

Lit.: Lurker, M., Bibliographie zur Symbolkunde, 1968

Hammurapi (1793-1750 bzw. 1728-1686 v. Chr.), König von Babylon, veranlasst die bekannteste, 1901/1902 in Susa auf einer 2,25 Meter hohen, in der Gegenwart in Paris befindlichen Dioritstele entdeckte, aus rund 30 Tontafelabschriften ergänz­te Rechtssammlung des orientalischen Alter­tums (Codex Hammurapi) mit etwa 8000 Wör­tern in Prolog, 280 bzw. 282 Ab­schnitten über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und über unter­schiedliche Sachverhalte des Privatrechts und Strafrechts (beispielsweise 192 Wenn ein Mann einem Manne einen Zahn ausge­schlagen hat, wird sein Zahn ausgeschlagen) (80 Prozent des Textes) und Epilog. Noch älter ist der →Codex Ur­nammu. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Codex­Ham­murapi_en.htm; Codex Hammurabi, hg. v. Eilers, W., 5. A. 1932, Neudruck 2009; Fehr, H., Hammurapi und das salische Recht, 1910; Koschaker, P., Rechtsvergleichende Studien zur Gesetzgebung Hammurapis, 1917; Die Gesetzesstele Chammurabis, 1933; Driver, G. u. a., The Babylonian Laws, 1952ff.; Nörr, D., Studien zum Strafrecht im Kodex Hammurapi, 1954; Haase, R., Einführung in das Studium keilschriftlicher Quellen, 1965; Müller, D., Die Gesetze Hammurabis, 1975; Ringer, J., Noch einmal: Was war der „Kodex“ Hammurapi, (in) Rechtskodifikation, hg. v. Gehrke, H., 1994; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Strenge, I., Codex Hammurapi und die Rechtsstellung der Frau, 2006; Der Codex Hammurabi in deutscher Übersetzung, hg. v. Winckler, H., 2010

Hand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab neuntes Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das zu dem Greifen dienende Gliedmaß des Menschen und anderer Primaten, das in dem Recht vielfach symbolisch verwendet wird. →Hals und Hand, handhaft

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v., Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, 1905; Jursch, H./Jursch, L., Hände als Symbol und Gestalt, 1951, 7. A. 1957; Schmidt-Wiegand, R., Mit Hand und Mund, (in) Frühmittelalterliche Studien 25 (1991), 283; Wirth, H., Die linke Hand, 2010

Hand wahre Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem spätmit­tel­alterlichen deutschen Recht (seit dem 14. Jahrhundert bzw. später) die eingängige Wendung, die ausdrücken soll, dass der Eigentümer, der einem anderen eine bewegliche Sache anvertraut, diese nur von ihm, nicht dagegen von einem Dritten, an den die Sache gelangt ist, zurückverlangen kann (Lübeck 1586 3, 2, 1 und 2). Alter und Herkunft der Wendung sind streitig. Der Sache nach enthält zwar bereits der Sachsenspiegel von 1221-1224 (Landrecht II 60 § 1) einen entsprechenden Satz, doch sind die mit­telalterlichen Lösungen dieses Rechts­pro­blems durchaus unterschiedlich (beispielsweise Goslar, München, nach h. M. abgelehnt von dem Ingelheimer Oberhof). Mit der Aufnahme des römischen Heraus­gabeanspruches (Vindika­tion) des Eigen­tümers seit dem Spätmittelalter erweist sich ein erneutes Durchdenken der Frage als erforderlich, als dessen Folgen der (aus den römischrechtlichen Sätzen über die Ersitzung hergeleitete) →gute Glaube des Erwerbers be­deutsam und die Fahrnisver­fol­gung gegenüber Dritten unter Verpflichtung der Aufwand­erstattung (Lösungsrecht) erweitert wird. Der →Codex Theresianus (1766 II, 8 § 4) er­kennt den gutgläubigen Eigen­tumserwerb des Erwerbers an. Streitig ist in der Folge, inwieweit der gutgläubige Erwerb von dem Nichtberechtigten auf dem Satz Hand wahre Hand beruht. S. Google

Lit.: Hübner 433; Köbler, DRG 125, 163; Planitz, H., Fahrnisverfolgung im deutschen Recht, ZRG GA 34 (1913), 424; Meister, E., Fahrnisverfolgung und Unterschlagung, (in)  FS Adolf Wach 1913; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952; Korte, A., Anwendung und Verbreitung des Rechtssatzes Hand wahre Hand im mittelalterlichen Privatrecht, 1981; Völkl, A., Das Lösungsrecht von Lübeck und München, 1991; Hurst-Wechsler, M., Herkunft und Bedeutung des Eigentumserwerbs kraft guten Glaubens nach Art. 933 ZGB, 2000; Engstfeld, J., Der Erwerb vom Nichtberechtigten, 2002

Handel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um drittes Viertel dreizehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Trient] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1267, Verb handeln ab dem Althochdeutschen belegt und mit dem Germanischen und Indogermanischen verbindbar) ist der Ankauf und Verkauf von Waren auf dem Weg von dem Hersteller zu dem Verbraucher. An seinem Anfang steht der →Tausch. Mit der Verwendung von →Geld beginnt der →Kauf den Tausch abzulösen. Bedeutsam ist der Handel in dem Stadtstaat des Altertums und seit dem Hochmittelalter in der Stadt. Spätestens mit dem 19. Jahrhundert tritt die Selbst­versorgung des Menschen allgemein hinter der Versorgung durch Markt und Handel zurück. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 13, 16, 29, 67, 78, 97, 167, 176, 217, 225, 242, 271; Stein, W., Handels- und Verkehrsge­schichte der deutschen Kaiserzeit, 1922, Neudruck 1967; Rundstedt, H. v., Die Regelung des Getreidehandels in den Städten, 1930; Weider, M., Das Recht der deutschen Kaufmannsgilden im Mittelalter, 1931; Beutin, L., Der deutsche Seehandel, 1933; Koppe, W., Lübeck-Stockholmer Handelsgeschichte, 1933; Müller, K., Welthandelsbräuche 1480-1540, 1934, Neudruck 1962; Laurent, H., Un grand commerce d’exportation, 1935; Köhler, E., Einzelhandel im Mittelalter, 1938; Aubin, G./Kunze, A., Leinenerzeugung und Leinenabsatz im östlichen Mitteldeutschland, 1940; Peyer, H., Zur Getreidepolitik oberitalienischer Städte im 13. Jahrhundert, 1950; Kehn, W., Der Handel im Oderraum im 13. und 14. Jahrhundert, 1968; Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, Bd. 1ff. hg. v. Düwel, K., 1985ff. (Bd. 3 Der Handel im frühen Mittelalter); Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992; North, M., Kommunikation, Handel, Geld und Banken, 2000; Gassert, M., Kulturtransfer durch Fernhandels­kaufleute, 2001; Hornbogen, J., Travail national – nationale Arbeit – die handelspolitische Gesetzgebung in Frankreich und Deutschland, 2002; Reyerson, K., The Art of the Deal, 2002; Nagel, J., Abenteuer Fernhandel. Die Ostindienkompagnien, 2007; Hahn, B., Welthandel, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Praktiken des Handels, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2010; Netzwerke im europäischen Handel des Mittelalters, hg. v. Fouquet, G. u. a., 2010; Dejung, C., Die Fäden des globalen Marktes, 2013; Quaas, R., Fair Trade, 2015; Terpstra, T., Trade in the Ancient Mediterranean, 2019

handeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erstes Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 32, 102, 112, 117, 144 u. ö.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) machen, tun, s. Google

Handelsbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1599 einmal [Niederösterreich] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., →Verb handeln) ist der in dem Handel beachtete und in einem Zweifel zu beachtende Brauch. S. Google

Lit.: Müller, K., Welthandelsbräuche 1480-1540, 1934

Handelsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [Steiermark] in achtzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit dem Spätmittelalter von dem Händler über seine Geschäfte geführte →Buch, das in der Neuzeit auch rechtlich den Beweis erleichtert (Allgemeines Landrecht Preußens [1794]). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 167; Schmidt-Busemann, W., Entstehung und Bedeutung der Vorschriften über Handelsbücher, Diss. rer. pol. Göttingen 1977; Stockalpner, K. v., Handels- und Rechnungsbücher, hg. v. d. schweizerischen Stiftung für das Stockalper­schloss u. a., Bd. 1ff. 1987ff.; Dunkmann, C., Die Beweiskraft der Handelsbücher, 2007

Handelsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Leipzig] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Handelssachen zuständige Gericht. S. Google

Lit.: Schön, D., Die Handelsgerichtsbarkeit im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 1999

Handelsgesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [Baden] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Handel trei­bende, auf Gewinnerzielung gerichtete →Gesellschaft. Sie erscheint ohne klare Verbindungen zu dem römischen Recht des Altertums in dem Mittelmeerraum (Venedig, Ge­nua, Pisa), wobei die (lat. [F.]) commenda (Seedarlehen, einseitige Kapitalbeteiligung) gegenüber der Handelsgesellschaft (lat. societas [F.] maris) (Seegesellschaft, beidseitige Kapitalbeteili­gung) zumindest zeitweise den Vorrang hat. Aus der Erben­gemeinschaft entwickelt sich die →offene Handelsgesellschaft. Sie wird in Florenz 1408 durch die Beschränkung der Haftung abgeändert, woraus sich in dem 16. Jahrhundert als neue Form die →Kommanditgesellschaft ergibt. In dem nordischen Bereich finden sich ebenfalls genossenschaftliche Unternehmungen. Be­deut­­sam sind hierbei die Kommission (→sendeve) und das vielleicht den Rahmen hierfür abgebende Darlehen (wederleg­ginge, einseitige Kapitalführung). In Ober­deutsch­land bilden Familien offene Handelsgesell­schaften (beispielsweise Fugger). Mit der Entdeckung der neuen Welt seit 1492 werden wegen der Kosten hohes Kapital und wegen der erheblichen Gefahren breite Gefahrenstreuung not­wendig. Hieraus ent­wickelt sich die →Aktiengesellschaft (1602 Niederländische ostindische Handelskom­pagnie VOC). Allgemein befasst sich der Gesetzgeber mit der Handelsgesellschaft in dem Allgemeinen Landrecht (Preußens) von 1794 (II, 8, §§ 614ff. ohne Unterscheidung einzelner Formen). Frankreich, das bereits 1673 und 1681 ordonnances zu dem Handel erlassen hatte, setzt 1808 einen eigenen (franz.) Code de commerce (Handelsge­setzbuch) in Kraft, der die Aktiengesellschaft (franz.) société (F.) anonyme gesetzlich regelt. In dem Deutschen Bund behandelt 1861 das als allgemeines deutsches Gesetz der souveränen Bundes­staaten entstandene →Allgemeine Deutsche Handelsgesetz­buch die offene Handelsgesellschaft, die Kommandit­gesellschaft, die Aktiengesellschaft und (außerdem) die stille Gesellschaft. Das daraus gebildete Handelsgesetzbuch von 1897 nimmt zusätzlich die Kommandit­gesellschaft auf Aktien auf. Mit dem 20. 4. 1892 wird die →Gesellschaft mit beschränkter Haftung geschaffen, mit dem 30. 1. 1937 die Aktiengesellschaft in einem eigenen Ge­setz verselbständigt. Innerhalb der Euro­päischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union wer­den die Europäische wirt­schaftliche Interes­sen­vereinigung (1985/­1988), die Europäische Gesellschaft (Euro­päische Aktien­gesellschaft, Societas Euro­paea, 2004) und die Societas Cooperativa Europaea neu entwickelt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 127; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Uni­versalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften, 1889; (Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2007); Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Schulte, A., Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, Bd. 1 1923; Pollack-Parnau, F. v., Eine österreichisch-ostindische Handelskompagnie 1775-1785, 1927; Ammann, H., Die Diesbach-Watt-Gesellschaft, 1928; Fitzler, M., Die Handelsgesellschaft Felix v. Oldenburg & Co. 1753-160, 1931; Condanari-Michler, S., Zur frühvenezianischen collegantia, 1937; Silberschmidt, W., Von collegantia und rogadia zu widerlegung und sendeve, (in) Studi di storia e diritto in onore di Enrico Besta, 1938; Bruhl-Lévy, H., Histoire juridique des Sociétés de Commerce en France, 1938; Lopez, R., The Commercial Revolution of the Middle Ages, 1971; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Hagemann, H., Basler Handelsgesellschaften im Spätmittelalter, (in) FS F. Vischer, 1983, 557; Cordes, A., Spätmittel­alterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum, 1998; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, 2000; Societates, hg. v. Cordes, A. u. a., 2003; Söhnchen, M., Die historische Entwicklung der rechtlichen Gründungsvoraussetzungen, 2005; Mehr, R., Societas und universitas - Römischrechtliche Institute im Unternehmensgesellschaftsrecht vor 1800, 2008; Amend-Traut, A., Brentano, Fugger und Konsor­ten, 2009; Klosa, S., Die Brandenburgische-Africanische Compagnie in Emden, 2011; Veronesi, M., Oberdeutsche Kaufleute in Genua 1350-1490, 2014

Handelsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [BadLR. 18ß0 Anh. Überschrift und Satz 2102,3 S. 564] in 2Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (?) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Handel betreffendes Gesetz, s. Google (?)

Handelsgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [Baden] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das den Handel regelnde besondere Gesetzbuch. Es erscheint 1808 als (franz.) Code (M.) de commerce in Frankreich, wo schon →ordonnances von 1673 und 1681 vorangegangen waren (→Spanien 1829 [Código de comercio], →Portugal 1833, →Niederlande 1838). In dem →Deutschen Bund wird nach einem vergeblichen Versuch von 1848 auf bayerischen Antrag und unter Verwendung preußischer und österreichischer Vorlagen 1861 durch Vereinbarung unter den Bundesstaaten ein eher dem objektiven System Levin Goldschmidts als dem subjek­tiven System Johann Heinrich Thöls folgende →Allgemeines Deutsches Handels­ge­setzbuch geschaffen, das die einzelnen Mitgliedstaaten (weitgehend identisch) als jeweils eigenes Gesetz in ihrem Staatsgebiet einführen. Es wird in dem Deutschen Reich 1897 in das Handelsgesetz­buch mit auf den Kaufmann abstellendem subjektivem System umgeformt. Das in Österreich 1938 zu dem 1. 3. 1939 eingeführte H. des Deutschen Reiches wird 2007 durch ein sachlich vielfach übereinstimmendes Unter­nehmens­gesetzbuch abgelöst. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 182, 184, 217; Protokolle der Kommission zur Beratung eines allgemeinen deut­schen Handelsgesetzbuches, hg. v. Lutz, J., Bd. 1ff. 1858, Neudruck 1984; http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/Allgemeines­DeutschesHandelsgesetzbuch­1861.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Handels­gesetzbuch1897.htm; Wild, P., Der Einfluss des Allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches auf die Privatrechts­dogmatik, Diss. jur. Saarbrücken 1966; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechsel­ordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetz­buchs als Bundesgesetze 1869, (in) ZHR 144 (1980), 484; Entwurf eines allgemeinen Handelsgesetz­buches für Deutschland (1848/49), hg. v. Baums, T., 1982; Schulz, R., Die Entstehung des Seerechts des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetz­buches, 1987; Quellen zum Handelsgesetzbuch von 1897, hg. v. Schubert, W., 1986ff.; 100 Jahre Handelsgesetzbuch, hg. v. Paschke, M. u. a., 1998; Kiehnle, A., Hofackers Entwurf eines Handelsgesetzbuchs für Württemberg und die Rechtsvergleichung, ZRG GA 130 (2013), 406; Döge, M., Der Entwurf eines Handelsgesetzbuches für die Stadt Frankfurt am Main von 1811, Bd. 1f. 2016

Handelskammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem 19. Jahrhundert geschaffene Körperschaft des öffentlichen Rechtes zu der Wahrung und Förderung der Interessen der Mitglieder in dem Bereich des Handels (Frankreich, linksrheinische deutsche Gebiete ab 1801, Preußen 1848, Österreich 1850, Ham­burg 1868, Preußen 1870). In Frankreich entsteht die Handelskammer als Unterbau des in Paris 1700 durch Ludwig XIV. eingerichteten Handelsrats zwecks Leitung des Handels und der Gewerbe nach den Grundsätzen des Merkantilismus. Warum in Preußen auch rechtsrheinisch nach 1830 Handelskammern nach französischem Vorbild neben Gilden gegründet werden, ist noch nicht wirklich geklärt. S. Google

Lit.: Fischer, W., Unternehmerschaft, Selbst­verwaltung und Staat, 1964; Die Bozner Handelskammer, 1981; Bibliographie zur Geschichte und Organisation der Industrie- und Handelskammern, hg. v. Ernst, S., 1986; Schmaltz, J., Die Entwicklung der Industrie- und Handelskammern, 2010; Faulwetter, S., Von der Zunft zur Handelskammer, 2011

Handelsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [Baden] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1734) ist das Recht des →Handels bzw. subjektiv das Sonder­privatrecht der →Kaufleute. Es entwickelt sich trotz einiger besonderer Einrichtungen für den Handel in dem Altertum und verschiedener Zeugnisse für Handel und Markt in dem Frühmittelalter erst seit dem Mittelalter in Oberitalien (Genua 1056, Pisa 1161 Constitutum usus, Mailand 1170) und Spanien (Barcelona, Valencia). Führend sind dabei die genossen­schaftlichen Zusam­men­­schlüsse der Kaufleute. Bemerkenswert sind Einflüsse der Araber. Für das Seerecht gewinnen Rhodos (8. Jahrhundert), Trani (11. Jahrhundert), Oléron (12. Jahrhundert), Pisa (1161), Genua (1350) und Barcelona (1348 →Consolat del Mar) besondere Bedeutung, in dem nordeuro­päischen Raum die →Hanse. In der frühen Neuzeit findet sich Handelsrecht hauptsächlich in den städtischen Statuten (Hamburg 1603, 1642 u. ö., Nürnberg 1647, 1654, Leipzig 1682 u. a.), daneben auch in Reichspolizeiordnungen (1523, 1530, 1548, 1577 u. ö.). Etwa zu dieser Zeit setzen auch wissenschaftliche Bemühungen um das Handelsrecht ein (Pedro de Santarém, Benvenuto Stracca 1553, Juan de Hevia Bolaños 1603, Sigismondo Scaccia 1618, Johann Marquard 1662 Tractatus politico-iuridicus de iure mercatorum et commerciorum singulari, Politisch-rechtlicherTraktat über das Recht der Kaufleute und Handelsgeschäfte, Savary, Jacques, Le Parfait Négociant, 1675 Neudruck 2011). In Frankreich erlässt Ludwig XIV. 1673 die (franz.) →ordonnance du commerce (Ordnung für den Handel) und 1681 die (franz.) →ordonnance de la marine (Ordnung für die Schifffahrt). In dem Heiligen römischen Reich befasst sich Kreittmayr in seinen Anmerkungen mit dem Handelsrecht. Die erste zusammenfassende Regelung ist in dem →Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) als Standesrecht der Kaufleute enthalten. Demgegenüber veröffentlicht Karl Gottlob Rössig (1752-1806) 1796 eine eigene systematische Darstellung des Leipziger Handelsrechts, Georg Friedrich von Martens (1756-1821) 1797 einen besonderen Grundriss des Handelsrechts und fasst der von dem Code civil (1804) bewusst getrennte französische →Code de commerce (1808, Handelsgesetzbuch) das Handelsrecht als sachliches Sonderrecht des Handels auf. Eine eigenständige deutschrechtliche Sonderent­wicklung in dem deutschen Bereich lässt sich nicht erkennen, obgleich sich die Lehrbücher des ge­meinen deutschen Privatrechts besonders auch des Handels­rechts annehmen. In der Folge erlangt das Handelsrecht wegen des Wandels der Agrargesellschaft zu der Industriegesellschaft und anschließend zu der Dienstleistungs­gesellschaft und dem damit verbundenen Übergang von der Hauswirt­schaft zu der Marktwirtschaft sowie der nicht vorher gesehenen Entfaltung des Verkehrs­wesen in Richtung globaler Weltwirtschaft zentrale Bedeutung für das Leben fast aller Menschen. S. Google, →Handels­gesetzbuch

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 205; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Raisch, P., Die Abgrenzung des Handelsrechts vom bürgerlichen Recht als Kodifikations­problem des 19. Jahrhunderts, 1962; Raisch, P., Geschichtliche Voraussetzungen, 1965; Scherner, K., Anfänge einer Handelsrechtswissenschaft im 18. Jahrhundert, (in) ZHR 136 (1972), 465; Handbuch der Quellen und Literatur zur neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,797, 2,2,571, 3,3,2853; Köbler, G., Die Wissenschaft des gemeinen deutschen Handelsrechts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 277; Gelehrte in Hamburg, hg. v. Loose, H., 1976 (Büsch 1728-1800); Bergfeld, C., Einzelkaufmann und Unternehmer, Person und Organisation im Handelsrecht, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 6 1982, 126; Sonnleithner, G. v., Bearbeitung des Handelsrechts durch Ignaz von Sonnleithner, 1982; Montag, J., Die Lehrdarstellungen des Handelsrechts von Georg Friedrich Martens bis Meno Pöhls, 1986; Quellen zum Handelsgesetzbuch von 1897, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1f. 1986ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., 3,3, 1986; Mohnhaupt, H., „Jura mercatorum durch Privilegien“, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 308; The Courts and the development of commercial law, hg. v. Piergiovanni, V., 1987; Lammel, S., Zur Entstehung von Handelsrecht, 1987; Müller-Boysen, C., Kaufmannsschutz und Handelsrecht im frühmittel­alterlichen Nordeuropa, 1990; Modernisierung des Handelsrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Scherner, K., 1993; Ittenbach, H., Handelsrechts­systeme, 1994; Eisenhardt, U., Zu den deutschrechtlichen Wurzeln des Handelsrechts, (in) FS P. Raisch, 1998, 51; From lex mercatoria to commercial law, hg. v. Piergiovanni, V., 2005, Neudruck 2013; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Iglesia Ferreirós, A., Liber usaticorum Barchinone I 1, 2012; Eine Grenze in Bewegung - öffentliche und private Justiz im Handels- und Seerecht, hg. v. Cordes, A. u. a., 2012; Understanding the Sources of Early Modern and Modern Commercial Law – Courts, Statutes, Contracts and Legal Scholarship, hg. v. Pihlajamäki, H., u.- a., 2018; Petit, C., Handelsrecht und Rechtsgeschichte, ZRG GA 136 (2019), 306

Handelsregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das handelsrechtliche Sachverhalte verzeichnende öffentliche, bei den Amtsgerichten geführte Register. Frühe, von Notaren wahrzunehmende Ansätze wer­den in Frankfurt am Main 1666 (Protocollum) sichtbar. 1829 wird in dem Codigo de comercio Spaniens der Verwaltung die Führung eines Handelsregisters übertragen, 1839/1840 nach einem Entwurf Württembergs erstmals Ge­richten. S. Google

Lit.: Rintelen, M., Das Ragionenbuch der Augsburger Kaufmannschaft, (in) Hist. Zeitschrift für Schwaben und Neuburg 39 (1913), 96; Rintelen, M., Das Wiener Merkantilprotokoll, ZRG GA 34 (1913), 258; Rintelen, M., Untersuchungen über die Entwicklung des Handelsregisters, 1914; Heimann, R., Die Entwicklung der handelsrechtlichen Veröffentlichung vom ALR bis zum ADHGB, 2008; Entwicklungsgeschichte des Handelsrechts. Synoptische Darstellung, bestehend aus ADHGB, HGB, 1897, heutigem deutschem Handelsrecht und österreichischem Unternehmensgesetzbuch, hg. v. Flume, J. u. a., 2009

Handelsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [Baden] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der den →Handel - zwi­schen mindestens zwei →Staaten - betreffende Vertrag. Er findet sich nach Vorläufern des Altertums (beispielsweise Könige von Ebla und Assur Mitte 3. Jahrtausends v. Chr., Rom und Karthago 509 v. Chr.?) seit dem 12. Jahrhundert, und zwar neben dem Privileg des Herrschers. Seit der frühen Neuzeit setzen die (europäischen) Kolonial­mächte ihre Interessen außer mit Gewalt auch mit ungleichen erzwungenn Handelsverträgen durch. Seit dem aus­gehenden 18. Jahrhundert wird die vor allem von Adam Smith (On the Origin and Causes of the Wealth of Nations 1776, Über den Ursprung und die Gründe des Reichtums der Völker) entwickelte Vorstellung des Liberalismus grundlegend bedeutsam. 1947 schafft das von 23 Staaten abgeschlossene, an dem 1. 1. 1948 in Kraft getretene General Agreement on Tariffs and Trade (GATT, völkerrechtlicher Vertrag, Deutschland 1951, Schweiz 1966) einen 1994 erneuerten Rahmen für den weltweiten Handel. 1995 wird von den damals 123 Mitgliedstaaten die Welthandels­orga­nisation (World Trade Organization WTO, Sitz in Genf) gegründet, die als Dachorganisation für unterschiedliche und umkämpfte weltweite Handelsver­trags­abkommen dient. S. Google

Lit.: Treue, W., Die deutsche Landwirtschaft zur Zeit Caprivis, Diss. phil. Berlin 1933; Prüser, J., Die Handelsverträge der Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg, 1962; Krug, G., Amity & Commerce, 1999; Bayer, F., Das System der deutschen Handelsverträge von 1853 und 1914, 2004; Kleinschmidt, H., Das europäische Völkerrecht und die ungleichen Verträge um die Mitte des 19. Jahrhunderts, 2007; Damler, D., Imperium contrahens, 2008; Pahre, H., Politics and Trade Cooperation in the Nineteenth Century, 2008; Kleinschmidt, H., Geschichte des Völkerrechts in Krieg und Frieden. e-book 2013

Handelsvertreter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (bis 1953 →Handlungs­agent, M.) ist der als Vertreter tätige Gehilfe des →Kaufmanns. S. Google

Lit.: Schmidt, D., Die Reform des Rechts der Handelsvertreter, 1995; Bromm, B., Die Entstehungsgeschichte des Berufs der Handelsvertreter, 2000; Schmidt, K., Vom Handelsvertreterrecht zum mo­dernen Vertriebsrecht, (in) JuS 2008, 665

handfest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [Rother] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) in der Tat betroffen, einfach, derb, s. Google

Handfeste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 391, I 477, II 151, II 325, II 354, III 412, III 418, Sumerlaten 25] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., erstes Viertel 9. Jh.) ist eine mittelalterliche Bezeich­nung für ein mit der Hand (Unterschrift) gefestigtes Schriftstück (Privileg) (vgl. gr. [N.] cheiró­graphon, Handschrift) (beispielsweise Georgenberger Handfeste 1186, Kulmer Handfeste 1233, Berner Handfeste 1218?).

Lit.: Die Freiburger Handfeste von 1249, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Armgart, M., Die Handfesten des preußischen Oberlandes bis 1410 und ihre Aussteller, 1995; Stephan, J., Die Handfesten des Elbinger Komtureibuches, (in) Jb. f. d. Gesch. Ost- und Mitteldeutschlands 54 (2008), 97

Handgemal (Handmahal) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 573] in fünf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem deutschen Mittelalter (Erstbeleg hantmal in dem Abrogans der Mitte des 8. Jahrhunderts um 765, hantgemal noch verwendet in der Glosse zu dem sächsischen Weichbildrecht von dem Ende des 14. Jahrhunderts) das Hand­zeichen (?) und das vielleicht damit bezeichnete Stammgut (str.). S. Google

Lit.: Köbler, WAS; Homeyer, C., Über die Heimat nach altdeutschem Recht, (in) Abh. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1852; Keller, S., Handmahal und anthmallus, ZRG GA 30 (1909), 224; Sohm, R., Über das Hantgemal, ZRG GA 30 (1909), 103; Meyer, H., Das Handgemal als Gerichtswahrzeichen des freien Geschlechtes bei den Germanen, 1934; Krogmann, W., Handmahal, ZRG GA 71 (1954), 126; Balon, J., L’Handgemal à l’épreuve du droit, ZRG GA 73 (1956), 141; Krogmann, W., Rechtsgeschichte ohne Philologie?, ZRG GA 74 (1957), 271; Schmidt-Wiegand, hantgemaelde, (in) FS Werner Schröder, 1989, 333ff.

handhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 284] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Anfang 9. Jh., Adj.) in oder bei der Tat ergriffen, s. Google

Handhafte Tat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1221-1224 [Sachsenspiegel], F.) ist in dem Mittelalter die durch Ergreifen des Täters in oder unmittelbar nach der Ausführung gekennzeichnete Tat (vgl. in dem römischen Recht das [lat.] furtum [N.] mani­festum). Vielleicht darf in ger­manischer Zeit der handhafte Täter sofort getötet werden. Die frühmittelalterlichen Volksrechte gestatten die Tötung zwar nicht (mehr) in allen Fällen, aber doch bei nächtlicher Tat, bei Widerstand oder Flucht. Vor Gericht ist dem Handhafttäter der →Reinigungseid verwehrt. In dem Hochmittel­alter darf nur noch der handhafte Ehebrecher sofort getötet werden. In der von dem Inqui­sitions­prozess gekennzeich­neten Con­stit­u­­tio Crimi­nalis Carolina (1532, Peinliche Gerichtordnung Karls V.) scheint ein beson­deres Verfahren bei handhafter Tat nicht mehr auf, doch ist noch nach § 127 StPO (1877/­1879), wenn jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt wird und er der Flucht ver­dächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vor­läufig festzunehmen. S. Google

Lit.: Kaser §§ 32 II, 21 I; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70, 86; Köbler, WAS; Scherer, M., Die Klage gegen den toten Mann, 1909; Brunner, H., Die Klage mit dem toten Mann und die Klage mit der toten Hand, ZRG GA 31 (1910), 235; Meyer, H., Gerüft, Handhaft­verfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; Gernhuber, J., Die Landfriedensbewegung, 1952; Ebert, I., Pönale Elemente, 2004

Handlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 135] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort um 900, F., Verb handeln 1. Viertel 9. Jh., für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist (insbesondere) das menschliche Verhalten, das als von Willen beherrschbar gedacht ist und daher objektiv zugerechnet werden kann. In den Einzelheiten problematisch wird die Handlung erst der neuzeitlichen Rechtswissenschaft. In dem Strafrecht setzt sich an dem Ende des 19. Jahrhunderts eine rein kausale Handlungslehre durch (Franz von List, Beling), die in der Mitte des 20. Jahrhunderts von einer finalen Handlungslehre (Hans Welzel) bekämpft wird. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 204, 208; Bubnoff, E. v., Die Entwicklung des strafrechtlichen Handlungs­begriffes von Feuerbach bis Liszt, 1966; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Handlungsagent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), s. Google, →Handelsvertreter

handlungsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu Rechtshandlungen fähig, s. Google

Handlungsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Fähigkeit zu rechtlich beachtlichen Handlungen. S. Google,  →Geschäftsfähigkeit, De­likts­fähigkeit

Handlungsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1738 [Codex Austríacus] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die grundsätzlich bestehende Freiheit des Menschen, zu tun und zu lassen, was er will. Sie wird seit dem 18. Jahrhundert in Verfassungsurkunden aufgenommen. Ihre bei dichtem Zusammenleben not­wendigen, vor allem durch den modernen Staat gezogenenen Schranken finden sich vor allem in Gesetzen. S. Google

Lit.: Kukk, A., Verfassungsgeschichtliche Aspekte zum Grundrecht der allgemeinen Handlungsfrei­heit, 2000

Handschenkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem Anfang der Entwicklung der →Schenkung stehende, auch in der Gegenwart bei geringwertigen Gütern übliche, sofort vollzogene Schenkung. S. Google

Lit.: Meinig, I., Die Entwicklung der Lehre von der Handschenkung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1972

Handschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Tatian um 830] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Vertrauen versinnbildlichende gegenseitige Handge­ben zweier Vertragspartner zu dem Zeichen des Abschlusses des Geschäfts in dem deutschen Recht, dem bei den Römern lat. manum dare (Hand geben) entspricht. S. Google

Lit.: Siegel, H., Der Handschlag und Eid, 1894

Handschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [Oberhof Lübeck] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit der Hand und einem einfachen Schreibgerät sowie ohne Maschine ausgeführte Schrift und das dadurch geschaffene umfangreichere Ergebnis. Die Handschrift entsteht mit der Entwicklung der grundsätzlich mit der Hand getätigten →Schrift des Menschen und geht seit der Mitte des 15. Jahrhunderts für bedeutsamere, wirtschaftlichen Gewinn versprechende Schreiber­gebnisse in das mit Hilfe des maschinellen Druckes gedruckte →Buch über. Möglicherweise konnte ein Schreiber täglich etwa sieben Seiten gut lesbar schreiben. In Bologna wurden dabei seit 1250 Hand­schriften jeweils in Lagen an Berufsschreiber zu der Vervielfäl­tigung abge­geben (Pecien­system). Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts werden Schreibmaschinen zu der Herstellung einzelner Schriftstücke verwendet, seit dem dritten Drittel des 20. Jahrhunderts darauf aufbauende digitale Elektronik verwendende Rechner und Drucker. Die Zahl der in dem Mittelalter (in dem deutschen Sprachraum) erstellten Handschrif­ten wird auf 2 Millionen geschätzt (davon 1,1 Millionen in dem 15. Jahrhundert), von denen noch rund 120000 vorhanden sind (davon etwa 12000 bzw. zehn Prozent in deutscher Sprache). Die Zahl der modernen Druckerzeugnisse ist weltweit riesig und nicht mehr wirklich überschaubar. S. Google

Lit.: Mazal, O., Lehrbuch der Handschriftenkunde, 1986, 2. A. 1986; Verzeichnisse der deutschen Handschriften österreichischer Bibliotheken, Bd. 2 Salzburg, bearb. v. Jungreithmayr, A., 1988; Le livre au Moyen Age, hg. v. Glenisson, J., 1988; Die datierten Handschriften der bayerischen Staatsbibliothek München, Teil 1ff., bearb. v. Schneider, K. u. a. 1994ff.; Die Handschriften der Universitätsbibliothek München. Mikrofiche-Edition 1994-1995 (99 deutschsprachige mittelalterliche Handschriften, 447 lateinische mittelalterliche Hand­schriften); Katalog der illuminierten Handschriften der württembergischen Landesbibliothek Stuttgart 3, 1, bearb. v. Sauer, C. u. a., 1996; Schriftkultur und Reichsverwaltung unter den Karolingern, hg. v. Schieffer, R., 1996; Bischoff, B., Katalog der festländischen Handschriften des 9. Jahrhunderts, Bd. 1f. 1998ff.; Soetermeer, F., Utrumque ius in peciis, 2002; Literaturbericht Handschriftenkataloge, (in) DA 57 (2001), 555; Köbler, G., Altdeutsch - Katalog aller allgemein bekannten altdeutschen Handschriften, 2005; Mentzel-Reuters, A., Literaturbericht Handschriften­kataloge, (in) DA 63 (2007), 135; Orth, P., Über Nutzen und Perspektiven eines gedruckten Initienver­zeichnisses, (in) DA 63 (2007), 125; Murano, G., Opere diffuse per Exemplar e Pecia, 2005; Hoffmann, H., Italienische Handschriften in Deutschland, (in) DA 65 (2009), 29; Manuscripta germanica, hg. v. Breith, A. u. a., 2012; Rechtshandschriften des deutschen Mittelalters, hg. v. Carmassi, P. u. a., 2015; Mittelalterliche Handschriften und Fragmente der ehemaligen Reichsgerichtsbibliothek in der Bibliothek des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig, beschrieben v. Eifler, M., 2020

Handschuh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert nd in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Bekleidungsstück der menschlichen Hand, das in dem (deutschen) Recht in unterschiedlichen Zusammenhän­gen als Symbol Verwendung findet (beispielsweise Fehdehandschuh). S. Google

Lit.: Norton-Kyshe, J., The Law and Customs relating to Gloves, 1901; Schwineköper, B., Der Handschuh im Recht, 1938, Neudruck 1981

Handwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 562] und ind Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 11. Jh., N.) ist die Bearbeitung und Verarbeitung von Stoffen für andere ohne vorrangige Verwendung industrieller Arbeitsformen (beispielsweise Schreiner, Zimmermann, Schlosser, Maurer, Bäcker, Metzger, Fischer, Tischler, Glaser). In dem Altertum wird diese Tätigkeit überwiegend für andere von →Sklaven ausgeführt, in dem Frühmittelalter in dem Rahmen der →Grundherrschaft. Dagegen bildet sich in der hochmittelalterlichen Stadt das freie Handwerk in vielfältiger Aufgliederung aus und schließt sich zu der Sicherung der Einkünfte gegenüber Dritten genossenschaftlich ab (→Zunft, →Gilde, →Innung). Wer in einem Handwerk tätig sein will, muss dieses mit einer mehrjährigen Lehre bei einem Meister erlernen. Danach kann er als Geselle wirken. Vollberechtigt ist er in dem Handwerk erst, wenn er Meister geworden ist. In manchen Städten (beispielsweise Straßburg, Zürich) nehmen seit dem 14. Jahrhundert die Angehörigen des Handwerks an der Stadtherrschaft teil. 1731 soll eine Reichshandwerksordnung in dem Hei­ligen römischen Reich Missbräuche der Gesellen beseitigen. In dem Kampf mit der liberalen →Gewerbefreiheit des 19. Jahrhunderts (Preußen 1810) gelingt dem Handwerk die Bewah­rung der durch Prü­fungen nachzuwei­senden Qualifi­kations­merkmale bis in die Gegenwart (Hand­werksordnung). Trotz der Konkurrenz der Industrie vermag das Handwerk sich zu halten, tritt aber um 1900 an Bedeutung hinter Fabriken und Bergwerken zurück, die ihrerseits infolge der Globalisierung und der Erderwärmung allmählich an Gewicht verlieren. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 78, 111; Stockbauer, J., Nürnbergisches Handwerksrecht des 16. Jahrhunderts, 1879; Haandværksskik i Danmark, hg. v. Nyrop, C., 1903; Schulte, E., Das Gewerberecht der deutschen Weistümer, 1909; Bock, H., Die Entwicklung des deutschen Schuhmachergewerbes, 1922, Wissell, R., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, hg. v. Hahm, K., Bd. 1f. 1929, 2. A. 1981ff.; Hornschuch, F., Aufbau und Geschichte der internationalen Kesslerkreise in Deutschland, 1930; Weichs, E. Frhr. v., Studien zum Handwerkerrecht des ausgehenden 17. Jahrhunderts, 1939; Zatschek, H., Handwerk und Gewerbe in Wien, 1949; Proesler, H., Das gesamtdeutsche Handwerk im Spiegel der Reichsgesetzgebung, 1954; Fischer, W., Handwerksrecht und Handwerkswirtschaft um 1800, 1955; Schraepler, E., Handwerkerbünde und Arbeitervereine, 1972; Uhl, H., Handwerk und Zünfte in Eferding, 1973; Soliva, C., Die Zürcherische Handwerks­ordnung von 1681, (in) FS J. Bärmann, 1975, 133; Göttmann, F., Handwerk und Bündnispolitik, 1977; Renzsch, W., Handwerker und Lohnarbeiter in der frühen Arbeiterbewegung, Diss. phil. Göttingen 1981; Landolt, K., Das Recht der Handwerkslehrlinge, 1977; Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, hg. v. Jankuhn, H. u. a., Bd. 1f. 1981ff.; Schichtel, P., Das Recht des zünftigen Handwerks im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, 1986; Deter, G., Rechtsgeschichte des westfälischen Handwerks im 18. und 19. Jahrhundert, 1990; John, P., Handwerk im Spannungsfeld zwischen Zunftordnung und Gewerbefreiheit, 1987; Deter, G., Handwerks­gerichtsbarkeit zwischen Absolutismus und Liberalismus, 1987; Lexikon des alten Handwerks, hg. v. Reith, R., 1990; Brand, J., Zur Rechtsfunktion des Gelages im alten Handwerk, ZRG GA 108 (1991), 297; Schultz, H., Das ehrbare Handwerk, 1993; Spohn, R., Kampf um die Arbeitskraft, 1993; Weyrauch, T., Handwerkerorganisationen, 1996; Wiener Neustädter Handwerksordnungen, hg. v. Scheutz, M. u. a., 1997; Brohm, U. Die Handwerkerpolitik Herzog Augusts des Jüngeren, 1999; Handwerk in Europa, hg. v. Schulz, K., 1999; Handwerk zwischen Zunft und Gewerbefreiheit, hg. v. Bernert, H., 1999; Stadt und Handwerk, hg. v. Kaufhold, H. u. a., 2000; Blume, H., Ein Handwerk – eine Stimme, 2000; Winzen, K., Handwerk – Städte – Reich, 2002; Deter, G., Handwerk vor dem Untergang, 2005; Will, M., Selbst­ver­waltung der Wirtschaft, 2010; Schulz, K., Handwerk, Zünfte und Gewerbe - Mittelalter und Renaissance, 2010; Bulach, D., Handwerk im Stadtraum, 2013 (Ledergewerbe); Elkar, R. u. a., Handwerk, 2014; Deter, G., Zwischen Gilde und Gewerbefreiheit, 2015

Handwörterbuch zur deutschen Rechtsge­schichte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Wolfgang Stammler (Halle 1886-Hösbach 1965, Sohn des Rechtsphilosophen Rudolf Stammler, 1936 wegenVerschuldung wohl durch Suchtleiden in Ruhestand, 1951-1957 Professor in Freiburg im Uechtland), Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann 1964 begründete, nach 34 Jahren in erster Auflage 1998 in 5 Bänden mit mehr als 5000 Stichwörtern abge­schlossene, seit 2004 von Albrecht Cordes, Heiner Lück und Dieter Werkmüller in zweiter Auflage unter philologischer Bera­tung (Ruth Schmidt-Wiegand bzw. Christa Ber­tels­meier-Kierst) in verstärkter Einbeziehung der jüngeren Rechts­geschichte und deutlicherer Betonung des europäischen Kontexts he­raus­ge­gebene, von der Stiftung Rechtsstaat Sachsen-Anhalt e. V. unterstützte, alpha­be­tisch geordnete Nachschlagewerk zu der deutschen Rechtsge­schichte. S. Google

Lit.: HRGdigital.de

Hänel, Albert (1833-1918) wird nach dem Rechtsstudium und nach der Habilitation in Leipzig als Professor in Königsberg und seit 1863 in Kiel ein bedeutender liberaler Vertreter des Staatsrechts (Deutsches Staatsrecht, 1892). S. Google

Lit.: Friedrich, M., Zwischen Positivismus und materi­alem Verfassungsdenken, 1971; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 2 1992, 355; Pohle, H., Albert Hänel (1833-1918), 2021

Hängen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen um 868 [Otfrid IV 24] und - als Verb – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das Töten eines Menschen durch Aufhängen an einem Strick (→Todesstrafe, →Galgen). Das Hängen ist dem römischen Al­tertum fremd, den Germanen (bei Volks­verrat) bekannt. Seit dem Hochmit­telalter (Sachsenspiegel 1221-1224) wird vor allem der Dieb gehängt. In dem 18. Jahrhundert wird in England das Hängen mittels einer sich unter dem Verurteilten ruckartig öffnenden Falltüre eingeführt. Seit 1771 (Schleswig-Holstein) wird das Hängen in dem deutschen Sprachraum durch das Ent­haupten ersetzt. Mit dem Verbot der →Todes­strafe verschwindet es in dem 20. Jahrhundert allgemein. In den Kriegsverbrecher­prozessen in Nürnberg werden 1946 die Todesurteile durch Hängen vollstreckt, ebenso in dem Irak 2006 (Saddam Hussein). S. Google

Lit.: Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Evans, R., Rituale der Vergeltung, 2001

Hannover (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist das aus dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg hervorgegangene, nach der Stadt (1163? bzw. 1189, Privileg 1241, Statutenbuch 1303) Hannover an der Leine (1636 Residenz, 1831 Technische Hochschule, nach Einfügung der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen an dem 1. 10. 1978 in Universität umbenannt) benannte nord­deutsche Fürstentum (1692/­1708 Kurfürstentum, 1714-1837 Per­sonal­union mit England, 1807-1813 Zuord­nung zu Frankreich bzw. dem Königreich West­phalen), das 1814 zu einem Königreich aufsteigt und 1819 eine oktroyierte Verfassung erhält. An dem 1. 1. 1837 hebt der (neue) König (Ernst August) ver­fassungswidrig das Staatsgrundgesetz von dem 26. 9. 1833 auf und löst damit einen Ver­fassungskonflikt aus, in dem sieben protes­tierende Göttinger Professoren (u. a. Jacob Grimm und Wilhelm Grimm) entlassen werden. An dem 6. 8. 1840 wird ein neues Landesverfassungsgesetz geschaffen, 1850 eine Bürgerliche Pro­zessordnung. Die nach 1848 gebildete Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht, Oberappellationsgericht) beeinflusst die Gesetzgebung anderer Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879 aus. 1866 wird Hannover von Preußen annektiert und gelangt 1946 bei Zerschlagung Preußens zu Niedersachsen. S. Google, →Göttingen

Lit.: Köbler, DRG 186; Köbler, Historisches Lexikon; Allgemeine Bürgerliche Prozessordnung für das Königreich Hannover vom 4. 12. 1847, Bürgerliche Prozessordnung für das Königreich Hannover vom 8. 11. 1850, Neudruck 1971; Hassell, W., Geschichte des Königreichs Hannover, 1898ff.; Merkel, J., Der Kampf des Fremdrechtes mit dem einheimischen Rechte, 1904; Florin, W., Der fürstliche Absolutismus, 1952; Ohnsorge, W., Zweihundert Jahre Geschichte der königlichen Bibliothek zu Hannover 1665-1866, 1962; Besecke, K., Das Vogtgericht der Altstadt Hannover, Diss. jur. Göttingen 1964; Landwehr, G., Die althannoverschen Landgerichte, 1964; Pufendorf, F., Entwurf eines hannoverschen Landrechts, hg. v. Ebel, W., 1970; Deckwirth, H., Das Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover, (in) Hans. Geschichtsbll. N.F. 26 (1971), 1; Der hannoversche Verfassungskonflikt 1837/1838, ausgew. v. Real, W., 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2618, 3,3,2896; Müller, S., Stadt, Kirche und Reformation, 1987; Rechtsquellen aus den hannoverschen Landen 1501 bis 1803, hg. v. Oberschelp, R., 1999; May, J., Vom obrigkeitlichen Stadtregiment zur bürgerlichen Kommunalpolitik, 2000; Roolfs, C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Kroeschell, K., recht und unrecht der sassen, 2005; Festschrift zum 175-jährigen Bestehen der Universität Hannover, Bd. 1ff., hg. v. Seidel, R. u. a., 2006; Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Harding, N., Hannover and the British Empire 1700-1837, 2007; Lampe, J., „Freyheit und Ordnung“ - Die Januarereignisse von 1831, 2009; Piepenbring-Thomas, C., Recht in der Stadt Hannover, 2011; Mahrenholz, E., Ein Königreich wird Provinz, 2011; Köster, F., Ende des Königreichs Hannover 1865-1866, 2012; Boetticher, E., v., Die Justizorganisation im Königreich Hannover, 2014; Hannover, Großbritannien und Europa, hg. v. Asch, R., 2014; Ipsen, J., Macht versus Recht – Der hannoversche Verfassungskonflikt 1837-1840, 2017 (Standardwerk); Ipsen, J., Das Reformwerk Johann Carl Bertram Stüves. Bürgermeister und Deputierter der Stadt Osnabrück – Innenminister des Königreichs Hannover, 2019

Hanse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Gotischen und Altenglischen ab dem Althochdeutschen [Tatian 200] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der von hochmittelalterlichen Kaufleuten ausge­hende, ziemlich offene norddeutsche →Städtebund (und Kaufleutebund, in den durch das hansen aufgenommen wird). Seinen Anfang bildet vielleicht die schon in dem beginnenden 11. Jahrhundert bevorrechtigte Genossenschaft deutscher Kaufleute in England. Bedeutsam wird danach die Gründung deutschbesiedelter Städte von Lübeck (1143) bis Riga (1201), Reval (nach 1219) und Dorpat (um 1230). Seit den Wirren des Interregnums (1254-1273) fassen die einander naheste­henden Städte auf Hansetagen oder in einem Umlauf gemeinsame Beschlüsse (Wismar 1256, Lübeck 1358 [mnd.] stede von der dudeschen hanse). Außer in London (1281, 1474 Guild Hall, Stalhof bis 1598, 1852 verkauft) bestehen bedeutsame Nieder­lassungen (Kontore) in Nowgorod (1191/um 1200-1494), Brügge (1309) und Bergen (um 1340/1343-1754). Unter der Führung der Hanse, der bis zu 70 Städte mit bis zu 130 weiteren vertretenen Städten zwischen Zaltbommel, Visby, Dorpat, Krakau und Köln angehören (Dinant, Duisburg, Düsseldorf, Emmerich, Grieth, Köln, Neuss, Nimwegen, Roermond, Tiel, Venlo, Wesel, Zaltbommel, Arnhem, Deventer, Doesborg, Elburg, Harderwijk, Hasselt, Hattem, Kampen, Ommen, Staveren, Zutfen, Zwolle, Groningen, Bremen, Stade, Buxtehude, Hamburg, Ahlen, Allendorf, Altena, Arnsberg, Attendorn, Balve, Beckum, Belecke, Bielefeld, Blankenstein, Bocholt, Bochum, Bödefeld, Borgentreich, Borken, Brakel, Breckerfeld, Brilon, Coesfeld, Dor­sten, Dortmund, Drolshagen, Dülmen, Essen, Eversberg, Freienohl, Fürstenau, Geseke, Grevenstein, Hachen, Hagen, Haltern, Hamm, Hattingen, Herford, Hirschberg, Hörde, Hüsten, Iburg, Iserlohn, Kallenhardt, Kamen, Langenscheid, Lemgo, Lippstadt, Lüden­scheid, Lünen, Melle, Menden, Minden, Münster, Neheim, Neuenrade, Neustadt in Hessen, Nieheim, Oldenzaal in den Nieder­landen, Olpe, Osnabrück, Paderborn, Peckels­heim, Plettenberg, Quakenbrück, Ratingen, Recklinghausen, Rheine, Rüthen, Schwerte, Soest, Solingen, Sundern, Telgte, Unna, Vörden in Westfalen, Vreden, Warburg, Warendorf, Warstein, Wattenscheid, Werl, Werne, Westhofen, Wetter, Wiedenbrück, Alfeld, Aschersleben, Bockenem, Braun­schweig, Einbeck, Gardelegen, Goslar, Gronau, Halberstadt, Hameln, Hannover, Helm­stedt, Hildesheim, Lüneburg, Magde­burg, Osterburg, Quedlinburg, Salzwedel, Seehausen, Stendal, Tangermünde, Uelzen, Werben, Duderstadt, Erfurt, Göttingen, Halle, Merseburg, Mühlhausen in Thüringen, Naum­burg, Nordhausen, Northeim, Osterode, Uslar, Berlin, Brandenburg, Cölln an der Spree, Frankfurt an der Oder, Havelberg, Kyritz, Perleberg, Pritzwalk, Kiel, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Demin, Anklam, Stettin, Gollnow, Greifenberg, Kammin, Kolberg, Köslin, Rügenwalde, Schlawe, Stargard in Pommern, Stolp, Treptow an der Rega, Wollin, Braunsberg, Danzig, Elbing, Königsberg, Kulm, Thorn, Breslau, Krakau, Dorpat, Fellin, Goldingen, Kokenhusen, Lemsal, Pernau, Reval, Riga, Roop, Wenden, Windau, Wolmar, Kalmar, Nyköpjng?, Stockholm, Wisby sowie Geldern und [Hannoversch] Münden), kann in dem Kampf gegen Dänemark 1368 Kopenhagen erobert werden. Später wenden sich die Landesherren gegen die Hanse. In der frühen Neuzeit treten viele Städte aus der Hanse aus, so dass nach 1669 nur noch ein Schutzbündnis von Bremen, Hamburg und Lübeck verbleibt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 97; Köbler, WAS; Frensdorff, F., Das Reich und die Hansestädte, ZRG GA 20 (1899), 115, 248; Schäfer, D., Die deutsche Hanse, 1914; Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291; Rundstedt, H. v., Die Hanse und der deutsche Orden in Preu­ßen, 1937; Denucé, J., Die Hanse und die Antwer­pener Handelskompagnien in den Ostseeländern, 1938; Rörig, F., Vom Werden und Wesen der Hanse, 1940, 3. A. 1943; Pagel, K., Die Hanse, 1942, 3. A. 1963; Ebel, W., Hansisches Recht, 1949; Reibstein, E., Das Völkerrecht der deutschen Hanse, (in) Zs. f. ausländ. öff. Recht 17 (1956), 38; Dollinger, P., La Hanse, 1966, 4. A. 1989, 5. A. 1998; Olechnowitz, K., Handel und Seeschifffahrt der späten Hanse, 1965; Bruns, F./Weczerka, H., Hansische Handelsstraßen, Bd. 1f. 1962ff.; Die deutsche Hanse als Mittler zwischen Ost und West, 1963; Sauer, H., Hansestädte und Landesfürsten, 1971; Stark, W., Lübeck und die Hanse, 1973; Spading, K., Holland und die Hanse, 1973; Schildhauer, J., Die Hanse, 6. A. 1985; Die Hanse, 3. A. 1999; Quellen zur Hansegeschichte, hg. v. Sprandel, R., 1982; Fahlbusch, F. u. a., Beiträge zur westfälischen Hansegeschichte, 1988; Der hansische Sonderweg?, hg. v. Jenks, S. u. a., 1993; Stoob, H., Die Hanse, 1995; Ziegler, H., Die Hanse, 1996; Niedergang oder Übergang?, hg. v. Graßmann, A., 1998; Genossenschaftliche Strukturen in der Hanse, hg. v. Jörn, N. u. a., 1999; Hammel-Kiesow, R., Die Hanse, 2000, 4. A. 2008, 5. A. 2014; Pichierri, A., Die Hanse, 2000; Pitz, E., Bürgereinung und Städteeinung, 2001; Daenelle, E., Die Blütezeit der deutschen Hanse, 3. A. 2001; Novgorod, hg. v. Angermann, N. u. a., 2002; Landwehr, G., Das Seerecht der Hanse (1365-1614), 2003; Behrmann, T., Herrscher und Hansestädte, 2004; Hansisches und hansestädtisches Recht, hg. v. Cordes, A., 2007; Burkhardt, M., Der hansische Bergen-Handel im Spätmittelalter, 2009; Die Hanse, hg. v. Kiesow, R. u. a., 2009; Skvajrs, E. = Squires, C., Die Hanse in Novgorod, 2009; Selzer, S., Die Hanse, 2010; Oestmann, P., Prozesse aus Hansestädten vor dem Königs- und Hofgericht in der Zeit vor 1400, ZRG GA 128 (2011), 114; Poeck, D., Die Herren der Hanse, 2010; The Hanse in Medieval and Early Modern Europe, hg. v. Wubs-Mrozewicz, J./Jenks, S., 2013; Hammel-Kiesow, R. u. a., Die Hanse, 2015; Iwanov, I., Die Hanse im Zeichen der Krise, 2016 (1550-1620); Groth, C., Hanse und Recht, 2016

Hansegraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1184 belegt, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter verschiedentlich die Benennung für einen Amtsträger in der Stadt mit unterschiedlichen Aufgaben (Regensburg 1184, Brügge 1187, Wien 1266, Kassel 1323, Bremen 1405). S. Google

Lit.: Lößl, V., Das Regensburger Hansgrafenamt, 1897; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 58, 284

Hansen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1220 belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google (?) belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist vielleicht die Aufnahme in die Hanse (Köln 1259), aus der sich das Hänseln entwickelt haben soll.

Lit.: Rauers, F., Hänselbuch, 1936

Hardburi (Wort 1. Hälfte 9. Jh.?,, Sb. auch Hartbure, in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter hartbure ab dem Althochdeutschen [o. J. AhdGl. I, 207, II 316, Schade2 I 375, Heliand 4217 hardburi] in 4 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), für lat. magistratus, Stammesobrigkeit, s. Google

Lit.: Krogmann, W., As. hardburi, ahd. hartpuri, ZRG GA 74 (1957), 233 (Stammesobrigkeit)

Hardehausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), s. Google

Lit.: Urkunden des Klosters Hardehausen, bearb. v. Müller, H., 2002

Hardenberg, Karl August (Essenrode bei Lehre bei Helmstedt 31. 5. 1750-Genua 26. 11. 1822) wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen (1766, Pütter) und Leipzig (1768) 1770 Verwal­tungsbeamter in Hannover, 1781 in Braun­schweig, danach nach Ehescheidung in Preußen (1791 Staatsminister für Ansbach und Bayreuth nach Inbesitznahme für Preußen), 1803 Außenminister Preußens, 1807 auf Druck Napoleons entlassen (September 1807 Reformdenkschrift), 4. 6./6. 10. 1810-1822 Staatskanzler in Preußen. Mit seinem Namen verbinden sich die Maß­nahmen der Stein-Harden­bergschen Reformen (Bauern­be­freiung, Ge­wer­befreiheit 1810, Regulie­rungsedikte 14. 9. 1811, 1816), doch steht neben dem Modernisie­rungswillen auch deutliche autoritär-bürokratische Tradition. S. Google

Lit.: Vaupel, R., Die Reorganisation des preußischen Staates unter Stein und Hardenberg, 1938; Zeeden, E., Hardenberg und der Gedanke einer Volksvertretung in Preußen, 1940; Thielen, P., Karl August von Hardenberg, 1967; Vogel, B., Allgemeine Gewerbefreiheit, 1983; Hardenberg, Karl August von, 1750-1822 - Tagebücher, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 1999; Hermann, I., Hardenberg, 2003; Bruyn, G. de, Die Somnambule oder des Staatskanzlers Tod, 2015 (über die Beziehung zu Friederike Gähnel, in deren Armen Hardenberg stirbt),

Harderwijk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine Stadt der Hanse in den Niederlanden und von 1648 bis 1814 Sitz einer Universität. S. Google

Häresie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nach 1243 in EDEL – und nicht in aälteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die dem kirchlichen Dogma widersprechende Irrlehre (Ketzerei). Sie wird schon in dem ausgehenden Altertum durch Verbote von Gottesdiensten, Enteignung von Gütern und Androhung der Todesstrafe sowie in dem Mittelalter ab 1231/1232 durch besondere Inquisitoren (Untersucher) bekämpft. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 117; Grundmann, H., Religiöse Bewegungen im Mittelalter, 1935; Selge, K., Die ersten Waldenser, Bd. 1f. 1967; Lerner, E., The Heresy, 1972; Merlo, G., Eretici, 1977; Segl, P., Ketzer in Österreich, 1984; Häresie und vorzeitige Reformation, hg. v. Smahel, F., 1998; Lambert, M., Häresie im Mittelalter, 2001; Sißmeier, A., Entstehung des Inquisitionsverfahrens und Bekämpfung der Häresie, 2003; Forrest, I., The Detection of Heresy, 2006; Heresy and Identity in Late Antiquity, hg. v. Iricinschi, E. u. a., 2006; Utz Tremp, K., Von der Häresie zur Hexerei, 2008; Segl, P., Mittelalterliche Häresien, 2010; Sackville, L., Heresy and Heretics in the Thirteenth Century, 2011; Larsen, A., The School of Heretics, 2011; Gillis, M., Heresy and Dissent in the Carolingian Empire – The Case of Gottschalk of Orbais, 2017; Pezé, W., Le virus de l’erreur, 2017; Välimäki, R., Heresy in Late Medieval Germany, 2019

Harlem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) in Nordholland wird 1752 Sitz einer Universität. S. Google

Harmenopulos, Konstantinos, verfasst 1345 als Richter von Thessaloniki ein →Hexabiblos (sechs Bücher) genanntes Gesetzeshandbuch des spätbyzan­tinischen Reiches in sechs Büchern, das nach weiter Verbreitung auf dem Balkan während der Osmanenzeit 1828 in Griechenland als vorläufiges Zivilgesetzbuch (bis 1946) Verwendung findet. S. Google

Lit.: Söllner §§ 23; Köbler, DRG 107; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995

Harmschar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 371, I 501, II 108, II 109, II 195, II 243, II 509, III 208] und dem altsächsischen Heliand [240] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 829, F.) Qual, Schande als Buße (oder Strafe) in dem Frühmittelalter, s. Google

Lit.: Sousa-Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993, 276ff.

Harpprecht, Johannes Friedrich (Walheim an dem Neckar 20. 1. 1560?-Tübingen 18. 9. 1639), früh ver­waister Juristensohn, wird nach dem Studium der Philosophie und Rechts­wissenschaft in Straßburg, Tübingen und Marburg 1589 in Tübingen promoviert und nach kurzer Tä­tigkeit an dem Reichskam­mergericht 1592 Pro­fessor der Institutionen in Tübingen. Sein bekanntestes Werk ist ein vierbändiger Kommentar zu den In­sti­tu­tionen Justinians (Opera [N.Pl.] om­nia multis insignibus quaesti­onibus adaucta, 1627-1630, Gesam­melte, mit vielen berühm­ten Unter­suchungen vermehrte Wer­ke), der auch die Praxis und das heimische Recht berück­sichtigt, aber weder systematische oder naturrechtliche Ansätze aufweist. S. Google

Lit.: Schnee, H., Die Professoren Dr. Harpprecht und Dr. Schöpf, (in) FS G. Schreiber, 1963, 272; Scholz, W., Johann Harpprecht, Diss. jur. Tübingen 1980

Hartmann von Aue (Oberrheingebiet 1160/1165-nach 1210?), mittelhochdeut­scher Dichter, der vielleicht von (lat.) legibus (Gesetzen) gelesen hatte und dadurch (mhd.) legiste geworden ist. Seine Werke (Klage, Gregorius, der arme Heinrich, Erec, Iwein) erfassen zahlreiche rechtliche Geschehnisse. S. Google

Lit.: Fehr, H., Das Recht in der Dichtung, 1931; Wapnewski, P., Hartmann von Aue, 1962, 3. A. 1967, 7. A. 1979; Pensel, F., Rechtsgeschichtliches und Rechts­sprachliches, 1961; Wolf, J., Einführung in das Werk Hartmanns von der Aue, 2007

haschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fangen, verfolgen

Häscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [Luther] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verfolger

Hasel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 in zwei Stellen ab dem Althochdeutschen [Lex Salica/Hessels-Kern Tit. 41,5 Cod. 6 Sp. 257, LRib. Tit. 69 § 5 Hs. B] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen, F.) ist der ab 9000 v. Chr. großflächig verbreitete, Nüsse liefernde Busch, der vielleicht auch rechtliche Verwendung findet. S. Google

Lit.: Beuchert, M., Symbolik der Pflanzen, 2004

Hasse, Johann Christian (1779-1830) wird nach dem Rechtsstudium in Kiel (Thibaut) Professor in Jena, Königsberg, Berlin und Bonn. In seinem Buch Die Culpa des römischen Rechtes (1815) teilt er die (lat. [F.]) culpa unter Missachtung der Quellen in die Widerrechtlichkeit (Rechtswidrigkeit) und die Schuld (culpa). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HasseJohannChristian­DieCulpadesroemischenRechts1815.pdf; Stintzing, R./Landsberg, E. v., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, 1880ff., Neudruck 1957, 1978, III 2, 289

Hassfurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), s. Google

Lit.: Tittmann, A., Hassfurt, 2002

Hattingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Ruhr wird 990 erstmals als Reichshof erwähnt und erwächst bis zu der Neuzeit zu einer Kleinstadt. Aus ihr ist ein von 1629 bis 1652 reichendes Rats­protokollbuch erhalten. Es erweist noch ein dortiges Vorherrschen mittelalter­licher Strukturen. S. Google

Lit.: Piel, H., Die Protokolle des Rates der Stadt Hattingen von 1629 bis 1652, 2008

Hauberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1467 [Delius sowie Siegen)] in sechs Stellen mit zwei Bedeutungen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., zu hauen und Berg), s. Google

Hauberggenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Siegerland übliche, sachlich seit dem 15. Jahrhundert bezeugte, von 1562 bis 1890 in Ordnungen gere­gelte Genossen­schaft zu der landwirtschaftlich-gewerblichen Nutzung des Niederwalds (Eichen, Birken als Heizmittel und Gerbe­mittel) in einem Turnus von 16-18 bzw. 15-25 Jahren. Sie entwickelt sich zu einer Gesamt­handsgemeinschaft bzw. juristischen Person. Wirtschaftlich unterliegt die Hauberggenossenschaft in der Mitte des 20. Jahrhunderts der Steinkohle und besseren Gerbemitteln. S. Google

Lit.: Achenbach, H., Die Hauberggenossenschaften des Siegerlandes, 1863; Delius, W., Hauberge und Haubergsgenossenschaften des Siegerlandes, 1910; Lorsbach, J., Hauberge und Hauberggenos­senschaften des Siegerlandes, 1956; Lerner, R., Hauberggenossenschaften im Kreis Altkirchen, 1993

hauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schlagen

Haupt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1261 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Kopf), s. Google

Häuptling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Bremen] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] capitaneus) ist ein Anführer wie beispielsweise in Friesland seit dem 14. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Boden, F., Die isländischen Häuptlinge, ZRG GA 24 (1903), 148

Hauptstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 454 metropolim, I 694 toparchas] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem neuzeitlichen Staat der amtlich festgelegte Ort des Sitzes der Herrschaftsgewalt. S. Google

Lit.: Pagenkopf, O., Die Hauptstadt in der deutschen Rechtsgeschichte, 2004 (Diss. jur. Bonn 2003)

Hauriou, Maurice (1856-1929), Professor für Verwaltungsrecht (1888) und Verfassungs­recht (1920) in Toulouse, begründet, ausgehend von dem Verwal­tungs­akt, die Wis­senschaft von dem Verwaltungsrecht in Frankreich (Précis de droit administratif et de droit public général, 1892, Grundriss des Verwaltungsrechts und allgemeinen öffent­lichen Rechtes). S. Google

Lit.: Sfez, L., Essai sur la contribution du doyen Hauriou au droit administratif français, 1966

Haus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 9. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das zu dem Benutzen durch Menschen bestimmte größere Gebäude. Seinem Schutz dient der Hausfriede. Die Hausgewalt steht lange Zeit in erster Linie dem Hausvater zu. Die Hausdurchsuchung ist nur unter be­stimmten Voraussetzungen erlaubt. Der Bau eines Hauses unterliegt bei dichterer Besiedlung öffentlichrecht­lichen Vorschriften (Baurecht, hochmittelalterliche Stadt, 19. Jahrhundert). Übertragen ist Haus auch das Geschlecht (oder Herrschaftsgebiet des Geschlechts). Die Wendung Haus und Hof ist erstmals in Aarau 1301 bezeugt. S. Google, Hausbau s. Baurecht

Lit.: Kaser §§ 4, 12; Hübner 127; Köbler, DRG 21, 71, 88, 120, 160; Köbler, WAS; Haus und Siedlung im Wandel der Jahrtausende, 1937; Kramer, K., Haus und Flur im bäuerlichen Recht, 1950; Lhotsky, A., Was heißt „Haus Österreich“?, (in) Anz. d. Akad. d. Wiss. Wien, phil.-hist. Kl. 93 (1956), 155; Dölling, H., Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten, 1958; Benedikt, H., Die Monarchie des Hauses Österreich, 1968; Kroeschell, K., Haus und Herrschaft, 1968; Deckwirth, H., Das Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover, (in) Hann. Geschichtsbll. N.F. 26 (1971), 1; Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im spätmittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980, 31; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Histoire de la vie privée, hg. v. Aries, P. u. a., Bd. 2 1985; Haus und Hof in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, hg. v. Beck, H. u. a., 1997; Haus- und Familienbücher, hg. v. Studt, B., 2007; Binding, G., Methoden und Probleme bei der Datierung von mittelalterlichen Bauwerken, 2009; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009

Haus-, Hof- und Staatskanzlei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem 17. 2. 1742 aus der österreichischen Hofkanzlei herausgenommene Behörde zu der Besorgung der auswärtigen Geschäfte und der geheimen Haussachen, die 1848 in das Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußeren umgewandelt wird. S. Google

Hausarbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Württemberg] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist allgemein die Arbeit in dem eigenen Haus und danach die seit dem 14. Jahrhundert erkennbare handwerksartige Tätig­keit in eigenen Räumen (Heimarbeit) für Zwischenmeister oder Unternehmer. Bedeutsam ist sie vor allem in dem frühen 19. Jahrhundert. Für die 1882 etwa 480000 Heimarbeiter in Deutschland wird 1911 ein Hausarbeitgesetz geschaffen.

Lit.: Leuthier, O., Entstehung und Entwicklung des Hausarbeitgesetzes, 2006

Hauser, Kaspar ist der Name eines an dem 26. Mai 1828 in Nürnberg aufgefundenen, der Sprache unkundigen jungen, an dem 17. Dezember 1833 an den Folgen eines An­schlags von dem 14. Dezember 1833 verstorbenen Man­nes, dessen Herkunft insbesondere P. J. Anselm von Feuerbach sehr beschäftigte, ohne dass sie bislang geklärt ist.

Lit.: Küper, W., Das Verbrechen am Seelenleben, 1991; Forker, A., Kaspar Hauser, (in) Die Bedeutung P. J. A. Feuerbachs (1775-1833) für die Gegenwart, 2003, 99; Peters, D., Der Fall Kaspar Hauser, 2014

Hauserbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [Ostfriesland] in zwei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., daneben lat. suus heres [M.] in dem römischen Recht der Mensch, der durch den Tod des Vaters gewaltfrei (lat. sui iuris) wird, nämlich vor allem der (mündige) Sohn, die (mündige) Tochter, das adoptierte Kind, der adrogierte Sohn sowie die gewaltunter­worfene Ehefrau.

Lit.: Kaser § 66; Söllner § 8; Köbler, DRG 23, 38

Hausfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1200 [Friesland] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Recht, innerhalb der eigenen Wohnung und des umfriedeten Lebensbereichs ungestört zu sein. Bereits in dem Frühmittelalter sind Tötung und Verletzung innerhalb des Hauses mit höherer Buße bewehrt. In dem Hochmittelalter wird der Friede für das Haus allgemein erfasst. Danach schaffen partikulare Rechte (vgl. ALR II 20 §§ 529ff. Privat­verbrechen, Geldstrafe oder Freiheitsstrafe) sowie 1871 das deutsche Reichsstrafgesetzbuch einen beson­deren Tatbestand des Hausfriedensbruchs. S. Google

Lit.: Osenbrüggen, E., Der Hausfriedensbruch, 1857, Neudruck 1968; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Trabandt, J., Der kriminalrechtliche Schutz des Hausfriedens, Diss. jur. Hamburg 1970

Hausgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [Bayern] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die von einer hochadeligen Familie für sich vereinbarte oder gesetzte besondere Rechts­ordnung. Das Hausgesetz findet sich sachlich seit Anfang des 14. Jahrhunderts. Es betrifft vor allem die Erbfolge, die Ehe und die Veräuße­rlichkeit des Familienguts (beispielsweise →Dispo­sitio Achillea für die Hohen­zollern 1473, →Pragmatische Sanktion von dem 19. 4. 1713 für Österreich, Privatfürstenrecht). In dem 19. Jahrhundert wird das Hausgesetz von der Genehmigung durch den Staat abhängig. S. Google

Lit.: Schulze, H., Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstenhäuser, Bd. 1ff. 1862ff.; Turba, G., Die Grundlagen der pragmatischen Sanktion, 1911; Marxer, W., Das Hausgesetz des Fürstentums Liechtenstein, 2003

Hausgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1583 [Leiden] in fünf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. Google, →Haus

Hausgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Frankfurt am Main] in sieben Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das einem Haus gehörende Gut. Es ist anfangs vor allem Gegenstand des Erbes. Seit dem Hochmittelalter ist in Bezug auf das Reich zumindest gedanklich das Hausgut der Königsfamilie von dem Reichsgut zu scheiden. Die Trennung von Privatvermögen und Staatsvermögen ist auch nach Ende der Monarchie in dem Deutschen Reich (1918) noch nicht in allen Einzelheiten abgeschlossen. S. Google

Lit.: Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft unter Lothar III., 1969; Laufs, A., Das Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesetu, 2008

Haushalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [Arnstadt] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ursprünglich die häusliche Verbrauchsgemeinschaft, seit dem 20. Jahrhundert vor allem die Gesamtheit der der Erfüllung der öffentlichen Aufgaben dienenden Einkünfte und Ausgaben einer →juristischen Person des öffentlichen Rechtes (→Staatshaushalt), die nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika seit dem 19. Jahrhundert (Sachsen-Coburg 1821, vgl. auch Sachsen-Weimar-Eisenach 1816, Kurhessen 1821/1831, Bayern 1818), Verfassung des Deutschen Reiches von 1848/1849 Art. VII, IX, Art. 72 Verfassung von 1871, Art. 8 WRV von 1919) von dem Parlament durch ein Haushaltsgesetz beschlossen werden müssen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 99, 129; Schroeter, O. v., Das Recht der Haushaltführung und Haushaltkontrolle in Preußen, 1938; Friauf, K., Der Staatshaushaltsplan, 1968; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Rothenbacher, F., Historische Haushalts- und Familienstatistik, 1987; Haushalten in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Richarz, I., 1994; Strube, S., Die Geschichte des Haushaltsrechts, 2002; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Ullmann, H., Das Abgleiten in den Schuldenstaat, 2017

Hauskind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1788 [Tessinn] in drei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem römischen Recht das unter der väterlichen Gewalt lebende →Kind. S. Google

Lit.: Kaser §§ 12 I 2b, 33 III, 49 I, 50 III 4a, 66 VI, 68 III 2

Häusler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1285 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1405 [Bremen] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1285, Bezeichnung in dem Mittelalter selten) ist der nur ein Haus und kein Feld besitzende Dorfbewohner (Gärtner, Kossäte, Seldner). S. Google

Lit.: Schröder, R./Künßberg, E. v., Lehrbuch der Deutschen Rechtsgeschichte, 7. A. 1932, Neudruck 1966, 457; Friedeburg, R. v., Ländliche Gesellschaft und Obrigkeit, 1999

Hausmarke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1583 [Friesland]? in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Mittelalter und in der Neuzeit das bestimmte, dem Wappen des Adels vergleichbare schriftartige Erkennungs­zeichen für einen Menschen oder ein Haus (u. a. Handelsmarke, Notarssignet). S. Google

Lit.: Homeyer, C., Haus- und Hofmarken, 1870, Neudruck, 1964; Heyne, M., Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer, Bd. 1 1899; Grohne, E., Die Hausmarken und Hauszeichen, 1912; Gmür, M., Schweizerische Bauernmarken und Holzurkunden, 1917, 2. unv. A. 1991; Ruppel, K., Die Hausmarken, ZRG GA 60 (1940), 320; Graphische Symbole in mittelalterlichen Urkunden, hg. v. Rück, P., 1996

Hausmeier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [Zürich] in fünf Stellen für zwei Bedeutungen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. maior [M.] domus) ist der Leiter einer Hausverwaltung in dem spätrö­mi­schen Italien und in dem Frühmittelalter (Burgunder, Ostgoten, Franken). Bei den frän­kischen Königsfamilien finden sich sachlich (anfangs unfreie) Hausmeier seit dem 6. Jahrhundert. In dem Jahre 751 verdrängt der austrasische Hausmeier Pippin der Jüngere aus dem Geschlecht der Arnulfinger oder Pippiniden den König aus dem Ge­schlecht der →Merowinger und begründet die Königsfamilie der →Karolinger, womit zugleich der Hausmeier als entbehrlich entfällt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 76; Hermann, E., Das Hausmeieramt, 1880, Neudruck 1970; Heidrich, J., Titulatur und Urkunden der arnulfingischen Hausmeier, (in) Archiv f. Diplomatik 11/12 (1965/6), 71; Haas, K., Studien zur Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des fränkischen maior-domus-Amts, Diss. phil. Heidelberg 1968; Heidrich, J., La maison du palais Neustriens, (in) Francia Beiheft 16/1 1989, 217; Scheibelreiter, G., Die barbarische Gesell­schaft, 1999

Hausname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich seit dem 13. Jahrhundert bezeugte Name des einzelnen Hauses einer Siedlung (beispielsweise zu der Tanne in Basel, zu der schönen Ecke in Freiburg im Breisgau, ad Gernodum in Worms, zu der roten Türe in Köln), der seit dem 19. Jahrhundert von der nach der Entstehungszeit bzw. örtlich nach der Lage in einer Straße fortlaufend vergebenen Hausnummer verdrängt wird. S. Google

Lit.: Grohne, E., Die Hausnamen und Hauszeichen, 1912

Hausrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [Magdeburg-Breslau] in 31 Stellen belegt – daneben weitere Bedeutung – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Gesamtheit der zu der Haushaltsführung notwendigen Geräte. Als Gerade kann der Hausrat einer besonderen Erbfolge unterliegen. Die Hausrats­ver­ordnung von dem 21. 10. 1944 legt die Aufteilung des Hausrats bei Ehescheidung fest (bis 2009). S. Google

Lit.: Schmitt, A., Das Fortleben der Gerade, 1913; Schulz, A., Ehewohnung und Hausrat in der ungestörten Ehe, 1982; Vlassopoulos, I., Der eheliche Hausrat, 1983; Gottschalk, K., Eigentum, Geschlecht, Gerechtigkeit, 2003

Haussuchung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11./15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1162 [Anhalt] in 38 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Durchsuchung eines Hauses. Nach altrömischem Recht kann bei Diebstahlsverdacht eine (lat.) quaestio (F.) lance et licio (Untersuchung mit Schüssel und Schurzfell) erfolgen, bei welcher der Suchende nackt, nur mit einem Schurzfell (lat. [N.] licium) bekleidet und eine Schüssel (lat. [F.] lanx) tragend, das Haus betreten muss und der Täter bei erfolgreicher Suche als handhafter Dieb (lat. fur [M.] manifestus) getötet werden darf. In dem Mittelalter ist Haussuchung bei Verfolgung einer abhanden gekommenen beweglichen Sache möglich. Vermutlich wird bei erfolgloser Haussuchung der vergeblich Suchende wegen seines angreifenden Verhaltens bußpflichtig. Seit dem Hoch­mittelalter bedarf die Haussuchung mehr und mehr der vorherigen Erlaubnis des Richters oder des Rates. In dem 19. Jahrhundert sichern die Verfassungen vor willkürlicher Haussuchung (Hessen-Kassel 1831, geplantes Deutsches Reich 1848). In dem 20. Jahrhundert ge­währen sie ein Grundrecht auf Freiheit der Wohnung, das nur durch Gesetz einge­schränkt werden kann. S. Google

Lit.: Kaser § 51 I 2; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Schwerin, C. Frhr. v., Die Formen der Haussuchung, 1924; Wolff, J., Lanx et licium, (in) Sympotica F. Wieacker 1970, 59

Haustier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1745 durch Hinweise auf vier Wörterbücher und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem Menschen seit der Jungsteinzeit in dem oder an dem Haus abhängig gemacht gehaltene, vor allem (dem Schutz und) der Versorgung sowie später emotionalen Zielen dienende Tier (Hund, Schaf, Ziege, Schwein, Rind, Pferd, Esel, Maultier, Katze, Huhn, Gans, Ente, Taube, Truthahn, Wellensittich, Zierfisch). Der Berechtigte wird durch allgemeine Regeln über Beschädigung und Wegnahme geschützt. Nach § 833 BGB muss der Halter für einen von einem in Ausübung seines Berufs, seiner Erwerbstätigkeit oder zu seinem Unterhalt gehaltenen Tier (H.) verursachten Schaden weniger streng als für sonstige Tierschäden einstehen. S. Google

Lit.: Benecke, N., Archäozoologische Studien zur Entwicklung der Haustierhaltung in Mitteleuropa, 1994; Schmalhorst, R., Die Tierhalterhaftung im BGB, 2002; Meier, F., Mensch und Tier im Mittelalter, 2008; Regnath, J., Das Schwein im Wald, 2009

Haustüre, Haustür (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die das Haus nach außen abschließende Türe eines Hauses.

Haustürgeschäft (N.) s. Haustüre, s. Geschäft

Haustürgeschäftswiderruf (M.) F., s. Haustüre, Geschäft, Widerruf, S. Google

Haustürgeschäftswiderrufsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das deutsche Gesetz von dem 16. 1. 1986, das scheinbar in dem Interesse des Verbrauchers bestimmt, dass eine auf Abschluss eines Vertrags über eine entgeltliche Leistung gerichtete Willenser­klärung eines Kunden in bestimmten Fällen erst wirksam wird, wenn sie der Kunde nicht binnen einer Frist von einer Woche schriftlich widerruft. Sein Inhalt wird 2002 in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen (§§ 312ff. BGB). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 266

Hauswirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1200 [Friesland] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Hauseigentümer, Hausbewirtschafter, s. Google

Hauswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf das einzelne Haus oder den einzelnen Haushalt beschränkte, alle verwendeten Güter selbst herstellende und verbrauchende Wirtschaft. Sie ist bereits in der antiken Stadt Rom bald zu Gunsten der Marktwirtschaft aufgegeben. In dem Frühmittel­alter erweitert sie sich auf die jeweilige Grund­herrschaft und tritt seit dem Hochmittelalter zurück, um seit dem 19. Jahrhundert zu Gunsten des Gütererwerbs durch Handel und Markt fast gänzlich ihre Bedeutung zu verlieren.

Lit.: Köbler, DRG 67, 77; Bauer, L./Matis, H., Geburt der Neuzeit, 1988

Haut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) organische Hülle eines Körpers, s. Google

Haut und Haar (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist eine mittelalterliche Bezeichnung für bestimmte leichtere Leibesstrafen (Prügeln, Scheren).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Schouwe, U., Mit Haut und Haar, 1994

Haverei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Havarie 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1551 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Havarie und in Google als Havarie belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und Französische vielleicht mit dem Arabischen verbindbar, F., Haverie, Herkunft des Wortes streitig) ist der während einer Schifffahrt an Fahrzeug und Ladung entstehende Schaden. Dazu übernimmt bereits das römische Recht die in dem hellenistischen (bzw. vielleicht in dem phönizischen) Bereich entwickelte (lat.) →lex (F.) Rhodia de iactu (rhodisches Gesetz über den Seewurf, Digesten 14, 2), nach welcher der Schiffer, der in Seenot Güter eines Befrachters in das Meer wirft und sein Schiff rettet, dem geschädigten Befrachter zu der Erstat­tung eines anteiligen Ausgleichs entsprechend dem Wert der Ladungen der anderen Befrachter verpflichtet ist, gegen die er seinerseits Rückgriff nehmen darf. In dem Hochmittelalter ändern dies die →Rôles d’Oléron in gewisser Weise ab. Auch das Hamburger Stadtrecht bildet Regeln über die Haverei aus, wobei in dem 18. Jahrhundert zwischen kleiner, nur das Frachtgut betref­fender, und großer, auch das Schiff erfassender Haverei unterschieden wird. Über die Ordonnance (française) de la marine (1681), die Havereiordnung Hamburgs (1731), den Code de commerce (1807) und das →Allgemeine Deutsche Handels­gesetzbuch (1861) gehen diese Regeln in das deutsche Handelsgesetzbuch (1897) ein. Daneben gelten international York-Antwerpener Regeln von 1864/1877 für die große Haverei. S. Google

Lit.: Kaser § 42 IV 4; Claussen, C., Über die lex Rhodia de iactu, Diss. jur. Kiel 1876; Heck, P., Das Recht der großen Haverei, 1889; Reincke, H., Die ältesten Formen des hamburgischen Schiffsrechts, (in) Hamburg. Geschbll. 63 (1968); Krieger, K., Ursprung und Wurzeln der rôles d’Oléron, 1970; Landwehr, G., Die Haverei in den mittelalterlichen deutschen Seerechtsquellen, 1985; Dreyer, T., Die Assekuranz- und Havereyordnung der freien und Hansestadt Hamburg von 1731, 1990; Landwehr, G., Zur Begriffsgeschichte der Haverei, (in) FS H. Niederländer, 1991, 57; Gaurier, D., Le droit maritime romain, 2004; Lindemann, S., Die Gefahrengemeinschaft bei der Seehandelsfahrt nach den mittelalterlichen Statutar­rechten, 2004

heben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nach oben bewegen, halten, s. Google

Heberolle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in zwei Literaturhinweisen ohne Zeitangabe belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein Abgabenverzeichnis in dem Mittelalter.

Lit.: Die Heberolle des Klosters Freckenhorst, hg. v. Friedländer, E., 1953

Hebräer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen sowie Hebräischen des Altertums aufgenommen, vielleicht wie Araber von abara, V., umherwandern, M.) Jude, s. Google

hebräisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen sowie Hebräischen des Altertums aufgenommen, vielleicht wie Araber von abara, V., umherwandern, Adj.) jüdisch →Israel, Jude, s. Google

Heck, Philipp (St. Petersburg 22. 7. 1858-Tübingen 28. 6. 1943) wird nach dem Studium von Mathematik in Leipzig und Recht in Heidelberg und Berlin und der Promotion und Habilitation in Berlin (Levin Goldschmidt 1889) Professor in Greifswald (1891), Halle (1892) und Tübingen (1901). Er begründet in der Nachfolge Rudolf von Iherings die gegen →Begriffsjurisprudenz und →freie Rechts­schule gerichtete →Interes­senjurisprudenz, die Lücken in dem Recht durch Vergleich gesetzlicher Entschei­dungen von Interessen­gegensätzen (oder bei deren Fehlen durch persönliches Wertempfinden) schließen will. Daneben verfasst er Grundrisse zu dem Schuldrecht (1929) und Sachenrecht (1930) und zahlreiche rechtsgeschichtliche Arbeiten. S. Google

Lit.: Das Problem der Rechtsgewinnung, 1912, 2. A. 1932; Heck, P., Begriffsbildung und Interessen­jurisprudenz, 1932; Kallfass, W., Die Tübinger Schule der Interessenjurisprudenz, 1972; Wolf, M., Philipp Heck als Zivilrechtsdogmatiker, 1996; Schoppmeyer, H., Juristische Methode als Lebensaufgabe, 2001; Auer, M., Methodenkritik und Interessenjurisprudenz, (in) ZEuP 2008, 517

Hedemann, Justus Wilhelm (Brieg 24. April 1878-Berlin-Frohnau 13. 3. 1963) wird nach dem Studium des Rechtes und nach der 1903 bei Otto Fischer in Breslau erfolgten Habilitation 1906 Professor in Jena (1919 Institut für Wirtschaftsrecht) und 1936 in Berlin, wo er 1946 wegen seiner Nähe zu dem National­sozialismus vorzeitig emeritiert wird. Rechtsge­schichtlich bedeut­sam ist sein mehrbändiges Werk über Fortschritte des Zivilrechts in dem 19. Jahrhundert (1910ff.). Kurzzeitig warnt er 1932 vor der Flucht in Generalklauseln. S. Google

Lit.: Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, hg. v. Stolleis, M. u. a., 1989, 107ff.; Wegerich, C., Die Flucht in die Grenzenlosigkeit, 2004

Heer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 725 [Lex Alamannorum] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) ist der zu Land kämpfende Teil der Streitkräfte eines Volkes oster Staates. Sowohl in Rom wie auch bei den Germanen ist das Heer zunächst allgemeines Volksheer. In Rom beginnt mit Marius (um 100 v. Chr.) die Umwandlung in ein Berufsheer von Söldnern, das nach Bedarf aufgestellt wird. Bereits unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) ist ein stehendes Heer von 27-28 Legionen zu je 6000 Männern vorhanden (Berufsarmee), zu dem Hilfstruppen in gleicher Stärke kommen. Für die Zeit um 395 n. Chr. wird die Zahl der römischen Soldaten auf rund 500000 Männer (darunter viele Männer barbarischer Herkunft) geschätzt. Seit dem Früh­mittelalter (9. Jahrhundert-12. Jahrhundert) verschwindet bei den ger­ma­nistischen Nach­fol­ge­völkern das Volks­heer der einfachen Freien und wird (wohl auch wegen der Italienzüge) durch ein ständisches Reiterheer (Ritter) in einem Umfang von wohl meist nicht mehr als 2000 Gepanzerten ersetzt. In der Mitte des 12. Jahrhunderts sind Söldner in dem Heer Friedrichs I. Barbarossa belegt. An die Stelle des Reiterheers tritt seit dem 14. Jahrhundert der berufsmäßige, zunächst mit Lanze, dann mit Feuerwaffen ausgerüstete Fußsoldat, der nach Bedarf angeworben wird (Lands­knechte, Wort Heerfahrt schwindet). Das Reichsheer besteht aus geringen Kon­tingenten der Reichsstände, wobei sich die mächtigeren Fürsten zunehmend ihren Gestellungsver­pflichtungen entziehen. Die Lücke füllt aus eigenem Interesse Habsburg. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts strebt der Landesherr ein stehendes Heer an. Dabei ersetzt später die Aushebung die Anwerbung (Preußen 1733). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird die allgemeine Wehrdienstpflicht eingeführt (Preußen 3. 9. 1814). 1919 wird das Heer des Deutschen Reiches von den alliierten Siegermächten auf 100000 Mann beschränkt, doch durchbricht Adolf Hitler als Reichskanzler ab 1933 bald diese Einschränkung. In dem Zweiten Weltkrieg werden etwa 5,3 Millionen von rund 15 Millionen deutschen Soldaten getötet. 1945 wird nach dem Waffenstillstand das Heer des Deutschen Reiches aufgelöst. 1956 wird die Bundeswehr der Bundesrepublik Deutschland (und in einem Gleichlauf die Nationale Volksarmee der Deutschen De­mokratischen Repu­blik) eingerichtet. Ab 2011 wird in Deutschland die Wehrpflicht ausgesetzt und ein Berufsheer aufgebaut.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 29 III; Köbler, DRG 112, 150, 152, 198; Köbler, WAS; Stein, L. v., Die Lehre vom Heerwesen, 1872; Bonin, B. v., Grundzüge der Rechtsverfassung in den deutschen Heeren zu Beginn der Neuzeit, 1904; Fehr, H., Vom Lehnsheer zum Söldnerheer, ZRG GA 36 (1915), 455; Grosse, R., Römische Militärgeschichte, 1920; Wohlers, G., Die staatsrechtliche Stellung des Generalstabes in Preußen und dem deutschen Reich, 1921; Niemann, A., Kaiser und Heer, 1923; Frauenholz, E. v., Entwicklungsgeschichte des deutschen Heerwesens, 1935ff.; Huber, E., Heer und Staat in der deutschen Geschichte, 1938; Höhn, R., Verfassungskampf und Heereseid, 1938; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, Bd. 1 1939; Conrad, H., Gottesfrieden und Heeres­verfassung, ZRG GA 61 (1941), 71; Merzbacher, F., Der Artikelbrief für die Reichsarmee von 1682, ZRG GA 69 (1952), 349; Hencke, U., Die Heeresverfassung des deutschen Bundes, Diss. jur. Tübingen 1955; Bodmer, J., Der Krieger der Merovingerzeit, 1957; Oestreich, G., Zur Heeresverfassung der deutschen Territorien von 1500 bis 1800, (in) FG F. Hartung, 1958, 419; Keen, M., The Laws of War, 1965; Hermann, C., Deutsche Militärgeschichte, 1966; Müller, K., Das Heer und Hitler, 1969; Schweling, O./Schwinge, E., Die deutsche Militärjustiz in der Zeit des Nationalsozialismus, 2. A. 1978; Contamine, P., La guerre au Moyen Age, 3. A. 1992; Messerschmidt, M./Wüllner, F., Die Wehrmachtsjustiz im Dienste des Nationalsozialismus. Zerstörung einer Legende, 1987; Masson, P., Die deutsche Armee, 1996; Die Wehrmacht, hg. v. Müller, R. u. a., 1999, 2. A. 2012; Verbrechen der Wehrmacht, hg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, 2. A., 2002; Gilliver, K., Auf dem Weg zum Imperium, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen 1807-1870, 2003; Bald, D., Die Bundeswehr, 2005; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz, 2005; Megargee, G., Hitler und die Generäle, 2006; Die Zeit nach 1945, hg. v. Neugebauer, K., 2008; Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Neugebauer, K., 2008; Grillo, P., Cavalieri e popoli in armi, 2008; Albu-Lisson, D., Von der k. u. k. Armee zur deutschen Wehrmacht, 2011; Birk, E. u. a., Die Luftwaffe in der Moderne, 2011 (bunter Sammelband); Stachelbeck, C., Deutschlands Heer und Marine im ersten Weltkrieg, 2013; Siano, C., Die Luftwaffe und der Starfighter, 2016; Napp, N., Die deutschen Luftstreitkräfte im ersten Weltkrieg, 2017; Rojek, S., Versunkene Hoffnungen – Die deutsche Marine, 2017 (der kaiserlichen Flotte fehlte stets das Potential, die geopolitisch begünstigten traditionellen Seemächte herauszufordern); Miliz oder Söldner?, hg. v. Rogger, P. u. a., 2019

Heerbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – lateinisch - ab um 665 in Privileg für Speyer und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, M.) ist in dem Frühmittelalter der das →Heer betreffende →Bann des Königs, dessen Auf­gebotsrecht mit dem Heerbann bewehrt ist. Vielleicht schon in nach­karolingischer Zeit tritt der Heerbann zurück. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993; Bachrach, B., Warfare and military organization in pre-crusade Europa, 2002

Heeresgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und wohl in Google nicht belegt sowie in den Bestrandteilen für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) →Kriegsgericht

Heerfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 481, I 482, III 272 für expeditio] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Anfang 9. Jh., F.) ist in dem Mittelalter der Kriegszug. S. Google

Heergewäte, Hergewäte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1118 [Westfalen] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Heeresbekleidung für den Krieg. Das Hergewäte wird wohl schon seit dem Frühmittelalter in einer Sondererbfolge an einen männlichen Verwandten (ältesten Sohn) vererbt. In den Städten seit dem Hoch­mittelalter schwindend, wird es zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert (Fehmarn) allgemein abge­schafft. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 73, 89, 123, 162; Haff, K., Ein Herwedekatalog, ZRG GA 48 (1928), 447; Bungenstock, W., Heergewäte und Gerade, Diss. jur. Göttingen 1966

Heerschild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Langobardischen [733] ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (als Versinnbildlichung der Berechtigung zu dem Aufgebot zu dem Heer) ist das Einteilungskriterium der mittelalterlichen Ordnung der lehnsrechtlich gestuften Gesellschaft. Nach dem Sachsen­spiegel (1221-1224) hat der König den ersten Heerschild. Die geistlichen Fürsten stehen in dem zweiten Heerschild, die weltlichen Fürsten (als ihre Lehensleute) in dem dritten. Wie weit die (insgesamt als siebenstufig angesehene) Heerschildordnung nach unten reicht (Freie, Mannen der Freien, Mannen der Mannen der Freien), ist auch den mittelalterlichen Zeitgenossen wie Eike von Reggow nicht völlig klar.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 98; Ficker, J., Vom Heerschilde, 1862, Neudruck 1964; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige, 1979; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland, 2002, 2. A. 2009, 3. A. 2011

Hegel, Georg Friedrich Wilhelm (Stuttgart 27. 8. 1770-Berlin 14. 11. 1831), Beamten­sohn, wird nach dem Studium von Philosophie und Theologie in Tübingen Hauslehrer in Bern und in Frankfurt am Main und nach der Habilitation (Jena 1801) und Tätigkeiten in Jena (1801-1807, 1805 ao. Professor), Bamberg (1807-1808) und Nürnberg (Gymnasiallehrer 1808-1816) außerordent­licher Professor in Heidelberg (1816) und Berlin (1818). Für Hegel ist Weltgeschichte der notwendig fortschreitende Prozess, in dem sich der absolute Geist seiner Freiheit in dialek­tischem Dreischritt von These, Antithese und Synthese bewusst wird. In der tatsächlichen Umwelt versteht Hegel den preußischen Staat als Verwirklichung der Freiheit. Damit wird zu Unrecht der Staat dem Einzelnen stärker übergeordnet als notwendig. S. Google

Lit.: Hegel, G., Kritik der Verfassung Deutschlands [um 1803], hg. v. Mollat, G., 1893; Hegel, G., Phänomenologie des Geistes, 1807; Hegel, G., Rechtsphilosophie, 1821; Flechtheim, O., Hegels Strafrechtstheorie, 1936, 2. A. 1975; Marcic, R., Hegel und das Rechtsdenken, 1970; Landau, P., Hegels Begründung des Vertragsrechts, (in) ARSP 59 (1973), 117; Materialien zu Hegels Rechtsphilosophie, hg. v. Riedel, M., 1975; Theunissen, M., Sein und Schein, 1980; Gessmann, M., Hegel, 1999; Schnädelbach, H., Hegels praktische Philosophie, 2000; Fulda, F., Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 2003; Jaeschke, W., Hegel Handbuch, 2003, 3. A. 2016; Hegel-Lexikon, hg. v. Cobben, P., 2006; Binkelmann, C., Theorie der praktischen Freiheit, 2007; Senk, N., Junghege­liani­­­sches Rechtsdenken, 2007; Staat und Religion in Hegels Rechtsphilosophie, hg. v. Arndt, A., 2009; Schäfer, R., Hegel, 2010; Rettig, B., Hegels sittlicher Staat, 2014; Winter, M., Hegels formale Geschichtsphilosophie, 2014; Bertani, C., Hegels philosophische Vertragslehre, ZRG GA 131 (2014), 182; Spekulation und Vorstellung in Hegels enzyklopädischem System, hg. v. Drilo, K. u. a., 2015; Hegels Erben?, hg. v. Kubiciel, M. u. a., 2017; Vieweg, K., Hegel – Der Philosoph der Freiheit – Biographie, 2019; Quante, M./Lorenz, A., Georg Wilhelm Friedrich Hegel – Philosophische Einstiege, 2021

Hegemonie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1800 aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, F.) Vormachtstellung

Lit.: Triepel, H., Die Hegemonie, 1938, 2. A. 1943, Neudruck 1974; Schmoeckel, M., Die Großraumtheorie, 1994; Simpson, G., Great Powers and Outlaw States, 2004; Malettke, K., Hegemonie - multipolares System - Gleichgewicht, 2012

hegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) pflegen

Hegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1345 [Neuzelle], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb hegen 790) ist in dem deutschen Recht die förmliche Eröffnung von gerichtlichen Versammlungen durch künstliche Abgrenzung und Durch­führung eines Frage-Antwort-Ritus. Alter und Herkunft der in dem 13. Jahrhundert eindeutig sichtbaren Vorgangsweise sind unklar. Bereits seit dem Spätmittelalter wird die Hegung ziemlich sinnent­stellt durchgeführt (, in Basel wohl noch bis in das ausgehende 19. Jahrhundert).

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 130; Burchard, K., Die Hegung, 1893; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 437, 483; Buchda, G., Die Hegung und Aufhebung des Vogtgerichts zu Kindleben, ZRG GA 62 (1942), 355

Hehl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [Köln] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Geheimnis, s. Google

hehlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 11./12. Jahrhundert in achtundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verbergen

Hehler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Hugo von Trimberg] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verheimlichender, Verb hehlen 765?, Femininum Hehlerei 19. Jh.) ist, wer eine Sache, die ein anderer gestohlen oder sonst durch eine gegen fremdes Vermögen gerichtete rechts­widrige Tat erlangt hat, ankauft, sich oder einem Dritten verschafft, absetzt oder absetzen hilft, um sich oder einen Dritten zu bereichern. Der Hehler. ist strafbar (→Der Hehler ist nicht besser als der Stehler). Bereits ein Privileg Heinrichs IV. für die Juden in Speyer und Worms von 1090 bestimmt aber, dass Juden, die gestohlene Sachen gegen Entgelt erworben haben, sie nur gegen Ersatz des Kaufpreises herausgeben müssen (sog. Hehlerprivileg oder Lösungsrecht, vgl. Sachsenspiegel Landrecht III, 7). Mit dem Ausgang des Mittelalters verliert das Lösungsrecht an Bedeutung, ohne ganz zu verschwinden. Die Hehlerei erscheint (nach Württemberg, Hannover und Sachsen) als eigener Straftatbestand mit eigener Strafe 1847 in dem Entwurf für ein Strafgesetzbuch Preußens, 1851 in dem ihm folgenden Strafgesetzbuch und 1871 in dem Reichsstraf­gesetzbuch des Deutschen Reiches. →Der Hehler

Lit.: Hübner 433; Kroeschell, DRG 2; Heimberger, J., Die Teilnahme an Verbrechen, 1896; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1925; Meyer, H., Das Hehlerrecht, (in) Forschungen zur Judenfrage, Bd. 1 1937, 92; Feenstra, R., Zum Ursprung des Lösungsrechts, (in) FS G. Kisch, 1955, 237; Kisch, G., Zur Rechtsstellung der Juden im Mittelalter, ZRG GA 81 (1964), 360; Dersch, G., Begünstigung, Hehlerei und unterlassene Verbrechensanzeige, 1980; Wolff, B., Begünstigung, Strafvereitelung und Hehlerei, 2002

Hehlerei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verheimlichung eines Entzugs, s. Google

Heidelberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an dem Neckar unterhalb einer wohl in dem 11. Jahrhundert erbauten Burg wird seit dem 13. Jahrhundert ein bedeutender Ort (1196 erstmals erwähnt, zu Beginn des 13. Jahrhunderts planmäßig angelegte Stadt) der seit 1214 wittels­bachischen Pfalzgrafen bei Rhein (vor 1225 als Lehen von dem Bischof von Worms erlangt, von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1720 Residenz), an dem 1386 eine Universität (Mitte des 15. Jahrhunderts römisches Recht) errichtet wird, an deren juristischer Fakultät 1932 Eugen Ulmer, Heinrich Mitteis, Max Gutzwiller, Ernst Levy, Gustav Radbruch, Gerhard Anschütz und Walter Jellinek (sowie Herbert Engelhard, Leopold Perels, Eberhard Freiherr von Künßberg und Karl Geiler) lehren.

Lit.: Köbler, DRG 100; Dickel, G., Die Heidelberger juristische Fakultät, 1960 (Diss. masch.schr. und Ruperto-Carolina, Sonderband Aus der Geschichte der Universität Heidelberg und ihrer Fakultäten 1961); Jammers, A., Die Heidelberger Juristenfakultät im 19. Jahrhundert als Spruchkollegium, 1964; Merkel, G., Wirtschafts­geschichte der Universität Heidelberg im 18. Jahrhundert, 1973; Willoweit, D., Das juristische Studium in Heidelberg, (in) Semper apertus, (in) FS Universität Heidelberg, hg. v. Doerr, W., Bd. 1 1985, 85; Landwehr, G., Heidelberger Juristen in sechs Jahrhunderten, (in) Richterliche Rechtsfortbildung, (in) FS der juristischen Fakultät zur 600-Jahr-Feier der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 1986, 653; Heidelberger Strafrechts­lehrer im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Küper, W., 1986; Drüll, D. Heidelberger Gelehrtenlexikon, Bd. 1 ff. (1803-1932, 1652-1802, 1386-1651), 1986ff.; Der Humanismus und die oberen Fakultäten, hg. v. Keil, G. u. a., 1987; Mußgnug, D., Die vertriebenen Heidelberger Dozenten, 1988; Wolf, K., Die Heidelberger Universitätsangehörigen, 1991; Kolb, J., Heidelberg, 1999; Die Rektorbücher der Universität Heidelberg, Bd. 1f. 1999ff.; Remy, S., The Heidelberg Myth, 2002; Fink, O., Kleine Heidelberger Stadtgeschichte, 2005; Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus, hg. v. Weckart, W. u. a., 2006; Cser, A., Kleine Geschichte der Stadt und Universität Heidelberg, 2008; Sti­pendienstiftungen und Stipendiaten vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krie­ges, bearb. v. Merkel, G., 2008; Baur, S., Vor vier Höllenrichtern, 2009; Vetter, V., Die ganze Stadt ist abgebrannt, 2009; Vogt, H., Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Aufbruch, 2009; Die im Dritten Reich entrechteten und vertriebenen Mitglieder der Heidelberger Akademie, hg. v. Heidelberger Akademie, 2009; Düll, D., Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933-1986, 2009 (975 Professoren und 10 Professorinnen, in allen 4 Bänden 2843 Professoren); Cser, A., Die großen Heidelberger Fässer, 2009; Schroeder, K., Eine Universität für Juristen und von Juristen, 2010; Leo, P., Wilhelm Groh, 2012: Heidelberger Thesen zu Recht und Gerechtigkeit, hg. v. Baldus, C. u. a., 2013; Schroeder,. K., Immer gerettet und aufrecht geblieben – Die juristische Fakultät der kurpfälzischen Universität Heidelberg von ihren Anfängen bis zum Jahre 1802, 2014; Schroeder, K., Sie haben kaum Chancen, auf einen Lehrstuhl berufen zu werden – Die Heidelberger juristische Fakultät und ihre Mitglieder jüdischer Herkunft, 2017; Herbert, L., Die akademische Gerichtsbarkeit der Universität Heidelberg, 2018; Geschichtliche Rechtswissenschaft – 100 Jahre Heidelberger Institut (1918-2018), hg. v. Baldus, C. u. a., 2018

heil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 9. Jahrhundert in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) s. Google, ganz, gesund unversehrt

Heil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [Heinrich Türlin] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Wohl, Ganzheit, s. Google

Lit.: Hartmann, H., Heil und heilig im nordischen Altertum, 1943; Schmitz-Berning, C., Vokabular des Nationalsozialismus, 1998; Simek, R., Religion und Mythologie der Germanen, 2003

heilen (1) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1410 [Briel] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) heil machen, heil werden, daneben heilen in der Bedeutung verschneiden, s. Google

heilig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 766-800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verehrungswürdig

Heilige Allianz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das in Paris an dem 26. 9. 1815 zwischen Kaiser Franz I. von →Österreich, König Friedrich Wilhelm III. von →Preußen und Zar Alexander I. von →Russland abgesprochene religiös-moralische Mani­fest, das neben dem Bekenntnis zu der christlichen Religion und zu den Grundsätzen der Legitimität, Legalität und Stabilität auch ein allgemeines Beistands­versprechen enthält. Ihm treten fast alle christlichen Staaten Europas bei (ausgenommen der Papst und bis 1856 der Sultan). Bereits 1823 außerhalb Europas und 1830 in Europa (Belgien, Griechenland) wird dabei das legitimis­tische Interventionsprinzip auf Grund der sich entwickelnden Interes­sengegensätze der betei­ligten Mächte aufgegeben.

Lit.: Köbler, DRG 170; Näf, W., Zur Geschichte der Heiligen Allianz, 1928; Menger, P., Die Heilige Allianz, 2014

Heiliger, Heilige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv heilig 766-800) Verehrungswürdiger, s. Google, Adjektiv heilig 766-800 belegt, für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, religiös vorbildlicher Mensch) →Reliquie

Lit.: Hattenhauer, H., Das Recht der Heiligen, 1976; Wetzstein, T., Heilige vor Gericht. Das Kanonisations­verfahren im europäischen Spät­mittelalter, 2004; Krafft, O., Papsturkunde und Heiligsprechung, 2005 (64 zwischen 993 und 1523); Angenendt, A., Die Gegenwart von Heiligen und Reliquien, 2010; Gemeinhardt, P., Die Kirche und ihre Heiligen, 2014; Düchting, L., Heiligenverehrung in Süditalien, 2016; Hagiographie et prophétie, hg. v. Henriet, P. u. a., 2017

Heiliger Stuhl (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Papst

Heiliges römisches Reich (deutscher Nation) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die unscharfe, sich in dem Spätmittelalter ausformende Bezeichnung des (ersten) deutschen Reiches (1474, amtlich 1512, um 1000 regnum Teutonicum, vorher ab 962 [lat.] imperium Romanum, um 1000 regnum Teutonicum, deutsches Reich, Wipos Gesta Chuonradi 1040-1046, 1122 unter Anknüpfung an das antike römische Reich Romanorum imperator [Kaiser der Römer], ab 1157 phasenweise [lat.] sacrum imperium [N., Heiliges Reich], seit der Spätzeit Friedrich Barbarossas vereinzelt, seit etwa 1230 häufiger sacrum Romanum imperium, heiliges römisches Reich). Das Heilige römische Reich (ostfränkisch-deutsches Reich, Italien und ab 1033 Burgund) wird getragen von dem →König bzw. Kaiser und den →Reichsständen. Seit dem Spätmittelalter geht Burgund überwiegend an Frankreich verloren und bleiben die Reichs­fürsten Italiens dem Reichstag fern. Vielfach wird das Reich als (lat. [N.]) corpus eingeordnet. Die herrschende Meinung legt den in dem 15. Jahrhundert aufkommenden, tatsächlichen Zusatz „deutscher Nation“ als auf das deutsch­sprachige Gebiet einschrän­kend aus. Die (materielle) →Verfassung des Heiligen römischen Reiches wird durch eine Reihe von einzelne Fragen behandelnden „Grundge­setzen“ bestimmt, die man bereits mit dem Wormser Konkordat von 1122 beginnen lassen kann (vor allem Licet iuris 1338, Goldene Bulle 1356, Wiener Konkordat 1448, Ewiger Landfriede 1495, Reichskam­merge­richtsordnung 1495, Augsburger Reichsab­schied 1555, Westfälischer Friede 1648, Jüngster Reichsabschied 1654, Reichs­hofrats­ordnung 1654, Capitulatio perpetua 1711, Reichsdeputationshauptschluss 1803). 1795 schließt Preußen mit Frankreich den Frieden von Basel, der das Heilige römische Reich in eine nördliche Friedenszone und eine südliche Kriegszone teilt. 1797 verzichtet der Kaiser des Heiligen römischen Reiches auf alle Reichsrechte in Italien. In dem Frieden von Pressburg (26. 12. 1805) erreichen Bayern, Württemberg und Baden Souveränität. An dem 1. 8. 1806 erklären die 16 Staaten des Rhein­bunds auf Druck Napoleons vor dem Reichstag ihren Austritt aus dem Heiligen römischen Reich. Auf ultimative Aufforderung Napoleons legt Kaiser Franz II. an dem 6. 8. 1806 durch Lösung des bisher bestehenden Bandes die Krone des Heiligen römischen Reiches nieder. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Territorien_im_Heiligen_Römischen_Reich verzeichnet 685 einzelne deutsche Reichsteile. S. a. http://www.koeblergerhard.de/HELD-HP/held12.htm

Lit.: Köbler, DRG 110, 133; Krebs, C., Teutscher Reichsstaat, Teil 1f. 1706f.; Moser, J., Teutsches Staatsrecht, Bd. 1ff. 1737ff., Neudruck 1968; Zeumer, K., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, 1910; Feine, H., Zur Verfassungsentwicklung des Heil(igen) Röm(ischen) Reiches, ZRG GA 52 (1932), 65; Diehl, E., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, (in) HZ 156 (1937), 457; Wesenberg, G., Die Privatrechts­gesetz­gebung des Heiligen römischen Reiches, (in) Studi P. Koschaker, Bd. 1 1954, 187; Heer, F., Die Tragödie des heiligen Reiches, Bd. 1f. 1952f.; Aretin, K. Frhr. v., Heiliges römisches Reich 1776-1806, Bd. 1f. 1967; Randelzhofer, A., Völkerrechtliche Aspekte des Heiligen römischen Reiches nach 1648, 1967; Recht und Verfassung des Reiches in der Zeit Maria Theresias, hg. v. Conrad, H., 1964; Das Staatsrecht des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Wenkebach, H., Bestrebungen zur Erhaltung der Einheit des heiligen römischen Reiches, 1970; Koch, G., Auf dem Wege zum sacrum imperium, 1972; Schubert, E., König und Reich, 1979; Bussi, E., Diritto e politica in Germania nel 18. secolo, 1971; Aretin, K. Frhr. v., Das Alte Reich, Bd. 1ff. 1980ff. (Band 4 Register); Walter, G., Der Zusammenbruch des Hei­ligen römischen Reiches, 1980; Nonn, U., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, (in) ZHF 9 (1982), 129; Hammerstein, N., Das Römische am Heiligen römischen Reich, ZRG GA 100 (1983), 119; Kohler, A., Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa, 1990, 2. A. 2010; Heiliges Römisches Reich und moderne Staatlichkeit, hg. v. Brauneder, W., 1993; Aretin, K. v., Das alte Reich 1648-1806, Bd. 1ff. 1993ff.; Luh, J., Unheiliges Römisches Reich, 1995; Schulze, H., Kaiser und Reich, 1998; Essig, M., Das Reich als europäische Vision, 1999; Schmidt, G., Geschichte des alten Reiches, 1999; Marquardt, B., Das römisch-deutsche Reich als segmentäres Verfassungssystem, 1999; Hartmann, P., Kulturgeschichte des heiligen römischen Reiches 1648 bis 1806, 2001; Imperium Romanum – irregulare corpus – Teutscher Reichs-Staat, hg. v. Schnettger, M., 2002; Schwarz, J., Herrscher- und Reichstitel, 2003; Gotthard, A., Das alte Reich 1495-1806, 2003, 4. A. 2012; Prietzel, M., Das heilige römische Reich im Spätmittelalter, 2004, 2. A. 2010; Reichspersonal, hg. v. Baumann, A. u. a., 2004; Herbers, K. u. a., Das Heilige römische Reich, 2005, 2. A. 2006; Mazohl-Wallnig, B./Böschle, A., Zeitenwende 1806, 2005; Hartmann, P., Das Heilige römische Reich in der Neuzeit, 2005; Stollberg-Rilinger, B., Das heilige römische Reich deutscher Nation, 2006; Lesebuch altes Reich, hg. v. Wendehorst, S. u. a., 2006; Kraus, H., Das Ende des alten Deutschland, 2006; Heiliges römisches Reich deutscher Nation 962 bis 1806, hg. v. Puhle, M. u. a., 2006; Externbrink, S., Friedrich der Große, Maria Theresia und das alte Reich, 2006; Burgdorf, W., Ein Weltbild verliert seine Welt, 2006, 2. A. 2009; Weinfurter, S., Das Reich im Mittelalter, 2008; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige Römische Reich (1350-1798), 2008; Vielhaber, T., Reformper­spektiven zur Reichsver­fas­sung im Jahrhundert nach dem westfälischen Frieden, Diss. Bonn 2008; Müller-Mertens, E., Römisches Reich im Frühmittelalter, (in) HZ 288 (2009), 51; Herbers, K. u. a., Das heilige römische Reich, 2010; Rudolph, H., Das Reich als Ereignis, 2010; Wefers, S., Das Primat der Außenpolitik, 2013; Whaley, J., Das Heilige römische Reich deutscher Nation 1493-1648, 2014; Was das Reich zusammenhielt – Deutungsansätze und integrative Elemente, hg. v. Bongartz, J. u. a., 2017; Scheffknecht, W., Kleinterritorium und Heiliges römisches Reich. Der „Embsische Estat“ und der Schwäbische Reichskreis im 17. und 18. Jahrhundert, 2018; Klöppel, M., Revolution und Reichsende – Der Transformationsprozess von 1789 bis 1806 im Spiegel ausgewählter Leipziger Periodika, 2019; Quaasdorf, F., Kursachsen und das Ende des Alten Reiches, 2020

Heilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesundung, Herstellung von Rechtsgeschäften) →Kon­valeszenz

heim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 anscheinend nicht bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 276 domi heime]und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) nachhause, zuhause

Heim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [?] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., heim, Adverb, zuhause, nachhause) Haus

Wort 10. Jh., für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) Wohnung, Siedlung

Heimat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ab um 1000 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 207, II 517, II 468 für patria] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herkunftsort eines Menschen

Lit.: Heimat global, hg. v. Costadura, E. u. a., 2019

Heimatzuflucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal [1784 Grass] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuflucht in die Heimat

Heimatzufluchtsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal [ohne Zeitangabe] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ursprünglich gewohnheitsrechtlich oder vertraglich, in dem 19. Jahrhundert auch gesetz­lich begründete Recht eines not­leidenden Ge­schwisters eines Hoferben auf zeitlich be­grenzte Rückkehr in das Eltern­haus.

Lit.: Buchenroth, A., Die Heimatzuflucht nach § 30 Absatz 3 Reichserbhofgesetz, 2004

Heimbürge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 680 quem uicini eligunt ut uicew comitis vel tribuni iudicet, III 262 tribunus heimburge] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Hochmittelalter der (oft jährlich von der Gemeinde gewählte) Leiter (von Orts­gericht und Verwaltung) einer meist dörflichen Gemeinde zwischen Elsass und Thüringen (Mühlhausen bis teilweise in das 19. Jahrhundert.

Lit.: Wiemann, H., Der Heimbürge, 1962; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Hagner, U., Zwischen Heimbürge und Schultheiß, 2014

Heimfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Buchhorn] in neunzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Anfall (bzw. Einzug) des Nachlasses erbenlos verstorbener Menschen. Er steht als Recht teils dem Grundherrn, teils dem Lehnsherrn, teils der Gemeinde, teils dem König oder Landesherrn bzw. Staat zu. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist der →Fiskus gesetzlicher Erbe.

Lit.: Hübner 777; Tomaschek, J., Das Heimfallsrecht, 1882; Brünneck, W. v., Das Heimfallsrecht und die Gütervereinigung im älteren böhmisch-mährischen Recht, ZRG GA 20 (1899), 1; Poll, B., Das Heimfallsrecht auf den Grundherrschaften Österreichs, 1925, Neudruck 1978; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955, 149; Jewell, H., English Local Administration, 1972

Heimtücke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Hinterhältigkeit, (BGH 1953) bewusstes Ausnutzen der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers, (Vorentwurf eines StGB der Schweiz 1894, § 211 StGB von dem 4. 9. 1941, § 112 StGB-DDR 1968) ist ein Tatbestandsmerkmal des modernen Mordtatbestands des Rechtes Deutschlands. S. Google

Lit.: Thomas, S., Die Geschichte des Mordparagraphen, 1985; Dörner, B., Heimtücke, 1998; Linka, K., Mord und Totschlag, 2008; David, A., Die Entwicklung des Mordtatbestands im 19. Jahrhundert, 2009

Heineccius (Heinecke), Johann Gottlieb (Eisenberg in Thüringen 11. 9. 1681-Halle 31. 8. 1741) wird nach dem Studium der Theologie in Leipzig (1698-1703) und des Rechtes in Halle (Stryk, Thomasius, Böhmer, Gundling, Ludewig) 1713 Pro­fessor der Philosophie und nach der rechtswissenschaftlichen Promotion (1716) 1720 außerordentlicher und 1721 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft in Halle, Franeker (1723), Frankfurt an der Oder (1727) und (gegen seinen Willen) Halle (1733). Seine dogmatischen Grund­risse (darunter die erste geschlossene Darstellung des deutschen Privatrechts und das erste römischrechtliche Lehrbuch moderner Art) machen ihn zu dem einflussreichsten deutschen Juristen des 18. Jahrhunderts (Antiquitatum Romanarum syntagma [N.], 1721, Elementa [N.Pl.] iuris civilis secundum ordinem institu­tionum, 1725 [insgesamt 176 Ausgaben], Elementa [N.Pl.] pandectarum, 1727, Juris­prudentia [F.] Romana, 1738ff., Antiquitates [F.Pl.] Germanicae jurispru­dentiam patriam illustrantes, 1772ff., Elementa [N.Pl.] iuris Germanici, 1735f. [erste geschlossene Darstellung des deutschen Privatrechts], Elementa [N.Pl.] iuris naturae et gentium, 1737, deutsch 1994, Grundzüge des Natur- und Völkerrechts). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HeinecciusJohannGottliebElementaiurisGermanici1736Teil1.pdf; Köbler, DRG 144; Heineccius, J., Opera omnia, Bd. 1ff. 1744ff., Neudruck 2010ff.; Reibstein, E., J. G. Heineccius als Kritiker des grotianischen Systems, (in) Zs. f. ausl. öff. Recht und Völkerrecht 24 (1964), 236; Luig, K., Die Anfänge der Wissenschaft vom deutschen Privatrecht, (in) Ius commune 1 (1967), 195; Elementa iuris naturae et gentium (deutsch), hg. v. Bergfeld, C., 1994; Wardemann, P., Johann Gottlieb Heineccius (1681-1741). Leben und Werk, 2007

Heingereiden (Haingeraiden) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Heimgereide ab 11. Jahrhundert in 23 Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) sind (16) seit dem 13. Jahrhundert (1256) nachweisbare dörfliche Marknutzungsverbände (beispielsweise Wanzenau in dem Oberelsass) von den Vogesen bis zu der Haardt, die seit 1792 von Frankreich beseitigt werden, sowie verschiedene andere Großmarken (beispielsweise Bieger Mark, Dieburger Mark) überwiegend auf fränkischem Boden. S. Google

Lit.: Christmann, E., Name und Entstehung der pfälzischen Heingereiden, (in) ZGO 99 (1951), 407; Ziegler, H., Die Auflösung der Haingeraiden, (in) Pfälzer Heimat 20 (1969), 20

Heinrich der Löwe (1128/1129?, 1133/1135?-Braunschweig 6. 8. 1195), →Welfe, Herzog von Sachsen (1142) und Bayern (1156), gefährdet durch seine beinahe königliche Machtstellung mit entsprechendem Anspruch den mit ihm verwandten deutschen Kaiser Friedrich I. Barbarossa (→Staufer), mit dem er infolge der Unterstützung bei der Wahl (1152) zunächst lange erfolgreich zusam­menwirkt. Da er nach der Verweigerung der Unterstützung in Italien 1176 mehreren La­dungen in einem von Fürsten wegen Landfriedensbruchs eingelei­teten Verfah­ren vor dem Kaiser nicht Folge leistet, wird er in dem Juni 1179 (29. 6?) geächtet und als Folge des Nichter­scheinens in einem daraufhin wegen Nicht­achtung der Majestät begonnenen Verfahren in dem Januar 1180 für aller Reichslehen verlustig erklärt. In dem April 1180 wird das Herzogtum Sachsen in Westfalen (an den Erzbischof von Köln) und (östliches) Sachsen (an Bernhard von Askanien) geteilt, in dem September 1180 das Herzogtum Bayern an Otto von →Wittelsbach gegeben. Heinrich der Löwe behält nur die Eigengüter um Braun­schweig und Lüneburg. Mit der Zerschlagung des Stammes­herzog­tums Sachsen wird nach der Zerschlagung des Herzogtums Bayern von 1156 die Bildung von →Län­dern weiter geför­dert. S. Google

Lit.: Güterbock, F., Der Prozess Heinrichs des Löwen, 1909; Haller, J., Der Sturz Heinrichs des Löwen, (in) Archiv für Urkundenforschung 3 (1911), 295; Niese, H., Zum Prozess Heinrichs des Löwen, ZRG GA 34 (1913), 195; Moeller, R., Die Neuordnung des Reichs­fürstenstandes, ZRG GA 39 (1918), 1; Schambach, K., Noch einmal die Gelnhäuser Urkunde und der Prozess Heinrichs des Löwen, (in) Zs. d. hist. Ver. für Niedersachsen 81 (1916), 1, 83 (1918), 189; Güterbock, F., Die Gelnhäuser Urkunde und der Prozess Heinrichs des Löwen, 1920; Hüttebräuker. L., Das Erbe Heinrichs des Löwen, 1927; Haendle, O., Die Dienstmannen Heinrichs des Löwen, 1930; Hasenritter, F., Beiträge zum Urkunden- und Kanzleiwesen Heinrichs des Löwen, 1936; Hildebrand, R., Der sächsische „Staat“ Heinrichs des Löwen, 1937; Läwen, G., Die herzogliche Stellung Heinrichs des Löwen in Sachsen, Diss. phil. Königsberg 1937; Ganahl, K., Neues zum Text der Gelnhäuser Urkunde, (in) MIÖG 53 (1940), 287; Die Urkunden Heinrichs des Löwen, bearb. v. Jordan, K., 1941ff.; Schambach, K., Der genaue Tag des Achtspruches, ZRG GA 69 (1952), 309; Bärmann, J., Die Städtegründungen Heinrichs des Löwen, 1961; Diestelkamp, B., Welfische Städtegründungen und Stadtrechte des 12. Jahr­hunderts, ZRG GA 81 (1964), 164; Jordan, K., Heinrich der Löwe, 1979, 2. A. 1980, 4. A. 1996; Heinrich der Löwe, hg. v. Mohrmann, W., 1980; Engels, O., Stauferstudien, 1988; Heinrich der Löwe, hg. v. Luckhardt, J., 1995; Ehlers, J., Heinrich der Löwe, 1997; Seibert, H., Heinrich der Löwe und die Welfen, (in) HZ 268 (1998), 375; Gaethke, H., Herzog Heinrich der Löwe und die Slawen nordöstlich der unteren Elbe,1999; Heinrich der Löwe, hg. v. Fried, J. u. a., 2003; Ehlers, J., Heinrich der Löwe, 2008

Heinrich I. (um 876-Memleben 2. 7. 936) 919 deutscher König, Begründer des Königsgeschlechts der Ottonen, s. Google

Lit.: Giese, W., Heinrich I., 2007

Heinrich II. (6. 5. 978 oder 973-Pfalz Grone 13. 7. 1024) Urenkel Heinrichs I., fünfter und letzter König des Königsgeschlechts der Ottonen, s. Google

Lit.: Weinfurter, S., Heinrich II., 1999, 3. A. 2002

Heinrich III. (28. 10. 1017-Bodfeld 5. 10. 1056) zweiter deutscher König des Königs­geschlechts der Salier, der 1046 das Papst­schisma beendet, aber bereits mit 39 Jahren stirbt. S. Google

Lit.: Boshof, E., Die Salier, 1987, 5. A. 2008; Heinrich III., hg. v. Lubich, G. u. a., 2018

Heinrich IV. (Goslar? 11. 11. 1050-Lüttich 6. 8. 1106) dritter deutscher König des Königs­geschlechts der Salier, der mit 6 Jahren die Herrschaft übernimmt und 1076 anlässlich der Besetzung des Erzbistums Mailand mit Papst Gregor VII. in Streit gerät (Investiturstreit ab 1073-1122), aber sich durch den Gang nach Canossa von dem Kirchenbann lösen kann. S. Google

Lit. Althoff, G., Heinrich IV., 2006, 3. A. 2012; Heinrich IV., hg. v. Althoff, G., 2009

Heinrich V. (11. 8. 1086?-Utrecht 23. 5. 1125) vierter und letzter deutscher König aus dem Geschlecht der Salier, der 1105 seinen Vater entmachtet und 1122 das Wormser Konkordat mit dem Papst schließt. S. Google

Lit.: Boshof, E., Die Salier, 1987, 5. A. 2008; Heinrich V. in seiner Zeit, hg. v. Lubich, G., 2013; Thiel, M., Studien zu den Urkunden Heinrichs V., hg. v. Hartmann, M., 2017

Heinrich VI. (Nimwegen 1165-Messina 28. 9. 1197) dritter König aus dem Ge­schlecht der Staufer, der vergeblich versucht, das Erbe seiner Frau Konstanze von Sizilien einzunehmen, und bereits mit 32 Jahren stirbt. S. Google

Lit.: Csendes, P., Heinrich VI., 1993; Kaiser Heinrich VI., hg. v. d. Gesellschaft für staufische Geschichte e. V: 1998; Jericke, H., Kaiser Heinrich VI., 2008

Heinrich von Segusia →Hostiensis

Heirat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen – ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 306 copulae, III 420 conubium] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., um 1050, Verb heiraten 13. Jh., Heiratsregister 1875), s. Google, →Eheschließung

Lit.: Mantl, E., Heirat als Privileg, 1997; Liebl, R., Ein Königreich als Mitgift, 1998; Weller, T., Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004; Kaiser, D., Die elterliche Einwilligung, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Heirat macht mündig. (Wortfolde in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996 (Hillebrand 1858)

heiraten (Wort in EDEL 13. Jahrhundert) s. Heirat, s. Google

Heiratsabgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), s. Google

Heiratsabgabensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – außer in einem Hinweis auf SchwäbWB nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, modernes Wissenschaftswort, N.) ist bei der Gütertren­nung (Ehegüterrecht) die vereinbarte Über­gabe von Heiratsgut (Mitgift, Heimsteuer) durch die Ehefrau (oder ihre Eltern) an den Ehemann und die vereinbarte Gegenleistung des Ehemanns an die Ehefrau (Widerlegung, Morgen­gabe), wobei beide Leistungen durch Liegenschaftspfandrecht gesichert werden. In dem 19. Jahrhundert tritt das Heiratsabgabensystem zurück. Den folgenden Kodifikationen des bürgerlichen Rechtes ist es unbekannt. S. Google

Lit.: Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff.; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Heiratserlaubnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erlaubnis der Eheschließung eines Menschen mit einem anderen durch einen Dritten. In dem Frühmit­telalter bedarf die nach kirchlicher Ansicht selbst zu der Ehes­chließung berechtigte Braut (zumindest noch) der Heiratserlaubnis des Inhabers der Personalgewalt (munt), die später auf die Fälle fehlender Ehemündigkeit eingeschränkt wird. Daneben benötigt der Unfreie die Heiratserlaubnis des Grundherrn. Seit dem 16. Jahrhundert begründet der Landes­herr Heiratserlaubnisse für Beamte, Sol­daten, Kranke, Mittellose, Witwen u. s. w. Die Auf­klärung drängt seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert die Heiratserlaubnis allgemein zurück, doch sieht noch das Ehepatent Josephs II. für Österreich von 1783 die Nichtigerklärung der Ehe­schließung we­gen fehlender Ehebewilli­gung vor, enthält noch das Ehegesetz des Deutschen Reiches von 1938 eine Heiratserlaubnis für Soldaten und kennt noch das deutsche Gesetz von dem 4. 5. 1998 ein begrenztes Vetorecht der Eltern (in § 1303 III BGB). S. Google

Lit.: Friedberg, E., Das Recht der Eheschließung, 1865; Thudichum, F., Über unzulässige Be­schränkungen des Rechts der Verehelichung, 1866; Köstler, R., Die väterliche Ehebewilligung, 1908; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955, 30; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Saar, S., Ehe - Scheidung - Wiederheirat, 2002; Frassek, R., Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005

Heiratsregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbarHeirat, N., 1875) s. Google

Heiratszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht. sber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in familärer und obrigkeitlicher Form mögliche Zwang zu der Heirat, der in früheren Zeiten besteht, aber unter dem Einfluss der Kirche (bereits in dem Hochmittelalter) und der Auf­klärung (spätestens in dem 19. Jahrhundert) ver­schwin­det. S. Google

Lit.: Thudichum, F., Über unzulässige Beschränkungen des Rechts der Verehelichung, 1866; Wettlaufer, J., Das Herrenrecht der ersten Nacht, 1999

heischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 288] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), verlangen, fordern, laden, s. ausheischen, s. Google

heitstrenging, an., Sb., Festbinden eines Versprechens, Gelübde, s. Google

Lit.: Näsström, B., Blot, 2002

Held (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen in fünf Literaturhinweisen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), außergewöhnlich tapferer Mann, hervorragender Mann, s. Google

Heldensage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (lange mündlich überlieferte) Sage von Taten hervorragender Männer (Helden) (und Götter) in Altertum und Mittelalter (beispielsweise Äneas, Odysseus, Herkules, Romulus, Siegfried, Hildebrand, Wolfdietrich), in die auch rechtlich bedeut­same Geschehnisse eingeflochten sein kön­nen. S. Google

Lit.: Schneider, H., Germanische Heldensagen, 1928, 2. A. 1962; Haferland, H., Mündlichkeit, Gedächtnis und Me­dialität, 2004; Kropik, C., Reflexionen des Ge­schicht­lichen, 2008

helfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beistehen, unterstützen, →Hilfe, s. Google

Helgoland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Insel in der Nordsee vor der Elbemündung, s. Google

Lit.: Moeller, E, v., Die Rechtsgeschichte der Insel Helgoland, 1904; Rüger, J., Heligoland – Britain, Germany and the Struggle for the North Sea, 2017

Heliand („Heiland“, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die nach der lateinischen Übersetzung (6. Jahrhundert) der Evangelienharmonie des Syrers Tatian (2. Jahrhundert) vor 850 (wohl in Fulda oder Werden) verfasste, in 5 Handschriften(fragmenten) überlieferte, 5983 (erhaltene) Zeilen (Verse) umfas­sende altsächsische Stabreimdichtung. Es ist streitig, in welchem Umfang das Werk frühmittel­alterliches Recht wiedergibt (Herrschaft, Stände, Rüge). S. Google

Lit.: Vilmar, A., Deutsche Altertümer im Heliand, 1845, 2. A. 1862; Lagenpusch, E., Das germanische Recht im Heliand, 1894; Kuhn, H., Die Grenzen der germanischen Gefolgschaft, ZRG GA 73 (1956), 28; Sowinski, B., Darstellungsstil und Sprachstil im Heliand, 1985; Heliand und Genesis, hg. v. Taeger, B., 10. A. 1996

Hellene (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums bisher nicht erklärt, M.) Grieche

Hellenismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums bisher nicht überzeugend erklärt, M.) ist ursprünglich der richtige Gebrauch der griechischen Schriftsprache, später die Ausbreitung griechischer Kultur seit Alexander dem Großen (356-13. 6. 323 v. Chr.). S. Google

Lit.: Kaser §§ 1 II 2, 3 III 4; Söllner §§ 18, 19, 22; Gehrke, H., Geschichte des Hellenismus, 1990, 3. A. 2003, 4. A. 2008; Kreissig, H., Geschichte des Hellenismus, 1984; Hellenismus, hg. v. Funck, B., 1997; Die Rezeption der Antike, hg. v. Konstantinou, E., 1998; Christ, K., Hellas, 1999; Heinen, H., Geschichte des Hellenismus, 2003; Lexikon des Hellenismus, hg. v. Schmitt, H./Vogt, E., 2005; Meißner, B., Hellenismus, 2007; Kulturgeschichte des Hellenismus, hg. v. Weber, G., 2007; Errington, R. A History of the Hellenistic World 323-30 Bc, 2008; Wolf, M., Die Agora von Solunt, 2013; Geiger, J., Hellenism in the East, 2014; Scholz, P., Der Hellenismus, 2015; Chaniotis, A., Die Öffnung der Welt- Der Hellenismus von Alexander bis Hadrian, 2019; Saba, S., Isopoliteia in Hellenistic Times, 2020

Heller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1297 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [Salem] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über den Ortsnamen Schwäbisch Hall in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische oder das Keltische erklärbar, s. Google

Heller, Hermann Ignatz (Teschen/­Schlesien 17. 7. 1891-Madrid 5. 11. 1933), jüdische Abstammung, Rechtsan­waltssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Wien, Innsbruck und Graz 1920 in Kiel (Gustav Radbruch) habilitiert, 1921 Dozent in Leipzig und Referent an dem Institut für ausländisches öffentliches Recht in Berlin sowie 1928 zu einem außerordentlichen Professor in Berlin und 1932 zu einem ordentlichen Professor in Frankfurt an dem Main (bis 7. 4. 1933, Flucht nach Spanien) ernannt. Er versteht in der Staatslehre den Staat als sozialen Rechtsstaat und setzt sich für einen national gesinnten Sozialismus ein. S. Google

Lit.: Robbers, G., Hermann Heller, 1983; Der soziale Rechtsstaat, hg. v. Müller, C./Staff, J., 1984; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 767; Fiedler, W., Das Bild Hermann Hellers, 1994; Goller, P., Hermann Heller, 2002; Henkel, M., Hermann Hellers Theorie der Politik und des Staates, 2011

Helmarshausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, s. Google

Lit.: Hoffmann, H., Bücher und Urkunden aus Helmarshausen und Corvey, 1992

Helmbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in einer zweifelhaften schwierigen Stelle des 15. Jahrhunderts vielleicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Gogle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die um 1270 vielleicht in dem Innviertel von Wernher dem Gartenaere verfasste, in zwei Handschriften überlieferte Geschichte eines sich gegen seinen Stand auflehnenden Bauernsohns, die möglicher­weise auch Rechtswirklich­keit widerspiegelt. S. Google

Lit.: Die Märe vom Helmbrecht, hg. v. Panzer, F., 6. A. 1960, 9. A. 1974; Menke, P., Recht und Ordo-Gedanke im Helmbrecht, 1993

Helmstedt ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Ersterwähnung Helmonstede 952, 1247 Stadt) ist von 1576 bis 1810 Sitz einer von dem Herzog von Braunschweig gegründeten Universität (1589 340 Studenten, Hermann Conring). S. Google

Lit.: Behse, A., Die juristische Fakultät der Universität Helmstedt im Zeitalter des Naturrechts, 1920; Baumgart, P./Pitz, E., Die Statuten der Universität Helmstedt, 1963; Schikora, A., Die Spruchpraxis an der juristischen Fakultät zu Helmstedt, 1972; Haase, H., Die Universität Helmstedt 1576-1810, 1976; Die Matrikel, bearb. v. Mundhenke, H., 1979; Kundert, W., Katalog der Helmstedter juristischen Disputationen, 1984 (2774 Titel); Hahn, P., Die Gerichtspraxis der altständischen Gesellschaft im Zeitalter des Absolutismus. Die Gutachtertätigkeit der Helmstedter Juristenfakultät, 1989; Müller, H., Helmstedt, 1998; Alschner, U., Universitätsbesuch in Helmstedt, 1998; Ahrens, S., Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt, 2004¸ Maaser, M., Humanismus und Landesherrschaft, 2010; Casemir, K. u. a., Die Ortsnamen des Landkreises Helmstedt und der Stadt Wolfsburg, 2011

Helsinki (Helsingfors) wird 1550 von dem König von Schweden gegründet und 1640 verlegt. An dem neuen Ort erhält es eine Universität. 1812 wird es Hauptstadt des russischen Großfürstentums →Finnland. S. Google

helvetisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google

Helvetische Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.)  ist die nach dem keltischen, von Caesar 58 v. Chr. besiegten Stamm der Helvetier benannte, von Frankreich (Napoleon) beeinflusste Republik in der →Schweiz (1798-1803).

Lit.: Levi, R., Der oberste Gerichtshof der Helvetik, 1945; Zwicky, J., Das Gefängniswesen zur Zeit der Helvetik, Diss. jur. Zürich 1982; Alkaly, M., Das materielle Strafrecht der französischen Revolution, 1984

Helvetisches Bekenntnis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Theologie Jean Calvins (1509-1564) und Ulrich Zwinglis (1504-1575) 1566 zu­sammenfassende Bekenntnis, das in dem West­fälischen Frieden 1648 reichsrechtlich aner­kannt wird und dessen Anhänger in Österreich seit Toleranzpatenten Josephs II. ab 1781 toleriert werden. S. Google

henken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – ab 868 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufhängen, s. Google

Henker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [Augsburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb henken ab 868 und um 1000 belegt, für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der 1276 in Augsburg und 1312 (?) in Braunschweig zuerst bezeugte Vollstrecker des (auf Hängen lautenden) Todesurteils. Der Henker gilt (ab etwa 1400) als unehr­lich. Vor der Vollstreckung steht dem Hinzurichtenden (seit dem 15. Jahrhundert?, henckermol 1575) eine Henkers­mahlzeit (Wort 17. Jh.) zu. Der 1924 zu dem Scharfrichter in Bayern berufene Johann Reichart vollzieht die Todesstrafe während des Nationalsozialismus in dem Deutschen Reich an rund 3000 und nach 1945 an 156 Menschen (früheren Nationalsozialisten). S. Google

Lit.: Mackensen, L., Henkersmahl und Johannisminne, ZRG GA 44 (1924), 318; Angstmann, E., Der Henker in der Volksmeinung, 1928; Heim, W., Das Henkersmahl, 1941; Hentig, H. v., Vom Ursprung der Henkersmahlzeit, 1958; Schuhmann, H., Der Scharfrichter, 1964; Glenzdorf-Treichel, Henker, Schinder und arme Sünder, 1978; Dachs, J., Tod durch das Fallbeil, 1996; Deutsch, A., Das schwere Schicksal der Henker, ZRG GA 118 (2001), 420; Bendlage, A., Henkers Hetzbube, 2003; Schubert, E., Räuber und Henker, 2007; Stuart, K., Unehrliche Berufe, 2008; Die Henker von Nürnberg und ihre Opfer, hg. v. Diefenbacher, M., 2010; Rosenstrauch, H., Karl Huß. Der empfindsame Henker, 2012

Henkersmahlzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) letzte Mahlzeit eines zu der Todesstrafe verurteilten Straftäters vor der Hinrichtung durch den Henker, s. Google

Henlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (anscheinend) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, althochdeutsch hielich, M.) ist ursprünglich der Heiratsgesang und in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter insbe­sondere in dem Recht des Ingelheimer Oberhofs die Verlobung und Eheschließung bzw. der →Ehe­vertrag.

Lit.: Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968, 104

Henneberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), s. Google

Lit.: Zickgraf, E., Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, 1944; Bibliographie zur henne­bergischen Geschichte, bearb. v. Henning, E. u. a., 1976; Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006

Henneberg, Berthold von (1441/1442-Aschaffenburg 21. 12. 1504), aus der Familie der Grafen von Henneberg-Römhild, wird nach dem Studium der Theologie in Erfurt (ab 1455) und Padua Domherr in Mainz (1464) und Erzbischof von Mainz (20. 5. 1484). Er bestimmt als Erzkanzler maßgeblich die Reformen des Heiligen römischen Reiches in dem Jahre 1495 (→Reichskammer­gericht, →Landfriede, →Gemeiner Pfennig, kurzzeitig wirksameRegimentsordnung von 1500). S. Google

Lit.: Weiß, E., Berthold von Henneberg, 1889; Bader, K., Ein Staatsmann vom Mittelrhein, 1955; Schröcker, A., Unio atque concordia, Diss. phil. Würzburg 1970

Hennegau (M.), Hainaut, nach dem Fluss Haine benanntes Gebiet Belgiens um Mons und Charleroi an der Grenze zu Frankreich, s. Google

Lit.: Goldhardt, O., Die Gerichtsbarkeit in den Dörfern des mittelalterlichen Hennegaues, 1909; Verriest, L., Le servage dans le Comté de Hainaut, 1910; Cauchies, J., La législation princière pour le comté de Hainaut, 1982

Henricus de Baila ist ein 1169 und 1170 bezeugter Glossator in Bologna (Glossen, Distinktionen, Disputationen?). S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 214

Henricus de Bracton (Bratton Fleming in Devon 1210-Exeter 1268) →Bracton

Henry de Bracton (Bratton Fleming in Devon 1210-Exeter 1268) →Bracton

Heraklit von Ephesos (um 500 v. Chr.) ist der erste europäische Philosoph, der den Einsatz des Einzelnen für die rechtliche Ordnung als Voraussetzung für den Bestand des Gemeinwesens hervorhebt. S. Google

Lit.: Moser, P., Heraklits Kampf ums Recht, 1993

Heraldik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1700 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Altfranzösische sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wappenkunde, s. Google

Lit.: Köbler, DRG 3; Hildebrandt, A., Handbuch der Heraldik, 19. A. 1998 (1. A. unter anderem Titel 1824); Seyler, G., Geschichte der Heraldik 1890, Neudruck 1970; Berchem, E. Frhr. v., Heraldische Bibliographie, 1937; Galbreath, D., Handbüchlein der Heraldik, 2. A. 1948; Crusius, E., Heraldik in Niedersachsen und Westfalen, 1957; Gumowski, M., Handbuch der polnischen Heraldik, 1969; Neubecker, O., Heraldik, 1977; Zenger, Z., Ceska heraldika, 1978; Bertenyi, I., Kis, magyar eimertan, 1983; Oswald, G., Lexikon der Heraldik, 1984, 3. A. 2011; Henning, E./Jochums, G., Bibliographie zur Heraldik, 1984; Dictionnaire heraldique, 1985; Woodcock, T./Robinson, J., The Oxford Guide to Heraldry, 1988; Filip, V., Einführung in die Heraldik, 2000, 2. A. 2011; Scheibelreiter, G., Heraldik, 2006, 2. A. 2009; Henning, E., Repetitorium heraldicum, 2010

Herausgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, 1739, F., Herausgabepflicht, F., 1896/1900) ist das Übergeben des Besitzes an einer Sache oder einem Menschen durch eine Person an eine andere Person.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Herausgabeanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Anspruch auf die Herausgabe eines Menschen oder einer Sache. Der bekannteste Fall des Herausgabean­spruchs ist die schon dem altrömischen Recht vertraute (lat.) →rei vindicatio (F., Gewaltansage wegen der Sache). Sie lebt in dem modernen Herausgabeanspruch des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches von 1896/1900, den der nicht besitzende Eigentümer gegenüber dem nicht zu dem Besitz berechtigten Besitze hat, in abgewandelter Form fort. S. Google

Lit.: Kaser § 27 I; Köbler, DRG 212

Herausgabepflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1896/1900) Pflicht zu Herausgabe

herausgeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1332 [Neuburg aD.StR. 251] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) einem anderen Menschen ausgeben

Herberge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 390 statione] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Unterkunft, s. Google

Lit.: Kachel, J., Herberge und Gastwirtschaft, 1924; Hermesdorf, B., De herberg in de Nederlanden, 1957; Peyer, H., Von der Gastfreundschaft zum Gasthaus, 1987; Potthoff, O., Kulturgeschichte der deutschen Gaststätte, 1996

Herborn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, an der Dill, 1251 Stadtrecht) ist von 1584 bis 1815 Sitz einer Universität (Althusius, als Student Comenius). S. Google

Lit.: Menk, G., Die Hohe Schule Herborn, 1981; Hae­ring, H., Die Spätzeit der Hohen Schule zu Herborn, 1994; Schmidt-von Rhein, G., Zur Geschichte der rechts­wissenschaftlichen Fakultät der hohen Schule zu Herborn, ZRG GA 103 (1986), 263; Hotson, H., Commonplace Learning – Ramism and its German Ramifications 1543-1630, 2007

Herd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen - ab 1284 [Elsass] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Boden (9. Jahrhundert), Feuerstätte (10. Jahrhundert), Haus, Wohnung, davon Herdschilling oder Herdzins zu leisten

Lit.: Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Mittelalterliche Öfen, hg. v. Röber, R. 2002

Herdecke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), s. Google

Lit.: Schnettler, O., Herdecke an der Ruhr, 1939

Herder, Johann Gottfried (Mohrungen in Ostpreußen 25. 8. 1744-Weimar 18. 12. 1803) wird nach dem Theologiestudium in Königsberg (1762-1764, Kant) Prediger in Riga, in Bückeburg (1771) und in Weimar (1776 Oberhofprediger). Er sieht in der Volkssprache und in dem Volkslied den Ausdruck des unbewusst schaffenden →Volksgeists, dessen nationale Eigenart geschichtlichen Eigenwert hat (Idee der Kulturnation). Damit beeinflusst er →Savignys Verständnis von dem Recht als sich organisch entfaltendem Teilbereich der Ge­samtkultur in bedeutsamer Weise. S. Google

Lit.: Herder, J., Über die neuere deutsche Literatur, 1766f.; Herder J., Abhandlung über den Ursprung der Sprache, 1772; Würtenberger, T., Johann Gottfried Herder und die Rechtsgeschichte, (in) JZ 12 (1957), 137; Adler, E., Herder und die deutsche Aufklärung, 1968; Kalletat, F., Herder und die Weltliteratur, 1984; Irmscher, H., Johann Gottfried Herder, 1996; Zaremba, M., Johann Gottfried Herder, 2002; Kantzenbach, F., Johann Gottfried Herder, 2007; Herder Handbuch, hg. v. Clairmont, H. u. a., 2010

Heredis institutio (lat. [F.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Erbeinsetzung, für die Bestandteile s. latein_a_z.docx) ist in klassischer römischer Zeit die schon früh an den Anfang des Testaments zu stellende, lange Zeit unabdingbare Erbeinsetzung (beispielsweise [lat.] Titius heres esto, Titius soll Erbe sein).

Lit.: Kaser §§ 65 II 1, 67 I 2

Hereditas ([F.] lat., s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht die vor allem aus Vermögensrechten gebildete Erbschaft (das Erbe). Die hereditas fällt als Einheit durch Gesamtnachfolge dem Erben an. Sie kann →hereditas iacens (ruhende Erbschaft) sein.

Lit.: Kaser §§ 65f.; Köbler, LAW; Kressin, U., Hereditas, 2011

Hereditas (F.) iacens (lat.) (liegende bzw. ruhende Erbschaft, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist in dem römischen Recht die einem Außenerben (lat. heres [M.] extraneus) anfallende Erbschaft in der Zeit zwischen dem Tode des Erblassers und der Ergreifung der Vermögensrechte durch den Au­ßen­erben. Ursprünglich gelten die Erb­schafts­gegenstände als (lat.) res (F.) nullius (Sachen niemands). Die Rechte und Pflichten bestehen weiter, haben aber zeitweilig keinen Träger und können deswegen nicht geltend gemacht werden. Die hereditas iacens kann Rechte er­werben. Die hereditas iacens wird mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter an verschiedenen Orten übernommen (beispielsweise Öster­reich). S. Google

Lit.: Kaser § 72 I; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 562, 621, 629

Hereditatis petitio (lat. [F.] Erbschaftsbe­gehren, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist bereits in dem altrömischen Recht das Herausverlangen der Erbschaft durch eine Per­son, die behauptet Erbe (M.) zu sein.

Lit.: Kaser §§ 65 III, 75

Heres (lat. [M.] s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht der →Erbe (Hauserbe oder Außenerbe).

Lit.: Kaser § 65 III; Köbler, DRG 37; Köbler, LAW

Herford (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine westfälische, um das 823 gegründete, 1147 reichsunmittelbare Stift erwachsene Stadt, von der die Bilderhand­schrift (2 Miniaturen, Initialen) eines mittel­niederdeutschen, dem Sachsenspiegel nahe­ste­henden Rechtsbuchs von etwa 1375 in 61 Artikeln überliefert ist. S. Google

Lit.: Löning, G., Vom Schöffenstuhl zu Herford im 17. Jahrhundert, ZRG GA 64 (1944), 326; Korte, F., Die staatsrechtliche Stellung von Stift und Stadt Herford, (in) Jahresbericht des historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg 58 (1955), 1; 1200 Jahre Herford, 1989; Rechtsbuch der Stadt Herford, hg. v. Helmert-Corvey, T., 1989; Hüpper, D., Das Herforder Rechtsbuch und sein Verhältnis zum Sachsenspiegel, (in) Nd. Wort 29 (1989), 47ff.; Terharn, C., Die Herforder Fehden, 1994; Kurtz, T., Das oberste Rückerstattungsgericht in Herford, 2014; Andermann, U./Kaspar, F., Das Leben im Reichsstift Herford – Herford und seine Stiftsfreiheit, 2019; Pape, R. u. a., Die Straßen und Plätze von Herford, 2021

Hergewäte →Heergewäte

Herisliz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt – Heerschlitz 788, 801, 810, 811 – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google – unter harisliz – belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., ahd., Heerzerstörung, Heerschlitz) ist der tatbestandliche Vorwurf (des Hochverrats), der 788 (nach den Lorscher Annalen) zu der Absetzung Herzog Tassilos III. von Bayern führt. S. Google

Lit.: Köbler, WAS; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 53; Krah, A., Absetzungsverfahren als Spiegelbild von Königsmacht, 1987; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolin­gi­schen Kapitularien, 1993

Hermann von Oesfeld (Magdeburg Mitte 14. Jahrhundert), vielleicht aus Oebisfelde an der Aller nördlich Helmstedts, Bürger in Magdeburg, fertigt möglicherweise ein Register zu dem Landrecht des →Sachsenspiegels sowie die um 1350 entstehenden verfahrensrechtlichen Schriften →Cautela und →Premis an. S. Google

Lit.: Homeyer, C., Richtsteig Landrecht nebst Cautela und Premis, 1857, 390; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66

Hermann von Salza (um 1180-Salerno 20. 3. 1239), aus einer Ministerialenfamilie in Thüringen bei Gotha und Langensalza, von 1209 bis 1239 (vierter) Hochmeister des Deutschen Ordens, erlässt die sog. →Kulmer Handfeste, die lübischem und magdebur­gischem Vorbild folgend den nach Kulm und Thorn gezogenen Bürgern freiheitliche Rechte gewährt. S. Google

Lit.: Caspar, E., Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaates in Preußen, 1924; Kluger, U., Hochmeister Hermann von Salza, 1987; Sarnowsky, J., Der Deutsche Orden, 2007

Hermeneutik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums und wohl Kleinasien aufgenommen, ohne bekannte Etymologie, F.) Verstehenslehre, s. Google

Lit.: Hermeneutik der Quellentexte des römischen Rechtes, hg. v. Avenarius, M., 2008; Juristische Hermeneutik zwischen Vergangenheit und Zukunft, hg. v. Meder, S. u. a., 2013; Hermeneutik der frühchristlichen Wundererzählungen, hg. v. Kollmann, B. u. a., 2014; Augsberg, I., Kassiber – Die Aufgabe der juristischen Hermeneutik, 2016; Juristische Hermeneutik im 20. Jahrhundert – Eine Anthologie von Grundlagentexten der deutschen Rechtswissenschaft, hg. v. Meder, S. u. a., 2019

Hermogenian (um 300) ist vielleicht unter Kaiser Diokletian (284-313/316) Leiter einer kaiserlichen Kanzlei und (lat.) praefectus (M.) praetorio (Prätorianer­präfekt). Er verfasst die private (halbamtliche?) Sammlung von Konstitutionen Diokletians fast nur der Jahre 293 und 294 (→Codex Hermogenianus), von der 104 Fragmente in die →Digesten Justinians aufgenommen werden, und (lat.) Iuris epitomarum libri (M.Pl.) VI (Auszüge aus klassischen Schriften Rechtskundiger).

Lit.: Söllner §§ 19, 22; Liebs, D., Hermogenians Iuris Epitomae, 1964; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987, 36, 137

Herold (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., aus germ. hari-waldaz?, Personenname bei Tacitus) Ver­kün­der, Herausbildung seit 12. Jahrhundert in Turnieren nach Entwicklung von das Gesicht der Kämpfer verbergenden Helmformen

Lit.: Wagner, A., Heralds and Heraldry, 2. A. 1956; Römheld, L., Die diplomatischen Funktionen der He­rol­de im späten Mittelalter, Diss. phil. Heidelberg 1964; Scheibelreiter, G., Heraldik, 2006; The Herald in Late Medieval Europe, hg. v. Stevenson, K., 2009; Bock, N., Die Herolde im römisch-deutschen Reich, 2015

Herold, Basilius Johann (Höchstädt an der Donau 17. 12. 1514-Basel [vor] 17. 6.1567), unehelicher Sohn eines Augsburger Bürgers, Übersetzer und Drucker ohne feste Anstellung, veröffentlicht in Basel 1557 eine Sammlung von 12 (10) Volksrechten (Originum ac Germanicarum antiquitatum libri, M. Pl., Bücher über die Ursprünge und deutschen Altertümer), deren handschriftliche Vorlagen seitdem teilweise (lat. Lex [F.] Frisionum, eine Fassung der lat. Lex [F.] Salica) verschollen sind. S. Google

Lit.: Burckardt, A., Johann Basilius Herold, 1967

Herr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 126 erus haeroro herro, I 659 Tyrannorum herronom herrono, herron] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Gebieter über einen anderen Menschen (oder über einen Gegenstand). Das Wort wird in dem 8. Jahrhundert als Lehnübersetzung von lat. [M.] senior, Älterer (und damit Höherer), aus dem Komparativ des Adjektivs her, „grau, hehr“ gebildet. Hausherr, Grundherr (Wort 14. Jahrhundert), Lehns­herr und →Landesherr (Wort 15. Jahrhundert) sind wichtige Er­scheinungsfor­men. Erst spät wird Herr zu einer allgemeinen Anrede erwachsener Männer. In den ständischen Landtagen von Österreich ob der Enns und Österreich unter der Enns sind die Herren eine eigene Kurie, in der Steiermark, in Kärnten und Krain eine Kurie mit den Rittern. S. Google

Lit.: Köbler, WAS; Lünig, J., Thesaurus iuris deren Grafen und Herren des Heiligen römischen Reichs, 1725; Dungern, O. Frhr. v., Der Herrenstand im Mittelalter, 1908; Forst-Battaglia, O., Vom Herrenstande, 1916; Oberschelp, B., Die Edelherren von Büren, 1963; Dopsch, H., Landherren, Herrenbesitz und Herrenstand in der Steiermark 1100-1500, Diss. phil. Wien 1969 (masch.schr.); Kulenkampf, A., Einungen und Reichsstandsschaft fränkischer Grafen und Herren, Diss. jur. Bonn 1971; Hergemöller, B., Fürsten, Herren und Städte zu Nürnberg 1355/65, 1983; Müller, P., Die Herren von Fleckenstein, 1990; Algazi, G., Herrengewalt, 1996

Herrenchiemseer Verfassungskonvent (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. ist das von den 11 Ministerpräsidenten der drei westlichen Besatzungszonen des Deutschen Reiches auf Einladung Bayerns von dem 10. bis 23. 8. 1948 nach Herrenchiemsee in dem Chiemsee einberufene, eine →Verfassung (→Grundgesetz) der späteren Bundes­republik →Deutschland vorbereitende Gremium (Carlo Schmid Justizminister Württemberg-Hohenzollerns SPD, Josef Schwalber Staatssekretär in dem Innenmi­nisterium Bayern CSU, Josef Beyerle Justiz­minister Württemberg-Baden CSVP/CDU, Adolf Süsterhenn, Justizminister Rheinland-Pfalz CDU, Paul Zürcher Oberlan­desgerichtspräsident (Freiburg im Breisgau) Baden CDU, Hermann Louis Brill Leiter der Staatskanzlei Hessen SPD, Theodor Spitta Bürgermeister Bremen BDV/FDP, Fritz Baade Professor der Wirtschaftswissen­schaften Schleswig-Holstein SPD, Justus Danckwerts Ministerialrat Niedersachsen, Theodor Kordt Diplomat und Völkerrechtler Nordrhein-Westfalen, Wilhelm Drexelius Senatssyndikus Hamburg SPD, Otto Suhr Volkswirt und Vorsteher der Stadtver­ordnetenver­sammlung Berlin als Gast SPD). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 256; Buchner, P., Der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee. Der Parlamentarische Rat 1948/49, 1981; 50 Jahre Ver­fassungskonvent Herrenchiemsee, hg. v. März, P. u. a., 1998; Weichenstellung für Deutschland, hg. v. März, P. u. a., 1998

Herrenfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in vier Literaturhinweisen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Tod des →Herrn in dem Lehnsverhältnis. S. Google

Herrenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für ein dem englischen House of Lords nachgebildetes Staatsorgan einiger Verfassungen des 19. Jahrhunderts (Preußen 1855-1918, Österreich 1861-1865, 1867-1918, ab 1907 mindestens 150 und höchstens 170 Mitglieder). Ihm gehören hauptsächlich Vertreter des →Adels und von dem Herrscher besonders berufene Mitglieder an. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Spenkuch, H., Das preußische Herrenhaus, 1998

Herrenlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [mittelniederländisch] in etwa zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die Sache, die keinen Eigentümer hat (beispielsweise früher in Freiheit befindliche wilde Tiere, derelinquierte Sachen, ähnlich freie Luft, fließendes Wasser). Die herrenlose Sache unterliegt der Aneignung. Aneignungsberechtigt ist ursprünglich jeder­mann, nach späterem deutschem Recht der jeweils besondere Träger eines Aneignungs­rechts (beispielsweise Jagdberechtigter, Fiskus). S. Google

Lit.: Hübner 454f.

Herrenreiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) als Herr Reitender, s. Google

Herrenreiterurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Entscheidung des Bundesgerichtshofs der Bundesrepublik Deutschland von dem 14. Fe­bruar 1958 (BGHZ 28, 349), die in Analogie zu § 847 BGB und in Widerspruch zu § 253 BGB) einem ohne Einwilligung zu Werbe­zwecken (für das Potenzmittel Okasa) öffentlich abgebil­deten (stattlichen) Reiter (Herrenreiter) eine billige Entschä­digung (Schmer­zensgeld, Ersatz immate­ri­ellen Schadens) ge­währt (trotz Widerspruchs zu vorhergehendem, gesetzlich geschaffenem Recht als ver­fassungsmäßig angesehenes Richter­recht).

Lit.: Wagner, G., Geldersatz für Persönlichkeitsverletzungen, (in) ZEuP 2000, 200ff.

Herrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 128 serenitatis hersceffi, herscefti, herscephti] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Macht oder Gewalt eines Menschen (→Herrn) über einen anderen Menschen (oder einen Gegenstand). Sie entsteht vorwiegend tatsächlich durch Eroberung und Überschichtung bzw. durch Unterwerfung und Aneignung. Es ist streitig, ob sich die umfassende Rechtsgemeinschaft in eine Vielzahl von Herrschaften auflösen lässt. Geschichtliche Formen der Herrschaft sind jedenfalls Grundherrschaft und Landesherrschaft, Haus­herrschaft und Lehnsherrschaft. Das deutsche Wort herscaf (mhd.) als Herrenstellung (über Gegenstände und Menschen) findet sich erst in dem 13. Jahrhundert. Seit etwa 1750 wird zwischen öffentlich­rechtlicher Herrschaft und privatem Eigentum des Landesherrn unterschieden. S. Google

Lit.: Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 1; Gierke, O., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868; Waas, A., Herrschaft und Staat im deutschen Frühmittelalter, 1938; Brunner, O., Land und Herrschaft, 1942, 5. A. 1965, Neudruck 1990; Schlesinger, W., Herrschaft und Gefolgschaft, (in) HZ 176 (1953), 225; Dannenbauer, H., Grundlagen der mittelalterlichen Welt, 1958, 121; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Henning, F., Herrschaft und Bauern­untertänigkeit, 1964; Kroeschell, K., Haus und Herrschaft im frühen deutschen Recht, 1968; Pezold, U. v., Die Herrschaft Thurnau, 1968; Dubler, A., Die Klosterherrschaft Hermetschwil, 1968; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, Bd. 1 1970; Herrschaftsstruktur und Ständebildung, 1973; Sprandel, R., Verfassung und Gesellschaft im Mittelalter, 1975, 3. A. 1988; Herrschaftsverträge, Wahlkapitulationen, Fundamental­gesetze, hg. v. Vierhaus, R., 1977; Schulze, W., Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft in der frühen Neuzeit, 1980; Jäckell, E., Hitlers Herrschaft, 1986; Schneider, O., Rechtsgedanken und Rechtstech­niken totalitärer Herrschaft, 1988; Wolf, G., Mittel der Herrschaftssicherung in den Germanenreichen des 6. und 7. Jahrhunderts, ZRG GA 105 (1988), 214; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter, 1996; Hohkamp, M., Herrschaft in der Herrschaft, 1998; Virtuosen der Macht, hg. v. Nippel, W., 2000; Strukturen und Wandlungen der ländlichen Herrschaftsformen vom 10. zum 13. Jahrhundert, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2000; Holtz, S., Bildung und Herrschaft, 2002; Die Sakralität von Herrschaft, hg. v. Erkens, F., 2002; Herrschaft, hg. v. Kaak, H. u. a., 2003; Rader, O., Grab und Herrschaft, 2003; Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum (1200 bis 1600), hg. v. Rogge, J. u. a., 2003; Hardt, M., Gold und Herrschaft, 2004; Schliesky, U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004; Ergebene Diener ihrer Herren?, hg. v. Brakensiek, S. u. a., 2005; Debatten über die Legitimation von Herrschaft, hg. v. Schorn-Schütte, L. u. a., 2006; Urbanczyk, P., Herrschaft und Politik im frühen Mittelalter, 2007; Herrschaftsverdichtung, hg. v. Hochedlinger, M. u. a., 2010; Vogel, C., Zur Rolle der Beherrschten in der mittelalterlichen Herrschaftslegitimation, 2011; Herrschaft und Verwaltung in der frühen Neuzeit, hg. v. Brakensiek, S. u. a., 2014; Herrschaftslegitimation in vorderorientalischen Reichen der Eisenzeit, hg. v. Levin, C. u. a., 2016; Vercamer, G., Hochmittelalterliche Herrschaftspraxis im Spiegel der Geschichtsschreibung, 2020

Herrschaftsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der bereits in dem griechischen und auch lateinischen Altertum (Protagoras, Demokrit, Epikur, Ulpian, Augustinus) ansatzweise sichtbare, für die Vorzeit angenommene Vertrag zu der Begründung der Herrschaft Herrschender (Staat) über Beherrschte (Untertanen). Das Mittelalter sieht diesen Vertrag als Un­terwerfungsvertrag an, der die Verfassung des Staates schafft, nicht den Staat selbst (Thomas von Aquin, →Marsilius von Padua). Die Neuzeit versteht ihn mehr und mehr als →Gesell­schafts­ver­trag, durch den die Menschen zwecks Sicherung ihrer Lebensverhältnisse sich zu einer Gesellschaft oder dem Staat zusammenschließen und die Herrschaftsgewalt einem oder mehreren von ihnen übertragen (→Althusius, →Hobbes, →Locke, →Pufendorf, →Rousseau 1762).

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Näf, W., Herrschafts­verträge und Lehre vom Herrschaftsvertrag, 1949; Der Herrschaftsvertrag, hg. v. Voigt, A., 1965; Bildheim, S., Calvinistische Staatstheorien, 2001

Herrschaftszeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, modernes Wissenschaftswort, N.) ist das sichtbare Zeichen (Verkörperung, Veranschaulichung) der (als solcher unsichtbaren) Herrschaft (beispielsweise →Ornat, →Krone, →Lanze, →Schwert, →Zepter, Hut, Löwe, Pranger). Seine Ausprägung ist in einfachen Verhältnissen eher bescheiden. Der bedeu­tendste Schatz an Herrschaftszeichen sind die →Reichsin­signien. S. Google

Lit.: Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Bd. 1ff. 1954ff.; Schramm, P., Kaiser Friedrichs II. Herrschaftszeichen, 1955; Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Stollberg-Rilinger, B., Des Kaisers alte Kleider, 2008

herrschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [o. J. AhdGl. II 30, II 294, II 202, II 214, II 202) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) Herr sein (V.), Macht ausüben

herrschend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – sls Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bestimmend, s. Google

Herrschende Lehre (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem gewichtigeren Teil der Gelehrten (beispielsweise angeseheneren oder bestimmenderen Rechtsgelehrten) in einer Frage (beispielsweise Rechtsfrage) vertretene Ansicht. Förmliche Ansätze hierzu finden sich bereits in dem römischen Altertum (beispielsweise Kassiergesetz Kaiser Konstantins [321], das zunächst →Papinian(us) für maßgeblich erklärt, Zitiergesetz Theodosius’ II. und Valentinians III. [426], das der Meinung von Papinianus, →Paulus, →Ulpian, →Modestin und →Gaius besondere Geltung verleiht und bei Stimmengleichheit die Ansicht Papinians entscheiden lässt). In dem Spätmittelalter werden hierfür feste Maßstäbe erarbeitet. Danach kommt der (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentliche Glosse) zu dem weltlichen und geistlichen Recht, →Bartolus, →Baldus sowie den Richtern des höchsten kirchlichen Gerichts das regelmäßig ausschlaggebende Gewicht zu. Der Absolutismus ordnet die Rechtswis­senschaft dem Gesetz unter (beispielsweise ALR Einl. § 6 [1794]). Die historische Rechtsschule (Savigny 1814) stellt die Rechtswissenschaft über (oder zumindest neben) die Gesetz­gebung. Spätestens mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900) tritt in dem Deutschen Reich die Rechts­wissenschaft (wieder) hinter das Gesetz zurück. S. Google

Lit.: Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 1ff. 2. A. 1834ff., Bd. 6, 14; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur in Italien, 1938, 204; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990)

Herrschende Meinung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in einer Streitfrage insgesamt vorherrschende Mei­nung. S. Google

Lit.: Schnur, R., Der Begriff der herrschenden Meinung in der Rechtsdogmatik, (in) Festgabe für E. Forst­hoff, hg. v. Doehring, K., 1967, 43ff. Zimmer­mann, R., Die Relevanz einer herrschenden Meinung, 1983; Drosdek, T., Die herrschende Meinung, 1989

Herrscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen – ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 451 imperator cheisar vel verisari] in sechs Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Herrschender, Machthaber

Lit.: Europäische Herrscher, hg. v. Vogler, G., 1988; Herrscherchronologien der antiken Welt, hg. v. Eder, W., u. a., 2004; Bussmann, B., Die Historisierung der Herrscherbilder (ca. 1000-1200), 2006; Erkens, F., Herrschersakralität im Mittelalter, 2006

Hersfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) wird in dem geistigen Umfeld Bonifatius‘ als Einsiedelei 736 von Sturmius und als Benediktinerabtei 769 von Erzbischof Lull von Mainz gegründet und 775 von Karl dem Großen zu einer Reichsabtei erhoben. In dem 13. Jahrhundert erwirbt die Reichsabtei ein kleines Herrschaftsgebiet, muss sich 1432 aber der Schutzherrschaft Hesens unterstellen. 1648 kommt sie als Fürstentum zu der Landgrafschaft Hessen-Kassel. S. Google

Lit.: Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld, hg. v. Weirich, H., 1936; Urkunden 56 Reichsabtei Hersfeld Stiftisches Archiv Orts- und Personenindex, hg. v. Braumann, U., 2014; Zschieschang, C., Das Hersfelder Zehntverzeichnis, 2017 (weit mehr als 200 Ortsnamen); Die Necrologien der Abtei Hersfeld, hg. v. Hochholzer, E., 2018

Hersir (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Norwegen als Bezeichnung der Tätigkeit eines Vorstehers ein Häuptlingstitel von dem 9. bis zm 11. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Sandmo, E., Norsk historie 1 (750-1537), 2. A. 2007

Hert (Hertius), Johann Nikolaus (Niederkleen bei Gießen 6. 10. 1651-Gießen 19. 9. 1710), Pfarrerssohn, wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes (Künste) in Gießen (1664/1667) und des Rechtes in Jena, Leipzig und Wittenberg 1683 außerordentlicher Professor und nach der Promotion (1686) 1690 ordentlicher Professor in Gießen. Er verwendet neben dem römischen Recht auch deutsche Rechts­quellen, befasst sich wegweisend mit dem Kollisions­recht (Dissertatio de collisione legum, 1688, Erörterung über die Kollision von Rechten) und gibt drei Bücher deutscher Rechtssprich­wörter heraus. S. Google

Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E. v., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978, 3, 1, 62; Herrmann, G., Johann Nikolaus Hert und die deutsche Statutenlehre, 1963; Deutsches internationales Privatrecht im 16. und 17. Jahrhundert, hg. v. Bar, C. v. u. a., Bd. 2 2001

Herzebrock (Kloster, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. Google

Lit.: Herzebrock, hg. v. Möller, E., 2010

Herzegowina (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Bosnien

Lit.: Lovrenovic, I., Bosnien und Hercegovina, 1998; Gabriel, K., Bosnien-Herzegowina 1878, 2003 Classen, L., Der völkerrechtliche Status von Bosnien-Herzegowina, 2004; Grandits, H., Herrschaft und Loyalität in der spätosmanischen Gesellschaft, 2008; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Simon, T., 2017

Herzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [8. Jh. AhdGl. I 219 dux theo herizoho, II 6 preses herizoho] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die wohl nach griechischem Vorbild geschaffene germanistische Bezeichnung für den Führer des Heeres (oder Volkes). Bei den Franken führen (lat. [M.Pl.]) duces auch Aufgaben aus, wie sie weströmische duces wahrgenommen hatten. Seit der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts stammen die bei Vandalen und Burgundern nicht bezeugten, in einem eingeschränkten Bereich unter dem König und über den Grafen stehenden Herzöge in dem Franken­reich aus angesehenen Familien und steigen bei Schwäche der königlichen Gewalt zu nahezu selbständigen Herrschern einzelner Stämme oder Völker (Franken, Bayern, Alemannen, Sachsen, Thüringer, Friesen u. s. w.) auf ([ältere] Stammesherzöge). Die Karolinger ersetzen die stammesverbundenen Herzöge durch fränkische Adelige (Amtsherzog). In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts entsteht erneut ein (zweites) (Stammes-)Herzogtum auf herrschaftlicher Grundlage, das sich dem König aber früh zumindest teilweise wieder beugen muss (Schwaben 926, Bayern 938), wobei die Rechte des Herzogs in dem Verhältnis zu König und nichtherzoglichem Adel weitgehend unklar sind. Seit dem Ende des 10. Jahrhunderts führen in Deutschland einzelne Familien den Herzogstitel fort, auch wenn sie die Stellung als Herzog verlieren. Durch Friedrich I. Barbarossa wird 1156/1180 das Gebietsher­zogtum an die Stelle des Amtsherzogtums gesetzt (→Österreich 1156, Westfalen 1180, danach Braunschweig-Lüneburg 1235, Herzogswür­de ohne Herzogsgewalt beispielsweise für Meranien 1195). 1918 ver­schwindet der Herzog aus der deutschen Verfassungsgeschichte. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 69, 94; Köbler, WAS; Puntschart, P., Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten, 1899; Rosenstock, E., Herzogsgewalt und Friedensschutz, 1910; Schröder, E., Herzog und Fürst, ZRG GA 44 (1924), 1; Much, R., Herzog, ein altgermanischer Name des dux, ZRG GA 45 (1925), 1, 406; Miller, C., Neuwürttemberg unter Herzog und König Friedrich, 1934; Mayer, T., Der Staat der Herzöge von Zähringen, 1935; Werle, W., Titelherzogtum und Herzogsherrschaft, ZRG GA 73 (1956), 225; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Prinz, F., Herzog und Adel im agilolfingischen Bayern, (in) Z. f. bay. LG. 25 (1962), 283; Kienast, W., Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen der Pfalzgrafen bei Rhein und Herzöge von Bayern, 1986; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum, 1991; Schneidmüller, B., Völker - Stämme - Herzogtümer?, MIÖG 108 (2000), 31; Holzfurtner, L., Herzog oder König?, (in) ZbayLG 68 (2005), 289

Herzogenburg, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stift der Augustinerchorherren in dem unteren Traisental

Lit.: 900 Jahre Stift Herzogenburg, hg. v. Katzler, G. u. a., 2012

Herzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – auch in Großherzogtum - bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 365 ducatum herizogtume, III 411 ducatus herztvm, III 411 ducatu hoerzogemtům] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Würde und der Herrschaftsbereich des →Herzogs. Wichtige Herzogtümer sind zu unterschiedlichen Zeiten Bayern, Schwaben, Franken, Sachsen, Thüringen, Österreich, Steiermark, Kärnten, Würzburg, Westfalen, Braunschweig-Lüne­burg, Burgund, Lothringen, Jülich, Cleve, Berg, Württemberg, Nassau u. s. w.

Lit.: Köbler, DRG 94

Hessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Jahre 738 der Name eines kleinen, wahrscheinlich auf die germanischen Chatten zurückzuführenden Stammes an der unteren Fulda, dessen Gebiet seit dem 4. Jahrhundert dem Einflussbereich der →Franken zuzurech­nen ist Die Grafschaft Hessen gelangt 1122 an die Landgrafen (1130) von Thüringen und wird nach Aussterben der Ludowinger (1247) selbständige Landgraf­schaft, die bis 1450 durch die Grafschaften Ziegenhain und Nidda in Oberhessen und Niederhessen getrennt ist. 1479 fällt die Grafschaft Katzenelnbogen an. Nach dem Übertritt Philipps des Großmütigen zu dem Lu­thertum (1524) wird Hessen bei Philipps Tode 1567 (zunächst nur in der Nutzung) geteilt (Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel 1604 Übertritt zu dem Calvinismus, 1803 Kurwürde). Hessen-Darmstadt (1806 Großherzogtum) erhält 1820 eine Verfassung, Hessen-Kassel 1831 die liberalste deutsche Verfassung (Einkammersystem, ansatzweise tatsäch­liche Gewaltenteilung, Vorrang und Schutz der Verfassung) vor 1848 (an dem 13. 4. 1852 durch oktroyierte Verfassung ersetzt). Hessen-Kassel wird wie Nassau 1866 von Preußen annektiert (1868 Provinz Hessen-Nassau) und wird 1870/1871 Tiel des (zweiten) Deutschen Reiches. Innerhalb swa Deutschen Reiches wird der 1918 aus Hessen-Darmstadt entstandene Volksstaat Hessen an dem 19. 9. 1945 mit den preußischen Provinzen Nassau und Kurhessen zu Großhessen bzw. 1946 Hessen verbunden.

Lit.: Köbler, DRG 186; Köbler, Historisches Lexikon; Schmidt, A., Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen, 1893; Lichtner, A., Landesherr und Städte in Hessen-Cassel, 1913; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Falk, H., Die Mainzer Behördenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde, 1930; Bruchmann, K., Der Kreis Eschwege, 1931; Müller, A., Die Entstehung der hessischen Verfassung von 1820, 1931; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen und der angrenzenden Ämter auf dem Einrich, 1932; Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., bearb. v. Zimmermann, L., Bd. 1f. 1933f.; Blecher, G., Wie und wann entstanden Burg und Stadt Friedberg? Oberhessische Anzeigen (2.–9. September) 1936; Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze, 1938; Kroeschell, K., Hessen und der Kaufungerwald, 1953; Deutsches Städtebuch, Hessen 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 1958; Hessische Ortsbe­schreibungen, hg. v. Eckhardt, W. u. a., Heft 1ff. 1958ff.; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1980; Schunder, F., Der Kreis Fritzlar-Homberg, 1960; Uhlhorn, F., Geschichtlicher Atlas von Hessen, 1960ff.; Kleeberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958; Geschichtlicher Atlas von Hessen, begründet v. Stengel, E., bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, bearb. v. Demandt, K., Bd. 1ff. 1965ff; Lachmann, H., Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte des Burgwaldes im Mittelalter, 1967; Heß, W., Hessische Städtegründungen der Landgrafen von Thüringen, 1966; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Schubert, W., Der Code civil und die Personenrechtsentwürfe des Großherzogtums Hessen-Darmstadt von 1842 bis 1847, ZRG GA 88 (1971), 110; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff. 3,2,1518, 3,3,3698; Althessen im Frankenreich, hg. v. Schlesinger, W., 1975; Weiss, U., Die Gerichtsverfassung in Oberhessen, 1978; Battenberg, J., Ein hessischer Appellationsprozess des späten 15. Jahrhunderts, ZRG GA 98 (1981), 56; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567, 1981; Acker, K., Verwaltungskontrolle in Hessen-Darmstadt, 1983; Akten und Dokumente zur kurhessischen Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Rudersdorf, M., Ludwig IV. Landgraf von Hessen-Marburg 1537-1604, 1991; Akten und Briefe aus den Anfängen der kurhessischen Verfassungszeit 1830-1837, hg. v. Seier, H., 1992; Grothe, E., Verfassungsgebung und Verfassungs­konflikt, 1996; Die Entstehung der hessischen Verfassung von 1946, 1996; Hessen, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 1997; Regierungsakten des Großherzogtums Hessen-Darmstadt 1802-1820, bearb. v. Ziegler, U., 2002; Franz, E., Von Hessengau und terra Hassia zum heutigen Land Hessen, 2003; Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen, hg. v. Wunder, H., 2004; Wicke, C., Kodifikationsbestrebun­gen und Wissen­schaft in Hessen-Darmstadt im vorkonstitutionellen Zeitalter, 2005; Franz, E., Das Haus Hessen, 2006; Dippel, H., Die kurhessische Verfassung von 1831 im internationalen Vergleich, (in) HZ 282 (2006), 619; Kroll, F., Geschichte Hessens, 2006; Philippi, H., Die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007; Ham, R., Ludwig Hassenpflug, 2007; Dieses Haus ist gebaute Demokratie, hg. v. Flemming, J. u. a., 2007; Frotscher, W., Die kurhessische Verfassung von 1831, (in) ZNR 30 (2008), 65; Hessische Abgeordnete 1820-1933, hg. v. Rack, K. u. a., 2008; Die nachrevolutionären Landtage des Großherzogtums Hessen 1849-1856, hg. v. Fleck, P. u. a., 2008; Einheit vor Freiheit?, hg. v. Köhler, M. u. a. 2010; Will, M., Die Entstehung der Verfassung des Landes Hessen von 1946, 2009; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010; Brochhagen, N., Die landesherrliche Visitation in Grebenstein 1668, 2012; Dilich, W., Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Neu, T., Die Erschaffung der landständischen Verfassung, 2013; Neugestaltung in der Mitte des Reiches – 750 Jahre Langsdorfer Verträge 1263/2013, hg. v. Brasch-Schwersmann, U. u. a., 2013; Das Land Hessen, hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte Band 3 Ritter, Grafen und Fürsten, hg. v. Speitkamp, W., 2014; Wunder, D., Der Adel im Hessen des 18. Jahrhunderts, 2016; Krafft, O., Landgraf Ludwig I. von Hessen (1402-1458). 2018; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 5 Grundlagen und Anfänge hessischer Geschichte bis 900, hg. v. Böhme, H. u. a. 2018; Zeitenwende in Hessen – Revolutionärer Aufbruch 1918/1919 in die Demokratie, hg. v. Hedwig, A., 2019; Schneider, S., Belastete Demokraten – Hessische Landtagsabgeordnete der Nachkriegszeit zwischen Nationalsozialismus und Liberalisierung, 2019; Rasper, M., „… eine Art Ausfühgrungsgesetz zur Reichsverfassung selbst.“ Die hessische Verfassung vom 12. Dezember 1919, 2020

Hethiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des während der Bronzezeit das Gebiet zwischen Schwarzem Meer, Mittelmeer und persischem Golf be­herrschenden indogermanischen, um 700 v. Chr. untergegangenen Volkes mit dem Hauptort Hattuscha in Anatolien (2. Jahrtausend v. Chr., bis etwa 1200 v. Chr.). S. Google

Lit.: Brandau, B./Schickert, H., Hethiter, 2001; Die Hethiter und ihr Reich, 2002; Sperlich, W., Die Hethiter, 2003; Friedrich, J. u. a., Hethitisches Wörterbuch, 1952ff., 2. A. 2000ff. Band 5 K 2019; Taggar-Cohen, A., Hittite Priesthood, 2007; Schachner, A., Hattuscha, 2011; Bryce, T., The World of Neo-Hittite Kingdoms, 2012; Müller-Karpe, A., Sarissa – Die Wiederentdeckung einer hethitischen Königsstadt, 2016

Heuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 949 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und vielleicht mit dem Griechischen des Altertums und dem Hethitischen verbindbar, F.) wird seit dem Hochmittelalter insbesondere der Lohn eines Besatzungsmit­glieds eines Schiffes. Die Heuer erscheint seit dem Spätmittelalter, in dem der Dienst auf einem Schiff durch Dienstvertrag vereinbart wird. Sie ist lange nur ein Teil des Entgelts und in ihrer Höhe von dem Ertrag der Fahrt abhängig. S. Google

Lit.: Geschichte der deutschen Seeschiffahrt, Bd. 1 1915; Abel, W., Die Grundzüge des deutschen Seearbeiter­rechts, Diss. jur. Greifswald 1938; Decken, J. v. d., Das Seearbeitsrecht im Hamburger Stadtrecht von 1306-1603, Diss. jur. Frankfurt am Main 1995; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron, Diss. jur. Frankfurt am Main 2006

Heusler, Andreas (Basel 30. 9. 1834-Basel 2. 11. 1921), Sohn des Rechtsprofessors Andreas Heusler (1802-1868), wird nach dem Rechtsstudium in Basel, Göttingen und Berlin (1856) und der Habilitation in Basel (1858) 1863 Professor, Richter und Politiker in Basel. Sein bedeutendstes Werk sind die Institutionen des Deutschen Privatrechts (Bd. 1f. 1885f.), in denen er auf den Grundbegriff der Gewalt über Menschen (→Munt) und über Sachen (→Gewere) ein umfassendes Rechtssystem des mittelalterlichen deutschen Privatrechts aufzubauen versucht. Auf Heusler geht auch die Sammlung schweizerischer Rechtsquellen (1894ff.) zurück. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HeuslerAndreasInstitutionendesdeutschenPrivat­rechts1885.pdf; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, 1860; Festgabe der juristischen Fakultät der Universität Basel zu dem siebzigsten Geburtstag, 1904; Heusler, A., Deutsche Verfassungs­geschichte, 1905; Stutz, U., Andreas Heusler, ZRG GA 43 (1921), LXIV; Heusler, A., Schweizerische Verfassungsgeschichte, 1920, Neudruck 1968; Heusler, A., Der Zivilprozess in der Schweiz, 1923; Bühler, T., Andreas Heusler und die Revision der Basler Stadtgerichtsordnung, 1963; Sonderegger, S., Andreas Heusler (1865-1940) und die Sprache, 1967; Landau, P., Die Vormundschaft als Prinzip, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997, 577; Germanentum im fin de siècle, hg. v. Glauser, J. u. a., 2005

Hexabiblos (M., sechs Bücher) ist die in Thessaloniki um 1345 durch Konstantin Harmenopulos erfolgte verkürzende Neubearbeitung der →Basiliken in sechs Büchern. →Griechenland, s. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 44 I 7; Harmeno­poulos, K., Manuale legum sive Hexabiblos, hg. v. Heimbach, 1851, Neudruck 1969

Hexe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 671 dire hazusi,  II 411 erynis hazvs, II 483 eumenides hazasa, II 706 furiarum hagazossun, II 492 deas deosque hazzesa thuresa, II 547 crimina hazesa, II 119 histrionibus vel strionibus hazasa, IV 209 strihia hazus, II 361 palestrite hezosun, II 499 ganearum hazisso vel guldi] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Zaungeist?) ist die zauberkundige Frau mit magisch-schädigenden Kräften, die angeblich durch die Luft fliegen, sich in Tiere verwandeln und giftige Zaubertränke herstellen kann. Sie ist bereits dem Altertum bekannt (lat. [F.] striga). Um 1300 ist das Wort bei Hugo von Langenstein bezeugt, seine gerichtliche Verwendung in Luzern 1419. Vielleicht in dem späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert beginnen um den Genfer See bzw. in Savoyen bei der Verfolgung der aus Heterodoxien seit dem 12. Jahrhundert entstandenen, von piemontesischen Inquisitionen des 14. Jahrhunderts beeinflussten, Armut und Frieden fordernden, Eid und Amt verweigernden Waldenser (des Lyoner Kaufmanns Pierre Valdes) Hexenverfolgungen (um 1430, 1431/1432 und 1457/1459 38 Hexenprozesse in dem Tessin [in der Leventina]), aus denen mit päpstlicher Unterstützung durch die →Hexenbulle (1484) nach 1500 rasch um sich greifende Verfahren werden, die sich unter Mitwirkung bekannter Theologen des Konzils von Basel (1431-1439) aus Inquisitionspro­zessen entwickelt haben dürften und die auch der Herrschaftsausübung gedient haben können. Möglicher­weise werden vor allem zwischen 1590 und 1630 bis zu (neun Millionen [Gottfried Christian Voigt] bzw. bis zu) einer Million Hexen (oder in Deutschland insgesamt [nur] 30000? – beispielsweise in München zwischen 1578 und dem Anfang des 18. Jahrhunderts nur wenige nachweisbar -, in ganz Europa [nur] 25000 oder 50000 bis 100000?, darunter auch Kinder) verbrannt, ehe der Aufklärung der Sieg über den Hexenglauben gelingt (Johann Georg von Godelmann, De magis, 1584, Friedrich von Spee, Cautio criminalis contra sagas, 1631, Christian Thomasius, 1712). Noch nach der Constitutio Criminalis Theresiana (1768) ist Hexerei strafbar (Art. 58). Der letzte Hexenprozess auf deutschem Boden findet in Kempten 1775 statt und endet mit dem Tod der Angeklagten in langjähriger Haft (Glarus 1782, Posen 1793). 1986 wird in der Bundesrepublik Deutschland die Frage „Glauben Sie, dass es Menschen gibt, die ihren Mitmenschen etwas anhexen können“, von einem Drittel der Befragten bejaht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 157; Köbler, WAS; Rapp, L., Die Hexenprozesse und ihre Gegner in Tirol, 2. A. 1891; Riezler, S., Geschichte der Hexenprozesse in Bayern, 1896, Neudruck 1968; Hansen, J., Zauberwahn, Inquisition und Hexenprozess im Mittelalter, 1900, Neudruck 1964, 1983; Hansen, J., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hexenwahns und der Hexenverfolgung im Mittelalter, 1901; Soldan, G./Heppe, H./Bauer, M., Geschichte der Hexen­prozesse, Bd. 1f. 1912; Eschenröder, W., Hexenwahn und Hexenprozesse in Frankfurt am Main, Diss. jur. Frankfurt am Main 1932; Bader, G., Die Hexenprozesse in der Schweiz, Diss. jur. Zürich 1935; Croissant, W., Die Berücksichtigung geburts- und berufsständischer und soziologischer Unterschiede im deutschen Hexenprozess, 1953; Zwetsloot, H., Friedrich von Spee und die Hexenprozesse, 1954; Bavoux, F., Hantises et diableries dans la terre abbatiale de Luxeuil, 1956; Krämer, W., Kurtrierische Hexenprozesse, 1959; Merzbacher, F., Die Hexenprozesse in Franken, 1957, 2. A. 1970; Thomasius, C., Über die Hexenprozesse, hg. v. Lieberwirth, R., 1960; Baroja, J., Las brujas y su mundo, 1961; Baroja, J., Die Hexen und ihre Welt, 1967; Stebel, H., Die Osnabrücker Hexenprozesse, 1969; Kunstmann, H., Zauberwahn und Hexenprozesse in der Reichsstadt Nürnberg, 1970; Kunze, M., Zum Kompetenzkonflikt zwischen städtischer und herzoglicher Strafgerichtsbarkeit in Münchner Hexenprozessen, ZRG GA 87 (1970), 305; Leutenbauer, S., Hexerei und Zauberdelikt in der Literatur von 1350 bis 1550, 1972; Kneubühler, H., Die Überwindung von Hexenwahn und Hexenprozess, Diss. jur. Zürich 1977 (1977); Schormann, G., Hexenprozesse in Nordwestdeutschland, 1977; Schormann, G., Hexenprozesse in Deutschland, 1981; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; Hexenprozesse, hg. v. Degn, C., 1983; Wichert, G., Die Hexenprozesse in den österreichischen Alpenländern, der Schweiz und Bayern, 1984; Baumhauer, J., Johann Kruse und der neuzeitliche Hexenwahn, 1984; Häxornas Europa 1400-1700, hg. v. Ankarloo, B. u. a., 1987; Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, hg. v. Behringer, W., 1988, 4. A. 2000, 7. A. 2010; Ginzburg, C., Hexensabbat, 1989; Blauert, A., Frühe Hexenverfolgungen, 1989; Heinemann, E., Hexen und Hexenangst, 1989; Schormann, G., Der Krieg gegen die Hexen, 1991; Hexe oder Hausfrau, hg. v. Niederstätter, A. u. a., 1991; Siefener, M., Hexerei im Spiegel der Rechtstheorie, 1992; Jerouschek, G., Die Hexen und ihr Prozess, 1992; Walz, R., Hexenglaube und magische Kommunikation im Dorf der frühen Neuzeit, 1993; Hexenverfolgung und Regionalge­schichte, hg. v. Wilbertz, G. u. a., 1994; Lam­brecht, K., Hexenverfolgung und Zaubereiprozesse, 1995; Hexenglaube und Hexen­prozesse, hg. v. Franz, G. u. a., 1995; Das Ende der Hexenverfolgung, hg. v. Sönke, L. u. a., 1995; Das Hexenregister des Claudius Musiel, bearb. v. Voltmer, R. u. a., 1996; Oestmann, P., Hexen­prozesse am Reichs­kammergericht, 1997; Schild, W., Die Maleficia der Hexenleut‘, 1997; Behringer, W., Hexenverfolgung in Bayern, 1987, 3. A. 1997; Biesel, E., Hexenjustiz, 1997; Tschaikner, M., Magie und Hexerei im südlichen Vorarlberg, 1997; Behringer, W., Hexen, 1998; Briggs, R., Die Hexenmacher, 1998; Gehm, B., Das Ende der Hexenverfolgung, ZRG GA 115 (1998), 566; Dillinger, J. u. a., Zum Feuer verdammt, 1998; Levack, P., Hexenjagd, 1999; Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung, hg. v. Franz, G u. a., 1998; Gehm, B., Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung, 1999 (2000), 2. A. 2012, Neudruck 2013; Schmidt, J., Glaube und Skepsis, 2000; Schulte, R., Hexenmeister, 2000, 2. A. 2001; Himmlers Hexen­kartothek, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2000; Oestmann, P., Böse Nachbarn – gute Juristen?, (in) ZNR 2001, 254; Kauertz, C., Wissenschaft und Hexenglaube, 2001; Schulte, R., Hexenverfolgung in Schleswig-Holstein, 2001; Hexenprozesse und Gerichtspraxis, hg. v. Eiden, H./Voltmer, R., 2002; Kleinöder-Strobel, S., Die Verfol­gung von Zauberei und Hexerei in den fränkischen Markgraftümern, 2002; Guggenbühl, D., Mit Tieren und Teufeln, 2002; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003; Levack, B., Hexenjagd, 2003; Decker, R., Die Päpste und die Hexen, 2003; Tschaikner, M., Die Zauberer- und Hexenprozesse in der Stadt Sankt Gallen, 2003; Koppenburg, I., Hexen in Detmold, 2003; Zika, C., Exorcising our demons, 2003; Perlhefter, V., Die Gestalt des Hexenjägers, 2003; Schatzmann, N., Verdorrende Bäume und Brote wie Kuhfladen, 2003; Decker, R., Die Päpste und die Hexen – Aus den geheimen Akten der Inquisition, 2003; Decker, R., Hexen. Magie, Mythen und die Wahrheit, 2004; Wider alle Hexerei und Teufelswerk, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2004; Tschaikner, M., Hexenverfolgungen in Hohenems, 2004; Koppenborg, I., Hexen in Detmold, 2004; Behringer, W., Witches and Witch-Hunts, 2004; Hexenverfolgung und Herrschaftspraxis, hg. v. Voltmer, R., 2005; Rau, K., Augsburger Kinderhexenprozesse 1618-1730, 2006; Roper, L., Hexenwahn, 2007; Rummel, W./Voltmer, R., Hexen und Hexenverfolgung in der frühen Neuzeit, 2007; Moeller, K., Das Willkür über Recht ginge, 2007; Zagolla, R., Folter und Hexenprozess, 2007; Hexenprozess und Staatsbildung, hg. v. Dillinger, J. u. a., 2008; Rummel, W. u. a., Hexen und Hexenverfolgung, 2008; Utz Tremp, K., Von der Häresie zur Hexerei, 2008; Pilaszek, M., Procesy o czary w Polsce w wiekach 15-18, 2008 (687 Hexenprozesse zwischen 1501 und 1794); Burkart, M., Hexen und Hexenprozesse in Baden, 2009; Groß, B., Hexerei in Minden, 2009; Sauter, M., Hexenprozess und Folter, 2010; Decker, R., Hexen, 2010; Stokes, L., Demons of Urban Reform, 2011; Darr, O., Marks of an Absolute Witch, 2011; Gerst, C., Hexenverfolgung als juristischer Prozess, 2012; Koch, A., Wider ein Feindstrafrecht, 2012; Dillinger, J., Kinder im Hexenprozess, 2013; The Oxford Handbook of Witchcraft, hg. v. Levack, B., 2013; Rost, A., Hexenversammlung und Walpurgisnacht in der deutschen Dichtung, 2015; Monballyu, J., De heksen en hun buren, 2015; Rügge, N., Die Hexenverfolguung in der Stadt Osnabrück, 2015; Späte Hexenprozesse, hg. v. Behringer, W. u. a., 2016; Hexenkinder – Kinderbanden – Straßenkinder, hg. v. Behringer, W. u. a., 2016; Dorn-Haag, V., Hexerei und Magie im Strafrecht, 2016; Hauer, G., Hexenprozesse an der Ludoviciana (1612-1723), 2016; Münster-Schröer, E., Hexenverfolgung und Kriminalität – Jülich-Kleve-Berg in der frühen Neuzeit, 2017; Haas, A., Hexen und Herrschaftspolitik, 2018; Lattmann, C., Der Teufel, die Hexe und der Rechtsgelehrte. Crimen magiae und Hexenprozess in Jean Bodins „De la Démonomanie des Sorciers, 2019

hexen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1669 [Grimmelshausen Simplicissimus] in vier Stellendem und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) zaubern, verhexen

Hexenbulle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F) ist die von Heinrich Institoris erwirkte Bulle Papst Innozenz’ VIII. (1484-1492), mit der er die Verfolgung der →Hexen (durch Inquisition) fördert (Sum­­mis desiderantes affectibus von dem 5. 12. 1484). S. Google

Hexenhammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1591 [Fischart] in zwei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1591 Lehnübersetzung von lat. malleus [M.] maleficarum) ist die erstmals 1486 bei Peter Drach in Speyer gedruckte, die →Hexenbulle des Papstes Innozenz VIII. von dem 5. 12. 1484 kommentierende Anleitung zu dem Vorgehen gegen →Hexen des Wanderinquisitors Heinrich Institoris (Kra­mer, Schlettstadt um 1430-Brünn 1505) (und angeblich Jakob Sprenger) (mehr als 30 Auflagen, handschriftliche deutsche Fassung 1491 an Nürnberg übersandt).

Lit.: Schmidt, J., Der Hexenhammer, Bd. 1ff. 1930; Malleus maleficarum 1487 (Hexenhammer), hg. v. Jerouschek, G., 1990; Malleus maleficarum, hg. v. Schnyder, A., 1991; Malleus maleficarum 1487 von Heinrich Kramer (Institoris), Neudruck hg. v. Jerouschek, G., 1992; Nürnberger Hexenhammer 1491, hg. v. Jerouschek, G., 1992; Schnyder, A., Malleus maleficarum von Heinrich Institoris, Kommentar, 1993; Kramer (Institoris), H., Der Hexenhammer - Malleus Maleficarum, hg. v. Jerouschek, G. u. a., 2000; Henricus Institoris/Jacob Sprenger, Malleus maleficarum, hg. v. Mackay, C., 2006; Mackay, C., The Hammer of Witches, 2009; Beck, R., Mäuselmacher, 2011, 2. (unv.) A. 2012; Koch, A., Wider ein Feindstrafrecht, 2012

Hexenprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 1641 [Wigand] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Prozess gegen eine Hexe oder mehrere Hexen →Hexe

Heymael (N.) (Hegemal) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) landesherrliches Gericht für Strafsachen

Lit.: Hermesdorf, B., Het Heymael, aantekeningen bij een oude dingtaal uit het Amorland, 1950

Heymann, Ernst (Berlin 6. 4. 1870-Tübingen 2. 5. 1946) wird als Sohn eines Postbediensteten nach dem Rechtsstudium in Breslau (Otto Fischer, Felix Dahn), einer romanistischen Dissertation und der Habilitation für Handelsrecht und deutsche Rechtsgeschichte (1896) außerordentlicher Professor in Berlin und ordentlicher Professor in Königs­berg (1902), Marburg (1903) und Berlin (1914). Kennzeich­nend für ihn sind die Annäherung der Rechts­geschichte an das geltende Recht und der viel­seitige Weitblick (Die Grundzüge des gesetz­lichen Verwandten­erbrechts, 1896, Überblick über das englische Recht, 1914, Die Rechts­formen der militärischen Kriegswirtschaft als Grundlage des neuen deutschen Industrie­rechts, 1921). 1933 wird der anfangs rechtsliberale Heymann Mitläufer des Nationalsozialismus, verwendet sich aber für den 1944 verhafteten Romanisten Walter Erbe. S. Google

Lit.: Festschrift Ernst Heymann, 1940 (mit Schriftenver­zeichnis); Mitteis, H., Nachruf auf Ernst Heymann, ZRG GA 65 (1947), IX; Bott, M., Die Haltung der Berliner Universität im Nationalsozialismus, 2009

Hierarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – viertes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort in dem vierten Viertel 13. Jh. aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die stufenmäßig aufgebaute, auf Überordnung und Unterordnung beruhende Ordnung. Die Hierarchie wird schon in dem Altertum in der Kirche und in dem römischen Dominat entwickelt. Ihrer bedient sich der seit dem Spätmittelalter erwachsende Staat zu der Gestaltung seiner Verwaltung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 55; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 103; Hiérarchie et stratification sociale dans l’Occident médiéval (400-1100), hg. v. Bougard, F. u. a., 2008

Hildebrandslied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist das (ohne einen besonderen Titel) in einer lateinischen, aus Fulda stammenden, in Kassel aufbewahrten Handschrift auf den Außenseiten 1r und 76v von zwei Händen des mittleren 9. Jahrhunderts (830-840) in 68 stab­reimenden Langzeilen aufgezeichnete einzige althochdeutsche Heldenlied über einen tödlich endenden Kampf zwischen einem Vater Hildebrand (Waffenmeister Dietrichs von Bern) und einem Sohn Hadubrand, das inhaltlich wohl auf Vorgänge der Völkerwanderungszeit um 500 n. Chr. zurückgehen könnte. S.Google

Lit.: Köbler, G., Sammlung kleinerer althochdeutscher Denkmäler, 1986; Vopat, C., Zu den Personennamen des Hildebrandsliedes, 1995

Hildesheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein um 815 von Ludwig dem Frommen gegründetes Bistum an dem Nordrand des Harzes, dessen Kernort 1052 Marktrecht erhält und 1217 Stadtrecht hat. S. Google

Lit.: Gebauer, J., Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd. 1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Gebauer, J., Worthzins und Fronzins in der Stadt Hildesheim, ZRG GA 61 (1941), 151; Adamski, H., Der welfische Schutz über die Stadt Hildesheim, 1939; Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte des 14. und 15. Jahrhunderts, 1964; Lücke, J., Die landständische Verfassung im Hochstift Hildesheim, 1968; Illemann, H., Bäuerliche Besitzrechte im Bistum Hildesheim, 1969; Schwarz, B., Der Pfennigstreit in Hildesheim 1343, 1978; Die Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984; Höhl, M., Die Pest in Hildesheim, 2002; Plath, C., Konfessionskampf und fremde Besatzung, 2005; Giese, M., Die Textfassungen der Lebens­beschreibung Bischof Bernwards von Hildesheim, 2006; Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a., 2006; Klingebiel, T., Die Landtagsabschiede des Hochstifts Hildesheim, 2006ff.; Giese, M., Hildesheimer Bischofskataloge des 11. bis 16. Jahrhunderts, (in) DA 62 (2007), 569; Schneider, W., Bernward von Hildesheim, 2010; Pischke, G., Hildesheim, 2014

Hilfe (Hülfe) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhhdGl. I 4 adminiculum, auxilium, adiutorium, helpfa, helfa, II 191 supplementum hilfa, Otfrid I 28 5] und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. unterlassene Hilfeleistung, →helfen

Lit.: Koch, S., Unaufgeforderte Hilfeleistung in Notsituationen, 2012

Himmel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 in rund zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) von Menschen für das bildhafte Verständnis des Universums angenommenes gedankliches Gewölbe über der Erde, in dem sich Luft, Sonne und Sterne räumlich befinden

Himmelsrichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Richtung eines Ortes der Erde in Bezug auf andere Orte oder örtliche Gegebenheiten. Die wichtigsten Himmelsrichtungen sind Norden (Nordpol ohne eine für den Menschen sichtbare Stellung der Sonne), Osten (scheinbarer Sonnenaufgang am Morgen), Süden (Sonnenhöchststand in der Mitte des Tages) und Westen (scheinbarer Sonnenuntergang an dem Abend). Sie sind bereits dem Altertum bekannt, werden über König Karl (den Großen) in der althochdeutschen Sprache verfeinert und haben auch in der Gegenwart noch vielfältigste Bedeutungen. S. Google

Lit.: Gottlieb, C., Ost und West in der christlichen Kirche des 4. und 5. Jahrhunderts, 1978; Nord und Süd in der deutschen Geschichte des Mittelalters, hg. v. Paravicini, W., 1990; Richter, D., Der Süden, 2009; Meller, H. u. a., Die Himmelsscheibe von Nebra, 2018; Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte, hg. v. Meller, H./Schefzik, M., 2020 (Ausstellungskatalog)

hin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1350 [Wetzlar] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv., s. Google) dahin

hinken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google), humpeln, ungleichmäßig gehen

hinkend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Verb hinken Ende 8. Jh. belegt) hinkend gehend, unvollkommen wirksam (lat. claudicans) beispielsweise Rechtsgeschäft eines Minderjährigen

Hinkmar von Reims (um 806?-Epernay 21.? 12. 882), aus vornehmem fränkischem Geschlecht, wird nach der Schulung in Saint Denis 845 Erzbischof von →Reims. Neben umfangreichen nichtrechtlichen Schriften und Stellungnahmen in einzelnen Rechtsfragen gibt er eine auf Adalhard von Corbie aufbauende Darstellung des Hofes des fränkischen Königs (lat. De ordine palatii, Von der Ordnung des Palastes, 882). In seinen Bestandteilen lässt sich sein Nehmen über das Germanische mit dem Indogermanischen Verbinden. S. Google

Lit.: Schrörs, H., Hinkmar, 1884, Neudruck 1967; Hincmarus de ordine palatii, hg. v. Krause, V., 1894; Devisse, J., Hincmar, 1975f.; Hinkmar von Reims, De ordine palatii, hg. v. Gross, T. u. a., 1980; Stratmann, M., Hinkmar von Reims, 1991; Die Streitschriften Hinkmars von Reims und Hinkmars von Laon 869-871, hg. v. Schieffer, R. 2003; Schmitz, G., De presbiteris criminosis, 2004

hinrichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1513 [Köln] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinlegen, durch Bestrafung töten, Todesurteil vollstrecken

Hinrichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 16. Jahrhundert [Rheinland] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb hinrichten 15. Jh.) ist die Vollstreckung eines Todesurteils. Sie erfolgt in dem altrömischen Recht durch Enthauptung mit dem Beil, in dem klassi­schen römischen Recht durch Enthauptung mit dem Schwert. Nach Tacitus hängen die Germanen Volks­verräter auf und versenken Unzüchtige in dem Moor. Seit dem Hochmittelalter finden sich zahlreiche verschiedene →Todesstrafen (Enthaupten, Hängen, Rädern, Verbrennen, Pfählen, Vierteilen, Lebendig­begraben, Ertränken, später in Frankreich Guillotine und in den Vereinigten Staaten von Amerika elektrischer Stuhl, Giftspritze). S. Google

Lit.: Feucht, D., Grube und Pfahl, 1967; Ruoff, W., Die Hauptgrube, ZRG GA 86 (1969), 198; Marschall, D., De laqueo rupto, 1968; Richtstätte und Wasenplatz in Emmenbrücke (16.-19. Jahrhundert), 1992; Martschukat, J., Die öffentliche Hinrichtung, (in) Kriminolog. Journal 1995, 186; Seeger, A., Hinrichtungen, 1998; Richtstättenarchäologie, hg. v. Auler, J., 2008; Uhink, F., Ein Schierlingsbecher oder ein Sprung ins Barathron? Hinrichtungsformen im klassischen Athen, (in) HZ 312 (2021), 295; Die letzten Tage der zum Tode Verurteilten - Das Tagebuch (1605-1620) des Nürnberger Gefangenenseelsorgers Johann Hagendorn (1563-1624), hg. v. Bendlage, A. u. a. (Projekt Peter Schusters von 2017 bis 2020)

Hinschius, Paul (Berlin 25. 12. 1835-13. 12. 1898), protestantischer Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (Keller) und Berlin (Richter) Professor in Halle (1863), Berlin (1865), Kiel (1868) und Berlin (1872) und Kirchenpolitiker. Unvollendet ist sein sechsbändiges Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutschland (1869ff.). Poli­tische Bedeutung hat seine Mitwirkung an dem →Kulturkampf (Personenstands­gesetz). S. Google

Lit.: Stutz, U., Die kirchliche Rechtsgeschichte, 1905; Ruppert, S., Kirchenrecht und Kulturkampf, 2002

hinter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Württemberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) zurück, dahinter

hinterlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1505 [Kassel] in etwa 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) hinter etwas legen, aufbewahren lassen

Hinterlegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1542 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] →depositio, Verb hinterlegen 1505) ist die in dem Rahmen eines Schuldverhältnisses er­folgende Übergabe einer hinterle­gungsfähigen Sache durch den Schuldner an die öffentliche Hinterlegungsstelle. Sie ist sachlich schon dem klassischen römischen Recht bekannt und wird seit dem Spätmittelalter (Köln 1288) mit dem römischen Recht zu Lasten der bloßen Preisgabe aufgenommen, erfolgt allerdings meist bei Ge­richt. S. Google

Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 43, 215; Müller, P., Die Hinterlegung, (in)  Jahrhundert Jb. 41 (1899), 411; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Hintersasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1281 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Grundherrn irgendwie abhängige (hinter sitzende) Mensch in der →Grundherrschaft. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Meyer, G., Die Gerichtsbarkeit über Unfreie und Hintersassen, ZRG GA 2 (1881), 83, 3 (1882), 102

Hippolithus a Lapide (Hippolitus a Lapide, Bogislaw Philipp [von] Chemnitz) (Stettin 9. 5. 1605-Hallstaad [Gut]/Vestmanland/Schweden 17. 5. 1678), lutherisch, wird nach dem Studium von Recht und Geschichte in Rostock und Jena (Dominicus Arumaeus) Soldat in den Niederlanden und in Schweden (1630-1637), 1644 Hofhistorio­graph Schwedens und veröffentlicht (zwi­schen 1640 und 1647 [um 1640?, um 1643?]) unter diesem Namen die (lat.) Dissertatio (F.) de ratione status in imperio nostro Romano-Germanico (Erörterung über das Wesen des Staates in unserem römisch-deutschen Reich), in der er das Reich als Aristokratie der (souveränen) Stände erklärt und sich für die Stärkung des Reichstags unter Schwächung der Kurfürsten sowie die Ausgliederung Habsburgs aus dem Reich ausspricht. S. Google

Lit.: Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 203

Hirdskra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Gefolgschaftsordnung) ist die zwischen 1273/1274 und 1277 entstandene, unter König →Magnus Hakonar­son (Lagabœtir) (1263-1281) aufgezeichnete norwegische Gefolgschaftsordnung mit ältesten Handschriften von etwa 1300, der eine wohl vor 1200 entstandene, verlorene Vorgängerin vorausgeht. In 54 Kapiteln dreier Teile (Amtsträger, Pflichten der Gefolgsleute, Gäste und Kerzenjungen) behandelt das vielleicht von einem Geistlichen verfasste Werk die Erbfolge und Wahl des Königs, die Eide der Amtsträger, die Hofämter, die Verteidigung, den Frieden u. s. w. S. Google

Lit.: Das norwegische Gefolgschaftsrecht, hg. v. Meißner, R., 1938; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500, 2011, 148ff., 2. A. 2016

Hirn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – EDEL drittes Viertel achtes Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1549 [Bern] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Gehirn ist das über Nervenzellen und Elektrizität in nicht wirklich bereits bekannter Weise wirkende wichtigste Steuerungsorgan höherer (tierischer) Lebewesen. S. Google, →Gehirn

Lit.: Monyer, H./Gassmann, M., Das geniale Gedächtnis. Wie das Gehirn aus der Vergangenheit unsere Zukunft macht, 2015; Markus, M., Das nackte Gehirn, 2016; Scheurle, H., Das Gehirn ist nicht einsam – Resonanzen zwischen Gehirn, Leib und Umwelt, 2. A. 2016; Fuchs, T. Das Gehirn – ein Beziehungsorgan, 6. A. 2020

Hirsau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), s. Google

Lit.: Drumm, D., Das Hirsauer Geschichtsbild im 12. Jahrhundert, 2016

Hirte, Hirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1431 [Schweiz] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Hüter

Hirtenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 in drei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Hirten in Spät­mittel­alter und Neuzeit geltende besondere Recht. S. Google

Lit.: Carlen, L., Das Recht der Hirten, 1970; Schöller, R., Der gemeine Hirte, 1973, zu Hirtenschutt (Lohn der Gemeindehirten) s. Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996, 174ff.

His, Rudolf (Basel 15. 7. 1870-Münster 22. 1. 1938), aus Ratsherrnfamilien in Basel, Medizinprofessorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Genf, Leipzig (Binding, Sohm), Berlin und Basel (Heusler) und der Promotion in Basel 1892 sowie der Habilitation in Heidelberg (1896, Schröder, Die Domänen der römischen Kaiserzeit, 1896) Professor in Münster. Er verfasst nach einem Strafrecht der Friesen im Mittelalter (1901) in der Nachfolge der Systematik Heinrich Brunners eine grundlegende zweibändige Strafrechtsgeschichte (Das →Strafrecht des deutschen Mittelalters 1920, 1935, vereinfachend Die Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, ohne genetische Erklärung). S. Google

Lit.: Naendrup, H., Rudolf His, 1941, Schmidt, E. (Nekrolog in) ZRG GA 61 (1941), XVff.

Historie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1210 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1210 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, F., Adjektiv historisch 16. Jh.) Geschichte

Historiker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M., s. Google) Geschichtsforscher

Lit.: Historikerlexikon, hg. v. Bruch, R. vom/Müller, R., 1991, 2. A. 2002; Historikerkommissionen und historische Konfliktbewältigung, hg. v. Cornilßen, C. u. a., 2017; Die versammelte Zunft. Historikerverband und Historikertage in Deutschland 1893-2000, hg. v. Berg, M. u. a., 2018

Historikerstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums sowie das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Deutschland der von Jürgen Habermas 1985 ausgelöste, 1988 ohne greifbare wissenschaftliche Früchte versiegte Streit deutscher Historiker über die Bedeutung des Nationalsozialismus in Deutsch­land. S. Google

Lit.: Kailitz, F., Die politische Deutungskultur im Spiegel des „Historikerstreits“, 2001

historisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen Adj., s. Google) geschichtlich

Historische Rechtsschule (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt,  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., (ab 1815 bzw. zunächst geschichtliche Schule der Rechtswissenschaft) ist die von Friedrich Carl von →Savigny (und Karl Friedrich Eichhorn) in Ablehnung von Philosophie, Naturrecht und gesundem Menschenverstand begründete reformkonservative Schule der geschichtlichen Rechtswissen­schaft. Für sie greift Savigny in einem objektiven, scheinbar gegen das ungeschicht­liche →Naturrecht (Vernunftrecht) gezielten Idea­lismus rechts­politisch die Freiheitsethik Immanuel →Kants (1724-1804) auf und bezieht Gustav →Hugos (1764-1844) methodische Forderungen nicht nur in seine frühen methodologischen Gedankengänge (1802) ein, sondern verwirklicht sie bereits in dem „Recht des Besitzes“ (1803) in der Form der philosophischen (begrifflichen, allge­meinen, absoluten, sys­tematisch-theoretischen) Durch­dringung des historischen (tatsächli­chen, positiven, konkre­ten, exegetisch-praktisch behandelten) Stoffes, um in manchmal fast gewaltsamem Umgang mit den Quellen den Besitzwillen als allgemeines, logisches, konstituierendes Ele­ment des Besitzrechts konstruktiv-sys­tematisch zu erarbeiten. In der historischen Rechts­schule sieht er das Recht an seine geschichtlichen Voraussetzungen gebunden und wendet sich gegen die Vorstellung, dass jedes Zeitalter seine Welt willkürlich selbst hervorbringe. Das Recht, das Vernunft und Ordnung in sich selbst birgt und damit auch aus sich selbst heraus ergänzungsfähig ist, ist ihm entsprechend den Vorstellungen →Herders (1744-1803) ein aus dem Innersten der Nation selbst und ihrer Geschichte geborener Teilbereich der Gesamtkultur und muss mit dieser, gespeist von irrationalen Kräften, wachsen. Weil das Historische in der Juris­prudenz nicht mehr als zufällig, sondern als geschichtlich notwendig verstanden wird, hält er eine →Kodifikation wie das →Allgemeine Landrecht (1794), den →Code civil (1804) oder das →Allgemeine Bürgerliche Gesetz­buch 1811/1812 (zumin­dest in ihrem Entstehungszeitpunkt) für entbehrlich, wenn nicht gar schädlich. Allerdings dient die als geschichtlich behauptete Betrachtungsweise Savigny in dem Ergebnis nur dazu, den insgesamt vor­handenen Rechtsstoff von dem zu reinigen, was nur historische Bedeutung hat und deshalb für die Gegenwart ausgeschieden werden kann. Ziel ist die Erneuerung des geltenden Rechtes durch das geschichtliche (römische) Recht mit Hilfe der Rechtswissenschaft. Schon seit seinen Landshuter Vorlesungen der Jahre 1808/1809 vertritt Savigny, ohne dies zu begründen, dabei die Ansicht, dass die Wanderungen und Re­volutionen der germa­nischen Stämme verhindert hätten, dass das ursprüngliche germanische Recht einen festen Bezugspunkt und einzigen Mittelpunkt habe, weshalb die Deutschen gar kein eigenes ursprüngliches Recht besäßen, so dass auch für sie das über­nommene römische Recht das eigentümliche Recht sei (!). Der nach der damit begründeten Zurückweisung des älteren deutschen Rechtes germanischer Herkunft und nach Ausscheiden der mittelalterlichen und neuzeitlichen Ent­stellungen des römischen Rechtes verbleibende Stoff, nämlich das klassisch-römische Recht, ist in einem eigentlich von einer historischen Rechtsschule nicht zu erwartenden Wieder­aufgreifen natur­recht­li­cher Begriffsbil­dung und naturrechtlicher Sys­tematik für Savigny der Gegenstand konstruktiv-systematischer, die tatsächliche ge­schichtliche Entwicklung bewusst als überflüs­sig abstreifender Durch­dringung (System des heutigen römischen Rechtes, 1840ff.). Die von Gustav Hugo 1789 durch seinen zivilistischen Kurs von Lehrbüchern begründete, von Friedrich Carl von Savigny vertiefte historische Rechtsschule, der nach Hans-Peter Haferkamp (2018) als Anhänger (in alphabetischer Reihenfolge) Ludwig Arndts, Moritz August von Bethmann-Hollweg, Friedrich Bluhme, Eduard Böcking, Karl Franz Ferdinand Bucher, Georg Christian Burchardi, Walther Friedrich Clossius, Heinrich Eduard Dirksen, Ernst Theodor Gaupp, Johann Friedrich Ludwig Göschen, Gustav Friedrich Haenel, Johann Christian Hasse, Christian Gottlieb Haubold, August Wilhelm Heffter, Georg Arnold Heise, Carl Gustav Homeyer, Gustav Hugo, Eduard Huschke, Friedrich Ludwig Keller, Clemens August Karl Klenze, Christian Friedrich Koch, Karl Wilhelm de Leuze de Lancizolle, Ernst Adolph Theodor Laspeyres, Egid von Löhr, Theodor Marezoll, Ludwig Wilhelm Anton Pernice, Georg Friedrich Puchta, Eduard Puggé, Georg Julius Ribbentrop, Karl Theresius Freiherr von Richthofen, Adolph August Friedrich Rudorff, Friedrich Carl von Savigny, Heinrich Eduard Siegfried von Schrader, August Wilhelm von Schröter, Friedrich Julis Stahl, August Unterholzner und Carl Georg von Wächter (insgesamt 37) sowie in chronologischer Reihenfolge der Geburtsjahre 1764 Gustav Hugo (1764-1844), 1766 Christian Gottlieb Haubold (1766-1824), 1778 Georg Arnold Heise (1778-1851), 1778 Johann Friedrich Ludwig Göschen (1778-1837), 1779 Friedrich Carl von Savigny (1779-1861), 1779 Heinrich Eduard Siegfried von Schrader (1779-1860), 1779 Johann Christian Hasse (1779-1830), 1784 Egid von Löhr (1784-1851), 1786 Karl Franz Ferdinand Bucher (1786-1854), 1787 August Unterholzner 1787-1838), 1790 August Wilhelm von Schröter (1799-1865), 1790 Heinrich Eduard Dirksen (1790-1868), 1792 Gustav Friedrich Haenel (Hänel) (1792-1878), 1794 Gustav Ludwig Theodor Marezoll (1794-1873), 1795 Carl Gustav Homeyer (1795-1874), 1795 Clemens August Karl Klenze (1795-1838), 1795 Georg Christian Burchardi (1795-1882), 1795 Moritz August von Bethmann-Hollweg (1795-1877), 1795? Walther Friedrich von Clossius (1795?-1838), 1796 August Wilhelm Heffter (1796-1880), 1796 Ernst Theodor Gaupp (1796-1859), 1796 Karl Wilhelm de Leuze de Lancizolle (1796-1871), 1797 Carl Georg von Wächter (1797-1880), 1797 Friedrich Bluhme (1797-1874), 1798 Christian Friedrich Koch (1798-1872), 1798 Georg Friedrich Puchta (1798-1846), 1798 Georg Julius Ribbentrop (1798-1874), 1799 Friedrich Ludwig von Keller (1799-1860), 1799 Ludwig Wilhelm Anton Pernice (1799-1861), 1800 Ernst Adolph Theodor Laspeyres (1800-1869), 1801 Georg Philipp Eduard Huschke (1801-1886), 1802 Eduard Böcking (1802-1870), 1802 Eduard Puggé (1802-1836), 1802 Friedrich Julis Stahl (1802-1861), 1803 Adolph August Friedrich Rudorff (1803-1873), 1803 Ludwig Arndts (von Arnesberg) (1803-1878), 1811 Karl Theresius Freiherr von Richthofen (1811-1888) (insgesamt 37) zugerechnet werden können, teilt sich später in Romanisten (→Savigny, →Puchta, →Windscheid) und Germanisten (→Eichhorn, →Grimm, →Gierke). Ihre dogma­tisch-praktische Zielsetzung geht bald in der (unhistorischen) →Begriffs­jurisprudenz bzw. (nach Savignys System des heutigen römischen Rechts von 1840ff.) in der Pandektenwissenschaft auf. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 187; Gierke, O. v., Die historische Rechtsschule und die Germanisten, 1903; Rexius, G., Studien zur Staatslehre der historischen Schule, (in) HZ 107 (1911), 496; Kantorowicz, H., Volksgeist und historische Rechtsschule, (in) HZ 108 (1912), 295; Conrad, H., Aus der Entstehungszeit der historischen Rechtsschule – Friedrich Carl von Savigny und Jacob Grimm, ZRG GA 65 (1947), 261; Vischer, E., Barthold Georg Niebuhr und die Schweiz, Die Welt als Geschichte 16 (1956), 1; Wieacker, F., Privatrechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Böckenförde, E., Die historische Rechtsschule und das Problem der Geschichtlichkeit des Rechtes, (in) FS J. Ritter, 1965, 9; Wieacker, F., Wandlungen im Bilde der historischen Rechtsschule, 1967; Scheuermann, R., Die Einflüsse der historischen Rechtsschule, 1972; Conradi, R., Karl Friedrich Eichhorn als Staatsrechtslehrer, 1987; Klemann, B., Rudolf von Ihering und die historische Rechtsschule, 1989; Whitman, J., The Legacy of Roman Law in the German Romantic Era, 1990; Reimann, M., Historische Schule und Common Law, 1993; Bürge, A., Ausstrahlungen der historischen Rechtsschule in Frankreich, (in) ZEuP 1997, 643; Hofer, S., Freiheit ohne Grenzen?, 2001; Gadomski, C., Die Rezeption der historischen Rechtsschule und der Pandektenwissenschaft in der italienischen Wissenschaft, Diss. jur. Frankfurt 2006; Lüderssen, K., Eichendorff und das Recht, 2007; Jouanjan, O., Philosophische Verwicklungen in der Rechtswissenschaft, ZRG GA 125 (2008), 367; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008; Vano, C., Der Gaius der Historischen Rechtsschule, 2008; Kirschbaum, J., Die Etablierung der historischen Rechtsschule an der Ludoviciana (1814-1824), 2011; Haferkamp, H., Die historische Rechtsschule, 2018

Historischer Materialismus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist die von Karl →Marx (Trier 5. 5. 1818-London 14. 3. 1883) als geschichtlicher Gesetzmäßigkeit unterliegend erklärte materialistische Ge­schichtsphilosophie.

historische Schule →historische Rechtsschule

Historismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M.) ist (seit etwa 1850, verstärkt seit 1874 [Nietzsche]) die Betrachtung eines Geschehens unter dem Blickpunkt des Einmaligen und Besonderen, womit historische Vorgänge und Strukturen ihre Ver­gleichbarkeit und Wiederholbarkeit einbüßen. S. Google

Lit.: Wittkau, A., Historismus, 1992; Jaeger, F./Rüsen, J., Geschichte des Historismus, 1992; Geschichts­diskurs Bd. 3, hg. v. Küttler, W. u. a., 1996, Historismus, hg. v. Oexle, O. u. a., 1996; Historismus am Ende des 20. Jahrhunderts, hg. v. Scholtz, G., 1997; Conte, D., Storicismo e storia universale, 2000; Historismus im 19. Jahrhundert, hg. v. Nordalm, J., 2006; Historisierung, hg. v. Baumstark, M./Forkel, R., 2016

Hitler, Adolf (Braunau an dem Inn in Oberösterreich 20. 4. 1889-Berlin 30. 4. 1945) ist zunächst einfach ein vielfach geschlagener Sohn eines unehelich geborenen, strengen, autoritären, oft übel gelaunten Zollamtsoberoffizials (Alois Schicklgruber, [1876 Namensänderung in – Alois - Hitler und Statusänderung von unehelich in ehelich durch den Ortspfarrer, † 1903, danach Halbwaisenrente für Hitler] aus einer aus dem Waldviertel in Niederösterreich stammenden Familie. Seine Mutter ist die in dritter Ehe mit Alois Hitler verheiratete Nichte zweiten Grades Alois Hitlers Klara Pölzl (1860-21. 12. 1907). Hitler wird (trotz zeitweiser guter Schulnoten bei mehrfacher Nichtversetzung ohne Schulab­schluss [1905]) nach Aufenthalten in Wien (1907 gescheiterte Aufnahmeprüfung in Kunstakademie zu einem Kunstkonkurs, 1909 zweiter gescheiterter Versuch der Aufnahme in die Kunstakademie, Wohnung in Obdachlosenasyl, 1910 in Männerwohn­heim, Begegnung mit der Lage der unteren Schichten) Maler von Sehenswürdigkeiten Wiens (Verkauf der Bilder durch jüdische Händler). 1913 wechselt er nach München (auch zwecks Vermei­dung des Militärdiensts in Österreich, 5. 2. 1914 in Salzburg bei Musterung als waffenunfähig beurteilt). Es folgen freiwillige Kriegsteilnahme an dem Ersten Weltkrieg (16. 8. 1914 16. Reserveinfanterieregiment Bayerns, einge­setzt als nicht besonders gefährdeter Meldegänger an der Westfront, eisernes Kreuz 2. Klasse, Militärverdienst­kreuz 3. Klasse, Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit, Verwundetenab­zeichen, eisernes Kreuz erster Klasse), psy­chiatrische Heilung von Er­blindung durch Senfgaseinwirkung (13./14./15. 10. 1918 mit einmonatigem Lazarettaufenthalt), 21. 11. 1918 Eintritt in ein Münchener Ersatzbataillon zwecks opportunistischen Verbleibs bei dem zu dieser Zeit in dem Dienste der linksrevolutionären Kräfte Ordnung schaffenden Militär mangels ziviler Perspektiven, weiter­wirkende posttrauma­tische Belas­tungs­stö­rung (1919) (möglicherweise zunächst aus Orien­tie­rungslosigkeit Zu­wen­dung zu der Räte­republik Kurt Eisners?, bisher nicht klar gedeutete Erfahrungen in der Räterepublik). Danach wird Hitler (April 1919) gewählter Vertrauensmann seiner Kompanie, wenig später stellvertretender Bataillonsrat. Nach der an dem 1. Mai 1919 erfolgten Rückeroberung Münchens (Ende der Räterepublik) dient er sich als Angehöriger einer Kommission gegen Militärangehörige der radikalen Linken dem postrevolutionären Militär an und verhindert seine Entlassung. Geprägt von der Ratifizierung des Vertrags von Versailles an dem 9. 7. 1919 von Sommer 1919 (in dem Herbst 1919 kurzfristig zu dem Schützenregiment 41 kommandiert) bis zu der Entlassung an dem 31. März 1920 zu dem 1. 4. 1920) wird er Ver­trauens­mann (aber als Österreicher nie Angehöriger) der Reichswehr (ab Sommer 1919 Propagan­dist zu der politischen Aufklärung der zu entlas­senden Soldaten in dem Sinne der neuen Republik bzw. Bildungsoffizier, in einem Schulungskurs von dem 20. bis zu dem 24. 8. 1919 erstmals als Redner hervortretend, u. a. beauftragt mit Beobachtung der Deutschen Arbeiterpartei DAP an dem 12. 9. 1919, vielleicht „ein in oder von militärischen Stellen gut versorgter Aktivist, welcher der aufstrebenden Deutschen Arbeiterpartei als Leihgabe zu Verfügung gestellt wurde“). In diesem Rahmen erfolgt ein Wandel von einem politischen Niemand zu einem an der Macht interessierten Politiker bzw. ein dreistufiger Aufstieg von einem „streunenden Hund“ von November 1918 bis Mai 1919 über einen Teil eines Rudels von Mai 1919 bis Juli 1921 zu dem Anführer des Rudels von Juli 1921 bis 1926). Hitler wird dabei (an dem 19. 10. 1919) 55. Mitglied (ab Nr. 500 gezählte Mitgliedskarte Nr. 555) der Deutschen Arbeiterpartei (24. Februar 1920 →Nationalso­zialistische Deutsche Arbeiterpar­tei NSDAP) und nach zwischenzeitlichem Parteiaustritt und Wiedereintritt an dem 29. Juli 1921 deren Vorsit­zender. Nach der Niederlage der Münchener Räte­republik (2. Mai 1919) und unter dem Eindruck der etwa gleich­zeitig bekannt ge­wordenen Bedingungen des Vertrags von Versailles von dem 28. Juni 1919 nähert sich Hitler aus bisher nicht wirklich bekanntem Grund oder Anlass völkisch-antisemitischen Zieletzungen (erstes [nachweisbares] Zeugnis von Antisemitismus in einem Brief an Adolf Gemlich von dem 16. September 1919). Stetes politisches Ziel ist vielleicht auf der Suche nach Wählerstimmen die politische nationale Zusammenführung aller (arischen) Deutschen. Seinen Lebensunterhalt bestreitet Hitler nunmehr vor allem durch Honorare für seine Reden. Wegen Störung einer konkurrierenden Versammlung des Bayernbunds in dem Löwenbräukeller an dem 14. 9. 1921 wird er an dem 12. 1. 1922 wegen Landfriedensbruchs zu drei Monaten Haft verurteilt, die aber nach einem Tag Haft (24. 6. 1921) zu Bewährung ausgesetzt werden. Nach einem gescheiterten, die bestehende politische Lage völlig falsch einschätzenden Putsch (mit General Erich Ludendorff) an dem 8. 11. 1923/9. 11. 1923 inhaftiert und wegen Hochverrats zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt, verfasst er (175 cm groß und etwa 75 Kilogramm schwer) in der Rolle eines politischen Märtyrers der Intrigen der konservativen herrschenden Kräfte unter verhältnismäßig angenehmen Bedingungen in der Festungshaftanstalt Landsberg am Lech binnen sieben Monaten die (vielleicht teilweise Rudolf Heß diktierte, Geschehnisse, Absichten, Fehler, Entstellungen, Verdrehungen und Unwahrheiten umfassende und dementsprechend in Bezug auf die tatsächliche Biographie weitgehend fiktive) Programmschrift „Mein Kampf“ (Band 1), die nur wenige originäre Gedanken enthält, aber Lesefrüchte der Wende von dem 19. Jahrhundert zu dem 20. Jahrhundert in individueller Art verknüpft und die Entwicklung von einem Niemand mit einer noch offenen politischen Zukunft zu dem nationalsozialistischen Führer abschließt (20. 12. 1924 Entlassung). Das Werk erscheint nach Aufhebung des Verbots der NSDAP (16. 2. 1925) in dem Juli 1925 und erhebt den Schreiber zu einer Persönlichkeit mit nationalem Profil. Hitler zeigt dabei das Talent, sich auch auf der Grundlage unvollständiger Informationen rasch zu entscheiden, und verfolgt mit größtmöglicher Kraft das Ziel eines geeinten Staates aller Deutschen. An dem 30. 4. 1925 gibt er die Staats­bürgerschaft Österreichs auf und wird staatenlos. In dem Sommer 1926 führt er nach einem Vorbild aus Bremen den so genannten Hitlergruß ein. Bis November 1926 entsteht in der Pension Moritz in Berchtesgaden, in einer Blockhütte in dem Wald (Kampf-Häusl) und in dem Hotel Deutsches Haus der zweite Band des Werkes Mein Kampf mit dem Thema Notwehr als Recht an dem Schluss (Volksausgabe beider Teile der so genannten „Hitlerbibel“ 1930, insgesamt 1031 Auflagen bis 1944, kritische, zwischen Interessen von Opfern und Interessen der Allgemeinheit vermittelnde, auf größeres Interesse von Nachfragern stoßende Ausgabe 2016). Seit 1928/1929 gelingen Hitler mit Hilfe verschiedener Machteroberungsstrategien wachsende, durch Versprechen wirtschaftlicher und gesellschafticher Verbesserungen vorbereitete Wahlerfolge (14. 9. 1930 Steigerung des Stimmanteils seiner Partei von 2,6 auf 18,3 Prozent). An dem 25. Februar 1932 erwirbt er drei Tage nach Bekanntgabe seiner Kandidatur für das Amt des Reichspräsidenten des Deutschen Reiches durch Ernennung zu einem Regierungsrat in Braunschweig (Amt nie angetreten, an dem 16. 2. 1933 wieder entlassen) die Staatsbürgerschaft des Deutschen Reiches. Bei der Wahl unterliegt er dem Wahlsieger Paul von Hindenburg (1847-1934) mit 36,8 Prozent der abgegebenen Stimmen. An dem 30. 1. 1933 ernennt ihn in Zusammenwirken mit konservativen Ansprechpartnern Reichs­präsident Hindenburg als Führer der stärksten Reichstagsfraktion (37,3 Prozent der Stimmen) zu dem Reichskanzler des →Deutschen Reiches. Durch Überredung, Drohung und Gewalt wandelt Hitler die Republik in einen totalitären Einparteienstaat eines diktatorischen Führers (→Drittes Reich). Nach dem 2. 8. 1934 übernimmt er auch das Amt des verstorbenen Reichspräsidenten Hindenburg. Auf komplexe politische Problemlagen reagiert er eigenwillig, überraschend flexibel, grundsätzlich effizient und in dem Zweifel repressiv. 1936 erklärt er auf dem Parteitag, dass es ein Wunder der Zeit sei, „dass ihr mich gefunden habt unter so vielen Millionen. Und dass ich euch gefunden habe, ist Deutschlands Glück“. Gestützt auf ein Bündnis mit Italien (Mussolini) und Japan und einen taktisch motivierten Nicht­angriffspakt mit der Sowjetunion (Stalin) greift er als revanchistische Fortsetzung des Ersten Weltkriegs mit einem Schritt zu unbegrenzter Gewaltanwendung an dem 1. 9. 1939 Polen an („wird zurückgeschos­sen“) und löst damit den von ihm eigentlich tatsächlich nie zu gewinnenden Zweiten Weltkrieg (zunächst gegen Polen, Großbritannien und Frankreich) aus. An dem 22. 6. 1941 greift er unter Bruch des Nichtangriffspakts mit Stalin die Sowjetunion an. In dem weiteren Verlauf des die Sachlogik der professionellen militärischen Berater sehr lange außer Acht lassenden Krieges ist Hitlers Imperium an dem Jahresende 1941 (vorübergehend) größer ist als die zu diesem Zeitpunkt in den Krieg eintretenden und sein Ergebnis danach maßgeblich beeinflussendenVereinigten Staaten von Amerika. Seit der Schlacht um Stalingrad in dem Winter 1942/1943 wird die Überlegenheit der Alliierten aber deutlich erkennbar. Vereinzelte Attentate von Widerstandskämpfern auf ihn scheitern. An dem Ende des Krieges steht nach Hitlers Selbsttötung (in Berlin an dem 30. 4. 1945 nach 20464 Lebenstagen) an dem 8. 5. 1945 die völlige Kapitulation (und Befreiung) des Deutschen Reiches. Das Recht hat Hitler dabei auf seinem unheilvollen Weg von erfolglosem Kunstkonkurs zu menschenrechtswidrigem Massenmord in viel­fältiger Weise als Kampfinstrument zu der Durchsetzung seiner menschenrechtsfeindlichen Ideologie des →Nationalsozialismus gebraucht und missbraucht. Die von ihm verwirklichte Finanzierung der Kriegsschulden in Höhe von 451 Milliarden Reichsmark muss der Sparer in der Währungsreform des Jahres 1948 tilgen. Hitlers moralische Schuld gegenüber seinen vielen Opfern in aller Welt ist auf Dauer von allen Deutschen zu tragen.

Lit.: Köbler, DRG 222; Heuß, T., Hitlers Weg, 1932, 2. A.1932, 8. A. 1932, Neudruck 2008 (Buch beruht auf einem Vortrag von dem 26. 2. 1931); Hitler, A., Mein Kampf, 1925, 17. A. 1933, 1031. A. 1944, kritische Ausgabe 2016; Braun, O., Von Weimar zu Hitler, 3. A. 1949; Bullock, A., Hitler – a study in tyranny, 1952, (deutsch) Hitler – eine Studie über Tyrannei, 1953; Hofmann, H., Der Hitlerputsch, 1961; Domarus, M., Hitlers Reden und Proklamationen, 2. A. 1965; Hoff­mann, P., Widerstand - Staatsstreich - Attentat, 1969; Broszat, M., Der Staat Hitlers, 1969, 15. A. 2000; Franz-Willing, G., Ursprung der Hitlerbewegung 1919-1922, 1962, 2. A. 1974; Maser, W., Adolf Hitler, 1971, 18. A. 2001; Fest, J., Hitler, 1973; Phillips, L., Adolf Hitler and the Third Reich, 1977; Toland, J., Adolf Hitler, 1976 (deutsch 1977); Haffner, S., Anmerkungen zu Hitler, 1978; Hitler, Adolf, Sämtliche Aufzeichnungen (1905-1924), hg. v. Jäckel, E. u. a., 1980; Jäckel, E., Hitlers Herrschaft, 1986; Zitelmann, R., Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs, 1987, Falter, J., Hitlers Wähler, 1991 (heterogen, nicht nur radikalisierter Mittelstand); Lang, J., Die Partei, 1989; Hitler, A., Reden, Schriften, Anordnungen, hg. v. Institut für Zeitgeschichte, Bd. 1ff. 1992ff. (1925-1933); Steinert, M., Hitler, 1994; Goldhagen, D., Hitlers willige Vollstrecker, 1996; Hamann, B., Hitlers Wien, 1996; Turner, H., Hitlers Weg zur Macht, 1996; Lukacs, J., Hitler, 1997; Pätzold, K./Weissbecker, M., Adolf Hitler, 1997; Der Hitler-Prozess, hg. v. Gruchmann, L., Bd. 1ff. 1997ff.; Large, D., Hitlers München, 1998; Kershaw, I., Hitler, Bd. 1ff. 1998ff.; Schmitz, H., Adolf Hitler, 1998; Koch-Hillebrecht, M., Hitler – Psychogramm des deutschen Diktators, 1999; Mommsen, H., Alternative zu Hitler, 2000; NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler, hg. v. Ueberschär, G., 2000; Kershaw, I., Hitler 1936-1945, 2000; Zehnpfennig, B., Hitlers „Mein Kampf“, 2000, 3. A. 2006; Krockow, C. Graf v., Hitler und seine Deutschen, 2001; Gellately, R., Backing Hitler, 2001; Gritschneder, O., Der Hitler-Prozess und sein Richter Georg Neithardt, 2001; Rauscher, W., Hitler und Mussolini, 2001; Zürner, B., Adolf Hitler – Feldherr wider Willen?, 2001; Machtan, L., Hitlers Geheimnis, 2001; Fest, J., Der Untergang – Hitler und das Ende des Dritten Reiches, 2002; Der deutsche Widerstand gegen Hitler, hg. v. Überschär, G., 2002; Reuth, R., Hitler, 2003; Koch-Hillebrecht, M., Hitler, 2003; Horstmann, B., Hitler in Pasewalk, 2004; Schwarz, B., Hitlers Museum, 2004; Thonke, C., Hitlers langer Schatten, 2004; Rietzler, R., Mensch Adolf, 2004; Seligmann, R., Die Deutschen und ihr Führer, 2004; Aly, G., Hitlers Volksstaat, 2005; Frank, M., Der Tod im Führerbunker, 2005; Schreckenberg, H., Hitler, 2006; Plöckinger, O., Geschichte eines Buches. Adolf Hitlers Mein Kampf, 2006, 2. A. 2011; Grabner-Haider, A., Hitlers mythische Religion, 2008; Ryback, T., Hitler’s Private Library, 2008; Fritze, L., Legitimer Widerstand?, 2009; Mazower, M., Hitlers Imperium, 2009; Haasis, H., Den Hitler jag ich in die Luft, 2009; Renz, U., Georg Elser, 2009; Schmidt, U., Hitlers Arzt Karl Brandt, 2009; Reuth, R., Hitlers Judenhass, 2009; Bavendamm, D., Der junge Hitler, 2010; Fritz Gerlich, bearb. v. Morsey, R., 2010; Krings, S., Hitlers Pressechef - Otto Dietrich (1897-1952), 2010; Weber, T., Hitler’s First War, 2010; Zehnpfennig, B., Adolf Hitler - Mein Kampf, 2011; Weber, T, Hitlers erster Krieg, 2011; Herbst, L., Hitlers Charisma, 2011; Tomberg, F., Das Christentum in Hitlers Weltanschauung, 2012; Knigge, J., Hitlers Italienbild, 2012; Plöckinger, O., Unter Soldaten und Agitatoren, 2013; Ullrich, V., Adolf Hitler - Biographie - Die Jahre des Aufstiegs 1889-1939, 2013; Nübel, C., Der Bismarck-Mythos in den Reden und Schriften Hitlers, (in) HZ 298 (2013) 349 (von geringer Bedeutung, weil Hitler zukunftsorientiert erscheinen wollte); Raichle, C., Hitler als Symbolpolitiker, 2014; Dreykorn, M., Hitler an der Macht, 2015; Pyta, W. Hitler – Der Künstler als Politiker und Feldherr, 2015; Kellerhoff, S., Mein Kampf – Die Karriere eines deutschen Buches, 2015; Fleischmann, P., Hitler als Häftling in Landsberg 1923/1924, 2015; Nettles, J., Hitlers Inselwahn, 2015; Longerich, P., Hitler, 2015; Quellen und Dokumente zur Geschichte von „Mein Kampf“ 1924-1925, hg. v. Plöckinger, O., 2016; Hitler – Mein Kampf – Eine kritische Edition, hg. v. Hartmann, C. u. a., 2016; Sandner, H., Hitler – Das Itinerar, Bd. 1-4 2016 (rund 4000 Tage in München, je 2000 Tage in Wien und Berlin, 1650 Tage auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden); Die Maiski-Tagebücher, 2016; Weber, T., Wie Adolf Hitler zum Nazi wurde, 2016; Aust, S., Hitlers erster Feind, 2016; Renz, U., Georg Elser – Allein gegen Hitler, 2014, 2. A. 2016; Herwig, H., The Demon of Geopolitics – How Karl Haushofer „educated“ Hitler and Hess, 2016 (fast gar nicht); Schieder, W., Adolf Hitler – politischer Zauberlehrling Mussolinis, 2017; Ullrich, V., Adolf Hitler Bd. 2 Die Jahre des Untergangs, 2018; Fritz, S., The First Soldier, 2018; Görtemaker, H., Hitlers Hofstaat, 2019 (Dietrich Eckart, Alfred Rosenberg, Ernst Röhm, Christian Weber, Eva Braun, Josef Goebels, Magda Goebbels, Heinrich Hoffmann, Theodor Morell, Karl Brandt, Albert Speer, Martin Bormann, Otto Dietrich, Nicolaus von Below, Straumann, T., 1931); Benz, W., Im Widerstand – Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler, 2019 (Georg Elser, Bischof Clemens August Graf von Galen, Konrad Heiden, Hans Achim Litten, Emil Gumbel, Kurt Tucholsky, Julius von Jan, Lina Haag); Straubmann, T., Die Finanzkrise und Hitlers Aufstieg, 2020; Simms, B., Hitler, 2020; Leidinger, H./Rapp, C. Hitler – prägende Jahre. Kindheit und Jugend 1889-1914, 2020; Menzel, U., Die Steigbügelhalter und ihr Lohn – Hitlers Einbürgerung in Braunschweig als Weichenstellung auf dem Weg zur Macht und die Modernisierung des Braunschweiger Landes, 2020; Sandgruber, R., Hitlers Vater – Wie der Sohn zum Diktator wurde, 2021; Reuth, R., Hitler, 2021; Pyta, W. u. a., Nicht alternativlos – wie ein Reichskanzler Hitler hätte verhindert werden können, (in) HZ 312 (2021), 400 (Hindenburg wollte aber keine Zwischenlösung, sondern eine Endlösung); Pyta, W., Einsichten zu Hitler, HZ 313/2 (2021), 408

Hobbes, Thomas (Westpool 5. 4. 1588-Hardwick Hall 4. 12. 1679) wird nach dem Philosophiestudium in Oxford Hauslehrer bei Baron Cavendish. In seinem Hauptwerk (lat.) Elementa (N.Pl.) philosophiae (Grundlagen der Philosophie) (Teil 3 [lat.] De cive [Von dem Bürger], 1649, ähnlich Leviathan, 1651, Neudruck 2. A. 2008) erklärt er den Ursprung des Staates mit dem von dem (bösen) Menschen zu der Vermeidung des Kampfes aller gegen alle zugunsten des souveränen Herrschers geschlossenen →Gesellschafts­vertrag, als dessen Folge auf Grund der Autorität des Herrschers die menschlichen Gesetze die Naturgesetze ab­lösen. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HobbesThomasLeviathan1651.pdf; Tönnies, F., Thomas Hobbes, 3. A. 1925; Schnur, R., Individualismus und Absolutismus, 1962; Mayer-Tasch, P., Thomas Hobbes und das Widerstandsrecht, 1965; Mac­Pherson, C., Die politische Theorie des Besitz­individualismus, 1967; Dießelhorst, M., Ursprünge des modernen Systemdenkens bei Hobbes, 1968; Hobbes-Forschungen, hg. v. Koselleck, R. u. a., 1969; Förster, W., Thomas Hobbes und der Puritanismus, 1969; Schelsky, H., Thomas Hobbes, 1981, Willms, T., Thomas Hobbes, 1987; Dießelhorst, M., Naturzustand und Sozialvertrag bei Hobbes und Kant, 1988; Thomas Hobbes und die englische Revolution, 1991; Ludwig, B., Die Wieder­entdeckung des epikureischen Naturrechts, 1998; Hüning, D., Freiheit und Herrschaft, 1998; Kremkus, A., Die Strafe, 1999; Bredekamp, H., Thomas Hobbes, 2003; Hirsch, A., Recht auf Gewalt?, 2004; Hobbes and the Law, hg. v. Dyzenhaus, D. u. a., 2012; Skinner, Q, Thomas Hobbes und die Person des Staates, 2017

hoch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) nach oben ausgedehnt, übergeordnet

Hochadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nicht als Ansatz – belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →Adel

Hochgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) hohes Gericht

Hochgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal [Baden 1807] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Hochgericht 1285, N.) ist seit dem Hochmittelalter die Gerichtsbarkeit über die mit der →Todesstrafe bedrohten Verbrechen (→Totschlag, →Notzucht, →Diebstahl). Sie steht (auf Grund königlicher Verleihung) grundsätzlich dem →Landesherrn zu, der sie seit dem (lat.) →Statutum (N.) in favorem principum (1231/1232, Gesetz zugunsten der Fürsten) als eigenes Recht weiterverleihen kann. Demgegenüber wird die Niedergerichts­barkeit (→Niedergericht) von niederen Gerichten ausgeübt. S. Google

Lit.: Fabricius, E., Das Hochgericht Rhaunen, 1901; Rietschel, S., Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit, 1905; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsverfassung Bayerns, 1929; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 2. A. 1958; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, 2000; Guthke, T., Die Herausbildung der Strafklage, 2009

Hochmeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1287 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →Deutscher Orden

Lit.: Stengel, E., Hochmeister und Reich, ZRG GA 58 (1938), 178; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998

Hochmittelalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der mittlere Zeitabschnitt des Mittelalters, der von etwa 911 (bzw. 1000) bzw. 1076 bis (etwa 1250 bzw.) 1254 bzw. 1273 angesetzt werden kann. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 93; Wegener, W., Böhmen, Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Beiträge zum hochmittelalterlichen Städtewesen, hg. v. Diestelkamp, B., 1982; Goez, W., Gestalten des Hochmittelalters, 1983; Jakobs, H., Kirchenreform und Hochmittel­alter, 1984, 2. A. 1988; Haas, W., Welt im Wandel, 2002; Haverkamp, A., Zwölftes Jahrhundert (1125-1198), 2003

Hochschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Heidelberg] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort 1400, F., s. Google) →Universität

Lit.: König, W., Spezialisierung und Bildungsanspruch – Zur Geschichte der Technischen Hochschulen im 19. und 20. Jahrhundert, (in) Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 11, 4 (1988), 219ff.

Hochstapelei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie aus dem Rotwelschen gebildet, F., s. Google) eine Form von Betrug

hochstapeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Rotwelchen gebildet Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) in bestimmter Weise betrügen

Hochstapler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1728 [Schwaben] in sieben Hinweisen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Rotwelchen gebildet, M.s. Google) ist der in betrügerischer Absicht den Anschein einer Zugehörigkeit zu einer höheren Gesellschaftssicht erweckende Mensch. S. Google

Lit.: Wolf, S., Wörterbuch des Rotwelschen, 1956, 2. A. 1985

Hochstift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Straßburg] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das weltliche Herrschaftsgebiet eines geistlichen Reichs­fürsten (und bei unscharfem Sprachgebrauch auch das zuge­hörige Bistum) (beispielsweise Minden, Münster, Osnabrück, Hildesheim, Würzburg, Bamberg, Straßburg, Augsburg, Freising, Passau, Regensburg, Brixen u. s. w.) von dem Hochmit­telalter bis zu dem Jahre 1803. S. Google

Lit.: Werminghoff, A., Verfassungsgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter, 2. A. 1913, 72; Bachmann, S., Die Landstände des Hochstifts Bamberg, 1962; Wolgast, E., Hochstift und Reformation, 1995; Wüst, W., Geistlicher Staat und Altes Reich, 2001; Wetter, I., Hochstifte als mittelalterliche Verkehrszen­tren, 2006 (Konstanz, Augsburg); Haag, N., Dynastie, Region, Konfession – Die Hochstifte des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation zwischen Dynastisierung und Konfessionalisierung (1448-1648), 2018

Hochverrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1703 [Bern] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem frühen 18. Jahrhundert (1703, möglicherweise kann auch bereits der Bauernaufstand von Untergrombach 1502 als früher Ansatzpunkt angesehen werden) ein neuer Ausdruck für das Majestätsver­brechen (lat. [N.] →crimen laesae maiestatis), das in dem Hochmittelalter den älteren Treuebruch verdrängt. Hochverrat soll in dem Kampf gegen den Absolutismus die Taten erfassen, die den inneren Bestand des Staates angreifen (in Gegensatz zu dem →Landesverrat und zu dem →Majestätsverbrechen). Nach →Feuerbach (1798) ist jeder Angriff auf den Staatsvertrag (bzw. die drei Staatsverträge) Hochverrat (beispielsweise Entziehung eines Gliedstaats, Angriff auf das Leben des Herrschers, Revolution), doch folgt dem die Rechtspraxis nicht. Das deutsche Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches von 1871 bietet demgegenüber eine ausführliche Kasuistik. S. Google

Lit.: Söllner § 10; Baltzer, C., Die geschichtlichen Grundlagen der privilegierten Behandlung politischer Straftäter, 1966; Reimann, M., Der Hochverratsprozess gegen Gustav Struve und Karl Blind. Der erste Schwurgerichtsfall in Baden, 1985; Staatsschutz, hg. v. Willoweit, D., 1994; Böttger, M., Der Hochverrat, 1998; Widerstand als Hochverrat, bearb. v. Zarusky, J. u. a., 1998; Hochver­rat?, hg. v. Lill, R., 1999; Richter, I., Hochverratspro­zesse als Herrschaftspraxis, 2001; Bundschuh, hg. v. Blickle, P. u. a., 2004

Hochzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – neuntes Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einem Hinweis auf Deutsche Sprach-Denkmale des zwölften Jahrhunderts und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Bezeichnung für (die) Feier(lichkeiten), insbesondere der →Eheschließung (13. Jahrhundert). Hierfür schafft der Landesherr seit dem 15. Jahrhundert besondere Hochzeits­ordnungen. Sie verbieten übermäßigen Luxus (→Luxusverbot). S. Google

Lit.: Bächtold, H., Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit, 1914; Neumann, G., Hochzeitsbrauchtum in Westfalen, (in) Westfalen 33 (1955), 212; Goldmann, E., Hochzeitsbräuche, Seelenreise, 1956; Leisching, P., Et teneat eam, (in) Studia Gratiana 27 (1996), 311; Tisch und Bett, hg. v. Riis, T., 1998

Hof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 116 ad comitatum zehoua, cehoua, zehoue, ziboua, II 324 ad comitatum .i. ad palatium vel zehova. III 124 für curtis, curta, curia, , I 271, III 209, III 227] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zu einem Haus unmittelbar gehörige Platz oder Raum, allgemeiner der landwirt­schaftliche Betrieb oder der Lebensbereich eines Adeligen. Der landwirtschaftliche Hof ist überwiegend Teil der →Grundherr­schaft. Seit dem 19. Jahrhundert wird für ihn teilweise ein besonderes →Hofrecht geschaffen. Für den adeligen Hof entstehen schon früh eigene Hofrechte, besondere Hofämter, später auch Hoftage, Hofgerichte, Hofräte und Hof­ordnungen. In Bayern-Landshut besteht das spätmittelalterliche Hofgesinde aus 150 vergüteten Mitgliedern. In dem ernestinischen Sachsen umfasst der Hof 1531 etwa 500 Menschen. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 35f.; Kroeschell, DRG 1, 83, 112; Köbler, WAS; Maurer, G. v., Geschichte der Fronhöfe und der Hofverfassung in Deutschland, Bd. 1ff. 1862f., Neudruck 1961; Härle, P., Die zwölf Abteimaierhöfe des Stiftes Buchau, 1937; Hartmann, K., Haus Rhade op de Volme, 1938; Haff, K., Hofübergabe und Ältestenrecht, ZRG GA 62 (1942), 377; Elsener, F., Der Hof Benken, 1953; Ohe, J. v. d., Die Zentral- und Hofverwaltung des Fürstentums Lüneburg, 1955; Herold, E., Hofdienst und Hofschutz, Diss. jur. München 1956; Dölling, H., Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten, 1958; Kruedener, J. Frhr. v., Die Rolle des Hofes im Absolutismus, 1973; Hollegger, M., Maximilian und die Entwicklung der Zentralverwaltung am Hof, 1983; Bumke, J., Höfische Kultur, 1986; Moraw, P., Hoftag und Reichstag, (in) Parlamentsrecht und Parlaments­praxis, 1989, 3; Alltag bei Hofe, hg. v. Paravicini, W., 1995; Haus und Hof in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, hg. v. Beck, H. u. a., 1997; Plassmann, A., Die Struktur des Hofes, 1998; Hillen, C., Curia regis, 1999; Höfe und Höfeordnungen 1200-1600, hg. v. Kruse, H. u. a., 1999; Bahl, P., Der Hof des Großen Kurfürsten, 2000; Schütte, B., König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof, 2002; Hofkultur und aufklärerische Reformen in Thüringen, hg. v. Ventzke, M., 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 2003; Höfe und Resi­denzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003; Hengerer, M., Kaiserhof und Adel, 2004; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, 2004; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2004; Fürstenhöfe und ihre Außenwelt, hg. v. Zotz, T., 2004; Dvory a rezidence ver středovĕku, 2006; Hofkultur in Frankreich und in Europa im Spätmittelalter, hg. v. Freigang, C. u. a., 2005; Kaiserhof – Papsthof (16. – 18. Jahrhundert), hg. v. Bösel, R. u. a., 2006; Die Hofge­schichtsschreibung im mittelalterlichen Europa, hg. v. Schieffer, R. u. a., 2006; Biersack, I., Die Hofhaltung der reichen Herzöge von Bayern-Landshut, 2006; Der Hof und die Stadt, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2006; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich - Hof und Schrift, hg. v. Paravicini, W., 2007; Mittelalterliche Fürstenhöfe und ihre Erinnerungs­kulturen, hg. v. Fey, C. u. a., 2007; Hof und Macht, hg. v. Butz, R. u. a., 2007; Spieß, K., Fürsten und Höfe im Mittelalter, 2008; Rösener, W., Leben am Hof, 2008; Hofwirtschaft, hg. v. Fouquet, G., 2008; Lutter, C., Zwischen Hof und Kloster, 2010; Zu Diensten Ihrer Majestät. Hofordnungen, hg. v. Wührer, J. u. a., 2011; Streit am Hof im frühen Mittelalter, hg. v. Becher, M. u. a., 2011

Hofamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Xanten] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der dutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltisch-Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist hauptsächlich das Amt der Verwaltung eines herrschaftlichen (fürst­lichen, königlichen) →Hofes. Bereits zu dem spätrömischen →Kaiser gehört eine na­hezu aus dem Nichts geschaffene um­fangreiche Zentral­verwaltung in Rom mit zahlreichen hierarchisch geprägten Ämtern. Wohl in An­schluss hieran folgt auch dem frühmit­telalterlichen →König ein Hof mit haupt­sächlich Seneschall bzw. Truchsess, Mar­schall, Schenk, Kämmerer und Kanzler als Trägern von Ämtern, die dem hohen Adel zugeteilt, später aber von Dienstleuten tatsächlich ausgeübt werden. Der königliche Hof bildet sich bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches immer vielseitiger aus und gibt das Vorbild für die Hofämter an den einzelnen Fürstenhöfen ab. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 29; Kroeschell, DRG 1, 2; Baltl/Kocher; Schubert, P., Die Reichshofämter, (in) MIÖG 34 (1913), 427; Lübeck, K., Die Hofämter der Fuldaer Äbte im frühen Mittelalter, ZRG GA 65 (1947), 177; Bosl, K., Die Reichsminis­terialität der Salier und Staufer, Bd. 1f. 1950f.; Klafki, E., Die kurpfälzischen Erbhofämter, 1966; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main 1970; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Rösener, W., Hofämter, (in) DA 45 (1989); Hasse, C., Die welfischen Hofämter und die welfische Ministerialität in Sachsen, 1995; Hof und Theorie, hg. v. Butz, R. u. a., 2004; Keller, K., Hofdamen, 2005; Spieß, K., Fürsten und Höfe im Mittelalter, 2008

Höfeordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das an dem 24. 4. 1947 für die →britische Zone des Deutschen Reiches erlassene Gesetz, das für landwirtschaftliche Höfe teilweise besondere Rechtsregeln (Sonder­erbfolge) schafft und an dem 26. 7. 1976 abgeändert wird. S. Google

Lit.: Kannewurf, T., Die Höfeordnung vom 24. April 1947, 2004

Hofer, Andreas (Sankt Leonhard 22. 11. 1767-Mantua 20. 2. 1810, Mutter 1767, Vater 1770 gestorben, 1789 Übernahme des väterlichen Hofes), Gastwirt und fortschrittsfeindlicher Tiroler Freiheits­kämpfer gegen die Besetzung →Tirols durch →Bayern und →Frankreich (1809), nach anfänglichen Erfolgen von Franz Raffl für 1500 Gulden verraten, an dem 28. 1. 1810 auf der Pfanderalm (Alm des Prantacher Hofes gegenüber Sankt Martin in dem Passeiertal) verhaftet und in Mantua an dem 20. 2. 1810 durch Erschießen hingerichtet. S. Google

Höferecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Anknüpfung an das ältere →Anerbenrecht gesetzlich geschaffene besondere Erbrecht für bestimmte landwirtschaftliche Höfe (preußische Provinz Hannover 1874 und 10 weitere deutsche Bundesstaaten [Reichs­länder] bis 1930, Reichserbhofgesetz 1933, Höfeord­nung der britischen Besatzungszone 1947, Höfeordnung von Rheinland-Pfalz 1953). 1963 erklärt das deut­sche Bundesverfassungs­gericht den Vorzug von Männern vor Frauen in dem Höferecht für verfassungswidrig. Für die nicht von dem be­sonderen Höferecht erfassten Höfe gilt das Grundstückverkehrsgesetz. S. Google

Lit.: Gersbach, A., Das Agrar- und Höferecht der Grafschaft Hauenstein, 1948; Bischoff, W., Die Geschichte des Anerbenrechts in Hannover, Diss. jur. Göttingen 1966; Dehne, F., Vom Hof zum Betrieb, 1966; Tykwer, F., Hofnachfolge in Westfalen-Lippe, 1997; Fastenmayer, B., Hofübergabe als Altersver­sor­gung, 2009

Hoffahrt, Hoffart (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt? – zwölftes Jahrhundert in EDEL? - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [Heinrich Türlin] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (?) und in Google (?) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Erscheinen an dem adeligen Hof, insbesondere die Teilnahme an dem Hoftag. Die Hoffahrt gründet sich in dem Laufe des Mittelalters mehr und mehr auf das Lehnsrecht. Vielfach wird sie von einer anfänglichen Pflicht zu einem Recht auf Teilnahme an dem Hoftag. S. Google?

Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Dendorfer, J., Das Lehnswesen im Hochmittelalter, 2010

Hoffart (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zwölftes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [Heinrich Türlin] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Hochmut

Hofgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1326 [Nassau] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist einerseits das an dem grundherrschaftlichen Fronhof eingerich­tete Gericht eines →Grundherrn über seine Hinter­sassen und andererseits das an dem fürstlichen Hof gebildete Gericht des Herrschers, aus dem der Fürst selbst spätestens in dem 15./16. Jahrhundert ausscheidet. Das königliche Hofgericht (Reichshof­gericht) kennt seit 1235 neben dem König einen besonderen Hofrichter, hat als Urteiler neben den Fürsten auch Juristen, überliefert etwa 2000 Urkunden, verliert aber durch die den Landesherren erteilten Nichtevokations­privilegien an Bedeutung (Achtregister 1290, 1346, 1353, Ladungs­register 1396, Hofge­richtsregister 1409) und wird 1451 durch das Kammergericht ersetzt bzw. wird nach der Rückkehr Friedrichs III. von der Kaiserkrönung in Rom 1452 das Hofrichteramt nicht erneut besetzt, weil das Hofgericht den neuen Anforderungen (Appellation) nicht mehr gerecht werden kann. Das Hofgericht in Rottweil ist ein seit 1273 von den Königen vielfach bevorrechtigtes Landgericht, dessen Vorsitz ein Hofrichter als Stellvertreter des Königs innehat. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 114, 115; Franklin, O., Das Reichshofgericht im Mittelalter, Bd. 1f. 1867ff.; Kohler, J., Das Verfahren des Hofgerichts Rottweil, 1904; Böker, H., Hofgerichtsbarkeit und Hofgerichte im Vest Recklinghausen, Diss. jur. Bonn 1957; Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Heikaus, H., Hofgerichte und Hofrecht, 1970; Wohlgemuth, H., Das Urkundenwesen des deutschen Reichs­hofgerichts 1273-1378, 1973; Battenberg, F., Die Hofgerichtssiegel, 1979; Heitzenröder, W., Ein Prozess gegen Stift und Stadt Fulda, ZRG GA 100 (1983), 267; Diestelkamp, B., Vom königlichen Hofgericht zum Reichskammergericht, (in) FS A. Erler, 1986, 44; Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451, Bd. 1ff. 1987ff. (Band 8 1996, Band 16 1404-1406 2014, Band 17 1407-1410, 2019); Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989; Wernli, M., Das kaiserliche Hofge­richt in Zürich, 1991; Mentgen, G., Das kaiserliche Hofgericht Rottweil, ZRG GA 112 (1995), 396; Battenberg, F., Die königlichen Hofrichter vom 13. bis 15. Jahrhundert, (in) Deutscher Königshof, hg. v. Moraw, P., 2002, 239; Die pommerschen Hofgerichte, hg. v. Jörn, N., 2007; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz, 2013

Hofgerichtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Amberg] in siebzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ordnung der Verfassung und des Verfahrens eines →Hofgerichts. Für das königliche Hofgericht gibt es einen Entwurf einer Hofgerichtsordnung von 1409. Landesherrliche Hofgerichtsordnungen erschei­nen später (beispielsweise Pfalz 1462, verloren). S. Google

Lit.: Otte, A., Die Mainzer Hofgerichts­ordnung von 1516/1521, 1964; Bender, K., Die Hofgerichtsordnung Kurfürst Philipps für die Pfalzgrafschaft bei Rhein, 1967

Hofkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die 1498 für die Finanzverwaltung des Heiligen römischen Reiches und der österreichischen Erbländer geschaffene, 1527 von Ferdinand I. re­organisierte Behörde, die von 1749 bis 1761 mit der inneren Verwaltung in dem Directorium, von 1782 bis 1791 in der vereinigten Hof­stelle, von 1792 bis 1797 in dem Directorium und von 1801 bis 1802 in der vereinigten Hofstelle zusammengelegt und (in Österreich) 1848 in das Finanzministerium umgewandelt wird. S. Google

Lit.: Körbl, H., Die Hofkammer und ihr ungetreuer Prä­si­dent, 2009

Hofkanzlei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Kärnten] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Kanzlei des fürstlichen Hofes. Die österreichische Hofkanzlei wird an der Wende von dem 16. zu dem 17. Jahrhundert von der Reichskanzlei getrennt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 150; Baltl/Kocher

Hofkapelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1594 [Württemberg] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar bzw. in der weiteren Herkunft unklar, F.), s. Google

Lit.: Görlitz, S., Beiträge zur Geschichte der königlichen Hofkapelle, 1936; Hausmann, F., Reichskanzlei und Hofkapelle unter Heinrich V. und Konrad III., 1956

Hofmark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1140 [Wilten] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), s. Google

Lit.: Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit. Studien zur Beziehung zwischen Herrschaft und Untertanen in Altbayern am Beispiel eines adeligen Herrschafts­bereiches, 1986

Hofmeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1215 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Mittelalter (13. Jahrhundert) ein führender Verwaltungs­beamter des fürstlichen Hofes, der statt des Fürsten dem Hofrat vorsitzen kann. S. Google

Lit.: Seeliger, G., Das deutsche Hofmeisteramt, 1885; Höfe und Hofordnungen 1200-1600, hg. v. Kruse, H., 1999

Hofnarr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1691 [Stieler] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1566, M.) ist der nach antiken und orientalischen Vorbildern von dem Hochmittel­alter bis in das 17. Jahrhundert (Frankreich) oder 18. Jahrhundert (Heiliges römisches Reich [deutscher Nation]) als Unterhalter an Fürstenhöfen tätige Narr (oft Zwerg oder Krüppel). S. Google

Lit.: Amelunxen, C., Rechtsgeschichte der Hofnarren, 1991

Hofpfalzgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1652 [Grimm Deutsches Wörterbuch] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Träger eines in Italien seit dem frühen Hochmittelalter entstandenen Amtes zu der Vertretung des Kaisers in bestimmten Angelegenheiten (beispielsweise Legitima­tion unehelich Geborener, Bestätigung von Vormundschaften, Ernennung von Notaren, Verleihung von Adel). Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nehmen die Zahl der Hofpfalzgrafen und der Umfang ihrer Rechte zu. In dem 18. Jahrhundert verfällt das mit dem 6. 8. 1806 ganz erloschene Amt zusehends. S. Google

Lit.: Jecklin, F., Die Hofpfalzgrafen in der Schweiz, 1890; Dobler, E., Das kaiserliche Hofpfalzgrafenamt und der Briefadel im alten Deutschen Reich, 1950; Hofpfalzgrafenregister, hg. v. Heroldsausschuss, 1953ff.; Hofpfalzgrafen­register, hg. v. Herold, bearb. v. Arndt, J., Bd. 1 1964; Schmidt, E., Die Hofpfalzgrafenwürde an der hessen-darstädtuischen Universität Marburg/Gießen, 1973

Hofrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das zunächst aus dem →Adel gebildete, unscharf umgrenzte, ständige Beratergremium eines Fürsten. Unter Kaiser Friedrich III. (1452-1493) umfasst er 283 weltliche und 150 geistliche Berater, von denen 235 aus den Erblanden und 198 aus dem außererbländischen Binnenreich ein­schließlich Tirols stammen. Der Hofrat wird seit dem Ende des 15. Jahrhunderts zu der zentralen kollegialen Behörde der Landesverwaltung. Zunehmend finden gelehrte →Juristen Auf­nahme. Statt des Fürsten sitzt ihm später der Kanzler oder →Hofmeister vor. Vielfach verlegt sich das Schwergewicht der Tätigkeit auf die Rechtsprechung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 113, 114; Erdmann, K., Der jülich-bergische Hofrat, (in) Düsseldorfer Jb. 41 (1939), 1; Eisenhardt, U., Aufgabenbereich und Bedeutung des kurkölnischen Hofrates, 1963; Heydenreuter, R., Der landesherrliche Hofrat unter Herzog und Kurfürst Maximilian I. von Bayern, 1981; Buhlmann, G., Der kurkölnische Hofrat, 1998; Recht und Verfasung, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1998

Hofrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist wohl spätestens seit dem Hochmittelalter das besondere Recht eines grundherr­schaftlichen Verbands (Worms 1023/1025, Limburg 1035). Später geht das Hofrecht in dem →Dorfrecht auf. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 101, 105; Lohmeyer, K., Das Hofrecht und Hofgericht des Hofes zu Loen, 1906; Arnold, H., Das Hofrecht und die Hofgerichte (Hobsgerichte) in Mülheim an der Ruhr, Diss. jur. Bonn 1955; Schulte-Beckhausen, K., Hofrecht und Hofgerichtsbarkeit in Gelsenkirchen, Diss. jur. Bonn 1958; Fricke, E., Das Recht und Gericht des Stilkinger Lehnsverbandes, Diss. jur. Bonn 1958; Heikaus, H., Hofgerichte und Hofrecht, 1970; Spieß, P., Das Limburger Hofrecht, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 468

Hofrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Richter des Hofgerichts (zwischen 1235 und 1451 in dem Heiligen römischen Reich 40 durchweg adelige, ungelehrte H. und 76 Hofgerichtsstatthalter bekannt). S. Google

Lit.: Battenberg, F., Die königlichen Hofrichter vom 13. bis 15. Jahrhundert, (in) Deutscher Königshof, hg. v. Moraw, P., 2002, 239

Hoftag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1410 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Herrscher in seinem Reich abgehaltene Tag, welcher der Verwirklichung seiner Herrschaft dient. In dem Heiligen römischen Reich ist er (bis 1470/1480?) Vorläufer des Reichstags. S. Google→Hof

Lit.: Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 2003; Annas, C., Hoftag – gemeiner Tag – Reichstag, 2004; Politische Versammlungen und ihre Rituale, hg. v. Peltzer, J. u. a., 2009

hohe Gerichtsbarkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) →Hochgerichtsbar­keit

Hoheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Kärnten] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) oberste Staatsgewalt, ein Titel

Lit.: Leitges, K., Die Entwicklung des Hoheitsbegriffes, 1998

Hoheitsgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL t - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Befugnis des Staates, einseitig rechtlich verbindliche Anordnungen zu erlassen. Sie entsteht aus der anfänglichen tatsächlichen körperlichen Macht einzelner Menschen über andere Menmschen und nach antiken Anfängen aus der frühmittelalterlichen Banngewalt und zu­nächst vereinzelten Hoheitsrechten des Landesherrn mit der seit dem Spätmittelalter einsetzenden Verdichtung. Seit dem 18. Jahrhundert spricht man von Landeshoheit. Sie wird als ursprünglich und damit nicht von dem Reich abgeleitet angesehen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 149; Leitges, K., Die Entwicklung des Hoheitsbegriffes, 1998

Hohenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)

Lit.: Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsge­schichte der Grafschaft Hohenberg, bearb. v. Müller, K., Bd. 1f. 1953ff.

Hohenlohe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)

Lit.: Ganzhorn, G., Die Entstehung und die Quellen des hohenlohischen Landrechtes aus dem Jahre 1738, Diss. jur. Tübingen 1955; Ulshöfer, F., Die hohenlohischen Hausverträge, Diss. jur. Tübingen 1960; Steinle, P., Die Vermögensverhältnisse der Landbevölkerung in Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971; Weber, H., Die Fürsten von Hohenlohe im Vormärz, 1977; Magen, F., Reichsgräfliche Politik in Franken, 1975; Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K. u. a., 1985; Die Familie Hohenlohe, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013

Hohenstaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb. Pl., s. Google) →Staufer

Hohenzollern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die nach der Burg Zollern bzw. Hohenzollern in Schwaben (seit 1350) benannte gräfliche Familie, deren Stammgut 1849 an den 1411/1415/1417 als Markgrafen nach Brandenburg gelangten Zweig der zugehörigen Familie (1648 →Preußen) zu­rück­fällt. Das Gebiet geht 1945/1951 in dem Zuge der Aufteilung Preußens in Baden-Württemberg auf. In Preußen nennt sich die Familie seit 1701 König. In dem (zweiten) Deutschen Reich stellt sie von 1871 bis 1918 den Kaiser. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 131; Köbler, Historisches Lexikon; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk (1415-1915), 1915, Neudruck 1980; Eisele, K., Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern, 1956; Ulshöfer, W., Das Hausrecht der Grafen von Zollern, 1969; Kirchherr, R., Die Verfassung des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen vom Jahre 1833, 1979; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Hohenzollern, 1995; Stamm-Kuhlmann, T., Die Hohenzollern, 1995; Neugebauer, W., Die Hohenzol­lern, Bd. 1f. 1996ff.; Die Protokolle der Regierung von Württemberg-Hohenzollern, Bd. 1 bearb. v. Raberg, F., 2004; Bourée, K., Dienst, Verdienst und Distinktion, 2012; Schönpflug, D., Die Heiraten der Hohenzollern, 2013; Pekelder, J. u. a., Der Kaiser und das „Dritte Reich“, 2021

höhere (Adj. Komparativ) hoch

Höhere Gewalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem Menschen nicht abwendbare Gewalt. Diese befreit sachlich den Schuldner schon in dem römischen Recht in bestimmten Fällen von einer möglichen Verpflichtung zu →Schadensersatz. In spätklassischer Zeit spricht man zusammenfassend von (lat.) →vis (F.) maior (vis cui resisti non potest, größeren Gewalt, Gewalt der nicht widerstanden werden kann). Diese wird in dem Hochmittelalter in dem deutschen Reich aufgenommen. Sie verbindet sich mit dem Begriff der →echten Not, in der eine Fristversäumnis (mit höherer Gewalt) entschul­digt wird. S. Google

Lit.: Kaser § 36 III; Hübner 563, 583; Exner, A., Der Begriff der höheren Gewalt, 1883, Neudruck 2007; Doll, A., Von der vis maior zur höheren Gewalt, 1989; Jansen, N., Die Struktur des Haftungsrechts, 2003

Holdsworth, William Searle (Elmers End 7. 5. 1871-Oxford 2. 1. 1944), Rechtsan­waltssohn, wird nach dem Studium von Geschichte und Recht in Oxford und London 1897 Professor in Oxford. Mit seiner sechsbändigen History of English Law verfasst er ohne eigene Quellenstudien eine umfassende, die Grund­lagen einbeziehende Darstellung des englischen Rechtes von den Anfängen bis zu der Gegenwart. S. Google

Lit.: Lawson, F., The Oxford Law School 1850-1965, 1968

holen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. II 99 rescisso contractu kahaloteru odo kaeiskoteru unprutti) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) (von anderswo) herbeibringen, s. Google

Holland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen (Holz und Land) über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die seit dem 10. Jahrhundert in dem Gebiet der Maasmündung bezeugte Grafschaft, die über Burgund (1433) und Habsburg (1477) 1579 in die Vereinigte Republik (1815 Königreich) der →Niederlande gelangt. Durch Ver­ordnung von dem 13. 8. 1428 wird der Rat von Holland und Seeland als oberste Gerichtsbehörde und Verwaltungsbehörde eingesetzt und später von dem Hof von Holland fortgesetzt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; De oudste Rechten der stad Dordrecht, hg. v. Fruin, J., 1882; Memorialen van het Hof (den Raad) van Holland, Zeeland en West-Friesland van den secretaris Jan Rosa, hg. v. Blécourt, A. u. a., 1929; Jansma, T., Raad en Rekenkamer in Holland en Zeeland, 1932; Uit de practijk van het hof van Holland, hg. v. Apeldoorn, L. van, 1938; Oorkondenboek van Holland en Zeeland tot 1299, Bd. 1f. hg. v. Koch, A. u. a., 1970ff.; Lingbeek-Schalekamp, C., Overheid en Muziek in Holland tot 1672, 1984; Das römisch-holländische Recht, hg. v. Feenstra, R. u. a., 1992; Price, L., Holland, 1994; Israel, J., The Dutch Republic, 1995; Geschiedenis van Holland, hg. v. Nijs, T. de u. a., 2002; Moorman van Kappen, O., Zur holländischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1795, ZRG GA 122 (2005), 318; Le Bailly, M. u. a., Hoge raad van Holland, 2006; Le Bailly, M., Hof van Holland, Zeeland en West-Friesland, 2008; Cox, J., Hebbende privilege van stede, 2011

Holmgangr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der altnordische Zweikampf, der bereits um 1000 in Island (1004?) und Norwegen (um 1012) abgeschafft wird. S. Google

Lit.: Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Pálsson, J. u. a., Hólmgöngur in der altnordischen Literatur, (in) Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 41 (1995), 37ff.

Holocaust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N. bzw. M., s. Google) →Endlösung

Lit.: Benz, W., Der Holocaust, 1995, 5. A. 2003, 7. A. 2008; Finkelstein, N., The Holocaust Industry, 2000; Benz, W., Lexikon des Holocaust, 2002; Die Täter der Shoa, hg. v. Paul, G., 2002; Berg, N., Der Holocaust und die westdeutschen Historiker, 2003; Tent, J., In the Shadow of the Holocaust, 2003; Mayer, E., Verfälschte Vergangenheit, 2003; Browning, C., Die Entfesselung der Endlösung, 2003; Freyhofer, H., The Nuremberg Medical Trial, 2004; Longerich, P., Davon haben wir nichts gewusst, 2006; Tent, J., Im Schatten des Holocaust, 2007; Dörner, B., Die Deutschen und der Holocaust, 2007; Al’tman, I., Opfer des Hasses, 2008; The Oxford Handbook of Holocaust Studies, hg. v. Hayes, P. u. a., 2010; Zayas, A. de, Völkermord als Staatsgeheimnis, 2011; Schneppen, H., Walter Rauff - Organisator der Gaswagenmorde, 2011; The Routledge History of the Holocaust, hg. v. Friedmann, J., 2011; Ericksen, R., Complicity in the Holocaust, 2012 (Aufsätze); Wette, W., Karl Jäger – Mörder der litauischen Juden, 2012; Steinbach, P., Nach Auschwitz, 2015; Diner, D., Rituelle Sistanz – Israels deutsche Frage, 2015; Als der Holocaust noch keinen Namen hatte, hg. v. Fritz, R. u. a., 2015; Snyder, T., Black Earth, 2015; Rosenfeld, A., Das Ende des Holocaust, 2015 (kaum Neues); Birnbaum, S., Ein Stein auf meinem Herzen, 2016; Longerich, P., Wannseekonferenz, 2016; Lehnstaedt, S., Der Kern des Holocaust, 2017; Waxman, Z., Women in the Holocaust, 2017; Hayes, P., Warum? Eine Geschichte des Holocaust, aus dem Englischen, 2017 (die meisten Haupttäter des Holocaust waren bei Kriegsende tot oder wurden verurteilt); Bruland, B., Holocaust in Norwegen, 2019; Raul Hilberg und die Holocaust-Historiographie, hg. v. Schlott, R., 2019; Goda, N., Rethinking Holocaust Justice – Essays, 2020

holograph, holographisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt 1549 [Bern] sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ganz eigenhändig geschrieben (beispielsweise Testament)

holographisch →holograph

Holschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schuld, bei welcher der Handlungsort des Schuldners der Ort des Wohnsitzes des Schuldners ist. In dem älteren Recht ist die Schuld grundsätzlich Holschuld. In dem Mittelalter werden viele Schulden zu Bring­schulden. Nach dem Allge­meinen Landrecht Preußens (1794) ist die Schuld in einem Zweifel Bringschuld, nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) Holschuld. S. Google

Lit.: Hübner 556; Baltl/Kocher; Leonhard, F., Erfüllungsort und Schuldort, 1907

Holstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der um 800 erscheinende Name des nördlichen Stammesgebiets der Sachsen („Holzsassen“). 1110/1111 werden die von Schauenburg Grafen von Holstein. Seit 1375/1386 sind Holstein und →Schleswig in fester staatsrechtlicher Verbindung, doch gelangt Schleswig erst 1865 unter die Herrschaft des Deutschen Bundes. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Das älteste Urteilsbuch des holsteinischen Vierstädtegerichts 1497-1574, hg. v. Gundlach, F., 1925; Kuhn, H., Zur Geschichte der Volksgerichte in Holstein, 1926; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996, 2. A. 2003; Tammen, A., Frühmoderne Staatlichkeit und lokale Herrschaftsvermittlung –Normgebung und Herrschaftspraxis im Herzogtum Holstein des 17. und 18. Jahrhunderts, 2017

Holz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bezeichnung für seit Entstehung von Pflanzen mögliche feste und harte Teile von Pflanzen

Holzding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – EDEL drittes Viertel achtes Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1187 [Heisterbach] in knapp zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in anderer Bedeutung in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Holzgericht ist im Mittelalter in Norddeutschland das besondere Nieder­gericht in Waldnutzungs­angelegenheiten. Es schwindet seit der frühen Neuzeit unter landesherrlichem Einfluss und geht spätestens 1877/1879 gänzlich unter.

Lit.: Timm, A., Die Waldnutzung, 1960; Allmenden und Marken vom Mittelalter bis zur Neuzeit, hg. v. Meiners, U. u. a., 2004

Homagium (mlat. [N.], nicht in latein_a_z.docx,) ist in dem Mittelalter die förmliche Ergebung des Lehnsmanns in die Gewalt des Lehnsherrn (Handgang). Das homagium geht in dem Spätmittelalter in dem Lehnseid auf.

Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 27; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1970, 259; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010

homagium (Wort nicht in latein_a_z.docx, in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) pacis (mlat.) →Huldigung (des Lehnsmanns)

Homeyer, Carl Gustav (Wolgast 13. 8. 1795-Berlin 20. 10. 1874) wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Savigny, Eichhorn), Göttingen (Hugo) und Heidelberg (Thibaut) 1824 außer­ordentlicher Professor und 1827 ordentlicher Professor in Berlin. Seit 1827 veröffentlicht er kritisch mittelalterliche Rechtsbücher und stellt die Handschriften über­sichtlich zusammen (Des Sachsenspiegels erster Theil, oder das Sächsische Landrecht, 1827, 2. A. 1835, 3. A. 1861, Des Sachsenspiegels zweiter Theil, Bd. 1 1842, Bd. 2 1844, Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters, 1836). S. Google

Lit.: Verzeichnis deutscher Rechtsbücher des Mittelalters und ihrer Handschriften (1836), 1856; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, hg. v. Rauch, K., Bd. 2 1931, 433; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1ff. 1990ff.; Köbler, G., Deutsche Rechtshistoriker, 2006; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008

Hommel, Karl Ferdinand (Leipzig 6. 1. 1722-16. 5. 1781), Rechtsprofessorensohn, wird 1756 Professor in Leipzig und wirkt, beeinflusst von →Thomasius und →Bec­caria, auf der Grund­lage des Determinismus zugunsten der →Auf­klärung in dem Strafrecht („Joch, A. v.“, Von Verbrechen und Strafe nach türkischen Gesetzen, 1770, Neudruck 1970). S. Google

Lit.: Rosenbauer, A., Carl Ferdinand Hommel, Diss. jur. Berlin 1907; Zahn, K. v., Karl Ferdinand Hommel als Strafrechtsphilosoph und Strafrechtslehrer, 1911; Hommel, K., Über Belohnung und Strafe nach türkischen Gesetzen, 2. A. 1772, Neudruck, hg. v. Holzhauer, H. 1970; Polley, R., Die Lehre vom gerechten Strafmaß, 1972; Hommel, Karl Ferdinand, Principis cura leges (!) oder des Fürsten höchste Sorgfalt die Gesetze, übers. v. Polley, R., 1975; Geschichte der Universität Leipzig, 4, 1, 2009, 103ff.

homo (lat. [M.] s. latein_a_z.docx) Mensch, Mann, (auch) Sklave, Knecht

homo (M.) ecclesiae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) (unfreier) Mann der Kirche

Homo (M.) ligius (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt), Ledigmann, ist in dem mittelalterlichen Recht (seit dem 10. Jahrhundert?) der eng an den Lehnsherrn gebundene Lehnsmann.

Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 434; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010

homo… (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz – nicht – belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, als Präfix verwendet) gleich, gleichartig

Homosexualität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort von Karl Kertbeny 1869, F.) ist die geschlecht­liche Beziehung zu einem Menschen gleichen Ge­schlechts, insbesondere zwischen Män­nern. Sie ist dem griechischen Altertum vertraut. Das Judentum, die Römer und das Christentum lehnen die Homosexualität ab. Der Codex Theodosianus (Konstitution von 390) bedroht Homosexualität mit der Verbrennung. Nach Tacitus wird bei den Germanen der Unzüchtige in dem Moor versenkt. Das Mittelalter sieht die Homosexualität als Sünde. Die Constitutio Criminalis Carolina (1532) bedroht Homosexualität unter beiden Geschlechtern in Überein­stimmung mit dem gemeinen Recht mit dem Feuertod. Dagegen stellt der Code civil (1804) nur bestimmte Gestaltungen unter Strafe. In manchen deutschen Ländern ist Homosexualität. unter Männern nicht strafbar, bis sie § 175 StGB des Deutschen Reiches (1871) mit einer Strafandrohung versieht. In der Bundesrepublik Deutschland wird 1969 (nach rund 140000 Verurteilungen), in Österreich 1971 die homosexuelle Betätigung Erwach­sener straflos. 1973 erfolgt eine weitere Reform, nach der nur noch homosexuelle Handlungen mit männlichen Jugendlichen unter 18 Jahren strafbar sind, während das Schutzalter bei lesbischen und heterose­xuellen Beziehungen bei 14 Jahren liegt. Durch Gesetz von dem 31. 5. 1994 wird § 175 StGB auf Grund liberaler Überlegungen zu dem 11. 6. 1994 aufgehoben. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 264; Kuster, H., Over Homoseksualiteit, Diss. Utrecht 1977; Sexual Practices, hg. v. Bullough, V. u. a., 1982; Boowell, J., Christianity, Social Tolerance and Homosexuality, 1980; Stümke, H., Homosexuelle in Deutschland, 1989; Jellonnek, B., Homosexuelle unterm Hakenkreuz, 1990; Hundert Jahre schwul, hg. v. Kraushaar, E., 1997; Sommer, K., Die Strafbarkeit der Homosexuali­tät, 1998; Hergemöller, B., Mann für Mann, 1998; Lutterbach, H., Gleichgeschlechtliches sexuelles Verhalten, (in) HZ 267 (1998), 282; Hergemöller, B., Einführung in die Historiographie der Homosexualität, 1999; Taeger, A., Intime Machtverhältnisse, 1999; Bastian, T., Homo­sexuelle im Dritten Reich, 2000; National­sozialistischer Terror gegen Homosexuelle, hg. v. Jellonnek, B. u. a., 2002; Müller, J., Ausgrenzung der Homosexuellen aus der Volksgemeinschaft, 2003; Homosexuelle im Nationalsozialismus, hg. v. Schwartz, M., 2013; Beachy, R., Das andere Berlin, 2015; Lorenz, G., Todesurteile und Hinrichtungen wegen homosexueller Handlungen während der NS-Zeit, 2018; Zinn, A., Aus dem Volkskörper entfernt? – Homosexuelle Männer im Nationalsozialismus, 2018; Schwartz, M., Homosexuelle, Seilschaften, Verrat, 2019; Drönner, N., Das „Homosexuellen-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts, 2020

homosexuell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) →Homosexualität

Honorar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Entgelt, Vergütung

honorarium, honōrarium (lat. [N.], s. latein_a_z.docx, s. honōs) Ehrengabe als (freiwilliges) Entgelt für höhere Dienste in dem römischen Recht, s. Google

Höpfner, Ludwig Julius Friedrich (Gießen 3. 11. 1743-29. 12. 1797) wird nach dem Rechtsstudium in Gießen Erzieher und 1767 Professor der Rechte in Kassel, 1771 ordentlicher Professor in Gießen. In seiner Zeit gilt er als der bedeutendste Zivilist. Seine Hauptwerke sind das Naturrecht des einzelnen Menschen, der Gesellschaften und Völker und der Theoretisch-practische Kommentar über die Heineccischen Institutionen. Unter dem Einfluss des Naturrechts fördert Höpfner die Be­griffe der Verbindlichkeit, der Willens­erklärung und des Eigentums, ohne dem Naturrecht den Rang einer das geltende Recht verdrängenden Rechtsquelle einzuräumen. S. Google

Lit.: Söllner, A., Ludwig Julius Friedrich Höpfner, (in) FS W. Mallmann 1978, 281; Plohmann, M., Ludwig Julius Friedrich Höpfner, 1992

Horborch, Wilhelm (Hamburg 1320-1381), Ratsherrnsohn, wird nach dem Studium des kirchlichen Rechtes in Avignon (1362) und Bologna (1367) Professor in Prag (1372). Als Richter an der (lat.) →Rota (F.) Romana veröffentlicht er (1376-1381) eine Sammlung von Entscheidungen. S. Google

Lit.: Pfaff, I., Zur Geschichte des Kanonisten Wilhelm Horborch, ZRG KA 13 (1924), 513; Dolezalek, G., Die handschriftliche Verbreitung von Rechtsprechungs­sammlungen der Rota, (in)  ZRG KA 58 (1972); Nörr, K., Über die mittelalterliche Rota Romana, (in) ZRG KA 93 (2007), 240ff.

hören (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen belegt.) sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mit den Ohren wahrnehmen, vernehmen

Hörensagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [Straßburg] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Hören der Erzählung eines anderen. In dem Hochmittelalter stellt das kirchliche Recht den Grundsatz des Verbotes des Aussagezeugnisses von dem bloßen Hörensagen auf. Er wird seit dem Spätmittelalter in Deutschland aufge­nommen und behauptet sich bis zu der Einführung der Zivilprozessordnung 1877/­1879.

Lit.: Zimmermann, E., Der Glaubenseid, 1863; Kornblum, U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960, 59; Joachim, N., Hörensagenbeweis im Strafverfahren, 1991; Deppenkemper, G., Beweiswürdigung als Mittel prozessualer Wahrheitserkenntnis, 2004, 21ff.

hörig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 [friesisch] in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gehörig, abhängig

Höriger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1758, Adjektiv hörig drittes Viertel 13. Jahrhundert) ist in dem mittelalterlichen und neu­zeitlichen deutschen Recht der grund­herrschaftlich abhängige, dem →Grundherrn in gewisser Weise gehörige Mensch. Der Aus­druck erscheint seit dem 14. Jahrhundert in Norddeutschland. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird er wissenschaftlich verallgemeinert. →Hinter­sasse

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Kindlinger, N., Geschichte der deutschen Hörigkeit, 1819; Perrin, C., Le servage, 1955; Bloch, M., Slavery and Serfdom, 1975; Banzhaf, M., Unterschichten in bayerischen Rechtsquellen des 8. bis 11. Jahrhunderts, 1991

Hörigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1362 [Coesfeld] in zehn Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.)

Hort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1300 in 7 Stellen [Ernst V. 3957] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Schutzort, Schatz

Horten, Johann Bernhard (1735-1786, s. Google) →Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch

hospes, hospes (1), hospis, lat., M.,  Fremder, Fremdling, Gastfreund,  Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. *hosti-potis, M., Gastherr; vgl. idg. *gʰostis, M., Fremder, Gast, Pokorny 453; vielleicht zu idg. *g̑ʰesto-, *g̑ʰasto- (2), Sb., Hand, Arm, Pokorny, s. idg. *potis, M., Herr, Gatte, s. idg. *poti, Pron., Adj., selbst

Hospital (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Spital

hospitale, hospitāle,  lat., N., Gastzimmer, Vitr. (um 84-um 25 v. Chr.) s. latein_a_z.docx,  s. hospes, hospitalis

hospitālis,  lat., Adj., zu den Gästen gehörig, Gast..., Gastfreunds..., gastlich, gastfreundlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. hospes (1)

Hostiensis (Heinrich von Segusia) (Susa vor 1200-Lyon 1270) wird nach dem Rechts­studium in Bologna (Jacobus Balduini) seit 1236/1239 Lehrer des kirchlichen Rechtes in Paris und nach einem Englandaufenthalt 1244 Bischof von Sisteron, 1250 Erzbischof von Embrun sowie 1262 Kardinalerzbischof von Ostia. Seit 1239 erarbeitet er die bedeutsamste Titelsumme zu dem (lat.) →Liber (M.) extra (Summa super titulos decretalium, Summe über die Titel der Dekretalen, 2. A. um 1253 Summa aurea, Goldene Summe). 1270/1271 gibt er einen Kommentar zu dem Liber extra zu der Veröffentlichung frei ([lat.] Commentum [N.] super decretalibus, Kommentar über die Dekretalen). Infolge der weiten Verbreitung seiner Werke beeinflusst Hostiensis die Aufnahme der gelehrten Rechte in vielen Teilen Europas. S. Google

Lit.: Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962, 16; Rivera Damas, A., Pensamiento politico di Hostiensis, 1964; Brand-Pierach, S., Ungläubige im Kirchenrecht, Diss. phil. Konstanz 2004

Hotman (Hotomannus), François (Franciscus) (1524-1590) wird nach dem Rechtsstudium in Orléans Anwalt in Paris, Lateinlehrer in Genf und 1556 Rechtsprofessor in Straßburg, 1563 in Va­lence, 1566 in Bourges, 1572-1578 in Genf. Verschiedenen humanistisch-textkritischen Ar­beiten folgt der 1603 posthum erschienene Antitribonianus, in dem Hotman die Anwend­barkeit des römischen (lat.) →corpus (N.) iuris civilis verneint und eigenständige Gesetzbücher vorschlägt. S. Google

Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Vogel, W., Franz Hotman, 1960; Kelley, D., François Hotman, 1973

House of Commons (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt , N., Unterhaus) ist in dem →englischen Recht die in dem 13. Jahrhundert (unter der Wirkung Simon de Montforts 1265/1297) zu der Versammlung der großen Lehnsleute des Königs (→House of Lords) hinzutretende Versammlung von (74, um 1600 92) Rittern und (um 1600 417) Vertretern von Städten (Bürgern) (und der vier Universitäten). Sie entwickelt sich aus bescheidenen Anfängen in Jahrhunderten zu dem entscheidenden politi­schen Organ →Englands und Großbritanniens. S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; The English Parliament, hg. v. Davies, R. u. a., 1981

House of Lords ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Oberhaus) ist in dem →englischen Recht die in dem Laufe des 13. Jahrhunderts aus dem Königshof hervorgegangene Versamm­lung der großen Lehnsleute des Königs (Name nicht vor 1544 verwendet), zu der 1265/1297 das →House of Com­mons hinzutritt. In dem Laufe der Zeit werden seine Befugnisse bis zu einem nur noch aufschiebenden, zeitlich begrenzt wirksamen Veto beschränkt (beispielsweise Parliament Acts 1911 und 1949). Es umfasst (1998) 635 Angehörige des Erbadels, 26 anglikanische Bischöfe und 505 auf Lebenszeit ernannte Lords oder Ladies, seit 1999 (House of Lords Act 1999) 92 ausgewählte Mitglieder des Erbadels (Erbpeers), die wenigen Lordrichter, zwei Erzbischöfe, 24 Bischöfe und weitere auf Lebenszeit ernannte Lords und Ladies (Lifepeers). An dem 7. 3. 2007 beschließt eine Mehrheit des Unterhauses eine mögliche Beschränkung der Mitglieder auf gewählte Peers. S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History,1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Ballinger, C., The House of Lords 1911-2011, 2012; Raina, P., House of Lords Reform, Bd. 1ff. 2011ff.

Hoyer von Falkenstein, Graf, ist dernicht weiter bekannte Herr →Eike von Repgows, der die Übersetzung des →Sachsenspiegels (1221-1224) aus dem Lateinischen in das Mittelnieder­deutsche bewirkt haben soll. S. Google

Hrabanus Maurus (Erzbischof von Mainz, † 856), s. Google

Lit.: Kottje, R., Verzeichnis der Handschriften mit Werken des Hrabanus Maurus, 2012 (1326 Handschriften)

Hube, Romuald von (1803-1890) wird nach dem Rechtsstudium in Warschau (1818-1821) und Berlin Professor in Warschau (1829-1832) und Sankt Petersburg (1841-1845) sowie Verfasser des Strafgesetzbuchs Russlands (1845) und Polens (1847). S. Google

Lit.: Vetulani, A., Dzieje historii prawa w Polsce, 1948

Huber, Ernst Rudolf (Oberstein an der Nahe 8. 6. 1903-Freiburg im Breisgau 28. 10. 1990) wird nach dem Rechtsstudium in Bonn (Carl →Schmitt) Professor in Kiel (1933), Leipzig (1937), Straßburg (1941-1944), 1957 Hoch­schule Wilhelmshaven und Göttingen (1962-1968). Sein Verfassungsrecht des großdeutschen Reiches (1937/1939) will den Führerstaat in rechtliche Form bringen, seine spätere achtbändige deutsche →Verfassungs­geschichte seit 1789 (1957ff.) die Geschichte des Staates als der maßgeblichen Ordnungseinheit darlegen. S. Google

Lit.: Simon, W. v., Ernst Rudolf Huber, (in) NJW 1991, 893; Walkenhaus, R., Konservatives Staatsdenken, 1997; Grothe, E.Zwischen Geschichte und Recht, 2005; Jürgens, M., Staat und Reich bei Ernst Rudolf Huber, 2005; Carl Schmitt – Ernst Rudolf Huber Briefwechsel 1926-1981, hg. v. Grothe, E., 2014; Ernst Rudolf Huber, Staat – Verfassung – Geschichte, hg. v. Grothe, E., 2015

Huber, Eugen (Stammheim 13. 7. 1849-Bern 23. 4. 1923) wird nach dem Rechtsstudium in Zürich Redakteur, Richter und 1881 außer­ordentlicher Professor in Basel, 1882 ordentlicher Professor in Basel, Halle (1888) und Bern (1892). Von 1884 an vergleicht er das kantonale Schweizer Privatrecht (System und Geschichte des schweizerischen Pri­vatrechts, 1886ff.), von 1892 an erarbeitet er das schweizerische Zivilgesetzbuch (1907). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 182; Stutz, U., Eugen Huber, ZRG GA 44 (1924), XI; Wartenweiler, F., Eugen Huber, 1932; Manaï, D., Eugen Huber, 1990; Fasel, U., Eugen Huber und die romanistische Grundlage des Schweizer Kaufrechts, 2015; Fasel, U., Eugen Hubers Basler Obligationenrechtsmanuskript zum Allgemeinen Teil des OR, 2016; Fasel, U., Eugen Hubers Gutachten 1895-1901, 2020

Huber, Ulrik (Ulrich) (Dokkum 23. 3. 1636-Franeker 8. 11. 1694) wird nach dem Artesstudium und dem Rechtsstudium in Franeker, Utrecht, Marburg und Heidelberg Professor der Beredsamkeit in Franeker (1657), danach Professor der Institutionen (1665). Sehr erfolgreich sind seine (lat.) Prae­lectiones (F.Pl.) (Vorlesungen) zu Institutionen (1678) und Digesten (1689), bedeutsam auch seine niederländisch geschrie­bene Darstellung des friesischen Rechtes (Hoedendaegse Rechtsgeleerdheyt, soo elders als in Frieslandt gebruikelijk, 1686, Heutige Rechtsgelehrtheit, wie von Alter in Friesland in Gebrauch). S. Google

Lit.: Veen, T., Recht en nut, Diss. jur. Groningen 1974; Hewett, M., Ulric Huber, De ratione iuris docendi & discendi diatribe, 2010

Hübner, Rudolf (Berlin 19. 9. 1864-Jena 7. 8. 1945), Professorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin, Straßburg (Laband) und Berlin (Brunner, Beseler) 1895 außerordentlicher Professor in Bonn, 1904 ordentlicher Professor in Rostock, 1913 in Gießen, 1918 in Halle und 1921 in Jena. Nach frühen Arbeiten über die (lat.) donationes (F.Pl.) post obitum (1888, Gaben nach dem Tod) und den Immobiliarprozess der fränkischen Zeit (1893), denen eine Samm­lung der Gerichtsurkunden der fränkischen Zeit (1893) zu der Seite steht, ver­fasst Hübner in dem Rahmen des Pandektenschemas eine bis an die Gegenwart herangeführte Dogmenge­schichte der Institutionen des deutschen Privatrechts (Grundzüge des deutschen Privatrechts, 1912, 5. A. 1930). S. Google

Lit.: Schultze-von Lasaulx, H., Rudolf Hübner, ZRG GA 66 (1948), IX; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008

Hude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 12. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1305 ([Bremen] in neun Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, F.) 16. Jh., F., Anlegestelle 12. Jh., weiterer Ansatz (2) Viehweide

Lit.: Lappe, J., Die Bauerschaften und Huden der Stadt Salzkotten, 1912

Hufe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 327 coloniasm giupida vel huopam, III 117, III 212, III 280, III 645, ArnstadtUB.1 zu 704, CDFuld.52 zu 786] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wort wohl schon vor 2. H. 8. Jh., F., wohl für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist vor allem in dem Frühmittelalter ein Landmaß unterschiedlicher Größe. Die Hufe erscheint in dem 8. Jahrhundert an dem Rhein und in Thüringen. Sie umfasst anfangs in dem Durchschnitt etwa 30 Morgen, kann aber vielfach geteilt werden. Später wird sie zu einer steuerlichen Berechnungs­einheit (beispielsweise Preußen 1715). S. Google

Lit.: Köbler, WAS; Rhamm, K., Die Großhufen der Nordgermanen, 1905; Reichel, J., Die Hufenverfassung zur Zeit der Karolinger, 1907; Ganahl, K., Hufe und Wergeld, ZRG GA 53 (1933), 208; Weidinger, U., Untersuchungen zur Wirtschaftsstruktur des Klosters Fulda, 1990; Kuchenbuch, L., Grundherrschaft im frühern Mittelalter, 1991; Frühgeschichte der Landwirtschaft in Deutschland, hg. v. Benecke, N. u. a., 2003

Hugenotte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) entsteht aus „Eidgenossen“?, frühester Nachweis 1551 in einem französischen Manuskript) ist die Bezeichnung für den mit dem Eindringen des Calvinismus (→Calvin) aus der Schweiz nach Frankreich in der Mitte des 16. Jahrhunderts entstehenden französischen Protestanten (helvetischen Bekenntnisses). Die Hugenotten werden nachdrücklich verfolgt (u. a. Bartholomäusnacht auf den 24. 8. 1572), erhalten aber in dem Edikt von Nantes (13. 4. 1598) das Recht der freien Religionsausübung. Nach dem Widerruf dieses Edikts durch König Ludwig XIV. (18. 10. 1685) verlassen rund 200000 Hugenotten Frankreich (140000 nach Großbritannien und Irland, in die Niederlande und die Schweiz, 44000 in das Heilige römische Reich, darunter 20000 nach Brandenburg). Erst die Französische Revolution von 1789 sichert ihre Rechte endgültig. S. Google

Lit.: Schreiber, H., Auf den Spuren der Hugenotten, 1983; Brandenburg, I./Brandenburg, K., Hugenotten, 1990; Dölemeyer, B., Die Hugenotten, 2006; Hugenotten - Glaubensflüchtlinge auf deutschem Boden, hg. v. Braun, G. u. a., 2007; Niggemann, U., Immigrationspolitik zwischen Konflikt und Konsens, 2008; Schätz, H., Die Aufnahmeprivilegien, 2010; Lachenicht, S., Hugenotten in Europa und Nordamerika, 2010; A Companion to the Huguenots, hg. v. Mentzer, R. u. a., 2016

Hugo (Ugo) ist der von 1144 bis 1166 bezeugte Glossator in Bologna, von dem Glossen, Summulae, Disputationen und Quästionen stammen. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 183

Hugo, Gustav (Lörrach 23. 11. 1764-Göttingen 15. 9. 1844), Hofratssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen (→Pütter) und →Halle (Promotion) 1788 außerordentlicher Professor und 1792 ordentlicher Professor in Göttingen. Sein Hauptwerk ist das auf sechs Bände angelegte, siebenbändige Lehrbuch eines civilistischen Cursus (vor allem Enzyklopädie 1792, [als zweiter Band unter Berücksichtigung der Ergebnisse Montesquieus wie Kants] Natur­recht 1798 [, 2. A. 1799, 3. A. 1809, 4. A. 1819], Geschichte des römischen Rechtes 1790, heutiges römisches Recht 1789 Institutionen, 1798 Pandektenrecht), in dem er in der Nachfolge Pütters versucht, streng zwischen historischer, dogmatischer und philosophischer Behandlung des römischen Rechtes zu unterscheiden, bei der römischen Rechtsgeschichte (Lehrbuch der Geschichte des römischen Rechtes 1790, 11. A. 1832) die Geschichte des Systems mit der Geschichte der Quellen zu verbinden und das neuzeitliche römische Recht auf der Grundlage des geschichtlichen römischen Rechtes zu erläutern. Mit dieser sowohl gegen eine rein antiquarische Rechtsbehandlung wie gegen eine unkritische, nur an der Praxis ausge­richtete Rechtswissenschaft sich wendenden ersten geschlossenen systematischen Dar­stellung der gesamten römischrechtlichen Rechtswissenschaft (Jurisprudenz des römi­schen Rechtes als eine geschlossene ge­schichtliche Wissenschaft in dem Sinne des modernen Wissenschaftsbegriffs) wird er zu dem Begründer der Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts und zu dem Vorläufer der →historischen Rechtsschule. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Köbler, DRG 187, 206; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HugoGustav­LehrbuchderjuristischenEncyclopädie1792.pdf; Weber, H., Gustav Hugo, 1935; Eichengrün, F., Die Rechtsphilosophie Gustav Hugos, 1935; Buschmann, A., Ursprung und Grundlagen der geschichtlichen Rechtswissenschaft, Diss. jur. Münster 1963; Ebel, W., Gustav Hugo, 1964; Behrends, O., Gustav Hugo, (in) Gibbon, E., Historische Übersicht des römischen Rechtes, 1996; Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Gustav Hugo, hg. v. Bialas, S., 2004; Buschmann, A., Naturrecht und geschichtliches Recht - Gustav Hugos Rechtsphilosophie und die An­fänge der geschichtlichen Rechtswissenschaft, (in) Ele­menta iuris, hg. v. Behrends, O. u. a., 2009, 17ff

Hugolinus ist der von 1197 bis 1233 bezeugte Schüler des Johannes Bassianus aus Bologna, von dem vor allem Glossen, Erläu­terungen zu dem Codex, zu den Tres libri Codicis, zu den Institutionen, Summen zu den Digesten, Quaestiones insolubiles (Unlösbare Fragen), Distinktionen und prozessrechtliche Summen stammen, die anscheinend von Accursius in seinem Apparat zu dem Digestum vetus verwendet werden. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 271; Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2018

Huguccio de Pisa (Pisa? um 1140-Ferrara 30. 4. 1210) wird nach dem Studium von Kirchenrecht und Theologie in Bologna Rechtslehrer (um 1180) und Bischof von Ferrara (1190). Sein Hauptwerk ist die zwischen 1188 und 1190 verfasste ungedruckte (lat.) Summa (F.) super decretum (Summe über das Dekret), die das →Decre­tum Gratians besonders ausführ­lich erläutert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983; Müller, W., Huguccio, 1994

huissier (franz. [M.]) Türsteher, Gerichtsvoll­zieher

Huld →Hulde

Hulde, Huld, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [8. Jh. Hildebrandslied, AhdGl. I 80 gratiae edo huldi, I 97 deuotione mit huldi, II 92 veniam huldi, II 381 pacem hulde u. ö] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gunst oder das Wohlwollen eines Menschen, insbesondere in dem Lehnswesen. In dem Mittelalter huldigt der Mann dem Herrn. Der Herr kann dem Mann die Huld entziehen. In dem römischen Recht entspricht dem die (lat. [F.]) indignatio des Herrschers. S. Google

Lit.: Köstler, R., Huldentzug, 1910, Neudruck 1965; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969, 113; Schmidt, U., Königswahl und Thronfolge, 1977

huldigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – in EDEL zwölftes Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [Hohenlohe] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) Hulde bezeugen, Treue schwören

Huldigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – fünfzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1345 [Göttingen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb huldigen 12. Jh.) ist das Versprechen des Wohl­wollens, der Treue oder der Ehrerbietung. Bereits in dem Frühmittelalter sollen die Franken dem Grafen oder dem König Treue schwören. 786 und 802 verlangt Karl der Große eine allgemeine Eidesleistung. An die Stelle dieses allgemeinen Untertaneneids tritt später der Eid der Lehnsmannen, seit dem Hoch­mittelalter auch der Huldigungseid der Reichsun­mittelbaren gegenüber dem König einerseits und ein Erbhuldigungseid der Landesbewohner bzw. der Stände gegenüber dem Landesherrn (in Niederösterreich bis 1835) andererseits. S. Google

Lit.: Puntschart, P., Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten, 1899; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt in Frankreich und England, 1952; Müller, H., Formen und Rechtsgehalt der Huldigung, Diss. jur. Mainz 1954; Holenstein, A., Die Huldigung, 1991

human (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) menschlich

Humanismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1808, Adjektiv human 17. Jh.) ist allgemein das Bemühen um eine der Menschenwürde entsprechende Gestaltung der Gesellschaft, insbesondere die geistige Bewegung des 14. bis 16. Jahrhunderts, die das Vorbild der Gesellschafts­gestaltung in den klassischen römischen Schriften sieht. Der Humanismus wird zuerst in Italien (Dante, Petrarca, 14. Jahrhundert), in dem 15. Jahrhundert in Frankreich, Spanien und England und schließlich auch in dem Heiligen römischen Reich wirksam (Erasmus von Rotterdam u. a., politische Auswirkungen auf Köln, Kleve-Mark und Jülich-Berg-Ravens­berg). Für die Rechtswissenschaft bedeutet der Humanismus den Übergang von dem sog. (lat. [M.]) mos Italicus (italienische Art) zu dem (lat. [M.]) →mos Gallicus (gallische Art. In dem Kirchenrecht bleiben die Einflüsse des Humanismus vereinzelt.

Lit.: Söllner §§ 3, 22, 25; Köbler, DRG 135; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 1063; Wieacker, F., Einflüsse des Humanismus auf die Rezeption, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 100 (1940), 423; Schaffstein, F., Die europäische Strafrechts­wissenschaft im Zeitalter des Humanismus, 1954; Kisch, G., Forschungen zur Geschichte des Humanismus in Basel, (in) Archiv für Kulturgeschichte 40, 2 (1958), 194; Kisch, G., Erasmus und die Jurisprudenz seiner Zeit, 1960; Kisch, G., Claudius Cantiuncula, 1970; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Hübner, H., Jurisprudenz als Wissenschaft im Zeitalter des Humanismus, (in) FS K. Larenz, 1973, 41; Burmeister, K., Das Studium der Rechte, 1974; Humanismus und Naturrecht in Berlin-Brandenburg-Preußen, hg. v. Thieme, H., 1979; Troje, H., Die europäische Rechtsliteratur unter dem Einfluss des Humanismus, (in) Ius commune 3 (1980), 33; Humanismus im Bildungswesen, hg. v. Reinhard, W., 1984; Buck, A., Humanismus, 1988; Geschichte der Universität in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1ff. 1993ff.; Die Kultur des Humanismus, hg. v. Mout, N., 1998; Landau, P., Methoden des kanonischen Rechtes in der frühen Neuzeit, (in) ZNR 21 (1999), 7; Hartmann, M., Humanismus und Quellenkritik – Matthias Flacius Illyricus, 2001; Augustijn, C., Humanismus, 2003; Humanisme et Église en Italie et en France méridionale, hg. v. Gilli, P., 2004; Kloosterhuis, E., Erasmus­jünger als politische Reformer, 2004; Humanisten am Oberrhein, hg. v. Lembke, S., 2004; Verfasserlexikon Deutscher Humanismus 1480-1520, hg. v. Worstbrock, G., Bd. 1f. 2005ff.; Funktionen des Humanismus, hg. v. Maissen, T. u. a., 2006; Humanismus und Antikerezeption im 18. Jahrhundert, hg. v. Vöhler, M. u. a., Bd. 1ff. 2009ff. (Genese und Profil des europäischen Humanismus im 18. Jahrhundert, hg. v. Vöhler, M. u. a., 2009); Traninger, A., Disputation, Deklamation, Dialog, 2012; Humanisten edieren, hg. v. Holtz, S. u. a., 2014; Taureck, B., Manifest des veganen Humanismus, 2015; Boer, J. de, Unerwartete Absichten – Genealogie des Reuchlinkonflikts, 2016; Muhlack, U., Renaissance und Humanismus, 2017; Agocs, A., Antifascist Humanism and the Politics of Cultural Renewal in Germany, 2017; Boer, J. de, Die Gelehrtenwelt ordnen –Zur Genese des hegemonialen Humanismus um 1500, 2017

Humboldt, Wilhelm von (Potsdam 22. 6. 1767-Tegel 8. 4. 1835) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft und der Altertums­wissenschaft in Frankfurt an der Oder und Göttingen und längeren privaten Studien Leiter des Unterrichtswesens in Preußen, als der er das Bildungswesen aus dem Geist des idealistischen →Huma­nismus erneuert (Ele­mentarschule, Gymnasium, Universität). Zu der Verwirklichung der wichtigsten Ziele wird 1810 die Universität →Berlin (→Savigny) gegründet, an der Einheit von Forschung und Lehre und Entfaltung von Wissenschaft in Einsamkeit und Freiheit stattfinden sollen. S. Google

Lit.: Schaffstein, F., Wilhelm von Humboldt, 1952; Hübner, U., Wilhelm von Humboldt und die Bildungspolitik, 1983; Sauter, C., Wilhelm von Humboldt und die deutsche Aufklärung, 1989; Fröling, S./Reuss, A., Die Humboldts, 1999; Humboldt International, hg. v. Schwinges, R., 2001; Schalenberg, M., Humboldt auf Reisen?, 2002; Humboldt, W. v., Werke in fünf Büchern, hg. v. Flitner, A. u. a., 2002; Spitta, D., Die Staatsidee Wilhelm von Humboldts, 2004; Petersen, J., Wilhelm von Humboldts Rechtsphilosophie, 2. A. 2007; Geier, M., Die Brüder Humboldt, 2009; Rosenstrauch, H., Wahlverwandt und ebenbürtig, 2009; Langewiesche, D., Die Humboldtsche Uni­versi­tät als nationaler Mythos, (in) HZ 290 (2010), 1; Klein, U., Humboldts Preußen, 2015

Hume, David (Edinburgh 7. 5. 1711-25. 8. 1776) (aus niederem Adel) wird nach dem Studium von Rechtswissenschaft, Philosophie und Literatur (in Edinburgh) Privatgelehrter (A Treatise on Human Nature 1739), Diplomat, Historiker und Philosoph. Nach ihm wirkt der Mensch auf der Grundlage von allgemein anerkannten Regeln (Eigentum, Vertragstreue) zusammen, weil der einzelne Mensch wegen der knappen Güter allein nicht lebensfähig ist. Staatszweck ist der Schutz der Interessen der Bürger. Der Staat, der Eigentum und Freiheit sichert, ist der verhältnismäßig beste. Hume beeinflusst Smith, Kant, Bentham und Mill mit seinen Vorstellungen unmittelbar. S. Google

Lit.: Jäger, W., Politische Partei und parlamentarische Opposition, 1971; Kulenkampff, J., David Hume, 2. A. 2003; Streminger, G., David Hume, 1994; Vernunft und Leidenschaft, hg. v. Doering, D., 2003; Szczekalla, M., David Hume, 2003

hundert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altrfriesischen ab dem 14. Jahrhundert [Lübeck] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Kard. bzw. substantiviert N., s. Google) zehn mal zehn

Hundertschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1632 [Düsseldorf ] einmal – als Hundschaft -  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., anfangs wohl nur Wissenschaftswort, lat. [F.] centuria) ist sachlich in dem altrömischen Recht die militärische Einheit, die von den 10 Kurien einer Tribus zu stellen ist. Ob sie auch eine germanische Ver­waltungs­einheit darstellt, erscheint fraglich. In dem Mittelalter wird an verschiedenen Stellen ein (ahd.) huntari oder eine hundred erwähnt (Mittelrhein, Niederrhein, Hessen, Franken, obere Donau, Friesland, Schweden, England), deren Herkunft und Zusammen­hang nicht zweifelsfrei erwiesen sind. In der Gegenwart wird Hundertschaft eine Verwaltungs­einheit der Polizei (Bereitschaftspolizei, Bundesgrenz­polizei) ge­nannt. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 3 III; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 69; Schwerin, C. v., Die altgermanische Hundertschaft, 1907; Rietschel, S., Untersuchungen zur Geschichte der germanischen Hundertschaft, ZRG GA 28 (1907), 342; Schwerin, C. Frhr. v., Zur Hundertschaftsfrage, ZRG GA 29 (1908), 261; Rietschel, S., Zur Hundertschaftsfrage, ZRG GA 30 (1909), 193; Mayer, E., Hundertschaft und Zehntschaft nach niederdeutschen Rechten, 1916; Mayer, E., Die Hundertschaft, insbesondere nach ostniederländischem Recht, ZRG GA 46 (1926), 290; Leiß, L., Der Hundertschaftsrichter in bayerischen Ortsnamen, ZRG GA 53 (1933), 277; Andersson, T., Die schwedischen Bezirksbe­zeichnungen hund und hundare, (in) Frühmittelalterliche Studien 13 (1979), 88; Wirth, G., A Hila, 1998

Hunne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in einem davon abweichenden Ansatz der Angehörige des aus Asien kommenden, 375 die Völkerwanderung germanischer Stämme in das römische Reich auslösenden, bald danach wieder ver­schwin­denden Volkes.

Lit.: Attila und die Hunnen, 2007; Schmauder, M., Attila und die Hunnen, 2009; Schäfer, T., Die Hunnen und ihre Nachbarn, 2014; Rosen, K., Attila – Der Schrecken der Welt, 2016

Hure (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die käufliche Frau. s. Google, →Prostitution

Lit.: Von Huren und Rabenmüttern, hg. v. Ulbricht, O., 1995

huren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) gesellschaftlich missbilligtes geschlechtliches Verhalten treiben

Hus, Johannes bzw. Jan (um 1370-6. Juli 1415), Magister, in Konstanz als Ketzer verbrannt, Anhänger (Hussiten) haben bis 1436 maßgeblichen Einfluss unter den Landständen Böhmens und Mährens, in dem 19. Jahrhundert Symbolfi­gur des tschechischen Natio­nalismus, s. Google

Lit.: Šmahel, F., Husitská revoluce, 2. A. 1995f.; Jan Hus, hg. v. Seibt, F., 1997; Hilsch, P., Johannes Hus (um 1370-1415). Prediger Gottes und Ketzer, 1999; Jan Hus, hg. v. Drda, M. u. a., 1999; Šmahel, F., Die hussitische Revolution, 2002; Krzenck, T., Johannes Hus, 2011; Soukup, P., Jan Hus, 2013; Rügert, W., Jan Hus, 2015; Šmahel, F., Die Basler Kompaktaten mit den Hussiten (1436), 2019; Machilek, F., Jan Hus (um 1372-1415), 2019

Hut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1204 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Kopfbedeckung des Menschen und kann in dem älteren Recht ein Rechtssymbol (beispielsweise Hut des Landvogts Gessler bei Wilhelm Tell) sein. S. Google

Lit.: Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943, 36; Hadwich, R., Die rechtssymbolische Bedeutung von Hut und Krone, 1952

hüten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1227 [Braunschweig] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) bewachen, beaufsichtigen

Hygiene (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt, - 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jh. aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Körperpflege, Reinlichkeit

Lit.: Hygiene in preußischen Schulvorschriften, hg. v. Apel, H. u. a., 1986

Hypothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (!) bezeugt – sechzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [Gent] in zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Hypothekenbrief 1823, Hypothekenbuch 1695) ist die Belastung eines Grundstücks oder eines Miteigen­tumsanteils an einem Grundstück in der Weise, dass an den (Hypo­thekengläubiger), zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt bzw. besteht, (trotz fehlenden Besitzes) eine bestimmte Geldsumme zu der Befriedigung wegen einer ihm zustehenden Forderung aus dem Grundstück zu zahlen ist. In dem römischen Recht ist bereits in der klassischen Zeit (→Iulianus) unter dem Einfluss östlicher Provinzialpraxis (lat. [F.]) hypotheca („Unterpfand“) ein Name für das besitzlose, bei dem Schuldner verbleibende →Pfand (beispielsweise Inventarstücke eines Gutes zu der Sicherung einer Forderung), von dem die griechische hypothéke (Unterlage) als ein Verhältnis reiner Sachhaftung zu unterscheiden ist. Dieses Pfandrecht kann an einzelnen Sachen oder Forderungen oder an dem ganzen Vermögen (General­hypothek) bestellt werden. Mehr­fache Verpfändung ist möglich, wobei der Prioritätsgrundsatz durchbrochen werden kann. In Gegensatz zu dem römischen Recht entwickelt sich in dem deutschen Recht ein besonderes Grundpfand in dem Unterschied zu dem allgemeinen Pfand (an beweglichen Sachen). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter bleibt an vielen Orten das bisherige Grundpfandrecht bestehen. An anderen wird das geltende Recht römisch­rechtlich abgeändert und eine Generalhy­pothek an dem gesamten Vermögen anerkannt. Verschie­dentlich wird dem öffentlichen Pfand der Vorrang vor formlosen Pfandrechten gewährt. Teils auf Grund von Gesetzen (Legalhypothek), teils auf Grund Ge­wohn­heitsrechts wird ohne Vereinbarung eine (lat.) hypotheca (F.) tacita (beispielsweise des Fiskus, des Bestandgebers, des Mündels, der Ehefrau) anerkannt. Seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert werden aber zu der Sicherung des dadurch gefährdeten Kreditverkehrs Hypothe­ken­­bü­cher einge­führt, welche die Öffent­lichkeit gewährleisten und die stillschwei­gende Hypothek ebenso ausschließen wie die General­hypothek. In dem 19. Jahrhundert wird das →Hypo­thekenbuch zu dem →Grundbuch erwei­tert (Preußen 1872, Österreich 1871). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist die Hypothek nur eines von insgesamt drei Grund­pfand­rechten.

Lit.: Kaser § 31 III; Hübner; Köbler, DRG 163, 213, 240; Egger, A., Vermögenshaftung und Hypothek nach fränkischem Recht, 1903; Cohen, A., Die Verschuldung des bäuerlichen Grundbesitzes in Bayern, 1906; Herman, A., Het karakter van ons hypotheekrecht, 1914; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Pos, A. van der, Hypotheek op roerend grond, 1970; Stolleis, M., Das bayerische Hypothekengesetz von 1822, (in) Wissenschaft und Kodifikation 3 (1976), 240; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Marzi, L., Das Recht der Pfandbriefe und Hypothekenbanken, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Hypothekenbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1823, s. Google) Brief über eine Hypothek

Hypothekenbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1742 in sechzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber  in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1695?, s. Google) ist das seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert eingerichtete Buch zu der Sicherung des Grundpfandverkehrs (Berlin 1693, Preußen 1722, Hypothekenordnung 1783). →Hypothek

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 163; Strippel, K., Die Währschafts- und Hypothekenbücher Kurhessens, 1914; Die Walstedder Hypothekenbücher Band 1-3, hg. v. Winterscheid, H., 2018

Hypothekenordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) (Preußen 1722, 1783, Bayern 1822, Württemberg 1825, Sachsen 1843)

Lit.: Köbler, DRG 141; Bornhak, C., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903

I

Iavolenus Priscus (C. Octavius Tidius Tossianus L. Iavolenus Priscus) (um 100 n. Chr.) ist der als besoldeter Staatsbeamter aufgestiegene römische Rechtskundige der →Sabinianer, von dem drei Bearbeitungen der Werke älterer Rechtskundiger und ein in 14 Bücher gegliedertes Sammelwerk praktischer Rechts­fälle (lat. [F.Pl.] epistulae, Briefe) bekannt sind. S. Google

Lit.: Söllner §§ 11, 16; Köbler, DRG 30; Eckardt, B., Iavoleni Epistulae, 1978; Manthe, U., Die libri ex Cassio des Iavolenus Priscus, 1982

Ibn Hazm (994-1064), Sohn eines hohen arabischen Amtsträgers in Cordoba (Spanien), ist der bedeutendste Vertreter der Rechts­schule Zahiriya. Für ihn ist Recht ein religiöses Gebot, das es dem Menschen ermöglicht, Gottes Willen zu erfüllen. S. Google

Lit.: Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995, 110

ideal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) günstig, vollkommen

Ideal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1775 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Vollkommenheit, Vorbild

Idealismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv ideal 17. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die philosophische Strömung, die alle Dinge auf einen geistigen (ideellen) Ursprung zurückführt. Der Idealismus steht in Gegensatz zu dem →Materialismus. Bekanntester Vertreter des Idealismus in dem Altertum ist Platon (428/427-348/347 v. Chr.), bedeutendste deut­sche Vertreter des Idealismus sind →Kant (1724-1804), von dem →Savigny beeinflusst wird, und →Hegel (1770-1831). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 178; Metzger, W., Gesellschaft, Recht und Staat in der Ethik des deutschen Idealismus, 1917, Neudruck 1966; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984; Exemplaris imago - Ideale in Mittelalter und Neuzeit, 2012

Idee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Vorstellung, Einfall

Ideengeschichte (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Geschichte der wichtigeren allgemeinen Vorstellungen und Denkweisen von Menschen

Lit.: Ideengeschichte, hg. v. Stollberg-Rilinger, B., 2010; Ideengeschichte heute, hg. v. Goering, T., 2017 (Sammelband)

Ideologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – neunzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort in dem 19. Jh. aus dem Französischen aufgenommen) ist die Gesamtheit der einer bestimmten Gruppe von Menschen zugeordneten Denkweisen und Wertvor­stellungen. Sie wirkt sich besonders in dem 20. Jahrhundert auf das Recht aus. Sowohl in dem →Nationalsozialismus wie auch in dem →Sozia­lismus (und anderen Ideologien) ist das Recht nur ein Mittel zu der Durchsetzung der jeweiligen Ideologie. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 226; Ideologie und Herrschaft in der Antike, 1979; Ideologie und Herrschaft im Mittelalter, hg. v. Kerner, M., 1982; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 131; Rüthers, B., Die Wende-Experten, 2. A. 1995; Choe, H., Ideologie, 1997; Schreckenberg, H., Ideologie und Alltag im Dritten Reich, 2003

Iglau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) in Südmähren wird nach der Entdeckung von Silber (um 1240) als Stadt um 1245 von deutschen Bergleuten gegründet. Sein →Bergrecht (1249/1280) wird vielfach andernorts übernommen. S. Google

Lit.: Tomaschek, J., Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche, 1868; Zycha, A., Das böhmische Bergrecht, 1900; Kresadlo, K., Jihlava, 1986

Ignatius von Loyola (1491-Rom 31. 7. 1556), s. Google Jesuitenorden

Ihering (Jhering), Rudolf von (Aurich 22. 8. 1818-Göttingen 17. 9. 1892), aus einer Juristenfamilie (Vater Notar und Abgeord­neter der Ständekammer Hannover, † 1825), wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (1836), Göttingen, München und Berlin (Puchta), der Promotion (Berlin 1842) und der Habilitation in Berlin (1843, Homeyer) Professor in Basel (1845), Rostock (1846), Kiel (1849), Gießen (1852), Wien (1868) und Göttingen (1872). Zunächst folgt er bis 1858/1859 gedanklich →Puchta und erklärt das (römische) Recht aus seiner inneren Vernünftigkeit. Der Rechtswissen­schaft schreibt er die Aufgabe zu, nach Auflösung (Analyse) der komplexen Rechtsverhältnisse in einfache Elemente durch deren Kombi­nation neue Rechtsbegriffe zu erzeugen (Der Geist des römischen Rechtes auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung, Bd. 1f. 1852ff., unvollendet) und damit letzlich das überkommene Recht der agrarischen Welt für die industrielle Welt zu modernisieren. Während der Arbeit an diesen Überlegungen wendet sich Ihering/Jhering unter dem Eindruck der naturwissenschaftlichen Fortschritte seiner Zeit der soziologischen Betrachtung des Rechtes zu und befasst sich mit dem Zweck im Recht (1877f., unvollendet). Zu einer zukunft­weisenden brauchbaren Methoden­lehre gelangt er dabei nicht, wenngleich er die →Inter­essenjurisprudenz anregt. Dogmatisch gelingt ihm die Festigung der Unterscheidung von Rechtswidrigkeit und Schuld (1867) sowie die Entdeckung der →culpa in con­trahendo (Verschulden bei Vertragsschluss). Be­achtliche Breitenwirkung erlan­gen die Bücher Der Kampf ums Recht (1872, 20. A. 1921, veranlasst durch die eigentlich eher als rechtmäßig überzeugende Kündigung eines Dienstvertrags seitens einer Köchin Iherings) sowie Scherz und Ernst in der Jurisprudenz (1884, 13. A. 1924, Neudruck 1988). Nach Okko Behrends ist die Kernaussage seines Gesamtwerks, dass das Recht den Menschen in seinen Formen und Prinzipien als ein zu seinem und der Gesellschaft Besten berechtigtes Subjekt der Freiheit will. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 189; Ist die Jurisprudenz eine Wissenschaft? (Wiener Antrittsvorlesung vom 16. Oktober 1868), hg. v. Behrends, O., 1998; Der Kampf ums Recht, 1872, 8. A. bearb. v. Hollerbach, A., 2003, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­JheringDer­Kampf­umsRecht.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/JheringRudolfGeistdesrömischenRechts1852Bd1.pdf; Scherz und Ernst in der Jurisprudenz, 1884, hg. v. Leitner, M., 2009; Lange, H., Die Wandlungen Iherings, 1927; Wieacker, F., Rudolf von Jhering, ZRG RA 86 (1969), 1; Jherings Erbe, hg. v. Wieacker, F. u. a., 1970; Pleister, W., Persönlichkeit, Wille und Freiheit im Werk Jherings, 1982; Der Briefwechsel zwischen Ihering und Gerber, hg. v. Losano, M., 1984; Choe, B., Culpa in contrahendo bei Rudolf von Jhering, 1988; Iherings Briefe an Windscheid, hg. v. Kroeschell, K., 1988; Klemann, B., Rudolf von Jhering und die historische Rechtsschule, 1989; Rudolf von Ihering, hg. v. Behrends, O., 1992, 2. A. 1993; Privatrecht heute und Jherings evolutionäres Rechtsdenken, hg. v. Behrends, O., 1993; Der Kampf ums Recht, hg. v. Luf, G. u. a., 1995; Iherings Rechtsdenken, hg. v. Behrends, O., 1996; Der Briefwechsel Iherings mit Unger und Glaser, hg. v. Losano, M., 1996; Rudolf von Ihering, Ist die Jurisprudenz eine Wissenschaft?, hg. v. Behrends, O., 1999; Mecke, C., Rudolf von Jhering anonym publi­zierte Frühschriften, 2010; Seinecke, R., Rudolf von Jhering anno 1858, ZRG GA 130 (2013), 238; Lee, C., Jherings Eigentumsbegriff, 2015; Kroppenberg, I., Die Plastik des Rechts – Sammlung und System bei Rudolf von Jhering, 2015; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018; Mecke, C., Begriff des Rechts und Methode der Rechtswissenschaft bei Rudolf von Jhering, 2018

illegal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1712? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) ungesetzlich, rechtswidrig

Illegalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – achtzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Ungesetzlichkeit, Rechtswidrigkeit

illegitim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1700? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) rechtswidrig

Illegitimität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google, Adjektiv illegitim um 1700 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) Rechtswidrigkeit →Unehelichkeit

Lit.: Harms-Ziegler, B., Illegitimität und Ehe, 1991

Illyrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das nach dem indogermanischen, keine Texte hinterlassenden Volk der Illyrer (u. a. Messapier und zahlreiche andere Einzelvölker) benannte Gebiet in dem Südosten Europas zwischen Bosnien und dem späteren Mittelalbanien und an der Adria. Zwischen dem 5. bzw. 3. und dem 2. Jahrhundert v. Chr. gerät es unter die Herrschafts Roms. Gaius Julius Caesar trennt es von Makedonien als eigene Provinz. An dem Anfang des 6. Jahrhunderts lassen sich in dem Norden Goten und ab etwa 580 Slawen nieder. Von 1767 bis 1777 werden Kroatien, Slawonien und Dalmatien Illyrien genannt. 1809 sind Osttirol, Westkärnten, Krain, Küstenland, Kroatien, Dalmatien und Ragusa bzw. Dubrovnik Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs. Von 1814 bis 1849 besteht in Österreich ein ungefähr entsprechendes Königreich Illyrien, das in den Kronländern Kärnten, Krain und Küstenland aufgeht. S. Google

Lit.: Napoleon und seine Zeit, hg. v. Fräss-Ehrfeld, C., 2009; Lippert, A. u. a., Die Illyrer, 2021

Imbreviatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch Abkürzungen (lat. [Adj.] brevis, kurz) gekennzeichnete Aufzeichnung eines recht­lichen Vorgangs durch einen →Notar (Ur­schrift). In Gegensatz zu dem bloßen Entwurf enthält die Imbreviatur den endgültigen vollständigen Urkunden­text unter Verwendung notarieller Abkürzungen (Imbreviaturen). Bereits in dem 12. Jahrhundert sammeln Notare in Italien ihre Imbreviaturen in Imbreviaturbüchern (ältestes erhaltenes Fragment Genua 1154). In dem 14. Jahrhundert wird dies allgemein üblich. S. Google

Lit.: Voltelini, H. v., Die Südtiroler Notariatsimbreviaturen, Teil 1f. 1899ff.; Kern, F., Dorsualkonzept und Imbreviatur, 1906; Dolezalek, G., Das Imbreviaturbuch des erzbischöflichen Gerichtsnotars Hubaldus von Pisa, 1969; Notariado público, 1989, Meyer, A., Felix et inclitus notarius, 2000

Imbreviaturbuch, s. Google, →Imbreviatur, Buch

Lit.: Dolezalek, G., Das Imbreviaturbuch des erzbischöflichen Gerichtsnotars Hubaldus von Pisa, 1969

immaterial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) unkörperlich, geistig

Immaterialgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) unkörperliches Gut

Immaterialgüterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der unkörperlichen, geistigen Rechtsgüter. Es gewinnt erst in dem Laufe der Neuzeit über den Buchdruck auf Grund der Interessen der die Verfasser vorschiebenden Verleger und Buchdrucker an Bedeutung. Seine bekannteste Ausprägung ist das →Urheberrecht. S. Google

Lit.: Klippel, D., Historische Wurzeln und Funktionen, (in) ZNR 1982, 132

immediat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) unmittelbar →Mediatisierung

immer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) stets

immerwährend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1423 [Freiburg im Breisgau] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) stets bestehend

Immerwährender Reichstag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv immerwährend 1423, Adverb immer 8. Jh.) ist der seit 1663 als ständiger Gesandtenkongress in Regensburg tagende →Reichstag des Heiligen römischen Reiches. S. Google

Lit.: Schnettger, M., Der Reichsdputationstag 1655-1663, 1996

Immission (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1571 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1619 [Rheinland] in sieben Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort in anderer Bedeutung aufgenommen aus lat. [F.] immissio) ist die Zuführung unwägbarer Stoffe (auf ein Grundstück). Bereits in dem römischen Recht muss der Eigentümer eines Grundstücks sachlich das Eindringen von Rauch, Wasser und dergleichen auf das Grundstück dulden, wenn es das (allgemein) übliche Maß nicht überschreitet. Andernfalls stehen ihm Abwehransprüche zu. Das Mittelalter kennt nur einzelne entsprechende Sätze. Als Folge der Industrialisierung bilden die Immissionen eine wichtige Abgrenzungs­frage zwischen dem Freiheits­streben der Unternehmer der Industrie und dem Schutz der Betroffenen, zu der sich der preußische Gesetzgeber (außer in dem Allge­meinen Landrecht von 1794 zivilrechtlich) in der Allgemeinen preußischen Gewerbeord­nung von 1845 und das preußische Ober­tribunal durch Beschluss von dem 7. 6. 1852 weiterführend äußern. § 906 BGB nimmt das auf dieser Grundlage geschaffene Recht auf (Unwesentlichkeit, Üblichkeit). In der Gegen­wart gilt in Deutschland daneben ein beson­deres Bundesimmissions­schutz­gesetz (von dem 15. 3. 1974), das die Genehmigungsbe­dürftigkeit bestimmter Anla­gen vorsieht. Rechtmäßig genehmigte Anlagen sind zu dul­den, doch kann ein Schadensersatzan­spruch in Betracht kommen. S. Google

Lit.: Kaser § 23 III 4; Kroeschell, DRG 3; Mensch und Umwelt im Mittelalter, hg. v. Herrmann, B., 1986; Rohde, J., Das Recht der genehmigungsbedürftigen Anlagen im Gewerbe- und Immissionsschutzrecht von 1810, 2000; Seyed-Mahdavi Ruiz, S., Die rechtlichen Regelungen der Immissionen im römischen Recht und in ausgewählten europäischen Rechtsordnungen, 2000; Lies-Benachib, G., Immissionsschutz im 19. Jahrhundert, 2002; Marquardt, B., Umwelt und Recht in Mitteleuropa, 2003; Koch, N., Die Entwicklung des deutschen privaten Immissionsschutzrechts seit Beginn der Industrialisierung, 2004; Staats, C., Die Entstehung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes vom 15. März 1974, 2009

immobil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – in dem 18. Jahrhundert Immobilie in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Immobilie, Immobilienhandel und Immobilienhändler – als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) unbeweglich

Immobiliarprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Prozess um Immo­bilien (unbewegliche Sachen, Grundstücke). S. Google

Lit.: Hübner, R., Der Immobiliarprozess der fränkischen Zeit, 1893

Immobiliarrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besondere Recht der Grundstücke (Liegenschaften), wie es sich in dem deutschen Recht in Gegensatz zu dem römischen Recht entwickelt. S. Google

Lit.: Hübner, R., Der Immobiliarprozess der fränkischen Zeit, 1893; Meyer, F., Zur Geschichte des Immobiliarrechts der deutschen Schweiz im 13. bis 15. Jahrhundert, 1921; Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Buchholz, S., Die Quellen des deutschen Immobiliarrechts im 19. Jahrhundert, (in) Ius commune 7 (1978), 250

immun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) unempfindlich, widerstandsfähig

Immunität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 1590 in elf Stellen - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv immun 18. Jh.) ist die Freiheit von einem Eingriff oder einer Einwirkung. In dem Frühmittelalter ist Immunität die Freiheit einer besonders ausge­nommenen →Grundherrschaft von könig­licher Gewalt. Sie geht auf die spätrömische (lat. [F.]) →emunitas - und mittelbar auf die Unverletzlichkeit der Volkstribunen - zurück, die Freiheit der kirchlichen, vielleicht auch der kaiserlichen Güter von öffentlichen Lasten bedeutet. In dem 6./7. Jahrhundert erweitert sich die Immunität dahin, dass der (Graf als der) örtliche Gewalthaber (kraft königlichen Privilegs für den Grundherrn) in dem Immunitätsgebiet ausgeschlos­sen wird und deshalb keine Verhöre durchführen, keine Abgaben einziehen, keine Geiseln wegführen und schließlich das Immunitätsgebiet über­haupt nicht mehr betreten darf. Seine Aufgaben nehmen die weltlichen und geistlichen Großen (Erz­bischöfe, Bischöfe, Äbte) als Immunitäts­berechtigte selbst (oder durch Vögte) wahr. Spätestens Otto I. gleicht diese Art der Beseitigung des Einflusses der weltlichen Gewalt auf die immunitätsbegabte Kirche dadurch aus, dass er selbst durch Einsetzen der Immunitätsberechtigten (Erzbischöfe u. s. w.) unmittelbare Herrschaft über die zunehmend zu geschlossenen Bezirken werdenden Immunitätsgebiete gewinnt (otto­nisches bzw. ottonisch-salisches →Reichskir­chensystem). Nach dem hierdurch hervor­gerufenen →Investitur­streit (ab 1073-1122) ge­hen die bedeutenden Immunitäten in den Landesherrschaften (geistlichen Fürstentü­mern) auf. In der Gegen­wart genießt der Abgeordnete parlamentarische Immunität in dem Sinne eines Schutzes vor bestimmten Maßnahmen, die sich gegen sein Verhalten außerhalb des Parlaments richten (Frankreich 1799, 1814). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 85; Stengel, E., Grundherrschaft und Immunität, ZRG GA 25 (1904), 286; Dopsch, A., Steuerpflicht und Immunität im Herzogtum Österreich, ZRG GA 26 (1905), 1; Voltelini, H. v., Immunität, grundherrliche und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Archiv f. österreichische Geschichte 94 (1907), 311; Kroell, M., L’immunité franque, 1910; Stengel, E., Die Immunität, 1910, Neudruck 1964; Hirsch, H., Die Klosterimmunität seit dem Investiturstreit, 1913, 2. A. 1967; Kühn, G., Die Immunität der Abtei Groß-St. Martin zu Köln, 1913; Zatschek, H., Beiträge zur Diplomatik der mährischen Immunitätsurkunden, 1931; Heidrich, I., Die Verbindung von Schutz und Immunität, ZRG GA 90 (1973), 10; Pfaff, V., Die päpstlichen Klosterexemtionen in Italien, ZRG KA 72 (1986), 76; Frey, L./Frey, M., The History of Diplomatic Immunity, 1999; Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Rau, J., Der Fall Friedrich List, 2010; Bachrach, D., Immunities as Tools of Royal Military Policy under the Carolingian and Ottonian Kings, ZRG GA 130 (2013), 1

Immunitätsprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) →Immunität, Privileg

Impeachment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Neuenglische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vor allem ein seit 1376 angewendetes Strafverfahren in dem eng­lischen Recht, bei dem das →House of Commons anklagt und das House of Lords entscheidet (beispielsweise 1386 gegen den englischen Kanzler). S. Google

Lit.: Plucknett, T., Studies in English Legal History, 1983

impedimentum (lat. [N.], s. latein_a_z.docx) Hindernis (beispielsweise Ehehindernis)

imperator (lat. [M.], s. latein_a_z.docx) Kaiser

Lit.: Söllner § 14; Köbler, LAW; Mc Fayden, D., The History of the Title Imperator, 1920; Kienast, D., Imperator, ZRG RA 78 (1961), 403

imperial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1712? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Kaiserlich, herrscherlich, herrschaftlich)

Imperialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die auf Gewinnung eines Imperiums durch Eroberung und Ausdehnung gerichtete Zielsetzung vor allem der europäischen Staaten seit dem 17., insbesondere seit dem 19. Jahrhundert (in weniger entwickelten Erdteilen). S. Google

Lit.: Wehler, H., Bismarck und der Imperialismus, 1969; Imperialismus und Kolonialismus, hg. v. Bade, K., 1983; Schöllgen, G., Das Zeitalter des Imperialismus, 1986, 3. A. 1994, 5. A. 2009; Cain, J./­Hopkins, A., Bri­tish Imperialism, 1993; Fröhlich, M., Imperialismus, 1994; Petersson, N., Imperialismus und Modernisierung, 2000; Berke, A., Imperialismus und nationale Identität, 2003; Pogge von Strandmann, H., Imperialismus vom grünen Tisch, 2009; Imperialkriege von 1500 bis heute, hg. v. Bührer, T. u. a., 2011; Reinhard, W., Die Unterwerfung der Welt, 2016; Brückenhaus, D., Policing Transnational Protest, 2017

Imperium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und nicht belegt, aber in abgeänderter Bedeutung in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.] s. latein_a_z.docx) ist in dem altrömischen Recht die unbeschränkte Amtsgewalt der Konsuln (später ebenfalls der Statthalter von Provinzen), zu der auch die Zuchtgewalt zählt, sowie das Gebiet, in dem sie ausgeübt wird. Nach dem (lat.) imperium (N.) Romanum versteht sich auch die weltliche Herrschaft in dem Mittelalter als ein imperium. Ihm tritt das (lat. [N.]) sacerdotium des Papstes gegenüber. Mit dem Beginn der Neuzeit nimmt (lat. [F.]) potestas (Gewalt, Hoheitsgewalt) den Platz von imperium ein, das seinerseits als Weltreich verstanden wird. S. Google

Lit.: Söllner §§ 6, 9, 14, 15; Köbler, DRG 18; Köbler, LAW; Kornemann, E., Doppelprinzipat und Reichstei­lung im imperium Romanum, 1930; Stengel, E., Regnum und imperium, 1930; Heuß, A., Zur Entwicklung des imperiums des römischen Oberbeamten, ZRG RA 64 (1944), 57; Dempf, A., Sacrum imperium, 2. A. 1954; Nörr, D., Imperium und Polis in der hohen Prinzipatszeit, 2. A. 1969; Thomas, H., Zwischen regnum und imperium, 1973; Papst, A., Divisio regni, 1986; Burbank, J. u. a., Imperien der Weltgeschichte, 2012 (Rom, China, schwächliche Reichsbildungen des frühen und hohen Mittelalters in Nordwesteuropa, Ostrom, islamische Großreiche, Mongolenreiche, osmanisches Reich, Spanien, Russland, China, Vereinigte Staaten von Amerika); Vervaet, F., The High Command in the Roman Republic, 2014; Imperium, Staat, Civitas, hg. v. Calore, E., u. a., 2015; Nolte, H., Kurze Geschichte der Imperien, 2017

Imperium (N.) merum et mixtum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist nach einer Unterscheidung des römischen Rechtskundigen Ulpian (170?-223) die oberste Staatsgewalt und die oberste Gewalt der Zivilrechtspflege. Seit dem 12. Jahrhundert erscheint die hierauf gegründete Einteilung der Gerichts­barkeit in die Gerichtsbarkeit über Leben, Freiheit und Bürgerrecht und die übrige Gerichtsbarkeit in dem Heiligen römischen Reich. Seit dem 14. Jahrhundert wird das imperium merum et mixtum als Grundlage aller Hoheitsrechte verstanden, danach als Landeshoheit. S. Google

Lit.: Hirsch, H., Die Klosterimmunität seit dem Investiturstreit, 1913; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Maissen, T., Die Geburt der Republic, 2006

imperium (N.) Romanum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N. [lat.], s. Google) Römisches Reich

impfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [BergheimUB. 100] in 3 Stellen für aufpropfen, Grundstücke zusammenlegen, errichten belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) einen Impfstoff gegen einen Krankheitserreger einspritzen

implantatio (lat. [F.], s. latein_a_z.docx) Einpflanzung, Ver­bin­dung

Impossibilium nulla est obligatio (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Zu Unmöglichem gibt es keine Verpflichtung (beispielsweise bewirkt Fehlen eines Kaufgegenstands Nichtigkeit des Kaufvertrags). S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Celsus, um 70-um 140 n. Chr., Digesten 50, 17, 185); Wollschläger, C., Die Entstehung der Unmöglich­keitslehre, 1970

Impubes (lat. [M.], s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht der Unmündige (Geschlechtsunreife). Ist er (lat.) infantia maior (älter als 7 Jahre), kann er, gegebenenfalls mit Zustimmung des Vormunds (lat. [M.] tutor), ein Rechtsgeschäft vornehmen. Mit dem Eintritt der Geschlechtsreife (lat. [F.] pubertas, durchschnittlich also mit zwölf bis vierzehn Jahren) wird der impubes ursprünglich vollständig geschäftsfähig und deliktsfähig. Die Mündigkeit wird bei Knaben (durch die Prokulianer) auf 14, bei Mädchen auf 12 festgelegt. Allerdings besteht (wohl schon seit der Lex Laetoria von etwa 200 v. Chr.) bis zu der Vollendung des 25. Lebensjahrs ein besonderer Schutz bei Rechtsgeschäften. S. Google

Lit.: Kaser § 14 II, 62 I, 82 II; Köbler, DRG 21

Imputation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von →Pufendorf (1632-1694) aus der Theologie in das Strafrecht übernommene Zurechnung einer Handlung und eines Erfolgs zu einem Menschen. Ihre Möglichkeit beruht auf der Freiheit und der Normbezogenheit menschlichen Handelns. Ermittelt werden die Voraussetzungen, die für Bestrafung bestehen. →Feuerbach (1755-1833) unterscheidet demgegenüber die ab­strakte Imputation des Gesetzgebers bei der Festlegung des strafbaren Verhaltens und der Strafe in dem Straftatbestand und die konkrete Imputation des Richters bei Bestimmung der Strafe in dem einzelnen Fall. Wenig später wird die Imputation auf die Handlung beschränkt. Erhalten geblieben ist der Begriff der Zurechnungsfähigkeit. S. Google

Lit.: Berner, A., Grundlinien der criminalistischen Imputationslehre, 1843; Welzel, H., Die Naturrechtslehre Samuel Pufendorfs, 1958; Genka, T., Zur textlichen Grundlage der Imputationslehre Gratians, (in) BMCL 25 (2002/2003), 40

In bonis (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, adverbielle Wendung, in dem Vermögen [sein bzw. haben] ist in dem klassischen römischen Recht eine Bezeichnung für den Schutz durch den Prätor gegen einen Dritten. Wer eine handgreifbare Sache (lat. [F.] res mancipi) ohne den Formalakt der →Manzipation erhält und in bonis hat, (erwirbt zwar nicht ziviles Eigentum, das bei dem Veräußerer verbleibt,) erlangt (aber) prätorisches bzw. bonitarisches Eigentum bzw. Schutz durch den Prätor. In dem spätantiken römi­schen Recht wird die Unterscheidung zwischen zivilem Eigentum und prätorischem Eigentum beseitigt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 22ff.; Söllner § 9; Ankum, H. u. a., Die verschiedenen Bedeutungen des Ausdrucks in bonis alicuius esse, ZRG RA 107 (1990), 155

in dorso (lat.) auf dem Rücken, →Indossament

In dubio pro reo (lat., in einem Zweifel [Entscheidung] zu Gunsten des Angeklagten) ist der bereits in dem klassischen römischen Recht in dem Ansatz bekannte Satz, dass ein Angeschuldigter in einem Zweifelsfall freizusprechen ist. In der Neuzeit formuliert Stübel 1811 in Anschluss an Justinians →Digesten 42, 1, 38 den Satz neu. Demnach gilt der Angeklagte bis zu einem Nachweis der Schuld als unschuldig, weil in einem Zweifel zu seinen Gunsten zu entscheiden ist (vgl. Art. 6 II der Europäischen Konvention zu dem Schutze der Menschenrechte 1946/1950). In der Verfahrens­wirklichkeit setzt sich der Satz aber nur allmählich durch. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 35, 203; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Bossius 1562, vgl. Digesten 50, 17, 125 Gaius um 120-um 180, Aristoteles); Moser, K., In dubio pro reo, Diss. jur. München 1933; Wenig, G., In dubio pro reo, Diss. jur. Tübingen 1946; Holtappels, P., Die Entwicklungsgeschichte des Grundsatzes „in dubio pro reo“, 1965; Stuckenberg, C., Untersuchungen zur Unschuldsvermutung, 1993

In integrum restitutio (F.) (lat.) ist in dem römischen Recht in verschiedenen Fällen (beispielsweise Zwang) die von dem Prätor gewährte →Wiedereinsetzung in den früheren Stand, mit der die eingetretenen Wirkungen des Geschäfts durch besondere Klagen wieder beseitigt werden sollen. Eine von dem Richter durchgeführte in integrum restitutio bewirkt die (lat.) →actio (F.) quod metus causa (Klaganspruch wegen Furcht), die den bestraft, der die Wieder­gutmachung verweigert.

Lit.: Kaser § 8 IV

in iure (lat.) vor (dem) Gericht(smagistrat)

In iure cessio (F.) (lat.) (gerichtliche Abtretung) ist die in dem römischen Recht als Umgehung schwerfälliger Formalakte in dem Wege eines Scheinverfahrens mögliche Übertragung, Abtretung oder Auf­he­bung be­stimmter Rechte auf der Gerichtsstätte.

Lit.: Kaser § 7 II; Söllner §§ 8, 9, 18; Köbler, DRG 21, 25, 40

In ius vocatio (lat. [F.]) ist die Rufung bzw. Ladung des Gegners in das Gericht, welcher der Gegner in dem altrömischen Recht der Zwölftafeln sofort zu folgen hat.

inaedificatio (lat. [F.], s. latein_a_z.docx) Einbau

Inama-Sternegg, Karl Theodor von (Augsburg 20. 1. 1843-Innsbruck 28. 11. 1908) wird nach dem Studium von Geschichte, Recht und Staatswissenschaft in München 1868 außer­ordentlicher Professor und 1871 ordentlicher Professor in Innsbruck, 1880 in Prag und 1881 in Wien. Seine Deutsche Wirtschafts­geschichte (1878ff.) ist die erste unmittelbar aus den Quellen erarbeitete Gesamtdarstellung. S. Google

Inauguration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) Einführung, Einsetzung

Lit.: Königshaus, J., Die Inauguration der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665, 2002

incapacitas (lat. [F.], s. latein_a_z.docx) Unfähigkeit

Incertum (lat. [N.], Ungewissheit, Unzuverlässigkeit, Unbestimmtes, s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht die unbestimmte Leistung. In dem spätantiken Recht wird die anfangs bedeutsame Unter­scheidung zwischen bestimmter Leistung und unbestimmter Leistung ge­lockert. S. Google

Lit.: Kaser §§ 35 I, 37 I, 48 II

incipit (lat.) es fängt an, ist eine gebräuchliche Bezeichnung für die Anfangsworte eines Textes

incorporare, incorporāre, lat., V., verkörpern, einverleiben; Q.: Chalc. (um 300 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), corporāre

incorporatio, incorporātio, lat., F., Verkörperung, Fleischwerdung, Chalc. (um 300 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. incorporāre

Indebitum solutum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die nichtgeschuldete Leistung. Sie kann in dem klassischen römischen Recht wohl wegen der Ähnlichkeit mit dem Darlehen mit der besonderen Begehrensform der →Kon­diktion zurückverlangt werden.

Lit.: Kaser § 48 II 2

Indemnität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Befreiung des Abgeordneten von der gerichtlichen oder dienstlichen Verfolgung wegen einer Abstimmung oder Äußerung in dem Parlament. Die früher auch als →Immunität bezeichnete Indemnität entsteht in England mit der →Bill of Rights (1689). In dem →Deutschen Bund erscheint sie seit 1818 (Bayern, Württemberg 1819, Sachsen 1831, Preußen 1848).

Lit.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 3 1963, 348; Hilgendorf, E., Die Entwicklungsgeschichte der parlamentarischen Redefreiheit, 1991

index, lat., M.?, Anzeiger, Entdecker, Angeber, Verräter, Spion, Zeigefinger, Acc. (170-um 90 v. Chr.), s. latein_a_z.docx

Index (M.) librorum prohibitorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Anzeiger der (für Christen) verbotenen Bücher (1557/1559/1564-1948/1966/­1967).

Lit.: Becker, G., Deutsche Juristen und ihre Schriften auf den römischen Indices des 16. Jahrhunderts, 1970; Eisenhardt, U., Strafe und Strafzweck bei der Bestrafung von Autoren, Druckern und Händlern verbotener Schriften, (in) FS G. Bemmann, 1997, 36; Inquisition – Index – Zensur, hg. v. Wolf, H., 2001; Wolf, H., Index, 2008; Römische Inquisition und Indexkongregation, hg. v. Wolf, H., Bd. 1ff. 2009f.; Reusch, F., Der Index der verbotenen Bücher, 2019

indicium, lat., N., Angabe, Aussage, Entdeckung, Erlaubnis eine Anzeige zu machen, Merkmal, Beweis; s. Plaut. (um 250-184 v. Chr.)

Indien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums und das Persische mit dem Altindischen als Teil des Indogermanischen verbindbar, N., sanskr. sindhu „Fluss“ [Indus]), in dem Altertum von Indogermanen besiedeltes Gebiet Südasiens, in der Gegenwart eine Bundesrepublik mit einer Fläche von 3287263 Quadratkilometern und mehr als 2,353 Milliarden Einwohnern (Indern oder Indusanwohnern)

Lit.: Kulke, H./Rothermund, D., A History of India 1984, 5. A. 2010; Das, I., Staat und Religion in Indien, 2004: Kulke, H., Indische Geschichte bis 1750, 2005; Mann, M., Geschichte Indiens. Vom 18. bis zum 21. Jahrhundert, 2005; Schoettli, U., Indien, 2009; Rothermund, D., Indien, 2008; Lütt, J., Das moderne Indien 1498-2004, 2011; Mukherji, M., India in the Shadows of Empire, 2012; Sinha, C., Debating Patriarchy - The Hindu Code Bill Controversy in India (1941-1956), 2012; From Birch Bark to Digital Data – Recent Advances in Buddhist Manuscript Research, 2013; Myers, P., German Visions of India, 1871-1918, 2013; Decolonization and the Struggle for National Liberation in India (1909-1971). hg. v. Costanzo, T. u. a., 2014; Liebig, M., Endogene politisch-kulturelle Ressourcen, 2014; Dréze, J. u. a., Indien, 2014; Kakar, K., Frauen in Indien, 2015; Calasso, R., Die Glut, 2015 (Shatapatha-Brahmana Geheimnis der hundert Pfade, 8. Jahrhundert v. Chr.); Mann, M., South Asia’s Modern History, 2015; Schöpfungs- und Urzeitmythen der Stammesvölker Indiens, hg. v. Kapp, D., 2019 (mehr als 600 Mythen von mehr als 130 Stammesvölkern); Rothermund, D., The Industrialization of India, 2020; Flüchter, A., Die Vielfalt der Bilder und die eine Wahrheit – Die Staatlichkeit Indiens in der deutschsprachigen Wahrnehmung (1500-1700), 2020; Chatterjee, N., Negotiating Mughal La, 2020

Individuum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 16. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) Unteilbares, Einzel­mensch. Um 1100 wächst in der Geistegeschichte Europas das Verständnis für Ansprüche, Bedürfnisse und Gründe des Einzelnen und die Bereitschaft ihrer Beachtung.

Lit.: Conrad, H., Individuum und Gemeinschaft in der Privatrechtsordnung, (1956); Derschka, H., Individuum und Persönlichkeit im Hochmittelalter, 2014

individuus, indīviduus, lat., Adj., ungeteilt, unzertrennt, unteilbar, untrennbar, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in- (2), dīviduus

Indiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) ist eine Tatsache, aus deren Vorhandensein einleuchtenderweise auf das Vorhandensein einer anderen Tatsache geschlossen werden kann. Das Indiz ist von besonderer Bedeutung in dem Strafverfahrens­recht. Hier ist bei Fehlen besserer Beweismöglichkeiten der Beweis mit Hilfe von Indizien (Indizienbeweis) möglich. Nach der frühneuzeitlichen Indizienlehre etwa der →Constitutio Criminalis Caro­lina von 1532 ist die →Folter nur zulässig bei Vorliegen be­stimmter Indizien (beispielsweise blutbefleckte Kleidung eines einer Bluttat Verdächtigen).

Lit.: Köbler, DRG 138, 156; Kusch, K., Der Indizienbeweis des Vorsatzes, Diss. jur. Hamburg, 1963; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1976; Pöltl, R., Die Lehre vom Indizienbeweis, 1999; Michels, K., Der Indizienbeweis, Diss. jur. Tübingen 2000

Indogermane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL, aber indogermanisch, Adj. - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das Indische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., linguistisch verwendetes Wort 1810 von dem dänischen Geographen Conrad Malte-Brun auf Französisch geprägt, M., 1823 Friedrich Schlegel) ist der Angehörige eines der zu der wissenschaftlich erschlossenenen indogermanischen (oder auch indoeuropäischen) Sprachenfamilie (keltisch, italisch, germanisch - einschließlich isländisch in dem äußersten Westen -, baltisch, slawisch, il­lyrisch, thrakisch, albanisch, griechisch, phrygisch, hethitisch, armenisch, iranisch, in­doarisch – in dem Osten -, tocharisch, mit einer jeweils ältesten Überlieferung zwischen dem 14. Jahrhundert v. Chr. und dem 16. Jahrhundert n. Chr.) gehörenden Einzelvölker. Ob, wann und wo dieses philologisch mit etwa 4265 Ansätzen und Verweisen seiner möglichen Sprache rekon­struierte bzw. rekonstruierbare Volk besteht, ist angesichts der Verschiedenheit von Sprachen, Genen, körperlichen Hinterlassenschaften Verbreitungswegen und Übernahmemöglichkeiten unklar (Mit­teleuropa?, Osteuropa?, um 2000 v. Chr.?, Entstehung in Anatolien vor 7800 bis 9800 Jahren?, Viehnomaden nördlich des Schwarzen Meeres und des Kaspischen Meeres mit Wanderungsbewegungen nach Westen und Osten, in dem 6. Jahrtausend v. Chr. starke Wanderung von Bauern aus dem Nahen Osten nach Europa, denen vielleicht die indogermanischen Einwanderungen folgen?, überwiegend friedliche Übernahme der indogermanischen Sprache durch die Alteuropäer bei Aufnahme der Landwirtschaft durch die Indogermanenen von den Alteuropäern?). Die Zahl seiner philologisch erschließbaren Rechtseinrichtun­gen (Volk, Haus, Zeuge, Gast, Erbe) ist gering. Dem Indogermanischen könnte ein wenig bekanntes, noch unsichereres Protoindogermanisch oder Nostratisch nörd­lich des Schwarzen Meeres um 3500 v. Chr. vorangegangen sein.

Lit.: Söllner §§ 2, 4; Köbler, DRG 10, 13; Bopp, F., Vergleichende Grammatik des Sanskrit …, 1833; Schleicher, A., Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen, 1861, 4. A. 1876; Delbrück, B., Die indogermanischen Verwandtschaftsnamen, 1889; Leist, B., Altarisches ius gentium, 1889, Neudruck 1978; Brugmann, K., Grundriss der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen, 1893ff., Brunner, H., Eine bisher unbekannte indogermanische Sprache, ZRG GA 29 (1908), 340 (tocharisch); Schulz, W., Indogermanen und Germanen, 2. A. 1938; Pokorny, O., Indogermanisches etymologisches Wörterbuch, 1959ff.; Schlerath, B., Die Indogermanen, 1972; Seebold, E., Das System der indogermanischen Halbvokale, 1972; Köbler, G., Indogermanisch-neuhochdeutsches und neuhoch­deutsch-indogermanisches Wörterbuch, 1980, 3. A. 1999, 5. A. 2014 (Internet); Zimmer, S., Ursprache, Urvolk und Indogermanisierung, 1990; Gamkrelidze, T./Ivanov, V., Indo-European and the Indo-Europeans, 1995; Mallory, J./Adams, D., The Oxford Introduction to Proto-Indo-European and the Proto-Indo-European World, 2006; Schmitt-Brandt, J., Einführung in die Indogermanistik, 1998; Greenberg, J., Indo-European and its closest relatives, 2000; Fortson, B., Indo-European language and culture, 2004; Anthony, D., The Horse, the Wheel and Language, 2007; Stüber, K. u. a., Indogermanische Frauennamen, 2009; Mayerhofer, M., Indogermanistik - über Darstellungen und Einführungen von den Anfängen bis in die Gegenwart, 2009; Fritz, M., Der Dual im Indogermanischen, 2011; Kuryłowicz, J. u. a., Indogermanische Grammatik, Bd. 4, 1 Komposition 2011, Bd. 4, 2 Komposition im Aufriss, 2018; Haarmann, H., Auf den Spuren der Indoeuropäer, 2016 (Mischung vieler Informationen schwer unterscheidbarer unterschiedlicher Güte); Indo-European Etymological Dictionaries Online Brill (Institutional outright purchase price 8220 Euro, annual update fee 411 Euro, Online subscription price 1038 Euro brill.com/IEDO/)

Indossament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine regelmäßig auf der Rückseite (lat. in dorso, franz. en dos) eines →Wertpapiers angebrachte Erklärung, durch die eine Person (Indossant) die Rechte aus einem →Orderpapier auf eine andere Person (Indossatar) überträgt. Das erstmals in Pisa 1392 bezeugte Indossament erscheint häufiger zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Frankreich (etwa gleichzeitig mit der zu derselben Zeit in Süditalien aufge­kommenen, vorderseitig angebrachten girata). Seine Ursprünge sind ungeklärt.

Lit.: Köbler, DRG 167; Schaps, G., Zur Geschichte des Wechselindossaments, 1892; Opitz, P., Der Funktionswandel des Wechselindossaments, Diss. jur. Berlin 1967; Melis, F., Guida alla mostra internazionale della banca, 1972

Industrie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die gewerbliche Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen. Die Industrie entsteht (in einem vielfach als industrielle Revolution bezeichneten, tatsächlich aber eher evolutionären Vorgang) nach Änderungen in Handel, Wissenschaft, Landwirtschaft und Technik sowie wohl auch Mentalität seit dem Ende des 18. Jahrhunderts (um 1760?) in Großbritannien, wo Kohle und Eisenerz leicht abbaubar und nahe beieinander liegend verwertet werden können. Seit dem frühen 19. Jahrhundert folgen die deutschen Staaten (beispielsweise Sachsen) (1800-1830 leichtindustriell, 1830-1880 schwerindustriell, Durch­bruchs­­phase 1845-1875, 1880-1914 Elektroindustrie, chemische Industrie, opti­sche Industrie). Die Industrialisierung be­deutet den raschen Übergang von der Landwirtschaft zu der arbeitsteiligen gewerb­lichen Wirtschaft. Eine wichtige Folge ist neben dem Übergang von der Hauswirtschaft zu der Marktwirtschaft die Entstehung des →Arbeitsvertrags.

Lit.: Köbler, DRG 175, 176; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 237; Quellen zur Geschichte der industriellen Revolution, hg. v. Treue, W. u. a., 1966; Mauersberg, H., Deutsche Industrien im Zeitgeschehen eines Jahrhunderts, 1966; Forsthoff, E., Der Staat in der Industriegesellschaft, 1971; Abel, W., Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Deutschland, 1972; Söllner, A., Der industrielle Arbeitsvertrag, (in) Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 1972, 288; Industriegesellschaft und Privatrechtsordnung, 1974; Sozialgeschichtliche Probleme in der Zeit der Hochindustrialisierung, hg. v. Pohl, H., 1979; Schlosser, H., Folgen der Indus­trialisierung, (in) Quaderni Fiorentini 10 (1981), 403; Klassen, K., Mitverwaltung und Mitverantwortung in der frühen Industrie, 1984; Henning, F., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 2 6. A. 1984; Ruppert, W., Die Fabrik, 1987; Kiesewetter, H., Industrialisierung und Landwirtschaft, 1988; Kiesewetter, H., Industrielle Revolution, 1989; Studien zur Einwirkung der Industrialisierung auf das Recht, hg. v. Coing, H., 1991; Hudson, P., The Industrial Revolution, 1992; Die Eisen- und Stahlindustrie im Dortmunder Raum, hg. v. Dascher, O. u. a., 1992; Buchheim, C., Industrielle Revolutionen, 1994; Hahn, H., Die industrielle Revolution, 1998, 2. A. 2005, 3. 2011; Gestwa, K., Proto-Industrialisierung in Russland, 1999; Marsch, U., Industrieforschung in Deutschland und Großbritannien, 1999; Bührer, W., Der Bundesverband der Deutschen Industrie, 1999; Marsch, U., Industrieforschung, 1999; Krämer, J., Industrialisierung und Feiertage, 1999; Kiesewetter, H., Region und Industrie in Europa 1815-1995, 2000; Gall, L., Krupp, 2000; Gorißen, S., Vom Handelshaus zum Unternehmen, 2002; Butschek, F., Europa und die industrielle Revolution, 2002; Lenger, F., Industrielle Revolution und Nationalstaatsgründung, 2003; Kiesewetter, H., Industrielle Revolution in Deutschland, 2004; Condrau, F., Die Industrialisierung in Deutschland, 2005; Ziegler, D., Die industrielle Revolution, 2005, 2. A. 2009, 3. A. 2011; Vec, M., Recht und Normierung in der industriellen Revolution, 2006; Butschek, F., Industrialisierung, 2006; Kiesewetter, H., Die Industrialisierung Sachsens, 2006; Risques et prises de risques dans les sociétés industrielles, hg. v. Varaschin, D., 2007; Gehlen, B., Paul Silverberg (1876-1959) 2007; Liedtke, R., Die industrielle Revolution, 2010; James, H., Krupp, 2011; Das Recht der industriellen Revolution, hg. v. Maetschke, M. u. a., 2013; Jindra, Z., Der Bahnbrecher des Stahl- und Eisenbahnzeitalters, 2013 (Krupp); Bremm, K., Das Zeitalter der Industrialisierung, 2014; Schäfer, M., Eine andere Industrialisierung, 2016; Collin, P., Privat-staatliche Regelungsstrukturen im frühen Industrie- und Sozialstaat, 2016; The Spread od Modern Industry to the Periphery since 1871, hg. v. O‘Rourke, K. u. a., 2017; Ebeling, D., Produktionsregimes vor dem Fabrikzeitalter – Die Feintuchindustrrie in der Region Aachen, 2021

Industriekammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber als Industrie- und Handelskammer in Wörterbuchg der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die politische Ver­tretung der Interessen der Unternehmen der Industrie. Sie entsteht in dem 19. Jahrhundert nach dem Vorbild der Handelskammer.

Lit.: Bibliographie zur Geschichte und Organisation der Industrie- und Handelskammern, hg. v. Ernst, S., 1986; Kaltenhäuser, K., Möglichkeiten und Perspektiven einer Organisation der Wirtschafts­verwaltung, 1998; Schmaltz, J., Die Entwicklung der Industrie- und Handelskammern, 2010; Will, M., Selbstverwaltung der Wirtschaft, 2011

infam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) niederträchtig, bösartig, ruchlos →Infamie

Infamie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssürache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., lat. [F.] infamia) ist die mit gewis­sen Handlungen verbundene Rechtsfolge des Verlusts der bürgerlichen →Ehre in dem älteren Recht. In dem römischen Recht ziehen Kuppelei, Lohnkampf mit Tieren, Schauspielerei, Dop­pelehe, Wu­cher, Häresie, Ausstoßung aus dem Heer und bestimmte Verurteilungen die Infamie (Verlust der bürgerlichen Ehre) nach sich. Die Kirche setzt seit 419 auf die schuldhafte Aufgabe des christlichen Gesetzes und die Missachtung kirchlicher Vorschriften (Sakrileg, Grabfrevel, Zauberei, Giftmi­scherei, Ehebruch, Blutschande, Mein­eid, Diebstahl, Raub, Mord) die Infamie (Wei­he­hindernis, Zeugnisunfähigkeit u. s. w.). In dem weltlichen Recht schließen einzelne deutsche Reichsgesetze von einzelnen Rechten aus (1512 Ehrlose von dem Notariat, 1577 Zöllner, Müller, Bader u. s. w. von Zünften, 1577 Bankrotteure). Ein Überrest der Infamie ist die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte in dem deutschen Reichsstrafge­setzbuch von 1871. Nach Aufhebung der Vorschriften zu dem 1. 4. 1970 sieht § 45 StGB nur noch eine eingeschränkte Aberkennung von Rechten vor.

Lit.: Kaser §§ 13 III, 36 III, 82 II; Mühlebach, A., Die Infamie in der decretalen Gesetzgebung, 1923; Löbmann, B., Der kanonistische Infamiebegriff, 1956; May, G., Die Anfänge der Infamie im kanonischen Recht, ZRG KA 47 (1961), 77; Landau, P., Die Entstehung des kanonistischen Infamiebegriffs, 1966; Stuart, K., Unehrliche Berufe, 2008

infamis, īnfāmis, īnfāmus, lat., Adj., berüchtigt, verrufen (Adj.), verschrien, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), fāmis

infans, īnfāns, īnfās, lat., Adj.: nhd. stumm, sehr jung, kleines Kind (= īnfāns subst.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. in- (2), fārī

Infans (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht das →Kind, das die für rechtliche Folgen bedeut­samen Wörter noch nicht sprechen kann, in dem spätrömischen Recht das Kind bis zu der Vollendung des siebenten Lebensjahrs. Der infans kann kein Rechtsgeschäft tätigen (geschäfts­unfähig) und keine ersatzpflichtige Handlung (Delikt, deliktsunfähig) begehen.

Lit.: Kaser § 14 I 1; Köbler, LAW

Inflation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die Erhöhung des nominalen Wertes einer Geldeinheit. Eine geringfügige Inflation ist ein vielleicht auf dem allgemeinen Streben des moderneren Menschen nach möglichst günstigen Lebensverhältnissen beruhendes Kennzeichen fast aller Zeiten der Geldwirtschaft. In der Inflation in dem →Deutschen Reich nach dem Ersten Weltkrieg ist als Folge der Reparationsverpflichtungen des Deutschen Reiches in dem November 1923 ein Dollar 4200000000 Mark wert. Eine derartige Inflation hat unmittelbare Auswirkung auf alle wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse einschließlich der Zahlung von Reparationsverpflichtungen.

Lit.: Köbler, DRG 224; Redlich, F., Die deutsche Inflation des frühen 17. Jahrhunderts, 1972; Nörr, K., Der Richter zwischen Gesetz und Wirklichkeit, 1996; Kerstingjohänner, H., Die deutsche Inflation 1919-1923, 2004; Geldmenge, Warenmenge, Inflation, hg. v. Borstelmann, A. u. a., 2010; Taylor, F., Inflation, 2013

informare, īnfōrmāre, lat., V., gestalten, formen, bilden, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), fōrmāre

informatio, īnfōrmātio, lat., F., Bildung, Unterricht, Unterweisung, Belehrung; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īnfōrmāre

Information (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 15. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) Nachricht, Wissen

Lit.: Copeland, B., Turing – Pioneer of the Information Age, 2012; Brynjolfsson, E. u. a., The Second Machine Age – Wie die nächste digitale Revolution unser aller Leben verändern wird, 2014, 3. A. 2015, 6. A. 2016; Barth, V., Wa(h)re Fakten – Wissensproduktionen globaler Nachrichtenagenturen 1835-1939, 2019 (ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Agence Havas, Reuters, Wolff’s Telegraphisches Büro und Associated Press)

informieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nach 1323 [Thomas von Aquin] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V.) benachrichtigen, unterrichten, mitteilen

Infortiatum (lat. [N.], nicht belegt in latein_a_z.docx) →Digestum infortiatum

Lit.: Wouw, H. van de, Zur Textgeschichte des Infortiatum, (in) Ius commune 11 (1984), 231

infra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Partikel belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Präp.) unter

infra, īnfrā, īnferā, lat., Adv., unten, unterhalb, darunter, nach unten; Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *n̥dʰero-, Adj., untere

Infrastruktur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jahrhundert aus Bestandteilen des Lateinischen des Altertums gebildet, F.) Grundstruktur, Unterbau

Lit.: Laak, D. van, Der Begriff Infrastruktur und was er vor seiner Erfindung besagte (in) Archiv für Begriffsgeschichte 41 (1999), 280ff.; Ambrosius, G. u. a., Integration von Infrastrukturen in Europa im historischen Vergleich, Bd. 1 2013; Richter, S., Infrastruktur – Ein Schlüsselkonzept der Moderne und die deutsche Literatur 1848-1914, 2018

Ingelheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an dem mittleren Rhein ist Sitz eines vielleicht aus einem ehemaligen Reichs­vogteigericht hervorgegangenen, seit 1366 bezeugten →Oberhofs, dessen erhaltene Aufzeichnungen mehr als 3000 Urteile zwischen 1398 und 1464 überliefern (davon etwa 7% Strafrechtsfälle). Seit 1. 4. 1929 ist Ingelheim (mit Oberingelheim, Niederingelheim, Freiwein­heim und Sporkenheim) eine Stadt, zu der seit 1972 Großwinternheim zählt.

Lit.: Loersch, H., Der Ingelheimer Oberhof, 1885; Meyer, H., Über die Wiederauffindung eines verschollenen Protokollbuches, ZRG GA 24 (1903), 390; Tillmann, W., Aus dem Prozess des Ingelheimer Oberhofs, 1935; Erler, A., Ingelheimer Urteile als Quellen F. J. Bodmanns, ZRG GA 69 (1952), 74; Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, hg. v. Erler, A., Bd. 1ff. 1952ff.; Erler, A., Die Stilllegung des Schöffenstuhls im Recht des Ingelheimer Oberhofes, ZRG GA 76 (1959); Rotthaus, K., Redde und Schult in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes, 1959; Erler, A., Ingelheimer Urteile als Vorlagen F. J. Bodmanns, ZRG GA 77 (1960), 345; Kornblum, U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes, 1960; Reifenberg, W., Die kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim Gauodern­heim Ingelheim 1375-1648, (Diss. phil. Mainz 1964) 1968; Gudian, G., Der Oberhof Ingelheim, ZRG GA 81 (1964), 267; Ingelheim am Rhein, hg. v. Autenrieth, J., 1964; Eigen, P., Die Verbotung in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes, 1966; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Schmitz, H., Pfalz und Fiskus Ingelheim, 1974; Bley, H., Das Erbrecht nach den Urteilen des Ingelheimer und Neustadter Oberhofs, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977; Erler, A., Ingelheimer Prozesse nach dem Städtekrieg von 1388, 1981; Zwerenz, R., Der Rechts­wortschatz der Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Gießen 1988; Fuhrmann, J., Theorie und Praxis in der Gesetzgebung des Spätmittelalters in Deutschland, 2001; Die Ingelheimer Haderbücher, hg. v. Felten, F., 2010; Die Ingelheimer Haderbücher, hg. v. Marzi, W., Bd. 1 Das Oberingelheimer Haderbuch 1476-1495, 2011, Bd. 2 2013; Alltag, Herrschaft, Gesellschaft und Gericht, hg. v. Marzi, W. u. a., 2012

ingenuus. inienuus, lat., Adj., „eingeboren“, einheimisch, nicht fremd, natürlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s.  in (1), gignere, mlat. freigeboren

Ingolstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an der Donau wird 806 bezeugt (841 Königshof an Niederaltaich). Um 1250 ist es Stadt. 1459/1472 wird es Sitz einer 1800 nach Landshut und 1826 nach München verlegten →Universität.

Lit.: Listl, R., Die Ingolstädter Handwerkerverbände, Diss. jur. München 1956; Dickerhof, H., Land, Reich, Kirche im historischen Lehrbetrieb an der Universität Ingolstadt, 1971; Seifert, A., Statuten- und Verfas­sungsgeschichte der Universität Ingolstadt (1472-1586), 1971; Real, H., Die privaten Stipendienstiftungen, 1972; Wolff, H., Geschichte der Ingolstädter Juristenfakultät 1472-1625, 1973; Kreh, F., Leben und Werk des Reichsfreiherrn Johann Adam von Ickstatt (1702-1776), 1974; Ingolstadt, hg. v. Müller, T. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Freilinger, H., Ingolstadt, 1977; Hofmann, S., Geschichte der Stadt Ingolstadt, 2000; Schuh, M., Aneignungen des Humanismus, 2013

inhaben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Inhaber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Besitzer, Träger

Inhaberpapier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische sowie Ägyptische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jahrhundert gebildet, N.) ist das →Wertpapier, bei dem das verbriefte Recht grundsätzlich von jedem – auch namentlich nicht genannten - Inhaber geltend gemacht werden kann. Es fehlt sachlich dem Altertum, von bescheidenen Ansätzen abgesehen, ganz, erscheint aber seit dem 9. Jahrhundert vor allem in Gebieten lango­bardischen Rechtes in Italien und ist in dem Mittelalter als Möglichkeit der Übertragung von Rechten und der Vertretung verbreitet. In Sachsen tritt 1763 die Inhaberschuldver­schreibung auf. Seit dem →Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) finden sich gesetzliche Regelungen.

Lit.: Hübner; Brunner, H., Zur Geschichte des Inhaberpapieres in Deutschland, ZHR 23 (1978), 225; Brunner, H., Das französische Inhaberpapier, 1879; Meppen, D., Das Inhaberpapier, 2014

Inhaberschuldverschreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein in Sachen seit 1763 auftretendes, nicht auf einen bestimmten Namen ausgestelltes Inhaberpapier.

iniuria, iniūria, lat., F., Unrecht, Rechtsverletzung, Ungerechtigkeit, Gewalttätigkeit, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iniūrius

Iniuria (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht das Unrecht (in der Form der Perso­nen­verletzung, das bei Vorliegen eines Rechtfertigungsgrunds ausscheidet). Nach altrömischem Recht soll neben Gliedzerreißen und Beinbrechen jedes sonstige Unrecht (iniuria) mit der Leistung von 25 Pfund Kupfer ausgeglichen werden. In dem klassischen römischen Recht wird die iniuria zu einem Tatbestand erweitert, der jede bewusste Missachtung der Persönlichkeit in Wort oder Tat (→Körperver­letzung) eines anderen erfasst. Rechtsfolge ist ein durch Schätzung zu ermittelnder Geldausgleich. In dem spätantiken römischen Recht ist iniuria ein Straftatbestand (Ehrverletzung) und eine Deliktsobligation (Persönlichkeitsmissachtung). In dem deutschen Sprachraum wird iniuria als Injurie (Realinjurie, Verbalinjurie) aufgenommen (beispielsweise Bayern 1756, Preußen 1793 bzw. 1794→Beleidigung).

Lit.: Söllner §§ 5, 8, 10; Köbler, DRG 27, 48, 65; Köbler, LAW; Mainzer, H., Die ästimatorische Injurienklage in ihrer geschichtlichen Entwicklung, 1980; Völkl, A., Die Verfolgung der Körperverletzung im frühen römischen Recht, 1984; Hagemann, M., Iniuria, 1998; Lingelbach, G., Injurie und Injuriensachen, (in) Organisation der Kritik, hg. v. Matuschek, S., 2004, 143; Shapo, M., An Injury Law Constitution, 2012; Iniuria and the Common Law, hg. v. Descheemaker, E. u. a., 2013

Injurie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 88] in 23 Stellen für Beleidigung, üble Nachrede, Schmähung und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Unrecht→iniuria

Inka (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Sb.) eine indigene urbane sich von einem Sonnengott Inti ableitende Kultur eines Volkes bei Cuzco in Peru in Südamerika

Lit.: Inka – Könige der Anden, hg. v. Castro, I. de/Kurella, D., 2014; Schmelz, B., Die Inka, 2013

inkompatibel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unvereinbar, unverträglich

Inkompatibilität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie 1791 aus dem Französischen aufgenommen und mittelbar in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Unvereinbarkeit, Unverträglichkeit

Lit.: Leisner, W., Die Unvereinbarkeit von öffentlichem Amt und Parlamentsmandat, 1967; Sturm, G., Die Inkompatibilität, 1967, Schneider, P., Amt und Mandat, 1968

Inkorporation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb inkorporieren 1569? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die Eingliederung einer kirchlichen →Körperschaft in eine andere. Sie entwickelt sich seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (Benediktinerorden) und wird in dem 13. Jahrhundert voll ausgebildet. Mit der Inkorporation gehen die Rechte an der bisherigen kirchlichen Körperschaft (beispielsweise Kirche) auf eine andere kirchliche Körperschaft (beispielsweise Kloster) über, ohne dass die Rechts­persönlichkeit der inkorporierten Körperschaft endet. In der Neuzeit wird die Inkorporation wegen der mit ihr gegebenen Zerstörung der kirchlichen Ordnung zurückgedrängt (Trient 1545-1563).

Lit.: Hinschius, P., Zur Geschichte der Inkorporation und des Patronatsrechts, 1873; Sanmann-von Bülow, H., Die Inkorporationen Karls IV., 1941; Lindner, D., Die Lehre von der Inkorporation, 1951: Prokschi, S., Die Inkorporation im Mittelalter, 1979; Lindner, T., Baulasten an kirchlichen Gebäuden, 1995

inkorporieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1569? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einverleiben, eingliedern

Inkunabel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F. und Wort 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) Wiegendruck, Druck vor 1500

Lit.: Langer, G., Von Zusammenhängen zwischen Inkunabelforschung und Rechtsgeschichte, ZRG GA 85 (1968), 217; Catalogus incunabulorum Hun­gariae, hg. v. Sájo, G. u. a., 1970; Bayerische Staatsbibliothek, Inkunabelkatalog, Bd. 6 2005 (Internetversion vorhanden); Mazal, O., Österreichische Nationalbibliothek Inkunabelkata­log, Bd. 1 2004; Die Inkunabeln, bearb. v. Raffel, E., 2007; Inkunabeldatenbank INKA (in Tübingen) http://www.inka.uni-tuebingen.de

Inland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 783 inlenti] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) eigenes Land innerhalb von als maßgeblich angesehenen Grenzen

Inn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ein von der Schweiz bis Passau verlaufender Nebenflus der Donau

innehaben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [WienStRb. Art. 21] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) haben, besitzen

Innehabung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482 [innhabung Fürstenberg] bzw. 1561 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von innehaben – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] detentio, Verb innehaben ab 13. Jahrhundert, ) ist in dem römischen Recht eine nur schwach geschützte Beziehung eines Menschen zu einer Sache, die den Innehaber schlechter stellt als den Besitzer bei dem Besitz (lat. [F.] possessio). Bloße Innehaber sind alle nicht besonders be­günstigten Fremdbesitzer (beispielsweise Verwahrer, Entleiher, Beauftragter, Geschäftsführer ohne Auftrag, Werkunternehmer, Mieter, Pächter). Ihnen steht kein →Besitzschutz zu. Die Innehabung ist in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aufgegeben.

Lit.: Kaser § 19 V

innen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) in, innerhalb

Innenminister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Minister des Inneren, s. Google

Innenministerium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adverb innen 8. Jh.) ist das für innere Ange­legenheiten zuständige Ministerium eines Staates (beispielsweise Österreich 1848 aus böhmisch-österrei­chischer Hofkanzlei). S. Google

innere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Komparativ) weiter innen befindlich

Innerösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die in dem Spätmittelalter (1379-1457/1463) und in der frühen Neuzeit (1564-1619) infolge von Erbteilungen des Hauses →Habsburg entstehende Gebiets­einheit (Steier­mark, Kärnten, Krain, Görz, Gradiska, Windische Mark), die auch später noch als eigene Verwaltungseinheit behandelt wird (Regiment in Graz bis 1749). S. Google

Lit.: Wolf, A., Die Aufhebung der Klöster in Innerösterreich 1782-1790, 1871, Neudruck 1971; Schulze, W., Landesdefension und Staatsbildung, 1973; Thiel, V., Die innerösterreichische Zentralverwaltung 1564-1749, AÖG 105 (1916), 111

Inn of court (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist die von einer Universität unabhängige Ausbildungsstätte (Innung) für den englischen Juristen (Anwalt). Sie entsteht daraus, dass in dem Mittelalter Schreiber (clerk) und Schüler (apprentice at law) gemeinsam in Häusern der westlichen Vororte Londons leben. In der Mitte des 14. Jahrhunderts wird dort ein praktischer Rechtsunterricht des Schreibers für Schüler sichtbar. Von den etwa 20 bekannten inns (beispielsweise Clifford’s Inn) setzen sich bis etwa 1420 vier inns of court durch (Inner Temple, Middle Temple der Templer [vor 1388], Gray’s Inn, Lincoln’s Inn [1417?]). S. Google

Lit.: Thorne, S., The early History of the Inns of Court with special reference to Gray’s Inn, 1959; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Palmer, R., The Origins of the Legal Profession, 1976; Richardson, W., A History of the Inns of Court, 1978; Ives, E., The Common Lawyers of pre-Reformation England, 1983; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000; Baker, J., Readers and Readings in the Inns of Court and Chancery, 2001; McGlynn, M., The Royal Prerogative and the Learning of the Inns of Court, 2003

innominat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unbenannt, s. Google

Innominatkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem spätantiken römischen Recht entstehende, der (lat.) actio (F.) praescriptis verbis (Klaganspruch der vorgeschriebenen Worte) zugewiesene so genannte unbenannte Vertrag, der nicht schon nach (lat.) ius (N.) civile (Zivilrecht) klagbar ist, aber von dem Prätor allmählich über das Rückgabeverlangen hinaus klagbar gemacht wird. Bei dem Innominatkontrakt erbringt jemand eine Leistung und soll deshalb eine Gegenleistung erhalten, obwohl er an sich die Rückgabe erreichen kann. Die vier Fälle des Innominatkontraktes sind (lat.) do, ut des (ich gebe, damit du gibst), do, ut facias (ich gebe, damit du tust), facio, ut des (ich tue, damit du gibst) und facio, ut facias (ich tue, damit du tust). Hierzu zählen (lat. [F.]) permutatio (Tausch), aestimatum (N., Trödelvertrag), contractus mohatrae und dare ad inspiciendum (Geben zwecks Prüfung). S. Google

Lit.: Kaser §§ 33 I 2, 38 III 3, 45; Köbler, DRG 64; Santarelli, U., La categoria dei contratti irregolari, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 398; Bucher, E., Der Trödelvertrag, (in) Innominatverträge, 1988, 95

innominatus, innōminātus, lat., Adj., ungenannt, Don. (um 310-380 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s.  in- (2), nōminātus (1), nōmināre

Innovation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erneuerung, Neuheit

Lit.: Resch, A. u. a., Osterreichische Innovationsgeschichte seit dem späten 19. Jahrhundert, 2013; Lax, G., Das lineare Modell der Innovation in Westdeutschland, 2015

Innozenz III. (Lothar von Segni) (Gavignano bei Segni 1160/1161-Perugia 16. 7. 1216), Grafensohn, wird 1198 Papst und sichert die Stellung des Papstes durch bedeutsame Dekretalen (beispielsweise Vene­rabilem). S. Google

Lit.: Die Register Innozenz’ III., hg. v. Hageneder, O., Bd. 1ff. 1979ff.; Laufs, M., Politik und Recht bei Innozenz III., 1980; Rainer, J., Innocenz III. und das römische Recht, (in) RHM 25 (1983), 15; Sayers, J., Innocent III., 1994; Papst Innozenz III., hg. v. Frenz, T., 1999; Pope Innocent III and his World, hg. v. Moore, J., 1999; Innocenzo III, hg. v. Sommerlechner, A., 2003; Moore, J., Pope Innocent III, 2003; Meschini, M., Innocenz III. und der Kreuzzug, (in) DA 16 (2005), 537

Innozenz IV. (Sinibaldo Fieschi) (Genua um 1195-Neapel 7. 12. 1254) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Johannes Teuto­nicus, Azo, Accursius) und kirchlichen Tätigkeiten 1243 in dem ersten Konklave der Geschichte Papst. Die von ihm erlassenen, in drei Sammlungen zusammengefassten Dekre­talen stehen zwischen (lat.) →Liber (M.) extra (1234) und (lat.) →Liber (M.) sextus (1298). Um 1250 veröffentlicht er einen maßgeblichen Kommentar zu dem Liber extra (lat. Apparatus [M.] in quinque libros decretalium, Kommentar zu den fünf Büchern der Dekretalen). Mit der Dekretale „Romana ecclesia“ (1245) verbessert er die kirchliche Gerichtsbarkeit. Dogmatisch fördert er die Rechtsfiguren der →juristischen Person (lat. persona [F.] ficta), des →gerechten Krieges (lat. bellum [N.] iustum) und die Fortbildung der Reservatrechte und Dispensrechte des Papstes. S. Google

Lit.: Legendre, P., La Pénétration du droit romain dans le droit canonique, Diss. jur. Paris 1964; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995, 313

Innsbruck (Innbrücke um 1175, urkundliche Ersterwähnung 1187, 1187-1205 Stadtrecht, bestätigt 1239, 1420 Residenz der Grafen von Tirol) an dem mittleren Inn in →Tirol ist seit 1490 Anfangspunkt der ersten modernen Post­verbindung (nach Mecheln bzw. Brüssel) und wird 1669 (bei etwa 6500 Einwohnern) Sitz einer (letzten) von der (katholischen) Gegenreformation geprägten, mehrfach teilweise aufgehobenen Universität. In Innsbruck befindet sich in der Universitätsbibliothek die einzige Handschrift des Deutschenspiegels und wird 1921 von dem Physiologen Ludwig Haberlandt theoretisch die weltweit wirksame Empfängnisverhütungsmedizin entwickelt. S. Google

Lit.: Probst, J., Geschichte der Universität Innsbruck, 1869; Wretschko, A. v., Die Geschichte der juristischen Fakultät an der Universität Innsbruck 1671-1904, (in) FS für den deutschen Juristentag 1904, 101; Wretschko, A., Die Frage der Landstandschaft der Universität Innsbruck, ZRG GA 41 (1920), 40; Matricula philosophica. Erster Teil 1671 bis 1700, hg. v. Huter, F., 1952; Huter, F., Die Anfänge der Innsbrucker Juristenfakultät (1671-1686), ZRG GA 85 (1968), 223; Oberkofler, G., Josef Oberweis, Inhaber der Lehrkanzel für deutsches Privatrecht und deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte mit italienischem Vortrag, ein Beitrag zur Geschichte der Pflege des deutschen Rechtes und der Habilitationspraxis an der Innsbrucker Juristenfakultät, ZRG GA 88 (1971), 204; Munzel, O., Die Innsbrucker Handschrift des Kleinen Kaiserrechts, 1974; Katalog der Handschriften der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck, hg. v. Neuhauser, W., Bd. 1ff. 1987ff. (insgesamt 1067, davon etwa 700 mittelalterlich); Oberkofler, G./Goller, P., Geschichte der Universität Innsbruck (1869-1945), 1996, 2. unv. A. 1996; Lichtmannegger, S., Die rechts- und staatswissen­schaftliche Fakultät der Universität Inns­bruck 1945–1955, 1999; Goller, P. u. a., Universität Innsbruck. Entnazifizierung und Rehabilitation von Nazikadern (1945-1950), 2003; Forcher, M., Geschichte der Stadt Innsbruck, 2008, 2021; Huber, H., Geschichte der medizinischen Fakultät Innsbruck, 2010; Leopold Franzens Universität Innsbruck, hg. v. Märk, T., 2016; Klotz, A., Stadtentwicklung und Städtebau in Innsbruck 1938 bis 2015, 2016 (bezieht auch die mittelalterlichen Anfänge ein); Schönegger, J., Innsbruck im historischen Kartenbild von den Anfängen bis 1904, 2018; Geschichte der Universität Innsbruck, hg. v. Friedrich, M. u. a., 2019

Innung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1265 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1157 [Magdeburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der freiwillige Zusammen­schluss selbständiger Gewerbe­treibender eines bestimmten Bezirks zu der Förderung der gemeinsamen gewerblichen Interessen. Das in dem Hochmittelalter erscheinende Wort findet sich vor allem in dem mittleren Deutschland. In dem 19. Jahrhundert wird nach Aufhebung des Zunftzwangs mit der Gewerbe­ordnung von dem 21. 6. 1869 auf Drängen der Handwerker die Innung wieder eingerichtet.

Lit.: Eberstadt, R., Der Ursprung des Zunftwesens, 1900; Luther, R., Gab es eine Zunftdemokratie?, 1968; Blume, H., Ein Handwerk – eine Stimme, 2000

Innviertel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die zwischen Salzach, unterem Inn, Donau und Salzburg gelegene Landschaft. Sie fällt 1779 von Bayern an →Österreich.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon

Inoue, Kowashi (1843-1895) wird nach dem Studium in Tokio Beamter in dem Justizminis­terium Japans. Nach Aufent­halten in Frank­reich und Deutschland (Berlin) übersetzt er die Verfassung Preußens in das Japanische und setzt sich für eine (aufgeklärte) Verfassung Japans nach dem Muster Preußens bzw. des Deutschen Reiches ein (Meiji-Verfassung von dem 11. 2. 1889). S. Google

Lit.: Meiji-kokka keisei to Inoue Kowashi, hg. v. Goin-bunko kenkyûkai, 1992

inquirieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lasteinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) befragen, untersuchen, s. Google

Inquisition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1560/1566 [Pfalz-Neuburg] in fünfzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbarund um 1560 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist allgemein die Unter­suchung, besonders das geistliche Gericht zu der Verfolgung der Ketzer. Die Ketzer bekämpft die Kirche sachlich schon in dem ausgehenden Altertum durch Verbote der Gottesdienste, Enteignung der Güter und Androhung der Todesstrafe. Seit 1215/1231/1252 (1215 4. Laterankonzil mit Pflichtbeichte mit der Folge der Herausbildung eines inquisitorischen Prozessrechts für die Beichtpraxis) werden besondere Inquisitoren (Untersucher) eingesetzt (beispielsweise 1227 Konrad von Marburg). Hieraus entwickelt sich wohl der →Inquisitionsprozess, dessen erste Formen in Oberitalien in dem 13. Jahrhundert sichtbar werden. In ihm hat der Richter in dem Beisein von mindestens zwei Schöffen die Wahrheit durch Inquisition (Untersuchung, Befragung) zu ermitteln, wozu er den Angeschuldigten in Haft nehmen kann. Zu der Erlangung eines Geständnisses darf die →Folter (1252) angewandt werden. In Spanien ist die 1478 von Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón eingesetzte, die Lehre von dem verdorbenen Blut verwendende Inquisition eine staatliche, der Sicherung der Rücker­oberung des Landes von den Muslimen dienende, zutiefst korrupte Einrichtung, die sich später auch gegen Lutheraner und jede Aufklärung richtet. Die Inquisition verschwindet in dem Heiligen römischen Reich nach der Reformation (1517ff.) und endet ansonsten mit der Aufklärung (Frankreich 1772, Spanien 1808/1834, Portugal 1820, Italien 1808/1859). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 118, 156; Lea, H., Geschichte der Inquisition im Mittelalter, Neudruck 1997; Hansen, J., Zauberwahn, Inquisition und Hexenwahn im Mittelalter, 1900, Neudruck 1964, 1983; Guiraud, J., Histoire de l’Inquisition au Moyen-Âge, 1935; Leiber, R., Die mittelalterliche Inquisition, 1963; Vermaseren, B., Een bibliografie over de inquisitie, (in) TG 77 (1964), 472; Peters, E., Inquisition, 1988; Die Anfänge der Inquisition im Mittelalter, hg. v. Segl, P., 1993; Lemm, R., Die spanische Inquisition, 1996; Seifert, P./Pawlik, M., Das Buch der Inquisition, 1999; Inquisition – Index – Zensur, hg. v. Wolf, H., 2001; Le Livre des sentences de l’inquisiteur Bernard Gui 1308-1323, 2002; Edwards, J., Die spanische Inquisition, 2003; Schwerhoff, G., Die Inquisition, 2004; Römische Inquisition und Indexkongregation, hg. v. Wolf, H., Bd. 1ff. 2005ff.; Siebenhüner, K., Bigamie und Inquisition, 2006; Rawlings, H., The Spanish Inquisition, 2006; Bethencourt, F., The Inquisition, 2009; Buschbell, C., Die Inquisition im Hochmittelalter, 2010; Dizionario storico dell’Inquisizione, hg. v. Prospericon, A., Bd. 1ff. 2010; Parmeggiani, R., I consilia procedurali per l’Inquisizione medievale (1235-1330), 2011; Sullivan, K., The Inner Lives of Medieval Inquisitors, 2011; Deutschland und die Inquisition in der frühen Neuzeit, hg. v. Burkhardt, A. u. a., 2012; Parmeggiani, R., Explicatio super officio inquisitionis, 2012 (erstes italienisches Inquisitorenhandbuch aus dem 13. Jahrhundert); Mayer, T., The Roman Inquisition, 2013; Bivolarov, V., Inquisitoren-Handbücher, 2014; Conflicting values of inquiry, hg. v. Gemeter, T. u. a., 2015; Bachrach, D., Inquisitio as a Tool of Royal Governance under the Carolingian and Ottonian Kings, ZRG GA 233 (2016), 1

Inquisitionsbeweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der Beweis durch eine besondere Untersuchung einer Angelegenheit. Der Inquisitionsbeweis findet sich in merowingischen und karolingischen Quellen. S. Google

Lit.: Brunner, H., Zeugen und Inquisitionsbeweis der karolingischen Zeit, 1865

Inquisitionsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Untersu­chungsgrund­satz

Lit.: Sellert, W., Die Bedeutung und Bewertung des Inquisitionsprinzips, (in) FS H. Scupin, 1983, 161

Inquisitionsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einer Stelle [Bayern Landrecht 1616] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch die amtliche Verfolgung und Untersuchung gekennzeichnete Strafprozess. Es ist streitig, ob der Inquisitionsprozess in Deutschland unabhängig von fremden Einflüssen entstanden oder durch kirchlich-oberitalienische Anregungen veran­lasst ist. Jedenfalls zeigen sich schon seit dem 12. Jahrhundert verschiedene Ansätze zu der öffentlichen Klage in peinlichen Sachen. So werden etwa bestimmte Menschen verpflichtet, Unrechts­geschehnisse in dem Gericht zu rügen. →Landschädliche Leute (lat. nocivi [M.Pl.] terrae) sollen öffentlich verfolgt und wie handhafte Täter durch den Eid des Verletzten und sechser Eidhelfer überführt werden. In der Kirche fügt Papst →Innozenz III. in ein kirchliches Disziplinar­verfahren den von Amts wegen zu erhebenden Beweis der Wahrheit ein und werden Ketzer seit 1231/1232 durch besondere Inquisitoren (Untersucher) bekämpft. Überhaupt wird das Verfahren vor allem auch in den Städten allmählich (beispielsweise in Frankfurt am Main in dem 14. Jahrhundert) zu einem einseitigen Verfahren des (öffentlichen) Richters gegen den Verdäch­tigen, in dem der →Richter zu der Unrechts­verfolgung verpflichtet ist und sich selbst über die erheblichen Tatsachen unterrichten muss. Ziel dieser Verfolgungen ist die unbedingte Sühnung von Unrecht, weshalb es stärker als zuvor auf die Ermittlung der tatsächlichen Wahrheit ankommt. Als ihr sicherster Beweis gilt das Geständnis. Um das →Geständnis zu erreichen, darf der verdächtige Beschuldigte durch den Richter und die Folterknechte sowie gegebenenfalls zwei Schöffen der von der Antike bekannten und von daher auch wohl in dem Frühmittelalter gegenüber Unfreien verwandten →Folter durch Gefängnis, Schläge, Hunger, Kälte und andere Mittel (Daumenschrauben, Strecken) ausgesetzt werden. Nach dem Geständnis in der Untersuchung beginnt das eigentliche öffentliche Verfahren (so genannter →endlicher Rechts­tag), in dem nach der Anklageerhebung der Richter den Beweis der Tat durch das Geständnis oder das Zeugnis zweier Schöffen über das Geständnis führt, an dem Ende das Urteil verliest und den Stab über den Angeklagten bricht. Sofern die Akten versendet werden, schlägt die angerufene Einrichtung das Urteil vor. In dem 19. Jahrhundert wird der etwa in der →Constitutio Criminalis Carolina (1532) und noch der (lat.) Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (1768) ausführlich geregelte, nunmehr als rechts­staatswidrig angesehene Inquisitionsprozess allgemein aufge­geben (Österreich 1873) und nur noch vereinzelt (Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Hanse­städte) bis zu der Reichsstrafpro­zessordnung von 1877/1879 fortgeführt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 86, 256; Biener, F., Beiträge zur Geschichte des Inquisitionsprozesses, 1827, Neudruck 1965; Allmann, I., Außerordentliche Strafe und Instanzentbindung, Diss. jur. Göttingen 1903; Schmidt, R., Die Herkunft des Inquisitionsprozesses, (in) FS zum 50jährigen Regierungsjubiläum seiner königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich, 1902, 65; Mayer, E., Geschworenengericht und Inquisitionsprozess, 1916; Alfred, K., Die Lehre vom corpus delicti, 1933; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses in Frankfurt am Main, ZRG GA 68 (1951), 234; Schmidt, E., Der Inquisitionsprozess, (in) FS H. v. Weber, 1964, 33; Henschel, F., Die Strafverteidigung im Inquisitions­prozess, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1972; Kunze, M., Der Prozess Pappenheimer, 1981; Trusen, W., Der Inquisitionsprozess, ZRG KA 74 (1988), 168; Die Anfänge der Inquisition, hg. v. Segl, P., 1993; Sißmeier, A., Entstehung des Inquisitionsverfahrens und Bekämpfung der Häresie, 2003; Hirte, M., Papst Innozenz III., das IV. Lateranum und die Strafverfahren gegen Kleriker, 2005; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe – Der Beitrag des mittelalterlichen Kirchenrechts zur Entstehung des öffentlichen Strafrechts, 2006; Koch, A., Die ge­scheiterte Reform des reformierten Strafprozesses, (in) ZID 10 (2009), 548; Burret, G., Der Inquisitions­prozess im Laienspiegel des Ulrich Teng­ler, 2010

Inquisitionsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen durch eine Stelle [Schlegel Kirchengeschichte 1832] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Inquisition, In­quisitions­prozess

Inschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. [lat.] → inscriptio) ist die Schrift auf nicht hauptsäch­lich der Wiedergabe geschriebener Texte dienenden Gegen­ständen (beispielsweise Grabsteinen, Kirchentüren, Holzbalken, zwischen 500 v. Chr. und 650 n. Chr. mehr als 300000 in Stein gemeißelte lateinische Inschriften).

Lit.: Panzer, F., Die Inschriften, 1938; Frölich, K., Deutsche Rechtsinschriften des Mittelalters, ZRG GA 66 (1948), 500; Müller, W., Urkundeninschriften des deutschen Mittelalters, 1975 (73 bis 1525); Koch, W. u. a., Literaturbericht zur mittelalterlichen und neu­zeitlichen Epigraphik (1998-2002), 2005; Koch, W., Inschriftenpaläographie, 2007; Die Inschriften der Stadt Passau, red. v. Steininger, C., 2006; Die Inschriften des ehemaligen Landkreises Querfurt, bearb. v. Bartusch, I., 2006; Wehking, S., Die Inschriften des Landkreises Göttingen, 2006; Die Inschriften der Stadt Essen, bearb. v. Hermann, S., 2011 (188 Nummern); Cooley, A., The Cambridge Manual of Latin Epigraphy, 2012; Die Inschriften des Landkreises Passau bis 1650, Bd. 1 bearb. v. Epp, R., 2011 (185); Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1 Imst, Landeck und Reutte, 2013; Pro & contra, (in) HZ 296 (2013), 297; Poetik der Inschrift, hg. v. Rehm, U. u. a., 2019; Renz, J., Sprachenvielfalt, Geschichte und Kultur – Das Corpus Inscriptionum Iudaeae/Palaestinae und der historische Ertrag antiker Inschriften in Palästina, (in) HZ 311 (2020), 108; Über Grenzen hinweg – Inschriften als Zeugnisse, hg. v. Giersiepen, H. u. a., 2020

inscribere, īnscrībere, lat., V., in etwas schreiben, auf etwas schreiben, aufprägen, zuschreiben, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), scrībere

inscriptio, īnscrīptio, lat., F., Daraufschreiben, Anklage, Überschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īnscrībere

Inscriptio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.] Inschrift) ist für das spätantike römische Recht die Angabe der Herkunft einer Textstelle (beispielsweise bei Codex Theo­dosianus [438] und Codex Justinians [534] jeweiliger Kaiser und Empfänger, bei Digesten [533] Verfasser, Werk, Unterglie­de­rung). S. Google

Insel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1500 in sieben Stellen [Summa legum] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 9. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) ist das von Wasser umgebene Landstück (beispielsweise Mainau, Helgoland, Sizilien, England, Grönland, wegen der Größe nicht mehr die Erdteile Australien, Amerika, Eurasien mit Afrika, Antarktis). S. Google

Lit.: Meyer, H., Anwachs und Insel im hochmittelalterlichen Recht der Grafschaft Flandern, ZRG GA 113 (1996), 333; Lätsch, F., Insularität und Gesellschaft, 2005

Insidia (F.) verborum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Prozessgefahr (beispielsweise durch Versprechen oder Verlesen), s. Google

Lit.: Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, 1866; Meyer, T. Gefahr vor Gericht, 2009

Insignie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [ZHarz] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., meist Pl. Insignien) Zeichen (von Würde oder Macht) →Reichsinsignien, Reichskleinodien, s. Google

Lit.: Richter, G., Die Insignien der Universität Tübingen, 1964; Stollberg-Rilinger, B., Des Kaisers alte Kleider, 2008

Insinuation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1713 [Lüneburg] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nichtBewlegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) Mitteilung, Bekanntgabe, Vorlage, Zustellung

Inskription (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1586? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Einschreibung

insolvent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen gebildet, Adj.) nicht lösend, zahlungsunfähig

Insolvenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Anfang 18. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen) ersetzt als Zahlungsunfähigkeit mit dem Ziel der Wahrung wirtschaftlicher Werte in der Bundesrepublik Deutschland zu dem 1. 1. 1999 den der mittelalterlichen Gant um 1700 folgenden Konkurs. S. Google

Lit.: Kroppenberg, I., Die Insolvenz im klassischen römischen Recht, 2001; Bauer, P., Der Insolvenzplan, 2009; Madaus, S., Der Insolvenzplan, 2011; Reiter, F., Zwischen Gläubigerbefriedigung und politischer Opportunität – Die Umgehung und Beeinflussung des Insolvenzverfahrens in der neuereun deutschen Geschichte bis zur Gegenwart, 2020

Instanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Perneder] in mehr als fünfzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die zuständige Stelle. In dem →Inquisitionsprozess gibt es die besondere →Instanzentbindung. In dem Verhältnis mehrerer Instanzen zueinander besteht der →Instanzenzug. S. Google

Instanzentbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., absolutio [F.] ab instantia [lat.]) ist die sachlich in dem mittelalterlichen Italien (12. Jahrhundert, Johannes Andreae) entwickelte, seit 1648 (Brunnemann, Trac­tatus iuridicus de inquisi­tionis processu, Rechtliche Abhandlung über den Inquisitionsprozess) in dem deutschen Straf­verfahrensrecht aufgenommene, vorläufige Beendigung eines Verfahrens aus Mangel an Beweisen mit der jederzeitigen Möglichkeit des Neubeginns. Von der Aufklärung bekämpft, wird die Instanzentbindung (seit der französischen Revolution von 1789) auch in Deutschland in der Mitte des 19. Jahrhunderts eingeschränkt (Württemberg 1843) oder aufgegeben (Baden 1845, allgemein 1877/1879). Ihre Aufgabe übernimmt die Einstellung des Verfahrens. S. Google

Lit.: Allmann, J., Außerordentliche Strafe und Instanzentbindung, 1903; Holtappels, P., Die Entwicklung des Grundsatzes „in dubio pro reo“, 1965; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Balogh, E., Die Verdachtsstrafe in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2009

Instanzenzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [Baden] in drei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Mehrheit von hierarchisch gestuften behördlichen oder ge­richtlichen Instanzen (Stellen). Nach Ansätzen in dem römischen Altertum entwickelt sich der Instanzenzug mit der Ausbildung des Staates seit dem Spätmittelalter. Allgemein wird ein mehrzügiger Instanzenzug (Eingangsgericht[e], Beru­fungs­ge­richt, Revisionsgericht) der (vier­stufigen) Gerichtsbarkeit in Österreich unter Joseph II. (1780-1790) (Ortsgericht, Kreis­amt, Appellationsgericht, Oberste Justizstelle, 1895 Bezirksgericht, Landesgericht bzw. Kreisgericht, Oberlandes­gericht, oberster Gerichtshof) und in dem (zweiten) Deutschen Reich 1877/1879 (zweizügig Amts­gericht, Landge­richt, neuerdings dreizü­gig Amtsgericht, Land­gericht, Bundesge­richts­hof bzw. drei­zügig Landgericht, Ober­landesgericht, Reichs­ge­richt in dem Rahmen der vierstufigen Gerichtsbarkeit Amtsgericht, Land­gericht, Oberlandes­gericht, Reichsge­richt bzw. Bund­es­gerichtshof) geschaffen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 154; Tille, A., Instanzenzug des kurkölnischen Gerichts im 17. Jahrhundert, ZRG 21 (1900), 222; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Gerichtskultur im Ostseeraum, hg. v. Knothe, H. u. a., 2007, 83ff.; Süß, T., Das beneficium trium instantiarum - Eine Streitschrift aus Paderborn, ZRG GA 130 (2013), 381

institor, īnstitor, lat., M., Aufseher, Verkäufer, Krämer, Kleinhändler, Hor. (65-8 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īnstāre

Institor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht der Geschäftsführer, für dessen Schulden der Geschäftsherr haftet. Umgekehrt erhält der Unternehmer aus den Forderungen, die sein gewaltfreier kaufmännischer Angestellter er­wirbt, eine (lat.) →actio (F.) utilis. S. Google

Lit.: Kaser § 11; Hamza, G., Bemerkungen zur actio ad exemplum institoriae im römischen Recht, (in) Seminarios Complutenses de derecho Romano, 25 (20129, 175

Institut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) ist seit dem 18. Jahrhundert die Einrich­tung. S. Google

Lit.: Popp, H., Die nationalsozialistische Sicht einiger Institute des Zivilprozess- und Gerichtsver­fassungs­rechts, 1986

Institutes of the Laws of England (Einrichtungen der Gesetze Englands) ist der Titel des Hauptwerks Sir Edward →Cokes (1551-1633). Der erste Teil der Institutes of the Laws of Enland ist ein gründlicher Kommentar zu →Les Tenures Sir Thomas →Littletons (1480). Die Teile 2 bis 4 betreffen ältere statutes, Strafrecht und Gerichtsverfassung. S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

Institution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort 16. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Einrichtung

Institutionen ist schon in dem klassischen römischen Recht die Bezeichnung für die (Lehrbücher über die) Einrichtungen des Rechtes. Als (die) Institutionen herkömmlicherweise geführt wird das (lat. [Gai institutionum] [M.Pl.]) commentarii, Kommentare) betitelte elementare, von den Zeitgenossen kaum gewürdigte Einführungs­werk in (4 Büchern und) insgesamt 98 Titeln des nicht näher bekannten Rechtskundigen Gaius (159?, 161 n. Chr.), das die grundlegende systematische, der griechischen Gegenüber­stellung von Menschen (Personen) und Sachen folgende Einteilung des Rechtsstoffs in (lat.) personae (F.Pl., Personen), (zwei Bücher) res (F.Pl., Sachen), actiones (F.Pl., Klagansprüche) überliefert und das römische Zivilverfahren besonders klar darstellt. Andere Institutionen werden von Marcian, Florentin oder Ulpian verfasst. Unter dem oströmischen Kaiser →Justinian erscheint mit Wirkung von dem 30. 12. 533 ein auf Gaius gegründetes, ebenfalls in vier Bücher geteiltes, andere Quellen und auch Reformgesetze Justinians einfügendes amtliches, als Gesetz mit knapp 55000 Wörtern erlassenes Ein­führungsbuch Institutionen (lat. [F.Pl.] institutiones) (, aus dem nach Buch, Titel und Paragraph zitiert wird, beispielsweise I. 2,1,30), das in dem 9. Jahrhundert in Italien bekannt ist. In Parallele hierzu werden vor allem in dem 19. Jahrhundert unter dem Titel Institutionen auch Lehrbücher (zu dem römischen Recht) bzw. unter dem Titel Institutionen des deutschen Privatrechts auch Lehrbücher zu dem deutschen Privatrecht vorgelegt.

Lit.: Söllner §§ 12, 16, 22; Köbler, DRG 30, 54; Schneidewin, J., In quatuor institutionum imperialium D. Iustiniani libros commentarii, 1575, Neudruck 2004; Heus­ler, A., Institutionen des deutschen Privatrechts, Bd. 1f. 1885f.; Sohm, R./Mitteis, L./Wenger, L., Institutionen. Geschichte und System des römischen Privatrechts, 4. A. 1891, 15. A. 1917, 17. A. 1923, Neudruck 1949; Seckel, E./Kübler, B., Gai institutionum commentarii quattuor, 1903, 2. A. 1908, 8. A. 1939; Luig, K., Institutionenlehrbücher des nationalen Rechts im 17. und 18. Jahrhundert, Ius commune 3 (1970), 64; Wieacker, F., Griechische Wurzeln des Institutionen­systems, ZRG RA 70 (1973), 93; Institutionen, übers. v. Behrends, O. u. a., 1997, 2. A. 1999, 3. A. 2007, 4. A. 2013; Meincke, J., Die Institutionen Iustinians, JZ 1997, 14; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1f. 1997ff.; Institutionen, Instrumente und Akteure sozialer Kontrolle und Disziplinierung im frühneuzeitlichen Europa, 1999; Institutionen und Ereignis, hg. v. Blänkner, R. u. a., 1998; Mager, U., Einrichtungsgarantien, 2003; Institutionen, hg. und übers. v. Manthe, U., 2004; Moschetti, G., Frammenti veronesi del secolo IX delle istituzioni di Giustiniano, 2006; Die Institutionen­handschrift der Sammlung Wallraf im historischen Archiv der Stadt Köln, hg. v. Avenarius, M., 2008; Forrez, R., Cupidae legum iuventuti, 2009; Feenstra, R., Zur Faksimileedition der Kölner Institutionenglosse und zur Glossa Coloniensis, 2008 (vielleicht in Nordeuropa bzw. in Köln um 1170 entstanden); Landau, P., Jurisprudenz und Fälschung in Köln im 12. Jahrhundert – Die Kölner Institutionenglosse, (in) Rivista internazionale di diritto comune 22 (2011) 9

Institutionensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem späten Naturrecht (Pufendorf, Dabelow, Nettelbladt) den privatrechtlichen Stoff nach dem Vorbild der →Institutionen des Gaius (und Justinians) in Personen, Sachen, Klagansprüche einteilende System. Es wird in dem 19. Jahrhundert (→Heise 1807) von dem →Pandektensystem (Personen bzw. Allge­meines, Schulden, Sachen, Familie, Erbe) abgelöst.

Lit.: Köbler, DRG 206; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG GA 42 (1921), 578; Wieacker, F. Griechische Wurzeln des Institutionen­systems, ZRG RA 70 (1953), 93

instruere, īnstruere, lat., V.,  hineinfügen, einfügen, herrichten, errichten; Cato (234-149 v. Chr.), s. in (1), struere

instruieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache undin Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V., s. Google) anweisen

Instruktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478? in etwa dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und ab 1478 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Anleitung, Anweisung

Instruktionsmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Strafver­fahrens­recht der Grundsatz, dass sich der Richter selbst über die erheblichen Tatsachen unterrichten muss. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 117

Instrument (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1284 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort ab 1284 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N., s. Google) Einrichtung, Gerät, Urkunde

Instrumenta (N.Pl.) dotalia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist in dem spätrömischen Recht die (Gesamtheit der) Mitgifturkunde. S. Google

Lit.: Kaser §§ 58, 59

instrumentum, īnstrūmentum, lat., N., Gerätschaft, Werkzeug, Rüstzeug, Geschirr, Mobiliar, Urkunde; Cic. (81-43 v. Chr.), s. īnstruere

instrumentum (lat. [N.] ) Urkunde, Zubehör, Notariatsinstrument (beispielsweise instrumentum pacis Monasteriense bzw. Osnabrugense, Westfä­lischer Friedens­vertrag von Münster und Osnabrück)

Lit.: Kaser § 7; Köbler, DRG 43

Intabulation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Eintragung in eine Tafel bzw. in das Grundbuch

integer, lat., Adj., unangetastet, unversehrt, unberührt, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in-, tangere

integer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) unbescholten, unangetastet

integrare, integrāre, lat., V., wiederherstellen, einrenken, ergänzen, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. integer

Integration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Ganzmachung, Herstellung eines Ganzen, Eingliederung

Lit.: Löffler, B., Integration in Deutschland, 2011; Privatrecht, Wirtschaftsrecht, Verfassungsrecht – Privatinitiative und Gemeinwohlhorizonte in der europäischen Integration, 2016

Integrationslehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die von Rudolf →Smend (1882-1975) begründete Lehre von dem in der Integration bestehenden Wesen des →Staates.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Blessing, W., Staatsintegration als soziale Integration, (in) Z. f. bay. LG. 41 (1978), 633

integrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen. V.) eingliedern

intellegens, intellegēns (1), lat., (Part. Präs.=)Adj.,  Einsicht habend, sich auf etwas verstehend, einsichtig, Ter. (190-159 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. intellegere;

intelligent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj., s. Google) gescheit, einsichtig

Intelligenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort vor 1326 [Meister Eckhart Thüringen um 1260-Avignon vor 30. 4. 1328] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Einsichtsfähigkeit, Denkfähigkeit, Klugheit

Lit.: Artificial Intelligence, hg. v. Göcke, B./Rosenthal-von der Pütten, A., 2020

intentio, lat., F., Hingerichtetsein, Spannung, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. intendere

Intentio (lat. [F.]) ist in dem römischen Zivilprozessrecht der erste Satz der Klagformel, der zu der Beschreibung des Begehrens den Grund der möglichen Verur­teilung und die geforderte Leistung enthält (beispielsweise Si paret Numerium Negidium Aulo Agerio sestertium x milia dare oportere, wenn sich ergibt, dass N. N. dem A. A. 10000 Sesterzen geben muss).

Lit.: Kaser § 83 I 3a; Söllner § 9

inter, enter (ält.), lat., Präp., zwischen, dazwischen, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *enter, *n̥ter, Präp., zwischen, hinein, s. idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in

Inter armas silent leges (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, s. Google). Wo die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero, 106-43 v. Chr., Silent leges inter arma.)

intercedere, intercēdere, lat., V., dazwischengehen, dazwischentreten, dazwischenstehen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, cēdere

intercessio, lat., F., Dazwischentreten, Dazukommen, Widerspruch, Einsprache, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. intercēdere

Intercessio (lat. [F.] Dazwischentreten) ist in dem römischen Schuldrecht das Dazwischentreten in dem Sinne des Eingehens von Verbindlichkeiten in dem Interesse Dritter (beispielsweise Bürgschaft, Darlehen, Ver­pfändung, Schuldübernahme durch Novation, s. Google). Ein (lat.) →senatusconsultum (N.) Vellae­anum aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. verbietet Frauen die intercessio. Die Interzession begründet eine Einrede gegenüber einer aus dem an sich gültigen Rechtsgeschäft erhobenen Forde­rung. Das Verbot der intercessio wird mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter über­nommen (Codex Maximilianeus Bava­ricus civilis 1756, Allgemeines Landrecht Preußens1794), seit dem 19. Jahrhundert aber aufgegeben (ABGB 1811/1812, BGB 1896/1900).

Lit.: Kaser § 57 V; Söllner § 6; Köbler, DRG 44; Mönnich, U., Frauenschutz vor riskanten Geschäften, 1999

interdicere, interdīcere, lat., V., untersagen, verbieten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. inter, dīcere

interdictio, lat., F.: nhd. Untersagen, Verbieten, Verbot; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.); s. latein_a_z.docx, s. interdīcere

Interdictio (lat. [F.]) Untersagung (beispielsweise in dem mittelalterlichen Kirchenrecht seit dem 10. Jahrhundert die Interdictio des Rechtes auf geistliche Güter oder der Vornahme einer kirchlichen Handlung in einem bestimmten Gebiet)

Lit.: Krehbiel, E., The Interdict, 1909

interdictum, lat., N., Verbot, Interdikt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. interdīcere

Interdictum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht ein Verbot des Prätors zu der Sicherung von Rechtslagen. Dazu gebietet der Prätor vor allem die Wiederherstellung einer früheren Lage oder verbietet störendes Verhalten für die Zukunft. Die Verletzung eines interdictum wird auf Grund einer Klage überprüft. S. Google

Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 25, 33, 40

Interdictum (lat. [N.]) de arboribus caedendis (lat., Interdikt des Baumfällens) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz bei Entfernung von Überhang.

Lit.: Kaser § 23 III 1

Interdictum (lat. [N.]) de glande legenda (lat., Interdikt des Eichelsammelns) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz bei dem Einsammeln von Früchten.

Lit.: Kaser § 23 III 2

Interdictum (lat. [N.]) de migrando (lat., Interdikt über das Wandern) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz des Wohnungsmieters bei dem Verlassen der Woh­nung auf Freigabe seiner Sachen nach Er­füllung der Ansprüche des Vermieters aus dem Mietvertrag.

Lit.: Kaser § 31 III 6

Interdictum (lat. [N.]) de precario (lat., Interdikt über die Bittleihe) ist in dem römischen Recht der Befehl zu der Rückgabe einer aus der Bittleihe (lat. [N.] precarium) erlangten Sache.

Lit.: Kaser § 21 II 2

Interdictum (lat. [N.]) de vi armata (lat., Interdikt über bewaffnete Gewalt) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz gegen Störung des Besitzes mit Waffengewalt.

Lit.: Kaser § 21 II 2

Interdictum (lat. [N.]) quam hereditatem (lat., Interdikt betreffend Erbschaft) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz zwecks Herausgabe einer Erbschaft gegen einen die Einlassung auf die Erbschaftsherausgabeklage verweigernden Erbschaftsbesitzer.

Lit.: Kaser § 75 I 4

Interdictum (lat. [N.]) quem fundum (lat., Interdikt betreffend Grund) ist in dem römischen Recht der Befehl zu der Herausgabe eines Grundstücks, das ein Kläger heraus­verlangen will, an jeden, der das Grundstück besitzt oder den Besitz arglistig aufgegeben hat.

Lit.: Kaser § 27 I 5

Interdictum (lat. [N.]) quem usumfructum (lat., Interdikt betreffend Fruchtziehung) ist in dem römischen Recht der Befehl, sich auf eine Klage zu dem Schutz des Frucht­ziehungsrechts einzulassen.

Lit.: Kaser § 29 I 5

Interdictum (lat. [N.]) quod vi aut clam (lat., Interdikt über Gewalt oder Heimlichkeit) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz gegen heimliche oder gewaltsame Arbeiten auf einem Grundstück.

Lit.: Kaser § 23 III 9

Interdictum (lat. [N.]) quorum bonorum (lat., Interdikt betreffend Güter) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz des Erbschaftsbesitzers.

Lit.: Kaser § 75 II

Interdictum (lat. [N.]) Salvianum (lat., Salvianisches Interdikt) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz des Verpächters bei der besitzlosen, der Sicherung der Pachtzinsansprüche dienenden Verpfän­dung von Inventar eines Pächters an den Verpächter.

Lit.: Kaser § 31 III 6a

Interdictum (lat. [N.]) unde vi (lat., Interdikt, woher durch Gewalt) ist das Besitzstörungsverfahren gegen gewaltsame Eindringlinge.

Interdictum (lat. [N.]) uti possidetis (lat., Inderdikt dass ihr besitzt) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz gegen den fehlerhaften Besitzer eines Grundstücks.

Lit.: Kaser §§ 21 II 1a, 32 III 4

Interdictum (lat. [N.]) utrubi (lat., Interdikt auf welcher Seite) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz gegen den fehlerhaften Besitzer einer beweglichen Sache.

Lit.: Kaser § 21 II 1b

Interdikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1521? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort 1521? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) Untersagung, Verbot →interdictio, →interdictum

Interdiktenbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und Interdikt 1521? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) ist in dem römischen Recht der nach prätorischem Recht gegen eigenmächtige Entziehung oder Störung durch ein (lat. [N.]) →interdictum (Interdikt) geschützte →Besitz (lat. [F.] possessio). Interdiktenbesitz haben Eigenbesitzer, Erbpächter, Prekarist, Pfandgläubiger und Sequester.

Lit.: Kaser § 19 IV

interesse, lat., V., dazwischensein (V.), dazwischen befinden, dazwischen liegen; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, esse

Interesse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1501 [Zeitz] in vierundzwanzig Stellen belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 13. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N., Aufmerksamkeit, Neigung, in rechtlicher Bedeutung 1501) ist der Umfang eines zu ersetzenden Schadens. Das Interesse geht auf die römischrechtliche Wendung (lat.) quod interest (was dazwischen ist) zurück (beispielsweise Wert einer nicht geleisteten Sache, Minderwert einer mangelhaften Sache, Verzugsschaden, Kosten eines Ersatzgeschäfts, entgangener Gewinn). In dem 20. Jahrhundert (→Inte­ressenjurisprudenz) ist Interesse auch die bloße Zielsetzung oder Begehrensdisposition eines abstrakt oder konkret Beteiligten.

Lit.: Söllner § 9; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 305; Wieling, J., Interesse und Privatstrafe, 1970; Honsell, H., Herkunft und Kritik des Interessebegriffs, (in) JuS 1973, 69; Offner, A., Die Macht der Interessen – Die deutsche Automobilindustrie in der Europäischen Union, 2016

Interessenjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die methodische Richtung in der Rechts­wissenschaft, die davon ausgeht, dass wegen der Lücken­haftigkeit der Rechts­ordnung der Richter sein Urteil nicht logisch ableiten kann, sondern als wertende Entscheidung eines Konflikts abgeben muss. Sie geht auf (Rudolf von Ihering [Jhering, 1818-1892] und) den Tübinger Rechtshistoriker und Privatrechtslehrer Philipp →Heck (1858-1943, Gesetzes­auslegung und Jurisprudenz, 1914) zurück. Heck stellt dabei auf den sozialen Konflikt der in den einzelnen Fällen beteiligten Interessen ab. Der Richter habe sich zunächst der von dem Gesetzgeber in den gesetzlichen Regeln abstrakt gefassten Ent­scheidungen der Konflikte und der dabei getroffenen Wertungen der beteiligten In­teressen oder Begehrensdispositionen zu bedienen. Dazu müsse er bei der Anwendung des Gesetzes auf den streitigen Fall den zu Grunde liegenden Konflikt interessenglie­dernd herausarbeiten und nach Abwägung der widerstreitenden Interessen nach der gesetz­lich höher bewerteten Konflikt­lösungs­regel entscheiden. Erst dann, wenn er keine (analog) anwendbare abstrakte Interessenbe­wertung auffinde (Gesetzes­lücke), dürfe er selbst so entscheiden, wie der Gesetzgeber vermutlich entscheiden würde. Die Interessenjurisprudenz wird später von der Wertungsjurisprudenz abgelöst.

Lit.: Köbler, DRG 228; Heck, P., Begriffsbildung und Interessenjurisprudenz, 1932; Wieacker, F., Privat­rechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Edelmann, J., Die Entwicklung der Interessenjurispru­denz, 1967; Kallfass, W., Die Tübinger Schule der Interessenjurisprudenz, 1972; Schoppmeyer, H., Juristische Methode als Lebensaufgabe, 2001; Petersen, J., Von der Interesenjurisprudenz zu der Wertungsjurisprudenz, 2001; Auer, M., Methodenkritik und Interessenjurisprudenz, (in) ZEuP 2008, 517; Schröder, J., Philipp Heck und die Freirechtsbewegung, (in) FS E. Picker, hg. v. Lobinger, T. u. a., 2010, 1313ff.

Interim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 17. Jahrhundert aus dem lateinischen Adverb interim, vorläufig, [des Altertums] aufgenommen, N.) Übergangslösung

Interimsschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1768 [Preußen] in vier Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und bildbar, M.) vorläufiger Wechsel

Lit.: Simon, H., Die Interimsscheine, 1913

interlinear (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Adj., zwischenzeilig

Interlinearglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in den freien Raum zwischen zwei Zeilen eines geschriebenen Textes (nachträglich) eingetragene Erklärung (Glosse).

Interlokut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort 1753 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, selten, N.) Zwischenurteil

Lit.: Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1955, 1981, 178ff.

international (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jh. aus dem Neuenglischen aufgenommen und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, Adj., s. Google) zwischenstaatlich, weltweit

Internationale kriminalistische Vereini­gung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die von Franz von →Liszt begründete Vereinigung von Strafrechtlern (1889-1933).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Bellmann, E., Die Internationale Kriminalistische Vereinigung, 1994

Internationaler Gerichtshof (IGH, CIJ, ICJ) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der 1946 als Nachfolger des ständigen Inter­nationalen Gerichtshofs des Völkerbunds gegründete Gerichtshof der Vereinten Nationen mit Sitz in Den Haag und einer Besetzung durch 15 haupt­amtliche Richter, der Rechtsstreitigkei­ten zwischen Staaten auf Grund des Völker­vertragsrechts, des Völkergewohnheits­rechts und der von den zivilisierten Staaten anerkannten allgemeinen Rechts­grundsätze entscheidet und bis 2006 92 Urteile gefällt und 25 Gutachten (ohne Vollstreckungsmög­lichkeit) erstattet hat. S. Google

Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007, § 50 VI; Fifty Years of the International Court of Justice, hg. v. Lowe, V., 1996; Faulenbach, B., Rolle und Bedeutung der Lehre in der Rechtsprechung der internationalen Gerichts­höfe, 2010; Carl, M., Zwischen staatlicher Souveränität und Völkerrechtsgemeinschaft, 2012; The ICJ and the Evolution of International Law, hg. v. Ballekier, K. u. a., 2013

Internationaler Strafgerichtshof (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) mit Sitz in Den Haag in den Niederlanden ist der durch Vertrag als Folge der Kriegs­verbrecherprozesse gegen Deutsche, Ruander und Jugoslawen 1998 vereinbarte, aber nicht von allen Staaten der Erde anerkannte, derzeit (2021) für 123 Staaten zuständige Strafgerichtshof für Kriegsver­brechen. S. Google

Lit.: Ferencz, B., Von Nürnberg nach Rom, 1998; Ahlbrecht, H., Geschichte der völkerrechtlichen Strafgerichtsbarkeit, 1999; Kemper, G., Der Weg nach Rom, 2004; Mangold, C., Die völkerrechtliche Verfolgung von Individuen durch internationale Strafgerichtshöfe, 2007; Faulenbach, B., Rolle und Bedeutung der Lehre in der Rechtsprechung der internationalen Gerichtshöfe, 2010; Steinke, R., The Politics of International Criminal Law, 2012

Internationales Privatrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Sach­verhalte mit Auslandsberührung betref­fende staatliche (nationale) Privatrecht. Das römi­sche Recht bietet hierzu vor allem wegen der Größe des Weltreichs nur wenige Ansätze. Nach dem frühmit­telal­terlichen, auf das jeweilige Volk bezogenen Personalrecht gilt zu Beginn der Territorialisierung des Rechtes der Grund­satz des Ortsrechts (lat. lex [F.] loci) des entscheidenden Richters, den →Accursius (1228) und →Azo mit römischen Quel­len­belegen rechtfertigen. Unter den Kom­men­tatoren (Jacobus Balduini, Albericus de Rosate) wird dies auf das Verfahrensrecht eingeschränkt, das materielle Recht dage­gen hiervon ausgenommen und besonderen Kollisionsnormen oder Verweisungsnor­men unter­worfen, die auf der Grundlage der römischrechtlichen Gerichtsstands­re­geln ent­wickelt werden. Demgegenüber setzt sich zu Beginn der Neuzeit die Sta­tutentheorie (Bartolus, d’Argentré) durch, die (lat.) statuta (N.Pl.) personalia (Personalstatute), (lat.) statuta (N.Pl.) realia (Realstatute) und (lat.) statuta (N.Pl.) mixta (gemischte Statute) unterscheidet und damit in erster Linie auf das innerstaatliche Recht abstellt. Eingangs des 19. Jahrhunderts bewirkt Savigny die Rückkehr zu den Kollisionsnormen d. h. dem für das einzelne Rechtsverhältnis maßgeblichen Recht (Sitz des Rechts­verhältnisses). Auf dieser Grund­lage entsteht in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine eigentliche Wissenschaft des internatio­nalen Privatrechts, deren Ergeb­nis­se Eingang finden in das Einfüh­rungsgesetz zu dem Bürgerlichen Gesetzbuch Deutschlands (1900). In dem ausgehenden 20. Jahrhundert wird das einzelstaatliche internationale Privatrecht in Deutschland (25. 7. 1986), Österreich (1978) und der Schweiz (1989) neu gefasst. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 274; Savigny, F., System des heutigen römischen Rechtes, Bd. 1ff. 1840ff., Bd. 8 1849, Neudruck 1956; Neumayer, K., Die gemeinrechtliche Entwicklung des internationalen Privat- und Strafrechts bis Bartolus, Bd. 1 1901, Neudruck 1969, Bd. 2 1916; Neumeyer, K., Statutenkollision und persönliche Rechte, ZRG GA 39 (1918), 314; Gutzwiller, M., Der Einfluss Savignys auf die Entwicklung des Internationalprivatrechts, 1923; Gamillscheg, F., Der Einfluss Dumoulins auf die Entwicklung des Kollisionsrechts, 1955; Merzyn, G., Der Beitrag Benedikt Carpzovs zur Entwicklung des Kollisionsrechts, 1963; Hermann, G., Nikolaus Hert und die deutsche Statutenlehre, 1963; Lorenz, E., Das Dotalstatut in der italienischen Zivilrechtslehre des 13. bis 16. Jahrhunderts, 1965; Hartwieg, O./Korkisch, F., Die geheimen Materialien zur Kodifikation, 1973; Kropholler, J., Internationales Einheitsrecht, 1975; Gutzwiller, M., Geschichte des Internationalprivat­rechts, 1977; An­hauser, V., Das internationale Obligationenrecht, 1986; Deutsches internationales Privatrecht im 16. und 17. Jahrhundert, Bd. 1f., hg. v. Bar, C. v. u. a., 1995ff.; Kleinschmidt, H., Geschichte der internationalen Beziehungen, 1998; Koskenniemi, M., The gentle civilizer of nations. The rise and fall of international law 1870-1960, 2001; Guddat, T., Ein europäischer Jurist des 19, Jahrhunderts – Jean-Jacques G. Foelix, 2006; Reisinger-Selk, N., Heinrich Gottfried Wilhelm Daniels (1754-1827), 2008; Storia, teoria e diritto internazionale - The construction of international law as a discipline, hg. v. Nuzzo, L./Vec, M., 2011; Jouannet, E., The Liberal-Welfarist Law of Nations, 2012; The Oxford Handbook of the History of International Law, hg. v. Fassbender, B. u. a., 2012; Constructing International Law - The Birth of a Discipline, hg. v. Nuzzo, L. u. a., 2012; Nuzzo, L., Origini di una Scienza, 2012; Altman, A., Tracing the Earliest Recorded Concepts of International Law. The Ancient Near East (2500-330 BCE), 2012; Paz, R., A Gateway between a Distant God and a Cruel World, 2012; The Roots of International Law, hg. v. Dupuy, P. u. a., 2014; Trüten, D., Die Entwicklungen des Internationalen Privatrechts in der Europäischen Union, 2015; International Law in the Long Nineteenth Century (1776-1914) – From the Public Law of Europe to Global International Law?, hg. v. Van Hulle, I./Lesaffer, R., 2019

internieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Französischen aufgenommen, V., s. Google) gefangensetzen

Internierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jahrhundert auf der Grundlage des Französischen und mittelbar des Lateinischen des Altertums gebildet, F., s. Google) Gefangensetzung, Freiheitsentzug zwecks Isolierung in dem Landes“inneren“

Internierungslager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Freiheitsbeschrän­kungslager in dem Landes„in­neren“)

interparlamentarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zwischenparlamentarisch

Interparlamentarische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die 1888 in Paris gegründete nichtstaatliche internationale Vereinigung von Abgeord­neten verschiedener Parlamente mit Sitz in Genf. S. Google

Lit.: Uhlig, R., Die Interparlamentarische Union 1889-1914, 1988

interpolare, interpolāre, lat., V., aufstutzen, zustutzen, zurichten, entstellen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, polīre

Interpolation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., Verb interpolieren 1597? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die abändernde und damit wohl oft auch verfälschende Einschaltung von Wörtern oder Sätzen in den ursprünglichen Wortlaut eines Textes, insbesondere in dem Rahmen der die Schriften der klassischen Rechtskundigen verwer­tenden und kompilierenden Gesetz­gebungstätigkeit Justinians (beispielsweise Ersetzung von [lat. F.] mancipatio, Handgreifung durch [lat. F.] traditio, Übergabe). Seit der Neuzeit (Humanismus, lat. mos Gallicus, gallische Art) versucht die Wissenschaft die Ermittelung der Interpolationen, um frühere Textstufen und spätere Veränderungen sachgerecht zu scheiden, wobei Antoine Favre (1557-1624) aus Savoyen mit seinem nach dem justinianischen Codex syste­matisierten, 1609 veröffentlichten (lat. [M.]) Codex Fabrianus definitionum forensium (Faber­schen Buch der gerichtlichen Erklärungen) 1609 als Begründer der Inter­pola­tionenforschung angesehen wird. In dem Einzelnen sind die Ergebnisse dieser Tätigkeit allerdings vielfach umstritten.

Lit.: Kaser § 1 II 3; Söllner §§ 3, 16, 24; Köbler, DRG 54; Kaser, M., Ein Jahrhundert Interpolationen­forschung, SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 1979; Gradenwitz, Riccobono und die Entwicklung der Interpolationenkritik, hg. v. Avenarius, M. u. a., 2018

interpolatio, interpolātio, lat., F., Veränderung, Umgestaltung, Täuschung, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. interpolāre

interpolieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1597? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und 1597? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V., s. Google) umgestalten

interpretari, interpretārī, lat., V., Mittler machen, auslegen, erklären, deuten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. interpres

interpretatio, interpretātio, lat., F., Erklärung, Auslegung, Deutung, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. interpretārī, →Interpretation

Interpretation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 16. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., Verb interpretieren 13. Jh., s. Google) ist die →Auslegung von Gedankenerklärungen. Die juristische Interpretation beginnt sachlich bereits in dem altrömischen Recht an dem Zwölftafelgesetz durch die Priesterschaft. Aus der ursprünglichen Geheimwis­sen­schaft ent­wickelt sich nach der Veröffentlichung der zunächst nur den Priestern vertrauten Ver­fahrensformeln (304 v. Chr.) eine weltliche Rechts­unterweisung mit Aufsetzen von Formularen, Beratung und Gutachtener­teilung, deren Kern die Interpretation ist. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes in dem Mittelalter wird auch die Interpretation aufgenommen, wobei es an dem Beginn der Neuzeit in dem sog. (lat.) →mos (M.) Gallicus (gallische Art) um die bessere Interpretation besserer Texte geht. S. Google

Lit.: Söllner §§ 7, 9; Köbler, DRG 31; Kaser, M./Schwarz, F., Die Interpretatio zu den Paulus­sentenzen, 1956; Behrends, O., Die fraus legis, 1982; Theorie der Interpretation vom Humanismus bis zur Romantik, hg. v. Schröder, J., 2001; Schröder, J., Theorie der Gesetzesinterpretation im frühen 20. Jahrhundert, 2011

interpretieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V., s. Google) auslegen, erklären

interregnum, interrēgnum, lat., N.,  Zwischenregierung, Interregnum, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, rēgnum

Interregnum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) ist die zwischen zwei Königsherrschaften liegende Zeit, insbesondere die in dem Heiligen römischen Reich zwischen (1245 oder etwa 1250 bzw.) dem Aussterben der →Staufer (1254) und der Wahl Graf Rudolfs von →Habsburg zu dem deutschen König (1273) liegende Zeit, in der sich kein gewählter Herrscher durchsetzen kann und die Landesherren zu Lasten des Reiches erstarken. Das Interregnum trennt Hoch­mit­tel­alter und Spätmittelalter vonei­nan­der. Daneben ist Interregnum auch allgemeiner die Zeit zwischen der Herrschaft eines Menschen und der Herrschaft eines Nachfolgers. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 95; Triepel, H., Das Interregnum, 1892; Kempf, J., Geschichte des deutschen Reiches während des großen Interregnums 1254; Laroche, P., Das Interregnum und die Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1971; Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung, 1985; Kaufhold, M., Deutsches Interregnum und europäische Politik, 2000; Kaufhold, M., Interregnum, 2002, 2. A. 2007; Kirk, M., Die kaiserlose, die schreckliche Zeit, 2002; Interregna im mittelalterichen Europa, hg. v. Kersken, N. u. a.,2020

intertiare, intertiāre, lat.?, V.: nhd. einen Dritten vor Gericht rufen?, in dritte Hand legen, verwahren, sequestrieren, beschlagnahmen, Lex Sal. (3. Viertel 8. Jh.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), tertiāre, tertius

Intertiatio (lat. [F.], Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist der Zug auf einen Gewähren in dem Frühmittelalter (6. Jahrhundert). Danach muss, wenn sich bei Spurfolge der Besitzer einer abhandengekommenen beweglichen Sache auf seinen Gewähren (lat. tertia manus [F.]) beruft, der Spurfolger geloben, die Sache vor das Ding zu bringen, ehe er sie in Besitz nehmen darf. Beansprucht er außerhalb der Spurfolge die Sache, so muss der Besitzer schwören, dass er seinen Gewähren zu dem Ding bringen werde. S. Google

Lit.: Hübner, 437; Rauch, K., Spurfolge und Anefang, 1908; Andreae, F., Die Intertiatio im fränkischen Fahrnisprozesse, ZRG GA 33 (1912), 129; Rauch, K., Spurfolge und Dritthandverfahren in der fränkischen Rechtswentwicklung ZRG GA 68 (1951, 1ff.

Intervenient (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1815 [Gönner] in einer Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von intervenieren, Intervent und Intervention – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M., s. Google) „Dazwischenkom­men­der“, Eingreifender, Fürsprecher

Lit.: Gawlik, A., Intervenienten und Zeugen in den Diplomen Kaiser Heinrichs IV., 1970

intervenieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V., s. Google) eingreifen

intervenire, intervenīre, lat., V.,  dazwischenkommen, dazukommen, dazutreten, dazwischentreten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, venīre

interventio, lat., F., Dazwischenkunft, Vermittlung, Gl, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. intervenīre

Intervention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [Niederösterreich] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und 1654 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Vermittelung, Eingriff

Lit.: Stolleis, M., Die Entstehung des Interventionsstaats und das öffentliche Recht, (in) ZNR 11 (1989), 129ff.: Nörr, K., Die Republik der Wirtschaft, Bd. 1f., 1999ff.

Interventionsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, s. Google) →Drittwiderspruchsklage

Interzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Dazwischentreten →intercessio (lat. [F.])

intestat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google zuminest mittelbar belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj., s. Google) untestiert, gesetzlich →Intestaterbe

Intestaterbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [Cramer] in acht Stellen bezeugt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und teilweise aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M.) ist in dem römischen Recht der ohne →Testament zu der Erbfolge berufene Mensch. Dies ist der →Hauserbe und danach der Außenerbe (sowie hilfsweise anfangs der Gentile, später die Allgemeinheit). Das dem altrömischen Recht folgende prätorische Recht fasst die präto­rischen Erben in mehrere (4), hintereinander berufene Klassen zusam­men. Dem Intestaterben entspricht später der gesetzliche Erbe.

Lit.: Kaser §§ 65, 66; Söllner § 12; Köbler, DRG 38; Merkel, J., Die Lehre von der successio graduum unter Intestaterben, 1876; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 602

introitus, lat., M., Eingang, Eintritt, Einzug, Einmarsch, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. introīre, →Immunität

invalide (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj. und substantiviert M.) behindert, ungültig

Invalidität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und über das Französische aufgenommen, F., Adjektiv invalide Anfang 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, s. Google) Beeinträchtigung, Arbeitsunfähigkeit

Invaliditätsversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in Deutschland 1884 zwecks Entschärfung sozialer Fragen und auf der Suche nach Wählermehrheiten durch Gesetz geschaffene →Sozialversicherung für den Fall der Arbeitsunfähigkeit. Zu der Orga­nisation werden besondere Versiche­rungs­an­stalten eingerichtet. Der Invalide erhält eine Invalidenrente.

Lit.: Stolleis, M., Die Sozialversicherung Bismarcks, (in) Bedingungen für die Entstehung und Entwicklung von Sozialversicherung, 1979, 387; Rückert, J., Entstehung und Vorläufer der gesetzlichen Rentenversicherung, (in) Handbuch der gesetzlichen Rentenversicherung, 1990, 1: Pironti, P., Kriegsopfer und Staat – Sozialpolitik für Invaliden, Witwen und Waisen des ersten Weltkriegs, 2015

invalidus, lat., Adj.: nhd. schwach, kraftlos, hinfällig, unpässlich, krank, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in- (2), validus

Inventar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Hausinventarium und Viehinventar - nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [ZeigerLRB] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N., lat. [N.] inventarium) ist eine Gesamtheit von Gegenständen und ein über diese geführtes Verzeichnis. In dem spätantiken römischen Recht führt Justinian 531 die Wohltat des Inventars (lat. beneficium [N.] inventarii) ein, wonach der, welcher innerhalb bestimmter Fristen ein Verzeichnis der Erbschaftsgegenstände erstellt, die Haftung für die Erbschaftsschulden auf die Nachlass­gegenstände beschränken und damit von seinem bereits vor dem Erbfall vorhandenen Vermögen fernhalten kann. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird auch das Inventar in diesem Sinne aufgenommen. S. Google

inventarium, inventārium, lat., N., Inventar, Vermögensverzeichnis, Nachlassverzeichnis, Lex met. Vipasc. (2. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. invenīre, Inventar

Lit.: Kaser §§ 62 III, 74 II; Köbler, DRG 59; Mely, F. de/Bishop, E., Bibliographie générale des inventaires imprimés, Bd. 1ff. 1892ff.; Metz, W., Das karolingische Reichsgut, 1960; Mannheim, H., u. a., Nachlassverzeichnisse – Internationale Bibliographie, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 600; Hauser, A., Dinge des Alltags, 1994; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

investieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und ab dem 14. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V.) einlegen, anlegen

investire, investīre, lat., V., bekleiden. Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), vestīre

Investition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google), Einlage, Anlage

investitor (lat. [M.]) Einkleider, Einweiser (Bologna 1057), s. investire

Investitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1494 [Libri Feud.] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Mittellateinischen aufgenommen, F.) ist in dem Mittelalter die förmliche, die unsichtbaren Rechtsvorstellungen (beispielsweise Eigentum, Lehen) äußerlich irgendwie hilfsweise gegenständlich sichtbar machende Bekleidung mit einem Amt oder einem Recht. Ob sie germanischer Herkunft ist, ist zweifelhaft. Lat. vestire, investire in dem Sinne des Bekleidens mit einem (an sich unsichtbaren) Recht scheint eher aus der spätantiken Kirche zu kommen. Auch das Verhältnis zu einem vorangehenden Geschehen (ahd. sala, lat. [F.] traditio) ist ungewiss. Als Symbole der den Übergang der →Gewere bewirkenden Investitur werden beispielsweise Halm, Zweig, Scholle, Ring, Kreuz, Lanze, Fahne und anderes verwendet. S. Google

Lit.: Hübner 258, 366; Köbler, DRG 90; Köbler, LAW; Scharnagl, A., Der Begriff der Investitur in den Quellen und der Literatur des Investiturstreites, 1908; Mayer, E., Die Einkleidung im germanischen Rechte, (in) FS Adolf Wach, 1913; Mayer, E., Zur Einkleidung (Gewere), ZRG GA 35 (1914), 431; Mayer, E., Zur Lehre von der Einkleidung, ZRG GA 36 (1915), 439; Visconti, A., Su alcune „notitiae investiturae“ contenute nel Codice diplomatico Lombardo, Annali della R. Università di Macerata 6 (1930); Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsübertragung, 1957; Müller, W., Ein Auflassungs- und Investitursymbol des Klosters St. Gallen, 1972; Köbler, G., Die Herkunft der Gewere, TRG 43 (1975), 195; Quellen zum Investiturstreit, Teil 1 Ausgewählte Briefe Papst Gregors VII. übersetzt v. Schmale, F., 1978; Krieger, K., Die Lehnshoheit, 1979; Investitur- und Krönungsrituale, hg. v. Steinicke, M. u. a., 2004; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010

investitura (mlat. [F.]) Einkleidung, nicht in s. latein_a_z.docx, →Investitur

Investiturstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und spät gebildet, M.) ist sachlich der aus →Immunität und ottonisch-salischem →Reichs­kir­chen­system er­wachsene, von Papst Nikolaus II. 1059 durch ein Papstwahldekret (mit Wahlrecht des Kardinalskollegiums statt des Absetzungsrechts und Einsetzungs­rechts des Kaisers) zugespitzte, 1075 zwischen dem Salier König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. anlässlich der Besetzung des Erzbistums Mailand offen ausgebrochene Streit um die Bekleidung (→Investitur) von Laien mit kirchlichen Ämtern (Bistümern, Abteien). Hier verbündet sich der Papst mit deutschen Fürsten gegen den König, doch gelingt diesem 1077 mit dem Reue bezeugenden Gang nach →Canossa zumindest förmlich die Lösung von dem 1076 seitens des Papstes ausgesprochenen Bann. Mit dem →Wormser Kon­kordat kommt es 1122 zu einem vorläufigen Ausgleich überwiegend zu Gunsten des Papsttums. S. Google

Lit.: Hirsch, H., Klosterimmunität und Investiturstreit, 1913; Schmid, P., Der Begriff der kanonischen Wahl in den Anfängen des Investiturstreits, 1926; Schmeidler, B., Kaiser Heinrich IV. und seine Helfer im Investiturstreit, 1927; Tellenbach, G., Libertas, 1936; Investiturstreit und Reichsverfassung, hg. v. Fleckenstein, J., 1973; Schieffer, R., Die Entstehung des päpstlichen Investiturverbotes, 1981; Blumenthal, U., Der Investiturstreit, 1982; Laudage, J., Priesterbild und Reformpapsttum im 11. Jahrhundert, 1984; Beulertz, S., Das Verbot der Laieninvestitur im Investiturstreit, 1991; Laudage, J., Gregorianische Reform und Investiturstreit, 1993; Hartmann, W., Der Investiturstreit, 1993, 2. A. 1996; Englberger, J., Gregor VII. und die Investiturfrage, 1996; Goez, W., Kirchenreform und Investitur­streit, 1996; Golinelli, P., Mathilde und der Gang nach Canossa, 1998; Goez, W., Kirchenreform und Investiturstreit 910-1122, 2000, 2. A. 2008; Der Investiturstreit, hg. v. Laudage, J. u. a., 2. A. 2006; Weinfurter, S., Die Entzauberung der Welt, 2006; Schieffer, R., Worms, Rom und Canossa (1076/77) in zeitgenössischer Wahrnehmung, (in) HZ 291 (2011), 593; Fried, J., Canossa. Entlarvung einer Legende, 2012; Zey, C., Der Investiturstreit, 2017

inwärts (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) nach innen gerichtet

Inwärtseigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1254 [Constitutiones] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das innerhalb eines Herrschaftsverbands frei veräußerliche Dienstgut von Dienstmannen.

Lit.: Fürth, A., Die Ministerialen, 1836, Neudruck 1970; Schlunk, A., Königsmacht und Krongut, 1988, 74ff.

Inzest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) oder Blutschande ist der Beischlaf unter nahen Verwandten, dessen Verbot seit dem ausgehenden Altertum vor allem von der Kirche (beispielsweise Konzil von Epaon 517 n. Chr., römische Synode von 721) zunehmend durchgesetzt wird (u. a. Bayern 1813 Art. 207, nicht Code pénal Frankreichs, doch Entwurf des Code pénal Königreich Westphalen 1813 Art. 329, Allgemeines Landrecht Preußens von 1794, Preußen 1851, Deutsches Reich 1871 § 173 RStGB, 1973/1974 Verschwägerteninzest nicht mehr strafbar, nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von dem 23. 2. 2008 Verwandteninzest doch). S. Google

Lit.: Mikat, P., Die Inzestgesetzgebung der merowingisch-fränkischen Konzilien, 1994; Siebert, M., Das Inzestverbot, Diss. jur. Berlin 1996, 1998; Siegel, E., Inzest, 1999; Jarzebowski, C., Inzest, 2006; Ubl, K., Inzestverbot und Ge­setzgebung - Die Konstruktion eines Verbre­chens (300-1100), 2008; Karst, S., Die Entkrimi­nalisierung des § 172 StGB, 2009; Bdeiwi, S., Beischlaf zwischen Verwandten (§ 173 StGB), 2013; Kanwischer, S., Der Grenzbereich zwischen öffentlichem Strafanspruch und intimer Lebens­gestaltung, 2013

Inzicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen in fast fünfzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Beschuldigung

Inzichtverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter ein zwischen Zivilverfahren und Strafverfahren stehendes besonderes Leumundsverfahren, das seit dem 16. Jahrhundert in dem →Inquisitionsprozess auf­geht.

Lit.: Müller, R., Studien zum Inzichtverfahren nach bayerischen Quellen, 1939, Neudruck 1970; Heydenreuter, R., Kriminalgeschichte Bayerns 2008

Ipso iure compensatur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt durch das Recht selbst wird aufgerechnet) ist eine in dem Codex Justinians (C. 4, 31, 14 pr) enthaltene Rechtsregel, nach der eine besondere Erklärung der Aufrechnung nicht erforderlich ist (anders § 388 BGB).

Iran (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nivht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt,  M.. s. Google) (vor 1935) Persien, Staat zwischen Kaspischem Meer und Persischen Golf mit (2019) rund 83 Millionen Einwohnern

Lit.: Gronke, M., Geschichte Irans, 2003; Enayat, H., Law, State and Society in Modern Iran - Constitutionalism, Autocracy and Legal Reform 19ß6-1941, 2013; Wiedemann, C., Der neue Iran – Eine Gesellschaft tritt aus dem Schatten, 2017

īre, lat., V., gehen, reisen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ei- (1), *hei-, V., gehen

Irland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der westlich Englands gelegene, nordwesteuropäische Staat, der seit 1973 der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union (1993) angehört. Seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. wandern Kelten in die bereits besiedelte Insel ein. Um 450 n. Chr. (431?) werden die Bewohner christianisiert. 1171/1172 greift der König von England auf Irland aus. 1534 beginnt er mit der Unterwerfung und nennt sich 1541 König von Irland. In dem Norden setzt sich der englische Einfluss und damit auch die protestantische Religion durch. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gibt es so gut wie kein selbständiges irisches Privatrecht mehr. 1801 wird ein gemeinsames Parlament eingerichtet. An dem 6. 12. 1921 wird die Loslösung Irlands (ausgenommen Nord­irland) von Großbritannien vertraglich vereinbart. Das irische Recht ist grundsätzlich englisch geprägt, wird aber seit 1922 durch eigene Gesetze ergänzt. In Gegensatz zu England hat Irland eine formelle Verfassung. S. Google

Lit.: Studies in early Irish law by Thurneysen, R. u. a., 1936; Szövérffy, J., Irisches Erzählgut im Abendland, 1957; Hand, G., English Law in Ireland 1290-1324, 1967; Beckett, J., Geschichte Irlands, 1971; Die Iren in Europa, hg. v. Löwe, H., 1982; Irland und Europa, 1984; A new history of Ireland, hg. v. Moody, T., Cosgrave, A. u. a., 1987ff.; Kelly, F., A Guide to Early Irish Law, 1988, Neudruck 2005; Lee, J., Ireland 1912-1985, 1989; Elvert, J., Geschichte Irlands, 1993; Croinin, D., Early Medieval Ireland, 1995; Irland und Europa im frühen Mittelalter, hg. v. NiChatháin, P. u. a., 1996; Richter, M., Irland im Mittelalter, 1996; Maurer, M., Kleine Geschichte Irlands, 1998; Richter, M., Ireland and her Neighbours, 1999; Charles-Edwards, T., Early Christian Ireland, 2000; Noetzel, T., Geschichte Irlands, 2003; Breuer, R., Irland, 2003; Braun, N., Terrorismus und Freiheits­kampf, 2003; Richter, M., Irland im Mittelalter, 2003; Holthusen, C., Der Nordirlandkonflikt, 2005; Breatnach, L., A Companion to the Corpus Iuris Hibernici, 2005; Flanagan, M., Irish Royal Charters, 2005; Osborough, W., Recent writing on modern Irish legal history, (in) ZNR 2008, 93; Mc Carthy, D., The Irish Annals, 2008; MacCotter, P., Medieval Ireland, 2008; Simms, K., Medieval Gaelic Sources, 2009; Irische Mönche in Süddeutschland, hg. v. Walz, D. u. a., 2009; Bartlett, T., Ireland, 2010; L’Irlanda, 2010; Flanagan, M., The Transformation of the Irish Church, 2010; O‘Clabaigh, C., The Friars in Ireland 1224-1540, 2012; Lawyers, the law and history, 2013; Ó Corráin, D., The Irish Church, its Reform and the English Invasion, 2017

Irnerius (dieser Name quellenmäßig nie bezeugt, Guarnerius, Gernerius, Warnerius, [eigenhändig wohl immer] Wernerius) (Bologna? 1060?-1125?, oder um 1070-um 1129/1130?, 1129 lat. [M.l.] heredes, Erben genannt) ist der erste bedeutende Vertreter der durch Wiederbehandlung der →Digesten Justinians (530/533) veranlassten, durch die zunehmende Schulung in den freien Künsten (lat. artes [F.Pl.] liberales) ermöglichten und in dem Ergebnis wohl auch gewissen praktischen Bedürfnissen ent­sprechenden rechtswissen­schaftlichen Litera­tur des Mittelalters. Vielleicht erteilt Irnerius zuerst Unterricht in den freien Künsten (?) und behandelt dabei in dem Rahmen der Rhetorik auch das Recht. Danach versieht er bei scholastischer Auslegung fast die gesamten justinianischen Rechtstexte (Digestum vetus, →Codex, →Institutiones) mit vielleicht insgesamt mehreren tausend nur teilweise erhaltenen Glossen (lat. Ap­paratus [M.] glossarum, Sigle Y bzw. G?). Außerdem fertigt er →Authenticae an (und verfasst vielleicht eine kurze →Distinktion?). Zwischen dem 28. 6. 1112 und dem 10. 12. 1125 (unechte Urkunde) ist er als (lat. [M.]) causidicus (1112, 1113) der Markgräfin Mathilde von Tuszien und (lat. [M.]) iudex (1116-1118) Kaiser Heinrichs V. bezeugt. 1119 wird er (wahrscheinlich) exkom­muniziert. Vielleicht las er von 1100 bis 1110 Quellen des römischen Rechts Justinians, war danach praktisch tätig und lehrte ab 1122 (römisches Recht)?. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Köbler, DRG 105; Pescatore, G., Die Glossen des Irnerius, 1888, Neudruck 1968; Besta, E., L’opera d’Irnerio, 1896, Neudruck 1980; Nörr, D., Zur Herkunft des Irnerius, ZRG RA 82 (1965), 327; Weigand, R., Die Naturrechtslehre, 1967; Spagnesi, E., Wernerius bononiensis iudex, 1970; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 154; Fried, J., auf Bitten der Gräfin Mathilde, (in) Europa an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert, hg. v. Herbers, K., 2001

irre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 12. Jahrhundert belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (irr) und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., [12. Jh.] substantiviert F., s. Google) gestört

irren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) täuschen, stören

Irrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 532] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 815, M., lat. [M.] error, s. Google) ist das Ausei­nanderfallen von Vorstellung eines Handelnden und Wirklichkeit. In dem römischen Recht ist der Irrtum ein Fall von fehlender Willensüberein­stimmung, so dass er (als Irrtum über Vertragspartner, Gegenstand, Preis oder Vertragstyp) keinen Vertrag entstehen lässt. In der byzantinischen und mittelalterlich-römischen Rechtswissen­schaft schließt auch der Irrtum über die tatsächlichen Eigenschaften des Ge­schäftsgegenstands die Bindung aus, wobei es später darauf ankommt, dass der Irrtum für die Vornahme des Geschäfts ursächlich ist. In dem frühneuzeitlichen gemeinen Recht werden als Fallgruppen des Irrtums Geschäftsort, Geschäftsgegenstand, Geschäftsgegner und Ge­schäftsbezeichnung unterschieden. Das Vernunftrecht hält den Irrtum teils grund­sätz­lich für unbeachtlich (Kreittmayr), teils grundsätz­lich für bedeutsam (Allgemeines Landrecht Preußens 1794). In dem 19. Jahrhundert wird teils auf den Willen abgestellt (Willenstheorie, Savigny), teils auf die Erklärung (Erklärungstheorie). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) werden die Vorzüge beider Ansichten in einem komplizierten Geflecht verbunden. Unter Berufung auf einen Irrtum kann das zustan­degekommene Geschäft nachträglich angefochten und damit grundsätzlich beseitigt werden. In dem 19. Jahrhundert erscheint der Irrtum als allgemeine Figur auch in dem allgemeinen Teil des Strafrechts. S. Google

Lit.: Kaser § 8 I; Hübner; Köbler, DRG 43, 165, 204, 208; Engelmann, W., Irrtum und Schuld nach der italienischen Lehre und Praxis des Mittelalters, 1922, Neudruck 1975; Oebicke, B., Wille und Erklärung beim Irrtum in der Dogemengeschichte der letzten beiden Jahrhunderte, 1935; Haupt, P., Die Entwicklung der Lehre vom Irrtum, 1941; Luig, K., Savignys Irrtumslehre, (in) Ius commune 8 (1979), 36; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 416ff.; Kramer, E., Der Irrtum beim Vertragsschluss, 1998; Schermaier, M., Europäische Geistesgeschichte am Beispiel des Irrtumsrechts, (in) ZEuP 1998, 60; Ranieri, F., Kaufrechtliche Gewährleistung und Irrtumsproblematik, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 207; Schermaier, M., Die Bestimmung des wesentlichen Irrtums, 2000; Löhnig, M., Die Entstehung des Irrtumsrechts im Allgemeinen Landrecht, ZRG GA 120 (2003), 200; Harke, J., Irrtum über wesentliche Eigenschaften, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Romanillos, P., Die großen Irrtümer der Menschheit, 2015

isch (Partikel, als Suffix verwendet) z. T. lat. icus

Isidor von Sevilla (Cartagena um 560-Sevilla 4. 4. 636), aus hispanorömischer Familie, Bischof von Sevilla, stellt in seinen (lat. [F.Pl.]) Etymologiae (bzw. Origines, Ursprünge) das Wissen seiner Zeit in 20 Büchern dar. Durch die weite Verbreitung dieses Werkes werden zahlreiche römische Rechtsbegriffe schon in dem Frühmittelalter vermittelt (beispielsweise lat. ius Recht, lex Gesetz, consuetudo Gewohnheit, mos Sitte, ius civile römisches Recht, Zivilrecht, ius gentium Fremdenrecht, Völkerrecht, ius naturale Naturrecht). Isidors von Papst Gregor dem Großen beeinflusstes Werk Sententiae (Urteile, Sentenzen) (mehr als 500 erhaltene mittelalterliche Handschriften) wirkt mit seinen theologischen Definitionen stark auf Florilegien, Summen und Kirchenrechts­samm­lungen ein. S. Google

Lit.: Etymologiae, hg. v. Lindsay, W., 1911; Isidoro di Siviglia, hg. v. Fontaine, H., Bd. 1ff. 1962ff.; Diesner, H., Isidor von Sevilla und das westgotische Spanien, 1977; Fontaine, J., Isidore de Séville, 2000

Islam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt, M., arab., „Sich-Ergeben“, um 2010 schätzungsweise 1,6 Milliarden Anhänger) ist die von (dem Propheten) →Mohammed (Mekka um 569 bzw. 571-Medina 8. 6. 632) gestiftete Weltreligion (des alleinigen, bereits vor Mohammed an der Kaaba in Mekka verehrten Gottes Allah), deren Anhänger sich Muslime (die sich – Gott - unterwerfen) nennen. Seit dem 7. Jahrhundert dehnt sich der Islam von Arabien zwischen Byzanz und Persien nach Norden (Damaskus, Syrien, Palästina) und bis zu dem Nordwesten Afrikas aus. Seit 711 wird Spanien gewonnen, wobei der hohe Grad des Multilingualismus und eine regionenübergreifende sprachliche Fluidität des Mittelmeerraums begünstigend wirken. In dem 10. Jahrhundert werden die Türken in dem dem zentralen Asien bekehrt, in dem 11. Jahrhundert Teile Indiens. 1258 fällt Bagdad an die islamischen Mongolen. 1453 wird Byzanz von den Türken erobert und wird der Islam auf dem Balkan verbreitet. In dem 16. Jahrhundert gelangt der Islam nach Indonesien, in dem 20. Jahrhundert in weitere Teile Afrikas. Der Islam ist Gesetzesreligion, weshalb schon der Koran für alle Lebensbereiche Rechtsvorschriften festlegt. Hinzu kommt das überlieferte Handeln Mohammeds. Hieraus entsteht durch islamische Rechtsgelehrte eine Pflichtenlehre (→Saria, Scharia). In dem 16. Jahrhundert wird in dem osmanischen Reich der Richter darüber hinaus den Anweisungen des Sultans unterstellt. S. Google

Lit.: Horster, P., Zur Anwendung des islamischen Rechts im 16. Jahrhundert, 1935; Enzyklopädie des Islam, Bd. 1f. 2. A. 1960ff.; Coulson, N., A History of Islamic Law, 1964; Schacht, J., An Introduction to Islamic Law, 1964; The Cambridge History of Islam, 1970; Lexikon der islamischen Welt, hg. v. Kreiser, K. u. a., Bd. 1ff. 1974; Watt, M./Welch, A., Der Islam, 1980; Schacht, J., An Introduction to Islamic Law, 1982; Abu-Ghosh, S., Das islamische Unterhaltsrecht nach al-Kasani, 1989; Dilger, K., Tendenzen zur Rechtsentwicklung, (in) Ende, W./Steinbach, U., Der Islam, 2. A. 1989, 170; Motzki, H., Die Anfänge der islamischen Jurisprudenz, 1991; Khoury/Hagemann/­Heine, Islam-Lexikon, Bd. 1ff. 1991; Der politische Islam, hg. v. Schwarz, J., 1993; Nagel, T., Geschichte der islamischen Theologie von Mohammed bis zur Gegenwart, 1994; Coulson, N., Histoire du droit islamique, 1995; Der Islam in der Gegenwart, hg. v. Ende, W. u. a., 4. A. 1996; Scholz, P., Malikitisches Verfahrensrecht, 1997; Endreß, G., Der Islam, 3. A. 1997; Oßwald, R., Pactane sunt servanda, 1998; Nagel, T., Die islamische Welt bis 1500, 1998; Schneider, I., Kinderverkauf und Schuldknechtschaft, 1999; Der Islam in Europa, hg. v. Heuberger, V., 1999; Arkoun, M., Der Islam, 1999; Johansen, B., Contingency in a Sacred Law, 1999; Halm, H., Der Islam, 5. A. 2004; Cardini, F., Europa und der Islam, 2000; Beiträge zum islamischen Recht, Bd. 1ff., hg. v. Ebert, H. u. a., 2000ff.; Kettermann, G., Atlas zur Geschichte des Islam, 2001; Tibi, B., Einladung in die islamische Geschichte, 2001; Motzki, H., The origins of islamic jurisprudence, 2002; Bihl, W., Islam, 2003; Möhring, H., Warum verlor die islamische Kultur ihre führende Stellung? (in) HZ 277 (2003), 655; Krämer, G., Geschichte des Islam, 2005; Lohlker, R., Bibliographie des islamischen Rechts, 2005; Endreß, G., Der Islam in Daten, 2006; Heine, P., Einführung in die Islamwissenschaft, 2008; Kettermann, G., Atlas zur Geschichte des Islam, 2008; Black, A., The West and Islam, 2008; Rohe, M., Das islamische Recht - Geschichte und Gegenwart, 2009, 2. A. 2009, 3. A. 2011; Ebert, H., Die Qadrî-Pâshâ-Kodifikation - Islamisches Personalstatut der hanafitischen Rechtsschule, 2010 (Entwurf von 1875); Baumgarten, R., Gesichter des Islam, 2010; Neumann, A., Rechtsgeschichte, Rechtsfindung und Rechtsfortbildung im Islam, 2012; Stilt, K., Islamic Law in Action, 2012; Said, B., Islamischer Staat, 2014; Motadel, D., Islam and Nazi Germany’s War, 2014; König, D., Arabic Islamic Views of the Latin West, 2015; Schütt, P., Fatima Grimm – Mein verschlungener Weg zum Islam, 2015; Schulze, R., Geschichte der islamischen Welt – von 1900 bis zur Gegenwart, 2016; Islam – Einheit und Vielfalt einer Weltreligion, hg. v. Brunner, R., 2016; Berger, L., Die Entstehung des Islam, 2016; Warrick, J., Schwarze Flaggen – Der Aufstieg des IS und die USA, 2016; Rohe, M., Der Islam in Deutschland, 2016; Stosch, K. v., Herausforderung Islam, 2016, 2. A. 2017, 3. A. 2019; Luizard, P., Die Falle des Kalifats – Der Islamische Staat oder die Rückkehr der Geschichte, 2017; Islamische und westliche Jurisprudenz des Mittelalters im Vergleich, hg. v. Lange, C. u. a., 2018; Bowersock, G., Die Wiege des Islam – Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen, 2019; König, D., Herrschaftsübernahme durch Multilingualismus, (in) HZ 308 (2019), 637; Husain, E., Weltoffen aus Tradition, 2020; Die islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich 1909 – 1979 – 2019, hg. v. Hafez, F. u. a. 2020; Formichi, C., Islam and Asia, 2020 (eher schwach)

Island (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der auf der zweitgrößten Insel Europas gebildete nordwesteuropäische Staat. Island ist seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. in Mitteleuropa bekannt und wird an dem Anfang des 9. Jahrhunderts durch iroschottische Mönche und um 875 durch Wikinger (Normannen) besiedelt. 930 erscheint das Allthing. 1000 wird Island christlich. Trotz karger natürlicher Gegebenheiten entwickeln sich hohe literarische Kultur (Skalden) und vorbildliche Armenfürsorge. 1262 erhält der König von →Norwegen durch Vertrag die Herrschaft. 1380 fällt Island mit Norwegen an →Dänemark, das 1550 die Reformation durchsetzt. 1918 wird Island von Dänemark unabhängig. An dem 17. 6. 1944 wird Island Republik. S. Google

Lit.: Finsen, V., Om de oprindelige Ordning af nogle af den islandske Fristats Institutioner, 1888; Boden, F., Die isländische Regierungsgewalt in der freistaatlichen Zeit, 1905; Haff, K., Die wiederaufgefundene „Descriptio Islandiae“, ZRG GA 50 (1930), 389; Midderhoff, H., Thinggericht und Zwölferspruch in Altisland, ZRG GA 77 (1960), 26; Scovazzi, M., La saga di Hrafnkell, 1960; Scovazzi, M., Il diritto islandese nella Landnámabók, 1961; Paulsen, P., Drachenkämpfer, 1966; Imhof, A., Grundzüge der nordischen Geschichte, 1970; Kuhn, H., Das alte Island, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,523, 4,4,631; Jóhannesson, J., A History of the Old Icelandic Commonwealth, 1974; Saga Islands, hg. v. Líndal, S., Bd. 1ff. 1974ff.; Die Saga von Egil, hg. v. Schier, K., 1978; Wilde-Stockmeyer, M., Sklaverei auf Island, 1978; Byock, J., Medieval Iceland, 1988; Schröder, P., Island, 1994; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Karlsson, G., The History of Iceland, 2000; Nedoma, R., Kleine Grammatik des Altisländischen, 2001, 2. A. 2006, 3. A. 2010; Gerhold, W., Armut und Armenfürsorge im mittelalterlichen Island, 2002; Arnósd´ttir, A., Property and Virginity. The Christianization of Marriage in Medieval Iceland 1200-1600, 2010; See, K. v., Skalden, 2011; Nedoma, R., Altisländisches Lesebuch, 2011

isländisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) Island betreffend

Isländisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Isländer bzw. Islands. Seine Anfänge sollen in Norwegen um 930 nach dem Vorbild der Gulathingslög von Ulfljotr (Ulfljot) zusammengefasst und in Island von einer Versammlung (Allthing) als Recht (an. log) angenommen worden sein. Mit der Christianisierung (1000) treten Änderungen in dem mündlich durch Gesetzessprecher (an. logsogumadr) bewahr­ten Recht ein. 1117/1118 verfasst der Gode Hafliðe Marsson eine schriftliche Fassung (an. Haflidaskra), die ebenso verschollen ist wie das 1122-1132 entstehende Christenrecht (an. Kristinna laga thattr). Vermutlich beruht auf den Inhalten die →Gragas (2. H. 13 Jahrhundert). 1271/1273 wird unter norwegischer Herrschaft (1262) die →Jarnsida (Eisenseite) angenommen, 1281 die →Jonsbok (Lögbok Islendinga), von der rund 200 Handschriften überliefert sind. Um 1275 stellt Bischof Arne von Skálholt ein neues Christenrecht (an. kristinrettr Arna biskupes) zusammen. Rechtliche Aufschlüsse ermög­lichen auch die Geschichtsdarstellungen und die Isländer­sagas. 1800 wird das Allthing abgeschafft und durch ein Landesobergericht ersetzt. 1843/1845 wird das Allthing mit hauptsächlich beratender Aufgabe wieder begründet. 1874 erhält Island von dem König von Dänemark eine Verfassung. 1904 erlangt Island innere Autonomie, 1918 Souveränität mit dem König von Dänemark als Staatsoberhaupt. An dem 17. 6. 1944 erklärt sich Island zu einer Republik. S. Google

Lit.: Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Hoff, H., Hafliđi Másson und die Einflüsse des römischen Rechts in der Grágás, 2012

Isny (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt

Lit.: Die Urkunden des früheren reichsstädtischen Archivs Isny bis 1550, hg. v. Kammerer, I. u. a., 1955; Kammerer, I., Isny, 1956; Wunderlich, P., Das Recht der Reichsstadt Isny, Diss. jur. Tübingen 1957; Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches, 1973; Hauptmeyer, C., Verfassung und Herrschaft in Isny, 1976

Israel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen sowie Jüdischen des Altertums [Erstbeleg auf Merenptah-Stele 1208 v. Chr.] aufgenommen, M.) ist in dem Alten Testament der zweite Name Jakobs (Gott streitet oder Gott möge herrschen), der stellvertretend für die →Juden und ihren Staat steht, insbesondere für den seit 1917 angestrebten bzw. (an dem 14. Mai 1948 durch Ausrufung seitens David Ben Gurions) in Palästina ver­wirk­lichten Staat. S. Google

Lit.: Noth, M., Geschichte des Volkes Israel, 1956; Wolffsohn, M., Politik in Israel, 1982; Raacke, G., Der Einfluss deutschbürtiger Juristen, (in) ZRP 1997, 308; Timm, A., Israel, 1998; Schirer, L., Israelisches und jüdisches Recht, 1998; Clauss, M., Das alte Israel, 1999; Herz, D., Geschichte Israels, 2003; Golden, J., Ancient Canaan and Israel, 2004; Israel und Deutschland, hg. v. Ben Natan, A. u. a., 2005; Gerstenberger, E., Israel in der Perserzeit, 2005; Kessler, R., Leben zur Zeit der Bibel, 2006; Avidan, I., Ein Staat sucht sich selbst, 2008; Balke, R., Israel, 3. A. 2007; Clauss, M., Geschichte des alten Israel, 2009; Tilly, M. u. a. Religionsgeschichte Israels, 2011; Baltrusch, E., Herodes, 2012; Shapira, A., Israel, 2012; Kratz, R., Historisches und biblisches Israel, 2013, 2. A. 2017; Finkelstein, I., Das vergessene Königreich, 2014; In search for Aram and Israel, hg. v. Sergi, O. u. a., 2015; Primor, A., Nichts ist jemals vollendet, 2015; Steininger, R., Deutschland und der Nahe Osten, 2015; Brenner, M., Israel, 2016; Frevel, C., Geschichte Israels, 2016, 2. A. 2019; Hoha, K., Generation im Übergang – Beheimatungsprozesse deutscher Juden in Israel, 2017; Fiedler. L., Matzpen – Eine andere israelische Geschichte, 2017; Segev, T., David Ben Gurion, 2018; Fink, C., West Germany and Israel 1965-1974, 2019; Herf, J., Unerklärte Kriege gegen Israel, 2019; Leemhuis, R., „Ich muss deshalb dringend von jeder zusätzlichen Aktion für Israel abraten“, 2020

Istanbul (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an dem Bosporus (vielleicht aus griech. eis tan polin, in die Stadt?) geht auf das grie­chische Byzanz bzw. das von Kaiser Konstantin gegründete ost­römische Kon­staninopel zurück. 1453 wird es von den Osmanen erobert. Es erhält eine Universität.

Lit.: Barisch, K./Barisch, L., Istanbul, 1976, 5. A. 1985; King, C., Mitternacht im Pera Palace, 2015

Istrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die nach den illyrischen oder venetischen Histri benannte Halbinsel in dem Nordosten der Adria, die bis 178 v. Chr. von den Römern erobert wird. Den Römern folgen in dem 6. Jahrhundert die Langobarden, dann die Slawen und 789 die Franken. Über die Grafen von Görz (1291) gelangt Inneristrien 1381 an Österreich, mit Venetien 1797 auch das Küstenland. 1816 wird der Anteil Österreichs an Istrien dem Königreich Illyrien zugeteilt, 1849 dem Kronland Görz-Gradiska-Istrien (Küstenland). 1919 fällt Istrien an Italien, 1945 überwiegend an Jugoslawien (Kroatien), 1991 zu dem größten Teil an Kroatien. S. Google

Italia, Ītālia, lat., ON: nhd. Italien, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), vgl. idg. *u̯et-, N., Jahr

Italicus, Ītālicus (1), lat., Adj., italisch, Plaut. (um 250-184 v. Chr.)?, s. Ītālia →mos Italicus (lat. [M.] italienische Art)

Italien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) ist der zwischen Griechenland und Spanien bzw. Adria und Tyrrhenischem Meer gelegene südeuropäische Staat, der seit 1951/1952 Mitglied der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union (1993) ist. An dem Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. wandern dort von Norden Italiker (Name zu lat. vitulus [M.] Kalb?) ein, nach denen die Griechen zunächst den Süden als Italia bezeichnen. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. entsteht von Rom aus ein Reich, das allmählich ganz Italien erfasst und sich dann auch auf den gesamten Mittelmeerraum ausdehnt. 476 fällt Italien als Teil der westlichen Hälfte des Reiches der Römer mit Rom an Germanen (Odowakar 476-493, Theoderich den Großen 493-526). Die Rück­gewinnung seitens des oströmischen Kaisers Justinian (527-565) wird durch den folgenden Einbruch der →Langobarden in der damit abgeschlossenen Völkerwanderung (568) gestört. Danach wird Italien unter Ostrom (Venedig, Ravenna, Unteri­ta­lien), den Langobarden und dem Papst geteilt. Auf einen Hilferuf des Papstes besiegt der fränkische König Pippin III. den Lan­gobardenkönig Aistulf und gewährt dem Papst in der →pippinischen Schenkung 754 Teile der von den Langobarden besetzten Gebiete (→Kirchenstaat). 774 unterwirft Karl der Große die Langobarden. Nach zwischenzeitlichen Wirren erneuert Otto I. 951 die Bindung eines Teiles Italiens an das fränkisch-deutsche Reich. In dem 11. Jahrhundert fassen Normannen in Unteritalien (Sizilien) Fuß und beginnen oberitalienische Städte (beispielsweise Mailand) nach Selbständigkeit zu streben. Trotz der Heirat Heinrichs VI. und Konstanzes von Sizilien gelingt den Staufern eine dauerhafte Sicherung der von Papst und Städten bekämpften Herrschaft nicht. Nach dem Scheitern der Idee eines einheitlichen Imperiums der Staufer steht Italien für drei Jahrhunderte in dem Zeichen ver­hältnismäßig selbständiger, dem Reich meist lehnsrechtlich verbundener mittel­großer Herrschaften (beispielsweise Florenz, Genua, Mailand, Neapel, Venedig). Seit 1494 wird Italien zu einem Streitgegenstand zwischen Frankreich (als Nachfolger der Anjou [1265-1282 Sizilien, 1265-1435 Neapel]) und Spanien/Habsburg (Aragón [Sizilien 1282, Sardinien 1323, Neapel 1442]). 1701/1713 gelangt als Folge des spanischen Erbfolge­kriegs der Süden an Frankreich, der Norden an Österreich. In dem Frieden von Campo Formio (1797) verzichtet der Kaiser des Heiligen römischen Reiches auf alle Reichsrechte in Italien. Das erwachende Nationalge­fühl führt (als [it.] risorgimento) 1859 zu dem Kampf (Piemonts [und Frank­reichs] gegen Österreich (1859 Sieg bei Solferino), das 1859 die Lombardei verliert. Danach werden die französischen Bourbonen aus dem Süden vertrieben. 1860 schließen sich sechs Staaten (Parma-Piacenza, Toskana, Modena, Umbrien, Marken, Sizilien-Neapel) unter Volksbefragung an Sardinien-Piemont an. Der Fürst von Sardi­nien-Piemont nimmt mit dem 17. 3. 1861 den Titel eines Königs von Italien an. 1866 wird Österreich Venedig abgenommen und bis 1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste durch Annexion eingezogen. Den Ausgang des ersten Weltkriegs beeinflusst Italien außer durch seine Kriegsteilnahme auf Seiten der Alliierten zwecks Gewinnung Südtirols durch die Bindung von militärischen Kräften Österreichs und durch die Losung Selbstbestimmungsrecht für die unterdrückten Nationen zwecks Auflösung Östereich-Ungarns. 1922 gelangt der Parteijournalist und zeitweise Hilfslehrer Benito Mussolini (als Sohn eines Dorfschmieds und einer Lehrerin Dovia di Predappio bei Forli 29. 7. 1887-Giulino di Mezzegra an dem Comer See 28. 4. 1945, 1919/1921 Gründung der Faschis­tischen Partei, Opera omnia in 36 Bänden und 8 Zusatzbänden) (als Duce del Fascismo bzw. Minis­terpräsident) tatsächlich an die Macht (28. Oktober 1922 Marsch auf Rom) in dem Königreich (Änderungen der Verfassung von dem 4. 12. 1848, 1923 eigentümliches Mehrheitswalrecht geschaffen, 1925 Verlust des Rechtes der Aufstellung der Tagesordnung der Abgeordnetenkammer, geheime Abstimmung beseitigt, Dezember 1925 Richtlinienkompetenz für den Ministerpräsidenten, 1926 Wiedereinführung der Todesstrafe für einige Straftatbestände, Sondertribunal für die Verteidigung des Staates unter dem Kriegsminister mit Militärrichtern, Unabsetzbarkeit und Unversetzbarkeit der Richter gelockert, 1926 Neuregelung des Verodnungsrechts, 1928 Zahl der Abgeordneten auf 400 vermindert, eine von dem großen Rat erstellte Liste konnte nur insgesamt gebilligt oder abgelehnt werden, 1929 Oberster Rat der faschistischen Nationalpartei als grundsätzlich beratendes Verfassungsorgan geschaffen, 1939 Kammer der Abgeordneten durch die Camera dei Fasci e delle Corporazione ersetzt) und verbündet sich wenig später mit dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler (sowie Japan, Achsenmächte, 1940 Eintritt in den Weltkrieg). In dem Zweiten Weltkrieg wird Mussolini nach der Landung der Alliierten in Sizilien an dem 25. 7. 1943 gestürzt. Die neue Regierung Italiens schließt an dem 3. 9. 1943 einen Waffenstillstand mit den Alliierten, worauf ab 9. 9. 1943 deutsche Sol­daten italienische Soldaten entwaffnen und vor die Wahl stellen, sich den deutschen Streitkräften anzuschließen oder in Kriegsgefangenschaft zu gehen. Mus­solini wird von deutschen Truppen befreit und gründet mit deutscher Hilfe eine Republik in Norditalien. An dem 28. 4. 1945 wird er nach Ergreifung auf der Flucht von kommu­nis­tischen Partisanen hingerichtet. An dem 2. 6. 1946 wird Italien unter Absetzung des Königs wegen Unterstützung des Fa­schismus Repu­blik. Politisch gelingen ihm stabile Regie­rungen nicht. Seit 1949 ge­hört Italien der Nordatlantischen Vertei­di­gungs­organi­sation an. Seit 1951/1952 ist es Grün­dungsmitglied der europäischen Gemein­schaf­ten (1993 Europäische Union). S. Google

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Farney, G. u. a., 2017 (ohne Römer und Griechen); Reinhardt, V., Leonardo da Vinci, 2018; Ostermann, P., Zwischen Hitler und Mussolini – Guido Manacorda und die faschistischen Katholiken, 2018; Forlenza, R., On the Edge of Democracy – Italy 1943-1948, 2019; Giustizia straordinaria tra facismo e democrazia – I processi presso le Corti d’assise e nei tribunali militari, hg. v. Nubola, C./Pezzino, P./Rovatti, T., 2019; Engl. R., Die verdrängte Kultur. Muslime im Süditalien der Staufer und Anjou (12.-13. Jahrhundert, 2020; Grabas, C., Wiederaufbau, Wirtschaftsplanung und Südförderung. Industriepolitik in Italien, 1943/45-1975, 2020

Italienisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in Italien geltende Recht. Es ist in dem Altertum das sich wohl seit der Gründung Roms allmählich ausdehnende römische Recht. Nach dem Untergang Westroms dringen germanisch/­germanis­tische (Goten, Langobar­den, Franken, Normannen), griechische und arabische (sarazenische) Volksgruppen ein. Die Wissenschaft des römischen Rechtes ver­schwindet (vermutlich). In Pavia entwickelt sich eine Rechtsschule der Langobarden. In dem ausgehenden 11. Jahrhundert wird das römische Recht wiederentdeckt (→Irnerius). Daneben tritt örtliches Recht der einzelnen Städte und Stadtstaaten immer stärker hervor (→Statuten), neben denen das von Glossatoren und Kommentatoren weiterentwickelte ge­lehr­te Recht als gemeines Recht (lat. →ius [N.] com­mune) gilt. An dem Beginn der Neuzeit tritt die italienische Rechtswissenschaft (lat. [M.] →mos Italicus, italische Art/italienische Art) zugunsten der französischen Rechtswissenschaft (lat. [M.] mos Gallicus, gallische Art) zurück. Die bereits in dem 18. Jahrhundert entstehenden Gesetze einzelner Staaten werden zwischen 1804 und 1811 durch die Kodifikationen Frankreichs ersetzt und danach nur teilweise wieder eingeführt. In dem Königreich Italien werden 1865 ein Zivil­gesetzbuch (it. Codice civile), eine Zivilprozessordnung, ein Handelsgesetzbuch (it. Codice di commercio) und 1889 ein Strafgesetzbuch erlassen. 1930 wird das Strafrecht neu gefasst, 1931 das Straf­prozessrecht und 1942 das Zivilgesetzbuch (einschließlich Handelsrecht, 2969 Artikel) sowie das Zivilprozessrecht. Bereits seit 1890 ent­stehen zahlreiche Sozialgesetze. S. Google

Lit.: Pertile, A., Storia del diritto italiano, Bd. 1ff. 2. A. 1896ff.; Ciccaglione, F., Il diritto successorio nella storia del diritto italiano, 1891; Schneider, F., Einleitung zum Regestum Volaterranum, 1907; Meyer, E., Italienische Verfassungsgeschichte, Bd. 1f. 1909, Neudruck 1968; Salvioli, G., Storia della procedura civile e criminale, 1925; Pitzorno, B., Elaborazione scientifica della storia del diritto italiano, 1928; Brandileone, F., Scritti di storia del diritto privato italiano, hg. v. Ermini, G., 1931; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931; Calasso, F., La „convenientia“, 1932; Leicht, P., Il diritto privato preirneriano, 1933; Paradisi, B., Massaricium ius, 1937; Nicolini, U., Le limitazioni alla proprietà, 1937; Mochi Onory, S., Diritti della personalità e rapporti di famiglia nel rinascimento italiano, ZRG GA 58 (1938), 478; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur in Italien, 1938; Giardina, C., La così detta proprietà degli alberi, 1941 (Ak. Palermo); Dahm, G., Untersuchungen zur Verfassungs- und Strafrechtsgeschichte der italienischen Stadt, 1941; Paradisi, B., Gli studi di storia del diritto italiano, 1950; Checchini, A., Scritti giuridici e storico-giuridici, Bd. 1ff. 1958; Petracchi, A., Le origini dell’ordinamento comunale e provinciale italiano, 1962; Luther, G., Einführung in das italienische Recht, 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,53,234,872, 2,2,97,923,1113, 3,1,177, 3,2,2331, 3,3,3209,3625,3735,3831,3908,3985,­4109; Celli, R., Studi sui sistemi normativi delle democrazie comunali, 1976; Luig, K., Der Geltungsgrund des römischen Rechtes im 18. Jahrhundert, (in) Formazione storica, Bd. 2 1977, 819; Bonini, R., Disegno storico del diritto privato italiano (1865-1942), 1980, 2. A. 1990; Ghisalberti, C., La codificazione del diritto in Italia, 1985; Vallone, G., Iurisdictio domini – Introduzione a Matteo d’Afflitto (um 1443-1523), 1985; Santini, G., Europa medioevale, 1986; Cavina, M., Dottrine giuridiche a strutture sociali padane nella prima età moderne, Carolus Ruinus (1456-1530), 1988; Deutsche Rechtswissenschaft und Staatslehre im Spiegel der italienischen Rechtskultur während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hg. v. Schulze, R., 1990; Mazzacane, A., Neuere Rechtsgeschichte in Italien, (in) ZNR 1992; Cian, G., Fünfzig Jahre italienischer Codice civile, ZEuP 1993, 120; Kindler, P., Einführung in das italienische Recht, 1993; Köbler, G., Rechtsitalienisch, 2. A. 2004, 3. A. 2020; Beneduce, P., Il corpo eloquente, 1996; Watkin, T., The Italian legal tradition, 1997; Rübesamen, R., Das italienische Zivilgesetz­buch, 2000; Prodi, P., Una storia della giustizia, 2000; Verfas­sungsgebung, partitocrazia und Verfassungs­wandel in Italien, hg. v. Ullrich, H., 2001; Matrimoni in dubbio, hg. v. Seidel Menchi, S. u. a., 2001; Martone, L., Giustizia coloniale, 2002; Englert, T., Deutsche und italienische Zivilrechts­gesetzgebung 1933-1945, 2003; Rondinone, N., Storia inedita della codificazione, 2003; Vallerani, M., La giustizia pubblica medievale, 2005; Somma, A., I giuristi e l’asse culturale Roma-Berlino, 2005; Luminati, M., Priester der Themis, 2007; Di Simone, M., Istituzioni e fonti normative in Italia dall’antico regime al facismo, 2007; Sordi, B., Recent studies of public law history in Italy, (in) ZNR 2007, 260ff.; The Jurisprudence of the Baroque - A Census of 17th Century Italian Legal Imprints, compiled by Osler, D., Bd. 1ff. 2008; Il diritto per la storia, hg. v. Conte, E. u. a., 2010; Moderne italienische Strafrechtsdenker, hg. v. Dezza, E. u. a., 2012; Ascheri, M., The Laws of Late Medieval Italy (1000-1500), 2013; Storia e Diritto, hg. v. Sordi, B., 2013; Sbriccoli, M., Die bürgerliche Strafrechtswissenschaft, 2014; Strafgesetzbuch für das Königreich Italien, hg. v. Vinciguerra, S. u. a., 2014 (30. Juni 1889); Vormbaum, T., Vorentwurf zu einem italienischen Strafgesetzbuch über Verbrechen von 1921, 2014; Graziotti, T., Giustizia penale a San Gimignano (1300-1350), 2015; Fortini, O., Deutsche Einflüsse auf den italienischen Codice di Commercio von 1882, 2020

iter, itiner, lat., M., Weg, Gang (M.) (1), Marsch (M.), Reise, Fahrt, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īre

Iter (lat. [N.] Weg) ist schon in dem altrömischen Recht die Grunddienstbarkeit (Servitut) des Fußwegs und Reitwegs.

Lit.: Kaser § 28 I 2a

Itinerar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1642? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und 1642? aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, N.) Reiseweg

Lit.: Widders, E., Itinerar und Politik, 1993; Schütte, B., König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof, 2002; L’itinérance des seigneurs, hg. v. Paravicini Bagliani, A. u. a., 2003

itio, lat., F., Gehen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īre

Itio (F.) in partes (lat.) ist in dem neuzeitlichen Heiligen römischen Reich das konfessions­bedingte Auseinandertreten jeder der drei Kurien des →Reichstags in Religionsfragen seit etwa 1529, gesetzlich auf Drängen der Protestanten anerkannt seit 1648 (Friede von Münster und Osnabrück, Not­wendigkeit der [lat.] amicabilis com­positio [F.] freund­schaft­lichen Überein­kunft). S. Google

Lit.: Weber, L., Die Parität der Konfessionen in der Reichsverfassung, Diss. jur. Bonn 1961, 169; Heckel, M., Itio in partes, (in) ZRG KA 95 (1978), 180

Ituräer (M.) Angehöriger eines Nomadenvolks der Araber in dem Norden des Libanon, s. Google

Lit.: Hoffmann-Salz, J., Zenodoros, Tetrarch der Ituräer – ein Räuberhauptmann?, (in) HZ 311 (2020), 573

Itzehoe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) s. Google

Lit.: Maertens, R., Das Landgericht Altona (1879-1937) und die Anfänge des Landgerichts Itzehoe (1937-1945), 2011

iudex, iūdex, ioudex, lat., M., Richter, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iūdicāre

Iudex (lat. [M.]) ist schon in dem altrömischen Recht der von dem Magistrat einzusetzende Richter. Er ist in dem Formalverfahren ein Pri­vatmann, auf den sich die Beteiligten einigen und der nach Ableistung eines Eides mit der Entscheidungsaufgabe betraut werden kann. Er wird zumindest später durch Wahl seitens der Parteien oder aus einer amtlichen Liste (von Senatoren und später auch Rittern) bestimmt (seit Augustus etwa 3000, seit Caligula etwa 4000 Geschworene). Der iudex ist für Rechtsverletzungen mit dem Sachwert ver­antwortlich. In dem Kognitionsverfahren ist der iudex Amtsträger. S. Google, →Richter

Lit.: Kaser §§ 81 II 2, 82 II 5; Köbler, DRG 19; Köbler, LAW; Guttenberg, E. v., Iudex h. e. grafio, (in) FS E. Stengel, 1952, 93; Broggini, G., Iudex arbiterve, 1957; Kelly, J., Princeps iudex, 1957; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Horn, N., Bologneser Doctores und Iudices, (in) ZHF 3 (1976); Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Peachin, M., Iudex vice Caesaris, 1996; Esders, S., Römische Rechtstradition und fränkische Königsherrschaft im spätantiken Gallien, 1997; Mangold, O., Iniuria iudicis, Diss. jur. Tübingen 2004

Iudex non calculat (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Der Richter rechnet nicht.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Macer, frühes 3. Jahrhundert n. Chr., Digesten 49, 8, 1 § 2)

iudicare, iūdicāre, lat., V., Recht sprechen, gerichtlich untersuchen, Richter sein (V.), XII tab. (um 450 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. iūs (2), dicāre

iudicium, iūdicium, ioudicium, lat., N., gerichtliche Untersuchung, Gerichtsverhandlung, Prozess, Gericht, Enn. (204-169 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. iūdicāre, iūdex

Iudicium (lat. [N.] Urteil, Gericht, Urteilsgericht) ist in dem römischen Recht das von dem Magistrat den Parteien unter ihrer Mitwirkung eingesetzte Gericht, in dem der Richter (lat. [M.] iudex) das Urteil treffen soll (Spruchgericht). Bei einem (lat.) iudicium stricti iuris (Verfahren nach strengem Recht) hat der Richter (iudex) kein Ermessen (beispielsweise Dar­lehen, Stipulation) und muss die Gegenseite bereits vor dem Gerichtsmagistrat (in iure) ihre (lat. [F.]) exceptio (Einrede) vortragen. Anders verhält es sich bei dem (lat. [F.]) bonae fidei iudicium (Verfahren nach guter Treue). S. Google

Lit.: Kaser § 82 III; Köbler, LAW; Cram, K., Iudicium belli, 1955; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Honsell, H., Quod interest im bonae fidei iudicium, 1969

Iudicium (N.) parium (mlat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist vielleicht schon seit dem Frühmittelalter das Gericht der in dem Stand Gleichen (Magna Charta England 1215). Mit dem Schwinden des Gedankens der Notwendigkeit des iudicium parium geht die Entstehung des Instanzenzugs einher. S. Google

Lit.: Weisse, C., De iudicio parium, 1828; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Gurlit, E., Verwaltungsvertrag und Gesetz, 2000; Schröder, V., Die Verweisung auf Mehrrechtsstaaten im deutschen internationalen Privatrecht, 2007

Iulianus, Publius Salvius (Hadrumetum um 100-um 170), Abkömmling einer aus Italien kom­menden Kaufmannsfamilie in Nordafrika und Schüler Iavolens, wird mit Ämtern als Quästor, Statthalter und 148 n. Chr. Konsul zu einem der bedeutendsten römischen Rechtskundigen der klassischen Zeit. In seinen in den justinianischen Digesten auszugsweise überlieferten Werken ([90 libri] digesta, libri ad Urseium Ferocem, liber singularis de ambiguitatibus, quaestiones) erörtert er ohne verbindenden Text schwierige Einzelfragen. Kaiser Hadrian überträgt ihm die abschließende Bearbeitung des prä­torischen Edikts (um 130). Er ist Oberhaupt der sabinianischen Rechts­schule. S. Google

Lit.: Söllner §§ 15, 16; Köbler, DRG 31; Bund, E., Untersuchungen zur Methode Julians, 1965; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 157; Winkler, M., Mathematik und Logik in Julians Digesten, 2015; Empell, H., In causis vero dissentiamus – Exegese eines folgenreichen Julian-Fragments (D. 41, 1, 36), 2020

Iulianus (Konstantinopel um 554 Einführungsvorlesung in die justinia­ni­schen Novellen in lateinischer Sprache) ist ein byzantinischer Rechtslehrer. S. Google

Lit.: Kaiser, W., Die Epitome Iuliani, 2004

Iunius (Marcus Iunius Brutus) ist ein römischer Rechtskundiger des 2. Jahrhunderts v. Chr., von dem (lat.) libri (M.Pl.) tres iuris civilis (drei Bücher Zivilrecht) bekannt sind. S. Google

Iura (N.Pl.) novit curia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Das Gericht kennt das Recht (Papst Alexander III. [um 1100-1181] Dekretalen 2, 1, 6

Iura (N.Pl.) ossibus inhaerent (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Die Rechte hängen an den Knochen (Personalitäts­prinzip).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Iura praediorum (lat. [N.Pl. zu ius praedii]) sind in dem römischen Recht die landwirt­schaftlichen und städtischen Servituten (Grund­dienstbarkeiten) wie (lat.) iter (N.), actus (M.), via (F.), aquaeductus (M.), servitus (M.) stillicidii u. s. w., s. Google

Lit.: Kaser § 28 I 2

iuramentum, iūrāmentum, lat., N., Schwören, Schwur, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iūrāre)

Lit.: Körner, T., Iuramentum und frühe Friedensbewegung, 1977

iuris consultus (lat. [M.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt s. latein_a_z.docx, s. iūs, consulere) Rechtskundiger, Rechtsgelehrter

Lit.: Söllner § 11; Diplovatatius, T., De claris iuris consultis, hg. v. Schulz, F. u. a., 1968; Lehne-Gstreinthaler, C., Iurisperiti et oratores – Eine Studie zu den römischen Juristen der Republik, 2019

iurisdictio, iūrisdictio, lat., F.: Handhabung des Rechtes, Zivilgerichtsbarkeit, Rechtsprechung, Gerichtsbarkeit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iūs, dīcere

Lit.: Söllner §§ 6, 9

iurisdictio (F.) voluntaria (lat.) →freiwillige Gerichtsbarkeit

Lit.: Wacke, A., Zur iurisdictio voluntaria, ZRG RA 106 (1989), 180

iurisperitus, iūrisperītus, lat., M., Rechtskundiger, Rechtserfahrener, Cod. Iust. (528-534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iūs (2), perītus (1)

Lit.: Lehne-Gstreinthaler, C., Iurisperiti et oratores – Eine Studie zu den römischen Juristen der Republik, 2019 (für das dritte vorschristliche Jahrhundert namentlich Cato Censorius, L. Acilius, Quintus Fabius Pictor und weitere Rechtskundige des dritten vorschristlichen Jahrhunderts, für das zweite Jahrhundert M. Porcius Cato Licinianus, T. Manlius Torquatus, P. Cornelius Scipio Nasica Corculum, weitere Männer aus der gens Mucia, L. Coelius Antipater, L. Cassius Hemina, P. Rutilius Rufus, Quintus Mucius Scaevola pontifex sowie weitere bekannte Anwälte, für das erste vorchristliche Jahrhundert bis zu dem Ende der Republik Schüler des Quintus Mucius Scaevola pontifex, Ser. Sulpicius Rufus, A. Ofilius, P. Alfenus Varus, Q. Cornelius Maximus, Q. Aelius Tubero d. J., A. Cascellius, C. Trebatius Testa, Marcus Tullius Cicero, P. Nigidius Figulus und M. Terentius Varro)

Iuris praecepta sunt haec - honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Die Anweisungen des Rechtes sind folgende: ehrenhaft leben, den anderen nicht verletzen, jedem das Seine zugestehen.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Pseudoulpian, 3./4. Jahrhundert, Digesten 1, 1, 10 § 1); Nörr, D., Iurisperitus sacerdos, (in) Xenion, (in) FS J. Zepos, 1973, Bd. 1, 555

Ius (lat. [N.]) ist das Recht und (sekundär?) das Gericht. Die Etymologie dieses Grundworts ist streitig (nach Seebold verwandt mit ahd. ewa?). Das Wort kann sowohl objektiv (Gesamtheit von ordnenden und bestimmenden Rechtssätzen, objektives Recht) wie auch subjektiv (Einzel­berechtigung, subjektives Recht) gebraucht werden. S. Google

Lit.: Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 17, 60, 82; Köbler, LAW; Levy, E., Ergänzungsindex zu ius und leges, 1930; Noailles, P., Fas et ius, 1948; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Feenstra, R., Ius in re, 1979; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1988ff.; Haug, F., Ius und fas, 1996; Spengler, H., Studien zur interrogatio in iure, 1994; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium in den Rechtslehren des 13. und 14. Jahrhunderts, 1996; Schiavone, A., Ius – L’invenzione del diritto in occidente, 2005

Ius (N.) ad rem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist in dem Mittelalter das mit dem Abschluss eines Rechtsgeschäfts entste­hende Recht auf die (betreffende oder betroffene) Sache. Es erscheint in der gelehrten Literatur des 13. Jahrhunderts (Kanonistik [1200-1210], Summa super usibus feudorum [1230-1250, Jacques de Révigny?]) für den Lehnsmann, der zwar bereits belehnt ist, das Lehnsgut aber noch nicht körperlich erlangt hat. Er darf das Gut (auch in dem Verhältnis zu [bösgläubigen] Dritten) an sich ziehen. Ähnliches gilt für den Erwerber einer Pfründe. In der frühen Neuzeit wird das ius ad rem zu dem allgemeinen Grund­satz ausge­baut, dass der spätere dingliche Erwerber einer Sache dem früheren schuld­rechtlichen, dessen Anspruch er kennt, weichen muss. In einzelnen Regelungen ist das ius ad rem in das →Allgemeine Landrecht (Preußen 1794) einge­gangen. Mit dem preu­ßischen Eigentums­erwerbsgesetz (5. 5. 1872) wird es für unbe­wegliche Sachen durch die →Vormerkung ersetzt. In dem Allgemeinen Bür­gerlichen Gesetzbuch (Österreich 1811/1812) und in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deut­schen Reiches (1896/1900) fehlt es. S. Google

Lit.: Hübner 178; Köbler, DRG 126, 164; Brünneck, W. v., Über den Ursprung des sog. ius ad rem, 1869; Heymann, E., Zur Geschichte des jus ad rem, (in) FS O. Gierke, 1911; Eisfeldt, Beiträge zur Geschichte des ius ad rem, Diss. jur. Kiel 1935; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966, 121; Landau, P., Zum Ursprung des „ius ad rem“ in der Kanonistik, (in) Proceedings of the Third International Congress of Medieval Canon Law, 1971, 81; Wesener, G., Dingliche und persönliche Sachenrechte - iura in re und iura ad rem, (in) FS H. Niederländer, 1991, 195; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002

Ius (N.) Aelianum ist in dem römischen Recht das von dem frühen Rechtskundigen Sextus Aelius Paetus Catus (198 v. Chr.) zusammengefasste Recht. S. Google

Lit.: Söllner § 11; Köbler, DRG 29

Ius (N.) affectandi (lat.) ist das in dem (lat.) →privilegium (N.) minus (1156) dem babenbergischen Herzog Heinrich Jasomirgott von Österreich und seiner Frau (nicht den Nachfolgern) gewährte Recht, bei Kinder­losigkeit den Nachfolger zu bestimmen. Es wird in dem gefälschten (lat.) privilegium (N.) maius (1358) von dem Fälscher auf alle österreichischen Herzöge erweitert. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher

Ius (N.) armorum (lat., Recht der Waffen) ist in dem Heiligen römischen Reich in der Neuzeit das Recht, ein Heer zu unterhalten. S. Google

Lit.: Oestreich, G., Zur Heeresverfassung der deut­schen Territorien von 1500-1800, (in) Forschungen zu Staat und Verfassung, 1958, 419; Götschmann, D., Das Jus Armorum, (in) Bll. f. dt. LG 129(1993), 257ff.

Ius (N.) canonicum (lat.) (kanonisches Recht) ist das seit etwa 1140 in dem →Decretum Gratiani und den folgenden Teilen des (lat.) →corpus (N.) iuris canonici niedergelegte kirchliche oder geistliche Recht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 106; Maaßen, F., Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts, Bd. 1 1870, Neudruck 1956; Corpus iuris canonici, hg. v. Friedberg, E., 1879ff., Neudruck 1955, 1959; Codex iuris canonici, hg. v. Gasparri, 1917; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Codex des kanonischen Rechtes, 1983, 2. A. 1984; Zapp, H., Codex iuris canonici, Lemmata, 1986

Ius (N.) civile (lat.) ist das Recht der römischen Bürger (lat. cives) in Gegensatz zu dem (lat.) ius (N.) gentium und zu dem (lat.) ius (N.) honorarium (bzw. praetorium). Es beruht auf dem Zwölf­tafelgesetz, auf den Volksgesetzen und der daran anknüpfenden Auslegung (der Rechts­kundigen). In dem Frühmittelalter ist ius civile das weltliche Recht in Gegensatz zu dem (lat.) ius (N.) canonicum (kirchlichen Recht), seit dem Hochmittelalter auch das Stadtrecht in Gegensatz zu dem Landrecht (lat. ius [N.] terrae, Recht des Landes). In dem 18. Jahrhundert entspricht dem ius civile das bürgerliche Recht (Privatrecht). Unter dem Einfluss von ius civile ersetzt Zivilrecht zu­nehmend den Ausdruck Privatrecht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 2, 3; Söllner §§ 7, 9, 16, 18, 20, 25; Köbler, DRG 29, 30, 31, 106; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Kaser, M., Ius honorarium und ius civile, ZRG RA 101 (1984), 1

Ius (N.) civile Flavianum (lat., flavianisches Recht der Bürger) ist das 304 v. Chr. von Gnaeus Flavius veröffentlichte römische Recht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 29

Ius (N.) cogens (lat.) ist das zwingende und damit von den Beteiligten nicht abänderbare Recht (beispielsweise Eheschließungsrecht) in Gegensatz zu dem durch die Beteiligten abänderbaren Recht (lat. ius [N.] dis­posi­tivum, beispielsweise gesetzliches Erbrecht). S. Google

Lit.: Kaser § 3 II

Ius (N.) commune (lat.) ist das gemeine, allgemeine oder gemeinsame Recht in Gegensatz zu dem besonderen Recht. In dem Altertum hat ius commune, weil es in dem römischen Weltreich grundsätzlich selbverständlich war, anscheinend keine besondere Bedeutung. Seit der Wiederentdeckung des römischen Rechtes in dem Hochmittelalter benennt es das römische Recht (und das kanonische Recht) in Gegensatz zu dem besonderen Recht einzelner Orte (Städte) oder Gebiete (Länder). Es wird erst durch die Kodifikationen von 1794 (Preußen), 1804 (Frankreich) und 1811ff. (Österreich und andere) abgelöst. S. Google

Lit.: Kaser § 3 VI; Söllner §§ 2, 3, 25; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 137; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Helmholz, R., The ius commune in England, 2002; Bellomo, M., Europäische Rechtseinheit, 2005

Ius (N.) divinum (lat.) ist das göttliche Recht. Es ist in dem Christentum schon früh als vorrangig anerkannt. Es wird der göttlichen Offenbarung der Bibel und in weiterem Sinne auch dem Naturrecht entnommen. Das ius divinum positivum (positive göttliche Recht) ist unabänderlich (hierarchische Gliederung, Ge­walt, Sakramente). Das ius divinum naturale (natürliche göttliche Recht), das durch die menschliche Vernunft erkannt wird, ist zwar auch grundsätzlich unabänderlich, aber entsprechend der menschlichen Vernunft in seiner Anwendung Schwankungen unterwor­fen. Das menschliche Gesetz darf nicht gegen das ius divinum verstoßen. In dem 19. Jahrhundert wird das ius divinum teilweise nur als moralische Anweisung eingeordnet, die erst in Rechtssätze überführt werden muss. S. Google

Lit.: Rößer, E., Göttliches und menschliches, unverän­derliches und veränderliches Kirchenrecht, 1934; Plöchl, W., Das Legitimitätsproblem und das kanonische Recht, 1938; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Ius est ars boni et aequi (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Das Recht ist die Kunst (bzw. das Handwerk) des Billigen (und Guten) und Gerechten (und Gleichen).

Lit.: Liebs, A., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Celsus, um 70-um 140)

Ius (N.) evocandi (lat., Recht zu der Herausrufung) ist in dem Heiligen römischen Reich das Recht des Königs, jede Streitsache zu der Entscheidung an sich zu ziehen (Evokationsrecht). Seit dem 13. Jahrhundert erteilt der König vereinzelt, 1356 den Kurfürsten allgemein das Privileg, dieses Recht nicht in Bezug auf das privilegierte Land zu nutzen. 1487 bzw. 1495 verliert das Nichtevokationsprivileg grundsätzlich seine Bedeu­tung, weil das königliche Gericht keine Zuständigkeit für reichsmittelbare Menschen mehr hat. S. Google

Lit.: Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976; Eisenhardt, U., Die kaiserlichen Privilegia de non appellando, 1980; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige bis zum Jahre 1451, 1983

Ius (N.) foederis (lat., Recht zu Bündnissen) bzw. ius faciendi foedera (Recht Bündnisse zu bilden) ist das seit 1648 allen Gliedern des Heiligen römischen Reiches zustehende →Bündnisrecht. S. Google

Ius (N.) gentium (lat.) (Fremdenrecht) ist in dem römischen Recht seit Cicero (106-43 v. Chr.) das (römische, bei allen Völkern - für alle Rechtssubjekte - auch) für Nichtrömer geltende Recht (Recht der Völker), das nach späterer Ansicht auf der natürlichen Einsicht aller Völker beruht und dem (lat.) ius (N.) naturale (→Naturrecht) nahesteht. Es wird von dem römischen (lat. [M.]) praetor peregrinus (Fremdenprätor) angewendet, wenn mindes­tens ein Fremder (lat. [M.] peregrinus) beteiligt ist. Es gewinnt in der frühen Neuzeit für das Naturrecht erneute Bedeutung. S. Google

Lit.: Kaser §§ 2, 3; Söllner §§ 18, 20; Köbler, DRG 30, 31, 146; Kaser M., Ius gentium, 1993

Ius (N.) honorarium (lat., Amtsrecht) ist in dem römischen Recht das von den Amtsträgern (Prätoren) geschaffene Recht (lat. [N.] ius praetorium, prätorisches Recht), das vorwiegend den Bereich des Rechtes der Völker (lat. ius [N.] gentium) betrifft (beispielsweise bonorum possessio bei bloßer traditio von res mancipi, Güterbesitz bei bloßer Hingabe handgreifbarer Sachen). S. Google

Lit.: Kaser §§ 2, 3; Söllner §§ 7, 8, 9, 15, 20; Köbler, DRG 31; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Kaser, M., Ius honorarium und ius civile, ZRG RA 101 (1984), 1

ius (N.) in re (lat., s. Google) Recht in der Sache

Lit.: Wesener, G., Dingliche und persönliche Sachenrechte - iura in re und iura ad rem, (in) FS H. Niederländer, 1991, 195

iusiurandum (lat. [N.] s. latein_a_z.docx, s. ius. s. iurare, s. Google) Eid

iusiurandum (N.) calumniae (lat.) Schikaneeid, →Kalumnieneid, s. Google

ius (N.) liberorum (lat., Recht wegen Kindern) Recht der Frau nach der Geburt mehrerer Kinder (beispielsweise Befreiung von Geschlechtsvormundschaft), s. Google

Ius (N.) naturale (lat., natürliches Recht, Naturrecht) ist das von der Natur dem Menschen vorgegebene Recht (griech. physei dikaion). Es besteht ohne menschliche Setzung. Es steht in Gegensatz zu dem von dem Menschen geschaffenen Recht, insbe­sondere dem gesetzten Recht (griech. thesei dikaion). →Naturrecht, s. Google

Lit.: Söllner § 18; Köbler, DRG 31, 146; Waldstein, W., Ius naturale, ZRG RA 111 (1994), 1

Ius (N.) offerendi (lat., s. Google) ist das Recht anzubieten (beispielsweise des nachrangigen Pfand­gläubigers, der durch die Ablösung der Forde­rung eines vorrangigen Pfandgläu­bigers nachrückt).

Ius (N.) Papirianum ist das durch zweifelhafte Königsgesetze geschaffene, an dem Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. von dem Oberpriester Papirius veröffentlichte, aber nicht überlieferte römische Recht. S. Google

Lit.: Söllner § 5; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

ius (N.) perpetuum (lat., beständiges Recht, s. Google) Dauerpacht

Ius (N.) politiae (lat.) ist in der frühen Neuzeit die Polizeigewalt des Landesherrn. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3

Ius (N.) positivum (positives Recht) ist das gesetzte Recht in Gegensatz zu dem ungesetzten Recht. Die Bezeichnung fehlt in dem Altertum. Sie findet sich in Abgrenzung zu ius naturale (natürlichem Recht) um 1170 bei Kanonisten in Frankreich und fällt anscheinend mit der Wiederent­deck­ung der Möglichkeit, Recht bewusst zu setzen, ungefähr zusammen. S. Google

Lit.: Kuttner, S., Sur les origines du terme „droit positif“, (in) RHDFE 15 (1936), 728ff.

Ius (N.) praetorium (lat., prätorisches Recht) ist das von dem römischen Prätor geschaffene Amtsrecht (lat. [N.] ius honorarium, s. Google).

Lit.: Söllner §§ 7, 8, 9, 15, 20; Köbler, DRG 31

Ius (N.) primae noctis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt Recht der ersten Nacht) ist das nur vereinzelt belegte, (als geldlich ablösbar erklärte) Recht des Grundherrn (Hirslanden 1538, Muri 1543) auf die erste Nacht mit einer heiratenden Hinter­sassin. S. Google

Lit.: Fischer, F., Über die Probenächte der deutschen Bauernmädchen, 1780, Neudruck 1901; Schmidt, K., Ius primae noctis, 1881; Schmidt-Bleibtreu, W., Ius primae noctis im Widerstreit der Meinungen, 1988; Boureau, A., Das Recht der ersten Nacht – Zur Geschichte einer Fiktion, 1996; Wettlaufer, J., Das Herrenrecht der ersten Nacht, 1999; Ogris, W., Gesinderecht und ius primae noctis in Mozarts Le nozze di Figaro (in) Wiener Staatsoper, Wolfgang Amadeus Mozart Le nozze di Figaro, 2010, 49

Ius (N.) privatum (lat., privates Recht, Privatrecht) ist in dem römischen Recht nach einer Ulpian (170?-223) zugeschriebenen Beschreibung ([lat.] privatum [ius est], quod ad singulorum utilitatem [spectat]) das Recht, das den Nutzen des Einzelnen anbelangt. Es bildet die Grundlage für das zu Beginn der Neuzeit aus der Einheit des gesamten Rechtes abgesonderte →Privatrecht. S. Google

Lit.: Kaser § 3 II; Söllner §§ 7, 18; Köbler, DRG 54; Kaser, M., Ius publicum und ius privatum, ZRG RA 103 (1986), 1

Ius (N.) publicum (lat., öffentliches Recht) ist in dem römischen Recht nach einer Ulpian (170?-223) zugeschriebenen Beschreibung ([lat.] publicum ius est, quod ad statum rei Romanae spectat) das Recht, das die Verhältnisse des römischen Gemeinwesens betrifft. Es bildet die Grundlage für das zu Beginn der Neuzeit vor allem von protestantischen Juristen aus der Einheit des gesamten Rechtes abgesonderte öffentliche Recht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 3 II, 17 II; Söllner §§ 7, 18; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 54; Kaser, M., Ius publicum und ius privatum, ZRG RA 103 (1986), 1; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1988ff.

Ius (N.) quaesitum (lat., gesuchtes Recht, gewünschtes Recht) ist in der frühen Neuzeit das subjektive, gerichtlich geschützte Recht, das eine Person durch einen Rechtsvorgang in dem Rahmen der bestehenden Rechtsordnung erlangt hat (beispielsweise Konzession). S. Google

Lit.: Meyer, G., Der Staat und die erworbenen Rechte, 1895

Ius (N.) Quiritium (lat.) ist das (lat.) →ius (N.) civile der römischen Bürger (Quiriten). S. Google

Lit.: Kaser § 22; Söllner § 9

Ius (N.) reformandi (Recht des Reformierens oder der Reformation) ist in dem neuzeitlichen Heiligen römischen Reich das Recht des Landesherrn bzw. Staates, die Religionsangelegenheiten rechtlich zu gestalten. Es wird in dem Augsburger Reichsabschied von 1555 und in dem Frieden von Münster und Osnabrück 1648 ausdrücklich anerkannt. Seit dem 19. Jahrhundert wird es zwecks Trennung von Staat und Kirche eingeschränkt. S. Google

Lit.: Bonin, B. v., Die praktische Bedeutung des ius reformandi, 1902; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Scheider, B., Ius reformandi, 2001

Ius (N.) respondendi (lat., Recht des Antwortens) ist das von dem Prinzeps Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) einzelnen Rechtskundigen des römischen Rechtes verliehene Recht, in seinem Namen auf Anfragen zu antworten. S. Google

Ius (N.) reservatum (lat., reserviertes Recht oder vorbehaltenes Recht) ist ein in dem Heiligen römischen Recht der frühen Neuzeit das (dem Kaiser) vorbehaltene Recht (beispielsweise Gesetzesinitiative in dem Reichstag, Adels­verleihung) in Gegensatz zu dem nur gemeinsam mit dem Reichstag ausübbaren (lat. [N,]) ius comitiale. Für das (lat.) ius reservatum limitatum (eingeschränktes Reservatrecht) bedarf der Kaiser der Zustimmung der Kur­fürsten (beispielsweise Verhängung der Reichsacht, Einberufung des Reichstags, Erteilung von Münzrechten oder Zollrechten). Aus den Rechten des Monarchen wird in dem 19. Jahrhundert die Prärogative der Krone. S. Google

Lit.: Pratje, J., Die kaiserlichen Reservatrechte, Diss. jur. Erlangen 1957 (masch.schr.)

Ius Romanum allegans fundatam habet intentionem (lat.). Wer sich auf römisches Recht beruft, hat eine brauchbare Klagegrund­lage.

Lit.: Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungs­lehre, 1977, 1; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Ius (N.) spolii (lat.), Spolienrecht, ist der frühere Anspruch des Staates auf das bewegliche Vermögen verstorbener kirchlicher Würdenträger. S. Google

Lit.: Prochnow, F., Das Spolienrecht, 1919; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

ius (N.) strictum (lat.) strenges Recht, das durch (lat. [F.]) aequitas (Billigkeit) gemildert werden kann, s. Google

ius (N.) terrae →Landrecht, s. Google

ius (N.) territorii et superioritatis (lat.) Landeshoheit, s. Google

Ius (N.) teutonicum (lat., deutsches Recht) ist in dem Mittelalter (12./13. Jahrhundert) das deutsche Recht als ein deutschen Siedlern von slawischen Fürsten gewährtes freieres Grundbe­sitz­recht in dem Osten des deutschen Sprachraums. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Kötzschke, R., Die Anfänge des deutschen Rechtes, (in) Ber. ü. d. Verh. d. sächs. Akad. d. Wiss. Leipzig phil.-hist. Kl. 93 1941, H. 2

Ius (N.) tollendi (lat., Recht des Wegnehmens) ist in dem römischen Recht das Wegnahmerecht (beispielsweise des in dem Rechtsstreit unterlegenen Besitzers bezüg­lich nicht zu ersetzender, abtrennbarer Auf­wendungen). S. Google

Lit.: Kaser §§ 26, 27

Ius (N.) transitus (lat., Recht des Durchgangs) ist in dem Völkerrecht das Durchzugsrecht durch fremdes Staatsgebiet zu →Enklaven. S. Google

Ius (N.) utrumque (lat., beide Recht, jedes von beiden Rechten) ist seit dem 12. Jahrhundert eine Bezeichnung für das (lat.) ius (N.) canonicum und das (lat.) ius (N.) civile. Beide Rechte lehrt vielleicht als erster Bazianus (1197) in Bologna. Seit der Neuzeit betrifft das juristische Studium regelmäßig beide Rechte (→[lat.] doctor [M.] iuris utriusque), doch schwindet das kanonische (kirchliche) Recht an den juristischen Fakultäten in dem 20. Jahrhundert weitgehend. S. Google

Lit.: Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Utrumque ius, hg. v. Schrage, E., 1992; Bellomo, M., Europäische Rechtseinheit, 2005

Ius (N.) vitae necisque (lat., Recht auf Leben und Tod) ist in dem römischen Recht das Recht des Herrn über Leben und Tod eines Menschen (beispielsweise lat. [M.] servus, untreue Ehefrau). S. Google

Lit.: Kaser § 12, 58, 60; Söllner §§ 5, 8

iusiurandum ([lat.] N.) Eid

iussum (lat. [N.],  Befehl, Geheiß, Verordnung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iubēre) Geheiß (beispielsweise an einen Gewaltunterworfenen auf Erwerb einer Sa­che), Ermächtigung (beispielsweise an den Geschäfts­partner eines Gewaltunterwor­fenen)

Iusta causa (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, gerechter Grund) ist in dem römischen Recht der anerkannte Zuwendungszweck (beispielsweise Kauf, Mitgift) für die Übergabe (lat. traditio [F.]) einer Sache. Fehlt die iusta causa (der gerechte Grund), kann kein Eigentum übertragen werden.

Lit.: Kaser § 24 IV; Söllner § 8; Köbler, DRG 40

Iustitia, Iūstitia (lat. [F.], Ter. (190-159 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. iūstus) ist die Gerechtigkeit, die ausgleichend oder austeilend sein kann.

Lit.: Köbler, DRG 30; Kissel, O., Die Justitia, 1984, 2. A. 1997; Degen, B., Justitia ist eine Frau, 2008; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, 2009; Schmoeckel, M., Die Jugend der Justitia, 2013

Iustitia est constans et perpetua voluntas suum cuique tribuendi (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Gerechtigkeit ist der stetige und fortdauernde Wille, jedem das Seine zu geben. S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, 106, Nr. 195 (Pseudoulpian, 3./4. Jahrhundert, Institutionen 1, 1, pr.)

Iustum bellum (lat. [N.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist der →gerechte Krieg.

Iustum pretium (lat. [N.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist in dem römischen Recht der gerechte Preis. In dem spätantiken römischen Recht (Ende 3. Jahrhunderts, C. 4. 44. 2, C. 4. 44. 8) kann in klarem Gegensatz zu den spätklassischen Rechtskundigen der Verkäu­fer einer Sache den Kaufvertrag anfechten und gegen Rückzahlung des Preises die Rückgabe der Sache verlangen, wenn der Preis geringer ist als die Hälfte des Wertes und der Käufer nicht den auf den gerechten Preis fehlenden Betrag nachzahlt (lat. laesio [F.] enormis, enorme Verletzung). Allerdings ist das iustum pretium schwer zu bestimmen, weil der Mensch als Individuum grundsätzlich eine eigene Vorstellung von dem Wert eines Gegenstands für ihn hat. 1234 übernimmt die Kirche die spätantike Lehre von dem iustum pretium. Christian Thomasius bezweifelt die Möglichkeit eines gerechten Preises. In dem 19. Jahrhundert wird die noch in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Ös­ter­reichs (1811/1812) bejahte Vorstellung des iustum pretium durch den von der vollständigen Freiheit des mündigen Bürgers ausgehenden Liberalismus wieder zurück­gedrängt. Schützend wirken § 138 BGB (Sittenwidrigkeit, 1900) und Verbraucher­schutz­bestimmungen seit dem Ende des 20. Jahrhunderts.

Lit.: Köbler, DRG 64; Ruland, L., Die moraltheologische Lehre vom gerechten Preis, 1923, 2. A. 1951; Baldwin, J., The medieval theories of the just price, 1959; Otte, G., Das Privatrecht bei Francisco de Vitoria, 1964; Trusen, W., Äquivalenzprinzip und gerechter Preis im Spätmittelalter, (in) FS G. Küchenhoff, 1967, 247; Der gerechte Preis, 1982; Becker, C., Die Lehre von der laesio enormis, 1993; Marazzi, L., Das iustum pretium, 1999; Göttlicher, D., Iustum pretium und Vertragsgerechtigkeit, 2004

Ivo Helori, Ivo von Hélory, (Kermartin/Bretagne 17. 10. 1253 [um 1247?, 1250?]-Kermartin/Bretagne 19. 5. 1303), Sohn eines Landadeligen, wird nach dem 13jährigen Studium von Theologie und Recht in Paris und Orléans 1284 Priester und Offizial. Vielleicht wegen seiner Gerechtigkeitsliebe und möglichen Verwechslungen mit →Ivo von Chartres ist er Standespatron der Juristen und volkstümlicher Heiliger der Gerechtigkeit. S. Google

Lit.: Moeller, E. v., Der heilige Ivo, (in) HV 20 (1909), 321; Schott, C., Patrone und Siegel der Freiburger Juristen­fakultät, (in) Freib. Univ.bll. 2 (1962), 32; Burmeister, K., Der heilige Ivo und seine Verehrung an den deutschen Rechtsfakultäten, ZRG GA 92 (1975), 60; Rieck, A., Der heilige Ivo von Hélory, 1998; Schott, C., Der heilige Ivo als Patron der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, (in) Signa iuris 7 (2011), 25ff.

Ivo von Chartres (um 1040-23. 12. 1115) wird nach dem Studium in Paris und Bec vor 1080 Prior des Stiftes Saint Quentin in Beauvais und 1090 Bischof von Chartres. Er verfasst eine (lat.) Collectio (F.) trium partium (Sammlung dreier Teile), ein (lat. [N.]) Decretum und vielleicht nicht selbst (str.) eine achtbändige (lat. [F.]) Panormia, in der Kanones und Dekretalen gesammelt werden, wodurch →Gratian erheblich beeinflusst wird. S. Google

Lit.: Sprandel, R., Ivo von Chartres, 1962; Ways of Mercy, hg. v. Brasington, B., 2004; Violi, S., Il prologo di Ivo di Chartres, 2006; Rolker, C., Ivo von Chartres and the Panormia, (in) MMCL 28 (2008/2010), 39

J

Jaca ist der 1076 von König Sancho Ramírez gegründete, mit einem →Fuero begabte Sitz des Königs von Aragón. S. Google

Lit.: Nelson, L., The foundation of Jaca, (in) Speculum 53 (1978), 688

Jacobi, Erwin (Zittau 15. 1. 1884- Leipzig 5. 4. 1965), Vater Kaufhauseigentümer, 1903 Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Leipzig, 1907 Promotion über Exkommunikation und Patronat (Emil Friedberg), 1912 Habilitation über Patronate juristischer Personen (Rudolf Sohm/Otto Mayer), frontuntauglich, Vorlesungen zu dem Arbeitsrecht, 1916 außerordentlicher Professor Univ. Leipzig, 1920 ordentlicher Professor Univ. Greifswald, in dem gleichen Jahr Berufung nach Leipzig als Nachfolger Otto Mayers, 1927 Veröffentlichung des Hauptwerks Grundlehren des Arbeitsrechts, enge Zusammenarbeit mit Carl Schmitt, 1933 wegen nichtarischer Herkunft aus der Universität entfernt, zurückgezogenes Leben in Leipzig, 1946 Rückkehr auf den Lehrstuhl, 1947/1948 Rektor, Bindeglied zwischen Deutscher Demokratischer Republik und Bundesrepublik Deutschland. S. Google

Lit.: Otto, M., Von der Eigenkirche zum volkseigenen betrieb, 2008; Mehring, R., Carl Schmitt, 2009, Stolleis, M., Sozislistische Gesetzlichkeit, 2009

Jacobus Balduini ist der in Bologna geborene, 1213 den Professoreneid ablegende, 1229 zu dem Podestà von Genua gewählte, wohl an dem 10. 4. 1235 verstorbene Glossator (Schüler Azos), von dem Glossen zu dem Codex und zu den Digesten, De instructione advoca­torum (Über die Instruktion von Advokaten), De primo et secundo decreto (Über das erste und zweite Dekret), De fratribus habitantibus und kleinere Schriften stammen. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 286

Jacobus Butrigarius ist ein in Bologna etwa 1273 geborener, in Bologna lehrender, an dem 9. 4. 1348 verstorbener Jurist (lecturae, Lesungen, commentaria, Kommentare, Traktate, quaestiones, Untersuchungen, consilia, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 621

Jacobus Columbi ist ein nur unsicher bezeugter Glossator, der vielleicht einen Glossenapparat zu den libri feudorum (Lehnrechtsbüchern) und eine Summa feudorum (Summe über Lehen) verfasst hat. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 282

Jacobus de Ardizone ist der aus Verona stammende, in dem früheren 13. Jahrhundert wirkende Glossator (Schüler Azos), von dem die ardizonische Rezension der Libri feudorum (Lehnrechtsbücher), eine Summa feudorum (Summe über Lehen) und eine Summa de decurionibus (Summe über Dekurionen) stammen. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 278

Jacobus de Arena ist ein wohl aus Parma gebürtiger, vielleicht zwischen 1230 und 1240 geborener Jurist (Lecturae, Lesungen, Additiones, Hinzufügungen, Tractatus, Traktate). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 435

Jacobus de Belvisio ist ein wohl in Bologna um 1270 geborener, in Bologna ausgebildeter, in Neapel promovierter und dort und später in Bologna, Padua, Siena, Perugia und schließlich in Bologna lehrender Jurist (lectu­rae, additiones, casus, Traktate, consilia). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 613

Jacobus de Porta Ravennate (Bologna um 1115-11. 10. 1178) ist einer der sog. (lat.) quattuor doctores (M.Pl., vier Doktoren) des 12. Jahrhunderts in Bologna, die 1158 auf dem Reichstag in Roncaglia auftreten. Von ihm stammen Glossen, Distinktionen, Summulae, Dispu­tationen und möglicherweise der erste größere strafrechtliche Traktat der Glossato­renzeit (Tractatus criminum, Traktat über Straftaten). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 106; Wieacker, F., Privatrechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 62; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes, 1974; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 178

Jacobus de Ravanis (Jacques de Révigny) (1230/1240-1290) wird nach dem Rechtsstudium in Orléans dort bis 1280 Professor und 1289 Bischof von Verdun. Neben verschiedenen Vorlesungen (lecturae) über die justinianischen Texte stammt vielleicht ein Rechtswörterbuch (lat. Dictio­narium [N.] iuris) von ihm. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 126; Waelkens, L., La théorie de la coutume chez Jacques de Révigny, 1984; Bezemer, C., Les répétitions de Jacques de Révigny, 1987; Bezemer, C., What Jacques saw, 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 518

Jacques de Révigny →Jacobus de Ravanis

Jagd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 10, 2204 und in vielen Zusammensetzungen wie Hurenjagd, Käferjagd u. s. w. bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt sowie über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb jagen nach 765? belegt und für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das Erlegen und Fangen jagdbarer Tiere nach den Regeln des Jagdrechts. Ursprünglich ist die Jagd wegen der geringen Zahl der Menschen als Jäger und der großen Zahl der vorhandenen Tiere wohl allgemein frei, so dass jeder alles jagen darf. Streitig ist, seit wann danach das Recht zu der Jagd mit dem Eigentum an dem Grundstück verbunden wird. In dem Frühmittelalter erklärt der König die Jagd in dem (eingehegten) →Forst zu einem königlichen Recht (→Regal). In dem Hochmittelalter geht das all­mählich erweiterte Regal auf den Landesherrn über. Der Bauer wird dementsprechend von der Jagd ausge­schlossen, wogegen er sich zu Beginn der Neuzeit (→Bauernkriege) vergeblich wehrt. Der Landesherr behauptet daneben die Jagdhoheit als das Recht, die Jagd rechtlich zu gestalten (Jagdverordnung, Jagdstrafrecht). 1789 wird in Frankreich, 1848/1849 in der Verfassung des geplanten Deutschen Reiches das Jagdregal durch die Jagdberechtigung des Grundeigentümers ersetzt. Wegen der tatsächlichen Folgen wird wenig später (Preußen 1850, 1907) zwischen dem Jagdrecht als dem Aneignungsrecht des Grundstück­eigen­tümers (Eigenjagdbezirke o­der Jagdge­nossenschaftsjagdbezirke mit der Möglichkeit der Verpachtung) und der Jagdausübungsberechtigung (auf Grund eines Jagdscheins) unterschieden. S. Google

Lit.: Hübner 287; Köbler, DRG 90, 113; Roth, K., Geschichte des Forst- und Jagdwesens in Deutschland, 1879; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des alt­preußischen Jagd- und Fischereirechts, ZRG GA 39 (1918), 88; Lindner, K., Die Jagd im frühen Mittelalter, 1940; Hagenbach, B., Beiträge zur Geschichte des Jagdrechtes auf dem Gebiete der Schweiz, 1972; Eckardt, H., Herrschaftliche Jagd, 1976; Kohl, G., Jagd und Revolution, 1993; Jagd und höfische Kultur, hg. v. Rösener, W., 1997; Über die Jagd, hg. v. d. bay. Ak. d. Wiss., 2002; Almond, R., Medieval Hunting, 2003; Rösener, W., Die Geschichte der Jagd, 2004; Theilemann, W., Adel im grünen Rock, 2004; Knoll, M., Umwelt – Herrschaft, Gesellschaft, 2004; Manfredini, A., Chi caccia e chi è cacciato, 2006; Schennach, M., Jagdrecht, Wilderei und gute Policey, 2007; Suter, R., Par force. Jagd und Kritik. 2015; Hofjagd, Weidwerk, Wilderei, hg. v. Krethlow, C.2015

Jagdrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1494 [Salzburg] in etwa fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist objektiv die Gesamtheit der die Jagd betreffenden Rechtssätze und subjektiv die Berechtigung einzelner Menschen Tiere zu jagen → Jagd

jagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 302 inpetitur giuvorfanvuard kiiagot kaiagot, II 435 exterminat iágo, II 612 insequeretur iagonde, II 708 agebat iageda] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) verfolgen

Jahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und in der weiteren Herkunft unklar, N.) Dauer des Umlaufs der Erde um die Sonne

Jahr und Tag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. annus [M.] et dies) ist eine in dem deutschen Mittelalter häufige Zeit­bestimmung unklarer Herkunft, die erstmals in Formeln der Jahre 769-775 erscheint. Nach umstrittener Ansicht ist damit von Anfang an die in dem 14. Jahrhundert ausdrücklich belegte, durch die Festlegung von Gerichtssitzungen des echten Dinges bedingte Frist von einem Jahr, 6 Wochen und 3 Tagen zu verstehen. Nach Jahr und Tag erlangt beispielsweise der unange­sprochene Erwerber eines Grundstücks die rechte →Gewere. Nach anderer Ansicht ist mit Jahr und Tag die Zeit von 13 Mondmonaten zu 28 Tagen und einem zusätzlichen, auf das Sonnenjahr von 365 Ta­gen fehlenden Tag gemeint.

Lit.: Hübner 17; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Fockema Andreae, S., Die Frist von Jahr und Tag und ihre Wirkung in den Niederlanden, ZRG GA 14 (1893), 75; Puntschart, P., Zur ursprünglichen Bedeutung von „Jahr und Tag“, ZRG GA 323 (1911), 328; Klein-Bruckschwaiger, Franz, Jahr und Tag, ZRG GA 67 (1950), 441; Hardenberg, L., Zur Frist von Jahr und Tag, ZRG GA 87 (1970), 287

Jahresgeschenk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google in anderer Bedeutung belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und wohl jung, N., lat. donum [N.] annuale) ist sachlich eine schon in dem Frühmittelalter bezeugte Gabe Einzelner an den König, die einen nicht durchgesetzten Ansatzpunkt zu der Entwicklung der →Steuer bildet.

Jahrgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1741 [Frisch] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. venia [F.] aetatis) ist die Mündigmachung durch Erklärung. Sie kommt sachlich aus dem römischen Recht, erscheint in dem 13. Jahrhundert und steht zunächst allein dem Kaiser oder König zu (1286 Jahrgebung für den vierzehnjährigen Wenzel von Böhmen durch König Rudolf von Habsburg). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird die römisch­rechtliche Einrichtung der (lat.) venia (F.) aetatis vollständig aufgenommen. Als Volljährig­keits­erklärung erscheint sie in dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900). S. Google

Lit.: Hübner; Kraut, W., Die Vormundschaft, Bd. 2 1847, 86, 168; Suchier, W., Geschichte der venia aetatis in Deutschland vor 1900, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1907; Fischer, R., Die Entwicklung der venia aetatis im römischen Rechte, Diss. jur. Rostock 1908; Knothe, H., Die Geschäftsfähigkeit der Minderjährigen in geschichtlicher Entwicklung, 1983

Jakob Ben Ascher (Asher, [Deutschland] um 1270-Toledo um oder vor 1343) verfasst nach seiner 1303 erfolgten Auswanderung eines der bedeu­tendsten jüdischen Rechtsbücher des Mittelalters (Arba ’at ha-Turim, „vier Reihen“, vierteilig). Es betrifft Gebete und Feiertage, Sklaven, Speisen und Eide, Frauen und Ehe, sowie Diebstahl, Erbe, Vertrag und Verfahren. Verarbeitet sind neben dem →Talmud zahlreiche Rechtsquellen. S. Google

Lit.: Elon, M., Ha-Mischpat ha-‘ibri, Bd. 2 3. A. 1988, 1058

Japan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt , N.) ist der östlich des Festlands Eurasiens auf vier größeren und vielen keleinen Inseln gelegene, ost­asiatische, bis zu dem 5. Jahrhundert schriftlose, in Europa seit dem 15. Jahrhundert (und in dem 16. und 17. Jahrhundert über Portugiesen) bekannter werdende Staat, dessen über­kommenes, aus China stammendes Recht, das beispielsweise in einem Verfahrensrechtsbuch von etwa 1220 (Go­seibai-Shikimoku) überliefert ist, nach der von den Vereinigten Staaten von Amerika 1853 erzwungenen Öffnung des Landes (Han­delsvertrag von Kanagawa 31. 3. 1854) seit 1858 Europa angenähert und an dem Ende des 19. Jahrhunderts (Meiji-Verfassung 1889) grundlegend von dem europäischen Recht (Frankreich [Strafge­setzbuch 1880/1882, 1907/1908, Strafprozess­ordnung], Deutsch­land [Verfassung, Handels­gesetzbuch 1890/9, Bür­gerliches Gesetzbuch - 1890 französisch ge­prägtes altes Bürgerliches Gesetzbuch ver­kündet, aber nach Kodifikationsstreitigkeiten nicht in Kraft getreten, durch Hozumi, Tomii und Ume stärker deutsch geprägtes - Meiji - Bürgerliches Gesetzbuch 1896/1898]) beein­flusst wird (→Boissonade, Hozumi, →Inoue, →Roesler). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 184; Gonthier, A., Histoire des institutions Japonaises, 1956; Kitagawa, Z., Rezeption und Fortbildung des europäischen Zivilrechts in Japan, 1970; Murakami, J., Einführung in die Grundlagen des japanischen Rechts, 1974; Siemes, J., Die Gründung des modernen japanischen Staates, 1975; Tanaka, H., The Japanese Legal System, 1976; Kroeschell, K., Das moderne Japan und das deutsche Recht, (in) Japans Weg in die Moderne, hg. v. Martin, B., 1987, 45; Die Japanisierung des westlichen Rechts, hg. v. Coing, H. u. a., 1990; Die Einwirkung der Rezeption westlichen Rechts auf die sozialen Verhältnisse in der fernöstlichen Rechtskultur, hg. v. Scholler, H., 1993; Inoue, K., Geschichte Japans, 1993; Das Japanische im japanischen Recht, hg. v. Menkhaus, H., 1994; Eckey-Rieger, A., Der Kodifikationsstreit zum japanischen Bürgerlichen Gesetzbuch, 1994; Hartmann, R., Geschichte des modernen Japan, 1996; Ishibe, M., Die Verwestlichung des japanischen Rechtsdenkens, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Schenck, P., Der deutsche Anteil, 1997; Takii, K., Doitsu Kokkagaku to Meiji Kokusei (Die deutsche Staatswissenschaft und die Meiji-Verfassung), 1999; Bruns, G., Die japanische Demokratie, 1999; Marutschke, H., Einführung in das japanische Recht, 1999; Takii, K., Das Japanbild der deutschen Juristen während der Meiji-Zeit, (in) Zinbun 1999, 107; Akamatsu, H., Bezugnahmen auf das deutsche BGB, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 651; Ando, J., Die Entstehung der Meiji-Verfassung, 2000; Georg Michaelis. Ein preußischer Jurist im Japan der Meiji-Zeit, hg. v. Becker, B., 2001; Ishibe, M., Nobushige Hozumi und die japanische Rechts­wissenschaft in der Meiji-Zeit, 2001; Brochlos, A., Grundherrschaft in Japan, 2001; Pohl, M., Geschichte Japans, 2002; Rabinovitz, R., Japan’s foreign investment law of 1950, 2003; Ishibe, M., Neuere deutsche Rechtsgeschichte in Japan, (in) ZNR 27 (2005), 62; Zöllner, R., Geschichte Japans. Von 1800 bis zur Gegenwart, 2006; Fröhlich, J., Rulers, Peasants and the Use of the Written Word in Medieval Japan, 2007; Shimazu, N., Japanese Society at War, 2009; Krebs, G., Das moderne Japan 1868-1952, 2009; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Krebs, G., Japan im pazifischen Krieg, 2010; Kleine Geschichte Japans, hg. v. Kreiner, J., 2010; Vogl, S., Rechtsprechung und Zivilrechts­methodik, ZRG GA 129 (2011), 268; Kleine, C., Der Buddhismus in Japan, 2011; Yamanaka, K., Geschichte und Gegenwart der japanischen Strafrechtswissenschaft, 2012; Zachmann, U., Völkerrechtsdenken und Außenpolitik in Japan, 1919-1960, 2013; Heè, N., Imperiales Wissen und koloniale Gewalt – Japans Herrschaft in Taiwan 1895-1945, 2012; Flick, U., Identitätsbildung durch Geschichtsschulbücher, 2014; Staatsverständnis in Japan 2016, hg. v. Takii, K. u. a., 2016; Jacob, F., Tsushima 1905, 2017, 2. A. 2021; Ravina, M., To Stand with the Nations of the World, 2017; Brochlos, A., Japanische Grundherrschaft im 12. bis 16. Jahrhundert, 2019; Matsumoto, N., Die Rechtswissenschaft unter dem Kriegsregime in Japan – 1931-1952, ZRG GA 137 (2020), 391 (an Hand sechzehner ausgewählter Biographien)

japanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar Adj.) Japan betreffend

Jarl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] dux, comes, praefectus) ist in dem altnordischen Recht der Held, Häuptling oder Fürst. In Norwegen wird der weltliche Titel eines Jarl 1308 weitgehend beseitigt. In Schweden erscheint er von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zu der Mitte des 13. Jahrhunderts, in Dänemark um 1400. S. Google

Lit.: Herlitz, N., Grundzüge der schwedischen Verfassungsgeschichte, 1933; Meißner, R., Das norwegische Gefolgschaftsrecht, 1938; Jorgensen, P., Dansk Retshistorie,1940, 2. A. 1947; Sawyer, P., The Making of Sweden, 1989; See, K. v., Königtum und Staat im skandinavischen Mittelalter 2002, 34f.

Jarnsida (Eisenseite) ist das 1271/1273 unter norwegischer Herrschaft (1262/1264) in →Island eingeführte Recht. Es beruht auf Gulathinglög und →Gragas. 1281 wird die Jarnsida durch die →Jonsbok ersetzt. S. Google

Lit.: Corpus codicum Islandicorum, Bd. 9 1936; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500, 2011, 246, 2. A. 2016

Jaskier, Nikolaus (1504-um 1560) Stadtschreiber Krakaus, der die Aufnahme des sächsisch-magdeburgischen Rechtes in dem Königreich Polen wesentlich fördert. S. Google

Jasomirgott ist ein erst seit dem Spät­mittelalter belegter, vielleicht aus dem Arabischen kommender (verballhornter) Beiname Heinrichs II. (von Babenberg, 1107/1108-13. 1. 1177). S. Google

Lit.: Eheim, F., Zur Geschichte der Beinamen der Babenberger, (in) Unsere Heimat 26 (1955), 157

Jason de Mayno (Pesaro 1435-Pavia 1519), außerehelicher Sohn eines Adeligen aus Mailand, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Alexander de Tartagnis bzw. Tartagnus) 1467 Professor in Pisa, 1485-1488 in Padua, 1489 wieder in Pisa. Neben zahlreichen (414) Gutachten verfasst er umfangreiche Kommentare zu einzelnen Stellen der justi­nianischen Rechtstexte. S. Google

Lit.: Belloni, A., Professori giuristi a Padova nel secolo XV, 1986, 221; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 881

Jedem das Seine (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 285 ([Beyer 1985] lat. suum cuique)

Jefferson, Thomas (Shadwell bei Charlottesville/Virginia 2. oder 13. 4. 1743-Monticello bei Charlottesville/Virginia 4. 7. 1826) wird nach dem Rechtsstudium an dem William and Mary College in Williamsburg in Virginia (1760-1762) und einer praktischen Ausbildung 1767 Anwalt und Politiker, Gouverneur, Gesandter in Frankreich, Außen­minister und 1801 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er ist maßgeblich verantwortlich für die amerikanische →Bill of Rights 1791 und die Einschränkung der Zentralgewalt in den Vereinigten Staaten von Amerika. S. Google

Lit.: Cunningham, N., In Pursuit of Reason, 1987; A Companion to Thomas Jefferson, hg. v. Cogliano, F., 2012

Jellinek, Georg (Leipzig 16. 6. 1851-Heidelberg 12. 1. 1911), Sohn eines Rabbiners und Religionswissenschaftlers, wird nach dem Rechtsstudium in Wien, He­idelberg und Leipzig 1883 außer­ordentlicher Professor für Staatsrecht in Wien, 1889 ordentlicher Professor in Basel und 1891 in Heidelberg. Sein erfolgreichstes Werk ist die dem System der subjektiven öffentlichen Rech­te (1892) folgende Allgemeine Staats­lehre (1900). Sie erfasst den Staat einerseits als soziale Erscheinung (sozial-empirisches Sein) und andererseits als Rechtsordnung (norma­tives Sollen). S. Google

Lit.: Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938 bzw. 1953, 242; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a.,1993, 355; Kempter, K., Die Jellineks, 1998; Kersten, J., Georg Jellinek und die klassische Staatslehre, 2000; Georg Jellinek, hg. v. Paulson, S. u. a., 2000; Die normative Kraft des Faktischen – Das Staatsverständnis Georg Jellineks, hg. v. Anter, A., 2004; Keller, C., Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872-1911, 2005; Jellinek, Georg, Allgemeine Staatslehre und Politik – Vorlesungsnachschrift, 2015; Faktizität und Normativität – Georg Jellineks freiheitliche Verfassungslehre, hg. Brugger, W. u. a., 2016

Jellinek, Walter (Wien 12. 7. 1885-Heidelberg 9. 6. 1955), Sohn Georg Jellineks, 1908 in Straßburg bei Paul Laband promoviert (Der fehlerhafte Staatsakt und seine Wirkungen), 1912 in Leipzig bei Otto Mayer über Gesetz, Gesetzesanwendung und Zweckmäßigkeitserwägung habilitiert, 1913 Kiel, 1919 ordentlicher Professor für Staatsrecht, 1929 Heidelberg, 1935 aus „rassischen“ Gründen zwangsweise emeritiert, 1946 wieder eingesetzt. S. Google

Lit.: Kempter, K., Die Jellineks 1820-1955, 1998

Jena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist der um die Mitte des 9. Jahrhunderts (830-850) erscheinende Ort der Thüringer, der um 1230 Stadt wird. Ein mittelalterliches Schöffenkollegium fehlt dort. 1548 erhält Jena (in dem ernesti­ni­schen Sachsen) eine hohe Schule und 1556/1557/­1558 eine Universität, neben der 1569 ein mit gelehrten Juristen besetzter Schöppen­stuhl (juristische Fakultät als Spruch­kol­le­gium in Gegensatz zu der Fakul­tät als Gremium für Gutachten) erwähnt wird (mit bis zu 500 Akteneingängen je Jahr). Mit Jena ver­bunden sind etwa Dominicus Arumäus (1579-1673), Johannes Limnäus (1592-1663), Matthäus Wesenbeck (1531-1586), Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1840), Paul Johann Anselm von Feuerbach (1775-1833), Hans Adolf Fehr (1874-1961), Heinrich Lehmann (1876-1963), Justus Wilhelm Hedemann (1878-1963) oder Hans Carl Nipperdey (1895-1968). 1945 wirken dort Max Hildebert Boehm (1934-1945), Richard Karl Gustav Lange (1939-1949), Walter Krusch (1939-1945/1946), Gerhard Gustav Theodor Wacke, (1940-1945), Falk Alfred Ruttke (1940-1945), Hermann Martin Drath (1945-1947) und Hermann Arnold Schultze von Lasaulx (1935-1941/1945-1947). S. Google

Lit.: Kühn, W., Die Entwicklung, insbesondere die Anfänge des Jenaer Stadtgerichts, 1938; Mühlmann, O., Untersuchungen zum Geschoßbuch der Stadt Jena vom Jahre 1406, 1938; Die Matrikel der Universität Jena, Bd. 1ff., bearb. v. Mentz, G. u. a. 1944ff.; Koch, H., Geschichte der Stadt Jena, 1966, Neudruck 1996; Pester, T., Zwischen Autonomie und Staatsräson, 1992; Häder, U., Das gemeinschaftliche Oberappellationsgericht thüringischer Staaten in Jena, 1996; Kämpferische Wissenschaft, hg. v. Hoßfeld, U. u. a., 2003; Klassische Universität und akademische Provinz, hg. v. Steinbach, M. u. a., 2005; Hochschule im Sozialismus, hg. v. Hoßfeld, U. u. a., 2006; Deinhardt, K., Stapelstadt des Wissens, 2007; Wege der Wissenschaft, hg. v. John, J. u. a., 2007; Kriebisch, A., Die Spruchkörper Juristen­fakultät und Schöppenstuhl zu Jena, 2008 (Diss. jur. Jena 2007); Ries, K., Wort und Tat, 2007; Gelehrte Wissenschaft. Das Vorlesungs­programm der Universität Jena um 1800, hg. v. Bach, T. u. a., 2008; Die Universität Jena in der frühen Neuzeit, hg. v. Bauer, J. u. a., 2008; Wallentin, S., Fürstliche Normen und akademische Ob­ser­vanzen, 2009; Universität im Umbruch, hg. v. Bauer, J. u. a., 2010; Wendepunkte in viereinhalb Jahren Jenaer Universitätsgeschichte, hg. v. Walther, H., 2010; Bauer, J., Universitätsgeschichte und Mythos - Erinnerung, Selbstvergewisserung und Selbstver­ständnis Jenaer Akademiker 1548-1858, 2012; Rechtsgelehrte der Universität Jena aus vier Jahrhunderten, hg. v. Lingelbach, G., 2012; Wolf, S., Das Jenaer Studium der Rechte im Dritten Reich, 2013; Die Universität Jena in der Weimarer Republik 1918-1933, bearb. v. Bräuer, T. u. a., 2013; Meinhold, G., Der besondere Fall Jena – Die Universität im Umbruch 1989-1991, 2014; Rechtswissenschaft in Jena – Der Neuanfang 1989, hg. v. Haedrich, M. u. a., 2015; Statuten und Reformkonzepte für die Universität Jena von 1816 bis 1829, hg. v. Bauer, J. u. a., 2016

Jerusalem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist die seit dem 18. Jahrhundert v. Chr. als kanaanäisches Uruschalim (Stadt des Friedens) belegte, um 997 v. Chr. von dem israelitischen König David eroberte, von den Juden als Hauptstadt verwendete, durch Jesus Christus zu dem Ausgangspunkt des Christen­tums gewor­dene, 70 n. Chr. von den Römern zerstörte und nach Wiederaufbau 638 n. Chr. von den Arabern eroberte Stadt in dem heutigen Israel bzw. Palästina, in der in dem Herbst des Jahres 1009 die Grabeskirche auf Befehl des Kalifen zerstört wird. Die seit dem 19. Jahrhundert verstärkt wachsende jüdische Bevölkerung zählt um 1880 rund die Hälfte der etwa 30000 Bewohner. 1917 gelangt Jerusalem unter die Herrschaft Großbritanniens, danach unter die Herrschaft des Völkerbunds. Nach der Bildung des Staates Israel wird es mit einem Sonderstatus teilweise israelisch. S. Google

Lit.: Tischler, C., Die burgenses von Jerusalem im 12. Jahrhundert, 2000; Jerusalem im Hoch- und Spät­mittelalter, hg. v. Bauer, D. u. a., 2001; Kirstein, K., Die lateinischen Patriarchen von Jerusalem, 2002; L’idea di Gerusalemme, 2003; Goldhill, S., City of Longing, 2008; Penth, S., Die Reise nach Jerusalem, 2010; Die Urkunden der lateinischen Könige von Jerusalem, hg. v. Mayer, H., 2011; Türck, V., Christliche Pilgerfahrten nach Jerusalem, 2011; Müller, C., Der Kadi und seine Zeugen, 2013; Mayer, H. u. a., Die Siegel der lateinischen Könige von Jerusalem, 2014

Jesuit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Hebräischen verbindbar und seit der frühen Neuzeit gebildet, M.) ist das Mitglied des → Jesuitenordens. S. Google

Jesuitenorden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und vielleicht ab 1540 gebildet, M., lat. societas [F.] Jesu) ist der von Ignatius von Loyola (1491-Rom 31. 7. 1556) seit etwa 1534 allmählich begründete, 1540 von dem Papst bestätigte, katholische Männerorden zu dem apostolischen Einsatz in dem Dienst der Kirche. Er wird nach der Reformation der katholischen Kirche durch Martin Luther (1517) und andere in der →Gegenreformation tätig. An dem 21. 7. 1773 hebt ihn Papst Clemens XIV. auf (Fortbestehen in Preußen, Russland und Kanada), doch wird er an dem 7. 8. 1814 wieder hergestellt. 2009 wird der Mitgliederstand der Societas Jesu in 91 Provinzen in 124 Ländern mit 18500 (davon etwa 550 in dem deutschsprachigen Raum) angegeben, davon 13000 Priester. Besonders stark ist der Jesuitenorden in Asien (Indien rund 4000), besonders stark wächst er in Afrika. S. Google

Lit.: Duhr, B., Geschichte der Jesuiten, Bd. 1ff. 1907ff.; Hollis, C., A History of the Jesuits, 1968; O’Malley, J., Die ersten Jesuiten, 1995: Hartmann, P., Die Jesuiten, 2001; Haub, R., Geschichte der Jesuiten, 2006; Feld, H., Ignatius von Loyola, 2006; Vogel, C., Der Untergang der Gesellschaft Jesu, 2006; Schatz, K., Geschichte der deutschen Jesuiten (1814-1983), 2013; García Hernán, E., Ignacio de Loyola, 2013; Friedrich, M., Die Jesuiten, 2016; Van Kley, D., Reform Catholicism and the International Suppression of the Jesuits in Enlightenment Europe, 2018; Bergerfurth, Y., Die Bruderschaften der Kölner Jesuiten 1576 bis 1773, 2018

Jesus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen [Jahwe ist Rettung] verbindbar und über das Lateinische und Griechische aus dem Aramäischen des Altertums aufgenommen, M.) (Nazareth um 7-4 bzw. 6-5 v. Chr.?-Golgotha/Jerusalem um 30 n. Chr.) ist der nach möglicherweise zweijährigem Wirken (ab 29 n. Chr.?) als öffentlicher Wanderlehrer nach einem Prozess (ab 6. 4. 30?) in einem Zusammenwirken von Juden und Römern nach Verurteilung zu der Todesstrafe gekreuzigte (und nach christlicher Lehre von den Toten auferstandene) jüdische Begründer der zunächst sehr sektiererhaften, bereits sehr früh infolge von Streitigkeiten von Jerusalem nach Antiochia verlagerten, in heidnischer Um­ge­bung zivilisierten christli­chen Religion, dessen tatsächliches Leben mit der späteren christlichen Vorstellung und Überlieferung nicht in jeder Hinsicht übereinstimmen dürfte. Die meisten Einzelheiten des Prozesses gegen Jesus sind (abgesehen von seiner Kreuzigung in Jerusalem wohl an einem Freitag um das Jahr 30 auf Anordnung des römischen Präfekten Pontius Pilatus) streitig. S. Google

Lit.: Winter, P., On the Trial of Jesus, 1961; Theessen, G., Der historische Jeus, 1996; Cohn, H., Der Prozess und Tod Jesu aus jüdischer Sicht, 1998; Reinbold, W., Prozess Jesu, 2006; Puig i Tarrech, A., Jesus, 2010; Jaroš, K., Jesus, 2011; Dahlheim, W., Die Welt zur Zeit Jesu, 2013; Benz, S., Wer ist Jesus – was denkst du?, 2015; The Trial and Crucifixion of Jesus, hg. v. Chapman, D. u. a., 2015; Liebs, D., Das Recht der Römer und die Christen, 2015, 1ff.; Paulus, C., Der Prozess Jesu – aus römisch-rechtlicher Perspektive, 2016; Wolter, M., Jesus von Nazareth, 2019

Jhering →Ihering

Joachimica Constitutio →Constitutio Joachimica

Jodute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Burmeister, Wism. 25 in 26 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt ist ein in dem Mittelalter als Vokativ oder Imperativ zu dem Personennamen Jodocus gebildeter Hilferuf in Notlagen.

Lit.: Jost Trier, hg. v. Zillich, W., 1994

Johannes Andreae (bei Florenz um 1270-Bologna 7. 7. 1348) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna spätestens 1302 Lehrer des kirchlichen Rechtes. Er kom­mentiert den →Liber sextus (Sechstes Buch), die Clementinen (lat. glossa [F.] ordinaria) und den →Liber extra (Buch außerhalb). Trotz seiner stark kompilatorischen Arbeitsweise ist er der bedeutendste Kirchenrechtler des 14. Jahrhunderts. In seinen (lat.) Additiones (F.Pl.) ad speculum Guillelmi Durantis (Zusätze zu dem Spiegel des Wilhelm Durantis) von kurz vor 1346 stellt er als erster die Literaturgeschichte des kirchlichen Rech­tes dar. S. Google

Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 6 2. A. 1850, Neudruck 1956, 98; Pennington, K., Johannes Andreaes Additiones to the Decretals of Gregory IX, ZRG KA 74 (1988), 328; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 658

Johannes Bassianus ist ein in Cremona geborener Schüler des Bulgarus in Bologna, der Lehrer Azos (vor 1190-1220), Karolus de Toccos und Nicolaus Furiosus‘ wird und Glossen, Lecturae (Lesungen), Summen, Arbeiten zu dem Prozessrecht, Regulae iuris (Rechtsregeln), Distinktionen, Quästionen und Consilia (Gutachten) verfasst. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 215

Johannes de Blanasco ist ein um 1225 in Blanot in Burgund geborener, in Bologna ausgebildeter, nach seinem tractatus de actionibus (Traktat über Klagansprüche, 1256) nach Burgund zurückge­kehrter Jurist. S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 461

Johannes de Imola ist ein in Imola vielleicht um 1375 geborener, in Bologna ausgebildeter und spätestens ab 1399 lehrender, 1436 verstorbener Jurist (commentaria, Kommentare, consilia, Gutachten, Traktat zu dem großen Schisma). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 807

Johannes Teutonicus (Johannes, der Deutsche, Halberstadt? 1180?-Halberstadt 25. 4. 1245), deutscher Schusterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Azo) um 1210 Rechtslehrer in Bologna und vielleicht 1220 Kanoniker in Halberstadt (Johannes Zeme­ke?). Zwischen 1210 und 1217 verfasst er die (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentliche Glosse) zu dem (lat.) →Decretum (N.) Gratiani (Dekret Gratians). Seine Sammlung der Dekretalen Papst Innozenz‘ III. von 1210-1216 setzt sich gegen den Widerspruch des Papstes durch. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 106; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995, 329; Fuhrmann, H., Das Grabmal für Johannes Zemeke im Dom zu Halberstadt und die Umschriften in seinem Umkreis, (in) Signa iuris 6 (2010), 35ff.

Johann von Buch →Buch, Johann von

Johannes von Erfurt (um 1250?-nach 1320), Kanonist und Theologe, ist der Verfasser verschiedener früher rechtswissen­schaft­licher Arbeiten in dem Heiligen römischen Reich (u. a. [lat.] tabula [F.] utriusque iuris, Tafel beider Rechte, von etwa 1280, nach 1274). S. Google

Lit.: Johannes von Erfurt, Die Summa confessorum, hg. v. Brieskorn, N., 1980

Johannes von Saaz (oder Tepl) (um 1350-Prag um 1414) ist der nach dem Studium der (lat.) artes (F.Pl.) liberales (freien Künste) in Prag als Lehrer und Notar außer dem Ackermann von Böhmen (1401) vier Formelbücher und einen Band des Stadtbuchs von Prag (lat. Liber [M.] contractuum, Buch der Verträge) verfassende Gelehrte.

Lit.: Stutz, U., Rechtshistorisches in und zu dem Ackermann aus Böhmen, ZRG 41 (1920), 388; Schröder, W., „Der Ackermann aus Böhmen“, 1985

Johanniter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische mit dem Aramäischen des Altertums [Johannes „Jahwe ist gnädig“] verbindbar und später gebildet, M.) ist der Angehörige des 1099 gegründeten Johanniterordens.

Lit.: Staehle, E., Geschichte der Johanniter und Malteser, Bd. 1ff. 2002; Die Ballei Brandenburg des Johanniterordens, Findbuch, hg. v. Neitmann, K., 2006; Leitloff, R., Das Verhältnis des Johanniterordens/Malteserordens zu den landesherrlichen Territorialgewalten der thüringischen Territorien in der frühen Neuzeit, 2006; Burgtorf, J., The Central Convent of Hospitallers and Templars (1099/1120-1310), 2008

joint tenancy ([engl.] N.) Gesamthandsge­mein­schaft

Jonsbok (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, auch Jónsbók oder Lögbok Islendinga, in den Quellen landslagabókin, lögbókin, bókin) ist der Name des in Norwegen abgefassten, 1281 in →Island eingeführten, in rund 200 Handschriften (286 Handschriften und Bruchstücken [zweier Handschriftenklassen] mit 45 bzw. 148 Handschriften) überlieferten, nach (dem norwegischen, wohl an seiner Abfassung mitwirkenden Lögmann) Jon Einarsson († 1306) benannten, in zehn Teile gegliederten, an die Verhältnisse Islands angepassten Rechtsbuchs oder Gesetzbuchs auf der Grundlage von König →Magnus Hakonarsons Landrecht von 1274. Die in Island meistgelesene, seit 1578 gedruckte Jonsbok bleibt bis in das 18. Jahrhundert bedeutsam und gilt in Teilen noch an dem Beginn des 21. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Halldorsson, Kong Magnus Hakonarsons Lovbog for Island, 1904; Fix, H., Wortschatz der Jonsbok, 1984; Jónsbók, hg. v. Schulman, J. 2010

Jordan, Sylvester (Omes bei Innsbruck 30. 12-1792-Kassel 15. 4. 1861), Schusters­sohn, wird nach dem Studium der Philosophie und Rechtswissenschaft in Landshut und Wien und den Promotionen von 1815 und 1817 sowie der Habilitation in Landshut 1821 außerordentlicher Professor in Marburg und 1822 ordentlicher Professor. 1831 beeinflusst er den Entwurf einer Verfassung Kurhessens maßgeblich. In seiner Staatstheorie ordnet er das monar­chische Prinzip der Herrschaft des Rechts­ge­setzes unter. S. Google

Lit.: Kaiser, W., Sylvester Jordan, Diss. Leip­zig 1936; Kleinknecht, G., Sylvester Jordan, 1983; Frotscher, W., Sylvester Jordan, (in) Wor­te des Rechts, 2007, 130

Jordan von Boizenburg (um 1200-nach 1270) →Hamburg

Jordan von Osnabrück (um 1225?-15. 4. 1283?), Domkapitular in Osnabrück, verfasst wohl vor 1273 einen durch →Alexander von Roes 1281 überlieferten (lat.) Tractatus (M.) super Romano imperio (Abhandlung über das römische Reich), in dem er den Vorrang des römischen Reiches bis an das Weltende lehrt. S. Google

Lit.: Schraub, W., Jordan von Osnabrück und Alexander von Roes, 1910; Caspary, G., Späthumanismus und Reichspatriotismus, 2006, 105ff.

Josaphat („Jahwe richtet“) ist nach Joel 4,12 in dem jüdisch-christlichen Verständnis der Ort des Jüngsten Gerichts (meist als Kidrontal in Jerusalem verstanden) und ein König Judas in dem 9. Jahrhundert v. Chr.. S. Google

Lit.: Hardung, S., Die Vorladung vor Gottes Gericht, 1934

Joseph, Josef (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen verbindbar [jasaf – Gott möge einen Sohn – hinzufügen] und später aus dem Aramäischen über das Griechische und Lateinische des Altertums aufgenommen, M.) ein männlicher Vorname beispielsweise des Vaters Jesu, s. Google

Joseph II. (Wien 13. 3. 1741-20. 2. 1790), viertes Kind und erstgeborener Sohn (Franz-Stephan von Lothringens, des späteren Kaisers Franz’ I. und) Maria Theresias, wird 1764 römischer König, 1765 mit 24 Jahren Kaiser und nach dem Tod seiner Mutter (29. 11. 1780) alleiniger Landesherr der öster­reichischen Erblande. Er übernimmt weitgehend die Ratgeber seiner Mutter und strebt einen zentralistischen Ge­samtstaat →Österreich deutscher Staats­sprache an. Seine rastlose aufgeklärte, zunehmend von Misstrauen geprägte Reformpolitik (Schule, Bildungswesen, Gesundheits­we­sen, Toleranz 1781, Allgemeine Gerichts­ordnung 1781, Ehepatent 1783, Erbfol­ge­patent 1786, →Josephinisches Gesetzbuch 1786/1787, Josephinisches Straf­gesetzbuch 1787/1788 mit Todesstrafe nur­mehr in dem Standrecht, Kriminalgerichts­ordnung 1788, Bauernbefrei­ung, Josephinismus) kann sich gegen ständischen und föderalen Widerstand nicht durchsetzen. S. Google

Lit.: Winter, E., Der Josefinismus, 2. A. 1962; Bradler-Rottmann, E., Die Reformen Kaiser Josephs II., 1973; Mikoletzky, L., Kaiser Joseph II., 1979; Bernard, P., The limits of enlightenment, 1979; Karniel, J., Die Toleranzpolitik Kaiser Josephs II., 1986; Beales, D., Joseph II., 1987, Bd. 2 2009; Blanning, T., Joseph II., 1994; Vocelka, K., Glanz und Untergang der höfischen Welt, 2001; Macek, B., Die Krönung Josephs II. zum Römischen König, 2014; Czernin, M., Der Kaiser reist inkognito, 2021

Josephina ist eine manchmal verwendete Bezeichnung für die leicht vereinheitlichende, von der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V. von 1532 beeinflusste Landgerichtsordnung für Böhmen und die böhmischen Länder Josephs I. von 1707.

josephinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen verbindbar, Adj.) Joseph betreffend, s. Google

Josephinisches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch) ist das aus dem Entwurf gebliebenen (lat.) →Codex (M.) Theresianus (1766) über den Entwurf Horten (1776) hervorgegangene österrei­chische Gesetzbuch von dem (1. 11. 1786 bzw.) 1. 1. 1787. Dieses „All­gemeine bürgerliche Gesetzbuch“ enthält nur das Personenrecht (3325 Wortformen). Es wird zu dem 1. 1. 1812 durch das →Allgemeine Bürgerliche Gesetz­buch abgelöst. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 142; Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch. Erster Teil, 1786; Harras von Harrasowsky, Der Theresianus und seine Umarbeitungen, 1886¸ http://www.koeblergerhard.­de/Fontes/JGB20070429-rund18800woerter.htm

Josephinismus (Josefinismus, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist das staatspolitische bzw. kirchenpolitische System des aufgeklärten →Absolutismus unter (Kaiser bzw. Erzherzog) →Joseph II. (1780-1790) in →Österreich. In dem Josefinismus wandelt der Landes­herr die ständische Verwaltung in eine büro­kratische Beamtenverwaltung um. Die Leibeigenschaft wird abgeschafft, Wohl­fahrts­einrichtungen werden gegründet. Deutsch wird Amtssprache. Der geistliche Bereich der Kirche wird auf Predigt, Sa­krament, Gottesdienst und Disziplinar­gewalt über den Klerus beschränkt. Die Geistlichen werden Staatsbedienstete. Der evange­lischen Religion wird Toleranz gewährt (Tole­ranzpatent 1781). Die Ehe wird bürgerlicher Vertrag (Ehepatent 1783). Grundgedanke ist die Nützlichkeit für Staat und Gesellschaft. Viele Einzelmaßnahmen stoßen auf Widerstand und müssen zurück­genommen wer­den. S. Google

Lit.: Winter, E., Der Josephinismus und seine Geschichte, 1943; Maass, F., Der Frühjosephi­nismus, Bd. 1ff. 1951ff.; Winter, E., Der Josephinismus, 2. A. 1962; Der Josephinismus, hg. v. Reinalter, H., 1993; Der Josephinismus, hg. v. Klueting, H., 1995; Josephinismus als aufgeklärter Absolutismus, hg. v. Rei­nalter, H., 2008; Ammerer, G., Das Ende für Schwert und Galgen?, 2010; Was blieb vom Josephinismus, hg. v. Ehalt, C., u. a., 2020; Josephinismus zwischen den Regimen, hg. v. Pillafer, F. u. a., 2015

Jude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt sowie Ende 8. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums und mittelbar aus dem Hebräischen oder Semitischen aufgenommen, „Preis“, M.) ist der Angehörige der Religions­gemeinschaft Judentum, ursprünglich der Bewohner des Reiches des nach dem vierten Sohn Jakobs benannten Stammes (Gebiet um Jerusalem, Hebron, Beer Sheva). Die Frühgeschichte der Juden ist nicht eindeutig feststellbar. In dem 8. Jahrhundert v. Chr. werden die Oberschichten der Reiche Israel und Juda deportiert. 587 v. Chr. gerät das Reich Juda unter die Herrschaft Babylons. 538 v. Chr. erlaubt König Kyros II. von Persien den in diesem Zusammenhang verschleppten, überwiegend von Ackerbau und Viehzucht lebenden Juden die Rückkehr nach Jerusalem. 63 v. Chr. erobern die Römer Jerusalem. Aufstände der Juden schlagen die Römer 70 n. Chr. unter Zerstörung Jerusalems, 115-117 und 132-136 n. Chr. blutig nieder. 321 werden unter Kaiser Konstantin Juden in Köln genannt. Bis zu dem 5./6. Jahrhundert breiten sich die unter dem Einfluss der Rabbiner vielleicht sich zunehmend zu dem Lesen und zu der religiösen Bildung verpflichtenden Juden, von denen aus der Antike etwa 15000 namentlich bekannt zu sein scheinen, unter Bewahrung ihrer besonderen Religion und ihres besonderen Rechtes sowie möglicherweise unter Nutzung ihrer besonderen Bildung in einzelne Gebiete Spaniens, des Frankenreichs und Italiens aus und verlegen sich dabei auf die Tätigkeit als Händler. 638 fällt Jerusalem an die Araber. Unter Karl dem Großen finden sich Juden in Aachen. Bis in das 9. Jahrhundert, in dem die Juden unter dem Kalifen al-Mutawakkil mit einem besonderen Abzeichen gekennzeichnet werden, sind sie in dem Frankenreich, daneben aber fast nur an dem Mittelmeer sichtbar. Seit dem 9. Jahrhundert werden ihnen in dem Frankenreich Schutzprivilegien gewährt, für die sie eine Gegenleistung erbringen. Um 930 findet in dem oströmischen Reich eine Judenverfolgung Statt. Mit der Entstehung von Städten lassen sich nördlich der Alpen aus dem Mittelmeerraum kommende Juden unter dem Schutz von Bischöfen in Kathedralstädten in eigenen Gassen oder Vierteln (Ghettos/Gettos) fest nieder (Trier 2. Hälfte 10. Jahrhunderts, Speyer Urkunde von dem 13. 9. 1084, Mainz 10. Jahrhundert, Köln 10. Jahrhundert, Magdeburg 10. Jahrhundert?, Metz vor 893, Merseburg 10. Jahrhundert?, Prag frühestens um 1050, Regensburg um 981 und Worms Anfang 11. Jahrhundert?) (kaiserliche Privilegien für Juden in Speyer und Worms von 1090, 1096 aber bereits Judenverfolgungen). In dem Reichsland­frieden von 1103 werden die Juden unter die besonders befrie­deten Menschen aufgenommen. 1236 unterstellt sie Kaiser Friedrich II. als Kammerknechte gegen Abgaben (Judensteuer) dem Schutz des Königs bzw. des ihm hierin folgenden Landesherrn (Judenregal). Da die Juden wegen des nur Christen treffenden →kanonischen Zinsver­bots den Geld­wechsel und das verzinsliche Darlehen betreiben können und auch tatsächlich an sich ziehen, werden sie zu der Zeit der Verbreitung der Pest (1347-1351, in dem Herbst 1347 durch genuesische Schiffe von der Krim nach Italien gebracht, je 50000 Tote in Florenz und Genua, in dem Heiligen römischen Reich vielleicht ein Zehntel der Bevölkerung an der Pest gestorben) als deren angebliche Urheber aus durchsichtigen Gründen vielfach verfolgt und danach ab etwa 1390 weitgehend aus den Städten vertrieben (beispielsweise leben in Westfalen um 1500 nur noch an rund 25 Orten - nach 1350 aus dem Rhein­land und Nieder­sachsen zugezogene - Juden). In den Schriften deutscher Juristen des 16. und 17. Jahrhunderts werden sie zwar abgelehnt, aber vor allem aus Nächstenliebe, später (Justus Henning Böh­mer 1674-1749) auch aus natur­rechtlichen Überlegungen geduldet. In dem 17. und 18. Jahrhundert gelingt einzelnen der in dem Heiligen römischen Reich etwa 60000 bis 70000 verbliebenen, von den Fürsten und reichsstädtischen Magistraten mit Hilfe des Geleits aus fiskalpolitischen Überle­gungen geförderten, von den Ständen dagegen in Gravamina eher abgelehnten Juden der Aufstieg in dem Bankwesen. Ansonsten tragen weder Staat noch Beamte zu der späteren (Selbst-)Emanzipation und zu dem sozialen Aufstieg bei. 1776 wird die Rechtsstellung der Juden in Virginia verbessert. 1779 veröffentlicht Gotthold Ephraim Lessing sein fünfaktiges Ideendrama mit dem Titel Nathan der Weise, das den Toleranzgedanken in den Mittelpunkt stellt. Nach 1780 wird als Folge der Aufklärung allgemein die Forderung nach Eingliederung der jüdischen Minderheit in die Gesellschaft erhoben (beispielsweise Dohm, C., Über die bürgerliche Verbesserung der Juden, 1781). In der Folge erhalten die Juden alle staatsbürgerlichen Rechte (Frankreich 1791, Preußen 11. 3. 1812 Edikt betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in dem preußischen Staate – das die einheimischen Juden zu Inländern und preußischen Staatsbürgern erklärt und ihnen grundsätzlich gleiche bürgerliche Rechte wie den Christen zuspricht -, Bayern 1813, Österreich 1867, Sachsen 1868 Gleichberechtigung aller Staats­angehörigen unabhängig von der Religionszugehörigkeit in Verfassungsrang erhoben), müssen aber ihr besonderes Recht und ihre besondere Gerichtsbarkeit ein­schränken. Als Folge der Gleichstellung und der durch die frühere Ausgrenzung begünstigten Vorreiterrolle in der Verbürgerlichung ziehen die Juden in die Großstädte und aus dem Osten in die deutschen Staaten, wo sich beispielsweise in Sachsen erst nach 1830 die Befürworter eines langsamen Angleichungs- und Erziehungsprozesses durchsetzen. Gegen 1860 hat sich das Judentum als eigene kulturelle Komponente in der bürgerlichen Gesellschaft etabliert (1871 1,05 Prozent der Deutschen, 1925 564379, 1933 499682 oder 0,76 Prozent von rund 65 Millionen). In Abwehr der Judenemanzipation entsteht an dem Ende des 19. Jahrhunderts der Antisemitismus (in Deutschland beispielsweise Treitschke, Stoecker, Eugen Dühring, Wilhelm Marr, Hermann Ahlwardt, Theodor Fritsch [1852-1933], Otto Böckel, Erwin Bauer, Max Bewer, Alfred Rosenberg, Hans F. K. Günther). Er bildet einen Kern des politischen Pro­gramms des →National­sozialismus Adolf →Hitlers. Als Folge der bis 1918 judendiskriminierenden Einstel­lungspolitik sind Juden in dem Staatsdienst nur schwach vertreten (1924 in Preußen von 987 Ordinarien 39 Juden, daneben 97 nicht beamtete Professoren, 43 Privatdozenten) und drängen in den Rechtsanwaltsstand. 1933 wird (bei 9208 in dem Deutschen Reich zugelassenen Rechtsanwäl­ten, davon rund 5000 nicht arisch) mehr als ein Viertel (von 11814 3370 d. h. 28,5%) der Rechtsanwälte Preußens und die Hälfte (54 oder 48%, rund 1830) der Rechtsanwälte Berlins als Nichtarier erfasst (Frankfurt am Main 45%, Breslau 35%, Hamm 14%, Kiel 7 %, Bayern 460 von etwa 2400). Von 1663 Beamten des höheren Dienstes Preußens werden 211 und 285 Beamte von dem Gesetz zu der Wieder­herstellung des Berufsbeamtentums (7. April 1933) betrof­fen (28%, in dem übrigen Reich von 2339 Beamten 106 und 143, also 9,5%). Von 536 Richtern und Staatsanwälten jüdischer Herkunft in Preußen müssen von Juni 1933 bis Ende 1935 309 (58 Prozent) und bis zu der Mitte des Jahres 1937 weitere 182 den Justizdienst verlassen und können nur 41 (als sog. „Mischlinge“) verbleiben. Viel­leicht verlieren 1933 insgesamt rund 2000 jüdische Beamte des höheren Dienstes und etwa 700 Hochschullehrer ihre Stelle. 1935 werden die Juden diskriminiert (1936 Entzug des Titels und der Lehrbefugnis für alle jüdischen Professoren und Dozenten, 1937 Verbot der Promotion für jü­dische Studenten, 1938 Verbot der Im­matrikulation für jüdische Studenten, Verbot der Benutzung von Bibliotheken und Archiven für jüdische Professoren und Dozenten, 761 jüdische Berliner Rechts­anwälte ihrer Zulassung entsetzt). Nach einer Verordnung von dem August 1938 müssen Juden zwangsweise den zusätzlichen Vornamen Sarah oder Israel tragen. In dem Herbst 1938 sind von früher etwa 100000 jüdischen Unternehmen noch etwa 40000 in jüdischer Hand (von 50000 Einzel­handelsgeschäften noch 9000). 1938 und 1939 verlassen bis zu 180000 Juden und Jüdinnen das Deutsche Reich. Insgesamt ergehen in dem Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945 fast 2000 Juden betreffende Gesetze, Verordnungen und Richtlinien. Die 1938/1939 als Alter­native zu der von dem Ausland bzw. möglichen Einwanderungs­ländern abge­lehn­ten Auswan­­derung (von 300000 bis 400000 Juden) angedrohte Vernichtung wird seit Sommer 1941 verwirklicht, wobei durch Verordnung von dem 23. 10. 1941 die Auswanderung verboten wird. Nur ein geringer Teil der euro­päischen Juden (um 1930 500000 Juden in dem Deutschen Reich [1933 500000 mit einem geschätzten Vermögen von 16 Milliarden Reichsmark = 30000 RM pro Kopf, 778 Millionen Reichsmark Ein­nahmen des Rei­ches aus der Enteignung de­por­tierter Juden], 190000 in Österreich, 1939 72000 Juden­mischlinge ersten Grades und 39000 Judenmischlinge zweiten Grades in dem Deutschen Reich) überlebt die sog. Endlösung (Ho­lo­caust). Nach einer Verordnung von dem 19. 9. 1941 müssen Juden durch einen aufgenähten gelben Stern auf der Kleidung gekennzeichnet werden. Seit Sommer 1943 ist das Deutsche Reich offiziell judenfrei. Von den ver­triebenen Juden kehren nach 1945 etwa 4-5 Prozent nach Deutschland zurück. Von den in der Bundesrepublik Deutschland in 107 Gemeinden vertretenen etwa 100000 Juden des Jahres 2010 stammen (infolge Einwanderung nach 1945) rund 90 Prozent aus Osteuropa. S. Google

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(in) HZ 278 (2004), 311; Toch, M., Jüdisches Alltagsleben im Mittelalter, (in) HZ 278 (2004), 329; Bergemann, H., Richter und Staatsanwälte jüdischer Herkunft in Preußen im Nationalsozialismus, 2004; Lindemann, S., Jüdisches Leben in Celle, 2004; Groot, H. de, Judenverdrängung, Judenverfolgung und Judendepor­tation, 2004; Scheiner, J., Vom Gelben Flicken zum Judenstern?, 2004; Die Deportation der Juden aus Deutschland, hg. v. Kudrus, B. u. a., 2004; Lässig, S., Jüdische Wege ins Bürgertum, 2004; Luig, K., weil er nicht arischer Abstammung ist, 2004; Middelberg, M., Judenrecht, Judenpolitik und der Jurist Hans Calmeyer in den besetzten Niederlanden 1940-1945, 2004; Cohen, M., Unter Kreuz und Halbmond. Die Juden im Mittelalter, 2005; Brechenmacher, T., Der Vatikan und die Juden, 2005; Zimmermann, M., Deutsch-jüdische Vergangenheit, 2005; Jüdisches Leben im Rheinland, hg. v. Grübel, M. u. a., 2005; Jüdische Welten, hg. v. 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Krach, T., 2007; Shatzmiller, J., Shylock geht in Revision, 2007; Andernacht, D., Regesten zur Geschichte der Juden in der Reichsstadt Frankfurt am Main von 1520-1616, hg. v. Andernacht, H., 2007; Bell, D., Jewish Identity in Early Modern Germany, 2007; Lillteicher, J., Raub, Recht und Restitution, 2007; Fühner, J., Kaiser Maximilian und die Juden, 2007; Ein Thema - zwei Perspektiven - Juden und Christen in Mittelalter und Frühneuzeit, hg. v. Brugger, E. u. a., 2007; Räume und Wege. Jüdische Geschichte im alten Reich 1300-1800, hg. v. Kiessling, R. u. a., 2007; Schubert, K., Geschichte der österreichischen Juden, bearb. v. Dolna, B., 2008; Ben-Naeh, Y., Jews in the Realm of the Sultans, 2008; Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Bd. 1ff. 2008ff.; Leitenberg, L., La population juive des villes d’Europe, 2008; Sieg, U., Jüdische Intellektuelle im Ersten Weltkrieg, 2. 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Müller, J., 2008; Litt, S., Geschichte der Juden Mittel­europas 1500-1800, 2009; Daniels, J. v., Religiöses Recht als Referenz, 2009; Herlich, R. u. a., Weiterleben Weitergeben, 2009; Klein, P., Die Gettoverwaltung Litzmannstadt, 2009; Staudacher, A., … meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben, 2009; Schwarz, E., Juden im Zeugenstand, 2009; Steinweis, A., Kristallnacht 1938, 2009; Seibel, W., Macht und Moral. Die Endlösung der Judenfrage in Frankreich, 2010; Curilla, W., Der Judenmord in Polen, 2011; Mayer, M., Staaten als Täter, 2010; Haeberli, S., Der jüdische Gelehrte im Mittelalter, 2010; Austria Judaica. Quellen zur Geschichte der Juden in Niederösterreich und Wien 1496-1671, bearb. v. Paucher, P., 2010; Judaism, Christianity and Islam in the Course of History, hg. v. Gall, L. u. a., 2010; Der Judenrat von Bialystok, hg. v. 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Diner, D., Bd. 1ff. 2011ff.; Grady, T., The German Jewish Soldiers, 2011; Snyder, T., Bloodlands - Europa zwischen Hitler und Stalin, 2011; Benz, W., Deutsche Juden im 20. Jahrhundert, 2011 (22 Porträts); Goldin, S., Jewish Women in Europe in the Middle Ages, 2011; Austria Judaica, bearb. v. Rauscher, P., 2011; Christ, M., Die Dynamik des Tötens, 2011; Zendri, C., Umanesimo giuridico ed ebraismo, 2011; Schulze-Marmeling, D., Der FC Bayern und seine Juden, 2011, 2. A. 2013; Nazi Crimes against Jews and German Post-War Justice. The West German Judicial System during Allied Occupation (1945-1949), 2012; Breunung, L. u. a., Biographisches Handbuch der Emigration deutschsprachiger Rechtswissen­schaftler nach 1933, Bd. 1 2012; Kasper-Marienberg, V., vor euer kayserlichen Mayestät Justiz-Thron, 2012; Köbler, G., Jüdische deutsche Juristen, ZIER 2 (2012); Timmel, J., Die Rechtsstellung der Juden im Kurfürstentum und Königreich Hannover, 2012; Die Juden in Franken, hg. v. Brenner, M. u. a., 2012; Geschichte der Juden in Deutschland von 1945 bis zur Gegenwart, hg. v. Brenner, M., 2012; Berndt, J., Ich weiß, ich bin kein Beamter - Heinz Galinski, 2012; Nietzel, B., Handeln und Überleben, 2012; Volkov, S., Walther Rathenau, 2012; Kreutzmüller, C., Ausverkauf – Die Vernichtung der jüdischen Gewerbetreibenden in Berlin 1930-1945, 2012; Labbé, G., L’affirmation de la puissance romaine en Judée (6 a. C. -136 p. C.), 2012; Frühneuzeitliche Ghettos in Europa im Vergleich, hg. v. Backhaus, F. u. a., 2012; Botticini, M. u. a., The Chosen Few, 2012; Rosenberg, K., Einer, der nicht mehr dazu gehört – Tagebücher 1933-1937, hg. v. Meyer, B. u. a., 2012; Meinen, I. u. a., Verfolgt von Land zu Land - Jüdische Flüchtlinge in Westeuropa 1938-1944, 2013; Grill, T., Der Westen im Osten, 2013; Lidegaard, B., Die Ausnahme, 2013; Die Juden in Schwaben, hg. v. Brenner, M. u. a., 2013; Hoffmann, P., Carl Goerdeler gegen die Verfolgung der Juden, 2013; Haverkamp, A., Beziehungen zwischen Bischöfen und Juden im ottonisch-salischen Königreich bis 1090, (in) Trier - Mainz - Rom, 2013, 45; Das Emanzipationsedikt von 1812 in Preußen, hg. v. Diekmann, I., 2013; Toch, M., The Economic History of European Jews, 2013; Kaiser und Reich in der jüdischen Lokalgeschichte, hg. v. Ehrenpreis, S. u. a., 2013; Jah, A., Die Deportation der Juden aus Berlin, 2013; Gallas, E., Das Leichenhaus der Bücher, 2013, 2. A. 2017; Everyday Jewish Life in Imperial Russia, hg. v. Freeze, C. u. a., 2013; Mensch – Land – Gerechtigkeit – Die Erinnerungen Erich Hellmuth Jacobys (1903-1979), hg. v. Jacoby, R. u. a., 2013; Schulte, M., Über die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in Preußen, 2014; Liedtke, R., Wirtschaft und Ungleichheit, 2014; Koop, V., „Wer Jude ist, bestimme ich“, 2014; „Arisierung“ und „Wiedergutmachung“ in deutschen Städten, hg. v. 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Grabowski, H. u. a., 2014; Schmölz-Häberlein, M., Juden in Bamberg (1633-1802/03), 2014; Quellen zur jüdischen Geschichte im Heiligen römischen Reich und seinen Nachfolgestaaten, 2014; Fischer, S., Ökonomisches Vertrauen und antisemitische Gewalt – Jüdische Viehhändler in Mittelfranken 1919-1939, 2014; Sinn, A., Jüdische Politik und Presse in der frühen Bundesrepublik, 2014; Stemberger, G., Das Judentum in frührabbinischer Zeit, (in) HZ 300 (2015) 1; Jünger, D., Jahre der Ungewissheit – Emigrationspläne deutscher Juden 1933-1938, 2015; Ostjuden – Geschichte und Mythos, hg. v. Mettauer, P. u. a., 2015; Das Tübinger Institutum Judaicum, hg. v. Morgenstern, M. u. a., 2015; Zionismus, hg. v. Salzborn, S., 2015; Grabowsky, H. u. a., „Der Jude nahm uns Silber, Gold und Speck …“, 2015; Herrlein, J., Zur „Arierfrage“ in Studentenverbindungen, 2015; Connelly, J., Juden – vom Feind zum Bruder, 2016; Bauschinger, S., Die Cassirers, 2015; Barnouw, D., Das Phänomen Anne Frank, 2015; Pacyna, J., Mittelalterliche Judenrechte – Norm und Anwendung im Magdeburger Rechtskreis (1240-1400), 2015; Schrafstetter, S., Flucht und Versteck – Untergetauchte Juden in München – Verfolgungserfahrung und Nachkriegsalltag, 2015; Hayoun, M., Leo Baeck – Repräsentant des liberalen Judentums, 2015; Stökl BenEzra, D., Qumran, 2016; Deutschland, die Juden und der Staat Israel, hg. v. Glöckner, O. u. a., 2016; Gruner, W., Die Judenverfolgung im Protektorat Böhmen und Mähren, 2016 (von 118000 Juden überleben 14000); Die Zukunft Europas und das Judentum, hg. v. Deutsch, O., 2017; Jüdische Identitäten und antisemitische Politiken im österreichischen Parlament 1861-1933, hg. v. Stachowitsch, S. u. a., 2017; Jünger, D., Jahre der Ungewissheit – Emigrationspläne deutscher Juden 1933-1938, 2017; Happe, K., Viele falsche Hoffnungen, 2017; Judentum und Antisemitismus in Europa, hg. v. Wien, U., 2017; Ludwig Haas, hg. v. Grothe, E. u. a., 2017; Westerholm, S., Law and Ethics in Early Judaism and the New Testament, 2017 (Aufsatzsammlung); Aly, G., Europa gegen die Juden 1880-1945, 2017; Gerlach, C., Der Mord an den europäischen Juden – Ursache, Ereignisse, Dimensionen, 2017; Grady, T., A Deadly Legacy – German Jews and the Great War, 2017; Zu Gast bei Juden – Leben in der mittelalterlichen Stadt, hg. v. Weltecke, D., 2017; Becker, H., Von der konfessionellen Militärstatistik zur „Judenzählung“ (1916), 2017; Religio licita? – Rom und die Juden, hg. v. Hasselhoff, G. u. a., 2017 (Sammelband); Härtel, S., Jüdische Friedhöfe im mittelalterlichen Reich, 2017; Amolo von Lyon, Liber de perfidia Iudaeorum, hg. v. Herbers-Rauhut, C., 2017; Bernhardt, J., Die jüdische Revolution, 2017; Scharnberg, H., Die „Judenfrage“ im Bild, 2018; Kalimi, I., König Salomo – Mensch und Mythos, 2018; The Jews of Europe around 1400, hg. v. Clemens, L. u. a., 2018; Purschwitz, A., Jude oder preußischer Bürger?, 2018; Hagen, W., Anti-Jewish Violence in Poland 1914-1920, 2018; Nickel, V., Widerstand durch Recht – Der Weg der Regensburger Juden bis zu ihrer Vertreibung (1519) und der Innsbrucker Prozess (1516-15322), 2018; Heßling, T., Auflösung jüdischer Haushalte im „Dritten Reich“ – Zur Arisierung in Bayerisch Schwaben – Augsburg und Fischach, 2018; Kalkenberg, V., Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafjustiz 1780-1814, 2018 (rund 2270 Kriminalakten von rund 390 Juden und Jüdinnen); Max Friedlaender – Lebenserinnerungen, bearb. v. Krach, T./Weber, R., hg. v. bayerischen Anwaltsverband, 2018; Kreutzmüller, C. u. a., Konfektion und Repression – Das Schicksal jüdischer Unternehmer im Nationalsozialismus auf dem Areal des heutigen Dienstsitzes des Ministeriumes (der Justiz und für Verbraucherschutz), 2018; Eriksen, T. u. a., Judenhass, 2019; Brumlik, M., Preußisch, konservativ, jüdisch – Hans-Joachim Schoeps‘ Leben und Werk, 2019 (Nach seiner trotz Homosexualität vollzogenen Heirat in dem spät erreichten Exil in Schweden kehrte Schoeps so früh we möglich nach Westdeutschland zurück, was er an dem Ende seines Lebens bereute.); Niehoff, M., Philon von Alexandria, 2019 (bedeutendster jüdischer Religionsphilosoph des Altertums); Schäfer, L., Hessisches Jiddisch, 2019; Griese, V., Erich Mühsam Chronik, 2019; Kießling, R., Jüdische Geschichte in Bayern, 2029; Taqqanot Qehillot Šum. Die Rechtssatzungen der jüdischen Gemeinden Mainz, Worms und Speyer im hohen und späten Mittelalter, hg. v. Barzen, R., Teil 1, 2, 2019; Kriegsverbrechen, Restitution, Prävention, aus dem Vorlass von Benjamin B. Ferencz, hg. v. Goschler, C./Böick, M./Reus, J., 2019: Magness, J., Masada, 2019; Wallenstorfer, R., Jüdisches Leben im Rahmen der sich wandelnden politischen Landschaft Österreichs von 1867 bis 1938, 2020; Hauff. L., Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland, 2020; Das jüdische Mittelalter, hg. v. Bakhos, C./Langer, G., 2020; Judaism If., hg. v. Tilly, M. u. a., 2020; Sportler jüdischer Herkunft in Süddeutschland, hg. v. Herzog, M. u. a., 2020; Lehnertz, A., Judensiegel im mittelalterlichen Reichsgebiet, 2020; Cohen-Mushlin, A., Selected Hebrew Manuscripts from the Bavarian State Library, 2020 (84, davon 54 aus dem Besitz Johann Jacob Fuggers); Flucht und Rückkehr, hg. v. Stambolis, B., 2020; Mahla, D., Orthodox Judaism and the Politics of Religion, 2020; Freimüller, T., Frankfurt und die Juden, 2020; Mitzker, Y., Die vielen Tode des Jud Süß – Justizmord an einem Hofjuden, 2020; Gertz, C., Ham und die Hamiten, (in) Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Jahrbuch 2020, 2021, 25 (Söhne Hams nach Genesis 10,6 Kusch, Mizrajim, Kut und Kanaan zwischen Mauretanien und Aden); Schrabauer, A., … und der Block war judenleer – Die NS-Verfolgung von Juden in den Niederlanden und ihre Ermordung im Konzentrationslager Mauthausen, 2021; Siluk, A., Die Juden im politischen System des alten Reichs, 2021

Judeneid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab etwa 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in rund fünfundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Griechischen sowie mittelbar dem Hebräischen oder Semitischen und dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der besondere, von →Juden in Rechtsstreitigkeiten mit Nichtjuden zu schwörende, sachlich seit dem 9. Jahrhundert in dem fränkisch-deutschen Reich überlieferte Eid.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bernstein, T., Die Geschichte der Judeneide im Mittelalter, 1922, Claussen, H., Der Judeneid, 1937; Schmidt, R., Judeneide in Augsburg und Regensburg, ZRG GA 93 (1976), 322; Zimmermann, V., Die Entwicklung des Judeneids, 1973; Kisch, G., Ausgewählte Schriften, Bd. 1 1978, 137; Vormbaum, T., Der Judeneid im 19. Jahrhundert, 2007

Judenpogrom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.), s. Google →Jude

Judenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1321 [Köln] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums und mittelbar aus dem Hebräischen oder Semitischen sowie dem erschließbaren Germanischen gebildet, N.) ist das besondere, für →Juden geltende Recht. Es ist teils nichtjüdisches Recht (beispielsweise Codex Theodosianus 438, Codex Justinianus 534), hauptsächlich aber jüdisches, auf die Tora (5 Bücher Moses‘) gegründetes, zusammen mit mündlich überliefertem Recht als Halacha (mit 613 Verhaltensregeln) bezeichnetes, in Misch­na (um 200) und (einschließlich Gemara) in Talmud (um 500) aufgezeichnetes und in Mischne Tora (Maimonides 12. Jahrhundert) und Schulchan auch gesetztes Recht. S. Google

Lit.: Linder, A., The Jews in Roman Imperial Legislation, 1987; Pakter, W., Medieval Canon Law and the Jews, 1988; Lohrmann, K., Jüdisches Recht und Judenpolitik im mittelalterlichen Österreich, 1990; An Introduction to the History and Sources of Jewish Law, hg. v. Hecht, N. u. a., 1997; Gotzmann, A., Jüdisches Recht im kulturellen Prozess, 1997; Daniels, J. v., Religiöses Recht als Referenz – Jüdisches Recht im rechtswissenschaftlichen Vergleich, 2009

Judenregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) die Juden betreffendes Regal des Königs des Deutschen Reiches, s. Google

Judenverfolgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1788 [Fulda] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) →Jude

Judicature Acts (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) von 1873/1875 sind Gesetze, die das englische Gerichts­ver­fassungs­recht erheblich abändern und dabei das Gericht des Kanzlers mit den drei Gerichten des Königs verbinden. S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

Judikative (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist in dem Rahmen der →Gewaltenteilung die rechtsprechende Gewalt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 191

Judikatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1717 [Basel] in einer Stelle und in Google, aber nicht in latein_a_z.docx, und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, F.) Rechtsprechung, Gerichtsbarkeit

Lit.: Mertens, H., Untersuchungen zur zivilrechtlichen Judikatur des Reichsgerichts, (in) AcP 174 (1974), 333; Schulte-Nölke, H., Rheinische Judikatur, (in) ZNR 1998, 84

jüdisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj., 1277, s. Google) Juden betreffend

jüdisches Hehlerrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., jüdisch 1277 belegt, Adj.) →Hehler

Jugend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1323 [Bayern] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die Zeit des Heranwachsens eines Menschen. Für die Jugend gelten wegen der Grundgegebenheiten der menschlichen Entwicklung von der Befruchtung der Eizelle durch mindestens eine Samenzelle bis zu dem Tode seit Entstehung des Rechtes besondere Rechtssätze. →Kind, Vormundschaft, Jugendgericht, Jugendstraf­recht

Lit.: Speitkamp, W., Jugend in der Neuzeit, 1998; Bornhorst, S., Selbstversorger, 2010; Ruppert, S., Recht hält jung – zur Entstehung der Jugend aus rechtshistorischer Sicht, 2021

Jugendgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Jugendsachen in Deutschland zuständige Gericht, das 1908 durch gerichtliche Organisationserlasse in Köln, Frankfurt am Main und Berlin und allgemein durch das Jugendgerichtsgesetz (16. 2. 1923) geschaffen wird. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 234; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Jugend­gerichtsgesetz1923.pdf; Baltl/Kocher; Hazel, N., A History of Youth Justice, 2012; Bolius, U. u. a., Der Jugendgerichtshof Wien - Die Geschichte eines Verschwindens, 2011

Jugendschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist der Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Gefahren. Ihm dient das besondere Jugendschutzgesetz (Deutsch­land 1985, Jugendarbeits­schutz­ge­setz 1976, Öster­reich 1987). S. Google

Lit.: Ukrow, J., Jugendschutzrecht, 2004

Jugendstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem seit dem 19. Jahrhundert entstehenden besonderen Strafrecht für Jugendliche (Deutsches Reich 16. 2. 1923 Jugendgerichtsgesetz) für Straftaten Jugendlicher vorgesehene Strafe. S. Google

Jugendstrafrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das seit dem 19. Jahrhundert entstehende besondere Strafrecht für Jugend­liche (Deutsches Reich 16. 2. 1923 Jugend­ge­richtsgesetz).

Lit.: Holzschuh, K., Geschichte des Jugendstrafrechts, 1957; Roth, A., Die Entstehung eines Jugendstrafrechts, (in) ZNR 1991, 17; Wolff, J. u. a., Das Jugendstrafrecht zwischen National­sozialismus und Demokratie, 1997; Fritsch, M., Die jugend­strafrechtliche Reformbewegung, 1999; Oberwittler, D., Von der Strafe zur Erziehung?, 2000; Günzel, S., Die geschichtliche Entwicklung des Jugendstrafrechts, 2001; Schady, J., Die Praxis des Jugenstrafrechts in der Weimarer Republik, 2003; Kraft, B., Tendenzen in der Entwicklung des Jugendstrafrechts, 2004; Mill, T., Zur Erziehung verurteilt - Die Entwicklung des Jugendstrafrechts im zaristischen Russland, 2010; Wernicke, S., Jugendstrafvollzug in der DDR, 2011

Jugoslawien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist der 1918 aus Gebieten Österreich-Ungarns (Bosnien-Herzego­wina, Dal­matien, Krain und Kroatien), des osmanischen Reiches (Montenegro) und des seit 1830 autonomen und seit 1878 unabhängigen Königreichs (1882) Serbien gebildete südosteuropäische Staat. An dem 29. 10. 1918 wird die Loslösung Kroatiens, an dem 30. 10. 1918 die Loslösung Bosniens und Herzegowinas von Österreich, an dem 19. 11. 1918 der Anschluss Montenegros an Serbien ausgerufen. An dem 1. 12. 1918 wird das König­reich der Serben, Kroaten und Slowenen erklärt. Zu ihm kommen Teile Kärntens, der Steiermark und Ungarns. 1929 wird das Land in Jugoslawien umbenannt, 1941-1944/1945 von dem Deutschen Reich und von Italien aufgelöst, danach aber wieder begründet und an dem 29. 11. 1945 zu einer Republik umgewandelt. 1947 kommen das ehemalige Küstenland (ohne Triest) und Zadar hinzu. Seit 1991 zerfällt Jugoslawien wieder in mehrere Einzelstaaten (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien [1992 Bundesrepublik mit Monte­negro, 2006 getrennt], (Nord-)Makedonien). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 220; Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 4,5,325; Büschenfeld, H., Jugoslawien, 1981; Sundhaussen, H., Geschichte Jugoslawiens, 1982; Geč-Korošec, M., Die geschichtliche Entwicklung des jugoslawischen Familienrechts, ZRG GA 106 (1989), 331; Als Mitteleuropa zerbrach, hg. v. Karner, S. u. a., 1990; Baer, S., Der Zerfall Jugoslawiens, 1995; Suppan, A., Jugoslawien und Österreich, 1996; Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien, verf. v. Arbeitskreis Dokumentation in der donauschwäbischen Kultur­stiftung, 1998; Der Jugoslawien-Krieg, hg. v. Melcic, D. u. a., 1999; Meier, V., Wie Jugoslawien verspielt wurde, 3. A. 1999; Meier, V., Jugoslawiens Erben, 2001; Dérens, J./Samary, C., Jugoslawien von A bis Z, 2001; Schmider. K., Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941-1944, 2002; Zlatar, Z., The Poetics of Slavedom, 2007; Böhm, J., Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien 1918-1941, 2009; Calic, M., Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert, 2010; Ramet, S., Die drei Jugoslawien, 2011; Sundhaussen, H., Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943-2011, 2012, 2. A. 2014; Böhm, J., Einfluss des Nationalsozialismus auf die Presse der deutschen Volksgruppen in Rumänien, Ungarn und Jugoslawien, 2016; Pirjevec, J., Tito – Die Biographie, 2016; Zgonjanin, A., Der Umgang mit Kriegsverbrechern im ehemaligen Jugoslawien, 2018; Calic, M., Tito – Der ewige Partisan, 2020

Julianus →Iulianus

Jülich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist der Mittelpunkt einer Grafschaft, die 1356 zu einem Herzogtum erhoben wird und deren Gebiet über Pfalz-Neuburg (1614), Bayern (1777) und Preußen (1814/5) 1946 zu Nordrhein-Westfalen kommt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Scotti, J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen, Bd. 1 1821; Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Düren, bearb. v. Schoop, A., 1920; Croon, H., Stände und Steuern in Jülich-Berg, 1929; Jülich, bearb. v. Lau, F., 1932; Walz, R., Stände und frühmoderner Staat, 1982; Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987

jung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen - ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) neu, frisch entstanden

jüngste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Superlativ) neueste, letzte

Jüngstenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar N., Minorat) ist das Erbrecht des Jüngsten als Alleinerben bei mehreren an sich gleich nahen Verwandten eines Erblassers. Es entsteht in dem →Anerbenrecht. Es ist weniger verbreitet als das Ältestenrecht. S. Google

Lit.: Hübner 803; Kroeschell, DRG 2

Jüngster Reichsabschied (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der an dem 17. 5. 1654 verkündete letzte Reichsabschied des Reichstags des Heiligen römischen Reiches (vor dem immerwährenden Reichstag). Von Bedeutung ist die in dem jüngsten Reichsabschied enthaltene neue Ver­fah­rensordnung des Reichskammerge­richts mit der Abschaffung der artikulierten Klage u. s. w. S. Google

Lit.: Ruville, A. v., Die kaiserliche Politik auf dem Regensburger Reichstag 1653-1654, 1896; Fürnrohr, W., Der immerwährende Reichstag zu Regensburg, 1963; Müller, A., Der Regensburger Reichstag von 1653/54, 1992; Götte, H., Der Jüngste Reichsabschied und die Reform des Reichskammergerichts, 1998; Hattenhauer, C., Schuldenregulierung nach dem Westfälischen Frieden, 1998

Jüngstes Gericht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., lat. iudicium novissimum, N.) ist das von der jüdisch-christlichen Religion erwartete Gericht Gottes über das Leben jedes (christlichen) Menschen an dem Ende der Welt. S. Google

Junior (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) Jüngerer, Sohn

Juniorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., Maskulinum Junior 19. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) Jüngstenrecht

Junker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M. Adjektiv jung 765 bezeugt und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) Jungherr

Lit.: Heß, K., Junker und bürgerliche Großgrundbesitzer im Kaiserreich, 1990; Wagner, P., Bauern, Junker und Beamte, 2005

jura (lat. [N.Pl.] Rechte) →ius (lat. [N.] Recht)

Jura (M.) ist das Gebiet eines Gebirgszugs nahe dem Doubs. Der französischsprachige Jura gehört bis 1815 zu dem Hochstift Basel, danach zu dem Kanton Bern. Nach Volksabstimmungen in dem Jura (1974) und in der →Schweiz (24. 9. 1978) wird Jura ein selbständiger Kanton. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1859

Jurisdiktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1355 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., Erstbeleg 1298) Rechtsprechung, Erstbeleg

Jurisdiktionsnorm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist in Österreich das Gesetz über die Ausübung der Gerichtsbarkeit und die Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten von dem 1. 8. 1895. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher

Jurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., Rechtsklugheit) ist die Rechtskunde (der Römer). Sie geht von den Priestern (lat. [M.] pontifices, Brücken­bauer [M.Pl.]) aus, entwickelt sich in dem Handeln (agere), Schützen (cavere) und Antworten (respondere) und ist bedeutsam in dem klas­sischen römischen Recht (3. Jahrhundert v. Chr.-3. Jahrhundert n. Chr., Hochklassiker beispielsweise Celsus, Iulianus/Julian, Gaius, Pomponius mit klarer, knapper Sprache, sachlicher Darlegung und über­zeugender Lösung) sowie als (mittelalterliche) Rechtswis­senschaft seit der Wie­der­entdeckung des römischen Rechtes in Italien in dem Hochmittelalter (→Irnerius). Der durch Jurisprudenz fachlich Gebildete ist seit dem Hoch­mittelalter der →Jurist. S. Google, →Begriffs­juris­pru­denz, Interessen­jurisprudenz, Wertungs­juris­pru­­denz

Lit.: Söllner §§ 11, 15, 16; Köbler, DRG 30, 99; Kirchmann, J. v., Die Wertlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft, 1847 (Vortrag des Ersten, deswegen 1866 des Amtes enthobenen Staatsanwalts von Berlin), Neudruck 1956, 1960, 1988; Ihering, R. v., Ist die Jurisprudenz eine Wissenschaft?, 1868, hg. v. Behrends, O., 1998; Kisch, G., Erasmus und die Jurisprudenz seiner Zeit, 1960; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschafts­ethik, 1961; Canaris, C., Systemdenken und Systembegriff in der Jurisprudenz, 1969; Stupp, H., Mos geometricus oder prudentia als Denkform der Jurisprudenz, Diss. jur. Köln 1970; Otte, G., Dialektik und Jurisprudenz, 1971; Kisch, G., Studien zur humanistischen Jurisprudenz, 1972; Blühdorn, J., Naturrechtskritik und „Philosophie des positiven Rechts“, TRG 41 (1973), 3; Hübner, H., Jurisprudenz als Wissenschaft im Zeitalter des Humanismus, (in) FS K. Larenz, 1973, 41; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1979; Backhaus, R., Casus perplexus, 1981; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984; Haft, F., Aus der Waagschale der Jurisprudenz, 1986, 4. A. 2009; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987; Radding, C., The Origins of Medieval Jurisprudence, 1988; Liebs, D., Römische Juris­prudenz in Afrika, 1993; Kiesow, R., Das Naturgesetz des Rechts, 1997; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien (2. bis 8. Jahrhundert), 2002; Jenseits von Bologna, hg. v. Kilian, M., 2013; Keppeler, L., Oswald Spengler und die Jurisprudenz 2013; David, J., Jurisprudence and Theology in Late Ancient and Medieval Jewish Thought, 2014; Islamische und westliche Jurisprudenz des Mittelalters im Vergleich, hg. v. Lange, C. u. a., 2018; Wirth-Duncan, B., Rechtsberatung in der römischen Antike – Von der Ehrentätigkeit zum Beruf, 2020

Jurist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1290-1330 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab etwa 1300 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen, M., Wort bei Hugo von Trimberg [Wern um 1230- Bamberg nach 1313, um 1260 an das Stift Sankt Gangolf in der Vorstadt Bamberg-Theuerstadt, Laie, Hauptwerk das umfangreiche Lehrgedicht Der Renner zwischen 1296 und 1313 mit 24600 Versen geschaffen, in den Versen 8525ff. an drei Stellen aus dem Mittellateinischen in Gegenüberstellung zu den mit Judas verbundenen judisten aufgenommen, mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist der planmäßig rechtswissen­schaftlich ausgebildete Rechtsgelehrte. Rechtskundige (lat. iuris periti [Adj.], des Rechtes kundige [Menschen]) kennt bereits das römische Altertum, in dem die öffentliche Ausübung einer weltlichen Rechtsunterweisung anscheinend zuerst durch den ersten plebejischen (lat.) pontifex (M.) maximus (Oberpriester) Tiberius Coruncanius (254 v. Chr.) erfolgt, ohne dass ein eigentliches wissenschaftliches Studium erfolgt. In dem Hochmittelalter beginnt die Ausbildung von Juristen wohl mit →Irnerius und seinen Schülern (lat. [M.Pl.] quattuor doctores) an dem Anfang des 12. Jahrhunderts. 1267 begegnet der erste gelehrte Jurist des Erzbistums Salzburg, danach des Erzbistums Trier. Kurz vor 1300 erscheint der erste, in Bologna noch ohne Grad ausgebildete Jurist an dem Hof des Erzbischofs von Mainz, dem bis 1440 49 weitere, dann meist in Heidelberg oder Erfurt geschulte Juristen folgen (Bremen 1328, Riga 1360). Insgesamt finden sich zwischen 1250 und 1440 etwa 700 rechts­gelehrte Menschen in 55 geistlichen und 29 weltlichen Herrschaftsgebieten (König von Böhmen 72, Herzog von Österreich 60, Erzbischof von Köln 56, Erzbischof von Mainz 49, Herzog von Bayern 34, Bischof von Konstanz 32). Aus Bologna sind zwischen 1265 und 1425 3601 deutsche Studierende des Rechtes (21 neue Namen jährlich, 0,7 Graduierungen je Jahr) bekannt, aus Prag zwischen 1372 und 1418 3563 (jährlich 78 neue Namen und 7 Graduierungen), aus Köln seit etwa 1400 30 (juristische) Neuimmatrikulierte jährlich, aus Wien seit 1402 vielleicht 20, aus Heidelberg deutlich weniger. Kanonisten begegnen an dem deutschen Königshof erstmals unter Rudolf von Habsburg († 1291), Legisten unter Karl IV. († 1378, in Frankreich unter Ludwig IX., † 1270). Unter Kaiser Friedrich III. (1452–1493) dient dem Königtum die Hälfte der mehr als 250 aus dem gesamten Spät­mittelalter bekannten gelehrten deutschen Juristen des Königs und damit ebenso viele wie in der Zeit zwischen 1300 und 1450 und mehr als an irgendeinem landesherrlichen Hof. Die Zahl der vor allem dem niederen Adel und dem städtischen Großbürgertum entstam­menden Juristen, die zeitweise als dem Adel gleich­wertig gelten, steigt anfangs langsam, in dem 15. Jahrhundert bereits deutlich, seit dem 20. Jahrhundert immer stärker (um 1995 ca. 150000 Juristen in Deutschland). In dem zwischen 19433 und 1945 nationalsozialistisch bestimmten Deutschen Reich wenden sich auch Juristen dem National­sozialismus zu (u. a. Kieler Schule, von Karl August Eckhardt ab dem 26. 5. 1935 einberufenes Kitzeberger Lager junger Rechtslehrer mit Wieacker, Larenz, Heinrich Lange, Eckhardt, Thieme, Maunz, Höhn, Dahm, Ernst Rudolf Huber, Michaelis, Schaffstein, Siebert, Busse, Ritter­busch, Würdinger und Heinrich Henkel in Kitzeberg an dem Ostufer der Kieler Förde bei Kiel, neue Studienordnung, neue Literatur). Die 150 berühm­testen (deut­schen) Juristen studierten in dem Durchschnitt an 1,88 Universitäten und lehrten durchschnittlich an 2,26 Universitäten, wechselten also (zu der Vermehrung ihrer Fähigkeiten und geistigen Unabhängigkeit) einmal in dem Studium und einmal in dem Beruf ganz selbverständlich den Ort und blieben nicht le­bens­lang einer einzigen Umgebung (mit Hausberufung) verhaftet.

Lit.: Söllner §§ 11, 15, 16; Köbler, DRG 8, 100, 114, 151, 154, 188, 262; Dahl, F., Juridiske Profiler, 1920; Schultheß, H., Schweizer Juristen, 1945; Kunkel, W., Die römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, Neudruck 2001; Genzmer, E., Hugo von Trimberg und die Juristen, (in) Studi P. Koschaker, Bd. 1 1954, 289; Ellinger, W., Die Juristen der Reichsstadt Nürnberg, (in) Genealogica, Heraldica, Juridica, 1954; Wieacker, F., Textstufen klassischer Juristen, 1960; Boockmann, H., Laurentius Blumenau, 1965; Becker, G., Deutsche Juristen und ihre Schriften auf den römischen Indices, 1970; Laufs, A., Rechtsentwicklungen in Deutschland, 1973, 5. A. 1996; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Deutsche Juristen aus fünf Jahrhunderten, hg. v. Kleinheyer, G. u. a. 1976; Juristinnen in Deutschland, hg. v. Binder, G., 1984; Deutsche und europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, hg. v. Kleinheyer, G. u. a., 4. A. 1996, 5. A. 2008; Kolbeck, T., Juristenschwem­men, 1978; Das Profil des Juristen in der europäischen Tradition, 1980 (Festband für Franz Wieacker); Jessen, J., Die Selbstzeugnisse der deutschen Juristen, 1983; Die Rolle des Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, hg. v. Schnur, R., 1986; Schulen und Studium, hg. v. Fried, J., 1986; Männl, I., Die gelehrten Juristen, Diss. phil. Gießen 1986; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987; Juristen in Österreich (1200-1980), hg. v. Brauneder, W., 1987; Biogra­phisches Repertorium der Juristen im Alten Reich (A-E und Katalog der Sammlung Lehnemann), hg. v. Ranieri, F., Bd. 1ff. 1987ff. (CD-ROM 1997); Juristen im Portrait, 1988; Streitbare Juristen, hg. v. Kritische Justiz, 1988; Köbler, G., Wie werde ich Jurist?, 4. A. 1988; Wirth, T., Adelbert Düringer, 1989; Göppinger, H., Juristen jüdischer Ab­stammung, 1990; Stiefel, E. u. a., Deutsche Juristen im amerikanischen Exil, 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993; Dölemeyer, B., Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert, 1993 (737 Juristen); Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995; Ebert, I., Die Normierung der juristischen Staatsexamina, 1995; Beneduce, P., Il corpo eloquente, 1996; Internationaler biographischer Index des Rechts und der Rechtswissenschaft, Bd. 1ff., 1996; Dilcher, G., Der deutsche Juristenstand, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Liebs, D., Römische Juristen der Mero­winger, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Juristinnen in Deutschland, hg. v. Deutschen Juristinnenbund, 4. A. 2003; Recht und Verfassung, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1998; Schmutz, J., Juristen für das Reich, 2000; Langer, S., Rechtswissenschaftliche Itinerarien, 2000; Frassek, R., Steter Tropfen höhlt den Stein – Juristenbildung im Nationalsozialismus, ZRG GA 117 (2000), 294; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 2001 (Taschenbuchausgabe); Zivilrechtliche Entdecker, hg. v. Hoeren, T., 2001; Österreichische Rechts­wissenschaft in Selbstdarstellungen, hg. v. Jabloner, C. u. a., 2003; Jurists uprooted – German speaking émigré lawyers in twentieth-century Britain, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004; Wegerich, C., Die Flucht in die Grenzenlosigkeit. Justus Wilhelm Hedemann (1878-1963), 2004; Diccionario crítico de juristas españoles, hg. v. Peáez, M. Bd. 1f. 2005ff.; Juristische Argumentation – Argumente der Juristen, hg. v. Cordes, A., 2005; Zwischen Rechtsstaat und Diktatur – Deutsche Juristen im 20. Jahrhundert, 2006; Juristen­aus­bildung in Europa, hg. v. Baldus, C. u. a., 2008; Brundage, J., The Medieval Origins of the Legal Profession, 2008; Röwekamp, M., Die ersten deutschen Juristinnen, 2011; Fischer, S., Juristen in Westfalen im 19. Jahrhundert, 2012; Gelebtes Recht, hg. v. Strejcek, G., 2012; Daniels, T., Diplomatie, politische Rede und juristische Praxis im 15. Jahrhundert, 2013; Senn, M., Rechtswissenschaft und Juristenausbildung, 2013; Gordley, J., The Jurists, 2013; Streitbare JuristInnen, hg. v. Kritische Justiz, 2013 (25, davon 11 Frauen); Pieroth, B., Deutsche Schriftsteller als angehende Juristen, 2018; Lehne-Gstreinthaler, C., Iurisperiti et oratores – eine Studie zu den römischen Juristen der Republik, 2019; Güde, W., Max Güde (1902-1984), 2019; Haehling von Lanzenauer, R., Der badische Jurist Reichlin von Meldegg und seine Zeit, 2019; Odenweller, K., Diplomatie und Pergament – Karriere und Selbstbild des gelehrten Juristen Giovan Francesco Capodilista, 2019; Kirchheimer, O., Gesammelte Schriften, Bd. 4 Politische Justiz und Wandel der Rechtsstaatlichkeit, hg. v. Klingsporn, L./Wilke, C., 2019; Rakebrand, J., Der Rechtsmensch Ludwig Frege (1844-1964) – Eine Biographie wissenschaftlich erzählt, 2019; Flam, H., Juristische Expertise zwischen Profession und Protest, 2020; Great Christian Jurists in German History, hg. v. Schmoeckel, M./Witte, J., 2020; Simon, H., Leben zwischen den Zeiten, hg. v. Becker, P. u. a., 2020

Juristenausbildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die universitäre oder praktische Ausbildung zu einem →Juristen (→Rechtsunterricht). Sie beginnt in dem Mittelalter nach vorrechtswis­senschaft­lichen Anfängen in dem 12. Jahrhundert. Ausbildungsort ist hauptsächlich die →Universität, in England aber auch die Juristenzunft (engl. inn of court). An der Universität ist die juristische Fakultät eine der drei über der artistischen Fakultät stehenden oberen Fakultäten. Lehrbefugt ist an dem Beginn der (lat. [M.]) doctor (Lehrer), seit dem 19. Jahrhundert der Habilitierte. Studierberechtigt ist anfangs der Latein­kundige, seit dem 18. Jahrhundert der (lateinkundige) Abiturient (Preußen 1788) bzw. Maturant. Frauen werden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zugelassen. Die Dauer des Studiums ist zunächst unbestimmt (meist 6-8 Jahre), wird in dem 19. Jahrhundert aber auch in dem Interesse der Ausbildenden wegen des wachsenden Stoffes auf eine Mindestzeit von 6, später 7 Semestern festgelegt. Wichtigste Lehrver­anstaltung ist die Vorlesung (lat. [F.] praelectio). Lehrgegenstand sind ursprünglich die römischen Texte Justinians und die kirchlichen Sammlungen, seit dem 16. Jahrhundert einzelne Fachgebiete wie Strafrecht oder Staatsrecht. Seit dem 18. Jahrhundert (Preußen 1710, 1713) wird (für den Staatsdienst) eine der Universitätsaus­bildung folgende (praktische Ausbildung mit anschließender) Prüfung (zu dem Voll­juristen) vorausgesetzt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird an einzelnen Universitäten (beispielsweise Augsburg, Konstanz, Bielefeld, Hamburg II) zeitweise eine einstufige Juristenausbildung versucht, aber nach Ausblei­ben durchschlagender Erfolge wieder auf­gegeben. S. Google

Lit.: Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 3 2. A. 1834; Muther, T., Zur Geschichte der Rechtswissenschaft und der Universitäten in Deutschland, 1867; Weimar, P., Die le­gis­tische Literatur und die Methode des Rechtsunterrichts der Glossatorenzeit, (in) Ius commune 2 (1969), 43; Köbler, G., Zur Geschichte der juristischen Ausbildung in Deutschland, (in) JZ 1971, 768; Bake, U., Die Entstehung des dualistischen Systems der Juristenausbildung in Preußen, Diss. jur. Kiel 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1972ff.; Burmeister, K., Das Studium der Rechte, 1974; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Streitbare Juristen, hg. v. d. Redaktion Kritische Justiz, 1988, Neudruck 2016 (41, davon 3 Frauen); Hagemann, H., Rechtsunterricht im 16. Jahrhundert, (in) ZNR 14 (1992), 162; Frassek, R., Weltanschaulich begründete Reformbestrebungen für das juristische Studium in den 30er und 40er Jahren, ZRG GA 111 (1994), 564; Ebert, I., Die Normierung der juristischen Staatsexamina, 1995; Landau, P., Die deutschen Juristen, 1996; Lührig, N., Die Diskussion über die Reform der Juristenausbildung, 1997; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Juristen­aus­bildung in Europa zwischen Tradition und Reform, hg. v. Baldus, C. u. a., 2008; Sörgel, D., Die Implementation der Grundlagenfächer in der Juristenausbildung nach 1945, 2013; Senn, M., Rechtswissenschaft und Juristenausbildung, 2014

Juristen, böse Christen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist eine wohl ansatzweise in dem Spätmittelalter entstandene Redewendung (überliefert in vier Hand­schriften von Hugo von Trimbergs Lehrgedicht „Der Renner“ [um 1300]). Sie hat ihren Grund in den Vermutungen, dass der gelehrte Rechtskundige auf der Seite der Mächtigen steht, die Wahrheit verdunkelt und die Verfahren verlängert.

Lit.: Stintzing, R. v., Das Sprichwort „Juristen, böse Christen“, 1875; Riezler, E., Die Abneigung gegen den Juristen, 1925; Wittenberg, hg. v. Lück, H. u. a., 2006, 63ff.

Juristenausbildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) → Jurist

Juristenfakultät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal zu 1595 ohne Ortsangabe belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die den Rechts­unterricht ausführende Fakultät der Universität. Sie entsteht seit dem 13. Jahrhundert in Oberitalien und Frankreich (Paris), seit dem 14. Jahrhundert auch in dem deutschen Sprach­raum. Die Juristenfakultät ist Verbandsperson, gerät aber in der Neuzeit unter staatlichen Einfluss (Wittenberg 1508, einzelne →Universitäten). In dem 20. Jahrhundert nimmt die zahlenmäßige Größe als Folge der Verlagerung des Arbeitslebens von der Landwirtschaft über die Industrie zu den Dienstleistungen und des Übergangs von der einfachen nur dem eigenen Überleben dienenden Hauswirtschaft zu der darüber hinaus weitere Geldeinkünfte ermöglichenden Marktwirtschaft sehr stark zu. S. Google, →Jurist, Fakultät

Lit.: Kaufmann, G., Geschichte der deutschen Univer­sitäten, Bd. 1f. 1888ff., Neudruck 1958; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Willoweit, D., Das juristische Studium in Heidelberg und die Lizentiaten der Juristenfakultät von 1386 bis 1436, (in) Semper aperta, (in) FS Universität Heidelberg, Bd. 1 1985, 85; Lück, H., Die Spruchtätigkeit der Wittenberger Juristenfakultät, 1998; Sauter, M., Hexenprozess und Folter – Die strafrechtliche Spruchpraxis der Juristenfakultät Tübingen, 2020

Juristenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) sowie teilweise für das Lateinische und für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Juristen (statt von dem Volk oder von dem Gesetzgeber) geschaffene Recht. Es spielt in der rechts­wissen­schaftlichen Diskussion des frühen 19. Jahrhunderts (→Puchta) eine gewisse Rolle. →Richterrecht

Lit.: Kaser § 2 II; Söllner §§ 11, 15, 16; Köbler, DRG 4; Thöl, H., Volksrecht, Juristenrecht, Genossen­schaften, Stände, Gemeines Recht, 1846; Brauneder, W., Privatrechtsfortbildung durch Juristenrecht, (in) ZNR 1983, 22; Hofer, S., Zwischen Gesetzestreue und Juristenrecht – Die Zivilrechtslehre Friedrich Endemanns (1857-1936), 1993

Juristenstand →Jurist

Lit.: Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974

Juristentag ist eine freiwillige, periodisch stattfindende Versammlung von Juristen (in Deutschland seit 1860). Zielsetzung ist die öffentliche Erörterung allgemeiner Rechtsfragen. Hinzu kommen persönliche Interessen an Aufmerksamkeit und Bedeutung.

Lit.: Conrad, H., Der deutsche Juristentag 1860-1960, (in) Hundert Jahre deutsches Rechtsleben, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des deutschen Juristentages, Bd. 1 1960, 1; Dilcher, G., Der deutsche Juristentag 1960-1980, 1980; Landau, P., Die deutschen Juristen, 1996; Festschrift 50 Jahre österreichischer Juristentag, hg. v. österreichischer Juristentag, 2009

juristisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise mit dem Latinischen des Altertums verbindbar, Adj.) Jurist, isch

Juristische Person (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., Hugo 1799, Adjektiv juristisch 15. Jh.) ist die neben dem Menschen von Seiten des Menschen über die Rechtsordnung [gedanklich und damit künstlich besonders] geschaffene Person als ein die Verantwortung einschränkendes Hilfsmittel für begüterte oder mehrere Menschen. Dem Altertum ist der Gedanke, dass ein Personenverband mit selb­stän­diger Rechts­fähigkeit ausgestattet sein kann, noch fremd. Die Römer sehen beispielsweise bei dem Staat oder Verein die Gesamtheit der jeweiligen Mitglieder als Rechtsträger an. Wohl als Folge der zu­nehmenden Verdichtung der Gesellschaft und der sich hieraus ergebenden Verstärkung der Verbandsbildung (Stadt, Gemeinde, Staat, Uni­versität, Orden, Zunft, Markgenossen­schaft u. s. w.) spricht Papst Innozenz IV. 1245 erstmals von einer (lat.) persona (F.) ficta (erdachten Person). In dem 19. Jahrhundert wird auf der Grundlage naturrechtlicher Ansätze der moralischen Person oder juristischen Person zwecks Verringerung der Gefahr des Verlusts von Vermögen durch Handlung eine eigene Rechtsfähigkeit zuerkannt. Streitig ist nur, ob die juristische Person eine Fiktion (→Savigny) oder ein sozialer Organismus (→Gierke) sei. Juristische Personen sind vor allem →Verein (u. a. →Aktienge­sellschaft, Gesellschaft mit beschränkter Haftung) und →Stiftung sowie Körperschaft und Anstalt. Seit dem aus­gehenden 20. Jahrhundert ist auch die Einmanngesellschaft als juristische Person möglich. Die juristische Person des Privatrechts entsteht durch Rechts­ge­schäft und Eintragung in ein öffentliches Register, die juristische Person des öffentlichen Rechtes durch Hoheitsakt. Durch Art. 19 III GG erlangt die juristische Person Grundrechtsfähigkeit. Die juristische Person handelt nach der Fiktions­theorie durch Vertreter, nach der Theorie der realen Verbandsper­sönlichkeit durch Organe. S. Google

Lit.: Kaser § 17 I; Köbler, DRG 207; Zitelmann, E., Begriff und Wesen der sogenannten juristischen Personen, 1873; Schnorr von Carolsfeld, L. v., Geschichte der juristischen Person, 1933; Henkel, W., Zur Theorie der juristischen Person im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Göttingen 1973; Rittner, W., Die werdende juristische Person, 1973; Huussen-de Groot, F., Rechtspersonen in de 19 eeuw, 1976; Dießelhorst, M., Zur Theorie der juristischen Person bei Savigny, (in) Quaderni Fiorentini 9 (1980); Brauneder, W., Von der moralischen Person des ABGB zur juristischen Person der Privatrechtswissenschaft, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 263; Ebihara, A., Was ist juristisch an der juristischen Methode des Staatsrechts, (in) ZNR 1996, 66; Selbstbewusstsein und Person im Mittelalter, hg. v. Mensching, G., 2005; Pohlmann, J., Entstehung, Rechtsträgerschaft und Auflösung der juristischen Person, 2007; Munsonius, H., Die juristische Person des evangelischen Kirchen­rechts, 2009; Bezler, E., Die Bedeutung des Stammkapitals für die GmbH, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Jury (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie an dem Ende 19. Jh. aus dem Neuenglischen aufgenommen und über das Altfranzösische mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist das mit Laien besetzte Geschwo­renengericht. Die Jury entwickelt sich in England und Frankreich aus dem vorwis­senschaftlichen Gericht. In dem 19. Jahrhundert fordert der Liberalismus in dem Kampf gegen den als übermächtig und freiheitseinschränkend angesehenen Staat und dessen Berufsrichter die Jury auch in Deutschland. Nach 1848 wird die Jury als →Schwurgericht in eingeschränktem Bereich eingerichtet. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungrechts, 1954; Willock, J., The origins and development of the jury in Scotland, 1966; The trial jury in England, France, Germany 1700-1900, hg. v. Padoa Schioppa, A., 1987; Padoa Schioppa, A., La giuria penale in Francia, 1994; Cairns, J./Mc Leod, G., The Dearest Birthright of the People of England, 2002; Pense, T., Das spanische Schwurgericht, 2006; Masschaele, J., Jury, State and Society in Medieval England, 2008; Lieber, N., Schöf­fengericht und Trial by Jury, 2010

Justi, Johann Heinrich Gottlob von (Brücken 28. 12. 1717-Küstrin 21. 7. 1771) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg (Leyser) 1750 Professor für Kameralistik in Wien und nach 1755 Praktiker und Publizist mit Vorlesungen in Göttingen (1755-1757). Sein Hauptwerk ist die Grundfeste zu der Macht und Glückseligkeit der Staaten (1760f., Neu­druck 1965). Hierzu stellt er die wirtschaft­lichen Interessen der Allgemeinheit dem fiskalischen Interesse des nur durch Grund­gesetze gebun­denen absoluten Monarchen voran. Die Polizei beschränkt er auf die Ge­währ­leistung der Rahmenbe­dingungen für privates wirtschaft­liches Handeln. Die systematische Bearbeitung des Polizeibegriffs legt dabei eine wesentliche Grundlage für das Verwaltungsrecht des 19. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Frensdorff, F., Über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen Johann Heinrich Gottlob von Justi, 1903, Neudruck 1970; Ebihara, A., Justis Staatslehre und Wolffs Naturrechtslehre, ZRG GA 102 (1985), 239; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1 1988; Adam, U., The Political Economy of J. H. G. Justi, 2006

Justinian (Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus, Tauresium in Illyrien [Taor in Mazedonien] um 482-Konstantinopel 14. 11. 565), muttersprachlich wohl lateinischer Bauernsohn und Kaiserneffe, ver­heiratet mit Theodora, der Tochter eines Bärendompteurs an dem Zirkus in Konstan­tinopel, nach dem Chronisten Malalas klein, mit breiter Brust, guter Nase, heller Haut, lockigem Haar und rundem Gesicht durchaus gutaussehend, wird 527 Kaiser des oströmischen Reiches. Er veranlasst die Schaffung des →Codex (529 und 534 aus den Konstitutionen seiner kaiserlichen Vorgänger), der →Digesten oder →Pandekten (530/533, aus den Schriften der iurisperiti [Rechtskundigen] zwischen dem dritten vorchristlichen und dem dritten nachchristlichen Jahrhundert) wie der dem iurisperitus Gaius (um 160) folgenden →Institutionen (533, Lehrwerk gegliedert in vier Bücher nach personae, res, actiones, Personen, Sachen, Klagansprüchen) und erlässt danach noch Einzelgesetze (→Novellen), die ebenfalls gesammelt werden. Anfangs tatkräftig, wird er später von dem Gedanken göttlicher Berufung beseelt. S. Google

Lit.: Söllner §§ 19, 21; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Köbler, DRG 50, 53; Schindler, K., Justinians Haltung zur Klassik, 1966; Browning, R., Justinian and Theodora, 1971; Mazal, O., Justinian I. und seine Zeit, 2001; Meier, M., Das andere Zeitalter Justinians, 2003; Meier, M., Justinian, 2004; Cesaretti, P., Theodora, 2004; Leppin, H., (K)ein Zeitalter Justinians, (in) HZ 284 (2007), 659; Pratsch, T., Theodora von Byzanz, 2009; Justinian, hg. v. Meier, M., 2011; Leppin, H., Justinian, 2011; Willems, C., Justinian als Ökonom, 2017; Heather, P., Die letzte Blüte Roms – Das Zeitalter Justinians, 2019; Koehn, C., Justinian und die Armee des frühen Byzanz, 2018; Parnell, D., Justinian’s Men, 2017

Justiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576 [Mecklenburg] in fünfzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aufgenommen aus lat. iustitia [F.] Gerechtigkeit) ist die Rechtspflege (vielfach nur der ordent­lichen Gerichtsbarkeit). S. Google

Lit.: Springer, M., Die Coccejische Justizreform, 1914; Liebermann, F., Zur Teilung des Justizertrags zwischen Herrscher und Gerichtshalter, ZRG GA 46 (1926), 365; 200 Jahre Dienst am Recht, hg. v. Gürtner, F., 1938; Hannover, H./Hannover, E., Politische Justiz, 1966, Neudruck 1987; Wenzlau, J., Der Wiederaufbau der Justiz in Nordwestdeutschland 1945 bis 1948, 1979; Kuhn, R., Die Vertrauenskrise der Justiz (1926-1928), 1983; Fieberg, G., Justiz im nationalso­zialistischen Deutschland, 1984; Justiz in alter Zeit, hg. v. Hinckeldey, C. u. a., 1984, 2. A. 1989, 3. A. 1989; Jasper, G., Justiz und Nationalsozialismus, 1985; Just-Dahlmann, B. u. a., Die Gehilfen, 1988; Justizalltag im Dritten Reich, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1988; Gruchmann, L., Justiz im Dritten Reich 1933-1940, 1988, 3. A. 2003; Recht und Justiz im Dritten Reich, hg. v. Dreier, R. u. a., 1989; Judicial Records, hg. v. Baker, J., 1989; Nehlsen-von Stryk, K., Zum „Justizbegriff“ der rechtshistorischen Germanistik, (in) Ius commune 17 (1990), 189ff.; Vorträge zur Justizforschung, hg. v. Mohnhaupt, H. u. a., 1992f.; Justiz im Dritten Reich, NS-Sondergerichtsverfahren in Rheinland-Pfalz, 1994; Wrobel, Verurteilt zur Demokratie, 1998; Royer, J., Histoire de la justice en France, 1995; Dölemeyer, B., Justizforschung in Frankreich und Deutschland, (in) ZNR 18 (1996); Error iudicis, hg. v. Gouron, A. u. a., 1998; Schulte-Nölke, H., Rheinische Judikatur im frühen 19. Jahrhundert, (in) ZNR 20 (1998); Politische Strafjustiz 1951-1968, hg. v. Justizministerium Nordrhein-Westfalen, 1998, neu hg. 2014; Justiz und Gerechtigkeit, hg. v. Gries­ebner, A., 2002; Justiz im Nationalsozialismus. Katalog zur Ausstellung, hg. v. Benzler, S. u. a., 2002; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003; Justiz = Justice = Justicia? Rahmen­bedingungen von Strafjustiz im frühneuzeitlichen Europa, hg. v. Rudolph, H. u. a., 2003; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Justiz und Nationalsozialismus, hg. v. Pauli, G. u. a., 2003; Kißener, M., Zwischen Diktatur und Demokratie, 2003; Schmelz, C., Die Entwicklung des Rechtswegestaates, 2004; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz, 2005; Book, A., Die Justizreform in der Frühzeit der Bundesrepublik, 2005; Groß, J., Die deutsche Justiz unter französischer Besatzung 1945-1949, 2007; Deutsche Justizinstitutionen in Geschichtswerken und Festschriften, hg. v. Vormbaum, T., 2007; Scheib, K., Justiz unterm Hakenkreuz, 2012; Justiz und Justizverfassung, hg. v. Schubert, W. u. a., 2013 (Ostseeraum); Görtemaker, M. u. a., Die Akte Rosenburg, 2016 (Franz Maasfeller, Josef Schafheutle, Ernst Kanter, Eduard Dreher, Wolfgang Immerwahr Fränkel, Gerhard Marquordt, Paulheinz Baldus u. a.); Justiz und Verfahren im Wandel der Zeit, hg. v. Schumann, E., 2017 (Festgabe Wolfgang Sellert); Hoeppel, A., NS-Justiz und Rechtsbeugung – Die strafrechtliche Ahndung deutscher Justizverbrechen nach 1945, 2019; Prosperi, A., Justice Blindfolded – The Historical Course of an Image, 2018; Political and Transitional Justice in Germany, Poland and the Soviet Union from the 1930s to the 1950s, hg. v. Brechtken, M. u. a., 2019

Justizgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1802 [Berg. Polizeirecht] in zwei Stellen belegt, aber in Wörtrbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und dass erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,  N.) ist das die Justiz betreffende Gesetz. S. Google→Justiz, Gesetz

Lit.: Baltl/Kocher

Justizgesetzsammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar F.) ist eine 1780 in Österreich angelegte Sammlung der Justiz­gesetze. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher

Justizirrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Irrtum eines Justiziorgans über eine rechtserhebliche Tatsache, der ein Fehlurteil bewirken kann, der aber angesichts der grundsätzliichen Fehlerhaftigkeit des Menschen wohl von einer auf Rechts ausgerichteten Gesellschaft als letztlich auch bei größtmöglicher Sorgfalt in einzelnen Fällen unvermeidbar hingenommen werden muss. S. Google

Lit.: Sello, E., Die Irrtümer der Strafjustiz und ihre Ursachen, 1911, Neudruck 2001 (153 Fälle aus neun Ländern); Hötzel, Y., Debatten um die Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1990, 2010

Justizsache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [Fellner-Kretschmayr] an etwa 35 Stellen belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar und aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 18. Jahrhundert die gerichtlich über­prüfbare Angelegenheit. S. Google

Lit.: Kroeschell, K., Justizsachen und Polizeisachen, (in) FS H. Thieme, 1983

Justizstelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1761 [Moser] in zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar und aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar F., s. Google) →oberste Justizstelle

Justizverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1740 [Acta Borussica] in vierundzwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar und aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die besondere Verwaltung der von der allgemeinen Verwaltung getrennten Gerichtsbarkeit.

Lit.: Hamann, U., Das Oberlandesgericht Celle im Dritten Reich, (in) FS zum 250jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Celle, 1986; Justizver­wal­tung, Rechtsprechung und Strafvollzug auf dem Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz, 1995

Jüte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der in der Völkerwanderung mit den Angeln und Sachsen von Jütland nach Britannien ziehende und in den Angelsachsen aufgehende Angehörige des Jütland seinen Namen hinterlassenden Stammes der Germanen. S. Google

jütisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adj.) Jüten und Jütland betreffend

Jütisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Jüten und Jütland betreffendes Recht

→Jyske Lov

Lit.: Das jütsche Recht, übers. v. See, K. v., 1960; Wagner, W., Jütlands Verfassung im Mittelalter, 1992

Jütland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist der festländische Teil Dänemarks zwischen Nordsee und Ostsee. Teile seiner germanischen Bewohner ziehen in dem 5. Jahrhundert in das heutige Belgien und von dort 449 nach Britannien bzw. England. 1241 erlässt König Waldemar von Dänemark das →Jyske Lov. S. Google

Lit.: Nordisk kultur, Bd. 2 1938, 1ff.

Jyske Lov, Jydske Lov, (mnd.) Jütsche Lov, Jütisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Jüten und Jütland betreffendes Recht) ist ein in dem März 1241 von König Waldemar II. (1202-1241) von Dänemark als verbessertes Landschaftsrecht für Jütland erlassenes Gesetz in dänischer Sprache. Es ist in 14 Handschriften des 14. Jahrhunderts überliefert. Es gliedert sich in drei Bücher gemischten Inhalts. Es ist kirchlich und königlich geprägt. Es gilt bis 1683, in Schleswig bis zu dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900. S. Google

Lit.: Das Jyske Recht, hg. v. See, K. v., 1960; Amira, K., v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 91, 96; Jutisch Lowbok. Lübeck 1486, (Faksimiledruck) 1976; Jydske Lov, hg. v. Feger, O. u. a., 1991; How Nordic are the Nordic Medieval Laws, hg. v. Tamm, D. u. a., 2005

K

Kabbala (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) iat mit der Bedeutung Überliefertes eine mystisch-spekulative Strömung des Judentums in Südfrankreich und Spanien (13./14. Jahrhundert).

Lit.: Scholem, G., Ursprung und Anfänge der Kabbala, 1962; Reichstein, H., Praktisches Lehrbuch der Kabbala, 1984; Scholem, G., Die jüdische Mystik in ihren Haptströmungen, 1980 3. A. 1988, 11. A. 2015

Kabel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 16. Jh. in EDEL – und ab 1296 [Strals.1.1.StB. 186] in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen Norddeutschland das Los und der durch das Los bestimmte Anteil (beispielsweise an einem Deich).

Lit.: Hübner § 114; Schirmer, A., Wörterbuch der deutschen Kaufmannssprache, 1911, 91

Kabinett (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Württemberg] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittelfranzösischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Etymologie unklar, N.) ist ursprünglich das kleine Gemach, in dem der neuzeitliche Fürst seine besonderen Angelegenheiten besorgt. Hieraus entwickelt sich eine beratende beamtete Organisation. In der Gegenwart ist vor allem Kabinett die Regierung eines Staates. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 151; Sedlmayer, W., Die rechtliche Natur des königlichen Kabinetts in Württemberg, 1911; Dürichen, J., Geheimes Kabinett und Geheimer Rat unter der Regierung Augusts des Starken, (in) Neues Archiv f. Gesch. 51 (1930), 68; Heiss, U., Geheimer Rat und Kabinett in den ernestinischen Staaten Thüringens, 1962; Leinert, B., Geheimer Rat und Kabinett in Baden, 1973

Kabinettsjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Württemberg] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelfranzösische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der Eingriffe des Landesherrn in einen geschäftlichen Ablauf in einem Einzelfall. In dem →Absolutismus ist der Machtspruch erlaubt. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird er als Ver­stoß gegen die →Gewaltenteilung be­kämpft und in dem Gefolge der französischen Revolution (1789) und der Verfassungs­ge­bung Frankreichs (1791, Kapitel V, Art. 1) in dem 19. Jahrhundert ausgeschlossen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 154, 200; Bussi, E., Zur Geschichte der Machtsprüche, (in) FS E. Hellbling, 1971, 51; Ogris, W., Maria Theresia iudex, (in) Anzeiger der phil.-hist. Kl. d. österreichischen Ak. d. Wiss. 110 (1973), 232; Ogris, W., De sententiis ex plenitudine potestatis, (in) FS H. Krause, 1975, 171; Regge, J., Kabinettsjustiz in Brandenburg-Preußen, 1977; Olechowski, T., Iustitia regnorum fundamentum, (in) RZ 78 (2000), 132; Erwin, H., Machtsprüche, 2009

Kadi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Arabischen aufgenommen, M.), Richter in arabischen Ländern

Kadijurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist die Streitentscheidung durch den Kadi (Richter in arabischen Ländern) in Gegensatz zu der an rechtsstaatliche Grundsätze gebundenen Rechtsprechung der abendländischen Kulturen. S. Google

Lit.: Luig, K., Richterkönigtum und Kadijuris­prudenz, (in) Das Profil des Juristen, 1980, 295; Müller, C., Der Kadi und seine Zeugen, 2013; Tillier, M., L’invention du cadi – La justice des musulmans, 2017

Kaff (Wort ab 1399 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt [Erler, Ingelh. I 75, I 137 selten, M.) Anwartschaftsrecht der gesetzlichen Erben in den Sprüchen des Ingelheimer Oberhofs, zu gaffen?, in abweichender Bedeutung in Google belegt

Kafka, Franz (Prag 3. 7. 1883-Kierling bei Wien bzw. Wien 3. 6. 1924, jüdischer Name Anschel), Kaufleutekind, nach dem Studium des Rechtes an der Universität Prag (1901-1906) und einem Rechtspraktikum Aushilfskraft in einer Versicherung, 1908-1922 Angestellter der Arbeiterunfallversicherungsanstalt in Prag, bedeutendster Schriftsteller der deutschsprachigen Rechtskultur des frühen 20. Jahrhunderts und ihrer (kafkaesken) Folgen für den Einzelnen in der verwalteten Gesellschaft, s. Google

Lit.: Gesammelte Werke, hg. v. Brod, M., 1950ff.; Brod, M., Franz Kafka, 1962; Abraham, U., Der verhörte Held, 1985; Anz, T., Franz Kafka, 1989; Franz Kafka, Amtliche Schriften, hg. v. Hermsdorf, K. u. a., 2004; Alt, P., Franz Kafka, 2005; Kafka-Handbuch, hg. v. Engel, M. u. a., 2010; Mehring, R., Kafkanien – Carl Schmitt, Franz Kafka und der moderne Verfassungsstaat, 2022

Kahn-Freund, Otto (Frankfurt am Main 1900-England 1979) wird nach dem Studium von Geschichte und Recht in Heidelberg, Leipzig und Frankfurt (Sinzheimer) Richter. 1933 wandert er wegen seiner jüdischen Herkunft nach England aus und wird 1951 Professor in London, 1964 in Oxford. Er gehört zu den führenden Arbeitsrechtlern des 20. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Kahn-Freund, O., Autobiographische Erinnerun­gen an die Weimarer Republik, (in) Kritische Justiz 1981, 183

Kaiser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Ahd.Gl. I 730, 9 a caesare f-ona- kheisure, II 451 imperator cheisar vel herisari, II 581 imperator kiásur, III 395 perezilinz imperator keiser] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie das erschließbare Germanische aus dem lateinischen Personennamen Caesar des Altertums aufgenommen, M.) ist in Europa der Träger der höchsten weltlichen Würde. In der Nachfolge Gaius Iulius Caesars († 44 v. Chr.) nennen sich nach Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) schon die römischen Herrscher (lat. [M.]) caesar. Dabei hängt die Nachfolge wesentlich von den je­weiligen Machtverhältnissen ab (beispielsweise Soldaten­kaiser). Bei Teilung des römischen Reiches stehen mehrere Kaiser nebeneinander. In Westrom endet das Kaisertum durch die Machtübernahme Odoakers 476 n. Chr. In dem Osten tritt in dem 7. Jahrhundert die griechische Bezeichnung basileus an die Stelle von Caesar. An Weihnachten 800 krönt Papst Leo III. König Karl (den Großen) zu einem K. (lat. imperator [M.] Romanorum). In der Folge erlangen viele deutsche Könige von dem Papst die Krönung zu dem Kaiser (lat. [M.] imperator Romanorum semper augustus), nämlich Karl III. der Dicke 881, Arnulf von Kärnten 896, Otto I. 962, Otto II. 973, Otto III. 996, Heinrich II. 1014, Konrad II. 1027, Heinrich III. 1046, Heinrich IV. 1084, Heinrich V. 1111, Lothar III. 1133, Friedrich I. 1155, Heinrich VI. 1191, Otto IV. 1209, Friedrich II. 1220, Heinrich VII. 1312, Ludwig IV. der Bayer 1328, Karl IV. 1355, Sigismund 1433, Friedrich III. 1452, Maximilian 1508, Karl V. (1520 Selbst­benennung als erwählter Kaiser des Heiligen römischen Reiches, erwählter römischer Kaiser Bologna 1530). Die damit verbundenen Rechte sind gering. 1453 endet das oströmische Kaisertum unter dem Ansturm der Türken, deren Sultan den Rang eines Kaisers beansprucht. Der Herrscher Russlands nennt sich nach dem Untergang Ostroms ab 1478 Zar (1547 Krönung Iwans IV., des Schrecklichen, 1721 imperator, 1917 Zarenfamilie gestürzt). Nach 1530 wird der Kaiser des Heiligen römischen Reiches von den Kurfürsten gewählt bzw. gekrönt (Ferdinand I. 1558-1564, Maximilian II. 1564-1576, Rudolf II. 1576-1612, Matthias 1612-1619, Ferdinand II. 1619-1637, Ferdinand III. 1637-1657, Leopold I. 1658-1705, Joseph I. 1705-1711, Karl VI. 1711-1740, [nach dem Wittelsbacher Karl VII.] Franz I. 1745-1765, Joseph II. 1765-1790, Leopold II. 1790-1792 und Franz II. 1792-1806). 1804 nehmen Napoleon als Herrscher von Frankreich (mit Unterbre­chungen bis 1870) und danach der Kaiser des Heiligen römischen Reiches für seine Erblande in Österreich den Titel Kaiser an. 1806 endet das Kaisertum des Heiligen römischen Reiches. 1871 wird der König von Preußen zu dem Kaiser des Deutschen Reiches proklamiert. 1918 endet das europäische Kaisertum (Deutschland, Öster­reich). Daneben gibt es auch Kaiser von Indien (1876-1947), China, Äthiopien und Japan sowie anderen Ländern. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 76, 83, 109, 132, 147, 194, 195; Tophoff, H., Die Rechte des deutschen Kaisers, 1902; Srbik, H. v., Das österreichische Kaisertum, 1927; Heldmann, K., Das Kaisertum Karls des Großen, 1928; Holtzmann, R., Der Kaiser als Marschall des Papstes, 1928; Schramm, P., Kaiser, Rom und Renovatio, 1929, 2. A. 1957; Tiedemann, H., Der deutsche Kaiserge­danke vor und nach dem Wiener Kongress, 1932; Schneider, F., Neuere Anschauungen der deutschen Historiker zur Beurteilung der deutschen Kaiserpolitik des Mittelalters, 1934, 2. A. 1936, 3. A. 1938; Stengel, E., Kaisertitel und Souveränitätsidee, (in) DA 3 (1939); Ohnsorge, W., Das Zweikaiserproblem im früheren Mittelalter, 1947; Ohnsorge, W., Das Mitkaisertum in der abendländischen Geschichte des früheren Mittelalters, ZRG GA 67 (1950), 309; Andreae, F., Das Kaisertum in der juristischen Staatslehre des 15. Jahrhunderts, Diss. phil. Göttingen 1951; Drögereit, R., Kaiseridee und Kaisertitel bei den Angelsachsen, ZRG GA 69 (1952), 24; Uhlirz, M., Die rechtliche Stellung der Kaiserinwitwe Adelheid, ZRG GA 74 (1957), 84; Pratje, J., Die kaiserlichen Reservatrechte, 1958; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens im Mittelalter, 1965; Appelt, H., Die Kaiseridee Friedrich Barbarossas, 1967; Kleinheyer, G., Die kaiserlichen Wahl­kapi­tulationen, 1968; Fehrenbach, E., Wandlungen des deutschen Kaisergedankens 1871-1918, 1969; Wehler, H., Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918, 1973, 5. A. 1983, 7. A. 1994; Das byzantinische Herrscherbild, hg. v. Hunger, H., 1975; Veh, O., Lexikon römischer Kaiser, 1976, 2. A. 1985, 3. A. 1990; Duchhardt, H., Et Germani eligunt et Germanus eligendus, ZRG GA 97 (1980), 232; Schramm, P., Die deutschen Kaiser und Könige in Bildern ihrer Zeit, 2. A. 1983; Kaiser und Reich, hg. v. Buschmann, A., 1984, 2. A. 1994; Kaisergestalten des Mittelalters, hg. v. Beumann, H., 1984, 2. A. 1985, 3. A. 1991; Wefers, S., Das politische System Kaiser Sigmunds, 1989; Die Kaiser der Neuzeit, hg. v. Schindling, A. u. a., 1990; Kienast, D., Römi­sche Kaisertabelle, 1990, 2. A. 1996, 3. unv. A. 2004, 4. unv. A. 2010, 5. unv. A. 2011; Pabst, A., Comitia imperii, 1997; Die römischen Kaiser, hg. v. Clauss, M., 2. A. 2001; Clauss, M., Kaiser und Gott, 1999; Winterling, A., Aula Caesaris, 1999; Reichsständische Libertät und habsburgisches Kaisertum, hg. v. Duchhardt, H. u. a. 1999; Wagner, N., Der deutsche Kaiser und König von Preußen, ZRG GA 117 (2000), 450; Die Kaiserinnen Roms, hg. v. Temporini-Gräfin Vitzthum, H., 2002; Röhl, J., Kaiser, Hof und Staat – Wilhelm II., 2002; Sommer, M., Die Soldatenkaiser, 2004, 2. A. 2010, 3. A. 2014; Krieger, K., König, Reich und Reichsreform im Spätmittelalter, 2005; Schneidmüller, B., Die Kaiser des Mittelalters, 2006; Demandt, A., Das Privatleben der römischen Kaiser, 2007; Stollberg-Rilinger, B., Des Kaisers alte Kleider, 2008; Heidemann, M., Heinrich VII. (1308-1313) – Kaiseridee im Spannungsfeld von staufischer Universalherrschaft und frühneuzeitlicher Partikularautonomie, 2008; Ostermann, T., Die verfassungs­recht­liche Stellung des deutschen Kaisers nach der Reichsver­fassung von 1871, 2009; Mierau, H., Kaiser und Papst im Mittelalter, 2009 (Kohlhammer); Mierau, H., Kaiser und Papst im Mittelalter, 2010 (Böhlau); Erwin, H., Machtsprüche, 2009 – Das herrscherliche Gestaltungsrecht „ex plenitudine potestatis“ in der Frühen Neuzeit, 2009; Kaisertum im ersten Jahrtausend, hg. v. Leppin, H. u. a., 2012; Szidat, J., Usurpator tanti nominis, 2010; Pfeilschifter, R., Der Kaiser und Konstantinopel, 2013; Nur die Frau des Kaisers, hg. v. Braun, B. u. a., 2015; Kaiser, Reich und Reichsstadt in der Interaktion, 2016; Duchhardt, K., Studien zum Kaiseramt in der frühen Neuzeit, 2016 (drei Beiträge); Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa, hg. v. d. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz/Schneidmüller, B., 2020 (Ausstellungsbegleitband); Schnettger, M., Kaiser und Reich – Eine Verfasssungsgeschichte (1500-1806). 2020; Meier, M., Das Ende des weströmischen Kaisertums – ein Ereignis der chinesischen Geschichte?, (in) HZ 311, 275

Kaiserchronik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine um 1150 von einem Geistlichen in Regensburg verfasste Chronik von der Gründung Roms bis zu der eigenen Zeit, von der mehr als 40 Handschriften übeliefert sind. S. Google

Kaisergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Mittelhochdeutschen und ab 1683 in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und teilweise das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die von dem →Kaiser verwaltete Gerichtsbarkeit (beispielsweise in Rom oder in dem Deutschen Reich). S. Google

Lit.: Kaser §§ 80 II 5, 87 I 1, II; Bleicken, J., Senatsgericht und Kaisergericht, 1962

Kaiserkonstitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt  sowie über das Lateinische des Altertums - und das erschließbare Germanische - mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (lat.) →constitutio (F.) des Kaisers vor allem in dem spätantiken Rom. S. Google

Kaiserkrone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1283-1288 [Mnl. Wb.] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Krone des Kaisers. S. Google

Lit.: Der Weg zur Kaiserkrone, hg. v. Margue, M. u. a., 2009

Kaiserkrönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1785 in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Krönung eines Menschen zu dem Kaiser, wie sie in dem Abendland seit dem Mittelalter von dem Jahre 800 (Karl [der Große]) bis 1918 stattfinden kann. Für die damit verbundenen Handlungen entwickelt sich ein besonderer Krönungsordo (seit 960 überlie­fert). Danach folgen auf den Krönungseid Salbung, Übergabe der Herrschaftszeichen, Messe, Steigbügelhalten, Krönungszug und Festmahl. S. Google

Lit.: Eichmann, E., Die Kaiserkrönung im Abendland, Bd. 1f. 1942; Die Ordines für die Weihe und Krönung, hg. v. Elze, R., 1960; Hageneder, O., Das crimen maiestatis, (in) FS F. Kempf, 1983

Kaiserproklamation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) in Versailles an dem 18. 1. 1871 ist die feierliche Amtsübernahme des Kaisers des neu geschaffenen (zweiten) Deutschen Reiches. S. Google

Lit.: Doeberl, M., Bayern und die Bismarckische Reichsgründung, 1925; Becker, O., Bismarcks Ringen um Deutschlands Gestaltung, 1958; Die Reichsgründung 1870/71, hg. v. Schieder, T. u. a., 1970

Kaiserrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1325 belegt, aber nicht In Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf den →Kaiser bezogene →Recht. In dem römischen Altertum lassen sich die Konstitutionen der (lat. [M.Pl.]) principes (Cäsaren) als Kaiserrecht verstehen. Das 13. bis 16. Jahrhundert meint mit Kaiserrecht alles Recht, dessen Quelle der Kaiser ist oder sein soll. Damit kann deutsches Recht wie römisches Recht erfasst sein. Als Kaiserrecht wird beispielsweise in den meisten Hand­schriften der später so genannte Schwabenspiegel bezeichnet, als kleines Kaiserrecht ein wenig jüngeres Rechtsbuch (auch so genannter Frankenspiegel). In dem Laufe des 14. Jahrhunderts sind Kaiserrecht etwa die Goldene Bulle, die Landfrieden, die Rechtsbücher, das Recht der Reichsstädte, das in der kaiserlichen Gerichts­barkeit gesprochene Urteil oder das römische Recht (beispielsweise Sachsenspie­gelglosse). In dem 15. Jahrhundert ist Kaiserrecht meist das aufgenommene römische Recht. Den Gegensatz bildet häufig das kirchliche Recht.

Lit.: Schaafs, G., Ein Kaiserrechtbruchstück, ZRG GA 26 (1905), 280; Krause, H., Kaiserrecht und Rezeption, 1952; Munzel, O., Die Innsbrucker Handschrift des Kleinen Kaiserrechts, 1974; Trusen, W., Die Rechtsspiegel und das Kaiserrecht, ZRG GA 102 (1985), 12; Munzel-Everling, D., Dez keisers recht. Das kleine Kaiserrecht, 2003

Kaiserslautern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). S. Google

Lit.: Urkundenbuch der Stadt Kaiserslautern, Teil 1ff., hg. v. Dolch, M. u. a., 1994ff.; Das Lauterer Gericht und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M., 1996; Ratsprotokolle der Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Keddigkeit, J., Kleine Ge­schich­te der Stadt Kaiserslautern, 2008

Kaisheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar. S. Google

Lit.: Bruch, J., Die Zisterze Kaisheim und ihre Tochterklöster, 2013

Kalabrien ist bis in das 7. Jahrhundert die südöstliche, später die südwestliche Halbinsel der Halbinsel Italien. Kalabrien kommt über die Punier, Römer, Byzantiner und Langobarden in der Mitte des 11. Jahrhunderts an die →Normannen und in dem 19. Jahrhundert zu Italien. S. Google

Lit.: Kamp, N., Kirche und Monarchie im staufischen Königreich Sizilien, 1975; Leo, P. de, Mezzogiorno medioevale, 1984

Kalender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1390? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 14. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums mit abweichender Bedeutung aufgenommen, M.) ist das wichtigste Mittel zu der Einteilung der dem Menschen in dem Universum vorgegebenen Dimension Zeit (nach Tagen, Monaten und Jahren) mit Hilfe astronomisch bestimmter Gegebenheiten (von Sonne und Mond). Der nach lat. calendae (Monats­anfang) benannte, bereits vielen Völkern des Altertums bekannte Kalender, für den sich in Rom schon in dem 5. Jahrhundert v. Chr. der Übergang zu dem Sonnenjahr andeutet, wird von Caesar (100-44 v. Chr.) neu bestimmt (julianischer Kalender mit einer Ungenauigkeit von rund 12 Sekunden pro Jahr). 325 wird der Früh­jahrsanfang auf den 21. März festgesetzt. Ohne dass das Geburtsjahr Jesus Christus‘ (kurz vor 4 v. Chr.?) tatsächlich eindeutig feststeht, setzt sich danach die von Dionysius Exiguus (475?-545) eingeführte Zählung nach Christi Geburt durch. In dem Frühmittelalter verbessern Beda und vielleicht Karl (der Große) (Lorsch 789?) die Kalenderführung durch Aufnahme von Ereignissen auch der gewöhnlichen Lebenswelt. 1582 wird der zu Verschiebungen führende julianische Kalender unter Papst Gregor XIII. durch den genaueren, zehn Tage auslassenden gregorianischen Kalender ersetzt, dem sich die reformierten Landesherren in dem Heiligen römischen Reich an dem 23. 9. 1699 anschließen (England 1752, Russland 1917). Ein an der französischen Revolution ausgerichteter neuer Kalender(versuch) Frankreichs des Jahres 1792 scheitert bereits 1805.

Lit.: Ovid, Fasti/Festkalender, hg. v. Themann-Steinke, A., 2018 (nur Januar bis Juni überliefert); Wislicenus, F., Der Kalender, 1905; Meinzer, M., Der französische Revolutionskalender (1792-1805), 1992; Graf, F., Der Lauf des rollenden Jahres, 1997; Borst, A., Die karolingische Kalenderreform, 1998; Der karolingische Reichskalender, hg. v. Borst, A., 2001; Der Streit um die Zeit, hg. v. Herzog, M., 2002; Der Kalender, hg. v. Geerlings, W., 2002; Borst, A., Der Streit um den karolingischen Kalender, 2004; Rüpke, J., Zeit und Fest, 2006; Stern, S., Calendars in Antiquitiy, 2012; Weidemann, K., Römische Staatskalender aus der Spätantike, 2016 (ambivalent); Biller, J., Calendaria Bambergensia –Bamberger Einblattkalender des 15. bis 19. Jahrhunderts, 2018; Nothaft, C., Scandalous Error – Calendar Reform and Calendrical Astronomy in Medieval Europe, 2018

Kalif (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1314 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Arabischen [arab. ḵalafa, V., erfolgreich sein] aufgenommen, M.) Stellvertreter (des islamischen Propheten Mohammed)

Lit.: Halm, H., Die Kalifen von Kairo, 2003

Kalligas, Pavlos (1814-1896) wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Gans, Savigny) und Heidelberg 1843 Professor in Athen und Politiker. Er fördert die Aufnahme deutscher und römischrecht­licher Gedanken in Griechen­land. Er wirkt an der Schaffung eines Entwurfes eines griechischen Zivil­gesetzbuchs mit. S. Google

Lit.: Kairophylas, K., Pavlos Kalligás, 1937

Kalumnie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Cout Anvers] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus sowie sowie aus dem Lateinischen des Altertums [calumnia, lat., F.: nhd. Ränke, Betrug, Verleumdung, Verdrehung, Fälschung, Lex repet. (123/122 v. Chr.), vgl. idg. *kēl-, *kōl-, *kəl-, V., betören, vorspiegeln, schmeicheln, betrügen] aufgenommen, F.) Gefährde, Hinterlist, Schikane

Kalumnieneid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Livland] in sechs Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Gefährdeeid, Schikaneeid, lat. iuramentum [N.] calumniae) ist der in dem römischen Zivilprozessrecht (Formularver­fahren) sichtbare Eid der Parteien und ihrer Advokaten, das Verfahren nicht rechtsmiss­bräuchlich zu führen. Justinian (527-565) macht ihn zu einer Prozessvoraussetzung. Der Kalumnieneid wird nach einer frühen Erwähnung in dem Jahre 1186 mit dem römisch-kanonischen Verfahren an dem Ende des Spätmittelalters in Deutschland übernommen, wobei das Ver­hältnis zu dem Voreid des deutschen Rechtes (Gefährdeeid) streitig ist. Später geht der Sinn des Kalumnieneids verloren. Ihm entsprechen in der Gegenwart die Notwendigkeit des Rechtsschutzinteresses und die Strafbarkeit wegen falscher Anschuldigung.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Zimmermann, E., Der Glaubenseid, 1863, 62; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 214; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 349; Sellert, W., Faires Verfahren und Schikane, (in) FS O. Behrends, 2009, 485ff.

Kalvinismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) →Calvin

Lit.: Calvinism and Religious Toleration in the Dutch Golden Age, hg. v. Hsia, R. u. a., 2002

Kameralismus (Kameralwissenschaft) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Wissenschaft von den wirtschaftlichen Verhältnissen und Aufgaben des früh­neuzeitlichen Staates (Finanzwissenschaft und Polizeiwissenschaft). Der Kameralismus ist eine Son­derform des →Merkantilismus. Wichtige Ver­treter in dem Heiligen römischen Reich sind →Justi, →Seckendorff und →Sonnenfels (Wien 1763). Seit 1727 werden in Deutschland besondere Lehrstühle für diese Wissenschaft eingerichtet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 134, 152; Nielsen, A., Die Entstehung der deutschen Kameralwissenschaft im 17. Jahrhundert, 1911; Gerloff, A., Staatspraxis und Staatstheorie des kameralistischen Verwaltungs­staates, 1937; Kunze, K., Ernst Ludwig Carl, 1966; Schiera, P., Dall’arte di governo alle scienze di stato, 1968; Brückner, J., Staatswissenschaft, Kameralismus und Naturrecht, 1977; Jenetzky, J., System und Entwicklung des materiellen Steuerrechts, 1978; Schulz, H., Das System und die Prinzipien der Einkünfte im werdenden Staat der Neuzeit, 1982; Sandl, M., Ökonomie des Raumes, 1999

Kameralistik (Kameraljurisprudenz) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die wissenschaftlich-literarische Tätigkeit von Richtern an dem Reichskammergericht (bzw. auch die Kameralwissenschaft). Als Beisitzer des Gerichts veröffentlichen Jo­hann →Mynsinger von Frundeck (1517-1588, [lat.] Singularium observationum iudicii imperialis camerae centuriae [F.Pl.] quattor, 1565, Vierhundert Einzelbeobach­tungen des kaiser­lichen Kammer­gerichts) und Andreas →Gaill (1526-1587, [lat.] Practicarum observationum …. libri [M.Pl.] duo, 1578, Zwei Bücher … praktischer Beobachtungen) Urteile. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 144; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Stolleis, M., Geschichte des Öffentlichen Rechts, Bd. 1 1997; Simon, T., Gute Policey, 2004; Rüdiger, A., Staatslehre und Staatsbildung, 2005

Kameraljurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Kameralistik

Kameralprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Reichskammergericht

Kameralwissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1745 [Kretschmayr-Walter] in zwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Kameralismus

Kammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist ursprünglich die gewölbte Decke, danach der von daher benannte Raum und die darin beherbergte fürstliche Behörde. Nach dem schon in dem Frühmittelalter sichtbaren →Kämmerer entstehen bereits in dem späten 15. Jahrhundert in einzelnen habsburgischen Ländern ständische Raitkammern. 1498 richtet König Maximilian I. eine Hofkammer als zentrale, kollegial organisierte Finanz­behörde des Reiches und der habs­burgischen Erbländer ein. In Brandenburg erscheinen in dem 16. Jahrhundert Amtskammern und 1689 eine geheime Hofkammer. Seit dem 18. bzw. 19. Jahrhundert ist Kammer ein Haus eines mehrteiligen Gesetz­gebungs­organs, ein kollegialer Spruch­körper eines Gerichts oder eine berufliche Standesver­tretung. S. Google

Lit.: Mensi, F. v., Die Finanzen Österreichs, 1890; Storch, A., Der brandenburg-preußische Kammerstaat, Diss. jur. Göttingen 1912; Thimme, H., Das Kammeramt in Straßburg, Worms und Trier, 1913; Richardson, W., Tudor Chamber Administration, 1952; Die Kontrolle der Staatsfinanzen, hg. v. Zavelberg, H., 1989; Thieme, W., Einführung in die Verwaltungslehre, 1995; Kotulla, M., Deutsche Verfassungsgeschichte, 2008

Kämmerer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 8 aulaces chamarare, I 759, II 763, III 136 zetarius kamerarius, kameraere, kamerere, kâmser, kamerari] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, in dem 14. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums mit abweichender Bedeutung aufgenommen, M., lat. [M.] camerarius) ist der für die Einkünfte zuständige Verwal­tungsamts­träger bereits des frühmit­telalterlichen Könighofs (882). 936 erscheint der Herzog von Schwaben als Kämmerer (Erzkämmerer), seit dem 12. Jahrhundert der Markgraf von Brandenburg. Das seit dem 13. Jahrhundert erbliche Hofamt des Kämmerers haben zunächst die Grafen von Bolanden-Falkenstein, danach die von Weinsberg und seit dem 16. Jahrhundert die Grafen bzw. Fürsten von Hohenzollern inne, doch verliert es seit der Neuzeit an Bedeutung. In England verdrängt in der normannischen Zeit der Schatzmeister den königlichen Kämmerer, in Frankreich in dem 13. Jahrhundert der (franz.) Grand-chambellan bzw. in dem 14. Jahrhundert der (franz.) trésorier. Kämmerer amtieren auch in den einzelnen Städten und Ländern. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 83, 112; Schubert, P., Die Reichshofämter, MIÖG 34 (1913), 427; Rösener, W., Hofämter, DA 45 (1989), 485; Hengerer, M., Kaiserhof und Adel in der Mitte des 17. Jahrhunderts, 2004; Ritteradel im Alten Reich, hg. v. Andermann, K., 2009

Kammergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1425 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) in dem Heiligen römischen Reich ist ein seit 1415 urkundlich nachweisbares, neben dem königlichen Hofgericht bestehendes königliches Gericht. Es entsteht vielleicht be­reits in dem 14. Jahrhundert aus dem königlichen Rat. Es ist mit (gelehrten) Räten des Königs besetzt. Es ist zuständig für Angelegenheiten des Königs und Reiches, später auch für weitere Gegenstände. Nach Verschwinden des den neuen Anforderungen (Appellation) nicht mehr gerecht werdenden Hofgerichts (zwischen) 1451 (und 1456) wird es als Hof- und Kammergericht bezeichnet. Von 1455 ist ein Sitzungsprotokollbuch überliefert, seit 1467 ein Urteilsbuch, von 1471 der Entwurf einer Kammergerichtsordnung, nach der die Juristen die Hälfte der Urteiler bilden sollen. Tatsächlich sind von fast 350 Beisitzern der Herrschaftszeit Kaiser Friedrichs III. (1452-1493) fast 100 Juristen. Das Kammergericht wird vor allem von süddeutschen Ständen häufig angerufen, gelangt aber vielfach nur sehr langsam zu Entscheidungen und vermag nur selten diese in der Wirklichkeit umzusetzen. Seit 1461 wird es verpachtet, seit 1475 tritt es nur noch selten zusammen. An dem 9. 7. 1490 ernennt Kaiser Friedrich III. nochmals einen Kammerrichter (1494 20 Prozessrubra, 1495 35 Prozessrubra ge­nannt). Dem Kammergericht folgt 1495 das →Reichs­kam­mergericht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 114; Tomaschek, J., Die höchste Gerichtsbarkeit, 1865; Franklin, O., Das königliche Kammergericht vor dem Jahre 1495, 1871; Neumann, G., Zwei Lübecker Hausbesitzer vor dem Kammergericht, ZRG GA 96 (1979), 209; Diestelkamp, B., Vom königlichen Hofgericht zum Reichskammer­gericht, (in) FS A. Erler, 1986, 44; Jahns, S., Das Kammergericht und seine Richter, 1996ff.; Recht und Verfassung, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1998; Diestelkamp, B., Die Durchsetzung des Rechtsmittels der Appellation, 1998; Maurer, J., Das Königsgericht und sein Wirken von 1451 bis 1493, 2003; Die Protokoll- und Urteilsbücher des königlichen Kammergerichts aus den Jahren 1465 bis 1480, hg. v. Battenberg, F. u. a., 2004; Meurer, N., Die Entwicklung der Austrägalgerichtsbarkeit bis zur Reichskammergerichtsordnung von 1495, 2005; Spiller, P., Personalpolitik beim Kammergericht von 1933 bis 1945, 2016

Kammergericht (Wort 1468, N.) in Brandenburg bzw. Preußen ist das (oberste) Gericht des Reichskämmerers (Markgrafen von Brandenburg) für die Mark →Brandenburg (14. Jahrhundert des kemerers kamere tu tangermünde, 1392 kammerrecht, 17. 3. 1468 Kammergericht). Von 1516 stammen der Entwurf einer Kammer­gerichtsordnung, von 1540 (Cölln an der Spree) und 1709 in Kraft getretene Kammer­gerichtsordnungen. 1748 wird das Kammergericht auch für Strafsachen zuständig. 1782 wird es Mittelinstanz. 1877/1879 wird es Oberlan­desgericht mit Sitz in Berlin, behält aber seinen be­sonderen Namen und erhält 1913 einen Neubau. S. Google

Lit.: Holtze, F., Geschichte des Kammergerichts in Brandenburg-Preußen, Bd. 1ff. 1890ff.; Hassenpflug, R., Die erste Kammergerichtsordnung Kurbranden­burgs, 1895; Fünfhundert Jahre Kammergericht, 1913; Schmidt, E., Kammergericht und Rechtsstaat, 1968; Werner, F., Zur Geschichte des Kammergerichts in Berlin, 1968; Scholz, F., Berlin und seine Justiz, 1982; Wassermann, R., Das Kammergericht soll bleiben, 2005; Weichbrodt, S., Die Geschichte des Kammergerichts von 1913-1945, 2009; Kipp, J., Einhundert Jahre. Zur Geschichte eines Gebäudes 1913-2013, 2013

Kammergut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert [Wien] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Tafelgut, Domänen) ist in der frühen Neuzeit die Gesamtheit der Einkünfte der →Kammer. Streitig ist in dem 17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert, ob das Kammergut dem Staat oder dem Landesherrn gehört. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Zachariae, H., Das Eigentumsrecht am deutschen Kammergut, 1864; Breysig, K., Geschichte der brandenburgischen Finanzen, 1895; Locher, E., Das württembergische Hofkammergut, 1925; Klein, W., Die Domänenfrage im deutschen Verfassuungsrecht des 19. Jahrhunderts, Diss. jur. Heidelberg 2007; Laufs, A. u. a., Das Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesitz, 2008

Kammerrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [Schr Bodensee] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Kammergericht, →Reichskammergericht

Kammerzieler (Wort Kammerziel in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1560 in rund 25 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ursprünglich N.Pl. von Ziel, dann M.) ist in der Neuzeit (1548-1806) die Gesamtheit der von den Reichständen für das →Reichskam­mergericht aufzubringenden Geldleis­tungen. Der Kammerzieler beläuft sich meistens auf weniger als 1% der Ausgaben des schul­denden Reichsstands, wird aber vielfach gleichwohl nicht ordentlich oder überhaupt nicht geleistet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 150; Gothein, E., Der gemeine Pfennig, 1877; Smend, R., Das Reichskammer­gericht, 1911; Buchholz, M., Öffentliche Finanzen und Finanzverwaltung im entwickelten frühmodernen Staat, 1992; Müller, M., Die Entwicklung des Kurrheinischen Kreises, 2008

Kampanien ist die um Neapel liegende süditalienische Landschaft, die über die Römer, Goten und Oströmer um 570 an das langobardische Herzogtum Benevent gelangt. Ihr Name leitet sich von campus, lat., M., Feld, Kampffeld, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. idg. *kamp-, V., biegen, ab. S. Google

Lit.: Storia arte e cultura della Campania, 1976

Kanada ist der nördlich der Vereinigten Staten von Amerika gelegene, aus Kolonien Englands und Frankreichs entstandene Staat. Sein Name leitet sich vielleicht von dem Substantiv kanata ab, mit dem um den Sankt-Lorenz-Strom Irokesen Siedlungen bezeichneten.

Lit.: Vachon, A., Histoire du notariat canadien 1621-1960, 1962; Sautter, U., Geschichte Kanadas, 2000; Handschug, S., Einführung in das kanadische Recht, 2003

Kanal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums [canālis (1), lat., M., F., Röhre, Rinne, Wasserrinne, Kanal, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. canna] mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) meist von Menschen hergestellter, grundsätzlich ziemlich ebener Wasserlauf

Lit.: Schröder, L., Der Rhein-(Maas-)Schelde-Kanal als geplante Infrastrukturzelle von 1946 bis 1986, 2017

Kanon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie an dem Ende des 8. Jahrhunderts aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenomen und mit dem Hebräischen verbindbar, M., canōn, lat., M., Regel, Norm, Richtschnur, Vitr. um 84-um 25 v. Chr., Lw. gr. κανών (kanṓn), s. gr. κανών (kanṓn), N., Stange, Rohrstab, zu gr. κάννα (kánna), F., Rohr, vgl. hebr. kaneh) ist die Regel oder Vorschrift des richtigen Glaubens und Handelns sowie des kirchlichen (kano­nischen) Rechtes (325). Die in (lat. [M.Pl.]) canones formulierten Synodal­beschlüsse werden seit der Mitte des 4. Jahrhunderts (bis zu →Gratian, um 1140, und danach) in Kanonessammlungen, von denen allein zwischen 1000 und 1400 außerhalb Italiens mehr als 27 verschiedene entstehen, zusammengefasst. S. Google

Lit.: Wenger, L., Über canon und regula in den römischen Rechtsquellen, (in) ZRG KA 63 (1943), 495; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Fransen, G., Les collections canoniques, 1985; Landau, P., Erweiterte Fassungen der Kanonessammlung des Anselm von Lucca, (in) Sant’ Anselmo, 1987, 383; Gaudemet, J., Droit de l’Eglise, 1989; Fowler-Magerl, L., Ausgewählte Kanonessammlungen zwischen 1000 und 1400 außerhalb Italiens, 1998 (CD-ROM); Kéry, L., Canonical Collections of the Early Middle Ages (ca. 400-1140), History of Medieval Canon Law 1, hg. v. Hartmann, W. u. a., 1999, 3 2008; Landau, P., Die Quellen der mittelitalienischen Kanonessammlung in sieben Büchern (MS Vat. lat. 1346), (in) Ritual, Text and Law, 2003, 255; Stadelmaier, M., Die Collectio Sangermanensis XXI titulorum, 2004

Kanoniker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Hebräischen verbindbar, M., 535 lat. [M.] canonicus) ist ein Mitglied eines Stiftskapitels oder Domkapitels (Domkapitular, Domherr). S. Google

Lit.: Semmler, J., Mönche und Kanoniker, 1980; Istituzioni monastiche e istituzioni canonicali, 1980

kanonisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Hebräischen verbindbar und in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj., s. Google) gesetzmäßig, richtig

Kanonisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, Adjektiv kanonisch in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, lat. →ius [N.] canonicum) ist das kirchliche Recht in Gegensatz zu dem weltlichen Recht. In dem engeren Sinn ist es in Gegensatz zu dem neueren kirchlichen Recht nur das in dem (lat.) →corpus (N.) iuris canonicum enthaltene Recht bzw. das innere katholische Kirchenrecht in Gegensatz zu dem staatlichen Kirchenrecht (Staatskirchen­recht). Seit der Mitte des 4. Jahrhunderts wird es in Kanonessammlungen zusammen­gefasst. In Nov. 131, 1 (545) ordnet Kaiser Justinian in Ostrom an, dass 54 Kanones der ersten vier allgemeinen Konzilien wie Gesetze zu beachten sind. Große Bedeutung hat das kanonische Recht lange für Ehe, Verfahren, Testament, Eid, Wucher und Schule sowie (formlosen) Vertrag, ius ad rem (Recht auf die Sache) als Vorform der Anwartschaft, Appellation, rechtliche Bindung des Verwaltungshandelns, Amt, Ordnung, Rechtssicherheit und allgemein Rechtsprinzipien wie etwa ne bis in idem (nicht zweimal in derselben Sache). S. Google

Lit.: Friedberg, E., Das kanonische und das Kirchenrecht, (in) Dt. Z. f. Kirchenrecht 8 (1898), 1; Landau, P., Der Einfluss des kanonischen Rechtes auf die europäische Rechtskultur, (in) Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1991, 39; Die Bedeutung des kanonischen Rechtes für die Entwicklung einheit­licher Rechtsprinzipien, hg. v. Scholler, H., 1996; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1, 1997; Aymans, W./Mörsdorf, K., Kanonisches Recht, 13. A. Bd. 2 1997; Martínez-Torron, J., Anglo-American Law and Canon Law, 1998; Erdö, P., Geschichte der Wissenschaft vom kanonischen Recht, 2003; Fowler-Magerl, L., Clavis canonum. Selected Canon Law Collections before 1140, 2005; The History of Medieval Canon Law in the Classical Period 1140-1234, hg. v. Hartmann, W./Pennington, K., 2008; Austin, G., Shaping Church Law around the Year 1000, 2009; Rüfner, T., Die gesetzesgleiche Geltung des kanonischen Rechtes in der Spätantike, ZRG KA 122 (2010), 1; Landau, P., Europäische Rechtsgeschichte und kanonisches Recht im Mittelalter, 2013 (40 Aufsätze der 40 Jahre von 1967 bis 2006); Schmoeckel, M., Kanonisches Recht, 2020

Kanonisches Zinsverbot (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, kanonisch in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, N.) ist das auf Lukas 6,35 (Tut Gutes und gebt ein Darlehen, ohne davon etwas zu erhoffen) gegründete kirchliche Verbot, für Darlehen Zinsen zu nehmen. Es setzt sich in dem Mittelalter allgemein durch. Die wirtschaftlichen Ziele des verzinslichen Dar­lehens werden aber gleichwohl mit Hilfe zahlreicher Umgehungsgeschäfte tatsächlich vielfach er­reicht. Ansonsten dürfen →Juden verzins­liche Darlehen geben und werden infolge­dessen vielfach zu Gläu­bigern christlicher Schuldner. 1654 wird in dem Heiligen römischen Reich das kanonische Zinsverbot durch einen Höchstzinssatz von 6% ersetzt, in dem 19. Jahrhundert schwindet auch der Höchstzinssatz. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 127, 166; Endemann, W., Studien in der romanisch-kanonistischen Wirtschafts- und Rechtslehre, Bd. 1f. 1874ff., Neudruck 1962; Ruth, R., Das kanonische Zinsverbot, (in) FS E. Heymann, 1931, 316

Kanonistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt, F., Adjektiv kanonisch in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen) Wissenschaft des kano­nischen Rechtes oder des Kirchen­rechts

Lit.: Berman, H., Law and Revolution, 1983 (Recht und Revolution, 2. A. 1991); Erdö, P., Geschichte de Wissenschaft vom kanonischen Recht, 2006; Brundage, J., The Medieval Origins of the Legal Profession, 2008; Austin, G., Shaping Church Law around the year 1000, 2009; Bertram, M., Kanonisten und ihre Texte (1234 bis Mitte 14. Jahrhundert), 2013 (Aufsatzsammlung); Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, hg. v. Schmoeckel, M. u. a., Bd. 1 Zivil- und Zivilprozessrecht, 2009, Bd. 2 Öffentliches Recht, 2011, Bd. 3 Straf- und Strafprozessrecht, 2012, Bd. 4 Prozessrecht, 2014, Bd. 5 Das Recht der Wirtschaft, 2016; Schmoeckel, M., Kanonisches Recht, 2020

Kant, Immanuel (Königsberg 22. 4. 1724-12. 2. 1804), Sattlerssohn (Riemerssohn), wird nach dem Studium von Mathematik, Naturwissenschaft und Philosophie 1746 Hauslehrer, 1765 Bibliothekar und 1770 (zu­neh­mend introvertierter) ordentlicher Professor für Metaphysik und Logik (1781 Kritik der reinen Vernunft). Nach ihm ist Recht der Inbegriff der Bedingungen, unter denen die Willkür des einen mit der Willkür des anderen nach einem allgemeinen Gesetz der Freiheit zusammen vereinigt werden kann (Metaphysik der Sitten, 1797/1798). Hierauf bauen alle Einzelaus­führungen zu dem Recht auf. In erheblichem Maße von Kants Freiheitsethik beeinflusst wird →Savigny. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 147, 178, 187; Borowski, L. u. a., Immanuel Kant, 1912, Neudruck 1980; Cassirer, E., Kants Leben und Lehre, 1918; Swoboda, E., Das ABGB im Lichte Kants, 1926; Haensel, W., Kants Lehre vom Widerstandsrecht, 1926; Buchda, G., Das Privatrecht Immanuel Kants, 1929; Dulckeit, G., Naturrecht und positives Recht bei Kant, 1932, Neudruck 1973, 1987; Naucke, W., Kant und die psychologische Zwangstheorie Feuerbachs, 1962; Kiefner, H., Der Einfluss Kants auf Theorie und Praxis des Zivilrechts, (in) Philosophie und Rechtswissenschaft, 1969, 3; Naucke, W., Die Dogmatisierung von Rechts­problemen bei Kant, (in) ZNR 1 (1969); Ritter, C., Der Rechtsgedanke Kants nach den frühen Quellen, 1971; Saage, R., Eigentum, Staat und Gesellschaft bei Immanuel Kant, 1973, 2. A. 1994; Höffe, O., Immanuel Kant, 1983, 5. A. 2000, 7. A. 2007; Kants Rechts­philosophie, hg. v. Küsters, G., 1988; Dießelhorst, M., Naturzustand und Sozialvertrag bei Hobbes und Kant, 1988; Kersting, W., Wohlgeordnete Freiheit, 1993, 3. A. 2007; Zotta, F., Immanuel Kant. Legitimität und Recht, 1998; 200 Jahre Kants Metaphysik der Sitten, hg. v. Sharon Byrd, B., 1998; Recht, Staat und Völkerrecht bei Immanuel Kant, hg. v. Hüning, D. u. a., 1998; Immanuel Kant: Metaphysische Anfangsgründe der Rechtsgeschichte, hg. v. Höffe, O., 1999; Falkenburg, B., Kants Kosmologie, 1999; Küper, W., Immanuel Kant und das Brett des Karneades, 1999; Kater, T., Politik, Recht, Geschichte, 1999; May, S., Kants Theorie des Staatsrechts, 2002; Kant-Handbuch, hg. v. Irrlitz, G., 2002, 2. A. 2010, 3. A. 2015; Höffe, O., Kants Kritik der reinen Vernunft, 2003; Kühn, M., Kant, 2003, 5. A. 2004; Dietzsch, S., Immanuel Kant, 2003; Sala, G., Kants Kritik der praktischen Vernunft, 2004; Baumanns, P., Kant und die Bioethik, 2004; Römpp, G., Kant leicht gemacht, 2005; Kants Lehre vom richtigen Recht, hg. v. Kleczewski, D. u. a., 2005; Birken-Bertsch, H., Subreption und Dialektik bei Kant, 2006; Recht und Sittlichkeit bei Kant, hg. v. Byrd, S. u. a., (in) Jb. f. Recht und Ethik 14 (2006); Kersting, W., Wohlgeordnete Freiheit, 2007; Brandt, R., Immanuel Kant – Was bleibt?, 2010; Eisfeld, J., Zur Trennung von Recht und Moral bei Kant, (in) FS D. Klippel, 2013, 313ff.; Kant’s Theory of Law, hg. v. Merle, J. u. a., 2015; Römpp, G., Kants Ästhetik, 2019; Tang, P., Eigentum und Staat bei Immanuel Kant, 2019

Kanton (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und infolge Überarbeitung der ursprünglichen Behandlung von Fremdwörtern in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Wort 16. Jahrhundert aus dem Französischen und Italienischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Gallischen sowie dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vor allem das Mitglied (Ver­waltungseinheit bzw. Bundesstaat) der Eidgenossenschaft der Schweiz seit der Einrichtung der Helvetischen Republik in dem Jahre 1798. Die 24 (bzw. mit Halbkantonen 26) Kantone sind Aargau, Appenzell, (Ap­penzell-Außerrhoden, Ap­pen­zell-Inner­rho­­den), Basel (Basel-Stadt, Basel-Landschaft), Bern, Frei­burg, Genf, Glarus, Graubünden, Jura, Luzern, Neuenburg, Sankt Gallen, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Tessin, Thurgau, Unterwalden (Unterwalden nid dem Wald, Unterwalden ob dem Wald), Uri, Waadt, Wallis, Zug und Zürich. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; His, E., Geschichte des neueren Schweizer Staatsrechts, Bd. 1ff. 1920ff.; Adler, B., Die Entstehung der direkten Demokratie, 2006

Kantonssystem (Kantonsystem) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, N.) ist ein 1733/1735 in Brandenburg-Preußen eingeführtes Aushe­bungs­system, bei dem der Staat in Bezirke (Kantone) aufgeteilt wird, die je einem Regiment zu der Aushebung zugeordnet sind. Das Kantonssystem wird 1771 von Österreich, 1804 von Baden und 1804/1805 von Bayern übernommen, später (Preußen 1804) aber wieder aufgegeben. S. Google, →Kanton, s, System

Lit.: Büsch, O., Militärsystem und Sozialleben im alten Preußen 1713-1807, 1962; Winter, M., Untertanengeist durch Militärpflicht?, 2005

Kantorowicz, Hermann Ulrich (Posen 18. 11. 1877-Cambridge 12. 2. 1940), Kaufmannssohn, wird nach dem Studium von Rechts­wissenschaft, Philo­sophie und Nationalökonomie in Berlin (Liszt) und München (Brentano) und der Habilitation in Freiburg (Schmidt, Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik [1908]) 1929 als Nachfolger Gustav Radbruchs ordentlicher Professor in Kiel. Nach der Entlassung aus dem Staatsdienst (1933) wechselt er nach New York und Cambridge. Mit seiner frühen Schrift (Gnaeus Flavius) Der Kampf um die Rechtswissenschaft (1906), von der er sich selbst später distanziert, wird er einer der Begründer der →freien Rechtsschule. S. Google

Lit.: Muscheler, K., Hermann Ulrich Kantorowicz, 1984; Muscheler, K., Relativismus und Freirecht, 1984; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 631; Hermann Kantorowicz‘ Begriff des Rechts und der Rechtswissenschaft, hg. v. Augsberg, I. u. a., 2020

Kanzel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Predigtstuhl

Lit.: Beyer, F., Geheiligte Räume, 2008

Kanzlei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [Straßburg] als aus dem Lateinischen des Altertums gebildet belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die für die Herstellung von Schriftstücken zuständige Behörde. Sie entsteht sachlich bereits in dem römischen Altertum unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.). Hieran knüpfen die merowingischen Könige an, deren Kanzlei sich anfangs aus weltlichen Amtsträgern (lat. [M.Pl.] referen­darii) und diesen unterge­ordneten Schreibern zusammen­setzt. Wenig später treten Geistliche an ihre Stelle. Die Leitung übernimmt 870 bzw. 965 der Erzbischof von Mainz. Zu der gleichen Zeit festigt sich auch eine Kanzlei des Papstes. Seit dem 12. Jahrhundert wird die Kanzlei eine nach festen Regeln eingerichtete Behörde zu der Herstellung von Schriftstücken. In dem 13. und 14. Jahrhundert bilden sich auch in den Ländern und Städten besondere Kanzleien. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Die teutsche Reichs-Cantzley, hg. v. Lünig, J., 1714; Wilkinson, B., The Chancery under Edward III, 1929; Merkel, W., Das Aufkommen der deutschen Sprache in den städtischen Kanzleien, 1930; Groß, L., Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei, 1933; Vogelgesang, G., Kanzlei der pfälzischen Kurfürsten, 1939; Hofmann, S., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180/1214 bis 1255/1294, 1967; Schöne, S., Von der Reichskanzlei zum Bundeskanzleramt, 1968; Battenberg, F., Gerichts­schreiberamt und Kanzlei des Reichshof­gerichtes, 1974; Csendes, P., Die Kanzlei Kaiser Heinrichs VI., 1981; Kölzer, T., Urkunden und die Kanzlei von Kaiserin Konstanze, 1983; Wild, J., Die Fürstenkanzlei des Mittelalters, 1983; Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter, hg. v. Silagi, G., 1984; Petke, W., Kanzlei, Kapelle und königliche Kurie unter Lothar III. (1125-1137), 1985; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen der Pfalzgrafen bei Rhein, 1986; Frenz, T., Die Kanzlei der Päpste, 1986; Stadt, Kanzlei und Kultur im Übergang zur frühen Neuzeit, hg. v. Suntrup, R., 2004; Gleixner, S., Sprachrohr kaiserlichen Willens, 2006; Kanzleisprachenforschung, hg. v. Greule, A. u. a., 2012

Kanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190-1230 [Walther von der Vogelweide] als aus dem Lateinischen des Altertums gebildet belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist der Angehörige oder Leiter einer →Kanzlei. Der (lat. [M.]) cancellarius (4. Jahrhundert) ist in Rom die an den die Richter von der Allgemeinheit trennenden Schranken (lat. [M.Pl.] cancelli) Dienste verrichtende Hilfsperson, in dem Frühmittelalter der Schreiber, seit dem 10. Jahrhundert der Leiter einer Beur­kundungsstelle (Reich 953, Frankreich 12. Jahrhundert). Seit dem 12. Jahrhundert erscheint der Kanzler an Schulen und Universitäten als bedeutsamer Amtsträger. Auch nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches bleibt der Kanzler bedeutsam (1810 Preußen Staatskanzler, 1866 Norddeutscher Bund Bundeskanzler, 1871 Reichskanzler, 1949 Bundeskanzler [, Österreich 1920]). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 83, 112, 113; Rosenberg, W., Die staatsrechtliche Stellung des Reichskanzlers, 1889; Rashdall, H., The Universities of Europe 1895, 2. A. 1936; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1 2. A. 1912; Hantsch, H., Reichsvizekanzler Friedrich Karl Graf von Schönborn (1674-1746), 1929; Schöne, S., Von der Reichskanzlei zum Bundeskanzleramt, 1968; Sternburg, W. v., Die deutschen Kanzler - von Bismarck bis Schmidt, 1985, 5. A. 2006 (von Bismarck bis Merkel); Helms, L., Regierungsorganisation und politische Führung, 2005

Kapelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1269 [Hospital Schwäbisch Gmünd] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in der weiteren Herkunft unklar belegt, F.) ist in Ableitung von (lat. [F.]) capa (Mantel [des heiligen Martin, 316-400]) die kleine Kirche, deren Rechtsstellung gegen­über der Kirche zeitweise in verschiedener Hinsicht gemindert ist. S. Google

Lit.: Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1959; Stevens, U., Burgkapellen, Andacht, Repräsentation und Wehrhaftigkeit im Mittelalter, 2003; Untermann, M., Handbuch der mittelalterlichen Architektur, 2009

Kaper (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1600 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, M.) Freibeuterschiff, Seeraub, →Kauf

Kaperei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1710 [Nehring] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F, Verb kapern 1678, aus dem holländisch-friesischen Raum, Herkunft ungeklärt) ist die Aufbringung feindlicher Schiffe durch bewaffnete, staatlich dazu ermächtigte Privatschiffe seit dem 17. Jahrhundert. Ihre sachlichen Wurzeln liegen bereits in dem Mittelalter. In dem 19. Jahrhundert wird die Kaperei durch Staatsverträge und die Pariser Seerechtsdeklaration von 1856 be­seitigt. S. Google

Lit.: Böhringer, K., Recht der Prise, Diss. jur. Frankfurt am Main 1970; Beckert, E./Bruer, G., Öffentliches Seerecht, 1991; Ziegler, K., Völkerrechts­geschichte 1994, 2. A. 2007, §§ 30, 35, 36; Störtebeker, hg. v. Ehbrecht, W., 2005;

kapern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1678 [Trübner] in 9 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, V., (ein Schiff) aufbringen, aus dem holländisch-friesischen Raum, Herkunft ungeklärt

Kapetinger, Capetinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines (rheinfränkischen?,) mit dem 866 gefallenen Robert sichtbaren Geschlechts, das mit Hugo Capet 987/988 das Königtum in dem westfränkischen Reich erlangt, wobei der Beiname Capet erst in dem 11. Jahrhundert in den Quellen auftaucht und sich ursprünglich auf Hugo den Großen, den Vater Hugo Capets bezieht. Bei dem Erlöschen der Kapetinger (1328) folgen die Nebenlinien Valois (bis 1589), Bourbon (bis 1792, 1814-1830) und Orléans (1830-1848), so dass die Kapetinger insgesamt alle Könige Frankreichs stellen. Weitere Nebenlinien (Anjou, Borgonha, Bragança u. a.) herrschen zeitweise in Por­tugal (1093-1580, 1640-1853), Byzanz (1217-1261), Neapel-Sizilien (1266-1282/1422, 1735-­1860), Ungarn (1308-1385), Polen (1370-1382), Parma (1748-1802, 1847-1860) oder Brasilien (1822-1789). Als zusammenfassende Familien­be­zeichnung erscheint das Wort Kapetinger spät (17. Jahrhundert). S. Google

Lit.: Lohrmann, K., Die Titel der Kapetinger (987-1200). Diss. phil. Wien 1976 (masch.schr.); Actes du colloque Hugues Capet, 1987; Ehlers, J., Die Kapetinger, 1999; Krause, I., Konflikt und Ritual im Herrschaftsbereich der frühen Capetinger, 2006; Barthélemy, D., Nouvelle historie des Capétiens (978-1124), 2012

Kapital (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Strieder] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, N., s. Google) ist die verzinsliche Geld­summe bzw. die Gesamtheit der in ein Unternehmen eingebrachten Mittel

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 399; Weber, A., Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit, 1954; Peyer, H., Könige, Stadt und Kapital, 1982; Nyikos, E., Das Kapital als Prozess, 2010; Piketty, T., Das Kapital im 21. Jahrhundert, 2014; Piketty, T., The Economics of Inequality, 2015

Kapitalgesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Neutrum Kapital ab 1526 belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, F.) ist die →Gesellschaft, bei der die bloße Beteiligung von →Kapital in dem Vordergrund steht und es nicht wesentlich auf die Persönlichkeit des einzelnen Gesell­schafters ankommt. Die Kapitalgesellschaft entsteht sachlich nach dem Frühkapitalismus mit der Entwicklung des risikoreichen, kapitalbedürftigen Welthandels (→Aktiengesellschaft) zu Beginn des 17. Jahrhunderts (Vereinigte Ostindische Handlskompagnie VOC 1602). Ihre Bedeutung wächst noch immer. S. Google

Lit.: Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Fleckner, A., Antike Kapitalvereinigungen, 2010

Kapitalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Neutrum Kapital ab 1526 belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet) ist die Wirtschaftsform, in der das →Kapital prägende Bedeutung hat. Auf der Grundlage der Anerkennung des Pri­vateigentums strebt der Einzelne in dem freien Wettbewerb mit anderen an dem Markt den größtmöglichen Gewinn durch maximalen Einsatz verfügbaren Kapitals an. Als Frühform des Kapitalismus (Frühkapi­talismus) gilt die Wirt­schafts­weise beispielsweise der →Fugger an dem Beginn der Neuzeit. Eigentlich setzt sich der Kapitalismus erst seit dem 18. Jahrhundert in dem Liberalismus des 19. Jahrhunderts durch, bewirkt dort aber auch die Trennung der Gesellschaft in Kapitalisten (besitzende Bürger) und Prole­tarier (besitzlose Arbeiter). S. Google

Lit.: Söllner § 18; Köbler, DRG 177; Strieder, J., Zur Genesis des modernen Kapitalismus, 1904; Hinze, Die Arbeiterfrage zu Beginn des modernen Kapitalismus, 2. A. 1963; Turner, H., Faschismus und Kapitalismus, 1972; Koslowski, P., Ethik des Kapitalismus, 2. A. 1984; Duplessis, R., Transitions to Capitalism, 1997; Kurz, R., Schwarzbuch Kapitalismus, 1999; Pelz, W., Against Capitalism, 2007; Leidinger, H., Kapitalismus, 2008; Miles, K., The Origins of International Investment Law, 2013; Beckert, S., King Cotton, 2014; Welskopp, T., Unternehmen Praxisgeschichte, 2014 (Aufsatzsammlung); Gleeson-White, J., Soll + Haben. Die doppelte Buchführung und die Entstehung des modernen Kapitalismus, 2015; Capitalism, hg. v. Kocka, J. u. a., 2017; Maß, S., Kinderstube des Kapitalismus – Monetäre Erziehung im 18. und 19. Jahrhundert, 2017; Geyer, M., Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit – oder wer war Julius Barmat?, 2018 (ein Ostjude in dem Zentrum des größten Finanzskandals der Weimarer Republik); Müller, P., Zeit der Unterhändler – Koordinierter Kapitalismus in Deutschland und Frankreich zwischen 1920 und 1950. 2019; Plumpe, W., Das kalte Herz – Kapitalismus, 2019; Haller, L., Transithandel – Geld- und Warenströme im globalen Kapitalismus, 2019; Dickhut, W., Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion, 2021

Kapitän (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um drittes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1231 [Sächsische Weichbildchronik] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Führer eines Schiffes. Er bedarf mit zunehmender technischer und rechtlicher Entwicklung eines Patents (bzw. einer Zulassung). S. Google

Lit.: Hanses, D., Die rechtliche Stellung des Kapi­täns auf deutschen Seeschiffen, 1983

Kapitel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9./10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Passau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, N.) „Häuptlein“, Teil, Gemeinschaft

Kapitular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1775 [Tröltsch] an zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, N., daneben Kapitular, M. in älteren deutschen Rechtsquellen ab erster Hälfte 16. Jahrhundert) ist in dem frühmittelalterlichen fränkischen Recht die in Kapitel eingeteilte Anordnung des Königs bzw. in einem weiteren Sinn der Überrest einer in Beratungen auf Versammlungen bei Hof in Gegenwart des Herrschers lebenden politischen Praxis. Das unter ver­schie­denen Namen verschiedenste Gegenstände behandelnde Kapitular setzt der Herr­scher oft mit Zustimmung der Großen und des Volkes, meist für das ganze Reich. Kapi­tularien begegnen, in rund 275 Handschriften über­liefert, von etwa 500 bis etwa 900, besonders häufig zwischen 802 und 830. Lat. [N.] capitulare erscheint erstmals 779 (773) in dem Kapitular von Herstal. Bei einer Neuedition der frühmittelalterlichen Kapitularien ist wegen der grundsätzlich unveränderten Quellenlage nicht mit grundlegenden Veränderungen zu rechnen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 81; Boretius, A./Krause, V., Capi­tularia regum Francorum, Bd. 1f 1883ff., Neudruck 1960, http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/BoretiusAlfredCapitulariaRegumFrancorum1883.pdf; Seeliger, G., Die Kapitularien der Karolinger, 1893; Eckhardt, W., Die Kapitularien­sammlung Bi­schof Ghaerbalds von Lüttich, 1955; Ganshof, F., Wat waren de Capitularia?, 1955; Ganshof, F., Was waren die Kapitularien, 1961; Eckhardt, W., Was waren die Kapitularien?, ZRG GA 79 (1962), 237; Schneider, R., Zur rechtlichen Bedeutung der Kapitula­rientexte, (in) DA 23 (1967), 273; Capitula episcoporum, Bd. 1ff. 1984ff.; Überlieferung und Geltung normativer Texte des frühen und hohen Mittelalters, 1986; Schmitz, G., Die Kapitularienge­setzgebung Ludwigs des From­men, (in) DA 42 (1986), 471; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachlichen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993; Woll, I., Untersuchungen zur Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien, 1995; Mordek, H., Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta, 1995 (sie­ben neue Stücke); Schriftkultur und Reichsverwaltung unter den Karolingern, hg. v. Schieffer, R., 1996; Buck, T., Admonitio und praedicatio, 1997; Mordek, H., Studien zur fränkischen Herrschergesetzgebung, 2000; Koal, V., Studien zur Nachwirkung der Kapitularien in den Kanonessammlungen, 2001; Geiselhart, M., Die Kapitulariengesetzgebung Lothars I. in Italien, 2002; Schneider, H., Karolingische Kapitularien und ihre bischöf­liche Vermittlung, (in) DA 63 (2007), 469; McKitterick, R., Karl der Große, 2008; Glatthaar, M., Die drei Fassungen des Doppelkapitulars von Diedenhofen, (in) DA 69 (2013), 443; Glatthaar, M., Subjektiver und indirekter Stil in den Kapitularien, (in) DA 70 (2014), 1; Patzold, S., Benedictus Levita I, 279 (in) DA 70 (2014) 67

Kapitulation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1558 [Kapitulation] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und mit dem Mittellateinischen und dem Lateinischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der in Kapitel eingeteilte Vertrag (beispielsweise Wahlka­pitula­tion), insbesondere der Vertrag über die Übergabe von eigenen Truppen oder sonstigen kriegerischen Mitteln. S. Google

Lit.: Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Becker, J. u. a., 1979; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007

kapitulieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Mittellateinischen aufgenommen sowie teilweise mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, V.) über einen Vertrag verhandeln, aufgeben

Kaplan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1200 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) sowie seit dem 12. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Herkunft unklar, M., s. Google) Hofgeistlicher, Hilfspriester

Kapras, Jan (1880-1947) wird nach dem Rechtsstudium in Innsbruck und Prag 1910 außerordentlicher Professor und 1917 ordent­licher Professor in Prag. Sein Hauptwerk ist die Rechtsgeschichte der Länder der böhmischen Krone (Právní dejiny zemí Koruny české, 1913ff.). S. Google

Lit.: Antologie české právní vedy, 1993, 44

Karantanien (7. Jahrhundert, Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt– nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, N.) →Kärnten

Kardinal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1200 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweites Viertel 13. Jahrhundert [Reinmar von Zweter] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 12. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht der von dem Papst ernannte höchste kirchliche Würdenträger nach dem Papst. Mit dem Adjektiv (lat.) cardinalis werden seit etwa 500 n. Chr. zu der Bischofskirche oder zu der bischöf­lichen Priesterschaft gehörende Kleriker bezeichnet, seit dem Anfang des 8. Jahrhunderts die jeweils ranghöchsten Priester einer Titelkirche in Rom. An dem Beginn des Frühmittelalters wird (lat.) cardinalis zu einem Titel. Um 1100 findet sich ein Kardinalskollegium mit Bischöfen von 53 Kardinälen, das in dem 15. Jahrhundert auf 24 Kardinäle beschränkt wird. An dem Ende des 16. Jahrhunderts wird die Zahl auf 70 und 1958 nochmals erweitert. Der Kardinal wird von dem Papst frei ernannt. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts wirken die Kardinäle (Kardinalbischof, Kardinalpriester, Kardinaldiakon) an der Herr­schaft der Gesamtkirche mit, seit 1179 wählen sie den Papst (Altersgrenze 80 Jahre). S. Google

Lit.: Fürst, C., Cardinalis, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hüls, R., Kardinäle, 1977; Weber, C., Senatus divinus, 1996; Jagd nach dem roten Hut, hg. v. Karsten, A., 2004; Geschichte des Kardinalates im Mittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2011

Karl der Große (franz. Charlemagne) (Westfranken 2. 4. 748 [?]-Aachen 28. 1. 814, Beiname der Große seit dem Ende des 10. Jahrhunderts), aus der Familie der Arnulfinger bzw. Pippiniden bzw. Karolinger, wird 768 König der Franken (bis 771 mit seinem Bruder Karlmann) und an Weihnachten des Jahres 800 von Papst Leo III. zu dem Kaiser gekrönt. Durch mehrere Kriegszüge dehnt er das Reich der Franken aus (→Langobarden, →Sachsen). In →Kapitularien schafft er Recht. Außerdem veranlasst er die Aufzeichnung von →Volksrechten. Wahr­scheinlich um 770 führt er →Schöffen an der Stelle von Rachinburgen in der Gerichtsbarkeit ein. Er kann, wo und wann er will, Bischöfe einsetzen, macht da­von aber nur in dem Kernraum zwischen Rhein, Loire und Rhone Gebrauch. Er fördert die deutsche Sprache durch einheimische Mo­natsnamen und Windnamen. Seine Körpergröße wird auf 1,84 Meter berechnet (gegenüber einem Durchschnitt von 1,69 Metern), sein Gewicht auf 78 Kilogramm, sein Körperbau als grazil angesehen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 81; Siegel, H., Die deutschen Rechtsbücher und die Kaiser-Karls-Sage, 1899; Gundlach, W., Karl der Große im Sachsenspiegel, 1899; Heldmann, K., Das Kaisertum Karls des Großen, 1928; Brandenburg, E., Die Nachkom­men Karls des Großen, 1935, Neudruck 1964; Pirenne, H., Mahomet und Karl der Große, 1935 (1963); Seiler, K., Der Erziehungsstaat Karls des Großen, 1937; Folz, R., Le souvenir et la légende de Charlemagne, 1950; Folz, R., Études sur le culte liturgique de Charlemagne, 1951; The coronation of Charlemagne, hg. v. Sullivan, R., 1959; Sprigade, K., Zur Frage der Verfälschung von Karls d. Gr. divisio regnorum, ZRG GA 81 (1964), 305; Fleckenstein, J., Karl der Große, 1962; Karl der Große, hg. v. Braunfels, W. u. a., Bd. 1ff. 1966ff.; Das Paderborner Epos von 799, 1967; Wolf, G., Die Königssöhne Karl und Karlmann und ihr Thronfolgerecht, ZRG GA 108 (1991), 282; Wolf, G., Die Qualität der fränkisch-langobardischen Verbindung 770/71 und die sonstigen Verbindun­gen Karls des Großen, ZRG GA 113 (1996), 397; Classen, P., Karl der Große, 1985; Becher, M., Karl der Große, 1999; Kerner, M., Karl der Große, 2000; Hägermann, D., Karl der Große, 2000; Epperlein, S., Leben am Hofe Karls des Großen, 2000; Karl der Große und das Erbe der Kulturen, hg. v. Erkens, F., 2001; Kerner, M., Karl der Große, 2001; Tischler, M., Einharts Vita Karoli, 2001; Karl der Große und sein Nachleben, hg. v. Kraus, T. u. a., 2003; Karl der Große in den europäischen Literaturen des Mittelalters, hg. v. Bastert, B., 2004; Kintzinger, M., Die Erben Karls des Großen, 2005; Charlemagne, hg. v. Story, J., 2005; Kerner, M., Karl der Große, 2006; Barbero, A., Karl der Groß, 2007; McKitterick, R., Karl der Große, 2008; Pauler, R., Karl der Große, 2009; Hartmann, W., Karl der Große, 2010; Karl der Große, hg. in Zusammenarbeit mit Damals, 2011; Schneider-Ferber, K., Karl der Große, 2013; Fried, J., Karl der Große, 2013; Bachrach, B., Charlemagne’s Early Campaigns (768-777), 2013; Latowsky, A., Emperor of the World – Charlemagne, 2013; Weinfurter, S., Karl der Große, 2013; Patzold, S., Ich und Karl der Große, 2013; Bredekamp, H., Der schwimmende Souverän, 2014; Ubl, K., Karl der Große und die Rückkehr des Gottesstaats, (in) HZ 301 (2015) 374; Davis, J., Charlemagne’s Practice of Peace, 2015; Charlemagne, hg. v. Grosse, R./Sot, M., 2018; Nelson, J., King and Emperor – A New life of Charlemagne, 2019

Karl IV. (Wenzel) (Prag 16. 5. 1316-Prag 29. 11. 1378), aus der Familie der Grafen von Luxem­burg, wird 1346 deutscher König und 1355 Kaiser. Er macht Prag zu dem Mittelpunkt des Heiligen römischen Reiches (1344 Erzbistum, 1348 Uni­versität) und veranlasst für Böhmen die seit 1617 so genannte (lat.) →Maiestas (F.]) Carolina als ein Entwurf gebliebenes Landrecht und für das Reich die →Goldene Bulle. S. Google

Lit.: Die Goldene Bulle des Kaisers Karl IV. 1356, bearb. v. Müller, K., 1970; Seibt, F., Karl IV., 1978; Kaiser Karl IV. Staatsmann und Mäzen, 1978; Vita Karoli Quarti, hg. v. Stammler, W., 1979, aktualisierte Neuausgabe 2016; Karl IV., hg. v. Engel, E., 1982; Kavka, F., Am Hofe Karls IV., 1990; Widders, E., Itinerar und Politik, 1993; Pauler, R., Die Auseinander­setzungen zwischen Kaiser Karl IV. und den Päpsten, 1996; Schlotheuber, E., Die Autobiographie Karls IV., (in) HZ 281 (2005), 561; Paravicini, A., Die Vita Karls IV., (in) DA 63 (2007), 101; Bauch, M., Divina favente clemencia, 2014; Kaiser Karl IV. und die Goldene Bulle, bearb. v. Frauenknecht, E. u. a., 2016; Monnet, P., Karl IV. – Der europäische Kaiser, 2021

Karl V. (Gent 24. 2. 1500-San Geronimo de Yuste bei Madrid/Estrema­dura/Spanien 21. 9. 1558), aus der Familie der Habsburger (Enkel Maximilians), wird 1515 Herzog Burgunds, 1516 König Spaniens, 1519 deutscher König und 1530 Kaiser. 1521/1522 überlässt er seinem Bruder Fer­dinand die Herrschaft in den öster­reichischen Erblanden und die Stellvertretung in dem Reich (9 Reisen nach Deutschland, zehn Reisen in die Niederlande, 40 Reisen insgesamt). 1521 entscheidet er sich gegen die Reformation (Martin Luthers). Unter seiner Herrschaft wird 1532 die (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Carolina (Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) erlassen. 1555/1556 verzichtet Karl auf die Regentschaft in Burgund/Spanien zu Gunsten Philipps II., 1556 auf die Kaiserwürde zu Gunsten Ferdinands I. Erhalten sind rund 100000 von ihm unterschriebene Dokumente. S. Google

Lit.: Die Reichsregisterbücher Kaiser Karls V., 1913ff.; Kalkoff, P., Die Kaiserwahl Friedrichs IV. und Karls V., 1925; Die Reichsregisterbücher Kaiser Karls V., hg. v. Gross, L., 1930; Brandi, K., Kaiser Karl V. – Werden und Schicksal einer Persönlichkeit und eines Weltreiches, 1937, 8. A. 1986; Zippel, W., Nationale und nationalitätenrechtliche Gedanken bei der Wahl und in der Wahlkapitulation Karls V., 1950; Boom, G. de, Les voyages de Charles Quint, 1957; Weber, H., Die peinliche Halsgerichtsordnung Karls V., ZRG 77 (1960), 288; Rabe, H., Reichsbund und Interim, 1971; Press, V., Kaiser Karl V., 1976; Spěvaček, J., Karl IV., 1978; Das römisch-deutsche Reich im politischen System Karls V., hg. v. Lutz, H., 1982; Kaiser Karl V. und die Zunftverfassung, hg. v. Naujoks, E., 1985; Burkert, G., Landesfürst und Stände, 1987; Karl V., hg. v. Rabe, H., 1996; Kohler, A., Karl V., 1999, 3. A. 2001; Größing, S., Karl V., 1999; Schulin, E., Kaiser Karl V., 1999; Schorn-Schütte, L., Karl V., 2000; Kodek, I., Der Großkanzler Kaiser Karls V. zieht Bilanz, 2004; Kohler, A., Karl V. 1500-1558, 2005; Pelizaeus, L., Dynamik der Macht, 2007; Schlegelmilch, A., Die Jugendjahre Karls V., 2011; Schilling, H., Karl V. – Der Kaiser, dem die Welt zerbrach, 2020; Parker, G., Der Kaiser – Die vielen Gesichter Karls V., 2020

Karlsbad (N.) →Karlsbader Beschlüsse

Karlsbader Beschlüsse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M. Pl. ) sind die unter dem maßgeblichen Einfluss (Klemens Wenzel Lothar von) Metternichs von dem 6.-31. 8. 1819 in Karlsbad (nordwestlich Prags) von den Ministern zehner deutscher Staaten (des Deutschen Bundes) getroffenen, den einzelnen Untertanen unter Einschränkung der Souveränität der betei­ligten Staaten bin­denden Beschlüsse zu der strengen Über­wachung der Universitäten durch Regierungs­bevollmächtigte (Universi­täts­gesetz), zu der Einschränkung der Presse­freiheit (Pressgesetz), zu der Einsetzung einer Kom­mission zu der Aufdeckung revolutio­närer Bestrebungen und zu der Herstellung einer Exekutionsordnung. Ihr äußerer Anlass ist die Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch den Studenten Karl Ludwig Sand (Wunsiedel 5. 10. 1795-Mannheim 20. 5. 1820) an dem 23. 3. 1819. An dem 20. 9. 1819 verabschiedet der Bundestag (Bundesversammlung) des →Deut­schen Bundes die in den Karlsbader Beschlüssen enthaltenen Gesetzesentwürfe. Eine dauerhafte Unterdrückung demokra­tischer Bestrebungen gelingt nicht. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/KarlsbaderBeschluesse1819Universitaetsgesetz.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/KarlsbaderBeschluesse1819Untersuchungsgesetz.htm; Ilse, L., Geschichte der politischen Untersuchungen, 1860; Büssem, E., Die Karlsbader Beschlüssevon 1819, Diss. phil. München 1972; Brümmer, M., Staat kontra Universität, 1991; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 30 III; Schermaul, S., Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse an der Universität Leipzig, 2013

Karlsruhe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist die von Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach um ein neues Schloss seit 17. 6. 1715 sonnenförmig gegründete Stadt, die sich nach 1945 und der Zerschlagung Preußens wegen des in ihr Sitzes des Bundesgerichtshofs (1950) und des Bundes­verfassungsgerichts (1951) der Bundes­republik Deutschland zu der deutschen Residenz des Rechtes entwickelt hat. S. Google

Lit.: Schiller, C., Das Oberlandesgericht Karlsruhe im Dritten Reich, 1997; Fischer, D., Rechtshistorische Rundgänge durch Karlsruhe, 2005, 2. A. 2011; Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe Teil 5, bearb. v. Krimm-Beumann, J., 2010; Andresen, P., Leben am Rande im Zentrum der Macht? Religiöse Minderheiten in einer Plan- und Residenzsstadt des 18./19. Jahrhunderts am Beispiel Karlsruhes, 2020

Karlstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) S. Google

Lit.: Riedenauer, E., Karlstadt, 1963

Kärnten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist ein in dem keltisch-römischen No­rikum enthaltenes, nach der Karanta (Ulrichsberg, Karnburg, Karnberg) benanntes, ab dem 6. Jahrhundert von slawischen Einwanderern besetztes, seit 740/750 (Karantanien) unter die Herrschaft der Bayern und dann der Franken geratenes Gebiet an der mittleren Drau, das unter Einschluss der Steiermark und weiterer Gebiete in dem Süden 976 von →Bayern getrenntes Herzogtum wird und 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern von den Grafen von Görz/Tirol an die Grafen von Habsburg gelangt (1809-1813 in den illyrischen Provinzen Frankreichs, 1816-1849 Teil des Königreichs Illyrien Österreichs, 1849-1918 eigenes Kronland). In dem 16. Jahrhundert entsteht aus dem →Landlauf von Steyr ein Kärntner Rechtsbuch. Kärnten ist seit 1920 Bundesland →Österreichs (1945-1955 Besatzungsgebiet Großbritan­niens). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 220; Köbler, Historisches Lexikon; Baltl/Kocher; Puntschart, P., Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten, 1899; Goldmann, E., Die Einführung der deutschen Herzogsgeschlechter in den slovenischen Stammesverband, 1903; Unterluggauer, J., Sankt Leonhard und das obere Lavanttal, 1925; Torggler, K., Darstellung des Kärntner Rechts und Rechtsganges, (in) Archiv f. vaterländ. G. u. T. 24/25 (1936), 127; Torggler, K., Stadtrecht und Stadtgericht in Klagenfurt, 1937; Torggler, K., Die Arbeiten Ludmil Hauptmanns, (in) Carinthia 1 (1938); Rauch, K., Die Kärntner Herzogseinsetzung, (in) FS Adolf Zycha, 1941, 173; Graber, G., Schwabenspiegel und Einritt am Fürstenstein, 1942; Puntschart, P., Einige Ergänzungen zur kritischen Literatur über die bäuerliche Herzogseinsetzung in Kärnten, ZRG GA 65 (1947), 337; Braunmüller, H., Geschichte Kärntens, Bd. 1ff. 1949ff.; Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens, Bd. 1 1984; Kärnten, hg. v. Rumpler, H. u. a., 1998; Gleirscher, P., Karantanien, 2000; Die Kärntner Volksabstimmung 1920, 2002; Kahl, H., Der Staat der Karantanen, 2002; Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten, hg. v. Sturm-Schnabl, H. u. a., 2015; Danglmaier, N./Koroschitz, W., Nationalsozialismus in Kärnten, 2015

Kärntner Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) →Landlauf von Steyr

Karo, Josef (1488-Sated 1575) ist ein jüdischer Rechtsgelehrter aus Spanien, der lange auf dem Balkan und in Galiläa lebt. Er kommentiert umfassend die Arba ’at ha-Turim des →Jakob Ben Ascher (Bet Josef, Kurzform Sulchan ’Arukh). In erweiterter Form gewinnt das Werk in Mitteleuropa und Osteuropa bis in das 19. Jahrhundert allgemeine Anerkennung in den jüdischen Gemeinden. S. Google

Lit.: Elon, M., Ha-Mischpat ha-’ibri, Bd. 2 3. A. 1988, 1087

Karolinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der (seit dem 10. Jahrhundert so bezeichnete) Angehörige eines (vielleicht mit den Merowingern verwandten,) von Bischof Arnulf von Metz (Arnulfinger, 7. Jahrhundert) hergeleiteten, über Karl Martell (714-741) und Pippin (III.) den Jüngeren (bzw. den Kurzen bzw. den Kleinen 741-768) als →Hausmeier 751 zu dem frän­kischen Königtum (Pippiniden) aufgestie­genen Geschlechts, das später nach Karl Martell bzw. →Karl dem Großen als Karolinger bezeichnet wird. Die Karolinger sterben nach der Reichsteilung von 843 (Vertrag von Verdun) bzw. 877 in dem Ostteil des fränkischen Reiches 911 und in dem Westteil 987 aus. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 76; Vaccari, P., Studi sull’Europa precarolingia e carolingia, 1955; Ullmann, W., The Carolingian renaissance, 1969; Diplomata Karolinorum, Faksimileausgabe, hg. v. Bruckner, A., 1970; Haselbach, I., Aufstieg und Herrschaft der Karolinger, 1970; Borgolte, M., Der Gesandtenaustausch der Karolinger mit den Abbasiden, 1976; Riché, P., Les Carolingiens, 1983; Mc Kitterick, R., The Frankish Kingdoms, 1983; Schulze, H., Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen - Merowinger und Karolinger, 1987; Schieffer, R., Die Karolinger, 1992, 3. A. 2000, 4. A. 2006, 5. A. 2013; Karl Martell in seiner Zeit, hg. v. Jarnut, J. u. a., 1994; Joch, W., Legitimität und Integration, 1999; Semmler, J., Der Dynastie­wechsel, 2003; Grahn-Hoek, H., Gundulfus subregulus, DA 59 (2003), 1; MacLean, S., Kingship and Politics in the Late Ninth Century, 2004; Schieffer, R., Die Zeit des karolingischen Großreichs, 2005; Koch, A., Kaiserin Judith, 2005; Laudage, J. u. a., Die Zeit der Karolinger, 2006; Kaschke, S., Die karolingischen Reichsteilungen bis 831, 2006; Becher, M., Merowinger und Karolinger, 2008; Keller, H./Althoff, G., Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen 888-1024, 2008; Drews, W., Die Karolinger und die Abbasiden von Bagdad, 2009; Hack, A., Alter, Krankheit, Tod und Herrschaft, 2009 (35 Karolinger mit 57 Frauen und 133 Kindern); Fischer, A., Karl Martell, 2011; Busch, J., Die Herrschaften der Karolinger 714-911, 2011; Fischer, A., Karl Martell, 2012; Strothmann, J., Karolingische Staatlichkeit, 2019; Haack, C., Die Krieger der Karolinger, 2020; Wissen und Bildung in einer Zeit bedrohter Ordnung. Der Zerfall des Karolingerreichs um 900, hg. v. Pezé, W., 2020

Karolus de Tocco (Tocco bei Benevent 2. Hälfte 12. Jahrhundert-nach 1215), adeliger Sohn eines Rechtskundigen, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Placentinus, Johannes Bassianus) Rechtslehrer in Bologna (?) und Benevent sowie Gerichtsbeisitzer in Sizilien. Von ihm stammt vor allem wohl eine um 1215 entstandene umfangreiche Glos­sierung der gegen Ende des 11. Jahrhunderts entstandenen systematischen Samm­lung lan­gobardischer Gesetze (→Lombarda). Sie wirkt in Oberitalien bis in das 14. Jahrhundert, in Süditalien bis in das 18. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 5 2. A. 1850, 174; Leicht, P., Le glosse di Carlo di Tocco, (in) Studi e memorie per la storia dell’università di Bologna 4 (1920), 157; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 305; Lan­ge, H., Zum Lombarda-Kommentar, (in) FS D. Medicus, 1999, 317

Karren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, M.) ein meist zweiräderiger Wagen →Karrenstrafe

Karrenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Hannover] in vierundzwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der Gegenwartssprache, aber in Google belegt, F.) ist in der Neuzeit eine in dem (Beladen und) Ziehen eines Karrens bestehende Freiheitsstrafe oder Ehrenstra­fe. S. Google

Lit.: Wächter, C., Die Strafarten und Strafanstalten des Königreichs Württemberg, 1832, 253; Schnabel-Schüle, H., Überwachen und Strafen im Territorialstaat, 1997; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999

Karte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1321 an mehr als dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) ist das beschriebene Blatt bzw. das verkleinerte Abbild von Land. S. Google

Lit.: Ortelius, A., Theatrum orbis terrarum, 1570, Neudruck 2006; Großer historischer Weltatlas, hg. v. bayerischen Schulbuch-Verlag, Teil 1ff. 1953ff.; Oehme, R., Die Geschichte der Kartographie des deutschen Südwestens, 1961; Schumm, K., Inventar der handschriftlichen Karten im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, 1961; Putzger, F., Atlas und Chronik zur Weltgeschichte, Neudruck 2002; Schneider, U., Die Macht der Karten. Eine Geschichte der Kartographie vom Mittelalter bis heute, 2004, 3. A. 2011; Recker, G., Gemalt, gezeichnet und kopiert – Karten in den Akten des Reichskammergerichts, 2004; Kartenwelten, hg. v. Dipper, C. u. a., 2006; Iwańczak, W., Die Karten­macher, 2009; Schramm, M., Digitale Landschaften, 2009; Horst, T., Die älteren Manuskriptkarten Altbayerns, 2009 (300 Karten); Schröder, I., Das Wissen von der ganzen Welt, 2011; Christoph, A., Die Ökonomisierung des Naturwissens um 1800, 2011; Die Werkstatt des Kartographen, hg. v. Siegel, S. u. a., 2011; Schraut, S., Kartierte Nationalgeschichte – Geschichtsatlanten im internationalen Vergleich 1860-1960, 2011; Kupčik, I., Alte Landkarten, 2011; Sonnabend, H., Antike Geographie, 2012; Dueck, D., Geographie der antiken Welt, 2013; Di Cesare, M., Studien zu Paulinus Venetus De mapa mundi, 2015; Rosenberg, D. u. a., Die Zeit in Karten, 2015; Garfield, S., Karten!, 2014; Rankin, W., After the Map, 2016; Fließende Räume. Karten des Donauraums 1650-1800, hg. v. Wolf, J./Zimmermann, W., 2017; Oswalt, V., Karten als Quelle und Darstellung, 2019; Arad, P., Christian Maps of the Holy Land, 2020; Pragmatische Visualisierung. Herrschaft, Recht und Alltag in Verwaltungskarten, hg. v. Marx-Jaskulski, K. u. a., 2020

Kartell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1598  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vor allem ab dem 17. Jh. aus dem Französischen entlehnt und mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt, N.) ist die Abrede selbständiger Unter­nehmer zwecks bestimmten gemeinsamen Verhaltens an dem Markt. Wie schon die →Zunft den Wettbewerb beeinflusst und seit dem Spätmittelalter bewusst Unternehmer sich zu der Wettbewerbsgestaltung zusammen­schließen, so finden sich an dem Ende des 19. Jahrhunderts auch in der Großindustrie Kartelle. 1897 werden sie von dem deutschen Reichsgericht zugelassen (RGZ 38, 155). Da sie bald überhandnehmen, werden sie an dem 2. 11. 1923 verboten, ohne dass das Verbot Wirkungen zeigt. An dem 27. 7. 1957 ergeht in der Bundesrepublik Deutschland zu dem 1. 1. 1958 ein Gesetz gegen die Wettbewerbsbeschränkungen (Kartellge­setz), das später noch verschärft wird (3. 8. 1973 vorbeugende Fusionskontrolle, Be­seitigung der vertikalen Preisbindung für Markenar­tikel, Verstärkung der Miss­brauchs­aufsicht) und neben dem seit diesem Zeitpunkt auch europäisches Kartellrecht gilt. In dem Mai 2004 wird das europäische Kartellrecht inhaltlich umgestellt auf das Anmeldeprinzip und kann außer von der Eu­ropäischen Kommission von allen nationalen Kartellbehörden und Kartellgerichten der Mit­gliedstaaten der Europäischen Union ange­wendet werden.

Lit.: Köbler, DRG 176, 218, 243, 272; Mickwitz, G., Die Kartellfunktionen der Zünfte, 1936; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3852; Großfeld, B., Zur Kartell­rechtsdiskussion vor dem ersten Weltkrieg, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 255; Kartelle und Kartellgesetzgebung, hg. v. Pohl, H., 1985; Schwab, D., Kartelle im Mittelalter, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 442; Schröder, R., Die Entwicklung des Kartellrechts, 1988; Baums, T., Kartellrecht in Preußen, 1990; Schröcksnadl, T., Die Entstehung des österreichischen Kartellgesetzes von 1972, Diss. jur. Münster 1992; Nörr, K., Die Leiden des Privatrechts, 1994; Gith, R., Die Entstehungs­geschichte des europäischen Kartellrechts, 2003; Murach-Brand, L., Antitrust auf deutsch, 2004; Richter, K., Die Wirkungsgeschichte des deutschen Kartellrechts vor 1914, 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Maetschke, M., Ursprünge der Zwangskartellgesetzgebung, 2008; Bechtold/Bosch/Brinker, EU-Kartellrecht, 3. A. 2014; Klix, J., Privatrechtstheorie und Wirtschaft von 1967 bis 1982, 2017; Böse, C., Kartellpolitik im Kaiserreich, 2018; Glässer, W., Marktmacht und Politik – Das internationale Kartell der Ölgesellschaft 1960-1975, 2019 (Exxon, Mobil, Socal, Gulf, Texaco, Shell, BP, ein Kartell ohne offiziellen Vertrag in einem multinationalen Kontext als effizientes und erfolgreiches Instrument)

Karthager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, M.) ist der Angehörige des um die phönizische Kolonie Karthago an dem Golf von Tunis gegründeten, bis nach Spanien ausgreifenden, jedoch seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. von Rom (in drei punischen Kriegen) bekämpften und 146 v. Chr. von den Römern endgültig unterworfenen Reiches (Feldherr Hannibal 247-183 v. Chr.). S. Google

Lit.: Lancel, S., Carthage, 1992; Geus, K., Proso­pographie der literarisch bezeugten Karthager, 1994; Moscati, S., Die Karthager, 1996; Gerhold, M., Rom und Karthago zwischen Krieg und Frieden, 2002; Christ, K., Hannibal, 2003; Huss, W., Die Karthager, 3. A. 2004; Zimmermann, K., Rom und Karthago, 2005, 2. A. 2009, 3. A. 2014; Modrow, S., Vom punischen zum römischen Karthago, 2017

Karthäuser , Kartäuser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL (Kartäuser) – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist der Angehörige des von Bruno von Köln (um 1030-1101) 1084 in La Chartreuse bei Grenoble als Eremitengemeinschaft in die Wege geleiteten christlichen Ordens. S. Google

Lit.: Gruys, A., Cartusiana, 1976; Mursell, S., The Theology of the Carthusian Life, 1988; Schilling, B., Zur Vorgeschichte der Kartäuser, (in) DA 68 (2012), 53

Kartular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen aufgenommen, N., s. Google) Urkundensammlung →Karte

Kaser, Max (Wien 21. 4. 1906 – Ainring bei Salzburg 13. 1. 1997), Geschichts­profes­sorensohn, wird nach der Promotion in Graz und der Habilitation in Gießen (Otto Eger 1931) Professor für römisches Recht in Münster (1933) und Hamburg (1959, 1971 vorzeitig emeritiert, Honorarprofessor Salzburg). Von ihm stammt die führende Darstellung des römischen Privatrechts (1955ff., in drei zeitliche Epochen gegliedert, 2. A. 1971ff.) und Zivilprozessrechts (1966, 2. A. 1996). Zusammengefasst sind seine synthe­tisierenden Arbeitsergebnisse in einem zeitlebens und danach von anderen aktualisierten Kurzlehrbuch (19. A. 2008 u. ö.). S. Google

Lit.: Knütel, R., Max Kaser, NJW 1997, 1492; Giaro, T., Max Kaser, (in) Rechtshist. Journal 16 (1997), 231

Kasino (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus dem Italienischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Haus für gesellige Zusammenkünfte

Lit.: Torp, C., Von Bad Homburg nach Macau – Ursprung und Entwicklung der Casinostadt, (in) HZ 308 (2019), 675

Kassation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [Nassau] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Mittellateinischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die Aufhebung eines Urteils (wegen Nichtigkeit). Während das römische Recht ein unter Verletzung der Gesetze zustandegekommenes Urteil ohne weiteres als nichtig ansieht, verlangt das frühmit­telalterliche langobardische Recht ein besonderes Verfahren (lat. reclamatio [F.] ad regem, Beschwerde an den König). Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts wird zwischen Verletzung des Verfahrensrechts (→Nichtigkeitsbe­schwerde) und Verletzung des materiellen Rechtes (→Appellation) unter­schieden, später aber unter dem Einfluss des kanonischen Rechtes die Nichtigkeits­be­schwer­de auch auf große erhebliche Rechtsfehler erstreckt. Die Nichtigkeits­beschwerde hat zunächst devolu­tive und seit der Mitte des 14. Jahrhunderts auch aufschiebende Wirkung. Für sie werden unter Ausdehnung auf alle Rechtsfehler in dem 19. Jahrhundert in Italien Kassationsgerichtshöfe zuständig, die 1888/1923 zusammengefasst werden. In Frankreich entwickelt sich die Kassation (einer Abteilung des Staatsrats) als ein auf Rechtsfragen beschränkter Rekurs außerhalb des eigentlichen Instanzenzugs in dem Lauf des 18. Jahrhunderts und wird 1790 einer mit den Garantien einer unabhängigen Rechtspre­chung ausge­statteten Einrichtung (Kassations­gerichtshof) übertragen, welche die Einheit­lichkeit der Rechtsprechung und die genaue Auslegung der Gesetze gewährleisten soll und zwingend an die Instanzgerichte zurück­verweisen muss. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Skedl, F., Die Nichtigkeitsbeschwerde, 1886; Montazel, L., Entre fait et droit, 1998; Seynsche, G., Der rheinische Revisions- und Kassationshof in Berlin (1819-1852), 2002; Fiedler, B., Der rheinbayerische Kassationsgerichtshof, 2004

Kasse, Casse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [Mesnil St. Arnual] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Anfang des 16. Jahrhunderts aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein Behältnis für Geld. Mit der Entwicklung der Geldwirtschaft werden bei (Unternehmern und bei allen) Behörden besondere Kassen gebildet. S. Google

Kassel („Haus an einer Mulde“?, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar an der Fulda ist eine aus einem 913 erstmals bezeugten fränkischen Königshof erwachsene Stadt (1632-1652 Universität), die 1807-1813 Hauptstadt des Königreichs Westphalen ist und in der Bundesrepublik Deutschland das Bundessozial­gericht und von 1954 bis 1999 auch das 1993/1996 gesetzlich nach Erfurt verlegte Bundesarbeitsgericht beherbergt. S. Google

Lit.: Stölzel, A., Ein Karolinger Königshof, 1919; Eisenträger, M. u. a., Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Nehls, A., Alte Gewohnheit und Stadtrecht zu Kassel in Erbfällen, 1967; Heinemeyer, K., Königshöfe und Königsgut im Raum Kassel, 1969; Die Handschriften der Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel, bearb. v. Kremer, M., Bd. 2 1969; Kassel als Stadt der Juristen, 1990; Feldner, U., Kleine Geschichte der Stadt Kassel, 2010; Huber, J., Stadtgeschichte Kassel, 2012; Vom Königshof zur Stadt, hg. v. Baumgärtner, I., 2013

Kassenarzt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt,  M.) ist der auf Grund eines von der Regierung des (zweiten) Deutschen Reiches geforderten Abkom­mens zwischen Krankenkassen­verbän­den und Arztverbänden abgeschlossenen Ab­kommens (1914) bzw. einer Verordnung (1923) bzw. eines Gesetzes (1955) von der Krankenkasse (→Krankenversicherung) für die Behandlung Kranker zugelassene und deshalb in ein Arztregister eingetragene Arzt (1914 ein Kassenarzt auf 1350 Versicherte, bzw. bei Fami­lienbehandlung ein Kassenarzt auf 1000 Versicherte). S. Google

Lit.: Jörg, M., Das neue Kassenarztrecht, 1993; Maaß, R., Das Kassenarztrecht der Reichsversicherungsord­nung, 1990

Kassier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Italienischen aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kassenführer

kassieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, V.) einziehen und in einem weiteren Ansatz aufheben

Kassiergesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, N.) ist (der wissenschaftliche Name für) das zwecks Einschränkung der Rechtsliteratur die Anwendung der Anmerkungen Paulus‘ und Ulpians zu den Werken Papinians verbietende Gesetz Kaiser Konstantins I. von 321 n. Chr. (Codex Theo­dosianus 1. 4. 2).

Kaste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stand in Indien

Lit.: Zilm, A., Das Kastensystem in der Rechtsordnung Indiens, 1997

Kastilien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N. s. Google) ist das nach (lat. [N.Pl.]) castella (Burgen) benannte Gebiet an dem oberen Ebro, das in dem späten 8. Jahrhundert als Grafschaft des Königreichs Asturien-León mit dem Hauptort Burgos erscheint. Kastilien gelangt 1029 erbweise an den König von Navarra, dessen Sohn 1035 König von Kastilien wird. Von 1037 bis 1065 und 1230 wird León mit Kastilien vereinigt. 1085 wird Kastilien infolge der Rückeroberung um Toledo erweitert, 1236 um Córdoba, 1243 um Murcia und 1248 um Sevilla. 1412 wird der König von Kastilien auch Herrscher in Aragonien. Wenig später werden Kastilien und Aragonien in Personalunion (1474) verbunden. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff, 2,2,230; Martínez Gijón, J., La compañía mercantil en Castilla, 1979; Las Cortes de Castilla y León, 1988; Büschgens, A., Die politischen Verträge Alfons’ VIII. von Kastilien, 1995; Czeguhn, I., Die kastilische Höchstgerichtsbarkeit 1250-1520, 2002; Meyer, B., Kastilien, die Staufer und das Imperium, 2002; Ladero Quesada, M., Isabel I de Castilla, 2012 (Aufsätze); Collantes de Terán de la Hera, M., El amancebamiento, 2014

Kastration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) →Entmannung

Lit.: Schneider, C., Die Verstaatlichung des Leibes, 2000; Huonker, T., Diagnose Moralisch defekt, 2003; Czeguhn, I., Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 und die Erbgesundheitsgerichte, (in) TRG 72 (2004), 359; Einhaus, C., Zwangssterilisation in Bonn (1933-1945), 2006; Justiz und Erbgesundheit, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 2009

kastrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) entmannen

Kasus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Fall

Kasuistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Einzelfallbetrachtung (vor allem in Rechtsgutachten römischer Rechts­kundiger mit Respondierrecht in dem Namen des Kaisers seit Kaiser Augustus)

Katalonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 12. Jahrhundert) in dem Nordosten Spaniens gelangt über Iberer und Punier seit dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. allmählich an die Römer, seit 409 an die Alanen und 415 an die Goten (Kata-lanen) und um 800 an die Franken. 1137 fällt die dort entstehende Grafschaft Barcelona, deren Gewohnheitsrecht in dem seit etwa 1060 entstehenden Rechtsbuch Usatges de Barcelona (Usatici Barchinonae, Gewohnheiten Barcelonas) über­liefert wird, an →Aragonien, behält aber Selbständigkeit. 1714 verliert Katalonien die bestehenden Sonderrechte, erhält aber von 1932 bis 1939 und 1979 Autonomie. Versuche der Verselbständigung scheitern mangels internationaler Unterstützung. S. Google

Lit.: Lalinde Abadía, J., La institución virreinal en Cataluña (1471-1716), 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,264; Iglesia Ferreirós, A., La creación del derecho en Cataluña, (in) Anuario de historia del derecho Español 47 (1977), 99; Allemann, F./Bahder, X. v., Katalonien und Andorra, 3. A. 1985; Costums de Tortosa, hg. von dem Centre Associat de Tortosa, 1979; Font Ruis, J., Cartas de población y franquicia, Bd. 2 1983; Massip, J., La gestació de les costums de Tortosa, 1984; Brocá, G. de, Historia del derecho de Cataluña, 1985; Zimmermann, M., En les orígens de Catalunya, 1989; El dret comú i Catalunya, hg. v. Iglesia Ferreirós A., 2000; Revista de dret històric català, Bd. 1ff. 2001ff.; Bowman, J., Shifting landmarks. Property, proof and dispute in Catalonia around the year 1000, 2004, Ryder, A., The Wreck of Catalonia, 2007; Iglesia Ferreirós, A., Cataluña Medieval, 2008; Ferro Pomà, V., El dret públic català, 2015; Chandler, C., Carolingian Catalonia, 2018

Kataster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1767 [Scotti Cleve] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Italienischen aufgenommen und vielleicht mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar, M. bzw. N.) ist ein Verzeichnis von Gegebenheiten, insbesondere ein Ver­zeichnis der Grundstücke eines Gebiets mit genauen Angaben über die tatsächlichen Verhältnisse der erfassten Grundstücke. In dem 15. Jahrhundert erscheinen erste Vorläufer (Florenz 1427). Der neuzeitliche Staat legt seit dem 18. Jahrhundert zwecks Sicherung der Grundsteuer­aufkom­men Kataster an (Neapel 1740, Lombardei 1750, Österreich unter Maria Theresia und Joseph II., Preußen 1822 für Rheinland und Westfalen). Das Kataster liefert auch dem →Grundbuch die notwendigen techni­schen Angaben. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 152; Grävell, M., Die Grundsteuer und deren Kataster, 1821; Strippel, K., Die Währschafts- und Hypothekenbücher Kurhessens, 1914; Heider, J., Der bayerische Kataster, 1954; Lego, K., Geschichte des österreichischen Grundkatasters, 1968; Atlante storico, hg. v. Bocchi, F. u. a., 1986ff.; Kataster und moderner Staat, hg. v. Mannori, L., 2001; De l’estime au cadastre en Europe, hg. v. Rigaudière, A., 2006; Ketten, Karten und Koordinaten, hg. v. Theis, K., 2006; Der franziszeische Kataster im Kronland Bukowina, hg. v. Rumpler, H. u. a., 2015

Katharer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie mit dem Griechischen des Altertums verbindbar, M., erstmals um 1143 in Köln) →Ketzer

Lit.: Rottenwöhrer, G., Der Katharismus, Bd. 1ff. 1982ff.; Lambert, M., Geschichte der Katharer, 2001; Hoécker, C., Disputatio inter Catholicum et Paterinum hereticum, 2001: Auffarth, C., Die Ketzer, Katharer, Waldenser und andere, 2005

Katheder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. N., s. Google) Lehrstuhl, Pult

Kathedersozialist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Kathedersozialismus – nicht belegt, aber in Google belegt,  M.) ist der in dem späteren 19. Jahrhundert sozialpolitische Anliegen (Wirt­schaftsgesetzgebung, Tarifverträge, Wirt­­schafts­ethik) verfolgende, von Sozia­listen bekämpfte Wirtschaftswis­sen­schaft­ler (beispielsweise Gustav von Schmoller 1838-1917, Lujo Brentano 1844-1931, Werner Sombart).

Lit.: Oppenheim, H., Kathedersozialismus, 1872

Kathedrale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über ein Adjektiv in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Hauptkirche (lat. ecclesia [F.] cathedralis) an dem Sitz des Erzbischofs oder Bischofs. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; La cathédrale, 1995; Binding, G., Als die Kathedralen in den Himmel wuchsen, 2006

katholisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allumfassend (seit dem 4. Jahrhundert Bischofstitel)

Lit.: Katholizismus und Reichsgründung, hg. v. Real, W., 1988; Georg von Hertling 1843-1919, hg. v. Becker, W., 1993; Kirche und Katholizismus seit 1945, hg. v. Gatz, E., 1998; Arnold, C., Katholizismus als Kulturmacht, 1999; Schwendenwein, H., Die katho­lische Kirche, 2003; Hollerbach, A., Katholizismus und Jurisprudenz, 2004; Houlihan, P., Catholicism and the Great War, 2015; Profil und Prägung – Historische Perspektiven auf 100 deutsche Katholikentage, hg. v. Kösters, C. u. a., 2017; Wolf, H., Verdammtes Licht – Der Katholizismus und die Aufklärung, 2019; Glaubenskämpfe – Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert, hg. v. Bouwers, E., 2019

Katlenburg ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar Anfang 12. Jh. Chorherrenstift, N.)

Lit.: Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Katlenburg, hg. v. Walter, J. u. a., 2019 (445 Urkundennummern, davon 312 Originalurkunden)

Katzenelnbogen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine mittelalterliche, 1479 an Hessen gelangte Grafschaft. 1591 wird von Johannes Kleinschmidt der Entwurf einer Landesordnung geschaffen, der nach Aufnahme in der Praxis bis zu dem Ende des 19. Jahrhunderts Bedeutung hat.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schmidt, A., Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen, 1893, 67; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. 1ff. 1953ff.; Noack, W., Landgraf Georg I. von Hessen und die Obergrafschaft Katzenelnbogen (1567-1596), 1966; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft Katzenelnbogen, 1980

Kauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie bereits für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist ein gegenseitiger, grund­­sätzlich formloser Vertrag, durch den der eine Teil (Verkäufer) sich zu der endgültigen Übertragung (seines Rechtes) eines Gegen­stands (verkehrs­fähiger körper­licher, mög­licherweise erst noch herzu­stellender Gegenstand, Recht einschließlich einer [lat.] spes [F.], Hoffnung, Chance) und der andere Teil (Käufer) sich zu der Zahlung und damit Übereignung eines bestimmten, ernst gemeinten Kauf­preises verpflichtet. Der Kauf ist dem römi­schen Recht als (lat.) →emptio (F.) venditio vertraut (auf [lat.] bona fides, guter Treue beruhender Konsensual­kontrakt). Er kann mit verschiedenen Nebenabreden versehen wer­den (beispielsweise aufschiebende oder auflösende Abrede des Rücktrittsrechts des Verkäufers bei bes­serem Angebot eines an­deren Kauf­interessenten innerhalb einer be­stimm­ten Frist). Er führt als solcher (noch) nicht zu dem Eigentumserwerb. Möglich sind Gattungs­kauf und Stückkauf. Der Käufer hat die (lat.) actio empti (Kaufklaganspruch) auf Lieferung, der Verkäufer die (lat.) actio venditi (Verkaufsklaganspruch) auf Zahlung. Zu den Germanen kommt er über den namen­gebenden römischen Schank­wirt an der Grenze (lat. [M.] caupo). Größere Bedeutung erlangt er nach dem Altertum mit der Durchsetzung der Geldwirtschaft in der hochmittelalter­lichen Stadt. Seit dem Spätmit­telalter wird die römischrechtliche Gestaltung einschließ­lich der Sachmangel­haftung in dem Heiligen römi­schen Reich aufge­nommen. Für den Kauf von Grundstücken wird das (aus den um 1130 sichtbaren hochmittelalterlichen Schreins­­karten Kölns hervorgehende) →Grundbuch bedeutsam. In dem 19. Jahrhundert wird in Deutschland der Handelskauf ausge­sondert und durch Savigny das Verpflichtungsge­schäft (rechtlich) von dem Er­füllungs­ge­schäft streng getrennt. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird der sozial schwache Käufer (Verbraucher) von den an Absatz interessierten Herstellern besonders umworben und muss deswegen bald von dem Gesetzgeber vor den damit entstehenden Gefahren der Verschuldung besonders besonders geschützt werdrn (Abzah­lungs­gesetz, 2002 in das Bürgerliche Gesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen). An dem 11. 10. 2011 veröffentlicht die Europäische Kom­mission einen Vorschlag für ein gemeinsames europäisches Kauf­recht. →Marktkauf

Lit.: Kaser § 41; Söllner §§ 9, 15; Hübner; Köbler, DRG 45, 63, 67, 91, 127, 165, 215, 270; Conze, F., Kauf nach hanseatischen Quellen, 1889; Amira, K., Nordgermanisches Obligationenrecht, 1892ff.; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzugs, 1913; Peterka, O., Der Kauf im Altstadt Prager und Brünner Recht, ZRG GA 58 (1938), 421; Planitz, H., Handelsverkehr und Kaufmannsrecht im fränkischen Reich, (in) FS E. Heymann, Bd. 1 1940, 175; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1950; Bauer, F., Die Entwicklung des Kaufrechts in Deutschland seit der Rezeption des römischen Rechtes, Diss. jur. Bonn 1953; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956; Müller, H., Das Kaufrecht in süddeutschen Stadtrechtsre­forma­tionen, Diss. jur. Kiel 1961; Greiser, P., Der Kauf nach deut­schen Landrechten der Rezeptionszeit, Diss. jur. Kiel 1965; Scherner, K., Rücktrittsrecht wegen Nichter­füllung, 1965; Scherner, K., Salmannschaft, Servusge­schäft und venditio iusta, 1971; Wesener, G., Der Kauf nach österreichischem Privatrecht, (in) FS H. Hämmerle, 1972, 433; Oeckinghaus, A., Kaufvertrag und Übereignung, 1973; Gelke, W., Kauf und Tausch in Babenhausen, Diss. jur. Mainz 1981; Wolfgang, E., Das klassische römische Recht der Gefahrtragung beim Kauf, Diss. jur. Bonn 1981; Knellwolf, M., Zur Konstruktion des Kaufes auf Probe, 1987; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992; Cortesi, O., Die Kaufpreisgefahr, 1996; Knütel, R., Hoffnungskauf und Eviktionshaftung, ZRG RA 117 (2000), 445; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002; Kaufen nach rö­mi­schem Recht, hg. v. Jakab, E. u. a., 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; CISG vs. Regional Sales Law Unification, hg. v. Magnus, U., 2012; Sondertagung der Zivilrechtslehrervereinigung zum Vorschlag für ein Common European Sales Law in Bonn im April 2012, hg. v. Wagner, G./Zimmermann, R., (in) AcP 212 (2012), 467; Gemeinsames europäisches Kaufrecht, hg. v. Gebauer, M., 2013

Kauf auf Probe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Kauf, bei dem der Käufer auf Grund einer Vereinbarung in dem Kaufvertrag den Kaufgegenstand bei Nicht­gefallen innerhalb einer bestimmten Frist zurückgeben kann. S. Google

Kauf bricht nicht Miete (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist ein Rechts­sprichwort, das besagt, dass in Gegensatz zu dem römischen Recht (Kauf bricht Miete, Gewährleistungsanspruch des vertriebenen Mieters gegen seinen Vermieter) in (vielen) deutschen Rechten seit dem Hochmittelalter die Veräußerung eines Grund­­stücks durch den Eigentümer das Mietver­hältnis eines Mieters nicht beendet (Veräußerung vertreibt den Mieter nicht). S. Google

Lit.: Kaser § 42 II 4; Kroeschell, DRG 3; Gilissen, J., Huur gaat voor koop, TRG 16, 281; Jüttner, B., Zur Geschichte des Grundsatzes „Kauf bricht nicht Miete“, Diss. jur. Münster 1960; Genius, K., Der Bestandsschutz des Mietverhältnisses in seiner historischen Entwicklung, 1972; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001

Kauf einer erhofften Sache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, M., lat. emptio [F.] rei speratae) ist der Kauf einer erst noch entstehenden Gegenstands (beispielsweise eines Tierjungen), der durch die Entste­hung auf­schiebend bedingt ist. S. Google

kaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie bereits für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums gebildet zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) durch Kauf erwerben

Käufer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 543 institoris caufari] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht bereits für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) durch Kauf Erwerbender

Kaufgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Wien] in fast zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische teilweise als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das durch →Kauf erworbene Gut. Es wird in dem Mittelalter teilweise anders behandelt als das durch Erbschaft erlangte Gut (Erbgut). S. Google

Lit.: Heusler, A., Institutionen des deutschen Privatrechts, Bd. 2 1886, 58, 199

Kaufhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [CDPruss.] in mehr als 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen bereits für das Germanische als teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Gegenwart das großbetriebliche Unternehmen für den Kleinhandel mit Waren verschiedenster Art in einheitlichen Verkaufshäusern. In Deutschland werden die ersten Kaufhäuser oder Warenhäuser von jüdischen Kaufleuten in dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts errichtet (Wertheim Stralsund 1876, Karstadt Wismar 1881, Tietz Gera 1882). Gegen sie wenden sich ohne großen Erfolg die kleineren Handelsunternehmen und Kaufleute. In dem 21. Jahrhundert wird das Kaufhaus durch das Tele­kom­munikationsgeschäft beispielsweise Amazons gefährdet und vielleicht abgelöst. S. Google

Lit.: Spiekermann, U., Warenhaussteuer in Deutsch­land, 1994; Mittelalterliche Kaufhäuser im europäischen Vergleich, hg. v. Felten, F., 2015; Lindemann, U., Das Warenhaus, 2015

Kaufmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 807 homini negotiatore chourmanne, III 381 negotiator, nundinantor, autionator coufman, III 396 folicio, mercator koufman] in mehr als 50 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen bereits für das Germanische als teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, 812, M.) ist, wer ein Han­dels­gewerbe be­treibt. In Rom von eher untergeordneter rechtlicher Bedeutung, erscheinen in dem Frühmittelalter Syrer, Juden, Griechen und Friesen als vereinzelte Wanderhändler. Mit dem Hochmittelalter lässt sich der Kaufmann mit einem festen Laden in der Stadt nieder und bildet Gilden oder Zünfte. In dem 19. Jahrhundert wird der Begriff des Kaufmanns gesetzlich festgelegt, 1998 vereinheitlicht und vereinfacht. Österreich ersetzt 2007 den Kaufmann des Handelsgesetzbuchs durch das Unternehmen und den Unternehmer des Unterneh­mens­gesetzbuchs. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 67, 95, 111, 167, 217; Gross, C., The Gild Merchant, 1890; Stoeven, M., Der Gewandschnitt in den deutschen Städten des Mittelalters, 1915; Die Korporation der Kaufmannschaft von Berlin, 1920; Weider, M., Das Recht der deutschen Kaufmannsgilden, 1931; Planitz, H., Handelsverkehr und Kaufmannsrecht im fränkischen Reich, (in) FS E. Heymann, Bd. 1 1940, 175; Planitz, H., Kaufmannsgilde und städtische Eidgenos­senschaft, ZRG GA 60 (1940), 1; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1950; Sapori, A., Le marchand italien, 1952; Bergfeld, C., Einzelkaufmann und Unternehmer, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 6 1982, 126; Kroeschell, K., Ius omnium mercatorum, (in) FS B. Schwineköper, 1982; Köbler, G., Mercatores personati, (in) FS L. Carlen, 1989, 157; I mercanti italiani, hg. v. Frangioni, L., 1990; Müller-Boysen, C., Kaufmannsschutz und Handelsrecht, 1990; Ars mercatoria. Handbücher und Traktate für den Gebrauch des Kaufmanns 1470-1820, hg. v. Hoock, J. u. a., Bd. 1ff. 1991ff.; Ebert-Weidengeller, A., Hamburgisches Kaufmannsrecht, 1992; Kaufmanns­bücher und Handelspraktiken, hg. v. Denzel, M. u. a., 2002; Rösch, G., Kaufmannsbildung und Kaufmanns­ethik im Mittelalter, 2004; Becker, A., Die Entwicklung des Kaufmannsbegriffes, 2004; Mayer, M., Der Kauf nach dem Augsburger Stadtrecht von 1276, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Kaufleute, Seefahrer und Piraten, hg. v. Schwara, D. u. a., 2011; Milinovic, M., Der ehrbare Kaufmann im deutschen Recht – Untersuchungen zu Herkunft und Bedeutung des Begriffs „ehrbarer Kaufmann“ sowie zum Einfluss der Ehre auf das Wirken des Kaufmanns bei besonderer Betrachtung der Entwicklung der Ehrenstrafe, 2019; Breustedt, S., Kaufmännische Rechtsgutachten des 18. Jahrhunderts, 2020

Kaufmann, Ekkehard (Frankfurt am Main 17. 2. 1923-Marburg 26. 6. 2010) wird nach dem Abitur (1942), dem Kriegsdienst und dem Studium von Geschichte, Germanistik und Philosophie in Frankfurt am Main 1950 mit einer Dissertation über Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach 1035-1806 und 1956 nach einem Zweitstudium der Rechtsissenschaft mit einer Dissertation über die Erfolgshaftung promoviert sowie 1958 bei Adalbert Erler habilitiert. 1965 wird er als Nachfolger Hermann Krawinkels nach Marburg berufen und 1988 emeritiert. S. Google

Lit.: Holzhauer, H., Nachruf auf Ekkehard Kaufmann, ZRG GA 129 (2012)

Kaufmann, Erich (Demmin 21. 9. 1880-Heidelberg 11. 11. 1972), Staatsrechtler und Völkerrechtler in Königsberg, Berlin und nach Zwangsemeritierung (1934) 1946 in München, s. Google

Lit.: Rennert, K., Die „geisteswissenschaftliche Richtung“ in der Staatsrechtslehre der Weimarer Republik, 1987

Kaufmannseigenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen bereits für das Germanische als teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Kaufmann

Kaufvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1574 in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen bereits für das Germanische als teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der über einen →Kauf geschlossene →Vertrag. Er begründet nach deutschem Recht nur zwei Verpflichtungen des Verkäufers und des Käufers. Erst mit der Erfüllung der jeweiligen Pflicht ändert sich auch die sachenrechtliche Lage (Eigen­tum). S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

kausal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der Etymologie ungeklärt bzw. teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ursächlich

Kausalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der Etymologie nicht sicher erklärt bzw. teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, [F.] Ursächlichkeit) ist das Verhältnis zwischen einer Ursache und einer Folge dieser Ursache. Kausalität eines Verhaltens für einen Erfolg ist gegeben, wenn das Verhalten nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Erfolg entfällt bzw. ein gebotenes, aber unterlassenes Verhalten nicht hinzugedacht werden kann, ohne dass der Erfolg mit an Sicherheit grenzender Wahr­scheinlichkeit entfiele. In dem Schadenser­satz­recht kann die Kausalität durch die Adäquanz eingeschränkt sein. Kausalität bei einem Eigentums­erwerb bedeutet, dass ohne rechtmäßigen Erwerbsgrund (beispielsweise Kauf­ver­trag) die Er­werbs­art (beispielsweise Übergabe) keinen Eigen­tumsübergang bewirken kann (vgl. § 380 ABGB). Seit Savigny (1779-1861) gibt das deutsche Recht die Kausalität zwischen Kaufvertrag und Eigentums­übergang allmählich auf und verlangt für den Eigentumserwerb eine sachenrecht­liche Einigung.

Lit.: Ling, M., Die Unterbrechung des Kausal­zusammen­hanges, 1996

Kautelarjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar als vorbeugende Rechtskunde, F.) ist die in dem Verhüten von Rechtsstreitigkeiten bestehende Tätigkeit des Rechtskundigen, die schon dem römi­schen Recht bekannt ist und seit dem Mittelalter vor allem von →Notaren durch Erstellung einwandfreier Urkunden ausgeübt wird. Von hier aus kommt es zu eigenen Sammlungen von Cautelen und seit dem 18. Jahrhundert auch besonderen Standes­regeln, in dem 19. Jahrhundert aber zu einem allgemeinen Niedergang bis zu dem ausgehenden 20. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Söllner § 11; Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905, 247; Schröder, J., Wissenstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert, 1979

Kautele, Kautel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorbehalt, Sicherheitsvorkehrung

Kaution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1511 [Marburg] in mehr als dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Sicherheitsleistung

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Kawerze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1297 [Freiburg im Breisgau] in mehr als zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, M.) Einwohner von Cahors in dem Südwesten Frankreichs, Südfranzose, Geldhändler, s. Google

Lit.: Kredit, hg. v. North, M., 1991, 25ff.; Garovi, A., Rechtssprachlandschaften der Schweiz und ihr europäischer Bezug, 1999

Kebse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1070 [Williram] in mehr als zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) Nebenfrau

Lit.: Esmyol, A., Geliebte oder Ehefrau?, 2002

Kebsehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1683 [Stieler] wohl in mindestens acht Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, F.) ist die (dauerhafte) Geschlechts­verbindung eines Mannes mit einer Unfreien (als Nebenfrau). Sie wird von der Kirche bekämpft. S. Google

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 3; Thomasius, C., Von der Kebsehe, 1714

Keil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1510 in einer Stelle belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) Bolzen, Zapfen, Holzstück

Keilschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die durch Zeichen oder Elemente in Keilform in Sumer ab 3300 v. Chr. gebildete Schrift des vorchristlichen Zwei­strom­lands. S. Google

Keilschriftrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N., Paul Koschaker) ist das in Keilschrift aufgezeichnete Recht (der Sumerer, Akkader, Assyrer, Babylonier und Hethiter). S. Google

Lit.: Haase, R., Einführung in das Studium keil­schriftlicher Rechtsquellen, 1965; Die keil­schriftlichen Rechtssammlungen in deutscher Fassung, 2. A. 1979; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 3. A. 2006

kein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Pron., Adj.) kein, nicht ein

Keine Antwort ist auch eine Antwort (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt). S. Google

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 34 (Franck 1541)

Keine Regel ohne Ausnahme (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nichtbelegt, aber in Google belegt). S. Google

Lit.: Deutsche Rechtssprichwörter und Rechtsregeln, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 276 (Körte 1837, lat. nulla regula sine exceptione)

Keller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 790? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [Augsburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit anderer Bedeutung aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oder Kellner ist in dem Mittelalter der für die Verwaltung der Vorräte (in dem Keller) zuständige Amsträger der Grundherrschaft oder der Landesherrschaft.

Lit.: Lamprecht, K., Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter, Bd. 1 1886, 1410; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983, 313ff.

Kellner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., s. Google) Keller, Kellner, Servierer

Kelloggpakt (Briand-Kellogg-Pakt) ist ein nach dem (französischen Minister­präsidenten Aristide Briand [Nantes 28. 3. 1862-Paris 7. 3. 1932 und dem) amerikanischen Außen­minister Frank Billings Kellogg (Potsdam 22. 12. 1856-Saint Paul 21. 12. 1937) benannter, an dem 27. 8. 1928 von verschiedenen Staaten vereinbarter Vertrag zu der Ächtung des Krieges. S. Google

Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Buch­heit, E., Der Briand-Kellogg-Pakt, 1998

Kelsen, Hans (Prag 11. 10. 1881-Orinda bei Berkeley 19. 4. 1973), aus kleinbürgerlicher, aus Ostgalizien kommender Familie, wird nach dem Rechtsstudium in Wien, der Taufe (1905), der Promotion (1906) und der Habilitation (1911) während des Kriegsdiensts als Wissenschaftsoffizier in dem Kriegsminis­terium 1917 außerordentlicher Professor, 1918 wissenschaftlicher Mitar­beiter in der Staatskanzlei, 1919 als Nachfolger seines Lehrers Edmund Bernatzik ordentlicher Professor in Wien und (1919-1930) Mitglied des Ver­fassungsgerichts­hofs Österreichs. 1920 wirkt er unter Karl Renner bei der Ausarbeitung des Bundes-Verfassungs­gesetzes →Österreichs mit (vor allem Verfas­sungsgerichts­barkeit). 1930 wird er seiner Mitgliedschaft in dem Verfassungsge­richtshof kraft Gesetzes entho­ben und wechselt nach Köln, wo er an dem 13. 4. 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft beurlaubt wird. 1934 veröffentlicht er sein Hauptwerk (Die reine Rechtslehre), dem es um die reine Lehre des positiven Rechtes geht. Auf der Voraussetzung einer angenommenen Grund­norm baut er eine wertfreie normative Ordnung auf, deren Einzel­gestaltung er auch während seiner späteren Tätigkeiten in Genf (1933-1935), Prag (1936-1938), New York (1940-1942) und Kalifornien (Berkeley 1945-1952) weiter ausgestaltet. Bekämpft wird er von Neuhegelianern (Kaufmann, Heller, Carl Schmitt, Smend, Schwind, Hold-Ferneck u. a.), Antipositivisten und Anhängern der Staats­autorität. S. Google

Lit.: Kelsen, H., Hauptprobleme der Staatsrechtslehre, 1911/1923 (wenig gelesen und doch sehr einflussreich, 4200 Druckexemplare); Kelsen, H., Allgemeine Staatslehre, 1925 (Studienausgabe hg. v. Jestaedt, M. 2019); Kelsen, H., Reine Rechtslehre, 1934, Neudruck 2009, 2. A. 1960; Kelsen, H., Vergeltung und Kausalität, 1940; Kelsen, H., General Theory of Law and State, 1945; Kelsen, H., Allgemeine Theorie der Normen, 1979 (postum); Walter, R., Hans Kelsen, 1985; Dreier, H., Rechtslehre, Staatssoziologie und Demokratietheorie bei Hans Kelsen, 1986; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 705; Rub, A., Hans Kelsens Völkerrechtslehre, 1995; Heidemann, C., Die Norm als Tatsache, 1997; Carrino, A., Die Normenordnung, 1998; Normativity and Norms, hg. v. Paulson, S. u. a., 1998; Hans Kelsen und Carl Schmitt, hg. v. Diner, D. u. a., 1999; Walter, R., Hans Kelsens Rechtslehre, 1999; Nogueira Dias, G., Rechtspositivismus und Rechtstheorien, 2004; Hans Kelsen, hg. v. Paulson, S. u. a., 2005; Walter, R., Hans Kelsen als Verfassungsrichter, 2005; Hans Kelsen, Werke, Bd. 1ff. hg. v. Jestaedt, M u. a., 2007ff. (30 Bände); Der Kreis um Hans Kelsen, hg. v. Walter, R. 2008; Ogris, W., Hans Kelsen redivivus?, Nova & Varia 1 (2009), 7; Korb, A., Kelsens Kritiker, 2010; Merlino, A., Kelsen im Spiegel der italienischen Rechtslehre, 2013; Hans Kelsen und die deutsche Staatsrechtslehre, hg. v. Jestaedt, M., 2013; Hans Kelsen – Die Aktualität eines großen Rechtswissenschaftlers, hg. v. Aliprantes, N./Olechowski, T., 2014; Kelsen, H., Wer soll der Hüter der Verfasssung sein? hg. v. van Ooyen, R., 2. A. 2019; Kelsen, H., Allgemeine Staatslehre – Studienausgabe der Originalausgabe 1925, hg. v. Jestaedt, M., 2019; Oberkofler, G., Heiligenverehrung in der Welt von Juristinnen und Juristen, (in) ZIER 10 (2020) 82; Olechowski, T., Hans Kelsen, 2020 (nach Matthias Jestädt ein beeindruckendes, reifes und mustergültig recherchiertes biographisches Werk); Aydin, T., Gustav Radbruch, Hans Kelsen und der Nationalsozialismus, 2020; Bock, W., Kelsen und seine Demokratieschrift im Exil, ZRG GA 138 (2021), 303; Die Verfassungsentwicklung 1918-1920 und Hans Kelsen, hg. v. Jabloner, C./Olechowski, T./Zeleny, K., 2020

Kelte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige der keltisch sprechenden, von den Indogermanen abstam­menden Völker. Die vielleicht seit etwa 600 v. Chr. sichtbaren Kelten siedeln zuerst zwischen Main und Donau, werden dann aber nach Süden (386 v. Chr. vor Rom) und Westen (Galicien, Bretagne, Wales, Irland) und Osten (Galater in Kleinasien) abgedrängt. Aus ihrer Frühzeit sind eigene schriftliche Zeugnisse nicht überliefert. In der Gegenwart bestehen noch die (auf ein anscheinend recht einheitliches Keltisch zu­rück­gehenden) Nach­folge­sprachen Bre­to­nisch in der Bretagne, Walisisch in Wales, Irisch in Irland und Gälisch in Schottland, während Gallisch (in Frankreich und Südwest­deutschland), Lepontisch (in O­ber­italien) und Iberokeltisch (in West­spanien) ausge­stor­ben sind. Aus einer Sprache von Kelten könnten beispielsweise die deutschen Rechtswörter Amt, Reich und Vasall aufgenommen worden sein. Eine Gesamtdarstellung des erschließbaren Rechtes der Kelten fehlt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 66; Roessingh, D., Het gebruik en besit van de grond, 1915; Liebermann, F., Die Fabeln von urältesten Gesetzen der Kymren, ZRG GA 46 (1926), 365; Thurneysen, R., Das keltische Recht, ZRG GA 55 (1935), 81; Moreau, J., Die Welt der Kelten, 1958; Die Kelten in Mitteleuropa, 3. A. 1980; Jenkins, D., The Law of Hywel Dda, 1986, 2. A. 2000; Kelly, F., A Guide to early Irish Law, 1988, Neudrucke 1991, 2001, 2005; McCone, K., Pagan past, 1990; Wernicke, I., Die Kelten in Italien, 1991; Spindler, K., Die frühen Kelten, 1996; James, S., Das Zeitalter der Kelten, 1996; Birkhan, H., Kelten, 2. A. 1997; 3. A. 1999; Strobel, K., Die Galater, 1998; Mees, B., Celtic Influence in the Vocabulary of Hierarchy, ZRG GA 115 (1998), 361; Demandt, A., Die Kelten, 1998, 4. A. 2002, 7. A. 2011; Birkhan, H., Kelten - Bilder ihrer Kultur, 1999; Maier, B., Die Kelten, 2000, 2. A. 2003, 3. A. 2016; Maier, B., Die Religion der Kelten, 2001; Fries-Knoblach, J., Die Kelten, 2002; Sievers, S., Manching, 2003; Maier, B., Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs, 2003; Kuckenburg, M., Die Kelten in Mitteleuropa, 2004; Pilch, H., Die keltischen Sprachen und Kulturen, Bd. 1f. 2007; Die Kelten, hg. v. Zimmer, S., 2009; Matasović, R., Etymological Dictionary of Proto-Celtic, 2009; Gvozdanovic, J., Celtic and Slavic in the Great Migrations, 2009; Kuckenburg, M., Die Kelten, 2010; Die Kelten, hg. v. Grewenig, M., 2010; Rieckhoff, S. u. a., Die Keltenstädte aus der Luft, 2011; Maier, B., Geschichte und Kultur der Kelten, 2012; Lexikon zur keltischen Archäologie, hg. v. Sievers, S. u. 1., 2012; Petersmann, A., Die Kelten, 2016; Baray, L., Celtes, Galates et Gaulois – Mercenaires de l’Antiquité, 2017; Krausse, D./Ebinger-Rist, N., Das Geheimnis der Keltenfürstin – Der Sensationsfund von der Heuneburg, 2018 (583 v. Chr. bestattet, 2010 entdeckt, außergewöhnlich gut erhalten, reiche Beigaben aus Gold, Bernstein und Bronze), 2. A. 2021

Kemnath (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. Google

Lit.: Sturm, H., Kemnath, Landrichteramt Waldeck-Kemnath mit Unteramt Pressath, 1975

kennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen früh belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, V.) wissen, bekannt sein (V.)

Kent, James (1763-1843), Rechtsanwalt, Professor an dem Columbia College und Richter, gibt mit seinen (engl.) Com­mentaries on American Law (1826ff., Kommentare zu dem amerikanischen Recht) die erste systematische Darlegung des durch Anpassung des →englischen Rechtes an amerikanische Bedürf­nisse geschaffenen amerikanischen Rechtes. S. Google

Lit.: Horton, J., James Kent, 1939

Kerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1359? und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F, s. Google.) Einschnitt, Einkerbung

kerben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1331 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab zweiter Hälfte 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ritzen, schneiden, einschneiden

Kerbholz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., Verb kerben 1331 belegt und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) ist ein vielleicht schon in vorschriftlicher Zeit und danach vor allem in dem Mittelalter zu dem Einkerben von Beweiszeichen für Dienste, Schulden oder Abgaben verwen­detes, aber grundsätzlich leicht vergängliches Holz­stück. S. Google

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Rechtliche Volkskunde, 1936, 139; Kuchenbuch, L., Pragmatische Rechenhaftigkeit? Kerbhölzer in Bild, Gestalt und Schift, (in) Frühmittelalterliche Studien 36 (2002), 469ff.

Kerker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, lat. [M.] carcer, Etymologie unklar, M.) ist eine Art von Gefängnis. Zeitweise wird der Kerker für eine verschärfte Haftstrafe verwendet. S. Google

Lit.: Quanter, R., Deutsches Zuchthaus- und Gefängniswesen, 1905, Neudruck 1970; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011

Kerze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190-1230 [Walther von der Vogelweide] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, F.) ist eine aus Docht und umgebendem Wachs gebildete Lichterzeugungsquelle, die auch in dem Recht als Symbol Verwendung findet.

Lit.: Wohlhaupter, E., Die Kerze im Recht, 1940

Kern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse]  in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 779 [Neugart, CDipl. I 71 maltram de chernone, 784 I 79] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Innerstes, Atom

Kessel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen in dem so genannten Schwabenspiegel belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Topf, Gefäß aus Eisen

Kesselfang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1166 [WestfriesSchulzenr] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist in dem Mittelalter das Eintauchen des Armes in siedendes Wasser eines Kessels in dem Rahmen des →Gottesurteils (sachlich belegt bei Gregor von Tours). S. Google

Lit.: Nottarp, H., Gottesurteilsstudien, 1956, 255

Kessler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [Hornschuch, Keßler] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über Kessel für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kesselmacher

Kette (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 810-817 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit lat. catena, F., Kette sowie vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Reihe

Ketzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1215/1216 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Griechischen des Altertums sowie in Bestandteilen dem Indogermanischen verbindbar, M.) von der christlichen Kirche schon früh bekämpfter Irrgläubiger bzw. in dem katholischen Kirchenrecht jeder bewusste Leugner eines kirchlichen Grundsatzes. Ketzerische Lehren erscheinen bereits kurz nach der Begründung des Christentums. Die Abgrenzung zwischen Glauben und Irrglauben ist dabei objektiv kaum möglich und der Vorwurf der Ketzerei ist vielfach mit anderen Überlegungen (beispielsweise mensch­liche Ablehnung, wirtschaftlicher Wettbe­werb, Machtstreben) verbunden. Die Kirche bekämpft den Ketzer mit Exkom­munikation, seit Gratian (um 1140) mit Verbannung, Gütereinziehung und gegebenenfalls kriegerischem Vorgehen, der Staat mit Verbannung, Beschlagnahme und Todesstrafe. In dem Mittelalter werden die Katharer (in Konstantinopel aus dem älteren Bogomilismus entstanden, erstmals um 1143 in Köln, von Anfang 13. Jahrhundert bis etwa 1460 vernichtet) namengebend. Auch die Protestanten (1517) sind Ketzer. 1697 wendet sich Christian Thomasius dagegen, den Ketzer als Verbrecher zu behandeln. Seitdem setzt sich allmählich eine aufgeklärtere Betrachtungs­weise durch. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 119; Theloe, H., Die Ketzerverfolgungen im 11. und 12. Jahrhundert, 1913; Grundmann, H., Religiöse Bewegungen im Mittelalter, 1935, Neudruck 1961; Nigg, W., Das Buch der Ketzer, 1949; Borst, A., Die Katharer 1951, Nachdrucke 1953, 1991 u. ö.; Blauert, A., Frühe Hexenverfolgungen, 1989;; Opitz, C./Wehrli-Johns, M., Die frommen Ketzerinnen, 1998; Lambert, M., Geschichte der Katharer, 2001; Auffarth, C., Die Ketzer, Katharer, Waldenser und andere, 2005; Ragg, S., Ketzer und Recht, 2006; Rottenwöhrer, G., Lexikon der mittelalterlichen „Ketzer“, 2009; Kirche und Ketzer, hg. v. Hägg, T., 2010; Räisänen, P., Ketzer im Dorf, 2010; Patschovsky, A., Ein kurialer Ketzerprozess in Avignon (1354), 2018

Keule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1185 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [Mühlhausen] in acht Stellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, F., s. Google) Knüppel, Knüttel, Schlägel

Kiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein Ort und eine Burg (Kyburg) in der Schweiz, s. Google

Lit.: Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1986

Kiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) nahe der Ostsee (1773-1866 dänisch) ist seit 1665 Sitz einer Universität. 1933 werden dorthin zahlreiche junge dem Nationalsozialismus zugeneigte Rechtsleh­rer berufen (Kieler Schule Ernst Rudolf Huber, Karl Michaelis, Friedrich Schaffstein, [Franz Wieacker,] Martin Bus­se, Georg Dahm, Karl August Eckhardt, Karl Larenz, Wolfgang Siebert, Paul Rit­terbusch). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Das Kieler Erbebuch (1411-1604), hg. v. Reuter, C., 1887; Wolff, O., Das lübsche Recht in der Stadt Kiel, 1898; Das Kieler Varbuch 1465-1546, hg. v. Luppe, H., 1899; Schröder, R., Das Eigentum am Kieler Hafen, ZRG GA 26 (1905), 34; Stern, M., Das zweite Kieler Rentebuch (1487-1586), 1904; Das Kieler Denkelbok, hg. v. Gundlach, F., 1908; Trautmann, P., Kiels Ratsverfassung und Ratswirtschaft, 1909; Rehme, P., Über die Kieler Stadtbücher des Mittelalters, ZRG GA 38 (1917), 164; Grundfragen der neuen Rechtswissenschaft, 1935; Wohl­haupter, E., Die Spruchtätigkeit der Kieler juristischen Fakultät, ZRG GA 58 (1938), 752; Festschrift zum 275-jährigen Bestehen der Christian-Albrechts-Universität Kiel, hg. v. Ritterbusch, P. u. a., 1940 (S. 48-108 Wohlhaupter, E., Geschichte der juristischen Fakultät); Döhring, E., Geschichte der juristischen Fakultät 1665-1965, 1965; Willert, H., Anfänge und frühe Entwicklung, 1990; Recht und Rechtslehre im National­sozialismus, hg. v. Säcker, F., 1992; Frassek, R., Von der „völkischen Lebensordnung“ zum Recht –Die Umsetzung weltanschaulicher Programmatik in den schuldrechtlichen Schriften von Karl larenz (1903-1993), 1996; Feldmüller-Bäuerle, B., Die strafrechtliche Kieler Schule, 2010 (Dahm, Schaffstein); Wiener, C., Kieler Fakultät und „Kieler Schule“, 2013; Bichow, S., Die Universität Kiel in den 1960er Jahren, 2013; Freche, J., Die Eingemeindungen in die Stadt Kiel (1869-1970), 2014; Aus Kiel in die Welt, hg. v. Delbrück, J., 2014; Göllnitz, M., Karrieren zwischen Diktatur und Demokratie – Die Berufungspolitik in der Kieler theologischen Fakultät 1936 bis 1946, 2014; Wissenschaft im Aufbruch, hg. v. Cornelissen, C., 2015; 350 Jahre rechtswissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel, hg. v. Arnauld, A. v. u. a., 2018; Göllnitz, M., Der Student als Führer?, 2018

kiesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, V., s. Google) wählen

Kietz, Kiez (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1249 als Siedlungsname in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1315 [Brandenburg] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Herkunft ungeklärt, wohl nicht slawisch, M.) slawisch-mittelalterliche Fischer­siedlung in Brandenburg (mindestens 74 bereits vor 1700 bezeugt), s. Google

Lit.: Ludat, H., Die ostdeutschen Kietze, 1936; Krüger, B., Die Kietzsiedlungen, 1962; Zentrum und Peripherie in der Germania Slavica, hg. v. Bulach, D. u. a., 2008

Kiew (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache icht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem 10. Jahrhundert die Haupstadt des frühen Reiches der Russen, die 1482 ein Privileg nach dem Recht Magdeburgs erhält. S. Google

Lit.: Werdt, C. v., Stadt und Gemeindebildung in Ruthenien, 2006

Kimber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, M.) ist der Angehörige eines (wohl) aus Jütland stammenden germanischen Volkes, das 101 v. Chr. bei Vercellae in Oberitalien von den Römern vernichtet wird. S. Google (Kimbern)

Lit.: Köbler, DRG 28, 66

Kind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der Abkömmling ersten Grades eines Menschen (grundsätzlich bis zu dem Erwachsensein [Mündig­keit] aber allgemein auch – lebenslang - noch darüber hinaus). In Rom steht das Kind (lat. [M.] infans) grundsätzlich unter der Hausgewalt des freien römischen Bürgers in seiner Eigenschaft als Hausvater bzw. hilfsweise unter der Perso­nalgewalt eines Vormunds (lat. [M.] tutor). Bei den Germanen untersteht es der Hausgewalt (ahd. munt) des Vaters bzw. der Personalgewalt eines Vormunds. Aus ihr löst es sich durch Abschichtung oder Verheiratung bzw. Mündigkeit. Die ursprünglich vielleicht bedeutungslose Unterscheidung nach Ehelichkeit und Nichtehelichkeit wird von der christlichen Kirche gefördert. Bei Standesverschiedenheit der Eltern kann das Kind örtlich verschieden in seinem Stand der Mutter, dem Vater, dem unfreien (ärgeren) Elter oder dem freien (besseren) Elter folgen. Schon seit dem Frühmittelalter nehmen König und Kirche Einfluss auf die Rechtsstellung des Kindes. Ehelich ist nur das in rechter Ehe zu rechter Zeit geborene Kind. Seit dem Hochmittelalter wird die Bildung außerhalb des Hauses in Schule, Lehre oder Universität für das Kind immer wichtiger. Seit dem Spätmittelalter wird römisches Recht aufgenommen und die Volljährigkeit als Zeitpunkt der rechtlichen Verselbständigung auf die Vollendung des 25. Lebensjahrs gelegt. Das Kind unter sieben Jahren ist grundsätzlich rechtlich handlungsunfähig. In dem 19. Jahrhundert wird das Kind vielfach über die häusliche Mithilfe hinaus zu Kinderarbeit gezwungen. Aus verteidigungspolitischen bzw. gesund­heitspolitischen Gründen wird dann die Kinderarbeit beschränkt (Öster­reich 1859, 1918). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 sind die Eltern gesetzliche Vertreter des Kindes, kann der unehelichen Mutter auf Antrag die Vormundschaft übertragen werden und kann die Mutter das uneheliche Kind adoptieren. Seit 1921 hat sie das Recht auf religiöse Erziehung des unehelichen Kindes. Ansonsten greift der Staat auf die Kindererziehung durch Förderung und Schaffung von Kinder­bewahranstalten und Kindergärten zu. Seit 1961 (Familien­rechtsänderungsgesetz) kann die unehe­liche Mutter die Verleihung der elterlichen Gewalt beantragen, nach dem Nichtehe­lichen­gesetz von 1969 steht ihr das Sorgerecht, ergänzt durch eine Amts­pflegschaft, kraft Gesetzes zu. Der Wohlfahrtsstaat des späteren 20. Jahrhunderts versucht die (wegen der medizinischen Möglichkeit der Empfängnisverhütung immer wenigeren Kinder durch Verrechtli­chung der Beziehung zu den Eltern zu schützen und zu fördern (Kindergeld, el­terliche Sorge statt elterlicher Gewalt beider Elternteile [Gesetz zur Neuregelung des Rechtes der elterlichen Sorge von dem 18. 7. 1979], Gleichstellung un­ehelicher bzw. nichtehe­licher Kinder, Gesetz zur Reform des Kindschaftsrechts von dem 16. 12. 1997 zu dem 1. 7. 1998, Kindeswohl, Anerkennung des Kindes als Rechtsträger, Gesetz von dem 16. 4. 2013 zur Reform der elterlichen Sorge). Dem entspricht auch die Verabschiedung einer Kinderrechtskon­vention durch die Gene­ralversammlung der Vereinten Nationen in dem Jahre 1989, die alle Mitgliedstaaten unterzeichnet und alle - mit bisheriger Ausnahme der Vereinigten Staaten von Amerika und Somalias - auch ratifiziert haben. S. Google

Lit.: Kaser § 14 II 1; Hübner 64, 697; Köbler, DRG 88, 120, 160, 210, 267; Köbler, WAS; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Bückling, G., Die Rechts­stellung der unehelichen Kinder, 1920; Jankowiak, K., Die Rechtsstellung der Kinder nach dem Magdeburger Recht des Mittelalters, Diss. jur. Marburg 1923; Fiez, M., Das Eltern- und Kindesverhältnis, 1932; Bischof, I., Die Rechtsstellung der außerehelichen Kinder, 1931; Etzensperger, C., Die Rechtsstellung des außer­ehelichen Kindes nach den schaffhauserischen Rechtsquellen, Diss. jur. Zürich 1931; Heck, F., Die Stellungnahme Erzbischofs Wichmann von Magdeburg zu der Kindesfolge, ZRG GA 60 (1940), 257; Das Kind, hg. v. Behler, W., 1971, 279; Wiesner, I., Über die Rechtsstellung der ehelichen Kinder im Landrecht des Sachsenspiegels, Diss. jur. Kiel 1973; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes, 1978; Kinderarbeit und Kinderschutz in Deutschland, 1837-1976, hg. v. Quandt, S., 1978; Mayer-Maly, T., Vom Kinderschutz zum Arbeitsrecht, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 227; Krause, E., Die gegenseitigen Unterhaltsansprüche, 1982; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Zur Sozialgeschichte der Kindheit, hg. v. Martin, J. u. a., 1986; Shahar, A., Childhood in the Middle Ages, 1990 (deutsch 1991); Meumann, M., Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, 1995; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000; Schulze, N., Das Umgangsrecht, 2001; Wesener, G., Peculia – bona adventicia – freies und unfreies Kindesgut, (in) Iuris vincula - Studi in onore di M. Talamanca, 2002, 393; Brokamp, I., Die Verrechtlichung der Eltern-Kind-Beziehung, 2002; Ohlbaum, I., Kind sein, 2003; Schubert, W., Die Reform des Nichtehelichenrechts, 2003; Jütte, R., Lust ohne Last, 2003; Krah, J., Das Haager Kinderschutzübereinkom­men, 2004; Buske, S., Fräulein Mutter und ihr Bastard, 2004; Boentert, A., Kinderarbeit im deutschen Reich 1871-1914, 2006; Meier-Hamidi, F., Mit Kind und Kegel – Kindheit und Familie im Wandel der Geschichte, 2006; Winkler, S., Kindserdrücken, 2007; Ritzmann, I., Sorgenkinder, 2008; Ostermann, S., Das Klärungsverfahren, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; 1989-2009 - 20 Jahre UN-Kinderrechtskonvention, hg. v. Schorlemer, S. v. u. a., 2010; Child Labour’s Global Past 1650-2000, hg. v. Lieten, K. u. a., 2011; Berg, T., Die Entwicklung des Sorgerechts der Mütter nichtehelicher Kinder, 2012; Rao, S., International Law on Trafficking of Children for Sexual Exploitation in Prostitution (1864-1950), 2013; Lange, C., Öffentliche Kleinkinderziehung in Bayern, 2013; Winkler, M., Kindheitsgeschichte, 2017; Kindeswohl zwischen Anspruch und Wirklichkeit, hg. v. Heimbach-Steins, M. u. a., 2017; Osterberg, M., Das kalte Haus, 2017; Zucht und Ordnung – Gewalt gegen Kinder, hg. v.Grüner, S. u. a., 2019; Schmidt, J., Will das Kind sein Wohl?, 2020

Kindererziehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Germanischen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), religiöse →religiöse Kindererziehung, Kind, Erziehung

Kindergeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 in anderer Bedeutung belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist seit der jüngeren Vergangenheit eine staatliche Leistung an Men­schen mit Kindern zu der Verminderung ihrer Belastung und Förderung der in den Industrieländern seit Entdeckung der medizinischen Empfängnisverhütung durch den Innsbrucker Physiologen Ludwig Haberlandt - 1885-1932 - stark sinkenden Geburtenzahl, die in Deutschland nach dem Vorbild Frankreichs 1954 durch Gesetz (Kindergeldgesetz) in Höhe von (zunächst) 25 DM ab dem dritten Kind sowie später deutlich höher gewährt wird, aber nicht den eigentlich erwünschten Erfolg erzielt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 261; Igl, G., Kindergeld und Erziehungsgeld, 1986; Nelleßen-Strauch, D., Der Kampf ums Kindergeld, 2003

Kindesmissbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sexuelle Miss­brauch eines →Kindes, der seit der jüngeren Vergangenheit strafrechtlich bewehrt ist. S. Google

Lit.: Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011

Kindestötung (Kindsmord) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google meist als Kindstötung belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Tötung eines Kindes (durch die Eltern). Ursprünglich hat in dem römischen Recht und in dem germanischen Recht der Gewalthaber wohl das Recht über Leben und Tod des Kindes. Dieses Recht wird aber sowohl in dem römischen Recht wie auch in dem mittelalterlichen Recht allmählich verdrängt. Als Kindestötung in einem engeren Sinn erscheint an dem Ende des 18. Jahrhunderts (1772 Susanna Margarethe Brandt in Frankfurt als Anregung zu Gretchen in Goethes Faust) die Tötung eines neugebo­renen, außerehelichen Kindes während oder gleich nach der Geburt durch die Mutter. Sie ist ein privilegierter Tötungstatbestand, der die ältere Mordqua­lifizierung ablöst und an dem Ende des 20. Jahrhunderts in der Bundesrepublik Deutschland aufgegeben wird. S. Google

Lit.: Jordan, L., Über den Begriff und die Strafe des Kindesmordes, 1844; Wächtershäuser, W., Das Verbrechen des Kindesmordes, 1973; Weber, B., Die Kinds­mörderin im deutschen Schrifttum von 1770-1795, 1974; Ulbricht, O., Kindsmord und Aufklärung in Deutschland, 1990; Dülmen, R. van, Frauen vor Gericht, 1991; Hammer, E., Kindsmord, 1997; Meumann, M., Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, 1995; Habermas, R., Susanna Brandt, (in) NJW 1999, 1936; Das Frankfurter Gretchen, hg. v. Habermas, R., 1999; Das Kind in meinem Leib, hg. v. Wahl, V. u. a., 2004; Dreier, P., Kindsmord im Deutschen Reich, 2006; Czelk, A., Privilegierung und Vorurteil, 2005; Kindstod und Kindstötung, hg. v. Häßler, F. u. a., 2008; Mungello, D., Drowning Girls in China, 2008; Tuor-Kurth, C., Kindesaussetzung und Moral in der Antike, 2010

Kindsmord (Wort – Kindesmord - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - abgesehen von Kindesmörderin -  nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →Kindestötung

kippen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1622 in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen vielleicht mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schütten

Kipper und Wipper (Wort Kipper in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1619 in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen vielleicht mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, M.) sind seit dem 17. Jahrhundert (1621) Geldwechsler, die für vollwertiges Silber­geld unterwertiges Kleingeld geben. S. Google

Lit.: Gaettens, R., Inflationen, 2. A. 1955; Redlich, F., Die deutsche Inflation des frühen 17. Jahrhunderts, 1972; Schneider, K., Frankfurt und die Kipper- und Wipperinflation der Jahre 1619-1623, 1990; Weisenstein, K., Die Kipper- und Wipperzeit im Kurfürstentum Trier, 1991; North, M., Kleine Geschichte des Geldes vom Mittelalter bis heute, 2009

Kirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., zu griech. kyriake oikos Haus des Herrn) ist die in eigenen Verfassungsformen geordnete, in dem christlichen Bekenntnis ver­einigte Gemeinde und Glaubensgemein­schaft. Sie entsteht in Anschluss an das Leben des Religionsstifters Jesus Christus in dem 1. Jahrhundert n. Chr. In dem Wettbewerb mit zahlreichen anderen fremdländischen Heilslehren in dem römischen Weltreich setzt sich die christliche Kirche, die ihre Schriften gegen 180 n. Chr. kanonisiert und schon früh eine hierarchische Verfassung von Bischöfen, Klerus und Laien annimmt, als eine revolutionäre, die unteren Schichten gegen ihre Obrigkeit einnehmende Massen­bewegung durch. Nach anfänglicher Verfol­gung wegen der Lehre von der Unterordnung des irdischen Reiches unter das himmlische Reich Gottes wird die christliche Kirche 313 in dem Mailänder Toleranz­edikt von Kaiser Konstan­tin anerkannt und in seiner in dem Glaubensstreit zwischen Athanasius und Arius von Athanasius ver­tretenen Form 391 Staats­kir­che. Ihre geistige Verfeinerung und la­teinische Durchdringung erfolgt vor allem durch Hieronymus (345-420), Ambrosius und Augustinus. Organisatorisch setzt sich unter dem Primat Roms die Bischofskirche mit Erzbischöfen und Bischöfen in den (lat. [F.Pl.]) civitates (Städten) durch. Spätestens seit dem 4. Jahrhundert werden auch germanische Völker christianisiert. Seit dem Frühmittel­alter durchdringt die Kirche das gesam­te Europa in vielfältiger Hinsicht. Nach der Verbindung zwischen Papst und fränkischem Herrscher (751, 800) kommt es allerdings unter den Saliern (Heinrich IV. 1075) zu dem →Investi­turstreit mit der durch das Schisma von 1054 entstandenen, Reformen anstrebenden rö­misch-katholischen Kirche. Danach gewinnt die Kirche als Folge der eigentlich wohl schon unter den Karolingern begonnenen →ottonisch-salischen Reichs­kirchenpolitik weltliche Macht in der Form der geistlichen Fürstentümer. 1517 verursacht Martin →Luther mit seinen gegen kirchliche Missstände gerichteten 95 Refor­mationsthe­sen die Abspaltung der Protestanten. Seit der Aufklärung sieht sich die als Körperschaft des öffentlichen Rechtes or­ganisierte Kirche einer ständigen Säkularisierung aller Verhältnisse ausgesetzt. Gefordert und in erheblichem Umfang verwirklicht wird die Trennung von Staat und Kirche (1797 Vereinigte Staaten von Amerika, 1789 Revolution in Frankreich, →Kulturkampf). An dem Ende des 20. Jahrhunderts ziehen sich immer mehr Christen zwar noch nicht formal, aber doch tatsächlich aus der Kirche zurück und verlieren auch christliche Parteien mehr und mehr Wähler zu Gunsten aktueller politischer Kräfte. Neben der Kirche als Gemeinschaft steht die Kirche als Gebäude (älteste erhaltene Kirche 3. Jahrhundert n. Chr.). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 77, 79, 82, 88, 108, 115, 119, 121, 159, 205, 265; Hauck, A., Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 1ff. 1887, 8. (unv.) A. 1954; Makower, F., Die Verfassung der Kirche von England, 1894; Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche, 1910; Sehling, E., Geschichte der protestantischen Kirchenverfassung, 2. A. 1914; Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche im Mittelalter, 2. A. 1922; Tomek, E., Kirchengeschichte Österreichs, Bd. 1ff. 1935ff.; Tellenbach, G., Libertas, 1936; Schubert, G., Der Einfluss des kirchlichen Rechtes auf das weltliche Strafrecht der Frankenzeit, 1937; Gampl, I., Staat und evangelische Kirche in Österreich, ZRG KA 52 (1966), 299, Neuausgabe 2019; Feine, H., Reich und Kirche, hg. v. Merzbacher, F., 1966; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, Neudruck 2019; Huber, E./Huber, W., Staat und Kirche im 19. Jahrhundert, Bd. 1ff. 1973ff.; Wallmann, J., Kirchengeschichte Deutsch­lands seit der Reformation, 1973, 5. A. 2000, 6. A. 2006, 7. A. 2012; Becker, J., Liberaler Staat und Kirche, 1975; Scholder, K., Die Kirche und das Dritte Reich, Bd. 1f. 1977ff.; Theologische Realen­zyklopädie, Bd. 1ff. 1977ff.; Church and Society in England, hg. v. O’Day, R. u. a., 1977; Oakley, F., The Western Church, 1979; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Hausberger, K., Staat und Kirche nach der Säkularisation, 1983; Fuchs, J., Das schweizerische Staatskirchenrecht, ZRG KA 101 (1984); Hölscher, W., Kirchenschutz als Herrschaftsinstrument, 1985; Leitner, F., Kirche und Parteien in Österreich nach 1954, 1988; Merzbacher, F., Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989; Staat, Kirche, Wissenschaft in einer pluralistischen Gesellschaft, 1989; Histoire du christianisme, hg. v. Mayeur, J. u. a., 1990ff.; Lexikon für Theologie und Kirche, hg. v. Kaspar, W. u. a., Bd. 1ff. 1990ff.; Ackermann, R., Mittelalterliche Kirchen als Gerichtsorte, ZRG GA 110 (1993), 530; Hauschild, W., Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 1ff. 1995ff.; Frank, K., Lehrbuch der Geschichte der alten Kirche, 1996, 2. A. 1997, 3. A. 2002; Zippelius, R., Staat und Kirche, 1997, 2. A. 2009; Heim, M., Kleines Lexikon der Kirchengeschichte, 1998; Bücherverzeichnis zur Kirchengeschichte, hg. v. Fürstenberg, M. u. a., 1998; Biographisch-biblio­graphi­sches Kirchenlexi­kon, Bd. 1ff. 1998; Mühlenberg, E., Epochen der Kirchengeschichte, 3. A. 1999; Greschat, M., Personenlexikon Religion und Theologie, 1998; Rehberg, A., Kirche und Macht im römischen Trecento, 1999; Heim, M., Kirchen­geschichte, 2000; Lexikon der Kirchenge­schichte, 2001; Die Erforschung der Kirchenge­schichte, hg. v. Smolinsky, H., 2001; Besier, G., Die Kirchen und das Dritte Reich, 2001; Prinz, F., Die Kirche und die pagane Kulturtradition, (in) HZ 276 (2003), 281; Schwarz Lausten, M., Abendländische Kirchengeschichte, 2003; Studt, B., Papst Martin V. (1417-1431) und die Kirchenreform in Deutschland, 2004; Logan, F., Geschichte der Kirche im Mittelalter, 2005; Cushing, K., Reform and Papacy in the Eleventh Century, 2005; Ökumenische Kirchen­geschichte, hg. v. Kaufmann, T. u. a. Bd. 1ff. 2006; Städtische Gesellschaft und Kirche im Spätmittelalter, hg. v. Klapp, S. u. a., 2007; Norman, E., Geschichte der katholischen Kirche, 2007; Neumann, F., Öffentliche Sünder in der Kirche des Spätmittelalters, 2007; Krüger, E., Der Traktat De ecclesiastica postestate des Aegidius Romanus, 2007; Kirchlicher und religiöser Alltag im Spätmittelalter, hg. v. Meyer, A., 2007; Link, C., Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017; Atlas zur Kir­che in Geschichte und Gegenwart - Heiliges Römisches Reich - Deutschsprachige Länder, hg. v. Gatz, E., 2009; Hinkel, S., Adolf Kardinal Bertram - Kirchenpolitik im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, 2010; Pragmatische Quellen der kirchlichen Rechtsgeschichte, 2011; Hergemüller, B., Promptuarium ecclesiasticum medii aevi, 2011; Mueller, H., Die kirchliche Krise des Spätmittelalters, 2012; Hahn, T., Staat und Kirche im deutschen Naturrecht, 2012; Czok, M., Gottes Haus, 2012; Schmal, B., Das staatliche Kirchenaustrittsrecht, 2013; Lehmann, R., Die Transformation des Kirchenbegriffs in der Frühaufklärung, 2013; Großbölting, T., Der verlorene Himmel, 2013; Voigt, K., Ökumene in Deutschland – Internationale Einflüsse und Netzwerkbildung – Anfänge 1848-1945, 2014; Das evangelische Pfarrhaus im deutschsprachigen Südwesten, hg. v. Krüger, J. u. a., 2014; Kirchenfinanzierung in Europa, hg. v. Höfer, K., 2014; Hoffarth, C., Urkirche als Utopie, 2016; Howe, J., Before the Gregorian Reform – The Latin Church at the Turn of the First Millenium, 2016; Handbuch der Kirchengeschichte, hg. v. Jedin, H., Bd. 1ff. Sonderausgabe 2017; Schmidt, B., Kirchengeschichte des Mittelalters, 2017: Engelhardt, J., Pietismus und Krise, (in) HZ 307 (2018) 341; Munsonius, H., Kirche und Recht, 2019

Kirchenasyl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) →Asyl, →Kirche

Kirchenbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1565 [Ostfriesland] bzw. 1344/1345 [Holland] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) →Kirche, →Bann

Kirchenbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Bau einer Kirche, Kirchengebäude

Kirchenbaulast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist die Belastung einer Gruppe von Menschen, eines einzelnen Menschen oder eines Vermögens mit den Kosten (des Baues,) der Unterhaltung und des Wiederaufbaus einer →Kirche (→Eigenkirche). Sie ist mit dem →Patronat verbunden. Wo eine Kirche in das Eigentum des Staates übergegangen ist, trägt infolge des Vermögensübergangs der Staat die Kirchenbaulast. S. Google

Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Lindner, T., Baulasten an kirchlichen Gebäuden, 1995; Beyme, B. v., Die Baulast für das Freiburger Münster, 2003

Kirchenbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1531 [Rügen] in etwa dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist ein von der →Kirche geführtes Buch über kirchliche Ange­legenheiten (beispielsweise Mitglieder, Taufen, Eheschließungen, Begräbnisse). Nach Mit­gliederlisten des Altertums und Toten­gedenkbüchern des Frühmittelalters er­scheinen Taufmatrikel in Italien und Südfrankreich in dem 14. Jahrhundert. In dem Heiligen römischen Reich tritt das Kirchenbuch sachlich um 1490 auf (beispielsweise Tübingen 1553 Ehebuch). In der Neuzeit verwendet auch die weltliche Gewalt das Kirchenbuch für ihre Zwecke. 1875 tritt neben das Kirchenbuch das Personen­standsbuch des Staates. Die Zahl der Kirchenbücher des deutschen Sprachraums wird auf 400000 mit rund einer Milliarde Einzel­einträgen geschätzt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 105; Lampe, W., Die Kirchenbuchführung in Vergangenheit und Gegenwart, 1936; Wegeloeben, C., Kirchenbücher – Bibliographie, 1991; Schmitz, H., Die pfarrlichen Kirchenbücher, 1992; Das älteste Tübinger Ehebuch, hg. v. Schieck, S. u. a., 2000; Neininger, F., Brandenburgische Kir­chen­buchduplikate 1794-1874, 2008; Das renovierte Kir­chenbuch von Zimmersrode, Gilsa und Dorheim aus dem Jahre 1663, hg. v. Gräf, H. u. a., 2010

Kirchenbuße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1552 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) →Kirche, →Buße

Kirchenfabrik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1515? [Nassau] in neun Stellen belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., lat. fabrica [F.] ecclesiae) ist die mit der Errichtung einer Kirche (Gebäude) entstehende Verbandsperson („juristische Person“). Die Hauptlast der Kirchenfabrik ist die →Kir­chenbaulast. Das Vermögen der Kirchenfabrik kann nur in einem besonderen Verfahren veräußert werden. S. Google, →Kirchengut

Kirchengut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Württemberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist die Gesamtheit der geldwerten Rechte einer →Kirche. Das Kirchengut entsteht anfangs vor allem durch freiwillige Gaben, dann aber auch Abgaben (→Zehnt), die gemeinsam verwaltet und später nach bestimmten Regeln verteilt werden (beispielsweise Vierteilung unter Bi­schof, Klerus, Armen und →Kirchenfabrik, 5. Jahrhundert). In dem Frühmittelalter, in dem auch Kichengut bereits säkularisiert wird, können Klöster bis zu 15000 Hufen Kirchengut haben. Das Kirchengut gliedert sich dann in mehrere selbständige Untereinheiten. In dem 13. Jahrhundert wird aus dem Kirchengut teilweise Landes­herrschaft. Seit der frühen Neuzeit wird Kirchengut in erheblichem Umfang säkularisiert (u. a. in dem Reichsdeputations­hauptschluss von dem 28. 2. 1803). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Stutz, U., Die Verwaltung und Nutzung des kirchlichen Vermögens, Diss. jur. Berlin 1892; Buchholzer, J., Die Säkularisation katholischen Kirchenguts im 18. und 19. Jahrhundert, 1921; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Mempel, H., Die Vermögenssäkularisation 1803/10, 1979; Franitza, A., Der Allgemeine Hannoversche Klosterfonds, 1995; Die Kirchenfinanzen, hg. v. Gatz, E., 2000; Friedrich, W., Territorialfürst und Reichsjustiz, 2008; Schmid-Tschirren, C., Von der Säkularisation zur Separation, 2011

Kirchenordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1525 belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, F.) ist die ordnende Gestaltung des kirchlichen Lebens durch vorschreibende Regeln, wie sie sich bereits in dem Altertum und dann insbesondere als Folge der Reformation Martin →Luthers in dem 16. Jahrhundert zwecks Ablösung des kano­nischen Rechtes finden (beispielsweise Hessen 1526, Schwäbisch Hall 1526, Hadeln 1526, Braunschweig 1528, Hamburg 1529, Lübeck 1531, Lüneburg 1531, Brandenburg-Nürnberg 1533, Pommern 1534, Hannover 1536 u. s. w.). S. Google

Lit.: Schwanhäuser, G., Das Gesetzgebungsrecht der evangelischen Kirche, 1967; Sehling, E., Die evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, Bd. 1ff. 1902ff., Neudruck 1980 (beispielsweise Bd. 18 2006, Bd. 17, 4, 2 2009, Bd. 23 2017 Schleswig-Holstein, Dithmarschen); Wolf, E., Ordnung der Kirche, 1961; Brecht, M., Kirchenordnung und Kirchenzucht in Württemberg, 1967; Sprengler-Ruppenthal, A., Zu den Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, 2004; Ordnungen für die Kirche – Wirkungen auf der Welt, hg. v. Arend, S. u. a., 2015; Martin Luther und die Freiheit, hg. v. Zager, W., 2010

Kirchenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist die Gesamtheit der Rechtssätze, die entweder das Leben innerhalb der Kirche ordnen (inneres Kirchenrecht bzw. in der katholischen Kirche auch kanonisches Recht) oder das Verhältnis des Staates zu der Religion und zu den Religionsgemeinschaften regeln (äußeres Kirchenrecht, Staatskirchenrecht). Kirchenrecht entsteht unter Beachtung vieler jüdischer Sätze bereits in dem 1. Jahrhundert n. Chr. Die Kirche des Altertums bedient sich dabei in weitem Umfang des römischen Rechtes, gestaltet durch Konzilien und päpstlich-bischöfliche Einzelreskripte (Dekretalen) Kirchenrecht aber auch vielfach neu ([lat.] →ius divinum, →ius ecclesiasticum, →ius naturale). Bereits seit dem 4. Jahrhundert wird das Kirchenrecht gesammelt (u. a. von →Dionysius Exiguus). Dem schließen sich frühmittelalterliche Sammlungen an (600 Vetus Gallica, 633 Hispana, 774 von Papst Hadrian an Karl den Großen übermittelte Dionysio-Hadriana, 850 „Benedictus Levita“, 906 [lat.] libri [M.Pl.] duo de causis synodalibus [zwei Bücher Synodalsachen] des Regino von Prüm, 1007-1022 [lat., N.] Decretum Bischof Burchards von Worms, das mit dem Ziel einer in sich konsistenten, widerspruchsfreien Sammlung autoritativer Texte für die Praxis bereits die Schwelle zu wissenschaftlicher Kanonistik erreicht). Um 1140 fasst in Bologna →Gratian Konzilscanones, päpstliche Dekretalen und Texte von Kirchenvätern zu seinem (lat. [N.]) →Decretum (Dekret) zusammen. Daran schließen sich Sammlungen von Dekretalen an (1234 [lat.] →Liber [M.] extra, 1298 [lat.] Liber sextus, 1317 →Clementinen), so dass all­mählich das (lat.) →corpus (N.) iuris canonici (Gesamtheit des kanonischen Rechtes) entsteht. Dessen Inhalt wird von den protestantischen Kirchen seit der frühen Neuzeit zunächst grundsätzlich anerkannt, danach aber vor allem durch →Kirchen­ordnungen abge­wandelt. 1917/1918 und 1983 wird das katholische Kirchenrecht neu gestaltet (lat. →Codex [M.] iuris canonici). →Staats­kirchenrecht in eigentlichem Sinn entsteht seit der Reformation Martin →Luthers (1517). Dabei setzt sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert der Gedanke der Toleranz durch. Das 20. Jahrhundert trennt zwar Staat und Kirche grundsätzlich, sichert der Kirche aber noch wichtige Teile ihrer hergebrachten Rechtsstellung (→Körper­schaft des öffentlichen Rechtes, →Kir­chen­steuer, Art. 137 WRV, 140 GG). S. Google, →Kirche, → Recht

Lit.: Köbler, DRG 1, 8, 81, 106, 126, 205, 266; Eichhorn, K., Grundsätze des Kirchenrechts der katholischen und evangelischen Religionspartei in Deutschland, 1831ff.; Richter, A., Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts 1842, 8. A. 1886; Bickell, J., Geschichte des Kirchenrechts, 1843; Friedberg, E., Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts, 1879, 6. A. 1909, Neudruck 1965; Rothenbücher, K., Die Trennung von Staat und Kirche, 1908; Ebers, G., Staat und Kirche im neuen Deutschland, 1930; Barion, H., Rudolph Sohm und die Grundlegung des Kirchenrechts, 1931; Liermann, H., Deutsches evangelisches Kirchenrecht, 1933; Heckel, J., Das Decretum Gratiani und das evangelische Kirchen­recht, (in) Studia Gratiana 3 (1955), 483; Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 2. A. 1960ff.; (Eichmann, E./)Mörsdorf, K., Lehrbuch des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 11. A. 1964; Benn, E., Entwicklungslinien des evangelischen Kirchenrechts im 19. Jahrhundert, (in) Zs. f. ev. Kirchenrecht 15 (1970), 2; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Feine H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 5. A. 1972; Winter, J., Die Wissenschaft vom Staatskirchenrecht im Dritten Reich, 1979; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Berman, H., Law and Revolution, 1983 (Recht und Revolution 2. A. 1991); Gaudemet, J., Droit de l’Eglise et vie sociale, 1989; Campenhausen, A. v., Staatskirchenrecht, 3. A. 1996; Stumpf, C., Kirchenrecht als Bekenntnisrecht, 1999; Lexikon für Kirchen- und Staatskirchenrecht, hg. v. Campenhausen, A. v., Bd. 1ff. 1999ff.; Erdö, P., Die Quellen des Kirchenrechts, 2002; Landau, P., Evangelische Kirchenrechtswissenschaft im 19. Jahrhundert, (in) Zs. f. ev. Kirchenrecht 48 (2003), 1; Brundage, J., The Profession and Practice of Medieval Canon Law, 2004; Stagnation oder Fortbildung, hg. v. Bertram, M., 2005; Recht und Gericht in Kirche und Welt um 900, hg. v. Hartmann, W., 2007; Austin, G., Shaping Church Law around the year 1000, 2008; Landau, P., Grundlagen und Geschichte des evangelischen Kirchenrechts und des Staatskirchenrechts, 2008 (Auf­sätze); Link, C., Kirchliche Rechtsge­schichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017; Alltag reformierter Kirchenleitung. hg. v. Ar­nold, M. u. a., 2009; Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, hg. v. Condorelli, O. u. a., Bd. 1ff. 2009ff.; Siems, H., Die Collectio Sangermanensis XXI titu­lorum, (in) DA 65 (2009), 1; Austin, G., Shaping Church Law around the year 1000, 2009; Konrad, D., Der Rang und die grundlegende Bedeutung des Kirchenrechts, 2009; Richter, M., Kirchenrecht im Sozia­lismus, 2011; The History of Byzantine and Eastern Canon Law, hg. v. Hartmann, W. u. a., 2012; Tendenzen der kirchlichen Strafrechtsentwicklung, hg. v. Pulte, Matthias, 2017; Klösges, J., Akzessorische Fragen im kanonischen Prozess, 2019; Schmoeckel, M., Kanonisches Recht, 2020

Kirchenregiment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die an dem Ende des 15. Jahrhunderts einsetzende Herrschaft (beispielsweise eines Landesherrn) über die Kirche, die in protestantischen Ländern (Territorien) bis 1918 anhält. S. Google

Lit.: Heckel, J., Cura religionis, (in) FS U. Stutz, 1938, 224; Dreier, H., Kirche ohne König – Das Ende des landesherrlichen Kirchenregiments, 2020

Kirchenstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist der (weltliche) →Staat der (katholischen) Kirche. Er nimmt seinen Ausgang von dem Mailänder Toleranzedikt des römischen Kaisers Konstantin (313), das die christlichen Gemeinden als rechtsfähige Vermögensträger anerkennt. Hinzu kommt die sog. →kon­stantinische Schenkung, nach der Kaiser Konstantin an Papst Silvester die politische Autorität in dem weströmischen Reich verliehen haben soll. Danach erhält die Kirche zahlreiche Grund­stücke als Gaben, die in ihrer Gesamtheit seit dem 6. Jahrhundert (lat.) patrimonium (N.) Petri heißen. Seit dem 7. Jahrhundert gilt der Papst als Schutzherr und Herrscher des Gebiets um Rom bzw. zwischen Venedig und Benevent. An dem 14. 4. 754 gibt der fränkische König Pippin Papst Stephan die ehemals oströmischen, von den Langobarden besetzten Güter in Italien um Ravenna und Rom (zurück, →pippinische Schenkung). Der Sicherung der Herrschaft dient wenig später der Kirchenstaat um die Romagna und Tuszien (sowie um Venaissin [1274] und Avignon [1378], bis 1797), in dem 16. und 17. Jahrhundert um Ferrara (1598), Urbino (1630) und Castro (1649). 1798 ersetzt Frankreich den Kirchenstaat durch die Römische Republik, doch gelingt 1814/1815 die Wiederherstellung. An dem 20. 9. 1870 zieht die italienische Einigungs­bewegung den Kirchenstaat bis auf geringe Reste an sich bzw. das neue Königreich →Italien. 1929 kommt es in Lateranverträgen zu einem Ausgleich. Das weltliche Gebiet der römischen Kirche beschränkt sich auf die Vatikanstadt (ital. Stato della città del Vaticano). Der Vatikan hat Souveränität. S. Google

Lit.: Nürnberger, A., Papsttum und Kirchenstaat, Bd. 1ff. 1897ff.; Gundlach, W., Die Entstehung des Kirchen­staates, 1899, Neudruck 1969; Hayward, F., Le dernier siècle de la Rome pontificale 1769-1870, Bd. 1ff. 1927f.; Ermini, G., La libertà comunale nello stato della chiesa, 1926f.; Ermini, G., I parlamenti dello Stato della Chiesa, 1930; Kölmel, W., Rom und der Kirchenstaat im 10. und 11. Jahrhundert, 1935; Waley, D., The Papal State in the Thirteenth Century, 1961; Quellen zur Geschichte des Kirchenstaates, hg. v., Fuhrmann, H., 1968; Partner, P., The Lands of St. Peter, 1968; Noble, T., The Republic of St. Peter, 1984; Arnaldi, G., Le origini dello Stato della Chiesa, 1987; Marazzi, D., I Patrimonia sanctae Romanae ecclesiae nel Lazio, 1998; Modell Rom?, hg. v. Büchel, D. u. a., 2003; Emich, B., Territoriale Integration in der Frühen Neuzeit, 2005; Capo, L., Il Liber Pontificialis, i Longobardi e la nascità del dominio territoriale della Chiesa romana, 2009

Kirchensteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412 [Hohenberg] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die durch die öffentlich­rechtlichen Religionsgesellschaften erho­be­ne, von dem Staat (durch seine Behörde für die Kirche) eingezogene Steuer. Sie ersetzt den älteren Kirchenzehnt (Preußen 20. 6. 1875, vgl. auch das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794). Rechtliche Grundlagen werden dabei Art. 137 VI der Reichsver­fassung von 1919 und Art. 140 GG von 1949. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 198; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Fischer, G., Finanzierung der kirchlichen Sendung, 2005

Kirchenvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Vertrag eines Staa­tes mit einer (evangelischen) Kirche über kirchliche Angelegenheiten. S. Google, →Konkordat

Lit.: Die Konkordate und Kirchenverträge in der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Listl, J., Bd. 1f. 1987

Kirchenvogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, M.) Vogt einer Kirche

Kirchenvogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aberin Google belegt, F.) ist die Ausübung weltlicher →Herrschaft für eine →Kirche durch einen →Vogt. S. Google

Lit.: Otto, E., Die Entstehung der deutschen Kirchenvogtei im 10. Jahrhundert, 1933

Kirchenzehnt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [Köln Sankt Gereon] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, M.) ist (meist) der zehnte Teil (von Erträgnissen und Früchten von Grundstücken und Vieh). Er erscheint in dem 5. Jahrhundert n. Chr. auf der Grundlage von 4. Moses 18,21-32. Wenig später wird er von der Kirche gefordert und von dem fränkischen König als Ausgleich für eingezogenes Kirchengut zugestanden. Seit der französischen Revolution (1789) und den Unruhen der Jahre 1848ff. verschwindet er und wird in deutschen Staaten durch die →Kirchensteuer ersetzt. S. Google

Lit.: Perels, E., Die kirchlichen Zehnten im karolingischen Reich, 1904; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Pribnow, V., Die Rechtfertigung, 1996

kirchlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) Kirche betreffend

Kirchliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adjektiv kirchlich 8. Jh.) ist das auf die →Kir­che bezogene →Recht (→Kirchenrecht). Einen wichtigen Gegensatz zu dem kirchlichen Recht bildet das weltliche Recht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2

Kirchmann, Julius Hermann von (1802-1884), s. Google

Lit.: Julius Hermann von Kirchmann, hg. v. Bast, R., 1993

Kirchspiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt, Köln 1159/1170, N., s. Google) Kirchenbezirk →Kirche

Lit.: Liebe, G., Die kommunale Bedeutung der Kirchspiele, Diss. phil. Berlin 1885; Oberdörfer, K., Das alte Kirchspiel Much, 1923; Haff, K., Das Großkirchspiel, ZRG KA 63 (1943), 1, 64 (1944), 1, 65 (1947), 1, 253; Kern, H., Das Kirchspiel Altensteig, 1966; Pfarreien im Mittelalter, hg. v. Kruppa, N., 2008

Kisch, Guido (Prag 22. Januar 1889-Basel 7. Juli 1985) Sohn eines Rabbiners, Studium Rechtswissenschaft Univ. Prag, Promotion, 1914 Habilitation in Leipzig (Adolf Wach), 1922 Professor in Halle, 1933 beurlaubt und entlassen, 1935 Vereinigte Staaten von Amerika, 1937 New York, 1960 Basel, 777 Titel zu der deutschen Rechtsgeschichte und der europäischen Rechtsgeschichte, s. Google

Lit.: Kisch, G., Der Lebensweg eines Rechtshistorikers, 1975; Thieme, H., Zum Gedenken an Guido Kisch, ZRG GA 107 (1990), 1ff.; Hallesche Rechtsgelehrte jüdischer Herkunft, hg. v. Pauly, W., 1996; Güde, W., Der Rechtshistoriker Guido Kisch, 2010

Kiste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1360 [Straßburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Behälter wohl anfangs aus Flechtwerk und später meist aus Holz

Kistenpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Hamburg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt,  N., s. Google) Pfand an leblosen beweglichen (in Kisten aufbewahrbaren) Sachen

Lit.: Hübner 470

k. k. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adjektiv) kaiserlich-königlich, Österreich 1867, nicht pragmatische Angelegenheiten) →k. u. k.

Klage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem rechtlichen Sinn das Begehren des Klägers an das Gericht auf Rechtsschutz gegenüber dem Beklagten. In dem römischen Recht ist Klage die (lat.) →actio (F., Klaganspruch), für die der Verletzte bei dem Gerichtsmagistrat die Einsetzung eines Gerichts (meist lat. [N.] iudex) und einer Anweisung einer Entscheidung verlangt. Von Klage wird in dem deutschen Sprachbereich wohl unter kirchlichem Einfluss erst seit dem Frühmittelalter gesprochen, in dem sich der Verletzte nicht mehr unmittelbar gegen einen möglichen Verletzer, sondern hauptsächlich (wehklagend) an einen Herrschaftsträger mit der Bitte um Unterstützung bei der Verfol­gung des Rechtes wendet. In dem Hochmittelalter werden verschie­dene Arten der Klage unterschieden (um Eigen und Erbe, um Gut, um Schuld, später bürgerliche Klage, peinliche Klage und gemischte Klage) und vielleicht unter kirchlichem Einfluss ge­naue Formulierungen oder auch bestimmte Wörter verlangt (→Prozess­gefahr), so dass Vertreter in dem Wort (→Fürsprecher) erscheinen. Mit dem in dem Spätmittelalter aus Oberitalien kommenden gelehrten Verfahrensrecht wird die Klage vielfach schriftlich und durch Vertreter in der Sache (→Anwalt) geformt und verfolgt. S. Google

Lit.: Kaser § 82 II; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 86, 116, 117, 156, 202; Laband, P., Die vermögens­rechtlichen Klagen, 1869; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1878/1879, Neudruck 1973, 357, 757; Turner, V., The King and his Courts, 1968; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Gudian, G., Zur Klage mit Schadensformel, ZRG GA 90 (1973), 121; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren euopäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 383,467; Köbler, G., Klage, klagen, Kläger, ZRG GA 92 (1975), 1; Apathy, P., Die publizianische Klage, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Litewski, W., Mündliche Klage und Klageschrift, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bieresbom, D., Klage und Klageerwiderung im deutschen und englischen Zivilprozess, 1999; Die Entstehung des öffentlichen Strafrechts, hg. v. Willoweit, D., 1999; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002; Guthke, T., Die Herausbildung der Strafklage, 2005; Halfmeier, A., Popularklagen im Privatrecht, 2006; Meyer, T., Gefahr vor Gericht, 2009; Flurschütz, B., Die bayerische Popularklage, 2014; Nicht zu klagen? – Der Rückgang der Klageeingangszahlen in der Justiz, hg. v. Höland, A. u. a., 2016; Premo, B., The Enlightenment on Trial, 2017

Klage gegen den toten Mann (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist eine wissenschaftliche Bezeichnung des Verfahrens gegen den auf handhafter Tat erschlagenen Täter. Sie ist vor allem in dem altnordischen Recht verbreitet. Seit dem 13. Jahrhundert wird die Klage gegen den toten Mann durch die anerkannte Berufung auf Notwehr verdrängt. S. Google

Lit.: Scherer, Die Klage gegen den toten Mann, 1909; Fischer, P., Strafen und sichernde Maßnahmen gegen Tote, 1936; Wallén, P., Die Klage gegen den Toten, 1958

Klage mit dem toten Mann (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist in dem norddeutschen Recht des Mittelalters ein Verfahren gegen den auf handhafter Tat erschlagenen, vor Gericht gebrachten Täter.

Lit.: Brunner, H., Die Klage mit dem toten Mann, ZRG GA 31 (1910), 235; Frommhold, G., Zur Klage mit dem toten Mann und mit der toten Hand, ZRG GA 36 (1915), 458

Klageformel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem römischen Formular­prozess die Anweisung und die Ermächtigung des Gerichtsmagistrats an einen (lat.) iudex (M.), den Beklagten unter bestimmten Bedingungen zu verurteilen oder freizusprechen. Die Klageformel enthält üblicherweise eine Sachverhaltsbe­schrei­bung (lat. demon­stratio), ein Begehren (lat. intentio) und einen Verurteilungsbefehl (lat. condemnatio). S. Google

klagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erstem Viertel 9. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprach und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Klage erheben

Klagengewere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) (oder Prozessgewere) ist in dem mittelalterlichen sächsischen Prozess die Zusicherung des Klägers gegenüber dem Beklagten, dass er zu der →Klage befugt sei. Macht ein zweiter Beteiligter gegen den Beklagten das Recht geltend, muss der Kläger die Ansprüche von dem Beklagten abwehren. Gelingt dies nicht, muss er die eigene Klage aufgeben und →Gewette zahlen. In dem 18. Jahrhundert verschwindet die Klagengewere. Sie wird von der Litiskontestation und der Einrede der Rechtskraft verdrängt. S. Google

Lit.: Ebeling, K., Die Klagengewere, Diss. jur. Frankfurt am Main 1958

Klagenkonkurrenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem klassischen römi­schen Recht die mehrfache Geltendmachung einer Klage (gegen mehrere Beteiligte, kumulative Klagenkonkurrenz). Geht es um (lat.) eadem res (denselben Gegenstand), besteht grund­sätzlich strenge Alternativität und wird mit der ersten (lat.) litis contestatio (F.) die Klage verbraucht. S. Google

Lit.: Kaser § 82 III; Köbler, DRG 48; Liebs, D., Die Klagenkonkurrenz im römischen Recht, 1972

Klagenkonsumtion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem altrömischen Recht der Ausschluss eines zweiten Streites über das geltend gemachte Recht durch die Streiteinsetzung (lat. [F.] →litiscontestatio) bzw. bei einer auf den Sachverhalt hin ausgerichteten Klage und einer sachver­folgenden Klage durch die Einrede der beurteilten Angelegenheit (lat. [F.] exceptio rei iudicatae). S. Google

Lit.: Kaser § 80 II, 82 III, 87 II; Köbler, DRG 19

Kläger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 395 exactor clegere] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist, wer durch eine →Klage von dem Gericht Rechtsschutz begehrt. Wo kein Kläger (ist), da kein Richter (vgl. Codex 3, 7, 1 [lat.] invitus agere vel accusare nemo cogitur, gegen seinen Willen wird niemand zu dem Klagen oder Anklagen gezwungen). S. Google

Lit.: Söllner § 9; Köbler, G., Klage, klagen, Kläger, ZRG GA 92 (1975), 1; Baumgarten, T., Der richtige Kläger im deutschen, französischen und englischen Zivilprozess, 2001

Klageschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1472 [Hildesheim] in mehr als zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem gelehrten Prozessrecht seit dem Spätmittelalter der Schriftsatz, durch den der →Kläger →Klage erhebt bzw. Rechtsschutz begehrt. Der Kläger überreicht die Klageschrift dem Beklagten in dem Termin vor Gericht. Später reicht er sie bei Gericht ein. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 117; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-römische Zivilprozess im Mittelalter, Bd. 1 1868ff., Neudruck 1959; Litewski, W., Mündliche Klage und Klageschrift, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997

Klagspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1516 [Brant] in einer Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die 1516 von Sebastian →Brant unter dem Titel Richterlich Clagspiegel mit rund 308000 Wörtern neu aufgelegte, vermutlich von einem Stadtschreiber (Conrad Heyden, aus Schwä­bisch Hall oder der Umgebung, ab 1403 Studium in Erfurt als pauper, ohne Abschluss, 1413 Stadtschreiber Schwä­bisch Hall, 1436 entlassen, † 1444) in Schwä­bisch Hall um 1436 verfasste, zwei Teile umfas­sende Schrift über Verfahrensfragen. Der erste Teil will, hauptsächlich nach Roffredus, De libellis iuris civilis (Von Büchlein des weltlichen Rechtes), ein Handbuch des geschrie­benen Rechtes bieten. Der zweite Teil stellt Strafrecht und Strafverfahren nach römischen Rechtsgrund­sätzen (Digesten, Codex, Durantis, Speculum iudiciale u. a.) dar. Insgesamt ist der Klagspiegel die älteste und umfassendste Wiedergabe des römischen Rechtes in deutscher Sprache und unter Zuschnitt auf die einheimischen zeit­genös­sischen Bedürfnisse. Er wird von 1460-1470 bis über die Mitte des 16. Jahrhunderts in 24 Auflagen gedruckt und bildet eine wichtige Quelle der Stadtrechtsreformation von →Worms (1498/1499), der (lat.) →Constitutio (F.) Crimi­nalis Bamber­gensis (1507), für (Tenglers →Laienspiegel 1509/1511 [streitig, vielleicht nur gemeinsame Vorlagen],) Justin Goblers Der Rechten Spiegel (1550) und Heinrich Rauchdorns Practica und Proceß peinlicher Halsgerichts­ordnung (1564). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur, 1867, Neudruck 1959, 335; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1964; Deutsch, A., Der Klagspiegel, 2004; Sebastian Brant (1457-1521), hg. v. Roloff, H., 2008

Klammer, Balthasar (Kaufbeuren um 1504-Celle 6.(?) 2. 1578), Bürgermeisters­sohn, wird nach dem Studium von Theologie und Recht in Ingolstadt und Leipzig 1529 Notar, 1532 Hofrat, 1530 Professor in Marburg und 1540 Kanzler der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Neben der Mitwirkung an wichtigen Landesgesetzen (Hofgerichtsordnung, Kanz­lei­ordnung, Polizei­ordnung) verfasst er 1565 ein posthum vielfach gedrucktes, deutsches (lat.) Compendium (N.) iuris (Lehnrecht und Landrecht) mit lateinischen Erläuterungen. S. Google

Lit.: Eckhardt, A., Der Lüneburger Kanzler Balthasar Klammer und sein Compendium juris, 1964; Theuerkauf, G., Lex, Speculum, Compendium iuris, 1968

Klasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums mit besonderer Bedeutung aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gruppe

Lit.: Gall, L., Vom Staat zur Klasse, (in) HZ 261 (1995), 1; Meyer, T., Stand und Klasse, 1997; Rose, P., Class in Archaic Greece, 2012

Klassenjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google beleegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ausübung des Richteramts durch Angehörige der gesellschaftlich herrschenden →Klasse (Liebknecht 1907) bzw. eine nach Klassen unterscheidende, in dem Dienste einer herr­schenden Klasse stehende Rechtspflege. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20 Jahrhundert; Engels, F., Die Lage der arbeitenden Klasse in England, 1845; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 46; Kocka, J., Lohnarbeit und Klassenbildung, 1983; Rohrßen, B., Von der Anreizung zum Klassen­kampf zur Volksverhetzung (§ 130 StGB), 2009; Bernhardt, M., Was ist des Richters Vaterland?, 2011

klassisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) vollendet, mustergültig

Klassisches römisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adjektiv klassisch in dem Ende des 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, vgl. Hugo 1790 Lehrbuch und Chrestomathie des classischen Pandectenrechts) →römisches Recht (Klassik von etwa 27 v. Chr. bis 235 n. Chr., dabei Frühklassik 27 v. Chr.-96 n. Chr., Hochklassik 96-180 n. Chr., Spätklassik 180-235 n. Chr., Nachklassik – kaum Namen bekannt – bis 5. Jahrhundert, s. Google)

Kleid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1170-1190 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1269 [Livland] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft unklar, N.) ist eine dem Schutz und Schmuck dienende, durch Tätigkeit geschaffene Um­hüllung des Menschen. Das Kleid kann durch Rechtssätze festgelegt werden (Kleider­ord­nung). Es kann als Metapher oder Kennzeichen für rechtliche Vorgänge und Zustände Verwendung finden (→Gewere, →Investitur, Robe, Uniform). S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Flüeler, M., Das sakrale Gewand, 1964; Reich, A., Kleidung als Spiegel sozialer Differenzierung, 2005; Kania, K., Kleidung im Mittelalter, 2010; Das Thema Kleidung in den Etymologien Isidors von Sevilla und im Summarium Heinrici, hg. v. Müller, M. u. a., 2013; Frieling, K., Sehen und gesehen werden – Kleidung an Fürstenhöfen, 2013; Schnaus, J., Kleidung zieht jeden an, 2017; Spufford, M. u. a., The Clothing of the Common Sort, 1570-1700, 2017

Kleiderordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1604 [CCMarch] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine →Ordnung über die Verwendung von →Kleid oder Kleidern. Vielleicht unter dem Einfluss der Kirche, in der die Bekleidung der Geistlichen von erheblicher Bedeutung ist, werden in dem Spätmittelalter zu dem Schutz vor Ver­schwendung an vielen Orten Kleider­ord­nungen erlassen (Spanien 1234/1256, Frankreich 1279/1294, Hannover 1312, England 1336, Göttingen 1340). Dabei gehen die Städte den Ländern anscheinend voran. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 139; Hampel-Kallbrunner, G., Beiträge zur Geschichte der Kleiderordnungen, 1962; Eisenbart, L., Kleiderordnungen, 1962; Schädler, K., Die Lederhose in Bayern und Tirol, 1962; Baur, V., Kleiderordnungen in Bayern, 1975; Jarrett, L., Striptease, 1999; Reich, A., Kleidung als Spiegelbild sozialer Differenzierung, 2004; Die zivile Uniform als symbolische Kommunikation, hg. v. Hackspiel-Mikosch, E. u. a., 2006

klein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gering

Klein, Ernst Ferdinand (Breslau 3. 9. 1744-Berlin 18. 3. 1810), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Halle (Nettelbladt) Anwalt, 1781 Mitarbeiter an dem Allgemeinen Landrecht Preußens (Strafrecht), 1791 Professor in Halle und 1800 Richter in Berlin. In seinen Merkwürdigen Rechts­sprü­chen der Hallischen Juristen­fakultät erarbeitet er An­sätze für sichernde Maßnahmen. S. Google

Lit.: Mumme, H., Ernst Ferdinand Kleins Auffassung von der Strafe und den sichernden Maßnahmen, 1936; Hoffmann, U., Ernst Ferdinand Kleins Lehre vom Verhältnis von Strafen und sichernden Maßnahmen, Diss. jur. Breslau, 1938; Brünker, H., Der Kriminalist Ernst Ferdinand Klein, Diss. jur. Bonn 1973; Kleensang, M., Das Konzept der bürgerlichen Gesellschaft bei E. F. Klein, 1998

Klein, Franz (Wien 24. 4. 1854-6. 4. 1926), Goldschmiedssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Wien 1885 Kanzleidirektor, 1891 außerordentlicher Professor und 1895 ordentlicher Universitätsprofessor. Auf Grund der Schrift (lat.) Pro futuro (Für die Zukunft) wird er Beamter des Justizministeriums in →Österreich und arbeitet die Zivilprozess­ordnung (1895), die Exekutionsordnung und das Gerichtsorganisationsgesetz aus, in denen die Stellung des Richters gestärkt wird. S. Google

Lit.: Festschrift Franz Klein, 1914; Forschungsband Franz Klein, hg. v. Hofmeister, H., 1988

kleindeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) deutsch ohne Österreich

Kleines Kaiserrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein wohl zwischen 1328 und 1350 zwischen Frankfurt am Main und der Wetterau nach dem später so genannten →Schwabenspiegel (Kaiserrecht) abgefasstes Rechtsbuch eines fränkischen Anhängers Kaiser Ludwigs des Bayern (Verfasser nach Munzel-Everling vielleicht Rudolf von Frankfurt-Sachsenhausen). Es enthält Prozessrecht und Gerichtsverfassungsrecht, Privatrecht und Strafrecht, Lehnrecht (besonders der Reichsdienstmannen) und Recht der Reichs­städte. Fragmente sind seit der Mitte des 14. Jahrhunderts aus der Wetterau erhalten, während die erste noch bekannte vollständige Handschrift 1372 für den Rat der Stadt Fulda geschrieben wird. S. Google

Lit.: Das Keyserrecht, hg. v. Endemann, H., 1846, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­EndemannHermannErnstDasKeyserrecht1846.pdf; Gosen, J. v., Das Privatrecht nach dem kleinen Kaiserrecht, 1866; Schröder, E., Ein altertümliches Bruchstück, ZRG GA 17 (1896), 120; Isay, H., Zur Geschichte des kleinen Kaiserrechts, ZRG GA 19 (1998), 145; Munzel, D., Die Innsbrucker Handschrift des Kleinen Kaiserrechts, 1974; Munzel, D., (in) Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 42; Munzel-Everling, D., Des keisers recht, 2003; Munzel-Everling, D., Das Kleine Kaiserrecht, 2019 (Leithandschrift der fürstlichen Bibliothek Corvey mit erstmals dem kompletten komplexen Text des Rechtsbuchs aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, 45 weitere - und 5 weitere teilweise - erhaltene Handschriften)

Klenkok, Johannes (Bücken bei Hoya 1. Viertel 14. Jahrhundert-Avignon 15. 6. 1374), Sohn eines Burgmanns des Erzbischofs von Bremen, Studium des Kirchenrechts wohl in Bologna, 1359 in Oxford Magister, ab 1363 Provinzial der Ordensprovinz Sachsen-Thüringen der Augustiner, um 1367 in Erfurt, Professor der Theologie, stellt in Magdeburg 1369 in einem Werk Dekadikon zehn (später 21) Artikel des →Sachsenspiegels zusammen, die nach seiner Ansicht gegen kirchliches Recht verstoßen, was Papst Gregor XI. in der Bulle Salvator humani generis (Retter des Menschengeschlechts) an dem 7. April 1374 für vierzehn Artikel bestätigt (lat. [M.Pl.] →articuli reprobati), doch bleibt dies weitgehend ohne tatsächliche Wirkung. S. Google

Lit.: Böhlau, H., Zur Chronologie, ZRG GA 4 (1883), 118; Kullmann, J., Klenkok und die „articuli reprobati“ des Sachsenspiegels, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 28; Schmutz, J., Juristen für das Reich, Teil 2 2000; Rentmeister, L., Staat und Kirche im späten Mittelalter, 2016

Kleriker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums aufgenommen und mit dem Griechischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des →Klerus, der seit dem Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. mit der Verrichtung des christlichen Kultes betraut wird. Für ihn gilt das kirchliche Recht. Da vor allem in dem Frühmittelalter fast nur Kleriker schreiben können, sind sie gleichzeitig Träger wichtiger weltlicher Aufgaben (vgl. engl. clerk).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Poncet, P., Les privilèges des clercs au moyen-âge, 1901; Moeller, B., Kleriker als Bürger, (in) FS H. Heimpel, Bd. 2 1972, 195; Kleriker und Laien, hg. v. Reinert, J. u. a., 2021

Klerus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1700 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht der geistliche seit dem Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. mit der Verrichtung des christlichen Kultes betraute Stand in Gegensatz vor allem zu den Laien. Der Klerus hat zahlreiche Standes­pflichten. Umgekehrt genießt er zumindest zeitweise erhöhten Schutz gegen Ehrverletzungen (lat. privilegium [N.] canonis, vgl. C. 1, 3, 10), Befreiung von der weltlichen Gerichtsbarkeit (lat. privilegium [N.] fori, vgl. Nov. 79 u. a.), Befreiung von weltlichen Pflichten wie Kriegs­dienst, Schöf­fenamt u. s. w. (lat. privilegium [N.] immu­nitatis, vgl. Codex Theodosianus 16, 2) und Schutz vor Zwangsvollstreckung (lat. beneficium [N.] competentiae, vgl. Liber extra 3, 23, 3). Während des Heiligen römischen Reiches ist der Klerus sowohl in den Reichsständen wie auch in den Landständen ansehnlich vertreten. S. Google

Lit.: Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche im Mittelalter, 1910, 2. A. 1922, 3. A. 1958; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Johag, H., Die Beziehungen zwischen Klerus und Bürgerschaft, 1977; Schulte-Umberg, T., Profession und Charisma, 1999

Klettgau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) S. Google

Lit.: Peter, A., Das Landgericht Klettgau, 1966

Kleve (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), Cleve, ist eine in dem 11. Jahrhundert entstandene Grafschaft, die 1417 zu einem Herzogtum erhoben wird und 1614 an Brandenburg (bzw. 1701 Preußen) fällt und damit in Nordrhein-Westfalen aufgeht. S. Kluge

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Scotti, J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen, 1821; Scotti, J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen, 1826; Schottmüller, K., Die Organisation der Central­verwaltung in Kleve-Mark, 1896; Wollenhaupt, L., Die Cleve-Märkischen Stände im 18. Jahrhundert, 1924; Ilgen, T., Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien – Herzogtum Kleve, 1921; Rüthning, G., Ein bisher unbekanntes Stadtrecht von Kleve, ZRG GA 55 (1935), 239; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 176; Klevische Städtepri­vilegien, hg. v. Fink, K., 1989; Die ältesten Klever Stadtrechtshandschriften, bearb. v. Schleidgen, W., 1990; Das Stadtrecht von Cleve, hg. v. Fink, K., 1991; Die ältesten Klever Stadtrechtshandschriften, bearb. v. Schleidgen, W., 1994; Der Oberhof Kleve und seine Schöffen­sprüche, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1994; Die klevischen Hofordnungen, hg. v. Flink, K., 1997; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Hagemann, M., Herrschaft und Dienst – Territoriale Amtsträger unter Adolf II. von Kleve (1394-1448), 2020

Klima (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Anfang des 16. Jahrhunderts mit anderer Bedeutung aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Witterung, Stimmung

L.: Kleinschmidt, H., Klimatheorie, Statistik, Revolutionsbegriff, (in) HZ 308 (2019), 593; Foer, J., Wir sind das Klima – Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können, 2019; Lippold, A., Climate Change and individual Moral Duties, 2020

Klöntrup, Johann Aegidius (Glane in dem Hochstift Osnabrück 30. 3. 1754-Lechterke bei Quakenbrück 25. 4. 1830), (eigentlicher Name Johan Gilges Rosemann) Sohn eines Notars und Prokurators, wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen Anwalt in Osnabrück. Er verfasst in einem Leben nahe der Armutsgrenze mehrere Werke zu dem bäuerlichen Recht (u. a. Alphabetisches Handbuch der besonderen Rechte und Gewohnheiten des Hochstifts Osnabrück, 1798). S. Google

Lit.: Vogtherr, T., Die Bibliothek des Klöntrup (1754-1830) nach einem Verzeichnis des Jahres 1781, (in) Osnabrücker Mitteilungen 114 (2009), 63ff.

Kloster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1215 [Nibelungennot] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in dem 10. Jahrhundert. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die geschlossene, Ordensan­gehö­rigen als gemeinsame Wohnung, Gebetsstätte und Arbeitsraum dienende Anlage. Sie er­scheint in dem Bereich des Christentums in Oberägypten in dem 4. Jahrhundert erstmals (Pachomius). In dem fränkischen Reich werden Marmoutier (Martin von Tours) und Luxeuil (Columban) wichtige Vorbilder für zahlreiche, schon früh von dem König und dem Adel durch Privilegien und Gaben unterstützte Gründungen, für die sich in dem 8. Jahrhundert die Ordnung des →Benedikt von Nursia durchsetzt. Diese wird seit dem 10. Jahrhundert in Cluny, Gorze und Hirsau erneuert. Seit dem 12. Jahrhundert bilden sich unterschiedliche Orden aus (→Zister­zienser, →Prämon­stratenser, →Domini­kaner, Franzis­kaner). In der Neuzeit, in der in Europa um 1750 etwa 350000 Mönche und Nonnen in etwa 25000 Ordenshäusern von der Allgemeinheit getra­gen werden, werden unter dem Einfluss auch der Reformation und danach der Aufklärung zahlreiche Klöster säkula­risiert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 79; Wrede, A., Das Klostergut Sülz bei Köln, 1909; Schreiber, G., Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert, Bd. 1f. 1910, Neudruck 1965; Hirsch, H., Klosterimmunität und Investiturstreit, 1913; Urkundenbuch des Klosters Fulda, hg. v. Stengel, E., Bd. 1 1913ff.; Bader, K., Das Benediktinerinnenkloster Friedenweiler, 1938; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Stillhart, A., Die Rechtsper­sönlichkeit der klösterlichen Verbandsformen, 1953; Sprandel, R., Das Kloster Sankt Gallen in der Verfassung des karolingischen Reiches, 1958; Siepen, K., Vermögensrecht der klösterlichen Verbände, 1963; Wehlt, H., Reichsabtei und König, 1970; Rehfus, M., Das Zisterzienserinnenkloster Wald, 1971; Die Traditionen, Urkunden und Urbare des Klosters Asbach, bearb. v. Geier, J., 1969; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klos­ter­herrschaft, 1982; Prinz, F., Frühes Mönchtum im Frankenreich, 2. A. 1988; Boetticher, M. v., Kloster und Grundherrschaft Mariengarten, 1989; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2. A. 1994; Grégoire, R. u. a., Die Kultur der Klöster, 1995; Füser, T., Mönche im Konflikt, 2000; Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, bearb. v. Faust, U. u. a., 2000f.; Patzold, S., Konflikte im Kloster, 2000; Gleba, G., Klöster und Orden im Mittelalter, 2002, 2. A. 2006, 3. A. 2008, 4. A. 2012; Zehetmayer, R., Kloster und Gericht, 2001; Württembergisches Klosterbuch, 2003; Beales, D., Prosperity and Plunder, 2003; Gleba, G., Klosterleben im Mittelalter, 2004; Schlotheuber, E., Klostereintritt und Bildung, 2004; Ströbele, U., Zwischen Kloster und Welt, 2005, 2006; Ertl, T., Religion und Disziplin. Selbstdeutung und Weltordnung im frühen deutschen Franziskanertum, 2006; Buttinger, S., Hinter Klostermauern, 2007; Beales, D., Europäische Klöster im Zeitalter der Revolution 1650-1815, 2008; Monasteri in Europa, hg. v. Eubeis, F. de u. a., 2008; Steiner, M., Die Klöster und ihr Wirken, 2009; Rüffer, J., Mittelalterliche Klöster, 2009; Mitteleuropäische Klöster der Barockzeit, hg. v. Herzog, M. u. a., 2009; Schmähling, A., Hort der Frömmigkeit - Ort der Verwahrung, 2009; Nordrheinisches Klosterbuch, hg. v. Groten, M. u. a., Teil 1 2009; Buttinger, S., Alltag im mittelalterlichen Kloster, 2010; Zwanzig, C., Gründungsmythen fränkischer Klöster, 2010; Schreiner, K., Gemeinsam leben, 2010; Niedersächsisches Klosterbuch, hg. v. Dolle, J., Bd. 1ff. 2012, 2. A. 2021; Aus Liebe, zur Sicherheit und zur Ehre des Klosters, hg. v. Lachmann, H., 2012; Frauenklöster im Alpenraum hg. v. Mazohl, B. u. a., 2013; Pfälzisches Klosterlexikon, hg. v. Keddigkeit u. a., Bd. 1 2014; Benz, S., Frauenklöster Mitteleuropas, 2014 (etwa 1200 in dem Heiligen römischen Reich); Mecklenburgisches Klosterbuch, hg.v. Huschner, W. u. a., 2016 (43 Institutionen); Klosterlandschaft Niedersachsen, hg. v. Reitemeier, A., 2021

Klosterschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutachen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem 5. Jahrhundert sichtbare Schule für Geistliche und auch Laien in einem Kloster (beispielsweise Reichenau, Sankt Gallen, Fulda, Kremsmünster, Melk, Admont, Corvey, Prüm). Sie bezieht außer der christlichen Lehre die sieben freien Künste in den Unterricht ein. Nach dem 11. Jahrhundert tritt sie hinter der Universität und später auch den städtischen Schulen zurück. S. Google

Klostertod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Verlust weltlicher Rechte durch den Eintritt in ein →Kloster von dem Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert →bürgerlicher Tod

Lit.: Hübner; Brünneck, W. v., Das Klostergelübde, (in) Gruchot Beiträge 45 (1901), 193

Kluft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [Hunsingo] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Spalt

Kluftbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und über das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Vetternschaftsbrief

Lit.: Künssberg, E. Frhr. v., Vier Kluftbriefe aus Dithmarschen, ZRG GA 43 (1922), 304

kluniazensisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Kluniazenser – nicht belegt, Adj.) Cluny betreffend

kluniazensische Kirchenreform (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., s. Google) Cluny betreffende Kirchenreform

Knappe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120/1130 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1120/1130 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Edelknabe, Bergmann

Knappschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 13. Jahrhundert in rund zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist vielleicht schon seit dem Hochmittelalter ein Zusammenschluss von Bergleuten (Knappen) zu der Sicherung gegen Unglücks­fälle durch eine Unterstützungs­kasse. Die Knappschaft wird seit dem Spätmittelalter in Berg­ordnungen geregelt. 1770 bildet sich auf Grund eines von dem König von Preußen 1767 gewährten Privilegs eine ausgedehnte Knappschaftskasse für Kleve, Moers und Mark. Mit Gesetz von dem 10. 4. 1854 führt Preußen unter Knappschaftszwang eine öffentlich-rechtliche Versicherung in der Form von Knappschaftsvereinen ein. Das Reichsknappschaftsgesetz von dem 23. 6. 1923/1. 7. 1926 bringt eine einheitliche Regelung in dem Deutschen Reich (28. 7. 1969 Bundesknapp­schaft). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 218; Karwehl, H., Die Entwicklung und Reform des deutschen Knappschaftswesens, 1907; Inbusch, H., Das deutsche Knappschaftswesen, 1910; Thielmann, H., Geschichte der Knappschafts­versicherung seit 1934, (in) Z. f. Bergrecht 95 (1954), 174; Thielmann, H., Die Geschichte der Knappschaftsversicherung, 1960; Curialitas, hg. v. Fleckenstein, J., 1990; Lauf, U., Die Knappschaft, 1994; Festschrift aus Anlass des 30jährigen Bestehens der Bundesknappschaft, 1999; Auf breiten Schultern – 750 Jahre Knappschaft, hg. v. Fesener, M. u. a., 2010

Knecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der junge Mensch, der in dem Ver­hältnis zu einem Herrn Dienste leisten muss. An dem Ende des Mittelalters scheidet Knecht aus den Altersbezeichnungen aus und wird unabhän­gig von dem Alter zu der Bezeichnung für einen niede­ren, vielfach bäuerlichen Bediensteten. S. Google

Lit.: Iversen, T., Knechtschaft im mittelalterlichen Norwegen, 2004

Knie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab1250? in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gelenk zwischen Oberschenkel und Unterschenkel des Beines des Menschen und anderer höherer Lebewesen

Knieen, knien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190-1230 [Walther von der Vogelweide] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., auf den Knieen sitzen, s. Google) ist ein vielleicht dem vorderen Orient entstammendes Demutsverhalten.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994

Koadjutor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 in fünf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) von dem Papst ernannter, mit bischöflicher Weihgewalt ausgestatteter Vertreter eines Bischofs, s. Google

Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Koalition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Anfang des 18. Jahrhunderts aus dem Französischen aufgenommen und über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vereinigung, Bündnis

Koalitionsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Freiheit, zu der Wahrung und Förderung der Arbeits­be­dingungen oder Wirtschaftsbedin­gungen Ver­einigungen zu bilden (oder auch [negativ] solchen Vereinigungen fernzu­blei­ben). Die frühe Neuzeit wendet sich sachlich gegen die Koalitionsfreiheit der Handwerksgesellen (1530, 1731, 1845). In dem 19. Jahrhundert werden die Verbote aufgehoben (England 1824, Sachsen 1861, Baden 1862, Norddeutscher Bund 1869, Frankreich 1884). Die Ver­fassung des Deutschen Reiches von 1919 erhebt die Koaltionsfreiheit zu einem Grundrecht.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 273; Ritscher, W., Koalitionen und Koalitionsrecht in Deutschland bis zur Reichsgewerbeordnung, 1917. Neudruck 1992; Scholz, R., Die Koalitionsfreiheit als Verfassungsproblem, 1971, Gerhardt, M., Das Koalitionsgesetz, 1977; Greiner, S., Rechtsfragen der Koalitions-, Tarif- und Arbeitskampfpluralität, 2010

Koblenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem mittleren Rhein ist von 1806 bis 1813 Sitz einer französischen Rechtsschule, von 1814 bis 1817 in Preußen Sitz einer juristischen Fakultät. 2011 sollte das Oberlandesgericht in Koblenz mit dem Oberlan­desgericht in Zwei­brücken zusammenge­führt werden, doch ist dieses Vorhaben gescheitert.

Lit.: Bär, M., Zur Entstehung der deutschen Stadtgemeinde (Koblenz), ZRG GA 12 (1891), 1; Just, L., Franz von Lasaulx, 1926; Conrad, H., Stadtgemeinde und Stadtfrieden in Koblenz während des 13. und 14. Jahrhunderts, ZRG GA 58 (1938), 337; Buyken, T./Conrad, H., Die ältesten Stadtbücher von Koblenz, ZRG GA 59 (1939), 165; Eilers, K., Stadtfreiheit und Landesherrschaft in Koblenz, 1980; Mallmann, L., Französische Juristenausbildung im Rheinland 1794-1814. Die Rechtsschule von Koblenz, 1987; Hennig, J., 2000 Jahre Koblenz, 1994

Kodex →Codex

Kodifikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1802? bzw. 1815, Gesetzbuchmachung von Jeremy Bentham in A General View 506 als complete body of law verstanden und danach aufgenommen, F.) ist die grundsätzlich erschöpfend gedachte (und damit anderes Recht bzw. andere Rechts­quellen ausschließende) Zusammenfas­sung des gesamten Stoffes eines Rechtsgebiets oder mehrerer Rechtsgebiete in einem einheitlichen Gesetzbuch (, lat. [M.] →codex) (oder Gesetz). Die Zusammenfassung des gesamten (römischen) Rechtes in Codex, Digesten und Institutionen durch Justinian (527-565) stellt noch eher eine bloße Kompilation aus vorhandenem Stoff als eine bereinigend erneuernde Kodifikation dar. In der Neuzeit sind die Landesherren in gleicher Weise ebenfalls an zusammenfassender Regelung interessiert. Beeinflusst von Montesquieus De l’esprit des lois (Von dem Geist der Gesetze, 1748) schaffen (Bayern 1751-1756,) Preußen (auf der Grund­lage eines von Samuel von Cocceji bear­beiteten Projekts eines Codicis Fridericiani Pomeranici 1747, eines Projekts des Codicis Fride­riciani Marchici 1748 und eines Projekts des Corporis juris Fridericiani 1749, 1751, Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs 1784ff., Allgemeines Land­recht, 1794), Frank­reich (Code civil, 1804, sowie 4 weitere Codes) und Österreich (auf der Grundlage des Codex Theresianus von 1766, des Entwurfs Horten von 1774, des Josephi­nischen Allgemeinen Bürgelichen Ge­setzbuchs von 1787 – Til 1 Personen, des Entwurfs Martini 1796 und des Westgalizischen Gesetzbuchs von 1797 Allgemeines Bürgerliches Gesetz­buch, 1811/1812) bekannte Kodifikationen, die inhaltlich (außer von dem römischen und von dem einheimischen Recht) von dem →Natur­recht (Vernunft­recht) geprägt sind. Ihnen schließen sich später zahlreiche andere Staaten an (beispielsweise Deutsches Reich 1871, 1877/1879, 1900, Schweiz 1907/1912, Por­tugal 1833/1867, Niederlande 1838, Italien 1865, Spanien 1829/1889 u. s. w.). Geprägt und dann verwendet wird der Begriff der Kodifikation von Jeremy Bentham (Juni 1815 in Briefen an den Zaren von Russland und den polnischen Prinzen Adam Czartoriski, 1817 Papers relative to Codification and Public Instruction mit einem separaten Rund­schreiben On Codifi­cation). Kenn­zeich­nend sind materielle Vollständigkeit, sprachliche Verständlich­keit und unabän­derliche Festig­keit. Die von diesen geschichtlichen Gegebenheiten abweichende inflationäre Verwendung von Kodifikation, kodifikatorisch und kodifizieren dürfte wohl fehlendes rechtsgeschicht­liches Verständnis indizie­ren.

Lit.: Söllner §§ 1, 19, 20, 25; Köbler, DRG 139; Bentham, J., A General View of a complete Code of Laws, 1802, (in) The works of Jeremy Bentham III, hg. v. Bowring, J., 1838, 155ff., Neudruck 1962; Cauvière, H., L’idée de codification en France, 1910; Thieme, H., Die preußische Kodifikation, ZRG GA 57 (1937), 335; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Aquarone, A., L’unificazione legislativa e i codici del 1865, 1960; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Vanderlinden, J., Code et codification dans la pensée de J. Bentham, TRG 32 (1964), 45; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wilhelm, W., Gesetzgebung und Kodifikation in Frankreich, (in) Ius commune 1 (1967); Vanderlinden, J., Le concept de code, 1967; Caroni, P., Savigny und die Kodifikation, ZRG GA 86 (1969), 97; Nordmann, J., Kodifikationsbe­str­ebungen in der Grafschaft Friedberg-Scheer am Ende des 18. Jahrhunderts, (in) Zs. f. württ. LG 28 (1969), 265; Teubner, W., Kodifikation und Rechtsreform in England, 1974; Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Bühler, T., Gewohnheitsrecht, Enquête, Kodifikation, 1977; Sozialdemokratie und Zivilrechtskodifikation, hg. v. Vormbaum, T., 1977; Coing, H., Zur Vorgeschichte der Kodifikation, (in) Formazione storica, Bd. 2 1977, 797; Hübner, H., Kodifikation und Entscheidungsfreiheit des Richters, 1980; Kodifikation als Mittel der Politik, 1986; Bühler, T., Der Stand der Kodifikationsentwicklung Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts, 1986; Lokin, J., Hoofdstukken uit de Europese Codificatiegeschiedenis, 1990, 2. A. 1992; Rechtskodi­fikation und soziale Normen im interkulturellen Vergleich, hg. v. Gehrke, H., 1994; Kodifikation gestern und heute, hg. v. Merten, D. u. a., 1995; Gesetz und Gesetzgebung im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1998; Caroni, P., Saggi sulla storia della codificazione, 1998; Kodifikation und Dekodifikation, hg. v. Maly, K. u. a., 1998; Becchi, P., Ideologie della codificazione in Germania, 1999; Brauneder, W., Vergessene Jubiläen, (in) JuS 2000, 15; La Codification des lois dans l’antiquité, hg. v. Levy, E., 2000; Der Kodifikationsgedanke und das Modell des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Behrends, O. u. a., 2000; Nörr, K., Kodifikation und Wirtschafts­ordnung, (in) ZNR 2001, 51; Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003; Mertens, B., Ge­setz­gebungs­kunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004; Bäumer, M., Die Privatrechtskodifikation im ju­ris­tischen Universitätsstudium, 2008; Behrends, O. u. a., Die Kodifikation und die Juristen, 2008; Wesener, G., Kodifikationen und Kompilationen, ZRG RA 127 (2010), 202; Jansen, N., The Making of Legal Authority - Non-legislative Codifications, 2010; Grilli, A., Il difficile amalgama, 2012

Kodifikationsstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist vor allem der nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) und vor der Errichtung des Deutschen Bundes (1815) während des Bestandes rund vierziger souveräner politisch unverbundener kleiner deutscher Einzelstaaten hauptsächlich von →Thibaut (1772-1840) und →Savigny (1779-1861) in dem Jahre 1814 literarisch ausgetragene rechtspolitische Streit um die Schaffung eines einheitlichen deutschen (bürgerlichen) Nationalge­setzbuchs (für einen – noch – nicht bestehenden Staat Deutschland). Thibaut begründet seine Schrift „Über die Notwendigkeit eines allge­meinen bürgerli­chen Gesetzbuches für Deutschland“ mit Vaterlandsliebe und prak­tischem Interesse der zivilrechtlichen Verhältnisse. Savigny stellt dem in seiner Schrift „Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft“ die Behauptung entgegen, dass Recht organisch aus dem Volksbe­wusstsein entstehe und (deshalb in dem Jahre 1814) ein von oben kommendes Gesetz unorganisch und damit überflüssig oder schädlich sei. In dem Ergebnis setzt sich die von den politischen Gegebenheiten (viele ihre neue Sou­veränität auslebende, Souveränitätsbeschrenänkungen selbst in der Form einer bloßen Zusammenarbeit weitgehend ablehnende deutsche Einzelstaaten wie Österreich, Preußen und andere) nahegelegte und (vielleicht auch etwas) von Savignys Ge­lehrtenruhm gestützte Ablehnung eines allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuchs durch, so dass es (bis 1900) bei der Rechtszer­splitterung in den souveränen deutschen Staaten des 1815 entstandenen, die Souveränität der Mitgliedstaaten kaum antastenden Deutschen Bundes bzw. seit 1871 dem Deutschen Reich (in dem bürgerlichen Recht bis 1896/1900) bleibt.

Lit.: Köbler, DRG 180; Thibaut und Savigny, hg. v. Stern, J. 1914; Wesenberg, G., Die Paulskirche und die Kodifikationsfrage, ZRG RA 72 (1955), 359; Wieacker, F., Wandlungen im Bild der historischen Rechtsschule, 1967; Nolte, J., Burchard Wilhelm Pfeiffer, 1969; Hattenhauer, H., Thibaut und Savigny, 1973; Wrobel, H., Die Kontroverse Thibaut/Savigny im Jahre 1814 und ihre Deutung in der Gegenwart, 1975; Jakobs, H., Wissenschaft und Gesetzgebung im bürgerlichen Recht, 1983; Schöler, C., Deutsche Rechtseinheit, 2004

Kodikologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie nach der Bildung durch den Gräzisten Alphose Dain in Paris – 1944 – aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Handschriftenkunde

Lit.: Löffler, K., Einführung in die Handschriftenkunde, bearb. v. Milde, W., 1997

Kodizill (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Windsheim] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwart nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →codicillus (lat. [M.] letztwillige Ver­fügung ohne Erbeinsetzung, die in dem klassischen rö­mischen Recht durchsetzbar und in dem nachklassischen römischen Recht dem Testament angenähert wird, s. Google)

Kofod Ancher, Peder (1710-1788), 1741 Rechtsprofessor, verfasst in der Form verschiedener Einzelabhandlungen die erste, bis zu der Neuzeit reichende Rechtsgeschichte Dänemarks (En Dansk Lovhistorie, Bd. 1f. 1769ff.). S. Google

Lit.: Dahl, F., Geschichte der dänischen Rechts­wissenschaft, 1940, 8; Tamm, D., Retsvidenskaben i Danmark, 1992, 98

Kognat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.] cognatus) ist der durch Abstammung (auch über Frauen) Verwandte. In dem römischen Recht ist zunächst der (nur über Männer verwandte) →Agnat wichtiger als der Kognat. S. Google

Lit.: Kaser §§ 9 12 I 2e, 58 IV 5a, 61 I 1, 65 II 2, 66 III

Kognition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Kenntnis, Einsicht

Kognitionsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., gebildet aus lat. [F.] cognitio) ist in dem klassischen römischen Recht ein einheitliches, vor einem beamteten Richter durchgeführtes Verfahren. Dieses recht formlose Verfahren erscheint zunächst als durch wohlfahrts­staatliche Erwägung ge­gründete (lat.) cognitio (F.) extraordinaria (außerordentliche Erkennt­nis auf ausge­wählten Sachgebieten wie Fideikom­missen, Verfahren des [lat.] fiscus, Verfahren über den [lat.] status) durch den Prinzeps in seiner Stellung als Tribun, dann durch einzelne ausgewiesene Magistrate und schließlich durch die Verwaltung des Prinzeps. Die Parteien sind der Entscheidung ohne weiteres unterworfen. Die →Ladung wird ein amtlicher Akt (Amtsbetrieb), dessen Miss­achtung den Streitverlust nach sich zieht. Das Begehren richtet sich allein nach dem sachlichen Recht. Das auf freier Beweiswürdigung beruhende →Urteil wird schriftlich verfasst. Die →Kosten trägt in der Regel der Unterlegene. Gegen die Ent­schei­dung wird die →Appellation an eine höhere Instanz möglich. In dem 2. und 3. Jahrhundert verdrängt das Kognitionsverfahren das ältere →Formu­larverfahren. S. Google

Lit.: Kaser §§ 80, 87 I; Söllner §§ 14, 15, 17, 18; Köbler, DRG 33, 55; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966

Kohle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert [Brünn] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein seit Entstehung des Lebens in dm Universum möglicher, aus Pflanzenüberresten unter hohem Druck entstandener fossiler, spätestens seit den Hochkulturen des Altertums und verstärkt seit dem Hochmittelalter von Menschen zwecks leichteren Überlebens genutzter, aber die Luft durch Rückstände bei der Verbrennung verschmutzender und dadurch die Erde insgesamt leider auch erwärmender Brennstoff (Benennungsmotiv unbkannt), von dem ab 2030 weltweit jährlich 13000000000 Tonnen abgebaut werden sollen. S. Google, →Bergbau

Lit.: Kranz, H., Kohle in der Krise, ZRG GA 117 (2002), 592; Brüggemeier, F., Grubengold – Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute, 2018; Thorade, N., Das schwarze Gold – Eine Stoffgeschichte der Steinkohle im 19. Jahrhundert, 2020

Kohler, Josef (Offenburg 9. 3. 1849-Berlin 3. 8. 1919), Volksschullehrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Freiburg im Breisgau und Heidelberg (Vangerow) Richter, nach Veröffentlichung seines Werkes über das deutsche Patentrecht (1878) 1878 ohne Habilitation Professor in Würzburg und 1888 in Berlin. Vielseitig interessiert befasst er sich mit zahlreichen, Vermögensrecht und Per­sön­lich­keitsrecht ver­bindenden immate­rial­­gü­ter­­rechtlichen Fragen und rechts­geschichtlichen Ausga­ben (Werks­verzeichnis mit 2482 Titeln, darunter 104 Bücher, davon 80 juristischen Inhalts). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Kohler­JosefDeutschesPatentrecht1878.pdf, Die Carolina und ihre Vorgängerinnen, hg. v. Kohler, J. u. a., Bd. 1ff. 1900ff., Neudruck 1968; Osterrieth, A., Josef Kohler, ein Lebensbild, 1920; Kohler, A., Bibliographie für Josef Kohler, 1931; Spendel, G., Josef Kohler, 1983; Josef Kohler und der Schutz des geistigen Eigentums, hg. v. Adrian, J., 1996; Spendel, G., Josef Kohler (1848-1919), ZRG GA 113 (1996), 434; Nies, K., Die Geschichte ist weiter als wir, 2009

Köhler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13./14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13./14. Jahrhundert [Nürnberg] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hersteller von Holzkohle

Lit.: Die Kunst der schwarzen Gesellen – Köhlerei im Harz, hg. v. Kortzfleisch, A. v., 2008

Kohlhase →Fehde, s. Google

Kohlrausch, Eduard (Darmstadt 4. 2. 1874-Berlin 22. 1. 1948), Vater Professor für Physik, Studium Rechtswissenschaft Universität Straßburg, Zürich, Würzburg, Straßburg, Berlin, 1898 Promotion Universität Greifswald, 1899 Assistent Universität Halle, Berlin (Franz von Liszt), 1902 Habilitation Universität Heidelberg (Karl von Lilienthal), 1903 außerordentlicher Professor Universität Königsberg, 1906 ordentlicher Universitätsprofessor, 1912 Straßburg, nach Kriegsdienst 1919 Universität Berlin (Nachfolge Franz von Liszt), September 1947 beurlaubt vor allem wegen eines 1938 veröffentlichten Aufsatzs über Rasseverrat im Ausland, in der Kriminalpolitik fordert er das unbestimmte Strafurteil, s. Google

Lit.: Karitzky, H., Eduard Kohlrausch, 2002

Kolbe, Kolben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort Mitte 9. Jh., M.) Keule

Kolben (M.) →Kolbe

Kolbengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1433 [Schweiz] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ein Kampfgericht

Lit.: Haupt, H., Ein oberrheinisches Kolbengericht aus dem Zeitalter Maximilians I., ZRG 16 (1895), 199

Kolchos(e) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 20. Jahrhundert aus dem Russischen aufgenommen, Abkürzung aus den russischen Wörtern für kollektive Wirtschaft, F.) landwirtschaftlicher genos­senschaftlicher Großbetrieb in der Sowjetunion

Kolderup-Rosenvinge, Janus Lauritz Andreas (1792-1850), dänischer Rechtshis­toriker, verfasst neben verschiedenen anderen Lehr­büchern die erste systematische Rechts­ge­schichte Dänemarks (Grundrids af den danske Lovhistorie, 1822f.) und gibt verschiedene Quellensammlungen heraus. S. Google

Lit.: Dahl, F., Geschichte der dänischen Rechts­wissenschaft, 1940, 57; Tamm, D., Retsvidenskaben i. Danmark, 1992, 148

Koldín, Pavel Kristián (1530-1589) wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes in Prag 1557 Professor. Er verfasst 1569 einen 1579 von dem Landtag und 1610 von allen Städten in Böhmen angenommenen Entwurf für ein einheitliches Stadtrecht, das teilweise bis 1811 in Böhmen und Mähren gilt. S. Google

Lit.: Mestské právo v 16.-18. stoleti v Europe, hg. v. Maly, K., 1982, 341, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von kollationieren – nicht belegt, aber in Google belegtai, Hugo (1750-1812) wird nach dem Studium der Theologie und des Kirchenrechts in Krakau, Wien und Rom Priester, Professor und Richter. Auf ihn geht wesentlich die Verfassung →Polens von dem 3. 5. 1791 zurück. 1793 muss er in die Emigration gehen, von 1794 bis 1802 ist er von Österreich gefangen­gesetzt. S. Google

Lit.: Opalek, K., Poglady Hugo Kollataj, 1952; Chamcowna, M., Uniwersytet Jagiellonski, 1957

Kollation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Kollatie, Kollation oder Kollatz ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von kollationieren – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, [F.] Zusammenbringen) ist das Einbringen eines vor dem Erbfall durch den Erblasser erlangten Vermögenswerts zwecks Ausgleichs unter mehreren Anwärtern. S. Google

Kolleg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Genossenschaft, Disputa­tions­ge­sellschaft von Studenten (Köln 1530), Vorlesung

Lit.: Ahsmann, M., Collegium und Kolleg, 2000

Kollege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mitarbeiter, Genosse, Freund

kollegial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) freundschaftlich

Kollegialbehörde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine aus mehreren gleichberechtigten Mitgliedern bestehende, meist durch Stimmenmehrheit beschließende Behörde. Nach vielen älteren Ansätzen gemeinschaftlicher Willensbildung wird sie sachlich zu Beginn der Neuzeit planmäßig gebildet (Baden 1495, Reich 1498, Schlesien 1498, Sachsen 1499, Hessen 1500).

Lit.: Reichel, W., Das monokratische und Kollegialprinzip in der Zentralverwaltung des absoluten Preußen, 1939; Der neuzeitliche Staat und seine Verwaltung, hg. v. Laux, F. u. a., 1998; Groß, T., Das Kollegialprinzip in der Verwaltungsorganisation, 1999

Kollegialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein aus mehreren Mitgliedern bestehendes, durch Abstimmung entscheidendes Gericht in Gegensatz zu einem Einzelrichter. Ohne besondere Form kollegial verfahren sachlich bereits (außer Gerichten des Altertums die germanische Volksver­samm­lung und) die mittelalterlichen Rachin­burgen oder Schöffen. Demgegenüber tritt der Einzelrichter mit dem Aufkommen des gelehrten Rechtes zuerst in dem kirchlichen Gericht (12. Jahrhundert) und danach in den unteren landesherrlichen Gerichten hervor. In dem 19. Jahrhundert führt der Liberalismus wieder zu dem Kollegialgericht (→Schwur­gericht). Aus Kostengesichts­punkten wird demgegenüber seit 1924 die Zuständigkeit des Einzelrichters erneut erweitert.

Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002

Kollegiatkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [Bielefeld collegiatenkirchen] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Kollegiatstift Wort 1494, nicht häufig, N.) ist eine mit Pfründen für Kanoniker (Kollegiatkapitel) ausgestattete, nichtbi­schöf­liche Kirche. Sie erscheint sachlich bereits in dem ausgehenden Altertum. In dem 12. Jahrhundert ist die Kollegiatkirche voll ausgebildet. In der Neuzeit verringert sich ihre Bedeutung.

Lit.: Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter Preußens, 1924, Neudruck 1964; Gampl, I., Adelige Damenstifte, 1960; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Studien zum weltlichen Kollegiatstift in Deutschland, hg. v. Crusius, I., 1995; Rothe, W., Kollegiatkapitel im deutschen Sprachraum, (in) ZRG KA 93 (2007), 246ff.; Regular- und Säkularkanonikerstifte in Mitteldeutschland, hg. v. Mütze, D., 2011

Kollegiatstift →Kollegiatkirche

Kollegium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1677 [Kiel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) eine Gemeinschaft von für eine Aufgabe zuständigen Menschen

kollektiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., s. Google) gemeinschaftlich)

Kollision (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, , F., s. Google) Zusammenstoß

Kollisionsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für das Verhältnis mehrerer nationaler Rechtsordnungen zuei­nan­der geltende nationale Recht (beispielsweise →internationales Privatrecht Deutschlands, Österreichs, der Schweiz oder Italiens). Es entsteht sachlich in Oberitalien seit dem 12. Jahrhundert. Es gewinnt mit der zunehmenden Internationa­lisierung und Globalisierung weiter wachsende Bedeu­tung. S. Google

Lit.: Gamillscheg, F., Der Einfluss Dumoulins auf die Entwicklung des Kollisionsrechts, 1955; Merzyn, G., Der Beitrag Benedikt Carpzovs zur Entwicklung des Kollisionsrechts, 1963; Behn, M., Die Entstehungs­geschichte der einseitigen Kollisionsnormen des EGBGB, 1980; Schröder, R., Die Entwicklung des Kartellrechts und des kollektiven Arbeitsrechts, 1988; Boosfeld, K., Zu den Arten von Kollisionsnormen in der Lehre von der Statutenkollission, ZRG GA 138(2021), 276 (Ein Zusammenspiel von einseitigen und allseitigen Kollisionsnormen bereichert das Kollisionsrecht bereits seit dem 14. Jahrhundert.)

Köln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an dem Rhein geht auf eine römische Stadt (50 v. Chr. [lat.] oppidum [N.] Ubiorum, 50 n. Chr. Colonia Agrippinensium) zurück, in der seit dem Anfang des 4. Jahrhunderts ein Bischof wirkt, der 794/795 zu einem Erzbischof erhoben wird (seit dem 13. Jahrhundert Kurfürst, Dom linksrheinisch). Zu der Sicherung des Grundstücksverkehrs werden in Köln bereits seit etwa 1130 in einem Schrein (Reliqui­en­schrein) verwahrte Karten (→Schreinskarten) erstellt. Seit 1288 ist Köln weitgehend unab­hängig (frei) und reichsunmit­telbar. 1388/1389 erhält Köln die bis 1798 bestehende, unter Besetzung Frankreichs geschlossene erste deutsche städtische Universität. Zu ihren Fächern zählt das römische Recht. 1437 werden die Statuten der Stadt in einer Zwischenstufe zwischen mittelalterlichen Stadtrechten und frühneuzeitlichen Reforma­tionen aufge­zeich­net, wobei eindeutig römischen Ursprungs nur das Inventarrecht in Art. 14 und die dem senatusconsultum Mace­donianum entsprechende Regelung in Art. 75 sind. 1815 gelangt die Stadt an Preußen. Zwischen 1837 und 1841 kommt es wegen konfessioneller Mischehen zu den so genannten Kölner Wirren.1919 wird die Universität erneuert. An dem 3. 3. 2009 stürzt das bedeutendste Kommu­nal­archiv nördlich der Alpen (in Köln) wegen unterirdischer Bauarbeiten in sich zusammen. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gottfried Hagen Reimchronik der Stadt Köln, hg. v. Gärtner, K. u. a., 2008; Hoeniger, R., Kölner Schreinsurkunden des zwölften Jahrhhunderts, 1884ff.; Kruse, E., Die Kölner Richerzeche, ZRG GA 9 (1888), 152; Liesegang, E., Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Köln, ZRG GA 11 (1890), 1; Kohler, J./Liesegang, E., Das römische Recht am Niederrhein, Bd. 1f. 1896ff.; Tille, A., Instanzenzug des kurkölnischen Gerichts im 17. Jahrhundert, ZRG 21 (1900), 222; Heldmann, K., Der Kölngau und die civitas Köln, 1900; Wrede, A., Die Kölner Bauerbänke, 1905; Loesch, H. v., Die Kölner Zunfturkunden, 1907; Beyerle, K., Die Entstehung der Stadtgemeinde Köln, ZRG GA 31 (1910), 1; Keussen, H., Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, 1910; Mayer-Homberg, E., Anklänge an die Lex Ribuaria im mittelalterlichen Kölner Recht, ZRG GA 33 (1912), 483; Gothein, E., Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Köln vom Untergange der Reichsfreiheit bis zur Errichtung des deutschen Reiches, 1916; Schmidt, A., Die Kölner Apotheken, 1918; Kober, A., Grundbuch des Kölner Judenviertels 1135-1425, 1920; Ratjen, F., Verfassung und Sitz der Gerichte in Köln, 1921; Koebner, R., Die Anfänge des Gemeinwesens der Stadt Köln, 1922; Quellen zur Geschichte des Kölner Handels und Verkehrs, hg. v. Kuske, B., Bd. 1ff. 1917ff.; Braubach, M., Max Franz von Österreich, letzter Kurfürst von Köln, 1925; Schrörs, H., Die Kölner Wirren, 1927; Loesch, H. v., Das Recht des Niederichs, ZRG GA 52 (1932), 323; Aders, G., Das Testamentsrecht der Stadt Köln, 1932; Loesch, H. v., Die Grundlagen der ältesten Kölner Gemeindeverfassung, ZRG GA 53 (1933), 89; Planitz, H., Das Grundpfandrecht in den Köner Schreinskarten, ZRG GA 54 (1934), 1; Keussen, H., Die alte Universität Köln, 1934; Planitz, H., Das Kölner Recht und seine Verbreitung in der späteren Kaiserzeit, ZRG GA 35 (1955), 131; Conrad, H., Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintra­gung in Köln, 1935; Die Amtleute­bücher der kölnischen Sondergemeinden, hg. v. Buyken, T. u. a., 1936; Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts, hg. v. Planitz, H. u. a., 1937; Festschrift zur Erinnerung an die Gründung der alten Universität Köln im Jahre 1388, 1938 (S. 109-238 Bohne, G., Die juristische Fakultät der alten Universität Köln in den beiden ersten Jahrhunderten der Kölner Juristenfakultät); Buyken, T./Conrad, H., Ein frühes Statut der Amtleute­genossenschaft, ZRG GA 58 (1938), 808; Buyken, T./Conrad, H., Das älteste Amtleutebuch der kölnischen Sondergemeinde St. Severin, ZRG GA 59 (1939), 263; Fischer, K., Die Erbleihe in Köln 1939; Jungbluth, T., Die donatio post obitum und die donatio reservato usufructu in den Kölner Schreinsurkunden, 1939; Korsch, H., Das materielle Strafrecht der Stadt Köln, 1958; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln, 1957; Eisenhardt, U., Aufgabenbereich und Bedeutung des kurkölnischen Hofrates, 1965; Schulte, H., Die Verschweigung in den Kölner Schreinsurkunden des 12. bis 14. Jahrhunderts, 1966; Pötter, W., Die Ministerialität der Erzbischöfe von Köln, 1967; Strait, P., Cologne in the twelfth century, 1974; Köln 1475, hg. v. historischen Archiv der Stadt Köln, 1975; Herborn, W., Die politische Führungsschicht der Stadt Köln, 1977; Wensky, M., Die Stellung der Frau in der stadtkölnischen Wirtschaft, 1980; Steinwascher, G., Die Zisterzienserstadthöfe in Köln, 1981; Iustitia Coloniensis, 1981; Strauch, D., Iuris­prudentia Coloniensis, JuS 1985, 421; Langen, T., Zur Geschichte der Zivilrechtspflege in Köln 1780 bis 1877, Diss. jur. Köln 1987; Deeters, J., Das Bürgerrecht der Reichsstadt Köln, ZRG GA 104 (1987), 1; Bolten, J., Hochschulstudium für kom­munale und soziale Verwaltung in Köln 1912-1929, 1987; Chmurzinski, B., Die Kurkölnische Rechtsre­formation von 1538, Diss. jur. Köln 1988; Beschlüsse des Rates der Stadt Köln, hg. v. Groten, M., Bd. 1ff. 1988ff.; Festschrift der rechtswissenschaft­lichen Fakultät zur 600-Jahr-Feier der Universität Köln, 1989; Aus der Geschichte der Universität zu Köln, hg. v. Binding, G., 1990; Bergerhausen, H., Die Stadt Köln und die Reichsversammlungen, 1990; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Rheinische Justiz, 175 Jahre Oberlandesgericht Köln, hg. v. Laum, D. u. a., 1994; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 2, hg. v. Deeters, J. u. a., 1996; Groten, M., Köln im 13. Jahrhundert, 1998; Mettele, G., Bürgertum in Köln, 1998; Heppekausen, U., Die Kölner Statuten von 1437, 1999; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v. Rosen, W. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Strauch, D./Arntz, J./Schmidt-Troje, J., Der Appellhof zu Köln, 2002; Rügemer, W., Colonia corrupta, 2002, 6. A. 2010, 7. A. 2012; Herbers, W., Der Verlust der Hegemonie, 2003; Beuckers, K., Der Kölner Dom, 2004; Berchem, V., Das Oberlandesgericht Köln in der Weimarer Republik, 2004; Luig, K., … weil er nicht arischer Ab­stammung ist, 2004; Daniels, H., Kurkölnisches Landrecht, hg. v. Becker, C., 2005; Dirr, K. Hoheitsrechtliche Streitigkeiten zwischen den Kölner Erzbischöfen und der Stadt Köln auf Grundlage reichskammergerichtlicher Verfahren des 16. und 17. Jahrhunderts, 2005; Schlüter, T., Flug- und Streitschriften zur Kölner Reformation, 2005; Doktorgrad entzogen, hg. v. Szöllösi-Janze, M., 2005; Bartz, C., Köln im Dreißigjährigen Krieg, 2005; Leiverkus, Y., Köln, 2005; Haupts, L., Die Universität zu Köln im Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 162; Strauch, D., Der Große Schied von 1258, 2008; Lan­dau, P., Die Kölner Kanonistik des 12. Jahrhunderts, 2008; Haupts, L., Die Universität Köln am Übergang, 2007; Die Protokolle des Kölner Domkapitels, Bd. 1ff., hg. v. Militzer, K., 2009ff.; Regesten zu den Urkunden des Amtleutearchivs St. Columba in Köln, bearb. v. Diederich, T., 2009; Matzerath, H., Köln in der Zeit des Nationalsozialismus, 2009; Gedächtnisort, hg. v. Schmidt-Czaia, B. u. a., 2010; O felix Agrippina nobilis Romanorum Colonia, hg. v. Rutz, A. u. a., 2010; Bergerhausen, H., Köln in einem eisernen Zeitalter 1610-86, 2010; Herbers, M., Organisationen im Krieg, 2012; Wulf, T., Die Pfarrgemeinden der Stadt Köln, 2012 (19); Hillen, C. u. a., Zur Geschichte der Kölner Königspfalz (in) Geschichte in Köln 59 (2012) 5; Justiz im Krieg – Der Oberlandesgerichtsbezirk Köln 1939-1945, hg. v. Haferkamp, P. u. a., 2012; Kölner Juristen im 20. Jahrhundert, hg. v. Augsberg, S. u. a., 2013; Köln in unheiligen Zeiten, hg. v. Lewejohann, S., 2014; Eck, W., Die Gestaltung der Welt – Augustus und die Anfänge des römischen Köln, 2014; Rechte, Güter und Lehen der Kölner Erzbischöfe in Westfalen, bearb. v. Wolf, M., 2014; Rosen, W., Die Ökonomie des Kölner Stifts St. Aposteln, 2015; Bönisch, G., Der 96-Prozent-Mann – Kölns Oberbürgermeister Theo Burauen, 2015; Löffelsender, M., Kölner Rechtsanwälte im Nationalsozialismus, 2015; Kober, K., Der Kölner Residentenstreit, 2016; Kneis, A., Die Richter am Landgericht Köln in der Zeit zwischen 1933 und 1945, 2016; Arlinghaus, F., Inklusion – Exklusion – Funktion und Formen des Rechts in der spätmittelalterlichen Stadt – Das Beispiel Köln, 2018; Das Oberlandesgericht Köln zwischen dem Rheinland, Frankreich und Preußen, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2019; Edelmann, H., Die Adenauers und die Universität zu Köln, 2019; Militzer, K., Die kurkölnischen Residenzen im Spätmittelalter, 2019; Die neue Universität zu Köln, hg. v. Knoch, H. u. a., 2019; Herborn, W. u. a., Köln im Spätmittelalter, 2019; Festschrift 100 Jahre Rechtswissenschaftliche Fakultätuniversität Köln, 1919-2019, hg. v. Prütting, H. 2020; Plassmann, M., Die Stadt als Feldherr – Studien zur Kriegsführung Kölns, 2020; Becker, H., Die neue Kölner Fakultät von 1919 bis 1950, 2021

Kolonat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) →colonus

kolonial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., s. Google) Kolonie betreffend

Kolonialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Bildung von Kolonien durch europäische Staaten auf den anderen Erdteilen seit der frühen Neuzeit. Der Kolonialismus unterliegt dem Frei­heitsstreben der Betrof­fenen nach dem Zweiten Weltkrieg, so dass bis zu dem Ende des 20. Jahrhunderts die Kolonien weitgehend frei eigene Staaten geworden sind. Obwohl der Kolonialismus den Kolonien auch Vorteile der europäischen Zivilisation vermittelt, wird er insgesamt eher als nachteilig eingestuft. S. Google

Lit.: Burke, R., Decolonization and the Evolution of International Human Rights, 2010; Stuchtey, B., Die europäische Expansion und ihre Feinde - Kolonialismuskritik, 2010; Kleinschmidt, H., Diskriminierung durch Vertrag und Krieg, 2013; Walter, D., Organisierte Gewalt in der europäischen Expansion, 2014; German Colonialism Revisited, hg. v. Berman, N., 2014; Deutscher Kolonialismus, hg. v. Deutschen Historischen Museum Berlin, 2016; Habermas, R., Skandal in Togo, 2016; Hoffman, P., Wie Europa die Welt eroberte, 2017 (zwischen 1492 und 1914 84 Prozent der Erde mit Hilfe der aus der Kleinstaaterei entstandenen militärisch-technischen Überlegenheit erobert); Häußler, M., Der Genozid an den Herero, 2018; Das Ende des alten Kolonialsystems, hg. v. Büschges, C. u. a., 2019

Kolonialrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das während des Kolonialismus für Kolonien geschaffene Recht.

Lit.: Lenkner, F., Das Internationale Colonialrecht im 19. Jahrhundert, 1886; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Janssen, H., Die Übertragung von Rechtsvorstellungen auf fremde Kulturen am Beispiel des englischen Kolonialrechts, 2000; Kolonialisierung des Rechts, hg. v. Voigt, R., 2001; Wagner, N., Die deutschen Schutzgebiete, 2002; Weckner, Strafrecht und Strafrechtspflege für Afrikaner und ihnen gleichgestellte Farbige in Deutsch-Ostafrika, 2020

Kolonie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Niederlassung von Angehörigen eines Volkes oder Staates in fremder Umgebung. Sie ist dem Altertum (Griechen, Römer) ebenso bekannt wie dem Mittelalter (Ostsiedlung). In der Neuzeit entstehen ausgedehnte Kolonien europäischer Staaten (England, Frankreich, Portugal, Spanien, Niederlande, Belgien, seit 1884 auch Deutsches Reich [Schutzgebiet] u. a. April 1884 Deutsch-Südwestafrika [Adolf Lüderitz, 1913 fast 15000 Weiße in dem Land], Togo, 1899 Westsamoa) in den neu entdeckten Erdteilen. Sie gehen in dem 20. Jahrhundert weitgehend wieder verloren (für Deutschland 1918 als Folge des Ersten Weltkriegs, ansonsten meist nach verlustreichen Freiheitskämp­fen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts). Ihre rechtliche Einordnung in der Zwischenzeit ist nicht einheitlich (neues Volk, Teil des Mutter­lands). Insgesamt war der Kolonialismus vor allem ein wirtschaftliches Geschäft der Kolonialmächte Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal und eine problematische Stufe auf dem Wege zu der Globalisierung der Welt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 172; Deutsches Koloniallexikon, hg. v. Schnee, H., 1920; Ansprenger, F., Auflösung der Kolonialreiche, 1966, 4. A. 1981; Kunst, A., Recht, commercie en kolonialisme in West-Indië, 1981; Walz, G., Imperialismus und Kolonialmission, hg. v. Bade, K., 1983; Reinhard, W., Geschichte der europäischen Expansion, 1983ff.; Grewe, W., Epochen der Völkerrechtsgeschichte, 1984; Gründer, H., Geschichte der deutschen Kolo­nien, 2. A. 1991; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Osterham­mel, J., Kolonialismus, 1995; Coloniser au Moyen Age, 1995; Wolter, U./Kaller, P., Deutsches Kolonialrecht, (in) ZNR 1995; Aas, N u. a., Koloniale Konflikte im Alltag, 2. A. 1997; Albertini, R. v., Europäische Kolonialherrschaft, 4. unv. A. 1997; Schubert, W., Das imaginäre Kolonialreich, ZRG 115 (1998), 86; Wesseling, H., Teile und herrsche, 1999; Oloukpona-Yinnon, A., Unter deutschen Palmen, 1999; Schwarz, M., Je weniger Afrika, desto besser, 1999; Huber, H., Koloniale Selbst­verwaltung in Deutsch-Südwestafrika, 2000; Richter, K., Deutsches Kolonialrecht in Ostafrika, 2001; Grosse, P., Kolonialismus, 2000; Kolonialisierung des Rechts, hg. v. Voigt, R., 2001; Zimmerer, J., Deutsche Herrschaft über Afrikaner, 2001; Die deutsche Südsee 1884-1914, hg. v. Hiery, H., 2. A. 2002; Fischer, H., Die deutschen Kolonien, 2001; Kaulich, U., Die Geschichte der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1884-1914), 2. A. 2003; Fichtner, A., Die völker- und staatsrechtliche Stellung der deutschen Kolonial­gesellschaften des 19. Jahrhunderts, 2002; Wagner, N., Die deutschen Schutzgebiete, 2002; Kundrus, B., Moderne Imperialisten, 2003; Hasian, M., Colonial Legacies in Postcolonial Contexts, 2002; Martone, L., Giustizia coloniale, 2002; Völkermord in Deutsch-Süd­westafrika, hg. v. Zimmerer, J. u. a., 2003; Wesseling, H., The European Colonial Empires 1815-1919, 2004; Fuhrmann, M., Der Traum vom deutschen Orient, 2006; Kolonialkriege, hg. v. Klein, T. u. a., 2006; Zeller, B., Ex facto ius oritur, 2006; Schlottau, R., Deutsche Kolonialrechtspflege, 2007; Tiebel, A., Die Entstehung der Schutztruppengesetze, 2008; Ein Platz an der Sonne, hg. v. Aldrich, R., 2008; Klose, F., Menschenrecht im Schatten kolonialer Gewalt, 2009; Stuchtey, B., Die europäische Expansion und ihre Feinde, 2009; Eicker, S., Der Deutsch-Herero-Krieg und das Völkerrecht, 2009; Nagl, D. u. a., Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europäischen Expansion, 2009; Kraus, J. u. a., Die deutschen Kolonial- und Schutztruppen von 1889 bis 1918, 2009; Stuchtey, B., Die europäische Expansion und ihre Feinde, 2010; Kolonialgeschichten, hg. v. Kraft, C. u. a., 2010; Kuß, S., Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen, 2010; Bismarck und der deutsche Kolonialerwerb 1883-1885, hg. v. Baumgart, W., 2011; Lindner, U., Koloniale Begegnungen – Deutschland und Großbritannien als Imperialmächte in Afrika 1880-1914, 2012; Habermas, R., Die deutschen Großforschungsprojekte zum „Eingebo­renen­recht“ um 1900, ZRG GA 129 (2012), 150; Schaper, U., Koloniale Verhandlungen, 2012 (Kamerun 1884-1916); Short, J., Magic Lantern Empire, 2012; Von Käfern, Märkten und Menschen, hg. v. Habermas, R. u. a. 2013; Hespanha, A., Uncommon laws, ZRG GA 130 (2013), 180; Cooper, F., Out of Empire, 2013; Belmessous, S., Assimilation and Empire, 2013; Kein Platz an der Sonne, hg. v. Zimmerer, J., 2013; Nagl, D., No Part of the Mother Country, but Distinct Dominion, 2013; Lockert, M., Entwicklung und Kontinuität des namibischen Rechtssystems, 2014; Olpen, B., Johann Karl Vietor (1861-1934), 2014; Erinnerungskulturen post-imperialer Nationen, hg. v. Rothermund, D., 2015; Lexikon zur Überseegeschichte, hg. v. Hiery, H., 2015; Die europäische Expansion, hg. v. Burschel, P. u. a., 2015; Gräbel, C., Die Erforschung der Kolonien, 2015; Walther, D., Sex and Control, 2015; Tau Anzoátegui, V., Zwischen dem spanisch-amerikanischen kolonialen Recht und dem des Nationalstaats in Argentinien, ZRG GA 133 (2016), 440; Deutscher Kolonialismus, 2016 (Ausstellungskatalog des Deutschen Historischen Musums in Berlin); Schürmann, F., Der graue Unterstrom – Walfänger und Küstengesellschaften an den tiefen Stränden Afrikas (1720-1920), 2017; Abermeth, K., Heinrich Schnee, 2017 (1912 Gouverneur Deutsch-Ostafrikas); Huber, V., Beute und Conquista – Die politische Ökonomie der Eroberung Neuspaniens, 2018; Steinkröger, J., Strafrecht und Strafrechtspflege in den deutschen Kolonien von 1884 bis 1914, 2019; Lausberg, M., Deutsche Kolonialpolitik in Afrika, 2020

Kolonisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1800 aus dem Neuenglischen aufgenommen) ist die Erschließung neuen Wirtschaftslands (vor allem an dem Ende des Frühmittelalters in dem Osten des Deutschen Reiches, Ostsiedlung). S. Google

Lit.: Die mittelalterliche Kolonisation, hg. v. Brauer, M. u. a., 2009

Kommandit (Partikel) s. Kommanditgesellschaft

Kommanditgesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Gesell­schaft, deren Zweck auf den Betrieb eines Handelsgewerbes unter gemeinschaftlicher Firma gerichtet ist und bei der bei mindestens einem Gesellschafter die Haf­tung gegenüber den Gesellschafts­gläu­bi­gern auf den Betrag einer bestimmten Vermögenseinlage be­schränkt (Komman­di­tist) sowie bei mindes­tens einem anderen Gesellschafter unbe­schränkt (Komplemen­tär) ist. Sie entwickelt sich in der frühen Neuzeit (16. Jahrhundert) allmählich aus der in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter entstan­denen →Handelsgesellschaft. In dem 19. Jahrhundert wird die in dem preußischen Entwurf des Allgemeinen Deutschen Handels­gesetzbuchs von 1861 noch als →stille Gesellschaft bezeichnete Kommandtgesellschaft gesetzlich geregelt (Code de commerce [1807], Allgemeines Deutsches Handelsge­setzbuch [1861]). In Österreich ist die Kommanditgesellschaft seit 2007 rechtsfähig (Unternehmens­ge­setzbuch).

Lit.: Köbler, DRG 167, 217; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaft im Mittelalter, 1889, (Neudruck in Gesamtausgabe 2008); Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Engler, C., Die Kommanditgesellschaft (KG) und die stille Gesellschaft im Allgemeinen Deutschen Handels­gesetzbuch, 1999; Zur Geschichte des Gesell­schaftsrechts in Europa, hg. v. Kalss, S. u. a., 2003

Kommendation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat. [F.] commendatio) ist die übergebende Anvertrauung insbesondere innerhalb des Lehnsrechts. S. Google

Lit.: Ehrenberg, V., Commendation und Huldigung nach fränkischem Recht, 1877; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Kienast, W., Die fränkische Vasallität, 1990

Kommentar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Erklärung oder die Erläuterungsschrift (zu einem Gesetz). Der Kommentar findet sich bereits in dem Altertum (beispielsweise bei Gaius commentarii). In der rechtswissenschaftlichen Literatur tritt der Kommentar seit dem 14. Jahrhundert hervor. Er ist auch in der Gegenwart noch sehr bedeutsam. S. Google, →Kommentator

Lit.: Les Commentaires, hg. v. Mathieu-Castellani, G. u. a., 1990; Mohnhaupt, H., Die Kommentare zum BGB, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 495; Der Kommentar in Antike und Mittelalter, hg. v. Geerling, W. u. a., 2002; Kommentare in Recht und Religion, hg. v. Kästle, D. u. a., 2013; Kästle-Lamparter, D., Welt der Kommentare, 2016; Doyle, M., Peter Lombard and his students, 2016; Juristische Kommentare – ein internationaler Vergleich, hg. v. Kästle-Lamparter, D./Jansen, N./Zimmermann, R., 2020

Kommentator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 16. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Verfasser eines Kommentars. Als Kommentatoren werden die führenden rechtswissenschaftlichen Schriftsteller des Spätmittelalters (1250-1500) (beispielsweise für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts Jacobus de Arena, Dinus de Rossonis Mugellanus, Johannes de Blanoso, Albertus Gandinus, Guilelmus Duranti, Raimundus Lullus, in Neapel Benedictus de Isernia, Marinus de Caramanico, Bartholomäus de Capua, Andreas Bonellus de Barulo, Andreas de Isernia, Blasius de Morcone, in Frankreich →Jacobus de Ravanis, →Petrus de Bella­pertica, Guilelmus de Cuneo und Johannes Faber, für das 14. Jahrhundert Ricardus Malumbra, Oldradus de Ponte, Jacobus de Belvisio, Jacobus Butrigarius, →Cinus de Pistoia, Johannes Andreae, Albericus de Rosate, der berühmte →Bartolus de Saxo­ferrato, Rainerius de Forlivio, Lucas de Penna, der ebenfalls berühmte →Baldus de Ubaldis sowie für das fünfzehnte Jahrhundert Bartholomäus Salicetus, Raphael Fulgosius, Johannes de Imola, Paulus de Castro, Antonius Minuccius de Prato Veteri, Alexander Tartagnus, Bartho­lo­maeus Caepolla, Johannes Baptista Caccia­lupus, Franciscus de Accoltis, Bartho­lomaeus Socinus, Ludovicus Bologni­nus, Philippus Decius und →Jason de Mayno) bezeichnet.

Lit.: Söllner §§ 3, 25; Köbler, DRG 107; Söllner, A., Die causa im Kondiktionen- und Vertragsrecht des Mittelalters, ZRG RA 77 (1960), 182; Dilcher, H., Die Theorie der Leistungsstörungen bei Glossatoren, Kom­mentatoren und Kanonisten, 1960; Wieacker, F., Privat­rechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Horn, N., Die juristische Literatur der Kommen­tatorenzeit, (in) Ius commune 2 (1969), 84; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007; Dogmatisierungsprozesse in Recht und Religion, hg. v. Essen, G. u. a., 2011; Kästle-Lamparter, D., Welt der Kommentare, 2015

kommentieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erklären

Kommentierverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Verbot, ein Gesetz mit Erklärungen (Kommentaren) zu versehen. Es findet sich sachlich bereits bei Kaiser Justinian (527-565) in Bezug auf die Digesten. Hieran erinnern Bestimmungen Friedrichs I. Barbarossa von 1182, Innozenz‘ III. von 1200 oder Friedrichs II. in den Konstitutionen von Melfi (1231). Tatsächliche Kommentierverbote beginnen aber erst wieder in der Neuzeit (Spanien 1567, Frankreich 1667, Sachsen 1729, Preußen 1794). Das 19. Jahrhundert kehrt sich hiervon ab und sieht ausführliche Kommentare als unerlässlich an. S. Google

Lit.: Maridakis, G., Justinians Verbot der Gesetzeskommentierung, ZRG RA 73 (1956), 396; Vanderlinden, J., Le concept de code en Europe, 1967; Kuypers, R., Justinians Verbot der Digestenkommentierung, Diss. jur. Bonn 1986; Wallinga, T., Tanta, Dedoken, 1989

Kommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [Fritzlar] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Beauftragte, der in dem Bedarfsfall zu der Verwirklichung von Aufsichtsbefugnissen eingesetzt werden kann. In der frühen Neuzeit unterscheidet Jean →Bodin (1529/1530-1596) 1576 zwischen dem regelmäßigen Amtsträger und dem außeror­dentlichen Kommissar. Sachlich finden sich Kommissare bereits in dem römischen Prinzipat und in der mittelalterlichen kirchlichen Gerichtsbar­keit. In der Gegenwart ist der Kommissar ein staatlicher Beamter, der die Aufsicht des Staates über bestimmte Einrichtungen ausübt oder die zeitweise Verwaltung einer Selbstverwal­tungskörperschaft durchführt. S. Google

Lit.: Hintze, O., Der Commissarius, (in) FS K. Zeumer 1910, 493; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Ortlieb, E., Im Auftrag des Kaisers, 2001; Vogt, H., Wächter der Republik – Die Alliierten Hohen Kommissare 1949-1955, 2004; Pflüger, C., Kommissare und Korrespondenzen, 2005; Hitlers Kommissar, hg. v. Hachtmann, R., 2006

Kommission (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [Henneberg] in dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 15. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist einerseits der Ausschuss, andererseits ein schuldrechtliches Handelsge­schäft, bei dem es eine Person (Kommissionär) übernimmt, gegen Entgelt Waren oder Wertpapiere für Rechnung einer anderen Person (Kommittenten) in eigenem Namen zu kaufen oder zu verkaufen. Nach älteren Ansätzen gewinnt die Kommission seit dem 11. Jahrhundert in Südeuropa und seit dem 13. Jahrhundert in Mitteleuropa tatsächliche Bedeutung. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts ist die Kommission von der →Gesellschaft sicher abgegrenzt. Gesetzliche Regelungen finden sich seit den Statuten von Genua 1588/1589, dem Codex Maximilianus Bavaricus civilis von 1756 und dem Code de commerce (Handelsgesetzbuch) Frankreichs 1807. S. Google

Lit.: Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Schmidt-Rimpler, W., Geschichte des Kommis­sionsgeschäftes in Deutschland, Bd. 1 1915; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971; Ortlieb, E., Im Auftrag des Kaisers, 2001; Landwehr, T., Das Kommissionsgeschäft, 2003; Ullmann, S., Geschichte auf der langen Bank –Die Kommissionen des Reichshofrats unter Kaiser Maximilian II., 2006

kommun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gemein, gemeinsam

kommunal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 19. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., s. Google) Gemeinde betreffend, gemeindlich

Kommunalverband (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der kommunale Per­sonenverband (beispielsweise in Österreich seit 1862 Reichsgemeindegesetz mit Ortsge­mein­de, (ziem­lich bedeutungsloser) Ge­biets­ge­meinde und bis 1920 Land).

Kommunalverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Gemeindeverfassung) ist die Gesamtheit der die Grundordnung der Gemeinden und Gemeindeverbände betreffenden Rechtssätze. Nach älteren Ansätzen in Altertum und Mittelalter (Stadt, Dorf) entwickelt sich eine einheitliche Vorstellung der Gemeinde erst in der Neuzeit (Württemberg 1758 Kommunord­nung). In dem 19. Jahrhundert sind mehrere Typen der Kommunalverfassung nebeneinander vorhanden. Nach der Ma­gistratsverfassung stehen eine Versammlung von gewählten Gemeindevertretern und ein kollegiales oberstes Verwaltungsorgan (Ma­gistrat) nebeneinander. Nach der Bürger­meisterverfassung ist der Bürgermeister allein entscheidender Leiter der Verwaltung und gleichzeitig Vorsitzender der Versammlung der gewählten Gemeindever­treter. S. Google

Lit.: Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1950; Matzerath, H., Nationalsozialismus und kommunale Selbstverwaltung, 1970; Quellen zum modernen Gemeindeverfassungsrecht in Deutschland, hg. v. Engeli, G. u. a., 1974; Speck, U., Staatsordnung und Kommunal­ver­fassung, 1995; Geis, E., Kommunalrecht, 2008, 5. A. 2020; Ackermann, C., Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungs­ge­richts zum Kommunalrecht für unsere heutige Dogmatik, 2012

Kommune (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Beringen] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 13. Jahrhundert aufgenommene Altfranzösische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Gemeinde, in dem Mittelalter Stadtgemeinde in Italien (beispielsweise 1085 Pisa, Lucca u. s. w., seit etwa 1300 teilweise unter Adelsherrschaft) und Frankreich, Gemein­schaft (beispielsweise Pariser Kommune 14. 7. 1789-1795, 18. März 1871-28. Mai 1871)

Lit.: Vermeersch, A., Essai sur les origines, 1966; Haupt, H./Hauser, K., Die Pariser Kommune, 1979; L’evoluzione delle città italiane, hg. v. Bordone, R. u. a., 1988; Theorien kommunaler Ordnung in Europa, 1996; Jones, P., The Italian city-state, 1997; Tombs, R., The Paris Commune 1871; Coleman, E., The Italian communes, (in) Journal of Medieval History 25 (1999), 373; Dilcher, G., Die Kommune als europäische Verfassungsform, (in) HZ 272 (2001), 667; Starr, P., Commemorating Trauma, 2006; Barth, F., Die Geburt der Wohngemeinschaft, (in) HZ 313 (2021), 61

Kommunikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 16. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar Wort 16. Jh., F., s. Google) „Gemeinmachung“, Vernehmlassung, Gedankenmitteilung, Unterredung

Lit.: Kommunikation in der ländlichen Gesellschaft, hg. v. Rösener, W., 2000; Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter, hg. v. Althoff, G., 2001; Kommunikation und Medien in Preußen, hg. v. Sösemann, B., 2002; Öffentliche Kom­munikation in Brandenburg-Preußen, hg. v. Sösemann, B., 2002; Gall, L./Schulz, A., Wissenskommunikation im 19. Jahrhundert, 2003; Medien der Kommunikation im Mittelalter, hg. v. Spieß, K., 2003; Huschner, W., Transalpine Kommunikation im Mittelalter, 2003; Aspekte der politischen Kommunikation im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts, hg. v. Schütte-Schorn, L., 2004; Kom­munikation im Spätmittelalter, hg. v. Günthart, R. u. a., 2005; Goppold, U., Politische Kommu­ni­kation in den Städten der Vormoderne, 2007; Politische Kommunikation und öffentliche Meinung in der antiken Welt, hg. v. Kuhn, C., 2012; Kommunikationsnetze des Ritteradels im Reich um 1500, hg. v. Schneider, J., 2012; Die Ordnung der Kommunikation und die Kommunikation der Ordnung, Bd. 1, Bd. 2 hg. v. Andenna, C. u. a., 2012, 2013

Kommunikationsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google in anderer Bedeutung belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine an dem Reichshofrat übliche Verfahrensart („Vernehmlassungsprozess“).

Lit.: Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973

Kommunismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1841 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und 1841 bei Heinrich Heine belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M.) ist die Gesellschaftsord­nung, in der alle Gegenstände allen Menschen entsprechend ihren Bedürfnissen gemeinsam zustehen und alle Menschen gleichgestellt sind. Der Kommunismus entsteht sachlich nach älteren Ansätzen in dem Altertum (Urkommunismus) und in dem Mittelalter kurz vor der Mitte des 19. Jahrhunderts (1848 Kommunistisches Manifest, Karl Marx, Friedrich Engels) als Gesell­schaftstheorie. Versuche zu seiner praktischen Umsetzung finden mit sehr großem Druck und Aufwand sowie wegen der egoistischen Grundnatur des Menschen trotz erheblicher Opfer ziemlich geringem Erfolg beispielsweise in dem 20. Jahrhundert statt (Sowjetunion seit 1917, von der Sowjetunion beeinflusste mittel­europäische Staaten von 1945 bis etwa 1990). Das Recht ist in dem Kommunismus als bloßer Überbau über die Produktionsverhältnisse theoretisch überflüssig. S. Google

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 455; Böckenförde, E., Die Rechtsauffassung im kommunis­tischen Staat, 2. A. 1967; Die frühsozialistischen Bünde, hg. v. Busch, O. u. a., 1975; Leonhard, W., Was ist Kommunismus?, 1978; Wesson, R., Com­munism and communist systems, 1978; Brünneck, V., Politische Justiz, 1978; Dowe, D., Bibliographie zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 3. A. 1981; Rudzid, W., Die Erosion der Abgrenzung, 1988; Mallmann, K., Kommunisten in der Weimarer Republik, 1996; Furet, F., Das Ende der Illusion, 1996; Thompson, W., The Communist Movement, 1998; Koenen, G., Utopie der Säuberung, 1998; Maier, C., Das Verschwinden der DDR und der Untergang des Kommunismus, 1999; Die Weltpartei aus Moskau, hg. v. Hedeler, W. u. a., 2008; Loughlin, B. u. a., Kommunismus in Österreich, 2009; Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Osteuropa, hg. v. Schroeder, F. u. a., 2010; Mildt, D. de, Het Thälmanncomplex, 2011; Bois, M., Kommunisten gegen Hitler und Stalin, 2014; Koenen, G., Die Farbe Rot – Ursprünge und Geschichte des Kommunismus, 2017; Aus den Giftschränken des Kommunismus, hg. v. Kührer-Wielach, F. u. a., 2018; Foschepoth, J., Verfassungswidrig! Das KPD-Verbot im Kalten Bürgerkrieg, 2. S., 2021

Kommunist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Anhänger des Kommunismus

kommunistisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Kommunismus betreffend

Kommunistisches Manifest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die von Karl →Marx und Friedrich →Engels in dem Auftrag des zweiten Kongresses der Union der Kommunisten erarbeitete und in London in dem Februar 1848 anonym veröffentlichte Programm­schrift. Das Kommunistische Mani­fest versucht die Ansicht zu belegen, dass die Geschichte aller bisherigen menschlichen Gesellschaft die Geschichte von Klassen­kämpfen sei. Es nennt als Ziel die Aufhebung des Eigentums des Einzelnen durch Zentralisierung der Produk­tionsmittel in den Händen der als herrschende Klasse organisierten Proletarier. Es erklärt den wissenschaftlichen Kommunismus zu der einzigen richtigen Theorie. Es endet mit der Auf­­forderung: Proletarier aller Länder vereinigt euch. Eine kommunistische Partei entsteht in Russland 1898 (Sozialdemo­kratische Arbeiterpartei Russlands), in Deutschland 1918. Die Folgen des Kommunismus für die weltweite Menschheit sind vielfältig und zwiespältig.

Lit.: Köbler, DRG 177; Winkler, A., Die Entstehung des „Kommunistischen Manifestes“, 1936; Chambre, H., Le Manifest communiste, 1948; Karl Marx, 1968; Marx-Engels-Werke, Bd. 4 1972, 459ff.; Marx, K./Engels, F., Das Kommunistische Manifest, hg. v. Kuczynski, T., 1995; Das Manifest heute, hg. v. Hobsbaum, E. u. a., 1998, 2. A. 2000; Häberle, M., Ist das kommunistische Manifest heute noch aktuell?, 2006; Das Aktivisten-Manifest – Ein Update des Kommunistischen Manifests für heute, hg. v. Partnoy, F. u. a., 2019

kommunizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sprechen, gemeinsam machen

Komotau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt ist die 1252 erstmals (als [lat.] oppidum) bei der Übergabe an den deutschen Orden erwähnte, 1335 als Stadt (lat. civitas) bezeichnete, 1411 durch König Wenzel dem Orden wieder entzogene böhmische Siedlung in dem deutschen Sprachgebiet an dem Fuße des mittleren Erzgebirges. S. Google

Lit.: Weizsäcker, W., Rechtsgeschichte von Stadt und Bezirk Komotau, 1935

kompetent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zuständig, fähig

Kompetenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Niederrhein] in zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das 1477 aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Zuständigkeit

Lit.: Stimpfle, A., Kompetenzverschiebungen zwischen Gesetzgebungsorganen in föderalen Strukturen, 2015

Kompetenzkompetenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Zuständigkeit zu der Bestimmung (bzw. Änderung) der Zuständigkeit. Sie wird 1848 bereits dem zu gründenden Deutschen Reich zugewiesen. 1873 wirkt sie sich zugunsten der Schaffung eines Bürgerlichen Gesetzbuchs (1896/1900) aus. Auch in Österreich hat der Bund die Kompetenzkompetenz. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 195

Kompetenzkonflikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – anders als Kometenzstreitigkeit - nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Streit über die Zuständigkeit einer staatlichen Stelle. Grund­sätzlich ist er überall dort möglich, wo mehrere staatliche Stellen (ohne eindeutige Zu­ständigkeitsabgrenzung) nebeneinanderstehen. Geschichtlich bedeut­sam sind die Kom­petenzkonflikte zwischen Herrscher und Ständen, zwischen Reichskammergericht und Reichshofrat seit dem 16. Jahrhundert, zwischen Gerichtsbarkeit und Verwaltung seit dem 18. Jahrhundert, zwischen ordentlicher Gerichts­barkeit und Verwaltungsgerichts­barkeit seit dem späten 19. Jahrhundert oder zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten. In Österreich ist seit 1920 der Verfassungsgerichtshof für den gerichtlichen Kompetenzkonflikt und seine Entscheidung zuständig. S. Google

Lit.: Mittermaier, C., Die Entscheidung der Kompetenzkonflikte, (in) AcP 23 (1840), 263ff.; Brater, K., Studien zur Lehre von den Grenzen der civilrichterlichen und der administrativen Zu­ständig­keit, 1855; Hagens, J., Über Competenz-Conflikte, (in) Arch. f. rechtswiss. Abh. 2 (1861), 315; Primker, F., Die Kompetenzkonflikte in Preußen, 1861; Steinweg, A., Die Kompetenzkonflikte in Preußen 1919 bis 1930, 1931; Poppitz, J., Der Kompetenzkonflikt, 1941; Lemmer, G., Die Geschichte des preußischen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte, 1997; Fu, A., Kompetenzkonflikte im preußischen Recht, 1999; Schmelz, C., Die Entwicklung des Rechtswegestaates, 2004; Strohmayr, S., Kompetenzkollisionen zwischen euuropäischem und nationalem Recht, 2006

Kompilation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 16. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Plünderung, Sammlung, Aufhäufung

Lit.: Wesener, G., Kodifikationen und Kompila­tionen, ZRG RA 127 (2010), 202

kompilieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 17. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) plündern, sammeln, aufhäufen

komplementär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Französische mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. und substantiviert M.) ergänzend, Ergänzender

Komplize (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1600 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1569 [CoutKiel] in sechs Stellen belegt sowie über das aufgenommene Französische des Altertums und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Umfasster, Verbündeter, Teilnehmer

komponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1434-1446 [Mittelniederländisches Wörterbuch] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusammensetzen

Komposition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Braunschweig] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google), Zusammensetzung, Zusammenstellung, Zusammenlegung, Vergleich, (bei Hellfeld 1755) Buße

Lit.: Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021

Kompositionensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Rechts­system, in dem die Komposition (Buße) eine wesentliche Stellung einnimmt. In dem altrömischen Recht soll, wer einem anderen ein Bein bricht, 300 Pfund Kupfer, bei einem Sklaven 150 Pfund Kupfer entrichten. Wer einem anderen ein sonstiges Unrecht antut, soll 25 Pfund Kupfer leisten. Das ausgehende Altertum kennt die Verdoppelung oder Vervierfachung des deliktisch entzogenen Sachwerts. Das Frühmittelalter, in dem noch keine tatsächliche Geldwirtschaft besteht, zeichnet umfangreiche Kataloge von festen Rech­nungsbeträgen (→Wergeld, →Buße) für unterschiedliche Verhaltensweisen (vor allem Tötung, Körperverletzung, Diebstahl, Raub) und ver­schiedene Stände (Adel, Freie, Freigelassene, Unfreie) auf, die nach den Angaben des Tacitus germanische Grundlagen zu haben scheinen. Das frühmittelalterliche Kompositionensystem wird seit dem Hochmittelalter von der peinlichen →Strafe (und folgerichtig dem Schadensersatz) verdrängt, doch werden Sühneverträge erst in dem 17. Jahrhundert unter der Einwirkung der Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Gerichtsordnung Karls V. von 1532) allgemein aufgegeben. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 91, 119; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1906, Neudruck 1958, 221, 332; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 342, Neudruck 1964; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956, 307; Wiedergutmachung und Strafrecht, hg. v. Schöch, H., 1987; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995), 1ff.; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, 2002 (ungedruckte Habilitationsschrift); Deutsch, A., Späte Sühne, ZRG GA 122 (2005), 113; Der Strafgedanke in seiner historischen Entwicklung, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2007; Das Recht und seine historischen Grundlagen, hg. v. Chiusi, T. u. a., 2008; Bauer, K., Frühmittelalterliche Bußkataloge – Bewertungen des menschlichen Körpers und seiner Teile – eine Untersuchung anhand der Lex Salica, des Edictum Rothari und der Lex Saxonum, 2019

Komputer, →Computer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Computer 1955 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) belegt sowie über das aufgenommene Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Rechner, elektronisches, digital arbeitendes Rechengerät des Menschen vor allem seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Komputistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das bei der Bildung gegen Ende des 20. Jahrhunderts verwendete Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) sachlich bereits in dem Altertum betriebene Zeitrechnung

Lit.: Schriften zur Komputistik im Frankenreich von 721 bis 818, hg. v. Borst, A., 2006

Komtur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 in mehr als dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das seit dem Hochmittelalter aufgenommene lateinische commendator in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Amtswalter bei geistlichen Ritterorden des Mittelalters und der Neuzeit. S. Google

Lit.: Sarnowsky, J., Die Wirtschaftsführung des Deutschen Ordens in Preußen (1382-1454), 1993

Kondiktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [Schöffenstühle von Leipzig und Wittenberg] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das 1571 aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung. Die Kondiktion geht sachlich auf die (lat. [F.]) →condictio des römischen Rechtes zurück, mit der in dem klassischen römischen Recht eine nichtgeschuldete Leistung (lat. indebitum solutum [N.]) wohl wegen der Ähnlichkeit mit dem Darlehen zurückverlangt werden kann. Über die Nichtschuld hinaus gilt dies auch für Fälle nicht eingetretener Erwartungen oder sittenwidrigen Leis­tungszwecks. Herauszu­geben ist grundsätz­lich der erlangte bestimmte Ge­gen­stand (lat. [certum] Bestimmtes), vielleicht später auch ein unbestimmter Gegenstand (lat. [N.] incertum). In dem spätantiken römischen Recht gewinnt die - in dem Westen völlig ver­schwinden­de - (lat. [F.]) condictio aus grund­loser Vorenthaltung in dem Osten größere Bedeutung. Sie wird mit der all­gemeinen philosophisch-christlichen Über­legung gerecht­fertigt, dass niemand aus dem Nachteil eines anderen reicher werden dürfe. Darunter werden vereint die Rückforderung des irrtümlich auf eine Nichtschuld Geleisteten, des aus unsittlichem Grund oder verbotswidrigem Grund Geleis­teten und des in Erwartung eines nicht eingetretenen Grundes Geleisteten. Dazu kommen verschiedene weitere Fälle. Inhalt der Kondiktion ist stets die Herausgabe des Erlangten. In der frühen Neuzeit erscheint von den Kon­diktionen, welche die hochmittel­alterlichen Glossa­toren erstmals fest mit dem Grundsatz der Beschränkung der Herausgabe­pflicht auf die noch vorhandene Bereicherung zu verbinden versuchen, in dem Heiligen römischen Reich die Kondiktion wegen Nichtschuld bereits in Worms 1499. Von Hugo →Grotius wird dann der allgemeine Grundsatz aufgestellt, dass jemand, der aus der Sache eines anderen, der sie nicht mehr hat, reicher geworden ist, herauszugeben hat, worum er reicher sei. Die vernunftrechtlichen Kodifi­kationen be­schrän­ken sich demgegen­über vor allem auf die Regelung der Kondiktion wegen Nichtschuld. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) unterscheidet bei der un­gerechtfertigten →Bereicherung zwischen Leistungskondiktion und Nicht­leistungs­kondiktion. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 47, 166, 215, 271; Söllner, A., Die causa im Kondiktionen- und Vertragsrecht des Mittelalters, ZRG RA 77 (1960), 182; Schartl, R., Ungerechtfertigte Bereicherung nach deutschen Rechtsquellen des Mittelalters, (in) TRG 60 (1992), 109; Hähnchen, S., Die causa condictionis, 2003

kondizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1571 einmal [QNPrivatR] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) herausverlangen

Kondominat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die gemeinsame Ausübung der Hoheitsgewalt durch mehrere Hoheitsträ­ger auf einem ihnen gemeinsam gehörigen Gebiet (Kon­dominium). Das Kondominat ist seit dem Mittelalter sachlich nicht selten, wird aberwegen der mit ihm verbundenen Konfliktmöglichkeiten seit 1803 (Reichsdeputationshauptschluss) nach Möglichkeit beseitigt. 1864/1865 besteht ein Kondominat Österreichs und Preußens an Schleswig-Holstein, dessen gewaltsame kriegerische Durchführung 1866 das Ende des →Deutschen Bundes bewirkt. S. Google

Lit.: Biener, C., De natura et indole dominii in territoriis Germaniae, 1780; Mugler, K., Über Ganerbschaften in den einst kurpfälzischen Landen, Diss. jur. Erlangen 1897; Bader, K., Beiträge zur oberrheinischen Rechts- und Verfassungsgeschichte I. Das badisch-fürstenbergische Kondominat im Prechtal, 1934; Köhler, H., Obrigkeitliche Konfessionsänderung in Kondominaten, 1975; Wil­loweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 32 I 2; Meier, R., Souverrän und doch geteilt – Kondominate, (in) ZNR 24 (2002), 253ff.; Jendorff, A., Condominium, 2010 (Beispiel Treffurt)

Kondominium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) gemeinsame Ausübung von Hoheitsgewalt durch mehrere Hoheitsträger auf einem ihnen gemeinsam gehörigen Gebiet →Kondominat

Konferenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1592 [Schulz Fremdwörterbuch] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Tagung, Zusammenkunft für Gespräch

Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (KSZE) ist die von dem 30. 7. 1975 bis zu dem 1. 8. 1975 währende Kon­ferenz der 35 Außenminister europäischer Staaten (sowie der Vereinigten Staaten von Amerika und Kanadas) in Helsinki. In dem Schlussdokument werden zehn Leitlinien als Absichts­erklärungen zusammengefasst. An die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa schließen sich mehrere Nachfolgekon­ferenzen in Belgrad, Madrid, Wien u. s. w. an. In dem Ergebnis bereitet die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa eigentlich wider Erwarten tatsächlich zusammen mit dem Wirken Michael Gorbatschows als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion die Öffnung des seit dem Ende des Zweiten Welkriegs 1945 geschaffenen Eisernen Vorhangs zwischen Osteuropa und Westeuropa vor, die ab 1989 ver­wirklicht wird. S. Google

Lit.: Der KSZE-Prozess, hg. v. Altrichter, H. u. a., 2010; Peter, M., Die Bundesrepublik im KSZE-Prozess 1975-1983, 2015

konferieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Schulz Fremdwörterbuch] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verhandeln, zusammentragen

Konfession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1530 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 in der Bedeutung Beichte aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und ab 1531 als Bekenntnis in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bekenntnis

Lit.: Weber, L., Die Parität der Konfessionen in der Reichsverfassung, Diss. jur. Bonn 1961; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten und konfessionelle Besetzung, 1972; Heckel, M., Deutschland im konfessionellen Zeitalter, 1983; Probleme des Konfessionalismus in Deutschland seit 1800, hg. v. Rauscher, W., 1984; Schilling, H., Die Konfessionalisierung im Reich, (in) HZ 246 (1988), 1; Die Bildung des frühmodernen Staates, hg. v. Timmermann, H., 1989; Die lutherische Konfessionalisierung in Deutschland, hg. v. Rublack, H., 1992; Schmidt, H., Konfessionalisierung im 16. Jahrhundert, 1992; Die katholische Konfessionalisierung, hg. v. Reinhardt, W. u. a., 1995; Konfessionen im Konflikt, hg. v. Blaschke, O., 2001; Kaufmann, T., Konfession und Kultur, 2006; Klueting, H., Das konfessionelle Zeitalter, 2007; Schilling, H., Konfessionalisierung und Staatsinteres­sen 1559-1660, 2007; Konfession im Recht, hg. v. Cancik, P. u. a., 2009; Fürstinnen und Konfession, hg. v. Gehrt, D. u. a., 2015

Konfessionsschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (Bekenntnisschule) ist die auf eine bestimmte →Konfession ausge­richtete →Schule. Sie ist in Gegensatz zu der Gemeinschaftsschule in der Gegenwart die Ausnahme. Sie ist aber zulässig. S. Google

Konfinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Militärgrenze

Konfiskation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 16. Jahrhundert? in rund fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Einziehung, Beschlagnahme, Verstaatlichung

Lit.: Iterson, W. van, Geschiedenis der confiscatie in Niederland, 1957

konfiszieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507 in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) einziehen, beschlagnahmen, verstaatlichen

Konflikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Auseinandersetzung, Zusammenstoß

Lit.: Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter, hg. v. Fried, J., 1996; Patzold, S., Konflikte im Kloster, 2000; Conflict in Medieval Europe, hg. v. Brown, W. u. a., 2003; Dierkes, F., Streitbar und ehrenfest, 2007; Rechtsverständnis und Konflikt, hg. v. Esders, S., 2007; Dirks, F., Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts, 2015; Außergerichtliche Konfliktlösung in der Antike, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2017

Konföderation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1557 [Federmann] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bündnis, Staatenbund

konfus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zusammengegossen, verworren, unklar

Konfusion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 15. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein die Zusammengießung (beispielsweise von Flüssigkeiten oder anderen Gegebenheiten) und insbesondere die Vereinigung des Schuldners und Gläubigers in einer Person (beispielsweise Schuldner wird Erbe des Gläubigers). Die Konfusion bewirkt in dem klassischen römischen Recht das Erlöschen einer Schuld. S. Google

Lit.: Kaser §§ 28, 31, 53, 56; Köbler, DRG 43; Kieß, P., Die confusio im klassischen römischen Recht, 1995

Kongress (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist allgemein die Zusammenkunft und in den Vereinigten Staaten von Amerika das aus Repräsentantenhaus und Senat bestehende →Parlament.

Lit.: Kongressorte der frühen Neuzeit im europäischen Vergleich – Der Friede von Baden (1714), hg. v. Windler, C., 2015

Koni, Anatolij Fedorovic (1844-1927) wird als Staatsanwalt, Richter und Strafrechtslehrer in Sankt Petersburg zu einem führenden liberalen Rechtspolitiker →Russlands in dem ausgehenden 19. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Smoljarcuk, V., Anatolij Fedorovic Koni, 1982; Balantine, E., Anatolij Fedorovic Koni and the Russian Judiciary, Diss. Yale 1986

König (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen ab dem Althochdeutschen [MonseeFragm. 23 chuninc, Otfrid Kelle 3 frankono kuning, AhdGl. I 338 rex chuninc, auch Heliand] belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] rex) ist in den Anfängen Roms wie wohl auch bei vielen Ger­manenstämmen der vielleicht durch Zugehörigkeit zu einem Geschlecht ausgezeichnete Anführer des Volkes. In Rom wird in dem Jahre 509 der (etruskische) König (Tarquinius Superbus) gestürzt und in einem Übergang von der erblichen Monarchie zu der in Amtszeiten der Amtsträger begrenzten Republik (Allgemeinsache) durch Prätor bzw. Konsuln ersetzt. Bei den Franken gelingt Chlodwig ([* um 466,] 481-511) die gewaltsame Einung unter seinem Königtum. Die wichtigste Gewalt des Königs ist dann der Königsbann. Daneben stützt sich seine Herrschaft allgemein außer auf Charisma (Königsheil) auch auf das Königs­gut, auf die Grafen (→Der König ist gemei­ner Richter überall), auf das allmählich entwickelte Lehnsprinzip und auf die römische Tradition. Den →Merowingern folgen als Könige die →Karolinger (751-911), (nach Konrad I.) →Ottonen (919-1024, Heinrich I. 919-936, Otto I. 936-973, Otto II. 973-983, Otto III. 983-1002, Heinrich II. 1002-1024), →Salier (1024-1125, Konrad II. 1024-1039, Heinrich III. 1039-1056, Heinrich IV. 1056-1106, Heinrich V. 1106-1125), (nach Lothar von Supplinburg bzw. Süpplingenburg) →Staufer (1138-1254, Konrad III. 1138-1152, Friedrich I. Barbarossa 1152-1190, Heinrich VI. 1190-1197, Philipp von Schwaben 1198-1208, Friedrich II. 1212-1250, Konrad IV. 1250-1254) und nach dem Interregnum (1254-1273) mit eher ge­ringen Unter­brechungen die → Habs­burger (1273-1806, Rudolf I. 1273-1291, Albrecht I. 1298-1308, Sigmund 1410-1437, Albrecht II. 1438/1439, Friedrich III. 1440-1493 – 1468 mit 320 Begleitern und 396 Pferden nach Rom gereist -, Maximilian I. 1486-1519, Karl V. 1519, Kaiser 1520-1556). Zunehmend gebun­den wird dabei der König, der mit Beginn der Neuzeit auch ohne Mitwirkung des Papstes →Kaiser wird, durch die →Reichs­stände. Von ihnen machen die ihn seit dem 13. Jahrhundert wählenden →Kurfürsten die Wahl von →Wahlkapitulationen abhängig. Den­noch setzt sich die nicht durch Erbrecht gesicherte tatsächliche Abfolge der Habs­burger fast gänzlich durch. Seit dem späten 17. Jahrhundert stre­ben ansonsten auch deutsche Landesfürsten nach einem Königstitel (Sachsen, Preußen, Hannover), der sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts allgemeiner durchsetzen lässt (Bayern, Württemberg). 1918 bzw. 1945 wird in manchen Staaten Europas das Königtum beseitigt.

Lit.: Söllner §§ 4, 6; Dahn, F., Die Könige der Germanen, Bd. 1ff. 1861ff.; Krüger, J., Grundsätze und Anschauungen bei den Erhebungen der deutschen Könige in der Zeit von 911 bis 1056, 1911; Becker, F., Das Königtum der Thronfolger im deutschen Reich des Mittelalters, 1913; Rosenstock, E., Königshaus und Stämme in Deutschland zwischen 911 und 1250, 1914; Bloch, M., Les rois thaumaturges, 1924; Samanek, V., Studien zur Geschichte König Adolfs, 1930 (SB Wien); Bögl, O., Die Auffassung von Königtum und Staat im Zeitalter der sächsischen Könige und Kaiser, 1932; Isenburg, W., Prinz v., Die Ahnen der deutschen Kaiser, Könige und ihrer Gemahlinnen, 1932; Schramm, P., Geschichte des englischen Königtums, 1937; Berges, W., Fürstenspiegel des hohen und späten Mittelalters, 1938; Tellenbach, G., Königtum und Stämme, 1939; Schramm, P., Der König von Frankreich, Bd. 1f. 1939; Naumann, H., Altdeutsches Volkskönigtum, 1940; Mit­teis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981; Das Königtum, 1954; Kantorowicz, E., The king’s two bodies, 1957; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Fleckenstein, E., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1959; Kahl, H., Europäische Wortschatz­bewegungen im Bereich der Verfassungsgeschichte, ZRG GA 77 (1960), 154; Baaken, G., Königtum, Burgen und Königsfreie, (in) Vorträge und Forschungen 6 (1961); Schmidt, R., Königsumritt und Huldigungen in ottonisch-salischer Zeit, (in) Vorträge und Forschungen 6 (1961); Das Königtum, 1963; Krause, H., Königtum und Rechtsordnung, ZRG GA 82 (1965), 1; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft, 1969; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Sawyer, P./Wood, I., Early Medieval Kingship, 1977; Giese, W., Das Gegenkönigtum des Staufers Konrad 1127-1135, ZRG GA 95 (1978), 202; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige, 1979; Schubert, E., König und Reich, 1979; Hannig, J., Consensus fidelium, 1982; Reich und Kirche vor dem Investiturstreit, hg. v. Schmid, K., 1985; Das spätmittelalterliche Königtum im europäischen Vergleich, hg. v. Schneider, R., 1987; Krah, A., Absetzungsverfahren als Spiegelbild von Königsmacht, 1987; Hlawitschka, E., Stirps regia, 1988 (Aufsätze); Wolf, A., König für einen Tag, 1993; Boshof, E., Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahrhundert, 1993, 2. A. 1997, 3. A. 2010; Esders, S., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997; Schneider, R., Der rex Romanorum als gubernator oder administrator imperii, ZRG GA 114 (1997), 296; Krah, A., Die Entstehung der potestas regia im Westfrankenreich, 2000; Schlick, J., König, Fürsten und Reich 1056-1159, 2001; Körntgen, L., Königsherrschaft und Gottes Gnade, 2001; See, K. v., Königtum und Staat im skandinavischen Mittelalter, 2002; Schenk, G., Zeremoniell und Politik, 2003; Die deutschen Herrscher des Mittelalters, hg. v. Schneidmüller, B./Weinfurter, S., 2003; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 4 2004; MacLean, S., Kingship and Politics in the Late Ninth Century, 2004; Erkens, F., Die Herrschersakralität im Mittelalter, 2005; Jussen, B., Die Macht des Königs, 2005; Rogge, H., Die deutschen Könige im Mittelalter – Wahl und Krönung, 2006; Deu­tinger, R., Königsherrschaft im ostfränkischen Reich, 2006; Schimmelpfennig, B., Könige und Fürs­ten, Kaiser und Papst im 12. Jahrhundert, (1998,) 2. A. 2010; Adventus, hg. v. Johanek, P. u. a., 2010; Tschacher, W., Königtum als lokale Praxis, 2010; Wagner, W., Die liturgische Gegenwart des abwesenden Königs, 2010; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 4 Das Königtum 2011; Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314, hg. v. Becher, M. u. a., 2017; Diestelkamp, B., Der deutsche König als oberster Richter im Hoch- und Spätmittelalter, ZRG GA 136 (2019), 94

Königin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Frau des Königs, bis zu dem 20. Jahrhundert selten selbst die Anführerin eines Volkes bzw. das Oberhaupt eines Staates.

Lit.: Kowalski, W., Die deutschen Königinnen und Kaiserinnen von Konrad III. bis zum Ende des Interregnums, 1913; Vogelsang, T., Die Frau als Herrscherin im hohen Mittelalter, 1954; Die Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde, hg. v. Schütte, B, 1994; Schütte, B., Untersuchungen zu den Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde, 1994; Eickhoff, E., Theophanu und der König, 1996; Fößel, A., Die Königin im mittelalterlichen Reich, 2000; Woll, C., Die Königinnen des hochmittelalterlichen Frankreich, 2002; Hartmann, M., Die Königin im frühen Mittel­alter, 2008; Königinnen der Merowinger, hg. v. Wamers, E. u. a., 2012

königlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 8, Otfrid IV 22, 23, Notker I 103] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den König betreffend

Königreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 408, 411, 415, IV 315, Otfrid IV 7, 70, auch Heliand ] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Herrschaftsgebiet eines →Königs.

Lit.: Reynolds, S., Kingdoms and Communities, 1984; Regna and Gentes, hg. v. Goetz, H. u. a., 2002

Königsbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich der dem →König zustehende →Bann. Er wird in dem frühen Mittelalter auf 60 Schillinge bestimmt. S. Google

Lit.: Wolfram, H., Splendor imperii, 1963

Königsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an dem Pregel in Preußen, 1255 eine von dem Deutschen Orden nach König Ottokar II. von Böhmen benannte Burg, ist seit 1544 Sitz einer Universität (→Kant) (bis 1945). S. Google

Lit.: Conrad, G., Geschichte der Königsberger Obergerichte, 1907, 2. A. 2013; Forstreuter, K., Das preußische Staatsarchiv in Königsberg, 1955; Albinus, R., Lexikon der Stadt Königsberg, 1985; Komorowski, M., Promotionen an der Universität Königsberg 1548-1799, 1988 (nur 45 juristische Inauguraldissertationen); Neuschäffer, H., „Das Königsberger Gebiet“, 1991; Die Albertus-Universität zu Königsberg, hg. v. Rauschning, D., 1995; Gause, K., Die Geschichte der Stadt Königsberg, Bd. 1ff. z. T. 3. A. 1996; Die Albertus-Universität zu Königsberg, hg. v. Rothe, H. u. a., 1996; Heckmann, D., Das Wortzins­verzeichnis der Stadt Königsberg-Kneiphof von um 1455, ZRG GA 114 (1997), 318; Vorlesungsverzeichnisse der Universität Königs­berg, hg. v. Oberhausen, M. u. a., 1998; Lawrynowicz, K., Albertina. hg. v. Rauschning, D., 1999; Königsberger Buch- und Bibliotheks­ge­schichte, bearb. v. Hartmann, S., 2002; Manthey, J., Königsberg, 2005; Garber, K., Das alte Königsberg, 2005; Brodersen, P., Die Stadt im Westen – Wie Königsberg Kaliningrad wurde, 2008; Vercamer, G., Siedlungs-, Sozial- und Verwaltungsgeschichte der Komturei Königsberg in Preußen, 2010

Königsbote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1448 [Oldenburg] an zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. missus [M.] dominicus) ist sachlich unter den fränkischen Königen, vor allem unter Karl (dem Großen), ein Beauftragter des Königs, der Verbesserungsbedürftiges verbes­sern soll. Meist werden zwei Königsboten für ein Gebiet bestellt, das sie viermal jährlich bereisen. An dem Beginn des 10. Jahrhunderts verschwindet der Königsbote. S. Google

Lit.: Krause, V., Geschichte des Institutes der missi dominici, (in) MIÖG 11 (1890), 193; Eckhardt, W., Die Capitularia missorum specialia von 802, (in) DA 12 (1956), 498; Hannig, H., Zur Funktion der karolingischen missi dominici, ZRG GA 100 (1984)

Königsfreier ist der (als Wort nicht quellenmäßig belegte) dem →König unterworfene oder zugeordnete Freie (T. Mayer 1953). Er schuldet dem König Zins. In den (lateinischen) Quellen lässt er sich in dem 6. bis. 9. Jahrhundert (vereinzelt und wenig genau) fassen. Fragwürdig ist die Ansicht, jeder Freie in dem Frühmittelalter sei (Königsfreier und deshalb) eigentlich unfrei. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 78; Mayer, T., Königtum und Gemeinfreiheit im frühen Mittelalter, (in) DA 6 (1943), 239; Müller-Mertens, E., Karl der Große, Ludwig der Fromme und die Freien, 1963; Tabacco, G., I liberi del re, 1966; Krause, H., Die liberi der lex Baiuvariorum, (in) FS M. Spindler, 1969, 41; Hunke, H., Germanische Freiheit, Diss. jur. Göttingen 1972; Köbler, G., Die Freien im alemannischen Recht, (in) Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978, 38

Königsfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1758 einmal [Osnabrück] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der mit dem →König verbundene →Friede in dem Mittelalter.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Lehmann, K., Der Königsfriede der Nordgermanen, 1886; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987

Königsgastung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., nicht quellenmäßig belegt) ist (der Anspruch auf) die Beherbergung des Königs und seiner Begleitung zu Lasten eines Verpflichteten. In dem Frühmittelalter hat die Königsgastung sachlich hauptsächlich der Inhaber von Königsgut zu leisten. Ihr Umfang lässt sich daran ermessen, dass zumindest in dem Hochmittelalter der Zug des Königs wohl mehr als 1000 zu versorgende Beteiligte umfasst. S. Google

Lit.: Lehmann, K., Die Gastung der germanischen Könige, 1888; Heusinger, B., Servitium regis, 1922; Heusinger, B., Servitium regis in der deutschen Kaiserzeit, (in) AUF 8 (1923), 26; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Göldel, C., Servitium regis, 1997

Königsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 an drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist sachlich das durch den →König ausgeübte →Gericht, über das in dem Frühmittelalter nur bruchstückhafte Berichte vorliegen. Danach sind Urteiler die Vorneh­men und Getreuen, die vielleicht zusammen mit dem König entscheiden. In dem Hochmittel­alter ist der König jedenfalls allgemeiner Richter überall (mit Reichsfürsten als Urteilern) und alles Gericht wird ihm ledig, wohin er auch kommt. Er hat ein grundsätzliches, 1356 aber zu Gunsten der Kurfürsten aufge­ge­benes Evokationsrecht. Allerdings be­schränkt sich tatsächlich schon in dem 13. Jahrhundert die königliche Gerichtsbarkeit nur noch auf wenige Gerichte, zu denen in erster Linie das mit ihm ziehende →Hofgericht zählt. Vielleicht in dem 14. Jahrhundert, in dem mehr als 7400 Nachweise für Verfahren an dem Königshof bekannt sind (d. h. knapp 75 je Jahr), entsteht ein königliches →Kam­mergericht. 1451 verschwindet das den neuen Anforderungen nicht mehr entsprechende Hofgericht. 1495 wird das →Reichs­kammergericht (der Reichs­stände) geschaffen. Neben dieses tritt bald eine Rechtsprechung des →Reichshofrats. (Schätzungsweise beträgt die Zahl der Quellennachweise zu der Tätigkeit der zentralen Gerichte an dem deutschen Königshof von 911 bis 1451 rund 14500 d. h. 27 je Jahr, davon rund 2000 bis 1272 d. h. 5,5 je Jahr, rund 1750 von 1273 bis 1347 d. h. 24 je Jahr, rund 2750 von 1347 bis 1400 d. h. 52 je Jahr und rund 8000 von 1400 bis 1451 d. h. rund 157 je Jahr, so dass sie sich mit der Zunahme der Bevölkerung, der Zunahme der Schriftlichkeit und der Zunahme der Entscheidung von Streitigkeiten zweier Menschen durch einen Dritten deutlich vervielfacht). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Barchewitz, V., Das Kö­nigsgericht zur Zeit der Merowinger und Karolinger, 1882; Franklin, O., Das Reichshofgericht im Mittel­alter, Bd. 1f. 1867ff., Neudruck 1967; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Dies­telkamp, B., Bericht über das Projekt Sammlung von Quellen zur Tätigkeit der höchsten Gerichte im alten Reich, ZRG GA 94 (1977), 450; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Diestelkamp, B., Vom königlichen Hof­gericht zum Reichskammer­gericht, (in) FS A. Erler, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986, 44; Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451, Bd. 1ff. 1987ff. (bis Bd. 17 2018 Die Zeit Ruprechts 1407-1410, bearb. v. Rödel, U., 2018, eigentlich geplantes Endjahr 1451); Diestelkamp, B., Königsferne Regionen und Königsgerichtsbarkeit, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Recht und Gericht in Kirche und Welt um 900, hg. v. Hartmann, W., 2007; Oestmann, P., Prozesse aus Hanse­städten vor dem Königs- und Hofgericht in der Zeit vor 1400, ZRG GA 128 (2011), 114; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz – die deutsche Königsgerichtsbarkeit und die Verdichtung der Reichsverfassung im Spätmittelalter, 2014; Baumbach, H., Königliche Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge im deutschen Spätmittelalter, 2017; Bachrach, D., Royal Justice, Freedom and Comital Courts in Ottonian Germany, ZRG GA 137 (2020) 1

Königsgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1408 [Pfalz] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem →König zustehende (unbewegliche) Gut. Es besteht, weil in dem Mittelalter eine strenge Scheidung zwischen Allgemeingut und Privatvermögen noch nicht durchgesetzt ist, aus dem von dem Vorgänger hinterlassenen Gut und dem von dem neuen König zusätzlich eingebrachten Gut. Durch zahlreiche Vergabungen schwindet das Königsgut in dem Heiligen römischen Reich in Gegensatz zu Frankreich und England. Vielleicht (erst) in dem späteren 13. Jahrhundert wird zwischen Reichsgut und Eigengut deutlicher ge­trennt.

Lit.: Eggers, A., Der königliche Grundbesitz, 1909; Stimming, M., Das deutsche Königsgut im 11. und 12. Jahrhundert, 1922; Ranzi, F., Königsgut und Königsforst, 1939; Rotthoff, G., Studien zur Geschichte des Reichsguts in Niederlothringen und Friesland, 1953; Metz, A., Das karolingische Reichsgut, 1960; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft, 1969; Heinemeyer, K., Königshöfe und Königsgut im Raum Kassel, 1969; Müller-Kehlen, H., Die Ardennen im Frühmittelalter, 1973; Schlunk, A., Königsmacht und Krongut, 1988; Göldel, C., Servitium regis und Tafelgüterverzeichnis, 1997; Kupfer, E., Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich, 2000; Kupfer, E., Krongut, Graf­schaft und Herrschaftsbildung in den südöstlichen Mar­ken und Herzogtümern, 2009

Königsheil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., nicht quellenmäßig belegt) ist das den König umgebende Heil (Charisma).

Lit.: Wolfram, H., Splendor imperii, 1963; Erkens, F., Herrschersakralität im Mittelalter, 2006

Königshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 686] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache [und in Google] belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der den →König begleitende →Hof (beispielsweise 320 Menschen mit 396 Pferden als Begleitung Kaiser Friedrichs III. auf einem Zug nach Rom) sowie der einzelne dem König gehörige landwirtschaftliche Hof.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 83, 112; Stölzel, A., Ein Karolinger Königshof, 1919

Königspfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, nicht quellenmäßig belegt, F.) ist sachlich der (nach dem Vorbild des römischen Kaiserpalasts auf dem Pala­tins­hügel in Rom in dem fränkischen Reich von dem König errichtete befestigte Auf­enthaltsort (lat. palatium [N.] beispielsweise in Paris, Orléans, Reims, Worms, Trier, Köln, Mainz, Clichy, Quierzy, Compiègne, Herstal, Aachen, Ingelheim oder, Goslar). Da der tägliche Reiseweg des Königs und seiner Leute auf einfachen Wegen nur höchstens etwa 20-30 Kilometer beträgt, wird in vielen Teilen des Reiches ein darauf abstellendes Netz von Königspfalzen einge­richtet. Durch sie ist es dem König möglich, sein Reich in dem Umherziehen einigermaßen zu beherrschen. Mit dem Übergang zu der Hausmachtpolitik nach 1273 durch die Könige aus der Familie der Habsburger erübrigen sich Königspfalzen weitgehend. S. Google

Lit.: Brühl, C., Fodrum, Gistum, Servitium regis, 1968; Gockel, M., Karolingische Königshöfe am Mittelrhein, 1970; Die deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Staab, F., Die Pfalz, 1990; Palatium, Castle, Residence, hg. v. Falkowski, W., 2008

Königsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, quellenmäßig nicht belegt, M.) ist der sachlich in dem Frühmittelalter aus Privilegien bekannte Schutz des Königs für einzelne Menschen oder Gruppen von Menschen (beispielsweise Kleriker, Kaufleute, Juden, Witwen, Waisen, Klöster). Die meisten dieser Gruppen werden in dem Hochmittelalter durch →Landfrieden geschützt.

Lit.: Halban-Blumenstok, A., Königsschutz und Fehde, ZRG GA 17 (1896), 63; Heidrich, J., Die Verbindung von Schutz und Immunität, ZRG GA 90 (1973), 10

Königsurkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, quellenmäßig nicht belegt, F.) ist die von dem mittelalterlichen →König ausgestellte →Urkunde in Gegensatz vor allem zu der Privaturkunde. Sie kann nicht als falsch gescholten werden. Bei zwei sich widersprechenden Königsurkunden ist bis in das 12. Jahrhundert die ältere gültig. Seit dem 10. Jahrhundert finden sich vermehrt Zeugen in der Königsurkunde.

Lit.: Köbler, DRG 81, 105; Erben, W., Die Kaiser- und Königsurkunden des Mittelalters, 1907, Neudruck 1970; Classen, P., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977; Hägermann, D., Studien zum Urkundenwesen Wilhelms von Holland, 1977; Fees, I., Ab­bildungsverzeichnis der original überlieferten frän­kischen und deutschen Königs- und Kaiserurkunden von den Merowingern bis zu Heinrich VI., 1994; Brühl, C., Studien zu den merowingischen Königsurkunden, 1998; Vogtherr, T., Urkundenlehre, 2008

Königswahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [Fischart] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist sachlich die Wahl des Königs. Sie bedeutet vielfach nur eine Auswahl innerhalb eines mit →Königsheil begabten Ge­schlechts. Anfangs sind die Wähler Große des Reiches ohne feste Abgrenzung (1188/1199 urkundlich 23 weltliche Königswähler aus 19 Dynastien bei gleichzeitig rund 3000 Nachkommen König Heinrichs I., 1237 elf namentlich genannte Wähler). In dem 13. Jahrhundert sondern sich in dem Heiligen römischen Reich aus nicht genau bekanntem Grund (zeitgenössisch aber nie erwähnte Herkunft aus ottonischem kognatischem Tochterstamm?, Träger eines Hofamts?) die (sieben, davon vier weltlichen) →Kurfürsten aus,wobei seit 1273 eine neue kognatische Erblinie nach Rudolf von Habsburg ablösend hinzukommt. Einzelheiten des Wahlverfahrens werden immer genauer festgelegt. In dem 14. Jahrhundert setzt sich dabei das Mehrheitsprinzip durch. S. Google

Lit.: Schröder, R., Zur Geschichte der deutschen Königswahl, ZRG GA 2 (1881), 200; Lindner, T., Die deutschen Königswahlen und die Entstehung des Kurfürstentums, 1893; Wretschko, A. v., Der Einfluss der fremden Rechte auf die deutschen Königswahlen, ZRG GA 20 (1899), 164; Lindner, T., Der Hergang bei den deutschen Königswahlen, 1899; Mayer, E., Zu den germanischen Königswahlen, ZRG GA 23 (1902), 1; Krammer, M., Wahl und Einsetzung des deutschen Königs, 1905; Hugelmann, K., Die deutsche Königswahl im corpus iuris canonici, 1909; Stutz, U., Der Erzbischof von Mainz und die deutsche Königs­wahl, 1910; Bloch, H., Die staufischen Kaiserwahlen und die Entstehung des Kurfürstentums, 1911; Quellen zur Geschichte der deutschen Königswahl, hg. v. Krammer, M., 1911/2, Neudruck 1972; Buchner, M., Die deutschen Königswahlen, 1913, Neudruck 1971; Hugelmann, K., Die Wahl Konrads IV., 1914; Neumann, W., Die deutschen Königswahlen, 1921; Stutz, U., Zur Geschichte des deutschen Königswahlrechtes im Mittelalter, ZRG GA 44 (1924), 263; Stutz, U., Neue Forschungen zur Geschichte des deutschen Königswahlrechtes, ZRG GA 47 (1927), 646; Oppermann, O., Der fränkische Staatsgedanke und die Aachener Königskrönungen, 1929; Lies, R., Die Wahl Wenzels zum römischen Könige, 1931; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. A. 1944, Neudruck 1965, 1981; Lintzel, M., Zu den deutschen Königswahlen der Ottonenzeit, ZRG GA 66 (1948), 46; Schlesinger, W., Die Anfänge der deutschen Königswahl, ZRG GA 66 (1948), 381; Mitteis, H., Die Krise des deutschen Königswahlrechts 1951 (SB München); Höfler, O., Germanisches Sakralkönigtum, 1952; Krause, H., Königtum und Rechtsordnung in der Zeit der sächsischen und salischen Herrscher, ZRG GA 82 (1965), 1; Die deutsche Königswahl, eingeleitet v. Schimmelpfennig, B., 1968; Königswahl und Thronfolge in ottonisch-frühdeutscher Zeit, hg. v. Hlawitschka, E., 1971; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, 1972; Königswahl und Thronfolge in fränkisch-karolingischer Zeit, hg. v. Hlawitschka, E., 1975; Reinhardt, U., Untersuchungen zur Stellung der Geistlichkeit bei den Königswahlen, 1975; Hlawitschka, E., Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, 1987; Schmidt, U., Königswahl und Thronfolge im 12. Jahrhundert, 1987; Wolf, A., Warum konnte Rudolf von Habsburg († 1291) König werden?, ZRG GA 109 (1992), 48; Wolf, A., Quasi hereditatem inter filios, ZRG GA 112 (1995), 64; Wolf, A., Königswähler in den deutschen Rechtsbüchern, ZRG GA 115 (1998), 150; Weisert, H., Zur Dauer der Königswahlen bis zu den Krönungen, ZRG GA 115 (1998), 598; Lenz, M., Konsens und Dissens. Deutsche Königswahl (1273-1349), 2002; Wahl und Krönung, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2006; Rogge, J., Die deutschen Könige im Mittelalter, Wahl und Krönung, 2006, 2. A. 2011; Landau, P., Eike von Repgow und die Königswahl im Sachsenspiegel, ZRG GA 125 (2008), 18; Wahl und Krönung in Zeiten des Umbruchs, hg. v. Pelizaeus, L., 2008; Büttner, A., Der Weg zur Krone, 2012; Wolf, A., Wie kamen die Kurfürsten zu ihrem Königswahlrecht? ZRG GA 129 (2012), 340; Wolf, A., Verwandtschaft - Erbrecht - Königswahlen, 2013 (gesammelte Aufsätze); Castorph, B. Die rechtlichen Grundlagen der römisch-deutschen Königswahl seit 1189 – Vom Dekretale Venerabilem zur Goldenen Bulle, 2028; Wolf, A., Die Datierung von Sachsenspiegel Landrecht III 57, 2 und die Entstehung des Kurfürstenkollegs, ZRG GA 137 (2020), 421

Königszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [Schleswig-Holstein] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist sachlich ein an den →König zu entrichtender →Zins in dem Mittelalter. Er beruht auf unterschiedlichen Gründen. Erstmals erscheint er sachlich vielleicht 724, erlangt aber niemals wesentliches Gewicht. S. Google

Lit.: Minnigerode, H. Frhr. v., Königszins, 1927; Gallmeister, E., Königszins und westfälisches Freigericht, Diss. phil. Tübingen 1946 masch.schr.; Sprandel, R., Grundherrlicher Adel, rechts­stän­dische Freiheit und Königszins, DA 19 (1963), 1

Königtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →König

Lit.: Boshof, E., Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahrhundert, 1993, 3. A. 2010; Das frühmittelalterliche Königtum, hg. v. Erkens, F., 2005

Konklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [Reichstagsakten] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das - um 1400 aufgenommene - Lateinische des Altertums [conclave] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) eingeschlossene Versammlung, abgeschlossener Versammlungsraum für die Wahl des Papstes, s. Google

Lit.: Wolf, H., Konklave – Die Geheimnisse der Papstwahl, 2017

Konkordat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 15. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1418 lat. capitula [N.Pl.] concordata) ist in dem katholischen Kirchenrecht sachlich ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen der Kirche (bzw. dem Heiligen Stuhl) und einem Staat zu der Regelung einer kirchenpolitischen Angelegenheit. Als sachlich erstes Kordat gilt das Wormser Konkordat von dem 23. 9. 1122, das den →Investiturstreit (vor­läufig) beendet. Danach erscheinen Konkordate mit England (1213/1215), Portugal (1238) und anderen Staaten oder Ländern. Für das Heilige römische Reich ist besonders bedeutsam das bis 1803 wirksame Wiener Konkordat von dem 17. 2. 1448. Seit dem 19. Jahrhundert versucht der Staat die Kirche seiner Aufsicht zu unterstellen (beispielsweise Napoleonisches Konkordat 15. 7. 1801/8. 4. 1802). Österreich vereinbart an dem 18. 8. 1855 ein in weiten Teilen kaum umgesetztes, 1870 von ihm gekündigtes und 1874 außer Kraft gesetztes Konkordat, das Deutsche Reich unter Reichskanzler Adolf Hitler an dem 20. 7. 1933, Österreich an dem 5. 6. 1933 (an dem 1. 5. 1934 mit der Maiverfassung verkündet, 1957 als gültig erklärt). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 205; Münch, E., Vollständige Sammlung aller älteren und neueren Konkordate, Teil 1f. 1830f.; Bernheim, E., Das Wormser Konkordat, 1906, Neudruck 1970; Bertrams, W., Der neuzeitliche Staatsgedanke und die Konkordate des ausgehenden Mittelalters, 2. A. 1950; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Raab, H., Die concordata nationis Germanicae, 1956; Weber, W., Die deutschen Konkordate, Bd. 1f. 1962ff.; Hollerbach, A., Verträge zwischen Staat und Kirche in der Bundesrepublik Deutschland, 1965; Staat und Kirche im Wandel der Jahrhunderte, hg. v. Fuchs, W., 1966; Weber, H., Staatskirchenverträge, 1967; Volk, L., Das Reichskonkordat vom 20. Juli 1933, 1972; Das Recht der Staatskirchenverträge, hg. v. Mückl, S., 2007; Hermes, C., Konkordate im vereinigten Deutschland, 2008

Konkubinat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 17. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Konkubine, F. um 1400 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die auf längere Zeit abgestellte außereheliche und durch Beischlaf geknnzeichnete Geschlechts­ge­mein­schaft. Der Konkubinat gewinnt in dem klassischen rö­mischen Recht als Folge der Eheverbote des Princeps Augustus (44 v. Chr.-14 n. Chr.) an Bedeutung. Da er christlichen Vorstellungen widerspricht, wird er von der Kirche bekämpft. Von 21 sicher nachweisbaren königlichen Konkubinen des Frühmittelalters sind 6 (lat.) nobilis (adelig) und nur eine oder zwei sicher unfrei. 1530 wird der Konkubinat förmlich verboten. In dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts setzt sich die →nichteheliche Lebensgemeinschaft tatsächlich in erheblichem Umfang gegenüber der auch durch durch die gleichgeschlechtliche Ehe bedrohten Ehe durch. S. Google

Lit.: Kaser §§ 58 VIII, 61 II; Hübner; Köbler, DRG 37, 58, 161; Herrmann, H., Die Stellung unehelicher Kinder nach kanonischem Recht, 1971; Ebel, E., Der Konkubinat nach altwestnordischen Quellen, 1993; Friedl, R., Der Konkubinat im kaiserzeitlichen Rom, 1996; Schumann, E., Die nichteheliche Familie, 1998; Esmyol, A., Geliebte oder Ehefrau? Konkubinen im frühen Mittelalter, 2002

Konkubine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Beischläferin, Nebenfrau) → Konkubinat

Konkurrenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein der Wettbewerb. In dem Recht können Ansprüche oder Straftatbestände miteinander konkurrieren. Systematisch befasst sich mit dieser Frage erst die neuzeitliche (strafrechtliche) Rechts­wissenschaft ([nach Carpzov 1635] Koch 1758, 5. A. 1779). Sie unterscheidet Idealkon­kurrenz und Realkonkurrenz bzw. Handlungseinheit und Handlungsmehrheit, doch werden die seit dem Strafgesetzbuch Bayerns von 1813 gesetzlich festgelegten sehr unterschiedlichen Folgen rechtstatsächlich viel­fach gemildert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 204; Koch, J., Institutiones iuris criminalis, 1758, 3. A. 1770, 9. A. 1791; Rotteck, H. v., Über Concurrenz der Verbrechen, 1840; Schreuer, H., Die Behandlung der Verbrechens­konkurrenz in den Volksrechten, 1896; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Liebs, D., Die Klagenkonkurrenz im römischen Recht, 1972; Lang, B., Die Idealkonkurrenz als Missverständnis, 2008

konkurrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wetteifern

Konkurs (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen allgemein als Zusammenlauf 1571 [Roth] und ab 1670 als Zusammenlauf der Gläubiger in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. concursus [M.] creditorum, Zusammenlauf der Gläubiger, nach 1646, M.) ist das Verfahren zu der gleichzeitigen und gleich­mäßigen Befriedigung aller Gläubiger eines Schuldners aus dessen Vermögen. Bereits in dem spätantiken römischen Recht wird das Vermögen eines Schuldners in seiner Gesamtheit bei Überschuldung gegenüber mehreren Gläubi­gern in einer Gesamt­vollstreckung verwertet. In dem Mittelalter gilt demgegenüber zunächst der Grundsatz der Priorität der jeweiligen Einzelvoll­streckung. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts findet sich vielleicht unter oberitalieni­schem Einfluss in den Hansestädten zunächst bei Tod oder Flucht des Schuldners der Gedanke der quoten­mäßigen Aufteilung des verbleibenden Vermögens auf mehrere Gläubiger. Für Augsburg ist ermittelt, dass es ein eigenes abschließendes Konkursrecht nicht gegeben hat, sondern das frühnzeitliche Konkursrecht Augsburgs letztlich eine Weiterentwicklung des gemeinen Rechtes unter Berücksichtigung der regionalen Erfahrungen und Besonderheiten ist. In dem 17. Jahrhundert werden die römisch-oberitalienischen Ansätze (bahnbrechend der königliche Rat in Val­ladolid/Spanien Salgado de Samoza, (lat.) Labyrinthus creditorum concurren­tium ad litem per debitorem communem inter illos causatum, 1646) von der europäischen Rechts­wissenschaft vertieft. Das gemeinrecht­liche Konkursverfahren ist ein Erkenntnis­prozessverfahren mit einem langwierigen Liquidationsverfahren und Prio­ritäts­ver­fahren unter Beteiligung eines Verwalters und meist eines die Gläubiger und deren Rechte feststellenden (lat. [M.]) contradictor, Widersprechender), das jeweils durch ein Urteil abgeschlossen wird. Es wird vielfach gesetzlich geregelt (Preußen Landrecht 1685, Landrecht 1721, Hypotheken- und Konkurs­ordnung 1722, Project des Codicis Friderici­ani Marchici 1748, Corpus Juris Fri­dericianum 1781, Allgemeine Ge­richtsord­nung 1793/­1795, französisch­rechtlich orien­tierte Kon­kursordnung 1855, Bayern Codex Juris Bavarici Judiciarii 1753, fran­zösischrechtlich orientierte Zivilprozessord­nung 1869, Österreich 1781, Westgalizien 1796, Würt­temberg 1818, 1869, Braun­schweig 1850, Hannover 1850). Der Code de commerce (Handelsgesetzbuch Frankreich 1807) und das Fallimentgesetz (1838) beschränken den Konkurs auf Kaufleute und stärken die Stellung der Gläubiger. Ihnen folgen Preußen (1855, Abwicklungs­verfahren unter staatlicher Lenkung, bei dem in dem Vorverfahren nur noch eine summarische Prüfung der Verfahrensvor­aussetzungen er­folgt, Schuldner, Gläubiger und Verwalter nicht mehr kontradiktorisch verhandeln und die Liquidation als Prozess abgeschafft ist), Baden (1864), Deutsches Reich (1877/1879 bzw. 1898 mit starker Stellung des Richters zwecks Wahrheitser­mittlung) und Österreich (1869 bzw. 1914). An dem Ende des 20. Jahrhunderts (Deutschland 1994 zu dem 1. 1. 1999) wird der Privatkonkurs zuge­lassen, die Vernichtung wirtschaftlicher Werte eingeschränkt, die inte­ressengerechte Abwicklung zwecks Marktbe­reinigung angestrebt und dabei das Konkurs­recht in das allgemeinere Insolvenzrecht (Insolvenz­ordnung) über­führt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 85 I, 87 III; Söllner § 8; Köbler, DRG 56, 116, 156, 183, 202; Endemann, W., Die Entwicklung des Konkursverfahrens, (in) Z. f. dt. Civilprozess 12 (1888), 24; Kohler, J., Lehrbuch des Konkursrechts, 1891; Deutsches Konkursprozessrecht, hg. v. Seuffert, L. u. a., 1899, Neudruck 2013; Hellmann, F., Das Konkursrecht der Reichsstadt Augsburg, 1905; Skedl, A., Die Grundlage des österreichischen Konkursrechts, (in) FS L. v. Bar, 1908, 5; Hellmann, F., Zur Geschichte des Konkursrechtes der Reichsstadt Ulm, 1909; Skedl, A., Die Grundlagen des österreichischen Konkursrechtes, (in) FS Adolf Wach, 1913; Fliniaux, A., La faillite des Ammanti de Pistoie, (in) Revue historique de droit français et étranger 4, 3 (1924), 436; Urfus, V., (Entstehung und Anfänge des Konkursrechts in Böhmen), 1960 (mit deutscher Zusammenfassung); Santarelli, U., Per la storia del fallimento, 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,856; Wesener, G., Zur Entwicklung des Konkursrechtes, (in) FS H. Baltl, 1978, 535; Zambrana Moral, P., Derecho concursal histórico I, 2001; Zambrana Moral, P., Iniciación histórica al derecho concursal, 2001; Meier, A., Die Geschichte des deutschen Konkursrechts, 2003; Hofer, S., So haben wir zu Beförderung des Credits …, (in) ZNR 26 (2004), 177; Vollmershausen, C., Vom Konkursprozess zum Marktbereinigungsverfahren, 2007; Ausschüsse für Vergleichs- und Konkurs­recht, hg. v. Schubert, W., 2008; Forster, W., Konkurs als Verfahren, 2009; Danckelmann, V. v., Aus- und Absonderung im deutschen Konkursrecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Zech, H., Die soziale Frage im Konkursrecht, 2012; Birnbaum, S., Konkursrecht in der frühen Augsburger Neuzeit, 2014; Falk, U., Die Konkursübel, ZRG GA 131 (2014), 266; Jilek, C., Priorität im bayerischen Konkurs seit der frühen Neuzeit, 2015; Alles, M., Haftung des Konkursverwalters, 2016

Konkursordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Konkurs

können (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte achtes Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wissen, kennen, fähig sein (V.)

Konrad II. (um 990-Utrecht 1039) deutscher König aus der rheinfränkischen Familie der Salier, s. Google

Lit.: Erkens, F., Konrad II., 1998

Konrad III. (1138-1152) deutscher König aus der Familie der Staufer, s. Google

Lit.: Die Regesten des deutschen Kaiserreiches unter Lothar III. und Konrad III., 2. A., bearb. v. Niederkorn, J. u. a., 2008; Ziegler, W., König Konrad III. (1138-1152), 2008; Konrad III., red. v. Ruess, K., 2011

Konrad von Gelnhausen (Gelnhausen um 1320-Heidelberg 13. 4. 1390) wird nach dem Theologiestudium in Paris und dem Kirchen­rechtsstudium in Bologna Professor in Paris und 1386 Mitbegründer und Kanzler der Universität Heidelberg. S. Google

Lit.: Wenck, K., Konrad von Gelnhausen, (in) HZ 76 (1896), 6

Konrad von Megenberg (1309-1390) →Megenberg

Konradiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist der Angehörige eines von dem Lahngau bis Thüringen von dem 8. bis 11. Jahrhundert bedeutsamen Grafengeschlechts.

Lit.: Jackman, D., The Konradiner, 1990; Hlawitschka, E., Der Thronwechsel des Jahres 1002 und die Konradiner, ZRG GA 110 (1993), 149; Wolf, A., Quasi hereditatem inter filios, ZRG GA 112 (1995), 64; Jackman, D., Criticism and Critique. Sidelights on the Konradiner, 1997; Hlawitschka, E., Konradiner Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis, 2003; Fried, J., Konradiner und kein Ende, ZRG GA 123 (2006), 1

Konsens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [Frey] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 15. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Willensübereinstimmung. Der Konsens begründet in dem klassischen römischen Recht den Konsensualkontrakt (Konsensual­vertrag wie Kauf, Miete, Dienstvertrag, Werkvertrag, Gesellschaft und Auftrag). Seit dem frühen Mittelalter vertritt die Kirche die Ansicht, dass auch die Ehe durch Konsens zustande kommt. In der frühen Neuzeit werden die Voraus­setzungen eines Konsenses genauer festgelegt (verbindlich, gegenseitig, wahr, vollkommen und ausdrücklich erklärt). Die Willensüber­einstimmung wird zu dem Kern jedes Vertrags und jeder Einigung. S. Google

Lit.: Kaser § 38; Söllner §§ 9, 12, 18; Hübner; Köbler, DRG 45, 164; Opet, O., Brauttradition und Konsensgespräch in mittelalterlichen Trauungsritualen, 1910; Ebel, W., Die Willkür, 1953; Marongiu, A., Il principio della democrazia e del consenso, (in) Studia Gratiana 8 1962, 551; Benöhr, H., Das sogenannte Synallagma in den Konsensual­kontrakten, 1965; Huber, J., Der Ehekonsens im römischen Recht, 1977; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 1 1985, 398ff.; Konsens und Konflikt, hg. v. Randelzhofer, A. u. a., 1986; Recht und Konsens im frühen Mittelalter, hg. v. Epp, V. u. a., 2017

konsensual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) übereinstimmend

Konsensualkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, in der deutschen Rechtssprache quellenmäßig nicht belegt, M.) →Konsensualvertrag, →Konsens

Konsensualvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, in der älteren deutschen Rechtssprache quellenmäßig nicht belegt, M.) nur einen Konsens voraussetzender Vertrag, →Konsensualkontrakt, →Konsens

konservativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums (1. Viertel 6. Jahrhundert n. Chr.) aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv) bewahrend

Konservativismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1830-1840 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und 1830-1840 aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M.) ist die Wandel grundsätzlich als Verlust der Lebenswelt verstehende und deswegen auf das Bewahren des Hergebrachten ausgerichtete menschliche Haltung, die sich daraus ergibt, dass von einem oder mehreren Menschen (liberale, soziale oder sonstige) Veränderungen angestrebt werden. Ab dem ausgehenden 18. bzw. verstärkt ab dem 19. Jahrhundert will der Konservativismus als Gegen­bewegung zu der →französischen Revolution von 1789 Staat, Gesellschaft und Kultur in der bisherigen Weise fortführen bzw. sich zeitweise nur gegen ungestümes Vorwärts­drängen wehren. Der entschiedenste Vertreter der vor allem von Adel, Bauern, Beamten und Kirche geteilten Auffassung ist Karl Ludwig von Haller (1768-1854). Politisch als Partei organisiert sich der Konservativismus kurz vor 1848 (1835-1845 Gerlach, Leo, Stahl). Konservative Parteien des 20. Jahrhunderts sind etwa Zentrum, Konservative Partei, Democrazia Cristiana, Österreichische Volkspartei, Christlich-Demokratische Union, Gaullisten u. a. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 179; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 531; Mohler, A., Die konservative Revolution in Deutschland 1918-1932, 1950, 6. A. 2005; Schwentker, W., Konservative Vereine und Revolution in Preußen 1848/49; Die Konstitutierung des Konservativismus als Partei, 1988; Ribhegge, W., Konservative Politik in Deutschland, 1989; Dittmer, L., Beamten­konservatismus und Modernisierung, 1992; Conservatism, hg. v. Müller, J., 1997; Schildt, A., Konservatismus in Deutschland, 1998; Konserva­tivismus, hg. v. Heidenreich, B., 1999; Stand und Probleme der Erforschung des Konservativismus, hg. v. Schrenck-Notzing, C. v., 2000; Breuer, S., Ordnungen der Ungleichheit, 2001; Nitschke, W., Adolf Heinrich v. Arnim-Boitzenburg (1803-1868), 2004; Müller, J., Konservativismus, 2007; Zrenner, P., Die konservativen Parteien und die Entstehung des Bür­gerlichen Gesetzbuchs, 2008; Heinsohn, K., Kon­servative Parteien in Deutschland 1912 bis 1933, 2009; Terhalle, M., Deutschnational in Weimar, 2009; Albrecht, H., Antiliberalismus und Antisemi­tismus, 2010; Konservative deutsche Politiker im 19. Jahrhundert, hg. v. Grothe, E., 2010; Weiß, V., Moderne Antimoderne – Arthur Moeller van den Bruck, 2012; Waldmann, P., Der konservative Impuls – Wandel als Verlusterfahrung, 2017; Jones, E., Edmund Burke and the Invention of Modern Conservatism 1830-1914, 2017; Breuer, S., Die Ausgänge des Konservativismus, 2021

konservieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., in der älteren deutschen Rechtssprache quellenmäßig nicht belegt, V.) wahren, bewahren

Konsiliator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, in der älteren deutschen Rechtssprache quellenmäßig nicht belegt, M.) ist der Gutachten verfassende Jurist des 14. und 15. Jahrhunderts (Postglossator, Kommentator, beispielsweise →Bartolus, →Baldus). Auch nach dieser Zeit werden einzelne Juristen und juristische Fakultäten vielfach gutachter­lich tätig (→Aktenversendung). Die Eigenart der gutachterlichen, grundsätzlich auch gewollt wegen eigener Sachkenntnisse zusätzliche Einkünfte verschaffenden Tätigkeit besteht in der begründeten Anwendung des Tatbestands des allgemeinen Rechtssatzes auf den besonderen Einzelfall (Sachverhalt). Die Konsilien sind teilweise in gedruckten Sammlungen veröffentlicht.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 107; Lipenius, M., Bibliotheca realis iuridica, Bd. 1ff. 1757ff. (6 Teile, erfasst [1630-1692] ursprünglich 20000, später insgesamt mehr als 100000 Titel aus mehr als 350 Jahren bis 1830, auch durch Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte nicht vollständig ersetzt); Kunkel, W., Das Wesen des ius respondendi, ZRG RA 66 (1948), 423; Pfister, A., Konsilien der Basler Juristenfakultät, 1929; Wieacker, F., Privatrechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, §§ 9, 10; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2 1 1975; Horn, N., Consilia, 1970; Scholz, J., Spanische Rechtssprechungs- und Konsilien­samm­lungen, (in) Ius commune 3 (1970), 98; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungs­literatur Deutschlands, 1974; Falk, U., Consilia, 2006

Konsistorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweiter Hälfte 13. Jahrhundert [Ulrich von Türlin in consistorio] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in der römischen Spätantike der Rat des Kaisers, seit dem Mittelalter die Versammlung der Kardinäle und in der Neuzeit eine protestantische Kirchenbehörde (Witten­berg 1539). Seit 1918 wird das protestantische Konsistorium zu dem Landeskirchenamt. S. Google

Lit.: Krusch, B., Die Entwicklung der herzoglich braunschweigischen Centralbehörden, (in) Z. d. hist. Ver. f. Niedersachsen 1893, 201; Bornhak, C., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Dieterich, H., Das protestantische Eherecht in Deutschland bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1970; Robinson, S., The Papacy, 1990; Frassek, R., Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005

konskribieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zusammenschreiben

Konskription (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die listenmäßige Erfassung zwecks Heranziehung zu kriegerischen Diens­ten. Sie wird auf der Grundlage römischer Ansätze durch Gesetz von dem 5. 9. 1798 in Frankreich aufgegriffen und danach auch in deutschen Staaten angewendet. Dort war schon seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts das Söldnerheer allmählich durch die Wehrpflicht ersetzt worden (Preußen 1733, Österreich 1771). S. Google

Lit.: Handbuch zur deutschen Militärgeschichte, Bd. 2f. 1964ff.; Winter, M., Untertanengeist durch Militärpflicht, 2005

Konstantin (der Große) (Naissus 27. 2. 280-Nikomedia Pfingsten 337) ist der römische Kaiser (306), der 330 in Konstantinopel (ab 425 dort Rechtsunterricht, Philosophie, Rhetorik, spätere Namen Byzanz, Istanbul) eine neue Reichshaupt­stadt errichtet, das Christentum (vielleicht aus kühler Überlegung?) anerkennt (313) und das Recht in mancherlei Einzelheiten ändert (Zeugen bei dem Grund­stückskauf, Beurkundung der Grund­stücks­schenkung, Pflichtteil, Verbot der Verfalls­abrede). S. Google

Lit.: Söllner § 19; Konstantin der Große, hg. v. Kraft, H., 1979; Clauss, M., Konstantin der Große, 1996; Piepenbrink, K., Konstantin der Große und seine Zeit, 2002, 2. A. 2007, 3. A. 2010; Odahl, C., Constantine and the Christian Empire, 2004; Heinze, T., Konstantin der Große, 2005; Schmitt, O., Constantin der Große, 2006; Herrmann-Otto, E., Konstantin der Große, 2007, 2. A. 2009; Konstantin und das Christentum, hg. v. Schlange-Schöningen, H., 2007; Kaiser Konstantin der Große, hg. v. Girardet, K., 2007; Eusebius von Caesarea, De Vita Constantini, hg. v. Bleckmann, B., 2007; Konstantin der Große, hg. v. Goltz, A. u. a., 2008; Girardet, K., Der Kaiser und sein Gott, 2010; Roesen, K., Konstantin der Große, 2013; Wallraff, M., Sonnenkönig der Antike, 2013

konstantinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums (constare) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., s. Google) Konstantin – und mittelbar Konstanz - betreffend

Konstantinische Schenkung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf →Konstantin (den Großen) (Kaiser 306-337) gefälschte Urkunde des 8./9. Jahrhunderts, in der Konstantin angeblich Papst Silvester I. Rom und das weströmische Reich überträgt und den Vorrang der römischen Kirche festlegt. Die gleichwohl in Sammlungen aufgenommene Urkunde wird bereits 1001 als Fälschung angezweifelt und in dem 15. Jahrhundert (von Lorenzo Valla) als Fälschung erwiesen. Geschichtlich gesichert ist nur die Gabe des (lat. [F.]) domus Faustae an den Bischof von Rom. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 77; Ohnsorge, W., Die konstantinische Schenkung, Leo III. und die Anfänge der kurialen römischen Kaiseridee, ZRG GA 68 (1951), 78; Fuhrmann, H., Konstantinische Schenkung und abendländisches Kaisertum, (in) DA 22 (1966), 63; Constitutum Constantini, hg. v. Fuhrmann, H., 1968 (MGH); Maffei, D., La donazione di Constantino, 1969; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., 1988; Fried, J., Donation of Constantine and Constitutum Constantini, 2007; Konstantin der Große, hg. v. Goltz, A. u. a., 2008

Konstantinopel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Konstantin

Lit.: Asutay-Effenberger, N., Die Landmauer von Konstaninopel, 2007; Schreiner, P., Konstantinopel, 2007; Crowley, R., Konstantinopel 1453, 2009; Devereaux, R., Constantinople and the West in Medieval French Literature, 2012

Konstanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der auf einem vermutlich nach 300 eingerichteten römischen Kastell an dem Bodensee beruhende Ort. Konstanz wird (in der Tradition einer spätantiken Militär­siedlung) zwischen 550 und 590 Bischofsitz. 1237 heißt es Reichsstadt. Von 1414 bis 1418 tagt dort das 16. allgemeine Konzil. 1966 erhält Konstanz eine Universität. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Beyerle, K., Die Konstanzer Ratslisten, 1898; Konstanzer Häuserbuch, bearb. v. Beyerle, K./Maurer, A., 1908; Beyerle, K., Grundeigentumsverhältnisse und Bürgerrecht im mit­telalterlichen Konstanz – Das Salmannenrecht, 1900; Buchegger, K., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Konstanz im 18. Jahrhundert, 1912; Isele, E., Die Säkularisation des Bistums Konstanz, 1933; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Das rote Buch, hg. v. Feger, O., 1945; Bader, K., Eine wieder aufgefundene Quelle zum Konstanzer Stadtrecht des 14. und 15. Jahrhunderts, ZRG GA 71 (1954), 382; Kimmig, H./Rüster, P., Das Konstanzer Kaufhaus, 1954; Meisel, P., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Konstanz, 1955; Feger, O., Vom Richtebrief zum roten Buch, 1955; Rexroth, K., Die Entstehung der städtischen Kanzlei in Konstanz, 1960; Feger, O./Rüster, P., Das Konstanzer Wirtschafts- und Gewerberecht zur Zeit der Reformation, 1961; Eisenmann, H., Konstanzer Institutionen des Familien- und Erbrechts von 1370 bis 1521, 1964; Horsch, F., Die Konstanzer Zünfte, 1979; Kühne, K., Das Kriminalverfahren und der Strafvoll­zug in der Stadt Konstanz, 1979; Bechtold, K., Zunftbürgerschaft und Patriziat, 1981; Strätz, H., 175 Jahre Hof- und Landgericht Konstanz, 1988; Baur, P., Testament und Bürgerschaft, 1989; Maurer, H., Geschichte der Stadt Konstanz, Band 1 Konstanz im Mittelalter, 1989ff.; Brandmüller, W., Das Konzil von Konstanz, 1991; Schuster, P., Der gelobte Frieden, 1995; Burkhardt, M., Konstanz im 18. Jahrhundert, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer, H., 2003; Seuffert, R., Konstanz, 2003, 2. A. 2013; Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14. Jahrhundert, 2005; Crivellari, F. u. a., Vom Kaiser zum Großherzog, 2006; Immenhauser, B., Bildungswege – Lebenswege, 2007; Der Konstanzer Domschatz, hg. v. Prange, M., 2012; Frenken, A., Das Konstanzer Konzil (1414-1418), 2013; Das Konstanzer Konzil, hg. v. Braun, K. u. a., 2013; Augenzeuge des Konstanzer Konzils – Die Chronik des Ulrich Richental, übers. v. Kühle, M. u. a., 2014; Rügert, W., Konstanz zur Zeit des Konzils, 2014; Rolker, C., Das Spiel der Namen, 2014; Petersohn, J., Reichsrecht versus Kirchenrecht, 2015; Buck, T., Das Konzil von Konstanz, (in) HZ 201 (2016), 703; Eckhart, P., Ursprung und Gegenwart – Geschichtsschreibung in der Bischofsstadt, 2016; Chronik des Konstanzer Konzils1414-1418 von Ulrich Richental, hg. v. Buck, T., 2020

konstituieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [Mainz] in sieben Stellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) festsetzen, einsetzen, gründen

Konstitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 [Trier] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] →constitutio, Adjektiv konstitutionell an dem Ende des 18. Jahrhunderts aus dem Französischen aufgenommen) ist die Festsetzung. In dem römischen (und auch mittelalterlichen) Recht ist damit das (kaiserliche) Gesetz (in dem Altertum edictum Erlass, decretum Entscheidung, rescriptum Antwort) gemeint, seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert (nach Vattel, E. v. Völkerrecht 1758  - die - Ordnung, nach der eine Nation sich vornimmt, gemeinschaftlich für die Erlangung der Vorteile arbeiten zu wollen, deretwegen die politische Gemeinschaft errichtet ist) die Verfassung (→Polen 1791, Frankreich, →Vereinigte Staaten von Amerika, nach 1806 Einzelstaaten des deutschen Sprachraums oder Deutschen Bundes). S. Google

Lit.: Söllner §§ 15, 19, 22, 23; Dulckeit/Schwarz/­Waldstein § 32 I, II; Köbler, DRG 31, 52; Schletter, H., Die Konstitutionen Kurfürst Augusts von Sachsen, 1857; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988, 42; Wegelin, P., Die bayerische Konstitution von 1808, 1958; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Kleinheyer, G., Aspekte der Gleichheit, (in) Der Staat Beiheft 4 1980, 7; Kaiser, W., Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, 2007

Konstitutionalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die europaweit in unterschiedlicher Einzelform erkennbare poli­ti­sche Gestaltung, bei der das Staatsoberhaupt durch eine (formelle, anfangs von ihm oktroyierte, später von dem Volk mitbestimmte oder schließlich auf Grund der Volkssouveränität geschaffene) Verfassung (→Konsti­tution) beschränkt ist (beispielsweise Entwürfe an dem Ende des 18. Jahrhunderts [Mainz 1792], konstitutionelle Monarchie vor allem in dem 19. Jahrhundert, beispielsweise Spanien Cortes-Verfassung von Cádiz 1812, Frankreich charte constitutionelle 1814, Nassau 1814, Baden, Bayern 1818, Württemberg 1819, Hessen-Darmstadt 1820, Belgien 1831 u. s. w.). Die Gesetzgebung wird dabei anfangs zwischen Staatsoberhaupt und Volk geteilt. Die Ausführung der Gesetze verbleibt dem Staatsoberhaupt, das auch die Regierung ernennt. Unabhängige Richter sprechen Recht in seinem Namen. Das Volk ist zunächst noch nicht der Souverän. S. Google

Lit.: Aretin, C. v./Rotteck, C. v., Staatsrecht der konstitutionellen Monarchie, Bd. 1f. 1824ff.; Pfeffer, W., Die Verfassung der Rheinbundstaaten, 1960; Rimscha, W. v., Die Grundrechte im süddeutschen Konstitutio­nalismus, 1973; Kohler, M., Die Lehre vom Widerstandsrecht, 1973; Probleme des Konstituti­onalismus, hg. v. Böckenförde, E., 1975; Aretin, K. Frhr. v., Bayerns Weg zum souveränen Staat, 1976; Floßmann, U., Eigentumsbegriff und Bodenordnung, 1976; Brodersen, C., Rechnungsprüfung für das Parlament in der konstitutionellen Monarchie, 1977; Dilcher, G., Zum Verhältnis von Verfassung und Verfassungstheorie im frühen Konstitu­tiona­lismus, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 65; Press, V., Landtage im alten Reich und im Deutschen Bund, (in) Z. f. württemberg. LG. 39 (1980), 100; Wahl, R., Rechtliche Wirkungen und Funktionen der Grundrechte, (in) Der Staat 20 (1981), 321; Ris, G., Der kirchliche „Konstitu­tionalismus“, 1988; Die Anfänge des Frühkon­stitutionalismus, hg. v. Dippel, H., 1991; Peters, W., Späte Reichspublizistik und Frühkonstitutionalis­mus, 1993; Würtenberger, T., Der Konstitutionalismus des Vormärz, (in) Der Staat, 1998, 166; Herz, D., Die wohlerwogene Republik, 1999; Kirsch, M., Monarch und Parlament im 19. Jahrhundert, 1999; Denken und Umsetzung des Konstitutionalismus, hg. v. Kirsch, M. u. a., 1999; Der Verfassungsstaat vor der Herausforderung der Massengesellschaft, hg. v. Kirsch, M. u. a., 2002; Schulze, C., Frühkonstitutionalismus in Deutschland, 2002; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutschland, 2005; Kon­stitutionalismus und Verfassungskonflikt, hg. v. Müßig, U., 2006; Rheinbündischer Konstitution­alismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Schmidt, R., Verfassungskultur und Verfassungssoziologie, 2012

konstitutionell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verfassungsmäßig

Konstitutionelle Monarchie (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch eine Verfassung (→Konstitution) beschränkte →Monarchie. Vorbild der kon­stitutionellen Monarchie ist seit der Glorious Revolution von 1689 →England. In →Frankreich werden 1814 die Rechte des Monarchen durch Regelmäßigkeit der Tagungen des Parlaments, Budgetrecht und Ministerverantwortlichkeit eingeschränkt. Teils behält in der Folge der Herrscher alle Rechte, die er nicht ausdrücklich der Volks­vertretung gibt, teils hat er nur die Rechte, die ihm ausdrücklich gewährt werden. Seit 1918 wird in Europa die konstitutionelle Monarchie entweder durch die Republik wie in dem Deutschen Reich oder Österreich oder durch die parlamentarische Monarchie wie in Großbritannien oder den Niederlanden ersetzt.

Lit.: Köbler, DRG 193; Hartung, F., Die Entwicklung der konstitutionellen Monarchie in Europa, (in) Hartung, F., Volk und Staat in der deutschen Geschichte, 1940, 183; Boldt, W., Konstitutionelle Monarchie oder parlamentarische Demokratie, (in) HZ 216 (1973), 553; Greve, F., Die Ministerverantwortlichkeit im konstitutionellen Staat, 1977; Willoweit, D., Deutsche Verfassungs­geschichte, 5. A. 2005, 8. A. 2019 §§ 28, 29, 31, 32, 37

Konstitutionen von Melfi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.Pl.) ist das von Kaiser Friedrich II. in dem September 1231 für das Königreich Sizilien erlassene Gesetz (corpus constitutionum, Gesamtheit der Gesetze, seit dem 19. Jahrhundert lat. liber [M.] augustalis, kaiserliches Buch). Es beruht auf römischem, byzantinischem, lan­gobardischem, normannischem, fränki­schem, arabischem sowie kirchlichem Recht und gliedert sich in drei Bücher mit 74, 49 und 81 Konstitutionen (später insgesamt 253 bzw. 291), von denen knapp 80 Regeln auf älteren Bestimmungen (Rogers II., Wilhelms II. und Friedrichs II.) beruhen und nur etwa ein Fünftel völlig neu geschaffen wird. Inhaltlich werden besonders das Verfahrensrecht, das Staats­organisationsrecht und das Strafrecht erfasst. Die K. haben bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts Bedeutung. S. Google

Lit.: Constitutiones regni Siciliae, 1475, Neudruck 1973; Die Konstitutionen Friedrichs II., hg. v. Conrad, A. u. a., 1973; Buyken, T., Die Constitutionen von Melfi und das jus Francorum, 1973; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Il Liber Augustalis, hg. v. Trompetti Budriesi, A., 1987; Martino, F., Federico II, 1988; Die Konstitutionen Friedrichs II. für das Königreich Sizilien, hg. v. Stürner, W., 1996

konstitutiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verfassungsmäßig, begründend, grundlegend

konstruieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufbauen, erschaffen

Konstruktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Aufbau, Bau, Wiedergabe

Konstruktionsjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein wissenschaftsgeschichtliches Wort für die durch wissenschaftliche Konstruktion Recht gewinnende, vor allem romanistische, aber auch germanistische und staatsrechtliche Jurisprudenz des 19. Jahrhunderts. →Begriffsjurispru­denz

konstruktiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) aufbauend, entwickelnd

Konstruktives Misstrauensvotum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Be­stimmung der Verfassungen Württem­berg-Badens (1947), Württemberg-Hohenzollerns, Nordrhein-Westfalens und des deutschen Grundgesetzes (1949), nach der das Parl­ament bzw. der Bundestag einem Mi­nisterpräsidenten bzw. Bundeskanzler nur dann das Misstrauen aussprechen kann, wenn er gleichzeitig mit Mehrheit einen neuen Mi­nisterpräsidenten bzw. Bundeskanzler wählt. Der Gedanke des konstruktiven Misstrauens­votums wird seit 1927 erörtert (Herrfahrdt, Rothenbücher, Glum, Schmitt, Wolgast, Smend) und für das Grundgesetz von 1949 von Carlo Schmid besonders unterstützt. In der Bundesrepublik Deutsch­land erstmals tatsächlich verwirk­licht wird es 1956 in Nordrhein-Westfalen (Sturz Karl Arnolds), wobei allgemein unterschiedliche Überlegungen bedeutsam sein können.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Konsul (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479? in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] →consul) ist schon in dem altrömischen Recht ein Höchstmagistrat. In dem Hochmittelalter werden die Ratsherren als (lat. [M.Pl.]) consules (Italien um 1100) bezeichnet. In der Neuzeit ist Konsul der Vertreter eines Staates in einem anderen Staat. 1799 nennt sich Napoleon erster Konsul Frankreichs, 1804 Kaiser. S. Google

Lit.: Kaser §§ 61, 77; Söllner §§ 6, 11, 14, 23; Köbler, DRG 18; Gouron, A., Diffusion des consulats, (in) Bibliothèque de l’École des Chartes 121 (1963), 226; Brieger, A., Die Jurisdiktion der römischen Konsuln, Diss. jur. Bonn 2007

Konsum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Verbrauch

Lit.: Europäische Konsumgeschichte, 1997; Konsum­politik, hg. v. Berghoff, H., 1999; Briesen, D., Warenhaus, Massenkonsum und Sozialmoral, 2001; Haupt, H., Konsum und Handel, 2003; North, M., Genuss und Glück des Lebens – Kulturkonsum im Zeitalter der Aufklärung, 2003; Konsum – Konsumgenos­senschaften in der DDR, bearb. v. Ludwig, A., 2007; Pohl, H., Aufstieg und Niedergang der deutschen Konsumgenos­sen­schaf­ten, 2007; Die bundesdeut­sche Massenkonsum­gesellschaft 1950-2000, 2007; König, W., Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft, 2008, 2. A. 2013; Torp, C., Konsum und Politik in der Weimarer Republik, 2011; Belndorfer, H., Wegwerfen ist eine Sünde, 2018; König, W., Geschichte der Wegwerfgesellschaft – Die Kehrseite des Konsums, 2019 (Warenhaus, Selbstbedienung, Marketing)

Konsument (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Verbraucher

Konsumentenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schutz der Verbraucher vor rechtswidrigem Verhalten von Herstellern

Konsumentenschutzgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem Schutz des Verbrauchers vor rechtswidrigem Verhalten von Herstellern dienende Gesetz. Solche Gesetze finden sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, insbesondere seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts.

Konsumgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine nach englischem Vorbild (Anfänge seit etwa 1770, Verstetigung seit etwa 1840) seit dem späteren 19. Jahrhundert (seit etwa 1860) zu der Verbilligung des Gütererwerbs der Handwer­ker und Arbeiter gebildete →Genossenschaft von Verbrauchern. In dem späteren 20. Jahrhundert erweisen sich die Konsum­genossenschaften (1969 coop) als zu wenig gewinnorientiert und deswegen genüber Wettbewerbern zu unproduktiv, so dass der in­zwischen entstandene Konzern 1990 in Teil­bereichen verkauft wird. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Prinz, M., Brot und Dividende, 1996; Spiekermann, U., Basis der Konsumgesellschaft, 1999; Pohl, H., Aufstieg und Niedergang der deutschen Konsumgenossen­schaften, 2007; Konsum - Konsumge­nossen­schaften in der DDR, bearb. v. Ludwig, A., 2007

konsumieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gebrauchen, verbrauchen

Konsumtion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verbrauch

Konsumtionskonkurrenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem römischen Recht bei Gesamtforderung und Gesamt­schuld der Ausschluss einer weiteren Klage eines anderen Gläubigers oder gegen einen anderen Schuldner durch die (lat.) →litis contestatio (F.) bezüglich einer (lat. [F.]) →actio eines Gläubigers oder gegen einen Schuldner.

Lit.: Kaser § 56 II

Kontinuität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und 1857 durch Johann Gustav Droysen für die Geschichtswissenschaft verwendet, F.) ist allgemein die Fortdauer, besonders die Fortdauer römischer Gegebenheiten in dem Frühmittelalter. Diese ist streitig. Deswegen muss in dem Einzelfall untersucht werden, ob eine frühmittel­alterliche Erscheinung aus dem römisch-christlichen Bereich oder aus dem heidnisch-germanischen Bereich kommt oder in der Zeit selbst erst neu entstanden ist. Dabei belegen beispielsweise jüngere Ausgrabungen in Straßburg, Konstanz, Köln, Mainz, Trier und Regensburg in starkem Maße Siedlungskontinuität von dem Altertum in das Frühmittelalter, während in dem ländlichen Bereich die römischen villae von der Verteilung von Dörfern mit zahlreichen Gehöften in dem späten 5. Jahrhundert abgelöst werden. Bei Ver­änderungen in dem politischen Bereich besteht aus Sachzwängen heraus vielfach Kontinuität der rechtlichen Bestimmungen (beispielsweise 1918, 1933, 1945), so dass beispielsweise die Magna Charta in Großbritannien seit 1215, der Code civil in Frankreich seit 1804, das ABGB in Österreich seit 1811 oder das BGB in Deutschland seit 1900 ungeachtet vieler einzelner Veränderungen als solche weiter gelten.

Lit.: Mitteis, H., Die Rechtsgeschichte und das Problem der historischen Kontinuität, 1947; Betti, E., Das Problem der Kontinuität im Lichte der rechtshistorischen Auslegung, 1957; Kontinuität?, hg. v. Bausinger, H. u. a., 1969; Baumgartner, H., Kontinuität und Geschichte, 1972; La Continuità nella Storia del Diritto, hg. v. Erler, A. u. a., 1972; Kontinuität - Diskontinuität in den Geistes­wissenschaften, hg. v. Trümpy, H., 1973; Westdeutschland 1945-1955, hg. v. Herbst, L., 1986; Angenendt, A., Das Frühmittelalter, 1990; Kontinuitäten und Zäsuren, hg. v. Schumann, E., 2008; Stolleis, M., Rechtsgeschichte schreiben, 2008

Konto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und um 1500 aus dem Italienischen sowie mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) Bankverbindung zwischen Bank und Kunden

Kontokorrent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und aus dem Italienischen des Hochmittelalters aufgenommen, N.) ist die laufende Rechnung zwischen zwei Beteiligten. Einen Ansatz hierfür liefert bereits das in Rom bekannte Kassenbuch. Bedeutsam wird die laufende Rechnung aber erst in Oberitalien in dem 13. und 14. Jahrhundert, in dem Heiligen römischen Reich in dem 15. Jahrhundert. Als Vertragsverhältnis wird das Kontokorrent seit dem 19. Jahrhundert angesehen.

Lit.: Endemann, W., Studien in der romanisch-kanonistischen Rechtslehre, Bd. 1f. 1874ff., Neudruck 1962, 455; Levy, I., Der Contovorrent-Vertrag, 1884; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913, 77, 105; Prausnitz, O., Die Geschichte der Forderungsverrechnung, 1928; Scherner, K., Wandlungen im Bild des Kontokorrents, (in) FS J. Bärmann, 1975, 171ff.

kontrahieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1522? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Windsheim] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusammenziehen, vereinbaren

Kontrahierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zusammenziehung, Vertrag

Kontrahierungszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die rechtliche Verpflichtung, eine Vereinbarung abzuschlie­ßen. Der Kontrahierungszwang widerspricht der Privatautonomie. Er wird in engen Grenzen in dem 20. Jahrhundert anerkannt. Ältere Ansätze kennt bereits das mittelalterliche Stadtrecht. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Kontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [Hochstift Meißen] in etwa dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] →contractus) ist der →Vertrag.

Lit.: Köbler, DRG 45; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010

Kontraktualismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Lehre zu der Begrün­dung staatlicher Rechtsordnung auf Vertrag seit der Aufklärung (beispielsweise Jean-Jacques Rousseau, Le contrat social, 1762). S. Google

Kontrolle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1768 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französiische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und vielleicht 1768 aufgenommen, F.) Überwachung

kontrollieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) überwachen, überprüfen

Kontrollrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Alliierter Kontrollrat

kontrovers (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1654 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) entgegengesetzt, streitig

Kontroverse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1635 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Auseinandersetzung, Meinungsver­schie­denheit

Kontumaz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Missachtung, Verachtung, Ungehorsam

Kontumazialverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das bei Ladungs­ungehorsam (lat. [F.] contumacia, Trotz) eintre­tende Verfahren des klassischen römischen und neu­­­zeitlichen Verfahrens­rechts. →Ver­säumnisverfahren

Lit.: Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess im Mittelalter, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959

Konvaleszenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das nachträgliche Wirksamwerden eines nicht oder nicht voll wirksamen Geschäfts in dem römischen und gemeinen Recht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 9 I 3, 27 II 1, 59 I 3a; Schanbacher, D., Die Konvaleszenz von Pfandrechten im klassischen römischen Recht, 1987

konvenieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1683? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusammenkommen, zusagen, gefallen

Konvent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1220 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 [Deutscher Orden] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zusammenkunft, Kloster

Konvention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [Freiburg im Breisgau] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Abkommen, Herkommen

konventional (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht allein in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht allein belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) abkommensgemäß, vereinbarungsgemäß, vertraglich

Konventionalstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bereits in dem römischen Recht als Fall der →Stipulation mögliche Vertragsstrafe.

Lit.: Kaser § 40 I 4b

Konversion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Umkehrung, Umwandlung) ist die schon dem römischen Recht bekannte Umdeutung eines unwirksamen Rechtsgeschäfts.

Lit.: Kaser § 9 I 3; Krampe, C., Die Konversion des Rechtsgeschäfts, 1980

konvertieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) umkehren, umwandeln

konzedieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Innviertel] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) weichen, zugestehen →Konzession

Konzentration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Neuenglische und Französische und teilweise das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Anhäufung, Ballung, Sammlung

Konzentrationslager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 20. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Spanische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein wohl dem spanischen Ausdruck campos reconcen­tra­dos nachgebildetes Wort. In campos reconcen­trados (campos de concentración) hält Spanien seit 1895 in dem zehnjährigen Unabhängigkeitskrieg kubanische Guerril­leros und deren Angehörige gefangen. An dem Ende des 19. Jahrhunderts errichtet England in dem südafrikanischen Burenkrieg „laagers“ bzw. concentration camps für die Angehörigen der Burenguerilleros. In der Sowjetunion, in der 1921 bereits rund 50 Zwangsarbeitslager bestehen, durchlaufen zwischen 1929 und 1953 etwa 18 Millionen Menschen Lager, aus denen mehr als 4,5 Millionen Menschen nicht zurückkehren. Seit 1933/1934 entstehen durch das Deutsche Reich unter Adolf Hitler etwa 60 Konzentrationslager (beispielsweise Auschwitz, Bergen-Belsen, Buchen­wald, Dachau (22. 3. 1933), Neuengamme, Ravens­brück, Sach­senhausen 1936 – bis 1945 mindestens 200000 Häftlinge -), in denen 1934 etwa 45000 und 1938 etwa 60000 Menschen untergebracht sind (1944 in Buchenwald nur noch 8 Prozent Deutsche). Sie werden zu regierungs­gestützten planmäßigen Vernich­tungs­lagern aller missliebigen Fremd­völ­kischen gemacht, in die seit Oktober 1939 alle Juden, die „ein staatsabträgliches Ver­halten zeigen“, eingewiesen und überwiegend durch Arbeit und Mord vernichtet werden (möglicherweise insgesamt mehr als 2 Millionen Opfer), wobei allerdings nach Wachsmann die allermeisten Inhaftierten überlebt haben (erste offizielle Hinrichtung eines Lagerinsassen an dem 4. 6. 1938) und 1945 etwa 1,1 Millionen Inhaftierte befreit werden.

Lit.: Köbler, DRG 222; Kogon, E., Der SS-Staat, 1946; Broszat, M., Studien zur Geschichte der Konzentrationslager, 1970; Richardi, H., Schule der Gewalt, 1983; Czech, D., Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945, 1989; Tuchel, J., Konzentrationslager, 1991; Die nationalsozialistischen Konzentrationslager, hg. v. Dieckmann, C. u. a., 1998; Konzentrationslager Bu­chenwald, 1998; Wippermann, W., Konzentrationslager, 1999; Orth, K., Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 1999; Auschwitz 1940-1945, hg. v. Dlugoborski, W. u. a., 1999; Lotfi, G., KZ der Gestapo, 2000; Orth, K., Die Konzentrationslager-SS, 2000; Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz, hg. v. Institut für Zeitgeschichte u. a., Bd. 1ff. 2000; Wenck, A., Zwischen Menschenhandel und Endlösung, 2000; Friedler, E. u. a., Zeugen aus der Todeszone, 2002; Schwarzbuch Gulag. Die sowjetischen Konzentrationslager, hg. v. Dobrowolski, I., 2002; Strebel, B., Das KZ Ravensbrück, 2003; Applebaum, A., Der Gulag, 2003; Steinbacher, S., Auschwitz, 2004; Petit, G., Rückkehr nach Langenstein, 2004; Geschichte der national­sozialistischen Konzentrations­lager, hg. v. Benz, W. u. a., Bd. 1ff. 2005ff.; … und wir hörten auf, Mensch zu sein, hg. v. Mayer, M., 2005; Fings, K., Krieg, Gesellschaft und KZ – Himmlers SS-Baubrigaden, 2005; Benz, W. u. a., Der Ort des Terrors, Bd. 1ff. 2005ff.; Konzentrationslager im Rheinland und in Westfalen 1933-1945, hg. v. Schulte, J., 2005; Dirks, C., Das Verbrechen der anderen, 2006; Grabher, M., Irmfried Eberl, 2. A. 2006; Kirschner, A., Salas Geheimnis, 2008; Sommer, R., Das KZ-Bordell, 2009; Heise, L., KZ-Aufseherinnnen vor Gericht, 2009; Encyclopedia of Camps and Ghettos, hg. v. Megargee, G, 2009; Concentration Camps in Nazi Germany, hg. v. Caplan, J. u. a., 2010; Wiedemann, F., Alltag im Konzentrationslager Mittelbau-Dora, 2010; Cramer, J., Der Lüneburger Prozess gegen Wachpersonal der Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen, 2011; Greiser, A., Der Kommandant, 2011; Weise, N., Eicke, 2013; Berger, S., Experten der Vernichtung, 2013; Welt der Lager, hg. v. Greiner, B. u. a., 2013; Kuwałek, R., Das Vernichtungslager Belżec, 2013; Bertrand, N., Die Ordnung der Gewalt in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern, ZRG 131 (2014), 363; Heyningen, E. van, The Concentration Camps of the Anglo-Boer War, 2013; Das Konzentrationslager Mauthausen 1938-1945 – Katalog zur Ausstellung in der Gedenkstätte Mauthausem, 2013, 2. A. 2019, Der Tatort Mauthausen – Eine Spurensuche, 2014; Buggeln, M., Slave Labor in Nazi Concentration Camps, 2014; Kreienbaum, J., Ein trauriges Fiasko – Koloniale Konzentrationslager im südlichen Afrika 1900-1908, 2015; Hördler, S., Ordnung und Inferno – Das KZ-System im letzten Kriegsjahr. 2015; Garbe, D., Neuengamme im System der Konzentrationslager, 2015; Wagner, J., Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora, 2015 (entspricht grundsätzlich einer Veröffentlichung von 2001); Freund, F., Konzentrationslager Ebensee, 2016; Helm, S., Ohne Haar und ohne Namen – Im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, 2016; Cymes, M., Hippokrates in der Hölle, 2016; Wachsmann, N., KL – Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 2016; Lieske, D., Unbequeme Opfer? „Berufsverbrecher“ als Häftlinge im KZ Sachsenhausen, 2016; Pivnik, S., Der letzte Überlebende, 2017; Hörvath, J., „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ in den Konzentrationslagern 1931 bis 1938, 2017; Fischer, H., Überlebende als Akteurinnen – Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück, 2017; Strigler, M., In den Fabriken des Todes – Ein früher Zeugenbericht vom Arbeitslager Skarzysko-Kamiena, hg. v. Beer, F., 2017; Schwartz, J., „Weibliche Angelegenheiten“ – Handlungsräume von KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und Neubrandenburg, 2018; Rabl, C., Mauthausen vor Gericht – Nachkriegsprozesse im internationalem Vergleich, 2019; Rousset, D., Das KZ-Universum, 2020; Europa in Mauthausen, hg. v. Botz, G., 2021; Deportiert nach Mauthausen, hg. v. Prenninger, A., 2021

Konzentrationsmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem neuzeit­lichen Verfahrensrecht der bereits in dem gemeinen Recht sichtbare, auf Konzen­tration gerichtete Verfahrensgrund­satz, der den Ablauf des Verfahrens durch Konzentration auf möglichst wenige Ter­mine be­schleunigen soll.

Lit.: Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Pro­zess­ma­xi­men, 1975¸ Willmann, P., Die Konzentra­tions­maxime, 2004

Konzern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache belegt sowie über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Wirtschaftsrecht des (letzten Viertels des) 19. Jahrhunderts und des 20. Jahrhunderts die unter Wahrung der rechtlichen Selbständigkeit erfolgende Zusammenfas­sung eines herrschenden und mindestens eines abhängigen Unternehmens (Unter­ordnungs­kon­zern) oder mehrerer rechtlich selb­ständiger, nicht von einander abhängiger Unternehmen (Gleichord­nungs­konzern) unter einheitlicher Leitung. Mit der Interna­tionalisierung der Wirtschaft tritt der große multinationale Konzern in den Vordergrund. Den Missbrauch soll in Deutschland das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (27. 7. 1957, 3. 8. 1973) eindämmen. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 250; Emmerich, V., Konzernrecht, 1973, 5. A. 1993, 8. A. 2005, 9. A. 2019; Dettling, H., Die Entstehung des Konzernrechts im Aktiengesetz von 1965, 1997; Ellenberg, S., Herrschaft und Reform, 2012; Damler, D., Konzern und Moderne, 2016 (anregend und unklar)

Konzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [Wiegand-Hirt] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zugeständnis, Verleihung →konzedieren

Konzessionssystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem 19. Jahrhundert bestehende System, das für die Entstehung einer juristischen Person eine Konzession (Verleihung, Genehmigung) des Staates erfordert. Es wird durch den liberalen Grundsatz der freien Körperschaftsbildung (System der Normativbestimmungen) abgelöst (Österreich 1870).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 207, 217; Dörr, C., Vom Konzessionszwang zum Normativrecht, 2013

Konzil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1210 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Gottfried von Straßburg] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (oder →Synode, Versammlung) ist in dem katholischen Kirchenrecht das kol­legiale, nicht ständige Organ zu der Behandlung kirchlicher Angelegenheiten. Das Konzil lässt sich seit der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. nachweisen. Allgemeine (öku­menische) Konzile (bisher 21) finden seit Nikäa (325), Konstantinopel (381), Ephesus (431) und Chalkedon (451) statt (Konstantinopel 553, Nikäa [II] 787, Konstantinopel 869, Konstantinopel 880. wei­tere wichtige Konzile sind die vier Laterankonzile von 1123, 1139, 1179 und 1215, das 16. ökumenische Konzil von Konstanz von 1414-1418, das 17. ökumenische Konzil von Basel (1431-1437), das 19. ökumenische Konzil von Trient (1545-1563), das erste Vatikanische Konzil (1869-1870) sowie das zweite Vatikanische Konzil von 1962-1965. Sie treffen meist richtungweisende Beschlüsse.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hefele, C. v., Concilien­geschichte, Bd. 1ff. 2. A. 1873ff.; Jedin, H., Kleine Konziliengeschichte, 1959, 8. A. 1969; Tangl, G., Die Teil­nehmer an den allgemeinen Konzilien des Mittelalters, 1922; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hess, H., The early development of Canon law and the Council of Serdica, 1958, 2. A. 2002; Conciliorum Oecumenicorum Decreta, hg. v. Alberigo, G., 3. A. 1973; Nörr, K., Kirche und Konzil bei Nikolaus de Tudeschis, 1964; Sieben, H., Die Konzilsidee der Alten Kirche, 1979; Sieben H., Die Konzilsidee des lateinischen Mittelalters, 1984; Dekrete der ökumenischen Konzilien, hg. v. Wohlmuth, J., Bd. 1ff. 1997ff.; Das Konzil von Aachen, hg. v. Willjung, H., 1998; Ballweg, J., Konziliare oder päpstliche Reform, 2000; Gresser, G., Die Synoden und Konzilien der Zeit des Reformpapsttums in Deutschland, 2004; Uphus, J., Der Horos des zweiten Konzils von Nizäa (787), 2004; Limmer, J., Konzilien und Synoden im spätantiken Gallien, 2004; Sieben, H., Studien zu Gestalt und Überlieferung der Konzilien, 2005; Boockmann, H./Dormeier, H., Konzilien, Kirchen- und Reichsreform (1410-1495), 2005; The Oecumenical Councils, hg. v. Alberigo, G. u. a., 2006; Die Konzilien von Pisa (1409), Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1449), hg. v. Müller, H. u. a., 2007; Concilium universale Nicaenum secundum, hg. v. Lamberz, E., 2008; Minnich, N., Councils of the Catholic Reformation, 2008; Müller, H., Das Basler Konzil (1431-1449) und die europäischen Mächte, (in) HZ 293 (2011), 593; Die Konzilien der karolingischen Teilreiche 875-911, hg. v. Hartmann, W. u. a., 2012; Hartmann, W., Über 100 Jahre Edition der karolingischen Konzilien bei den Monumenta Germaniae Historica, (in) DA 70 (2014) 107 (es fehlt noch die Zeit zwischen 1002 und 1022, wünschenwert sind auch neue Editionen der Rechtssammlungen Reginos von Prüm und Burchards von Worms); Ubl, K., Bischöfe und Laien auf dem Konzil von Tribur 895, (in) DA 70 (2014) 143, Das II. Vatikanische Konzil – Geschichte - Bedeutung – Wirkung, hg.v. Melloni, A., 2015; Kirsch, M., Das Konzil im späten Mittelalter, 2016; Jedin, H., Geschichte des Konzils von Trient, Bd. 1-5 Sonderausgabe 2017; Eßer, F., Schisma als Deutungskonflikt – Das Konzil von Pisa und die Lösung des großen abendländischen Schismas (1378-1409), 2019 (papstloses Konzil mit wesentlicher Veränderung der Fronten 1409); Das erste vatikanische Konzil, hg. v. Knop, J. u. a., 2019; Weitlauff, M., Das erste Vatikanum (1869/70) wurde ihnen zum Schicksal – Der Münchner Kirchenhistoriker Ignaz von Döllinger, 2020; Brimioulle, P., Das Konzil von Konstantinopel 536, 2020

Konziliarismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der katholischen Kirche die an dem Ende des 14. Jahrhunderts entstehende Bewegung, die das →Konzil zu der höchsten Gewalt der Kirche zu machen versucht. Der Konziliarismus kann sich letztlich nicht wirklich durchsetzen. S. Google

Lit.: Kneer, A., Die Entstehung der konziliaren Theorie, (in) Römische Quartalschrift 1893; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Angermeier, H., Das Reich und der Konziliarismus, (in) HZ 191 (1961), 529; Brandmüller, W., Papst und Konzil im großen abendländischen Schisma, 1990; Das Ende des konziliaren Zeitalters, hg. v. Müller, H., 2012

Konzilsappellation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der wohl seit der Spätantike bekannte Versuch, gegen eine Entscheidung des Papstes →Appellation an ein →Konzil einzulegen. Die Konzilsappellation kommt, ohne durchschlagende Erfolge, während des gesamten Hochmittelalter und Spätmittelalters häufiger vor.

Lit.: Becker, H., Die Appellation vom Papst an ein allgemeines Konzil, 1988; Schmidt, T., Vom Nutzen nutzloser Appellationen an ein allgemeines Konzil, (in) DA 46 (1990), 173ff.; Spehr, C., Luther und das Konzil, 2010

Kopenhagen gelangt 1167 als Fischer­siedlung von dem König von Dänemark an den Bischof von Seeland. 1254 erhält der Ort Stadtrecht. 1416 kommt er an den König zurück. 1479 wird er Sitz einer Universität. S. Google

Lit.: Wiborg, A./Gralle, J., Kopenhagen, 1981; Christophersen, A., Fra Villa Hafn, 1986; Kobenhavns Universitet, hg. v. Ellehoj u. a., Bd. 1ff. 1990ff.; Dansk Forvaltningshistorie, hg. v. Jespersen, L. u. a., 2000

Kopernikus (Thorn 1473-Frauenburg 1543), Domherr, Arzt, Jurist, Adminis­trator, erweist mit seinen auf antiken griechischen Quellen fußenden Beobachtungen (De revolutionibus orbium coelestium, 1543, Von den Umdrehungen der himmlischen Welten), dass nicht die Erde der Mittelpunkt unseres Sonnensystems ist, sondern die Sonne. S. Google

Lit.: Biographia Copernicana, bearb. v. Kühne, A. u. a., 2004; Bieri, H., Der Streit um das kopernikanische Weltsystem im 17. Jahrhundert, 2007, 2. A. 2008

Kopf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Haupt

Kopfsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1631 [CAug] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine verschiedentlich verwendete Art der →Steuer, bei welcher der Mensch (Kopf) als solcher die Steuer­grund­lage bildet. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Baltl/Kocher; Schwennicke, A., Ohne Steuer kein Staat, 1996; Ausbüttel, F., Die Verwaltung des römischen Kaiserreichs, 1998

Kopie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1359 [Brügge] in rund fünfzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Abschrift, Ablichtung

Kopialbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [Sachsen] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein Sammelband von Abschriften von Urkunden. Das Kopialbuch erscheint sachlich in dem Frühmittelalter in kirchlichen Kanzleien und in dem Hochmittelalter in landesherrlichen Behörden. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 105; Dülfer, K., Urkunden, Akten und Schreiben im Mittelalter und Neuzeit, (in) Archival. Z. 53 (1957); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2007; Andermann, K., Das Kopialbuch des Jakob von Lachen, (in) ZGO 155 (2007), 227ff.

Köppen, Johann (Treuenbrietzen 1531-Berlin 15. 7. 1611) wird nach dem Rechts­studium in Wittenberg und Frankfurt an der Oder Rechtslehrer in Frankfurt an der Oder, Kammerrat, Richter und Diplomat. Sein Entwurf eines Landrechts für die Kurmark und die Neumark (1590, gegliedert nach Personen, Contracten, Erb­recht, Strafrecht, Verfahrens­recht) schei­tert. S. Google

Lit.: Scholz, J., Der brandenburgische Landrechts­entwurf von 1594, 1973

Koran (Wort 16. Jh.aus dem Spanischen und mittelbar dem Arabischen aufgenommen, arab. [M.] Lesung, Vortrag, M.) ist das in Reimprosa abgefasste heilige, die Offenbarung des Propheten →Mohammed (um 569-632) (608 bzw. 610-632) in loser Reihenfolge enthaltende Buch des →Islams (114 Suren bzw. Kapitel, davon die ersten Offenbarungen in einprägsamen Reimen) in arabischer Sprache. Die ältesten überlieferten Handschriften des zumindest in Teilen abgeänderten Textes entstammen dem 9. Jahrhundert. Der Koran ist Grundlage des islamischen Glaubens und Rechtes. Etwa 200 der 6437 Verse des Korans betreffen Gewalt. S. Google

Lit.: Paret, R., Der Koran, Bd. 1f. 1975, 3. A. 1983, 10. A. 2008, 11. A. 2010; Nagel, T., Der Koran, 3. A. 1998; Zirker, H., Der Koran, 1999, Thyen, J., Bibel und Koran, 2000; Der Koran und sein religiöses und kulturelles Umfeld, hg. v. Nagel, T., 2010; Judaism, Christianity and Islam in the Course of History, hg. v. Gall, L. u. a., 2010; Pohlmann, K., Die Entstehung des Korans, 2012, 2. A. 2013, 3. A. 2015, Herders Theologischer Korankommentar, hg. v. Khorchide, M., 2018ff.; Ghaffar, Z., Der Koran in seinem religions- und weltgeschichtlichen Kontext, 2020

Korea (1895 Gerichtsverfassungsgesetz, 1905 Strafgesetzbuch, 1910 Korea von Japan annektiert bis 1945), s. Google

Lit.: Eggert, M./Plassen, J., Kleine Geschichte Koreas, 2005; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Einführung in das koreanische Recht, hg. v. Korea Legislation Research Institute, 2010; Kim, D., Grundlagen der strafrechtlichen Aufarbeitung von DDR-Unrecht und Möglichkeiten ihrer Übertragung auf die Bewältigung nordkoreanischen Systemunrechts, 2012; Kwon, H., After the Korean War, 2020

Kormcaja (Kniga) (F.) (Steuermanns­buch?) ist das vielleicht noch in das 9. Jahrhundert zurückreichende, auf byzantinischen Grundla­gen aufbauende Rechtsbuch des slawischen Kirchenrechts (Fassung des 11. Jahrhunderts mit 14 Titeln). Eine Fassung wird 1649/1650 bzw. 1653 in Moskau erstmals gedruckt. S. Google

Lit.: Zuzek, I., Studies on the Chief Code of Russian Canon Law, 1964; Strauch, D., Schwedisches Landschaftsrecht und frühes Recht der Rus’, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997

Körper (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1237-1252 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [Ingelheim] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die einen Inhalt einschließende Hülle einer (räumlichen) Gegebenheit (z. B. eines Menschen, Tieres oder Feuerwerks). S. Google

Lit.: Der Körper, hg. v. Kellermann, K, 2003; Tyszka, P., The Human Body in Barbarian Laws c. 500-c. 800, 2014; Meder, S., Doppelte Körper im Recht, 2015

Körperkraft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist verschiedentlich ein rechtlich bedeutsames Merkmal.

Lit.: Kaser §§ 17, 82 IV 3; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Fehr, H., Kraft und Recht, (in) FS J. Hedemann, 1938, 3

körperlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1523 [Köbel] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Körper betreffend

Körperschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1800) ist sachlich die mitgliedschaftlich verfasste, von dem Wechsel der Mitglieder unabhängige Personenver­einigung. Nach älteren Ansätzen in dem römischen Altertum und in dem Mittelalter sowie in der evangelischen Staatskirchenlehre des 17. Jahrhunderts (so Endrös) setzt sich die Figur der →juristischen Person bzw. Körperschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (so Forsthoff) durch (→Beseler). Streitig ist die Art des Verständnisses (Fiktion oder realer Orga­nismus). Die Körperschaft kann dem öffentlichen Recht oder dem privaten Recht angehören. Der Personenverband (K.?) wird schon in älterer Zeit durch Symbole dargestellt (beispielsweise Krone, Lanze, Thron, Schlüssel, Leib, Schiff, Mauer). In Deutschland wird 1920 die Körperschaft­steuer für juristische Personen von der seit 1799 entwickelten Einkommensteuer verselbständigt.

Lit.: Kaser §§ 17 I, II, 82 IV 3; Kroeschell, DRG 3; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Schnorr von Carolsfeld, L., Geschichte der juristischen Person, 1932; Schikorski, F., Die Auseinandersetzung um den Körperschaftsbegriff, 1978; Schröder, J., Zur älteren Genossenschaftstheorie, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 399; Endrös, A., Entstehung und Entwicklung des Begriffs „Körperschaft des öffentlichen Rechts“, 1985; Landau, P., Gesellschaftliches Recht und das Prinzip freier Körperschaftsbildung in der Rechtsphilologie von Heinrich Ahrens, (in) FS A. Erler, 1986, 157; Eichler, H., Die Verfassung der Körperschaft und Stiftung, 1986; Schubel, C., Die Rechtsfähigkeit korporativer Verbände, ZRG 116 (1999), 314; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Selbstregulierung im 19. Jahrhundert, hg. v. Collim P. u. a., 2011

Körperschaftsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Körperschaften betreffende Einkommensteuer (2006 rund 5 Prozent des Steueraufkommens in der Bundesrepublik Deutsch­land). Sie entsteht in den deutschen Bundes­staaten nach 1871 durch Einbeziehung der Gesellschaften in die Einkommensteuer. Dem folgt das Deutsche Reich 1913 und 1916/­1918. 1920 wird ein besonderes Körperschaft­steuergesetz ge­schaf­fen. S. Google

Lit.: Potthast, T., Die Entwicklung der Körperschaft­steuer, 2008

Körperverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Eingriff in die körperliche Unversehrtheit eines Men­schen. Sachlich ist Körperverletzung von Anbeginn der Menschheit an denkbar. In dem altrömischen Recht soll, wer einem Freien ein Glied zerreißt, sich entweder mit ihm vergleichen oder (höchstens) dasselbe erleiden. Wer einem anderen (nur ?) ein Bein bricht, soll (nur ?) die feste Summe von 300 Pfund Kupfer (lat. [F.] poena) entrichten, bei einem Sklaven 150 Pfund Kupfer. Wer einem anderen ein sonstiges Unrecht (sonstige Körperverletzung, Freiheitsent­zug, Beleidi­gung) antut, soll 25 Pfund Kupfer leisten. In dem klassischen römischen Recht ist Rechtsfolge der Körperverletzung ein durch Schätzung zu bestimmender (unver­erblicher) Geldausgleich. Bei den Germanen und in dem Frühmittelalter wird die Körperverletzung durch in den Volksrechten unterschiedlich bestimmte →Buße ausgeglichen. In dem Hochmittel­alter erscheint sie als Straf­tatbestand (Läh­mung, blutende Wun­de, trockener Schlag). In der Constitutio Criminalis Carolina (1532) fehlt ein Straftatbestand Körperverletzung. In der Neuzeit wird die tätliche Beleidigung von der Körperverletzung abgesondert. Zugleich wird für Schmerzen in dem Privatrecht Schadenersatz gewährt. In dem 19. Jahrhundert wird die Körperverletzung systematisiert (schwere Körperverletzung, fahrlässige Körperverletzung). S. Google

Lit.: Söllner §§ 8, 10; Köbler, DRG 27, 48, 119, 158; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1906, Neudruck 1958; Günther, L. Über die Hauptstadien der geschichtlichen Entwicklung des Verbrechens der Körperverletzung, Diss. jur. Erlangen, 1884; Wachenfeld, F., Die Begriffe von Mord und Totschlag sowie vorsätzlicher Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, 1890; Friese, V. Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; His, R., Die Körperverletzung im Strafrecht des deutschen Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 75; Wittmann, R., Die Körperverletzung an Freien im klassischen Recht, 1972; Völkl, A., Die Verfolgung der Körperverletzung im frühen römischen Recht, 1984; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Korn, F., Körperverletzungsdelikte, 2003; Gröning, C., Körperverletzungsdelikte, 2004

Korporation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Körperschaft (E. 19. Jahrhundert auch Studentenverbindung), s. Google

Lit.: Feistl, M., Eigentumsverhältnisse an Corps­häu­sern, Diss. jur. Regensburg 2010

korrumpieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verderben, bestechen

korrupt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) bestechlich, käuflich

Korruption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in  Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verderbnis) ist das durch materielle Vorteile (in einfachen Fällen Geld, in eleganteren Fällen geldwerte Beziehungen) bewirkte pflichtwi­drige Verhalten von Verpflichteten bzw. die Erlangung eines privaten Vorteils durch Missbrauch eines öffentlichen Amtes. Korruption findet sich an vielen Orten zu vielen Zeiten (beispielsweise Vermittlung einer Stelle als Univer­sitätsassistent als Ent­gelt für eine Schmeichelbiographie, Verbe­amtung eines Betrügers auf Antrag eines Lügners als Entgelt für eine Wahl zum Insti­tutsvorstand, Überlassung einer Schriften­reihe einer Klinik als Entgelt für die Habilita­tionsvermittlung, Verbeamtung gegen Fest­schrift u. s. w.). Wer sie bekämpft und sich nicht selbst korrumpieren lässt, wird von ihr mit allen Mitteln verfolgt. In Altertum und Mit­telalter ist Korruption (beispielsweise Äm­terkauf) (als personenorientierte Mikropolitik) selbverständlich, mit der Trennung von öffent­lichem Bereich und privaten Inte­ressen wird sie vielfach grundsätzlich (meistens nur bei anderen öffentlich) abgelehnt (, in dem eigenen Interesse aber tatsächlich selbverständlich geübt). S. Google

Lit.: Brooks, R., Corruption in American Politics, 1910; Göhring, M., Die Ämterkäuflichkeit im Ancien Régime, 1935; Klaveren, J. van, Die historische Erscheinung der Korruption, (in) VSWG 44 (1957), 289; Gardiner, J., The Politics of Corruption, 1970; Korruption im Altertum, hg. v. Schuller, W., 1982; Sturminger, A., Die Korruption in der Weltgeschichte, 1982; MacCullen, R., Corruption and the Decline of Rome, 1988; Political Corruption, hg. v. Heidenheimer, A. u. a., 1989; Rennstich, K., Korruption, 1990; Bannenberg, B./Schaupensteiner, W., Korruption in Deutsch­land, 2004; Engels, I., Politische Korruption in der Moderne, (in) HZ 282 (2006), 313; Durynek, J., Korruptionsdelikte (§§ 331ff. StGB), 2008; Geld - Geschenke - Politik - Korruption im neuzeitlichen Europa, hg. v. Engels, J. u. a., 2009; Rosillo López, C., La corruption à la fin de la République romaine, 2010; Korruption, hg, v. Grüne, N. u. a., 2010; Baumann, A., Korruption und Visitation am Reichskammergericht, 2012; Klein, A., Korruption und Korruptionsskandale in der Weimarer Republik, 2014; Engels, J., Die Geschichte der Korruption, 2014; Ruderer, S., Korruption und Staatsbildungsprozess, (in) HZ 300 (2015) 66; Bernsee, R., Moralische Erneuerung, Korruption und bürokratische Reformen in Bayern und Preußen 1780-1820, 2017; Rothfuss, A., Korruption im Kaiserreich – Debatten und Skandale zwischen 1871 und 1914. 2019; Engels, J., Alles nur gekauft?, 2019; Wahlkorruption in der frühen Neuzeit, hg. v. Harivel, M. u. a. 2019; Rosenmüller, C., Corruption and Justice in Colonial Mexico, 1650-1755, 2019; Rothfuss, A., Korruption im Kaiserreich, 2019

Korsika ist die in dem nordwestlichen Mittelmeer gelegene Insel, die seit 227 zu der römischen Provinz Sardinien gehört. Nach Einfällen von Vandalen, Ostgoten, Oströmern, Langobar­den, Sarazenen und Mauren setzt sich bis 1347 Genua durch. 1764/1768 gibt Genua Korsika an Frankreich. 1982 erhält das demnach in dem Recht nacheinander römisch, genuesisch und französisch geprägte Korsika in Frankreich Autonomie. S. Google

Lit.: Histoire de la Corse, hg. v. Arrighi, J., 1971; Grimaldi, S., La Corse, 1988

Koschaker, Paul (Klagenfurt 19. 4. 1879-Basel 1. 6. 1951) wird nach dem Studium der Mathematik und dann Rechtswissenschaft in Graz 1903 promoviert und 1905 habilitiert. Er wird 1908 Professor in Innsbruck, 1909 ordentlicher Professor in Prag, 1915 in Leipzig, 1936 in Berlin und 1941 in Tübingen. 1947 veröffentlicht er sein Werk Europa und das römische Recht (4. A. 1966).

Lit.: Nachrruf ZRG GA 68 (1951) IXff. (Below, K./Falkenstein, A.)

Kosovo (zu der Amsel [kos] gehörig) ist das 2008 von Serbien verselbständigte, von Albanern bewohnte Gebiet des ehemaligen Jugoslawien. S. Google

Lit.: Schmitt, O., Kosovo, 2008; Gritsch, K., Inszenierung eines gerechten Krieges?, 2010; Gromes, T., Ohne Staat und Nation ist keine Demokratie zu machen, 2012; Das neue Kosovo, hg. v. Džihic, V. u. a., 2013

Kossuth, Lajos (Monok/Ungarn 19. 9. 1802-Turin 20. 3. 1894) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Sáro­spatak und Pest Advokat, Journalist und Abgeordne­tenvertreter (1837 vier Jahre Festungshaft wegen Hochverrats), 1848 Finanzminister Ungarns, 1849 nach Unab­hängigkeitserklärung von dem 14. 4. 1849 in Ungarn Reichsverweser. An dem 11. 8. 1849 tritt er zurück und flieht nach der Kapitulation in das osmanische Reich, 1852 nach London und (nach Bekannt­schaft mit Giuseppe Mazzini) 1861 nach Turin. S. Google

Lit.: Lajos Kossuth, hg. v. Fischer, H., 2007

Kost (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 bzw.13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Aufwand, Ausgabe →Kosten

kosten (1) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1172-1190 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 12. Jahrhundert [Konrad von Würzburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Preis haben, davon verschieden kosten (2) versuchen, s. Google

Kosten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 12. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., Aufwand) sind die Werte, die für die Beschaffung oder Herstellung eines Gutes aufgewendet werden. Bereits in dem →Kognitionsverfahren des klassischen römischen Rechtes trägt der Unterliegende die Kosten des Verfahrens. Dieser Grundsatz ist in der Neuzeit wieder erkennbar, wobei in dem 18. Jahrhundert aus aufgeklärten Erwägungen das sog. →Armenrecht bzw. in dem späteren 20. Jahrhundert (Deutschland 1980) die →Prozesskostenhilfe entsteht. S. Google, →Kost

Lit.: Köbler, DRG 34, 56, 155; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Birkl, N., Prozesskosten- und Beratungshilfe, 2. A. 1981; Oestmann, P., Streit um Anwaltskosten in der frühen Neuzeit, ZRG 132 (2015), 152, ZRG 133 (2016), 191

Kostvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der Vertrag über Verköstigung, Kleidung und Ausbildung eines Kindes anderer Menschen. S. Google

Lit.: Ebel, W., Kostverträge nach lübischen Stadtbüchern, (in) FS H. Lentze, 1969, 137

KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) →Kommunismus

Kraft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 900 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Macht, Fähigkeit

Kraftfahrzeug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Landfahrzeug, das durch Maschinenkraft bewegt wird, ohne an Geleise gebunden zu sein. Das mit Benzin getriebene Kraftfahrzeug wird 1885 erfunden und 1886 von Carl Benz vorgeführt (N. A. Otto stationärer Viertaktverbrennungsmo­tor, 1885 C. F. Benz verkehrsfähiges Kraftfahr­zeug, 1886 G. Daimler). In Frankreich (1893 etwa 500 Automobile, 1900 2897 Automobile und 11252 Motorräder) wird an dem 14. 8. 1893 eine Pariser Ordonnance über den Verkehr mit Motorfahrzeugen erlassen. In Deutschland, wo 1902 4738 Kraftfahr­zeuge (Automobile) für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen sind, werden 1909 durch das Kraftverkehrs­gesetz (3. 5. 1909) zu dem 1. 10. 1909 die →Ge­fähr­dungshaftung für den Halter eines Kraftfahrzeugs und der Straftatbestand der Unfallflucht des Kraftfahrzeugführers (§ 22 KFG) eingeführt. Um 1935 ist wegen der schwächeren Kaufkraft der Bevöl­kerung die Hälfte der Motorräder weltweit in dem Deutschen Reich zugelassen. Nach 1960 werden Automobile in Deutschland zu einem Massenartikel für nahezu jedermann. Ab dem Beginn des 21. Jahrhunderts wird der Antrieb durch Elektrizität beworben und voraussichtlich auch bald vorgeschrieben.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GesetzUeberDenVerkehrMitKraftfahrzeugen1909.pdf, Köbler, DRG 216, 251; Schubert, W., Das Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. 5. 1909, ZRG GA 117 (2000), 238; Gadow, O. v., Die Zähmung des Automobils, 2002; Schubert, W., Das Auomobil ist der Anarchist unter den Gefährten, ZRG GA 123 (2006), 218; Ausschüsse für Luftrecht, Luftschutzrecht, Kraftfahrzeugrecht und Rundfunk­recht, hg. v. Schu­bert, W., 2009; Steinbeck, F., Das Motorrad, 2012; Automobil­industrie 1945-2000, hg. v. Tilly, S. u. a., 2013; Öffner, A., Die Macht der Interessen, 2016; Köhler, I., Auto-Identitäten, 2018

Kraichgau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), s. Google

Lit.: Adam, T., Kleine Geschichte des Kraichgaus, 2010

Krain (Wort slawisch) ist die nahe den Karawanken gelegene Landschaft, die nacheinander von Römern, Langobarden und Slowenen besiedelt wird und in dem 8. Jahrhundert an die Bayern bzw. Franken gelangt (1040 Markgraf­schaft). Über verschiedene Grafenge­schlechter fällt Krain 1282 und nach Verpfändung endgültig 1335 an die Grafen von →Habsburg. 1394 wird Krain Herzogtum. An dem 29. 10. 1918 kommt der größte Teil von Krain mit Laibach an Jugo­slawien, von dort 1991 an Slowenien. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Kos, D., In Burg und Stadt, 2006

Krakau (Wort polnisch) an der oberen Weichsel wird 1000 Sitz eines Bischofs und nach der Neugründung nach Magdeburger Recht (1257) 1320-1611 Hauptstadt →Polens (Stadtrat urkundlich 1264 erstmals erwähnt). 1364 wird in Krakau eine Universität gegründet. Das Gericht auf der Krakauer Burg (1356?) wird Oberhof für zahlreiche deutschrechtliche Städte und Dörfer (bis 1791, Urteile von 1392-1794 erhalten). Von 1795 bis 1918 ist Krakau zeitweise österreichisch. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 100; Patkaniowski, M., Der Krakauer Stadtrat im Mittelalter, 1934 (polnisch); Klodzinski, A., Najstarsza księga sadu najwyzszego prawa niemickiego na zamku krakowskim, 1936; Antiquum registrum privilegiorum et statutorum civitatis Cracoviensis, hg. v. Estreicher, S., 1936; Bardach, J., Historia Panstwa i Prawa Polskiego, Bd. 1 1965, 474; Pauli, K., Das Problem der Kodifikation des Strafrechts in der freien Stadt Krakau nach dem Wiener Kongress, ZRG GA 87 (1970), 224; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2108,2115,2118, 3,3,3507,3509; Z przeszlosci Krakowa, 1989; Decreta iuris supremi Magdeburgensis castri Cracoviensis, hg. v. Lysiak, L., Bd. 1ff. 1990ff.; Łysiak, L., Ius supremum Maydeburgense castri Cracoviensis 1356-1794, 1990; Schüßler, M., Verbrechen in Krakau, ZRG GA 115 (1998), 339; Obladen, M., Magdeburger Recht auf der Burg zu Krakau, 2005; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Boroda, K., Studenci Uniwersytetu Krakowskiego, 2010 (21000, mehr als die Hälfte aus dem Königreich Polen, 10-20 Prozent Abschlüsse des Bakkalaureats); Starzyński, M., Das mittelalterliche Krakau, 2015; Krogner-Kornalik, K., Tod in der Stadt, 2015

Kram (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1213 bzw. 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Althochdeutschen in der Herkunft ungeklärt und fraglich ob über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Zeug

kramen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 13. Jahrhundert [Konrad von Würzburg] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie fraglich, ob über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) suchen, handeln

Krämer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 12. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache [und in Google] belegt sowie jenseits des Althochdeutschen in der Herkunft ungeklärt und fraglich ob über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar sowie Ableitung von Kram[und Kramer], M.) Kleinhändler

Kran (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt] sowie über das erschließbare Germanische - Kranich - mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ein Hebegerät

krank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [Landshut] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) angegriffen, hinfällig, schwach

Krankenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die die bloße Aufbewahrung von Kranken in dem Spital durch den Versuch der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit ersetzende Einrichtung. Das Krankenhaus setzt sich in dem 19. Jahrhundert durch. S. Google

Lit.: Spree, R., Krankenhausentwicklung und Sozialpolitik, (in) HZ 260 (1995), 75; Sauerteig, L., Krankheit, Sexualität, Gesellschaft, 1999; Kumm, R., Das Krankenhauswesen in Hameln, 1999; Leidinger, B., Krankenhaus und Kranke, 2000; Jankrift, K., Krankheit und Heilkunde im Mittelalter, 2003, 2. A. 2012; Stolberg, M., Homo patiens, 2003; Hübner, S., Vom allgemeinen Krankenhaus zur Gesundheitsfabrik, 2004; Dross, F., Krankenhaus und lokale Politik 1770-1850, 2004; Der Dienst am Kranken, hg. v. Aumüller, G. u. a., 2007; Quellen zur Geschichte der Krankenpflege, hg. v. Hähner-Rombach, S., 2008; Homo debilis, hg. v. Nolte, C., 2009; Verortungen des Krankenhauses, hg. v. Görgen, A. u. a., 2014; 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen, hg. v. Leven, K. u. a., 2016

Krankenkasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine gemeinschaftliche Kasse für die Tragung der Kosten individueller Krankheiten, →Krankenversicherung

Krankenversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die private oder soziale Versicherung gegen (die Aus­wirkungen bzw. Kosten) einer Krankheit. Die soziale Krankenversicherung ist Teil der Sozialversicherung. Sie entsteht nach älteren Gemeindekranken­versicherungen, Hilfs- und Unter­stützungs­kassen (beispielsweise Armen- und Ver­sorgungskasse Chemnitz 1795), Knapp­schaftskassen, Fabrikkran­ken­kassen oder Innungskranken­kassen in dem (zweiten) Deutschen Reich an dem 17. 11. 1881/15. 6. 1883 (19. 7. 1911 Reichsver­sicherungs­ord­nung, 20. 12. 1988 Sozialgesetzbuch V). Träger sind die Kranken­kassen. S. Google

Lit.: Koch, P., Kleine Geschichte der privaten Kran­kenversicherung, 1971; Ritter, G., Sozial­versicherung in Deutschland und England, 1983; Bracher, H., Die Entwicklung der Fabrikhaftpflicht in der Schweiz und ihre Ablösung durch Kranken- und Unfallversicherung von 1911, (in) ZNR 8 (1986), 157; Reiter, H., Entstehungsgeschichte, Aufgaben und Organisation der Spitzenverbände der Krankenkassen, 1996; Käsbauer, A., Die Neuordnung der Rechtsbeziehungen zwischen Ärzten und Krankenkassen durch das Berliner Abkommen vom 23. 12. 1913, 2015; Fuchs, S. u. a., Von der Selbsthilfe zur oö. Gebietskrankenasse – 150 Jahresoziale Krankenversicherung, 2020

Krankheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen des natürlichen Wohlbefindens des Menschen oder auch eines anderen Lebewesens. S. Google

Lit.: Frevert, U., Krankheit als politisches Problem 1770-1880, 1984; Göckenjan, G., Kurieren und Staat machen, 1985; Barthel, C., Medizinische Polizey und medizinische Aufklärung, 1989; Stolberg, M., Homo patiens, 2003; Schäfer, D., Alter und Krankheit in der frühen Neuzeit, 2004; Müller-Jahncke, F. u. a., Arzneimittelgeschichte, 2. A. 2004; Landgraf, S., Heilen außerhalb der Medizinal-Ordnung, 2004; The Treatment of Disabled Persons in Medieval Europe, hg. v. Turner, W., 2010; Ritual Healing, hg. v. Csepregi, I, 2012; Hack, A., Gregor der Große und die Krankheit, 2012; Korge, M., Kollektive Sicherung bei Krankheit und Tod, 2013; Jütte, R., Krankheit und Gesundheit in der frühen Neuzeit, 2013; Stölzle, A., Kriegskrankenpflege im ersten Weltkrieg, 2013; Büttner, A., Die konfessionelle Kriegskrankenpflege in dem 19. Jahrhundert, 2013; Vasold, M., Grippe, Pest und Cholera, 2015; Meyer, S., Zuflucht, Kurhaus, Strafanstalt – Die Trinkerheilstätte Stift Isenwald, 2017; Loeckx, R., Cold War Triangle, 2017 (HIV-Virus); Newton, H., Misery to Mirth, 2018; Pest! Eine Spurensuche, hg. v. LWL-Museum u. a., 2019; Ehlers, S., Europa und die Schlafkrankheit, 2019

Kranrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. ius [N.] geranii, N.) ist in dem deutschen Mittelalter das Recht des Landesherrn, Auslegen, Wiegen und Messen von auf Schiffen beförderten Waren anzuordnen sowie später das Recht zu dem Aufstellen und Betreiben eines Kranes. S. Google

Lit.: Eichhorn, F., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 1823, 2. A. 1825, 3. A. 1829, 947, 5. A. 1845

Kranz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1440 [Eger] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ringförmige Umwindung

Lit.: Bergmann, B., Der Kranz des Kaisers, 2010

Kranzgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für den Schadensersatzanspruch einer unbeschol­tenen Verlobten, die ihrem Verlobten die Beiwoh­nung gestattet. Dass der Verführer eines Mädchens dieses heiraten und ausstatten soll, bestimmen bereits 2. Moses 22,16 und danach der →Liber extra und das gelehrte Recht. Später tritt eine Entschädigung ein, wenn der Verführer das Mädchen nicht heiratet. In dem 19. Jahrhundert wird der Anspruch eingeschränkt (§ 1300 BGB von 1896/1900), 1998 beseitigt. S. Google

Lit.: Gerber, C.(/Cosack, K.), System des Deutschen Privatrechts, 1848, 17. A. 1895

Krause, Karl Christian Friedrich Eisenberg (Thüringen) 7. 5. 1781-München 27. 9. 1832, s. Google

Lit.: Wirmer-Donos, B., Die Strafrechtstheorie Karl Christian Friedrich Krauses, 2001; Forster, W., Karl Christian Krauses frühe Rechtsphilosophie und ihr geistesgeschichtlicher Hintergrund, 2000; Dierksmeier, C., Der absolute Grund des Rechts, 2003; Krause, K., Ausgewählte Schriften, Bd. 1ff., hg. v. Bach, T. u. a., 2007ff.

Krause, Hermann (Schwerin 27.9. 1902-Heidelberg 31. 7. 1991) Studium Geschichte und dann Rechtswissenschaft Universität Heidelberg, Promotion Universität Rostock (Hans Erich Feine), Habilitation Handelshochschule Berlin 1930 bei Paul Gieseke über Schweigen im Rechtsverkehr, 1936 Universität Heidelberg, 1946 Entlassung durch Militärregierung, 1948 Richter Oberlandesgericht Karlsruhe, 1950 für Handelsrecht und Wirtschaftsrecht Wirtschaftshochschule Mannheim, 1955 Universität München, s. Google

Lit.: Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus, hg. v. Eckardt, W. u. a., 2006, 281f., 312f.; Bertram, B., Hermann Krause – Leben und Werk, 2020

Kredit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [Ravensburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die zeitweise Überlassung von eigenen Mitteln an einen anderen zu wirtschaftlicher Verwertung. Der gebräuch­lichste Weg der Gewährung von Kredit ist das →Darlehen. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert wird das Kreditwesen ständig erweitert. An dem 5. 12. 1934 wird in Deutschland das Gesetz über das Kreditwesen erlassen. Wegen der zinsfeindlichen Politik der durchweg Verschuldung fördernden Politik vieler Regierungen der Gegenwart ist derzeit leicht Kredit zu ziemlich geringen Zinsen erhältlich. →Bank

Lit.: Kredit, hg. v. North, M., 1991; Müller, C., Die Entstehung des Reichsgesetzes über das Kreditwesen, 2003; Schönfelder, B., Vom Spätsozialismus zur Privatrechtsordnung, 2012; Georg, J. v., Die Entstehung des Kreditwesen­ge­setzes von 1961, 2012; Keding, S., Finanzmarktsteuerung durch Kreditsicherungsrecht, 2013; Schlütz, F., Ländlicher Kredit, 2013; Signori, G., Schuldenwirtschaft, 2015; Trivellato, F., The Promise and Peril of Credit, 2019

Kreditderivat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem Ende des 20. Jahrhunderts international entwickelte wichtigste Instru­ment zu Isolie­rung und Übertragung eines Kreditrisikos.

Lit.: Berg, S., Kreditderivate im deutschen Privatrecht, 2000

Kreditmandat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Auftrag, einem Dritten Kredit zu gewähren. S. Google

Kreis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1120/1130 [GenesisM] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., geometrisch die Menge aller Punkte nut gleichem Abstand zu einem vorgegebenen Punkt der Ebene) ist seit der frühen Neuzeit (1500) in dem Heiligen römischen Reich eine Gebietskörperschaft (→Reichskreis). Seit dem 19. Jahrhundert ist Kreis in deutschen Staaten eine Gebietskörperschaft, die eine Mehrzahl von Gemeinden zu der Erledigung öffentlicher Aufgaben in der Form der Selbstverwaltung zusammenfasst (Landkreis). In Österreich werden ab 1748 nach dem Vorbild Böhmens in den Kronländern für Kreise zentral­staatliche Kreisämter eingerichtet, die 1849 in Bezirke untergliedert, aber 1851 teilweise bzw. 1868 ganz abgeschaffft werden, wobei die Bezirkshauptmannschaften unmittelbar den Statthaltereien unterstellt werden. S. Google

Lit.: Neukirch, A., Der niedersächsische Kreis, 1909; Hartung, F., Die Geschichte des fränkischen Kreises von 1521-1559, 1910, Neudruck 1973; Brusatti, A., Die Entstehung der Reichskreise während der Regierungszeit Maximilians I., 1950; Mally, A., Der österreichische Kreis, 1967; Stadler, K., Der Weg zur Selbstverwaltung der bayerischen Landkreise, 1962; Laufs, A., Der schwäbische Kreis, 1972; Das Land Baden-Württemberg (Amtliche Beschreibung nach Kreis und Gemeinden), Bd. 1ff. 1977ff.; Hundert Jahre Kreisordnung in Nordrhein-Westfalen, hg. v. Landkreistag Nordrhein-Westfalen, 1988; Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise, 1989; Chen, J., Der Kreidekreis in der deutschen Dramenliteratur, 1991; Henneke, H., Die deutschen Kreise und ihr Landkreistag, 2016

Kreisassoziation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist sachlich der Zusammenschluss mehrerer Reichskreise zu gemeinsamem Vorgehen. Eine Kreisassoziation wird 1559 erstmals verwirklicht. Mit der Frankfurter Assoziation von dem 13./23. 1. 1697 erlangt die Kreisassoziation vorüber­gehend beachtliche Bedeutung.

Lit.: Kopp, J., Gründliche Abhandlung von der Association derer vordern Reichs-Craysse, 1739; Hofmann, H., Reichskreis und Kreisassoziation, (in) Z. f. bay. LG. 25 (1962), 377; Der Kurfürst von Mainz und die Kreisassoziation 1648-1746, hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1975

Kreisgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1388 [Hessen einmal nach einem einzelnen Inhaber der Gerichtsbarkeit benann] bzw. ab 1795 in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für einen →Kreis zuständige Gericht (beispielsweise in Österreich oder in der Deutschen Demokratischen Republik zwischen 1949 und 1990).

Kreisordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1554 [Württemberg] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine für einen oder mehrere →Kreise geltende →Ordnung (beispielsweise Preußen 13. 12. 1872, Posen 20. 12. 1828).

Lit.: Hundert Jahre Kreisordnungen in Nordrhein-Westfalen, hg. v. Landkreistag Nordrhein-Westfalen, 1988; Benzig, H., Bismarcks Kampf um die Kreisordnung, 1996

Kreistag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1542 [Wetterau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit der frühen Neuzeit eine Versammlung von Amtsträgern eines Kreises. S. Google

Lit.: Hartmann, P., Die Kreistage des Heiligen römischen Reiches, (in) ZHF 19 (1992, 29ff.; Humphreys, N., Der Fränkische Kreistag 1650-1740, 2011

Kreisverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1569 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit der frühen Neuzeit die Verfassung eines Kreises (Reichskreis, Landkreis).

Lit.: Neukirch, A., Der niedersächsische Kreis und die Kreisverfassung von 1542, 1909; Schmidt, W., Geschichte des niedersächsischen Kreises, (in) Nieders. Jb. 7 (1930), 1

Kreittmayr (Kreitmeir), Wiguläus Xaverius Aloysius (1745 Frhr. v.) (München 14. 12. 1705-27. 10. 1790), Hofratssohn einer Familie aus Friedberg in Bayern, wird nach dem Rechtsstudium in Salzburg, Ingolstadt, Leiden und Utrecht und einem Praktikum an dem Reichskammergericht 1725 (mit 20 Jahren) Hofrat in Bayern, 1749 Vizekanzler und 1758 Kanzler. Er steht in dem Mittelpunkt der zwecks Rechtsver­einheitlichung, Bindung der Richter an das Gesetz und Abstellung von Miss­bräuchen in der Mitte des 18. Jahrhunderts vorgenom­menen Gesetzgebung Bayerns. Auf ihn gehen maßgeblich der (lat. [M.]) →Codex iuris Bavarici criminalis (1751 Strafrechtsgesetzbuch Bayerns), der →Codex iuris Bavarici iudiciarii (1753 Verfahrensrechtsgesetzbuch Bayerns) und der →Codex Maximilianeus Bavaricus civilis (1756 Zivilrechtsgesetzbuch Bayerns Maximilians) zurück, die er auch selbst kommentiert. Außerdem verfasst er Grundrisse zu dem Privatrecht (1768) und Staatsrecht (1769). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 139; Kreittmayr, W., Compendium iuris, 1768, Neudruck 1990; Peitzsch, W., Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Wiguläus Xaverius Aloysius Freiherr von Kreittmayr, hg. v. Bauer, B. u. a., 1991; http://www.koebler­gerhard.de/­Fontes/­CMBC1756.htm

Kreml (russ., M.) Wald, Burg, s. Google

Kremsier (N.) ein Ort in Mähren, →Kremsierer Entwurf

Kremsierer Entwurf (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von dem in dem Juli 1848 gewählten, an dem 22. 7. 1848 in Wien konstituierten, an dem 22. 10. 1848 von Wien nach Kremsier (in Mähren [Kromeriz]) verlegten Reichstag Österreichs erarbeitete Entwurf einer Verfassung, der zwar ursprünglich von der Volkssou­veränität ausgeht, inhaltlich aber wesentlich der →pillersdorfschen Aprilverfassung (mit Gewaltenteilung, Gegen­zeichnung der Voll­zugs­handlung des Kaisers durch den verant­wortlichen Minister, Reichstag bestehend aus Volks­kammer [Zensus­wahl­recht] und [von Landtagen und Kreis­tagen beschickter] Länder­kammer, Grund­rechts­­katalog) ent­spricht. Wegen gewaltsamer Auflösung des Reichs­tags durch die Regie­rung zu dem 4. 3. 1849/17. 3. 1849 auf Grund der Meinungs­ver­schiedenheit über die Volkssouveränität bleibt der Kremsierer Entwurf bloßer Entwurf. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 193; Baltl/Kocher; Gottsmann, A., Der Reichstag von Kremsier, 1995

Kremsmünster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine an der Krems aus einem 777 gegründeten Kloster erwachsene Marktgemeinde in Oberösterreich. S. Google

Lit.: Die Anfänge des Klosters Kremsmünster, red. v. Haider, S., 1978

Kreta ist die Insel in dem südöstlichen Mittelmeer, die 67 v. Chr. römische Provinz wird und über Oströmer und Araber 1204/1212 an Venedig fällt. 1645-1649 erobern die Osmanen (Türken) Kreta. Die 1832 einsetzende Befreiungs­bewegung führt 1908/1913 zu dem Anschluss an →Griechen­land. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., 3,5,485; Gallas, K., Kreta, 1984; Tsougarakis, D., Byzantine Crete, 1988; Link, S., Das griechische Kreta, 1994; Chaniotis, A., Das antike Kreta, 2004; Wallace, S., Ancient Crete, 2010

Kreuz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1227 [Braunschweig] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Form zweier rechtwinkelig zueinander stehender Linien das Sinnbild des Leidens und der Auferstehung des durch Kreuzigung von Römern und Juden getöteten Religionsstifters Jesus Christus (Nazareth um 7-4 bzw. 6-5 v. Chr.?-Golgotha/Jerusalem um 30 n. Chr.). Es kennzeichnet daneben auch die Herrschaftsgewalt. In dem Mittelalter werden vielfach Steinkreuze und auch Kreuzsteine als Erinnerung an den Tod eines Menschen angebracht. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 1, 238f., 271f.; Paulsen, P., Axt und Kreuz bei den Nordgermanen, 1948; Dinkler, E., Das Kreuz als Tropaion, (in) FS T. Klausen, 1964; Maisel, W., Archeologia prawna Europy, 1989; Kunz, W., Gipfelkreuze in Tirol, 2011; Samuelsson, G., Crucifixion in Antiquity, 2011, 2. A. 2013; Das Kreuz, hg. v. Heussler, C./Gensichen, S., 2012; Cook, J., Crucifixion in the Mediterranean World, 2014

Kreuzberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein durch ein Kreuz gekennzeichneter Berg und beispielsweise ein Ortsteil Berlins.

Kreuzbergurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem Oberverwaltungsgericht Preußens an dem 14. 6. 1882 gefällte Urteil, das der →Polizei die Zuständigkeit für Maßnahmen der Wohlfahrtspflege (Untersa­gung eines Bauvorhabens) dann abspricht, wenn keine besondere gesetzliche Grundlage dafür vorliegt. Damit wird die Polizei auf den Schutz von Sicherheit und Ordnung beschränkt. Der Freiheitsraum des Bürgers wird erweitert. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Preu, P., Polzeibegriff und Staatszwecklehre, 1983; Naas, S., Die Entstehung des preußischen Polizeiverwaltungsgesetzes von 1931, 2003

kreuzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Kreuz machen, kreuzigen, hinfahren und herfahren

Kreuznach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein Ort mit knapp 50000 Einwohnern in Rheinland-Pfalz

Lit.: Massmann, G, Die Verfassung der Stadt Kreuznach, Diss. jur. Bonn 1962

Kreuzprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht – unmittelbar - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gottesurteil, bei dem sich zwei Menschen mit ausgebreiteten Armen aufstellen und die Behauptung dessen als erwiesen angesehen wird, der seine Arme länger waagrecht halten kann.

Lit.: Köbler, G., Welchen Gottes Urteil ist das Gottesurteil des Mittelalters?, (in) FS W. Trusen, 1994, 84

Kreuzzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die unter dem Zeichen des christlichen Kreuzes ausgeführte Kriegsfahrt (zu der Eroberung der christlichen Gedenkstätten in Palästina zwischen 1096 und 1270). 1095 ruft Papst Urban II. in Clermont auf Bitten des von den turkmenischen Seldschuken bedrohten oströmischen Kaisers die Ritter zu einem Kreuzzug auf. 1099 wird Jerusalem erobert. In den folgenden 6 Kreuzzügen wird aber nur die islamische Rückgewinnung zeitlich verzögert. Des­senungeachtet belebt der Kreuzzug den Handel in Europa und beeinflusst in Randbereichen auch das Recht (Ritterorden, Kreuz­fahrerstaaten, Ablass, Verschollen­heit, To­des­erklärung). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 93; Mitteis, H., Zum Schuld- und Handelsrecht der Kreuzfahrerstaaten, (in) Arbeiten zum Handelsrecht u. s. w. 62 (1931), 229; Grousset, R., Histoire des croisades et du royaume franc de Jérusalem, Bd. 1ff. 2. A. 1949; Runciman, R., Geschichte der Kreuzzüge, Bd. 1ff. 1957ff., 7. A. 2001; Atiya, A., Kreuzfahrer und Kaufleute, 1964; Mayer, H., Geschichte der Kreuzzüge, 1965, 9. A. 2000, 10. A. 2005; The Atlas of the Crusades, hg. v. Riley-Smith, J., 1991; Housley, N., The Later Crusades, 1992; Mayer, H., Varia Antiochena, 1993; Hehl, E., Was ist eigentlich ein Kreuzzug?, (in) HZ 259 (1994), 297; Buisson, L., Heerführertum und Erobererrecht auf dem ersten Kreuzzug, ZRG GA 112 (1995), 316; Richard, J., Histoire des croisades, 1996; Riley-Smith, J., The first Crusaders 1095-1131, 1997; Die Kreuzfahrerstaaten, hg. v. Mayer, H. u. a., 1997; Riley-Smith, J., Historische Geschichte der Kreuzzüge, 1999; The Crusades, hg. v. Hunyadi, Z., 2001; Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas, hg. v. Bühler, A., 2002; Jaspert, N., Die Kreuzzüge, 2002, 4. A. 2008, 5. A. 2010, 6. A. 2014; Geldsetzer, S., Frauen auf Kreuzzügen 1096-1291, 2003; The Experience of Crusading, Bd. 1f. hg. v. Bull, M. u. a., 2003; Oberste, J., Der Kreuzzug gegen die Albigenser, 2003; Thorau, P., Die Kreuzzüge, 2004; Hechelhammer, B., Kreuzzug und Herrschaft unter Friedrich II., 2005; Hebräische Berichte über die Judenverfolgungen während des ersten Kreuzugs, hg. v. Haverkamp, E., 2005; Ebendorfer, T., Historia Jerusalemitana, hg. v. Zimmermann, H., 2006; Housley, N., Contesting the Crusades, 2006; The Seventh Crusade, hg. v. Jackson, P., 2007; Constable, G., Crusaders and Crusading in the Twelfth Century, 2008; Projets de Croisade (v. 1290-v. 1330), hg. v. Paviot, J., 2008; Phillips, J., Holy Warriors, 2009; Tyerman, C., Die Kreuzzüge, 2009; Asbridge. T., Die Kreuzzüge, 2010; Wagner, T., Die Seuchen der Kreuzzüge, 2009; Seitz, A., Das lange Ende der Kreuzfahrerreiche, 2010; Gladysz, M., The Forgotten Crusaders, 2012; Remembering the Crusades, hg. v. Paul, N. u. a., 2012; Barber, M., The Crusader States, 2012; Guard, T., Chivalry, Kingship and Crusade, 2013; Christie, N., Muslims and Crusaders, 2014; Cobb, P., Der Kampf ums Paradies, 2015; Riley-Smith, J., Die Kreuzzüge, 2016; Naus, J., Constructing Kingship – The Capetian Monarchs of France and the Early Crusades, 2016; Durrer, A., Die Kreuzfahrerherrschaften, 2017; Frankopan, P., Der erste Kreuzzug, 2017 (Hilfeersuchen aus Byzanz); Crowley, R., Der Fall von Akkon – Der letzte Kampf um das Heilige Land, 2020; Weitzel, T., Kreuzzug als „Heiliger Krieg“? – Der erste Kreuzzug im Spannungsfeld zwischen Gewalt und Frieden, (in) HZ 311 (2020), 321; Morton, N., The Crusader States and their Neighbours – A Military History 1099-1187, 2020; Weitzel, T., Kreuzzug als charismatische Bewegung, 2019 (Bedeutung der Päpste relativiert)

Krieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1225 [Bayern] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Austragung von Streitigkeiten und Interessengegensätzen zwischen Völkern oder Staaten mit Gewalt. Die Anfänge des Krieges reichen in vorgeschichtliche Zeit zurück und lassen sich vielleicht mit der Sesshaftwerdung verbinden. Seit dem Altertum stellt sich dabei die Frage nach dem →gerechten Krieg. Angesichts der Gefährlichkeit der von der Menschheit allmählich erfundenen Waffen werden in der Neuzeit bestimmte Erscheinungen des Krieges als menschen­rechtswidrig ange­sehen. Seit dem 19. Jahrhundert kommt es zu völkerrechtlichen Vereinbarungen über unzulässige Maßnahmen (Genfer Konven­tion über die Verbesserung des Loses der Verwundeten der Streitkräfte von 1864, Haager Abkommen betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs, Haager Landkriegsordnung von 1907). 1914 beginnt der Bombenkrieg und an dem 9. Februar 1916 verwendet der französische Journalist Léon Daudet den Ausdruck totaler Krieg. Durch den →Kelloggpakt (1928) wird der Krieg allgemein geächtet, aber nicht beseitigt. Der Mächtige macht auch in der Gegenwart grundsätzlich, was er will, mit Gewalt.

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 567; Köbler, WAS; Görris, G., De denkbeelden over oorlog, 1912; Thilo, M., Das Recht der Entscheidung über Krieg und Frieden, 1938; Cram, K., Iudicium belli, 1955; Rosenau, P., Wehrverfassung und Kriegsrecht in mittelhochdeutscher Epik, Diss. jur. Bonn 1959; Pietzcker, F., Die Schlacht bei Fontenoy 841, ZRG GA 81 (1964), 318; Angermeier, H., Die Reichskriegs­verfassung in der Politik der Jahre 1679-1681, ZRG GA 82 (1965), 190; Auer, L., Der Reichskriegsdienst des Klerus unter den sächsischen Kaisern, Diss. phil. Wien 1968 (masch.schr.); Das Deutsche Reich und der zweite Weltkrieg, Bd. 1ff. 1979ff.; Gruchmann, L., Der zweite Weltkrieg, 8. A. 1985; Goldstein, E., Wars and Peace Treaties, 1992; Contamine, P., La guerre au Moyen Age, 3. A. 1992; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; La guerre, hg. v. Contamine, P., Bd. 1f. 1996; Ohler, N., Krieg und Frieden im Mittelalter, 1997; Heiduk, C./Höfert, A./Ulrichs, C., Krieg und Verbrechen, 1997; Krieg ist ein Gesellschaftszustand, hg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, 1998; Die Wiedergeburt des Krieges, hg. v. Kunisch, J./Münkler, H., 1999; Der Krieg im Mittelalter, hg. v. Brunner, H., 1999; Tuck, R., The rights of war and peace, 1999; Krieg im Mittelalter, hg. v. Kortüm, H., 2000; Staat und Krieg, hg. v. Rösener, W., 2000; Wie Kriege entstehen, hg. v. Wegner, B., 2000; Die Wahrnehmung und Darstellung von Kriegen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. v. Brunner, H., 2000; Schlachten der Weltgeschichte, hg. v. Dörster, S. u. a., 2001; Wie Kriege enden, hg. v. Wegner, B., 2. A. 2003; Dülffer, J., Im Zeichen der Gewalt, hg. v. Kröger, M. u. a., 2003; Wolfrum, E., Krieg und Frieden in der Neuzeit, 2003; Der Krieg im Bild, hg. v. Arbeitskreis historische Bildforschung, 2003; Rak, C., Krieg, Nation und Konfession, 2004; Kriegsniederlagen, hg. v. Carl, H., 2004; Luh, J., Kriegskunst in Europa, 2004; Fuchs, S., Vom Segen des Krieges, 2004; The Cambridge History of Warfare, hg. v. Parker, G., 2005; Chaniotis, A., War in the Hellenistic World, 2005; Krieg – Gesellschaft – Institutionen, hg. v. Meißner, B. u. a., 2005; Prietzel, M., Kriegführung im Mittelalter, 2006; Prietzel, M., Krieg im Mittelalter, 2007; Stöver, B., Der kalte Krieg, 2007; Ganschow, T., Krieg in der Antike, 2007; Etzersdorfer, I., Krieg, 2007; Formen des Krieges – von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Beyrau, S. u. a., 2007; Flaig, E., Heiliger Krieg, (in) HZ 285 (2007), 265; Zeillinger, G., Lebensformen im Krieg, 2007; Klesmann, B., Bellum solemne, 2007; Toppe, A., Militär und Kriegsvölkerrecht, 2008; Der sieben­jährige Krieg, hg. v. Externbrink, S., 2008; Kriegskosten und Kriegsfinanzierung in der Antike, hg. v. Burrer, F. u. a., 2008; Kriegsgreuel, hg. v. Neitzel, S. u. a., 2008; Heilige Kriege, hg. v. Schreiner, K., 2008; Krieg, Militär und Migration in der frühen Neuzeit, hg. v. Asche, M. u. a., 2008; Kortüm, H., Der Krieg im Mittelalter, 2009; Heuser, B., Den Krieg denken, 2009; Dieckie, I. u. a., Geschichte der Seekriege, 2010; Sidebottom, H., Der Krieg in der antiken Welt, 2008; Clauss, M., Kriegsniederlagen im Mittelalter, 2010; Kortüm, H., Kriege und Krieger, 2010; Die Kriege des 20. Jahrhunderts, hg. v. Black, J., 2010; Berger, D., Krieg und Völkerrecht am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, 2010; Imperialkriege von 1500 bis heute, hg. v. Bührer, T. u. a., 2011; Emmerich, A., Der Kalte Krieg, 2011; Urban, W., Matchlocks to Flintlocks, 2011; Rechtsprechung zur Bewältigung von Kriegsfolgen, hg. v. Jörn, N., 2012; Schuirmann, J., Rahmenbedingungen der medialen Kriegsberichterstattung, 2012: Parrott, D., The Business of War, 2012; Tischer, A., Offizielle Kriegsbegründungen in der frühen Neuzeit, 2012; Bönker, D., Militarism in a Global Age, 2012; Bachrach, D., Warfare in Tenth-Century Germany, 2012; Airy Curtains in the European Ether - Broadcasting and the Cold War, hg. v. Badenoch, A. u. a., 2013; Kleinschmidt, H., Diskriminierung durch Vertrag und Krieg, 2013; Karsten, A., Große Seeschlachten, 2013; Heuser, B., Rebellen – Partisanen – Guerilleros, 2013; Hüppauf, B., Was ist Krieg?, 2013; Woodard, R., Myth, Ritual and the Warrior in Roman and Indo-European Antiquity, 2013; Kramp, M., 1914 – Vom Traum zum Albtraum – Köln und der Beginn des Bombenkriegs in Europa, 2014; Brock, T., Archäologie des Krieges – Die Schlachtfelder der deutschen Geschichte, 2015; Martines, L., Blutiges Zeitalter – Europa im Krieg 1450-1700, 2015; Kruse, V., Kriegsgesellschaftliche Moderne, 2015; Krieg – eine archäologische Spurensuche, hg. v. Meller, H., 2015; Buc, P., Heiliger Krieg – Gewalt im Namen des Christentums, 2015; Deißler, S., Eigendynamische Bürgerkriege, 2015; Münkler, H., Kriegssplitter – Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert, 2015; Jentzsch, C., Der Seekrieg 1914-1918, 2016; Gehrig, S., Recht im Kalten Krieg, (in) HZ 303 (2016),64; Whately, C., Battles and generals, 2016; Busam, K., Kriegsfolgenbewältigung in der Rechtsprechung, 2017; Creveld, M. van, More on War, 2017; Armitage, D., Bürgerkrieg, 2018 (eher schwach); Die Revolutions- und napoleonischen Kriege, hg. v. Bauerkämper, A. u. a., Bd. 1ff 2018; Stein, L., Grenzlandschicksale – Unternehmen evakuieren, 2018; Lingen, K. v., Crimes against Humanity – Eine Ideengeschichte der Zivilisierung von Kriegsgewalt 1864-1945, 2018; Reichenberger, F., Der gedachte Krieg, 2018 (Kriegsbilder in der Führung der Bundeswehr); Fazal, T., (Kein) Recht im Krieg?, 2019; Steininger, R., Der kalte Krieg 1945-1991, 2019; Langewiesche, D., Der gewaltsame Lehrer – Europas Kriege in der Moderne, 2019; Hölscher, T., Krieg und Kunst im antiken Griechenland und Rom, 2019; Füssel, M., Der Preis des Ruhms – Eine Weltgeschichte des siebenjährigen Krieges 1756-1763, 2019; Eine Geschichte des Krieges, hg. v. Cabanes, B., 2020; Politisches Entscheiden im Kalten Krieg, hg. v. Großbölting, T. u. a., 2020; Haack, C., Die Krieger der Karolinger, 2020; Müller, C., Clausewitz verstehen – Wirken, Werk und Wirkung, 2021

kriegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1225-1230 [Rudolf von Ems] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bekommen, kämpfen

Kriegsartikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 Livland] in zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1603 belegt) ist in der Neuzeit das kriegsherrliche Gebot für Soldaten (Schweden 1632, Brandenburg 1656, Österreich 1808). In dem 19. Jahrhundert tritt das Militärstrafgesetzbuch teilweise an die Stelle der Kriegsartikel. S. Google

Lit.: Friccius, C., Geschichte des deutschen Kriegsrechts, 1848; Weisl, E., Heeresstrafrecht, 1892

Kriegsbefestigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [Freiburg im Breisgau] in Übertragung von lat. litis contestatio [F.] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) oder Streitbefestigung ist die deutsche Bezeichnung für die (lat.) →litis contestatio (F.) des (römischen) Verfahrensrechts. S. Google

Kriegsentschädigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Entschä­digung des Siegers eines Krieges durch den Besiegten wegen der erlittenen Schäden. Ansätze hierzu kennen Altertum und Mittelalter. Francisco de Vitoria (vor 1546) und Hugo →Grotius (1624) erlauben die Kriegsentschädigung durch Beutemachen. Seit dem 18. Jahrhundert enthalten Friedensverträge häufig eine Verpflichtung zu einer Kriegsentschädigung (Reparation). S. Google

Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007

Kriegserklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Reichsabschied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erklärung eines Krieges durch einen Staat gegenüber einem anderen Staat. Sie findet sich schon in dem Altertum und in dem Mittelalter, ohne als stets notwendig angesehen zu werden. 1907 wird die Kriegsklärung als verpflichtend festgelegt, ohne dass dies überall jederzeit beachtet wird. S. Google

Lit.: Steinbein, A., Die Form der Kriegserklärung, Diss. jur. Straßburg, 1917; Müller, K., Zur Reichs­kriegserklärung im 17. und 18. Jahrhundert, ZRG GA 90 (1973), 246; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007

Kriegsgefangener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – nicht unmittelbar - bezeugt – siebzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1635 [Reichsabschied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in einem Krieg in die Gefangenschaft des Gegners geratene Mensch. Ursprünglich ist er Feind bzw. Beute und damit weitgehend rechtlos. Erst seit dem späteren 18. Jahrhundert entwickeln sich Rechte des Kriegsge­fangenen (Preußen-Amerika 1785, Genf 1864). Die Haager Landkriegsordnung (29. 7. 1899) sichert dem Kriegsgefangenen rechtmäßiges Verhalten des Gegners zu, was durch das Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenschaft von dem 26. 7. 1929 noch entschiedener gesichert wird (abgeändert durch das Genfer Abkommen von dem 12. 8. 1949). S. Google

Lit.: Kaser §§ 15 II, 58 VII; Knorr, W., Das Ehrenwort Kriegsgefangener, 1916; Scheidl, F., Die Kriegsge­fangenen, 1943; Hinz, J., Das Kriegsge­fangenenrecht, 1955; Contamine, P., La guerre au Moyen Age, 3. A. 1992; In der Hand des Feindes, hg. v. Overmans, R., 1999; Hilger, A., Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion 1941-1956, 2000; Hinz, U., Gefangen im Großen Krieg, 2006; Kriegsgefangene im Europa des ersten Weltkrieges, hg. v. Oltmer, J., 2006; Scherstjanoi, E., Wege in die Kriegsgefangenschaft, 2010

Kriegsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [Frankfurt am Main] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besondere Gericht für Soldaten, später das für Straftaten der Soldaten während eines Krieges zuständige Gericht. Zu Beginn der Neuzeit erscheint bei den Landsknechten ein besonderes Gericht des Kriegsschultheißen und zwölfer Landsknechte. In dem 17. Jahrhundert treten Juristen in dieses Truppengericht ein. In der Folge wird ein stärker verrechtlichtes Kriegsgericht entwickelt (beispielsweise Schweden 1632, Deutsches Reich, Militär­strafgerichtsordnung 1898), das jedoch entarten kann (beispielsweise zwischen 1933 und 1945 in dem Deutschen Reich). S. Google

Lit.: Friccius, C., Geschichte des deutschen Kriegs­rechts, 1848; Dangelmaier, E., Geschichte des Militärstrafrechts, 1891; Goldschmidt, E., Geschichte der Organe der Militärgerichtsbarkeit, 1919; Block, J., Die Ausschaltung und Beschränkung der Militärgerichtsbarkeit, Diss. jur. Würzburg 1967; Steinkamm, E., Die Wehrstrafge­richtsbarkeit im Grundgesetz, Diss. jur. Würzburg 1972; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtsjustiz 1933-1945, 2005; Was damals Recht war … Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht, 2008; Wehrmachtrichter, hg. v. Perels, J., 2011

Kriegsminister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der für den Krieg besonders zuständige Minister. S. Google

Kriegsministerium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die in Österreich 1848 nach Übergang zu dem Ministerialsys­tem aus dem 1556 gebildeten Hofkriegsrat ent­stehende Behörde, die 1867 trotz getrennter Landesverteidigungs­ministerien in der prag­matischen Angelegenheit des Kriegswesens für den gesamten Staat Österreich-Ungarn zuständig blieb. S. Google

Lit.: Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angele­genheiten, 2001

Kriegsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1468 [Österreich] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist einerseits die Gesamtheit der (erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eindeutig festgelegten) völkerrechtlichen, in dem Krieg zwischen den Beteiligten geltenden Rechtssätze und andererseits die Gesamtheit der innerstaatlichen, für den Kriegszustand abgeänderten Rechtssätze. S. Google

Lit.: Friccius, C., Geschichte des deutschen Kriegs­rechtes, 1848; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Ritter-Döring, V., Zwischen Normierung und Rüstungswettlauf. Die Entwicklung des Seekriegsrechts 1856-1914, 2014

Kriegsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das während eines Krieges begangene Verbrechen. Seit dem deutsch-französischen Krieg der Jahre 1870/1871 befassen sich Rechtswissen­schaft­ler mit der Verfolgung von Kriegsverbrechen, wobei Gustave Moynier als Präsident des internationalen Komitees von dem Roten Kreuz 1872 vergeblich die Errichtung eines internationalen Gerichtshofs vorschlägt. Die Genfer Konvention des Jahres 1906 enthält in Art. 28 eine Verpflichtung zu dem Erlass natio­naler einschlägiger Strafbestim­mungen. Zwecks Verfolgung Deutscher verfügt Art. 227 des Vertrags von Versailles nach dem Ersten Weltkrieg die Einsetzung eines besonderen Gerichtshofs, doch gelangt der Artikel (samt Auslieferungsbegehren gegen 890 Ange­schuldigte) nicht zu der Ausführung und werden vor dem Reichsgericht in Leipzig insgesamt nur vier Angeklagte wegen Kriegsverbrechen verurteilt (7 Freisprüche). In dem Zweiten Weltkrieg könnten sich vielleicht fünf Prozent der zehn Millionen deutschen Soldaten an Kriegsverbrechen beteiligt haben, aber auch Angehörige anderer Staaten. Ab 1945 (Londoner Charta von dem 8. August 1945) werden inter­nationale Kriegsverbrecher­prozesse in Deutschland (36000 Ermittlungsverfahren gegen mehr als 170000 Beschuldigte, Strafverfahren gegen 106178 Beschuldigte mit 6494 rechtskräftigen Verurteilungen [172 wegen Mordes] und 486 Hinrichtungen) und Japan (1946, 1948), seit 1993 (nach Auflösung der Sowjetunion) mit ge­ringem Erfolg) Kriegsverbrecherprozesse wegen Kriegsverbrechen in dem Bürgerkrieg in dem früheren Jugoslawien und seit 1996 in dem Bürgerkrieg in Ruanda durch­geführt. 1998 wird von vielen Staaten vor allem für Völkermord ein internationaler Strafge­richts­hof (in Den Haag) vereinbart, dessen Statut aber bisher von den Vereinigten Staaten von Amerika und China nicht unterzeichnet ist. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Baltl/Kocher; Kriegsver­brechen in Europa und im nahen Osten im 20. Jahrhundert, hg. v. Seidler, F. u. a., 2002; Hankel, G., Die Leipziger Prozesse, 2003; Wiggenhorn, H., Verliererjustiz, 2005; Weinke, A., Eine Gesellschaft ermittelt gegen sich selbst, 2008; Harris, W., Tyrannen vor Gericht, 2009; Segesser, D., Recht statt Rache oder Rache durch Recht?, 2010; Scheffer, D., All the Missing Souls, 2012; Hong Kong’s War Crimes Trials, hg. v. Linton, S., 2013; Ladiges, M., Die Leipziger Kriegsverbrecherprozesse nach dem Ersten Weltkrieg, (in) NZWehrR 2019, 230; Vordermeyer, M., Justice for the Enemy? Die Verteidigung deutscher Kriegsverbrecher durch britische Offiziere, 2019

Kriegsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Krieg anzuwendende Militärstrafverfahren. Für dieses wird 1898 in dem Deutschen Reich die Militärstrafgerichtsordnung geschaffen, die 1934 abgeändert und 1938 (Kriegsstraf­verfahrensordnung) erheblich vereinfacht wird.

Lit.: Marck, H. v., Der Militärstrafprozess in Deutsch­land, Bd. 1 1893; Dombrowski, H., Kriegsstrafrecht, 1940, 6. A. 1944; Block, J., Die Ausschaltung und Beschrän­kung der deutschen ordentlichen Militärgerichtsbarkeit, Diss. jur. Würzburg 1967

Kriegswirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1225 [Bayern] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) s. Google

Kriegswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) den Krieg betreffende Wirtschaft, s. Google

Kriegswirtschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Krieg geltende Wirtschaftsrecht, das beispielsweise die knap­pen Güter rationiert. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

kriminal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert? in EDEL – und 1616 in älteren deutschen Rechtsquellen in zwei Stellen [Guler, Raetia] (und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache) und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, als Präfix verwendetes Adjektiv) die Straftat betreffend, beispielsweise Österreich 1788 Allgemeine Kriminalge­richts­ord­nung, Preußen 1805 Kriminal­ordnung), s. Google

Lit.: Bellmann, E., Die internationale kriminalistische Vereinigung (1889-1933), 1994; Gschwend, L., Nietzsche und die Kriminalwissenschaften, 1999; Erhardt, E., Deutsche Kriminalgeschichte, 2019

Kriminalist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) straftatkundiger Verfolger

Kriminalistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verbrechenskunde

Lit.: Fallanalyse und Täterprofil, hg. v. Hoffmann, J. u. a., 2003; Becker, P., Dem Täter auf der Spur, 2005; Lukaschewski, M, Geschichte der Kriminalistik, 2. A. 2020

Kriminalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die Begehung von Straftaten (Straffälligkeit). Sie setzt (mindestens) eine (erste) Bestimmung von Straftaten als Straftatbestand voraus. Seitdem ist jeder Verstoß gegen ein Straftatverbot grund­sätzlich Kriminalität. Die rechtstatsächliche Erfassung der soziolo­gisch zunehmend bedeutenderen Kriminalität ist Gegenstand der historischen Kriminologie (Verbrechens­kunde). Während des gesellschaftlichen Moder­nisierungs­vorgangs des 19. Jahrhunderts steigt die Kriminalität in den industriellen Ballungsgebieten (beispielsweise in Baden) deutlich an. Frauen treten bisher er­kenn­bar seltener kriminell hervor (am ehesten Eigentumsdelikte, Vermögensdelikte, Aus­sa­ge­­delikte). S. Google

Lit.: Lipowsky, F., Geschichte des baierischen Kri­minalrechtes, 1803; Quetelet, A., Sur l´homme, 1835; Bader, K., Soziologie der deutschen Nachkriegskriminalität, 1949; Kunkel, W., Untersuchungen zur Entwicklung des römischen Kriminalverfahrens, 1962; Peitzsch, W., Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Mechler, K., Studien zur Geschichte der Kriminalsoziologie, (in) Kriminologische Studien 5 (1970); Hartl, F., Das Wiener Kriminalgericht, 1973; Blasius, D., Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, 1976; Blasius, D., Kriminalität und Alltag, 1978; Freiburg, A., Kriminalität in der DDR, 1981; Blasius, D., Geschichte der politischen Kriminalität in Deutschland, 1988; Wehner, B., Vom Rechtsstaat ins Desaster, (in) Kriminalistik 1989, 335; Verbrechen, Strafen und soziale Kontrolle, hg. v. Dülmen, R. van, 1990; Schwerhoff, G., Köln im Kreuzverhör, 1991; Jütte, R., Geschlechtsspezifische Kriminalität im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, ZRG GA 108 (1991), 86; Melchers, A., Kriminalistik im 19. Jahrhundert, 1992 (Diss.); Lange, K., Gesellschaft und Kriminalität, 1994; Roth, A., Kriminalitätsbekämpfung in deutschen Großstädten 1850-1914, 1996; Schüßler, M., Quantifizierung, ZRG GA 113 (1996), 247, ZRG GA 116 (1999), 482; Blastenbrei, P., Kriminalität in Rom 1560 – 1585, 1995; Frank, M., Dörfliche Gesellschaft und Kriminalität, 1995; Von Huren und Rabenmüttern, hg. v. Ulbricht, O., 1995; Schüßler, M., Quantifizierung, Impressionismus und Rechtstheorie, ZRG GA 113 (1996), 246; Wagner, P., Volks­gemeinschaft ohne Verbrecher, 1996; Eibach, J., Kriminalitätsgeschichte, (in) HZ 263 (1996) 681; Kolmer, L., Gewalttätige Öffentlichkeit, ZRG GA 114 (1997), 261; Schwerhoff, G., Aktenkundig und gerichts­notorisch, 1999; Kriminalität und abweichendes Verhalten, hg. v. Berding, H. u. a., 1999; Krimi­nalitätsgeschichte, hg. v. Blauert, A. u. a., 1999; Shore, H., Artful Dodgers, 1999; Oberwittler, D., Von der Strafe zur Erziehung?, 2000; Wetzell, R., Inventing the Criminal, 2000; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Mord und andere Kleinigkeiten, hg. v. Freitag, S. u. a., 2001; Scheutz, M., Alltag und Kriminalität, 2001; Becker, M., Kriminalität, Herrschaft und Gesellschaft im Königreich Württemberg, 2001; Hohlfeld, N., Moderne Kriminalbiologie, 2002; Unrecht und Recht. Kriminalität und Gesellschaft von 1500-2000. Gemeinsame Landesausstellung der rheinland-pfälzischen und saarländischen Archive. Ausstellungs­katalog, hg. v. Borck, H., 2002; Vec, M., Die Spur des Täters, 2002; Eibach, J., Frankfurter Verhöre, 2003; Kriminalität und Gesellschaft in Spätmittelalter und Neuzeit, hg. v. Matheus, M. u. a., 2003; Kertelhein, Arne, Alltag und Kriminalität, 2003; Krause, J., Kriminalgeschichte der Antike, 2004; Fritz, G., Eine Rotte von allerhandt rauberischem Gesindt, 2004; Friedländer, H., Interessante Kriminalprozesse, 2005 (CD-ROM); Moses, A., Kriminalität in Baden im 19. Jahrhundert, 2006; Lindner, A., 100 Jahre Frauenkriminalität, 2006; Repräsentation von Krimi­nalität und öffentlicher Sicherheit, hg. v. Härter, K. u. a. 2009; Schwerhoff, G., Historische Kriminalitätsforschung, 2011; Kraus, D., Kriminalität und Recht in frühneuzeitlichen Nachrichtendrucken, 2013; Kriminelle – Freidenker – Alchemisten, hg. v. Mulsow, M., 2014; Koblbauer, S., Unterschichtenkriminalität, 2015 (Fränkischer Reichskreis); Petzoldt, V., Staatstragende Kriminalbiologie – Von Bismarcks Sozialgesetzgebung bis Hitlers Euthanasieerlass, 2019; Erhardt, E., Deutsche Kriminalgeschichte –Verbrechen und Strafe als Spiegel der Gesellschaft, 2019 (14 Kriminalfälle)

Kriminalpolizei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) die für die Aufklärung von Straftaten zuständige Polizei

Lit.: Wagner, P., Hitlers Kriminalisten, 2002

Kriminalroman (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das Französische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Straftaten darstellender oder erörternder und dadurch überwiegend der Unterhaltung dienender Roman

Lit.: Der Kriminalroman, hg. v, Vogt, J., 1998; Müller-Dietz, Recht und Kriminalität in literarischen Spiegelungen, 2007

kriminell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das beeinflussende Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verbrecherisch, strafbar

Kriminologe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verbrechenskundiger, Verbrechenswissenschaftler

Kriminologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.. s. Google) Verbrechenskunde, Verbrechenswissenschaft

Lit.: Radbruch, G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951; Rode, C., Kriminologie in der DDR, 1996; Wetzell, R., Inventing the Criminal, 2000; Becker, P., Verderbnis und Entartung. Eine Geschichte der Kriminologie des 19. Jahrhunderts, 2002; Müller, C., Verbrechensbekämpfung im Anstaltsstaat, 2004; Galassi, S., Kriminologie im deutschen Kaiserreich, 2004; Greve, Y., Verbrechen und Krankheit, 2004; Baumann, I., Dem Verbrechen auf der Spur, 2006; Mayenburg, D. v., Kriminologie und Strafrecht zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, 2006; Internationales Handbuch der Kriminologie, hg. v. Schneider, H., 2007; Vormbaum, T., Kriminologie- und Strafvollzugs­geschichte, (in) Juristische Zeitgeschichte 8 (2006/2007), 221ff.; Freitag, S., Kriminologie in der Zivilgesellschaft, 2013

Kristall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – elftes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist der einheitliche Festkörper mit regelmäßiger Anordnung – Fernordnung - der Bestandteile (z. B. Diamant, Quarz, Eis, Salz, Zucker)

Kristallnacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Reichskristallnacht

Kroatien (Kroatien-Slawonien, Wort slawisch) ist die Landschaft zwischen Donau, Drau und Adria sowie Serbien, die seit dem 7. Jahrhundert von Südslawen (Kroaten) besiedelt wird. Das 845 selbständige Kroatien kommt 1102 in Personalunion an Ungarn und damit 1526 an →Österreich. 1849 wird Kroatien (mit Fiume, Küstenland und Slowenien) dort Kronland, das 1867 Ungarn zugeteilt wird (1868 kroatischer Ausgleich zwischen Ungarn und Kroatien-Slawonien in subdualis­tischer Form). 1918 wird Kroatien Teil →Jugoslawiens, von dem es sich 1991 löst. 2011 wird die Aufnahme Kroatiens in die Europäische Union zu dem 1. 7. 2013 vereinbart.

Lit.: Gazi, S., A history of Croatia, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 4,5,331; Sanjek, F., Crkva i krscanstvo u Hrvata, 1988; Gavella, N., Die Rolle des ABGB in der Rechtsordnung Kroatiens, (in) ZEuP 1994, 603; Bär, S., Der Zerfall Jugoslawiens, 1995; Steindorff, L., Kroatien, 2001; Jäger, F., Bosniaken, Kroaten, Serben, 2001; Weber, J., Kroatien, 2002; Modernisierung durch Transfer im 19. und frühen 20. Jahrhundert, hg. v. Giaro, T., 2006; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Schmid, S., Deutsche und italienische Besatzung im Unabhängigen Staat Kroatien 1941-1943/45, 2020

Krone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1150 [Rother] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie an dem Ende des 8. Jahrhunderts. aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein aus Metall gefertigter Stirnreif, der als Sinnbild der Würde und Macht eines Fürsten verwendet wird. Die Krone findet sich früh in vorderasiatischen Königreichen. In Rom ist vielleicht der Lorbeerkranz der Ausgangspunkt. Die deutsche Königskrone des Heilign römischen Reiches von dem ausgehenden Frühmittelalter wird bis 1796 als Teil der Reichskleinodien in Nürnberg verwahrt, von wo aus sie vor den Wirkungen der französischen Revolution nach Wien verbracht wird. S. Google

Lit.: Hadwich, R., Die rechtssymbolische Bedeutung von Hut und Krone, 1952; Machetanz, G., Deutsche Königskrone und römische Kaiserkrone, Diss. jur. Göttingen 1954; Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Bd. 2 1955; Biehn, H., Die Kronen Europas, 1957; Corona regni, hg. v. Hellmann, M., 1961; Staats, R., Theologie der Reichskrone, 1976; Staats, R., Die Reichskrone, 1991; Schulze-Dörrlamm, M., Die Kaiserkrone Konrads II. (1024-1039), 1991; Wolf, G., Die Wiener Reichskrone, 1995; Büttner, A., Der Weg zur Krone, 2012

Krone der rechten Wahrheit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein altfriesicher Rechtstext mit 25 erbrechtlichen Bestimmungen.

Lit.: Carstens, W., Zur Entstehungsgeschichte der nordfriesischen Siebenhardenbeliebung, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 65, 368

krönen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1230 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Krone aufsetzen, nach oben abschließen

Krongut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1680 [Livland] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Königsgut

Kronkardinal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist der seit dem Hochmittelalter auf Vorschlag eines weltlichen Herrschers von dem Papst ernannte Kardinal.

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

Kronland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1519 einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.. s. Google) ist in Österreich zwischen 1849 und 1860 das Erzherzogtum Österreich, das Herzogtum Salzburg, das Herzogtum Steier­mark, das Königreich Illyrien (Kärnten, Krain, Görz, Gradiska, Istrien, Triest), die Grafschaft Tirol (mit Vorarlberg), das Königreich Böhmen, die Markgrafschaft Mähren, das Herzogtum Schlesien, das Königreich Galizien und Lodomerien (Auschwitz, Zator, Kakau), das Herzogtum Bukowina, das Königreich Dalmatien, das Königreich Kroatien, das Königreich Slawo­nien, das Königreich Ungarn, das Großf­ürstentum Siebenbür­gen, die Gesamtheit der Militärgrenz­bezirke und das lombardisch-ve­netische Kö­nig­reich.

Lit.: Huber, H./Dopsch, A., Österreichische Reichsgeschichte, 2. A. 1901, Neudruck 1968

Kronprinz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – siebzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist der als Thronfolger in Aussicht genommene Prinz.

Kronprinzenprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der 1730 gegen den Kronprinzen Friedrich (II.) von Preußen wegen eines Fluchtversuchs von dem 7. 8. 1730 geführte, wegen Unzuständigkeitser­klärung des Gerichts für Friedrich II. ohne Strafausspruch gebliebene Prozess, in dem aber der Freund und Mitwisser Hans Hermann von Katte verurteilt und hingerichtet wird.

Lit.: Hinrichs, C., Der Kronprinzenprozess, 1936; Hensel, C., Kronprinzenprozess und Katte-Urteil, 1979, Ahnert, R., Friedrich und Katte, 1982; Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730, bearb. v, Kloosterhuis, S. u. a., 2011

Krönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [Braunschweig]] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Aufsetzen einer →Krone als Zeichen eines Herrschaftsantritts. Die Krönung beginnt in dem fränkischen Reich vielleicht mit Pippin III. (751)? und ist seit 813 für die Verleihung der Kaiserwürde belegt. S. Google

Lit.: Werminghoff, A., Ein Tractatus de coronatione, ZRG GA 24 (1903), 380; Schreuer, H., Über altfranzösische Krönungsordnungen, ZRG GA 30 (1909), 142; Buchner, M., Zur Datierung und Charakteristik altfranzösischer Krönungsord­nun­gen, ZRG GA 31 (1910), 360; Schreuer, H., Noch einmal über altfranzösische Krönungs­ordnungen, ZRG GA 32 (19119, 1; Schreuer, H., Die rechtlichen Grund­gedanken der französischen Königskrönung, 1911; Buchner, M., Nochmals die Krönungsordnung Ludwigs VII. von Frankreich, ZRG GA 33 (1912), 328; Schiffers, H., Die deutsche Königskrönung, 1936; Bouman, C., Sacring and crowning, 1957; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, 1972; Coronations, hg. v. Bak, J., 1990; Cavina, M., Imperator Romanorum triplici corona coronatur, 1991; Ordines coronationis Franciae, hg. v. Jackson, R., Bd. 1f. 1995ff.; Bronisch, A., Krönungsritus und Kronenbrauch im Westgotenreich, ZRG 116 (1999), 37; Krönungen, hg. v. Kramp, M., 2000; Investitur- und Krönungsrituale, hg. v. Steinicke, M. u. a., 2004; Zey, C., Imperatrix, si venerit Romam, (in) DA 60 (2004), 1; Rogge, J., De deutschen Könige im Mittelalter, 2006, 2. A. 2011; Wahl und Krönung in Zeiten des Umbruchs, hg. v. Pelizaeus, L., 2008

Kronvasall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der mit →Königsgut von dem →König bzw. von der Krone belehnte →Lehnsmann.

Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009, 3. A. 2011

Kronzeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem angloamerikanischen Recht ein Zeuge der (die Krone bzw. den Staat vertretenden) Anklage, der an der Tat beteiligt war, aber für seine Aussage Strafmilderung oder Straffreiheit erhält. An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird der Kronzeuge bedingt auch in Deutschland (kurzfristig bis 1999 und tatsächlich selten von Bedeutung) und Österreich in das Strafverfahrensrecht aufgenommen. S. Google

Lit.: Röhrkasten, J., Die englischen Kronzeugen, 1990; Mühlhoff, U./Mehrens, S., Das Kronzeugen­gesetz, 1999

krumm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1240 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gekrümmt, gebogen

Krummstab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1632 [Preußen] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der bereits bei Isidor von Sevilla (vor 639) bezeugte (an dem oberen Ende gekrümmte) Stab des Bischofs. S. Google

Lit.: Lind, K., Über den Krummstab, 1863; Bauerreiß, R., Abtsstab und Bischofsstab, (in) Stud. u. Mitt. z. G. d. Benediktinerordens 68 (1957), 215; Schnable, N., Die liturgischen Gewänder und Insignien des Diakons, Presbyters und Bischofs in den Kirchen des byzantinischen Ritus, 2008

Krüppel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erster Hälfte 14. Jahrhundert [Goslar] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Behinderter

Lit.: Müller, F., Der Krüppel, 1996

KSZE →Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa

Lit.: Der KSZE-Prozess, Vom Kalten Krieg zu einem neuen Europa 1975 bis 1990, hg. v. Altrichter, H. u. a., 2011

Kues (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) ein Ort an der Mosel →Nikolaus von Kues

Lit.: Die Urkunden des St. Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues an der Mosel, hg. v. Kortenkamp, G., 2004; Hensel-Grobe, Das St.-Nikolaus-Hospital zu Kues, 2007

k. u. k. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adjektiv) kaiserlich und königlich, Österreich 1867, nicht pragmatische Angelegenheiten) →k. k.

Kulm (Culm) ist der an dem Höhenrand des rechten Ufers der Weichel gelegene, 1065 bezeugte Mittelpunkt eines Bistums und Landes in Preußen (1366 Universität). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schulz, F., Geschichte der Stadt und des Kreises Kulm, 1876; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Grundeigentums in Ost- und Westpreußen, 1891; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Kulmer Oberhofes, ZRG GA 34 (1913), 1; 750 Jahre Kulm und Marienwerder, hg. v. Jähnig, B. u. a., 1983; Benninghoven, U., Die Herzöge in Preußen und das Bistum Kulm, 1993; Willoweit, D., Verbrechen und Verfestung im Spiegel der Kulmer Gerichtsbücher, ZRG GA 133 (2016), 488

Kulm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1378 [Preußen] belegt, M. (der alte Kulm) ist das in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Kulm aus einer um wenige Zusätze vermehrten Form des Breslauer Stadtrechts (Magdeburg-Breslauer systema­tisches Schöffenrecht) durch Auslas­sungen, Artikelversetzungen und Hin­zufügung von Magdeburger Schöffenurteilen für Kulm und von Stücken aus dem so genannten Schwabenspiegel gewonnene, in fünf Bücher geteilte Rechtsbuch. →Kulmer Handfeste, Landläufige kulmische Rechte

Lit.: Laband, P., Das Magdeburg-Breslauer Systematische Schöffenrecht, 1863; Lohmeyer, Über eine neue Handschrift des alten Kulm, ZRG GA 3 (1882), 197; Kisch, G., Die Kulmer Handfeste, 1978; Ebel, F., Kulmer Recht, (in) 750 Jahre Kulm, hg. v. Jähnig, B. u. a., 1983, 9; Sondel, J., Studia nad prawem rzyskim w ius Culmense, 1984; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 50; Ebert, I., 600 Jahre alter Kulm, (in) Ostdeutsche Gedenktage 1994, 1993, 241; Janicka, D., Prawo karne w trzech rewizjach prawa chelminskiego z 16 wieku, 1992; Rymaszewski, Z., Nieznany spis prawa chełmiń­skiego z przełomu XIV-XV wieku (Das bisher unbekannte kulmische Rechtsbuch aus der Wende des 14. zum 15. Jahrhundert), 1993; Das Kulmer Gerichtsbuch 1330-1430, hg. v. Lückerath, C./Benninghoven, F., 1999

Kulmer Handfeste (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt,  F.) ist die an dem 28. 12. 1233 (?) von dem Hochmeister des Deutschen Ordens und von dem Landmeister Preußens den Städten Kulm (1232) und Thorn (1231) verliehene Urkunde, welche die Grundlage der Rechtsentwicklung in dem Einflussgebiet des Deutschen Ordens wird. Sie umfasst 24 Artikel über die Rechtsverhältnisse der Ansiedler. Ihr folgen jüngere Gerichts­bücher. S. Google

Lit.: Kretzschmer, J., Die Culmische Handfeste, 1892; Kisch, G., Studien zur Kulmer Handfeste, ZRG GA 50 (1930), 180; Kisch, G., Die Kulmer Handfeste, 1931; Willoweit, D., Die Kulmer Handfeste, (in) Beiträge zur Geschichte Westpreußens 9 (1985), 5; Das Kulmer Gerichtsbuch 1330-1430, hg. v. Lückerath, C./Benninghoven, F., 1999

Kulpa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wäörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, F.) unübliche deutsche Schreibform vom (lat. [F.]) culpa Schuld

Kulpakompensation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist in dem neuzeitlichen gemeinen Recht die Berücksichtigung des Mitverschuldens in dem Wege einer Aufrech­nung, die zu dem Verlust des Ersatzanspruchs führt.

Lit.: Köbler, DRG 214

Kultur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz -  nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1700 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bearbeitung, Pflnzung, Ausbildung, Daseinsgestaltung, Zivilisation

Lit.: Das Fest, hg. v. Schultz, U., 1988; Kultur und Staat in der Provinz, hg. v. Brakensiek, S. u. a., 1992; Kulturgeschichte heute, hg. v. Hardtwig, W. u. a., 1996; Wehler, H., Die Herausforderung der Kultur­geschichte, 1998; Kittler, F., Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft, 1999; Kulturwissenschaft, hg. v. Appelsmeyer, H. u. a., 2001; Gassert, M., Kulturtransfer durch Fernhandelskaufleute, 2001; Hartmann, P., Kulturgeschichte des Heiligen römischen Reiches 1648 bis 1806, 2001; Müller, R., Die Entdeckung der Kultur, 2003; Handbuch der Kulturwissen­schaften, hg. v. Jaeger, F. u. a., 2004; Landwehr, A./Stockhorst, S., Einführung in die europäische Kulturgeschichte, 2004; Übergänge und Verflechtungen, hg. v. Kokorz, G. u. a., 2004; Vietta, S., Europäische Kulturgeschichte, 2005; Burke, P., Was ist Kulturgeschichte?, 2005; Hermand, J., Deutsche Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2006; Maurer, M., Alte Kulturgeschichte – Neue Kultur­geschichte, (in) HZ 280 (2005), 281; Hermand, J., Deutsche Kultur­geschichte des 20. Jahrhunderts, 2006; Assmann, A., Einführung in die Kulturwissenschaft, 2006, 3. A. 2011; Zwischen Kult und Gesellschaft, hg. v. Nielsen, I., 2006; Rechtswissenschaft als Kulturwissenschaft?, hg. v. Senn, M., 2007; Wagner, M., Europäische Kulturge­schichte, 2008; Kulturgeschichte, hg. v. Tschopp, S., 2008; Kraus, H., Kultur, Bildung und Wissenschaft im 19. Jahrhundert, 2008; Landwehr, A., Kulturgeschichte, 2009; Tschopp, S., Die neue Kulturgeschichte, (in) HZ 289 (2009), 573; Bringmann, K., Kleine Kulturgeschichte der Antike, 2011; Brunner, K., Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters, 2012; Zwischen Konflikt und Kooperation – Praktiken der europäischen Gelehrtenkultur (12.-17. Jahrhundert), hg. v. Boer, J. de u. a., 2016; Ferreira, R., Cross-Cultural Exchange in the Atlantic World, 2012; Föllmer, M., „Ein Leben wie im Traum“ - Kultur im Dritten Reich, 2016; Mankowski, P., Rechtskultur, 2016; Müller, S., Kultur in Deutschland, 2016; Streitfall Evolution – Eine Kulturgeschichte, hg. v. Schwarz, G., 2017; Welt-kult-ur-sprung, hg. v. Hiller, G./Kölbl, S., 2017 (in vier Höhlen des Achtals und Loenetal auf der Schwäbischen Alb vor 40000 Jahren); Assmann, J., Achsenzeit, 2018 (um 500 v. Chr.); Kulturgüterrecht – Reproduktionsfotografie – StreetPhotography, hg. v. Weller, M. u. a., 2018; Berghorn, D. u. a., The Roaring Twenties, 2019; Zimmermann, R., England und Deutschland – Unterschiedliche Rechtskulturen?, 2019

Kulturkampf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der politische Kampf zwischen dem liberalen →Staat und der (konservativen) katholischen →Kirche (Papst Pius IX. 1846-1878) um die Säkularisierung von Staat und Gesellschaft (Badener Artikel 1834, Aargauer Klostersturm 1841, Baden 9. 10. 1860, Bayern 1868 Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht, Österreich 1870 Kündigung des Konkordats, Deutsches Reich 10. 12. 1871 Kanzelparagraph, 4. 7. 1872 Auswei­sung der Jesuiten, Preußen 11. 3. 1872 Gesetz über die staatliche Schulaufsicht). 1873 erlegen die vier sog. Maigesetze der Kirche staatliche Kontrolle auf. An dem 6. 2. 1875 wird die obligatorische Zivilehe eingeführt. Unter Papst Leo XIII. kommt es seit 1880 zu einer Beruhigung und schließlich bis 1887 zu einem beiderseits annehmbaren Ausgleich.

Lit.: Köbler, DRG 172, 209; Baltl/Kocher; Heckel, J., Die Beilegung des Kulturkampfes in Preußen, ZRG KA 19 (1930), 215; Bornkamm, H., Die Staatsidee im Kulturkampf, 1950; Schmidt-Volkmar, E., Der Kulturkampf in Deutschland 1871-1890, 1962; Becker, J., Liberaler Staat und Kirche in der Ära von Reichsgründung und Kulturkampf, 1975; Der Kulturkampf in Italien und in den deutschsprachigen Ländern, hg. v. Lill, R. u. a., 1993; Der Kulturkampf, hg. v. Lill, R., 1997; Ross, R., The Failure of Bismarck’s Kulturkampf, 1998; Ruppert, S., Kirchenrecht und Kulturkampf, 2002; Kulturkampf um die Ehe, hg. v. Löhnig, M., 2021

Kummer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1150-1170 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1270 [Straßburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Galloromanischen aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter die Bezeichnung für den dem römischen Recht unbekannten →Arrest. Der Kummer entwickelt sich vielleicht in dem Frühmittelalter aus dem Verfahren bei handhafter Tat. Der Gläubiger kann den flüchtigen, später auch schon den nur flucht­verdächtigen Schuldner festnehmen bzw. seine Vermögensstücke beschlagnah­men, um dadurch die Rechtsverweigerung zu verfolgen, später auch um die Erfüllung der Ansprüche zu sichern. Durch die spätmittelalterliche Wissenschaft wird die rechtliche Behandlung des Kummers unter italienischem Einfluss verfeinert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 116; Wach, A., Der Arrestprozess, 1868, Neudruck 1973; Planitz, H., Grundlagen des deutschen Arrestprozesses, 1922; Mahnke, H., Das Arrestverfahren in den Lübecker Ratsurteilen des 15. und 16. Jahrhunderts, 1969; Kraß, G., Das Arrestverfahren in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, 1996

kund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [Tatin um 830 243, 255, AhdGl. II 144] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) kennend, bekannt

kündigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1172-1190 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) kund tun, beenden

Kündigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1328 [Hildesheim] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), Kündigungsfrist 1863, Verb kündigen 1172-1190) ist die einseitige, auf die Beendigung eines Schuldverhältnisses (Dauerschuld­verhält­nisses) gerichtete Wil­lens­­er­klärung. Dem römischen Recht scheint sie nicht eigen zu sein. Vielleicht ist sie bei dem Darlehen entstanden. Ihre Verall­gemeinerung erfolgt erst in der Neuzeit.

Lit.: Kaser §§ 42 II 5, 43 I 4, 44 I 3; Immerwahr, W., Die Kündigung, 1898; Molitor, E., Zur Entwicklung des Kündigungsrechts, (in) FS E. Heymann, 1931, 349; Römermann, M., Kündigungen und Kündigungsschutz im Franquismus, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Rödel, L., Das Kündigungsrecht des Vermieters, 2011; Maier, H., Die württembergische Gewerbe- und Kaufmannsgerichtsbarkeit und insbesondere deren Rechtsprechung zur fristlosen Kündigung aus wichtigem Grund, 2015

Kündigungsfrist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache uind in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Frist zwischen der Erklärung einer Kündigung und der Wirkung der Erklärung der Kündigung

Kündigungsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gesetzliche Schutz gegen die →Kündigung eines Dauerschuldverhältnisses (von Seiten des wirtschaftlich stärkeren Vertragspartners). Der Kündigungsschutz gehört dem 20. Jahrhundert an, in dem die schrankenlose Freiheit des Liberalismus aus sozialen Gründen eingeengt wird. Er findet sich hauptsächlich in dem Mietrecht und in dem Arbeitsrecht. In dem Arbeitsrecht schreibt das deutsche Kündigungsschutzgesetz von dem 10. 8. 1951 für die Kündigung grundsätzlich eine soziale Rechtfertigung vor. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 273; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Welslau, A., Befristete Arbeitsverhältnisse und Kündigungs­schutz, Diss. jur. Bielefeld, 1998; Kaiser, C., Kündigungsschutz ohne Prinzip, 2005; Römermann, M., Kündigungen und Kündigungsschutz im Franquismus, 2007; Kimmich, M., Die Kleinbe­triebs­klausel, 2009

Kunkel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Hohenberg] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Spinnrocken, Rocken

Kunkel, Wolfgang (Fürth im Odenwald 20. November 1902-München 8. 5. 1981), Vater evangelischer Pfarrer, Studium Rechtswissenschaft, Altertumswissenschaft Universität Frankfurt am Main (Ernst Levy), Gießen, November 1923 erste jur. Staatsprüfung, Februar 1924 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau (Ernst Levy) über Diligentia, April 1924 aus juristischem Vorbereitungsdienst ausgeschieden, Berlin (Papyrologie) (Wilhelm Schubarth), Januar 1926 Habilitation Univ. Freiburg im Breisgau (Ernst Levy) über Verwaltungsakte aus spätptolemäischer Zeit, Ende 1927 ao. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 01. 04. 1928 persönlicher o. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 01. 10. 1929 o. Prof. Univ. Göttingen (Nachfolge Fritz Pringsheim), stand dem Nationalsozialismus distanziert gegenüber, 01. 10. 1936 Bonn (Nachfolge Eberhard Bruck), 1939-1945 Kriegsdienst (zuletzt als Wehrmachtsrichter), 1943 o. Prof. Univ. Heidelberg (Diensteintritt 1946), 1947/1948 Rektor, 1956 o. Prof. Univ. München, 1969 emeritiert, s. Google

Lit.: Gedächtnisschrift für Wolfgang Kunkel, hg. v. Nörr, D./Simon, D., 1984; Ernst Levy und Wolfgang Kunkel Briefwechsel 1922-1968, hg. v. Mussgnug, D., 2005

Kunkelmage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die weibliche Verwandte. S. Google

Lit.: Hübner

Künßberg, Eberhard Frhr. v. (Porohy 28. 2. 1881-Heidelberg 3. 5. 1941), Forstmeis­terssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Wien Mitarbeiter des Deutschen Rechtswörterbuchs (1911) in Heidelberg und 1929 Honorarprofessor. S. Google

Lit.: Künßberg, E., Frhr. v., Der Wortschatz des österreichischen ABGB, 1930; Künßberg, E., Frhr. v., Rechtliche Volkskunde, 1936, Nachruf ZRG GA 62 (1942), XLIII (Fehr, Hans); Schorsch, R., Eberhard Georg Otto Freiherr von Künßberg, 2010

Kunst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Passau] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Hervorbringung eines (von anderen Menschen anerkannten) Werkes durch schöpferisches Gestalten beispielsweise in Worten, Tönen oder Farben. S. Google

Lit.: Fehr, H., Kunst und Recht, Bd. 1ff. 1923ff.; Wohlhaupter, E., Dichterjuristen, Bd. 1ff. 1953ff.; Becker, E., Das Recht im „Parzival“, Diss. jur. Bonn 1956; Combridge, R., Das Recht im Tristan Gottfrieds von Straßburg, 1959; Müller, J., Die Rechts- und Staatsauffassung Heinrichs von Kleist, 1962; Pensel, F., Rechtsgeschichtliches und Rechtssprachliches im epischen Werk Hartmanns von Aue und im Tristan Gottfrieds von Straßburg, Diss. phil. Berlin (HU) 1961; Mittler, E., Das Recht in Heinrich Wittenwilers „Ring“, 1967; Langer, A., Zu den Quellen des Rechtsdenkens bei Adalbert Stifter, 1968; Hoffmann, E. T. A., Juristische Arbeiten, hg. v. Schnapp, F., 1973; Becker, K., Amors Urteilssprüche, 1991; Canisius-Loppnow, P., Recht und Religion im Rolandslied des Pfaffen Konrad, 1992; Just, R., Recht und Gnade in Heinrich von Kleists Schauspiel Prinz Friedrich von Homburg, 1993; Sellert, W., Recht und Gerechtigkeit in der Kunst, 1993; Wambach, L., Die Dichterjuristen des Expressionismus, 2002; Geschichte der deutschen Kunst, hg. v. Klotz, H. u. a., Bd. 1ff. Sonderausgabe 2003; Meid, V., Metzler Literatur Chronik, 3. A. 2006; Hölscher, T., Die griechische Kunst, 2007 (und 11 ähnliche Bände zu anderen Kunstepochen); Die Kunst der Mächtigen und die Macht der Kunst, hg. v. Oevermann, U. u. a. 2007; Handbuch Kunst und Recht, hg. v. Hoeren, T. u. a., 2008; Kloepfer, M., Dichtung und Recht, 2008; Miederhoff, T., Man erspare es mir, mein Juristenherz auszuschütten, 2008 (Tucholsky); Pfennig, G., Kunst, Markt und Recht – Einführung in das Recht des Kunstschaffens und der Verwertung von Kunst, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2016, 4. A. 2019, Braun, J., Kunstprozesse, 2. A. 2009; Schneider, N., Historienemalerei, 2010; Pippl, M., Kunst des Mittelalters, 3. A. 2010; Iselt, K., Sonderbe­auftragter des Führers, 2010; Sprecher, T., Literatur und Verbrechen, 2011; Bünnigmann, K., Die „Esra“-Entscheidung, 2013; Michael G. Berolzheimer, hg. v. Berolzheimer, M., 2014; Pieroth, B., Recht und Literatur, 2015; Clouzot, M., Musique, Folie et Nature au Moyen Âge, 2015; Keazor, H., Täuschend echt!, 2015; Schäfke, W., Kunsthaus Lempertz, 2016; Höhlen, Kultplätze, sakrale Kunst, hg. v. Bosinski, G. u. a., 2016; Kunst – Wissenschaft – Recht – Management, hg. v. Mahmoudi, N. u. a., 2018; The Art of Law – Artistic Representations and Iconography of Law and Justice in Context, hg. v. Huygebaert, S. u. a., 2018

Kunstfälscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Fälscher eines Kunstwerks. Seit dem 15. Jahrhundert und insbesondere seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird er als Folge der Merkantilisierung der Kunst verstärkt sichtbar und auch bekämpft. S. Google

Lit.: Würtenberger, T., Das Kunstfälschertum, 1940, Neudruck 1970

Kuppelei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1435 [Zürich] in 15 Stellen belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich schon in dem römischen Recht (lat. [N.] lenocinium) strafbare und seit dem Hochmittelalter in Deutschland bis 1973 allgemein, seitdem nur noch in wenigen Formen verfolgte Förderung sexueller Handlungen zwischen anderen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bacharach, A., Der Begriff der Kuppelei, 1911; Hartmann, I., Prostitution, Kuppelei, Zuhälterei – Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870, 2006; Lidmann, S., Von Spektakel und Abscheu, 2008; The Changing Legal Regulation of Cohabitation, 2012

kuppeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [Straßburg] in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verbinden, zu Beischlaf zusammenbringen

Kuppler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1348/1350 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Täter der Kuppelei

Kur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1336 [Hamburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Pflege

Kür (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 171 deliberationi churi 9. Jahrhundert] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wahl, →Kurfürst

Kuratel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1618 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen [curatela] aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Vormundschaft, Pflegschaft

Kurator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [Reichsabschied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] →curator, Pfleger) ist seit dem 18. Jahrhundert der staatliche Aufsichtsbeamte über die Universität.

Lit.: Bornhak, C., Geschichte der preußischen Universitätsverwaltung bis 1810, 1900; Schäfer, K., Verfassungsgeschichte der Universität Bonn, 1968; Gerber, S., Universitätsverwaltung und Wissenschaftsorganisation im 19. Jahrhundert – Moritz Seebeck, 2004

Kurbayern →Bayern, Kurfürstentum

Kurbrandenburg →Brandenburg, Kurfürs­tentum

küren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1314 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 316 probate monete publice kichoraniu uuaga liutlichiu] – 8. Jahrhundert – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wählen

Kurfürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1298 [MG Constitutiones IV 26, IV 31, V 17] nach vorhergehenden vorbereitenden Wörterzusammenstellungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist sachlich (in dem Heiligen römischen Reich seit dem 13. Jahrhundert [→Sachsenspiegel] der den →König wählende Fürst (Wort 1298 an vier Stellen zweimal in Ottokars Reimchronik, Hirzelins Gedicht von der Schlacht bei Göllheim und – dreimal – in König Albrechts Reichslandfrieden, in dem das Wort fursten der Vorurkunde durch das Wort kurfursten ersetzt ist, belegt). An sich wird der König von dem Volk gewählt. Für dieses handeln aus tatsächlichen Gründen der Überschaubarkeit allgemein die Großen (Herzöge, Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Grafen). Wie sich aus ihnen die Kurfürsten entwickelt haben, ist ungewiss (zeit­genössisch nie erwähnte Herkunft aus ottonischem Tochterstamm?, Träger eines Hofamts?, unterschiedliche Einzel­ur­sa­chen?, Wahlrechtsreduktion durch Hof­tags­beschluss in dem Jah­­re 1252?). Jedenfalls nennt bereits der →Sach­sen­spiegel (1221-1224) in wohl jüngerer Fassung die Erzbi­schöfe von Mainz, Köln (bis 1803) und Trier (bis 1803), den Pfalzgrafen bei Rhein (Stammespfalzgrafen von Lothringen) (bis 1623 und ab 1648, Erzschatzmeister, bis 1777), den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg sowie den (nicht deutschen) König von Böhmen als Königswähler. 1356 festigt die →Goldene Bulle die Stellung der Kurfürsten. Sie bilden gemeinsam einen Reichsstand (Kurfürsten­kollegium, Kurfürs­tenrat, der als Führungs­gruppe um einen Anteil an der Herrschaft in dem Heiligen römischen Reich ringt). Ihre Zahl steigt schließlich auf 10 (Bayern 1623/1648, Hannover 1692/1708, 1803 (ohne tatsächliche Auswirkung wegen fehlender Kaiserwahl von 1803 bis 1806) Hessen-Kassel, Baden, Würt­temberg, Salzburg), doch verringert sich ihre Bedeutung durch die Religionskriege, das Fehlen fester Verfahrensweisen und die Verlagerung der Interessen von dem Reich auf die angehörigen Länder. 1806 endet mit dem Untergang des Heiligen römischen Reiches ihre Stellung.

Lit.: Köbler, DRG 109, 110, 147, 148; Bloch, H., Die staufischen Kaiserwahlen und die Entstehung des Kurfürstentums, 1911; Buchner, M., Die Entstehung und Ausbildung der Kurfürstenfabel, 1912; Krammer, M., Das Kurfürstenkolleg von seinen Anfängen bis zum Zusammenschluss im Renser Kurverein des Jahres 1338, 1913; Quellen zur Geschichte der deutschen Königswahl und des Kurfürstenkollegs, hg. v. Krammer, M., 1911/1912, Neudruck 1972; Stutz, U., Das Mainzer Erststimmrecht, ZRG GA 42 (1921), 466; Perels, E., Zur Geschichte der böhmischen Kur, ZRG GA 45 (1925), 83; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. A. 1944, Neudruck 1965, 1981; Vogelgesang, G., Kanzlei und Ratswesen der pfälzischen Kurfürsten, 1939; Mess, F., Wartburgkrieg und Sachsenspiegel, ZRG GA 74 (1957), 241; Haan, H., Der Regensburger Kurfürstentag von 1636/1637, 1967; Becker, W., Der Kurfürstenrat, 1973; Mathies, C., Kurfürstenbund und Königtum in der Zeit der Hussitenkriege, 1978; Reuling, U., Die Kur, 1979; Hoffmann, P., Die bildlichen Darstellungen des Kurfürstenkollegiums, 1982; Luttenberger, A., Kurfürsten, Kaiser und Reich, 1994; Wolf, A., Königswähler in den deutschen Rechtsbüchern, ZRG GA 115 (1998), 150; Wolf, A., Die Entstehung des Kurfürstenkollegs 1198-1298, 1998, 2. A. 2000; Gotthard, A., Die Säulen des Reiches, 1999; Erkens, F., Kurfürsten und Königswahl, 2002; Königliche Tochterstämme, Königswähler und Kurfürsten, hg. v. Wolf, A., 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter, hg. v. Moraw, P., 2002; Begert, A., Böhmen, die böhmische Kur und das Reich, 2003; Ertl, T., Alte Thesen und neue Theorien zur Entstehung des Kurfürstenkollegiums, (in) ZHF 30 (2003), 619ff ¸Erkens, F., Vom historischen Deuten und Verstehen, ZRG GA 122 (2005), 327; Landau, P., Eike von Repgow und die Königswahl im Sachsenspiegel, ZRG GA 125 (2008), 18; Begert, A., Die Entstehung und Entwicklung des Kurkollegs, 2010; Wolf, A., Wie kamen die Kurfürsten zu ihrem Königswahlrecht?, ZRG GA 129 (2012), 340; Wolf, A., Verwandtschaft – Erbrecht – Königswahlen, 2013 (beweist eine Denkmöglichkeit die Wirklichkeit des Gedachten?); (Un)gleiche Kurfürsten?, hg. v. Klingner, J. u. a., 2017; Wolf, A., Die Datierung von Sachsenspiegel Landrecht III 57, 2 und die Entstehung des Kurfürstenkollegs, ZRG GA 137 (2020), 421

Kurfürstenkollegium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1647 [Brandenburg] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Kollegium der Kurfürsten →Kurfürst

Kurfürstenrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [Österrreich] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt,  M., s. Google) Rat eines einzelnen Kurfürsten auf einem Reichstag, Gesamtheit der Kurfürsten (ab 1577) →Kurfürst

Kurfürstentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1394 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 [Wittelsbach] in rund 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist das Herrschaftsgebiet und der Aufgabenbereich eines →Kurfürsten.

Lit.: Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beam­tentum im Kurfürstentum Mainz, 1908; Dirks, M., Das Landrecht des Kurfürstentums Trier, 1965; Pelizaeus, L., Der Aufstieg Württembergs und Hessens zur Kurwürde 1692-1803, 2000

Kurhessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)  ist die 1803 zu einem →Kurfürstentum erhobene Landgrafschaft Hessen-Kassel. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kulenkamp, E., Neue Sammlung der Landesordnungen, Bd. 1ff. 1828ff.; Probst, K., Die Entwicklung der Gerichts­verfassung und des Zivilprozesses in Kurhessen, 1911; Mayer-Edenhauser, T., Untersuchungen über Anerbenrecht und Güterschluss in Kurhessen, 1942; Frotscher, W., Die kurhessische Verfassung von 1831, (in) ZNR 2008, 45; Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlungeen 1830-1866, hg. v. Grote, E., 2016

kuriat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, in Zusammensetzung wie ein Präfix verwendete Partikel) Kurie betreffend

Kuriatstimme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz ab 1777 [Pütter] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Reichstag des Heiligen römischen Reiches mehreren kleinen Reichsständen nur gemeinsam zustehende Stimme (Grafen und Herren, Prälaten). 1653 bestehen 4 weltliche Kuriatstimmen (für 99 Reichsstände) und 2 geistliche Kuriatstimmen (für 41 Reichs­stände). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 148; Meister, A., Entstehung der Kuriatstimmen, (in) Hist. Jb. 34 (1913), 828; Stände und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit, hg. v. Arndt, J., 1989

Kurie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem römischen Recht eine Untergliederung der Volksversammlung (Kuriatkomitie), in dem katholischen Kirchen­recht die zentrale, aus mehreren Kar­dinalskongregationen bzw. Äm­tern und Gerichtshöfen bestehende Ver­waltungs­behörde des Papstes und in dem Heiligen römischen Reich die körperschaftlich organisierte Vertretung der Reichsstände (Kurfürsten, sonstige Reichs­fürsten, Reichsstädte) und Landstände (Prälaten, Ritter. Städte und unter Umständen Bauern). S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 3, 7, 17; Schreiber, G., Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert, Bd. 1f. 1910, Neudruck 1965; Rusch, B., Die Behörden und Hofbeamten der päpstlichen Kurie, 1936; Jordan, K., Die Entstehung der römischen Kurie, ZRG KA 28 (1939), 97; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Robinson, I., The Papacy, 1990

Kurienwahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F, s. Google.) ist die Wahl nach Kurien.

Kurienwahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Wahlrecht nach Kurien (beispielsweise in Österreich zwischen 1849/­1850 und 1907/1918), das dem Grundsatz der Gleichheit aller Stimmen bei einer Wahl widerspricht.

Lit.: Melik, V., Wahlen im alten Österreich, 1997

Kurköln →Köln, Kurfürstentum

Kurland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 [Leipzig] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Land eines Kurfürsten, mit dem das Wahlrecht zu der Beteiligung an den Wahlen des Herrschers des Heilien römischen Reiches verbunden ist. Davon zu trennen ist Kurland als das ursprünglich von Kuren besiedelte Land an dem Rigaischen Meerbusen. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2076; Kurland, hg. v. Oberländer, E. u. a., 2008; Mesenhöller, M., Ständische Modernisierung, 2009

Kurmainz →Mainz, Kurfürstentum

Kurmede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1040 [Foppens] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist eine mittelalterliche grundherr­schaftliche Abgabe. →Besthaupt, Kür, Miete

Kurpfalz →Pfalz, Kurfürstentum

Lit.: Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Band 1 1988, 2. A. 1999, Band 2 1992; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2007, 2. A. 2011, 5. A. 2014

Kursachsen →Sachsen, Kurfürstentum

Kursächsische Konstitutionen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) sind die in Kursachsen (an dem 21. 4.) 1572 in einem längeren Anhö­rungsverfahren gesetzlich getroffenen Ent­scheidungen in 211 bzw. 249 bzw. 277 von den juristischen Fakultäten von Wittenberg und Leipzig ermittelten Streitfragen (Verfahren, Verträge, Erbrecht und Lehnsrecht, Strafrecht). Sie werden trotz ihres oft bewahrenden Zuges von den Zeitgenossen als Fortbildung des sächsischen Rechtes empfunden. 1661 und 1746 folgen 91 bzw. 40 weitere Entschei­dungen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schletter, H., Die Konstitutionen Kurfürst Augusts von Sachsen vom Jahre 1572, 1857; Eberle, E., Probleme zur Rechtsstellung der Frau nach den Kursächsischen Konstitutionen von 1572, Diss. 1965; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009; http://www.koeblergerhard.de/­Fon­tes/­KursaechsischeKonstitutionen1572.htm

Kurtrier →Trier, Kurfürstentum

kurulisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adj.) zu dem Wagen ([lat.] currus) ge­hörig (Kennzeichnung der für das Markt­wesen zuständigen Ädile in Rom, auf deren Tätigkeit Wandelung [Rückgängigmachung] und Minderung (Preisherabsetzung] des Kaufvertrags bei Sach­mängeln eines Kaufgegenstands beru­hen)

Kurverein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1747 [Moser] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein vertragliches Bündnis von →Kurfürsten. Bedeutsam ist der Kurverein von Rhens (1338). Der Inhalt dieses Bündnisses wird 1356 durch die →Goldene Bulle gefestigt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Krammer, M., Das Kurfürs­tenkolleg, 1913; Stengel, E., Avignon und Rhens, 1930

Kurwürde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1635 [Reichsabschied] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Würde als →Kurfürst. S. Google

kurz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 810-817 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1210-1220 [Wolfram von Eschenbach) – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) geringe Länge aufweisend, klein

Kusine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Base (F.) (1), Tochter eines Geschwisters eines Elters

Kuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab um 1200 [Nibelungenlied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die gegenseitige, grundsätzlich freundlich gemeinte Berührung zweier Menschen mit den Lippen mindestens eines Menschen. Der Kuss kann als Gebärde rechtliche Bedeutung haben.

Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, Bd. 1 1943, 83; Perella, N., The Kiss, 1969; Strätz, H., Der Verlobungskuss, 1979; Die Braut, hg. v. Völger, G. u. a., 1985

küssen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 810-817 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab dem 10. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mit den Lippen berühren

Küste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Grenzlinie zwischen Land und Meer. Die vor der Küste liegenden Küsten­gewäs­ser werden seit dem 17. Jahrhundert in stetig erweitertem Umfang von dem Hoheitsträger auf dem angarenzenden Land beansprucht (3, 12 oder 200 Seemeilen). S. Google

Lit.: Rörig, F., Zur Rechtsgeschichte der Territorialgewässer, 1948; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Bothwell, D. u. a., The International Law of the Sea, 2010

Küstenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in einem Bestandteil um 1700 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (allgemein das Land an einer Küste und besonders) das Gebiet an der oberen Adria, das 1564 zu Innerösterreich zählt, 1809 Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs ist und 1849 zu einem aus Görz-Gradisca, Istrien und Triest gebildeten Kronland wird (1910 8000 Quadratki­lometer, 900000 Einwohner, davon 50 Prozent Italiener). 1919 fällt es an Italien, 1947 überwiegend an Jugoslawien, bei dessen Auflösung 1991/1993 in dem Norden an Slowenien, in dem Süden an Kroatien. S. Google

Kuttner, Stephan (Bonn 24. 03. 1907-Berkeley 12. 08. 1996) Vater Professor für Zivilprozessrecht (Kuttner, Georg), Ass. Univ. Berlin, 1933 von dem Protestantismus zu dem Katholizismus konvertiert, wiss. MA Vatikan-Bibliothek, 1937 Prof. Lateranhochschule Rom, 1940 Prof. (1942 Ordinarius) Catholic Univ. of America Washington (1955 Institute of Research and Study in Medieval Canon Law), 1964 Yale (New Haven), 1970 Univ. of California Berkeley (Direktor der Robbins Collection of Canon Law), 1989 emeritiert, ist der führende, aus politischen Gründen aus Deutschland über Italien 1940 in die Vereinigten Staaten von Amerika ausgewanderte Kanonist des 20. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Nachruf (in) NJW 1997, 306; Hetzenecker, A., Stephan Kuttner in Amerika 1940-1964, 2007

Kux (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1476 [Freiberg] in rund vierzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., lateinisch cuccus Böhmen 1327, in der Herkunft ungeklärt) ist sachlich seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts der Anteil an einer →Gewerkschaft des Bergrechts. Der Anteil an der Gewerkschaft des alten Rechtes ist (unbewegliches Vermö­gen und) ideeller Anteil zu gesamter Hand (ursprünglich 4, zuletzt 128 Anteile, davon 120 für Gewerken, 4 für Grundstücks­eigentümer, 2 für Gemeinde, 2 für Schule). Bei der seit dem preußischen Allgemeinen Berggesetz von dem 24. 6. 1865 entstehenden Gewerkschaft neuen Rechtes ist der Kux Anteil an der Gewerkschaft als juristischer Person und damit ein Recht (100 oder höchstens 10000 Anteile). In der Bundesrepublik Deutschland wird der Kux 1980 beseitigt.

Lit.: Köbler, DRG 167; Zycha, A., Das böhmische Bergrecht des Mittelalters, 1902; Kromrey, P., Die Übertragung, Belastung und Pfändung von Kuxen, Diss. jur. Heidelberg, 1905; Müller-Erzbach, R., Das Bergrecht Preußens, 1917; Ehrenzweig, Das Wort Kux, (in) Z. f. Bergrecht 62 (1921), 191; Kuhlen, H., Die Wandlung in der Rechtsnatur der Kuxe, Diss. jur. Köln 1938; Guder, A., Der Kux, 1959; Bartels, C., Vom frühneuzeitlichen Montangewerbe zur Bergbauindustrie, 1992; Fessner, M., Steinkohle und Salz, 1998

L

Laband, Paul (Breslau 24. 5. 1838-Straßburg 23. 3. 1918), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Heidelberg (Vangerow, von Mohl) und Berlin (Gneist, Stahl) und der Konversion (1857) 1864 außerordentlicher Professor und 1866 ordentlicher Professor in Königsberg und 1872 in Straßburg. Von der Rechtsgeschichte ausgehend wendet er sich dem Staatsrecht zu, für das er bestimmte Begriffe (beispielsweise →Gesetz in dem formellen Sinn, Gesetz in dem materiellen Sinn) und berechenbare Ordnung der Sätze des geltenden Rechtes (durch Verfassung) zu der Eindämmung politischer Willkür (in dem Rechtsstaat) verlangt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 195, 199, 208; Laband, P., Das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, 1863, Neudruck 1967; Gierke, O. v., Labands Staatsrecht und die deutsche Rechtswissenschaft, 1883, 2. A. 1961; Laband, P., Das Staatsrecht des Deutschen Reiches, 1887, 2. A. 1894, 3. A. 1895, 4. A. 1901, 5. A. 1911/1914, Neudruck 1964; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938 bzw. 1953, 145; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt, 1958, 226; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958, 2. A. 2003; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 301; Pauly, W., Der Methodenwandel im deutschen Spätkonstitutio­nalismus, 1993; Laband, P., Staatsrechtliche Vor­lesungen, hg. v. Schlüter, B., 2004

Labeo, Marcus Antistius (Labeo filius) (1. Jahrhundert v. Chr.-5/22 [10/11?] n. Chr.), Rechtskun­digensohn (des Pacuvius Antistius Labeo), Schüler des Trebatius, wird nach durch­laufener Ämterlaufbahn als ein führender Rechtskundiger des frühklassischen römischen Rechtes Haupt der prokulianischen Schule. Von seinem möglicherweise 400 Bücher umfassenden Werk (Fallsammlungen, Kommentar zu dem Edikt des Prätors, Abhan­d­lung über das Pontifikalrecht) zeugen mehr als 500 überlieferte Bruchstücke (u. a. Kom­mentare zu dem Edikt des Prätors). S. Google

Lit.: Söllner §§ 11, 15, 16; Köbler, DRG 30; Pernice, A., Labeo, Bd. 1 1873, 7; Kohlhaas, C., Die Überlieferung der libri posteriores des Antistius Labeo, 1986

Labeo, Pacuvius Antistius (Labeo pater) (1. Jahrhundert v. Chr.-42 v. Chr.) ist der an der Verschwörung des Brutus gegen Caesar teilnehmende römische Rechtskundige, dessen Sohn Haupt der prokulianischen Schule wird. S. Google

Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung römischer Juristen, 2. A. 1967, 32

Lachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert Verb lachen in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber Verb lachen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und Neutrum Lachen in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein wohl seit Entstehung des Menschen und vielleicht seiner Sprache mögliches Verhalten, das auch rechtliche Bedeutung erlangen kann. S. Google

Lit.: Le Goff, J., Das Lachen im Mittelalter, 2004

lacina (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Anfang sechstes Jahrhundert in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Wehrung, lat. via [F.] lacina, Wegwehrung) Legung, Wehrung, Sperre, Schelte

Lit.: Sousa-Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern der karolingischen Kapitularien, 1993

Lade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1150-1170 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb laden teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein von Menschen nach der Sesshaftwerdung entwickeltes Behältnis (Kiste, Truhe, Schrein) für Sachen. S. Google

laden (V.) (1) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beladen, packen

laden (V.) (2) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab um 1210 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einladen, auffordern

Laden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12./13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1310/1312 [München] als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über Latte mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Brett, der Verschluss einer Öffnung oder der Geschäftsraum. In dem Spätmittelalter verlagert sich in dem deutschen Sprachraum in Städten der Verkauf von Waren von dem allgemeinen für jedermann offenen Markt zunehmend in den einzelnen besonderen Laden des Anbietenden. Der Angestellte in dem Laden erlangt dabei allmählich eine beschränkte Vollmacht für dort übliche Tätigkeiten. Die Zeitspanne, in der ein Laden zu Gunsten beispielsweise der Kirche, sonstiger einzelner Interessenten oder der Allgemeinheit geschlossen sein muss, wird vereinzelt seit dieser Zeit (Goslar 1281, Brieg 1318, Lüneburg 1350), allgemein erst in dem 20. Jahrhundert (Deutschland 1956 Ladenschlussgesetz) genau festgelegt, aus wirtschaftlichen Erwä­gungen Interessierter gegen den Widerstand der Kirchen aber stärker eingeschränkt. Seit dem 20. Jahrhundert erscheint neben dem überschaubaren Laden das geräumige Kaufhaus. Der Übergang zu dem Selbst­bedienungsladen beginnt unter dem Einfluss der Vereinigten Staaten von Ame­ri­ka in der Bundesrepublik Deutschland 1949. Große Handelsketten mit vielen Angestelllten treten an die Stelle der früheren bedienenden Kaufleute, deren Läden (so genannte Tante-Emma-Läden) verschwinden. Danach setzt in dem 21. Jahrhundert in beachtlichem Umfang die digital-elektronische Bestellung von Waren in dem Internet mit Lieferung durch Frachtdienste ein, so dass der Laden möglicherweise in absehbarer Zeit weitgehend verschwinden wird. S. Google

Lit.: Rühling, M., Das Ladenschlussgesetz vom 28. November 1956, 2004; Langer, L., Revolution im Einzelhandel, 2013

Ladiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist der Angehörige der in den Alpen und (vor allem) in den Dolomiten ansässigen, von dem Spätlateinischen abgeleiteten besonderen Sprachgemein­schaft des Ladinischen.

Lit.: Perathoner, Die Dolomitenladiner, 1998; Videsott, P. u. a., Ennebergisches Wörterbuch, 1998

Ladung (2) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 808 uocatione ladunge] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufforderung vor einer Behörde oder einem Gericht zu einem be­stimmten Zeitpunkt zu erscheinen. Sie findet sich sachlich bereits in dem XII-Tafelgesetz des altrömischen Rechtes (lat. si in ius vocat, ito, wenn er zu Gericht ruft, soll er [d. h. der Gerufene oder Geladene] gehen). Sie wird auch zu Beginn des frühfränkischen (lat. [M.]) Pactus legis Salicae (507-511?, Einung des salfränkischen Rechtes) sichtbar und hat vermutlich bereits für die germanische Volksversammlung in irgendeiner Art bestanden. In dem Früh­mittelalter wird die private Ladung durch den Ansprecher oder Ansprechenden (lat. [F.] mannitio) durch die öffentliche Ladung des Verfahrensleiters (lat. [F.] bannitio) ersetzt. Ungerechtfertigtes Nichter­scheinen (Ladungsungehorsam, anders in besonderen Fällen, →echte Not) zieht den jeweiligen →Bann nach sich, wobei insgesamt dreimal zu laden ist (→Aller guten Dinge sind drei). In der frühen Neuzeit kann das Erscheinen mit Zwangsmitteln erzwungen werden. Die Ladung erfolgt dabei vielfach schriftlich. Die Voraus­setzungen und Förmlichkeiten werden in Verfahrensordnungen zunehmend streng festgelegt. →Ediktalzitation

Lit.: Kaser §§ 82 I 1, 87 I 4, 87 II 3; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 70, 86, 117, 155, 202; Bethmann Hollweg, M. v., Der Zivilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; Kulessa, M., Ladungsunge­horsam und prozessuale Säumnis in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Sellert, W., Die Ladung des Beklagten vor das Reichskammergericht, ZRG GA 84 (1967), 202; Reinschmidt, T., Die Entstehung des Rechtsganges und das Versäumnis­verfahren im salfränkischen Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1968; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess nach bayerischen Quelle, 1971, 228ff.; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981

Ladungsfrist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die zwischen →Ladung und Zeitpunkt des Erscheinens vor Gericht liegende, dem Schutz bzw. der Vorbereitung des Geladenen dienende Frist. S. Google

Ladungsungehorsam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist die gewollte Nichtbeachtung der →Ladung, für die der Mensch in Verfahrensordnungen nachteilige Folgen festlegt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Lauk, J., Über den Ungehorsam in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, 1827; Sintenis, C., Der Ungehorsam der Parteien im bürgerlichen Prozess, 1828; Canstein, R. Frhr. v., Grundlagen des Kontumazialrechts, (in) Zs. für deutschen Civilprozeß 16 (1891), 1ff.; Laufs, A., Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, 1976; Schlinker, S., Litis Contestatio, 2008

Laesio (F.) enormis (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, abewr in Google belegt, F.) ist die außer­gewöhnliche (enorme) Verletzung (der Vertrags­ge­rechtigkeit). Sie geht vielleicht auf Kaiser Diokletian (284-313) in Rom zurück und ist philosophisch-christlich geprägt. Obwohl ein Preis einer Ware unter Menschen gundsätzlich eigentlich nicht vorgegeben ist, sondern sich tatsächlich meist aus ihren überwiegend unterschiedlichen Interessen durch Verhandeln ergibt, kann nach der Lehre von der laesio enormis ein Verkäufer einer Sache (beispielsweise ein Bauer als Eigentümer eines Grundstücks) den zu einem bestimmten vereinbarten Preis abgeschlossenen Ver­trag anfechten und gegen Rückzahlung des Preises die Rückgabe der Sache verlangen, wenn der Preis geringer ist als die Hälfte des angeblich objektiv feststellbaren wahren Wertes der Sache und der Käufer nicht den auf den gerechten Preis (lat. iustum pretium [N.]) fehlenden Betrag nachzahlt. 1234 übernimmt die mittel­alterliche Kirche die von Justinian vertretene Lehre von dem gerechten Preis und der laesio enormis. Dies wird von dem gemeinen Recht fortgeführt, von dem Liberalismus des 19. Jahrhunderts aber (beispielsweise in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900) aufgege­ben.

Lit.: Kaser § 41 II 3; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 64, 127, 166, 214; Dekkers, R., La lésion énorme, 1937; Schulze, W., Die laesio enormis, Diss. jur. Münster 1973; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 2 1989, 447ff.; Kalb, H., Lex Baiuvariorum, Vita Corbiniani und laesio enormis, ZRG GA 106 (1989), 325; Becker, C., Die Lehre von der laesio enormis, 1993; Göttlicher, D., Auf der Suche nach dem gerechten Preis, 2004; Harke, J., Laesio enormis als error in negotio, ZRG RA 122, 2005, 91ff. Langer, V., Laesio enormis, 2009

laesowerpire (lat.-afrk., V., (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) in den Schoß werfen

Lager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1303/1308 [Bremen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Liegestelle

Lagerbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1491 [Württemberg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) →Urbar

laghsaga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, an. [F.]) Rechtsvortrag

Lagus (Hase), Conrad (um 1500-1546) wird 1516 als Conradus Haß de Creutzburgk in Leipzig und 1519 in Witten­berg immatri­kuliert und macht sich um das rechts­wissenschaftliche Studium als juristischer Privatlehrer und Humanist in Wittenberg verdient (Traditio methodica utriusque juris 1543, Methodisches Vorgehen in beiden Rechten [De iure personarum, De modis acquirendi alienandi et amittendi res, De pactis et obligationibus, De actionibus et exceptionibus, De iudiciis, De privilegiis et iuris beneficiis], Compendium juris Saxonici posthum 1597). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 144; Muther, T., Zur Geschichte der Rechtswissenschaft, 1876, 299; Reis, T., Historia in Conrad Lagus’ Traditio methodica (1543), ZRG GA 130 (2013), 103

lahm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unbeweglich, langsam, gelähmt

lähmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 in rund fünfundzwanzig Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) lahm machen

Lähmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert? in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., Verb lähmen Ende 8. Jh., Adjektiv lahm 3. Viertel 8. Jh. und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) →Körperverletzung

Laibach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) in Slowenien (Ljubljana) wird 1919 Sitz einer Universität.

Laie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 1067 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1067 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1067 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] laicus) ist der Nichtfachmann, in dem Kirchenrecht der einfache Gläubige in Gegensatz zu dem →Kleriker (Klerus). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit, 1974; Felten, F., Äbte und Laienäbte im Frankenreich, 1980; Vauchez, A., Les laics au Moyen Age, 1987; Löhr, D., Zur Mitwirkung der Laienrichter im Strafprozess, 2008; Krey, K., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015; Laien in der Gerichtsbarkeit – Geschichte und aktuelle Perspektiven, hg. v. Kohl, G./Reiter-Zatloukal, I., 2019; Kleriker und Laien, hg. v. Reinert, J. u. a., 2021

Laieninvestitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Investitur von Laien in kirchliche Ämter durch den König beispielsweise des Heiligen römischen Reiches) →Investitur, Investiturstreit

Lit.: Scharnagl, A., Der Begriff der Investitur in den Quellen und der Literatur des Investiturstreites, 1908; Schmid, P., Der Begriff der kanonischen Wahl in den Anfängen des Investiturstreits, 1926; Schieffer R., Die Entstehung des päpstlichen Investiturverbots für den deutschen König, 1981; Laudage, J., Priesterbild und Reformpapsttum im 11. Jahrhundert, 1984; Beulertz, S., Das Verbot der Laieninvestitur im Investiturstreit, 1991

Laienpfründe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist sachlich beispielsweise die seit dem 9. Jahrhundert sichtbare Verpfründung von Laien an Klöster.

Lit.: Stutz, U., Lehen und Pfründe, ZRG GA 20 (1899), 213ff.; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Gnant, C., Die Panisbriefe Kaiser Josefs II., 2002

Laienrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nicht rechtswissen­schaftlich gebildete Richter in Gegensatz zu dem rechtswissenschaftlich gebildeten Berufsrichter. Ursprünglich sind alle Richter und Urteiler Laien und wohl alle erwachsenen freien Männer an Entscheidungen über Streitigkeiten beteiligt. Bereits in fränkischer Zeit beschränkt sich aber die Tätigkeit als Richter (thunginus, Graf) und Urteiler (Rachinburge, Schöffe) auf ausge­wählte Männer. Seit dem 12. Jahrhundert verdrängt ausgehend von der kirchlichen Gerichts­barkeit der wissenschaftlich zu der Streitent­scheidung Ausgebildete (Jurist) den Laien fast völlig. Bereits an dem Reichskammer­gericht des Heiligen römischen Reiches (1495) sind je zu der Hälfte nur Adelige und Doktoren tätig, während die Constitutio Criminalis Carolina (1532, Peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V.) noch durchweg die Mitwirkung von (ungelehrten) Schöffen in Strafverfahren vorsieht. Rechtstat­sächlich setzt sich dann aber allmählich der gelehrte Jurist bis in die Untergerichte durch. Die Aufklärung strebt demgegenüber die Mit­wirkung von Laienrichtern an (beispielsweise Justus Möser 1774). Nach dem Vorbild Englands führt Frankreich 1791 eine Jury von Laien­richtern ein. In dem 19. Jahrhundert verlangt der Liberalismus auch in dem deutschen Sprach­raum nach englisch-französischem Vorbild die Rückkehr zu dem Laienrichter. In dem Schwur­gericht, Handels­gericht, Arbeitsgericht, Ver­waltungsgericht und Sozialgericht setzt sich dieses Verlangen in gewissem Umfang durch, wobei seit 1922 auch Frauen als Laienrichter zugelassen werden. Die sog. Lex Emminger (1924, Gesetz Emmingers) be­seitigt aus Kostengründen das Schwurgericht und erweitert die Zuständigkeit des berufs­mäßigen Einzel­richters. 1939 wird in dem Deutschen Reich die Mitwirkung von Laien­richtern in der ordentlichen Gerichtsbarkeit (bis 1945) beseitigt, danach aber wiederhergestellt, obgleich das Gewicht des Berufsrichters grundsätzlich aus verständlichen Gründen in der Rechtsprechung in der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich überwiegt.

Lit.: Köbler, DRG 201, 202; Zentner, J., Das Geschworenengericht mit Öffentlichkeit und Mündlichkeit im Gerichtsverfahren, 1830; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 35; Kern, E. Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit im Großherzogtum Baden während des 19. Jahrhunderts, 1974; Löhr, D., Zur Mitwirkung der Laienrichter im Strafprozess, 2008; Andoor, G., Laien in der Strafrechtsprechung, 2013

Laienspiegel (Wort nur in dem Buchtitel belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die von dem Nördlinger Stadtschreiber und Höchstädter Landvogt Ulrich →Tengler für Laien verfasste, erstmals in Augsburg 1509 wohl von Sebastian Brant herausgegebene Einführung in das gelehrte Recht (Nachdrucke Straßburg 1510, 1511, Neuer Laienspiegel Augsburg 1511, elf Nachdrucke, darunter Straßburg 1536). Der Laienspiegel behandelt in seinen drei Büchern (1) die Stellung weltlicher Herr­schaftsträger (Richter, Partei, Fürsprecher, Vorstand, Bürgermeister, Rats­herr), (2) die Gerichtsverfassung und das Privatrecht sowie (3) das Strafverfahren. Als Quellen lassen sich das (lat.) Speculum (N.) iudiciale (gerichtlicher Spiegel) des →Durantis (1290), Johannes Andreae, Bartolus, Petrus de Ferrariis, verschiedene verbreitete Traktate, die Bibel, Aristoteles, die Goldene Bulle und andere Reichsgesetze, der →Klagspiegel, der →Hexenhammer und die →Constitutio Criminalis Bambergensis (1507, Bamberger peinliche Gerichtsordnung) nach­weisen. In dem Verhältnis zu dem Klag­spie­gel stellt der Laienspiegel an Stelle des kanonistischen Inquisitionsverfahrens den gemeinrecht­lichen Inquisitionsprozess dar, lässt aber gelehrte Grundsätze zu dem Schutz des Befragten außer Acht. Der Laienspiegel ist fast in dem gesamten 16. Jahrhundert durch zahlreiche Drucke weit verbreitet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechtes in Deutschland, 1867, Neudruck 1959; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 147, 172; Der Teufelsprozess, hg. v. Schmitz, W., 1980; Burret, G., Der Inquisitions­prozess im Laien­spiegel des Ulrich Teng­ler, 2010; Ulrich Tenglers Laienspiegel, hg. v. Deutsch, A., 2011

Laizismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in Frankreich in dem 19. Jahrhundert entwickelte Bezeichnung für seit der Aufklärung erkennbare Bestrebungen, den Einfluss der Kirche auf den Staat zurückzudrängen.

lance et licio (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) mit Schüssel und Schurzfell, →Haussuchung

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 27, 48

Land (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist das als eine Einheit erscheinende Teilgebiet der festen Oberfläche der Erde, insbesondere auch der Gliedstaat eines Bundesstaats. Als politisches Gebilde in dem fränkisch-deutschen Reich begegnet das Land seit dem Hochmittelalter (vielleicht unter Auswirkung des Abschlusses des Investiturstreits durch das Konkordat von Worms 1122). Es entwickelt sich durch territoriale Aufteilung des älteren Personal­verbands (Volk). Augenfällige Beispiele sind die Verselbständigung →Österreichs gegen­über (den übrigen) →Bayern (1156) zwecks Ausgleichs zwischen Babenbergern, Welfen und Staufern und die Aufteilung →Sachsens (1180) zwecks Herabsetzung Heinrichs des Löwen durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Innerhalb des Deutschen Reiches und Heiligen römischen Reiches bilden sich in der Folge sehr viele Länder. An dem Rande spalten sich die →Schweiz und die →Niederlande (spätestens 1648) ab. Innerhalb Österreichs werden die Länder von 1744 bis 1848 von Gubernien überlagert. In der Schweiz treten die Teile von 1798 bis 1803 zurück. 1806 werden die größeren Länder nach Beseitigung der kleineren Herrschaften selbständige Staaten. Sie vereinigen sich 1815 fast alle zu dem 1866 an dem österreichisch-preußischen Gegensatz schei­tern­den →Deutschen Bund. Innerhalb Österreichs verliert das Land von 1848 bis 1920 seine Rechtspersönlichkeit. Die große Mehr­zahl der deutschen Länder findet 1871 unter dem späteren Reichskanzler Otto von Bismarck in einer kleindeutschen Lösung zu dem Deutschen Reich (ohne Österreich, Liechtenstein und Luxemburg) zusammen. Den in Österreich zusammengeschlossenen Län­dern (Bundesländern) wird nach dem Ersten Weltkrieg 1918 von den anderen europäischen Mächten der von der Bevölkerung mit großer Mehrheit gewünschte Beitritt verwehrt. In dem Deutschen Reich werden unter dem nationalsozialistischen Reichskanzler Adolf Hitler die Länder von 1934 (bis 1945) bedeutungslos. Der 1938 erfolgte →Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wird 1945 rückgängig gemacht. Die Abtrennung der 1945 der sowjetischen Besatzungszone zuge­schla­genen, 1958 durch Bezirke ersetzten Län­der (Brandenburg, Mecklen­burg-Vorpom­mern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) in der →Deutschen Demokra­tischen Repu­blik endet an dem 3. 10. 1990 durch Beitritt zu der Bundesrepublik Deutschland. Eine mit Land gebildete Redewendung ist Land und Leute.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 94, 101, 110, 113, 138, 148, 150, 197, 230, 244, 247, 256, 258, 259; Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, 1988, 7. A. 2007, 8. A. 2019, in dem Internet aktualisiert HELD (koeblergerhard.de); Köbler, WAS; Müller, L., Badische Landesgeschichte, Bd. 1 1900; Brunner, O., Land und Herrschaft, 1939, 3. A. 1943, 6. A. 1973; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen, 1961; Köbler, G., Land und Landrecht im Mittelalter, ZRG GA 86 (1969), 1; Das Land Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1977ff.; Ammerich, H., Landesherr und Landesverwaltung, 1981; Kofler, W., Land, Landschaft, Landtag, 1985; Möckli, G., Die schweizerischen Landsgemeinde-Demokratien, 1987; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 1988; Weltin, M., Der Begriff des Landes bei Otto Brunner und seine Rezeption durch die verfassungsgeschichtliche For­schung, ZRG GA 107 (1990), 337; Länderparlamentarismus in Deutschland, hg. v. Mielke, S. u. a., 2004; March, U., Kleine Geschichte deutscher Länder, 2010; Die Außenpolitik der deutschen Länder im Kaiserreich, hg. v. Berwinkel, H., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013

Landbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1397 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein in verschiedener Hinsicht ein →Land betreffendes Buch (beispielsweise Landbuch der Neumark um 1336, Landbuch der Mark Brandenburg 1375/1376).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Das Landbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Karl IV., hg. v. Engel, E., 1982, 357

Landesarbeitsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist das Gericht der zweiten Insatz der Arbeitsgerichtsbarkeit. In der Bundesrepublik Deutschland bestehen 2020 18 Landesarbeitsgerichte.

Landesausbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter und in der früheren Neuzeit der innere Ausbau eines Landes durch verstärkte wirtschaftliche Nutzung (beispielsweise Rodung, Entwässerung).

Lit.: Brenning, A., Innere Kolonisation, 1909; Ranzi, F., Königsgut und Königsforst, 1939; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Higounet, C., Die deutsche Ostsiedlung, 1986; Struk­turen der Grundherrschaft, hg. v. Rösener, W., 1989, 411; Siedlungen und Landesausbau zur Salierzeit, hg. v. Böhme, H., 1991; Erlen, P., Europäischer Landesausbau und mittelalterliche deutsche Ostsiedlung, 1992; Blackbourn, D., Die Eroberung der Natur, 2007; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008

Landesausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1634 [Nassau] in zweiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der in Österreich in der frühen Neuzeit von dem Landtag gewählte Ausschuss zu der Verwaltung des Landes mit dem Landeshauptmann an der Spitze (1918 Landesrat, 1920 Landesregierung). Ab 1744 treten ihm Zentralstaatsbehörden zu Seite (Gubernien). Die Doppelgleisigkeit endet mit einer Verfassungsänderung 1925.

Landesbrauch, Landbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in beiden Formen bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in beiden Formen in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der Brauch in einem Land.

Lit.: Alberti, W., Der Rheingauer Landbrauch, 1913

Landesflucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von landesflüchtig - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) Flucht aus einem Land

Landesfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 (Niederbayern) in einundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) Freiheit eines Landes

Landesfürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 in engerem Sinn des Großen in einem Land belegt, als Landesherr 1295 in einer Fassung des so genannten Schwabenspiegels, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist sachlich in dem Heiligen römischen Reich der Fürst eines Landes (Landesherr). Es gibt weltliche und geistliche Landesfürsten (beispielsweise Herzog, Markgraf, Graf, Erzbischof, Bischof, Abt). Der Landesfürst hat zusammen mit den Landständen die Landesherrschaft. In dem Reich ist der Landesfürst zugleich Reichsfürst (in dem Reichstag). S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937, Neudruck 1973; Stolz, O., Zur Entstehung und Bedeutung des Landes­fürstentums im Raume Bayern – Österreich – Tirol, ZRG GA 71 (1954), 339; Burkert, G., Landesfürst und Stände, 1987

Landesgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1753 [Pommern] zusätzlich neben Landgericht vereinzelt belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google in beiden Formen belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das in einem oder für ein Land zuständige Gericht. Seit dem Hoch­mittelalter geht in dem deutschen Reich die Gerichtsbarkeit allgemein weitgehend von dem König auf den Landesherrn über. Dieser bildet meist eine mehrstufige landesfürstliche Gerichtsbarkeit aus. Oberste Gerichtshöfe entstehen als Landesgerichte beispielsweise in Preußen (1483 Kammergericht), in Österreich (1749 Oberste Justizstelle) oder Bayern (1625 Revisorium). An dem 14. 6. 1849 werden in Österreich Landesgerichte eingerichtet.

Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 27; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954, 38; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Das Reichskammergericht im Spiegel seiner Prozessakten, hg. v. Battenberg, F. u. a., 2010

Landesgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die auf das einzelne Land (beispielsweise Bayern, Baden, Vorarlberg) aus­gerichtete →Geschichte bzw. Ge­schichts­schreibung. Sie steht in Deutschland vor allem in Gegensatz zu der Reichsgeschichte. S. Google

Lit.: Probleme und Methoden der Landesgeschichte, hg. v. Fried, P., 1978; Deutsche Landesgeschichts­schreibung im Zeichen des Humanismus, hg. v. Brendle, F. u. a., 2001; Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik, hg. v. Werner, M., 2004; Mechthold, R., Landes­ge­schichtliche Zeitschriften 1800-2009, 2011; Handbuch Landesgeschichte, hg. v. Freitag, W. u. a., 2018

Landesgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1724 [Wiesand] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das für ein Land von dem zuständigen Organ geschaffene Gesetz. Es steht in Gegensatz zu dem Reichsgesetz oder Bundes­gesetz. Es gewinnt seit der frühen Neuzeit an Bedeutung. S. Google

Lit.: Neue Sammlung mecklenburgischer Landes­gesetze, Bd. 1ff. 1769ff.; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Maier, K., Die Anfänge der Polizei- und Landesgesetzgebung in der Markgrafschaft Baden, 1984

Landeshauptmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Landhauptmann 1498 belegt, M.) ist der Leiter der Verwaltung eines Landes. Er erscheint sachlich als (lat. [M.]) capitaneus in der Steiermark, Kärnten und Krain an der Stelle des königlichen Reichsstatthalters in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Er ist gleichzeitig Haupt der Stände des Landes. In den habsburgischen Ländern erhält sich das Amt des bald von dem Landes­fürsten ernannten, dem Landesaus­schuss und dem Landtag vorsitzenden Landeshaupt­manns. 1918 werden ihm die bisher von dem Statthalter wahrgenommenen Aufgaben der Zentralstaatsverwaltung auf Landesebene über­tragen. Dem Landtag sitzt seit 1920 ein besonderer Landtags­präsident vor. In der Gegenwart ist der Landeshauptmann Leiter der Regierung eines Landes, der auch die mittelbare Bundesverwaltung ausführt. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Brandis, J., Geschichte der Landeshauptleute von Tirol, 1850; Kozina, G., Die Landeshauptleute von Krain, 1864; Pesendorfer, W., Der Landeshauptmann, 1986; Burkert, G., Die Landeshauptleute der österreichischen Erbländer, (in) FS H. Mezler-Andelberg, 1988; Naschenweng, P., Die Landeshauptleute der Steiermark 1326-2002, 2002; Roten, H. v., Les grands baillis du Valais 1388-1798, 2008

Landesherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Wort Landherr um 1000, Landesherr erste Hälfte 13. Jh. belegt und Landesherr in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, lat. dominus [M.] terrae, M.) ist sachlich seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der →Herr eines besonderen, seit 1156 unter Ersetzung des älteren Personalitätsprinzips durch das neuere Territorialitätsprinzip entstehenden →Landes. Er ist Empfänger der wichtigsten Regalien, höchster Richter in dem Land, Träger des Heerbanns und Wahrer des Landfriedens, somit insgesamt Inhaber der sich ausbildenden Landesherrschaft. Zu sei­nen Einnahmequellen zählt vor allem auch die →Steuer. In dem Ringen mit den Großen in dem Land (→Landständen) setzt er sich in der Neuzeit meist tatsächlich durch. An dem Ende des Ersten Weltkriegs muss der Landesherr dem Grundsatz der Volkssouveränität weichen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 111, 112, 148, 154; Ludicke, R., Die landesherrlichen Zentralbehörden im Bistum Münster, 1901; Lichtner, A., Landesherr und Stände in Hessen-Cassel, 1913; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Renger, R., Landesherr und Landstände im Hochstift Osnabrück, 1968; Ammerich, H., Landesherr und Landesverwaltung, 1981; Kappelhoff, B., Absolutistisches Regiment oder Ständeherrschaft?, 1982; Gmür, R., Städte als Landesherren, (in) FS H. Thieme, 1986; Bahlcke, J., Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit, 2012

Landesherrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [Köln] mit Landherrschaft in zweiundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist seit dem hohen Mittelalter die →Herrschaft des →Landesherrn über ein →Land. Ihre Grundlage ist in dem Einzelfall sehr unterschiedlich (Grundherrschaft, Bannge­walt, Gerichtsgewalt, Vogtei, Schirmver­trag, königliches Amt). Sie muss in einem Ringen mit den Ständen gefestigt werden. Sobald das Land, wie das für die Kurfürstentümer 1356 in der Goldenen Bulle und für Österreich 1358/1359 in einer Fälschung (lat. pri­vilegium [N.] maius) festgelegt wird, nicht mehr geteilt werden kann, tritt die Vorstellung von der privaten, in dem Erbfall ohne weiteres teilbaren Sachherrschaft des Landesherrn über das Land zugunsten der öffentlichen Ein­ordnung zurück (Entstehung des modernen, Hoheitsidee, Gesetzgebung und rationales Verwaltungsverständnis voraus­setzenden Staates). Seit dem 18. Jahrhundert ist wichtigster Bestandteil der einheitlichen monarchischen, an der Wohlfahrt des Ge­meinwesens ausgerichteten Staatsgewalt die Polizeigewalt (lat. ius [N.] politiae). Die nun so bezeichnete Landeshoheit, in der sich die früher vereinzelten Hoheits­rechte zu der umfassenden Hoheitsgewalt (Souveränität) verdichten, wird als ursprünglich und damit nicht von dem Reich abgeleitet angesehen. Demgegen­über las­sen sich die Rechte der Landstände nicht erweitern, sondern höch­stens be­wahren. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 111, 149; Baltl/Kocher; Roßberg, A., Die Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss. phil. Leipzig 1909; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, 1941, Neudruck 1964; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg, 1954; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Bühler, T., Gewohnheitsrecht und Landes­herrschaft, 1972; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985; Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Bahlcke, J., Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit, 2012

Landeshoheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1621 [Hadeln] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die in der frühen Neuzeit durch Zusammenfassung von Herrschafts­rechten und Verdichtung der →Landes­herrschaft entstehende Hoheitsgewalt (Sou­veränität) des Landesherrn (Fürsten) in einem Land (Staat). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 149; Moser, J., Von der Landeshoheit der deutschen Reichsstände, 1773; Stutz, U., Das habsburgische Urbar und die Anfänge der Landeshoheit, ZRG 25 (1904), 192; Fehr, H., Die Entstehung der Landeshoheit im Breisgau, 1904; Aubin, H., Die Entstehung der Landeshoheit, 1920, Neudruck 1961; Mack, E., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtenberg, 1926; Kürschner, T., Die Landeshoheit der deutschen Länder, 1938; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Quaritsch, H; Souveränität, 1986; Landeshoheit, hg. v. Riedenauer, E., 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Bahlcke, J., Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit, 2012

Landeskirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als - Landkirche 1461 – ab 1785? und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist in dem evangelischen Kirchen­recht seit dem 19. Jahrhundert die Kirche eines Landes oder Landes­teils (beispielsweise Baden, Kurhessen-Waldeck, Hannover, Schleswig-Holstein, Schaumburg-Lippe, Württemberg, Eutin, Lippe). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Hinschius, P., Die evangelischen Landeskirchen in Preußen, 1867; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Närger, N., Das Synodalwahlsystem in den deutschen evangelischen Landeskirchen, 1988; Müller, K., Staatsgrenzen und evangelische Kirchengrenzen, 1988; Richter, M., Kirchenrecht im Sozialismus, 2011

Landesobrigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1550 [Walther] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die in dem Übergang zwischen →Landesherrschaft und →Landes­hoheit befindliche landesherrliche Gewalt der frühen Neuzeit. S. Google

Lit.: Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975

Landesordnung, Landordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Wort 1492 bzw. 1489 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google als Landesordnung und Landordnung belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die seit dem Spätmittelalter sichtbare, umfassendere, ordnende Gesetzgebung des Landesherrn zu der Klarstellung wichtiger Fragen auf den unterschiedlichsten Rechtsgebieten (beispielsweise Tirol 1526 Bauernlandesordnung, 1532, 1573, Böhmen 1500, 1530, 1549, 1564, 1627, Mähren 1535, 1545, 1562, 1604, 1628, Oberlausitz 1538/1539, 1582, 1597, Oppeln-Ratibor 1562, Teschen 1573 u. a.). In dem 19. Jahrhundert regeln in Österreich Landesordnungen von dem 26. 2. 1861 Fragen des Landesverfassungs­rechts (bis 1918). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kleinschmidt, C., Sammlung fürstlich hessischer Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Richter, G., Die ernestinischen Landesordnungen, 1964; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Quellen zur neueren deutschen Privatrechts­geschichte, Bd. 2 Landes- und Polizeiordnungen, hg. v. Schmelzeisen, G., 1968ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 517; Wesener, G., Zur Bedeutung der österreichischen Landesord­nungsentwürfe, (in) FS N. Grass, Bd. 1 1974, 613; Berg, T., Landesordnungen in Preußen, 1998; Landesordnung und gute Policey, hg. v. Gehringer, H. u. a., 2008

Landesparlament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und über das Altfranzösische mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar, N.) ist seit dem 19. Jahrhundert das →Parlament eines →Landes.

Lit.: Eicher, H., Der Machtverlust der Landesparlamente, 1988

Landesrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Landrecht - ab dem Althochdeutschen belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das besondere →Recht eines →Landes in Gegensatz zu einem übergeordneten Recht wie beispielsweise dem Bundesrecht. Es entsteht anfangs in dem Hochmittelalter als Landrecht in Gegensatz zu dem Stadtrecht. Bis in das 19. Jahrhundert überwiegt es das gesetzte einheitliche Recht (in dem Heiligen römischen Reich). Durch die einheitliche staat­liche Gesetzgebung des ausgehenden 19. Jahrhunderts wird es in Deutschland in vielen Bereichen auf Randfragen zurückgedrängt (sog. Verlustliste der deutschen Rechtseinheit), bleibt aber beispielsweise in dem Ver­waltungs­recht bedeutsam. Grundsatz wird, dass bei konkurrierender Zuständigkeit das Reichs­recht oder das Bundesrecht das Landesrecht bricht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 103, 184, 231; Kahler, O., Das schleswig-holsteinische Landesrecht, 1908, 2. A. 1923; Schneider, M., Das Verhältnis des Reichsrechts zum Landesrecht, 2002

Landesregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1537 [Fellner-Kretschmayr, 1666 Landesregierung Hadeln] in fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., engerer Sinn Mitte 19. Jahrhunderts) ist die →Regierung eines →Landes (beispielsweise 1849 in Salzburg, Kärnten, Krain, Schlesien und Bukowina, 1918/1920 allgemein).

Landessozialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Gericht der zweiten Instanz in der Sozialgerichtsbarkeit. In der Bundesrepublik Deutschland bestehen 2020 14 Landessozialgerichte. S. Google

Landessteuer, Landsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen vielleicht ab erster Hälfte 12. Jahrhundert [Fulda] öfter als Landsteuer, ab 1777 als Landessteuer belegt, aber in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google als Landsteuer und als Landessteuer belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die sachlich seit dem 13. Jahrhundert in einem →Land erhobene →Steuer. Der Kreis der Steuerpflichtigen ist nicht überall gleich. Die Landessteuer bedarf grundsätzlich der Bewilligung durch die Landesbehörde. S. Google

Lit.: Brennecke, A., Die ordentlichen direkten Staatssteuern Mecklenburgs im Mittelalter, Diss. jur. Marburg 1900; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965, 273; Gerhard, H., Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken, 1960; Willoweit, D., Rechtsgrund­lagen der Territorialgewalt, 1975

Landessynode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar, F.) ist die Versammlung gewählter und berufener Mitglieder einer Landeskirche. S. Google

Lit.: Närger, N., Das Synodalwahlsystem in den deutschen evangelischen Landeskirchen im 19. und 20. Jahrhundert, 1988

Landesteilung, Landteilung, Länderteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1490 als Landesteilung, Landteilung und Länderteilung in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist sachlich die der Reichsteilung des fränkischen Frühmittelalters entspre­chende Teilung eines →Landes unter mehrere Söh­ne eines Landesherrn. Sie birgt die Gefahr der Macht­zersplitterung in sich. Deswegen finden sich Teilungsverbote bereits unter Friedrich I. Barbarossa und Rudolf von Habsburg (1283). Für die →Kurfürsten­tümer schließt die →Goldene Bulle (1356) die Teilung aus. Noch in der späteren Zeit werden Länder aber tatsächlich geteilt (Hessen 1567, Österreich, Anhalt 1635, Braunschweig 1636, Sachsen-Gotha 1680, Mecklenburg 1701). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Hartel, R., Über Landesteilungen in deutschen Territorien, (in) FS F. Hausmann, 1977, 179

Landesverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 [Gadebusch] in dreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die besondere (anfangs nur materielle, ab 1791 auch for­melle) →Verfassung eines →Landes.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Kopp, U., Handbuch zur Kenntnis der Hessen-Casselschen Landesver­fassung, Teil 1 1796; Kaltenborn, C., Geschichte der deutschen Bundesverhältnisse, Bd. 1f. 1857

Landesverordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1618 [Lüneburg] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbiuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die ein →Land betreffende →Verordnung in Gegensatz vor allem zu dem →Landesgesetz und der Bundesverordnung.

Lit.: Kreittmayr, W. Frhr. v., Sammlung der chur­baierischen Generalien und Landesverordnungen, 1771

Landesverrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der Verrat des eigenen →Landes durch einen Menschen. Ihm geht bereits bei den Germanen der Verrat des Volkes voraus, bei dem nach Tacitus der gefasste Verräter aufgehängt wird. Seit dem Hochmittelalter wird das römischrechtliche (lat.) →crimen (N.) maiestatis (Majestätsver­brechen) aufge­nom­men. Strafe der Verräterei ist das Rädern oder Vierteilen Nach der österreichischen (lat.) Constitutio (F.) Criminalis Josephina (1787) ist Landesverrat das Verbrechen gegen den Staat bzw. Vaterland in Gegensatz zu dem gegen den Herrscher gerichteten →Hochverrat. In der Mitte des 19. Jahrhunderts ist Landesverrat die Bedrohung der äußeren Machtstellung des Staates. S. Google

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Köhler, A., Hochverrat und Landesverrat, ZRG GA 25 (1904), 130ff., 269ff.; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Brune, H., Hochverrat und Landesverrat in rechtsvergleichender Darstellung, 1937; Schröder, F., Der Schutz von Staat und Verfassung im Strafrecht, 1970; Hanten, M., Publizistischer Landesverrat vor dem Reichsgericht, 1999

Landesverteidigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Verteidigung eines Landes. S. Google

Lit.: Bergien, R., Die bellizistische Republik – Wehrkonsens und Wehrhaftmachung in Deutschland 1918-1933, 2012

Landesverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571? [Freiburg] bzw. 1785 Landesverwaltung in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Verwaltung eines Landes durch Landesbehörden. Hierzu bildet der Landesherr seit dem Spätmittelalter eine beamtete Verwaltungs­organisation aus. Als deren späte Folge ist auch in der Gegenwart der Bundesrepublik Deutschland die Verwaltung grundsätzlich Angelegenheit des Landes. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 113, 151, 197, 258; Ammerich, H., Landesherr und Landesverwaltung, 1981; Deutsche Verwaltungsgeschichte hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1f. 1988ff.

Landesverweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [Kurpfalz] in rund vierzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die Verweisung (beispielsweise eines Straftäters) aus dem Land. Ihr geht die ältere Verbannung voraus. Ihr entspricht in dem Hochmittelalter die Verweisung aus der Stadt, die beispielsweise in Augsburg des späten 14. Jahrhunderts jährlich etwa ein halbes Prozent der Stadtbewohner betrifft. Seit dem 15. Jahrhundert wird sachlich von Landesverweisung gesprochen. Sie führt zu Konflikten mit den benachbarten Ländern. Seit dem 18. Jahrhundert wird sie allgemein aufgegeben und auf Ausländer beschränkt (anders beispielsweise in Österreich, beispielsweise 3. 4. 1919 die Landesverweisung der Familie Habs­burg). S. Google

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 410, 533, Neudruck 1964; Müller, W., Die Stadtverweisung, Diss. jur. Leipzig 1935; Breithaupt, W., Die Strafe des Staupenschlags, Diss. jur. Jena 1938; Schnabel-Schüle, H., Die Strafe der Landesverweisung in der Frühen Neuzeit, (in) Ausweisung und Deportation, hg. v. Gestrich, A. u. a., 1995, 73ff.; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005

Landfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1233 [Sachsen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) Unterstützung des Landesherrn durch die Landesbewohner

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Fehr, H., Landfolge und Gerichtsfolge im fränkischen Recht, (in) Festgabe R. Sohm, 1914, 387ff.; Ramb, S., Öffentliche Dienste im Kriegswesen des landesfürstlichen Territorialstaates, 1979

Landfolgepflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist sachlich die bereits in dem Früh­mittelalter sichtbare Verpflichtung, bei Gefährdung der Allgemeinheit wehrhafte Hilfe zu leisten. Mit der Entstehung des ritterlichen Reiterheers tritt die Landfolgepflicht in dem Hochmittelalter an Bedeutung zurück, ohne ganz zu verschwinden. In der Wehrpflicht des 18. Jahrhunderts wird sie in veränderter Form neu belebt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Fehr, H., Landfolge und Gerichtsfolge im fränkischen Recht, (in) Festgabe R. Sohm, 1914, 387ff.

Landfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1256 [Österreich] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Landfriede und Landfrieden belegt und in Google belegt, M.) ist der von Rechtsbruch nicht gestörte Zustand (in einem Land). Seit dem 10. Jahrhundert ist in Südfrankreich und Spanien ([Le Puy um 975,] Charroux 989, Narbonne um 990, Le Puy 994, Limoges 994, Poitiers 1000) das von der Kirche in Wiederholung merowingischer und karolingischer Kapitu­larien und Bußbücher ausgehende Gebot des Friedens (→Gottesfriedens) sichtbar. Seit dem aus­gehenden 11. Jahrhundert erscheint der weltliche Landfriede (beispielsweise Kaiser Heinrichs IV. von 1103 oder Kaiser Friedrichs I. Barbarossa von 1152). Er sieht peinliche →Strafen für Unrechtstaten vor. Seine Grundlage ist meist eine beschworene →Einung, in anderen Fällen auch ein Gesetz. Wichtige Landfrieden sind der Mainzer Reichslandfriede von 1235 und der ewige Landfriede von 1495, der die Fehde (Selbsthilfe) als solche vollständig verbietet. S. Google, →Landfriedensbruch

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 101, 118, 147; Baltl/Kocher; Weiland, B., Sächsischer Landfriede aus der Zeit Friedrichs II. und die sog. Treuga Heinrici regis, ZRG GA 8 (1887), 88; Bock, E., Der Kampf um die Landfriedenshoheit in Westfalen, ZRG GA 48 (1928), 379; Quidde, L., Histoire de la Paix publique en Allemagne au moyen âge, 1929; Schnelbögl, W., Die innere Entwicklung der bayerischen Landfrieden des 13. Jahrhunderts, 1932; Wohlhaupter, E., Studien zur Rechtsgeschichte der Gottes- und Landfrieden in Spanien, 1933; Meyer, B., Der Sorge für den Landfrieden im Gebiet der werdenden Eidgenossenschaft 1250-1350, 1935; Bader, K., Probleme des Landfriedensschutzes, (in) Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 3 (1939), 1; Gernhuber, J., Die Landfriedensbewegung in Deutschland, 1952; Partsch, G., Ein unbekannter Landfrieden aus dem 12. Jahrhundert, ZRG GA 75 (1958), 93; Hattenhauer, H., Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden, Diss. jur. Marburg 1958; Stein, G., Die Einungs- und Landfriedenspolitik der Mainzer Erzbischöfe, Diss. phil. Mainz 1960; Gerlich, A., Studien zur Landfriedenspolitik König Rudolfs von Habsburg, 1963; Angermeier, H., Königtum und Landfriede im Spätmittelalter, 1966; Mohrmann, W., Der Landfriede im Ostseeraum, 1972; Quellen zur Geschichte der fränkisch-bayerischen Landfriedensor­ganisation, bearb. v. Pfeiffer, G., 1975; Leist, W., Landesherr und Landfrieden in Thüringen im Spätmittelalter, 1975; Wadle, E., Der Nürnberger Friedebrief Kaiser Friedrich Barbarossas, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 548; Stercken, M., Königtum und Territorialgewalten, 1989; Rotthoff-Kraus, C., Die politische Rolle der Landfriedenseinungen zwischen Maas und Rhein, 1990; Wadle, E., Gottesfrieden und Landfriede, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 63; Wadle, E., Landfrieden, Strafe, Recht, 2001; Landfrieden, hg. v. Buschmann, A. u. a., 2001; Graevenitz, C. v., Die Landfriedenspolitik Rudolfs von Habsburg, 2003; Fahrner, M., Der Landfrieden im Elsass, 2007; Fischer, M., Reichsreform und „ewiger Landfrieden“, 2007; Wadle, E./Gergen, T., Die hochmittelalterlichen Gottes- und Landfrieden als Wegbereiter des Strafrechts, ZRG GA 136 (2019), 130

Landfriedensbruch (Wort – Landfriedebruch - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Landfriedensbruch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist die Verletzung des Landfriedens. Die Folge ist eine peinliche →Strafe. Daneben ist auch die →Acht von großer Bedeutung. Mit dem 16. Jahrhundert macht sich der Einfluss des römischen Rechtes bemerkbar (Gail), wonach der Landfriedensbruch die zu gewalttätigem Zweck erfolgende Vereinigung einer Menge von 10 bis 15 Menschen voraussetzt. Mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) wird die Verbindung mit dem mittel­alterlichen Landfrieden schwächer. 1871 bestimmt das Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches den Landfriedensbruch als eine Verbindung von Zusam­menrottung und Gewaltanwendung. 1970 wird die Strafbarkeit auch der bloßen Teilnahme an einer gewalttätigen öffentlichen Zusam­men­rot­tung in der Bundesrepublik Deutschland aufgegeben. Für Österreich vgl. § 274 StGB. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Hagemann, H., Vom Verbrechenskatalog des altdeutschen Strafrechts, ZRG GA 91 (1974), 1; Roth, A., Kollektive Gewalt und Strafrecht, 1989; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Kerth, J., Der landsfried ist zerbrochen, 1997; Fahrner, M., Der Landfrieden im Elsass, 2007

Landfriedensgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist in dem Hochmit­telalter und Spätmittelalter das für die Wahrung des →Landfriedens vorgesehene →Gericht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Eberhardt, H., Die Gerichtsorganisation der Landgrafschaft Thüringen im Mittelalter, ZRG GA 75 (1958), 108

Landfriedenshauptmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) der für die Wahrung des Landfriedens bestimmte Hauptmann

Landgemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427/1541 bzw. 1502 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nichtstädtische Gemeinde. Sie entsteht in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter aus den unterschied­lichsten Ansatzpunkten (Nachbarschaft, Hof­genossen­schaft, Markgenossenschaft, Grund­herrschaft, Gericht, Vogtei, Kirche u. s. w.). Nach der staatlichen Verdichtung der frühen Neuzeit wird die Idee der →Selbst­verwaltung der ländlichen Gemeinde in dem 19. Jahrhundert aufgegriffen und in Preußen in der Landgemeindeordnung für die Rheinprovinz von 1845 und für die sieben östlichen Provinzen von 1891 verwirklicht (vgl. Baden Gemeindegesetz 1831, Österreich Gemeinde­gesetz 1849, Bayern Gemeindeordnung 1869). Als Gebiets­körper­schaft dient die Landgemeinde seitdem als kleinste räumliche Einheit der (staatlichen) Verwaltung. S. Google

Lit.: Hübner 129; Kroeschell, DRG 1; Bognetti, G., Sulle origini dei comuni rurali del medio evo, Studi nelle scienze giuridiche e sociali 10f. (1926f.); Quirin, K., Herrschaft und Gemeinde, 1952; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Steinbach, F., Ursprung und Wesen der Landgemeinde nach rheinischen Quellen, 1960; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Schwineköper, B., 1964, 2. A. 1986; Nikolay-Panter, M., Entstehung und Entwicklung der Landgemeinde im Trierer Raum, 1976; Bognetti, G., Studi sulle origini del comune rurale, 1978; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Landgemeinden im Übergang zum modernen Staat, hg. v. Franz, N. u. a., 1999; Stadt – Gemeinde – Genossenschaft, hg. v. Cordes, A. u. a., 2003

Landgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1208 [Oberösterreich] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist allgemein ein für ein →Land zuständiges →Gericht. Es erscheint mit der Territorialisierung des Rechtes in dem Hochmittelalter. Wesentliche Kennzeichen könnten der Graf als Landrichter, die Zuständigkeit für gewichtigere Streitfälle (Eigen und Erbe, Freiheit, Ungericht), die Anwendung des Landrechts und die regelmäßige Abhaltung an (mehreren) festen Gerichtsplätzen (Dingstätten, Schrannen) sein. Das Landgericht ist meist nicht für den Adel zuständig und steht unter dem landesfürstlichen →Hofgericht. Von daher versteht sich seine Entwicklung zu einer mittleren Instanz. 1877/1879 wird das Landgericht (1893 in dem Deutschen Reich 172 Landgerichte mit 2341 Richtern, 2000 115 Landgerichte in der Bundesrepublik Deutschland) zu dem zwischen Amts­gericht und Oberlandes­gericht stehenden Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit, das Eingangsgericht nur für gewichtigere Zivilsachen und Straffälle ist. An dem 14. 6. 1849 werden in Österreich Landesgerichte eingerichtet. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 115, 200, 261; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Baierns, Bd. 2 1906; Voltelini, H. v., Die Entstehung der Landgerichte im bayerisch-österreichischen Rechtsgebiete, (in) Archiv für österreichische Geschichte 94 (1905), 1; Müller, H., Das kaiserliche Landgericht der vormaligen Grafschaft Hirschberg, 1911; Kalisch, H., Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg, ZRG GA 34 (1913), 141; Feine, H., Die kaiserlichen Landgerichte in Schwaben, ZRG GA 66 (1948), 148; Hiereth, S., Die bayrische Gerichts- und Verwaltungsorganisation, 1950; Merzbacher, F., Iudicium provinciale ducatus Franconiae, 1956; Landwehr, G., Die althannoverschen Landgerichte, 1964; Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1964; Peter, A., Das Landgericht Klettgau, 1966; Düsseldorf und sein Landgericht 1820-1970, 1970; Hülle, W., Geschichte des höchsten Landgerichts in Oldenburg (1573-1935), 1975; Iustitia Coloniensis, 1981; Hiereth, S., Moosburg, 1986; Strätz, H., 175 Jahre Hof- und Landgericht Konstanz, 1988; Raubold, D., Das Landgericht Hildesheim, 2003

Landgerichtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Land[es]gericht[s]ordnung 1494 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die für das →Landgericht verfasste Ordnung (beispielsweise Oberösterreich 1514, Franken 1618).

Lit.: Bartmann, J., Das Gerichtsverfahren vor und nach der münsterischen Landgerichtsordnung von 1571, 1908; Merzbacher, F., Ordinatio Iudicii Provincialis Franconica, (in) Würzburger Diözesange­schichtsbll. 32 (1970), 83

Landgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1129 [Goslar/MGDipl. VIII 32, MGDipl. VIII 55 Lodewicus lantgravus de Thuringia 1131] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein wohl in dem Zuge der allgemeinen Territorialisierung entstehender Titel eines reichslehnbaren Amtes zu der Verwaltung und Sicherung königlicher Rechte (in einem Land). Landgrafen finden sich in Thüringen 1131, Oberelsass 1135, Unterelsass 1138, (Leuch­tenberg 1143,) Heiligenberg 1169, Burgund-Buchegg 1226, Thurgau 1227, Aargau 1232/1234, Frickgau 1234, Burgund-Neuenburg 1235, Zürichgau 1245, Hessen 1265, Hegau 1275, Breisgau 1276, Baar 1287, Stühlingen 1296, Buchsgau 1318, Klettgau 1325, Sisgau 1354 und Leiningen 1444. Ihre Stellung endet spätestens 1806 mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches, in Hessen-Homburg 1866. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Franck, W., Die Land­grafschaften des heiligen römischen Reichs, 1873; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der Leuchten­berger, 1893; Mayer, T., Über die Entstehung und Bedeutung der älteren deutschen Landgrafschaften, ZRG GA 58 (1938), 138; Hess, W., Hessische Städtegründungen der Landgrafen von Thüringen, 1966; Eyer, F., Die Landgrafschaft im unteren Elsass, (in) ZGO N. F. 78 (1969), 148

Landgrafschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1238/1239 in rund zwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Stellung und das Gebiet eines Landgrafen. S. Google, →Landgraf

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Mayer, T., Über Entstehung und Bedeutung der älteren deutschen Landgrafschaften, ZRG GA 58 (1938), 138; Eberhardt, H., Die Gerichtsorganisation der Landgrafschaft Thüringen, 75 (1958), 108; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter, 1981

Landgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1330 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist allgemein ein Gut auf dem Lande und in dem deutschen Privatrecht des 19. Jahrhunderts das besondere in eine Landgüterrolle eingetragene Anerbengut, an welchem dem Anerben bei der Erbteilung nur ein Übernahmerecht zusteht (Brandenburg, Schlesien, Schleswig-Holstein, Regierungs­bezirk Kassel 1884/1887). Es wird 1933 durch das Reichserbhofgesetz beseitigt, in Hessen 1947 (Neufassung 1970) aber wieder hergestellt. S. Google

Lit.: Enneccerus, L., Ein Höferecht für Hessen 1882; Kroeschell, K., Landwirtschaftsrecht, 2. A. 1970; Starke, A., Die hessische Landgüterordnung, 1995; Hausmann, V., Die Vererbung von Landgütern nach dem BGB, 2000

Landhofmeister, Landeshofmeister (Wort Landhofmeister in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1472 [Albrecht Achilles] in zwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google - Landeshofmeister und Landhofmeister - belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist eine in dem 15. Jahrhundert erscheinende Fortbildung des →Hofmeis­ters. S. Google

Landkasse, Landeskasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1630 [Trier] in dreiunddreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist sachlich seit dem Spätmittelalter die besondere, neben der landesherrlichen Finanzverwaltung stehende landständische Finanzverwaltung. Sie wird auch Landkasten genannt. Sie wird von dem Absolutismus beseitigt. S. Google

Lit.: Bamberger, E., Die Finanzverwaltung in den deutschen Territorien des Mittelalters, Diss. jur. München 1923; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006

Landkreis, Landeskreis (Wort Landkreis in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [Sachsen] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der untere staatliche Ver­waltungs­bezirk mit überörtlichen Selbst­verwaltungsaufgaben. Der Landkreis geht auf die Bildung von kleineren Kreisen (beispielsweise Teltow, Barnum, Zauche) oder größeren Kreisen (beispielsweise Altmark, Mittelmark, Neumark) in Brandenburg seit dem 14. Jahrhundert zurück. In dem 16. Jahrhundert erkennt der Landesherr Kreisversamm­lungen an. Aus den Kreisdirektorien und den Kreiskommis­saren entwickelt sich der →Landrat. Zuständig sind die Kreise vor allem für Wohlfahrts­maßnahmen, militärische An­ge­legen­heiten und Verkehrsbelange. Zwi­schen 1825 und 1828 werden Kreisordnungen für die einzelnen Provinzen Preußens erlas­sen. 1872 werden echte Kommunalverbände mit Selbstver­wal­tungsrecht geschaffen, deren wichtigste Organe Kreistag, Kreisausschuss und Landrat sind. 1919 wird das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht eingeführt. Etwa zu der gleichen Zeit wird die Bezeichnung Landkreis (für Kreis) üblich. Die Angleichung der übrigen Länder an die Verhältnisse Preußens erfolgt vereinzelt seit dem 19. Jahrhundert, in Baden mit der Landkreisordnung von dem 24. 6. 1939, in Bayern durch die dritte Verordnung über den Neuaufbau des Reiches von dem 28. 11. 1938. Eine geplante Reichskreisordnung kommt nicht zustande. Nach der institutionellen Sicherung der Kreise durch Art. 28 I GG erlassen die Länder der Bundesrepublik Deutschland eigene, die Verbindung von Staatsverwaltung und Selbstverwaltung fort­führende Landkreisordnungen. S. Google

Lit.: Constantin, O./Stein, E., Die deutschen Landkreise, 1926; Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1950; Grube, W., Vogteien, Ämter, Landkreise in der Geschichte Südwestdeutschlands, 1960; Stadler, K., Der Weg zur Selbstverwaltung der bayerischen Landkreise, 1962; Unruh, G., Der Kreis, 1965; Der Kreis, 1972ff.; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg, hg. v. Landkreistag, Bd. 1f. 1975; Hundert Jahre Kreisordnungen Nordrhein-Westfalen, hg. v. Land­kreistag, 1988; Der Landkreistag Nordrhein-Westfalen 1947-1997, hg. v. Möller, F. u. a., 1997; Henneke, H., Die deutschen Kreise und ihr Landkreistag, 2016

Landlauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von landläufig – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) Recht oder Brauch in einem Lande

Landlauf von Steyr (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist das frühestens an dem Ende des 14. Jahrhunderts vielleicht von einem unbekannten Gerichtsschreiber der steirischen Landschranne unter Einbe­ziehung einiger Sätze des so genannten Schwaben­spiegels in 252 Artikeln verfasste Rechtsbuch, das sich vor allem mit dem Verfahren, mit den Landesdienst­herren, den Bürgern, den Strafen und den Juden befasst. In Kärnten wird hieraus in dem 16. Jahrhundert das Kärntner Rechtsbuch. S. Google

Lit.: Bischoff, E., Steiermärkisches Landrecht des Mittelalters, 1875; Brunner, O., Land und Herr­schaft, 5. A. 1965, 207; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963, 19

landläufig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1435 [Sankt Gallen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) herkömmlich

Landläufige kulmische Rechte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) sind die aus dem alten →Kulm und anderen Quellen um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Danzig (?) entstandenen Rechtsaufzeich­nungen. S. Google

Lit.: Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen. Strafrecht, 1982; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 52

Landleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen wie auch Landesleihe anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist sachlich die zeitweise Überlassung von Land durch den Berechtigten in größerem oder kleinerem Umfang. Hierfür gilt seit dem Mittelalter teils unterschied­lich ausgestaltetes Leiherecht, teils Lehn­recht.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Levy, E., Vom römischen precarium zur germanischen Landleihe, ZRG RA 66 (1948), 1

ländlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 15. Jahrhundert [Historienbibel] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) das Land oder ein Land betreffend

Ländliche Rechtsquellen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.Pl.) sind (wissenschaftlich) die vor allem in dem Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit sichtbaren, in dem nichtstädtischen Bereich geltenden örtlichen Rechtsquellen (der bäuerlichen Belange). Hierher gehören haupt­sächlich →Weistümer, Hofrechte und Dorf­rechte. Trotz der Rechtsver­einheitlichung der frühen Neuzeit gelten sie teilweise bis in das 19. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Württembergische ländliche Rechtsquellen, hg. v. Wintterlin, F. u. a., Bd. 1ff. 1910ff.; Deutsche ländliche Rechtsquellen, hg. v. Blickle, P., 1977 (Wege der Forschung); Die ländlichen Rechtsquellen aus den pfalz-neuburgischen Ämtern Höchstädt, Neuburg, Monheim und Reichertshofen vom Jahre 1585, hg. v. Fried, P., 1983; Ländliche Rechtsquellen aus dem kurtrierischen Amt Cochem, bearb. v. Krämer, C. u. a., 1986; Ländliche Rechtsquellen aus dem Kurmainzer Rheingau, bearb. v. Jeschke, P., 2003; Die ländlichen Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Ländliche Rechtsquellen aus dem Allgäu, hg. v. Steiner, T., 2008

Landmiliz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1636 [landmilitia Tirol] in dreiundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die in einem Land zwecks Unterstützung des Heeres gebildete Miliz. S. Google

Lit.: Wollschläger, T., Die „Military Revolution“ und der deutsche Territorialstaat, 2004; Winter, M., Untertanengeist durch Militärpflicht?, 2005

Landnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die junge geschichts­wissen­schaftliche Bezeichnung für das Eindringen beispielsweise germanischer Stämme in fremde Siedlungs­gebiete in der Völkerwanderungs­zeit (375-568). S. Google

Lit.: Meyer, H., Die fränkische Landnahme und das Rheinland, 1936; Petri, L., Zum Stand der Diskussion über die fränkische Landnahme, 1954; Ausgewählte Probleme europäischer Landnahmen, hg. v. Müller-Wille, M. u. a., 1994

Landoffizial, Landesoffizial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M., s. Google) sachlich seit dm 13. Jh. von dem Bischof bestellt

Landpacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1318/1319 [Utrecht] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) →Pacht

Landrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 [Fellner-Kretschmayr] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist in den meisten Ländern der Bundesrepublik Deutschland der Hauptver­waltungsbeamte der Gebietskörper­schaft Kreis bzw. Landkreis und Leiter der unteren staatlichen Verwaltungsbehörde. Er ent­wickelt sich in der Mark Brandenburg in dem 16. Jahrhundert wohl aus dem von dem Landesherrn auf Vor­schlag der Landstände ernannten Kreis­kommissar. Jedenfalls erhalten an dem 27. 9. 1702 alle märkischen Kreiskommissare den Titel Landrat. In dem 18. Jahrhundert wird das Amt auf Preußen ins­gesamt ausgedehnt. 1825 werden seine Befugnisse zugunsten des Kreistags einge­schränkt, 1872 zugunsten des Kreisausschus­ses, dessen Vorsitzender der Landrat ist. Die übrigen deutschen Länder gleichen sich dem an. Vielfach ist der Landrat Volljurist. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 151, 197; Baltl/Kocher; Bornhak, C., Geschichte des preußischen Verwaltungsrechtes, 1884ff.; Gelpke, F., Die geschichtliche Entwicklung des Landratsamts, 1902; Lammer­mann, G., Die Entwicklung der rechtlichen Stellung des preußischen Landrats, Diss. jur. Göttingen 1939; Unruh, G. v., Der Kreis, 1964; Unruh, G. v., Der Landrat, 1966; Baumann, F., Die allgemeine untere staatliche Verwaltungsbehörde im Landkreis, 1967; Eifert, C., Paternalismus und Politik, 2003; Weil, F., Entmachtung im Amt, 2004; Penzholz, G., Geliebt und gefürchtet, 2016

Landrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem altsächsischen Heliand alliterierend belegt [AhdGl. I 418 responde mihi iudicium arteile mir ein lantreht 10. Jahrhundert, Notker II 395, 400, AhdGl. III 415 humani iuris lantrehtes, II 613 ius bonumque reht uti lantreht 11. Jahrhundert], aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist von dem Hochmittelalter bis in die frühe Neuzeit das für die Bewohner eines →Landes des Deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches geltende allgemeine →Recht in Gegensatz vor allem zu dem Stadtrecht oder zu dem Lehnsrecht. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts lassen die lateinischen Quellen vielleicht als Folge der Wiederbelebung der Stadt sachlich deutliche territoriale Bezüge erkennen (beispielsweise [lat.] provinciae mos [M.], ius [N.] terrae, regionis consuetudo [F.]). In dem Jahre 1200 stellt eine Urkunde mhd. lant­reht und (lat.) statuta [N.Pl.] civitatis (Statuten der Stadt) gegenüber. Der das Landrecht vielleicht nach rö­misch-kanonischem Vorbild anfänglich lateinisch aufzeichnende →Sachsenspie­gel →Eike von Repgows (1221-1224) unter­scheidet das (mnd.) landreht ausdrücklich von dem Lehnsrecht, von des mannes reht, von dem geistlichen Recht, von dem Dorfrecht und wohl selbstverständlich - unausgesprochen - auch von dem von ihm wenig behandelten →Stadtrecht. Hauptquelle des Landrechts ist das gewohnheitsrechtlich fortgebildete →Volks­recht, doch werden auch gesetzliche (bzw. gesetzte) oder vertragliche (bzw. vereinbarte) Rege­lun­gen einbezogen. Die Aufzeichnung erfolgt seit dem 13. Jahrhundert in zunehmender Dichte (Österreich 1237 u. s. w.). Zu der gleichen Zeit ist auch bereits gesetzlicher Erlass von Landrecht möglich (beispielsweise Kulmer Handfeste 1233). Weitere bedeutsame Land­rechte sind das etwa 1335 entstandene, 1346 vermehrte oberbayerische Landrecht, das schlesische Landrecht (1356), das Würzburger Landrecht (1435) oder das dithmarsche Landrecht (1447). In der frühen Neuzeit wird das Landrecht unter dem Einfluss des römischen Rechtes verschiedentlich reformiert (Bayern 1518, [Brandenburg 1527,] Kurköln 1538, Württemberg 1555, Solms 1571, [Kursachsen 1572,] Sieben­bürgen 1583, Herzogtum Preußen 1620). Hier sind Privatrecht, Gerichtsverfassung, Zivilpro­zess und Strafrecht erfasst. Mit dem Allgemeinen Landrecht Preußen und dem Badischen Landrecht als naturrecht­lichen Kodifikationen klingen die Landrechte 1794 bzw. 1809 (auch) dem Namen nach aus. Daneben ist Landrecht auch das Landgericht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 93, 102; Baltl/Kocher; Böhlau, H., Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1 1871; Brunner, H., Sippe und Wergeld nach niederdeutschen Rechten, ZRG GA 3 (1882), 1 (zum Rheingauer Landrecht); Meyer, H., Das sogenannte Rheingauer Landrecht, ZRG GA 24 (1903), 309; Quellen zur neueren Privatrechtsgeschichte Deutschlands, Bd. 1, Halbbd. 2 Landrechte des 16. Jahrhunderts, eingel. v. Kunkel, W., 1938; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Carlen, L., Das Landrecht des Kardinals Schiner, 1955; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Dirks, M., Das Landrecht des Kurfürstentums Trier, 1965; Das bayerische Landrecht von 1616, hg. v. Günther, H., 1969; Das Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen von 1583, hg. v. Laufs, A., 1973; Droege, G., Landrecht und Lehnrecht im hohen Mittelalter, 1969; Friedrich Esaias Pufendorfs Entwurf eines hannoverschen Landrechts, hg. v. Ebel, W., 1970; Köbler, G., Land und Landrecht im Mittelalter, ZRG 86 (1969), 1ff.; Floßmann, U., Landrecht als Verfassung, 1976; Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen von 1620, Bd. 1ff. 1982ff.; Schroeder, F., Das Oberpfälzer Landrecht von 1657/59, ZRG GA 110 (1993), 482; Löw, I., Die Eiderstedter Landrechte von 1426 bis 1591, 2003; Zimmer, K., Das Burger Landrecht, 2003; Sturm, F., 200 Jahre Badisches Landrecht, 2011; Vries, O., Thet is ac londriucht – Landrechte und Landrecht im mittelalterlichen Friesland, (in) Directions for Old Frisian Philology, hg. v. Bremmer jr., R u. a., 2014, 571

Landrechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) →Landrecht

Landrechtsglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) →Sachsenspiegel, Glosse

Landrechtsreformation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) →Landrecht, Reformation

Landreiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [Mecklenburg] in fünfundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) über Land reitender Bote

Landrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] in anderer Bedeutung belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der für ein →Land zuständige →Richter (1186 lat. iudex [M.] provinciae). Das ist zunächst ein kö­niglicher Amtsträger, danach der Landes­herr, seit dem 13./14. Jahrhundert der landes­herrliche Richter in dem →Landgericht und seit 1877/1879 (umgangs­sprachlich bis in das späterer 20. Jahrhundert) der Richter an dem Landge­richt. S. Google

Lit.: Döhring, H., Geschichte der deutschen Rechtspflege seit 1500, 1953; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 104; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997

Landsasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Anf. 10. Jh.? Kötzschke, StudVerwG. 62, AhdGl. II 42 rustica lantsaze, AhdGl. II 609 inquilinus lantsazo] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist in dem Sachsenspiegel (1221-1224) der untere Freie (ohne Grundeigentum). In der frühen Neuzeit ist Landsasse der über dem einfachen Freien stehende, meist den Landständen angehörende Untertan. S. Google

Lit.: Hagemann, A., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111, 147; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Endres, R., Adel in der frühen Neuzeit 1993; Schneider, J., Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, 2003; Adel und Adelskultur in Bayern, hg. v. Demel, W. u. a., 2008

landsässig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1524 [Schweiz] in zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) landesunmittelbar und damit nicht reichsunmittelbar

Landsässiger Adel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., Wort landsässig 1524, ist in der frühen Neuzeit der ein Haus mit mindestens einer Grundherrschaft innehabende, grundsätzlich in dem Landtag sitzende und damit über Landstandschaft verfügende, aber auch der Landes­herrschaft unterworfene, also nicht reichsunmittelbare Adel in einem Land. →Land­sasse

Lit.: Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Lieberich, H., Landherren und Landleute, 1964; Sikora, M., Der Adel in der frühen Neuzeit, 2009

Landsberg, Ernst (Stolberg/Rheinland 12. 10. 1860-Bonn 29. 9. 1927) 1876 Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, Leipzig, 1879 Promotion, Justizdienst LG Aachen, Colmar, Bonn, 1882 Habilitation Univ. Bonn, 1883 Doz., 1887 ao. Prof., 1889 o. Prof. Univ. Bonn, Bearbeiter von Stintzing, R. v., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, 1884ff., s. Google

Lit.: Siebls, V., Ernst Landsberg, 2011 (mit Werkverzeichnis)

landschädlich, landesschädlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1533 in neun Stellen belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – ausgenommen landschädliche Leute - nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) für das Land schädlich

Landschädliche Leute (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adjektiv landschädlich 1533 belegt, lat. nocivi [M.Pl.] terrae) sind in dem Spätmittelalter die für den Landfrieden gefährlichen Menschen. Sie können von Amts wegen auch ohne handhafte Tat festgenommen werden. Gegen sie kann ohne Weiteres öffentliche Klage erhoben werden. Gegen sie kann ein summarisches Ver­fahren stattfinden. Seit dem Spätmittel­alter genügt zu ihrer Überführung der Nachweis ihrer Schäd­lich­keit bzw. Gefährlichkeit. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 207; Zallinger, O. v., Das Verfahren gegen die landschädlichen Leute, 1895; Knapp, H., Das Übersiebnen der schädlichen Leute in Süddeutschland, 1910; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses in Frankfurt am Main, ZRG GA 68 (1951), 234; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 1922, 2. A. 1958; Schubert, E., Fahrendes Volk im Mittelalter, 1995

Landschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende achtes Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist allgemein eine als Einheit ver­standene Gegend und besonders ein in einer solchen Einheit seit dem Spätmittelalter ge­­bildeter Zusammen­schluss bestimmter (ständischer) Menschen und das von ihnen in dem 19. Jahrhundert geschaffene genossenschaftlich orga­nisierte Grundstückskreditinstitut. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, hg. v. Escher, J. u. a., Bd. 1ff. 1888ff; Berghaus, W., Verfassungsge­schichte der ostfriesischen Landschaft, 1956; Gut, J., Die Landschaft auf den Landtagen der markgräflich badischen Gebiete, 1970; Blickle, Peter, Landschaften im alten Reich, 1973; Engelberg, G., Ständerechte und Verfassungsstaat, 1979; Kofler, W., Land, Landschaft, Landtag, 1985; Sonnabend, H., Mensch und Landschaft, 1998; Krüger, K., Die landständische Verfassung, 2003; Deter, G., Die landschaftsbezogene Rechtsgemeinschaft, ZRG GA 123 (2006), 358

Landschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N., s. Google) ist das Recht einer skandinavischen Landschaft (beispielsweise Väster­göt­land um 1220/1240). →nordisches Recht, →Schweden

Lit.: Sjöholm, E., Sveriges Medeltidslagar, 1988

Landschenkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die unentgeltliche Übereignung mindestens eines Grundstücks, in weiterem Sinne auch die Überlassung mindestens eines Grundstücks zu Nutzung. In welchem Umfang in germanischer Zeit eine derartige Landschenkung (Landgabe) besteht, lassen die Quellen nicht sicher erkennen, wenn sie auch (lat.) servi (M.Pl.) in der Art römischer (lat.) coloni (M.Pl.) bezeugen. In dem Frühmittelalter geben die durch Einziehung der römischen Staatsgüter reich gewordenen Könige Land an Adel und Kirche in wohl teils lehnsrechtlicher, teils anderer Form. Auch Adel und Freie begaben (beschenken) die Kirche in erheblichem Umfang zu ver­schiedenem Recht. S. Google

Lit.: Brunner, H., Die Landschenkungen der Merowinger und Agilolfinger, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1885, Bd. 2 1173; Hübner, R., Die donationes post obitum, 1888; Gladiß, D. v., Die Schenkungen der deutschen Könige zu privatem Eigen, (in) DA 1 (1937), 80; Hattenhauer, H., Die Entdeckung der Verfügungs­macht, 1969; Dorn, F., Die Landschenkungen der fränkischen Könige, 1991; Davis, Z., Die schenkende Gesellschaft, 2002

Landschreiber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1020 [Summarium Heinrici] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachebelegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist sachlich seit dem Spätmittelalter in einem Land ein Amtsträger der Verwaltung. S. Google

Lit.: Bamberger, E., Die Finanzverwaltung in den deutschen Territorien des Mittelalters, Diss. München 1923

Landsgemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Schreibform von Land(es)gemeinde ab 1427/1541 [Schweiz] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die förmliche Ver­sammlung der schweizerischen Gemein­wesen. Sie wird in ersten Anfängen 1231 in Uri, 1294 in Schwyz und 1309 in Unterwalden sichtbar. Sie ist oberste ge­setzgebende, vollziehende und gerichtliche Gewalt. Teilnahmepflichtig ist grundsätzlich der mit 14 oder 16 Jahren erwachsene Mann. Zeitweise bestehen 80 Landsgemeinden, Ihre Zahl schrumpft bis 1997 auf vier (Appenzell-Innerrhoden, Appenzell-Außerrhoden, Glarus, Obwal­den) und bis 2007 auf zwei (Appenzell- Innerrhoden, Glarus, 2016 11565 bzw. etwa 26000 stimmberechtigte Einwohner). S. Google

Lit.: Ryffel, H., Die schweizerischen Landsgemeinden, 1903; Kellenberg, M., Die Landsgemeinden der schweizerischen Kantone, Diss. jur. Zürich 1965; Carlen, L., Die Landsgemeinde der Schweiz, 1976; Mockli, G., Die schweizerischen Landsgemeinde-Demokratien, 1987; Brändle, F., Demokratie und Charisma – Fünf Landsgemeindekonflikte, 2005; Helg, F., Die schweizerischen Landsgemeinden, 2007

Landshut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1204 von Herzog Ludwig dem Kelheimer an dem Fuß des Hofbergs in den Auenwäldern der mittleren Isar gegründete Stadt, die zeitweise Sitz eines bayerischen Teil­fürstentums ist und von 1800 bis 1826 die (1459/1472) in Ingolstadt gegründete, 1826 nach München verlegte Universität beher­bergt. S. Google

Lit.: Ring, R., Die Entwicklung des Landshuter Stadtrechts bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1950; Becher, H., Landshut, 1978; Strasser, S., Die Geschichte der juristischen Fakultät der Universität Landshut (1800-1826), 2001; Tausche, G./Eber­meier, W., Geschichte Landshuts, 2003; Die älteste Landshuter Universitätsbeschreibung von Franz Dionys Reithofer (1811), hg. v. Böhm, L, 2003; Von der Donau an die Isar, hg. v. Böhm, L. u. a., 2003

Landsiedel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 8./9. Jahrhundert belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google (in anderer Bedeutung) belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) in einem Land Siedelnder

Landsiedelrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1228 [Oberösterreich] in zwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist eine seit dem 13. Jahrhundert vor allem in Hessen gebräuchliche, vielleicht aus dem römisch-italienischen Recht stammende Form der nicht erblichen bäuerlichen Leihe, die seit dem 16. Jahrhundert erblich wird. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Thieme, H., Zum hessischen Landsiedelrecht, (in) FS A. Schultze, 1934, 207; Welkoborsky, G., Das Solmser Landrecht, (in) Archiv f. hess. Geschichte, N.F. 30 (1967/8), 1f., 28ff; Franz, E., Grangien und Landsiedel, (in) FS G. Franz, 1967

Landsknecht, Landesknecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert der Söldner zu Fuß (aus kaiserlichen Landen?), der in der Mitte des 17. Jahrhunderts dem staatlich gebundenen Söldner weicht. S. Google

Lit.: Franz, G., Ursprung und Brauchtum der Lands­knechte, (in) MIÖG 61 (1953), 79; Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, (Diss. phil. Frankfurt am Main) 1976; Kurzmann, G., Maximilian I. und das Kriegswesen, Diss. phil. Graz 1983; Baumann, R., Die Landsknechte, 1994; Rogg, M., Landsknechte und Reisläufer, 2002; Huntebrinker, J., „Fromme Knechte“ und „Garteteufel, 2010

Landstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1363 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die unter der Herrschaft eines Landesherrn stehende Stadt. Die Landstadt gehört den Landständen an. In den meisten Landstädten nimmt der Landesherr die Gesetzgebung ganz oder teilweise, die Verwaltung weitgehend und die Gerichtsbar­keit in der Form der Einfügung in den Instanzenzug in Anspruch. In der frühen Neuzeit wird die Landstadt auf diese Weise mehr und mehr eine staatliche Einrichtung. In dem 19. Jahrhundert wird demgegenüber die →Selbstverwaltung wieder belebt (Preußen 1808). S. Google

Lit.: Lorenz, O., Über den Unterschied zwischen Reichsstädten und Landstädten, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 89 (1878), 17; Haberer, G., Verwaltungsvorschriften in den älteren Rechten südhessischer Landstädte, Diss. jur. Frankfurt 1981; Landesherrliche Städte im Südwesten, hg. v. Treffeisen, J. u. a., 1994; Vetter, K., Zwischen Dorf und Stadt, 1996; Stercken, M., Städte der Herrschaft, 2006; Hecht, M., Patriziatsbildung als kommunikativer Prozess, 2010

Landstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1537 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., Pl. Landstände) ist sachlich seit dem Hochmittelalter (beispielsweise 1231) die Gesamtheit der Angehörigen oder Vertreter gewisser Bevölke­rungsgruppen, die in dem Sinne eines Dua­lismus zusammen mit dem Landesherrn die Herrschaft über ein Land ausüben. Die Landstände entwickeln sich aus den Besseren und Größeren des Landes (lat. meliores [M.Pl.] et maiores terrae), die in wichtigen Angele­genheiten (beispielsweise Kriegserklärung, Gebiets­veräußerung, Steuer­bewilligung) mitwirken müssen. Zu ihnen gehören vor allem weltliche Adelige (Ritter), geistliche Adelige (Prälaten) und meist Städte (unter Vogtei des Landesherrn) sowie verschiedentlich auch (freie) Bauern (beispielsweise Tirol 1408, zeitweise Salzburg 1473, Vorarlberg 1504). Sie beraten auf dem →Landtag (beispielsweise Württemberg 1457). In der frühen Neuzeit verlieren sie fast überall (anders beispielsweise Württemberg) ihre Mitwir­kungsrechte an den Landesherrn, der den Adel mit der Überlassung der patrimonialen Herrschaft über das Land, mit Offiziersstellen und höheren Beamtenstellen abfindet. In dem 19. Jahrhundert setzen sich die Lanstände teilweise in einer ersten Kammer der konstitutionellen Monarchie fort (landstän­dische Verfassung). 1918 verlieren sie ihre zunächst noch verbliebenen Rechte gänzlich, doch bestehen gewisse Fern­wir­kungen bis zu dem Ende des 20. Jahrhunderts (beispielsweise in dem Senat als zweiter Kammer Bayerns). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 111, 121, 149, 193; Baltl/Kocher; Rotteck, C. v., Ideen über Landstände, 1819; Mell, R., Abhandlungen zur Geschichte der Landstände im Erzbistum Salzburg, 1903; Spangenberg, H., Vom Lehnstaat zum Ständestaat, 1912; Croon, G., Die landständische Verfassung von Schweidnitz-Jauer, 1912; Krause, H., System der landständischen Verfassung Mecklenburgs, 1927; Brunner, A., Die Vorarlberger Landstände, 1929; Hermann, F., Die Aufhebung der Verfassung der hessen-darmstädtischen Landstände, 1933; Croon, H., Die kurmärkischen Landstände, 1938; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Jappe Alberts, W., De staten van Gelre en Zutphen, 1950ff.; Bachmann, S., Die Landstände des Hochstifts Bamberg, 1962; Kuhna, R., Die ständische Verfassung in den westfälischen Landesteilen Preußens und im Fürstbistum Münster 1780-1806, 1964; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und Landtage im 16. Jahrhundert, 1965; Reden-Dohna, A. v., Landständische Verfassung und fürstliches Regiment, 1974; Schubert, E., Die Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Brandt, H., Landständische Repräsentation im Vormärz, 1968; Lücke, J., Die landständische Verfassung im Hoch­stift Hildesheim, 1968; Ständische Vertretungen in Europa im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Gerhard, D., 1969; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft, 1969; Reichsstände und Landstände, hg. v. Rausch, H., 1975; Aretin, K. Frhr. v., Bayerns Weg zum souveränen Staat, 1976; Putschögl, G., Die landständische Behördenor­ganisation in Österreich ob der Enns, 1977; Wunder, B., Landstände und Rechtsstaat, (in) ZHF 5 (1978), 139; Quarthal, F., Landstände und landständisches Steuerwesen in Schwäbisch-Österreich, 1980; Lanzinner, M., Fürst, Räte und Landstände, 1980; Walz, R., Stände und frühmoderner Staat 1982; Fürbringer, C., Necessitas und libertas, 1985; Stollberg-Rilinger, B., Vormünder des Volkes?, 1999; Landschaften und Landstände in Oberschwaben, hg. v. Blickle, P., 2000; Schmidt-Salzen, W., Die Landstände im Fürstentum Lüneburg zwischen 1430 und 1545, 2001; Maruhn, A., Necessitäres Regiment und fundamentalgesetzlicher Ausgleich, 2004; Landstände in Thüringen, hg. v. Thüringer Landtag, 2008; Metz, A., Der Stände oberster Herr, 2009; Auf dem Weg zur politischen Partizipation?, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2010; Steiner, P., Die Landstände im Steiermark, Kärnten und Krain und die josephinischen Reformen, 2017

landständisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.), Landstände betreffend (beispielsweise nach Art. 13 DBA des Deutschen Bundes „findet eine landständische Verfas­sung statt“, str. ob materielle herkömm­liche Verfassung ge­meint oder formelle [konstitutionelle] Verfassung)

Landstandschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., s. Google) Zugehörigkeit zu einem Landstand mit Sitz und Stimme in dem Landtag

Landstraße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab kurz nach 1200 [Hartmann, Iwein] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., s. Google) über Land führende Straße

Landstreicher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) ohne festen Wohnsitz durch das Land streichender Mensch

Landstreicherei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) mit Strafe bedrohtesVerhalten als Landstreicher

 Lit.: Hippel, R. v. Die strafrechtliche Bekämpfung von Bettel, Landstreicherei und Arbeitsscheu, 1895; Landesausstellung Unrecht und Recht, Kriminalität und Gesellschaft im Wandel von 1500-2000, hg. v. Borck, H., 2002, 134ff.

Landsturm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [Schweiz] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) ist in der frühen Neuzeit (Preußen 1813) das durch alle nicht bei dem Heer oder der Landwehr oder der Landmiliz stehenden männ­lichen Staatsbürger zwischen 15 und 60 Jahren gebildete Aufgebot zu der Landesverteidigung.

Lit.: Franke, A., Das Landsturm-Edikt vom 21. 4. 1813, Diss. phil. Breslau 1923; Walter, D., Preußische Heeresreformen 1807-1870, 2003; Reform - Reorganisation – Transformation, hg. v. Lutz, K. u. a., 2010

Landtafel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [Mähren] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) ist seit dem Spätmittelalter ein Verzeichnis von Urkundeninhalten über (landständische) Grundstücke. In dem 13. Jahrhundert findet sich sachlich eine Landtafel in Böhmen, 1348 in Mäh­ren, an dem Ende des 14. Jahrhunderts in Jägerndorf, 1730 in der Steiermark, 1746 in Kärnten, 1754 in Oberösterreich, 1758 in Niederösterreich und 1769/1783 in dem Breisgau. Die Landtafel ist vielleicht von dem Grundbuchgedanken beeinflusst. Eine übersichtliche Darlegung der rechtlichen Verhältnisse an einem Grundstück sichert sie nicht. Für das Grundbuchwesen des 19. Jahrhunderts ist sie dennoch ein bedeutsamer An­knüpfungs­punkt. Daneben kann Landtafel auch eine Landesordnung (Oberösterreich 1616, 1652) oder eine Bilddokumentation (Salzburg 1592, 1620, 1706, 1739) sein.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 142; Baltl/Kocher; Demelius, H., Die breisgauische Landtafel 1783, ZRG GA 74 (1957), 261; Strätz, H., Die oberösterreichische Landtafel von 1616/1629, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 504; Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990

Landtag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1238 [Aargau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist seit dem späten Hochmittelalter die in dem Absolutismus an Bedeutung verlie­rende Versammlung (der Stände) eines Landes (beispielsweise Württemberg 1457) an einem bestimmten Tag, seit dem 19. Jahrhundert die (zunehmend demokratischer) gewählte Volks­vertretung eines Landes.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 111; Gentz, F. v., Über den Unterschied zwischen den lanständischen und Repräsentativerfassungen, 1819; Croon, G., Der rheinische Provinziallandtag, 1918; Hugelmann, K., Die österreichischen Landtage im Jahre 1848, (in) Archiv f. österreich. G. 111 (1939), 114 (1938), 115 (1943); Franz, E., Bayerische Verfassungskämpfe, 1926; Vries, R. de, Die Landtage des Stiftes Essen, 1934; Grube, W., Der Stuttgarter Landtag 1457-1957, 1957; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und Landtage im 16. Jahrhundert, 1965; Franz, G., Die Bauern in den Landtagen des 19. Jahrhunderts, (in) FS K. Bosl, 1974, 28; Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, Teil 1f. 1979; Press, V., Landtag im alten Reich, (in) Z. f. württemberg. LG. 39 (1986), 100; Schober, R., Geschichte des Tiroler Landtags, 1984; Kofler, W., Land, Landschaft, Landtag, 1985; Lange, U., Landtag und Ausschuss, 1986; Köck, P., Der bayerische Landtag 1946 bis 1986, 1988; Der bayerische Landtag, hg. v. Ziegler, W. u. a., 1995; Stolberg-Rilinger, B., Vormünder des Volkes?, 1999; Hildebrandt, T., Die brandenburgischen Provinzial­landtage von 1841, 1843 und 1845, 2002; Gerhardt, J., Der erste vereinigte Landtag in Preußen, 2007; Linck, J., Wie ein Landtag laufen lernte, 2010; Harding, E., Landtag und Adeligkeit, 2011

Landtaiding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) →Landgericht

Landvogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist seit dem späten 13. Jahrhundert ein von dem König zu der Verwaltung gefährdeten Reichs­gutes eingesetzter Vogt (in Oberschwaben, Niederschwaben, Oberel­sass, Niederelsass, der Ortenau, der Wetterau, dem Speyergau, Nürnberg, Rothenburg und der Schweizer Waldstätte). In dem 14. Jahrhundert stellt auch Bran­denburg Landvögte ein, in dem 19. Jahrhundert Württemberg (1810-1817). Danach ver­schwin­det der Landvogt.

Lit.: Niese, H., Prokurationen und Landvogteien, 1904; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien, 1980

Landvogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Speyergau] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) →Landvogt

Landwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 847 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter eine Gesamtheit von Erdwällen mit Gräben zu der Verteidigung eines Landes oder kleineren Gebiets und auch die zeitweise zu der Lan­desverteidigung verpflichtete Be­völkerung (beispielsweise Österreich 1808-1852, 1869).

Lit.: Pelissier, E., Die Landwehr, (in) Rund um Frankfurt, hg. v. Bingemar, H., 1924, 145; 800 Jahre Lemgo, hg. v. Johanek, P. u. a., 1990; Wassermann, E., Landwehren in Schaumburg, 2016

Landwirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache un din Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) Grund und Boden durch Ackerbau und Viehzucht bewirtschaftender, zunächst nur auf Hauswirtschaft ausgerichteter Unternehmer

Landwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., s. Google) ist die Nutzung von Grundstücken zu der Erzeugung pflanzlicher und tierischer Rohstoffe. Seit der Sesshaftwerdung sind die Menschen hauptsächlich in Ackerbau und Viehzucht tätig (→Agrarverfassung). In dem Altertum zeigt sich mit der Entwicklung von Stadtstaaten eine beachtliche wirtschaft­liche Differenzierung. Sie findet sich auch in der →Grundherrschaft und in der Stadtwirtschaft. An dem Ende der frühen Neuzeit wird die Landwirtschaft (der →Bauern) trotz stark wachsender Erzeugung stark von der Industrie zurückge­drängt, während des 20. Jahrhunderts auch von den Dienstleistungsberufen, so dass schon 1975 in der Bundesrepublik Deutschland (von rund 65 Millionen Einwohnern) nur noch 1,5 Millionen Menschen in der Landwirtschaft tätig sind. Seitdem ist ihre Zahl nochmals erheblich gesunken. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 77, 96, 133, 174, 224, 250, 252; Treue, W., Die deutsche Landwirtschaft zur Zeit Caprivis, Diss. phil. Berlin 1933; Sering, M., Deutsche Agrarpolitik, 1934; Abel, W., Geschichte der deutschen Land­wirtschaft, 1935, 2. A. 1966; Below, G. v., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1937, 2. A. (Neudruck) 1966; Lütge, F., Die Agrarverfassung des frühen Mittelalters im mitteldeutschen Raum, 1937, 2. A. (Neudruck) 1963; Kroeschell, K., Landwirtschaftsrecht, 1963, 2. A. 1966; Cherubini, G., Agricoltura, 1972; Steitz, W., Die Realbesteuerung der Landwirtschaft, 1976; Kroeschell, K., Deutsches Agrarrecht, 1983; Henning, F., Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft, Bd. 1 4. A. 1985, Bd. 2 1978; Astill, G./Grant, A., The Countryside of medieval England, 1988; Hauschildt, H., Zur Geschichte der Landwirtschaft im alten Land, 1988; Heß, K., Junker und bürgerliche Großgrundbesitzer im Kaiserreich, 1990; Achilles, W., Landwirtschaft in der frühen Neuzeit, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, 1992; Scheidel, W., Grundpacht und Lohnarbeit, 1994; Agriculture in the Middle Ages, hg. v. Sweeney, D., 1995; Agrargeschichte, hg. v. Troßbach, W. u. a., 1998; Noel, G., Le Conseil de l’Europe et l’agriculture, 1999; Howkins, A., The Death of Rural England, 2003; Agrarstatistik der Provinz Westfalen 1750-1880, hg. v. Nitsch, M. u. a., 2009; Will, M., Selbstverwaltung der Wirtschaft, 2010; Tauger, M., Agriculture in World History, 2011; Küster, H., Am Anfang war das Korn, 2013; Grundzüge der Agrargeschichte, hg. v. Brakensiek, S. u. a., 2014; Die Wiese, 2016; Ländliche Gemeingüter, hg. v. Grüne, N. u. a., 2019; Lück, H., Zur Entwicklung des landwirtschaftlichen Siedlungs- und Grundstücksrechts seit dem späten 19. Jahrhundert, 2017; Agrarpolitik im 20. Jahrhundert, hg. v. Möller, H. u. a., 2020; Lehmbrock, V., Der denkende Landwirt, 2020; Settele, V., Revolution im Stall. Landwirtschaftliche Tierhaltung in Deutschland 1945-1990, 2020

landwirtschaftlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) Landwirtschaft betreffend

Landwirtschaftliche Produktions­ge­nossen­schaft (LPG, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) ist die zwangsweise eingerichtete Genossenschaft in der ver­staatlichten Land­wirtschaft der →Deut­schen Demokra­tischen Republik.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Landwirtschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das seit dem 19. Jahrhundert allmählich als Einheit erkennbare Recht der Landwirtschaft.

Lit.: Köbler, DRG 205; Kroeschell, K., Deutsches Agrarrecht, 1983; Südel, I., Das landwirtschaftliche Erbrecht, 2007

Landzwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1475 [Augsburg] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist seit dem Spätmittelalter die von der Lebensführung landschädlicher Leute ausgehende Gefährdung, der in dem Reichs­straf­gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1871 die §§ 240, 126 entsprechen.

Lit.: John, R., Über Landzwang, 1852; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 216; Duffner, J., Über Landzwang – Eine strafrechtsgeschichtliche Untersuchung zu Art. 128 der Carolina, 1982

Lanfrancus (Pavia 1010?-Canterbury 24./28. 5. 1089?), Adeligensohn, wird nach dem Studium der (lat.) artes (F.Pl.) liberales (freien Künste) Kenner des Rechtes, 1039 Lehrer in Avranches, 1042 Mönch und 1045 Prior in Bec sowie 1070 Erzbischof von Canterbury. Durch Urkun­denfälschungen erreicht der gesuchte Gelehrte und führende Theologe den Vorrang des Erzbistums Canterbury in England. S. Google

Lit.: Montclos, J. de, Lanfranc et Bérenger, 1971; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Cowdrey, H., Lanfrancus. Scholar, Monk and Archbishop, 2003; Álvarez de las Asturias, N., La „Collectio Lanfranci“, 2008 (23 Handschriften); Zingg, B., Die Briefsammlungen der Erzbischöfe von Canterbury, 2012

lang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ausgedehnt

Lang, Karl Heinrich Ritter von (Balgheim bei Nördlingen 7. 7. 1764-Ansbach 26. 3. 1835), früh verwaister Pfarrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Altdorf (Malblanc) ohne Abschluss 1789 Sekretär, nach Fortsetzung seines Studiums in Göttingen ohne Abschluss 1795 Archivar in Bayreuth und 1799 ansbachischer, dann bayerischer Rat, Archivar und Kreisdirektor (1808 geadelt). Er verfasst eine Reihe rechtsgeschichtlicher Arbeiten (beispielsweise Historische Entwicklung der deutschen Steuerverfassung, 1793, Neudruck 1966). S. Google

Lit.: Raumer, K. v., Der Ritter von Lang und seine Memoiren, 1923

Langdell, Christopher Columbus (1826-1906), 1870-1895 Professor an der Harvard University, lehrt das amerikanische Recht nach der sokratischen Lehrmethode (in dem Recht), nach der an Hand ausgewählter Entscheidungen induktiv Grundsätze ermittelt werden, die ihrerseits deduktiv der Lösung neuer Fälle dienen. S. Google

Lit.: Gilmore, G., Ages of American Law, 1977

Langobarde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des germanischen Volkes, das von Norddeutschland nach Italien zieht (568) und dort bald große Teile Oberitaliens und Mittelitaliens beherrscht. 774 unterliegen die Langobarden, von denen 46 Königsurkunden, knapp 40 Herzogsur­kunden Spoletos und insgesamt knapp 350 langobardische (lat. [F. Pl.] chartae (Urkunden) zwischen dem Ende des 7. Jahrhunderts (um 650, 685, häufiger erst ab 740) und der Eroberung Pavias durch den fränkischen König Karl (den Großen) in dem Jahre 774 (rund 270 aus dem langobardischen Reich [139 aus Lucca], 63 aus dem Herzogtum Spoleto, 11 aus dem Herzogtum Benevent) als kleiner Rest des ursprünglich wohl vorhandenen größeren Bestands erhalten sind, Karl (dem Großen). Selbständig bleibt länger der Dukat Bene­vent. Mit dem 12. Jahrhundert werden die Langobarden von der sie umgebenden Vorbevölkerung aufgesogen. An sie erinnert noch der Name der Lombardei. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 67; Pflugk-Harttung, J. v., Die Thronfolge im Langobar­denreiche, ZRG GA 8 (1887), 66; Bruckner, W., Die Sprache der Langobarden, 1895; Kjer, C., Overretssagfører, 1898, 1900; Morossi, C., L’assemblea nazionale del regno Langobardo-Italico, (in) Rivista di storia del diritto Italiano 9 (1936), 3; Bognetti, G., L’Età longobarda, Bd. 1ff. 1966ff.; Winterer, H., Die Stellung des unehelichen Kindes in der langobardischen Gesetzgebung, ZRG GA 87 (1970), 32; Cavanna, A., Fara sala arimannia nella storia di un vico longobardo, 1967; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Jarnut, J., Geschichte der Langobarden, 1982; Scardigli, P., Goti e Longobardi, 1987; Langobardia, 1990; Francovich Onesti, N., Vestigia longobarde in Italia (568-774), 1999; Visigoti e Longobardi, hg. v. Arce, J. u. a., 2001; Il regno dei Longobardi in Italia, hg. v. Gasparri, S., 2004; Die Langobarden, hg. v. Pohl, W. u. a., 2005; Priester, K., Geschichte der Langobarden, 2004, Sonderausgabe 2008; Leges – Gentes – Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006; Die Langobarden, hg. v. Landschaftsverband Rheinland u. a., 2008; Paulus Diaconus, Geschichte der Langobarden, hg. v. Schwarz, W., 2009; The Langobards before the Frankish Conquest, hg. v. Ausenda, G. u. a., 2010; I longobardi e la storia, hg. v. Lo Monaco, F. u. a., 2012; Sprache und Identität im frühen Mittelalter, hg. v. Pohl, W. u. a., 2012

langobardisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) Langobarden betreffend

Langobardisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Langobarden. Nach älteren Gewohnheiten (gawarfide) wird an dem 22. 11. 643 das Edikt (lat. edictus [M.]) König Rotharis angenommen, das spätere Könige vielfach ergänzen. In Pavia wird dieses Recht vielleicht ständig gepflegt. Möglicherweise um 1054 entsteht dort die hierauf beruhende Sammlung (lat.) Liber (M.) Papiensis, die Lehnrecht einschließt. Hierzu bildet sich wenig später eine (lat.) Expositio (F., Auslegung) mit erläuternden Abhandlungen zu einzelnen Bestim­mungen und eine (lat.) →Lombarda (F.) genannte Systematisierung, die in dem 13. Jahrhundert von Karolus de Tocco in Süditalien kommentiert wird. Das langobardische Lehnrecht wird in den (lat.) Libri (M.Pl.) feudorum (Lehensbüchern) zusammengefasst und später den Novellen (Justinians) angefügt. S. Google

Lit.: Anschütz, A., Die Lombarda-Commentare des Ariprand und Albertus, 1855; Neumeyer, K., Notizen zur Literaturgeschichte des longobar­dischen Rechts, ZRG GA 20 (1899), 249; Lehmann, K., Handschriften des langobardischen Lehnrechts, ZRG GA 21 (1900), 232; Seckel, E., Quellenfunde zum lombardischen Lehenrecht, (in) FS Otto Gierke, 1910; Mayer, E., Asto animo, ZRG GA 38 (1917), 300; Codice diplomatico Longobardo, hg. v. Schiaparelli, L. u. a. 1928ff. (2003 abgeschlossen); Schupp, A., Die Stellung der Frau im langobardischen Recht, Diss. jur. Bonn 1952; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Die Gesetze der Langobarden, hg. v. Beyerle, F., 2. A. 1962; Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Vaccari, P., Diritto langobardo, (in) Ius Romanum medii aevi, I 4b ee, 1964; Dilcher, G., Die Entstehung der lom­bardischen Stadtkommune, 1967; Brühl. C., Studien zu den langobardischen Königs­urkunden, 1978; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Löfstedt, B., Ein textkritisches Problem in den langobardischen Gesetzen, ZRG GA 93 (1976), 319; Rivers, T., Symbola, manumissio et libertas Langobardorum, ZRG GA 95 (1978), 57; Cavanna, A., La civiltà giuridica longobarda, 1978; Origo gentis Langobardorum, hg. v. Bracciotti, A., 1998; Giese, W., Untersuchungen zur Herrschafts­nachfolge in langobardischen Herzog- und Fürstentümern, ZRG 119 (2002), 44; Meyer, C., Langobardisches Recht nördlich der Alpen, (in) TRG 71 (2003), 387; Priester, K., Die Geschichte der Langobarden, 2004; Dilcher, G., Normen zwischen Oralität und Schriftkultur – Studien zum mittelalterlichen Rechtsbegriff und zum langobardischen Recht, 2008

Languedoc (aus langue d’oc [Sprache des ja]) ist ein westlich der unteren Rhone gelegenes Gebiet, das um 415 n. Chr. an die Westgoten und danach an die Franken fällt. Es bildet in dem Hochmittelalter die Grafschaft Toulouse Frankreichs. S. Google

Lanze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie seit dem 12. Jahrhundert aus dem Altfranzösischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine (Stichwaffe und) Wurfwaffe, die auch rechtssymbolisch verwendet werden kann. Zu den Reichskleinodien des Deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches zählt die heilige Lanze (von Burgund). S. Google

Lit.: Boeheim, W., Handbuch der Waffenkunde, 1890; Hofmeister, A., Die heilige Lanze, 1908; Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Wegener, W., Die Lanze des heiligen Wenzel, ZRG GA 72 (1955), 56; Rexroth, K., Die Herkunft der heiligen Lanze, (in) Nationes, Bd. 3 1977; Otto der Große und das Römische Reich, hg. v. Puhle, M. u. a., 2012

Lappe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines nicht­indogermanischen, in der Gegenwart über die Nordgebiete Norwegens, Schwedens, Finnlands und Westrusslands verteilten Vol­kes.

Lit.: Solem, E., Lappiske Rettsstudier, 1933

Larenz, Karl (Wesel am Rhein 23. 4. 1903-Olching in München 24. 1. 1993) Vater Präsident Oberverwaltungsgerichtssenat, Abitur Berlin Heinrich-von-Kleist-Gymnasium, 1921/1922 Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft, Geschichte Univ. Berlin, Marburg, Berlin, München, (nach Hinweis auf Julius Binder) Göttingen, 1926 erste juristische Staatsprüfung, Promotion über Hegels Zurechnungslehre und der Begriff der objektiven Zurechnung (Julius Binder), bei Binder Hegellektüre mit Gerhard Dulckeit, Karl Michaelis, Martin Busse, Adam von Trott zu Solz, 01. 03. 1928 Austritt aus dem Referendardienst ohne zweite juristische Staatsprüfung, 1929 Habilitation über die Methode der Auslegung des Rechtsgeschäfts Univ. Göttingen (Julius Binder, Paul Oertmann), 1929 Priv.-Doz. Univ. Göttingen, 1931/1932 Lehrstuhlvertretung Univ. Bonn, April 1933 Lehrstuhlvertretung (für Gerhart Husserl) Univ. Kiel, WS 1933/1934 o. Prof. Univ. Kiel (Stoßtruppfakultät mit Busse, Dahm, Eckhardt, Huber, Michaelis, Ritterbusch, Schaffstein, Siebert, Wieacker), 1935 (in) Grundfragen der neuen Rechtswissenschaft hg. v. Dahm Georg "Rechtsgenosse ist nur, wer Volksgenosse ist; Volksgenosse ist, wer deutschen Blutes ist", 1947 von dem Dienst suspendiert, Gerhard Dulckeit lehnt Ruf auf Larenz-Lehrstuhl ab, ab SS 1950 wieder o. Prof. Univ. Kiel, 1960 Univ. München, anfangs (idealistisch?) dem Natio­nal­so­zialismus zugetan (Parteimitglied­schaft 1937), entwickelt sich Larenz zu ei­nem führenden Privatrechts­lehrer der zwei­ten Hälfte des 20. Jahrhunderts, 1971 emeritiert, unterstützt Untersuchungen Ralf Frasseks zu Tätigkeit zwischen 1933 und 1945 in großzügiger Weise. S. Google

Lit.: Juristen im Portrait, 1988, 495; Frassek, R., Von der „völkischen Lebensordnung“ zum Recht, 1996; Frassek, R., Karl Larenz, (in) JuS 1998, 296; Hartmann, F., Das methodologische Denken bei Karl Larenz, 2001; Hüpers, B., Karl Larenz, 2010, 2. A. 2016

Lasker, Eduard (Jarotschin 14. 10. 1829-New York 5. 1. 1884) ist nach dem Rechtsstudium in Breslau und Berlin der Jurist und Publizist, der als nationalliberaler Abgeordneter des deutschen Reichstags durch seinen Einsatz für eine Zuständigkeitsänderung dem (zweiten) Deutschen Reich die Gesetzgebungs­zuständigkeit für das bür­gerliche Recht eröffnet.

Lit.: Köbler, DRG 183; Laufs, A., Eduard Lasker, 1984; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 249; Schuder, R., Der Fremdling im Osten, 2008

Laski, Jan (Lask 1455-Kalisz 1531), 1480 Notar, 1503 Großkanzler in Polen, 1510 Erzbischof in Gnesen/Gniezno, veröffentlicht 1506 eine Sammlung der Gesetze des Königreichs Polen. S. Google

Lit.: Kaczmarczyk, Z., O kancler zu Jan Laski, 1955; Tafiłowski. P., Jan Laski, 2007; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2012

Lassalle, Ferdinand (Breslau 11. 4. 1825-Genf 31. 8. 1864 Tod nach Duell wegen Beleidigung), Sohn eines jüdischen Seidenhändlers einer Familie aus Loslau, wird nach dem Studium von Philosophie, Philologie und Geschichte in Breslau und Berlin (1842-1846) Revolutionär und theore­tischer Arbeiterführer (1863 Allgemeiner Deut­scher Arbeiterverein, Vorläufer der So­zial­­demokratischen Partei Deutsch­lands). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 177; Ramm, T., Ferdinand Lassalle, 1953; Ramm, T., Ferdinand Lassalle (1825-1864), (in) Nova, F., Lassalle als sozialistischer Theoretiker, 1980; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 117; Ramm, T., Ferdinand Lassalle, 2004; Ferdinand Lassalle und das Staatsverständnis der Sozialdemokratie, hg. v. Brandt, P. u. a., 2014

Lassbauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) → Lassite

Lassite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist in der frühen Neuzeit ein freier, abgabenpflichtiger, grundherrlicher Bauer mit erblichem Nutzungsrecht.

Lit.: Hübner § 45; Schultze, J., Die Mark Brandenburg, Bd. 5 1969, 156; Köbler, G., Zur Lehre von den Ständen in fränkischer Zeit, ZRG GA 89 (1972), 164; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, 1986, 72

Lassberg, Friedrich von (Lindau 13. 5. 1798-Sigmaringen 30. 6. 1838), Freiherrnsohn, wird nach dem Rechts­studium in Heidelberg und Jena Verwaltungsbeamter. 1840 veröffentlicht er posthum den so genannten Schwabenspiegel zu zwei Dritteln nach einer unvollständigen Handschrift aus der Burg der Rucken von Tanneck zu Weinfelden in dem Thurgau und zu dem restlichen Drittel nach einer Züricher Handschrift. S. Google

Lit.: Der Schwabenspiegel, hg. v. Lassberg, F. Frhr. v., 1840, Neudruck 1916; Stutz, U., Freiherr Joseph von Laßberg, Jacob Grimm und das deutsche Recht, ZRG GA 52 (1932), 338; Bader, K. u. a., Joseph von Lassberg, 1955; Gantert, K., Die Bibliothek des Freiherrn Joseph von Laßberg, 2001

Last (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Westgermanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gewicht

Lastenausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist insbesondere ein allgemeiner Ausgleich der Schäden oder Verluste, die sich infolge der Vertreibungen und Zerstörungen der Kriegszeit und Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs ergeben haben oder in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands oder in dem sowjetischen Sektor in Berlin entstanden sind (beispielsweise durch Kriegs­schadenrente, Eingliede­rungsdarlehen oder Hausratent­schädigung, Gesetz von dem 14. 8. 1952, weitgehend durch Abgaben erwirt­schaftete Leistungen in Höhe von 126 Milliarden DM bis 1998, insgesamt - teils quotal, teils sozial ausgerichtet - 143 Milliarden DM bis 2001). Vorläufer des Lastenausgleichs finden sich in dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794, in dem Kriegsdienstleistungsgesetz von 1873, in dem Kriegsschädenschlussgesetz von 1928 und der Kriegssachschäden­verordnung von 1940. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Müller, C., Praxis und Probleme des Lastenausgleichs, 1997; Gallenkamp, G., Der Lastenausgleich, (in) NJW 1999, 2486; Oldenhage, K., Lastenausgleich (1948-1900), 2002; Wenzel, R., Die große Verschiebung?, 2008; Habbe, T., Lastenausgleich, 2014

Laster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Westgermanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) schädliche Neigung, Sünde

lästern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [Mieris] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verletzen, tadeln

Lasterstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [Memmingen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist als bei einem Laster zu tragender Stein ein spätmittelalterliches Strafwerkzeug für Ehrenstrafen.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 2, 315

Late (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Wort als solches nach dem Deutschen Rechtswörterbuch scheinbar nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist in Sachsen in dem Hochmittelalter wohl der Freigelassene.

Lit.: Hübner 356; Lütge, F., Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 1952, 97

Latein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums on dem Germanischen aufgenommen, N.) ist die Sprache der die Landschaft Latium in Mittelitalien besiedelnden, aus Sabinern und Latinern zusammengesetzten Römer. S. Google

Lateinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) ist die Sprache der aus Sabinern und Latinern zusammengesetzten Römer. Das Lateinische wird von dem westlichen Christentum (in Gegensatz zu dem Griechischen) übernommen. Es ist die allgemeine Schreibsprache bis in das Hochmit­telalter und die Wissen­schafts­sprache bis in das 19. Jahrhundert. In dem 18. Jahrhundert ersetzen deutsche Vorlesungen, in dem 19. Jahrhundert deutsche Vorle­sungsverzeichnisse ihre lateinischen Vor­gänger. An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird fast durchwegs auf Latein als Studienvoraus­setzung für Juristen verzichtet, doch lässt sich ein bedeutender Teil des deutschen Wortschatzes der Gegenwart mit Kennnissen des Lateinischen leichter erklären. S. Google, s. latein_a_z.docx

Lit.: Köbler, DRG 10, 80, 102, 105; Köbler, LAW; Kalb, W., Das Juristenlatein, 1886, 2. A. 1888; Thesaurus linguae latinae, Bd. 1ff (1998 bis perm); Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Hattenhauer, H., Zum Übersetzungs­problem im hohen Mittelalter, ZRG GA 81 (1964), 341; Vossen, C., Mutter Latein und ihre Töchter, 1968, 13. A. 1992, 14. A. 1999; Langosch, K., Die deutsche Literatur des lateinischen Mittelalters, 4. A. 1983; Schulze, U., Lateinisch-deutsche Parallelurkunden des 13. Jahrhunderts, 1975; Dictionnaire fréquentiel et index inverse de la langue latine, 1981; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 1982, 7. A. 2007; Pick, E., Aufklärung und Erneuerung des juristischen Studiums, 1983; Filip-Fröschl, J./Mader, P., Latein in der Rechtssprache, 1990, 2. A. 1993, 3. A. 1999, 4. A. 2014; Stotz, P., Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters, Bd. 1ff. 1996ff.; Einleitung in die lateinische Philologie, hg. v. Graf, F., 1997; Benke, N., Juristenlatein, 1997; Latein für Jurastudenten, von einem römischen Bürger (Adomeit, K.), 1997, Adomeit, K./Hähnchen, S. Latein für Jurastudierende, 6. A. 2015, 7. A. 2018; Einleitung in die lateinische Philologie, hg. v. Graf, F., 1997; Riemer, P. u. a., Einführung in das Studium der Latinistik, 1998; Kindermann, U., Einführung in die lateinische Literatur des mittelalterlichen Europa, 1998; La transizione dal latino alle lingue romanze, hg. v. Herman, J., 1998; Götz, H., Lateinisch-althochdeutsch-neuhochdeutsches Wörter­buch, 1999; Compendium auctorum Latinorum medii aevi, hg. v. Lapidge, M. u. a., Bd. 1ff. 2000ff; Fuhrmann, M., Latein und Europa, 2001; Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Bd. 1 hg. v. Suerbaum, W., 2002; Lateinische Lehrer Europas, hg. v. Ax, W., 2005; Mader, M., Lateinische Wortkunde, 3. A. 2005; http://www.koebler­gerhard.de/­Latein/LAW­Vorwort20050201.html; La prière en latin, hg. v. Cottier, J., 2006; Stroh, W., Latein ist tot, es lebe Latein, 2007; Vitali, D., Mit dem Latein am Ende?, 2007; Bauer, J., Wörterbuch der heutigen Rechts- und Politiksprache Deutsch-Latein, 2008; Wolf, J., Buch und Text, 2008; Leonhardt, J., Latein - Geschichte einer Weltsprache, 2009; http://www.koeblergerhard.de/­Latein2/LAW­Vor­wort­2­­.html; Kahlo, M., Deutsch als Rechtssprache, 200); Denooz, J., Nouveau lexique fréquentiel de latin, 2010; Hardtwig, W., Die Aufklärung und ihre Weltwirkung, 2010; Neulateinisches Jahrbuch 12 (2010); http://www.koebler­gerhard.de/­Mittellatein-HP/VorwortMlat-HP.htm; Kaiser, G., Romanische Sprachgeschichte, 2012; Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, hg. v. Korenjak, M. u. a., Bd. 1f. 2012; Touratier, C., Lateinische Grammatik, 2012; Georges, K., Der neue Georges, bearb. v. Baier, T., 2012 (Antiqua-Schrifttype); Froesch, H., Lexikon lateinischer Abkürzungen, 2014; Lederer, R. u. a., Latein für Vogelbeobachter, 2015; Latin in Medieval Britain, hg. v. Ashdowne, R. u. a., 2017 (Sammelband)

Lateran (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Sitz des Papstes in Rom seit der so genannten →konstantinischen Schenkung (326-1308, 1586ff. Sommerresidenz). Der Lateran gehört zu der 1929 gebildeten Vatikanstadt. S. Google

Lit.: Erler, A., Lupa, lex und Reiterstandbild im mittelalterlichen Rom, 1972

Laterankonzil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, N.) ist ein in dem →Lateran abgehaltenes Konzil (313, 487, 649, 769, 774, 823, 1049, 1059, 1060, 1079, 1102, 1105, 1110, 1112, 1116). Ökumenische Konzile (Laterankonzile) finden 1122-1123, 1139, 1179, 1215 (1200 Teilnehmer, Besitz, Ehe, Juden, Prozess, Universität, Wahl) und 1512-1517 statt. S. Google

Lit.: Deslandres, P., Les grandes conciles de Latran, 1913; Foreville, R., Lateran I - IV, 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

Lateransynode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar, F.) ist eine in dem →Lateran abgehaltenes Synode (313, 487, 649, 769, 774, 823, 1049, 1059, 1060, 1079, 1102, 1105, 1110, 1112, 1116). Ökumenische Konzile (Laterankonzile) finden 1122-1123, 1139, 1179, 1215 (1200 Teilnehmer, Besitz, Ehe, Juden, Prozess, Universität, Wahl) und 1512-1517 statt.

Lit.: Deslandres, P., Les grandes conciles de Latran, 1913; Foreville, R., Lateran I - IV, 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

latifundium, lātifundium, lat., N., großes Landgut, Val. Max. (1. Jh. n. Chr.), s. lātus (1), fundus

Latifundium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie (aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) in Google belegt. Großgrundeigentum, großes Landgut

Lit.: Köbler, DRG 16

Latiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines altitalischen Volkes in Latium in der Antike. →lateinisch, Römer

Lit.: Kaser §§ 13, 16, 68, 71; Köbler, DRG 16, 57

latro (lat. [M.] s. latein_a_z.docx) Straßenräuber

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Grünewald, T., Räuber, Rebellen, Rivalen, Rächer, 1999

Latium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem tyrrhenischen Meer gelegene Siedlungsgebiet der Latiner, das in der →pippinischen Schenkung 754 an den →Kirchenstaat des Papstes gelangt. S. Google

Laudemium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet bzw. aufgenommen, lat. [N.]) ist in Spätmittelalter und früher Neuzeit eine unterschiedlich bezeichnete Abgabe bei Besitzwechsel eines Leiheguts (Ablösegeld). S. Google

Lit.: Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969; Dannhorn, W., Römische Emphyteuse und deutsche Erbleihe, 2003

Lauenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine 1182 von den Askaniern (→Anhalt) erbaute Burg. Das in Anlehnung hieran entstehende Herzogtum kommt 1689 an Celle-Lüneburg bzw. 1705 Hannover und 1815 bzw. (nach Erlass eines Grundgesetzes von dem 14. 5. 1849) 1864ff. an Preußen und von dort 1947 zu Schleswig-Holstein. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter, 1960; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2906; Hempel, B., Der Entwurf einer Polizeiordnung für das Herzogtum Sachsen-Lauenburg aus dem Jahre 1591, 1980; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzun­gen der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Meding, W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Meding, W. v. Lauenburg, 2008

Launegild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist in dem →langobardischen Recht die (symbolische) Lohngabe für eine Gabe (Schenkung). S. Google

Lit.: Hübner § 82; Köbler, WAS; Pappenheim, M., Launegild und Gairethinx, 1882; Val de Lièvre, Revision der Launegildstheorie, ZRG GA 4 (1883), 15; Rhee, F. van der, Die germanischen Wörter in den langobardischen Gesetzen, 1970, 94; Die Langobarden, hg. v. Pohl, W. u. a., 2005

Lausanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt N.) an dem Genfer See ist der auf eine römische Siedlung zurückgehende, um 600 Sitz eines Bischofs werdende Ort. 1334 erlangt Lausanne die Stellung einer Reichsstadt. 1536 fällt es an Bern. 1537 wird eine Universität eingerichtet. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965ff.; Anex-Cabanis, D., La vie économique à Lausanne, 1978; Histoire de Lausanne, hg. v. Blaudet, J., 1986; Gratiae fructus. Festschrift zu Ehren der Universität Lausanne - 100 Jahre deutscher Rechtsunterricht, hg. v. Schmidt-Cotta, R. (für Altherrenschaft), 1997

Lausitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an der Lausitzer Neiße gelegene, in der Gegenwart teils deutsche, teils polnische Landschaft. S. Google

Lit.: Oberlausitzer Forschungen, hg. v. Reuther, M., 1961; Die Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mittel­europa, hg. v. Bahlcke, J., 2007; Stieldorf, A., Marken und Markgrfen, 2012; Salza und Lichtenau, H. v., Die weltliche Gerichtsverfassung in der Oberlausitz bis 1834, 2013

lauter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte neuntes Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) klar, rein

läutern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1180/1185 [Hartmann, Erec] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) klären, reinigen, bessern

Läuterung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [Bern] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv lauter 765, Verb läutern 765) ist sachlich in Sachsen seit dem 15. Jahrhundert die Erklärung einer nicht deutlich genug vorgebrachten Willensäußerung (des Klägers oder Beklagten). Seit dem 16 Jahrhundert entwickelt sich die Läuterung zu einem ordentlichen frist­gebundenen und schriftbe­dürftigen Rechts­mittel innerhalb der entscheidenden Instanz mit Suspensiveffekt und ohne Devolutiveffekt (neben der Appellation). Sie wird erst 1877/1879 beseitigt.

Lit.: Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274; Unverfehrt (!), V., Die sächsische Läuterung – Entstehung, Wandel und Werdegang bis ins 17. Jahrhundert, 2019

Law French (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Englische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die nach der Eroberung Englands durch die Normannen von 1066 normannisch geprägte altfranzösische Juristensprache des →englischen Rechtes.

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Kerber, K., Sprachwandel im englischen Recht, 1997; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000

leben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Leben haben, sein (V.)

Leben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb leben 3. Viertel 8. Jh. und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die besondere Eigenschaft be­stimmter abgeschlossener natürlicher Ge­gebenheiten (Lebewesen) aus bisher unge­klärtem Grund in der Anfang und Ende kennenden Zeit mittels Stoffwechsels zu sein und sich fortzupflanzen (Lebensbe­darf 1841, Le­bensgemeinschaft 1839, s. Google)

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privat­rechts­wortschatzes, 2010; Challone, J., Die Zelle – Ursprung des Lebens, 2016; Lane, N., Der Funke des Lebens – Energie und Evolution, 2017 (Die Energie als eine elektrische Spannung stieß die Entwicklung des höheren Lebens aus dem Einzeller an.); Wedemeyer-Kolwe, B., Aufbruch! Die Lebensreform in Deutschland, 2017; Roberts, A., Spiel des Lebens, 2019

lebend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) an dem Leben seiend, Leben habend

Lebendgeburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Geburt eines lebenden Menschen in Gegensatz zu der Totgeburt. Lebendgeburt ist Voraussetzung der Rechtsfähigkeit. S. Google

Lebendig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Adjektiv) lebend. Lebendig begraben ist eine in dem späten Mittelalter bezeugte, bis in das 17. Jahrhundert (selten tatsächlich) vollzogene Strafe. Ältere Vorläufer sind zweifelhaft. S. Google

Lit.: Liebermann, F., Ein Ordal des lebendig Begrabens, ZRG GA 19 (1898), 140; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Rehfeldt, B., Todesstrafen und Bekehrungsgeschichte, 1942; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965, 62

Lebensalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) →Alter

Lit.: Lebensalter und Recht, hg. v. Ruppert, S., 2010

Lebensbedarf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. 1841) ist der für den Erhalt des Lebens erforderliche Bedarf eines Menschen. S. Google

lebensfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) zu leben fähig

Lebensfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Fähigkeit nach der Geburt (selbständig, wenn auch mit Unterstützung durch Nahrung und Wärme) zu leben. Sie wird in dem Mittelalter vielfach für die Rechtsfähigkeit vorausgesetzt. In dem gelehrten Recht ist sie streitig, wird aber von dem Code civil verlangt. S. Google

Lit.: Kaser § 72 II; Hübner 54

Lebensgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1839) auf Zusammenleben bestimmte Gemeinschaft mehrerer Menschen wie beispielsweise Ehe, aber vor allem seit dem späteren 20. Jahrhundert auch außereheliche Lebensgemeinschaft anfangs vorwiegend eines Manne und einer Frau

Lebensmittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N., 17. Jahrhundert) ist das für die Erhaltung des Lebens des Menschen erforderliche oder geeignete Nahrungsmittel.

Lebensmittelordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) für Lebensmittel geltende Ordnung

Lebensmittelrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das die zu dem Leben des Menschen erforderlichen oder geeigneten Nahrungsmittel betreffende Recht. Es wird in der römischen und hochmittelalterlichen Stadt sichtbar, in der Amtsträger Aufsichtsbe­fugnisse über den Markt haben. Zahlreiche Bestimmungen hierzu enthalten die Landesordnungen bzw. Polizeiordnungen der frühen Neuzeit. Verstöße gegen das Lebensmittelrecht werden mit Bußen und Strafen belegt. Nach § 367 Nr. 7 des Strafgesetzbuchs des Deutschen Reiches von 1871 werden 1879 ein Nahrungsmit­telgesetz und 1927 ein Lebensmittelgesetz erlassen.

Lit.: Heidinger, H., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Zürich im Mittelalter, 1910; Bruder, H., Die Lebens­mittelpolitik der Stadt Basel im Mittelalter, 1909; Siebert, L., Die Lebensmittelpolitik der Städte Baden und Brugg im Aargau, 1911; Lindlar, J., Die Lebens­mittelpolitik der Stadt Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1913; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privat­recht, 1955, 43; Pappe, O., Zur Geschichte der Lebensmittelüberwachung im Königreich Bayern (1806-1918), 1975; Ellerbrock, K., Geschichte der deutschen Nahrungs und Genußmittelindustrie 1750-1914, 1993, Lebensmittelrechts-Handbuch (Lbl.), hg. v. Streinz, R., 1994; Haase, J., Die Entwicklung des Lebensmittelrechts in Deutschland, 2002; Hierholzer, V., Nahrung nach Norm – Regulierung von Nahrungsmittelqualität in der Industrialisierung 1871-1914, 2010; Schenker, S., Gegen Täuschungen und Gesundheitsgefährdungen durch schlechte Nahrung, 2013; Stoff, H., Gift in der Nahrung, 2015; A Companion to Food in the Ancient World, hg. v. Wilkins, J. u. a., 2015; Zabinski, C., Amber Waves – The Extraordinary Biography of Wheat from Wild Grass to World Megacrop, 2020 (Mais, Reis und jährlich rund 700 Millionen Tonnen des aus Einkorn und zwei Wildgräsern vor 8000 Jahren in dem fruchtbaren Halbmond entstandenen (Weich-)Weizens decken fast 45 Prozent des Kalorienbedarfs des Menschen).

Lebensnachstellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die gewollte Gefährdung des Lebens eines anderen Menschen etwa in den Volksrechten der Langobarden, Salfranken und Bayern. S. Google

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920, 167ff.

Lebenspartner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist der – ohne Eheschließung mit einem Menschen zusammenlebende Partner. S. Google

Lebenspartnerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und über das Neuenglische mit dem Lateinischen des Altertumsverbindbar, F.) ist die an dem Ende des 20. Jahrhunderts in einzelnen Staaten der Erde gesetzlich geregelte gleichgeschlechtliche Lebensge­mein­schaft zweier Menschen, die mit eheähnlichen Wir­kungen versehen wird.

Lit.: Winckler, K., Die unwirksame eingetragene Lebenspartnerschaft, 2007

Lebensversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen mit anderer Bedeutung einmal für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts [Schweiz] belegt, dann 1795 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F., s. Google) ­ist die Ver­sicherung des Lebens bei einem Versicherer gegen die Gefahr des Todes. Sie ist eine Privatver­sicherung auf den Todesfall oder auf das Erleben eines bestimmten Zeitpunkts. Sie entsteht nach Vorläufern des 17. Jahrhunderts in dem 18. Jahrhundert in England (London 1706 John Hartley), in Deutschland (gesetzliche Regelung bereits in dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794) in dem 19. Jahrhundert (beispielsweise in Gotha 1829) vielleicht auch aus dem Grund, dass der Wegfall des mit der Grundherrschaft ver­bundenen Schutzes ausgeglichen werden soll.

L.: Heiss, S., Die Institutionalisierung der deutschen Lebensversicherung, 2006; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Bachmann, M., Die französischen Lebensversicherungsbedingungen zwischen 1788 und 1880 – Englischer Einfluss und autonome Entwicklung, 2019

Lebus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Ludat, H., Das Lebuser Stiftsregister von 1405, 1965

Le Conte (Contius), Antoine (1517-1586), Königsbeamtensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bourges (Baron) 1557 Professor in Bourges, 1570 in Orléans und 1574 in Bourges. Er veröffentlicht textkritisch römisches und kirchliches Recht. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,1977,775

ledig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1077-1081 [Annolied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1077/1081 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) frei, gelöst, unverheiratet

Ledigmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1226 [Schannat, Worm.] in elf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google beledigt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →(lat.) homo (M.) ligius

Leeds (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Englische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in England erhält 1626 Stadtrecht. 1890 wird eine Universität eingerichtet. S. Google

Leeuwen, Simon van (Leiden 1626-1682) wird nach dem Rechtsstudium in Leiden Anwalt, Sekretär und Gerichtsschreiber. Er verfasst eine niederländische Darstellung des römisch-holländischen Rechtes (lat. Paratitla [N.Pl.] iuris novissimi, 1652, Het Rooms-Hollands-Recht, 1664) und eine lateinische Zusammenfassung des gelten­den römischen Rechtes (lat. Censura [F.] forensis theoretico-practica, 1662), die trotz ihres geringen wissenschaftlichen Wertes das nieder­ländische Recht bedeutsam beeinflus­sen. S. Google

Lit.: Simon van Leeuwen, Censura, hg. v. Hewett, M., 1991

legal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – siebzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtmäßig, gesetzmäßig, formal richtig

Legal realism (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Englische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N, Rechtsrealismus) ist in dem (anglo-)amerikanischen Recht die seit etwa 1930 erkennbare tatsächliche Betrach­tungs­weise von Grundsätzen und Regeln in der Wirklichkeit (beispielsweise Llewellyn 1893-1962). S. Google

Lit.: Reich, N., Sociological Jurisprudence and Legal Realism im Rechtsdenken Amerikas, 1967; Rechtsrealismus, multikulturelle Gesellschaft und Handelsrecht, hg. v. Drobnig, U. u. a., 1994

Legaldefinition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem Gesetzgeber in einem Gesetz gegebene Inhaltsbestimmung eines Rechts­worts (vielleicht ab der Lüneburger Reformation des Heinrich Husanus von 1577).

Lit.: Ebel, F., Über Legaldefinitionen, 1974

Legalhypothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem Gesetz vorgesehene Hypothek. S. Google

Legalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) strenges Befolgen von Gesetzen

Lit.: Legalism, hg. v. Dresch, P. u. a., 2012

Legalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in dem 18. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesetzmäßigkeit, Rechtmäßigkeit

Legalitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem 19. Jahrhundert entwickelte Grundsatz, dass die Staats­anwaltschaft, soweit nicht gesetzlich ein Anderes bestimmt ist, verpflichtet ist, wegen aller verfolgbaren Streitigkeiten einzu­schreiten, sofern zurei­chende tatsächliche Anhaltspunkte für eine solche Straftat vorliegen. Das Legalitätsprinzip wird seit etwa 1860 (Sundelin, P., Die Staatsanwaltschaft, 1860, 57) in Gegensatz zu dem bislang geltenden →Opportunitätsprinzip verlangt. 1877 wird das Legalitätsprinzip gesetzlicher Grundsatz, doch werden (1924, 1931) ver­schiedene Ausnahmen zugelassen. Als Legalitätsprinzip wird auch der in der Verwaltung in dem 19. Jahrhundert durchgesetzte Grundsatz verstan­den, dass staatliche Vollziehung nur auf Grund eines Gesetzes erfolgen darf (vgl. für Österreich Art. 18 I B-VG). S. Google

Lit.: Richter, E., Die Entwicklung des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Göttingen 1925; Hertz, F., Die Geschichte des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1935; Schürer, K., Die Entwick­lung des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Hamburg 1965; Schroeder, F., Legalitäts- und Opportunitätsprinzip heute, (in) FS K. Peters, 1974, 411; Roth, A., Kriminalitätsbekämpfung in deutschen Großstädten 1850-1914, 1997; Legalität, Legitimität und Moral, hg. v. Bruha, T. u. a., 2008; Dettmar, J., Legalität und Opportunität im Strafprozess, 2008; From the Judge’s Arbitrium to the Legality Principle, hg. v. Matyn, G. u. a., 2013

Legalservitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) auf Gesetz beruhende Servitut (beispielsweise nachbarrechtliche Eigentums­beschränkung). S. Google

Legat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1251 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265 [Elsass] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gesandter

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Legat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – sechzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Wort ab 1494 [Ostfriesland] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Vermächtnis

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Legatum (lat. [N.]) ist das bereits in dem altrömischen Recht in vier Formen mögliche →Vermächtnis.

Lit.: Kaser § 76; Köbler, DRG 23, 38; Köbler, LAW

Legatum (lat. [N.]) per damnationem (lat., Damna­tions­legat) ist das wohl spätere Vermächtnis schon des altrömischen Rechtes, bei dem vielleicht der (lat.) familiae emptor (M.) (treuhänderischer Vermögenskäufer) dem Bedachten nur für eine bestimmte Geldsumme, später auch für andere Lei­stungen haften soll.

Lit.: Kaser §§ 32, 33, 76; Köbler, DRG 23

Legatum (lat. [N.]) per praeceptionem (lat.) ist schon in dem altrömischen Recht das Vorwegnahmevermächtnis zugunsten eines Miterben.

Lit.: Kaser §§ 76; Köbler, DRG 23

Legatum (lat. [N.]) per vindicationem (lat., Vindikationslegat) ist schon in dem altrömischen Recht das Vermächtnis, bei dem der Begünstigte (lat. [M.] legatarius) in dem Todesfall die Sache unmittelbar erwerben soll, so dass er sie von jedermann herausverlangen kann (Vindi­kation).

Lit.: Kaser 28, 29, 76; Köbler, DRG 23

legatum (lat. [N.]) sinendi modo (lat.) Zulassungsvermächtnis

Lit.: Kaser § 76; Köbler, DRG 23

Legende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1270-1300 [Göttweig] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.,) Lesung, Erklärung, Erzählung

leges (lat. [F.Pl.]) sind die Gesetze. (Sg.) →lex

Lit.: Kaser §§ 2, 3, 9; Kroeschell, DRG 1, 2

leges (lat. [F.Pl.]) barbarorum (lat.) Gesetze (Rechte) der germanisch/germanistischen Völker

Lit.: Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Ausbildung der frühmittel­alterlichen Rechtskultur, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006

Leges (lat. [F.Pl.]) Edwardi confessoris (lat., Gesetze Edwards des Bekenners) ist ein vermutlich um 1130 lateinisch ge­schriebenes Buch vielleicht eines Geist­lichen französischer Herkunft, das angeblich die Darlegung der Gesetze König Eduard des Bekenners (1042-1066) in dem Jahre 1070 durch zwölf Geschworene enthält. Sein Inhalt dürfte von der Rechts­wirklichkeit ab­weichen. S. Google

Lit.: Liebermann, F., Über die Leges Edwardi Confessoris, 1896; Plucknett, T., Early English Legal Literature, 1958; Wormald, P., The Making of English Law, 1999; Greenberg, J., The Radical Force of the ancient Constitution – St. Edward’s „Laws“ in Early Modern Political Thought, 2001

leges (lat. [F.Pl.]) fundamentales, grundlegende Gesetze), als Vorläufer der Verfassung, Frankreich 1574/1576 lois fondamentales, in dem Heiligen römischen Reich an der Wende zu dem 17. Jahrhundert und gesetzlich 1636 (darunter Wahlkapitulationen uund Goldene Bulle von 1356 sowie alle bedeutenden Reichsabschiede

Lit.: Lemaire, A., Les lois fondamentales de la monarchie française, 1907; Gough, J., Fundamental law in English constituional law, 1955, 2. A. 1961; Mohnhaupt, H., Von den leges fundamentales zur modernen Verfassung in Europa, (in) Ius Commune 25 (1998), 121; Mohnhaupt, H., Reichsgrundgesetze als Verfassung im System des Ius publicum, (in) Gli inizi del diritto pubblico, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2011

Leges (lat. [F.Pl.]) Henrici Primi (Gesetze Heinrichs I.) ist ein lateinisches, systematisches, jedoch nicht besonders überzeugend gelungenes Rechts­buch des in England unter König Heinrich I. (1100-1135) geltenden Rechtes (Gerichtsver­fassung, Kirche, Strafe, Verfahren, Lehen, Grundstücke) vielleicht eines französischen Geistlichen in Wessex (Winchester?) um 1115 (1108-1118). Vielleicht stammt von dem Verfasser auch der so genannte (lat. [M.]) →Quadripartitus (Viergeteiltes).

Lit.: Liebermann, F., Ein ungedrucktes Vorwort zu den Leges Henrici I., ZRG GA 3 (1882), 127; Plucknett, T., Early English Legal Literature, 1958; Leges Henrici Primi, hg. v. Downer, L., 1972; Korte, G., Untersuchungen zu Inhalt, Stil und Technik angel­sächsischer Gesetze, 1974; Keyser, R., „Agreement Supersedes Law, and Love Judgment, (in) Law and History Review 30 (2012), 37

leges (lat. [F.Pl.]) Iuliae iudiciorum privatorum →lex Iulia iudiciorum

Lit.: Kaser §§ 80 II 4b, 82 III 2b; Söllner § 9

Leges (lat. [F.Pl.]) Langobardorum sind die Gesetze der Langobarden, durch die seit 643 das →langobardische Recht als Gesetz festgelegt wird. →Volksrecht

Lit.: Köbler, DRG 82; Leges Langobardorum, hg. v. Bluhme, F., 1868, Neudruck 1925; Tamassia, N., Römisches und westgotisches Recht in Grimowalds und Liutprands Gesetzgebung, ZRG GA 18 (1897), 148; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Langobardorum, 1977

Leges (lat. [F.Pl.]) Romanae sind die Rechtsaufzeichnungen der germanisch/­germa­nistischen Völker für die in ihrem Gebiet lebenden Römer (Lex Romana Visigothorum, Lex Romana Burgundionum).

Lit.: Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953

Leges (lat. [F.Pl.]) Upstallsbomicae ist der 1617 in einer Edition von Sibrandus Siccama verwendete Name für die an dem 18. 9. 1323 von den Vertretern der friesischen Landschaften auf dem Upstallsbom bei Aurich beschlossenen, wohl nur kurzfristig wirksamen Rechtssätze (u. a. Bußen, Wergelder, Friedensgelder, Strafen) auf der Grundlage von vielleicht bis in das 11. Jahrhundert zurückreichenden gemeinfriesischen Beschlüs­sen.

Lit.: Siccama, S., Lex Frisionum, 1617, S. 53; Richthofen, K., Untersuchungen über friesische Rechtsquellen, Bd. 1 1880, 250; Heck, P., Altfriesische Gerichtsverfassung, 1894, 361; Gerbenzon, P., Ap­paraat voor de studie van oudfries recht, Teil 1f. 1981

Leges (lat. [F.Pl.]) Visigothorum →Lex Visigothorum

Legisactio (lat. [F.], Wort nicht in latein_a_z.docx) ist in dem altrömischen und klassisch-römischen Recht (bis 17 v. Chr., [lat. F.] lex Iulia iudiciorum privatorum) die zulässige Verfahrensform. Es werden dabei (5) verschiedene Legisaktionen unterschieden, zu denen genau vorgeschriebene Spruch­formeln gehören. Nach dem Vorbringen des Verfolgers entscheidet der Magistrat darüber, ob die Rechtsordnung für das Begehren einen Schutz (lat. [F.] →actio) enthält. Noch in republikanischer Zeit werden in Rom die Legisaktionen durch das For­mularverfahren bzw. den Formular­prozess abgelöst.

Lit.: Kaser §§ 80 II 2, 81, 82 II 5c, d, 84 I 1, 85 I; Köbler, DRG 19, 20, 32, 224; Lévy-Bruhl, H., Recherches sur les actions de la loi, 1960; Wolf, J., Die literarische Überlieferung der Publikation der Fasten und Legisaktionen durch Gnaeus Flavius, (in) Nachr. d. Akad. d. Wiss. Göttingen 1980, Nr. 2

Legisactio (F.) per condictionem (lat.) ist die etwas jüngere Legisaktion durch Ansage des altrömischen Rechtes, die beispielsweise für Stipulation, Darlehen oder Litteralkontrakt auf eine bestimmte Leistung eröffnet ist und durch Ansagen eines neuen Termines zu der Einsetzung eines Entscheiders inner­halb von 30 Tagen (Frist für eine frei­willige Erfüllung) vor dem Prätor geschieht.

Lit.: Kaser §§ 32 II 4a, 81 II 3; Söllner § 9; Köbler, DRG 19

Legisactio (F.) per iudicis arbitrive postulationem (lat.) ist die Legisaktion durch Anfordern eines Richters oder Schlichters in dem altrömischen Recht (beispielsweise bei [lat.] sponsio - stipulatio [Versprechen] oder Erbengemein­schaftsteilung).

Lit.: Kaser §§ 32 II 4a, 81 II 2; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 19

Legisactio (F.) per manus iniectionem (lat.) ist die Legisaktion durch Handanlegen in dem altrömischen Recht. Sie dient der Vollstreckung in die Person.

Lit.: Kaser §§ 32 II 4, 81 III 1; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 19, 20

Legisactio (F.) per pignoris capionem (lat.) ist die Legisaktion durch Pfander­greifung in dem altrömischen Recht. Sie steht für die Vollstreckung in Sachen in einigen Fällen zu der Verfügung. In anderen Fällen ist der eigenmächtige Zugriff auf die Sache erforderlich.

Lit.: Kaser §§ 80 II 2, 81 III 2; Söllner § 9; Köbler, DRG 19, 20

Legisactio (F.) sacramento in personam (lat.) bzw. in rem (lat.) ist die Legisaktion durch Eid entweder auf eine Person oder auf eine Sache in dem altrömischen Recht. Sie erfordert das Setzen einer feststehenden, (je nach Streitwert von über oder unter 1000 As) 500 oder 50 As d. h. 5 Rinder oder 5 Schafe betragenden Summe durch jeden der Streitteile, die der Unterliegende als Sühne für den nachträglich durch den Ausgang als falsch erwiesenen Eid, mit dem er ursprünglich seine Behauptung bekräftigt, an den Staatsschatz verliert. Streitgegenstand ist die Rechtmäßigkeit des Eides.

Lit.: Kaser §§ 22 II 1b, 32 II 2c, 81 II 1a, b; Söllner § 9; Köbler, DRG 19, 25; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Zlinszky, J., Gedanken zur legisactio sacramento in rem, ZRG RA 106 (1989), 106

Legisaktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., eine römische Verfahrensform) →legisactio (Wort nicht in latein_a_z.docx)

legisdatio, lēgisdatio, lat., F., Gesetzgebung, Iren. (4. Jh. n. Chr.?), s. lēx, dare

legislatio, lēgislātio, lat., F., Gesetzgebung, gesetzgebende Gewalt, Hil. (um 315-367/368 n. Chr.), s. lēx, ferre

Legislation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesetzgebung

Lit.: Daube, D., Forms of Roman Legislation, 1966

legislativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang neunzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Legislative – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gesetzgebend

Legislative (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang neunzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Französische mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gesetzgebende Gewalt in dem gewaltengeteilten Staat.

Lit.: Köbler, DRG 190f.

legislator, lēgislātor, lat., M., Gesetzgeber, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. lēx, ferre

Lit.: Köbler, DRG 69; Köbler, LAW

Legislatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Legislaturperiode – nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Gesetzgebung

Legislaturperiode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Zeitraum zwischen dem Wahltag oder Zusammentritt eines Parlaments bis zu dem Zusammentritt des nächsten Parlaments. S. Google

Lit.: Hatschek, J., Das Parlamentsrecht des Deutschen Reiches, 1915, Neudruck 1973; Parlamentsrecht und Parlamentspraxis in der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Schneider, H. u. a., 1989

legisperitus, lēgisperītus, lat., M., Rechtskundiger, Rechtsgelehrter, Ambr. (um 340-397 n. Chr.), s. lēx, perītus (2), perīrī

Legist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 [Nikolaus von Jeroschin] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kenner des römischen Gesetzesrechts (seit dem Hochmittelalter)

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Weigand, R., Die Naturrechtslehre der Legisten und Dekretisten, 1967; Weimar, P., Die legistische Literatur und die Methode des Rechtsunterrichts der Glossatorenzeit, (in) Ius commune 2 (1969), 43; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

Legistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) S. Google, →Legist

legitim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) gesetzmäßig, rechtmäßig, inhaltlich richtig, ehelich

Legitimation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1548 [Perneder] aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb legitimieren, 1546 aus dem Mittellateinischen aufgenommen, rechtmäßig machen) ist der Nachweis der Berechtigung eines Verhaltens oder eines Zustands, insbesondere die Verschaffung der Stellung eines ehelichen Kindes für ein nichteheliches Kind. Bereits der spätrömische Kaiser Konstantin (306-337) und andere stellen durch nachfolgende Eheschließung Konkubi­nenkinder eheli­chen Kindern gleich. Dasselbe Ergebnis wird durch Eintritt in den Zwangsstand der Gemeinderäte und in bestimmten Fällen durch öffentlichen Gnadenakt (538) hergestellt. Dies wird seit dem 12. Jahrhundert (Papst Alexander III. 1159-1181) aus dem römischen Recht in das Kirchenrecht und danach in das weltliche Recht (Nürnberg 1522) übernommen, in der Bundesrepublik Deutschland dann 1998 beseitigt. S. Google

Lit.: Kaser § 61 II 2b; Hübner 715; Köbler, DRG 121; Koch, K., Legitimatio per subsequens matrimonium, 1897; Kogler, F., Beiträge zur Geschichte der Rezeption und der Symbolik der legitimatio per subsequens matrimonium, ZRG GA 25 (1904), 94; Kogler, F., Die legitimatio per rescriptum von Justinian bis zum Tode Karls IV., 1904; Weitnauer, A., Die Legitimation des außerehelichen Kindes, 1940; Beumann, H., Die sakrale Legitimierung des Herrschers im Denken der ottonischen Zeit, ZRG GA 66 (1948), 1; Herkunft und Ursprung, hg. v. Wunderli, P., 1991; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

legitimieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – sechzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Perneder] in siebzehn Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) für rechtmäßig erklären, rechtmäßig machen

Legitimität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte siebzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit Beginn des 19. Jahrhunderts erfasste inhaltliche Rechtmäßigkeit einer Herrschaft oder Handlung. S. Google

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 677; Brockhaus, F., Das Legitimitätsprinzip, 1868; Gauland, A., Das Legitimitätsprinzip, 1971; Würtenberger, T. jun., Die Legitimität staatlicher Herrschaft, 1973; Schliesky, U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004; Legalität, Legitimität und Moral, hg. v. Bruha, T. u. a., 2008

legitimus, lēgitimus, lat., Adj., durch die Gesetze bestimmt, gesetzmäßig, rechtmäßig, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. lēx

Lehen, Lehn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1120 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich ein leihweise von einem (adeligen oder freien) Lehnsherrn (beispielsweise dem König) einem adeligen oder freien Lehnsmann (beispielsweise dem Herzog) unter Sicherung zu (lebenslanger) Nutzung gegen Treue und Dienste (vor allem Waffendienste) überlassenes (Land, Amt oder sonstiges) Recht oder Gut (beispielsweise ein Herzogtum). Es entsteht vielleicht in dem Früh­mittelalter nach herkömmlicher Ansicht aus personen­rechtlicher Vasallität und sachenrechtlichem Benefizium. Bei der Vasallität (von kelt. gwas Knecht) übernimmt nach einem Ergebungsakt (Kommendation) der Herr Schutz und Unterhalt des Vasallen gegen Gehorsam und (militärische) Dienste. Bei dem Benefizium gibt ein Mächtiger Land (oder andere Gegenstände) zu Nutzung an andere gegen Dienste und Unterstützung. Mit der Verschmelzung von Vasallität und Benefizium wird Land hauptsächlich an Vasallen gegeben und erhalten Vasallen zunächst in erster Linie Land. Das vertraglich zu begründende Lehnsver­hältnis ist grund­sätzlich höchstper­sönlich, endet also mit dem Tode jedes Beteiligten, neigt aber allmählich zu der Erblichkeit (Quierzy 877 Leihezwang, 1037 Erblichkeit kleinerer Lehen), wodurch es für den Lehnsherrn an Wert verliert und für den Lehensmann an Wert gewinnt. Seit dem 9. Jahrhundert wird die Stellung als Graf zu Lehen gegeben, später jedes andere Amt. Auf diese Weise wird nach und nach die gesamte Verwaltung des fränkisch-deutschen Reiches von dem Lehnsprinzip durchdrungen. Allerdings lassen sich erst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in dem mittelalterlichen Reich eindeutige Belege für das von der Mündlichkeit bestimmte Lehnswesen mit seiner Verbindung von Vasallität und Belehnung finden. In dem 14. Jahrhundert hat beispielsweise der Herzog von Württemberg etwa 500 Lehensleute in einem deutlich schwankenden Bestand (etwa ein Drittel Bürger). Beseitigt wird das Lehen in dem 19. Jahrhundert durch Allodifikation (Herstellung von Eigentum), das Ende des Heiligen römischen Reiches (1806, in Österreich bäuerliche Lehen 1822, ritterliche Lehen 1868) und die einzelstaatliche Gesetzgebung. Von dem (adeligen) Lehen trotz des ähnlichen Leihecharakters eines Zweipersonenverhältnisses grundsätzlich zu trennen ist die (bäuerliche) →Grundherrschaft mit dem Grundherrn und seinem oder seinen Hintersassen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 84, 148; Hagemann, T., Einleitung in das gemeine, in Teutschland übliche Lehnrecht, 1787; Brunner, H., Der Reiterdienst und die Anfänge des Lehnswesens, ZRG GA 8 (1887), 1; Wasserschleben, H., Über die Sukzession in fuldische Lehne, ZRG GA 11 (1890), 151; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Grundeigentums in Ost- und Westpreußen, 1895ff.; Schmid, H., Lehn = Hufe, ZRG GA 44 (1924), 289; Pöhlmann, C., Das ligische Lehensverhältnis, ZRG GA 47 (1927), 678; Prausnitz, O., Feuda extra curtem, 1929; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Staedtler, E., Zum Sprachgebrauch der libri feudorum, ZRG GA 56 (1936), 361; Boutruche, R., Seigneurie et féodalité, 1959; Studien zum mittelalterlichen Lehenswesen, 1960; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 1961; Krawinkel, H., Untersuchungen zum fränkischen Benefizialrecht, 1936; Krawinkel, H., Zur Entstehung des Lehnwesens, 1936; Schabinger Freiherr von Schowingen, K., Das sankt gallische Freilehen, 1938; Ganshof, F., Qu’est-ce que la féodalité?, 1944, 2. A. 1947, 3. A. 1957; Goez, W., Der Leihezwang, 1962; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 1961; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983, Neudruck 1989; Bechstein, F., Die Beziehungen zwischen Lehnsherr und Lehensträger in Hohenlohe, Diss. jur. Tübingen 1965; Droege, G., Landrecht und Lehnrecht im hohen Mittelalter, 1969; Schönberg, R. Frhr. v., Das Recht der Reichslehen im 18. Jahrhundert, 1977; Minninger, M., Von Clermont zum Wormser Konkordat, 1978; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, 1978; Rödel, V., Reichs­lehnswesen, Ministerialität, Burgmannschaft und Niederadel, 1979; Schulze, R., Der nexus feudalis in Vernunftrecht und historischer Rechtsschule, ZRG GA 106 (1989), 68; Abels, R., Lordship and Military Obligation, 1988; Bisson, T., Medieval France and her Pyrenean Neighbours, 1989; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994; Hauser, S., Staufische Lehnspolitik, 1998; Heirbaut, D., Over lenen en families, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter, 2000; Spieß, K., Das Lehnswesen im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009, 3. A. 2011; Miller, M., Mit Brief und Revers - Das Lehenswesen Württem­bergs, 2004; Esders, S., Friedrich II., die Mark Brandenburg und das Erzbistum Magdeburg – Zur Kommerzialisierung von Lehensbeziehungen, ZRG GA 123 (2006), 67; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Brückner, T., Lehnsauftragung, 2010; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010; Patzold, S., Das Lehnswesen, 2012; West, C., Reframing the Feudal Revolution, 2013; Mordini, M., Il feudo ecclesiastico nella prima età dei glossatori, 2013; Ausbildung und Verbreitung des Lehnswesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Spieß, K., 2013; Bader, M., Das Lehnswesen Herzog Heinrichs XVI. des Reichen von Bayern-Lamdshut, 2013; Becker, P., Süddeutsche Lehenrechtsgesetzgebung im 19. Jahrhundert, 2014; Andermann, K., Vasallität zwischen Nicht-Adel und Adel – Bauernlehen im Spiegel hohenlohischer Überlieferungen, (in) DA 69 (2013), 106 (1490 ist die Trennung zwischen Adelslehen und Bauernlehen in Hohenlohe vollzogen und die Standesgrenzen sind eindeutig festgeschrieben.); Zelenka, J., Vom Beneficial- zum Lehnswesen – Eine vergleichende Analyse sächsischer und böhmischer Quellen des 10.-14. Jahrhunderts, 2019

Lehmann, Heinrich (Prüm in der Eifel 20. 7. 1876-Köln 7. 2. 1963) Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, München, Berlin, Bonn, 1902 Gerichtsassessor, 1904 Promotion Univ. Bonn (Ernst Zitelmann), 1906 Habilitation Univ. Bonn (Ernst Zitelmann), 1911/1912 ao. Prof. Univ. Jena, 1912 o. Prof. Univ. Jena, Oberlandesgerichtsrat Jena, 1917-1920 Straßburg, 1920 Köln, 1921/1922 Rektor, 1944 emeritiert, s. Google

Lit.: Würdigung (in) NJW 1956, 1060 (Schmidt R.), Das deutsche Privatrecht in der Mitte des 20. Jahrhunderts (FS) hg. v. Nipperdey, H., 1956 (Schriftenverzeichnis Bd. 2 938-944), Würdigung (in) NJW 1963, 1144 (Dietz Rolf), Heinrich Lehmann hg. v. Kegel, G., 1976, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 227, Depping, A., Das BGB als Durchgangspunkt 2002 (Diss. jur. Frankfurt am Main 2002)

Lehnbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Lehenbuch bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)buch - ab 1295 [so genannter Schwabenspiegel Kurzform] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google als Lehnbuch und Lehnsbuch belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) →Lehnsbuch

Lehnrecht, Lehenrecht, Lehnsrecht (Wort – Lehenrecht - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – lehenreht – ab vor 1165 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die quellenmäßige Bezeichnung des Mittelalters für das Lehnsrecht. Der Sachsenspiegel gliedert sich beispielsweise in Landrecht und Lehnrecht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 85, 101, 103, 104, 106, 112, 125, 163; Kaiserliches Lehnrecht. Die libri feudorum in der Fassung des Jodokus Pflanzmann, 1494, Neudruck 1989; Gierke, O., Belehnung des Mannesstammes mit Allmendstücken, ZRG GA 2 (1881), 198; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des sog. Magdeburger Lehnrechts, ZRG GA 14 (1894), 53; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933; Lehnrecht und Staatsgewalt im deutschen Hochmittelalter, eingeleitet v. Goez, W., 1969; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Kaiserliches Lehnrecht, hg. v. Altmann, U., 1989; Brancoli Busdraghi, P., La formazione storica del feudo Lombardo, 2. A. 1999; Iblher Ritter von Greiffen, N., Die Rezeption des lombardischen Lehensrechts, 1999; Fischer, C., Schildgeld und Heersteuer, 2013

Lehnrechtbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – auch als Lehenrechtsbuch - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehnrecht(s)buch - ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in fünf Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Lehnsrechtsbuch

Lehnregister (Wort – Lehenregister - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - Lehn(s)register – ab 1491 [Niederdeutsch] in dreizehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Lehnsregister

Lehnsbrief (Wort – Lehenbrief, Lehensbrief - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Lehn(s)brief ab 1285 [Heilbronn] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die über die Bestellung eines Lehens ab dem (11. oder) 12. Jahrhundert ausgestellte Urkunde. S. Google

Lit.: Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969, 69, 115; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011; Miller, M., Mit Brief und Siegel – Das Lehenswesen Württembergs im Spätmittelalter, 2004

Lehnsbuch, Lehnbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Lehenbuch bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)buch – ab 1295 [so genannter Schwabenspiegel Kurzform] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ist ein →Lehen verzeich­nendes Buch. Es findet sich anscheinend in einem allgemeinen Hinweis eines Kapitulars von 811-813 seit dem 9. Jahrhundert, ohne dass dem eine tatsächliche Überlieferung entspricht. In dem Spätmittelalter wird es durch das Handlungen verzeichnende Lehnsregister ersetzt. S. Google

Lit.: Lippert, W., Die deutschen Lehnbücher, 1903, Neudruck 1970; Lippert, W./Beschorner, H., Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen 1349/50, 1903; Spieß, K., Das älteste Lehnbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter, 1996; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011

Lehnsdienst (Wort – Lehendienst - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)dienst ab um 1416 [Oberösterreich] in rund dreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Dienstleistung des Lehnsmanns (Heerfahrt, Hoffahrt, Ehrendienst). S. Google

Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 591

Lehnseid, Lehneid (Wort – Leheneid - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)eid ab 1493 in einundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Lehnsmann dem Lehnsherrn zu schwörende Eid. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969, 83

Lehnserneuerung (Wort – Lehenserneuerung - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehnserneuerung – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Neubegründung des Lehnsverhältnisses nach dem Tod eines Beteiligten mit dessen Nachfolger (bzw. einem neuen Beteiligten). S. Google

Lit.: Goez, W., Lehnsrecht und Staatsgewalt im deutschen Hochmittelalter, 1969

Lehnsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Adjektiv lehensfähig bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)fähigkeit ab 1511 [Frey] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Fähigkeit, ein Lehnsverhältnis einzugehen. Die Lehnsfähigkeit setzt an sich Ritterlichkeit und Rittermäßigkeit der Lebensführung voraus. In der Rechtswirk­lichkeit sind aber vielfach Geistliche und Frauen sowie auch Bürger und Bauern in eingeschränktem Umfang in das Lehnswesen einbezogen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Paetz, K./Goede, C., Lehrbuch des Lehnrechts, 1825, 120; Frensdorff, F., Die Lehensfähigkeit der Bürger, 1894; Grabscheid, D., Die Bürgerlehen, Diss. phil. Frankfurt am Main 1957

Lehnsgebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)gebrauch – ab 1511 [Frey] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Gesamtheit des Brauchtums in dem Lehnsrecht.

Lit.: Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010

Lehnsgericht, Lehngericht (Wort – Lehengericht - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)gericht - ab Mitte 15. Jahrhundert [Sachsenspiegel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Mittelalter für Angelegenheiten des Lehnswesens ausgebil­de­te besondere Gericht, das sich aus einem Richter (meist der Lehnsherr) und Urteilern zusammensetzt (u. a. Reichshof­rat). Es endet in dem 19. Jahrhundert (Bayern 1808). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Krieger, K., Die königliche Lehngerichtsbarkeit im Zeitalter der Staufer, (in) DA 26 (1970), 400; Früh, M., Die Lehensgerichtsbarkeit der Reichsabtei Fulda, (in) Hess. Jb. F. LG 49 (1999), 39; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011; Fischer, C., Schildgeld und Heersteuer, 2013; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz, 2014

Lehnsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein das Lehen betreffendes Gesetz, wie es sich in dem Mittelalter sachlich etwa 1037, 1136, 1154, 1158 und 1338 sowie in der Neuzeit in der Form von Lehnsedikten oder Lehnsmandaten findet (Sachsen 1764, Baden 1807, Bayern 1808). S. Google

Lit.: Lehmann, K., Consuetudines feudorum, 1896, Neudruck 1921; Dilcher, G., Das lombardische Lehnrecht der Libri Feudorum, (in) Ausbildung und Verbreitung des Lehnswesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Spieß, K., 2013

Lehnsgraf, Lehngraf (Wort – Lehengraf - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s]graf - ab 16. Jahrhundert [Mittelfranken] in vierStellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google)

Lit.: Krieger, K., Die Lehnshoheit des deutschen Königs im Spätmittelalter, 1979

Lehnsherr (Wort – Lehenherrr, Lehensherr - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Jahr in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)herr - ab 1251 [Konstanz] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Lehen, Herr

Lehnsinvestitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)investitur ab 1585 [Alemannien] [so genannter Schwabenspiegel] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Lehen, Investitur

Lehnsmann, Lehnmann (Wort – auch Lehensmann - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Unterlehensmann – ohne Jahr in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)mann, Lehn(s)leute - ab 11./12. Jahrhundert [AhdGl. IV, 204 11./12. Jh., in Urkunde 1286] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Lehensnehmer in Gegensatz zu dem Lehnsherrn.→Lehen

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2

Lehnspflicht (Wort – Lehenspflicht -in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)pflicht ab 1450 [Eberstein] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Lehen, Lehnsrecht

Lehnsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)prozess ab 1555 in sieben Stellen belegt, aber nicht Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Rechtsstreit (Prozess) um Rechte und Pflichten aus dem →Lehen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Lehnspyramide (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Ägyptischen verbindbar, F.) ist der durch Lehen und teil­weise Weitergabe (Unterverlehnung) ent­stehende einigermaßen pyramidenähnliche Aufbau der Lehnsgesellschaft des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die bereits bei Karl dem Großen auf etwa 2000 Vasallen und 30000 Aftervasallen berechnet wird. In der Lehnspyramide nimmt der König die erste Stelle vor geistlichen Fürsten, weltlichen Fürsten, freien Herren und Dienstmannen ein. In England, Frankreich und Sizilien ist der Lehnseid des Aftervasallen innerhalb der Lehnspyramide durch einen Treuevorbehalt zu Gunsten des Königs (ligesse) abge­schwächt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 85, 98; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972

Lehnsrecht, Lehnrecht (Wort – Lehenrecht - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)recht ab vor 1165 [Hessen] in fünf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Lehen betreffenden Rechtssätze und die Be­rechtigung an einem Lehen. Das Lehnsrecht entsteht durch die Vereinbarung zahlloser Lehnsver­hältnisse gewohnheitsrechtlich sowie durch die →Lehnsgesetze. In einem Streitfall entscheidet das →Lehnsgericht. Zeitweise führend ist das langobardische oder italienische Lehnsrecht, das über an ita­lienischen Universitäten ausgebildete Juristen auch in Gebiete nördlich der Alpen gebracht wird. Neben allgemei­nerem Lehnsrecht besteht jeweils auch ein beson­deres Lehnsrecht eines Lehnsherrn (beispielsweise Grafen von Katzen­elnbogen). Durch Annahme des Titels Kaiser von Österreich (1804) bzw. durch Auflösung des Reiches 1806 endet das Lehnsrecht des Heiligen römischen Reiches, in dem 19. Jahrhundert dann auch das Lehnsrecht der einzelnen deutschen Staaten des Deutschen Bundes. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 85, 101, 112, 125; Moser, J., Von der Teutschen Lehens-Verfassung, 1774; Weber, G., Handbuch der in Deutschland üblichen Lehnsrechte, Bd. 1ff. 1807ff.; Homeyer, C., System des Lehnrechts der sächsischen Rechtsbücher, 1844; Eichhorn, K., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 5. A. 1845; Lehmann, K., Consuetudines feudorum, 1896, Neudruck 1971; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Droege, G., Landrecht und Lehnrecht im hohen Mittelalter, 1969; Wyluda, W., Lehnrecht und Beamtentum, 1969; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafen bei Rhein, 1978; Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen von 1620, Bd. 3 1984; Kroeschell, K., Lehnrecht und Verfassung, 1997; Plate, B., Lehnsrecht in Hartmanns Gregorius, (in) Mediaevistik 10 (1997); Iblher Ritter von Greiffen, N., Die Rezeption des lombardischen Lehensrechts, 1999; Brückner, T, Lehnsauftragung, 2011; Patzold, S., Das Lehnswesen, 2012

Lehnsrechtsbuch, Lehnrechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehnrecht(s)buch ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Lehen und Lehnsrecht betreffende →Rechtsbuch. Es tritt zuerst in dem langobar­disch/lombardischen Bereich auf (Obertus de Orto, Pavia 11./12. Jahrhundert). Sein Inhalt wirkt sich aber erst in dem späteren Mittelalter auf das Heilige römische Reich aus. In einem engeren Sinn ist Lehnrechtsbuch das an das Lehnsrecht des →Sachsenspiegels angeschlossene Rechts­buch ([lat.] →Auctor [M.] vetus de beneficiis, 1221-1224). Das Lehnsrecht des Sachsenspiegels selbst wird (1272-1292) lateinisch übersetzt, in Bilderhandschriften aufgenommen, glossiert (Mitte 14. Jahrhunderts) und mit einem →Richtsteig versehen. Dem Sachsenspiegel folgen der →Deutschenspiegel und der so genannte →Schwabenspiegel sowie ein Teil der darauf aufbauenden Rechtsbücher. Selbständige Lehnsrechts­bücher finden sich in Estland und Livland (waldemar-erichsches Lehnrecht, 1315, ältes­tes livländisches Ritterrecht, 1355-1377, mittleres livländisches Ritterrecht, syste­matisches livländisches Ritterrecht). S. Google

Lit.: Bunge, F. v., Altlivlands Rechtsbücher, 1879; Lehmann, K., Consuetudines feudorum, 1896, Neu­druck 1971; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Oppitz, U., Deutsche Rechts­bücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012

Lehnrechtsglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Glosse zu dem Lehnrecht des Sachsenspiegels. S. Google

Lit.: Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht, hg. v. Kaufmann, F., 2006 (kürzere Glosse), 2013 (längere Glosse); Huneke, M., Iurisprudentia romano-saxonica – die Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht und die Anfänge deutscher Rechtswqissenschaft, 2014 (Diss. jur. Bayreuth 2013)

Lehnsregister, Lehnregister (Wort – Lehenregister - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)register ab 1491 [Niederdeutsch] in dreizehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Lehnsbuch

Lit.: Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011

Lehnsretrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Ausübung eines Retraktrechts eines Berechtigten bei entgeltlicher Veräußerung eines →Lehens. Der Lehnsretrakt ist später in verschiedenen Lehns­rechten möglich (beispielsweise 1609 in dem Heiligen römischen Reich).

Lit.: Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983

Lehnsrevers (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1508 Hessen] in neunzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die urkundliche Bestätigung lehnsrechtlicher Angelegenheiten. S. Google

Lit.: Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011; Miller, M., Mit Brief und Siegel – Das Lehenswesen Württembergs im Spätmittelalter, 2004

Lehnsschulze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nucht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Grafen mit seinem Amt belehnte Schulze in Ostfalen, Thüringen und Holstein. S. Google

Lehnstaxe (Wort – Lehentaxe - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)taxe- ab 1563 in einundzwanzig Stellen belegt, aber ub Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Mittellateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine für eine Belehnung an eine Kanzlei zu leistende Taxe. S. Google

Lit.: Schönberg, R. Frhr. v., Das Recht der Reichslehen im 18. Jahrhundert, 1977

Lehnsträger (Wort – Lehenträger - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1288 [Schwaben] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. provasallus [M.]) ist ein anstelle des eigentlichen Lehnsinhabers (Lehnsmanns) die Rechte und Pflichten aus dem Lehen tragender Mensch (beispielsweise Vor­mund).

Lit.: Mitteis, H., Zur Geschichte der Lehnsvormundschaft, (in) Die Rechtsidee in der Geschichte, 1957, 193

Lehnsverhältnis (Wort – Lehensverhältnis - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google und in DWDS belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Lehen

Lehnsvormund (Wort – Lehenvormund - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.)

Lehnsvormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Lehenvormund – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Lehen, Vormund­schaft

Lehnswesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Ggenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) →Lehen

Lit.: Söllner § 4; Kroeschell, DRG 1; Transehe-Roseneck, A. v., Zur Geschichte des Lehnswesens in Livland, 1903; Studien zum mittelalterlichen Lehnswesen, 1960; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 1961; Brückner, T., Lehnsauftragung 2011; Patzold, S., Das Lehnswesen, 2012; Der geschichtliche Ort der historischen Forschung – Das 20. Jahrhundert, das Lehnswesen und der Feudalismus, hg. v. Groth, S., 2020

Lehnware, Lehnwäre (Wort – Lehenware - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 1243 [Mecklenburg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., Verfügungsrecht über ein Lehen) ist beispielsweise in Erfurt 1495 die Wahrnehmung eines Lehens und die dafür zu entrichtende Abgabe.

Lit.: Schönberg, R. Frhr. v., Das Recht der Reichslehen im 18. Jahrhundert, 1977

Lehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 84 tradicio lera 9. Jahrhundert, Notker imo die lera gibest fone dinero eo II 396] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unterweisung eines Menschen durch einen zumindest in bestimmten Bereichen bereits mehr wissenden Menschen. →herrschende Lehre

lehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) unterweisen, unterrichten

Lehrfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit, wissenschaftlich gewonnene Einsichten und Überzeugungen frei zu verbreiten. Die Lehrfreiheit ist als Grundrecht bereits in der Verfassung der Frankfurter Nationalver­samm­lung (1848) enthalten. S. Google

Lit.: Kaufmann, G., Die Lehrfreiheit an den deutschen Universitäten im 19. Jahrhundert, 1898; Schmidt, W., Die Freiheit der Wissenschaft, 1929; Sterzel, D., Wissenschaftsfreiheit und Hochschul­organisation, Diss. jur. Gießen 1973; Kaufhold, A., Die Lehrfreiheit, 2006; Steinhauer, E., Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen in Deutschland, 2006; Zenker, K., Denkfreiheit – Libertas philosophandi in der deutschen Aufklärung, 2012

Lehrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 800 [Benediktinerregel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Lehre und lehren über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Unterweisender, berufsmäßig Unterweisender

Lit.: Lehrer an westfälischen Gymnasien in der frühen Neuzeit, hg. v. Musolff, H., 2014; Berg-Ehlers, L., Unbeugsame Lehrerinnen – Frauen mit Weitblick 2015 (Frauen in Bayern 1903 und in Preußen 1908 zu dem Lehramtsstudium zugelassen)

Lehrling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Niederlande] bzw. 1310 [Köln] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine praktische Berufs­ausbildung (Lehre) durchlaufende junge Mensch. Der Lehrling erscheint sachlich in dem 13. Jahrhundert in Zunftordnungen der Städte. Seit dem 14. 8. 1969 ist das Wort Lehrling euphemistisch durch das Wort Auszubildender ersetzt.

Lit.: Wissell, R., Des alten Handwerks Recht und Ge­wohnheit, Bd. 1 1929, 137; Beyer, W., Die Entwicklung des Lehrlingsverhältnisses, 1938; Quef, P., Histoire de l’apprentissage, 1964; Wesoly, K., Lehrlinge und Handwerksgesellen am Mittelrhein, 1985; König, K., Geschichte des dualen Berufsbildungssystem, 1985; Reith, R., Zur beruflichen Sozialisation im Handwerk vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert, (in) VWSG 76 (1989), 1ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Lehrvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der für die Ausbildung eines →Lehrlings geschlossene Vertrag. Er sieht lange Zeit ein besonderes, von dem Lehrling zu zahlendes Lehrgeld vor. Erst in jüngerer Zeit erhält der Lehrling für seine Leistung eine zunehmend höhere Vergütung. Der Lehrvertrag endet regelmäßig mit Ablegung einer Gesellenprüfung. S. Google

Lit.: Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im deutschen Mittelalter, 1934; Wesoly, K., Lehrlinge und Handwerksgesellen am Mittelrhein, 1985; König, K., Geschichte des dualen Berufsbildungssystems, 1985; Reith, R., Zur beruflichen Sozialisation im Handwerk vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert, (in) VWSG 76 (1989), 1ff.

Leib (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab Mitte 12. Jahrhundert [Rother] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Körper vor allem des Menschen. S. Google

leibeigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen [Lehnrecht(s)buch) ab 1388 [Glarus] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) mit dem Leib einem anderen Menschen eigen

Leibeigener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, leibeigen 1388 belegt, Adj.) ist der in →Leibeigenschaft befindliche Mensch. Seine Erfolgsaussichten in frühneuzeitlichen Freiheitsrechtsstreitigkei­ten sind gering. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird die Leibeigenschaft in dem Zuge der Aufklärung allmählich beseitigt.

Lit.: Ullmann, I., Die rechtliche Behandlung holsteinischer Leibeigener um die Mitte des 18. Jahrhunderts, 2007

Leibeigenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 14. Jahrhundert? [Glarus] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem in dem neuzeitlichen deutschen Recht die meist durch Überlassung von Grundstücksnutzung und damit geschaffener grundherrschaftlicher Bindung erreichte persönliche Abhängig­keit eines Menschen von einem anderen Menschen. Sachlich sind auch Sklaven und Kolonen in dem Altertum und Unfreie und Hörige in dem Frühmittelalter leibeigen, doch gehen erst seit etwa 1350 die Grundherren dazu über, zu der Abwehr der Landflucht (→Stadtluft macht frei) Höfe nur noch an Leihenehmer zu vergeben, die sich völlig unterwerfen und schwören, nicht fortzuziehen, und dehnen diese Stellung vereinheitlichend auf alle abhängigen Leihenehmer aus. Sprachlich wird eigen in dem Spätmittelalter zu leibeigen fortgebildet. Leibeigenschaft be­schränkt die Rechtsfähigkeit und insbesondere die Freizügigkeit. Zwischen (1781 Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien bzw.) 1783 (Baden) und 1820 (Meck­lenburg) wird die Leibeigenschaft in Deutschland gesetzlich beseitigt (Ungarn 1785/1791 ge­scheitert, 1848 Leibei­genschaftspatent). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kindlinger, N., Geschichte der Hörigkeit, 1819; Sugenheim, S., Geschichte der Aufhebung der Leibeigenschaft und Hörigkeit, 1861; Brünneck, W. v., Die Leibeigenschaft in Ostpreußen, ZRG GA 8 (1887), 1; Brünneck, W. v., Die Leibei­genschaft in Pommern, ZRG GA 9 (1888), 104; Brünneck, W. v., Die Aufhebung der Leibeigenschaft durch die Gesetzgebung Friedrichs des Großen und das Allgemeine preußische Landrecht, ZRG GA 10 (1889), 24, 11 (1890), 101; Knapp, T., Über Leibeigenschaft in Deutschland, ZRG GA 19 (1898), 16; Wipper, R., Vom 15.-18. Jahrhundert. Die Zeit der Leibeigenschaft, 1930; Tischler, M., Die Leibeigenschaft im Hochstift Würz­burg, 1963; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Ulrich, C., Leibherrschaft am Oberrhein im Spätmittelalter, 1979; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Hauser, A., Die Gesetzgebung zur Herstellung unbeschränkten Grundeigentums, Diss. jur. Tübingen 2002/2003; Leibeigenschaft, hg. v. Klussmann, J., 2003; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003, 2. A. 2006; Sprandel, R., Die Entstehung der Leibeigen­schaft, (in) Saeculum 56 (2005), 33; Steuer, P., Leibherrschaft in Oberschwaben, (in) Zs. f. württembergische Landesgeschichte 70 (2011), 97ff.

Leibesfrucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1564 [Lüneburg] in siebzehn Stellen bzw. ab 1350 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Kind in dem Mutter­leib von der Zeugung bis zu der Vollendung der Geburt. Das römische Recht kennt für die Leibesfrucht (lat. [M.] →nasciturus, Geborenwerdender) einen (lat.) →curator (M.) ventris, Leibpfleger (vgl. § 1912 BGB). Von Teilfragen betreffenden Ausnahmen abgesehen, wird der Leibesfrucht die →Rechts­fähigkeit noch nicht zuerkannt.

Lit.: Kaser §§ 13 II 1a, 64 V, 66 III 2a; Hübner § 6; Wolf, E./Naujoks, H., Anfang und Ende der Rechtsfähigkeit, 1955; Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn, 1988, 2. A. 2002; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Leibesstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1386 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem (körperlichen) Leib eines Menschen vollzogene Strafe (beispielsweise Schlagen, Verstümmeln, Scheren). Sie ist seit dem Altertum bekannt. In dem Frühmittelalter erscheint sie gegenüber dem →Kom­positionensystem in den Quellen selten. Von dem Hochmittelalter an gewinnt sie erhebliches Gewicht. An dem Ende des 18. Jahrhunderts werden verstümmelnde Strafen nicht mehr angewandt. Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts wird auch die Prügelstrafe beseitigt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 119, 204; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 981; Schreuder, L., Bijdrage tot de kennis van eenige lijfstraffen, 1928; Wrede, R., Die Körperstrafen, 1908, Neudruck 2003; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 510, Neudruck 1964; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Hentig, H. v., Die Strafe, 1954; Gebhardt, J., Prügelstrafe und Züchtigungsrecht im antiken Rom und in der Gegenwart, 1994; Vormbaum, T., Einführung in die moderne Strafrechtspflege, 2009, 2. A. 2011, 4. A. 2019

Leibfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Leib(s)fall -1457 [Schweiz] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstrafe nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Sterbefall

Leibgedinge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1170 [Köln] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) →Leibzucht

Leibherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [Franken] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Herr des Leibeigenen

leiblich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 13. Jahrhundert [Hohenfurt] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) körperlich

Leibniz, Gottfried Wilhelm (Leipzig 1. 7. 1646-Hannover 14. 11. 1716), Sohn eines Notars und Professors der Moral, wird nach dem Studium von Recht, Mathematik und Philosophie in Leipzig und der Promotion in Altdorf Sekretär in Nürnberg, 1667 Rat in Mainz und 1676 Bibliothekar und Hofrat in Hannover. Nach seiner Monadenlehre besteht die von Gott als der vollkommensten Monade (Einheit) als bestmöglich geschaffene Welt in einer umfassenden prästabilierten Harmonie unter allen Monaden. Diese Harmonie ist eine natürliche Ordnung, die mit der Vernunft erkannt werden kann. Das auf der vernünftigen Natur der Dinge beruhende Recht (→Naturrecht) ist von dem Willen Gottes unabhängig und kann von dem Gesetzgeber nicht beliebig gestaltet werden. Der Staat ermöglicht die Gerechtigkeit. Leibniz begründet die mathe­matische Logik, die Differential­rechnung und – seiner Zeit weit voraus - das binäre Zahlensystem. Seit 1671 entwirft er Pläne umfassender Gesetz­gebung ([lat.]] Codex [M.] Leopoldinus, Corpus [N.] iuris recon­cinnatum, erneuerte Rechtsgesamtheit). Ein zusammenfassendes Hauptwerk des mit seinen Erfolgen selbst unzufriedenen Univer­salgelehrten fehlt. Der bekannte bzw. erhaltene Briefwechsel (seit 2007 Weltkulturerbe) umfasst 150000 Stücke, bei 50 aktiven Lebensjahren rund 3000 je Jahr oder fast 10 je Tag). Leibniz, der die erste 4-Arten-Rechenmaschine und parallel zu Newton die Infinitesimalrechnung begründet und Gott durch Berechnung die beste der vielen möglichen Welten ermitteln lässt, liebt die Menschen und hat doch keinen Freund. Sein bekanntester Schüler ist Christian →Wolff. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 136, 139, 142; Leibniz, G., Codex iuris gentium diplomaticus, 1693; Mollat, G., Zur Würdigung Leibnizens, ZRG GA 7 (1886), 71; Taranowsky, F., Leibniz und die sogenannte äußere Rechtsgeschichte, ZRG GA 27 (1906), 190; Heymann, E., Leibniz‘ Plan einer juristischen Studienreform vom Jahre 1667, 1931 (SB preußische Akademie der Wissenschaften); Herrmann, K., Das Staatsdenken bei Leibniz, 1958; Bontadini, G., Der Rechtsbegriff und die Rechtsidee bei Leibniz, 1967; Müller, K., Leibniz-Biographie, 1967; Schneider, H., Iustitia universalis, 1967; Sturm, F., Das römische Recht in der Sicht von Gottfried Wilhelm Leibniz, 1970; Burkhard, H., Logik und Semiotik in der Philosophie von Leibniz, 1980; Luig, K., Die Rolle des deutschen Rechtes in Leibnizs Kodifikations­plänen, (in) Ius commune 5 (1975), 56; Otte, G., Leibniz und die juristische Methode, (in) ZNR 1983, 1; Luig, K., Die Wurzeln des aufgeklärten Naturrechts bei Leibniz, (in) Naturrecht - Spätaufklärung - Revolution, hg. v. Dann, O. u. a., 1994, 61; Riley, P., Leibniz‘ universal jurisprudence, 1997; Hirsch, E., Der berühmte Herr Leibniz, 2000; Armgardt, M., Das rechtslogische System der „Doctrina conditionum“ von Gottfried Wilhelm Leibniz, Diss jur. Köln 2001; Berkowitz, R., The Gift of Science, 2005; Leibniz und das Judentum, hg. v. Cook, D. u. a., 2008; Zwischen Fürstenwillkür und Menschheitswohl, hg. v. Hartbecke, K., 2008; Der universale Leibniz, hg. v. Reydon, T. u. a., 2009; Leibniz in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Li, W. u. a., 2013; Holz, H., Leibniz – das Lebenswerk eines Universalgelehrten, 2013; Einheit der Vernunft und Vielfalt der Sprachen, hg. v. Li, W., 2014; Das Recht kann nicht ungerecht sein, hg. v. Li, W., 2015; G. W. Leibniz und der Gelehrtenhabitus, hg. v. Li, W. u. a., 2016; Leibniz, G., Briefe über China, hg. v. Widmaier, R. u. a., 2017; Meder, S., Der unbekannte Leibniz – Die Entdeckung von Recht und Politik durch Philosophie, 2018; Leibniz in Mainz, hg. v. Dingel, I. u. a., 2019; Barck, D., De Legum interpretatione – Gesetzesauslegung bei Gottfried Wilhelm Leibniz, 2020; Rechts- und Staatsphilosophie bei G. W. Leibniz, hg. v. Altwicker, T. u. a., 2020; Kempe. M., Die beste aller möglichen Zeiten. Gottfried Wilhelm Leibniz in seiner Zeit, 2022

Leibrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Hamburg] in fünfundzwanzig Stellen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine auf die Lebensdauer eines oder mehrerer Menschen vereinbarte Rente. Die Leibrente findet sich sachlich bereits in dem Frühmittelalter. Sie entsteht hauptsächlich durch Kauf. Der seit dem 14. Jahrhundert verbreitete Verkauf von Leibrenten durch Verbandspersonen (Staat, Stadt, Kloster u. s. w.) endet mit dem Aufkommen der verzinslichen Anleihe. S. Google

Lit.: Hübner 397; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Gabrielsson, P., Struktur und Funktion der Hamburger Rentengeschäfte in der Zeit von 1471 bis 1490, 1971; Richter, K., Untersuchungen zur Hamburger Wirtschafts- und Sozialgeschichte um 1300, 1971

Leibzeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Zeichen für den Leib eines Menschen. S. Google

Leibzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert [Tirol] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leibrente, Leibessteuer

Leibzoll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1529 [Nürnberg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein in der frühen Neuzeit von reisenden Juden erhobener Zoll. S. Google

Lit.: Rösch, B., Leibzoll, Judenbrautgeld, Totenzoll, (in) Zs. für jüdische Studien 8 (2007), 115ff.

Leibzucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1170/1183 [Köln] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) oder Leibgedinge ist ein Rechtsgeschäft (meist Vertrag), in dem eine Person sich zu der Überlassung einer Nutzung auf Lebenszeit gegenüber einem Menschen verpflichtet. Die Leibzucht begründet ein (dingliches) Nutzungsrecht an einem nutzbaren Gegen­stand (beispielsweise Hof, Haus, Lehen, Be­rechtigung). In dem Familienrecht dient die Leibzucht der Versorgung des überlebenden Ehegatten. In der Neuzeit wird die Leibzucht bedeutungslos. S. Google

Lit.: Hübner 677; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 125; Brünneck, W. v., Die gesetzliche Leibzucht und das Gnadenjahr im partikulären deutschen Lehn- und Adelsrecht, ZRG GA 27 (1906), 1; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961, 269; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973, 65, 83

Leiche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) als toter Körper des Menschen ist eine seit dem Tode des ersten Menschen tatsächlich vorhandene und grundsätzlich verwesliche Sache, für die vielleicht seit Entstehung des Rechtes besonderes Recht gilt und deren unmittelbare Begegnung seit dem ausge­henden 18. Jahrhundert für die meisten damit nicht unmittelbar beruflich befassten Menschen als unzumutbar angesehen wird. S. Google

Lit.: Groß, D., Die Entwicklung der inneren und äußeren Leichenschau, 2002; Der Knochen-Code, hg. v. Hahn, P., 2013; Schmitz-Esser, R., Der Leichnam im Mittelalter, 2014

Leichenbestrafung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Vollzug einer Strafe an der Leiche eines Menschen. S. Google

Lit.: Maihold, H., „Ein Schauspiel für den Pöbel“, 2005; Kühnel, F., Kranke Ehre?, 2013

Leichenpredigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine sachlich vor allem zwischen 1550 und 1750 verbreitete Predigt aus Anlass des Todes eines Menschen (Leichenrede), die auch Angaben über den Lebenslauf enthalten und gedruckt sein kann.

Lit.: Spieckereit, A., Todesursachen in Leichenpredigten vom 16. bis 18. Jahrhundert in ausgewählten oberdeutschen Reichsstädten, 2013

Leichenraub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Wegnahme einer Leiche aus einem Gewahrsam eines Berechtigten. Der Leichenraub wird sachlich bereits in dem Altertum (→Todesstrafe) und in dem Frühmittelalter (→Buße, Ausweisung) mit Rechtsfolgen bedroht. Das spätrömische Recht sieht den Leichenraub als Religionsverbrechen an. S. Google

Lit.: Mommsen, T., Zum römischen Grabrecht, ZRG RA 16 (1815), 203; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 211; Kretschmer, B., Der Grab- und Leichenfrevel als strafwürdige Missetat, 2002; Kümmel, C., Ur- und frühgeschichtlicher Grabraub, 2009

Leiden an dem alten Rhein ist der in dem 11. Jahrhundert erscheinende, 1266 Stadtrecht erhaltende Ort. 1574/1575 wird es Sitz einer Universität. S. Google

Lit.: Ahsmann, M./Feenstra, R., Bibliografie van hoogleraren, 1984; Clotz, H., Hochschule für Holland, 1998; Ahsmann, M., Collegium und Kolleg, 2000

Leihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [Cramer, Landiedelei] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb leihen um 790 belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist ein unvollkommen zweiseitig verpflichtender schuldrecht­licher Vertrag, in dem sich der eine Teil (Verleiher) verpflichtet, dem anderen Teil (Entleiher) den Gebrauch der geliehenen Sache auf Zeit unentgeltlich bis zu der Rückgabe derselben Sache zu gestatten. In dem römischen Recht entspricht dem vermutlich in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten der anerkannte unvollkom­men zweiseitige Real­vertrag (lat.) →commodatum (N.) mit (lat. [F.]) actio des Verleihers auf Rückgabe und actio des Entleihers auf eventuellen Aufwendungser­satz oder Schadensersatz, dem das unver­bindliche (lat.) →precarium (N.) (Bittleihe) zu der Seite steht. In dem Frühmittelalter be­günstigen wohl die Ver­größerung der Liegen­schaften durch Landnahme (Grund­herrschaft) und das antike Vorbild die Ausbildung von beschränkten eigentums­ähnlichen Rechten an fremden Grundstücken (so genannte Landleihe, sachenrechtliches geteiltes Eigentum). Bei der (lat.) →precaria (F.) wird Land auf Zeit, auf Widerruf, auf Lebenszeit eines oder mehrerer Menschen (Leibgedinge, Leibzucht) oder überhaupt erblich (Erbleihe) gegeben. Das Land kann von dem Geber stammen (lat. precaria [F.] data, gegebene Bittleihe), von dem Empfänger (lat. precaria [F.] oblata, empfangene Bittleihe) oder von beiden zu je einem Teil (lat. precaria [F.] remuneratoria, belohnte Bittleihe). Meist ist bei diesen Grundstücksleihe­verhältnissen eine Gegenleistung in Abgaben, Diensten oder Land zu erbringen. Bei der freien Leihe behält dabei der Entleiher seine persönliche Freiheit, bei der unfreien Leihe gerät er in Abhängigkeit. In der Stadt entsteht aus der dortigen freien Leihe ein zinspflichtiges (reallastbelastetes) Eigentum. Eine Sonder­form der Leihe ist das →Lehen. Als wirt­schaft­lich bedeutungslose unentgeltliche Ge­brauchs­gestattung erscheint die Leihe in der spätmittelalterlichen Stadt und wird früh den Regeln des aufgenommenen römi­schen Rechtes unterstellt, wobei die Trennung von (lat.) commodatum und (lat.) precarium in dem 19. Jahrhundert schwindet. S. Google

Lit.: Kaser §§ 19 II, 39 II, 42 II; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 45, 91; Zabel, J., Der Leihvertrag, 1907; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, § 2; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985 272, 297, 385, 480, 560; Harke, J., Freigiebigkeit und Haftung, 2006; The Development of Leasehold in Northwestern Europe, hg. v. Bavel, B. van u. a. 2008; Berndt, B., Das commodatum, 2009; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Leihebrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1500 [Baden] in sieben Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Urkunde über eine Leihe. S. Google

leihen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) unentgeltlich gebrauchen und gebrauchen lassen (und danach wieder zurückgeben)

Leihezwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Zwang zu der Verleihung bzw. Verlehnung eines bäuerlichen oder ritterlichen Gutes nach Heimfall an den Grundherrn oder Lehnsherrn. Es ist streitig, in welchem Umfang ein allgemeiner Leihezwang bestand. Für das Lehen gilt in einzelnen Gebieten Leihezwang. In dem Heiligen römischen Reich ist es fraglich, ob sich in dem Hochmit­tel­alter zahlreiche einzelne An­sprüche auf Wiederaus­gabe eines Lehens zu einem allgemeinen Leihezwang verdichteten. Tatsächlich gibt jedenfalls der König die heimgefallenen Lehen (in Gegensatz zu England und Frankreich) regelmäßig wieder aus, wodurch er seine Stellung schwächt. Der bäuerliche Leihezwang wird in Preußen durch Edikt von dem 9. 10. 1807 erheblich eingeschränkt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94; Brunner, H., Der Leihezwang in der deutschen Agrargeschichte, 1897; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Gunia, H., Der Leihezwang, ein angeblicher Grundsatz des Reichsstaatsrechts im Mittelalter, 1938; Goez, W., Der Leihezwang, 1962; Krause, H, Der Sachsenspiegel und das Problem des sog. Leihezwanges, ZRG GA 93 (1976), 21; Leppin, H., Untersuchungen zum Leihezwang, ZRG GA 105 (1988), 239

Leihhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Schottel] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine in dem Spätmittelalter in Italien entstandene Einrichtung der Allgemeinheit, die unter Befreiung von dem →kanonischen Zins­verbot kurzfristige Darlehen gegen ein Faustpfand gewährt (lat. mons [M.] pietatis, Berg der Frömmigkeit, bzw. mons [M.] profanus, profaner Berg). In dem Heiligen römischen Reich entstehen Leihhäuser in der frühen Neuzeit (Augsburg 1591, Hannover 1598, Nürnberg 1618 u. s. w.). In dem 18. Jahrhundert übernimmt die Sparkasse einen Teilbereich des Geschäfts. 1869 lässt die Gewerbeordnung das private Leihhaus zu, wenn auch 1879 eine Konzession vorgeschrieben wird. S. Google

Lit.: Hübner; Koerner, A., Das Pfandhaus der Stadt Frankfurt am Main, 1897; Seidel, M./Pfitzner, J., Das Spar­kassen­wesen, 1916; Vespes, J., Historia de los montes de piedad, 1971; Geld, Handel, Wirtschaft, hg. v. Amend-Traut, A., u. a., 2013

Leine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1170 [Köln] in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Seil, Strick

Leineberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein bei Göttingen gelegener Ort (Berg nahe dem Fluss Leine), an dem von 1241 bis 1852 das Gericht auf dem Leineberg seinen Sitz hat. S. Google

Lit.: Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht Leineberg, 1927; Kupsch, W., Das Gericht auf dem Leineberg vor Göttingen, 1972; Ebel, F., Magdeburger Recht, Band 1 1983, 130ff.; Kroeschell, K., recht unde unrecht der sassen, 2005

Leiningen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein früheres Fürstentum in dem Raum Rheinland-Pfalz

Lit.: Wild, G., Das Fürstentum Leiningen, 1954

Leinpfad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1180 [Niederrhein] in vierunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Treidelpfad) ist der für das sachlich bereits dem Altertum bekannte, das Ziehen von Schiffen flussaufwärts durch Menschen oder Tiere an schiffbaren Flüssen ermöglichende Uferpfad. Das Recht an dem Leinpfad ist Teil des Stromregals an schiffbaren öffentlichen Flüssen, das in dem Spätmittelalter auf die Landesherren übergeht. Es steht auch nach Aufgabe des Schiffsziehens seit dem 19. Jahrhundert meist dem Staat zu.

Lit.: Gothein, E., Die Schiffahrt der deutschen Ströme, 1903; Gönnenwein, O., Die Freiheit der Flussschiffahrt, 1940; Wettstein, L., Die Schiffahrtsfreiheit auf dem Rhein, 1963

Leipzig an der Pleiße, Elster und Parthe (um 900 slawische Siedlung, 1015 urbs Libzi erwähnt, mit der Bedeutung „Burg der Linden“) gehört seit der zwei­ten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu dem hallisch-magde­burgischen Recht. Sein aus dem Stadt­gericht entwickelter Schöppenstuhl wird schon in dem Spätmittelalter bedeutsam (1574 landesherr­liche, 1835 aufgelöste Spruch­be­hörde). 1409 wird es infolge ei­nes Teilauszugs von 500 bis 800 Mitgliedern der nichtböhmischen Nationen aus Prag Sitz einer neuen eigenen Uni­versität. 1813 wird in einer Völker­schlacht bei Leipzig der bereits geschlagen aus Russland heimkehrende Kaiser Napoleon besiegt. 1879 verbietet die Universität für fast 15 Jahre das Studium für Frauen. In dem Sommer­semester 1945 sind in der juristischen Fakultät Professoren De Boor, Gallas (formal), Haupt, Michaelis, Eberhard Schmidt, Hans Thie­me (Kriegseinsatz), Werner Weber und Franz  Wie­acker (Kriegseinsatz), von denen Schmidt in­haftiert wird und in dem Oktober 1945 Haupt, Michaelis und Weber wegen ihrer Mit­glied­schaft in der NSDAP entlassen wer­den und wie Schmidt, Thieme und Wiea­cker nicht mehr nach Leipzig zurück­keh­ren. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Die Matrikel der Universität Leipzig, 1895ff.; Distel, T., Gutachten der Juristenfakultät, ZRG GA 6 (1885), 189, 10 (1889), 63; Distel, T., Beitrag zur älteren Verfassungsgeschichte des Schöppenstuhls zu Leipzig, ZRG GA 7 (1887), 89, 10 (1889), 63; Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig, Bd. 1ff. 1909ff.; Kötzschke, R., Leipzig in der Geschichte der ostdeutschen Kolonisation, Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs 11 (1917); Leipziger Schöffenspruchsammlung, hg. v. Kisch, G., 1919; Simm, H., Für Zwickau ergangene Leipziger Schöffensprüche, Diss. jur. Leipzig 1942 (masch.schr.); Karl-Marx-Universität Leipzig, Bibliographie zur Universitätsgeschichte 1409-1959, hg. v. d. hist. Komm. bei d. sächs. Ak. d. Wiss., 1961; Leipzigs Messen, hg. v. Bentele, G. u. a., 1998; Steinführer, H., Die Leipziger Ratsbücher 1466-1500, 2003; Krause, K., Alma Mater Lipsiensis, 2003; Die Universität Leipzig und ihr gelehrtes Umfeld 1680-1780, hg. v. Marti, H. u. a., 2004; Die Matrikel der Universität Leipzig 1409-1809, 2004; Sachsens Landesuniversität in Monarchie, Republik und Diktatur, hg. v. Hehl, U. v., 2005; Müller, A., Modernisierung in der Stadtverwaltung, 2006; Universitätsgeschichte als Landesgeschichte, hg. v. Döring, D., 2007; Die Matrikel der Universität Leipzig (1809-1909), hg. v. Blecher, J. u. a., Bd. 1ff., 2008ff.; Kusche, B., Ego collegiatus - Die Magisterkollegien an der Universität Leipzig, 2009 (mit 211 Biogrammen); Pätzold, J., Leipziger gelehrte Schöf­fenspruch­samm­lung, 2009; Bünz, E. u. a., Geschichte der Universität Leipzig 1409-2009, Bd. 1ff. 2009ff.; Festschrift der Juristenfakultät zum 600jährigen Bestehen der Uni­versität Leipzig, 2009; Sembdner, A., Stadt und Universität Leipzig im späten Mittelalter, 2010; Bünz, E./Graber, T., Die Gründungsdokumente der Universität Leipzig, 2010; Wejwoda, M., Die Leipziger Juristenfakultät im 15. Jahrhundert, 2012; Wejwoda, M., Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und und kirchlicher Karriere, 2012; Schmotz, T., Die Leipziger Professorenfamilien im 17. und 18. Jahrhundert, 2012; Das Leipziger Schöffenbuch 1420-1478, bearb. v. Kunze, J., 2012; Lang, H., Zwischen allen Stühlen, 2014 (zwischen 1825 und 1838 vier Immatrikulationen jüdischer Studierender, zwischen 1848 und 1953 289 jüdische Juristen u. a. Emil Friedberg); Rau, U., Die Universität Leipzig als Gerichtsherrschaft, 2014; Leipzig, hg. v. Denzer, V. u. a., 2015; Geschichte der Stadt Leipzig, hg. v. Bünz, E., 2015ff. (vier Bände); Kürschner, D., Leipzig als Garnisonsstadt 1866-1945/1949, 2015

leisten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL [Altbayerisches Gebet] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Anfang 9. Jahrhundert (Heliand, Glosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Leistung erbringen, eine Verpflichtung erfüllen, tun

Leistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 (Württemberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Verb leisten [9. Jahrhundert] über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Leistungsort 1828) ist der Gegenstand einer Schuldver­pflichtung. Mit der Leistung wird der Schuldner von seiner Verpflichtung frei. Bei Leistungsstörungen (→Unmöglichkeit, →Verzug, →positive Forderungsverletzung) treten besondere Rechtsfolgen ein. S. Google

Lit.: Kaser § 53 I; Köbler, DRG 42, 44, 126, 165, 214; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leis­tungsverzuges beim Kaufvertrag, 1913; Dilcher, H., Die Theorie der Leistungsstörung bei Glossatoren, Kommentatoren und Kanonisten, 1960; Harder, M., Die Leistung an Erfüllungs Statt, 1976; Emmert, J., Auf der Suche nach den Grenzen vertraglicher Leistungspflichten, 2001; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Thomale, C., Leistung als Freiheit, 2012; Verheyen, N., Die Erfindung der Leistung, 2018

Leistungsort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1828) Ort der Leistung des Schuldners

Leistungsstörung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellenund in Wörterbuch der deuztschen Gegenwartssprach nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1936 Heinrich Stoll) Störung der Leistung, →Leistung, →positive Forderungsverletzung, →Unmöglichkeit, →Verzug

Lit.: Stoll, H., Die Lehre von den Leistungsstörungen, 1936; Würthwein, S., Schadensersatzpflicht wegen Ver­trags­verletzungen, 1990; Sessler, A., Die Lehre von den Leistungsstörungen, 1994; Süß-Hoffmann, E., Das BGB und der Versuch einer Rechtserneuerung im natio­nal­sozialistischen Sinne, Diss. jur. Mannheim 2000; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privat­recht, 2004

Leistungsverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der Erbringung von Leistungen bestehende Verwaltung in Gegensatz zu der Eingriffe in die Freiheit der Staatsangehörigen und anderer Betroffener ausführendender Eingriffs­ver­waltung. Die Leistungsverwaltung tritt in dem 19. Jahrhundert hervor (Wasser, Gas, Strom, Müllabfuhr, Verkehr). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 197, 259; Forsthoff, E., Die Verwaltung als Leistungsträger, 1938; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Kommunale Leistungsver­waltung und Stadtentwicklung, hg. v. Blotevogel, H., 1990; Die Stadt als Dienstleistungszentrum, hg. v. Reulecke, J., 1992; Fischer, A., Kommunale Leistungs­verwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Heider, M., Die Konzessionsverträge der Stadt Lüdenscheid, 2005

Leit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.?) →Leitkauf

Leiter (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 in EDEL [Benediktinerregel] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 (Aardenburg] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ein Steiggerät

Leiterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1580 [Stuttgart] einmal, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein einzelnes Nachbarrecht. S. Google

Leitkauf, Leikauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDELunter Leikauf – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1160 [Steiermark] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Hochmittelalter sichtbare, unter Gelöbnistrunk erfolgende Kauf, der die Beteiligten bis zu der nachfolgenden Erfüllung bindet. S. Google

Lit.: Hübner; Schumacher, M., Weinkauf und Lei(t)kauf, (in) Germanistische Linguistik 147/148 (1999), 411ff.

Lemberg (N., Lwów) in der Westukraine ist der als Burg gegen die Tataren gegründete, 1256 erstmals erwähnte Ort, der wohl an dem Ende des 13. Jahrhunderts Magdeburger Recht erhält, zeitweise zu Polen und Österreich gehört sowie stufenweise ab 1608 eine Universität erlangt. S. Google

Lit.: Rasp, C., Beiträge zur Geschichte der Stadt Lemberg, 1870; Petersen, H., Judengemeinde und Stadtgemeinnde in Polen – Lemberg 1356-1581, 2003; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Hein-Kircher, H., Lembergs „polnischen Charakter“ sichern, 2020

Lentze, Hans (Lauban 14. 3. 1909-Wien 24. 3. 1970), protestantischer Bürgerssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Göttingen, Bonn und Breslau (1933 Promotion bei Eugen Rosenstock-Huessy) und der Theologie in Innsbruck Prämon­stratenser (1939), 1947 in Innsbruck bei Godehard Ebers ha­bilitiert, 1952 außerordentlicher Professor in Innsbruck und 1954 als Nachfolger Hans Planitzs Professor für Rechtsge­schichte (1958 ordentlicher Professor) in Wien (Schüler Werner Ogris, Wilhelm Brauneder, enges, nach Wilhelm Brauneder von neidgetränkter Konkurrenz geprägtes Verhältnis zu Nikolaus Grass). S. Google

Lit.: Festschrift für Hans Lentze, hg. v. Grass, N. u. a., 1969; Lichtmannegger, S., Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 1945-1955, 1999

Leoben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ein Ort mit langer Tradition in dem Bergwesen in der Steiermark

Lit.: Schillinger-Prassl, C., Die Rechtsquellen der Stadt Leoben, 1997

Leobschütz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt aber in Google belegt, N.) in Mähren an der Grenze zu Polen ist eine in dem Mittelalter als Oberhof einer Stadtrechtsfamilie wirkende Stadt, in der 1420/1421 eine Prachthandschrift eines Leob­schützer Rechtsbuchs mit Privilegien, Be­stätigungen, Leobschützer Willkürrecht und einem Meißener Rechtsbuch in fünf Büchern in ostmitteldeutscher Sprache herge­stellt wird. S. Google

Lit.: Das Leobschützer Rechtsbuch, bearb. v. Roth, G., hg. v. Irgang, W., 2006

Leodis (lat.-afrk.), leudis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter leodis und leudis und Schreibform zu leodi/Leut belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht und in Google wohl nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.), ist in dem fränkischen Frühmittelalter der Freie bzw. sein Wergeld.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Mayer, E., Leudes – curiales, ZRG GA 36 (1915), 438; Schmidt-Wiegand, R., Fränkische und frankola­tei­ni­sche Bezeichnungen für soziale Schichten und Gruppen, (in) Nachr. d. Akad. d. Wiss. Göttingen phil.-hist. Kl. 1972, Nr. 4, 240; Olberg, G. v., Die Bezeichnung für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum, 1991, Neudruck 2019

León (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, F.) ist ein 912 durch Abspaltung von Asturien entstehendes Königreich, zu dem 914 Galicien und 924 Asturien zurück­kehren. 1037 bzw. 1230 wird Kastilien mit L. vereinigt. S. Google

Lit.: Reilly, B., The kingdom of León-Castilla under king Alfonso VII (1126-1157), 1998

Leopold II. (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Wien 5. 5. 1747-Wien 1. 3. 1792 völlig unerwartet wahrscheinlich natürlicher Tod mit 44 Jahren) zweiter Sohn Maria Theresias, 1765 Großherzog der Toskana mit umfassenden Reformen zwischen 1770 und 1790, 1790 als Nachfolger Josephs II. (für wenige Jahre) Kaiser des Heiligen römischen Reiches. S. Google

Lit.: Zimmermann, J., Das Verfassungsprojekt des Großherzogs Peter Leopold von Toskana, 1901; Wandruszka, A., Leopold II., 1965

Leopoldina ist eine manchmal verwendete Bezeichnung für die von der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V. von 1532 beeinflusste Landgerichtsordnung für Österreich ob der Enns von 1675 und für das Kriminalgesetz von Toskana von 1786.

Lepra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Aussatz

Lit.: Schelberg, A., Lepra in der mittelalterlichen Gesellschaft, Diss. Göttingen 2001; Uhrmacher, M., Lepra und Leprosorien im rheinischen Raum vom 12. bis zum 18. Jahrhundert, 2011

lepros (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) mit Lepra behaftet

Leproser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leprakranker, Aussätziger

lernen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erkennen, aufnehmen, verstehen

Les Tenures (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt ist eine 1481 von Sir Thomas →Littleton veröffentlichte, 1628 von Edward →Coke kommentierte Dar­stellung des Lehnrechts und damit auch des Liegenschaftsrechts des englischen Rechtes. S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

lesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1248 [CorpAltdtOrUrk I 23] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sehen und aufnehmen

Lettland ist das seit dem 9. Jahrhundert (?) von baltischen Letten besiedelte Gebiet an der unteren Düna, das in dem 13. Jahrhundert unter deutschen Einfluss gerät. 1561 kommt es teils unmittelbar, teils lehnsrechtlich zu Polen, 1810 an Russland. 1864 entsteht ein von Bunge nach dem Vorbild des sächsischen Bürgerlichen Gesetzbuchs geschaffenes Gesetzbuch für die Ostseeprovinzen. 1918 bildet sich ein unabhängiges Lettland, das 1934/­1937 unter (trotz Abkehr von einem individualistisch ausgerichteten Privatrecht und Hinwen­dung zu einem stärker gemein­schaftsbe­zogenen sozialen Recht) inhaltlicher Wahrung des vorhergehenden, zu mehr als der Hälfte römisch geprägten Provinzi­alrechts des Ostseegouvernements Russ­lands von 1864 (rund 4600 Bestimmungen) ein Zivilgesetzbuch mit rund 2400 Paragraphen erlässt (und 1938 durch ein Grundbuchgesetz ergänzt), wenig später (5. 8. 1940) von der Sowjetunion einverleibt, aber an dem 6. 9. 1991 wieder freigegeben wird. Ab 1992 wird das lettländische Zivilgesetzbuch von 1937 mit Änderungen nach und nach wieder in Kraft gesetzt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Rigasche Zeitschrift für Rechtswissenschaft (1926 bis 1933), hg. v. Juristen-Verein Lettlands u. a. Faksimileausgabe 2003; Schwabe, A., Grundriss der Agrargeschichte Lettlands, 1928; Lettlands Zivilgesetzbuch vom 28. Januar 1937, hg. v. Herderinstitut zu Riga, 1938; Noltein, E. v., Die rechtsgeschichtlichen Grundlagen der lettischen Agrarreform vom 16. September 1920, Diss. jur. München 1959; Von den baltischen Provinzen zu den baltischen Staaten, hg. v. Hehn, J. v. u. a., 1977; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Stopinski, S., Das Baltikum im Patt der Mächte, 1997; Ludwig, K., Lettland, 2000; Wohlfahrt, K., Der Rigaer Letten-Verein, 2006; Donnert, E., Agrarfrage und Aufklärung in Lettland und Estland, 2008; Schwartz, P., Das lettländische Zivilgesetz­buch vom 28. Januar 1937, 2008; Felder, B., Unter wechselnden Herren. Lettland im zweiten Weltkrieg, 2009; Jüngerkes, S., Deutsche Besatzungs­ver­wal­tung in Lettland 1941-1945, 2010; Siimets-Gross, H., Das „Liv-, Est- und Curländische Privartrecht“ (1864/1865) und das Privatrecht im Baltikum, 2011; Osipova, S., Geschichte, Rechtsgeschichte und nationale Identität in Lettland, ZRG GA 130 (2013), 371

Lettre (F.) de cachet (franz., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in Frankreich in der frühen Neuzeit der von einem Staatssekretär gegengezeichnete königliche Brief, der vielfach einem politisch unerwünschten Menschen befiehlt, sich in ein Staatsgefängnis oder in die Verban­nung zu begeben. S. Google, →Haftbefehl

Lit.: Hertz, E., Voltaire und die französische Strafrechtspflege im 18. Jahrhundert, 1887; Strayer, B., Lettres de cachet and social control in the Ancien Régime, 1659-1789, 1992

letzte, letzt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – unter letzt - bezeugt – 863-871 in EDEL [Otfrid] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 und in Wörterbuch der deutsdchen Gegenwartssprache - unter letzt – und unter Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinterste, späteste, unterste

Letzter Wille (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adj. letztwillig 1500, letztwillige Verfügung 1784/1794) ist der in dem →Testament (oder Erbvertrag) ge­äußerte Wille, welche Rechtsfolge an dem Vermögen des Erblassers eintreten soll. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Leu, Johann Jakob (Zürich 1689-1768), Bürgerssohn, wird nach dem Rechts­studium in Marburg 1759 Bürgermeister in Zürich. Das eidgenössische Stadt- und Landrecht (Bd. 1ff. 1727) stellt das Schweizer Privatrecht dar, ein 20-bändiges Allgemeines helvetisches .. Lexikon (1747ff.) das damalige Gesamtwissen. S. Google

Lit.: Soliva, C., Das eidgenössische Stadt- und Land­recht des Zürcher Bürgermeisters Johann Jakob Leu, 1969; Vogt, M., Johan Jakob Leu, 1976

Leuchtenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Lit.: Kaiser, U., Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2012

leudes →leodis

Leumund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Notker I 37 und 158] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Ruf eines Menschen, der auf einer Wirklichkeit oder auch einer Verleumdung durch andere Menschen beruhen kann. Wer einen schlechten Leumund. hat (beispielsweise landschädliche Leute), ist in dem Mittelalter von dem Reinigungseid ausgeschlossen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 346

Leutkircher Heide (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein Gebiet in Oberschwaben um Leutkirch bei Ravensburg, für das ein kaiserliches Landgericht für Freie von 1348 bis 1802 bezeugt ist. S. Google

Lit.: Gut, M., Das ehemalige kaiserliche Land­gericht auf der Leutkircher Heide, Diss. jur. Tübingen 1909; Diehl, A., Die Freien auf Leutkircher Heide, (in) Zs. f. württ. LG. 1940, 257; Feine, H., Kaiserliche Landgerichte in Schwaben, ZRG GA 66 (1948), 148; Kegel-Schorer, C. de, Die Freien auf Leutkircher Heide, 2007

Leviathan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, hebr. [Sb.] gewundenes Tier?) ist eine alttestamentliche Bezeichnung für Dra­chen, Krokodil und Ägypten, die Thomas →Hobbes 1651 als Buchtitel einer Staats­dar­stellung verwendet.

Lit.: Schmitt, C., Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes, 1938; Kohl, W./Stolleis, M., Im Bauch des Leviathan, (in) NJW 1988, 2849; Der wiederkehrende Leviathan - Staatlichkeit und Staatswerdung in Spätantike und früher Neuzeit, 2011; Bredekamp, H., Der Behemoth – Metamorphosen des Anti-Leviathan, 2016; Neumann, F., Behemoth – Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933-1944, hg. v. Söllner, A./Wildt, M., 2018

Levy, Ernst (Berlin 23. 12. 1881-Davis/Kalifornien 14. 9. 1968), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Freiburg im Breisgau und Berlin Amtsrichter und 1919 Professor in Frankfurt am Main, 1922 in Freiburg im Breisgau und 1928 in Heidelberg. 1936 muss er emigrieren, kehrt aber von 1945 bis 1966 nach Europa zurück. Er erforscht das spätrömische Vulgarrecht Westroms. S. Google

Lit.: Levy, E., Zum Wesen des weströmischen Vulgarrechts, 1935; Levy, E., West Roman Vulgar Law - The Law of Property, 1951; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht - Das Obligations­recht, 1956; Levy, E., Gesammelte Schriften, 1963; Kunkel, W., Ernst Levy zum Gedächtnis, ZRG RA 86 (1969), XIII; Ernst Levy und Wolfgang Kunkel, Briefwechsel 1922-1968, hg. v. Mußgnug, D., 2005

Lex (lat. [F.], Gen. legis, Dat. legi, Akk. legem, Abl. lege, Pl. Nom. und Akk. leges, Pl. Gen. legum, Pl. Dat.und Abl. legibus) ist in dem römischen Recht das Gesetz (beispielsweise [lat.] lex duodecim tabularum [Zwölftafelgesetz] u. s. w.). Für die Zeit von etwa 510 v. Chr. bis etwa 100 n. Chr. lassen sich rund 800 einzelne römische leges (publicae) (Gesetze) ermitteln, die grundsätz­lich nach dem Antragsteller benannt sind. Daneben können als (lat. [F.]) lex privata ein Vertrag, eine Satzung oder eine Hausordnung geschaffen werden. In dem spätrömischen Recht wird der Ausdruck (lat. [N.]) ius (Recht) wegen der überragenden Bedeutung der kaiserlichen Gesetzgebung in erheblichem Umfang durch lex verdrängt, so dass lex bald auch zu der Benennung des Rechtes insgesamt wird. Deswegen bezeichnen lex und (lat. [N.]) ius in dem Frühmittelalter eine objektive, auch vielfältigen Veränderungen unter­liegende Ordnung (Stammesrecht, Volks­recht). Seit dem 12. Jahrhundert kehrt lex mit der Wiederaufnahme des römischen Rechtes zu der ursprünglichen Bedeutung (Gesetz) zurück. S. Google

Lit.: Söllner §§ 5, 6, 7, 8, 14, 15; LAW; Köbler, Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Balon, J., Ius medii aevi 2 Lex iurisdictio, 1960; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium iuris, 1968; Bleicken, J., Lex publica, 1978; Köbler, G., Liber exquisiti xenii, 1999; Münsch, O., Der liber legum des Lupus von Ferrières, 2001; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/ 2017; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de ; Schott, C., Klöster und Leges, ZRG GA 138(2021), 238 (hält an dem Fälschungsverdacht für Lex Alamannorumn und Lex Baiwariorum fest)

Lex Aebutia (F.) ist das römische Gesetz der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr., das vermut­lich die (lat.) legis actio (F.) per condictionem durch die zu dem Formular­verfahren gehörige (lat.) condictio er­setzt. S. Google

Lit.: Kaser § 80 II 4b; Söllner § 9; Köbler, DRG 33

Lex Aelia Sentia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz des Jahres 4 n. Chr., das die Freilassung an be­stimmte Voraussetzungen knüpft. S. Google

Lit.: Kaser § 16 I 2; Söllner § 14; Köbler, DRG 36

Lex aeterna (lat. [F.], ewiges Recht) ist das von Augustinus (354-430) auf Gott zurückge­führte Recht, das der Mensch als Naturrecht (lat. lex [F.] naturalis) erkennen kann. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 145; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Lex Alamannorum (lat. [F.]) ist das (nach dem Pactus Alamannorum) zwischen 712 und 725 aufge­zeichnete, in 50 Handschriften überlieferte Volksrecht der →Alemannen. Die Lex Alamannorum gliedert sich in Kirchensachen, Herzogs­sachen und Volkssachen. Sie ist stark kirchlich beeinflusst. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81: Leges Alamannorum, hg. v. Lehmann, K., 1888; Krusch, B., Die Lex Bajuvariorum, 1924; Beyerle, F., Die süddeutschen Leges, ZRG GA 49 (1929), 264; Beyerle, F., Die beiden süddeutschen Stammesrechte, ZRG 73 (1956), 84; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, § 8; Rivers, T., The Legal Status of Freewomen in the Lex Alamannorum, ZRG GA 91 (1974), 175; Köbler, G., Die Freien im alemannischen Recht, (in) Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Alamannorum und Baiwariorum, 1979; Dilger, A., Die Stuttgartensis und ihre Bedeutung, ZRG GA 99 (1982), 298; Siems, H., Zu Problemen der Bewertung frühmittelalterliccher Rechtstexte, ZRG GA 106 (1989), 291; Lex Alamannorum, hg. v. Schott, C., 1993; Schott, C., Wie alemannisch sind Pactus und Lex Alamannorum, (in) Antike im Mittelalter, hg. v. Brather, S. u. a., 2014, 167; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de ;Schwab, V., Volkssprachige Wörter in Pactus und Lex Alamannorum, 2017

Lex Anastasiana (lat. [F.]) ist das Gesetz des römischen Kaisers Anastasius I. (491-510) aus dem Jahre 506, das anordnet, dass der Käufer einer Forderung, der einen unter dem Nominalwert der Forderung liegenden Preis bezahlt hat, von dem Schuldner nur diesen geringeren Betrag verlangen kann. Ihr Inhalt ist nicht in das Allgemeine Landrecht Preußens (1794), das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Öster­reichs (1811), das Bürger­liche Gesetzbuch Sachsens (1863) oder das Bür­gerliche Gesetzbuch des Deutschen Rei­ches (1900) aufge­nommen und in einzelnen Staaten des Deutschen Bundes durch Gesetz ausge­schlossen (Großherzogtum Hessen 1827, Württemberg 1828, Frankfurt am Main 1829, Kurfürs­tentum Hessen 1840, Nassau 1841, Hannover 1864, vgl. auch Art. 299 ADHGB 1861). S. Google

Lit.: Kaser, M., Das römische Privatrecht, Zweiter Abschnitt, 2. A. 1975, 453; Rennpferdt, M., Lex Anastasiana, 1991; Beau­camp, E., Die Lex Anastasiana von Thomasius zum BGB, 1994

Lex Angliorum et Werinorum (lat. [F.]) →Lex Thuringorum

Lit.: Liebermann, F., Zur Lex Angliorum, ZRG GA 15 (1894), 174

Lex Apuleia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz, das dem mehr leistenden von mehreren Bürgen einen Ausgleichsanspruch gegen die übrigen gewährt.

Lit.: Kaser § 57 II 2a

Lex Aquilia de damno (lat. [F.]) ist das (um) 286 v. Chr. als Plebiszit erlassene, drei Kapitel umfassende römische Gesetz über den Schaden. Danach ist die rechtswidrige (lat. iniuria) (vorsätzliche oder fahrlässige) Tötung frem­der Sklaven und vierfüßiger Herdentiere seitens des Täters - nicht mehr wie noch in dem Zwölftafelgesetz durch einen vorgegebenen Betrag, sondern - durch ihren höchsten Wert des letzten Jahres, die sonstige Schädigung von Vermögensgütern durch Brennen, Brechen, Reißen durch ihren höchsten Wert der letzten 30 Tage - bei Bestreiten jeweils doppelt - auszuglei­chen. Die lex Aquilia wird seit dem Spät­mittelalter in vereinfachter Form in dem Heiligen römischen Reich aufge­nommen und bildet die Grundlage des Rechtes der unerlaubten Handlungen (Delikte) bis zu der Gegenwart. S. Google

Lit.: Kaser §§ 15 I 1, 36 II 2, 51 II, 57 I; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 31, 48, 65, 166, 216; König, R., Das allgemeine Schadensersatzrecht im Mittelalter im Anschluss an die lex Aquilia, 1954; Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958; Lübtow, U. v., Untersuchungen zur lex Aquilia, 1971; Hausmaninger, H., Das Schadenersatzrecht der lex Aquilia, 5. A. 1996; Schebitz, B., Berechnung des Ersatzes nach der lex Aquilia, Diss. jur. Berlin 1988; Bilstein, R., Das deliktische Schadensersatzrecht der lex Aquilia in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 1994

Lex Arcadia ist das römische Gesetz des Jahres 397, das die Ehrverletzung der Amtsträger mit verstärkter Straffolge bedroht.

Lit.: Köbler, DRG 56

Lex Atilia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz des Jahres 210 v. Chr., das die Bestellung des Vormunds durch Magistrate ermöglicht.

Lit.: Kaser §§ 62 II 3, 63 3c; Köbler, DRG 36

Lex Atinia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz von etwa 200 v. Chr., das gestohlene Sachen von der Ersitzung durch jeden weiteren Erwerber ausschließt, bis sie zu dem Eigentümer zurück­kehren.

Lit.: Kaser § 25 I 2b, IIa; Söllner § 8

Lex Baiwariorum (lat. [F.]) ist das vielleicht ([nach Hermann Nehlsen] vor 643 oder nach bisheriger Ansicht) um 743 aufgezeichnete, in mehr als 30 Handschriften überlieferte Volksrecht der →Bayern, das auffälligerweise enge Verwandtschaft zu dem westgotischen (lat.) Codex (M.) Euricianus (wörtliche Übernahmen in überzeugender Art und Weise) und zu der (lat.) lex (F.) Alamannorum (sachliche Übereinstim­mungen möglicherweise auf Grund einer gemein­samen älteren Vorlage) aufweist.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Kralik, D., Die deutschen Bestandteile der lex Baiwariorum, (in) NA 38 (1913), 13, 401, 581; Krusch, B., Die Lex Bajuvariorum, 1924; Lex Baiwariorum, hg. v. Schwind, E. Frhr. v., 1926, Neudruck 1999; Lex Baiuvariorum – Lichtdruckwiedergabe der Ingolstädter Handschrift, hg. v. Beyerle, K., 1926; Beyerle, F., Die süddeutschen Leges, ZRG GA 49 (1929), 264; Zeller, F., Das Verhältnis der Lex Bajuvariorum zum späteren bayerischen Recht, Diss. jur. München 1941; Beyerle, F., Die beiden süddeutschen Stammesrechte, ZRG GA 73 (1956), 84; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germani­sches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, § 8; Kobler, M., Stammesrecht und Stammesherrschaft, Habilschr. München 1967 (masch.schr.); Krause, H., Die liberi der lex Baiwariorum, (in) FS M. Spindler, 1969, 41; Gastroph, H., Herrschaft und Gesellschaft in der Lex Baiuvariorum, 1969; Köbler, G., Die Begründungen der lex Baiwariorum, (in) Gedächtnis­schrift W. Ebel, 1982, 69: Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Alamannorum und Baiwariorum, 1979; Fastrich-Sutty, I., Die Rezeption des westgotischen Rechts in der Lex Baiuvariorum, 2002; Schmitz, G., Benedictus Levita und die Ex Baiwariorum, (in) ZRG KA 1997 (2011), 20ff.; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de

Lex Burgundionum ((lat. [F.], lex Gundobada) ist das in dem frühen 6. Jahrhundert (von König Sigismund an dem 29. 3. 517?) aufgezeichnete (, in 14 Handschriften überlieferte) Volksrecht der →Burgunder, dessen Grundlage ein von König Gundobad um 500 erlassener (lat.) liber (M.) constitutionum (Buch der Konstitutionen) bildet.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/LexBurgundionum.pdf; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Leges Burgundionum, hg. v. Salis, R., 1892; Mitteis, L., Eine neue Handschrift der Lex Burgundionum, ZRG GA 34 (1913), 407; Gesetze der Burgunden, hg. v. Beyerle, F., 1938; Baesecke, G., Das Verhältnis der Handschriften der Lex Gundobada, ZRG GA 59 (1939), 233; Rüegger, H., Einflüsse des römischen Rechtes in der Lex Burgundionum, Diss. jur. Bern 1949; Amira, K.v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 33; Beyerle, F., Zur Textgestalt und Textgeschichte der Lex Burgundionum, ZRG GA 71 (1954), 23; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Burgundionum, Saxonum, Thuringorum und Frisionum, 1979; Kaiser, W., Burgundisches Ehegüterrrecht, ZRG 119 (2009), 212ff.; Seebold, E., Die Textstruktur der Lex Burgundionum und der Lex Salica, (in) Beiträge zur Geschichte der Geschichte der deutschen Sprache 132 (2010), 18

Lex Cincia (lat. [F.]) de donis et muneribus ist das römische Gesetz (lat. plebiscitum [N.]) des Jahres 204 v. Chr., das es grundsätzlich ver­bie­tet, Schenkungen über einen be­stimm­ten Höchstwert hinaus anzunehmen.

Lit.: Kaser §§ 9 47 II 1

Lex commissoria (lat. [F.])  ist in dem römischen Recht die Verfallsabrede bei dem Pfand (in dem Fall der Nichtzahlung der Schuld), die Kaiser Konstantin (306-337) verbietet, und die Nebenabrede des Rücktritts von dem Kaufvertrag und der Rückforderung des Kaufgegenstands bei dem Kauf für den Fall, dass der Preis nicht rechtzeitig bezahlt wird.

Lit.: Kaser § 41 VII; Köbler, DRG 62; Wieacker, F., Lex commissoria, 1932

lex contractus (lat. [F.] Gesetz des Vertrags) durch Vertrag (wie durch ein Gesetz) verbindlich festgelegter Inhalt

Lex Cornelia (lat. [F.]) de sicariis et veneficis ist das unter Sulla (138-78 v. Chr.) ergangene römische Gesetz gegen Gewaltverbrechen.

Lit.: Köbler, DRG 35; Cloud, D., Leges de sicariis, ZRG RA 127 (2010), 114

Lex Cornelia (lat. [F.]) testamentaria nummaria ist das römische, unter Sulla (138-78 v. Chr.) ergangene Gesetz gegen Fälschung von Testamenten und Münzen.

Lit.: Köbler, DRG 35

Lex duodecim tabularum (lat. [F.]) Zwölftafelgesetz (451/450 v. Chr.)

Lex Emminger (lat. [F.]) ist die nach dem sei­nerzeitigen Reichsjustizminister Erich Emminger (1880-1951) benannte Ver­ein­fa­chung des deutschen Verfahrensrechts (Ver­ord­nung von dem 4. 1. 1924, Verordnung von dem 13. 2. 1924). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 234; Vormbaum, T., Die Lex Emminger vom 24. 1. 1924, 1988

Lex Falcidia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz des Jahres 40 v. Chr., das dem Erben wenigstens ein Viertel der Erbschaft (lat. quarta [F.] Falcidia, falzidisches Viertel) durch Nichtigkeit und anteilige Kürzung vor der Verfügung durch Vermächtnisse sichert. S. Google

Lit.: Kaser §§ 76 V 2, 79 I 2b; Söllner § 15; Köbler, DRG 39, 60; Schanbacher, D., Ratio legis Falcidiae, 1995

lex familiae (lat. [F.]) →Hofrecht

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Lex (lat. [F.]) Francorum Chamavorum (ewa Chamavorum) ist das wohl 802 aufgezeichnete, in 2 bzw. 3 Handschriften überlieferte Volksrecht des fränkischen Teilstamms der Chamaven (in dem Hamaland bei Zutphen).

Lit.: Lex Francorum Chamavorum, hg. v. Sohm, R., 1883; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953, 42; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Francorum, 1979; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum- Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de

Lex (lat. [F.]) Frisionum ist das wohl 802 (als Vorarbeit?) aufgezeichnete, nur durch einen Druck Johannes Herolds (Basel 1557) überlieferte Volksrecht der →Friesen, das in 22 Titel und eine (lat.) Additio (F.) sapientium (Zusatz der Weisen - eines Wlemar und Saxmund) zerfällt und in mittelfriesisches Recht, ostfriesisches und westfriesisches Recht gegliedert gewesen zu sein scheint. Sie weist mindestens 89 bußrechtliche Bestimmungen und sieben peinliche Strafen auf. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Lex Frisionum, hg. v. Richthofen, K. Frhr. v., 1863; Bewer, R., Die Totschlagssühne in der Lex Frisionum, ZRG GA 13 (1892), 95; Jaekel, H., Die Entstehung der Lex Frisionum, ZRG GA 46 (1926), 1; Heck, P., Die Entstehung der Lex Frisionum, 1927 (besprochen von Schwerin, C. Frhr. v., ZRG GA 49 [1929], 481); Amira, K.v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, § 9; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Burgundionum, Saxonum, Thuringorum und Frisionum, 1978; Siems, H., Studien zur Lex Frisionum, 1980; Lex Frisionum, hg. und übersetzt v. Eckhardt, K. u. a. 1982; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de

Lex (lat. [F.]) Fufia Caninia ist das römische Gesetz des Jahres 2 v. Chr., das die Freilassung beschränkt.

Lit.: Kaser § 16 I 2; Söllner § 14; Köbler, DRG 36

Lex (lat. [F.]) Furia ist das römische Gesetz der letzten vorchristlichen Jahrhunderte, das in Italien die Haftung von Bürgen einengt.

Lit.: Kaser § 57 II 2ª

Lex (lat. [F.]) Gundobada →Lex Burgundionum

Lex (lat. [F.]) Hortensia ist das römische Gesetz des Jahres 287 v. Chr., das den Entscheidungen der Plebsversammlung Gesetzeskraft gibt.

Lit.: Söllner §§ 6, 8; Köbler, DRG 8

Lexikon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jh. aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das meist alphabetisch oder systematisch geordnete Wörterbuch. Es findet sich bereits in dem griechischen Altertum. Rechtskenntnisse vermitteln etwa die rund 7000 Begriffe umfassenden 20 Bücher Etymologien des Bischofs Isidor von Sevilla († 636), die ungedruckte (lat.) tabula (F.) utriusque iuris (Tafel beider Rechte) des Johannes von Erfurt, der (lat.) Vocabularius (M.) iuris utriusque (Wörterbuch beider Rechte) des Jodocus (1452), das Werk (lat.) De copia verborum et rerum in iure civili Oldendorps (Über die Mnenge der Sachen und Wörte in dem Zivilrecht, 1542) oder das von Julius Weiske herausgegebene 15bändige Rechtslexikon (1839ff.). Die umfangreichste und wirkungsmächtigste Enzyklopädie des Mittelalters ist das wohl vor 1250 entstandene Werk (lat.) De propri­etatibus rerum (Über die Eigenheiten der Dinge) des Franziskaners Bartho­lomaeus Anglicus (vor 1203-1272, mehr als 300 Hand­schriften, zwischen 1470 und 1609 52 Druckauflagen), eines der bedeutendsten Lexika der Neuzeit Johann Heinrich Zedlers (1706-1751) Großes vollständiges Universallexikon (1731ff., 64 Bände). Das deutsche Rechtschreibelexikon Konrad Dudens enthielt in der ersten Auflage (1880) 27000 Stichwörter und in der 26. Auflage (2013) 140000 Stichwörter. S. Google

Lit.: Köbler, G., Lexikon, (in) HRG Bd. 2 1978, 1979; Murmellius, J., Pappa, 1513ff., Neudruck 2006; Zedler, J., Großes vollständiges Universallexikon, Bd. 1ff. 1732ff., Neudruck 1961ff.; Lexicon Juridicum Romano-Teutonicum, hg. v. Oberländer, S. (, 4. Aufl. 1753, Neudruck 2000), hg. v. Polley, R., 2000; Heumann, G./Seckel, E., Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechtes, 1846, 2. A. 1851, 4. A. 1869, 10. A. 1958; Haberkern, E./Wallach, J., Hilfswörterbuch für Historiker, 1935, 2. A. 1964; Wörterbücher, hg. v. Hausmann, F. u. a., Bd. 1ff. 1989; Köbler, G., Juristisches Wörterbuch, 1978, 13. A. 2004, 14. A. 2007, 17. A. 2018, 18. A. 2022; Weijers, O., Dictionnaires et répertoires au moyen âge, 1991; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörter­buch, 1995; Bierbach, M., Grundzüge humanistischer Lexikographie, 1997; Schlaefer, M., Lexikologie und Lexikographie, 2002, 2. A. 2009; Lexikologie, hg. v. Cruse, D. u. a., 2002; Wissenschaftliche Lexikographie im deutschsprachigen Raum, hg. v. Städtler, T., 2003; Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum, hg. v. Meier, C. u. a., 2007; Erschließen und Speichern von Wissen in der frühen Neuzeit, hg. v. Grunert, F. u. a., 2010; Lexicon Monacense Anonymum, hg. v. Lunardini, V., 2009 (3 Handschriften des 12. Jahrhunderts aus Schäftlarn); Hergemöller, B., Promptuarium ecclesiasticum medii aevi, 2011 (rund 4000 Ansätze); Lang-Groth, I., Auf dem Weg zu einem Belegwörterbuch – Der Beitrag von Joachim Campe und Theodor Bernd, 2012; Ältere Konversationslexika und Fachenzyklopädien, hg. v. Koch, H. u. a., 2013; Harm, V., Einführung in die Lexikologie, 2014; vnuornemliche alde vocabulen, hg. v. Prinz, M. u. a., 2014; www.koeblergerhard.de/publikat.html

lex imperfecta (lat. [F.]) unvollkommenes Gesetz

Lex (lat. [F.])  Iulia de adulteriis ( julisches Gesetz über Ehebrüche)

Lex (lat. [F.]) Iulia de maritandis ordinibus (julisches Gesetz über die zu verheiratenden Stände) ist das römische Gesetz des Jahres 18 v. Chr., das Ehegebote und Eheverbote schafft.

Lit.: Kaser § 58 IV 8; Söllner § 14; Köbler, DRG §6

Lex (lat. [F.]) Iulia de dote fundali (julisches Gesetz über die Grundstücksmitgift) ist das römische Gesetz des Jahres 18 v. Chr., das die Veräußerung eines Mitgiftgrundstücks durch den Ehemann ohne Zustimmung der Frau verbietet.

Lit.: Kaser § 59 II 5; Köbler, DRG 37

Lex (lat. [F.]) Iulia iudiciorum privatorum (julisches Gesetz über die privaten Gerichte) ist das römische Gesetz des Jahres 17 v. Chr., das die einzelnen →Legisaktionenverfahren bis auf ge­ringe Reste zugunsten des →Formularver­fah­rens abschafft.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 32 III 2; Köbler, DRG 32

Lex (lat. [F.]) Iulia iudiciorum publicorum (julisches Gesetz über die öffentlichen Gerichte) ist das römische Gesetz des Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.), das für die meisten Verbrechen öffentliche Gerichte schafft und damit das altrömische magistratisch-komitiale Verfah­ren weitge­hend aufgibt.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 12 IV 4; Köbler, DRG 34

Lex (lat. [F.]) Laetoria ist das römische Gesetz von etwa 200 v. Chr., das den noch nicht 25jährigen (minor XXV annis „minder­jährigen“ Menschen) (nicht durch Nichtigkeit des betreffenden Geschäfts, aber doch) durch (Klagansprüche und) Einreden gegen den schützt, der ihn übervorteilt.

Lit.: Kaser § 14 II 3a

Lex (lat. [F.]) Langobardorum ist das hauptsäch­lich durch die Königsgesetze der Langobarden bekannte Volksrecht der →Langobarden. →Leges Langobardorum

Lex (lat. [F.]) legum ist die vielleicht in dem 9. oder 10. Jahrhundert in Süditalien entstandene kleine Zusammen­stellung von Ausschnitten aus dem Edictum Theoderici, dem Codex Justinianus, der Lex Visigothorum und dem lango­bardischen Recht.

Lit.: Conrat, M., Die lex legum breviter facta, ZRG GA 10 (1889), 230; Conrat, M., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechts im frühen Mittelalter, 1891, Neudruck 1963, 268ff.

Lex (lat. [F.]) Licinia ist das römische Gesetz des Jahres 367 v. Chr., das Plebejer als Konsuln zulässt.

Lit.: Kaser §§ 23, 81; Köbler, DRG 18

Lex (lat. [F.])  Licinnia ist das römische Gesetz, das den Gemeinschaftsteilungsklageanspruch er­öff­net.

Lit.: Kaser §§ 23 IV 2, 81 II 2; Köbler, DRG 25

Lex (lat. [F.]) mercatoria (England spätes 13. Jahrhundert belegt, Sonderregeln für Beweiserleichterungen vor besonderen Matktgerichten und Messegerichten, viele spätere Bezüge)

Lit.: Meyer, R., Bona fides und lex mercatoria, 1994; Scherner, K., Lex mercatoria, ZRG GA 118 (2001), 148; Cordes, A., Auf der Suche nach der Rechtswirklichkeit der mittelalterlichen lex mercatoria, ZRG GA 118 (2001), 168; Eine Grenze in Bewegung, hg. v. Cordes, A. u. a., 2013

lex minus quam perfecta (lat. [F.]) weniger als vollkommenes Gesetz (beispielsweise lex Laetoria)

Lex (lat. [F.]) Miquel/Lasker ist das von den Abgeordneten Miquel und Lasker bewirkte Gesetz des Deutschen Reiches, das 1873 dem Reich die Zuständigkeit für die Gesetzgebung in dem Bereich des bürgerlichen Rechtes gewährt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3

Lex (lat. [F.]) naturalis (Naturrecht) ist das Naturrecht, durch das nach christlicher Ansicht der Mensch das (auf den christlichen) Gott zurückgeführte ewige Recht (lat. lex [F.] aeterna) erkennen kann.

Lit.: Köbler, DRG 145, Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Lex (lat. [F.]) Ogulnia ist das altrömische Gesetz, das den Plebejern die Priesterämter eröffnet.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 15 VI 2; Köbler, DRG 18

Lex (lat. [F.]) Papia Poppaea (9. n. Chr.) ist das römische Gesetz unter Augustus über eherechtliche und erb­rechtliche Fragen.

Lit.: Kaser §§ 58 IV 8, 71 II 1, 76 III 1; Söllner § 14; Köbler, DRG 36

Lex (lat. [F.]) Poetelia ist das römische Gesetz des Jahres 326, nach dem der Gläubiger den Schuldner als Schuldknecht die Schuld abarbeiten lassen kann.

Lit.: Kaser §§ 39 I1, 81 III 1; Söllner § 8; Köbler, DRG 20

Lex posterior derogat legi priori (lat.). Ein späteres Gesetz hebt ein früheres auf.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Modestin, um 190-um 250, Digesten 1, 4, 4)

lex perfecta (lat. [F.]) vollkommenes, Nichtigkeit vorsehendes Gesetz (beispielsweise lex Voconia)

Lex (lat. [F.]) publica ist in dem römischen Recht das (öffentliche) Gesetz (in Gegensatz zu der privaten Vereinbarung).

Lit.: Bleicken, J., Lex publica, 1978

lex (lat. [F.]) regia (königliches Gesetz)

Lit.: Lomonaco, F., New Studies on Lex Regia, 2011

Lex (lat. [F.]) Rhodia de iactu (rhodisches Recht über den Seewurf) ist die in dem hellenistischen Bereich schon in dem Altertum verbreitete Regelung, dass der Schiffer, der in Seenot Wa­ren eines Befrachters opfert, dem Befrachter zu einem Ausgleich verpflichtet ist. →Haverei

Lit.: Kaser § 42 IV 4; Wesener, G., Von der lex Rhodia de iactu zum § 1043 ABGB, (in) FS J. Bärmann, 1975, 36; Letsios, D., Nomos Rhodion nautikos, 1996; Ullmann, E., Der Verlust von Fracht und Schiff, (in) FS H. Piper, 1996, 1049

Lex (lat. [F.]) Ribvaria ist das in Vorformen wohl in dem 7. Jahrhundert (584-629?, 623-639) und in den überlieferten Formen seit 763/764 aufge­zeichnete Volksrecht des um Köln in dem Gebiet Ribvaria (Ripuaria, Uferland) sitzenden Teiles der Franken bzw. des um Köln siedelnden fränkischen Teilstamms der Ribvarier (Ripu­arier).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Krusch, B., Die Lex Bajuvariorum, 1924; Beyerle, F., Die Lex Ribuaria, ZRG GA 48 (1928), 264; Beyerle, F., Das Gesetzbuch Ribvariens, ZRG GA 55 (1935), 1; Lex Ribvaria, hg. v. Beyerle, F. u. a., 1954; Buchner, R., Zu Text und Handschriftenbaum der Lex Ribvaria, ZRG GA 80 (1963), 306; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Francorum, 1979; Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1988; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de

Lex (lat. [F.]) Romana Burgundionum ist die durch vier Handschriften überlieferte, 47 Titel mit 176 Bestimmungen umfassende Zusammen­stellung von Stücken aus dem →Codex Gregorianus, →Codex Hermo­genianus, →Codex Theodosianus, posttheodosianischen Novellen, Paulussen­tenzen und einem nicht sicher zu ermittelnden Werk des Gaius. Sie wird entweder König Gundobad († 516) oder König Sigismund zugeordnet.

Lit.: Köbler, DRG 53, 80; Lex Romana Burgundionum, hg. v. Salis, L. v., 1892, 123; Roels, W., Onderzoek naar het gebruik, 1958; Chevrier, G./Piéri, G., La loi romaine des Bourgondes, (in) Ius Romaum medii aevi I, 2b, aa, 1969; Bauer-Gerland, F., Das Erbrecht der Lex Romana Burgundionum, 1995; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002

Lex (lat. [F.]) Romana canonice compta ist die in Norditalien um die Mitte des 9. Jahrhunderts entstandene Sammlung römischen Rechtes (Institutionen, Codex Justinians, Epitome Iuliani) zu kirchlichem Gebrauch mit 324 Kapiteln.

Lit.: Mor, C., Lex Romana canonice compta, 1927; Kaiser, W., Die Epitome Iuliani, 2004, 493ff.

Lex (lat. [F.]) Romana Curiensis (oder Lex Romana Raetica Curiensis oder früher auch Lex Romana Utinensis) ist die in drei Handschriften überlieferte, wohl in Rätien in dem 8. Jahrhundert (vor 765?) entstandene private Kurz­fassung der →Lex Romana Visigothorum (→Breviarium Alarici). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 81; Schupfer, F., La legge Romana Udinese, 1881; Schupfer, F., Nuovi studi sulla legge Romana Udinese, 1882; Wagner, R., Zur Frage nach der Entstehung, ZRG GA 4 (1883), 54; Salis, L. v., Lex Romana Curiensis, ZRG GA 6 (1885), 141; Zeumer, K., Über Heimat und Alter der Lex Romana raetica Curiensis, ZRG GA 9 (1888), 1; Die Lex Romana Curiensis, hg. v. Meyer-Marthaler, E., 1959; Meyer-Marthaler, E., Römisches Recht in Rätien, (in) Beiheft ZSG 13 (1968), 43; Meyer-Marthaler, E., Fränkisches Recht in der Lex Romana Curiensis, Der Geschichtsfreund 1972, 169; Kaiser, W., Die Epitome Iuliani, 2004, 420ff.

Lex (lat. [F.]) Romana Visigothorum (Breviarium Alarici) ist die um 506 durch den westgotischen König Alarich II. veranlasste Sammlung römischen Rechtes mit Auszügen aus dem Codex Theodo­sianus, posttheodo­sianischen Novel­len, den Institutionen des Gaius, den Paulus­sentenzen, dem Codex Gregorianus und dem Codex Hermogenianus, wobei den meisten Texten eine wohl in dem 5. Jahrhundert entstandene, vereinfachende Erklärung (lat. [F.] interpretatio) hinzugefügt ist. Die Lex Romana Visigothorum gilt in Südfrankreich trotz ihrer Aufhebung durch den westgotischen König Rekkesvind (654) bis in das 12. Jahrhundert (für die römische Bevölkerung) und wird dort Grund­lage des droit écrit (geschriebenen Rechtes, Schriftrechts).

Lit.: Söllner § 20; Köbler, DRG 53, 80, 82; Lex Romana Visigothorum, hg. v. Haenel, G., 1849, Neudruck 1962; Müller, K., Eine neue Handschrift der Lex Romana Visigothorum, ZRG GA 57 (1937), 429; Gaudemet, J., Le Bréviaire d’Alaric et le Epitome, (in) Ius Romanum medii aevi I, 2b, aa, 1965; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972, 93; Kreuter, N., Römisches Privatrecht im 5. Jahrhundert n. Chr. – Die Interpretatio zum westgotischen Gregorianus und Hermogenianus, 1993; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002

Lex (lat. [F.]) Salica ist das vielleicht auf Grund antiker formaler Vorbilder 507-511 in 65 Titeln (lat. Pactus [M.] legis Salicae) erstmals aufgezeichnete Volksrecht des salischen Teilstamms der →Franken (Salfranken). Diese älteste Fassung besteht aus Texten in dem Weistumsstil (Bußweis­tümern) und Texten in dem Konstitutionenstil (Gesetzen). Sie enthält eine Reihe von altfränkischen, aber nur noch teilweise verständlichen Wörtern (→mal­bergische Glossen). Sie wird bis etwa 800 mehrfach überarbeitet und ergänzt, so dass sich wohl insgesamt 8 überlieferte Fassungen unterschei­den lassen. Die älteste erhaltene Handschrift wird auf 751-768 datiert, wobei ihr in dem 9. Jahrhundert noch 54 Textzeugen folgen. Inhaltlich ist das →Kompositionensystem sehr kasuistisch behandelt. An dem Ende werden vielfach jüngere Teilstücke kapitularienartig angefügt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 80; Zycha, A., Zur Auslegung des Titels 37, ZRG GA 21 (1901), 155; Fehr, H., Über den Titel 58, ZRG GA 27 (1906), 151; Brunner, H., Über das Alter der Lex Salica und des Pactus pro tenore pacis, ZRG GA 29 (1908), 136; Rietschel, S. Die Entstehungszeit der Lex Salica, ZRG GA 30 (1909), 117; Luschin von Ebengreuth, A., Der Denar der Lex Salica, 1910; Krammer, M., Die ursprüngliche Gestalt und Bedeutung der Titel De filtorto und De vestigio minando, ZRG GA 36 (1915), 336; Pétrau-Gay, J., La notion de „lex“ dans la coutume salienne, 1920; Jaekel, H., Die leichten Goldschillinge der merowingischen Zeit, ZRG GA 43 (1922), 103; Beyerle, F., Über Normtypen und Erweiterungen der Lex Salica, ZRG GA 44 (1924), 216; Claußen, C., Die Beziehungen der Lex Salica zu den Volksrechten der Alemannen, Bayern und Ribuarier, ZRG GA 56 (1936), 349; Pétrau-Gay, J., La „Laghsaga“ salienne, (in) Revue historique de droit français et étranger 14 (1935), 54, 252; Lex Salica, 100-Titel-Text, hg. v. Eckhardt, K., 1953; Schmidt-Wiegand, R., Die kritische Ausgabe der Lex Salica – noch immer ein Problem?, ZRG GA 76 (1959), 301; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962; Schmidt-Wiegand, R., Das fränkische Wortgut der Lex Salica als Gegenstand der Rechts­sprachgeographie, ZRG GA 84 (1967), 275; Gutenbrunner, S., Über salfränkisch atōmiu und altnordisch tómr, Rechtssprache und Bauterminologie, ZRG GA 85 (1968), 189; Lex Salica, hg. v. Eckhardt, K., 1969; Roll, H., Zur Geschichte der Lex Salica-Forschung, 1972; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Francorum, 1979; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991; Simone, G., LS v. LF. La tradizione frammentaria in antico alto tedesco della Lex Salica, 1991; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de; Ubl, K. Sinnstiftungen eines Rechtsbuchs, 2016

Lex (lat. [F.]) Saxonum ist das in zwei Handschriften (und zwei Drucken Johannes Herolds 1557 bzw. Tilius’ 1573) überlieferte, vielleicht 802 aufgezeichnete, durch die sog. (lat.) →Capitulatio (F.) de partibus Saxoniae (782/785) und das (lat.) →Capitulare (N.) Saxonicum (797?) ergänzte Volksrecht der von den Franken unter König Karl (dem Großen) besiegten →Sachsen, das in 36 seiner 66 Bestimmungen Bußen belegt, während 14 Kapitel Strafen zumeist in der Form von Todesstrafen vorsehen, ohne dass deren Art undVollstrecker irgendwie näher bestimmt werden. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Schwerin, C. Frhr. v., Zu den Leges Saxonum, ZRG GA 33 (1912), 390; Leges Saxonum und Lex Thuringorum, hg. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1918; Lintzel, M., Die Entstehung der Lex Saxonum, ZRG GA 47 (1927), 130; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium juris, 1968; Landwehr, G., Die Liten, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 117; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de

Lex (lat. [F.]) Scribonia ist das römische Gesetz der letzten vorchristlichen Jahrhunderte, das zu der Sicherung der Freiheit des Eigentümers die Ersitzung einer →Dienstbarkeit (Ser­vitut) durch (lat. [F.]) usucapio (Ersitzung nach strengen Regeln) ausschließt.

Lit.: Kaser § 28 II 1b

lex scripta (lat. [F.]) schriftliches Gesetz, geschriebenes Recht

Lit.: Gagnér, S. Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960, 210ff.; L’Écriture des juristes, hg. v. Giavarini, L., 2010

lex (lat. [F.]) temporalis (zeitliches, weltliches Recht) in Gegensatz zu der lex aeterna

Lex (lat. [F.]) Thuringorum (Lex Angliorum et Werinorum) ist das durch eine Corveyer Handschrift (und einen Druck Herolds [1557]) überlieferte, wohl 802 aufgezeichnete, keine Strafen aufweisende Volksrecht der →Thüringer (Angeln und Warnen).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Leges Saxonum et Lex Thuringorum, hg. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1918, 51; Landau, P., Die Lex Thuringorum, ZRG GA 118 (2001), 23; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de

Lex (lat. [F.]) Visigothorum ist das Volksrecht der →Westgoten. Seine älteste Fassung ist der (lat.) →Codex (M.) Euricianus (475/476?, 61 Kapitel 276-336 erhalten). Die Lex Visigothorum wird nach der Abwanderung der Westgoten von Gallien nach Spanien unter den Königen Leovigild (568-586, nicht überliefert), Rekkesvind (654, 2 Handschriften, 12 Bücher) und Ervig (681) überarbeitet und erweitert. Die Lex Visigothorum weist römischen und christlichen Einfluss auf. Sie wird bis in das 13. Jahrhundert benutzt. s. Google, →Fuero, Fuero Juzgo

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Menhardt, H., Ein Bruchstück der Lex Visigothorum, ZRG GA 46 (1926), 360; Müller, H., Das Strafrecht der Lex Visigothorum, 1955; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Fastrich-Sutty, I., Die Rezeption des westgotischen Rechts in der Lex Baiuvariorum, 2002; Petit, C., Ivstitia gothica, 2001; Sauter, M., Hexenprozess und Folter, 2010; Kimmelmann, A., Die Folter im Beweis­verfahren der Leges Visigothorum, 2010; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de

Lex (lat. [F.]) Voconia ist das römische Gesetz des Jahres 169 v. Chr., das die Erbeinsetzung von Frauen wohl zu dem Schutz großer Vermögen (zeitweise) beschränkt.

Lit.: Kaser §§ 66 II 1, 68 III 3

Leyden → Philipp von Leyden

Leyes de Toro (Gesetze von Toro) sind die spanische Rechtsquelle des 16. Jahrhunderts (1565), die Zweifelsfragen bei der Auslegung des (span. [M.]) →Fuero Real und der (span. [[F.Pl.]) →Siete Partidas klärt und in Kastilien bis zu dem Codigo civil von 1888/1889 gilt. Die Leyes de Toro werden von Antonio Gómez (nach 1500-vor 1572) kommentiert.

Lit.: Pérez Martín, A./Scholz, J., Legislación y jurisprudencia en la España del antigua régimen, 1978

Leyser, Augustin (Wittenberg 18. 1. 1683-3. 5. 1752) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg und Halle (Stryk, Thomasius) 1707 außerordentlicher Professor in Witten­berg, 1712 ordentlicher Professor in Helmstedt und 1729 in Wittenberg. Seine elf Bände (lat.) Meditationes (F.Pl.) ad Pandectas (1713ff., Überlegungen zu den Pandekten), die mehr als 700 Studien zu mehreren tausend Urteilen und Sprüchen wiedergeben, erweisen ihn als Vertreter des →usus modernus (modernen Gebrauchs der Pandekten). In einem Kurs von 18 Monaten Dauer trägt er (täglich zweistündig) das gesamte Recht vor. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 144; Luig, K., Richterkönigtum und Kadijurisprudenz, (in) Das Profil des Juristen, hg. v. Luig, K. u. a., 1980, 295; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2020 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990)

Libell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1281? [Regensburg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Büchlein, Schrift (beispielsweise Klaglibell)

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 155

Libellarvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. contractus [M.] libellarius) ist ein in Italien in dem Frühmittelalter verbreiteter Grundstücks­leihvertrag freier Leute.

Lit.: Pivano, S., Precarie e livelli, (in) Università di Torino, Memorie dell’ instituto giuridico II/CVIII, 1962; Die Privaturkunden der Karolingerzeit, hg. v. Erhart, P. u. a., 2009

Libellus (M.) conventionis (lat.) ist die Klageschrift des spätantiken Zivilprozesses.

Lit.: Köbler, DRG 55

Libellus (M.) repudii (lat.) ist in dem spätantiken römischen Recht die unter östlichem Einfluss entstandene förmliche Erklärung der Ehescheidung.

Lit.: Kaser § 58 VII 2c; Köbler, DRG 58

Libellverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem spätantiken römischen Recht seit der Mitte des 5. Jahrhunderts mit der Einreichung eines Klaglibells (lat. libellus [M.] conventionis) an den Richter beginnende →Kognitionsverfahren.

Lit.: Kaser § 87 II 3; Köbler, DRG 55

liber (lat. [M.]) Bast, Buch, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *leub-, *leubʰ‑, V., schälen, abbrechen, beschädigen, s. latein_a_z.docx, (in klassischer römischer Zeit hat ein liber einen Umfang von durchschnittlich 70000 Zeichen bzw. von etwa 30 bis 40 heutigen Druckseiten)

liber, līber, leiber, loeber, lat., Adj., frei, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *leudʰ‑ (1), *hleudʰ-, V., wachsen (V.) (1), hochkommen, s. latein_a_z.docx

liber, lIber (lat. [M.]) freier Mensch, Freier, Cic. (81-43 v. Chr.

Lit.: Köbler, LAW; Weber, A., Liber, ingenuus, 1983

liber (lat. [M.]) ad edictum Buch bzw. Kommentar zu dem Edikt des Prätors (beispielsweise des Paulus mit 80 libri oder Ulpians mit 83 libri)

liber (lat. [M.]) ad Sabinum Buch bzw. Kommentar zu Sabinus (beispielsweise des Paulus mit 16 libri oder Ulpians mit mehr als 51 libri

Liber (lat. [M.]) augustalis (lat.) →Konstitutionen von Melfi

Liber (lat. [M.]) cartularii (lat.) ist eine wohl vor allem lango­bardische Formelsammlung von 25 Formularen vielleicht des frühen 11. Jahrhunderts (vor 1070?).

Lit.: Calasso, F., Medio evo del diritto, Bd. 1 1954, 315

Liber (lat. [M.]) constitutionum (lat.) →Lex Burgundionum

liberal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) freiheitlich

Liberalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1820 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die seit dem 18. Jahrhundert ausge­bildete Staatslehre, Wirtschaftslehre und Gesellschaftslehre, die sich von der freien Entfaltung des Einzelnen die bestmögliche Entwicklung der Gesellschaft erhofft. Grundlegend wird das Werk (engl.) Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776, Ermittelung der Natur und Gründe des Reichtums von Völkern) des schottischen Nationalökonomen Adam →Smith (1723-1790). Politisch strebt der Liberalismus Teilhabe des Einzelnen an dem Staat an, dem, getrennt von der Gesellschaft, der Schutz des Einzelnen aufgegeben ist (Jeremy →Bentham 1748-1832, John Stuart Mill, Herbert Spencer, Karl von →Rotteck 1775-1840, Karl Theodor →Welcker). Die unbeschränkte Freiheit des Liberalismus führt aber zu gesellschaftlichen Schwierig­keiten zwischen den vielen wirtschaftlich Schwachen und den wenigen wirtschaftlich Starken (soziale Frage), so dass an dem Ende des 19. Jahrhunderts auf Grund der Durchsetzung des demokratischen Wahlgrundsatzes und damit der Stimmenmehrheit der Armen der Liberalismus von dem →Sozialismus zurückgedrängt wird. Politisch wirken sich anscheinend besonders Napoleons idées libérales von dem 18. Brumaire 1799 aus, die um 1810 in Spanien die Bezeichnung der Angehörigen einer Gruppe als liberal bzw. Liberale und danach in England die Umwandlung der Whig Party zu der Liberal Party bewirken. S. Google

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 741; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 133f., 173, 179, 197, 202, 205f., 216; Benöhr, H., Wirtschaftslibera­lismus und Gesetzgebung, (in) ZFA 1977, 187; Wadl, W., Liberalismus und soziale Frage in Österreich, 1987; Carl Schmitt und die Liberalismuskritik, hg. v. Hansen, K. u. a., 1988; Wilhelm, U., Der deutsche Frühliberalismus, 1995; Hodenberg, C. v., Die Parteien der Unparteiischen, 1996; Liberalismus, hg. v. Brix, E. u. a., 1996; Theuringer, T., Liberalismus im Rheinland, 1998; Rawls, J., Politischer Liberalismus, 1998; Tober, H., Deutscher Liberalismus, 2000; Steinsdorfer, H., Die Liberale Reichspartei, 2000; Backes, U., Liberalismus und Demokratie, 2000; Leonhard, J., Liberalismus, 2001; Kieseritzky, W. v., Liberalismus und Sozialstaat, 2002; Die Anfänge des Liberalismus und der Demokratie in Deutschland und Österreich 1830-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2002; Cioli, M., Pragmatismus und Ideologie, 2003; Leonhard, J., Europäische Liberalismen, ZRG GA 121 (2004), 313; Haunfelder, B., Die liberalen Abgeordneten des deutschen Reichstags 1871-1918, 2004; Keiser, T., Vertragszwang und Vertragsfreiheit im Recht der Arbeit von der frühen Neuzeit bis in die Moderne, 2013; Biographisches Lexikon der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa 1770 bis 1848/49, hg. v. Reinalter, H. u. a., 2015; Liberalismus im 20. Jahrhundert, hg. v. Doering-Manteuffel, A. u. a. 2015; Siedentop, L., Die Erfindung des Individuums – Der Liberalismus und die westliche Welt, 2015 (Das liberale Denken wird als Erzeugnis des Christentums angesehen.); Liberalismus-Forschung nach 25 Jahren, hg. v. Grothe E. u. a., 2016; Liberales Denken in der Krise der Weltkriegsepoche – Moritz Julius Bonn, hg. v. Grothe, E. u. a., 2018; „Nichtgeborene Kinder des Liberalismus?, 2019; Fenske, H., Der deutsche Liberalismus – Ideenwelt und Politik von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2019 (enttäuschend?); Richter, A., Strafverteidigung und Liberalismus, 2020; Lesiński, P., At the Origins of German Liberalism – The State in the Thought of Robert von Mohl, 2020

libertas, lībertās (1), loebertās (alat.), leibertās, lat., F., Freiheit, Selbständigkeit, Enn. (204-169 v. Chr.) s. latein_a_z.docx), s. līber (1)

Lit.: Köbler, LAW; Schrage, E., Libertas est facultas naturalis, 1975; Fürbringer, C., Necessitas und libertas, 1985; Schott, C., Freiheit und libertas, ZRG 104 (1987), 84; Arena, V., Libertas and the Practice of Politics in the Late Roman Republic, 2012

Libertas (F.) ecclesiae (lat.) ist die von der Kirche in dem 11. Jahrhundert geforderte Freiheit der Kirche von der weltlichen Gewalt. →Investiturstreit

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 77; Tellenbach, G., Libertas, 1936; Szabó-Bechstein, B., Libertas ecclesiae, 1985

Libertät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1476 [mittelniederländisch] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die verhältnismäßige Freiheit der Reichsstände des Heiligen römischen Reiches in der frühen Neuzeit (Wahlrecht, Wahlkapitulation, Glaubensfrei­heit).

Lit.: Hoke, R., Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Reichsständische Libertät und habsburgisches Kaisertum, hg. v. Duchhardt, H. u. a. 1999

libertus, libertus (lat. [Adj.]) freigelassen, s. liberare, s. latein_a_z.docx)

libra, lībra, lat., F., Waage, Pfund, XII tab. (um 450 v. Chr.), Etymologie unklar

Libra (lat. [F.] Waage) ist in dem römischen Recht ein wichtiges Instrument zu der Durchführung von Libralgeschäften wie beispielsweise →Manzipation, nexum und als dessen Gegenstück nexi liberatio).

Lit.: Köbler, DRG 25

Libralgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem römischen Recht das mit der Waage (lat. [F.] libra) durchgeführte Geschäft (beispielsweise Zuwägen des Entgelts bei der →Manzipation).

Lit.: Kaser § 7 I

Libri (lat. [M.Pl.]) feudorum (lat.) (bzw. Liber feudorum, Bücher der Lehen bzw. Buch der Lehen) sind die in dem 11./12. Jahrhundert entstandenen und in dem 12./13. Jahrhundert in mehr als 150 Handschriften aufgezeichneten und zu den wichtigen Rechtsquellen gerechneten →Lehnsrechtsbücher des langobardischen Lehns­rechts (obertische Rezension Mailand vor 1158 7 Handschriften, ardizonische Re­zen­sion (benannt nach Jacobus de Ardizone) Mailand Ende 12. Jahrhunderts 21 Handschriften, Vulgata [Accursius’] Bologna um 1235/1240 132 Handschriften). Sie beruhen auf Lehnsgesetzen Konrads II., Lothars III., Friedrichs I., Heinrichs IV. und Friedrichs II. Sie werden später in zwei Bücher mit 26 oder 28 und 55 oder 56 Titel gegliedert und seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in das sog. →Volumen (Bücher 10 bis 12 des →Codex Justinians, die glossierten Novellen und die Institutionen) der Kompilation Justinians von 527 bis 533 aufgenommen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 101, 104, 106; Kaiserliches Lehnrecht. Die libri feudorum in der Fassung des Jodokus Pflanzmann, 1494, Neudruck 1989; Lehmann, K., Das langobardische Lehnrecht, 1896; Weimar, P., Die Handschriften des Liber feudorum, (in) Rivista Internazionale di Diritto Comp. 1 (1900), 31; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Derndorfer, J./Deutinger, R., 2010; Ausbildung und Verbreitung des Lehnswesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Spieß, K., 2013

Libri (M.Pl.) Karolini (lat., karolinische Bücher) (eine kirchenpolitische Schrift von etwa 790/791)

Lit.: Freeman, A., Theodulf of Orléans and the Libri Carolini, Speculum 32 (1957), 663; Schwandt, W., Studien zu den Libri Carolini, 1966; Opus Caroli Regis contra synodum, hg. v. Freeman, A., 1988; Fried, J., Karl der Große, 2013

Libri (M.Pl.) terribiles (lat.) sind die das Strafrecht behandelnden (schrecklichen) Bücher 47, 48 der →Digesten Justinians.

Lit.: Köbler, DRG 56

libripens (lat. (M.]) Waagehalter bei dem Libralgeschäft des römischen Rechtes

Lit.: Kaser § 7, 2

Libro [M.]) do Leyes (span.) ist die von dem spanischen Juristen Alonso Díaz de Montalvo (1405-1499) verfasste Sammlung kastilischen Rechtes des späten Mittelalters (ordenamiento von 1484). →Compilación de Leyes

Lit.: Scheppach, M., Las Siete Partidas, 1991, 53

licere, licēre (2), lat., V., erlaubt sein (V.), vergönnt sein (V.), freistehen, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx), idg. *leik (1)?, V., feilbieten, feilschen, handeln

Licet iuris (lat.) ist das nur literarisch überlieferte Reichsgesetz des Heiligen römischen Reiches Ludwigs des Bayern über die Königswahl von dem 6. 8. 1338, nach dem allein die deutsche Königswahl ohne jede päpstliche Mitwirkung den Anspruch auf das Kaisertum begründet und deshalb der Gewählte alle Reichsrechte in dem Reich ausüben darf (, obwohl der Kaisertitel erst durch die Kaiserkrönung legitimiert wird). Der in dem Licet iuris erhobene politische Anspruch ist in der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. von 1356 aufgegeben.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 107, 109; Stengel, E., Avignon und Rhens, (in) Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte 6, 1 1930, 157; Thomas, H., Deutsche Geschichte des Spätmittelalters, 1983, 200; Vorkäufer, T., Das „Weistum von Rhense“ und „Licet iuris“ – Ergebnis und Höhepunkt der antikurialen Oppositionsbewegung in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, 2005; Genschmar, K., Zur antikurialen Bewegung von 1338 am Beispiel des Rhenser Kurfürstenweistums bzw. des Gesetzes „Licet iuris, 2007; Daimer, D., Ludwig IV. (1282-1347) und das „Licet iuris“, 2008

Licinius Rufus (Marcus Gnaeus Licinius Rufus) ist ein aus Kleinasien stammender, bisher wenig beachteter römischer Rechtskundiger. S. Google

Lit.: Biedermann, F., Die Rechtsansichten des Licinius Rufus, 2013

Lidlohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL Liedlohn – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Freiberg] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar (lid vielleicht zu Lite?), M.) ist der Entgeltanspruch für Dienstleistungen der Dienst­boten.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schmidt-Wiegand, R., Lidlohn, (in) Rhein-Westfäl. Z. f. Volkskunde 25 (1978)

Liebe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL [Otfrid] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Anfang 13. Jahrhundert [Heinrich Glichezare]] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Zuneigung

Lit.: La Croix, A. de, Liebeskunst und Lebenslust, 2003; Holloway, S., The Game of Love in Georgian England, 2019

lieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8./9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1288 [Preußen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) schätzen, gern haben

Liebermann, Felix (Berlin 20. 7. 1851-7. 10. 1925 [von Automobil überfahren]), Textilfabrikantensohn, Bruder des Malers Max Liebermann, wird nach dem Studium der Geschichte in Göttingen (Waitz) Privat­gelehrter (1896 titulierter Professor). 1903ff. veröffentlicht er die nach anderen älteren Editionen maßgeblich werdende Ausgabe der Gesetze der →Angelsachsen. S. Google

Lit.: Heymann, E., (Nachruf auf) Felix Liebermann, ZRG GA 46 (1926), XXIII; English Law before Magna Charta, hg. v. Jurasinski, S. u. a., 2010

Liebnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1284 [Frankfurt am Main] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) eine Gabe zu Erreichung vielfältiger Zwecke

Liechtenstein ist das zwischen Schweiz und Österreich in dem antiken Rätien gelegene Fürstentum, das sich in dem Heiligen römischen Reich seit 1699/1712 aus den Herrschaften Vaduz und Schellenberg entwickelt und 1806 souverän wird (bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes, 1984 160 Quadratkilometer mit 26680 Einwohnern, 2017 37810 Einwohnern, elf Gemeinden, sechstkleinster Staat der Welt in der Gegenwart, Name aus licht und Stein). 1808 erstellt Landvogt Joseph Schuppler eine Erbfolge- und Verlassenschaftsab­hand­lungsordnung, 1809 den Entwurf zu einem bürgerlichen Gesetz­buch. Durch Patent von dem 18. 2. 1812 übernimmt Liechtenstein das →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs ohne Erbrecht, 1846 auch dessen Erbrecht (ab 1847). An dem 26. 9. 1862 setzt der Fürst eine Verfassung in Kraft. Seit 1918 wendet sich Liechtenstein von (dem Verlierer in dem Ersten Weltkrieg) Österreich ab und der Schweiz zu (1923 Zollvertrag) und ändert Sachenrecht, Personenrecht und Gesell­schafts­recht nach deutschem bzw. Schweizer Vorbild. 1921 erhält es eine Verfassung, die dem Fürsten bedeutende Rechte gegenüber Landtag und der (fünfköpfigen, als demokratisch angesehenen) Regierung belässt (beispielsweise Sanktionierung der Gesetze). Über Verkauf von Briefmarken, Verkauf von Pässen an reiche Ausländer oder Flüchtlinge und eine niedrige Gesellschaftsteuer gelangt es zu verhältnismäßigem Wohl­stand. 1974 wird das Ehegesetz mit obligatorischer Zivilehe und Möglichkeit der Ehescheidung eingeführt. Um 2010 gelten noch etwa 40 Prozent des ursprünglichen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (Vormundschafts­recht, Kind­schafts­recht, Erb­recht, Schuld­recht)

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Falke, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1858ff.; Raton, P., Liechtenstein, 1969; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1827; Das Fürstentum Liechtenstein, hg. v. Müller, W., 1981; Liechtenstein, hg. v. Press, V. u. a., 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v. Oberhammer, E., 1990; Bradke, S., 75 Jahre Zollvertrag Schweiz-Liechtenstein, 1998; Korf­macher, N., Der Landtag des Fürstentums Liechtenstein, 1999; Eine Zivilrechtsordnung für Liechtenstein, hg. v. Berger, E., 1999; Götzenberger, A., Steueroase Liechtenstein, 2000; Meili, A., Geschichte des Bankwesens in Liechtenstein (1945-1980), 2000; Winkler, G., Die Verfassungsreform in Liechtenstein, 2003; Zimmermann, G., Die Entwicklung der internationalen Rechtshilfe, Diss. jur. Innsbruck 2003; Das Fürstentum Liechtenstein, hg. v. Organisationskomitee 200 Jahre Souveränität 1806/2006, 2006; Merki, C., Wirtschaftswunder Liechtenstein, 2007; Kleinstaaten in Europa, hg. v. Langewiesche, D., 2007; Winkelbauer, T., Gundaker von Liechtenstein als Grundherr, 2008; Geiger, P., Kriegszeit. Liechtenstein 1939 bis 1945. 2010; Dokumente zur liechtensteinischen Geschichte zwischen 1928 und 1950, hg. v. Liechten­steinischen Landesarchiv, 2011; 90 Jahre Fürstlicher Oberster Gerichtshof, 2013; Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, red. v. Brunhart, A. u. a., Bd. 1f. 2013 (rund 2600 Artikel); Perrez, A., Fremde Richter, 2015 (17 von 51 an Landgericht, Schöffengericht, Kriminalgericht, Obergericht, Oberstem Gerichtshof, Verwaltungsbeschwerdeinstanz, Staatsgerichtshof); Arnegger, K., Das Fürstentum Liechtenstein, 2019

liefern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vielleicht 1230 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bringen

Lieferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [Köln] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Verb liefern ab 1230 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar), Versendung, Zustellung

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

liegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1221-1224 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sich befinden, sein (V.)

Liegenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [Wuttke] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb liegen Ende 8. Jh. belegt und für das Germanische erschließbar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist eine ältere Bezeichnung für →Grundstück. Für das Recht der Liegenschaft ist seit dem Hochmittelalter von besonderer Bedeutung das →Grundbuch.

Lit.: Köbler, DRG 89, 125; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, II, 1 1930; Conrad, H., Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Das Recht der Liegenschaftsübertragung in Freiburg, 1937; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschafts­übertragung, 1952; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbs, 1977; Faußner, H., Zur Liegenschaftsübertragung in der Baioaria provincia, ZRG GA 111 (1994), 1

Liegenschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, , N.) Grundstücksrecht

Lit.: Buchholz, S., Die Quellen des deutschen Immobiliarrechts, (in) Ius commune 7 (1978), 250; Coing, H., Europäisches Privatrecht, 1985, 348ff.

Liegnitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, N.) an der Katzbach ist der 1149 bezeugte Ort, der bald Sitz einer Linie der Herzöge von Schlesien wird und 1252 Stadtrecht erlangt. An dem Ende des 14. Jahrhunderts (1399) verfasst Nikolaus →Wurm das in Frage und Antwort von Schüler und Lehrer gehaltene, in 30 Artikeln gegliederte, unvoll­endete Liegnitzer Stadtrechtsbuch, das keinen Bezug zu dem Stadtrecht von Liegnitz aufweist. 1526-1530 ist Liegnitz kurz Sitz einer Universität.

Lit.: Elsner, W., Liegnitzer Stadtgeschichte, 1971; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 58

Liermann, Hans (Frankfurt am Main 23. 4. 1893-Erlangen 22. 2. 1976) Vater Arzt, 1903 Chefarzt Dessau (1915 verstorben), Mutter aus Freiburg im Breisgau, 1911 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau (drei Semester), Halle, 17. 06. 1914 erste jur. Staatsprüfung (Naumburg), Kriegsfreiwilliger, Verwundung, 1916 Kriegsgericht Freiburg im Breisgau, Studium Freiburg in Breisgau, 1919 erste jur. Staatsprüfung für Baden, 1920 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau (Wilhelm van Calker), rechtsgeschichtliches Seminar bei Claudius Freiherr von Schwerin und Partsch, 1921 zweite jur. Staatsprüfung, Assessor, 1922 Rechtsanwalt Freiburg im Breisgau, 03. 05. 1926 Habilitation Univ. Freiburg im Breisgau (Wilhelm van Calker) (Staatsrecht, Verwaltungsrecht, allgemeine Staatslehre), 29. 07. 1927 Lehrbefugnis erweitert auf Kirchenrecht, 01. 10. 1929 ao. Prof. Univ. Erlangen (Nachfolge Emil Sehling) (Kirchenrecht, verbunden mit deutscher und bayerischer Rechtsgeschichte), 1931 o. Prof. Univ. Erlangen, 1961 emeritiert

Lit.: Bürgerliche Freiheit und christliche Verantwortung, hg. v. Germann, H. u. a., 2003, 19ff.

Liga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 15. Jh. aus dem Spanischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Bezeichnung für ein Bündnis, wie es sich beispielsweise 1093 in Oberitalien findet. Die katholische Liga ist die an dem 10. 7. 1609 ab­geschlossene Vereinigung katholischer Reichsstände des Heiligen römischen Reiches. S. Google

Lit.: Vignati, C., Storia diplomatica della Lega Lombarda, 1866, Neudruck 1966; Hartung, F., Deutsche Verfassungsgeschichte, 1914, 2. A. 1922, 9. A. 1969, 15; Neuer-Landfried, F., Die katholische Liga, 1968; Union und Liga 1608/1609, hg. v. Albrecht, E., 2010

ligisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) pflichtig, sachlich vor 1076 bezeugt, →homo ligius

Lit.: Henn, V., Das ligische Lehnswesen im Westen und Nordwesten des mittelalterlichen deutschen Reiches, 1970

ligius →homo ligius

Ligurien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die um Genua liegende Landschaft Norditaliens, die über Römer, Ostgoten, Oströmer, Langobarden und Franken zu dem Heiligen deutschen Reich gelangt. Seit dem frühen 11. Jahrhundert wird →Genua führend. 1815 kommt das Herzogtum Genua zu dem Königreich →Sardinien und damit 1861 zu Italien.

Lit.: Meyer, H., „Ligurisches“ Erbrecht, ZRG GA 50 (1930), 354; Airaldi, G., Genova e la Liguria, 1986; Balzaretti, R., Dark Age Liguria, 2013

Lilie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mittelbar aus dem Mittelmeerraum aufgenommen, F.) eine vor allem als Symbol des Friedens verwendete Blume bzw. Pflanze

Lit.: Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Band 1ff. 1955f.

lilium, līlium, lat., N., Lilie, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx), wohl Lehnwort aus dem östlichen Mittelmeerraum

Lille (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine Großstadt in dem Norden Frankreichs.

Lit.: Monier, R., Le Livre Roisin de la fin du 13e siècle, 1932; Monier, R., Les lois, enquêtes et jugements des pairs du Castel de Lille, 1937

Limburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N..)

Lit.: Rechtsbronnen van het Hertogdom Limburg, hg. v. Janssen de Limpens, K., 1977

limes, līmēs, lat., M., Querweg, Rain, Grenzlinie, Grenzscheide, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), Gl, vgl. idg. *el- (8), *elē̆i-, *lē̆i- (1), *h₂el-, *leiH-, *liH-, V., biegen

Limes (lat. [M.]) Grenze (beispielsweise zwischen Römern und Germanen, zwischen Brohl bei Koblenz und Eining bei Regensburg, ausgebaut seit 84 n. Chr., überrannt seit 260 n. Chr., Länge rund 550 Kilometer, in dem Jahre 2005 in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen), s. Google

Lit.: Köbler, DRG 28, 67; Baltl/Kocher; Baatz, A., Der römische Limes, 1974; Der römische Limes in Deutschland, 1992; Schallmayer, E., Der Limes, 2003, 3. A. 2011; Grenzen des römischen Imperiums, hg. v. Jilek, S., 2006; Waldherr, G., Der Limes, 2009; Moschek, W., Der Limes, 2010; Die Römer im Rhein-Main-Gebiet, hg. v. Ausbüttel, F. u. a., 2011; Kemkes, M. u. a., Der Limes, 2014; Reuter, M./Thiel, A., Der Limes, 2015; Der Limes, hg. v. dem Bezirk Mittelfranken durch May, A., 2019

Limnaeus (Wirn), Johannes (Jena 5. 1. 1592-Ansbach 13. 5. 1663), Mathematik­profes­sorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Jena (Arumaeus) und Altdorf 1623 Erzieher, Hofmeister und Rat. Er entwickelt ein System des Staatsrechts (Iuris publici Imperii Romano-Germanici libri [M.Pl.] IX, 1629ff., Neun Bücher öffentliches Recht des römisch-deutschen Reiches) auf der Grundlage der Reichsgesetze. Das Reich sieht er als (lat. [M.]) status mixtus (gemischten [dualistischen] Staat). S. hoogle

Lit.: Köbler, DRG 148; Hoke, R., Die Reichsstaats­rechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Friedrich, M., Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 1997

Lindau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort unter anderem an dem Bodensee

Lit.: Stolze, A., Der Sünfzen zu Lindau, 1956; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich II. und Lindau, 1986

Linde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL [Hildebrandslied] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1273 [Schweiz] in neunundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der schon vormenschlich entstandene, von Menschen von dem Mittelalter bis in die frühe Neuzeit häufig als Ort des Gerichts verwendete Baum.

Lit.: Frölich, K., Alte Dorfplätze und andere Stätten bäuerlicher Rechtspflege, 1938; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Lenzing, A., Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland, 2005; Brednich, R., Tie und Anger, 2008

Linden, Johannes van der (Zuid-Scharwoude 1756-Amsterdam 1835) wird nach dem Rechtsstudium in Leiden Rechtsanwalt und 1827 Richter. Bedeutsam ist seine Übersicht über das römisch-holländische Recht (Rechts­geleerd practicaal en koopmans handboek, 1806). S. Google

Lit.: Roberts, A., A South African Legal Bibliography, 1942, 190; Kop, P., Linden, (in) Zestig juristen, 1987, 196

Lindenbrog, Friedrich (Hamburg 28. 12. 1573-9. 9. 1648), Historikerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leiden gelehrter Ratgeber. Er veröffentlicht 1602 die →Lex Salica mit Glossen und 1613 einen (lat.) Codex (M.) legum antiquarum (Buch alter Gesetze mit 11 Volksrechten u. s. w.). S. Google

Lit.: (Wilckens, N.,) Leben der berühmten Lindenbrogiorum, 1723; Wieacker, F., Privat­rechts­ge­schichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 212

Lineal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 13. Jahrhundert [Hohenfurt] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.)

Linealerbfolge Linealfolge

Linealfolge, Linealerbfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erbfolge nach Linien

Linealgradualordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erbliche Ordnung nach Linien und Graden, s. Parentel

Lingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Cramer, W., Geschichte der Grafschaft Lingen, 1940; Lingen 975-1975, hg. v. Ehbrecht, W. u. a., 1975

link (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) auf der linken Seite befindlich, verkehrt

Linz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Rausch, W., Handel an der Donau 1, 1969; Linz zwischen Demokratie und Diktatur, hg. v. Mayrhofer, F. u. a., 2006; Linz zwischen Wiederaufbau und Neuorientierung 1945-1984, hg. v. Mayrhofer, F. u. a., 2007; Prokosch, M., Das älteste Bürgerbuch der Stadt Linz (1658-1707), 2019

Lippe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)  ist ein deutsches Fürstentum (1900 1215 Quadratkilometer, 138000 Einwohner) (eines 1123 erstmals nachweislichen adeligen Ge­schlechts), das an dem 12. 11. 1918 Freistaat wird (12. 2. 1919 vorläufige Verfassung, 21. 12. 1920 Verfassung, 11. 9. 1946 nochmaliger Ver­fas­sungsversuch), der an dem 21. 1. 1947 in Nordrhein-Westfalen auf­geht.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Anschütz, G., Der Fall Friesenhausen, 1904; Henkel, W., Die Entstehung des Territoriums Lippe, 1937; Ebert, B., Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte, (in) Mitt. aus der Lipp. Gesch. 25 (1956), 12; Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957; Benecke, G., Society and Politics in Germany 1500-1750, 1974; Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620, bearb. v. Stöwe, H. u. a., 1969; Bartels-Ishikawa, A., Der lippische Thronfolgestreit, 1995; Dusil, S., Soester Stadtrechtsfamilie, 2007; Schaletzki, A., Pragmatismus und Beständigkeit, Diss. jur. Würzburg 2008; Peters, R., Sprachgeschichte des lippischen Raumes, 2016; Stüer, J., Der Röhrentruper Rezess von 1617 – Religion und Politik in Lippe, 2017; Pieper, L., Einheit im Konflikt – Dynastiebildung in den Grafenhäusern Lippe und Waldeck in Spätmittelalter und früher Neuzeit, 2019

Lipski, Andrzej (1572-1631) wird nach dem Rechtsstudium in Straßburg und Heidelberg 1601 Sekretär des Königs von Polen, Assessor, 1617 Bischof, 1620 Großkanzler und 1630 Bischof von Krakau. Er veröffentlicht 1602 (lat.) Practicarum observationum ex iure civili et saxonico centuria (F.) prima (Erstes Hundert prak­tischer Beobachtungen aus dem römischen und sächsischen Recht) (1619 centuria secun­da). S. Google

Lit.: Borodziuk, Andrzej Lipskis Observationes practicae, (in) Czasopismo Prawno-Historyczne 41 (1989), 69

lis, līs, leis, lat., F., Streit, Streitigkeit, Zank, XII tab. (um 450 v. Chr.), vgl. idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer, (Gen. litis, Dat. liti, Akk. litem, Abl. lite, Pl. Nom. und Akk. lites), s. latein_a_z.docx)

Lissabon an dem Tejo geht auf vorrömische Spuren zurück (römisch Felicitas Iulia). 1147 erobert König (1139) Alfons I. (von Portugal) den Ort von den Mauren (715/716). 1179 erhält Lissabon ein Foralrecht (Stadtrecht). 1260 wird es Residenz. Seine 1288 gegründete Universität wird 1308 nach Coimbra verlegt. S. Google

List, Friedrich (Reutlingen 6. 8. 1789-Kuf­stein 30. 11. 1846), Professor der National­ökonomie in Tübingen (1817-1820), nach Verurteilung wegen Staatsverbrechens seit 1830 in dem Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika, fördert als führender Wegbereiter der historischen Schule der deutschen Nationalökonomie den Deut­schen →Zollverein und den Eisenbahnbau (Das nationale System der politischen Ökonomie, 1841). S. Google

Lit.: Lenz, F., Friedrich List und die deutsche Einheit, 1946; Weippert, G., Der späte List, 1956; Die Bedeutung Friedrich Lists in Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Besters, H., 1990

Liste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1544 [Oberösterreich] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Italienischen und mittelbar aus dem erschließbaren Germanischen aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) schriftliche Zusammenstellung, Verzeichnis

Listenwahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wahl auf Grund der für Lis­ten abgegebenen Stimmen (Verhältnis­wahl­recht)

Liszt, Franz (von) (Wien 2. 3. 1851-Seeheim/Bergstraße/Hessen 21. 6. 1919), General­staats­anwaltssohn, Vater 1867 Ritter von Liszt, Vetter und Patenkind des Komponisten Franz von Liszt, wird nach dem Rechtsstudium (1869) in Wien (Ihering), Göttingen und Heidelberg, Promotion (1874) und Habi­litation (Graz 1876) Professor für →Straf­recht in Gießen (1879), Marburg (1882), Halle (1889) und Berlin (1899, 1916 emeritiert). In seinem von der Aufklärung geprägten, kriminalso­ziologi­schen, wohl durch Rudolf Ihering, Charles Darwin, Adolf Merkel und Georg Heinrich Schneider beeinflussten und in Gießen entwickelten so genannten Marburger Programm (Der Zweck­gedanke im Strafrecht, 1882) sieht er den Menschen als durch äußere Umstände (Umwelt) beeinflusst an und will nicht die Tat durch Vergeltung bestrafen, sondern auf den Täter wegen seines sozial­schädlichen Verhaltens durch zweck­mäßige Behandlung einwirken, wobei er spezialpräventiv nach Tätertypen differen­ziert (Augenblickstäter sollen einen Denk­zettel für die Zukunft erhalten, verbesserliche Zustands­täter sollen durch Resozialisierung wieder in die Ge­sellschaft eingegliedert, unverbesser­liche Zustands­täter sicher verwahrt werden). In seinem Lehrbuch des Strafrechts (1881, 2. A. 1884, 25. A. 1927) stellt er die liberalrechtsstaatliche, praktische Strafrechts­dogmatik seiner Zeit ausführlich dar. 1889 ist er Mitbegründer der →Internationalen Kriminalistischen Vereini­gung. 1898 veröffentlicht er ein bis 1919 elf Auflagen erreichendes, 1921 durch den mittellosen, aus Russland stammenden Berner Privatdozenten Feitel Lifschitz unter dem Pseudonym Karl Stamm plagiiertes Lehrbuch zu dem Völker­recht. 23 Teilnehmer der Seminare Liszts werden später deutsche Strafrechtslehrer (Liszt-Schule). Insgesamt gilt Lisz als begnadeter Didaktiker und bedeutender Rechtsreformer, aber nicht als großer Strafrechtsdenker. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 204, 236; Radbruch, G., Franz von Liszt, (in) Elegantiae juris criminalis, 1938, 2. A. 1950, 208; Ehret, S., Franz von Liszt und das Gesetzlichkeits­prinzip, 1996; Herrmann, F., Das Standardwerk - Franz von Liszt und das Völkerrecht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1999; Herrmann, F., Franz von Liszt und sein Standardwerk zum Völkerrecht, (in) NJW 2001, 2854; Stäcker, T., Die Franz von Liszt-Schule, 2012; Kreher, C., Herkunft und Entwicklung des Zweckgedankens bei Franz von Liszt, 2015; Die Schule Franz von Liszts, hg. v. Koch, A. u. a., 2016; Vormbaum, T., Die Schule Franz von Liszts, (in) ZIER 7 (2017) 72. IT; Breneselović, L., Die wissenschaftskritischen Zuordnungen von Franz von Liszt, 2020

Litauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das von baltischen Litauern besiedelte Gebiet an der oberen Memel und Düna, das zwischen 1316 und 1340 Aus­gangspunkt eines größeren, 1386 mit Polen vereinigten Reiches wird (Personalunion 1386-1387, 1447-1492, 1501-1506, Ne­ben­linie 1387-1447, 1492-1501). Bei der Teilung Polens fällt Litauen 1772/1793/1795 an Russland. In dem Februar 1918 erlangt es Unabhängigkeit. 1923 besetzen Freischär­ler Litauens das seit 1919 unter alliierter Verwaltung stehende, überwiegend deutsch besiedelte Memel­gebiet und annektiert Litauen das Gebiet. 1940 wird Litauen der Sowjetunion eingegliedert, die es an dem 6. 9. 1991 wieder freigibt. 1992 erhält das Land eine neue Verfassung von dem 25. 10. 1992. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Rigasche Zeitschrift für Rechtswissenschaft (1926 bis 1933), hg. v. Juristen-Verein Lettlands u. a. 1926ff., Faksimileausgabe 2003; Mikalauskas, A., Das Strafrecht der drei litauischen Statute von 1519 – 1566 – 1588, 1937; Hellmann, M., Grundzüge der Geschichte Litauens, 1966, 4. A. 1990, 5. A. 1999; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Rowell, S., Lithuania Ascending, 1994; Stopinski, S., Das Baltikum im Patt der Mächte, 1997; Mast, P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in Litauen, 2000; Holocaust in Litauen, hg. v. Bartusevicius, V. u. a., 2003; Pferr, U., Die Verfassungskrise im Memelgebiet 1931/1932, 2005; Niendorf, M., Das Großfürstentum Litauen, 2006; Hoffmann, T., Der Landrechts­entwurf David Hilchens von 1599, 2007; Daugirdas, K., An­dreas Volanus und die Reformation im Großfürs­tentum Litauen, 2008; Einführung in das litauische Recht, hg. v. Galginaitis, J., 2010; Spaiciene, J., Introduction to Lithuanian law, 2011

Lite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Freigelassener, Höriger

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Beyreuther, G., Die frühmittelalterlichen Liten, 1982; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den leges barbarorum, 1991, 161ff.

litemonium (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen und in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt, mlat. [N.]) Freigelassenen­abgabe in der Form eines Leibzinses

Literatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen [litteratura] des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesamtheit der sprachlichen Zeugnisse der Menschen, schriftliche Überlieferung, s. Google

Lit.: Deutsches Literatur-Lexikon, 1927ff., 2. A. 1947ff., 3. A. 1966ff. (bis 2019 bis Xyx 38 Bände; Literaturlexikon, hg. v. Killy, W., hg. v. Kühlmann, W., u. a., 13 Bände mit rund 8000 Artikeln, Sonderausgabe 2017; Metzler Lexikon Weltliteratur, hg. v. Rückaberle, A., 2006 (1000 Autorenessays); Wisberg, R., Rechtsgeschichten, 2013; Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter 8 Bände; Eine neue Geschichte der deutschen Literatur, hg. v. Wellbery, D., 2015; Kiesel, H., Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1918 bis 1933, 2017; Legal Literacy in premodern European Societies, hg. v. Korpiola, M., 2019; Reus, G., Marcel Reich-Ranicki – Kritik für alle, 2020; Doering, P., Praktiken des Rechts in Boccaccios „Decameron“, 2020

Lithikum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert? in Zusammensetzungen in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in der Zusammensetzung Neolithikum belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1836 von Christian Jürgensen Thomsen [Kopenhagen 29. 12. 1788-Kopenhagen 21. 5. 1865] eingeführt) Steinzeit

litis aestimatio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Schätzung des Streitgegenstands in Geld zwecks Ermöglichung der Verurteilung in Geld

Litis contestatio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Litiskontestation, Zeugenanrufung) ist die Streitbefestigung in dem (römischen) Verfahrensrecht. Sie begegnet in dem altrömischen Recht nach der Feststellung des Verfahrensprogramms durch den Magistrat. Die Parteien sagen unter Zeugenanrufung die Spruchformeln auf. Damit endet der Verfahrensabschnitt (lat.) in iure (in dem Gericht). Mit der litis contestatio (Vertrag, str.) unterwerfen sich die Parteien gegenüber dem Magistrat dem Spruch des Richters (lat. [M.] iudex, Richter), womit ein zweiter Streit über das geltend gemachte Recht ausgeschlossen ist. Mit der litis contestatio tritt an die Stelle des ursprünglichen Rechtsverhält­nisses ein Prozessrechts­verhält­nis. In dem klassischen römischen Recht werden die Klageformeln auf den formlosen Vortrag der Parteien vor dem Prätor meist schriftlich niedergelegt. In dem Kognitionsverfahren sind die Parteien der Entscheidung ohne weiteres unterworfen, so dass die litis contestatio an Bedeutung verliert. In dem spätantiken römischen Recht ist die litis contestatio, welche die Rechtshängigkeit bewirkt, mit dem Bestreiten vollzogen (Fiktion). In dem römisch-kanonischen Verfahren des Spät­mittelalters erfolgt nach Abschluss des Vorverfahrens die litis contestatio (Einlassung) durch feierliche, allgemein gehaltene Gegenbe­hauptungen des Beklagten zu dem Zweck der Kundgabe der Streitabsicht (Quasikon­trakt). In dem frühneuzeitlichen Verfahren vor dem Reichskammergericht wird die litis contestatio in dem Antworttermin durch Einlassung des Beklagten und den Kalumnieneid durchgeführt. Mit der Vernachlässigung der (lat. [F.]) actio (Klaganspruch) zu Guns­ten des Klageantrags ([lat.] petitio) und des Klagegrunds (causa) geht ein Bedeu­tungs­verlust einher, so dass der Kläger bei Aus­bleiben des Beklagten den Prozess einseitig führen und ein Urteil erwirken kann, wenn sein Recht zu der Überzeugung des Richters festgestellt wird, wofür die litis contestatio nur noch bejahend oder verneinend fingiert wird. Mit der Neufassung des Anspruchs durch Bern­hard Windscheid (1856) wird die Verbindung von actio und litis contestatio aufgelöst und das Pro­zessrecht von dem privatrechtlich verstan­denen subjektiven Recht getrennt sowie der litis contestatio als Akt der Transformation die Grundlage ent­zogen. In dem 19. Jahrhundert übernimmt ansonsten die amtliche Zustellung (Insinuation) der Klage die meisten Wirkungen der als einleuchtende Folge der verstärkten Stellung des Staates gegenüber den Streit­parteien überwiegend aufgegebenen litis contestatio. S. Google, →Litiskontestation

Lit.: Kaser §§ 80 II 4a, 82 III, 87 I, II; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 19, 33f., 56, 117, 155, 202; Heiner, F., Der kirchliche Zivilprozess, 1910; Sohm, R., Die litis contestatio, 1914, Neudruck 1970; Jahr, G., Litis contestatio, 1960; Kaser, H., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Wolf, J., Die litis contestatio im römischen Zivilprozess, 1968; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1555, 1981, 144f.; Schlinker, S., Litis contestatio, 2008; Schlinker, S., Prozesseinleitung in der frühen Neuzeit in historisch-vergleichender Perspektive, ZRG GA 128 (211), 72

Litis denuntiatio (lat. [F.], (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Litisdenunziation, seit 1622 in älteren deutschen Rechtsquellen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die Streitansage einer Partei in dem spätantiken römischen Verfahrensrecht. S. Google

Lit.: Kaser § 87 II 3; Köbler, DRG 55

Litisdenunziation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1622 [SächsGO. 180] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Streitverkündung) →Denunziation

Litiskontestation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1506 in vierzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Streitbezeugung, Zeugenanrufung, s. litis contestatio

Litiskreszenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums – lis infitiasndo crescit in duplum - gebildet, F.) ist das Anwachsen des Streitgegenstands in dem römischen Verfahrens­recht. Bereits in dem altrömischen Recht kann sachlich ein gleichbegüterter Dritter für einen Ergriffenen als „Gewaltsager“ (lat. [M.] vindex) auftreten und die angelegte Hand wegschlagen, wodurch es zu einem Streit zwischen Verfolger und Drittem kommt, bei dessen Verlust durch den Dritten sich die Summe, gegen die der Ergriffene ausgelöst werden kann, verdoppelt. Die Litiskreszenz findet sich in dem klassischen römischen Recht bei der (lat.) actio (F.) iudicati und der (lat.) lex (F.) Aquilia. Als Eigentümlichkeit des römischen Rechtes wird sie bei der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter nicht übernommen. S. Google

Lit.: Kaser §§ 32 II 4c, 51 II 1, 81 III 1, 85 II 1; Söllner § 8; Köbler, DRG 20, 33, 49, 166

Litten, Hans (Halle an der Saale 19. 6. 1903-Dachau 4./5. 2. 1938) aus jüdischer Kaufmannsfamilie, (ev. getaufter) Vater Rechtsprofessor (Fritz Julius Litten), Mutter Tochter eines Professors der Landwirtschaft (Albert Wüst), 1908 Königsberg, Abitur Wilhelmgymnasium Königsberg, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1928 Rechtsanwalt (Kanzlei Dr. Barbasch Berlin), 08. 05. 1931 Befragung des Zeugen Adolf Hitler wegen des SA-Sturmes 33, 28. 02. 1933 Schutzhaft, 26. 05. 1933 Streichung aus der Liste der Rechtsanwälte bei dem Kammergericht Berlin, an dem 5. 2. 1938 in dem Konzentrationslager Dachau erhängt aufgefunden, s. Google

Lit.: Streitbare Juristen, hg. v. Blanke, T. u. a., 1988, 193ff.

littera, lat., F., Buchstabe, Aufgezeichnetes, Geschriebenes, Schriftzug, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. linere

Littera (F.) Bononiensis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bologneser Buchstabe) ist die (nicht völlig einheitliche) Bologneser Fassung (Vulgatafassung) der Rechts­texte Justinians (527-533).

littera (F.) Florentina (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Florentiner Buchstabe) ist eine Handschrift der Digesten.

littera (F.) Pisana (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pisaner Buchstabe) ist) der zeitweilige Name der von 1137 bis zu der Eroberung Pisas durch Florenz 1406 in Pisa befindlichen →Florentina

Litteralkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Litteralvertrag

Litteralvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Litteralkontrakt) ist in dem klas­sischen römischen Recht eine nur kurze Zeit geübte Vertragsart, bei der die Verbind­lich­keit (Obligation) durch einen einver­nehmlichen Schriftakt (lat. [F.] trans­scriptio, Eintrag in den [lat.] codex [M.] accepti vel expensi des pater familias) ent­steht (beispielsweise Umwandelung einer Kaufvertragsschuld in eine Darlehens­schuld durch Eintragung einer Auszahlung). S. Google

Lit.: Kaser § 7 II 2, 38 II 1c, 40 II; Söllner § 9; Köbler, DRG 42, 45, 62

Littleton, Sir Thomas (1402-23. 8. 1481) ist der englische Anwalt und Richter (1455), der das erste umfassende, in Rechtsfranzösisch (→Law French) geschriebene, systematische Lehrbuch des englischen Rechtes (ein­schließlich des Lehnrechts) in drei Büchern verfasst (Of Tenures, 1481, Über Grundvermögen). S. Google

Lit.: Wambaugh, E., Littleton’s Tenures, 1903; Levy-Ullmann, H., The English Legal Tradition, 1935

Livland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von (ostseefinnischen) Liven bewohnte, zu Anfang des 13. Jahrhunderts von dem Schwertbrüderorden (um 1202-1237) bzw. Deutschen Orden unterworfene Gebiet an dem Rigaischen Meerbusen, mit dem sich der dritte Bischof Livlands von dem Reich belehnen lässt. 1207 tritt der Bischof dem Schwert­brüderorden ein Drittel des eroberten Gebiets ab, bleibt aber Lehnsherr bis 1356. 1526 wird der livländische Ordensmeister Reichsfürst, scheidet aber 1561 aus dem Heiligen römischen Reich aus. 1629 kommt das auf seinen mittleren Teil verkleinerte Gebiet an Schweden(, das ein dem Vorbild der hohen Gerichte in Turku von 1623 und Stockholm von 1614 bzw. des Reichs­kammergerichts von 1495 folgendes Ober­gericht in Dorpat einrichtet), 1710/1721 an Russland. 1918/1920 wird Livland zwischen Lettland und Estland geteilt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Bunge, F., Das liv- und estländische Privatrecht, Bd. 1f. 2. A. 1847f.; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Transehe-Roseneck, A. v., Zur Geschichte des Lehnswesens in Livland, 1903; Die altlivländischen Bauerrechte, hg. v. Arbusow, L., (in) Mitteilungen aus der livländischen Geschichte 23 (1924-1926), 1; Transehe-Roseneck, A. v., Die Entstehung der Schollenpflichtigkeit in Livland, (in) Mitteilungen aus der livländischen Geschichte 23 (1924-1926), 485; Niitema, V., Die undeutsche Frage in der Politik der livländischen Städte im Mittelalter, 1949; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,545, 3,2,2076; Hellmann, M., Livland und das Reich, 1989; Enrico di Lettonia, Chronicon Livoniae, hg. v. Bugiani, P., 2005; Herzog Albrecht von Preußen und Livland (1557-1560) - Regesten, bearb. v. Hartmann, S., 2006; Selart, A., Livland und die Rus‘ im 13. Jahrhundert, 2007; Siimets-Gross, H., Das Liv-, Est- und Curländische Privatrecht (1864/65) und das römische Recht, 2011; Hormuth, D., Livonia est omnis divisa in partes tres, 2012; Liv-, Est- und kurländisches Urkundenbuch, Abt. 1 Band 13 1472-1479, bearb. v. Mahling, M. u. a., 2017 (bis 1914 15 Bände, Lücke von 1472-1494 jetzt teilweise geschlossen), Bd. 14 (1480-1483) 2019

livländisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Baltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Livland betreffend

Livländischer Spiegel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wöreterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Baltische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die von einem unbekannten Verfasser vermutlich in dem 14. Jahrhundert geschaffene, ursprünglich mittelnieder­deutsche Bearbeitung des Sachsenspiegels für Livland. Der livländische Spiegel sondert 95 Artikel des Landrechts des →Sachsenspiegels (1221-1224) ganz und 72 teilweise aus und belässt nur 34 Artikel unverändert. Der livländische Spiegel folgt dem waldemar-erichschen Lehnrecht für Estland und dem ältesten livländischen Ritterrecht nach und wird in dem wiek-öselschen Lehnrecht als Buch 1-3 aufgenommen. Ansonsten wird er durch das mittlere livländische Ritterrecht verdrängt. Dieses geht über das livländische, estländische und kurländische Privatrecht von 1864 in das lettländische Zivilgesetzbuch von 1937 ein, das bis 1940 Geltung hat. S. Google

Lit.: Bunge, G., Einleitung in die liv-, est- und kurländische Rechtsgeschichte, 1849; Bunge, G. v., Altlivlands Rechtsbücher, 1879, 95; Leesmant, L., Über das Alter des livländischen Rechtsspiegels, ZRG GA 50 (1930), 171

Livres de Jostice et de Plet (mfrz., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bücher von Gerechtigkeit und Klage) sind eine französische →coutume aus der Gegend von Orléans um 1260, die bereits römisches Recht aufweist. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Rapetti, L., Li Livres de Justice et de Plet, 1850; Meijers, E., Études d’histoire du droit, Bd. 3 1959, 1

Lizentiat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314/1500 [Mittelniederländisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen aufgenommen, M.) ist der wissenschaftlich Gebildete, der die Prüfung der (lat. [F.]) licentia, Erlaubnis) bestanden hat. Der Lizentiat (und damit auch sein Lizentiat) steht zwischen (lat. [M.]) →baccalaureus (Knecht, Gehilfe) und (lat. [M.]) →doctor (Lehrer, Doktor). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 106; Knapp, T., Die Lizenz des Lizentiaten, ZRG GA 51 (1931), 524; Willoweit, D., Das juristische Studium in Heidelberg, (in) FS Universität Heidelberg, Bd. 1 1985, 85; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 65

Lizenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478/1481 [Füetrer] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Erlaubnis nach Bestehen der Prüfung zwischen Bakkalaureat und Doktorat

Locatio (lat. [F.]) conductio (lat. [F.] (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Hinstellung Wegführung) ist in dem römischen Recht der Mietvertrag bzw. Pachtvertrag (locatio conductio rei, entgeltliche Über­lassung einer unverbrauchbaren Sache zu Gebrauch bzw. Gebrauch und Fruchtziehung), der Dienstvertrag (locatio conductio operarum) und der Werkvertrag (locatio conductio operis). Die locatio conductio ist Konsensualvertrag und mit (lat. [N.]) →bonae-fidei-iudicium ausgestattet. In dem spätan­tiken römischen Recht wird sie wegen des Kolonats sachlich ziemlich bedeutungslos. S. Google

Lit.: Kaser §§ 38, 42; Söllner §§ 9, 17; Köbler, DRG 44f., 64, 215; Mayer-Maly, T., Locatio conductio, 1956; Plessis, P., Letting and Hiring in Roman Legal Thought, 2012

locare, locāre, lat., V., stellen, legen, setzen, vermieten, verpachten; Enn. (204-169 v. Chr.); E.: s. locus

locator, locātor, lat., M., Vermieter, Verpachter, Verpächter, Cic. (81-43 v. Chr.); E.: s. locāre, locus; Locator (lat. [M.]) ist in dem Hochmittelalter der vielfach tatsächlich bevorrechtigte Siedlungsunternehmer der Ostsiedlung, der später oft Gutsherr wird. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Kötzschke, R., Das Unternehmertum, 1894; George, R., Die Großunter­nehmer in der ostdeutschen Kolonisation, Diss. phil. Münster 1948; Menzel, J., Die schlesischen Lokationsurkunden des 13. Jahrhunderts, 1977

Loccenius, Johannes (1598-1677) wird nach dem Rechtsstudium in Helmstedt und Rostock 1625 Professor in Uppsala. In seiner (lat.) Synopsis (F.) iuris ad leges Sueticas accomo­data (Zusammenschau des Rechtes unter Bezug auf die schwedischen Gesetze) (1648) stellt er das römische Recht in Beziehung auf Schweden dar. S. Google

Lit.: Malmström, A., Juridiska fakulteten i Uppsala, 1985

Loch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Nordhausen] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Öffnung, Gefängnis

Locke, John (Wrington/Somerset 29. 8. 1632-Oates/Essex 28. 10. 1704) wird nach der Ausbildung an der Westminster School in London und dem Studium von Philosophie und Medizin in Oxford Lehrer und Berater auf der Grundlage der Vorstellungen Francis →Bacons. Nach vierjährigem Aufenthalt in Frankreich und sechsjährigem Exil in den Niederlanden entwickelt er 1690 die Erkenntnistheorie des Empirismus, die aus vielen einzelnen Erfahrungen allgemeine Zusammenhän­ge folgert. In seinen Two treatises of government (Zwei Abhandlungen über die Regierung, 1690) fordert er die Beschränkung der Macht des (nicht von Gott ableitbaren absoluten) Monarchen und daraus folgend die Teilung der Gewalt in dem Staat zu der Sicherung der persönlichen Freiheit und des Eigentums des Bürgers in Legislative (Gesetzgebung) und Exekutive (Ausführung der Gesetze). Allgemein setzt er sich für Freiheit, Toleranz und Aufklärung ein. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 148, 190; http://www.koeblergerhard.de­/Fontes/LockeJohnTwoTreatisesofGovernment1690.pdf; Euchner, W., Naturrecht und Politik bei John Jocke, 1969; Zwei Abhandlungen über die Regierung, hg. v. Euchner, W., 1977; Cranston, M., John Locke, 3. A. 1985; Ayers, M., Locke, 2002; Specht, R., John Locke, 2. A. 2007; Engels, J., Die Staatstheorie von John Locke als Ausgangspunkt eines modernen Verfassungsstaats, 2020

locuples, locuplēs, lat., Adj., begütert, reich, glaubwürdig, vollgültig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. locus, *plēre

locus, stlocus, lat., M., Ort, Platz (M.) (1), Stelle,  Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer

Lodovico Pontano (um 1409-1439, aus Gelehrtenfamilie in Umbrien, herausragender Professor des Rechtes in Bologna, Rom, Florenz und Siena, mit 30 Jahren an der Pest gestorben)

Lit.: Woelki, T., Lodovico Pontano (ca. 1409-1439), 2011

Logik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1275-1300 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das möglichst vernünftige an dem Verstand des Menschen ausgerichtete menschliche Erkenntnisverfahren. S. Google

Lit.: Hruschka, J., Das deontologische Sechseck bei Gottfried Achenwall, 1986 (SB Göttingen); Wolff, M., Abhandlung über die Prinzipien der Logik, 2. A. 2009; Wille, M., „alles in den Wind geschrieben“ – Gottlob Frege wider den Zeitgeist, 2020; Hüntelmann, R., Einführung in die formale Logik, 2021

Lohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Langobardischen (773) ab um 830 [Heliand] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) ist das (vereinbarte) Entgelt für eine Tätigkeit (oder einen Erfolg). Der Lohn findet sich außerhalb von personen­rechtlichen Abhängig­keitsverhältnissen. In der Geldwirt­schaft besteht er (vorwiegend) in Geld. Er kann von der Zeit oder von der Leistung abhängen. Besonders bedeutsam ist der Lohn in dem Arbeitsverhältnis. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Renzsch, W., Handwerker und Lohnarbeiter, Diss. Göttingen 1981; Kocka, J., Lohnarbeit und Klassenbildung, 1983; Schulz, K., Handwerksgesellen und Lohnarbeiter, 1985; Hachtmann, R., Industriearbeit im „Dritten Reich“, 1989; Klippel, D., Der Lohnarbeitsvertrag in Naturrecht und Rechtsphilosophie, (in) Geschichtliche Rechtswissen­schaft, hg. v. Köbler, G., 1990, 161; Wages and Currency, hg. v. Lucassen, J., 2007; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­­wort­schatzes, 2010; Selgert, F., Gerechter Lohn oder „Bourgeois Sinecure“? – Die Debatte um die Gewinnbeteiligung des Aufsichtsrats um 1900, (in) KZ 311 (2020), 70

Lohnfortzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) in dem Krankheitsfall ist die dem äußeren Anschein nach von dem Arbeitgeber, tatsächlich aber letztlich über den Preis der Waren des Unternehmers von dem Verbraucher getragene Fortzahlung des Lohnes eines Bediensteten trotz Krankheit in der Bundesrepublik Deutschland seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (27. 7. 1969, Entgeltfortzahlungs­ge­setz 1994). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 273

Lohnkämpfer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Lohnkampf -  nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegen Lohn handelnde, in Altertum, Frühmittelater und Hochmittelalter auftretende Zweikämpfer (beispielsweise bei den Langobarden 731).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Nottarp, H., Gottesurteils­studien, 1956, 296

Lohnsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die den →Lohn des Arbeitnehmers erfassende(, von dem Arbeitgeber unmittelbar an das Finanzamt abgeführte) →Steuer, deren erste Ansätze in Württemberg 1764 und in Preußen 1808 sichtbar werden. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 198; Baltl/Kocher H 6

Loi de Beaumont (franz. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegte sowie über das erschließbare Französische mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Recht von Beaumont) ist das Privileg des Erzbischofs von Reims für das von ihm zu einer Stadt erhobene Beaumont-en-Argonne, das allmählich auf mehr als 500 Orte erstreckt wird. S. Google

Lit.: Olivier-Martin, F., Histoire du droit Français, 2. A. 1951, §§ 118f.

Loisel, Antoine (Beauvais 1536-Paris 1617) wird nach dem Rechtsstudium in Toulouse (Cujas), Cahors, Bourges, Paris, Valence und Bourges Advokat. Um 1600 erarbeitet er die Institutes coutumières (gewohnheitsrechtlichen Einrichtungen) aus den verschiedenen französischen →coutumes, damit in dem Falle einer Lücke eines örtlichen Gewohnheits­rechts auf den Rückgriff auf das römische Recht verzichtet werden kann. S. Google

Lit.: Demasure, A., Antoine Loisel, 1876; Reulos, M., Étude sur l’esprit, les sources et la méthode des Institutes coutumières d’Antoine Loisel, Diss. jur. Paris 1935

Lokator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →locator

Lombarda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine in ihren ältesten Handschriften aus dem ausgehenden 11. Jahrhundert überlieferte, in Norditalien (Pavia?) ent­standene systematisierte, in drei Bücher geteilte Fassung des Stoffes des →Liber Papiensis. Die Lombarda wird bald kommentiert und um 1215 von →Karolus de Tocco umfangreich glossiert. S. Google

Lit.: Anschütz, A., Die Lombarda-Commentare des Ariprand und Alpertus, 1855; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadt-Kommune, 1967; Padoa Schioppa, A., La cultura giuridica, 1986, 219, Storia di Pavia 2; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Meyer, C., Langobardisches Recht nördlich der Alpen, (in) TRG 71 (2003), 387

Lombardei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - abgesehen von Lombard – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gebiet in Italien zwischen Alpen und Po mit dem Mittelpunkt →Mailand, das nach Kelten und Römern an dem Ende der Völkerwanderung (568) von →Langobarden erobert und besiedelt wird, in dem Hochmittel­alter aber in Herrschaften verschiedener →Kommunen (Städte beispielsweise Mailand, Parma, Pavia) zerfällt. 1714 gelangt es an dem Ende des spanischen Erbfolgekriegs an Österreich (Lombardo-Venetien, 1815 Lombardo-Venezia­ni­sches Königreich), 1859 nach der verlorenen Schlacht Österreichs gegen Sardinien-Piemont und Frankreich bei Solfe­rino an Sardinien und damit 1861 an Italien. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Lattes, A., Il diritto consuetudinario delle città lombarde, 1899; Darmstaedter, P., Das Reichsgut in der Lombardei und Piemont (568-1250), 1965; Jarnut, J., Bergamo, 1979; Mozzarelli, C., Sovrano, società e amministrazione locale nella Lombardia Teresiana, 1982; Chiappa Mauri, L., Paesaggi rurali di Lombardia, 1990; Massetto, G., Saggi di storia del diritto penale lombardo (secc. 16-17), 1994 (Aufsätze); Opll, F., Zwang und Willkür, 2010; Gamberini, A., The Clash of Legitimacies – The State Building Process in Late Medieval Lombardy, 2018

Lombarde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [Zürich] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (im Hochmittelalter) italienischer Kaufmann und Geldwechsler

Lit.: Piton, C., Les Lombards en France, 1892; North, M., Das Geld und seine Geschichte, 1994, 62ff.

Lombroso, Cesare (Verona 6. 11. 1835-Turin 19. 10. 1909), in einer jüdischen Familie geborener Professor für Gerichts­medizin in Pavia und Turin, sieht auf Grund experimenteller Betrachtungen in seinem 1876 erschienenen Werk L‘uomo delinquente (Der verbrecherische Mensch, Der Verbrecher in anthropologischer, ärztlicher und juristischer Beziehung) die Ursache von Verbrechen in angeborenen und erblichen physio-psychi­schen Abweichungen des Täters von der Normalität, was zumindest fragwürdig ist. S. Google

Lit.: Bulferetti, L., Cesare Lombroso, 1975; Die Kriminalanthropologie Cesare Lombrosos, hg. v. Picotti, L. u. a., 2015; Menne, J., Lombroso redivivus, 2017

London (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) an der Themse erscheint 61 n. Chr. als römisches Lager Londinium. In dem 12. Jahrhundert wird es Vorort Englands. 1829 erhält es eine Universität. S. Google

Lit.: Weinbaum, M., Verfassungsgeschichte Londons 1066-1268, 1929; Weinbaum, M., London unter Eduard I. und II., Bd. 1f. 1933; London possessory assizes, a calendar, hg. v. Chew, H., 1965; Baker, T., Medieval London, 1970; Sheppard, F., London, 1998; Rexroth, F., Das Milieu der Nacht, 1999; Shore, H., Artful Dodgers, 1999; Fahrmeir, A., Ehrbare Spekulanten, 2003; Barron, C., London in the later Middle Ages, 2004; Tucker, P., Law courts and Lawyers in the City of London 1300-1550, 2007; Münch, P., Pest und Feuer, (in) HZ 288 (2009), 93; The London Customs Accounts 24 Henry VI (1445/1456), hg. v. Jenks, S., 2017 (erster von 40 geplanten Bänden)

Longi temporis praescriptio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem klassischen römischen Recht die 199 n. Chr. aus provinzieller Praxis heraus aner­kannte, auch Nichtrömern offene Einrede langer Zeit, bei der ungestörter Eigenbesitz nach rechtmäßigem Beginn (lat. iustum initium [N.]) während 10 Jahren (inter praesentes, unter Anwesenden) bzw. 20 Jahren (inter absentes, unter Abwesenden) eine eigentumsähnliche Stellung an unbe­weglichen und beweglichen Sachen verschafft. In dem spätantiken Westen ver­drängt die longi temporis praescriptio von 40 bzw. 30 Jahren die →Ersitzung. Justinian verbindet die longi temporis praescriptio von 10 bzw. 20 Jahren mit Grundstücken (aus­genommen vor allem Kirchengut und Fiskalgut) in Gegensatz zu der (lat. [F.]) →usucapio bei beweglichen Sachen. Bei Justinian (527-565) erfordert die (lat.) longissimi temporis praescriptio keine iusta causa und ist auch an gestohlenen Sachen möglich. S. Google

Lit.: Kaser §§ 4 III, 15 III 2, 25 III, 28 II, 31 III 4; Köbler, DRG 40, 61; Nörr, D., Die Entstehung der longi temporis praescriptio, 1969

López de Tovar, Gregorio (1496-1560) wird nach dem Studium von Recht und Philosophie in Salamanca Bürgermeister, Verwalter, Anwalt, Richter und Rat. 1555 veröffentlicht er die →Siete Partidas in einer klareren Fassung. S. Google

Lit.: Martínez Cardos, J., Gregorio López de Tovar, 1960

Lord (engl. [M.], (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altenglische und in den Bestandteilen das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Herr, Baron

Lit.: Powell, J./Walles, K., The House of Lords, 1968

Lornsen, Uwe Jens (Keitum auf Sylt 18. 11. 1793- bei Collonge-Bellerive 11./12. 2. 1838 Selbsttötung) Studium Rechtswissenschaft Univ. Kiel, Jena, Mitgründer Burschenschaft Jena, 1820 Staatsdienst Dänemark, Kanzlei Kopenhagen, 1830 Landvogt Sylt, 1831 Amtsenthebung (Forderung nach Abtrennung Schleswigs und Holsteins von Dänemark), Festungshaft, Übersiedelung nach Rio de Janeiro, Rückkehr nach Vaulnavay, 1837 Genf, 1838 Freitod, s. Google

Lit.: Jensen, J., Zwei Sylter Riesen im 19. Jahrhundert, 1998

Lorsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google)

Lit.: Die Reichsabtei Lorsch, hg. v. Knöpp, F., 1973; Codex Laureshamensis (Faksimileausgabe), 2002; Aktuelle Forschungen zum ehemaligen Reichs- und Königskloster Lorsch, hg. v. Ericsson, I. u. a., 2004; Neundörfer, D., Studien zur ältesten Geschichte des Klosters Lorsch, 2016

Los (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein Mittel zu der Bestimmung eines Umstands durch Zufall. Es ist sachlich bereits dem Altertum (biblische Landteilung) und den Germanen bekannt (Tacitus, Germania 10, 26). Selbst in der Gegenwart entscheidet beispielsweise bei Stimmengleichheit oft das Los. In dem Privatrecht ist Los eine Urkunde über eine auf einen Spielvertrag gegründete Gewinnchance. S. Google

Lit.: Homeyer, C., Über das germanische Losen, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1853; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Krenz, U., Modelle der Nachlassteilung, 1994

Lösegeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1344 [Clarenberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die für eine Befreiung eines Menschen aus Gefangenschaft erforderliche Geldsumme. Das Lösegeld findet sich sachlich bereits in 3. Moses 25, 49 und ist auch dem römischen Recht bekannt. In der Neuzeit bilden sich Kataloge für Lösegelder entsprechend dem militärischen Rang des Gefangenen aus. S. Google

Lit.: Felgenträger, W., Antikes Lösungsrecht, 1933, Neudruck 2020; Erler, A., Der Loskauf Gefangener, 1978; Kostrro, A., Hostages in Middle Age, 2012; Witowski, J., Ehering und Eisenkette – Lösegeld- und Mitgiftzahlungen, 2016

lösen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) lose machen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Befreiung

Lösungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist allgemein das Recht, sich von einer Rechtsfolge (durch Geldleistung) zu befreien. Das Lösungsrecht der Juden ist das den Juden in dem Mittelalter durch Privileg gewährte Recht, gestohlene Sachen, die sie erworben oder zu Pfand erlangt haben, zu behalten, sofern sie nicht Ersatz des Kaufpreises oder der Schuldsumme bekommen. →Hehler

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Felgenträger, W., Antikes Lösungsrecht, 1933, Neudruck 2020; Feenstra, R., Zum Ursprung des Lösungsrechts, (in) FS G. Kisch, 1955, 237; Völkl, A., Das Lösungsrecht von Lübeck und München, 1991; Winter, M., Das Lösungsrecht nach gutgläubigem Erwerb, 2014

Lothar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (III.) von Süpplingenburg oder Supplinburg hei Helmstedt (Anfang Juni 1075-bei Breitenwang in Tirol 3./4. 12. 1137) ist der ohne männlichen Erben verstorbene deutsche König (1125) bzw. Kaiser (1133) zwischen →Saliern (1125) und →Staufern (1137). Er hält sich überwiegend in dem Norden auf und fördert die →Ostsiedlung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 93, 143; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft unter Lothar III., 1969; Gross, T., Lothar III. und die mathildischen Güter, 1990; Hermann, O., Lothar III. und sein Wirkungsbereich, 2000; Nicht Ruh’ im Grabe ließ man euch, hg. v. Henkel, T., 2012

Lotharingien →Lothringen

lotharisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Name Lothar – als Ansatz – nicht belegt) Lothar betreffend

Lotharische Legende (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem 16. Jahrhundert (Carion, Johannes, Chronica, hg. v. Melanchthon, P., 1532) belegte Legende, dass Kaiser →Lothar (III.) von Süpplingenburg das römische Recht 1135 nach der Eroberung Amalfis durch ein Gesetz in Deutschland eingeführt habe. Sie wird 1643 durch Hermann →Conring (1606-1681) in der Schrift (lat.) De origine iuris Germanici (Von dem Ursprung des deutschen Rechtes) widerlegt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 142; Jori, A., Hermann Conring (1606-1681), 2006; Prietz, F., Das Mittelalter im Dienst der Reformation – die Chronica Carions und Melanchthons von 1532, 2014

Lotharius ist ein aus Cremona stammender, 1201 in den Rat des Königs Frankreichs berufener, 1208 zu dem Erzbischof Pisas aufge­stiegener Glossator, von dem wenige Glossen stammen. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 240

Lothringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das an das 843 nach dem Tode Kaiser Ludwigs des Frommen gebildete Mittelreich Kaiser Lothars I. bzw. das hieraus durch weitere Teilung entstandene, nie wirkliche lotharingische Identität erlangende Königreich seines Sohnes Lothar II. (855-869) erinnernde Gebiet (Lotharingien) an Mosel und Nie­derrhein (Herzogtum bis 939, Teilung in Oberlothringen und Niederlothringen 959). Es gelangt 1648 bzw. 1738/1766 (Verzicht Herzog Franz Stephans)/1801 (Verlust von Sitz und Stimme in dem Reichstag) an Frankreich und nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/1871-1919 nochmals vorübergehend (Reichsland Elsass-Lothrin­gen) an das Deutsche Reich. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 131; Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen zum deutschen Reich, Diss. jur. Straßburg 1892; Parisot, R., Royaume de Lorraine, 1898; Opel, H., Die Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens (925) zum deutschen Reich gekommenen Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Bonnaud-Delamare, R., Les plaids annaux à Lixheim au 18ème siècle, ZRG GA 80 (1963), 118; Hlawitschka, E., Lothringen, 1986; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium, 1973; Thomas, H., Die lehenrechtlichen Beziehungen des Herzogtums Lothringen, (in) Rhein. Vjbll. 38 (1974), 166; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 1979ff.; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert, 1990; Lotharingia, hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien, 1996; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen Reich, 2010; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J. u. a., 2014; Lotharingien und das Papsttum im Frühmittelalter, hg. v. Herbers, K. u. a., 2017

Lotmar, Philipp (Frankfurt am Main 8. 9. 1850-Bern 29. 5. 1922), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg, Göttingen (Ihering) und München (Brinz) 1888 Professor in Bern und begründet mit seinem Buch „Der Arbeitsvertrag nach dem Privatrecht des deutschen Reichs“ (Bd. 1f. 1902ff.) die Wissenschaft des Arbeitsrechts mit. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Lotmar­PhilippDerArbeitsvertragnachdemPrivatrechtdesDeutschenReiches­1902Bd1.pdf; Lotmar, P., Schriften zu Arbeitsrecht, Zivilrecht und Rechtsphilosophie, hg. v. Rückert, J., 1992; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H., 1993, 331; Gasser, C., Philipp Lotmar, 1997; Forschungsband Philipp Lotmar (1850-1922), hg. v. Caroni, P., 2003; Philipp Lotmar – letzter Pandektist oder erster Arbeitsrechtler?, hg. v. Fargnoli, I., 2014

Lotterie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1550? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Niederlande] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar sowie 1518 aus dem Neuniederländischen aufgenommen, F.) ist das in Form bestimmter Verträge betriebene Spiel. Die Lotterie ist sachlich bereits in dem römischen Altertum bekannt. Seit 1444 (Niederlande) finden erneut Lotterien statt. Zeitweise werden sie bekämpft (19. Jahrhundert). S. Google

Lit.: Endemann, F., Beiträge Geschichte der Lotterie, 1889; Korte, S., Das staatliche Glücksspielwesen, 2004

Löwen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.,  Leuven, Louvain) an der Dijle erscheint in dem 12. Jahrhundert als ummauerter Ort. 1425/1426 wird es Sitz einer an dem Ende des 18. Jahrhunderts (1793) geschlossenen, 1834 neu­gegründeten (katholischen) Universität. 1970 kommt eine zweite Universität hinzu. S. Google

Lit.: Uytven, R. van, Leuven, 1980; Roegers, J./Lamberts, E., De universiteit te Leuven, 1988; Leuven, 500 jaar universiteit, 1976; Geschiedenis van de Leuvense rechtsfaculteit, hg. v. Stevens, F./Tillemann, B./Waelkens, L., 2014

Löwenstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google)

Lit.: Fritz, G., Die Geschichte der Grafschaft Löwenstein, 1986

Loyola, Ignatius von (1491-Rom 31. 7. 1556) Jesuitenorden, s. Google

Lübeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt,  N.) an der Trave ist die in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erstmals erwähnte Sied­lung, die nach Erhebung zu einer (lat. civitas, F.) Stadt durch Graf Adolf II. von Holstein unter traveaufwärtiger Verlegung und bedeutender Förderung durch Heinrich den Löwen 1226 Reichsstadt wird. Lübecks Recht wird um 1225 lateinisch und um 1240 mittel­niederdeutsch aufge­zeichnet (→lübisches Recht). An dem 1. 4. 1937 verliert Lübeck durch Reichsgesetz seine Selbständigkeit innerhalb des Deutschen Reiches zugunsten →Preußens. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Michelsen, A., (Oberhof), 1839; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, Bd. 1ff. 1843ff.; Freund, R., Aufklärung einiger bemer­kenswerter Irrtümer bezüglich der Interpretation einzelner Artikel des ältesten lübischen Stadtrechts, ZRG GA 3 (1882), 153; Das Lübecker Oberstadtbuch, hg. v. Rehme, P., 1895; Rehme, P., Die Lübecker Grundhauern, 1905; Loening, O., Grunderwerb und Treuhand in Lübeck, 1907; Lübische Forschungen 1922; Fehling, E., Lübeckische Ratslinie, 1925, Neudruck 1978; Winterfeld, L. v., Versuch über die Entstehung des Marktes und den Ursprung der Ratsverfassung in Lübeck, (in) Zeitschrift des Vereins für lübeckische Geschichte 25 (1929), 365; Brandt, A. v., Der Lübecker Rentenmarkt von 1320-1350, 1935; Rörig, F., Heinrich der Löwe und die Gründung Lübecks, (in) DA 1 (1937), 408; Ebel, W., Forschungen zur Geschichte des lübischen Rechts Teil 1, 1950; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, (1951); Das mittelniederdeutsche Stadtrecht von Lübeck nach seinen ältesten Formen, hg. v. Korlén, G., 1951; Ebel, W., Bürgerliches Rechtsleben zur Hansezeit in Lübecker Ratsurteilen, 1954; Ebel, W., Lübecker Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Asch, J., Rat und Bürgerschaft in Lübeck 1598-1669, 1961; Brandt, A., Regesten der Lübecker Bürgertestamente, Bd. 1 1964; Civilitates, Lübecker Neubürgerlisten 1317-1356, hg. v. Ahlers, O., 1967; Kranz, E., Die Vormundschaft im mittelalterlichen Lübeck, Diss. jur. Kiel 1967; Krause, U., Die Geschichte der Lübecker Gerichtsverfassung, Diss. jur. Kiel 1967; Dahl, H., Lübeck im Bundesrat, 1969; Fuchs, H., Privilegien oder Gleichheit, Diss. phil. Kiel 1971; Hohnsbein, G., Das Strafverfahren Lübecks im 19. Jahrhundert, 1971; Haberland, H., Der Lübecker Renten- und Immobilienmarkt in der Zeit von 1285-1315, 1974; Ende, B. am, Studien zur Verfas­sungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975; Lübeck 1226, hg. v. Ahlers, O. u. a., 1976; Ebel, W., Jurisprudencia Lubecensis, 1980 (1342 Titel); Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im mittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980; Weniger, A., Die Finanzverwaltung Lübecks im 19. Jahrhundert, 1982; Blunk, M., Der Handel des Lübecker Kaufmannes Johan Glandorp an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, 1985; Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und Hansestadt Lübeck, 1986; Lübeckische Geschichte, hg. v. Graßmann, A., 1988, 2. A. 1989, 3. A. 1997, 4. A. 2008; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck, 2002; Prange, W., Vikarien und Vikare in Lübeck bis zur Reformation, 2003; Societates. Das Verzeichnis der Handelsgesellschaften im Lübecker Niederstadt­buch 1211-1361, hg. v. Cordes, A. u. a., 2003; Das Lübecker Niederstadtbuch 1363-1399, bearb. v. Simon, U., 2006; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justiz­verfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Grundlagen für ein neues Europa, hg. v. Lück, H. u. a., 2007; Meyer, G., Besitzende Bürger und elende Sieche, 2010 (1618 Testamente zwischen 1400 und 1449, 1,5 Prozent Frauen); Amelsberg, W., Die samende im lübischen Recht, 2011; Möbius, S., Das Gedächtnis der Reichsstadt, 2012; Tirtasana, N., Der gelehrte Gerichtshof, 2012; Prange, W., Bischof und Domkapitel zu Lübeck, 2014; Seggern, H. v., Quellenkunde als Methode – Zum Aussagewert der Lübecker Niederstadtbücher des 15. Jahrhunderts, 2015; Oestmann, P., Zur Gerichtspraxis im 19. Jahrhundert – Ein Schmuggeleiprozess am Oberappellationsgericht Lübeck – Einführung und Edition, 2019; Kellermann, S., Carl Wilhelm Pauli (1792-1879) – ein bemerkenswerter Lübecker Jurist, 2020; Höhn, P., Kaufleute in Konflikt – Rechtspluralismus, Kredit und Gewalt im spätmittelalterlichen Lübeck, 2021

lübisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [Wismar] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Lübeck betreffend

Lübisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. ius [N.] Lubicense, 1188) ist das von der Stadt →Lübeck geschaffene und auf etwa 100 andere Städte (beispielsweise Rostock, Wismar, Kiel, Stralsund, Elbing, Reval, Memel) übertragene (Stadt-)Recht. Seit der Neuzeit geht sein Einfluss dadurch zurück, dass die umliegenden Landesherren die →Appellation nach Lübeck verbieten. Das revidierte lübeckische Stadt­recht von 1586 gilt bis Ende 1899, lübisches Recht überhaupt in Reval bis 1945. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Wolff, O., Das lübsche Recht in der Stadt Kiel, 1898; Funk, M., Die lübischen Gerichte, ZRG GA 26 (1905), 53, 27 (1906), 61; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1950; Ebel, W., Lübisches Recht, Bd. 1 1971; Ebel, W., Erbe, Erbgut und wohlgewonnen Gut im lübischen Recht, ZRG GA 97 (1980), 1; Ebel, W., Jurisprudentia Lubecensis, 1980; Das lateinische lübische Recht in der schlesisch-polnischen Fassung des 13. Jahrhunderts, hg. v. Ebel, F./Schelling, R., ZRG GA 110 (1993), 93; Der Revaler Kodex des lübischen Rechts 1282, hg. v. Kala, T., 1998; Ullrich, S., Untersuchungen zum Einfluss des lübischen Rechts, 2008; Kämpf, T., Das Revaler Ratsurteilsbuch, 2013

Lublin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Hoff, E., Lublins Gründungshandfesten zu deutschem Recht 1317/1342, 1942; Gebhard, J., Lublin, 2006

Luca, Giovanni Battista de (Venosa/Süditalien 1614-Rom 5. 2. 1683) wird nach dem Studium des Rechtes in Rom Rechtsanwalt und Kardinal, s. Google

Lit.: Dani, A., Un’immagine secentesca del diritto commune, 2008

Lucas de Penna ist ein in Penna bei Pescara um 1320 geborener, in Neapel ausgebildeter praktisch tätiger und um 1390 verstorbener Jurist (Kommentar zu den tres libri Codicis, de iuris interpretatione, de praesumptionibus iuris). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 742

Lucca ist eine auf etruskischen und römischen Siedlungen aufbauende Stadt in der Toskana, die 1119 frei wird. 1314 gelangt Lucca an Pisa, wird 1370 aber nochmals frei. 1805 gibt Napoleon Lucca an seine Schwester, 1815 fällt Lucca als Herzogtum an Maria Luise von Etrurien, deren Sohn es 1847 an →Toskana gibt, das 1860 in Sardinien-Piemont und damit 1861 in Italien aufgeht. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schwarzmaier, H., Lucca und das Reich, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur zur neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,168, 3,1,168; Lucca e l’Europa, hg. v. Mazzei, R. u. a., 1990; Meyer, A., Ser Ciabattus, 2005 (rund 930 Imbreviaturen); Bratchel, M., Medieval Lucca, 2008

Lucerna (F.) iuris (lat. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (Leuchte des Rechtes) ist eine hervorhebende Bezeichung für →Irnerius.

Lit.: Köbler, DRG 106

Lücke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL [Otfrid] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [Bern] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das oft unerwartete Fehlen einer Gegebenheit wie beispielsweise eine Zahnlücke, eine Zaunlücke oder eine Gesetzeslücke).

Lit.: Canaris, C., Die Festsstellung von Lücken im Gesetz, 1964; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2020 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004

Ludewig, Johann Peter (Hohenhard 15. 8. 1668-Halle 7. 9. 1743) wird nach dem Studium von Theologie, Philologie und Recht in Halle (Stryk) Professor für Philosophie (1695), Historiograph (1704) und Professor der Rechtswissenschaft (1705). Er bearbeitet in erster Linie die Geschichte der staatlichen und staatsrechtlichen Entwicklung (Reichs­historie) aus preußischer Interessenlage (Entwurf der Reichshistorie, 1707). S. Google

Lit.: Wideburg, F., De vita et scriptis J. P. de Ludewig, 1757; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 302; Ludwig, W., Der zweite Hallesche Universitätskanzler Johann Peter von Ludewig, 1995

Ludovicus Bologninus ist der in Bologna 1446 geborene und ausgebildete, ab 1468 in Bologna, Ferrara und Bologna lehrende, vielfach praktisch tätige, in Florenz 1508 verstorbene Jurist (interpretationes, repeti­tio­nes, consilia, Auslegungen, Wiederholungen, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 867

Ludwig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit (Chlodwig und) Ludwig dem Frommen (Casseneuil 778-Ingelheim 20. 6. 840) ein Leitname der Herrscher der Franken und davon abgeleitet Frankreichs. S. Google

Ludwig XIV. (Saint-Germain-en-Laye 5. 9. 1638-Versailles 1. 9. 1715), König von Frankreich seit 1643 (Sonnenkönig), steigert (trotz vieler lebenslanger körperlicher Beschwerden) die sich auf spätmittelalterlich-italienische Ansätze (→Machiavelli) stützende Lehre von der uneingeschränkten Herrschaft des Herrschers zu einem fast religiösen Dogma (→Absolutismus). An dem Ende seiner auch von Eroberungskriegen (1667-1697) gekennzeich­neten Regie­rungs­zeit steht Frankreich trotz merkantilistischer Politik vor dem Bankrott. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 149; Scheswig, B., Ludwig XIV., 1986; Malettke, K., Ludwig XIV., 1994; Hasquin, H., Louis XIV face à l’Europe du Nord, 2005; Wrede, M., Ludwig XIV., 2015; Dreyer, R., Ludwig XIV., 2016; Tischer, A., Ludwig XIV., 2016; Ludwig XIV, hg. v. Deflers, I. u. a., 2018

Ludwig (IV.) der Bayer (Ende 1281?-Puch bei Fürstenfeldbruck 11. 10. 1347) aus dem Geschlecht der →Wittelsbacher ist deutscher König (1314) und Kaiser (1328). Mit Hilfe des Kurvereins von →Rhens und des Reichsgesetzes (lat.) →Licet iuris versucht er die Durchsetzung seiner politischen Vorstellungen gegenüber dem Papst. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 101; Fischer, J., Das ältere Rechtsbuch Ludwig des Bayern, 1908; Riedner, O., Die Rechtsbücher Ludwigs des Bayern, 1911; Moeller, R., Ludwig der Bayer und die Kurie, 1914; Lieberich, H., Kaiser Ludwig der Baier als Gesetzgeber, ZRG GA 76 (1959), 173; Schwöbel, H., Der diplomatische Kampf zwischen Ludwig dem Bayern und der römischen Kurie, 1968; Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern, Bd. 1ff. 1991ff.; Benker, G., Ludwig der Bayer, 1980; Thomas, H., Ludwig der Bayer, 1993; Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern, hg. v. Acht, P., 1995ff.; Kaiser Ludwig der Bayer, hg. v. Nehlsen, H./Hermann, G., 2002; Clauss, M., Ludwig IV. der Bayer, 2014

Ludwig (II.) der Deutsche (Aquitanien? um 806-Frankfurt am Main 28. 08. 876) war als Enkel (Kaiser) Karls (des Großen) und Sohn Ludwigs des Frommen von 846 bis 876 König in dem östlichen Teil des fränkischen Reiches. S. Google

Lit.: Bigott, B., Ludwig der Deutsche und die Reichs­kirche im ostfränkischen Reich, 2002; Hartmann, W., Ludwig der Deutsche, 2002; Ludwig der Deutsche und seine Zeit, hg. v. Hartmann, W., 2004; Goldberg, E., Struggle for Empire, 2006

Ludwig (I.) der Fromme (Casseneuil 778-Ingelheim 20. 6. 840) ist der Sohn und noch lebzeitiger Nachfolger Karls (des Großen) als Kaiser (813) des fränkischen Reiches. Von ihm dürften 417 Texte, 98 Originale und rund 200 verlorene Urkunden nachweisbar sein. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 83; Schmitz, G., Die Kapitulariengesetzgebung Ludwigs des Frommen, (in) DA 42 (1986), 471; Charlemagne’s Heir, hg. v. Godman, P. u. a., 1990; Boshof, E., Ludwig der Fromme, 1996; Depreux, P., Prosopographie de l’entourage de Louis le Pieux, 1997; Landau, P., Ludwig der Fromme als Gesetzgeber, (in) FS G. Kleinheyer, 2001, 371; Jong, M. de, Epitaph for an Era – Politics and Rhetoric in the Carolingian World, 2019

Luft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert? [Regensburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein von der Natur vorgegebenes, für viele Lebewesen lebenswichtiges, von dem Menschen seit dem 20. Jahrhundert zunehmend vorwiegend durch Verbrennungsvorgänge folgenreich verschmutztes Gasgemisch auf der Erde. →Stadtluft

Lit.: Fischer, A., Luftverkehr zwischen Markt und Macht (1919-1937), 2003; Ausschüsse für Luftrecht, Luftschutzrecht, Kraftfahrzeugrecht und Rundfunk­recht, hg. v. Schubert, W., 2009

Luft macht frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.) →Stadtluft

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 231 (Grimm)

Luftrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das Recht des Luftverkehrs, das sich in dem 20. Jahrhundert entwickelt. →Gefährdungshaftung

Lit.: Schwenk, W., Handbuch des Luftverkehrsrechts, 1981; Helm, S., Die Deutsche Lufthansa AG, 1999; Fischer, A., Luftverkehr zwischen Markt und Macht (1919-1937), 2003; Bethkenhagen, K., Die Entwicklung des Luftrechts, 2004; Budrass, L., Adler und Kranich – Die Lufthansa, 2016

Lüge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bewusst unwahre Aussage oder Behauptung (beispielsweise E sagt zu F, D habe einen Antrag gestellt, obwohl E, wie er selbst bestens weiß, selbst den Antrag gestellt hat). Die Lüge ist geschichtlich wohl ungefähr so alt wie die Wahrheit. Die einfache Lüge ist meist als Zug menschlicher Schwäche rechtlich nicht besonders bedeutsam, doch kann die Lüge Teil eines Betrugs oder eines anderen rechtlich erheblichen Sachverhalts bzw. Tatbestands sein. →Gegen den Lügner.

Lit.: Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1988; Dietzsch, S., Kleine Kulturgeschichte der Lüge, 1997; Lügen und Betrügen, hg. v. Hochadel, O. u. a., 2000; Kulturen der Lüge, hg. v. Mayer, M., 2003; Corran, E., Lying and Perjury in Medieval Practical Thought, 2019

lügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bewusst die Unwahrheit sagen

Lügenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu lügenstrafen, Lügenstrafer, Lügenstraferin und Lügenstrafung nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1513 [Schwaben] in sechs Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in der frühen Neuzeit eine Strafe für das Lügen oder das Verweigern einer Aussage in einem Strafprozess. Die Lügenstrafe tritt in dem 18. Jahrhundert an die Stelle der →Folter. Sie besteht meist in einer Prügelstrafe. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Lügenstrafe aufgegeben. S. Google

Lit.: Mauß, D., Die „Lügenstrafe“ nach Abschaffung der Folter ab 1740, Diss. jur. Marburg 1974

Lund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) wird 1019 von dem König von Dänemark gegründet. 1048 wird es Sitz eines Bischofs, 1103 (bis 1516) Sitz eines Erzbischofs. 1658 kommt es an Schweden, erhält 1668 eine Universität und ist von 1716 bis 1718 Residenz­stadt. S. Google

Lit.: Blomqvist, R., Lund, 1951; Den historika skolan och Lund, hg. v. Modéer, K., 1982

Lüne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1171)

Lit.: Urkundenbuch des Klosters Lüne, hg. v. Brosius, D., 2011 (712 Urkunden, davon 536 Originale in dem Archiv in Lüne, bis etwa 1350 lateinisch)

Lüneburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Ilmenau ist eine landesfürstliche und für das zugehörige Herzogtum namengebende Stadt, deren Rechtsstellung zeitweise der einer freien Reichsstadt ähnelt. 1577 wird das Stadtrecht reformiert.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2; Chur-Braunschweig-Lüneburgische Landesordnungen, Bd. 1ff. 1739ff.; Pappenheim, M., Scheinbuße und Selbsturteil, ZRG GA 29 (1908), 334; Reinecke, W., Die Straßennamen Lüneburgs, 1914, 5. A. 2007; Haase, C., Das Lüneburger Stadtrecht, Aus Lüneburgs Vergangenheit 1956, 67; Rabe, D., Die Lüneburger Stadtrechts­reformation (1577-1583), Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Thurich, E., Die Geschichte des Lüneburger Stadtrechtes, 1960; Arnswaldt, C., Die Lüneburger Ritterschaft, 1969; Mörke, O., Rat und Bürger, 1983; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, 2001; Scharnhop, C., Das Lüneburger Notariat im 19. Jahrhundert, 2011

Lunéville (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,N.) ist der nahe Nancy in Lothringen gelegene Ort des an dem 9. 2. 1801 zwischen Frankreich und Österreich ge­schlossenen Friedensvertrags, in dem Öster­reich seine Vorherrschaft in Italien verliert und die Batavische Republik (Holland), die Helvetische Republik (Schweiz) und die Cisalpinische Republik (Norditalien) aner­kennt. Die geschädigten deutschen Reichs­fürsten sollen dafür in dem Gebiet rechts des Rheins entschädigt werden. S. Google

Lit.: Knecht, I., Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803, 2007, 43ff.

Lünig, Johann Christian (Schwalenberg in Lippe 14. 10. 1662-Leipzig 14. 8. 1740) wird nach dem Rechtsstudium in Helmstedt und Jena Hof­meister, Amtmann und vierzig Jahre Stadtschreiber Leipzigs. Er ver­öffentlicht zahlreiche Quellen zu Staatsrecht und Staatenkunde (u. a. Teutsches Reichs­archiv). S. Google

Lit.: Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 235, 265, 309; Friedrich, S., Drehscheibe Regensburg, 2007

Lupold von Bebenburg (Bebenburg [Bemburg] bei Schwäbisch Hall in Württemberg um 1300-Bamberg 28. 10. 1363), Reichsministerialensohn, wird nach dem Studium des Kirchenrechts und der Promotion in Bologna (1316, Johannes Andreae) Offizial (Domherr) in Würzburg (1332) und Mainz und nach der 1351 erfolgten Lösung aus dem Bann des Papstes (von 1338) 1353 Bischof von Bamberg. Sein kaiserfreundlicher (lat.) Tractatus (M.) de iuribus regni et imperii (1339, Abhandlung von den Rechten des König­tums und Kaisertums) entwickelt eine eigenständige Reichstheorie, die einem Reichs­kaisertum ein auf göttliches Recht gegrün­detes Weltkaiser­tum gegenüberstellt, und spricht dem deutschen Kaisertum Unab­hängigkeit von dem römischen (päpstlich verliehenen) Kaisertum zu. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Meyer, H., Lupold von Bebenburg, 1909; Wolf, E., Große Rechtsdenker, 1939, 4. A. 1963, 30; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Politische Schriften des Lupold von Bebenburg, hg. v. Miethke, J. u. a., 2004; Lupold von Bebenburg, De iuribus regni et imperii, hg. v. Miethke, J., 2005; Miethke, J., Macht und Recht im 14. Jahrhundert, 2012

Luschin von Ebengreuth, Arnold (Lemberg 26. 8. 1841-Graz 6. 12. 1932) wird nach dem Rechtsstudium 1873 außerordentlicher Pro­fessor und 1881 ordentlicher Professor der österreichischen und deutschen Reichs- und Rechtsgeschichte in Graz. 1896 veröffentlicht er eine österreichische Reichsgeschichte. S. Google

Lit.: Puntschart, P., Arnold Luschin von Ebengreuth, ZRG GA 53 (1933), XXIX

Lusitaner (Lusitanier, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, M.) ist der Angehörige eines ibero-keltischen, 15 v. Chr. unter die Herrschaft der Römer, in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts der →Westgoten und seit 712 der →Araber gekommenen Volkes in dem späteren →Portugal.

Lit.: Tovar, J., Iberische Landeskunde, Bd. II 2 1976

Lust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398/1407 Iglau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Begierde, daneben weiterer Ansatz ab erste Hälfte 9. Jh. belegt, nicht häufig, F.) Gehör, Lauschen

Luther, Martin (Eisleben 10. 11. 1483-Eisleben 18. 2. 1546), Bergmannssohn, wird nach kurzem Studium des Rechtes und (nach einem Bekehrungserlebnis) der Theologie in Erfurt Theologe und Professor in Wittenberg (1512 doctor theologiae). Durch seine 95 Thesen (31. 10. 1517) wird er zu dem (erfolglosen) Reformator der katholischen Religion und (einigermaßen erfolgreichen) Stifter des Protestantismus. Er gründet die Erlösung des Menschen statt auf zuletzt käufliche, gute Werke (Ablasskauf) auf die göttliche Gnade. Er rechnet zu dem (lat.) ius (N.) divinum (gött­lichen Recht) nur das Predigtamt, die Taufe, das Abendmahl und die Sündenvergebung. Dem Vollzug dient das menschliche Kir­chenrecht (Amt, Dienst, Abgabe u. s. w.). Sprachge­schichtlich ist seine, mehr in der Mitte als in dem oberdeutschen Süden angesiedelte, das Neu­hochdeutsche wesentlich prägende Über­setzung der Bibel in das Deutsche besonders bedeutsam (neues Testament September 1522, Fertigstellung der gesamten Übersetzung 1534, etwa 500000 Exemplare). Ein Register zu dem Werk Luthers ist in dem Aufbau (2011 rund 1300 Lemmata http://hypermedia.ids-mannheim.de/pls/elexiko/p4_, ein Wörterbuch zu Martin Luthers deutschen Schriften, hg. v. Bebermeyer, R. u. a., steht nach em Internet 2021 anscheinend in Band 2, Lieferung 11 bei Kerl-klagen). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 129; Kritische Gesamtausgabe der Werke 1883-2009; Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Ebeling, G., Luther, 1964, 6. A. 2017; Luther und die Obrigkeit, hg. v. Wolf, G., 1972; Mayer, H., Zur Naturrechtslehre des Luthertums, (in) FS H. Welzel, 1974, 65; Günter, W., Martin Luthers Vorstellung von der Reichsverfassung, 1976; Heckel, M., Luther und das Recht, (in) NJW 1983, 2521; Lohse, B., Martin Luther, 3. A. 1997; Leppin, V., Martin Luther, 2006, 2. A. 2015, 3. A. 2017; Leppin, V., Luther privat, 2006; Korsch, M., Martin Luther, 2. A. 2007; Fundsache Luther, hg. v. Meller, H., 2008; Lexutt, A., Luther, 2008; Luther Handbuch, hg. v. Beutel, A., 2. A. 2010, 3. A. 2017 (64 Einzelartikel); Martin Luther, hg. v. Korsch, D. u. a., 2010; Hamm, B., Der frühe Luther, 2010; Kaufmann, T., Luthers Judenschriften, 2011; Schilling, H., Martin Luther. 2012; Wippermann, W., Luthers Erbe, 2014; Bering, D., War Luther Antisemit? 2014; Besch, W., Luther und die deutsche Sprache, 2014; Schwarz, R., Martin Luther – Lehrer der christlichen Religion; 2015, 2. A. 2016; Carrasco, J. u. a., Luther und Europa, 2015; Martin Luther, hg. v. Danz, M., 2015; Lutherland Sachsen-Anhalt, 2015; Reinhardt, V., Luther – der Ketzer, 2016; Leppin, V., Die fremde Reformation – Luthers mystische Wurzeln, 2016; Bendikowski, T., Der deutsche Glaubenskrieg, 2016; Schilling, H., Martin Luther, 2016; Roper, L., Der Mensch Martin Luther – Die Biographie, 2016 (gelungen); Winkler, W., Luther, 2016 (nur affirmativ), Köhler, J., Luther!, 2016; Lienhard, M., Luther, 2016; Schilling, H., 1517 - Weltgeschichte eines Jahres, 2017; Schweyen, I., Luthers rechtswidriges Testament, 2017; Astorri, P., Lutheran Theology and Contract Law in Early Modern Germany (ca. 1520-1720), 2019; Lehmann, R., Reformation auf der Kanzel – Martin Luther als Reiseprediger, 2021 (45 Predigten)

Lüth-Urteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) des Bundesverfassungserichts Deutschlands von dem 15. 1. 1958 (BVerfGE 7, 198) ist das die Grundrechte von Abwehrrechten gegen den Staat als Ausdruck höchster Werte zu objektiven Rechtsprinzipien aufwertende Entscheidung, nachdem der Leiter des Presseamts Hamburgs Erich Lüth über die Presse dazu aufgerufen hatte, den unter der Regie Veit Harlans, der in nationalsozialistisch bestimmter Zeit durch den Film Jud Süß bekannt geworden war, geschaffenen Film Unsterbliche Geliebte zu boykottieren. S. Google

Lit.: Das Lüth-Urteil in (rechts-)historischer Sicht, hg. v. Henne, T. u. a., 2005

Lüttich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Zusammenfluss von Ourthe und Maas wird 720 Sitz des Bischofs von Maastricht/Tongeren. 1817 erhält es eine Universität. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Hélin, E., Les capitations Liégeoises, 1961; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991; Quellen zum Lütticher Steinkohlen-Bergbau im Mittelalter, bearb. v. Kranz, H., 2000; Les institutions publiques de la principauté de Liège (980-1794), hg. v. Bubois, S. u. a., 2012; -Tweehonderd jaar rechtsfaculteiten Gent en Luik – Deux-centième anniversaire des facultés de droit de Gand et Liège, hg. v. Cools, M. u. a. 2019

Luxemburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach einer 963 erwähnten Burg an der Alzette und der daran anschließenden Stadt mit etwa 6000 Einwohnern in dem 14. Jahrhundert benannte, von Franken besiedelte Herzogtum (1354) des Heiligen römischen Reiches (1441 Burgund, 1477 Habsburg, 1555 spanische Linie, 1659 Süden an Frankreich, 1713 nach dem spanischen Erbfolgekrieg wieder an Habsburg, 1795 an Frankreich), das 1795/1797 tatsächlich und 1806 rechtlich aus dem Heiligen römischen Reich ausscheidet (1815 auf dem Wiener Kon­gress Großherzogtum in Personalunion mit den Niederlanden [Nassau], 1830 An­schluss an die Revolution Belgiens, 1839 durch den Vertrag von London mit seinen deutsch­sprachigen Teilen als Großherzog­tum wiederhergestellt, 1866 Ausscheiden aus dem Deut­schen Bund, 1867 gescheiterter Ver­kaufs­versuch an Frank­reich, gänzliche Unabhängigkeit, 1890 Personalunion mit den Niederlanden beendet). Seit 1918 verstärkt sich als Folge der Niederlage(n) des Deutschen Reiches in dem Ersten Weltkrieg und dem Zweiten Weltkrieg der Einfluss Frankreichs, so dass das Land faktisch frankophon wird. An dem 10. 4. 1940 wird es von dem Deutschen Reich besetzt und bis Kriegsende zwangsweise in das System der deutschen Kriegswirtschaft ein­ge­gliedert. Es zählt zu den sechs Grün­dungs­mitgliedern der europäischen Gemein­schaften von 1951 und 1957 (1966 Luxemburger Kompromiss zu der Beendi­gung der Politik des leeren Stuhles Frankreichs wegen der Agrarfinanzierung). 2020 eröffnet das wohlhabende Luxemburg den kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 95, 172; Becker, E., Studien zur Gemeindever­fassung in Luxemburg; 1934; Wampach, C., Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien, 1935ff.; Stengel, E., Baldewin von Luxemburg, 1937; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,1,1167, 3,3,3396; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Holthöfer, E., Beiträge zur Justizgeschichte der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs im 19. und 20. Jahrhundert, 1993; Luxembourg, hg. v. Lefebvre, F., 5. A. 1998; Franz, N., Die Stadt­gemeinde Luxemburg, 2001; Verfassungsdo­kumen­te Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande 1789-1848, hg. v. Stevens, F., 2008; Volkmann, H., Luxemburg im Zeichen des Hakenkreuzes, 2010, 2. A. 2011; Heidemann, F., Die Luxemburger in der Mark Brandenburg unter Kaiser Karl IV. und Sigismund von Luxemburg (1373-1415), 2014; Das Großherzogtum Luxemburg unter deutscher Besatzung, verantw. v. Schiffmann, D., 2013; Heilige, Helden, Wüteriche, hg. v. Bauch, M. u. a., 2015; Jullien, E., Die Handwerker und Zünfte der Stadt Luxemburg im Spätmittelalter, 2017

Luxemburger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige der von den Herzögen von Lothringen abstammenden Familie, die 1308 das Königtum in dem deutschen Reich erlangt (Heinrich VII. 1308-1313, Karl IV. 1346-1378, Wenzel 1376-1400, Sigismund 1410-1437), 1441 ihr Stammland Luxemburg aber an →Burgund verkauft. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Majerus, N., Histoire du droit dans le Grand-Duché de Luxembourg, 1949; Gerlich, A., Habsburg-Luxemburg-Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960; Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung, 1985; Hoensch, J., Die Lu­xemburger, 2000; Die Rechnungsbücher der Stadt Luxemburg, hg. v. Moulin, C. u. a., Heft 1ff. 2007ff.; Vom luxemburgischen Grafen zum europäischen Herrscher, hg. v. Widder, E., 2008; Kaiser Sigismund, hg. v. Hruza, K. u. a., 2012; Hesse, C., Synthese und Aufbruch (1346-1410), 2017

Luxus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verschwendung, übermäßiger Aufwand

Lit.: Baudrillart, H., Histoire du luxe privé et public, Bd. 1ff. 1878ff.; Baldwin, F., Sumptuary Legislation, 1926; Weeber, K., Luxus im alten Rom - Die Schwelgerei, 2003, 2. A. 2007, 2003, 3.A. 2015; Weeber, K., Luxus im alten Rom - Die öffentliche Pracht, 2006; Luxus und Integration, hg. v. Paravicini, W., 2010

Luxusverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verbot unangemessenen Aufwands. Es findet sich sachlich bereits in dem Altertum. Von der Mitte des 14. Jahrhunderts an treten Luxusverbote gehäuft in Städten und Ländern auf. Mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert verlieren sie als Folge von Aufklärung und Libera­lismus an Bedeutung. S. Google, →Kleiderordnung

Lit.: Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Kick, E., Über den Wandel des Luxusbegriffes, 1970; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 338, 348, 353, 370, 400; Grugel-Pannier, D., Luxus, 1996; König, B., Luxusverbote im Fürstbistum Münster, 1998; Bernhardt, R., Luxuskritik und Aufwandsbe­schränkungen in der griechischen Welt, 2003; Wernsmann, R., Verhaltenslenkung in einem rationalen Steuersystem, 2005

Luzern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Ausfluss der Reuß aus dem Vierwaldstättersee wird in der Mitte des 8. Jahrhunderts Sitz eines St. Leodegar geweihten Klosters. 1178 wird Luzern Stadt und kommt 1291 von dem Abt von Murbach an König Rudolf von Habsburg. An dem 13. 11. 1332 verbündet sich Luzern mit Uri, Schwyz und Unterwalden. 1386 gewinnt es die Unabhängigkeit und wird dann Teil der →Schweiz. 2002 erhält es eine nahe dem See und dem Bahnhof gelegene Universität.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Segesser, P., Rechtsgeschichte der Stadt und Republik Luzern, Bd. 1ff. 1850ff.; Sautier, A., Die Familienfideikommisse der Stadt und Republik Luzern, 1909; Grüter, R., Die luzernischen Korporationsgemeinden, 1914; Bättig, R., Das Bürgerrecht der Stadt Luzern (1252-1798), (in) Geschichtsfreund der V Orte 1922; Hofer, W., Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat im Kanton Luzern, 1924; Durrer, R., Studien zur ältesten Geschichte Luzerns, (in) Geschichtsfreund der V Orte 84 (1930); (Schnyder, W. u. a.,) Geschichte des Kantons Luzern, 1932; Schaffer, F., Geschichte der luzernischen Territorialpolitik bis 1500, (in) Geschichtsfreund 95 (1940/1941), 119; Schmid, A., Kasimir Pfyffer und das Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Luzern (1831-1839), 1960; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,433; Lötscher, P., Das Recht der Stadtgemeinde Luzern, Diss. jur. Zürich 1982; Vom Gänsekiel zum Computer, hg. v. Hofstetter, U., 1986; Die Rechtsquellen des Kantons Luzern, Teil 1 Bd. 1 1998; Bossard-Borner, H., Im Spannungsfeld von Politik und Religion, 2008

Luzifer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache -abgesehen von luziferisch – nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Lichtträger, Teufel

Lykien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Kolb, F., Lykien – Geschichte einer antiken Landschaft, 2018 (in dem Südwesten Kleinasiens (bzw. der Türkei) an dem Rande des Reiches der Hethiter)

Lykurg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist der sagenhafte Begründer der Verfassung von Sparta (8. Jahrhundert v. Chr.).

Lit.: Söllner § 7; Köbler, DRG 17

Lynchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache aus dem Neuenglischen nach einem Personennamen gebildet aufgenommen und in Google belegt, V. und substantiviert N.) ist das rechtswidrige Bestrafen (Hinrichten) eines Menschen ohne recht­mäßiges Verfahren, insbesondere durch eine aufgebrachte Volksmenge. Ohne sichere geschichtliche Herleitung (Charles Lynch 1736-1796?, William Lynch 1742-1820?) erscheint das Lynchen vor allem in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den (meisten) Vereinigten Staaten von Amerika (mit vielleicht 4736 Opfern zwischen 1882 und 1951, davon 3442 Afroamerikaner). S. Google

Lit.: Cutler, J., Lynch law, 1905; Chadbourn, J., Lynching and the law, 1933; Berg, M., Das Ende der Lynchjustiz im amerikanischen Süden, (in) HZ 283 (2006), 583; Thurston, R., Lynching, 2011; Berg, M., Lynchjustiz in den USA, 2014

Lynker, Niklas Christoph Reichsfreiherr von (Marburg 1. 4. 1643-Wien 28. 5. 1726) wird nach dem Studium von Philosophie und Sprachen in Jena und Gießen und dem Rechtsstudium 1670 außerordentlicher Professor in Gießen, 1677 ordentlicher Pro­fessor in Jena und 1707 Reichshofrat in Wien. S. Google

Lit.: Hellbach, J., Niklus Christoph Reichsfreiherr von Lynker, 2. A. 1795; Gschließer, O. v., Reichshofrat, 1942, 366; Kisch, G., Consilia, 1970, 64

M

Machiavelli, Niccolò (Florenz 3. 5. 1469-Florenz 22. 6. 1527), Beamtensohn, wird nach dem Sturz Girolamo Savonarolas 1498 Sekretär und danach Kanzler der Republik Florenz. In dem November 1512 nach päpstlich-spanischem Eingreifen zu Gunsten der Medici seines Amtes enthoben, verfasst er die Schrift (it.) Il principe (Der Fürst), in der er in eigenständiger Erkenntnis der Maßlosigkeit des Menschen als Bedingung erfolgreicher Politik die Fähigkeit, politische Macht zu erwerben und zu erhalten, erkennt. In der Not ist der Fürst frei von ethischen Verpflichtungen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 149; Brandenburg, E., Machiavelli und sein Principe, 1938 (SB Leipzig); Freyer, H., Machiavelli, 1938, 2. A. 1986; Kersting, W., Niccolò Machiavelli, 2. A. 1988, 3. A. 2006; Machiavelli, hg. v. Ascoli, A. u. a., 1993; Niccolò Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Luca, hg. v. Hoeges, D., 1998; Viroli, M., Das Lächeln des Niccolò, 2000; Hoeges, D., Niccolò Machiavelli, 2000, 2. A. 2014; Berger Waldenegg, G., Krieg und Expansion bei Machiavelli, (in) HZ 271 (2000), 1; Landon, W., Politics, Patriotism and Language, 2005; Hoeges, D., Niccolò Machiavelli - Dichter - Poeta, 2006; Machiavellismus in Deutschland, hg. v. Zwierlein, C. u. a., 2010; Barthas, J., L’argent n’est pas le nerf de la guerre, 2011; Pedullà, G., Machiavelli in tumulto, 2011; Reinhardt, V., Machiavelli, 2012, 2. A. 2017; Hoeges, D., Der Principe-Komplex, 2021

machen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1135/1165 [KölnSchrUrk I 223] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tun, ausführen

Macht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte neuntes Jahrhundert [Heliand] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Kraft, →Gewalt

Lit.: Köbler, DRG 189, 190; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 817; Klueting, H., Die Lehre von der Macht der Staaten, 1986; Mann, M., Geschichte der Macht, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2000; Spektakel der Macht, hg. v. Althoff, G. u. a., 2008, 2. A. 2009; Lange, H., Recht und Macht, 2010; Canning, J., Ideas of Power in the Late Middle Ages, 2011; Macht – Herrschaft – Regierung, hg. v. Darmstädter Atheneforum, 2014; David, O., Facetten der Macht, 2016; Althoff, G., Kontrolle der Macht, 2016 (in dem Mittelalter ungeschriebene vielfältige Regeln und Versuche mit offenem Ausgang)

Machtergreifung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber In Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Übernahme der Herrschaftsgewalt (beispielsweise Adolf Hitlers und seiner National­sozialistischen deutschen Arbeiterpartei NSDAP in dem (zweiten) Deutschen Reich ab dem 20. Januar 1933).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Bracher, K./Schulz-Sauer, Die nationalsozialistische Machtergreifung, 1962; Schwarzwälder, H., Die Machtergreifung der NSDAP in Bremen, 1966; Die Machtergreifung in Südwestdeutschland, hg. v. Schnabel, T., 1982; Vezina, B., Die „Gleichschaltung“ der Universität Heidelberg, 1982; Streng, I., Machtübernahme 1933, 2002; Machtergreifung in Augsburg, hg. v. Cramer-Fürtig, M., 2008; Fuß, W., Das Ermächtigungsgesettz und die Machtergreifung, 2021

Machtspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1516 [Leipzig] in sechsundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der auf die behauptete Macht­vollkommenheit gegründete eigen­mäch­tige Eingriff eines (absoluten) Fürsten in die Rechtspflege seit dem späteren 17. Jahrhundert (in Gegensatz zu dem Rechtsspruch). Er ist grundsätzlich der Idee der Gerechtigkeit verpflichtet. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird der Machtspruch allmählich als unzulässig angesehen (Preußen [nach dem Wassermüller-Arnold-Fall von 1779] 1784, 1791, Ös­ter­reich 1797). Das 19. Jahrhundert schließt ihn auf Grund der Rechtsstaatsidee und der Gewaltenteilungs­lehre (Unabhän­gig­keit der Rechtspflege) aus. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schmidt, E., Rechtssprüche und Machtsprüche, 1943; Ogris, W., De sententiis ex plenitudine potestatis, (in) FS H. Krause, 1975, 171; Erwin, H., Machtsprüche. Das herrscherliche Gestaltungsrecht „ex plenitudine potestatis“ in der frühen Neuzeit, 2009

Machtübernahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Machtergreifung

Maciejowski, Waclaw Alexander (1792-1883) wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Berlin (Savigny) und Göttingen (Eichhorn, Hugo) Professor des römischen Rechtes in Warschau (1819-1831). Seit 1832 veröffentlicht er eine slawische Rechtsge­schichte (1835 deutsch). S. Google

Lit.: Bardach, J., Einleitung zu: Maciejowski, W., Slavische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1835, Neudruck 1978; Kodrebski, J., Prawo rzymskie w Polsce XIX w., 1990, 66f., 82

Mädchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1440 [Rothe] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vor 1440 aus dem Niederdeutschen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) weibliches Kind

Mädchenmarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) brauchtümliche Vergabe unverheirateter junger Frauen an junge Männer

Lit.: Meyer, E., Deutsche Volkskunde, 1898, 145, 161

Madrid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt N.) wird als Festung Majerita der Mauren 939 erstmals erwähnt. 1083 wird es unter Alfons VI. von den Christen erobert. 1309 treten hier die Cortes erstmals zusammen. 1561 wird es Hauptstadt →Spaniens. 1836 erhält es die 1508 in →Alcala de Henares gegründete Universität. S. Google

Lit.: Gibert, R., El concejo de Madrid, 1949; Montero Vallejo, M., Historia del Madrid, 1991

Magdeburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an der Elbe, 805 erstmals bezeugt, löst sich in dem Mittelalter nicht vollständig von seinem erzbischöflichen Stadtherrn, der 1188 das Magdeburger Recht in einigen Bestim­mungen ganz knapp aufzeichnen lässt. Das auf dieser bescheidenen Grundlage aufbauende Magdeburger Recht wird in dem weiten Raum zwischen Niedersachsen und der Ukraine ohne eine einzlne umfassende Aufzeichnung tatsächlich sehr bedeutsam. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Magdeburger Schöffensprüche, hg. v. Friese, V./Liesegang, E., 1901; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Magdeburger Rechts und der Statuten der Armenier in Lemberg, ZRG GA 35 (1914), 1; Schranil, R., Stadtverfassung nach Magdeburger Recht, ZRG GA 36 (1915), 526; Teige, J., Über die Anfänge des Magdeburger Stadtrechtes in Mähren, ZRG GA 41 (1920), 383; Becker, W., Magdeburger Recht in der Lausitz, 1931; Brackmann, A., Magdeburg, 1937; Markmann, W., Zur Geschichte des Magdeburger Rechts, 1938; Gülland, P., Magdeburger Recht, ZRG GA 60 (1940), 279; Magdeburger Schöffensprüche für die Hansestadt Posen, bearb. v. Goerlitz, T., 1944; Goerlitz, T., Die Anfänge der Schöffen, Bürgermeister und Ratmannen in Magdeburg, ZRG GA 65 (1947), 70; Goerlitz, T., Die Rechtsweisung der Magdeburger Schöffen vom 13. Juni 1367 an den Rat von Jüterbog, ZRG GA 65 (1947), 344, Klein-Bruckschwaiger, F., Das Buch der magdeburgischen Urteile im Breslauer Stadtarchiv, ZRG GA 66 (1948), 260; Klein-Bruckschwaiger, F., Die Magdeburger Schöffen­sprü­che für Breslau in Kaspar Popplaus „Rechtem Weg“, ZRG GA 66 (1948), 440; Najstarsze staropolskie tłumaczenie ortyli Magdeburskich, według rękopisu Nr. 50 biblioteki zakładu narodowego im. ossolińskich (Älteste altpolnische Übersetzung der Magdeburger Urteile nach der Handschrift Nr. 50 der Bibliothek des staatlichen Forschungsinstituts der Ossolinski-Stiftung), Teile 1, 2, 1970, 1972; Claude, D., Ge­schichte des Erzbistums Magdeburg, 1975; Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1980; Ebel, F., Die Spruch­tätigkeit des Magdeburger Schöppenstuhls für Niedersachsen, ZRG GA 98 (1981), 30; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, I., Stadt, Kloster und Seelsorge, 1988; Decreta iuris supremi Magdeburgensis castri Cracoviensis, hg. v. Łysiak, L., Bd. 1ff. 1990ff.; Łysiak, L., Ius supremum Maydeburgense castri Cracoviensis 1356-1794, 1990; Rogatschewski, A., Übersicht über das sowjetische Schrifttum der 1970er und 1980er Jahre zur Geschichte des Magdeburger Stadtrechts, ZRG GA 109 (1992), 390; Beumann, H., Theutonum nova metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Ebel, F., Des spreke wy vor eyn recht, (in) Ebel, F., Unseren fruntlichen grus zuvor, 2004, 423; Leben in der Stadt, hg. v. Labouvie, E., 2004; Obladen, M., Magdeburger Recht auf der Burg zu Krakau, 2005; Magdeburger Namenlandschaft, hg. v. Burkhardt, A. u. a., 2005; Magdeburg, hg. v. Puhle, M. u. a. 2005; Concordia magna. Der Magdeburger Stadtfrieden vom 21. Januar 1497, hg. v. Wittek, G., 2006; Grundlagen für ein neues Europa, hg. v. Lück, H. u. a., 2007; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011; Lortz, K., Das Magdeburger Recht in den „Magdeburger Fragen“, Diss. jur. Halle-Wittenberg, 2013; Kulturelle Vernetzung in Europa – das Magdeburger Recht und seine Städte, hg. v. Köster, G. u. a., 2018

Magdeburger Fragen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) sind das durch Fragen gekennzeichnete, zwischen 1386 und 1402 entstandene spätmittelalterliche Rechtsbuch (, unsystematische Fassung in 2 Handschriften, systematische Fassung in 9 Handschriften, alphabetisierte Fassung in einer Handschrift überliefert). Die Magdeburger Fragen beruhen auf einem Krakauer Urteilsbuch mit Magdeburger Rechts­belehrungen (bis um 1380), das kurz vor 1400 ein wohl in Thorn wirkender Bearbeiter um Stücke einer Thorner Sammlung und des alten Kulm ergänzt und dabei verallgemeinert. Die erste unsyste­matische Reihung in zwei Büchern verändert vermutlich derselbe Bearbeiter in eine systematisierte Fassung in drei Büchern (Ämter-Schenkungen-Erbe, Schulden-Sachen, Verbrechen). Vor 1518 wird die unsystema­ti­sche Fassung vielleicht in Stettin alphabetisiert. Seit 1517 sind die Magdeburger Fragen vielfach Anhang in Drucken des Sachsen­spiegels. →Neun Bücher des Magdeburger Rechtes

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Die Magdeburger Fragen, hg. v. Behrend, J., 1865; Martitz, F. v., Die Magdeburger Fragen, ZRG GA 11 (1873), 401; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 170; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 50; Lortz, K., Das Magdeburger Recht in den „Magdeburger Fragen“, Diss. jur. Halle-Wittenberg, 2013

Magdeburger Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Magdeburg

Magdeburger Schöffenrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein um 1270 entstandenes, in 23 recht unterschiedlichen Handschriften überliefertes Rechtsbuch. S. Google

Lit.: Laband, P., Magdeburger Rechtsquellen, 1869

Magdeburger Schöppenchronik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine von dem Magdeburger Schöffenschreiber Henrich von Lamspringe (um 1325-nach 1396) um 1360 begonnene Geschichte der Stadt Magdeburg in drei Teilen bis 1372. S. Google

Lit.: Ertl, T., Religion und Disziplin, 2006, 345ff.

Mage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verwandter, Verwandte

Lit.: Köbler, DRG 72; Köbler, WAS

magis, lat., Adv., mehr, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx), s. idg. *meg̑ʰ‑, *meg̑-, *mʰ‑, *mg̑-, *meg̑h-, Adj., groß

magister, magester, maester, macister, lat., M.: nhd. Lehrer, Meister, Inschr. (3. Jh. v. Chr.), s. magis

Magister (M.) bonorum, lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Verfahrensrecht ein von den Gläubigern gewählter Verwertungsleiter, der das Schuldnervermögen durch eine →Versteigerung veräußert. S. Google

Lit.: Kaser § 85 II 2b

Magister (M.) civium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist der in dem deutschen Reich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts erscheinende Bürgermeister oder auch Bauermeister. Seit 1214 (Straßburg) wird der magister civium Teil der Ratsverfassung. Vielfach ist er Vorsitzer eines kollegialen Verwal­tungsor­gans und Repräsentant einer Gemeinde. S. Google

Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. iur. Göttingen 1964; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Mayer, T., 1964; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966, 220

magister (M.) curiae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Hofmeister

magister (M.) militum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (spätantiker) Heerführer

Lit.: Köbler, DRG 55; Grosse, R., Römische Militärgeschichte, 1920, 180

magister (M.) navis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Schiffskapitän

Lit.: Kaser § 49 II 3

magister (M.) officiorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Kanzleivor­steher

Lit.: Köbler, DRG 55; Schreiner, P., Byzanz, 1986

Magistrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [Worms] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Amt oder der (eventuell kollegiale) Amtsinhaber. In dem römischen Recht sind Konsuln, Prätoren, Ädile, Zensoren die höchsten Magistrate, die seit dem Prinzipat des Augustus aber ihre Bedeutung einbüßen. In dem 19. Jahrhundert ist unter dem Einfluss einer in Frankreich gegen Ende des 18. Jahrhunderts ab­laufenden Entwicklung der Magistrat das von der Stadtverordneten­versammlung als rein ausführendes Organ gewählte Kollegial­organ einer →Stadt. S. Google

Lit.: Söllner §§ 6, 14; Köbler, DRG 19, 197; Broughton, T., The Magistrates of the Roman Republic, 1951ff.; Kunkel, W./Wittmann, R., Die Magistratur, 1995 (Handbuch der Altertumswissen­schaften, 10, 3, 2, 2); Baum, A., Magistrat und Reformation in Strassburg bis 1529, 2016

Magistratsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist seit dem 19. Jahrhundert eine dualistische Form der Gemeindever­fassung, in der eine Stadtverordnetenver­sammlung als gesetzgebendes und allgemein ausführendes Organ einen →Magistrat als rein ausführendes Organ wählt (Preußen 19. 11. 1808/30. 5. 1853). 1933 in Preußen und 1935 in dem Reich wird die Magistratsverfassung beseitigt, 1954 wird sie aber in Schleswig-Holstein, Bremerhaven und Hessen erneuert. →Selbstverwaltung

Lit.: Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1950, 2. A. 1969; Matzerath, H., Nationalsozial­ismus und kommunale Selbstverwaltung, 1970, 105; Grzywatz, B., Stadt, Bürgertum und Staat im 19. Jahrhundert, 2003; Dreßler, U., Die Spielregeln der Demokratie in den hessischen Gemeinden – 200 Jahre Magistratsverfassung, 2010; Dreßler, U., Die Spielregeln der Demokratie in den hessischen Gemeinden – 210 Jahre Magistratsverfassung, 2017

magistratus, magistrātus, lat., M., Amt eines Magisters, Würde eines Magisters, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. magister, →Magistrat, Amt, Amtsinhaber

Lit.: Rainer, M., Einführung in das römische Staatsrecht – Die Anfänge und die Republik, 1997

Magna Carta (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) (libertatum) (Magna Charta [libertatum], - ch griechisch, große Urkunde [der Freiheiten]) ist die seit 1531 nachweisbare Bezeichnung einer älteren Vorläufern folgenden, lateinischen, noch in vier Ausfertigungen (in Lincoln Cathedral, Salisbury Cathedral und 2 in der British Library) überlieferten und auch noch geltenden Urkunde des englischen, durch die Niederlage von Bouvines geschwächten Königs Johann I. Ohneland (John Lackland, 1199-1216 (mit letztlich einer Präambel und 63 Titeln). Auf ihren Text einigen sich König, 25 Barone und der Erzbischof von Canterbury bei Runnymede an dem 15. 6. 1215 und besiegeln ihn oder zumindest einen Entwurf: An dem 19. 6. 1215 wird er in abgeänderter Form in Kraft gesetzt. In der letztlich gültigen Fassung des Jahres 1225 wird die Magna Carta mehrfach bestätigt. 1299 wird sie als erste Urkunde in die Statute Rolls der Kanzlei des Königs aufgenommen. Nach ihr ist die Erhebung von Steuern an die Bewilligung der Großen gebunden (Grundlage des Parlamenta­ris­mus). Barone wollen nicht mehr vor dem auch mit Ministerialen besetzten königlichen Gericht Recht nehmen (lat. iudicium [N.] parium). Die wohl vor allem der Befriedung der Barone dienende Magna Carta setzt sich in England in der Petition of Rights (1628), der →Habeas-corpus-Akte (1679) und der →Bill of Rights (1689) fort und wirkt sich mittelbar auch auf Deutschland seit dem frühen 19. Jahrhundert in Forderungen nach Grundrechten für alle aus. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 110, 191; Gneist, R. v., Englische Verfassungsgeschichte, 1882; Holt, J., Magna Charta, 1965; Magna Carta, v. Howard, A., 1965; Kyriazis-Gouvelis, D., Magna Charta, 1984; Holt, M., Magna Charta and Medieval Government, 1985; Fryde, N., Why Magna Carta?, 2001; http://www.koeblergerhard.­de/­Fontes/­Magna­Char­ta­libertatum1215.htm; Magna Carta and the England of King John, hg. v. Loengard, J., 2010 (Taschenbuch 2015); Vincent, N., Magna Carta, 2012; Magna Charta, religion and the rule of law, hg. v. Griffith-Jones, R. u. a., 2015; Blick, A., Beyond Magna Carta – A constitution for the United Kingdom, 2015

Magnus Eriksson (1306-1374) ist der schwedische (1319-1364) bzw. norwegische König (1319-1355, 1371-1374), der um 1350 ein schwedisches Reichsrecht (Landslag) und 1353 bis 1360 ein (in mehr als 100 Handschriften überliefertes) Stadtrecht für die schwedischen Städte (Stadslag, älteste über­lieferte Handschrift 1387) erlässt, das bis 1734 gilt. S. Google

Lit.: Magnus Erikssons Landslag, übers. v. Holmbäck, Å./Wessén, E., 1962; Holmbäck, Å./Wessén, E., Mag­nus Erikssons Stadslag, 1966

Magnus Hakonarson Lagaboetir (Tönsberg 1. 5. 1238–Bergen 9. 5. 1280) ist der norwegische König (1263-1280), der die Landschaftsrechte und das Gefolgschaftsrecht (1273-1277, →Hird­skra) erneuert sowie 1274/­1275 das erste für ganz Norwegen gültige Reichsrecht (Landslög) und 1276 das erste für Norwegen aufgezeichnete Stadtrecht erlässt. S. Google

Lit.: Böttcher, H., Das Glaubensbekenntnis im Landrecht Magnus Lagaboeters, 1971; Holmsen, A., Norges historie, 1977; Merzbacher, F., Das Landrecht des Königs Magnus Hakonarson lagaboetir, ZRG GA 99 (1982), 252

Magsühne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Bergh] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Sühne für die Verletzung eines Magen (Verwandten)

mahal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gericht, Mahl (2) (Wort 765 belegt und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar)

Lit.: Schmidt-Wiegand, R., Die malbergische Glosse als Denkmal des Westfränkischen, 19969

Mahalareda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 517 einmal [in der Lex Burgundionum] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem burgundischen Volksrecht des frühen 6. Jahrhunderts die Aussteuer der Tochter. S. Google

Lit.: Baesecke, G., Die deutschen Worte der germanischen Gesetze, PBB 59 (1935), 57

Mahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1280 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [Passau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Essen (N.)

Lit.: Essen und Trinken in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Bitsch, J., 1987

Mahlgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gemeinschaft für ein Mahl

Lit.: Dörrer, A., Alte Mahlgemeinschaften im Lichte ihrer Zeit (313-1803), ZRG GA 70 (1953), 266; Trinkkulturen in Europa, hg. v. Fikentscher, R., 2008

Mahlschatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kaiserchronik] in sechsundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., zu Mahl 2) Mitgift, Heiratsgut

Mahlzwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1784 einmal [Westpreußen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich vielleicht schon mittelalterlich-frühneu­zeitliche rechtliche Zwang, in einer bestimmten Mühle mahlen zu lassen.

Lit.: Koehne, K., Das Recht der Mühlen, 1904; Laufs, A., Die Mühle im alten deutschen Recht, (in) ZGO 147 (1999), 439

mahnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1230 [Mühlhausen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auffordern, drängen

Mahnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen zunächst in allgemeinerer Bedeutung ab um 800 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist in der Gegenwart die einseitige, empfangs­bedürftige Erklärung des Gläubigers, mit der er den Schuldner dringlich zu der sofortigen, ausnahmsweise zu der fristgebundenen Leistung auffordert. Bereits in dem römischen Recht kann der Schuldner, der gemahnt ist, sich nicht mit Unkenntnis aus dem Verzug entschuldigen. In dem Frühmittelalter führt das Unterbleiben der Leistung trotz Leistungsaufforderung zu einer Buße. Nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) begründet erst die Mahnung Verzugszinsen, wenn nicht die Zeit der Er­füllung ohnehin feststeht. S. Google

Lit.: Kaser § 37 II 1; Hübner § 76; Löning, R., Der Vertragsbruch im deutschen Recht, 1876, 26, 165; Harke, J., Schuldnerverzug 2006; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Mahnverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine besondere Prozessart, in der für eine bestimmte Art von voraussichtlich unstreitigen Ansprü­chen (auf Zahlung einer bestimmten Geldsumme) ohne Verhandlung dem Gläubiger eines Anspruchs ein rechtskräftiger vollstreckbarer Titel verschafft werden kann. Ein derartiges Verfahren gegen Abwesende kennt bereits der →Sachsenspiegel (1221-1224) (Landrecht I 70 § 2). Seit dem 12. Jahrhundert bezeugt außerdem die Vertragswirklichkeit in Italien die durch Vertragsstrafe gesicherte Verpflichtung des Schuldners zu der Abgabe eines gerichtlichen Geständnisses in der Vertragsurkunde. Später nimmt der Notar einen Zahlungsbefehl in eine Urkunde auf, bei deren Vorlage das Gericht die Vollstreckung verfügt. Auch in einem Gerichtsbuch oder einem Stadtbuch eingetragene Forderungen lassen sich ver­einfacht durchsetzen. In dem Heiligen römischen Reich unterwirft sich der Schuldner seit der frühen Neuzeit durch Vollstreckungsklauseln dem unbedingten reichskammergerichtlichen →Mandats­pro­zess. 1877/1879 wird das Mahnverfahren durch Über­nahme der Grundsätze des bedingten Man­dats­prozesses zu einer allgemein anwend­baren Verfahrensform für Ansprüche auf Zahlung und auf Leistung vertretbarer Sachen oder Wertpapiere. In der Bundesrepublik Deutschland sind mit dem 1. 7. 1977 die Ausdrücke Zahlungs­befehl und Voll­streckungs­befehl durch die Bezeich­nungen Mahnbescheid und Vollstrec­kungs­bescheid ersetzt. →summarischer Pro­zess

Lit.: Köbler, DRG 116; Bayer, H. v., Theorie der summarischen Processe, 7. A. 1859, 19, 89; Skedl, A., Das Mahnverfahren, 1891

Mähren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie von dem tschechischen Namen des Flusses March - 892 Maraha - abgeleitet und mit dem Indogermanischen *mori, Sb., Wasser verbindbar, N.) ist das zwischen der böhmisch-mährischen Höhe, den Ostsudeten, Westbeskiden, kleinen Karpaten und dem Jarvornikgebirge gelegene, seit dem 6. Jahrhundert von Slawen besiedelte Gebiet, das 1029 an →Böhmen und nach bedeutender deutscher Einwanderung 1526 mit diesem an →Österreich fällt (Landesordnung 1545, 1628, mährischer Ausgleich durch Trennung der Wahlkörper zwischen Tschechen und Deut­schen 1905 versucht) sowie an dem 28. 10. 1918 Teil der →Tschecho­slowakei wird. An dem 15. 3. 1939 errichtet das Deutsche Reich unter Adolf Hitler ein mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs beseitigtes Protektorat Böhmen und Mähren. Bei der Auflösung der Tschechoslowakei (1992 zu dem 1. 1. 1993) wird Mähren Teil Tschechiens.

Lit.: Tomaschek, J., Der Oberhof Iglau in Mähren, 1868; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912ff.; Wegener, W., Böhmen, Mähren und das Reich, 1959; Glassl, H., Der mährische Ausgleich, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,429; Seibert, F., Deutschland und die Tschechen, 1970; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Hrabovec, E., Vertreibung und Abschub, 2. A. 1996; Kadlecova, M., Verneuerte Landesordnungen, ZRG GA 120 (2003), 150; Práva a zřízení Markrabství moravského z roku 1545 (Rechte und Landesordnung für die Markgrafschaft Mähren aus dem Jahre 1545, hg. v. Janiš, D., 2005; Rill, B., Böhmen und Mähren, 2006; Der mährische Landtag an der Schwelle der Neuzeit, Bd. 1, hg. v. Janiš, D. 2010; Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren April 1943-1945, hg. v. Hauff, L., 2020; Vondráček, J., Herrschaft, Verwaltung und Alltag im Protektorat Böhmen und Mähren, 2021

Mai (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1342 [Siegen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Name des Frühlingsmonats zwischen April und Juni

māiestās, maestās, magestās, lat., F., Größe, Hoheit, Erhabenheit, Würde, Majestät, Vortrefflichkeit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx), s. māior (1)

Maiestas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] Größe) ist (erst) seit Jean →Bodin (1576) der Grundbegriff der Staatsgewalt (lat. summa potestas [F.]). Die maiestas wird seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von manchen (beispielsweise →Leibniz) dem Landes­herrn zugesprochen. In dem Ergebnis erleichtert diese Vorstellung die Auflösung der herge­brachten Reichsverfassung.

Lit.: Schminck, C., Crimen laesae maiestatis, 1970; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975, 138; Struve, T., Staat und Gesellschaft im Mittelalter, 2004

Maiestas (F.) Carolina (lat., (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der auf älteren Entwürfen Přemysl Ottokars II. (1272) und Wenzels II. (1292) sowie einer Privatarbeit der Mitte des 14. Jahrhunderts (lat. Ordo [M.] iudicii terre Boemie, Landgerichts­ordnung Böhmens) beru­hen­de, lateinisch verfasste und in 2 bzw. 3 Handschriften überlieferte Entwurf Karls IV. für ein Landrecht →Böhmens von 1346 bis 1355 (1351-1354), der seit 1617 Maiestas Carolina genannt wird. Er gliedert sich in 127 Artikel (Häresie, Krongut, Beamte, Gericht, Strafe, Privatrecht). Wegen des Widerstands der Stände gegen die damit angestrebte Stärkung der Macht des Landesherrn wird die Maiestas Carolina 1355 als gegenstandslos geworden erklärt, tritt aber in dem 15. Jahrhundert gewohnheitsrechtlich in Kraft. 1527 bezeichnet König Ferdinand den Text als eine von Kaiser Karl IV. erlassene Landesordnung. S. Google

Lit.: Werunsky, E., Maiestas Karolini, ZRG GA 9 (1888), 64; Hobzek, Majestas Carolina a Rímské právo, 1931; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1966ff.; Kejr, J., Die sog. Maiestas Carolina, (in) Studia Luxemburgensia, 1989, 79

Maifeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1633 [Beekman] in dem DRW-Archiv mit acht Archivzetteln] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) vielleicht entstellt aus (lat.) magis campus (M.) größere Versammlung?

Lit.: Eichler, D., Fränkische Reichsversammlungen unter Ludwig dem Frommen, 2007

Maigesetze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind die vier in dem Deutschen Reich in dem Mai 1873 in dem →Kulturkampf erlassenen Gesetze bzw. die in Österreich 1868 und 1874 zu der Eindämmung des Einflusses der katho­lischen Kirche erlassenen Gesetze (Ehegesetz, Schule-Kirche-Gesetz, Interkon­fes­sionellen­gesetz 1868, Katholikengesetz, Religions­fonds­gesetz, Anerkennungsgesetz 1874).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Hofstetter, A., Bismarck und der Kulturkampf, 2011; Preschers, H., Die Maigesetze, 2016

Mailand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Gallisch-Keltische teilweise mit dem Indogermanischen als Mitte der Ebene verbindbar, Sb.) in Oberitalien wird in dem 5. Jahrhundert v. Chr. von den gallischen Insubrern gegründet und ist in der Spätantike Residenz des Kaisers und Sitz eines Erzbischofs. Seit dem Anfang des 11. Jahrhunderts überflügelt es die langobardische Hauptstadt Pavia, seit dem frühen 12. Jahrhundert gewinnt es eine kommunale Verfassung (1225 Liber Statutorum). In dem 14. Jahrhundert gerät es unter die Herrschaft der Visconti und Sforza (1395/1397 Herzogtum), 1714 gelangt es an Österreich, 1859 an Sardinien und damit 1861 an Italien. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 104, 129; Köbler, Historisches Lexikon; Gli atti del Comune di Milano, 1919; Manaresi, C./Santoro, C., Gli atti privati milanesi e comaschi, Bd. 1 ff. 1933ff.; Visconti, A., Ricerche sul diritto pubblico milanese, Annali della r. università di Macerata 3 (1928); Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,122; Ambrosioni, A., Le pergamene della canonica di San Ambrogio, 1974; Milano, 1990; Keller, H., Mailand im 11. Jahrhundert, (in) Die Frühgeschichte der europäischen Stadt, hg. v. Jarnut, J., 1998, 81; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano, 2001; Görich, K., Die Ehre Friedrich Barbarossas, 2001; Garlati, L., Schuldig eines Verbrechens, das es nicht gab, 2013; Cogné, A., Les propriétés urbaines du patriciat, 2017; Beyond Intolerance – The Milan Meeting in AD 313, hg. v. Dainese, D. u. a., 2018

Mailänder Toleranzedikt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Gallisch-Keltische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das 313 von Kaiser Konstantin dem Großen und Licinius erlassene, den Christen Freiheit des Gottesdiensts und Rückgabe der verstaatlichten Güter ge­wäh­rende Edikt. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Beyond Intolerance – The Milan Meeting in AD 313, hg. v. Dainese, D. u. a., 2018

Maimonides (Ben Maimon), Moses (Córdoba 30. 3. 1138? [1135?]-Kairo 13. 12. 1204, 1230 als Rabbi Moyses erwähnt) fasst als bedeutendster jüdischer Religionsphilosoph, der schon durch erzwungene Ortswechsel den unterschiedlichsten muslimischen Herrschaften unterworfen ist, mit umfassenden Kenntnissen islamistischer Tradition in dem ausgehenden 12. Jahrhundert das gesamte, ihm bekannte jüdische Recht in klarer hebräischer Sprache in der 14bändigen →Mischne Tora (1180) zusammen (Führer der Unschlüssigen, um 1242/1244 lateinisch übersetzt). S. Google

Lit.: Ben-Chorin, S., Jüdischer Glaube, 1975, 2. A. 1979; Elon, M., Ha-Mischpat ha-‘ibri, Bd. 2 3. A. 1988, 877; Del Valle Rodriguez, C., Cartas y testamento de Maimonides, 1989; Hyoun, M., Maimonides, 1999; Hasselhoff, G., Dicit Rabbi Moyses, 2004; Stroumsa, S., Maimonides in His World, 2012; Höre die Wahrheit, wer sie auch spricht, hg. v. Muehlerthaler, L., 2014

Maine, Sir Henry James Sumner (1822-1888) wird nach dem Studium 1847 Professor für Civil law in Cambridge und 1850 Anwalt. Er hält in den Inns of Court Londons Vorlesungen zu dem römischen Recht und zu der vergleichenden Entwicklungsgeschichte des Rechtes. Hierauf gründet sich sein 1861 veröffentlichtes darwinistisch-evolutionstheo­retisches Buch (engl.) Ancient Law (Altes Recht). Nach längerer Tätigkeit in Indien wird er 1869 Professor in Oxford und 1877 in Cambridge. S. Google

Lit.: Grant Duff, M., Sir Henry Maine, 1892; Cocks, R., Sir Henry Maine, 1988; Maine, H. Das alte Recht, hg. v. Dahle, H., 1997; Evans, M., Theories and Criticisms of Sir Henry Maine, 2018

Mainz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Keltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an dem Einfluss des Maines in den Rhein ist seit etwa 10 n. Chr. Sitz des römischen Oberbefehlshabers für das obere Germanien und in der Nachfolge des Bonifatius (746/747-754) Sitz eines Erzbischofs, für den bis 1223 550 Urkunden nachgewiesen sind. Von 1331/1424 bis 1462 ist die Stadt tatsächlich weitgehend unabhängig von ihrem kurfürstlichen Stadt­herrn. Zwischen 1440 und 1454 entwickelt sich in Mainz nach Vorläufern in China unter Johann Gutenberg der Buchdruck. 1476 erhält Mainz eine Universität, die nach Schließung in napoleonischer Zeit (1792/1797/1814/­1816) 1946 wieder errichtet wird. Von dem 21. 12. 1792 bis zu dem 23. 7. 1793 wird in Mainz unter Einfluss Frankreichs und Lösung von dem Heiligen römischen Reich Demokratie versucht. nach 1945 wird es Landeshauptstadt des Bundeslands Rheinland-Pfalz (2020 knapp 220000 Einwohner). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Hallein, L., Mainzer Civilrecht im 14. und 15. Jahrhundert, 1891; Roth, W., Zur Geschichte der Juristenfakultät zu Mainz im 15./16. Jahrhundert, ZRG GA 22 (1902), 359; Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz, 1908; Stimming, M., Die Wahlkapitulationen der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz (1233-1788), 1909; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das Jahr 1600, 1909; Stutz, U., Der Erzbischof von Mainz und die deutsche Königswahl, 1910; Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz, 1915; Schmitt, K., Erzbischof Adalbert von Mainz als Territorialfürst, 1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Falk, H., Die Mainzer Behördenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde, 1930; Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M. u. a., Bd. 1ff. 1932ff.; Schrohe, H., Das Mainzer Geschlecht zum Jungen, 1933, Hasselwander, N., Aus der Gutachter- und Urteilstätigkeit an der alten Mainzer Juristenfakultät, 1956; Wysocki, J., Kurmainz und die Reunion, Diss. phil. Mainz 1961; Otte, A., Die Mainzer Hofgerichtsordnung von 1516/1521, 1964; Just, L./Mathy, H., Die Universität Mainz, 1965; Duchhardt, H., Philipp Karl von Eltz, 1969; Die Geschichte des Mainzer Erzkanzlerarchivs 1782-1815, hg. v. Mathy, H., 1969; Weber, E., Die Mainzer Zentraluntersuchungs­kommission, 1970; Martin, W., Der Lehnhof der Mainzer Erzbischöfe, 1971; Geschichte der Stadt Mainz, hg. v. Brück, P. u. a., Bd. 1ff. 1972ff.; Lautzas, P., Die Festung Mainz, 1973; Diener, H., Die Gründung der Universität Mainz, 1467-1477, 1974; Pick, E., Mainzer Reichsstaatsrecht, 1977; Demandt, D., Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, 1977; Pick, E., Die Professoren des Rechts an der Mainzer Universität, (in) FS O. Mühl, 1981, 509; Aufklärung und Erneuerung des juristischen Studiums, hg. v. Pick, E., 1983; Schlösser, S., Der Mainzer Erzkanzler im Streit der Häuser Habsburg und Wittelsbach um das Kaisertum, 1986; Dumont, F. u. a., Mainz, 1998; Kurmainz, das Reichserz­kanz­leramt und das Reich, hg. v. Hartmann, P., 1998; Die Mainzer Kurfürsten des Hauses Schönborn als Reichserzkanzler und Landesherren, hg. v. Hartmann, P., 2002; Bausteine zur Mainzer Stadtgeschichte, hg. v. Matheus, M., 2002; May, G., Die Organisation von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz, 2004; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005; Grathoff, S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005; Heuser, R., Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten, 2008; Empell, H., Gutenberg vor Gericht, 2008; Mainzer (Erz-)Bischöfe in ihrer Zeit, hg. v. Felten, F., 2008; Der Nationalsozialismus in Mainz, hg. v. Dobras, W., 2008; Die ältesten Urkunden der Erzbischöfe von Mainz (888-1109), hg. v. Fees, I. u. a., 2008; Kißener, M., Anfänge der modernen Demokratie in Mainz, 2011; Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis, hg. v. Burkhardt, S., 2014; Kersten, E., Mainz – Die geteilte Stadt, 2014; König, C., Mit einem Bücherhaufen fing es an, 2019; Die Mainzer Republik, hg. v. Berkessel, H. u. a., 2019; Krach, T., Das Novemberprogrom in Mainz im Spiegel seiner strafrechtlichen Aufarbeitung, 2021

Mainzer Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Landrecht des Erzstifts Mainz von dem 24. 7. 1755/1. 1. 1756, das auf dem Rheingauer Landbrauch beruht (1442 Recht und Ordnung eyns Waltpoden zu Menz, 17. Jahrhundert Aufzeichnung des rheingau­ischen Landbrauchs durch Nikolaus Itzstein). Es gliedert sich in 32 Titel und enthält hauptsächlich Familienrecht und Erbrecht. Seine Geltung endet linksrheinisch 1804, rechtsrheinisch 1900 (bzw. in Nachwirkungen in dem Laufe des 20. Jahrhunderts). S. Google

Lit.: Churfürstliche Mayntzische Land-Recht, 1755; Hallein, L., Mainzer Civilrecht im 14. und 15. Jahrhundert, 1891; Faust, H., Das Mainzer Landrecht von 1755, 1924; Backhaus, F., Das eheliche Güterrecht des Mainzer Landrechts von 1755, Diss. jur. Heidelberg 1953; Griebl, L., Die Behandlung von Geisteskranken und Verschwendern im frühneuzeitlichen Territorialstaat (1495-1806), 2010

Mainzer Reichslandfriede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Keltische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der 29 Artikel umfassende, deutsch gehaltene Landfriede Friedrichs II. von dem 12. 8. 1235. Er drängt die Selbsthilfe zurück und stärkt die Stellung des Gerichts. Er sieht u. a. einen Hofrichter bzw. ein Hofgericht vor. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Klingelhöfer, E., Die Reichsgesetze, 1955; Buschmann, A., Mainzer Reichslandfriede und Konstitutionen von Melfi, (in) FS R. Gmür, 1983, 369; Berhorst, M., Die Landfriedensbewegung im Mittelalter, 2007; Fey, T., Die Spannungen zwischen Städten und Reichsfürsten und die staufische Städtepolitik unter Friedrich II., 2014

Mainzer Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Keltische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der (in dem Heiligen römischen Reich) durch Erklärung eines rheinisch-deutschen Nationalkon­vents an dem 17. 3. 1793 in dem Gebiet zwischen Bingen und Landau entstehende unabhängige Staat mit dem Volk als einzigem Souverän. Die Mainzer Republik endet an dem 23. 7. 1793 durch Übergabe an →Preußen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon 724; Die Mainzer Republik, hg. v. Landtag des Landes Rheinland-Pfalz, 1993; Die Mainzer Republik 1792/93, 2013

maior, māior, lat., Adj. (Komp.), größere; Q.: XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. māgnus

maior (lat. [M.]) Größere, Vw.: s. maior, māior

maior vigintiquinque annis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, älter als 25 Jahre, volljährig, s. Lex Laetoria, um 200 v. Chr.)

Maior dividat, minor eligat (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar. Der Ältere soll teilen, der Jüngere darf wählen). Nur ein schwacher und schamloser Betrüger E. teilt als Jüngerer (beispielsweise auf Grund einer Amts­stellung) bewusst ungerecht und wählt dann auch noch selbst den größeren Teil. →Erbaus­einan­dersetzung

Lit.: Wacke, A., Der Jüngste stimmt zuerst, (in) JA 1981, 176; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Plutarch für das 8. Jahrhundert v. Chr.)

maior (M.) domus (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →Hausmeier

Lit.: Köbler, DRG 76

maiores (M.Pl.) et meliores (M.Pl.) terrae (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Größere und Bessere des Landes, s. Google, →Landstände

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Maitland, Frederic William (London 28. 5. 1850-Las Palmas/Kanarische Inseln 20. 12. 1906), Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Cambridge und Lincoln’s Inn 1876 Anwalt, 1884 Dozent für englisches Recht in Cambridge und 1888 Professor. Er verfasst (mit Frederick Pollock) die (engl.) History of English Law before the Time of Edward I (Bd. 1f. 1895, Geschichte des englischen Rechtes vor Eduard I.), die nach einer Übersicht über die äußere Rechts­geschichte die inhaltlichen Einrich­tungen und Lehren darstellt. Dabei verbindet er Politik und Wirtschaft mit dem Recht und die Vergangenheit mit der Gegenwart. 1886/1887 gründet Maitland die Selden Society.

Lit.: Bracton’s Note Book, hg. v. Maitland, F., Bd. 1ff. 1887; Pollock, F./Maitland, F., The History of English Law, Bd. 1f. 1895; Maitland, F., Domesday Book and Beyond, 2. A. 1907; Fisher, H., Frederic William Maitland, 1910; Maitland, F. ZRG GA 33 (1912), 521; Maitland, F., Selected historical essays, hg. v. Cam, H., 1957; Cameron, J., Frederick (!) William Maitland and the history of English law, 1961; Bell, H., Maitland, 1965; The letters of Frederic William Maitland, hg. v. Fifoot, C., 1965; Elton, G., Frederic William Maitland, 1985

Maiverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Mai 1934 für Österreich erlassene Verfassung für einen christlichen deutschen Bundesstaat (autoritä­ren Ständestaat des Austrofa­schis­mus).

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfOeMai1934.htm

Majestät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1200 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1238 [Lamprecht von Regensburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herrscher

Majestätsbeleidigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1559 [TrierJb. 11 1960 33] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Angriff auf den (vom Staat verschiedenen) Herrscher. Die Majestätsbeleidigung findet sich sachlich 393 in einer Konstitution Theodosius‘ I., in der die Beleidigung des Kaisers aus der allgemeinen Strafverfolgung ausgesondert wird. 397 werden aber alle füh­renden Personen geschützt. Die Beleidigung des Kaisers (oder Königs) tritt danach wieder in der Bamberger Halsge­richtsordnung (→Constitutio Criminalis Bambergensis) von 1507 auf. In der Folge wird die Majestätsbeleidigung dem →Hochverrat nachgeordnet. 1922 werden in dem Deutschen Reich Reichspräsident und Regie­rungsmitglieder besonders geschützt, 1951 in der Bundesrepublik Deutschland die höchsten Staatsorgane. S. Google

Lit.: Bosse, H., Über Hochverrat, beleidigte Majestät und verletzte Ehrerbietung, 1802; Schroeder, F., Der Schutz von Staat und Verfassung im Strafrecht, 1970; Czech, P., Der Kaiser ist ein Lump und Spitzbube, 2010; Vom Majestätsverbrechen zum Terrorismus, hg. v. Härter, K., 2012

Majestätsbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [Würzburg MWirzib. VIII 491] in achtzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein eine von einem Herrscher ausgestellte Urkunde und besonders in der Neuzeit eine Freiheitsurkunde für Untertanen (beispielsweise Rudolfs II. von dem 9. 7. 1609 für Böhmen, nach dem 8. 11. 1620 aufgehoben).

Lit.: Gindely, A., Geschichte der Erteilung des Majestätsbriefes von 1609, 1858

Majestätsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), s. Google, →crimen laesae maiestatis

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schaffstein, F., Verräterei und Majestätsverbrechen, (in) FS W. Weber, 1974; Schminck, C., Crimen laesae maiestatis, 1970; Vom Majestätsverbrechen zum Terrorismus, hg. v. Härter, K. u. a., 2012

Majorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1628 [Lünig, CJFeud. II 373] in vierundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Mittellateinische teilweise mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Einzelnachfolge des Ältesten bei dem →Familienfideikommiss.

Lit.: Coing, H., Europäisches Privatrecht, 1985, 385ff.

Majorität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1818 einmal [Landsberg in DRW-Archiv mit sechs Archivzetteln] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), s. Google,  →Mehrheit

Lit.: Elsener, F., Zur Geschichte des Majoritätsprinzips, ZRG KA 73 (1956), 73

Makedonien (Mazedonien, Nordmazedonien, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, N.)) ist ein südosteuropäisches Gebiet, dessen (in der Antike stets nicht als richtige Griechen angesehene) Bewohner unter den Königen Philipp II. und Alexander (dem Großen 336-323 v. Chr.) →Griechenland erobern, das ab 148 v. Chr. aber römische Provinz wird. Über Ostrom gelangt Makedonien 1317 an die →Osmanen. 1913 fällt Makedonien durch Eroberung an Serbien (1918 →Jugoslawien) (und Grie­chenland). Nach ge­scheiterter Zwangsintegration wird es 1992 selbständig. In einem Streit mit Griechenland nimmt der 25713 Quadratkilometer mit rund zwei Millionen Menschen (zwei Drittel Slawen, ein Viertel Albaner) umfassende Staat 2019 den Namen Nordmazedonien an.

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 4,5,332; Adanir, F., Die makedonische Frage, 1979; Errington, M., Geschichte Makedoniens, 1986; Makedonien, hg. v. Lukan, W. u. a., 1999; Mari, M., Al di là dell’Olimpo, 2002; Küpper, H-, Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005, 306ff., 606ff.; Rois, cités, nécropoles, hg. v. Guimier-Sorbets, A. u. a., 2006; Boskovska, N., Das jugoslawische Makedonien 1918-1941, 2009; Steinmann, I., Die Ehescheidung in der Republik Mazedonien, 2009; Brill’s Companion to Ancient Macedon, hg. v. Fox, R., 2011; Fündling, J., Philipp II. von Makedonien, 2014; Lexicon of Argead Makedonia, hg. v. Heckel, W. u. a., 2020

Makkabäer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.Pl.) Führer eines Aufstands von Juden gegen Syrer um 150 v. Chr., s. Google)

Lit.: Die Makkabäer, hg. v. Avemarie, F. u. a., 2017

makeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [HanseRez.2 V 435] in rund zwanzig Stellen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Neuniederländischen aufgenommen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vermitteln

Makler, Mäkler (Wort Makler in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Makler - ab 1252 [Flandern/CorpAltdtOrUrk. I 46, mekeler LübUB. II 922 1300] und – Makler - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google Makler und landschaftllich Mäkler belegt sowie über das Mittelniederländische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Maklerlohn, M. 1669) ist, wer gegen Ent­gelt eine Gelegenheit zu dem Abschluss eines Vertrags nachweist oder einen Vertrag vermittelt. Der Makler ist sachlich bereits dem griechi­schen und römischen Altertum bekannt. In dem Mittelalter entwickelt sich der Makler vielleicht zuerst in Italien (Genua 1154), wo Mak­lerzwang besteht und der Makler als objektiver Dritter von beiden Geschäftspart­nern entlohnt wird. In dem mittleren Europa ist die Stellung des Maklers freier. In der Neuzeit finden sich zahlreiche gesetzliche Rege­lungen. Der absolute Staat fördert mono­poli­sierende Tendenzen, die in dem 19. Jahrhundert beseitigt werden.

Lit.: Goldschmidt, L., Ursprung des Mäklerrechts, (in) ZHR 28 (1882), 115; Beukemann, U., Die Geschichte des Hamburger Mäklerrechts, 1912; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913, 28, 99, 152; Fröber, H., Die Entstehung der Bestimmungen des BGB, 1997; Axmann, M., Maklerrecht und Mak­lerwesen bis 1900, 2004; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Maklerlohn, Mäklerlohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Maklerlohn und Mäklerlohn - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1671 [SammlLivlLR. II 542, mekler-lohn Silberrad, J. G., Dissertatio de sensalibus 2. A. 1716 57] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber Maklerlohn und Mäklerlohn in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Entgelt des Maklers für seine Leistung

mala fides (lat. [F.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) böser Glaube (schadet nachträglich nicht bei Ersitzung des römischen Rechtes, wenn der Erwerber in dem Erwerbszeitpunkt gutgläubig ist.)

Lit.: Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985

Malbaum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1037? [Beyer, UB. I 362 Mittelrhein] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) mit einem Mal oder Grenzzeichen versehener Baum

Malberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 anscheinend nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt – nur lat. [M.] mallobergus – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem fränkischen Frühmittelalter der Ort der (Gericht haltenden) Ver­sammlung (in mallobergo).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80, 85

malbergisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Malberg betreffend

Malbergische Glosse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der nichtlateinische Einschub in den ältesten Fassungen des salfränkischen Rechtes (lat. Pactus [M.] legis Salicae, 507-511, Textklassen A, C, D, beispielsweise mallobergo reapten[a] hoc est zu Titel 1, 1). Die malbergischen Glossen haben ihren Namen davon, dass sie meist durch (lat.) (in) mallobergo (auf dem →Malberg) eingeleitet werden. Vielleicht sind sie als ursprüngliche Randnotizen später in den Text geraten. Trotz starker Verderbnis sind sie wertvolle Zeugnisse des ältesten bekannten fränkischen Sprachstands. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Kern, H., Notes on the Frankish Words in the Lex Salica, (in) Lex Salica, hg. v. Hessels, J., 1880, 431; Helten, W. v., Zu den malbergischen Glossen, (in) PBB 25 (1900), 225; Baesecke, G., Die deutschen Worte der germanischen Gesetze, (in) PBB 59 (1935), 1; Schmidt-Wiegand, R., Zur Geschichte der malbergischen Glosse, ZRG GA 74 (1957), 220; Gutenbrunner, S., Studia mallobergica, ZRG GA 81 (1964), 298; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, 276; Balon, J., Theo, (in) Archivum latinitatis medii aevi 33 (1963), 103; Schmidt-Wiegand, R., Das fränkische Wortgut der Lex Salica als Gegenstand der Rechtssprachgeographie, ZRG GA 84 (1967), 275; Schmidt-Wiegand, R., Die malbergischen Glossen als Denkmal des Westfränkischen, (in) Rhein. Vjbll. 33 (1969), 396; Beyerle, F., Die Malberg-Glossen der Lex Salica, ZRG GA 89 (1972), 1; Seebold, E., Die malbergischen Glossen, (in) PBB 129 (2007) 1ff.

maleficium, malficium, malificium, lat., N., böse Tat, Übeltat, Frevel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. malus, facere, seit dem Hochmittelalter auch Bedeutung Hexerei

Lit.: Köbler, DRG 158; Köbler, LAW; Hampl, T., Die Nürnberger Malefizbücher, 1927; Christel, C., Die Malefizprozessordnung des Codex Maximilianeus von 1616, Diss. jur. Regensburg 1975

Malefiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1304 [Tirol/ÖW. V 184] beleg, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Malefizkerl und in Malefizlump belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Übeltat, Missetat, Straftat

Malefizordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [TirolLO. 1526 fol. h vr] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich an der Wende des Mittelalters zu der Neuzeit auftretende Ordnung bzw. Landesordnung für Straftaten (beispielsweise Tirol 1499, teilweise so genannte Maximiliana). Sie wird 1532 durch die subsidiär gelten wollende (lat.) Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) ergänzt. Seit dem 18. Jahrhundert wird sie durch neuere Strarechtsgesetze und Straf­rechts­kodifikationen abgelöst (Bayern 1751, Österreich 1768, 1803, Bayern 1813, Preußen 1851, Österreich 1852 u. s. w.). S. Google

Maleville, Jacques de (1741-1824), Advokat in Bordeaux, Anhänger der französischen Revolution, Präsident der zivilgerichtlichen Abteilung des Kassa­tions­ge­richtshofs, wird von Napoleon zum Sekretär-Redakteur der Kommission zu der Ausarbeitung eines →Code civil berufen. In der Gesetzgebungsarbeit unterstützt er das römische Recht und kommentiert 1805 das Ergebnis unparteiisch (Analyse raisonée). Später tritt er auf die Seite der Reaktion über. S. Google

Lit.: Latour, J., Jacques de Maleville, 1929

Malik ibn Anas (708/716-796), s. Google →Muwatta

Mallersdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)

Lit.: Pölsterl, G., Mallersdorf, 1979

Malleus maleficarum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Hexenhammer

mallobergus (lat. [M.]) → (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [Pactus legis Salicae MGH 180, M., Vereinbarung des salfränkischen Rechtes] in zwölf? Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Malberg, Verhandlungsberg

mallus (lat. [M.]), mallum (lat. [N.] (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 511/558 Cap. I 1 S. 5 Kapitular] in rund dreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. N.) Versammlung, Gerichtsversammlung

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Platon, G., Le mallus, 1889; Estey, F., The Meaning of ,Placitum‘ and ,Mallum‘, (in) Speculum 1947, 435; Tiefenbach, H., Studien zu Wörtern volkssprachiger Herkunft, 1973, 71; Weitzel, J., Dinggenos­senschaft und Recht, 1985

Malmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 881 [Richter, Paderborn I Anh. p. 5] in vierundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google unter Mahlmann belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gerichtsmann, Markgenosse

Lit.: Lamberg, P., Die Malmannen im sächsischen Freienrecht des Mittelalters, (in) Osnabrücker Mitteilungen 75 (1968), 126

Malscult (as. [F.] (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, als Mahlschuld ab 1189 [Hamburg] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Dingschuld, eine Abgabe

Lit.: Molitor, E., Die Stände der Freien, 1910, 10

Malta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht von punisch malet, Sb. Zufluchtsort? abgeleitet, N.) ist der zwischen Italien und Tunesien und südlich Siziliens gelegene, 316 Quadratkilometer große und aus drei bewohnten Inseln bestehende Staat in dem Mittelmeer. Malta weist große Tempelbauten des 4. Jahrtausends v. Chr. auf und gelangt nacheinander an Phönizier/Punier/­Karthager (7. Jahrhundert v. Chr.), Römer (218 v. Chr.), Ostrom (395 n. Chr.), Vandalen, Ostgoten, Muslime (870), Nor­mannen (1091), den Johanniterorden (1530), Frankreich (1798) und Großbritannien (1800/1802). 1964 wird es unabhängig, 1974 parlamentarische Republik und zu dem 1. 5. 2004 Mitgliedstaat der Europäischen Union. S. Google

Lit.: Oeckl, W., Kolonialherrschaft contra Selbstbestimmung, 1981; Betz, W., Malta, 1994; Freller, T., Die Geschichte Maltas 2008; Abulafia, D., Das Mittelmeer, 2014

Malteser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL als Hunderasse – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., s. Malta). →Johanniter

Lit.: Der Johanniter-Orden, der Malteser-Orden, der ritterliche Orden des heiligen Johannes vom Spital zu Jerusalem, 1970; Staehle, E., Geschichte der Johanniter und Malteser, Bd. 1ff. 2002; Sarnowsky, J., Die Johanniter, 2011; Burlamacchi, M., Nobility, honour and glory – A brief military story of the Order of Malta, 2013

Malumbra, Ricardus ist ein vielleicht in Cremona 1264 geborener, 1289 als doctor legum bezeugter, seit 1295 in Padua lehrender Jurist.

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 593

Mamluk, Mameluk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mameluck 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Arabischen bzw. Semitischen aufgenommen, M.) in Besitz Befindlicher, Abtrünniger, weißer Sklave

Lit.: Brandes, J., Die Mameluken, 1996; Wiederhold, L., Das Rechtslexikon Qawa’id al-fiqh und sein Autor, 2015

Man ist eine Insel in der Irischen See mit etwa 85000 Einwohnern, die weder der Europäischen Union noch dem Vereinigten Königreich von Großbritannien angehört, wohl aber den britischen Inseln und eigene Gesetzgebung und Rechtsprechung hat. S. Google

Lit.: Zillmer, M., Die Rechtsordnung der Isle of Man, 2012

Manchester beruht auf dem römischen Kastell Mancunium. 1229 erhält der Ort Marktrecht, 1838 Stadtrecht. 1851 wird Manchester Sitz einer Universität. S. Google

mancipare, mancipāre, mancupāre, lat., V., fangen, zum Eigentum geben, überlassen (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx,s. manus, capere

mancipatio, mancipātio, mancupātio, lat., F., feierliche Übernahme einer Sache, Verkauf, Kauf, Plin. (23/24-79 n. Chr.),  s. mancipāre

Mancipatio (lat. [F.] Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist bereits in dem altrömischen Recht ein allgemeines Geschäft für die Überführung aus der Gewalt eines Hausvaters in die Hausgewalt eines anderen Hausvaters. Dabei ergreift jemand als Erwerber eine handgreifbare Sache (lat. res [F.] mancipi) eines anderen vor fünf mündigen Bürgern als Zeugen und einem Waagehalter (lat. [M.] libripens), spricht eine sein Eigentum an der handgreifbaren Sache behauptende Formel und lässt den tat­sächlichen Betrag des Wertes der Sache dem anderen in Erz (lat. aes [N.] Kupfer) in einer Waage (lat. [F.] libra) zuwägen (Libralgeschäft), wobei dieser das Metall unter schweigender Duldung der Handgreifung annimmt, so dass ein ei­gentliches positives einverständliches Zusam­menwirken nicht ausgedrückt wird. Der bisherige Gewalthaber ist danach Vormann (lat. [M.] →auctor) des neuen Gewalthabers. Später wird die mancipatio dadurch fortgebildet, dass das Erz nicht mehr tatsächlich, sondern nur noch sinnbildlich in der Form einer einzigen kleinen Münze (lat. nummo uno, eine Münze) zugewogen wird. Diese mancipatio nummo uno dient dann der Erlangung der Gewalt über handgreifbare Sachen und Menschen auch außerhalb des Barkaufs in einer Vielzahl von Fällen (beispielsweise Kreditkauf, Treuhand, Mitgift, Adoption, Eheschließung [lat. coemptio], Emanzipation u. s. w.). Die mancipatio ist ein abstraktes Verfügungsgeschäft. In dem spätantiken römi­schen Recht ist die mancipatio verschwunden, in den Juristenschriften der Digesten mancipatio durch (lat. [F.]) →traditio (formlose Übergabe) ersetzt. S. Google

Lit.: Kaser § 7 I, 24 II, 27 I 2, 38 II 1a, 41 I 1; Söllner §§ 8, 12, 18, 24; Köbler, DRG 22ff., 40, 61f.; Randazzo, S., Leges mancipii, 1998

mancipium, mancupium, lat., N., förmliche Kaufvollziehung, Eigentumserwerbung, förmlicher Kauf, Sklave, Kaufsklave, XII tab. (um 450 v. Chr.); E.: s. manus, capere

Mancipium (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die Handgreifung, die dadurch erlangte, der Herrenstellung über Sklaven ähnliche Gewalt über ein fremdes Hauskind und übertragen der Sklave. In dem Mittelalter ist mancipium der Unfreie, doch nimmt die Verwendung des Wortes von dem Beginn des 11. Jahrhunderts an stark ab. S. Google

Lit.: Kaser §§ 7 I 1d, 16 III 1, 60 I 3b; Söllner §§ 8, 20; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 21; Köbler, LAW; Dubled, H., Mancipium au Moyen Age, (in) Revue du Moyen Age Latin 5 (1949), 51; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Köbler, G., Lateinisch-germanistisches Lexikon, 2. A. 1984.; Randazzo, S., Leges mancipii, 1998; Bondue, D., De servus à sclavus - La fin de l’esclavage antique (371-918), 2011

Mandat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [KemptenStB. Beck p. 38] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie als Lehnwort zu lat. mandatum [N.] um 1300 aufgenommen, N.). In dem Prozessrecht bezeichnet es das Verhaltensgebot des Gerichts an eine Partei oder einen Dritten, aber auch den Auftrag einer Partei für einen Vertreter. Daneben wird später auch von dem Mandat eines Abgeordneten einer Volksvertretung und von dem Mandat als internationalem Auftrag des Völkerrechts gesprochen. S. Google

Lit.: Triepel, H., Delegation und Mandat im öffentlichen Recht, 1942; Müller, C., Das imperative und freie Mandat, 1966; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976, 52

Mandatsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz- und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) ist in der frühen Neuzeit eine Form des →summarischen Prozesses, bei dem auf Antrag des Klägers dem Beklagten durch gerichtliches Gebot (→Mandat) ein be­stimmtes Verhalten auferlegt wird. Vorkommen gerichtlicher Anordnungen finden sich bereits in dem frühen und hohen Mittelalter, allgemeine Bedeutung erlangen sie aber erst mit dem Übergang der höchsten Gerichtsgewalt von dem König auf das Reichskammergericht an dem Ende des Spät­mittelalters (1495). Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts (1555) wird dabei zwischen bedingtem Mandat, bei dem sich der Empfänger auf alle rechtlichen Gegengründe stützen darf, und dem unbedingten Mandat, bei dem der Empfänger nur die Unrichtigkeit der tatsächlichen Mandatsgrundlagen vortragen darf, unterschieden. Von dem →Reichskammer­gericht geht der hierdurch geprägte Mandatsprozess in das partikulare Verfahrensrecht über. Hieraus entwickelt sich das 1833 bzw. 1846 in Preußen eingeführte →Mahnverfahren und die mandatsähnliche →einstweilige Ver­fügung (Hannover 1850, Baden 1851). S. Google

Lit.: Bayer, H. v., Theorie der summarischen Processe, 7. A. 1859, 19; Skedl, A., Das Mahnverfahren, 1891; Poetsch, J., Die Reichsjustizreform von 1495, 1912; Hinz, M., Der Mandatsprozess des Reichs­kammergerichts, (in) Commémoration du 500e anniversaire de la création du Parlament, 1977, 343; Rohmeyer, H., Geschichte und Rechtsnatur der einstweiligen Anordnung, Diss. jur. Hamburg 1967, 148; Uhlhorn, M., Der Mandatsprozess, 1991; Wunderlich, S., Das Protokollbuch des Matthias Alber, 2011

Mandatsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Mandatsprozess

mandatum, mandātum, lat., N., Auftrag, Befehl, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mandāre

Mandatum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht einerseits der unentgeltliche Auftrag (Konsensualkontrakt), der eine Tätigkeit jeder Art betreffen kann, andererseits seit etwa der Zeitenwende die Dienstan­weisung des Staats­oberhaupts (lat. [M.] princeps) beispiels­weise an einen Provinzstatthalter, die bald als gesetzesgleich gilt. Dieser Sprachgebrauch setzt sich in dem lateinischen Frühmittelalter entsprechend fort.

Lit.: Kaser §§ 38 II 1d, 44 I; Söllner §§ 9, 17, 18; Köbler, DRG 31, 47, 64; Watson, A., Contract of Mandate in Roman Law, 1961; Klami, H., Mandatum and labour, ZRG RA 106 (1989), 575; Marotta, W., Mandata principum, 1991; Schubert, D., Die Mandatarhaftung im römischen Recht, 2014

Manegold von Lautenbach (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Lautenbach bei Gebweiler in dem Elsass wohl nach 1030-nach 1103) wird nach Studien in Lautenbach und Paris Wanderlehrer in Frankreich. Nach 1080 wird er Mönch in Lautenbach und flüchtet von dort nach Rottenbuch. 1089 wechselt er als Propst nach Marbach. Seinen Streitschriften gegen Wenrich von Trier und Wolfhelm von Brauweiler wird der Gedanke der →Volks­souveränität ent­nommen. S. Google

Lit.: Koch, G., Manegold von Lautenbach und die Lehre von der Volkssouveränität, 1902; Laakmann, R., Die Königsgewalt bei Manegold von Lautenbach, Diss. jur. Hamburg 1969; Fuhrmann, H., Volkssouveränität und Herrschaftsvertrag bei Manegold von Lautenbach, (in) FS H. Krause, 1975, 21; Sturlese, L., Die deutsche Philologie im Mittelalter, 1993, 77ff.

manere, manēre, lat., V.: nhd. bleiben, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *men- (5), bleiben, stehen

Mangel (M., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1060-1080 in EDEL [Wiener Genesis] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1280 [Regensburg/CorpAltdtOrUrk. I 377] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Knappheit, Mangelrüge 1881) ist das Fehlen einer vorausgesetzten Beschaffenheit einer Sache oder einer sons­tigen Gegebenheit.

Lit.: Niedrig, H., Die Mängelrüge, 1994; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Mangelfolgeschaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der infolge des Mangels einer Sache an dem sonstigen Vermögen des Erwerbers zusätzlich entstehende Scha­den (beispielsweise durch vergif­tetes Futter sterben an sich gesunde Tiere) des Erwerbers. S. Google

Mangelrüge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber Mängelrüge in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1881) Rüge des Erwerbers wegen eines Mangels des von dem Veräußerer gelieferten Gegenstands

Mangelschaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Mangel einer gelieferten Sache bestehende Schaden (beispielsweise ein gekauftes Buch ist wegen fehlender oder verkehrt bedruckter 100 Seiten 10 Euro weniger wert als ein vollständiges Buch). S. Google

Manifest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528/1704 [Codex Austriacus II 2] bzw. 1611 [NlWB. IX 206] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Programm, Ankündigung, →Kommunistisches Manifest

manifēstus, manufēstus, lat., Adj.,  handgreiflich, offenbar, augenscheinlich, überführt, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. manus, *fendere

Mann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (erwachsene) männliche Mensch. In dem Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung der Men­schen setzt er wohl auf Grund seiner durch­schnittlichen körperlichen Überlegenheit und den durch Schwangerschaften verursach­ten Nachteilen der Frau einen verhältnismäßigen Vorrang gegenüber der Frau in der Gesellschaft durch. Seit der Aufklärung wird der dadurch geschaffene Patriarchat zurückge­drängt und Gleichbehandlung verlangt und mehr und mehr auch erreicht. Durchschnittlich werden – innerhalb der Menschen - zwar etwas mehr Männer als Frauen geboren und sind Frauen früher häufig an Schwangerschaften früh gestorben, doch ist in der Gegenwart die durchschnittliche Lebenserwartung der Frau höher als die des Mannes.

Lit.: Rabe, C., Gleichwertigkeit von Mann und Frau, 2006; Martschukat, J./Stieglitz, O., Geschichte der Männlichkeit, 2008

Männerbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) nur Männer als Mitglieder zulassender Bund

Lit.: Schurtz, H., Alterklassen und Männerbünde, 1912; Widdig, B., Männerbünde und Massen, 1992; Bruns, C., Politik des Eros, 2008

Mannesvorzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Bevorzugung von Männern insbesondere in dem Erbrecht. Der Mannesvorzug ist in älteren Zeiten weit verbreitet. Wegen seines Verstoßes gegen den Gleichheitsgrund­satz wird er auf Grund des Gleichberechtigungrundsatzs in dem 20. Jahrhundert weltweit weitgehend beseitigt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Mannfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Mannsfall 1631 [Heider, Lindau 890] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Tod des Lehnsmanns

Mannheiligkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1932 einmal [ZRG GA DWRArchiv mit einem Archivzettel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) besondere Heiligkeit des Mannes vor allem in der nationalsozialistischen Vorstellung

Lit.: Baetke, W., Das Heilige im Germanischen, 1942, 2. A. 1944

Mannheim ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 766 Mannenheim) wird 1605/­1607 Stadt und erhält 1907 eine Handelshochschule der Stadt, die 1967 in Universität umbenannt wird.

Lit.: Kreutz, W./Wiegand, H., Mannheim, 2008; Jungbluth, F., Mannheim 2014, 2013

mannire, mannīre, lat.?, V., vor Gericht rufen; Hw.: s. bannīre, s. PLSal (507-511 n. Chr.?), Latinisierung von ahd. zi mahale, V., s. lat. mahalum?

mannire, mannīre, manire (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [Pactus legis Salicae] in sechs Stellen belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. V.) mahnen (durch den Kläger in dem fränkischen Frühmittelalter)

mannitio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 7. Jahrhundert [Lex Ribvaria] in drei Stellen und altenglisch belegt, asber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.? [F.], s. Google) Ladung (durch den Kläger in dem fränkischen Frühmittelalter)

Lit.: Köbler, DRG 86; Köbler, LAW; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischenb Kapitularien, 1993, 90ff., 140ff.

Mannlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1236 [WirtUB. III 365, IV 20 Württemberg] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ursprünglich jedes Lehen (in Gegensatz zu anderen Leihen), seit dem Hochmittelalter in der frühen Neuzeit das allein männliche Nachkommen als Nachfolger zulassende Lehen in Gegensatz zu dem Weiberlehen beispielsweise des so genannten privilegium minus (N.) für Österreich von 1156 u. a.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Homeyer, G., System des Lehnrechts der sächsischen Rechtsbücher, 1844, 279; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafenbei Rhein im Spätmittelalter, 1978, 73f., 126f.; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige, 1979; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011

Mannus, germ.-lat., M.=PN, Mannus (germanischer Gott), aus dem Germanischen, s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *manus, *monus, M., Mann, Mensch, idg. *men- (3), *menə-, *mnā-, *mnē-, *mneh-, V., denken

Mannus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., zu nhd. Mann) ist bei den Germanen der Sohn des Gottes Tuisto und der Vater dreier Söhne, von denen sich die germanischen Hauptstämme der Ingväonen (Friesen, Angeln, Sachsen), Istväonen (Weser-Rhein-Germanen) und Hermino­nen (Elbgermanen) herleiten. S. Google

Lit.: Die Germania des Tacitus, hg. v. Much, R. u. a., 3. A. 1967, 52

manor (engl. [N.]) Herrenhof

Mannschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.)

mansio, mānsio, lat., F., Aufenthalt, Bleiben, Nachtlager, Gebäude, Ter. (190-159 v. Chr.), s. manēre

Lit.: Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Kolb, A., Transport und Nachrichtentransfer im römischen Reich, 2000

mansus, mānsus, māsus, lat., M., Verweilen, Verzögern, Inschr., Vitae patr., s. latein_a_z.docx, s. manēre

mansus (lat. [M.]) Hof, Hufe, Ackermaß

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW

Mantel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [Brokmerrecht § 58] bzw. Anfang 14. Jahrhundert [GörlitzLehnR. 26 § 36] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 11. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und vielleicht kelto-iberischer Herkunft, M.) als ein den Körper des Menschen einhüllendes Kleidungsstück wird auch als Rechtssym­bol verwendet (beispielsweise Mantelgriff bei Auflassung, Umhüllung mit dem Mantel bei Ehe­schließung zwecks Ehelicherklärung eines nichtehelichen Kindes, Niederlegung des Mantels zwecks Haftungsbefreiung, s. Google).

Lit.: Hübner 681; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Müller, M., Die Kleidung nach Quellen des frühen Mittelalters, 2003; Frieling, K., Sehen und gesehen werden – Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit, 2013

Mantelgriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1726 [Friedenberg, TractJurPract. I 1 S. 204] in dreizehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) eine rechtssymbolische Handlung zwecks Bekräftigung vor allem in dem jüdischen Recht

Mantelkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1410 [Petrinische Glosse zu Ssp. LR. I 36/SspGl. Steffenhagen2 116/117] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) vor der kirchlichen Trauung der Eltern geborenes, durch Annahme als Kind oder nachfolgende Ehe der Eltern anerkanntes (und in einen Mantel gehülltes) Kind

Lit: Glossen zum Sachsenspiegel Landrecht. Buch‘sche Glosse, Teil 1, hg. v. Kaufmann, F., 2002, 318

mantellum, mantēlum, lat., N., Tuch, Handtuch, Mantel, Hülle, Decke, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mantum, s. germ. *mantil-?, Sb., Mantel

Mantelrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht einer Witwe sich unmittelbar nach dem Tode ihres Ehemanns von der Haftung für bestimmte Schulden zu befreien.

Lit.: Die Gesetze der Stadt Frankfurt am Main im Mittelalter, hg. v. Wolf, A., 1969, 353f.

Manteltarif (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische und Italienische mit dem Arabischen verbindbar, M.) Rahmentarifvertrag

Mantik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Weissagung, Wahrsagerei, Zukunftsdeutung

Lit.: Hille, J., Die Strafbarkeit der Mantik von der Antike bis zum frühen Mittelalter, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977

Manufaktur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1607 [PlacBFland. II 463 Flandern] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aufgenommen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, F.) ist die bereits dem römischen Altertum bekannte zentrale Produktions­stätte zu der Herstellung von Waren (Textilien, Metallwaren, Keramik). Sie wird in dem 17. und 18. Jahrhundert zu der von dem Staat begünstigten modernen Betriebsform (→Merkantilismus). Besonders bekannt ist die erste europäische staatliche Porzellanmanufaktur (Meißen 1710). In dem 19. Jahrhundert unterliegt die Manufaktur der Fabrik.

Lit.: Köbler, DRG 28, 134, 175; Pfeiffer, H. v., Die Manufakturen und Fabriken Deutschlands, Teil 1f. 1781; Forberger, R., Die Manufaktur in Sachsen, 1958; Kermann, J., Die Manufaktur im Rheinland, 1972; Jansen, R., Die Arbeitsverhältnisse an den deutschen Porzellanmanufakturen des 18. Jahrhunderts, 1990; Flügel, A., Kaufleute und Manufakturen in Bielefeld, 1990; Markets and Manufacture in Early Industrial Europe, hg. v. Berg, M., 1991; Deldicque, M., La fabrique de l’extravagance – porcelaines de Meissen et de Chantilly, 2020

manumissio, manūmissio, lat., F., Entlassung aus seiner Gewalt, Freilassung eines Sklaven, Erlass der Strafe, Verzeihung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. manūmittere, manus, mittere

Manumissio (lat. [F.]) ist die Freilassung eines Sklaven oder Unfreien zu einem (freigelassenen) Freien. Für sie entwickeln sich in dem römischen Recht verschiedene Formen (manumissio in der Kirche, vor Freunden, durch Brief, durch Aufnahme an den Tisch, mit Stab), die in dem Frühmittelalter teilweise fortgeführt und teilweise ergänzt werden.

Lit.: Kaser §§ 16 I 1, III 1, 60 I 3b; Köbler, DRG 57

manus (lat. [F.]) Hand, Faust, Tapferkeit, Hausgewalt (über die Ehefrau), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *mər, Sb., Hand

Lit.: Kaser §§ 4 I 1b, 12 I 2b, 58 II; Söllner §§ 8, 20; Köbler, DRG 21f., 71

Manusehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem römischen Recht die Ehe, in der die Frau unter die (lat.) manus (Hand, Hausgewalt) des Mannes oder dessen (lat.) pater (M.) familias steht. Die manus wird durch von der Eheschließung zu trennende Geschäfte (confarreatio, coemptio oder usus) begründet. In der Manusehe ist die Frau vermögensunfähig, so dass alles, was sie erwirbt, ihrem Gewalthaber gehört. Bis zu dem Prinzipat (Augustus) wird die Manusehe zu der Ausnahme, so dass die Ehefrau regelmäßig entweder weiter ihrem bisherigen (lat.) pater (M.) familias untersteht oder gewaltfrei und damit vermögensfähig ist.

Manus iniectio (lat. [F.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google) ist in dem römischen Recht die Handanlegung, mit deren Hilfe beispielsweise in dem altrömischen Recht in einen Menschen vollstreckt wird (→legis actio per manus iniectionem).

Lit.: Kaser §§ 10 I 2a, 32 II 4, 39 I 1, 60 I 4, 81 III 1; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 20

Manzipation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Weiberemanzipation bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1571 [Roth 327] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →mancipatio

Marburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) an der Lahn gründet sich auf eine Burg wohl schon des 10. Jahrhunderts und erhält 1527 die erste protestantische, an dem Beginn des 17. Jahrhunderts calvinistische Uni­versität.

Lit.: Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg, hg. v. Küch, F., Bd. 1f. 1918ff.; Merk, W., Die Spruchtätigkeit der Marburger Juristenfakultät, (in) Festzeitung der Universität Marburg 1527-1927, 1927; Pätzold, G., Die Marburger Juristenfakultät als Spruchkollegium, 1966; Braasch-Schwersmann, U., Das Deutschordenshaus Marburg, 1989; Gottwald, U., Marburg, 1995; Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus, hg. v. Nagel, A., 2000; Großmann, G., Marburg, 2006; Lemberg, M., Die Universitätskirche zu Marburg, 2016; Etwas sensationell Neues – Marburg um 1910 in Farbfotografien von Mylius Georg, 2019

Marburger Programm (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Franz von →Liszt (1851-1919) in Gießen vorbereitete und in Marburg 1882 formulierte Pro­gramm (Der Zweckgedanke im Strafrecht).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 204

Marbury v. Madison ist die Leitent­scheidung des Supreme Court der Ver­einigten Staaten von Amerika von dem 24. Februar 1803, nach der das Gericht für die Überprüfung von Bundesgesetzen (beispielsweise Section 13 des Judiciary Act von 1789) auf ihre Übereinstimmung mit der Verfassung zu­ständig ist. S. Google

marca, lat., F., Mark (F.) (1), Grenzmark, Grenze, Gl, s. germ. *markō, *mark, st. F. (ō), Mark (F.) (1), Grenze, idg. *mereg̑-, Sb., Rand, Grenze

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Marcellus (2. Jahrhundert n. Chr.) ist der dem Rat der Kaiser Antonius Pius (138-161) und Marc Aurel (161-180) angehörige römische Rechtskundige, von dem 31 zwischen 161 und 167 entstandene (lat.) libri (M.Pl.) digestorum (Bücher der Digesten) zu unterschiedlichsten Rechts­fragen sowie (lat.) notae (F.Pl. Anmerkungen) zu den Digesten →Julians bekannt sind, deren Benützung durch →Scaevola und →Ulpian feststeht. S. Google

Lit.: Krüger, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechtes, 2. A. 1912, 213; Rastätter, J., Marcelli Notae ad Iuliani Digesta, Diss. jur. Freiburg im Breisgau, 1981; Zülch, C., Der liber singularis responsorum des Ulpius Marcellus, 2001

Mär, Märe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – Mär nicht belegt und Märe um 1210 [Wolfram von Eschenbach] einmal belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Kunde (F.), Erzählung

March (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz belegt sondern als Schreibform von Mark belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, ab über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Flurgrenze, Grenze

Märchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist die nicht sicher bezeugte und nicht sicher bezeugbare Erzählung oder Kunde. Das Märchen kann Rechtsfragen behandeln. Die Märchen, die als literarische Form um 1800 anerkannt werden und für den deutschen Sprachraum besonders erfolgreich von den Brüdern Grimm gesammelt sind (1812), lassen sich hinsichtlich der Zeit des von ihnen überlieferten Geschehens wie der Zeit ihrer grundsätzlich zunächst mündlichen sprachlichen Formulierung nicht zuverlässig einordnen.

Lit.: Grimm, J./Grimm, W., Kinder- und Haus­märchen, 1812; Ludwig, O., Richter und Gericht im deutschen Märchen, 1935; Anger, S., Das Recht in den Sagen, Legenden und Märchen Schleswig-Holsteins, Diss. jur. Kiel 1947; Röhrich, L., Die Grausamkeit im deutschen Märchen, (in) Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 6 (1955), 176; Röhrich, L., Märchen und Wirklichkeit, 1956; Scherf, W., Das Märchenlexikon, Bd. 1f. 1995; Laeverenz, J., Märchen und Recht, 2001; Enzyklopädie des Märchens, begr. v. Ranke, K., Bd. 12 2007; Bluhm, L., Märchen, 2014; Barth, J., Märchen – Eine Einführung, 2022

Marchfutter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1075/1096 [BabbÖstUB. II 341Österreich] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine mittelalterliche Abgabe ursprünglich für die Unterhaltung von Pferden an der Grenze.

Marculf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Verfasser einer früh­mittelalterlichen, durch 5 Handschriften des 9. Jahrhunderts überlieferten Sammlung von 40 Königsurkunden­formularen und 52 Privatur­kunden­formularen, die vermutlich an dem Ende des 7. Jahrhunderts in dem westlichen Frankenreich in dem Auftrag eines nicht sicher feststellbaren Bischofs Landerich verfertigt ist. Die Sammlung ist nachweislich spätestens 743/747 in einer Königsurkunde und 731/732 in einer Privaturkunde benutzt. Verschiedene jüngere Urkundensamm­lungen berücksichti­gen sie.

Lit.: Formulae, hg. v. Zeumer, K., 1886; Marculfi Formularum libri duo, rec. Uddholm, A., 1962; Nonn, U., Merowingische Testamente, (in) Archiv für Diplomatik 18 (1972), 110; Liebs, D., Sklaverei aus Not; ZRG RA 118 (2001), 286; Schmidt-Recla, A., Kalte oder warme Hand?, 2011, 210ff.

Marescalcus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –  nicht belegt, sondern nur als Schreibform von Marschall und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.-ahd. [M.] Marschall) ist ein Hofamt der fränkisch-deutschen Könige.

Lit.: Köbler, DRG 83

marginal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Marginalie nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Rand betreffend, an dem Rande befindlich wie beispielsweise die Marginalglosse, d. h. Randglosse

Maria Theresia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische mit dem Hebräischen des Altertums ohne Klärung der Bedeutung verbindbar, Wien 13. 5. 1717-Wien 29. 11. 1780) ist die Erbtochter des Habsburgers Karl VI., der an dem Ende des spanischen Erb­folge­kriegs die Erbfolge in den habsburgischen Erblanden 1713 durch die →Pragmatische Sanktion zu sichern versucht. 1736 heiratet sie Franz Stephan von Lothringen. 1740 tritt sie das Erbe an (Pfalzerzherzogin von →Österreich), von dem sie in dem österreichischen Erbfolgekrieg Schlesien (an Preußen) und Parma-Piacenza (an Karls III. von Spanien Bruder Philipp) verliert. Sie herrscht über ein Bündel von Staaten in Form einer monar­chischen Union (monarchische Union von Ständestaaten). Nach der Wahl ihres Mannes zu dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches (1745) nimmt sie den Titel Kaiserin (Titularkaiserin) in Anspruch. Gegen den ständischen Widerstand setzt sie energisch und intolerant von 1749 bis 1761 den absolutistischen Staat mit landesfürstlicher Bürokratie und Zen­tralverwaltung durch (Dezennalrezesse, Directorium in publicis et cameralibus, oberste Justizstelle, Heeresre­form, Schulre­form). Auf Betreiben ihrer Ratgeber (Kaunitz, Joseph II.) erwirbt sie 1772 Galizien und Lodomerien, 1775 die Bukowina und 1779 das Innviertel. Gesetzgeberisch stellt die von ihr veranlasste (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis There­siana (1768, Theresianisches Kriminalgesetz) keinen Fortschritt dar, wäh­rend ein (lat.) Codex (M.) Theresianus (1766, There­sianisches Gesetzbuch) überhaupt blo­ßer Entwurf bleibt, aber dennoch das All­ge­meine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/­1812) vorbereitet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 131f., 142; Arneth, A. v., Geschichte Maria Theresias, Bd. 1ff. 1863ff.; Walter, F., Die theresianische Staatsform von 1749, 1958; Conrad, H., Recht und Verfassung des Reiches unter Maria Theresia, 1964; Jessen, F., Friedrich der Große und Maria Theresia, 1965; Ogris, W., Maria Theresia iudex, (in) Anz. d. österreich. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 110 1973, 232; Mraz, G./Mraz, G., Maria Theresia, 1979; Ogris, W., Recht und Macht bei Maria Theresia, 1980; Dillmann, E., Maria Theresia, 2000; Zedinger, R., Franz Stephan von Lothringen, 2008; Telesko, W., Maria Theresia, 2012; Stollberg-Rielinger, B., Maria Theresia, 2017, Badinter, E., Maria Theresia, 2017

Marinus de Caramanico ist ein in der Provinz Pescara Jahrzehnte vor 1269 geborener, als (lat.) assessor (Beisitzer) und Richter tätiger und vielleicht um 1285 gestorbener neapolitanischer Jurist (glossa ordinaria zu den constitutiones Siculae). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 498

Maritagium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.], s. Google) ist eine mittel­alter­liche Heiratsabgabe von Hörigen und eine Aussteuer.

Lit.: Wettlaufer, J., Das Herrenrecht der ersten Nacht, 1998

Mark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 7. Jahrhundert in EDEL [Fredegar] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 6. Jahrhundert - marca – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ursprünglich das zu der Kennzeichnung eines Gegenstands verwendete Zeichen. Deswegen wird Mark zu der Grenze, zu dem Grenzland und zu der Münze. Dementsprechend finden sich unter Karl (dem Großen) (795), den Ottonen (ab etwa 980 Zunahme der Dichte der marca-Nennungen in den Urkunden und in der Literatur) und Heinrich III. (1039) Grenzmar­ken etwa in Spanien, an der Donau (Awarenmark, Ostmark), an der Oder (965), in Karantanien (970, spätere Steiermark), an der Eider, in Böhmen oder in Brandenburg, die meist Markgrafen unterstellt sind, ohne dass sich aus der Raumbezeichnung (Grenze, Gebiet) sichere Aussagen über die Herrschafts­politik der Zentralgewalt ableiten lassen. Seit dem Hochmittelalter erscheint das um die Siedlung gelegene (Grenz-)Land als Dorf­mark, das von einer →Markgenossenschaft gemeinschaft­lich genutzt wird. Der mit einer Marke versehene Metallbarren tritt seit dem 9. Jahrhundert als Münzgrundgewicht Mark auf und verdrängt allmählich das ältere →Pfund. 1524 wird die Kölnische Mark (amtliche) Grundlage des Münzwesens in dem Heiligen römischen Reich. Die von 1871/1873 bis 1924 als Währungseinheit des Deutschen Reiches bestehende Mark wird 1924 durch die Reichsmark ersetzt, der an dem 20. 6. 1948 die Deutsche Mark folgt (Währungsreform), die 2002 von der europäischen Gemeinschafts­währung vieler Mitgliedstaaten der Europäischen Union Euro (mit Cent) abgelöst wird.

Lit.: Hübner; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Lipp, M., Das fränkische Grenzsystem, 1892; Haff, K., Geschichte einer ostalamannischen Gemeinlandsver­fassung, 1902; Dopsch, A. v., Die freien Marken in Deutschland, 1933; Ganahl, K., Die Mark in den älteren St. Galler Urkunden, ZRG GA 60 (1940), 97, 41 (161), 21; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Enzyklopädisches Lexikon des Geld-, Bank- und Börsenwesens, 3. A. 1967; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; Fünfzig Jahre Deutsche Mark, hg. v. d. Deutschen Bundesbank, 1998; Meyer, W., Abschied von der Deutschen Mark, 1998; Ostrom, E., Die Verfassung der Allmende jenseits von Staat und Markt, 1999; North, M., Kleine Geschichte des Geldes vom Mittelalter bis heute, 2009; Stieldorf, A., Marken und Markgrafen, 2012; Beck, W., Die Würzburger Markbeschreibungen, (in) Sprachwissenschaft 38 (2013), 211; Hübner, J., Gemein und ungleich – Ländliches Gemeingut und ständische Gesellschaft in einem frühneuzeitlichen Markenverband, 2020

Mark ist die seit 1202 für eine Linie der Grafen von Berg namengebende Burg in Westfalen. 1614 kommt die Grafschaft an Brandenburg, 1946 das Gebiet von Preußen zu Nordrhein-Westfalen. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Frisch, M., Die Grafschaft Mark, 1937; Goebel, J., Die Gerichtsverfassung des märkischen Süderlandes, Diss. jur. Bonn 1962; Die ältesten Lehnbücher der Grafen von der Mark (1392 und 1393), hg. v. Westerburg-Frisch, M., 1967; Die Grafen von der Mark, hg. v. Pätzold, S./Schmieder, F., 2018

Markdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Prahl, H., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Markdorf im Linzgau, 1965; Markdorf – von 1817 bis heute, hg. v. Stadt Markdorf, 2017

Marke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1431 [MiddelburgBr. II 305] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht um 1700 aus dem Französischen aufgenommen und mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Zeichen und der damit gekennzeichnete Gegenstand. In Rom schützt das Namensrecht gegen Nachahmungen. Die Marke findet sich sachlich dann bereits in dem Frühmittelalter an Vieh, Holz oder Haus. Mit der Zunahme der Schriftlichkeit kann sie zu einem Handzeichen werden. In der hochmittelalterlichen Stadt entwickelt sich die Handelsmarke des Kaufmanns zu der Kennzeichnung seiner Ware. Die Zunft setzt sich für die Marke ein und verbürgt die ordnungsgemäße Herstellung der markierten Ware. Diese Marke wird vielfach registriert, ihr Missbrauch wird bestraft. In dem 19. Jahrhundert endet mit der Zunft die durch sie gewährleistete Sicherheit. Seit dem 18. Jahrhundert (Frankreich 1787) wird die Marke privatrechtlich geschützt (Bayern 9. 3. 1840/21. 12. 1862, Deutsches Reich Gesetz über Markenschutz von dem 30. 11. 1874, 12. 5. 1894, 5. 5. 1936). An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird dieser Schutz in­nerhalb der Europäischen Union vereinheit­licht (Bundesrepublik Deutschland Marken­rechtsreformgesetz BGBl. 1994, 3085). Danach erfolgt die gebührenpflichtige Ein­tragung einer schutzfähigen Marke durch das Patentamt auf jeweils 10 Jahre. S. Google

Lit.: Hübner 13, 442; Meyer, C., Die historische Entwickelung der Handelsmarke in der Schweiz, 1905; Rehme, P., Geschichte des Handelrechts, 1913, 38ff., 161, 216; Gmür, M., Schweizerische Bauernmarken und Holzurkunden, 1917; Meldau, R., Vor 1500 eingetragene Warenzeichen, (in) GRUR 43 (1938), 302; Ruppel, K., Die Hausmarke, 1939; Ilgenfritz, H., Das Warenzeichenrecht der Stadt Nürnberg, Diss. jur. Erlangen-Nürnberg 1954; Leitherer, E., Die Entwick­lung des Markenwesens, Diss. Erlangen-Nürnberg 1954; Wadle, E., Fabrikzeichenschutz und Marken­recht, Bd. 1f. 1977ff.; Schmieder, H., Neues deutsches Markenrecht, (in) NJW 1994, 1241; Zentek, S., Produkt Prozesse, 1999; Zapfe, K., Die Ausgestaltung des Markenrechts in Deutschland seit 1847, 2002; Hentsch, C., Die Bergischen Stahlgesetze, 2011; Kickler, H., Die Geschichte des Schutzes geographischer Herkunftsangaben in Deutschland, 2012

Markebrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht teilweise mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist sachlich seit dem Hochmittelalter eine Ermächtigung zu einem Arrest.

Lit.: Böhringer, K., Das Recht der Prise, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Starkey, D., British Privateering Enterprise in the Eighteenth Century, 1990; Kempe, M., Fluch der Weltmeere, 2010

Markenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in anderer Bedeutung belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen teilweise mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) →Marke, Recht

Lit.: Köbler, DRG 272; Wadle, F., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, 1983; Schmieder, H., Neues deutsches Markenrecht, (in)NJW 1994, 1241; Zapfe, K., Die Ausgestaltung des Markenrechts in Deutschland seit 1874, 2002; Hacker, F., Die ältere Geschichte des Markenrechts, (in) NJW-Sonderheft 100 Jahre Markenverband, 2003; Sattler, A., Emanzipation und Expansion des Markenrechts, 2014

Markenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht teilweise um 1700 aus dem Französischen aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →Marke

Märker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1220 [Rhein-Mosel-Gebiet] in 35 Stellen belegt sowie über Mark mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) Genosse einer Markgenossenschaft →Mark, Markgenossenschaft

Märkerding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [ArnsburgUB. 170] in elf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Versammlung der Markgenossen oder Märker.

Markfrevel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, sondern nur einmal [Löw, v., Markgen. 191] mit zwei Archivzetteln 1829 in DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist die rechtswidrige Nutzung einer →Mark seit dem Hochmittelalter.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Bach, A., Deutsche Volkskunde; 1937, 3. A. 1960

Markgenosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 [WestfUB. IV 2 S. 223] in rund 25 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - ausgenommen Markgenossenschaft - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) Mitglied einer Markgenossenschaft

Markgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Markgenosse - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, nur ab 1771 in DRW-Archiv [Cramer Neb.] mit 72 Archivzetteln belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Genossen­schaft der an einer →Mark (Gemeinland) Nutzungsberechtigten seit dem Hochmittel­alter (str.). Die Markgenossenschaft entsteht auf Grund der mit dem Landesausbau eintretenden Güterver­knappung an Grundstücken. Die Nutzungsberechtigung an der Mark ist Zubehör zu einem Sondereigentum (beispielsweise Hof). Der einzelne Markgenosse (Märker) kann frei oder unfrei sein. Wich­tigstes Organ der Markgenossenschaft ist die Versammlung der Markgenossen (Märker­ding). Ihr sitzt der Mär­kermeister (oft ein Grundherr), Mark­meister, Obermärker, Holz­graf oder Waldgraf vor. Urteile fällen Mark­schöffen oder Markgeschworene. In dem 19. Jahrhundert werden die meisten Markgenossenschaften unter Aufteilung des Gemeinlands in Einzeleigentum an Grundstücken durch den Liberalismus beseitigt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96, 121; Thudichum, F. v., Die Gau- und Markenverfassung, 1860; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschafts­recht, Bd. 1ff. 1868ff.; Varrentrapp, F., Rechtsge­schichte und Recht der gemeinen Marken in Hessen, 1909; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der älteren Markgenossenschaft, (in) MIÖG 33, 553, 34, 1; Grosch, G., Markgenossenschaft und Großgrundherrschaft im früheren Mittelalter, 1911; Ehlert, H., Die Markgenossenschaft (Holtung) der 17 Dörfer um Amelinghausen, 1936; Wellmer, M., Zur Ent­stehungsgeschichte der Markgenossen­schaften, 1938; Oechslin, M., Die Markgenos­senschaften der Urschweiz, 1941; Grass, N., Comaun Kastelrut, ZRG GA 71 (1954), 353; Wernli, F., Zur Frage der Markgenossenschaften, 1961; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962; Olowson, A., Markgenossenschaftslehre und Marxismus, Diss. jur. Zürich 1967; Nacke, A., Markenrecht und Markengerichtsbarkeit im Münsterland, 1996; Schneider, W., Die Markgenossenschaften im frühmittelalterlichen Alamannien, 1997; Schnorr, W., Die Markgenossenschaft Wißmar an der Lahn, 2017; Hübner, J.; Gemein und ungleich – Ländliches Gemeingut und ständische Gesellschaft in einem frühneuzeitlichen Markenverband, 2020

Markgeschworener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) durch Schwur verpflichtetes Mitglied einer Markgenossenschaft

Markgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 12. Jahrhundert [SummHeinrici I 281] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] marchio, s. Google) ist der Graf einer Grenzgrafschaft (Markgrafschaft). Über die Stellung und die Befugnisse eines Markgrafen vor dem 12. Jahrhundert ist wenig bekannt, vermutlich waren sie von denen eines anderen Grafen nicht wesentlich verschieden (marchio um 800). Die Lage und die Größe der zunächst regelmäßig in ein Herzogtum eingebundenen Mark (beispielsweise Österreich, Steiermark) begründeten aber wohl eine größere Selbständigkeit und Verteidi­gungs­be­reitschaft. Deswegen wird der Markgraf verschie­dentlich Stammesherzog, der Markgraf von Bran­denburg sogar Kurfürst. Seit dem späten 11. Jahrhundert wird Markgraf (zwischen Graf und Herzog) auch ein Titel (beispielsweise Baden, Hachberg, Ansbach-Bayreuth).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 84, 109; Baltl/Kocher; Hofmeister, A., Markgrafen und Mark­grafschaften im italischen Königreiche, (in) MIÖG Ergänzungsband 7, 2, 215; Gothein, E., Die badische Markgrafenschaft im 16. Jahrhundert, 1910; Schieckel, H., Herrschaftsbereich und Ministerialität der Mark­grafen von Meißen, 1956; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Schmidt, M., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Müller, U., Die ständische Vertretung in den fränkischen Markgrafentümern, 1984; Stieldorf, A., Marken und Markgrafen, 2012

Markgrafentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [EnikelWChr. 544] in fünfzehn Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Stellung und das Gebiet eines →Markgrafen.

Markgrafschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in rund fünfundzwanzig Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist (die Stellung und) das Gebiet eines →Markgrafen.

Markhörigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) Zugehörigkeit zu einer Mark

Marklo, Marklohe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Arnsburg] nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein angeblicher Ort in Sachsen, an dem nach der vielleicht erst an dem Anfang des 10. Jahrhunderts entstandenen Vita Lebuni vor 772 jährlich eine allgemeine Versammlung von Sachsen stattgefunden haben soll.

Lit.: Springer, M., Die Sachsen, 2004

Marklosung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1588 [Reyscher, Ges. IV 451] in zehn Stellen belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Recht eines Markge­nos­sen oder einer Markgenossenschaft, ein in der →Mark gelegenes, an einen Fremden ver­äußertes Grundstück gegen Zahlung des Kaufpreises zu erwerben (lösen und dadurch eine bestehende Anwartschaft zu einem Vollrecht umzuwandeln).

Lit.: Gierke, O., Das deutsche Genossenschafts­recht, Bd. 1 1868, 65f.; Ernst, V., Die Entstehung des deutschen Grundeigentums, 1925, 81ff.; Bader, K., Studien zur Rechtsge­schichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962

Markmeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1298 [LübChr. II 302 Lübeck] in dreizehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vorsitzende der →Markgenossenschaft

Markt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 210,14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die zu bestimmter Zeit und an bestimmtem Ort abgehaltene Veranstaltung zu dem Zweck des Verkaufs und Kaufes von Waren. Der Markt ist sachlich bereits dem römischen Recht bekannt (lat. [N.] forum, Marktplatz, nundinae [F.Pl.]). In karolingischer Zeit gewinnt der Markt auch bei den Franken Bedeutung. Der König erringt in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts für kurze Zeit ein Marktregal. Zwischen 900 und 1050 gründet er mehr als 100 Märkte durch Privileg und erhält dafür von den Begünstigten Abgaben. Später treten die Landesherren an seine Stelle (beispielsweise Freiburg im Breisgau 1120, Innsbruck 1180/1204, Jüterbog 1174). Es entwickeln sich Grund­sätze für ein besonderes Recht des Marktes. Viele Marktorte werden bald zu einer →Stadt. Die modernen freien Märkte haben nach Rössner ihre Wurzeln in dem Merkantilismus bzw. Kameralismus.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 78, 113; Rietschel, S., Markt und Stadt, 1897, Neudruck 1965; Huvelin, P., Essai historique sur le droit des marchés et des foires, 1897; Groß, L., Stadt und Markt im späteren Mittelalter, ZRG GA 45 (1925), 65; Spieß, W., Das Marktprivileg, 1916; La foire, 1953; Schlesinger, W., Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfas­sungsgeschichte des Mittelalters, 1961, 275; Endemann, T., Markturkunde und Markt in Frankreich und Burgund, 1964; Vor- und Frühformen der europäischen Stadt, 1973; Mitterauer, M., Markt und Stadt im Mittelalter, 1980; Ehmann, E., Markt und Sondermarkt, 1987; Fenske, M., Marktkultur in der frühen Neuzeit, 2005; Messen, Jahrmärkte und Stadt­entwicklung in Europa, hg. v. Irsigler, F. u. a., 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Rössner, P., Freie Märkte?, (in) HZ 303 (2016) 349; Flume, J., Marktaustausch – Grundlegung einer juristisch-ökonomischen Theorie des Austauschverkehrs, 2019

marktbeherrschend [Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Markt beherrschend

Marktbeherrschendes Unternehmen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adjektiv marktbeherrschend in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Unternehmen, das den Handel mit einer bestimmten Warengattung maßgeblich gestalten kann. Aus Wettbewerbsgründen be­darf es besonderer Kontrolle.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Marktflecken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [oppidum mertflecke LibOrdRerum I 37] in sechzehn Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) kleinerer Ort mit Marktrecht

Marktfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1270 [Nowgorod7Fassungen 88] in dreizehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von einem Herrn (beispielsweise König) während der Marktzeit für Verkäufer und Käufer zugesicherte →Friede.

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Marktkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1568 [NdJb. 47 1921 62 niederdeutsch] in vier Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der auf dem jedermann zugänglichen →Markt getätigte →Kauf. Wegen der besonderen Gegebenheiten des Marktes darf sich seit dem Mittelalter der Erwerber einer gestohlenen oder geraubten Sache gegenüber dem Unrechtsvorwurf des Eigentümers dadurch reinigen, dass er schwört, die Sache auf dem Markt gekauft zu haben. Vielfach muss er die Sache auch nur gegen die Erstattung des ganzen oder halben Kaufpreises an den Berechtigten herausgeben. Dieses Lösungsrecht verliert mit der Aufnahme des römischrechtlichen Herausga­beanspruchs (lat. →rei vindica­tio [F.]) an Bedeutung.

Lit.: Hübner 440, 446; Kroeschell, DRG 2, 88; Köbler, DRG 125; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1952; Reinhard, H., Der Marktkauf in den schweizerischen Stadtrechten, Diss. jur. Zürich 1959; Coing, H., Europäisches Privatrecht, 1985, 296ff.; Jakab, E., Praedicere und cavere beim Marktkauf, 1997

Marktkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, sondern nur ab erste Hälfte 14. Jahrhundert [Goslar] in DRW-Archiv mit sechs Archivzetteln und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Kirche an dem Markt

Marktkreuz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sondern nur in DRW-Archiv ab 1724 [Eichler, Trier] in sechs Archivzetteln und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit dem Hochmittelalter zu dem Zeichen des Marktes dort aufgestellte Kreuz.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Eichler, H. u. a., Hauptmarkt und Marktkreuz zu Trier, 1958

Marktprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1618 [Oberösterreich/ÖW. XIII 440] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Privileg für einen Markt →Markt, Privileg

Marktrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1097 [Dümgé ,RegBaden 118] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht der Abhaltung eines Marktes und das auf dem Markt geltende Recht, →Markt

Marktregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab ohne Jahreszahl [nur in ZRG2 Germ. 20, 271 in einem Archivzettel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Markt, Regal

Marktwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wirtschaftsform, in der die wirtschaftlich relevanten Entscheidun­gen über Produktion, Investition, Distribution und Konsum dezentralistisch sind und den einzelnen Wirtschaftssubjekten überlassen werden. In der älteren Zeit geht der Marktwirtschaft die Hauswirtschaft voraus. In den größeren Orten des Altertums ist die Marktwirtschaft bereits bedeutsam. In der Neuzeit wird ihr Gewicht immer größer. Der Sozialismus des 20. Jahrhunderts stellt der Marktwirtschaft die Planwirtschaft entgegen. Seit 1990 dringt die Marktwirtschaft in sozialer Form wieder vor. Immer weniger großen Produzenten treten dabei immer mehr bloße Konsumenten gegenüber, die Mittel in Form von Geld durch Arbeit auf dem Markt oder politische Umverteilung des Staates erlangen müssen, um Waren auf dem Markt erwerben zu können.

Lit.: Köbler, DRG 96, 127, 249; Bundesrepublik Deutschland - Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H., 1977; Nörr, K., Als die Würfel für die Marktwirtschaft fielen, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köb­ler, G. u. a., 1997; Löffler, B., Soziale Marktwirtschaft und administrative Praxis, 2002; Soziale Marktwirtschaft in der Europäischen Union, hg. v. Schallenberg, P. u. a., 2012; Glossner, C., Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, 2014; Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und die soziale Marktwirtschaft, hg. v. Geppert, D. u. a., hg. v. Löttel, H., 2019; Schallenberg, P., Ethik der sozialen Marktwirtschaft, 2019

Markwald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, sondern nur in DRW-Archiv ab 1754 [Moser, ForstArch. IX 82] in sechs Archivzetteln belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) als Mark genutzter Wald, →Mark

Lit.: Wobst, A., Der Markwald, 1971, Neudruck 1997; Leiblein, A., Zur Forstgeschichte im Kraichgau – Der freie Markwald der ehemaligen Gemeinde Bargen, 1992; Zückert, H., Allmende und Allmendeaufheung, 2003

Markweistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, sondern nur in DRW-Archiv ab 1756 [Cramer, Neb. III 150] in drei Archivzetteln belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) eine Mark betreffendes Weistum

Markzahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1257 [RevalStR. I 36] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) Anteil, Verhältnis, Wert

Lit.: Cordes, A., Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum, 1998; Willems, C., Actio Pauliana und Fraudulent Conveyances, 2012

marode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sondern nur in DRW-Archiv ab 1771 [Zincke] in zwei Archivzetteln, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt?, Adj.) krank, erschöpft, schwach

Marodeur, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt?, M., Plünderer (17. Jh.)

marodieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französchen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt?, V., Maskulinum Marodeur, 17. Jh.) herumtreiben, plündern

Lit.: Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, 1976; Nowosadtko, J., Krieg, Gewalt und Ordnung, 2002; Lohn der Gewalt, hg. v. Carl, H. u. a., 2011

Marokko (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, N.) ein Land in Nordwestafrika

Lit.: Dakkak, A., Der Kaufvertrag im marok­kanischen und im deutschen Recht, 2011

Marsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sondern nur in DRW-Archiv ab 1283 [WestfUB. VI 407 in sechzehn Archivzetteln und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) fruchtbare Niederung an Meer oder Fluss

Marschall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 712/725 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 712/725 [Lex Alamannorum lat. mariscalcus] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., „Mährenschalk“) ist der Träger des in dem Früh­mittel­alter für das Verkehrswesen zuständigen Hofamts (lat. comes [M.] stabuli). Seit dem 15. Jahrhundert wird der besondere Feldmarschall Oberbefehlshaber der landes­herrlichen Streitkraft. Sein Amtszeichen ist ein Stab. →marescalcus

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 83, 112; Köbler, WAS; Strobl, E., Das Obersthofmarschallamt, 1908; Holtzmann, R., Der Kaiser als Marschall des Papstes, 1928; Rösener, W., Hofämter, (in) DA 45 (1989), 485; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter, hg. v. Moraw, P., 2002

Marschhufe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sondern nur in DRW-Archiv ab 1794 [Schwarz, Laus. WB] in zwei Archivzetteln belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) eine Hufenform an der Nordsee seit wohl dem 10. Jahrhundert

Lit.: Hofmeister, A., Die Besiedlung und Verfassung der Stader Elbmarschen im 12. und 13. Jahrhundert, 1979ff.

Marshall-Plan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 5. 6. 1947 von George C. Marshall als Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika verkündete Plan für den Wiederaufbau Europas, nach dem 16 europäische Staaten an dem 16. 4. 1948 die Organization for European Cooperation (OEEC) gründen, die 1960 in die Organization for Economic Cooperation and Development (OECD) umgewandelt wird. S. Google

Lit.: Bischof, G., Der Marshall-Plan, 1997

Marsilius von Padua (Padua um 1290?-München 1342/1343 vor April 1343), Sohn des Universitäts­notars Bonmatteo dei Mainardini, wird nach dem Studium der freien Künste 1313 kurzzeitig Rektor der Universität Paris und danach höfischer Ratgeber. 1324 verfasst er den (lat.) →Defensor (M.) pacis, Verteidiger des Friedens. Darin spricht er sich in der Nachfolge des Aris­toteles für einen mit weitreichender Gewalt ausgestatteten Staat aus, der mit Hilfe einer rationalen Gesetzgebung das Wohl seiner Angehörigen erreichen soll. Der Kaiser wird auch der Kirche übergeordnet, als deren höchstes Organ Marsilius von Padua nicht den Papst, sondern das →Konzil (Konzilia­rismus) ansieht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107, 109; Stieglitz, L., Die Staatstheorie des Marsilius von Padua, 1914; Battaglia, F., Marsilio da Padova, 1928; Marsilio da Padova, hg. v. Checchini, A. u. a., 1942; Segall, H., Der „Defensor Pacis“ des Marsilius von Padua, 1959; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960, 121; Löffelberger, M., Marsilius von Padua, 1992; The World of Marsilius of Padua, hg. v. Moreno-Riaño, G., 2006; Lee, H., Political Representation in the Later Middle Ages, 2008; Godthardt, F., Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, 2011; Marsilius von Padua, Der Verteidiger des Friedens – Defensor pacis, neu hg. v. Miethke, J., 2017 (unvollkommen)

Mars Thingsus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) germanischer Kriegsgott und vielleicht auch Dinggott, Altar an dem Hadrianswall in England 3. Jh.

Lit.: See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964; Höfler, O., „Sakraltheorie“ und „Profantheorie“, (in) FS S. Gutenbrunner, 1972, 71

Martens, Friedrich Fromhold (Pernau in Livland 27. 8. 1845-Walk in Estland 20. 6. 1909) Rechtsstudium Sankt Petersburg, ab 1868 Tätigkeit in dem Außenministerium Russlands, 1872 außerordentlicher Professor, 1876 ordentlicher Professor, Völkerrecht, s. Google

Lit.: Pustogarov, V., Our Martens, hg. v. Butler, W., 2000

Martens, Georg Friedrich von (Hamburg 22. 2. 1756-Frankfurt am Main 21. 2. 1821) wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen (Pütter) 1783 Professor für Staatsrecht, →Völkerrecht und →Handels­recht. 1808 wird er Verwaltungsjurist in dem Königreich West­phalen, 1815 in Hannover. 1785 verfasst er (lat.) Primae lineae (F.Pl.) iuris gentium Eu­ropaearum practici (Grundlinien eines prak­tischen europäischen Völkerrechts), deren Gliederung sich von herkömmlichen Vor­gaben zu befreien versucht. Seit 1797 sam­melt er die wichtigsten völkerrecht­lichen Verträge. Gleichzeitig legt er einen Grundriss des →Handelsrechts vor, das sich damit von Handlungswissenschaft einerseits und deut­schem Privatrecht andererseits löst. S. Google

Lit.: Figge, R., Georg Friedrich von Martens, Diss. jur. Breslau 1914; Habenicht, W., Georg Friedrich von Martens, 1934; Köbler, G., Die Wissenschaft des gemeinen deutschen Handelsrechts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 277; Scherner, K., Anfänge einer deutschen Handels­rechtswissenschaft im 18. Jahrhundert, (in) ZHR 136 (1972), 464; Von der Diplomatie zum kodifizierten Völkerrecht, hg. v. Calliess, C. u. a., 2006, 13ff.

Martin von Tours (Sabaria in Pannonien bei Szombathely in Ungarn 316/317 oder 336?-Candes bei Tours 8. 11. 397), nach dem Mars benannter Sohn eines römischen Militärtribuns, Jugend in Pavia, der Heimat seines Vaters, gründet nach der frühen Taufe und der berühmten Teilung seines Mantels mit einem Bettler in Amiens (um 334) sowie der Abkehr von einer militärischen Laufbahn (356) 361 das erste gallische Kloster Ligugé und wird 371 Bischof von Tours. Er ist der erste Heilige der römischen Kirche mit öffentlicher Verehrung, vor allem in dem fränkischen Reich (Gedenktag an dem 11. 11.). S. Google

Lit.: Nigg, W./Loose, H., Martin von Tours, 1977; Thull, M., Martin von Tours, 1985; Guillot, O., Saint Martin de Tours, 2008

Martini (zu Wasserburg), Karl Anton (1779) Freiherr (Revo/Süditrol 15. 8. 1726-Wien 7. 8. 1800), Hofratssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Innsbruck (Riegger) und Wien 1753 Professor in Wien für →Natur­recht (erster Lehrstuhl Österreichs für Natur­recht), Institutionen und römische Rechts­geschichte. 1767 verfasst er (lat.) De lege na­turali positiones (Lehrsätze über Naturrecht). Seit 1771 wird er mit Vor­arbeiten an einem Privatrechtsgesetzbuch be­traut. 1782 gibt er die akademische Lehre auf und wird Staatsrat, 1792 zweiter Präsident der obersten Justiz­stelle. Sein 1793-1795 erar­beiteter Entwurf des Privatgesetzbuchs in drei Teilen (Entwurf Martini) tritt 1797 nach dem Gewinn Galiziens aus der dritten polnischen Teilung als Bürgerliches Gesetzbuch bzw. →Westgalizisches Gesetzbuch in Kraft.

Lit.: Köbler, DRG 142; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 77; Hebeis, M., Karl Anton von Martini, 1996; Karl Anton von Martini, hg. v. Barta, H. u. a., 2007; Lässer, G., Martinis Rechtsphilosophie, 2008; Dick, H., Das juristische Wirken von Franz von Zeiller – Die Entstehung des ABGB, 2018

Martinus Gosia (Bologna um 1100-1158/1166) ist einer der vier Doktoren, die 1158 auf dem Reichstag von →Roncaglia auftreten. Er vertritt Gedanken der Billigkeit (lat. [F.] aequitas). Anscheinend stammen von ihm Glossenapparate zu Digesten, Codex und Institutionen und Schriften wie Materia insti­tutionum, Interesse quandoque, De computa­tione graduum, De iure dotium und De adquirenda et retinenda possessione. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 105; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dolezalek, G., Repertorium manuscriptorum veterum Codicis Iustiniani, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 170

Marwitz, Friedrich August Ludwig von der (Berlin 29. 5. 1777–Friedersdorf in Brandenburg 6. 12. 1837) konservativer Kritiker Karl August von Hardenbergs, s. Google

Lit.: Frie, E., Friedrich August Ludwig von der Marwitz, 2001

Marx, Karl (Trier 5. 5. 1818-London 14. 3. 1883), Sohn eines zwischen 1819 und 1821 von dem Judentum zu dem Protestantismus übergetretenen Rechtsanwalts, 1824 von dem wenig gelebten Judentum zu dem Protestan­tismus übergetre­ten, wird nach dem Studium von Recht und Philosophie in Bonn (1835) und Berlin (Savigny, Gans, 1841 in Jena Promotion zu einem Doktor in Absenz) Redakteur mit anfangs durchaus wechselnden, vor allem der Steigerung des eigenen Ansehens dienenden Sichtweisen. An dem 12. 6. 1843 geht er nach Paris, 1845 nach Brüssel und 1849 nach London. In dem Auftrag des Londoner Bundes der Kommunisten veröffentlicht er mit Friedrich Engels ab dem 21. Februar 1848 das 23 Seiten umfassende →Kommunistische Manifest. Dem folgen 1859 „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ und 1867 „Das Kapital“, mit denen er den →Marxismus begründet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 178f., 189, 253; Vysinskij, A., Fragen des Rechts und des Staates bei Marx, 1938; Bloch, E., Karl Marx und die Menschlichkeit, 1969; Euchner, W., Karl Marx, 1983; Schefold, C., Die Rechtsphilosophie des jungen Marx von 1842, 1970; Landau, P., Karl Marx und die Rechtsgeschichte, (in) TRG 41 (1973), 361; Cerroni, U., Marx und das moderne Recht, 1974; Magnis, F. v., Normative Vor­aussetzungen im Denken des jungen Marx, 1975; Szabó, I., Karl Marx und das Recht, 1981; Herferth, W., Sachregister zu den Werken Karl Marx, Friedrich Engels, hg. v. Sandmühler, J., 1983; Marx-Engels-Begriffslexi­kon, hg. v. Lotter, K., 1984; Schöncke, M., Karl und Heinrich Marx, 1993; Ternes, B., Karl Marx, 2008; Mäder, D., Fortschritt bei Marx, 2010; Sperber, J., Karl Marx - Sein Leben und sein Werk, 2013 (bürgerlicher, eher in die Vergangenheit blickender Patriarch, von dem unklar ist, warum er zur Leitgestalt einer globalen politischen Bewegung werden konnte); Marx-Handbuch Leben – Werk – Wirkung, hg. v. Quante, M./Schweikard, D., 2016; Stedman Jones, G., Karl Marx, 2017; Schieder, W., Karl Marx, 2018; Karl Marx 1818-1883, hg. v. Bouvier, B. u. a., 2018 (Ausstellungskatalog); Abbott, A., Prozessuales Denken, 2019; Dear Frederick, Lieber Mohr – Friedrich Engels und Karl Marx in Briefen, hg. v. Körner, K., 2020 (Auswahl aus 1600 erhaltenen Briefen); Friedrich Engels, hg. v. Illner, E. u. a., 2020

Marxismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt aber in Wörertbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und von dem Personennamen Marx abgeleitet, M.) ist die von Karl →Marx (1818-1883) begründete Gesellschafts­leh­re. Der Marxismus ist historischer Materialismus, dem es darum geht, die Sachverhalte daraufhin zu beur­teilen, wie, zu welchen und zu wessen Zwecken sie herbeigeführt werden, und in der Geschichte die Entwicklung von sozialen Verhältnissen zu erkennen. Grundlegend für eine geschichtliche Entwicklungsstufe ist die Art und Weise wie (u. a. mit welchen Produktionsmitteln) die Menschen ihren Lebensunterhalt bewirken. Die Produk­tionsverhältnisse sind die tatsächliche (reale) Basis für einen geistigen (ideologischen) Überbau. Arbeitsteilung und Eigentums­bildung entfremden den Menschen von sich selbst. Die besitzende Klasse hält naheliegenderweise konservativ an dem jeweiligen Zustand der Produktionsver­hältnisse und der zu ihrer Sicherung geschaffenen Rechtssätze fest, während die ausgebeutete Klasse verständlicherweise progressiv nach Veränderung strebt. Durch Revolution wird die jeweilige Basis und mit dieser Grundlage folgerichtig auch der Überbau verändert und eine jeweils höherwertige Stufe des sich nach exakten Gesetzen vollziehenden Ge­schichtsablaufs erreicht. Das Recht als Teil des Überbaus ist in dem Kapitalismus proleta­rierfeindlich, aber in der von dem Sozialismus unter Führung der Kommunistischen Partei angestrebten klassenlosen Gesellschaft, in der es weder Not noch Unterdrückung gibt, eben­so überflüssig wie der Staat. Die Versuche des 20. Jahrhunderts, die Vorstellungen des Marxismus zu verwirklichen (1917 Sowjet­union, ab 1949 Deutsche Demokratische Republik, Albanien, Kuba, Nordkorea u. a.), erweisen sich angesichts der egoistischen Triebnatur des Menschen bis zu dem Ende des 20. Jahrhunderts (1990) nicht als erfolgreich, so dass der Marxismus sich gegenüber einem gemäßigten Liberalismus auch mit Zwang bislang nicht durchzusetzen vermag.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jh; Köbler, DRG 178f., 189, 253; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 937; Paschukanis, E., Allgemeine Rechtslehre und Marxismus, 1924, Neudruck 1966; Adler, M., Die Staatsauffassung des Marxismus, 1922, Neudruck 1973; Reich, N., Sozialismus und Zivilrecht, 1972; Reich, N., Marxistische Rechtstheorie, 1973; Paul, W., Marxistische Rechtstheorie als Kritik des Rechts, 1974; Probleme der marxistischen Rechtstheorie, hg. v. Rottleuthner, H., 1975; Nolte, E., Marxismus und industrielle Revolution, 1983; Fetscher, I., Karl Marx und der Marxismus, 1985; Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus, hg. v. Haug, W., 1994ff.; Schröder, R., Marxismus und Recht, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Ploenus, M., so wichtig wie das tägliche Brot. Das Jenaer Institut, 2007; Hunt, T., Friedrich Engels, 2012; Morina, C., Die Erfindung des Marxismus, 2017; Häberle, E., Die Regression des Marxismus, 2021

März (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1306 [HabsbUrb. I 172] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, M.) Monat zwischen Februar und April

Märzfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Versammlung von Kriegern in dem März auf einem Feld in fränkischer Zeit

Märzverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Germanischen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in →Österreich die von dem Kaiser nach dem Sieg über die revolutionäre Bewegung des Jahres 1848 dem Reichstag in Kremsier an dem 4. 3. 1849 aufoktroyierte Verfassung, die erstmals die nichtdeutschen Gebiete Ungarn und Lom­bar­do-Venetien einschließt. Sie stellt in einem Schein­konstitutionalismus dem Kaiser den aus Oberhaus und Unterhaus bestehenden →Reichstag gegenüber. Hinzu kommt in einem eigenen Patent ein Grundrechtskatalog. Die gesamte Verfassung tritt allerdings trotz Verkündung nicht in Kraft und wird nach den sie bereits verletzenden Erlässen des Kaisers von dem 20. 8. 1851 (Augusterlässe) unter dem Druck von Adel und Verwaltung an dem 31. 12. 1851 (→Silvesterpatent) (mit dem Grundrechts­patent) als unange­mes­sen und unaus­führbar aufgehoben. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 193; Baltl/Kocher; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 1976, 10. A. 2005

Maschine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das sachlich seit etwa 700 v. Chr. in der Form von Schöpfwerken nachweisbare, von Menschen zwecks Arbeitserleichterung hergestellte Gerät mit durch ein Antriebssystem bewegten Teilen (1690 Denis Papin Prototyp einer Dampfmaschine, 1712 Thomas Newcomen atmosphärische Dampfmaschine, 1767 Regensburger Theologe J. C. Schäffer Rührflügelwaschmaschine, 1769 James Watt Dampfmaschine, 1786 Andrew Meikle in Schottland Dreschmaschine, 1846 Howe Nähmaschine, 1858 Hamilton Smith Trommelwaschmaschine, 1884 Hiram Maxim Gewehrmaschine = Maschinengewehr, 1895 elektrische Bohrmaschine des Unternehmens Fein in Stuttgart). S. Google

Lit.: Eberl, U., Smarte Maschinen – Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändert, 2016; Taddei, M. u. a., Leonardos Maschinen, 2017

Mascov, Johann Jacob (Danzig 26. 11. 1689-Leipzig 21. 5. 1761), früh verwaister Kaufmannssohn, wird nach dem Studium der freien Künste und des Rechtes in Leipzig und Halle 1719 außerordentlicher Professor in Leipzig. Daneben übt er zahlreiche praktische Aufgaben aus. 1729 veröffentlicht er die häufig aufgelegten, in sieben Bücher gegliederten (lat.) Principia (N.Pl.) iuris publici imperii Romano-Germanici (Grund­sätze des öffentlichen Rechtes des römisch-deutschen Reiches). S. Google

Lit.: Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972, 284; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 307; Huttner, M., Geschichte als akdemische Disziplin, 2004; Mühlpfordt, G., Leipzig als Weltstadt der Aufklärung, 2011, 121f.

Maß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Messeinheit vor allem für Länge, Fläche, Rauminhalt und Gewicht. Das Maß findet sich bereits vielfach in dem Altertum. Aus­gangs­punkt ist das natürliche, von dem menschlichen Körper abgeleitete Maß (beispielsweise Fuß, Elle, Spanne, Klafter, Schritt). In der Neuzeit wird dieses mehr und mehr von dem künstlich-wissenschaftlichen, international ver­einbarten Maß (beispielsweise Liter, Meter, Gramm) verdrängt, das Maß durch rechtliche Bestimmungen klar festgelegt und gegen Missbrauch geschützt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 176; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Mulsow, H., Maß und Gewicht der Stadt Basel, 1910; Alberti, H. v., Maß und Gewicht, 1957; Verdenhalven, F., Alte Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet, 1968; Pfeiffer, E., Die alten Längen- und Flächenmaße, 1986; Kahnt, H., Alte Maße, Münzen und Gewichte, 1986; Wang, V., Die Vereinheitlichung von Maß und Gewicht in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2000; Groß, F., Integration durch Standardisierung – Maßreformen in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2015; Kramper, P., The Battle of the Standards – Messen, Zählen und Wiegen in Westeuropa 1660-1914, 2019

Massaker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber – wie auch das Verb massakrieren - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Gallorömische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ursprünglich der Schlachtblock des Fleischers und wird wohl erstmals auf Massentötungen von Menschen von Jean Crespin mit Bezug auf die Ermordung von Waldensern in Méridol und Cabrières 1545 in einer Flugschrift des Jahres 1556 angewendet. S. Google

Lit.: Bowd, S., Renaissance Mass Murder, 2018

massakrieren →Massaker

Maßnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F..) ist die auf die strafrechtlichen Reform­vorschläge Franz von →Liszts (1882 Marburger Programm) zurückge­hende Vorgehensweise, statt zu strafen zu sichern und zu bessern. Sie wird (in dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler) durch das Gewohnheits­verbrechergesetz von dem 24. 11. 1933 verwirklicht. Danach kann der Richter die Unterbringung eines Täters in einer Heil- und Pflegeanstalt, in einer Trinkerheil­anstalt, in einem Arbeitshaus, in der Sicherungs­verwahrung oder die Ent­mannung, die Untersagung der Berufs­ausübung oder die Reichsverweisung anord­nen. Später wird die Besserung der Sicherung vorangestellt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 237; Jelowik, L., Zur Geschichte der Strafrechtsreform in der Weimarer Republik, 1983; Werle, G., Zur Reform des Strafrechts in der NS-Zeit, NJW 1988, 2865; Elling-Ruhwinkel, E., Sichern und Strafen, 2005; Promnitz, C., „Besserung“ und „Sicherung“ – Eine terminologisch-historische Untersuchung zur Bezeichnung der strafrechtlichen Maßregeln, 2016; Dessecker, A., Die Praxis der strafrechtlichen Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus, 2019

Maßnahmegesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das offen oder verdeckt nur für einen oder wenige Einzelfälle bestimmte Gesetz. Es wird in dem 20. Jahrhundert problematisch.

Lit.: Huber, K., Maßnahmegesetz und Rechtsgesetz, 1963

mater, māter, lat., F.: nhd. Mutter (F.) (1), Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *mātér, *mehtèr, *méhtōr, F., Mutter

materia, māteria, lat., F., Stoff, Materie, Holz, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. māter

Material (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Werkstoff, Stoff

materialis, māteriālis, lat., Adj., zur Materie gehörig, materiell, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. māter, s. māteria

Materialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die geistesge­schichtliche Strömung, die das gesamte Weltgeschehen von dem Stofflichen (Mate­riellen), nicht von dem Geistigen (Ideellen), her zu erklären versucht. Eine politisch besonders bedeutsame Form des Materialismus ist der (dialektisch-) his­torische M. (→Marxismus).

Lit.: Köbler, DRG 178; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1982, 977; Kautsky, K., Die materialistische Geschichtsauffassung, Bd. 1f. 1927; Kägi, P., Genesis des historischen Materia­lismus, 1965; Rückert, J., Zur Erkenntnisproblematik materialistischer Positionen in der rechtshistorischen Methodendiskussion, (in ZHF 8 (1978), 256ff.; Bloch, E., Das Materialismus­problem, 1985; Wagner, H., Die politische Pandektistik, 1985; Rechtsgeschichte in den beiden deutschen Staaten 1988-1990, hg. v. Mohnhaupt, H., 1991; Schermaier, M., Materia, 1993; Bund, E., Stoischer Materialismus und Dynamismus, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Wittkau-Horgby, A., Materialismus, 1998; Küpper, M., Materialismus, 2021

Materie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1170 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Klarissenregel] in vierundzwanzig Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stoff

materiell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gegenständlich, sachlich, inhaltlich, tatsächlich (in Gegensatz zu formell, förmlich)

Materielles Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Französischen und dem Lateinischen des Altertums und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das den Gegenstand betreffende Recht (beispielsweise Privatrecht, Straf­recht) in Gegensatz jedenfalls zu dem formellen Recht (Verfahrensrecht).

Lit.: Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses von materiellem Recht und Prozessrecht seit Savigny, 1965; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte, 1996

Mater semper certa est, pater quem nuptiae demonstrant (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Die Mutter ist (wegen des grundsätzlich deutlich mit Augen und Ohren allgemeiner wahrnehmbaren Vorgangs der Geburt eines Kindes) immer gewiss, der Vater ist (wegen des grundsätzlich nicht sicher allgemein wahrnehmbaren Vorgangs der Zeugung), wen die Ehe ausweist.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 2, 4, 5)

Mathematik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt ausgenommen Versicherungsmathematik und Wahlmathematik – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie um 1500 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Lernkunst, Wissenschaft, die durch logische Definitionen selbstgeschaffene Strukturen mittels der Logik auf ihre Eigenschaften und Muster untersucht

Lit.: Maurer, B., Mathematik, 2014 (Euklid, Pythagoras, Newton, Gauß, Leibniz); Tanner, A., Die Mathematisierung des Lebens, 2017; Langemann, D., So einfach ist Mathematik, 2018; Haftendorn, D., Höhere Mathematilk sehen und verstehen, 2021; Tschirk, W., Vom Spiegel des Universums – Eine Geistesgeschichte der Mathematik, 2021

Mathilde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., ein weiblicher Persoenename)

mathildisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Adj.) Mathilde betreffend

Mathildische Güter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind die Güter der Markgräfin Mathilde von Tuszien-Canossa (1046-24. 7. 1117, bezüglich der 139 echte Urkunden, 15 gefälschte Urkunden und 115 verlorene Urkunden nachweisbar sind,) in Reggio, Modena, Mantua, Bologna, Parma, Ferrara, Brescia, Verona u. s. w., die bedeutender sind als alle anderen Güter einer hochadeligen Familie in Reichsitalien in dem Hochmittelalter. Wohl 1080 gibt die Markgräfin ihre Güter an den Papst (1102 bestätigt). In dem Frühjahr 1111 sichert sie aber dessenungeachtet Heinrich V. als König des Heiligen römischen Reiches die Erbfolge in ihre Güter zu. Zwischen König und Kirche in der Folge umstritten, gelangen die mathildischen Güter in dem 12./13. Jahrhundert unter die Herrschaft vieler einzelner Stadtkommunen. S. Google

Lit.: Overmann, A., Gräfin Mathilde von Tuszien, 1895; Grimaldi, N., La contessa Matilde, 1928; Studi matildici, 1964; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Italien, Bd. 1f. 1970f.; Groß, T., Lothar III. und die Mathil­dischen Güter, 1990; Golinelli, P., Mathilde und der Gang nach Canossa, 1998; Die Urkunden und Briefe der Markgräfin Mathilde von Tuszien, hg. v. Goez, E. u. a., 1998; Goez, E., Mathilde von Canossa, 2012; Mancino, F., Das Herrschafdtsverständnis Mathildes von Canossa, 2016

Matriarchat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Ende 19. Jahrhundert in Parallele zu Patriarchat gebildet und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, N., Mutterherrschaft, Mutterrecht, s. Google) ist das von dem Vorrecht der Frau bzw. der Mutter geprägte Recht in Gegensatz zu dem Patriarchat. Eine Zeit des Matriarchats ist geschichtlich nicht bezeugt. Sie wird aber von Johann Jakob →Bachofen (1815-1887) angenommen (Über das Weiberrecht, 1856). →Mutterrecht

Lit.: Wesel, U., Der Mythos vom Matriarchat, 1980; Göttner-Abendroth, H., Das Matriarchat, Bd. 1f. 1988ff., 4. A. 2010; Göttner-Abendroth, H., Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart, Bd. 1f. 2021

matricula, mātrīcula, lat., F., öffentliches Verzeichnis, Matrikel, Inschr. (2. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. matrix, māter

Matrikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1535 [PommVis. I 3] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das sachlich bereits dem römischen Altertum bekannte Verzeichnis von Umständen, das die christliche Kirche nachweislich seit dem 3. Jahrhundert fortführt (→Kirchenbuch). In dem Hochmittelalter wird an den Universitäten sachlich die Eintragung in eine Matrikel Voraussetzung für die Teilhabe an den Vorrechten der Universitätsangehörigen (beispielsweise Exemtion von dem Stadtgericht). Seit dem Hochmittelalter finden sich auch Listen über die von Fürsten und Städten für die Heereszüge des Königs zu erbringenden Leistungen, aus denen sich 1422 die →Reichsmatrikel entwickelt. S. Google

Lit.: Sieber, J., Zur Geschichte des Reichsmatrikel­wesens, 1910; Falckenheiner, W., Univerisätsma­trikel, 1928; Weißenborn, E., Quellen und Hilfsmittel der Familiengeschichte, 1908. 3. A. 1930, 77; Börsting, H., Geschichte der Matrikel, 1959; Achelis, T., Universitätsmatrikeln und ihre Benutzung, 1963; Universitätsmatrikeln im deutschen Südwesten, hg. v. Hawicks, H. u. a., 2020

Matrikularbeitrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) ist in der frühen Neuzeit der in der Reichsmatrikel des Heiligen römischen Reiches festgelegte Beitrag des einzelnen Reichs­stands zu dem Finanzwesen des Reiches. Auch in dem zweiten Deutschen Reich bilden die Matrikularbeiträge der Länder eine wichtige Grundlage für die Reichsfinanzverfassung. Dabei ist das Reich Kostgänger der Länder. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 150, 196

Matrimonial Causes Act (engl., 1965) ist die das Eherecht betreffende Zusammenfas­sung verstreuter gesetzlicher Vorschriften in dem englischen Recht. S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

Matrimonium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist bei den Römern die als soziale Tatsache mit rechtlichen Wirkungen angesehene →Ehe (unter Römern).

Lit.: Kaser § 58; Köbler, LAW

matrimonium (lat. [N.]) clandestinum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die heimliche Eheschließung durch bloßen Kon­sens der Beteiligten, wobei seit dem Decre­tum tam­etsi 1563 das matrimonium zwecks Vorbeugung von Rechtstreitigkeiten an das zwingende Former­fordernis der Anwesenheit eines Pfarrers und zweier Zeugen geknüpft ist, s. Google)

matrix, mātrīx, lat., Mutter, Muttertier, Zuchttier, Erzeugerin, Stammmutter, Gebärmutter, Mutterleib, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. māter

Matthaeus (II.), Antonius (Herborn 1601-Utrecht 1654), Sohn eines Professors der Rechtswissenschaft, wird nach dem Studium des Rechtes in Marburg und Groningen Professor in Harderwijk (1629) und Utrecht (1634). In (lat.) De criminibus (1644, Von Verbrechen) behandelt er die Straftatbestände an Hand der Bücher 47, 48 der Digesten mit Hinweisen auf das zeitgenössische Recht. In einer systema­tischen Einleitung legt er allgemeine Sätze über übergreifende (allgemeine) Fragen (beispielsweise Schuld, Vorsatz u. s. w.) dar. S. Google

Lit.: Schlüter, F., Antonius Mattheus II. aus Herborn, 1929; Zestig Juristen, 1987, 166

Mauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich schon den Hochkulturen des Altertums bekannte von Menschen aus Teilen errichtete Wand aus Stein oder Lehm in Gebäuden, um Gebäude oder an Grenzen wie etwa auch in China oder zwischen dem 13. 8. 1961 und dem 9. 11. 1989 an der Grenze zwischen Deutscher Demokratischer Republik und Bundesrepublik Deutschland. S. Google

L.: Die Befestigung der mittelalterlichen Stadt, hg. v. Isenberg, G. u. a.1997; Mauern als Grenzen, hg. v. Nunn, A., 2009

Maunz, Theodor (Dachau 1. 9. 1901-Gräfelfing 10. 9. 1993) Sohn eines Volksschullehrers, wird nach dem Rechtsstudium in München, Promotion (1926) Eintritt in den Verwaltungsdienst (1927) Bayerns, Habilitation (1932), Eintritt in NSDAP und SA (1933) 1937 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau, 1943-1945 Wehrdienst, 1948 für Südbaden Mit­glied des Herrenchiemseer Verfas­sungskon­vents, 1952 Professor Univ. München, 1957-1964 Kultusmi­nister in Bayern). Wechselnden politischen Bedingun­gen angepasst verfasst er nach 1949 ein sehr erfolgreiches Lehrbuch des Staatsrechts und begründet einen wichtigen Kommentar zu dem Grundgesetz der Bun­desrepublik Deutschland.

Lit.: Juristen im Portrait, 1988, 553; Stolleis, M., Theodor Maunz, (in) Kritische Justiz 1993, 393

Maure (Mohr, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in der Antike (lat. Maurus) der Bewohner Nordwestafrikas (Maureta­niens), in dem Mittelalter der von dort haupt­sächlich nach Spanien ausgreifende Afrikaner (Araber).

Lit.: Hottinger, A., Die Mauren, 1995, 2. A. 2005; Dozy, A., Geschichte der Mauren in Spanien bis zu der Eroberung Andalusiens durch die Almoraviden (711-1110), 2013; Stähli, A., Die Mauren – Die Araber – Die Osmanen, 2018

Maurer, Georg Ludwig Ritter von (Erpolzheim in der Pfalz 2. 11. 1790-München 9. 5. 1872) wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg Richter in der Rheinpfalz, von 1826 bis 1832 Professor in München, von 1832 bis 1834 Mitglied des Regentschafts­rats Königs Otto von Griechenland (aus dem Hause Wittelsbach) und 1847 Verweser des bayerischen Justizministeriums und Außenmi­nisteriums. Er veröffentlicht umfangreiche Dar­stellungen zu der mittelalterlichen Ver­fassungs­geschichte.

Lit.: Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Dickopf, K., Georg Ludwig von Maurer 1790-1872, 1960; Nikolaon, T., Maurers Einfluss auf die griechische Kirchenpolitik, 1987; Verfassungsgeschichte und Staatsrechtslehre – Griechisch-deutsche Wechselwirkungen, hg. v. Kassimattis, G./Stolleis, M., 2001

Maurer, Konrad von (Frankenthal 29. 4. 1823-München 16. 9. 1902), Sohn des Rechtshistorikers Georg Ludwig von Maurer, wird nach dem Studium des Rechtes und der Geschichte in München, Leipzig und Berlin (Homeyer, Richthofen) 1847 außerordent­licher Professor, 1855 ordent­licher Professor in München. Er veröffentlicht zahlreiche Abhandlungen zu der nordischen Rechtsge­schichte.

Lit.: Mayer, E., Konrad Maurer, ZRG GA 24 (1903), V; Maurer, K. v., Vorlesungen über altnordische Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1907ff., Neudruck 1965; Amira, K. v., Konrad von Maurer, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. München, 1903; Strauch, D., Konrad Maurer als Förderer isländischer Unabhängigkeit, ZRG GA 136 (2019), 397

Maurus, lat., M.: nhd. Maure, Mauritanier, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. gr. Μαῦρος (Mauros), M., Maure; wahrscheinlich Lehnwort aus einer nordafrikanischen Sprache

Maut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 837 belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem südostdeutschen Sprachgebiet der →Zoll.

Lit.: Wiesinger, P., Bairisch-österreichisch Maut, (in) Beiträge zur Erforschung der deutschen Sprache 6 (1986), 108ff.

Mautern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort an der Donau in der Steiermark

Lit.: Demelius, H., Aus dem Stadtbuch von Mautern an der Donau (1432 bis 1550), 1972 (SB Wien)

Maximilian I. (Wiener Neustadt 22. 3. 1459-Wels 12. 1. 1519) ist der letzte mittelalterliche König („letzter Ritter“) des Heiligen römischen Reiches (1486 König, 1490 Graf von Tirol. 1493 Landesherr in allen österreichischen Erbländern, 1508 erwählter römischer Kai­ser). Er fasst, ohne Fürsorge für die Interessen des Reiches, seine habsbur­gischen Erb­länder zusammen, vermehrt sie durch Heirat um →Burgund (1477) und bereitet (1515) den Erwerb →Ungarn-Böhmens (1526) und →Spaniens vor. Auf wohl burgundischem Vorbild beruht seine Verwaltungsreform in Tirol und Österreich. In dem Reich entstehen unter seiner Herrschaft (1495) →Reichskammer­gericht, →Reichs­kreise, →gemeiner Pfennig und ewiger Land­friede. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 95, 129, 150f., 157; Schmidt, E., Die Maximilianischen Halsgerichtsordnungen, 1949; Kaiser Maximilians I. Weißkunig, hg. v. Musper, H. u. a., 1956; Buchner, R., Maximilian I., 2. A. 1970; Ausstellung Maximilian I., hg. v. Kulturreferat des Landes Tirol, 1969; Wiesflecker, H., Kaiser Maximilian I., Bd. 1ff. 1971ff.; Wiesflecker, H., Maximilian I., 1991; Hollegger, M., Maximilian I., 2005, 2. A. 2020; Rapp. F., Maximilien d’Autriche, 2007; Maximilian I. 1459-1519, hg. v. Noflatscher, H. u. a., 2011; Boßmeyer, C., Visuelle Geschichte in den Zeichnungen und Holzschnitten zum Weißkunig Kaiser Maximilians I., 2015; Forcher, M., Kaiser Max und sein Tirol, 2019; Des Kaisers Zeug - Maximilians Zeughaus in Innsbruck, hg. v. Meighörner, W. u. a., 2019; Flieger, C., Das Reisekönigtum während der Herrschaft Maximilian I. im Hinblick auf das Jahr 1493, 2021

Maximiliana (teilweise wird die Malefizordnung Maximilians für Trirol von 1499, die leicht abgeändert 1526 in die Landesordnung von Tirol aufgenommen wird, so genannt)

maximilianisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Maximilian betreffend

Maximilianische Verwaltungsreform (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von König Maximilian I. wohl nach burgun­dischem Vorbild durchgeführte Verwaltungs­reform. In ihrem Verlauf bestellt Maximilian in →Tirol 1490 ein Kollegium von 12 Statthaltern für Justiz und Verwaltung für die Zeit seiner Abwesenheit. 1491 schafft er für die Verwaltung der Einkünfte eine besondere →Raitkammer (in Innsbruck). Beides findet wenig später auch in Niederösterreich Eingang. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 151; Baltl/Kocher; Walther, A., Die Ursprünge der deutschen Behörden­organisation, 1913; Mayer, T., Die Verwal­tungsorganisationen Maximi­lians I., 1920, Neudruck 1973; Hollegger, M., Maximi­lian I. und die Entwicklung der Zentralverwaltung, 1983

maximus, māximus (1), māxumus, lat., Adj. (Superl.), größte, höchste, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. māgnus (1);

Mayer, Otto (Fürth 29. 3. 1846-Hilpertsau bei Gernsbach in Baden 8. 8. 1924), hugenottische Vorfahren Dupré, Vater Apotheker und Abgeordneter, wird nach dem Abitur an dem Melanchthongymnasium in Nürnberg und Rechtsstudium in Erlangen, Heidelberg und Berlin (1866/1867) 1872 Rechtsanwalt in Mülhausen, 1882 außeror­dentlicher Professor und 1887 ordentlicher Professor für französisches Zivilrecht, internationales Privatrecht, allge­meine Staatslehre und Verwaltungsrecht in Straßburg sowie 1903 Professor in Leipzig. In seinem unter Übertragung der juristischen Methode (→Gerber, →Laband) aus dem Staatsrecht gewonnenen Lehrbuch Deutsches Verwaltungsrecht (1895/1896) bildet er ein nach rechtlichen Gesichtspunkten systema­tisch gegliedertes →Verwaltungsrecht (vor allem der Eingriffsverwaltung) aus (Vorrang des Gesetzes, Vorbehalt des Gesetzes). In dem Mittelpunkt des durch Rechtsvergleichung geschaffenen allgemeinen Teiles des Verwaltungsrechts steht der (dem fran­zösischen Verwaltungs­recht nachgeformte) →Verwaltungsakt. Mayer verwendet nach einem hugenottischen Vorfahren auch das Pseudonym Eduard Dupré. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 199; Die Rechtswissenschaft in Selbstdarstellungen, hg. v. Planitz, H., 1924, 153, 175; Dennewitz, B., Die Systeme des Verwaltungsrechts, 1948, 122; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des liberalen Rechtsstaates, 1967; Heyen, E., Otto Mayer, 1981; Hueber, A., Otto Mayer, 1982; Schmid-De Caluwe, R., Der Verwaltungsakt in der Lehre Otto Mayers, 1999; Dewitz, R., Der Vertrag in der Lehre Otto Mayers, 2004; Meinel, F., Der Jurist in der industriellen Gesellschaft, 2011, 137ff.

Mayer, Theodor (Neunkirchen an der Enknach in Oberösterreich 4. 8. 1883-Salzburg 26. 11. 1972) wird nach dem Studium der Geschichte und Promotion (1906) und Habilitation (1914) in Wien Professor für mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswisssenschaften an den Universitäten Prag, Gießen, Freiburg im Breisgau und Marburg, leitet ab 1942 die (lat. [N.Pl.] Monumenta Germaniae Historica und das Deutsche Historische Institut in Rom, wobei ihm nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Rückkehr in ein öffentliches Amt verwehrt wird, so dass er 1951 den Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte gründet, in dem er den Personenverbandsstaat dem institutionellen Flächenstaat gegenüberstellt. S. Google

Lit.: Grothe, E., Zwischen Geschichte und Recht – Deutsche Verfassungsgeschichtsschreibung 1900-1970, 2009; Nagel, A., Im Schatten des Dritten Reichs – Mittelalterforschung in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1970, 2005; Heinzel, R., Theodor Mayer – ein Mittelalterhistoriker im Banne des „Volkstums“ 1920-1960, 2014

Mazedonien →Makedonien

Mecheln, Mechelen erscheint in dem 9. Jahrhundert (Malinas 870) und gelangt über das Hochstift Lüttich, Flandern (1357), Burgund (1369) an Habsburg (1477) und von dort über die Niederlande an Belgien (1830). 1490 wird die erste moderne Postverbindung von Innsbruck nach Mechelen eingerichtet. S. Google

Lit.: Maes, L., Vijf eeuwen stedelijk strafrecht, 1947; De Geschiedenis van Mechelen, hg. v. Uytven, R. van, 1991

Mecklenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein nach der 995 erstmals erwähnten, archäologisch seit dem 7. Jahrhundert nachgewiesenen Burg Michelenburg der Obodriten bei Wismar benanntes, dünn besiedeltes, 1171 von Herzog Heinrich dem Löwen dem Sohn des getöteten Fürsten der Obodriten verlehntes, 1701 in Meck­lenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz geteiltes, zu dem 1. 1. 1934 wieder zusammenge­fasstes Land, das 1945 mit Vorpommern verbunden wird und herkömmliche Zustände verhältnismäßig lang bewahrt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 176; Neue Sammlung mecklenburgischer Landesgesetze, Bd. 1ff. 1769; Mecklenburger Ur­kundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Böhlau, H., Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Buch­ka, G. v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1905; Ihde, R., Amt Schwerin, 1912; Bredt, J., Die mecklenburgische Ständeverfassung und das Reichsrecht, 1914, Neudruck 2013; Krause, H., System der landständischen Verfassung Mecklenburgs, 1927; Hoffmann, K., Die Stadtgründungen Mecklenburg-Schwerins, 1930; Mecklenburgische Bauernlisten des 15. und 16. Jahrhunderts, hg. v. d. Urkundenbuch­kom­mission, Heft 1f. 1937f.; Hamann, M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Molitor, E., Der Entwurf eines mecklenburgischen Landrechts, ZRG GA 61 (1941), 208; Ballschmieter, H., Andreas Gottlieb von Bernstorff und der mecklenburgische Stände­kampf 1680-1720, 1962; Die mecklenburgischen Kaiserbederegister, hg. v. Engel, F., 1968; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte, 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2908; Wieden, H. bei der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XII (Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum, 1979; Stammer, M., Die Anfänge des mecklenburgischen Liberalismus, 1980; Molden­hau­er, R., Grenzen und Grenzbe­schre­ibungen in Mecklenburg, ZRG GA 98 (1981), 236; Moldenhauer, R., Terra deserta, ZRG GA 104 (1987), 190; Karge, W., Die Geschichte Mecklenburgs 1993, 2. A. 1996, 4. A. 2004, 5. A. 2011; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, hg. v. Karge, W.u. a., 1995; Brunner, D., Der Schein der Souveränität, 2006; Die früh- und hochmittelalterliche Sied­lungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lich­te der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007; Kurzer Abriss der mecklenburgischen und vorpom­merschen Verfassungs­geschichte, verantw. v. Kuhn, H., 2007; Buddrus, M. u. a., Landesregierung und Minister in Mecklenburg 1871-1952, 2012; Busch, M., Machtstreben – Standesbewusstsein – Streitlust – Landesherrschaft und Stände, 2013; Strahl, A., Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin im ersten Weltkrieg, 2015; Mecklenburgisches Klosterbuch, hg.v. Huschner, W. u. a., 2016 (43 Institutionen); Erinnerung an Mecklenburg – 50 Archivalien aus acht Jahrhunderten, hg. v. Manke, M., 2019; Joost, S., Wege durch die Jahrhunderte - Die Adelsfamilie Vieregge, Vieregg, Viereck, 2019; Frost, A., Aufbruch in die Demokratie - Landtage und Abgeordnete in Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin zwischen 1918 und 1920

Mecklenburg-Vorpommern ist seit 3. 10. 1990 ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland, das in der ehemaligen Besatzungszone der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg aus Meck­len­burg und dem westlich der Oder gelegenen Teil Pommerns an dem 9. 7. 1945 gebildet und in der Deutschen Demokratischen Republik von dem 25. 7. 1952 bis 3. 10.1990 in die drei Bezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg aufgelöst wird. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Karge, W., Die Geschichte Mecklenburgs 1993, 2. A. 1996, 4. A. 2004, 5. A. 2011; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, hg. v. Karge, W.u. a., 1995; Kurzer Abriss der mecklenburgischen und vorpommerschen Verfassungs­geschichte, verantw. v. Kuhn, H., 2007; Schwießelmann, C., Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands in Mecklenburg und Vorpom­mern, 2010; Busch, M., Machtstreben, Standesbewusstsein Streitlust, 2012; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015

mederi, medērī, lat., V., helfen, heilen (V.) (1), zu Hilfe kommen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. medicina, s. latein_a_z.docx, s. idg. *med- (1), V., messen

mediani (lat. [M.Pl.]) mittlere ([als Stand] in dem Volksrecht der Alemannen des Frühmittel­alters), s. medius

mediāre, lat., V., mitten voneinander teilen, halbieren, sich halbieren, Itala (nach 220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. medius

mediat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) mittelbar

mediatisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mittelbar machen

Mediatisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Mittelbarmachung reichsunmittelbarer Reichsglieder (beispielsweise Reichsstädte, Reichsritter) insbesondere durch den →Reichsdeputationshaupt­schluss von dem 25. 2. 1803 und Art. 24 der Rheinbundakte von dem 12. 7. 1806 (nahezu 70 bis dahin souveräne Landesherrschaften bzw. etwa 80 Adelshäuser). Die dabei mittelbar gemachten (d. h. der Herrschaft eines anderen Landesherrn wie etwa Badens, Bayerns oder Württembergs eingegliederten) ehemaligen Reichsunmit­tel­baren behalten noch während des 19. Jahrhunderts gewisse Vorrechte (beispielsweise →Patrimonial­gerichtsbarkeit, →Familienfi­dei­kommiss). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 132, 149; Gollwitzer, H., Die Standesherren, 1957, 2. A. 1964; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Facius, C., Zwischen Souveränität und Mediatisierung, (in) FS H. Tümmler, 1977, 163; Schier, R., Die Standesherren, 1978; Achtzehnhundertunddrei, hg. v. Schmid, P. u. a., 2003; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006; Schenk, H., Hohenlohe – vom Reichsfürsttum zur Standesherrschaft, 2006; Puchta, M., Mediatisierung „mit Haut und Haar, Leib und Leben“ – Die Unterwerfung der Reichsritter durch Ansbach-Bayreuth (1792-1798), 2012; Uhrig, H., Die Vereinbarkeit von Art. VII des Friedens von Lunèville mit der Reichsverfassung, 2014

mediātus, lat., (Part. Prät.=)Adj., halbiert, geteilt, Boëth. (1. Viertel 6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mediāre, s. medius

Mediävistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Mittelalterkunde, s. Google

Lit.: Ius Romanum medii aevi, 1961ff.; Dilcher, H., Zur Einführung - Romanistische Mediävistik, (in) JuS 6 (1966), 387; Lexikon des Mittelalters, Bd. 1ff. 1980ff.; Sachwörterbuch der Mediävistik, hg. v. Dinzelbacher, P., 1992; Goetz, H., Moderne Mediävistik, 1999; Mediävistik im 21. Jahrhundert, hg. v. Goetz, H., 2003; Weichselbaumer, R., Mittelalter virtuell – Medävistik im Internet, 2005; Die deutschsprachige Mediävistik im 20. Jahrhundert, hg. v. Moraw, P. u. a., 2005; Mittelalter im Labor, hg. v. Borgolte, M. u. a., 2008; Pilch, M., Der Rahmen der Rechtsgewohnheiten, 2009

Medici ist die aus dem Umland Florenz‘ kommende, seit dem frühen 13. Jahrhundert bezeugte, wenig später in der Gilde der Kauleute nachweisbare, innerhalb dreier Generationen hoch aufgestiegene, in dem 16. Jahrhundert zu Herzögen von Florenz (1531) und Großherzögen von Toskana (1569) erhobene Geldwechslerfa­milie in Florenz, die 1737 erlischt. S. Google

Lit.: Rubinstein, N., The Government of Florence under the Medici, 1966; Clarke, P., The Soderini and the Medici, 1991; Brown, A., The Medici in Florence, 1992; Lorenzo de Medici, hg. v. Toscani, B., 1993; Reinhardt, V., Die Medici, 1998; Walter, I., Der prächtige Lorenzo de Medici, 2003; I Medici in rete, hg. v. Cotta, I. u. a., 2003; Martines, L., Die Ver­schwörung, 2004; Reinhardt, V., Geld und Freunde, 2009; Schwarz, J., Die Medici, 2010; Tewes, G., Kampf um Florenz - Die Medici im Exil, 2011

medicina, medicīna, lat., F., Arzneikunst, Heilkunst, Arznei, Heilmittel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. medērī; medicus

medicus, lat., Adj., heilend, heilsam, zu dem Heilen gehörig, zu dem Heilen dienend, medizinisch, Verg. (70-19 v. Chr.), s. medērī, medicina

Medingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Urkundenbuch des Klosters Medingen, hg. v. Homeyer, J., 2006

Medium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundertt in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Mittel, insbesondere das Wissensverbreitungsmittel wie Buch, Zeitung, Rundfunk, Fernsehen, Internet

Lit.: Faulstich, W., Die Geschichte der Medien, Bd. 1 1997; Geschichte der Medien, hg. v. Fassler u. a., 1998; Von Almanach bis Zeitung, hg. v. Fischer, E. u. a., 1999; Wilke, J., Grundzüge der Mediengeschichte, 2000; The Mediation of Symbols in Late Medieval and Early Modern Times, hg. v. Suntrup, R., 2005; Wenzel, H., Mediengeschichte vor und nach Gutenberg, 2007; Zimmermann, C., Medien im Nationalsozialismus, 2007; Ross, C., Media and the Making of Modern Germany, 2008; Würgler, A., Medien in der frühen Neuzeit, 2009, 2. A. 2013; Medien im Nationalsozialismus, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2010; Massenmedien im Europa des 20. Jahrhunderts, hg. v. Daniel, U. u. a., 2010; Kontrolle und Nutzung - Medien in geistlichen Gebieten Europas 1680-1800, hg. v. Pelizaeus, L. u. a., 2011; Vesting, Thomas, Die Medien des Rechts – Sprache, Schrift, Buchdruck, Computernetzwerke, 2011ff.; Faulstich, W., Die Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts, 2012; Hachmeister, L. u. a., Wer beherrscht die Medien? 2017 (Google, Apple, Facebook, Amazon); Daniel, U., Beziehungsgeschichten – Politik und Medien im 20. Jahrhundert, 2018; Fritscher-Fehr, M., Demokratie im Ohr – Das Radio als geschichtskultureller Akteur in Westdeutschland 1945-1963, 2019

Medizin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt (!), aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Heilkunst, →gerichtliche Medizin

Lit.: Schmidt, A., Medizinisches aus deutschen Rechtsquellen, (in) FS Benno Schmidt, 1896; Niederhellmann, A., Arzt und Heilkunde in den frühmittelalterlichen Leges, 1983; Die Geschichte des medizinischen Denkens, hg. v. Grmek, M., 1996; Porter, R., Die Kunst des Heilens, 2000; Pfeifer, K., Medizin der Goethezeit, 2000; Klee, E., Deutsche Medizin im Dritten Reich, 2001; Künzl, E., Medizin in der Antike, 2002; Jankrift, K., Krankheit und Heilkunde im Mittelalter, 2003; Steger, F., Asklepiosmedizin, 2004; Bergdolt, K., Das Gewissen der Medizin, 2004; Nutton, V., Ancient Medicine, 2004; Antike Medizin, hg. v. Leven, K., 2005; Rzihacek-Bedö, A., Medizinische Wissenschaftspflege im Benediktinerkloster Admont bis 1500, 2005; Medicina e società nel mondo antico, hg. v. Marcone, A., 2006; Eckart, W. u. a., Medizingeschichte, 2007, 2. A. 2014; Huber, H., Ge­schichte der medizinischen Fakultät Innsbruck, 2010; Ernst, W., Beschwörungen und Segen, 2011; Eckart, W., Medizin in der NS-Diktatur, 2012; Boudon-Millet, V., Galien de Pergame, 2012; Être médecin à la cour, hg. v. Andretta, E. u. a., 2013; Eckart, W., Medizin und Krieg - Deutschland 1914-1924, 2014; Herzblut, 2014; Zangerl, C., Wenn Wissenschaft Lebensgrenzen setzt – Die Aufzeichnungen des Innsbrucker Physiologen Ludwig Haberlandt (1885-1932), 2014; Schwartz, M. u. a., Robert Koch und Louis Pasteur, 2015; Alt, P., Sigmund Freud, 2016 (nicht unproblematisch); Flashar, H., Hippokrates – Meister der Heilkunst, 2016 (460-370 v. Chr.); Geisthövel, A./Hess, V., Medizinisches Gutachten – Geschichte einer neuzeitlichen Praxis, 2017; Medizin und öffentliche Gesundheit, hg. v. Schmiedebach, H., 2018; Die Welt im Durchblick – Wunder moderner Röntgentechnik, hg. v. Rosendahl, W./Busch, U., 2019; Teoria e practica medica nel basso Medioevo – Teodorico Borgognoni, 2019

medum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) „Mitte“?, Ackerland, Ackerabgabe [in der Erzdiözese Trier zwischen 902 und 1300], sachlich vermutlich älter)

Lit.: Kienast, R., medum-land, (in) Antiquitates Germanicae, hg. v. Mayrhofer, M. u. a., 1974, 57

Meer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in neun Stellen in eingeschränkten Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) ist allgemein der von Salzwasser bedeckte, deutlich größere Teil der Erdoberfläche. Es ist wohl eine wesentliche Quelle des Lebens. Es ist wegen seiner bisherigen tatsächlichen Nichtbeherrschbarkeit durch den Menschen infolge natürlicher Gegebenheiten grundsätzlich frei (lat. mare [N.] liberum). In dem römischen Recht steht auch die Meeresküste als (lat.) res (F.) communis (allgemeine Sache) dem Gebrauch aller Menschen offen. In dem Mittelalter bewirkt die Zusammenfassung einzelner Herrschafts­rech­te (Regalien) in der Hand der Landesherren die Beanspruchung der Meeresküste als Recht des Landesherrn. In der Neuzeit wird von hier aus weiter auf das Meer ausgegriffen (3 Seemeilen, 12 Seemeilen, 200 Seemeilen). Ansonsten gilt für das Meer das →Völkerrecht. S. Google

Lit.: [Grotius, H.,] Mare liberum, 1609; Fahl, G., Der Grundsatz der Freiheit der Meere in der Staatenpraxis von 1493-1648, 1969; Ziegler, K., Völker­rechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Kempe, M., Fluch der Weltmeere, 2010; The Sea in History, hg. v. Rodger, N., 2017 (Triebkraft wirtschaftlicher und politischer Expansion in drei Perioden); Thalassokratie, hg. v. Kopp, H./Wendt, C., 2018; Seehandelsrouten, hg. v. Halbartschlager, F. u. a., 2019

Meersburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)

Lit.: Widemann, B., Die Verfassung und Verwal­tung der Stadt Meersburg, 1958

Megelle (türk. [F.], Buch der Weisheit) ist das von 1869 bis 1876 in 16 Bänden herausgegebene und 1877 in Kraft gesetzte Zivilgesetzbuch des osmanischen Reiches auf der Grundlage des islamischen Rechtes (Saria). Die Megelle gilt in der Türkei bis 1926, in Albanien bis 1928, in dem Libanon bis 1932, in Syrien bis 1949, in dem Irak bis 1953 und auf Zypern bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Ihr wichtigster Redaktor ist der Richter und Justizminister Ahmad Gawdat Pasa (1822-1895). S. Google

Lit.: Dilger, K., Tendenzen zur Rechtsentwicklung, (in) Ende, W./Steinbach, U., Der Islam, 1984, 2. A. 1989, 170, 3. A. 1991, 4. A. 1996, 5. A. 2005

Megenberg, Konrad von (1309-Regensburg 14.? 4. 1374), Ministerialensohn (Mäben­berg?/Mittel­fran­ken), wird nach der Schule in Erfurt und dem Studium der freien Künste in Paris Domherr in Regensburg. 1354 veröffentlicht er die Karl IV. gewidmete Schrift (lat.) De translatione imperii Romani (Von der Übertragung des römischen Reiches), in der er die Auffassung vertritt, dass der Papst die Wahl des deutschen Königs billigen müsse. S. Google

Lit.: Ibach, H., Leben und Schriften des Konrad von Megenberg, 1938; Konrad von Megenberg und sein Werk, hg. v. Märtl, C., 2006; Konrad von Megenberg. Regensburger Domherr, Dompfarrer und Gelehrter (1309-1374). Ausstellung, 2009; Konrad von Megenberg, Lacrima ecclesie, hg. v. Colberg, K., 2010; Konrad von Megenberg, hg. v. Feistner, E., 2011; Koopmann, C., Konrad von Megenberg, 2016

mehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zusätzlich

mehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mehr machen, vergrößern, bereichern

Mehrer (des Reiches) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1249 [Böhmer-Ficker] in fünfzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums als Lehnübertragung von lat. [M.] Augustus aufgenommen und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem 14. Jahrhundert ein Titel des Kaisers des Heiligen römischen Reiches.

Lit.: Bucklisch, M., „Augustus“, Diss. phil. Münster 1957; Wolfram, H., Intitulatio II, 1973, 174; Kienast, D., Römische Kaisertabelle 1990, 2. A. 1996; Hattenhauer, H., Semper Augustus, (in) FS M. Heckel, 1999, 535ff.

Mehrheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1719 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in zehn Stellen ab 1734 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F., Majorität, Neutrum Mehrheitsprinzip in Grimm DeutschesWörterbuch1 und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist der größere von zwei (oder mehr) Teilen einer Personengesamtheit. Der Grundsatz, dass eine Mehrheit von Stimmen einer von mehreren unterschiedlichen Meinungen zu dem Sieg verhilft, ist sachlich bereits in den Versammlungen in den Stadtstaaten Griechenlands und in Rom anerkannt. Die christliche Kirche übernimmt die auch in den →Digesten Justinians vertretene Vorstellung (D. 50. 1. 19, 50. 17. 160. 1) zunächst nicht, sondern strebt die Einstimmigkeit an. Seit dem 4. Jahrhundert zieht sie die Mehrheit in der Form der größeren Qualität vor (lat. sanior pars [F.]). In dem 12. Jahrhundert anerkennt sie den Grundsatz der Mehrheit. In dem deutschen, zunächst der Einstimmigkeit zuneigenden Recht ist der Grundsatz der Mehrheit bei der Königswahl seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bedeutsam und setzt sich 1338 durch. In dem Reichstag gilt dies nur von Fall zu Fall. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 109; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 1021; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 2 1873, Neudruck 1954; Starosolskyj, W., Das Majoritätsprinzip, 1916; Elsener, F., Zur Geschichte des Majoritätsprinzips, ZRG KA 73 (1956), 73, 560; Scheuner, U., Das Mehrheitsprinzip in der Demokratie, 1973; Schlaich, K., Maioritas, ZRG KA 94 (1977), 264; Battenberg, J., Das römisch-deutsche Königtum und die Legitimation mehrheitlicher Entschei­dungen im Spätmittelalter, ZRG GA 103 (1986), 1; Mehrheitsprinzip, Konsens und Verfassung, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1986; Glomb, A., Sententia plurimorum, 2008; Flaig, E., Die Mehrheitsentscheidung, 2012; Genesis und Dynamiken der Mehrheitsentscheidung, hg. v. Flaig, E., 2013; Orgad, L., The Cultural Defense of Nations, 2015; Ernst, W., Rechtserkenntnis durch Richtermehrheiten, 2016

Mehrheitsprinzip →Mehrheit

Mehrheitswahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Wahlrecht, bei dem die Mehrheit der Stimmen (eines Wahlkreises) entscheidet und die für andere Bewerber abgegebenen Stimmen personell nicht berücksichtigt werden (beispielsweise England, plurality voting system). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 257; Scheuner, U., Das Mehrheitsprinzip in der Demokratie, 1973

Mehrparteiensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das System mehrerer in einem Staat in einem politischen Wettbewerb befindlicher Parteien in Gegensatz zu einem System mit einer einzigen Staatspartei

Mehrverkehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie Lehnübertragung von lat. exceptio plurium, Einrede mehrerer) ist der Geschlechtsverkehr einer Frau mit mindestens zwei Männern (Einrede mit Beweis des Mehrverkehrs dient der Widerlegung der Vaterschaftsvermutung)

Meier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1100 [Freckenhorst] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums [maior, lat. - Adj. Komp. - der größere] aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in der frühmittelalterlichen →Grund­herrschaft der Verwalter des Grundherrn (lat. villicus [M.]). Seit dem Hochmittelalter (12./13. Jahrhundert) strebt er nach Selbständigkeit. Daraufhin ver­gibt der Grundherr (vor allem in Nordwest­deutschland) die Grundherr­schaft(s­verwal­tung) nur noch auf Zeit gegen festen Zins (Meierrecht). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2: Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland, 1896; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer, 2 A. 1964; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Rösener, W., Grundherrschaft im Wandel, 1991; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995

Meierding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [Hildesheim] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Meiergericht

Meiergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1457 [Magdeburg] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gericht einer Grundherrschaft unter dem Vorsitz des →Meiers. Das Meiergericht begegnet sachlich seit dem Hochmittelalter. In der Neuzeit wird es von dem Landesherrn zurückgedrängt und endet in dem 19. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Höngger Meiergerichtsurteile, hg. v. Stutz, U., 1912; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962, 343; Heikaus, H., Hofgerichte und Hofrecht, 1970; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992

Meiergut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1384 [Westfalen] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem Meier bewirtschaftete Gut

Meierhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert in dreiundzwazig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) der von einem Meier bewirtschaftete Hof→Meier, Hof

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Meierordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das partikulare Gesetz des 18. Jahrhunderts über das →Meierrecht (beispielsweise Paderborn 1765, Calenberg 1772, Entwurf Lüneburg 1799ff., Osnabrückische Eigentumsordnung 1722, s. Google).

Meierrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Calenberg] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist ein gewohnheitsrechtlich ent­standenes bäuerliches Besitzrecht in Nord­westdeutschland (Niedersachsen, West­fa­len). Es ist ein (tatsächlich erbliches,) dingliches Recht zu Bewirtschaftung eines fremden Gutes gegen Abgaben (Meierzins) und zwar eine Form der Pacht. →Abmeiern

Lit.: Gesenius, C., Das Meyerrecht, Bd. 1f. 1801ff.; Pfeiffer, W., Das deutsche Meierrecht, 1848; Niemeyer, F., Das Meierrecht in der Grafschaft Hoya, 1862; Turner, G., Das Calenberger Meierrecht, 1960; Illemann, H., Bäuerliche Besitzrechte im Bistum Hildesheim, 1969; Schneider, K. u. a., Bauernbefreeiung und Agrarreformen in Niedersachsen, 1989

Meiji-Verfassung (1889) →Japan

Lit.: Kroeschell, DRG 3

mein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert [Lorescher Beichte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kaiserchronik] in 23 Stellen bis 1717 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) falsch, verbrecherisch

Meineid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das vorsätzliche falsche Schwören des Täters vor Gericht oder einer anderen zu der Abnahme von Eiden zuständigen Stelle. In dem römischen Recht wird, von bestimmten Sonderfällen (beispielsweise lat. →falsum [N.], stellionatus [M.] oder →crimen [N.] laesae maiestatis) abgesehen, der Meineid nicht rechtlich verfolgt. Ob die Germanen eine Strafe für Meineid kennen, ist zweifelhaft. In dem Frühmittelalter folgt dem falschen Schwören überwiegend eine →Buße oder das →Wergeld. Die (lat.) Lex (F.) Saxonum (Recht der Sachsen) sieht für den Meineid in der Kirche den Tod vor. In Kapitularien wird Handverlust angedroht. Dem folgt der Sachsenspiegel (1221-1224). Die Constitutio Criminalis Carolina (1532, Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) schreibt für den Meineid vor Gericht den Verlust der beiden Schwurfinger vor. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden christliche Aspekte zurückgedrängt und danach durch den Schutz der Allgemeinheit ersetzt. Das 19. Jahrhundert schränkt den Meineid auf den gerichtlichen vorsätzlichen Falsch­eid ein.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Hirzel, R., Der Eid, 1902, Neudruck 1966; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 9; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Vormbaum, T., Eid, Meineid und Falschaussage, 1990; Ries, G., Zur Strafbarkeit des Meineids, (in) FS D. Medicus, 1999, 457

Meinhardiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige der nach ihrem Leitnamen Meinhard bezeichneten Familie der Grafen von Görz (1077-1500), die zeitweilig auch in Tirol (bis 1363), Kärnten (1286-1335), Krain und Böhmen (1307-1310) herrscht und bei ihrem Aussterben (1363/1374/1500) ihre Güter an die Familie der Habsburger vererbt. S. Google

Lit.: Baum, W., Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters, 2000

Meintat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] in siebzehn Stellen bis 1413 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Missetat, Neidingswerk

Li.: Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842; Friese, V., Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898; Heusler, A., Strafrecht der Isländersagas, 1911; Hoheitliches Strafen in der Spätantike und im frühen Mittelalter, hg. v. Weitzel, J., 2002; Der Wolf, hg. v. Koschorreck, W. u. a., 2010

meinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 9. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) äußern, glauben

Meinung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb meinen ab um 790 sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ansicht →herrschende Meinung

Meinungsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit jedes Menschen, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Sie wird von der Aufklärung des 18. Jahrhunderts (→Kant) gefordert und in dem 19. Jahrhundert als →Grundrecht durchge­setzt. S. Google

Lit.: Chafee, Z., Freedom of Speech, 1920; Smend, R., Das Recht der freien Meinungsäußerung, (in) Veröffentlichungen der Vereinigung deutscher Staatsrechtslehrer 4 (1928), 44ff.; Meinungsfreiheit, hg. v. Schwartländer, J. u. a., 1986; Kalven, jr., H., A Worthy Tradition – Freedom of Speech in America, 1988; Wilke, J., Die Entdeckung von Meinungs- und Pressefreiheit als Menschenrechte im Deutschland des späten 18. Jahrhunderts (in) Naturrecht – Spätauf­klärung – Revolution, hg. v. Dann, O. u. a., 1995, 121; Hochhuth, M., Die Meinungsfreiheit im System des Grundgesetzes, 2007

Meißen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) win Ort in Sachsen mit mehr als 28000 Einwohnern

Lit.: Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen 1196-1234, 1898ff.; Schieckel, H., Herrschaftsbereich und Ministerialität der Markgrafen von Meißen, 1956; Pannach, H., Das Amt Meißen, 1960; Ludwig, T., Die Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2005

Meißener Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Meißner Rechtsbuch) ist das zwischen 1357 (Zwickauer Krämerordnung von 1357/1358) und 1387 (älteste datierte Handschrift) von einem unbekannten Verfasser (in Zwickau?) für Städte sächsischen und Magdeburger Rechtes in der Markgrafschaft Meißen (mit Osterland, Pleißnerland und Vogtland), Sachsen, Thüringen, Westfalen, Brandenburg, Polen und Böhmen geschaf­fene, in 76 vollständigen und 31 teilweise erhaltenen Handschriften überlieferte, weitestverbreitete Stadtrechtrechts­buch (eyn buch dez rechten in wichbilde in sechsisszer art), das in der Literatur auch als Rechtsbuch nach Distinktionen, schlesisches Landrecht oder vermehrter Sachsenspiegel benannt wird. Es gliedert sich in 5 bis 8 Bücher und Kapitel sowie Distinktionen. Erfasst sind Privatrecht, Gerichtsverfassungsrecht, Straf­recht, Stadtver­fassungsrecht, Stadtrecht und Reichsrecht. Quellen sind vor allem →Sachsenspiegel Landrecht, Magdeburger Weichbildrecht, Gos­larer Stadt­recht und Zwickauer Rechts­buch.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 104; Ortloff, F., Das Rechtsbuch nach Distinktionen, 1836; Voltelini, H. v., Ein Bruchstück des Rechtsbuchs nach Distinktionen im Landesarchiv in Klagenfurt, ZRG GA 44 (1924), 316; Weizsäcker, W., Zur Geschichte des Meißner Rechtsbuchs in Böhmen und Mähren, ZRG GA 58 (1938), 584; Ullrich, G., Zu den Quellen des Meißener Rechtsbuchs, (in) Deutschrechtl. Archiv 1 (1940), 87; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 55; Das Meißner Rechtsbuch, hg. v. Spáčil, V. u. a., 2010

Meister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 736, 51, Althochdeutsche Benediktinerregel, Heliand V. 30, Notker I 210] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der Könner und Lehrer, besonders seit dem Hochmittelalter der die Meisterprüfung in einem →Handwerk bestehende Geselle.

Lit.: Fischer, W., Handwerksrecht und Handwerkswirtschaft um 1800, 1955; Gilden und Zünfte, hg. v. Schwineköper, B., 1985; Deter, G., Rechtsgeschichte des westfälischen Handwerks im 18. Jahrhundert, 1990; Knörr, M., Die Berufszulassung zum Handwerk seit dem Ende des Alten Reichs, 1996; Farr, J., Artisans in Europe, 1300-1914, 2000; Stüben, I., Das Deutsche Handwerk, 2007; Kluge, A., Die Zünfte, 2009

Mejora (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist der in dem Frühmittelalter ausgebildete, zugunsten der ehelichen Abkömmlinge frei verfügbare Vermögens­teil des spanischen Rechtes.

Lit.: Elfgen, A., Die Mejora, 1962

Melanchthon (Schwartzerdt, „schwarze Erde“, 1509 von Reuchlin Name gräzisiert), Philipp (Bretten 16. 2. 1497-Wittenberg 19. 4. 1560), Sohn eines mit Johannes Reuchlin verschwägerten Waffenschmieds, wird nach dem Studium der Sprachen Lateinisch, Griechisch und Hebräisch in Heidelberg und Tübingen 1518 Professor für Griechisch in Wittenberg und entwickelt sich zu einem führenden lutherischen Humanisten. Er steht zwischen naturrechtlichen Vorstellungen des Mittel­alters und dem Vernunftrecht der frühen Neuzeit und betont die relativ gute Ver­wirklichung natürlicher Rechtssätze in dem römischen Recht. Bei Melanchthon ist (durch Carion, Johannes, Chronica 1532, hg. v. Melanchthon, P.) die →lotharische Legende belegt.

Lit.: Mayer, H., Die Strafrechtstheorie bei Luther und Melanchthon, (in) FG J. Binder, 1930, 77; Bauer, C., Melanchthons Naturrechtslehre, 1951; Kisch, G., Melanchthons Rechts- und Soziallehre, 1967; Scheible, H., Melanchthon, 1997; Deflers, I., Lex und ordo, 2005; Kuropka, N., Melanchthon, 2010; Claus, H., Melanchthon-Bibliographie 1510-1560, 2014; Scheible, H., Melanchthon, 2016; Philipp Melanchthon, hg. v. Frank, G., 2017

melden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) berichten

Melderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die Meldung bzw. Anmeldung und Abmeldung eines Menschen an einem Ort bei der staatlichen Verwaltung betreffen­den Rechtssätze (beispielsweise Preußen 1842). S. Google

Melfi in Süditalien ist ein bevorzugter Ort der Staufer, in dem 1231 Kaiser Friedrich II. die →Konstitutionen von Melfi verkündet.

Lit.: Kamp, N., Kirche und Monarchie, 1975

melior, lat., Adj. (Komp.), bessere, trefflichere, tüchtigere, bravere, s. bonus, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *mel- (4)?, Adj., stark, groß (lat. [M.]) der Bessere

Meliorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - ausgenommen Melioration – nicht belegt, aber in Googöe belegt, N.) ist an einzelnen Orten in einzelnen Zeiten eine aus den (lat.) meliores (M.Pl., Besseren) gebildete Bevölkerungs­gruppe

Lit.: Planitz, H., Zur Geschichte des städtischen Meliorats, ZRG GA 67 (1950), 141; Isenmann, E., Die deutsche Stadt im Spätmiottelalter, 2012, 2. A. 2014

Melo Freire dos Reis, Pasco al José de (1738-1798) wird nach dem Rechtsstudium in Coimbra (1757) Lehrer des Rechtes (seit 1772 des vaterländischen Rechtes [portug.] direito pátrio). Er verfasst das erste System des portugiesischen Rechtes (lat. Historia [F.] iuris civilis lusitani, Geschichte des portugie­sischen bürgerlichen Rechtes, 1788, Institutiones [F.Pl.] iuris civilis lusitani tam publici quam privati, Einrichtungen des portugiesischen öffentlichen und privaten Rechtes, 1789, Institutiones iuris criminalis lusitani, Einrichtungen des portugie­sischen Straf­rechts, 1789). 1805 werden seine wichtigsten Schriften Pflichtgegenstand der selbständigen portugiesischen Rechts­ausbil­dung. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,1,713, 3,2,2466

Memmingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Schwaben

Lit.: Blickle, P., Memmingen, 1967

memor, lat., Adj., sich erinnernd, eingedenk, Plaut. (um 250-184 v. Chr.),  s. idg. *smer-, *mer-, V., gedenken, sich erinnern, sorgen, versorgen, zögern

memoria, mimoria, lat., F., Gedächtnis, Gedenken, Andenken, Erinnerung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. memor

Lit.: Iwanami, A., Memoria et oblivio, 2004; Memoria, hg. v. Borgolte, M. u. a., 2005; Schwedler, G., Vergessen, Verändern, Verschweigen und damnatio memoriae im frühen Mittelalter, 2017; Pollmann, J., Memory in Early Modern Europe, 2017

Menger (von Wolfensgrün), Anton (Maniow in Galizien 12. 9. 1841-Rom 6. 2. 1906) wird nach dem Rechtsstudium in Krakau (1858) und in Wien (1860) Advokat und 1875 außerordentlicher Professor, 1877 ordent­licher Professor für Zivilprozesrecht in Wien. Bekannt wird er durch seine Kritik an dem ersten Entwurf des deutschen →Bürgerlichen Gesetzbuchs (Das bürger­liche Recht und die besitzlosen Volksklassen, 1889/1890). Eine gewisse tat­sächliche Wirkung des bedeutenden Kathe­dersozialisten (Juristensozialisten) erfolgt über Franz →Klein (24. 4. 1854-6. 4. 1926) auf das österreichische Zivilprozess­recht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 183; Kästner, K., Anton Menger, 1974; Müller, E., Anton Mengers Rechts- und Gesellschaftssystem, 1975; Hörner, H., Anton Menger, 1977; Männer um die österreichische Zivil­prozess­ordnung 1895, 1990, 11; Müller, E., Anton Mengers Rechts- und Gesellschaftssystem, 2020

Menhir (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 20. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Bretonischen/Keltischen aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft unbekannt, M., s. Google) Dolmen, vorgeschichtliche Steinsäule

Lit.: Kirchner, H., Die Menhire in Mitteleuropa, 1955; Beier, H., Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie Menhire zwischen Ostsee und Thüringerwald, 1991; Groht, J., Menhire in Deutschland, 2013

Menocchio, Jacopo (1532-1607), Steuerpäch­terssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Pavia (Alciat) Professor in Pavia (1556), Mondovi (1561), Padua (1566) und Pavia (1589). Er verfasst zahlreiche privatrechtliche Traktate. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1 1977, 326

mens, mēns, lat., F., Sinn, Sinnesart, Denkart, Gesinnung, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *men- (3), *menə-, *mnā-, *mnē-, *mneh-, V., denken

Mensch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das durch Verstand besonders ausgezeichnete Lebewesen. Während in dem Tier-Mensch-Übergangsfeld vor ungefähr 85 Millionen Jahren ein dem Menschen mit dem Delphin gemeinsamer Vorfahre lebte, von 2015 bis 2018 in einem Bachlauf der Tongrube Hammerschmiede in dem Unterallgäu in Einzelteilen auch das Skelett einer einer bisher unbekannten etwa 11,62 Millionen Jahre alten, rund einen Meter großen und sich mit s-förmiger Wirbelsäule, X-Beinen und stabilem Fußgelenk, langen Armen und Greiffüßen wahrscheinlich sowohl auf zwei Beinen wie auch kletternd fortbewegenden Menschenaffenart (Danuvius guggenmosi) gefunden wurde und vor 7 Millionen Jahren Australopithecine (Südaffen) in Afrika heraustreten (erste Steingeräte vor 2,7 Millionen Jahren, Wandlung von dem Vegetarier über den Aasfresser zu dem späteren Jäger, Feuernutzung mit Kommunikationsanreiz? vor mehr als einer Million Jahren), entsteht (der Neandertaler vielleicht vor 160000 Jahren und) der moderne Mensch wohl in Ostafrika möglicherweise vor 200000 bis 100000 Jahren und wandert (nach einem zwischen 177000 und 194000 Jahre alten, in der Misliyahöhle in dem Karmelgebirge in Israel entdeckten Fund eines Schädelteils mit acht Zähnen nach Norden und, obwohl sich nach dem Ausbruch des Vulkans Toba auf Sumatra vor rund 75000 Jahren vielleicht nur tausend bis zehntausend Menschen weltweit retten konnten, vielleicht vor 40000 Jahren nach Südafrika und Asien (älteste Tierbilder, älteste bisher bekannte Keramik bei Wildbeutern noch der späten Altsteinzeit vor 20000 Jahren) sowie Europa, wo er anscheinend vor 12000 Jahren in dem so genannten fruchtbaren Halbmond (Zweistromland, Anatolien, Gebiet zwischen dem westlichen Zagrosgebirge und der Levante) erste Hochkulturen entwickelt. Um 8000 v. Chr. könnten fünf bis zehn Millionen Menschen weltweit gelebt haben. Um 6000 v. Chr. könnten aus Anatolien sesshafte, innovative Großfamilien die Landwirtschaft nach Europa gebracht haben und danach osteuropäische Steppenbewohner die von Klima und Krankheiten geschwächte Bevölkerung ergänzt und die Bronzezeit angestoßen haben. Um die Zeitenwende und an dem Ende des ersten Jahrtausends könnte es vielleicht 300 Millionen Menschen gegeben haben (- bis 1800 - 69 Prozent in Asien, nämlich 31 Prozent in China, 21 Prozent in Indien, 18 Prozent in dem übrigen Asien, 18 Prozent in Europa, zehn Prozent in Afrika, und nur drei Prozent in der übrigen Welt einschließlich Amerikas und Australiens, um 1500 möglicherweise 500 Millionen. Durch zahlreiche mittels seiner bisher freilich (noch?) nicht wirklich lesbaren Hirnströme mögliche Entdeckungen und Erfin­dungen schwingt der Mensch sich zu dem Herrscher über die Erde auf (nach 1700 starkes Wachstum der Bevölkerung, 1804 wohl eine Milliarde Menschen, 1927 2 Milliarden Menschen, 1960 drei Milliarden Menschen, 1974 vier Milliarden Menschen, 1987 fünf Milliarden Menschen, 1999 sechs Milliarden Menschen, 2011 sieben Milliarden Menschen, 2023 vielleicht 8 Milliarden Menschen) und setzt für das zwischen­menschliche Verhalten vor allem grundsätzlich das Recht weitgehend durch, ohne dass sich alle Menschen überall und immer daran halten.

Lit.: Borck, C., Hirnströme, 2005, Neudruck 2015; Silies, E., Liebe, Lust und Last. Die Pille, 2011; Dehaene, S., Denken, 2014; Tomasello, M., Eine Naturgeschichte des menschlichen Denkens, 2014; Parzinger, H., Die Kinder des Prometheus. Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift. 2014; Engelmeier, H., Der Mensch, der Affe, 2015; Homo – Epochale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen, hg. v. Hessisches Landesmueseum Darmstadt, 2015; Van Schalk, C. u. a., Das Tagebuch der Menschheit, 2016; Hetterich, H., Mensch und „Person“ – Probleme einer allgemeinen Rechtsfähigkeit, 2016; Hassett, B., Warum wir sesshaft wurden und uns seither bekriegen, wenn wir nicht gerade an tödlichen Krankheiten sterben, 2018; Schweighöfer, E., Vom Neandertal nach Afrika - der Streit um den Ursprung der Menschheit im 19. und 20. Jahrhundert, 2018; Frasnelli, J., Wir riechen besser als wir denken, 2019; Spuren des Menschen – 800000 Jahre Geschichte in Europa, hg. v. Bánffy, E. u. a., 2019; Krause, J., Die Reise unserer Gene – Eine Geschichte über uns und unsere Vorfahren, 2019; Pievani, T./Zeitoun, V., Homo sapiens - Der große Atlas der Menschheit, 2020; Krause, J./Trappe, T., Hybris – Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern, 2021

Menschenraub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Straftat, bei der sich der Täter eines Menschen durch List, Drohung oder Gewalt bemächtigt. Bereits die römische (lat.) lex (F.) Fabia de plagiariis (fabisches Gesetz über Straßenräuber, nach 88 v. Chr.) stellt sachlich den Menschenraub (lat. [N.] plagium) unter Strafe (Geldstrafe, später Todesstrafe). Die frühmittelalterlichen →Volksrechte sehen (mehrfaches) Wergeld für Menschenraub an einem Freien vor. Der →Sachsenspiegel (1221-1224) setzt den Menschenraub dem Totschlag gleich. Das deutsche Reichsstrafgesetzbuch (1871) droht (für bestimmte Fälle) Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr an. S. Google

Lit.: Tittmann, K., Beiträge zu der Lehre von den Verbrechen gegen die Freiheit insbesondere von dem Menschenraub und der Entführung, 1806; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 780; Nehlsen, M., Sklavenrecht, 1972, 263; Menschenraub, Menschenhandel und Sklaverei in antiker und moderner Perspektive, hg. v. Heinen, H., 2008

Menschenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1698 [Schnüffis] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Menschen als solches (gegenüber dem Staat) zustehende angeborene, unveräußerliche, unantastbare Recht. Als Vorläufer allgemeiner, dem Zu­griff des Staates entzogener →Grund­rechte sehen nach dem Altertum (Stoiker, Cicero) schon in dem Mittelalter einzelne natur­rechtliche Denker (Thomas von Aquin 1225-1274) Leben, Freiheit und Eigentum. 1776 werden fundamentale Rechte in die amerikanische, von George Mason (1725-1792) entworfene →Virginia Bill of Rights aufgenommen. Davon beeinflusst werden in Frankreich (26. 8. 1789) allgemeine Menschenrechte (Freiheit, Gleich­heit, Weltbürgertum) proklamiert. Von den Vereinten Nationen wird (Resolution der Vollversammlung der Vereinten Nationen in Paris in dem Palais de Chaillot 10. 12. 1948) eine (noch) nicht verbindliche (De­klaration) allgemeine Erklärung der Menschenrechte (mit 30 Artikeln), von den Mitgliedstaaten des Europarats an dem 4. 11. 1950 eine nach Ratifizierung durch 10 Staaten an dem 3. 9. 1953 in Kraft getretene Europäische Konvention der Menschenrechte beschlos­sen. Menschen­rechte als verfassungs­recht­lich gewährleis­tete Rechte jedes Men­schen setzen in einem jeweiligen Staat den Bestand einer Verfassung in formellem Sinn voraus.

Lit.: Köbler, DRG 191, 246, 255; Jellinek, G., Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, 1895, 2. A. 1904, 3. A. 1919, 4. A. 1927; Hartung, F./Commichau, G./Murphy, R., Die Entwicklung der Menschen- und Bürgerrechte, 1948, 2. A. 1954, 3. A. 1964, 4. A. 1972, 6. A. 1998; Lauterpacht, H., International Law and Human Rights, 1950; Zur Geschichte der Erklärung der Menschenrechte, hg. v. Schnur, R., 1964, 2. A. 1974; Oestreich, G., Geschichte der Menschenrechte, 1968, 2. A. 1978; Die Menschenrechte, hg. v. Heidelmeyer, W., 1972, 2. A. 1977, 3. A. 1982, 4. A. 1997; Menschenrechte, hg. v. Simma, B., 1979, 7. A. 2018; Thomann, M., Rechtsphilosophie und rechts­geschichtliche Etappen der Idee der Menschenrechte, (in) FS H. Thieme, 1983; Begründung der Men­schenrechte, hg. v. Müller-Schmid, P., 1986; Frowein, J., Der europäische Menschenrechtsschutz, (in) JuS 1986, 845; Menschen- und Bürgerrechte, hg. v. Klug, U. u. a., 1988; Hofmann, H., Zur Herkunft der Menschenrechtser­klärungen, (in) JuS 1988, 841; Birtsch, G. u. a., Grundfreiheiten, Menschenrechte 1500-1850, Bd. 1ff. 1991f.; International Human Rights, hg. v. Ermacora, F. u. a., 1993; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Brieskorn, N., Menschenrechte, 1996; Schmale, W., Archäologie der Grund- und Menschenrechte, 1997; Die Menschenrechte in Deutschland, hg. v. Hutter, F. u. a., 1997; Berka, W., Die Grundrechte, 1999; Müller, S., Gibt es Menschenrechte bei Samuel Pufendorf? 2000; Human rights and legal history, hg. v. O’Donovan, K. u. a. 2000; Lamprecht, O., Das Streben nach Demokratie, Volkssouveränität und Menschenrechten in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts, 2001; Lim, M., Der Begriff der Autonomie und des Menschenrechts bei Kant, 2002; Brade, L., Die Aberkennung der Menschenrechte in Deutschland zwischen 1933–1945, 2001; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003; Meyer-Ladewig, J., Europäische Men­schenrechtskonvention, 2003, 2. A. 2006, 3. A. 2011, 4. A. 2017; Edmundson, W., An Introduction to Rights, 2004, 2. A. 2012; Moorman van Kappen, O., Zur holländischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1795, ZRG GA 122 (2005), 318; Ludescher, M., Menschenrechte und indigene Völker, 2004; Girardet, K./Nortmann, U., Menschenrechte und europäische I­dentität, 2005; Bloch, T., Die Stellungnahmen der römisch-katholischen Amtskirche zur Frage der Menschenrechte seit 1215, 2008; Wolgast, E., Geschichte der Menschen- und Bürgerrechte, 2009; Moralpolitik - Geschichte der Menschenrechte im 20. Jahrhundert, hg. v. Hoffmann, S., 2010; Snyder, S., Human Rights Activism nd the End of the Cold War, 2011; Davidson, A., The Immutable Laws of Mankind, 2012; Martinez, J., The Slave Trade and the Origins of International Human Rights Law, 2012; Peterson, C., Globalizing Human Rights, 2012; Vom Recht auf Menschenwürde, hg. v. Leutheusser-Schnarrenberger, S., 2013; Eckel, J., Die Ambivalenz des Guten, 2014, 2. A. 2015; Kaleck, W., Mit Recht gegen die Macht, 2015; Menschenrechte und Geschichte, hg. v. Schraut, S. u. a., 2015; Recht auf Wahrheit – Zur Genese eines neuen Menschenrechts, hg. v. Brunner, J. u. a., 2016; Die Begründung der Menschenrechte, hg. v. Wasmaier-Sailer, M. u. a., 2017; Duranti, M., The Conservative Human Rights Revolution – European Identiy, Transnational Politics and the Origins of the European Convention, 2017; Human Rights Leagues in Europe (1898-2016), hg. v. Schmale, W. u. a., 2017; Weitz, E., A World Divided – The Global Struggle for Human Rights, 2019; Quellen zur Geschichte der Menschenrechte, Band 1f., hg. v. Stahl, D., 2020

Menschenrechtler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) ist, wer sich für die Menschenrechte anderer uneigennützig einsetzt, Menschenrechtstümler, wer die Menschenrechte nur als Mittel oder Vorwand für die Verfolgung eigennütziger Ziele (beispielsweise Bekämpfung der geschiedenen Ehefrau auf dem Weg über das Kind) verwendet. Beides ist seit Anerkennung der Menschenrechte möglich.

Menschenwürde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist der innere und zugleich soziale Wertanspruch und Achtungsan­spruch, der dem Menschen um seinetwillen zukommt. Die Menschenwürde schließt unmenschliche Be­hand­lung eines Menschen gedasnklich aus, wenn sie auch rechtstatsächlich an vielen Stellen zu vielen Zeiten stattfindet. Sie wird vielleicht in dem Humanismus der italienischen Renaissance entdeckt und erfunden und seit dem 18. Jahrhundert als Wert gefordert, wenn auch nicht überall immer erreicht. →Menschenrecht

Lit.: Wetz, F., Die Würde des Menschen, 1998; Rechtsstaat und Menschenwürde, 1988; Geddert-Steinacker, T., Menschenwürde, 1990; Dietz, G., Menschenwürde bei Homer, 2000; Des Menschen Würde - entdeckt und erfunden im Humanismus der italienischen Renaissance, hg. v. Gröschner, R. u. a., 2008; Rothhaar, M., Menschenwürde als Prinzip des Rechts, 2015; Christentum und Menschenwürde, hg. v. Nothelle-Wildfeuer, U., 2017; Stoecker, R., Theorie und Praxis der Menschenwürde, 2019

mental (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie ab Ende 18. Jh. aus dem Neuenglischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) geistig

mentalis, mentālis, lat., Adj., mental, Aug. (354-430 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mēns

Mentalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 20. Jahrhundert aus dem Neuenglischen aufgenommen und teilweise mit dem Lateinischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, F.) Geisteshaltung

Lit.: Mentalitäten im Mittelalter, hg. v. Graus, F., 1988; Europäische Mentalitätsgeschichte, hg. v. Dinzelbacher, P., 1993; Lepenies, W., Von der Geschichte zur Politik der Mentalität, (in) HZ 261 (1995), 672; Salomon, G., Die beispiellose Macht der Mentalität, 2021

Mentalreservation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen verbindbar, F., lat. reservatio [F.] mentalis, s. Google) ist der geheime Vorbehalt. Die Mentalreservation ist dem Altertum unbekannt. Sie wird in dem kirchlichen Eherecht des Mittelalters entwickelt (X 4, 1, 26) und geht von dort in das weltliche Recht über.

Lit.: Kaser § 8, III; Geisler, W., Täuschung und Mentalreservation bei der Ehe, 1914; Holzhauer, H., Dogmatik und Rechtsgeschichte der Mentalreservation, (in) FS R. Gmür, 1983, 119; Böttcher, L., Von der Lüge zur Mentalreservation – über den Einfluss von Moralphilosophie und -theologie auf das bürgerliche Recht, 2007; Wacke, A., Mentalreservation und Simulation als antizipierte Konträrakte bei formbedürtigen Geschäften, 2016

Meran (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) eine Stadt an der Etsch in Südtirol

Lit.: Zeindl, G., Meran im Mittelalter, 2009; Dreizehnhundertsiebzehn (1317) – Eine Stadt und ihr Recht – Meran im Mittelalter, 2018

mercari, mercārī, lat., V., Handel treiben, handeln; Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. merx

mercatum, mercātum, lat., N., Handel, Markt, Kauf, s. latein_a_z.docx, s. mercātus (1), mercārī, s. TLL

Lit.: Köbler, DRG 77; Köbler, LAW

mercatus, mercātus, lat., M., Handel, Markt, Kauf, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mercārī

mercennarius, mercēnnārius, lat., M., Mietling, Tagelöhner, Lohndiener, Lohnarbeiter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mercēs

Lit.: Köbler, DRG 57

merces, mercēs, mercis, lat., M., Preis, Lohn, Bezahlung, Entgelt, Sold, Zins, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *merk̑-, V., fassen, ergreifen

Lit.: Kaser § 42 II 1; Köbler, DRG 46

merkantil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) kaufmännisch

Merkantilismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie von Mirabeau 1763 gebildet und danach aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das auf dem Zufluss von Edelmetallen aus dem neu entdeckten Amerika aufbauende wirt­schaftspo­li­tische System des 17.-18. Jahrhunderts, in dem der Staat zu der Füllung der Staats­kas­se erstmals aktive Wirtschafts­politik treibt und da­durch die gewerbliche Tätigkeit för­dert (Eng­land 1621ff.). Um seinen Reich­tum und seine Macht zu stärken, strebt der Staat einen Handelsbilanzüberschuss an. Zu diesem Zweck werden ausländische Fer­tig­waren mit hohen Einfuhrzöllen abge­wehrt und die eigenen Ausfuhren von Waren, für deren Herstellung der Staat teilweise Geld, Gebäude oder Baumaterial zu der Ver­fü­gung stellt, möglichst durch Subven­tionen unterstützt. Führend wird Frank­reich unter dem Finanz­minister (1661-1672) Jean-­Baptiste Colbert (1619-1683), in dem Heiligen römischen Reich Preußen. Der Merkantilismus wird an dem Ende des 18. Jahrhunderts von dem →Libe­ralismus abgelöst. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 133, 134; Mannert, L., Die öffentliche Förderung der gewerb­lichen Produktionsmethoden, 1930; Bog, I., Der Reichs­merkantilismus, 1959; Treue, W., Wirt­schaft, Gesellschaft und Technik in Deutschland, 2. A. 1976; Städtewesen und Merkantilismus, hg. v. Press, V., 1982; Gömmel, R./Klump, R., Merkan­ti­listen und Physiokraten, 1994; Gömmel, R., Die Ent­wicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus, 1998; Wallerstein, I., Das moderne Weltsystem II, 1998; Merkantilismus und Globali­sie­rung, hg. v. Reinermann, H. u. a., 2000; Monti, A., Der Preis des „weißen Goldes“, 2011; Merkantilismus. Wiederaufnahme einer Debatte, hg. v. Isenmann, M., 2014; Spahn, P., Was war falsch am Merkantilismus?, 2017; Weisl, N., Adam Smith. Wirtschaftsgeschichtlicher Hintergrund, Merkantilismus, 2020

Merkel, Paul Johannes (Nürnberg 01. 8. 1819-Halle 1861), Bürgermeisterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in München und Erlangen 1847 in Erlangen über langobardisches Recht promoviert und nach der Habilitation Berlin (1848) 1851 außerordentlicher Professor in Königsberg und 1852 ordentlicher Professor in Halle. Er gibt einige Volksrechte heraus. Sein bekanntester Schüler ist Johann Ernst Otto Stobbe. S. Google

Lit.: Anschütz, A., Zur Erinnerung an Johannes Merkel, ZRG 3 (1864), 193

Merowinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines von einem sagenhaften Vorfahren Mera bzw. von einem Stammvater Merowech hergeleiteten, fränkischen Königsge­schlechts. Merowechs Enkel Chlodwig eint seit 482 die →Franken. Die Nachfahren teilen vielfach auf. 751 wird der merowingische König Childerich III. von dem arnulfingischen →Hausmeier Pippin mit Einverständnis des Papstes entmachtet (s. Google, →Karolinger).

Lit.: Kroeschell, DRG; Köbler, DRG 76; Diplomata regum Francorum e stirpe Merowingica, hg. v. Pertz, K., 1872, Neudruck 1981; Sprandel, R., Der merovingische Adel, 1957; Kaufmann, E., Über das Scheren abgesetzter Merowingerkönige, ZRG GA 72 (1955), 177; Bergengrün, A., Adel und Grundherr­schaft im Merowingerreich, 1958; Beyerle, F., Das legislative Werk Chilperichs I., ZRG GA 78 (1961), 1; Krüger, H., Das Merowingerreich als Herrschaftsord­nung, Diss. jur. Köln 1964; Eckhardt, K., Merowingerblut, 1965; Fournier, G., Les Merovin­giens, 1966; Schneider, R., Königswahl und Königser­he­bung, 1972; Eckhardt, K., Studia Merovigica, 1975; Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts, hg. v. Wolfram, H. u. a., 1982; Köbler, G., Wörterver­zeichnis zu den Diplomata regum Francorum e stirpe Merowingica, 1983; Hartung, W., Süddeutschland in der Merowingerzeit, 1983; Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1988, 4. A. 2001, 5. A. 2006; Kai­ser, R., Das römische Erbe und das Merowin­gerreich, 1993, 2. A. 1997, 3. A. 2004; Weitzel, J., Strafe und Strafverfahren in der Merowingerzeit, ZRG GA 111 (1994), 66; Wood, I., Merovingian Kingdoms, 1994; Karl Martell, hg. v. Jarnut, J. u. a., 1994; Esders, S., Römische Rechtstradition und merowingisches Kö­nig­tum, 1997; Brühl, C., Merowingische Königsur­kunden, 1998; Kölzer, T., Merowingerstudien, Bd. 1f. 1998f.; Scheibelreiter, G., Die barbarische Gesell­schaft, 1999; Fouracre, P., The Age of Charles Martel, 2000; Die Urkunden der Merowinger, hg. v. Kölzer, T., 2001; Geary, P., Die Merowinger, 2003; Hartmann, M., Aufbruch ins Mittelalter, 2003; Becher, M., Merowinger und Karolinger, 2008; Fehr, H., Germanen und Romanen im Merowingerreich, 2010; Becher, M., Chlodwig I., 2011; Scholz, S., Die Merowinger, 2015; East and West in the Early Middle Ages – The Merovingian Kingdoms in Mediterranean Perspective, hg. v. Esders, S. u. a., 2019; The Merovingian Kingdoms and the Mediterranean World, hg. v. Esders, S. u. a., 2019

Mesopotamien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Zwischenflussland, Zwei­stromland) ist das zu dem fruchtbaren Halbmond gezählte Gebiet zwischen Euphrat und Tigris, in dem in dem 3. Jahrtausend v. Chr. die Keilschrift entwickelt wird. Seine wichtigsten Herrschaften bestehen um Sumer (Sumerer), Akkad (Akkader), Ur, Elam (Elamiter), Assur (Assyrer), Urartu und Babylon (Babylonier). Über die Perser und Alexander den Großen gelangt das Gebiet an die Römer, verödet danach aber und wird erst in dem 20. Jahrhundert wegen seines Ölreichtums wirtschaftlich wieder bedeutsam.

Lit.: Hrouda, B., Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris, 1997; Edzard, D., Geschichte Mesopotamiens, 2004; Korn, W., Mesopotamien, 2004; Cancik-Kirschbaum, E./Kahl, J., Erste Philologien, 2018

Messe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert [Vorauer Beichte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1260-1280 [mittelniederländisch] in rund 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Ende 9. Jhahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist der katholische Gottesdienst (ite missa est, geht es ist bereitet) und davon ausgehend seit dem Mittelalter (Paris, Saint Denis 10. Jahrhundert), vor allem seit dem 11./12. Jahrhundert, der daran anschließende Markt. In dem Spät­mittelalter entwickelt sich hieraus ein System von Messen (beispielsweise Champagne, Brügge, Genf, Frankfurt am Main, Leipzig, nach Jarnut 1329 erstmals belegt). In Preußen wird 1872 die Messe gesetzlich geregelt. 1997 wird die Messe in der Gewerbeordnung in § 64 definiert.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 98; Huvelin, P., Essai historique sur le droit des marchés et des foires, 1897; Bassermann, E., Die Champagner­messen, 1911; Die Leipziger Messen und ihre Organisation, hg. v. Leipziger Messamt, 1929; Ammann, H., Neue Beiträge zur Geschichte der Zurzacher Messen, 1930; Döring, R., Handbuch der Messen und Ausstellungen, 1956; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Europäische Messen, hg. v. Johanek, P. u. a., 1996; Rothmann, M., Die Frankfurter Messen im Mittelalter, 1998; Messen, Jahrmärkte und Stadtentwicklung in Europa, hg. v. Irsigler, F. u. a., 2007; Neudhart, H., Wiener Internationale Messe, 2011; Europäische Messegeschichte 9.-19. Jahrhundert, hg. v. Denzel, M., 2017

Messer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist ein seit der Altsteinzeit benutztes Schneidegerät des Menschen zuerst aus Stein oder Knochen und mit der Metallzeit aus Bronze oder Eisen wie beispielsweise das ägyptische Prunkmesser von dem Gebel el –Arak von 330-320 v. Chr.

Lit.: The German single leafwoodcut, hg. v. Geisberg, M. u. a., 1974

Messerzücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Messerzucken bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1311 [StraßburgUB. IV 2 S. 19] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist das wegen sein er grundsätzlihen Gefährlichkeit bereits mit Strafe bewehrte bloße Ziehen eines Messers meist an Orten männlicher Geselligkeit, dem nicht immer auch tatsächlich ein Zustoßen folgt.

Lit.: Behrisch, L., Städtische Obrigkeit und soziale Kontrolle, 2005

Messina in Nordostsizilien ist die auf eine vorgriechische Siedlung zurückgehende, nach 490 von Zankle nach den neu­siedelnden Messiniern umbenannte Stadt. Über Römer, Ostgoten, Oströmer und Sarazenen (843-1061) gelangt Messina an die Normannen. 1548 erhält es eine Universität. 1908 wird es durch Erdbeben zu neun Zehnteln zerstört. S. Google

Lit.: Capitoli e privilegi di Messina, hg. v. Giardina, C., 1937; Pispisa, E., Messina, 1980

meta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [Leges Langobardorum] in acht Stellen belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) eine Gabe des Bräutigams an die (Eltern der) Braut

Lit.: Stutz, U., Jacob Grimm über die meta des langobardischen Edikts, ZRG GA 44 (1924), 262

meta, mēta, moeta, lat., F., kegelförmige Figur, Kegel, pyramidenförmige Figur, Schober, Heuschober, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx , s. idg. *mēit-, *mēt-, *məit-, *mit-, V., Sb., befestigen, Pfahl

Metall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1210 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [Ilsenburg] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1200 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft vielleicht aus dem Arabischen, N.) ist ein chemischer Grundstoff vielfältiger Ausgestaltung in verschiedenen chemischen Elementen mit hoher elektrischer Leitfähigkeit, hoher Wärmeleitfähigkeit, Verformbarkeit und (metallischem) Glanz auf Grund metallischer Bindung in einem Gitter frei beweglicher Elektronen, dessen einzelnes Atom keine metallische Eigenschaften hat, sondern diese erst im Zusammenhalt von Atomen mit der metallischen Bindung erlangt. Rund drei Viertel aller etwa 90 natürlichen Elemente des bekannten Universums sind Metalle. An dem fließenden Übergang zu den Nichtmetallen stehen Halbmetalle. Metalle sind beispielsweise Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Aluminium, Mangan, Titan, Calcium, Magnesium, Natrium, Kalium oder Platin. Der Erdkern besteht größtenteils aus Eisen. Der Mensch verwendet Metalle für Schmuck und Werkzeuge wohl seit mehr als 5000 Jahren.

Lit.: Furger, A., Abrasiva – Schleif- und Poliermittel der Metallverarbeitung in Geschichte, Archäologie und Experiment, 2020

metallum, lat., N., Metall, Gehalt (M.), Bergwerk, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Lw. gr. μέταλλον (métallon), N., Metall, weitere Herkunft unsicher, aus dem Arab.?

Methode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 17. Jh. aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das planmäßige Verfahren zu der Erreichung eines bestimmten Zieles. Die Methode der →Rechtswissenschaft besteht in dem Aus­legen von Texten (beispielsweise Bestim­mun­gen) und Erklärungen (beispielsweise Anträgen) und in dem Zuordnen (Gleichsetzen) von Sachverhalten (des tatsächlichen Lebens) zu Tatbeständen (von allgemeinen Rechtssätzen). Dabei entwickelt sich auf Grund zuordnender Maßstäbe der mittel­alterlichen Rechtswis­senschaft zunächst eine Einteilung in authentische Interpretation der Gesetzgebung, usuale Interpretation der Rechtsprechung und doktrinale Interpretation der Rechtslehre, wobei der Wertbezug des geltenden Rechtes noch nicht fraglich ist. In der Neuzeit wird das Gesetz zu der beherrschenden Rechtsquelle und bedient sich die Rechtsprechung zunehmend wissenschaftlicher Vorgangswei­sen, wobei in dem späteren 17. und in dem 18. Jahrhundert Naturrecht als auf die Funktion rechts­politischer Postulate beschränktes Recht und positives Recht als Ergebnis eines norm­setzenden Willens von einander geschieden werden. Die doktrinale Auslegung wird in deklaratorische, extensive und restriktive Interpretation unterteilt. →Thoma­sius und →Buchner unterscheiden zwischen gram­ma­tischer Interpretation und logischer Inter­pretation, →Savigny und →Thibaut zwi­schen philologischer, historischer, systema­tischer und teleologischer Auslegung, mit deren Hilfe das Recht als autonome sittliche Ordnung begriffen werden soll. Die →Rechtsgeschichte will als geschichtliche Wis­senschaft vergan­gene rechtliche Umstände ermitteln, verstehen und erklären.

Lit.: Köbler, DRG 2, 3; Meister, A., Grundzüge der historischen Methode, 1906, 2. A. 1913, 3. A. 1923; Mitteis, H., Vom Lebenswert der Rechtsgeschichte, 1948; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Betti, E., Die Hermeneutik als allgemeine Methode der Geisteswissenschaften, 1962; Janssen, A., Otto von Gierkes Methode, 1974; Wesel, U., Zur Methode der Rechtsgeschichte, (in) Kritische Justiz 1974, 337; Coing, H., Aufgaben des Rechtshistorikers, 1976; Fikentscher, W., Methoden des Rechts, Bd. 1ff. 1975ff.; Rechtsgeschichte und quantitative Geschichte, 1977; Wieacker, F., Zur Methodik der Rechtsgeschichte, (in) FS F. Schwind, 1978, 356; Öhler, H., Quantitative Methoden für Historiker, 1980; Landau, P., Bemerkungen zur Methode der Rechtsgeschichte, (in) ZNR 1980, 117; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Otte, G., Leibniz und die juristische Methode, (in) ZNR 1983, 1; Sternberg, T., Zur Methodenfrage der Rechtswissenschaft, hg. v. Rehbinder, M., 1988; Rückert, J., Methoden und Forschungspraxis in der Rechtsgeschichte, ZRG GA 111 (1994), 272; Raisch, P., Juristische Methoden, 1995; Fälle und Fallen in der neueren Methodik, hg. v. Rückert, J., 1997; Entwicklung der Methodenlehre, hg. v. Schröder, R., 1998; Schott, C., Juristische Methodenlehre zwischen Humanismus und Naturrecht, (in) ZNR 21 (1999), 3; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Kurt, R., Hermeneutik, 2004; Meder, S., Missverstehen und Verstehen, 2004; Heine, S., Die Me­tho­dendiskussion nach Inkrafttreten des Bürger­lichen Gesetzbuchs, 2004; Methodik des Zivilrechts – von Savigny bis Teubner, hg. v. Rückert, J. u. a., 2. A. 2012, 3. A. 2016; Methode der Rechtsgeschichte und ihrer Nachbarwissenschaften beim Umgang mit rechtshistorischen Quellen, hg. v. Czeguhn, I., 2013; Haßlinger, N., Max von Rümelin (1861-1931) und die juristische Methode, 2014; Janich, P., Sprache und Methode, 2014; Schröder, J., Rechtswissenschaft in Diktaturen, 2016; Recht und Geschichte. Die Geschichte der Methode. Die Methode der Geschichte, hg. v. Thaler, M./Wiederin, E., 2018; Methodenfragen der Romanistik im Wandel – Paul Koschakers Vermächtnis 80 Jahre nach seiner Krisenschrift, hg. v. Beggio, T. u. 1., 2020; Schröder, J., Recht als Wissenschaft – Geschichte der juristischen Methodenlehre in der Neuzeit (1500-1990), Band 1f. 2021

Methodenlehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Methode

Methodik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Methode

methodus, methodos, lat., F.: nhd. Methode, Lehrverfahren, Vitr. (um 84-um 25 v. Chr.); s. latein_a_z.docx, s. μέθοδος (méthodos), F., Weg auf ein Ziel hin; vgl. gr. μετά (metá), Präp., mit, inmitten, zwischen, unter; idg. *meta, Präp., mit, zwischen, s. idg. *me- (2), Adv., mitten, s. gr. ὁδός (hodós), M., Weg, Gang (M.) (1); idg. *sed- (B), V., gehen

Metternich, Klemens Wenzel Graf von (Koblenz 15. 5. 1773-Wien 11. 6. 1859), Sohn eines zunächst in dem Dienste der Kurfürsten von Trier und ab 1791 in dem Dienste der Niederlande Österrreichs stehenden Diplomaten, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Staats­wis­senschaft, Geschichte, Naturwissenschaft und Medizin in Straßburg, Mainz und Wien Ge­sandter 1797 der westfälischen Grafenbank und 1801 des Kaisers sowie 1806 Botschafter Österreichs in Frankreich und 1809 Außen­minister Österreichs. 1814 fördert er die Schonung Frankreichs in dem Interesse des europäischen Gleichgewichts. 1821 wird er Staatskanzler Österreichs. In dem →Deutschen Bund un­ter­drückt er die freiheitlichen und na­tionalen Strömungen durch strenge Polizei­maß­nah­men (Karlsba­der Beschlüsse 1819). An dem 13. 3. 1848 muss er zurück­treten und flieht, kehrt aber 1851 als Privatmann zurück. Sein Nachlass wird in dem Nationalarchiv in Prag aufbewahrt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 170; Srbik, H. v., Metternich, Bd. 1ff. 1925ff.; Palmer, A., Der Staatsmann Europas, 1980; Seward, D., Metternich, 1993; Sternburg, W. v., Als Metternich die Zeit anhalten wollte, 2003; Siemann, W., Metternich, 2010; Müchler, G., Napoleon, Metternich und das weltgeschichtliche Duell von Dresden, 2012; Bleyer, A., Das System Metternich, 2014; Siemann, W., Metternich, 2016 (Rechtfertigungsbiographie von bleibender Bedeutung)

Mettlach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt,

Lit.: Raach, T., Kloster Mettlach/Saar und sein Grundbesitz, 1974

metus, lat., F., M.: nhd. Furcht, Besorgnis, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Etymologie unsicher

Metus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht die Furcht bzw. Drohung. Ein unter Furcht zustande gekommenes Geschäft ist nach römischem Bürgerrecht (Zivilrecht) gültig, doch gewährt das prätorische Recht eine (lat.) →in integrum restitutio (F., Wiederherstellung auf das Unversehrte), mit der die eingetretenen Wirkungen wieder beseitigt werden sollen, eine Strafklage (lat. actio [F.] quod metus causa) auf den vierfachen bzw. einfachen Schadensbetrag und eine Einrede wegen Furcht (lat. exceptio [F.] metus). Das nachklassische Recht formt die (lat.) in integrum restitutio in eine Art Anfechtung durch eine Klage auf Schadloshaltung. Justinian lässt die (lat.) in integrum restitutio in der (lat.) actio quod metus causa aufgehen.

Lit.: Kaser § 8 IV; Köbler, DRG 42, 49

Metz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an der Mosel ist der auf keltisch-römischer Grundlage in dem 6. Jahrhundert Hauptort eines fränkischen Reichsteils (Arnulf von Metz) wer­dende Ort. 870 kommt Metz über Lotha­ringien (Lothringen) zu Ostfranken, 1552/­1648 zu Frankreich. In dem 13. Jahrhundert entwickelt die zwischen 1180 und 1210 zu einer Reichsstadt aufgestiegene Stadt mit Bannrollen eine Art →Grundbuch.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, Historisches Lexikon; Die Metzer Bannrollen, hg. v. Wichmann, K., 1908; Zeller, G., La réunion de Metz à la France (1552-1648), 1926; Le droit coutumier de la ville de Metz, hg. v. Schneider, J. u. a., 1951; Hocquard, G. u. a., Metz 1961; Bour, R., Histoire de Metz, 1979; Le Moigne, F., Histoire de Metz, 1986; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Reverchon, A., Metzer Denare, 2006; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006; Roemer, F., Les institutions de la République messine, 2007; Roth, F-. La Lorraine annexée 1871-1918, 2007

Meum esse (lat., Wortfolge aus Pronomen und Verb in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, mein sein) ist in dem altrömischen Recht die Gewalt eines Menschen über Sachen. Das meum esse gestattet die Verfügung über die Sache. Es kann seinerseits vor allem auf Erbfolge, Aneignung, Manzipation oder (lat.) →in iure cessio (F.) und →Ersitzung (oder auch formloser Übergabe) beruhen. In dem klassischen römischen Recht entsteht aus dem meum esse das →Eigentum. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 24, 25, 40; Kaser, M., Eigentum und Besitz im älteren römischen Recht, 1943, 2. A. 1956

Meurer, Noe (Memmingen 1525/1528-Heidelberg 1583), Stadtschreiberssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen und Siena Advokat, Rat und (1557-63) Reichskammergerichtsassessor. 1566 be­han­delt er in seinen „Practica von der kaiserlichen Kammergerichtsordnung und Prozess“ als erster den Prozess vor dem →Reichskammergericht systematisch. S. Google

Lit.: Hausrath, H., Zur Lebensgeschichte Dr. Noe Meurers, (in) ZGO N. F. 21 (1906), 690; Kern, B., Die Gerichtsordnungen des Kurpfälzer Landrechts von 1582, 1991

meutern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Aufruhr gegenüber Vorgesetzten begehen

Meuterei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [mittelniederländisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und 1512 aus dem Mittelfranzösischen aufgenommen sowie mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vereinigung mehrerer Menschen (auf einem Schiff oder in einem Heer) zu Ungehorsam oder Empörung gegenüber Vorgesetzten. Sie wird sachlich in Rom mit der Todesstrafe verfolgt. Danach tritt sie in der frühen Neuzeit wieder auf. In dem 19. Jahrhundert wird sie tatbestandlich schärfer erfasst.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 1981, 2. A. 1991, 3. A. 998, 4. A. 2002; 5. A. 2007, 6. A. 2011; Prinz, O., Der Einfluss von Heeresverfassung und Soldatenbild auf die Entwicklung des Militärstrafrechts, 2005

Mevius, David (Greifswald 6. 12. 1609-Greifswald 14. 8. 1670), Professorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Greifswald 1634 Professor in Greifswald, 1637 Syndikus in Stralsund und 1653 Vizepräsident des schwedischen Obertribunals in Wismar. Einen gehegten Plan einer Zusammenfassung aller naturrechtlichen Regeln führt er tatsächlich nicht aus. Sein Entwurf eines mecklenburgischen Landrechts wird nicht Gesetz. 1642 kommentiert er das lübische Recht (lat. Commentarius [M.] in ius Lubicense, Kommentar in das lübische Recht). 1664ff. veröffentlicht er die Urteile seines Gerichts seit 1653. In beiden Fällen verbindet er rechtspraktische Erfahrung und wissenschaftliche Systematik in anspre­chender Weise.

Lit.: Köbler, DRG 144, 146, 215; Molitor, E., Der Entwurf eines mecklenburgischen Landrechts von David Mevius, ZRG GA 61 (1941), 208; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 423; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 218; Holthöfer, E., David Mevius, (in) Biographisches Lexikon für Mecklenburg, 1999, 173; Holthöfer, E., David Mevius, (in) Integration durch Recht, hg. v. Jörn, N. u. a., 2004, 277; David Mevius (1609-1670), hg. v. Jörn, N., 2007; Thomsch, A., David Mevius und der (Prozess-)Vergleich, 2014; Wurch, N., David Mevius und das lübische Recht, 2015

Mexiko (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Hillebrand, C., Die Real Audiencia in Mexiko, 2016; Ginzberg, E., The Destruction of the Indigenous Peoples of Hispano America, 2018; Townsend, C., Fifth Sun. A New History of the Aztecs, 2020

Mezger, Eduard (Basel 15. 10. 1883-Göppingen 24. 3. 1962) Nachfahre Harpprechts und Johann Jakob Mosers, Vater Kaufmann, 1902 Abitur Esslingen, Studium Rechtswissenschaft Univ. Tübingen, Berlin, Leipzig, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1908 Promotion, Justizdienst Württemberg (Staatsanwalt, Richter), 1910 RA OLG Stuttgart, 1915 Justizministerium Stuttgart, 1917 StA Tübingen, 1918 Habilitation Univ. Tübingen (Beling), Priv.-Doz., 1922 ao. Prof., 1925 o. Prof. Univ. Marburg (Nachfolger Traegers), 1932 Univ. München (Nachfolger Belings), 1945 Entlassung, Tätigkeit bei Rechtsanwalt (Freiherr von Lüdinghausen), Verhaftung, 1948 Wiederaufnahme Univ. München, 1957 Schlaganfall

Lit.: Festschrift für Mezger zum 70. Geburtstag, hg. v. Engisch, K./Maurach, R., 1954; Nachruf Engisch, K., (in) Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1962, 175ff.; Thulfaut, G., Kriminalpolitik und Strafrechtslehre bei Mezger, 2000; Muñoz-Conde, F., Mezger – Beiträge zu einem Juristenleben, 2007

Michael (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1423 [Hessen/GrW. I 487] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – unter Michaeli, Michaelis, Michel – und in Google belegt, Erzengel)

Lit.: Schaller, A., Der Erzengel Michael im frühen Mittelalter, 2006

Michael (de Leone) (Würzburg um 1300-Würzburg 3. 1. 1355) aus einem jüdischen Ratsgeschlecht Kölns, wird nach dem Studium beider Rechte in Bologna ab 1324 Magister, 1328 Advokat, Notar und 1336 Protonotar des Bischofs in Würzburg, gibt sich nach dem Kauf des Löwenhofs in Würzburg den Beinamen (de Leone) und verfasst ab 1348 ein Hausbuch mit literarischen Texten, s. Google

Lit.: Das Hausbuch des Michael de Leone, hg. v. Brunner, H., 1983

Miete (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab erster Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand9 V. 1844, Musp. V. 72, Notker II 40] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in allgemeinerer Bedeutung über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Mietverhältnis Sachsen 1863, Miet­wohnung 1877, Mietzeit 1526/1721, Mietzins 1554, Mietzinsforderung 1881) ist der gegenseitige Vertrag, in dem sich der eine Teil (Vermieter) verpflichtet, dem anderen Teil (Mieter) den Gebrauch der ver­mieteten →Sache (Sachteil, Sachge­samt­heit) während der Mietzeit zu gewähren, und der Mieter sich verpflichtet, den vereinbarten Mietzins zu bezahlen. Die Miete ist sachlich in dem klassischen römischen Recht ein Kon­sensualkontrakt (lat. locatio [F.] con­ductio rei, Vermieter locator, Mieter conductor, Pfand­recht des Vermieters [o­der Verpächters], Beendigung durch Kündigung). Sie findet sich danach unter Ablösung älterer Leiheverhältnisse wieder in der mittelal­ter­lichen Stadt, in der als Folge der Zuwan­derung aus dem Umland bald bis zu 40% der Wohnungen zu Miete gegeben werden. Dem Mieter wird in dem Ge­folge der älteren Leihever­hältnisse eine →Gewere an der Mietsache zuerkannt. Der Verkauf der Mietsache beendet die Miete nicht. Nach kirchlichem Recht kann auch ein höheres Mietangebot den Mieter nicht aus der Wohnung verdrängen. Seit dem 16. Jahrhundert dringt das römische Recht vor. Nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) hat der Mieter ein dingliches Recht an der Mietsache (I 21), während nach dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811) Veräußerung den Mie­ter vertreibt (§§ 1090ff.). In dem 19. Jahrhundert führt die starke Bevölke­rungszunahme zusam­men mit der Landflucht zu Mietskasernen und Notlagen der Mieter, die sich seit 1914 verstärken. Aus sozialen Gründen schützt der die Interessen der vielen ärmeren Wähler berücksichtigende Staat den Mieter (Mieteinigungsämter Dezember 1914, Kündigungsschutz, Miet­preisbindung, beispielsweise Mieterschutzver­ord­nung von dem 26. 7. 1917, September 1918 staatliche Wohnungszwangswirtschaft). Dieser Schutz wird während des gesamten 20. Jahrhunderts verdichtet (Reichsmietengesetz, Gesetz über Mieterschutz und Miet­eini­gungsämter, Wohnungsmangel­gesetz 1922/­1923, wenn auch Wohnraum­bewirt­schaftungs­maß­nahmen nach Kriegszeiten wieder aufgegeben werden (allgemeinere Lockerung ab 1930). In Österreich gilt ein besonderes Mietrechtsgesetz von dem 12. 11. 1981. Wegen der vielen von Parteien gewinnbaren Stimmen der Mieter bei Wahlen wird der Schutz des Mieters gegenüber dem Vermieter mehr und mehr erweitert. S. Google

Lit.: Kaser §§ 38 II 1d, IV 3, 42 I, II; Söllner § 9; Hübner 582; Köbler, DRG 45, 127, 166, 227, 240, 270; Köbler, WAS; Brünneck, Zur Geschichte der Miete und Pacht, ZRG GA 1 (1880), 138; Heyne, M., Das deutsche Wohnungswesen, 1899; Schulin, P., Zur Geschichte der mittelalterlichen Miete, ZRG GA 41 (1920), 127; Ebel, M./Lilienthal, A., Mieterschutz und Mieteinigungsämter, 4. A. 1930; Biller, W., Das Mietrecht der Reichsstadt Regensburg, Diss. jur. Erlangen 1952; Jüttner, B., Zur Geschichte des Grundsatzes „Kauf bricht nicht Miete“, Diss. jur. Münster 1960; Kaufmann, H., Die altrömische Miete, 1964; Genius, K., Der Bestandsschutz, 1972; Trenk-Hinterberger, P., Internationales Wohnungsmiet­recht, 1977, 35; Wolter, U., Mietrechtlicher Bestandsschutz, 1984; Schubert, W., Die Diskussion über die Schaffung eines sozialen Dauermietrechts am Ende der Weimarer Republik, ZRG GA 106 (1989), 143; Petersen, J., Die Vorgeschichte und die Entstehung des Mieterschutzgesetzes von 1923, 1991; Freiheit und Zwang bei der Wohnraummiete, 1996; Teigelack, L., Die Garantiehaftung des Vermieters, Diss. jur. Gießen, 1996; Hügemann, E., Die Geschichte des öffentlichen und privaten Mietpreisrechts, 1997; Calonge, A./Wacke, A., Die Kündigungsgründe für die Wohnungsmiete, (in) ZEuP 1997, 1010; Hinkelmann, B., Die ortsübliche Miete, 1999; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Müller, C., Gefahrtragung bei der locatio conductio – Miete, Pacht, Dienst- und Werkvertrag im Kommentar römischer Juristen, 2002; Schubert, W., Vom preußischen Mietrecht zum Mietrecht des BGB, (in) Gedächtnisschrift für Jürgen Sonnenschein, 2003, 11; Quaisser, F., Mietrecht im 19. Jahr­hundert, 2005; Lammel, S., Vom BGB zum BGB – Das Soziale im Mietrecht im Wandel der Zeiten, (in) Theorie und Praxis des Miet- und Wohnungseigentumsrechts – Festschrift für H. Blank, hg. v. Börstinghaus, U. u. a., 2006, 713ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Hornung, K., Die öffentlich-rechtliche Durchdringung des Wohnraum­miet­rechts, 2011; Rödel, L., Das Kündigungsrecht des Vermieters, 2011; Freyaldenhoven, Y., Eigenbedarf in beiden deutschen Staaten, 2013

mieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Miete mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, V.) belohnen, Nutzungsmöglichkeit entgelten

Mieter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [Sachsenspiegelglosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über Miete mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) ist der den Gebrauch einer Sache gegen Entgelt begehrende und erhaltende Mensch. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Mieterschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und - abgesehen von Mieterschutzbund und Mieterschutzgesetz - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) →Miete

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 240; Petersen, J., Die Vorgeschichte und die Entstehung des Mieter­schutzgesetzes von 1923, 1991; Stampfer, M., Die Anfänge des Mieterschutzes in Österreich, 1995; Lutz, H., Der Mieter­schutz der Nachkriegszeit, 1998

Mietkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus Bestimmungen des Mietrechts und des Kaufrechts zusammenge­setzte gemischte Vertrag, bei dem der Mieter nach einiger Zeit die Mietsache zu einem geringeren Preis kaufen kann. S. Google, →Leasing

Lit.: Fendel, R., Der Berliner Möbelleihvertrag. Geschichte und Entwicklung des Mietkaufs vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, 1991

Mietkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1685 [CCMarch] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mietvertrag

Mietrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N., Wort ab 1828 belegt) Recht der →Miete

Lit.: Ruth, R., Das Mietrecht der Wohn- und Geschäftsräume, 1926; Wolter, U., Mietrechtlicher Bestandsschutz, 1984; Schubert, W., Die Diskussion über die Schaffung eines sozialen Dauermietrechts am Ende der Weimarer Republik, ZRG 106 (1989), 143; Quaisser, F., Mietrecht im 19. Jahrhundert, 2005; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Mietverhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Mietsverhältnis -  und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N., Sachsen 1863) ist das Rechtsverhältnis der →Miete zwischen Vermieter und Mieter. S. Google

Lit.: Genius, K., Der Bestandsschutz des Mietverhältnisses, 1972

Mietvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Mietsvertrag – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M., 1784/1794 belegt, M., Mietkontrakt 1685) →Miete

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

migrare, migrāre, lat., V., wandern, wegziehen, übersiedeln, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s.  idg. *meigᵘ̯-?, V., wechseln, tauschen, wan­dern, s. idg. *mei- (2), *h₂mei-, V., Sb., Adj., wechseln, tauschen, täuschen, ändern, gemeinsam, Leistung

migratio, migrātio, lat., F., Auswanderung, Umzug, Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. migrāre Migration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jh.? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wanderung, Bewegung über Gren­­zen hinweg

Lit.: Über die trockene Grenze und über das offene Meer, hg. v. Beer, M. u. a., 2004; Oltmer, J., Migration und Politik in der Weimarer Republik, 2005; Enzyklopädie Migration in Europa, hg. v. Bade, K. u. a., 2007; Entwicklung und Migration, hg. v. Thränhardt, D., 2008; Oltmer, J., Migration im 19. und 20. Jahrhundert, 2009, 2. A. 2013; Borgolte, M., Migrationen als transkulturelle Verflechtungen, (in) HZ 289 (2009), 261; Transit Deutschland, hg. v. Göktürk, D. u. a., 2010; Enzyklopädie Migration in Europa, hg. v. Bade, K. u. a., 2007, 2. A. 2008, 3. A., 2010; Rass, C., Institutionalisierungsprozesse auf einem interna­tionalen Arbeitsmarkt, 2010; Oltmer, J., Migration im 19. und 20. Jahrhundert, 2010; Perspektiven in der Fremde? Arbeitsmarkt und Migration von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart, hg. v. Dahlmann, D. u. a., 2011; Livi-Bacci, M., A Short History of Migration, 2012; Oltmer, J., Globale Migration, 2012; Migrationen im Mittelalter, hg. v. Borgolte, M., 2014; Knortz, H., Gastarbeiter für Europa, 2015; Handbuch Staat und Migration in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert, hg. v. Oltmer, J., 2016; Oltmer, J., Migration – Geschichte und Zukunft der Gegenwart, 2017; Schwarz, H., Die neue Völkerwanderung nach Europa. 2017; Frank, M., Making Minorities History – Population Transfer in Twentieth Century, 2017; Bhabha, J., Migration als Krise?, 2019; Über Grenzen. Migration und Flucht in globaler Perspektive seit 1945, hg. v. Bresselau von Bressensdorf, A. v., 2019; Migration und Integration in Deutschland nach 1945, hg. v. Etzold, R. u. a., 2019; Scholz, L., Borders and Freedom of Movement in the Holy Roman Empire, 2020; Blake, M., Zwischen Gerechtigkeit und Gnade – Eine Ethik der Migrationspolitik, 2021

Milano →Mailand

milde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – ausgenommen Femininum Milde, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) freigebig, gütig, sanft

miles, mīles, meiles, mīlex, lat., M.: nhd. Soldat, Fußsoldat, Krieger, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unklar, in dem Mittelalter Ritter

Lit.: Köbler, LAW; Bumke, J., Studien zum Ritterbegriff, 1964, 2. A. 1976; Erkens, F., Militia und Ritterschaft, (in) HZ 258 (1994), 623ff.; Paravicini, W., Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters, 1994, 2. A. 1999, 3. A. 2011; Hechberger, W., Adel, Ministerialiutät und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010

Militär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Zusammensetzungen – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der zweiten Hälfte 18. Jh. aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, N.) Heerwesen, →Heer, Krieg

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 1; The Oxford Companion to Military History, hg. v. Holmes, R., 2001; Frevert, U., Die kasernierte Nation, 2001; Broucek, P./Peball, K., Geschichte der österreichischen Militärhistoriographie, 2000; Nowosadtko, J., Krieg, Gewalt und Ordnung, 2002; Das Militär und der Aufbruch in die Moderne 1860-1890, hg. v. Epkenhans, M. u. a., 2003; Fuchs, T., Bibliothek und Militär, 2008; Grundkurs deutsche Militärgeschichte, 2009; Müller, R., Militär­geschichte, 2009; Kroener, B., Militär, Staat und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (1890-1990), 2010; Fichte, R., Die Begründung des Militär­dienst­verhältnisses, 2010; Perspektiven der Militärge­schichte, hg. v. Echternkamp, J. u a. 2010; Kroener, B., Militär, Staat und Gesellschaft im 20. Jahr­hundert, 2011; Militär und Recht, hg. v. Nowosadtko, J. u. a., 2015; The Military in the Early Modern World, hg. v. Meumann, M. u. a., 2019; Neitzel, S., Deutsche Krieger – Vom Kaiserreich zur Berliner Republik, 2020; Military Cultures and Martial Enterprises in the Middle Ages, hg. v. Holser, J. u. a., 2020; Müller, C., Clausewitz verstehen – Wirken, Werk und Wirkung, 2021

Militärdepartement (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, N.) Abteilung für Angelegenheiten des Militärs

Lit.: Senn, H., Die Entwicklung der Führungsstruktur im Eidgenössischen Departement, 1982; Handbuch der preußischen Geschichte, hg. v. Neugebauer, W., Band 3 2000, 319ff.

Militärgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Militärgericht – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die besondere Gerichtsbarkeit über die Angehörigen der Streitkräfte des Staates, wie sie in England und Frankreich seit dem 13. Jahrhundert und in dem Heiligen römischen Reich wohl erst in dem späteren Mitteilalter entsteht. S. Google

Lit.: Schneider, H., Gerichtsherr und Spruchgericht, 1937; Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, 1976; Peelz, S., Die preußischen und reichsdeutschen Kriegsartikel, 1979; Studer, K., Die Militärstrafgerichtsbarkeit im Bundesstaat, 1982; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz 1933-1945, 2005; Nowosadtko, J., Stehendes Heer im Ständestaat, 2007; Bade, C., NS-Miliitärjustiz im Zweiten Weltkrieg, 2015

Militärgrenze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – confin – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums sowie dem Slawischen verbindbar, F.) ist in dem österreichischen Recht die mit Sied­lungsunternehmen seit 1522 begründete (Sicherung der) Grenzzone zwischen Österreich-Ungarn und den Osmanen bzw. Türken von der Adria bis Siebenbürgen. In dem umfänglich wechselnden Gebiet gilt teilweise besonderes Recht. 1867 wird es dem Kriegsministerium in Wien unterstellt. 1881 wird als letztes selb­ständiges Grenzgebiet die kroatisch-slawo­ni­sche Militärgrenze aufgehoben. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Amstatt, J., Die k.k. Militärgrenze 1522-1881, Diss. phil. Würzburg 1969; Die k. k. Militärgrenze, 1973; Kaser, K., Freier Bauer und Soldat, 1997; Buchegger, S., Die habsburgische Miilitärgrenze im 16./17. Jahrhundert, 2015; Utiesenovic, O., Die Militärgrenze und die Verfassung, 2016

Militärkonvention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der zwischen 1867 und 1886 zwischen Preußen und anderen Staaten bzw. Ländern des Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Reiches geschlossene Vertrag über Militärange­legenheiten, durch den die Herrschafts­ge­walt über Heereskontin­gente auf Preußen bzw. den Kaiser und damit das Reich übergeht.

Lit.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 1963, 992

Militärregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Regierung durch Streitkräfte. S. Google

Militärseelsorge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und Lateinische sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem Spätmittelalter verstärkt organisierte kirchliche Betreuung der Angehörigen der Streitkräfte. S. Google

Lit.: Bleese, J., Die Militärseelsorge, Diss. jur. Hamburg 1969; Rudolf, H., Das evangelische Militärkirchwesen in Preußen, 1973

Militärstrafrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das nach älteren Vorläufern in dem Spätmit­telalter durch Vertrag zwischen Kriegs­herrn und Söldnerführern geschaffene, in der frühen Neuzeit durch Kriegsartikel des Landesherrn festgelegte Strafrecht für Angehörige der Streitkräfte. In dem 19. Jahrhundert wird es liberalisiert, humanisiert und in besonderen Militärstraf­gesetzen konkre­tisiert (Bayern 1813, Württemberg 1818, Sachsen 1838, Oldenburg 1841, Preußen 1845, Österreich 1855, Oldenburg 1861, Sachsen 1867, Bayern 1869, Deutsches Reich 1872). Dem entspricht in der Bundesrepublik Deutschland das Wehrstraf­gesetz (1957).

Lit.: His, R., Strafrecht des Mittelalters, Bd. 2 1935; Schmidt, E., Militärstrafrecht, 1936; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Dreher, E., Wehrstrafgesetz, 1958; Schölz, J./Lingens, E., Wehrstrafgesetz, 1975, 3. A. 1988, 4. A. 2000; Malfér, S., Die Abschaffung der Prügelstrafe, ZRG GA 102 (1985), 206; Walmrath, L., Iustitia et disciplina, 1998; Stecke, J., Die DDR-Militärjustiz, (in) NJW 1998, 2570; Prinz, O., Der Einfluss von Heeresverfassungen und Soldatenbild auf die Entwicklung des Militärstrafrechts, 2005

Militärstrafverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in Militärstraf­angelegenheiten angewandte, seit dem 17. Jahrhundert allgemeiner geregelte Strafverfahren (Würt­temberg 1692, Preußen 1712, Österreich 1697, 1723, Bayern 1748, Sachsen 1758, 1789). In dem 19. Jahrhundert wird teilweise das →Inquisitions­verfahren fortgeführt (Preußen 1845), teils das mündliche öffentliche Anklagever­fahren (Bayern 1869). Die Militärstraf­gerichtsordnung des Reiches von 1898 verbindet beides. In dem Dritten Reich erlassen etwa 2000 Militärrichter der Wehrmacht mindestens 25000-30000 Todesurteile, von denen vielleicht 18000-20000 vollstreckt werden. S. Google

Lit.: Fleck, E., Das Strafverfahren der preußischen Mitiltärgerichte, 1854, 1864, 1870; Mark, H. v., Der Militärprozess in Deutschland, Bd. 1f. 1893; Schweling, O., Die deutsche Militärjustiz, hg. v. Schwinge, E., 2. A. 1978; Messerschmidt, M./Wüllner, F., Die Wehrmachtsjustiz im Dienste des Nationalsozialismus, 1987; Wüllner, F., Die NS-Militärjustiz, 1991, 2. A. 1997; Anker, J., Die Militärstrafgerichtsordnung, 1995; Schubert, W., Zur Entstehung der Militärstrafgerichtsordnung von 1898, ZRG GA 113 (1996), 1; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz 1939-1945, 2005

Militärverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von Streit­kräften (als Leitungsorganen) durchgeführ­te →Verwaltung.

millenarius, mīllēnārius, lat., M., Vorsteher von Tausend?, Tausendführer?, Vict. Vit. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mille

millenarius (Wort aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) Tausendschaftsführer bei Vandalen, Ostgoten und Westgoten, in der Herkunft und der Bedeutung streitig

Lit.: Rietschel, S., Die germanische Tausendschaft, ZRG GA 27 (1906), 234; Claude, D., Millenarius und thiuphadus, ZRG GA 88 (1971), 181; Goffart, W., Barbarians and Romans A. D. 418-584, 1987; Wolfram, H., Die Goten, 1990; Maier, C., Amtsträger und Herrscher in der Romania Gothica, 2005

Miltenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an dem Main in Unterfranken

Lit.: Störmer, W., Miltenberg, 1979

Minden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in dem Nordosten Nordrhein-Westfalens

Lit.: Das Mindener Stadtbuch von 1318, bearb. v. Krieg, M., 1931; Mindener Stadtrecht, bearb. v. Schroeder, J. v., 1997; Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015; Meineke, B.,2000, Die Ortsnamen des Kreises Minden-Lübbecke, 2. A. 2016

mindere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Komparativ) geringere

Minderfreier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Angehöriger einer in dem Einzelfall wohl sehr unterschiedlichen Schicht zwischen Freiheit und Unfreiheit

Lit.: Beyreuther, G., Die frühmittelalterlichen Liten, 1982; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den leges barbarorum, 1991, 161ff.

Minderheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1000 [Notker] und 1809 [Campe] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz – ausgenommen Minderheitenproblem - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erscließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine in dem Verhältnis zu einer →Mehrheit geringere Zahl (von Menschen). Seit dem Mittelalter wird ansatzweise vereinzelt die Frage des Schutzes der Minderheit gesehen. Verrechtlicht wird dies nur ganz allmählich. Seit dem 20. Jahrhundert (vor allem nach dem Zusammenbruch der Vielvölkerreiche der Habsburger, der Osmanen und der Russen) werden die Bemühungen um völkerrechtlichen Schutz von Minderheiten verstärkt, ohne dass allseits befriedigende Lösungen gelingen. Das Recht der Minderheit darf von der Mehrheit nicht in seinem Wesenskern bedroht werden, so sehr der grundsätzlich egoistische und intolerante Mensch sich dies auch wünscht. 1998 treten die in dem Rahmen des Europarats ausgearbeiteten Rahmenüberein­kommen zu dem Schutz nationaler Minderheiten und der europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen in Kraft. S. Google

Lit.: Jellinek, G., Das Recht der Minoritäten, 1898; Wintgens, H., Der völkerrechtliche Schutz der na­tio­nalen, sprachlichen und religiösen Minderheiten, 1930; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Nationale, ethnische Minderheiten und regionale Identitäten, 1994; Handbuch der mitteleuropäischen Sprachminderheiten, hg. v. Hinderling, R./Eichinger, L., 1996; Nationale Min­der­heiten, hg. v. Hahn, H. u. a., 1999; Pan, C. u. a., Die Volksgruppen in Europa. 2000, 2. A. 2016; Fink, C., Defending the Rights of Others, 2004; Minderheitenrechte in Europa, hg. v. Pan, C./Pfeil, B., 2. A. 2006; Nachbarn, Gemeindegenossen und die anderen, hg. v. Holenstein, A. u. a., 2004; Zur Entste­hung des modernen Minderheitenschutzes in Europa, hg. v. Pan, C./Pfeil, B., 2006; Toggenburg, G. u. a., Abc des Minderheitenschutzes in Europa, 2011

Minderheitenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – und ausgenommen Minderheitenproblem – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Schutz einer Minderheit in einer Gesellschaft vor der Mehrheit

Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Zur Entste­hung des modernen Minderheitenschutzes in Europa, hg. v. Pan, C./Pfeil, B., 2006; Toggenburg, G. u. a., Abc des Minderheitenschutzes in Europa, 2011; Brückner, W., Minderheitenschutz im Völkerstrafrecht, 2018

minderjährig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1510 [Laienspiegel] in rund fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., lat. [Adj.] minor annis) wegen des geringen Alters rechtlich geschützt

Minderjährigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1585 [Buch Weinsberg] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen minderjährig – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., minder­jährig Laienspiegel 1510) ist der Zeitraum von der Geburt eines Menschen bis zu der Vollendung des für die →Volljährigkeit erforderlichen (18. [Österreich 2001], 19. [Österreich 1973], 21. [Österreich 1919], 24. [Österreich 12. 4. 1753] oder 25.) Lebensjahrs. Dem Minder­jährigen (lat. minor XXV annis [seit der lex Laetoria von etwa 200 v. Chr.]) fehlt in der Gegenwart die unbe­schränkte →Geschäftsfähigkeit (, wobei der infans [unter sieben Jahren]. grundsätzlich vollständig geschäftsunfähig ist). Soweit der Minderjäh­rige bei Geschäften, die ihm nicht lediglich einen rechtlichen Vorteil bringen, nicht selbst wirksam (allein) handeln darf, han­delt für ihn der gesetzliche Vertreter. Die (römische) Minderjährigkeit ersetzt in dem Laufe der Aufnahme des römischen Rech­tes die ältere (einheimische) →Mün­digkeit weitgehend, wenn auch nicht vollständig. In dem römischen Recht ist der mündige Minderjährige grundsätzlich ge­schäfts­fähig, doch hat er bei gewollter Übervorteilung eine Einrede (lat. exceptio aus der Lex Laetoria) und bei objektiver Benach­teiligung die Möglich­keit der Wiederher­stellung des vor dem Geschäft bestehenden Zustands (lat. restitutio in integrum). Au­ßerdem kann zu seiner Unterstützung ein (lat.) curator (Pfleger oder Beistand) bestellt werden, dessen Zustimmung zu einem Rechts­geschäft aber die Berufung auf eine Benachteiligung grundsätzlich ausschließt.

Lit.: Kaser § 14 II 3, 64 II; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

mindern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und sachlich in dem Mittelalter aus dem römischen Recht des Altertums aufgenommen, V.) verringern

Minderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 mittelniederländisch] in fünfundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.,Verb mindern 8. Jh.) ist die Herabsetzung eines an sich vereinbarten Kaufpreises auf einen wirklich geschuldeten Kaufpreis einer mangelhaften Sache. Sie stammt aus dem klassischen römischen Recht. Hier verheißen die kurulischen Ädile als Marktaufseher bei dem Kauf von Sklaven und später auch Zugtieren dem Käufer bei gewissen Mängeln innerhalb kurzer Fristen neben der (lat.) →actio (F.) redhibitoria (Wandelungsklaganspruch) die Rückge­wäh­rung des Kaufpreises in Höhe der durch den Mangel begründeten Wertver­ringerung der Sache bei deren Behalten trotz des Mangels (lat. →actio [F.] quanti minoris, Minderungsklag­anspruch). Dies wird in der frühen Neuzeit aufgenommen. In der Bundesrepublik Deutschland wird 2002 die besondere Wandelung durch den allgemeinen Rücktritt ersetzt.

Lit.: Kaser § 41 VI 2, 4; Söllner § 9; Hübner; Köbler, DRG 46, 165, 215; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Korth, U., Minderung beim Kauf, 2011; Wogatzky, H., Wandelung und Minderung bei einer Mehrheit von Käufern oder Verkäufern, 2021

Minima non curat praetor (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Das Gericht kümmert sich nicht um Kleinigkeiten.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero 106-43 v. Chr., vgl. Digesten 4, 1, 4)

minister, menister, lat., M., Untergebener, Diener, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *mei- (5), *meiH-, V., mindern, verkleinern

Minister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1280 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1354 [Merseburg] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Leiter einer obersten Behörde einer Verwaltung. Er entwickelt sich in der frühen Neuzeit aus dem älteren Diener eines Herrn. Zuerst in England und Frankreich sind in dem 17. Jahrhundert Minister des Königs als Amtsträger des Herrschers an heraus­gehobener Stelle verwaltend-ausführend tätig. In dem Heiligen römischen Reich wird Minister in dem 18. Jahrhundert für den das oberste Regie­rungsgeschäft erledigenden Staatsbeamten gebräuchlich. Sein Tätig­keitsbereich ist das →Ministerium. Der Minister ist weisungsge­bunden. In dem 19. Jahrhundert erlangt er dem­gegenüber Selbständigkeit und Ver­antwortlichkeit (Gegen­zeichnung Preußen 1808, Belgien 1831, Preußen 1850). Österreich geht an dem 17. 3. 1848 wegen der angestrebten Minis­terver­antwort­lich­keit von den kollegial organi­sierten Hofstellen zu den monokratisch organisierten Ministerien über (anders 1852-1859/1861, 1918-1920). 1930 be­grün­det das Reichsmi­nistergesetz für den Minister in dem Deutschen Reich ein besonderes öf­fentlich-recht­liches Amts­ver­­hältnis außer­halb der Beamten­schaft, das nach Beseitigung in dem Jahre 1937 in dem Jahre 1953 wiederhergestellt wird. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 151, 193, 197, 230, 232, 248, 257; Neudecker, M., Geschichte des geheimen Rats und Ministeriums in Bayern, 1921; Frank, M., Das Justizministerium der DDR, Diss. jur. Regensburg 1988; Schröder, J., 40 Jahre Rechtspolitik, 1989; Das Bundesministerium des Inneren, hg. v. Pracht, H., 1993; Truhart, P., Internationales Verzeichnis der Außenminister (1589-1989), Bd. 1f. 1989ff. (Ergänzungsband 1945-1995); Hoffmann, H., Die Bundesministerien 1949-1999, 2003; Krammerbauer, T., Die Ministerverantwortlichkeit und die Vorformen sonstiger Verfassungsgerichts­barkeit, 2011

Ministeranklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gegen einen →Minister gerichtete Anklage auf Amtsent­hebung wegen fehlerhafter Tätigkeit. Sie entwickelt sich anscheinend in England (seit dem 12. Jahrhundert) aus einer ursprünglich strafrecht­lichen Klage wegen eines Verbrechens. 1791 wird die Ministeranklage in Polen und Frankreich übernommen, 1814 in Nassau. Das deutsche Grundgesetz kennt die Ministeranklage in Gegensatz zu Landesver­fassungen nicht. S. Google

Lit.: Constant de Rebecque, B., De la responsabilité des ministres, 1815; Kröger, K., Die Minis­ter­anklage, 1972; Popp, P., Ministerverantwortlichkeit und Ministerankla­ge, 1996; Steinbarth, S., Das Institut der Präsidenten- und Ministeranklage, 2011

Ministerialbürokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) in Ministerien beschäftigte Verwaltungsbedienstete

Lit.: Teppe, K., Die NSDAP und die Ministerialbürokratie, (in) Der Staat 15 (1976), 367

Ministeriale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [mittelniederländisch] in vier Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen bis 1795 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der Diener eines Herrn. Er gehört zu den Unfreien, steigt aber in dem Herrendienst in den niederen Adel (Ritter) auf (Dienstmann). Ein besonderer Stand bildet sich seit der Wende von dem 10. zu dem 11. Jahrhundert, zuerst erkennbar in dem Zusammenhang mit der Reichskirche. Seit dem 11. Jahrhundert entwickelt sich für den Ministerialen das besondere Dienst­recht (Limburg 1035, Bamberg 1057). Später treten Freie in die Ministerialität ein. In Zusammenhang mit seiner Italienpolitik stützt sich Kaiser Friedrich Barbarossa ab 1174/1178 verstärkt auf die Reichsmi­nisterialen (Reichs­ministeriale beispielsweise von Bolanden, von Münzenberg, von Pappenheim und Kalden, von Lautern, von Schüpf, Siebeneich und Rothenburg, von Ann­weiler). Seit dem 13. Jahrhundert übernehmen die Ministerialen die wichtigsten Ämter des Landesherrn. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 79, 113, 120; Fressel, R., Das Ministerialenrecht der Grafen von Tecklenburg, 1907; Fajkmajer, K., Die Ministerialen des Hochstiftes Brixen, (in) Zs. des Ferdinandeums, 3. Folge 52 (1908); Molitor, E., Der Stand der Ministerialen vornehmlich auf Grund sächsischer, thüringischer und niederrheinischer Quellen, 1913; Ganshof, F., Étude sur les ministeriales en Flandre et en Lotharingie, 1926; Schowingen, K. Frhr. v., Zum Ministerialen­problem, ZRG GA 61 (1941), 274; Bosl, K., Die Reichsministerialen, Bd. 1f. 1950f., Neudruck 1968f.; Pötter, W., Die Ministerialität der Erzbischöfe von Köln, 1967; Herrschaft und Stand, hg. v. Fleckenstein, J., 1977, 2. A. 1979; Zotz, T., Die Formierung der Ministerialen, (in) Die Salier und das Reich, Bd. 3 1991, 3; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Keupp, J., Dienst und Verdienst, 2002; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010; Fischer, C., Schildgeld und Heersteuer, 2013

ministerialis, ministeriālis, lat., Adj., zu einem Dienst beauftragt, zu einem Dienst verpflichtet, s. latein_a_z.docx, s. minister, vgl. idg. *mei- (5), *meiH-, V., mindern, verkleinern

Ministerialität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Stand und die Gesamt­heit der Ministerialen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Kluckhohn, P., Die Ministerialität in Südostdeutschland, 1910, Neudruck 1970; Müller, E., Die Ministerialität im Stift Sankt Gallen und in Landschaft und Stadt Zürich, 1911; Winter, G., Die Ministerialität in Brandenburg, 1922; Weimann, K., Die Minis­terialität im späteren Mittelalter, 1924; Haendle, O., Die Dienstmannen Heinrichs des Löwen, 1930; Schieckel, H., Herrschaftsbereich und Ministerialität der Markgrafen von Meißen, 1956; Ministerialitäten im Mittelrheinraum, hg. v. Gerlich, A., 1978; Jacobi, F., Ministerialität und „ius ministerialium“, (in) FS Schmidt-Wiegand, R., 1986, 263; Hasse, C., Die welfischen Hofämter und die welfische Ministerialität in Sachsen, 1995; Trüper, H., Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe, 2000; Keupp, J., Dienst und Verdienst, 2002; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010

ministerium, lat., N., Dienst, Bedienung, Verrichtung, Verwaltung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. minister

Ministerium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [Moser, Kreis Absch.] bis 1818 in acht Stellen belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums und in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen sowie mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die oberste Behörde der Verwaltung. In dem 18. Jahrhundert ist das Ministerium vielfach regional begrenzt. In dem 19. Jahrhundert ist darunter die für ein bestimmtes Sachgebiet (beispielsweise auswärtige Angelegenheiten, Justiz [beispielsweise Preußen 1738], Finanz, Verteidigung, innere Angelegenheiten) zuständige, von einem Minister geleitete, bürokratisch organisierte Behörde oder die Gesamtheit der Minister bzw. Ministerien (beispielsweise Preußen 1808) oder das Amt des →Ministers zu verstehen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 151, 197; Baltl/Kocher; Knischewsky, P., Das preußische Gesamt­minis­terium, 1902; Neudegger, M., Geschichte des Geheimen Rats und Ministeriums in Bayern, 1921; 200 Jahre Dienst am Recht, hg. v. Gürtner, F., 1938; Frauendienst, W., Das preußische Staats­ministerium, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 116 (1960), 114; Pietschmann, D., Das preußische Finanzministerium unter Stein und Hardenberg, 2018

Ministerpräsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vorsitzende des Ministerrats bzw. der Regierung. S. Google

Ministerrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus Ministern gebildete Rat als Regierungskollegium. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Baltl/Kocher; Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848-1867, 1970ff.; Protokolle des Ministerrates der ersten Republik, hg. v. Neck, R. u. a., 1980ff. (2019´Bd. 1 31. Oktober 1918-7. Juli 1920); Das geltende Recht (der DDR), hg. v. Sekretariat des Ministerrates, 1989

Ministerverantwortlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verantwortlichkeit eines →Ministers für seinen Aufgabenbereich. Sie entwickelt sich (anscheinend seit dem 12. Jahrhundert) in England und wird 1791 in Polen und Frankreich übernommen (→Minister­anklage), seit 1814 in den deutschen Staaten (Sachsen-Weimar 1816, Hessen 1831, Österreich 1849/1867). Danach gilt die Ministerverantwortlichkeit als notwendiger Ausgleich der Unverantwort­lichkeit des Monarchen, wenn auch tatsächliche Folgerungen selten bleiben. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts setzt sich statt der rechtlichen Ministerverantwortlichkeit für Unrechts­hand­lungen die politische Ministerverantwortlichkeit durch, die den Rücktritt des betreffenden Ministers in dem Falle eines Misstrauensvotums in dem Parlament vor­sieht. S. Google

Lit.: Mohl, R. v., Die Verantwortlichkeit der Minister, 1837; Rassow, R., Das Wesen der Ministerverantwortlichkeit, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 59 (1903), 159; Hoffmann, P., Monarchisches Prinzip und Ministerverantwortlichkeit, 1911; Schnabel, F., Ge­schichte der Ministerver­antwortlichkeit in Baden, 1922; Weckerle, F., Geschichte der Ministerver­antwortlichkeit in Bayern, 1930; Greve, F., Die Ministerver­antwortlichkeit, 1977; Popp, P., Minister­verant­wortlichkeit und Ministeranklage, 1996

Minne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 12. Jahrhundert belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Minnedienst, Minnesang, Minnesänger und Minnesold nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.). Minne und recht ist eine mittelalterliche, häufig in dem Schiedsverfahren begegnende Paarformel unbekannter Herkunft für die gütliche oder entscheidungsweise Erledi­gung einer Streitigkeit, die mit der neuzeitlichen Durchsetzung des staatlichen Entscheidungsmonopols an Bedeutung verliert. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Müller, M., Minne und Dienst in der altfranzösischen Lyrik, 1907; Gaisser, E., Minne und Recht, Diss. jur. Tübingen 1955 (masch.schr.); Hattenhauer, H., Minne und recht, ZRG GA 80 (1963), 325; Krause, H., Consilio et iudicio, (in) FS J. Spörl, 1965, 416; Mit Freundschaft oder mit Recht?, hg. v. Cordes, A., 2015; Rad, A., minne oder recht, 2020

Minoer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige des in Kreta von etwa 3200 v. Chr. bis zu dem Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. herrschenden Volkes. S. Google

Lit.: Fitton, J., Die Minoer, 2004; Panagiotopoulos, D., Die Minoer, 2012; Cline, E., 1177 v. Chr. - der erste Untergang der Zivilisation, 2015

minor, lat., Adj. (Komp. M. bzw. F.), kleinere, geringere, s. parvus, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *mei- (5), *meiH-, V., mindern, verkleinern

Minorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Jüngstenrecht

minoratus, minōrātus, lat., M., Stand eines Geringeren, Prob. (4. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. minōrāre, minor

Minorit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines 1517 von den Franziskanern (Franz von Assissi † 1226) abgetrennten Ordens. Die minori­tischen Franziskaner erteilen bereits in dem Hochmit­telalter Rechtsunterricht an den Ordensschu­len, von dem →Deutschen­spiegel und so genannter →Schwaben­spiegel beeinflusst sein dürften. S. Google

Lit.: Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962, 116

Minuccius de Prato veteri, Antonius ist ein in Prato Vecchio bei Florenz geborener, in Bologna ausgebildeter und zeitweise auch lehrender, 1486 verstorbener Jurist, der die libri feudorum (Lehenbücher) in sechs Büchern neu ordnete

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 826

Miquel, Johannes (Neuenhaus 19. 2. 1828-Frankfurt am Main 8. 9. 1901), Familie aus Spanien über Cahors um 1734 in das Heilige römische Reich eingewandert, Urgroßvater Fechtmeister in Düsseldorf, Großvater Major, Vater Arzt und Bürgermeister, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg und Göttingen und der Hinwendung zu demokratisch-sozialistischen Strömungen 1854 Rechtsan­walt und 1857 Kommunal­be­amter, 1865 Bürgermeister in Osnabrück. In dem Reichstag des Deutschen Reiches setzt er sich für die nationalliberale Rechtsvereinheitlichung ein (Lex Miquel/­Lasker 1873, Reichsjustiz­gesetze 1877/1879). 1880 wird er Ober­bürger­­meister in Frankfurt am Main, 1890 Finanzminister Preußens (u. a. Einführung der Einkom­mensteuererklärung).

Lit.: Köbler, DRG 183; Mommsen, W., Johannes Miquel, 1928; Herzfeld, H., Johannes von Miquel, Bd. 1f. 1938; Pausch, A., Johannes von Miquel, 1964; Thier, A., Steuergesetzgebung und Verfassung, 1999; Kassner, T., Der Steuerreformer Johannes von Miquel, 2001; Mathiak, W., Das preußische Einkommensteuergesetz von 1891 im Rahmen der Miquelschen Steuerreform von 1891/1893, 2011

miscere, mīscēre, lat., V.: nhd. mischen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *meig̑-?, *meik̑-, V., mischen

mischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1310/1312 [München Stadtrecht] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vermengen

Mischling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb mischen Ende 8. Jh. belegt und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das von verschiedenartigen Erzeugern abstammende Lebewesen. In dem Deutachen Reich werden unter der Herrschaft des Nationalsozialismus als Mischling die Abkömm­linge aus jüdisch-arischen Verbindungen be­zeichnet, wobei Mischlinge ersten Grades die etwa 72000 Menschen mit einem jüdischen Elternteil, Mischlinge zweiten Grades die etwa 40000 Menschen mit jüdischen Großel­tern sind und etwa 8000 Menschen, die sich zu dem Judentum bekennen, als Geltungsjuden eingestuft werden. Die Mischlinge werden in Schulen benachteiligt, ab 1941 zunehmend aus der Wehrmacht ausgeschlossen und zu Zwangsarbeit verpflichtet. S. Google

Lit.: Krüger, H., Der halbe Stern – Leben als deutsch-jüdischer „Mischling“, 1993; Tent, J., Im Schatten des Holocaust, 2007; Schulz, S., Zwangsarbeit und Zerstörung der Privatsphäre in der nationalsozialistischen Mischlingspolitik, 2019

Mischna (hebr.), Lehre, Wiederholung, ist die aus 63 Traktaten in 6 Ordnungen gebildete Sammlung (gewohnheitsrechtlich erweiterte Wiederholung der alten Gesetze) des jü­dischen Lehrstoffs der ersten zwei nachchristlichen Jahrhunderte, die um 200 n. Chr. abgeschlossen wird. Sie wird bis 500 n. Chr. durch Glossen erklärt (Gemara). S. Google

Lit.: Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Milgram, J., From Mesopotamia to the Mishnah, 2016

Mischne Tora ist eine klare hebräische Zusammenfassung des jüdischen Rechtes durch →Moses →Maimonides in Ägyp­ten an dem Ende des 12. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: The Code of Maimonides, 1949ff.; Mischne Tora hu ha-Yad ha-chazaqa, hg. v. Rabbinowitz, M. u. a., 6. A. 1985

miser, lat., Adj., elend, unglücklich, erbärmlich, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unbekannt

miserabilis, miserābilis, lat., Adj., beklagenswert, kläglich, jämmerlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. miserārī, s. miser, wie beispielsweise Waise, Witwe, Kranker, Pilger, Armer

Lit.: Duve, T., Sonderrecht in der frühen Neuzeit, 2008

misericordia, lat., F., Barmherzigkeit, Mitleid, Mitgefühl, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. misericors, s. miser, cor

misericors, lat., Adj.: nhd. barmherzig, mitleidig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. gr. εὔσπλαγχνος (eúsplanchnos), s. miser, cor

Lit.: Rennefahrt, H., Grausamkeit und Mitleid im Rechtsleben des Mittelalters, 1949; Rohls, J., Geschichte der Ethik, 1991

miss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, als Präfix verwendetes Adj.) verschieden, falsch, schlecht

missachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nicht achten

Missachtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F, Verb missachten ab 14. Jh.) Verachtung, fehlende Achtung, vgl. contempt of court des englischen Rechtes

Missetat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Delikt, Unrechtstat, Straftat

Lit.: Hemmer, R., Die Missetat im altschwedischen Recht, 1965; Munske, E., Der germanische Rechtswortschatz, 1973; Kretschmer, B., Der Grab- und Leichenfrevel als strafwürdige Missetat, 2003; Stephan, B., Mord, Minnelust und Missetat, 2016

Missgeburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [Magdeburg/Sehling, EvKO, I 2 S. 440] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fehlgeburt, missgebildeter Mensch

Missheirat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar sowie aus dem Französischen aufgenommen, F., franz. mesalliance) ist die Ehe zwischen Angehörigen verschiedener Stände, wie sie sich bis in das 19. Jahrhundert (Preußen 1869) bzw. 20. Jahrhundert (1919, Preußen 1920) findet. Sie zieht teils recht­liche, teils nur gesellschaftliche Folgen nach sich.

Lit.: Pütter, J., Über Missheiraten teutscher Fürsten, 1796; Abt, E., Missheiraten, 1911; Minnigerode, H. Frhr. v., Ebenburt und Echtheit, 1912; Hoyer, E., Die Ehen minderen Rechts, 1926; Willoweit, D., Standesungleiche Ehendes regierenden hohen Adels in der neuzeitlichen deutschen Rechtsgeschichte, 2004

missio, lat., F., Ziehenlassen, Gehenlassen, Absenden, Sendung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mittere, s. idg. *smeit-, *smit-, V., werfen

Missio (F.) canonica (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem kirchlichen Recht die von dem Papst oder einem Bischof übertragene Erlaubnis zu der Ver­kündung des Wortes Gottes bzw. in dem älteren Recht die Übertragung von Recht­sprechungsbefugnis­sen an Geistliche.

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Riedel-Spangenberger, I., Sendung in der Kirche – Die Entwicklung des Begriffs „Missio in bona“ und seine Bedeutung in der kirchlichen Rechtssprache, 1991; Löffler, W., Missio canonica und Nihil obstat, (in) FS J. Mühlsteier, 2001, 429ff.

Missio (F.) in bannum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Einweisung in den Bann) ist die vorläufige Beschlagnahme des gesamten Vermögens an dem Ende des 8. Jahrhunderts. S. Google

Missio (F.) in bona (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Einweisung in die Güter) ist die in dem klassischen römischen Recht entwickelte Einweisung der siegreichen Partei eines Rechtsstreits in die Güter des Gegners, nach der es meist zu dem öffentlichen Aufgebot und zu dem Verkauf aller Güter zugunsten aller Gläubiger an einen einzigen Erwerber (Generalexekution) kommt. Ihr entspricht vielleicht in dem Frühmittelalter eine gleichartige →Fro­nung. Seit dem Spätmittel­alter wird die missio in bona in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen.

Lit.: Kaser § 82 II 4e, 85 II 2b, 86 III, 87 I 10; Söllner § 8; Köbler, DRG 33; Forster, W., Konkurs als Verfahren, 2009

Missive (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1363 [Nicolaus von Basel] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.?) Sendschreiben

misstrauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vorsichtig handeln, Vertrauen absprechen

Misstrauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1583 [SiebbLR. I 3 § 2] in vier Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache ausgenommen Misstrauensvotum nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zweifel, Fehlen von Vertrauen

Misstrauensvotum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist seit der Ablösung Sir Robert Walpoles 1742 als erstem Staatsmann der Whigs Englands bzw. spätestens seit dem Sturz Melbournes in England 1841 das Aussprechen des Misstrauens durch die Parlamentsmehrheit gegenüber dem Regie­rungsführer in Form einer Abstimmungs­niederlage. Das Grundgesetz Deutschlands (1949) kennt nur das konstruktive Misstrauensvotum, das nur bei gleichzeitiger Wahl eines neuen Regierungsführers Erfolg haben kann. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jh

missus (M.) dominicus (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →Königsbote

Lit.: Krause, V., Geschichte der Institution der missi dominici, (in) MÖIG 11 (1890); Werner, K., Missus, marchio, comes, (in) Histoire comparée de l’administration, 1980, 191; Hannig, J., Zur Funktion der karolingischen missi dominici in Bayern, ZRG GA 101 (1984), 256

mit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Vorsilbe und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) zusammen, gemeinsam, einschließlich

mitbestimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gemeinsam bestimmen, an Bestimmung teilnehmen

Mitbestimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 20. Jahrhundert die Teilhabe der Arbeitnehmer an Willensbildungs­vorgängen (der Arbeitge­ber) in der Wirt­schaft. In dem Bereich der Montanindustrie bringt das deutsche Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten und Vorständen der Unternehmen des Bergbaues und der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie von dem 21. 5. 1951 eine paritätische Mit­be­stimmung in dem Aufsichts­rat (5 Arbeit­gebervertreter, 5 Arbeitnehmervertreter, ein gemeinsam bestimmtes weiteres Mit­glied). Das Mitbestimmungsgesetz von dem 4. 5. 1976 führt in der Bundesrepublik Deutschland für Unternehmen in der Rechtsform einer juristischen Person mit mehr als 2000 Arbeitnehmern die paritätische Besetzung des Aufsichtsrates durch Anteilseigner einerseits und Arbeiter, Angestellte und besondere leitende Angestellte andererseits ein. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 273; Teuteberg, H., Geschichte der industriellen Mitbestimmung, 1961; Mayer, B., Die Vertrauensmännerausschüsse, 1996; Mitbestim­mung und Betriebsverfassung, hg. v. Pohl, H., 1996; Rob, W., Mitbestimmung im Staatsdienst, 1999; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Vollmer, W., Montanmitbestimmung, 2013; Das Recht der industriellen Revolution, hg. v. Maetschke, M. u. a., 2013

Miteigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilenüber das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1739 in Anlehnung an das Lateinische condominium bezeugt) ist das Eigentum mehrerer Personen an einer (selbst nicht geteilten) Sache. Es ist in dem altrömischen Recht sachlich zunächst wohl bei der Erbenge­meinschaft in der Form vorhanden, dass keine selbständigen Anteile an der Sache bestehen (Gesamthandeigentum der altrömischen [lat.] societas ercto non cito). Erst danach entsteht das Miteigentum nach Bruchteilen. Es setzt sich durch. In dem deutschen Recht ist Miteigentum anfangs vermutlich in einer →Gesamthand gebunden. Seit dem Spätmit­telalter wird die römischrechtliche Gestaltung aufgenom­men. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) sieht nur Quoteneigentum vor. Die Gesamt­hand wird erst in dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) und auch dort nur in drei Sonderbereichen wieder belebt. S. Google

Lit.: Kaser § 23 IV; Hübner; Köbler, DRG 40, 61; Oppikofer, H., Eigentumsgemeinschaften im mittelalterlichen Recht, Beiheft 2 zu VSWG, 1924, 33; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Drosdowski, T., Das Verhältnis von actio pro socio und actio communi dividundo im klassischen römischen Recht, 1998; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Terlitza, U., Miteigentum und Wohnungseigentum 2021

Miterbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265 [Sächsische Weltchronik] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Mitglied einer Erbenge­meinschaft. S. Google

Lit.: Kaser § 73 I 1, 75 I 8; Hübner; Köbler, DRG 122; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Lassen, J., Die Nachlassverwaltung in der Erbengemeinschaft, 2020

Mitgift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Hamburg] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. dos [F.]) ist ein Vermögen, das einem Ehegatten von einem Dritten in die Ehe mitgegeben (lat. dare, V., geben) wird. Die Mitgift wird meist einer vorweggenommenen Erbschaft gleichgestellt. Vielfach erfolgt die Leistung als Beitrag zu der Begründung und Erhaltung des ehelichen Haushalts an einen Ehegatten (oder an eine aufnehmende Einrichtung wie beispielsweise an ein Kloster). In dem römischen Recht erhält der Ehemann eine Mitgift, die in sein Vermögen übergeht, aber bei seinem Tod oder bei Ehescheidung herauszugeben ist. In dem Mittelalter erhält der Ehemann bewegliche Sachen zu Eigentum, unbewegliche Sachen nur zu der Nutzung, so dass er über sie grundsätzlich nur mit Zustimmung der Frau oder des Gerichts verfügen kann. In dem 20. Jahrhundert wird die Mitgift meist durch eine Ausbildung in der Art ersetzt, dass eine Ausbildung gewährt wird, aber kein Vermögen.

Lit.: Kaser §§ 38 III 4, 59 II, 73 IV 1b; Söllner §§ 5, 8, 9, 12, 15, 18, 24; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 22, 37, 58; Neubecker, F., Die Mitgift, 1909; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973

mithio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [Pactus legis Salicae] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, indekl. Sb., lat.-afrk.) Erwiderung, Antwort, Verantwortung

Lit.: Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, Bd. 1 1931, 209

Mitsukuri, Rinsho (1846-1897) wird nach dem Studium des Chinesischen, Hollän­dischen und Englischen mit der Übersetzung der Gesetzbü­cher Frankreichs des 19. Jahrhunderts beauftragt. Hierbei bewältigt er die Aufgabe der Bildung japanischer Rechts­wörter für westliche Rechtseinrich­tungen. S. Google

Lit.: Yamanaka, E., Mitsukuri Rinsho, (in) Nihon no hôgakusha, hg. v. Ushiomi, T. u. a., 1975, 1

Mittäter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1483 [Frankfurt am Main FrankfOHof 410] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der mit einem anderen Menschen als Täter gemeinsam handelnde Täter einer Straftat. S. Google

Mittäterschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gemeinsame Täter­schaft mehrerer Menschen. Eine gesetzliche Grundlage für die Mittäterschaft eröffnet 1870 der Entwurf eines Strafgesetzbuchs für den Norddeutschen Bund. S. Google

Lit.: Kaser § 50 II 2; Winter, B., Die Entwicklung der Mittäterschaft, 1981; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmefor­men im 19. Jahrhundert, 2006

Mitteis, Heinrich (Prag 26. 11. 1889-München 23. 7. 1952), Rechtsprofessoren­sohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig, Berlin (Brunner, Gierke) und Leipzig (Binding, Otto Mayer, Sohm) und der von Heinrich Brunner angeregten Promotion in Leipzig (1913) sowie der durch Hans Fehr angeregten Habilitation in Halle (1919) 1920 Professor in Köln, 1924 in Heidelberg, 1934 in München, 1935 in Wien, 1938 in Rostock, 1946 in Berlin, 1948 in München und 1952 in Zürich. In der mittelalterlichen Verfassungs­geschichte verbindet er Politisches mit Juristischem. Seine beiden rechts­geschichtlichen Grundrisse sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts länger führend.

Lit.: Rechtsfolgen des Leistungsverzugs beim Kaufvertrag nach niederländischen Quellen des Mittelalters 1913 (Dissertation); Politische Prozesse des früheren Mittelalters in Deutschland und Frankreich, 1927; Bader, K., Heinrich Mitteis, ZRG GA 70 (1953), IX; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 1949, 19. A. 1992; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 1950, 9. A. 1981; Mitteis, H., Die Rechtsidee in der Geschichte, 1957 (Gesammelte Abhandlungen, mit Schriftenverzeichnis); Brun, G., Leben und Werk des Rechtshistorikers Heinrich Mitteis unter besonderer Berücksischtigung seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus, 1991; Heinrich Mitteis nach hundert Jahren, hg. v. Landau, P. u. a., 1991

Mitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1472 [Zips/Kaindl, Karpath. II 302] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Mittelpunkt

mittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1352 [Westphalen, Mon. III 584] in rund zwanzig Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) in der Mitte befindlich

Mittelalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 17. Jh., lat. medium aevum von Humanisten in Italien in dem 14. Jahrhundert verwendet) ist der zwischen Altertum (Untergang Westroms als Kaisersitz) und Neuzeit (Entdeckung Amerikas durch Kolumbus) befindliche zeitliche Abschnitt der (europäischen) Geschichte (476-1492 bzw. 500-1500) (Christoph Cellarius [Keller] [1634-1707], Historia universalis (1702) [tripartita], dreigeteilte Universalgeschichte, Dreiteilung eines Geschichtsverlaufs auch bereits bei Cassiodor).

Lit.: Haskins, C., Studies in Mediaeval Culture, 1929; Goetz, H., Leben im Mittelalter, 1986, 7. A. 2002; Fuhrmann, H., Einladung ins Mittelalter, 1987, 5. A. 1997; Nord und Süd in der deutschen Geschichte des Mittelalters, hg. v. Paravicini, W., 1990; Schuler, P., Grundbibliographie Mittelalterliche Geschichte, 1990; Das Mittelalter als Epoche, hg. v. Lückerath, C. u. a., 1995; The New Cambridge Medieval History, hg. v. McKitterick, R., Bd. 1ff. 1995ff.; Boockmann, H., Einführung in die Geschichte des Mittelalters, 6. A. 1996; Fuhrmann, H., Überall ist Mittelalter, 1996, 2. A. 1997, 3. A. 1998; Mittelalter und Moderne, hg. v. Segl, P., 1997; Heimann, H., Einführung in die Geschichte des Mittelalters, 1997; Knefelkamp, U., Das Mittelalter, 1999; Das europäische Mittelalter im Spannungsbogen des Vergleichs, hg. v. Borgolte, M., 2001; Endemann, T., Geschichte des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Ge­schichte, 2001; Leben im Mittelalter, hg. v. Leier, M. u. a., 2001; Schubert, E., Alltag im Mittelalter, 2002; Knefelkamp, U., Das Mittelalter, 2002; Dinzelbacher, P., Europa im Hochmittelalter, 2003; Jankrift, K., Das Mittelalter, 2004; Hartmann, M., Mittelalterliche Geschichte studieren, 2004; Schlotheuber, E., Das Mittelalter, 2004; Le Goff, J., Auf der Suche nach dem Mittelalter, 2004; Kaufhold, M., Wendepunkte des Mittelalters, 2004; Schieffer, R., Das ganze Mittelalter von A-Z, (in) DA 60 (2004), 571; Nagel, A., Im Schatten des Dritten Reichs. Mittelalterforschung, 2005; Tradition, Innovation, Invention, hg. v. Schmidt, H., 2005; Neiske, F., Europa im frühen Mittelalter, 2006; Goetz, H., Proseminar Geschichte Mittelalter, 3. A. 2006; Borgolte, M., Christen, Juden, Muselmanen, 2006; Heimann, H., Einführung in die Geschichte des Mittelalters, 2. A. 2006; Schubert, E., Essen und Trinken im Mittelalter, 2006; Pauler, R., Leben im Mittelalter, 2007; Atlas des Mittelalters, hg. v. Biffi, I., 2007; Enzyklopädie des Mittelalters, hg. v. Melville, G., Bd. 1f. 2008, 2. A. 2013; Fried, J., Zu Gast im Mittelalter, 2007; Mittelalter im Labor, hg. v. Borgolte, M. u. a., 2008; Müller, H., Mittelalter, 2008; Fried, J., Das Mittelalter, 2008, 3. A. 2009; Fossier, R., Das Leben im Mittelalter, 2008; Kintzinger, M., Internationale Bezie­hungen im Mittelalter 2009; Gebrauch und Missbrauch des Mittelalters, hg. v. Bak, J. u. a., 2009; Mittelalter Oldenbourg Geschichte Lehrbuch, hg. v. Meinhardt, M. u. a., 2009; A Companion to the Medieval World, hg. v. Lansing, C. u. a., 2009; Binding, G., Bauen im Mittelalter, 2010; Kreutz, P., Recht im Mittelalter, 2010; Schumacher, M., Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters, 2010; The Oxford Dictionary of the Middle Ages, hg. v. Bjork, R., Bd. 1ff. 2010; Dinzelbacher, P., Lebenswelten des Mittelalters 1000-1500, 2010; Die Welt des Mittelalters - Erinnerungsorte eines Jahrtausends, hg. v. Fried, J. u. a., 2011; Das Mittelalter zwischen Vorstellung und Wirklichkeit, hg. v. Buck, T., 2011; Brunner, K., Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters, 2012; Vorstellungswelten der mittelalterlichen Überlieferung, hg. v. Sarnowsky, J., 2013; Oexle, O., Die Gegenwart des Mittelalters, 2013; Wieser, E., Deutsche Geschichte des Mittelalters, 2015; Parfums et odeurs au Moyen Âge, hg. v. Bagliani, A., 2015; Le Goff, J., Geschichte ohne Epochen?, 2016; Raedts, P., Die Entdeckung des Mittelalters, 2016; Wickham, C., Das Mittelalter, 2018

mittelbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1634 [WürzburgDiözGBl. 25 1963 193] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vermittelt

mittelbarer Besitz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Besitz

Mittelenglisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. und substantiviert N.) ist die zwischen etwa 1066/1100 und 1500 als der (zwischen Altenglisch oder Angelsächsisch und Neu­englisch stehenden) mittleren englischen Sprachperiode gesprochene Sprache (Ver­einfachung der Flexionsformen, analyti­sche Konstruktionen, Aufnahme mittel­franzö­si­scher und skandinavischer Wör­ter).

Lit.: Mossé, F., Mittelenglische Kurzgrammatik, 1988; Obst, W./Schleburg, F., Die Sprache Chaucers, 1999, 2. A. 2010

Mittelhochdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. und substantiviert N.) ist die zwischen etwa 1050 und - 1350 bzw. - 1500 als der (zwischen Althochdeutsch und Neuhochdeutsch stehenden) mittleren deutschen Sprachpe­riode in dem südli­chen (hochgelegenen) Deutschland gespro­chene Sprache (beispielsweise so genannter →Schwabenspiegel) mit einem Wortschatz von rund 100000 Ansätzen und Verweisen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 10; Köbler, WAS; Lexer, M., Mittelhocheutsches Handwörterbuch, 1878; Lexer, M., Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 1879, 3. A. 1885, 35. A. 1979; Jelinek, F., Mittelhochdeutsches Wörterbuch zu den deutschen Sprachdenkmälern Böhmens, 1911; Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkunden­sprache, erarb. v. Ohly, S. u. a., Bd. 1ff. 1986ff. (4190 Urkunden, 1,43 Million Belege, 8986 Stichwörter, 439 Nachtragsstichwörter, davon 1608 oder 17 Prozent neue Ansätze bzw. 1425 Ansätze über Lexer und Benecke/Müller/Zarncke hinaus); Lexer, M., Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 3. A. 1885, 2. Neudruck, 1992; Hennig, B., Kleines mittelhoch­deutsches Wörterbuch, 3. A. 1998; Weddige, H., Mittelhochdeutsch, 5. A. 2003; Mittelhochdeutsche Wörterbücher im Verbund, hg. v. Burch, T. u. a., 2001 (CD-ROM); Mittel­hochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Gärtner, K. u. a., Bd. 1ff. 2005ff.; Köbler, G., Mittelhochdeutsch, 2007 (Internet, umfangreichster mittelhoch­deut­scher Wortschatz); Bertelsmeier-Kierst, C., Kommunikation und Herrschaft, 2008; Wegera, K. u. a., Mittelhochdeutsch als fremde Spra­che, 2011, 2. A. 2013, 3. A. 2016, 4. A. 2019; Weimann, B., Moselfränkisch, 2012; Bartsch, N. u. a., Mittelhochdeutsch als fremde Sprache. Didaktischer Leitfaden und Lösungsschlüssel, 2013

Mittellateinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Substantiv Mittelalatein – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. und substantiviert N.) ist die in dem Mittelalter (zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert) verwendete, auf dem Lateinischen der Römer des Alter­tums aufbauende, es in Struktur und Wortschatz abändernde, dem Neulateinischen der Neuzeit vorausge­hende Form des Latei­nischen. S. Google

Lit.: Köbler, LAW; Medieval Latin Word-List from British and Irish Sources, hg. v. Baxter, J./Johnson, C., 1934 (etwa 20000 Ansätze, davon 8000 hapax legomena); Niermeyer, J., Mediae Latinitatis Lexicon Minus, 1954ff., 2. A. 2002; Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Langosch, K., Lateinisches Mittelalter - Einleitung in Sprache und Literatur, 1963, 2. A. 1966?, 3. A. 1969, 4. A. 1983, 5. A. 1988; Revised Medieval Latein Word-List from British and Irish Sources, prepared by Latham, R., 1965 (aus etwa 1000 Quellen [rund 500000 Belege für] etwa 40000 Ansätze die in Form oder Bedeutung in dem klassischen Latein fehlen, davon 13000 hapax legomena); Glossarium till medeltidslatinet i Sverige, Bd. 1ff. 1973ff.; Blaise, A., Lexicon Latinitatis medii aevi praesertim ad res ecclesiasticas investigandas pertinens, 1975 (wertet vor allem DuCange aus); Stotz, P., Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters, Bd. 1ff. 1996ff.; Köbler, G., Liber exquisiti xenii, 1999; Meier(-Staubach), C., Königin der Hilfswissenschaften? (in) Frühmittelalterliche Studien 35 (2001) 1; Compendium auctorum Latinorum medii aevi (500-1500) hg. v. Lapidge, M. u. a., Bd. 1 (bis Bartholomaeus de Forolivio) 2002ff.; Hausmann, F., Das Fach Mittellateinische Philo­logie an deutschen Universitäten von 1930 bis 1950, 2010; http://www.koeblergerhard.de/­Mittel­latein-HP/VorwortMlat-HP.htm; Hergemöller, B., Promptuarium ecclesiasticum medii aevi – Umfassendes Nachschlagewerk der mittelalterlichen Kirchensprache und Theologie, 2011 (abactio - Zöllner)

Mittelmeer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Meer zwischen Europa, der Meerenge von Gibraltar, Afrika und dem Schwarzen Meer. An seinem östlichen Rand entsteht in dem so genannten Silbernen Halbmond vor vielleicht rund zehntausend Jahren die Sesshaftigkeit der Menschheit. Unter den Römern wird es wegen der Bildung des es umschließenden Weltreichs zu dem (lat.) mare (N.) nostrum (unserem Meer).

Lit.: Seeraub im Mittelmeerraum, hg. v. Jaspert, N. u. a., 2013; Zwierlein, C., The French and the British in the Mediterranean 1650-1750, 2016; Picard, C., Sea of the Caliphs – The Mediterranean in the Medieval Islamic World, 2018

Mittelniederdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  - als Neutrum – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. und substantiviert N.) ist die zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert (1200-1600) als der mittleren deutschen Sprachperiode (zwi­schen Altsächsisch und Altniederfränkisch einerseits und Neunieder­deutsch bzw. Plattdeutsch andererseits) in dem nördlichen (nieder­gelegenen) Deutschland (ein­schließ­lich der Niederlande [bzw. des Gebiets östlich der Ijssel] ge­sprochene Sprache (beispielsweise →Sachsenspiegel 1221-1224, sächsische Weltchronik, Berliner Stadtbuch, Chronica novella des Hermann Korner, Redentiner Osterspiel, niederdeut­sche Bibel von 1494, Reynke de vos 1498, Bugenhagenbibel 1533/1534, de düdesche Schlömer 1584, Nikolaus Gryse 1543-1614, Tönnies Fonnes, Handbuch der russischen Sprache 1607), deren Wortschatz in der bisherigen Bearbeitung von 2019 etwa 80000 Ansätze und Verweise enthält und die in dem Schriftdeutschen in der frühen Neuzeit (beispielsweise in Goslar zwischen 1519 und 1619) allmählich von der hochdeutschen Sprache (beispielsweise Juristensprache) verdrängt wird.

Lit.: Köbler, DRG 10; Schiller, K./Lübben, A., Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1875ff.; Cordes, G., Schriftwesen und Schriftsprache in Goslar, 1934; Die Germanistin Agathe Lasch (1879-1942), hg. v. Nottscheidt, M. u. a., 2009; Köbler, Gerhard, Mittelnieder­deut­sches Wörterbuch, 2011 (Internet http://www.­koebler­gerhard.de/Mittelniederdeutsch-HP/Ein­fueh­rung­-Mnd-eD-HP.htm); Damme, R., Vocabularius Theutonicus, 2011; Wallmeier, N., Sprachliche Muster in der mittelniederdeutschen Rechtssprache, 2013; Lippold, L., Blüte und Verfall des Mittelniederdeutschen, 2015; Horstmann, J., Niederdeutsch im Wandel, 2018; Ostermann, C., Bruder Philipps „Marienleben“ im Norden, 2020

Mittelniederländisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in den Niederlanden zwischen dem 12. Jahrhundert (1150) und dem 16. Jahrhundert (1500) gesprochene, dem Mittelnieder­deutschen eng verwandte Sprache, die an das Altniederfränkische anschließt und dem mo­dernen Niederländischen vorangeht. S. Google

Lit.: Boonen, U., Die mittelniederländische Urkundensprache in Privaturkunden des 13. und 14. Jahrhunderts, 2010; Dialog mit den Nachbarn. Mittelniederländische Literatur zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert, hg. v. Bastert, B. u. a., 2011

Mittermaier, Carl Joseph Anton (München 5. 8. 1787-Heidelberg 28. 8. 1867) wird nach dem erfolgreichen Abschluss des Rechts­stu­diums in Landshut 1807 in München Sekretär →Feuerbachs und nach dem vertiefenden Studium in Heidelberg (Thibaut, Heise) zwecks freilich gescheiterter Berufung nach Innsbruck 1811 ordentlicher Professor in Landshut, 1819 in Bonn und 1821 in Heidelberg. Er setzt sich unter Ver­wendung der Rechtsvergleichung erfolg­reich für ein modernes liberales Strafver­fahrensrecht ein (Anklagegrund­satz, Staatsan­waltschaft, freie Beweis­würdigung). Er führt das Strafrechts­lehrbuch Feuerbachs fort, schult Binding und veröffentlicht zwischen 1809 und 1867 fast 1000 größere und kleinere Werke (Lehrbuch des deutschen Privatrechts 1821, bis 1988 zehn zusätzliche postume Veröffent­lichungen). Seine Bibliothek umfasst 8019 Bände und rund 6000 Dissertationen und Broschüren (270 Laufmeter).

Lit.: Köbler, DRG 205; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/MittermaierCarlJosephAntonLehrbuchdes­deutschenPrivatrechts1821.pdf ; Stegemeier, L., Die Bedeutung Karl Joseph Anton Mittermaiers, Diss. jur. Göttingen 1945/1948; Jammers, A., Die Bibliothek des Heidelberger Juristen Karl Joseph Anton Mittermaier, (in) Bibliothek und Wissenschaft 3 (1966), 156; Neh, S., Die posthumen Auflagen von Feuerbachs Lehrbuch, 1991; Carl Joseph Anton Mittermaier, hg. v. Küper, W., 1988; Hettinger, M., Carl Josph Anton Mittermaier (1787-1867), ZRG GA 107 (1990), 433; Neh, S., Die posthumen Auflagen von Feuerbachs Lehrbuch, 1991; Malsack, B., Die Stellung der Verteidigung, 1992; Briefwechsel Karl Josef Anton Mittermaier – Rudolf von Gneist, hg. v. Hahn, E., 2000; Briefe von Mitgliedern der badischen Gesetzgebungskommission an Karl Josef Anton Mittermaier, hg. v. Mussgnug, D., 2002; Bibliographie der Werke Karl Josef Anton Mittermaiers, bearb. v. Nuzzo, L., 2004; Briefwechsel Karl Josef Anton Mittermaier Robert von Mohl, hg. v. Mußgnug, D., 2004; Briefe deutscher Strafrechtler an Karl Kosef Anton Mittermaier, hg. v. Jelowik, L., 2005; Riemer, L., Das Netzwerk der „Gefängnisfreunde“, 2005; Briefe Hermann Theodor Goltdammers an Karl Josef Anton Mittermaier, hg. v. Mußgnug, D., 2007; Carl Joseph Anton Mittermaier, hg. v. Moritz, W. u. a., 2009 (Ausstellungskatalog); Borrmann, K., Gemeines deutsches Privatrecht bei Carl Joseph Anton Mittermaier (1787-1867), 2009

Mitverschulden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Verb mitverschulden belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Außerachtlassung der Sorgfalt in eigenen Angelegenheiten durch den Beschädigten, die ein ordentlicher und verständiger Mensch zu der Vermeidung eigenen Schadens anzuwen­den pflegt. Bei kon­kurrierendem Verschul­den der Beteiligten entfällt in dem gemei­nen Recht seit dem Spätmittelalter die Ersatzpflicht völlig (→Kulpakompensation), während es nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) auf das Maß der jewei­ligen, grundsätzlich nur ungefähr ermittelbaren Verursachung ankommt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 214; Aumann, Das mitwirkende Verschulden, 1964; Luig, K., Überwiegendes Mitverschulden, (in) Ius commune 2 (1969), 187; Looschelders, D., Die Mitverantwortlichkeit des Geschädigten im Privatrecht, 2020

Mobiliar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem Ende des 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Fahrnis, Bewegliches, Möbel

Mobiliarsachenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem Ende des 18. Jahrhundert teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das erschließbare Germanische teilweise in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der bewegli­chen Sachen. S. Google

Lit.: Schubert, W., Die Diskussion über eine Reform des Rechts der Mobiliarsicherheiten in der späten Kaiserzeit und in der Weimarer Zeit, ZRG GA 107 (1990), 132; Strauch, O., Mobiliarsachenrecht, 2018

Modena wird auf römischer Grundlage Gra­fen­sitz und seit dem 12. Jahrhundert Stadt­kommune, 1452 unter der Herrschaft der Familie Este Herzogtum. Um 1180 lehrt in Modena →Pilius (Pillius), in dem 13. Jahrhundert sind dort weitere bekannte Juristen tätig. 1682 erhält Modena eine Universität. 1859 fällt es von Österreich-Este an Italien. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes, 1974; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,178, 3,1,291, 3,2,2362, 3,3,3230; Mor, C./Di Pietro, P., Storia dell’università di Modena, 1975; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983; Storia illustrata, hg. v. Golinelli, P. u. a., 1990; Rölker, R., Adel und Kommune in Modena, 1994; Faber, H., Modena – Austria, 1996; Lange, H., Römisches Recht in dem Mittelalter, Bd. 1 1997; Taddei, E., Die Este und das Heilige römische Reich im langen 16. Jahrhundert, 2017

modern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zeitgemäß

Moderne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL [1890 H. Bahr] – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie mit dem Französischen und mittelbar mit dem Lateinischen des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Lit.: Kroll, F., Geburt der Moderne, 2013; Renarrativierung der Vormoderne, hg. v. Glückhardt u. a., 2020; Inventing Modernity in Medieval European Thought, ca. 1100-ca. 1550, hg. v. Koch, B, u. a., 2018; Bänziger, P., Die Moderne als Erlebnis – Eine Geschichte der Konsum- und Arbeitsgesellschaft 1840-1940, 2020

modernus, lat., Adj., neu, neuere, Epist. pontif. (492-496 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. modus

Modestin (Modestinus), Herennius (1. Hälfte 3. Jahrhundert), Schüler des Ulpianus, ist der letzte spätklassische römische Rechtskundige. Ihm misst das Zitiergesetz von 426 besondere Bedeutung zu. Zu seinen Werken zählen 10 Bücher (lat. [F.Pl.]) Regulae, Regeln, 12 Bücher (lat. [F.Pl.]) Pandectae, Pandekten, 9 Bücher (lat. [F.Pl.]) Differentiae, Unterschiede, 19 Bücher (lat. [N.Pl.] responsa Antworten sowie ver­schiedene kleinere Abhand­lun­gen. S. Google

Lit.: Söllner §§ 16, 19; Köbler, DRG 30, 52; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 259

modius, lat., M., Scheffel, Höhlung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *med- (1), V., messen, vgl. idg. *mē- (3), *meh₁-, V., messen, abmessen

modus, lat., M., Maß, Größe, Länge, Weise, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. idg. *med- (1), V., messen, vgl. idg. *mē- (3), *meh₁-, V., messen, abmessen, (beispielsweise modus acquirendi, Erwerbsart wie [lat.] →traditio)

Lit.: Kaser § 20; Köbler, DRG 163; Hofmann, F., Die Lehre vom titulus und modus acquirendi, 1873

Moggio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt.

Lit.: Härtel, R., Die älteren Urkunden des Klosters Moggio (bis 1250), 1985

Mohammed (Abul Kasim Muhammad Ibn Abd Allah, Mekka um 569 bzw. 571-Medina 8. 6. 632) ist der aus führender Familie (Haschimiden) stammende Stifter des →Islam (20. 9. 622 Hedschra [Flucht] von Mekka nach Medina), der seine Offenbarungser­leb­nisse in dem Koran nieder­schreibt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 76; Watt, W., Muhammad at Medina, 1956; Paret, R., Mohammed und der Koran, 1957, 9. A. 2005, 10. A. 2008; Lüling, G., Die Wiederentdeckung des Propheten Mohammed, 1981; Nagel, T., Geschichte der islamischen Theologie von Mohammed bis zur Gegenwart, 1994; Mohammed in Europa, hg. v. Gabrieli, F., 1997; Bobzin, H., Mohammed, 2000; Lings, M., Muhammad, 2000; Hotz, S., Mohammed und seine Lehre in der Darstellung abendländischer Autoren vom späten 11. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts, 2002; Der frühe Islam, hg. v. Ohlig, K., 2007; Jansen, H., Mohammed, 2008; Nagel, T., Mohammed, 2008; Nagel, T., Mohammed – zwanzig Kapitel, 2010; Bowersock, G., Die Wiege des Islam – Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen, 2019

Mohl, Robert von (Stuttgart 17. 8. 1799-Berlin 5. 11. 1875), Konsistorialpräsi­denten­sohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen und Heidelberg (Thibaut, Zachariae) 1824 außerordentlicher Professor für Staatsrecht in Tübingen, 1827 ordentlicher Professor in der staatswirtschaftlichen Fakul­tät, 1847 Professor in Heidelberg. Seine von klarer Syste­matisierung, Einbeziehung der Rechtswirklich­keit und rechtsstaatlichem Grundverständnis geprägten Hauptwerke sind das Staatsrecht des Königreichs Württemberg (1829ff.) und die Polizeiwissenschaft nach den Grundsätzen des Rechtsstaates (1832ff.), in denen Verfassungsrecht und Verwal­tungsrecht trotz Trennung aufeinander bezo­gen werden. 1846 verlangt Mohl die Regie­rungsbildung durch die Mehrheit der Volks­ver­tretung.

Lit.: Köbler, DRG 193; Angermann, E., Richard von Mohl 1799-1875, 1962; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2 1992, 172; Schroeder, K., Robert von Mohl, (in) NJW 1998, 1518; Briefwechsel Karl Josef Anton Mittermaier Robert von Mohl, hg. v. Mußgnug, D., 2004

Moldawien (Moldau) ist ein schon mittelalterliches osteuropäisches Fürsten­tum längs des Flusses Pruth, das 1359 von Ungarn unabhängig wird, 1504 die Osmanen (Türkei) als Schutzherren anerkennen muss (1817 Zivilgesetzbuch unter dem Einfluss Franz von Zeillers) und 1862 zusammen mit der Walachei →Rumänien bildet bzw. 1918 von Russland, das seit 1814 Deutsche ansiedelt (1940/1942 umgesiedelt, 1945 geflüchtet), an Rumänien kommt. Die aus der von der Sowjetunion in dem ukrainischen Transnistrien gebildeten Autonomen Moldauischen Sowjet­republik und dem größten Teil Bessarabiens 1945 geformte Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik verselbstän­digt sich mit der Auflösung der Sowjet­union 1991.

Lit.: Mantzuphas (Mantzoufas), G., He hermeneia Zeiller, 1955; Mantzuphas (Mantzoufas), G., Die Gründe für die absichtliche Verschweigung der österreichischen Vorlagen des moldauischen Codex Civilis vom Jahre 1817, ZRG GA 82 (1965), 326; Völkl, E., Das rumänische Fürstentum Moldawien, 1975; Spinel, V., Moldavia, 1986; Galizien, Bukowina, Moldau, hg. v. Glassl, H., 1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; King, C., The Moldovans, 2000

Molina, Luis de (1535-1600) wird nach kurzem Studium des Rechtes in Salamanca und dem Studium der Logik, Philosophie und Theologie Theologe und Naturrechtler in Evora, Coimbra, Lissabon, Madrid, Cuenca und Madrid. Sein juristisches Hauptwerk (De iustitia et de iure, 1593ff., Von Gerechtigkeit und Recht) stellt das (ortsverschiedene und zeitverschiedene) Naturrecht (göttliche Recht) und das (das [lat.] ius gentium, Völkerrecht, einschlie­ßende) positive Recht (römisches, kirchliches, katholisches Recht) dar. S. Google

Lit.: Weber, W., Wirtschaftsethik am Vorabend des Liberalismus, 1959, 69; Krause, O., Naturrechtler des 16. Jahrhunderts, 1982, 48; De Molina, L., De iustitia et iure – Über Gerechtigkeit und Recht, hg. v. Kaufmann, M./Simmermacher, D., 2018; Simmermacher, D., Eigentum als ein subjektives Recht bei Luis de Molina (1535-1600), 2018; Kersch, L., Eine systematisch-theologische Betrachtung von Molinas Theorie der scientia media, 2019

Molinaeus →Du Moulin

Molsheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Elsass ist von 1618 bis 1701 Sitz einer Universität. S. Google

Mommsen, Theodor (Garding 30. 11. 1817-Charlottenburg 1. 11. 1903, Vater Pfarrer) wird nach dem Rechtsstudium in Kiel (Falck, Kierulff) 1843 Lehrer, (Auslandsaufenthalt in Frankreich und Italien,) 1848 Journalist, in dem gleichen Jahr außerordentlicher Professor des römischen Rechtes in Leipzig (1850 wegen seiner Beteiligung an der Maierhebung 1849 entlassen), 1852 Professor in Zürich, 1854 in Breslau und 1861 Professor für alte Geschichte in Berlin. Sein berühmtestes Werk ist seine römische Geschichte (Bd. 1ff. 1854ff., 1902 Literaturnobelpreis). In der Rechtswissenschaft hat er sich durch sein römisches Staatsrecht (Bd. 1ff. 1871, Neudruck 1955, 1963), sein römisches Strafrecht (1899, Neudruck 1955, 1961) und seine grundlegende Neuausgabe der Digesten und anderer Quellen (Codex Theodosianus u. s. w.) herausragende Verdienste erworben. S. Google

Lit.: Söllner §§ 3, 22, 25; Köbler, DRG 193; Mommsen, T., Römische Geschichte, 1854ff., 9. A. 1902ff., Neudruck 2010; Hartmann, L., Theodor Mommsen, 1908; Heuß, T., Theodor Mommsen und das 19. Jahrhundert, 1956, Neudruck 1996; Wucher, A., Theodor Mommsen, 2. A. 1968; Theodor Mommsen, Römische Kaisergeschichte, hg. v. Demandt, B. u. a., 1992; Behne, F., Heinrich Siber und das römische Staatsrecht von Theodor Mommsen, Diss. jur. Göttingen 1998; Rebenich, S., Theodor Mommsen, 2002; Mommsen, T., Römische Geschichte und römisches Recht, hg. v. Damken, M., 2002 (CD-ROM); Theodor Mommsen – Gelehrter, Politiker und Literat, hg. v. Wiesehöfer, J., 2005; Theodor Mommsens langer Schatten, hg. v. Nippel, W. u. a., 2005; Wickert, L., Theodor Mommsen, 2006; Rebenich, S., Theodor Mommsen, 2007; Theodor Mommsen und Friedrich Althoff. Briefwechsel 1882-1903, hg. v. Rebenich, S. u. a., 2011; Theodor Mommsen und die Bedeutung des römischen Rechts, hg. v. Fargnoli, I. u. a., 2013; Theodor Mommsen in den Bildmedien, hg. v. Kaenel, H. v., 2018

mompar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, sondern Schreibform zu Momber bzw. mundbar sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, mhd., M.) Vormund, s. Google

Mömpelgard (Montbéliard, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist die westlich von Basel gelegene reichs­unmittelbare Grafschaft des Heiligen römi­schen Reiches, die in dem 18. Jahrhundert von Frankreich annektiert wird.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau, 1960; Johann Mosers mömpelgardisches Staatsrecht, hg. v. Stein, W., 1983

Monaco (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Mittelmeeküste Frankreichs wird über Phönizier, Römer und Frankreich ab 1297 ein Fürstentum der Familie Grimaldi, das von 1524 bis 1641 unter einem Protektorat Spaniens und von 1641 bis 1793 unter einem Protektorat Frankreichs steht. Seit 1861 ist es ein etwa zwei Quadratkilometer Gebiet und gegenwärtig knapp 40000 Staatsangehörige umfassender souveräner von Frankreich beeinflusster wohlhabender Staat, der an dem 5. 1. 1911 und 17. 12. 1962 eine 2002 reformierte Verfassung erhielt (konstitutionelle Erbmonarchie), nach welcher der Fürst der Exekutive vorsteht und sich die Legislative mit dem Haushaltsrecht mit einem vierundzwanzigköpfigen Parlament (Conseil National) teilt. S. Google

Lit.: Robert, J., Histoire de Monaco, 1997; Grinda, C., La principauté de Monaco, 2009; Cars, J. des, La saga des Grimaldi, 2011

Monarch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1533 [Luther] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab 16. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Alleinherrscher

Monarchia (F.) sicula (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist das seit 1513 von den Königen Siziliens behauptete Recht auf die vollständige kirchliche Rechtsprechungsgewalt auf Grund eines Privilegs Papst Urbans II. von dem 5. 7. 1098, das 1871 aufgegeben wird. S. Google

Lit.: Sentis, F., Die monarchia sicula, 1869, Neudruck 2016; Catalano, G., Il Cardinale C. Baronio e la „regia monarchia sicula“, 1963; Enzensberger, H., Beiträge zum Kanzlei- und Urkundenwesen der normannischen Herrscher Unteritaliens und Siziliens, 1971

Monarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [Rudolf von Ems] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab um1250 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Einherrschaft, Alleinherrschaft) ist die Staatsform, bei der grundsätzlich ein einzelner Mensch (oft von Gottes Gnaden) (bis zu seinem Tode) als Träger der Staatsgewalt an der Spitze des Staates steht. Sie ist bereits bei Aristoteles (384 v. Chr.-322 v. Chr.) neben Aristokratie und Demokratie als eine (gute) Staatsform bezeugt (Ge­gensatz Tyrannei). Seit dem Hoch­mittelalter kann die Monarchie ständisch beschränkt werden. Seit 1688 entwickelt sich in England die konstitutionelle Monarchie. Ihr folgt an dem Ende des 19. Jahrhunderts die parlamentarische Monarchie (England 1834/1835, Deutscher Bund theoretisch ab 1840, Dänemark 1907, Deutsches Reich 28. 10. 1918). An dem Ende des Ersten Weltkriegs werden verschiedene europä­ische Monarchien in Republiken umgewandelt. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 133; Martitz, F. v., Die Monarchie als Staatsform, 1903; Löwenstein, K., Die Monarchie im modernen Staat, 1952; Benedikt, H., Die Monarchie des Hauses Österreich, 1968; Kammler, H., Die Feudalmonarchien, ZRG GA 93 (1976), 367; Aretin, K. Frhr. v., Bayerns Weg zum souveränen Staat, 1976; Giesey, R., Le roi ne meurt jamais, 1987; Dreitzel, H., Monarchiebegriffe in der Fürstengesellschaft, 1991; European Monarchy, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1992; Wienfort, M., Monarchie in der bürgerlichen Gesellschaft, 1993; Kirsch, K., Monarch und Parlament im 19. Jahrhundert, 1999; Panitschek, P., Lugal - sarru - basileus - Formen der Monarchie im alten Vorder­asien, 2008; Sellin, V., Gewalt und Legitimität - Die europäische Monarchie im Zeitalter der Revolutionen, 2011; Fetting, M., Zum Selbstverständnis der letzten deutschen Monarchen, 2013; The Splendors and Miseries of Ruling Alone, hg. v. Luraghi, N., 2013; Monarchische Herrschaft im Altertum, hg. v. Rebenich, S., 2017; Riotte, T., Der Monarch im Exil, 2018

monarchisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Monarchie betreffend, alleinherrschend

Monarchisches Prinzip (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das den Monarchen (trotz Gewährung einer Verfassung) als alleinigen Träger der Staats­gewalt betrachtende Prinzip, das von der Wiener Schlussakte des Deutschen Bundes 1820 zu einem Verfassungsgrundsatz erhoben wird. Es entsteht um 1800 (1804/1806) als Schlagwort. In einer Rezension in den Göttingischen gelehrten Anzeigen von dem 21. 9. 1837 entzieht Wilhelm Albrecht, indem er den Mo­narchen als Organ der juristischen Person Staat einordnet, dem monarchischen Prinzip erstmals die Legitimationsgrund­lage. Seit 1848 wird das monarchische Prinzip zurückgedrängt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 192; Kaufmann, E., Studien zur Staatslehre des monarchischen Prinzips, 1906; Hoffmann, P., Monarchisches Prinzip und Ministerver­antwortlichkeit, 1911; Meisner, H., Die Lehre vom monarchischen Prinzip, 1913; Göcken, G., Friedrich von Gentz, Diss. jur. Bonn 1962; Die Entstehung des modernen Staates, hg. v. Hofmann, H., 1967, 115; Boldt, H., Deutsche Staatslehre im Vormärz, 1975; Frotscher, W., Monarchisches Prinzip kontra liberale Verfassungspositionen, (in) JuS 2000, 943

Monarchomache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Königsbekämpfer (2. Hälfte 16. Jahrhundert)

Lit.: Stricker, G., Das politische Denken der Monarchomachen, Diss. phil. Heidelberg 1967

Mönch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie für das erschließbare Germanische aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Einsiedler) ist der Angehörige einer religiösen Gemeinschaft. Das Mönchtum innerhalb des Christentums erscheint schon in dem Altertum. Es verbreitet sich rasch in Ägypten, Palästina und Syrien und dringt seit etwa 370 n. Chr. auch in dem Westen ein. Der erste bedeutsame Orden sind die Benediktiner Benedikts von Nursia. S. Google

Lit.: Herwegen, I., Das pactum des hl. Fruktuosus von Braga, 1907; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Prinz, F., Frühes Mönchtum im Frankenreich, 1965 2. A. 1988; Laske, W., Das Problem der Mönchung in der Völkerwanderungs­zeit, 1973; Frank, K., Geschichte des christlichen Mönchtums, 1975, 5. A. 1993, 6. A. 2010; Semmler, J., Mönche und Kanoniker im Frankenreich, 1980; Penco, G., Medioevo monastico, 1988; Monks, Nuns and Friars, hg. v. King, E. u. a., 1990; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 1993, 2. A. 1994; Mönchtum, Kirche, Herrschaft 750-1000, 1998; Füser, T., Mönche im Konflikt, 2000; Schwaiger, G./Heim, M., Orden und Klöster, 2002, 2. A. 2004, 3. A. 2008; Ohler, N., Mönche und Nonnen im Mittelalter, 2008; Monastic Education in Late Antiquity, hg. v. Larson, L. u. a., 2018

Mönchengladbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Großstadt in dem Westen Nordrhein-Westfalens

Lit.: Brasse, E., Geschichte der Stadt und Abtei Gladbach, Bd. 1ff. 1914ff.

Mond (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 [Nikolaus von Jeroschin] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ein lichtloser Trabant der Erde, den der Mensch als Zeitmessgerät verwendet

Mongole (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Mongolischen des Mittelalters aufgenommen, M.) ist der Angehörige eines zunächst an dem oberen Amur in dem Gebiet des Onon nomadisie­renden, unter Dschingis Khan (1155-1227) weit nach Westen (Russland 1223, Schlacht bei Liegnitz 1241) und Süden (China 1211ff.) ausgreifenden Volkes, dessen Großreich 1260 (u. a. Niederlage in Palästina) zerfällt. S. Google

Lit.: Hethum von Korykos, Geschichte der Mongolen (1307), übers. v. Senoner, R., hg. v. Baum, W., 2006; Die Mongolen in Asien und Europa, hg. v. Conermann, S./Kusber, J., 1997; Weiers, M., Geschichte der Mongolen, 2004; Jackson, P., The Mongols and the West, 2007; Jackson, P., The Mongols and the Islamic World, 2017

mono (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allein, einmalig

Monogamie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 17. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Einehe

Lit.: Schelsky, H., Soziologie der Sexualität, 1955; Mikat, P., Die Strukturen der Ehe in unserer Zeit, 1987; Harmat, U., Ehe auf Widerruf?, 1999; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Bürgerliche Gesellschaft auf dem Papier, hg. v. Brauneder, W. u. a., 2014

Monopol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Getreidemonopol, Gewerbemonopol, Gewerbsmonoüpol und Weltmonopol nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1488 [Schulz Fremdwörterbuch] bzw. 1476 [Flandern] in neun Stellen - als Monopol oder Monopolie – belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen belegt und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N. bzw. F.) ist die Marktform, bei der Angebot (Angebotsmonopol) oder Nach­frage (Nachfrage­monopol) in einer Person vereinigt sind. Das Monopol wird in der frühen Neuzeit zu einem Rechtsproblem, mit dem sich die Gesetzgebung des Heiligen römischen Rei­ches befasst. Der Libe­ralismus wendet sich wegen der Auswirkungen des Wettbewerbs auf den Preis einer Ware gegen das Monopol. Gleichwohl entspricht das Monopol als erstrebenswertes Ziel der egoistischen Grundnatur des Menschen, die sich bisher nicht ändern, sondern immer nur neu eingrenzen lässt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 150; Höffner, J., Wirtschaftsethik und Monopole, 2. A. 1969; Mertens, B., Im Kampf gegen die Monopole, 1996; Seckelmann, M., Industrialisierung, Internationalisierung und Patetntrecht im Deutschen Reich 1871-1914, 2006; Müller, K., Monopole, 2020

montan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 19. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Berg betreffend, Bergbau betreffend

Montanunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie ab Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zwecks Kontrolle der Rüstungsindustrie Deutschlands und Italiens durch die Alliierten des Zweiten Weltkriegs 1951/1952 von Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg begründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EKGS), in der eine besondere Form der →Mitbestimmung gilt. Der diesbezügliche, an dem 18. 4. 1951 abgeschlossene, an dem 23. 7. 1952 in Kraft getretene Vertrag ist nach fünfzigjähriger Laufzeit 2002 ausgeläufen. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Gillingham, J., Coal, Steel and the Rebirth of Europe, 1991; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Anfänge und Auswirkungen der Montanunion auf Europa, hg. v. Rasch, M. u. a., 2007

Montbéliard →Mömpelgard

Montenegro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Name „schwarzer Berg“ seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich, montenegrinisch bzw. bosnisch/kroatisch/serbisch Crna Gora) ist das schwer zugängliche Gebirgsland östlich der mittleren Adria, das seit dem 13./14. Jahrhundert als 1389 von Serbien getrennte Einheit erscheint, bis es 1499 förmlich und 1528 tatsächlich an die Osmanen (Türkei) fällt. Hier wird es unter einem Metropoliten verhältnismäßig selbständig. 1798 erhält es ein Staatsgesetz. In dem von Österreich verwalte­ten Küstengebiet (Dalmatien) tritt zu dem 1. 1. 1812 das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft (bis 1946). 1852 wird Montenegro weltliches Fürstentum. 1878 wird Montenegro auf dem Berliner Kongress unabhängig (Allgemeines Vermö­gens­ge­setzbuch von Montenegro 1888, 1905 Verfassung) und 1910 Königreich. 1918 schließt es sich dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (1929 Jugoslawien) an, bei dem es nach 1990 unter stärkererer Autonomie zunächst verbleibt, bis es sich nach einer Volksabstimmung zu dem 3. 6. 2006 (mit 620000 Einwohnern auf 14000 Quadrat­kilometern) wieder verselbständigt (19./22. 10. 2007 Verfassung). 2007 wird ein Familiengesetzbuch, 2008 ein Gesetz über das Erbrecht und 2009 ein Gesetz über die sachenrechtlichen Verhältnisse angenom­men. S. Google

Lit.: Zimmermann, W., Valtazar Bogisitz, 1962; Istorija Crne Gore, Bd. 1f. 1967ff.; Petit, C., The Code and the goats, (in) ZNR 1998, 212; Hamza, G., Bemerkungen zur Privatrechtsentwicklung in Montenegro (in) Spomenica Valtazara Bogisšića, 2011, 315; Wigand, A., Montenegro 2021

Montesquieu, Charles Louis de Secondat Baron de la Brède et de (La Brède bei Bordeaux 18. 1. 1689-Paris 10. 2. 1755) wird nach dem Rechtsstudium in Bordeaux 1714 Rat und 1726 Parlaments­präsident. Seit 1721 kritisiert er in den anonymen „persischen Briefen“ (Lettres per­sanes) die politischen und gesellschaftlichen Zustände Frank­reichs. 1748 entwickelt er in seinem anonym veröffentlich­ten Hauptwerk De l’esprit des lois (Von dem Geist der Gesetze) zu dem Schutz der persönlichen Freiheit des Einzelnen gegen ein Gewaltmonopol einer einzigen Gewalt auf Grund des englischen Vorbilds die Lehre von der Dreiteilung der Staatsgewalt (→Gewaltenteilung) in Aus­führung (Exekuti­ve), Gesetzgebung (Legis­la­tive) und Rechtspre­chung (Judikative). Das an die Zustimmung des Volkes gebundene und damit Willkür ausschließende Gesetz soll der Gerechtigkeit entsprechen, von dem gesamten je­weiligen Volk verstanden werden, für alle einheitlich sein und den gesamten Stoff um­fassen (Kodifikation). Weil Religion, Sitten und Geschichte des jeweiligen Volkes sowie Lage und Klima des besonderen Landes zu beachten seien, lehnt Montesquieu ein absolutes, überall in gleicher Weise geltendes →Naturrecht ab. Montesquieu bejaht die Gesetzmäßigkeit der geschicht­lichen Entwicklung. Er bereitet die französische Revolution geistig vor. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 139, 146, 190, 199; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Montesquieu­DeLEspritDesLoisTomePremiere1748.pdf; Shackleton, R., Montesquieu, 1961; Montesquieu, C., Vom Geist der Gesetze, hg. v. Forsthoff, E., 1951, 2. A. 1992; Desgraves, L., Montesquieu, 1986; Gewalten­trennung im Rechtsstaat, hg. v. Merten, D., 1989; Schlosser, H., Montesquieu, 1990; Herdmann, F., Montesquieurezeption in Deutschland, 1990; Goyard-Fabre, S., Montesquieu, 1993; Kondylis, P., Montesquieu und der Geist der Gesetze, 1996; Desgraves, L., Montesquieu, 1996; Mass, E., Der Einfluss Montesquieus, (in) Wandel von Recht und Rechtsbewusstsein, 1999, 107; Cattaneo, M., Montesquieus Strafrechtsliberalismus, 2002; Montesquieu-Traditionen in Deutschland, hg. v. Mass, E. u. a., 2005; Müßig, U., Die europäische Verfassungsdiskussion des 18. Jahrhunderts, 2008; Montesquieu zwischen den Disziplinen, hg. v. Mass, E., 2010; Merlino, A., Montesquieu – Eine Perspektive, 2019

Montgelas, Maximilian Joseph Freiherr von (München 12. 5. 1759-München 14. 6. 1838), Sohn eines aus Savoyen kommenden, seit 1742 in dem Dienste Bayerns stehenden Generals, wird nach der Schule in einem Jesuitenkolleg in Nancy und dem Rechts­studium in Straßburg (1770-1776) und Ingolstadt (1777) Hofrat in München und nach Entlassung wegen der Mitgliedschaft in dem Orden der Illuminati in Pfalz-Zweibrücken sowie nach dem Wechsel seines Kurfürsten Max Joseph nach Ansbach und München 1799 Außenminister in Bayern. Er gestaltet eine moderne, einheitliche und zentralisierte Verwaltung nach dem Vorbild Frankreichs in Bayern. In der Konstitution von 1808 be­seitigt er die stän­di­schen Vorrechte. S. Google

Lit.: Weis, E., Montgelas, 1971ff.; Weis, E., Maximilian Graf von Montgelas, (in) JuS 2009, 772; Montgelas zwischen Wissenschaft und Politik, hg. v. Weigand, K./Zedler, J., 2009; Junkelmann, M., Montgelas – „der fähigste Staatsmann, der jemals die Geschicke Bayerns geleitet hat“, 2015

Montpellier in Südfrankreich ist seit etwa 1170 Ort rechtlicher Lehrveranstaltungen (→Placentinus), seit dem 13. Jahrhundert Sitz einer Universität, später dreier Universitäten. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 100; Wieacker, F., Privatrechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Gouron, A., La science du droit dans le midi, 1984; Histoire de Montpellier, hg. v. Cholvy, G., 1984; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 123

Monumenta (N.Pl.) Germaniae His­torica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.) (an dem 20. 1. 1819 von Freiherr Heinrich Friedrich Karl vom Stein [1757-1831] begründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde zwecks Veröf­fent­lichung der bedeutendsten älteren deutschen Geschichtsquellen, Denk­mä­ler deutscher Ge­schich­te) http://­www.mgh.­de/dmgh (retro­spek­­tive Digitali­sie­rung). Wichtige Persönlichkeiten dieser von einer Gelehrtenvereinigung in eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes gewandelten Einrichtung sind Georg Heinrich Pertz (1795-1876), Georg Waitz (1813-1886), Wilhelm Wattenbach, Ernst Dümmler, Oswald Holder-Egger (1851-1911), Reinhold Koser, Theodor Sickel (1826-1908), Michael Tangl, Paul Fridolin Kehr (1860-1944), Wilhelm Engel, Edmund Eduard Stengel (1879-1968), Friedrich Baethgen (1890-1972), Herbert Grundmann (1902-1970), Horst Fuhrmann (1926-2011), Rudolf Schieffer (1947-2018), Claudia Märtl, Marc-Aeilko Aris und Martina Hartmann, wobei von 1820 bis 2019 insgesamt 370 Editionen in 441 Bänden, drei Schriftenreihen mit 170 Bänden und 136 Jahrgänge der Zeitschriften veröffentlicht werden. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 6; Breßlau, H., Geschichte der Monumenta Germaniae historica, 1921; Grundmann, H., Monumenta Germaniae Historica, 1969; Fuhrmann, H., Sind eben alles Menschen gewesen – Gelehrtenleben im 19. und 20. Jahrhundert, 1996; Mittelalter lesbar machen – Festschrift 200 Jahre Monumenta Germaniae Historica, 2019 (Bünz, E., Die Monumenta Germaniae Historica 1819-2019, Radl, C. u. a., Die MGH im digitalen Zeitalter, Märtl, C., Edieren - Handwerk, Kunst Wissenschaft, Hartmann, M. u. a., Perspektiven des künftigen Editionsprogramms der MGH, 20 Katalognummern von einem Fragment eines Salzburger Psalters aus dem 8. Jahrhundert bis zu dem Aufbau digitaler Services auf den Webseiten der MGH 2005) s. a. www.mgh.de (Gesamtverzeichnis aller Veröffentlichungen und MGH_Gesamtverzeichnis 2019)

Monzambano, Severinus de (Pseudonym Samuel →Pufendorfs 1667)

Moor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL [Muspilli] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 9. Jahrhundert in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in den Zusammensetzungen Moorbad, Moorbildung, Moorboden, Mooerente, Moorgrund, Moorkate, Moorland und Moorpackung belegt und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Sumpf

Moorleiche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Gernmanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die vor allem seit dem 17. Jahrhundert in einem Moor erhalten aufgefundene Leiche (schätzungsweise bisher etwa tausend Moorleichen). Die Moorleiche kommt als rechtsgeschichtliche Erkenntnisquelle in Betracht (→Sittlich­keits­verbrechen?), doch verwehrt das vielfältige tatsächliche Erscheinungsbild bisher eine überzeugende einheitliche Erklärung. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden infolge des Übergangs von der händischen Torfgewinnung zu der maschinellen Torfgewinnung Moorleichen kaum mehr gefun­den, sondern durch die Maschinen vollkommen zerstört. S. Google

Lit.: Pappenheim, M., Moorleichen, ZRG GA 22 (1901), 354; Eckhardt, K., Ein neuer Moorleichenfund, ZRG GA 60 (1940), 252; Dieck, A., Die europäischen Moorleichenfunde, 1965; Brock, T., Moorleichen, 2009; Both, F. u. a., Faszination Moorleichen, 2011

Moosburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort an der Isar bei Freising

Lit.: Hiereth, S., Mossburg 1950; Hiereth, S., Moosburg, 1986

mora, lat., F., Verzug, Verzögerung, Aufenthalt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *smer-, *mer-, V., gedenken, sich erinnern, sorgen, versorgen, zögern

Lit.: Kaser §§ 37 III 1, 51 I 4; Köbler, DRG 44

Moral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache außer in Zusammensetzungen nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 16. Jh. über das Französische aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Gesamtheit der Sitten, Wertvorstellung

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 863; Rohls, J., Geschichte der Ethik, 1991; Baurmann, M., Der Markt der Tugend, 1996; Legalität, Legitimität und Moral, hg. v. Bruha, T. u. a., 2008; Glinka, H., Zur Genese autonomer Moral, 2012; Moralisierung des Rechts, hg. v. Konitzer, W., 2014; Fischer, S., Diktatur und (Doppel-)Moral?, 2015; Schlink, B., Erkundungen zu Geschichte, Moral, Recht und Glauben, 2015; Recht und Moral – Zur gesellschaftlichen Selbstverständigung über „Verbrecher“ vom 17. bis 21. Jahrhundert, hg. v. Friedrich, D. u. a., 2015

mōrālis, lat., Adj., Sitten betreffend, moralisch, ethisch, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. mōs

moralisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 16. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) sittlich, den Sitten (lat. mores) entspre­chend (beispielsweise moralische Per­son Preußen 1784)

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Morastein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der südöstlich Uppsalas ge­le­gene Steinring als Ort der Erhebung der mittelalterlichen Könige in Schweden. S. Google

Lit.: Holmgren, G., Gamla Uppsala och Mora äng, 1937; Hoffmann, E., Königserhebung und Thron­folgeordnung, 1976; Mora sten och Mora stenar, 1993; Sundqvist, O., Freyr’s offspring, 2000; Schmidt, R., Weltordnung – Herrschaftsordnung im europäischen Mittelalter, 2004 (Aufsatzsammlung); Larsson, M., Mora sten och Mora ting, (in) Fornvännen 105 (2010), 291ff.

Moratorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1548 [Reichspolizeiordnung] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 17. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Zahlungsaufschub, der in dem römischen Recht nur von dem Kaiser erlassen werden konnte

Lit.: Kaser § 53; Oberndorff, L. Graf v., Das vom Landesherrn oder von Staatswegen erteilte Moratorium, Diss. jur. Greifswald 1905; Eberle, H., Die Begründung des Moratoriums, Diss. jur. Jena 1937; Hattenhauer, C., Schuldenregulierung nach dem Westfälischen Frieden, 1998

moratorius, morātōrius, lat., Adj., säumend, verzögernd, Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. morārī, mora

Mord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [langobardisch] und auch in dem Gotischen in dem 4. Jahrhundert in der Bibelübersetzung Wulfilas belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Tat des Mörders bzw. allgemeiner auch die Tötung eines Menschen. Der Mord ist grundsätzlich ein Fall qualifizierter Tötung eines anderen Menschen. In dem Frühmittelalter und vermutlich auch in germanischer Zeit ist Mord die beispielsweise durch Zudecken verheimlichte Tötung. Seit dem Spätmittelalter ist Mord die vorbedachte, in bestimmter Weise besonders qualifizierte Tötung (anders Österreich). 1941 werden aus einem Entwurf Karl Stooß‘ (für die Schweiz) besondere Tatbestandsmerkmale in das Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches übernommen. In Österreich ist Mord die Tötung eines (anderen) Men­schen. Die Wendung Mord und Totschlag erscheint seit dem 14. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Söllner §§ 8, 9; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 119, 158; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 76, Neudruck 1964, Bd. 2 1935, 90; Munske, H., Der germanische Rechts­wortschatz, 1973; Der Mord der Juden, hg. v. Jäckel, E., 1985; Thomas, S., Geschichte des Mord­paragraphen, 1985; Gschwend, L., Der Studentenmord von Zürich, 2002; Reuber, I., Der Kölner Mordfall Fonk von 1816, 2002; Wittke, M., Mord und Totschlag? 2002; Nolde, D., Gattenmord, 2003; Linka, K., Mord und Totschlag, 2008; David, A., Die Entwicklung des Mordtatbestands im 19. Jahrhundert, 2009; Schroeder, F., Der Blitz als Mordinstrument, 2009; Politische Morde in der Geschichte, hg. v. Schild, G. u. s., 2012; Votteler, V., Das Mordmerkmal der sonst niedrigen Beweggründe, 2014; Plüss, M., Der Mordparagraph in der NS-Zeit, 2018; Kröber, H., Mord im Rückfall – 45 Fallgeschichten über das Töten, 2019; Saatz, J., Vergiftungsfälle in Wissenschaft, Justiz und Öffentlichkeit, 2018 (zwischen 1750 und 1850); Bowd, S., Renaissance Mass Murder, 2018

Mordbrand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Mordbrenner – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die heimlich verübte →Brandstiftung, als deren Strafe in dem Sachsenspiegel (1221-1224) das Rädern er­scheint. S. Google

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Spicker-Beck, M., Räuber, Mordbrenner, umschweifendes Gesind, 1995

More geometrico (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Abl. Sg. M. lat.) auf geometrische Art (beispielsweise durch Pufendorf [1672] erfolgende Rechtswissenschaft) →mos geometricus

Lit.: Köbler, DRG 146

Mores (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.Pl.], Sg. mos) sind in dem römischen Recht die (hergebrachten) Sitten (der Väter [lat. maiorum]). Sie beeinflussen vor allem das altrömische Recht. S. Google

Lit.: Söllner § 6; Köbler, DRG 17, 51; Kaser, M., Mores maiorum und Gewohnheitsrecht, ZRG RA 59 (1939), 52; El Beheiri, N., Das regimen morum der Zensoren - Die Konstruktion des römischen Gemeinwesens, 2012; Pintarić, S., Vereinbarungen contra bonos mores in der Kanonistik, 2019

Morganatisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen und mittelbar aus dem Mittelhochdeutschen abgeleitet, Adj.) ist eine von der →Morgengabe abgeleitete Bezeichnung. Die morganatische Ehe (Ehe zu der linken Hand) ist eine zuerst in dem spätmittelalterlich-ober­italienischen Recht (Mailand) bezeugte, bis 1875/1918 (für den Adel) zulässige Form der →Ehe. Zwischen Mann und Frau tritt (vor allem wegen Standesungleichheit gewollt) keine Rechtsgemeinschaft ein. Die Kinder werden, obwohl der Vater die väterliche Gewalt über sie hat, nur der Mutter zuge­rechnet. S. Google

Lit.: Geschichte morganatischer und legitimierter Fürs­ten- und Grafenehen in Deutschland, 1874; Weyhe-Eimke, A. v., Die rechtmäßigen Ehen des hohen Adels, 1895; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Willoweit, D., Standesungleiche Ehen des regierenden hohen Adels in der neuzeitlichen deutschen Rechtsgeschichte, 2004

Morgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 und als Landmaß ab 1130/1161 [nach EDEL ab 8. Jahrhundert] [Niederlande] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Frühe, Tagesbeginn

Morgengabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 587 [Kapitular] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist spätestens seit dem Früh­mittelalter eine Gabe (meist) des Mannes an die Frau nach der Hochzeitsnacht (beispielsweise Schmuck, Vieh, Leute, Grundstücke, Geld). Sie wird vielfach von dem Mann verwaltet. Das an der Morgengabe entwickelte besondere Erbrecht schwindet zuerst in den Städten des hohen Mittelalters (vgl. aber § 1232 ABGB). S. Google

Lit.: Hübner 665; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 88, 123; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechtes in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff.; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973, 45, 124

Morgensprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1230/1240 [MecklenburgUB. I 391] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) eine Zunftversammlung

Lit.: Genossenschaftliche Strukturen in der Hanse, hg. v. Jörn, N., 1999

mors (F.) civilis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google) →bürgerlicher Tod

Lit.: Borgmann, B., Mors civilis 1969; Borgmann, B., Mors civilis, (in) Ius commune 4 (1972), 81

Mortgage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.) ist in dem mittelalterlichen französischen Recht das zu der Fruchtziehung an dem Pfandgrundstück berechtigende Pfand­recht.

Lit.: Hübner 405; Viollet, P., Droit privé, 1905, 784; Romain, A., Das Mortgage – Eine entwicklungsgeschhichtliche und rechtsvergleichende Studie, 1956; Godding, P., La survie du mortgage dans les pays meriodionaux, in) TRG 55 (1987), 365ff.

mortuarium, mortuārium, lat., N., Tod Betreffendes?, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mortuārius, morī, in dem Mittelalter eine Sterbefallabgabe, Todfall

mortuarius, mortuārius, lat., Adj., Tod betreffend, Tod..., Suet. (um 75-um 150 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. morī

Mortuus redhibetur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.). Der Tote wird zurückgewährt (gemeint ist der zufällig untergegangene Sachgegenstand eines Aus­tauschgeschäfts wird zurückgewährt). S. Google

Lit.: Caemmerer, E. v., Mortuus redhibetur, (in) FS K. Larenz, 1973, 621; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-223, Digesten 21, 1, 31 § 11)

Morus (More), Thomas Sir (London 7. 2. 1478-6. 7. 1535), Juristensohn, wird nach dem Studium der alten Sprachen und des Rechtes in London 1501 Rechtsanwalt, 1504 Parlamentarier in dem Unterhaus, 1510 undersheriff und 1529 als erster Laie Lordkanzler. Befreundet mit Erasmus von Rotterdam verfasst er, beeinflusst von der Entdeckung Amerikas, 1516 eine zeitkritische Beschreibung eines idealen Staates (Utopia, Nirgendland). Weil er nach der Scheidung Heinrichs VIII. von Katharina von Aragon und der daraufhin erfolgenden Trennung Englands von der katholischen Kirche einen Eid auf den anglikanischen König Heinrich VIII. verwei­gert, wird er 1535 wegen Hoch­verrats hingerichtet. S. Google

Lit.: Chambers, R., Thomas More, 1935; Guy, J., Sir Thomas Morus, 1979; Trapp, J., Erasmus, Colet and More, 1991; Ackroyd, P., The Life of Thomas More, 1999; Thomas More’s Trial by Jury, hg. v. Kelly, H. u. a., 2011

mos, mōs, lat., M., Wille, Eigenwille, Eigensinn, Sitte, Gewohnheit, Brauch, Gebrauch, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *mē- (5), *mō-, *mə-, V., Sb., streben, wollen (V.), sich mühen, Mut

mos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums aufgenommen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) Sitte →mores (M.Pl.) Sitten

Lit.: Gehrke, H., Römischer mos und griechische Ethik, (in) HZ 258 (1994), 593; Mos maiorum hg. v. Linke, B. u. a., 2000

mosaisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt [nur in dem DRW-Archiv] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen sowie Hebräischen des Altertums verbindbar, Adj.) Moses betreffend

mosaisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv mosaisch in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -nicht belegt) →biblisches Recht, jüdi­sches Recht

Lit.: Smend, R., Mose als geschichtliche Gestalt, (in) HZ 260 (1995), 1

Mosbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 976 Reichsabtei, um 1241 Siedlung in dem Reichssteuerverzeichnis, N.) eine Stadt mit knapp 25000 Einwohnern östlich Heidelbergs in Baden-Württemberg

Lit.: Mosbacher Urkundenbuch, bearb. v. Krimm, K., 1986

Moser (von Filseck und Weilerberg), Johann Jakob (Stuttgart 18. 1. 1701-Stuttgart 30. 9. 1785), Beamtensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen außerordentlicher Professor in Tübingen (1720-1721), dann freier Berater, 1726 Regierungsrat, 1727 Titularprofessor in Tübingen, 1734 Regierungsmitglied, 1736 Universitätsdirektor in Frankfurt an der Oder, 1739 Privatgelehrter, 1745 Berater, 1745 geheimer Rat, 1749 Akademiegrün­der, 1751 Landschaftskonsulent, 1759 ver­haftet und nach 1764 wieder Privatgelehrter. In 500 bis 600 Bänden sammelt er hauptsächlich staatsrechtliche Schriften (Teutsches Staats­recht, Teil 1ff. 1737ff., Neues teutsches Staatsrecht, Teil 1ff. 1766ff.), wobei er die Geschichte als objektive Hilfswissenschaft für das Staatsrecht versteht. Das Völkerrecht gewinnt er vor allem aus Vertrag und Herkommen. S. Google

Lit.: Moser, J., Grundriss der heutigen Staatsverfassung des teutschen Reiches, 1735, 7. A. 1754, Neudruck 2001; Moser, J., Lebensgeschichte Johann Jacob Mosers, 1768, http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/MoserJohannJacobLebensgeschichte3A1777.pdf; Schmid, A., Das Leben Johann Jacob Mosers, 1868; Wächter, O., Johann Jacob Moser, 1885; Schulze, H., Johann Jacob Moser, 1869; Leschhorn, A., Johann Jakob Moser und die Eidgenossenschaft, 1965; Rürup, R., Johann Jacob Moser, 1965; Schömbs, E., Das Staatsrecht Johann Jacob Mosers, 1968; Johann Mosers mömpelgardisches Staatsrecht, hg. v. Stein, W., 1983; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 258; Johann Jacob Moser, hg. v. Gestrich, A./Lächele, R., 2002; Regierungs-Kunst, Patriotismus, Seelenleitung – Johann Jakob Moser 1701-1785, ausgewählt und bearb. v. Dölemeyer, B./Gaier, U., 2011

Möser, Justus (Osnabrück 14. 12. 1720-Osnabrück 8. 1. 1794), Kanzleidirektorssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Jena und Göttingen Sekretär (1741), Rechtsanwalt (1744), Syndikus (1756), Justitiar (1762) und 1764 Konsulent in dem Osnabrückischen. Er wirkt in vielfältiger Weise als aufgeklärter konservativer Schrift­steller. Sein Haupt­werk sind seine patrioti­schen Phantasien (Bd. 1ff. 1774ff.). S. Google

Lit.: Hatzig, O., Justus Möser, 1909; Brünauer, U., Justus Möser, 1933; Klassen, P., Justus Möser, 1936; Maußer, E., Das Rechtsdenken Justus Mösers, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1942; Möser, J., Sämtliche Werke, Bd. 1ff. 1943ff.; Fiebig, B., Justus Mösers Staatslehre, Diss. jur. Köln 1953; Sheldon, W., The intellectual development of Justus Möser, 1970; Schmidt, P., Studien über Justus Möser als Historiker, 1975; Schmelzeisen, G., Justus Mösers Aktientheorie, ZRG GA 97 (1980), 254; Schröder, J., Justus Möser als Jurist, 1986; Rudersdorf, M., Das Glück der Bettler, 1995; Welker, K., Rechtsgeschichte als Rechtspolitik – Justus Möser als Jurist und Staatsmann, 1996; Möser-Bibliographie 1730-1990, hg. v. Woesler, W., 1997; Möser, J., Politische und juristische Schriften, hg. v. Welker, K., 2001; Oestmann, P., Wahre deutsche Denkungsart, ZRG GA 121 (2004), 283; Domack, O., Vorarbeit für eine historisch-kritische Ausgabe der Patriotischen Phantasien von Justus Möser, 2004

Mos (M.) Gallicus (lat.) (Wortfolge nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, Tanner 1556 Gallica ratio, gallische Art) ist die zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstehende, den älteren mos Italicus (italienische Art) ablehnende gallische (französische) Art der Rechts­wissenschaft, welche die römischen Quellen stärker hu­manistisch (sprachwissen­schaftlich-geschicht­lich) betrachtet und die einzelnen Stellen textkritisch untersucht (bessere Interpretation besserer Texte). Die bekanntesten Vertreter des mos Gallicus sind →Alciatus (1492-1550), →Budaeus (1467-1540), →Cuiacius (1522-1590), →Donellus (1527-1591), Dionysius →Go­thofredus (1549-1622) und Jacobus Gothofredus (1587-1652) sowie nach Vertreibung der führenden französischen, calvinistisch-hugenottischen Juristen (1562-­1598) aus Frankreich spätere niederländische Juris­ten (elegante Jurisprudenz). Bedeutung ge­winnt dabei allmählich auch die Ermittelung all­gemeiner Grundsätze und deren Verbindung zu einem systema­tischen Ganzen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Astuti, G., Mos italicus e mos gallicus, 1937; Kisch, G., Humanismus und Jurisprudenz, 1955; Wieacker, F., Privat­rechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967

Mos (M.) geometricus (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die geo­metrische oder mathematische Art der Dar­stellung und Beweisführung in Wissen­schafts­fächern der frühen Neuzeit (Simon Grynaeus 1533). In der Rechts­wissenschaft sprechen zuerst Budaeus 1557 und Valentin Forster (1613) diese Frage an­satzweise an. Eine umfassende Darstellung des Naturrechts →more geometrico erfolgt aber erst durch →Pufendorf (1672). Dem fol­gen →Leibniz und vor allem Christian →Wolff in leicht eingängiger Darstellungsform. Mit Wolff (Breslau 24. 1. 1679-Halle 9. 4. 1754) en­det der mos geometricus ziemlich unver­mittelt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Röd, W., Geometrischer Geist und Naturrecht, 1970; Stupp, H., Mos geometricus oder Prudentia als Denkform der Jurisprudenz, Diss. jur. Köln 1970; Arndt, H., Methodo scientifica pertractatum – Mos geometricus und Kalkülbegriff in der philosophischen Theorienbildung des 17. und 18. Jahrhunderts, 1971; Otte, G., Der sog. mos geometricus, (in) Quaderni Fiorentini 9 (1979), 179

Mos (M.) Italicus (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Mopha 1541) ist die aus dem Mittelalter überkommene italienische Art der Rechtswissenschaft. Darunter ist die juristische Ausprägung des scholastischen Unterrichtssystems und des damit ver­bun­de­nen wissenschaftlichen Begrün­dungs­systems und Erkenntnis­syst­ems zu verstehen. In dem Mittelpunkt stehen dabei Worterklärungen, Herstel­lung logischer und systematischer Zusam­men­hänge in kleineren Bereichen, Zusam­menstellungen von Parallel­stellen aus allen Teilen des römischen (lat.) corpus (N.) iuris civilis, Bildung von Parallelfällen, Auf­lösung von Widersprüchen und Sammlung von Argu­menten für die dem Text entnommene Lö­sung. Der mos Italicus wird seit Beginn des 16. Jahrhunderts von dem →mos Gallicus abgelöst. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Astuti, G., Mos italicus e mos gallicus, 1937; Kisch, G., Humanismus und Jurispru­denz, 1955; Wieacker, F., Privatrechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Otte, G., Dialektik und Jurisprudenz, 1971; Carpintero, F., Mos italicus, (in) Ius commune 6 (1977), 108

Moses (hebräisch bzw. ägyptisch, M., „Sohn des …“) ist der geschichtlich und damit auch zeitlich nicht sicher fassbare Führer der Juden aus der Gefangenschaft in Ägypten, der die ersten fünf Bücher des Alten Testaments prägt. S. Google →mosaisch

Lit.: Freud, S., Der Mann Moses und die monotheistische Religion, 1939; Buber, M., Moses, 1946, 4. A. 1994; Smend, R., Moses als geschichtliche Gestalt, (in) HZ 260 (1995), 1ff.; Assmann, J., Moses der Ägypter, 1998, 3. A. 2001; Otto, E., Moses – Geschichte und Legende, 2006

Moskau an der Moskwa erscheint 1147 als Landsitz und 1156 als eine mit einem Zaun befestigte Stadt. Nach ihrer Zerstörung durch die Mongolen (1237) wird Moskau 1263 Sitz eines Teilfürstentums, 1326 Sitz des Metropoliten von Russland und wenig später Vorort des Großfürstentums Moskau. 1755 erhält die Stadt eine Universität. S. Google

Lit.: Luppi, A./Biagi, E., Moskau, 1981; Crummey, R., The Formation of Muscovy, 1987; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Moskau, hg. v. Grob, T. u. a., 2015

mos (M.) maiorum (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Sitte der Vorfahren (als Herkunftsangabe eines Rechtssatzes)

Motiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Granatmotiv, Grundmotiv, Urmotiv, Urteilsmotiv, Verstandesmotiv und Verweigerungsmotiv nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, sondern nur in DRW-Archiv ab zweite Hälfte 14. Jahrhundert [Mittelniederländisch] sowie 16. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums sowie teilweise dem Indogermanischen verbindbar, N.) Anreiz, Grund, Beweggrund

Motivirrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen, M.) ist der unbeachtliche →Irr­tum über den Beweggrund für eine Wil­lens­erklä­rung.

Lit.: Kroeschell, DRG 3

motivum, mōtīvum, mlat., N., Beweggrund, Antrieb, (nach 1323), s. lat. mōtīvus, Adj., zu der Bewegung geeignet, beweglich, bewegend, packend (um 300 n. Chr.), s. lat. movēre, V., bewegen, in Bewegung setzen, rühren, schütteln, s.idg. *meu- (2), *meu̯ə-, *mi̯eu̯h₁-, V., fortschieben, bewegen, sich bewegen

motivus, mōtīvus, lat., Adj., zu der Bewegung geeignet, beweglich, bewegend, packend, Chalc. (um 300 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. lat. movēre, V., bewegen, in Bewegung setzen, rühren, schütteln, s. idg. *meu- (2), *meu̯ə-, *mi̯eu̯h₁-, V., fortschieben, bewegen, sich bewegen

Mozaraber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M., „Arabisierter“) ist der unter der Herrschaft der →Araber auf der iberischen Halbinsel lebende Christ. S. Google

Lit.: Hitchcock, R., Mozarabs in medieval and Early Modern Spain, 2008

Mpalés, Geórgios (1879-1957) wird nach dem Rechtsstudium in Athen und Berlin 1925 Professor für Zivilrecht in Athen. Er beeinflusst das griechische Zivilgesetzbuch von 1940 maßgeblich und verfasst die führende Kommentierung. S. Google

Lit.: Kallias, K., Geórgios Mpalés, 1960

Msida auf Malta erhält 1572 bzw. 1769 eine Universität. S. Google

Mucius Scaevola, Quintus (um 140-82 v. Chr.), Rechtskundigensohn, Konsul 95 v. Chr., ist ein bedeutsamer Vertreter der vorklassischen römischen Rechtskunde. Sein Haupt­werk sind 18 Bücher (lat.) De iure civili (Von dem römischen Recht), in denen er das Recht der römischen Bürger systematisch zusammen­fasst. Auf ihn zurückgeführt werden die (lat.) →cautio (F.) Muciana, die eine unter der Bedingung, etwas Bestimmtes nicht zu tun, ausgesetzte Zuwen­dung absichern soll, und die (lat.) →praesumptio (F.) Muciana, nach der bis zu dem Beweis des Gegenteils alles Vermögen einer Ehefrau als von dem Mann herrührend gilt. Auf Mucius Scaedvola greift vor allem →Sabinus wieder zurück. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 29; Behrends, O., Die Wissenschaftslehre im System des Quintus Mucius Scaevola pontifex, 1976; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988, 597

Mühldorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) eine Kreisstadt in Oberbayern

Lit.: Stahleder, H., Mühldorf, 1976

Mühle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums aufgenommen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von Menschen seit ihrer Sesshaftwerdung entwickelte Vorrichtung zu dem mechanischen Zerkleinern von Gegenstän­den, vor allem von Pflanzenteilen (Getrei­de­körnern). Die tech­nisch der einfachen Handmühle über­legene Wassermühle ist bereits dem römischen Altertum bekannt und gelangt von dort zu den Germanen. Seit dem 12. Jahrhundert wird die ursprüngliche Freiheit der Errichtung einer Mühle von einem landesherrlichen Mühlen­regal überlagert. Dementsprechend entstehen in der frühen Neuzeit besondere Mühlen­ordnungen (beispielsweise Hessen 1615). Die Mühle genießt eigenen Friedensschutz. Das Gewerbe des Müllers gilt seit dem Spät­mittelalter vielfach als unehrlich. S. Google

Lit.: Koehne, C., Das Recht der Mühlen, 1904; Koehne, C., Mühlenbann und Burgenbau, ZRG GA 28 (1907), 63; Schulte, E., Das Gewerberecht, 1909; Kisch, G., Das Mühlenregal im Deutschordensgebiete, ZRG GA 48 (1928), 176; Giegerich, K., Wasser- und Mühlenrecht der Reichsstadt Nürnberg, 1944; Wiemann, H., Beiträge zur Geschichte des Mühlenrechts, ZRG GA 66 (1948), 477; Moldenhauer, R., Mühlen und Mühlenrecht in Mecklenburg, ZRG GA 79 (1962), 195; Kohl, W., Recht und Geschichte der alten Münchner Mühlen, 1969; Kropač, I., Mühlen und Mühlenrecht in der Steiermark, 1981; Holt, R., The Mills of Medieval England, 1988; Stürmer, S., Mühlenrecht im Herzogtum Zweibrücken, 1998; I mulini nell’Europa medievale, hg. v. Galetti, P. u. a., 2003; Droste, P., Wasserbau und Wassermühlen an der mittleren Rur – die Kernlande des Herzogtums Jülich 8.-18. Jahrhundert, 2003; Langdon, J., Mills in the Medieval Economy, 2004; Wassermühlen und Wassernutzung im mittelalterlichen Ostmitteleuropa, hg. v. Mařiková, M. u. a., 2015; Melchior, H., Mühlenrecht und Mühlenpraxis, 2019

Mühlhausen (Reichsstadt in Thüringen, 967 Mulinhuson, 11. Jahrhundert Marktsiedlung, 1135 villa regia, Stadtrecht, um 1200 Stadt­mauer, 1251 freie Reichsstadt, 1286 Mitglied der Hanse, Erwerb von etwa 60 umliegenden Dörfern, 1524, 1542 und 1557 reformiert, 1802 Mediatisierung in Preußen, 1. 7. 1944 mit dem Regierungs­be­zirk Erfurt dem Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt, dadurch 1945 zu der sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zu der Deutschen Demokra­tischen Republik und dabei von 1945 bis 1952 und ab 1990 in der Bundesrepublik Deutschland zu Thüringen, s. Google) Mühl­häuser Reichsrechts­buch

Mühlhäuser Reichsrechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das um 1225 (1224-1230 oder nach 1231?) in Mühlhausen in Thüringen von einem unbekannten Verfasser in mittelmittel­deutscher Sprache hergestellte, in drei Hand­schriften überlieferte Stadtrechtsbuch mit zahlreichen fränkischen Rechtssätzen, das auch Landrecht einbezieht und unterschied­liche Sachgebiete (Delikte, Verfah­ren, Gewere, Gericht, Schaden) erfasst. Es wird in Nordhausen und teilweise in Eschwege (nach 1344) aufgenommen. Daneben sind seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Statuten aufgezeichnet (1401 letzte mittelalterliche Statutenredaktion [erhalten in einer Abschrift der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts], 1566 neue Statuten durch Apollo Wiegand) und ist 1351 ein Satzungsbuch angelegt. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/FoerstemannErnstGuentherDasalteRechtsbuchderStadtMuehlhaus­enausdem13Jahrhundert1843.pdf; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 104; Urkundenbuch der Reichsstadt Mühlhausen/Th., hg. v. Herquet, K., 1874, Neudruck 2009; Das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, hg. v. Meyer, H., 1923, 2. A. 1934, 3. A. 1936, Neudruck 1969; Adenauer, G., Das Ehe- und Familienrecht im Mühlhauser Reichsrechtsbuch, Diss. jur. Bonn 1963; Günther, G./Korf, W., Mühlhausen, 1986; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Die Statuten der Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. v. Weber, W., 2003; Thiele, M., Vae victis. Mühlhausen unter sowjetischer Besatzungsdiktatur 1945-1953, 2004 (unwiss.); Bühner, P., Mühlhausen, (in) Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. 61 (2007), 59ff.; Schmidt-Recla, A., Kalte und warme Hand?, 2011, 194ff.

Mülhausen (Mulhouse) in dem →Elsass ist ein 803 erstmals erwähnter Ort, der nach 1221 →Reichsstadt wird. Seit 1515 ist Mülhausen zuge­wandter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz. 1798 schließt es sich Frankreich an. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,454; Oberlé, R./Livet, G., Histoire de Mulhouse, 1977

Mulefe (nach dem Deutschen Rechtswörterbuch eine Schreibform zu Maulvieh, Sb.)

Lit.: Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291

Mulier taceat in ecclesia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Die Frau schweige in der Kirche.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Apostel Paulus, † 64 n. Chr., 1. Korinther 14,34)

Müll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv ohne Nachweise belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie teilweise mit dem erschließbaren Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der trockene Abfall, dessen Beseitigung seit dem 19. Jahrhundert wegen der großen Zahl der Menschen und der Haltbarkeit ihrer Entwicklungen (beispielsweise Plastik, Kernbrennstäbe) ein weltweites allgemeines Verwaltungsproblem wird. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Raidt, G., Müll, 2019

Müller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1135/1175 [Köln] belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Betreiber einer Mühle

Müller, Adam Heinrich (Berlin 30. 6. 1779-Wien 17. 1. 1829) 1798 Studium Rechtswissenschaft, Geschichte Univ. Göttingen (Hugo), Rechtsreferendar Berlin, Hauslehrer Posen, 1805 Konversion zum Katholizismus, Doz. Univ. Dresden, 1809 Doz. Univ. Berlin, 1811 Berater Friedrich von der Marwitz‘, diplomatischer Berichterstatter Wien, 1813-1815 Militärdienst Österreich, 1815 Generalkonul Österreichs in Leipzig, 1826 Hofrat Wien, bald einflusslos, s. Google

Lit.: Schmitt-Dorotić, C., Politische Romantik, 1919; Reinkemeyer, F., Adam Müllers ethische und philosophische Anschauungen im Lichte der Romantik, Diss. Köln 1926; Winkel, H., Die deutsche Nationalökonomie im 19. Jahrhundert, 1977; Safranski, R., Romantik, 2007

Müller-Arnold-Prozess (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Prozess des Wassermüllers Christian Arnold (und seiner Frau) in dem Kreis Züllichau, der 1774 gegen seinen Erb­verpächter (Graf Schmettau) auf Erlass der Müh­lenpacht wegen Schwächung des Zuflusses durch einen Oberlieger (Landrat von Gersdorff) klagt und 1778 die Mühle durch Versteigerung (an Graf Schmettau) verliert. An dem 11. 12. 1779 bzw. 1. 1. 1780 greift König Friedrich der Große von Preußen auf Grund eines Bittgesuchs des Betroffenen selbst in die Angelegenheit ein, lässt Räte des 1779 tätigen Justiz­kollegiums verhaften, verurteilt sechs zu (Haft in) Festung, weist den Müller und seine Frau wieder in die Mühle ein, begnadigt aber die verurteilten Richter bald. Sein Nachfolger entschädigt die Räte, belässt aber die Mühle dem Müller. Der königliche Machtspruch wird nunmehr als Missbrauch der Herrschaftsgewalt verstan­den, obwohl sich nicht mehr sicher feststellen lässt, ob der Müller Recht oder Unrecht hat, der Machtspruch also Recht oder Unrecht schafft. In dem 19. Jahrhundert setzt sich die dadurch in jedem Fall be­einträchtigte Unabhängigkeit der Gerichte durch. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140; Schmidt, E., Rechtssprüche und Machtsprüche, 1943; Dießelhorst, M., Die Prozesse des Müllers Arnold und das Eingreifen Friedrichs des Großen, 1984; Fälle aus der Rechtsgeschichte, hg. v. Falk, u. a., 2008, 223ff.; Friedrich der Große in Europa, hg. v. Sösemann, B. u. a., 2013, 33ff.

München (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an der Isar, dessen Name auf eine Beziehung zu einem bisher nicht sicher bekannten Kloster (Schäftlarn?) deutet und für das sich keine vorstädtische Besiedlung sicher nachweisen lässt, erhält 1157/1158 von Herzog Heinrich dem Löwen einen Markt, wird seit 1255 allmählich Sitz des Herzogtums Oberbayern bzw. Bayern und erlangt 1840 die 1459/1472 in Ingolstadt eingerichtete und 1800 nach Landshut verlagerte Universität. Sein Recht wird 1340 von Ludwig dem Bayern bestätigt. An dem 29./30. 9. 1938 wird in München zwischen dem Deutschen Reich, Großbritannien, Italien und Frankreich das Münchener Abkommen geschlossen, das die deutschsprachigen Sudetengebiete der Tsche­choslowakei (28643 qkm, 3,63 Mill. Men­schen) dem Deutschen Reich zuteilt und dadurch die Kriegsgefahr in Mitteleuropa für kurze Zeit bannt. In dem Sommer 1947 gelangt eine gesamtdeutsche Ministerprä­sidenten­konferenz in München zu keiner Einigung. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Rehme, P., Geschichte des Münchener Grundbuchs, (in) FS H. Fitting, 1903; Riedner, O., Die Rechtsbücher Ludwigs von Bayern, 1911; Denkmäler des Münchner Stadtrechts, hg. v. Dirr, P., Bd. 1f. 1934ff; Reinecke, G., Münchener Privatrecht im Mittelalter, 1936; Bärmann, J., Die Verfassungsgeschichte Münchens im Mittelalter, 1938; Müller-Faßbender, R., Die Rechtsstellung der städtischen Amtsträger in München, Diss. jur. München 1960; Das Abkommen von München, hg. v. Král, V., 1968; Dölker, W., Das Herbergsrecht in der Münchner Au, 1969; Kohl, W., Recht und Geschichte der alten Münchner Mühlen, 1969; Schattenhofer, M., Das alte Rathaus in München, 1972; Kempter, F., Die Gutachten- und Urteilstätigkeit der Juristenfakultät Ingolstadt - Landshut - München, Diss. jur. Mannheim 1976; Rauschhofer, H., Völker­bund und Münchener Abkommen, 1976; München, hg. v. Prinz, F. u. a., 1988; Maier, L., Stadt und Herrschaft, 1989; Zerback, R., Stadt und Bürgertum in München, 1997; Bauer, R., Geschichte Münchens, 2003; Die Universität München im Dritten Reich, hg. v. Kraus, E., 2006; Heydenreuter, R., Kleine Münchner Stadtgeschichte, 2007, 2. A. 2012; Hartmann, P., Münchens Weg in die Gegenwart, 2008; Lidman, S., Zum Spektakel und Ab­scheu, 2008; München, Bayern und das Reich im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Seibert, H. u. a., 2008; Ludyga, H., Das Oberlandesgericht München, 2012; Heydenreuter, R., Kriminalität in München, 2014; Nerdinger, W., München und der Nationalsozialismus, 2015; Rabe, P., Die Stadt und das Geld – Haushalt und Herrschaft im nationalsozialisitischen München, 2017; Irlinger, M., Die Versorgung der „Hauptstadt der Bewegung“, 2018

Mund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, M.) ist der zu dem Essen, Trinken und Sprechen nötige menschliche Körperteil, der in der Paarformel Mund und Hand für zu­sprechende Wörter steht. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994

Mundat →Mundatwald

Mundatwald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein seit 760 mit Immunität versehenes Waldgebiet des Klosters Weißenburg in dem Elsass, das 1815 säkularisiert und mittels eines auf 1938 zurückdatierten Vertrags von 1959 hinsichtlich der Hoheitsrechte zwischen Deutschland und Frankreich geteilt wird, wobei 1984 Frankreich das Eigentum des nördlichen Teiles erlangt und auch die Pachtverträge über die Jagd abschließt, während die Bundesrepublik Deutschland bzw. das Bundesland Rheinland-Pfalz die staatsrechtliche Zuständigkeit hat. S. Google

Lit.: Jutzi, S., Mundatwald und Sequesterland, (in) Archiv für Völkerrecht 24 (1986), 277ff.; Blumenwitz, D., Das Deutsche Reich und die Buundesrepublik Deutschland im Streit um den Mundatwald?, (in) Archiv für Völkerrecht 27 (1989), 1ff.

Mündel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [mundilio DuCange] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. F. bzw. N.) ist der unter Vormundschaft stehende Mensch.

Lit.: Hübner; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Mündelgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Vermögen (Gut) des →Mündels. Es wird von dem Vormund verwaltet und meist auch genutzt. Nach einem mittelalterlichen Rechtssprichwort soll Mündelgut (während der Verwaltung) weder wachsen noch schwinden. Über bewegliche Sachen (Fahrnis) darf der Vormund frei verfügen, über unbewegliche Sachen (Liegenschaf­ten) nur mit Zustimmung des Mündels oder gar nicht. Bei Erreichung der Mündigkeit kann der Mündel ein von ihm oder von dem Vormund vorgenommenes Geschäft widerrufen. Seit dem Spätmittelalter wird der Vormund zu ei­nem der Vormundschaftsbehör­de verant­wort­lichen Vertreter des Mündels, der für und gegen den Mündel rechtsgeschäftlich handeln kann. Zu dem Ausgleich dafür wird die behördliche Aufsicht verstärkt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 23 II 2, 62 III 3; Hübner, 729; Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 2 1847; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

mundiburdium →mundoburdium

mündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250 bzw. 1276 [Mittelniederländisch] bzw. 1315/1323 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erwachsen (Adj.), eigenverantwortlich, handlungsbefugt

Mündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1369 [Schlesien] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Mündigkeitserklärung belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Zustand der Eigenverantwortlichkeit. In dem altrömischen Recht verschafft der Eintritt der (lat.) pubertas (F.) (Geschlechtsreife) sachlich die volle Geschäfts­fä­hig­keit und Deliktsfähigkeit, bis um 200 v. Chr. eine (lat.) lex (F.) Laetoria die mündigen, noch nicht 25jährigen gegen Übervorteilung zu schützen beginnt. Die Mündigkeit wird dabei zunächst bei Männern von Fall zu Fall beurteilt, von der Schule der Prokulianer aber mit Vollendung des 14. Lebensjahrs anerkannt, bei Frauen schon von Anfang an mit Vollendung des 12. Lebensjahrs ange­nommen. Dem entspricht wohl in dem Kern auch das germanische Recht. In dem Frühmittelalter wird als fester Zeitpunkt der Mündigkeit die Vollendung des 12. oder 10. oder auch 14. Lebensjahrs genannt. In dem Laufe des Mittelalters rückt die Zahl (auf 18, 20, 21, 24 oder) bei Aufnahme des späteren römischen Rechtes (der Minderjährigkeit) auf 25 Lebens­jahre hinauf. Volle Eigenverant­wortlichkeit erlangen dabei nur die vaterlosen Waisen. Bei den übrigen Menschen tritt die Mündigkeit mit Abschichtung (bzw. Ehe­schließung) ein. Seit dem Spätmittelalter setzen sich die Altersstufen des römischen Rechtes durch. Zwischen sieben und 25 wird der Mensch grundsätzlich gleich behandelt. Deswegen wird die Mündigkeit vielfach mit der Volljährigkeit gleichgesetzt und danach von dieser weitgehend verdrängt (anders Ehemündigkeit, Eidesmündigkeit). Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) unterteilt in unmündige Minderjährige (7-14) und mündige Minder­jährige (14-24), wobei die mündigen Minder­jährigen über durch Fleiß erworbenes Ein­kommen und nach erreichter Mündigkeit zu dem Gebrauch erhaltene Sachen frei verfügen dürfen (§ 151 ABGB). S. Google

Lit.: Kaser § 14 II 2, 58 IV 1; Köbler, DRG 88, 120, 160; Distel, T., Zur Mündigkeit in Sachsen a. L. (1537, 1541), ZRG GA 16 (1895), 216; Ebersold, G., Mündigkeit, 1980; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Lebensalter und Recht, hg. v. Ruppert, S., 2010; Heider, M., Die Geschichte der Vormundschaft seit der Aufklärung, 2011

mundium (lat.-afrk.) →munt

mündlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 [Neuzelle] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gesprochen, den Mund betreffend, hörbar in Gegensatz zu schriftlich und nur sichtbar

Mündlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch Sprechen und Hören in Gegensatz zu Schreiben und Lesen geprägte Kennzeichnung menschlicher Kundgebung. Deshalb unterliegt das gesamte Recht anfangs der Mündlichkeit. Mit der bleibenden Erfindung und Verallge­meinerung der Schrift in den Hochkulturen des Altertums vor etwa 5000 Jahren wird die Mündlichkeit aber zurückgedrängt. Dabei können nach dem Schwinden der Schriftkultur des Altertums in dem Frühmittelalter nur wenige Geistliche schreiben. In dem 13. Jahrhundert steigt die Schrift­lichkeit sprunghaft erneut an. Erst in dem 19. Jahrhundert wird demgegenüber der Versuch unternommen, der Mündlichkeit in dem Verfahrensrecht bewusst wieder einen festen Platz zu sichern (beispielsweise Code de procédure civile 1806, österreichisches Verfahren in Ehesachen 1819, österreichisches Verfahren in summari­schen Sachen 1845, Hannover 1850, Baden 1864, Württemberg 1868, österreichisches Verfahren in Rechtsstreitigkeiten mit ge­ringem Streitwert 1873, Reichszivil­pro­zess­ordnung des Deutschen Reiches 1877/1879). S. Google

Lit.: Kaser § 80 I 2, 87 I 6; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 155, 201f.; Scholz, M., Hören und Lesen, 1980; Eichler, F., Recht ohne Schrift, 2010; Teuscher, S., Zur Mediengeschichte des „mündlichen Rechts“ im späten Mittelalter, ZRG GA 131 (2014), 69

mundoburdium (lat.-afrk. [N.]) Schutz­gewalt, Vormundschaft, s. Google

munia, mūnia, moenia (ält.), lat., N. Pl., Pflichten, Geschäfte, Tagwerk, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mūnis

municeps, mūniceps, mūnicipes, lat., M., Bürger eines Munizipiums, Munizipalbürger, Mitbürger, Landsmann, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mūnia, capere

municipium, mūnicipium, moinicipium, lat., N.: nhd. Munizipium, Bundesstadt, Landstadt, Stadt (ohne römisches Bürgerrecht bzw. ohne Stellung als colonia), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mūniceps

Lit.: Kaser § 17 II 2; Köbler, DRG 32, 36; Simshäuser, W., Iuridici und Munizipalgerichts­bar­keit in Italien, 1973; Galsterer, H., Herrschaft und Verwaltung im republikanischen Italien, 1976; Bispham, E., From Asculum to Actium. The municipalization of Italy, 2007

Münnerstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Nordostbayern mit rund 8000 Einwohnern

Lit.: Dinklage, K., Fünfzehn Jahrhunderte Münnerstädter Geschichte, 1983

Münster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –nach 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1279 [Sankt Pölten] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Münstertum belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Dom

Münster an der Aa wird 793 Ausgangsstelle der Friesenmission des Bischofs Liudger und entwickelt sich von hier aus seit dem Hochmittelalter zu dem größten geistlichen Fürstentum in Deutschland, für das an dem 3. 10. 1571 eine Landgerichtsordnung und eine Hofgerichtsordnung verkündet werden. Das vor den Landgerichten um Münster angewendete Recht ist nur vereinzelt aufgezeichnet. Es ist überwiegend deutsches, von dem sächsischen Recht nur wenig beeinflusstes Recht. 1648 wird in Münster ein Friedensvertrag geschlossen, mit dem Spanien und die sieben vereinigten Niederlande den achtzigjährigen Krieg beenden und Holland, Seeland, Groningen, Utrecht, Friesland, Gel­derland und Overijssel aus dem Heiligen römischen Reich ausscheiden. 1780 wird in Münster eine Universität (bis zu der weitgehenden Schließung zu Gunsten Bonns 1818) eingerichtet. Von 1815 bis 1946 ist Münster Hauptstadt der Provinz Westfalen Preußens. 1902 wird wieder eine juristische Fakultät eröffnet. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Bartmann, J., Das Gerichtsverfahren vor und nach der Münsterischen Landgerichtsordnung, 1908; Meister­ernst, B., Die Grundbesitzverhältnisse in der Stadt Münster im Mittelalter, 1910; Hövel, E., Das Bürgerbuch der Stadt Münster 1538-1660, 1936; Friemann, H., Die Territorialpolitik des münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen, 1937; Hermann, J., Die Universität Münster, 2. A. 1950; Krogmann, W., Zur Überlieferung der Bischofssühne, ZRG GA 76 (1959), 338; Prinz, J., Mimigernaford – Münster, 1960; Münsterisches Urkundenbuch, Bd. 1, hg. v. Prinz, J., 1960; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 1961; Knemeyer, F., Das Notariat im Fürstbistum Münster, 1964; Schmitz, H., Die hochstift-münsterische Regierung von 1574-1803, (in) Westfäl. Zs. 116 (1966), 27; Koehler, B., Münster, HRG, Bd. 3 1980, 746; Nabrings, A., Strafrecht und Strafverfolgung, (in) Westfäl. Z. 135 (1985), 9; Walter, A., Die Beamtenschaft in Münster, 1987; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte von Stadt und Stift Münster, 1988; Klötzer, R., Die Täuferherrschaft von Münster, 1992; Geschichte der Stadt Münster, hg. v. Jakobi, J., Bd. 1ff. 1993; Michaelis, K., Die Universität Münster 1945-1955, 1998; Oer, R. Freiin v., Der münsterische Erbmännerstreit, 1998; Geschichte des Bistums Münster, hg.v. Angenendt, A., Bd. 1ff., 1998; Steveling, L., Juristen in Münster, 1999; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W., 1999f.; Westfälische Jurisprudenz, hg. v. Großfeld, B. u. a., 2000; Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster in der frühen Neuzeit, 2004; Lutterbach, H., Das Täuferreich von Münster, 2008; Tatort Domplatz, hg. v. Siekmann, M., 2009; Termeer, M., Münster als Marke, 2010; Die Universität Münster im Nationalsozialismus, hg. v. Thamer, H. u. a., 2012; Münsteraner Juraprofessoren, hg. v. Hoeren, T., 2014, 2. A. 2015; Steinhagen, C., Münster 1914-1918, 2019

Munt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Langobardischen ab 712/725 [Lex Alanmannorum] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem lat. manus [F.] sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Hand, Schutz) ist in dem Mittelalter die Gewalt eines Menschen über einen anderen Menschen (beispielsweise Vater über Kind, Vormund über Mündel, Mann über Frau, Herr über Gesinde). Die munt über ein Kind entsteht wohl meist mit der Aufnahme nach der Geburt und endet mit der Verselbständigung (Abschichtung, Verheiratung). In der Neuzeit wird die munt von der (rezipierten väterlichen) Gewalt (lat. [F.] potestas des römischen Rechtes) verdrängt.

Lit.: Hübner 615; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 88, 160; Köbler, WAS; Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 1ff. 1835ff.; Köstler, R., Muntwalt und Ehebewilligung, ZRG GA 29 (1908), 78; Eckhardt, K., Beilager und Muntübergang zur Rechtsbücherzeit, ZRG GA 47 (1927), 174; Molitor, E., Zur Entwicklung der Munt, ZRG GA 64 (1944), 112; Cortese, E., Per la storia del mundio in Italia, (in) Rivista Italiana per le scienze giuridiche 91 (1955/1956), 323; Klug, D., Die Munt im Münchner Stadtrecht, Diss. jur. München 1958; Hlawitschka, E., Eine oberitalienische Muntver­kaufs­urkunde aus dem Jahre 975 in der Stiftsbibliothek Sankt Gallen, ZRG GA 76 (1959), 328; Kroeschell, K., Haus und Herrschaft, 1968

Muntat (F.), Mundat, ist in dem Heiligen römischen Reich vor allem das Immunitätsgebiet (in engerem Sinn, lat. immunitas).

Lit.: Hofmann, K., Die engere Immunität, 1914; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957; Sondergemeinden und Sonderbezirke in der Stadt der Vormoderne, hg. v. Johanek, P., 2004

Muntbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt - Mundbrief 1628 [Wolfart, Lindau] einmal belegt - , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Schutzurkunde

Muntehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist in dem Mittelalter die →Ehe, bei der die Frau in die →munt des Mannes fällt. Den Gegensatz bildet die muntfreie Ehe.

Muntschatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Heiratsgut

Münze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein nach Zusammensetzung und Gewicht genau bestimmtes, in Metall geprägtes Geldstück, wie es in dem ersten Jahrtausend v. Chr. (Vorläufer mit einem Punzenbild versehene Elektronklümpchen 15. Jahrhundert v. Chr. Knossos und Zypern, Münzen 7. Jahrhundert v. Chr. Westkleinasien, 289 v. Chr. Rom aes grave, As) erscheint. Der Name leitet sich davon her, dass die Münzprägewerkstatt der Römer sich in dem Tempel einer Sondergöttin der etruskischen (lat.) gens (F.) Moneta befindet. In Rom wird das zuerst gewichtsmäßig gehandelte Rohkupfer in dem 4. Jahrhundert v. Chr. in feste Größen mit zugehörigen Gewichts­angaben gebracht. Um 300 v. Chr. werden dabei Münzen von 300 g (1 Pfund, lat. [F.] libra) verwendet. Seit 187 v. Chr. erscheint der Silberdenar (lat. denarius [M.] argenteus) mit 10 As von 4,55 Gramm Gewicht, seit Caesar die Goldmünze (lat. [M.] aureus, Konstantin lat. [M.] solidus). Die Germanen kennen zunächst nur römische Münzen als Kostbarkeiten und Schmuck. Um die Mitte oder nach der Mitte des 5. Jahrhunderts entstehen auf römische Prägungen des 4. Jahrhunderts zurückgehende Brakteaten der Völkerwanderungszeit. Das Frühmittelalter verwendet zwar Pfennig (denarius), Schilling (solidus) und Pfund (libra) als Rechnungseinheit, prägt aber trotz etwa 800 bekannter mero­wingischer Münzstät­ten bald nur noch den königlichen Silberdenar auch wirklich aus (62 Fundstätten frühkaro­lingischer Prägungen aus mehr als 50 Prägeorten mit jeweils weniger als 100 Denaren, um 900 ist das rechtsrheinische Gebiet des ostfränkischen Reiches noch ohne Münzprägung, fast alle ostfränkischen Mün­zen von 900 bis 1100 gelangen durch den Fernhandel nach Skandinavien, Polen und Russland). Das Recht zu der Münzprägung wird von dem König als →Regal in Anspruch genommen, das er durch Privileg verleihen kann. Zwischen 1138 und 1254 lassen sich dabei königliche (staufische) Münzstätten in 52 deutschen Orten nachweisen (Aachen, Altenburg, Andernach?, Annweiler, Bern, Biberach, Boppard, Breisach, Buchhorn, Colmar, Donauwörth, Dortmund, Duis­burg, Eger, Eschwege, Essen, Frankfurt am Main, Friedberg, Gelnhausen, Goslar, Hagenau, Hammerstein, Kaiserslautern, Kaiserswerth, Leutkirch, Lindau, Lübeck, Maastricht, Memmingen, Mühlhausen, Murr­hardt, Nim­wegen, Nordhausen, Nürn­berg, Offenburg, Oppenheim, Ravensburg, Rottweil, Saalfeld, Schlettstadt, Schongau, Schwäbisch Hall, Schweinfurt, Sinsheim, Überlingen, Ulm, Wangen, Würzburg, Weißenburg, Wetzlar bzw. Kalsmunt, Wien und Worms). In dem Hochmittelalter geht das Münzprägerecht tatsächlich auf die Landesherren über. In dem 19. Jahrhundert wird das dadurch weitgehend parti­kularisierte und auch durch Münzverträge nur ansatzweise vereinheitlichte Münzwesen auf überein­stimmende Größen umgestellt (Preu­ßen 1821 Taler, Süddeutschland 1837 Gulden, Deutsches Reich 1871/1873 →Mark). Wegen der andauernden ziemlich starken, nur durch den Egoismus des Menschen erklärbaren Geldentwertung in dem 20. Jahrhundert tritt die Münze als Währungseinheit gegenüber dem Papiergeld zurück. Beide verlieren gegenüber der Forderung gegen Geldinstitute (elektronisches Geld) an Be­deutung. Als europäische Währung erscheinen zunächst der bzw. die ECU (European Currency Unit) und 1995 rechnerisch bzw. seit 1. 1. 2002 tatsächlich der Euro und Cent (in 16 Mitgliedstaaten), die aber wegen verheimlichter fehlender Haushaltsdisziplin (der meisten Teilneh­merstaaten) um 2010 in eine Krise gera­ten, wobei die Staaten als größte Schuldner sich und ihre Wähler zu Lasten des einfachen Sparers und Gläubigers bereichern.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 3, 16, 97, 113, 176; Baltl/Kocher; Klimpert, R., Lexikon der Münzen, Maße, Gewichte, 1896, Neudruck 1972; Luschin von Ebengreuth, A., Allgemeine Münzkunde und Geldgeschichte, 2. A. 1926; Friedensburg, F., Münzkunde und Geldgeschichte der Einzelstaaten, 1926; Jesse, W., Der wendische Münzverein, 1928; Jesse, W., Die deutschen Münzer-Hausgenossen, (in) Wiener numismatische Zeitschrift 63 (1930), 47; Wagner, G., Münzwesen und Hausgenossen in Speyer, 1931; Wörterbuch der Münzkunde, hg. v. Schroetter, F. v. 1932; Troe, H., Münze, Zoll und Markt, 1937; Löning, G., Das Münzrecht im Erzbistum Bremen, 1937; Kamp, N., Moneta regis, 1957, Neudruck 2006; Wielandt, F., Badische Münz- und Geldgeschichte, 1955; Friedberg, R., Gold Coins of the World, 1958, 8. A. 2016; Völckers, H., Karolingische Münzfunde der Frühzeit, 1965 (SB Göttingen); Der Schatzfund von Corcelles-près-Payerne, vergraben um 1034, 1969 (rund 1000 Münzen); Suhle, A., Deutsche Münz- und Geldgeschichte, 1970; Kahl, H., Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1878, 1972; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Grierson, P., Münzen des Mittelalters, 1976; Göbl, R., Antike Numismatik, 1978; Rey, M. van, Einführung in die rheinische Münzgeschichte, 1983; Kahnt, H., Alte Maße, Münzen und Gewichte, 1986; Christmann, T., Das Bemühen von Kaiser und Reich um die Vereinheitlichung des Münzwesens, 1988; Kluge, B., Deutsche Münz­geschichte, 1991; Grierson, P., Coins of Medieval Europe, 1991; Morrison, C., La numismatique, 1992; Howgego, C., Ancient History from Coins, 1995; Haertle, C., Karolingische Münzfunde, 1997; Wolters, R., Nummi signati, 1999; Leschhorn, W., Lexikon der Aufschriften auf griechischen Münzen, 2002ff.; Keilitz, C., Die sächsischen Münzen 1500-1547, 2002, 2. A. 2010; Derschka, H., Die münzrechtlichen Bestimmungen des Schwabenspie­gels, ZRG GA 120 (2003), 91; Felder, E., Die Personennamen auf den merowingischen Münzen der Bibliothèque nationale de France, 2003; Albert, R., Die Münzen der römischen Republik (bis 31 v. Chr.), 2003, 2. A. 2011; Axboe, M., Die Goldbrakteaten der Völker­wanderungszeit, 2004: Kampmann, U., Die Münzen der römischen Kaiserzeit, 2004, 2. A. 2011; Coinage and Identity in the Roman Provinces, hg. v. Howgego, C. u. a. 2005; Repertorio dei ritrovamenti di moneta altomedievale in Italia (489-1002), hg. v. Arslan, E., 2005 (rund 1000 Funde); Berghaus, P./Mäkeler, H., Münzkabinett der Universität Uppsala, hg. v. Nilsson, H., 2006; Rizzoli, H., Münzgeschichte des alttiro­lischen Raumes im Mittelalter, Bd. 2 2006; Emmerig, H., Bayerns Münzgeschichte im 15. Jahrhundert, 2007; Großer deutscher Münzkatalog von 1800 bis heute, 25. A. 2009, 26. A. 2010, 27. A. 2012, 29. A. 2013, 31. A. 2015; Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert 1801-1900, 17. A. 2015; Weltmünzkatalog 20. & 21. Jahrhundert 1900-2013, 4. A. 2009, 39. A. 2010; 40. A. 2012, 42. A. 2013; Weltmünzkatalog 20. Jahrhundert, 44. A. 2015, 45. A. 2017; Weltmünzkatalog 21. Jahrhundert, 2. A. 2016, 3. A. 2017; Die deutschen Münzen seit 1871, 22. A. 2011, 24. A. 2016; Klüßendorf, N., Münzkunde, hg. v. Boeselager, E. Frfr. v., 2009; Mäkeler, H., Reichs­münz­wesen im späten Mittelalter, Teil 1 Das 14. Jahrhundert, 2010; Spörer, S., Politische und wirtschaftliche Gestaltung der deutschen Münzreform 1871-1875, 2010; Schön, G. u. a., Kleiner deutscher Münzenkatalog von 1871 bis heute, 42. A. 2012, 44. A. 2014, 47. A. 2017; Schön, G., Euro-Münzkatalog, 11. A. 2012; Die Euro-Münzen, 14. A. 2014; Klüßendorf, N., Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, 2012; Knickrehm, W., Offizielle und lokale Münzprägestätten des gallischen Sonderreichs in und um Trier, 2014; Bongartz, O., Deutsche Geldgeschichte, 2014; Hermann, M., Vom Regenbogenschüsselchen zum Euro, 2014; Fried, T., Geprägte Macht, 2015

Münzeinung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1528 [Diefenbach-Wülcker] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Vereinbarung über Münzprägung

Lit.: Von Aktie bis Zoll, hg. v. North, M., 1995. 270f.

Münzerhausgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Genossenschaft für Münzprägung in dem Mittelalter

Lit.: Emmerig, H., Die Regensburger Münzerhausgenossenschaft im 13. und 14. Jahrhundert, 1990; Lehner, S., Das Patriziat im Wandel – Identitätsbildung, Abgrenzung und Netzwerke im frühen 14. Jahrhundert am Beispiel der Regensburger Familien Auer und Gumprecht, 2009

Münzfälschung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – anders als ab 1507 Münzfälscher - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die unerlaubte Ver­wen­dung fremder Münzbilder und die Prägung unterwertiger oder untergewich­tiger Münzen. Die Münzfälschung wird sachlich in dem ausge­henden Altertum bestraft, bei Goldmünzen sogar mit der Todesstrafe. In dem Mittelalter begegnen als Folgen Handverlust, Prügel und Brandmarkung, seit dem 13. Jahrhundert Sieden oder Verbrennen. Bis in das 19. Jahrhundert ist dennoch die Münzfälschung ein Fall der allgemeinen Fälschung. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Kästner, E., Die Münzfälschung in der modernen Reichsgesetzgebung, 1928; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 274; Hennig, W., Die Münzfälschung in der Reichsstadt Nürnberg im Mittelalter, 1949; Voigtlaender, H., Falschmünzer und Münzfälscher, 1976

Münzfuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1657 [CCMarch] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Edelmetallgehalt und Wert einer Münze

Lit.: Witthöft, H., Münzfuß, Kleingewichte, Pondus caroli, 1984; Grundner, M., Der Konventionsmünzfuß in den Bistümern Münster und Paderborn, 2002; Schalk, C., Der Münzfuß der Wiener Pfenninge in den Jahren 1424 bis 1480, 2017

Münzkonvention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Münzeinung

Münzkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Numismatik

Münzmeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Freiburg im Breisgau] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leiter einer Münzprägestätte

Lit.: Roesle, M., Der Münzmeister, Stempelschneider und Medailleur Hans Jacob I. Gessner (1677-1737) 2020

Münzordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [ErnestLTA] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ordnung des Münzwesens wie beispielsweise in dem Heiligen römischen Reich 1551, in Sachsen 1623 oder in Lübeck 1620

Münzrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1320/1330 [Straßburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Münzen betreffendes Recht

Lit.: Steinbach, S., Das Geld der Nonnen und Mönche, 2007; Fried, T., Geprägte Macht, 2015

Münzregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1624 [CCMarch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Münze

Lit.: Volz, P., Königliche Münzhoheit und Münz­privilegien, 1967; 2200 Jahre Geld im Kreis Ludwigsburg – wie sich die Obrigkeit übers Münzregal zu Lasten der Sparer entschuldet, 1996

Münzstätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Schüren] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ort der Münzprägung

Lit.: Keller, H., Die landgräfliche Münzstätte Gießen, 2019

Münzstoff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Altfranzösische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Münzmetall

Münzverein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Verein betreffend die Münze

 Lit.: Jesse, W., Der Wendische Münzverein, 1928; Drei Jahrtausende Münz- und Geldgeschichte der Oberpfalz, hg. v. dem Münzverein Neumarkt OPf., 1999; Eichelmann, W., Die rheinischen Münzvereine 1385 1583, 2017

Münzverruf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verruf einer Münze

Münzwesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1596 [Paumgartner, Bfw. 274] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gesamtheit der Münzen betreffenden Gegebenheiten, Numismatik

Lit.: North, M., Das Geld und seine Geschichte, 1994; Pasek, S., Das Münzwesen im vorhellenistischen Ägypten, 2019

Muratori, Lodovico Antonio (Vignola 21. 10. 1672-Modena 23. 1. 1759) wird nach dem Theologiestudium Bibliothekar in Mailand und 1700 in Modena. Mit zahlreichen kritischen Ausgaben italie­nischer Geschichts­quellen begründet er die neuere italienische Geschichtswis­sen­schaft. S. Google

Lit.: Carli, F. de, Lodovico Antonio Muratori, 1955; Marri, F. u. a., Muratori und Deutschland, 1997

Muri (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ein Ort in der Schweiz

Lit.: Meier, M., Gründung und Reform erinnern. Die Geschichte des Klosters Muri aus der Perspektive hochmittelalterlicher Quellen, 2020

Murner, Thomas (Oberehnheim 24. 12. 1475-Oberehnheim vor 23. 8. 1537) durchzieht als Wandergeistlicher Mitteleuropa. 1515 hält er in Trier deutsche Rechtsvorlesungen. 1518 veröffentlicht er lateinisch-deutsche (lat.) Utriusque iuris tituli (M.Pl.) et regulae (F.Pl.) (Beider Rechte Titel und Regeln). 1519 übersetzt er die Institutionen Justinians in das Frühneuhochdeutsche und erwirbt in Basel das juristische Lizentiat. S. Google

Lit.: Erler, A., Thomas Murner als Jurist, 1956; Kawerau, W., Thomas Murner und die deutsche Reformation, 2017

Muromcev, Sergej Andreevic (1850-1910) wird nach dem Rechtsstudium u. a. in Göt­tingen (Ihering) 1875 Professor für römisches Recht in Moskau. In dem Einsatz für die Verfassungsbewegung erarbeitet er einen liberalen Entwurf. Er sieht Recht als Verwirklichung gesellschaftlicher Interes­sen und erklärt die Rechtswissenschaft in Russ­land zu einer das alltägliche Leben bestim­menden Wissenschaft. S. Google

Lit.: Leontovich, V., Geschichte des Liberalismus in Russland, 1957; Zor’kin, V., Muromcev, 1980; Aronov, D., Sergej Andreevič Muromcev, 2019

Murray, Sir William (Scone Palace in Perthshire/Schottland 2. 3. 1705-Kenwood House in Hampstead Heath 20. 3. 1793), Peerssohn aus Schottland, wird nach dem Studium in Oxford und der Ausbildung in Lincoln’s Inn 1730 Anwalt, 1742 Kronanwalt, 1754 Justizminister, 1756 Oberrichter (Lord Chief Justice) (1776 Earl of Mansfield). In seiner richterlichen Tätigkeit stärkt er die Stellung des Richters zu Lasten der Jury, fördert die Einbeziehung des Handelsrechts in das →common law und unterstützt die Rechtsfort­bildung durch Urteile. S. Google

Lit.: Fifoot, C., Lord Mansfield, 1936; Heward, E., Lord Mansfield, 1979; Oldham, J., The Murray Manuscript, 1993; Poser, N., Lord Mansfield, 2013

Murten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Welti, E., Das Stadtrecht von Murten, 1925

Museum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Zusammensetzungen - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Ausstellungsgebäude

Lit.: Waidacher, F., Museologie knapp gefasst, 2004; Vieregg, H., Geschichte des Museums, 2008; Hartung, O., Kleine deutsche Museumsgeschichte, 2010; Museen im Nationalsozialismus, hg. v. Baensch, T. u. a. 2016; Museum und Tourismus, hg. v. Neiß, H. u. a. 2017

Musik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber In Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Ordnung von Tönen zu einer Gruppe von überwiegend als angenhm empfundenen Klängen

Lit.: Müller, S., Das Publikum macht die Musik, 2014; Über den Ursprung von Musik, hg. v. Wegner, S., 2016; Jelinek, G./Mosser-Schuöcker, B., Die Trapp-Familie, 2018; Rasch, F., Das musikalische Aufführungsrecht in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2019; Berger, C. u. a., Die Musik des Mittelalters, 2019; Schild, W., Richard Wagner – recht betrachtet, 2020

Muspilli (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein von dem Herausgeber J. A. Schmeller nach einem Wort in Vers 57b benanntes althochdeutsches Stabreimgedicht der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts über das Weltende durch Feuer (jüngstes Gericht). S. Google

Lit.: Mohr, W./Haug, W., Zweimal Muspilli, 1977; Köbler, G., Sammlung kleinerer althochdeutscher Denkmäler, 1986; Delden, R. van, Die sprachliche Gestalt des Muspilli und ihre Vorgeschichte im Zusammenhang mit der Abschreiberfrage, 2007; Vetter, F. Zum Muspilli und zur germanischen Alliterationspoesie, 2017

Musteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) Speisevorrat, ist in dem mittelalterlichen Recht ein Vermögensteil, den die Witwe bei dem Tod des Mannes teilweise behalten darf.  S. Google

Lit.: Hübner § 95c

Muster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1337 [mittelniederländisch] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Mittellateinische und teilweise das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Gestalt, Stück

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., 3,3, 1986

mustern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [Basel] in siebenundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) besichtigen

Musterung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1499 [Nürnberg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb mustern 1370) ist die Untersuchung (auf Kriegstauglichkeit) seit dem Spätmittel­alter. Eine besondere Bedeutung erlangt die Musterung in dem Seerecht (Anmusterung, Abmus­terung). S. Google

Lit.: Helfritz, H., Geschichte der preußischen Heeresverwaltung, 1938; Hartmann, H., Der Volkskörper bei der Musterung – Militärstatistik und Anfänge der Demographie in Europa vor dem Ersten Weltkrieg, 2011

Mut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250? [Langewold/Langewold 1250 R. 366] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Tapferkeit, Sinn

muten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 810-817 [Murbacher Hymnen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 [Mühlhausen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) begehren, verlangen

mutschieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Eisenach Stadtrecht] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, V.) abteilen

Mutschierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1728 (Leu, EidgR] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist in dem Mittelalter (13. Jahrhundert) die Teilung eines Gesamteigentums durch Vertrag (auf Zeit) in dem Erbrecht und in dem Lehnsrecht. S. Google

Lit.: Hübner; Heusler, A., Institutionen des deutschen Privatrechts, Bd. 1 1885, 247; Müller, E., Die Mutschierung von 1513, Jb. f. RegionalG. 14 (1987), 173

Mutter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 1221-1224 belegt,aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, ber in Google belegt sowie für das Germanische und Indoger­manische erschließbar, F.) ist der weibliche Elter eines Kindes. S. Google

Lit.: Gestrich, A. u. a., Geschichte der Familie, 2003; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Hinz, M., Mutter- und Vaterbilder im Familienrecht des BGB, 2014

Mutterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1567 [Weingarten, Fasc. II 350 in drei Stellern bis 1824 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für eine Familienstruktur, in der das Gut sich in mütterlicher Linie vererbt. Das Mutterrecht wird als eine Kulturstufe von Johann Jakob →Bachofen behauptet, lässt sich aber nirgends tatsächlich überzeugend nachweisen.

Lit.: Köbler, DRG 15; Bachofen, J., Das Mutterrecht, 1861; Dargun, L., Mutterrecht und Raubehe, 1883; Dargun, L., Studien zum ältesten Familienrecht, 1892; Meyer, H., Friedelehe und Mutterrecht, ZRG GA 47 (1927), 198; Schmidt, W., Das Mutterrecht, 1955; Materialien zu Bachofens Das Mutterrecht, hg. v. Heinrichs, H., 2. A. 1975; Bachofen, J., Das Mutterrecht. Eine Auswahl, hg. v. Heinrichs, H., 3. A. 1980, 8. A. 1993; Wesel, U., Der Mythos vom Matriarchat, 1980, 7. A. 1994; Gerlitz, P., Religion und Matriarchat, 1984; Dörr, G., Muttermythos und Herrschaftsmythos, 2007; Davies, P., Myth, matriarchy and modernity, 2020

Mutterschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der vorindustriellen Welt der weitgehenden Hauswirtschaft unbekannte besondere Schutz der arbeitstätigen Mutter in der Zeit vor und nach der Geburt. Der Mutterschutz entwickelt sich an dem Ende des 19. Jahrhunderts (in der Schweiz in Anlehnung an eine Regelung in dem Fabrikgesetz von Glarus von 1864 in dem Jahre 1877 Beschäftigungs­verbot je acht Wochen vor und nach der Geburt eines Kindes, 1920 sechswöchiges Krankengeld, in dem Deutschen Reich in Gewerbeordnungs­novelle 1878 dreiwöchiges Beschäfti­gungs­ver­bot nach Geburt, 1882/­1885 für Fabrikarbeiterinnen dreiwöchige Wöchne­rinnenunterstützung, 1927). In der Schweiz wird zu dem 1. 7. 2005 eine obligatorische Mut­terschaftsversicherung eingeführt.

Lit.: Frank, L., L’assurance maternelle, 1897; Schmitz, E., Mutterschutz und Mutterpflichten, Diss. jur. Köln 1992; Edel, U., Die Entwicklung des Mutterschutzrechtes in Deutschland, 1993; Hauser, K., Die Anfänge der Mutterschaftsver­sicherung, 2004

Mutterstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist aus wissenschaftlicher Sicht in dem Mittelalter eine Stadt, deren Recht auf eine andere Stadt übertragen wird und die deshalb für Auskünfte in Rechtsstreitigkeiten der Tochterstadt wieder befragt wird (beispielsweise Freiburg im Breisgau, Nürnberg, Frankfurt am Main, Soest, Lübeck, Magdeburg).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Dusil, S., Die Soester Stadtrechtsfamilie, 2007

Mutung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14./15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [MGConstitutiones VIII 105] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb muten 810-817) ist allgemein das Begehren, insbesondere in dem Mittelalter das Begehren auf Erneuerung des Lehens, das Gesuch um Zulassung als Meister und in dem Bergrecht der Antrag auf Verleihung des Bergwerkeigen­tums in einem bestimmten Fall (bis 1980). S. Google

Lit.: Heusler, A., Institutionen des Deutschen Privatrechts, Bd. 1 1885, 243, Bd. 2 1886, 169; Wissell, R./Hahm, K., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, 1929, 2. A. 1981; Ueberhorst, R., Die Mutung und ihr Rechtsschutz vor den ordentlichen Gerichten (nach dem Allgemeinen Berggesetz für die preußischen Staaten), Diss. jur. Würzburg 1921

mutuum, mūtuum, lat., N., Darlehen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mūtuus

Mutuum (lat. [N.]) ist bereits in dem altrömischen Recht das formfreie Haf­tungsgeschäft des (auf Tausch gegebenen) →Darlehens. Es ist Realvertrag und entsteht mit der Hingabe einer vertretbaren Sache in das Eigentum mit der Ver­pflichtung zu der Rückgabe einer gleichen Menge. Zinsen müssen meist besonders vereinbart werden.

Lit.: Kaser § 39 I 2; Söllner §§ 9, 16, 18; Köbler, DRG 27, 45, 63; Köbler, LAW

Muwatta ([M.] arab., geebneter Pfad) ist das älteste erhaltene, von Malik ibn Anas (8. Jahrhundert) auf der Grundlage des →Korans und des Gewohnheitsrechts in Medina geschaffene Rechtsbuch des →Islam. S. Google

Lit.: Schacht, J., Malik b. Anas, (in) Enzyklopädie des Islam, 2. A. Bd. 1f. 1960ff., 6, 262

Mynsinger von Frundeck, Joachim (Stuttgart 13. 8. 1514-Großalsleben 3. 5. 1588), Adeliger, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen, Padua und Freiburg im Breisgau (Zasius) 1536 bzw. 1543 Professor in Freiburg im Breisgau, 1548 Assessor an dem Reichskammer­gericht und 1556 Kanzler in Braunschweig-Wolfen­büttel (1576 Gründung der Universität Helmstedt). 1563 veröffentlicht er als erster unsystematisch bei Gericht an­ge­legte kurze Notizen zu Entscheidungen des Reichskam­mergerichts ([lat.] Singula­rium observa­tionum iudicii imperialis camerae centuriae [F.Pl.] quattuor, Vierhundert einzelne Beobachtun­gen des Reichs­kam­mergerichts). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 144; Schreiber, H., Joachim Mynsinger, 1834; Schumann, S., Joachim Mynsinger, 1983; Zippelius, K., Ein Juristenleben im 16. Jahrhundert, (in) Mélanges Sturm, F., 1999, 959

Mythe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Legende, Sage

mythisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) sagenhaft (beispielsweise Gesetzgeber wie Romulus)

Lit.: Hölkeskamp, K., Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung im archaischen Griechenland, 1999; Fögen, M., Römische Rechtsgeschichten, 2002; Meyer, A., Von der Wahrheit zur Wahrscheinlichkeit, 2008

Mythologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1695 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Sagenkunde

Lit.: Jamme, C. u. a., Handbuch der Mythologie, 2014

Mythos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Legende, Sage

N

Nabatäer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines von dem 4. Jahrhundert v. Chr. bis 106 n. Chr. das Gebiet zwischen Damaskus und Arabien beherrschenden Volkes. S. Google

Lit.: Hackl, U. u. a., Quellen zur Geschichte der Nabatäer, 2003; The World of the Nabataeans, hg. v. Politis, K., 2007

Nabburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort bei Schwandorf in der Oberpfalz

Lit.: Müller-Luckner, E., Nabburg, 1981

nach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in dem DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp. und Adv.) nahe, danach

Nachbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der unmittelbar neben einem Menschen wohnende oder begüterte Mensch. Schon in dem römischen Recht entwickelt sich sachlich aus der Nachbarschaft ein →Nachbarrecht. In dem Mittelalter haben Nachbarn verschiedent­lich ein →Näher­recht (Nachbarlosung). Ansonsten kommen Nachbarn häufig als Zeugen in Betracht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Kramer, K., Die Nachbarschaft, 1954; Bader, K., Studien zur Rechts­geschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Bauer, hg. v. Wenskus, R. u. a., 1975, 230; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Hildebrandt, F., Die Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; In Europas Mitte, hg. v. Duchhardt, H., 1988; Sutter, P., Von guten und bösen Nachbarn, 2002; Schedensack, C., Nachbarn im Konflikt, 2007

Nachbarrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [OsterwieckStB. 53] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der für die Eigentümer von benachbarten Grundstücken in dem Verhältnis zueinander geltenden, aus Gewohnheitsrecht oder Gesetz stammenden Rechts­sätze. Sie betreffen bereits in dem römischen Recht den Überhang von Zweigen, den Überfall von Früchten, den Notweg, das Eindringen von Rauch, Wasser u. s. w., die Ausbuchtung einer Mauer, die Einsturzgefahr von Gebäuden, die Untersagung von Bauführung und die Feststellung der Grenze. In dem nachklassischen römischen Recht wird öfter wegen der vertraglichen Vereinbarkeit der meisten Verpflichtungen fälschlich von Legal­servituten gespro­chen. Teils auf ein­heimischer, teils auf aus dem römischen Recht übernommener Grund­lage findet das N. teils Eingang in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900), bleibt aber zu dem anderen Teil Landesrecht. S. Google

Lit.: Kaser § 23 III; Hübner 280; Köbler, DRG 40; Hitz, J., Das Nachbarrecht des Kantons Graubünden, Diss. jur. Bern 1912; Ogorek, R., Actio negatoria und industrielle Beeinträchtigung des Grundeigentums, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 40; Carlen, L., Bäuerliches Nachbarrecht in Schweizer Städten, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980; Dehner, W., Nachbarrecht im Bundesgebiet, 7. A. 1991; Schmidt, B., Pflugwende und Anwenderecht im Westfälischen, 1989; Uwer, D., Zur Entwicklungsge­schichte, (in) Jb. d. Umwelt- und Technikrechts, 1997, 303; Seyed-Mahdavi Ruiz, S., Die rechtlichen Regelungen der Immissionen im römischen Recht und in ausgewählten europäischen Rechtsordnungen, 2000; Lies-Benachib, G., Immissionsschutz im 19. Jahrhundert, 2002; Koch, N., Die Entwicklung des deutschen privaten Immissionsschutzrecchts seit Beginn der Industrialisierung, 2004; Staats, C., Die Entstehung des Bundesimmissionsschutzgesetzes vom 15. März 1974, 2009

Nachbarschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1411 [Aachen/LSchrP. 198] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Nähe, Gesamtheit von Nachbarn

Lit.: Kramer, K., Die Nachbarschaft als bäuerliche Gemeinschaft, 1954; Ruland, J., Nachbarschaft und Gemeinschaft in Dorf und Stadt, 1963; Landgemeinde und Stadtgemeinde in Mitteleuropa, hg. v. Blickle, P., 1991; Schildt, B., Bauer - Gemeinde – Nachbarschaft, 1996

Nachbarzeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Nachbar als Zeuge

Nacheile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1475 [GeöArch. II 1 S. 251] in dreiundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verfolgung

Nacherbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1365 [WerdenUrb. I 419] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der Weise eingesetzte Erbe, dass dieser erst zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt (Nacherbfall) Erbe wird, nachdem zunächst zu einem früheren Zeitpunkt ein anderer Erbe (Vorerbe) geworden ist. In dem römischen Recht schließt der Rechtssatz (lat.) semel heres semper heres (einmal Erbe, immer Erbe) sachlich ein Hintereinander mehrerer Testamentserben und damit Nacherben aus. Einen Ausweg eröffnet das Erbschaftsfideikommiss, bei dem Erbe zwar der erste Nachfolger des Erblassers wird, diesem aber auferlegt werden kann, die Erbschaft ganz oder teilweise als Fideikommiss einem weiteren Nachfolger he­rauszugeben. In dem Mittelalter ist seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert die Einsetzung eines Nacherben zulässig. Die Gestaltung behauptet sich gegen das aufgenommene römische Recht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 65 II 4, 68 II 4, 78 I; Söllner § 11; Köbler, DRG 9; Schartl, R., Das Privatrecht der Reichsstadt Friedberg, Diss. jur. Gießen 1987; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 2 1989, 613, 629; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse, 1992; Straub, S., Zur Entstehung der Vor- und Nacherbfolge im Bürgerlichen Gesetzbuch, ZRG 120 (2003), 235

Nachklassik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) des römischen Rechtes ist die dem klassischen römischen Recht folgende Zeit des 3.-4. Jahrhundert n. Chr.

Nachlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 14. Jahrhundert [Seibertz, UB. I 574 Westfalen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., selten N., Nachlass­ge­genstand 1847, Nachlassgericht 1866, Nach­lass­gläubiger 1879, Nachlasskon­kurs 1888, Nachlassverbindlichkeit 1888, Nachlass­verfahren 1891) ist das Vermögen des Erb­lassers in dem Zeitpunkt des Erbfalls. In dem rö­mischen Recht ist der Nachlass (lat. [F.] hereditas, einschließlich der Verbindlich­keiten, aber ohne ususfructus, fructus, patria potestas, manus, Vormund­schaft oder Patronat) eine Einheit (unkör­perliche res, universitas), in dem mittel­alterlichen Recht eine Mehrheit von Sondervermögen (beispielsweise Gerade, Heergewäte). Verschiedentlich wird der Nachlass in der Zeit zwischen Erbfall des Erblassers und davon zeitlich getrenntem Erbschaftserwerb des Erben als juris­tische Person angesehen (lat. hereditas [F.] iacens, ruhende Erbschaft).

Lit.: Kaser §§ 65 I 2, 66 VI, 72 I; Hübner; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957, 21; Repertorium der handschriftlichen Nachlässe in den Bibliotheken und Archiven der Schweiz, hg. v. Schmutz-Pfister, A., 1967; Mannheims, H./Roth, K., Nachlassverzeichnisse, internationale Biblio­gra­phie, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 2 1989, 636ff.; Krenz, U., Modell der Nachlassteilung, 1994; Heuser, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Verzeichnis der Nachlässe im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, bearb. v. Krauß, S., 2019 (512 Nachlässe)

nachlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14./15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1363? [Westfalen] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zurücklassen, hinterlassen, unterlassen

Nachlassgegenstand (1847) → Nachlass, Gegenstand

Nachlassgericht (1866) → Nachlass, Gericht

Nachlassgläubiger (1879) → Nachlass, Gläubiger

Nachlasskonkurs (1888) → Nachlass, Konkurs

Nachlassverbindlichkeit (1888) → Nachlass, Verbindlichkeit

Nachlassverfahren (1891) → Nachlass, Verfahren

Nachlassverkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht die Versteigerung des erbenlosen (überschul­de­ten) Nachlasses zu Gunsten der Gläubiger, die entsprechend der Höhe ihrer Forderung an­teilmäßig an dem Erlös beteiligt werden (lat. [F.] bonorum venditio).

Lit.: Kroppenberg, I., Die Insolvenz im klassischen römischen Recht, 2001

Nachrezeption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem 19. Jahrhundert erfolgende Aufnahme des römischen Rechtes durch vertiefte Befassung mit den römischen Rechtsquellen (Pandektistik). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 205

Nachricht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1602 [SchweizID. I 888] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Mitteilung eines Menschen über eine Gegebenheit an mindestens einen anderen Menschen oder die Allgemeinheit

Lit.: Barth, V., Wa(h)re Fakten – Massenproduktion globaler Nachrichtenagenturen 1835-1939, 2019 (Agence Havas, Reuters, Wolff’s Telegraphisches Bureau, Associated Press); Hofmann, B., Menschenrecht als Nachricht, 2020

nachrichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [SchweizId. VI 434] in vier Stellen bis 1464 [BayreuthStB.1 350] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbnare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erledigen, vollstrecken

Nachrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265 [SchäftlarnTrad. 439] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Bezeichnung für den untergeordneten Richter oder den dem Richter nachgeordneten →Henker. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Wegener, B., Zur Psychohistorie der Scharfrichter und verwandter Professionen, 2017; Steinfels, M. u. a., Vom Scharfrichteramt ins Zürcher Bürgertum, 2018

Nacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab erste Hälfte 9. Jahrhundert bzw. 1221-1224 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die während des gesamten grundsätzlich sehr regelmäßigen Sonnenumlaufs der Erde auf einer elliptischen Bahn unterschiedlich lange Zeit jeweiliger Sonnenabgewendetheit und damit Lichtverminderung auf einem Teil der Erde infolge ständiger Drehung der Erde um ihre Achse. S. Google

Nachtwächter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1400 [ArchFrankfG.2 2 1862 226 Frankfurt am Main] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) vielleicht ab dem Hochmittelalter städtischer Bediensteter für Ordnung und Ruhe während der Nacht mit Hellebarde, Laterne und Horn

Lit.: Sommer, P., Hört ihr Herrn und lasst euch sagen, 1968; Stehling, W., Die Marburger Nachtwächter, 2020

Nachzensur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die in Bezug auf einen Ver­öffentlichungszeitpunkt nachträgliche Zen­sur.

Lit.: Rohde, F., Die Nachzensur in Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG, 1997; Eggert, J., Nachzensur, 2011; Rebehn, L., Vorzensur, Nachzensur, Selbstzensur, 2020

Nachzettel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist in der frühen Neuzeit die ein Testament ergänzende formlose Schrift. Die Möglichkeit des Nachzettels wird in dem Allge­meinen Landrecht Preußens (1794) und in der Rechtsprechung des 19. Jahrhunderts eingeschränkt.

Lit.: Svarez, C., Amtliche Vorträge bei der Schlussrevision des Allgemeinen Landrechts, (in) Jahrbücher für die preußische Gesetzgebung, Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung 41 (1833), 76

nackt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1279 [RigaStR. 39] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bloß, bar, unbekleidet

Lit.: Und sie erkannten, dass sie nackt waren, 2008; Locher, E., Natürlich, nackt, gesund - Die Lebensreform in der Schweiz nach 1945, 2021

Nacktheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) vorzivilisatorisch selbverständlicher Zustand der Unbekleidetheit des Menschen wie aller anderen Gegebenheiten

Lit.: Duerr, H., Nacktheit und Scham, 1988; Cordier, P., Nuditès romaines, 2005

Nadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1320/1360 [NürnbergSatzB. 194] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischenverbindbar, F.) ein Nähgerät des Menschen anfangs vor allem zu der Herstellung von Bekleidung

Nadelgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und nur in DRW-Archiv und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ein Taschengeld einer Ehefrau

Lit.: Freitag, G., Die Rechte des Ehemannes und der Ehefrau an dem der Frau vom Manne gegebenen Haushaltungsgeld und Nadelgeld, 1910; Aushandeln von Ehe, hg. v. Langer-Ostrawski, G., 2010; Aushandeln von Ehe, hg.v. Lanzinger, M., 2. A. 2015

nahe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Komparativ näher) neben einem angenommenen Bezugspunkt befindlich, benachbart

Näherrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Schottel 502] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Retraktrecht ist das Anrecht bestimmter nahestehender Personen auf ein Gut eines Menschen für den Fall der Vererbung oder Veräußerung. Berechtigt können Verwandte, Nachbarn, Herren und andere sein. Das Näherrecht kann an die Zahlung eines Geldausgleichs gebunden sein. Schon seit dem Hoch­mittelalter wird das Näherrecht zugunsten der Freiheit des Eigentümers zurückgedrängt. Seit dem 18. Jahrhundert wird es verstärkt bekämpft und in dem 19. Jahrhundert weitgehend beseitigt. Vereinbart werden kann aber ein →Vorkaufsrecht. S. Google

Lit.: Hübner 422; Köbler, DRG 124, 163, 211; Walch, C., Das Näherrecht, 1775; Gierke, O., Deutsches Privatrecht, Bd. 2 1905, 766; Wesener, G., Vorkaufs- und Einstandsrecht der „gesippten Freunde“, (in) Gedächtnisschrift R. Schmidt, 1966, 535; Coing, Europäisches Privatrecht, 1985, § 76; Carlen, L., Näherrechte im Wallis, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 52

nähren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) heilen, erhalten, aufziehen

Nahrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [AardenburgRbr. 96] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb nähren ab Ende 8. Jahrhundert belegt und für das Germanische erschließbar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) Lebensmittel, Bedarf

Name (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert [AhdGl. I 733, 2, AhdIsidor 5, 14, AhdGl. I 90, 11, MonseeFragm. 31, 8, Notker] belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Namensrecht ab 1888 belegt) ist die besondere Bezeichnung eines einzelnen Menschen, einer ein­zelnen Person (→Personenname) oder eines einzelnen Gegenstands (für Orte →Ortsname) zu dem Zweck der Heraushebung aus einer Gattung bzw. der Unterscheidung von anderen Menschen, Personen und Gegenständen oder Umständen. Die Vergabe von Namen steht vielleicht an dem Beginn der menschlichen Sprachentwicklung. Während anfangs meist ein einziges Wort als Name genügt, wird bereits in dem römischen Altertum der Mensch häufig durch mehrere Namensbestandteile individuell gekenn­zeich­net (lat. praenomen [N.], nomen gentile, cognomen beispielsweise Gaius Iulius Caesar, in der Spätantike aber wieder Tendenz zu Einnamigkeit). Bei den römischen Senatoren des spätantiken Gallien tragen von 411 Personen 5 bzw. 8 ger­manische Namen. In dem deutschen Mittelalter wird angesichts der (wohl auf kaum mehr als 1000) ziemlich begrenzten Zahl der für Menschen verwendeten Namen zwecks mit dem Bevölkerungswachstum und der zunehmenden Urbanisierung erfor­derlich werdender Unterscheidung nach ersten Anfängen in Venedig (9. Jahrhundert), Norditalien und Südfrankreich (10. Jahrhundert) für den Adel in dem 10. Jahrhundert bzw. seit dem 12. Jahrhundert (beispielsweise Zürich 1150/1170, Frankfurt am Main Anfang 13. Jahrhundert, Esslingen 13. Jahrhundert, - in Wien seit 1288 kein Rufname mehr ohne Beiname -, Friesland 19. Jahrhundert) in etwa von dem Süden und Westen nach Norden und Osten fortschreitend dem bisher alleinigen Namen (und späteren Vornamen) allmählich allgemein ein Zuname oder Beiname (Familienname) beigefügt, was andernorts erst viel später geschieht (Japan 1875, Bulgarien 1878, Türkei 1934). Dementsprechend werden bis etwa 1300 Menschen nach dem alleinigen Namen/Vornamen benannt und zitiert wie Engelbert von Admont als Engelbert (von Admont), während danach der Beiname, Zuname oder Familienname in den Vordergrund tritt und der bisherige alleinige Name (Vorname) an Bedeutung verliert, so dass beispielsweise Berthold von Henneberg jetzt nicht mehr Berthold (von Henneberg) ist, sondern trotz aller landschaftlichen, örtlichen, zeitlichen und auch familiären oder individuellen Besonderheiten Henneberg, Berthold von. Frauen erlangen mit der Heirat den Familiennamen des Mannes, Kinder mit der Geburt den Fa­miliennamen des Vaters bzw. bei unehelicher Geburt der Mutter. Durch Ver­ordnungen seit dem 17. Jahrhundert wird bis zu dem Ende der frühen Neuzeit die ursprüngliche Freiheit der Namensän­de­rung beseitigt (Österreich 1776). Seit 14. 6. 1976 kann in der Bundesrepublik Deutsch­land auch der Name der Frau Familienname sein, seit 1995 ist kein gemeinsamer Familienname mehr nötig (1995 auch in Österreich). In dem Einzelnen ist ein detailliertes Namensrecht entwickelt. Danach bestimmen grundsätzlich die Eltern den oder die Vornamen (und den Familiennamen) eines Kindes. Häufigster der mehr als 150000 verschiedenen deutschen Familiennamen der Gegenwart ist Müller (ca. 10%), häufigster Familienname der Welt der chinesische Name Chang (Zhang) oder Wang. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 120, 160, 267; Levi, S., Vorname und Familienname, Diss. jur. Gießen 1888; Schulze, W., Zur Geschichte lateinischer Eigennamen, 1904; Volckmann, E., Rechtsaltertümer in Straßennamen, 1920; Brechenmacher, J., Etymo­logisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen, 1957ff.; Schönfeld, W., Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen, 1911, 2. A. 1965; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961; Berger, F./Etter, O., Die Familiennamen der Reichsstadt Esslingen, 1961; Klippel, D., Der zivilrechtliche Schutz des Namens, 1985; Thoma, G., Namens­änderungen in Herrscherfamilien des mittel­alterlichen Europa, 1985; Internationales Handbuch der Vornamen, 1986; Reichert, H., Lexikon der alt­germanischen Namen, 1987; Hanks, P./Hodges, F., A Dictionary of Surnames, 1988; Seibicke, W., Historisches deutsches Vornamenbuch, 1996ff.; Namenforschung, hg. v. Eichler, E. u. a., 1996; Nomen et gens, hg. v. Geuenich, D. u. a., 1997; Dumoulin, K., Die Adelsbezeichnung im deutschen und ausländischen Recht, 1997; Berger, E., Name und Recht, ZRG GA 117 (2000), 564; Kunze, K., dtv-Atlas Namenkunde, 1998, 2. A. 2002, 3. A. 2003, 5. A. 2004; Personennamen des Mittelalters, hg. v. Fabian, C., 2. A. 2000 (13000 Namensformen); Berger, E., Erwerb und Änderung des Familiennamens, 2001; Wagner-Kern, M., Staat und Namensänderung, 2002; Person und Name, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2002; Glasner, P., Die Lesbarkeit der Stadt, 2002; Schrimpf, R., Vornamengebung in Braunschweig 1871-1945, 2002; Dictionnaire historique de l’anthroponymie romane, hg. v. Cano González, A. u. a., Bd. 1ff. 2003ff.; Arndt, N., Die Geschichte der Entwicklung des familienrechtlichen Namensrechts in Deutschland unter Berücksichtigung des Vornamensrechts, 2003; Grahn-Hoek, H., Zu Mischehe, Namengebung und Personenidentität im frühen Frankenreich, ZRG GA 121 (2004), 100; Deutsches Namenslexikon, 2004; Lochner von Hüttenbach, F., Frühmittelalterliche Namen in der Steiermark, 2004; Name und Gesellschaft im Frühmittelalter, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2006; Namen, hg. v. Krampl, u. u. a., 2009; Onimastica Slavogermanica 25, hg. v. Eichler, E., 2008; Noth, M., Die israelitischen Personennamen, 2010; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Der Südwesten im Spiegel der Namen, hg. v. Greule, A. u. a., 2010; Utech, U., Rufname und soziale Herkunft, 2011; Methoden der Namenforschung, hg. v. Ziegler, A., 2011; Debus, F., Namenkunde und Namengeschichte, 2012; Bannasch, M., Der Gemeingebrauch des Namens, 2014; Tiernamen – Zoonyme, hg. v. Dammel, A., Bd. 1f. 2015; Benware, W., Zur Betonung geographischer Namen im deutschsprachigen Europa, 2015 (24000 geographische Namen); Namen und Wörter, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2018; Kohlheim, V., Der Name in der Literatur, 2019

Namengebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber Namengebung und Namensgebung in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erteilung eines Namens

Namensehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nur zwecks Erlangung eines Namens geschlossene Ehe (Scheinehe).

Lit.: Eisfeld, J., Die Scheinehe in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, 2005

Namensrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google, 1888 belegt) für Namen geltendes Recht

Lit.: Ficker, H., Das Recht des bürgerlichen Namens, 1950; Edlbacher, O., Das Recht des Namens in systematischer Darstellung, 1978; Klippel, D., Der zivilrechtliche Schutz des Namens, 1985; Lefebrve-Teillard, A., Le nom – Droit et histoire, 1990

Namur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.).

Lit.: Roland, J., Le comté et la province de Namur, 1959

Nancy (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) in Frankreich ist seit 947 bezeugt. Es erhält 1265 Stadtrecht und gelangt 1766 mit Lothringen zu Frankreich. 1768 wird es Sitz einer Universität, 1777 Sitz eines Bischofs.

Lit.: Fray, J., Nancy-le-Duc, 1986

Napoleon Bonaparte (Ajaccio 15. 8. 1769-Longwood/Sankt Helena in dem Südatlantik 5. 5. 1821), nie­der­adeliger Juristen­sohn mit sehr schneller Auffassungsfähigkeit, sehr rascher Entscheidungsfähigkeit, sehr hoher Arbeitsfähigkeit und sehr gutem Gedächtnis, wird nach Offiziers­ausbildung und beeindruckenden militärischen Erfolgen 1796 mit 27 Jahren Oberbefehls­haber der Armee Frankreichs in Italien. 1798 zieht er mit 56000 Soldaten nach Ägypten, um den mittleren Osten für Frankreich zu erobern. 1799 wird er unter Sturz der Direktorial­regierung erster Konsul, an dem 18. 5. 1804 infolge eigener Entscheidung erblicher Kaiser der Franzosen. Binnen weniger Jahre (1804-1810) lässt er das Recht ganz Frankreichs unter persönlicher Beteiligung (beispielsweise an 59 von 102 Sitzungen der zuständigen Kommission zu dem Code civil) in fünf modernen Codes (Gesetzbüchern) einheitlich erfassen und gestaltet die euro­pä­ische Staatenwelt nach seinen Vor­stellungen um, wobei er sich insgesamt 880 Tage in dem deutschen Sprach­raum und 753 Tage in dem italienischen Gebiet aufhält. An dem 24. Juni 1812 marschiert er er mit 475000 Soldaten (davon 120000 aus den Rheinbundstaaten und 50000 aus Preußen und Österreich) in Russland ein, von denen vielleicht nur noch 50000 ziemlich verkommen zurückfinden. Von dem 16. bis zu dem 19. 10. 1813 bei Leipzig und nochmals an dem 18. 6. 1815 bei Waterloo südlich Brüssels wird er von Russland, Öster­reich und Preußen bzw. England und Preußen geschlagen. Nach Abdankung (22. 6. 1815) stirbt er in der Verbannung auf der Insel Sankt Helena mit der Vorstellung, dass er niemals Herr seiner Bewegungen und in seinen Plänen immer durch die Umstände, nicht jedoch die Freiheit bestimmt war. Viele von ihm gewollte Veränderungen werden nach dem Ende seiner Herrschaft wieder beseitigt, andere behalten über sein Ende Bestand. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 132, 141, 169; Dunan, M., Napoléon et l’Allemagne, 1942; Andreas, W., Das Zeitalter Napoleons, 1956; Andreas, W., Napoleon, 1962; Fehrenbach, E., Der Kampf um die Einführung des Code Napoleon in den Rheinbundstaaten, 1973; Ludwig, E., Napoleon, 1977; Tulard, J., Napoléon ou le mythe du saveur, 1977; Die Erhebung gegen Napoleon 1806-1814/15, hg. v. Spies, H., 1981; Theewen, E., Napoléons Anteil am Code civil, 1991; Dufraisse, R., Napoleon, 1994; Napoleonische Herrschaft in Deutschland und Italien, hg. v. Dipper, C. u. a., 1995; Kern, B., Die französische Gesetzgebung unter Napoleon, (in) JuS 1997, 11; Kleßmann, E., Napoleon, 2000; Willms, J., Napoleon, 2000; Lefebvre, G., Napoleon, 2003; Pelzer, E., Napoleon Bonaparte, 2003; Bonaparte, la Suisse et l’Europe, hg. v. Dufour, A., 2003; Martin, X., Mythologie du Code Napoléon, 2003; Ullrich, V., Napoleon, 2004; Willms, J., Napoleon, 2005; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutsch­land, 2005; Beßlich, B., Der deutsche Napoleon-Mythos, 2006; Napoleon. Tri­kolore und Kaiseradler über Rhein und Weser, hg. v. Veltzke, V., 2007; Napoleon und das Königreich Westphalen, hg. v. Hedwig, A. u. a. 2008; Cole, J., Die Schlacht bei den Pyramiden, 2010; Napoleon und Europa, 2010; Hunecke, V., Napoleon, 2011; Furrer, D., Soldatenleben, 2012; Grilli, A., Il difficile amalgama – Giustizia e codici nell’Europa di Napoleone, 2012; Zamoyski, A., 1812. Napoleons Feldzug in Russland. 2012; Krause, A., Der Kampf um Freiheit, 2013; Napoleonische Expansionspolitik, hg. v. Braun, G. u. a., 2013; Müchler, G., Napoleons hundert Tage, 2014; Bremm, K., Die Schlacht – Waterloo 1815, 2015; Müchler, G., Waterloo, 2015; Napoléon oder der entfesselte Prometheus, hg. v. Jung, W., 2015; Füssel, M., Waterloo 1815, 2015; Willms, J., Waterloo, 2015; Müchler, G., Napoleons Sohn, 2017 (Franz Herzog von Reichstadt 1811-1832); Gueniffey, P., Bonaparte 1769-1802, 2017; Armee im Untergang – Württemberg und der Feldzug Napoleons gegen Russland 1812, hg. v. Mährle, W. u. a., 2017; Müchler, G., Napoleon – Revolutionär auf dem Kaiserthron, 2018; Die napoleonische Gesetzgebung im politischen Widerstreit in Bern und Hessen, hg. v. Dölemeyer, B./Jung, H., 2020 (64 S.); Planert, U., Napoleons Welt – Ein Zeitalter in Bildern, 2021

Narr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350/1365 [Heinrich Teichner] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Spaßmacher, Dummkopf

Lit.: Mezger, W., Narrenidee und Fastnachtsbrauch, 1991; Amelunxen, C., Zur Rechtsgeschichte der Hofnarren, 1991; Petrat, G., Die letzten Narren und Zwerge bei Hofe, 1998

Narrenfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Freiheit für Narren

nāscī, gnāscī (ält.), lat., V., gezeugt werden, geboren werden, wachsen (V.) (1), Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen,

Nasciturus (lat. [M.] Geborenwerdender) ist die menschliche →Leibesfrucht in dem Mut­terleib. Der nasciturus ist in gewisser Weise von dem Recht geschützt, wenn er später tat­säch­lich lebend geboren wird. Er hat ein Erbrecht und gegebenenfalls Schadenser­satz­ansprüche (beispielsweise gegen Arzneiherstel­ler). S. Google

Lit.: Coulin, A., Der nasciturus, ZRG GA 31 (1910), 131; Koch, E., Der nasciturus als Rechtsgut, (in) Cupido legum, hg. v. Burgmann, L. u. a., 1985, 87

Nasciturus pro iam nato habetur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen bvewrbindbar). Das erst noch geboren werdende (gezeugte) Kind wird als schon geboren behandelt (Fiktion). S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 50, 16, 231)

Nassau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist eine in dem 12. Jahrhundert an der unteren Lahn erscheinende und nach einem dortigen Ort benannte Familie, die von 1292 bis 1298 den deutschen König stellt und 1815 das Königtum in den Niederlanden erlangt. Ihr seit dem 12. Jahrhundert an der Lahn entstehendes Herrschaftsgebiet wird als 1814 mit einer Verfassung versehenes Herzogtum (1806) 1866 von Preußen annektiert und geht 1945 in Hessen auf. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 192; Geschichte von Nassau, hg. v. Schliephake, F. u. a., Band 1ff. 1864ff.; Spielmann, G., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Meister, R., Nassau und die Reichsritterschaft vom Reichsdeputations­haupt­schluss bis zum Wiener Kongress, 1923; Marner, W., Die Verfassung des Herzogtums Nassau von 1814, 1953; Gensicke, E., Landesgeschichte des Wester­waldes, 1958, 2. A. 1987; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff, 3,3,2878; Münzing, H., Die Mediatisierung der ehemaligen reichsunmittelbaren Standesherren und Reichsritter im Herzogtum Nassau, Diss. jur. Mainz 1980; Herzogtum Nassau 1806-1866, Ausstellungskatalog (Neudruck) 1981; Renkhoff, O., Nassauische Biographie 1985, 2. A. 1992 (4946 Menschen); Nassau und Oranien, hg. v. Tamse, C., 1985; Zimmermann, R., Die Bemühungen um eine Privatrechtskodifikation im Herzogtum Nassau 1806-1866, 1988; Vater, A., Hexen­verfolgungen in nassauischen Grafschaften, Diss. jur. Marburg 1988; 175 Jahre nassauische Verfassung, red. Friedrich, B., 1989; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren 1806-1866, 1990; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Schüler, W., Die nassauische Verfassung vom 1./2. September 1814, (in) Hessen, 1997, 59; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Even, P., Dynastie Luxemburg-Nassau, 2000; Regierungsakten der Herzogtums Nassau 1803-1814, bearb. v. Ziegler, 2001; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Herrmann, H., Die Grafen von Nassau links des Rheins (in) Nassauische Annalen 123 (2012) 99; Handbuch der hessischen Geschichte, hg. v. Speitkamp, W., Band 3 2014, 4ff.

nasteid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 712/725 [Lex Alamannorum] in drei Stellen bis 10./11. Jahrhundert belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ahd. [M.], s. Google) Eid der frühmittelal­terlichen Alemannen auf den Zopf

nātio, lat., F., Geborenwerden, Geburt, Geschlecht, Art (F.) (1), Rasse, Nation, Volksstamm, Volk, s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑enti-, *g̑enəti-, *g̑n̥ti-, Sb., Geburt, Familie, vgl. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen

Lit.: Hugelmann, G., Stämme, Nation und Nationalstaat, 1955; Nationes - Aspekte der Nationenbildung im Mittelalter, hg. v. Beumann, H. u. a., 1978; Eichenberger, T., Patria, 1991; Krah, A., Die Entstehung der „potestas regia“ im Westfrankenreich während der ersten Regierungsjahre Kaiser Karls II. (840-977), 2000; Moeglin, J., Histoire franco-allemande 2, 2011

Nation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [mittelniederländisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch die Einheit von Sprache und Kultur bzw. durch die Gleichheit der politischen Entwicklung zusammengeschlos­sene Gesamtheit von Menschen. Bedeutsam wird die Nation vor allem in dem 19. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 141; Das Staatsrecht des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Zeumer, K., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, 1910; Hugelmann, G., Stämme, Nation und Nationalstaat, 1955; Plessner, H., Die verspätete Nation, 4. A. 1966; Schröcker, A., Die deutsche Nation, 1974; Aspekte der Nationenbildung im Mittelalter, hg. v. Beumann, H. u. a., 1978; Landwehr, G., „Nation“ und „Deutsche Nation“, (in) FS W. Reimers, 1979, 1; Brinkmüller, E., Nation Österreich, 1984; Ansätze und Diskontinuität deutscher Nationsbildung im Mittelalter, hg. v. Ehlers, J., 1989; Region, Nation, Europa, hg. v. Lottes, G., 1992; Nation, Nationalismus, Postnation, hg. v. Klueting, H., 1992; Dann, O., Nation und Nationalismus, 1993, 3. A. 1996; Die deutsche Nation, hg. v. Dann, O., 1995; Nationenbildung, hg. v. Münkler, H., 1997; Pollmann, K., Nation und Nationalstaat, 1998; Blitz, H., Aus Liebe zum Vaterland, 2000; Langewiesche, D., Nation, Nationalismus, Nationalstaat, 2000; Behrndt, K., Die Nationskonzeptionen, 2003; Müller, S., Die Nation als Waffe und Vorstellung, 2003; Schulze, H., Staat und Nation in der europäischen Geschichte, 2004; Wrede, M., Der Kaiser, das Reich, die deutsche Nation HZ 280 (2005), 83; Kinze, R., Nation und Nationalismus, 2005; Helmchen, A., Die Entstehung der Nationen im Europa der frühen Neuzeit, 2005; Hroch, M., Das Europa der Nationen, 2005; Hirschi, C., Wettkampf der Nationen, 2005; Die deutsche Nation im frühneuzeitlichen Europa, hg. v. Schmidt, G., 2010; Fisch, J., Das Selbstbestimmungsrecht der Völker, 2010; Staat und Nation, hg. v. Salzborn, S., 2011; Heinemann, A., Stadt, Konfession und Nation, 2014; Bröning, M. u. a., Stadt, Land, Volk, 2019

national (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie ab dem 16. Jahrhundert aus dem Neulateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) staatlich, eine Nation betreffend, ein Land betreffend

Nationalgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –außer in DRW-Archiv - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Rechtsord­nung einer →Nation zumindest in einem großen Teilbereich vereinheitlichende →Gesetzbuch. An dem Beginn des 19. Jahrhunderts findet in dem deutschen Sprachraum ein Streit um ein Nationalgesetzbuch statt (→Kodifikationsstreit). Das Nationalgesetzbuch löst dabei in Frankreich (1804ff.) und in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871ff.) sowie in anderen Staaten sowohl das partikulare Recht wie auch das subsidiäre gemeine Recht ab.

Lit.: Wieacker, F., Der Kampf des 19. Jahrhunderts um die Nationalgesetzbücher, (in) Industrie­gesellschaft und Privatrechtsordnung, 1974, 55; Dölemeyer, B., Der Kampf des 19. Jahrhunderts um die National­gesetzbücher, (in) Industriegesellschaft und Privat­rechtsordnung, 1974, 79; Schöler, C., Deutsche Rechtseinheit – partikulare und nationale Gesetzgebung (1780-1866), 2004

Nationalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das in der Mitte des 18. Jahrhunderts von dem Gedankengut der studentischen Landsmannschaften und der Romantik ausgehende Denken in →Nationen. Es führt in Europa in dem 19. Jahrhundert zu nationalen, in dem Kultu­rellen beginnenden und danach politisierten Gegensätzen. Diese entladen sich in dem Ersten Weltkrieg und in dem Zweiten Weltkrieg. S. Google

Lit.: Kohn, H., The Idea of Nationalism, 1944; Deutsch, K., Nationalism and Social Communication, 1953, 2. A. 1966; Il nazionalismo in Italia e in Germania fino alla prima guerra mondiale, hg. v. Lill, R. u. a. 1983; Dann, O., Nation und Nationalismus, 1993, 2. A. 1994, 3. A. 1996; Echternkamp, J., Der Aufstieg des deutschen Nationalismus (1770-1840), 1998; Weißmann, K., Der nationale Sozialismus, 1998; Identità territoriali e cultura politica nella età moderna. Territoriale Identität und politische Kultur in der frühen Neuzeit, hg. v. Bellabarba, M. u. a., 2000; Nationalismus und Nationalbewegung in Europa 1914-1945, hg. v. Timmermann, H., 1999; Langewiesche, D., Nation, Nationalismus, Nationalstaat, 2000; Gramley, H., Propheten des deutschen Nationalismus, 2001; Hirschhausen, U. v./Leonhard, J., Nationalismen in Europa, 2001; Wehler, H., Nationalismus, 2001; Kohfink, M., Für Freiheit und Vaterland, 2002; Müller, S., Die Nation als Waffe und Vorstellung, 2003; Kunze, R., Nation und Nationalismus, 2005; Breuer, S., Nationalismus und Faschismus, 2005; Weichlein, S., Nationalbewegung und Nationalismus in Europa, 2006; Hewitson, M., Nationalism in Germany, 2010; Hermand, J., Verlorene Illusionen. Eine Geschichte des deutschen Nationalismus, 2012; Hirschi, C., The Origins of Nationalism, 2012; The Oxford Handbook of the History of Nationalism, hg. v. Breuilly, H., 2013; Friedrichs, A., Zwischen Nationalisierung und Universalierung, (in) HZ 304 (2017), 90; Nicklas, N., Nationalisierung der deutschen Oper im späten Vormärz 1840-1848, 2017

Nationalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwarssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Zugehörigkeit eines Menschen zu einem Volk bzw. einer Nation. S. Google

Nationalitätenstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vielvölkerstaat (beispielsweise Österreich-Ungarn mit elf verschie­denen Nationalitäten und entsprechendem Nationali­tä­­ten­­problem ohne wirklich gelungene über­zeugende ganzheitliche Lö­sung, vgl. Aus­gleich, kroatischer Aus­gleich, mährischer Ausgleich, Wahlrechts­reformen), s. Google

Lit.: Das Nationalitätenrecht des alten Österreich, hg. v. Hugelmann, K., 1934; Kann, R., Das Nationalitäten­problem der Habsburgermonarchie, 1964, 2. A. 1964; Stourzh, G., Die Gleichberechtigung der Nationalitäten in Verfassung und Verwaltung, 1985

Nationalkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die das Nationale betonende christliche Kirche. In der frühen Neuzeit verstehen sich die Kirchen in Frankreich und in England in unterschiedlich starkem Ausmaß als Nationalkirchen. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Staat und Kirche im Wandel der Jahrhunderte, hg. v. Fuchs, W., 1966; Link, C., Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017

Nationalkirchentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) nationales Kirchentum

nationalliberal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) national und liberal

Nationalökonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Volkswirtschaft

Lit.: Söllner, F., Die Geschichte des ökonomischen Denkens, 1999; Hansel, R., Jurisprudenz und Nationalökonomie, 2006

Nationalrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Bezeichnung für eine Volksvertretung (beispielsweise Österreich 1920, Vorläufer der mit Patent von dem 5. 3. 1860 geschaffene, von dem 31. 5. 1861- bia zu dem 27. 9. 1861 zusammentretende verstärkte Reichsrat, vgl. Art. 24 B-VG, Gesetzgebung zusam­men mit dem Bundesrat, der ein Einspruchsrecht hat). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 248; Baltl/Kocher

nationalsozial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., national und sozial, s. Google), 1896 als Bezeichnung einer von Friedrich Naumann begründeten Arbeiterpartei auf christlicher Grundlage und monarchi­schem, nationalem Boden verwendet, wobei sich die Entstehung der nationalistischen deutschen Arbeiterbewe­gung aus der Verwendung billiger tsche­chischer Arbeitskräfte in dem ursprünglich rein deutsch besiedelten Industriegebiet Nord­böh­mens erklären lässt

Nationalsozialismus ist eine sachlich vielleicht schon in der fortschrittlichen Ordnung der franzö­sischen Revolution von 1789 angelegte, in dem frühen 20. Jahrhundert (in Böhmen 1896 bzw. 1903 und) in Deutschland auf der Grundlage von Nationalismus und Sozialismus entstandene, unter Adolf →Hitler von 1933 bis 1945 in →Deutschland die Macht ausübende politische Bewegung (1929 absolute Mehrheit in Coburg), wobei wohl Nationalismus und Antisemitismus, die Kritik an der Massengesellschaft und der kulturellen Moderne in dem Deutschen Reich bereits vor 1914 in gleichem Maße verbreitet sind wie in anderen vergleichbaren Staaten, aber die Niederlage in dem Ersten Weltkrieg, die harten Bedingungen des Vertrags von Versailles, die darin enthaltene Kriegsschuldbehauptung den Nationalismus und das Revanchedenken stark anfachen, die Stabilität des zu einer Republik gewandelten Deutschen Reiches untergraben und auf der Suche nach Verursachern den Antisemitismus fördern (1901 war das Durchschnittseinkommen eines Juden in dem Deutschen Reich etwa fünfmal so hoch wie eines christlichen Deutschen). Der Nationalsozialismus weist keine eigentliche rechtstheoretische Grundhal­tung auf. Er geht lediglich von der Vorstellung aus, dass er die richtige Weltanschauung sei, die mit allen Mitteln, und deshalb auch mit dem Mittel des Rechtes, verwirklicht werden müsse. Das an vorgegebenen konkreten Lebensord­nun­gen des völkischen Gemeinschaftswillens auszu­richten­de Recht ist ihm nur ein bedeutsames und wirksames, durchaus an manchen Stellen auch ältere Reformvor­stellungen fortfüh­rendes und insofern mo­dernisierendes Kampf­instrument zu der Durch­setzung der von dem Führer ohne Kontrolle aus seinem Charisma heraus geschaffenen Weltanschauung in der gesell­schaftlichen Wirklichkeit. Da der Posi­tivismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts alle außer­juristischen Gehalte ausgesondert hat, sind die während seiner Vorherrschaft entstandenen Gesetze dem Nationalsozialismus nicht wirklich abträglich. Er braucht lediglich die bestimmten, ursprünglich als selb­ver­ständlich mitgedach­ten Voraus­setzungen, dass der Staat sittlichen Prinzipien folgt und die Macht nicht rechtswidrig anwendet, aufzugeben und die ausge­schiedenen außer­juristischen Inhalte durch sein Gedankengut zu ersetzen. Das Gesetz kann bei dieser Auslegung formal völlig unverändert bleiben. In dem äußersten Fall gerät es, weil es „dem gesunden Volks­empfinden ins Gesicht schlägt“, außer Anwendung. Bemerkenswert ist dabei, dass insbesondere Fachvertreter des öffentlichen Rechtes und der deutschen Rechtsgeschichte an den Universi­täten Schlüsselbegriffe der nationalsozialisti­schen Welt­an­schauung übernehmen und geschicht­lich zu belegen versuchen. Soweit auf Grund des Nationalsozialismus strafgerichtliche Ver­urtei­lungen aus politischen, militärischen, ras­sischen, religiö­sen oder weltanschau­lichen Gründen unter Verstoß gegen Grundgedanken der Gerech­tigkeit (Un­rechts­urteile) ergangen sind, sind diese durch das Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechts­urteile in der Strafrechtspflege von dem 25. 8. 1998 aufge­hoben.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221, 226, 228, 248; Jung, R., Der nationale Sozialismus, 1919; Neurohr, R., Der Mythos von dem Dritten Reich, 1957; Nationalsozialismus und die deutsche Universität, 1966; Brodersen, C., Gesetze des NS-Staates, 1968; Justiz und NS-Verbrechen, Bd. 1ff. 1968ff.; Rüthers, B., Die unbegrenzte Auslegung, 1968, 6. A. 2005, 7. A. 2012; Matzerath, H., National­sozialismus und kommunale Selbst­verwaltung, 1970; Bracher, K., Die deutsche Diktatur, 1969, 7. A. 1993; Schulz, Der Aufstieg des National­sozialismus, 1975; Hambrecht, R., Die braune Bastion, 1976, 2. A. 2017 (Diss. phil. Würzburg 1975); Bayern in der NS-Zeit, hg. v. Institut für Zeitgeschichte, Bd. 1ff. 1977ff.; NS-Verbrechen vor Gericht, hg. v. Moritz, K., 1978; Botz, G., Nationalsozialismus in Wien, 1978, 2. A. 1988, 3. A. 2008, 4. A. 2018; Anderbrügge, K., Völkisches Rechtsdenken, 1978; Mosse, G., Ein Volk, ein Reich, ein Führer, 1979; Hüttenberger P., Bibliographie zum Nationalsozia­lismus, 1980; Schmidt, M., Albert Speer – Das Ende eines Mythos – Aufdeckung einer Geschichtsverfälschung, 1982; Wassermann, R., Justiz und Nationalsozialismus, 1983; Recht, Rechtsphi­loso­phie und Nationalsozialismus, hg. v. Rottleuthner, H., 1983; Recht, Verwaltung und Justiz im Nationalsozialismus, hg. v. Hirsch, M. u. a., 1984, 2. unv. A. 1997; Recht und Unrecht im National­sozialismus, hg. v. Salje, P., 1985; Jasper, G., Justiz und Nationalsozialismus, 1985; Rüping, H., Bibliographie zum Strafrecht im National­sozialismus, 1985; Schmuhl, H., Rassenhygiene, Nationalsozialismus und Euthanasie, 1987; Gribbohm, G., Nationalsozialismus und Strafrechts­praxis, (in) NJW 1988, 2842; Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, hg. v. Stolleis, M./Simon, D., 1989; Nationalsozialismus und Recht - Rechts­setzung und Rechtswissenschaft in Österreich unter der Herrschaft des National­sozialismus, hg. v. Davy, U. u. a., 1990; M. d. R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalso­zialis­mus, hg. v. Schumacher, M., 1991; Nationalso­zialismus und Modernisierung, hg. v. Prinz, M. u. a., 1991, 2. A. 1994; Wüllner, F., Die NS-Militärjustiz, 1991, 2. A. 1997; Für Führer, Volk und Vaterland. Hamburger Justiz im National­sozialismus, hg. v. d. Justizbehörde Hamburg, 1992; Stübig, R., Höxters Weg in den National­sozialismus, 1992; Rechtsgeschichte im Natio­nalsozialismus, hg. v. Säcker, F., 1992; Frassek, R., Weltanschaulich begründete Reformbestrebungen für das juristische Studium in den 30er und 40er Jahren, ZRG GA 111 (1994), 564; Fischer, C., The Rise of the Nazis, 1995; Die deutsche Rechtsgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. 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Mannheim 2000; Buschmann, A., National­sozialistische Weltan­schauung und Gesetzge­bung 1933-1945, Bd. 2 2000; Waldow, J., Der straf­rechtliche Ehrenschutz in der NS-Zeit, 2000; Schröder, F., Die anwaltliche Tätigkeit während der nationalso­zialis­tischen Herrschaft, 2001; Mink, A., Zwangsarbeiter, 2001; Müller, T., Recht und Volks­gemeinschaft, 2001; Königseder, A., Recht und nationalsozialistische Herrschaft – Berliner Anwälte 1933-1945, 2001; Gailus, M., Protestantismus und National­sozialismus, 2001; Wietog, J., Volkszählungen unter dem Nationalsozialismus, 2001; Döring, M., Parlamen­tarischer Arm der Bewegung, 2001; Greve, M., Der justitielle und rechtspolitische Umgang mit den NS-Gewaltverbrechen in den sechziger Jahren, 2001; Rüthers, B., Geschönte Geschichten, 2001; Meusch, M., Von der Diktatur zur Demokratie, 2001; Appel, S., Reisen im Nationalsozialismus, 2001; Freudiger, K., Die juristische Aufarbeitung von NS-Verbrechen, 2002; Gellately, R., Hingeschaut und weggesehen, 2002; Prollius, M. v., Das Wirtschafts­system der Nationalsozialisten 1933-1939, 2002; Shuk, A., Das nationalsozialistische Weltbild in der Bildungsarbeit von Hitlerjugend und Bund deutscher Mädel, 2002; Essner, C., Die Nürnberger Gesetze, 2002; Weinke, A., Die Verfolgung von NS-Tätern, 2002; Wagner, K., NS-Ideologie im heutigen Strafrecht, 2002; Wagner, P., Hitlers Kriminalisten, 2002; Vieregge, B., Die Gerichtsbarkeit einer Elite, 2002; Sachsen in der NS-Zeit, hg. v. Vollnhals, C., 2002; Moritz, D., Grüß Gott und Heil Hitler!, 2002; Wildt, M., Generation des Unbedingten, 2002; Overy, R., Verhöre, 2002; Schröder, I., Zur Legitimations­funktion der Rechtsphilosophie im Nationalsozia­lismus, 2002; Majer, D., Nationalsozialis­mus im Lichte der juristischen Zeitgeschichte, 2002; Gelhaus, D./Hülter, J., Die Ausleseschulen als Grundpfeiler des NS-Regimes, 2003; Süß, W., Der Volkskörper im Krieg, 2003; Volkmann, H., Ökonomie und Expansion, 2003; Prollius, M., Das Wirtschaftssystem der Nationalsozialisten 1933-1939, 2003; Schauer, R., Die Steuergesetzgebung des Nationalsozialismus, 2003; Kißener, M., Zwischen Diktatur und Demokratie, 2003; Justiz und Nationalsozialismus, hg. v. Pauli, G., 2003; Die NS-Strafjustiz und ihre Nachwirkungen, hg. v. Ostendorf, H., 2003; Schröder, A., Vom Nationalismus zum Nationalsozialismus, 2003; Eng­lert, T., Deutsche und italienische Zivilrechts­gesetz­gebung 1933-1945, 2003; Schauer, R., Die Steuergesetzgebung des Nationalsozialismus, 2003; Tarnung – Leistung – Werbung, hg. v. Greule, A. u. a., 2004; Grüttner, M., Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, 2004; Karrieren der Gewalt, hg. v. Mallmann, K. u. a., 2004; Brechtken, M., Die nationalsozialistische Herrschaft 1933-1939, 2004; Woelk, W. u. a., Universitäten und Hochschulen im National­sozialismus, 2004; Albert, M., Die Benediktiner­abtei Maria Laach und der Na­tionalsozialismus, 2004; Löffler, U., Instru­mentalisierte Vergangenheit?, 2004; NS-Justiz in Österreich, hg. v. 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Pauer-Studer, H. u. a., 2013; Frank, N., Bruder Norman!, 2013; Klemp, S., Vernichtung, 2013; Briel, C., Beschlagnahmt, erpresst, erbeutet, 2013; Cüppers, M., Walther Rauff, 2013; Prehn, U., Max Hildebert Boehm – Radikales Ordnungsdenken vom Ersten Weltkrieg bis in die Bundesrepublik, 2013; Breitenbuch, H. v., Karl Neumeyer, 2013; The Law in Nazi Germany, hg. v. Steinweis, A., 2013; Rohkrämer, T., Die fatale Attraktion des Nationalsozialimus, 2013; Kontinuitäten und Diskontinuitäten, hg. v. Kundrus, B. u. a., 2013; Pothmann, U., Wirtschaftsprüfung im Nationalsozialismus, 2013; Christians, A., Amtsgewalt und Volksgesundheit, 2013; Brandes, D. u. a., Vom Osteuropa-Lehrstuhl ins Prager Rathaus – Josef Pfitzner 1901-1945, 2013; Topp, S., Geschichte als Argument in der Nachkriegsmedizin, 2013; Eley, G., Nazism as Fascism, 2013; Trittel, G., „Man kann das Ideal nicht verraten“ – Werner Naumann, 2013; Küssner, J., Die familienrechtlichen Entscheidungen des Landgerichts Köln in der Zeit von 1933 bis 1945, 2013; Der Lischka-Prozess, hg. v. Klein, A. u. a., 2013; Otterbeck, A., Das Finanzamt Bonn im Nationalsozialismus, 2014; Die Vereinigte Stahlwerke AG im Nationalsozialismus, 2014; Ideologie und Moral im Nationalsozialismus, hg. v. Bialas, W. u. a., 2014; Sachsen und der Nationalsozialismus, hg. v. Heydemann, G. u. a., 2014; Fritsche, Geschichtlichkeit und Nationalsozialismus in Heideggers Sein und Zeit, 2014; NS-Propaganda im 21. Jahrhundert, hg. v. Kuchler, C., 2014; Fiebrandt, M., Auslese für die Siedlergesellschaft, 2014; Marahrens, H., Praktizierte Staatskirchenhoheit im Nationalsozialismus, 2014; Renz, U., Georg Elser – Ein Meister der Tat, 2014; In Nürnberg machten sie ein Gesetz, hg. v. Beutin, L. u. a., 2014; Reitzenstein, J., Himmlers Forscher, 2014; Nationalsozialismus und Recht hg. v. Ramm, T. u. a., 2014; Sonnenschein, M., Entnazifizierung nationalsozialistischen Arbeitsrechts, 2014; Schäfer, G., Gewalt und Politik, hg. v. Schywa, P., 2014; Berg, M., Karl Alexander von Müller – Historiker für den Nationalsozialismus, 2014; Himmler privat, hg. v. Himmler, K. u. a., 2014; Harten, H., Himmlers Lehrer – Die weltanschauliche Schulung in der SS 1933-1945, 2015; Raim, E., Nazi Crimes against Jews and German Post-War Justice, 2015; Visions of Community in Nazi Germany, hg. v. Steber M. u. a., 2014; Hammerschmidt, P., Deckname Adler – Klaus Barbie, 2014; Bialas, W., Moralische Ordnungen des Nationalsozialismus, 2014; Rechtfertigungen des Nationalsozialismus, hg. v. Pauer-Studer, H u. a., 2014; Künstler im Nationalsozialismus, hg. v. Ruppert, W., 2015; Perels, J., Der Nationalsozialismus als Problem der Gegenwart, 2015; Schoenmakers, C., Die Belange der Volksgemeinschaft erfordern …, 2015; Doering-Manteuffel, A., Gesetzesbruch als Prinzip, ZRG GA 132 (2015), 420; Buschmann, A., Nationalsozialistische Weltanschauung und Gesetzgebung 1933-1945, Bd. 1 2015; Schyga, P., Über die Volksgemeinschaft der Deutschen, 2015; Kißener, M., Boehringer Ingelheim im Nationalsozialismus, 2015 (ziemlich wie alle anderen); Gruenewaldt, A. v., Die Richterschaft des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in der Zeit des Nationalsozialismus, 2015; Middelberg, M., Wer bin ich, dass ich über Leben und Tod entscheide?, 2015; Solf, U., Reflexionen einer Staatsanwältin – Nationalsozialistisches Unrecht, 2015; Goschler, C./Wala, M., Keine neue Gestapo – Das Bundesamt für Verfassungsschutz, 2015; Meyer, K., Die SPD und die NA-Vergangenheit 1945-1990, 2015; Wegbereiter des Nationalsozialismus, hg. v. Schmidt, D. u. a., 2015; Senfft, A., Der lange Schatten der Täter, 2016; Mück, W., NS-Hochburg in Mittelfranken – Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922-1933, 2016; Hofinger, J., Nationalsozialismus in Salzburg, 2016; Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland, hg. v. Herzog, M., 2016; Morsey, R., Fritz Gerlich – Ein früher Gegner des Nationalsozialismus, 2016; Nationalsozialistische Täterschaften, hg. v. Wrochem, O. v., 2016 (rund 200000 bis 250000 Täter des Holocaust); Butterweck, H., Nationalsozialisten vor dem Volksgericht Wien, 2016; Deschan, A., Im Schatten von Albert Speer, 2016; Chapoutot, J., Das Gesetz des Blutes, 2016; Möckelmann, R., Franz von Papen – Hitlers ewiger Vasall, 2016; Quadflieg, P., Gerhard Graf von Schwerin (1899-1980), 2016; Transitional Justice – 25 Jahre Dokumentations- und Forschungsstelle Justiz und Nationalsozialismus NRW, hg. v. Justizministerium des Landes NRW, 2016; Die NS-Volksgemeinschaft, hg. v. Danker, U. u. a., 2017; Meier-Hüsing, P., Nazis in Tibet – Das Rätsel um die SS-Expedition Ernst Schäfer, 2017; Happel, J., Der Ost-Experte – Gustav Hilger, 2017; Müller, R., Reinhard Gehlen, 2017; München im Nationalsozialismus, hg. v. Szöllösi-Janze, M., 2017; Wewer, H., Abgereist, ohne Angabe der Adresse – Postalische Zeugnisse zu Verfolgung und Terror im Nationalsozialismus, 2017; Blaschke, A., Zwischen „Dorfgemeinschaft“ und „Volksgemeinschaft“ – Landbevölkerung und ländliche Lebenswelten im Nationalsozialismus, 2017; Ideologie und Eigensinn – Die Technischen Hochschulen in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Barricelli, M. u. a., 2017; Das Reichsarbeitsministerium im Nationalsozialismus, hg. v. Nützenadel, A., 2017; Freund, N., Teil der Gewalt – Das Regierungspräsidium Kassel und der Nationalsozialismus, 2017; Beyond the Racial State – Rethinking Nazi Germany, hg. v. Pendas, D. u. a., 2017; Becker, N. u. a., Verfolgung und Entrechtung an der Technischen Hochschule Stuttgart, 2017 (442 Biogramme mit 292 Zwangsarbeitern); Distanz und Nähe zugleich? Die christlichen Kirchen im „Dritten Reich“, hg. v. Graf, F. u. a., 2017; Hammerstein, K., Gemeinsame Vergangenheit – getrennte Erinnerung?, 2017; Schneider, C., Diener des Rechts und der Vernichtung, 2017; Das Reichsjustizministerium unter Otto Thierack (1942-1945), Teil 2 Die Arbeitstagungen auf der „Reichsburg Jochem“ von April bis August 1944, hg. v. Schubert, W., 2018 (13 teilweise nur geplante Veranstaltungen); Krüll, N., Die nationalsozialistische Disziplinaramnestie des Jahres 1933, 2018; Wie bürgerlich war der Nationalsozialismus?, hg. v. Frei, N., 2018; Sperling, C., Joachim Haupt (1900-1989) – Vom Aufstieg eines NS-Studentenfunktionärs und Sturz des Inspekteurs der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, 2018; Neumann, F., Behemoth – Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933-1944, hg. v. Söllner, A./Wildt, M., 2018; Jenß, J., Die „Volksgemeinschaft“ als Rechtsbegriff, 2018; Pünder, T., In den Fängen des NS-Staates – Staatssekretär Dr. Hermann Pünder 1944/45, 2018; Hansert, A., Das Senckenberg-Forschungsmuseum im Nationalsozialismus, 2018; Bhatia, L./Stracke, S., Vergessene Opfer – Die NS-Vergangenheit der Wuuppertaler Kriminalpolizei, 2018; Klimo, A., Im Dienste des Arbeitseinsatzes – Rentenversicherungspolitik im „Dritten Reich“, 2018; Ambos, K., Nationalsozialistisches Strafrecht, 2019; Kämper, H., Sprachgebrauch im Nationalsozialismus, 2019 (Bibliographie); Kastner, G., Gruß aus Hitler-Deutschland – Der NS-Terror in Österreich 1933-1938 und seine Opfer, 2019 (rund 800 Opfer); Reuter, M., Ghettorenten, 2019; Raichle, C., Die Finanzverwaltung in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus, 2019; Müller, S., NS-Justiz in Stuttgart – Katalog zur Dauerausstellung, 2019; Keldungs, K., NS-Prozesse 1945-2015, 2019; Schroeter, W., Albert Speer, 2019; Kratz, P., Eine Stadt und die Schuld – Wiesbaden und die NS-Vergangenheit seit 1945, 2019; Bergemann, P., Judge Thy Neighbour – Denunciations in the Spanish Inquisition, Romanov Russia, and Nazi Germany, 2019; Zimmermann, G., Bürgerliche Geschichtswelten im Nationalsozialisus – Der Verein für hamburgische Geschichte, 2019; Limbach, M., Bürger gegen Hitler – Vorgeschichte, Aufbau und Wirken des bayerischen „Sperr-Kreises“, 2019 (etwa 60 Beteiligte u. a. Sperr, Hamm, Geßler); Die badischen und württembergischen Landesministerien in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Engehausen, F. u. a., 2019; Wildt, M., Die Ambivalenz des Volkes – Der Nationalsozialismus als Gesellschaftsgeschichte, 2019; Späth, J., Aspekte des Lauterkeitsrechts zur Zeit des Nationalsozialismus, 2019; Reiter, M., Die Ehemaligen – Der Nationalsozialismus und die Anfänge der FPÖ, 2019; Grieger, M., Sartorius im Nationalsozialismus, 2019; Private Life and Privacy in Nazi Germany, hg. v. Harvey, E. u. a., 2019; Müller, A., Reinhard Höhn, 2019; Springmann, V., Gunst und Gewalt – Sport in nationalsozialistischen Konzentrationslagern, 2019; Take, G., Forschen für den Wirtschaftskrieg – Das Kieler Institut für Weltwirtschaft im Nationalsozialismus, 2019; Raichle, C., Die Finanzverwaltung in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus, 2019; Lutjens, R., Submerged on the Surface, 2019; Sandkühler, T., Das Fußvolk der „Endlösung“. Nichtdeutsche Täter und die europäische Dimension des Völkermords, 2020; Aydin, T., Gustav Radbruch, Hans Kelsen und der Nationalsozialismus, 2020; Reitzenstein, J., Himmlers Forscher – Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im „Ahnenerbe“ der SS, 2020; Aßmann, J., Zwischen Weltanschauung und Wissenschaft – Staats- und verwaltungsrechtliche Promotionen an der Berliner Fakultät von 1933 bis 1945 bei Reinhard Höhn, Carl Schmitt und Hans Peters, 2020; Wieland, L., Die nationalsozialistische Propaganda zur Volksabstimmung am 10. April 1938 in Österreich, 2020; Rathkolb, O., Schirach – Eine Generation zwischen Goethe und Hitler, 2020; Krauss, M./Kasberger, E., Ein Dorf im Nationalsozialismus – Pöcking 1930-1950, 2020; Klein, M., NS-„Rassenhygiene“ im Raum Trier, 2020; Zeitdiagnose im Exil – Zur Deutung des Nationalsozialismus nach 1933, hg. v. Hachtmann, R. u. a. 2020; Becker, D., Die Auslese der Asozialen, 2020; Douglas, L., Späte Korrektur – Die Prozesse gegen John Demjanuk, 2020; Emil Hutmacher – Ehemaliger Richter in den OLG-Bezirken Hamm und Düsseldorf und späterer Reichsfinanzrat, 2020; Promotion eines furchtbaren Juristen – Roland Freisler und die juristische Fakultät der Universität Jena, hg. v. Pauly, W. u. a., 2020; Tuori, K., Empire of Law – Nazi Germany, Exile Scholars and the Battle for the Future of Europe, 2020; Lindner, S., Aufrüstung – Ausbeutung – Auschwitz. Eine Geschichte des IG.-Farben-Prozesses, 2020; Gottschalk, M., Wie schwer ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl, 2020; Benz, W., Protest und Menschlichkeit, 2020; Forschen im „Zeitalter der Extreme“ – Akademien und andere Forschungseinrichtungen im Nationalsozialismus und nach 1945, hg. v. Schumann, D. u. a., 2020; Horstkemper, M., Zwischen Neuaufbruch und Beharrung – Vergangenheitspolitik an der TU Berlin nach 1945, 2020 (58 Wiedergutmachungsverfahren); Christians, A., Das Private vor Gericht, 2020; Lemmes, F., Arbeiten in Hitlers Europa – Die Organisation Todt in Frankreich und Italien 1940-1945, 2020; Dornheim, A., Beamte, Adjutanten, Funktionäre – Personenlexikon zum Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Reichsnährstand, 2021; Hartmann, C., Das „Archiv Rechtsaltertümer in der deutschen Landschaft“ – Ein Sammlungsprojekt der SS 1937-1942, 2021; Marwell, D., Mengele, 2021; Kater, M., Kultur unterm Hakenkreuz, 2021; Engels, D., Oswald Spengler, 2021

Nationalsozialistische Deutsche Arbei­ter­partei (NSDAP, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in München auf der Grundlage des 1918 ebenfalls von Anton Drexler (Drechsler) gegründeten Freien Arbeiterausschusses für einen guten Frieden in dem Fürstenfelder Hof an dem 5. 1. 1919 u. a. von dem Werkzeugschlosser Anton Drexler aus den Eisenbahnwerken München mit wenigen Gleichgesinnten (Sportjournalist Karl Harrer, Dietrich Eckart, Gottfried Feder, Alfred Rosenberg sowie 19 weiteren Anwesenden als Deutsche Arbeiterpartei gegründete Partei, die nach dem Eintritt des österreichischen berufslosen Gefreiten Adolf →Hitler wohl an dem 19. September 1919 an dem 24. 2. 1920 in 25 Punkten ihr politisches Programm veröffentlicht. In dem Juli 1921 wird Adolf Hitler Vorsitzender. 1922 wird die Partei in einzelnen deutschen Ländern, an dem 23. 11. 1923 in dem ganzen Deutschen Reich verboten, nach Neugründung an dem 27. 2. 1925 aber wieder zugelassen. Ihre Mitglieder vor 1933 sind vor allem männlich, protestantisch und zwischen 21 und 40 Jahren alt. Die Partei bestimmt, gegliedert in Orts­gruppen (mit ehren­amtli­chen Leitern) und Gaue, nach wesentlichen Wahlerfolgen (Juli 1932 37,3 Prozent der Stimmen, November 1932 33,1 Prozent, bei Landtagswahl in Lippe an dem 15. 1. 1933 39,5 Prozent) das politische Geschehen in dem Deutschen Reich von dem 30. 1. 1933 bis zu dem 8. 5. 1945. An dem 19. 4. 1933 wird bei einer Mitgliederzahl von rund 900000 (etwa 7 Prozent Frauen) die Aufnahme neuer Parteimitglieder ausge­schlos­sen (Aufnah­me­stopp). Dies wird an dem 20. 4. 1937 stark gelockert und an dem 10. 5. 1939 aufgehoben, aber 1942 wieder festgelegt. An dem 10. 10. 1945 wird die Partei, die bis zu 10 Millionen Mitglieder (Parteigenossen) aus allen Bevölkerungsschichten (40 Prozent der Mitglieder Arbeiter vor allem aus den Bereichen Kohle und Stahl, ab 1933 auch viele Beamte) besonders der Jahrgänge 1900 bis 1915 mit sehr verschiedenen Motivationen zählt (höchste bekannte Mitgliedsnummer 10174581, 760000 Austritte, etwa 80000 Ausschlüsse, rund 520000 Todesfälle, nach Kriegsbeginn bis zu 40 Prozent Frauen, bei Kriegsende an dem 8. Mai 1945 wohl etwa 8,8 Millionen Mitglieder bzw. Parteigenossen bzw. „Nazis“ bzw. 15 Prozent der Wahlberechtigten aus den nicht ganz vollständig erhaltenen Karteien zu erschließen), durch das Gesetz Nr. 2 des →Alliierten Kontrollrats aufgelöst. S. Google, →Nationalsozialis­mus

Lit.: Abel, T., Why Hitler came into power, 1938; Der Aufstieg der NSDAP, hg. v. Deuerlein, E., 1980; Falter, J., Hitlers Wähler, 1991; Pätzold, K., Geschichte der NSDAP, 1998; Block, N., Die Parteigerichtsbarkeit der NSDAP, 2002; Rösch, Mathias, Die Münchener NSDAP, 2002; Reibel, C., Das Fundament der Diktatur. Die NSDAP-Ortsgruppen 1932-1945, 2002; Madden, P./Mühlberger, D., The Nazi Party, 2007; Beck, H., Konflikte zwischen Deutschnationalen und Nationalsozialisten während der Machtergreifungs­zeit, (in) HZ 292 (2011), 645; Humann, D., Arbeitsschlacht, 2011; Priamus, H., Meyer. Zwischen Kaisertreue und NS-Täterschaft, 2011; Mobilisierung im Nationalsozialismus, hg. v. Werner, O., 2013; Falter, J., Zur Soziographie des Nationalsozialismus, 2013; Würz, M., Kampfzeit unter französischen Bajonetten, 2012; Und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben, hg. v. Becker, S. u. a., 2012; Herwig, M., Die Flakhelfer. Wie aus Hitlers jüngsten Parteimitgliedern Deutschlands führende Demokraten wurden, 2013; Falter, J., 10 Millionen ganz normale Parteigenossen, 2016; Junge Kämpfer, alte Opportunisten – Die Mitglieder der NSDP 1919-1945, hg. v. Falter, J., 2016; Kellerhoff, S., Die NSDAP, 2017 (aus 683 Biographien von Funktionären, keine neuen Einsichten); Kosubek, K., „genauso konsequent sozialistisch wie national“ - Alte Kämpferinnen der NSDAP vor 1933, 2017 (36 Antworten von 1938 ausgewertet); Falter, J., Hitlers Parteigenossen – Die Mitglieder der NSDAP 1919-1945, 2020 (Auswertung von rund 52000 Sozialdatensätzen, davon 42000 vor 1933, 10000 von 1933 bis 1945); Herbert, U., Wer waren die Nationalsozialisten?, 2021 (Aufsatzsammlung)

Nationalsozialistisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem →Nationalsozialismus geprägte bzw. ge­schaf­fene bzw. angewandte Recht. Neu geschaffen wird dabei in erster Linie das Verfassungs­recht, welches das parlamenta­rische System in eine →Diktatur verwandelt. Durch Veror­dnungen des Reichspräsidenten von dem 4. 2. 1933 und dem 28. 2. 1933 werden die wichtigsten Grundrechte außer Kraft gesetzt. Durch das →Ermächtigungsgesetz von dem 24. 3. 1933 überträgt der Reichstag entgegen dem Gewaltenteilungsgrundsatz seine Gesetzge­bungsgewalt auf die Reichsre­gierung. Das vorläufige Gesetz zur Gleichschaltung der Länderparlamente mit dem Reich (31. 3. 1933) überlässt den Landes­regierungen Gesetzgebungszustän­dig­keit und setzt die Länderparlamente entsprechend der Sitzver­teilung des Reichstags zusammen. Das un­mittelbar anschließende Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich (7. 4. 1933) stellt an die Spitze der nicht­preußischen Länder einen Reichsstatt­halter, der die Landesregierung ernennt. Seit Mai 1933 werden verschiedene Parteien verboten o­der aufgelöst. Mit Gesetz von dem 30. 1. 1934 wer­den die Landesparlamente aufge­hoben und die Landesregierungen der Reichs­re­gierung unterstellt. An dem 14. 2. 1934 wird der →Reichsrat aufgelöst. Nach dem Tode des Reichspräsidenten Hindenburg (12. 8. 1934) übernimmt A­­dolf →Hitler zusätzlich dessen Amt. Daneben werden Min­derheiten, vor allem die →Juden, ent­rechtet (Nürnberger Gesetze). Rechtsstaat­li­che Verfahrensre­geln werden eingeschränkt. Rechts­quellen sind (wenige) Reichstagsgesetze, Reichs­­regierungs­gesetze, Führerverordnun­gen, Ministerial­ver­ordnungen, Führererlässe, Verwaltungs­ver­ordnungen und Gewohnheits­recht (insgesamt 7923 Gesetze, Verordnungen, Erlasse und sonstige gesetzliche Maßnahmen zwischen dem 30. Januar 1933 und dem 8. Mai 1945, von denen nach Arno Buschmann 135 durch ihren nationalsozialistischen Inhalt gekennzeichnet sind). Be­deutendere Einzelgesetze sind selten und führen teilweise auch ältere Ansätze weiter (Ehegesetz, Testa­mentsgesetz, Reichs­erbhofgesetz, Deut­sche Gemeindeord­nung). Der Versuch einer völligen Neuge­staltung des bürgerlichen Rechtes in einem →Volksgesetzbuch miss­lingt vor allem wegen des Zweiten Weltkriegs. Soweit die älteren Gesetze erhalten bleiben, wird ihre Anwendung durch „unbegrenzte Ausle­gung“ zugunsten der nationalsozialistischen Ideologie verändert. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 226ff.; Schmitt, C., Nationalsozialistisches Rechtsdenken, (in) Deutsches Recht 1934, 225; Kogon, E., Der SS-Staat, 1946; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schorn, H., Der Richter im Dritten Reich, 1959; Schorn, H., Die Gesetzgebung des Nationalsozi­alismus, 1963; Echthölter, K., Das öffentliche Recht im nationalsozialistischen Staat, 1970; Jäger, H., Verbrechen unter totalitärer Herrschaft, 1967; Justiz und NS-Verbrechen, red. v. Bauer, F. u. a., Bd. 1ff. 1986; Bucheit, G., Richter in roter Robe, 1968; Stolleis, M., Gemeinwohlformeln im nationalsozia­listischen Recht, 1974; Anderbrügge, K., Völkisches Rechtsdenken, 1978; Meinck, J., Weimarer Staatsrechtslehre und Nationalso­zialismus, 1978; Nationalsozialistisches Recht in historischer Perspektive, hg. v. Hattenhauer, H., 1981; Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat, hg. v. Walk, J., 1981; Stolleis, M., Nationalsozialistisches Recht, (in) HRG, Bd. 3 1981, 873; Fieberg, G., Justiz im nationalso­zialistischen Deutschland 1984; Ramm, T., Das nationalsozialistische Familien- und Jugendrecht, 1984; Biesemann, J., Das Ermächtigungsgesetz, 1985; Popp, H., Die nationalsozialistische Sicht, 1986; Majer, D., Die Grundlagen des nationalsozialistischen Rechts­systems, 1987; Brenzina, M., Ehre und Ehrenschutz im nationalsozialistischen Recht, 1987; Werle, G., Zur Reform des Strafrechts in der NS-Zeit, (in) NJW 1988, 2865; Rüthers, B., Recht als Waffe des Unrechts, (in) NJW 1988, 2825; Stolleis, M., Recht im Unrecht, 1994; Reiter, R., Nationalsozialismus und Moral, 1996; Vogl, R., Stückwerk und Verdrängung, 1997; Faupel, R./Eschen, K., Gesetzliches Unrecht, 1998; Dörner, B., „Heimtücke“, 1998; Friedrich, J., Freispruch für die Nazi-Justiz, 1998; Dokumentation des NS-Strafrechts, hg. v. Ostendorf, H. 2000; Buschmann, A., Nationalsozialistische Weltanschauung und Gesetzgebung 1933-1945, (Band 1 Grundlinien der Entwicklung 2015,) Band 2 Dokumentation 2000; Spoerer, M., Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, 2001; Enzyklopädie des Nationalsozialismus (1997) CD-ROM, hg. v. Benz, W. u. a. 2000; Feldman, G., Die Allianz und die deutsche Versicherungswirtschaft, 2001; Buschmann, A., Nationalsozialistische Weltanschauung und Gesetzgebung 1933-1945, Band 1 Grundlinien der Entwicklung 2015(, Band 2 Dokumentation 2000)

Nationalstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der die Einheit der →Nation und die Abgrenzung gegenüber anderen Nationen besonders betonende Staat seit dem 19. Jahrhundert (beispielsweise Frankreich), verstärkt seit 1918. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 205; Meinecke, F., Weltbürgertum und Nationalstaat, 1908, 2.A. 1911, 7. A. 1963; Hugelmann, K., Stämme, Nation und Nationalstaat im deutschen Mittelalter, 1955; Huber, E., Nationalstaat und Verfassungs­staat, 1965; Schieder, T., Typologie und Erscheinungsformen des Nationalstaats in Europa, (in) HZ 202 (1966), 58ff.; Schöllgen, G., Determinanten deutscher Identität, (in) Hist. Jb. 105 (1985), 455; Angermeier, H., Deutschland zwischen Reichstradition und Nationalstaat, ZRG GA 107 (1990), 19; Langewiesche, D., Nation, Nationalismus, Nationalstaat, 2000; Caruso, A., Nationalstaat als Telos? Der konservative Diskurs in Preußen und Sardinien-Piemont 1840-1870, 2017; 150 Jahre Nationalstaatlichkeit in Deutschland, hg. v. Mayer, T., 2021

Nationalstaatsgedanke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Gedanke des Nationalstaats

Lit.: Schulze, H., Staat und Nation in der europäischen Geschichte, 1995; Taubenberger, C. Geschichte und Geschehen – Nationalstaatsgedanke in Deutschland und Polen, 2007; The Oxford Handbook of the History of Nationalism, hg. v. Breuilly, J., 2013

Nationalversammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Reichsabschied II 273] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist eine die →Nation vertretende Versammlung von Abgeordneten. In Frankreich ist Nationalversammlung eine Kammer in dem Parlament. In dem Deutschen Bund bereitet die deutsche Nationalversammlung die Verfassung vor. Auf Grund von Wahlen in den Einzelstaaten wird sie an dem 18. 5. 1848 in der Paulskirche in Frankfurt am Main eröffnet und nach dem 28. 4. 1849 infolge Scheiterns der politischen Bewegung und eines Beschlusses auf Wechsel nach Stuttgart von dem 30. 5. 1849 an dem 18. 6. 1849 bei nur noch 110 Abgeordneten durch Truppen Württembergs gewaltsam aufgelöst. Daneben tagt auch eine preußische „Nationalversammlung“ (Versammlung zur Vereinbarung der preußischen Staatsverfassung Berlin 22. 5. 1848-5.12. 1848). An dem 6. 2. 1919 wird in Weimar eine verfassunggebende Nationalversammlung eröffnet, die den Entwurf einer Reichs­verfassung an dem 31. 7. 1919 verabschie­det. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 171, 221, 256; Aktenstücke und Aufzeichnungen zur Geschichte der Frankfurter Nationalversammlung aus dem Nachlass von Johann Gustav Droysen, hg. v. Hübner, R., 1924; Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main, hg. v. Wigard, F., Bd. 1ff. 1948/1949; Schrader, R., Die Fraktionen der preußischen Nationalversammlung von 1848, Diss. phil. Leipzig 1923; Ziegler, W., Die deutsche Nationalversammlung 1919/29, 1932; Mann, B., Das Ende der Natio­nalversammlung im Jahre 1849, (in) HZ 214 (1972), 265; Siemann, W., Die Frankfurter Nationalversammlung, 1976; Laufs, A., Recht und Gericht im Werk der Paulskirche, 1978; Fiedler, W., Die erste deutsche Nationalversammlung, 1980; Diestelkamp, B., Nationalversammlung, HRG, Bd. 3 1980; Nörr, K., Die Weimarer Nationalversammlung und das Privatrecht, (in) Gedächtnisschrift W. Kunkel, 1984, 317; Mein­erzhagen, U., Möglichkeiten und Grenzen sozial­politischen Handelns in der Frankfurter National­versammlung, Diss. jur. Heidelberg 1987; Die Frank­furter National­versammlung 1948/49, hg. v. Koch, R., 1989; Böhr, S., Die Verfassungsarbeit der Nationalversammlung 1848, 1992; Morsey, R./Ritter, G., Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/1849, 1996; Ribhegge, W., Das Parlament als Nation – Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, 1998; Brauneder, W., Deutsch-Österreich 1918 – Die Republik entsteht, 2000; Gruhlich, R., Geschichtspolitik im Zeichen des Zusammenbruchs – Die deutsche Nationalversammlung 1919/20, 2012

Natur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das vorangehende Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Wesen einer Gegebenheit, insbesondere die Umwelt des Menschen auf der Erde und darüber hinaus. S. Google

Lit.: Hannig, N., Die Suche nach Prävention – Naturgefahren im 19. und 20. Jahrhundert (in) HZ 300 (2015) 33; Schmitt, A., Naturnutzung und Nachhaltigkeit – Osnabrücker Markenwirtschaft im Wandel (1765-1820), 2015; Wohlleben, P., Das geheime Netzwerk der Natur, 2017; Preston, C., Sind wir noch zu retten? Wie wir mit neuen Technologien die Natur verändern können, 2019; Wozniak, T., Naturereignisse im frühen Mittelalter, 2020

Natur der Sache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Wesen eines Gegenstands. Unter (lat.) natura (F.) rei verstehen die klassischen römischen Rechtskundigen eine Schranke rechtlicher Gestaltungsmöglichkeit. Demgegenüber wird die Natur der Sache in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bei →Pütter (1725-1807, 1779) und →Runde (1741-1807) als Rechtsquelle (des gesamten →deutschen Privatrechts) verwendet. Mit dem Naturrecht wird dies aber als nicht überzeugend wieder aufgegeben. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Stratenwerth, G., Das rechtstheoretische Problem der Natur der Sache, 1957; Ballweg, O., Zu einer Lehre von der Natur der Sache, 1960; Schambeck, H., Der Begriff der „Natur der Sache“, 1964; Dreier, R., Zum Begriff der Natur der Sache, 1965; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung aus der Natur der Sache, Diss. jur. Göttingen 1967; Dießelhorst, M., Die Natur der Sache, 1968; Neusüß, W., Gesunde Vernunft und Natur der Sache, 1970; Sprenger, G., Naturrecht und Natur der Sache, 1976; Holzhauer, H., Natur als Argument in der Rechtswissenschaft, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997

natura, nātūra, gnātūra, lat., F., Geburt, Natur, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑enti-, *g̑enəti-, *g̑n̥ti-, Sb., Geburt, Familie, Pokorny 373; vgl. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑n̥h-, V., erzeugen

Naturalersatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Ersatz in Natur, Naturalrestitution

Lit.: Köbler, DRG 166, 217

Naturalisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in den Anfängen in Frankreich in Paris in dem 14. Jahrhundert fassbare, seit dem 19. Jahrhundert gesetzlich genau festgelegte Verleihung der Staatsbürgerschaft (Einbürgerung). S. Google

Lit.: Rehm, H., Der Erwerb der Staats- und Ge­meinde­angehörigkeit, (in) Annalen d. Dt. Reichs-Gesetzgebung 25 (1892), 137; Zenthöfer, E., Zur Geschichte des Begriffs der Staatsangehörigkeit, Diss. jur. Königsberg 1938; Grawert, R., Staat und Staatsangehörigkeit, 1973; Gosewinkel, D., Einbürgern und Ausschließen – Die Nationalisierung der Staatsangehörigkeit vom Deutschen Bund bis zur Bundesrepublik Deutschland, 2001, 2. A. 2003; Trevisiol, O., Die Einbürgerungspraxis im Deutschen Reich 1871-1945, 2006; Stiller, M., Eine Völkerrechtsgeschichte der Staatenlosigkeit, 2011

naturalisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1578 [Schertlin – Schönhuth] und 1663 [Schottel] an zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) einbürgern

Naturalis obligatio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Natural­obligation ab 1847 belegt) ist in dem römischen Recht die natürliche, unvollkom­mene →Verbind­lich­keit (beispielsweise Geschäfts­schuld eines Sklaven oder Hauskinds). Sie kann freiwillig erfüllt werden, ihre Erfüllung kann aber nicht erzwungen werden. In der Neuzeit gelten Spielschulden und Ehemäklerlohn als nicht erzwingbare Verbindlichkeit oder →Naturalobligation.

Lit.: Kaser §§ 15 I 4c, 33 II, 49 II 1a, 60 II 3c; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Landolt, P., Naturalis obligatio and bare social duty, 2000; Schulze, G., Die Naturalobligation, 2008

Naturalleistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Leistung in Natur. In dem spätantiken römischen Recht ist der Inhalt des Leistungsurteils wegen der wirtschaftlichen Verschlechterung grund­sätzlich auf Naturalleistung gerichtet. Geldersatz ist nur zu erbringen, wenn die an sich geschuldete Leistung unmöglich oder ungenügend ist. In dem Mittel­alter sind Leistungen weitgehend als Naturalleistung zu bewirken. Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht aufgenommen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 63, 166, 217; Lamprecht, K., Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter, Bd. I 2 1886, 944; Haussherr, H., Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit, 1954, 4. A. 1970, 4, 378

Naturalobligation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1847) ist die nicht er­zwing­bare Obligation, die als (lat. [F.]) naturalis obligatio bereits dem römischen Recht bekannt ist. Der dennoch leistende Schuldner hat keinen Rückforderungs­klag­anspruch (lat. [F.] condictio). S. Google

Lit.: Schulze, G., Die Naturalobligation, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Balmer, D., Die Naturalobligation, 2018

Naturalrestitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Savigny 1841) →Naturalersatz, Natural­leistung, Wiederher­stel­lung in Natur

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Naturalwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die geldlose Wirt­schaft. Sie findet sich dort, wo Geld völlig fehlt oder keinen wirtschaftlichen Wert hat (beispielsweise Germanen, Spätantike, Inflation). Sie ist der Geld­wirtschaft an Beweglichkeit unterle­gen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 57, 77; Dopsch, A., Naturalwirtschaft und Geldwirtschaft, 1930

natürlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach 1325 [Buchsche Glosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) die Natur betreffend, der Natur entsprechend

Natürliche Grenze (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Slawische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von der Natur durch Wasser, Sümpfe, Wälder, Gebirge oder Wüsten gebildete →Grenze eines Gebiets. Sie verliert in dem Laufe der menschlichen Geschichte an Bedeutung gegenüber der von Menschen durch Bildung von Staaten geschaffenen künstlichen Grenze und kann außerdem durch moderne maschinelle Fortbewegungsmittel leichter überwunden werden. S. Google

Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Lindemann, U., Wüste, 1998

Naturrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1679 [Amsterdam in einem unter dem Pseudonym Lorenz Beger erschienenen Buchtitel und dann Halle 1709 Thomasius] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der der Natur innewohnenden, zeitlos gültigen, vernunftnot­wendigen und von dem Menschen nicht geschaffenen Rechtssätze. Das Naturrecht ist bereits der griechischen Philosophie (griech. physei dikaion [N.]) als Gegensatz zu dem von dem Menschen gesetzten Recht (griech. thesei dikaion [N.]) bekannt. Danach ist von Natur aus rechtens, was überall und schon unab­hängig von menschlicher Zustimmung gilt. Dieses Naturrecht wird von den Römern als von der (lat.) naturalis ratio (F.) beherrschtes ius (N.) naturale übernommen (beispielsweise Verbindung von Mann und Frau und Aufzucht von Kindern) und dem (lat.) ius (N.) gentium zu der Seite gestellt. Nach christlicher Ansicht stammt es (als [lat.] lex [F.] aeterna, von dem Menschen erkennbar in der [lat.] lex [F.] naturalis) von Gott. Demgegenüber sehen die Glossatoren das römische Recht als gegeben an und stellen die Frage nach einem übergeordneten Naturrecht nicht. In der frühen Neuzeit betonen spanische Spätscholastiker (beispielsweise Francisco de Vitoria 1493-1546, Domingo de Soto 1494-1560, Fernando Vasquez 1512-1569, Luis de Molina 1535-1600) und deutsche Refor­mierte (beispielsweise Johann Oldendorp 1486-1567, Johannes Althusius 1557-1638) erneut die besondere Bedeutung des Naturrechts. Der in Leiden und Orléans an dem gemeinen Recht geschulte Niederländer Hugo →Grotius (1583-1645) überführt in (lat.) De iure praedae (1606-1608, Über das Recht der Beute) und in (lat.) De iure belli ac pacis tres (Drei Bücher Kriegs- und Friedensrecht, 1624) die Naturrechts­lehren aus der Moraltheologie in die Rechts­wissen­schaft. Ihm folgt in Deutschland zunächst Samuel Pufendorf (1632-1694, [lat.] De iure naturae et gentium libri octo, Acht Bücher Natur- und Völkerrecht, 1672), der in Heidelberg in dem Jahre 1661 (außerhalb der juristischen Fakultät) den ersten Lehrstuhl für Naturrecht erhält. Weil das Naturrecht jetzt besonders auf die Vernunft (des Menschen) abstellt, bezeichnet man es für diese Zeit auch als →Vernunftrecht. Klassischer Vertreter des deutschen Vernunftrechts ist der wesentlich mit der Reformuniversität →Halle verbundene Christian →Thomasius (1655-1720, [lat.] Fundamenta [N.Pl.] iuris naturae et gentium, 1705, Grundlagen des Natur- und Völkerrechts), der das Recht endgültig von Theologie und Moral befreit. Sein Schüler Christian →Wolff (1679-1754) stellt unter starkem Rückgriff auf das in dem usus modernus pandectarum verwendete gemeine Recht seiner Zeit ([lat.] more geometrico, in geometrischer Art) ein geschlossenes System naturrechtlicher Sätze insgesamt auf ([lat.] Ius [N.] naturae methodo scientifica pertractatum, 1740-1749, Natur­recht in wissen­schaftlicher Methode durch­geführt), mit dem er jedoch, weil er in konstruktiver Überspitzung etwa für einen einzigen einzelnen Folgesatz bis zu 300 Obersätze voraussetzt, zugleich die Ablösung des (in Frankreich und England sowie in dem positivistisch-historisch bestimmten Kirchen­recht der frühen Neuzeit fremd bleibenden) Naturrechts als in der Rechtswirklichkeit nicht brauchbar einleitet. Unmittelbare Über­nahme von behaupteten Naturrechts­sätzen in die Rechtspraxis finden sich kaum. Bei Darjes (1714-1791) und Nettelbladt (Rostock 14. 1. 1719-Halle 4. 9. 1791) geht das Naturrecht bereits in der Dogmatik des geltenden Rechtes auf. Immanuel Kant steht dem Naturrecht kritisch gegenüber. Savigny und die von ihm begründete historische Rechtsschule leh­nen das Naturrecht als ungeschichtlich gtundsätzlich ab. Nach 1945 werden kurzfristig naturrechtliche Gedanken wieder aufgegriffen. Problema­tisch ist das Naturrecht vor allem deswegen, weil es mit bereits vorausgesetzten ethischen Kriterien an die Wirklichkeit herantritt und aus ihr auswählt, was es für maßgeblich hält. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2,3; Köbler, DRG 31, 144, 145; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 245; Schubert, A., Augustins Lex-aeterna-Lehre, 1924; Dulckeit, G., Naturrecht und positives Recht bei Kant, 1932, Neudruck 1973; Arnold, F., Zur Frage des Naturrechts bei Martin Luther, 1937; Thieme, H., Die Zeit des späten Naturrechts, ZRG GA 56 (1936), 202; Thieme, H., Das Naturrecht und die europäische Privatrechtsgeschichte, 1947, 2. A. 1954; Krause, O., Naturrechtler des sechzehnten Jahrhunderts, Diss. jur. Göttingen 1949 (gedruckt 1982); Stratenwerth, G., Die Naturrechtslehre des Johannes Duns Scotus, 1951; Thieme, H., Natürliches Privatrecht und Spätscholastik, ZRG GA 70 (1953), 230; Flückiger, F., Geschichte des Naturrechts, 1954; Welzel, H., Naturrecht und materiale Gerechtigkeit, 1951, 4. A. 1962; Wieacker, F., Vom heutigen Stand der Naturrechtsdiskussion, 1965; Weigand, R., Die Naturrechtslehre der Legisten und Dekretisten, 1967; Rüping, H., Die Naturrechtslehre des Christian Thomasius, 1968; Wunner, S., Christian Wolff und die Epoche des Naturrechts, 1968; Weinkauff, H., Der Naturrechtsgedanke in der Rechtsprechung, (in) NJW 13 (1969), 1689; Othmer, S., Berlin und die Verbreitung des Naturrechts in Europa, 1970; Röd, W., Geometrischer Geist und Naturrecht, 1970; Rüping, H., Gottlieb Gerhard Titius und die Naturrechtslehre, ZRG GA 87 (1970), 314; Luig, K., Zur Verbreitung des Naturrechts in Europa, (in) TRG 40 (1972), 539; Naturrecht in der Kritik, hg. v. Böckle, F. u. a., 1973; Teubner, W., Kodifikation und Rechtsreform in England, 1974; Nörr, K., Naturrecht und Zivilprozess, 1976; Sprenger, G., Naturrecht und Natur der Sache, 1976; Carpintero-Benitez, F., Del derecho natural medieval al derecho natural moderno, 1977; Wesener, G., Römisches Recht und Naturrecht, 1978; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Luig, K., Der Einfluss des Naturrechts auf das positive Privatrecht im 18. Jahrhundert, ZRG GA 96 (1979), 38; Euchner, W., Naturrecht und Politik bei John Locke, 1979; Lipp, M., Die Bedeutung des Naturrechts für die Ausbildung der allgemeinen Lehren, 1980; Christian Wolff 1679-1754, hg. v. Schneiders, W., 1983; Hellmuth, E., Naturrechtsphilosophie und bürokratischer Werthorizont, 1985; Klippel, D., Naturrecht als politische Theorie, (in) Aufklärung als Politisierung, hg. v. Bödeker, H. u. a. 1987, 267; Christian Thoma­sius 1655-1728, hg. v. Schneiders, W., 1989; Bühler, C., Die Naturrechtslehre und Christian Thomasius 1655-1728, 1989; Doe, N., Fundamental Authority in Late Medieval English Law, 1990; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Naturrecht - Spätaufklärung - Revolution, hg. v. Dann, O., 1995; Voppel, D., Der Einfluss des Naturrechts auf den usus modernus, 1996; Naturrecht im 19. Jahrhundert, hg. v. Klippel, D., 1997; Recht zwischen Natur und Geschichte, hg. v. Kerregan, F. u. a., 1997; Bruch, R., Ethik und Naturrecht, 1997; Seelmann, K., Theologie und Jurisprudenz, 1997; Wie erkennt man Naturrecht, hg. v. Seifert, J., 1998; Landau, P., Methoden des kanonischen Rechtes in der frühen Neuzeit zwischen Humanismus und Naturrecht, (in) ZNR 21 (1999), 7; Hammerstein, N., Die Naturrechtslehre an den deutschen, insbesondere den preußischen Universitäten, (in) Reformabsolutismus und ständische Gesellschaft, 1998, 3; Scattola, M., Das Naturrecht vor dem Naturrecht, 1999; Drescher, A., Naturrecht als utilitaristische Pflichtenethik?, 1999; Kischkel, T., Das Naturrecht in der Rechtspraxis, dargestellt am Beispiel der Spruchtätigkeit der Gießener Juristenfakultät, (in) ZNR 22 (2000), 124ff.; Die hallesche Schule des Naturrechts, hg. v. Rüping, H., 2002; Streidl, P., Naturrecht, 2003; Ulmschneider, C., Eigentum und Naturrecht, 2003; Otte, G., Die Naturrechtsrecht­sprechung der Nachkriegszeit, 2004; Naturrecht und Staat, hg. v. Klippel, D., 2006; Das Naturrecht und Europa, hg. v. Guz, T., 2007; Wittreck, F., National­sozialistische Rechts­lehre und Naturrecht, 2008; Natural Law and Laws of Nature, hg. v. Daston, L./Stolleis, M., 2008; Kullmann, W., Naturgesetz in der Vorstellung der Antike, besonders der Stoa. Eine Begriffsuntersuchung, 2010; Klippel, D., Naturrecht und Rechtsphilosophie im 19. Jahrhundert - Eine Bibliographie - Band 1 1780 bis 1850, 2012; The Threads of Natural Law, hg. v. Contreras, F., 2012; Naturrecht und Staat in der Neuzeit, hg. v. Eisfeld, J. u. a., 2013; Foljanty, L., Recht oder Gesetz, 2013; Naturrecht in Antike und früher Neuzeit, hg. v. Armgardt, M. u. a., 2014; Tierney, B., Liberty and Law – The Idea of Permissive Natural Law, 1100-1800, 2014; Helmholz, R., Natural Law in Courts, 2015; Naturrecht und Moral in pluralistischer Gesellschaft, hg. v. Müller, C. u. a., 2017; Hammerstein, G., Die Entwicklung des Naturrechtsgedankens in der katholischen Rechtsphilosophie des 19. Jahrhunderts, hg. v. Uertz, R., 2017

Naturrechtler ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vertreter des →Naturrechts.

Lit.: Krause, D., Naturrechtler des sechzehnten Jahrhunderts, 1982

naturrechtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – und in Google - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Naturrecht betreffend

Naturrechtskodifikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf →Naturrecht gegründete →Kodifikation an der Wende von dem 18. zu dem 19. Jahrhundert (Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Code civil Frankreichs 1804, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811/1812). S. Google

Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967

Naturrechtsrenaissance (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische sowie das Französische und Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die kurze Wiederbelebung des Gedankens eines Naturrechts nach dem Ende der Herrschaft des Nationalsozialismus (1945) in dem Deutschen Reich.

Lit.: Rommen, H., Die ewige Wiederkehr des Naturrechts, 1936, 2. A. 1947; Schellauske, H.; Naturrechtsdiskussion in Deutschland, 1968

Naturschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schutz der Natur (oder natürlichen Landschaft) durch den Staat vor der Zerstörung durch einzelne Menschen infolge ihrer wachsenden Zahl und ihrer steigenden techischen Möglichkeiten. Der Naturschutz entsteht in dem 20. Jahrhundert und wird in dessen zweiter Hälfte von dem allgemeineren Umweltschutz eingeschlossen. S. Google

Lit.: Lorz, A., Naturschutzrecht, 1985; Wettengel, M., Staat und Naturschutz, (in) HZ 1993, 2, 335; Naturnutzung und Naturschutz in der europäischen Rechts- und Verwaltungsgeschichte, hg. v. Heyen, V., 1999; Naturschutz und Nationalsozialismus, hg. v. Radkau, J. u. a., 2003; Schmoll, F., Erinnerung an die Natur, 2004; Natur- und Umweltschutz nach 1945, hg. v. Brüggemeier, G. u. a., 2005; Nellessen, K., Umweltschutz als kommunale Aufgabe, 2007; Lorenzen, J., Das Bundesnaturschutzgesetz vom 20. Dezember 1976, 2012; Dirscherl, S., Tier- und Naturschutz im Nationalsozialismus, 2012; Kontinuitäten im Naturschutz, hg. v. Franke, N. u. a., 2014

Naturwissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germaninsche teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf die Natur in Gegensatz zu dem menschlichen Geist und die menschliche Gesellschaft oder insgesamt den Menschen bezogene Wissenschaft. Sie beginnt als grundsätzlich auf logische Gewinnung von Einsichten über die Natur des Universums gerichtete, möglichst vorurteilsfreie Betrachtung sachlich bereits bei den Philosophen der Griechen des Altertums und gewinnt seit dem 19. Jahrhundert durch ihre wachsenden Erkenntnisse überragende Bedeutung für den Menschen, auch wenn er bislang nicht wirklich alle Gegebenheiten sicher erklären kann.

Lit.: Lauth, B., Wissenschaftliche Erkenntnis, 2002; Fried, J., Aufstieg aus dem Untergang, 2001; Fischer, E., Die Verzauberung der Welt, 2014; Hofbauer, G., Die geologische Revolution – Wie die Entdeckung der Erdgeschichte unser Denken veränderte, 2015; Hafer, A./Bühler, B., Von Pythagoras zur Quantenphysik – Eine kurze Geschichte der Naturwissenschaften, 2016; Akteure, Tiere, Dinge – Verfahrensweisen der Naturgeschichte in der frühen Neuzeit, hg. v. Förschler, S. u. a., 2017

Naumburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, an der mittleren Saale wird als Burg der späteren Markgrafen von Meißen 1012 erstmals urkundlich erwähnt. S. Google

Lit.: Wassermann, K., Naumburg, 1952; Oberlandesgericht Naumburg, 1992-2012, hg. v. Schubert, W., 2012

Navarra ist das Gebiet zwischen Pyrenäen und Ebro, das hauptsächlich von Basken besiedelt wird. 905 wird es Königreich, fällt aber 1026 kurzfristig an Kastilien und gerät seit 1234 unter den Einfluss Frankreichs (1234-1274 Grafen der Champagne, 1284/1291-1328 Frankreich, 1329-1425 Grafen von Evreux). Der südliche Teil wird 1512 von Aragonien erobert und zu Kastilien gezogen. Der nördliche Teil kommt 1589 zu Frankreich. S. Google

Lit.: Schramm, P., Der König von Navarra (1035-1512), ZRG GA 68 (1951), 110; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,251; Segura Urra, F., Fazer justicia, 2005

Nazi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachew und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Nationalsozialist, Anhänger der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei

Naziregime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Herrschaft des →Nationalsozialismus

Neandertal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,  N.) ein Tal bei Mettmann bei Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen

Neandertaler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach Funden von 1856 in dem durch industriellen Kalkabbau zerstörten, nach dem Theologen Joachim Neander (Bremen 1650-Bremen 1680, Name der Familie früher aus Neumann gräzisiert) benannten Neandertal bei Mettmann bei Düsseldorf aus der europäischen Variante (homo Heidelber­gensis) des Frühmenschen (homo erectus) (vor 160000 Jahren?) hervorgegangene, (wohl auch Zungenbein und Sprachgen FOXP2 aufweisende,) Kleidung und Schmuck kennende, aber vielleicht vor etwa 30000 Jahren von dem in Afrika entstandenen modernen Menschen verdrängte Hominide. S. Google

Lit.: Schrenk, F./Müller, S., Die Neandertaler, 2005

Neapel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, beruht auf einer in dem 8./7. Jahrhundert v. Chr. von Cumae aus eingerichteten Kolonie, neben der in dem 5. Jahrhundert eine Neustadt (griech. Neapolis) gebaut wird. Über Römer und Oströmer gelangt es 1057 bzw. 1139 an die Normannen (→Sizilien). 1224 wird es durch Kaiser Friedrich II. Sitz einer Universität. Über Anjou (1266/1268), Aragonien (1435), Piemont (1713), Österreich (1720) sowie die Bourbonen (1735) kommt Neapel 1860 an Sardinien-Piemont (1861 Italien). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gunn, P., Neapel, 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,97, 3,1,233, 3,2,2359, 3,3,3218; Rovito, P., Respublica dei togati, 1982; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295), 1999; Sakellariou, E., Southern Italy in the Late Middle Ages, 2012

neben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp., Adv.) „an dem Ebenen“, nahe, bei

Nebenabrede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1511 [Salzschlirf 61] in vier Stellen bis 1830 [Puchta] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Grund der allgemeinen Vertragsfreiheit neben dem notwendigen Inhalt eines Vertrags stehende zusätzliche, den gewöhnlichen Inhalt er­gänzende oder sonst abändernde Abrede (lat. [N.] pactum adiectum, beispielsweise in dem römi­schen Recht [lat.] lex commissoria, Wiederkaufs­abrede, Besserge­bots­abrede). S. Google

Nebenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Geg3enwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein weniger wichtiges Herrschaftsgebiet eines Herrschers wie beispielsweise Reichsitalien oder Reichsburgund für das Heilige römische Reich.

Ne bis in idem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar) Nicht zweimal in derselben (Sache)

Lit.: Kimmel, R., Der Grundsatz „Ne bis in idem“, 1926; Schwarplies, Die rechtsgeschichtliche Entwicklung des Grundsatzes „ne bis in idem“, Diss. jur. Zürich 1970

Necessitas non habet legem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar). Not kennt kein Gebot.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Glosse Expedire zu Digesten 1, 10, 1, § 1)

Ne eat iudex ultra petita partium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar). Der Richter soll und darf nicht über die Anträge der Parteien hinausgehen. S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Neglegentia (lat. [F.], (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist die Nachlässigkeit in dem spätantiken römischen Schuldrecht (Außerachtlassung der pflichtgemäßen Sorg­falt, Gegenteil der lat. [F.] diligentia). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 63; Negligence, hg. v. Schrage, E., 2001

negotium, negōtium, lat., N., „Unmuße“, Beschäftigung, Tätigkeit, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nec, ōtium

Negotiorum gestio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) oder negotium gestum ist die bereits dem klassischen römischen Schuldrecht bekannte, vielleicht aus der Verfahrens­führung eines (lat. [M.]) procurator und der Ge­schäfts­führung eines (lat. [M.]) curator entstandene →Geschäfts­führung ohne Auftrag, die als kontraktähnliches Verhältnis für den Ge­schäftsherrn einen Herausgabeanspruch und möglicherweise einen Schadensersatz­anspruch gegen den Geschäftsführer und umgekehrt mögli­cherweise einen Aufwen­dungserstattungs­anspruch des Geschäftsfüh­rers gegen den Geschäftsherrn begründet.

Lit.: Kaser §§ 8 I 2e, 44 II; Söllner §§ 9, 18; Köbler, DRG 47; Seiler, H., Der Tatbestand der negotiorum gestiorum gestio, 1968; Wollschläger, C., Die Geschäftsführung ohne Auftrag, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Deppenkemper, G., Negotiorum gestio – Geschäftsführung ohne Auftrag, 2014

negotium (N.) claudicans (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) hinkendes Geschäft (beispielsweise des beschränkt geschäfts­fähigen Minderjährigen)

negotium (N.) per aes et libram (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Libralgeschäft mit Erz und Waage in dem römischen Recht

Nehrman-Ehrenstrale, David (1695-1769), Malmöer Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Lund, Rostock, Halle (Thomasius, Gundling) und Leiden 1720 Professor, 1721 ordentlicher Professor für schwedisches und römisches Recht in Lund und hält als erster schwedische Vorlesungen. 1729 veröf­fentlicht er die erste, von dem römischen Recht gelöste wissenschaftliche Darstellung des Privatrechts Schwedens (Inledning til then swenska iurisprudentiam civilem, Einleitung in die schwedische Zivil­jurisprudenz). Seit 1734 folgt er dem neuen schwedischen Gesetzbuch. S. Google

Lit.: Modéer, K., Einleitung zu (der Neuausgabe von:) Nehrman-Ehrenstrale, D., Inledning, 1979, 26

Neid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Missgunst, Hass, Feindschaft

Lit.: Haferkamp, H., Die heutige Rechtsmissbrauchslehre – Ergebnis nationalsozialistischen Rechtsdenkens?, 1995

Neiding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal in dem Altenglischen 910/1060 als Übernahme aus dem Altnordischen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) neidischer und feindseliger Mensch

Neidingswerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem mittelalterlichen nordgermanischen Recht eine Missetat oder verächtliche Handlung. Voraussetzung und Folgen sind unterschiedlich. S. Google

Lit.: Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964; Hemmer, R., Die Missetat im altschwedischen Recht, 1965

Nekrolog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Mittellateinischen sowie in den Bestandteilen aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, M. bzw. N.) Totenbuch

Lit.: Das Necrolog des Klosters Michelsberg in Bamberg, hg. v. Nospickel, J., 2004; Leng, R., Ein Würzburger Necrolog aus dem 9. Jahrhundert, (in) DA 63 (2007), 1; Der älteste „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier, hg. v. Roberg, F., 2009; Das Nekrolog des Klosters Ochsenhausen von 1494, red. v. Bigott, B., 2010; Schmenk, N., Totengedenken in der Abtei Brauweiler, 2012 (Nekrolog von 1476); Libri vitae, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2015; Das Totenbuch des Zisterzienserinnenklosters Feldbach /1279-1706), bearb. v. Signori, G., 2020

Nemo iudex in causa sua (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Niemand sei Richter in eigener Sache. S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Codex Justinianus 3,5 Rubrik, 534)

Nemo iudex sine actore (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Kein Richter ohne Kläger. S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (D. 50. 17. 54)

Nemo plus iuris ad alium transferre pot­est, quam ipse habet (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Niemand kann mehr Rechte auf einen anderen übertragen, als er selbst hat. S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-223, Digesten 50, 17, 54)

Nemo pro parte testatus, pro parte intestatus decedere potest (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Niemand kann teilweise mit einem Testament und teilweise ohne Testament sterben, ist eine als solche nirgends überlieferte und deswegen in Echtheit, Herkunft und Bedeutung umstrittene Wendung. Justinian (527-565) hält an ihr fest, während das nachklassische Recht des Westens sie allmählich aufgibt. Dem folgen in Gegensatz zu Landesordnungen Österreichs des 16. und 17. Jahrhunderts die vernunftrechtlichen Kodifikationen Allgemeines Landrecht Preußens (1794), Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811/1812), Bürgerliches Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) und Zivilgesetzbuch der Schweiz (1907/1912). S. Google

Lit.: Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Pérez Simeón, M., Nemo pro parte, 2006

Nemo simul actor et iudex (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Niemand kann zugleich Kläger und Richter sein. S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Burchard von Worms, 965-1025, Decretum 16, 15)

nennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bezeichnen, →Name

neo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar und als Präfix für Zusammensetzungen verwendet, Adv.) neu

Neoabsolutismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der der Verfassungs­bewegung des frühen 19. Jahrhunderts. und besonders des Jahres 1848 folgende, in Österreich durch die gewaltsame Auflösung des Reichstags an dem 7. 3. 1849 und durch mehrere Erlasse Kaiser Franz Josephs von dem 20. 8. 1851 (August­erlässe) eingeleitete Abschnitt des →Absolutismus (Herrschaftsform, in Österreich besonders 1851 [Sil­vesterpatent] – 1860 [Oktoberdiplom] bzw. 1861 [Februarpatent] bzw. 1867 [De­zem­berverfassung]). In dem Neoabsolutismus werden die Ge­schworenengerichte, der liberale Strafpro­zess, das liberale Prozessrecht, Vereins­recht und Gemeinde­recht wieder aufgegeben. Es wer­den aber in dieser wegen personeller, institutioneller und konzeptueller Konkurrenzen auffällig entscheidungsschwachen Zeit auch zukunftweisende Entwickl­un­gen eingeleitet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 171, 193; Baltl/Kocher; Brandt, H., Der österreichische Neoabsolutismus, Bd. 1f. 1978; Rumpler, H., Eine Chance für Mitteleuropa, 1997; Der österreichische Neoabsolutismus, hg. v. Brandt, H., 2014; Seiderer, G., Österreichs Neugestaltung – Verfassungspolitik und Verwaltungsreform im österreichischen Neoabsolutismus unter Alexander Bach 1849-1859, 2015; (Ohne erkennbaren Verfasser, ) Kaiser Franz Joseph und seine Auffassung von Herrschaft in den ersten Regierungsjahren, 2019

nepos, nepōs (1), lat., M., Enkelkind, Enkel (M.) (1), Brudersohn, Schwestersohn, Neffe; Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *nepōt-, M., Abkömmling, Enkel (M.) (1), Neffe?

Nepotismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 18. Jh.? aus dem Italienischen aufgenommen und teilweise mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Begünstigung nahestehender Menschen durch Machthaber, besonders in der katholischen Kirche des 15. bis 17. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Reinhard, W., Nepotismus, (in) ZKG 86 (1975), 145; Die Kreise der Nepoten, hg. v. Büchel, D./Reinhardt, V., 2001; Behm, C., Die Bedeutung familiärer und verwandtschaftlicher Beziehungen am Beispiel der Familie Borgia, 2020

Neratius (Saepinum 55/60-nach 133) wird nach langjähriger Ämterlaufbahn von dem römischen Kaiser Trajan (98-117) in den kaiserlichen Rat aufgenommen. Er ist ein führender Vertreter der →Prokulianer. Sein Hauptwerk sind 7 Bücher (lat. [F.Pl.]) mem­branae, in denen Streitfragen oder allgemeine Rechtssätze und Begriffserklä­rungen erörtert werden. S. Google

Lit.: Söllner § 16; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 144, 410; Maifeld, J., Die aequitas bei Lucius Neratius Priscus, 1991

Nerva filius (1. Jahrhundert n. Chr.) ist der römische Rechtskundige, dessen Sohn Kaiser (96-98) wird. Er ist →Prokulianer. Von ihm ist der Buchtitel (lat.) libri (M.Pl.) de usucapionibus (Bücher über Ersitzungen) überliefert. S. Google

Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 130; Marin, M., Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus – Der „Optimus Princeps“ und die repräsentative Darstellung seiner selbst, 2018

Nerva pater (-33 n. Chr.) ist der römische Rechtskundige, dessen Enkel Kaiser (96-98) wird. Er ist Haupt der →Prokulianer. Die Titel seiner durch die Digesten überlieferten Schriften sind nicht bekannt. S. Google

Lit.: Söllner § 16; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 120

Nettelbladt, Daniel (Rostock 14. 1. 1719-Halle 4. 9. 1791), Kaufmannssohn, wird nach dem Studium (der Theologie und) des Rechtes in Rostock, Marburg (Wolff) und Halle 1746 Professor in Halle. 1749 veröffentlicht er je eine Übersicht über das Naturrecht ([lat.] Systema [N.] elementare universae iurisprudentiae naturalis, Grundsystem der gesamten Naturrechts­wis­sen­schaft) und über das geltende Recht ([lat.] Systema elementare universae iurisprudentiae positivae, Grundsystem der gesamten positiven Rechtswissenschaft), in denen er die Rechte und Pflichten betref­fenden Wahrheiten (objektive Rechts­wissenschaft) unter Bildung allgemei­ner Teile vermitteln will. In seinen Werken geht das →Naturrecht in gewisser Weise in der Dogmatik des positiven Rechtes auf. Als Einzelheit erwähnenswert ist die Entwicklung des allgemeinen prozess­rechts­wissen­schaftli­chen Begriffs der Prozesshandlung. Zu Nettelbladts Schülern gehören von Carmer, Svarez und Klein, die das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) maßgeblich prägen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 156, 159; Schwarz, B., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 321; Neusüß, W., Gesunde Vernunft und Natur der Sache, 1970, 52; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021; Hoffmann-Steudner, J., Nettelbladt als Zivilrechtler, 2006

Netz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) aus Fäden oder auch elektronischen Verbindungen geknüpfter Behälter unterschiedlichster Gegebenheiten

Lit.: Oesterreich, R., Das Netz erinnerbaren Handelns – ein Gedächtnismodell, 1994; Gießmann, S., Die Verbundenheit der Dinge, 2014; Floridi, L., Die 4. Revolution – Wie die Infosphäre unser Leben verändert, 2015; Albers, M., Recht & Netz, 2018; Spengler, A., Das Selbst im Netz, 2018; Herrmann, S., Völkerrrechtliche Jurisdiktionsgrundlagen für den Datenschutz im Netz, 2021

neu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 636, 49 zu Jeremia 31,31 nouum, Notker III 63] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) jung, frisch

Neubruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 541, 54 in noualibus in niuuipruhtin 8./9. Jahrhundert] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [N.] novale) ist das neugerodete Land. Von ihm wird seit dem 8. Jahrhundert ein →Zehnt gefordert (Neubruchzehnt als Ansatz in älteren deutschen Rechtsquellen aber nicht belegt).

Lit.: Pöschl, A., Der Neubruchzehnt, (in) AKKR 98 (1918), 3

Neubruchzehnt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische - und das Lateinische des Mittelalters - mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) von Neubruch geforderter Zehnt

Neuenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Neuchâtel) erscheint auf der Grundlage älterer Siedlungen 1101 als neue Burg, die 1032/1033 zu dem deutschen Reich gelangt. An dem 12. 9. 1814 schließt sich Neuenburg als 21. Kanton der →Schweiz an. 1838 erhält es eine Universität. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Elert, K., Die Behördenorganisation von Neuchâtel, 1914; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff, 2,2,455, 3,2,1879; Bachmann, A., Die preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Weber, N., Lokale Interessen und große Strategie, 2015

Neuhegelianismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die Fortführung der Gedanken →Hegels in dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert (1880-1910). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Lepsius, O., Die gegensatzaufhebende Begriffsbildung, 1994; Schirmer, J., Die Göttinger Hegel-Schule – Julius Binder, Karl Larenz, Martin Busse, Gerhard Dulckeit und der juristische Neuhegelianismus, 2016

Neukantianismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die Fortführung der Ge­danken →Kants ab 1850 in dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Ziemann, S., Neukan­tiani­sches Strafrechtsdenken, 2009; Noras, A., Geschichte des Neukantiqnismus, 2020

Neumarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., in der Oberpfalz) S. Google

Lit.: Heinloth, B., Neumarkt, 1967

Neumarkter Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Neumarkt in Schlesien aus der vierten deutschen Fassung des Sachsenspiegels und dem 1235 verfassten Schöffenbrief Halles an Neumarkt wohl in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (1327/1335) hergestellte, in einer unvollständigen Handschrift (des ersten Drit­tels?) des 14. Jahrhunderts überlieferte Rechtsbuch. Das davon verschiedene Neumarkter Recht ist in zahlreichen Orten Schlesiens und Polens nachzuweisen. 1352 schließt sich Neumarkt dem Magdeburg-Breslauer Recht an. S. Google

Lit.: Meinardus, O., Das Neumarkter Rechtsbuch, 1906; Kötzschke, R., Der hallische Schöffenbrief für Neumarkt in Schlesien und das älteste Neumarkter Recht, ZRG GA 31 (1910), 137; Sandow, E., Das Halle-Neumarkter Recht, 1932; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 60; Kannowski, B./Dusil, S, Der hallensische Schöffenbrief für Neumarkt von 1235 und der Sachsenspiegel, ZRG GA 120 (2003), 61; Halle im Licht und Schatten Magdeburgs, hg. v. Lück, H., 2012

Neumond (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die mit dem Auge des Menschen nicht erkennbare Lichtgestalt des Mondes während seiner Zeit zwischen Erde und Sonne, in der während etwa 35 Stunden von der Erde aus nur die von Sonnenlicht unbeleuchtete Seite des Mondes wahrgenommen werden kann. S. Google

Lit.: Der geschmiedete Himmel – Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren, hg. v. Meller, H., 2004, 44ff.

Neumünstersche Kirchspielbräuche (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.Pl.) sind gewohnheitsrechtliche, in dem Kern spät zwischen 1572 und 1584 vielleicht von dem 1584 gestorbenen holstein-gottorfischen Kanzler Adam Tratziger vor allem nach dem von ihm geschaffenen Landrecht Eiderstedts aufgezeichnete Rechtssätze des Kirchspiels Neumünster in Holstein. S. Google

Lit.: Seestern-Pauly, F., Die neumünsterschen Kirchspielgebräuche und die bordesholmischen Amts­gebräuche, 1824; Sievers, H., Die neumünsterschen Kirchspielbräuche und die bordesholmischen Amts­gebräuche, Diss. jur. Kiel 1956; Busche, E., Flecken und Kirchspiel Neumünster, 1968

neun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 800 [Althochdeutsche Bnediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) die Grundzahl zwischen acht und zehn

Neun Bücher des Magdeburger Rechtes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind das zwischen 1400 und 1402 von dem seit 1385 in Thorn als Stadtschreiber nachweisbaren Walter Ekhardi aus der systematischen Fassung der →Magdeburger Fragen, dem alten →Kulm, dem glossierten →Sachsenspiegel, dem Magdeburger Weichbild, dem Lehnrecht in Distinktionen und dem →Meißner Rechtsbuch zusammen­gestellte Rechts­buch. Um 1408 werden die Neun Bücher des Magdeburger Rechtes unter Ver­wendung des Richtsteig Landrechts und des Schwabenspiegels auf die Hälfte gekürzt. Diese Fassung wird 1574 von dem Notar Albert →Poelmann (Königsberg) in Magdeburg herausgegeben. S. Google

Lit.: Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 171; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 51

Neuostpreußen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Baltische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein von Preußen bei den Teilungen →Polens 1793/1795 erlangtes Gebiet.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon (Preußen); Bussenius, C., Die preußische Verwaltung in Süd- und Neuostpreußen 1793-1806, 1960

Neuss, Neuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) der als Lager der Römer an der Mündung der Erft in den Rhein errichtete, in der Gegenwart rund 150000 Einwohner zählende Ort in Nordhein-Westfalen, s. Google

Lit.: Entner, G., Neuß, 1926

Neustadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) neu errichtete Stadt

Neustadt an der Waldnaab (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort in der Oberpfalz

Lit.: Sturm, H., Neustadt an der Waldnaab, 1978

Neustadt an der Weinstraße (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) nach Kelten, Römern, Alemannen und Franken wohl Anfang des 13. Jahrhunderts Gründung der neuen Stadt unterhalb der Burg Winzingen durch die Pfalzgrafen Ludwig I. und seinen Sohn Otto II., zehn Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung 1246 erstes Siegel der Bürger belegt, 1275 Stadtrecht Speyers, bis 1797 zu dem Kurfürstentum Pfalz, 1816-1945 zu Bayern, 1946 zu Rheinland-Pfalz) früher Neustadt an der Hardt

Lit.: Spieß, P., Die Stadtordnung Philipps des Aufrichtigen für Neustadt aus dem Jahre 1493, (in) Mitt. d. hist. Ver. d. Pfalz 66 (1968), 197; Der Oberhof zu Neustadt an der Weinstraße 1, hg. v. Erler, A., 1968; Spieß, P., Verfassungsentwicklung der Stadt Neustadt, 1970 (Diss.); Neustadt und die Pfalzgrafschaft im Mittelalter, hg. v. Spieß, P./Peltzer, J./Schneidmüller, B., 2021

neuständisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) neue Stände betreffend

Neuständisch beschränkte Monarchie (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit dem Oktoberdiplom (1860) ver­wirklichte, in dem Ergebnis aber dem Konsti­tutionalismus unterlegene Bindung des Kaisers Österreichs an die Mitwirkung von Ständevertretungen (neuer Art). S. Google

Lit.: Wagner, S., Der politische Kodex, 2004

Neustrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Westgebiet?) ist ein Teil des fränkischen Reiches von dem späten 6. Jahrhundert (um 600?) bis zu dem 8. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kretschmer, P., Das Rätsel des Namens Neustria, (in) Forschungen und Fortschritte 14 (1938), 114; Lugge, M., Gallia und Francia im Mittelalter, 1960; La Neustrie, hg. v. Atsma, H., 1989; Riering, L., Die Etablierrung der Karolinger-Dynastie in Europa, 2020

neuter, lat., Pron., keiner von beiden, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nē (2), uter (2)

neutral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1578 [Schertlin – Schönhuth - 42] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unparteiisch, unparteilich, nicht einer

neutralis, neutrālis, lat., Adj., neutral, sächlich, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. neuter

Neutralität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [Reichstagsakten XIV 94 Anm. 2] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Nichtbeteiligung eines Staates an einer kriegerischen Ausei­nandersetzung. Sie findet sich seit dem ausgehenden Mittelalter, als bewaffnete Neutralität seit dem späten 18. Jahrhundert. 1856 begründet die Pariser Seerechtsdeklaration das moderne Neutralitäts­recht. Die Schweiz behauptet seit 1815, Österreich seit 1955 Neutralität (26. 10. 1955 Neutralitätsgesetz, 2001 Allianzfrei­heit). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 248; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 315; Bergbohm, C., Die bewaffnete Neutralität 1780-1783, 1884; Verosta, S., Die dauernde Neutralität, 1967; Schlaich, K., Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, 1972; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Chevallez, G., Die Herausforderung der Neutralität, 1997; Setzen, F., Neutralität im zweiten Weltkrieg, 1997; Neff, S., The rights and duties of neutrals, 2000; Fischer, T., Die Grenzen der Neutralität, 2004; Abbenhuis, M., An Age of Neutrals, 2014; Gotthard, A., Der liebe und werthe Fried – Kriegskonzepte und Neutralitätsvorstellungen in der Frühen Neiúzeit, 2014; Schreiner, J., Neutralität nach „Schweizer Muster“ - Österreichische Völkerrechtslehre zur immerwährenden Neutralität 1955-1989, 2017; Bornemann, E., Die religiös-weltanschauliche Neutralität des Staates, 2020; Calmy-Rey, M., Die Neutralität – zwischen Mythos und Vorbild, 2020; Lehmann, P., Die Umdeutung der Neutralität, 2020

Neuwied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) große kreisangehörige Stadt in dem Norden Rheinland-Pfalzs mit knapp 65000 Einwohnern

Lit.: Stupp, H., Die rechtsgeschichtliche Entwicklung der Stadt Neuwied, Diss. jur. Bonn 1959

Neuzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der dem Altertum und demMittelalter folgende, durch zahlreiche Neuerungen (beispielsweise Ent­deckung Amerikas 1492, neues helio­zentrisches Weltbild, neues Verhältnis zu Gott, neue Beziehung zu dem Altertum u. s. w.) gekennzeichnete (dritte) Abschnitt der mensch­lichen Geschichte (Cellarius [Keller], Christoph [1634-1707], Historia tripartita, 1702). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 129; Friedell, E., Kulturgeschichte der Neuzeit, 1948, Neudruck 1996; Skalweit, S., Der Beginn der Neuzeit, 1982; Quellenkunde zur deutschen Geschichte der Neuzeit, hg. v. Baumgart, W., 2. A. 2005 (nur CD-ROM ) Bd. 1ff. 1982ff., 3. A. 2018; Spezialforschung und „Gesamtgeschichte“, hg. v. Klingenstein, G. u. a., 1982; Handbook of European History 1400-1600, hg. v. Brady, T. u. a., Bd. 1f. 1994; Leimgruber, N., Die frühe Neuzeit, 1997; Vogler, G., Europas Aufbruch in die Neuzeit, 2003; Enzyklopädie der Neuzeit, hg. v. Jaeger, F., Bd. 1ff. 2004ff. (4000 Artikel für die Zeit von 1450 bis 1850); Emich, B., Frühe Neuzeit, 2006; Frühe Neuzeit, hg. v. Völker-Rasor, A., 2. A. 2006; Erbe, M., Frühe Neuzeit, 2007; Die innovative Kraft der Tradition in der frühen Neuzeit, hg. v. Friedeburg, R. v. u. a., 2007; Lundt, B., Europas Aufbruch in die Neuzeit 1500-1800, 2009; Vocelka, K., Geschichte der Neuzeit, 2009; Die frühe Neuzeit als Epoche, hg. v. Neuhaus, H., 2009; Frühe Neuzeit Oldenburg Geschichte Lehrbuch hg. v. Völker-Rasor A., 2009, 3. A. 2010; Frühe Neuzeit in Deutschland - Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon, hg. v. Kühlmann, W. u. a., Bd. 1ff. 2011ff.; Schmale, W., Das 18. Jahrhundert, 2012; Kohler, A., Neue Welterfahrungen, 2014; Praktiken der frühen Neuzeit, hg. v. Brendecke, A., 2015

Nevolin, Konstantin Alekseevic (1806-1855) wird nach dem Rechtsstudium in Sankt Petersburg und Berlin (Savigny) Professor in Kiew und seit 1843 in Sankt Petersburg. Er wirkt an der Abfassung des →Svod Zakonov mit. In seiner Geschichte der juristischen Zivilgesetze setzt er sich für die Übernahme der Gedanken der →historischen Rechts­schule in →Russland ein. S. Google

Lit.: Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961; Wortman, R., The Development of a Russian legal Consciousness, 1976

Nexti canthichio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, V.?) ist eine salfränkische Wendung des (lat.-afrk.) →thunginus (M.) des frühen 6. Jahrhunderts (ich verstricke den Streitgegner [im Rahmen der Vollstreckung]?).

Lit.: Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, 285; Germanische Rest- und Trümmersprachen, hg. v. Beck, H., 1989, 157ff.

nexum, lat., N., Umschlingung, Schuldhörigkeit, Zeugma, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nectere

Nexum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.] Verknüpfung) ist ein umstrittenes, vermutlich schon in dem 4. Jahrhundert v. Chr. verbotenes Haftungsgeschäft des altrömischen Rechtes, bei dem durch Erz und Waage, also wohl zunächst gegen tatsächliches Entgelt (Darlehen), jemand einem anderen eine Zugriffsmacht mit der Möglichkeit der Enthaftung durch Rückzah­lung einräumt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 6 II, 7 I 3, 32 II 3b, 4c, 39 I 1; Söllner § 8; Köbler, DRG 27

Nibelunge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - ausgenommen Nibelungenlied, Nibelungensage und Nibelungentreue - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Nibelungenlied

Nibelungenlied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das nach der Schlusszeile benannte, den Untergang des Reiches der Burgunder um Worms um 436 behandelnde, wohl zwischen Wien und Passau um 1200 aufgezeichnete und durch 37 Textzeugen überlieferte, grob in zwei Teile mit 39 Abschnitten gliederbare mittelhochdeutsche Werk in rund 2400 singbaren vierzeiligen Strophen. S. Google

Lit.: Nibelungen und Nibelungen Klage, hg. v. Fasbender, C., 2005; Kragl, F., Nibelungen und Nibelungensage – Kommentierte Bibliographie 1945-2010, 2012

Nicaea (bei Komstantinopel) ist 325 n. Chr. Ort eines von Kaiser Konstantin einberufenen Konzils mit rund 2000 Teilnehmern (davon 318 Bischöfe, Formulierung des nizänischen Glaubens­be­kenntnisses, Bejahung der We­sens­­gleichheit Jesu mit Gott). S. Google

nicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian, Rechtsbuch nach Distinktionen] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) un…

Nichtanzeige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) nicht erfolgende Anzeige

Nichtanzeige geplanter Straftaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in Deutschland seit dem 20. Jahrhundert hinsichtlich bestimmter schwerer Straftaten eine eigenständige Straftat (§§ 138, 139 StGB). S. Google

Lit.: Grunert, H., Die Strafbarkeit der Nichtanzeige geplanter Straftaten, 1943; Kisker, S., Die Nichtanzeige geplanter Straftaten, 2002; Richter, R., Strafvereitelung wegen Nichtanzeige von Straftaten, 2017; Zech, L. v. Zur Frage der Anzeigepflicht (§ 138 StGB) des in die Tat Verstrickten, 2018

Nichtberechtigter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt ausgenommen Adjektiv nichtberechtigt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – ausgenommen Adjektiv nichtberechtigt – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1896) ist die Person, der ein Recht (bzw. die Verfügungsmacht) zu dem von ihr geübten Verhalten fehlt. Nach dem römischen Recht kann von einem Nichtberechtigten grundsätzlich nicht erwor­ben werden (lat. →nemo plus iuris transferre potest quam ipse habet). Dagegen eröffnet das mittelalterliche Recht den →gutgläubigen Erwerb von dem Nichtberechtigten. S. Google

Lit.: Buschhoff, F., Verfügungen Nichtberechtigter, 1913; Friederich, G., Zur Lehre von den Verfügungen Nichtberechtigter (§ 816 BGB), 1914; Wennrich, H., Verfügungen Nichtberechttigter über fremdes Vermögen im eigenen Namen, 1921; Stoevesandt, H., Der Rückerwerb des Niichtberechtigten, 1970; Söllner, A., Der Erwerb vom Nichtberechtigten in romanistischer Sicht, (in) FS H. Coing, 1982, 363; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Nichtehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und  - ausgenommen nichtehelich – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die absolut nichtige, einer Ver­nich­tung nicht bedürftge oder zugängliche Ehe (beispielsweise bei Nichtmit­wirkung des Stan­desbeamten oder [vor 2017] der Geschlechts­gleichheit der Eheschließenden). S. Google

nichtehelich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unehelich

Nichteheliche Lebensgemeinschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die ohne Eheschließung ausgeübte Lebensge­meinschaft eines Mannes und einer Frau. Ursprünglich vor allem von der Kirche als →Konkubinat oder so genanntes Verhältnis bekämpft, setzt sich die nichteheliche Lebensgemeinschaft seit etwa 1980 wohl weltweit allmählich durch. Für sie gelten vor allem die all­gemeinen Regeln, nicht dagegen die beson­deren Bestim­mun­gen über die eheliche Le­bens­ge­meinschaft. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schwab, D., Eheschließungs­recht und nichteheliche Lebensge­meinschaft, (in) FamRZ 1981, 1151; Die nichteheliche Lebens­gemeinschaft, hg. v. Landwehr, G., 1978; Die nichteheliche Lebensgemeinschaft, hg. v. Eser, A., 1985; Grosse, M., Freie römische Ehe und nichteheliche Lebensgemeinschaft, 1991; Schreiber, C., Die nichteheliche Lebensgemeinschaft, 1995; Grziwotz, H., Nichteheliche Lebensgemeinschaft, 2014

Nichteheliches Kind (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Bundesrepublik Deutschland seit 19. 8. 1969 das uneheliche Kind. Dieses ist auch mit seinem Erzeuger verwandt. Gegenüber dem früheren Recht ist sein Unterhaltsanspruch erweitert und durch die Regelunter­haltsverordnung (27. 6. 1970) präzisiert. Dennoch bestehen nach 1969 weiter Unterschiede zu dem ehelichen Kind (Fest­stellung der Vaterschaft, Name, elterliche Sorge, Unterhalt, Erbrecht). An dem 12. 6. 1991 entscheidet das Bundesver­fassungsgericht, dass den Eltern eines nichtehelichen Kindes gemeinsam das Sorgerecht zustehen kann. 1998 wird in Deutschland die Unterscheidung zwischen nichtehelichen Kindern und ehelichen Kindern beseitigt und damit auch die gesetzliche Amtspflegschaft für das nichteheliche Kind aufgegeben (Spanien 1979/1981). Dessenungeachtet gibt es weiter Kinder verheirateter Eltern und Kinder nicht verheirateter Eltern. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 267; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nicht­ehelichen Kindes, 1978; Schubert, W., Die Projekte der Weimarer Republik zur Reform des Nichtehelichen-, des Adoptions- und Eheschei­dungsrechts, 1986; Hai­bach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991, 214; Heinrich, T., Das preußische Nichtehelichenrecht, 1993; Winkler, W., Nichteheliche Kinder und landwirtschaftliches Erbrecht, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bors, M., Bescholtene Frauen vor Gericht, 1998; Arends Olsen, L., La femme et l’enfant, 1999; Schmitz, U., Der Unterhaltsanspruch des nicht­ehelichen Kindes gegen seinen Erzeuger, 2000; Die Reform des Nichtehelichenrechts (1961-1969), hg. v. Schubert, W., 2003; Spaethe, J., Spaniens Abstammungsrecht, 2004; Klose, B., Das Verblassen eines Makels, 2013

Nichterfüllung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1652 [Mansfeld] einmal belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Ausbleiben der Leistung eines Schuldners. Hier kennt sachlich bereits das römische Recht in vielen Fällen die Verurteilung zu dem Sachwert bzw. später den Schadenersatz. Dieses römische Recht wird seit dem Spätmittelalter in dem Heiligen römischen Reich weitgehend übernommen. Hieraus entwickelt sich das Leistungsstörungs­recht für →Verzug, →Unmöglichkeit und sonstige Pflicht­verletzung (→positive Forderungs­verletzung). Die Einrede des nichterfüllten Vertrags entsteht dabei aus römischem Recht und kirchlichem Recht in dem 15./16. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kaser § 37; Scherner, K., Rücktrittsrecht wegen Nichterfüllung, 1965; Jakobs, H., Unmöglichkeit und Nichterfüllung, 1969; Ernst, W., Die Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2000; Roos, C., Die Grundlagen und die dogmatische Entwicklung der Vorschriften zur Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2004; Seong, S., Der Begriff der nicht gehörigen Erfüllung, 2004; Bardo, U., Die „abstrakte“ Berechnung des Schadensersatzes wegen Nichterfüllung beim Kaufvertrag, 2019

nichtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [Kassel § 24] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) wertlos, nicht bestehend

Nichtigerklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., nichtig ab 15. Jahrhundert) ist die aus­drückliche Erklärung der Nichtigkeit oder Unwirksamkeit einer Handlung durch die zuständige Stelle (beispielsweise der Ehe durch Gericht nach AGBG bei bestehendem Eheband, Irrtum oder Zwang bei der Eheschließung bzw. nach den §§ 21ff. EheG). S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Nichtigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen wohl als Lehnübersetzung von lat. nullitas ab 1498 [WormsRef. I 10, 3] in rund fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) ist die völlige Un­wirk­samkeit einer an erheblichen, nicht billigenswerten Mängeln leidenden Handlung. Sie ist schon dem römischen Recht bekannt, ohne dass dieses eine durchgehende Begrifflichkeit ausbildet. In dem Prozess betrifft sie das Urteil. Auch in dem seit dem Spätmittelalter aufge­nommenen römischen Recht fehlt noch eine allgemein anerkannte Lehre der Un­wirksamkeit von Verträgen, doch wird die Unwirksamkeit bereits als (lat. [F.]) nullitas bezeichnet. S. Google

Lit.: Kaser §§ 9 I, 84 II 31; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 413; Kriechbaum, M., Teilnichtigkeit und Gesamtnichtigkeit, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 39; Düwel, L., Die Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe, 2006; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Nichtigkeitsbeschwerde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Nich­tigkeit behauptende Beschwerde gegen eine gerichtliche Entscheidung. Sie wird auf umstrittener Grundlage in Italien seit dem 12. Jahrhundert für grobe Verfahrensfehler (bei einer [lat.] sententia [F.] nulla, einem nichtigen Urteil) allmählich entwickelt (lat. querela [F.] nullitatis). Seit dem 16. Jahrhundert wird sie in dem Heiligen Römischen Reich in unklarer Abgrenzung zu der →Appellation aufgenommen. Seit 1877/1879 kann eine Nichtigkeit nur in den gesetzlich fest umrissenen Fällen der →Wiederauf­nahme des Verfahrens geltend gemacht werden (Nichtigkeits­klage). In dem Strafverfahren des National­sozialismus kann ein rechts­kräftiges Urteil von dem Oberreichs­anwalt mit der Nichtigkeitsbeschwerde angegriffen werden. In Österreich können rechtliche Fehler eines Schöffengerichts oder Geschworenengerichts zu der Wahrung des Gesetzes vor dem obersten Gerichtshof angefochten werden. S. Google,  →Nichtigkeitsklage

Lit.: Köbler, DRG 156, 235; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Skedl, A., Die Nichtigkeitsbeschwerde, 1886; Gilles, P., Rechtsmittel im Zivilprozess, 1972; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973, 395; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976, 46

Nichtigkeitsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Klage, mit der die Wiederaufnahme eines rechtskräftig abge­schlossenen Verfahrens angestrebt werden soll. Sie wird sachlich in dem römisch-kanonischen Verfahren seit dem 12./13. Jahrhundert in bestimmten Fällen zulässig (lat. actio [F.] nullitatis). Die Abgrenzung zu Appellation und Nichtig­keitsbeschwerde ist unscharf. Seit 1877/1879 kann eine Nichtigkeitsklage nur in den gesetzlich fest umrissenen Fällen der →Wieder­aufnahme des Verfahrens erhoben werden. Eine früher zulässige besondere Ehenichtigkeitsklage ist in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 7. 1998 nicht mehr vorge­sehen. S. Google, →Nichtig­keitsbeschwerde

Lit.: Köbler, DRG 117; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 393; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Thalmann, P., Nichtigkeitsklagen gegen Rechtsakte mit Verordnungscharakter, 2011

Nichtschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Fehlen einer Verbind­lichkeit. Bereits das klassische römische Recht gewährt bei Leistung auf eine Nichtschuld einen Ausgleichsanspruch (lat. condictio [F.] indebiti). Dieser wird seit dem Spätmittelalter in dem Heiligen Römischen Reich aufgenommen (Worms 1499). S. Google, →Bereicherung

Lit.: Köbler, DRG 47, 166; Behrens, A., Die rechtliche Behandlung der Erfüllung einer Nichtschuld, 1921; Scherer, W., Die rechtliche Behandlung der Erfüllung einer Nichtschuld, 1932; Schröder, B., Die wissentliche Erfüllung einer Nichtschuld, 1952; Fraefel, C., Die Betreibung einer Nichtschuld, 2011 (Diss. jur. Univ. Zürich)

Nicolai, Pierre-Thomas (Aubel 1763-1836), Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Reims Advokat in Limburg, danach Richter in dem französisch gewordenen Gebiet, 1800 in Lüttich und seit 1820 Politiker. Er bewirkt, dass 1821 der bereits von →Napoleon (1811) eingeführte französische →Code civil die Grundlage der Beratung für das erst 1838 in Kraft tretende Burgerlijk Wetboek (Bürgerliche Gesetzbuch) der →Niederlande wird und damit die Niederlande in dem französischen Rechtskreis verbleiben und das 1830 verselbständigte →Belgien von dem neuen niederländischen Privatrechtsges­etz­buch erst gar nicht erfasst wird. S. Google

Lit.: Dievoet, E. van, Het burgerlijke recht, 1943, 23

Niebuhr, Barthold Georg (Kopenhagen 27. 8. 1776-Bonn 2. 1. 1831), Geo­graphensohn, wird nach dem Studium von Rechtswissenschaft und Staatswissenschaft in Kiel, London und Edinburgh Staatsbe­diensteter in Dänemark (1800) und Preußen. Sein Hauptwerk ist eine „Römische Geschichte“ (Bd. 1ff. 1811ff.). 1816 entdeckt er auf einen Hinweis Sa­vignys in der Bibliothek des Domkapitels von Verona eine Handschrift der Institutionen des →Gaius (Palimpsest des 8. Jahrhunderts einer Handschrift des 5./6. Jahrhunderts). S. Google

Lit.: Söllner § 16; Gaius, Institutionum commentarii quattuor, hg. v. Studemund, G., 1874; Rytkönen, S., Barthold Georg Niebuhr, 1968; Wilte, B., Der preußische Tacitus, 1979; Heuß, A., Niebuhrs wissenschaftliche Anfänge, 1981; Walter, G., Niebuhrs Forschung, 1993

nieder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) unten

Niederdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen in DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist das nicht von der (althochdeutschen) Lautverschiebung er­fasste, räumlich den niederig liegenden Norden betreffende Deutsche (altnieder­fränkisch, altsächsisch, mittelniederdeutsch [beispielsweise →Sachsenspiegel]), das in der Neuzeit schrift­sprachlich dem Hochdeut­schen unterliegt und nur noch umgangssprachlich fortbesteht (Platt­deutsch). S. Google

Lit.: Köbler, G., Altniederdeutsch-neuhoch­deutsches und neuhochdeutsch-altniederdeutsches Wörterbuch. 2. A. 1982; Niederdeutsche Sprache und Literatur der Gegenwart, hg. v. Stellmacher, D., 2004; Bölsing, F., Niederdeutsche Sprachlehre - Plattdeutsch im Kirchspiel Lindhorst Schaumburg-Lippe, 2011; Sprache, Literatur, Raum – Festgabe für W. Diercks, hg. v. Langhanke, R., 2015

niedere (Adj.) untere →nieder

Niederer Adel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in neuzeitlich-abwertender Bezeichnung der nur ritterbürtige, teils aus der Unfreiheit aufgestiegene →Adel in Gegensatz vor allem zu dem über Landesherrschaft verfügenden (höheren) Adel. S. Google

Lit.: Stutz, U., Zum Ursprung und Wesen des nie­deren Adels, 1937; Herrschaft und Stand, hg. v. Fleckenstein, J., 1977, 2. A. 1979; Rödel, V., Reichslehenswesen, Ministerialität, Burgmann­schaft und Niederadel, 1979; Bühler, M., Existenz, Freiheit und Rang – Handlungsmuster des Ortenauer Niederadels am Ende des Mittelalters, 2019; Marckhgott, G., Der niedere Adel des Machlandes im späten Mittelalter, 2020

Niedere Vogtei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem deutschen Südwesten der frühen Neuzeit ein aus dem Niedergericht hervorgegangenes Bündel grundherrschaft­licher und gerichtsher­rlicher Rechte (des Reichssteuern einsam­meln­den Grundherren?). S. Google

Lit.: Wintterlin, F., Die niedere Vogtei im sechzehnten Jahrhundert, 1900; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975, 78, 198; Bossert, J., Geschichte des zur Markgrafenschaft Baden-Durlach ehemals Hochberg-Badenweiler’schen Herrschaft „niedere Vogtei“ gehörigen Ortes Opfingen, 2005

Niedergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 15. Jahrhundert/1636 [Glarus] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Klagen um →Schuld und bewegliche →Sachen sowie für leichtere Straffälle zuständige →Gericht in Gegensatz zu dem →Hochgericht und Blut­ge­richt. Niedergericht ist etwa das Zentgericht, Go­gericht, Schulzen­gericht, Vogteigericht, Erbgericht, Dorfgericht, Hofmarkgericht oder teilweise auch das Landgericht. Den Ausgangspunkt bildet wohl die Aussonderung einfacher Sachen aus dem Grafengericht bereits in dem Frühmittelalter. In dem 13. Jahrhundert steht das Niedergericht allgemein dem Landesherrn zu. Danach geht es weitgehend auf die Grundherren über (Patrimonialgericht). Die genaue Zustän­digkeitsabgrenzung erfolgt zeitlich-räumlich nicht gleichmäßig. Von dem Niedergerichtg kann seit dem Spätmittelalter zunehmend an ein Obergericht appelliert werden. S. Google

Lit.: Grosch, G., Das spätmittelalterliche Niedergericht auf dem platten Lande am Mittelrhein, 1906; Weimann, K., Das tägliche Gericht, 1913; Goetz, G., Niedere Gerichts­herrschaft und Grafengewalt im badischen Linzgau, 1913; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 1922, Neudruck 1958, 50; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsverfassung Bayerns, 1929; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954, 6; Krämer, R., Das Niedergericht Detwang vom Ende des Mittelalters bis zu seinem Untergang (1400-1705), 1972; Linderkamp, H., Niedergerichtliche Strafformen und ihre Anwendung nach Quellen der Rechtspraxis, 1985; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, 2000; Die Ingelheimer Haderbücher, hg. v. Felten, F. u. a., 2010

Niedergerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1580 [Bayern] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) untere Gerichtsbarkeit

Lit.: Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsverfassung Bayerns, 1929; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, 2000

Niederlage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [HansUB. I 164] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Niederlegung

Niederlagsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht eines Ortes, von durchreisenden Händlern die Niederlage (Niederlegung) ihrer Waren zu dem Verkauf an dem Ort zu verlangen. Es ist beispielsweise in dem 13. Jahrhundert für Breslau bezeugt. Es wird meist durch stadtherrliches Privileg erlangt. Es endet in dem Liberalismus des 18./19. Jahrhunderts (Hannoversch-Münden 1823, Köln 1831). S. Google

Lit.: Gönnenwein, O., Das Stapel- und Niederlagsrecht, 1939; Henning, F., Handelsord­nun­gen des Mittelalters, (in) Scripta mercaturae, Bd. 2 1970, 41

Niederlande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Niederland - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind der an dem Einfluss des Rheines in das Meer gelegene nordwest­mitteleuro­päische Staat. Das betreffende, ursprünglich von Franken, Friesen und wohl auch Sachsen besiedelte Gebiet (anfangs zwischen Somme und Ems) gelangt in dem Spätmittelalter allmählich an den Herzog von Burgund und nach dem Aussterben der für die Niederlande 1473 in Mecheln einen obersten Gerichtshof errich­tenden Herzöge von Burgund (1477) an die →Habsburger, die es 1521 an ihre spanische Linie geben bzw. 1548 in dem Augsburger Vertrag von dem Reich verselbständigen und 1555, nun als Niederlande (franz. Pays d’en Bas) bezeichnet, in der spanischen Linie an Philipp II. geben. Seit 1565 wehren sich Adelige in dem seit etwa 1540 zunehmend zu dem Calvinismus bekehrten Gebiet (von insgesamt 17 Landen) gegen die Verdichtung der habsburgisch-spanischen Herrschaft, unter der 1570 Criminele Ordonnantië das Strafrecht festlegen. Mit dem 1. 4. 1571 beginnt ein Aufstand, in dessen Verlauf an dem 18. 7. 1572 zwölf Städte in Seeland und Holland Wilhelm von Oranien zu dem könig­lichen Statthalter wählen (1650-1672, 1702-1747, ab 1795 statthalterlos). 1581 entsteht daraus ein loser Staatenbund der sog. Generalstaaten (Repu­blik der Vereinigten Niederlande). 1648 werden die seit 1635 mit Frankreich ver­bündeten Generalstaaten als eigener, von dem Reich gelöster Staat (Republik) (von Spanien) anerkannt. In ihm wählen die Stände den Statthalter, dessen Amt in dem Hause Oranien eine gewisse Erblichkeit erlangt. Zugleich erwerben die auf Grund ihrer Lage Seefahrt betreibenden Niederlande umfangreiche Kolonien. Seit 1798 beginnt unter der Herrschaft Frankreichs (1795) in der daraufhin gebildeten Batavischen Republik die Vereinheitlichung des bis dahin sehr zersplitterten (beispielsweise friesischen, hollän­dischen, seeländischen, geldrischen), sub­sidiär ge­mein­rechtlich orientierten Rechtes (1. 5. 1798 Staatsregelung für das batavische Volk [Verfassung], 1799 Entwurf einer Zivil­prozessordnung und Kriminalprozessord­nung, 1801/1804 Ent­wurf eines peinlichen Gesetz­buchs, ab 1806/1807 Arbeiten an einem Entwurf eines bürgerlichen Gesetz­buchs). 1806 wandelt Napoleon die Republik in ein Königreich um (König Louis Bonaparte 1806-1810). Zu dem 1. 2. 1809 wird nach dem Vorbild Frankreichs ein Kriminalge­setzbuch für das Königreich Holland und an dem 1. 5. 1809 das Gesetzbuch Napoleons (Code Napoleon, Bürgerliches Gesetz­buch) für das Königreich Holland in Kraft gesetzt. An dem 9. 7. 1810 wird Holland mit Frankreich vereinigt. 1811 wird das Recht Frankreichs in dem ehemaligen Holland eingeführt. Mit Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig lösen sich die Niederlande 1813 als Fürstentum wieder von Frankreich. In dem März 1814 wird eine Verfassung (Grund­gesetz für die Vereinigten Niederlande) verkündet. Zu der gleichen Zeit werden südliche Gebiete, die 1713/1714 nach dem spanischen Erbfolge­krieg von Spanien an Österreich gelangen, und das Hochstift Lüttich dem aus dem Fürstentum sich bildenden Königreich der Vereinigten Niederlande angefügt. 1830 lösen sich diese teilweise fran­kophonen Gebiete in dem selbständig werdenden →Belgien von den Niederlanden. An dem 1. 10. 1838 erhalten die Niederlande nach dem Vorbild des →Code civil Frankreichs ein Bürgerliches Gesetzbuch (1970ff. erneuert), ein Handels­gesetzbuch, eine Zivilprozess­ordnung und eine Straf­prozessordnung (1926 erneuert) sowie 1881/­1886 ein Strafgesetzbuch. Ab 1951 wirken die Niederlande an der Bildung der europäischen Gemein­schaf­ten (1993 Europäische Union) mit. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG; Köbler, DRG 129, 130, 170, 256; Fockema-Andreae, S., Overzicht van oud-nederlandsche Rechtsbronnen, 1881; Gratama, M., Het onuitgegeven Landrecht van Drenthe, 1883; Westerkamp, J., Das Bundesrecht der Republik der vereinigten Niederlande, 1890; Fruin, R., Geschiedenis der staatsinstellingen in Nederland, 1901, 2. A. 1922, Neudruck 1980;Turba, G., Über das rechtliche Verhältnis der Niederlande zum deutschen Reich, 1903; Andreae, F., Über den Ursprung der niederländischen Rechte, ZRG GA 30 (1909), 1; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leis­tungsverzuges, 1913; Gossen, J., De rechterlijke Organisatie van Zeeland, 1917; Müller, E., Eine niederländische Sachsenspiegelhand­schrift, ZRG GA 38 (1917), 305; Van Apeldoorn, Geschiedenis van het nederlandische huwelijksrecht voor de invoering van de fransche wetgeving, 1925; Blécourt, A., Kort begrip van het oud-vaderlandsch burgerlijk Recht, 1922, 2. Druk 1924 (mit Bewijsstukken, 1924, 1926), 6. A. 1950; Bijnkershoek, C. van, Observationes tumul­tuariae, hg. v. Meijers, E. u. a., Bd. 1f. 1926ff.; Gosses, J., Welgeboren en Huislieden, 1926; Schaap, H., Philips Wielant en diens Corte Instructie omme jonghe practisienen in zivile zaken, 1927; Monté ver Loren, J. de, De historische ontwikkeling van de begripen bezit en eigendom, 1929 (Diss. jur. Utrecht); Fischer, H., De geschiedenis van de reëlle executie bij koop, 1934; Pitlo, R., De ontwikkeling der esecuteele, 1941; Dievoet, E. van, Het burgerlijk recht, 1943; Huizinga, J., Herbst des Mittelalters, 1945; Overdiep, G./Tjessinga, J. C., De Rechtsomgang van Franekeradeel 1406-1438, 1950; Aubin, H./Menzel, E., Die niederländischen Ansprüche auf die Emsmündung, 1951; Feenstra, R., A quelle époque les Provinces-Unies sont-elles devenues indépendentes, (in) TRG 20 (1952), 30, 182; Vries, K. de, Bijdrage tot de kennis van het strafprocesrecht in de Nederlandse steden, (1956); Lademacher, H., Die Stellung des Prinzen von Oranien als Statthalter in den Niederlanden von 1572 bis 1584, 1958; Schneppen, H., Niederländische Universitäten und deutsches Geistesleben, 1960; Westerink, G., Doornspijk en Elburg, 1961; Andreae, F., De Nederlandse staat, 1961; Costumen van’s-Gravenhage 1451-1609, hg. v. Hart, G. t’ u. a., 1963; Petri, F., Die Kultur der Niederlande, Handbuch der Kultur­geschichte, Lieferungen 68-72, 80-84, 1964; Wedekind, W., Bijdrage tot de kennis van de ontwikkeling van de procesgang in civiele zaken, 1971; Bibliografie Nederlandse rechtsgeschiedenis, hg. v. Nederlands centrum voor rechtshistorische documen­tatie, Bd. 1ff. 1971ff; Hardenberg, L., Der dreizehnte Pfennig, ZRG GA 90 (1973), 185; Simons, C., Marine justitie, 1974; Gerbenzon, P./Algra, N., Voortgangh des rechtes, 5. A. 1979; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,58,522,973, 2,2,744,­1399, 3,1,1191, 3,2,2603, 3,3,3402,3732,3801,3901,­3979,4099; Spruit, J., Niederländische rechtsgeschicht­liche Literatur aus den Jahren 1945-1975, ZRG GA 92 (1975), 371; Huusen, A., De codificatie van het Nederlandse huwelijksrecht 1795-1838, 1975 (Ehe­recht); Consilium Magnum 1473-1973, 1977; Vrugt, M. van den, De Crimenele Ordonnantiën van 1570, 1978; Herwaarden, J. van, Opgelegde Bedevaarten, 1978; Groenveld, S. u. a., De Kogel door de Kerk?, 1979; Jappe Alberts, W., Het middeleeuws keurboek van de stad Doetinchem, 1979; Gall, H., Bronnen van de Nederlandse Codificatie, Personen- en Fami­lienrecht 1798-1820, 1981; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, hg. v. Blok, D., Bd. 1ff. 1981f.; De Ontwerpen lijfstraffelijk wetboek 1801 en 1804, hg. v. Moorman van Kappen, O. u. a., 1982; Brokken, H., Het ontstaan van de hoekse en kabeljauwse twisten, 1982; Faber, S., Straf­rechtspleging en criminaliteit te Amsterdam 1680-1811, 1983; Lademacher, H., Geschichte der Niederlande, 1983; Prevenier, W./Blockmans, W., Die burgundischen Niederlande, 1986; Schepper, H., de, Belgium Nostrum, 1987; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux du 12e au 18e siècle, 1987; Schilling, J./Täubrich, R., Niederlande, 1988; Moormann van Kappen, O., Ein Rückblick anlässlich der Hundertjahrfeier des niederländischen Strafgesetz­buches, ZRG GA 105 (1988), 256; Godding, P., Le droit privé, 1993; Lademacher, H., Die Niederlande, 1993; Holthöfer, E., Beiträge zur Justizgeschichte der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs im 19. und 20. Jahrhundert, 1993; Israel, J., The Dutch Republic, 1995; Moorman van Kappen, O., Zur politischen und verfassungsrechtlichen Bedeutung der batavischen Umwälzung, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; North, M., Geschichte der Niederlande, 1997, 2. A. 2005; Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997; Arndt, J., Das Heilige Römische Reich und die Niederlande, 1998; Moorman van Kappen, O., Zwei Jahrhunderte niederländische Kodifikationsgeschichte (1797-1997), (in) Kodifikation und Dekodifikation, hg. v. Maly, K. u. a., 1997, 137; Honoris causa, hg. v. Coppens, E., 1999; Gallin, I., Rechtsetzung ist Machtsetzung, 1999; De Monté ver Loren, J., Hoofdlijnen uit de ontwikkeling der rechterlijke organisatie in de Noor­delijke Nederlanden, 7. Druck 2000; Sap, J., The Netherlands Constitution, 2000; Milton, G., Muskatnuss und Musketen, 2001; Bosch, A., De ontwikkeling van het strafrecht in Nederland van 1795 tot heden, 2001, 4. A. 2005, 5. A. 2008, 6. A. 2011; Koenigsberger, H., Monarchies, States generals and Parliaments, 2001; Weis, M., Les pays-bas espagnols, 2003; Hogenstijn, C., Het algemeen welzijn van het volk, 2004; Cumulatieve editie van het Burgerlijk Wetboek, hg. v. Heirbaut, D. u. a., 2004; Mörke, O., Wilhelm von Oranien (1533-1584). Fürst und Vater der Republik, 2005; Kok, G., In dienst van het recht – uit de geschiedenis van het Gerichtshof ‘s-Gravenhage en de daaraan vooraf gegane hoven (1428-heden), 2005; Wassink, J., Van stad en bitenie, 2005; Becker, H., De Etstoel van Drenthe, 2005; Eggens, A., Van daad tot vonnis, 2005; Maczkiewitz, D., Der niederländische Aufstand gegen Spanien (1568-1609), 2005; Roes, H., Het naaste bloed erfde het goed, 2006; Nederland in Franse schaduw, red. v. Sirks, A. u. a., 2006; Leen­knegt, G. u. a., Opstand en Eenwording, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 971; Braake, S. ter, Met recht en rekenschap - de amtenaren bij het Hof van Holland, 2007; Trillo, A., Geschichte des Aufstandes und der Kriege in den Niederlanden, hg. v. Bacigalupe, M. u. a., 2008; Onder de huidige omstandigheden. De Hoge Raad en het Toetsingsarrest 1943, hg. v. Venema, D. u. a., 2008; The Old Library of the Supreme Court of the Netherlands, hg. v. Pikkemat, J., 2008; Verfas­sungsdokumente Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande 1789-1848, hg. v. Stevens, F., 2008; Van Hofstraeten, B., Juridisch Humanisme en costumiere acculturatie, 2008; Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen Niederlande, 2009; Van der Velden, B., Van Praktizijnsobleiding tot juridische Faculteit, 2009; Groenveld, S. u. a., Unie – Bestand –Vrede, 2009; Tweehonderd jaren codificatie van het privaatrecht in Nederland, hg. v. Lokin, J. u. a., 2010; Parthesius, R., Dutch Ships in Tropical Waters, 2010; Bourgondië vorbij – De Nederlanden 1250-1650, hg. v. Damen, M. u. a., 2010; Van der Velden, B., Ick lach met Grotius, 2011; Kubben, R., Regeneration and Hegemony - Franco-Batavien Relations in the Revolutionary Era, 1795-1803, 2011; Tweehonderd jaar rechters, hg. v. Van Boven, M. u. a., 2011; Van Hall, H., Eijsden, 2011; Soen, V., Vredehandel, 2012; Berkvens, A. u. a., Het Franse Nederland, 2012; Wielenga, F., Geschichte der Niederlande, 2012; Stegemann, J., Handbuch Niederländisch, 2013; The Twelve Years Truce (1609), hg. v. Lesaffer, R., 2014; Koll, J., Arthur Seyss-Inquart und die deutsche Besatzungspolitik in den Niederlanden (1940-1945), 2015; Van Peteghem, P., De Nederlanden en het Vrijgraafschap Bourgondië tussen paus en keizer, 2015; Driessen, C., Geschichte der Niederlande, 2016; Romijn, P., Der lange Krieg der Niederlande, 2017; Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen Niederlande, 2018; Krause, O., Die Variabilität frühneuzeitlicher Staatlichkeit- Die niederländische „Staats“-Formatierung der statthalterlosen Epoche, 2018; City and Society in the Low Countries, 1100-1600, hg. v. Blondé, B. u. a., 2018; Schippers, H., Westerweel Group – Non-Conformist Resistance against Nazi-Germany, 2019

niederlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1360 [FreibergStR. 29 § 5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinunterlassen

Niederlassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [TirolLO. 1573 Reg. s. v. haußhabliche] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb niederlassen ab 9. Jh., sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) Ansiedelung, Sitz

niederlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), ablegen, hinunterlegen

Niederösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das unter (östlich) der Enns gelegene Land →Österreichs (bis 1918 amtlich Österreich unter der Enns). Es wird nach dem Rückzug der Römer in der Völkerwanderung von den entstehenden Bayern besiedelt und gelangt mit diesen 788 unter die Herrschaft der Franken. Deren Mark an der Donau nehmen zwischen 907 und 955 die Ungarn ein. 996 wird der Ort Neuhofen an der Ybbs anlässlich einer Gabe des Kaisers an den Bischof von Freising als in Ostarrihhi (Ostreich oder Ostgebiet) gelegen bezeichnet, womit es den Ausgangspunkt für das spätere Österreich bildet. 1156 wird in den Auseinandersetzungen zwischen Staufern, Welfen und Babbenbergern die Mark als eigenes Territorialherzogtum (Land) von (den übrigen) Bayern verselbständigt (später so genanntes Privilegium minus). Zeitweise besteht eine erwei­terte Ländergruppe Niederösterreich (mit Oberösterreich). 1542 und 1552 werden Polizeiordnungen der niederöster­rei­chischen Ländergruppe erlassen. Ausge­ar­beitete Landrechte bleiben Entwürfe (Institutum Ferdinandi 1526, Entwurf Wolfang Püdlers 1573, Entwurf Strein-Linsmayr 1595, Entwurf der vier Doktoren 1654 [teilweise als Einzelgesetz in Kraft gesetzt Vormundschaftsordnung 1669, Trac­tatus de iuribus incorporalibus 13. 3. 1679 und neue Satz- und Ordnung von dem Erbrecht außer Testament 28. 5. 1720]). 1650 wird eine Landesordnung für Österreich unter der Enns geplant, 1656 nach dem Vorbild der Con­stitutio Crim­inalis Carolina (1532) eine Strafzumessung und Konkurrenzen aus­führ­licher behan­delnde peinliche Landge­richts­ordnung erlassen (Fer­dinandea, ver­wertet in der peinlichen Halsge­richtsordnung Josephs I. von 1707 und der Constitutio Crimininalis There­siana von 1768). Bis 1806 ist Niederösterreich mit Oberösterreich ein einziges Reichslehen. Von 1804 bis 1918 ist es ein Kronland, ab 1918 ein Land Deutschösterreichs bzw. Österreichs (1939-1945 mit nördlichem Burgenland Reichsgau Niederdonau). Nach der Heraus­nahme Wiens aus Niederösterreich als eigenes Bundesland (1921/1. 1. 1922) gibt sich Niederösterreich 1997 eine eigene Hauptstadt in Sankt Pölten. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Motloch, T., Bericht des Dr. Wolfgang Püdler über den Entwurf einer Landtafel, ZRG GA 21 (1900), 235; Von der Ennswaldsiedlung zur niederösterreichischen Stadt Haag, bearb. v. Frieß, E. u. a., 1957; Gutkas, K., Geschichte des Landes Niederösterreich, 1958, 6. A. 1983; Feigl, H., Die nie­derösterreichische Grundherrschaft, 1964; Mitterauer, M., Zollfreiheit und Marktbereich, 1969; Feigl, H., Der niederösterreichische Bauernaufstand 1596/97, 1972; Brauneder, W., Zur Gesetzgebungsgeschichte der niederöster­reichischen Länder, (in) FS H. Demelius, 1973, 1; Die Rechtsquellen der Stadt Weitra, hg. v. Knittler, H., 1975; Wesener, G., Das Verfahren vor der nieder­öster­reichischen und inneröster­reichischen Regierung, (in) Forschungen zur geschicht­lichen Landeskunde der Steiermark 27 (1979), 181; Die Auswirkungen der theresianisch-josephinischen Refor­men auf die Landwirtschaft, hg. v. Feigl, H., 1982; Schmitz, C., Die Anfänge des Parlamentarismus in Niederösterreich, 1985; Feigl, H., Recht und Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Wesener, G., Einflüsse und Gel­tung des römisch-gemeinen Rechts in den alt­österreichischen Ländern, 1989; Kohl, G., Die Anfän­ge der modernen Gerichtsorganisation in Niederösterreich, 2000; Niederösterreichisches Urkundenbuch, Bd. 1f., hg. v. Weltin, M. u. a., 2008ff.; Im Schnittpunkt frühmittelalterlicher Kulturen, hg. v. Zehetmayer, R., 2008; Urkunde und Geschichte, 2008; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v. Brauneder, W., 2014; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1573, hg. v. Brauneder, W., 2015; Godsey, W., The Sinews of Habsburg Power, 2018

Niederrhein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (der) Rhein in seinem der Mündung in die See nahen Verlauf samt dem umliegenden Gebiet, in Gegensatz zu dem Mittelrhein zwischen Mündung der Sieg und Mündung der Nahe und dem Ober­rhein zwischen Baden und Elsass sowie dem Hochrhein in Österreich und der Schweiz, s. Google

Lit.: Becker, N., Das Land am unteren Niederrhein, 1992; Opitz-von Bardeleben, P., Das General­gou­ver­nement Niederrhein, 2013

Niedersachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (in Gegensatz zu Sachsen als Obersachsen) das durch die Ver­ord­nung Nr. 55 der britischen Militär­regierung an dem 1. 11. 1946 vor allem aus dem Land Han­nover Preußens, Braun­schweig, Ol­denburg und Schaum­burg-Lippe gebildete deutsche Bundesland, N. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Roshop, U., Die Entwicklung des ländlichen Siedlungs- und Flurbildes in der Grafschaft Diepholz, 1932; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2 Einzelne Städte, hg. v. Meiler, P, 1933ff.; Mauersberg, H., Beiträge zur Bevölkerungs- und Sozialgeschichte Niedersachsens, 1938; Angres, D., Die Geschichte der Vogtei in der Stadt Hameln, 1951; Niedersächsisches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., 1952; Schnath, G., Das Sachsenross, 1958; Schnath, G. u. a., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962, 2. A. 1973, Neudruck 1988; Hagemann, A., Um die Fohlentheorie, ZRG GA 81 (1965), 365; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1ff. 1977ff.; Brosius, D., Niedersachsen, 1983, 4. A. 2013; Hucker, B. u. a., Geschichte Niedersachsens, 1997; Übergang und Neubeginn, hg. v. Merker, O., 1997; Niedersächsische Juristen, hg. v. Rückert, J. u. a., 2003; Handbuch der niedersächsischen Landtags- und Ständegeschichte, hg. v. Wieden, B. bei der, Bd. 1 2004; Kroeschell, K., recht unde unrecht der Sassen, 2005; Hauptmeyer, C., Geschichte Niedersachsens, 2009; Appenzeller, G., Das Niedersächsische Wörter­buch, 2011; 100mal Niedersachsen, hg. v. Otte, H. u. a., 2011; Ipsen, J., Niedersächsische Verfassung, 2011; Niedersächsisches Klosterbuch, hg. v. Dolle, J., Bd. 1ff. 2012; Die Kabinettsprotokolle der hanno­verschen und niedersächsischen Landesre­gierung 1946-1951, bearb. v. Nentwig, T., 2012; Bei der Wieden, B., Handbuch der niedersächsischen Land­tags- und Ständegeschichte, 2013; Nentwig, T., Hinrich Wilhelm Kopf (1893-1961), 2013; Graf, S., 75 Jahre Niedersachsen, 2021

Niederschlesien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Schlesien

Lit.: Kroeschell, DRG 3

Niemand kann zwei Herren dienen. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar). S. Google

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechts­sprich­wörter, hg. von R. Schmidt-Wiegand, 1996, 177 (Matthäus 6,24)

Nießbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [BernRatsman. III 1005] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Lehnübertragung lat. [F.] ususfructus) ist die Belastung einer fremden (unver­brauch­baren) Sache in der Weise, dass der, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, berechtigt ist, die Nutzung (beispielsweise Mietzinsen) der Sache zu ziehen (höchstpersönliche Personalservitut, be­schränktes dingliches Recht). Der Nießbrauch entwickelt sich sachlich in Rom wohl seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. zu der Versorgung von Witwen und Töchtern. Dem entspricht auch das deutsche Recht (→Leibgeding u. a.). Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht aufgenommen und ususfructus als Nießbrauch übersetzt. Vgl. §§ 509ff. ABGB. S. Google

Lit.: Kaser § 29 I; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 41, 61; Hübner, R., Donationes post obitum, 1888; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Deichmann, P., Das Rechtsverhältnis zwischen Eigentümer und Nießbraucher, Diss. jur. Bonn 1998; Schön, W., Der Nießbrauch an Sachen, 1992; Heger, M., Der Nießbrauch in usus modernus und Naturrecht, 2004 (Diss. iur. Tübingen 2002); Reinhardt, G., Der Nießbrauch in Code civil und BGB und seine Grundlagen im römischen Recht, 2004; Petrini, S., Deducto usufructu, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Heger, M., Der Nießbrauch in usus modernus und Naturrecht, 2011 (elektronische Ressource); Hauck, R., Nießbrauch an Rechten, 2015

nießen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert [mittelniederländisch] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) greifen, nutzen, genießen

Niftel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9./10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 10. Jahrhundert [AhdGl. II 137,11 neptem niphtilun] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Nichte, Enkel

Niftelgerade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gerade der Nichte →Gerade

Nihil obstat (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Es steht nichts entgegen. S. Google

Nikolaus (Patara in Lykien bzw. der Türkei zwischen 270 und 286-Myra zwischen 342 und 347) Heiliger, Bischof von Myra, wahrscheinlich Teilnehmer des Konzils von Nicaea, s. Google

Lit.: Blaschke, K., Nikolaipatrozinium und städtische Frühgeschichte, ZRG GA 53 (1967), 273; Becker-Huberti, M., Der Heilige Nikolaus, 2005; Hauschild, T., Der Weihnachtsmann, 2012; Fündling, J., Nikolaus – Karrieren eines Heiligen, 2022

Nikolaus de Tudeschis (Catania 1386-Palermo 1445 [deswegen auch Nikolaus Panormitanus]) wird nach dem Studium des Kirchenrechts in Bologna 1412 Professor in Bologna, danach in Parma und Siena, 1434 Erzbischof von Palermo. Vielfach wird er in dem Rahmen des Konzils von Basel tätig (1432-1433, 1436-1439). Zwischen 1420 und 1430 verfasst er die (lat.) Commentaria (N.Pl.) in quinque decretalium libros (Kommentare in die fünf Bücher Dekretalen). In dieser bedeu­tendsten Leistung der Kirchen­rechtswissen­schaft des 15. Jahrhunderts übernimmt er bereits in Bezug auf allgemeine Rechtsbegriffe Vorstellungen aus dem weltlichen Recht der Kommentatoren (→Bartolus). S. Google

Lit.: Nörr, K., Kirche und Konzil bei Nicolaus de Tudeschis, 1964

Nikolaus von Kues (Kues bei Bernkastel 1401-Todi in Umbrien 11. 8. 1464), Sohn des Schiffers Johann Cryfftz (Henne Krebs), wird nach dem 1416 aufgenommenen Studium der freien Künste in Heidelberg und des Kirchenrechts in Padua Berater des Erzbischofs von Trier, 1448 Kardinal und 1450 Bischof von Brixen. Er ist in Abkehr von der →Scholastik einer der ersten Humanisten Deutschlands. Für die Verfas­sungsgeschichte ist seine (lat.) Concordantia (F.) catholica (1433, Katholische Konkor­danz) von großer Bedeutung, in der er aus dem Gesichtspunkt des Ausgleichs von Gegensätzlichkeiten ein Reformprogramm für das Reich vorschlägt. Sein rechtswissenschaftliches Werk erzielt keine große Wirkung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 99, 110; Molitor, E., Nikolaus von Cues und die deutsche Rechtsgeschichte, ZRG 40 (1919), 273; Nicolai de Cusa opera, hg. Meiner, F., Bd. 1ff. 1932ff.; Meuthen, E., Nikolaus von Kues, 1964, 6. A. 1985; Cusanus-Gedächtnisschrift, hg. v. Grass, N., 1970; Grass, N., Cusanus und das Volkstum der Berge, 1972; Flasch, K., Nikolaus von Kues, 1988; Flasch, K., Nicolaus Cusanus, 2001; Nikolaus von Kues, hg. v. Winkler, N., 2001; Hensel-Grobe, M., Das St.-Niko­laus-Hospital zu Kues, 2007; Nicolai de Cusa opera omnia - Symposium zum Abschluss der Heidel­berger Akademie-Ausgabe, hg. v. Beierwaltes, W., 2006; Handbuch Nikolaus von Kues, hg. v. Brösch, M. u. a., 2014; Senger, H., Nikolaus von Kues – Leben – Lehre – Wirkungsgeschichte, 2016

Nikolaus Wurm Wurm, Nikolaus (Neuruppin vor Mitte 14. Jahrhunderts-Liegnitz nach 1401)

Nimwegen (Nijmegen) an dem südlichen Waalufer erscheint auf der Grundlage älterer Siedlungen 69/70 n. Chr. als römisches Batavodurum, das um 104 n. Chr. in Ulpia Noviomagus (Neumarkt) umbenannt wird. 1230 wird Nimwegen Reichsstadt. 1577 gelangt es an die Nieder­lande. 1923 erhält es (nach einem frühneuzeitlichen Vorläufer) eine (katholi­sche) Universität (2004 Radboud-Univer­sität). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Leupen, R./Thissen, B., Bronnenboek van Nijmegen, 1981; Clevis, H., Nijmegen, 1990; Stichlmair, T., Stadtbürgertum und frühneuzeitliche Sprachstandardisierung, 2008

Nipperdey, Hans (Richard) Carl (Bad Berka in Thüringen 21. 1. 1895-Köln 21. 11. 1968) Großvater o. Prof. für klassische Philologie Univ. Jena, Vater Arzt, "jüdisch versippt" (Stumpf) (Großmutter väterlicherseits Fanny Georgine Anna Steinthal), Volksschule Bad Berka, 1904 humanistisches Gymnasium Jena, 1907 Weimar, 16. 04. 1913 Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Heidelberg, 1913/1914 Leipzig, 1914 Jena, Kriegsdienst (August bis Dezember), 1916 erste jur. Staatsprüfung, 1916 Promotion Univ. Jena (Justus Köhler/Wilhelm Hedemann) (summa cum laude), 01. 07. 1916 Abteilungsleiter in dem Ernährungsamt der thürigischen Staaten (Karl Rauch), gleichzeitig juristischer Vorbereitungsdienst, 1919 juristischen Vorbereitungsdienst abgebrochen, zu dem 30. 04. 1919 aus Ernährungsamt ausgeschieden, Assistent Institut für Wirtschaftsrecht Univ. Jena (Hedemann/Lehmann), 1920 Habilitation Univ. Jena (Heinrich Lehmann/Justus Wilhelm Hedemann), daneben Ermittlungsverfahren wegen Hochverrats (Beteiligung an dem Kapp-Lüttwitz-Putsch unklar), 16. 07. 1920 eingestellt, Ende Oktober 1920 Lehrbefugnis für bürgerliches Recht und Handelsrecht, 1923 deutsches Recht, 1924/1925 apl. ao. Prof. Univ. Jena, 1925 o. Prof. Univ. Köln (Nachfolge nach Heinrich Mitteis), Eintritt für die DVP, 1934 Mitglied des NS-Rechtswahrerbunds, spätestens 1935 Mitglied der Akademie für deutsches Recht, wegen seiner jüdischen Großmutter nicht ungefährdet, nie Mitglied der NSDAP, 1945 Stadtverordneter der SPD, kommissarischer Prorektor Univ. Köln, 05. 11. 1945 Dekan, 24. 10. 1946 entlassen, Mitte Juli 1947 entlastet, wiedereingestellt, 1954-1963 Präsident Bundesarbeitsgericht Kassel, 08. 03.1963 emeritiert (Nachfolger Theo Mayer-Maly), s. Google

Lit.: Nachruf (in) NJW 1969, 25 (Möhring Philipp); Juristen im Portrait 1988, 608 (Stumpf Hermann); Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 98f.; DBE; Klee Ernst Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2003, 436f.; Hollstein, Thorsten, Die Verfassung als allgemeiner Teil, 2007; Kölner Juristen im 20. Jahrhundert, hg. v. Augsberg, S. u. a., 2013, 197ff.

nobilis, nōbilis, gnōbilis, lat., Adj., kennbar, kenntlich, bekannt, merklich, sichtbar, berühmt, namhaft, berüchtigt, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑enətlo-, *g̑nōtlo-, Sb., Kennzeichen, s. idg. *g̑en- (2), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑neh-, *g̑noh-, *g̑n̥h-, V., erkennen, kennen, in dem Mittelalter adelig →Adel

Lit.: Köbler, LAW; Brunner, H., Nobiles und Gemeinfreie, ZRG GA 19 (1898), 76; Hölkeskamp, K., Die Entstehung der Nobilität, 1987, 2. A. 2011; Stadtadel und Bürgertum, hg. v. Elze, R. u. a., 1991; Nobilitas, hg. v. Oexle, G. u. a., 1997

Noblesse (F.) de robe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, Adel des Kleides oder Amtes) ist eine französische Bezeichnung für die in der frühen Neuzeit in Frankreich einsetzende Gleichstellung der Inhaber hoher Ämter in Recht und Verwaltung mit dem Adel (beispielsweise Edikt Ludwigs XIV. von 1644). Den (lat.) doctor (M.) iuris stellt bereits →Bartolus in dem 14. Jahrhundert dem Adeligen gleich.

Lit.: Bibesco, M., Noblesse de robe, 1928; Bluche, F./Durye, P., L’anoblissement par charges avant 1789, Bd. 1f. 1962; Dewald, J., The Formation of a Provincial Nobility, 1980; Marraud, M., La noblesse de Paris, 2000; Nagle, J., Un Orgueil Français – La vénalité des offices sous l’Ancien Régime, 2008; Èpreuves de Noblesse, hg. v. Descimon, R. u. a., 2010

nocivi (M.Pl.) terrae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, →landschädliche Leute

nomen, nōmen, lat., N., Name, Benennung, Wesen, Volk, Geschlecht, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *enomn̥-, *nōmn̥-, *h₁nh₃mon-, *h₁néh₃mn-, Sb., Name

Lit.: Köbler, DRG 117

nominare, nōmināre, lat., V.: nhd. nennen; Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōmen

nominatio, nōminātio, lat., F., Nennung, Benennung, Namhaftmachung, Vorschlagen, Vorschlag, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōmināre, s. nōmen; (lat. [F.])

Lit.: Seibert, H., Abtserhebungen zwischen Rechtsnorm und Rechtswirklichkeit, 1995; Büttner, A., Der Weg zur Krone, 2012; Schmidt, A., „Bischof bist Du und Fürst“ – Die Erhebung geistlicher Reichsfürsten im Spätmittelalter, 2015

nomisma, numisma, lat., N., Münze, Geldstück; Q.: Hor. (65-8 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. νόμισμα (nómisma), N., gültige Einrichtung, Brauch, Sitte; vgl. gr. νέμειν (némein), V., zuteilen, austeilen, weiden lassen, s. idg. *nem- (1), V., zuteilen, rechnen, nehmen, anordnen, zählen

nomos (griech. [M.]) Gesetz

Lit.: Nomos und Gesetz, hg. v. Behrends, O. u. a., 1995

Nona (lat. [F.] Neunte) ist (u. a.) eine in dem Frühmittelalter kurzzeitig bestehende Abgabe des Neuntels der Erträge neben dem →Zehent (Zehnt).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kottje, R., Studien zum Einfluss des Alten Testaments, 1964, 2. A. 1970, 57

nonna, lat., F., Nonne, Amme, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. idg. *nana, *nena, F., Mutter (F.) (1), Tante, Amme

Nonne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen zweites Viertel 13. Jahrhundert [Reinmar von Zweter] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ordensangehörige

Lit.: Weinhandl, M., Deutsches Nonnenleben, 1921; Parisse, M., Les nonnes, 1983; Medieval religious Women, 1984ff.; Nonnen, Kanonissen und Mystikerinnen, hg. v. Schlotheuber, E. u. a., 2008

Noodt, Gerard (Nijmegen/Nimwegen 4. 9. 1647-Leiden 15. 8. 1725) auch Noodt, Gerhard, wird nach dem Rechtsstudium in Nijmegen/Nimwegen, Leiden und Franeker Advokat und 1671 Professor in Nijmegen/Nimwegen, 1679 in Franeker, 1684 in Utrecht und 1686 in Leiden. Seine meist kleineren Schriften weisen ihn als antiquarischen Humanisten aus, der durch seine kritisch-vernünftige Grundhaltung die Aufklärung vorzubereiten hilft. S. Google

Lit.: Bergh, G. van den, The Life and Work of Gerard Noodt, 1988; Lomaonaco, F., Jean Barbeyrac editor of Gerard Noodt, 2012

Nord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Nord, Norden, Bezeichnung für die dem Süden entgegengesetzte Himmelsrichtung, in der die Sonne aus menschlicher bzw. irdischer Sicht nachts ihren tiefsten Stand bezüglich des Hoizonts erreicht

nordatlantisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Norden des Atlantiks betreffend

Nordatlantische Verteidigungsorga­nisation (North Atlantic Treaty Organization, NATO, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) 4. 4. 1949 Verei­nigte Staaten von Amerika, Kanada, Frank­reich, Großbritannien, Nieder­lan­de, Bel­gien, Luxemburg, Dänemark, Island, Italien, Norwegen, Portugal, bis 2009 28 Mitglieder, 2020 30, 2022 deswegen gewaltsamer Angriff Russlands auf die Ukraine), s. Google

Lit.: Maier, K., Das Nordatlantische Bündnis1949-1956, 1993; Masala, C., Den Blick nach Süden?, 2003; Hauser, G., Die NATO, 2008; Varwick, J., Die Nato, 2008; Gersdorff, G. v., Die Gründung der Nordatlantischen Allianz, 2009; Lemke, B., Die Allied Mobile Force 1961 bis 2002, 2015; Schmidt-Eenboom, E., u. a., Die Partisanen der NATO, 2015

norddeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Norden Deutschlands betreffend

Norddeutscher Bund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestndteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der auf Vorschlag →Preußens, das zwischen dem 13. 8. 1866 und dem 3. 9. 1866 Friedensverträge und zunächst geheime, erst Ende März 1867 bekanntgegebene Schutzbündnisse und Trutzbündnisse mit (den) süddeutschen Staaten schließt, an dem 18. 8. 1866 an die Stelle des aufgelösten →Deutschen Bundes tretende Bundesstaat (22) nord­deutscher Staaten (Preußen mit Lauenburg, die nördlich des Maines gelegenen Teile des Großher­zogtums Hessen, 17 Monarchien Sachsen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, Großherzogtum Hessen, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck-Pyrmont, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, 3 Stadtrepubliken Hamburg, Bremen, Lübeck). Seine Verfassung von dem 16. 4. 1867 tritt an dem 1. 7. 1867 in Kraft (Präsidium [König von Preußen] mit gegenzeich­nungsberechtigtem Bundes­kanz­ler, Reichstag, Bundestag, 1869 Bundes­oberhandelsgericht in Leipzig). Nach dem mit süddeutscher Waffenhilfe errungenen Sieg über Frankreich treten Baden, Hessen-Darmstadt (15. 11. 1870), Bayern (23. 11. 1870) und Würt­temberg (25. 11. 1870) durch Verträge dem zu dem 1. 1. 1871 zu dem →Deutschen Reich um­geformten Norddeutschen Bund bei. Der Norddeutsche Bund erlässt u. a. ein Gesetz über die Freizügigkeit (1. 11. 1867), über die Gleichberechtigung der Konfessionen (3. 6. 1869), eine Gewerbeordnung (21. 6. 1869), ein Strafgesetzbuch (31. 5. 1870) und ein Bundes- und Staatsan­gehö­rigkeitsgesetz (1. 7. 1870). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 172, 194; Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hiersemenzel, E., Die Verfassung des Norddeutschen Bundes, 1867; Schulze, H., Einleitung in das deutsche Staatsrecht mit besonderer Berücksichtigung der Krisis des Jahres 1866 und der Gründung des Nordeutschen Bundes, 1867; Thudichum, F., Das Verfassungsrecht des Norddeutschen Bundes und des deutschen Zollvereins, 1870; Binding, K., Die Gründung des Norddeutschen Bundes, 1889, Neudruck 2013; Dietrich, R., Europa und der Norddeutsche Bund, 1968; Schoeps, H., Der Weg ins deutsche Kaiserrreich, 1970; Wilhelm, R., Das Verhältnis der süddeutschen Staaten zum Norddeutschen Bund, 1978; Fenske, H., Deutsche Verfassungsgeschichte, 1981; Schubert, W., Der Ausbau der Rechtseinheit unter dem Norddeutschen Bund, (in) FS R. Gmür, 1983, 149; Pollmann, K., Parlamentarismus im Norddeut­schen Bund, 1985; Siemann, W., Gesellschaft im Aufbruch – Deutschland 1849-1871, 1990; Kotulla, M., Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, 2006

Norddeutscher Reichsbund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein in dem August 1806 um die Zeit der Auflösung des Heiligen römischen Reiches von Preußen geplanter, spätestens an dem 9. 7. 1807 verhinderter Bund norddeutscher Staaten unter einem Direktorium des Kaiser­tums Preußen und der Königtümer Sachsen und Hessen. S. Google

Lit.: Conrad, H., Rheinbund und Norddeutscher Reichsbund, (in) Gedächtnisschrift H. Peters, 1967, 50; Kittstein, L., Politik im Zeitalter der Revolution 2003

Norden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-ArchWestf. 4 1831 171 1 Archivzettel belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bezeichnung für die dem Süden entgegengesetzte Himmelsrichtung, in der die Sonne aus menschlicher bzw. irdischer Sicht nachts ihren tiefsten Stand bezüglich des Hoizonts erreicht

Nordeuropa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Norden Europas, →Skandinavien

Lit.: Dethlefsen, O., Die nordische Einheitsbewegung, 1941; Nicholas, D., The Northern Lands. Germanic Europe c- 1270-c. 1500, 2009; Scheel, R., Lateineuropa und der Norden, 2012

Nordhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. Google

Lit.: Meißner, G., Das Kriegswesen der Reichsstadt Nordhausen, 1939

Nordhorn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. Google

Lit.: Specht, H., Stadt- und Wirtschaftsgeschichte von Nordhorn, 1941

nordisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Norden (Europas) betreffend

Nordisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit des älteren skandinavischen (altnorwegisch-isländischen, altschwedischen und altdänischen) Rechtes. Es ist seit dem 12. Jahrhundert in zahlreichen volkssprachigen Rechtsbüchern Norwegens ([ostnorwe­gisch] Borgarthings­bok, Eidsivathingsbok, [westnorwegisch] Frosta­thingsbok, Gula­things­bok, Hirdskra), Islands (Ulfljots log, Haflidaskra 1117/1118, Gragas 1258/­1271), Schwedens (Westgötalagh 1220-2. Hälfte 13. Jahrhundert, Ostgöta­lagh um 1300, Gutalagh 1285, Söder­mannalagh Ende 13. Jahrhunderts?, Westmanna­lagh um 1330, Helsingelagh 1329/1350, Uplandslagh 1296) und Dänemarks (Skanske Lov 1200/1210, Liber legis Scaniae, Sialanzfarae logh vor 1241, Jyske Lov bzw. Jydske Lov 1241) überliefert, die öfter einen eigenen Abschnitt Christenrecht enthalten. Dazu kommen als Gesetzbücher das Landrecht (Landslög) König →Magnus Hakonarsons von 1274, das Stadtrecht von Bergen (1276), die Jarnsida (1271/1273), die Jonsbok (1281) und das schwedische Landrecht König Magnus Erikssons (1347). Ältere Verhältnisse um die Jahrtausendwende bezeugen wohl die Isländer­sagas. Die Gegebenheiten an dem Königshof lässt der altnordische Königsspiegel (1260/1265) erkennen. →Dänemark, →Finnland, →Island, →Norwegen, →Schweden, s. Google

Lit.: Grenander, B., Ur förhandlingsprincipens historia, 1879; Amira, K. v., Nordgermanisches Obligationenrecht, Bd. 1f. 1882ff.; Brandt, F., Forelæsninger over den norske Retshistorie, 1883; Lehmann, K., Verzeichnis der Literatur der nordgermanischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 7 (1886), 205; Lehmann, K., Zur Abwehr, ZRG GA 8 (1887), 165; Lehmann, K., Zweiter Nachtrag, ZRG GA 8 (1887), 170; Lehmann, K., Verzeichnis der von 1887 bis 1888 erschienenen Literatur, ZRG GA 10 (1889), 246; Vleuten, M. van, Die Grunddienstbarkeiten nach altwestnordischem Rechte, 1902; Maurer, K., Vorlesungen über altnordische Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1907ff.; Motzfeldt, U., Den norske Vasdragsrets Historie (!), 1908; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911, Neudruck 2013; Taranger, A., Norsk familierett, 1911, 2. A. 1926; Lehmann, K., Zum altnordischen Kriegs- und Beuterecht, 1913; Østberg, K., Norsk Bonderet 1f., 1914ff.; Pappenheim, M., Rasengang und Fußspurzauber, ZRG GA 40 (1919), 70; Bull, E., Leding – Militaer- og Finansforfatning i Norge i ældre Tid, 1920; Schultze, A., Die Rechtslage des alternden Bauers nach den altnordischen Rechten, ZRG GA 51 (1931), 258; Vogt, W., Fluch, Eid, Götter – altnordisches Recht, ZRG GA 57 (1937), 1; Schwerin, C. Frhr. v., Dänische Rechte, 1938; Schultze, A., Zum altnordischen Eherecht, 1939 (SB Leipzig); Eckhardt, K., Nordische Chronologie, 1940; Eckhardt, K., Der Wanenkrieg, 1940; Eckhardt, K., Bragi, der Alte, ZRG GA 62 (1942), 1; Erler, A., Das Ritual der nordischen Geschlechtsleite, ZRG GA 64 (1944), 86; Rehfeldt, B., Saga und Lagsaga, ZRG GA 72 (1955), 34; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1f. 4. A. 1960; See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964; Nordisk rättshistorisk litteratur 1956-1965, zusammengestellt v. Carlsson, S., 1972; Forssell, H., Tredjemansskydetts gränser, 1976; Ehrhardt, H., Der Stabreim in altnordischen Rechtstexten, 1977; Modéer, K., Nordische rechtshistorische Literatur, (in) ZNR 1 (1979); Nordisk rättshistorisk litteratur 1966-1975, zusammen­gestellt v. Carlsson, S., 1980; Björne, L., Nordische Rechtssysteme, 1987; Dübeck, I., De nordiske lovböger, (in) Rättshistoriska studier II 4, 1988; Rechtsgeschichte und theoretische Dimension, red. v. Peterson, C., 1990; Björne, L., Nordisk Rättskällelära, 1991; Grönberg, L., Nordisk rättshistorisk litteratur 1976-1980, 1991; Ebel, E., Der Konkubinat nach altwestnordischen Quellen, 1993; Björne, L., Patrioter och institutionalister, Den nordiska rättsvetenskapens historia del I 1995 (bis 1815); Björne, L., Brytningstiden - Den nordiska rättsvetenskapens historia del II 1998 (1815-1870); Björne, L., Den konstruktiva riktningen. Den nordiska rättsvetenskapens historia del III (1871-1910), 2002; Tamm, D., Justizforschung, germanisches Recht und nordische Rechtsgeschichte, ZRG 120 (2003), 347; Ruthström, B., Land och fæ, 2003; Sandström, M., Rättsvetenskapens Princip, 2004; Vogt, H., The Function of Kinship in Medieval Nordic Legislation, 2010; Björne, L., Die nordische Rechtswissenschaft, ZRG GA 127 (2010), 262; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500, 2011, 2. A. 2016; Lassen, A., Odin, 2011; Letto-Vanamo, P., Nordische Rechtsgeschichte - eine europäische Variante? (in) ZNR 2013 112; Schulte, M., Urnordisch – Eine Einführung, 2018; Nordic Law in European Context, hg. v. Letto-Vanamo, P. u. a., 2019; A Lexicon of Medieval Nordic Law, hg. v. Love, J. u. a., 2020; Narrating Law and Laws of Narration in Medieval Scandinavia, hg. v. Scheel, R., 2020

Nördlingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt nördlich der Donau in Bayern

Lit.: Nördlinger Stadtrechte des Mittelalters, hg. v. Müller, K., 1933; Kudorfer, D., Nördlingen, 1974; Eigenmann, B., Nördlingen, 2020 (= Historisches Ortsnamenbuch von Schwaben 15)

Nordmazedonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein von Griechenland, Bulgarien, Serbien, Kosovo und Albanien umgebener Staat, dessen Gebiet von etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts bis Anfang 20. Jahrhunderts zu dem Herrschaftsbereich der Osmanen (Türken) gehört und danach Teil Jugoslawiens wird, bis es sich 1991 als unsbhängig erklärt und nach der 2019 erfolgten Umbenennung aus Makedonien 2020 der Nordatlantischen Verteiidigungsorganisation beitritt, N.) s. Google

Nordrhein-Westfalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das zwecks Abtrennung des Ruhrgebiets vor allem aus Teilen Preußens (Westfalen, nördliches Rheinland, Lippe) an dem 23. 8. 1946 gebildete deutsche Land in dem Nordwesten des Deutschen Reiches bzw. später der Bundesrepublik Deutschland.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Hüttenberger, P., Nordrhein-Westfalen und die Entstehung seiner parlamentarischen Demokratie, 1973; Hundert Jahre Kreisordnung in Nordrhein-Westfalen, 1988; Romeyk, H., Kleine Verwaltungsgeschichte Nordrhein-Westfalens, 1988; Kringe, W., Machtfragen – Die Entstehung der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen 1946-1950, 1988; Freis, G., Die Reform der Gemeindeverfassung, 1998; Kommentar zur Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen, hg. v. Löwer, W. u. a., 2002; Haunfelder, B., Nordrhein-Westfalen, 2006; Düding, D., Parlamen­tarismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1980, 2008; Nonn, C., Geschichte Nordrhein-Westfalens, 2009; Hitze, G., Verlorene Jahre? Die nordrhein-westfälische CDU, 2010; 60 Jahre Justiz­ministerium Nordrhein-Westfalen, 2010; Weißer, A., Die innere Landesgründung von Nordrhein-Westfalen, 2012; Mecking, S., Bürgerwille und Gebietsreform, 2012; Steininger, R., Ein neues Land an Rhein und Ruhr, 2016

Nordsee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das nördlich Deutschlads und westlich Skandinaviens gelegene Meer. S. Google

Lit.: Aubin, H., Rechtsgeschichtliche Betrachtungen zum Nordseeraum, ZRG GA 72 (1955), 1

Noricum ist die nach ihren zwischen 12 und 9 v. Chr. von den Römern unterworfenen, vorrömischen Bewohnern (Norer, Noriker) und deren Reich (um 200 v. Chr.) benannte römische Provinz (50 n. Chr.-5. Jahrhundert) in den Alpen (später Kärnten, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark, Südosten Bayerns, Teile Tirols). In der Folge wird bis in das 15. Jahrhundert auch Bayern als Noricum bezeichnet.

Lit.: Köbler, DRG, 28, 50; Baltl/Kocher; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 1944, 2. A. 1956; Alföldy, G., Noricum, 1974; Zimmermann, M., Romanisation und Repräsentation in Noricum, 2017

Noricum, Nōricum, lat., N.=ON: nhd. Norikum, Tac. (98-115 n. Chr.), Herkunft unklar?, Kelt.?;

Norm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1276-1318 [Frauenlob] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 14. Jahrhundert [SchachbStephan V. 2905] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Bezeichnung für Regel, Vorschrift oder Rechtssatz.

Lit.: Beyerle, F., Über Normtypen und Erweiterungen der Lex Salica, ZRG 89 GA (1972), 1; Schneider, P., Ausnahmezustand und Norm, 1957; Diestelkamp, B., Reichsweistümer als normative Quellen, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 281; Wesener, G., Die privatrechtlichen Normen des usus modernus, (in) Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages, 1987, 279; Heidemann, C., Die Norm als Tatsache, 1997; Norm und Tradition, 1998; Brinkmann, B., Varietas und veritas. Normen und Normativität in der Zeit der Renaissance, 2001; Dilcher, G., Normen zwischen Oralität und Schriftkultur, 2008; Von der Ordnung zur Norm, hg. v. Drossbach, G., 2010; Busch, L., Standards, 2011

norma, nōrma, lat., F., Winkelmaß, Richtschnur, Regel, Vorschrift, Norm, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Lw. gr. γνώμονα (gnṓmona), s. gr. γνώμονα (gnṓmona), Akk. F., gr. γνῶμα (gnoma), F., Erkennungszeichen, Winkelmaß; idg. *g̑nōmn̥, Sb., Kennzeichen, Pokorny 377; vgl. idg. *g̑en- (2), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑neh-, *g̑noh-, *g̑n̥h-, V., erkennen, kennen, s. Google

normal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 18. Jh. aus dem Neuenglischen und mittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) gewöhnlich, üblich, regelgerecht

normalis, nōrmālis, lat., Adj.: nhd. nach dem Winkelmaß gemacht, Manil. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōrma

Normaljahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein für eine rechtliche Folge als normal zugrunde gelegtes Jahr (beispielsweise 1624 für den Bekenntnisstand in dem Westfälischen Frieden von 1648). S. Google

Lit.: Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten, Diss. jur. Frankfurt am Main, 1973; Fuchs, R., Ein Medium zum Frieden – Die Normaljahrsregel und die Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, 2008

Normandie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die östlich an den Kanal zwischen dem europäischen Festland und England angrenzende, in dem 9. Jahrhundert von den aus dem Norden eindringenden →Normannen eroberte Landschaft. Von hier aus wird 1066 der Herzog der Normandie durch Eroberung König von →England. Über Heinrichs I. von England Tochter Mathilde kommt die Normandie an die Anjou bzw. Plantagenets (1144/1150), die auch Anjou (1151), Aquitanien (1152) und England (1154) beherrschen. 1204 erobert der König von Frankreich die Normandie zurück. Nach ihrer Wiedergewinnung durch England (1417-1420) gelangt sie 1450 endgültig an Frankreich zurück. 1199/1200 bzw. 1220 entsteht der (franz.) Très ancien →coutumier de Normandie, zwischen 1254 und 1258 der Grand coutumier de Normandie ([lat.] Summa [F.] de legibus Normannie). S. Google

Lit.: Le très ancien coutumier de Normandie, hg. v. Tardif, E., 1881; La Summa de legibus Normannie in curia laicali, hg. v. Tardif, E., 1896; Arresta communia Scacarii, hg. v. Perrot, E., 1910; Pissard, H., La clameur de haro dans le droit normand, 1911; Instrucions et ensaignemens (!), hg. v. Besnier, G. u. a., 1912; Atiremens et jugiés d’échiquiers, hg. v. Génestal, R. u. a., 1921; Plaids de la sergenterie de Mortemer 1320-1321, hg. v. Génestal, R., 1924; Yver, J., Les contrats dans le très ancien droit normand, 1926; Yver, J., L’interdiction de la guerre privée, (in) Travaux de la semaine d’histoire du droit Normand 1927, 1928; Besnier, R., La représentation successorale, 1929; Index des termes juridiques et économiques contenus dans le recueil des jugements de l’echiquier de Normandie au 13e siècle (1207-1270) de Delisle, L./Génestal, R., 1929; Génestal, R., Études de droit privé normand, 1 La tutelle, 1930; Le Foyer, J., L’office héréditaire du Focarius regis Angliae, 1931; Besnier, R., La Coutume de Normandie, 1935; Besnier, R., Les donations entre époux, (in) RHDFE 1936, 701; Histoire de la Normandie, 1970; Le Patourel, J., The Norman Empire, 1976; England and Normandy, hg. v. Bates, D. u. a., 1994; Musset, J., Le régime des biens entreépoux, 1997; Neveux, F., La Normandie, 1998; 1204. La Normandie entre Plantagenêts et Capétiens, hg. v. Flambard Héricher, A. u. a., 2007; Neveux, F., Le contexte historique de la rédaction des coutumiers normands, (in) Annales de Normandie 61 (2011) 11 (in drei Stufen um1200, um 1218-1223 und 1235-1258, an dem Ende des 13. Jahrhunderts als Grand coutumier de Normanide in das Französische übersetzt)

Normanne (Nordmann, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Nord­frankreich (Normandie) in dem 9./10. Jahrhundert sesshaft werdende →Wikinger. Von dem 911 an der unteren Seine auf überlassenem Land gegründeten Fürstentum (nach 987 Herzog­tum) aus greifen die bald christianisierten und romanisierten Normannen 1066 nach England aus. Die seit 1016 in Unteritalien als Söldner verwendeten Normannen erhalten von Kaiser Konrad II. 1038 die Grafschaft Aversa und erobern zwischen 1057 und 1085 die Güter Byzanz‘ und langobardischer Fürsten sowie 1061-1091 von den Arabern (Sarazenen) →Sizilien. 1130 wird Roger II. König von Sizilien und verbindet normannisch-ro­manische und griechische und arabische Gegebenheiten. Bis zu dem 13. Jahrhundert gehen die Normannen allmählich in der unterworfenen Bevöl­kerung auf. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 94; Haskins, C., The Normans, 1915; Kehr, P., Die Belehnungen der süditalienischen Normannenfürsten durch die Päpste (1059-1192), 1934 (SB Berlin); Guillaume de Poitiers, Histoire de Guillaume le Conquérant, hg. v. Foreville, R., 1952; Norwich, J., Die Normannen in Sizilien, 2. A. 1973; Jäschke, K., Wilhelm der Eroberer, 1977; Jäschke, K., Die Anglo-Normannen, 1981; Jahn, W., Untersu­chungen zur normannischen Herrschaft in Sizilien, 1989; Takayama, H., The Administration of the Norman Kingdom of Sicily, 1993; Heller, K., Die Normannen in Osteuropa, 1993; Bünemann, R., Robert Guiskard (1015-1085) – ein Normanne erobert Süditalien, 1997; Chibnall, M., The Debate on the Norman Conquest, 1999; Eickels, K. van, Vom inszenierten Konsens zum systema­tisierten Konflikt, 2002; Plassmann, A., Die Normannen, 2008; Becker, J., Graf Roger I. von Sizilien, 2008; Houben, H., Roger II., 2. A. 2010; Bates, N., The Normans and Empire, 2013; Norman Tradition and Transcultural Heritage, hg. v. Burkhardt, S., 2013; Bates, D., William the Conqueror, 2016

normativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem erschließbaren Indogermanischen verbindbar, Adj.) Norm betreffend, als Norm dienend

Normativbestimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch eine →Norm aufgestellte oder wie eine Norm wirkende Bestimmung. In dem 19. Jahrhundert wird für juristische Personen das Oktroisystem durch das System der Normativbestim­mungen ersetzt, nach dem eine juristische Person entstehen darf, sobald die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 207

Normenkontrolle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Überprüfung oder Kontrolle einer →Norm durch ein Gericht auf ihre Recht­mäßigkeit. Ihre ersten Ansätze finden sich vielleicht noch in dem Heiligen römischen Reich (bzw. 1803 in den Vereinigten Staaten von Amerika in der Entscheidung Marbury vs. Madison), jedenfalls in dem 19. Jahrhundert, während die Nomenkontrolle in Frankreich weitgehend fehlt. In dem Deutschen Reich erfolgt sie zuerst durch das Obergericht Danzig ab 1923. Für die Normenkontrolle des bundes­deut­schen Rechtes ist hauptsächlich das →Bundesverfassungsgericht zuständig. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Babel, G., Probleme der abstrakten Normenkontrolle, 1965; Grundrechtsverständnis und Normenkontrolle, 1979; Die amerikanische Verfassung und deutsch-amerikanisches Verfassungsdenken, hg. v. Wellenreuther, H. u. a., 1987; Herrmann, N., Entstehung, Legitimation und Zukunft der konkreten Normenkontrolle im modernen Verfassungsstaat, 2001; Hoffmann-Riem, W., Das Ringen um die verfassungsgerichtliche Normen­kontrolle, (in) JZ 2003, 269; Wittreck, F., Die Anfänge der verfassungs­gerichtlichen Normenkontrolle in Deutschland, ZRG GA 121 (2004), 415; Löwer, W., Zur geschichtlichen Entwicklung der Normenkontrolle (in) FS M. Schmidt-Preuß, 2018, 169; Brandet, J., Verfassungstheorie, GG und abstrakte Normenkontrolle vor dem Bundesverfassungsgericht, 2019; Bethge, J., Der Sachverhalt der Normenkontrolle, 2020; Plückelmann, H., Die Entscheidungserheblichkeit bei der konkreten Normenkontrolle des Bundesverfassungsgerichts, 2020; Lübben, L., Ursprünge der richterlichen Normenkontrolle im Verfassungsrecht der Vereinigten Staaten 1761-1803, 2021

normieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) durch Norm bestimmen,

Normtrias (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Lehre von der Dreistufig­keit des Rechtes (beispielsweise [lat. F.] lex aeterna [Weltgesetz], lex naturalis [Naturgesetz] und lex humana [Menschen­gesetz]). S. Google

Northeim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Niedersachsen nördlich Göttingens

Lit.: Lange, K., Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim 950-1144, 1969; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083), 2005

Norwegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem Westen der skandinavischen Halbinsel gelegene Staat. Um 900 (872) überwindet hier König Harald I. das Kleinkönigtum. Um 1000 erfolgt die Christianisierung. 1274 schafft König Magnus Lagabœtir ein Landrecht (landslög) in neun Teilen sowie ein allgemeines Stadtrecht (bjarkeyjar réttr). Von 1319 (Aussterben des Königshauses in dem Mannesstamm) bis 1355 (Magnus VII. Eriksson, 1343 Hakon VI.) und von 1380 (Olaf IV. Hakonsson, 1397 Kalmarer Union von Norwegen, Dänemark und Schweden) bis 1435 bzw. 1521 ist Norwegen (auch) mit Schweden verbunden. Von 1387 bis 1814 ist der König von Dänemark König von Norwegen. Seit 1536 ist Norwegen überhaupt Teil Dänemarks. Von 1814 bis 1905 ist der König von Schweden nach der Loslösung Norwegens von Dänemark König von Norwegen. In dem Laufe des 19. Jahrhunderts wird Norwegen auf der Grundlage der Verfassung des Jahres 1814 ein moderner demokratischer Staat mit Volkssouveränität, Gewaltenteilung und Menschenrechten. 1884 wird das parlamentarische System eingeführt, 1898 das allgemeine Wahlrecht für Männer und 1913 für Frauen. 1905 wird ein dänischer Prinz zu dem König des durch Volksabstimmung von Schweden verselbständigten Norwegen gewählt. Seit etwa 1970 wird in Norwegen Öl gefördert, so dass es sich das Land leisten kann, 1972 und 1994 den Beitritt zu den Europäischen Gemeindschaften und der Europäischen Union abzulehnen. S. Google

Lit.: Norges gamle Love, 1. Abteilung (bis 1387) 1846ff., 2. Abteilung (1388-1604) 1904ff.; Diplomatarium Norvegicum, Bd. 1ff. 1847ff.; Boden, F., Das Urteil im altnorwegischen Recht, ZRG GA 24 (1903), 1; Aubert, L., Grund bøgernes Historie i Norge Danmark og tildels Tyskland, 1892; Bugge, A., Studier over de norske byers selvstyre, 1899; Boden, Das altnorwegische Stammgüterrecht, ZRG GA 22 (1901), 109; Haff, K., Volksgericht und Repräsentationsgericht in Norwegen, ZRG GA 42 (1921), 464; Rynning, L., Allemandsret, 1928; Taranger, A., Trondheimens Forfatningshistorie, 1929; Vogt, W., Zum altnorwegi­schen Königsfrieden, ZRG GA 52 (1932), 1; Norwegisches Recht. Das Rechtsbuch des Gulathings, übersetzt v. Meißner, R., 1935; Vogt, W., Altnorwegens Urfehdebann und der Geleitschwur, 1936; Meißner, R., Das norwegische Gefolgschafts­recht, 1938; Hirðskrá, hg. v. Meißner, R., 1938; Frost, J., Das norwegische Bauernerb­recht, 1938; Johnsen, O., Norwegische Wirtschaftsgeschichte, 1939; Frost, J., Über das Alter des norwegischen Aasätesrechts, ZRG GA 61 (1941), 250; Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings, hg. v. Meißner, B., 1942; Authén-Blom, G., Kongemakt og privilegier i Norge inntil 1387, 1967; Gurevič, A., (Die freie Bauernschaft des feudalen Norwegens), 1967 (russisch mit englischer Zusammenfassung); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,991, 2,2,517, 4,4,375; Ekbom, C., Viennetionden i Norge, 1976; Holmsen, A., Norges historie, 1977; Merzbacher, F., Das Landrecht des Königs Magnus Hakonarson lagaboetir, ZRG GA 99 (1982), 252; Danske og Norske Lov i 300 år, hg. v. Tamm, D., 1987; Lindemann, R., Norwegen 1986; Austrup, G./Quack, U., Norwegen, 1989; Berge, F., Norsk historie 1905-1990, 1992; Aschehougs Norgeshistorie, Bd. 1ff. 1994ff.; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Bohn, R., Reichskommissariat Norwegen, 2000; Dänemark, Norwegen und Schweden im Zeitalter der Reformation und Konfessionali­sierung, hg. v. Asche, M. u. a., 2003; Historia Norwegie, hg. v. Ekrem, I. u. a., 2003; Barton, H., Sweden and Visions of Norway, 2003; Iversen, T., Knechtschaft im mittelalterlichen Norwegen, 2004; Meldungen aus Norwegen, 1940-1945, die geheimen Lageberichte des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD in Norwegen, 2008; Orning, H., Unpredictibility and Presence - Norwegian Kingship in the High Middle Ages, 2008; Strauch, D., Mittelalterliches nor­disches Recht bis 1500, 2011, 2. A. 2016; Bagge, S., From Viking Stronghold to Christian Kingdom, 2010; Legislation and state formation – Norway and its neighbours in the Middle Ages, hg. v. Imsen, S., 2013; Constitutionalism, Legitimacy and Power, hg. v. Grotke, K. u. a., 2014; Sørlie, S., Sonnenrad und Hakenkreuz, 2019; Bruland, B., Holocaust in Norwegen, 2019 (1940 etwa 2000 Menschen jüdischen Glaubens in Norwegen, mehr als 900 nach Schweden geflohen, 776 in Vernichtungslager gebracht); Graver, H., Der Krieg der Richter – Die deutsche Besetzung 1940-1945 und der norwegische Rechtsstaat, 2019; Röper, J., Das uneheliche Kind (uægte barn) und seine Mutter in der norwegischen Gesetzgebung zwischen 1892 und 1917, 2020; Gogl, S., Laying the Foundation of Occupation, Organisation Todt and the German Construction Industry in Occupied Norway, 2020; Schaad, M., Der Hochverrat des Amtmanns Povel Juel, 2020

Not (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Zwangslage, Armut →echte Not

Lit.: Koller, M., Not kennt kein Gebot, 2009; Prantl, H., Not und Gebot – Grundrechte in Quarantäne, 2021

nota, lat., F., Zeichen, Kennzeichen, Merkmal, Lucil. (um 180-102 v. Chr.); s. s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑nōtós, *g̑n̥tós, *g̑n̥htós, Adj., bekannt, vgl. idg. *g̑en- (2), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑neh-, *g̑noh-, *g̑n̥h-, V., erkennen, kennen

Notar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1307 [Trient] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das (von dem Staat) zu der Wahr­nehmung bestimmter Rechtspflege­aufgaben (beispielsweise Verfertigen vollbeweis­kräftiger und voll­streckbarer Urkunden) bestellte unabhängige Organ der Rechtspflege. Der Notar entwickelt sich aus dem spätantiken Schreiber (Schnellschreiber) bzw. Tabellionar. Er erscheint an dem Beginn des Hochmittelalters (10./11. Jahrhundert) in Oberitalien (in Bologna ab etwa 1030 tabellio statt notarius, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Rückbindung an die Autorität des Kaisers oder der Kommune, 1283 umfasst die Bologneser Notarsmatrikel 1059 Namen, in dem 13. Jahrhundert werden in Lucca [bei einem Notar auf rund 100 Bewohner] insgesamt vielleicht 1000000 Urkunden ausgefertigt, von denen noch 10000 erhalten sind), in dem frühen 13. Jahrhundert in Frankreich und ab 1275 auch in dem Heiligen römischen Reich. Notar ist zunächst kein ausschließlicher Beruf, sondern nur eine zusätzliche Tätigkeit. Der Notar wird vor allem von dem Papst, Kaiser (1186, 1191) oder Hofpfalzgrafen ernannt. Bis zu dem 15. Jahrhundert wird in dem Heiligen römischen Reich das Notariat hauptsächlich von apostolischen Notaren wahrgenommen. 1512 erlässt das Reich eine Reichsnotariatsordnung, die sich in dem Rahmen des damals Machbaren hält und noch keine in sich geschlossene Ordnung des Notariatswesens bezüglich Ausbildung, Prüfung, Ernennung und Amtsausführung enthält. Für Osnabrück wird 1656 eine Ausführungsverordnung erlassen. In Österreich kann sich das kaiserliche Notariat nicht behaupten. Seit 1701 versucht Preußen, kaiserliche Notare aus seinem Hoheits­gebiet fern zu halten und verlangt eine besondere Immatrikulation an einem Justiz­kollegium in Preußen. 1771 verzichtet es auf ein kaiserliches Notariats­diplom als Vorausse­tzung für die Immatrikulation als Notar in Preußen. 1780 erhalten Advokaten, für die keine Assistenzratstelle vorhanden ist, ein Notariat. Später entwickeln sich Gebiete des Nurnotariats (beispielsweise Bayern, Österreich) neben Gebieten des Anwaltsnotariats (beispielsweise Hessen) oder des beamteten Bezirks­notariats (Württemberg bis etwa). 1849 benennt Preußen den Aufgaben der Notare und Advokaten wahrnehmenden Justizkommis­sar in Anwalt um und schafft damit nominell das Anwaltsnotariat. In Öster­reich wird nach 1848 das in Frankreich modernisierte Notariat Grundlage der Notariatsordnungen von 1850 und 1871. 1934 erhalten die Notare in Preußen die Möglichkeit der Aufnahme der Auflassung. Mit der Reichsnotar­ord­nung von dem 13. Februar 1937 versucht das Deutsche Reich auf der Grundlage eines bereits vor 1933 erstellten Entwurfs des jüdischen Rechtsanwalts und Notars Obenau eine nicht vollständig gelungene Vereinheitlichung. Ihr Inhalt wird grundsätzlich in die Bundesnotariats­ordnung von dem 24. Februar 1961 übernommen. Seit 28. 8. 1969 ist in der Bundesrepublik Deutschland die Beurkun­dung allgemein den Notaren vorbehalten. In Baden-Württemberg wird nach einem Beschluss der Regierungsfraktionen von 2007 das beamtete Notariat in ein freiberufliches Nurnotariat übergeführt (zu dem 1. Januar 2018 alle bisherigen rund 300 staatlichen Notariate aufgelöst).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 117, 270; Weißler, A., Zur Geschichte des preußischen Notariats, 1914; Petrucci, A., Notarii, 1958; Elsener, F., Notare und Stadtschreiber, 1962; Gerig, H., Los signos notariales mas antiguos de Colonia, (in) Centenario de la ley del notariado 4, 2, 2 (1963), 145; Amelotti, M./Costamagna, G., Alle origini del notariato italiano, 1975; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Krause, H., Zur apostolisch-kaiserlichen Doppelautorisation öffentlicher Notare in der Oberpfalz, ZRG GA 95 (1978), 244; Marti, H., Die ersten Notare im Berngebiet, (in) Der bernische Notar 46 (1985); Schuler, P., Die Notare Südwestdeutschlands, 1987 (mehr als 1500 Personen); Bautier, R., Chartes, sceaux et chancelleries, 1990; Cheney, C. u. a., Notai in Inghilterra, 1991; Frischen, H., Die 44. Novelle, (in) Dt. Notarzs. 1992, 403; Nève, P., Schets van een geschiedenis van het notarisambt, 1995; Neschwara, C., Geschichte des österreichischen Notariats, 1996ff.; Notar- und Rechtsgestaltung, hg. v. d. rheinischen Notarkammer, 1998; Schüler, H., Die Entstehungs­geschichte der Bundesnotar­ordnung vom 24. Februar 1961; Hoffman, P. u. a., Priceless Markets – The Political Economy of Credit in Paris 1660-1870, 2000; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Hoffmann, H., Notare, Kanzler und Bischöfe am ottonischen Hof, (in) DA 61 (2005), 435; Meyer, A., Ser Ciabattus, 2005; Bartoli Langelli, A., Notai, 2006; Notare und Notarssignete vom Mittelalter bis zum Jahre 1600 aus den Beständen der staatlichen Archive Bayerns, hg. v. Kern, E. u. a., Bd. 1 2008; Nussdorfer, L., Brokers of Public Trust, 2009: Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; Gsänger, J., Das Berufsrecht der Reichsnotarordnung vom 13. Februar 1937, 2010; Scharnhop, C., Das Lüneburger Notariat im 19. Jahrhundert, 2011; Tremp, U., Fiat littera ad dictamen sapientum, 2012; Komusiewicz, M., Die Diskussion um das Verhältnis von Rechtsanwaltschaft und Notariat, 2012; Kern, E., Notare und Notarssignete, 2012: Vossius, O., Auf den Spuren des Bösen, 2013; Woschnak, K., Treffpunkt Europa Mitte - Die Notariatsreform der Jahre 1989 bis 1994 in Mitteleuropa, 2013; 150 Jahre bayerisches Notariat, 2013; Wirbelauer, W., Der Antrag der Landtagsabgeordneten Best und Genossen von 1928 auf Beschränkung des hessischen Notariats, 2013; Form, Verfahren, Struktur – Entwicklungen im Notarberuf seit 1800, hg. v. Schmoeckel, M., 2019

notare, notāre, lat., V., kennzeichnen, bezeichnen, mit Kennzeichen versehen (V.), sich anmerken, unterscheiden, Cic. (81-43 v. Chr.); s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑nōtós, *g̑n̥tós, *g̑n̥htós, Adj., bekannt, Pokorny 377, vgl. idg. *g̑en- (2), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh-, *g̑neh-, *g̑noh-, *g̑n̥h-, V., erkennen, kennen

Notariat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1453 [Braunschweig/Haltaus 1315] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab 1453 aus dem Mittellateinischen in ältere deutsche Rechtsquellen aufgenommen und über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Amt und der Amtsraum eines →Notars sowie eine Gesamtheit von Notaren.

Lit.: Kroeschell, DRG 1,2; Oesterley, F., Das deutsche Notariat, Teil 1f. 1842ff., Neudruck 1975; Weißler, A., Zur Geschichte des preußischen Notariats, 1914; Koechling, L., Untersuchungen über die Anfänge des Notariats in Deutschland, 1925; Luschek, F., Notariatsurkunde und Notariat in Schlesien, 1940; Petrucci, A., Notarii, 1958; Conrad, H., Die geschichtlichen Grundlagen des modernen Notariats in Deutschland, (in) Deutsche Notarzs. 55 (1960), 3; Schultze-von Lasaulx, H., Geschichte des hamburgischen Notariats, 1961, 2. A. 1980; Schiltkamp, J., De geschiedenis van het notariaat in het octrooigebied van de west-indische compagnie, 1964; Knemeyer, F., Das Notariat im Fürstbistum Münster, Diss. jur. Münster 1964 = Westfäl. Zs. 114 (1964), 1; Meyer, A., Die Notariatsordnungen von 1512 und 1871, 1971; Laske, W., Das österreichische Notariat im Zeitalter des Absolutismus bis 1806, ZRG GA 92 (1975), 132; Amelotti, M./Costamagna, G., Alle origini del notariato italiano, 1975; Schuler, P., Geschichte des südwestdeutschen Notariats, 1976; Carlen, L., Notariatsrecht in der Schweiz, 1976; Trusen, W., Zur Geschichte des mittelalterlichen Notariats, ZRG RA 98 (1981), 369; Sibler, G., Entwicklung des Zürcher Notariats, 1983; Wolf, K., Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg, Diss. jur. Gießen 1988; Lönnecker, H., Das Notariat in Hessen, Diss. phil. Marburg 1989; Kaiserliche Notariatsordnung von 1512, hg. v. Grziwotz, H., 1995; Neschwara, C., Geschichte des österreichi­schen Notariats, 1996; Notar und Rechtsgestaltung, 1998; Meyer, A., Felix et inclitus notarius, 2001; Neschwara, C., Österreichs Notariatsrecht in Mittel- und Osteuropa, 2000; Het notariaat in de Lage Landen (± 1250-1842), hg. v. Gehlen, A. u. a., 2005; Osterburg, D., Das Notariat in der DDR, 2004; Bartoli Langelli, A., Notai, 2006; Bibliographie zur Geschichte des deutschen Notariats, hg. v. d. Bundesnotarkammer, 2007; www.notariats­ge­schich­te.de; Barbagli, A., Il notariato ad Arezzo tra medioevo ed età moderna, 2011; Lombardo, M., Il notaio romano tra sovranità pontificia e autonomia comunale (secoli XIV-XVI), 2012; Handbuch zur Geschichte des deutschen Notariats seit der Reichsnotariatsordnung von 1512, hg. v. Schmoeckel, M/Schubert, W., 2012; Das Bild des Notariats seit der frühen Neuzeit, hg. v. Schmoeckel, M., 2012; Festschrift 150 Jahre Bayerisches Notariat, 2013 (mit Kurzbiographien der 325 in den Jahren 1862/1863 ernannten ersten Notare und Besetzung der Notarstellen zwischen 1862 und 1937); Rupp, C., Von der Wiege bis zur Bahre, 2014; Roeder, T., Das Notariat, sein Recht und seine Geschichte im Land Hannover, 2014; Gerono, A., Das bayerische Notariat, 2016; Ludes, S., Die Reichsnotariatsordnung, 2016

Notariatsimbreviatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Notariat, Imbre­viatur

Notariatsinstrument (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., →Notariat, Instrument) ist in dem Mittelalter die von dem →Notar ausgestellte →Urkunde. In Bologna erscheint die erste als (lat. [N.]) →instrumentum bezeichnete Urkunde 1041. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts verschwinden nach Ausweis rund 1300 bis 1150 überlieferter Zeugnisse die Unter­schriften von Ausstellern und Zeugen, als es dem Notar gelingt, die Beglaubigungskraft auf sich zu beziehen. Ab etwa 1114/1115 erscheint römische Rechtster­minologie in den Texten (u. a. Renuntiationen). In Oberitalien setzt sich das (lat. [N.]) instrumentum in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts durch. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Meyer, A., Felix et inclitus notarius, 2001; Schulte, P., Scripturae publicae creditur, 2003

Notariatsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F. beispielsweise 1512, 1871, Hannover 1850) →Notar, Notariat, Ordnung

Lit.: Kaiserliche Notariatsordnung von 1512, hg. v. Grziwotz, H., 1995

notārius, lat., M., Schreiber, Geschwindschreiber, Sekretär, Lehrer der Tachygraphie, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nota, notare

notarius (M.) sacri palatii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) (8.-11. Jahrhundert) Pfalznotar

Notarsignet, Notarssignet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., →Notar, Signet) ist das persönliche, anfangs frei gewählte, später verliehene Zeichen eines Notars, das der öffentliche (kaiserliche bzw. päpstliche) Notar neben seine Unterschrift setzt. Das erste bisher bekannte deutsche Notarsignet stammt von dem 13. 1. 1274 (Roger von Lüttich). Nicht sicher geklärt ist, weswegen der Notar nicht ein Siegel, sondern das Notarsignet verwendet. Seit 1806 verschwindet das Notarsignet (in Bayern seit 1861). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Leist, F., Die Notariats-Signete, 1897; Schmidt-Thomé, W., Vom Notarsignet zum Notarsiegel, (in) Dt. Notarzs. 15 (1964), 455; Gerig, H., Frühe Notariats-Signete in Köln, 1971; Schuler, P., Südwestdeutsche Notarszeichen, 1976; Schmidt-Thomé, W., Das deutsche Notarsignet, 1979; Wolf, K., Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg, Diss. jur. Gießen 1988; Karg, H., Notariatszeichen in reußischen Archiven (1518-1757), 2004; Notare und Notarssignete vom Mittelalter bis zum Jahre 1600 aus den Beständen der staatlichen Archive Bayerns, hg. v. Kern, E. u. a., Bd. 1 2008; Kern, E., Notare und Notarssignete, 2012; Frischen, H., Das Notarsignet, 2012

Notarssignet s. Notarsignet

Notbede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1273[Arnstadt] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegnwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) →Not, Bede

Lit.: Lämmerhirt, M., Juden in den wettinischen Herrschaftsgebieten im 17. Jahrhundert, 2007

Note (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht? belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zeichen, schriftliche Mitteilung

Notenbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Papiergeldstücke (Bank­noten, engl. banknote 17. Jahrhundert) ausstellende Bank. S. Google

Lit.: Fengler, H., Geschichte der deutschen Notenbanken, 1992

Noterbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1516 [Bayern/Haltaus 1425] in einundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Noterbrecht in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, Noterbenrecht 1831) ist der Erbe, der wegen Enterbung nur den Pflicht­teilsanspruch erhält. Der Noterbe entwickelt sich sachlich in dem römischen Recht, in dem die formelle Nichterwähnung der (lat.) sui heredes (M.Pl.) das Testament ungültig werden (formelles Noterbrecht) oder den Ü­ber­gangenen an dem Erbe teilhaben lässt, bzw. etwa seit der Zeitenwende die materielle Nichtberück­sichtigung die (lat.) querela (F.) inofficiosi testamenti (Beschwerde des pflichtwidrigen Testa­ments) gewährt (materielles Noterb­recht). Die nachklassische Praxis lässt bei teilweiser Zuwendung (nur) die Klage auf Pflichtteilsergänzung zu. Justi­nian verbindet formelles Noterbrecht und materielles Noterbrecht 542 miteinander. Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen. Der Kreis der Pflichtteils­berechtigten (Noterben) und der Umfang des Pflichtteils (Noterbrechts) schwankt. S. Google

Lit.: Kaser § 69 I; Hübner 776, 795; Francke, W., Das Recht der Notherben und Pflichtteilsberechtigten, 1831, Neudruck 1970; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957, 170; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Noterbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Noterbenrecht 1831) zwingendes und nicht ausschließbares Erbrecht der Nachkommen und hilfsweise des Ehegatten und der Vorfahren des Erblassers, s. Google

Notgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1349 [mittelniederländisch] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist u. a. das bei Mangel an Zahlungs­mitteln in Krisenzeiten behelfsmäßig ausgegebene →Geld. Es findet sich bereits in dem 15. Jahrhundert. Bedeutung erlangt es vor allem in und nach dem Ersten Weltkrieg. S. Google

Lit.: Keller, A., Das deutsche Notgeld 1914, 1976; Deutsches Notgeld 12, 2011

Notgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1340 [Coburg] in dreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in Notfällen abgehaltene außerordentliche Gericht. S. Google

Lit.: Die Protokolle des Duisburger Notgerichts, hg. v. Mihm, M., 1994

nötig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erzwungen, notwendig, erforderlich

nötigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) zwingen

Nötigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10./11. Jahrhundert (AhdGl. I 482,1] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb nötigen um 1000) ist das Zwingen eines anderen mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer nicht gewollten Handlung, Duldung oder Unterlassung. Gegenüber verschiedenen Einzelfällen wird die Nötigung als allgemeiner Straftatbestand erst spät erfasst. S. Google

Lit.: His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina 1928, Neudruck 1967, 138; Hruschka, J., Die Nötigung im System des Strafrechts, (in) JZ 1995, 737ff.; Balthasar, S., Die Tatbestände der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung, 2001; Offenloch, W., Erinnerung an das Recht – Der Streit um die Nachrüstung, 2005; Jakobs, G., Nötigung, 2015

notitia, nōtitia, lat., F., Bekanntsein, Ruf, Kenntnishaben, Bekanntschaft, Wissen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōtus (1), nōtitiēs, nōscere

Notitia (lat. [F.] Nachricht, ab 190-159 v. Chr.) ist in dem Frühmittelalter die objektiv gefasste, nach Heinrich Brunner angeblich in Gegensatz zu der dispositiven, subjektiv gefassten (lat.) carta (F.) nur beweisbedeutsame Urkunde.

Lit.: Köbler, LAW; Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, hg. v. Rauch, K., Bd. 1 1931, 458; Fichtenau, H., Das Urkundenwesen in Österreich vom 8. bis zum frühen 13. Jahrhundert, 1971; Johanek, P., Zur rechtlichen Funktion von Traditionsnotiz, Traditionsbuch und früher Siegelurkun­de, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 131; Wild, J., Charta und Notitia im Herzogtum Bayern, (in) FS Koch 2007, 27ff.

Notker (der Deutsche) von Sankt Gallen (um 950-Sankt Gallen 29. 6. 1022) ist der bedeutendste Schriftsteller des Althochdeut­schen. In deutschlateinischer Mischprosa übersetzt er verschiedene geistliche und weltliche Schriften aus dem Lateinischen. Dabei erfasst er auch rhetorische Grund­figuren (beispielsweise in der Gerichtsrede) und zeigt damit eine Vorstufe der Rechtswissenschaft in Deutschland auf. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 79, 82; Die Schriften Notkers und seiner Schule, hg. v. Piper, P., Bd. 1ff. 1982ff.; Köbler, G., Stadtrecht und Bürgereinung bei Notker von St. Gallen, 1974; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Ochsenbein, P./Schmuki, K., Die Notkere im Kloster St. Gallen, 1992; Scherabon Firchow, E., Notker der Deutsche, 2000; Die spätalthochdeutschen Wessobrunner Predigten im Überlieferungsverbund mit dem Wiener Notker. Eine neue Ausgabe, hg. v. Hellgardt, Ernst, 2014; Der Münchener Psalter aus dem 14. Jahrhundert. Eine Bearbeitung von Notkers Psalter, hg. v. Tax, P., 2016

Notorietät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1599 [Lauenburg] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem mittellateinischen Umfeld aufgenommen, F.) Offenkundigkeit

notorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [Schlüter, Westfälisches Provinzialrecht] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das mittellateinische Umfeld und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bekannt, offenkundig

Notrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen sowie in dem Freitext des Karlsruher Virtuellen Katalogs und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) in Notfällen tätiger Richter

Notstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Zustand gegenwärtiger Gefahr für rechtlich geschützte Interessen, dessen Abwendung nur auf Kosten fremder Interessen möglich ist. Schon in dem römischen Recht befreit sachlich der Notstand in Einzelfällen von Strafe. Ähnliches gilt in dem Mittelalter. Danach befasst sich Art. 166 der Constitutio Criminalis Carolina (1532) mit dem Stehlen in Hungersnot. Erst in dem 20. Jahrhundert wird der Notstand strafrechtlich schärfer erfasst. Privatrechtlich schließt schon das römische Recht einzelne Handlungen von einer Ersatzpflicht aus. Erst in dem 19. Jahrhundert wird dies wissenschaftlich verallgemeinert und danach in den §§ 228, 904 in das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch (1896/1900) aufgenom­men. Der übergesetzliche Notstand wird 1927 von dem Reichs­gericht Deutschlands für den medizinisch indizierten Schwanger­schaftsabbruch anerkannt. Staatsrechtlich wird in Deutschland der Nostand in der Verfassung 1968 gesetzlich geregelt. Seit 1975 enthält das Strafgesetzbuch Deutsch­lands (aus utilitari­stischen Erwägungen) eine Vorschrift über den rechtfertigenden Notstand. S. Google

Lit.: Kaser § 36 II 5; Kroeschell, DRG 2; Janka, K., Der strafrechtliche Notstand, 1878; Titze, H., Die Notstandsrechte, 1897; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 653, 830; Curschmann, F., Hungersnöte im Mittelalter, 1900, Neudruck 1970; Würzburger, J., Das Recht des strafrechtlichen Notstandes, 1903; Rabe, K., Die Entwicklung des Notstands, Diss. jur. Göttingen 1930; Henkel, H., Der Notstand, 1932; Walter, H., Das Staatsnotrecht, Diss. jur. Göttingen 1937; Benda, E., Die Notstandsverfassung, 1966, 3. A. 1968, 10. A. 1968; Ungern-Sternberg von Pürkel, J., Untersuchun­gen zum spätrepublikanischen Notstands­recht, 1970; Wacke, A., Notwehr und Notstand, ZRG RA 106 (1989), 469; Blomeyer, P., Der Notstand in den letzten Jahren von Weimar, 1999; Esklony, D., Das Recht des inneren Notstands, 2000; Pawlik, M., Der rechtfertigende Notstand, 2002; Vormbaum, M., Das Strafrecht der DDR, 2015; Normsetzung im Notstand – Außerordentliche Gesetzgebungsbefugnisse im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Reiter-Zatloukal, I./Staudigl-Chiechowicz/Ziegerhofer, A., 2018

Notstandsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist als Plural Notstandsgesetze die Sammelbezeich­nung für die Gesamtheit der 1968 in Zu­sam­menhang mit einer Verfassung für den Fall eines Staatsnotstands ge­schaffenen einfachen Bundesgesetze der Bundes­repub­lik Deutschland (beispielsweise Ernäh­rungssicherstellungs­gesetz, Schutz­bau­gesetz, Abhörgesetz). S. Google

Lit.: Arndt, A. u. a., Notstandsgesetz – aber wie?, 1962; Schäfer, F., Die Notstandsgesetze, 1966; Bender, E., Die Notstandsverfassung, 1966, 10. A. 1968

Nottarp, Hugo Hermann Adolf (Gelsenkirchen 3. 2. 1886-Hamburg 14. 1. 1974) Vater Amtsgerichtsrat, Jugend in Bielefeld, humanistisches Gymnasium Bielefeld, 1904 Abitur, Studium Philosophie, Geschichte Univ. Münster, 1904 Straßburg, 1905 Bonn, 1905 Berlin, 1905 Münster, August 1909 Promotion (Dr. phil. Die Vermögensverwaltung des münsterschen Domkapitels im Mittelalter) Univ. Münster, Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, 1913 Vorbereitungsdienst, 26. 10. 1917 zweite jur. Staatsprüfung, 1917 wiss. Ass. Univ. Berlin (Ulrich Stutz), 29. 01. 1918 Promotion (Dr. iur.) (magna cum laude, Die Bistumserrichtung in Deutschland im 8. Jahrhundert, als Habilitationsschrift angerechnet), 05. 08. 1918 Habilitation Univ. Bonn (Kirchenrecht, später deutsches Recht), Februar 1918 Hilfsrichter Amtsgericht Bielefeld, Landgericht Bochum, 1923 Richter Landgericht Bonn, Januar 1925 nicht beamteter ao. Prof. Univ. Bonn, November 1925 o. Prof. Univ. Königsberg, April 1933 Prof. Univ. Würzburg (Nachfolge Ernst Mayer), 1945 durch die Militärregierung entlassen, Oktober 1947 Lehrbeauftragter Hochschule Bamberg, Mitte Oktober 1947 Status eines emeritierten ordentlichen Professors Univ. Würzburg, 28. 02. 1951 emeritiert, 1955 nach unerwartetem Tod Ernst Hoyers Vorlesungen bis Sommer 1957 Univ. Würzburg

Lit.: Benkert, C., Die juristische Fakultät der Universität Würzburg 1914 bis 1960, 2005

Nottestament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein in besonderer Ge­fahrenlage (beispielsweise Krieg, Krankheit) in vereinfachter Form zu errichtendes →Testament, das seit 1888 als Nottestament bezeichnet wird. In Österreich wird 2004 das Nottestament vereinheitlicht. S. Google

Lit.: Krey, R., Das Not-Testament, 6. A. 1912, 10. A. 1935; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Nottingham an dem Trent erscheint in dem 6. Jahrhundert (Snotingaham). 1155 wird sein Stadtrecht bestätigt. 1881/1948 erhält es eine Universität. S. Google

Lit.: Barley, M./Straw, I., Nottingham, 1969

Notverkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1760 [Cramer, Nebenstunden, fünf Archivzettel – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wie die Schuldknechtschaft in älteren Zeiten bei Bedarf verschiedentlich mögliche Verkauf von Frau und Kind oder auch verderblicher Waren. S. Google

Lit.: Wester, W-. Der Notverkauf nach § 379 HGB, 1913; Mayer-Maly, T., Das Notverkaufsrecht des Hausvaters, ZRG RA 75 (1958), 116ff.; Memmer, M., Ad servitutem aut ad lupanar, ZRG RA 108 (1991), 21ff.

Notverordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1830 [Hessen] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (für Notfälle gedachte, die Gewaltenteilung durchbre­chende) →Verordnung mit Gesetzeskraft. Sie findet sich sachlich bereits in dem ausgehenden 18. Jahrhundert (England 1766, Baden 1818, Württemberg 1819, Österreich Kremsierer Entwurf 1849, Märzverfassung 1849, Februarverfassung 1861, Dezemberver­fassung 1867 Notverord­nungsrecht des Kaisers, 1914/1917 auch der Regierung, 1929 des Bundespräsidenten), danach sehr häufig beispielsweise auf Grund des deutschen Ermächtigungs­gesetzes des Deutschen Reiches von dem 4. 8. 1914 in der Zeit des Ersten Weltkriegs und auf Grund des Art. 48 II der Weimarer Reichsverfassung in der so genannten Weimarer Republik (1931 41, 1932 60 Notverord­nungen). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 174, 231, 243; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Spiegel, L., Die kaiserlichen Verordnungen, 1893; Hatscheck, J., Der Ursprung der Notverordnungen, (in) Zeeitschrift für Privat- und öffentliches Recht der Gegenwart 27 (1900), 1ff.; Friedmann, A., Geschichte und Struktur der Notstands­verordnungen, 1903; Gather, H., Das Notstandsrecht, Diss. jur. Köln 1963; Hasiba, G., Das Notverordnungsrecht in Österreich, 1985; Gusy, C., Weimar – Die wehrlose Republik?, 1991; Maltschew, R., Der Rückerwerb eigener Aktien, 2004; Becker, M., Notverordnung und Decreto-Legge, 2020

Notweg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [Mieris II 729] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Verpflichtung eines Eigen­tümers eines Grundstücks, die Benutzung seines Grundstücks zu dem Durchgehen, Durchfahren oder Durchreiten durch den Eigentümer eines anderen Grundstücks, dem ohne Verschulden seines Eigentümers die zu der ordnungsgemäßen Benutzung notwendige Verbindung mit einem öffentlichen Weg fehlt, gegen Entschädi­gung zu dulden. Der Notweg ist als nachbar­rechtliche Eigentumsbeschrän­kung sachlich bereits dem römischen Recht bekannt. Er findet sich auch in dem Mittelalter und in der Neuzeit. S. Google

Lit.: Kaser § 23 III 3; Hübner § 37; Hillmer, T., Der Notweg nach römischem Recht, 1904; Rüdenberg, P., Das Notwegrecht, 1905; Buch, G., Der Notweg, 1919; Caroni-Rudolf, K., Der Notweg, Diss. jur. Bern 1969; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 3 1973, 192; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 313ff.; Eggensperger, A., Notwegrecht, Diss. jur. Würzburg 2000; Höfle, P., Notwegerecht, 2009

Notwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 12. Jahrhundert [Konrad von Fußesbrunnen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., um 1150) ist die Vertei­digung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwehren. Bereits in dem römischen Recht ist es erlaubt, Gewalt mit Gewalt zurückzuweisen. In dem Frühmittelalter erscheint die Notwehr ansatzweise, in dem Hochmit­telalter und Spätmittelalter häufiger (so genannter →Schwabenspie­gel um 1275). Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird die Notwehr von der Verteidigung von Leib und Leben auf jedes Rechtsgut ausgedehnt (Allgemeines Landrecht Preußens 1794). S. Google

Lit.: Kaser § 36 II 5; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 87, 119, 158, 208; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, 34; Hellbling, E., Versuch, Notwehr und Mitschuld, (in) FS H. Eichler, 1977, 241; Koch, B., Rechtsbegriff und Widerstandsrecht, 1985; Haas, R., Notwehr und Nothilfe, 1978; Wacke, A., Notwehr und Notstand, ZRG RA 106 (1989), 469; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Notzivilehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bei Verweigerung der Eheschließung wegen eines kirchen­rechtlichen Ehehindernisses mögliche welt­liche Eheschließung (beispielsweise in Österreich 25. 5. 1868 Eherechtsgesetz, 1870 relative Notzivilehe für keiner anerkannten Kirche angehörende Menschen).

Lit.: Floßmann, U., Österreichische Privatrechts­geschichte, 1983, 5. A., 2005, 7. A. 2014, 8. A. 2019; Hoke, R., Österreichische und deutsche Rechtsgeschichte, 2. A. 1996; Lanzinger, M., Verwaltete Verwandtschaft – Eheverbote, kirchliche und staatliche Dispenspraxis im 18. und 19. Jahrhundert, 2015

Notzucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1227 [BraunschweigStR. § 65] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine ältere, in Deutschland 1973, in Österreich 1989 und in der Schweiz 1992 aufgegebene Bezeichnung für die Vergewalti­gung einer Frau (lat. oppressio [F.], violentia [F.]), die ihrerseits seit dem 16. Jahrhundert das noch ältere (ahd.) notnumft verdrängt. S. Google

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 664; Wahl, G., Zur Geschichte des Wortes Notzucht, (in) Z. f. d. P. 9 (1907), 7; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 150; Brundage, J., Law, Sex and Christian Society, 1987; Künzel, C., Unzucht – Notzucht – Vergewaltigung, 2003

novale, novāle, lat., N.: nhd. Brachacker, Brachfeld Varro (116-27 v. Chr.) (, in dem Mittelalter Novalzehnt, Neubruchzehnt,) s. latein_a_z.docx, s. novālis (1), novāre, novus

novalis, novālis (1), lat., Adj.: nhd. was gepflügt werden muss; Q.: Varro (116-27 v. Chr.); E.: s. novāre, novus

Novalis (ab 1798 Pseudonym für Georg Philippo Friedrich von Hardenberg) (Schloss Oberwiederstedt bei Hettstedt in Sachsen 2. 5. 1772-Anhalt-Weißenfels 25. 3. 1801), Sohn eines Salinendirektors Sachsens, wird nach dem Studium von Recht, Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaft in Jena, Leipzig und Wittenberg (1794 juristisches Examen mit bester Note) sowie der Montanwissenschaften in Freiberg 1796 in der Salienverwaltung tätig und 1800 Amtshauptmann in dem Thüringischen Kreis, erkrankt aber an Tuberkulose. In seinem kurzen Leben wird er einer der wichtigsten Frühromantiker. S. Google

Lit-.: Schulz, G., Novalis, 2011

novare, novāre, lat., V., neu machen, erneuern, erfrischen, verändern, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. novus

novatio, novātio, lat., F., Erneuerung, Veränderung, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. novāre, s. novus

Novatio (lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die →Novation, Schuldneuschaffung oder Schulderneu­e­rung.

Lit.: Kaser § 54 I; Tolkmitt, W., Die Theorie der Novation im gemeinen Recht des 19. Jahrhunderts, Diss. jur. Göttingen 1968

Novation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 1 S. 610] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus (lat. [F.]) novatio gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist bereits in dem klassischen römischen Recht die Schulderneuerung, bei der infolge einer →Stipulation die alte Schuld (Obligation) mit allen Nebenrechten erlischt und durch eine neue Schuld (Obligation) ersetzt wird (beispielsweise Auswechselung des Gläubigers oder Schuld­ners, eine Sonderform ist die [lat.] stipulatio [F.] Aquiliana). Die Novation wird seit dem Hochmittelalter wieder belebt. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) wird sie nicht mehr erwähnt. S. Google

Lit.: Söllner § 9; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 43, 215; Apathy, P., Animus novandi, 1975; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 432, 449, 530

Novel disseisin ist in dem englischen Recht die von König Heinrich II. (1133-1189) einge­führte Klage des widerrechtlich aus seinem Besitz Vertriebenen (disseised). S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Sutherland, D., The Assize of Novel Disseisin, 1973

novella, lat., F., junger Baum, junger Weinstock, Plin. (23/24-79 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. novus

Novelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] novella [lex]) ist allgemein die Neuigkeit und rechtlich vor allem das ein Gesetz in Einzelfragen ergänzende oder abändernde neue Gesetz. Insbesondere werden die nach dem →Codex des Jahres 534 von →Justinian erlassenen (neuen), durch drei verschiedene Sammlungen überlieferten Gesetze als Novellen (zitiert beispielsweise als Nov. 99,2) bezeichnet. S. Google

Lit.: Söllner §§ 22, 23; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Köbler, DRG 54; Noailles, P., Les collections de novelles, Bd. 1f. 1912ff.; Wal, N. v. d., Manuale novellarum, 1964; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung, 1975; Dölemeyer, B., Die Revision des ABGB durch die drei Teilnovellen, (in) Ius commune 6 (1977), 274; Novella Constitutio, hg. v. Loken, J. u. a., 1990; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Rechtsnovellen – Rhetorik, narrative Strukturen und kulturelle Semantiken des Rechts in Kurzerzählungen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Doering, P. u. a., 2017

novem, lat., Num. Kard., neun, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *eneu̯en, *neu̯n̥, *enu̯n̥, *hnéu̯n̥-, Num. Kard., neun

November, lat., M., November, Cato (234-149 v. Chr.), s. novem

November (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) neunter Monat zwischen Oktober und Dezember nach der älteren Zählung der Römer

Novemberrevolution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Revolution in dem (zweiten) Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn an dem Ende des verlorenen ErstenWeltkriegs in dem November 1918, durch welche die betroffenen Mo­nar­chien in Republiken umgewan­delt wer­den. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Elben, W., Das Problem der Kontinuität in der deutschen Revolution, 1965; Kittel, E., Novembersturz 1918, (in) Bll. f. dt. LG. 104 (1968), 42; Görlitz, W., November 1918, 1968; Halmen, R., Staatstreue und Interessenvertretung, 1988; Das waren Wintermonate voller Arbeit, Hoffen und Glück, hg. v. Beutin, H. u. a., 2010

Nowgorod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Naugard, Neuburg an dem Wolchow an dem Ilmensee zwischen Moskau und Sankt Petersburg, bis 1478 wichtigste Stadt des nördlichen Russlands mit zahlreichen deutschen Kaufleuten, N., s. Google)

Lit.: Köbler, DRG 124; Die Nowgoroder Schra, hg. v. Schlüter, W., 1911; Novgorod – Markt und Kontor der Hanse, hg. v. Angermann, N./Friedland, K., 2002; Wimmer, E., Novgorod, 2005; Squires, C., Die Hanse in Nowgorod, 2009; Novgorod ou la Russie oubliée, hg. v. Frison, P. u. a., 2015

nüchtern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 14. Jahrhundert [Weichbildglosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab 10. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums (nocturnus) aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) einfach, ungespeist, nicht betrunken

Lit.: Flaig, J., Nüchternheit und Wehrkraft, 1916

Nulla poena (F.) sine lege, nullum crimen sine lege (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der strafrechtliche Grundsatz, dass niemand bestraft werden darf, wenn nicht zuvor ein Gesetz Verhalten der entsprechenden Art mit einer Strafe bedroht hat. Das Verbot der Rückwirkung von neuen oder veränderten Strafgesetzen zu dem Nachteil des Täters ist dabei sachlich bereits ansatzweise dem klassischen römischen Recht bekannt und wird in der Spätantike durch kaiserliche Gesetze mit gewissen Einschrän­kungen sogar ausgesprochen. Dem folgen an sich auch das Mittelalter und die →Constitutio Criminalis Carolina (1532), während das gemeine Recht den Grundsatz bis zu dem ausgehenden 18. Jahrhundert nur wenig beachtet. Erst mit der Aufklärung entsteht der Grundsatz in voller Gestalt des Rückwirkungsverbots, des Analogiever­bots und des Bestimmtheitsgebots (Ver­einigte Staaten von Amerika bis 1787, Frankreich, Josephinisches Gesetzbuch 1787, preußisches Allgemeines Landrecht 1794, Feuerbach, Weimarer Reichsver­fassung 1919, →Grundgesetz 1949), wobei die Vorstellung besonderes Gewicht erhält, dass ein Eingriff des Staates in die Freiheit des Bürgers die Gestattung durch ein Gesetz voraussetzt. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 204; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, (Ulpian, um 170-223, Digesten 50, 16, 131, § 1 S. 1 Halbsatz 2); Bopp, G., Die Entwicklung des Gesetzesbegriffs, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1966; Schöckel, G., Die Entwicklung des strafrechtlichen Rückwirkungsver­botes, 1968; Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Schünemann, B., Nulla poena sine lege?, 1978; Bohnert, J., P. J. A. Feuerbach, 1982; Krey, V., Keine Strafe ohne Gesetz, 1983

Nulli res sua servit (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Niemandem dient die eigene Sache. S. Google

Lit.: Kaser § 28 I 3; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 170-um 230, Digesten, 8, 2, 26

nullum crimen sine lege →nulla poena sine lege (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google)

Lit.: Schünemann, B., Nulla poena sine lege?, 1978; Krey, V., Keine Strafe ohne Gesetz, 1983

Nullum crimen sine poena (lat.). Kein Verbrechen ohne Strafe.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Numerius Negidius (N. N. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der ab­strak­te Beklagte des römischen Verfah­rens­rechts. S. Google

Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 33

numerus (M.) clausus (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) geschlossene Zahl (beispielsweise der Ausbildungsplätze oder der zulässigen Sachenrechte [in dem römischen Recht Eigentum, Servitut-en-, Pfandrecht, Erbpacht und Erbbaurecht], in dem römischen Schuldrecht sind nur contractus mit Klagbarkeit versehen, Typengebundenheit, aber Möglichkeit der Stipu­lation]), s. Google

Lit.: Wiegand, W., Numerus clausus der dinglichen Rechte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 623; Brehm, R., Konsequenzen der Entscheidung des Bundesverfasssungsgerichts zum Dritten Numerus-Clausus-Urteil vom 19. 12. 2017, 2019

Numismatik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische (nomisma) des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Münzkunde) →Münze

Lit.: Halke, H., Einleitung in das Studium der Numismatik, 1882, 2. A. 1889, 3. A. 1905; Göbl, R., Numismatik, 1987; Morrisson, C., La numismatique, 1992; Wissenschaftsgeschichte der Numismatik, hg. v. Albert, R. u. a., 1995; Bompaire, M./Dumas, F., Numismatique médiévale, 2000; Geldgeschichte vs. Numismatik, hg. v. Kaenel, H. u. a., 2004; Kluge, B., Numismatik des Mittelalters, 2007; Kampmann, U., Numismatisches Wörterbuch, 2012; Wolters, R., Antike Numismatik, 2014; Klüßendorf, N., Numismatik und Geldgeschichte, 2015

nummo uno (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) mit einer →Münze

Lit.: Köbler, DRG 25

nuncupare, nūncupāre, lat., V., nennen, benennen, aussprechen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōmen, capere

nuncupatio (lat. [F.]) Verkündung

Lit.: Kaser §§ 7 I 1, 67 I 2b; Söllner § 8; Köbler, DRG 38

Nuntius (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssorache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] nuntius, Bote) ist seit dem ausgehenden Spätmittelalter der ständige Gesandte des Heiligen Stuhles bei einem anderen Staat. S. Google

Lit.: Kaser §§ 11 II, 58 III 2; Pieper, A., Zur Entstehungsgeschichte der ständigen Nuntiaturen, 1894; Biauchet, H., Les nonciatures apostoliques, 1910; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 553; Walf, K., Die Entwicklung des päpstlichen Gesandtschafts­wesens, 1966; Köck, H., Die völkerrechtliche Stellung des Heiligen Stuhles, 1975; Lossius, M., Zur Geschichte der päpstlichen Nuntiatur in Köln 1573-1595, 2020

Nürnberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die um eine an dem 16. 7. 1050 erstmals erwähnte, anscheinend vorsalische Grund­lagen aufweisende Reichsburg auf ursprünglich bayerischem Siedlungsboden an der Pegnitz erwachsende Reichsstadt. In der →Goldenen Bulle von 1356 belohnt Kaiser Karl IV. die Treue der Stadt mit der Verpflichtung jedes neugewählten Königs, seinen ersten Reichstag in Nürnberg abzuhalten. Von 1424 (Privileg von dem 19. 9. 1423) bis 1796 und von August 1938 bis 1945 (Anfang 1946) ist Nürnberg Aufbewahrungsort der Reichskleinodien (Reichserzschatz­kästlein) des deutschen Reiches. 1479/1484 erneuert Nürnberg durch die römisches Recht gemäßigt aufnehmende (Neue) →Reformation sein Stadtrecht. In dem Dritten Reich hält Adolf Hitler in Nürnberg die Reichsparteitage der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei ab. 1935 werden in Nürnberg auf dem Reichsparteitag von dem eigens nach Nürn­berg einberufenen Reichstag die kurzen, gegen Juden gerichteten so genannten Nürnberger Gesetze verabschiedet (Reichsbürgergesetz von dem 15. 9. 1935, Gesetz zu dem Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre von dem 15. 9. 1935) (und an dem folgenden Tag in dem Reichsgesetzblatt 1935 I 1145ff. verkündet). Von dem 18. 10./14. 11. 1945-1. 10. 1946 finden in Nürnberg die Prozesse gegen (24 bzw.) 22 national­sozialistische Hauptkriegsverbrecher we­gen Verbrechen gegen den Frieden, Kriegs­ver­brechen, Verbrechen gegen die Mensch­lichkeit, und Mitgliedschaft in einer ver­brecherischen Organisation statt ([12] Todesurteile durch Hängen für [Hermann Göring,] Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Keitel, Ernst Kaltenbrunner, Alfred Rosen­berg, Hans Frank, Wilhelm Frick, Julius Streicher, Fritz Sauckel, Alfred Jodl, Arthur Seyß-Inquart[, Martin Bormann]), denen bis 11. 4. 1949 12 weitere Verfahren in Nürnberg gegen 182 Angeklagte folgen (24 Todesurteile). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 139; Bremer, F., Dr. Claudius Cantiunculas Gutachten über das Nürnberger Stadtrecht, ZRG GA 15 (1894), 123; Knapp, H., Das alte Nürnberger Kriminalrecht, 1896; Werminghoff, A., Conrad Celtis und sein Buch über Nürnberg, 1921; Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, 1928; Kipfmüller, B., Die Frau im Rechte der freien Reichsstadt Nürnberg, 1929; Franz, E., Nürnberg, Kaiser und Reich, 1930; Nordmann, C., Nürnberger Großhändler im spätmittelalterlichen Lübeck, 1933; Neuschütz, E., Die Nürnberger Reformation und das Recht der Reichsstädte Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber, 1936; Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, Bd. 1ff. 1947ff., Neudruck 1984; Taylor, T., Die Nürnberger Prozesse, 1950, 3. A. 1997; Ellinger, W., Die Juristen der Reichsstadt Nürnberg, (in) Genealogica, Heraldica, Juridica, 1954; Veit, L., Nürnberg und die Feme, 1955, Pitz, E., Die Entstehung der Ratsherrschaft in Nürnberg, 1956; Schultheiß, W., Geschichte des Nürnberger Ortsrechtes, 1957; Gedeon, A., Zur Rezeption des römischen Privatrechts in Nürnberg, 1957; Nürnberger Urkundenbuch, Bd 1ff. 1959ff.; Schultheiß, W., Die Acht-, Verbots- und Fehdebücher von 1285-1400, 1960; Das Urteil von Nürnberg 1946, 1961; Strauß, W., Dokumentation Reichsinnenministerium und Rassengesetzgebung Aufzeichnungen von Lösener, B., (Als Rassereferent im Reichsministerium des Innern), (in) Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 9 (1961), 264ff.; Müller, H., Das Kaufrecht in süddeutschen Stadtrechtsreformationen des 15. und 16. Jahrhunderts, 1961; Gilbert, G., Nürnberger Tagebuch, 1962, 14. A. 2012; Satzungsbücher und Satzungen, hg. v. Schultheiß, W., 1963; Wagenseil, W., Der römischrechtliche Gehalt des Nürnberger Schuldrechts zur Zeit der Entstehung der Reformation von 1479-1564, 1964; Kunstmann, H., Zauberwahn und Hexenprozess in der Reichsstadt Nürnberg, 1970; Geschichte Nürnbergs in Bilddokumenten, hg. v. Pfeiffer, G., 1970; Schall, K., Die Genannten in Nürnberg, 1971; Nürnberg – historische Entwicklung einer deutschen Stadt in Bildern, 4. Aufl. 1971; Nürnberg, hg. v. Pfeiffer, G., 1971; Hirschmann, G., Das Nürnberger Patriziat im Königreich Bayern, 1971; Wachauf, H., Nürnbergs Bürger als Juristen, 1972 (141 urkundlich nachgewiesene Juristen); Schmid, H., Täufertum und Obrigkeit in Nürnberg, 1972; Die Nürnberger Bürgerbücher 1 (1302-1448), hg. v. Stadtarchiv Nürnberg, 1974; Pütz, K., Heischurteile, 1977; Leiser, W., Kein doctor soll ohn ein solch libell sein – 500 Jahere Nürnberger Rechtsreformation, (in) Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 67 (1980), 1ff.; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v. Köbler, G., 1984; Nürnberg - Kaiser und Reich (Ausstellung), 1986; Schüßler, M., Statistische Untersuchung des Verbrechens in Nürnberg im Zeitraum von 1285 bis 1400, ZRG GA 108 (1991), 117; Jung, S., Die Rechtsprobleme der Nürnberger Prozesse, 1992; Endres, R., Grundzüge der Verfassung der Reichsstadt Nürnberg, ZRG GA 111 (1994), 405; Rethmeier, A., „Nürnberger Rassegesetze“, 1995; Wirtschaft, Gesellschaft und Staat im Umbruch, hg. v. Schachtschneider, K., 1995; Schieber, M., Nürnberg, 2000; Kastner, K., Von den Siegern zur Rechenschaft gezogen, 2001; Essner, C., Die Nürnberger Gesetze, 2002; Henselmeyer, U., Ratsherren und andere Delinquenten, 2002; Schubert, A., Der Stadt Nutz oder Notdurft?, 2003; Nürnberg und das Griechentum, hg. v. Konstantinou, E., 2003; Hamm, B., Lazarus Spengler (1479-1534), 2004; Finger, T., Die Nürnberger Gesetze, (in) JURA 27 (2005), 161; Hansmann, U., Die Nürnberger Rassegesetze vom 15. September 1935, (in) NJW 2005, 2648; Kastner, K., Die Völker klagen an, 2005; Weinke, A., Die Nürnberger Prozesse, 2006, 3. A. 2019; Fleischmann, P., Rat und Patriziat in Nürnberg, 2008; Meyer, C., Die Stadt als Thema, 2009; Mertens, B-. Rechtsetzung im Nationalsozialismus, 2009; Griech-Polelle, B., The Nuremberg War Crimes Trial and its Policy Consequences Today, 2. A. 2020; Heller, K., The Nurenberg Military Tribunals and the Origins of International Criminal Law, 2012; Reassessing the Nuremberg Military Tribunal, hg. v. Priemel, K. u. a., 2012; Die Nürnberger Militärtribunale, hg. v. Priemel, K. u. a., 2013; Geschichte und Kultur der Juden in Nürnberg, hg. v. Kluxen, A. u. a., 2014; Kastner, K., Die Völker klagen an – Der Nürnberger Prozess 1945-1946, 2015; Justizpalast Nürnberg, hg. v. d. Oberlandesgericht Nürnberg, 2016; Nürnberg. Zur Diversifikation städtischen Lebens in Texten und Bildern des 15. und 16. Jahrhunderts, hg. v. Sahm, H. u. a., 2016; Selleck, B., Strafverteidigung in den Nürnberger Prozessen, 2016; Priemel, K., The Betrayal – The Nuremberg Trials and German Divergence, 2016 (auf Nürnberg zu Lasten internationaler Strafjustiz konzentriert); Die Nürnberger Gesetze – 80 Jahre danach, hg.v. Brechtken, M. u. a., 2017 (Sammelband); Simon, M., Nürnbergisches Pfarrerbuch, 2018 (1524-1806, 1613 Geistliche); Kulturstadt Nürnberg, hg. v. Schrenk, J., 2019; Gut, P., Jahrhundertzeuge Ben Ferencz, 2020; Holzberg, N., Hans Sachs, 2021

Nutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gebrauch, Vorteil

nutzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gebrauchen, helfen

Nutzen nutzen

Nutzpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Nutzungspfand (Wort- als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, N.) (so genannte ältere Satzung) ist in dem Hochmittelalter das Pfand, bei dem der Gläubiger unmittelbaren Besitz an der verpfändeten Sache (Grundstück) hat und die Nutzungen aus ihr ziehen darf.

Lit.: Kaser § 31 III 5a; Hübner 402; Viollet, P., Histoire du droit civil français, 1905, Neudruck 1966, 784; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Kupiszewski, H., Antichrese und Nutzpfand in den Papyri 1986

Nutzteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Teilung des Nutzens

Nutzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1261 [WirtUB VI 14 Württemberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb nutzen ab Ende 8. Jh. belegt und für das Germanische erschließbar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Nutzen, M., ab Ende 8. Jahrhundert) ist die Frucht einer Sache oder eines Rechtes sowie der Vorteil, den der Gebrauch der Sache oder des Rechtes gewährt. S. Google

Lit.: Hübner; Baltl/Kocher; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Nutzungspfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Nutzpfand

Nutzungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht, eine Sache zu nutzen. Es findet sich bereits in dem altrömischen Recht und begegnet bis zu der Gegenwart in unterschiedlichen Gestalten. Insbesondere bestehen in der Grundherrschaft unzählige Nutzungsrechte an Grundstücken. S. Google, →Nieß­brauch

Lit.: Hübner 549, 786; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 26, 125, 163; Hübner, R., Die donationes post obitum, 1888; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Dörig, L., Das Recht zur Nutzung der Erdwärme, 2020

Nutzungsvorbehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Zurückbehaltung oder Vorbehalt einer Nutzung oder eines Nießbrauchs durch einen Zuwendenden

Lit.: Hübner 549, 786; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 26, 125, 163; Hübner, R., Die donationes post obitum, 1888; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961

O

ob, ob, lat., Präp.: nhd. vor, über, hin, gegen ... hin, nach ... zu, XII-tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *epi, *opi, *pi, Präp., nahe, auf, hinter

Oberappellationsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1581 [Hessen] in sechsundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der frühen Neuzeit das drittinstanzliche Gericht (Gerichtshof) eines Landes. Das Oberappellationsgericht ersetzt in dem Heiligen römischen Reich das auf Grund vieler Nichtappellationsprivilegien weithin nicht mehr zuständige Reichsgericht (→Reichs­kammer­gericht). Es entscheidet als dritte Instanz in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten nichtprivile­gierter Parteien und als zweite Instanz bei schweren Strafsachen. Gemäß Art. 12 DBA gründen die vier freien Städte Frankfurt am Main, Hamburg, Bremen und Lück ein gemeinsames Oberlandesgericht, das in Lübeck ab 1820 mit einem Präsidenten (Heise, von Wächter, Kierulff), sechs bzw. sieben Räten und einem rechtskundigen Sekretär anerkannt wirkt. 1877/­1879 wird das Oberappellationsgericht in dem Deutschen Reich allgemein (durch das →Ober­landesgericht) ersetzt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 26; Greb, H., Die Verfassung des Oberappellationsgerichts der vier freien Städte Deutschlands zu Lübeck, Diss. jur. Göttingen 1967; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976, 291; Eisenhardt, U., Die kaiserlichen privilegia de non appellando, 1980; Schnorrenberg, U., Das Jülich-bergische Oberappellationsgericht zu Düsseldorf von 1769, 1983; Jessen, P., Der Einfluss des Reichshofrates und des Reichskammergerichts, 1986; Gesamtinventar der Akten des Oberappellations­gerichtes der vier Freien Städte Deutschlands, hg. v. Lorenzen-Schmidt, K. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Polgar, K., Das Oberappellationsgericht der vier freien Städte Deutschlands (1820-1879), 2006; Stodolkowitz, S., Das Oberlandesgericht Celle und seine Rechtsprechung im 18. Jahrhundert, 2011; Tirtasana, N., Der gelehrte Gerichtshof – Das Oberappellationsgericht Lübeck und die Praxis des Zivilprozesses im 19. Jahrhunsdert, 2021; Stodolkowitz, S., Vom Handel mit Ellen, Stahl- und Eisenwaren – eine Zunftstreitigkeit vor dem Oberapppellationsgericht Celle, 2015; Oestmann, P., Zur Gerichtspraxis im 19. Jahrhundert – ein Schmuggeleiprozess am Oberappellationsgericht Lübeck, 2019

Oberbayerisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Name in dem 19. Jahrhundert aufgekommen) ist das in mehr als 100 Handschriften (rund 160 vollständig oder fragmentarisch erhaltene, bisher festge­stellte Handschriften) des 14. und 15. Jahrhunderts überlieferte Landrecht für Oberbayern von 1346 (fünf Auszugshandschriften, weitere 174 Handschriften bis zu dem 18. Jahrhundert, zwei Wiegendrucke, ein Druck des Jahres 1516). Ihm geht eine verschollene, durch Urkunden (nach des rechtsbuechs sag) ab Spätherbst 1336 mittelbar bezeugte Fassung von etwa 1335 (vor Ende 1336) voraus. Veranlasst ist es vermutlich von Kaiser Ludwig dem Bayern. Es ist ein in 28 Titel mit ursprünglich 350 Artikeln gegliedertes sehr frühes förm­liches amtliches Gesetzeswerk. In dem Mittel­punkt stehen Privatrecht, Strafrecht und Verfah­rens­recht. Unmittelbare Vorlagen sind nicht erkenn­bar, doch bestehen Bezü­ge zu dem so genannten Schwabenspiegel, Freisinger Rechts­buch, dem Stadtrechtsprivileg für München von 1294 und dem oberbay­erischen und nie­derbayerischen Landfrie­den von 1300. Römischrechtliche oder kir­chen­rechtliche Ein­flüsse sind in zahl­reichen Artikeln er­kennbar, doch wird vor allem das ein­hei­mische Gewohn­heitsrecht wieder­gege­ben. 1518 wird das Landrecht reformiert, wozu 1520 eine Gerichtsordnung kommt. 1616 wird für Oberbayern und Niederbayern ein gemeinsames Landrecht geschaffen. Das Oberbayerische Landrecht gilt auf Grund herzoglicher Privilegien auch für Ingolstadt, München und Aichach. S. Google

Lit.: Riedner, O., Die Rechtsbücher Ludwigs des Bayern, 1911; Lieberich, H., Kaiser Ludwig der Baier als Gesetzgeber, ZRG GA 76 (1959), 173; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Schlosser, H./Schwab, I., Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern von 1346, 2000; Das Landrecht von 1346 für Oberbayern, hg. v. Schwab, I., 2002; Schwab, I., Die Georgenberger Handschrift, ZRG GA 119 (2002), 326; Volkert, W., Das Rechtsbuch Kaiser Ludwigs von 1346, 2010

Oberdeutscher Sachsenspiegel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vielleicht eine Vorstufe des so genannten Schwabenspiegels. Seine ursprüngliche Fassung ist anscheinend nicht überliefert. Möglicherweise ist das um 1300 an dem südöstlichen Rand des mitteldeutsch-oberdeutschen Grenzraums (böhmisch?) aufgezeichnete, in dem Landesarchiv Linz aufbewahrte, die Artikel Sachsenspiegel Landrecht III 67-69 §§ 2, 70, 71, 74 und 75 überliefernde Fragment Pa I/3a einer Handschrift ein erhaltener Rest des verlorenen oberdeutschen Sachsenspiegels, der mit Magdeburg, Regensburg und den Minoriten David von Regensburg und Berthold von Regensburg in Verbindung gebracht werden könnte. S. Google

Lit.: Ertl, T., Religion und Disziplin – Selbstdeutung und Weltordnung im frühen deutschen Franziskanertum, 2006; Bertelsmeier-Kierst, C., Zur ältesten Überlieferung des Sachsenspiegels, (in) FS D. Werkmüller, 2007, 56ff.; Bertelsmeier-Kierst, C., Kommunikation und Herrschaft – zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozess des Rechts im 13. Jahrhundert, 2008

Oberdomänendirektorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die von König Friedrich Wilhelm I. von Preußen zwecks Verwaltung der Domänen geschaffene einheitliche Behörde. Sie geht 1722/1723 in dem Generaldirektorium (General-Oberfinanz-Kriegs- und Domänendirektorium) auf. Sachlich werden Staatsvermögen und Fürstenvernögen seit dem 19. Jahrhundert allmählich getrennt. S. Google

Lit.: Stolze, W., Die Gründung des Generaldirektoriums durch Friedrich Wilhelm I., (in) FS G. Schmoller, hg. v. Verein für Geschichte der Mark Brandenburg, 1908, 49ff.

obere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (ober) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Komparativ bzw. substantiviert M.) höhere, höher gelegen

Obereigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1721 [Ludovici, LehnsProzeß2 115] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. dominium [N.] directum) ist in dem gelehrten Recht von dem Hochmittelalter bis zu dem 19. Jahrhundert die Rechtsstellung des Obereigentümers (beispielsweise Lehnsherrn) eines in dem geteilten →Eigentum stehenden Gegenstands (beispielsweise Lehens). Es wird in verkennender Ausdehnung einer römischen Quellenstelle über einen Herausgabeanspruch des Erbpäch­ters entwickelt. Es entspricht Bedürfnissen der Rechtswirklichkeit, wird aber später infolge der mehr und mehr anerkannten Absolutheit des Eigentums überwiegend abgelehnt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Haff, K., Zur Theorie eines allgemeinen Obereigentums des fränkischen Königs, ZRG GA 32 (1911), 325; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 f. 1985ff.

Oberhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) zweite Kammer eines Palaments, →House of Lords

Oberhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - in anderer Bedeutung ab 1366 [MarienrodeUB. 377] und – ab 1404 [TrierWQ. 403] in rund vierzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google – vor allem in anderer Bedeutung -  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Spätmittelalter (ein Gericht als) eine Auskunftsstelle für Gerichte und Einzelmenschen. Oberhöfe finden sich sowohl in Städten wie auch auf dem Lande. Ihre Ausbildung beruht anfangs auf Freiwilligkeit. Mit der längerdauernden Übung der Erteilung von Auskünften ent­wickelt sich ein gewisses Abhängig­keitsverhältnis der Beteiligten untereinander. Allmählich dringt Schrift­lichkeit in das Verfahren ein. Bekannte Oberhöfe sind etwa Magdeburg, Lübeck, Krakau, Iglau, Kulm, Aachen, Dortmund, Frankfurt am Main, Ingelheim, Neustadt an der Weinstraße, Speyer, Freiburg im Breisgau oder Nürnberg. Mit dem Vordringen des römischen Rechtes und der Ausbildung des Instanzenzugs in der erstarkenden landes­herrlichen Verwaltung und Gerichtsbarkeit verschwindet der Oberhof ab dem 16. Jahrhundert bis in das 18. Jahrhundert bzw. 1877/1879. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 116; Der Oberhof Iglau in Mähren, hg. v. Tomaschek, J., 1868; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Kulmer Oberhofes, ZRG GA 34 (1913), 1; Stutz, U., Der Oberhof zu Eltville, ZRG GA 43 (1922), 303; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, 1924; Bastian, J., Der Freiburger Oberhof, 1934; Goerlitz, T., Die Oberhöfe in Schlesien, 1938; Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, hg. v. Erler, A., Bd. 1ff. 1952ff.; Mertz, W., Der Frankfurter Oberhof, Diss. jur. Frankfurt am Main 1954; Gudian, G., Der Oberhof Ingelheim, ZRG GA 81 (1964), 267; Müller, H., Oberhof und neuzeitlicher Territorialstaat, 1978; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981; Schott, C., Die Wolfacher Fragen und die Freiburger Oberhofurteile, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 390; Zwerenz, R., Der Rechtswortschatz der Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Gießen 1988; Eckhardt, W., Das Stadtgericht als Oberhof, (in) Zs. d. V. f. hess. Geschichte 110 (2005), 21; Oestmann, P., Wege zur Rechtsgeschichte – Gerichtsverfassung und Prozessrecht, 2015; Krey, A., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015; Recht und Unrecht – 1200 Jahre Justiz in Aachen, hg. v. Pfeil, W., 2015

Oberkonsistorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1670 [Weimar/MittSchulg. 8 1898 342] in zwölf Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) oberes Konsistorium der protestantischen Kirchenverfassung

Oberkriegskollegium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – nicht als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) eine obere Behörde des Kriegswesens

Oberlandgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 [Estland] bis 1825 in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google wohl nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oberes Landgericht eines Landes, →Oberlandesgericht

Oberlandesgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Oberlandgericht ab 1650 [Estland EstRitterLR. 162, 230] bis 1825 in acht Stellen belegt, Oberlandesgericht AmtsBlWestf. 1 1816 190, ProtBundesversamml. IX 186, Geck, Soest 154 1825) ist seit 1808 das bisherige preußische Landesjustiz­kolle­gium und danach das 1877/1879 geschaffene, zwischen Reichs­gericht bzw. Bundesgerichtshof und Landge­richt (bzw. oberstem Gerichtshof und Landesgericht in Österreich seit einer allerhöchsten Entschließung von dem 14. 9. 1852 in Wien, Prag, Lemberg, Krakau, Brünn, Graz, Innsbruck, Triest und Zara in Dalmatien) stehende Gericht (1893 in dem Deutschen Reich 28 Oberlandesgerichte mit 548 Richtern in Berlin, Breslau, Celle, Frankfurt am Main, Hamm, Kassel, Kiel, Köln, Königsberg, Marienwerder, Naumburg, Posen, Stettin(, 1906 Düsseldorf), Augsburg, Bamberg, München, Nürnberg, Zweibrücken, Braunschweig, Darmstadt, Dresden, Hamburg, Jena, Karlsruhe, Oldenburg, Rostock, Stuttgart, Colmar, 1939-1945 Danzig, Kattowitz, Leitmeritz). . In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 24 Oberlandesgerichte. S. Google, →Ober­appellationsgericht

Lit.: Köbler, DRG 200, 261; Baltl/Kocher; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; 250 Jahre Oberlandesgericht Celle, 1961; Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Zweibrücken, 1969; Festschrift zum 150-jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Hamm, 1970; Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichtes von Oldenburg, 1974; Zimmer, E., Die Geschichte des Ober­landesgerichts in Frankfurt am Main, 1976; Festschrift zum 275-jährigen Bestehen des Oberlandes­gerichts Celle, 1986; 175 Jahre Oberlandesgericht Oldenburg, 1989; 50 Jahre Oberlandesgericht und Generalstaats­anwaltschaft Koblenz 1996; Schiller, C., Das Oberlandesgericht Karlsruhe im Dritten Reich, 1997; Haehling von Lanzenauer, R., Das badische Oberlandesgericht in Freiburg, ZRG GA 119 (2002), 343; Passek, I., Die erstinstanzliche Zuständigkeit der Oberlandes­gerichte in Staatsschutzstrafsachen, 2003; Opitz, R., Das Oberlandesgericht Celle 1933-1945, 2006; Weichbrodt, S., Die Geschichte des Kammergerichts von 1913 bis 1945, 2009; Götz von Olenhusen, P., 300 Jahre Oberlandesgericht Celle, 2011; Herbers, M., Organisationen im Kriege – Die Justizverwaltung im Oberlandesgerichtsbezirk Köln 1939-1945, 2012

Oberlehnsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [Oberlehensherr] – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [mittelniederländisch] in dreizehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) oberer Lehnsherr, Herr eines oberen Lehens

Obermärker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 [Westerwald/GrW. I 606] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Leiter der →Markgenossenschaft. S. Google

Oberösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist in allmählicher Entwicklung seit der Erstnennung von ahd. ostarrihhi (996) das ob (westlich) der Enns gelegene, aus dem früher steirischen Traungau mit der Riedmark unter Trennung von Niederösterreich gebildete, bis 1918 amtlich als Österreich ob der Enns (und von 1939 bis 1945 in dem Deutschen Reich als Reichsgau Oberdonau) bezeich­nete Land (Bundesland) →Öster­reich(s) (bzw. des Deutschen Reiches). Zwischen 1616 und 1629 erstellt Abraham Schwarz einen Entwurf eines Landrechts. Als oberösterreichische Länder werden verschiedentlich auch Tirol, Vorarlberg und Vorderöster­reich (ei­gene Linien 1457-1493, 1564-1665) bezeich­net.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Baltl/Kocher; Schmidt, F., Die freien bäuerlichen Eigengüter in Oberösterreich, 1941; Hoffmann, A., Das Wappen des Landes Oberösterreich, 1947; Hoffmann, A., Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich, 1952; Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Grüll, G., Das Linzer Bürgermeisterbuch, 1953, 2. A. 1959; Probleme der Entstehung des Landes ob der Enns, (in) Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs 7 (1960), 125; Grüll, G., Der Bauer im Lande ob der Enns, 1969; Sturmberger, H., Der Weg zum Verfassungsstaat, 1972; Feigl, H., Rechtsentwicklung und Gerichtswesen Oberösterreichs, 1974; Sturm­berger, H., Adam Graf Herberstorff, 1976; Feigl, H., Rechtsentwicklung und Gerichtswesen Oberösterreichs im Spiegel der Weistümer, 1974; Putschögl, G., Die landständische Behördenorgani­sation in Österreich ob der Enns, 1977; Slapnicka, H., Oberösterreich unter Kaiser Franz Joseph, 1982; Strätz, H., Die oberösterreichische Landtafel von 1616/1629, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 504; Haider, S., Geschichte Oberösterreichs, 1987; Lohner, J. Das landeshaupt­mann­schaftliche Gericht in Oberösterreich, 1988; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, Bd. 1 hg. v. Strätz, W., 1990; Oberösterreichische und kaiserliche Zentralbehörden bis 1752, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2014; Angerer, C. u. a., Nationalsozialismus in Oberösterreich, 2014

Oberpfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz bzw. ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist der um Neumarkt südöstlich Nürnbergs gelegene (obere) Teil der Pfalz(grafschaft bei Rhein), die durch Erbteilung in dem Hause Wittelsbach zeitweise von dem übrigen →Bayern abgeteilt wird. Für die Oberpfalz wird 1657/1659 ein →Landrecht geschaffen.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium „Obere Pfalz“, (in) Z. f. bay. LG. 26 (1963), 3; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3 1971; Dittrich, H., Die Entstehung des oberpfälzischen Landrechts, Diss. jur. Regensburg 1991; Schroeder, F., Das Oberpfälzer Landrecht von 1657/1659, ZRG GA 110 (1993), 482

Oberpräsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 als Präsident des Geheimen Rates und ab 1676 [Sachs, BerlinMusikg. 236] in sieben Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der leitende Beamte der zivilen Provinzialverwaltung (zwischen 4 und 12 Provinzen) in Preußen von 1806 bis (1933 bzw.) 1945 mit drei unterschied­li­chen Funktionen. S. Google

Lit.: Bodelschwingh, E. v., Leben des Oberpräsidenten Freiherrn von Vincke, 1853; Kube, H., Die geschichtliche Entwicklung der Stellung des preußischen Oberpräsidenten, Diss. jur. Berlin 1939; Die preußischen Oberpräsidenten 1815-1945, hg. v. Schwabe, K., 1985

Oberrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [WürzburgPol. 103] in zwanzig Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oberer Rat

Oberrechnungskammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1802, s. Google) ist die sich seit 1713 entwickelnde Zentralbe­hörde des Rechnungswesens in Preußen (Sachsen 1707 Oberrechenkammer). Die Oberrechnungskammer ist selbständig und unabhängig. Sie wird 1869 zu dem →Rechnungshof des Norddeutschen Bundes.

Lit.: 250 Jahre Rechnungsprüfung, hg. v. Bundesrechnungshof, 1964; Bachmann, M., Der Bundesrechnungshof, 1967, 90; Die Kontrolle der Staatsfinanzen, hg. v. Zavelberg, H., 1989

Oberschlesien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Schlesien

oberste, Adj., höchste ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Oberster bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 86 des obersten] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – Oberst –und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Superlativ von → obere)

Oberste Justizstelle (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, ist das auf erste Ansätze des Jahres 1501 zurückgehende, an dem 1. 5. 1749 von Maria Theresia als Landesherrin eingerichtete Höchstgericht (mit Präsidenten, Vizepräsi­denten, Senaten und Räten) Österreichs (oberste Revisions­instanz in Justizsachen und oberste Justizverwaltungsbe­hörde), das 1848 zu dem Justizministerium einerseits und zu dem Obersten Gerichtshof andererseits wird. Die oberste Justizstelle wendet subsidiär gemeines Recht an. Mit ihr wird die Rechtsprechung aus der Verwaltung in der obersten Instanz ausgesondert. S. Google, s. oberster Gerichtshof

Lit.: Kocher, G., Die Zivilgesetzgebung und die Oberste Justizstelle bis zum ABGB, (in) FS H. Baltl, 1978, 309; Kocher, G., Höchstgerichtsbarkeit und Privatrechts­kodifikation, 1979; Maasburg, F. v., Geschichte der obersten Justizstelle in Wien, 1879, 2. A. 1891; Ratsprotokolle Oberste Justizstelle Tyrol-Vorarlberg. Senat 1814-1844, Bd. 1 hg. v. Faistenberger, C., red. v. Niedermayer, M., 2003; Olechowski, T., Gerichtsvielfalt in Wien, (in) Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 2 (2016), 1ff.

Oberster Gerichtshof (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist seit 21. 8. 1848 das der obersten Justizstelle folgende oberste Gericht der ordentlichen Gerichts­barkeit Österreichs (1850 oberster Ge­richts- und Kassationshof, 1918 oberster Gerichtshof, 1938 aufgelöst, 1945 wie­dererrichtet).

Oberster Gerichtshof für die britische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und Lateinische sowie Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, ist der von 1948 bis 1950 für die britische Besatzungszone des Deutschen Reiches eingerichtete oberste Gerichtshof. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Zimmermann, R., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone, (in) ZNR 3 (1981), 158; Oberster Gerichtshof für die Britische Zone (1948-1950) Nachschlagewerk, hg. v. Schubert, W., 2010; Das Wirken des Obersten Gerichtshofs für die Britische Zone aus Anlass des 65. Jahrestages nach Abschluss seiner Tätigkeit, hg. v. dem Präsidenten des Oberlandesgerichts Köln, 2015; Grieß, M., „Im Namen des Rechts“, 2015; Ohlenroth, J. Der Oberste Gerichtshof für die Britische Zone und die Aufarbeitung von NS-Unrecht, 2020

Lit.: Festschrift zur Hundertjahrfeier des öster­reichischen Obersten Gerichtshofs 1850-1950, 1950

Oberstes bayerisches Landesgericht →Bayerisches oberstes Landesgericht

Oberstes Gericht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das Höchstgericht der →Deutschen Demokratischen Repub­lik ab 1949 (bis 1990).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Oberstes Gericht der DDR - Höchstes Organ wahrhaft demokratischer Rechtsprechung, hg. v. d. Obersten Gericht, 1970; Arnold, J., Das Oberste Gericht der DDR, 1989; Höchstrichterliche Rechtsprechung in der frühen Bundesrepublik, hg. v. Fischer, C. u. a., 2015; Lingelbach, G., „… es soll schnell und richtig urteilen …!“ – zu Aufgaben, Zuständigkeiten und Spruchpraxis des Obersten Gerichts der Deutschen Demokratischen Republik, 2015

Obertribunal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1772, s. Google) ist das 1703 als Oberappellationsgericht preußischer Landes­teile geschaffene, in dem 19. Jahrhundert zu dem höchsten Gericht Preußens aufsteigende Gericht, das 1877/1879 weitgehend in dem Reichsgericht aufgeht.

Lit.: Starke, W., Darstellung der bestehenden Gerichtsverfassung in dem preußischen Staate, 1839; Sonnenschmidt, F., Geschichte des königlichen Obertribunals zu Berlin, 1879; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege seit 1500, 1953; Schubert, W., Die Aufhebung des Berliner Obertribunals im Juni 1879, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 419; Schmüser, S., Die Anwendung der Vorschriften des Allgemeinen Landrechts für die preußischen Staaten über die eheliche Gütergemeinschaft in der Praxis des Königlichen (Geheimen) Obertribunals in der Zeit von 1837 bis 1879, 2007; Mund, W., Das preußische Ehescheidungsrecht in der Judikatur des Berliner Obertribunals von 1835-1879, 2008

Oberverwaltungsgericht (OVG, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Obergericht der Verwaltungsgerichts­bar­keit seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das später in dem süddeutschen Bereich Verwaltungs­ge­richtshof genannt wird. In der Bundesrepublik Deutschland bestehen 2020 15 Oberverwaltungsgerichte und Verwaltungsgerichtshöfe.

Lit.: Die Rechtsgerundsätze des königlich preussischen Oberverwaltungsgerichts, 1895, hg. v. Parey, F., Neudruck 1920, 2021; Pauly, S., Organisation, Geschichte und Praxis der Gesetzesauslegung des königlich preußischen Ober­verwaltungsgerichts 1875-1933, 1987; Fest­schrift zum 100-jährigen Jubiläum des sächsischen Oberverwaltungsgerichts, hg. v. Reich, S., 2002; Ackermann, C., Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungsgerichts, 2012; Ohse, T., Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungsgerichts zur polizeilichen Verantwortlichkeit für unsere heutige Dogmatik, 2017

Obervormund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1468 [NdJb. 43 1917 77 Obervormunder, niederdeutsch] in achtzehn Stellen und unterschiedlichen Bedeutungen belegt, aber inn Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) höhererer Vormund

Obervormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [ProtBrandenburgGehR. V 91] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die aufsichtliche Stellung der Obrigkeit bzw. Kirche über den →Vormund, wie sie sich sachlich seit der karolingischen Zeit entwickelt und in dem Vormundschaftsgericht endet.

Lit.: Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 1 1835; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

oblatio, oblātio, lat., F., Darbieten, Anbieten, Anerbieten, Gebot, Überreichung, Gabe, Opfer, Spende (in dem Mittelalter beispielsweise suvh von Kindern in ein Kloster), Cic. (81-43 v. Chr.), s. offerre, ob, ferre

Lit.: Kaser § 37 II 1; Seidl, J., Die Götterverlobung von Kindern, 1872; Laske, W., Das Problem der Mönchung, 1973; Lahaye-Geusen, M., Das Opfer der Kinder – Ein Beitrag zur Liturgie- und Sozialgeschichte des Mönchtums im hohen Mittelalter, 1991; Brückner, T., Lehnsauftragung 2011

obligare, obligāre, lat., V.: nhd. anbinden, befestigen, binden, verhindern; Vw.: s. per-; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.); E.: s. ob, ligāre; L.: Georges 2, 1247, TLL, Walde/Hofmann 1, 800

obligatio, obligātio, lat., F., Binde, Verbindlichmachung, Verbürgung, Verpflichtung, Verbindlichkeit, Schuld, Cic. (81-43 v. Chr.), s. obligāre, ob, ligare

Obligatio (lat. [F.] 81-43 v. Chr.) ist seit dem altrömischen Recht die schuldrechtliche Verpflichtung zwischen zwei Beteiligten (bzw. das Schuldverhältnis) mit den Inhalten (lat.) dare (geben), facere (tun einschließlich unter­lassen) oder praestare (einstehen). Die obligatio geht vermutlich auf den Ausgleich von Unrechtserfolgen (später sog. [lat.] delicta [N.Pl.]) zurück. Das bei ihnen zunächst regelmäßig bestehende Racherecht des Verletzten oder seiner Verwandtschaft wird in dem Interesse der Allgemeinheit allmählich eingeschränkt und durch die Hingabe von Vermögensge­gen­ständen (Sühneleistung) ein­verständ­lich abgelöst. Sobald eine Leistung durch den Verursacher, seine Verwandten oder Gentilen üblich und in dem Rahmen eines vielleicht nach griechischem Vorbild erstellten festen Katalogs von Vergleichs­sätzen (fester Me­tallwert oder vielfacher Sachwert) ver­bindlich wird, dient der Zugriff auf die Person des Verursachers nicht mehr der unmit­telbaren Vergeltung, sondern wohl der mittelbaren Erzwingung der Leistung. Seine Zulässigkeit entfällt mit der Leistung, zu welcher der Verursacher aber anfangs nicht verpflichtet ist. Später tritt die Befreiung von der Haftung durch Leistung immer stärker in den Vordergrund, so dass allmählich eine Verpflichtung zu der Leistung entsteht, welche die ursprüngliche Haftung mehr und mehr in den Hintergrund drängt. Vermutlich früh ist außerdem ein Geschäft möglich, durch das jemand sich zu der Haftung verpflichtet, wobei die Leistung bald wichtiger wird als die Haftung. In dem weiteren Verlauf werden zahlreiche verschiedene Obligationen ent­wickelt (Kontrakt, Quasikontrakt, Delikt, Quasi­delikt).

Lit.: Kaser §§ 4 I 2, 32 I, 33 I, 38 IV, 56 I, 61, 84; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 26, 42, 62; Kuntze, J., Die Obligation, 1856; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956; Watson, A., The Law of Obligations, 1965; Hochstein, R., Obligationes quasi ex delicto, 1971; Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1992; Hartung, G., Die Naturrechtsdebatte – Geschichte der Obligatio vom 17. bis 20. Jahrhundert, 1998, 2. A. 1999; Albers, G., Perpetuatio obligationis – Leistungspflicht trotz Unmöglichkeit im klassischen Recht, 2019

obligatio (F.) alternativa (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Wahlschuld

Obligatio (F.) civilis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die auf (lat.) ius (N.) civile gegründete, mit (lat.) actio (F.) civilis (Zivilklaganspruch) ausgestattete →obligatio.

Lit.: Kaser § 33 II; Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1992

obligatio (F.) ex contractu (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus Vertrag

Lit.: Kaser § 38 I

obligatio (F.) ex delicto (lat.. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus Delikt

Lit.: Kaser §§ 38 I, 50 I

obligatio (F.) ex variis causarum figuris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus verschiedenen Gründen

Lit.: Kaser § 38 I 2; Köbler, DRG 62

Obligatio (F.) honoraria (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die erst von dem Prätor oder dem Ädil klagbar gemachte Verbindlichkeit.

Lit.: Kaser § 33 I

Obligation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen infolge Aufnahme aus dem Lateinischen des Altertums ab um 1300 [LimbOorkt. 280 Limburg] in fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus der in Rom als un­körperliche (lat.) res (Gegenstand, Sache) verstandenen, römischen (lat., s. Google) →obligatio (F.) entwickelte Ver­bindlichkeit (Schuld, Schuldverhältnis). Sie wird in dem Spätmittelalter mit dem römischen Recht aufgenommen und mit den einheimischen Schuldverhältnissen verbunden. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Lehn­wort Obligation durch Schuld, Verbindlichkeit, Verpflichtung und Schuldverhältnis verdrängt.

Lit.: Kaser §§ 33, 38, 56; Kuntze, J., Die Obligation, 1856; Roussier, J., Le fondement de l’obligation, Thèse Paris 1933; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 393; Hartung, G., Die Naturrechtsdebatte – Geschichte der Obligatio vom 17. bis 20. Jahrhundert, 1998, 2. A. 1999; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Obligationenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1807) ist das in dem 19. Jahrhundert innerhalb der (lat.) res ([F. Pl.) Gegenstände bzw. Sachen) zunehmend als besonderes Rechtsgebiet erkannte Schuld­recht (beispielsweise Savigny 1851ff.). 1866 schei­tert innerhalb des Deutschen Bundes der Versuch seiner einheitlichen gesetz­lichen Gestaltung (Dresdener Entwurf) an dem Zerbrechen des Bundes auf Grund politischer Gegensätze zwischen Öster­reich und Preußen. In der →Schweiz ist (nach dem Scheitern des Dresdener Entwurfs) das Obligationenrecht mit Einschluss der Gesellschaften und der Wertpapiere in einem besonderen Gesetz von dem 14. 6. 1881 (Inkrafttreten an dem 1. 1. 1883) bzw. nach Neufassung von dem 30. 3. 1911 (Inkrafttreten an dem 1. 1. 1912), das den fünften Teil des Zivilgesetzbuchs bildet, geregelt. In Sachsen (1863) und in dem Deutschen Reich (1896/1900) ist das Schuldrecht eines der fünf Bücher des Bürgerlichen Gesetzbuchs. S. Google

Lit.: Kaser §§ 32ff.; Köbler, DRG 182, 184, 229, 255; Savigny, F., Das Obligationenrecht, Bd. 1f. 1851ff.; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht – Das Obligationenrecht, 1956; Hundert Jahre Schweizerisches Obligationenrecht, hg. v. Peter, H. u. a., 1982; Das Obligationenrecht 1883-1983, hg. v. Caroni, P., 1984; Anhäuser, V., Das internationale Obligationenrecht in der höchstrich­terlichen Recht­sprechung des 19. Jahrhun­derts, 1986; Ranieri, F., Europäisches Obligationenrecht, 1999, 2. A. 2004, 3. A. 2009; Handels- und obligationenrechtliche Materialien, hg. v. Fasel, U., 2000; Fasel, U., Bahnbrecher Munzinger, 2003; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Honsell, H., 100 Jahre Obligationenrecht, (in) Zeitschrift für schweizerisches Recht 130 II (2011), 5ff.; The Law of Obligations in Europe, hg. v. Schulze, R. u. a., 2013; Das ADHGB als gemeinsames Obligationenrecht in Mitteleuropa, hg. v. Löhnig, M., 2019

obligatio (F.) quasi ex contractu (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus vertragsähnlichem Tatbe­stand

Lit.: Kaser § 38 I 2; Köbler DRG, 62

obligatio (F.) quasi ex delicto (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus deliktsähnlichem Tatbestand

Lit.: Kaser § 38 I 2; Köbler DRG 62

Obligatio (F.) re, verbis, litteris, consensu contracta (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die Bezeichnung für eine Verbindlichkeit aus Realvertrag, Verbalvertrag, Litteralvertrag oder Konsen­sualvertrag, wobei das beurkundete Darlehen in dem nachklassischen römischen Recht als (lat.) obligatio (F.) re et verbis aufgefasst wird.

Lit.: Kaser §§ 38 I, 39 I 2

obligatorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verpflichtend, verbindlich, erforderlich

obligatorius, obligātōrius, lat., Adj.: nhd. verbindend, verbindlich, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. obligāre

obrig, nhd., Adj., übergeordnet, herrschaftlich, s. obere, oben, ig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google gebildet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Obrigkeit, Oberkeit, Vberkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vierzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [WirtUB. X 427 Württemberg] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., S. Google) ist die von dem 15. bis zu dem 17. Jahrhundert bestimmende Bezeichnung für den Träger von Herrschaftsrechten. Ihr entspricht auf der Gegenseite die Untertänigkeit. Der Obrigkeit steht das Recht zu, durch von den Untertanen zu beachtende Gebote die gute →Polizei bzw. →Ordnung zu sichern.

Lit.: Luther, M., Von welltlicher vberkeytt wie weytt man yhr gehorsam schuldig sey, 1523; Kreutzer, J., Zwinglis Lehre von der Obrigkeit, 1909; Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Naujoks, E., Ordnungsgedanke, Zunftverfassung und Reformation, 1958; Luther und die Obrigkeit, hg. v. Wolf, G., 1972; Willoweit, D., Gebot und Verbot im Spätmittelalter, (in) Hess. Jb. f. LG. 30 (1980), 94ff.; Willoweit, D., Gesetzgebung und Recht, (in) Zum römischen und neuzeitlichen Gesetzesbegriff, hg. v. Behrends, O. u. a., 1987, 123; Friedeburg, R. v., Ländliche Gesellschaft und Obrigkeit, 1997; Kruse, S. u. a., Wir sind die Obrigkeit, 2021 (108 S.); Muno, T., Ein Leben für die Gunst der Obrigkeit? – Der Aufstieg des Mayer Amschel Rothschild, 2021

obsequi, obsequī, lat., V., Folge leisten, willfahren, sich nach jemanden richten, gehorchen, huldigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ob, sequī

obsequium, lat., N., Nachgiebigkeit, Willfährigkeit, Gefälligkeit, Gehorsam, Cic. (81-43 v. Chr.) s. obsequī

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Observanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – fünfzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [Niklas von Wyle 334] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in einundzwanzig Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das örtlich oder persönlich (beispielsweise Orden) begrenzte Gewohnheitsrecht.

Lit.: Carpzov, A. u. a., De observantia, 1674; Petersen, R., Die Observanz, Diss. jur. Leipzig 1848; Köbler, G., Zur Frührezeption der consuetudo, (in) Hist. Jb. 89 (1969), 337; Caroni, P., Privatrrecht im 19. Jahrhundert – Eine Spurensuche, 2015; Weinbrenner, R., Klosterreform im 15. Jahrhundert zwischen Ideal und Praxis – Der Augustinereremit Andreas Proles (1429-1503) und die privilegierte Observanz, 2020

observare, observāre, lat., V., beobachten, achtgeben, merken, lauern, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ob, servāre

obstagium (mlat. [N.]) →Einlager

occupare, occupāre, lat., V.: nhd. einnehmen, besetzen, bemächtigen, überrumpeln, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ob, capere

occupatio, occupātio, lat., F., Besetzung, Einnahme, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. occupāre

Occupatio (lat. [F.] 81-43 v. Chr.) ist die schon dem altrömischen Recht bekannte →Aneignung (Okkupation) einer von Anfang an oder durch Eigentumsaufgabe herrenlosen Sache (beispielsweise eines Tieres durch den Jäger).

Lit.: Kaser § 26 I; Köbler, DRG 24, 40

Ochlokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1757 [Maria Theresia] , zwei Archivzettel – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google beleg sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herrschaft des Pöbels als Entartung der Demokratie

Ochsenfurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.

Lit.: Wenisch, S., Ochsenfurt, 1972

Ockham, Wilhelm (von) (Occam/Surrey 1280/1285/1288-München 9./10. April 1347 [genaues Sterbedatum ungewiss]) wird nach dem Studium der Theologie in Oxford der Ketzerei verdächtig und flieht zu Ludwig dem Bayern. Neben vielen Gutachten verfasst er hier wohl um 1340 seinen (lat.) Dialogus (M.) de potestate imperiali et papali (Zwiegespräch über kaiserliche und päpstliche Gewalt) zugunsten des Kaisers. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Heinen, E., Reich und Kirche bei Wilhelm von Ockham, Diss. jur. Bonn 1955; Kölmel, W., Wilhelm Ockham, 1962; Miethke, J., Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, 1969; Wilhelm von Ockham, Texte zur politischen Theorie, hg. v. Miethke, J., 1995; Leppin, V., Wilhelm von Ockham, 2003; Martin, G., Wilhel von Ockham, 2016

odal (an. [N.] Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar,) Erbgut, Gut, Heimat

Lit.: Behaghel, O., Odal, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. München phil.-hist. Abt. 1935, 3; Störmer, W., Früher Adel, 1973, 116, 155; Danielsen, R. u. a., Grunntrekki i norsk historie, 1991, 49

Ödenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ungar. Sopron) ein Ort an dem Niesidler See in dem Burgenland

Lit.: Gerichtsbuch 1423-1531, hg. v. Házi, J. u. a., 2005; Gedenkbuch 1492-1543, hg. v. Mollay, K. u. a., 2005

Oder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ist der in Tschechien in 634 Metern Seehöhe entspringende und nach rund tausend Kilometern bei Stettin in die Ostsee mündende Strom, der nach Vertreibung von rund zehn Millionen Deutschen seit dem 12. 9. 1990/3. 10. 1990 als Folge des von Adolf Hitler begonnenen Zweiten Weltkriegs die Grenze zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland bildet (Oder-Neiße-Grenze). Nach Udolph ist *adu-, avest., Sb., Wasserlauf, Wasserader als Ausgangspunkt des Namens denkbar. S. Google

Lit.: Fisch, B., Stalin und die Oder-Neiße-Grenze – ein europäisches Problem, 2000; Gehrke, R., Der polnische Westgedanke bis zur Wiedererrichtung des polnischen Staates nach Ende des Ersten Weltkriegs, 2001; Tazbir, J., Artlas historyczny 1815-1939, 2004; Hartenstein, M., Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie – „Westverschiebung“ und „Umsiedlung“ – Kriegsziel der Alliierten oder Postulat polnischer Politik?, 2014, Neudruck 2018; Zaremba, M., Die große Angst – Polen 1944-1947 – Leben im Ausnahmezustand, 2016

Odofredus de Denariis (Bologna um 1200-3. 12. 1265 oder 1264) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Azo, Jacobus Balduini) wohl 1231 Rechtslehrer in Bologna. Er verfasst Glossen, Summen (beispielsweise summa feudorum), Quaestiones, Consilia bzw. Gutachten und Monogra­phien. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Tamassia, N., Odofredo, (in) Atti e memorie, 1894; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973; La Pace di Costanza 1183, 1984; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 322

Odowakar (um 433-493) ist der germanische (skirische) Söldnerführer, der 476 n. Chr. mit der Absetzung des Kaisers Romulus Augustulus das weströmische Reich beendet. S. Google

Lit.: Söllner § 19; Köbler, DRG 50, 67; Chastagnol, A., Le senat romain sous le règne d’Odoacre, 1966; Wes, M., Das Ende des Kaisertums, 1967, 149

Oertmann, Paul (Bielefeld 3. 7. 1865-Göttingen 22. 5. 1938) Studium Rechtswissenschaft, Schüler des Romanisten Ernst Eck, Promotion (Dr. iur., Dr. phil.), 1896 ao. Prof. römisches Recht Univ. Berlin, 1901 o. Prof. bürgerliches Recht, römisches Zivilrecht und Zivilprozessrecht Univ. Erlangen, 1918 Prof. Univ. Göttingen, Ende 1933/1934 Emeritierung, erfolgreicher Kommentator, Urheber der Lehre von dem Wegfall der Geschäftsgrundlage, früher Vertreter des Arbeitsrechts und Wirtschaftsrechts. S. Google

Lit.: Brodhun, R., Paul Ernst Wilhelm Oertmann (1865-1938) – Leben, Werk Rechtsverständnis sowie Gesetzeszwang und Richterfreiheit, 1999

Oesfeld →Hermann von Oesfeld

Oettingen (Grafschaft) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google)

Lit.: Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Öttin­gen, Einleitung v. Grünenwald, E., 1975; Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Öttingen, hg. v. Grünenwald, E., 1976 (76 Vasallenfamilien); Die ländlichen Rechtsquellen der Grafschaft Oettingen, hg. v. Kiessling, R. u. a., 2005; Bidlingmaier, R., Altes Schloss und Neues Schloss in Oettingen, 2020

Ofen (Buda) an der Donau ist in der Gegenwart ein Teil Budapests. Sein in deutscher Sprache verfasstes, in 3 Handschriften aus Kaschau, Pressburg und Klausenburg überliefertes Stadtrechts­buch (Ofner Stadtrechtsbuch) wird vermutlich zwischen 1402 und 1439 (1405-1421) wohl von dem Stadtrichter Johannes Siebenlinder verfasst. Es beruht auf Privilegien des Königs, Gewohnheiten in der königlichen Freistadt, Herkommen der Kaufleute sowie selbständiger Rechtssetzung und betrifft Privatrecht, Strafrecht und Verfahrensrecht. Es gliedert sich in fünf Teile mit 445 Artikeln (Stadtverfassung, Kaufleute­recht) sowie einen Prolog und ein Register. Es zeigt Beziehungen zu dem Sachsenspiegel, zu dem Magdeburger Recht, Iglauer Recht und Wiener Recht. Das Recht von Ofen wird an zahlreiche Städte in Ungarn verliehen. S. Google

Lit.: Das Ofener Stadtrecht, hg. v. Mollay, K., 1959; Kubinyi, A., Die Anfänge Ofens, 1972; Rady, M., Medieval Buda, 1985; Bassola, P., Wortstellung im Ofner Stadtrecht, 1985; Gönczi, K., Ungarisches Stadtrecht aus europäischer Sicht, 1997; Buda város jogkönyve (Das Rechtsbuch der Stadt Ofen), hg. v. Blazovich, L. u. a., 2001; Gönczi, K./Carls, W., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien, 2013

offen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zugänglich, sichtbar, unverschlossen

Offenbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1284 [WirtUB. VIII, 486 diesen offen brief Württemberg] in sieben Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber wohl in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Alttertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) nicht durch Siegelung verschlossene Urkunde

Lit.: Herde, P., Beiträge zum päpstlichen Kanzlei- und Urkundenwesen im 13. Jahrhundert, 1967; Brandenstein, C. Frhr. v. Urkundenwesen und Kanzlei, Rat und Regierungssystem, 1983; Rachoinig, S., Wir tun kund und lassen dich wissen, 2009

Offene Gesellschaft s. offene Handels­ge­sell­schaft

Offene Handelsgesellschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Handelsgesellschaft mit unbeschränkter Haf­tung aller Gesellschafter gegenüber den Gesellschaftsgläubigern. Sie erscheint in der hochmittelalterlichen Stadt und bildet sich seit der frühen Neuzeit stärker durch (1861 ADHGB). In Österreich wird die 1990 zusätzlich für nichtvollkauf­männi­sche Zwecke gebildete offene Erwerbs­gesellschaft mit der offenen Handelsge­sellschaft 2007 zu der offenen Gesell­schaft (OG) verschmolzen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 127, 167, 217; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handels­gesellschaften, 1976; Hagemann, H., Basler Handelsgesellschaften, (in) FS F. Vischer, 1983, 557; Servos, R., Die Personalhandelsgesellschaften und die stille Gesellschaft, Diss. jur. Köln 1984; Zur Geschichte des Gesellschaftsrechts in Europa, hg. v. Kalss, S. u. a., 2003

Offenes Haus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ist das einem anderen zu einer (kriegerischen) Benutzung offenstehende Haus (Offenhaus). →Öffnungsrecht

Lit.: Pfeiffer, G., Die Offenhäuser der Reichsstadt Nürnberg, (in) Jb. f. fränk. LG. 14 (1954), 153

Offenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Holland] in elf Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) zu öffnendes Haus, öffentlich zugängliches Haus, offenes Haus

öffentlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen in dem 12. Jahrhundert  belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, inhaltlich durch das Lateinische des Altertums beeinflusst, Adj.) offen, wahrnehmbar, zugänglich, all­gemein, staatlich

Öffentlicher Dienst (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem 19. Jahrhundert der Staatsdienst (§ 73 der Verfassung Bayerns von 1919, Art. 2 des neunten Änderungsgesetzes des Besoldungsgesetzes von dem 18. 6. 1923 und Art. 13 der Personalabbauverordnung von dem 27. 10. 1923). 1937 bestimmt § 127 IV des Deutschen Beamtengesetzes als öffentlichen Dienst jede Beschäftigung im Dienste des Reiches oder anderer Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts oder der Verbände von solchen, womit Beamte, Angestellte und Arbeiter erfasst werden. S. Google

Lit.: Pfennig, G., Der Begriff des öffentlichen Dienstes und seiner Angehörigen, 1960; Hattenhauer, H., Geschichte des Beamtentums, 1980, 2. A. 1993; Schneider, O., Rechtsgedanken und Rechtstechniken totalitärer Herrschaft, 1988; Lorig, W., Modernisierung des öffentlichen Dienstes, 2001; Bull, H., Vom Staatsdiener zum öffentlichen Dienstleister, 2006

Öffentlicher Glaube (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M, 1884) ist das Vertrauen der Allgemeinheit in ein öffentliches Register (beispielsweise Grundbuch, Handelsregister). Anfangs gewähren diese Register nur einen Beweis­vorteil in dem Streit um Grundstücksrechte. Seit dem 18. Jahrhundert (Preußen 1783) ermöglichen sie allmählich den gutgläubigen Erwerb eines nicht bestehenden Rechtes von einem Nichtbe­rech­tigten (um 1870). S. Google

Lit.: Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts, Bd. II 2, 1935; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbes, 1977; Buch­holz, S., Abstraktionsprinzip und Immobilienrecht, 1978; Kiehnle, A., Der Erwerb kraft öffentlichen Glaubens in der württembergischen Pfandgesetzgebung von 1825/1828 und im Bürgerlichen Gesetzbuch, 2004, auch 2011; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Holzwer, J., Das Grund- und Hypopthekenbuch des Herzogtums Sachsen-Meiningen, (in) ZNR 31 (2009) 1ff.; Nörr, K., Romanisch-kanonisches Prozessrecht, 2012; Kiehnle, Arndt, Das Öffentliche im Privaten – Was war und ist am öffentlichen Glauben im Privatrecht öffentlich?, 2020

Öffentliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) sind alle Rechtssätze, bei denen Berechtigter oder Verpflichteter ausschließlich ein Träger öffentlicher Gewalt (beispielsweise Staat, Gemeinde) in seiner Eigenschaft als solcher ist. Zu dem öffentlichen Recht zählen etwa Verfas­sungs­recht, Verwaltungsrecht, Verfah­rensr­echt und Strafrecht. Seinen sachlichen Ausgang nimmt die Aufteilung des Rechtes in privates Recht und öffentliches Recht in dem römischen Altertum, in dem nach einer →Ulpian zugeschriebenen Wendung öffentliches Recht ist, was die Verhältnisse des römischen Gemeinwesens betrifft (lat. ad statum rei Romanae spectat). Diese Einteilung ist zwar dem Mittelalter bekannt, hat dort aber keine grundsätzliche Bedeutung. Erst um das Jahr 1600 findet sich das öffentliche Recht (lat. ius [N.] publicum) unter starker Beteiligung pro­testantischer Juristen wie Georg Obrecht, Hermann Vultejus, Matthias Stephani, Joachim Stephani, Tobias Paurmeister von Kochstedt, Arnold Engelbrecht, Dominicus Arumäus und Jacob Lampadius als be­sonderes Sachfach an der Universität (Staatsrecht). Die ersten bekannten Vertreter des selbständigen Staatsrechts (Reichsstaats­rechts) sind (→Bodin [1530-1596],) →Limnaeus (1592-1663) und →Pufendorf (1632-1694). In Frankreich wird von Ludwig XIV. ein Lehrstuhl für öffentliches Recht an dem Collège de France eingerichtet, in Besançon in dem 18. Jahrhundert, in Italien 1726 in Pisa und 1742 in Padua. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wird dann eine grundsätzliche dogmatische Trennung von öffentlichem Recht (Machtbereich des souveränen Fürstentums) und privatem Recht (Freiheitsraum des Einzelnen) deutlich. Innerhalb des öffentlichen Rechtes (Verfas­sungsrecht, Verwaltungs­recht, Verfah­rens­recht, Strafrecht) entwic­kelt sich in dem 19. Jahrhundert das →Verwaltungs­recht (Otto →Mayer).

Lit.: Kaser § 3 II; Söllner § 18; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 54, 143, 147, 189; Reinkingk, D., Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico, 1619; Pütter, J., Literatur des teutschen Staatsrechts, Bd. 1ff., 1776ff., Neudruck 1965; Albrecht, W., Rezension zu Maurenbrecher, R., Grundsätze des heutigen deutschen Staatsrechts, (in) Göttingische Gelehrte Anzeigen 2 (1837), 1489-1504, 1508-1515; Gerber, C., Über öffentliche Rechte, 1852; Mohl, R. v., Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften, in Monographien dargestellt, Bd. 1ff. 1855ff., Neudruck 1960; Kirchner, H., Beiträge zur Geschichte der Entstehung der Begriffe „öffentlich“ und „Öffentliches Recht“, 1950; Schöne, L., Privatrecht und öffentliches Recht – Geschichte, Inhalts- und Bedeutungswandel eines juristischen Grundbegriffs, 1956, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt – Von den Anfängen der deutschen Staatsrechtslehre bis zur Höhe des staatsrechtlichen Positivismus, 1958; Bussi, E., Il diritto pubblico del Sacro Romano impero, Bd. 1f. 1957ff., 2. A. 1970; Müllejans, H., Publicus und privatus im römischen Recht, 1961; Bullinger, M., Öffentliches Recht und Privatrecht, 1968; Hoke, R., Die Reichsstaatslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Echterhölter, R., Das öffentliche Recht im nationalsozialistischen Staat, 1970; Grimm, D., Zur politischen Funktion der Trennung, (in) Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 1972, 224; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Hoke, R., Die Emanzipation der deutschen Staatsrechtswissenschaft von der Zivilistik im 17. Jahrhundert, (in) Der Staat 15 (1976), 211ff.; Wyduckel, D., Jus publicum, 1984; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1988ff., Bd. 1 2. A. 2012; Pauly, W., Der Methodenwandel im deutschen Spätkonstitutio­na­lis­mus, 1993; Ipsen, H., Staatsrechtslehrer unter dem Grundgesetz, 1993; Möllers, C., Staat als Argument, 2000, 2. A. 2011; Stolleis, M., Konstitution und Intervention, 2001; Fioravanti, M., La scienza del diritto pubblico, 2001; Dreier, H./Pauly, W., Die deutsche Staatsrechtslehre in der Zeit des Nationalsozialismus, (in) VVDStRL 60 (2001), 9ff.; Loughlin, M., The Idea of Public Law, 2003; Ruffert, M., Die Globalisierung als Herausforderung an das Öffentliche Recht, 2004; Wahl, R., Herausforderungen und Antworten. Das öffentliche Recht der letzten fünf Jahrzehnte, 2006; Leisner, W., Privatisierung des öffentlichen Rechts, 2007; Die Anfänge des öffentlichen Rechts. Gli inizi del diritto pubblico. Gesetzgebung im Zeitalter Friedrich Barbarossas, hg. v. Dilcher, G. u. a., Bd. 1ff. 2007ff.; Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes, hg. v. Krynen, J. u. a., 2008; Zeilner, F., Verfas­sung, Verfassungsrecht und Lehre des öffent­lichen Rechts in Österreich bis 1848, 2008; Strohm, C., Calvinismus und Recht, 2008; Kley, A., Geschichte des öffentlichen Rechts der Schweiz, 2011; Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur Band 2 Öffentliches Recht, hg. v. Roumy, F. u. a., 2011; La Summa Trium Librorum di Rolando da Lucca (1195-1234), hg. v. Conte, E. u. a., 2012; Grimm, D., Das öffentliche Recht vor der Frage nach seiner Identität, 2012; Stolleis, M., Öffentlichen Recht in Deutschland, 2014; Haack, S., Theorie des öffentlichen Rechts II Was bleibt von der Unterscheidung zwischen öffentlichem Recht und Privatrecht?, 2019

Öffentlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –achtzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1765 in siebzehn Archivzetteln – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wahrnehmbarkeit und Zugänglichkeit eines Vorgangs für einen nach Zahl und Individualität unbestimmten Personenkreis (Allgemeinheit). Die Öffentlichkeit ist insbesondere in dem Verfahrensrecht bedeutsam. Hier drängen das Inquisitions­verfahren seit dem Hochmittelalter und der gelehrte Prozess seit dem Spätmittelalter die Öffentlichkeit zurück. Der Liberalismus erreicht in dem 19. Jahrhundert die Rückkehr zu der grund­sätzlichen Öffentlichkeit des Prozesses (Frankreich 1806/1808, deutsche Bundesstaa­ten ab 1848). Umgekehrt versucht der Staat zwecks Sicherung der durch Menschen in dem Namen des Staates ausgeübten Macht eine Überwachung der Öffentlichkeit in dem Sinne der Allgemeinheit möglichst bei Gleichzeitigkeit der Geheimhaltung politischer Absprachen verdeckt gemeinsam Handelnder gegenüber Betroffenen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 201, 202; Feuerbach, A. v., Betrachtungen über die Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Gerechtigkeitspflege, Bd. 1f. 1821ff.; Maurer, G. v., Geschichte des altgermanischen und namentlich altbairischen öffentlich-mündlichen Gerichtsverfahrens, 1824; Bethmann-Hollweg, M. v., Der Civilproceß des gemeinen Rechts, 1864ff.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege seit 1500, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Dahlmanns, G., Der Strukturwandel des deutschen Zivilprozesses im 19. Jahrhundert, 1971; Rohde, F., Die Öffentlichkeit im Strafprozess, 19772; Alber, P., Die Geschichte der Öffentlichkeit im deutschen Strafverfahren, 1974; Fögen, M., Der Kampf um Gerichtsöffentlichkeit, 1974; Becher, U., Politische Gesellschaft, 1978; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 413; Haber, G., Strafgerichtliche Öffentlichkeit und öffentlicher Ankläger in der französischen Aufklärung, 1979; Siemann, W., Der „Polizeiverein“ deutscher Staaten, 1983; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Körber, E., Öffentlichkeiten der frühen Neuzeit, 1998; Weitzel, J., Gerichtsöffentlichkeit, (in) Information u. a., hg. v. Haverkamp, A., 1998, 71; Das Öffentliche und Private in der Vormoderne, hg. v. Melville, G. u. a., 1998; Pernice, I., Öffentlichkeit und Medienöffentlichkeit, 2000; Zwischen Gotteshaus und Taverne, hg. v. Rau, S. u. a., 2004; Moos, P. v., Öffentlich und privat im Mittelalter, 2004; Liesegang, T., Öffentlichkeit und öffentliche Meinung, 2004; Cancik, P., Verwaltung und Öffent­lichkeit in Preußen, 2007; Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes, hg. v. Krynen, J. u. a., 2008; Oldenburg, S., Die Öffentlichkeit von Rechtsnormen, 2009; Kernbauer, E., Der Platz des Publikums, 2010; Nörr, K., Romanisch-kanonisches Prozessrecht, 2012; Nörr, K., Ein geschichtlicher Abriss des kontinentaleuropäischen Zivilprozesses, 2015; Oestmann, P., Wege zur Rechtsgeschichte - Gerichtsbarkeit und Verfahren, 2015; Seitz, N., Disposition über die Öffentlichkeit im Zivilprozess?, 2019; Stegemann, B., Die Öffentlichkeit und ihre Feinde, 2021

Öffentlichkeitsgrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Öffentlichkeit

öffentlich-rechtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) öffentliches Recht betreffend

Öffentlichrechtlicher Vertrag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vertrag mindestens eines Hoheitsträgers mit einem Vertragspartner über einen Gegenstand des öffentlichen Rechtes. Er wird in dem 20. Jahrhundert anerkannt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 259; Chiang, C., Gemischt öffentlich-rechtlich-privatrechtliche Verträge zwischen der Verwaltung und Privaten, 2003; Dewitz, R., Der Vertrag in der Lehre Otto Mayers, 2004; Christmann, S., Der öffentlich-rechtliche Vertrag mit privaten Dritten im Lichte der Schuldrechtsreform, 2010

officialis, officiālis (1), lat., Adj., zur Pflicht gehörig, zum Amt gehörig, zum Dienst gehörig, Lact. (um 250-317 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. officium, s. opus, facere

officiarius, mlat., M., Inhaber eines Amtes, s. officium, s. opus, facere

officier (M.) civil (franz.) (1787/1792) →Standesbeamter

officium, lat., N., Pflicht (F.) (1), Amt, Handlung, Unterwürfigkeit, Gehorsam, Pflichttreue, Ehrendienst, Höflichkeit, Gefälligkeit, Beamter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. opus, facere

officium (N.) pietatis (lat.) sittliche Pflicht

Lit.: Köbler, DRG 38

Offizial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1351 [TrierWQ. 323] in dreiunddreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Offizialdelikt, Offizialvergehen und Offizialverteidiger belegt, aber in Google belegt sowie ab 1263 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist in dem (katholischen) Kirchenrecht der auf der Grundlage römischer Vorläufer vereinzelt seit dem späten 12. Jahrhundert (Reims, Mainz), allgemein seit 1246 erscheinende, gelehrte Vorsitzende der bischöflichen Gerichtsbehörde, der als ständiger ordentlicher berufsmäßiger Einzelrichter selbst entscheidet (Meißen 1316, Merseburg 1330, Naumburg-Zeitz 1340). In Frankreich wird seit 1236 ein mindestens dreijähriges Studium des Rechtes als Voraussetzung gefordert, in Trier 1427 der Grad eines Lizentiaten. Später ist Offizial ein einfacher Beam­tentitel.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 115; Steins, A., Der ordentliche Zivilprozess vor dem bischöflichen Offizial, Diss. jur. Bonn 1972; Buchholz-Johanek, I., Geistliche Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, 1988 (Diss. jur. Würzburg 1978); Wetzstein, T. Heilige vor Gericht – das Kanonisationsverfahren im europäischen Spätmittelalter, 2004; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Theisen, K., Die Offiziale im alten Erzbistum Trier an der Kurie in Trier und in Koblenz (1195-1802), ZRG KA 127 (2010), 257

Offizialat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist in dem (katholischen) Kirchenrecht die bischöfliche Gerichtsbarkeit und das Amt sowie die Tätigkeit des Offizials. →Offi­zial

Lit.: Eisenhardt, U., Die weltliche Gerichtsbarkeit der Offizialate in Köln, Bonn und Werl, 1966; Trusen, W., Die gelehrte Gerichtsbarkeit der Kirche, (in) Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 476; Paarhammer, H., Rechtsprechung und Verwaltung des Salzburger Offizialates, 1977; Johanek, I., Geistlicher Richter und geistliches Gericht, Diss. phil. Würzburg 1981; Buchholz-Johanek, I., Geistlicher Richter und geistliches Gericht, 1988; Schwab, C., Das Augsburger Offizialatsregister 1348-1352, 2001

Offizialmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1958, ein Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Prozessrecht das Amtsprinzip, nach dem die Allgemeinheit bzw. der Staat durch Organe von sich aus tätig wird. Die Offizialmaxime erscheint nach antiken und kirchlichen Vorläufern in den hochmittelalterlichen Städten, in denen der Richter zu der Unrechtsverfolgung verpflich­tet wird. Sie gilt in dem →Inquisitionsprozess. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 117, 156; Sißmeier, A., Entstehung des Inquisitionsverfahrens und Bekämpfung der Häresie, 2003

Offizier, Offizierer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1434 [Verhandelingen Holland 1848 400] belegt aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen – officiarius - aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Führer einer Anzahl von Soldaten. Er ist sachlich in dem klassischen und spätantiken Rom bekannt. Danach erscheint er wieder seit dem 15. Jahrhundert. In dem 19. Jahrhundert wird er von dem Diener des Fürsten zu dem Diener des Staates. Danach wird der Adel als Offizier ganz allmählich durch Bürger zurückge­drängt. Voraussetzungen werden ein höherer Bildungsstand (Abitur), eine gewisse Dienst­zeit und die Ablegung einer Prüfung.

Lit.: Demeter, K., Das deutsche Offizierskorps in seinen historisch-soziologischen Grundlagen, 1930; Sossidi, E., Die staatsrechtliche Stellung der Offiziere, 1939; Demeter, K., Das deutsche Offiziers­korps in Gesellschaft und Staat 1650-1945, 2. A. 1962, 4. A. 1965; Untersuchungen des Offizierskorps, 1962; Meier-Welcker, H., Untersuchungen zur Geschichte des Offizierskorps – Anciennität und Beförderung nach Leistung, 1962; Beyer, P., Das Leitbild des deutschen Offiziers, 1964; Das deutsche Offizierskorps 1860-1960, hg. v. Hofmann, H., 1980; Gareis, S., Handbuch Militär und Sozialwissenschaft, 2004; Buch, D., Karriereberuf Offizier?, 2010

öffnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 9. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) offen machen

Öffnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb öffnen ab 765, s. Google) ist die Eröffnung oder Aufmachung einer Gegebenheit und eine frühneuzeitliche Bezeich­nung für ein →Weistum.

Lit.: Chaniotes, A., Die Öffnung der Welt – Eine Globalgeschichte des Hellenismus, 2019

Öffnungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1668 [Ahasver Fritsch; Tractationes duae iure aperturae vulgo oeffnungs-recht] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist sachlich seit dem Hochmit­telalter das Recht, von einem Inhaber eines befestigten Ortes die Öffnung und die Einräumung der Nutzung zu verlangen. Träger des Öffnungs­rechts ist vor allem der Lehnsherr, später der Landesherr. →offenes Haus.

Lit.: Deckherr, W., Tractatio iuridica de iure aperturae vulgo Oeffnungs-Recht, 1670; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, Bd. 1 1939; Hillebrand, F., Das Öffnungsrecht, Diss. phil. Tübingen 1967; Bachmann, C., Öffnungsrecht und herzogliche Burgenpolitik in Bayern im späten Mittelalter, 1997

Ofner, Julius (Horschenz 1845-Wien 1924) wird nach dem Rechtsstudium in Prag und Wien Anwalt, Richter und Politiker. Er setzt sich für eine soziale Fortentwicklung des Rechtes ein. S. Google

Lit.: Brauneder, W., Leseverein und Rechtskultur, 1992

OGH →Oberster Gerichtshof

Ogris, Werner (Wien 9. 7. 1935-Wien 3. 1. 2015) Vater Angestellter, Realgymnasium Wels, 1954 Matura, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 01. 04. 1958 wiss. Hilfskraft Univ. Wien, 12. 12. 1958 Promotion, wiss. Ass., 16. 02.1962 Habilitation (Hans Lentze), Univ.-Doz. Univ. Wien, 01. 12. 1962 o. Prof. Univ. Berlin (FU), 01. 04. 1966 Univ. Wien, 2003 emeritiert, 2004 Prof. Pressburger Rechtswissenschaftliche Hochschule (BVŠP), s. Google

Lit.: Der mittelalterliche Leibrentenvertrag 1961, Die Rechtsentwicklung in Österreich (1848-1918) 1975, Personenstandsrecht 1977, Recht und Macht bei Maria Theresia 1980, Goethe - amtlich und politisch 1982 (Neudruck 1999), Tatort Rechtsgeschichte Bd. 1f. 1994ff., Vom Galgenberg zum Ringtheaterbrand 1997, Mozart im Familien- und Erbrecht seiner Zeit 1999, Die Universitätsreform des Ministers Leo Graf Thun-Hohenstein 1999, Elemente europäischer Rechtskultur - Rechtshistorische Aufsätze aus den Jahren 1961-2003, hg. v. Olechowski T. 2003 (811-831 Schriftenverzeichnis)

Ohm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1119 [Schöpflin, AlsDipl. I 193] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb., s. Google) ein Flüssigkeitsmaß

Ohmgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [Breda HeerlRbr. I 357] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belebt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Weingeld?, Ungeld?

Lit.: Ohmgeldordnung der Marggraffschafft Baaden, 1702

Ohr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1230 [MühlhausenRb.2 108] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Sinnesorgan höherer Tiere für das Hören von Lauten

Lit.: Koch, H., Ganz Ohr – eine Kulturgeschichtes des Radios in Deutschland, 2005; Das geschulte Ohr – eine Kulturgeschichte der Sonifikation, 2012; Heinemann, M., Beethovens Ohr, 2020

Ohrenabschneiden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Fries, OstfrkBauernkr. II 133 Ostfranken] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) eine Körperstrafe

Lit.: Wrede, R., Körperstrafen bei allen Völkern, 1898; Hentig, H. v. Die Strafe, Band 1 1954

Ohrenschlitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1528 [SchweizId. IX 817 Bern] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und vielleicht in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) eine Körperstrafe

Lit.: Wrede, R., Körperstrafen bei allen Völkern, 1898; Hentig, H. v. Die Strafe, Band 1 1954

Ohrenzupfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1827 [Wallraf], drei Archivzettel -  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Zupfen an einem Ohr

Lit.: Graf, R., Über das Ohrenzupfen, (in) Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 62 (1959), 120ff., Aigner, H., Testes per aures tracti, (in) Zs. d. hist. Ver. d. Steiermark 67 (1976), 221

Ohrfeige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1558 [SchwerinStR. 282] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wangenschlag, Backenstreich

Lit.: Speitkamp, W., Ohrfeige, Duell und Ehrenmord – eine Geschichte der Ehre, 2010

Okkupation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb okkupieren um 1500 aufgenommen) Besetzung

Lit.: Latour, C./Vogelsang, T., Okkupation und Wie­der­auf­bau, 1973

okkupieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als occupieren bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 2 S. 81] in sechs Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) besetzen

öko →Ökologie, Ökonomie, ökonomisch

Ökologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1866 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1866 aus Bestandteilen des Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Umweltkunde

Lit.: Radkau, J., Die Ära der Ökologie, 2011; Vordenker und Vorreiter der Ökobewegung, hg. v. Simonis, U. 2014; Ulrich, B., Alles wird anders – Das Zeitalter der Ökologie, 2019

Ökonom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1558 [HeidelbergUnivStat. 149] in neun Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Verwalter, Landwirt

Ökonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1534 [Schulz, FremdWB. II 240] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Wirtschaft, Wirtschaftlichkeit

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Marx, K., Zur Kritik der politischen Ökonomie, 1859; Söllner, F., Die Geschichte des ökonomischen Denkens, 1999; Sandi, M., Ökonomie des Raumes, 1999; Schefold, B., Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte, 2004; Auf der Suche nach der Ökonomie, hg. v. Dejung, C. u. a., 2014; „Eigennutz“ und „gute Ordnung“ – Ökonomisierungen der Welt im 17. Jahrhundert, hg. v. Richter, S. u. a., 2016; Ökonomisierung – Debatten und Praktiken in der Zeitgeschichte, hg. v. Graf, R., 2019

ökonomisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen ein Ansatzende in DRW-Archiv - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), wirtschaftlich

Ökonomische Analyse des Rechtes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbasre Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus den Vereinigten Staaten von Amerika in dem späten 20. Jahrhundert (1975ff.) übernommene Betrach­tungsweise des Rechtes, die über die Einbeziehung der Wirklichkeit nach wirt­schaftlichen Gesichtspunkten die Grund­lage der Rechtsordnung zu ver­ändern versucht.

Lit.: Horn, N., Zur ökonomischen Rationalität des Privatrechts, (in) AcP 176 (1976), 307; Posner, R., Economic Analysis of Law, 1977; Schäfer, H./Ott, C., Lehrbuch der ökonomischen Analyse des Zivilrechts, 1986, 2. A. 1995, 6. A. 2021; Assmann, H. u. a., Ökonomische Analyse des Rechts, 1993; Eidenmüller, H., Effizienz als Rechtsprinzip, 1995, 2. A. 1998, 3. A. 2005, 4. A. 2015

Oktober (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums ab dem dritten Viertel 13. Jahrhundert aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) zehnter bzw. nach älterer Zählung achter Monat des Jahres zwischen September und November

Oktoberdiplom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das nach der Niederlage Österreichs gegen die italienische Einigungsbewegung und Frankreich (in der Schlacht bei Solferino) an dem 20. 10. 1860 gewährte (oktroyierte, auferlegte) neue Staatsgrundgesetz in →Österreich, demzufolge die Gesetz­gebung unter Mitwirkung der Landtage oder des Reichs­rats ausgeübt werden soll. Es will die Vollgewalt des Kaisers wahren, die Bildung eines allgemeinen Parlaments umgehen und die Stellung des Adels stärken. Es findet aber weder in Ungarn noch in Böhmen Billigung. Seinem Scheitern folgt an dem 26. 2. 1861 das →Februarpatent. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher

Oktroi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [CorpMnlTekst. I 306 mittelniederländisch] in vierzehn Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache neben oktroyieren nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Mittelniederländischen und mittelbar aus dem Französischen und dem Mittellateinischen aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., franz. [M.] octroi Bewilligung, Zuge­ständnis) ist die Verleihung, Bewilligung oder Bevorrechtung. In dem 19. Jahrhundert wird Oktroi eine Möglichkeit der Ver­fassungsgewährung (Verfassungsoktroi beispielsweise Bayern 1808/1818, Nassau 1814, Waldeck 1814, Württemberg 1815-1818, Kurhessen 1815/1816, Baden 1818, Lippe-Detmold 1819, Hessen-Darmstadt 1820, Sachsen-Meiningen 1829, Preußen 1848, Österreich 4. 3. 1849 Märzverfassung).

Lit.: Willoweit, D., Deutsche Verfassungsge­schich­te, 5. A. 2005, 8. A. 2019; Die Verfassungen in Europa 1789-1949, hg. v. Gosewinkel, D./Masing, J., 2, 2006

Oktroisystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt  sowie aus dem Französischen und Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem frühneuzeitlichen Recht herrschende System der Verleihung von Rechten durch staatliche Urkunde. Es wirkt sich insbesondere auch auf die Entstehung juristischer Personen aus. Hier wird es in dem 19. Jahrhundert durch das System der Konzession und danach der Normativbe­stimmungen (1870) ersetzt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 161, 167, 217

oktroyieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1291 [CorpMnlTekst. I 1622 mittelniederländisch] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und Mittellateinischen aufgenommen und in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bewilligen, aufzwingen

oktroyiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google aus oktroyieren ableitbar sowie über das Französische und mittelbar das Mittellateinische aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bewilligt, aufgezwungen, auferlegt

oktroyierte Verfassung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederländische und Französische sowie das Mittellateinische und Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →oktroyiert, Oktroi, Verfassung

Olaus (Olavus) Petri (Örebro 6. 1. 1493?-Stockholm 19. 4. 1552) wird nach dem Theologiestudium in Wittenberg (Melanch­thon, Luther) Diakon in Strängnäs, 1524 Sekretär in Stockholm und Pfarrer der Stadtkirche sowie 1531 (bis 1533) Kanzler. Er verfasst (43) Richterregeln (domarereglerna) (mit 21 Rechtssprich­wörtern). S. Google

Lit.: Schmidt, G., Die Richterregeln des Olavus Petri, 1966; Olavus Petri und die Reformation in Schweden, hg. v. Bächtold, H. u. a., 2002

Oldenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist seit der Mitte des 12. Jahrhunderts eine nach der Burg Oldenborg an der Hunte benannte Grafschaft, die 1774 Herzogtum und 1918 Freistaat wird und 1946 in →Niedersachsen aufgeht. 1814 wird ein Oberappellationsgericht gebildet, das 1877/1879 zu einem Oberlandesgericht umgeformt wird. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schücking, W., Das Staatsrecht des Großherzogtums Oldenburg, 1911; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in) Oldenburger Jahrbuch 34 (1930), 415; Krahnstöver, H., Die Entwicklung der oldenburgischen Justizorganisation von 1699 bis 1879, 1955 (masch.schr.); Sellmann, M., Entwicklung und Geschichte der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Oldenburg, 1957; Hartong, K., Beiträge zur Geschichte des oldenburgischen Staatsrechts, 1958; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3698; Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935), 1975; Hülle, W., Geschichte der oldenburgischen Anwaltschaft, 1977; Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung, 1985; Geschichte des Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 1987, 3. A. 1988, 4. A. 1993; 175 Jahre Oberlandesgericht Oldenburg, 1989; Friedl, H. u. a., Biographisches Handbuch zur Ge­schichte des Landes Oldenburg, 1992; Harms, H., Ol­denburgische Kartographie, 2004; Seeber, E., Verfassungen oldenburgischer Bauerschaften, 2008; Die Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg, 2010; Steinwascher, G., Die Oldenburger, 2. A. 2012; Zweihundert Jahre Oberlandesgericht Oldenburg, 2014; Oldenburgischer Landtag 1848-1933/1946, hg. v. Eckhardt, A., 2015; Vondernach, A., Kleine Geschichte des Landes Oldenburg, 2015; Beckermann, B., Verfassungsrechtliche Kontinuitäten im Land Oldenburg, 2016

Oldenburger Bilderhandschrift →Oldenburg, →Bilderhandschrift

Oldendorp, Johannes (Hamburg um 1488-Marburg 3. 6. 1567), Kleinkaufmannssohn, wird nach dem von seinem Onkel Albert Krantz geförderten Rechtsstudium in Rostock und Bologna 1516 Rechtslehrer in Greifswald, 1520 in Frankfurt an der Oder, 1521 Professor in Greifswald, 1526 in Rostock, 1536 in Köln und 1543 in Marburg. Bekannt wird er durch verschiedene Schriften zu der Ausbildung, in denen er früh naturrechtliche Gedankengänge aufgreift. Bedeutsam ist auch sein Einsatz zugunsten der freien Beweiswürdigung des Richters. S. Google

Lit.: Dietze, H., Johannes Oldendorp, 1933; Wolf, E., Große Rechtsdenker, 1939, 4. A. 1963, 138; Mack, P., Das Rechts- und Staatsdenken des Johannes Oldendorp, Diss. jur. Köln 1966

Oldradus de Ponte ist ein in Lodi geborener, in Bologna ausgebildeter, 1297 in der Nähe zweier Kardinäle bezeugter, seit 1310 an dem päpstlichen Hof in Avignon tätiger, vielleicht nach 1335 verstorbener Jurist (consilia, Gutachten, kleine exegetische Schriften, Glossen). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 602

Oléron ist die vor der französischen Westküste gelegene Insel, nach der das in den privat aufgezeichneten, durch 30 Hand­schriften des 14. und 15. Jahrhunderts bezeugten Rôles d’Oléron niedergelegte Seerecht benannt ist. Dieses weistumsartige Seerecht stammt sowohl aus mittelmeerischen wie auch aus nordwesteuro­päischen Gewohnheiten. Nach Oléron hat es wohl den Namen, weil dort das vielleicht kurz vor 1286 geschaffene Original der Aufzeich­nung aufbewahrt wurde. Das Seerecht gliedert sich in 24 Artikel und behandelt Reeder, Schiffer, Schiffsmann­schaft, Lotsen und Befrachter. Seit dem 14. Jahrhundert wirken sich die Rôles d’Oléron an vielen Orten aus (→Siete Partidas, Vonnisse von Damme, hansische Ordinancie, Liber Horn in London, Amsterdamer Ordonnantie, Seerecht von Visby, Gotlands Waterrecht, Frankreich 1681, s. Google).

Lit.: Das Seerecht von Oléron nach der Handschrift Troyes (1386), hg. v. Zeller, H., 1906; Perels, L., Das Seerecht von Oléron, ZRG GA 32 (1911), 246; Krieger, K., Ursprung und Wurzeln der Rôles d’Oléron, 1970; Shephard, J., Les Rôles d’Oléron, 1985; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007

Oligarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1755/1760 Maria Theresia, zwei Archivzettel] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in der weiteren Herkunft teilweise unklar, F.) Herrschaft weniger

Lit.: Ostwald, M., Oligarchia, 2000; Simonton, M., Classical Greek Oligarchy, 2017

Olmütz an der March westlich des sog. niederen Gesenkes in Mähren wird zwischen 1239 und 1248 nahe einer slawischen Burg und Siedlung gegründet, 1245 als (lat. [F.]) civitas, Stadt, bezeichnet, erhält 1351 auf Befehl Kaiser Karls IV. von den Schöffen von Breslau das Recht Magde­burgs mitgeteilt und wird 1352 als →Oberhof für alle mährischen Orte sächsisch-magdeburgischen Rechtes bestätigt (ab 1343 Stadtbuch des Schreibers Johann, ab 1430 Stadtbuch des Schreibers Wenzel von Iglau). Für mehr als 30 Städte und 80 kleinere Orte wirkt sich dies in allmählicher Abnahme bis 1705 aus. In der Mitte des 16. Jahrhunderts (1550) wird nach dem Vorbild Breslaus von dem Stadtschreiber Heinrich Polan(us) (aus Polans­dorf) die Olmützer Gerichtsordnung schriftlich niedergelegt, die Vogt und Schöffen kennt und von dem gelehrten Prozess nur geringfügig beeinflusst ist. 1569/1576 erhält Olmütz eine Universität (bis 1782). An dem 29. 11. 1859 verzichtet →Preußen in dem Streit um Kurhessen angesichts der Überlegenheit Russlands in der mit Österreich geschlossenen sog. Olmützer Punktation auf die Verwirklichung der deutschen Einheit unter seiner Führung. S. Google

Lit.: Bischoff, F., Deutsches Recht in Olmütz, 1855; Fischel, A., Die Olmützer Gerichtsordnung, 1903; Weizsäcker, W., Breslau als Oberhof mährischer Städte, (in) Z. d. Vereins f. Gesch. Schlesiens 72 (1938), 25; Kux, H., Verwaltungsgeschichte der Stadt Olmütz, 1942; Schüßler, M., Verbrechen im spätmittelalterlichen Olmütz, ZRG GA 111 (1994), 148; Spáčilová, L./Spáčil, V., Památná kniha olomoucká (kodex Václava z Jihlavy) z let 1430-1492, 1528, 2004; Spáčilová, L./Spáčil, V., Die Olmützer Gerichtsordnung von Heinrich Polan aus dem Jahre 1550 als Textsorte, (in) Germanoslavica 18 (2007) 49ff.; Spáčilová, L./Spáčil, V., Das Meißner Rechtsbuch, 2010

Olymp (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen die Zusammensetzung Statuenolymp als Ansatz nicht bezeugt - 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl von einem vorgriechischen Ansatz mit der Bedeutung Fels, Berg, M. abgeleitet) ein Berg in Griechenland, Höhepunkt

Olympia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über wohl von einem vorgriechischen Ansatz abgeleitet, →Olymp

Lit.: Günther, R., Olympia. Kult und Spiele in der Antike, 2004; Sinn, U., Das antike Olympia, 2004; Swaddling, J., Die olympischen Spiele in Athen, 2004; Neue Inschriften von Olympia, hg. v. Siewert, P. u. a., 2013 (vielfach kurze Aufschriften auf Ziegeln); Hilpert, H., Die Olympischen Spiele der Antike und der Moderne im Rechtsvergleich, 2014; Lichtenberger, A., Der Olymp – Sitz der Götter zwischen Himmel und Erde, 2021

Ombudsmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1593 [JütLow. 1590 III 42 Jütland] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische bzw. das Keltisch-Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch, der als Verfassungsorgan den Einzelnen gegen staat­lich-behördliche Rechtsverletzung schützen soll. Der Ombudsmann erscheint zuerst in dem Stadtrecht des Königs →Magnus Hakonarson (1263-1280) für Bergen als Bevollmächtigter des Königs. An dem 6. 6. 1809 wird er in Schweden in die Verfassung aufgenommen. Seit dem 20. Jahrhundert wird er in dem Interesse des Einzelnen tätig. Seitdem breitet sich die Einrichtung des Ombudsmanns unter verschiedenen Bezeichnungen (beispielsweise Volks­anwalt, Wehrbe­auftragter) weiter aus (Finnland 1919, Israel 1950, Deutschland 1957, Dänemark 1962, Großbri­tannien 1967, Österreich 1977, Rumänien 1978). S. Google

Lit.: Haller, W., Der schwedische Justitieombudsmann, 1964; Hansen, J., Die Institution des Ombudsman, 1972; Wild, E., Der Ombudsmann in Deutschland, Diss. jur. Würzburg 1972; Rowat, D., The Ombudsmann plan, 1973; Kucsko-Stadlmayer, G., Europäische Ombudsman-Institutionen, 2008; Haas, J., Der Ombudsmann als Institution des europäischen Verwaltungsrechts, 2012; Schlichtungskulturen in Europa, hg. v. Fikentscher, R. u. a., 2012; Hippel, T. v., Der Ombudsmann im Bank- und Versicherungswesen, 2020

Opera (N.Pl.) publica (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind seit der frühen Neuzeit als Strafen verhängte öffentliche Arbeiten (beispielsweise Festungsbau, Karrenziehen, Schiffsziehen, Galeerenru­dern, Straßenkehren). S. Google

Lit.: Bohne, G., Die Freiheitsstrafe, Bd. 2 1925, 275; Franke, H., Die Gefängnisarbeit, Diss. jur. Würzburg 1926; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Maetschke, M., „Verdammung der Missethäter zur Bergarbeit“, 2016

Operis novi nuntiatio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen, teilweise später aufgenomme­nen Recht die Untersagung fremder Bau­führung durch einen Beeinträchtigten. S. Google

Lit.: Kaser § 23 III 8; Kroeschell, DRG 2

Opfer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1264 [Basel/CorpAltdtOrUrk I 124] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb opfern ab 765) ist zunächst die Darbietung einer Sache, dann die Erduldung eines Übels und schließlich der dadurch Beeinträchtigte. Während sich das herkömmliche Strafrecht hauptsächlich mit dem Täter und seiner Bestrafung beschäftigt, gewinnt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch das Opfer an Bedeutung (Viktimologie, Opferkunde). Seit 1976 verpflichtet ein Gesetz in der Bundesrepublik Deutschland den Staat zu der Entschädigung der Opfer eines Gewaltverbrechens. Zunehmend wird auch ein Täter-Opfer-Ausgleich in dem Strafverfah­ren angestrebt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 263; Schulte, R., Die Messe als Opfer der Kirche, 1959; Kunz, E./Zeller, G., Opferentschädigungsgesetz, 1981, 3. A. 1995, 6. A. 2015; Stiegler, B., Belichtete Augen – Optogramme oder das Versprechen der Retina, 2011; Patera, I., Offrir en Grèce ancienne, 2012; Naiden, F., Smoke Signals for the Gods, 2013

opfern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 13. Jahrhundert [Hohenfurt/Selmer, RegSBened. 81] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) darbieten, darbringen, geben

oppidum, *oppedum, oppodum, lat., N., Schranken des Zirkus, fester Sitz, fester Platz (M.) (1), Stadt, Naev. (um 235-200 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. ob, pēs

Oppidum (lat. [N.]) Siedlung, Stadt, in dem Mittelalter auch Dorf. Geschichtlich bemerkenswert sind die (etwa 170 bekannten) oppida (N.Pl.) der Kelten (der Zeitenwende) (beispielsweise Manching bei Ingolstadt).

Lit.: Köbler, DRG 32; Köbler, LAW; Dehn, W., Die gallischen oppida bei Cäsar, (in) Saalburg-Jahrbuch 10 (1951), 36; Krämer, W./Schubert, F., Die Ausgrabungen in Manching, 1970; Fichtl, S., La ville celtique, 2005; Die Frage der Protourbanisierung in der Eisenzeit, hg. v. Sievers, S. u. a., 2012

opponere, oppōnere, lat., V., gegen etwas hinsetzen, vor etwas hinsetzen, entgegenhalten, preisgeben, aussetzen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ob, pōnere

opponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 2 S. 254] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entgegensetzen →Opposition

opportun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) günstig, gelegen

opportunitas, opportūnitās, lat., F., bequeme Lage, rechter Zeitpunkt, günstige Gelegenheit, Vorteil, Annehmlichkeit, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. opportūnus

Opportunität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Günstigkeit, Gelegenheit

Opportunitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der Zweck­mäßig­keitsgrundsatz des staatlichen Handelns. Dem Opportunitätsprinzip steht das Legalitäts­prinzip gegenüber. Die Staatsanwaltschaft darf nach Beseitigung der unterschiedlichen Regelungen des früheren 19. Jahrhunderts (Preußen 3. 1. 1849, Baden 6. 3. 1854, Frankfurt am Main 13. 5. 1856 u. a.) seit 1877/1879 (§ 152 StPO) nur in be­stimmten Grenzen das Opportunitätsprinzip anwenden (an­ders beispielsweise Vereinfachungsverordnung von dem 13. 12. 1944). S. Google

Lit.: Hertz, J., Die Geschichte des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1935; Schurer, K., Die Entwicklung des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Hamburg 1965; Schroeder, F., Legalitätsprinzip und Opportunitätsprinzip heute, (in) FS K. Peters 1974, 411; Weigend, T., Anklagepflicht und Ermessen, 1978; Erb, V., Legalität und Opportunität, 1999; Dettmar, J., Legalität und Opportunität im Strafprozess – Reformdiskussion und Gesetzgebung von 1877 bis 1933, 2008; Rohrer, S., Legalitäts- oder Opportunitätsprinzip beim Internationalen Strafgerichtshof, 2010; Helbig, J., Der Opportunist, 2015

opportunus, opportūnus, lat., Adj., bequem, gelegen, günstig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ob, portus

oppositio, lat., F.: nhd. Entgegensetzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. oppōnere, ob, pōnere

Opposition, Oppositie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und ab 1409 [als opposicie, Hulst 19] in neun Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die - auf Grund des egoistischen Selbsterhaltungstriebs des Menschen leicht verständliche - Gesamtheit der einer Regierung gegenüberstehenden politischen Kräfte. Die sachlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in England entwickelte Opposition ist wesentlicher Bestandteil der freiheitlichen Demokratie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. →opponieren. S. Google

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 469; Rothfels, H., Die Opposition gegen Hitler, 1949, 3. A. 1969; Hoffmann, P., Widerstand – Staatsstreich - Attentat, 1969; Barth, R., Argumentation und Selbstverständnis, 1976; Brunner, K., Oppositio­nelle Gruppen im Karolingerreich, 1979; Sell, P., Oppositionsbewegung in der DDR, 2021

Orakel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1301-1319 [Ottokar von Steiermark] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., S. Google) Götterspruch, Weissagung

oral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) mündlich

Lit.: Oral History, hg. v. Obertreis, J., 2011; Steimel, S., Oralität und Literalität – Die Bedeutung und Entwicklung des Wortes und der Schrift, 2016

oralis, ōrālis, lat., Adj., mündlich, Mund betreffend, Cass. Fel. (447 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ōs

Oratio (F.) Severi (lat., Rede des Severus) ist der (übliche) Name für ein an Vormünder gerichtetes Verbot des römischen Kaisers Septimius Severus des Jahres 195 n. Chr., ländliche oder stadtnahe Grundstücke eines →Mündels zu veräußern oder zu verpfänden. S. Google

Lit.: Kaser § 62 III 3; Söllner § 15

Ordal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1762 [Wiesand 794] in drei Stellen belegt und aus dem Mittellateinischen und mittelbar dem Altenglischen aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die dem von dem Altfränkischen beeinflussten Altenglischen entnommene wissenschaftliche Bezeichnung für das früh­mittelalterliche →Gottesurteil seit dem 18. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Liebermann, F., Ordalien heißen und kalten Wassers vermengt, ZRG GA 41 (1920), 382; La preuve, Bd. 2 1965; Žontar, J., Ein Kerzenordal aus Kamnik (Stein) in Oberkrain vom Jahre 1398, ZRG GA 92 (1975), 194

Orden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab etwa 1000 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die dem römischen Gesellschaftswesen nachgebildete und danach geordnete christ­liche Menschengemeinschaft und seit dem 17. Jahrhundert das auszeichnende Ehrenzeichen. Von Mönchsorden lässt sich dabei entweder seit dem frühen 9. Jahrhundert (Synode von Aachen 816) oder seit dem 12. Jahrhundert (→Zisterzienser) sprechen. In dem 12. Jahrhundert entstehen geistliche Ritterorden (1190 →Deutscher Orden) und weltliche Ritterorden (Kastilien 1158). Nach Gnadenpfennigen des 16. Jahrhunderts erscheinen militärische Verdienstorden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das Recht, Orden zu verleihen und zu stiften ist Hoheitsrecht, das seit dem 19. Jahrhundert zunehmende gesetzliche Regelung erfährt. Der Orden pour le mérite für Wissenschaften und Künste stammt von 1842. S. Google

Lit.: Gritzner, M., Handbuch der Ritter- und Verdienst­orden, 1893, Neudruck 1962; Heimbucher, M., Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 1f. 1933f., Neudruck 1965; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 80; Kirchner, H., Deutsche Orden und Ehrenzeichen, 1958, 5. A. 1997; Gordon, L., British orders and awards, 1959; Heydenreich, B., Ritterorden und Ritter­gesellschaften, Diss. phil. Würzburg 1961; Höhne, H., Der Orden unter dem Totenkopf, Bd 1f. 1969; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981; Orden pour le mérite, 1984; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2. A. 1994; Kulturgeschichte der christlichen Orden, hg. v. Dinzelbacher, P., 1997; Nimmergut, J., Deutsche Orden und Ehrenzeichen, 5. A. 2000, 8. A. 2011, 9. A. 2014, 20. A. 1914, 21. A. 2017; Die Bettelorden im Aufbau, hg. v. Melville, G. u. a., 1999; Ballweg, J., Konziliare oder päpstliche Ordensreform, 2001; Lehmann, F., Der rote Adlerorden (1705-1918), 2002; Gleba, G., Klöster und Orden im Mittelalter, 2002, 2. A. 2006, 3. A. 2011; Schwaiger, G./Heim, M., Orden und Klöster, 2002; Orden und Klöster, hg. v. Jürgensmeier, F. u. a., 2005; Dannenberg, L., Das Recht der Religiosen in der Kanonistik des 12. und 13. Jahrhunderts, 2008; Scharfenberg, G./Thiede, G., Lexikon der Ordenskunde, 2010; Deutsch, A., Ein Geheimbund zum Töten, 2010; Henning, E. u. a., Orden und Ehrenzeichen, 2010; Yuen, M., Benediktinisches Ordensrecht, 2010; Schreiner, K., Gemeinsam leben, hg. v. Melville, G., 2013; Die Orden im Wandel Europas, hg. v. Bsteh, P. u. a., 2013; Butter, F., Das Eiserne Kreuz im Nationalsozialismus, 2014; Sarnowsky, J., Die geistlichen Ritterorden, 2018

Ordenações Afonsinas (port. [F.Pl.]) ist die nach König Alfons V. von Portugal benannte, 1446 bzw. 1448 bzw. 1454 fertiggestellte Sammlung von Rechtsquellen (königliche Regierung und Verwaltung 62 Titel, Kleriker, Lehen, Mauren und Juden 123 Titel, Zivilverfahren 128 Titel, Privatrecht 112 Titel, Strafe 121 Titel). S. Google

Lit.: Albuquerque, M. de/Albuquerque, R. de, Historia do Direito Portugues, 1983; Wolf, A., Gesetzgebung in Europa, 2. A. 1996, 195; Domingues, J., As ordenações afonsinas, 2008

Ordenações Filipinas (port. [F.Pl.]) ist die Sammlung des portugiesischen Rechtes von 1603. S. Google

Ordenaçoes Manuelinas (port. [F.Pl.]) ist die Überarbeitung der →Ordenações Afonsi­nas unter König Manuel I. von 1521. S. Google

Lit.: Wolf, A., Gesetzgebung in Europa, 2. A. 1996, 196

Ordenslande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ordensland bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) Land des Deutschen Ordens in dem Baltikum und in Ostpreußen

Ordensregel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [FreibDiözArch. 7 1873 310 Freiburg im Breisgau] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommenen Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die die Verhältnisse in einem →Orden bestimmende, meist von dem Ordensstifter stammende Regel. Sie beruht auf der Gesamtheit der Erfahrungen des seit dem 4./5. Jahrhundert entstehenden Mönch­tums, die Augustinus und Benedikt von Nursia bereits als Regeln fassen. Von ihnen weichen die Ordensregeln des 12. Jahrhunderts ab, weswegen das Laterankonzil des Jahres 1212 die Zahl der zulässigen Ordensregeln auf die Regeln der heiligen Basilius, Augustinus, Benedikt und Franziskus begrenzt. S. Google

Lit.: Holste, L., Codex regularum monasticarum et canonicarum, Bd. 1ff. 1661; Balthasar, H. v., Die großen Ordensregeln, 1948, 2. A. 1961; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Handbuch des katholischen Kirchenrechts, hg. v. Listl, J., 1983, 476; Schreiner, K., Gemeinsam leben, hg. v. Melville, G., 2013; Rules and Observance, hg. v. Breitenstein, M., 2014

Ordensschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem seit dem Hochmittelalter die für einen bzw. von einem →Orden geführte →Schule (beispielsweise der Franziskaner, Dominikaner u. s. w.). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Order (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1568 [Lasch-Borchling] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Befehl, Anordnung

Orderpapier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Wertpapier, das zwar eine bestimmte, namentlich bezeichnete Person als berechtigt benennt, aber den Aussteller auch verpflichtet, an eine von dem Benannten durch →Indossament bestimm­te Person zu leisten. Orderpapiere finden sich sachlich schon seit dem Altertum, werden als besondere Art der Wertpapiere aber erst in dem 19. Jahrhundert zusammengefasst. Dazu zählen Wechsel, Scheck, die Papiere der §§ 300ff. ADHGB (1861) bzw. 363 HGB (1897/1900), Namensaktie und Reichsbankanteilsschein. Die namenge­bende Orderklausel erscheint in dem 12. Jahrhundert und gelangt über Italien und Frankreich in dem 17. Jahrhundert in das Heilige römische Reich. S. Google

Lit.: Hübner 597; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, 385ff., Neudruck 1957; Handbuch des deutschen Handels-, See- und Wechselrechts, hg. v. Endemann, W., 1882 (darin Brunner, H., Die Werthpapiere 186ff.); Mann, Mecklenburgische Rentenbriefe, ZRG GA 7 (1886), 116; Behrend, F., Die unvollkommenen Orderpapiere, Diss. jur. Berlin 1892; Schultze-v. Lasaulx, H., Beiträge zur Geschichte des Wertpapierrechts, 1931; Thieme, H., Zur wertpapierrechtlichen Funktion mittelalterlicher Urkunden, (in) FS H. Eichler, 1977, 645

Ordinancie (unde insettinge) ist die Aufzeichnung der von den niederländi­schen Hafenstädten in dem Seehandel angewandten Rechtssätze aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. Ihr liegt die →Vonnisse von Dam­me und damit mittelbar die →Rôles d’Oléron zugrunde. S. Google

Lit.: Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997

Ordinanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Brügge/CorpAltdtOrUrk. I 46] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Übereinkunft, Ordnung

ordinarius, ōrdinārius, lat., Adj., in gehöriger Reihe und Ordnung stehend, ordentlich, gewöhnlich, eigentlich, Cato (234-149 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. ōrdo

Ordinarius (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1395 [MZoll. V 334] in zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der ordentliche Stelleninhaber insbesondere auch der ordentliche Universitätsprofessor. Ursprünglich ist der Ordinarius in der Rechtswissenschaft anscheinend der Vorsitzende des Spruchkol­le­giums einer Fakultät. Auch nach Abschaffung dieser Einrichtung (1877/1879) in dem Deutschen Reich bleibt der Name für den berufenen und zu einem ordentlichen Professor ernannten Gelehrten erhalten, tritt aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in dem Kampf vieler gegen die Ordinarienuniversität (1968, „Hinter den Talaren steckt der Muff von 1000 Jahren“) zurück und wird in dem Zuge der Demokratisierung der Universität als amtliche Bezeichnung einschließlich der damit verbundenen Emeritierung (Entpflichtung ohne Entrechtung) mehr und mehr aufge­geben (derzeit noch Bestandsschutz – für ursprüngliche, meist inzwischen emeritierte Ordinarien -  in Österreich). S. Google

Lit.: Trier, J., De officio ordinarii, 1743; Meiners, C., Über die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten, Band 1f. 1801f., Neudruck 1970; Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 3 2. A. 1834, Neudruck 1961, 262; Kaufmann, G., Geschichte der deutschen Universität, Bd. 2 1896, Neudruck 1958, 210

Ordinatio (F.) de inquisitione consue­tudinem facienda (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Anweisung über die Ermittelung der Gewohnheit) ist das französische Gesetz von 1270, das königliches Verfahrensrecht auch in dem örtlichen Gericht anwendbar macht und das mündliche Verfahren teilweise in ein schriftliches Verfahren umwandelt. S. Google

Ordinatio (F.) imperii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Ordnung des Reiches) ist die auf einem Reichstag in Aachen 817 mittels eines Kapitulars mit achtzehn Kapiteln erlassene Thronfolgeordnung Kaiser Ludwigs des Frommen (divisio imperii, Teilung des Reiches).

Lit.: Boshof, E., Ludwig der Fromme und die Reichsordnung von 817, 2001

ordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in eine überzeugende Reihenfolge bringen, anordnen

Ordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 12. Jahrhundert [Erg. V. 230, 2. Hälfte 13. Jh. Helmbrecht9 V. 291] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie unter dem Einfluss des Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der geordnete oder geregelte Zustand oder Ablauf. Von sachlichen Vorstellungen des Altertums und der Christenheit über regelmäßige Abläufe ausgehend besteht bereits in dem Frühmittelalter eine Ordnung etwa des Gottesdiensts oder auch der Krönung. Anscheinend seit dem 9. Jahrhundert erörtert, greift in dem 12. Jahrhundert der Gedanke der Ordnung auf das Verfahren über. Seit dem Spätmittelalter wird die Herstellung der Ordnung ganz allgemein zu einer Aufgabe des Herrschaftsträgers, der durch ordnende Vorschriften für den guten Zustand (→Polizei) des Gemeinwesens sorgen soll (Polizeiordnung, Landesord­nung). Von daher wird die Polizei zu der Wahrung von Sicherheit und Ordnung bestimmt. Die in dem Text streng gefasste Ordnungsvorschrift wird in der Wirklichkeit unterschiedlich angewendet. Dabei besteht ein Bewusstsein, dass das Erlassen von Vor­schriften allein noch keine Veränderung be­wirkt, sondern auch die Durchsetzung erfor­derlich ist. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird die Verwaltung entpolizeilicht, so dass besondere Ordnungsbehörden geschaffen werden. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 151, 198, 259; Schmidt, E., Die maximilianischen Halsgerichtsordnungen, 1949; Schmelzeisen, G., Polizeiordnung und Privatrecht, 1955; Recktenwald, W., Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung, Diss. jur. Bonn 1956; Landes- und Polizeiordnungen, hg. v. Schmelzeisen, G., 1968; Götz, V., Allgemeines Polizei- und Ordnungsrecht, 1971, 13. A. 2001; Bauer, V., Kleiderordnungen in Bayern, 1975; Siemann, W., Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung, 1980; Die Ordnungen des Reichshofrates 1550-1766, hg. v. Sellert, W., Bd. 1 1981; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Ordnung und Aufruhr im Mittelalter, hg. v. Fögen, T., 1995; Köbler, G., Recht, Gesetz, Ordnung, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 93; Schröder, J., Wissenschaftliche Ordnungsvor­stellungen, (in) Ius commune 24 (1997), 25; Köbler, G., Wie der Streit die Ordnung fand und so die Prozessordnung entstand, (in) Gedächtnisschrift W. Litewski, 2003; Meyer, C., Ordnung durch Ordnen, (in) Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2006, 304; Von der Ordnung zur Norm, hg. v. Drossbach, G., 2010; Jansen, N., Methoden, Institutionen, Texte, ZRG GA 128 (2011), 1; Keller, A., Von verbotenen Feierfreuden, 2012; Bedrohte Ordnungen 1 Aufruhr – Katastrophe – Konkurrenz – Zerfall, hg. v. Frie, E. u. a., 2014; Bedrohte Ordnungen 2 Goldenes Zeitalter der Stagnation, hg. v. Belge, B. u. a., 2014; Rehberg, K., Symbolische Ordnungen, 2014; Brusington, B., Order in the Court – Medieval Procedural Treatises in Tranlation, 2016

Ordnungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Bundesrepublik Deutschland seit der Entpolizeilichung der Verwaltung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Gesamtheit der die öffentliche →Ordnung betreffen­den Rechts­sätze. S. Google

Lit.: Götz, V., Allgemeines Polizei- und Ordnungs­recht, 1971, 13. A. 2001

ordo, ōrdo, lat., M., Reihe, Stand, Aufeinanderfolge, Reihenfolge, Ordnung, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *ar- (1), *her-, V., fügen, passen

Lit.: Manz, L., Der Ordogedanke, 1937; Die ordines für die Weihe und Krönung des Kaisers und der Kaiserin, hg. v. Elze, R., 1960; Köbler, G., Recht, Gesetz, Ordnung, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u.a, 1996, 93; Schneider, H., Ein unbekannter Ordo ad principem consecrandum aus dem süditalienischen Normannenreich, (in) DA 60 (2004), 54; Burkhardt, S., Mediterranes Kaisertum und imperiale Ordnungen, 2014

Ordo (M.) decurionum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in der Spätantike der Gemeinderat.

Lit.: Köbler, DRG 32, 55, 58

ordo (M.) equester (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Ritterstand (der Römer)

Lit.: Köbler, DRG 32

ordo (M.) iudiciarius (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →ordo (M.) iudicii (lat.)

Ordo (M.) iudicii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die seit dem 9. Jahrhundert sachlich erörterte und nach ersten Vorläufern des 11. Jahrhunderts (Notum fieri volumus [Pavia?, erste Hälfte des 11. Jahrhunderts, bekannt wollen wir machen], Imperator Iustinianus omnibus [Pavia?, um 1050, Kaiser Justinian allen], Libellus conventionis [Norditalien?, drittes Viertel des 11. Jahrhunderts, Büchlein der Vereinbarung], De actionum varietate, über die Verschiedenheit der Klagen) seit dem 12. Jahrhundert unter verschiedenen Bezeichnungen erscheinende Gerichtsord­nung bzw. Prozessordnung (vgl. noch in der Gegenwart→Zivilprozessordnung, →Strafpro­zess­ordnung, Verwaltungsgerichtsordnung, Abgabenordnung, Bauordnung, Straßenverkehrsordnung). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Haubrichs, W., Ordo als Form, 1969; Fowler-Magerl, L., Ordo iudiciorum vel ordo iudiciarius, 1984; Litewski. W., Mündliche Klage und Klageschrift in den ältesten ordines iudiciarii, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Litewski, W., Der römisch-kanonische Zivilprozess nach den älteren ordines iudiciarii, 1999; Köbler, G., Wie der Streit die Ordnung fand und so die Prozessordnung entstand, (in) Gedächtnisschrift W. Litewski, 2003

Ordo (M.) iudicii terre Boemie (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Gerichtsordnung des Landes Böhmen) ist die Privatarbeit der Mitte des 14. Jahrhunderts, die in der →Maiestas Carolina (vor 1355) Böh­mens Verwendung findet. S. Google

Lit.: Werunsky, E., Der Ordo iudicii terre Boemie, ZRG GA 10 (1889), 98

Ordonnance (lat. [F.] ordinatio) ist das in Frankreich in dem 12. Jahrhundert erscheinende königliche oder fürstliche Gesetz. Als älteste Ordonnance wird das von König Ludwig VII. von Frankreich allein aus königlicher Gewalt erlassene (lat. [N.]) edictum angesehen, in dem 1144 die Verbannung getaufter, aber in das Judentum zurückgefallener Juden angeordnet wird. In dem 13. Jahrhundert nimmt die Zahl der ordon­nances, die der König allein erlassen kann, mit der starken Vermehrung des Königsguts (Krondomäne) zu. In der Folge ergehen zahlreiche wichtige ordonnances. Nach 1629 sind dabei die Stände in dem Absolutismus von der Mitwirkung an allen ordonnances ausgeschlossen. Fürstliche ordonnances haben besondere Bedeutung etwa für Normandie, Anjou, Bretagne, Burgund, Brabant, Savoyen oder Flandern. In der Gegenwart ist ordonnance die gesetzesvertretende Verordnung oder der Beschluss.

Lit.: L’Ordonnance de Villers-Cotterêts sur le fait de la Justice (neu hg.) 2014 (1539); Recueil général des anciennes lois françaises, hg. v. Isambert, F., 1822ff.; Petiet, R., Du pouvoir législatif en France, 1891; Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 1948, Neudruck 1988, 348; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., 1ff. 1973ff., Bd. 1 639ff., II 3, 187; Köbler, G., Recht, Gesetz, Ordnung, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 93; Gaudemet, J., Les naissances du droit – le temps, le pouvoir et la science au service du droit, 1997, 2. A. 1999, 3. A. 2001, 4. A. 2006; Olivier-Martin, F., Les lois du roi, 1997

Ordonnance (F.) civile touchant la réformation de la justice ist das fran­zösische Gesetz von 1667 über die Gerichtsverfassung.

Ordonnance (F.) criminelle ist das fran­zösische Gesetz von 1670, das die ordonnance de Villers-Cotterêts von 1539 zu Lasten des Angeklagten abändert.

Ordonnance (F.) de la marine ist das fran­zösische Gesetz des Jahres 1681, das in fünf Büchern das Seehandelsrecht festlegt.

Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.; Morisset, J., Der Frachtvertrag in der Ordonnance de la marine, 1996

Ordonnance (F.) de Montils-les-Tours ist das fran­zösische Gesetz von 1454, das die Sammlung, Aufzeichnung und Überprüfung der →coutumes anordnet.

Ordonnance (F.) de Orléans ist das französische Gesetz von 1439, das dem König ein stehendes Heer zugesteht und den kleinen Baronen das Recht der Fehde entzieht.

Ordonnance (F.) de Villers-Cotterêts sur le fait de la justice ist das französische Gesetz von 1539, welches das Verfahren beschleunigt, weltliche Gerichtsbarkeit und kirch­liche Gerichtsbarkeit trennt, Zivil­standsregister vorsieht, den Staatsanwalt zu der Partei des Strafverfahrens macht und Schriftlichkeit und Vertraulichkeit regelt.

Ordonnance (F.) du commerce ist das französische Gesetz von 1673 über Kaufleute, Handelsgeschäfte und Handelsgerichte.

Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.

Ordonnance (F.) sur les donations ist das fran­zösische Gesetz von 1731 über Schenkungen.

Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.

Ordonnance (F.) sur les testaments ist das französische Gesetz von 1735 über das Testamentsrecht.

Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.

Ordonnance (F.) sur les substitutions ist das französische Gesetz von 1747/1748 über die Einsetzung eines Ersatzerben.

Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.

Ordonnance (F.) von Paris (Réformation de moeurs dans le Languedoc et le Languedoil) ist das französische Gesetz von 1254, das die baillis an die örtlichen Rechte bindet und dem König die Möglichkeit der Änderung vorbehält.

ordre (M.) Ordnung

Ordre public (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, franz. [M.]) ist die Gesamtheit der die öffentliche Ordnung eines jeweiligen Gemeinwesens bestimmenden Grundsätze. Der Gedanke des ordre public wird in dem 19. Jahrhundert aus dem französischen Recht als Bezeichnung der älteren guten Ordnung übernommen. In dem internationalen Privatrecht ist ein den jeweiligen inländischen ordre public verletzender ausländischer Rechtssatz nicht anwendbar. S. Google

Lit.: Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980; Simitis, K., Gute Sitten und ordre public, 1960; Spickhoff, A., Der ordre public im internationalen Privatrecht – Entwicklung, Struktur, Konkretisierung, 1989; Klein, J., Die Unwirksamkkeit von Verträgen nach französischem Recht, 2010; Hemler, A., Die Methodik der ‚Eingriffsnorm‘ im modernen Kollisionsrecht, 2019

Organ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv Landsberg 1818, ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (in eine menschliche natürliche Gegebenheit auf juristische Kunstfiguren übertragender Betrachtungsweise) der für eine als solche nicht handlungsfähige juristische Person (wie ein menschliches Körperorgan) handelnde Mensch (beispielsweise handelt der Verein nicht durch einen Vertreter, sondern durch ein Organ). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 257; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 519

Organisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1802 [Hegel], zwei Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in zweiter Hälfte des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schaffung von Einrichtungen mit Organen zwecks Behandlung von Angelegenheiten und die dadurch geschaffene Einrichtung. S. Google

Lit.: McMahon, P., Das NGO-Spiel, 2019

Organisation für europäische wirtschaft­liche Zusammenarbeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Neuenglische und seine Grundlagen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) OEEC, Organization for European Econo­mic Cooperation (1948-1961)

Organisation für wirtschaftliche Zusam­men­arbeit und Entwicklung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Neuenglische und seine Grundlagen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, OECD, F.) Or­gani­zation for Economic Cooperation and Development (1961ff.)

Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Neuenglische und seine Grundlagen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, OSZE, F.) (1994 gegründete Nachfolgeorganisation der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, KSZE)

Lit.: Leue, N., Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, 1999

organisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1818 [Landsberg] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gestalten, vorbereiten

Organklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Klage eines →Organs zu der Durchsetzung der von ihm beanspruchten Rechte gegenüber der umfassenderen Gesamteinheit. Sie entsteht erst in der jüngeren Vergangenheit. S. Google

Lit.: Grote, R., Der Verfassungsorganstreit, 2010

Organschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Stellung und Tätigkeit als →Organ. S. Google

Lit.: Kaser §§ 11 II, 17 I

Organstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Streit eines Organs eines Rechtssubjekts.

Organstreitigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich bereits in dem Heiligen römischen Reich mögliche →Streitigkeit eines →Organs zu der Durchsetzung der von ihm beanspruchten Rechte gegenüber der umfassenderen Gesamteinheit oder anderen Organen.

Lit.: Stolzmann, H., Zur geschichtlichen Entwicklung des Rechts der Verfassungsstreitigkeiten, (in) Archiv des öffentlichen Recchts 55 (1929), 355ff.; Grote, R., Der Verfassungsorganstreit, 2010

organum, lat., N., Werkzeug in der Landwirtschaft, Musikinstrument, Vitr. (um 84-um 25 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Lw. gr. ὄργανον (órganon),  N., Werkzeug, vgl. idg. *u̯erg̑- (2), *u̯reg̑-, V., wirken, tun

Oriflamme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. aurea flamma, F., goldene Flamme.) ist die Kirchenfahne der Abtei Saint Denis bzw. Heeresfahne Frankreichs von dem 11. bis 15. Jahrhundert, die 1465 letztmals genützt wird. S. Google

Lit.: Lombard-Jourdan, A., Fleur de lis et oriflamme, 1991

originär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ursprünglich (Gegensatz derivativ, abgeleitet)

origo, orīgo, lat., F., Ursprung, Urgeschichte, Geburt, Abstammung, Stamm, Geschlecht, Stammvater, Ahnherr, Mutterstadt, Mutterland, Urheber, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. orīrī; Q.: Cato s. idg. *er- (3), *or-, *r̥-, V., sich bewegen, erregen, wachsen (V.) (1)

Orléans an der Loire geht auf das Cenabum der keltischen Karnuten zurück. Als Aurelianorum civitas wird es in dem 4. Jahrhundert Sitz eines Bischofs. 1107 wird es Stadt. Um 1230 erscheint die Möglichkeit eines Rechtsun­terrichts in Orléans (Jacques de Révigny, Pierre de Belleperche). 1306/1312 erhält es eine bis 1792 bestehende Universität. S. Google, →Kapetinger

Lit.: Premier Livre des Procurateurs de la Nation Germanique 2, 1 bearb. v. Ridder-Symoens, H. u. a., 1978; Histoire d’Orléans, hg. v. Debal, J., Bd. 1 1983; Feenstra, R., L’École de droit d’Orléans, (in) Revue d’histoire des facultés de droit 13 (1992), 15; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 130; Duynstee, M., L’enseignement du droit civil à l’université d’Or­léans, 2013

ornare, ōrnāre, lat., V., ausstatten, ausrüsten, zubereiten, schmücken, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ōrdināre, ōrdo

Ornat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1285-1290 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1285/1290 [Heinrich von Freiberg] in sieben Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Festkleidung eines Amtsträgers beispielsweise Pallium, Soutane, Talar

Lit.: Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, 1954ff.; Hargreaves-Mawdsley, W., A History of Academical Dress, 1963; Frieling, K. Sehen und gesehen werden – Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit, 2013

orphanus, lat., M., Waise, Vulg. (390-406 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ὀρφανός (orphanós), M., Waise, vgl. idg. *orbʰo-, *horbʰo-, Adj., Sb., verwaist, Waise

Örsted, Anders Sandoe (Langeland 1778-Kopenhagen 1860), Apothekerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Kopenhagen Richter, Beamter und Politiker, der in Kenntnis deutscher Entwicklungen die Rechtswis­senschaft in Dänemark in vielen Bereichen beeinflusst (Haandbog over den danske og norske Lovkyndighed, 1818ff.). S. Google

Lit.: Dahl, F., L’œuvre juridique d’ A. S. Örsted, 1934; Dahl, F., Geschichte der dänischen Rechtswissen­schaft, 1940, 34; Anders Sandoe Örsted 1778-1978, hg. v. Tamm, D., 1978

Ort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand, Hildebrandslied] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Spitze, Stelle, Ortschaft

Lit.: Kläui, P., Ortsgeschichte, 1942, 2. A. 1957; →http://www.koeblergerhard.de/GOLD-HP/­Ein­fuehrung.doc; Bonnett, A., Die seltsamsten Orte der Welt, 2015; Bonnett, A., Die allerseltsamsten Orte der Welt, 2019

örtern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [Wien/Pez, Cod. III 54] in neunzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erörtern

Örterung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [Jena] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google Erörterung belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erörterung, Vereinbarung, Teilung

orthodox (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16, Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtgläubig (beispielsweise orthodoxe christliche Kirche in Osteuropa

Ortsname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. a. Goethe 31, 105, Voss Antisymb. 1,88 sowie Freytag, Bilder 2, 1, 344) ist der →Name einer Siedlung oder einer sonstigen geographischen Gegebenheit. Die Orts­namen reichen vielfach in die älteste Überlieferung oder erkennbare Grundlage zurück (rund 4600 Namen für 295 Straßen in Köln sind seit dem 10. Jahrhundert belegt). Sie können auch Rechts­verhältnisse widerspiegeln. Für Deutsch­land verzeichnet Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches (6. A. 1935) schä­tzungsweise 56250 Ortsnamen, Müllers Großes Deutsches Ortsbuch (vollständiges Gemeindelexikon für die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik, 11. A. 1956) mehr als 120000 Orte. →http://www.koeblergerhard.de/GOLD-HP/­Ein­fuehrung.doc, s. Google

Lit.: Förstemann, E., Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2 3. A. 1913, Neudruck 1983; Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches, 6. A. 1935; Müllers Großes Deutsches Ortsbuch – Vollständiges Gemeindelexikon BRD und DDR 11. A. 1956; Frölich, K., Die Goslarer Straßennamen, 1949; Rasch, G., Die bei den antiken Autoren überlieferten geographischen Namen, Diss. phil. Heidelberg 1950; Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Bd. 1ff.; Christmann, E., Von Gaudingstatt und Hundo (Hunno), ZRG GA 70 (1953), 312; Christmann, E., Flurnamen zwischen Rhein und Saar, 1965; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer Ortsnamen, 1986, 2. A. 1991; Bibliographie der Ortsnamenbücher, hg. v. Schützeichel, R., 1988; Berger, D., Geographische Namen in Deutschland, 1993, 2. A. 1999; Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Glasner, P., Die Lesbarkeit der Stadt, 2002; Casemir, K., Die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter, 2003; Casemir, K./Ohainski, U./Udolph, J., Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen, 2003; Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bamberg, 2001; Brandenburgisches Namenbuch, Bd. 1-12, 1967ff. (Zauche, Belzig, Teltow, Havelland, Barnim u. a.); Index zur Reihe Hydronymia Germaniae, bearb. v. Eggers, E., 2005 (mit CD-ROM); Casemir, K./Menzel, F./Ohainski, U., Die Ortsnamen des Landkreises Northeim, 2005; Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bayreuth, 2006; Große Flüsse auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, bearb. v. Borchers, U., 2006; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer Ortsnamen der Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz, 2006; Casemir, K./Ohainski, U., Die Ortsnamen des Landkreises Holzminden, 2007; Foster, E. u. a., Ortsnamen und Siedlungsentwicklung - Das nördliche Mecklen­burg, 2007 (rund 1300 Ortsnamen, davon zwei Drittel altpolabisch); Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Heuser, R., Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten, 2008; Westfälisches Ortsnamenbuch, Bd. 1ff. 2009ff.; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon fränkischer Ortsnamen, 2009; Vogelfänger, T., Nordrheinische Flurnamen und digitale Sprach­geographie, 2010; Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Lippe, 2010; Casemir, K. u. a., Die Ortsnamen des Landkreises Helmstedt und der Stadt Wolfsburg, 2011; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der Stadt Münster und des Kreises Warendorf, 2011; Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Herford, 2011; Scheuermann, U., Flurna­men­sammlung und Flurnamenforschung in Nieder­sachsen, 2011; Altdeutsches Namenbuch, hg. v. Hausner, I. u. a. www.austriaca.at/altdeutsches­_namenbuch; Deutsches Ortsnamenbuch, hg. v. Niemeyer, M., 2012; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon schwäbischer Ortsnamen, 2013 (1500 Artikel, dabei Tinga eher Etting als Unterthingau); Meine­ke, B., Die Ortsnamen der Stadt Bielefeld, 2013; Flöer, M., Die Ortsnamen des Hochsauerlandkreises, 2013; Haefs, H., Ostfriesland, 2013 (Ortsnamen); Hackl, S., Ortsnamenbuch des Enzkreises und des Stadtkreises Pforzheim, 2013 (76); Die regio Basiliensis von der Antike zum Mittelalter - Land am Rheinknie im Spiegel seiner Namen, 2013; Flöer, M., Die Ortsnamen des Kreises Olpe, 2014; Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Minden-Lübbecke, 2015, 2. A. 2016; Casemir, K. u. a. Die Ortsnamen des Kreises Höxter, 2016; Korsmeier, C., Die Ortsnamen des Kreies Coesfeld, 2016; Casemir, K. u. a., Die Ortsnamen des Landkreises Peine, 2017; Rohrlach, P., Historisches Ortslexikon für die Altmark, 2 Bände, 2018 (2954 S.); Flöer, M., Die Ortsnamen des Ennepe-Ruhr-Kreises, der Stadt Bochum und der Stadt herne, 2020 (rund 220); Korsmeier, C., Die Ortsnamen des Kreises Steinfurt, 2020 (rund 300 Ortsnamen von 24 Städten und Gemeinden)

Osenbrüggen, Eduard (Uetersen 24. 12. 1809-Zürich 9. 6. 1879) wird nach dem Studium der Philologie in Leipzig und Kiel Mitarbeiter an der Ausgabe der justinianischen Novellen durch Albert Kriegel und 1843 Professor für Strafrecht, Rechts­geschichte und juristische Literatur in Dorpat, 1851 in Zürich. 1860 veröffentlicht er in dem Anschluss an Wilda das alemannische Strafrecht in dem deutschen Mittelalter, 1863 das Strafrecht der Langobarden. S. Google

Lit.: Pözl, J., Zur Erinnerung an Eduard Osenbrüggen, (in) KRV 22 (1880), 321

Oslo an dem Oslofjord wird auf älterer Grundlage 1048 von dem König von Norwegen angelegt und 1066/1093 Sitz eines Bischofs. 1624 wird Oslo von König Christian IV. von Dänemark und Norwegen als Christiania (Name bis 1924) neu aufgebaut. 1811 erhält es eine Universität. 1905 wird Oslo Hauptstadt des zu dieser Zeit wieder verselbständigten Norwe­gen. S. Google

Lit.: Nedkvitne, A./Norseng, P., Oslos bys historie, Bd. 1 1991

Osmane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt,  M.) ist der Angehörige der von Osman I. Ghasi (1258-1326, Osman „Wissender“) begründeten ogusischen Dynastie, deren Sultane von dem Beginn des 14. Jahrhunderts bis 1922 ein von der Türkei (Bithynien) ausgehendes Reich beherrschen (1453 Er­oberung Konstan­tino­pels, 17. Jahrhundert Vormacht von Ägypten bis Persien), das seit 1683 an Bedeutung verliert, aber als Rest in der Türkei noch erhalten ist. An dem 29. 10. 1923 wird in der Türkei die →Republik ausgerufen und danach das Recht stärker verwestlicht. S. Google

Lit.: Matuz, J., Das osmanische Reich, 1985, 3. A. 1994, 4. A. 2004; Palmer, A., Verfall und Untergang des osmanischen Reiches, 1994; Buchmann, B., Österreich und das osmanische Reich, 1999; Faroqhi, S., Geschichte des osmanischen Reichs, 2000; Kreiser, K., Der osmanische Staat, 2000; Auf den Spuren der Osmanen in der österreichischen Geschichte, hg. v. Feigl, I. u. a., 2002; Heinzelmann, T., Heiliger Kampf oder Landesverteidigung?, 2004; Müller, R., Franken im Osten, 2005; Reinkowski, M., Die Dinge der Ordnung, 2005; Das osmanische Reich und die Habsburgermonarchie, hg. v. Kurz, M. u. a., 2005; Berchtold, J., Recht und Gerechtigkeit in der Kon­sular­gerichtsbarkeit, 2009; Fawaz, L., A land of aching hearts, 2014; Konflikt und Koexistenz – Die Rechtsordnungen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., Bd. 1 2015; Richter, H., Das osmanische Reich im ersten Weltkrieg bis zum Friedensschluss 1923, 2018; Howard, D., Das osmanische Reich 1300-1924, 2018; Rogan, E., Der Untergang des osmanischen Reichs – Der Erste Weltkrieg im Nahen Osten 1914-1920, 2021

Osnabrück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, an der Hase entwickelt sich aus einer vor 787 gegründeten Kirche zu dem Mittelpunkt eines eigenen Bistums. 1630 (bis 1633 und 1974) erhält es eine Universität. 1648 wird in Osnabrück der Friedensvertrag zu der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges zwischen Kaiser, Heiligem römischem Reich und Schweden geschlossen. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Haase, K., Recht und Verfassung der Stadt Osnabrück, (in) Osnabrücker Mitteilungen 65 (1952), 96; Renger, R., Landesherr und Landstände, 1968; Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum, 1971; Stebel, Die Osnabrücker Hexenprozesse, Diss. jur. Bonn 1968; Heuvel, C. van den, Beamtenschaft und Territorialstaat, 1984; Haack, G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Mercatum et monetam, hg. v. Schlüter, W., 2002; Geschichte der Stadt Osnabrück, hg. v. Steinwascher, G., 2006; Beinke, L., Die Familie Twente, 2010; Heuvel, G. van den, Adelige Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und territorialstaatliche Souveränität, 2011; Beuke, A., Wi moaket mobil!, 2015

Osse, Melchior von (Ossa 1506/1507-[Freigut] Frauenfels in Altenburg 8. 8. 1557), aus niederem Adel, wird nach dem seit 1518 betriebenen Rechtsstudium in Leipzig 1534 Professor und Rat, 1542 bis 1543 ernestinischer Kanzler, 1547 in Leipzig Hofrichter und von 1549 bis 1554 Statthalter von Meiningen. Er zählt zu den frühen Kameralisten. In seinem „poli­tischen Testament“ beschreibt er eindrucksvoll den Zustand der Verwaltung zu seiner Zeit und setzt sich für die Bewahrung der überkommenen Verhält­nisse (u. a. [lat.] →mos [M.] Italicus) ein. S. Google

Lit.: Langenn, F. v., Dr. Melchior von Ossa, 1858; Schriften Dr. Melchiors von Osse, hg. v. Hecker, O., 1922, Weber, P., Die Bedeutung der alten deutschen Kameralisten, Diss. jur. Bonn 1942; Behr, H., Politisches Ständetum und landschaftliche Selbstverwaltung, 1970; Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980, 113; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (14561656), 2006

Ost (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1340 [mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.) ist die für den Menschen dem Anschein nach dem Sonnenaufgang zugewendete Himmelsrichtung der Umdrehung der Erde um ihre Achse. →Osten

Ostarstoufa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, ahd. [F.]) ist eine frühmittelalterliche (830-850), zu Ostern fällige Abgabe. S. Google

Lit.: Köbler, WAS; Gallmeister, E., Königszins und westfälisches Freigericht, Diss. phil. Tübingen 1946; Köbler, G., Taschenwörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1994; Schütz, J., Die Deutung alter fränkischer Bezeichnungen, (in) Jb. für fränk. Landesforschung 56 (1996), 111ff.

Ostblock (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Althochdeutsche teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Gesamtheit der seit 1939 bzw. 1945 (bis 1990) politisch an die Sowjetunion angeschlossenen osteuropä­isch-­eurasiatischen Staaten (Warschauer Vertragsorganisation 14. Mai 1955-1. Juli 1991 als Gegenbündnis zu der Nordatlantischen Verteidigungsorga­ni­sation, Albanien bis 13. 9. 1968, Bulga­rien, Deutsche Demokratische Republik bis 3. 10. 1990, Polen, Rumänien, Sowjetunion, Tschecho­slo­wakei, Ungarn). S. Google

Lit.: Hacker, J., Der Ostblock, 1983; Umbach, F., Das rote Bündnis. Entwicklung und Zerfall des Warschauer Paktes 1955 bis 1991, 2005; Müller, A., Aufarbeitung und Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit in ehemaligen Ost.Block-Staaten, 2009

Osten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1490 [Anton], zwei Archivzettel) nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die für den Menschen dem Anschein nach dem Sonnenaufgang zugewendete Himmelsrichtung der Erdrumdrehung um die Erdachse. Ost

Ostern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1266 [Freiburg im Breisgau] in siebenundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) christliches Fest zwecks Feier der tatsächlichen Kreuzigung und behaupteten Auferstehung des Religionsstifters Jesus Christus nach Frühlingsanfang ohne Festlegung auf ein bestimmtes gleiches allgemeines festes wenn auch nach festen Regeln für jedes Jahr berechenbares Datum mit möglichen vorchristlichen Bezügen, Pl.) Osterfesttage

Lit.: Udolph, J., Ostern - Geschichte eines Wortes, 1999, 2. A. 2011 (nicht zu einer Göttin Ostara, nicht zu Osten, sondern zu ausa, an., Sb., Wasser, auf die Taufe bezogen)

Osterode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Die Ortsnamen des Landkreises Osterode, 2000; Urkundenbuch des Klosters Osterode, bearb. v. Boetticher, M. v. u. a., 2012

Österreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen tatsächlich aber beispielsweise 996 belegt, N.) ist der aus dem südöstlichen Teil des Herzogtums der →Bayern erwachsene, seit 1806 verselbständigte, von 1815 bis 1866 mit den anderen deutschen Staaten in dem →Deutschen Bund verbundene, 1919 von nicht­deutschen Staaten Europas gegen seinen Willen von dem →Anschluss an das Deutsche Reich ferngehaltene, von 1938 bis 1945 den­noch an das Deutsche Reich (Adolf Hitlers) ange­schlossene Staat. Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen wird in dem letzten vorchristlichen Jahrtausend von Kelten und anderen Völkern, seit 29/15 v. Chr. von Rö­mern (Noricum, Raetia), seit etwa dem En­de des weströmischen Reiches (476 n. Chr.) von Germanen, mit deren Abzug in dem Osten teilweise von Slawen, dann von den in dem 6. Jahrhundert sichtbaren Bayern und spätestens seit 788 (Absetzung Herzog Tassilos durch Karl den Großen) von den Franken beherrscht. In dem fränkischen Reich entsteht an der Donau eine eigene Mark. 976 wird diese Mark an die Familie der →Babenberger (aus Bamberg?) zu Lehen gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. von dem 1. 11. 996 für das Hochstift Freising wird die seit dem 9. Jahrhundert andernorts belegte Bezeichnung ostarrihhi (Ostgebiet) (auch) für das Gebiet um Neuhofen an der Ybbs verwendet (Ersterwähnung des hinsichtlich seines Umfangs und seiner Lage nicht näher bekannten „Österreich“). 1139 gibt der neue König Konrad III. aus dem Geschlecht der Staufer zwecks Schwächung der mächtigen, von Vorgängern mit (dem Herzogtum der)  Bayern (1070) und zusätzlich (der) Sachsen (1137) belehnten Familie der Welfen das Herzogtum Bayern mit Österreich an die mit ihm verwandten Babenberger, doch entzieht 1156 sein um Ausgleich bemühter staufischer Nachfolger Friedrich I. (Barbarossa) den Babenbergern Bayern wieder, gibt es dem Welfen Heinrich dem Löwen zu Sachsen zurück, löst dabei aber in dem →so genannten (lat.) privilegium (N.) minus (kleineren Privileg) Österreich aus Bayern heraus und erhebt es zu einem eigenen territorialen Her­zogtum der Babenberger, denen 1192 als Folge der Georgenberger Handfeste von 1186 auch die →Steiermark anfällt. In dem 13. Jahrhundert finden sich in Österreich zwei Landrechte. (1237/­1298?, um 1230/um 1298?, 1278/1298?). 1246 sterben die Babenberger in männlicher Linie aus. Das etwa zu dieser Zeit sich in Österreich ob (westlich) der Enns (Ober­österreich) und Österreich (nid bzw.) unter (östlich) der Enns (Niederösterreich) gliedernde Österreich gelangt über die Erbtochter der Babenberger an König Ottokar von Böhmen. Nach dem Sieg Rudolfs über Ottokar von Böhmen (1278) belehnt König Rudolf von →Habsburg 1282 seine Söhne mit dem an das Reich heimgefallenen Lehen Österreich sowie mit Steiermark und Krain (Haus Österreich). 1335 fällt Kärnten an. In dem 1358/1359 von dem jungen Habsburger Herzog Rudolf IV. von Öster­reich veranlassten, gefälschten so ge­nann­ten →privilegium maius (größeren Privileg) ist Österreich (angeblich) zu einem Pfalzerzherzogtum erhoben. 1363 fällt Tirol, 1368 der Breisgau (Teil des später so genanntes Vorder­ös­terreich) an die Habsburger. Ab 1512 werden die österrei­chi­schen, von Habsburgern beherrschten Länder bis 1806 in dem öster­reichischen Reichskreis zusammen­ge­fasst (niederöster­reichische Län­der, oberöster­reichische Länder, inner­öster­reichische Län­der). 1516 erbt der Habsburger Karl V. über seine spanischen Verwandten das Königreich Spanien und wird zusätzlich 1519 zu dem König des Heiligen römischen Reiches gewählt. 1521 wird in eine österreichische Linie (Ferdinand) und eine spanische Linie geteilt. 1526 kommen nach dem Tod König Ludwigs von Böhmen und Ungarn auf Grund der Heirat Ferdinands mit einer Erbtochter Böhmen und Ungarn zu der Herrschaft der Habs­burger hinzu. 1620 wird aus der Reichs­hofkanzlei eine besondere öster­reichische, für Justizange­le­gen­hei­ten, Verwal­tungs­angele­gen­­heiten und auswär­tige Angele­genheiten zustän­dige Hofkanzlei abgetrennt. 1713 er­langen die Habsburger in dem nach dem Aus­sterben ihrer spanischen Linie (1700) ausge­tragenen spanischen Erbfolgekrieg italie­nische Gebiete (Mailand, Mantua, Mirandola, kurzzeitig Nea­pel, Sar­dinien, Sizilien, Parma, Piacenza, Tos­kana). Zu der Sicherung der künftigen Erbfolge in der Familie der Habsburger wird an dem 19. 4. 1713 die Prag­matische Sanktion (Sanctio Pragmatica) geschaffen (1720/­1732 von den Ständen und dem Reichstag gebilligt). 1740 wirkt sich bei dem Tode Karls VI. das pri­vilegium minus bzw. das darauf gegründete privilegium maius bzw. die Pragmatische Sanktion zu Gunsten der Erbtochter Maria Theresia (1717-1780) aus. In dem gleichwohl entstehenden österrei­chischen Erbfolge­krieg verliert Habsburg 1745 den größten Teil Schlesiens an Preußen und 1748 Fürs­tentümer in Oberitalien. Maria Theresia (Landesherrin von 1740 bis 1780) wandelt die öster­rei­chische Hofkanzlei 1749 in das [lat.] Directorium in publicis et cameralibus um. 1753 setzt sie für ein einheitliches ös­terreichisches Gesetzbuch (Zi­vilrecht, Zivil­prozessrecht, ohne Straf­recht) eine Kompila­tionskommission ein, aus deren Arbeit bis 1766 ein Codex Theresianus mit mehr als 8000 Bestimmungen entsteht, der wegen seiner Dickleibigkeit aber abgelehnt wird. An dem 31. 12. 1768 wird zu dem 1. 7. 1770 eine Con­stitutio Criminalis Theresiana (Strafge­setz­buch) erlassen. Danach gewinnt Habsburg aus drei Teilungen Polens von 1772, 1793 und 1797 vor allem polnische und ehemals osmanische Güter (Ostgalizien 1772, Bu­kowina 1775, Westgalizien 1795) sowie 1779 das Innviertel. 1786 erlässt Joseph II. auf Grund der Weiterbearbeitung des Codex Theresianus über den Entwurf Horten (1776) ein Josephinisches Gesetzbuch (Personen­recht, in Kraft ab 1. 1. 1787), 1787 ein (Jo­sephinisches) Strafgesetzbuch. 1797 kommt Venedig zu den habsburgischen Ländern hinzu. Für Westgalizien wird 1797 in Weiter­be­arbeitung des Codex Theresianus ein umfassendes (Westgalizisches) Bürgerliches Gesetzbuch erlassen. 1803 wird ein Gesetzbuch über Verbrechen und schwere Polizei-Über­tretungen geschaffen. 1804 erhebt (Erzherzog bzw. Kai­ser) Franz II. Österreich als Folge des Verlusts einer katholischen Mehrheit in dem Kurfürstenkolleg nach dem Reichsdeputationshauptschluss (1803) (wie Napoleon in Frankreich) innerhalb des Heiligen römischen Reiches zu einem Kaiser­reich (Kaiser­tum Österreich, Franz I. 1804-1835, Ferdinand I. 1835-1848, Franz Joseph I. 1848-1916, Karl I. 1916-1918). In dem Frieden von Pressburg von 1805 verliert Österreich Venedig an Frankreich, Tirol und Vorarlberg (an Bayern) sowie Vorder­österreich, erlangt aber durch Säkul­arisation das Erzstift Salzburg. In einem geheimen Zusatzartikel zu dem Frieden von Pressburg verzichtet Habsburg auf den Titel römisch-deutscher Kaiser. An dem 6. 8. 1806 legt Franz II. nach dem Austritt von 16 Rhein­bundstaaten aus dem Heiligen römischen Reich auf Druck Napoleons die Kone des Heiligen römischen Reiches nieder. Damit wird Österreich wie alle anderen Länder des Reiches selbständig, was auch eine allmähliche Austrifizierung seiner Rechtswissenschaft zu der Folge hat. In dem Frieden von Schönbrunn ver­liert Österreich an dem 14. 10. 1809 an Bayern Salzburg, Berchtesgaden und Gebiete an dem Inn, an den Herzog von Warschau Krakau, an Russland Tarnopol und an Frankreich das Küstenland, Krain, Teile Kroatiens und Kärnten (Illyrien). An dem 1. 6. 1811 gibt es sich zu dem 1. 1. 1812 das dem Codex Theresianus, einem Entwurf Hor­tens, dem Josephinischen Gesetzbuch, dem Westgalizischen Gesetzbuch und einem Entwurf Martinis folgende →Allgemeine Bür­gerliche Gesetzbuch. Ein daneben seit 1780 geplanter politischer Kodex für das öf­fent­liche Recht (nach Joseph von Sonnenfels’ Grundsätzen der Polizey, Handlung und Finanz) scheitert dagegen (endgültig 1818). 1815 wird Österreich nach der Niederlage Napoleons weitgehend nach dem Gebietsstand von 1797 restituiert (ohne Vor­der­österreich, aber mit Venedig). In dem nun unter den meisten deutehen Staaten vereinbarten Deut­schen Bund (1815-1866) ist Österreich Präsi­dialmacht. 1823 wird Metternich Staats­kanzler, 1835 Ferdinand I. Kaiser. An dem 13. 3. 1848 werden bei dem Ver­such einiger Studenten, den versammelten Ständen in dem niederösterreichi­schen Landtag in der Herrengasse in Wien eine Petition zu der schlechten Lage der Bauern und Arbeitenden zu überreichen, durch Solda­ten fünf Menschen getötet. Daraufhin entlässt der epilepsiekranke Kaiser Ferdinand I. Kanzler Graf Metternich und gibt an dem 15. 3. 1848 eine Ver­fas­sungs­zusage. Es erfolgt ein Übergang zu dem Ministersystem. Von dem 10. bis 17. 4. 1848 beraten Vertreter vorwiegend deutschspra­chi­ger Länder Ös­terreichs in Wien in einem ständischen Zentralausschuss über eine Ver­fassung, ein allgemeines Lan­desver­fas­sungs­statut, eine Gemeinde­ord­nung und die Grundent­lastung. An dem 25. 4. 1848 erteilt Kaiser Ferdinand I. eine von dem Innen­minister Franz Xaver von → Pillersdorf (Pil­lersdorff) rasch geformte Ver­fassung (oktroyierte Aprilverfassung, Pillersdorff­sche Verfas­sung, erste formelle Verfassung Öster­reichs) mit Gewalten­teilung, Reichstag und Grundrechten, die aber nach Kritik nach dem 15. 5. 1848 zurückgezogen wird. Danach wird von Erzherzog Johann als Regenten an dem 22. 7. 1848 ein Reichstag eröffnet, der jedoch in dem Oktober 1848 nach Unruhen nach Kremsier (Mähren) verlegt werden muss, wo er einen Entwurf einer Verfassung erarbeitet (Kremsierer Entwurf). Durch Artillerie­beschuss werden die Unruhen an dem 31. 10. 1848 gewaltsam beendet (rund 4000 Tote, danach 25 Todesurteile). An dem 2. 12. 1848 dankt Kaiser Ferdinand zu Gunsten Kaiser Franz Josephs (1848-1916[, 1867 König Ungarns]) ab. Der Nachfolger ok­troyiert eine Verfassung von dem 4. 3. 1849 (Märzverfassung) und gewährt ein Grund­rechts­patent, doch wird diese Verfassung ebenfalls abgelehnt. 1850 wird eine Straf­prozessordnung erlassen. An dem 31. 12. 1851 hebt der Kaiser durch zwei Urkunden (Silvesterpatent) die von ihm an dem 4. 3. 1849 gewährte →Verfassung als unangemessen und unausführbar auf und beseitigt das Grund­rechtspatent des Jahres 1849. Damit beginnt in Österreich der →Neo­absolutismus (u. a. durch ein Kabinettsschreiben auch Geschwo­re­nenge­richte abgeschafft, Trennung von Verwaltung und Justiz aufgegeben). Zu dieser Zeit (1851) beträgt die Zahl der Deutschen innerhalb der Habsburger­monarchie 7870719 Menschen (21,6 Prozent [davon 3,41 % israelitischer Konfession] der Gesamtbe­völkerung, 1880 25,6%, 1910 23,4%). 1852 wird ein Strafgesetzbuch erlassen, 1853 eine Straf­prozessordnung. 1855 wird unter Leo Graf Thun-Hohenstein das geschichtsfeind­liche Studiensystem der Zeit vor 1848 nach dem Vorbild der historischen Rechtsschule in anderen deutschen Staaten auf eine geschicht­liche Grundlage gestellt (Thun­sche Studien­reform mit Studien- und Staatsprü­fungs­ordnung für Juristen). Durch die Neu­tralität in dem Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, England, Frank­reich sowie Piemont-Sardinien isoliert sich Österreich außen­politisch. 1859 gehen nach der Nie­derlage von Solferino gegen Pie­mont/­Sardinien und Frankreich Gebiete in Italien (Lombardei) verloren. Unter dem politischen Druck dieser Niederlage gewährt der Kaiser an dem 20. 10. 1860 ein (oktroyiertes, auferlegtes) Staatsgrundgesetz, demzufolge die Gesetz­gebung unter Mitwirkung der Landtage oder des Reichs­rats ausgeübt werden soll. Dieses Oktoberdiplom will die Vollgewalt des Kaisers wahren, die Bildung eines all­gemeinen Parlaments umgehen und die Stellung des Adels stärken. Es findet aber weder in Ungarn noch in Böhmen Billigung. Ihm folgt an dem 26. 2. 1861 das →Februar­patent, das als Verfassung (Februarver­fassung) des österreichischen Reiches einen Inbegriff von Grundgesetzen (Pragmatische Sanktion, Oktoberdiplom, die anerkannten Teile der ungarischen Verfassung, Grundge­setz über die Reichs­vertretung, neue Landes­ordnungen für die cisleithanischen Länder) versteht und für den Reichsrat zwei Kammern (Herrenhaus, Abgeordnetenhaus) vorsieht (, wobei die Abgeordneten von den Landtagen zu entsenden sind). Durch Patent von dem 20. 9. 1865 (Sistierungspatent) wird die Wirk­samkeit des mit der Februarverfassung kund­ge­machten Staatsgrundgesetzes über die Reichsver­tretung sistiert, um es zusammen mit dem Oktoberdiplom den Landtagen der Länder der ungarischen Krone zu der Annahme vorzulegen und damit die als unwiderruflich erklärte oktroyierte Verfassung von 1860/­1861 zu einem Entwurf zurückgestuft, um einen Verfas­sungs­vertrag zu erreichen. 1866 löst sich der Deutsche Bund nach seiner Nie­derlage in der Bundesexekution gegen Preu­ßen auf. Venedig geht Österreich zu Gunsten Italiens verloren. 1867 erreicht Ungarn in dem sog. Ausgleich eine gewisse Eigenständigkeit (Transleithanien, [jenseits bzw. östlich der Leitha gelegene] Länder der Stephans­krone in Gegensatz zu Cisleithanien als den [diesseits oder westlich der Leitha gelegenen] in dem Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern). An dem 21. 12. 1867 schließt die De­zemberverfassung den 20 Jahre währenden Verfassungs­ge­bungsvorgang in Österreich vorläufig ab. Sie ist eine Gesamtheit von sechs an dem 21. 12. 1867 erlassenen Gesetzen (Gesetz über die Ministerverantwortlichkeit, Staatsgrund­gesetz über die Reichsvertretung [Novel­lierung des Grundgesetzes der Februarver­fassung von 1861 mit Herrenhaus, Abgeord­netenhaus, kaiserlichem Vetorecht und Notverordnungs­recht], Staatsgrund­gesetz über die allge­meinen Rechte der Staatsbürger [übernimmt Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit und Gesetz zum Schutz des Hausrechts aus dem Jahr 1862], Staatsgrundsetz über die Einsetzung eines Reichsgerichts [verfas­sungsgerichtliche und verwaltungsgericht­liche Zuständigkeiten des Reichsgerichts]), Staatsgrundgesetz über die richterliche Gewalt [Trennung von Rechts­pflege und Verwaltung, Unabhän­gig­keit des Richters, Mündlichkeit, Öffent­lichkeit, An­kla­ge­ver­fahren, Geschwo­re­nen­gerichte, An­kün­di­gung eines Verwaltungsge­richts­hofs], Staats­grund­gesetz über die Ausü­bung der Regierungs- und Vollzugsgewalt [beispielsweise Bin­dung an die Gesetze], Delegations­gesetz über das Verhältnis zwischen der österreichischen und der ungarischen Reichshälfte und deren Beziehung zu dem gemeinsamen Monarchen), die einen Reichsrat mit Herrenhaus und Abgeordneten­haus, Grund­rechte in 19 Arti­keln, ein Reichsgericht als Verfas­sungs­gerichtshof, Trennung von Ver­wal­tung und Justiz u. a. vorsehen. Mit Handschreiben von dem 14. 11. 1868 wird der Staatsname in Öster­reichisch-ungarische Monarchie geändert. Dem 1871 unter Führung Preußens aus dem Nord­deutschen Bund (1867) ge­schaffenen (zweiten) Deutschen Reich (Bismarcks) gehört Österreich nicht an (kleindeutsche Lösung). 1873 wird die Beschickung des Abgeord­netenhauses durch die Landtage durch die Direktwahl nach Kurienzensus­wahlrecht abgelöst. In dem gleichen Jahr wird eine neue Strafprozessordnung erlassen. 1878 okku­piert Österreich Bosnien und die Herzegowina. 1882 wird unter Minister­prä­sident und Innen­minister Eduard Graf Taaffe durch Senkung des Steuerzensus das Wahlrecht um eine Drittel bzw. Viertel aus­gedehnt. 1889 werden die Abkürzungen k. u. k. (kaiserlich und königlich) für ge­meinsame Ämter der cisleithanischen und der transleithanischen Gebiete, k. k. für cislei­thanische Ämter und k. für trans­leithanische Ämter eingeführt. 1895 verabschiedet Österreich eine 1898 in Kraft tre­tende (, auch in Böhmen, Dalmatien, Gali­zien, Lodomerien, Bukowina, Krain, Schlesien, Mähren Görz und Gradisca, Triest und Istrien geltende) Zivilpro­zessordnung mit Jurisdik­tions­norm. 1896 erfolgt unter Innen­minister Kasimir Graf Badeni eine Reform des Wahlrechts (all­gemeines Wahlrecht aller mindestens 24jäh­rigen Männer in einer fünften all­ge­meinen Wählerklasse innerhalb des beste­henden Zensuswahlrechts), 1907 unter Mi­ni­ster­prä­sident und Innenminister Max Wla­dimir Freiherr von Beck die Beseitigung des Kurienwahlrechts und des Zensuswahl­rechts (ohne Frauen und unter Bevorzugung der deutschsprachigen Gebiete durch kleinere Wahlkreise pro Abgeord­neten). 1908 an­nektiert Österreich Bosnien und die Herzegowina. 1910 zählt Österreich 51,4 Millionen Einwohner, davon 45 Prozent Ungarn (33 Millionen Katholiken, 3,2 Millionen Juden). Nach der der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau (durch den 20jährigen, einem serbisch-kroatischen Geheimbund unter Leitung Ivo Andrics angehörenden, mit 6 Mitverschwörern unter die Zuschauer gemischten Bauernsohn Gavrilo Princip mittels einer von dem serbischen militärischen Geheimdienst gestellten Waffe) in Sara­jewo an dem 28. 6. 1914 (unter Verwicklung Serbiens) fol­genden Kriegs­erklärung an Serbien (28. 7. 1914, Beginn der Führung eines Kriegstagebuchs durch den k. u. k. Generalstab an dem 23. 07. 1914) verliert das auf diesen lokalen Krieg unter Inkauf­nahme eines Kontinentalkriegs unter einem greisen Kaiser be­wusst hinarbeitende, trotz einer unüber­sehbar desolaten Lage in dem Inneren den Ersten Weltkrieg entfes­selnde, dabei chaotisch aufmarschie­rende, die allmäh­liche Einschränkung des Namens Österreich auf Cis­leithanien 1915 anerkennende Österreich (seit 1916 unter Kaiser Karl I.) an dem Ende des Ersten Weltkriegs die Gebiete der →Tschecho­slowakei, →Ungarns, →Jugo­sla­wiens und →Südtirols) und wird dadurch von einer Großmacht zu einem Kleinstaat. Dabei treten an dem 17. 10. 1918 die 208 Abgeordneten der deutschen Parteien des Reichsrats zu einer pro­visorischen Nationalversammlung zusam­men und fassen an dem 30. 10. 1918 einen Staats­begründungsbeschluss (Staatsgrün­dungs­be­schluss, revolutionär). An dem 12. 11. 1918 beschließen sie das Gesetz über die Staats- und Regierungsform (zunächst drei Prä­si­denten, Gesetzesinitiative bei Abge­ord­neten und Staatsrat, absolute Stimmenmehr­heit der mindestens 50 Anwesenden, [nach Wahl­ordnung von dem 18. 12. 1918 mit Wahlrecht für Frauen, Verhältniswahlrecht und Senkung des Wahlalters auf 20 bzw. 29 Jahre] Wahl der konstituierenden National­versammlung an dem 16. 2. 1919, Zusammentritt 4. 3. 1919, Ende an dem 17. 10. 1920). Dementspre­chend wandelt sich Österreich an dem 30. Oktober 1918 oder nach eingebürgerter Ansicht an dem 12. November 1918 von der Monarchie zu der Republik („Deutschös­terreich“). Ihr ver­wehren die alliierten Siegermächte den angestrebten Anschluss an das Deutsche Reich. Auf Grund des Vertrags von Saint Germain wird der Name Deutsch­österreich 1919 in Republik Österreich umgewandelt. Die Familie Habs­burg wird an dem 4. 3. 1919 durch das Gesetz betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen des Landes verwiesen und enteignet. Durch Bundes­ver­fas­sungs­gesetz (B-VG) von dem 1. 10. 1920 (Ent­wurf beeinflusst durch Hans Kelsen) wird die Republik Österreich als Bundesstaat einge­richtet (Staatsgesetzblatt 450, BGBl. 1920, 1, wiederverlautbart als Bundes-Verfassungs­ge­setz in der Fassung von 1929 in dem Bundesgesetzblatt 1930, Wahlordnungen von 1920 und 1923). Durch das Bun­des­verfassungsgesetz von dem 30. 7. 1925 wird die Doppelgleisigkeit der Verwaltung in den Bundesländern durch Schaffung eines ein­heitlichen Amtes der Landesregierung be­seitigt (mittelbare Bundesverwaltung), wer­den Verfassungs­ge­richtsbarkeit und Verwal­tungs­­gerichts­barkeit und Befugnisse des Rech­­nungs­hofs erweitert und werden in einem weiteren Gesetz die Zuständigkeiten zu Gunsten des Bundes vermehrt. An dem 15. 7. 1927 wird aus Empörung über ein Urteil der Justizpalast in Wien in Brand gesteckt. Durch das Bun­desverfassungsgesetz von dem 7. 12. 1929 wird das parlamentarische System durch ein abgeschwächtes präsidiales System ersetzt (direkte Volkswahl des Bundespräsidenten auf sechs Jahre, Not­ver­ordnungsrecht, Ober­befehl, Einberu­fung und Auflösung des Nati­o­nalrats und der Landtage, Ernennung und Entlassung der Bundesre­gierung). An dem 19. 3. 1931 vereinbaren Österreich und Deutschland ein Handelsabkommen über die Schaffung einer Zollunion, die aber wegen des Widerstands Frankreichs und andererer europäischer Staten nicht verwirklicht werden kann. An dem 4. 3. 1933 wird unter dem Liberalismus, Parlamentarismus, Parteiensystem, Marxismus, Bolschewismus und Materialismus ablehnenden Bundes­kanzler und Außen­minister Engelbert Dollfuß (Texing/­Nie­derösterreich 4. 10. 1892-Wien 25. 7. 1934, Christ­lichsoziale Partei, 21. 5. 1933 vater­län­dische Front [mit Krucken­kreuz] als Sammel­becken gegen Parla­men­tarismus, Mar­xismus und National­so­zialismus, 1933 Verbot des so­zialde­mokra­ti­schen Republi­kanischen Schutz­bunds, Juni 1933 Verbot der Nationalsozialististischen deutschen Arbeiterpartei mit rund 68000 Mitgliedern, 11. 9. 1933 Wien Trabrennplatzrede gegen Par­lamentarismus, Kapitalismus, Liberalis­mus, Marxismus und Nationalso­zialismus) wäh­rend einer Abstim­mung wegen eines Eisenbah­nerstreiks (durch Rück­legung der Präsidentenämter der drei National­rats­präsidenten Karl Renner, Rudolf Ramek und Sepp Straffner zwecks Möglichkeit der Abgabe ihrer Stimme als Abgeordnete) der Nationalrat aus­geschaltet (nach Ansicht der Bun­desregierung Selbst­ausschaltung des Nati­onalrats mit daraus folgendem Verbot der Neueinberufung), werden die Kommunis­tische Partei und die National­sozialistische Deutsche Arbeiter­par­tei verboten (Vater­ländische Front als Trägerin des ös­terreichischen Staatsge­dankens mit 1937 zuletzt 3 Millionen Mitgliedern). Von dem 12. bis 15. 2. 1934 finden von Linz ausgehend Kämpfe (Febru­arkämpfe) zwischen (bür­gerlicher) Heim­wehr (Heimat­schutz, Heimat­wehr, 1936 aufgelöst, vaterländische Union) und (sozial­demo­kratischen) Schutzbündlern mit etwa 360 Toten statt, nach denen alle sozialdemokratischen Organisa­tionen verbo­ten und zerschlagen werden. Das praktizierte autoritäre Prinzip (Austrofa­schismus, auto­ritärer Ständestaat) mit Macht­kon­zentration in der Hand der Regierung wird in der sowohl mit einer Ver­ordnung der Regierung wie auch auf Grund eines Ermächtigungsbeschlusses des Parla­ments erlassenen, scheinparlamen­ta­rischen, nur schrittweise und teilweise in Kraft tretenden, die Kanzlerdiktatur ver­hüllenden Maiverfassung von dem 1. Mai 1934 abgesichert. Dem an dem 25. Juli 1934 bei einem missglückten na­tionalsozialistischen Putsch (mit vielen Toten und Verletzten sowie 13 Hinrichtungen und rund 4000 Einweisungen in Anhaltelager) erschos­senen Dollfuß folgt Kurt Schuschnigg als Bundes­kanz­ler. An dem 11. 7. 1936 ver­spricht in einem Abkommen der aus Österreich (Braunau) kommende Reichskanzler des Deutschen Reiches Adolf Hitler, die Souveränität Österreichs zu achten, während Österreich sich an der Tatsache ausrichten will, dass es sich als deutscher Staat bekennt (geheime Amnes­tierung von Nationalso­zialisten, Her­anzie­hung von Vertretern der nationalen Opposition zu der Mitwirkung an der politischen Willens­bildung). An dem 11. 3. 1938 schließt sich Österreich auf Druck Adolf →Hitlers dessen­ungeachtet dem Deut­schen Reich an (Anschluss) und wird durch Gesetz von dem 14. 4. 1939 in sieben Reichs­gaue mit Reichs­statthaltern eingeteilt (beispielsweise Oberdonau, Niederdonau). Während des Zweiten Weltkriegs beschließen auf Anregung Großbritanniens die Außen­mi­nister Groß­britan­niens, der Sow­jet­union und der Vereinigten Staaten von Amerika in Moskau an dem 30. 10. 1943, dass Österreich von der deutschen Herrschaft befreit werden soll und dass der Anschluss an das Deutsche Reich null und nichtig sein soll. An dem 27. 4. 1945 erklären die Vorstände der Sozialistischen Partei Öster­reichs, der Volkspartei Öster­reichs und der Kommunistischen Partei Österreichs die Wiederherstellung der demokratischen Repu­blik Österreich. Weiter sehen sie den Anschluss des Jahres 1938 an das Deutsche Reich als nichtig an und betrauen eine provisorische Staatsregierung (unter Karl Renner) mit der Gesetz­gebungsgewalt und der Vollzugs­gewalt. An dem 1. 5. 1945 kehrt Österreich, besetzt von den Alliierten (Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjet­union, Großbritannien, Frankreich), zu der Selbständig­keit zurück (str. ob Okkupation mit bloßem Verlust der Handlungs­fähigkeit und Wiederaufleben oder Annexion mit Notwendigkeit der Neu­gründung). An dem 15. 5. 1945 erlässt die provi­sorische Staatsregierung ein auf den 1. 5. 1945 rückdatiertes Ver­fas­sungs­überleitungs­gesetz (Wiederin­kraft­se­t­zung des Bundes-Verfassungsgesetzes 1920 in der Fassung von 1929, Aufhebung der Maiverfassung von dem 1. 5. 1934 und des natio­nalsozialistischen Verfas­sungs­rechts, vorläu­fi­ge Verfassung 1945, Verfas­sungsgesetz über die vorläufige Einrichtung der Republik Österreich) und ein Rechtsüber­leitungsgesetz. Das Behör­denüber­leitungs­gesetz von dem 20. 7. 1945 stellt grundsätzlich die Behördenor­ga­­ni­sation von dem 13. 3. 1938 wieder her. Nach Durchführung von Wahlen für den Nati­onalrat und für Landtage tritt nach dem zweiten Verfassungsüberlei­tungs­gesetz von dem 13. 12. 1945 mit Zusam­mentritt des Nationalrats an dem 19. 12. 1945 das Bundes-Verfassungsgesetz 1920 in der Fassung des Jahres 1929 wieder in volle Wirksamkeit. Die Besatzung endet nach weitgehendem Erreichen ihrer politischen Ziele durch die Sowjetunion (Kontrolle Osteuropas, Sicherung der Trennung von Deutschland, Bereitschaft Österreichs zu Neutralität und Bündnisfreihe) mit dem Abschluss eines zu der →Neutralität ver­pflichtenden Staatsvertrags (15. 5. 1955). Zu der gleichen Zeit tritt Österreich den Vereinten Nationen bei. 1974 reformiert Österreich das Straf­gesetzbuch (mit einheitlicher Freiheits­strafe), 1975 die Strafprozess­ordnung. Zu dem 1. 1. 1994 wird Österreich Mitglied des Europäischen Wirtschaftsrau­ms, zu dem 1. 1. 1995 Mitglied der →Euro­päischen Union. 1999 erregt es durch die Regierungs­beteiligung der Frei­heitlichen Partei Jörg Haiders das Missfallen der übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Zu dem 1. 1. 2004 erhalten die Univer­sitäten eigene Rechtspersönlichkeit (sui generis) und alle neue eintretenden Mit­arbeiter werden nicht mehr Beamte, sondern Angestellte auf Grund eines Kollektivvertrags (auch Rektor, Pro­fessor u. s. w.). Zu dem 1. 1. 2007 ersetzt ein Unternehmensgesetzbuch das bisherige Handelsgesetzbuch. Zu dem 1. 1. 2010 tritt das Familien­rechts-­Änderungs­gesetz 2009 in Kraft, das fast alle Gebiete des Familienrechts in Einzelfragen umgestaltet (Patchwork-Familie, Gleich­stel­lung von Le­bens­gefährten, Aner­kennung ausländischer Adoptionen, Ver­fah­ren bei Kindesentfüh­rungen, Unter­haltsvor­schuss, Ehegüterrecht).

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Austria‘s Long Road from Disintegrated to United Europe 1919-2009, 2020; 100 Jahre Bundesverfassungsgesetz, hg. v. Bußjäger, P. u. a., 2020; Schennach, M., Austria inventa? Zu den Anfängen der österreichischen Staatsrechtslehre, 2020; Di Michele, A., Soldaten zwischen zwei Uniformen. Österreichische Italiener im Ersten Weltkrieg, 2020 (110000); Cvrček, T., Schooling under Control – The Origins of Public Education in Imperial Austria 1769-1869, 2020; Stourzh, G./Mueller, W., Der Kampf um den Staatsvertrag 1945-1955, 2021; Die Republik (Deutsch-)Österreich im ersten Nachkriegsjahrzehnt, hg. v. Burz, U., 2021; Bruckmüller, E./Diem, P., Das östereichische Nationalbewusstsein – Ergebnisse einer empirischen Umfrage im Jahre 2019, 2021 (mehrdimensionales Bild); Dollinger, S., Österreichisches Deutsch oder Deutsch in Österrreich, 2021; Hamann, G., 100 x Österreich, 2021

Österreichisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen das erschliebasre Germanische mit dem Indogermasnischen verbindbar) das ist das in einigen Handschriften des 15. Jahrhunderts über­lieferte, in zwei Fassungen mit 70 bz. 92 Artikel (vor allem durch Einschub von Paragraphen 36 bis 63 über Münzrecht, Maut, Burgenbau, Heer, Zuständigkeit der Gerichte, Gewere und Strafe mit Wendungen wir wollen und gebieten oder wir setzen und gebieten erweitert) gegliederte Landrecht des Herzog­tums →Österreich aus dem 13. Jahrhundert (1237/1298?, um 1230/um 1298?, 1278/1298? ältere Rechtsweisung und jüngerer Entwurf einer landesfürstlichen Satzung?). Erfasst werden Landrecht und Lehnrecht bzw. Ständerecht, Eherecht, Vormundschaftsrecht, Gewererecht, Erb­recht, Strafrecht und Verfah­rensrecht.

Lit.: Hasenöhrl, V., Österreichisches Landrecht im 13. und 14. Jahrhundert, 1867; Steinacker, H., Zur Frage des österreichischen Landrechts, (in) MIÖG 39 (1922); Werunsky, E., Kritische Bemerkungen zur ös­terreichischen Landrechtsfrage, (in) Archiv für österreichische Geschichte 110 (1924); Ganahl, K., Versuch einer Geschichte des österreichischen Landrechts, 1935; Weltin, M., Das österreichische Landrecht, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 381; Hagenender, O., Land und Landrecht in Österreich und Tirol, (in) FS J. Riedmann, 2005

Österreich-Ungarn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) 1868-1918 Bezeich­nung des seit 1867 in die beiden abgesehen von dem gemeinsamen Monarchen, den pragma­tischen Angelegenheiten und den dualis­ti­schen Angelegenheiten selbstän­di­gen Reichs­teile der in dem Reichsrat ver­tretenen Königreiche und Länder [Cis­leithanien diesseits bzw. westlich der Lei­tha] und die Länder der Stephanskrone [Transleithanien östlich der Leitha] ge­glie­derten, nach längerem Streit als Realunion ein­geordneten Gesamtreichs der Habsbur­ger) →Österreich, Ungarn

Osteuropa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist die Gesamtheit der in dem Osten gelegenen Staaten Europas (beispielsweise Russland, Weißrussland, Ukraine, Bulga­rien, Rumänien, Polen).

Lit.: Schubart-Fikentscher, G., Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa, 1942; Simek, E., Velka Germanie Klaudia Ptolemaia, 1953 (deutsche Zusammenfassung); Ludat, H., Vorstufen und Entstehung des Städtwesens in Osteuropa, 1955; Klocke, F. v., Westfalen und Nordosteuropa, 1964; Dralle, L., Die Deutschen in Ostmittel- und Osteuropa, 1991; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas, 1992; Conze, W., Ostmitteleuropa, 1992, 2. unv. A. 1993; Geyer, D., Osteuropäische Geschichte und das Ende der kommunistischen Zeit, 1996; Der Riese erwacht, hg. v. Olt, R., 1996; Neue Regierungssysteme in Osteuropa und der GUS, hg. v. Luchterhandt, O., 1996; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, hg. v. Mohnhaupt, H. u. a., 1997; Der Osten Europas im Prozess der Differenzierung, hg. v. Bundesinstitut für ostwis­senschaftliche und internationale Studien, 1997; Suppan, A., Deutsche Geschichte im Osten Europas, 1998; Entwicklung des Zivilrechts in Osteuropa, hg. v. d. juristischen Fakultät der Universität Dresden, 1998; Studienhandbuch östliches Europa, hg. v. Roth, H., 1999; Grenzen in Ostmitteleuropa, hg. v. Lemberg, H., 2000; Minderheiten, Regionalbewusstsein und Zentralismus in Ostmitteleuropa, hg. v. Löwe, H., 2000; Transformation und historisches Erbe in den Staaten des europäischen Ostens, hg. v. Goehrke, C. u. a., 2000; Giaro, T., Westen im Osten. Modernisierung osteuropäischer Rechte bis zum Zweiten Weltkrieg, (in) Rechtsgeschichte 2 (2003); Lübke, C., Das östliche Europa, 2004; Schorkowitz, D., Clio und Natio im östlichen Europa, (in) HZ 279 (2004), 1; Der EU-Beitritt der Länder Ostmittel­europas, hg. v. Hess, A. u. a., 2004; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Mühle, E., Für Volk und deutschen Osten – Der Historiker Hermann Aubin, 2005; Gewohnheitsrecht – Rechtsprinzipien – Rechtsbe­wusstsein, hg. v. Krawietz, W. u. a., 2005; Moderni­sierung durch Transfer im 19. und frühen 20. Jahr­hundert, hg. v. Giaro, T., 2006; Osteuropa in den Revolutionen von 1848, hg. v. Lambrecht, L., 2006; Städte im östlichen Europa, hg. v. Goehrke, C. u. a., 2006; Modernisierung durch Transfer zwischen den Weltkriegen, hg. v. Giaro, T., 2007; Wippermann, W., Die Deutschen und der Osten, 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum Ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Zwangsumsiedlung und neue Gesellschaft in Ostmitteleuropa nach 1945, hg. v. Arburg, A. v. u. a., 2008; Font, M., Im Spannungsfeld der christlichen Großmächte, 2008; Rechts­wiss­enschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Aufbruch und Krise, hg. v. Störtkuhl, N. u. a., 2010; Puttkammer, J. v., Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert, 2010; Aufbruch und Krise, hg. v. Störtkuhl, B. u. a., 2010; Conze, E., Adel und Moderne in Ostmitteleuropa, 2010; Bewusstes Erinnern und bewusstes Vergessen, hg. v. Nußberger, A. u. a., 2011; 50 Jahre Institut für osteuropäisches Recht der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2011; Rechtskulturen des modernen Osteuropa. Traditionen und Transfers/Rechtsprechung in Osteuropa. Studien zum 19. und frühen 20. Jahrhundert, 2012; Rechtsprechung in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2012; Applebaum, A., Der Eiserne Vorhang – Die Unterdrückung Osteuropas 1944-1956, 2013; Deutsche Berichte aus dem Osten 1942-1943, hg. v. Mallmann, K. u. a., 2014; Handbuch einer transnationalen Geschichte Ostmitteleuropas, hg. v. Hadler, F. u. a., Bd. 1 2015; Nerlich, V., A Baltico ad Euxinum, 2015; Wirtschaft und Politik in Ostmitteleuropa 10 Jahre nach der EU-Erweiterung, hg. v. Altmann, F. u. a., 2015; Keller, O., Transfer des mittelalterlichen deutschen Rechts auf die östlich von Deutschland liegenden Gebiet. Habilitationssschrift BGU Minsk 2015 (russisch mit einer deutschen Zusammenfassung)

Ostfalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter (im Gegensatz zu Westfalen und Engern) der östliche Teil des Siedlungsgebiets der Sachsen (in dem 11. Jahrhundert die Gegend um Hildesheim bis Magde­burg). Ihm entstammt der →Sachsenspiegel.

Lit.: Rosenstock, E., Ostfalens Rechtsliteratur, 1912; Meister, E., Ostfälische Gerichtsverfassung im Mittelalter, 1912; Ostfalen, hg. v. Stellmacher, D., 2005; Der Raum Ostfalen, hg. v. Föllner, U. u. a., 2015

Ostfriesland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.)

Lit.: His, R., Untersuchungen zu den älteren Rechtsquellen Ostfrieslands, ZRG GA 57 (1937), 58; Agena, G., Grundbesitz, Beispruch und Anerbenrecht in Ostfriesland, 1938; Engelberg, G., Ständerechte im Verfassungsstaat, 1979; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft, 1982; Kappelhoff, A., Die Münzen Ostfrieslands, 1982; Kappelhoff, B., Absolu­tistisches Regiment oder Ständeherrschaft?, 1982; Haefs, H., Ostfriesland, 2013 (Ortsnamen)

Ostgalizien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) →Galizien

Ostgötalagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Rechtsbuch des spätmittelalterlichen Rechtes der schwedi­schen Landschaft Östergötaland und angrenzender Gebiete (u. a. Öland). Es ist in zwei vollständigen Handschriften (1350, um 1600), einem Druck und verschiedenen Bruchstücken überliefert. Vielleicht wird es zwischen 1286 und 1303 aufgezeichnet. Es beginnt mit dem Christenrecht, dem anschließend Land­friedensrecht, Ehe­recht, Erbrecht, Verkehrs­recht, Verfahrensrecht und Dorfrecht folgen. Die Gesetzgebungs­tätigkeit des Königs ist jeweils unter Namensnennung verzeichnet. In der Mitte des 14. Jahrhunderts wird das Ostgötalagh in →Magnus Erikssons Landrecht (1347) verwertet. S. Google

Lit.: Westman, K., De svenska rättskällornas historia, 1912; Strauch, D., Das Ostgötenrecht, 1971; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500, 2011, 2. A. 2016

Ostgote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines Teiles des an der Völkerwanderung beteiligten germa­ni­schen Volkes der →Goten, das von 485 bis 555 Teile Italiens beherrscht. Vermutlich überliefert das (lat.) vielleicht nach König Theoderich dem Großen (493-526) benannte →Edictum (N.) Theoderici (um 500) Recht der Ostgoten und Römer. Hinweise auf ostgotisches Recht bieten auch die Variae (Verschiedenes) →Cassiodors und der so genannte Anonymus Valesianus. In dem Kampf um Rom (551) werden die Ostgoten bis 555 von dem oströ­mischen Kaiser Justinian (527-565) weitge­hend aufge­rieben.

Lit.: Köbler, DRG 80, 87; Pflugk-Harttung, J., Die Thronfolge im Reiche der Ostgoten, ZRG GA 10 (1889), 203; Amira, K./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Vismara, G., Edictum Theoderici, 1967, (in) Ius Romanum medici aevi I 2 b aa; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Köbler, G., Gotisches Wörterbuch, 1989; Stüven, A., Rechtliche Ausprägungen der civilitas im Ostgoten­reich, 1995; Vitiello, M., Momenti di Roma ostrogota, 2005; Kakridi, C., Cassiodors Variae – Literatur und Politik im ostgotischen Italien, 2005; Theoderich der Große und das gotische Königreich in Italien, hg.v. Wiemer, H., 2020

Ostgötenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Ostgötalagh

Ostkolonisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das ausgenommene Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Ostsiedlung

Ostmark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist zu verschiedenen Zeiten eine Bezeichnung für ein Grenzgebiet der Deutschen in dem Osten.

Lit.: Baltl/Kocher; Pfeifer, H., Die Ostmark, 1941

Ostpreußen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Ostpreuße und ostpreußisch - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Baltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das nach den baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bezeichnete Gebiet zwischen Weichselmündung und Memel­mün­dung sowie Ostsee. Über den die Ostsiedlung betreibenden →Deutschen Orden gelangt es 1618 in Personalunion an Brandenburg. 1701 wird es als einziges voll souveränes Land der Kurfürsten von →Brandenburg zu der Keim­zelle des Königreichs →Preußen, indem der Kurfürst sich selbst zu dem König in Preußen krönt. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird das Gebiet zu der Abgrenzung von dem von Polen er­langten Westpreußen als Ostpreußen benannt. 1945 bzw. 1990 kommt Ostpreußen in dem Norden an die Sowjetunion bzw. Russland, in dem Süden an Polen. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Merinlit, W., Die fridericianische Verwaltung in Ostpreußen, 1956; Klatt, R., Ostpreußen unter dem Reichskommissariat 1919/1920), 1958; Henning, F., Herrschaft und Bauern­untertänigkeit, 1964; Ost- und Westpreußen, bearb. v. Stüttgen, D., 1975; Ambrassat, A., Die Provinz Ostpreußen, 1988; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas – Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Groeben, K. v. d., Das Land Ostpreußen, 1993; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., 1994ff.; Kibelka, R., Ostpreußens Schicksalsjahre 1944-1948, 2000; Kossert, A., Ostpreußen, 2005; Lakowski, R., Ostpreußen 1944/45, 2016; Sakson, A., Von Memel bis Allenstein – Die heutigen Bewohner des ehemaligen Ostpreußens, 2016

ostracum, lat., N., Muschel, Gl, Orib. (um 325-um 403 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. gr. ὄστρακον (óstrakon), N., harte Schale (F.) (1) der Schnecken, Muschel; vgl. idg. *ost-, *ast-, *osti, *ostʰi, *ostr̥g, *ostr̥, *ostʰr̥g, *ostʰr̥, Sb., Knochen

Ostrakismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oder Scherbengericht ist die (vor allem) in Athen seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert (ca. 486 v. Chr.) nachweisbare Abstimmung der Bürger auf Tonscherben (Ostrakoi) über die zehnjährige Ver­bannung eines die politische Ordnung gefährdenden Bürgers (durch einfache Mehrheit bei mindestens 6000 Beteiligten).

Lit.: Ostrakismos-Testimonien I, hg. v. Siewert, P. u. a., 2002

Ostrom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichung für die östliche Hälfte des römischen Reiches (293/395) mit der Hauptstadt Konstantinopel (330) bzw. →Byzanz. 1453 wird das stetig verkleinerte oströmische Reich von den Türken (→Osmanen) erobert und als in dem osmanischen Reich aufgegangen betrachtet, wobei der Sultan erst 1606 zu der Anerkennung des westlichen Kaisertums und nur unter dem Vorbehalt des Vorrangs Byzanzs bereit ist. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 50, 76, 95; Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565-1453, bearb. v. Dölger, F., Teil 1f. 1924 f.; Thorau, P., Von Karl dem Großen zum Frieden von Zsitva Torok, (in) HZ 279 (2004), 289; Identität und Zugehörigkeit im Osten der griechisch-römischen Welt, hg. v. Coşkun, A. u. a., 2009; Ceccarelli Morolli, D., Il diritto dell’impero romano d’oriente, (in) kanonika 21 (2016) 1

Ostrowski, Teodor (1750-1802) wird nach dem Studium der Theologie in Warschau Geschichts- und Naturrechtsdozent an dem dortigen Adelskolleg. Er veröffentlicht 1784 ein eigenes Zivilrecht oder Sonderrecht der polnischen Nation, legt 1786 eine Übersetzung der strafrechtlichen Teile von →Blackstones Commentaries on the Law of England vor und beteiligt sich an den Vorbereitungen zu einem Gesetzbuch →Polens. S. Google

Lit.: Zdrójkowski, Z., Teodor Ostrowski, 1956

Ostsee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gewgenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das zwischen Deutschland, Polen, Russland, den baltischen Staaten und den skandinavischen Staaten liegende, in dem Mittelalter vor allem von der Hanse beherrschte Meer. S. Google

Lit.: Mare Balticum, hg. v. Paravicini, W., 1992; Geschichte und Perspektiven des Rechts im Ostseeraum, hg. v. Eckert, J. u. a., 2002; Witt, J., Die Ostsee, 2009; Recht und Wirtschaft in Stadt und Land, hg. v. Luts-Sootak, M. u. a., 2020

Ostsiedlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) oder Ostkolonisation ist die hochmittelalterliche Siedlungsbewegung der Deutschen zwischen Elbe und Weichsel. Sie beginnt in dem 12. Jahrhundert und führt etwa 400000 Menschen in die nach der Völkerwanderung von Slawen seit dem Frühmittelalter beherrschten Gebiete. Mit nach Osten genommen wird das deutsche (sächsische, lübische, magdeburgische) Recht. Eine wirt­schaftliche Folge der Osiedlung ist die Entstehung der →Gutsherrschaft. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 93; Kaindl, R., Zur Geschichte des deutschen Rechtes im Osten, ZRG GA 40 (1919), 275; Kötzschke, R./Ebert, W., Geschichte der ostdeutschen Kolonisation, 1937; Aubin, H., Zur Erforschung der deutschen Ostbewegung, 1939; Ost, H., Die zweite deutsche Ostsiedlung im Drage- und Klüddow­gebiet, 1939; Krannhals, D., Die Weichsel, 1942; Conrad, H., Die mittelalterliche Besiedlung des deutschen Ostens und das deutsche Recht, 1955; Urkunden und Quellen zur deutschen Ostsiedlung im Mittelalter, hg. v. Helbig, H. u. a., Bd. 1f. 1968ff.; Die Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, hg. v. Schlesinger, W., 1975; Higounet, C., Die deutsche Ostsiedlung, 1986; Dralle, L., Die Deutschen in Ostmittel- und Osteuropa, 1991; Schulze, H., Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter, 2003; Ludwig, C., Die nationalpolitische Bedeutung der Ostsiedlung in der Weimarer Republik, 2004; Die bäuerliche Ostsiedlung des Mit­tel­alters in Nordostdeutschland, hg. v. Biermann, F. u. a., 2005; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008

Ostverträge (Wort Ostvertrag in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.Pl.) sind die seit 1970 von der sozialliberalen Regierung der Bundes­republik Deutschland mit osteuropäischen Staaten abgeschlossenen, dem Ausgleich dienenden Verträge (12. 8. 1970/23. 5. 1972 Moskauer Vertrag mit der →Sowjet­union, 7. 12. 1970 Warschauer Vertrag mit →Polen, 21. 12. 1972/6. 6. 1973 Grundlagenvertrag mit der →Deutschen Demokratischen Republik, 1974 Vertrag mit der →Tschechoslowakei, 9. 10. 1975/12. 3. 1976 Rentenvereinbarung mit →Polen).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 246

Oswald von Wolkenstein (Südtirol 1376/1377-Meran 2. 8. 1445) ist ein in fast tausend Urkunden bezeugter adeliger Liederdichter. S. Google

Lit.: Oswald von Wolkenstein im Kontext der Liedkunst seiner Zeit, hg. v. Bennewitz, I./Brunner, H., 2013

Öttingen →Oettingen (Grafschaft)

Otto I. →Ottone

Otto Papiensis ist ein in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Bologna als Schüler des Placentinus und Lehrer des Karolus de Tocco wirkender Glossator (Glossen, Dis­tinktionen, vielleicht Brocardica, Olim qui­dam edebatur, Einst wurde ausgegeben). S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 238

Otto IV. s. Google

Lit.: Otto IV. - Traum vom welfischen Kaisertum, hg. v. Hucker, B. u. a., 2009

Ottobeuren

Lit.: Die Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren 764-1460, bearb. v. Hoffmann, H., 1991

Ottokar II. von Böhmen s. Böhmen

Ottone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Liudolfinger) ist der Angehörige des frühmittelalterlichen, aus Sachsen kommen­den, durch den Leitnamen Otto gekennzeichneten deutschen Herrscherge­schlechts (919-1024, Heinrich I. 919-936, Otto I. 936-973, Otto II. 961-983, Otto III. 983-1002, Heinrich II. 1002-1024). Sein bedeutendster Vertreter ist Otto I. (der Große, Wallhausen bei Sangerhausen 23. 11. 912-Memleben bei Naumburg 7. 5. 973, König 936). Mit ihm verbindet sich das wohl bereits ältere, karolingische Vorstellungen fortfüh­rende, ottonische (ottonisch-sali­sche) →Reichs­kir­chensystem, nach dem der König die ihm wegen des Fehlens der Erblichkeit kirchlicher Ämter für die Ausübung von Herrschaft vorteilhaft erscheinende Reichs­kir­che zu der Ausführung weltlicher Herrschaftsaufgaben verwendet (Beleh­nung von Bischöfen mit Graf­schaften) und mit der dafür nötigen Personenauswahl in die inneren Angelegen­heiten der Kirche eingreift. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 76, 85; Santifaller, L., Zur Geschichte des ottonisch-salischen Reichskirchensystems, 1954, 2. A. 1964; Wenskus, R., Studien zur historisch-politischen Gedankenwelt Bruns von Querfurt, 1956; Wolf, G., Über die Hintergründe der Erhebung Liudolfs von Schwaben, ZRG GA 80 (1963), 315; Schmid, K., Die Thronfolge Ottos des Großen, ZRG GA 81 (1964), 80; Bornscheuer, L., Miseriae regum, 1968; Otto der Große, hg. v. Zimmermann, H., 1976; Beumann, H., Die Ottonen, 1987, 5. A. 2000; Fried, J., Otto III. und Boleslav Chrobry, 1989; Hlawitschka, E., Der Thronwechsel des Jahres 1002 und die Konradiner, ZRG GA 110 (1993), 149; Görich, K., Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, 1993; Althoff, G., Otto III., 1996; Herrschaftsrepräsenta­tion im ottonischen Sachsen, hg. v. Althoff, G. u. a., 1998; Eickhoff, E., Kaiser Otto III., 1999; Althoff, G., Die Ottonen, 2000, 2. A. 2005; Bührer-Thierry, G., Évêques et pouvoir dans le royaume de Germanie, 1997; Keller, H., Die Ottonen, 2001; Laudage, J., Otto der Große, 2001, 2. A. 2009; Ottonische Neuanfänge, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2001; Keller, H., Ottonische Königsherrschaft, 2002; Körntgen, L., Ottonen und Salier, 2002, 2. A. 2008, 3. A. 2010, 4. A. 2014; Giese, W., Heinrich I., 2008; Keller, H./Althoff, G., Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen 888-1024, 2008; Becher, M., Otto der Große, 2012; Otto der Große und das römische Reich, hg. v. Puhle, M. u. a., 2012; Maclean, S., Ottonian Queenship, 2017

OVG →Oberverwaltungsgericht

Oxford (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an der Themse, vielleicht in dem 8. Jahrhundert begründet, 912 erstmals erwähnt, ist seit dem 12. Jahrhundert Sitz der ältesten englischen Universität (nach 1139). Von seinen in der Gegenwart etwa 45 Colleges ist das Merton College (1264) das älteste, das Christ Church College das größte. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 100; Leef, G., Paris und Oxford, 1963; Cobban, A., The Medieval English Universities, 1988; The History of the University of Oxford, Bd. 1ff. 1984ff.; Sager, P., Oxford and Cambridge, 2003; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 156; Ark of Civilization – Refugee Scholars and Oxford University 1930-1945, hg. v. Crawford, S. u. a., 2017

P

Paar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – ausgenommen Adjektiv – 13. Jahrhundert [Der Wartburgkrieg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1357/1358 [Nürnberg/Pitz, Schriftwesen 191] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische (pār) des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Zweiergleichheit

Paarformel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zweigliederige, zu einer Einheit verknüpfte Sprachformel, die durch Stabreim, Endreim, Rhythmus und andere sprachliche Mittel verstärkt sein kann (beispielsweise Haus und Hof, Gut und Blut, Mund und Halm). Nach Jakob →Grimm gehört die Paarformel zu den ältesten Schichten der von Anfang an poetisch gehaltenen Rechts­sprache. Dies lässt sich bei genauerer Untersuchung nicht als zutreffend erweisen. Vielmehr sind viele Paarformeln erst spät und nicht häufig belegt und nicht besonders bedeutsam. Der Gesamtbestand beruht vermutlich auf sehr unterschied­licher Herkunft. In der wissenschaftlichen Rechtssprache ist die Paarformel selten.

Lit.: Grimm, J., Von der Poesie im Recht, (in) Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft 2 (1816), 25; Dilcher, G., Paarformeln, 1961; Matzinger-Pfister, P., Paarformel, Synonymik und zweisprachiges Wortpaar, 1972; Baum, B., Der Stabreim im Recht, 1986; Thielert, F., Paarformeln in mittelalterlichen Stadtrechtstexten, 2016 (Diss. Bochum 2015)

Pacem in terris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Friede auf Erden) ist der Name einer Enzyklika Papst Johannes‘ XXIII von dem 11. 4. 1963, die alle Menschen guten Willens zu Abrüstung und Atomwaffenverbot auffordert.

Lit.: Die Friedensenzyklika Papst Johannes‘ XXIII, eingeführt und kommentiert v. Utz, A., 1963

Pacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 867 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 867 [Sankt Gallen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Pachtvertrag 1784/1794, zu lat. pactum [N.] Vereinbarung) ist der gegenseitige Vertrag, in dem sich der eine Teil (Verpächter) verpflichtet, dem anderen Teil (Pächter) den Gebrauch des gepachteten Gegenstands und den Genuss der Früchte, soweit sie nach den Regeln einer ordnungsgemäßen Wirtschaft als Ertrag anzusehen sind, während der Pachtzeit zu gestatten, und der andere Teil sich verpflichtet, den vereinbarten Pachtzins zu zahlen. Die Pacht ist den Römern als Fall der (lat.) locatio (F.) conductio rei bekannt. Ihr entsprechen in dem Frühmittelalter in dem Ergebnis die verschiedenen Formen der (bäuerlichen) →Leihe von Grundstücken. Seit dem 13./14. Jahrhundert finden sich immer mehr freie Landpachtverhältnisse unter unterschiedlichen Bezeichnungen. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird sachlich auch die Pacht aufgenommen. Seit dem 16. Jahrhundert setzt sich dabei die Bezeichnung Pacht durch. Zeitweise wird dann die Pacht als dingliches Recht angesehen. Sonderfälle sind Landpacht und Jagdpacht. S. Google

Lit.: Kaser § 42 I II; Söllner § 9; Hübner 582; Kroeschell, DRG 2, 139; Köbler, DRG 127; Brünneck v., Zur Geschichte der Miete und Pacht, ZRG GA 1 (1880), 138; Scherner, K., Zur Pacht im Frankenspiegel, (in) FS J. Bärmann, Bd. 2 1967, 208; Prenzel, G., Über die Pacht im antiken hebräischen Recht, 1971; Schubert, W., Zur Entwicklung und Reform des Landpachtrechts, ZRG GA 108 (1991), 237; Fiori, R., La definizione della locatio conductio, 1999; Hackenberg, M., Die Verpachtung von Zöllen und Steuern, 2002; Danneborn, W., Römische Emphytheuse und deutsche Erbleihe, 2003; Harke, J., Locatio conductio, Kolonat, Pacht, Landpacht, 2005; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Ries, G., Die neubabylonischen Bodenpachtformulare, 2020

pachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341 [Ennen, QKöln I 18] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) durch Vertrag gegen Entgelt nutzen

Pachtvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1788 in DRW-Archiv [Thomas, FuldPr.R. I 257] in 28 Archivzetteln und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), Vertrag über die Pacht einer Sache gegen Entgelt

pacīscere, lat., V., einen Vertrag festmachen, einen Vergleich festmachen; Hw.: s. pacīscī, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā̆k̑-, *pā̆g̑-, V., festmachen

Pacta (N.Pl.) sunt servanda (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Verträge sind zu halten) ist der in dem mittelalterlichen Kirchenrecht formu­lierte Rechtssatz, nach dem Verträge grundsätzlich zu halten sind. Demge­genüber geht das römische Recht anfangs davon aus, dass aus einem einfachen Vertrag grundsätzlich nicht geklagt werden kann (lat. ex nudo pacto actio non oritur, aus einer bloßen Vereinbarung entsteht kein Klaganspruch). Allerdings mehren sich bereits in dem Altertum die hiergegen zugelassenen Ausnahmen. Die Kirche zieht dagegen schon früh den Standpunkt vor, dass ein gegebenes Wort nur unter besonderen Voraussetzungen nicht einge­halten zu werden brauche, so dass man auch aus einem einfachen Verspre­chen klagen können müsse. Seit der frühen Neuzeit setzt sich der kirchliche Standpunkt gegenüber dem römischen Grundsatz durch. Dem pflichten auch die Vertreter naturrechtlicher Überle­gungen bei. S. Google

Lit.: Söllner § 9; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 126; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-223, Digesten 2, 14, 7 § 7, vgl. Gregor IX., um 1170-1241, Dekretalen, 1, 35, 1 Summarium); Dilcher, H., Der Typenzwang im mittelalterlichen Vertragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 270; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975, 100; Feenstra, R./Ahsmann, M., Contract, 1980; Macedo Weiß, P., Pacta sunt servanda im Verwaltungsvertrag, 1999

pactio, pacio, lat., F., Übereinkommen, Abkommen, Verabredung, Ausbedingung, Vertrag, Abrede, Vereinbarung, Vergleich, Kapitulation, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. pacīscere, pacīscī

Lit.: Söllner §§ 9, 18; Leisching, P., Die Ehe als pactio und societas, (in) FS W. Plöchl, 1977, 117

pactum, lat., N.: nhd. Vertrag, Übereinkunft, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā̆k̑-, *pā̆g̑-, V., festmachen

Pactum (lat. [N.], um 450 v. Chr.) ist seit dem römischen Recht eine Bezeichnung für die formlose, keinem anerkannten Typ entsprechende und deswegen als solche nicht einklagbare, aber gegebenenfalls einredeweise geltend mach­bare Vereinbarung (pactum nudum, bloße Verein­barung), für die allgemeine Regeln erst später entwickelt werden. Pactum adiectum ist die (formlose) Nebenvereinbarung. →pacta sunt servanda

Lit.: Kaser §§ 5 II, 38 III, 52 II 1, 53 I 3a; Söllner §§ 8, 9, 18; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 43, 62, 126, 163; Thorsch, E., Das pactum reservati domini – Der Eigenthumsvorbehalt 1875, Neudruck 2020; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Hohlweck, M., Nebenabreden: pacta, 1996; Pacte, convention, contrat, hg. v. Dufour, A., 1998

pactum (N.) adiectum (lat.) Nebenabrede

Lit.: Kaser §§ 33 IV 3, 38; Hohlweck, M., Nebenabreden: pacta, 1996

pactum (N.) de non petendo (lat.) (formloser) Erlass bzw. Abrede, eine Erfüllung einer Schuld nicht zu begehren

Lit.: Kaser §§ 53 II 3b, 56; Söllner §§ 9, 18

pactum (N.) fiduciae (lat.) Treuabrede, welche die Wirkungen eines an sich weiterreichenden Geschäfts einschränkt

Lit.: Kaser § 24 II 2, 31

Pactum (N.) legitimum ist die jüngere Bezeichnung für das von Justinian (527-565) klagbar gemachte unentgeltliche Leis­tungsver­sprechen (Mitgift, Schen­kung).

Lit.: Kaser §§ 38 II 1, 47, 59

Pactum (lat. [N.]) mutuae successionis (Abrede über die gegenseitige Erbfolge) ist der nach dem Tode des kinderlosen letzten Habsburgers der spanischen Linie (Karl II. 1700) 1703 zwischen Kaiser Leopold I. und seinen Söhnen Joseph (I.) und Karl (VI.) geschlossene, zunächst geheim gehaltene Hausvertrag, in dem Leopold und Joseph zu Gunsten Karls auf das Erbe der spanischen Linie Habsburgs verzichten. Nachdem Joseph 1711 unter Hinterlassung zweier Töchter verstirbt, ist Karl der letzte männliche Habsburger. Deswegen wird an dem 19. April 1713 vor einigen geheimen Räten der Inhalt des pactum verlesen. Nach ihm sollten die Länder untrennbar und unteilbar sein. Außerdem sollte bei dem Tode des letzten männlichen Habsburgers (Karl) die weibliche Erbfolge seiner Töchter (u. a. Maria Theresia) eintreten. Zwischen 1720 und 1725 erreicht Karl VI. die Anerkennung des (bloßen) Hausgesetzes durch die Länder und Herrschaften, zwischen 1725 und 1735 der europäischen Mächte einschließlich des Reichstags. S. Google

Lit.: Die Pragmatische Sanktion, hg. v. Turba, G., 1913, 30

pactus (lat. [M.] eine Nebenform zu pactum) Vereinbarung

Pactus (M.) Alamannorum (lat., Vereinbarung der Alemannen) ist die bruchstückhaft überlieferte (älteste) Fassung des alemannischen Volksrechts von etwa 600 n. Chr., dem zu Beginn des 8. Jahrhunderts die (lat.) Lex (F.) Alamannorum (Recht der Alemannen) nachfolgt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler DRG 81; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Schott, C., Wie alemannisch sind Pactus und Lex Alamannorum, (in) Antike im Mittelalter, hg. v. Brather, S. u. a., 2014, 167; Schwab, V., Volkssprachige Wörter in Pactus und Lex Alamannorum, 2017

Pactus (M.) legis Salicae (Vereinbarung des salfränkischen Rechtes) ist die älteste, 65 Titel enthaltende Fassung der Lex Salica (507/511?).

Lit.: Köbler, DRG 80, 84; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Francorum, 1979

Pactus (M.) pro tenore pacis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Vereinbarung über den Lauf des Friedens) ist das der (lat.) Lex (F.) Salica angefügte merowingische Kapitular vermutlich der merowingischen Könige Childebert I. und Chlothar I. betref­fend die Verfolgung von Unrechtser­folgen. S. Google

Lit.: Capitularia regum Francorum, hg. v. Boretius, A., 1883, 3; Rietschel, S., Der Pactus pro tenore pacis, ZRG GA 27 (1906), 253; Brunner, H., Über das Alter der Lex Salica und des Pactus pro tenore pacis, ZRG GA 29 (1908), 136; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Woll, I., Untersuchungen zu Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien, 1995

Paderborn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an den Quellen der Pader ist wahrscheinlich seit 800 Sitz eines Bischofs. Von 1614 bis 1819 ist es Sitz einer Universität. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des Fürstbistums Paderborn, 1911; Honselmann, K., Von der carta zur Siegelurkunde, 1939; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325 (Westfälisches Urkundenbuch 9); Bannasch, H., Das Bistum Paderborn unter den Bischöfen Rethar und Meinwerk (983-1036), 1972; Balzer, M., Untersuchungen zur Geschichte des Grundbesitzes in der Paderborner Feldmark, 1977; Brandt, H. u. a., Das Erzbistum Paderborn, 1989; Das Hochstift Paderborn, hg. v. Drewes, J., 1997; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a., Bd. 1ff. 1999; Brandt, H. u. a., Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2001; Archäologie als Quelle der Stadtgeschichte, hg. v. Kroker, M. u. a., 2009; Ströhmer, M., Jurisdiktionsökonomie im Fürstbistum Paderborn – Institutionen – Ressourcen – Transaktionen (1650-1800), 2013; Die Academia Theodoriana, hg. v. Schlochtern, Josef Meyer zu, 2014; Süß, T., Partikularer Zivilprozess und territoriale Gerichtsverfassung – Das weltliche Hofgericht in Paderborn und seine Ordnungen 1587-1720, 2017

Padua (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) westlich Venedigs, seit 1164 Stadtkommune, ist seit 1222 Sitz einer von Bologna abgespalteten Universität. 1405 fällt es an Venedig, 1797 mit diesem an →Österreich und 1866 an →Italien.

Lit.: Belloni, A., Professori giuristi a Padova nel secolo XV, 1986; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 33; Tjarks, S., Das venezianische Stadtrecht Paduas von 1420, 2012

paenitentia, poenitentia, lat., F., Reue, Verschämtheit, Publil. (1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. paenitēre; Lit.: Riechelmann, A., Paenitentia, 2005

Paenitentiale (N.) Cummeani (Bußbuch Cummeans) ist die in Irland vielleicht in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts von dem Mönch Cummean verfasste Sammlung von Bußsätzen. S. Google

Lit.: Körntgen, L., Studien zu den Quellen der frühmittelalterlichen Bußbücher, 1993; Kottje, R., Das älteste Zeugnis für das Paenitentiale Cummeani, (in) DA 61 (2005), 585; Medieval church law and the origins of the Western Legal Tradition, hg. v. Pennington, K. u. a., 2006; Meens, R., Penance in medieval Europe 600-1200, 2014

Paenitentiale (N.) Theodori (lat., Bußbuch Theoodors) ist die in verschiedenen Fassungen verbreitete Sammlung von Bußsätzen, die dem in Kilikien geborenen Erzbischof Theodor von Canterbury (669-690) zugeschrieben wird. S. Google

Lit.: Finsterwalder, P., Die Canones Theodori Cantuariensis, 1929; Kottje, R., Überlieferung und Rezeption der irischen Bußbücher, (in) Die Iren in Europa, hg. v. Löwe, H., 1982, 519; Payer, P., Sex and the Penitentials, 1984; Meens, R., Penance in medieval Europe 600-1200, 2014

paenitentialis, paenitentiālis, lat.?, Adj., zur Reue gehörig, Reue..., Inschr. (6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. paenitentia, paenitēre

paenitere, paenitēre, poenitēre, lat., V., Reue verursachen, reuen, leid tun, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pēi-, *pē-, *pī-, *peiə-, V., weh tun, beschädigen, schmähen

pagus, pāgus, lat., M., Dorffriede, Dorf, Dorfgemeinde, Bezirk, Gau, Kanton, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā̆k̑-, *pā̆g̑-, V., festmachen

Pair (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576? [Jones, LexFrenchBorrow, 476 oder 1610?, Hegel, PolitSchr. 340 1797/1800] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, franz. [M.]) Mitglied des Hochadels in Frankreich und England, Standesgenosse

Lit.: Mayer, E., Pairs, ZRG GA 41 (1920), 376

Pairsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelba über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. iudicum [N.] parium) ist seit dem Mittelalter (Frankreich 12. Jahrhundert) das →Ebenbürtigkeit voraussetzende Gericht der Standesgenossen. S. Google, →Magna Charta libertatum

Lit.: Köbler, DRG 110, 120; Buchner, M., Die Entstehung der Erzämter, 1911; Mayer, E., Pairs, ZRG GA 41 (1920), 376

paläo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. als Präf. verwendet) alt

Paläographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie zu Anfang 19. Jahrhundert aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wissenschaft der älteren Handschriften

Lit.: Prou, M., Manuel de paléographie latine et française, 1890; Foerster, H., Abriss der lateinischen Paläographie, 1949, 2. A. 1963, 3. A. 2004; Bischoff, B., Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters, 1979, 4. A. 2009; Mazal, O., Lehrbuch der Handschriftenkunde, 1986; Hoffmann, H., Bernhard Bischoff und die Paläographie des 9. Jahrhunderts, (in) DA 55 (1999), 549; Schneider, K., Paläographie und Handschriftenkunde für Germa­nisten, 1999; Eckhardt, H. u. a., Paläographie - Aktenkunde - Archivalische Text­sorten, 2005; Beck, F. u. a., Die lateinische Schrift, 2007, 2.A.2009, 3. A. 2014

Palatinus, Palātīnus (1), Pallātīnus, lat., M.=ON, Palatin (ein Hügel Roms), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unbekannt; vielleicht von palātum

Palatinus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Hügel in Rom, auf dem der römische Prinzeps Augustus (44 v.-14 n. Chr.) und viele seiner Nachfolger ihren Sitz nehmen. →Pfalz

Lit.: Haugwitz, E. Graf v., Der Palatin, 1901; Brühl, C., Palatium, Bd. 1ff. 1975ff.; Palast und Stadt im severischen Rom, hg. v. Sojc, N., 2013

palatium, palātium, pallātium, lat., N., Palatin, Palast, Kaiserschloss, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Palātīnus (1) (lat. [N.] um 235-200 v. Chr.) Palast, Pfalz, vielleicht von palātum?

Lit.: Brühl, C., Palatium und civitas, 1975; Palast und Stadt im severischen Rom, hg. v. Sojc, N., 2013

Palermo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) in Nordsizilien wird als Panormus von den Puniern gegründet. 254 v. Chr. fällt es an die Römer, 831 n. Chr. an die Sarazenen, 1072 an die Normannen. Unter den Bourbonen erhält es 1781 eine Universität. 1861 kommt Palermo zu Italien. →Panormitanus

Palimpsest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus Bestandteilen des Griechischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. N.) (wegen des Wertes des Beschreibstoffs nach Beschreiben und meist Zeitablauf von Benutzung) Wiederabgeschabtes (und erneut beschriebenes Pergament)

Lit.: Hoeflich, M., Law beyond Byzantium, ZRG GA 104 (1987), 261; Early Medieval Palimpsests, hg. v. Declercq, G., 2007

pallium, palleum, lat., N., Hülle, Bettdecke, Gewand, Verhüllung, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pel- (3b), *pelə-, *plē-, V., Sb., verdecken, verhüllen, Haut, Fell, Tuch, Kleid

Pallium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1367 [MagdeburgUB. I 311] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein in dem 3. oder 4. Jahrhundert seitens der Kirche von höheren Amtsträgern der Römer übernommenes, um die Schultern auf den Ornat gelegtes Amtszeichen von Päpsten und Erzbischöfen sowie später auch von Kaisern. S. Google

Lit.: Nersinger, U., Liturgien und Zeremonien am päpstlichen Hof, Band 1f. 2010f.

pandectes, pandectēs, lat., M., alles in sich Enthaltender, Allumfassender, schriftliche Sammlung, Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πανδέκτης (pandéktēs), M., alles in sich Enthaltender, Allumfassender; vgl. gr. παν- (pan-), Adj., Präf., alles; vgl. idg. *k̑eu- (1), *k̑eu̯ə-, *k̑ū-, *k̑u̯ā-, V., Sb., Adj., schwellen, wölben, höhlen, Schwellung, Wölbung, Höhlung, hohl, s. gr. δέχεσθαι (déchesthai), V., annehmen, hinnehmen, erwarten; idg. *dek̑- (1), V., nehmen, aufnehmen, begrüßen, sich schicken, ziemen, lehren, lernen

Pandekten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1792 [Westphal] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., Allesumfassendes) ist der griechische Name der →Digesten Justinians von 530/533. S. Google

Lit.: Kaser; Söllner § 22; Köbler, DRG 50, 53, 80; Glück, C., Ausführliche Erläuterung der Pandekten, Bd. 1ff. 1797ff.; Bluhme, F., Die Ordnung der Fragmente in den Pandektentiteln, (in) Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft 4 (1818), 257; Bekker, E., System des heutigen Pandektenrechts, Bd. 1f. 1886ff., Neudruck 1978; Windscheid, B., Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 1ff. 1862ff., 7. A. 1891; Bauer, A., Libri Pandectarum, Bd. 1 2005; Troje, H., Crisis digestorum. Studien zur historia pandectarum, 2011

Pandektensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die (moderne) systematische Gliederung des Privatrechts (der rö­mischen, [aber] naturrechtlich geordne­ten Pandekten) in grundsätzlich fünf Teile. Das Pandektensystem geht von dem von dem Rechtskundigen Gaius um 160 n. Chr. verwendeten Institutionensystem (Personen, Sachen, Klagansprüche) aus, fasst bestimmte allgemeine Begriffe mit dem Personenrecht zu einem allgemeinen Teil zusammen und verselbständigt die schlecht einzugliedernden und bei Gaius noch nicht als selbständig verwendeten Materien des Familienrechts und des Erbrechts. Es wird auf Grund des naturrechtlichen Systemden­kens (→Pufen­dorf, Dabelow, Nettelbladt) von Gustav →Hugo (Institutionen des heutigen römischen Rechtes, 1789) ange­regt, aber wieder aufgegeben, von Georg Arnold Heise in seinem Grundriss des Systems des gemeinen Zivil­rechts zum Behuf von Pandekten­vor­lesungen (1807) ausgeführt, durch →Savigny, der ihm in seiner Pandek­tenvorlesung folgt und es begründet, allgemein verbreitet und als erstem Gesetz in dem privatrechtlichen Gesetzbuch für den Kanton Zürich von 1853ff. und danach in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) sowie anschließend in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 aufgenom­men. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 206; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1979; Björne, L., Deutsche Rechtssysteme, 1984

Pandektenwissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) →Pandektistik

Pandektist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und wohl 1800 bei Theodor K. Hartleben sowie 1808 bei Gustav Hugo als Fachberufsbezeichnung verwendet, M., s. Google) Wissenschaftler der Pandektistik

Pandektistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie 1912 aus dem Lateinischen und Grechischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Pandektenwissenschaft) ist die Wissenschaft des den Pandekten ent­nom­menen römischen Privatrechts in dem 19. Jahrhundert. Ihre Grundgedanken finden sich bei →Savigny (Privatautonomie [Kant], Grund­sätze, widerspruchsfreies System, Vorrang der Wissenschaft). Das Hauptwerk stammt von Georg Friedrich →Puchta (1798-1846), der darin eine zusammenfassende Darstellung der gesamten Regeln des Privatrechts auf der Grundlage auch der nichtrömischen Quellenbereiche als dem Gegenstand nicht angemessen ablehnt. Ungeklärt ist die Frage, ob die Pandektistik eher der Beibehaltung des Überkommenen gedient hat oder der freiheitlichen Veränderung. Die Pandektistik wirkt sich auch auf die Schweiz, Österreich und England aus. Mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches (1896/1900) verliert sie an Bedeutung gegenüber Gesetzespositivis­mus und Zweckjurisprudenz. Das in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegte Wort Pandektist soll 1800 bei Theodor K. Hartleben und 1808 bei Gustav Hugo als Fachberufsbezeichnung verwendet worden sein. S. Google

Lit.: Kaser § 1 III 3; Söllner §§ 3, 25; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 186, 188, 205; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Wieacker, F., Industriegesellschaft und Privatrechtsordnung, 1974; Wissenschaft und Kodifi­kation im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1979; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Polay, E., Ursprung, Entwicklung und Untergang der Pandektistik, 1981; Brauneder, W., Privatrechtsfortbildung durch Juristenrecht, (in) ZNR 1983, 22; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984; Wagner, H., Die politische Pandektistik, 1985; Haferkamp, H., Georg Friedrich Puchta und die „Begriffsjurisprudenz“, 2004; Vano, C., Der Gaius der Historischen Rechtsschule, 2008; Wie pandektistisch war die Pandektistik?, hg. v. Haferkamp, H. u. a. 2017; Haferkamp, H., Die Historische Rechtsschule, 2017; Moriya, K., Pandektenwissenschaft und ihre historischen Hintergründe, ZRG GA 136 (2019), 368

Paneuropa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Ganzeuropa) ist der Name einer in Wien 1923 von Richard Couden­hove-Kalergi begründeten Bewegung zu der friedlichen Vereinigung aller europäischen Demokratien. Sie nimmt gedanklich die europäischen Gemeinschaften der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in gewisser Weise voraus. S. Google

Lit.: Coudenhove-Kalergi, Paneuropa, 1923; Zie­ger­hofer-Pretterthaler, A., Bot­schaf­ter Europas, 2004; Ziegerhofer, A., Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi und Paneuropa, (in) Europa – Utopie – Vision, 2019

panis, pānis, lat., M., Brot, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh-, *pah-, V., füttern, nähren, weiden

Panisbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1548 [Bonelli, Panisbriefe Beil. 56] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das sachlich seit dem 14. Jahrhundert (21. 1. 1360) nachweisbare Schreiben, in dem der Kaiser des Heiligen römischen Reiches einem Laien das Recht verleiht, lebens­länglich von einer kirchlichen Anstalt mit Unterhaltsleistungen versorgt zu werden. S. Google

Lit.: Hirschmann, H., Vom kaiserlichen Recht der Panisbriefe, Diss. jur. Marburg 1973; Dickel, G., Das kaiserliche Reservatrecht der Panisbriefe auf Laienherrenpfründen, 1985 (Habilitationsschrift); Kremer, B., Die Diskussion um die geistlichen Rechte des Kaisers im 18. Jahrhundert, (in) ZRG KA 86 (2000), 446ff.; Gnant, C., Die Panisbriefe Josephs II., 2000 (ungedruckte Diplomarbeit Wien)

Pankarte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] pancarta) ist nach spätantiken Ansätzen seit der Mitte des 9. Jahrhunderts die frühmittelalterliche Urkunde, mit der nach Verlust von Urkunden allgemein der bisherige Besitzstand bestätigt wird. S. Google

Lit.: Zeumer, K., Über den Ersatz verlorener Urkunden im fränkischen Reiche, ZRG GA 1 (1880), 89

Pannonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das zwischen Alpen, Donau und Save gelegene, 14-9 v. Chr. von den Römern unterworfene Gebiet, das in der Völkerwanderung zunächst von germanischen Stämmen, danach von Awaren bzw. →Ungarn erobert wird. S. Google

Lit.: Kovács, P., A History of Pannonia in the Late Roman Period I (284-363 AD), 2016

Pannonius, lat., M., Pannonier, Vell. (um 20 v. Chr.-30 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft ungeklärt?

Panormitanus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [Adj.]) von Palermo, Palermo betreffend →Nikolaus de Tudeschis

papa, pāpa, pappa, lat., F., dicker Brei; Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pappa, *papa, M., Vater, Speise

Papianus, Papian (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist eine ältere, auf einem Missverständnis der Zusammengehörigkeit von Stücken von Handschriften beruhende Bezeichnung der →Lex Romana Burgun­dio­num.

Lit.: Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechts, 1953, 525, Neudruck 2000

Papier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1374 [AardenburgRbr. 308] belegt aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie mittelbar aus dem Ägyptischen [den Pharao betreffend] aufgenommen, N.) ist ein Beschreibstoff, für den Funde in China auf 140 v. Chr. datiert werden können und für den Xu Shen um 100 n. Chr. die Herstellung aus Seidenabfällen beschreibt, dessen Erfindung um 105 n. Chr. aber dem kaiserlichen Beamten für die Fertigung von Waffen und Geräten Ts’ai Lun zugeschrieben wird. Dabei werden Seidenabfälle mit Hanf, alten Lumpen, Fischernetzen, Baumrinde oder Maulbeeerbaumbast gemischt, zerstampft, gekocht, gewässert und in einzelnen Lagen mit einem Sieb abgeschöpft, getrocknet, gepresst und geglättet. Über die Araber gelangt das Papier seit dem 11. Jahrhundert nach Europa, wo in Sizilien 1109 das älteste auf Papier geschriebene Schriftstück und in Spanien 1151 das älteste erhaltene christliche Buch aus handgeschöpftem Papier (so genanntes Missale von Silos) hergestellt und als eisenbewehrte Lumpenstampfwerke gestaltete Wassermühlen 1282 bezeugt werden (1389/1390 Gleismühl Ulman Stromers bei Nürnberg). Seitdem verdrängt das Papier zunehmend das aus Tierhaut gewonnene Pergament und bleibt wichtigster Beschreibstoff auch nach Erfindung des Buchdrucks und der digitalen Elektronik. S. Google

Lit.: Asunción, J., Das Papierhandwerk, 2002; Tschudin, P., Grundzüge der Papiergeschichte, 2007; Bartels, K., Papierherstellung in Deutschland, 2011

Papinianus, Aemilius (Afrika? um 150-Rom 212), vielleicht Schüler und Nachfolger (als lat. advocatus [M.] fisci) des Cervidius Scaevola, wird unter dem mit ihm eng befreundeten Kaiser Septimius Severus (193-211) (lat.) assessor (M.) der Gardepräfekten, Leiter einer kaiserlichen Kanzlei (lat. magister [M.] libellorum) und (203-212) Gardepräfekt (mit Paulus und Ulpian als Assessoren). Seine bedeu­tendsten Werke sind 37 Bücher (lat.) quaestionum (Fragen, vor 208) und 19 Bücher (lat.) responsorum (Antworten, 204-212), die durch Kürze, Scharfsin­nigkeit und Eigenständigkeit ausge­zeichnet sind. 212 wird Papinianus von Kaiser Caracalla wegen des Hinweises, ein Bruder­mord lasse sich leichter begehen als recht­fer­tigen, hingerichtet. Nach dem Zi­tier­­gesetz von 426 soll bei Stimmengleichheit der sog. Zitierjuristen Papinianus den Ausschlag geben. In den Digesten stehen (mehr als 600) Auszüge aus Schriften des Papinianus so, dass sie den Auszubildenden des dritten Jahrgangs treffen. S. Google

Lit.: Söllner §§ 5, 16, 19; Köbler, DRG 30, 52; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 224; Argumenta Papiniani, hg. v. Harke, J., 2013

Papirius ist der römische Oberpriester (lat. [M.] pontifex), der an dem Ende des 6. Jahrhunderts zweifelhafte Kö­nigs­gesetze als (lat.) ius (N.) Papirianum (Recht des Papirius) veröffentlicht haben soll, von dem aber sonst nichts bekannt ist. S. Google

Lit.: Söllner § 5; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

Papirius, Iustus, ist der römische Rechtskundige der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., der Entscheidungen, Antworten, Dienstanwei­sungen und Festsetzungen (Konstitutionen) der Kaiser in 20 Büchern gesammelt haben soll, von denen 18 Bruchstücke in den Digesten aufgenommen sind. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 31; Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 4 1975, 493

Pappenheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Pappenheimer - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Pappenheimer - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein Ort an der Altmühl südlich Nürnbergs, nach dessen Burg sich ein Geschlecht nennt, dem wegen seiner Verdiente in Italien 1193 das Amt des Reichsmarschalls des Heiligen römischen Reiches erblich verliehen wird. Seine Güter werden in dem frühen 13. Jahrhundert unter Mitwirkung der Verwaltung der staufischen Herrscher in dem ersten Urbar in deutscher Sprache verzeichnet. In dem 16. Jahrhundert gehört das Geschlecht der Reichsrittterschaft in Schwaben an. Die Wendung Friedrichs Schillers in dem Theaterstück Wallenstein (Daran erkenn‘ ich meine Pappenheimer) bezieht sich auf das Regiment des Grafen Gottfried Heinrich zu Pappenheim (1594-1632). S. Google

Lit.: Regesten der frühen Pappenheimer Marschälle vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, bearb. v. Pappenheim, Haupt zu, 1927; Kraft, W., Das Urbar der Reichsmarschälle von Pappenheim, 1929; Stadler, B., Pappenheim und die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, 1991

Papst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen erschließbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht der Träger der obersten Gewalt der Kirche mit Sitz in dem Vatikan in Rom (Heiliger Stuhl). Der Titel Papst (lat. papa) ist seit der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts für den Bischof von Rom als den Nachfolger des Apostels Petrus bezeugt. Seit dem 5. Jahrhundert wird er ihm allmählich vorbehalten. 1075 bestimmt Papst Gregor VII. in dem (lat.) →Dictatus (M.) papae, dass der Titel Papst nur dem Bischof von Rom zustehe. Als oberster Hirte der Kirche ist der Papst Bischof von Rom. Seit dem Ende des 5. Jahrhunderts sieht der Papst sich als eine der beiden nebeneinander stehenden Gewalten (der ihm bekannten Welt). 751 verbindet sich der karolingische König mit ihm. Die Kanzlei des Papstes ist der bedeutendste Urkun­denaus­steller des europäischen Mittelalters (aus der Zeit zwi­schen 753 und 1197 etwa 25000 Papst­urkunden [etwa 50 pro Jahr] überliefert, aus der Zeit zwischen 1197 und 1250 etwa 28000 [etwa 500 pro Jahr]). Zwischen 1046 und 1058 werden vier deutsche Reichsbischöfe und der aus dem deutschen Reichsteil stammende Abt Friedrich von Montecassino nacheinander Papst. 1054 trennt sich der Patriarch von Konstantinopel mit der griechisch-orthodoxen Ostkirche von der Herrschaft des Papstes in Rom. Infolge der otto­nisch-salischen Reichskirchen­politik und kirch­licher Reform­über­legungen kommt es seit 1073/1075 zu dem →Investiturstreit und wei­teren Auseinander­setzungen zwischen Kai­ser und Papst. Der in deren Gefolge von dem Papst zu Hilfe gerufene König von Frankreich verbringt den Papst von 1309 bis 1376 nach Avignon. 1517 löst Martin Luther die Spaltung der Kirche in Katholiken und Protestanten aus, auf die der Papst u. a. mit der →Gegenreformation reagiert. Der Ab­wen­dung von der Kirche infolge von Aufklärung und Liberalismus stellt der Papst 1869/1870 ohne duchgreifenden Erfolg das Unfehlbarkeitsdogma entgegen. Die Aufhe­bung des Kirchenstaats (an dem 20. 9. 1870) durch das Königreich →Italien beschneidet seine welt­lichen Mög­lichkeiten. Die Leitungs­gewalt des Paps­tes ist eine Höchstgewalt und eine unmittelbare universale Voll­gewalt. Gewählt wird der Papst in dem sog. Konklave von den dazu berechtigten Kardinälen, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürfen. Wählbar ist jeder katholische Christ. Erforderlich ist grund­sätzlich eine Zweidrittelmehrheit (bis zu dem 28. Wahlgang). Seit 1389 werden nur Kardinäle gewählt. Der 264. bzw. 269. Papst (Johannes Paul II., Karol Józef Wojtyla aus Polen, der 265. bzw. 270. Papst (Benedikt XVI., Joseph Aloisius Ratzinger aus Marktl) und der 266. bzw. 271. Papst Franziskus (Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires) sind seit langem die ersten Nicht­italiener. Von den bisher 307 kirchengeschichtlich bedeutsamen Päpsten sind 31 Gegenpäpste in Rom, zwei in Pisa und fünf in Avignon. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 93, 109, 129; Weyl, R., Die Beziehungen des Papsttums zum fränkischen Staats- und Kirchenrecht unter den Karolingern, 1892; Domeier, V., Die Päpste als Richter über die deutschen Könige, 1897, Neudruck 1969; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Becker, A., Papst Urban II. (1088-1099), Bd. 1ff. 1964ff.; Päpste und Papsttum, hg. v. Denzler, G., Bd. 1ff. 1971ff.; Fritze, W., Papst und Frankenkönig, 1973; Köck, H., Die völkerrechtliche Stellung des Heiligen Stuhles, 1975; Drabek, A., Die Verträge der fränkischen und deutschen Herrscher mit dem Papsttum, 1976; Fuhrmann, H., Von Petrus zu Johannes Paul II., 2. A. 1984; Zimmermann, H., Das Papsttum im Mittelalter, 1981; Schimmelpfennig, B., Das Papsttum, 1984, 2. A. 1987, 3. A. 1988, 4. A. 1996, 5. A. 2005, 6. A. 2009; Fichtinger, C., Lexikon der Heiligen und Päpste, 1983; Schatz, K., Der päpstliche Primat, 2000; Frenz, T., Papsturkunden, 2. A. 2000; Fischer-Wollpert, R., Lexikon der Päpste, 2. A. 1988; Wucher, A., Von Petrus zu Paul, 1997; Zapperi, R., Die vier Frauen des Papstes, 1997; Fuhrmann, H., Die Päpste, 1998, 4. A. 2012; Papstregesten, 1, 2, 5, hg. v. Zimmermann, K., 1998; Duffy, E., Die Päpste, 1999; Papsturkunde und europäisches Urkundenwesen, hg. v. Herde, P. u. a., 1999; Weber, C., Genealogien zur Papstgeschichte, 1999; Miethke, J., De potestate papae, 2000; Hirschmann, S., Die päpstliche Kanzlei und ihre Urkundenproduktion (1141-1159), 2001; Jasper, D./Fuhrmann, H., Papal letters in the Early Middle Ages, 2001; Das Papsttum in der Welt des 12. Jahrhunderts, hg. v. Hehl, E. u. a., 2002; Hundert Jahre Papsturkundenforschung, hg. v. Hiestand, R., 2003; Johrendt, J., Papsttum und Landeskirchen im Spiegel der päpstlichen Urkunden (896-1046), 2004; Schwaiger, G./Heim, M., Kleines Lexikon der Päpste, 2005; Reinhardt, V., Der unheimliche Papst. Alexander VI. Borgia (1431-1503), 2005; Krafft, O., Papsturkunde und Heiligsprechung, 2005; Böhmer, J., Regesta imperii. Papstregesten, 2006ff.; Frühe Papsturkunden (891-1054), hg. v. Fees, I. u. a., 2006; Scholz, S., Politik – Selbstverständnis – Selbstdarstellung. Die Päpste in karolingischer und ottonischer Zeit, 2006; Papsturkunden der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, hg. v. Fees, I., 2007; Erdmann, J., Quod non est in actis, 2007; Hack, A., Codex Carolinus, 2006f.; Gresser, G., Clemens II., 2007; Eigenbild im Konflikt, hg. v. Matheus, M. u. a., 2008; Hägermann, D., Das Papsttum am Vorabend des Investiturstreits, 2008; Schrör, M., Metropolitangewalt und papstgeschichtliche Wende, 2009; Papsturkunden des frühen und hohen Mittelalters. Äußere Merkmale - Konservierung - Restaurierung, hg. v. Fees, I. u. a., 2009; Goez, E., Papsttum und Kaisertum im Mittelalter, 2009; Mierau, H., Kaiser und Papst, 2010; Frenz, T., Das Papsttum im Mittelalter, 2010; Esch, A., Wahre Geschichten aus dem Mittelalter, 2010; Kerner, M./Herbers, K., Die Päpstin Johanna, 2010; Papsturkunden des 12. Jahrhunderts - Feierliche Privilegien, hg. v. Fees, I. u. a., 2010; Papsturkunden des 12. Jahrhunderts - Einfache Privilegien und Litterae, hg. v. Fees, I. u. a., 2010; Reinke, S., Kurie - Kammer - Kollektoren, 2011; Papsturkunden des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Fees, I., 2011; Schima, S., Papsttum und Nachfolgerbestellung, 2011; Gegenpäpste, hg. v. Müller, H. u. a., 2012; Ganzer, K., Der päpstliche Primat und das römische Kaiserrecht, 2012; Laudage, C., Kampf um den Stuhl Petri, 2012; Sessa, K., The Formation of Papal Authority in Late Antiquity Italy, 2012; Das begrenzte Papsttum, hg. v. Herbers, K. u. a., 2013 (Tagungsband); Heather, P., Die Wiedergeburt Roms. Päpste, Herrscher und die Welt des Mittelalters, 2014; Gießmann, U., Der letzte Gegenpapst – Felix V., 2014; Gantner, C., Freunde Roms und Völker der Finsternis, 2014; Eich, P., Gregor der Große, 2015; Johannes Paul II. – Gesetzgeber der Kirche, 2017; Reinhardt, V., Pontifex, 2017; Werner, J., Papsturkunden vom 9. bis ins 11. Jahrhundert, 2017 (päpstliche Kanzlei berücksichtigt Wünsche der Urkundenempfänger); Battistella, F., Pelagius I. und der Primat Roms, 2017; Unger, V., Päpstliche Schriftlichkeit im 9. Jahrhundert, 2018 (rund 100 Privilegien mit 10 Originalen, etwa 700 Briefe, mehr als 300 Einträge in ein Register zwischen 876 und 882); Ernesti, J., Leo XIII., 2019

Papstbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1386/1415 [StraßburgStChr. II 588] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Urkunde des Papstes

päpstlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [Deutscher Orden] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Papst betreffend

Papsttum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15.? Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1366 [Wetterau/Gr.W. III 418] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Amt und Stellung des Oberhaupts der katholischen Kirche

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 93, 109, 129; Weyl, R., Die Beziehungen des Papsttums zum fränkischen Staats- und Kirchenrecht unter den Karolingern, 1892; Päpste und Papsttum, hg. v. Denzler, G., Bd. 1ff. 1971ff.; Fritze, W., Papst und Frankenkönig, 1973; Köck, H., Die völkerrechtliche Stellung des Heiligen Stuhles, 1975; Drabek, A., Die Verträge der fränkischen und deutschen Herrscher mit dem Papsttum, 1976; Zimmermann, H., Das Papsttum im Mittelalter, 1981; Schimmelpfennig, B., Das Papsttum, 1984, 2. A. 1987, 3. A. 1988, 4. A. 1996, 5. A. 2005, 6. A. 2009; Das Papsttum in der Welt des 12. Jahrhunderts, hg. v. Hehl, E. u. a., 2002; Johrendt, J., Papsttum und Landeskirchen im Spiegel der päpstlichen Urkunden (896-1046), 2004; Hägermann, D., Das Papsttum am Vorabend des Investiturstreits, 2008; Schrör, M., Metropolitangewalt und papstgeschichtliche Wende, 2009; Frenz, T., Das Papsttum im Mittelalter, 2010; Schima, S., Papsttum und Nachfolgerbestellung, 2011; Das begrenzte Papsttum, hg. v. Herbers, K. u. a., 2013 (Tagungsband)

Papsturkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1907 [ZRG GA] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Urkunde des Papstes

Lit.: Frenz, T., Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit, 1986, 2. A. 2000, Neudruck 2018

Papstwahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1720 [Lünig], sechs Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wahl des Papstes

Papstwahldekret (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Dekret Papst Nikolaus’ II. von 1059, nach dem Päpste nur durch Kardinalbischöfe zu wählen sind. S. Google

Lit.: Jasper, D., Das Papstwahldekret von 1059, 1986; Schima, S., Papsttum und Nachfolgebeeinflussung, 2011; Pattenden, M., Electing the Pope in Early modern Italy 1450-1700, 2017

Papyrus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1760 [Winckelmann] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1760 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums und mittelbar aus dem Ägyptischen [den Pharao betreffend] aufgenommen, M.) ist der aus dem Mark eines Riedgrases (Papyrusstaude) in Ägypten hergestellte beschreibbare Stoff (Beschreibstoff). Die älteste erhaltene Papyrusrolle stammt von etwa 3000 v. Chr. Von dem 4. Jahrhundert (332) v. Chr. bis zu dem 7. Jahrhundert (641) n. Chr. werden in Ägypten zahlreiche, seit dem späten 18. Jahrhundert allmählich auch in Europa bekannter werdende Papyrusurkunden herge­stellt. Seit dem Frühmittelalter wird Papyrus als Beschreibstoff von dem auch bei höherer Luftfeuchtigkeit dauerhaften Pergament und seit dem 11. Jahrhundert n. Chr. von dem in China entwickelten billigeren und leichteren Papier verdrängt. Aus dem Mittelalter sind nur wenig mehr als 100 Papyrusurkunden erhalten. S. Google

Lit.: Seidl, E., Ptolomäische Rechtsgeschichte, 1947, 2. A. 1962; Tjäder, O., Die nichtliterarischen lateinischen Papyri Italiens, Bd. 1ff. 1955ff.; Seider, R., Paläographie der griechischen Papyri, Bd. 1ff. 1967ff.; Seider, R., Paläographie der lateinischen Papyri, Bd. 1ff. 1972ff.; Rupprecht, A., Kleine Einführung in die Papyruskunde, 1994; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Wolff, H., Vorlesungen über juristische Papyrusurkunde, hg. v. Wolf, J., 1998; The Oxford Handbook of Papyrology, hg. v. Bagnall, R., 2009; Bartolo, G. di, Studien zur griechischen Syntax dokumentarischer Papyri der römischen Zeit, 2021

par, pār, lat., Adj,, gleichkommend, gleich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *per- (2C), V., verkaufen, bringen

parabole, parabolē, parabola, lat., F., Wort, Spruch, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. gr. παραβολή (parabolḗ), F., Nebeneinanderstellung, Vergleichung, Gleichnis; vgl. gr. παραβάλλειν (parabállein), V., nebeneinander aufschichten, vorwerfen, umlegen, gr. παρά (pará), Präp., bei, neben, idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, s. gr. βάλλειν (bállein), V., werfen, s. idg. *gᵘ̯el- (2), *gᵘ̯elə-, *gᵘ̯lē-, V., träufeln, quellen, werfen

Paradies (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende achtes Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1355 [Hessen/GrW. III 389] in sechs Stellen als Gebäudebezeichnung belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht mittelbar aus dem Persischen – Garten? - aufgenommen, N.) ist nach biblischer Ansicht der Lebensraum der ersten Menschen (Adam und Eva) zwischen Schö­pfung und Sündenfall, in dem das Recht noch keine tatsächliche Bedeutung hat, weil der Mensch es (zunächst) nicht bricht. S. Google

Lit.: Krauss, H., Das Paradies, 2004; Scafi, A., Die Vermessung des Paradieses, 2015

paradisus, paradīsus, lat., M., Garten, Paradies, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. παράδεισος (parádeisos), M., eingehegtes Gebiet, Garten; s. pers. paridaida-, M., Garten

Paragraph (§, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1254 [Weltchronik des Rudolf von Ems] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1400 [LiegnitzStRb. 86] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., „Beigeschriebenes“) ist (das Zeichen für) ein(en) Abschnitt hauptsächlich eines Gesetzes. Die Herkunft des abkürzenden Zeichens § ist streitig (aus c bzw. cc für [lat.] capitulum [N.] bzw. capitulum capituli?). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107, 140; Weidmüller, W., Paragraphzeichen, (in) Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel, Frankfurter Ausgabe 22 (1966), 2041; Harder, M., Der Paragraph, (in) Tradition und Fortentwicklung im Recht, hg. v. Slapnicar, K., 1991; C, 83f.

paragraphus, lat.?, M., Paragraph, Isid. (um 560-636 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. παράγραφος (parágraphos), M., Trennungslinie, vgl. gr. παραγράφειν (paragráphein), V., danebenschreiben, dazuschreiben, gr. παρά (pará), Präp., bei, neben, idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, Pokorny 810, gr. γράφειν (gráphein), V., einritzen, schreiben, idg. *gribʰ-, V., ritzen, kribbeln, idg. *gerebʰ‑, V., ritzen, kerben

Parangaria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.], s. Google) ist eine mittel­alter­liche Abgabe.

Parapherna (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [Summa legum 311, 312] an zwei Stellen desselben Textes belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie um 1500 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.], s. Google) sind in dem spätrömischen Recht Ausstattungsgegenstände.

Lit.: Kaser § 59 IV; Köbler, DRG 58

paraveredus, paraverēdus, spätlat., M.: nhd. Beipferd, Cassiod. (um 485-um 580 n. Chr.), s. latein_a_z.docx s. gr. παρά, Präp., bei, neben; idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, s. veredus

Paraveredus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] Postnebenpferd) ist eine frühmittelalterliche Leistungsver­pflich­tung, aus der sich die Bezeichnuung →Pferd entwickelt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Dannenbauer, H., Paraveredus - Pferd, ZRG GA 71 (1954), 55

parens, parēns, lat., M., Erzeuger, Erzeugerin, Vater, Mutter (F.) (1), Stifter, Urheber, Quelle, Grund, Mutterstadt, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. parere

Parentel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 2 S. 99, RepRecht XI 178] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem Stamm­elternpaar und deren Abkömmlingen gebildete Familienschaft (oder Elternschaft). Dabei stammt die erste Parentel (Familienschaft) von dem Erblasser (und dem jeweils zugehörigen zweiten Elter), die zweite von seinen Eltern, die dritte von seinen Großeltern u. s. w. Jede vorgehende Parentel schließt die nachfolgende aus (also die Abkömmlinge des Erblassers die Abkömmlinge seiner beiden Eltern und die Abkömmlinge der beiden Eltern die Abkömmlinge der vier Großeltern. Innerhalb einer Parentel entscheidet die Nähe des Verwandtschafts­grads (, so dass ein Kind seine Abkömmlinge ausschließt), doch ist das Ein­trittsrecht der Enkel bei Vorversterben ihres Elters (zeitweise) aner­kannt. Nach einer Ansicht ist das Denken in Parentelen germa­nistischer Herkunft. Dem steht allerdings die Uneinheitlichkeit der Gesamtheit der späteren Quellen gegenüber. Systematisch entwickelt sind die Parentelen 1740 von →Darjes (1717-1791). In Ablehnung anderer erbrechtlicher Vor­stellungen (Vier­klassensystem Justinians, Dreiliniensystem u. a.) nimmt Joseph II. das Pa­rentelensystem (Linealgradualordnung) mit (insgesamt) 6 Parentelen bezüglich des freivererblichen Vermögens in sein Erbfolgepatent von 1786 auf und bewirken Martini und Horten die Aufnahme der Parentelen in das österreichische →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811/1812 (1914 Grenze bei Ur­großeltern). Auch das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (18961900) und das Zivil­ge­setzbuch der Schweiz (1907/1911) entscheiden sich für die Parentel. Dem entspricht in dem Ergebnis auch der amerikanische Uniform Probate Code von 1969/1975. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 123, 162, 210; Darjes, J., Institutiones jurisprudentiae universales, 1740; Majer, J., Germaniens Urverfassung, 1798; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge, 1970, 41; Mertens, H., Überlegungen zur Herkunft des Parentelensystems, ZRG GA 90 (1973), 149; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Zimmermann, R., Das Verwandtenerbrecht in historisch-vergleichender Perspektive, (in) Rabels Zeitschrift 79 (2015), 768ff.; Comparative Succession Law, hg. v. Reid, K. u. a., 2015

parentela, parentēla, lat., F., Verwandtschaft, Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. parere

Parentelensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) auf dem Gedanken der Parentel aufbauendes System der gesetzlichen Erbfolgeordnung →Parentel

parere, lat., V., gebären, hecken, zeugen, hervorbringen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *per- (2D), V., gebären, hervorbringen

Paris (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht unmittelbar bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Seine, 54 v. Chr. als Lutetia (Parisiorum) erstmals erwähnt, ist der Hauptort der keltischen Parisier, den die merowingischen Herrscher der →Franken übernehmen (u. a. 614 Edikt von Paris Chlothars II.). Mit der Durchsetzung der Grafen von Paris 987 als Könige des westfränkischen Reiches wird der Grund für Paris als Hauptstadt Frankreichs gelegt. 1219 wird das wohl kurz zuvor in dem frühen 12. Jahrhundert (Ludwig VI. 1108-1137) aufgenommene Studium des Rechtes in Paris von dem Papst untersagt, doch wirkt sich dies nicht wirklich aus. 1250 wird das Parlament de Paris als Obergericht des Königs sichtbar. Die coutumes von Paris erlangen besondere Bedeutung. 1648 wird das Parlement zu einem Sprachrohr der Allgemeinheit, doch setzt sich letztlich der König durch. Mit dem so genannten Sturm auf die Bastille in Paris beginnt an dem 14. 7. 1789 die französische Revolution. 1814 und 1815 werden nach den Niederlagen Napoleons Friedensverträge von Paris geschlossen. 1871 versucht die Pariser Kommune (18. März-28. Mai) erfolglos die Beseitigung des zentralistischen bürgerlichen Staates. Nach dem Ersten Weltkrieg werden in Vororten von Paris 1919 und 1920 Verträge zwischen den siegreichen Alliierten und den Verlierern abge­schlossen (Versailles 28. 6. 1919 mit Deutschland, Saint Germain 10. 9. 1919 mit Österreich, Versailles in dem Palais Grand Trianon mit Ungarn 4. 6. 1920). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 100; Bourjon, F., Le droit commun de la France et la coutume de Paris, 1747; Glasson, E., Le parlement de Paris, 1901; Gallion, W., Der Ursprung der Zünfte in Paris, 1911; Martin, O., Histoire de la coutume de la Prévôté et Vicomté de Paris, Bd. 1f. 1922ff.; Martin, O., La coutume de Paris, 1925; Lemercier, P., Les justices seigneuriales de la région Parisienne, 1933; Leff, G., Paris and Oxford, 1968; Hartig, I., Die Pariser Kommune, 1871; Nève, P., Recent work on the superior courts, (in) The Irish Jurist, 23 (1988), 129; Paris, Génèse d’un paysage, 1989; Geschichte der Universitäten in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1 1993; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Sälter, G., Polizei und soziale Ordnung in Paris, 2004; Carbonnières, L. de, La procédure devant la chambre criminelle du Parlement de Paris au XIVe siècle, 2004; Kouamé, T., Le collège de Dormans-Beauvais, 2005; Histoire du Parlement de Paris, 2005; Menard, L., Prologue d’une révolution – février-juin 1848, 2007; Sohn, A., Von der Residenz zur Hauptstadt, 2012; Gorochov, N., Naissance de l’université, 2012; Merriman, J., Massacre – The Life and Death of the Paris Commune of 1871, 2014; Bove, B., Le Paris du Moyen Âge, 2014; Münchhausen, T. v., 72 Tage. Die Pariser Kommune 1871 – die erste Diktatur des Proletariats, 2015; Napoléon et Paris, hg. v. Sarmant, T., 2015; Hildesheimer, F. u. a., Le Parlement de Paris, 2018; Wegner, B., Das deutsche Paris. Der Blick der Besatzer 1940-1944, 2019; Knipp, K., Paris unterm Hakenkreuz, 2020

Pariser Edikt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das unter dem fränkischen König Chlothar II. in Paris an dem 18. 10. 614 entstandene Kapitular mit 24 Kapiteln verschiedensten Inhalts.

Lit.: Boretius, A./Krause, V., Capi­tularia regum Francorum, Bd. 1f 1883ff., Neudruck 1960, 1, 20, Nr. 9, http://www.koeblergerhard.de/­Fontes/BoretiusAlfredCapitulariaRegumFrancorum1883.pdf; Kocher, G., Das Pariser Edikt von 614, 1976; Esders, S., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997; Thier, A., Hierarchie und Autonomie, 2011

Pariser Übereinkunft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Goggle belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die völkerrechtliche Übereinkunft zu dem Schutz des gewerblichen Eigentums von dem 20. 3. 1883.

Lit.: Warenzeichengesetz – nebst Pariser Verbandsübereinkunft und Madrider Abkommen, hg. v. Busse, R. u. a., 3. A. 1960, 5. A. 1976, 6. A. 1990, Neudruck 2013

Parität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gleichheit (beispielsweise der Konfessionen)

Lit.: Weber, L., Die Parität der Konfessionen in der Reichsverfassung, Diss. jur. Bonn 1961; Heckel, M., Parität, ZRG KA 80 (1963), 261; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten, Diss. jur. Frankfurt am Main 1973; Hailbronner, M., Parität in Deutschland und Europa, 2020

Parlament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1290-1300 [Renner des Hugo von Trimberg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1442/1470 [SmendRReformproj.] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Besprechen von Angelegenheiten dienende Beratungsgre­mium, insbesondere die zu der Gesetzgebung berufene Volksvertretung. Das Parlament findet sich sachlich in England in Anfängen seit (924 bzw.) 1100, in entwickelter Form seit 1295 (bzw. 1327, parlamentarisch legitimierte Absetzung Eduards II.), in Italien und Spanien seit der Mitte des 12. Jahrhunderts und in Frankreich seit dem 14. Jahrhundert. Ihm gehören gewisse →Stände an. Es befasst sich mit Beilegung von Streitigkeiten, Erbringung von Leistungen und Erörterung sonstiger bedeutsamer Fragen. Aus dem ständischen Parlament wird durch Aufklärung und Revolution oder Evolution seit dem späten 18. Jahrhundert die durch Indemnität, Immunität und Redefreiheit geschützte Vertretung des gesamten Volkes (→Volkssouveränität) zu dem Zweck der →Gesetzgebung bzw. umfassenden politischen Gestaltung. Besonders bedeutsam ist dabei die Wahlrechtsreform in England von 1832. Die Veranwortlichkeit der Staatsführung gegenüber dem Parlament wird in dem frühen 20. Jahrhundert durchgesetzt. Seit dieser Zeit wird auch die Frau über das Wahlrecht in das Parlament einbezogen, wobei Parität verlangt wird. Durch →Ermächtigungsge­setz kann aber beispielsweise unter Adolf Hitler als Reichskanzler des Deutschen Reiches das Parlament ausgeschaltet werden wie der Mensch auch sonst alle an sich guten Ziele auf Grund seines vor allem selbstsüchtigen Wesens tatsächlich verhindern oder umgehen kann.

Lit.: Köbler, DRG 191, 230; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 649; Registre des Parlements de Beaune et de Saint-Laurent-lès-Chalon (1357-1380), hg. v. Petot, P., 1927; Marongiu, A., Medieval Parliaments, 1968; Achterberg, N., Grundzüge des Parlamentsrechts, 1971; Gesellschaft, Parlament und Regierung, hg. v. Ritter, G., Teil 1 1974; Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, hg. v. Rausch, H., Bd. 1 1980, Bd. 2 1974; Jekewitz, J., Der Grundsatz der Diskontinuität der Parlamentsarbeit, 1977; Der Reichstag, 1981; Von der Ständeversammlung zum Parlament, 1982; Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, 1989; Wirsching, A., Parlament und Volkes Stimme, 1990; Hilgendorf, E., Die Entwicklungsgeschichte der parlamentarischen Redefreiheit, 1991; Loach, J., Parliament under the Tudors, 1991; Schönberger, C., Das Parlament im Anstaltsstaat, 1997; Kirsch, M., Monarch und Parlament im 19. Jahrhundert, 1999; L’istituzione parlamentare nel XIX secolo, hg. v. Manca, A., 2000; Boetticher, C., Parlamentsverwaltung und parlamentarische Kontrolle, 2002; Mergel, T., Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik, 2002; Parlamento e Costituzione nei sistemi costituzionali europei ottocenteschi – Parlament und Verfassung in den konstitutionellen Verfassungs­systemen Europas, hg. v. Manca, A. u. a., 2004; Manca, A., Öffentlichkeit und Organisation der Parla­ments­arbeit im konstitutionellen Deutschland, (in) ZNR 2007, 215; Parlamentarische Kulturen in Europa, hg. v. Schulz, A. u. a., 2012; Das ideale Parlament, 2014; Heer, S., Parlamentsmanagement, 2015 (eher dürftig); Parlamentarier der deutschen Minderheiten im Europa der Zwischenkriegszeit, hg. v. Conrad, B. u. a., 2015; Essmann-Bode, C., Das Ein- und Zweikammersystem im deutschen Konstitutionalismus, 2015; Koß, M., Parliaments in Time, 2018

parlamentarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1831 [Hegel, Politische Schriften 294] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) das Parlament betref­fend, beispielsweise parlamentarische De­mokratie (Demokratie mit dem Parlament als politischem Mittelpunkt beispielsweise Schweiz), parlamentarische Monarchie (Monarchie mit dem Parlament als politischem Mit­telpunkt beispielsweise Großbritannien), parlamentarisches System

Parlamentarischer Rat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) in Bonn ist ein von den Landtagen der westlichen Be­satzungs­zonen des →Deutschen Reiches gewähltes Beratungsgremium von 65 Abgeordneten (Konrad Adenauer, Hanns­heinz Bauer, Ludwig Bergsträßer, Paul Binder, Adolf Blomeyer, Heinrich von Brentano, Johannes Brockmann, Paul de Chapeaurouge, Thomas Dehler, Georg Diederichs, Fritz Eberhard, Adolf Ehlers, Hermann Fecht, Albert Finck, Andreas Gayk, Otto Heinrich Greve, Rudolf Heiland, Wilhelm Heile, Hubert Hermans, Theodor Heuss, Anton Hilbert, Fritz Hoch, Hermann Höpker Aschoff, Werner Hofmeister, Rudolf Katz, Theophil Kaufmann, Gerhard Kroll, Adolf Kühn, Karl Kuhn, Wilhelm Laforet, Robert Lehr, Lambert Lensing, Fritz Löwenthal, Friedrich Maier, Hermann von Mangoldt, Karl Sigmund Mayr, Walter Menzel, Willibald Mücke, Friederike Nadig, Erich Ollenhauer, Hugo Paul, Anton Pfeiffer, Max Reimann, Heinz Renner, Heinrich Rönneburg, Albert Roßhaupter, Hermann Runge, Hermann Schäfer, Kaspar Gottfried Schlör, Carlo Schmid, Adolph Schönfelder, Josef Schrage, Carl Schröter, Josef Schwalber, Hans-Christoph See­bohm, Kaspar Seibold, Josef Seifried, Elisabeth Selbert, Jean Stock, Walter Strauß, Adolf Süsterhenn, Friedrich Wilhelm Wagner, Felix Walter, Helene Weber, Helene Wessel, Ernst Wirmer, Friedrich Wolff, Hans Wunderlich, Gustav Zimmermann, Georg August Zinn, beratend Jakob Kaiser, Paul Löbe, Hans Reif, Ernst Reuter, Otto Suhr, biographische Daten beispielsweise bei Feldkamp 2008), das den von dem Herrenchiemseer Konvent erarbeiteten Entwurf einer Ver­fassung der Bundesrepublik Deutschland (→Grundgesetz) seit 1. 9. 1948 unter dem Präsidium Konrad Adenauers über­arbeitet und an dem 8. 5. 1949 mit 53 zu 12 Stimmen annimmt. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 256; Der Parlamentarische Rat 1948-1949, Bd. 1ff. 1975ff.; Buchner, P., Der Verfassungskonvent auf Herren­chiemsee, Bd. 2 1981; Diestelkamp, B., Die Verfassungsentwicklung in den Westzonen, (in) NJW 1989, 1312; Lange, E., Die Würde des Menschen ist unantastbar, 1993 (mit Überblick über die Mitglieder des parlamentarischen Rates); Feldkamp, M., Der Parlamentarische Rat, 1998; Lange, E., Gestalter des Grundgesetzes, 1999; Der Parlamentarische Rat 1948-1949. Akten und Protokolle, hg. v. d. deutschen Bundestag, Bd. 1ff.; Feldkamp, M., Der Parlamentarische Rat, 2008; Bauer, J., Der Beitrag der FDP-Fraktion im Parlamentarischen Rat, 2013; Feldkamp, M., Der Parlamentarische Rat 1948-1949 – Die Entstehung des Grundgesetzes, 2019

Parlamentarisches System (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die politische Gestaltung, bei der die Regie­rung von dem Vertrauen des →Parlaments abhängt. Das parlamentarische System zeigt sich in England 1834/1835, in Deutschland theoretisch seit 1840 und rechtstatsächlich ab dem 28. 10. 1918. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bagehot, W., The English Constitution, 1867, Neudruck 1963; Glum, F., Das parlamentarische Regierungssystem in Deutschland, Großbritannien und Frankreich, 1950; Beyme, K. v., Die parlamentarischen Regierungssysteme in Europa, 1970; Parlamentarismus, hg. v. Kluxen, K., 1967, 2. A. 1969, 3. A. 1971; Boldt, W., Konstitutionelle Monarchie oder parlamentarische Demokratie, (in) HZ 216 (1973), 553; Gesellschaft, Parlament und Regierung, hg. v. Ritter, G., Bd. 1 1974; Thaysen, J., Parlamen­tarisches Regierungssystem, 1976; Botzen­hardt, M., Deutscher Parlamentarismus 1848-1850, 1977; Der moderne Parlamentarismus, hg. v. Bosl, K. u. a., 1977; Zeh, W., Parlamentarismus, 1978, 2. A. 1983, 6. A. 1997; Parlamentarismus im Norddeutschen Bund, 1985; Parlamentarismus in Tirol, hg. v. Kathrein, I. u. a., 1988; Schumacher, M., Kommission für Geschichte des Parlamentarismus, 1988; Goldt, C., Parlamentarismus im Königreich Sachsen, 1996; Pahlmann, M., Anfänge des städtischen Parlamentarismus, 1997

Parlamentarismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →parlamentarisches System

Lit.: Christern, H., Deutscher Ständestaat und englischer Parlamentarismus, 1939; Der moderne Parlamentarismus und seine Grundlagen in der ständischen Repräsentation, hg. v. Bosl, K., 1977; Zeh, W., Parlamentarismus, 1978, 2. A. 1983, 6. A. 1997; Obenaus, H., Anfänge des Parlamentarismus in Preußen bis 1848, 1984; Pollmann, K., Parlamentarismus im Norddeutschen Bund, 1985; Möller, H., Parlamentarismus in Preußen 1919-1932, 1985; Brandt, H., Parlamentarismus in Würt­temberg 1819-1870, 1987; Otto von Bismarck und die Parteien, hg. v. Gall, L., 2001; Parla­mentarismus in Europa, hg. v. Recker, M. u. a., 2004; Braun, M., Der badische Parla­men­tarismus, 2009; Parlamentarismuskritik und Antiparlamentarismus in Europa, hg. v. Recker, M. u. a., 2018

Parlament de Paris →Parlament, Paris

Lit.: Rogister, J., Louis XV and the Parlament of Paris, 1995

Parma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht als Ansatz belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Nordfuß des Apennins kommt über Etrusker, Römer und Langobarden an die Franken. In dem 12. Jahrhundert erlangt es eine gewisse Selbständigkeit, fällt aber 1322 an den päpstlichen Kirchenstaat. 1545 wird es Teil des von Papst Paul III. geschaffenen Herzogtums Parma und Piacenza, das 1860 Sardinien-Piemont und 1861 damit →Italien eingegliedert wird. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pighini, G., Storia di Parma, 1965; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1973ff., 2, 2, 183, 3, 1, 254, 3, 2, 2361

Parochialrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1723 [Staphorst, HambKG.) zweiundzwanzig Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Parochie betreffendes Recht

Lit.: Gatz, E., Geschichte des kirchklichen Lebens seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, 1991

Parochie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1259/1260 [Niederlande/CorpAltdtOrUrk I 76] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Pfarrei, Kirchengemeinde

Lit.: Böhm, F., Parochie und Gemeindes im 19. und 20. Jahrhundert, 1958; Holtz, G., Die Parochie, 1965; Hallermann, H., Pfarrei und pfarrliche Seelsorge, 2004

paroecia, parochia, lat., F., Parochie, Pfarre, Sprengel, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. παροικία (paroikía), F., Nachbarschaft, Gemeinde, vgl. gr. πάροικος (pároikos), M., Nachbar, vgl. gr. παρά (pará), Präp., bei, neben; idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, Pokorny 813, idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, gr. οῖκος (oikos), F., Haus; idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, Pokorny 813; idg. *u̯eik̑-, *u̯ik̑-, Sb., Haus, Siedlung

paroemia, lat.?, F.: nhd. Sprichwort, Beda (1. Drittel 8. Jh. n. Chr.) s. latein_a_z.docx?, s. gr. παροιμία (paroimía), F., Sprichwort, Allegorie, vgl. gr. παρά (pará), Präp., bei, neben; idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, Pokorny 813, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, Pokorny 810, gr. οἴμη (oímē), F., Gang, Reihe von Liedern, Heldensage, Lied, gr. οἶμος (oimos), M., Gang (M.) (1), Weg, Fahrt; idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)

Parömie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Sprichwort, Regel

parricida, parricīda, pāricīda (ält.), lat., M., „Verwandtenfäller“, Mörder, Verwandtenmörder,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pāsós?, M., Verwandter?, s. lat. caedere

parricidium, parricīdium, pāricīdium (ält.), lat., N., Mord, arge Tötung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. parricīda

Lit.: Kaser § 36 II 2; Söllner § 8; Köbler, DRG 28, 34, 35

pars, lat., F.: nhd. Teil, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *per- (2C), V., verkaufen, bringen

pars (F.) sanior (lat.) klügerer Teil (bei einer Abstimmung), →Mehrheit

Lit.: Ganzer, K., Unanimitas, maioritas, pars sanior – zur repräsentativen Willensbildung von Gemeinschaften in der kirchlichen Rechtsgeschichte, 2000

Parsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N. s. Google)

Lit.: Jehle, M., Parsberg, 1981

Part (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1263 [Köln/CorpAltOrUrk. I 116] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., F., N.) Teil, Anteil

Partei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1278 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1266 [CorpMnlTekst. I 91 Niederlande] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Altfranzösischen und in dem 17. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Verfassungsrecht die Vereinigung von Bürgern, die dauernd oder für längere Zeit für den Bereich des Bundes oder eines Landes auf die politische Willensbildung eines Staates Einfluss nehmen und an der Vertretung des Volkes in dem Parlament teilnehmen wollen, wenn die Vereinigung nach dem Ge­samtbild der Verhältnisse eine ausreichende Gewähr für die Ernst­haftigkeit dieser Zielsetzung bietet. In dem Verfahrensrecht ist Partei, von wem und gegen wen Rechtsschutz begehrt wird. In dem Privatrecht sind Parteien des Schuldverhältnisses der Gläubiger und der Schuldner oder allgemeiner eines Rechtsverhältnisses die daran Beteiligten. Der Begriff der Partei ist ansatzweise bereits in dem Altertum vorhanden (lat. [F.] factio). In dem Verfahrensrecht und in dem Schuldrecht stehen sich sachlich Parteien von Anfang an gegenüber. In England sind um 1680 Tories und Whigs ne. parties, in Deutschland 1784 Parteien. Die politische Psrtei, der seit dem 17. Jahrhundert parteiähnliche Vorläufer (Ver­eine, beispielsweise Sprachgesellschaften, verstärkt seit der Mitte des 18. Jahrhunderts beispielsweise patriotische Gesellschaften, Lesegesell­schaf­ten, Geheim­bün­de wie die Illuminaten, Freimaurer, Gold­kreuzer, Rosenkreuzer, politische Diskus­sions­kreise wie die Berliner Mittwochs­gesellschaft von 1783 oder studentische Reformbewe­gungen) vorausgehen, bestimmt seit dem 19. Jahrhundert maßgeblich das öffentliche Leben (England Carlton Club 1832, Reform Club 1836, Complete Suffrage Union 1865, in dem Deutschen Bund örtliche Vereinigungen zu der Unterstützung von Kandidaten bereits vor 1848, fraktionsähnliche Clubs erst in der Versammlung in der Paulskirche in Frankfurt am Main von 1848, Österreich Ende 19. Jahrhunderts [nach dem Vereinsgesetz von dem 15. 11. 1867]). Ab etwa 1860 werden die von 1832 bis 1848 verbotenen, 1848/1849 eine Zahl von 2000 mit vielleicht 800000 Mitgliedern errei­chenden, danach aber für einige Zeit wie­der zurücktretenden politischen Vereine als Partei bezeichnet. In dem Deutschen Reich sehen die Parteien bis 1890 Politik als Suche eines persönlichen Zugangs zu Otto von Bismarck, während sie später politische Vorhaben mittels Bündnissen und Kom­promissen zu erreichen versuchen. Die wichtigsten politischen Parteien vertreten – hauptsächlich auf der Suche nach Wählerstimmen und damit politischer und damit verbundener wirtschatlicher und gesellschaftlicher Macht in der jeweiligen Gesellschaft - liberale, (religiös) konservative, sozial­demokra­tische, kommunis­tische oder an dem Ende des 20. Jahrhunderts auch öko­logische Ziel­setzungen. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 18 IV, 27 IV; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 735; Bergsträßer, L.(/Mommsen, W.), Geschichte der politischen Parteien in Deutschland, 1921, 2. A. 1921, 3. A. 1924, 4. A. 1926, 6. A. 1932, 5. A. 1928, 7. A. 1952, 8. und 9. A. 1955, 10. A. 1960, 11. A. 1965; Bachem, K., Vorgeschichte, Geschichte und Politik der deutschen Zentrumspartei, Bd. 1ff. 1927ff., Neudruck 1968; Mommsen, W., Deutsche Parteiprogramme, 1952; Deutsche Parteiprogramme 1861-1956, hg. v. Treue, W., 1954, 4. A. 1968; Diehl-Thiele, P., Partei und Staat im Dritten Reich, 1960, 2. A. 1971; Boldt, W., Die Anfänge des deutschen Parteiwesens, 1971; Brandt, D., Die politischen Parteien und die Vorlage des Bürgerlichen Gesetzbuches im Reichstag, 1974; Ritter, G., Die deutschen Parteien 1830-1914, 1985; Sellert, W., Zur Geschichte der rationalen Urteilsbegründung, (in) Recht, Gericht, Genossenschaft und Policey, 1986, 97; Lang, J. v., Die Partei, 1989; Lösche, P., Kleine Geschichte der deutschen Parteien, 2. A. 1994; Dittmer, L., Beamtenkonservatismus und Modernisie­rung, 1992; Fenske, H., Deutsche Parteiengeschichte, 1994; Soug, S., Politische Parteien und Verbände, 1996; Stein, K., Parteiverbote, 1999; Parteien im Wandel vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, hg. v. Dowe, D. u. a., 1999; Olzog, G., Die politischen Parteien, 25. A. 1999; Grießmer, A., Massenverbände und Massenparteien im wilhelminischen Reich, 2000; Stalmann, V., Die Partei Bismarcks, 2000; Alexander, M., Die freikonservative Partei 1890-1918; Otto von Bismarck und die Parteien, hg. v. Gall, L., 2001; Richter, L., Die Deutsche Volkspartei 1918-1933, 2002; Politische Vereine, Gesellschaften und Parteien in Zentraleuropa 1815-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2005; Deutsch, A., Lizenz zum Töten, 2010; Heidemeyer, H., (Grüne) Bewegung im Parlament, (in) HZ 291(2010), 71; Mende, S., Nicht rechts, nicht links, sondern vorn, 2011; Populismus in der modernen Demokratie, hg. v. Wielenga, F. u. a., 2011; Reibel, C., Bündnis und Kompromiss, (in) HZ 293 (2011), 69; Auf dem Weg zu einer europäischen Parteiendemokratie, hg. v. Poguntke, T., 2013; Politische Parteien in Frankreich und Deutschland, hg. v. Alemann, U. v. u. a., 2015; Erbentraut, P., Theorie und Soziologie der politischen Parteien im deutschen Vormärz 1815-1848, 2016 (offen parteienbefürwortende Stellungnahmen überwiegen); Extremismusforschung – Handbuch für Wissenschaft und Praxis, hg. v. Jesse, E. u. 1., 2018; Massenparteiem im 20. Jahrhundert, hg. v. Cavazza, S. u. a., 2018; Detterbeck, K., Parteien im Auf und Ab, 2020

Parteibetrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Betreiben eines Verfahrens durch eine →Partei. Der Verfahrensgrundsatz des Parteibetriebs beherrscht sachlich das Verfahren von Anfang an. Vor allem in dem Strafverfahren ist der Parteibetrieb aber infolge der Gefährdung aller durch mögliche Straftäter in Rom in dem Altertum wie in ab dem Hochmittelalter entstehenden Staaten seit dem 12. Jahrhundert von dem Amtsbetrieb weitgehend verdrängt. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 201; Diez, K., Der Parteibetrieb, 1941; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessma­xi­men, 1975; Merkel, P., Amtsbetrieb oder Parteibetrieb im künftigen Strafprozess, 1981

Parteieid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1789 [Schleswig-Holstein), zwei Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von der →Partei zu leistende Eid. Er ist (wegen des Egoismus aller Menschen und der damit verbundenen Versuchung der Lüge) ein problematisches Aussagebekräftigungsmittel. Dennoch fin­det er sich wegen der Beschränktheit zuverlässigerer Bestätigungsmöglichkeiten sowohl in dem römischen Recht wie auch in dem deutschen Recht. →Reini­gungs­eid

Lit.: Kaser; Kroeschell, DRG 2; Bohn, G., Der Parteieid und seine Mängel, 1914; Brennemann, H., Parteieeid und Parteivernehmung im deutschen und ausländischen Recht, 1934; Cappelletti, M., La testimonianza della parte, 1962; Münks, A., Vom Parteieid zur Parteivernehmung, 1991

Parteivernehmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das seit dem 27. 10. 1933 zulässige Beweismittel der Vernehmung einer Partei in dem deutschen Zivilprozess. S. Google

Lit.: Brennemann, H., Parteieid und Parteivernehmung im deutschen und ausländischen Recht, 1934; Münks, A., Vom Parteieid zur Parteivernehmung, 1991; Effer-Uhe, D., Die Parteivernehmung, 2015

Partenreederei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Reederei, bei der das einzelne Schiff in dem anteiligen Eigentum mehrerer Reeder steht. Die Partenreederei wird sachlich in dem römischen Recht als (lat. [F.]) societas angesehen. Sie ist in dem Mittelalter allgemein verbreitet. Das →Consolat (N.) del Mar (Barcelona 1348) regelt sie sehr ausführlich. Besonders zu dem Ende des 19. Jahrhunderts wird die Partenreederei überwiegend als Innengesellschaft betrieben, bei der nach außen nur einer der Reeder auftritt. In dem Handelsgesetzbuch (1896/1900, § 489 HGB) ist die Partenreederei eine Gesellschaft, deren Gesellschaftsver­mögen ein Schiff voraussetzt und deren Anteile (Parten) nach festen Quoten bemessen und grundsätzlich veräußerlich und vererblich sind. Diese Gesellschaft ist regelmäßig Außengesellschaft. Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Reform des Seehandelsrechts an dem 25. 4. 2013 können keine neuen Partenreedereien mehr gegründet werden, doch gelten für bis dahin gegründete Partenreedereien die Bestimmungen des Handelsgesetzbuchs fort. S. Google

Lit.: Ruhwedel, E., Die Partenreederei, 1973; Schmidt, K., Die Partenreederei als Handelsgesellschaft – Integration einer Sonderrechtsform in das Unternehmensrecht, 1995, Herber, R., Seehandelsrecht, 1999, 2. A. 2016; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007

Parther (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines vielleicht zu den Skythen gehörigen Volkes, das von dem dritten vorchristlichen Jahrhundert an für rund 500 Jahre ein Reich in dem Gebiet des heutigen Iran und Irak (zwischen Syrien und Indien) aufbaut. S. Google

Lit.: Ellerbrock, U. u. a., Die Parther, 2015

particula, lat., F., „Teillein“, kleiner Teil, Teilchen, Stückchen, Stücklein, Redeteilchen, Partikel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pars

particularis, particulāris, lat., Adj.: nhd. einen Teil betreffend, Ps. Apul. (Ende 4. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. particula, pars

partikular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL [partikulär, partikular] – und in älteren deutschen Rechtsquellen partikular ab 1544/1545 [FWB.] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), partikulär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) einen Teil (lat. [F.] pars) betreffend

Partikularismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus partikular gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Zustand, in dem innerhalb eines gesellschaftlichen Ganzen in Gegensatz zu Zentralismus und Universalismus grundsätzlich der kleineren Einheit der Vorzug gegeben wird. S. Google

Lit.: Rörig, F., Ursachen und Auswirkungen des deutschen Partikularismus, 1937; Seidlmayer, E., Über Denken und Handeln – Universalismus und Partikularismus in Stoa, antiker Skepsis und Gegenwart, 2018

Partikularrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Moser, StaatsR.] in dreizehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in einem beschränkten Bereich geltende Recht in Gegensatz zu einem allgemeinen Recht. Schon in dem Frühmittelalter stehen zumindest in grundsätzlichem Gegensatz zu dem Weltreich der Römer sachlich in dem Reich der Franken und dem daraus erwachsenden Heiligen römischen Reich (wie auch in Frankreich) die verschiedenen Volks­rechte (Franken, Sachsen, Aleman­nen, Bayern, Thüringer, Friesen, Lan­gobarden u. s. w. oder auch – sonstigen - Gewohnheitsrechte) nebeneinander. Seit dem Hochmit­telalter werden sie allgemein durch zahlreiche, aber ebenfalls partikulare Landrechte, Stadtrechte und auch Dorfrechte mit meist kleinerem örtlichen Wirkungsbereich abgelöst. 1495 stellt dementsprechend die Reichskammerge­richts­ordnung den (einheitlichen) gemeinen Rechten des Reiches die (grundsätzlich vorrangigen, aber beweisbedürftigen, unter­schiedlichen) redlichen, ehrbaren und leid­lichen Ordnungen, Statuten und Gewohn­heiten der (zahlreichen) Fürsten­tümer, Herr­schaften und Gerichte gegenüber. Seit dem 17. Jahrhundert versucht die Wissenschaft, das einheimische Partikularrecht nach demVorbild des gemeinen römischen Rechtes zu einem gemeinen deutschen (Privat-)Recht zusammenzu­fassen, das sich aber weder gegenüber dem Partiluarrecht noch gegenüber dem gemeinen (römischen) Recht durchzusetzen vermag. An dem Ende des 19. Jahrhunderts gilt für etwa 20 Millionen Deutsche das Allgemeine Landrecht Preußens, für etwa 17 Millionen das gemeine Recht, für etwa 8 Millionen das französische Recht (Code civil), für etwa 3,5 Millionen das Bürgerliche Gesetzbuch Sachsens und für weniger als 0,5 Millionen sonstiges Recht. Seit dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist das Partikularrecht in dem Bereich des bürgerlichen Rechtes bis auf geringe, in dem besonderen Einführungsgesetz zu dem Bürgerlichen Gesetzbuch festgelegte Reste (so genannte Verlustliste der deutschen Rechtseinheit) zugunsten einer neuen Rechtseinheit beseitigt (ähnlich in dem Strafrecht, Strafprozess­recht und Zivilprozessrecht), doch besteht das Grundproblem vor allem seit der Bildung europäischer Gemeinschaften ab 1951/1952 auf europäi­scher Ebene der sich seitdem bildenden Europäischen Union und außerdem auch weltweit fort. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 137; Nahmer, W. v. d., Handbuch des rheinischen Partikularrechts, Bd. 1ff. 1831ff.; Bluhme, F., Übersicht der in Deutschland geltenden Rechtsquellen, 1847, 2. A. 1854, 3. A. 1863, 162; Deutsche Rechts- und Gerichtskarte 1896, Neudruck 1996; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Wieacker, F., Privatrechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 189; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 586; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Kroeschell, K., Universales und partikulares Recht, (in) Vom nationalen zum transnationalen Recht, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1995, 265; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002

Partner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1814 [Goethe] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [JaunLR.] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jh. aus dem Neuenglischen aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kamerad, Kollege

Lit.: Seibert, U., Die Partnerschaft, 1994

Partnerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie von Partner abgeleitet, F.) ist eine seit 1994 zulässige registerfähige Gesellschaft für die ge­meinsame Berufsausübung mehrerer frei­beruflich tätiger Menschen (beispielsweise Rechts­anwälte). S. Google

Lit.: Seibert, U., Die Partnerschaft, 1994

Partnership Act (1980) ist das Gesetz des englischen Rechtes über die Partnerschaft des englischen Rechtes.

Partsch, Joseph (Breslau 2. 9. 1882-Berlin 30. 3. 1925), Sohn eines Geographen, wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Genf, Breslau und Leipzig (Mitteis, Strohal) 1906 außerordentlicher Professor in Genf, 1910 Professor in Göttingen, 1911 in Freiburg im Breisgau, 1920 in Bonn und 1921 ordentlicher Professor in Berlin. Wissenschaftlich widmet er sich unterschiedlichen Gegenständen der Rechtsgeschichte des Altertums.

Lit.: Lenel, O., Josef Partsch, ZRG RA 45 (1925), V; Meyer-Pritzl, R., Der Rechtshistoriker und Pionier der modernen Rechtsvergleichung Partsch (1882-1925), (in) Zeitschrift für europäisches Privatrecht 7 (1999) 47ff.

pascere, pāscere, lat., V.: nhd. fressen lassen, weiden lassen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh-, *pah-, V., füttern, nähren, weiden

pascuarium, pāscuārium, lat.?, N.: nhd. Weidegeld, eine Weideabgabe, Greg. Tur. (538/539-594 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pāscere

Pasquill (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 [Flandern] in elf Stellen belegt sowie aus dem Italienischen mit dem Inhalt kleiner Pasquino aufgenommen, N., M., Pasquille, F.) Schmähschrift, Spottschrift

Lit.: Schmidt, G., Libelli famosi – Zur Bedeutung der Schmähschriften, Scheltbriefe, Schandgemälde und Pasquille in der deutschen Rechtsgeschichte, Díss. iur. Köln 1985; Bauer, O., Pasquille in den Fuggerzeitungen, 2008; Kuhn, C., Schmähschriften und geheime Öffentlichkeit in Bamberg an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, 2018

Pass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271/1272 [Rijmbijbel/CorpMnlTekst. II 3 V. 16683 mittelniederländisch] und ab 1356 [Willems, Brab. II 534] für Übergang und ab 1419 [SchweizId. IV 1655] für Durchreise belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und ab dem 17. Jahrhundert aus Passbrief gekürzt in der Bedeutung Ausweis für Reisende in einem Ausland verwendet, M.) ist neben dem Übergang die zu dem Ausweis eines Menschen bei Einreise, Ausreise und Aufenthalt in dem Ausland grundsätzlich erforderliche öffent­liche Urkunde. Der Pass ist sachlich dem Altertum und dem Mittelalter in dem Ansatz bekannt (746 König Ratchis der Langobarden mit persönlichem Brief für fremde Reisende). Seit dem Hochmittelalter gewinnt er mit der Territorialisierung des Rechtes an Bedeutung. Besonders gefördert wird der Pass in Frankreich (1464 passeport für Brief­boten, später auch Soldaten), wo er seit 1791 ausgebaut und mit Passzwang versehen wird. Seit 1815 ist auch in dem Deutschen Bund in Gegensatz etwa zu England der Pass rechtstatsächlich nahezu unabdingbar. Seit dem Ersten Weltkrieg herrscht allgemein Passzwang, doch wirkt die europäische Einigungsbe­wegung erneut auf Beseitigung der damit verursachten Ein­schränkungen hin (u. a. Abkommen von Schengen). Der Inhaber eines Passes steht in dem Ausland unter diplomatischem und konsularischem Schutz. Daneben ist Pass auch der Übergang über ein Gebirge.

Lit.: Hübner § 11; Laur-Belart, R., Studien zur Eröffnungsgeschichte des Gotthardpasses, 1924; Krause, J., Das deutsche Passrecht, 1925; Medert, K./Süßmuth, W., Pass- und Personalausweisrecht, 1988, 2. A. 1992, 3. A. 1998; Fahrmeir, A., Citizens and Aliens, 2000; Fahrmeir, A., Passwesen und Staatsbildung im Deutschland des 19. Jahrhunderts, (in) HZ 271 (2000), 57; Groebner, V., Der Schein der Person, 2004; Reisen, A., Der Passexpedient, 2012; Handbuch Staat und Migration in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert, hg. v. Oltmer, J., 2016

Passau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Adjektiv passauisch – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv [Grünberger] ohne Jahr ein Archivbeleg –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie von [lat., N., Batavium] abgeleitet, N.) Ort an dem Zusammenfluss von Donau und Inn

Lit.: Maidhof, A., Das Passauer Stadtrecht, 1927; Maidhof, A., Das Passauer Gültenwesen, (in) Die ostbairischen Grenzmarken 16 (1927), 313, 358; Veit, L., Passau. Das Hochstift, 1978; Breinbauer, J., Otto von Lonsdorf, 1992; Passau in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Becker, W., 1999; Geschichte der Stadt Passau, hg.v. Boshof, E., 2003; Passau – Quellen zur Stadtgeschichte, hg. v. Boshof, W. u. a., 2004; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006; Erkens, F., Die Fälschungen Pilgrims von Passau, 2011; Die Regesten der Bischöfe von Passau, Bd. 4 1283-1319, bearb. v. Boshof, E. u. a., 2013; Schweikl, M., Die Stadt Passau in der Weimarer Republik (1919-1933), 2016; Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, Band 1 2016; Schubert, M., Politischer Katholizismus in Passau von 1864 bis 1964, 2017

Pasukanis, Evgenij Bronislavovic (1881-1937) ist einer der Begründer der sow­jetischen Rechtstheorie (Allgemeine Rechtstheorie und Marxismus, 1924). Er vertieft die Ansicht, dass das bürgerliche Recht mit der bürgerlichen Gesellschaft absterbe. Bereits 1931 muss er sich wegen der tatsächlichen Notwendigkeit von Ge­setzen auch in dem Sowjetstaat hiervon lossagen. 1937 wird er als Volksschädling beseitigt.

Lit.: Law and Marxism, hg. v. Arthur, C., 1978; Reich, N., Sozialismus und Zivilrecht, 1972, 194

Pataria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist eine in Mailand, Cremona, Piacenza und Brescia in dem dritten Viertel des 11. Jahrhunderts bedeutsame religiös-soziale, die Entwicklung zu der Stadtgemeinde beschleu­ni­gende Reformbe­wegung. S. Google

Lit.: Violante, C., La pataria milanese, 1955; Investiturstreit und Reichsverfassung, hg. v. Fleckenstein, J., 1973, 321; Gritsch, H., Die Pataria von Mailand (1057-1075), (in) Innsbrucker historische Studien 3 (1980), 7ff.; Keller, H., Mailand im 11. Jahrhundert, (in) Die Frühgeschichte der europäischen Stadt, hg. v. Jarnut, J., 1998, 81; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2002; Dartmann, C., Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11.-14. Jahrhundert), 2012

Pate (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 12. Jahrhundert [Graf Rudolf] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen an Ende 12. Jahrhundert [nicht belegt sowie ab nach 1192 [Reinhart Fuchs] in der Bedeutung Patenkind und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der den kindlichen Täufling der christlichen Kirche vertretende, neben den Eltern stehende erwachsene Christ. Nach älteren Anfängen wird er seit dem 3. Jahrhundert sachlich bedeutsam. S. Google

Lit.: Dick, E., Das Pateninstitut, (in) Z. f. kath. Theologie 63 (1939), 1; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Jussen, B., Patenschaft und Adoption, 1991

patens, patēns, lat., (Part. Präs.=)Adj.: nhd. offen, gangbar, unversperrt, frei, offenbar, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. patēre

Patenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 15. Jahrhundert einmal [Schiller-Lübben III 291 Friesland] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google)

Lit.: Jussen, B., Patenschaft und Adoption, 1991; León, E. de, La cognatio spiritualis según Graciano, 1996

Patent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 aus dem Französischen und mittelbar [als littera patens, offener Brief] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und  in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Patentrecht 1855) ist allgemein der offene Brief und seit dem 19. Jahrhundert das einem Erfinder bzw. dem für ihn wirtschaftlich tätigen Verwerter (beispielsweise Verleger) (durch eine solche Urkunde) von dem Staate ausschließlich erteilte, zeitlich (auf 20 Jahre) begrenzte Recht, eine Erfindung gewerbsmäßig zu nutzen. Die ersten Ansätze hierzu erscheinen in dem Spätmittelalter (König Edward III. von England [1327-1377] zugunsten des flämischen Webers Johann Kempe, Venedig 1469). Seitdem erteilen Landesherren Schutzprivilegien für Erfin­dungen. In Venedig begegnet bereits 1474 in Verfestigung des gewohnheits­recht­lichen Zustands das erste Patentgesetz, das Neuheit, Ausführbarkeit und Nützlichkeit der Erfindung voraussetzt und zeitlich befristeten Schutz gegen unerlaubte Nachahmung gewährt. 1623/1624 lässt das englische Statute of Monopolies zeitlich befristete Ausnahmen von dem Monopolverbot für Privilegien bzw. Patente zu. In Frankreich wird nach Aufhebung des Privilegienwesens (1789) 1791 ein von dem →geistigen Eigentum des Erfinders ausgehendes Patentgesetz erlassen, in den deutschen Staaten seit 1820 (Österreich, Bayern 1825, Württemberg 1828). In dem Deutschen Reich wird 1877 ein erstes Patentgesetz und 1891 ein verbessertes Patentgesetz geschaffen. Damit wird das Privilegienwesen endgültig abgelöst. 1903 tritt das Deutsche Reich der Pariser Verbandsübereinkunft bei. 1973 wird eine europäische Übereinkunft über die Erteilung europäischer Patente erreicht, auf deren Grundlage in München 1977 ein europäisches Patentamt errichtet wird. S. Google

Lit.: Wehr, J., Die Anfänge des Patentwesens in Deutschland, Diss. jur. Erlangen 1936; Zycha, A., Beiträge zur Frühgeschichte des deutschen Erfinderrechts, ZRG GA 62 (1942), 295; Berkenfeld, E., Das älteste Patentgesetz der Welt, GRUR 1949, 139; Silberstein, M., Erfindungs­schutz und merkantilistische Gewerbeprivilegien, 1961; Heß, G., Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz, Diss. jur. Frankfurt am Main 1966; Beier, F., Gewerbefreiheit und Patentschutz, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 183; Öhlschlegel, H., Das Bergrecht als Ursprung des Patentrechts, 1978; Hundert Jahre Patentamt, 1977; Wadle, E., Gewerbliche Schutz­rechte und Unternehmens­organisation, (in) Recht und Entwicklung der Großunternehmen, hg. v. Horn, N. u. a., 1979, 343; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,4067; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Kinkeldey, M., Der Ausschluss der Juden aus der Patentanwaltschaft, 1998; Feldmann, K., Die Geschichte des französischen Patentrechts und sein Einfluss auf Deutschland, 1998; Patentschutz und Innovation, hg. v. Boch, R., 1999; Gehm, M., Das Patentwesen in der bayerischen Pfalz, ZRG GA 120 (2003), 216; Meyer, S., Bemühungen um ein Reichsgesetz gegen den Büchernachdruck, 2004; Seckelmann, M., Industrialisierung, Internationalisie­rung und Patent­recht im deutschen Reich 1871-1914, 2006; Heppe, R. v., Patentverletzungen, 2007; Köbler, G., Vom Urheber und Patent zum Urheberrecht und Patentrecht, (in) FS E. Wadle, 2008; Mächtel, F., Das Patentrecht im Krieg, 2009; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Arapostathis, S. u. a., Patently Contestable, 2013; Übler, R., Die Schutzwürdigkeit von Erfindungen. Fortschritt und Erfindungshöhe in der Geschichte des Patent- und Gebrauchsmusterrechts, 2014; Struck, J., Der patentrechtliche Ausführungs- und Lizenzzwang in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2014; Geschichte des deutschen Patentrechts, hg. v. Otto, M. u. a., 2015

Patentrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv [ZVölkerr. III 507] ein Archivzettel - 1845 bzw. 1855 nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1855) →Patent

pater, lat., M.: nhd. Vater, grundsätzlich der Mann den die Ehe mit der Mutter eines Kindes als solchen ausweist, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pətḗr, *pətḗ, *phtḗr, M., Vater, s. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh-, *pah-, V., füttern, nähren, weiden

Pater (M.) familias (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht der Hausvater, der über das eheliche Kind, das eheliche Kind des Sohnes u. s. w., die Frau und den aufgenommenen gewaltfreien Haus­fremden die in dem privaten Bereich bedeutsame Hausgewalt (lat. potestas [F.]) hat. S. Google

Lit.: Kaser §§ 4 I 1b, 12 I, 60; Söllner §§ 4, 5, 8, 12; Köbler, DRG 21

Paternalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie von pater abgeleitet, M.) auf das Wohl eines anderen auch gegen dessen Willen gerichtetes Verhalten, Bevormundung

Lit.: Gutmann, T., Paternalismus – eine Tradition deutschen Rechtsdenkens?, ZRG GA 122 (2005), 150; Grenzen des Paternalismus, hg. v. Fateh-Moghadeam, B., 2008

Pater semper incertus (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Der Vater (eines Kindes) ist (früher wegen des Fehlens der wissenschaftlichen Beweisbarkeit der Befruchtung einer Eizelle einer Frau mit einer bestimmten Samenzelle eines einzelnen Mannes vor Entdeckung der Möglichkeit der gentechnischen DNA-Analyse durch den Menschen) immer ungewiss, während die Mutter durch die sichtbaren Vorgänge der Schwangerschaft und Geburt meist verhältnismäßig gut festgestellt werden kann. →mater semper certa est, s. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

patria, lat., F.: nhd. Vaterland, Heimat, Geburtsort, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pater

Patria (Adj.) potestas (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist die in dem altrömischen Recht nahezu unbeschränkte Hausgewalt des (lat.) →pater (M.) familias über Kinder und Frau ([lat.] in manu), die einer Frau nicht zugänglich ist. Die der patria potestas. unterstehenden Menschen sind vermögensun­fähig und erwerben Besitz und Eigentum für den pater familias, der seinerseits für rechts­geschäftliche und deliktische Verpflich­tungen haftet (beispielsweise Noxalhaftung). Die patria potestas ist rechtlich weitgehend uneinge­schränkt, unterliegt aber der (sittlichen) Aufsicht der Zen­soren. Die patria potestas schwächt sich all­mählich ab. Seit dem Spätmittelalter wird sie in dieser veränderten Form in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen und mit dem heimischen Recht verschmolzen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) teilt in unterschiedlicher Ausgestaltung beiden Eltern die elterliche Gewalt zu. Die elterliche Gewalt wird in dem ausgehenden 20. Jahrhundert durch die elterliche Sorge bzw. Obsorge (Österreich 1989) ersetzt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 4 I 1, 58 IV 2, 60; Hübner; Thomas, A., Die Anschauungen der Naturrechtslehrer über die Rechtsverhältnisse zwischen Eltern und Kindern, Diss. jur. Rostock 1915; Wacke, A., „Elterliche Sorge“, (in) FamRZ 27 (1980), 205

Patriarch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel elftes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Berthold von Regensburg I 361] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Stammvater, oberster Geistlicher, Familienoberhaupt, Greis

patriarcha, lat., M., Patriarch, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. gr. πατριάρχης (patriárchēs), M., Patriarch, vgl. gr. πατήρ (patḗr), M., Vater, s. idg. *pətḗr, *pətḗ, *phtḗr, M., Vater, s. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh-, *pah-, V., füttern, nähren, weiden, s. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, der Erste sein (V.); weitere Herkunft unklar

Patriarchat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 16. Jahrhundert einmal [Schulz FremdWB. II 420] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie von Patriarch abgeleitet und über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich die vielleicht von den Anfängen des Menschen (oder mancher höheren Tierarten) bis in das 20. Jahrhundert erkennbare Vorrangstellung von Vätern bzw. Männern in dem Familienrecht oder in der Horde in Gegensatz zu dem →Matriarchat und der partnerschaftlichen Gleichberechtigung. In dem Kirchenrecht ist Patriarchat ein kirchenrechtliches Zuständigkeitsgebiet (beispielsweise des Patriarchen von Antiochia, Alexandria, Jerusalem, Kon­stan­­tinopel, Rom). S. Google

Lit.: Mitterauer, M./Sieder, R., Vom Patriarchat zur Partnerschaft, 1977, 2. A. 1980; Lerner, G., Die Entstehung des Patriarchats, 1991; Schweizer, C., Hierarchie und Organisation, 1991

patricius, lat., Adj.: nhd. patrizisch, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pater

Patricius (lat. [M.] um 250-184 v. Chr., Väterlicher) ist seit dem frühen 4. Jahrhundert (Kaiser Konstantin) ein römischer Ehrentitel, der bis zu dem 12. Jahrhundert begegnet. S. Google

Lit.: Weyl, R., Bemerkungen über das fränkische Patrizieramt, ZRG GA 17 (1896), 85; Heil, W., Der konstantinische Patriziat, 1966; Winkelmann, F., Byzantinische Rang- und Ämterstruktur, 1985; Martin, G., Der salische Herrscher als Patricius Romanorum, (in) Frühmittelalterliche Studien 28 (1994), 257ff.

patrimonial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem ab 438 n. Chr. belegten lateinischen patrimonialis des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) väterliches Gut betreffend

Patrimonialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1770 in sechzehn Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sich sachlich schon in dem Mittelalter allmählich entwickelnde, dem Gerichts­herrn unverzügliche Vollstrec­kung eigener Forderungen gegenüber Einge­ses­senen er­mög­lichende Gericht des →Grund­herrn (in bürgerlichen Angele­genheiten, einfacheren Straffällen, Polizei­an­gelegen­heiten und Steuerange­legen­heiten), das durch Verleihung von Gerichtsrechten seitens der Landesherrn zustande kommt.

Lit.: Die Patrimonialgerichtsreform im preußischen Staate, 1843; Mundhenke, H., Das Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Tütken, H., Geschichte des Dorfes und Patrimonialgerichtes Geismar, 1967; Werthmann, S., Vom Ende der Patrimonial­gerichts­barkeit, 1995; Thauer, J., Gerichtspraxis in der ländlichen Gesellschaft, 2001; Wienfort, M., Patrimonial­ge­richte in Preußen, 2001

Patrimonialgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1772 [Cramer, Neb.] in sechzehn Stellen belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sich sachlich schon in dem Mittelalter allmählich entwickelnde, dem Gerichts­herrn unverzügliche Vollstrec­kung eigener Forderungen gegenüber Einge­ses­senen er­mög­lichende Gerichtsbar­keit des →Grund­herrn (in bürgerlichen Angele­genheiten, einfacheren Straffällen, Polizei­an­gelegen­heiten und Steuerange­legen­heiten, die durch Verleihung von Gerichtsrechten seitens der Landesherrn zustande kommt. Gegen sie (1837 in Preußen 6597 Patrimonialgerichte mit 3,28 Millionen Gerichtszugehörigen = 23,9 Prozent der Bevölkerung, 970 an preußischen Patrimo­nialgerichten tätige Juristen, 1849 Patrimonialrichter) richtet sich trotz ihrer (geringfügigen) Kostengünstigkeit der politi­sche Libera­lis­mus des 19. Jahrhunderts. Nach zahlreichen kleineren Veränderungen (Einführung obergerichtlicher Approbation für Justizi­are, Durchsetzung ihrer Unkünd­barkeit, Besoldung mit festem Gehalt, Ab­schaffung der Kammerjustiz, Einglie­derung in den Instanzen­zug, Zunahme der Visitationen) ver­schwindet sie seit 1848 ganz (Österreich 1848, Preußen 2. 1. 1849 bzw. 1851, zuletzt 1879 in Mecklenburg, Lippe und in der Grafschaft Schönburg in Sachsen).

Lit.: Wachsmuth, C., Versuch einer systematischen Darstellung der Patrimonialgerichtsverfassung, 1808; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungs­rechts, 1954; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Tütken, H., Geschichte des Dorfes und Patrimonialgerichtes Geismar, 1967; Werthmann, S., Vom Ende der Patrimonial­gerichts­barkeit, 1995; Thauer, J., Gerichtspraxis in der ländlichen Gesellschaft, 2001; Wienfort, M., Patrimonial­ge­richte in Preußen, 2001; Adel und Adelskultur in Bayern, hg. v. Demel, W./Kramer, F., 2008; Häußler, T., Hoch- und Niedergerichtsrechte in der Grundherrschaft – Die Rechtspflege im alten Reich unter besonderer Berücksichtigung der Patrimonialgerichtsbarkeit, 2009

patrimonialis, patrimōniālis, lat., Adj.: nhd. zu dem Erbgut gehörig, zu dem Erbvermögen gehörig; Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. patrimōnium, s. pater

Patrimonialstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Gegensatz zu der Revolution in Frankreich von 1789 gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Staat, in dem Land und Leute als väterliches Erbgut des Landesherrn verstanden werden

Lit.: Fischer, L., Der Patrimonialstaat und die Demokratie, 1849; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfasssungsstaat Baden, 1952; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter, 1996, 2. A. 2006

patrimonium, patrimōnium, lat., N., Erbgut, Erbvermögen, Vermögen, Laber. (106-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pater

patrimonium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 2 S. 91] in acht Stellen als patrimonium, N., patrimonie, N., belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums [ab 106-43 v. Chr.] aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) Erbgut, Gut, auch zugehörige Abgabe

Lit.: Kaser §§ 18 I 1, 30 I 2; Köbler, DRG 36; Köbler, LAW

Patriziat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1519 [Eckel, Murner Fremdw.] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Ange­hörigen der römischen und der mittel­alter­lich-städtischen Oberschicht. S. Google

Lit.: Roth v. Schreckenstein, K. Frhr. v., Das Patriziat in den deutschen Städten, 1856, Neudruck 1970; Keller, S., Patriziat und Geschlechter­herr­schaft in der Reichsstadt Lindau, 1908; Pfeiffer, G., Das Breslauer Patriziat, 1929; Klocke, F. v., Das Patriziatsproblem und die Werler Erbsälzer, 1965; Deutsches Patriziat 1433-1740, hg. v. Rössler, H., 1968; Heers, J., La ville au Moyen Age, 1990; Friedrich, G., Bibliographie zum Patriziat der Reichsstadt Nürnberg, 1994; Fleischmann, P., Rat und Patriziat in Nürnberg, 2008; Lehner, S., Das Patriziat im Wandel, 2009; Hecht, M., Patriziatsbildung als kom­muni­kativer Prozess, 2010

Patrizier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie seit dem 15. Jahrhundert aus dem lateinischen patricius [ab um 250-184 v. Chr.] des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem altrömischen Recht der Angehörige einer durch Vermögen und Ansehen gekennzeichneten Familie in Gegensatz zu dem die Mehrzahl der Römer bildenden Plebejer. Seit dem 16. Jahrhundert versteht man unter Patrizier auch den Angehörigen der eine Oberschicht der (mittelalterlichen) Stadt bildenden regierenden Familien. Diese Oberschicht entsteht aus Ministerialen des Stadtherrn, aus Kaufleuten und teilweise auch aus aufsteigenden Handwerkern. Mit dem Ausgang des Mittelalters ist das →Patriziat weitgehend abgeschlossen. In verschiedenen Städten wie beispielsweise Frankfurt am Main sondert es sich von dem Handel ab und nähert sich dem Adel auf dem Land an. Es vermag sich seine Vorrechte bis in das 19. Jahrhundert zu erhalten. S. Google

Lit.: Söllner §§ 4, 5, 6, 7; Kroeschell, DRG 2; Pitz, E., Die Entstehung der Ratsherrschaft in Nürnberg, 1956; Dreher, A., Das Patriziat der Reichsstadt Ravensburg, 1966; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Deutsches Patriziat, hg. v. Rössler, H., 1968; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Bechtold, D., Zunftbürgerschaft und Patriziat, 1981; Körner, H., Frankfurter Patrizier, 2003; Almeida, C. de, Führende Kölner Familien im Spätmittelalter, 2015; Landois, A., Gelehrtentum und Patrizierstand – Wirkungskreise des Nürnberger Humanisten Sixtus Tucher (1459-1507), 2020

patrocinium, patrōcinium, lat., N., Vertretung, Beschützung, Verteidigung, Schutzpflicht beispielsweise des früheren Herrn gegenüber einem früheren Sklaven oder eines Heiligen gegenüber einer Kirche, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s.  patrōnus, pater

Lit.: Beck, M., Die Patrozinien der ältesten Landkirchen im Archidiakonat Zürichgau, 1933

Patron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1160-1180 [Linzer Antichrist] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [Deutscher Orden] in siebenunddreißig Stellen belegt sowie ab 12. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] patronus [um 450 v. Chr.]) ist in dem römischen Recht der Schutzherr eines Freigelassenen, dem gewisse Rechte auch nach der Freilassung zustehen, in dem Kirchenrecht der die Kirche – angeblich besonder -schützende Heilige.

Lit.: Kaser § 4 1b; Söllner §§ 4, 5, 12; Brown, P., Die Heiligenverehrung, 1991; Engels, J. u. a., Moderne Patronage – Mikropolitik in der Moderne, (in) HZ 309 (2019), 36

Patronat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Eckel, MurnerFremdw.] in drei Stellen belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Rechte und Pflichten des Schutzherrn eines Freigelassenen oder einer meist auf Grund und Boden eines Grundherrn gebauten mittelalterlich-frühneuzeitlichen Kirche in Bezug auf diese. Das kirchliche Patronat entsteht in dem 12./13. Jahrhundert aus der Ablehnung des Laieneigentums an Kirchen in der kirchlichen Reform­bewegung des 11. Jahrhunderts. Seitdem ist die Fürsorge für die Kirche entscheidend. Der Patron hat ein Vorschlagsrecht für das von dem Bischof verliehene geistliche Amt. Das Patronat wirkt sich in Form der Kirchenbaulast bis in die Gegenwart aus. Ab dem (lat.) Codex (M.) iuris canonici (1917) können neue Patronate nicht mehr entstehen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Wahrmund, L., Das Kirchenpatronatsrecht, Bd. 1f. 1894ff.; Stutz, U., Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens, 1895, 3. A. 1972; Gilgen, H. zur, Das Patronatsrecht im Kanton Luzern, 1923; Landau, P., Jus patronatus, 1975; Church and Society in England, hg. v. O’Day, R. u. a., 1977; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Landau, P., Patronat, (in) Theologische Realenzyklopädie, Bd. 26 1996, 106; Danzer, C., Historische Analyse zur Entwicklung der Patronatserklärung, 2012; Schulten, M., Kommunale Kirchenbaulasten, 2014

patronus, patrōnus (1), lat., M., Patron, Schutzherr, Verteidiger, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pater

Patrozinium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen– ausgenommen DRW-Archiv ohne Zeitangabe in elf Archivzetteln – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem lateinischen patrocinium [ab 81-43 v. Chr.] des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Kirchenrecht seit dem 4. Jahrhundert das Schutzverhältnis eines Heiligen (beispielsweise →Martin) zu einer einzelnen, später meist nach ihm benannten Kirche. Das Patrozinium lässt für quellenarme Zeiten Rückschlüsse auf die Zeit oder auf andere Umstände der Entstehung einer Kirche zu. S. Google

Lit.: Beck, M., Die Patrozinien der ältesten Landkirchen im Archidiakonat Zürichgau, 1933; Deinhardt, W., Patrozinienkunde, (in) Hist. Jb. 56 (1936), 174; Feine, H., Kirchliche Rechtsge­schich­te, 1950, 5. A. 1972; Prinz, F., Askese und Kultur, 1980, 75; Angenendt, A., Heilige und Reliquien, 1994; Bölling, J., Zwischen regnum und sacerdotium – Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125), 2017

Paul (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie als Name aus dem Lateinischen des Altertums mit der Bedeutung klein, gering, jung aufgenommen, M.) s. Google

Paulskirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) in Frankfurt am Main ist eine anstelle einer 1786 abgerissenenen mittelalterlichen Barfüßerkirche zwischen 1789 und 1833 errichtete, dem Apostel Paulus geweihte Kirche als Ort der deutschen, aus Wahlen hervorgegangenen Nationalversammlung von 1848/1849 (18. 5. 1848-28. 4. bzw. 31. 5. 1849). Hier wird eine formelle →Verfassung be­schlossen. Sie wird aber wegen des letztlichen Scheiterns der Nationalversammlung nicht in die Rechtswirk­lichkeit umgesetzt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 171; Wesenberg, G., Die Paulskirche und die Kodifikationsfrage, ZRG RA 72 (1955), 359; Die Grundrechtsdiskussion in der Paulskirche, hg. v. Scholler, H., 1973; Wollstein, G., Das „Großdeutschland“ der Paulskirche, 1977; Laufs, A., Recht und Gericht im Werk der Paulskirche, 1978; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985, 2. A. 1998; Bert, H./Weege, W., Biographisches Handbuch der Abgeordneten, 1996; Jansen, C., Einheit, Macht und Freiheit, 1999; Hildebrandt, G., Friedrich Gottlieb Becker, 2013

Paulskirchenverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die von der in der Frankfurter Paulskirche tagenden verfassunggebenden Nationalversammlung beschlossene Verfassung. Sie enthält einen an dem 27. 12. 1848 verabschiedeten Katalog der Grundrechte (Reichsbürgerrecht, Un­verletz­lichkeit, Meinungsfreiheit, Glau­bens­frei­heit, Gewissensfreiheit, Gewerbe­freiheit, Berufs­freiheit, Lehrfreiheit, Wis­senschaftsfreiheit, Vereinsfreiheit, Pe­ti­ti­ons­recht, Eigentums­schutz, Woh­nungs­schutz, Schwurgericht). Der organi­sa­torische Teil von dem 27. 3. 1849 sieht einen Bundesstaat mit einem erblichen Kaiser (am 3. 4. 1849 Annahme der Würde von dem König von Preußen als mit dem Ludergeruch der Revolution behaftet abgelehnt) und einen Reichstag mit Staatenhaus und Volkshaus vor. Nach Kotulla wirken trotz einzelner verfassungsstaatlicher Impulse wissenschaftliche Versuche von Traditionslinien zwischen der Paulskirchenverfassung und den Verfassungen des Norddeutschen Bundes, des deutschen Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland konstruiert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 194; Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituierenden Nationalversammlung, hg. v. Wigard, F., 1848f.; Die Verhandlungen des Verfassungsausschusses der Nationalversammlung, hg. v. Droysen, J., 1849; Schoan, H., Die Reichsverfassung der Paulskirche von 1849 und die vom 11. 8. 1919 in rechtsvergleichender Darstellung insbesondere bezüglich der Grundrechte, 1924; Kumpf, J., Petitionsrecht und öffentliche Meinung im Entstehungsprozess der Paulskirchenverfassung 1848/49, 1983; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985, 2. A. 1998; Die finanz- und steuerverfassungsrechtlichen Vor­schrif­ten der Paulskirchenverfassung, hg. v. Kempny, S., 2010; Kempny, S., Auf dem Weg zum deutschen Bundesstaat, ZRG GA 129 (2012), 391; Kotulla, M., Der Einfluss der Paulskirchenverfassung auf die späteren deutschen Verfassungen, 2015; Visionen eines zukünftigen Deutschlands – Alternativen zur Paulskirchenverfassung 1848/49, hg. v. Dippel, H., 2017

Paulus, Iulius (3. Jahrhundert [† 222-235]), ein Schüler des Cervidius Scaevola, erscheint zuerst als Advokat, dann (neben →Ulpian) als Assessor des Gardepräfekten →Papinianus und als Leiter einer kaiserlichen Kanzlei und Mitglied des kaiserlichen Rates. Seiner sammelnden, sichtenden und einheitlich darstellenden, oft eigene Ansichten äußernden Tätigkeit werden 86 Titel mit 305 bzw. 320 Büchern zugeschrieben, von denen Kommentare zu dem prätorischen Edikt (80 Bücher), zu den drei Büchern Zivilrecht des Sabinus (16 Bücher), Responsen (23 Bücher) und Quaestionen (26 Bücher) die wichtigsten sind. Nicht von ihm stammen die sog. →Paulussentenzen. Paulus ist einer der fünf Zitierjuristen des Zitiergesetzes (426). Die →Digesten bestehen zu einem Sechstel aus (mehr als 2000) Auszügen aus seinen Werken. S. Google

Lit.: Söllner §§ 15, 16, 19; Köbler, DRG 30, 52, 53; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987; Schmidt-Ott, J., Pauli Quaestiones, 1993; Spengler, H., Dogmatik, Systematik, Polemik, 2000

Paulus de Castro (Castro westlich des Lago de Bolsena 1360/1362-20. 7. 1441) wird nach dem Rechtsstudium in Perugia (Baldus) und Pavia Professor in Avignon, Siena, Florenz, Bologna und Padua. Von ihm stammen Kommentare zu Digesten und Codex Justinians sowie viele Gutachten. S. Google

Lit.: Lange, H., Die Rechtsquellenlehre in den Consilien Paul de Castros, (in) Gedächtnisschrift R. Schmidt, 1966, 421; Romano, A., La giurispru­denza consulente e Paolo di Castro, (in) Rivista di storia del diritto italiano 61 (1988), 141; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittel­alter, Bd. 2 2007, 813

Paulussentenzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. Pauli sententiae [F.Pl.] Sätze des Paulus) sind eine in dem späten 3. Jahrhundert oder in dem 4. Jahrhundert entstandene, dem Juristen →Paulus fälschlich zugeschriebene, aber aus seinen Werken hervorgehende einflussreiche früh­nachklassische Schrift in fünf Bü­chern, von der Bruchstücke vor allem in den →Digesten Justinians und in der (lat.) →Lex (F.) Romana Visigothorum erhalten sind. S. Google

Lit.: Kaser § 2 II 5a; Söllner §§ 14, 19; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39 II 2 a; Kaser, M./Schwarz, F., Die Interpretatio zu den Paulus­sen­tenzen, 1956

pauper, lat., Adj., arm, unbemittelt, mäßig bemittelt, beschränkt, ärmlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pōu-, *pəu-, *pū̆-, Adj., Sb., klein, gering, wenig, Junges

pauperies, pauperiēs, lat., F., Armut, Schade, Schaden, der von einem vier­füßigen Tier verursachte Schaden, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pauper (1)

Pauperismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie von lat.[Adj.] pauper, arm abgeleitet, M.) ist die Bezeichnung für die in dem späteren 18. Jahrhundert aus dem Bevölkerungs­wachstum bei stagnierender Wirtschaft infolge kräftiger Preissteigerungen bei geringer Reallohnzunahme entstehende Verarmung breiter Bevölkerungsschichten in Mitteleuropa. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 135; Matz, K., Pauperismus und Bevölkerung, 1980; Labande, E., Pauper et peregrinus, 2004

Pavia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Tessin südlich Mailands wird nach Umbenennung aus Ticinum 572 von den Langobarden erobert und allmählich zu der Hauptstadt des langobardischen Reiches gemacht, in der 643 das Edictum Rothari (Edikt König Rotharis) das langobardische Recht neu fasst. Vielleicht aus einer Schule der freien Künste (825) entwickelt sich eine spärlich bezeugte Rechtsschule, in der (lat.) →Liber (M.) Papiensis (11. Jahrhundert, Pavianer Buch), (lat. [F.]) →Lombarda (Ende 11. Jahrhundert, Lombardische) und (lat.) Expositio (F.) ad librum papiensem, Erläuterung zu dem Pavianer Buch um 1100) entstehen, die aber die rechtswissenschaftliche Tätigkeit in →Bologna kaum beeinflusst. 1356 gelangt Padua an Mailand. 1361 wird eine Universität errichtet. 1393 werden 1470 überarbeitete (lat.) Statuta (N.Pl.) regiminis potestatis Papiensis (Statuten der Herrschaft in Pavia) aufge­zeichnet. Über Mailand gelangt Padua 1859 zu Sardinien und 1861 zu Italien. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 102; Storia della Università di Pavia, 1925; Vaccari, P., Pavia, 1956; Vaccari, P., Storia della università di Pavia, 1948 2. A. 1957, 3. A. 1982; Zorzoli, M., Le tesi legali all’ università di Pavia, 1980; Storia di Pavia, 1987ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 34; Majocchi, P., Pavia città regia, 2008; Almum studium Papiense, hg. v. Mantovani, D., 2012

pax, pāx, lat., F.: nhd. Friede, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā̆k̑-, *pā̆g̑-, V., festmachen,  →Gottesfriede, Landfriede

pax (F.) Dei, pāx Dei (lat.) Friede Gottes, Gottesfriede

pecia ,mlat., F., Handschriftenteil als Schreibvorlage für einzelne berufsmäßig tätige Schreiber in dem 12.-14. Jahrhundert

Lit.: Destrez, J., La pecia, 1935; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 67,153; Bataillon, L. u. a., La production du livre universitaire au moyen âge, 1988

pecium, mlat., N., Teil, Lex Sal. (3. Viertel 8. Jh.); E.: aus dem Germ.?

peculium, pecūlium, lat., N.: nhd. Vermögen, Sondergut, Notpfennig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pecus (1)

Peculium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie mit der Bedeutung Kleintierherde, zu lat. [N.] pecus, Vieh) ist schon in dem altrömischen Recht das von dem Herrn eines Sklaven diesem zu tatsächlicher Bewirt­schaftung überlassene oder von dem Gewaltunter­worfenen selbst gewonnene Sondergut. Der Gewalthaber kann Besitz ohne eigenen Besitzwillen begründen und haftet für Geschäftsschul­den bis zu dem Wert des peculium.

Lit.: Kaser §§ 11 II 1a, 12 III, 15 I 3, 49 II, 60; Söllner § 12; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 21; Wesener, G., Peculia – bona adventicia – freies und unfreies Kindesgut, (in) Iuris vincula Studi in onore di M. Talamanca, 2002, 393

pecunia, pecūnia, lat., F.: nhd. Vermögen, Geld, Geldmasse, Geldsumme, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pecus

pecunia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, zu lat. [N.] pecus, Vieh, lat. [F.]) Geld

Lit.: Kaser § 32 II 2b; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Fellmeth, U., Pecunia non olet – die Wirtschaft der antiken Welt, 2008

peer (engl., zu lat. par, gleich) Adeliger, Lord (14. Jahrhundert)

Pein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 9. Jahrhundert [AhdGl. I 48, 11 tormenti pinono] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach 765? aus dem Lateinischen des Altertums (poena) aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Strafe, Folter, Qual, Unbehagen

peinlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1325 [Buchsche Glosse/SspLR. III 52] belegt sowie von Pein abgeleitet, zu lat. [F.] poena, Strafe, Adj.) die Strafe vor allem an Leben und Leib betreffend, beispielsweise peinliche Frage in dem Inquisitionsverfahren

Lit.: Köbler, DRG 115, 119; Feuerbach, P., Lehrbuch des gemeinen, in Deutschland geltenden peinlichen Rechts, 1800; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage, 1971; Gudian, G., Geldstrafrecht und peinliche Strafe, (in) FS A. Erler, 1977, 273; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Guthke, T., Die Herausbildung der Strafklage, 2009

Peinliche Gerichtsordnung Karls V. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ubd in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Constitutio Criminalis Carolina

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 138, 156, 158; Saueracker, K., Wortschatz der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V., 1929; Meier, A., Die Geltung der peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V., 1929; Weber, H. v., Die peinliche Halsgerichtsordnung Karls V., ZRG GA 77 (1960), 288

Peira, Pira (griech. [F.], Erprobung, Unternehmen, Kenntnis) ist ein zu Beginn des 11. Jahrhunderts entstandenes, aus 75 un­systema­tischen Titeln gebildetes prak­tisches Lehr­buch des byzantinischen Rech­tes. Die Peira beruht teilweise auf Gutachten, Urteilen und Abhandlungen des Richters an dem byzantini­schen Hofgericht Eustathios Rhomaios, die sein Sekretär verarbeitet (lat. Practica [F.] ex actis Eustathii Romani, Praktisches aus den Akten des Eustathius Rhomaius). Sie ist noch in dem 14. Jahrhundert (→Harmenopulos) bekannt.

Lit.: Oikonomides, N., The Peira of Eustathios Rhomaios, (in) Fontes minores, hg. v. Simon, D., 7 1986, 169; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013

Peloponnes ([griech.] F. bzw. M., Insel des Pelops, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist die griechische Halbinsel südlich der Landenge von Korinth. In griechischer Zeit sind Argos, Korinth und Sparta die wichtigsten Orte. 395 n. Chr. wird die oder der Peloponnes Teil Ostroms, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts fällt er weitgehend an die Osmanen, gegen die 1821 ein Unabhängigkeitskrieg beginnt. →Griechenland

Pene →lat. (F.) poena

Pension (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [Hamburg] in sechsundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab Anfang 14. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zahlung, Ruhegehalt des Beamten, Unterkunft

L.: Birnbaum, C., Die Pensionslüge, 2012

Pepo (2. Hälfte des 11. Jahrhunderts) ist ein nicht näher bekannter Vorläufer des Irnerius in Bologna.

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 151

per, lat., Präp., Präf.,  durch, über, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch

per aes et libram (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) mit Kupfer und Waage, →Manzipation, mancipatio

Lit.: Kaser § 7 I 3; Söllner § 8; Giappichelli, G. u. a., Ricerche sul Testamentum per aes et libram, 2011

perduellio, lat., F.: nhd. feindselige Handlung, Hochverrat, Val. Ant. (1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. perduellis

Perduellio (lat. [M.] (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, arger Krieg) ist in dem altrömischen Recht der mit einer öffentlichen Strafe belegte Landesverrat bzw. Volksverrat.

Lit.: Köbler, DRG 20, 31; Söllner § 8

perduellis, lat., M., Feind, Privatfeind, Plaut. (um 250-184 v. Chr.); s. latein_a_z.docx, s. per, duellum, bellum

peregrinus, peregrīnus (lat. [M.]) Fremder, Peregrine, Nichtrömer, nicht römischer Bürger, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. per, ager, bedeutungslos ab 212 n. Chr.

Perestroika (russ.) Umbau (1985-1990 in der Sowjetunion)

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Modrow, H., Die Perestroika, 1998

Pergament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1360 [GoldBulle] in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die abgeschabte Tierhaut hauptsächlich von Rindern, Schweinen, Ziegen und Schafen als Beschreibstoff vor allem in dem frühen und hohen Mittelalter (ältestes erhaltenes Exemplar 3./2. Jahrhundert v. Chr.). Das Pergament verdrängt seit dem Frühmittelalter den nur bei steter Trockenheit gut haltbaren Papyrus aus Ägypten und unterliegt seinerseits seit dem 11. Jahrhundert dem in China erfundenen und an dem Beginn des Hochmittelalters über die Araber nach Europa gelangten Papier aus zerstampften Fasern. S. Google

Lit.: Pergament, hg. v. Rück, P., 1991; Millard, A., Pergament und Papyrus, Tafeln und Ton – Lesen und schreiben zur Zeit Jesu, 2000; Fuchs, R., Pergament, 2001; Schneidmüller, B., Imperium und Pergament – Wege zum Heiligen römischen Reich, 2018

periculum, perīculum, lat., N., Versuch, Probe, Probestück, Gefahr, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. perīrī

Periculum (lat. [N.] (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz- und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die Gefahr der Tragung eines Verlusts. Insbesondere trägt der Käufer die Gefahr des zufälligen Untergangs der Kaufsache nach Vertragsabschluss (bzw. Perfektion), so dass er den Kaufpreis zahlen muss, auch wenn er wegen zwischenzeitlichen Untergangs des Kaufgegenstands keinen Gegenwert erhält. S. Google

Lit.: Kaser §§ 34 III 2, 41 IV, 42 II 2, 62 IV 4; Köbler, DRG 46; Bauer, M., Periculum emptoris, 1998

Periculum est emptoris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Die Preisgefahr trägt der Käufer.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 170-um 230, Digesten 18, 6, 8, pr.)

Periode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1818 [Landsberg, Gutachten, ein Archivzettel] - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abschnitt, Herumgang

Periodisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus Periode über periodisieren abgeleitet und in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Einteilung der seit Entstehung des Universums anscheinend fortlaufend vergehenden Dimension Zeit in Verständnis erhöhende Abschnitte durch den Menschen wie beispielsweise in Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Bei jeder Periodisierung werden auch Sachzusammenhänge durchschnitten. Mit fortlaufender Zeit ist jede Periodisierung zu überdenken und bei Bedarf abzuändern. S. Google

Lit.: Kuhn, T., The Structure of Scientific Revolutions, 1962; Coing, H., Epochen der Rechtsgeschichte in Deutschland, 1967; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1ff. 1972ff.

Perneder, Andreas (Ried in dem Innkreis um 1499-München 1543) wird nach dem Rechtsstudium in Ingolstadt Richter und Rat in München. Sein Versuch eines großen praktischen Handbuchs des geltenden Rechtes in deutscher Sprache ist nicht vollendet. Dazu gehören deutsche (F.Pl.) Institutiones (unter Berücksichtigung des deutschen allgemeinen Rechtes, des bay­erischen Landrechts und der Stadtrechts­reformationen von Nürnberg, Worms und Freiburg im Breisgau), Gericht­licher Prozess, Lehenrecht, Von straff und Peen und schließlich (lat.) Summa (F.) Rolandina (Be­arbeitung der Summa artis notariae des Rolandus Passagerii). Sie werden anscheinend 16mal aufgelegt. Dennoch unterliegen sie letztlich der lateinisch bleibenden Rechts­literatur. S. Google

Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 172; Söllner, A., Die Literatur zum gemeinen und partikularen Recht, (in) Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2, 1 1977, 556; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungs­lehre der Rezeptionszeit, 1977, 167

Perpetuatio (F.) obligationis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die noch von den Rechtskundigen des ersten Jahrhunderts entwickelte Fiktion der Fortdauer einer Verbindlichkeit trotz Untergangs der geschuldeten bestimmten Sache für den Zeitpunkt der (lat.) litis contestatio (F.). S. Google

Lit.: Kaser § 37 I, II

Persa, lat., M., Perser (M.), Parther (M.), Hyg. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Πέρσης (Pérsēs), M. Pl., Perser (M. Pl.), von der Landschaft Persis, apers. Parsa

Perser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – in anderer Bedeutung – belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des persisch spre­chenden, aus den Indogermanen her­vor­gegangenen, westlich Indiens ansäs­si­gen Volkes. S. Google

Lit.: Winter, E./Dignas, B., Rom und das Perserreich. 2001; Klinkott, H., Der Satrap, 2005; Baykal, H., Vom Perserreich zum Iran, 2007; Schulz, R., Die Perserkriege, 2017; Hyland, J., Persian Interventions, 2017; Sasanian Coins, hg. v. Gyselen, R., 2017; Das Weltreich der Perser, hg. v. Rollinger, R. u. a., 2019; Die Perser – Am Hof der Großkönige, hg. v. Badisches Landesmueum Karlsruhe, 2021

Person (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1160-1180 [Linzer Antichrist] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1307 [Trient] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1170 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und wohl in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist, wer Träger von Rechten und Pflichten sein kann. Seit (von Menschen) neben dem Menschen auch weitere Träger von Rechten und Pflichten anerkannt werden, entwickelt sich Person zu einem Oberbegriff sowohl des Menschen als der natürlichen Person wie auch der juristischen Person. In diesem Sinn spricht Papst Innozenz IV. 1245 erstmals von einer (lat. [F.]) persona ficta (erdachten Person) der (lat. [F.]) →universitas, die aber noch keine vollständige Person, sondern nur eine Vorstufe auf dem Wege zu ihr ist. In dem 16. Jahrhundert entsteht aus lateinisch persona der allgemeine Begriff der Person, aus der neben dem Menschen als natürlicher Person über die moralische Person in dem 19. Jahrhundert die juristische Person wird. S. Google

Lit.: Kaser § 13 I; Hübner; Köbler, DRG 121; Coing, H., Zur Geschichte des Privatrechtssystems, 1962; Watson, A., The Law of Persons, 1967; Henkel, W., Zur Theorie der juristischen Person im 19. Jahrhundert, 1973; Lipp. M., „Persona moralis“, „Juristische Person“ und „personenrecht“, (in) Quaderni fiorentini 11/12 (1982/1983), 217ff.; Der beurkundete Mensch, hg. v. Füchtner, H., 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Person und Gemeinschaft im Mittelalter, hg. v. Althoff, G. u. a., 1988; Köbler, G., Mercatores personati, (in) FS L. Carlen, 1989, 157; Ueberschär, E., Die Entwicklung der bürgerlichen Rechtsperson, Diss. jur. Jena 1993; Kobusch, T., Die Entdeckung der Person, 1993; Sturma, D., Person – Philosophiegeschichte – theoretische Philosophie - praktische Philosophie, 2001; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Palm, U., Person im Ertragsteuerrecht, 2013; Person und Milieu, hg. v. Westermann, A. u. a., 2013; Person und Rechtsperson, hg. v. Gröschner, R. u. a., 2015; Die Idee der Person als römisches Erbe?, hg. v. Spengler, H. u. a., 2016; Hetterich, H., Mensch und „Person“ – Probleme einer allgemeinen Rechtsfähigkeit, 2016; Der Begriff der Person in systematischer wie historischer Perspektive, hg. v. Quante, M. u. a., 2019

persona, persōna, lat., F., Maske, Person, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. *personāre

persona (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz – nicht belegt sowie wohl in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) Person

Personalarrest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1680 [CAustr I 25] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und das Niederländische und Altfranzösische und Mittellateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vorläufige Festnahme eines Menschen zu der vorläufigen Sicherung einer gefährdeten Vollstreckung in das Vermögen. Der Perrsonalarrest als ein Fall des →Ar­res­ts entwickelt sich aus dem Handhaftverfahren. Er wird seit dem Hochmittelalter sichtbar. In der Gegenwart ist der Personalarrest statthaft, wenn der Gläubiger glaub­haft macht, dass die Zwangsvoll­streckung in vorhandenes Vermö­gen gefährdet wird. S. Google

Lit.: Wach, A., Der Arrestprozess in seiner geschichtlichen Entwicklung, Teil 1 1868; Planitz, H., Grundlagen des deutschen Arrestprozesses, 1922, 25; Kisch, G., Der deutsche Arrestprozess in seiner geschichtlichen Entwicklung dargestellt, 1914; Pfiffner, E., Schuldverhaft und Personalarrest im Vollstreckungsverfahren, 1957; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm – Zur Personalexekution im sächsischen Recht des 13. – 16. Jahrhunderts, 2004

Personalexekution →Zwangsvollstreckung

Personalfolium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das über mehrere Grundstücke desselben Eigentümers, deren Grundbücher von demselben Grundbuch­amt geführt werden, geführte gemein­schaft­liche Grundbuchblatt. Es ist gegenüber anderen Grundsätzen der Grundbuchführung (→[ Realfolium) die Ausnahme. S. Google

Lit.: Hübner 235

Personalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus der Person entwickelte Persönlichkeit. S. Google

Lit.: Holz, H., Personalität als Wesen und Geschichte, 1974; Ausborn-Brinker, S., Personalität und Person, 1999

Personalitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der auf personale Merkmale in Gegensatz beispielsweise zu territorialen Gegebenheiten abstellende Grundsatz. Das Personalitätsprinzip gilt in dem römischen Recht, doch unterstehen die Rechtsbeziehungen zwischen Römern und Fremden, zwischen Fremden verschiedener Völker und zwischen den Abkömmlingen unterworfener Völker (lat. [M.Pl.] dediticii) dem römischen (lat.) ius (N.) gentium (Fremdenrecht). Vielleicht bei den Germanen, jedenfalls in dem Frühmittelalter gilt ebenfalls meist das Personalitätsprinzip (der →Volksrechte). Seit dem 12. Jahrhundert wird dieses aber zunehmend von dem Grundsatz der Territorialität (der →Landrechte) abgelöst. Es wirkt jedoch in dem Personalstatut des internationalen Privatrechts fort.

Lit.: Kaser § 3 III 2a; Söllner §§ 18, 25; Kroeschell, DRG 1; Stouff, L., Étude sur le principe de la personnalité des lois, 1894; Schönbauer, E., Studien zum Personalitätsprinzip im antiken Recht, ZRG RA 49 (1929), 345; Gualazzini, U., La fine della personalità della legge nel cremonese, (in) Bollettino storico cremonese 2, 1, (1931), 94; Gutermann, S., The Principle of the Personality of Law, (in) University of Miami Law Review 21 (1966), 259; Köbler, G., Land und Landrecht im Frühmittelalter, ZRG GA 86 (1969), 2, 30; Guterman, S., The Principle of the Personality of Law, 1990; Henrich, A., Das passive Personalitätsprinzip im deutschen Strafrecht, 1994; Schmitz, A., Das aktive Personalitätsprinzip im internationalen Strafrecht, 2002

Personalkredit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus Sprachgut des Lateinischen des Altertums in der ersten Hälfte 19. Jahrhundert (1829) gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das personal gesicherte Darlehen. Die Sicherung durch einen →Bürgen oder durch →Einlager reicht dabei weit zurück. Eine starke Belebung erfährt der Personalkredit seit dem 19. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Nebenius, F., Über die Natur und die Ursachen des öffentlichen Credits, 1829; Brinkmann, C., Lehrbuch des Handelsrechts, 1853; Les sûretés personelles, (in) Recueils de la société Jean Bodin 29ff. 1971ff.

personal property (eng. [N.]) Fahrnis, bewegliche Sache

Personalservitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus Sprachgut des Lateinischen des Altertums gebildet, N., F.) ist die nur einer bestimmten Person zustehende persönliche, mit dem Tod des Berechtigten endende →Dienstbarkeit (beschränktes dingliches Recht beispielsweise Ge­brauch [usus], Woh­nung [habitatio] oder Gebrauch und Fruchtziehung [usus­fructus] in Gegensatz zu dem Realservitut (Grunddienst­barkeit). In dem Allgemeinen Bürgerlichen Ge­setzbuch Österreichs (1811) wird auch die un­re­gelmäßige persönliche Dienstbarkeit aner­kannt (§ 479 ABGB), in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1900) die beschränkte persönliche Dienstbarkeit (§§ 1090ff. BGB). S. Google

Lit.: Kaser §§ 28 I 1, 29 I; Bechmann, A. v., Über den Inhalt und Umfang der Personalservitut des usus nach römischem Rechte, 1861

Personalunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus Sprachgut des Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (rechtlich zufällige, seit dem 18. Jahrhundert als solche erkannte) politische Verbindung zweier oder mehrerer monar­chischer, rechtlich von einander unabhängiger selbständiger →Staaten unter einem Herr­scher (beispielsweise Spanien/Heiliges römisches Reich 1519-1556, Sachsen/Polen 1697-1763, Groß­bri­tan­nien/Hannover 1714-1837, Niederlan­de/­Luxemburg 1815-1890, Preu­ßen/­Neuen­burg 1707-1857). →Staats­lehre

Lit.: Juraschecck, F. v., Personaliunion und Realunion, 1878; Jellinek, G., Allgemeine Staatslehre, 1900, 2. A. 1905, 3. A. 1914, Neudruck 1959, 759; Lewy, H., Personalunion und Realunion, Diss. jur. Greifswald 1918; Favre, H., Neuenburgs Union mit Preußen, 1932; Die Personalunionen von Sachsen-Polen 1697-1763 und Hannover-England 1714-1837, hg. v. Rexheuser, R., 2005; Müller, A., Realunion oder Personalunion? Die zwischen 1723 und 1739 kulminierende Auseinandersetzung zwischen dem Erzstift Köln und dem kurkölnischen Herzogtum Westfalen um dessen Selbstverwaltung, 2014

Personalvollstreckung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Voll­streckung in die Person des Schuldners. Sie ist sachlich in dem altrömischen Recht mit Hilfe der (lat.) →legisactio (F.) per manus iniectionem möglich (Verkauf über den Tiber). Tatsächlich findet auch Schuld­knechtschaft zwecks Abarbeitung einer Schuld statt. Gegen die Zeitenwende wird die Personalvollstreckung durch die Vermögensvoll­streckung zurückgedrängt. Die Personalvollstreckung findet sich auch in dem Mittelalter. Erst 1868 wird die Schuldknechtschaft gesetzlich in dem Nord­deut­schen Bund und in Österreich beseitigt.

Lit.: Kaser §§ 81 III 1, 85 II 2, 87 I 10; Köbler, DRG 20, 86; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004

Personenname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, bei Goethe 26, 332, und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der →Name einer →Person in Gegensatz beispielsweise zu dem Ortsnamen. Personennamen erscheinen (einnamig - mehrgliederig) in den frühesten Quellen. Sie werden meistens durch die Eltern gegeben. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. werden in Rom drei Namen üblich (Vorname, Name, Ge­schlechts­name). In dem deutschsprachigen Bereich tritt zwecks Unterscheidung der mit den verhältnismäßig wenigen üblichen Namen („Vorna­men“) gekennzeichneten Menschen seit dem Hochmittelalter zu diesem Namen (später als „Vor­namen“ angesehen) ein Bei­name oder Zuname (oder später als Familienname eingestuft) hinzu. In Öster­reich wird 1776 die bis dahin grundsätzlich freie Namensänderung ausge­schlos­sen. An dem Ende des 19. Jahrhunderts wird in Deutschland das Namensrecht als Per­sönlichkeitsrecht erkannt. Der Personenname kann rechtlich bedeutsame Aufschlüsse bieten. S. Google

Lit.: Förstemann, E., Altdeutsches Namenbuch, Bd. 1 2. A. 1901, Neudruck 1966; Socin, A., Mittelhoch­deutsches Namenbuch, 1903, Neudruck 1966; Schön­feld, W., Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen 1911, 2. A. 1965; Lutz, O., Recht in Familiennamen, 1925; Leiß, L., Bayerische Fami­liennamen und Rechtsgeschichte, 1934; Bach, A., Deutsche Namenkunde, Teil 1 Bd 1f. 2. A. 1952f.; Scheffer-Erhardt, C., Alt-Nürnberger Namenbuch, 1959; Kaufmann, H., Untersuchungen zu altdeutschen Rufnamen, 1965; Geuenich, D., Die Personennamen der Klosterge­meinschaft von Fulda, 1976; Meyerholz, H., Bodenständige Familien in den Grafschaften Hoya und Diepholz, 1976; Reichert, H., Lexikon der altgermanischen Namen, 1987; Sonderegger, S., Prinzipien germanischer Personennamengebung, (in) Nomen et gens, hg. v. Geuenich, D. u. a., 1997, 1; Personennamen des Mittelalters PMA – Namensformen für 13000 gemäß den Regeln für die alphabetische Katalogisierung, hg. v. d. Bayerischen Staatsbibliothek, 1989, 2. A. 2000 (Namensformen für 13000 Personen, 3500 Personennamen); Berger, E., Erwerb und Änderung des Familiennamens, 2002; Dictionnaire historique de l’anthroponymie romane (Patronymica Ro­manica) hg. v. Cano González, A. u. a., Bd. 1ff. 2003ff.; Name und Gesellschaft im Frühmittelalter, hg. v. Geuenich, D./Runde, I., 2006

Personenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler 1551] in sechs Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das die →Person be­treffende Recht in Gegensatz etwa zu dem die Sachen erfassenden →Sachenrecht (oder zu dem →Schuldrecht). Auf der Grundlage der griechischen Philosophie unterscheidet für das römische Recht nach Quintus Mucius Scaevola vor allem →Gaius (um 160 n. Chr.) zwischen (lat.) personae (F.Pl., Personen) und res (F.Pl., Sachen) sowie außerdem actiones (F.Pl., Klagansprüchen). Dem folgt man seit der Aufnahme des römischen Rechtes in dem Spätmittelalter zunehmend. In Preußen trennt das letztlich wohl an einem missglückten Postversand ge­scheiterte Project des Corpus juris Fridericiani Friedrichs des Großen, durch Cocceji das materielle Recht des Landes durch Gesetz zu vereinheitlichen, in Personenrecht 1749, Sa­chenrecht 1751 und Obligationenrecht 1753. Der Codex Maximilianeus Bavaricus civilis von 1756 behandelt die Personen neben Anderem in dem ersten seiner vier Teile (Teil 2 Hab und Gut, Teil 3 Erbe, Teil 4 Verträge). Das Josephinische Gesetzbuch (1787) gelingt nur in einem einzigen Teil (Personenrecht). Das Westgalizische Gesetzbuch (1797) überschreibt das zweite seiner 19 Hauptstücke mit den Worten von den Rech­ten der Personen. Erst in dem →All­gemeinen Bürgerlichen Ge­setz­buch Ös­terreichs von 1811 wird das Personenrecht (Von dem Personenrechte) aber ausdrücklich einer der drei Teile der Kodifikation, wovon das in fünf Bücher gegliederte Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 zu Gunsten des das Personenrecht einschließenden Allgemeinen Teiles wieder abrückt. S. Google

Lit.: Mühlpfort, W., Disputatio de iure personarum, 1611; Wieacker, F., Griechische Wurzeln des Institutionensystems, ZRG RA 70 (1953), 93; Lipp, M., Die Bedeutung des Naturrechts für die Ausbildung der allgemeinen Lehren, 1980; Quin, E., Personen­rech­te und Widerstandsrecht, 1999; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Personenstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1656 [HessSamml. II 401] in der Bedeutung persönlicher Platz im Kirchengestühl und 1818 [Landsberg, Gutachten 98] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der rechtliche Stand der (natürlichen) Person. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Personenstandsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) von dem 6. 2. 1875 ist das in dem Kulturkampf die weltliche Zuständigkeit für das Personenstandswesen gegenüber der Kirche durchsetzende Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 209; Schubert, W., Zur Vorgeschichte und Entstehung der Personenstandsgesetze, ZRG GA 97 (1908), 43

Personenverband (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine zu einer Einheit tendierende Mehrheit von Menschen. Der Personenverband findet sich (jenseits von Familie und Horde) sachlich zumindest seit dem Altertum und dem Frühmittelalter. Er bildet eine Vorform der →juristischen Person. S. Google

Lit.: Hübner 57, 121; Köbler DRG 36, 57, 238, 266

persönlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396/1464 [Zürich Kt./GrW. I 120] in vierzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Person betreffend

Persönlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegeenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesamtheit der Eigenschaften eines Menschen

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Dillmann, N., Der Schutz der Privatsphäre gegenüber Medien, 2012; Hofer, S., „Freier Mann im freien Staat“ – Persönlichkeitsschutz in der Schweiz, ZRG GA 136 (2019), 261

Persönlichkeitsmissachtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) wird sachlich in dem klassischen römischen Recht als (lat. [F.]) →iniuria (Unrecht, Ungerechtigkeit) erfasst.

Lit.: Köbler, DRG 27

Persönlichkeitsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1895) ist das Recht des Einzelnen gegenüber jedermann auf Achtung seiner Menschenwürde und auf Entfaltung seiner einzelmenschlichen Besonderheit. Als besondere Persönlich­keits­rechte werden das Recht an dem Namen seit längerer Zeit und das Recht an dem eigenen Bild seit kürzerer Zeit (vgl. RGZ 45,170 zu zwei Fotografien Bismarcks auf dem Totenbett 1898) geschützt. 1954 an­er­kennt der Bundesgerichtshof der Bundes­republik Deutschland ein allgemeines Persönlichkeitsrecht (BGHZ 13, 334). Als seine geschichtlichen Vor­läufer können dabei Hugo Donellus (1590), die Vertreter des Naturrechts und eine Minder­meinung des 19. Jahrhunderts (Puchta, Gierke, Wind­scheid) angesehen werden. Seit 1999 anerkennt der Bundesgerichtshof Deutsch­lands die Vererblichkeit der vermögens­wer­ten Bestandteile des Persönlich­keitsrechts (post­mor­tales Persönlichkeits­recht beispielsweise nach Marlene Dietrich). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 206, 266, 271; Scheyhing, R., Zur Geschichte des Persönlich­keitsrechts, (in) AcP 158 (1959/1960), 503; Leuze, D., Die Entwicklung des Persönlichkeitsrechts, 1962; Ham­precht, K., Persönlichkeitsrecht im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Würzburg 1965; Herrmann, M., Der Schutz der Persönlichkeit, 1968; Klingenberg, E., Vom persönlichen Recht zum Persönlichkeitsrecht, ZRG GA 96 (1979), 183; Simon, J., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 1981; Klippel, D., Historische Wurzeln und Funktionen, (in) ZNR 1982, 132; Coing, H., Die Entwicklung der Persönlichkeitsrechte, (in) Rechtsstaat und Menschenwürde, 1988, 75; Seifert, F., Postmortaler Schutz des Persönlichkeitsrechts, (in) NJW 1999, 1899; Klippel, D./Lies-Benachib, G., Der Schutz von Persönlichkeitsrechten um 1900, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 343; Austermühle, G., Zur Entstehung und Entwicklung eines persönlichen Geheimsphären­schutzes, 2002; Kastl, K., Das allgemeine Persön­lich­keits­recht, 2004; Fischer, A., Die Entwicklung des postmortalen Persönlichkeitsschutzes, 2004; Martin, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht in seiner historischen Entwicklung, 2007; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Engel, C., Der Schutz von Privatpersonen vor Presseveröffent­li­chun­gen durch das Reichspressegesetz im Kaiser­reich und in der Weimarer Republik, Diss. jur. Bonn 2011; Wähner, C., Das Persönlichkeitsrecht bei Personen des öffentlichen Lebens – einwilligungsfreie Bildveröffentlichung am Beispiel Caroline von Hannover, 2020; Schwerdtner, P., Das Persönlichkeitsrecht in der deutschen Zivilrechtsordnung, 2020

pertinens, pertinēns, lat., (Part. Präs.=)Adj.,  erstreckend, dienend, gehörig,  Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.doc, s. pertinēre; per, tenēre

pertinentia, lat., F., Schicklichkeit?, Audax gramm. (5./6. Jh. n. Chr.), s. pertinēre, per, tenēre

pertinentiae (lat. [F.Pl.]) Zubehörstücke, Zubehör

pertinere, pertinēre, lat., V., sich hin erstrecken, sich erstrecken, sich hinziehen, sich verbreiten, dienen, führen, Zweck haben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. per, tenēre

Perugia an dem oberen Tiber beruht auf dem etruskischen Perusia. 1549 kommt es an den Kirchenstaat, mit diesem 1870 an das 1861 entstandene Italien. Es ist Sitz einer Universität. S. Google

Lit.: Ermini, G., Storia della università di Perugia, 1947, 2. A. 1971; Valleranci, M., Il sistema giudiziario, 1991; Stader, I., Herrschaft durch Verflechtung, 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 33; Le più antiche carte della cattedrale di San Lorenzo di Perugia (1010-1300), hg. v. Maiarelli, A., 2006

Pest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1586 [CoutBruges II 461 Brügge] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über pestilentia [116-27 v. Chr.] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, F.) ist die Bezeichnung einer schon dem Altertum bekannten, durch Flöhe auf Menschen übertragbaren, sehr ansteckenden, durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelösten und oft tödlich endenden Infektionskrankheit. S. Google

Lit.: Nohl, J., Der schwarze Tod – eine Chronik der Pest 1348 bis 1720, 1924; Reinhardt, V., Die Macht der Seuche – wie die große Pest die Welt veränderte – 1347-1353, 2021; Bergdolt, K., Die Pest, 2021

pestilens, pestilēns, lat., Adj., verpestet, ungesund, verseucht, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pestis

pestilentia, lat., F., Seuche, ansteckende Krankheit, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pestilēns, pestis

pestis, lat., F., ansteckende Krankheit, Seuche, Pest, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unklar

Pestordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1624 [Buchtitel Rostock] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die der Bekämpfung der Pest dienende Ordnung beispielsweise in Sterzing 1534 oder in Wien 1713.

Pestalozzi, Johann Heinrich (Zürich 12. 1. 1746-Brugg 17. 2. 1827) ist ein Erzieher, der das Studium von Theologie und Recht 1767 zu Gunsten einer Lehre der Landwirtschaft abbricht und 1772 auf seinem Gut Neuhof in dem Kanton Aargau rund fünfzig arme Kinder zwecks Selbsternährung versammelt und nach Scheitern des Versuchs seit 1805 in Iferten als Leiter einer Anstalt mit zwanzig Lehrern und 150 Kindern trotz unsteten Lebens weltweite Anerkennung erlangt. S. Google

Lit.: Krüger, A., Das Menschenbild von Johann-Heirnrich-Pestalozzi, 2019

Peter von Andlau →Andlau, Peter von

petere, lat., V., langen, reichen, zielen, werfen, schlagen, hauen, stechen, stoßen, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pet- (2), *petə-, *ptē-, *ptō-, V., stürzen, fliegen, fallen

Peterling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [Wallraf 69] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Angehöriger eines Kirchspiels beispielsweise in Köln oder Stiftes des heiligen Petrus

Peterspfennig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1320 [ÄltpolnRdm. Mat. Art. 1 § 2] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das vielleicht erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich die aus England seit dem 8. Jahrhundert dem Papst als dem Nachfolger des Petrus geleistete Abgabe (Pfennig), die in dem Hochmittelalter und in dem Spätmittelalter auch in Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Polen und Ungarn entrichtet wird. Seit 1871 ist der Peterspfennig eine freiwillige Spende der Bistümer. S. Google

Lit.: Jensen, O., Der englische Peterspfennig, 1903; Maschke, E., Der Peterspfennig in Polen und dem deutschen Osten, 1933, 2. A. 1980; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A., 1972, 307; Aimone-Braida, P., Le finanzze del Papa, 2016

petieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen (petere) des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bitten, begehren

petitio, petītio, lat., F.: nhd. Langen, Angriff, Hieb, Stoß, Verlangen, Ansuchen, Einforderungsrecht, Einforderung, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. petere

Petition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [Nürnberg] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem lateinischen petitio [86/82 v. Chr.] des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem seit dem frühen 19. Jahrhundert die Bittschrift an eine amtliche Stelle. Ein Recht zu einer Petition ist zunächst ein Recht des Par­laments gegenüber dem Fürsten (Bayern 1818). Daneben erscheinen in Eng­land schon seit 1272 private Petitionen an das Parlament (rund 170000 erhalten, zunächst anglonor­mannisch, ab 1440 mittelenglisch) und kommt seit 1689 in England dem Einzelnen ein Recht zu, sich mit einer Petition an den König, die Regierung, die Volksvertretung oder eine Behörde zu wenden, ohne dadurch Nachteile befürch­ten zu müssen. Hieraus wird in dem frühen 19. Jahrhundert ein Mittel zu der öffentlichen Erbringung politischer For­derungen, das die Reaktion seit 1819 zu unterdrücken versucht. 1848 wird aber das allgemeine Petititionsrecht verfassungsmäßig durchgesetzt. S. Google

Lit.: Becker, K., Die Entwicklung des Petitions- und Beschwerderechts, Diss. phil. Greifswald, 1913; Gisiger, W., Das Petitionsrecht in der Schweiz, Diss. jur. Zürich 1935; Hoffmann, D., Das Petitionsrecht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Pistottnik, K., Das Petitionsrecht, Diss. jur. Wien 1969; Kumpf, J., Petitionsrecht und öffentliche Meinung, 1983; Mohme, D., Das Petitionsrecht, 1992; Dodd, G., Justice and Grace, 2007; Medieval Petitions, hg. v. Ormrod, W. u. a., 2009

Petitionsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das Recht auf Anbringung einer Petition bei einem Parlament ohne Furcht vor politischen Nachteilen, das 1848 verfassungsmäßig durchgesetzt wird.

Lit.: Becker, K., Die Entwicklung des Petitions- und Beschwerderechts, Diss. phil. Greifswald, 1913; Gisiger, W., Das Petitionsrecht in der Schweiz, Diss. jur. Zürich 1935; Hoffmann, D., Das Petitionsrecht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Pistottnik, K., Das Petitionsrecht, Diss. jur. Wien 1969; Kumpf, J., Petitionsrecht und öffentliche Meinung, 1983; Mohme, D., Das Petitionsrecht, 1992; Das Petitionsrecht des Bayerischen Landtags, hg. v. Wüst, W. u. a., 2020

petitorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1768 [CompCodBav. 434 Bayern] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) begehrend (aus dem Eigentum) in Gegensatz zu possessorisch (aus dem Besitz)

Lit.: Fiedler, A., Der petitorische Rechtsschutz, 1995; Feldmann, R., Der possessorische Besitzschutz und sein Verhältnis zum petitorischen Recht, 2020

petitorius, petītōrius, lat., Adj., zum Anhalten gehörig, Amtsbewerbers..., zum gerichtlichen Anspruch gehörig, Anspruchs..., Gaius (140-180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. petītor, petere

Petrus Crassus (2. Hälfte 11. Jahrhundert) verteidigt (vielleicht) in Ravenna Heinrich IV. 1084 in der Schrift (lat.) Defensio (F.) Heinrici IV. regis (Verteidigung des Königs Heinrich IV.) mit Hilfe des römischen Rechtes gegen die Behauptung, dass der König sein Amt durch Wahl erlangen müsse. S. Google

Lit.: Fauser, A., Die Publizisten des Investiturstreites, Diss. phil. München 1934, 905

Petrus de Bellapertica (Pierre de Belleperche) (um 1250 geboren-Lucenay-les-Aix Jan. 1308) wird nach dem Rechtsstudium in Orléans um 1280 Professor, 1296 Bediensteter (lat. clericus) des Königs und 1306 Bischof von Auxerre sowie Kanzler Frankreichs. Überliefert sind von ihm vor allem Vorlesungen (lecturae), Repetitionen und Distinktionen. S. Google

Lit.: Feenstra, R., L’École de droit d’Orléans, (in) Revue d’histoire des Facultés de droit 13 (1992), 36; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 546

Petrus de Vinea (Capua vor 1190-San Miniato April 1249), Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna 1221 Notar (?) und 1224 Richter Friedrichs II. Von ihm stammen die Novellenregeln der Konstitutionen von Melfi. Wahrscheinlich wegen Amtsmiss­brauchs wird er in dem März 1249 geblendet. S. Google

Lit.: Huillard-Bréholles, J., Vie et correspondance de Pierre de la Vigne, 1865, Neudruck 1966; Baethgen, F., Dante und Petrus de Vinea, 1955; Schaller, H., Handschriftenverzeichnis zur Briefsammlung des Petrus de Vinea, 2002

Petschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1296 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [WienRQ. 101] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 13. Jahrhundert aus dem Slawischen aufgenommen und vielleicht mit einem altkirchenslawischen Verb für braten verbindbar, N., s. Google) Siegel, Stempel

Pfaffe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1060/1080 [Genesis W. Smits V. 145] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen oder bereits für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Priester, Geistlicher

Pfaffenkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1330 [Willems, Brab.] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das von einem zu Ehelosigkeit und Enthaltsamkeit verpflichteten Geistlichen er­zeug­te uneheliche Kind.

Lit.: Das Leobschützer Rechtsbuch, 2006

Pfahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1284 [MnlWB. IV 1291 mittelniederländisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der festere, längere Holzstock. Pfählen ist in dem Spätmittelalter und in früher Neuzeit eine seltene, durch Durchbohren mit einem Pfahl vollzogene Todesstrafe (beispielsweise CCC Art. 131 für Kindestötung).

Lit.: Baltl/Kocher; Brunner, H., Über die Strafe des Pfählens, ZRG GA 26 (1905), 258; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 499, Neudruck 1964; Meyer, H., Menschen­gestaltige Ahnenpfähle aus germanischer und indogermanischer Frühzeit, ZRG GA 58 (1938), 42

Pfahlbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1231/1232 [MGConstitutiones II 212] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der außerhalb der Stadtmauer lebende, durch die Pfähle einer Vorstadtbefestigung geschützte (str.) Bürger der mittelalterlichen Stadt. Da der Pfahlbürger die Rechte eines Bürgers beansprucht, entsteht vielfach Streit mit Landesherren. Mit Abschluss der Landes­herr­schaft verschwinden die Pfahlbürgerr wieder. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schmidt, M., Die Pfahlbürger, (in) Z. f. Kulturgeschichte 9 (1902), 241; Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291; Schröder, E., Pfahlbürger, (in) FS E. Heymann, Bd. 1 1940, 52; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Domsta, H., Die Kölner Außenbürger, 1973; Bahnschulte, B., Pfahlbürger und Stadtbürger, 2013; Breustedt, S., Inklusion und Exklusion – Die Rechtsstellung der Bürger und Beisassen, Einwohner und Auswärtigen im spätmittelalterlichen Frankfurt am Main, ZRG GA 133 (2016) 110ff.

Pfählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295/1296 [Holland] und 1322 [Straßburg] in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N., s. Google) ist auch eine mittels Durchbohrens des menschlichen Körpers mit einem hölzernen Pfahl vollzogene, beispielsweise an der Wende von dem Mittelalter zu der Neuzeit (etwa in Art. 131 der Constitutio Criminalis Carolina von 1532) sichtbare Art der Todesstrafe.

Lit.: Brunner, H., Über die Strafe des Pfählens im älteren deutschen Recht, ZRG GA 26 (1905), 258; Feucht, D., Grube und Pfahl, 1967; Schmitz-Esser, R., Der Leichnam im Mittelalter, 2014

Pfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1077/1081 [Anno] in vierunddreißig Stellen belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) ist der Palast des Herrschers in dem Mittelalter. Die Pfalz nimmt sachlich ihren Ausgang von dem Hügel Palatinus, auf dem in Rom das Haus des Prinzeps Augustus (44 v. Chr.-14 n. Chr.) steht. Seit dem Frühmittelalter beherrscht der fränkische bzw. deutsche König sein Reich durch Ziehen von Pfalz zu Pfalz (beispielsweise in Bayerisch Schwaben Augsburg, Donauwörth, Günzburg, Hohenaltheim, Holzkirchen, Memmingen, Mering, Zusmarshausen, bevorzugte Pfalzen der Könige der Franken in Attigny, Compiègne, Herstal, Ingelheim, Nimwegen und vor allem Aachen).

Lit.: Köbler, DRG 83; Buchner, M., Zur Interpretation des palatinus regalis aulae, ZRG GA 35 (1914), 441; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Brühl, C., Palatium, Bd. 1f. 1975ff.; Die deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Binding, G., Deutsche Königspfalzen, 1996; Orte der Herrschaft, hg. v. Ehlers, C., 2002; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002

Pfalz ist das aus dem Herrschaftsgebiet des fränkischen Pfalzgrafen Lothringens nach der Belehnung Konrads von Staufen durch Kaiser Friedrich I. (1155/1156) entstehende Land an dem mittleren Rhein. Nach dem Übergang an die Wittelsbacher (1214) kommt 1329 die obere Pfalz (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge zu der Pfalz hinzu. 1582 folgt einer Landesordnung aus dem April in dem September ein fünfteiliges (Pfälzer) Landrecht (1 Judicialia mit Untergerichtsordnung in 23 Titeln, Hofgerichtsordnung in 50 Titeln, Eheordnung und Ehegerichtsordnung in 14 Titeln, 2 Von Contracten und Handthierungen – Vertragsrecht - in 28 Titeln, 3 Von Testamenten und letzten Willen in 30 Titeln, 4 Von Erbschaften ohne Testament in 20 Titeln und 5 Criminalia bzw. Malefizordnung in 70 Titeln über Verfahren, Tatbetände und Vollstreckung). 1945 wird als Folge der Aufteilung des Deutschen Reiches in vier Besatzungszonen die linksrheinische Pfalz von (dem rechtsrheinischen) Bayern getrennt und mit anderen Gebieten zu einem neuen Land →Rheinland-Pfalz vereinigt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, 1845; Lossen, R., Staat und Kirche in der Pfalz, 1907; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Pfalzatlas, hg v. Alter, W., Bd. 1 1964, 393; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960; Cohn, H., The government of the Rhine Palatinate, 1965; Bender, K., Die Hofgerichtsordnung Kurfürst Philipps für die Pfalzgrafschaft bei Rhein, 1967; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Press, V., Die Grundlagen der kurpfälzischen Herrschaft in der Oberpfalz, (in) Verh. d. hist. Ver. Oberpfalz 117 (1977), 31; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafen, 1978; Kern, B., Das Pfälzer Landrecht und die Landesordnung von 1582, ZRG GA 100 (1983), 274; Lillig, K., Rechtssetzung im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, 1985; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen der Pfalzgrafen, 1986; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, 1988; Lenz, R., Kellerei und Unteramt Dilsberg, 1989; Kern, B., Die Gerichtsordnungen des Kurpfälzer Landrechts von 1582, 1991; Rose, M., Das Gerichtswesen des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken im 18. Jahrhundert 1994; Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997; Hägermann, M., Das Strafgerichtswesen im kurpfälzischen Territorialstaat, 2002; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Martin, M., Pfalz und Frankreich, 2008; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie, 2013; Böth, M., Erzählweisen des Selbst, 2015 (6000 Briefe Liselottes von der Pfalz); Haufs-Brusberg, G., Die Lützelsteiner Lands Ordnung, 2013 (etwa 1580); Pfälzisches Klosterlexikon, hg. v. Keddigkeit u. a., Bd. 1ff. 2014ff. (ca. 150 Klöster zu erwarten?); Friedrich der Siegreiche (1425-1476), hg. v. Fuchs, F./Spieß, P., 2016; Ruppert, K., Die Pfalz im Königreich Bayern, 2017; Mechthild (1419-1482) im Spiegel ihrer Zeit, hg. v. Frauenknecht, E./Rückert, P. – Begleitbuch und Katalog zu der Ausstellung, 2019, 2. A. 2020; Hadry, S., Kartographie, Chorographie und Territorialverwaltung um 1600 – Die Pfalz-Neuburgische Landesaufnahme (1579/84-1604), 2020

Pfalzerzherzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [WienRQ. 131 und Schrötter, ÖStaatsr. I 226] in 2 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, M., lat. archidux, s. Google, erstmals für den Erzbischof Kölns in der Mitte des 10. Jahrhunderts verwendet) ist die durch das wohl auf Betreiben des Habsburgers Rudolf des Stifters um 1358 gefälschte lat. →privilegium (N.) maius entwickelte, 1442 von Friedrich III. bestätigte und 1453 von den Kurfürsten gebilligte Titulatur des Herzogs von →Österreich (1804 Kaiser).

Lit.: Baltl/Kocher; Lhotsky, A., Privilegium maius, 1957

Pfalzgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1184 [MGConstitutiones I 422] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich ein Titel in dem fränkisch-deutschen Reich in dem Mittelalter und in der Frühneuzeit. Zuerst wird ein (lat.) comes (M.) palatii bei Gregor von Tours genannt (577, 587, Diplom Chlodwigs II. von dem 22. 6. 654), der vermutlich den Hof des Königs leitet, aber bald von dem Hausmeier verdrängt wird. Als der Hausmeier 751 zu dem König aufsteigt, wird der Pfalzgraf wieder oberster Amtsträger in weltlichen Sachen und vertritt vor allem den König in dem Gericht. Seit dem frühen 9. Jahrhundert erscheint ein (vom König eingesetzter) Pfalzgraf der einzelnen Völker oder Stämme (beispielsweise Sachsen, Bayern u. s. w.), aus dem sich der Pfalzgraf bei Rhein (als Pfalzgraf des Herzogtums Lothringen) zu dem Landesherrn (der →Pfalz) und Kurfürsten (Reichsvikar, Vorsitz in dem Fürstengericht) entwickelt, während Stellung und Rechte der anderen Pfalzgrafen bereits in dem 10. Jahrhundert weitgehend verlorengehen. In dem Reich bleibt lange der →Hofpfalzgraf. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 109; Meyer, H. E., Die Pfalzgrafen der Merowinger und Karolinger, ZRG GA 42 (1921), 380; Lintzel, M., Der Ursprung der deutschen Pfalzgrafschaften, ZRG GA 49 (1929), 233; Gerstner, R., Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft, 1942; Arndt, J., Hofpfalz­grafenregister, Bd. 1ff. 1964ff.; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafen, 1978; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen der Pfalzgrafen, 1986; Eberl, I., Die Entwicklung des Pfalzgrafen, 1995; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie, 2012 (Amberg, Mosbach, Nabburg, Neustadt an der Haardt); Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Wolgast, E., Ludwig Camerarius und die Politik der Kurpfalz vor und nach 1618, (in) HZ 299 2014 334

Pfalzgraf bei Rhein →Pfalzgraf, Pfalz

Pfalzkapelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Hoogle belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Hofkapelle des fränkischen Königs und die Kapelle einer Pfalz.

Lit.: Pieper, J., Thron und Altar, Oktogon und Sechzehneck – die Herrschaftsikonographie der karolingischen Pfalzkapelle zu Aachen, 2017; Moreau d’Andoy, E. de, Karl der Große – die Pfalzkapelle in Mittelitalien, 2018

Pfalznotar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der an der Kanzlei des Papstes in dem Frühmittelalter und Hochmitttelalter tätige Schreiber.

Lit.: Mersiowsky, M., Die Urkunden in der Karolingerzeit, 2015, 259ff.

Pfalzrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1591 [Spangenberg] und 1617 [MainfrJb] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist etwa der Angehörige der wohl zwischen 366 und 384 entstandenen, für Verwaltung und Zivilgerichtsbarkeit von dem vierten bis zu dem dreizehnten Jahrhundert in der Kirche in Rom und in dem Kirchenstaat zuständigen sieben Amtsträger.

Lit.: Keller, S., Die sieben römischen Pfalzrichter im byzantinischen Zeitalter, 1904

Pfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 800 [Lex Frisionum] oft belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. [N.] pignus) ist schon in dem römischen Recht die zu der Sicherung eines Anspruchs dienende Sache bzw. das an ihr bestehende Recht. In einem engeren Sinn wird aus dem Pfand das Grundpfand (an unbeweglichen Sachen) ausgeschieden. An dem Pfand besteht das →Pfandrecht. Möglich ist in Rom neben der durch das Erlöschen eines bestehenden Pfand­rechts bedingten Verpfändung seit der Hochklassik auch die Verpfändung derselben Sache für For­derungen mehrerer Gläubiger, wobei das Prioritätsprinzip bedeutsam ist, das aber durch verschiedene Rangprivilegien auch durch­bro­chen ist, so dass das Pfand gefährdet sein kann und dem Pfandgläubiger nur bedingte Sicherheit gewährt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 26, 41, 45, 62, 74, 91, 125, 163, 213; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfandprinzips, 1971; Reifenberg, W., Die kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim, Gauodernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Krämer, G., Das besitzlose Pfandrecht, 2005; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Neumann, H., Der Beitrag Mesopotamiens zur Rechtsgeschichte – Bürgschaft und Pfand als Mittel der Vertragssicherung, 2010

Pfandbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Wort für eine Urkunde über eine Verpfändung ab 1322 [Frankfurt am Main UB. Lau II 153] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in der Gegenwart eine festverzinsliche, unkündbare Schuldverschreibung eines Kreditinstituts (Pfandbriefanstalt), durch deren Ausgabe dieses sich Mittel verschafft, die es unter hypothekarischer Sicherung als Darlehen ausgibt. Der Pfandbrief in diesem Sinne beruht auf einer Kabinettsorder König Friedrichs II. von Preußen (1769). Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts haftet dabei der Grundstückseigentümer dem Inhaber des Pfandbriefs nicht mehr. Als Ausgleich hierfür wird in der Folge nach französischem Vorbild dem Inhaber ein Vorzugsrecht in dem Konkurs (Insolvenz) des Kreditinstituts gewährt. S. Google

Lit.: Rabe, H., Darstellung des Wesens der Pfandbriefe, 1819; Pavlicek, A., Das Pfandbriefrecht, 1895; Wegener, E., Zur Vorgeschichte des Pfandbriefes, (in) Schmollers Jb. 44 (1920), 172; Geiecke, E., Die Entstehung und Entwicklung der ritterschaftlichen Kreditinstitute, Diss. jur. Bonn 1978; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 1 1985, 339f., Band 2 1989, 236ff.; Marzi, L., Das Recht der Pfandbriefe und Hypothekenbanken, 2002; Sattler, F., Der Pfandbrief 1769-2019 – von der preußischen Finanzinnovation zur Covered Bond Benchmark, 2019

Pfandbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Überlingen] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein Stadtbuch für Verpfändungen.

pfänden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Pfand aus dem Vermögen des Schuldners nehmen

Pfänderspiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1784 [Meißner Skizzen], zwei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein vielfach von Kindern ausgeführtes Spiel, bei dem ein Spieler bei einem Fehler ein Pfand geben muss, das er an dem Spielende nach Erfüllung einer Scherzauflage wieder erhält. S. Google

Pfandhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1559 [Culemann, MindenLV] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Leihhaus, Haus in dem gegen die Hingabe eines Pfandes Geld geliehen wird

Lit.: Dischinger, N., Wer besucht ein Pfandhaus?, 2004; Körner, A., Das Pfandhaus der Stadt Frankfurt am Main von seiner Gründung bis jetzt – Entstehung, Entwickelung und heutige Gestaltung, 2010

Pfandlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Pfalz/Weber, Lehnr. II 456] in fünfzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sachlich seit dem 12. Jahrhundert (Hildesheim 1166) sichtbare, in der Zulässigkeit umstrittene Lehen eines Pfandes, bei dem der Pfandgläubiger eine Sache nicht nur als Pfand, sondern zugleich als Lehen erhält.

Lit.: Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967, 252; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969, 243; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, 1978, 230; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelaltaer, 2002, 2. A. 2009

Pfandleihanstalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist das Unternehmen eines Pfandleihunternehmers oder der Betrieb eines Pfandhauses.

Lit.: Santifaller, L., Ein Verzeichniis der Urkunden der Bozner Pfandleihanstalt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, 1927; Vieregge, H., Die Pfandleihanstalt der Stadt Soest, 2009

Pfandleihbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit der Einführung des Kreditwesengesetzes 1935 verbotene Bezeichnung eines seit dem 11. Jahrhundert aufkommenden Pfandleihunternehmens als Bank (beispielsweise Berlin 1717, Hanau 1738).

Lit.: Loeffler, F., Die gewerbliche und private Pfandleihe, 1929; Burchard, J., Der Begriff des Pfandleihgewerbes, Diss. jur. Göttingen 1929; Lenzen, G., Das deutsche Pfandleihrecht, 1929

Pfandleihunternehmer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Pfandleiher - nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Darlehens­ge­ber, der gewerbsmäßig Darlehen gegen Verpfändung beweglicher Gebrauchsge­genstände gibt. In dem Mittelalter betreiben die Juden das Pfandleihgeschäft. In der Neuzeit bestehen Pfandleihbanken (Berlin 1717, Hanau 1738), deren Stellung ab dem späten 18. Jahrhundert gesetzlich geregelt wird (Preußen 1787, Bundesrepublik Deutschland 1961). Der Pfandleihunter­neh­mer ist seit 1935 nicht mehr Kredit­institut (Bank).

Lit.: Loeffler, F., Die gewerbliche und private Pfandleihe, 1929; Burchard, J., Der Begriff des Pfandleihgewerbes, Diss. jur. Göttingen 1929; Lenzen, G., Das deutsche Pfandleihrecht, 1929

Pfandnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Pfändung eines Gegenstandes ohne Willen des Schuldners.

Lit.: Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner zwischen Personal- und Vermögensvollstreckung, 2004

Pfandnutzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1758 [Estor], acht Archivzettel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Nutzung eines von dem Schuldner gegebenen Pfandes durch den Gläubiger

Pfandrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1185) ist objektiv die Gesamtheit der für das →Pfand geltenden Rechtssätze und subjektiv das zu der Sicherung einer Forderung (beispielsweise Rück­zahlung eines Darlehens) be­stimm­te dingliche Recht an einem Gegen­stand, kraft dessen der Gläubiger berechtigt ist, sich aus dem belasteten Grundstand (vorzugsweise) zu befriedigen. In dem altrö­mischen Recht ist (bei handgreifbaren Sachen) die (lat. [F.]) →mancipatio oder →in iure cessio (F.) unter der Bestimmung der Rückübertragung gegen spätere Leistung, bei nicht handgreifbaren Sachen vermutlich eine formlose Bestellung des Pfandes (lat. [N.] pignus) durch später entbehrliche Sach­hingabe nötig bzw. möglich. In dem klassischen römischen Recht verbleibt der Besitz bei dem Schuldner, wird das Pfandrecht von dem Bestand der For­derung abhängig und entstehen Pfandrechte kraft Rechtssatzes und öffentlicher Einzel­anordnung. Voraus­setzungen eines Pfand­rechts sind Eigentum des Pfandbestellers, form­lose Vereinba­rung der Pfandbestellung und Bestehen einer zu sichernden Forderung. Pfandge­gen­stand kann auch eine Forderung sein. Vielleicht gibt es auch bei den Ger­manen ein Pfandrecht zu der Sicherung einer Leistung. Der Pfandgläubiger erhält die Sache bis zu der Leistung. Erfolgt diese nicht, behält der Besitzer die Sache (Sachhaftung). In dem Frühmittelalter können allmählich auch Liegenschaften als Pfand gegeben werden. In dem Hochmittelalter kann das Pfand an Liegenschaften bloßes Substanz­pfand sein, wobei seit dem 14. Jahrhundert der anfängliche Verfall bei Nichtauslösung durch den Verkauf ersetzt wird und an die Stelle der tatsächlichen Übertragung die Eintragung in ein Buch tritt. Ist das Liegenschaftspfand Nutzpfand, so werden die nach der tat­säch­lichen Über­tragung gezo­genen Nutzungen nicht auf die Lösungs­summe angerechnet. Das Fahrnis­pfand ist meist Faustpfand, wobei die Übergabe in der spätmittelalterlichen Stadt durch Eintragung in das Stadtbuch (evtl. Pfandbuch) ersetzt werden kann und bei Pfandreife regelmäßig Pfandverkauf erfolgt. Die Aufnahme des römischen Rechtes (Hypothek) seit dem Spät­mittelalter entwertet das Pfandrecht, so dass zu der Sicherung für das Grund­pfand besondere →Hy­po­theken­bücher entwickelt werden (Berlin 1693, Preußen 1722) und das Fahrnispfand wieder allgemein Faustpfand wird. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist das Grundpfand an Ei­nigung und Eintragung bzw. Eintra­gungs­ersatz gebun­dene Hypothek, Grund­­schuld oder Renten­schuld, das Fahr­nis­pfand grund­sätzlich Faustpfand, wenn­gleich besitz­lose Pfand­rechte immer mehr die Oberhand gewinnen. Rechtstatsächlich tritt in dem 20. Jahrhundert das Pfandrecht hinter der den Besitz bei dem Schuldner belassenden Sicherungsüber­eig­nung zurück. S. Google

Lit.: Kaser §§ 22 II, 1, 31; Söllner § 18; Hübner 402, 469; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 26, 41, 45, 62, 74, 91, 125, 163, 213; Meibom, V. v., Das deutsche Pfandrecht, 1867; Kohler, J., Pfandrechtliche Forschungen, 1882; Meyer, H., Neuere Satzung von Fahrnis und Schiffen, 1902; Kapras, J., Das Pfandrecht im böhmisch-mährischen Stadt- und Bergrechte, 1906; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Lieberwirth, R., Die gesetzlichen Pfandrechte, Diss. jur. Halle 1952 (ungedruckt); Petschow, H., Neubabylonisches Pfandrecht, 1956; Matern, G., Islamisches Pfandrecht, 1965; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfandprinzips 1971; Wesener, G., Zur Entwicklung des Pfandrechts, (in) FS H. Demelius, 1973, 257; Klink, R., Die Behandlung der Pfandrechte, Diss. jur. Tübingen 1975; Wiegand, W., Zur Ent­wicklung der Pfandrechts­theorie im 19. Jahrhun­dert, (in) ZNR 1981, 1; Berger, W., Eigentumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht, besitzloses Pfandrecht und Eigentum, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 1 1985, 319ff., Band 2 1989, 209ff., 424ff.; Mincke, W., Die Akzessorietät des Pfandrechts, 1987; Schanbacher, D., Die Konvaleszenz von Pfandrechten, 1987; Repgen, T., Das Vermieter­pfandrecht im Kaiserreich, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 231; Krämer, G., Das besitzlose Pfandrecht - Entwicklungen in der rö­m­ischen Republik, 2007; Krieger, W., Die Akzes­so­rietät des römischen Pfandrechts, Diss. jur. Köln 2009; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Schwintowski, D., Das besitzlose Pfandrecht, 2012; Steinwachs, R., Das Vermieterpfandrecht im Verhältnis zur Sicherungsübereignuung, 2021

Pfandsatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – anders Pfandsetzung - – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1384 [MWirzib. IX 424 Würzburg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Setzung eines Pfandes, Verpfändung, →verpfänden, →Pfandrecht

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2

Pfandschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab etwa 1275 [Berthold von Regensburg] in fünfzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Hochmittelalter, Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit die Verpfändung von Herrschaftsrechten. Sie wird sachlich seitens des Königs 1171, seitens der Landesherren 1197 sichtbar und hält seitens des Königs bis 1628 und seitens der Landesherren bis 1803 an. Bis 1500 verpfänden die Könige in mehr als tausend Fällen Reichsgut (Herzogtümer, Graf­schaften, Herrschaften, Vogteien, Gerichte, Städte, Dörfer, Höfe u. s. w.). Die Pfandschaft gewährt dem Pfandnehmer Pfandherr­schaft. Sie endet mit der Auslösung durch den Schuldner oder durch die Ablösung durch einen Dritten. Der König ist vielfach zu der Auslösung tatsächlich aber nicht in der Lage.

Lit.: Brenner, H., Die Pfandschaft des Hochstifts Speyer über die Reichsstadt Landau von 1324 bis 1511, 1969; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1987; Krause, H., Pfandherrschaften als verfassungsgeschichtliches Problem, (in) Der Staat 9 (1970), 387, 515; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln, 1987

Pfändung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb.2 125] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb pfänden ab 9. Jahrhundert belegt) ist die in der Gegenwart grund­sätzlich dem Staat vorbehaltene Beschlag­nahme eines Gegenstands zwecks Sicherung oder Befriedigung eines Gläubigers wegen einer Geldforderung. In dem altrömischen Recht ist die außergerichtlich, aber förmlich vollzogene private Pfändung (lat. legis actio [F.] per pignoris capionem) als Ausnahme neben der allgemeinen Personalvollstreckung möglich. In dem Kognitionsverfahren werden bei Geld­schulden Gegenstände gepfändet und versteigert. In dem Frühmittelalter ist die außergerichtliche Pfändung beweglicher Sachen in den Volksrechten erkennbar. Die Pfändung zwecks Verwirklichung (Vollstreckung) des Urteils wird aber bald von der Genehmigung des Richters abhängig oder überhaupt Amts­trägern überlassen. Die Nichtauslösung des Pfandes hat den Verfall zu der Folge. In dem Hochmittelalter und Spätmittelalter erfolgt vor allem in der Stadt die Vollstreckung durch Büttel oder Fronboten durch öffentliche Pfändung von beweglichen Sachen und Grundstücken, während die außergerichtliche Pfändung durch einen Verfahrensbeteiligten zurück­tritt. Allerdings ist die Gestaltung sehr unterschiedlich. In der Neuzeit entwickelt sich das unter dem Einfluss des gelehrten Rechtes stehende moderne Vollstreckungsverfahren, das 1877/1879 in dem (zweiten) Deutschen Reich durch die Zivilprozessordnung verein­heitlicht wird.

Lit.: Kaser §§ 81 III 2, 87 I 10; Hübner 170; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86, 116; Meibom, V. v., Das deutsche Pfandrecht, 1867; Nägeli, A., Das germanische Selbstpfändungsrecht, Diss. jur. Zürich 1876; Bayer, W., Das Recht aus erlaubter eigen­mächtiger Pfändung, Diss. jur. Berlin 1899; Planitz, H., Die Vermögens­vollstreckung, 1912; Steiger, M., Das Pfändungsrecht der bayerischen Städte und Märkte auf dem Land, 1987; Schildt, B., Die Pfändung um Schaden und Schuld, (in) Recht und Rechtswis­senschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Lück, H., 1998, 41; Fecht, W. v. d., Die Forderungspfändung im römischen Recht, 1999; Ludwig, M., Der Pfändungsschutz für Lohneinkommen, 2001; Schubert, W., Das Zwangs­voll­streckungsrecht im Entwurf einer Zivilprozessordnung von 1931, ZRG GA 121 (2004), 351; Lackmann, F., Pfändungen, 2017

Pfändungsklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich in Urkunden seit dem 13. Jahrhundert enthaltene Verein­ba­rung der Berechtigung des Gläubigers, bei Nichtleistung den Schuldner ohne vorheriges Verfahren zu pfänden. Die Pfändungsklausel geht in der Neuzeit in der Unterwerfung unter die sofortige →Zwangs­vollstreckung auf. S. Google

Lit.: Kisch, G., Die Pfändungsklausel, ZRG GA 35 (1914), 41

Pfandverfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Umwandlung des Pfandrechts des Pfandgläubigers in das Vollrecht (Eigentum) bei Nichtauslösung des Pfandes durch Tilgung der Schuld in dem Zeitpunkt der Fälligkeit. Der Pfandverfall tritt wegen der nachteiligen Folgen für den Schuldner (Verlust des Vollrechts Eigentum bei vielleicht nur geringer Höhe der Schuld) allmählich hinter dem Pfandverkauf zurück, bei welchem der die Schuld übersteigende Mehrerlös aus dem Verkauf dem Pfandschuldner verbleibt. S. Google

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Meibom, V. v., Das deutsche Pfandrecht, 1867, 248

Pfandvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1742 [Scotti, Sayn] 17 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie  über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vertrag über die Bestellung eines Pfandes oder Pfandrechts durch den Schuldner oder Pfandschuldner für den Gläubiger oder Pfandgläubiger. Er ist in dem römischen Recht (lat. [N.] pignus, Pfand) Realvertrag. Er entsteht deshalb mit der Gabe der Pfandsache an den Pfandgläubiger.

Pfarre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 9. Jahrhundert [AhdGl. II 50, 64] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die rechtlich abgegrenzte Gemeinschaft christlicher Gläubiger mit einem Pfarrer als Leiter. →Pfarrei, Pfarrer, Pfarrgemeinde

Lit.: Die Pfarre in der Stadt, hg. v. Freitag, W., 2011

Pfarrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1544 [SchwyzLB. 98] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die rechtlich abgegrenzte Gemeinschaft christlicher Gläubiger mit einem Pfarrer als Leiter. →Pfarre, Pfarrer, Pfarrgemeinde

Lit.: Hagen, A., Pfarrei und Pfarrer nach dem Codex iuris canonici, 1935; Haff, K., Die Urpfarreien in Ostschwaben und Tirol als Markgenossenschaften und Siedlungs­ver­bän­de, ZRG GA 65 (1947), 234; Grass, F., Pfarrei und Gemeinde im Spiegel der Weistümer Tirols, 1950; Pfarreien im Mittelalter, hg. v. Kruppa, N., 2008; Die Pfarre in der Stadt, hg. v. Freitag, W., 2011; Die Pfarrei im späten Mittelalter, hg. v. Bünz, E. u. a. 2013; Bünz, E., Die mittelalterliche Pfarrei – ausgewählte Studien, 2017; Pfarreien in der Vormoderne, hg. v. Ferrari, M. u. a., 2017; Petke, W., Aufsätze zur Pfarreigeschichte in Mittelalter und Neuzeit, 2021

Pfarrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 12. Jahrhundert [LundGermForsch. XII 3] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Leiter einer christlichen Gemeinde mit eigener Kirche. Seit dem Konzil von Reims (630) soll eine Pfarre einen Pfarrer haben. Der Pfarrer spendet anstelle des Bischofs das Taufsakrament, bringt die Eucharistie dar und erteilt das Bußsakrament. In dem 8. Jahrhundert wird er zu dem Herrn des von den Gemeindeangehörigen zu leistenden Zehnten. In der Folge wird die Stellung des Pfarrers rechtlich genauer festgelegt.

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hagen, A., Pfarrei und Pfarrer nach dem Codex iuris canonici, 1935; Kurze, D., Pfarrerwahlen im Mittelalter, 1966; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Arend, S., Zwischen Bischof und Gemeinde, 2003; Die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer im Rheinland von der Reformation bis zur Gegenwart, bearb. v. Gruch, J., Bd. 1ff. 2011ff. (ca. 35000?)

Pfarrgemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1579 [Bayern/Sehling, EvKO. XIII 315] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem →Pfarrer zu betreuende christliche Gemein­de. Nach frühen Gemeindebildungs­ansätzen entsteht in dem 5./6. Jahrhundert die Verpflichtung der Pfarrgemeinde, an den höheren Festtagen den Gottesdienst des Pfarrers zu besuchen. Die Zugehörigkeit zu der Pfarrgemeinde wird durch den Wohnsitz bestimmt und in der frühen Neuzeit genau festgelegt. S. Google

Lit.: Haff, K., Die Urpfarreien in Ostschwaben und Tirol als Markgenossenschaften und Siedlungs­ver­bän­de, ZRG GA 65 (1947), 234; Grass, F., Pfarrei und Gemeinde im Spiegel der Weistümer Tirols, 1950; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983, 180; La parrocchia, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1995

Pfarrkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 874/897 [PassauTrad. 72] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die planmäßig mit einem →Pfarrer zu besetzende Kirche einer Pfarrgemeinde. Sie entsteht sachlich wohl in dem 5. Jahrhundert. Für ihre Baulast sind Kirchengut, Patron und Pfarrgemeinde zuständig. S. Google

Lit.: Noser, H., Pfarrei und Kirchengemeinde, 1957; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Vogt, H., Bilder der frühen Kirche, 1993; Reitemeier, A., Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters, 2005

Pfarrsprengel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1784 [Krünitz, Enzykl.] 20 Archivzettel – und in   Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das örtliche Zustän­digkeits­gebiet eines Pfarrers. Der Pfarrsprengel entsteht sachlich noch in dem Altertum (beispielsweise Rom Mitte 4. Jahrhunderts). In dem Frühmittelalter bilden sich bei allmählicher Christianisierung zunächst große Urpfarreien. Seit dem 8. Jahrhundert verfeinert und verfestigt sich die Einteilung. S. Google

Lit.: Stutz, U., Geschichte des kirchlichen Bene­fizial­wesens, 1895; Haff, K., Die Urpfarreien in Ostschwaben und Tirol als Markgenossenschaften und Siedlungs­ver­bän­de, ZRG GA 65 (1947), 234; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Pfeffinger, Johann Friedrich (Straßburg 5. 5. 1667-Lüneburg 27. 8. 1730), Professor für Mathematik und Lehrer der Ritterakademie Lüneburg, gibt in der Bearbeitung von Vitrarius, P., Institutiones iuris publici (1686, Einrichtungen des öffentlichen Rechtes) ein nach dem Institutionenschema (Personen, Sachen, Rechte) gegliedertes Handbuch des öffent­lichen Rechtes des Heiligen römischen Reiches. S. Google

Lit.: Bleeck, K., Adelserziehung auf deutschen Ritterakademien, 1977

Pfeife (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341/1344 [WisbyStR. 109] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb pfeifen 11. Jh.) ein Blasinstrument

pfeifen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1726 [Sachsen] in zwei Stellen belegt – substantiviert ab 1202 [Lacomblet. UB. IV 93 Niederrhein] in sechs Stellen belegt – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Art durch Blasen von Luft in ein Gerät Töne zu erzeugen

Pfeifer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1369 [Pietsch, HeidelbMusik 712] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar und von Pfeife und pfeifen abgeleitet, M.) Bläser, Pfeifender

Pfeifergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1606 [Barre, Pfeifer 14] in fünfzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist auch das besondere Verfahren der Erneuerung eines Rechtes auf Zollfreiheit (in Frankfurt am Main) seitens des Heiligen römischen Reiches.

Lit.: Wyss, A., Ein Mainzer Seitenstück zum Frankfurter Pfeifergericht, ZRG GA 22 (1901), 356; Reuter, F., Zollfreiheit und Pfeifergericht, (in) Archiv f. hess. Gesch. N.F. 33 (1975); Schmitt, C., Säuberlich banquerott gemachet, 2016, 83ff.

Pfeil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [Siegenburg/CorpAltdtOrUrk. II 127] in sechs Stellen belegt sowie für das Germanische erschließbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist eineWaffe für Würfe, die in Europa mit der Erfindung der mittels Pulvers betriebenen Schusswaffe ab dem 14. Jahrhundert ihre tatsächliche Bedeutung verliert.

Lit.: Eckhardt, H., Pfeil und Bogen – Eine archäologisch-technologische Untersuchung zu urnenfelderzeitlichen und hallstattzeitlichen Befunden, 1996; Junkmanns, J., Pfeil und Bogen – von der Altstadtzeit bis zum Mittelalter, 2013

Pfennig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem 9. Jahrhundert [KlAhdSprDm. 56 feorzug pentinga Lex-Salica-Fragment, AhdGl. II 613, 11] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] denarius) ist seit dem Frühmittelalter eine kleine Münze (264 Pfennige pro Pfund von 327 Gramm, Ende 8. Jahrhundert 240 Pfennige pro Pfund von 367 Gramm, 11. Jahrhundert 320 Pfennige pro Mark, 15. Jahrhundert 1200-1400 Pfennige pro Mark, E. 19. Jahrhundert 100 Pfennige pro Mark), die 2002 innerhalb vieler Staaten der Europäischen Union dem (europäischen) Cent weicht. S. Google

Lit.: Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 1896, Neudruck 1972; Rittmann, H., Deutsche Geld­geschichte 1484-1914, 1975; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; Schmid, P., Der gemeine Pfennig von 1495, 1989; Emmerig, H., Der Regensburger Pfennig, 1993

Pferd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das wohl seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. zuerst in der Steppe des Nordkaukasus zu dem Reiten und später auch zu dem Ziehen benutzte Haustier des Menschen. Die ersten Streitwagen finden sich in Gräbern der Aintashtakultur in dem südlichen Ural um 2100 v. Chr. →paraveredus

Lit.: Dewall, M. v. Pferd und Wagen im frühen China, 1964; Weigand, M., Die Pferde der Wikingerzeit, 2008; Raulff, U., Das letzte Jahrhundert der Pferde, 2015

Pflanze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt (!), aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb pflanzen Ende 8. Jh., s. Google) ist das außerordentlich vielfältige, sich selbst nicht fortbewegen, aber lebenswichtige Photosynthese betreiben könnende, für die Ernährung des Menschen sehr wichtige Lebewesen der Erde.

Lit.: Reinbothe, H., Mensch und Pflanze – Kulturgeschichte und Wechselbeziehung, 1986; Birkhan, H., Pflanzen im Mittelalter, 2012; Mancuso, S., Die Pflanzen und ihre Rechte, 2021

Pflanzenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schutz der Pflanzen vor Gefahren. Er ist in einem besonderen Pflanzenschutzgesetz (1937 Deutsches Reich) geregelt.

Lit.: Sucker, U., Die biologische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft und die Entstehung eines reichseinheitlichen Pflanzenschutzgesetzes (1914-1937), 1999; Birkhan, H., Pflanzen im Mittelalter, 2012; Lohrer, T., Pflanzenschutz einfach von A-Z, 2020

Pflanzensymbolik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verwendung von Pflanzen oder Pflanzenteilen wie beispielsweise Halmen als Symbol (beispielsweise für ein Grundstück bei einer Übertragung).

Lit.: Beuchert, M., Symbolik der Pflanzen, 1995; Zerling, C., Lexikon sder Pflanzensymbolik, 2007; Heilmeyer, M., Die Sprache der Blumen, 2016

Pflege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb pflegen 8. Jh., F.) Sorge, Unterstützung

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Pflegekind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [Niederösterreich] belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (auf Grund einer Erlaubnis des Jugendamts) von einer Pflegeperson in Familienpflege aufgenom­me­ne Kind. Die Rechtsverhältnisse der sachlich bereits dem römischen Recht bekannten Pflegekinder sind erst in der jüngeren Vergangenheit stärker verrechtlicht.

Lit.: Tirey, A., Das Pflegekind in der Rechtsgeschichte, 1996

pflegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand9 V. 5482, Otfrid5 IV 24, 28, Notker I 149] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und möglicherweise das Lateinische des Altertums und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterstützen

Pfleger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar sowie dem Lateinischen des Altertums nachgebildet, lat. [M.] curator) ist der Verwalter einer Angelegenheit. In dem Mittelalter werden beispielsweise der Vormund oder auch ein Amtsträger Pfleger genannt. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird (lat.) →curator (M.) durch Pfleger wiedergegeben. In Zusammen­hang damit ist die Pflegschaft in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ein durch das Vormundschaftsgericht zu be­gründendes Fürsorgeverhältnis eines Men­schen (Pflegers) für einen anderen (Pflegebefohlenen) zu der Besorgung einer be­sonderen Angelegenheit.

Lit.: Kaser § 64; Hübner; Schott, C., Der Träger als Treuhandform, 1975

Pflegeversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Deutschland durch Gesetz von dem 22. 4. 1994 zu dem 1. 1. 1995 eingeführte Sozialversicherung für den Pflegefall. S. Google

Pfleghafter, Pfleghafte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Adjektiv pfleghaft – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Pfleghafte - ab 1214 [WalkenriedUB. I 71] an dreizehn Stellen belegt und – als Pfleghafte - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines in dem Sachsenspiegel (1221/1224) in Landrecht I 2 §§ 1, 3 und III 45 § 4 besonders genannten, sonst nur selten (1214, 1219, 1250, Anfang 15. Jahrhunderts, 1. Hälfte 16. Jh.) bezeugten Standes von abgabepflichtigen Freien. S. Google

Lit.: Amira, K. v., Pfleghafte, ZRG GA 28 (1907), 435; Molitor, E., Pfleghafte, ZRG GA 32 (1911), 330; Beyerle, K., Die Pfleghaften, ZRG GA 35 (1914), 212; Heck, P., Pfleghafte und Grafschaftsbauern, 1916; Molitor, E., Die Pfleghaften des Sachsenspiegels, 1941; Hagemann, A., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111; Glossar zur Buch‘schen Glosse, hg. v. Kaufmann, F./Neumeister, P., 2015

Pflegschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [OÖUB. VIII 499 hierher?, Oberösterreich] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums sowie das Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] cura, s. Google) ist die fürsorgliche Besorgung einer Angelegenheit eines dieser Fürsorge Bedürftigen (Pfleglings) durch einen Pfleger (lat. curator). In dem römischen Recht kennen bereits die Zwölftafelgesetze von 451/450 v. Chr. die Pflegschaft eines Geisteskranken (lat. cura furiosi) und die Pflegschaft eines Verschwenders (lat. cura prodigi). Sie steht dem nächsten Agnaten, hilfsweise den Gentilen, notfalls einem von dem Magistrat bestellten curator (Pfleger) zu. Später kann auch der durch die (lat.) lex Laetoria von etwa 200 v. Chr. geschützte Minderjährige (lat. minor XXV annis) für ein einzelnes Geschäft, ab Marc Aurel (2. Jahrhundert n. Chr.) auch für die gesamte Geschäftsführung einen curator erbitten, dessen vorherige Einwilligung oder nachträgliche Genehmi­gung das Fehlen einer Übervorteilung bei dem Geschäft durch den Gegner sichert. Möglich ist auch eine (lat.) cura für einen Stummen, einen Tauben, einen Gebrechlichen oder eine Leibesfrucht (lat. nasciturus). Seit dem Spätmittelalter wird die Pflegschaft in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen, aber viel­fach nicht eindeutig von der Vormund­schaft abge­grenzt. →Pfleger

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 36, 210; Roczek, E., Geschichte der Vormundschaft und Pflegschaft seit dem Codex Theresianus, 1943; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Pflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Westgermanische erschließbar, F., Pflichtverletzung 1774) ist die Anforderung eines bestimmten Verhaltens eines Menschen. Die Pflicht (eines Schuldners) ist das Gegenstück zu einem (subjektiven) →Recht (eines Gläubigers) und vielfach die Auswirkung von (objektivem) Recht.

Lit.: Köbler, WAS; Grundrechte und Grundpflichten in der Reichsverfassung, hg. v. Nipperdey, H., Bd. 1ff. 1929ff.; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schreiber, H., Der Begriff der Rechtspflicht, 1966; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue, 1973; Mors, A., Die Entwicklung der Schulpflicht, Diss. jur. Tübingen 1986; Luchterhandt, O., Grundpflichten als Verfassungs­problem, 1988; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Manzke, S., Die Pflicht zur Herausgabe, 2020; Devoirs, promesses et obligations, hg. v. Mausen, Y. u. a., 2020; Wendelstein, C., Pflicht und Anspruch, 2021

Pflichtteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert bzw. um 1350 [MeranStR. Art. 20] in fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. N., Pflichtteilsanspruch 1888, Pflichtteilsbe­rech­tig­ter 1814) ist der unentziehbare Mindest­anteil naher Angehöriger an dem Nachlass eines Erb­lassers. Bereits in dem klassischen römischen Recht engt in dem 1. Jahrhundert v. Chr. sachlich die Einführung der (lat.) querela (F.) inofficiosi testamenti (Beschwerde des pflichtwidrigen Testaments) die Freiheit des Erblassers ein. Kinder, Eltern und Geschwister eines frei geborenen Erb­lassers können nämlich ein Testament anfechten, wenn es gegen die sittliche Pflicht verstößt, dem Berechtigten mindestens ein Viertel des ihm nach „natürlicher“ (untestierter) Erbfolge zustehenden Anteils zu hinterlassen. In dem spätantiken römischen Recht muss nahen Angehörigen (seit Konstantin [306-337] Abkömmlinge, Vorfah­ren und durch den Vater verwandte Brüder des Erblassers) ein Viertel des gesetzlichen Erbteils zugewendet werden. Ist der Angehörige ganz übergangen, kann er das Testament angreifen. In anderen Fällen kann er Ergänzung auf das ihm zustehende Viertel verlangen. Justinian erhöht den Pflichtteil bei mehr als vier Kindern auf die Hälfte des gesetzlichen Erbteils (536) und ordnet wenig später das Pflichtteils­recht umfassend. Mit dem Testament wird in dem Spätmittelalter auch vielerorts der Pflichtteil des römischen Rechtes aufgenommen (anders beispielsweise Tirol bis 1811), wobei in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des deut­schen Reiches (1896/1900), in dem Zivilgesetz­buch der Schweiz (1907/1911) und seit 15. 6. 1978 auch in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetz­buch Österreichs (neben nahen Abkömmlingen [Hälfte] und nahen Vorfahren [ein Drittel]) der überlebende Ehegatte in den Kreis der Pflichtteilsbe­rechtigten einbezo­gen wird und die deutschen und öster­reichi­schen Gesetz­bücher dem Pflicht­teilsberech­tigten nur einen schuldrecht­lichen Anspruch gegen den Erben und damit keine eigene unmittelbare dingliche Rechtsstellung gewähren. Das französische Recht und das spanische Recht lassen überhaupt nur eine beschränkte Vergabe des Vermögens durch Testament zu. Das englische Recht gewährt bedürftigen An­ge­hörigen einen Unterhalts­an­spruch gegenüber dem Nachlass.

Lit.: Kaser §§ 65 II 2, 69 I 2, 70; Köbler, DRG 38; Francke, W., Das Recht der Notherben und Pflichtteilsberechtigten, 1831; Heuberger, W., Geschichtliche Entwicklung des Pflichtteilsrechts, Diss. jur. Leipzig 1912; Pfeiffer, C., Erbgut und Pflichtteil im schwedischen Recht, 1937; Aebli, D., Der Pflichtteil der Geschwister und ihrer Nachkommen im schweizerischen Recht, 1940; Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich, 1957; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge und das Pflichtteilsrecht, 1970; Wacke, A., Die Rechtswirkungen der lex Falcidia, (in) FS M. Kaser, 1973, 209; Wesener, G., Pflichtteilsrecht und Unterhaltsanspruch, (in) FS Rechtswissenschaftliche Fakultät Graz, 1979, 95; Coing, H., Zur Entwicklung des Pflichtteilsrechtes, (in) Gedächtnisschrift W. Kunkel, 1984, 25; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Jaeschke, F., Pflichtteilsentzug, 2002; Bauer, A., Die innere Recht­fertigung des Pflichtteilsrechts, 2008: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010; Lammerding, B., Das Recht auf den Pflichtteil im deutschen und französischen Recht de lege lata und de lege ferenda, 2013; Zimmermann, R., Pflichtteil und Noterbenrecht in historisch-vergleichender Perspektive, 2020

Pflichtteilsanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1888) ist der schuldrechtliche Anspruch eines nahen gesetzlichen, aber durch Willensentscheidung des Erblassers aus dem Erbe ausgeschlossenen Erben auf die Hälfte des Wertes des gesetzlichen Erbes. S. Google

Pflichtteilsberechtigter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1814) ist der zu einem Pflichtteilsanspruch berechtigte, aus dem Erbe durch Verfügung des Erblassers ausgeschlossene, nahe gesetzliche Erbe des Erblassers. S. Google

Pflichtteilsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der gesetzlichen Bestimmungen über den Pflichtteil und subjektiv der Anspruch des einzelnen Pflichtteilsberechtigten auf seinen Pflichtteil gegenüber dem Erben. S. Google

Lit.: Kaser §§ 65 II 2, 69 I 2, 70; Köbler, DRG 38; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge und das Pflichtteilsrecht, 1970; Schanbacher, D., Ratio legis Falcidiae, 1995; Das Zivilgesetzbuch der DDR vom 19. Juni 1975, hg. v. Hattenhauer, H./Eckert, J., 1995; Hennig, M., Die lex Falcidia und das Erbrecht des BGB – eine kritische Würdigung der Entscheidung des historischen Gesetzgebers, das Rechtsinstitut der falcidischen Quart aufzugeben, 1999; Hollmann, C., Pflichtteilsrecht und Familienzusammenhang, 2007; Reformfragen des Pflichtteilsrechts, hg.v. Röthel, A., 2007

Pflichtverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1774 [Moser, Reichstage I 104, 14 Archivzettel] nicht belegt - aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische und Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,F., 1774) ist die grundsätzlich rechtswidrige Verletzung einer bestehenden Pflicht eines Verpflichteten.

Pflug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Vorrömische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein von Menschen wohl aus einer Astgabel entwickeltes Gerät zu dem Aufreißen von für den Anbau von Pflanzen bestimmter Erdoberflächen. S. Google

Pflugschar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1795 [Majer, GOrdalien 48f.] und 1801 [Rößig, Altertümer 330] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Vorrömische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., M., N.?) ist der zu dem Aufreißen der Erde bestimmte Teil des Pfluges. Das Schreiten über (9) glühende Pflugscharen ist in dem Mittelalter eine Form des →Gottesurteils. S. Google

Lit.: Nottarp, H., Gottesurteilsstudien, 1956

Pflugscharengang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1938 [ZRG GA] drei Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Vorrömische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gang über (glühende) Pflugscharen als eine Form des Gottesurteils

Pflugwende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und Vorrömische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wende oder Umkehr des Pfluges an dem Ende des Ackers

Pflugwenderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab Heusler, Inst. II 53, drei Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und Vorrömische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Pflugwende auf dem Grundstück eines Nachbarn an der Grenze eines Ackers, →Anwenderecht

Pfründe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise im dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die einem kirchlichen Amtsträger zustehende Unterhaltsleistung aus den Erträgnissen eines Vermögens. Die Verding­lichung des Unterhaltsanspruchs erfolgt dabei nach Ansätzen in dem Altertum seit dem Frühmittelalter. In dem Laufe des Mittelalters wird die Pfründe zu einer eigenen (Vorform der) →juristischen Person (des ausgestatteten Kirchen­amts). S. Google

Lit.: Groß, C., Das Recht an der Pfründe, 1887; Stutz, U., Lehen und Pfründe, ZRG GA 20 (1899), 213; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 203; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Schmugge, L., Schleichwege zu Pfründe und Altar, 1994; Rehberg, A., Kirche und Macht im römischen Trecento, 1999; Willich, T., Wege zur Pfünde, 2002; Hitzbleck, K., Exekutoren – die außerordentliche Kollatur von Benefizien im Pontifikat Johannes‘ XXII., 2009; Philipsen, C., Pfründen und geistliche Steuern, 2010; Berger, D., Stift und Pfründe, 2011; Heinzer, A., Pfründen, Herrschaft, Gottesdienst, 2014; Otte, H., Von der Pfründe zum Gehalt, 2019

Pfund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 917/935 [WestfUB. Additamenta 3 Westfalen] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen erschließbar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. [F.] libra) ist in dem Mittelalter eine Gewichtseinheit, die seit dem 7. Jahrhundert auch als Rechnungsmünze (264 bzw. 240 Pfennige) Verwendung findet und in der Lira Italiens (bis 2002) und dem Pfund Großbritanniens fortlebt. S. Google

Lit.: Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 1885, 2. A. 1896, Neudruck 1972; Kahnt, H., Alte Maße, Münzen und Gewichte, 1986; Spufford, P., Money, 1988

phalerae, falerae, palerae, lat., F.Pl., blanker Stirnschmuck und Brustschmuck, Brustgeschmeide, Pferdeschmuck, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. φάλαρα (phálaron), N., glänzendes Metallstück, Pferdeschmuck, vgl. gr. φαλός (phalós), Adj., weiß, idg. *bʰel- (1), *bʰelə-, *bʰelH-, Adj., V., glänzend, weiß, glänzen, Pokorny 118

Phaleristik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ordenskunde

Lit.: Nimmergut, J., Bibliographie der deutschen Phaleristik, 2010

Philipp der Großmütige (Marburg 13. 11. 1504- Kassel, 31. 3. 1567) Landgraf von Hessen ab 1518, 1524 Anhänger der Reformation Martin Luthers, 1527 Gründer der Universität Marburg, sein Testament von 1562 bewirkt die bis 1945 anhaltende Landesteilung Hessens (u. a. Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel, s. Google)

Lit.: Heinemeyer, W., Philipp der Großmütige und die Reformation in Hessen, 1997; Cahill, R., Philipp of Hesse and the Reformation, 2001; Auerbach, I., Reformation und Landesherrschaft, 2005; Schneider-Ludorff, G., Der fürstliche Reformator, 2006; Mariotte, J., Philipp der Großmütige von Hessen (1504-1567), 2018

Philipp von Leyden (Leiden 1326/1327?-Leiden 9. 6. 1382) wird nach dem Studium der freien Künste, Theologie und (1339/1340) des Rechtes in Orléans 1351/1352 Kanzleimitarbeiter der Grafen von Holland und nach anderen Tätigkeiten 1371 Vikar des Bischofs von Utrecht. In seinem Hauptwerk ([85 „casus“ in] De cura reipublicae, Von der Pflege des Staates) verwendet er das römische Staatsrecht zugunsten der Grafen von Holland. S. Google

Lit.: Berges, W., Die Fürstenspiegel, 1938, Neudruck 1952, 249; Wilfert, H., Philipp von Leyden, 1925; Feenstra, R., Philipp of Leyden, 1970; Leupen, P., Philipp of Leyden, 1981; Feenstra, R., Philip of Leyden en zijn bibliotheek, 1994; Timmer, R., Profeet in eigen land, 2008

Philipp von Schwaben (in oder bei Pavia Februar oder März 1177-Bamberg 21. 6. 1208) aus der Familie der Staufer ab 1198 bis zu seiner Ermordung König des Deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches neben dem Welfen Otto von Braunscheig (Kaiser Otto IV., s. Google)

Lit.: Philipp von Schwaben, hg. v. Rzihacek, A. u. a., 2010; Die Urkunden Philipps von Schwaben, hg. v. Rzihacek, A. u. a., 2014

Philippe de Beaumanoir, Philippe de Rémi, Herr (Seigneur) von (um 1247-7. 1. 1296, s. Google), →Beaumanoir

Phillips, George (auch Georg) (Königsberg 6. 1. 1804-Aigen bei Salzburg 6. 9. 1872), englisch-schottischer Herkunft, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Savigny) und Göttingen (Eichhorn), Promotion in Göttingen 1824 und Habilitation in Berlin (1826) 1827 außerordent­licher Professor in Berlin, (nach Konversion zu dem Katholizismus unter dem Einfluss Carl Ernst Jarckes) 1834 Professor in München (1848 entlassen und Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt am Main), 1849 in Innsbruck und 1851 in Wien. Er veröffentlicht eine englische Rechts­geschichte (1825, 1827/1828), ein gemeines deutsches Privatrecht (1830), eine deutsche Rechtsgeschichte (1845) und ein unvollendetes siebenbändiges Kirchenrecht (1845ff.).

Lit.: Lentze, H., Phillips, (in) FS F. Loidl, Bd. 1 1970, 160; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008 3008ff. (ultramontaner Reaktionär und einflussreicher Kanonist)

philologia, lat., F., Philologie, Liebe zu den Wissenschaften, Beschäftigung mit der Literatur, Cic. (81-43 v. Chr.), s. gr. φιλολογία (philología), F., Philologie, Liebe zum Sprechen, vgl. gr. φίλος (phílos), Adj., M., freundlich, lieb, Freund; weitere Herkunft unklar, gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Maß, Berechnung, Vernunft, idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen

Philologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen [philologia 81-43 v. Chr.] und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Sprachwissenschaft

Lit.: Philologie als Literatur und Rechtswissenschaft. Germanistik und Romanistik 1730-1870, hg. v. Lieb, C. u. a., 2013; Trüper, H., Orientalism, Philology, and the Illegibility of the Modern World, 2020

philosophia, lat., F., Philosophie, philosophischer Gegenstand, Enn. (204-169 v. Chr), s. gr. φιλοσοφία (philosophía), F., Philosophie, vgl. gr. φίλος (phílos), Adj., M., freundlich, lieb, Freund, gr. σοφός (sophós), Adj., geschickt, klug, weise, weitere Herkunft unklar

Philosophie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1338 [Hiob] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen [philosophia 204-169 v. Chr.] und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar und teils in der Herkunft unklar, F.) ist die gedankliche Beschäftigung des Menschen mit dem Sein und Denken. Als rationale Bemühung um Orientierung durch Theorie wird sie zuerst in dem griechischen Altertum (Thales, Anaximander, Anaximenes, Pythagoras, Heraklit, Parmenides, Melissos, Zenon, Empedokles, Anaxagoras, Sokrates, Plato, Aristoteles) sichtbar. Seit der Neuzeit verselbständigen sich aus der (umfassenden) Philosophie besondere Fachwissenschaften. In dem 19. Jahrhundert steigt die Zahl der Vorlesungen in Vergangenes in seiner noch nicht aufgebrauchten Bedeutung neu verste­hender und damit hermeneu­tisierender Philosophiegeschichte sehr stark an und sinkt dementsprechend in Ethik und Naturrecht. Eine Unterart der Philosophie ist die →Rechtsphilosophie.

Lit.: Zeller, E., Die Philosophie der Griechen, Bd. 1ff. 1844ff.; Philosophisches Wörterbuch, hg. v. Schmidt, H., 4. A. 1919, 7. A. 1922, hg. v. Gess­mann, M., 22. A. 1991, 23. A. 2010; Historisches Wörterbuch der Philosophie, hg. v. Gründer, K. u. a., Bd. 1ff. 1971ff.; Coreth, E., Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts, 1983 (fortgeführt v. Schöndorf, H.); Maurach, G., Geschichte der römischen Philosophie, 2. A. 1997; Repertorium edierter Texte des Mittelalters aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete, hg. v. Schönberger, R. u. a., 1994, 2. A. 2011 (rund 3300 Autoren mit etwa 40000 Ausgaben); Störig, H., Kleine Weltgeschichte der Philosophie, 18. A. 2016; Philosophische Jurisprudenz, hg. v. Pieper, A., 1998; The Cambridge History of Seventeenth-Century Philosophy, hg. v. Garber, D. u. a., 1998; Schneider, U., Philosophie und Universität, 1999; Solomon, R./Higgins, K., Eine kurze Geschichte der Philosophie, 2000; Höffe, O., Kleine Geschichte der Philosophie, 2001; Fleischer, M., Anfänge europäischen Philosophierens. Heraklit – Parmenides – Platons Timaios, 2001; Handbuch Frühe griechische Philosophie, hg. v. Long, A., 2001; Wechselseitige Beeinflussungen und Rezep­tionen von Recht und Philosophie in Deutschland und Frankreich, hg. v. Kervégan, J. u. a., 2001; Helferich, C., Geschichte der Philosophie, 3. A. 2001; Hirschberger, J., Geschichte der Philosophie, 2003; Libera, A. de, Denken im Mittelalter, 2003; Schupp, F., Geschichte der Philosophie im Überblick, Bd. 1ff. 2003; Philosophen, hg. v. Lutz, B., 2004; Ries, W., Philosophie der Antike, 2005; Decorte, J., Eine kurze Geschichte der mittelalterlichen Philosophie, 2005; Philosophie, hg. v. Papineau, D., 2006; Albert, K., Platons Erbe, 2008; Demandt, A., Philosophie der Geschichte, 2011; Herausforderung durch Religion?, hg. v. Krieger, G., 2011; Kenny, A., Geschichte der abendländischen Philosophie, 2012, 2. A. 2014, 3. A. 2016; Schöndorf, H., Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts, 5. A. 2014; Metzler Philosophen-Lexikon, hg. v. Lutz, B., 2015; Seubert, H., Weltphilosophie, 2016; Berger, S., The Art of Philosophy, 2017; „Outsiders“ and „Forerunners“ – Modern Reason and Historiographical Births od Medieval Philosophy, hg. v. König-Pralong, C. u. a., 2018; Kutschera, F. v., Der Weg der westlichen Philosophie, 2019; Fischer, H., Frühgriechische Philosophie, 2022

Phönizier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines zwischen 1500 v. Chr. und 300 v. Chr. an dem östlichen Mittelmeerufer (in dem späteren Libanon, Syrien und Israel) sichtbaren Volkes der Semiten, für die das Kanaanäische, das Hebräische und das Phönizische meist als mehrere Mundarten derselben Sprache betrachtet werden. Vermutlich entwickeln die Phönizier aus der älteren Bilderschrift (etwa des Ägyptischen) und der Keilschrift (etwa des Babylonischen) die Buchstabenschrift. Handeltreibend errei­chen sie wohl England und umschiffen vielleicht sogar Afrika. Als Punier erscheinen sie in dem westlichen Mittelmeer, wo sie von den Römern in den von 264 bis 146 v. Chr. andauernden punischen Kriegen (Hannibal, Zerstörung Karthagos 146 v. Chr.) besiegt und eingegliedert wer­den. S. Google

Lit.: Markoe, G., Die Phönizier, 2003; Jongeling, K., Handbook of Neo-Punic Inscriptions, 2008; Kerr, R., Latino-Punic Epigraphy, 2010; A Companion to the Punic Wars, hg. v. Hoyos, D., 2011; Morstadt, B., Die Phönizier, 2015, Pietschmann, R., Geschichte der Phönizier, 2016; Edrey, M., The Phoenicians in the Eastern Mediterranean during the Iron Age I-III ca. 1200-322 BCE, 2019

Photographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 außer in Zauberphotographie nicht und in DW2 Fotografie nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1839) Lichtbildwesen. S. Google, s. foto…

physica, lat., F., Physik, Naturlehre, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. φυσική τέχνη (physikḗ téchne), F., Physik, vgl. gr. φύσις (phýsis), F., Natur, Erzeugung, Geburt, gr. φύειν (phýein), V., erzeugen, wachsen (V.) (1) lassen, idg. *bʰeu-, *bʰeu̯ə-, *bʰu̯ā-, *bʰu̯ē-, *bʰō̆u-, *bʰū-, V., schwellen, wachsen (V.) (1), gedeihen, sein (V.), werden, wohnen

Physik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1200-1210 [Parzifal] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen [physica 81-43 v. Chr.] und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Naturwissenschaft zwecks Untersuchung grundlegender Erscheinungen der Natur

Lit.: Henrich, R., Von der Physik zur Metaphysik, 2007; Petrarca, R., Die Geburt der modernen Physik, 2016 (Einstein, Maxwell, Hertz, Faraday, Newton, Kepler); Posch, T., Johannes Kepler, 2017 (1571-1630); Eckert, M./Teichmann, J., Physik – 100 revolutionäre Entdeckungen, 2018; Kleinknecht, K., Einstein und Heisenberg, 2019; Im Lichte der Quanten – Konsequenzen eines neuen Weltbilds, hg. v. Mann, F./Mann, C., 2021 (Die Quantenphysik zeigt, dass die Zukunft nicht völlig vorherbestimmt oder vorherberechenbar ist, sondern wir Menschen sie mit unserem Denken und Handeln auch beeinflussen können.); Cahan, D., Helmholtz – Ein Leben für die Wissenschaft, 2021

Physiokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Physiokratismus

Lit.: Schlettwein, C., Johann August Schlettwein – ein deutscher Physiokrat 1731-1802, 1981; Meißner, H., Die Physiokraten als wirtschaftspolitische Wegbereiter der französischen Revolution, 1990

Physiokratismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die wirtschafts­politische Strömung des 18. Jahrhunderts (François Quesnay 1694-1774), die den Boden als eigentliche Quelle des Reichtums des Menschen ansieht, den Ackerbau zu dem wichtigsten Berufszweig erklärt, zu der Verbesserung des Ertrags das Eigentum der Bauern an dem bewirtschafteten Land befürwortet und sich später gegen die zunehmenden Eingriffe des Staates, die eine Verbesserung der Einnahmen, die Sicherung der all­gemeinen Versorgung und dann auch die Einordnung des Bauern in die Gesamtge­sellschaft anstreben, wendet. Obwohl der Physiokratismus das Interesse einiger Landesherren findet, bewirkt er kaum praktische Veränderungen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Baltl/Kocher; Köbler, DRG 133, 134, 174, 192; Guyot, Y., Quesnay et la physiokratie, 1896; Beer, M., An inquiry into physiocracy, 1939; Woog, H., Le tableau économique of François Quesnay, 1950; Fox-Genovese, E., The Origins of Physiocracy, 1976; Muhlack, U., Physiokratie und Absolutismus in Frankreich und Deutschland, (in) ZHF 9 (1982, 15ff.; Klippel, D., Der Einfluss der Physiokraten, (in) Der Staat 23 (1984), 205; Gömmel, R./Klump, R., Merkantilisten und Physiokraten, 1994; Richter, S., Pflug und Steuerruder, 2015

Piacenza, s. Google →Parma

Lit.: Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001

Piast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige einer sich auf einen Bauern Piast aus Kruschwitz zurück­füh­renden, geschichtlich an dem Ende des 10. Jahrhunderts nachweisbaren Familie, die unter Boleslaw I. Chrobry ihre Herrschaft von Kiew bis zu der Mark Meißen ausdehnt. Ihre polnische, seit 1320 königliche Linie wird 1370 von den Jagiellonen beerbt. Die herzogliche Linie in Massowien erlischt 1526, die schlesische 1625/1675. S. Google

Lit.: Balzer, O., Genealogia Piastow, 1895; Jasinski, K., Rodowod pierwszych Piastow, 1992; Barkowski, R., Die Piasten und die Anfänge des polnischen Staates, 2018

Picard, Edmond-Désiré (Brüssel 1836-1924), Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Brüssel Advokat, 1884 Professor und Politiker. 1878 gründet er die 136 Bände umfassende Rechtsenzyklopädie Pandectes Belges. Be­ein­flusst ist er von Rudolf von →Ihering. S. Google

Lit.: Pasquier, A., Edmond-Désiré Picard, 1945; Ringelheim, F., Un jurisconsulte de Race, 1999, 2. A. 2012

Piccolomini, Enea Silvio (1405-1464) Papst Pius II., s. Google

Lit.: Meusel, A., Enea Silvio als Publizist, 1905; Battaglia, F., Enea Silvio Piccolomini e Francesco Patrizi, 1936; Kallen, G., Aeneas Silvius Piccolomini als Publizist, 1939; Kisch, G., Enea Silvio Piccolomini und die Jurisprudenz, 1967; König und Kanzlist, Kaiser und Papst, hg. v. Fuchs, F. u. a., 2013

Piemont („Bergfuß“, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gebiet der west­lichen Poebene und der Westalpen. Über Römer, Ostgoten, Oströmer, Lango­barden und Franken fällt es um 1046 an die Grafen von Savoyen. Seit dem frühen 18. Jahrhundert benennt sich Piemont nach dem 1717/1720 erlangten Sardinien. Aus ihm entwickelt sich 1859/1861 das Königreich Italien.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Viora, M., Le costituzioni piemontesi, 1928; Darmstaedter, P., Das Reichsgut in der Lombardei und Piemont (568-1250), 1965; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,146, 3,1,264; Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte, 1986; Tabacco, G., Piemonte medievale, 1985

pietas, pietās (1), lat., F., Pflichtgefühl, Frömmigkeit, Anhänglichkeit, Zärtlichkeit, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pius

Lit.: Ulrich, T., Pietas (pius) als politischer Begriff, Diss. phil. Breslau 1929; Dürig, W., Pietas liturgica, 1958; Frömmigkeit im Mittelalter, hg. v. Schreiner, K. u. a., 2002; Geschichte des Pietismus, hg. v. Brecht, M. u. a., 2004; Hüttner, T., Pietasund virtus – spätantike Aeneisimitation in der Iohannis des Goripp, 2020

pignus, pīgnus, lat., N., Pfand, Unterpfand, Faustpfand, Geisel, Kontrakt, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *peig- (1), V., Adj., kennzeichnen, färben, ritzen, bunt, farbig

Pignus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, lat. [N.]) ist schon in dem altrömischen Recht das →Pfand. Die Hingabe einer Sache – des Schuldners - zu der Sicherung einer Schuld geschieht bei handgreifbaren Sachen durch (lat. [F.]) →mancipatio oder (lat. [F.]) →in iure cessio unter der Bestimmung, dass die hingegebene Sache gegen eine spätere Leistung zurückzu­übertragen ist. Bei nicht handgreifbaren Sachen ist vermutlich eine formlose Bestellung eines Pfandes (pignus) durch später entbehrlich werdende Sachhingabe möglich. Unterbleibt die Auslösung, so behält der Pfandnehmer die Sache (Verfall). In dem klassischen römischen Recht ist pignus ein Realkontrakt, bei dem die Sache hingegeben wird unter der Abrede, dass der Pfandgläubiger sie als Pfand besitzen und je nach dem Verhalten der Gegenseite verwerten oder zurückgeben soll. Pignus tacitum ist das stillschweigende, möglichen neuen Gläubi­gern unbekannte pignus. S. Google

Lit.: Kaser §§ 31 I 2, III IV; Söllner § 9, 18; Köbler, DRG 26, 45; Köbler, LAW; Schanbacher, D., Beobachtungen zum sog. pignus Gordianum, ZRG RA 114 (1997), 233; Braukmann, M., Pignus, 2008; Fuenteseca, M., Pignus et hypotheca en su evolución histórica, 2013

pilare, pilāre, lat., V., Haare ausraufen, enthaaren, Haare bekommen, berauben, plündern, Amm. (um 390 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pilus

Pilger, Pilgrim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 13. Jahrhundert [Neidhart SL 12 V 5] in mehr als 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Wallfahrer, Fremder

Lit.: Carlen, L., Wallfahrt und Recht im Abendland, 1987; Knapp, R., Pilger, Priester und Propheten – Alltag und Religionen im römischen Reich, 2018

Pilgerfahrt, Pilgrimsfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Prag Rößler 134, Pilgerrreisen 289 1492] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und teilweise aus dem Lateinischen des Altertums (peregrinus) und dem erschließbaren Germanischen gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wallfahrt

Pilgrim →Pilger

Pilius (da Medicina), Pillius (da Medicina) (Medicina bei Bologna um 1150-nach 1207) ist um 1180 Rechtslehrer in (Modena und) Bologna? und 1192 Hofrichter Kaiser Heinrichs VI. Er verfasst zahlreiche verschiedene Werke (Summe, Glossen zu dem [lat.] Liber [M.] bzw. Liber feudorum, [lat.] Libellus [M.] disputatorius, Disputationen, Quaestionen, Distinktionen, Einzeluntersuchungen). S. Google

Lit.: Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes, 1974; Santini, G., Università e società nel XII secolo, 1979; Conte, E., Tres libri Codicis, 1990, 71; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 226

Pillersdorf (Pillersdorff), Franz Xaver von (Brünn 1. 3. 1786-Wien 22. 2. 1862) ist nach dem Studium von Rechtswissenschaft und Staatswissenschaft in Wien 1842 Kanzler der vereinigten Hofkanzlei und 1848 Innenminister →Österreichs. Nach ihm wird vielfach die erste, in seiner Amtszeit erarbeitete (gescheiterte) österreichische Verfassung (Aprilverfassung) benannt. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 193; Pillersdorff, F., Rückblicke auf die politische Bewegung in Österreich in den Jahren 1848 und 1849, 1849

Pillersdorfsche Verfassung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pillersdorffsche Verfassung, Aprilverfas­sung) ist die nach dem ausarbeitenden damaligen Innenminister Österreichs benannte, nach von Frankreich ausgehenden, den Rücktritt des Staatskanzlers Metternich bewirkenden Unruhen an dem 15. 3. 1848 angekündigte, nach dem Vorbild von Verfassungen deutscher Staaten und Belgiens ausgearbeitete und an dem 25. 4. 1848 von Kaiser Ferdinand I. von →Österreich für die nichtungarischen Länder (ausgenommen auch Lombardo-Venetien) gewährte (oktroyierte, frühkonstitutionalistische) Verfas­sung des „österreichischen Kaiserstaats“. Sie kennt Gewal­tenteilung, Gegenzeich­nung der Vollzugshand­lungen des Kaisers durch den verantwortlichen Minister, Reichstag (Parlament) bestehend aus Senat und Abgeord­netenkammer bei absolutem Vetrorecht des Kaisers sowie einen Grundrechtskata­log. Auf Forderungen von Demonstranten hin wird sie abgeändert (Einkammersystem ohne Steuerzensus, Novelle von dem 16. 5. 1848) bzw. nach der Erhebung von dem 15. 9. 1848 zurückgezogen. Inhaltlich ent­spricht ihr der ihr zeitlich folgende, von dem österreichischen Reichstag mit nur einer Kammer in Kremsier erarbeitete, aber auf dem Grundsatz der Volkssouveränität aufbauende →Kremsierer Entwurf. Mit der Märzverfassung wird sie an dem 4. 3. 1849 aufgehoben. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 171, 193

Pillius →Pilius

pincerna, lat., M., Mundschenk, Schenk, Trankmischer, Ambr. (um 340-397 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πίνειν (pínein), V., trinken; gr. κεράννυναι (keránnynai), V., mischen, vermischen, zusammengießen, vgl. idg. *pōi- (2), *pō-, *pī-, *p‑, *peh-, *poh-, *peh₃i-, V., trinken

Lit.: Köbler, DRG 83

pipe roll (engl. [N.]) Schatzkammerrolle des Königs (seit 1130)

Pippin ist ein früher Leitname der austrasischen Hausmeier des merowingischen Königs bzw. der späteren karolingischen Könige. Nach Pippin dem Jüngeren (714/715-24. 9. 768) ist die pippinische Schenkung benannt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 82; Schieffer, R., Die Karolinger 1992, 50; Stoclet, A., Fils du Martel, 2013

pippinisch, Adj., Pippin betreffend

Pippinische Schenkung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an die Salbung durch den Papst (751?, Saint Denis 28. 7. 754) anschließende „Gabe“ (Rückgabe) des fränkischen Königs Pippin des Jüngeren an Papst Stephan II. in dem Jahre 754 (756). Sie umfasst das (von den Langobarden entzogene) Gebiet von Luni, Parma, Reggio und Mantua bis Monselice, den Exarchat Ravenna, Venetien, Istrien, Benevent und Spoleto. Die Überlieferung der Gabe ist teils lückenhaft, teils unklar. Die pippinische Schenkung legt, auch wenn sie nicht vollständig verwirklicht wird, den Grundstein für die Entstehung des →Kirchenstaats (Vatikan). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 82; Sybel, H. v., Die Schenkungen der Karolinger an die Päpste, (in) HZ 44 (1880), 47; Gundlach, W., Die Entstehung des Kirchenstaates, 1899; Quellen zur Entstehung des Kirchenstaates, hg. v. Fuhrmann, H., 1968; Partner, P., The Lands of St. Peter, 1972; Jarnut, J., Quierzy und Rom, (in) HZ 220 (1975), 265; Noble, T., The Republic of St. Peter, 1984; Scholz, S., Die „pippinische Schenkung, (in) HZ 307 (2018) 635

Pirat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1300 [Heinrich von Neustadt] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [HanseRez. 2 VII 363] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Griechischen und Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) Seeräuber

Lit.: Bono, S., Piraten und Korsaren im Mittelmeer, 2009; Piraterie von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Grieb, V./Todt, S., 2012; Seeraub im Mittelmeerraum, hg. v. Jaspert, N. u. a., 2013; Derks, H., Gefahr auf See – Piraten in der Antike, 2016; Rohmann, G., Jenseits von Piraterie und Kaperfahrt, (in) HZ 304 (2017)

pirata, pīrāta, lat., M., Seeräuber, Pirat, Korsar, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πειρατής (peiratḗs), M., Seeräuber, Pirat; vgl. gr. πειρᾶν (peirān), V., wagen, unternehmen, streben, vgl. idg. *per- (2E), V., Sb., versuchen, probieren, Gefahr

Pirckheimer, Willibald (Eichstätt 5. 12. 1470-Nürnberg 22. 12. 1530) wird nach dem Rechtsstudium in Padua und Pavia Ratsherr in Nürnberg. 1528/1529 befürwortet er für die Ausgabe der →Digesten durch Haloander einen Zuschuss Nürnbergs. S. Google

Lit.: Thieme, H., Willibald Pirckheimers Corpus iuris, (in) Festgabe A. Bruckner, Basler Z. f. Altertumskunde 74 (1974), 259; Holzberg, N., Willibald Pirckheimer, 1981; Waschk, M., Willibald Pirckheimer – Jurist, Humanist und Freund Dürers, 2019

Pirsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1259 [UlmUB. I 110] in einunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Altfranzösischen und dem Mittellateinischen verbindbar und in der weiteren Herkunft unklar, F., Verb pirschen 1170-1190) Suche, Jagd

pirschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1170-1190 [Tristrant des Eilhard von Olberg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1326 [MWirzib. III 277] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Altfranzösischen und dem Mittellateinischen verbindbar und in der weiteren Herkunft unklar, V.) anschleichen, jagen

Pisa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) an dem unteren Arno in Mittelitalien kommt in dem 3./2. vorchristlichen Jahrhundert von den Etruskern an die Römer. In dem 4. Jahrhundert wird es Sitz eines Bischofs. In dem 12. Jahrhundert wird es freie Kommune, fällt aber 1406 an Florenz und 1860/1861 an Italien. Seine Universität wird um 1395 gegründet. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Tolaini, E., Pisa, 1992; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 33

Pisanelli, Giuseppe (1812-1879) wird nach dem Rechtsstudium in Neapel 1839 Rechtslehrer in Neapel und später einer der führenden Rechtspolitiker Italiens. Er beeinflusst die 1865 veröffentlichten itali­enischen Gesetzbücher für Privatrecht und Zivilprozessrecht maßgeblich. S. Google

Lit.: Lettere inedite di Giuseppe Pisanelli, hg. v. Confessore, O., 1979

Pithou (Pithoeus), Pierre (Troyes 1. 11. 1539-Nogent-sur-Seine 1. 11. 1596) wird nach dem Rechtsstudium in Bourges und Valence (Cujas) Anwalt in Paris, Berater und Privatgelehrter, 1573 Amtmann und 1582 Generalprokurator. Er bearbeitet und veröffentlicht unterschiedliche Quellen (Edic­tum Theoderici, Leges Visigothorum, 1579, Codex canonum vetus Ecclesiae Romanae, 1609). S. Google

Lit.: Grosley, J., Vie de Pierre Pithou, Bd. 1f. 1756

placare, placāre, lat., V., ebnen, beruhigen, besänftigen, beschwichtigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *plāk- (1), *plək-, *plek-, *plō̆k-, *pleik-, Adj., breit, flach, s. placēre

Placentinus (Piacenza 1130?-Montpellier 12. 11. 1192) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna Lehrer des weltlichen Recht in Mantua, Montpellier (1163-1184/1185, 1190/1191-1192), Bologna und Piacenza. Er verfasst Summen (beispielsweise Cum essem Mantua, als ich in Mantua war/­Libellus de actionum varietatibus, Büchlein über die Verschiedenheiten der Klagansprüche, Summa codicis, Summe des Kodex, Summa institutionum, Summe der Institutionen, Sum­ma trium librorum, Summe dreier Bücher, unvollendet), Dis­tinktionen, Disputa­tionen, Glossen, Monographien und Kom­men­tierungen.

Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes, 2. A. 1834ff., Neudruck 1956, 4, 244ff., 537ff.; Tourtoulon, P. de, Placentinus, 1896, Neudruck 1972; Conte, E., Tres libri Codicis, 1990; Meyer, C., Die Distinktionstechnik in der Kanonistik des 12. Jahrhunderts, 2000; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 207

placere, placēre, lat., V., gefallen (V.), gefällig sein (V.), Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *plāk- (1), *plək-, *plek-, *plō̆k-, *pleik-, Adj., breit, flach, s. placāre

placitum, lat., N., Meinung, Überzeugung, Erlass, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. placēre

Placitum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist in dem Frühmittelalter der Beschluss und die ihn fassende Versammlung (Ding), wobei das herr­scherliche placitum bereits an dem Beginn des 9. Jahrhunderts mit dem Ausscheiden des Königs aus dem Kreis eines hochadeligen Urtei­ler­gremiums verschwindet. S. Google

Lit.: Köbler, LAW; Manaresi, C., I placiti del Regnum Italiae, Bd. 1ff. 1955ff. (484 Nummern bis 1100); Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Stieldorf, A., Zum „Verschwinden“ der herrscherlichen Placita am Beginn des 9. Jahrhunderts, (in) Archiv für Diplomatik 53 (2007), 1

plädieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Schueren 194b, Reineke Vos V. 4146 1498, Campe Erg.-Bd. 481 1813 und Landsberg, Gutachten 222 1818] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, s. latein_a_z.docx

Plädoyer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1741 [Zedler] einmal belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb plädieren 18. Jh.) Schlussvortrag in dem Strafprozess

plagium, lat., N., Stellnetz, Varro (116-27 v. Chr.), s. plaga

plagium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) Anmaßung des Herrenrechts

Lit.: Köbler, DRG 35; Rieble, V., Das Wissenschaftsplagiat, 2010; Zitat, Paraphrase, Plagiat, hg. v. Lahusen, C./Markschies, C., 2015

Plan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1172-1190 [Drie liet von der maget vom Priester Wernher] bzw. zweiter Ansatz Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach, Parzival] und 1551 [Oberösterreich] in fünf Stellen – und in DRW-Archiv 1797 [KurpfSamml.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Ebene, Plan 2 Wort Anfang 18. Jh. aus dem Französischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M., Vorhaben

Planck, Gottlieb (Göttingen 24. 6. 1824-Göttingen 20. 5. 1910), Richterssohn einer Familie aus Württemberg, wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen und Berlin (Puch­ta) Richter (1859-1863 infolge der Auf­lösung des Obergerichts Dannenberg ohne Amt, 1879 Ruhestand) und Rechtspolitiker. Trotz Erblindung bearbei­tet er von 1874 an den ersten Teilentwurf des Familienrechts des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch Deutschen Reiches (1896/1900). Seit 1889 lehrt er als ordentlicher Hono­rar­professor in Göttingen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 183; Frensdorff, F., Gottlieb Planck, 1914; Schubert, W., Beratung des BGB. Materialien zur Entstehungsgeschichte des BGB, 1978, 80; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987, 299; Schroeder, K., Gottlieb Planck, (in) JuS 2000, 1046; Meder, S., Gottlieb Planck und die Kunst der Gesetz­gebung, 2010

Planck, Johann Julius Wilhelm Ritter von (1817-1900), Prozessualist. Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879. S. Google

Lit.: Claussen, T., Johann Julius Wilhelm Planck (1817-1900) – Leben und Werk, 2015; Velten, S., Johann Julius Wilhelm Ritter von Planck – Leben und Werk, 2015 (viele Wiedergaben fremder Einschätzungen)

Planiol, Marcel (23. 9. 1853-31. 8. 1931) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Grenoble (1880), Rennes (1881) und Paris (1887). Seit 1894 veröffentlicht er den (franz.) Traité élémentaire de droit civil (Grundriss des bürgerlichen Rechtes), durch den er den →Code civil erfolgreich in die gesamt­französische Entwicklung einbindet. S. Google

Lit.: Marcel Planiol, hg. v. Berthélemy, H. u. a., 1931

Planitz, Hans (Kaditz bei Dresden 4. 5. 1882-Wien 16. 1. 1954), Pfarrerssohn, wird nach dem Studium von Recht und Geschichte in Tübingen und Leipzig (Lamprecht) 1909 außerordentlicher Pro­fessor in Leipzig, 1913 ordentlicher Professor in Basel, 1914 in Frankfurt am Main, 1919 in Köln und 1941 in Wien. Seine Arbeiten betreffen vor allem das Vollstreckungsrecht, das Sachenrecht und die Stadtgeschichte.

Lit.: Planitz, H., Die Pfändung, 1912; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Österreichische Geschichtswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen, hg. v. Grass, N., Bd. 2 1951, 126; Juristen an der Universität Frankfurt am Main, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1989, 102ff. (Dilcher, G.); Kölner Juristen im 20. Jahrhundert, hg. v. Augsberg, S. u. a., 2013, 75ff. (Becker, H.)

Plantagenet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in der Mitte des 12. Jahrhunderts nach dem Ginster (lat. planta [F.] genista) als Helmzier (oder zu dem Sichtschutz bei der Jagd) benannte Familie (Grafen von →Anjou, Maine und Tourraine), die nach der Verbindung mit der Erbtochter des Königs von England (1128) 1144 das Herzogtum der →Normandie und 1154 in Verfolgung eines durch Mathilde von England vermittelten Erbanspruchs das Königtum in →England erreicht und einschließlich der Nebenlinien Lancaster und York bis 1485 herrscht (offizieller Beiname Plantaginet seit 1460 durch Herzog Richard von York). S. Google

Lit.: Fowler, K., The Age of Plantagenet and Valois, 1967; Lauffray, C./Lauffray, P., Die Plantagenets, 1984; La cour Plantagenêt, hg. v. Aurell, M., 2000; Berg, D., Die Anjou-Plantagenets, 2003; Favier, J., Les Plantagenêts, 2004; Plantagenêts et Capétiens, hg. v. Aurell, M. u. a., 2006; Jones, D., Spiel der Könige – Das Haus Plantagenet und der lange Kampf um Englands Thron, 2020

Plantage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – in der Mitte des 17. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in der Mitte des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen aufgenommen sowie mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anpflanzungsunternehmen für Monokulturen

Lit.: Fickendey, E., Eingeborenenkultur und Plantage, 2020; Böde, J., Kaffeeplantagen im Südosten Brasiliens, 2020

Plantagenwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine landwirt­schaft­liche Bewirtschaftungsform (beispielsweise in dem römi­schen Weltreich oder in den neuzeitlichen Kolonien).

Lit.: Köbler, DRG 28; Gliech, O., Saint-Domingue und die französische Revolution – Das Ende der weißen Herrschaft in einer karibischen Plantagenwirtschaft, 2011

planus, plānus, lat., Adj.: platt, eben, flach, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. plāno-, *pl̥hnó-, Adj., eben, flach, Pokorny 805; s. idg. *pelə-, *plā-, *pl̥hi-, Adj., V., breit, flach, breiten, schlagen, klatschen

Planwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem (zentralstaat­lichen) Plan (M. 2) bestimmte Wirtschaft (beispielsweise seit 1918 in der Sowjetunion, ab 1945 in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen Republik). Die Entschei­dungsfreiheit von Unternehmern entfällt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 249; Bundesrepublik Deutschland - Deutsche Demo­kratische Republik, hg. v. Hamel, H., 1977; Lindner, N., Der Übergang des Rechts der Wirtschaft von der Plan- zur Marktwirtschaft in Ostdeutschland, 1996; Hoffmann, D., Aufbau und Krise der Planwirtschaft, 2002; Planwirtschaft – Privatisierung – Marktwirtschaft, hg. v. Heydemann, G. u. a., 2017

Plea rolls (engl. [N.Pl.]) sind die seit dem Jahre 1194 fast lückenlos erhaltenen Prozessrollen des →englischen Rechtes.

Lit.: Select pleas in manorial and other seignorial courts, hg. v. Maitland, F., 1889; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

Plebejer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem altrömischen Recht der Angehörige des einfachen, nicht zu den Patriziern zählenden Volkes. Die anfänglichen Unterschiede zwischen Patriziern und Plebejern werden nach Vertreibung der Könige in der Republik eingeebnet und verschwinden infolge jüngerer gesellschaftlicher Gegensätze. Danach bezeichnet Plebejer untechnisch den Angehörigen des einfachen Volkes.

Lit.: Söllner §§ 4, 5, 8

plebiscitum, plēbiscītum, lat., N.: nhd. von dem Volk gefällte Entscheidung, Volksentscheid, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plēbs, scītum

Plebiscitum (lat. [N.], um 250-184 v. Chr.) ist seit dem altrömischen Recht die Entscheidung der Versammlung (lat. concilium) der (lat. [F.]) plebs, die als Rechtsquelle anerkannt bzw. den Beschlüssen der allgemeinen Volksver­sammlung (Gesetzen) gleichge­stellt wird (287 v. Chr. lex Hortensia). Danach werden die meisten Gesetze auf dem einfacheren Weg des plebiscitum beschlossen (beispielsweise lex Aquilia de damnis). →Plebiszit

Lit.: Kaser §§ 2 II 2a, 3 II 1; Söllner §§ 6, 15; Köbler, DRG 13, 31; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

Plebiszit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1579 [Soest] einmal belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und vielleicht in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Neuzeit der Volksentscheid bzw. die Volksabstim­mung. →plebiscitum

Lit.: Mittenberger-Huber, A., Das Plebiszit in Bayern, 2000; Budrich, B., Volksabstimmungen in Europa, 2019

plebs, plēbs, plēps, plēbēs (ält.), plēbis, lat., F., Volksmenge, Bürgerstand, Bürgerliche (M. Pl.), Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pel- (1), *pelə-, *plē-, *pl̥h-, *pelh-, V., gießen, fließen, schütten, füllen, schwimmen, fliegen, (lat. [F.]) Volk

plenipotens, plēnipotēns, lat., Adj.: nhd. allmächtig, Prisc. (6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plēnus, potēns (1), posse

Plenipotenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gewaltenfülle (anscheinend beispielsweise des Papstes)

Lit.: Wyduckel, D., Princeps legibus solutus 1979, 88

plenitudo (F.) potestatis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinisdche des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Gewaltenfülle →Plenipotenz

Lit.: Kroeschell, DRG 2

plündern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1314 [Wilhelm von Österreich des Johann von Würzburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [Nijhoff, Ged. III 12] in neunzehn Stellen belegt und in der weiteren Herkunft jenseits des Mittelhochdeutschen ungeklärt?, V.) wegnehmen, rauben

Plünderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1552 [HessJb. 6 1956 209 Hessen] in zehn Stellen belegt, F., Verb plündern 1314 und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) Raub, Wegnahme, durch Art. 28 und 47 der Haager Landkriegsordnung von 1899/1907 verboten

Lit.: Bradford, E., Der Verrat von 1204 – die Zerstörung und Plünderung Konstantinopels, 1980; Lehmann, K., Die Plünderung der gefürsteten Grafschaft Henneberg im Jahre 1554, 2005; Sandholtz, W., Prohibiting Plunder, 2007; Löhr, D., Die Plünderung der Erde, 2015; Bandulet, B., Beuteland – Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945, 2016

Plural (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mehrzahl

pluralis, plūrālis, lat., Adj., zu mehreren gehörig, zur Mehrzahl gehörig, aus mehreren bestehend, mehrheitlich, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plūs

pluralis, plūrālis, lat., M., Plural, Mehrzahl, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plūs

Pluralismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Lehre von dem gleichzeitigen Nebeneinander und damit auch Wettbewerb mehrerer Verschiedenhei­ten. Mit der Lösung von einer einzigen Einheit ist der Pluralismus gedanklich möglich. Weltanschaulich gründet sich der Pluralismus des ausgehenden 20. Jahrhunderts auf die der Aufklärung und dem Liberalismus allmählich folgende Ablehnung der Unbedingtheit der christlichen Tradition in der abendländischen Kultur. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 253; Le pluralisme juridique, hg. v. Gilissen, J., 1972; Bast, J., Totalitärer Pluralismus, 1999; The Adventure of Religious Pluralism in Early Modern France, hg. v. Cameron, K. u. a., 2000; Legal Pluralism – cui bono?, hg. v. Luts-Sootak, M. u. a. 2018

Pluris petitio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt, lat. [F.]) ist die (nach Gaius in vier Weisen mögliche) Zuvielforderung des Klägers in dem römischen Recht, die zeitweise eine Straffolge wegen unbe­dachter Ver­fah­rensfüh­rung, ansonsten die Abwei­sung der Klage und den Verlust des Klag­anspruchs nach sich zieht.

Lit.: Kaser §§ 34 II, 53 III, 83 I, 87 I, II; Köbler, DRG 62; Provera, G., La pluris petitio nel processo romano, 1960; Sacconi, G., La „pluris petitio“ nel processo formulare, 1977

Podestà (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Italienische und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) (meist auswärtiger, adeliger oder gelehrter, aus Misstrauen nur auf Zeit bestimmter, danach in dem Syndikatsprozess überprüfter) Machtinhaber der hochmittel­alterlichen Stadt in Italien

Lit.: Giorgetti, V., Podestà, capitani del popolo e loro ufficiali a Perugia (1195-1500), 193

poena (1), poina, lat., F., Buße, Strafe, Bestrafung, Mühseligkeit, Plage, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ποινή (poinḗ), F., Sühne, Strafe, Rache; vgl. idg. *kᵘ̯ei- (1), V., achten, beobachten, scheuen, ehren, strafen, büßen, rächen

Poena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, lat. F., um 450 v. Chr.) ist in dem altrömischen Recht die Vermögensleistung, durch die bei einem Unrechtserfolg das Racherecht des Verletzten oder seiner Verwandtschaft abgelöst werden kann. Dabei soll, wer einem anderen (nur?) ein Bein bricht, (nur) die feste und daher bei Währungsverfall gefährdete Summe (Buße) von 300 Pfund Kupfer (poena) entrichten, bei einem Sklaven 150 Pfund Kupfer, bei sonstigem Unrecht 25 Pfund Kupfer. In der Spätantike ist die dem Ersatz des Schadens dienende Leistung (lat.) poena, damnum, satisfactio oder compositio. Dagegen bezeichnet Tacitus (98 n. Chr.) den Ausgleich eines Unrechtserfolgs durch Pferde und Rinder bei den Germanen auch als poena. Seit dem Hochmittelalter ist poena die peinliche Strafe an Leben (Todesstrafe) oder Leib (Leibesstrafe oder Körperstrafe).

Lit.: Kaser §§ 32 II, 35 II, 50 I; Köbler, DRG 26, 27, 65, 74, 119; Köbler, LAW; Schilling, A., Poena extraordinaria – zur Strafzumessung in der frühen Kaiserzeit, 2010; Basche, S., Die poena naturalis im Straf- und Strafzumessungsrecht, 2013; Williams, C., Ubi lex, ibi poena, 2021

Poena (F.) arbitraria (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt) ist auf Grund hochmittelalterlicher Ansätze (Vincentius Hispanus, Papst Innozenz IV.) in der frühen Neuzeit die der (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Carolina von 1532 be­kannte Ermessensstrafe oder auch außeror­dentliche Strafe (lat. poena extraordinaria). Über die gesetzlich geregelten Fälle hinaus findet sie Anwendung bei ungeregelten strafwürdigen Geschehnissen (beispielsweise Abschneiden von dem Galgen) und bei Sonderfällen geregelter Tatbestände. Mit der Aufklärung wird die poena arbitraria zurück­gedrängt (beispielsweise Josephinisches Ge­setzbuch 1787).

Lit.: Schaffstein, F., Die europäische Strafrechts­wissenschaft, 1954, 29; Schlosser, H., Die Strafe der Galeere als poena arbitraria in der mediterranen Strafpraxis, 1988; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000

Poena (F.) dupli (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist in dem römischen Recht die in bestimmten Fällen eintretende Verdoppelung einer Schuld (beispielsweise Leugnen bei Klage aus unerlaubter Handlung). Ver­schie­dentlich greift späteres Recht hierauf zurück.

Lit.: Köbler, DRG 27; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Jong, H. de, Die actio in duplum bei Sachbeschädigung, ZRG RA 132 (2015), 324ff.

poena (F.) extraordinaria (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) außerordentliche Strafe →poena arbitraria

Lit.: Söllner §§ 8; Kroeschell, DRG 3

poena (F.) ordinaria (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ordentliche (gesetzlich festgelegte) Strafe

Lit.: Kroeschell, DRG 3

Poenitentiale →Paenitentiale

Pogrom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie an dem Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Russischen aufgenommen und mit einem Wort für Donner verbindbar, russ., N., s. Google) Zerstörung, Verfolgung (beispielsweise in Russland in dem 19. und 20. Jahrhundert gegenüber Juden, danach auch in anderen Ländern beispielsweise Deutsches Reich 1938)

Lit.: Wiese, S., Pogrome im Zarenreich, 2017; Diaconu, N., Das Erfurter Jusdenpogrom 1349 im Spiegel der Zeit, 2020

Polak, Karl (Westerstede in Ammerland bei Oldenburg 12. 12. 1905-Berlin 27. 10. 1963) Vater jüdischer Viehhändler, 1925 Studium Rechtswissenschaft Frankfurt am Main, Heidelberg, München, 1929 erste jur. Staatsprüfung, 1932 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau (Studien zu einer existenzialen Rechtslehre), zweite jur. Staatsprüfung, Justizdienst, 1933 wegen jüdischer Herkunft entlassen, in die Sowjetunion emigriert, Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft, wiss. MA. Rechtsinstitut bei Generalstaatsanwaltschaft Sowjetunion, 1941 Taschkent, 1946 Leiter der KPD-Abteilung für Justiz Berlin bei dem Parteivorstand SED, Berater Walter Ulbrichts, 1948 Prof. Univ. Leipzig, 1948/1949 Mitglied deutscher Volksrat zur Ausarbeitung der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik, 1949-1963 Abgeordneter Volkskammer, 1960 Mitglied Staatsrat der Deutschen Demokratischen Republik, Wegbereiter der marxistisch-leninistischen Staatswissenschaft und Rechtswissenschaft der Deutschen Demokratischen Republik, s. Google

Lit.: Bernhardt, U., Die Deutsche Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft „Walter Ulbricht“ 1948-1971, 1997; Howe, M., Karl Polak – Parteijurist unter Ulbricht, 2002; Reichhelm, N., Die marxistisch-leninistische Staats- und Rechtstheorie Karl Polaks, 2003

Polen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der mitteleuropäische, von Slawen gebildete Staat zwischen Karpaten und Ostsee, dessen Anfänge um 960 sichtbar werden und dessen Name sich aus pole, Sb., Feld ableitet. In dem 12. und 13. Jahrhundert zerfällt Polen, das vor 1200 nur wenige Urkunden überliefert (1189 erstes schriftliches Urteil) in mehrere Herzogtümer verschiedener Linien der Piasten. 1320 finden Großpolen (Posen, Kalisch, Gnesen) und Kleinpolen (Krakau, Sandomir) wieder zusammen, während Schlesien sich an Böhmen anschließt und Masowien (Warschau) bis 1526 selbständig bleibt. In dem 14. Jahrhundert erhält das Königreich Polen ein Landrecht. 1386 folgt in dem Königtum der Familie der →Piasten bis 1572 die der Jagiellonen (→Litauen). 1772, 1793 und 1795 wird das 1768 unter die Vorherrschaft Russlands geratene, an dem 3. 5. 1791 eine Verfassung (Konstitution) schaffende Polen (Polen-Litauen) zwischen dem unter der als Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst geborenen und ihren Ehemann 1762 stürzenden Zarin Katharina II. erstarkenden →Russland (1772 bei Verzicht auf Moldau und Walachei das Gebiet Polnisch-Livland und die weißrussischen Gebiete bis zu der Düna, 1793 Weißrussland, weite Gebiete Litauens und der Ukraine, 1795 sämtliche Gebiete östlich des Bug und der Memel, Kurland und Litauen, insgesamt etwa 63 Prozent des Gebiets mit 47 Prozent der Bevölkerung), →Preußen (1772 Landbrücke nach Ostpreußen durch das Gebiet des Preußen königlichen Anteils [ohne Danzig und Thorn] und Netzedistrikt, 1793 Danzig und Thorn, Großpolen und Teile Masowiens = Südpreußen, 1795 Gebiete westlich des Bug und der Memel mit Warschau = Teil Neuostpreußens, Neuschlesien nördlich Krakaus, insgesamt knapp 19 Prozent des Gebiets) und →Österreich (1772 Galizien mit Teilen Kleinpolens, Ruthenien mit Lemberg, 1793 nichts, 1795 Lublin, Radom, Sandomierz, Krakau, insgesamt etwa 18 Prozent des Gebiets mit 31 Prozent der Bevölkerung) aufgeteilt, in dem 19. Jahrhundert (1807 Errichtung eines Herzogtums Warschau aus preußischen Gebieten durch Napoleon, das auf dem Wiener Kongress 1815 in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit Russland in Personalunion vereinigt wird, Großherzogtum Posen Preußens, Republik Krakau als Stadtstaat bis 1846 unter dem Protektorat Russlands, Preußens und Österreichs, 1846 durch Österreich annektiert als Großherzogtum Krakau) aber teilweise wiederhergestellt. An dem 11. 11. 1918 wird das seine Unabhängigkeit ausrufende Polen in eine Republik umgewandelt. Bis 1921 gewinnt es Westpreußen, Posen, Westgalizien und russische Gebiete in dem Osten, bis 1923 das Wilnagebiet und Ostgalizien. 1930/1933 erhält Polen eine vereinheitlichende Zivilpro­zess­ordnung. 1939 wird Polen zwischen dem Deutschen Reich (Adolf Hitler) und der Sowjetunion (Josef Stalin) geteilt, nach 2078 Tagen Besetzung durch das Deutsche Reich 1945 aber unter Verschiebung nach Westen (1990 Oder/Neiße) und Entdeutschung erneuert. Seit 1. 5. 2004 ist Polen Mitglied­staat der Europäischen Union. →pol­nisches Recht

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfassungPolen1791.htm; Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 191, 223, 246; Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873; Bernhard, L., Die Polenfrage, 1907, Neudruck 2013, 2. A. 1910, 3. A. 1920; Lord, H., The Second Partition of Poland, 1916; Handelsman, M., Die mittelalterliche polnische Sozialgeschichte, 1920; Grünenthal, O., Das Statut von Wiślica in polnischer Fassung, 1925; Ptašnik, J., Städte und Bürgerschaft im alten Polen, 1934 (polnisch); Schaeder, H., Geschichte der Pläne zur Teilung des alten polnischen Staates seit 1386, 1937; Wojciechowski, Z., L’état polonais au moyen-âge, 1949; Tischer, K., Das älteste polnische Gewohnheitsrechtsbuch, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1969; Meyer, E., Grundzüge der Geschichte Polens, 1969, 3. A. 1990; Luciński, J., (Die Entwicklung des Königsguts in Polen), 1970; Kossmann, O., Polen im Mittelalter, Bd. 1f. 1971ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,551, 3,2,2099,2111,2119,2805, 3,3,3506,­3509,3745; Rhode, G., Geschichte Polens, 3. A. 1980; Jedruch, J., Constitutions, elections and legislatures of Poland 1493-1977, 1982; Hoensch, J., Geschichte Polens, 1983, 2. A. 1990. 3. A. 1998; Ludwig, M., Besteuerung und Verpfändung königlicher Städte im spätmittelalterlichen Polen, 1984; Schnur, R., Einflüsse des deutschen und des österreichischen Rechts in Polen, 1985; Fried, J., Otto III. und Boleslaw Chrobry, 1989, 2. A. 2001; Urban, T., Deutsche in Polen, 1993, 4. A. 2000; Lityński, A., Der polnische Reformgedanke in den Jahren des vierjährigen Reichstages (1788-1792), ZRG GA 108 (1991), 389; Zernack, K., Polen und Russland, 1994; Schmidt-Roesler, A., Polen, 1996; Rzeplinski, A., Die Justiz in der Volksrepublik Polen, 1996; Schreiner, P., Königin Richeza, Polen und das Rheinland, 1996; Lerski, G., Historical Dictionary of Poland, 1996; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesell­schaften, Bd. 3 1997; Kempen, B., Die deutsch-polnische Grenze, 1997; Urban, T., 1998, Polen, 2. A. 2003; Bingen, D., Die Polenpolitik der Bonner Republik, 1998; Krzeminski, A., Polen im 20. Jahrhundert, 1998; Kuehn, H., Das Jahrzehnt der Solidarnosc, 1999; Donnert, E., Die Adelsrepublik Polen, (in) Republikbegriff und Republiken, 2000, 47; Davies, N., Im Herzen Europas, 2000, 3. 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Pokrovac, Z., 2007; Nagórko, A., Lexikologie des Polnischen, 2007; Holzer, J., Polen und Europa, 2007; Fiedorczyk, P., Reconciliation with the Communist Past, ZRG GA 125 (2008), 295; Mallmann, K. u. a., Einsatzgruppen in Polen, 2008; Brüning, A., Unio non est unitas, 2008; Polkowski, A., Die polnische Zivilprozessordnung von 1930/33, 2009; Bergius, D., Die offene Frage des Privateigentums, 2009; Schicksal und Bewältigung der Flucht und Vertreibung von Deutschen und Polen, hg. v. Schulz, E., 2009; Rechts­wissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Zloch, S., Polnischer Nationalismus, 2010; Bues, A., Die Jagiellonen, 2010; Hecker, H., Geschichte Polens, 2011; Der Warschauer Aufstand 1944, hg. v. Bömelburg, H. u. a., 2011; Rechtsstadtgründungen im mittelalterlichen Polen, hg. v. Mühle, E., 2011; Deutsch-polnische Erinnerungsorte, hg. v. Hahn, H. u. a., Bd. 1ff. 2012; Wolf, G., Ideologie und Herrschaftsrationalität, 2012; Deutschland und Polen in der europäischen Rechtsgemeinschaft, hg. v. Bar, C. v., 2012; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011; Kornat, M., Polen zwischen Hitler und Stalin, 2012; Chu, W., The German Minority in Interwar Poland, 2012; Deutsch-polnische Erinnerungsorte, hg. v. Hahn, H. u. a., 2012ff.; Between Worlds - The Age of the Jagiellonians, hg. v. Ardelean, F. u. a., 2013; Dierl, F. u. a., Pflicht, Zwang und Gewalt – Arbeitsverwaltungen und Arbeitskräftepolitik im deutsch besetzten Polen und Serbien 1939-1944, 2013; Zagańczyk-Neufeld, A., Die geglückte Revolution, 2014 (1976-1997); Loew, P., Wir Unsichtbaren – Geschichte der Polen in Deutschland, 2014; Michel, A., Polens Staatlichkeit in sieben Jahrhunderten, 2014; Mikuła, M., Prawodawstwo króla i sejmu dla Małopolskich miast królewskich. Studium z dziejów rządów prawa w Polsce (Die Rechtsprechung des Königs und des Sejms für die kleinpolnischen Königsstädte. Untersuchung zur Geschichte der Rechtsordnung in Polen), 2014; Conrad, B., Umkämpfte Grenzen, umkämpfte Bevölkerung, 2014; Röger, M., Kriegsbeziehungen, 2015; Urban, T., Katyn 1940, 2015; Weber, C., Krieg der Täter. Die Massenerschießungen von Katyn, 2015; Deutsche und Polen, hg. v. Bingen, D. u. a., 2016; Zaremba, M., Die große Angst – Polen 1944-1947, 2016; Brewing, D., Im Schatten von Auschwitz, 2016; 20; Stempin, A., Das vergessene Generalgouvernement, 2017; Die deutsche Minderheit in Polen und die kommunistischen Behörden 1945-1989, hg. v. Dziurok, A. u. a., 2017; Pufelska, A., Der bessere Nachbar? Das polnische Preußenbild zwischen Politik und Kulturtransfer (1765-1795), 2017; Lehnstaedt, S., Imperiale Polenpolitik in den Weltkriegen, 2017; Böhler, J., Civil War in Central Europe 1918-2021 – The Reconstruction of Poland, 2018; Franz, A., Das Leistungsstörungsrecht des polnischen Obligationsgesetzbuchs von 1933 und das deutsche Recht, 2019; Szerkus, O., Die Sondergerichtsbarkeit des polnischen Untergrundstaates, 2019; Stempin, A., Das vergessene Generalgouvernement – Die deutsche Besatzungspolitik in Kongresspolen 1914-1918, 2020; Friszke, A./Dudek, A., Geschichte Polens 1939-2015, 2021; Laboratorium für internationale gesetzgeberische Arbeit – Die Geburt der polnischen Rechtsordnung der Zwischenkriegszeit im europäischen Kontext, hg. v. Lönig, M. u. a., 2021

Policey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Polizei

Lit.: Policey im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Stolleis, M., 1996; Policey und frühneuzeitliche Gesellschaft, hg. v. Härter, K., 2000; Iseli, A., Gute Policey – Öffentliche Ordnung in der frühen Neuzeit, 2009

polis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., griech.) Stadt, Staat →Polizei

Lit.: Die griechische Polis, hg. v. Hoepfner, W. u. a., 1993; Beck, H., Polis und Koinon, 1997; The Polis, hg. v. Hansen, M., 1997; Welwei, K., Die griechische Polis, 2. A. 1998; Leppin, H., Thukydides und die Verfassung der Polis, 1999; Polis & Politics, hg. v. Flensted-Jensen, P. u. a.; Blok, J., Recht und Ritus der Polis, (in) HZ 278 (2004), 1; Hansen, M., Polis, 2006; The Return of the Polis, hg. v. Hansen, M., 2007; Kunnert, U., Bürger unter sich – Phylen in den Städten des kaiserzeitlichen Ostens, 2012; The Greek Polis and the Invention of Democracy, hg. v. Arnason, J. u. a., 2013; Itgenshorst, T., Denker und Gemeinschaft – Polis und politisches Denken, 2014; The Polis in the Hellenistic World, hg. v. Börm, H. u. a., 2018; Forster, F., Die Polis im Wandel – Ehrendekrete für eigene Bürger im Kontext der hellenistischen Polisgemeinschaft, 2018; Thomas, R., Polis Histories, 2019

Politbüro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1925 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das Französische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., politisches Büro, s. Google) ist das oberste Führungsorgan kommunistischer Parteien in dem 20. Jahrhundert (beispielsweise Sowjetunion seit 1917).

Politik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [Seckendorff, Fürstenstaat] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das auf die Gestaltung des (öffentlichen) Lebens einer Gesellschaft gerichtete Verhalten. Zunächst vor allem Gesellschaftslehre (Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin) wird Politik seit der frühen Neuzeit (Machiavelli) zu Machttechnik, durch die wenige Wendige viele weniger Bewegliche nach ihren Vorstellungen mittels Gewalt und Versprechungen nach dem Muster (lat.) panem et circenses (Brot und Spiele) beherrschen und benutzen.

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 789; Groß, L., Die Reichspolitik der Habsburger, (in) N. Jb. f. dt. Wiss. 13 (1937); Schmidt, E., Die Justizpolitik Friedrichs des Großen, 1962; Kunisch, J., Staatsverfassung und Mächtepolitik, 1979; Fricke, K., Politik und Justiz in der DDR, 1979; Vormbaum, T., Politik und Gesinderecht, 1981; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984; Classen, C., Recht – Rhetorik - Politik, 1985; Karniel, J., Die Toleranzpolitik Kaiser Josephs II., 1986; Ribhegge, W., Konservative Politik in Deutschland, 1989; Eisfeld, R., Ausgebürgert und doch angebräunt, 1991, 2. A. 2013; Lexikon der Politik, hg. v. Nöhlen, D. u. a., Bd. 1ff. 1992ff.; Angermeier, H., Politik, Religion und Reich bei Kardinal Melchior Khlesl, ZRG GA 110 (1993), 249; Das Publikum politischer Theorie im 14. Jahrhundert, hg. v. Miethke, J., 1992; Althoff, G., Spielregeln der Politik im Mittelalter, 1997; Henning, O., Geschichte des politischen Denkens, 1998; Klassiker des politischen Denkens, hg. v. Maier, H. u. a., Bd. 1f. 2001; Bleek, W., Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland, 2001; Kleines Lexikon der Politik, hg. v. Nohlen, D. u. a., 2001, 6. A. 2015; Berg-Schlosser, D./Stammen, T., Einführung in die Politikwissenschaften, 7. A. 2003; Pfetsch, F., Theoretiker der Politik, 2003, 2012, 3. A. 2019; Schultheiß-Heinz, S., Politik in der europäischen Publizistik, 2004; Geschichte des politischen Denkens, 2004; Ottmann, H., Geschichte des politischen Denkens, Bd. 2, Teilbd. 2 Das Mittelalter, 2004; Porträtgalerie der politischen Denker, hg. v. Mayer-Tasch, P. u. a., 2004; Biographisches Handbuch der deutschen Politik, hg. v. Jahn, B., 2004; Botsch, G., Politische Wissenschaft im Zweiten Weltkrieg, 2005; Thöndl, M., Einführung in die Politikwissenschaft, 2005, 2. A. 2015; Schorn-Schütte, L., Histo­rische Politikfor­schung, 2006; Miethke, J., Mit­telalterliche Politik­theorie, 2007; Politik und Sprache im frühneu­zeitlichen Europa, hg. v. Nicklas, T. u. a., 2007; Miethke, J., Politiktheorie im Mit­tel­alter, 2008; Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes, hg. v. Krynen, J. u. a., 2008; Das Politische, hg. v. Gangl, M., 2008; Hölkeskamp, K., Mythos und Politik, (in) HZ 288 (2009), 1; Studien zur politischen Kultur Alteuropas, hg. v. Gotthard, A. u. a., 2009; Politik und Kommunikation, hg. v. Bulst, N., 2009; Ladwig-Winters, S., Ernst Fraenkel, 2010; Dietz, A., Das Primat der Politik, 2011; Pfennig, W., Definitionen. Moderne Politik­wissenschaft, 2011; Henkel, M., Hermann Hellers Theorie der Politik und des Staates, 2011; Hefty, G., Das deutsche Politikroulette, 2013; Politics, Law, Society, History and Religion in the Politica (1590s-1650s, hg. v. Friedeburg, R. v., 2013; Deutsche Politikwissenschaftler, hg. v. Jesse, E. u. a. 2014 (Abendroth, Bergstraesser, Beyme, Bleek, Bracher, Bredow, Czempiel, Ellwein, Eschenburg, Falter, Fetscher, Flechtheim. Fraenkel, Friedrich, Haftendorn, Hättich, Hartwich, Hennis, Hermens, Hesse, Jäger, Kaase, Kaiser, Kielmannsegg, Klingemann, Kohler-Koch, Landshut, Lehmbruch, Link, Löwenthal, Mauer, Münkler, Nohlen, Oberndörfer, Oberreuter, Offe, Pappi, Rittberger, Scharpf, Schmidt, Schwan, Schwarz, Senghaas, Sontheimer, Steffani, Sternberger, Thaysen, Voegelin, Wildenmann, Zellentin); Weeden, J./Kurzban, R., The Hidden Agenda of the Political Mind, 2014; Wengst, U., Theodor Eschenburg, 2015; Süssmuth, R., Das Gift des Politischen, 2015; Schwierige Erinnerung – Politikwissenschaft und Nationalsozialismus, hg. v. Ehrlich, S. u. a., 2015; Detjen, J., Politische Erziehung als Wissenschaftsaufgabe, 2016; Extremismusforschung, hg. v. Jesse, E. u. a., 2018; Georgi, O., Und täglich grüßt das Phrasenschwein, 2019; Schwan, G., Politik trotz Globalisierung, 2021

politisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1548 [Waldis II 111] belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Allgemeinheit der Gesellschaft und die in ihr vertretenen Zielsetzungen betreffend

Politische Justiz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist allgemein die nach politischen Gesichtspunkten handelnde, partei­politsch abhängige →Justiz, in dem engeren Sinn die den Prozess zu politischen Zwecken missbrauchende Justiz.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hannover, H./Hannover, E., Politische Justiz 1918-1933, 1966; Politische Strafjustiz 1951-1968, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 1998; Weber, P., Justiz und Diktatur, 2000

Politische Klausel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist seit dem 19. Jahrhundert die Klausel in Konkordat oder Kirchenvertrag, die es dem Staat ermöglicht, staatspolitische Einwendungen gegen einen von der Kirche für ein Führungsamt in Aussicht Genommenen zu erheben.

Lit.: Weber, W., Die politische Klausel in den Konkordaten, 1940; Kaiser, J., Die politische Klausel der Konkordate, 1949; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 737; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983, 105

Politische Partei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die auf Teilhabe an der →Politik ausgerichtete →Partei. Sie tritt in England seit 1832 deutlicher hervor (Carlton Club 1832, Reform Club 1836, Complete Suffrage Union 1865). In dem →Deutschen Bund erscheinen örtliche Vereinigungen zu der Unterstützung von Kandidaten bereits vor 1848, doch zeigen sich fraktionsähnliche Clubs erst in der Frankfurter Paulskirchenver­sammlung von 1848 (Demokratische Linke, liberale Mitte, Konservative).

Lit.: Bergsträsser, L./Mommsen, W., Geschichte der politischen Parteien in Deutschland, 11. A. 1965; Seifert, K., Die politischen Parteien, 1975

Politischer Prozess (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zu politischen Zwecken missbrauchte Prozess. Er findet sich dem Wesen des Menschen entsprechend schon sehr früh an vielen Orten. Üblich wird die Benennung in dem 19. Jahrhundert.

Lit.: Hannover, H./Hannover, E., Politische Justiz 1918-1933, 1966; Jacta, M. [Schwinge, E.], Berühmte Strafprozesse, 1967ff.; Tolksdorf, M., Politische „Prozesse“ der Merowinger, 1980

Polizei, Policey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [Pauser, J., Gravamina und Policey, (in) Parliaments, Estates and Representation 17 1997 18 Anm. 20 policey, FreiburgZftO. 41 polizei 1541] belegt und über das Französische und Mittellateinische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem klassischen Sinn die Gesamtheit der auf Abwehr von Gefahren und Beseitigung von Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gerichteten Staatstätigkeit, in dem insti­tutionellen Sinn die Gesamtheit der durch die in dem Vollzugsdienst beschäftigten Dienstkräfte ausgeführten Staatstätig­keiten. Um 1500 (1451, 1464) wird Polizei (Policey) als zu (griech. [F.]) politeia gebildetes Lehnwort (aus Frankreich [14. Jahrhundert, Übersetzung Aristoteles’ durch Nicolas Oresme 1371], unmittelbare Übernahme in ordonnances des Königs, rezipiert) über die burgundische Kanzlei (?) in die deutsche Sprache eingeführt Handwerksordnung Wien). Unter der guten Ordnung und Polizei ist dabei alle auf die Wahrung und Förderung des geordneten Zustands des Gemeinwesens gerichtete, sich in dem Absolu­tismus erheblich verdichtende, durchaus auch von unten her angeregte Staatstätigkeit zu verstehen. Darunter können die verschie­densten Angelegenheiten vereinigt werden (Fluchen und Schwören, Sittlichkeit und Ehe, Luxus, Spiel, Wirtshaus, Gesundheit, Markt, Preis, Straßenbau). Allerdings engt sich bereits in dem 18. Jahrhundert dieser Polizeibegriff wohl unter dem Einfluss der Gewaltenteilungslehre, des Physiokratis­mus und anschließend des Li­beralismus sachlich auf einen Teilbereich der Verwaltung (Gefahrenabwehr) und institutionell auf eine Behörde und deren Mitglieder ein. Johann Stephan →Pütter (1725-1807) beschränkt die Zuständigkeit der Polizei auf die Abwehr von Gefahren. Dem folgt das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794 (II, 17 § 10). Dieser aufgeklärte Polizeibegriff wird in Preußen aber schon 1808 wieder aufgegeben. Dagegen erlassen Bayern (1861), Baden (1863) und Württemberg (1871) rechts­staat­lich geprägte Polizeistrafgesetz­bücher und modernisieren dadurch die Polizei wesentlich. In Öster­reich wird die Polizei unter Maria Theresia (1740-1780) gegründet, unter ihrem Sohn Joseph II. ausgebaut und 1848 um die Gendarmerie (bis 2006) ergänzt, die an Stelle der Grundherrschaften für die öffentliche Sicherheit zuständig ist und zu der Unterstützung der Justiz Recherchen unmittelbar über­nehmen soll. In Preußen spricht das Oberverwaltungsgericht 1882 in dem sog. →Kreuzbergurteil der Polizei die Zuständigkeit für Maßnahmen der Wohl­fahrtspflege, sofern nicht eine spezielle rechtliche Grundlage vorliegt, ab. Nach dem Polizeibeamtengesetz (1927), dem Polizeikostengesetz (1929) und dem Gesetz über die Aufhebung veralteter Polizei- und Strafgesetze von 1931 schafft Preußen an dem 31. 1. 1932 mit seinem Polizei­verwaltungsgesetz einen wichtigen einheit­lichen modernen Baustein für ein deutsches Verwaltungsrecht. In dem von dem Nationalsozialismus Adolf Hitlers geprägten so genannten Dritten Reich dient die Polizei der Durchsetzung totalitärer Herr­schaft. Nach 1945 wird unter dem Einfluss der alliierten Besatzungsmächte die innere Verwaltung entpolizeilicht und werden ihre Aufgaben vielfach neuen Ord­nungsbehörden über­tragen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 134, 151, 198, 203, 233, 234; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 875; Delamare, N., Traité de la police, 1705ff.; Westphal, E., Das deutsche Staatsrecht, 1784, 358; Berg, H. v., Handbuch des deutschen Polizeirechts, Bd. 1ff. 1799ff.; Mayer, H., Polizeigewalt in Hessen, 1951 (Diss.); Schmucker, H., Das Polizeiwesen im Herzogtum Württemberg, Diss. jur. Tübingen 1957; Knemeyer, F., Polizeibegriffe, (in) Archiv f. öff. Recht 92 (1967), 153; Lieberich, H., Die Anfänge der Polizeigesetz­gebung, (in) FS M. Spindler, 1969, 307; Götz, V., Allgemeines Polizei- und Ordnungsrecht, 1971, 13. A. 2001; Schulze, R., Die Polizeigesetzgebung, 1978; Siemann, W., Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung – Die Anfänge der politischen Poloizei 1806-1866, 1980; Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980, 98, 4. A. 2009; Schulze, R., Policey und Gesetzgebungslehre im 18. Jahrhundert, 1982; Kroeschell, K., Justizsachen und Polizeisachen, (in) FS H. Thieme, 1983; Preu, P., Polizeibegriff und Staatszwecklehre, 1983; Der „Polizeiverein“ deutscher Staaten, hg. v. Siemann, W., 1983; Siemann, W., Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung. Die Anfänge der politischen Polizei 1806-1866, 1985; Gessner, K., Geheime Feldpolizei, 1986; Harnisch­macher, R./Semerak, A., Deutsche Polizeigeschichte, 1986; Naucke, W., Vom Vordringen des Polizeige­dan­kens im Recht, (in) FS A. Erler, 1986, 177; Schulze, R., Polizeirecht im 18. Jahrhundert, (in) FS A. Erler, 1986, 199; Leßmann, P., Die preußische Schutzpolizei, 1989; Just, S., Polizeibegriff und Polizeirecht im National­sozialismus, Diss. jur. Würzburg 1990; Nitschke, P., Von der Politeia zur Polizei, (in) ZHF 19 (1992), 1ff.; Härter, K., Entwicklung und Funktion der Policeyge­setzgebung, (in) Ius commune 20 (1993), 61; Gebhardt, H., Die Grazer Polizei 1786-1850, 1992; Philipp, M., Das Regentenbuch des Mansfelder Kanzlers Georg Lauterbeck, 1996 (erste umfassende Lehre der guten policey); Policey in Europa, hg. v. Stolleis, M., 1996; Die deutsche Polizei und ihre Geschichte, hg. v. Nitschke, P., 1996; Durand, B., La notion de police en France, 1996; Wilhelm F., Die Polizei im NS-Staat, 1997; Hachenberg, K., Die Entwicklung der Polizei in Köln, 1997; Knöbl, W., Polizei und Herrschaft im Modernisierungsprozess, 1998; Banach, J., Heydrichs Elite, 3. A. 2002; Winter, M., Politikum Polizei, 1998; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Jäger, J., Die informelle Vernetzung politischer Polizei nach 1848, ZRG GA 116 (1999), 266; Matsumoto, N., Polizeibegriff im Umbruch, 1999; Wilhelm, F., Die Polizei im NS-Staat, 2. A. 1999; Stahlschmidt, J., Policey und Fürstenstaat, Diss. jur. Bochum 1999; Jäger, J., Die informelle Vernetzung politischer Polizei, ZRG 116 (1999), 266; Policey und frühneuzeitliche Gesellschaft, hg. v. Härter, K., 2000; Landwehr, A., Policey im Alltag, 2000; Wüst, W., Die „gute“ Policey im Reichskreis, Bd. 1ff. 2001ff.; Policey in lokalen Räumen. Ordnungskräfte und Sicherheitspersonal in Gemeinden und Territorien vom Spätmittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert, hg. v. Holenstein, A. u. a., 2002; Wagner, P., Hitlers Kriminalisten, 2002; Gute Policey als Politik im 16. Jahrhundert, hg. v. Blickle, P. u. a., 2003; Naas, S., Die Entstehung des preußischen Polizeiverwal­tungsge­setzes von 1931, 2003; Lindenberger, T., Volkspolizei, 2003; Holenstein, A., Gute Policey und lokale Gesellschaft, 2003; Iseli, A., Bonne police, 2003; Gut, F., Mit der Pranke und dem Zürcher Schild, 2003; Napoli, P., La naissance de la police moderne, 2003; Weinhauer, K., Schutzpolizei in der Bundesrepublik, 2003; Simon, T., Gute Policey, 2004; Eibich, S., Polizei, „Gemeinwohl“ und Reaktion, 2004; Sälter, G., Polizei und soziale Ordnung in Paris, 2004; Schmelz, C., Die Entwicklung des Rechtswegestaates, 2004; Curilla, W., Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrussland 1941-1944, 2005; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005; Schwe­gel, A., Der Polizeibegriff im NS-Staat, 2005; Möller, C., Medizinalpolizei, 2005; Polizei, Recht und Geschichte, hg. v. Gebhardt, H, 2006; Die lokale Policey, hg. v. Wüst, W., 2008; Landesordnung und gute Policey, hg. v. Gehringer, H. u. a., 2008; Iseli, A., Gute Policey, 2009; Brunner, H., Po­lizeigesetzgebung im Herzogtum Bayern 1508-1598, 2009; Selowski, H., Die Berliner Kriminalpolizei zwischen 1811 und 1885, 2011; Blum, B., Polizistinnen im geteilten Deutschland, 2012; Die „gute“ Policey im Reichskreis, Bd. 6, hg. v. Wüst, W., 2013; Glorius, D., Im Kampf mit dem Verbrechertum, 2016; Heuss, R., Basler Polizei 1816-2016, 2016; Deppisch, S., Täter auf der Schulbank – Die Offiziersausbildung der Ordnungspolizei und der Holocaust, 2017; Lewy, G., The World of the Holocaust Killers, 2017; Parma, D., Die Personen- und Objektschutzaufgaben der Polizeien des Bundes, 2019; Vera, A., Von der „Polizei der Demokratie“ zum „Glied und Werkzeug der nationalsozialistischen Gemeinschaft“ – Die Polizei als Instrument staatlicher Herrschaft im Deutschland der Zwischenkriegszeit (1918-1939), 2019; Curilla, W., Die deutsche Ordnungspolizei im westlichen Europa 1940-1945, 2020

Polizeigesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1739 [Ludewig, Anzeigen II 1013] in 37 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., s. Google) ist das die Polizei betreffende Gesetz einschließlich von Verordnungen.

Polizeigesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR.], elf Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Französische und das Mittellateinische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Polizei, Polizei­ord­nung

Lit.: Jakob, L., Grundsätze der Polizeigesetzgebung und der Polizeianstalten, 1837; Dehmal, H., Die österreichische Polizeigesetzgebung, 1926; Bauer, O., Die Polizeigesetzgebung in Deutschland und das preußische PVG vom 1. 6. 1931, 1947; Schulze, R., Die Polizeigesetzgebung zur Wirtschafts- und Arbeitsordnung der Mark Brandenburg in der frühen Neuzeit, 1978; Brunner, H., Polizeigesetzgebung im Herzogtum Bayern, 2009

polizeilich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [Baden], 13 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) Polizei betreffend

Polizeiordnung, Policeyordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [ZFerd. 5, 1829, 27] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das Französische und Mittelateinische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der frühen Neuzeit zu der Wahrung und Schaffung der guten →Polizei in unterschiedlichen Bezeichnungen erlassene →Ordnung. Sie findet sich sachlich in Ansätzen bereits in der spätmittel­alterlichen Stadt (beispielsweise Nürnberg 1281). Durch sie sorgt die Obrigkeit für gute →Ordnung und →Polizei, sei es bewahrend, sei es gestaltend. Einer ihrer wichtigsten Gegenstände sind die Luxusverbote. In dem Laufe der frühen Neuzeit verlagert sich dabei das Schwergewicht von dem religiös-moralischen Feld zu dem wirtschaft­lich-­rationalen Bereich. In Bayern beispielsweise werden von dem Herzog zwischen 1478 und 1598 fast 1000 Landgebote erlassen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 113, 138, 139; Segall, J., Geschichte und Strafrecht der Reichspolizei­ordnungen, Diss. jur. Gießen 1914; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Quellen zur neueren deutschen Privatrechts­geschichte, Bd. 2 Landes- und Polizeiordnungen, hg. v. Schmelzeisen, G., 1968ff.; Dorf-Policey-Ordnung und Instruction für die Dorf-Scholzen für das Herzogthum Schlesien, hg. v. Wacke, G., 1971; Brauneder, W., Das Strafrecht in den österreichischen Polizei­ordnungen, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 1; Buchholz, W., Anfänge der Sozialdisziplinierung, (in) ZHF 18 (1991); Härter, K., Entwicklung und Funktion der Policeyge­setzgebung, (in) Ius commune 20 (1993), 61; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Rigaudière, A., Les ordonnances de police, 1996; Weber, M., Die schlesischen Polizei- und Landesordnungen, 1996; Weber, M., Bereitwillig gelebte Sozialdisziplinierung, ZRG GA 115 (1998), 420; Linck, S., Der Ordnung verpflichtet, 2000; Weber, M., Die Reichspolizei­ordnungen von 1530, 1548 und 1577, 2002; Brück, A., Die Polizeiordnung Herzog Christians von Braun­schweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618, 2003; Brunner, H., Polizeigesetzgebung im Herzogtum Bayern 1508-1598, 2010; Berkvens, A., Plakkaten, Ordonnanties en Circulaires voor Pruisisch Gelre 1713-1798, 2012; Policeyordnungen in den fränkischen Hochstiften Bamberg, Eichstätt und Würzburg, hg. v. Wüst, W., 2013; Repertorium der Policeyordnungen der pommerschen Städte bis zur Reichsgründung 1871, bearb. v. Zapnik, J., 2016; Schmidt, A., Erfurter Polizeiordnungen von 1583, 2020

Polizeirecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1516/1518 [Largiadèr, ZürichLandeshoheit 6] in zweiundzwanzig Stellen belegt und in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das die →Polizei betreffende →Recht.

Lit.: Köbler, DRG 259; Berg, H. v., Handbuch des deutschen Polizeirechts, Bd. 1ff. 1799ff.; Schulze, R., Polizeirecht im 18. Jahrhundert, (in) FS A. Erler, 1986, 199; Geschichte der deutschen Volkspolizei, 2. A. 1987; Hartleif, W., Das Polizeirecht in Düsseldorf, Diss. jur. Köln 1990; Just, S., Polizeibegriff und Polizeirecht im National­sozialismus, Diss. jur. Würzburg 1990; Popp, R., Disziplinierung durch Polizeirecht, Diss. jur. Regensburg 1995; Handbuch des Polizeirechts, hg. v. Lisken, H. u. a., 2. A. 1996; Weber, M., Bereitwillig gelebte Sozialdisziplinierung, ZRG GA 115 (1998), 420; Pauly, J., Die Entstehung des Polizeirechts als wissenschaftliche Disziplin, 2000; Bastian, D., Westdeutsches Polizeirecht unter alliierter Besatzung (1945-1955), 2010

Polizeistaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt (!), aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische und Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., um 1830) ist in jeweils verschiedenem Sinn der von der →Polizei geprägte Staat des aufgeklärten Absolutismus (Wohl­fahrts­staat) wie der totalitären Diktatur (Unrechtsstaat).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Vollmer, B., Volksopposition und Polizeistaat, 1957; Chapman, B., Der Polizeistaat, 1972; Strafjustiz und Polizei im Dritten Reich, hg. v. Reifner, U. u. a., 1984; Roggan, F., Auf legalem Weg in einen Polizeistaat, 2000; Gutmann, T., Paternalismus, ZRG GA 122 (2005), 150

Polizeiwissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1744 [Zobel, Polizei WB.] 57 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische und Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der späteren Aufklärung erwachsende Wissenschaft von der →Polizei (bzw. Verwaltung).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Justi, J. v., Ausführliche Vorstellung der gesamten Polizeiwissenschaft, Bd. 1f. 1760f., Neudruck 1965; Pfeiffer, J. v., Polizei­wis­senschaft, 1779, Neudruck 1970; Mohl, R. v. Die Polizeiwisswenschaft nach den Grundsätzen des Rechtsstaates, 1866; Maier, H., Die ältere deutsche Verwaltungslehre (Polizeiwissenschaft), 1966

Polizist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab ohne Jahr [PfälzWB.] zwei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Polizeibeamter

Lit.: Körper, H., Polizist – Traumberuf oder Trauma, 2018

Pollock, Sir Frederick (1845-1937), wird nach dem Studium in Cambridge und der Rechtsausbildung in Lincoln’s Inn 1871 Anwalt. 1876 veröffentlicht er (engl.) Principles of Contract (Vertragsgrund­sätze). Von 1883 bis 1903 ist er Professor in Oxford und lehrt zeitweise auch an den Inns of Court und in Indien. 1895 verfasst er ein Kapitel von →Maitlands History of English Law. S. Google

Lit.: Simpson, A., Biographical Dictionary of the Common Law, 1984, 421

polnisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [CDSiles. I 56] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) Polen betreffend

Polnisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das in →Polen geschaffene oder geltende Recht. Es ist lange Zeit ein niemals vollständig aufgezeichnetes Gewohnheits­recht (Landrecht), zu dem nur wenige privatrechtliche Gesetze (beispielsweise [lat.] Formula [F.] processus 1523, Hypothekengesetz 1588, Wechselgesetz 1775), aber mehrere partikulare Rechtsfestlegungen (beispielsweise Statuten Masowiens 1532, 1540, preußische Korrektur 1598, litauische Statuten 1529, 1566, 1588) kommen. Streitig ist dabei die Frage des Einflusses des →deutschen Rechtes. Jedenfalls in den Städten ist er nachweisbar (Magdeburger Recht, Neumarkter Recht, Kulmer Recht, Lübecker Recht). In dem 16. Jahrhundert stellt der Krakauer Jurist Bartholomäus Groicki aus dem heimischen, römischen und sächsischen Recht ein (lat.) ius (N.) municipale Polonicum (polnisches Stadtrecht) zusammen und bearbeitet 1559 die (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Carolina (1532) für Polen. 1772 wird Polen in der Form geteilt, dass mit Zustimmung des Reichstags Polens Gebiete an das erstarkende Russland, Österreich und Preußen gegeben werden. An dem 3. 5. 1791 gibt sich Polen erstmals ein grundlegendes Verfassungs­gesetz, wird aber 1793 und 1795 zwischen Russland, Preußen und Österreich weiter aufgeteilt. Von 1807 bis 1815 gilt in dem Herzogtum Warschau französisches Recht. Das 1818 geschaffene Strafgesetzbuch des Königreichs Polen folgt dem Vorbild Österreichs, das gleichzeitige Hypothekenge­setz dem Vorbild Preußens. 1847 wird das Strafge­setzbuch erneuert. Ansonsten gelten die bisherigen Regeln fort. 1928 wird nach der Erneuerung Polens (1918) durch ein Straf­prozessgesetzbuch, 1930 durch ein Zivilpro­zessgesetzbuch, 1932 durch ein Strafgesetzbuch und 1933 durch ein Obliga­tionengesetzbuch und ein Handelsge­setzbuch das Recht vereinheit­licht und neu gestaltet. 1945/1946 wird das Privatrecht verein­heitlicht und 1964 in einem Zivilgesetzbuch sowie einem Familien- und Vormundschafts­gesetz­buch neu gefasst. S. Google

Lit.: Kutrzeba, S., Geschichte der Quellen des alten polnischen Rechts, 1926 (polnisch); Koranyi, K., Podstawy średniowiecznego prawa spadkowego (= Die Grundlagen des mittelalterlichen Erbrechts), 1930; Wojciechowski, Z., Das Ritterrecht in Polen, 1930; Matuszewski, J., Das älteste polnische Gewohnheits­rechtsbuch, 1959 (mitteldeutsch um 1300?); (Urteile der Obergerichte großpolnischer Städte aus dem 15. und 16. Jahrhundert), hg. v. Maisel, W., 1959; Bardach, J., Historia panstwa i prawa Polski, 2. A. 1964; Polish Law throughout the Ages, hg. v. Wagner, W., 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2, 2 1976, 3,2,1982; Bardach, J. u. a., Historia panstwa i prawa polskiego, 1976; Sporn T., Die Stadt zu polnischem Recht, 1978; Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Deutschland und Polen, hg. v. Willoweit, D./Schick, W., 1980; Maisel, W., Archelogia prawna Polski (Polnische Rechtsarchäologie), 1982; Sliwowski, J., Der Einfluss der Franziskana auf das erste polnische Strafgesetzbuch von 1818, ZRG GA 100 (1983), 284; Kren, J., Polnisches Recht und preußisches Recht, (in) ZNR 1983, 147; Schnur, R., Einflüsse des deutschen und österreichischen Rechts in Polen, 1985; Ebel, F., Poloniae historia iuris – Neuere Literatur zur polnischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 105 (1988), 331; Matuszewski, J., Chan (der Adelserschlei­chung Überführter), 1991; Lityński, A., Die Kodifikationskommission und ihre Arbeiten am Strafgesetzbuch der zweiten polnischen Republik, ZRG GA 112 (1995), 382; Najstarszy zwod prawa polskiego, hg. v. Matuszewski, J. u. a., 1995; Die polnische Verfassung vom 3. Mai 1791, hg. v. Reinalter, H., 1997; Normdurchsetzung in ost­europäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 3, hg. v. Mohnhaupt, H., 1997; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011; Hamza, F., Römisches Recht und Privatrechtsentwicklung in Polen im Mittelalter und in modernen Zeiten, 2016

poly (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspraache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, als Präfix verwendete Partikel) viel

polygam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen und dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Griechische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) viel verheiratet

polygamia, lat., F.: nhd. Vielweiberei, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πολυγαμία (polygamía), F., Vielweiberei, vgl. gr. πολύς (polýs), Adj., viel, zahlreich; idg. *plú-, Adj., viel, s. idg. *pel- (1), *pelə-, *plē-, *pl̥h-, *pelh-, V., gießen, fließen, schütten, füllen, schwimmen, fliegen, s. gr. γαμεῖν (gamein), V., heiraten, eine Frau heiraten, idg. *g̑eme-, *g̑em-, V., Sb., heiraten, Verwandter

Polygamie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens II 1 § 16] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Mehrehe oder Vielehe. Sie ist bei den Germanen zulässig, aber schon aus tatsächlichen Gründen wohl kaum üblich. Das Christentum schließt sie aus. Das Naturrecht hält sie für möglich, doch setzt sich dies in den naturrechtlichen Kodifika­tionen nicht durch. S. Google

Lit.: Freisen, J., Geschichte des kanonischen Eherechts, 1888, 2. A. 1893, Neudruck 1963, 364; Joyce, G., Die christliche Ehe, 1934; Müller-Lindenlauf, H., Germanische und spätrömisch-christliche Eheauffassung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1969; Mildenberger, G., Sozial- und Kulturgeschichte der Germanen, 1972, 63; Brundage, J., Law, Sex and Christian Society, 1987; Mikat, P., Die Polygamiefrage in der frühen Neuzeit, 1988

Polyptychon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus Bestandteilen des Griechischen des Altertums gebildet, N.) vielfältiges (Verzeichnis beispielsweise St. Germain-des-Prés 825/828)

Lit.: Das Polyptychon von Saint-Germain-des-Prés, hg. v. Hägermann, D., 1993; Elmshäuser, K./Hedwig, A. Studien zum Polyptychon von Saint-Germain-des-Prés, 1993

Pommerellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Slawische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) eine Landschaft an der südlichen Ostseeküste

Lit.: Kasiske, K., Das deutsche Siedelwerk des Mittelalters in Pommerellen, 1938

Pommern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1824 [Mittermaier, PrivR. 331] ein Archivzettel – und in Wörterbuchder deutschen Gegenwartsswprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das beiderseits der Mündung der Oder in die Ostsee zwischen Recknitz in dem Westen und Piasnitz in dem Osten liegende, zu 1046 als Pommern („am Meer“) benannte Gebiet, das nach Abzug der Germanen in dem 6./7. Jahrhundert von →Slawen besiedelt wird und in dem die Herrschaft der →Greifen 1181 als Herzogtum des deutschen Reiches anerkannt wird. 1648 bzw. 1815 gelangt es an Brandenburg, 1945/1990 in dem östlichen Teil an Polen. Besonders bedeutsam sind dement­sprechend nacheinander lübi­sches, gemeines und preußisches Recht. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Brünneck, W. v., Die Leibeigenschaft in Pommern, ZRG GA 9 (1888), 104; Linke, L., Die pommerschen Landesteilungen im 16. Jahrhundert, Diss. phil. Greifswald 1935, Dokumentation der Vertreibung der Deutschen, hg. v. Schieder, T., 1953f.; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Benl, R., Die Gestaltung der Bodenrechtsverhältnisse in Pommern, 1986; Buchholz, W., Öffentliche Finanzen und Finanzverwaltung, 1992; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommersches Wörterbuch, hg. v. Hermann-Winter, R. u. a., Bd. 1f. 1997ff.; Pommern, hg. v. Buchholz, W., 1999; Justitia in Pommern, hg. v. Alvermann, D. u. a., 2004; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007, 2. A. 2009; Kurzer Abriss der mecklenburgischen und vorpommerschen Verfassungsgeschichte, verantw. v. Kuhn, H., 2007; Inachin, K., Die Geschichte Pommerns, 2008; Die Herzöge von Pommern. Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012; Die historische Kommission für Pommern 1911-2011, hg. v. Jörn, N., 2012; Biographisches Lexikon für Pommern, hg. v. Alvermann, D. u. a., Bd. 1ff. 2013ff.

Pomponius, Sextus (Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr.) ist ein römischer, über seine 300 Bücher hinaus kaum bekannter Rechtskundiger. Drei Kommentare betreffen die Darstellung des römischen Rechtes durch Mucius Scaevola (39 Bücher), durch →Sabinus (35 bzw. 36 Bücher) und das →Edikt. In dem auszugsweise in den →Digesten über­lieferten Einführungslehrbuch Enchiri­dion (Handbüchlein) stellt Pomponius kurz und klar die Geschichte der römischen Rechtsquellen bis zu der eigenen Gegenwart, die römischen Ämter und die römischen Rechtskundigen bis Julian dar. S. Google

Lit.: Söllner § 16; Köbler, DRG 39; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 170; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961, 203; Harke, J., Argumenta Pomponiana, 2014

Pön (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Basel] – belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Strafe, Buße

pönal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) strafbar, Strafe betreffend, Buße betreffend

Pönalklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1824 [Emminghaus, CJGerm. II 768] drei Archivzettel - nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Ausgleich eines Unrechts durch Verurteilung des Täters zu einer Buße (Sühne) gerichtete Klage des römischen Rechtes. Sie ist auf der Seite des Beklagten bis zu der (lat.) litis contestatio (F., Streit­be­festigung) unvererblich, auf der Seite des Klägers bei vor allem gegen die Person gerichtetem Unrecht (beispielsweise lat. iniuria). Sie ist in dem (lat.) ius civile (Zivilrecht) unbefristet, in dem (lat.) ius honorarium (Amtsrecht) auf ein Jahr befristet, wird aber mit Streitbefestigung stets vererblich und unbefristet. S. Google

Lit.: Hausmaninger, H., Das Schadensersatzrecht der lex Aqulia, 1990, 5. A. 1996; Scheibelreiter, P., Der „ungetreue“ Verwahrer – eine Studie zur Haftungsbegründung im griechischen und frühen römischen Depositenrecht, 2020

Pönformel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1952? bzw. ohne Jahr [ZRG GA 69 1952] fünf Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine in Urkunden des Mittelalters enthaltene Klausel, die nach antikem Vorbild einen Rechtsnachteil (Pön [lat. poena], meist Geldsumme) für den Fall des Zuwiderhandelns (eines Dritten) festlegt. S. Google

Lit.: Voltelini, H., Die Fluch- und Strafklauseln, (in) MIÖG Ergänzungsband 11 (1929), 64; Studtmann, J., Die Pönformeln der mittelalterlichen Urkunden, (in) AUF 12 (1932), 252; Herkenrath, R., Die Reichskanzlei in den Jahren 1181 bis 1190, 1985

pons, pōns, lat., M., Brücke, Steg, Prügelweg durch Sümpfe, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pent-, V., treten, gehen

Pontano s. Lodovico Pontano (um 1409-1439)

Pontes de Miranda, Francisco C. (1893-1979) wird nach dem Rechtsstudium in Recife in Brasilien Richter in Rio de Janeiro. In den 60 Bänden seines Tratado de Direito Privado (1954ff., Abhandlung des Privatrechts) stellt er fast das gesamte, in erheblichem Umfang europäisch geprägte Recht Brasiliens dar. S. Google

Lit.: Menezes, D., A Teoria cientifica do direito de Pontes de Miranda, 1934; En homenagem a Pontes de Miranda, 1988

pontifex, pontufex, lat., M., Pontifex, Oberpriester, Bischof; Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pōns, facere

pontifex (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) Brückenbauer, Priester (beispielsweise pontifex maximus, Leiter der bedeutsam­sten römischen, anfangs auch für die Pflege des Rechtes zuständigen Priesterschaft, in dem Prinzipat der Prinzeps, seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. der Papst)

Lit.: Söllner §§ 5, 6, 7, 9, 11, 14; Schieffer, R., Der Papst als pontifex maximus, ZRG KA 57 (1971), 300; Reinhardt, V., Pontifex – die Geschichte der Päpste, 2018

pontifikal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in Zusammensetzungen Pontifikalamt und Pontifikalmesse und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) pontifex betreffend

Pontifikalien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.Pl.]) sind die Insignien des Bischofs (Mitra, Stab, Ring, Brustkreuz, Dalmatik, Tunika, Handschuhe, Sandalen). Sie stehen seit dem 14. Jahrhundert grundsätzlich fest. Ihr Gebrauch ist sorgfältig geregelt. S. Google

Lit.: Metzger, M., Zwei karolingische Pontifikalien vom Oberrhein, 1914; Wickham, L., Church Ornaments, 1917; Nabuco, J., Ius pontificalium, 1956; Klauser, T., Der Ursprung der bischöflichen Insignien, 1960; Feulner, H., Von den altenglischen Pontifikalien zum Ordinale von 1550/52, 1997; Nersinger, U., Liturgien und Zeremonien am päpstlichen Hof, Band 1f. 2010f.

Pontifikaljurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem altrömi­schen Recht die Rechtskunde der (lat. [M.Pl.]) pontifices („Brückenbauer“) des 5.-3. Jahrhunderts v. Chr. (beispielsweise für Klageformeln und Geschäftsge­staltung), aus der sich allmählich eine weltliche Jurispru­denz entwickelt.

Lit.: Langer, V., Pontifices et familiares – Gegensätze im Spektrum der Pontifikaljurisprudenz?, 2014

Pontius de Ilerda ist ein aus Lerida in Katalonien stammender, zwischen 1170 und 1180 geborener, in Bologna ausgebildeter Jurist, von dem eine Summa arboris actionum (Summe des Baumes der Klagansprüche) und die Schrift Quoniam nonnulli (Weil einige) stammen. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 303

Popplau, Kaspar (Liegnitz um 1435-Breslau? 28. 3. 1499) aus Kaufmannsfamilie, 1454 in Universität Krakau eingeschrieben, 1458 Fortführung des väterlichen Unternehmens mit Bruder, 1474 allein, ab 1472 Schöffe, 1491 Ratsmitglied, wahrscheinlich Verfasser des so genannten rechten Weges und eines Remissoriums, s. Google

Lit.: Goerlitz, T., Der Verfasser der Breslauer Rechtsbücher „Rechter Weg“ und „Remissorium“, (in) Zs. des Vereins für Geschichte Schlesiens 70 (1936), 195ff.; Pusch, O., Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741, Band 1ff. 1986ff.; Der Rechte Weg – ein Breslauer Rechtsbuch des 15. Jahrhunderts, hg. v. Ebel, F. u. a., 2000

popular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen populär - nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Volk betreffend

populär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt  sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Volk betreffend, volkstümlich, beliebt

Populäre Rechtsliteratur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist (seit 1867) der häufig verwendete Name für die das römische Recht seit dem Spätmittelalter vereinfachend einführende und damit popularisierende Li­teratur (beispielsweise Übersetzungen der Institutionen Justinians [→Murner 1519, Fuchsberger 1536, →Perneder 1544, Gobler →1551], Formelbücher oder Prozessschriften [→Klag­spiegel 1436?, →Laienspiegel 1495/1509]). S. Google

Lit.: Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechtes in Deutschland, 1867, Neudruck 1959; Wieacker, F., Privat­rechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, § 9; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Knape, J., Dichtung, Recht und Freiheit - Studien zu Leben und Werk Sebastian Brants 1457-1521, 1992; Deutsch, A., Der Klagspiegel und sein Autor Conrad Heyden, 2004; Wissen, maßgeschneidert, - Experten und Expertenkulturen im Europa der Vormoederne, hg. v. Reich, B. u. a., 2012

popularis, populāris (1), poplāris (1), lat., Adj., zu dem selben Volk gehörig, landsmännisch, einheimisch, inländisch, vom Volk ausgehend, für das Volk bestimmt, Volks..., Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. populus

Popularjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die popularisierte Jurisprudenz.

Lit.: Stammler, W., Popularjurisprudenz und Sprachgeschichte im 15. Jahrhundert, (in) FS F. Kluge, hg. v. Behaghel, O. u. a. 1926, 133ff.; Strukturen und Funktionen in Gegenwart und Geschichte, (in) FS F. Simmler, hg. v. Wich-Reif, C, 2007, 537ff.

Popularklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1804 [Gönner, GemProz.2 I 275] vier Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die jedermann unabhängig von einer eigenen Betroffenheit eröffnete Klage vor einem Gericht wie beispielsweise in Art. 98 Satz 4 der Verfassung Bayerns von 1946. Aus Furcht vor Überlastung von Gerichten ist sie selten.

Lit.: Halfmeier, A., Popularklagen im Privatrecht, 2006; Bohn, B., Das Verfassungsprozessrecht der Popularklage, 2012; Flurschütz, B., Die bayerische Popularklage nach Art. 55 BayVfGHG – Entstehungsgeschichte, dogmatische Analyse, Mehrwert, 2014 (elf Prozent erfolgreich)

Populismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist die auf die Gunst der Massen ohne Rücksicht auf das Gesamtwohl gerichtete Politik des Polarisierens, Moralisierens und Inimizifizierens oder Verfeindens (wir Guten gegen die anderen Bösen), die in der modernen, durch die Massenmedien geprägten Demokratie der mehrheitlich Schwachen mehr oder weniger verhüllt nahezu von allen Politikern neben der Bedienung der eigenen Klientel betrieben, aber öffentlich nur dem gefährlich erscheinenden Gegner vorgehalten wird.

Lit.: Müller, J., Was ist Populismus?, 2016; Populismus, hg. v. Beigel, T. u. a., 2017; Populismus und Demokratie, hg. v. Jesse, E. u. a., 2019; Müller, T., Die Wurzeln des Populismus, 2020; Nord, I., Die Kirchen und der Populismus, 2021

populus, lat., M., Volk, Gemeinde, Staat, Völkerschaft, Freistaat, Gebiet, Gau, Kanton, Menge, Schar (F.) (1), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plēbs, *plēre

populus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., M., um 450 v. Chr.) Volk

Lit.: Köbler, DRG 18, 36; Plassmann, J., Princeps und populus, 1954; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Millar, F., The Crowd in Rome, 1998

porna, lat. (?), F., Hure, Novell. Iust. (nach 534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πόρνη (pórnē), F., Hure; vgl. idg. *per- (2C), V., verkaufen, bringen

Pornographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 20. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar in den Bestandteilen aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die aufreizende menschliche Darstellung vormenschlich angelegter natürlicher geschlechtlicher Erscheinungen von Menschen.

Lit.: Scholz, S., Die Entwicklung der österreichischen Pornographiegesetzgebung, 1999; Frimmel, J., Das Geschäft mit der Unzucht – Die Verlage und der Kampf gegen Pornographie im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, 2020

Prophyr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, M.) eine Steinart von dunkelroter Grundfarbe, vgl. gr. πορφύρα (porphýra), F., Purpurfarbe, Purpurschnecke

porphyrogenetos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in dem 20. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar in den Bestandteilen aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) purpurgeboren (für Kaiserkinder)

Portalis, Jean-Etienne-Marie (1745-1807) wird nach dem Rechtsstudium Advokat in Aix-en-Provence. Seit 1794 kommt er in dem Zuge der französischen Revolution (1789) in hohe Ämter und wird 1804 in das Redaktionsgremium des →Code civil berufen. Er setzt sich an vielen Stellen erfolgreich für die Lösungen des römischen Rechtes ein. S. Google

Lit.: Portalis, J., De l’usage et de l’abus de l’esprit philosophique, 1820; Lavollée, R., Portalis, 1869; Schimséwitsch, L., Portalis, 1936; Plesser, M., Jean Etienne Marie Portalis und der Code civil, 1997

Portugal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., benannt nach dem porto [Hafen] von Cale) ist der südwesteuropäische Staat, dessen Gebiet nacheinander von Lusitaniern, Römern (139 v. Chr., 27 v. Chr. von [lat.] Hispania [F.] ulterior abgesonderte Provinz [lat.] Lusitania), Sweben/Westgoten (5. Jahrhundert) und Arabern (712) beherrscht wird. Nach der Rückeroberung des Nordens erreicht die Grafschaft um Porto an dem Ende des 11. Jahrhunderts (1095) weitgehende Unabhängigkeit von Leon und →Kastilien. 1139 nimmt Alfons I. nach einem Sieg über die Araber (Mauren) den Königstitel an. Bis zu der Mitte des 12. Jahrhunderts wird die christliche Rückeroberung (1147 Lissabon) weitgehend, bis 1249 vollständig abge­schlossen. Um die Wende von dem 14. zu dem 15. Jahrhundert wird in dem königlichen Auftrag mit der Zusammenstellung des Rechtes begonnen (Livro das Leis e Posturas, Ordenações de D. Duarte, Ordenações Afonsinas [um 1454 bzw. 1446/1447], Ordenações Manuelinas 1512/­1513 bzw. 1521). Seit dem 15. Jahrhundert wird Portugal mit Unterstützung Englands Weltmacht, die 1494/1529 die Interessensphären mit →Spanien (durch Vorschlag des Papstes) aufteilen kann und für die 1497 Vasco da Gama dauerhaft den lange gesuchten Seeweg nach Indien um das Kap der guten Hoffnung an dem Südende Afrikas und damit den einfachen Zugang zu dem Gewürzhandel (mit Indien) sowie 1500 Pedro Álvares Cabral Brasilien und damit den Süden Amerikas entdeckt. Für einige Jahrzehnte fällt Portugal dann an Spanien (1580/1581-1640). In dieser Zeit (1603 Ordenações Filipinas) werden Gesetze erneut gesammelt und 1769 in der Lei da Boa Razão aktualisiert. In dem 19. Jahrhundert wird unter dem Einfluss Frankreichs das Recht kodifiziert (Código comercial/­Handelsgesetzbuch 1833 bzw. 1888, Có­digo civil/Bürgerliches Gesetzbuch 1867, Código do processo civil/Zivilpro­zessordnung 1876, Código do processo comercial/Handelsprozessgesetzbuch 1896, Código de fallências/Konkursgesetzbuch 1897). 1910 wird Portugal Republik, steht aber lange Jahre unter diktatorischer Herrschaft. 1939 wird der (port.) Código do processo civil (Zivil­prozessgesetzbuch) erneuert. Nach 1945 gehen die Kolonien verloren. 1965 wird ein neuer Código civil mit einem allgemeinen Teil nach deutschem Vorbild geschaffen. Seit 1. 1. 1986 ist Portugal Mitglied der Europäischen Ge­meinschaft(en) bzw. der Europäischen Union (1993).

Lit.: Cabral de Moncada, L., A reserva hereditária, 1916f.; Cabral de Moncada, L., A „traditio“ e a transferência da propriedade imobiliária, 1921; Merêa, M., O mais antigo morado de Portugal? 1921; Merêa, P., Die Erforschung der nationalen Rechtsgeschichte in Portugal, (in) Zeitschrift für vergleichende Rechtswis­senschaft 40 (1923), 339; Mayer, E., Historia de las instituciones sociales y politicas de España y Portugal, Bd. 1f. 1925f.; Cabral de Moncada, L., O tempo o trastempo e a prescriçåo, 1929; Merêa, P., Novos estudos de história do direito, 1937; Merêa, P., Sôbre a palavra angueira, (in) Biblos 16, 2 (1940); Merêa, P., Sôbre as origens da terça, (um 1943); Merêa, P./Girão, A., Territorios portugueses no século 11, (um 1950); Almeida Costa, M., Raízes do censo consignativo, 1961; Scholz, J., Literaturgeschichtliche und vergleichende Anmerkungen zur portugiesischen Rechtsprechung im ancien régime, (in) Revista Portuguesa de historia 14 (1973), 95; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,55,242,896, 2,2,282,893,1319, 3,1,687, 3,2,2443, 3,3,3494,3743,3847,3921,4000,4131; Braga da Cruz, G., O direito subsidiário na história do direito português, (in) Revista Portuguesa de História 14 (1974); Almeida Costa, M., Die Verträge über Rechte an Grund und Boden und das Wirtschaftsleben Portugals im Mittelalter, ZRG GA 95 (1978), 34; Thomashausen, A., Verfassung und Verfassungswirklichkeit im neuen Portugal, 1981f.; Julio de Almeida Costa, M., Historia do Direito Portugues, 1982; Albuquerque, M. de/Albuquerque, R. de, Historia do Direito Portugues, 1983; Espinosa Comes de Silva, N., Historia do Direito Portugues, 1985; Decker, G./Decker, A., Portugal, 1987, 2. A. 1992; Vones, L., Geschichte der iberischen Halbinsel, 1993; Sänger, R., Portugals langer Weg nach Europa, 1994; Fallstudien zur spanischen und portugiesischen Justiz, 15. bis 20. Jahrhundert, hg. v. Scholz, J., 1994; Auf dem Weg zu einem gemeineuropäischen Privatrecht, hg. v. Jayme, E. u. a., 1997; Bernecker, W./Pietschmann, H., Ge­schichte Portugals, 2001; Oliveira Marques, A. de, Geschichte Portugals, 2001; Rechtsentwick­lungen in Portugal, Brasilien und Mácau, hg. v. Jayme, E. u. a., 2002; Cerqueira, A/Seelaender, L., Polizei, Ökonomie und Gesetzgebungslehre – Ein Beitrag zur Analyse der portugiesischen Rechtswissen­schaft am Ende des 18. Jahrhunderts, 2003; Diccionario crítico de juristas españoles, hg. v. Peáez, M. Bd. 1f. 2005ff.; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 952; Franquismus und Salazarismus, hg. v. Fernández-Crehuet Lopez, D. u. a., 2008; Bernecker, W. u. a., Geschichte Portugals, 2010; Bernecker, W./Herbers, K., Geschichte Portugals, 2013; Medeiros Nóbrega, J. de, Die Entwicklung des portugiesischen Sachenrechts, 2014; Crowley, R., Die Eroberer, 2016; De Castro, A., Enlightened Absolutism and Legal Culture in Portugal, ZRG GA 133 (2016), 296

Posen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) an der mittleren Warthe erhält 1253 Magdeburger Stadtrecht. Zwischen 1389 und 1419 verfasst der Stadtschreiber Hein­rich von Peisern auf deutsch das in einer einzigen Handschrift überlieferte, in vier Bücher (Verfassung und Verfahren, Strafe, Erbe, Schulden und Familie mit 458 Artikeln) beziehungsweise durch 51 eingeschobene Madeburger Schöffensprüche und ergänzt um ein fünftes Buch mit 27 Kapiteln vorwiegend des Handwerksrechts (aus dem Meißener Rechtsbuch) gegliederte Rechtsbuch Posens nach Magdeburger Recht. 1793 kommt Posen an Preußen. Seit dem Übergang an Polen (1919) ist es Sitz einer Universität.

Lit.: Friese, V., Zur Gründungsurkunde von Posen, ZRG GA 26 (1905), 91; Schmidt, E., Geschichte des Deutschtums im Lande Posen unter polnischer Herrschaft, 1904; Ereciński, T., Das Gewerberecht der Stadt Posen im Mittelalter, 1934 (polnisch); Goerlitz, T., Das Rechtsbuch der Stadt Posen, ZRG GA 60 (1940), 143; Die Magdeburger Schöffensprüche für die Hansestadt Posen, 1944; Maisel, W., Sądownictwo miasta Poznania do końca XVI wieku (Das Gerichtswesen der Stadt Posen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts), 1961. 413 (deutsche Zusammenfassung S. 351-358); Maisel, W., Poznańskie prawo karne do końca XVI wieku (Das Posener Strafrecht bis zum Ende des 16. Jahrhunderts), 1963 (deutsche Zusammenfas­sung S. 315-318); Poznańska księga prawa Magdeburskiego i Miśnieńskiego (Das Posener Buch des Magdeburger und Meißner Rechts), hg. v. Maisel, W., 1964; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Wilkierze Poznańskie, hg. v. Maisel, W., Bd. 1ff. 1966ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 53; Serrier, T., Provinz Posen, 2005

positio, lat., F., Setzen, Stellen, Aufgabe, Thema, Herablassen, Niederschlag, Lage, Stellung, Verfassung, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pōnere

positio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie als Position aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.] 4 v.-65 n. Chr.) Tatsachenbehauptung, Artikel (in dem gelehrten Prozess)

Lit.: Köbler, DRG 117, 155; Nörr, K., Ein geschichtlicher Abriss des kontinentaleuropäischen Zivilprozesses, 2015

positiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1817 [Hegel, PolitSchr. 184] drei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1700 aus dem Lateinischen des Altertums [positivus, Adj., gesetzt, 370-380 n. Chr.] aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gegeben, wünschenswert

Positive Forderungsverletzung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) anscheinend nicht unter Unmöglichkeit und Verzug fallende sonstige Pflichtverletzung des Schuldners. Seit 1902 (Staub) wird sie als besondere Leistungsstörung anerkannt.

Lit.: Kaser §§ 33 III IV 3, 37 I, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 214; Harting, F., Die positiven Vertragsverletzungen, Diss. jur. Hamburg 1967; Würthwein, S., Zur Schadensersatzpflicht wegen Vertragsverletzungen, 1990; Kotulla, M., Die historischen Voraussetzungen für die Entstehung des Rechtsinstituts der positiven Forderungsver­letzung, ZRG GA 108 (1991), 358; Stade, N., Die Rechtsgutsverletzung und die Schädigung als Tatbestandsmerkmale der positiven Forderungsverletzung, 1994; Glöckner, H., Die positive Vertragsverletzung, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 155; Lüsing, J., Die Pflichten aus culpa in contrahendo und positiver Vertragsverletzung, 2010

Positives Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem Menschen geschaffene Recht in Gegensatz zu einem ihm möglicherweise oder angeblich vorgegebenen und von ihm nicht abänderbaren Recht (→Natur­recht).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Cathrein, V., Recht, Naturrecht und positives Recht, 1902; Krawietz, W., Das positive Recht und seine Funktion, 1967; Rosenbaum, W., Naturrecht und positives Recht, 1972; Dulckeit, G., Naturrecht und positives Recht bei Kant, 1973; Wege, J., Positives Recht und sozialer Wandel im demokratischen und sozialen Rechtsstaat, 1977

Positivismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die geistesgeschichtliche Strömung, welche die übernatürliche Er­klärung der Welt durch die Theologie für ebenso unzutreffend hält wie die philosophische Erklärung mit Hilfe von abstrakten Ideen. Entscheidend ist dieser von Auguste Comte (1798-1857, Discours sur l’esprit positif, 1844) begründeten Sicht die wissenschaftliche Zusammenfas­sung der tatsächlichen Erschei­nungen (des durch Beobachtung Erfahrbaren, Gege­benen, Wirk­lichen oder Positiven) in Gesetzen, durch die der Gesellschaft ein glückliches Leben gesichert werden soll. Dies wirkt sich in dem Recht durch die Suche nach einem System rein juristischer, positiver und von der gesellschaftlichen Wirklichkeit (wie der Geschichte) gelöster Begriffe aus, die in dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch einen Ge­setzespositivismus abgelöst wird. Umstritten ist die Bedeutung des Positivismus für den National­sozia­lismus.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 179, 188, 228, 254; Comte, A., Cours de philosophie positive, Band 1ff. 1830ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt – Von den Anfängen der deutschen Staatsrechtslehre bis zur Höhe des staatsrechtlichen Positivismus, 1956 (Dissertation), 2. A. 1981; Larenz, K., Methodenlehre der Rechtswissenschaft, 1960; Stephanitz, D. v., Exakte Wissenschaft und Rechtspositivismus – Der Einfluss von Naturwissenschaft und Mathematik auf Rechtsdenken und Rechtswissenschaft in zweieinhalb Jahrtausenden, 1970; Oertzen, P. v., Die soziale Funktion des staatsrechtlichen Positivismus, 1974; Dilcher, G., Der rechtswissenschaftliche Positivismus, (in) ARSP 61 (1975), 497; Tripp, D., Der Einfluss des naturwissenschaftlichen, philosophischen und his­tori­schen Positivismus, 1983; Rottleuthner, H., Rechtspositivismus und Nationalsozialismus, (in) Recht und Politik, 1983, 195; Tripp, D., Der Einfluss des naturwissenschaftlichen, philosophischen und historischen Positivismus auf die deutsche Rechtslehre im 19. Jahrhundert, 1983; Walther, M., Hat der juristische Positivismus die deutschen Juristen im „Dritten Reich“ wehrlos gemacht? (in) Recht und Justiz im „Dritten Reich, hg. v. Dreier, R. u. a., 1989, 323ff.; Kiesow, R., Das Naturgesetz des Rechtspositivismus, 1997; Fuchs-Heinritz, W., Auguste Comte, 1998; Repplinger, R., Auguste Comte und die Entstehung der Soziologie, 1999; Rechtspositivismus, hg. v. Schmidt, R., 2014; Schinz, M., Die Anfänge des französischen Positivismus, 2020; Spaak, T., The Cambridge companion to legal positivism, 2021

positivus, positīvus, lat., Adj., gesetzt, gegeben, Diom. (370-380 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pōnere

possessio, lat., F., Besitz, Besitzung, Besitztum, Lex agr. (111 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. possidēre

Possessio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – aber Possession -– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der Besitz. Er nimmt seinen Ausgang davon, dass jemand ein der Allgemeinheit gehöriges Stück Land zu Gebrauch und Nutzen übernimmt. Seine Stellung wird durch →Interdikte des Magistrats gesi­chert.

Lit.: Kaser § 19; Köbler, DRG 2, 39, 162; Link, M., Possession, possessio und das Schicksal des Common Law, 2003; Vandendriessche, S., Possessio und Dominium im postklassischen römischen Recht, 2006

Possessio (F.) civilis (lat.) ist in dem klassischen römischen Recht der Besitz nach zivilem Recht, der seinen Ausgang von der tatsächlichen Herrschaft über eine Sache nimmt, die bei dem Herausgabever­fah­ren (Vindikation) auf Seiten des Gegners vorausgesetzt wird.

Lit.: Kaser §§ 19 II, 25 II; Köbler, DRG 39

Possessio (F.) corporalis (lat.) ist in dem spätantiken römischen Recht der körperliche Besitz ohne den Willen, wie ihn der Eigentümer hat.

Lit.: Kaser § 19 VI

Possessio (F.) iuris (lat.) ist in dem späteren römischen Recht der Rechtsbesitz dessen, der einen (lat. [M.]) →ususfructus oder eine Prädialservitut tatsächlich ausübt.

Lit.: Kaser §§ 19 IV, 28 III, 29 I 5

Possessio (F.) triduana (lat.) ist in dem Frühmittelalter das dreitägige Haben einer Sache.

possessorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar. Adj.) Besitz betreffend (in Gegensatz zu petitorisch)

Lit.: Feldmann, R., Der possessorische Besitzschutz und sein Verhältnis zum petitorischen Recht, 2020

possidere, possidēre, lat., V.: nhd. besitzen, im Besitz haben, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. potis, sedēre

Pößneck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) eine Stadt in Thüringen mit rund 12000 Einwohnern

Lit.: Die Schöffenspruchsammlung der Stadt Pößneck, Bd. 1ff. 1957ff.

post, poste (ält.), lat., Adv., Präp., hinten, hinter, hintennach, hernach, nachher, zuletzt, nach, seit, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *posti, Präp., bei, hinter, nach, s. idg. *pos‑, Präp., bei, hinter, nach

Post (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Pontoppidan, DänemKHist. II 316] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Italienischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die schriftliche Nachricht, die Beförderung von Menschen und Sachen sowie die dahinterstehende Organisation. Die Post ist schon dem Altertum als (lat. [M.]) cursus publicus, öffentlicher Lauf, unter Augustus bekannt, wenn auch nicht jedermann eröffnet. Ihr Name leitet sich von (lat. [F.]) posita statio, der Wechselstation für befördernde Pferde ab. Erst in dem Spätmittelalter aber entwickelt sich über Stafetten in Oberitalien die Post in dem modernen Sinn, wobei das Wort in dem deutschen Sprachraum erstmals unter dem 8. 12. 1490 belegt ist. Die erste feste Route (1490) betrifft die Verbindung von Innsbruck nach Brüssel (Mecheln, 1507 45 Postbedienstete in dem Heiligen römischen Reich). Zu deren Sicherung erteilt Kaiser Karl V. den von Taxis ein Monopol für eine allgemein zugängliche Post. Als Beförderungsgeschwin­digkeit wird mit 7,5 Kilometern pro Stunde gerechnet. 1534 beginnt die Periodizität des Postverkehrs. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts (1597) beansprucht der Kaiser die Post als →Regal (1615 Erblehen), ohne dieses Ziel voll­ständig durchsetzen zu können. Der Personen­verkehr in dem Linientransport beginnt in Frank­reich um 1625. Durch technische Verbesse­rungen erhöht sich die Beförde­rungsge­schwindigkeit zunehmend. Seit 1712 beginnt in dem Heiligen römischen Reich der Bau von Chausseen. 1756 kommen in Nürnberg täglich 138 Posten an. Seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts geht man zu dem sys­tematischen Straßenbau mit Überwachung und Reparatur über. In dem 19. Jahrhundert ist die Post nicht einheitlich geordnet. 1867 gelingt es Preußen, von dem Haus Thurn und Taxis das Postregal zu erwerben. 1871 wird das Postwesen in der Verfassung des Deutschen Reiches grundsätzlich geregelt. An dem Ende des 20. Jahrhunderts (1989ff.) wird die Post (und Tele­kommunikation) unter dem Einfluss der Vereinigten Staaten von Amerika privatisiert. Fast gleichzeitig verlangert sich der schriftliche Nachrichtenverkehr in die elektronisch-digitale Beförderung von Erklärungen durch e-mails etwa von Outlook und der Verkauf von Waren von Läden auf digital vermittelnde Versandunternehmen wie Amazon.

Lit.: Köbler, DRG 148, 233; Hudemann, E., Geschichte des römischen Postwesens, 1875, Neudruck 1966, 2. A. 1878; Obmann, F., Die Anfänge des Postwesens und die Taxis, 1909; Geschichte der Deutschen Post, hg. v. Sautter, K., Band 1ff. 1928ff.; Kießkalt, E., Die Entstehung der Post, 1930; Münkler, W., Entwicklungsgeschichte des Postregals in Hessen-Darmstadt, Diss. jur. Marburg 1973; Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens 1501-1806, Band 1ff. 1987ff.; Wyss, A., Die Post in der Schweiz, 1987; Glaser, H./Werner, T., Die Post in ihrer Zeit, 1990; La circulation des nouvelles au moyen âge, 1994; Krauß, M., Das kursächsische Postrecht, 1998; Lotz, W., Die Deutsche Reichspost 1933-1945, 1999; Ueberschär, G., Die Deutsche Reichspost 1933-1945, 1999; Kolb, A., Transport und Nachrichtentransfer im römischen Reich, 2001; Klaes, S., Die Post im Rheinland, 2001; Hesse, J., Im Netz der Kommunikation, 2001; Die deutsche Reichspost 1933-1945 - ausgewählte Dokumente, bearb. v. Lotz, W., 2002; Behringer, W., Im Zeichen des Merkur, 2003; Kohler, C., Straf- und bußgeldrechtliche Probleme der Postreformen, 2005; Lotz, W., Die deutsche Post von der Postreform bis zum Börsengang 1989-2000, 2007; Foschepoth, J., Überwachtes Deutschland, 2012, 2. A. 2013, 3. A. 2013, 4. A. 2014, 5. A. 2017; Benz, A., Integration von Infrastrukturen in Europa - Post, 2013

Postgeheimnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1819 [Reyscher, Ges. XVIII 735, vier Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie  über das Italienische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die den Befördernden obliegende Geheimhaltungspflicht der in der →Post enthaltenen Nachrichten und Erklärungen. Die Frage des Postgeheimnisses wird vereinzelt schon früh gesehen. 1690 wird die Unverletzlichkeit auf allen Postwegen in dem Reich garantiert. 1848 wird das Postgeheimnis in die Verfassung einbezogen. 1919 wird dies durch die Weimarer Reichs­ver­fassung wiederholt.

Lit.: Hausladen, B., Das Postgeheimnis und seine Stellung im Kriege, 1919; Bohley, E., Die Verletzung des Post-, Telegraphen- und Fernmeldegeheimnisses, Diss. jur. Frankfurt am Main 1927; Schötz, H., Die Verletzung des Postgeheimnisses durch Beamte, Diss. jur. Erlangen 1933; Melzer, W., Das Post- und Fernmeldegeheimnis, 1971; Welp, J., Die strafprozessuale Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs, 1974

Postglossator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (in einer seit etwa 1950 als unangemessen und veraltet angesehenen Benennung) der dem →Glossator zeitlich (lat. post, ab etwa 1230) folgende spät­mittel­alterliche kommentierende und gutachtende Jurist vor allem Italiens. →Konsiliator, Kommentator

Lit.: Söllner §§ 2, 25; Kroeschell, DRG 2; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 6ff., 2. A. 1850f.; Engelmann, W., Die Schuldlehre der Postglossatoren, 1895, Neudruck 2013, Neudruck 1965, 2013; Fränkel, R., Zur Zessionslehre der Glossatoren und Postglossatoren, (in) ZHR 66 (1910), 305; Stampe, E., Das Zahlkraftrecht der Postglossatorenzeit, 1928

postliminium, postlīminium, lat., N., Rückkehr in den früheren Rechtszustand, Rückkehrrecht, Heimkehrrecht, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. post, līmen

Postliminium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die Rückkehr in den früheren Rechtszustand nach Ende der Kriegsge­fangenschaft.

Lit.: Kaser §§ 15 II 2, 26 I 1, 58 VII 1b

Postregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1641 [ RAbsch. III 566] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Post

Lit.: Waitz, W., Die Entwicklung des Begriffs der Regalien, 1939

postumus (1), posthumus, lat., Adj., letzte, nach dem Tode eintretend, nach dem Tode erfolgend, nachgeboren, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. post

Postumus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL- ausgenommen Adjektiv posthum Ende 18. Jahrhundert – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1500 [Summa legum 336] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen postum – nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [Adj. und substantiviert M.] um 125-175 n. Chr.) (, posthumus) ist der nach dem Tod des Vaters Geborene. Er wird, soweit dies seinem Vorteil dient, während der gesamten etwa neunmonatigen Schwangerschaft als bereits geboren betrachtet (lat. →nasciturus pro iam nato habetur, der geboren Werdende wird für bereits geboren gehalten).

Lit.: Kaser §§ 13 II 1, 66 I 1, 68 III 3, 69 II 3

Postwertzeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Nachweis der Entrichtung der Beförderungsgebühr der Post dienende und regelmäßig vor der Nutzung von dem wahrscheinlichen Postnutzer bei der Post gekaufte Wertzeichen für die Beförderung von Post, das bei Briefen als Briefmarke bezeichnet wird. Es erscheint in Ansätzen in Paris seit 1653, danach in England 1840 sowie in dem Deutschen Bund in Bayern an dem 1. 11. 1849.

Lit.: Kohler, J., Die Briefmarke im Recht, (in) Archiv f. bürgerl. Recht 6 (1892), 316; Andrae, W., Die privatrechtliche Natur der Briefmarke, Diss. jur. Jena 1933; Müller, W., Die Briefmarke, Diss. jur. Erlangen 1958

potens, potēns, lat., (Part. Präs.=)Adj., mächtig, vermögend, könnend, fähig, einflussreich, herrschend, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. posse;

potens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [Adj.]) mächtig, „potent“

Lit.: Hölkeskamp, J., Die Entstehung der Nobilität, 1987; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbaroum, 1991; Lafferty, S., Law and Society in the Age of Theoderic the Great, 2013

potestas, potestās, putestās, lat.. F., Vermögen, Kraft, Wirkung, Wert, Macht, Gewalt, Herrschaft, Gewalthaberstelle, Gewalthaber, Behörde, Machthaber, höherer Staatsbeamter, Erlaubnis, Gelegenheit, Möglichkeit, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. posse

potestas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) Gewalt, Macht

Pothier, Robert-Joseph (Orléans 9. 1. 1699–Orléans 2. 3. 1772) Präsidialgerichtsratssohn, wird nach dem Rechtsstudium 1720 Präsidial­gerichtsrat in Orléans, 1743 Rat der Do­mänenkammer, 1746 Magistratsbe­amter und 1749 Professor für französisches Recht in Or­léans. Von →Domat beeinflusst, fasst er als Vertreter der →eleganten Jurisprudenz des späten (lat.) →usus (M.) modernus pandectarum in den Pandectae Justinianae (1748-1754) die römischen Digesten zu einem systematisch neuge­ordneten kurzen Werk zusammen. Danach stellt er die 1740 von ihm erstmals herausgegebene Coutume d´Orléans dem rö­mischen Recht gegenüber (1760). Schließlich veröffentlicht er Abhandlungen zu dem Zivilrecht (beispielsweise traité des obligations 1761, Abhandlung über Schulden) und zu dem Prozessrecht, mit denen er die Systematik und das Schuldrecht des Code civil (1804) und damit die Rechtseinheit Frankreichs vorbereitet. S. Google

Lit.: Fenet, P., Pothier analysé, 1826; Arnaud, A., Les origines doctrinales, 1964; Wieacker, F., Privatrechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; König, H., Pothier und das römische Recht, 1971; Zimmermann, R., Der Einfluss Pothiers auf das römisch-holländische Recht in Südafrika, ZRG GA 102 (1985), 168

Potsdam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an der Havel wird 993 (als slawische Siedlung Poztupimi) urkundlich erwähnt. Das Edikt von Potsdam von dem 8. 11. 1685 gewährt französischen Hugenotten Aufnahme in Preußen. Das Potsdamer Abkommen von dem 2. 8. 1945 erfasst Beschlüsse der (zunächst 3) Alliierten über die Zukunft des besiegten Deutschen Reiches (beispielsweise Aufteilung in vier Besatzungszonen, Einsetzung eines Alliierten Kontrollrats als höchste Regie­rungsgewalt in Berlin, Abrüstung, Entmili­tarisierung, Ver­urteilung von Kriegsver­brechern, vorläufige Anerken­nung der Oder-Neiße-Linie). 1991 entsteht in Nachfolge der 1948 gegründeten Päda­gogischen Hochschule Karl Lieb­knecht und der deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft Walter Ulbricht in Potsdam eine Universität. S. Google

Lit.: Übersicht über die Bestände des brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1f., bearb. v. Beck, F. u. a., 1964ff.; Antoni, M., Das Potsdamer Abkommen – Trauma oder Chance?, 1985; Graml, H., Die Alliierten und die Teilung Deutschlands, 1985, Neudruck 2016; Meissner, B./Veiter, T., Das Potsdamer Abkommen, 1986; Benz, W., Potsdam 1945, 1986, 4. A. 2005, Hahn, P., Geschichte Potsdams, 2003; Kamp, S., Die verspätete Kolonie – Hugenotten in Potsdam 1685-1809, 2011; Person, L., Bezirkstag und Rat des Bezirkes Potsdam 1952-1990, 2014

Pound, Roscoe (Lincoln/Nebraska 27. 10. 1870-Cambridge/Massachusetts 1. 7. 1964) wird nach dem Studium von Botanik und Rechtswissenschaft in Harvard Anwalt, 1899 Assistant Professor in Nebraska, danach Professor in Nebraska, an der Northwestern University (1907), Chicago (1909) und in Harvard (1919). Er ist der führende Vertreter der (engl.) →sociological jurisprudence mit dem Ziel, das Recht als (engl.) social engineering (gesellschaftliche Verbesserungstätigkeit) zu verstehen. Ihm zufolge müssen Gesetzgeber wie Richter stets die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen ihres Handelns beachten.

Lit.: Sayre, P., The Life of Roscoe Pound, 1948; Weirich, H., Das rechtsphilosophische Werk von Roscoe Pound, 1951; Fikentscher, W., Roscoe Pound, (in) FS K. Larenz, 1973, 93; Wigdor, D., Roscoe Pound, 1974

prä (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 12.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel als Präfix verwendet) vor, voraus, voran

Präambel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorspruch

Lit.: Dietze, H., Der Gesetzesvorspruch, 1939; Lehmann-Brauns, U., Die staatsrechtliche Bedeutung der Präambel des Grundgesetzes, 1964; Papenheim, A., Präambeln in der deutschen Verfassungsgeschichte, Diss. jur. Münster 1998

praeambulus, lat., Adj., vorangehend, Mart. Cap. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praeambulāre

Practica nova imperialis Saxonica rerum criminalium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →Carpzov

prae, lat., Präp., voran, voraus, Carm. Sal., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prai, *prai, Präp., vor, voran, s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch

praebenda, lat., F., Gewährendes, Leistung, s. latein_a_z.docx, s. prae, habēre, praebēre, N.Pl. bzw. später F.]) →Pfründe

praeceptio, lat., F., Vorwegnahme, Vorausempfang, Unterweisung, Vorschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praecipere, prae, capere

Praeceptio Chlotharii II. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Kapitular des merowingischen Königs Chlothar II. (str.) (584–629) von etwa 600 (616?, 617?, 586-600), das sich in vierzehn Kapiteln unter weitgehender Übernahme römischen Rechtes mit Verfahren, Erbe, Ehe, Ersitzung sowie Kirche befasst.

Lit.: Boretius, A., Capitularia regum Francorum, Bd. 1 1883, Neudruck 1969, 18; Kocher, G., Das Pariser Edikt, 1976; Woll, I., Untersuchungen zu Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien, 1995; Esders, S., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997

praeceptum, lat., N., Vorschrift, Verordnung, Regel, Lehre, Weisung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praecipere, prae capere

praeda, praida (ält.), lat., F., Beute (F.) (1), Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praehendere, s. prae, *handere

Lit.: Redlich, Fritz, De praeda militari, 1956

praefectus, lat., M., Vorgesetzter, Vorsteher, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praeficere, s. prae, facere

praefectus (M.) praetorio (lat.) Prätorianer­präfekt, Vorsteher der Leibgarde des Kaisers (in Rom)

Lit.: Kaser § 87 I 2; Söllner 14, 16, 17; Köbler, DRG 55

praefectus (M.) urbi (lat.) Stadtpräfekt

Lit.: Kaser § 87 I 2, II 2; Söllner §§ 14, 17; Köbler, DRG 55

praeferre, lat., V., vorziehen, vortragen, Sisenna (120-67 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. prae, ferre

praeiudicium, praeiūdicium, lat., N., Vorentscheidung, Vorbescheid, Präjudiz, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. prae, iūdicium, iūdex

Lit.: Kaser §§ 60 I 4, 83 II 10

praelatus, praelātus (1), lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. vorgezogen, vorgesetzt, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praeferre

praenomen, praenōmen,  lat., N., Vorname, Titel, Cic. (81-43 v. Chr.). s. latein_a_z.docx, s. prae, nōmen

praes, praevides (ält.), lat., M., Bürge, Vermögen der Bürgen, Habe der Bürgen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. prae; s. idg. *u̯adʰ‑, Sb., V., Pfand, Pfand geben, wetten

Lit.: Kaser §§ 7 III, 1, 57 II 1

praescriptio, praescrīptio, lat., F.: nhd. Vorschreiben, Titel, Überschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praescrībere, s. prae, scrībere

Lit.: Kaser §§ 4 II 2, 25 IV 1, 83 II 12, 87

praeses, lat., M., Vorsteher, Vorgesetzter, Vorsitzender, Beschützer, Unterfeldherr, Legat (M.), Statthalter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. praesidēre, s. prae, sīdere

praestare, praestāre, lat., V., voranstehen, vorzüglicher sein (V.), sich auszeichnen, sich hervortun, übertreffen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. prae, stāre

Lit.: Kaser § 34 I 1; Köbler, DRG 43

praesumptio, praesūmptio, lat., F., Vorausnehmen, Vorgebrauch, Vorgenuss, (Vermutung,) Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praesūmere, s. prae, sūmere

Lit.: Kaser §§ 84 I 1, 87 II 6; Köbler, DRG 29

praesumptio (F.) Muciana (lat.) →Vermu­tung des Quintus →Mucius Scaevola (der in der Ehe anfallende Erwerb stammt vermutlich von dem Ehemann [in Österreich 1978 aufge­hoben], Gegenbeweis möglich)

Lit.: Kaser § 59 I 3; Köbler, DRG 29

praeter, lat., Adv., außer, ausgenommen, vor über, mehr als, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prai, *prai, Präp., vor, voran, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch

praetor, lat., M., Prätor, Anführer, Vorgesetzter, Kriegsoberster, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praeīre

Praetor (lat. [M.], Prätor, Wort um 450 v. Chr.) ist in dem altrömischen Recht der bei dem Sturz des Königs 509 v. Chr. diesem folgende höchste römische Amtsträger, der 367 v. Chr. die Zuständigkeit für die Streit­verfahren erringt(, oder der 367 v. Chr. zu der Entlastung der Konsuln geschaffene Magistrat). 242 v. Chr. wird eine zweite Prätorenstelle eingerichtet, zu der später weitere Provinzpräturen hinzukommen. An der Wende des 2. zu dem 1. Jahrhundert v. Chr. werden die Prätoren an die Stadt Rom gebunden. Der Prätor kann Edikte verkünden.

Lit.: Kaser §§ 2 II 1, 80 II 3; Köbler, DRG 18, 31, 32; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Kunkel, W./Wittmann, R., Die Magistratur, 1995; Brennan, T., The Praetorship in the Roman Republic, 2000

Praetor (M.) peregrinus (lat.) ist in dem klassischen römischen Recht der seit 242 v. Chr. (Eroberung Siziliens) für Streitigkeiten mit einem Fremden (lat. [M.] peregrinus) zuständige →praetor.

Lit.: Kaser § 80 II; Söllner §§ 6, 9; Köbler, DRG 32; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

Praetor (M.) urbanus (lat.) ist der seit der Aufteilung der Prätur 242 v. Chr. für Streitigkeiten römischer Bürger untereinander zuständige →praetor.

Lit.: Kaser § 80 II 3a, 4a; Söllner §§ 6, 9, 15; Köbler, DRG 18, 32; Wieacker, F., Römische Rechts­ge­schichte, Bd. 1 1988

Präfekt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1386/1415 [StraßburgStChr. II 509] und 1818 [Landsberg, Gutachten 187] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in dem 18. Jahrhundert über das Mittelniederdeutsche aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vorsteher

Lit.: Eckhardt, K., Präfekt und Burggraf, ZRG GA 46 (1926), 163; Les Préfets en France (1800-1940), hg. v. Chenot, B. u. a., 1978

Präfektur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1709 [Schulz, FremdWB.] und 1813 [Campe Erg.-Bd.] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist ein in Anlehnung an den römischen (lat. [M.]) praefectus geschaffene Zuständigkeitsbereich eines Amtsträgers, wobei in der Spätantike das römische Reich in vier Präfekturen mit je einem Prätorianerpräfekten geteilt ist.

Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungs­rechts, 1954, 52; Claude, D., Niedergang, Renaissance und Ende der Präfekturverwaltung, ZRG GA 114 (1997), 352; Bigot, G., L‘Administration française, Band 1f. 2010ff.

Prag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Wort zu praha, Sb. Schwelle in dem Flusse Moldau?, N.) an der Moldau entsteht (als Burg) vermutlich in dem späten 9. Jahrhundert. 973 wird es Sitz eines Bistums. Um 1235 ist die vorstädtische Zeit abgeschlossen. 1344 wird das Bistum unter Karl (IV.) von Luxemburg Erzbistum. 1348 richtet König Karl IV. in Prag eine Universität ein (, aus der sich 1372 eine eigenständige Rechtsfakultät ab­spaltet, die 1418 aufgelöst, 1638 neu gegrün­det und 1654 in die neue Universität eingefügt wird [1784 deutsche statt lateinischer Unter­richtssprache] und aus der 1881/1882 je eine deutsche Universität mit zunächst 10 ordentlichen Professoren der Rechts­wissen­schaft, zwei außerordent­lichen Professoren und drei Privatdozenten und eine böhmische bzw. tschechische Uni­versität mit 5 ordentlichen juristischen Professoren, 5 außerordentlichen Profes­soren und zwei Dozenten werden). 1918 wird die auch wegen der beiden Prager Fensterstürze von dem 30. 7. 1419 (siebener danach ermordeter Ratsherren durch Hussiten), 23. 5. 1618 (zweier über­lebender kaiserlicher Statthalter und eines Schreibers durch Protestanten) und des Fenstersturzes von dem 10. 3. 1948 (Außen­minister Jan Masaryk, Opfer der Geheim­polizei?) sowie des Prager Frühlings (März 1968 durch Alexander Dubček, Reform­maßnahmen durch die Sowjetunion an dem 21. 8. 1968 gewaltsam beendet) bekannte Stadt, deren einzelne Teile erst 1781 rechtlich zusammen­gefasst werden und von deren 100000 Einwohnern 1840 zwei Drittel deutsch sprechen (1880 314000, davon 42000 Deutsche und deutschsprachige Juden, 1900 rund 450000 Einwohner, davon 34000 deutschsprachig, davon 18000 Juden), Hauptstadt der →Tschechoslowakei bzw. nach deren Auflösung 1993 der Tschechei.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 100; Tomek, W., Geschichte der Stadt Prag, Bd. 1 1857, Neudruck 1972; Zycha, A., Prag, 1912; Weizsäcker, W., Die Altstadt Prag und das Nürnberger Recht, ZRG GA 60 (1940), 117; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Dejiny Prahy, hg. v. Janácek, J., 1964; Fiala, Z., Die Anfänge Prags, 1967; Seibt, F., Von Prag bis Rostock, (in) FS W. Schlesinger, Bd. 1 1973, 406; Die Universität zu Prag, 1986; Mezník, J., Praha pred husitskou revolucí, 1990; Oberkofler, G., Die Vertreter des römischen Rechtes, 1991; Nebor, L./Rohan, B., Prag, 1993; Fuchs, M., Die Prager Rechtsfakultät, (in) Monatshefte für osteurop. Recht 1998, 3, 167; Universitäten in nationaler Konkurrenz, hg. v. Lemberg, H., 2003; Prag, hg. v. Zimmermann, H., 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Prager Frühling, hg. v. Karner, S. u. a., 2008; Stočes, J., (Die Prager Universitätsnationen bis 1409), 2010; Liber vetustissimus Antiquae civitatis Pragensis 1310-1518, hg. v. Pátková, H., 2011

prägen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL [Glosse] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [FreibergUB. II 179] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schlagen, formen

Prägestätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Ort, an dem eine →Münze hergestellt wird (beispielsweise für die frühere Deutsche Mark vor Einführung von Euro und Cent A Berlin, D München, E Muldenhütten, F Stuttgart, G Karlsruhe, J Hamburg).

Lit.: Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte, 1975; Alten, D. u. a., Die römische Münzserie Beata Tranquillitas in der Prägestätte Trier 321-323, 2004; Rizzoli, H., Die Meraner Münzstätte unter den Habsburgern bis 1477 und die görzische Prägestätte Lienz/Toblach, 2006

Pragmatik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Pragmatiker – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar. F.) Ausrichtung auf Nützliches

pragmatisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Schulz FremdWB.], 1741 [Zedler] und 1813 [Campe] Erg.Bd. in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv) tüchtig, sachlich, sachbezogen, nützlich, zielorientiert (beispielsweise prag­ma­ti­sche bzw. gemeinsame Angelegenheiten in dem Ausgleich Öster­reichs gegenüber Ungarn 1867, auswärtige Angelegenheiten, Kriegswe­sen und die dafür nötigen Gelder in Gegensatz zu den dualistischen Angele­genheiten)

Lit.: Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsa­men Ange­le­genheiten, 2001

Pragmatische Sanktion (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. sanctio [F.] pragmatica) ist allgemein das bedeutende kaiserliche Gesetz. In der pragmatischen Sanktion von Bourges (1438, aufgehoben 1461) führt König Karl VII. von Frankreich Teile der Beschlüsse des Konzils von Basel durch Gesetz in Frankreich ein. 1549 gestaltet Karl V. in einer pragmatischen Sanktion die Erbfolge für das burgundisch-niederländische Erbe. An dem 19. 4. 1713 veröffentlicht Kaiser Karl VI. (1685-1740) auf der Grundlage eines geheim gehaltenen älteren (lat.) pactum (N.) mutuae successionis (Vertrag über die gegenseitige Erbfolge) mit seinem Vater Leopold (I.) und seinem älteren Bruder Joseph (I.) von 1703 und in Abkehr von dem salischen Erbfolgerecht ein Hausgesetz der Habs­burger als pragmatische Sanktion (Erklärung über die Vereinheitlichung des habsburgischen Thron­folgerechts). Dieses geht von der Unteilbarkeit und Untrennbarkeit der habsburgischen Länder aus. Weiter be­stimmt es die →Primogenitur (Linealprimogenitur) in dem männ­lichen und hilfsweise weiblichen Stamm und damit den Vorrang der ehelichen Söhne Karls VI. vor den (fehlenden) ehelichen Söhnen seines älteren und auch vor ihm versterbenden Bruders Kaiser Joseph I. (1678-1711) und der ehelichen Töchter des letzten (ebenfalls später ohne männlichen Thronerben versterbenden) Throninhabers (Karls VI.) vor den ehelichen Töchtern Josephs I. Seit 1720 wird diese pragmatische Sanktion den Ständen der habsburgischen Länder (zuletzt 1723 Ungarn), danach den europäischen Staaten und 1732 dem Reichstag des Heiligen Römischen Reiches zu der Billigung vorgelegt, die auch erfolgt. Sie wirkt sich 1740 wegen Fehlens männlicher Erben (sowohl des zuerstverstorbenen Joseph I. wie Karls VI.) zu Gunsten Karls VI. (als längstlebenden männlichen Habsburgers) 1720 geborener ältester ehelicher Tochter Maria Theresia aus, deren Erbrecht aber von Bayern und Sachsen bestritten wird (österreichischer Erbfolge­krieg). Ihre 1748 allgemein anerkannte Geltung endet 1918. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 131; Baltl/Kocher; http://www.­koeblergerhard.de/­Fontes/PragSankt­1713.htm ; Mommsen, T., Sanctio pragmatica, ZRG RA 25 (1904), 51; Valois, N., Histoire de la Pragmatique Sanction de Bourges, 1906; Die pragmatische Sanktion, hg. v. Turba, G., 1913, 48; Michael, W., Das Original der pragmatischen Sanktion Karls VI., 1929 (SB Wien); Schönbauer, E., Die pragmatische Sanktion, (in) Forschungen und Fortschritte 35 (1961), 179; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1979; Kussmaul, P., Pragmaticum und Lex, 1981; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, 2006, 192f.; Kaiser, W., Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, 2007; Pöppel, M., Die pragmatische Sanktion von 554 n. Chr., 2016; Glashagen, M., Dynastie, Reich und Europa – die Pragmatische Sanktion im Kontext von politischer Idee und diplomatischer Praxis Karls VI., 2020; Reigner, G., Die Pragmatische Sanktion – Reaktionen der österreichischen Erblande und der europäischen Mächte, 2021

Präjudiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL, aber präjudizieren [16.? Jahrhundert] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1535 [Strieder. Notariatsarch.] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das Vorurteil oder die Vorentscheidung. Insbesondere in einem richterlichen →Fallrecht (beispielsweise →England) ist das Präjudiz außerordentlich bedeutsam ([lat.] stare decisis, bei Entschiedenem bleiben). In der Rechts­wirklichkeit halten sich aber auch sonst Untergerichte wegen der tatsächlichen Machtverhältnisse in Instanzenzügen regelmäßig an die vorliegenden Entscheidungen von Oberge­richten und Obergerichte wegen Wahrung ihrer behaupteten Überzeugungskraft an ihre Vorentscheidungen.

Lit.: Esser, J., Grundsatz und Norm, 1956, 73ff.; Lucas, D., Die Bindung des Richters an das Präjudiz im englischen Recht, 1962; Cross, R., Precedent in English Law, 2. A. 1968; Dawson, J., The Oracles of Law, 1968; Schlüter, W., Das obiter dictum, 1973; Weller, H., Die Bedeutung der Präjudizien, 1979; Effer-Uhe, O., Die Bindungswirkung von Präjudizien, 2008; Baudenbacher, C., The role of precedent, 2011; Payandeh, M., Judikative Rechtserzeugung, 2017; Klein, O., Zur Frage der Bindung höchster Gerichte an ihre Rechtsprechung, 2018

Prälat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1210-1220 [Tristan] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht der hohe kirchliche Amtsträger, der kraft seines Amtes Leitungsgewalt hat oder aus anderen Gründen den Titel P. ehrenhalber führt (beispielsweise Erzbischof, Bischof, Abt). Der Prälat zählt in dem Heiligen Römischen Reich teilweise zu Kurfürsten und Reichsfürsten, in den Ländern zu den Landständen (Äbte, Pröpste, selten Bischöfe).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 111, 149; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Aulinger, R., Das Bild des Reichstages im 16. Jahrhundert, 1980, 106

Prälatenbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1746 [Moser, StaatsR. 28, 295, 28, 300, 26, 326, 27, 95] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Heiligen Römischen Reich das Kollegium der nichtfürstlichen Geistlichen in dem Reichstag und Kreistag und die Gesamtheit der Geistlichkeit in dem Landtag.

Lit.: Das Staatsrecht des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Maier, K., Die Diskussion um Kirche und Reform im schwäbischen Reichsprälatenkolleegium zur Zeit der Aufklärung, 1978; Reden-Dohna, A. v., Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982

Prälegat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1616/1629 in älteren deutschen Rechtsquellen [OberösterreichLandtafel und 1794 ALR] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Vorausvermächtnis

Lit.: Beseler, G., Zur Lehre vom Prälegat, 1929; Lübtow, U. v., Zur Lehre vom Prälegat, 1951; Zankl, W., Das gesetzliche Vorausvermävhttnis des Ehegatten, 1996; Wimmer, M., Das Prälegat, 2004

Prämonstratenser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Zusammensetzungen - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörtrerbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und in den Bestandteilen das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des von Norbert von Xanten in Prémontré bei Laon 1120 begründeten →Ordens, der 1122 in Cappenberg seine erste deutsche Nieder­lassung errichtet.

Lit.: Winter, F., Die Praemonstratenser, 1865; Grassl, B., Der Praemonstratenserorden, 1934; Horstkötter, L., Der heilige Norbert und die Praemonstratenser, 1974; Gehle, B., Die Praemonstratenser in Köln, 1978; Backmund, N., Geschichte des Prämonstratenser­ordens, 1986; Penth, S., Prämonstratenser und Staufer, 2003; Studien zum Prämonstratenserorden, hg. v. Crusaius, I. u. a., 2003; Norbert von Xanten und der Orden der Prämonstratenser, hg. v. Ullrich, S. u. a., 2007; Halder, K., Norbert von Xanten, 2010; Petersen, S., Prämonstratensische Wege nach Rom, 2015; Leinsle, U., Die Prämonstratenser, 2020

Pranger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert [Stadtrecht Prag] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1307? [Tomaschek, Trient 129] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht mit lat. [V.] premere, drücken verbindbar und mittelniederdeutscher Herkunft, M.) ist in dem Spätmittelalter und in der Frühneuzeit eine Einrichtung (beispielsweise Halseisen, Schandpfahl), mit deren Hilfe ein Mensch wegen eines Verstoßes öffentlich zu der Schau gestellt werden kann (Ehrenstrafe). Der Pranger ist sachlich seit dem 13. Jahrhundert unter verschiedenen Namen und in verschiedenen Formen bezeugt. Vielleicht stammt er aus dem kirchlichen Bereich. Verwendet wird er bei Friedensbruch, (kleinem) Diebstahl, Betrug, Lästerung, Unzucht, Beleidigung, falschem Maß und Gewicht u. s. w.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 119; Wielandt, F., Pranger und Prangerstrafe in Konstanz, ZRG GA 54 (1934), 253; Bader-Weiß, G./Bader, K., Der Pranger, 1935; Hefele, F., Vom Pranger, (in) Schau-ins-Land 62 (1935), 56; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Horna, R., Pranýř, 1941 (tschechisch); Frölich, K., Stätten mittel­alterlicher Rechtspflege, 1946; Preu, A., Pranger und Halseisen, Diss. jur. Erlangen 1949; Carlen, L., Der Pranger im Wallis, ZRG GA 73 (1956), 396; Horna, R., Der Pranger in der Tschechoslowakei, 1965; Maisel, W., Der Pranger in Posen, ZRG GA 93 (1976), 340; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Schild, W., Folter, Pranger, Scheiterhaufen, 2010; Frohling, M., Der moderne Pranger – Von den Ehrenstrafen des Mittelalters bis zur Prangerwirkung der medialen Berichterstattung im heutigen Strafverfahren, 2014

Prärogative (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1527 [Sachsen/Sehling, EvKO I 1 144] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Mittelniederdeutsche aus dem Lateinischen des Altertums [praerogativa, F. zuerst zustimmende Zenturie, 81-43 v. Chr.] aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorrecht (beispielsweise des Mo­narchen in der konstitutionellen Monarchie Einberufung des Parlaments, Auflösung des Parlaments, Ernennung eines Minis­ters, Ent­lassung eines Ministers, Begna­digung)

Lit.: Ohnesorge, H., Die Siegel als Mittel königlicher Prärogative in England im 13. und 14. Jahrhundert, 1928; Dafinger, A., Gründersippen - Legitimation, Autorität und Prärogative von Aristokratie in traditionellen Gesellschaften, 1994; Bickenbach, C., Die Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers, 2014; Kaiser, R., Europarecht – Prärogative und Devolution, 2017

Präsentation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [HildesheimUB. VII 11] in neunzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorstellung, Vorschlag

Präsentationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 [JbWestfKG. 7 1905 57] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht, einen Kandidaten für ein Amt vorzuschlagen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kamptz, C. v., Darstellung des Präsentationsrechts zu den Assessoraten am kaiserlichen und Reichskammergericht, 1802; Spenkuch, H., Das preußische Herrenhaus, 1898; Karg, T., Das Präsentationsrecht der Stadt Dinkelsbühl auf geistliche Stellen, 1926; Jahns, S., Das Reichskammergerricht und seine Richter, 2011, 168ff.

Präsenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1348 [WetzlarUB. I 643] in zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums [praesentia, F., Gegenwart, 190-159 v. Chr.] aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anwesenheit

Lit.: Hartmann, A., Sowjetische Präsenz im kulturellen Leben der SBZ und frühen DDR, 1998; Gumbrecht, H., Präsenz 2012

Präsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 39] in fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Mittelniederdeutsche aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vorsitzender

Lit.: Buchheit, G., Richter in roter Robe – Freisler – Präsident des Volksgerichtshofes, 1968; Hartmann, J., Der amerikanische Präsident, 1977; Van der Hek, A., Hjalmar Schacht – Präsident der Reichsbank, 2020

präsidentiell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Mittelniederdeutsche aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Präsidenten betreffend (beispielsweise präsidentielle Demokratie in den Vereinigten Staaten von Amerika oder in Frankreich)

Lit.: Hartmann, J., Westliche Regierungssysteme – Parlamentarismus, präsidentielles und semi-präsidentielles Regierungssystem, 2000

präsidial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Zusammensetzungen - nicht belegt sowie von Präsident bzw. Präsidium abgeleitet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Präsidum bzw. Präsident betreffend

Präsidialdiktatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch einen Präsidenten ausgeübte Diktatur.

Lit.: Wendt, B., Politik zwischen Parlamentsdemokratie und Präsidialdiktatur – die Ära Brüning, 1992

Präsidialsystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das politische System, in dem ein Präsident die wesentlichen Entscheidungen trifft, wobei er sich auch ei­nes Präsidialkabinetts oder einer Präsidialre­gierung bedienen kann.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Gessner, D., Agrardepression und Präsidialregierung in Deutschland 1930-1933, 1978; Steinsdorff, S. v., Das Parlament im Präsidialsystem, 2009

Pratobevera, Carl Joseph (Bielitz/­Schlesien 17. 2. 1769-Wien 6. 12. 1853) wirkt an dem Strafgesetzbuch Öster­reichs von 1803 (Revision) und an dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (1811/1812) (Endredaktion) mit und gibt von 1815 bis 1824 die Mate­rialien für Gesetz­kunde und Rechtspflege heraus. S. Google

Lit.: Ein österreichischer Jurist im Vormärz, hg. v. Neschwara, C., 2009

Prätor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) →praetor (um 450 v. Chr., M.

Prävention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1748 [Jablonski, Lex. 837] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus praeventio, lat., F., Zuvorkommen, Falle, Betrügerei [um 345-411/412 n. Chr.] des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuvorkommen, Verhütung

Lit.: Geschichte der Prävention, hg. v. Hähner-Rombach, S., 2015

Präzedenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – ausgenommen Präzedenzfall – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1705 [Kluge Beamte I 2 92, 93] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Präzedenzfall und präzedenzlos – nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorhergehendes

Lit.: Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft – das albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008

Präzedenzfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) vorhergehender Fall, Beispiel

Lit.: Cross, R., Precedent in English law, 1961

Precaria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist in dem Frühmittelalter die Leihe von Grundstücken (Bittleihe). Sie gewährt dem Leihenehmer ein Nutzungsrecht und dem Leihegeber eine Gegenleistung (Abgabe, Dienst). Sie kann frei widerruflich, auf Zeit vereinbart oder vererblich sein. Das Leihegut kann von dem Leihenehmer stammen (sog. precaria oblata), von dem Leihegeber (sog. precaria data) oder zu je einem Teil von beiden (sog. precaria remuneratoria, gelohnte Bittleihe). Ein Zusammen­hang mit dem (lat. [N.]) →precarium ist unsicher.

Lit.: Hübner 348; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 91; Hartmann, L., Bemerkungen zur italienischen und fränkischen Precaria, 1906; Haff, K., Die königlichen Prekarien im Capitulare Ambrosianum, ZRG GA 33 (1912), 453; Levy, E., Vom römischen precarium zur germanischen Landleihe, ZRG RA 66 (1948), 1; Voltelini, H., Precaria und Benefizium, (in) VSWG 16 (1922), 259; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994; Jussen, B., Die Franken, 2014; Groß, K., Visualisierte Gegenseitigkeit, 2015

precaria (F.) data (lat.) gegebene →precaria

precaria (F.) oblata (lat.) empfangene →precaria

precaria (F.) remuneratoria (lat.) belohnte →precaria

precario ([lat.] durch Bittleihe) →Interdikt

precarium, precārium, lat., N., bittweises widerrufliches Besitzverhältnis, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. precārius

Precarium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die Bittleihe. Das precarium betrifft die Leihe einer (beweglichen oder unbeweg­lichen) Sache zu Gebrauch oder Nutzung unter der Möglichkeit des jederzeitigen freien Widerrufs des Gebers. Dritten gegenüber ist der Empfänger durch ein Interdikt geschützt. Das precarium ist grund­sätzlich unentgeltlich. Ein Zusammenhang mit der (lat. [F.]) →precaria ist unsicher.

Lit.: Kaser §§ 19 II 2, 19 IV 2, 39 II, 42 II 6; Köbler, DRG 40, 63, 64; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956, 264; Kaser, M., Zur Geschichte des precarium, ZRG RA 89 (1972), 45

Preis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1150-1170 [Alexanderroman des Pfaffen Lamprecht] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach, Parzival IV 208, 22] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Gegenwert (in Geld) für die Erlangung einer Leistung, insbesondere für den Verkauf einer Ware, der nach (bereits seit Plato [Athen? 428/427 v. Chr.-Athen 348/347 v. Chr.] umstrittener Ansicht) auch gerechter Preis sein soll. →iustum pretium

Lit.: Kaser § 41; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 240; Crebert, H., Künstliche Preissteigerung durch Für- und Aufkauf, 1916; Kelter, E., Geschichte der obrigkeitlichenPreisregelung, Band 1 1935; Trusen, W., Äquivalenzprinzip und gerechter Preis, (in) FS G. Küchenhoff, 1967, 247; Welti, M., Der gerechte Preis, ZRG GA 113 (1996), 424; Mertens, B., Im Kampf gegen die Monopole, 1996; Preise im vor- und frühindustriellen Deutschland, hg. v. Gerhard, H. u. a., 2001; Pricing-Forschung in Deutschland, hg.v. Diller, H., 2005; Diller, H. u. a., Pricing, 5. A. 2020; Gerhard, H./Engel, A., Preisgeschichte der vorindustriellen Zeit, 2006; Preispolitik und Lebensstandard, hg. v. Streiner, A., 2006; Zündorf, I., Der Preis der Marktwirtschaft, 2006; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; De Bruijn, N., Latent Defect or Excessive Price? Exploring Early Modern Legal Approach to Remedying Defects in Goods Exchanged for Money, 2019

Preisbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bindung der Ver­käufer bestimmter Waren an einheitliche Festpreise. Sie wird in verschiedenen Zeiten versucht (Spätantike, Spätmittel­alter, Merkantilismus, 20. Jahrhundert [10. 4. 1948]). Das deutsche Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen von dem 27. 7. 1957 erlaubt die vertikale Preisbindung für Markenartikel, Verlagserzeugnisse und land­wirtschaftliche Erzeugnis. 1973 wird sie grundsätzlich aufgegeben, für Bücher aber beibehalten. S. Google

Lit.: Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Kelter, E., Die obrigkeitliche Preisregelung, 1935; Bog, I., Der Reichsmerkantilismus, 1959; Franzen, H., Preisbindungsfibel für den Buchhandel, 1966; Aubin, H./Zorn, W., Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1 1971, 486

Preisgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb preisgeben 16. Jahrhundert) Auslieferung, Aufgabe

preisgeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1563 [OldecopChr. 239] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ausliefern, aufgeben

prellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1285-1290 [Tristanfortsetzung des Heinrich von Freiberg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1455?/1704 [HistVolksl. Lilienc I 483] in sechs Stellen belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen und des Mittelniederdeutschen in der weiteren Herkunft unklar?, V.) stoßen, auffallen lassen, betrügen

Premis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Bremse) ist die von dem magdeburgischen Bürger Hermann von Oesfeld um 1350 deutsch verfasste, handschriftlich seit 1408 (in sechs Hand­schriften 1483) belegte kurze Anwei­sung, wie man vor Gericht den Gegner zu eindeutigen Erklärungen veranlassen kann (12 Zeilen Vor­rede, 39 Zeilen Text). →Cautela

Lit.: Oppitz, K., Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66

Přemysl →Przemyslide

Prenzlau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt in der Uckermark in Brandenburg mit rund 19000 Einwohnern

Lit.: Neitmann, K. u. a., Geschichte der Stadt Prenz­lau, 2009

presbyter, lat., M., Priester, Ältester, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πρεσβύτερος (presbýteros), M., der Ältere, vgl. gr. πρέσβυς (présbys), Adj., alt, bejahrt, s. idg. *pres-, *pres, *pros-, Präp., vor, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch

Presbyter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Schulz, FremdWB. II 655] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Älterer, Priester) ist in den Anfängen des Christentums der Angehörige eines kollegi­alen Gemeindeleitungsorgans. Später setzt sich der Bischof als Erstverantwortlicher durch, doch bilden Bischof und Presbyter (→Priester) gemeinsam ein Presbyterium. Die Weihe zu dem Presbyter ist eine besondere kirchen­rechtliche Handlung. In der protestantischen Kirche ist Presbyter ein von der Gemeinde in den Gemeindekirchenrat gewählter Vertreter.

Lit.: Campenhausen, H. v., Kirchliches Amt, 2. A. 1963; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Zollitsch, R., Amt und Funktion des Priesters, 1974; Link, C., Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017; Patzold, S., Presbyter. Moral, Mobilität und die Kirchenorganisation im Karolingerreich, 2020

pressare, pressāre, lat., V.: nhd. drücken, pressen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. premere

Pressburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., Bratislava), nördlich Wiens, wird nach der Neugründung um die Jahrtausendwende von →Bayern besiedelt. Nach der 1217 erfolgten Verleihung des Stadtrechts wird es 1405 Freistadt Ungarns. Etwa zu dieser Zeit entwickelt sich ein besonderes Grund- und Satzbuch in Pressburg (1439). Zwischen 1467 und 1471 hat Pressburg eine juristische Fakultät an der von 1467 bis 1490 bestehenden, danach wegen fehlender materieller Grundlagen verfallenden Universi­tät. Von 1526 bis 1784 ist Pressburg Hauptstadt des habsburgischen Ungarn. An dem 26. 12. 1805 verliert Österreich in dem Frieden von Pressburg für kurze Zeit große Gebiete. 1918 fällt Pressburg an die Tschechoslowakei. 1919 wird Pressburg Sitz einer Universität, 1993 Hauptstadt der Slowakei, mit der es 2004 in die Europäische Union gelangt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kovats, F., Pressburger Grundbuchführung, ZRG GA 39 (1918), 45, 40 (1919), 70; Oer, R. Freiin v., Der Friede von Pressburg, 1965; Städte im Donauraum, hg. v. Marsina, R., 1993; Das Preßburger Protocollum Testamentorum 1410-1529, hg. v. Majorossy, J. u. a., Bd. 1f. 2010ff. (844 Testamente insgesamt)

Presse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel elftes Jahrhundert [Notkerglossator] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1355 [Niederösterreich/ÖW. VII 531] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Druckmittel für Tuch, Weintrauben, Texte und Verhalten) ist seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts die Druckmaschine und dem folgend seit der Mitte des 16. Jahrhunderts die Gesamtheit der zu der Verbreitung geeigneten und bestimmten Druckerzeugnisse (1650 Leipziger Ein­kom­mende Zeitungen sechsmal wöchent­lich).

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 899; Groth, O., Die unerkannte Kulturmacht, Bd. 1ff. 1960ff.; Rohls, J., Der Begriff der Presse, Diss. jur. Frankfurt am Main 1969; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über den Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970; Eisenhardt, U., Der Deutsche Bund und das badische Pressegesetz von 1832, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1980; Fischer, H., Handbuch der politischen Presse in Deutschland, 1981; Henkel,M., Die deutsche Presse 1848-1850 – eine Bibliographie, 1986; Knüpfer, V., Presse und Liberalismus in Sachsen, 1996; Kurzweg, M., Presse zwischen Staat und Gesellschaft, 1999; Stöber, R., Deutsche Pressege­schichte, 2000; Pressewesen der Aufklärung, hg. v. Doering-Manteuffel, S. u. a., 2001; Spiegel, S., Pressepolitik und Presspolizei in Bayern, 2001; Unter Druck gesetzt, hg. v. Wilke, J., 2002; Die Presse in der Julikrise, hg. v. Eckert, G. u. a., 2014; Stegmann, O., Tatsachenbehauptung und Werturteil in der deutschen und französischen Presse, 2020

Pressefreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Pressfreiheit bezeugt – 18. Jahrhundert [Pressfreiheit] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Pressfreiheit – ab 1774 [GeschichtlGrundbegr. IV 913] in neunundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit der Verbreitung von Meinungen, Nachrichten, Mitteilungen und sonstigem Gedankengut durch Druck­erzeug­nisse. Ihr geht die von der Kirche nach Erfindung des Buchdrucks (um 1450) (in Mainz 1485 und) allgemein 1487 den Bischöfen übertragene Vorzensur voraus, in deren Gefolge es der Reichstag des Heiligen römischen Reiches den Reichsfürsten 1530 zu einer Pflicht macht, den Druck und die Verbreitung von Neuem in Sachen des Glaubens zu verhindern. Demgegenüber beseitigt England 1695 die →Zensur (Licensing Act von 1662). An dem 14. 9. 1770 verfügt König Christian VII. von Dänemark (auch) für Schleswig und Holstein eine uneingeschränkte Freiheit der Presse. 1776 verlangen die Virginia Bill of Rights, 1789 die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich, danach einige deutsche Landesver­fassungen (Nassau 1814, Sachsen-Weimar-Eisenach 1816, Bayern 1818) und 1848 die Frankfurter Paulskirchenverfassung Pressefreiheit (Press­freiheit). Seitdem wird die Pressefreiheit durch politische Beeinflussung und mehrfach durch Gesetz seitens politisch mächtiger Kräfte eingeschränkt (beispielsweise Öster­reich 1852-1867, Deutsches Reich 1933-1945), aber zunehmend verfassungsrechtlich gewährleistet. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 171, 193; Krempel, O. Das Zensurrecht, Diss. jur. Würzburg 1921; Scheuner, U., Pressefreiheit, 1965; Schneider, F., Pressefreiheit und politische Öffentlichkeit, 1966; Czajka, D., Pressefreiheit und öffentliche Aufgabe der Presse, 1968; Eisenhardt, U., Die Garantie der Pressefreiheit in der Bundesakte von 1815, (in) Der Staat 10 (1971), 339; Schwab, D., Pressefreiheit als Menschenrecht, (in) FS W. Mallmann, 1978, 245; Perk, W., Besatzungsmacht gegen Pressefreiheit, 1979; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981, 205; Kaller, P., Druckprivileg und Urheberrecht, 1992; Mann, R., Die Garantie der Pressefreiheit, 1993; Schroeder-Angermund, C., Von der Zensur zur Pressefreiheit, 1993; Wilke, J., Die Ent­deckung von Meinungs- und Pressefreiheit als Men­schenrechte im Deutschland des späten 18. Jahrhun­derts (in) Naturrecht – Spätaufklärung – Revolution, hg. v. Dann, O. u. a., 1995, 121; Hübner, P., Pressefreiheit in Russland, 1997; Westerkamp, D., Pressefreiheit und Zensur im Sachsen des Vormärz, Diss. jur. Hagen 1999; Blumenauer, E., Journalismus zwischen Pressefreiheit und Zensur, 2000; Spiegel, S., Pressepolitik und Presspolizei in Bayern, 2001; Rumphorst, R., Journalisten und Richter, 2001; Arnold, M., Pressefreiheit und Zensur im Baden des Vormärz, 2003; Olechowski, T., Die Entwicklung des Preßrechts in Österreich bis 1918, 2004; Mussgnug, D., Zur Diskussion über Preßfreyheit und Menschenrecht am Ende des 18. Jahrhunderts, (in) ZNR 2008, 20; Fulda, B., Press and Politics in the Weimar Republic, 2009; Stöber, R., Deutsche Pressegeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2014; Darabeygi, L., Die Causa „Blinkfüer“ und die Grundrechtsdogmatik zur Pressefreiheit, 2016; Düwel, T., Das Urheberrecht als Mittel staatlicher Geheimhaltung, 2020; Lang, B., Pionier der Pressefreiheit – Erinnerungen an Martin Löffler, 2021

pressen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [Bergh II 278] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums [pressare, V., drücken, um 250-184 v. Chr.) teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) drücken

Presserecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Pressrecht oder Presserecht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Presse betreffenden Rechtssätze. Dieses Presserecht beginnt in der Kirche bereits seit 1485, in dem Heiligen römischen Reich mit einem Edikt Karls V. von 1521. Mit dem 18. Jahrhundert verlagert sich das Schwergewicht von den religiösen Schriften auf die politischen Schriften (beispielsweise 1715). Allerdings ist das Presserrecht partikular unterschiedlich. Einheitlich bleibt es aber bis 1848 grundsätzlich bei einem Pressepolizeirecht. Eine freiheitliche Rege­lung bringt das Pressegesetz Badens von dem 28. 12. 1831 (bis 5. 7. 1832) und 1. 3. 1848 bzw. 10. 4. 1849, in dem jede Zensur beseitigt ist. An dem 17. 5. 1874 schafft das Deutsche Reich ein einheitliches Reichspressegesetz (Gesetz über die Presse, Reichspressgesetz), das seit 1949 durch Landespressegesetze ersetzt wird. S. Google

Lit.: Mannheim, H., Preßrecht, 1927; Coing, H., Ehrenschutz und Presserecht, 1960; Löffler, M./Ricker, R., Handbuch des Presserechts, 1978; Dunkhase, D., Das Pressegeheimnis, 1998; Olechowski, T., Die Entwicklung des Preßrechts in Österreich bis 1918, 2004; Engel, C., Der Schutz von Privatpersonen vor Presseveröffentlichungen, Diss. jur. Bonn 2011; Himmelsbach, G., Presserecht, 2021

pretium, praetium, lat., N., Wert, Preis,  Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *preti, *proti, Präp., gegenüber, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →iustum pretium

Preuß, Hugo (Berlin 28. 10. 1860-9. 10. 1925), Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin und Heidelberg Privatgelehrter und Politiker, 1906 Professor an der Handelshochschule in Berlin. An dem 15. 11. 1918 beruft ihn der die Geschäfte des Reichskanzlers ausführende Vorsitzende der Sozialdemo­kratischen Partei (Friedrich Ebert) als In­nenminister und beauftragt ihn mit dem Ent­wurf einer →Verfassung, der auf seinen vorangehenden Arbeiten aufbaut. In dem Landtag Preußens vertritt Preuß die DDP. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 227, 230; Schmoller, G., W. Rathenau und H. Preuß, 1920; Feder, E., Hugo Preuß, 1926; Schmitt, C., Hugo Preuß, 1930; Gillessen, G., Hugo Preuß, 1955, Neudruck 2000; Grass­mann, S., Hugo Preuß und die deutsche Selbstverwaltung, 1965; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 428; Faatz, A., Hugo Preuß, Diss. jur. Trier 1999; Immel, J., Hugo Preuß und die Weimarer Reichsverfassung, 2002; Preuß, H., Gesammelte Schriften, Bd. 1ff. 2006ff.; Dreyer, M., Hugo Preuß, 2011; Hugo Preuß 1860-1925, hg. v. Lehnert, D., 2011; Dreyer, M., Hugo Preuß – Biografie eines Demokraten, 2018; Neumann, A., Preußen zwischen Hegemonie und „Preußenschlag“ – Hugo Preuß in der staatsrechtlichen Föderalismusdebatte, 2019

Preußen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist zunächst das nach den baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bezeichnete Gebiet zwischen Weichselmündung und Memelmün­dung. Über den die →Ostsiedlung betreiben­den →Deutschen Orden gelangt Preußen, dessen Gewohnheitsrecht (lat. Jura [F.Pl.] Prutenorum, Rechte der Preußen) ein Unbekannter um 1340 auf Deutsch aufzeichnet und das nach Übergang zu der Reformation an dem 8. 4. 1525 zu einem weltlichen Herzogtum (unter Lehnshoheit Polens [bis 1660]) wird, 1618 in Personalunion an Brandenburg. 1620 erhält es auf Grund eines Entwurfs des Königsberger Professors Levin Buchius ein vereinheit­lichtes Landrecht. 1701 wird es als einziges voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg zu der Keimzelle des Königreichs Preußen, in dem der Kurfürst sich selbst zu dem König in Preußen krönt (1772 König von Preußen). In dem 18. Jahrhundert wird Preußen vor allem unter Friedrich II. (dem Großen) europäische Großmacht. (1772, 1793, 1795 Gewinne aus den Teilungen Polens). 1785 schließt es mit Sachsen und Hannover einen Fürstenbund gegen Österreich zwecks Erhaltung der gegenwärtigen Verfassung des Reiches, der aber bereits an dem 27. 7. 1790 gegenstandslos wird. 1794 kodifiziert (dieses vor allem Brandenburg fortsetzende) Preußen sein Recht in dem (naturrechtlich geprägten) →Allge­meinen Landrecht. 1803 erlangt es durch den Reichsdeputationshauptschluss umfangreiche Gebiete und wird 1806 mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches selbständig. 1807 verliert es nach Niederlagen gegen Frankreich in dem Frieden von Tilsit mehr als die Hälfte seines Gebiets und beginnt daraufhin mit Reformen in zahlreichen Bereichen (Stein-Hardenbergsche Reformen). 1815 wird es in dem früheren Umfang wieder­hergestellt. In dem 19. Jahrhundert ringt es (gesellschaftlich reaktionär, aber wirtschaftlich fortschrittlich) mit Österreich in dem →Deutschen Bund um den Vorrang. An dem 5. 12. 1848 wird von dem König eine Verfassung oktroyiert. Von 1859 bis 1866 durchläuft Preußen in dem Streit um eine Heeresreform einen Verfassungskonflikt und die Billigung des Haushalts durch das Abgeordnetenhaus, in dem sich Otto von Bismarck als Minister­präsident durchsetzt (1866 Billigung des Haushalts in Indemnitäts­vor­lage in dem Abgeordnetenhaus). 1866 siegt Preußen in dem Streit um die Verrwaltung Schleswig-Holsteins gegen (Ös­terreich und) den Deutschen Bund militärisch. 1867 gründet es nach dem dadurch herbeigeführten Ende des Deutschen Bundes (1866) und einigen Annexionen gegnerischer Staaten den →Nord­deutschen Bund, dem 1871 nach dem Sieg über Frankreich das zweite →Deutsche Reich folgt. In ihm hat Preußen eine beherrschende Stellung (rund zwei Drittel des Staatsgebiets und etwa drei Fünftel der Bevölkerung). 1920 wird es Freistaat. An dem 20. 7. 1932 setzt als Folge des Altonaer Blutsonntags (17. Juli 1932) die Regierung (von Papen) des Deutschen Reiches die Re­gierung Preußens ab (Preu­ßen­schlag) und stellt Preußen unter kommissarische Verwaltung. Mit Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats von dem 25. 2. 1947 wird es wegen seiner durch die beiden Weltkriege bezeugten Gefähr­lichkeit unter Aufteilung seiner Gebiete auf teilweise neue Länder (beispielsweise Nordrhein-Westfalen, Nieder­sachsen) als Staat aufgelöst. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 93, 131, 132, 140, 149, 155, 169, 170, 171, 172, 186, 193, 206, 211, 232, 245, 256; Corpus constitutionum Marchicarum,hg. v. Mylius, C., Teil 1ff. 1736ff.; Voigt, J., Geschichte Preußens, 1827ff., Neudruck 1968; Codex diplomaticus Prussicus, Bd. 1ff. 1826ff.; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte, 2. A. 1874ff.; Neues preußisches Urkundenbuch, 1882ff.; Bornhak, C., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903, Neudruck 1979; Die preußischen Landeskultur­gesetze, hg. v. Nobiling, 1901; Löwenthal, F., Der preußische Verfassungsstreit 1862-1866, 1914, Neudruck 2013; Tümpel, L., Die Entstehung des brandenburgisch-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 1915, Neudruck 1980; Giese, F., Preußische Rechts­ge­schichte, 1920; Koch, W., Hof- und Regie­rungsverfassung König Friedrichs I. von Preußen (1697-1710), 1926; Schmidt, E., Rechtsentwicklung in Preußen, 1923, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Die Reorganisation des preußischen Staates unter Stein und Hardenberg, Teil 1, hg. v. Winter, G., 1931; Kahlstorf, E., Rechtsgeschichte der Marienburger Werder, Diss. jur. Würzburg 1935; Ruppel-Kuhfuß, E., Das Generaldirektorium unter der Regierung Friedrich Wilhelms II., 1937; Mortensen, H./Mortensen, G., Die Besiedlung des nordöstlichen Ostpreußens, Bd. 1f. 1937f.; Weise, E., Die Staatsverträge des deutschen Ordens in Preußen im 15. Jahrhundert, Bd. 1 1939; Kaminski, K., Verfassung und Verfas­sungs­konflikt in Preußen 1862-1866, 1938; Hintze, O., Regierung und Verwaltung, 1943, 2. A. 1967; Preradovich, N. v., Die Führungsschichten in Österreich und Preußen (1804-1918), 1955; Bussenius, C., Die preußische Verwal­tung in Süd- und Neuostpreußen, 1960; Urkunden und Akten zur Geschichte der preußischen Verwaltung in Südpreußen und Neuostpreußen 1793-1806, hg. v. Hubatsch, W., 1961; Matuszewski, J., Jura Prutenorum, 1963; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1967; Schoeps, H., Preußen, 8. A. 1968; Historisch-gographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a., Lieferung 1ff. 1968ff.; Eimers, E., Das Verhältnis von Preußen und Reich in den ersten Jahren der Weimarer Republik, 1969; Der Verfassungskonflikt in Preußen 1862-1866, hg. v. Schlumbohm, J., 1970; Hülle, W., Das Auditoriat in Brandenburg-Preußen, 1971; Hubatsch, W., Friedrich der Große und die preußische Verwaltung, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1491,2645, 3,3,2880,3687; Die Denkwürdigkeiten des Burggrafen und Grafen Chris­toph zu Dohna (1665-1733), 1974; Grundriss der deutschen Verwaltungs­geschichte, hg. v. Hubatsch, W., 1975ff.; Hubatsch, W., Die stein-hardenbergischen Reformen, 1977; Schulze, R., Die Polizeigesetzgebung, 1978; Schubert, W., Preußens Pläne zur Vereinheitlichung des Zivilrechts nach der Reichs­gründung, ZRG GA 96 (1979), 243; Krimpenfort, W., Der Grundbesitz der Landstädte des Herzogtums Preußen, 1979; Vetter, K., Kurmärkischer Adel und preußische Reformen, 1979; Schmidt, E., Beiträge zur Geschichte des preußischen Rechtsstaates, hg. v. Merten, D. u. a., 1980; Stump, U., Preußische Verwaltungs­gerichtsbarkeit 1875-1914, 1980; Thadden, R. v., Fragen an Preußen, 1981; Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen von 1620, Bd. 1ff. 1980ff.; Quellen zur preußischen Gesetzgebung des 19. Jahrhunderts, hg. v. Schubert, W./Regge, J., Bd. 1ff. 1981ff.; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte, 1983; Grünert, E., Die preußische Bau- und Finanzdirektion in Berlin, 1983; Paukert, H., Preußische Verwaltung und katholische Hierarchie in den Rheinprovinzen zur Zeit der Restauration, 1983; Peter von Dusburg, Chronik des Preußenlandes, übersetzt und erläutert v. Scholz, K. u. a., 1984; Jamin, R., Aufbau, Tätigkeit und Verfahren der Auseinandersetzungsbehör­den bei der Durch­führung der preußischen Agrarreformen, 1985; Die preußischen Oberpräsidenten 1815-1945, hg. v. Schwabe, K., 1985; Rosenau, K., Hegemonie und Dualismus, 1986; Landwehr, G., Staatszweck und Staatstätigkeit in Preußen, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 249; Schubert, W., Preußen und die Zivilehe in der Nachmärzzeit, ZRG GA 104 (1987), 216; Salmonowicz, S., Preußen aus polnischer Sicht, 1987; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Biographisches Handbuch für das preußische Abgeordnetenhaus 1867-1918, bearb. v. Mann, B., 1988; Anderson, M., Windthorst, 1988; Aschoff, H., Rechtsstaatlichkeit und Emanzipation, 1988; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1988; Willoweit, D. War das Königreich Preußen ein Rechtsstaat?, (in) Staat, Kirche, Wissenschaft in einer politischen Gesellschaft, 1989; Paravicini, W., Die Preußenreisen des europäischen Adels, 1989; Real, W., Karl Friedrich von Savigny 1814-1875, 1990; Die Mittwochs-Gesellschaft im Kaiserreich, hg. v. Besier, G., 1990; Sellert, W., Ludwig Windthorst als Jurist, 1991; Bayer, H., Der Staatsrat des Freistaates Preußen, 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas – Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Kühne, T., Handbuch der Wahlen, 1994; Jelowik, L., … verlange ich von seiner Majestät dem König, ZRG GA 111 (1994), 422, Haunfelder, B., Biographisches Handbuch für das preußische Abge­ordnetenhaus 1849-1867, 1994 (1917 Abgeordnete); Beck, C., The Origins of the Authoritarian Welfare State in Prussia, 1996; Maiwald, K., Die Herstellung von Recht, 1997; Preußen und das Reichsgericht, hg. v. Schubert, W. u. a., 1998; Ebel, F., „Der papierne Wisch“, 1998; Schade, J., Die Anfrage bei der Gesetzkommission, Diss. jur. Bochum 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999; Die Protokolle des preußischen Staatsministeriums 1817-1934/1938, Bd. 1ff. 1999ff.; Ohlff, H., Preußens Könige, 1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Das geistige Preußen, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J., 2000; Preisendörfer, B., Staatsbildung als Königskunst, 2000; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000; Krockow, C. Graf v., Preußen, 2001; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Kroll, F., Das geistige Preußen – zur Ideengeschichte eines Staates, 2001; Vondenhoff, C., Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Preußische Stile, hg. v. Bahners, P., 2001; Bringmann, W., Preußen unter Friedrich Wilhelm II., 2001; Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2002; Kunisch, J., Friedrich der Große und die preußische Königskrönung von 1701, 2002; Die preußische Rangerhöhung und Königskrönung 1701, hg. v. Barmeyer, H., 2002; Päsler, R., Deutsch­sprachige Sachliteratur im Preußenland bis 1500, 2003; Dierk, W., Preußische Heeresreformen 1807-1870, 2003; Kittstein, L., Politik im Zeitalter der Revolution, 2003; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Kotulla, M., Das konstitutionelle Verfassungs­werk Preußens, 2003; Preußen in Ostmitteleuropa, hg. v. Weber, M., 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2004; Vom Kurfürstentum zum Königreich der Landstriche, hg. v. Lottes, G., 2004; Kulturge­schichte Preußens königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die Kultur der Verwaltung, 2005; Wagner, P., Bauern, Junker und Beamte, 2005; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2006; Das Thema Preußen in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik des 19. und 20. Jahrhunderts, hg. v. Neugebauer, W., 2006; Schleyer, B., Friedrich Wilhelm Bornemann (1798-1864), 2006; Gärtner, F., Joachim Georg Darjes und die preußische Gesetzes­reform, 2007; Manten, G., Das Notbischofsrecht der preußischen Könige und die preußische Landeskirche, 2007; Gerhardt, J., Der erste vereinigte Landtag in Preußen, 2007; Cancik, P., Verwaltung und Öffent­lichkeit in Preußen, 2007; Ein Staatsstreich?, red. Weiduschat, G., 2007; Ribhegge, W., Preußen im Westen, 2008; Stalmann, V., Linksliberalismus in Preußen, 2008; Krise, Reformen - und Finanzen, hg. v. Kloosterhuis, J. u. a., 2008; Grypa, D., Der diploma­tische Dienst des Königreichs Preußen (1815-1866), 2008; Mittelalterliche Kultur und Literatur im Deutschordensstaat in Preußen, hg. v. Wenta, H. u. a., 2008; Das preußische Kultusministerium, Bd. 1f. 2009; Straubel, R., Biographisches Handbuch der preußi­schen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15, 2009; Baumgart, P., Brandenburg-Preußen unter dem Ancien régime, hg. v. Kroll, F., 2009; Bödecker, E., Preußen, 2010; Kulturstaat und Bürgergesellschaft, hg. v. Neugebauer, W. u. a., 2010; Krise, Reformen - und Kultur, hg. v. Holtz, B., 2010; Schmitz, C., Die Vorschläge und Entwürfe zur Realisierung des preußischen Verfassungsverspre­chens, 2010; Epkenhans, M. u. a., Preußen, 2011; Clark, C., Preußenbilder im Wandel, (in) HZ 293 (2011), 307; Heimann, S., Der preußische Landtag 1899-1947, 2011; Jähnig, B., Vorträge und Forschungen zur Geschichte des Preußenlandes und des Deutschen Ordens im Mittelalter, hg. v. Kämpert, H. u. a., 2011; Das Thema „Preußen“ in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik vor und nach 1945, hg. v. Kraus, H., 2013; Eddie, S., Freedom’s Price, 2013; Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg und der beiden ersten Könige von Preußen, hg. v. Caemmerer, H. v., 2014; Vollert, M., Für Ruhe und Ordnung, 2014; Klein, U., Humboldts Preußen, 2015; Preußen als Kulturstaat im 19. Jahrhundert, hg. v. Mettele, G. u. a., 2015; Pufendorf, A. v., Mut zur Utopie. Otto Klepper, 2015 (Dissertation von 1997); Hagemann, K., Revisiting Prussia’s Wars against Napoleon, 2015; Luh, J., Der kurze Traum der Freiheit – Preußen nach Napoleon, 2015; Heinzen, J., Making Prussians, Raising Germans, 2017; Ein preußischer Gesandter in München, Georg Freiherr von Werthern, hg. v. Baumgart, W., 2018; Preußen an der Saar, hg. v. Clemens, G. u. a., 2018; Neugebauer, W., Preußische Geschichte als gesellschaftliche Veranstaltung, 2018; Auf dem Weg in den Verfassungsstaat – Preußen und Österreich im Vergleich, 1740-1947, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2018; Spenkuch, H., Preußen – eine besondere Geschichte, 2019; Hoffmeyer, L., Unser Preußen, 2019; Köntgen (!), S., Gräfin Gessler vor Gericht – Eine mikrohistorische Studie über Gewalt, Geschlecht und Gutsherrschaft im Königreich Preußen 1750, 2019; Strohkendl, D., Das Strafgesetzbuch für die preußischen Staaten vom 14. April 1851, 2019; Frey, C., Der Preuße von Zwerbach – Das ruhelose Leben des Friedrich von der Trenck im Spiegel der Familienkorrespondenz, 2019; Throckmorton, T., Das Bekenntnis des Hofmanns - Lutheraner und Reformierte am Hof Friedrich Wilhelms des Großen Kurfürsten, 2019; Karrieren in Preußen – Frauen in Männderdomänen, hg. v. Schelling-Reinicke, I. u. a., 2020; Haas, P./Schürrer, M., Was von Preußen blieb, 2020 (Archivare); Prietzel, S., Friedensvollziehung und Souveränitätswahrung, 2020

Priester (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert [Vorauer Beichte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 9. Jahrhundert [Lorscher Beichte] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Geistlicher, Kleriker, s. Google) ist allgemein der mit der Vornahme kultischer Handlungen besonders betraute Mensch. →Presbyter

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 14; Schröder, R., Gesetzessprecheramt und Priestertum bei den Germanen, ZRG GA 4 (1883), 215; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Gunneweg, A., Leviten und Priester, 1965; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Groenbech, W., Kultur und Religion der Germanen, Bd. 1f. 9. A. 1980; Köbler, G., Ewart. Ein Beitrag zur Lehre vom altgermanischen Priesteramt, ZRG KA 89 (1972), 306; Zollitsch, R., Amt und Funktion des Priesters, 1974; Godding, R., Prêtres en Gaule mérovingienne, 2001; Stepper, R., Augustus et sacerdos, 2003; Rüpke, J., Römische Priester in der Antike, 2007; Gußmann, O., Das Priesterverständnis des Flavius Josephus, 2008

Priesterweihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Berthold von Regensburg I 305] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem katholischen Kirchenrecht das Sakrament, in dem in einer rituellen Handlung der Bischof einem Menschen den Heiligen Geist und die Befähigung zu der Vornahme heiliger Handlungen (amtliche Verkündigung des Wortes Gottes, Spendung von Sakramenten, unterstützende Leitung des Volkes Gottes) vermittelt. Die Priesterweihe kann (bisher in der katholischen Kirche) nur einem Mann gespendet werden, der dafür geeignet, befähigt und vorgebildet ist, vorher die Diakonatsweihe erhalten hat und sich zu einem ehelosen Leben verpflichtet. Die Priesterweihe unterscheidet den Amtsträger wesentlich von dem einfachen Gläubigen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hinschius, P., System des katholischen Kirchenrechts, Bd. 1 1869, 1; Kleinheyer, B., Die Priesterweihe im römischen Ritus – eine liturgiehistorische Studie, 1962; Müller, H., Zum Verhältnis zwischen Episkopat und Presbyterat, 1971; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Härle, W., Von Christus beauftragt – ein biblisches Plädoyer für Ordination und Priesterweihe von Frauen, 2017; Das Geschenk der Berufung zum Priestertum – zur Zukunft der Priesterausbildung, 2020

Primas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1301-1319 [Steirische Reimchronik des Ottokar von Steiermark] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1283/1288 [Maerlant/MnlWB. VI 681] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Oberbischof, Erster) ist der hervor­ragende Bischof der christlichen Kirche (beispielsweise Karthago 4. Jahrhundert, Thessaloniki, Arles 5. Jahrhundert, Toledo, Pisa, Canterbury, York, St. Andrews, Armagh, Reims, Rouen, Lyon, Narbonne, Bourges, Vienne, Lund, Gnesen, Gran, Prag, Mainz, Trier, Köln, Hamburg, Bremen, Magdeburg, Salzburg, Tarragona, Mecheln, Warschau 19. Jahrhundert), seit 1971 nur noch der Papst. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Meetschen, A., Kardinal Stefan Wyszyński – der Primas des Jahrtausends, 2020

Primogenitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1254 [Weltchronik des Rudolf von Ems] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1620 [Neumayr von Ramssla, Von der Neutralitet und Assistenz Erfurt 1620 3b] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erstgeburt, Erstge­burts­recht (sachlich Ansätze in Flandern, Brabant, Savoyen 1252, Henneberg 1310, Hessen 1311, Katzenelnbogen 1331, Bayern 1341, Holland 1347, Braunschweig 1351, Goldene Bulle für Kurfürstentümer 1356, Württemberg 1361, Lippe 1368, Hanau 1375, Baden 1380). S. Google

Lit.: Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Sicherer, H. v. Secundogenitur und Primogenitur, 1887; Pasold, A., Geschichte der reußischen Landesteilungen, 1934; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Höldrich, H., Das Erstgeburtsrecht beim Adel, 1992; Kurschius, M., Primogenitur im Hause Brandenburg, 2011

princeps, prīnceps, lat., M., Erster, Vornehmster, Angesehenster, Enn. (204-169 v. Chr.) s. latein_a_z.docxs. prīmus, capere

Princeps (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz - nicht belegt [princeps, lat., M., 204-169 v. Chr., Erster, Vornehmster, Angesehenster, Vorderster, Haupt] sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) ist in dem klassischen römischen Recht der von Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) angenommene Titel und in dem germanisch-deutschen Bereich der Erste, Große oder Fürst.

Lit.: Söllner § 14; Köbler, DRG 29, 30, 69, 71, 83, 311; Weber, W., Princeps – Studien zur Geschichte des Augustus, 1936; Kelly, J., Princeps iudex, 1957; Koller, H., Die Bedeutung des Titels „princeps“ in der Reichskanzlei, (in) MIÖG 68 (1960), 75; Bleicken, J., Prinzipat und Dominat, 1978; Meister, J., Der Körper des Princeps, 2012

Princeps legibus solutus est (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.) ist die lateinische Formulierung des Satzes, dass der Fürst nicht an die Gesetze gebunden ist. In Rom gibt es sachlich eine Freistellung von Gesetzen bereits in vorchristlicher Zeit. In Digesten 1. 3. 31 wird die auf Ulpian (170?-223) zurückgeführte Formel princeps legibus solutus (der Prinzeps selbst ist nicht an die [von ihm als Augustus geschaffene] Ehegesetzgebung gebunden) aus dem Sachzusammenhang gelöst von Justinian übernommen. Kaiser Friedrich II. greift hierauf 1245 wieder zurück. Dem folgen Rudolf von Habsburg 1282 oder der König von Frankreich, so dass →Baldus den König in dem Königreich dem Kaiser gleichstellen kann. In der frühen Neuzeit ist die Bedeutung umstritten. Teils hält man in Anschluss an Jean →Bodin (1576) an der Formel fest, teils schwächt sich ihre Geltungskraft unter dem Einfluss von Jacques Cujas und danach der Aufklärung ab. In dem 19. Jahrhundert wird der Herrscher an die Gesetze gebunden (Bayern 1818, Württemberg 1819, Preußen 1850). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Wyduckel, D., Princeps legibus solutus, 1979; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Vespasian, 69-79, Ulpian, um 170-223, Digesten 1, 3, 31); Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Princeps legibus solutus, hg. v. Maffi, A., 2016

Prinz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1230 [Diu Crone von Heinrich von dem Türlin V. 610] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [HeinrTürlinCrône] in neunundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und Altfranzösische sowie Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fürstensohn, Prinz, Fürst

Prinzeps (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →princeps, Prinzipat

Prinzgemahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gemahl der regierenden Herrscherin

Lit.: Rassow, P., Der Prinzgemahl, 1950

Prinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [Landsberg, Gutachten 227, zwei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Grundsatz

Lit.: Prinzipienthorie und Theorie der Abwägung, hg. v. Klatt, M., 2013; Die Grenzen des Prinzips, hg. v. Hölkeskamp, K. u. a., 2019

Prinzipal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1536 [Gobler, GerProz. I 5a] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Auftraggeber, Hauptschuldner, Herrscher

Prinzipalkommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1531 [DithmKGUB. 148] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist in dem Heiligen römischen Reich der seit dem 15. Jahrhundert erscheinende Vertreter des Kaisers auf dem an wechselnden Orten abgehaltenen Reichstag und seit der Einrichtung des immerwährenden (ständig tagenden) Reichstages in Regensburg (1663).

Lit.: Moser, J., Deutsches Staatsrecht, Bd. 44 1751, 145; Hellwig, K., Die Rechtsstellung des kaiserlichen Prinzipal- und Konkommissars am Reichstag, 1955; Bussi, E., Il diritto pubblico del Sacro romano impero, Bd. 2 1959, 9

Prinzipat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 1298 [Der Sälden Hort] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1306/1307? [HeinrNeustadtApoll. V. 20006!] und 1730 in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., N.) ist in dem römischen Recht die sich langsam entwickelnde Herrschaft des (lat.) princeps (Wort 204-169 v. Chr. Ersten, Augustus 27 v. Chr.-14 n. Chr.) von dem Ende der Republik bis zu dem allmählichen Übergang zu dem Dominat in dem dritten Jahrhundert. S. Google

Lit.: Söllner §§ 14, 19; Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 25ff.; Köbler, DRG 32; Schönbauer, E., Wesen und Ursprung des römischen Prinzipats, ZRG RA 47 (1927), 264; Kornemann, Doppelprinzipat und Reichsteilung, 1930; Nörr, D., Imperium und Polis, 2. A. 1969; Volkmann, H., Zur Rechtsprechung im Prinzipat des Augustus, 2. A. 1969; Prinzipat und Kultur, hg. v. Kühnert, B. u. a., 1995

Prinzregent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (statt des formellen Herrschers) tatsächlich vertretungsweise herrschende Regent oder →Prinz (z. B. Prinzregent Luitpold von Bayern 1886-1912).

Lit.: Schamari, H., Kirche und Staat, Bd. 1f. 1983

Prior (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1293 [Martina des Hugo von Langenstein] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 98] in dreiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums [prior, Adj. Komparativ bzw. substantiviert M., höherer, früherer, ersterer, 204-169 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Erster, Stellvertreter, Abt

Prior tempore potior iure (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Wer zuerst kommt, hat das bessere Recht.

Lit.: Kaser § 31 III 3; Wacke, A., Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, (in) JA 1981, 94; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Priorität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1562/1577 [LünebNGO. 439] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) zeitliche Abfolge und Beachtung der zeitlichen Abfolge für die Stellung eines von mehreren Rechten (beispielsweise Grundsatz in dem Grundbuchrecht), wer zuerst – zu der Mühle - kommt, mahlt zuerst

Prise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1435 [HanseRez. 2 I 342] in neunundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Französische sowie das Lateinische des Altertums [praehendere, lat., V., fassen, nehmen, um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Beute

Lit.: Böhringer, K., Das Recht der Prise, Diss. jur. Fankfurt am Main 1970

Pristavel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Pristabel ab 1375 [J. Schultze, Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 – Berlin 1940 – 216 in neun Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) slawischer Ortsvorsteher, Fischereiaufseher (1375-1907)

Lit.: Schall, H., Der Pristavel und die Städtenamen Pritzwalk und Pasewalk, (in) Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 10 (1959), 81; Vogel, W., Der Verbleib der wendischen Bevölkerung, 1960, 83; Warnatsch, S., Geschichte des Klosters Lehnin 1180-1542, 2000, 273f.

Pritzwalk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Graf, A., Die Ortsnamen des Kreises Pritzwalk, 1957; Urkunden der Stadt Pritzwalk in Regesten (1256-1703), hg. v. Neitmann, K., 2007

privare, prīvāre, lat., V., berauben, befreien, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prai, *prai, Präp., vor, voran, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch

privat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 22] in sechs Stellen und zusätzlich substantiviert belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [privatus, Adj., abgesondert, um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), besondere in Gegensatz zu allgemein, öffentlich, staatlich

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Leisner, W., Staatsferne Privatheit in der Antike - Horaz, 2012; Vincent, D., Privacy, 2016

Privatautonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Grundsatz, dass der Einzelne berechtigt ist, seine Lebens­ver­hältnisse in dem Rahmen der Rechts­ordnung eigenverantwortlich zu gestalten. Die Privatautonomie ist innerhalb des menschlichen Zusammenlebens der Ausgangspunkt mensch­lichen Lebens. Sie wird mit zunehmender Verstaatlichung eingeschränkt und des­wegen in der Aufklärung als allgemeiner Grundsatz (lat. autonomia [F.] privata) nochmals besonders hervorgehoben und von dem Liberalismus be­tont. In dem römischen Recht ist demge­genüber die Vertragsfreiheit durch die Ty­pengebundenheit der Klagan­sprü­che einge­schränkt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 214, 270; Bydlinski, F., Privatautonomie und objektive Grundlagen des verpflichtenden Rechtsgeschäfts, 1967; Püls, J., Parteiautonomie, 1995; Hartenstein, O., Die Privatautonomie im internationalen Privatrecht als Störung des europäischen Entscheidungseinklangs, 2000; Autonomie im Recht, hg. v. Bumke, C. u. a., 2017; Latzel, C., Verhaltenssteuerung, Recht und Privatautonomie, 2020

Privatdozent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach erfolgreichem Studium und möglicherweise weiterer wissenschaftlicher Tätigkeit (noch) ohne amtlichen Auftrag an einer Hochschule lehrende Mensch, der nach Möglichkeit eine seinen Lebensunterhalt sichernde und Sozialprestige verleihende vergütete Amtsstellung anstrebt und überwiegend auch erreicht. S. Google

Lit.: Busch, A., Die Geschichte des Privatdozenten - eine soziologische Studie zur großbetrieblichen Entwicklung der deutschen Universitäten, 1959

Privatfürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., in Privatfürstenrecht enthalten) privater Fürst?

Privatfürstenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1786 [Schwarz, Losungen 94] sechzehn Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das den Fürsten als Privatperson betreffende Recht, das nach älteren Ansätzen bei Grotius und Pufendorf in dem 18. Jahrhundert als eigenes Rechtsgebiet erkannt wird. Es betrifft sachlich vor allem Erbrecht (beispielsweise Promogenitur) und Familienrecht (beispielsweise Familienfidei­kom­miss), persönlich nach 1806 die Standes­herren. Es endet in Deutschland mit dem Übergang zu der Republik ab 1918 (Art. 109 II WRV). S. Google

Lit.: Struve, B., Jurisprudentiae heroicae, Bd. 1ff. 1743ff.; Mayer, C., Allgemeine Einleitung ins Privatfürstenrecht, 1783; Rehm, H., Modernes Fürstenrecht, 1904; Albers, B., Begriff und Wirklichkeit des Privatfürstenrechts, 2001; Mizia, R., Der Rechtsbegriff der Autonomie und die Begründung des Privatfürstenrechts, 1995; Gottwald, D., Fürstenrecht und Staatsrecht im 19. Jahrhundert, 2009

Privatgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gerichtsbarkeit in dem grundherrschaftlichen Hofgericht, Märker­ding, Niedergericht und Patrimonialgericht. Sie endet spätestens 1877/1879 mit den Reichsjustizgesetzen des (zweiten) Deutschen Reiches.

Lit.: Verordnung vom 2. Januar 1849 über die Aufhebung der Privatgerichtsbarkeit, 1849; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung (1869-1877) – Entstehung und Quellen, 1981; Ruhnau, R., Die Fürstlich Thurn-und-Taxissche Privatgerichtsbarkeit in Regensburg – ein Kuriosum, 1999; Stommel, S., Die Vereins- und Verbandsgerichtsbarkeit, 2002

privatisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aus öffentlichem Gut in Privateigentum überführen, ohne Ausübung eines besonderen Berufs von dem eigenen Vermögen leben

Privatisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb privatisieren 17. Jh. aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die Überführung von öffentlichem Allgemeineigentum in besonderes Einzeleigentum. In gewisser Weise neigen (fast) alle zu Verwaltung von Gütern der Allgemeinheit berechtigten Menschen auf Grund des natürlichen Egoismus zu möglichster Ver­wendung der ihnen nicht gehörenden Güter zu eigenem Nutzen, ohne gleichzeitig die Gefahren eines wirt­schaftlichen Misserfolgs zu über­nehmen. Insofern ist nicht nur unter dem Krummstab gut leben, sondern sind auch dem Macht­miss­brauch in Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtungen Türen und Tore geöffnet. Dementsprechend ist dieser vielfach praktizierten Privatisierung die davon abweichende und dementsprechend weniger beliebte Privatisierung mit Risikoübernahme gegen angemessenen Preis vorzuziehen.

Lit.: Stiefel, D., Verstaatlichung und Privatisierung in Österreich, 2011; Handschuhmacher, T., Was soll und kann der Staat noch leisten? Eine politische Geschichte der Privatisierung in der Bundesrepublik 1949-1989, 2018; Auernheimer, G., Wie gesellschaftliche Güter zu privatem Reichtum werden – über Privatisierung und andere Formen der Enteignung, 2021

Privatpfändung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1758 [Estor, RGel. II 486, acht Archivzettel] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die private Pfändung, für die sich in der Neuzeit das unter dem Einfluss des gelehrten Rechtes stehende moderne Vollstreckungsverfahren einschließlich der →Pfändung entwickelt, das 1877/1879 in dem Deutschen Reich durch die Zivilprozessordnung verein­heitlicht wird. S. Google

Lit.: Samuelsohn, E., Die Wirkungen der Privatpfändung nach deutschem Recht, 1878; Gallus, E., Die Privatpfändung im geltenden deutschen Recht, 1908; Lommer, B., Das Recht der Privatpfändung im Herzogtum Sachsen-Anhalt, 1911; Fahrner M., Der Landfrieden im Elsass, 2007

Privatrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt! – nicht in EDEL – und ab 1721 sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Moser, StaatsR. II 172] in siebenundvierzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) (oder Zivilrecht) ist die Gesamtheit aller Rechtssätze, bei denen Berechtigter oder Verpflichteter nicht ausschließlich ein Träger hoheitlicher Gewalt in seiner Eigenschaft als solcher ist. Ein (lat.) →ius (N.) privatum (privates Recht) unterscheidet bereits das römische Recht von einem (lat.) →ius (N.) publicum (öffentlichen Recht). Zu einer vollständigen Herausbildung eines besonderen (lat.) ius (N.) publicum (öffentlichen Rechtes) kommt es danach aber erst seit dem 16. Jahrhundert. Eine grundsätzliche Trennung zwischen öffentlichem Recht und P. erfolgt in dem 18. und 19. Jahrhundert. Sachlich zählen zu dem Privatrecht Personenrecht, Schuldrecht, Sachenrecht, Erbrecht und Familienrecht sowie Handelsrecht und (teilweise) Arbeitsrecht sowie Immaterialgüterrecht. Geprägt ist das Privatrecht außer durch die Privatautonomie besonders durch die Aufnahme römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter. Seit der Gründung der europäischen Gemeinschaften 1951/­1952, 1957 nähert sich das Privatrecht trotz des Beharrens auf nationalstaatlicher Souve­ränität in kleinen Einzelschritten (seit etwa 1985, Draft Common Frame of Reference 2008, 2009) einer vorsichtigen Europäisierung. S. Google

Lit.: Kaser § 3 II; Söllner § 18; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 1, 8, 54, 159, 184, 189; Eichhorn, H., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 5. A. 1845; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Bd. 1ff. 1910ff., Neudruck 1963; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wieacker, F., Das Sozialmodell der klassischen Privatrechtsgesetz­bücher, 1953; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Kaser, M., Römisches Privatrecht, 1960; Kaser, M./Knütel, R., Römisches Privatrecht, 20. A. 2014; Luig, K., Die Anfänge der Wissenschaft vom deutschen Privatrecht, (in) Ius commune 1 (1967), 195; Nolte, J., Burchard Wilhelm Pfeiffer, 1969; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Steindl, H., Zur Genese des Privatrechts als „allgemeinem Wirtschaftsrecht“, (in) FG H. Coing, 1982, 349; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux du 12e au 18e siècle, 1987; Schröder, J., Privatrecht und öffentliches Recht, (in) FS J. Gernhuber, 1993, 961; Kocher, G., Privatrechtsentwicklung und Rechts­wissenschaft, 1997; Auf dem Wege zu einem gemeineuropäischen Privatrecht, hg. v. Jayme, E. u. a., 1997; Wolf, W., Vom alten zum neuen Privatrecht, 1998; Das Öffentliche und Private in der Vormoderne, hg. v. Melville, G., 1998; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Hamza, G., Die Entwicklung des Privatrechts auf römischrechtlicher Grundlage, 2003; Hamza, G., Entstehung und Entwicklung der modernen Privatrechtsordnungen und die römisch­recht­liche Tradition, 2009; Mittwoch, A., Die Verein­heitlichung des Privatrechts in Europa, (in) JuS 2010, 767; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Europäisches Privatrecht in Vielfalt geeint?, hg. v. Cachard, O. u. a., 2012; Auer, M., Der privatrechtliche Diskurs der Moderne, 2013; Buschmann, A., Mit Brief und Siegel – Kleine Kulturgeschichte des Privatrechts, 2014; Privatrechtsdogmatik im 21. Jahrhundert – Festschrift für Claus-Wilhelm Canaris zum 80. Geburtstag, hg. v. Auer, M. u. a., 2017; Heiderhoff, B., Europäisches Privatrecht, 2020

Privatrechtsgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsgeschichte nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Geschichte des →Privatrechts. Sie wird nach älteren Werken über deutsches Privatrecht (gemeines deutschen Privatrecht) nach der Kodifizierung des deutschen Privatrechts in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 als Privatrechtsgeschichte der Neuzeit 1935 als eigenes Fach besonders eingerichtet. Sie ist aber gleichwohl (nur ein) Teil der umfassenden →Rechtsgeschichte (aller Rechtsgebiete aller Zeiten).

Lit.: Quellen zur neueren Privatrechtsgeschichte Deutschlands, hg. v. Beyerle, F. u. a., 1936ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wesenberg, G.(/Wesener, G.), Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 1954, 2. A. 1969, 3. A. 1977, 4. A. 1985; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte (begründet v. Molitor, Erich 1949 109 S.), 2. A. 1975 144 S., 3. A. 1979 191 S., 4. A. 1982 230 S., 5. A. 1985 262 S., 6. A. 1988 289 S., 7. A. 1993 294 S., 8. A. 1996 289 S., 9. A. 2001 304 S., 10. A. 2005 333 S.; Textbuch zur Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1967, 2. A. 2002; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Floßmann, U., Österreichische Privat­rechts­geschichte, 1983, 2. A. 1992, 3. A. 1996, 4. A. 2001; 5. A. 2005, 6. A. 2008, 7. A. 2014, 8. A. 2019; Gmür, R., Über das Coingsche Handbuch, ZRG GA 102 (1985), 283; Ourliac, P./Gazzaniga, J., Histoire du droit privé, 1985; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Kocher, G., Privatrechtsentwicklung, 2. A. 1997; Hamza, G., Entstehung und Entwicklung der modernen Privat­rechts­ordnungen und die römisch­rechtliche Tradition, 2009; Haferkamp, H., Wege der Historiographie zur Privatrechtsge­schich­te der Neuzeit, (in) ZNR 2010, 61; Zwalve, W./Sirks, B., Grundzüge der europäischen Privatrechtsgeschichte - Einführung und Sachenrecht, 2012); Buschmann, A., Mit Brief und Siegel – Kleine Kulturgeschichte des Privatrechts, 2013; Brauneder, W., Europäische Privatrechtsgeschichte, 2014 (2013 erschienen); Schlinker, S./Ludyga, H./Bergmann, A., Privatrechtsgeschichte, 2019

Privatrechtssystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen in DRW-Archiv 1827 [Rudhart, Finanzverw. 216, ein Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Erfassung des Privatrechts einer Gesellschaft in einem System. Ein solches Privatrechtssystem ist dem römischen Recht höchstens in Ansätzen bekannt (beispielsweise →Gaius [lat.] personae, res, actiones, Personen, Sachen, Klagansprüche) und auch dem Mittelalter fremd. Erst die Naturrechtslehrer des 17. Jahrhunderts versuchen, (lat.) more geometrico (in geometrischer Art) ein Privatrechtssystem zu entwickeln (→Grotius, →Pufendorf, →Wolff, →Nettelbladt), auf dessen Grundlage seit der Mitte des 18. Jahrhunderts Kodifikationen in Angriff genommen und dann auch geschaffen werden. In dem 19. Jahrhundert entstehen zeitgebundene geschlossene Systeme des Privatrechts (beispielsweise →Savigny, →Puchta, →Gerber), die in ihrem systematischen Wesen irgendwie dem Wesen der Natur des Universums und des Menschen deutlich entsprechen. S. Google

Lit.: Coing, H., Bemerkungen zum überkommenen Zivilrechtssystem, (in) FS H. Dölle Bd. 1 1963, 25; Lenze, K., Von der actio im Privatrechtssystem Savignys zum Streitgegenstand im Zivilprozessrecht, 1970; Perels, J., Privatrechtssystem und Verfassungsstruktur in der Weimarer Republik, 1973; Luig, K., Die Theorie der Gestaltung eines nationalen Privatrechtssystems, (in) Wissenschaft und Kodifika­tion, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 217; Leiser, W., Schichtspezifisches Privatrecht, ZRG GA 93 (1976), 1; Schlosser, H., Das wissenschaftliche Prinzip der germanistischen Privatrechtssysteme, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 491; Otte, G., Der sog. Mos geometricus in der Jurisprudenz, (in) Quaderni Fiorentini 8 (1979), 179; Lipp, M., Die Bedeutung des Naturrechts für die Ausbildung der Allgemeinen Lehren des deutschen Privatrechts, 1980; Björne, L., Deutsche Rechtssysteme im 18. und 19. Jahrhundert, 1984; Posch, W., Grundzüge fremder Privatrechtssysteme, 1995; Moos, P. v., Öffentlich und privat im Mittelalter, 2004; Schäfer, F-.Juristische Germanistik, 2008; Winkler, V., Der Kampf gegen die Rechtswissenschaft - - Franz Wieackers Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 2014, 2014; Liebrecht, J., Die junge Rechtsgeschichte, 2018; Picker, E., Privatrechtssystem und negatorischer Rechtsschutz, 2019

Privatsiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) privates Siegel neben einem Hauptsiegel

Lit.: Engel, B., Die mittelalterlichen Siegel des Thorner Rathsarchivs, Teil 2 Privatsiegel, 1895; Kittel, F., Siegel, 1970; Stieldorf, A, Siegelkunde, 2004

Privatstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1596 [Osnabrück/Sehling, EvKO. VII 1 S. 291 und 1798 [Grolman, KrimRWiss. 211] in insgesamt acht Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die privat verhängte, der öffentlichen Strafe ähnelnde Rechtsfolge. Sie kommt dem Verletzten zugute oder wird von ihm vollzogen. Die Privatstrafe wird mit der Verstaatlichung des gesellschaftlichen Lebens durch die öffentliche Strafe des erstarkenden Staates in dem römischen Recht und seit dem Hochmittelalter abgelöst. Versteht man Strafe als von der Allgemeinheit verhängtes Übel ohne unmittelbaren Nutzen für das Opfer, so ist die Privatstrafe als privater Vermögensausgleich schon gedanklich problematisch. S. Google

Lit.: Levy, E., Privatstrafe und Schadensersatz im klassischen römischen Recht, 1915; Lange, H., Schadensersatz und Privatstrafe in der mittelalterlichen Rechtstheorie, 1955; Großfeld, B., Die Privatstrafe – ein Beitrag zum Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, 1961; Wieling, H., Interesse und Privatstrafe vom Mittelalter bis zum BGB, 1970; Liebs, D., Die Klagenkonkurrenz im römischen Recht – zur Geschichte der Scheidung von Schadensersatz und Privatstrafe, 1972; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004

Privaturkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1758 [Estor, RGel. II 419] 27 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist für das Mittelalter die nicht von Kaiser, König oder Papst ausge­stellte Urkunde, in dem gegenwärtigen Verständnis die von einer nicht hoheitlich tätigen Person ausgestellte Urkunde. Nach Brunner ist in dem Frühmittelalter (lat. [F.]) notitia die schlichte, objektiv gehaltene Beweisurkunde, (lat. [F.]) carta die dispositive, subjektiv gehaltene Konsti­tutivurkunde. Prägend ist die Herkunft aus dem spätrömischen Schriftwesen, charak­te­ristisch für die karolingische Zeit die Verwendung der karolingischen Minuskel, während die Rechte Höhergestellter imitierende Besiegelung vor allem in dem 10. Jahrhundert beginnt (ältestes bekanntes Beispiel 888 Erzbischof von Mainz über Corvey und Herford). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 4; Brunner, H., Carta und notitia, (in) FS T. Mommsen 1877, 570; Posse, O., Die Lehre von den Privaturkunden, 1887, Neudruck 1974; Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911, Neudruck 1969; Steinacker, H., Die antiken Grundlagen der frühmittelalterlichen Privaturkunde, 1967; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Die Privaturkunden der Karolingerzeit, hg. v. Erhart, P. u. a., 2009; Härtel, R., Notarielle und kirchliche Urkunden im frühen und hohen Mittelalter, 2011; Zehetmayr, R., Funktion und Rechtskraft der besiegelten Privaturkunde im Reich bis zur Jahrtausendwende, (in) DA 69 (2013), 503

privatus, prīvātus, preivātus, lat., Adj.,  abgesondert, auf ein einziges Individuum beschränkt, Privat…, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prīvāre

Privileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 1243 [Rennewart] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 23, 30] belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. privilegium, N., Ausnahmegesetz, Vorrecht, Wort um 450 v. Chr.) ist das einem oder mehreren Einzelnen von einem Zuständigen in Gegensatz zu der Allgemeinheit eingeräumte Vorrecht. In dem altrömischen Recht ist (lat. [N.]) privilegium das Sondergesetz für den einzelnen dadurch nicht benachteiligten Menschen, später das Sonderrecht zugunsten bestimmter Menschen­gruppen. In dem Mittelalter ist Privileg die begünstigende, als ausschließlich behauptete Herrschafts­rechte gewissermaßen weiterrei­chende Herrschaftshandlung zuguns­ten eines Ein­zelnen, die meist in einer Urkunde festgehalten wird (beispielsweise etwa rund 900 Königs­urkunden zu der Immunität, 1400 Königsurkunden zu der Gerichtsbarkeit). Die Gewährung eines Privilegs verändert Recht zugunsten des Empfängers. Seit dem 12. Jahrhundert führt man die Befugnis zu der Privilegierung auf die Gesetzgebungszu­ständigkeit zurück. In der französischen Revolution (1789) werden in Frankreich alle Privilegien beseitigt. Ansonsten wird das Privileg in dem 19. Jahrhundert durch den →Gleichheitsgrundsatz eingeschränkt. Diese Entwicklung verstärkt sich in dem 20. Jahrhundert noch. An die Stelle des Privilegs tritt die gesetzlich geregelte Konzession. S. Google

Lit.: Kaser § 3 VI; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 101, 102, 104, 114, 153, 167; Lindner, D., Die Lehre vom Privileg, 1917; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988, 39; Mohnhaupt, H., Untersuchungen zum Verhältnis Privileg und Kodifikation, (in) Ius commune 5 (1975), 71; Krause, H., Der Widerruf von Privilegien im frühen Mittelalter, (in) Archival. Z. 75 (1979), 118; Eisenhardt, U., Die kaiserlichen privilegia de non appellando, 1980; Schulze, R., Geschichte der neueren vorkonstitutionellen Gesetzgebung, ZRG GA 98 (1981), 185; Österreichische Fabriksprivilegien, hg. v. Otruba, G. 1981; Diestelkamp, B., Einige Beobachtungen zur Geschichte des Gesetzes, (in) ZHF 1983, 396; Dölemeyer, B., Vom Privileg zum Gesetz, (in) Ius commune 15 (1988), 57; Lucha, G., Kanzleischrift­gut, 1993; Gieseke, L., Vom Privileg zum Urheberrecht, 1995; Das Privileg im europäischen Vergleich, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., Bd. 1f. 1997ff.; Lieb, T., Privileg und Verwaltungsakt, 2004; Koppitz, H., Die kaiserlichen Druckprivilegien, 2007; Wadle, E., Privilegien für Autoren oder für Verleger?, ZRG GA 124 (2007), 144; Gergen, T., Die Nachdruckprivilegienpraxis Württembergs im 19. Jahrhundert, 2007; Mersiowsky, M., Die Urkunden der Karolingerzeit, 2015; Die Ökonomie des Privilegs, Westeuropa 16.-19. Jahrhundert, hg. v. Garner, G., 2016; Vom Reichshofrat zur Reichsfilmkammer – Privilegienpraxis und Urheberrechte an Büchern und Filmen (16.-20. Jahrhundert), hg. v. Gergen, T., 2019; Dreyer, J., Die florentinischen Autoren- und Druckerprivilegien während der Herrschaft der Familie Medici, 2020

privilegium, prīvilēgium, lat., N., Ausnahmegesetz, Vorrecht, Privileg, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prīvus, lēx

privilegium (N.) de non appellando (lat.) Privileg des Ausschlusses der →Appellation aus Territorien an die Reichsgerichtsbarkeit (bis zu der Mitte des 15. Jahrhunderts in weitem Umfang erteilt)

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Perels, K., Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Branden­burg-Preußen, 1908; Stölzel, A., Geding, Appellation, Hof, Hof­gericht und Räte, 1912; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Blaschke, K., Das kur­sächsische Appellations­gericht 1559-1835 und sein Archiv, ZRG GA 84 (1967), 329; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Weitzel, J., Zur Zuständigkeit des Reichs­kammergerichts als Appellationsgericht, ZRG GA 90 (1973), 213; Broß, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammerge­richts­­ord­nung von 1495, 1973; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskam­mergericht, 1976; Die kaiserlichen privilegia de non appellando, hg. v. Eisenhardt, U., 1980; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981; Battenberg, F., Beiträge zur höchsten Gerichtsbarkeit im Reich im 15. Jahrhundert, 1981; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige bis zum Jahre 1451, 1983; Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985

privilegium (N.) de non evocando (lat.) Privileg des Ausschlusses der Ansichziehung (Evokation) eines Rechts­streits seitens des Königs (bis 1487 bedeutsam)

Lit.: Eisenhardt, U., Die Rechtswirkung der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 97; Das Privileg im europäischen Vergleich, hg. v. Mohnhaupt, H., 1999; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur Rechtsmittelinstanz, 2014

privilegium (N.) dotis (lat.) Vorrecht der Mitgift nach römisch-gemeinem Recht (Bartolus, Baldus) auf Rückgabe des Heiratsguts an die Witwe oder ihre Erben nach dem Tode des Ehemanns

Lit.: Kaser § 31 III 3; Hübner 413, 689; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973

privilegium (N.) fori (lat.) Vorrecht des (geistlichen) Gerichtsstands für Kleriker seit dem 4. nachchristlichen Jahrhundert (bis zu den Reichsjustizgesetzen des Deutschen Reiches von 1877/1879)

Lit.: Diestelkamp, B., Das privilegium fori des Klerus im Gericht des deutschen Königs während des 13. Jahrhunderts, (in) FS H. Thieme, 1986, 109ff.; Duve, T., Sonderrecht in der frühen Neuzeit, 2008, 95ff.; Oestmann, P., Geistliche und weltliche Gerichte im Alten Reich, 2012; Helmholz, R.; Kanonisches Recht und europäische Rechtskultur, 2013

privilegium (N.) impressorium (lat.) →Druck­privileg

Privilegium (N.) maius (lat., „größeres Privileg“) sind die in dem Winter 1358/1359 unter (dem habsburgischen) Herzog Rudolf IV. von →Österreich in seiner Kanzlei unter Verwendung des echten Siegels des bei dieser Gelegenheit als Urkunde zerstörten (lat. [N.]) privilegium minus herge­stellten fünf falschen Urkunden, in denen zwecks Gleichstellung mit den Kurfürsten sowie Benachteiligung der Brüder Rudolfs IV. von dem Fälscher Österreich bzw. seinem Herrscher zahlreiche Rechte gewährt werden (Erhebung zu einem Pfalzerz­herzog, Berechtigung zu dem Tragen einer Bügel­krone, Unteilbarkeit, Ältestenerb­recht [des Sohnes und hilfsweise der Tochter], Bestimmungsrecht bei Erbenlosigkeit, Beleh­nung in Österreich, Ausschließung des königlichen Hofgerichts, Beschrän­kung der Heerfolge auf eine symbolische Handlung, Beseitigung der Hoffahrt­pflicht). Das auch für die zukünftig beherrschten Länder Österreichs gelten wollende (gefälschte) privilegium maius (um 1530 „Freyheiten des hauss Österreich“) wird trotz des dem privilegium minus entnommenen (echten) Siegels von Kaiser Karl IV. 1360 unter dem Einfluss Francesco Petrarcas wegen eingefügter angeblicher Urkunden Caesars und Neros (richtigerweise) nicht anerkannt. Die Anerkennung erfolgt aber unter den (dadurch begünstigten) Habsburgern Friedrich III. (1443, 6. 1. 1453, Zustimmung der Kurfürsten), Karl V. (1530) und Karl VI. (1729). Danach gilt das privilegium maius bis 1806 als Recht des Heiligen römischen Reiches. Von Wilhelm Wattenbach wird die (plumpe) Fälschung 1852 entlarvt und als privilegium maius bezeichnet.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 95, 111; Baltl/Kocher; Wattenbach, W., Die österreichischen Freiheitsbriefe – Prüfung ihrer Echtheit und Folgerungen über ihre Entstehung, (in) AÖG 8 (1852), 77ff.; Erben, W., Das Privilegium Friedrichs I. für das Herzogtum Österreich, 1902; Lhotsky, A., Privilegium maius, 1957; Appelt, H., Privilegium minus, 1973, 2. A. 1977; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 3 1988, 201; Moraw, P., Das privilegium maius und die Reichsverfassung, 1988; Privilegium maius – Autopsie, Kontext und Karriere der Fälschungen Rudolfs IV. von Österreich, hg. v. Just, T. u. a., 2018

Privilegium (N.) minus (lat.) ist das an dem 17. 9. 1156 von dem staufischen Kaiser →Friedrich I. Barbarossa dem Babenberger Heinrich (II.) mit dem späteren Beinamen „Jaso­mirgott“ und seiner Ehefrau Theodora (von Byzanz) erteilte, seit 1852 (Wattenbach) als privilegium minus bezeichnete Privileg über den an dem 8. 9. 1156 unter Fürstenspruch erfolgten Vorgang der Ver­selbständigung (des Landes) Österreichs von (dem Herzogtum der) Bayern. Es beruht darauf, dass der nach dem Tod des aus Sachsen kommenden söhnelosen, seinem Schwiegersohn Heinrich dem Stolzen 1137 das Herzogtum (auch der) Sachsen verlehnenden Kaisers Lothar von Süpplin­genburg 1138 als Enkel Kaiser Heinrichs IV. zu dem König gewählte →Staufer Konrad III. dem unterlegenen, mit einer Tochter Lothars verheirateten Mitbewerber Heinrich dem Stolzen aus der Familie der →Welfen aus machtpolitischen Überle­gungen das Herzogtum (der) Bayern mit der Begründung entzieht, dass niemand gleichzeitig Herzog in zwei Herzogtümern (der Bayern seit 1070 und Sachsen seit 1137) sein könne, und es 1139 seinem Stiefbruder Leopold IV. aus der Familie der →Babenberger als dem Markgrafen der Markgrafschaft →Österreich zuteilt, Friedrich I. aber als Nachfolger Konrads III. den als Nachfolger seines Vaters Heinrichs des Stolzen gegen den Entzug aufbegeh­renden, inzwischen mündig gewordenen welfischen Vetter →Heinrich den Löwen zufriedenstellen will. Zu diesem Zweck gewährt er trotz Widerspruchs des Babenbergers Heinrich Jasomirgott 1154 Bayern den Welfen zurück, löst hieraus aber an dem 8. 9. 1156 Österreich als selbständiges, territorial (nicht völlig klar) gekennzeichnetes →Herzogtum heraus. Der neue Herzog und seine Gattin werden gemeinsam belehnt. Es wird ihnen und ihren Nachfolgern die Erblichkeit in dem männlichen Stamm und in dem weiblichen Stamm (Weiberlehen) zuge­sichert. Bei Kinderlosigkeit sollen der belehnte Herzog und seine Gattin das (persönliche) Recht (lat. [N.] ius) haben, den Nachfolger frei zu bestimmen (lat. [Gen. Sg.] affectandi, Designationsrecht). Ohne Zustimmung des Herzogs soll niemand eine Gerichtsbarkeit in dem neuen Herzogtum ausüben. Die Pflicht des Herzogs, zu Hoftagen zu erscheinen, wird auf Hoftage in Bayern und die Pflicht zu der Heerfolge auf Kriegszüge in benachbarten Ländern des Herzogtums beschränkt. Die notwendigen lehnrechtlichen Handlungen werden feierlich vollzogen (Rückgabe von sieben Fahnen für Bayern und Österreich durch Heinrich Jasomirgott an Friedrich I., Hingabe dieser sieben Fahnen durch Friedrich I. an Heinrich den Löwen, Rückgabe von zwei Fahnen für (die Mark, das nunmehrige Herzogtum sowie die seit alters mit diesem verbundenen drei) bisher nicht lokalisierten und identifizierten Grafschaften durch Heinrich den Löwen an Friedrich I., Erhebung Österreichs zu einem Herzogtum, Überreichung (nach Roman Deutinger in „Die Geburt Österreichs“) zweier dies (, nach Martin P. Schennach in HRG 2. A. Bd. 4, Lieferung 28, S. 835 dreier Österreich) ver­sinnbildlichender Fahnen durch Friedrich I. an Heinrich Jasomirgott). Das Original der Urkunde (privilegium minus) ist nicht erhalten, da es vermutlich 1358/1359 bei der Erstellung des gefälschten „privilegium maius“ durch Herzog Rudolf IV. vernichtet wird. Erhalten ist eine Abschrift aus der Mitte des 13. Jahrhunderts aus Klosterneuburg.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94; Baltl/Kocher; Baltl/Kocher; Wattenbach, W., Die österreichischen Freiheitsbriefe – Prüfung ihrer Echtheit und Folgerungen über ihre Entstehung, (in) AÖG 8 (1852), 77ff.; Tangl, M., Die Echtheit des österreichischen Privilegium minus, ZRG 25 (1904), 258; Schrader, E., Zur Gerichtsbestimmung des Privilegium minus, ZRG GA 69 (1952), 371; Fichtenau, H., Von der Mark zum Herzogtum. 1958; Appelt, H., Privilegium minus, 1973, 2. A. 1977, Neudruck 2006; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007; Privilegium maius – Autopsie, Kontext und Karriere der Fälschungen Rudolfs IV. von Österreich, hg. v. Just, T. u. a., 2018

Privilegium (N.) Ottonianum (lat.) ist das in einer gleichzeitigen Prunkausfertigung erhal­tene, die Rechte des Papstes einschließlich der karolingischen Gaben (Schen­kun­gen) und der Verein­barungen über die Papstwahl bestätigende Privileg Kaiser Ottos I. für Papst Johannes XII. von dem 13. 2. 962.

Lit.: Sickel, T., Das Privilegium Ottos I., 1883; Zimmermann, H., Ottonische Studien II – Das privilegium Ottonianum und seine Problemgeschichte, (in) MIÖG Ergänzungsband 20, 1 (1962), 147ff; Zimmermann, H., Das dunkle Jahrhundert, 1971, 134; Drabeck, A., Die Verträge der fränkischen und der deutschen Herrrschher mit dem Papsttum von 754 bis 1020, 1976, 64ff.; Hoffmann, H., Sog. Ottonianum, (in) Otto der Große, Magdenburg und Europa, hg. v. Puhle, M., 2001, Band 2 Katalog, 430-432 (Faksimile und Beschreibung)

privus, prīvus, lat., Adj., eigen, besondere, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prai, *prai, Präp., vor, voran, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch

pro, prō (1), lat., Präp., Adv., vor, für, zugunsten, statt. XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pro, *prō, Präp., vorwärts, vorn, voran, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch

Pro viribus hereditatis (lat. [Wortfolge]) (für die Mittel der Erbschaft) ist die Beschränkung der Haftung des Erben auf den Wert des Nachlasses – in Gegensatz zu den Gegenständen des Nachlasses.

Lit.: Köbler, DRG 162

proba, lat., F.: nhd. Prüfung, Versuch, Probe, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. probāre

probare, probāre, lat., V., anerkennen, prüfen, billigen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. probus

probatio, probātio, lat., F., Prüfung, Erprobung, Probe, Musterung, Schau, Billigung, Genehmigung, (Beweis,) Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. probāre

Probe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1475/1476 [WürzbPol. 178] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [proba, F., Prüfung, um 160-220 n. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Prüfung, Untersuchung, Versuch

Probebissen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Form von →Gottesurteil, bei dem durch Verschlucken der Tod eintritt oder eintreten kann.

Probenacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1780 [Runde, PrR. 562] drei Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bei Runde 1780 und Friedrich Christoph Jonathan Fischer 1780 bezeugte angebliche probeweise bei Bauernmädchen in dem Schwarzwald und der Schweiz verbrachte Nacht. des Grundherrn.

Lit.: Fischer, F., Über die Probenächte der teutschen Bauermädchen, 1780, Neudruck 1990; Albers, H., Zwischen Hof, Haushalt und Familie, 2001

probus, lat., Adj., gut, tüchtig, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prmo-, Adj., vordere, erste

procedere, prōcēdere, lat., V., vorwärtsgehen, fortgehen, vorwärtsschreiten, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), cēdere

procer, lat., M.: nhd. einer der Vornehmsten, Aristokrat, Meister, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. idg. *prō̆ko-, Präp., voran; s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, proceres (lat. [M.Pl.]) Vornehme, Große

processus, prōcessus, lat., M., Vorwärtsrücken, Vorrücken, Fortschreiten, Aufzug, Ausgang, Angriff, Vorsprung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōcēdere

Proculus (20/10 v. Chr.-50/70 n. Chr.) ist der römische Rechtskundige, der seit 33 n. Chr. Haupt der nach ihm benannten Rechtsschule ist, zu der →Labeo filius und →Nerva pater sowie Neraz und Celsus zählen und der die Rechtsschule des →Sabinus gegenübersteht. Sein wichtig­stes Werk sind (lat. [F.Pl.]) epistulae (Briefe) in wohl 12 Büchern. Daneben wird er von vielen bekannten Rechtskundigen zitiert. S. Google

Lit.: Söllner § 16; Köbler, DRG 30; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 123; Krampe, C., Proculi Epistulae, 1970

procurare, prōcūrāre, lat., V., Sorge tragen, besorgen, abwarten, pflegen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), cūrāre

procurator, prōcūrātor, lat., M., Besorger, Verwalter, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōcūrāre

Procurator (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der Prozessvertreter oder Verwalter (beispielsweise der Geschäfte des Freilassers [lat. patronus]) auf Grund Befehls oder Geschäftsführung ohne Auftrag oder schließlich auch Auftrags. Der procurator kann über das Vermögen verfügen, später den patronus auch durch Geschäfte verpflichten.

Lit.: Kaser §§ 11 II 1b, 20 I 1, 44 II 1, 49 II 4, 82 IV; Köbler, DRG 33, 44, 47, 57; Köbler, LAW; Klinck, F., Zur Bedeutung des Wortes procurator in den Quellen des klassischen Rechts, ZRG RA 124 (2007), 25

prodigere, prōdigere, lat., V., hervortreiben, forttreiben, vertun, verschwenden, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), agere; prodigus

prōdigus, lat., Adj., verschwenderisch, reich, reichlich, groß, stark, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōdigere

Prodigus (lat. [M.]) ist bereits in dem altrömischen Recht der von dem Magistrat durch Interdiktion entmündigte Ver­schwen­der, für den ein (lat. [M.]) curator (Pfleger) treuhänderisch handelt.

Lit.: Kaser §§ 14 V, 64 IV; Köbler, DRG 22

producere, prōdūcere, lat., V., vorwärts führen, vorwärts ziehen, fortführen, hinführen, hinbringen, ausrücken lassen, auftreten lassen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), dūcere

productio, prōductio, lat., F.: nhd. Hervorführen, Ausrückenlassen, Ausdehnung, Verlängerung, Ziehen,  Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōdūcere

productum, prōductum, lat., N., vorzüglicheres Ding; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōductus, s. prō (1), dūcere

Produkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, nur productiv – Ende 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [AmbergKzlO. 26] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Erzeugnis

Produkthaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der Bundesrepublik Deutschland ab 1. 1. 1990 geltende, durch eine Richtlinie der →Europäischen Gemeinschaft ver­anlasste →Gefährdungshaftung des Herstellers eines Produkts. Sie steht neben der von der Rechtsprechung entwickelten Produzenten­haftung (Verschuldens­haf­tung), ohne sie verdrän­gen zu können.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 271; Bartl, H., Produkthaftung nach neuen EG-Recht, 1989; Honsell, H., Produkthaftungsgesetz und allgemeine Delikts­haftung, (in) JuS 1995, 211; Gildeggen, R. Internationale Produkthaftung, 2021

Produktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 106] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [productio, F., Hervorführen, 86/82 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herstellung

Produktionsmittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das zu der Herstel­lung eines Erzeugnisses erforderliche Mit­tel (beispielsweise Werkzeug, Maschine, Gebäude)

Produzent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 98 in anderer Bedeutung] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Hersteller

Produzentenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von der Rechtsprechung nach amerikanischem sowie französischem Vorbild entwickelte deliktische Haftung (Verschuldenshaftung) des Produzenten für einen von seinen Erzeugnissen verursachten Schaden (vgl. BGHZ 51, 91 Hühnerpest). Für bestimmte Pflichtverletzungen besteht dabei eine Verschul­densvermutung, wo­durch die Bejahung von Schadenser­satz­ansprüchen erleichert wird. Seit 1990 ist die von der Rechtsprechung anerkannte Produzentenhaftung durch eine Produkthaftung (Gefähr­dungshaftung) des Gesetzgebers ergänzt. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 271; Wesch, S., Die Produzentenhaftung im internationalen Rechtsvergleich, 2020

produzieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 73] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herstellen, vorbringen

Profess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [CoutBruges II 202] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google, lat. professio [F.] religiosa, religiöses Bekenntnis, Ordensgelübde, daneben Profess, M., F., ein eine Profess abgelegt habender Mensch) ist die Ablegung des Ordensgelübdes (Armut, Keuschheit, Gehorsam), deren Folgen mit einem Austritt wieder entfallen. Bestimmte kir­chen­rechtliche Wirkungen (beispielsweise Erwerbs­unfähigkeit, Ehehindernis, Erbunfähigkeit) treten seit dem 18./19. Jahrhundert nach weltlichem Recht nicht mehr ein.

Lit.: Hübner 57; Martin, A., Die Bedeutung des Ordensgelübdes, 1924; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Gerhartz, J., Insuper promitto … Die feierlichen Sondergelübde katholischer Orden, 1966; Meiner, D., Die Rechtswirkungen der klösterlichen Profess, 1993; Fürst, L., Das Vermögensrecht der österreichischen Ordensleute, 2004

professio (F.) iuris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Bekenntnis zu einem für den Bekennenden anwendbaren Recht (vor allem zu einem →Volksrecht in dem Frühmittel­alter), Rechtswahlklausel beispielsweise der fränkischn Gräfin Irmgard des langobardischen Grafen Gandulf in einer Urkunde von dem 29. 5. 988 oder nach Sachsenspiegel Landrecht III 33 § 1

Lit.: Calasso, F., Medio evo del diritto, 1954, 117f., 186, 259; Fontanellas Morell, J., La profession iuris sucesoria, 2010; Goré, M., La profession juris, 2012

Professor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1543 [Tübingen/ZRG.2 Germ 48 1928 130] in dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich seit dem Hochmittelalter (13. Jahrhundert) vor allem der Universitätslehrer. Dabei ist in der Rechtswissenschaft in dem 15. Jahrhundert noch der erste Dekretalist der vornehmste Rechtslehrer, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts dagegen der Lehrer des weltlichen Codex. Die Versorgung erfolgt noch in dem 15. Jahrhundert überwiegend durch Benefizien (Pfründen). Der ordentliche, durch die Möglichkeit der Emeritierung (Entpflichtung ohne Entrechtung) ausgezeich­nete P. (Ordinarius) wird in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter Besitzstands­wahrung der Betroffenen zwecks formaler Demokratisierung gesetzlich be­seitigt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 143, 186; Schwarz, A., Der Einfluss der Professoren auf die Rechtsentwicklung, (in) Rechtsgeschichte und Gegen­wart, 1960, 181; Ebel, W., Catalogus professorum Gottingensium 1734-1962, 1962; Pick, E., Die Professoren des Rechts, (in) FS O. v. Mühl, 1981, 509; Belloni, A., Professori giuristi a Padova, 1986; Geschichte der Universität in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1 1993, 139; Schmeiser, M., Akademischer Hasard, 1994; Baumgarten, M., Professoren und Universitäten, 1997; Willett, O., Sozialgeschichte Erlanger Professoren, 2001; Irrgang, S., Peregrinatio academica, 2002; Maus, C., Der ordentliche Professor und sein Gehalt, 2012

Profos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1522 [Murner, LuthNarr V. 2113] in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] praepositus) Ankläger in dem Heer, Vollstreckungsbediensteter

Lit.: Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, 1976

Pro herede gestio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht das Verhalten wie ein Erbe, durch das die Außenerben die Erbschaft annehmen.

Lit.: Kaser § 71 II 2a; Köbler, DRG 38; Coppola, G. Studi sulla pro herede gestio, Bd. 1f. 1987ff.; Heuser, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002

Project (N.) des Codicis Fridericiani Marchici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die (von Cocceji) nach seiner königlichen Majestät von Preußen selbst vorge­schriebenem Plan entworfene Cammerge­richtsordnung, nach der alle Prozesse in einem Jahr durch drei Instanzen zu dem Ende gebracht werden sollen und müssen nebst dem Project einer Sportul-Ordnung und eines Pupillen-Collegii in Preußen von 1748. Das Project des Codicis Fridericiani Marchici folgt dem Project eines Codicis Fridericiani Pomeranici (für Pommern) für die Mark Brandenburg nach. In dem ersten Teil handelt die Ordnung in 18 Titeln von unseres Hof- und Cammer-Gerichts-Bestellung und von dem rich­ter­lichen Amt überhaupt, in dem zweiten Teil in sieben Titeln von denen bishero bei dem Cammergericht (lat.) ratione modi procedendi einge­schlichenen Missbräu­chen und deren Remedierung, in dem dritten Teil in 44 Titeln von dem (lat.) processu summario et ordinario in genere und in dem vierten Teil in neun Titeln von einigen besonderen Processen, als in Bagatellsachen, in summariissimo, in Injurien, in causis fiscalibus, bei Kom­missionen, und Ver­suchung der Güte, zwi­schen Pächtern und Gutsherren, Obrig­keiten und Untertanen, Pupillen und Vormündern, item wegen streitiger Grenze sowie in Konkursen u. s. w. Zu der Seite steht das Project einer nach seiner königlichen Majestät von Preußen vorge­schriebenem Plan errichteten Tribunal­ordnung, das Project der Sportel­ordnung bei dem Kammergericht und das Project eines neuen Pupillen-Collegii. Das Project des Codicis Fridericiani Machici geht einem gescheiterten Project eines (lat.) Corpus juris Fridericiani von 1749/1751, dem Corpus (N.) iuris Fridericianum (lat.) (Erstes Buch von dem 26. April 1781, Prozessrechtsgesetzbuch Fried­richs des Großen bzw. seines Groß­kanzlers →Carmer, das den Unter­suchungs­grundsatz in den Zivilprozess ein­führt) und der Allgemeinen Gerichts­ordnung von 1793 voraus. S. Google

Lit.: Codex Fridericianus Marchicus mit einer Einlei­tung v. Mohnhaupt, H. 2000; http://www.koeblerger­hard.de/Fontes/Projectdes­Codi­cisFridericianiMarchici1748.htm

Project des Corpus juris Fridericiani (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem Ergebnis gescheiterte Versuch Friedrichs des Großen von Preußen, durch Cocceji das materielle Recht des Landes durch Gesetz zu vereinheitlichen (Personenrecht 1749, Sa­chenrecht 1751, Obligationenrecht 1753 bei Versendung verloren). Ihm folgen das Allge­meine Gesetzbuch (ab 1784) bzw. das Allgemeine Landrecht von 1794 nach.

Lit.:http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Projectdes­CorporisJurisFridericiani1-1749.pdf; http://www.­koeb­lergerhard.de/Fontes/Project­desCorporisJuris­Fridericiani2-1751.pdf

Prokulianer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Anhänger der nach →Proculus benannten römischen Rechts­schule. Die Prokulianer stehen den Sabinianern gegenüber. Sie werden als innovativ einge­stuft und betonen die Zusammen­hänge und Ableitungen.

Prokura (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1600 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1616 [WaadtStat. 172] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit der Neuzeit von dem Inhaber eines Handels­geschäfts oder seinem gesetzlichen Vertreter erteilte besondere, gesetzlich umschriebene Ver­tretungs­macht.

Lit.: Riechmann, A., Der Umfang der Prokura, 1911; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Knoepfel, H.; Die Prokura nach schweizerischem Recht, 1954; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Beck, L., Zur Funktionsweise der Prokura als handelsrechtliche Vollmacht, 2020

Prokurator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1276 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [FWB. IV 1168] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] procurator) ist der Vertreter einer Partei in einem gericht­lichen Verfahren bezüglich der formgerechten Vornahme der Prozesshand­lungen vor Gericht. Der von dem Advokaten geschie­dene Prokurator ist dem römischen Recht wie dem kirchlichen Recht bekannt. Bei dem Reichs­kammergericht wird nach 1521 die Trennung beseitigt. Allgemein wird sie in Deutschland 1877/1879 aufgegeben. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 43, 117, 153; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 119; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 156, 453; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 161, 207, 211, 217; Sohn, A., Deutsche Prokuratoren an der römischen Kurie in der Frührenaissance (1431-1474), 1995; Baumann, A., Das Reichskammergericht in Wetzlar, ZRG GA 115 (1998), 498; Baumann, A., Anwälte am Reichskammergericht, 2001; Stein, A., Advokaten und Prokuratoren am Reichskammergericht in Wetzlar (1693-1806) als Rechtslehrer und Schriftsteller, 2002; Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren, 2006

Prokurist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der mit der gesetzlich umschriebenen →Prokura bestellte Vertreter des Inhabers eines Handelsgeschäfts.

proles, prōlēs, lat., F., Sprössling, Kind, Nachkomme, Hode,  Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), s. idg. *al- (2), *hel-, V., wachsen (V.) (1), nähren

Prolet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) aus Proletarier, dem Angehörigen des Proletatiats, abgekürzte Bezeichnung für einen ugebildeten Menschen

proleta, prōlēta, lat., M., Bürger der untersten Klasse, Proletarier, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōlēs; L.: Georges 2, 1980

Proletariat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nach 1840 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) jenseits von Nachkommenschaft besitzlose Klasse der Gesellschaft

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 17, 177; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984; Sombart, W., Das Proletariat, 1906; Herre, G., Verelendung und Proletariat bei Karl Marx, 1973; Mühlberg, D., Proletariat – Kultur und Lebensweise im 19. Jahrhundert, 1986

Proletarier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –1779 [Wieland] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Angehöriger der jenseits von Nachkommenschaft besitzlosen Klasse einer Gesellschaft

promissio, prōmissio, lat., F., Versprechung, Verheißung, Versprechen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōmittere

promissorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen promiß – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Versprechen betreffend

promittere, prōmittere, lat., V., nhd. vorwärts gehen lassen, hervorgehen lassen, dehnen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), mittere

promotio, prōmōtio, lat., F., Beförderung; Q.: Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōmovēre

Promotion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1464 [LübUB. X 559] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb promovieren 15. Jh. aufgenommen) Vorwärtsbewegung, Quali­fi­kationsverfahren zu dem Erwerb des Dok­tor­grads

Lit.: Promotionen und Promotionswesen an deutschen Hochschulen der Frühmoderne, hg. v. Müller, R., 2001; Münch, I. v., Promotion, 2002, 2. A. 2003, 3. A. 2006, 4. A. (mit Mankowski, P.) 2013; Examen, Titel, Promotionen, hg. v. Schwinges, R. 2007; Bilder - Daten - Promotionen., hg. v. Müller, R., 2007; Baur, S., Vor vier Höllenrichtern, 2009

Promotionsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht der Promotion

Lit.: Reithmayr, F., Über das Promotionsrecht und die Promotion zu den akademischen Ehrengraden, 1858; Blecher, J., Vom Promotionsprivileg zum Promotionsrecht – das Leipziger Promotionsrecht zwischen 1409 und 1945, 2006; Speiser, G., Das Promotionsrecht für Fachhochschulen, 2021

promovieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1446 [WienRQ. 225] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) befördern, den Doktorgrad erreichen

Promptuarium (N.) iuris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das alphabetisch geordnete, 1408 bis 1422 von dem Kanonisten Ulrich von Albeck, zuletzt Bischof von Seckau, verfasste Rechtslexi­kon, dessen Handschrift in Graz liegt, sowie der Name zweier weiterer inhaltlich nicht übereinstimmender, handschriftlich in Erlangen und Madrid aufbewahrter Werke des ausgehenden 15. und des 17. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Gengler, H., De codice saeculi XV. Erlangensi inedito, 1854; Pfaff, I., Das promptuarium iuris des Reichskanzlers und Bischofs Ulrich von Albeck, ZRG RA 42 (1921), 158; Inventario General de Manuscritos de la Biblioteca Nacional IX, 1970, 231

Property Acts (1922-1925) sind neun das Sachenrecht betreffende Einzelgesetze des →englischen Rechtes.

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

Prophet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verkünder

Lit.: Lehner, H., Prophetie zwischen Eschatologie und Politik, 2015; Bangert, K., Muhammad – eine historisch-kritische Studie zur Entstehung des Islams und seines Propheten, 2016; FitzGerald, B., Inspiration and Authority in the Middle Ages, 2017

propheta, prophēta, lat., M., Prophet, Weissager, Caes. (um 50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. προφήτης (prophḗtes), M., Ausleger, Verkündiger, vgl. gr. πρό (pró), Präp., Adv., vor; gr. φάναι (phánai), V., sagen, erklären, vgl. idg. *pro, *prō, Präp., vorwärts, vorn, voran, Pokorny 813, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, Pokorny 810, idg. *bʰā- (2), *bʰeh-, *bʰah-, V., sprechen, Pokorny 105

proportio, prōportio, lat., F., Proportion, Ebenmaß, ähnliches Verhältnis, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), portio

Proportion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1581 [MLiv. II Mitau 27] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anteil, Verhältnis

proportional (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [proportionalis, Adj., verhältnismäßig, um 75-um 150 n. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verhältnismäßig, anteilig

proportionalis, prōportiōnālis, lat., Adj., zur Proportion gehörig, verhältnismäßig, Suet. (um 75-um 150 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōportio

proprietas, proprietās, lat., F., Eigentümlichkeit, Eigentumsrecht, Eigentum, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. proprius

Lit.: Kaser § 22 II 2; Köbler, DRG 60, 124; Willoweit, D., Dominium und proprietas, (in) Historisches Jahrbuch 94 (1974), 131ff.; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1; Property Law on the Threshold of the 21st Century, hg. v. Van Mannen, G. u. a., 1997

proprius, lat., Adj., ausschließlich, eigen, eigentümlich,Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō; s. idg. *pətḗr, *pətḗ, *phtḗr, M., Vater, vgl. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh-, *pah-, V., füttern, nähren, weiden

Propst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1. Hälfte 13. Jahrhundert [Selmer, RegSBened. 83] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich in dem frühmittelalterlichen Kloster schon des 6. Jahrhunderts der dem Abt folgende Vorgesetzte, der teils von dem →Prior verdrängt wird, teils das Amt des →Archidiakons erlangt. In der e­van­gelischen Kirche lebt der Propst bis zu der Ge­genwart fort.

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Merzbacher, F., Johann von Allendorf, 1955; Rauch, G., Pröpste, Propstei und Stift von S. Bartholomäus in Frankfurt, 1975

proscribere, prōscrībere, lat., V., öffentlich bekanntmachen, öffentlich erklären, Acht erklären, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), scrībere

proscriptio, prōscrīptio, lat., F., schriftliche Bekanntmachung, öffentlicher Anschlag, Achterklärung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōscrībere

prostituere, prōstituere, lat., V., vorn hinstellen, öffentlich preisgeben, Catull. (81/79-52/50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), statuere

prostituieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1602 [Schulz, FremdWB. II 705, Schindler, VerbrFreib. 72 1728/1729ß, Zedler 29 Sp. 947 1741] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

prostitutio, prōstitūtio, lat., F.: nhd. Preisgebung, Entehrung, Beschimpfung, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōstituere

Prostitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (!) bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1741 [Zedler 29 Sp. 947] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb prostituieren zweite Hälfte 16. Jh. aufgenommen) ist die gewerbsmäßige Hingabe des Körpers eines Menschen zu geschlechtlichen Zwecken. Sie findet sich als naheliegende Folge bereits bei den wohl natürliche Verhältnisse künstlich ändernden monogamen Kultur­völkern des Altertums und betrifft überwiegend Frauen. Von dem Christentum wird die Prostitution grundsätzlich öffentlich bekämpft und zurückgedrängt, aber nicht tatsächlich beseitigt. Mit der Geldwirtschaft entstehen in den mittelalterlichen Städten seit dem 13. Jahrhundert Frauenhäuser, in denen die Prostitution unter Geldzahlung erlaubt ist. In dem 19. Jahrhundert setzt sich in dem Liberalismus der Grundsatz der Gewerbefreiheit auch für die Prostitution durch. 1927 wird in Deutschland ein Gesetz zu der Bekämpfung der Geschlechts­krankheiten eingeführt, das eine gesundheitliche Überwachung sichern soll. 1973 wird in der Bundesrepublik Deutschland die strafrechtliche Verfolgung der Prostitution mit dem vierten Strafrechtsänderungsgesetz grundsätzlich abgeschafft. Bestimmte Formen der Förderung der Prostitution sind aber strafbar. Das aus drei Paragraphen bestehende Prostituiertengesetz gewährt ab 1. 1. 2002 zivilrechtlichen Rechtsschutz, der durch das Prostituiertenschutzgesetz zu dem 1. 7. 2017 ergänzt wird. Die Legalisierung der Prostitution hat in der Bundesrepublik Deutschland bisher keine erheblichen tatsächlichen Auswirkungen.

Lit.: Dufour, F., Weltgeschichte der Prostitution, 1905; Pappritz-Berlin, A., Einführung in das Studium der Prostitutionsfrage, 1919; Hirschfeld, M., Geschlechtskunde auf Grund dreißigjähriger Forschung und Erfahrung, 1930; Wespe, K., Die rechtliche Regulierung der Prostitution, 1930; Bargon, M., Prostitution und Zuhälterei, 1982; Bassermann, L., Das älteste Gewerbe, 1992; Schuster, B., Die unendlichen Frauen, 1996; Laskowski, S., Die Ausübung der Prostitution, 1997; Stumpp, B., Prostitution in der römischen Antike, 1998; Falck, U., VEB Bordell, 1998; Gleß, S., Die Reglementierung von Prostitution, 1999; Malkmus, K., Prostitution in Recht und Gesellschaft, 2005; Hemmie, D., Ungeordnete Unzucht, 2007; Budin, S., The myth of sacred prostitution in antiquity, 2008; Harris, V., Selling Sex in the Reich, 2010; Gonzalez, N., Sex sells, 2011; Wingfield, N., The World of Prostitution in Late Imperial Africa, 2017; Ellsässer, S., Der männliche Blick auf Prostitution, 2020; Wünsch, S., Das erkrankte Geschlecht – Medizin und Prostitution im Berlin des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, 2020

protector, prōtēctor, lat., M.: nhd. Bedecker, Beschützer, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōtegere

Protektor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [RTA. XIV 413] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Beschützer, Betreuer, Vogt

Protektorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1795 [Scheidemantel, Repert. IV 318] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vor allem seit dem 19. Jahrhundert die Schutzherrschaft eines Staates oder meh­rerer Staaten über einen Staat bzw. dessen Gebiet (beispielsweise 1806 Rheinbund, 1815 Republik Krakau, 1881 Tunesien, 1912 Marokko, 1914 Ägypten).

Lit.: Heilborn, P. Das völkerrechtliche Protektorat, 1891; Kienz., J., Die Staatenverbindungen, 1929, 288; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren April 1943-1945, hg. v. Hauff, L., 2020

Protest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1501 [Fruin, Dordrecht I 140] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums [protestare, V., öffentlich bezeugen, um 100 n. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein die ausdrückliche Rechtsver­wahrung, die bis zu einem Akt politischer Opposition reichen kann (Hannover 1837). In dem Wechsel­recht ist Protest seit der frühen Neuzeit die öffentliche Beurkundung der Verweigerung der Annahme oder Zahlung bei Vorlage bestimmter Wertpapiere. S. Google

Lit.: Kück, H., Die „Göttinger Sieben“, 1934; Becker, H., Protestatio, Protest, (in) ZHF 5 (1978), 385; Breutz, I, Protest im Völkerrecht, 1996; Ehls, M., Protest und Propaganda, 1997; Pollack, D., Politischer Protest – politisch alternative Gruppen in der DDR, 2000; Böttcher, D., Die Protestation vom 19. April 1529 gemeinrechtlich betrachtet, (in) ZHF 29 (2002), 39ff.; Ordnung und Protest, hg. v. Löhnig, M. u. a., 2015; Pollack, D., Das unzufriedene Volk – Protest und Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen Revolution bis heute, 2020

Protestant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1529 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1741 [Zedler 29 Sp. 959] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der Protes­tierende, insbesondere der gegen die kaiserliche Religionspolitik des 16. Jahrhunderts und einen Beschluss der katholischen Reichstagsmehr­heit in dem Heiligen römischen Reich (in Speyer an dem 19. 4. 1529) für eine bestimmte religiöse Einstellung Protestie­rende. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130; Hinschius, P., Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten, Bd. 1ff. 1869ff., Neudruck 1959; Tillich, P., Der Protestantismus – Prinzip und Wirklichkeit, 1950; Reingrabner, G., Protestanten in Österreich, 1981; Graf, E., Der Protestantismus, 2000; Böttcher, D., Die Protestation vom 19. April 1529 gemeinrechtlich betrachtet, (in) ZHF 29 (2002), 39ff.; Greschat, M., Protestantismus in Europa, 2005; Steiner, S., Reisen ohne Wiederkehr, 2006; Geheimprotestantismus und evangeliche Kirche in der Habsburger­mo­narchie und im Erzstift Salzburg, hg. v. Leeb, R. u. a., 2009; Schwarz, K., Der österreichische Protestantismus im Spiegel seiner Rechtsgeschichte, 2017; Ziemann, B., Martin Niemöller – Ein Leben in Opposition, 2019

protestare, prōtēstāre, lat., V., öffentlich bezeugen, öffentlich dartun, Frontin. (um 100 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), tēstis

Protestatio facto contraria non valet (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar.) Die in Widerspruch zu einem Handeln stehende Verwahrung gilt nicht.

Lit.: Teichmann, A., Protestatio facto contraria, (in) FS K. Michaelis, 1972, 294; Köhler, H., Kritik der Regel, (in) JZ 1981, 454; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Glosse Protestetur zu Liber sextus 1, 6, 25)

protestieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1448 [DithmUB. 41] in zweiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) widersprechen, einwenden

protocollum, prōtocollum, lat., N., vorgeleimtes Blatt, Novell. Iust. (nach 534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πρωτόκολλον (prōtókollon), vgl. gr. πρῶτος (prōtos), Adj., vorderste, äußerste, erste; idg. *protero-, Adj., vordere, frühere, s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, s. gr. κόλλα (kólla), F., Leim; idg. *kolē̆i̯-?, *koli-, Sb., Leim

Protokoll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1473 [BeitrEssen 20 1900 142] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in einem engeren Sinn ein (als Blatt vorgeleimter) Teil einer Urkunde, in einem weiteren Sinn eine durch Unterschrift oder Genehmigung als richtig anerkannte Niederschrift über Ver­lauf und Ergebnis einer Verhand­lung. S. Google

Lit.: Kaser § 87 II 6; Kroeschell, DRG 2, 3; Protocolle der deutschen Bundesversammlung, 1816-1848, 1851-1866; Protocolle der Commission zur Ausarbeitung eines allgemeinen deutschen Obligationenrechts, Dresden 1866, 1984; Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des Bürgerlichen Gesetzbuchs, bearb. v. Achilles, A. u. a., Bd. 1ff. 1987ff., Neudruck 1984; Frenz, T., Papsturkunden, 1986

Protonotar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1400 [Seeliger, RegisterKönigsh. 261 Anm. 1] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oberster Schreiber

Lit.: Heimpel, H., Die Vener von Gmünd und Strassburg (11162-1447), 1982; Wild, J. u. a., Die Fürstenkanzlei des Mittelalters, 1983; Moser, P., Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Baxern in den Jahren 1330-1347, 1985; Zeillinger, L., Die Anfänge des Protonotariats in der Reichskanzlei unter den Frühstaufern, (in) Römische Historische Mitteilungen 30 (1988) 53ff.

Protonotarius (lat. [M.]. Wort nicht in latein_a_z.docx, aber in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M) ist der oberste Schreiber, der in dem Deutschen Reich bzw. Heiligen römischen Reich seit dem 12. Jahrhundert (1150 Reichskanzlei) erscheint, protonotarius apostolicus einer der sieben seit dem 14. Jahrhundert mit der Ausfertigung von Urkunden des Heiligen Stuhles befassten Notare.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1 2. A. 1912; Bräuer, M., Handbuch der Kardinäle (1846-2012), 2014

Provence (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Provenceöl - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das die älteste römische Provinz in Gallien bildende Gebiet zwischen Mittelmeer, Rhone, Var und Alpen. Die Provence kommt 1032 mit Burgund an das →Deutsche Reich, 1481 bei dem Aussterben der Grafen von Anjou durch Testament an →Frankreich. Sie ist dort ein Gebiet des Schriftrechts (droit écrit, römischen Rechts).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Buchner, R., Die Provence in merowingischer Zeit, 1933; Busquet, R., Histoire de la Provence, 1954, 2. A. 1957, 4. A. 1966, 6. A. 1976; Poly, J., La Provence, 1976; Keck, C., Die Provence in der späten Stauferzeit, 1996; Bertrand, R., La Provence des rois de France, 2012

provincia, prōvincia, lat., F.: nhd. Geschäftskreis, Wirkungskreis, Aufgabe, Auftrag, Amtsgeschäfte, Dienst, Amt, Provinzialverwaltung, Provinz, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *prō̆u̯o-, Präp., vorwärts, vorn, Pokorny 815?; idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch

Provinz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1295 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1362 [FWB. IV 1225] in 38 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem römischen Altertum (227 v. Chr.) ein räumlicher Teil eines Staates oder einer sonstigen Einrichtung (beispielsweise nach römischem Vorbild seit dem 4. Jahrhundert die christliche Kirche und danach auch einzelne Orden). In Rom steht ein Statthalter an der Spitze der 297 n. Chr. mehr als 100 Provinzen (erste provincia Sizilien 241 v. Chr., in Gallien Provence). In dem Frühmittelalter entspricht die Provinz (lat. provincia) wohl öfter dem Siedlungsgebiet eines Volkes. In der Neuzeit teilen verschiedene Staaten ihr Gebiet in Provinzen (Frankreich bis 1789, Preußen 1815).

Lit.: Söllner §§ 12, 14; Holtzmann, R., Französische Verfassungsgeschichte, 1910; Wagner, P., Die geschichtliche Entwicklung der Metropolitangewalt, Diss. phil. Bonn 1917 masch.schr.; Jeserich, K., Die preußischen Provinzen, 1931; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Metz, W., Bemerkungen über Provinz und Gau, ZRG GA 73 (1956), 361; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Die Provinzen des römischen Reiches, hg. v. Bechert, T., 1998; Ribhegge, W., Preußen im Westen, 2008; Link, C., Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017; Wesch-Klein, G., Die Provinzen des Imperium Romanum, 2014

provinzial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1582 [Stallaert III 163] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) eine Provinz betreffend, auch als substrantiviertes Maskulinum verwendet (Vorsteher einer Provinz)

Provinzialedikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem römi­schen Provinzialstatt­halter verkün­dete Edikt. S. Google

Lit.: Hörberg, W., Die römische Provinzialverwaltung auf Sizilien, 1966; Groten, A., Corpus und universitas, 2015

Provinziallandtag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1761 [Cramer, Neb. 24 S. 121, sieben Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist der Landtag einer Pro­vinz beispielsweise in Preußen.

Lit.: Croon, G., Der rheinische Provinziallandtag bis zum Jahre 1874, 1918; Obenaus, H., Anfänge des Parlamentarismus in Preußen bis 1848, 1984; Stephan, J., Der Rheinische Provinziallandtag 1826-1840, 1991; Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999

Provinzialrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1604 [Acta Brandenb. I 74] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das besondere Recht einer Provinz in dem Verhältnis zu dem allgemeinen Recht.

Lit.: Kamptz, v., Die Provinzial- und statutarischen Rechte der preußischen Monarchie, Bd. 1ff. 1804ff.; Scholtz und Hermensdorff, C. v., Das bestehende Provinzialrecht der Kurmark Brandenburg, 1895; Seidl, E., Der Eid im römisch-ägyptischen Provinzialrecht, 1933

Provinzialstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1764 [Kretschmayr-Walter III 206] zwanzig Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine →Provinz betreffende →Stand (Landstand, beispielsweise in Preußen).

Lit.: Stephan, J., Die Entstehung der Provinzial­stände in Preußen 1823, Diss. phil. Berlin 1914; Roebers, R., Die Einrichtung der Provinzialstände in Westfalen, Diss. phil. Münster 1915; Birtsch, G., Gesetzgebung und Reprä­senta­tion, (in) HZ 208 (1969), 265

Provision (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1347 [MWirzib. V 271] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Kirchenrecht seit dem Mittelalter die Übertragung eines freien Kir­chenamts durch die zuständige Stelle an einen geeigneten Menschen, danach auch ein Vermittelungsentgelt.

Lit.: Bauer, H., Päpstliche Provisionen für niedere Pfründen, 1911; Schmidt-Rimpler, W., Geschichte des Kommissionsgeschäfts, 1915; Feine, H., Kirch­liche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Willich, T., Wege zur Pfründe, 2005; Smith, T., The Development of Papal Provisions, (in) Medieval Europe, History Compass 13/3 (2015) 110ff.

provocare, prōvocāre, lat., V., hervorrufen, herausrufen, herrufen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), vocāre

provocatio, prōvocātio, lat., F., Herausforderung, Berufung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōvocāre

provocatio (lat. [F.]) Anrufung der Volksversammlung gegen ein magis­tra­tisches Strafurteil in Rom

Lit.: Köbler, DRG 20; Wagner, D., Die Entwicklung der provocatio in republikanischer Zeit, 1972; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

Prozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1410 [Janssen, RKorr, I 166] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein rechtlich geordneter, von Lage zu Lage sich entwickelnder Vorgang zu der Gewinnung einer (richterlichen) Entscheidung in einem Streit mehrerer Beteiligter über ein behauptetes materielles Rechtsver­hältnis. Das gericht­liche Verfahren entsteht vermutlich aus der rechtlichen Ordnung des außergericht­li­chen Streites wegen der mit der →Selbsthilfe verbundenen schädlichen Folgen ganz allmählich. Bereits das altrömische Recht verlangt dabei, dass in allen nicht ganz eindeutigen Streitfällen eine Überprüfung in einem öffentlichen Verfahren (Erkenntnis­verfahren) stattfindet und dass der verfolgende Zugriff (Vollstreckungsver­fahren) nur in bestimm­ten Formen erfolgt. Kennzeich­nend ist in Rom die wohl der Entlastung der Höchstmagistrate und zugleich der Rechtssicherheit der Betroffenen dienende Zweiteilung des Verfahrens in zwei Abschnitte (lat. in iure, vor Gericht bzw. apud iudicem, vor dem Richter). In Fällen allgemeiner Bedeutung befindet vielleicht anfangs der König, danach ein einzelner Magistrat, gegen deren Entscheidung jeder männliche freie Bürger die Volksversamm­lung anrufen kann (lat. [F.] →provocatio). Später wird das so genannte Legisaktionen­verfahren (→legisactio) zu dem →Formularverfahren und dieses zu dem →Kog­nitionsverfahren. Über Verfahren bei den Germanen berichtet Tacitus (98 n. Chr.) in kurzem Umriss. Das Frühmittelalter überliefert eine Reihe von Berichten über einzelne Verfahren, die das Nebeneinander von die Verhandlung leitenden Richtern und die Entscheidung treffenden Urteilern (Rachinburgen, Schöffen) erkennen lassen. Seit dem 12. Jahrhundert wird in Anknüpfung an das römische Recht Prozessrechtsliteratur sichtbar (lat. ordines iudiciarii, Pilius, Aegidius de Fuscarariis 1266, Guilelmus Duranti, Jo­hannes Andreae um 1346). Mit dem allmählichen Erstarken des Staates wird das Strafrecht erneut ausgebildet und in der Folge der durch die amtliche Untersuchung gekennzeichnete Straf­prozess verselbständigt. Seit dem Spätmittelalter wird der in Oberitalien seit dem 12. und 13. Jahrhundert ausgebildete und durch päpstliche, in dem Liber Extra (1234), in dem zweiten Buch des Liber Sextus (1298) und in den Clementinen (1311-1317) aufgenommene Entscheidungen beeinflusste römisch-kanonische Prozess (→Schrift­lich­keit, tatsächlicher Anwalts­zwang, Artikulierung, →Berufsrichter, →Ap­pella­tion, Reichskammergerichts­pro­zess, Reichs­hofratsprozess, sächsischer Pro­zess) als gemeiner Prozess aufge­nommen. In dem 19. Jahrhundert setzt sich der in Frankreich ausgebildete liberale Prozess durch. Die Zahl der Prozesse wächst mit dem Vermögen der Menschen und der allgemeinen Verrechtlichung des menschlichen Lebens vor allem seit der Aufklärung, doch werden dasneben vielfältige Alternativen versucht.

Lit.: Kaser §§ 80ff.; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 19f. u. ö.; Carpzov, B., Processus iuris in foro Saxonico, 1657; Heimbach, C. Lehrbuch des sächsischen bürgerlichen Prozesses, 1852; Wetzell, G., System des ordentlichen Civilprocesses, 1854, 2. A. 1865. 3. A. 1878; Briegleb, H., Einleitung in die Theorie der summarischen Processe, 1859; Hübner, R., Der Immobiliarprozess der fränkischen Zeit, 1893; Schwartz, J., Vierhundert Jahre deutscher Civilproceß-Gesetzgebung, 1898; Quellen zur Geschichte des römisch-kanonischen Prozesses, hg. v. Wahrmund, L., Bd. 1ff. 1905ff.; Gál, A., Die Prozessbeilegung nach den fränkischen Urkunden des 7.-10. Jahrhunderts, 1910; Jacobi, E., Der Prozess im Decretum Gratiani und bei den ältesten Dekretisten, ZRG KA 3 (1913), 223; Klibansky, E., Gerichtsszene und Prozessform, 1925; Kafka, F., Der Proceß, 1925; Mitteis, H., Politische Prozesse des früheren Mittelalters in Deutschland und Frankreich, 1927 (SB Heidelberg); Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Nörr, K., Die Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Hageneder, O., Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich, 1967; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973; Steins, A., Der ordentliche Zivilprozess nach den Offizialatsstatuten, ZRG KA 59 (1973), 191ff.; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozss in der Praxis geistlicher Gerichte des 13. und 14. Jahrhunderts im deutschen Raum, 1974; Buchda, G., Über die „Vorrede“ im sächsischen Prozess des 15. Jahrhunderts, ZRG GA 91 (1974), 90; Behrends, O., Der Zwölftafelprozess, 1974; Gehrke, H. Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands, 1974; Battenberg, F., Herrschaft und Verfahren. Politische Prozesse im mittelalterlich römisch-deutschen Reich, 1995; Werkmüller, D., „Et ita est altercatio finita“, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 592; Prozessflut?, hg. v. Blankenburg, E., 1989; Macht und Recht, hg. v. Demandt, A., 1990; Große Prozesse, hg. v. Schultz, U., 1996, 2. A. 1997, 3. A. 2001; Große Prozesse der römischen Antike, hg. v. Manthe, U. u. a., 3. A. 2001; Dubischar, R., Prozesse die Geschichte machten, 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Ferrari Zumbini, R., La lotta contro il tempo nel processo altomedievale, 1997; Prozessakten als Quelle, hg. v. Baumann, A., 2001; Zwicky, M., Prozess und Recht im alten Zug, 2002; Prozesspraxis im alten Reich, hg. v. Baumann, A. u. a., 2005; Les procès politiques (14.-17. siècle), hg. v. Bercé, Y., 2007; Schlinker, S., Litis Contestatio, 2008; Within a Reasonable Time – The History of Due and Undue Delay in Civil Litigation, hg. v. Rhee, C. H. van, 2010; Oestmann, P., Geistliche und weltliche Gerichte im alten Reich, 2012; Nörr, K., Romanisch-kanonisches Prozessrecht – Erkenntnisverfahren erster Instanz, 2012; Nörr, K., Ein geschichtlicher Abriss des kontinentaleuropäischen Zivilprozesses, 2015; Oestmann, P., Wege zur Rechtsgeschichte – Gerichtsverfassung und Prozessrecht, 2015; Krey, A., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015; Mit Freundschaft oder mit Recht?, hg. v. Cordes, A., 2015; Werz, K., Der Schauprozess im 20. Jahrhundert in Deutschland, 2016; Ernst, W., Rechtserkenntnis zur Richtermehrheiten, 2016; Süß, T., Partikularer Zivilprozess und territoriale Gerichtsverfassung, 2017; Seul, J.; Die Akte Rudolf Lebius, 2019; Unverfehrt, V., Die sächsische Läuterung – Entstehung, Wandel und Werdegang bis ins 17. Jahrhundert, 2019

Prozessbürgschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bürgschaft in einem Prozess

Lit.: Häsemeyer, L., Zur Unterscheidung zwischen materiellrechtlichem und formellrechtlichem Schuldnerschutz bei Abtretung und Prozessbürgschaft, 2009

Prozessbuße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist nach Gunter Wesener die Buße einer Partei, eines Richters, Urteilers, Zeugen oder Schelters bei Verletzung einer Regel in dem →Prozess. Folgen von Verfahrensverletzungen finden sich sachlich für unterschiedliche Gegebenheiten in verschiedenen Zeiträumen. Eine einheitliche Prozessbuße fehlt demgegenüber.

Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Civilprocesses, 1854, 2. A. 1865. 3. A. 1878; Sohm, R., Der Prozess der Lex Salica, 1867, Neudruck 1971; Bethmann Hollweg, M. v., Der Zivilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 5 1873, 176; Lampe, W., Die dilatura im germanischen Recht, Diss. jur. Göttingen 1921 masch.schr.; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 435; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess am Ende des alten Reiches, Diss. jur. Münster 1966; Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, hg. v. Laufs, A., 1976; Wesener, G., Römisch-kanonisches Prozessrecht, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 360

Prozessdrama (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein in die Form eines Dramas gebrachter Prozess, wofür beispielsweise Kleists Theaterstück Der zerbrochene Krug aus dem Jahre 1808 oder Büchners Dantons Tod von 1835 oder Bertold Brechts Der kauskasische Kreidekreis von 1944/1945 genannt werden. Grundsätzlich kann jedes Theaterstück Rechtserkenntnisquelle für Prozessrecht sein.

prozessfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zu Prozesshandlungen fähig

Prozessfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Fähigkeit Prozesshandlungen selbst oder durch einen Prozessbevollmächtigten wirksam vorzu­neh­men oder entgegenzunehmen. Sie wird erst in dem 19. Jahrhundert von der Parteifähigkeit und der Postulationsfähigkeit getrennt. In dem älteren Recht ist sie sachlich entsprechend der Geschäfts­fähigkeit ständisch geprägt und in dem Einzelnen örtlich und zeitlich verschieden gestaltet. S. Google

Lit.: Kaser § 82 II 3e; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 167; Reich, W., Partei- und Prozessfähigkeit und die Folgen ihres Mangels, 1941; Etzbach, E., Die Stellung der Parteien im Prozess, Diss. jur. Köln 1973; Bork, R., Die Prozessfähigkeit nach neuem Recht, 1991; Oda, T., Die Prozwessfähigkeit als Voraussetzung und Gegenstand des Verfahrens, 1997

Prozessformel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem altrömischen Recht die zu jeder →Legisaktion gehöri­ge, genau vorgeschriebene Spruchformel. Sie be­steht nach ihrer Vermehrung in dem Formularprozess aus (lat. [F.]) praescriptio, intentio und condemnatio. Auch das eng­lische Prozessrecht kennt seit dem Hoch­mittelalter eine beschränkte Zahl von For­mularen des →writ.

Lit.: Kaser § 83; Köbler, DRG 19, 33; Wlassak, M., Die klssische Prozessformel, 1924; Paulus, C., Intentio. 1998 (Das Klagebegehren, legt innerhalb der den römischen Formularprozess kennzeichnenden Prozessformel den [gegebenenfalls zu beweisenden] Streitgegenstand fest, 1998; Nörr, D., PSI VII 743 fr. e – Fragment einer römischen Prozessformel?, 2000

Prozessgefahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Hochmittelalter die Gefahr (mhd. vare), (den →Prozess durch bloßes Versprechen bei dem Vortrag vor Gericht zu verlieren oder) an den Richter ein Gewette zahlen zu müssen. Ihre Herkunft ist unklar (germanisch?, gelehrt). Sie entspricht eher nicht einfachen bäuerlichen Verhältnissen des Frühmittelalters – in dessen beachtlich vielen Gerichtsurkunden sie auch nirgends sichtbar wird -, sondern eher gelehrten Spitzfindigkeiten späterer, geschäftlich ausgerichteter Zeiten und Verhältnisse. Zu ihrer Umgehung bedient man sich schon ab dem ersten Auftreten des →Fürsprechers als eines Vertreters in dem Wort, dessen Vortrag die Partei besonders genehmigen muss, so dass ein Versprechen des Fürsprechers der Partei ohne ihre nachträgliche Genehmigung nicht schadet. Sichtbar wird diese Prozessgefahr vor allem in Stadtrechten (beispielsweise in Lübeck 1163, Magdeburg 1188, Hamburg 1189, Stade 1209, Goslar 1219), die ihren Ausschluss als Privilegierung erwähnen, ohne dass für ihre vorherige Beachtung Zeugnisse gesichert sind. Nach neuerer An­sicht ist in dem sächsisch-magdeburgischen Recht allen­falls das Beweisrecht von Form­strenge geprägt, wobei Formverstöße oft ausge­glichen werden können, so dass sich aus den Quellen nicht belegen lässt, dass in Sachsen vor Gericht die buchstäbliche Aus­legung gespro­chenen Wortes ein Grund­satz des Prozessrechts war.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 116; Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, 1866; Meyer, T., Gefahr vor Gericht, 2009

Prozessgewere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google – selten - belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Klagengewere

Lit.: Ebeling, K., Die Klagengewere, Diss. jur. Frankfurt am Main 1958

Prozesshandlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1690 [Tirol/ÖW. XVII 324] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die prozessge­staltende Beteiligung der Partei und der Streitgehilfen bzw. ihrer Vertreter an ei­nem →Prozess (beispielsweise Klage). Als allgemeiner Begriff wird die Prozesshandlung sachlich von Daniel →Nettelbladt (1719-1791) erkannt.

Lit.: Köbler, DRG 156; Baumgärtel, G., Wesen und Begriff der Prozesshandlung einer Partei im Zivilprozess, 1957; Grunst, B., Prozess­hand­lungen im Strafprozess, 2002

Prozesskosten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1704 [StaatsbMag. VIII 373 und 375, 88 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) sind die bei einem →Prozess entstehenden Kosten. Sie trägt bereits in dem spätantiken römischen Recht die unter­liegende Partei. Seit dem Spätmittel­alter lösen die dem Staat zustehenden Prozesskosten die vorher dem Richter unmittelbar anfallenden Ansprüche ab. Dabei wird der Grundsatz, dass der Unterliegende die Kosten zu tragen habe, durch zahlreiche Ausnahmen durchbrochen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts werden diese Ausnahmen zurückgedrängt. →Prozesskostenhilfe

Lit.: Kaser § 87 I 8; Köbler, DRG 56; Weber, A., Über die Prozesskosten, 1788, 2. A. 1790, 4. A. 1798, 5. A. 1811; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911, Neudruck 1965, 333; Sellert, W., Die Akzessorietät von Kostentragung und Prozesserfolg, (in) FS A. Erler, 1976, 509

Prozesskostenhilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Mittellateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der Bundesrepublik Deutschland 1980 das ältere →Armenrecht ablösende finanzielle Unterstützung einer Partei, die nach ihren persönlichen und wirtschaft­lichen Verhältnissen die Kosten der Führung eines Prozesses nicht, nur in Teilen oder nur in Raten aufbringen kann.

Lit.: Köbler, DRG 263; Birkl, N., Prozesskosten- und Beratungshilfe, 1980, 2. A. 1981

Prozessleitung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [SammlBadStbl. I 1215] vier Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Einleitung, Durchführung und Beendigung eines Prozesses, deren Gestaltung auch von dem Verhalten der Parteien abhängig ist. S. Google

Lit.: Levin, L., Richterliche Prozessleitung und Sitzungspolizei in Theorie und Praxis, 1913

Prozessmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der leitende Grundsatz des Verfahrensrechts (beispielsweise Mündlichkeit/­Schriftlichkeit, Öffentlichkeit/Heimlich­keit, Par­teibetrieb/Amtsbetrieb, Verhand­lungs­grund­satz, Untersuchungsgrundsatz, In­strukti­onsmaxime, Eventualmaxime, Un­mit­telbar­keit, Konzentrationsmaxime). Sachlich entwickeln sich allmählich Prozessmaximen seit der Entstehung des Prozesses in unterschiedlicher Gestalt. Be­wusst formu­liert werden die Prozessma­xi­men erst in dem 19. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Gönner, N., Handbuch des deutschen gemeinen Prozesses, 1801; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Jauernig, O., Verhandlungs­maxime, Inquisitionsmaxime und Streit­gegenstand, 1967; Schlosser, H., Spätmit­telal­terlicher Zivilprozess, 1971, 332; Caenegem, R., History of European Civil Procedure, 1973; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozess­maxi­men, 1975; Tag, B., Die Öffentlichkeit der Hauptverhandlung - eine Prozessmaxime im Wandel der Zeit, 1999

Prozessordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1686 [MagdebPolO. II 1] – in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gesetzliche Ord­nung des →Prozesses vor allem auf der Grundlage des seit dem 12. Jahrhundert erscheinenden Schrift­tums. →Zivilprozessordnung, Strafpro­zess­ordnung →Gerichtsordnung

Lit.: Marquordt, G., Vier rheinische Prozessord­nun­gen, 1938

Prozesspartei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Partei in dem →Pro­zess.

Lit.: Kaser § 82; Söllner § 9; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 167; Köbler, G., Klage, klagen, Kläger, ZRG GA 92 (1975), 1; Baumann, A., Die Gesellschaft der frühen Neuzeit im Spiegel der Reichskammergerichtsprozesse, 2001

Prozessrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1811 [MagKrimRWestg. 3 1811 505] elf Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für den →Prozess geltende Recht. Es ist in der älteren Zeit vielfach Gewohnheitsrecht, seit dem Spät­mittelalter zunehmend gesetztes Recht. Nach M. Schmoeckel entsteht das römisch-kanonische Prozessrecht in dem 9. Jahrhundert gelegentlich des Ehestreits Lothars II. In dem 19. Jahrhundert werden Prozessrecht und materielles Recht stärker getrennt. S. Google

Lit.: Söllner §§ 8, 9, 16; Kroeschell, DRG 2; Neuner, R., Privatrecht und Prozessrecht, 1925; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechts­pflege, 1953; Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Ver­hält­nisses von materiellem Recht und Prozessrecht, 1965; Kaser, M., Das römische Zivil­pro­zess­recht, 1966; Endres, P., Die französische Prozessrechtslehre, 1985; Wolf, K., Privatrecht, Prozessrecht und Notariat, Diss. jur. Gießen 1988; Aspecten van het Middeleeuwse Ro­meinse Recht, hg. v. Waelkens, L., 2008, 109ff.; Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 4 Prozessrecht, hg. v. Mausen, Y., 2014

Prozessicherheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Mittelalter die Sicherheit für ein Erscheinen einer Partei bei Gericht.

Lit.: Schlayer, G., Die Lehre von den Cautionen des gemeinen deutschen Civilprozesses, (in) Zeitschrift für Civilrecht und Prozess N. F. 9 (1851), 1ff.; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG 82 (1965), 140ff.

Prozessverschleppung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gewollte Ver­zögerung eines Rechtsstreits durch verspätetes Vorbringen von Behauptungen und Beweismitteln. Sie ist bereits für den spätantiken römischen Prozess ein Pro­blem. Dieses wird auch in dem mittel­alterlichen gelehrten Prozessrecht erkannt. Die in dem 16./17. Jahrhundert zwecks Abhilfe eingeführte →Eventualmaxime erreicht ihren Zweck ebensowenig wie preußische Beschleu­nigungsmaßnahmen von 1781 und 1793. Auch die deutsche Zivilprozessordnung von 1877/1879 löst die Frage nicht erfolg­reich.

Lit.: Söllner § 8; Kroeschell, DRG 2; Peters, W., Prozessverschleppung, Prozessumbildung und die Lehren der Geschichte, 1904, Neudruck 1970; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 413, 496; Schubert, W., Das Streben nach Prozessbeschleunigung, ZRG GA 85 (1968), 127; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozess­ma­ximen, 1975; Römbke, U., Der Ablehnungsgrund wegen Prozessverschleppung, 1995; Köster, A., Die Beschleunigung der Zivilprozesse, 1995; Hirsch, J., Der zum Zwecke der Prozessverschleppung gestellte Beweisantrag, 1996; Hartmann-Polomski, C., Die Regelung der gerichtsinternen Organisation, 2001; Fuchs, C., Die Sollicitatur am Reichskammergericht, 2002; Willmann, P., Die Konzentrationsmaxime, 2004; Nörr, K., Romanisch-kanonisches Pro­zessrecht - Erkenntnisverfahren erster Instanz in civilibus, 2012

Prozessvertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1807 [SammlBadStBl. I 994] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vertretung des Klägers oder des Beklagten in dem →Prozess. Sie ist in dem römischen Recht zulässig, doch wirkt der in dem Namen eines anderen geführte Prozess nicht ohne weiteres für und gegen den Vertretenen, so dass die von dem (lat. [M.]) cognitor oder procurator erzielten Wirkungen besonders auf den Vertretenen übergeleitet werden müssen. In dem Mittelalter wird zu der Vermeidung der so genannten →Prozessgefahr wohl ein →Fürsprecher und allmählich auch ein Vertreter in der Sache zugelassen (Kö­nigsgericht, Stadtrechte 13. Jahrhundert, Kammer­gerichtsordnung 1471). Seit der Wiederent­deckung des römischen Rechtes zieht dabei der gelehrte Jurist als →Advokat oder →Prokurator die Prozessverrtretung mehr und mehr an sich.

Lit.: Kaser § 82 IV; Köbler, DRG 116; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1989, Neudruck 1973; Fritze, U., Prozessvertretung des Fiskus in Preußen und im Reich, 1910; Dorfner, T., Mittler zwischen Haupt und Gliederrn – Die Reichshofratsagenten, 2015; Krey, K., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015

Prozessvollmacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die beispielsweise für das Reichskammergericht und den Reichshofrat belegte Vollmacht für die Führung eines Prozesses eines anderen.

Lit.: Brauer, M., Prozessvollmacht und Vollmacht zu Rechtsgeschäften, 1905; Rockstroh, F., Die Prozessvollmacht und ihr Verhältni zur Vollacht des Bürgerlichen Rechts, 1910; Oestmann, Zur Gerichtspraxis im 19. Jahrhundert, 2019

prüfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120? [Millstätter Genesis] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1230 [HeinrTürlinCrone V. 1193] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) untersuchen

Prüfung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1230 [Diu Crone von Heinrich von dem Türlin] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab Ende 13. Jahrhundert [LübMndStR. Art. 170] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb prüfen um 1120?) Überprüfung, Untersuchung Examen

Lit.: Niehues, N., Schul- und Prüfungsrecht, 1976; Hornauer, A., Das Reichsgericht zur Frage des richterlichen Prüfungsrechts (1919-1933), 2009; Niehues, N. u. a., Prüfungsrecht, 6. A. 2014; Würfel, M., Das Reichsjustizprüfungsamt, 2019

Prügel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1250 [das buoch von dem übeln wibe] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [Summa legum 630] bzw. 1436/1516 [Klagspiegel Brant Bl. 12] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Stock, Knüppel, Schlag

Lit.: Joel, A., Prügel – eine ganz gewöhnliche Geschichte häuslicher Gewalt, 2020

prügeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1534 [Franck, Weltbuch 102v] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schlagen

Prügelstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv um 1725 [Pischel, VerwWeimar I 274] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit einem Prügel voll­zo­gene Leibesstrafe oder auch sonstige gewaltsame, auf Verhaltensänderung gerichtete Handlung eines Menschen gegen einen anderen Menschen. Sie ist anscheinend in älterer Zeit eine auf Unfreie und später auch niedrige Freie beschränkte Maß­nahme. Seit dem Hochmittelalter wird sie auch allgemeiner an Freien vollzogen. In dem 19. Jahrhundert wird die Prügelstrafe beseitigt (Nassau 1809, Ba­den 1831, Braunschweig 1837, Darm­stadt 1841, Preußen 1848, Österreich 1848 [bis 1852] bzw. 1867, Bayern 1861, Mecklenburg 1871). Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird auch das daneben tatsächlich enwickelte Prügeln von Kindern durch Lehrer und Eltern verboten. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 983; Krauße, H., Die Prügelstrafe, 1899; Quanter, R., Die Leibes- und Lebensstrafen, 1901, 2. A. 1906, Neudruck 1970, 329; Wolffheim, N., Zur Geschichte der Prügelstrafe in Schule und Haus, 1906; Kiefer, O., Die Prügelstrafe in der Erziehung, 1908; Feder, F., Die Prügelstrafe, 1911; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920; Petri, H., Gewalt in der Erziehung - Plädoyer zur Abschaffung der Prügelstrafe, 1975; Malfér, S., Die Ab­schaffung der Prügelstrafe, ZRG GA 102 (1985), 206; Gebhardt, J., Prügelstrafe und Züchti­gungs­recht im antiken Rom und in der Gegenwart, 1994; Göbel, A., Vom elterlichen Züchtigungsrecht zum Gewaltverbot, 2005; Böhm-Udelhoven., M., Die Prügelstrafe in den deutschen Kolonien Afrikas, 2011; Heinze, C., Körperstrafen als Erziehungsmittel?, 2013

Ptolemäus (Ptolemaios), Klaudios (um 100-170 n. Chr.), s. Google

Lit.: Klaudios Ptolemaios, Handbuch der Geo­graphie, hg. v. Stückelberger, A. u. a., 2006 (6345 Örtlichkeiten, 1404 Völker- und Landschaftsnamen, 200 großflächige Bereichs­bezeichnungen, 93 Angaben aus Germania), Ergän­zungsband 2009; Kleineberg, A. u. a., Germania und die Insel Thule, 2010, 2. A. 2011; Kleineberg, A. u. a., Europa in der Geographie des Ptolemaios, 2012

Przemyslide (Přemyslide) ist der Angehörige eines sich auf einen Przemysl bzw. Přemysl (den Pflüger) zurück­füh­renden, vor 890 sichtbaren Geschlechts, das die Herrschaft in →Böhmen erlangt, aber 1306 erlischt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wegener, W., Die Přemysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Zemlicka, J., Přemysl Otakar I., 1990

pseudo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google in verschiedenen Zusammensetzungen belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, Adj. als Präfix verwendet) unecht, falsch, vorgetäuscht

pseudoisidorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Pseudoisidor betreffend

Pseudoisidorische Fälschungen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) (eines sich Isidor Mercator nennenden Verfassers) sind mehrere fälschende Sammlungen kirchen­rechtlicher Bestimmungen der Mitte des 9. Jahrhunderts mit rund 10000 Einzelteilen (unter Verwendung etwa der Historia tripartita des Epiphanius-Cassiodor der einstmals Corbier Handschrift Sankt Petersburg, Russische Nationalbibliothek Lat. F. v. I. 11 oder der Konzilsakten von Chalkedon in der Version des Rusticus der einstmals Corbier Handschrift Paris, Bibliothèque Nationale Lat. 11611). Vermutlich werden die pseudo­isidorischen Fälschungen (auf dem po­litischen Hintergrund des Streites um die Einheit des Karolingerreichs zwischen 829 und 835 unter dem kaiserfeindliche Bischöfe maßregelnden Kaiser Ludwig dem Frommen) in dem westfränkischen Gebiet zwischen 833 oder 847 und 852 von mehreren Verfassern vielleicht auch an verschiedenen Orten (vor allem unter Abt Paschasius Ratbertus [?] von Corbie an der Somme = Pseudo­isidor?) des Erzbistums Reims hergestellt. Die wichtisten Bestandteile sind eine die echte westgotische Kanonessammlung (lat.) Collechtio (F.) Hispana um etwa 90 falsche angebliche Erlasse der frühesten Päpste vermehrende (lat.) Collectio (F.) Hispana und eine verfälschende Kapitulariensammlung eines unbekannten Benedictus Levita, zu denen kürzere Stücke wie die (lat.) Capitula (N.Pl.) Angilsramni kommen. Der Gesamt­nach­weis der die Stellung des Papstes bewusst stärkenden, aber erst in dem 11. Jh. allgemeiner wirkenden Fälschungen gelingt erst der neuzeit­lichen Wissenschaft (u. a. David Blondel, 17. Jh.), ohne dass bereits vollständige Klarheit über die Einzelheiten der Vorgänge geschaffen werden konnte. S. Google

Lit.: Blondel, D., Pseudo-Isidorus et Turrianus vapulentes, 1628; Wasserschleben, H., Beiträge zur Geschichte der falschen Dekretalen, 1844; Fuhrmann, H., Einfluss und Verbreitung der pseudoisidorischen Fälschungen, Bd. 1ff. 1972ff.; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 2 1988, 111; Zechiel-Eckes, K., Fälschung hinter Klostermauern, 2001 (Konstanzer Arbeitskreis); Fortschritt durch Fälschungen?, hg. v. Hartmann, W. u. a. 2002; Schon, K., Unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudoisidors, 2006; Schon, K., Die Capitula Angilramni – Eine prozessrechtliche Fälschung Pseudoisidors, 2006; Knibbs, E., The Interpolated Hispana and the Origins of Pseudo-Isidore, (in) ZRG KA 99 (2013) 1 (Cod. Vaticanus latinus 630); Harder, C., Pseudoisidor und das Papsttum, 2014; Fälschung als Mittel der Politik?, hg. v. Ubl, K. u. a., 2015; Patzold, S., Gefälschtes Recht aus dem Frühmittelalter, 2015; Knibbs, E., Ebo of Reims, Ps.-Isidore, (in) Speculum 92 (2017), 144ff.

Pseudonym (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wört4erbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft teilweise unklar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein neben einem bestehenden (bürgerlichen) Namen zusätzlich angenommener Name beispielsweise eines Schriftstellers. S. Google

Lit.: Rudolph, H., Das Pseudonym im literarischen und künstlerischen Urheberrecht, 1952

Psyche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Hauch, Atem, Seele, Seelenleben

Psychiater (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Nervenarzt, Facharzt für seelische Störungen

Psychiatrie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Griechischen des Altertums gebildet in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Seelenheilkunde (Johann Christian Reil, Halle 1808)

Lit.: Faulstich, H., Zwischen Staatsanstalt und Lokalversorgung, 2007; Brink, C., Grenzen der Anstalt, 2010; Psychiatrie im ersten Weltkrieg, hg. v. Becker, T. u. a., 2018; Müller, M., Zwischen „Wahn“ und „Wirklichkeit“ – Teufel, Gott und Magnetismus in der Psychatrie Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum zweiten Weltkrieg, 2019

psychisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertumsgebildet und über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Psyche betreffend, seelisch

Psychologe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Seelenkundler

Psychologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Seelenkunde

Lit.: Psychologie als Argument in der juristischen Literatur des Kaiserreichs, hg. v. Schmoeckel, M., 2009; Benecke, L., Auf dünnem Eis – Die Psychologie des Bösen, 2013; Tändler, M., Das therapeutische Jahrzehnt, 2016; Stuckrad, K. v., Die Seele im 20. Jahrhundert, 2019

Ptolemäer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist der Angehörige der nach Ptolemaios I. (304 v. Chr.-282 v. Chr.), einem Sohn eines Generals Alexanders des Großen benannten, Ägypten, Syrien, Zypern und den Raum der Ägäis teilweise von 332 v. Chr.-30. v. Chr. (Kleopatra VII. Philopator) beherrschenden, Ägypten nach einer Niederlage des Marcus Antonius gegen Augustus an Rom verlierenden und mit Kleopatra aussterbenden Familie. S. Google

Lit.: Peiffer, S., Die Ptolemäer – Im Reich der Kleopatra, 2017; Lorber, C., Coins of the Ptolemaic Empire, Teil 1 2018

publicanus, pūblicānus (2), lat., M., Steuerpächter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pūblicus (1)

Publicanus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) ist in dem klassischen römischen Recht der wohl seit dem 4. vorchristlichen Jahrhundert zu der Verwirklichung eines Systems indi­rekter Finanzverwaltung tätige, in dem Prinzipat seit Augustus allmählich durch öffentliche Verwaltung er­setzte Steuerpächter. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 18; Köbler, DRG 32; Badian, E., Publicans and sinners, 1972; Badian, E., Zöllner und Sünder, 1997; Esselborn, S., Die römischen Publicani in Asia zur Zeit der Republik, 2007; Mooren, P., Die „publicani“ in der römischen Republik, 2020

publicare, pūblicāre, lat., V.,  zum Staatseigentum machen, einziehen, konfiszieren, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pūblicus (1)

publicatio, pūblicātio, lat., F., Einziehung in die Staatskasse, Konfiskation, Veröffentlichung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. pūblicāre, pūblicus (1)

publicum ius (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →ius publicum, Recht, öffentliches Recht

publicus, pūblicus (1), poblicus, poplicus, lat., Adj., zum Volk gehörig, öffentlich, zum Staat gehörig, öffetlich, allgemein, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. populus

publik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1480? [BelgMus. 8 1844 68] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) öffentlich, allgemein

Publikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1523 [Amsterdam /NlWB. XII 2 Sp. 4694) in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Veröffentlichung (von Gesetzen), bis in das 19. Jahrhundert materielle Publikation beispielsweise durch Verlesen, danach formelle Publikation in dem Ge­setz­blatt (beispielsweise in Österreich das ab 1. 10. 1849 erscheinende Allgemeine Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kai­ser­tum Österreich, 1870 Reichsgesetzblatt, 1920 Bundesgesetzblatt, 1938 Reichsge­setzblatt, 1945 Staatsgesetzblatt, Bun­des­ge­setzblatt, seit 2004 authentische Fas­sung in dem Internet, s. Google)

Lit.: Liebenow, W., Die Promulgation, Diss. jur. Greifswald 1901; Englisch, P., Die Publikation der Gesetze und Verordnungen, Diss. jur. Breslau, 1912; Hubrich, E., Die Entwicklung der Gesetzes­publikation in Preußen, 1918; Wolf, A., Gesetz­gebung und Stadtverfassung, 1968; Holzborn, T., Die Geschichte der Gesetzespublikation, 2003; Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004; Schennach, M., Zuschreiben von Bedeutung, ZRG GA 125 (2008), 133; Simon, T., Vom „materiellen“ zum „formellen“ Publikationsprinzip, (in) ZNR 30 (2008), 201ff.

Publikum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1383 [BadenArgUrk. I 134] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie an dem Anfang des 18. Jahrhunderts.aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Öffentlichkeit, Allgemeinheit, Gesamtheit von umgebenden Menschen

Lit.: Kindermann, H., Das Theaterpublikum der Antike, 1979; Das Publi­kum politischer Theorie, hg. v. Miethke, J., 1992; Dussel, K., Hörfunk in Deutschland – Politik, Programm, Publikum (1923-1960), 2002

publizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Sint-Truyen 8] in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) veröffentlichen, verallgemeinern

Publizist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1753 [Oberländer 580] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [und das erschließbare Germanische] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Schriftsteller

Publizistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Publizist 17. Jahrhundert) Veröffentlichungskunde, Gesamtheit der Veröffentlichungen, Staats­rechtslehre

Lit.: Mirbt, C., Die Publizistik im Zeitalter Gregors VII., 1965; Wende, P., Die geistlichen Staaten, 1966; Abel, K., Presselenkung im NS-Staat, 1968; Darmstadt, R., Der deutsche Bund in der zeitgenössischen Publizistik, 1971; Roeck, B., Reichs­system und Reichsherkommen, 1984

Publizität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1790 [NrhAnn. 151/152 1952 324] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Offenkundigkeit bzw. die mit einer jedermann erkennbaren Ein­tragung in ein öffentliches Register verbundene Rechts­wirkung. Das Prinzip der Publizität findet sich in verschiedener Gestalt in fast allen Zeiten. Seine Zurückdrängung in der frühen Neuzeit wird in dem 19. Jahrhundert wieder beseitigt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 18 I 3°, 22 II 2b, 24 II 1, 32 II 4c, 76 II 2; Hübner 15f., 147; Ramella, A., La publicità nel diritto moderno, 1901; Meyer, H., Das Publizitätsprinzip, 1909; Keim, O., Das sog. Publizitätsprinzip, 1930; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Schelsky, H., Politik und Publizität, 1983; Noack, U., Unternehmenspublizität, 2002

Puchta, Georg Friedrich (Cadolzburg 31. 8. 1798-Berlin 8. 1. 1846), Justiz­amt­mannssohn, wird nach der Schule in Nürnberg [Hegel] und dem Rechtsstudium in Erlangen 1823 außerordentlicher Pro­fessor in Erlangen (, wo er 1827 eine Neuausrichtung seines Forschungspro­gramms von der römischen Rechts­geschichte zu der Praxis des zeitgenös­sischen rö­mi­schen Rechtes ankündigt), 1828 ordentlicher Professor in München, 1835 in Marburg, 1837 in Leipzig und 1842 als Nachfolger Savignys in Berlin. Nach dem in langen Gedankenketten durchkon­struierten, philosophisch und politisch klar durch­dachten, wesentlich auf Schel­ling gründenden und deshalb bald nicht mehr verstandenen Gesamtkonzept Puchtas ist der von den →Juristen geprägte →Volksgeist die Quelle des zugleich geschichtlichen und vernünftigen Rechtes. Da das Recht vernünftig ist, bildet es ein System. In Erkenntnis dieses Systems fördert die Wissenschaft durch Deduktion neu entstehende Rechtssätze zutage (→Begriffsjurisprudenz). In seinen Lehr­bü­chern stellt Puchta allerdings eigentlich nur das geltende Recht systematisch dar. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird seine zeitgebundene, Außer­juristisches ausschließende Betrachtungsweise zuneh­mend abgelehnt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 185, 186, 188; Puchta, G., Das Gewohnheitsrecht, Bd. 1f. 1828ff.; Puchta, G., Lehrbuch der Pandekten, 1838; Puchta, G., Cursus der Institutionen, Bd. 1f. 1841f., 10. A. 1893ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Bohnert, J., Über die Rechtslehre Georg Friedrich Puchtas, 1975; Bohnert, J., Bei­träge zu einer Biographie Georg Friedrich Puchtas, ZRG 96 (1979), 229; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtions­automat?, 1986, 198; Landau, P., Puchta und Aristoteles, ZRG RA 109 (1992), 1; Hannes, F., Puchta als Kirchenrechtler, Diss. jur. Bonn 1995; Haferkamp, H., Georg Friedrich Puchta und die „Begriffsjurisprudenz“, 2004; Henkel, T., Begriffsjurisprudenz und Billigkeit – zum Rechtsformalismus der Pandektistik nach G. F. Puchta, 2004; Georg Friedrich Puchta Briefe an Gustav Hugo, hg. v. Jakobs, H., 2009; Mecke, C., Begriff und System des Rechts bei Georg Friedrich Puchta, 2009

puer, pover, lat., M., Kind, Knabe, junger Mensch, Unmündiger, in dem Mittelalter auch Knecht, Lex reg., Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pōu-, *pəu-, *pū̆-, Adj., Sb., klein, gering, wenig, Junges

Lit.: Sprigade, K., Die Einweisung ins Kloster und in den geistlichen Stand als politishe Maßnahme im frühen Mittelalter, 1962; Grahn-Hock, H., Die fränkische Oberschicht im 6. Jahrhundert, 1976; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Ständeund Gruppen in den Leges barbarorum, 1991

Pufendorf, Friedrich Esajas von (Bückeburg 12. 9. 1707-Celle 25. 8. 1785), Oberappella­tionsgerichtsratssohn und Groß­neffe Samuel von Pufendorfs, wird nach dem Rechtsstudium in Halle (Böhmer, Thomasius, Wolff) Advokat in Celle und 1739 Richter. Neben Anderem verfasst er (bis 1772?) einen Entwurf eines Landrechts von →Hannover, der (2007) in dem Obergut Lenthe in einem Manuskript (von 1769) mit 42 Titeln und in der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen in einem etwas jüngeren Manuskript mit 128 Titeln und 1570 Paragraphen überliefert ist.

Lit.: Pufendorf, Friedrich Esajas, Entwurf eines hannoverschen Landrechts, hg. v. Ebel, W., 1970 (128 Titel); http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­Pufen­dorfFriedrichEsajasEntwurfeineshannoverschenLandrechts1772-erweiterteFassung.pdf; Auffenberg, U., Fried­rich Esaias von Pufendorfs Entwurf eines hannoverschen Gesetzbuches mit Edition, Diss. jur. Frankfurt am Main 2007 (58 bzw. 42 Titel); Siepe, S., Das Diebstahlsdelikt im Codex Georgianus, 2014

Pufendorf, Samuel von (Dorfchemnitz bei Sayda bzw. Zwörnitz in dem Erzgebirgskreis 8. 1. 1632-Berlin 26. 10. 1694), Pfarrerssohn, wird nach der Kindheit in Flöha und der Fürstenschule in Grimma sowie ab 1650 einem mehrseitigen Studium in Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig und 1656 Jena (Erhard Weigel) 1658 Magister artium und Hauslehrer bei dem Gesandten Schwedens in Kopenhagen, 1661 Professor des Naturrechts und Völkerrechts der philo­sophischen Fakultät in Heidelberg, 1670 auf Betreiben des schwedischen Königs Karl XI. von Pfalz-Zweibrücken-Kleeburg (1655-1697) Professor in Lund, dann Hofgeschichts­schreiber in Stockholm und 1688 in Berlin. 1667 veröffentlicht er unter dem Namen (Pseudonym eines Edelmanns auf Kavalierstour aus Italien) Severinus de Monzambano das kritische Werk (lat.) De statu imperii Germanici (Von dem Zustand des deutschen Reiches), 1672 De iure naturae et gentium libri octo (Von dem Naturrecht und Völkerrecht acht Bücher) und in kürzerer Fassung 1673 De officio hominis et civis (Von der Pflicht des Menschen und Bürgers mit drei Arten der Pflichten des Menschen gegenüber Gott, gegenüber sich selbst und gegenüber dem Mitmenschen). Dabei verwertet er die neuen naturwis­senschaftlichen Erkenntnisse umfassend und bildet in geometrischer Art für das private Recht ein Gesamtsystem von Vernunftsätzen, die dem vernünftigen Einzelnen einleuchten müssen (Naturrecht als Pflichtenlehre). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 144, 146, 147, 148, 159, 165, 166, 206; Severinus de Monzambano (Samuel von Pufendorf), De statu imperii Germanici, 1667, hg. v. Salomon, F., 1910; Wolf, E., Grotius, Pufendorf, Thomasius, 1927; Platz, J., Das Sachenrecht Pufendorfs, Diss. jur. Kiel 1961; Wieacker, F., Privat­rechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 306; Denzer, H., Moralphilosophie und Naturrecht bei Samuel von Pufendorf, 1972; Palladini, F., Discussioni seicentesche su Samuel Pufendorf, 1978; Randelzhofer, A., Die Pflich­tenlehre bei Samuel von Pufendorf, 1983; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1 1988, 232, 282; Döring, D., Pufendorf-Studien, 1992; Über die Pflicht des Menschen und des Bürgers, hg. v. Luig, K., 1994; Behme, T., Samuel von Pufendorf – Naturrecht und Staat, 1995; Samuel Pufendorf und die Früh­aufklärung, hg. v. Palladini, F. u. a., 1996; Samuel Pufendorf, Gesammelte Werke, hg. v. Schmidt-Biggemann, W., Bd. 1ff 1996ff.; Samuel Pufendorf und seine Wirkungen, hg. v. Geyer, B. u. a., 1997; Palladini, F., La Biblioteca di Samuel Pufendorf, 1999; Müller S., Gibt es Menschen­rechte bei Samuel Pufendorf? 2000; Haas, J., Die Reichs­theorie in Pufendorfs Severinus de Monzambano, 2006; Späthumanismus und refor­mier­te Kon­fession, hg. v. Strohm, C. u. a., 2006, 293; Naturrecht und Staatstheorie bei Samuel Pu­fen­dorf, hg. v. Hüning, D., 2009; Samuel Pufendorf in der Welt des 17. Jahrhunderts, hg. v. Döring, D., 2012; Krawczuk, W., Samuel Pufendorf and some stories of the Northern War 1655-1660, 2014

Pulltag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [Mesnil, StArnual 329] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Zinshühnertag

Lit.: Loch, A., Der Pulltag, ZRG GA 48 (1928), 448

Punitur ne peccetur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Bestraft wird, damit kein Unrecht geschieht.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Punitur quia peccatum est (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Bestraft wird, weil Unrecht begangen wurde.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Punktation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1445 [Einbeck Harland I 366] in 10 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie Wort aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Emser Punktation

punktieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1479 [C. W. Wippermann, UB. des Stifts Obernkirchen … Rinteln 1855 300] und 1688 [OÖsterr./ÖW. XII 90] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tüpfeln, festlegen, bestrafen

pupillar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. als Präfix verwendet) pupillus (lat. [M.]) Mündel betreffend

Pupillarsubstitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem klassischen römi­schen Recht die Bestimmung eines Nach­erben für einen (als Erben eingesetzten) unmün­digen Abkömmling durch den Erblasser hinsichtlich des vererbten und des von dritter Seite empfangenen Vermögens für den Fall, dass der Abkömmling vor Errei­chung der Mün­digkeit stirbt (Institu­tionen 2.16). S. Google

Lit.: Kaser § 68 II 5b; Söllner § 11; Köbler, DRG 38

pupillus, pūpillus, lat., M., unmündiger verwaister Knabe, Mündel, Waise, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pūpulus, pūpus

pupillus (lat. [M.], Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Mündel

Purgoldt, (Purgolt) Johannes (Plaue! um 1470-Eisenach nach 1534) ist von 1490 bis 1505 Stadtschreiber von →Eisenach. 1503/1504 bearbeitet er das Eisenacher Rechtsbuch des Johannes Rothe in einem in 3 Hand­schriften erhaltenen, in 12 Bücher ein­geteilten Rechtsbuch, das er später ergänzt. Er hat juristische Kenntnisse, ohne dass er als Student der Rechtswissenschaft nach­weisbar ist. S. Google

Lit.: Das Rechtsbuch Johannes Purgoldts, hg. v. Ortloff, F., 1860, Neudruck 1967; Johannes Rothe, Eisenacher Rechtsbuch, hg. v. Rondi, P., 1950, XIV; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 57f.; Honemann, V., Das Bild der Gerechtigkeit im Rechtsbuch des Johannes Rothe – Johannes Purgoldt und seine Tradition, 2011; Roth, G., Das „Rechtsbuch des Johannes Purgoldt“ und seine Reimvorreden, 2011

Purpur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, M.) eine rote Farbe (aus 12000 Purpurschnecken 1,5 Gramm des kostbaren Farbstoffs), kostbarer Stoff

Lit.: Blum, H., Purpur als Statussymbol in der griechischen Welt, 1998; Klein, M., Die Farben der Herrschaft, 2014

putare, putāre (2), lat., V.,  rechnen, berechnen, anschlagen, ansehen, halten, achten, Cato (234-149 v. Chr. s. latein_a_z.docx, s. idg. *peu- (2), V., erforschen, begreifen

putare (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [V.]) glauben, meinen

putativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. als Präfix verwendet) vermeintlich, eingebildet, irrtümlich (beispielsweise Putativnotstand)

Pütter, Johann Stephan (Iserlohn 23. 6. 1725-Göttingen 12. 8. 1807), Kaufmanns­sohn, wird nach dem Rechtsstudium in Marburg (1738, Wolff), Halle (1739 Heineccius, Böhmer, Ludewig), Jena (1741 Estor) und Marburg (mit Estor mit 19 Jahren) 1744 Rechtslehrer in Marburg und 1746 (mit 21 Jahren) Professor in →Göttingen. Dort wird er der bedeutendste Staatsrechtslehrer seiner Zeit. Daneben ist er der erste wirkliche Ver­fassungsgeschichtler, gibt den Anstoß zu Überlegungen zu juristischer Systematik, bereitet die moderne Rechtsvergleichung vor und legt mit der Lehre von dem →geis­tigen Eigentum den Grund für ein fort­schrittliches →Urheberrecht. Anerkannt sind sein lebendiger Vortrag, sein Bemühen um systematische Ordnung des geschichtlich überlieferten Rechtes und sein Bezug zu der Praxis. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PuetterJohannStephanElementaiurispubliciGermanici1754.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Puetter­JohannStephanNeuerVersucheinerjuristischenEncyclopae­dieundMethodologie1767.pdf; Pütter, J., Neuer Versuch einer juristischen Encyclopädie und Methodologie, 1767; Pütter, J., Institutiones iuris publici Germanici, 1770; Pütter, J., Der Büchernachdruck, 1774; Pütter, J., Historische Entwicklung der heutigen Staatsverfassung, Teil 1ff. 1786, Neudruck 2001; http://www.koebler­gerhard.de/Fontes/PuetterJohann­StephanGeist­des­WestphaelischenFriedens1795.pdf ; Pütter, J., Geist des Westphälischen Friedens, 1795, Neudruck 2010; Pütter, J., Selbstbiographie, 1798, Neudruck 2012, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PuetterJohannStephanSelbstbiographie1798Band1.pdf; Mohl, R. v., Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften, Bd. 2 1856, 425; Schlie, U., Johann Stephan Pütters Reichsbegriff, 1961; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung, Diss. jur. Göttingen 1967; Ebel, W., Der Göttinger Professor Johann Stephan Pütter, 1975; Preu, P., Polizeibegriff und Staatszwecklehre, 1983; Rechts­wissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987, 75; Link, C., Johann Stephan Pütter, (in) Stolleis, M., Staatsdenker in der frühen Neuzeit, 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995, 310ff.; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Band 1 1988, 312ff.

Pyrmont (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ortsname schwer zu erklären (Quellenberg?)

Lit.: Alfter, D. u. a., Bad Pyrmont in historischen Ansichten, 2019; MdL Waldeck und Pyrmont 1814-1929 – Biographisches Handbuch für die Mitglieder der waldeckischen und Pyrmonter Landstände und Landtage, erarb. v. Lengemann, J., 2020

Q

Quadragesimo anno (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mi dem Indogermanischen verbindbar, nach dem vierzigsten Jahr) ist der Name einer Enzyklika des Papstes Pius XI. (1922-1939) von dem 15. 5. 1931 mit Überlegungen zu einer stark durch das Subsidiaritätsprinzip bestimmten Ordnung von Wirtschaft, Gesellschaft und Staat, deren Auswirkungen allerdings tatsächlich gering sind.

Lit.: Hagedorn, J., Oswald von Nell-Breuning SJ – Aufbrüche der katholischen Soziallehre in der Weimarer Republik, 2018

Quadripartitus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] Viergeteilter) ist das um 1114 ent­standene, in vier Teile gegliederte, in zwei Teilen erhaltene anglolateinische Rechts­buch, in dem ein Weltgeistlicher konti­nentaler Herkunft angelsächsische Gesetze in die lateinische Sprache übersetzt und um 1100 entstandene Staatsschriften sammelt. Teil 3 ist vermutlich in den (lat.) →Leges (F.Pl.) Henrici Primi (Gesetzen Heinrichs I.) überliefert.

Lit.: Liebermann, F., Quadripartitus, 1892; Richard­son, H./Sayles, G., Law and Legislation, 1966

quadruplum, lat., N., Vierfaches, vierfache Summe, vierfacher Betrag, Cato (234-149 v. Chr.), s. quadruplus quadruplus, lat., Adj., vierfach, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quattuor, -plus

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 48, 65

quaerere, lat., V., suchen, aufsuchen, sich verschaffen, gewinnen, erringen; Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, Etymologie unsicher

quaestio, lat., F.: nhd. Suchen, Befragung, Vernehmung, Untersuchung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quaerere

quaestio (lat. [F.]), Frage, Untersuchung (beispielsweise quaestio lance et licio, Haussuchung mit Schüssel und Schurz[?] in dem römischen Recht gegenüber einem des Diebstahls Verdäch­tigen, etruskisch?)

Lit.: Köbler, DRG 34; Bazan, B./Wippel, J., Les questions disputées, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; 385

Quaestiones ac monita (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl., s. latein_a_z.docx, s. quaestio, monitum, Fragen und Mahnungen) ist der Name für eine vielleicht zwischen 967 und 1019 entstandene, in einer Handschrift des 11. Jahrhunderts der Abtei Susa (Piemont) gefundene und von Muratori 1725 veröffentlichten Samm­lung kurzer Stücke des salfränkischen, langobardischen und römischen Rechtes.

Lit.: Muratori, L., Rerum Italicarum scriptores, Band 1, 2, 163ff.; Leges Langobardorum, hg. v. Boretius, A. u. a., 1868, 590ff.; Conrat, M., Geschichte der Quellen, 1891, 67, 274

quaestor, lat., M., Quästor, Vorsteher der Blutgerichte, Schatzmeister, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quaestitāre, quaerere

Lit.: Söllner § 6; Köbler, DRG 18

quanti interest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Qegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) was es ihm wert ist

Lit.: Köbler, DRG 42

quantifizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht in dem 19. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in Zahlen fassen zwecks leichteren Verständnisses, s. Google

Quantifizierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb quantifizieren vielleicht in dem 19. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen aufgenommen) zahlenmäßige Darstellung (von Gegebenheiten) zwecks leichteren Verständnisses, s. Google

Lit.: Schüßler, M., Quantifizierung, Impressionismus und Rechtstheorie, ZRG GA 116 (1999), 482; Buchner, M. u. a., Zur Konjunktur des Zählens – oder wie man Quantifizierung quantifiziert, (in) HZ 310 (2020), 581 (quantifizierende Methoden leider zuletzt rückläufig genutzt)

quanto locupletior (Wortfolge [lat.] in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) um wieviel rei­cher

Lit.: Köbler, DRG 36

quantum, lat., Adv., wieviel, so viel wie, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quantus, →Gant

quantus, quamtus, lat., Adj., von welcher Größe, wie groß, so groß wie, so stark, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quam; vgl. idg. *kᵘ̯o-, *kᵘ̯os (M.), *kᵘ̯e-, *kᵘ̯ā- (F.), *kᵘ̯ei-, Pron., wer

Quarta (F.) Falcidia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F. [lat.]) ist in dem klassischen römischen Recht das falzi­dische Viertel des Vermögens, das nach einer lex Falcidia (40 v. Chr.) der Erblasser zugunsten der Erben von Belastungen durch Vermächtnisse unberührt lassen muss. S. quartus

Lit.: Kaser §§ 67 II 3, 76 V 2, 77 II 6; Söllner § 15; Köbler, DRG 39

Quartier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1210 [Tristan] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [ChartPierreGand I 408) und 1303/1308 [BremRQ. 76] in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Unterkunft, Viertel

Quartierlast, Quartierslast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1649 [RAbsch. III 625] in sechzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nach Anfängen in Spätantike und Frühmittelalter seit dem 15. Jahrhundert deutlicher erkennbare Belastung der Bevölkerung mit einer Unterbringungspflicht zugunsten meist fremder Soldaten. S. Google

Lit.: Löbel, K., Naturalleistungen, Diss. jur. Leipzig 1908; Böhmert, H., Die Quartierleistungspflicht, Diss. jur. Leizpig 1937; Paetzold, F., Das Bundes­leistungsgesetz, Diss. jur. Göttingen 1961

quartus, quārtus (1), lat., Num. Ord., vierte, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *kᵘ̯eturto-, Num. Ord., vierte, Pokorny 642; s. idg. *kᵘ̯etu̯er-, *kᵘ̯etu̯ō̆r-, *kᵘ̯tur- (M.), *kᵘ̯etesor- (F.), Num. Kard., vier

quasi, lat., Adv., wie wenn, als wenn, gleichwie, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quī, sī

quasi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [quasi, lat., Adv., Konj., gewissermaßen, gleichsam, 280/260-vor 200 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv. und als Präfix verwendet) gleichsam

Quasidelikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Delikt nahestehende, aber kein Delikt seiende Schuld­verhältnis des spätantiken römi­schen Rechtes (Institutionen 4.5, beispielsweise Schädigung durch Übernahme einer überfordernden Aufgabe, Rechtsbeugung, Aus­werfen und Ausgießen aus einem Haus). S. Google

Lit.: Kaser §§ 36 IV, 46 III 3, 51 VI; Köbler, DRG 62; Delachaux, J., Die Anknüpfung der Obligationen aus Delikt und Quasidelikt im internationalen Privatrecht, 1979; Hochstein, R., Obligationes quasi ex delicto – Untersuchung zur dogmengeschichtlichen Entwicklung verschuldensunabhängiger Deliktshaftung unter besonderer Berücksichttigung des 16. bis 18. Jahrhunderts, 1971; Feenstra, R., Die Quasi-Delikte bei Hugo Grotius, (in) Iurisprudentia universalis, 2002, 175

Quasikontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv 1801 [RepRecht VII 283] 1 – und in Wörterbuch der deutschen Gegnwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das kein Vertrag sei­ende, aber dem Vertrag nahestehende Schuld­ver­hält­nis des spätantiken römi­schen Rechtes (Institutionen 3.27, beispielsweise Gemeinschaft, Geschäftsführung ohne Auf­trag, Vormund­schaft, Auseinander­setzung von Miteigentum, Auseinander­setzung von Erbschaft, Ver­mächt­nis, irrtümliche Leistung auf eine nicht be­stehende Schuld). S. Google

Lit.: Kaser §§ 38 I 2, 43 II 2, 44 II 1; Köbler, DRG 62; Ramm, A., Der Quasikontrakt nach den Quellen und sein Werth für Wissenschaft und Gesetzgebung, 1882; Degner, E., Kollisionsrechtliche Probleme zum Quasikontrakt, 1984; Meissel, F., Geschäftsführung ohne Auftrag –zwischen Quasikontrakt und aufgedrängter Bereicherung, 1993; Schneiderhan, P., Der Quasi-Contract im schottischen und englischen Recht, 1996

Quatember (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [MWittelsb. II 209] in dreizehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [ieiunia N. Pl., Fasten] quattuor temporum „vierer Zeiten“ teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., M., N.) Bezeichnung für Mittwoch, Freitag und Samstag vierer Fastenwochen und Gebetswochen des christlichen bzw. katholischen Kirchenjahrs vor dem ersten Fastensonntag, nach Pfingsten, Kreuzerhöhung und Sancta Lucia, wahrscheinlich von dem 222 gestorbenen Papst Calixtus I. in Rom eingeführt und von Papst Gregor VII. (1073-1085) auf die Woche mit dem Aschermittwoch, nach Pfingsten und die Wochen mit dem 14. September und dem 13. Dezember jeden Jahres festgelegt, s. Google

Lit.: Fischer, L., Die kirchlichen Quatember – ihre Entstehung, Entwicklung und Bedeutung, 1914

Quatembergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1762 [C. Sagittarius, Antiquitates Ducatus Thuringici, Jena 1688, 266] elf Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) in dem Quatember gehaltenes Gericht

Lit.: Sagittarius, C., Antiquitates ducatus Thuringici, 1688, 266

quattuor, lat., Num. Kard., vier, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kᵘ̯etu̯er-, *kᵘ̯etu̯ō̆r-, *kᵘ̯tur- (M.), *kᵘ̯etesor- (F.), Num. Kard., vier

Quattuor doctores (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.Pl.]) sind (die) vier (besonders bekannten) Lehrer des römischen Rechtes in dem 12. Jahrhundert (Bulgarus, Hugo, →Jacobus, →Martinus).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 106; Pace, G., Garnerius Theutonicus, (in) Rivista internazionale di diritto comune 2 (1991), 123; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

Quedlinburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Burg 922 erstmals erwähnt, Pfalz, Stift, Stadt)

Lit.: Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, 1980; Wozniak, T., Quedlinburg im 14. und 16. Jahrhundert, 2013; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014; Freund, S. u. a., Das dritte Stift - Forschungen zum Quedlinburger Frauenstift, 2017

querela, querēla, lat., F., Klage, Wehklage, Bedauern, Klagelaut, Girren, Beschwerde, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. querī

Querela (F.) inofficiosi testamenti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat.) ist seit dem klassischen römischen Recht die Beschwerde des pflichtwidrigen Tes­taments, mit der Kinder und Geschwister eines freigeborenen Erblassers ein Testament vor den Zentumviri, später in dem Kognitionsver­fahren, anfechten können, wenn es gegen die sittliche Pflicht verstößt, dem Berechtigten mindestens ein Viertel des ihm nach natürlicher Erbfolge zuste­henden Anteils zu hinterlassen.

Lit.: Kaser §§ 9 I 1, 59 I, 65 II 2, 70 I; Köbler, DRG 38, 60; Hellwig, H., Erbrechtsfeststellung und Rescission des Erbschaftserwerbs – Beiträge zur Lehre von der querela inofficiosi testament des klassischen römischen Rechtes, 1908, Neudruck 1970

queri, querī, lat., V.,  klagen, kreischen, winseln, beklagen, bedauern, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑u̯es-, *k̑us-, V., keuchen, schnaufen, seufzen

Quesnay, François (1694-1774) ist der bekannteste Vertreter des →Physiokratismus.

Lit.: Köbler, DRG 134; Guyot, Y., Quesnay et la physiocratie, 1896

qui, quī (1), quoi (ält.), lat., Pron., welcher, welche, welches, welch, was für einer, Lex reg., XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *kᵘ̯o-, *kᵘ̯os (M.), *kᵘ̯e-, *kᵘ̯ā- (F.), *kᵘ̯ei-, Pron., wer

Quidquid non agnoscit glossa, non agnoscit curia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Was die →Glosse (als Ergebnis der Tätigkeit der →Glos­satoren) nicht anerkennt, anerkennt das Ge­richt nicht. S. Google

Lit.: Landsberg, E., Über die Entstehung der Regel Quicquid non agnoscit glossa, nec agnoscit forum, 1880

Qui tacet consentire videtur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Wer schweigt, scheint zuzustimmen. Nach An­sicht der Kanonisten und Legisten des 13. Jahrhunderts ist die Anwendbarkeit dieses Satzes von Fall zu Fall zu prüfen. S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Bonifaz VIII. um 1235-1303, Liber sextus [1298] 5, 13, 43); Schwartze, S., Qui tacet, consentire videtur – eine Rechtsregel im Kommentar, 2003

quietus, quiētus, coētus, lat., Adj.: nhd. ruhig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kᵘ̯ei̯ə-, *kᵘ̯ii̯ē-, V., ruhen

quinquaginta decisiones (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F. Pl.]) fünfzig Entscheidungen, eine Sammlung Tribonians von 50 Konstitutionen Justini­ans zu der Klärung rechtlicher Streitfragen, s. Google

Quinquennal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 [Gothein, Colloq. 39] in einer Stelle und als quinquernal [Wendunm.! III 155 1602,9 belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., ein amtlich gewährter Zahlungsaufschub, Aufschubbrief, →Quinquennelle

Quinquennelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1577 [RPO. 1577 23 § 4] einmal belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., ein amtlich gewährter Zahlungsaufschub, Aufschubbrief, →Quinquennal

quitt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1200-1210 [Parzifal] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [CorpAltdtOrUrk I 44] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ausgeglichen, schuldenfrei

Quittung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [CorpMnlTekst. I 2729] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., ist das bereits dem klassischen römischen Recht bekannte schriftliche Empfangsbekenntnis des Gläubigers einer Schuld, durch das eine durch Leistung bewirkte und nicht mehr bestreitbare Ausgeglichenheit zwischen einem früherem Gläubiger und einem früherem Schuldner bewiesen wird. S. Google

Lit.: Kaser § 53 I 1; Dilloo, W., Die Quittung, Diss. jur. Berlin 1895; Dryander, G., Die rechtliche Bedeutung der Quittung, Diss. jur. Greifswald 1899; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Quod non est in actis non est in mundo (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Was nicht in den Akten ist, ist nicht auf der Welt (frühe Neuzeit). S. Google

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007; Erdmann, J., Quod non est in actis, 2007

Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Was alle betrifft, muss von allen gutgeheißen werden. S. Google

Lit.: Post, G., Studies in Medieval Legal Thought, 1964, 163; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Codex Justinianus 5, 59, 5 § 2 an dem Ende, 534)

quot, lat., Adj. (indekl.), wie viele, wieviel, alle, Carm. Sal., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kᵘ̯o-, *kᵘ̯os (M.), *kᵘ̯e-, *kᵘ̯ā- (F.), *kᵘ̯ei-, Pron., wer

Quot homines tot sententiae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Wie viele Menschen, so viele Meinungen.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Terenz, 2. Jahrhundert n. Chr., Phormio 454)

Quote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1406 [HildeshUB. III 116] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anteil, Teil

Lit.: Honsell, T., Die Quotenteilung im Schadens­er­satz­recht, 1977; Pfarr, H., Quoten und Grundgesetz, 1988; Trippner, J., Die Frauenquote in Deutschland, 2020

R

Rabatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [AnnFlandre 35 1996 79] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen wohl aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. und N.) Nachlass, Preisnachlass

Lit.: Hoth, J., Zugabe und Rabatt, 1973; Matz, J., Die Regulierung der akzessorischen Wertreklame, 2005; Richter, A., Mengen- und umsatzbezogene Rabatte marktbeherrrschender Unternehmen in den Grenzen des Art. 102 AEUV, 2013

Rabbi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [HeilbronnUB. I 211] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen sowie Hebräischen des Altertums aufgenommen, M.) Meister, Gelehrter, Lehrer

Rabbiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1679 [HessSamml. III 112] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie von Rabbi abgeleitet, M.) jüdischer Amtsträger vor allem auch in der Rechtsprechung, d. Google

Lit.: Arnsberg, P., Neunhundert Jahre „Muttergemeinde in Israel“ – Frankfurt am Main 1074-1974 Chronik der Rabbiner, 1974; Homolka, W., Der moderne Rabbiner – ein Rollenbild im Wandel, 2012

Rabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1338 [Scharff, Dreieich 400] in neun Stellen und in Google und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein nach seinen Lauten benannter mittelgroßer schwarzer Vogel. S. Google

Lit.: Schmidt, G., Rabe und Krähe in der Antike, 2002

Rabel, Ernst (Wien 28. 1. 1874-Zürich 27. 9. 1955), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Studium in Wien (Ludwig Mitteis) und einer kurzen Tätigkeit als Anwalt sowie der Habilitation mit der Schrift Die Haftung des Verkäufers wegen Mangels im Rechte außerordentlicher Professor in Leipzig, ordentlicher Professor in Basel (1906), Kiel (1910), Göttingen (1911), München (1916) und Berlin (1926), ehe er unter dem Druck des →Nationalsozialismus nach Verlust des Lehrstuhls (1935) und der Institutsleitung (1937) 1939 in die Vereinigten Staaten von Amerika aus­wandert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er als emeritierter Professor in Berlin wiedereingesetzt. Von der vergleichenden Rechts­ge­schichte herkommend fördert er maß­geb­lich die Rechtsvergleichung zwecks Findung allgemein annehmbarer Lösungen moderner Rechtsprobleme. S. Google

Lit.: Rabel, E., Das Recht des Warenkaufs, Bd. 1f. 1936ff.; Wolff, H., Ernst Rabel, ZRG RA 73 (1956), XI; Rabel, E., Gesammelte Aufsätze, Band 3, hg. v. Leser, H., 1967, Schriftenverzeichnis S. 731-755; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 571ff.; Kunze, R., Ernst Rabel und das Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, 2004; Utermark, T., Rechtsgeschichte und Rechtsverglei­chung bei Ernst Rabel, 2005; Einhundert Jahre Institut für Rechtsvergleichung an der Universität München – Kaufrecht und Kollisionsrecht von Ernst Rabel bis heute, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2019

Rabenstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1381 [Uhland, Volksl. I 345 mit Bezug zu Epple von Geilingen] in zweiundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Ortsname auch für Hinrichtungsstätten

Lit.: Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940, 99f.; Das Tier in der Rechtsgeschichte, hg. v. Deutsch, A. u. a., 2017

Rache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondsee-Fragmente] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen in derr zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts [GenesisAs. V 79] und ab 11. Jahrhundert [AhdGl. II 578, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vergeltung einer tatsächlichen oder vermeintlichen Rechtsverletzung durch den Verletzten. Sie ist →Selbsthilfe (→Fehde). Sie wird seit dem frühen Recht von dem staatlichen Gewaltmonopol zurückgedrängt und allmählich vollständig ausgeschlossen. S. Google

Lit.: Kaser § 32 II 1; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 26, 70, 71, 74, 91; Günther, L. Die Idee der Wiedervergeltung, 1889; Beyerle, F., Das Entwick­lungsproblem in dem germanischen Rechtsgang, 1915; Genzmer, F., Rache, Wergeld und Klage im alt­germanischen Rechtsleben, (in) Wiss. Ak. des NSD. Do­zentenbundes 1941, 280; Dornseiff, J., Recht und Rache – Der Rechtsanspruch auf Wiederverletzung, 2003; Gephart, I., Der Zorn der Nibelungen, 2005; Schöpf, A., Die Wiederkehr der Rache – Eine Hermeneutik der Macht, 2005; La Vengeance 400-1200, hg. v. Barthélemy, D. u. a., 2006; Ruch, P., Ehre und Rache - Eine Gefühlsgeschichte des antiken Rechts, 2017; Segesser, D., Recht statt Rache oder Rache durch Recht? – Die Ahndung von Kriegsverbrechen in der internationalen wissenschaftlichen Debatte 1872-1945, 2020

Rachinburge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Rachinbürge ab 507/511 [PLSal. MGH Tit. 50,3 S. 193, 57,1 S. 215] in acht Stellen bis in die erste Hälte des 12. Jahrhunderts belegt, aber in Wörterbuch der deutscvhen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über die Bestandteile ohne sichere Deutung mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat.-afrk. rachinburgius [M.]) ist von dem 6. bis zu dem 8. Jahrhundert der erfahrene, vielleicht für jedes Ding besonders benannte Franke, der auf dem Malberg unter der Leitung des →thunginus gemeinschaftlich mit meist sechs anderen Rachinburgen das Urteil findet. Er wird teils als Ratsbürge, teils als Rechenbürge erklärt. Zwischen 770 und 780 ersetzt König Karl (der Große) die Rachinburgen durch ständige →Schöffen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 86; Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871, 372; Hübner, R., Gerichtsurkunden der fränkischen Zeit, 1891; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines, 1981, 50; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Köbler, G., Wörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1993; Ubl, K., Sinnstiftungen eines Rechtsbuches – Die Lex Salica im Frankenreich, 2017

rachinburgus, rachineburgius, mlat., M., Rechenbürge, Ratbürge, PLSal (507-511 n. Chr.?), Vorderglied vielleicht von germ. *rakjan, sw. V., recken, strecken, aufwickeln; germ. *rekanōn, sw. V., erklären, rechnen; s. ahd. rahha; vgl. idg. *reg̑- (1), Adj., V., Sb., gerade (Adj.) (2), richten, lenken, recken, strecken, Richtung, Linie, Pokorny 854; oder von einem Verstärkungselement *regin-, *ragin-, Adj., schicksalhaft; Hinterglied s. germ. *burgjō-, *burgjōn, *burgja-, *burgjan, sw. M. (n), Bürge; s. idg. *bʰerg̑ʰ-, V., bergen, verwahren, bewahren, Pokorny 145; vgl. idg. *bʰer- (1), V., tragen, bringen

Rad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kchr. V. 15142] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das sachlich von Menschen vor vermutlich rund 6000 Jahren erfundene und aus Holz hergestellte, für die Fortbewegung hilfreiche runde und über eine Achse drehbare Gerät (Wagenrad), das von Menschen auch für den Vollzug von Hinrichtungen (durch Rädern) genutzt wird. 1817 erfindet der seinen Adelstitel während der Revolution in Baden ablegende Forstbeamte Freiherr Karl von Drais in Mannheim das zunächst einspurige lenkbare Fahrrad (Laufrad) in der Form der Draisine mit Lenker und ohne Pedale (wohl Erstnutzung 12. 6. 1817). S. Google

Lit.: Treue, W., Achse, Rad und Wagen – fünftausend Jahre Kultur- und Technikgeschhichte, 1965; Am Anfang war das Rad, hg. v. Kemper, P., 1997

Radbruch, Gustav Lambert (Lübeck 21. 11. 1878-Heidelberg 23. 11. 1949), Kaufmanns­sohn, wird nach dem 1898 auf Wunsch des Vaters aufgenommenen Rechtsstudium in München, Leipzig (Sohm, Binding) und Berlin (erste juristische Staatsprüfung 1901) sowie der Promotion in Berlin (Franz von Liszt) und der Habilitation über den Handlungsbegriff Ende 1903 in Heidelberg (Karl von Lilienthal) sowie längerer Zeit als Privatdozent 1914 außerordentlicher Professor in Königsberg, nach der Teilnahme an dem Ersten Weltkrieg (von 1916 bis 1918) und dem Eintritt in die SPD (1918) 1919 ordent­licher Professor in Kiel, 1926 in Heidelberg sowie nach Ende der in dem Mai 1933 angeordneten Entlassung aus dem öffentlichen Dienst und einem zwischenzeitlichen Studienjahr an dem Univerrsity College in Oxford (1935/1936) 1945 wieder in Heidelberg. 1921/1922 und 1923 wirkt er als sozialdemo­kratischer Reichsjustiz­minister, der sich für Sicherung und Re­so­zialisierung als Strafzwecke einsetzt. In seinen neu­kantianischen Grundzügen der Rechtsphiloso­phie betont er zunächst unter Verneinung des Naturrechts Rechts­si­cher­heit, Gerechtigkeit und soziale Zweck­mäßigkeit, nach 1945 trotz grundsätzlicher Geltung des inhaltlich ungerechten und unzweckmäßigen gesetzten Rechtes vor der Gerechtigkeit vor allem den Vorrang des übergesetzlichen Rechtes vor dem mit Hilfe eines Gesetzes geschaffenen sehr großen Unrecht (Radbruch’sche For­mel … [dass] zumindest dann der Gerechtigkeit der Vorrang vor der Rechtssicherheit ein­zu­räumen [sei], wenn der Widerspruch des positiven Rechtes zu der Gerechtigkeit ein so unerträgliches Maß erreicht hat, dass das formalistische Gesetz als ‚unrichtiges Recht‘ der Gerechtigkeit zu weichen hat, weil dort, wo Gerechtigkeit nicht einmal angestrebt und Gleichheit bei der Setzung des positiven Rechtes bewusst verleugnet wird, das Gesetz nicht nur unrichtiges Recht ist, sondern überhaupt der Rechtsnatur entbehrt und kein Recht mehr ist). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 236; Radbruch, G., Rechts­philosophie, 8. A. 1973; Spendel, G., Gustav Radbruch, 1967; Otte, H., Gustav Radbruchs Kieler Jahre 1919-1926, 1982; Kaufmann, A., Gustav Radbruch - Rechtsdenker, Philosoph, Sozialdemokrat, 1987; Radbruch, G., Gesamtausgabe, Bd. 1ff. 1987ff.(Bd. 20 Gesamtregister 2003); Vulpius, C., Gustav Radbruch in Oxford, 1995; Adomeit, K., Gustav Radbruch, (in) NJW 1999, 3465; Durth, H., Der Kampf gegen das Unrecht, 2001; Wiegand, M., Unrichtiges Recht, 2004; Klein, M., Demokratisches Denken bei Gustav Radbruch, 2007; Goltsche, F., Der Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs von 1922, 2010 (Entwurf Radbruch); Dannecker, G., Die Radbruchsche Formel und ihre Rezeption durch die Rechtsprechung, (in) Heidelberger Thesen zu Recht und Gerechtigkeit, 2013, 422; Laage, C., Gesetzliches Unrecht, 2014; Die Natur des Rechts bei Gustav Radbruch, hg. v. Borowski, N. u. a., 2015; Zhao, J., Die Rechtsphilosophie Gustav Radbruchs unter dem Einfluss von Emil Lask – eine Studie zur neukantianischen Begründung des Rechts, 2020; Aydin, T., Gustav Radbruch, Hans Kelsen und der Nationalsozialismus, 2020; Neumann, U., Rechtsphilosophie im Spiegel der Zeit – Beiträge zum Rechtsdenken Gustav Radbruchs (1878-1949), hg. v. Paulson, S., 2021

Rädel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen rädeln und Rädelsführer – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Google nicht belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) kleines Rad →Rädelsführer

Rädelsführer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1521 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Leiser, Strafgerichtsb. 208] in dreiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist, wer eine führende Rolle in einer kleineren Gruppe (Rädlein) von Menschen (Straftätern) einnimmt. Der Rädelsführer wird in der Neuzeit in einzelnen Straftatbeständen be­sonders hervorgehoben. S. Google

Rädern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 360] in einundzwanzig Stellen belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) ist die jedenfalls bereits in dem Früh­mit­telalter bezeugte, unter Verwendung eines Rades entweder durch Brechen des Rückgrats oder der Körperglieder erfol­gende →Todesstrafe.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, H., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 496; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922, 106, 204; Scheele, F., di sal man alle radebrechen, Bd. 1 1992; Am Anfang war das Rad, hg. v. Kemper, P., 1997

Radfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) iat das Nutzen des in Mannheim 1817 von Karl Drais erfundenen Fahhrads mit Lenker und ohne Pedale, später auch mit Pedalen und weiteren Verbesserungen. S. Google

Radfahrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Nutzer des in Mannheim 1817 von Karl Drais erfundenen Fahrrads (Draisine) mit Lenker und ohne Pedale, später auch mit Pedalen und weiteren Verbesserungen. S. Google

Lit.: Schubert, W., Die Anfänge eines modernen Verkehrsrechts im Radfahrrecht um 1900, ZRG GA 122 (2005), 194; Der eigene Antrieb – oder wie uns das Rad bewegt. Ausstellungskatalog 2016

radizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Wurzel ermitteln

Radizierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verdinglichung, Ver­knüpfung mit einem Recht an einer Lie­genschaft

radix, rādīx, rādīs, lat., F., Wurzel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯erād-, *u̯rād-, *u̯rəd-, *u̯rəd-, Sb., Zweig, Rute, Wurzel

Radolfzell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Bodensee wird 1100 Begünstigter eines von Kaiser Heinrich IV. dem Abt von Reichenau für den Ort. verliehenen Marktrechts. 1267 wird es Stadt. An dem 18. 12. 1506 erlässt König Maximilian für die in dem 14. Jahrhundert an Habsburg gelangte Stadt eine handschriftlich überlieferte, die malefitz-Recht benannte Halsgerichtsordnung, die eine Indizienlehre für die Folter noch nicht kennt. S. Google

Lit.: Albert, P., Geschichte der Stadt Radolfzell, 1896; Ruoff, F., Die Radolfzeller Halsgerichtsordnung von 1506, 1912; Die maximilianischen Halsgerichtsordnun­gen, hg. v. Schmidt, E., 1949; Geschichte der Stadt Radolfzell, hg. v. Götz, F., 1967

Raetia, Rhaetia, lat., F.=ON: nhd. Rätien; Q.: Tac. (98-115 n. Chr.); E.: s. Raetus (1) →Rätien

Raeticus, Rhaeticus, lat., Adj., rätisch, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. Raetus

Raetus, Rhaetus, lat., M.: nhd., Räter, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.)Herkunft ungeklärt?

Ragusa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt

Lit.: Bjelovučič, H., The Ragusan republic, 1970; Mitić, I., Die Republik Ragusa, ZRG GA 101 (1984), 301; Steindorff, L., Noch einmal Dubrovnik, ZRG GA 103 (1986), 248

Raiffeisen, Friedrich Wilhelm (Hamm/Sieg 30. 3. 1818-Neuwied 11. 3. 1888) nach 1847 Gründer einer ländlichen Selbsthilfegenossenschaft

Raiffeisengenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von Friedrich Wilhelm Raiffeisen (Hamm/Sieg 30. 3. 1818-Neuwied 11. 3. 1888) nach 1847 gegründete ländliche Selbsthil­fe­kreditgenossenschaft.

Lit.: Köbler, DRG 174, 177; Werner, W., Zur Vorgeschichte der österreichischen Raiffeisen­be­wegung, 1993; Klein, W., Werk und Nachwirkung des Genossenschaftsgründers Friedrich Wilhelm Raiff­eisen, 1997

Raimundus Lullus (Ramon Lull bzw. katalanisch Llull) ist der auf Palma de Mallorca zwischen 1232 und 1235 geborene, länger an dem Hof des Königs von Aragonien lebende, 1315 oder 1316 verstorbene Gelehrte, dessen in 280 bekannten echten Werken enthaltene Phi­losophie und Methodik die Rechtswis­senschaft beeinflusst (beispielsweise Liber princi­piorum iuris [Buch der Rechtsgrundsätze], ars iuris [Kunst des Rechtes], ars de iure [Kunst von dem Recht], ars brevis quae est de inventione mediorum iuris civilis [Kurze Kunst über die Erfindung von Mitteln des Zivilrechts], liber de modo applicandi novam logicam ad scientiam iuris et medicinae [Buch über die Art der Anwendung der neuen Logik auf die Wis­sen­schaft des Rechtes und der Medi­zin]). S. Google

Lit.: Platzeck, E., Raimund Lull, Bd. 1f. 1962ff.; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 487; Raimundus Lullus, hg. v. Fidora, A./Rubio, J, 2008

Raimund von Peniaforte →Raymundus de Penyafort

Rainerius de Forlivio ist ein wohl an dem Ende des 13. Jahrhunderts in Forli geborener, in Bologna ausgebildeter, in Castel San Piero, Pisa und Padua lehrender, 1358 verstorbener Jurist (Kommentare, additiones, repetitiones, Traktate, consilia).

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 734

Rait →Raitkammer

Raitkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – unter Reitkammer - ab 13. Jahrhundert [AhdGl. IV 56,49 für emporium] bzw. 1494 [MIÖG. Erg.-Bd. 11 1929 451 Anm. 8) in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch deer deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische teilweise erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Rechnungskammer, Finanz­be­hörde [König Maximilians in Tirol 1491])

Raleigh, William (†1250) wird 1214 Schreiber bei dem Richter Martin Pateshul, 1229 Richter, 1234 Richter an King’s Bench, 1239 Bischof von Norwich und 1252 Bischof von Winchester. Er gilt teilweise als bedeutendster Richter des mittelalterlichen →England. S. Google

Lit.: Meekings, C., Studies in the 13th Century justice, 1981

Randa, Antonín (1834-1914) wird nach dem Rechtsstudium in Prag dort 1862 außer­ordentlicher Professor, 1868 ordent­licher Professor und 1904 Minister. Er ist der wichtigste Vertreter der tschechischen Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Randa jubilejni památnik, 1934; Antologie české právní vedy, 1993, 113

Rang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1670 [SystSammlSchleswH. I 352] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfränkische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die bestimmte Stufe innerhalb einer Ordnung. Bedeutsam ist dabei vor allem auch ein Rang eines Sachenrechts für die Reihen­folge der Befriedigung bei zu der Befriedigung aller Gläubiger nicht ausreichendem Vermögen des Schuldners in der Einzel­zwangs­vollstreckung. Hier gilt bereits in dem römischen Recht der Grundsatz der Prio­rität (einer bestimmten von dem Recht dafür festgelegten Handlung), der allerdings durch­brochen werden kann. In dem geltenden deutschen Recht dient auch die →Vormerkung der Sicherung des Ranges. S. Google

Lit.: Kaser §§ 31 I 1c, 31 III 3; Hübner; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Bd. 2, 2, 1935, 5, 21, 78 u. ö.; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deut­schen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Hutwelker, T., Die Darstellung des Rangs in Wappen und Wappenrollen, 2013; Rank and Order, hg. v. Peltzer, J., 2015

Ranshofen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Inn ist Ort einer bay­erischen Pfalz, in der 985/995 ein Gesetz (lat. [F.] constitutio) des Herzogs erlassen wird, das sich mit der Flucht und den Handlungen Unfreier befasst. S. Google

Lit.: Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht, 1929, 167; Scherr, L., Studien zur Geschichte des Augustiner Chorherrenstiftes Ranshofen am Inn und seines Ar­chivs, (in) Mitt. d. Oberöst. Landesarchivs 21 (2008), 143

Rantzau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) bei Plön ist Sitz einer reichsun­mittelbaren Grafschaft, in deren Gut A­sche­berg der Graf 1739 mit der Ab­schaffung der Leibeigenschaft beginnt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 174; Ranert, M., Die Grafschaft Rantzau, 1840

Ranulf de Glanvill, (Suffolk um 1140?-Akkon 1190), aus normannischer (?), begüterter Familie, wird 1163 als Sheriff von Yorkshire (bis 1170) und 1173 als Sheriff von Lancashire genannt und 1180 zu dem ersten Rechtsberater (lat. [M.] capitalis iustitiarius) König Heinrichs II. von England erhoben. Seit dem 13. Jahrhundert wird ihm der durch mehr als 30 Handschriften überlieferte (lat.) Tractatus (M.) de legibus et consue­tudinibus regni Angliae (Treatise on the Laws and Customs of England, Abhandlung von den Gesetzen und Gewohnheiten Englands) zugeschrieben, eine kurze, klare, in einfachem Latein vielleicht zwischen 1187 und 1189 verfasste Darstellung des englischen, von den Gerichten geformten Rechtes (Buch 1-13 Zivilklagen mit 76 Formularen eines königlichen writ [Buch 7 Erbrecht], Buch 14 Strafklagen), in dem die römischrechtlichen und kirchenrechtlichen Einflüsse den Kern des einheimischen Rechtes nicht berühren. Der Tractatus ist das älteste book of authority des →common law. Es wird von Henry de →Bracton benutzt. S. Google

Lit.: Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 2 4. A. 1936, 188; Peter, H., Actio und writ, 1957, 20, 105; The Treatise on the Laws, hg. v. Hall, G., 1965; Caenegem, R. van, The Birth of the English Common Law, 1973, 2. A. 1988

rapere, lat., V., raffen, an sich raffen, erraffen, aufraffen, entraffen, eilig ergreifen, an sich nehmen, entführen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *rep-, V., reißen, raffen

rapina, rapīna, lat., F., Wegraffen, Fortraffen, Raub, Räuberei, Geraubtes, Beute (F.) (1), Rhet. Her. (86/82 v. Chr.). s. latein_a_z.docx, s. rapere (lat. [F.]) Raub

Lit.: Kaser § 51 IV; Köbler, DRG 49, 65; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961

Raps (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über – Verkürzung  von - Rapssaat als Lehnübersetzung für lat. semen rapcium mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ein Kreuzblütengewächs

Lit.: Waltenberger, S., Deutschlands Ölfelder – Eine Stoffgeschichte der Kulturpflanze Raps (1897-2017), 2020

raptus, lat., M., Hinreißen, Fortreißen, Abreißen, Ruck, Stoß, Zug, Entführung, (Raub, Vergewaltigung,) Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. rapere

Rasen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1233-1267 [Der Stricker Kleinere Dichtungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [Lacomblet, UB. III 878] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen und des Mittelniederdeutschen in der weiteren Herkunft unklar, M.) ist die grasbewachsene Erde. Der Rasen kann als Rechtssymbol Verwendung finden. In dem altnordischen Recht erscheint das Gehen unter den Rasen bei der Begründung der Blutsbrüderschaft, bei dem Gottesurteil und bei der Sühne eines Unrechtserfolgs. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 1, 163; Maurer, K., Vorlesungen über altnordische Rechtsgeschichte, Bd. 5 1910, 672

Rasenna →Etrusker

Rasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Französischen und Italienischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, vielleicht aus einer romanischen Sprache und mit ratio, lat. F., Vernunft und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch kennzeichnende gleiche Merkmale abgrenzbare Art einer Gattung von Lebewesen. In Anlehnung an die Vererbungs­lehre Gregor Mendels (Heinzendorf 1822-Brünn 1884) entwickelt Adolf →Hitler die ideologische Vorstellung von dem Vorzug der arischen Rasse insbesondere gegenüber den Juden und „Nichtariern“. Die Anwendbarkeit der Vorstellung der Rasse von anderen Lebewesen auch auf den Menschen ist in der Gegenwart zweifelhaft geworden und wird zunehmend abgelehnt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 135; Nicolai, H., Grundsätzliches über das Verhältnis von Rasse und Recht, (in) Deutsches Recht 1934, 74; Stuckart, W./Globke, H., Reichsbürgergesetz, Blutschutzgesetz, Ehegesundheitsgesetz, 1936; Meyer, H., Rasse und Recht bei den Germanen und Indogermanen, 1937; Schmuhl, H., Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie, 1987; Rüthers, B., Recht als Waffe des Unrechts, (in) NJW 1988, 2825; Weingart, P./Kroll, J./Bayertz, K., Rasse, Blut, Gene, 1988; Historische Rassismusforschung, hg. v. Danckwortt, B. u. a., 1995; Hetzel, M., Die Anfechtung der Rassenmischehe, 1997; Zwerger, J., Was ist Rassismus? 1997; Senn, M., Die Verrechtlichung der Volksgesundheit, ZRG 116 (1999), 407; Puschner, U., Die völkische Bewegung, 2001; Simon, J., Kriminalbiologie und Zwangs­sterilisation, 2001; Essner. C., Die Nürnberger Gesetze, 2002; Przyrembel, A., Rassenschande, 2003; Huonker, T., Diagnose Moralisch defekt, 2003; Rassenforschung an Kaiser-Wilhelm-Instituten, hg. v. Schmuhl, H., 2003; Fredrickson, G., Rassismus, 2004; Glanninger, P., Rassismus und Rechtsextremismus, 2009; Wiede, W., Rasse im Buch, 2011; Race and Racism in Modern East Asia, hg. v. Koumer, R. u. a., 2013; Bethencourt, F., Racisms, 2013; Reimann, S., Die Entstehung des wissenschaftlichen Rassismus im 18. Jahrhundert, 2017 (seit etwa 1750 körperliche Merkmale des Menschen mit willkürlich gewählten geistigen, moralischen und kulturellen Unterscheidungsmerkmalen verbunden)

Rat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1070/1100 [Merigarto/Maurer, RelDicht. I 73] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vorschlag für ein Verhalten und von dort abgeleitet eine Gruppe beratender Menschen. In der Stadt erscheint nach antikem und italienischem Vorbild (Pisa, Mailand, Asti, Genua, Arezzo, z. T. noch 11. Jahrhundert) seit dem Ende des 12. Jahrhunderts ein Rat (Speyer 1188, Basel 1190) als oberstes, den Stadtherrn ablösendes oder ergänzendes Herrschafts­gre­mium der ratsfähigen Geschlechter (mit meist zwischen 12 und 20, gelegentlich aber auch bis zu 400 Ratsherren, sowie dem →Bürgermeister als Vorsitzendem). Wenig später umgeben sich auch König und Landesherren mit einem Rat (Hofrat, Reichshofrat, Staatsrat) aus gelehrten (Kle­rikern) oder adeligen Sachkennern. Ver­stärkt werden dabei seit 1430 Juristen einbezogen (gelehrte Räte Bayern-Lands­hut 1451). Zunehmend gewichtiger wird hierfür die Ausbildung (vor allem an Universitäten). In der späteren Neuzeit entwickelt sich etwa auch ein Bundesrat, Reichsrat, Nationalrat, Minis­terrat, Rat der Volksbeauftragten, Arbeiterrat, Soldaten­rat, Parlamenta­rischer Rat, Betriebsrat, Zentralrat oder Europarat. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 11, 112, 113, 115, 149, 150, 153; Winter, G., Geschichte des Rates in Straßburg, 1878; Hoch, C. Frhr. v., Der österreichische Staatsrath, 1879, Neudruck 1972; Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat, 1882; Koehne, C., Der Ursprung der Stadt­verfassung, 1890; Feine, H., Der goslarische Rat, 1913; Tait, J., The origin of town councils, (in) The English Historical Review 44 (1929), 177; Tait, J., The common council of the borough, (in) The English Historical Review 46 (1931), 1; Köthe, J., Der fürstliche Rat, 1938; Vogelgesang, G., Kanzlei- und Ratswesen, 1939; Schlotterose, B., Die Ratswahl in den deutschen Staaten des Mittelalters, Diss. phil. Münster 1953 masch.schr.; Pitz, E., Die Entstehung der Ratsherrschaft in Nürnberg, 1956; Hess, U., Geheimer Rat, 1962; Eisenhardt, U., Aufgabenbereich und Bedeutung des kurkölnischen Hofrates, 1963; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil, 1963; Lieberich, H., Die gelehrten Räte, (in) Zs. f. bay. LG. 27 (1964), 120; Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Moraw, P., Beamtentum und Rat König Ruprechts, (in) ZGO 116 (1968), 59; Becker, W., Der Kurfürstenrat, 1973; Histoire comparée de l’Administration, hg. v. Paravicini, W. u. a., 1980; Heydenreuter, R., Der landesherrliche Hofrat, 1981; Schulten, G., Entstehung und Entwicklung des Ratswesens, Diss. phil. Tübingen 1982; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen, 1986; Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, 1986; Die Rolle der Juristen, hg. v. Schnur, R., 1986; Fischer, S., Der Geheime Rat, 1987; Rosch, G., Der venezianische Adel, 1989; Engel, E., Die deutsche Stadt des Mittelalters, 1993; Reinle, C., Ulrich Riederer (ca. 1406-1462), 1993; Koch, B., Räte auf deutschen Reichsversammlungen, 1999; Noflatscher, H., Räte und Herrscher, 1999; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de Philippe le Bon (1430-1467), 1999; Ratsprotokolle der Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Poeck, D., Rituale der Ratswahl, 2003; Höfe und Residenzen, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2005; Der Hamburger Arbeiter- und Soldatenrat 1918/19, bearb. v. Stalmann, V., 2013

Rat der Volksbeauftragten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörtebuch derr deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an dem 10. 11. 1918 gebildete vorläufige Regie­rungs­or­gan des Deutschen Reiches mit 6 Mitgliedern, das an dem 11. 11. 1918 mit den alliierten Siegermächten des ersten Weltkriegs einen Waffenstillstand schließt und an dem 10. 2. 1919 die Macht an die Nationalversammlung abgibt. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 221; Hock, K., Die Gesetzgebung des Rates der Volksbeauftragten, 1987; Melzer, L., Die Gesetzgebung des Rates der Volksbeauftragten, Diss. jur. Hamburg 1988; Roß, S., Biographisches Handbuch der Reichsrätekongresse, 2000

Rätebewegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch derr deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die politische Bewegung des 20. Jahrhunderts, welche die Lenkung eines Gemeinwesens durch Räte (Arbeiterräte u. s. w.) anstrebt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Tormin, W., Zwischen Rätediktatur und sozialer Demokratie, 1951; Kolb, E., Die Arbeiterräte, 1962; Oertzen, P. v., Betriebsräte in der Novemberrevolution, 1963; Der Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik, hg. v. Kolb, E. u. a., 1968; Matthias, E., Zwischen Räten und Geheimräten, 1970; Die Rätebewegung, hg. v. Hillmann, 1970; Dähn, Rätedemokratische Modelle, 1975; Müller, D., Die revolutionären Obleute und der Novmber 1918, 2019

Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Comecon

Rathaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1289 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1273 [CoutFrancBruges I 453 Anm. 1] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem Rat der Stadt für seine Bedürfnisse seit dem 13. Jahrhundert geschaffene Haus (beispielsweise Volterra, Siena, Flo­renz, Lübeck, Stralsund, Brügge, Brüssel, Goslar, Pader­born, Rothenburg, Nürn­berg, Schwäbisch Hall oder Augs­burg). S. Google

Lit.: Stiehl, O., Das deutsche Rathaus, 1905; Gruber, K., Das deutsche Rathaus, 1943; Schattenhofer, M., Das alte Rathaus in München, 1972; Das Rathaus im Kaiserreich, hg. v. Mai, E. u. a., 1982; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Albrecht, S., Mittelalterliche Rathäuser in Deutschland, 2004; Rathäuser als multifunktionale Räume der Repräsentation, der Parteiungen und des Geheimnisses, hg. v. Pils, S. u. a., 2012

Rätien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das Siedlungsgebiet der nichtindo­germanischen Räter um den oberen Inn, das 15 v. Chr. von den Römern erobert wird und in dem 5. Jahrhundert an die Alemannen übergeht. In dem Frühmittelalter gilt dort die (lat.) →Lex (F.) Romana Curiensis (römisches Recht Chur­rätiens). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 28; Baldauf, O., Das karolingische Reichsgut in Unterrätien, 1930; Heuberger, R., Raetia, (in) Klio 24 (1931), 348; Heuberger, R., Rätien im Altertum und Frühmittelalter, 1932; Clavadetscher, O., Das churrätische Reichsgutsurbar, ZRG GA 70 (1953), 1; Clavadetscher, O., Nochmals zum churrätischen Reichsgutsurbar aus der Mitte des 9. Jahrhunderts, ZRG GA 76 (1959), 319; Dilger, A., Textkritische Untersuchungen einer Handschrift aus der römischen Provinz Raetia II, ZRG GA 88 (1971), 172; Müller, I., Glanz des rätischen Mittelalters, 1971; Die Bayern und ihre Nachbarn, Bd. 1 1985; Clavadetscher, O., Rätien im Mittelalter, 1994 (Aufsätze); Erhart, P. u. a., Urkun­denlandschaft Rätien, 2004; Kakoschke, A., Die Personennamen in der römischen Provinz Rätien, 2008; Schrift, Schriftgebrauch und Textsorten im frühmittelalterlichen Churrätien, hg. v. Eisenhut, H. u. a., 2008; Kakoschke, A., Die Personennamen in der römischen Provinz Gallia Belgica, 2010

Ratingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch derr deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische teilweise erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit., Redlich, O. u. a., Geschichte der Stadt Ratingen, 1926; Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte, Bergische Städte, Ratingen, bearb. v. Redlich, O., 1928

ratio, lat., F.,  Rechnung, Berechnung, statistische Übersicht, Verzeichnis, Liste, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ratus, rērī

rational (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums [rationalis, lat., Adj., zu den Rechnungen gehörig, 4 v.Chr.- 65 n. Chr.] aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vernünftig

rationalis, ratiōnālis, lat., Adj., zu den Rechnungen gehörig, Rechnungs..., zur Vernunft gehörig, Vernunft..., vernünftig, schließend, folgernd, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ratus, rērī

Rationalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Anfang 18. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über rational mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die von René Descartes (1596-1650) begründete Denkhaltung, die allein von der Vernunft und von allgemeinen logischen Ableitungen aus Grundeinsichten (Axiomen) her deduktiv zu der Wahrheit gelangen will.

Lit.: Köbler, DRG 136; Cassirer, E., Descartes, 1939; Schmidt, G., Aufklärung und Metaphysik, 1965; Flasch, K., Das philosophische Denken im Mittelalter, 1986; Engfer, H., Empirismus versus Rationalismus? 1996; Braun, J., Deduktion und Invention – Gesetzesauslegung im Widerstreit von Gehorsamskunst, Rechtsgefühl und Wahrheitssuche, 2017

Ratsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [KölnStRechn. I 2] in 7 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gericht des Rates

Ratsgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1793 [CSax. I 1293] 3 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert von dem →Rat der Stadt von der niederen Strafgerichtsbarkeit her allmäh­lich erlangte Zuständigkeit in Gerichts­angelegenheiten. Sie ist in den Einzelheiten örtlich ziemlich verschieden gestaltet. S. Google

Lit.: Wackernagel, J., Die Entstehung der städtischen Ratsgerichtsbarkeit im Mittelalter, (in) FG der Basler Juristenfakultät zum Schweizer Juristentag, 1920, 113; Ebel, W., Bürgerliches Rechtsleben, 1954; Lübecker Ratsurteile, hg. v. Ebel, W., Bd. 1ff. 1958ff.; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 2. A. 1958; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsurteilsbuch, 1961; Wiener Ratsurteile des Spätmittelalters, hg. v. Demelius, H., 1980

Ratsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1311 [StraßbUB. IV 2 S. 22] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das einzelne Mitglied des →Rates einer →Stadt.

Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Spieß, W., Die Ratsherren der Hansestadt Braunschweig 1231-1671, 2. A. 1970

Ratsurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1534 [OÖsterr./ÖW. XII 440] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Ratsgerichtsbarkeit

Ratsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1652 [Staphorst, HmbKG. I 2 S. 51] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Rat, Verfassung

Raub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jahrhundert [Kchr. V. 15142] und in Wörterbuch der deutsvchen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] rapina) ist die Wegnahme einer fremden beweglichen Sache mit Gewalt gegen einen Menschen oder unter Anwen­dung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib und Leben in der Absicht, sich dieselbe rechtswidrig zuzueignen. In dem Mittelalter gilt der (offene) R. als weniger verbrecherisch als der (heimliche) Diebstahl. Rechtsfolge ist meist die Enthauptung (statt des Hängens). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 49, 123, 158; Köbler, WAS; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Radbruch, G., Der Raub in der Carolina, (in) FS M. Pappenheim, 1931, 37; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens, 1931, 482; Leesment, L., Pflugraub im Mittelalter, ZRG GA 58 (1938), 534; Radbruch, G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951; Landmesser, M., Der Raub, Diss. jur. Mainz 1966; Küther, C., Räuber und Gauner in Deutschland, 1976; Danker, U., Räuberbanden im alten Reich, 1988; Lange, K., Gesellschaft und Kriminalität, 1994; Danker, U., Die Geschichte der Räuber und Gauner, 2001; Schüßler, M., Raubüberfälle auf Hansekaufleute, ZRG 120 (2003), 355; Savoy, B., Kunstraub - Napoleons Konfiszierungen, 2011; Pierson, T., Praten, ZRG GA 128 (2011), 169; Schwarz, B., Auf Befehl des Führers. Hitler und der NS-Kunstraub, 2014

Raubehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1882 [DWB. VIII 218, sechs Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die angeblich durch →Raub einer →Frau begründbare →Ehe.

Lit.: Hübner 626; Dargun, L., Mutterrecht und Raubehe, 1883

rauben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] bzw. um 1275 [Berthold von Regensburg I 393] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit Gewalt oder Drohung wegnehmen

Räuber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 11. Jahrhundert [KlAhdSprDm. 170] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Raub

Lit.: Danker, U., Räuberbanden im alten Reich um 1700, 1988; Schurke oder Held?, hg. v. Siebenmorgen, H., 1995; Schubert, E., Räuber, Henker und arme Sünder, 2007

Raubritter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab ohne Jahr [WittgensteinLR. 72, 8 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Spätmittelalter nach Verlust seiner Bedeutung in dem Heereswesen Raub als Unterhaltsgewinnungsmittel be­trei­bende Ritter (beispielsweise Eppelein von Gailingen in Franken). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Rösener, W., Zur Problematik des spätmittelalterlichen Raubrittertums, (in) FS B. Schwineköper, 1982, 469; Görner, R., Raubritter, 1987; Andermann, U., Ritterliche Gewalt und bürgerliche Selbst­be­hauptung, 1991; Raubritter, hg. v. Andermann, K, 1997

Raum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [Mieris II 302] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der dreidimensionale Gesamtzusammenhang von Gegebenheiten. S. Google

Lit.: Belina, B., Raum – Zu den Grundlagen eines historisch-geographischenm Materialismus, 2013; Rau, S., Räume, 2013; Ehlers, C., Rechtsräume, 2016; Rutz, A., Die Beschreibung des Raums – Territoriale Grenzziehungen im Heiligen römischen Reich, 2018; Brandau, D., Raketenträume – Raumfahrt und Technikenthusiasmus in Deutschland 1923-1963, 2019

Raumordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die planerische Ord­nung des Raumes durch den Staat, die zu dem Nutzen der stark wachsenden Allgemeinheit gegenüber den Interessen vieler Einzelner sachlich an dem Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt.

Lit.: Leendertz, A., Ordnung schaffen, 2008; Jureit, U., Das Ordnen von Räumen, 2012; Kegler, K., Deutsche Raumplanung, 2014; „Rechtsräume“ – Historische und archäologische Annäherungen, hg. v. Ehlers, C. u. a., 2020

Ravanis →Jacobus de Ravanis

Ravenna in dem Mündungsdelta des Po ist in dem 5. Jahrhundert Residenz des weströmischen Kaisers und seiner Nachfolger (u. a. Theoderichs des Großen). Vielleicht besteht dort in dem 11. Jahrhundert eine Rechtsschule. 1440 gelangt Ravenna an Venedig, 1509 an den Kirchenstaat und 1870 an →Italien (1861).

Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 1 2. A. 1834, 337; Deichmann, F., Ravenna, Bd. 1ff. 1969ff.; Storia di Ravenna, hg. v. Susini, G. u. a., Bd. 1ff. 1990ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

Ravensberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Riepenhausen, H., Die bäuerliche Siedlung des Ravensberger Landes bis 1770, 1938; Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015; Die Grafschaft Ravensberg in Mittelalter und Reformationszeit, hg. v. Andermann, U. u. a., 2021; Jablinski, J., Vom Pfand zum Amt – Vormoderne Staatsbildung in der Grafschaft Ravensberg 1428-1556, 2021

Ravensburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – abgesehen von Ravensburger – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Schussen wird vielleicht schon vor 1276 Reichsstadt. Zwischen 1380 und 1530 ist Ravensburg Sitz der großen Ravensburger Handelsgesellschaft der Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat, die Leinwandhandel in dem Süden und Westen Europas betreibt. Sie unterliegt an dem Beginn der Neuzeit der neueren Wirtschaftsgesinnung der Augs­bur­ger Kauf­leute. S. Google

Lit.: Heyd, W., Beiträge zur Geschichte des deutschen Handels, 1890; Schulte, A., Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, Bd. 1ff. 1923, Neudruck 1964; Die älteren Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg, bearb. v. Müller, K., 1924; Rehme, P., Das rechtliche Wesen der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, ZRG GA 47 (1927), 487; Steiner, H., Das Familien- und Erbrecht der Stadt Ravensburg, Diss. jur. München 1959; Dreher, A., Geschichte der Stadt Ravensburg, 1972; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Eitel, P., Die große Ravensburger Handelsgesellschaft, 1985; Lutz, A., Zwischen Beharrung und Aufbruch, 2005

Raymundus de Penyafort (Raimund von Peniaforte) (Villafranca de Penades bei Barcelona um 1180-Barcelona 6. 1. 1275), hochadeliger Katalane, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna Rechtslehrer in Bologna, Dominikaner und Pönitentiar an der Kurie, 1238 Generalmagister der Dominikaner. 1222/1229 verfasst er eine (lat.) Summa (F.) de casibus conscientiae (Summe über Fälle des Gewissens) bzw. Summa de poenitentia (Summe über die Reue), mit der er die Entwicklung des Strafrechts beein­flusst, und 1230/1234 den die nachgrati­anischen →Dekretalen der Päpste sam­melnden (lat.) →Liber (M.) extra (Buch außerhalb [des Dekrets Gratians].

Lit.: Köbler, DRG 102; Schwertner, T., St. Raymond of Pennafort, 1935; Valls Taberner, F., San Ramon de Peniaforte, 1936; Kuttner, S., Zur Entstehungsgeschichte der Summa de casibus poenitentiae, (in) ZRG KA 70 (1953), 419; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 287

Raymund von Wiener Neustadt (?) ist der unbekannte(, möglicherweise unter der Herrschaft der Anjou von Italien nach Ungarn gezogene) Verfasser einer (lat.) Summa (F.) legum brevis levis et utilis (Kurze, leichte und nützliche Gesetzessumme) des ausgehenden 13. oder frühen 14. Jahrhunderts, die das römische Privatrecht, Staatsrecht, Strafrecht und Strafverfahrensrecht in dem dreigeteilten Schema (des Gaius) von Personen, Sachen und Klagansprüchen populär darstellt und auf ein davon abweichendes (ost­mit­teleuropäisches) Recht hinweist. Die Sum­me stammt vielleicht aus Italien (Neapel?). Die Mehrheit der in der Gegenwart bekannten 15 Handschriften ist in dem polnisch-slowakischen Gebiet erhalten, zu dem auch sachlich gewisse Bezüge bestehen könnten. S. Google

Lit.: Tomaschek, J., Über eine in Österreich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschriebene Summa legum, 1883; Bartsch, R., Das eheliche Güterrecht in der Summa Raymunds von Wiener Neustadt, 1912; Die Summa legum brevis levis et utilis, hg. v. Gál, A., 1926

re, lat., Präp.: zurück, entgegen, s. latein_a_z.docx, Herkunft ungeklärt?, als Präfix verwendet

real (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – nur in Zusammensetzungen - bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kchr. V. 15142] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums [realis, Adj., wesentlich gegenständlich, 1. Hälfte 4. Jahrhundert] aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., zu lat res, F., Sache) sachlich, körperlich, tatsächlich

Realexekution (F.) Vermögensvollstreckung, →Zwangsvollstreckung

Realfolium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie im den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für ein Grundstück unabhängig von der Person des jeweiligen Ei­gen­tümers angelegte Blatt des →Grundbuchs.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125

realis, reālis, lat., Adj.: nhd. wesentlich, (Sache betreffend,) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Mar. Victorin. (1. Hälfte 4. Jh.), s. latein_a_z.docx, s. rēs

Realkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Realvertrag

Realkredit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts – 1829 – gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das real gesicherte Darlehen.

Lit.: Nebenius, F., Über die Natur und die Ursachen des öffentlichen Credits, 1829; Brinkmann, C., Lehrbuch des Handelsrechts, 1853; Suer, F., Merkmale und Bedeutung des Realkredits für die gewerbliche Immobilienfinanzierung, 2010; Brinkmann, M., Kreditsicherheiten an beweglichen Sachen und Forderungen, 2011; Bissing, W., Der Realkredit in der deutschen Landwirtschaft, 2020

Reallast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1636 [Buschmann, Wetter 170] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch derdeutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die dingliche Belastung eines Grundstücks mit aus dem Grundstück zu entrichtenden wieder­kehrenden Leistungen (beispielsweise Verköstigung, Geld). Sie ist zwar dem klassischen rö­mischen und justinianischen Privatrecht unbekannt, findet sich aber in dem gesamten römischen öffentlichen Recht und auch in dem Frühmittelalter in Herrschafts­verhältnissen, in deren Rahmen Leistungs­pflichten als mit Grundstücken verbunden betrachtet werden. Seit dem Spätmittelalter nähert sich die Reallast der Darlehenshypothek. In der frühen Neuzeit wird die Reallast teilweise als hypothekarisch gesichertes Forderungs­recht angesehen, teils als deutschrechtliche →Dienstbarkeit (lat. [F.] servitus iuris Ger­manici). In Frankreich wird die mit feudalem Herr­schaftsrecht zusammenhän­gende Reallast durch Dekret von dem 17. 7. 1793 entschä­digungslos aufgehoben. In Gegensatz zu dem Allgemeinen Bürgerli­chen Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) nimmt das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) die Reallast als beschränktes dingliches Recht auf. In Österreich wird die Reallast in dem Grundbuchs­gesetz (1871) und in der Exekutionsordnung (1896) berücksichtigt.

Lit.: Kaser § 28 I 3; Hübner; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 125, 213; Schwind, E. v., Die Reallastenfrage, (in) Jahrhundert Jb. f. d. Dogmatik 33 (1894), 1; Rehme, P., Die Lübecker Grundhauern, 1905; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Beutler, J., Die Reallast im Spannungsfeld, 2009; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Reallexikon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –  nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Sachlexikon

Lit.: Reallexikon der germanischen Alter­tums­kunde, hg. v. Hoops, J., 1911-1919, 2. A. 1973-2007 (35 Bände, 5124 Artikel, 3376 Abbildungen, 952 Tafeln, 2 Registerbände, 1443 Autoren, zahlreiche Ergänzungs­bände)

real property (engl. [N.]) Liegenschaft, unbewegliche Sache

Realservitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Belastung eines Grund­stücks mit einer Dienstbarkeit (Servitut) zu Gunsten eines anderen Grundstücks (Grunddienstbarkeit beispielsweise Wegerecht). Das römische Recht unter­scheidet zwischen älteren Feldservituten (auf dem Land) und jüngeren Gebäude­servituten (in der Stadt), das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs zwi­schen Feldservituten und Hausser­vituten (§§ 474ff.). S. Google

Realteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1815 [WirtRealIndex I 337] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) tatsächliche Aufteilung in Gegensatz zu nur gedanklicher Teilung

Realunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die verfassungsmäßig fest­gelegte Vereinigung zweier selbständiger Staaten unter einheitlichem Staatsoberhaupt und mit gemeinschaftlichen Einrichtungen bzw. Organen (beispielsweise Norwegen-Island ab 1263, Österreich-Ungarn 1867-1918, Norwegen-Schweden 1815-1905, Dänemark-Island 1918). Sie ist von der bloßen zufälligen Personalunion zu unterscheiden. Bedeut­sam hierfür sind gemeinsame Organe. S. Google

Lit.: Jellinek, G., Die Lehre von den Staatenverbindungen, 1882; Hatschek, J., Das Recht der modernen Staatenverbindung, 1909; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007

Realvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1790 [Thomas, FuldPrR. III 49] vier Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) oder Realkontrakt ist in dem klassischen römischen Recht und dem ihm folgenden Rechten der durch (Willensüber­einstimmung und) Hingabe einer Sache erst wirklich zustande kommende →Vertrag (Darlehen, Leihe, Verwahrung, Pfand, in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Öster­reichs von 1811/1812 auch der Trödelvertrag, § 1086, nach Wegmann Stockebrand Realvertrag bei den Römern nur das Darlehen).

Lit.: Kaser § 38 II 1a; Köbler, DRG 45, 74, 91, 126, 208; Wegmann Stockebrand, A., Obligatio re contracta, 2017 (Römer kannten als Realvertrag nur das Darlehen)

Rebus sic stantibus omnis promissio intellegetur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Bei jedem Versprechen wird davon ausgegangen, dass die Um­stände gleichbleiben werden.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Seneca, 4-65 n. Chr., De beneficiis 4, 34, 3-4, 35, Thomas von Aquin, 1225?-1274, Summa theologica 2, 2, 110, 3, rat. 5)

receptio, lat., F.: nhd. Vorbehalt, Aufnahme, heimliche Aufnahme, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recipere

receptum, lat., N., Übernahme des Schiedsrichteramts, Cod. Iust. (528-534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,

Garantieerklärung, Versprechen, Verpflichtung (beispielsweise des Bankiers [receptum argentarii], des Wirtes, des Schiffers oder des Stallwirts)

Lit.: Kaser §§ 37 III 2, 46 III; Köbler, DRG 47, 64

recessus, lat., M., Zurückgehen, Rückgang, Rücktritt, Rückzug, Heimkehr, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recēdere

recessus (M.) imperii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Reichsabschied

rechnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1180 [Hartm., Erec Leitzmann3 V. 9716] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zählen, berechnen, errfassen und behandeln von Gegebenheiten durch Zahlen

Rechnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Vorgang und das Er­gebnis des Erfassens und Behandelns von Ge­ge­benheiten durch Zahlen. S. Google

Lit.: Mersiowsky, M., Die Anfänge territorialer Rechnungslegung im deutschen Nordwesten, 2000; Die ältesten Rechnungsbücher des Klosters Scheyern 1339-1363, hg. v. Toch, M., 2000; Weiss, S., Buchhaltung und Rechnungswesen des Avignoneser Papsttums (1316-1378), 2003; Die Aachener Stadtrechnungen des 15. Jahrhunderts, bearb. v. Kraus, T., 2004; Stadtkölnische Reise­rechungen, bearb. v. Militzer, K., 2007; Mihm, M. u. a., Mittelalterliche Stadtrechnungen, 2007f.; Lübbers, B., Die ältesten Rechnungen des Klosters Aldersbach (1291-1373), 2009; Die Rechnungen der mainzischen Kellnerei Amöneburg aus dem 14. Jahrhundert, hg. v. Klibansky, E. u. a., 2019

Rechnungshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das die Rechnung, die Wirt­schaftlichkeit und die Ordnungs­mäßigkeit der Haushaltsführung des Staates überprüfende staatliche Organ seit dem Spätmittelalter bzw. 18. Jahrhundert (Frankreich 1318, Sachsen 1707, 1761 Österreich Rechen-Cammer, 1854 oberste Rechnungs-Kontroll-Behörde, 1919 Staatsrech­nungs­hof, Preußen 1714 General-Rechenkammer, 1824, Oberrech­nungs­kammergesetz 1872). S. Google

Lit.: Städtehaushalt und Rechnungswesen, hg. v. Maschke, E. u. a., 1977; Brodersen, C., Rechnungs­prüfung für das Parlament in der konstitutionellen Monarchie, 1977; Zavelberg, H., 275 Jahre staatliche Rechnungsprüfung, (in) Die Kontrolle der Staatsfinanzen, 1989, 43; Störring, J., Die Beratungsfunktion des Bundesrechnungshofes und seines Präsidenten, 2013; Krysl, V., Die Rechnungshöfe in Bayern, Thüringen, Kärnten und der Steiermark im Rechtsvergleich, 2014; 300 Jahre externe Finanzkontrolle in Deutschland - gestern, heute und morgen. Festschrift, hg. v. Engels, D., 2014; Dommach, H., Hitlers Staatsfinanzen – Der Rechnungshof des Deutschen Reichs im Nationalsozialismus 1933-1945, 2019

Rechnungsprüfung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Überprüfung einer Rechnungsgestaltung. Sie beruht auf der in dem 12. Jahrhundert sich ausbildenden -, in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht belegten - Rech­nungs­legung.

Lit.: List, H., Die geschichtliche Entwicklung der Rechnungsprüfung, Diss. jur. Tübingen 1998; Mersiow­sky, M., Die Anfänge territorialer Rechnungslegung, 1999

recht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) richtig, gerade, gerecht

Recht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. ius [N.]) ist die menschliche, auf die Gerechtigkeit abstellende Sollensordnung (Recht in dem objektiven Sinn) und der in ihr dem Einzelnen zustehende Anspruch (Recht in dem subjektiven Sinn). Das Recht ist ein Ergebnis des menschlichen Zusammenlebens. Es entsteht anfangs wohl regelmäßig aus der Sitte als dem Üblichen. Hinzu kommt ab einem unbekannten Zeitpunkt die bewusste Setzung (Gesetz, beispielsweise Codex Urnammu 2100 v. Chr., Codex →Hammurapi des babylonischen Königs Hammurapi [1728-1686 v. Chr.]?, Lykurg, Solon, Drakon, →Zwölftafelgesetz in Rom 451/450 v. Chr.). In Rom erfolgt die Auslegung des Gesetzes wegen der Nähe von Recht und Religion zuerst durch Priester, danach durch den wohl (handwerklich) gebildeten Fach­mann (Rechtskundigen). Verstanden wird diese Tätigkeit als (lat.) ars (F.) boni et aequi (Kunst des Guten und Gerechten, Celsus filius 129 n. Chr.). Der oströmische Kaiser →Justinian (527-565) fasst an dem Ende der spätrömischen Zeit das römische Recht in →Institutionen, →Codex und →Pandekten (sowie →Novellen) zusammen. Das Recht der Germanen ist ungeschrieben und wohl weitgehend durch tatsächliche Übung entstanden. Bestimmte Rechtssetzung einzelner Rechtssätze ist nicht wirklich bezeugt. Auf einen Rechtsgott wird das Recht ebensowenig zurückgeführt wie in Rom. Als Gemenge von tatsächlich hergebrachten Sätzen (→Weistümer) und bewussten neuen Beschlüssen (→Konstitutionen) zeich­nen die von den Germanen abstammenden Einzelvölker nach dem Vorbild der Römer und der Kirche ihr Recht in den sog. →Volksrechten oder Stammes­rechten zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert auf. Dieses Recht muss nicht notwendig alt und gut sein, obwohl es vielfach tatsächlich alt und anerkannt ist. Seit dem 12. Jahrhundert wird das Recht nicht mehr personal (Volksrecht, Stammesrecht, sondern territorial bestimmt (→Landrecht, →Stadtrecht, Dorfrecht). Neben das partikulare Recht tritt etwa gleichzeitig das allgemeine (→gemeine) Recht (kirchliches Recht, wiederentdecktes römisches Recht). Placentinus († 1192) sieht dabei in (lat.) ius publicum und (lat.) ius privatum (lat.) duae res (zwei Dinge oder Gegenstände). Seit dem Spätmittelalter wird dieses in den Universitäten →gelehrte Recht fast überall neben dem heimischen Recht teilweise aufge­nommen, an die zeitgenössischen Be­dürfnisse (lat. usus [M.] modernus, moderner Gebrauch) angepasst und geordnet und der Begriff des Rechtes zunehmend positiviert. Seit dem 17. Jahrhundert wird das Recht verstärkt auf seine Na­türlichkeit bzw. Vernünftigkeit überprüft (→Vernunftrecht, säkulares →Naturrecht). In dem Ergebnis wird es an Hand von Montesquieu theoretisch bestimmten Überlegungen vielfach in nationalen Gesetzbüchern (Kodifikationen) festgelegt ([Bayern 1751-1756,?] Preußen 1794, Frankreich 1804ff., Österreich 1811/­1812, Spanien 1829ff., Italien 1865ff., Deutsches Reich 1871ff.). Bis zu der Gegenwart steigt die Flut rechtlicher Regelungen auf allen Ebenen (Vereinte Nationen, Europa, Staat, Provinz/Region/­Land, Kommune u. s. w.) in das Unüberschaubare an (Bundesrepublik Deutsch­land 1996 ca. 85000 bundesgesetzliche Regelungen). Vorrangige Bedeutung er­langt dabei innerhalb des Rechtes die →Verfassung, der Gesetz, Verordnung und Gewohnheitsrecht sowie weitere Rechtsquellen nachgeordnet sind.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 1, 3, 14, 29, 47, 51, 69, 79, 108, 113, 137, 140, 149, 180, 191, 205, 226, 229, 253; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 231; Grimm, J., Von der Poesie im Recht, (in) Z. f. geschichtliche Rechtswissenschaft 2, 1 (1816), 25; Puchta, G., Das Gewohnheitsrecht, Bd. 1f. 1828ff., Neudruck 1965; Kern, F., Über die mittelalterliche Anschauung vom Recht, (in) HZ 115 (1916), 496; Fehr, H., Das Recht im Bilde, 1923; Müller, G., Recht und Staat in unserer Dichtung, 1924; Holland, T., The elements of jurisprudence, 13. A. 1924; Stammler, R., Deutsches Rechtsleben, Bd. 1f. 1928ff.; Rehfeldt, B., Die Vergeistigung des Rechtes, ZRG GA 67 (1950), 373; Rehfeldt, B., Die Wurzeln des Rechtes, 1951; Wengler, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Odenheimer, J., Der christlich-kirchliche Anteil an der Verdrängung der mittelalterlichen Rechtsstruktur und an der Ent­stehung der Vorherrschaft des staatlich gesetzten Rechts im deutschen und französischen Rechtsgebiet, 1957; Krause, H., Dauer und Vergänglichkeit im mittelalterlichen Recht, ZRG GA 75 (1958), 206; Schönfeld, W., Über die Heiligkeit des Rechts, 1957; Das subjektive Recht, hg. v. Coing, H., 4. A. 1962; Sawer, G., Law in Society, 1965; Hattenhauer, H., Zur Autorität des germanisch-mittelalterlichen Rechtes, ZRG GA 83 (1966), 258 (Antrittsvorlesung); Kaser, M., Der römische Anteil am deutschen bürgerlichen Recht, (in) JuS 1967, 337; Böckenförde, E., Der Rechtsbegriff, (in) Archiv f. Begriffsgesch. 12 (1968), 145; Zippelius, R., Das Wesen des Rechts, 2. A. 1969; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Schmelzeisen, G., Objektives und subjektives Recht – zu ihrem Verhältnis im Mittelalter, ZRG GA 90 (1973), 101; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; NS-Recht in historischer Perspektive, 1981; Gmür, R., Rechtswirkungs­den­ken in der Privatrechts­geschichte, 1981; Schlosser, H., Rechtsgewalt und Rechtsbildung im ausgehenden Mittelalter, ZRG GA 100 (1983), 9; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Das römische Recht im Mittelalter, hg. v. Schrage, E., 1986; Grimm, D., Recht und Staat der bürgerlichen Gesellschaft, 1987; Würtenberger, T., Zeitgeist und Recht, 1987; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1f. 1988ff.; Henke, W., Recht und Staat, 1988; Rüthers, B., Entartetes Recht, 2. A. 1989; Gewohnheitsrecht und Rechtsgewohnheiten, hg. v. Schulze, R., 1992; Wesel, U., Fast alles, was Recht ist, 1992, 2. A. 1993, 3. A. 1994, 4. A. 1996, 5. A. 1999, 6. A. 2002, 7. A. 2004, 8. A. 2007, 9. A. 2014; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre des 18. Jahrhunderts, 1993; Recht und Verfahren, hg. v. Kroeschell, K., 1993; Rückert, J., Die Rechtswerte der germanistischen Rechts­geschichte, ZRG GA 111 (1994), 275; Kroeschell, K., Der Rechtsbegriff der Rechtsgeschichte, ZRG GA 111 (1994), 315; Jacoby, S., Allgemeine Rechtsgrundsätze, 1997; Gaudemet, J., Les naissances du droit, 1997; Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Bd. 1, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1998; Diestelkamp, B., Recht und Gericht im heiligen römischen Reich, 1999; Blanke, H., Das Recht als Mittel der Machtpolitik, 2002; Rechtsbegriffe im Mittelalter, hg. v. Cordes, A. u. a., 2002; Rudolph, H., Rechtskultur in der frühen Neuzeit, (in) HZ 278 (2004) 347; Uertz, R., Vom Gottesrecht zum Menschenrecht – Das katholische Staatsdenken in Deutschland (1789-1965), 2005; Die zeitliche Dimension des Rechts, hg. v. Pahlow, L., 2005; Stier, A., „Richtiges Recht“, 2006; Röder, T., Rechtsbildung im wirtschaftlichen Welt­verkehr, 2006; Rechtsveränderungen im politischen und sozialen Kontext mittelalterlicher Rechtsvielfalt, hg. v. Esders, S. u. a., 2006; Schröder, J., Zur Entwicklung des Rechtsbegriffs in der Neuzeit, (in) Gedächtnisschrift Jörn Eckert 2008, 835; Ausbildung des Rechts, hg. v. Böse, K. u. a., 2009; Hamza, G., Die Untergliederung der modernen Rechtsordnungen und die römischrechtliche Tradition, (in) Seminarios Complu­tenses 22 (2009), 191; Ausbildung des Rechts, hg. v. Böse, K. u. a., 2009; Grossi, P., Das Recht in der europäischen Geschichte, 2010; Recht und Literatur, hg. v. Greiner, B. u. a., 2010; Bühler, T., Rechtsschöpfung und Rechtswahrung, 2012; Kontroversen um das Recht - Beiträge zur Rechtsbegründung von Vitoria bis Suárez, hg. v. Bunge, K. u. a. 2012; Foljanty, L., Recht oder Gesetz, 2013; Ungerechtes Recht, hg. v. Müßig, U., 2013; Zerstörte Rechtskultur, hg. v. Nöhre, M., 2013; Law and Disputing in the Middle Ages, hg. v. Andersen, P. u. a., 2013; The Laws‘ Many Bodies, hg. v. Donlan, S. u. a., 2015; Recht, Konfession und Verfassung im 17. Jahrhundert – West- und mitteleuropäische Entwicklungen, hg. v. Friedeburg, R. v. u. a., 2015; Starck, C., Woher kommt das Recht?, 2015; The Formation and Transmission of Western Legal Culture, hg. v. Dauchy, S. u. a., 2016; Kuch, D., Die Autorität des Rechts – Zur Rechtsphilosophie von Joseph Raz, 2016; Leidenschaftliches Rechtsdenken, hg. v. Zabel, B. u. a., 2017; Heimann, S., Metastrukturen europäischer Rechtskultur, 2018; Bob, C., Rights as Weapons – Instruments of Conflict, Tools of Power, 2018; Noll, A., Wie das Recht in die Welt kommt – Von den Anfängen bis in die frühe Neuzeit, 2018; Ladeur, K., Der Anfang des westlichen Rechts, 2018; Beck, H. u. a., Alles, was Recht ist, 2019; Jansen, N., Recht und gesellschaftliche Differenzierung – Fünf Studien zur Genese des Rechts und seiner Wissenschaft, 2019; Recht, Obrigkeit und Religion in der frühen Neuzeit, hg. v. De Wall, H., 2019; Seinecke, R., Die deutschsprachige Rechtswissenschaft seit 1800 und der Rechtspluralismus, ZRG GA 1237 (2020), 272; Recht und Diversität – Lokale Konstellationen und globale Perspektiven von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, hg. v. Brauner, C. u. a., 2020; Recht und Infrastruktur in der Geschichte des bayerischen Oberlands, hg. v. Löhnig, M., 2020; Recht und Wirtschaft in Stadt und Land, hg. v. Luts-Sootak, M. u. a., 2020

Recht (N.) an dem Bild (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem 20. Jahrhundert ein →Persönlichkeitsrecht eines Menschen an den von ihm angefertigten Abbildungen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3

Recht an dem eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem deutschen Recht der Gegenwart ein absolut geschütztes Recht des § 823 I BGB.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Recht und Dichtung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Fehr, H., Das Recht in der Dichtung, 1931; Fehr, H., Die Dichtung im Recht, 1936; Schmidt-Wiegand, R., Recht und Dichtung, (in) HRG, Bd. 4 1985, 232

Recht zur Sache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. (lat.) ius ad rem

rechtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 9. Jahrhundert [AhdGl. I 192, 31] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Recht betreffend

Rechtliches Gehör (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die rechtmäßige Anhörung eines Betroffenen. Die bereits dem griechischen (attischen) Verfahren in dem Alter­tum bekannte Notwendigkeit des rechtlichen Gehörs für ein einwandfreies Entscheidungs­verfahren wird schon bei Seneca (4 v. Chr.-65 n. Chr., lat. audiatur et altera pars, es werde auch die andere Seite gehört) betont. Als eigenständiger Grundsatz tritt das rechtliche Gehör aber erst in dem Gefolge der Aufklärung hervor. S. Google

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Rüping, H., Der Grundsatz des rechtlichen Gehörs, 1976, 12; Wacke, W., Audiatur et altera pars, (in) Jur. Arbeitsblätter 12 (1980), 594; Bretschneider, T., Die Rechtsprechung des bayerischen Verfassungs­ge­richtshofs, 2006

rechtlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) kein Recht habend

Rechtlosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv 1785 [Fischer, KamPolR. I 53] siebzehn Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen des Rechtes oder der →Rechtsfähigkeit. Die Rechtlosigkeit ist in gewissem Umfang Begleiterscheinung der ständischen Verschiedenheit von dem Altertum bis in das 19. Jahrhundert (Frankreich 1789 égalité). S. Google

Lit.: Kaser; Hübner § 14; Budde, J., Über Rechtlosigkeit, Ehrlosigkeit und Echtlosigkeit, 1842; Schröder, H., Die Rechtlosigkeit der Frau im Rechtsstaat, 1979

Rechtsaltertum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1791 [Runde, PrR. 8] sieben Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die sinnlich erkennbare Erscheinung vergangenen Rechtes (Gegenstän­de, Symbole, Quellen, Institute). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1992, 1994; Koch, E., Rheinhessische Rechts­altertümer, 1939; Höfel, O., Rechtsaltertümer Rhein­hessens, 1940; Amira, K. v., Germanisches Recht, 4. A., Bd. 2, ergänzt v. Eckhardt, K., 1967; Oestmann, P., Germanisch-deutsche Rechtsaltertümer im Barockzeitalter, 2000

Rechtsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1793 [PreußGO. 3 § 64 zweiundzwanzig Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der unabhängige fach­männische Berater und Vertreter in allen Rechtsangelegenheiten. Er ist rechtswissen­schaftlich geschult. Er er­scheint seit dem 12. Jahrhundert, wobei zeitweise zwischen →Advokat und →Prokurator unterschieden wird. In Gegensatz zu dem →Fürsprecher ist er Vertreter (nicht in dem Wort, sondern) in der Sache. Nach Freigabe der Rechts­anwaltschaft 1879 entwickelt sich der Rechtsan­waltsberuf zumal in Berlin zu einer klassisch jüdischen Profession (1933 19208 Rechtsanwälte in dem Deutschen Reich, etwa 5000 nichtarisch, in Wien an dem 13. 3. 1938 2541 Rechtsanwälte, an dem 31. 12. 1938 nur noch 771, in Berlin 1935 von 3400 = 54 Prozent jüdische Rechtsanwälte). In dem 20. Jahrhundert nimmt die Zahl der Rechtsanwälte entsprechend der Zunahme der Studierenden der Rechtswissenschaft (Erstsemester 1960 3173, 1970 6703, 1980 14446, 1990 15953, 2000 18455) stark zu (Bundesrepublik Deutschland 1960 18720, 1970 23599, 1980 37314, 1990 59455, 2000 110367). In der 1990 durch Einigung in der Bundesrepublik Deutschland aufgegangenen Deutschen Demo­kratischen Republik hat der Rechtsanwalt bei insgesamt meist nur rund 600 Berufsvertretern keine besondere Bedeutung, doch bemüht sich die größte Zahl der dortigen Rechtsanwälte um korrekte Tätigkeit vor allem in Mietstreitigkeiten. S. Google

Lit.: Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905; Hachenburg, M., Lebenserinnerungen eines Rechtsanwalts, 1927; Kollmann, Zur Entwicklung des Ausbildungs- und Prüfungswesens, (in) FS Laforet, 1952, 445; Dübi, A., Die Geschichte der bernischen Anwaltschaft, 1955; Huffmann, H., Geschichte der rheinischen Rechtsanwaltschaft, 1969; Heinrich, R., 100 Jahre Rechtsanwaltskammer München, 1979; Ostler, F., Die deutschen Rechtsanwälte 1871-1971, 2. A. 1982; Entstehung und Quellen der Rechtsan­waltsordnung von 1878, hg. v. Schubert, W., 1985; König, S., Vom Dienst am Recht, 1987; Holly, G., Geschichte der Ehrengerichtsbarkeit der deutschen Rechtsanwälte, 1989; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Die Geschichte des deutschen Anwaltsvereins, hg. v. Deutschen Anwaltverein, 1997; Rechtsanwälte und ihre Selbstverwaltung, hg. v. d. Rechtsanwaltskammer Frankfurt am Main, 1998; Anwalt ohne Recht. Das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte in Berlin nach 1933, hg. v. Ladwig-Winters, S. u. a., 1998, 2. A. 2007; Neschwara, C., Die Entwicklung der Advokatur in Cisleithanien, ZRG GA 115 (1998), 441; Roth, C., Der Weg zu einem einheitlichen anwaltlichen Berufsrecht im wiedervereinigten Deutschland, Diss. jur. Regensburg 1999; Fortitudo temperantia Die Rechtsanwälte am Reichsgericht und beim Bundes­gerichtshof, hg. v. d. Verein der beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwälte, 2000; Officium advocati, hg. v. Mayali, L. u. a., 2000; Schümann, D., Ein Beitrag zur Geschichte der mecklenburgischen Anwaltschaft, 2000; Königseder, A., Recht und nationalsozialistische Herrschaft – Berliner Anwälte 1933-1945, 2001; Wrabetz, P., Österreichs Rechtsanwälte, 2004; Wettmann-Jungblut, P., Rechtsanwälte an der Saar 1800-1960, 2004; Brunn, H./Kirn, T., Rechtsanwälte – Linksanwälte 1971-1981, 2004; Rüping, H., Rechts­anwälte im Bezirk Celle, 2006; Anwalt ohne Recht, hg. v. Bundesrechts­anwaltskammer, 2007; 200 Jahre Wirtschafts­anwälte in Deutschland, hg. v. Pöllath, R., 2009; Busse, F., Deutsche Anwälte, 2010; Krusche, S., Die Bundesrechtsanwaltsordnung vom 1. August 1959, 2012; Mauss, S., Nicht zugelassen – Die jüdischen Rechtsanwälte im Oberlandesgerichtsbezirk Düsseldorf 1933-1945, 2013 (199 Biographien); 175 Jahre Freshfields Bruckhaus Deringer in Deutschland, 2015; Seliger, H., Politische Anwälte? Die Verteidiger der Nürnberger Prozesse, 2016; Halfmann, M., Marketingpraxis für Anwälte, 2016

Rechtsanwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1814 [Thibaut, Notwendigk. 64] 3 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Zuordnung oder Zurechnung von einzelnen Sachverhalten zu allgemeinen Tatbeständen, →Subsum­tion) ist die bewertende Anwendung der abstrakten Rechtssätze (Sollen) auf konkrete Sachverhalte (Sein). Sie entsteht mit den Anfängen von Rechts­vorstellungen. Sie erfolgt inhaltlich eigentlich durch jedermann, insbesondere durch Urteiler und fachlich Vorgebildete. S. Google

Lit.: Wiegand, W., Studien zur Rechtsan­wendungs­lehre der Rezeptionszeit, 1977; Eckert, J., Gesetzesbegriff und Rechtsanwendung, (in) Der Staat 1998, 571; Albrecht, M., Die Methode der preußi­schen Richter, 2005

Rechtsästhetik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lehre von der Schönheit des Rechtes

Lit.: Damler, D., Rechtsästhetik – Sinnliche Analogien im juristischen Denken, 2016

Rechtsarchäologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bewusste Beschäftigung mit den Gegenständen des ver­gangenen Rechtes (Örtlichkeiten, Geräten, Darstellungen, Handlungen [str.], Wort von Amira 1890). Die Rechtsarchäologie wird bereits in dem 17. Jahrhundert sichtbar. Sehr nachdrücklich ist sie wissenschaftliches Untersuchungs­ob­jekt bei Karl von →Amira. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 5; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Fehr, H., Das Recht im Bilde, 1923; Funk, W., Deutsche Rechtsdenkmäler, 1938; Frölich, K., Mittelalterliche Bauwerke als Rechtsdenkmäler, 1939; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Möller, T., Sühne- und Erinnerungsmale in Schleswig-Holstein, (in) Nordelbingen 17/18 (1942), 89; Funk, W., Speer, Pfandschaub, Kreuz und Fahne, ZRG GA 65 (1947), 297; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege im niederdeutschen Bereich, 1946; Frölich, K., Denkmäler mittelalterlicher Strafrechts­pflege, 1946; Frölich, K., Rechtsdenkmäler des deutschen Dorfes, 1947; Baltl, H., Rechtsarchäologie des Landes Steiermark, 1957; Hopf, H., Studien zu den Bildstöcken in Franken, 1970; Forschungen zur Rechtsarchäologie und zur rechtlichen Volkskunde, Bd. 1ff. 1978ff.; Carlen, L., Rechtsarchäologie in der Schweiz, (in) FS H. Baltl, 1978; Maisel, W., Archeologia prawna polski, 1982; Schild, W., Alte Gerichtsbarkeit, 2. A. 1989; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Maisel, W., Rechts­archäologie Europas, 1992; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Rechtsarchäologie und Rechtsikono­graphie, hg. v. Win, P. de, 1992; Carlen, L., Sinnen­fälliges Recht, 1995 (Aufsätze); Bilder, Texte, Rituale, hg. v. Schreiner, K. u. a., 2000

Rechtsbehelf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1592 [MünsterPolO. Schlüter 134] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von dem objektiven Recht gewährte Behelf zu der Ermittlung und Verwirklichung subjektiver Rechte. S. Google

Lit.: Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985; Gaillet, A., Der Einzelne gegen den Staat, ZRG GA 129 (2012), 109

Rechtsberatung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Rechtsberater – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beratung von Laien vor allem durch Juristen in Rechtsfragen. Sie ist ursprünglich grundsätzlich erlaubt. Seit 1877 können in dem Deutschen Reich Menschen, die das Verhandeln vor Gericht geschäftsmäßig betreiben, als Bevoll­mächtigte und Beistände in der mündlichen Verhandlung ausgeschlos­sen werden (§ 143 II ZPO). Seit 1883 kann die gewerbsmäßige Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten untersagt werden. Seit 1898 kann die Justizverwaltung geschäfts­mäßige Vertreter (Rechtskons­ul­en­ten) als sog. Prozessagenten zulassen. Auf seit April 1932 verstärktes Drängen der Rechtsanwaltschaft wird 1935 in dem deutschen Reich ein Rechtsberatungsmiss­brauchsgesetz geschaf­fen, das gleichzeitig die Rechtsbera­tung durch jüdische Rechtskonsulenten regelt. (1938 wird noch verbliebenen jüdischen Rechtsanwälten der Beruf verboten und werden 172 als Rechtskonsulenten für Juden zugelassen.) Das Gesetz wird 2007 durch das grundsätzlich ab dem 1. 7. 2008 geltende Rechtsdienstleistungs­gesetz ersetzt, das den Grundsatz der Rechtsberatung durch Vollju­risten aufrecht­erhält, aber gewisse Einschrän­kungen herbei­führt. S. Google

Lit.: Rücker, S., Rechtsberatung, 2007; Weber, T., Die Ordnung der Rechtsberatung in Deutschland nach 1945, 2010

Rechtsbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Besitz eines Rechtes. Seine Möglichkeit hängt ab von dem Verständnis des →Besitzes und der Sache. Dort wo Besitz nur die tatsächliche Herrschaft über körperliche Gegenstände (Sachen [in einem körperlichen Sinne]) betrifft, ist Rechtsbesitz systemwidrig. In Österreich ist Rechtsbesitz hinsichtlich dauernder Ausübung zugäng­licher Rechte möglich, die mit der Innehabung einer körperlichen Sache verbunden sind (beispielsweise Mietrecht). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 162; Wesener, G., Zur Dogmengeschichte des Rechtsbesitzes, (in) FS W. Wilburg, 1975, 453; Graff, J., Die Lehren vom Rechtsbesitz, Diss. jur. Köln 1983; Beermann, C., Besitzschutz bei beschränkten dinglichen Rechten, 2000

Rechtsbeugung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [SammlBadStBl. I 1354] zwei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die mindestens bedingt vorsätzliche falsche Anwendung oder Nichtanwendung von Recht durch einen Richter, anderen Amtsträger oder Schiedsrichter bei der Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache zugunsten oder zu dem Nachteil einer Partei. In dem römischen Recht ist dies ein Fall des (lat. [N.]) falsum (Fälschung, Betrug), das eine Strafe nach sich zieht. In dem Mittelalter werden Rechtsweigerung und Rechtsbeugung nicht klar getrennt, so dass als Folge vielfach nur ein verfahrensrechtlicher Rechtsbehelf ge­währt wird. Ein besonderer Straftatbestand des Amtsverbrechens der Rechtsbeugung wird erst von Martin 1825 gefordert. Bis zu der Mitte des 19. Jahrhunderts setzt er sich trotz geringer tatsächlicher Bedeutung durch. Seit 2003 haftet der Staat für die europarechtswidrige Rechtsan­wendung seiner Höchstgerichte, die beispielsweise ein Vorabentschei­dungs­ver­fahren einleiten, nach einer eindeutigen Zwischenauskunft des Europä­ischen Gerichts­hofs ihr Vorabentschei­dungsersuchen zurück­nehmen und trotz einer eindeutigen Stellung­nahme der Europäischen Kommission überra­schend rechtswidrig gegen die Zwi­schenauskunft des Europäischen Gerichtshofs entscheiden (beispielsweise C-224/2001). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Martin, C., Lehrbuch des deutschen gemeinen Kriminalrechts, Bd. 1f. 1821ff.; Cohn, G., Die Verbrechen im öffentlichen Dienst, 1876; Stock, U., Entwicklung und Wesen des Amtsverbrechens, 1932; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962; Schmidt-Speicher, U., Hauptprobleme der Rechts­beugung, 1982; Spendel, G., Rechtsbeugung durch Rechtsprechung, 1984; Kraut, G., Rechtsbeugung, 1997; Möller-Heilmann, B., Die Strafverfolgung 1999; Hohoff, U., An den Grenzen des Rechtsbeugungstatbestands, 2000; Hoeppel, A., NS-Justiz und Rechtsbeugung, 2019

Rechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht als Ansatz in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1274/1282 [Königebuch 33, Handschrift 1. Hälfte 15. Jahrhundert] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das das Recht betreffende Buch bzw. die (umfassende) Aufzeichnung des geltenden Rechtes (durch einen Menschen außerhalb einer amtlichen Stellung in Form eines Buches) (rechtbuk [= mnd. rechtbōk] Berliner Stadtbuch 1397). Das Rechtsbuch ist insbesondere in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter bedeutsam, in denen es die durch spärliche Gesetzgebungstätigkeit gelassene umfangreiche Lücke des (schriftlich) bezeugten Rechtes füllt. Das Rechtsbuch ist nur Rechtserkenntnisquelle. Bekannte Beispie­le sind die (lat.) Constituta (N.Pl.) usus et legis (Festgesetztes des Gebrauchs und Rechtes) bzw. Constitutum (N.) usus (Festgesetztes des Gebrauchs) von Pisa (Mitte 12. Jahrhundert), der Liber feudorum (Buch der Lehen), der →Sachsenspie­gel, →Deutschenspiegel, so genannte →Schwabenspiegel, das Kleine Kaiserrecht, das Eisenacher Rechtsbuch, das Freisinger Rechtsbuch, das Görlitzer Rechtsbuch, das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch oder das Zwickauer Rechtsbuch, die →Coutumes, die →Fueros, die →Siete Partidas, der (lat.) Liber legis Scaniae, →Gragas, →Ostgötalagh, →Westgötalagh oder die Werke des Ranulf de →Glanvill und des Henry de →Bracton. Teilweise werden auch das (lat.) Corpus (N.) iuris civilis Justinians von etwa 527 bis 533 oder einzelne römischrechtliche Werke (Florentiner Rechtsbuch, Tübinger Rechtsbuch.) als Rechtsbuch verstanden. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 102; Siegel, H., Die deutschen Rechtsbücher, 1899; Homeyer, G., Die deutschen Rechtsbücher, neu bearb. v. Borchling, C./Eckhardt, K./Gierke, J. v., Abteilung 2 Verzeichnis der Handschriften 1931, Abteilung 1 Verzeichnis der Rechtsbücher, bearb. v. Eckhardt, K., 1934; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium iuris, 1968; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1ff. 1990; Oppitz, U., Ergänzungen zu „Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters“, ZRG GA 113 (1996), 345, 114 (1997), 444, 117 (2000), 607, 640 (Päsler, Ralf G.), 120 (2003), 371 (Oppitz, U.), 131 (2014), 400 (Oppitz, U.), 132 (2015) 463 (Oppitz, U.), 133 (2016), 484 (Oppitz, U.); Schmidt-Wiegand, R., Rechtsbücher als Ausdruck pragmatischer Schriftlichkeit, (in) Frühmittelalterliche Studien 37 (2003), 435; Strauch, D., Rechtsbücher und Gesetzbücher im Norden, ZRG GA 130 (2013), 37; Lück, H., Rechtsbücher als „private“ Rechtsaufzeichnungen?, ZRG GA 131 (2014), 418; Oppitz, U., Ergänzungen zu „Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters und ihre Handschriften“ und Tabellen zu Ergänzungen 1990-2019, ZRG GA 136 (2019)

Rechtsbuch nach Distinktionen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Meißener Rechtsbuch

Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Weichbild

Rechtseinheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Einheit des geltenden Rechtes in einem bestimmten Gebiet. →Kodifikationsstreit

Lit.: Söllner § 1; Hübner 24; Kroeschell, DRG 3; Getz, H., Die deutsche Rechtseinheit im 19. Jahrhundert, 1966; Wrobel, H., Die Kontroverse Thibaut/Savigny im Jahre 1814 und ihre Deutung in der Gegenwart, 1975; Baldus, M., Die Einheit der Rechtsordnung, 1995; Koch, E., 10 Jahre deutsche Rechtseinheit, 2001; Schöler, C., Deutsche Rechtseinheit – partikulare und nationale Gesetzgebung (1780-1866), 2004

Rechtsentscheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in Deutschland seit 1990 die Entscheidung des Oberlandes­ge­richts oder Bundesgerichtshofs in Wohn­raum­mietver­tragsrechtsfragen bei Abwei­chungs­willen eines Landgerichts von der Rechtsprechung der Obergerichte. S. Google

Lit.: Willingmann, A., Rechtsentscheid, 2000

Rechtsenzyklopädie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die umfassende Darstellung des Rechtes in alphabetisch oder systematisch geordneter Form. Sie erscheint seit dem Spätmittelalter (→Duran­tis, W., Speculum iuris [Rechts­spiegel], E. 13. Jahrhundert, →Lagus, K., Iuris utriusque methodica traditio [Methodische Behandlung beider Rechte], 1543, →Go­tho­fredus, J., Manuale iuris [Rechts­hand­buch], 1654, Hunnius, H., Encyclopae­dia universi iuris [Enzyklopädie des gesamten Rechtes], 1642ff. u. a.). Eine wissen­schaftliche Grundlegung ohne tatsächliche Ausführung erfährt sie durch →Leibniz (Nova methodus discendae do­cen­daeque iurisprudentiae, Neue Methode des Lernens und Lehrens der Rechtswis­senschaft, 1667). Auf ihr bauen die ent­sprechenden Werke →Nettelbladts (1749), →Pütters (1757), Reitemeiers (1785) und →Hugos (1792) auf. Seit dem 19. Jahrhundert tritt die Rechtsenzyklopädie zu Lasten des Rechtsüberblicks der Studierenden wieder zurück. S. Google

Lit.: Ortloff, H., Die Encyclopädie der Rechtswissenschaft, 1857; Buschmann, A., Enzyklopädie und Jurisprudenz, (in) Archiv f. KG. 51 (1969), 296; Volk, K., Die juristische Enzyklopädie des Nikolaus Falck, 1970; Enzyklopädien der frühen Neuzeit, hg. v. Eybl, F. u. a., 1995; Mohnhaupt, H., Methode und Ordnung der Rechtsdisziplinen und ihrer Hilfswissenschaften in den Rechtsenzyklopädien, (in) ZNR 1999, 85; Kiesow, R., Das Alphabet des Rechts, 2004

Rechtserkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [BopfingenStR. 209] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. bzw. N.) Erkenntnis über Recht

Rechtserkenntnisquelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Rechtser­kenntnis ermöglichende Quelle (beispielsweise →Rechtsbuch). Sie bringt grundsätzlich nicht notwen­dig­erweise neues Recht zu der Entstehung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 4, 80, 82

Rechtsethnologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die vergleichende recht­liche Volkskunde, die aus dem Ver­gleich einzelner tatsächlicher Rechtskul­turen allgemeine rechtliche Entwicklungs­regeln er­schließen und nach Möglichkeit dadurch rechtsgeschichtliche Überliefe­rungs­lücken schließen will.

Lit.: Bibliographische Einführung in die Rechtsge­schichte und Rechtsethnologie, hg. v. Gilissen, J. u. a. (Bd. Deutschland 1970, Österreich 1979, Schweiz/Suisse 1963); Roberts, S., Ordnung und Konflikt, 1981; Schulze, R., Das Recht fremder Kulturen, (in) Hist. Jb. 110 (1990), 446

Rechtsetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - neben Rechtsetzer - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv o. J. [ZRG 2 Kann. 47 1961 209 Rechtssetzung] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – Rechtsetzung, Rechtssetzung - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bewusste Setzung von Recht durch ein willensgetragenes Verhalten. Der wichtigste Fall der Rechtsetzung ist die Gesetz­gebung.

Lit.: Scholz, J., Der brandenburgische Landrechts­ent­wurf von 1594, 1973; Lillig, K., Rechtssetzung im Her­zog­tum Pfalz-Zweibrücken, 1985

rechtsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1803) fähig Träger von Rechten und Pflichten zu sein

Rechtsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1803, Adjektiv rechtsfähig 1803) ist die Fähigkeit einer Person, Träger von Rechten (beispielsweise Eigentum) und Pflichten (beispielsweise Steuerschuld) zu sein. Eine allgemeine gleiche Rechtsfähigkeit ist bis in das 19. Jahrhundert nicht anerkannt. Vielmehr sprechen alle ständischen Gesellschaften Rechte in unter­schiedlicher Weise zu oder ab. In dem Laufe des 19. Jahrhunderts setzt sich die Vorstellung der allgemeinen gleichen Rechtsfähigkeit aller Menschen von der Geburt bis zu dem Tode (hilfsweise bis zu der Todeserklärung) aber durch. Daneben wird auch die Rechtsfähigkeit der juristischen Person allgemein anerkannt. S. Google

Lit.: Kaser § 13 I, II; Hübner 50ff.; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 160, 167, 206, 207, 238; Ostheim, R., Zur Rechtsfähigkeit von Verbänden, 1967; Vormbaum, T., Die Rechtsfähigkeit der Vereine, 1976; Jobbágyi, G., Die Rechtsfähigkeit und das Lebensrecht des Embryos im ungarischen Recht, ZRG GA 110 (1993), 513; Schubel, C., Die Rechtsfähigkeit korporativer Verbände im Wechsel der Rechtsordnung, ZRG GA 116 (1999), 314; Mahr, J., Der Beginn der Rechtsfähigkeit, 2007; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Rechtsfindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt – nur Rechtsfinder ab 1492 - , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Ermittelung des Rechtes in subjektivem Sinn in dem Einzelfall.

Lit.: Kroeschell, K., Rechtsfindung, (in) FS Hermann Heimpel Bd. 3, 1972, 498; Schmelzeisen, G., Rechtsfindung im Mittelalter, ZRG GA 91 (1974), 73

Rechtsfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1666 [MHungJurHist. V 2 S. 267] und 1810 [Schmalz, NSamml. II 170] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von dem von Menschen geschaffenen Recht in dem einzelnen Rechtssatz an ein Verhalten (allgemein →Tatbestand bzw. in dem Einzelfall Sach­verhalt) geknüpfte Folge. Sie ergibt sich aus dem Aufbau des Rechtssatzes als einer rechtsfolgebewehrten Sollensregel. In dem Rechts­satz wird festgelegt, unter welchen Vor­aussetzungen (allgemeiner Tatbestand, dem entsprechender einzelner Sachverhalt) eine bestimmte Rechtsfolge eintreten soll, so dass der Rechtssatz mit seiner Gleichsetzung von Tatbestand und Rechtsfolge in der Rechtsmethodologie bzw. Subsumtion den logischen Obersatz der Gleichsetzung zwischen Mittel­begriff und Oberbegriff bildet, der dem Untersatz der Gleichsetzung zwischen Mittelbegriff des Rechtssatzes und dem Unterbegriff der Wirklichkeit vorausgehen muss.

Lit.: Kaser § 1ff.; Hübner; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzuges, 1913

Rechtsgang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1395 [LübUB. IV 707] in dreiunddreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die ältere wissenschaftliche Bezeichnung für das an einen Unrechtserfolg oder eine Interessenkollision anschließende →Verfahren in dem germanischen und frühmittelalterlichen Recht.

Lit.: Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Ziekow, J., Recht und Rechtsgang, 1986

Rechtsgefühl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1798 [Grolman, KrimRWiss. 76] 14 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gefühl für die Richtigkeit einer Entscheidung oder Lösung eines Rechtsstreits

Lit.: Schnädelbach, S., Entscheidende Gefühle – Rechtsgefühl und juristische Emotionalität vom Kaiserreich bis in die Weimarer Republik, 2020

Rechtsgeltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Geltung als Recht

Rechtsgeltungsquelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Quelle dafür, dass etwas als Recht gilt. Rechtsgeltungsquellen sind bereits in dem altrömischen Recht →Gesetz und →Gewohnheit(srecht). In dem klassischen römischen Recht stehen Volksgesetze, Plebiszite und Senatuskonsulte sowie die praktische Rechtspflege durch die Prätoren nebeneinander, zu denen die →Auslegung durch die Rechtskundigen hinzukommt. Seit der Zeitenwende bildet sich daneben eine unmittelbare Rechtssetzung des Prinzeps in Entscheidungen (lat. [N.Pl.] decreta), Antworten (rescripta) und Dienstanweisungen (mandata) heraus, die bald als gesetzesgleich (lat. [F.Pl.] constitutiones) gelten. In dem spätantiken Recht richtet der Herrscher Konstitutionen als Erlasse an das Volk oder den Senat oder als Anordnung an einzelne Amtsträger. Bei den Germanen wie in dem Frühmittelalter steht das Gewohnheitsrecht in dem Vordergrund, ohne dass Rechtssetzung grundsätzlich vollständig ausgeschlossen ist. Seit dem Hochmittelalter wird das Gesetz als Folge der so genannten Demokratisierung immer bedeutsamer. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 4 u. a.

Rechtsgeographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die das Recht betreffende Geographie. S. Google

Lit.: Merk, W., Wege und Ziele der geschichtlichen Rechtsgeographie, (in) FS L. Traeger, 1926

Rechtsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1784) ist ein auf dem Parteiwillen aufbauender Gesamttat­bestand, der einen mit einer Willenser­klä­rung angestrebten Rechts­erfolg herbei­führt. Das Rechtsgeschäft entsteht mit der Ausbildung von Ver­kehrsgeschäften (Tausch, Gabe). Als rechts­wissenschaftliche Grund­figur des Privatrechts wird es erst an dem Beginn des 19. Jahrhunderts erfasst. Es gibt einseitige Rechts­geschäfte (beispielsweise Auslobung, Kündigung, Erbeinsetzung) und zweiseitige Rechtsge­schäfte (beispielsweise Vertrag). Bereits in dem Hoch­mit­tel­alter werden Rechts­geschäfte in Stadtbü­chern (Rechtsge­schäfts­büchern wie et­wa Kauf­büchern, Gült­büchern oder Testa­ment­büchern) eingetragen. S. Google

Lit.: Kaser § 5 I; Hübner 10, 521; Köbler, DRG 164, 208, 238, 266; Krampe, C., Die Konversion des Rechtsgeschäfts, 1980; Müller, M., Die Bestätigung nichtiger Rechtsgeschäfte, 1989; Scheerer, B., Die Abgrenzung des Rechtsgeschäfts, 1990; Repgen, T., Die Kritik Zitelmanns an der Rechtsgeschäftslehre des ersten Entwurfs, ZRG GA 114 (1997), 73; Köbler, U., Werden, Wan­del und We­sen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Rechtsgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die (Lehre von) ver­gangene(n) rechtliche(n) Sollensord­nun­g(en). Ein rechtsgeschichtlicher Abriss fin­det sich bereits bei dem römischen Rechtskundigen →Pomponius (Mitte 2. Jahrhundert n. Chr.). Auch einige Prologe der Volks­rechte enthalten kurze Nachrichten über Rechtsentwicklungen. Sonstige rechtsge­schicht­liche Überblicke des Mittelalters sind nicht erhalten. Die erste Rechtsgeschichte bietet →Aymar du Rivail (Aymarus Rivallius) 1515 (lat. Historia [F.] iuris, Rechts­geschichte). Für das deutsche Recht bildet Hermann →Conrings (lat.) De origine iuris Germanici (1643, Von dem Ursprung des deutschen Rech­tes) den Beginn der eige­nen nationalen (deutschen) Rechts­ge­schichte neben der römischen Rechtsge­schichte und der kirchlichen Rechtsge­schichte. Mit Johann Friedrich Reitemeier (Enzyklopä­die und Geschichte der Rechte in Deutsch­land 1785) ist Gustav Hugo der erste, der die Rechtsgeschichte (1790) in E­po­chen und jede Epoche in einer Sys­tematik aufteilt. In der Folge sind besonders →Eichhorn (Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1808ff.) und →Brunner (Deutsche Rechtsge­schichte, Bd. 1f. 2. A. 1906, 1928, Neudruck 1958/61) für die deutsche, von der römischen Rechtsgeschichte und der kirchlichen Rechtsgeschichte grund­sätzlich getrennte Rechtsgeschichte hervorzu­heben. Bis zu dem Erlass des Bürgerlichen Gesetz­buchs des Deutschen Reiches von 1900 ist die Rechtsgeschichte Teil des geltenden Rechtes (Privatrechts). 1935 werden in der Absicht einer in dem Er­gebnis verfehlten Studienreform die Pri­vat­rechts­geschichte der Neuzeit und die →Verfassungsgeschichte der Neuzeit aus der (allgemeinen) Rechtsgeschichte ausge­son­dert, finden danach aber als Folge der einheitlichen Dimension Zeit sachgerecht überwiegend wieder zurück. Seit etwa 1975 wird eine besondere juristische →Zeitgeschichte aus nahelie­genden Gründen nachlassender geschichtlicher Sprachkenntnisse und persönlicher Profilierung gefordert. Nicht zuletzt als Folge dieser vielfältigen Differenzierung verfällt die Rechtsge­schichte als juristischen Lehrfach insgesamt. Die erste sämtliche Teile der Rechtsgeschichte knapp als Ein­heit zusammen­fassende Darstellung stammt von Gerhard Köbler (1977, 5. A. 1995, 6. A. 2005). Die erste europäische Rechtsgeschichte ist von Hans Hattenhauer verfasst (1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004). Obwohl die Rechtsgeschichte das Verständnis des Rechtes der Gegenwart erleichtert, bil­det der hierfür erforderliche geistige Auf­wand für den Durchschnitts­juristen ei­ne be­achtliche Zu­gangs­schwelle.

Lit.: Söllner § 2; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 1, 3, 7, 30, 142; Roth, P., Die rechtsgeschichtlichen Forschungen seit Eichhorn, ZRG 1 (1861); Ehrenberg, V., Die deutsche Rechtsgeschichte und die juristische Bildung, 1894, Neudruck 2013; Taranowsky, Leibniz und die sogenannte äußere Rechtsgeschichte, ZRG GA 27 (1906), 190; Moeller, E., Die Trennung der deutschen und der römischen Rechtsgeschichte, 1905; Frensdorff, F., Das Wieder­erstehen des deutschen Rechtes, ZRG GA 29 (1908), 1; Vinogradoff, P., Outlines of Historical Jurisprudence, Bd. 1f. 1920ff.; Schwerin, C. Frhr. v., Einführung in das Studium der germanischen Rechtsgeschichte, 1922; Hübner, R., Wert und Bedeutung der Vorlesung über deutsche Rechtsgeschichte, 1922; Stutz, U., Alfons Dopsch und die deutsche Rechtsgeschicht, ZRG GA 46 (1926), 331; Smith, M., A general view of European legal history, 1927; Smith, M., The Development of European Law, 1928; Decugis, H., Les étapes du droit, 1942; Mitteis, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 1949(, Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 19. A. 1992); Dulckeit, G., Philosophie der Rechts­geschichte, (1950); Planitz, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 1950, 2. A. 1960, 3. A. 1971; Planitz, H./Buyken, T., Bibliographie zur deutschen Rechtsgeschichte, 1952; Zur deutschen Rechtsgeschichte des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, (in) Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 18 (1968), 375; Marxistische Beiträge zur Rechts­geschichte, hg. v. Abteilung Staats- und Rechtsgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, 1968; Repertorium bibliographicum, hg. v. Feenstra, R., 1969, Supplementum 1975, 2. A. 1980; Hattenhauer, H., Die geistesgeschichtlichen Grund­lagen des deutschen Rechtes, 1971, 4. A. 1996; Kroeschell, K., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 12. unv. A. 2005, Bd. 2 9. A. 2006, Bd. 3 4. unv. A. 2005; Sjöholm, E., Rechtsgeschichte als Wissenschaft und Politik, 1972; Paradisi, B., Apologia della storia giuridica, 1973; Coing, H., Aufgaben des Rechtshistorikers, 1976; Ebel, F./Thielmann, G., Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 3. A. 2003; Rechtsgeschichte und quantitative Geschichte, hg. v. Ranieri, F., 1977; Köbler, G., Rechtsgeschichte 1977, Deutsche Rechts­geschichte 6. A. 2005; Gmür, R., Grundriss der deutschen Rechtsgeschichte, 1978, 13. A. bearb. v. Roth, A., 2011, 14. A. 2014, 15. A. 2018; Schröder, R., Rechtsgeschichte, 1978, 9. A. 2013; Gilissen, J., Introduction historique au droit, 1979; Cavanna, A., Storia del diritto moderno in Europa, 1979; Horváth, P., Vergleichende Rechtsgeschichte, 1979; Senn, M., Rechtshistorisches Selbstverständnis im Wandel, 1982; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts und die Fachtradition der deutschen Rechtsgeschichte, ZRG GA 101 (1984), 1; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 1984, 2. A. 1995, 3. A. 1999, 4. A. 2004, 5. A. 2008, 6. A. 2013; Robinson, O./Fergus, T./Gordon, W., An Introduction to European Legal History, 1985; Köbler, G., Wege deutscher Rechtsgeschichte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 182; Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, hg. v. Stolleis, M. u. a., 1989; Ebel, F./Thielmann, G., Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1989ff., 4. A. 2012 (Hähnchen, S.), 5. A. 2016 (Hähnchen, S.); Köbler, G., Zur Geschichte der römischen Rechtsgeschichte, (in) Geschichtliche Rechtswissen­schaft - Ars tradendo innovandoque aequitatem sectandi, hg. v. Köbler, G. u. a., 1990, 207ff.; Europäische Rechts- und Verfassungs­geschichte, hg. v. Schulze, R., 1991; Rechtsgeschichte in den beiden deutschen Staaten 1988-1990, hg. v. Mohnhaupt, H., 1991; Caenegem, R. van, Legal History, 1991; Hattenhauer, Hans, Europäische Rechtsgeschichte 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Robinson, O./Fergus, T./Gordon, W. European Legal History, 2. A. 1994, 3. A. 2000; Hoke, R., Österreichische und deutsche Rechtsgeschichte, 2. A. 1996; Kroeschell, K., Der Rechtsbegriff der Rechtsgeschichte, ZRG GA 111 (1994), 310; Die deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit, hg. v. Rückert, J. u. a., 1995; Nunnweiler, A., Das Bild der deutschen Rechtsvergangenheit, 1996; Rückert, J., Die Rechtswerte der germanistischen Rechtsge­schichte im Wandel der Forschung, ZRG GA 111 (1994), 275; Senn, M., Rechtsgeschichte, 1997, 2. A. 1999, 3. A. 2003, 4. A. 2007; Norm und Tradition, hg. v. Caroni, P. u. a., 1998; Bader, K./Dilcher, G., Deutsche Rechtsgeschichte, 1999; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019; Lupoi, M., The Origins of the European Legal Order, 2000; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Kunkel, W./Schermaier, M., Römische Rechtsge­schichte, 13. A. 2001, 15. A. 2012; Het nut van rechtsgeschiedenis, hg. v. Heirbaut, D./Lam­brecht, D., 2000; Rechtsgeschichtswis­senschaft in Deutschland 1945-1952, hg. v. Schröder, H. u. a., 2001; Meder, S. Rechtsgeschichte, 2002, 2. A. 2005, 3. A. 2008, 5. A. 2014, 7. A. 2017; Hense, T., Konrad Beyerle, 2002; Der praktische Nutzen der Rechtsgeschichte, hg. v. Eckert, J., 2003; Fasel, U., Repetitorium zur Rechtsgeschichte, 2004; Dürselen, F., Franz Beyerle (1885-1977), 2005; Caroni, P., Die Einsamkeit des Rechtshistorikers, 2005; Senn, M./Thier, A., Rechtsgeschichte III. Textinterpreta­tionen, 2005; Die zeitliche Dimension des Rechts, hg. v. Pahlow, L., 2005; Köbler, G., Deutsche Rechtshistoriker, 2006; Senn, M. u. a., Rechts­geschichte, 2006, 3. A. 2012; Olechowski, T., Rechtsgeschichte – Einführung in die historischen Grundlagen des (modernen) Rechts, 2006, 2. A. 2008, 3. A. 2010, 4. A. 2016, 5. A. 2019; Rechtsgeschichte & Römisches Recht, hg. v. Olechowski, T./Gamauf, R., 2006, 2. A. 2010, 3. A. 2014, 4. A. 2020; Olechowski, T., Rechtsgeschichte Materialien und Übersichten, 8. A. 2019; Schmoeckel, M./Stolte, S., Examinatorium Rechtsgeschichte, 2008; Lesaffer, R., European Legal History, 2009; The Oxford Encyclo­pedia of Legal History, 2009; Wesel, U., Geschichte des Rechts in Europa, 2010; Making Legal History, hg. v. Musson, A. u. a., 2012; Schlosser, H., Neuere europäische Rechtsgeschichte - Privatrecht und Strafrecht vom Mittelalter bis zur Moderne, 2012; Rechtsgeschichte heute, hg. v. Jansen, N./Oestmann, P., 2014; Entanglements in Legal History, hg. v. Duve, T., 2014; Stolleis, M., Margarethe und der Mönch. Rechtsgeschichte in Geschichten, 2015; Rechtsgeschiedenis op nieuwe wegen, hg. v. De Ruysscher, D. u. a., 2015; Haferkamp, H./Oestmann, P., Lehrbuchprojekt, ZRG 133 (2016), 516 (Rezension zehner rechtsgeschichtlicher Lehrbücher Brauneder, Eisenhardt, Kroeschell, Meder, Rüping, Schlosser, Schmoeckel, Stolleis, Wesel, Willoweit); Hähnchen, S., Rechtsgeschichte, 5. A. 2016; Hasenritter, M., Wilhelm Theodor Kraut (1800-1873, 2018; Deutsche Diktatorische Rechtsgeschichten – Perspektiven auf die Rechtsgeschichte der DDR Gedächtnissymposium für Rainer Schröder (1947-2016), 2018; Hofer, S., Leitfaden der Rechtsgeschichte – Quellen und Grundzüge der Rechtsordnung, 2019; Limitation and Prescription – A Comparative Legal History, hg. v. Dondorp, H./Ibbetson, D./Schrage, E., 2019; Schröder, R./Thiessen, J., Skript Rechtsgeschichte Alpmann Schmidt, 2019; Willoweit, D., Rechtsgeschichtliche Botschaften aus der Frühgeschichte der Menschheit, ZRG GA 138 (2021), 226 (folgt grundsätzlich Parzinger, H., Die Kinder des Prometheus, 4. A. 2015); Zur kritischen Funktion von Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie – Symposium zu Ehren von Marcel Senn, hg. v. Babusiaux, U., 2020

Rechtsgewohnheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1690 [HadelnPriv. 327] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist nach einer an dem Ende des 20. Jahrhunderts ausgebildeten Ansicht die rechtlich bedeutsame, aber noch nicht zu Recht gewordene Gewohnheit als Vorstufe des →Gewohnheitsrechts in dem Mittelalter. S. Google

Lit.: Gewohnheitsrecht und Rechtsgewohnheiten im Mittelalter, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1992

Rechtsgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das durch Straftatbestände oder allgemein das Recht geschützte (rechtliche) Gut des Menschen. Der Begriff wird nach Feuerbachs Aus­richtung des Verbrechens auf die Verletzung subjektiver Rechte zwischen 1820 und 1840 von Birnbaum in dem Kern ent­wickelt (Gut als Verbrechens­objekt). Karl Binding weist dem Rechtsgut eine zentrale Stellung in dem Strafrecht zu und Franz von Liszt macht es zu dem Mittelpunkt seiner evo­lutionistisch geformten Rechtslehre. S. Google

Lit.: Sina, P., Die Dogmengeschichte des straf­rechtlichen Begriffs „Rechtsgut“, 1962; Würtenberger, T., Das System der Rechtsgüter­ord­nung in der deutschen Strafgesetzgebung seit 1532, 1973

rechtshängig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [RKGO. Laufs I 13 § 14] in 32 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) bei Gericht als Rechtsstreit anhängig

Rechtshängigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Schweben einer Streitsache in einem Urteilsverfahren. Die Rechtshängigkeit ist bereits dem altrömischen Recht bekannt, in dem mit der Streiteinsetzung (lat. →litis contestatio [F.]) der Parteien durch den Magistrat diese sich dem Spruch des Richters unterwerfen und ein zweiter Streit über das geltend gemachte Recht ausgeschlossen ist. S. Google

Lit.: Kaser § 82; Köbler, DRG 44

Rechtshilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [ZSchles. 12 1874 478] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Hilfe, die von Gerichten und von Verwaltungsbehörden gegenüber Gerichten in Hinblick auf eine Tätigkeit der Rechtspflege geleistet werden kann. Sie ist sachlich bereits dem Altertum bekannt. In dem Hochmit­telalter und Spätmittelalter erfolgt sie einigermaßen unförmlich auf Grund von Vereinbarungen oder Gewohnheiten. In der frühen Neuzeit wird sie innerhalb des­selben Staates selbstver­ständlich. Ge­setz­lich geregelt wird sie 1869 für den Norddeutschen Bund und 1874 für das Deutsche Reich. Darüber hinaus wird 1958 das Haager Abkommen über den Zivil­prozess geschlossen. In den Mitglied­staaten der Europäischen Union wird der Zi­vil­prozess überhaupt an einzelnen Stel­len vereinheitlicht. S. Google

Lit.: Endemann, W., Die Rechtshilfe, 1869; Stüdemann, A., Die Entwicklung der zwischen­staat­lichen Rechtshilfe in Strafsachen im national­sozia­listischen Deutschland, 2009

Rechtshistoriker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der die Rechts­geschichte untersuchende Wissen­schaft­ler. Er ist von der Fachzugehörigkeit an sich Historiker, aus praktischen Gründen grund­sätzlich aber meist ausgebildeter Jurist. Die deutschsprachigen Rechtshistoriker treffen sich seit 1927 grundsätzlich zweijährlich auf einem an wechselnden Orten abgehaltenen Rechts­historikertag zu wissenschaftlichen Ausspra­chen (Heidel­berg 1927, Göttingen 1929, Jena 1932, Köln 1934, Tübingen 1936, Marburg 1947, Heidelberg 1949, Gmunden/Traunsee 1951, Würzburg 1952, Hamburg 1954, Freiburg im Breisgau 1956, München 1958, Saarbrücken 1960, Mainz 1962, Wien 1964, Basel 1966, Münster 1968, Salzburg 1970, Erlangen-Nürnberg 1972, Tübingen 1974, Linz 1976, Berlin 1978, Augsburg 1980, Zürich 1982, Graz 1984, Frankfurt am Main 1986, Bielefeld 1988, Nimwegen 1990, Köln 1992, Bern 1994, Wien 1996, Regensburg 1998, Jena 2000, Würzburg 2002, Bonn 2004, Halle 2006, Passau 2008, Münster 2010, Luzern 2012, Tübingen 2014, Saarbrücken 2016, Trier 2018, wegen Coronakrise Webinar 2020, 43. Zürich 2022). S. Google

Lit.: Köbler, G., Deutsche Rechtshistoriker, 2006

Rechtsinformatik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die das Recht be­treffende Informationswissenschaft. Sie entsteht mit dem tatsächlichen Einsatz des elektronisch betriebenen Rechners in dem Recht ab etwa 1960. Sie weist Beziehungen zu der Rechtstheorie, zu der Kybernetik und zu der Lingusitik auf. S. Google

Lit.: Gräwe, S., Die Entstehung der Rechtsinformatik, 2011

Rechtsirrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Irrtum über die bestehende Rechtslage (beispielsweise über ein rechtliches Verbot). Bereits das römische Recht berücksichtigt sachlich den Rechtsirrtum weniger stark als den Irrtum über eine Tatsache. Dies wird in dem Hochmittelalter von den Juristen fortgeführt, während die Moraltheologen auf die tatsäch­liche Kenntnis einer Vorschrift abstellen. Auch die neuzeitlichen Kodifikationen halten insgesamt an der Schlechterstellung des Rechtsirrtums fest. In dem deutschen Strafrecht der Gegenwart wird die Einsichtsfähigkeit des Täters berücksichtigt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 8 II 4, 26 II 3; Engelmann, W., Die Schuldlehre der Postglossatoren, 1895, Neudruck 1965, 41; Lichti, J., Der Rechtsirrtum, 1950; Mayer-Maly, T., Error iuris, (in) Ius humanitatis, hg. v. Miehsler, H. u. a., 1980, 147; Winkel, L., Error iuris nocet, 1983

Rechtskraft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1601/1788 [WürtLändlRQ. II 524] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist formell die Unanfechtbarkeit einer Entscheidung, materiell die Maßgeblich­keit des Inhalts einer Entscheidung. Bereits das spätere römische Recht kennt mit der Mehrstu­figkeit des Verfahrens die formelle Rechtskraft. Wieweit das Mittelalter sich der Vorstellung der Rechtskraft bewusst ist, ist zweifelhaft. Erst mit der Aufnahme des rö­mischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird die Rechtskraft deutlich sichtbar. Die mate­rielle Rechtskraft setzt sich nur allmählich in der Neuzeit durch. Zwischen 1933 und 1945 wird die Rechtskraft in dem Deutschen Reich teilweise zu Lasten Angeklagter einge­schränkt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 84 II 3a, 87 II 7b; Köbler, DRG 56; Gál, A., Rechtskraft des fränkischen Urteils?, ZRG GA 33 (1912), 315; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973, 367; Gaul, H., Die Entwicklung der Rechtskraftlehre seit Savigny, (in) FS W. Flume, Bd. 1 1978, 443; Dickhuth-Harrach, H. v., Gerechtigkeit statt Formalismus, 1986; Hanne, N., Rechtskraftdurchbrechungen von Strafentscheidun­gen im Wechsel der politischen Systeme, 2005

Rechtsmangel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Niesert, Beitr, I 106] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Nicht­er­füllung der Verpflichtung, einen Gegen­stand frei von Rechten Dritter zu ver­schaffen. Bereits in dem klassischen römischen Recht muss der Verkäufer (bei →Entwerung des Käufers) dafür einstehen, dass die Sache nicht von Dritten auf Grund eines Rechtes heraus­verlangt werden kann und deswegen gegebenenfalls den dop­pelten Kaufpreis (lat. [N.] duplum) leisten. In dem Hochmittelalter muss der Verkäufer den Käufer gegen Ansprüche Dritter auf die verkaufte Sache schirmen und damit gegen Rechtsmangel Gewähr leisten, andernfalls den Kaufpreis erstatten und teilweise noch eine Buße erbringen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird der Verkäufer verpflichtet, das Eigentum zu verschaffen. S. Google

Lit.: Kaser § 41 V; Hübner 577; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 46, 64, 127, 165; Partsch, G., Zur Entwicklung der Rechtsmängelhaftung des Veräußerers, ZRG GA 77 (1960), 87; Rabel, E., Die Haftung des Verkäufers für Rechtsmängel, Diss. jur. Hamburg 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Rechtsmedizin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Rechtsfragen behandelnde Medizin.

Lit.: Die unglaublichsten Fälle der Rechtsmedizin, hg. v. Rothschild, M, 2005; Auf Messers Schneide, hg. v. Rothschild, M., 2006

Rechtsmissbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die unberechtigte Ausübung eines an sich bestehenden Rechtes, der mit unterschiedlichen Mitteln vorsichtig begegnet wird (u. a. Treu und Glauben). Die heutige Rechtsmissbrauchs­lehre wird als Ergebnis nationalsozialis­tischen Rechtsden­kens eingeordnet. S. Google

Lit.: Kaser § 4 IV; Köbler, DRG 24; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Haferkamp, H., Die heutige Rechtsmiss­brauchslehre, 1995; Eichenhofer, P., Rechtsmissbrauch – Zur Geschichte und Theorie einer Figur des europäischen Privatrechts, 2019

Rechtsmittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1607 [WildenburgLR. 410] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das rechtliche Mittel, mit dem eine Partei eine ihr ungünstige Entscheidung vor Rechtskraft in dem Wege der Nachprüfung durch ein höheres Gericht zu beseitigen sucht (beispielsweise →Berufung, →Revision, Beschwerde, →Appellation). Als erstes allgemeines Rechtsmittel entsteht wohl in dem römischen Recht unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) die Appellation. Seit dem Spätmittelalter werden Rechtsmittel mit dem gelehrten Prozess aufgenommen. Das gewöhnliche Rechtsmittel ist dabei die Appellation, neben der Oberappellation, Revision, →Supplikation und Restitution stehen können. Die →Nichtigkeit (Nullität) wird mit der Nichtigkeitsklage geltend gemacht, doch werden Appellation und Nichtigkeitsklage in der Verfahrenswirklichkeit einander vielfach angenähert. In der Zivilprozess­ordnung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879 wird das Rechtsmittel, das den Rechtsstreit in vollem Umfang zu der Neuverhandlung bringt (→Berufung), von dem Rechtsmittel, das nur auf die Verletzung des Rechtes gestützt werden kann (→Revision), unter­schieden. Gegen Beschlüsse wird die Beschwerde gewährt. Die außerordentlichen Rechtsmittel des gemeinen Rechtes sind als Wiederauf­nahmeklage gestaltet. S. Google

Lit.: Kaser § 87 I 9; Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274; Gilles, P., Rechtsmittel im Zivilprozess, 1972; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976; Oer, R. Freiin v., Der münsterische „Erbmännerstreit“, 1998; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz – die deutsche Königsgerichtsbarkeit und die Verdichtung der Reichsverfassung im Spätmittelalter, 2014

Rechtsnorm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1798 [RepRecht I 234) 18 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische sowie das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der aus →Tatbestand und Rechtsfolge zusammengesetzte einzelne Satz des Rechtes. Die Bezeichnung erscheint in dem späteren 18. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Schumacher, D., Das rheinische Recht, 1970; Ol­den­burg, S., Die Öffentlichkeit von Rechtsnormen, 2009

Rechtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1527 [CCMarch. VI 1 Sp. 19] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in eine (möglichst einleuchtende) Ordnung gebrachte Gesamtheit der Rechtsnormen (Rechtssätze) einer Rechtsgemeinschaft. Diese Vorstellung erscheint erst seit der frühen Neuzeit, wird aber von dort aus auf ältere Rechtsgemeinschaften zurücküber­tragen. S. Google

Lit.: Hippel, F. v., Die Perversion von Rechtsordnungen, 1955; Conrad, H., Individuum und Gesellschaft in der Privatrechtsordnung, 1956; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Krause, H., Königtum und Rechtsordnung, ZRG GA 82 (1965), 1; Emmerich, W., Gemeinschaftsrecht und nationale Rechte, 1971; Wieacker, F., Industriegesellschaft und Privatrechts­ordnung, 1974; Die schweizerische Rechtsordnung, 1988; Börner, F., Die Bedeutung der Generalklauseln, 1989; Baldus, M., Die Einheit der Rechtsordnung, 1995

Rechtspflege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1712 [CCMarch. II 1 Sp. 532] 116 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und teilweise in der weiteren Herkunkft ungekärt, F., s. Google) →Gericht, →Prozess

Lit.: Tezner, F., Verwaltungsrechtspflege in Österreich, 1897ff.; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivilrechtspflege, 1964; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Luig, K., Zivilrecht und Zivilrechtspflege, (in) Panorama der fridericianischen Zeit, Bd. 1, hg. v. Ziechmann, J., 1985, 381; Langen, T., Zur Geschichte der Zivilrechtspflege in Köln, Diss. jur. Köln 1987; Sellert, W./Rüping, H., Studien- und Quellenbuch zur Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, Bd. 1f. 1989ff.; Cesare Beccaria, hg. v. Deimling, G., 1989

Rechtspfleger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1787 [HdbchÖstGes. XIV 711] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und teilweise in der weiteren Herkunft ungeklärt, M.) ist der Beamte des gehobenen Dienstes in Deutschland, dem zu der Entlastung des Richters bzw. zu der Verbilligung der Rechtspflege in dem frühen 20. Jahrhundert bestimmte einfachere Aufgaben der Rechtspflege übertragen werden (1957 Rechtspflegergesetz), wobei ihnen 2022 in dem Saarland die Möglichkeit der Tragung einer Robe eröffnet wird. S. Google

Lit.: Dumke, D., Vom Gerichtsschreiber zum Rechtspfleger, 1993; Meyer-Stolte, K. u. a., Rechtspflegergesetz, 4. A. 1994; Walden, K., Für Führer, Volk und Vaterland, 1995

Rechtsphilosophie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1796 [FichteVolk 7] 10 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Lehre von den Grundfragen und Grundwerten des Rechtes. Rechtsphilosophische Fragestel­lun­gen finden sich spätestens seit der griechischen Philosophie. Die eigentliche Rechtsphilosophie ent­wickelt sich in dem 19. Jahrhundert aus dem →Natur­recht. Strömungen in dem 19. Jahrhundert sind vor allem →Idealismus, →Ma­terialismus und →Po­si­tivismus, in dem 20. Jahrhundert →Neu­hegelianismus und →Neukantianismus. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Rechtsidee und Staatsgedanke, (in) FG Julius Binder, hg. v. Larenz, K. u. a., 1930; Larenz, K., Deutsche Rechtserneuerung und Rechtsphilosophie, 1934; Cairns, H., Legal Philosophy from Plato to Hegel, 1949; Klein-Bruckschwaiger, F., Die Geschichte der Rechtsphilosophie in der Naturrechtslehre von Karl Anton von Martini, ZRG GA 71 (1954), 374; Friedrich, C., Die Philosophie des Rechts, 1955; Friedrich, C., The philosophy of law, 1958; Henkel, H., Einführung in die Rechts­philosophie, 1964; Sforza, W., Rechts­philosophie, 1966; Schefold, C., Die Rechtsphilosophie des jungen Marx, 1970; Rode, K., Geschichte der europäischen Rechtsphilosophie, 1974; Recht, Rechtsphilosophie und Nationalsozialismus, hg. v. Rottleuthner, H., 1983; Hellmuth, E., Naturrechts­philosophie und büro­kratischer Werthorizont, 1985; Thomann, M., Rechtsphilosophie und Naturrecht bei Gottlieb Konrad Pfeffel, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 536; Kants Rechtsphilosophie, hg. v. Kusters, G., 1988; Coing, H., Grundzüge der Rechtsphilosophie, 5. A. 1993; Strömholm, S., Kurze Geschichte der abendländischen Rechtsphilosophie, 1991; Decker, C., Katalog der rechtsphilosophischen und strafrechtlichen Literatur vor 1990,1995; Zippelius, R., Das Wesen des Rechts, 5. A. 1997; Kaufmann, A., Rechtsphilosophie, 2. A. 1997; Goller, P., Naturrecht, Rechtsphilosophie oder Rechtstheorie? 1997; Roca, M., Eine europäische Geschichte der Rechts- und Staatsphilosophie, (in) JZ 1997, 881; Changing structures in modern legal systems, hg. v. Bulygin, E., 1998; Texte zur Rechtsphilosophie, hg. v. Seelmann, K., Bd. 1 2000; Seelmann, K., Rechtsphilosophie, 4. A. 2007; Grunert, F., Normbegründung und politische Legitimität, 2000; Hofmann, H., Einführung in die Rechts- und Staatsphilosophie, 2000, 2. A. 2003; Schröder, I., Zur Legitimationsfunktion der Rechtsphilosophie im Nationalsozialismus, 2002; Integratives Verstehen, hg. v. Alexy, R., 2005; Zie­mann, S., Archiv für Rechts- und Sozialphilo­so­sphie, 2010; Hofmann, H., Rechtsphilosophie nach 1945, 2012; Klippel, D., Naturrecht und Rechtsphilosophie im 19. Jahrhundert - Eine Bibliographie - Band 1 1780 bis 1850, 2012; Foljanty, L., Recht oder Gesetz, 2012; Rechtsphilosophisches Denken im Osten Europas, hg. v. Nußberger, A. u. a., 2015; Völkerrechtsphilosophie der Frühaufklärung, hg. v. Altwicker, T. u. a., 2015; Donhauser, G., Wer hat Recht? 2016; Senn, M., Rechtsphilosophisches und rechtshistorisches Selbstverständnis im Wandel, 2016

Rechtspolitik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1824 [Hagemann, PractErört. VII 353] 3 Archivzettel) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die das Recht betreffende Politik.

Lit.: Die Renaissance der Rechtspolitik, hg. v. Brigitte Zypries, 2008; Recht im Wandel europäischer und deutscher Rechtspolitik – (in) FS 200 Jahre Carl Heymanns Verlag, hg. v. Limperg, B., 2015; Rechtspolitische Entwicklungen im nationalen und internationalen Kontext – (in) FS Friedrich Bohl, hg. v. Gornig, G., 2015

Rechtspositivismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die das Recht betreffende positivistische Haltung (beispielsweise John Austin, Georg Jellinek, Hans Kelsen, Herbert L. A. Hart). Sie bezieht sich auf ein hierarchisches System von rein juristischen, positiven und von der gesell­schaftlichen Wirklichkeit und damit auch von der Geschichte gelösten Begriffen, aus denen Lösungen gewonnen werden. Die Geltung des Rechtes ist danach unabhängig von subjektiven Wertvorstellungen wie richtig oder falsch. Der Gesetzespositi­vis­mus gründet das Recht auf das den Volkswillen verkörpernde →Gesetz. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 228; Kelsen, H., Reine Rechtslehre, 2. A. 1960; Rottleuthner, H., Rechtspositivismus und Nationalsozialismus, (in) Recht und Politik 1983, 195; Rechtspositivismus und Wertbezug des Rechts, hg. v. Dreier, R., 1990; Sei­bold, G., Hans Kelsen und der Rechtsposi­tivis­mus, 2007; Gursky, A., Rechtspositivismus und konspirative Justiz als politische Strafjustiz in der DDR 2011

Rechtsprechung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1430 [SchriesheimW. 12] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Entscheidung konkreter Rechtsfragen durch die dafür zuständige Stelle. Sie reicht sachlich in die Frühzeit der Rechtsgeschichte zurück. S. Google, →Gericht

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Haff, K., Der germanische Rechtsprecher, ZRG GA 66 (1948), 364; Hertz, F., Die Rechtsprechung der höchsten Reichsgerichte, (in) MIÖG 69 (1961), 331; Dreisbach, H., Der Einfluss der Carolina auf die Rechtsprechung, Diss. jur. Marburg 1969; Volkmann, H., Zur Rechtsprechung im Prinzipat des Augustus, 2. A. 1969; Walter, G., Die französische Rechtsprechung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1972; Spendel, G., Rechtsbeugung durch Rechtsprechung, 1984; Gedruckte Quellen der Rechtsprechung in Europa (1800-1945), hg. v. Ranieri, F., 1992; Repertorium ungedruckter Quellen zur Rechtsprechung, Deutschland 1800-1945, hg. v. Dölemeyer, B., 1995; Maiwald, K., Die Herstellung von Recht, 1997; Höchstrichterliche Rechtsprechung in der frühen Bundesrepublik, hg. v. Fischer, C. u. a., 2015

Rechtsquelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1768 [Balthasar 32] 27 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Ursprungsort von Rechts­sätzen. →Rechtserkenntnisquelle, →Rechtsgeltungsquelle

Lit.: Söllner § 15; Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840, Neudruck 1960; Stobbe, O., Geschichte der deutschen Rechtsquellen, Bd. 1f. 1860ff., Neudruck 1965; Sammlung schweize­rischer Rechtsquellen, Bd. 1ff. 1894ff.; Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen, 1909, Neudruck 2013; Planitz, H., Quellenbuch der deutschen, öster­reichischen und Schweizer Rechtsgeschichte, 1948; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953, Neudruck 1984; Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Repertorium fontium historiae medii aevi, Bd. 1ff., 1962ff.; Dießelhorst, M., Die Natur der Sache als außergesetzliche Rechtsquelle, 1968; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Bühler, T., Rechtsquellenlehre, Bd. 1f. 1977ff.; Jakobs, H., Wissenschaft und Gesetzgebung, 1983; Wiegand, W., Die privatrechtlichen Rechtsquellen, (in) Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages, 1987, 237: Schrage, E., Utrumque ius. Eine Einführung in das Studium der Quellen des mittelalterlichen gelehrten Rechtes, 1992; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Möller, A., Quellen der Antike, 2020

Rechtsrealismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die moralische Wertvorstellungen ablehnende, sich auf Tatsachen beschränkende, hauptsächlich in den Vereinigten Staaten von Amerika und Skandinavien vertretene Rechtsphilosophie. S. Google

Lit.: Twining, W., Karl Llewellyn and the Realist Movement, 1973, 2. A. 2012 e-book

Rechtsreformation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Reformation in dem Recht vor allem ab 1479/1484 (Nürnberg), wobei Recht eigentlich von dem ersten Rechtssatz an von Menschen neu geformt werden kann.

Rechtssatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1456 [GöttweigUB. II 477] in 37 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) →Rechtsnorm

Rechtsschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1519 [OldenbUB. I 260] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist neben einer Bescheinigung über ein Recht der äußerliche Schein oder Anschein des Bestehens eines in Wirklichkeit nicht bestehenden Rechtes. Er kann Rechts­wirkungen äußern (beispielsweise unrichtiges Grund­buch). Ihn gibt es seit Entstehung des Rechtes. S. Google

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Peterka, O. Das offene zum Scheine Handeln im deutschen Recht des Mittelalters, 1911; Meyer, H., Vom Rechtsschein des Todes, 1912; Canaris, C., Vertrauenshaftung, 1971

Rechtsschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv ab 1814 [HdbSchweizStaatsR. 401] 9 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Lehrstätte (in der Spätantike in Rom, Karthago, Konstantinopel [zwei Rechtslehrer mit nur wenig Entgelt leistenden Hörern], Beirut [Beryt], Athen, Alexandria und Caesarea) oder Geistes­richtung innerhalb der Jurisprudenz bzw. Rechtswissenschaft und auch der mit ihr verbundene Inhalt. S. Google, →freie Rechtsschule, →historische Rechtsschule, →Prokulianer, →Sa­binianer, →Ravenna, →Pavia, →Verona, →Bologna, →Universität

Lit.: Söllner §§ 16, 21; Köbler, DRG 53, 187, 189; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 39, Bd. 2, 1,2ff.; Elsener, F., Die Schweizer Rechtsschulen, 1975; Coing, H., Die französische Rechtsschule zu Koblenz, (in) FS F. Wieacker, 1978, 195

Rechtsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1691 [Stieler 1948] 16 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der durch die →Rechts­ordnung gewährleistete Schutz von Rechts­gütern. →Gericht, Rechtsnorm, Strafrecht

Lit.: Köbler, DRG 208; Rüfner, W., Verwaltungsrechtsschutz in Preußen, 1962; Das subjektive Recht, hg. v. Coing, H., 1962; Vossius, O., Zu den dogmengeschichtlichen Grundlagen der Rechtsschutzlehre, 1985; Lohmann, U., Gerichts­verfassung und Rechtsschutz in der DDR, 1986; Engbers, E., Small claims und effektiver Rechtsschutz, 2003

Rechtssicherheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1798 [Grolman, KrimRWiss. 286] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beständigkeit der bei einem Verhalten eintretenden Rechtsfolgen. Die Rechtssicherheit steht in einem Spannungsverhältnis zu der Einzelfallge­rechtigkeit. Verstärkt strebt man nach Rechtssicherheit seit der Aufklärung. Zwischen 1933 und 1945 wird in dem Deutschen Reich unter dem Schlagwort der Rechtssicherheit der Rechtsstaat aus­gehöhlt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Meyer, A., Die Notariatsordnungen, 1971; Göring, H., Die Rechtssicherheit, 1935

Rechtssoziologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Lehre von der sozialen Wirklichkeit des Rechtes. Sie entwickelt sich ansatzweise seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (→Marx, →Ihering, →freie Rechtsschule). Nach Unterbrechung durch den National­sozialismus gewinnt die Rechtssoziologie unter amerikanischem Einfluss in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etwas an Boden, bleibt aber wohl auf Dauer ein bloßes Nebenfach der Rechtswis­sen­schaft. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 228; Dombeck, B., Das Verhältnis der Tübinger Schule zur deutschen Rechtssoziologie, 1969; Rechtsgeschichte und Rechtssoziologie, hg. v. Killias, M. u. a., 1985; Rehbinder, M., Rechts­soziologie, 6. A. 2007; Raiser, T., Grundlagen der Rechtssoziologie, 1987, 2. A. 1995, 5. A. 2009; Schweitzer, D., Juridische Soziologie – Recht und Gesellschaft von 1814 bis in die 1920er Jahre, 2021

Rechtsspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das dem Menschen Recht wie ein Spiegel darlegende →Rechtsbuch. S. Google

Rechtssprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [MeißenUB. 63] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die besondere Sprache, in der Recht zwischen Menschen ausgedrückt wird. Die Rechtssprache ist in der Gegenwart die von der Allge­meinsprache schwer abgrenzbare Fach­sprache des wissenschaftlich gebildeten →Juristen. Ihre Besonderheiten betreffen vor allem den Wortschatz, daneben auch Syntax und Grammatik. Besonders bedeutsam für die deutsche Rechtssprache des frühen Mittelalters ist das Ver­hältnis von lateinischer Überlieferung und volkssprachiger Rechts­wirk­lichkeit und insgesamt der Einfluss des Lateinischen und des Französischen sowie in der Gegenwart des Angloame­rikanischen auf das Deutsche. S. Google

Lit.: Wildner von Maithstein, I., Lexikon sämtlicher Worte des österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches, 1843; Gradenwitz, O., Wortverzeich­nis zum bürgerlichen Gesetzbuche, 1902; Deutsches Rechtswörterbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Günther, L., Recht und Sprache, 1898; Beiträge zum Wörterbuch der deutschen Rechtssprache, 1908; Künßberg, E. Frhr. v., Rechtssprachliches, ZRG GA 32 (1911), 338; Kalb, W., Wegweiser in die römische Rechtssprache, 1912, Neudruck 1961; Künßberg, E. Frhr. v., Rechts­sprach­geographie, 1926 (SB Heidel­berg); Saueracker, K., Wortschatz der peinlichen Gerichtsordnung Karls V., 1929; Merk, W., Werde­gang und Wandlungen der deutschen Rechtssprache, 1933; Dölle, H., Vom Stil der Rechts­sprache, 1949; Dilcher, G., Paarformeln in der Rechts­sprache des frühen Mittelalters, 1961; Berman, H., Law and Language, (1964), hg. v. Witte jr., J., 2013; Sonderegger, S., Die ältesten Schichten einer germanischen Rechtssprache, (in) FS K. Bader, 1965, 419; Bergh, J. van den, Themis en de Muzen, 1964; Schmidt-Wiegand, R., Das fränkische Wortgut der Lex Salica als Gegenstand der Rechtssprachgeographie, ZRG GA 84 (1967), 275; Oplatka-Steinlin, H., Untersuchungen zur neu­hochdeutschen Gesetzesspra­che, 1971; Matzinger-Pfister, R., Paarfor­mel, Synony­mik und zweisprachiges Wortpaar, 1972; Munske, H., Der germanische Rechtswortschatz, 1973; Elsener, F., Deutsche Rechts­sprache und Rezeption, (in) Tradition und Fortschritt im Recht, (in) FS Tübinger Juristenfakultät, 1977; Seibert, T., Aktenanalysen, 1981; Köbler, G., Deutsche Sprachgeschichte und Rechtsgeschichte, (in) Sprachgeschichte, hg. v. Besch, W. u. a., 1984, 56; Hattenhauer, H., Zur Geschichte der deutschen Rechtes- und Gesetzessprache, 1987; Kühn, P., Deutsche Wörterbücher, 1978; Köbler, G., Latei­nisch-germanistisches Lexikon, 2. A. 1984; Jeand’Heur, B., Sprachliches Referenzverhalten bei der Entscheidungstätigkeit, 1989; Sendler, B., Die Rechtssprache in den süddeutschen Stadtrechtsrefor­mationen, 1990; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991; Speer, H., Das deutsche Rechtswörterbuch, 1991; Heller, M., Reform der deutschen Rechtssprache im 18. Jahrhundert, 1992; Köbler, G., Juristisches Wörterbuch, 13. A. 2004, 14. A. 2007, 18. A. 2022; Roessler, P., Entwicklungstendenzen der österreichischen Rechtssprache seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, 1994; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Görgen, A., Rechtsgrenzen folgen Sprachgrenzen, ZRG GA 115 (1998), 389; Fachsprachen, hg. v. Hoffmann, L. u. a., 1998f.; Sieber, A., Deutsche Fachsprache des Rechts, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 149; Roelcke, T., Fachsprachen, 1999; Köbler, G., Liber exquisiti xenii, 1999; Garovi, A., Rechts­sprachlandschaften der Schweiz, 1999; Felder, F., Juristische Textarbeit im Spiegel der Öffentlichkeit, 2003; Seifert, J., Funktionsverbgefüge in der deutschen Gesetzessprache (18.–20. Jahrhundert), 2004; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Li, J., Recht ist Streit – Eine rechtslinguistische Analyse des Sprachverhaltens in der deutschen Rechtssprache, 2011; Historische Rechtssprache des Deutschen, hg. v. Deutsch, A., 2013

Rechtssprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz neben Rechtsprecher [Luzern/GrW. IV 383 1346 und rund 50 Stellen] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google als Rechtsprecher und Rechtssprecher belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) →Gesetzessprecher

Rechtssprichwort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einen rechtlichen Tatbestand erfassende Sprich­wort (beispielsweise →Aller guten Dinge sind drei, Wer zuerst zu der Mühle kommt, soll zuerst mahlen. Durch zweier Zeugen Mund wird die Wahrheit kund.). Seine Volkstümlichkeit ist vielfach zweifelhaft. Deutsche Rechtssprichwörter, deren Zahl die neueste Zusammenstellung mit etwa 1800 benennt, lassen sich nicht vor dem Hochmit­telalter sicher belegen. Ihre tat­sächliche Bedeutung scheint eher gering. S. Google

Lit.: Graf, E./Dietherr, M., Deutsche Rechtssprich­wörter, 2. A. 1869; Winkler, L., Deutsches Recht im Spiegel deutscher Sprichwörter, 1927; Schmidlin, B., Die römischen Rechtsregeln, 1970; Foth, A., Gelehrtes römisch-kanonisches Recht in deutschen Rechtssprichwörtern, 1971; Gudian, G., Zur Situation der Germanistik, ZRG 89 (1972), 215; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 6. A. 1998, 7. A. 2007; Janz, B., Rechtssprichwörter im Sachsenspiegel, 1989; Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996 (Neuausgabe 2002); Die Sprache des Rechts, hg. v. Lerch, K., 2004

Rechtsstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der bewusst auf die Verwirklichung von Recht ausgerichtete Staat. Dieses Staatsziel wird an dem Ende des 18. Jahrhunderts in Ablösung des absolutistischen Wohlfahrtsstaats von den Vertretern der liberalen Aufklärung gefordert. Als Grundlage werden →Verfassung und →Gesetzgebung durch eine Volks­vertretung angesehen. Nach 1848 verengt sich dies auf den formalen Rechtsschutz in dem Zivilprozess (1877/1879) und in Verwaltungs­angelegen­heiten (1863ff.). Das Handeln der Verwaltung wird allgemein nachprüfbar, wobei Er­messensbegriffe weniger und unbe­stimmte Rechtsbegriffe stärker erfasst wer­den. Der Nationalsozialismus beseitigt die dadurch erreichten Errungenschaften an vielen Stellen. Nach 1945 wird der Rechtsstaat verstärkt ausgebaut. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 198, 199; Bähr, O., Der Rechtsstaat, 1864; Gneist, R., Der Rechtsstaat und die Verwaltungsgerichte, 1872, Neudruck 1968; Maier, H., Zur Frühgeschichte des Rechtsstaats in Deutschland, (in) Neue Polit. Lit. 7 (1962), 234; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des liberalen Rechtsstaates, 1967; Boldt, H., Rechtsstaat und Ausnahmezustand, 1967; Weber, D., Die Lehre vom Rechtsstaat bei Otto Bähr und Rudolf von Gneist, Diss. jur. Köln 1968; Schmidt, E., Kammergericht und Rechtsstaat, 1968; Laufs, A., Die rechtsstaatlichen Züge des Bismarck-Reiches, (in) FS H. Thieme, 1977, 72; Koch, B., Rechtsbegriff und Widerstandsrecht, 1985; Willoweit, D., War das Königreich Preußen ein ,Rechtsstaat‘?, (in) Staat, Kirche, Wissenschaft in einer pluralistischen Gesellschaft, 1989, 451; Schröder, J., 40 Jahre Rechtspolitik im freiheitlichen Rechtsstaat, 1989; Der europäische Rechtsstaat, hg. v. Brand, J. u. a., 1994; Gemeinwohl, Freiheit, Vernunft, Rechtsstaat, hg. v. Ebel, F., 1995; Vertrauen in den Rechtsstaat, hg. v. Goydke, J. u. a., 1995; Rechtsstaatlichkeit in Europa, hg. v. Hofmann, R. u. a., 1996; Wetzler, C., Rechtsstaat und Absolutismus, 1997; Hilger, C., Rechtsstaats­begriffe im Dritten Reich, 2003; Mantl, W., Der österreichische Rechtsstaat, ZRG GA 122 (2005), 367; Hetzer, W., Rechtsstaat oder Ausnahmezustand?, 2008; Voßkuhle, A. u. a., Das Rechtsstaatsprinzip, (in) JuS 2010, 116; Lauener, M., Jeremias Gotthelf - Prediger gegen den Rechtsstaat, 2011; Merten, D., Rechtsstaatliche Anfänge im Zeitalter Friedrichs des Großen, 2012 (Aufsätze); Rüthers, B., Die heimliche Revolution vom Rechtsstaat zum Richterstaat, 2014, 2. A. 2016; Stets den Idealen der Rechtsstaatlichkeit treu geblieben – FS für Pernthaler, P., 2015

Rechtsstudium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Rechtswissenschaft, Studium, Universität

Rechtssubjekt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1841) ist der Träger von Rechten und Pflichten (beispielsweise Mensch, juristische Person). Sachlich gibt es Rechtssubjekte mit der Entstehung von Recht. Als solche erfasst werden sie aber erst in dem 19. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kaser § 13 I 1; Köbler, DRG 206; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Rechtssumme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, anber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zusammenfassende Darstellung eines Titels oder mehrerer Titel des (lat.) →corpus (N.) iuris civilis oder auch anderer gelehrter Rechtstexte. Rechtssummen finden sich vor allem in Oberitalien in dem 12. bis 14. Jahrhundert (beispielsweise Summa aurea [Goldene Summe] des Hostiensis, Summa de casibus poeni­tentiae [Summe über Bußfälle], Summa legum brevis levis et utilis [Kurze, leichte und nützliche Rechtssumme], Summa Johannis [Bruder Bertholds 1300/40 in 80 Hand­schriften überlieferte deutsche Darstellung des Kirchenrechts für Laien]). S. Google

Lit.: Trusen, W., Anfänge der gelehrten Rechte in Deutschland, 1962, 119; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1964, (in) Ius Romanum medii aevi 5, 6; Placentini Summa Codicis, hg. v. Calasso, F., 1962; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 67, 172; Die Rechtssumme Bruder Bertholds, hg. v. Hamm, M. u. a., 1980; Weck, H., Die Rechtssumme Bruder Bertholds, 1982 (Wörterbuch 2006)

Rechtssymbol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine Handlung oder ein Gegenstand, die bzw. der ein Rechtsgeschäft oder Rechtsverhältnis versinnbildlicht (z. B. Schwert die Todesstrafe, Waage die Gerechtigkeit, s. Google)

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v., Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik, 1909; Herwegen, I., Germanische Rechtssymbolik, 1913; Puetzfeld, C., Deutsche Rechtssymbolik, 1936; Erler, A., Das Hissen eines Besens, ZRG GA 62 (1942), 371; Gathen, A., Die Rolande als Rechtssymbole, 1960; Lurker, M., Lexikon der Symbolkunde, Bd. 1f. 1964ff.; Anderegg, S., Der Freiheitsbaum, 1968; Bauer, W. u. a., Lexikon der Symbole, 7. A. 1985; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Rechtssymbolik und Wertevermittlung, hg. v. Schulze, R., 2004

Rechtssystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit von Rechts­einrichtungen in einleuchtender Ordnung. Ein Rechtssystem ist den Römern sachlich (noch) fremd. Es findet sich als Vorstellung erst bei →Leibniz (1646-1716) und dann in der Ausführung bei Christian →Wolff (1679-1754). Neu gefasst wird es von →Savigny (1779-1861) und →Puchta (1798-1846). Der Gegenwart ist es zweifel­haft, ob es ein geschlossenes Rechtssystem geben kann. →System

Lit.: Savigny, F., System des heutigen Römischen Rechts, Bd. 1 1840; Hatschek, J., Bentham und die Geschlossenheit des Rechtssystems, (in) Archiv f. öff. Recht 24 (1909), 442, 26 (1910), 458; Coing, H., Geschichte und Bedeutung des Systemgedankens, 1956; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; David, R.(/Grasmann, G.), Einführung in die großen Rechtssysteme der Gegenwart, 1966, 2. A. 1988; Canaris, C., Systemdenken und Systembegriff, 1969; Luig, K., Die Theorie der Gestaltung eines nationalen Privatrechtssystems, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 217; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1976; Schlosser, H., Das „wissenschaftliche Prinzip“ der germanistischen Privatrechtssysteme, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 491; Björne, L., Deutsche Rechtssysteme, 1984; Mayer, D., Grundlagen des nationalistischen Rechts­systems, 1987: Changing structures in modern legal systems, hg. v. Bulygin, E., 1998

Rechtstag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [RegensbStat. 44] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →endlicher Rechtstag

Rechtstatsache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die das Recht berührende Tatsache bzw. die Tatsache, deren Kenntnis für eine sachgemäße Anwendung der Rechtssätze erforderlich ist. Rechtstatsachen gibt es seit der Ent­stehung des Rechtes. Für die Rechtstatsache interessiert sich besonders die Rechts­sozio­logie des 20. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Heinz, W., Rechtstatsachenforschung heute, 2. A. 1998

Rechtstheorie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Strafrechtstheorie bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und - ausgenommen Rechtstheoretiker – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beschäftigung mit den allgemeinen Fragen des Rechtes, insbeson­dere mit seiner logischen Struktur. Die Rechtstheorie als Gegensatz zu der Rechtspraxis wird schon in philosophisch-rhetorischen Frage­stellungen des Altertums sichtbar. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird sie aber bewusst von Naturrecht und Rechtsphiloso­phie abgesetzt und auch auf frühere Zeiten zurückübertragen. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Ramm, T., Staat und Recht, Diss. jur. Marburg 1950; Lange, H., Schadensersatz und Privatstrafe, 1955; Gernhuber, J., Das völkische Recht, (in) FS E. Kern, 1968, 167; Reich, N., Marxistische Rechtstheorie, 1973; Paul, W., Marxistische Rechts­theorie, 1974; Rückert, J., August Ludwig Reyschers Leben und Rechtstheorie, 1974; Flechtheim, O., Hegels Strafrechtstheorie, 2. A. 1975; Probleme der marxistischen Rechtstheorie, hg. v. Rottleuthner, H., 1975; Schröder, J., „Communis opinio“, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 404; Scherner, K., Arme und Bettler in der Rechtstheorie des 17. Jahrhunderts, (in) ZNR 1988, 129; Brockmöller, A., Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert, 1997; Kelly, J., A short history of Western legal theory, 1997; Funke, A., Allgemeine Rechtslehre als juristische Strukturtheorie, 2004; Vesting, T., Rechtstheorie, 2007; Lahusen, B. u. a., Zufall, Abfall, Ausfall, 2008

Rechtsunterricht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1568 [MansfeldBergb. I b 137] und 1814 [Thibaut, Notwendigk. 31] an zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Juristenausbildung

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, G., Erlanger juristische Vorlesungen des 18. und 19. Jahrhunderts, (in) Jb. f. fränk. Landesforschung 27 (1967), 241; Weimar, P., Die legistische Literatur, (in) Ius commune 2 (1969), 43; Scheltema, H., L’enseignement de droit, 1970; Finke, K., Die Tübinger Juristenfakultät 1477-1534, 1972; Köbler, G., Gießener juristische Vorlesungen, 1982; Schulen und Studium, hg. v. Fried, J., 1986; Meier, J., Der Rechtsunterricht an den Universitäten Köln und Bonn, Diss. jur. Köln 1987; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GiessenerjuristischeVorlesungen1607-2007.htm

Rechtsvergleichung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die vergleichende Betrachtung unterschiedlicher Rechtsordnun­gen, insbesondere räumlich verschiedener, gleich­zeitig geltender Rechtsordnungen. Sie wird ansatzweise bereits in dem Altertum betrieben. Besondere Bedeutung erlangt sie in der jüngeren Vergangenheit (19./20. Jahrhundert, beispielsweise →Feuerbach, →Gans, →Bachofen, →Mittermaier, →Rabel). S. Google

Lit.: Constantinesco, L., Rechtsvergleichung, Bd. 1f. 1971f.; Coing, H., Rechtsvergleichung als Grundlage der Gesetzgebung, (in) Ius commune 7 (1978), 160; Großfeld, B., Macht und Ohnmacht der Rechts­vergleichung, 1984; Wadle, E., Einhundert Jahre Rechtsvergleichende Gesellschaften, 1994; Stolleis, M., Nationalität und Internationalität, 1998; Rechtsvergleicher – verkannt, vergessen, verdrängt, hg. v. Großfeld, B., 2000 (Seminarreferate über Albert Hahl, Wilhelm Solf, Erich Schultz-Ewerth, Johann Jakob Bachofen, Adolf Bastian, Josef Kohler, Leonhard Adam, Pater Wilhelm Schmidt, Richard Thurnwald, Leo Frobenius, Josef Schmidlin, Eberhard Freiherr von Künßberg); Mohnhaupt, H., Vergleichung in Zeiten des Naturrechts der Aufklärung als Erkennnismethode, (in) FS K. Luig 2014, 97; Neuenbäumer, A., Zitelmann, E., Die Begründung der Rechtsvergleichung als Wissenschaft, 2014; Kischel, U., Rechtsvergleichung, 2015

Rechtsverweigerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verweigerung des rechtlich Gebotenen, insbesondere eines rechtlichen Verfahrens durch die zuständige Person. Sie findet sich an unterschiedlichen, vereinzelten Stellen (beispielsweise sind nach →Lex Salica 57 ur­teilsverweigernde Rachinburgen bußpflich­tig, wird das →Reichskammer­gericht 1495 für Fälle von Rechtsverweigerung zuständig - rechtstatsächlich aber nicht allzu häufig - oder kann in dem Deutschen Bund bei Verweigerung einer gerichtlichen Ent­schei­dung durch die Gerichtsbarkeit die →Bundesversammlung angerufen werden). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewährt die deutsche Verfassung demgegenüber eine Rechtsweggarantie. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 92, 153, 200; Perels, K., Die Justizverweigerung im alten Reiche, ZRG GA 25 (1904), 1; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962; Wollschläger, C., Ungleiche Justizgewähr und Zivilprozesshäufigkeit, (in) FS H. Coing, 1982, 435; Oestmann, P., Rechtsverweigerung im alten Reich, ZRG 127 (2010), 55; Stodolkowitz, S., Rechtsverweigerung und Territorialjustiz, ZRG GA 131 (2014), 128

Rechtsweg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [OÖssterr./ÖW. XIII 72] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist allgemein der Weg zu der Erreichung eines rechtlichen Zieles insbesondere durch die Gerichtsbarkeit. S. Google

Rechtsweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [DortmUB. I 475] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Weistum

rechtswidrig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht beleg, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1797) widerrechtlich, der Rechtsordnung widersprechend

Rechtswidrigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv rechtswidrig 1797) ist der Widerspruch zu der Rechtsordnung. Die Rechtswidrigkeit erscheint bereits zusammen mit dem ältesten Recht. Sie ist besondere Voraussetzung für verschiedene Rechtsfolgen (beispielsweise Strafe, Schadensersatz). S. Google

Lit.: Kaser § 36 II 5; Köbler, DRG 204; Wolzendorff, K., Staatsrecht und Naturrecht, 1916; Koch, B., Rechtsbegriff und Widerstand, 1985; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­­wort­schatzes, 2010

Rechtswissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1667 [Frankfurt am Main/Stoltenb, Gruppw. 48 Anm.] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die die rechtliche Sollensordnung betreffende Wissenschaft. Eine Vorform von Rechtswissenschaft entsteht als Jurisprudenz (Rechtsklug­heit) in dem klassischen römischen Recht, verliert sich danach aber mit dem Zurücktreten der Rechtskundigen in Rom (3. Jahrhundert n. Chr.) weitgehend. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts wird die Rechtswissenschaft in Bologna an Hand der überlieferten Quellen des römischen Rechtes (neu) begründet (→Glossatoren). Von hier breitet sie sich als universitär betriebene Wissenschaft über ganz Europa und dnach auch die übrige Welt aus (→Kom­mentatoren, →mos Gallicus, →usus mo­dernus, →Naturrecht, →historische Rechts­schule, →Pandektistik). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl der rechtswissenschaftlichen Bildungs­stätten nochmals sprunghaft zu. Um 1995 gibt es rund 750000 Studierende der Rechtswissenschaft in Europa. S. Google

Lit.: Söllner § 11, 16; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 2, 8, 29, 51, 105, 143, 184, 228, 254; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Jerusalem, F., Kritik der Rechtswissenschaft, 1948; Quellenbuch zur Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, hg. v. Wolf, E., 1950; Schmitt, C., Die Lage der europäischen Rechtswissenschaft, 1950; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Gmür, R., Savigny und die Entwicklung der Rechtswissenschaft, 1962; Rehfeldt, B., Einführung in die Rechtswissenschaft, 1962; Ogris, W., Der Entwicklungsgang der österreichischen Privat­rechts­wissenschaft, 1968; Coing, H., Die ursprüngliche Einheit der europäischen Rechtswis­senschaft, 1968; Philosophie und Rechtswissenschaft, hg. v. Blühdorn, J. u. a., 1969; Stephanitz, O. v., Exakte Wissenschaft und Recht, 1970; Jörgensen, S., Grundzüge der Entwicklung der skandinavischen Rechtswissenschaft, (in) JZ 25 (1970), 529; Kleinheyer, G./Schröder, J., Deutsche und europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, 4. A. 1996, 5. A. 2008; Tarello, G., Storia della cultura giuridica moderna, Bd. 1 1976; Stühler, H., Die Diskussion um die Erneuerung der Rechtswissenschaft von 1780-1815, 1978; Dubischar, R., Theorie und Praxis in der Rechtswissenschaft, 1978; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“ auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert, 1979; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Herberger, M., Rechtswissen­schaftsge­schichte, (in) Rechtshistorisches Journal 3 (1984), 150; Gouron, A., La science du droit dans le Midi, 1984; Historische Soziologie der Rechtswissenschaft, hg. v. Heyen, E., 1986; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987; Rechtswissenschaft im NS-Staat. Der Fall Eugen Wohlhaupter, hg. v. Hattenhauer, H., 1987; Radding, C., The Origins of Medieval Jurisprudence, 1988; Bürge, A., Neue Quellen zur Begegnung der deutschen und französischen Rechtswissenschaft im 19. Jahrhundert, ZRG GA 110 (1993), 546; Lange, H., Die Anfänge der mo­der­nen Rechtswissenschaft, 1993; Rechtswissen­schaft in der Bonner Republik, hg. v. Simon, D., 1994; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995; La science juridique française et la science juridique allemande de 1870 à 1918, hg. v. Beaud, O., 1997; Kiesow, R., Das Naturgesetz des Rechts, 1997; Erkenntnisgewinne, Erkenntnisverluste, hg. v. Acham, K. u. a., 1998; Eine deutsch-französische Rechtswis­senschaft?, hg. v. Beaud, O. u. a., 1999; Braun, J., Einführung in die Rechtswissenschaft, 3. A. 2007; Sailer, R., Verwissenschaftlichung des Rechts in der Rechtspraxis?, ZRG GA 119 (2002), 106; Der Gestaltungsanspruch der Wissenschaft, hg. v. Acham, K. u. a., 2007; Das Proprium der Rechtswissenschaft, hg. v. Engel, C., 2007; http://www.koeblergerhard.de/­werwarwer­20020226.htm; Rechtswissenschaft. Zeit­schrift für rechtswissenschaftliche Forschung, Bd. 1ff. 2010ff.; Rechtswissenschaft als juristische Doktrin, 2011; Pennington, K., The Beginning of Roman Law Jurisprudence and Teaching in the Twelth Century – The Authenticae, (in) Rivista internazionale di diritto comune 22 (2011) 35 (wohl vor 1140); Rechtswissenschaft als Kulturwissenschaft, hg. v. Senn, M., 2012; Winkler, V., Der Kampf gegen die Rechtswissenschaft - Franz Wieackers Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 2014; Wendepunkte der Rechtswissenschaft, hg. v. Heun, W. u. a., 2014; Selbstreflexion der Rechtswissenschaft, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2015; Rechtswissenschaft in der Berliner Republik, hg. v. Duve, T. u. a., 2018

Rechtswohltat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler 2353] in 36 Stellen als Lehnübersetzung von lat. [N.] beneficium iuris belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →beneficium

Lit.: Kaser § 32 III; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985

Rechtswort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1691 [Stieler 2579] und 1799 [RepRecht III 58] in 2 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Rechtssprache

Lit.: Köbler, DRG 10; Deutsches Rechtswörterbuch, Bd. 1ff. 1914ff. (2019 bis Stegrecht, 2020 bis Ende S); Freudenthal, K., Arnulfingisch-karolingische Rechtswörter, 1949; Hyldgaard-Jensen, K., Rechtswortgeo­graphische Studien 1, 1964; Schmidt-Wiegand, R., Studien zur historischen Rechtswortgeographie, 1978; Speer, H., Das deutsche Rechtswörterbuch, Historical Lexicography of the German Language 2, hg. v. Goebel, U. u. a., 1991, 675; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Köbler, G., Juristisches Wörterbuch, 13. A. 2004, 14. A. 2007, 16. A. 2016, 17. A. 2017, 18. A. 2022; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Rechtszug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1595 [ZofingenStR. 241] in 13 Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist (ab 1795 [Josephinismus IV 268]) der jeweils einem bestimmten Gericht zugeordnete Verfahrensabschnitt eines Rechtsstreits. Voraussetzung für einen Rechtszug ist eine mehrstufige Gerichtsbarkeit. Sie entsteht in Rom seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) und nach dem Untergang Westroms wohl neu seit dem Hochmittelalter. Die deutsche ordentliche Gerichtsbarkeit kennt seit 1877/1879 den meist dreistufigen Rechtszug, dem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch die Überprüfung einer Entscheidung durch das Bundes­verfassungsgericht und europäische Gerichte nachfolgen kann. Nur in einem weiteren Sinn ist Rechtszug auch die Einholung einer Rechtsauskunft bei einer anderen Stelle (z. B →Oberhof). S. Google

Lit.: Kaser § 87 I 9; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86; Seelmann, W., Der Rechtszug im älteren deutschen Recht, 1910; Kern, E., Geschichte des Gerichts­verfassungsrechts, 1954; Jänichen, H., Der Rechtszug im Spätmittelalter am oberen Neckar, (in) Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 15 (1956), 214; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976; Ebel, F., Statutum und ius fori, ZRG GA 93 (1976), 100; Müller, H., Oberhof und neuzeitlicher Territorialstaat, 1978; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985

Recklinghausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in dem Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen mit etwa 110000 Einwohnern

Lit.: Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Recklinghausen, der Stadt Bottrop und der Stadt Gelsenkirchen, 2021

recognitio, recōgnitio, lat., F., Wiedererkennung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recōgnōscere

recognitio (lat. [F.]) Beglaubigung

Lit.: Classen, P., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977

Records sind die bis 1731 in lateinischer Sprache geführten Protokolle der Gerichte des →englischen Rechtes (im Gegensatz zu den in Lawfrench gehaltenen reports [der jungen Anwälte] der year books).

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000

Reconquista (span., Wort mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) Wiedergewinnung Spaniens durch die Christen gegen die Araber (8.-15. Jahrhundert)

Lit.: Lomax, D., Die Reconquista, 1980; Vones, L., Geschichte der iberischen Halbinsel, 1993; Jaspert, N., Die Reconquista, 2019

Rectitudines (lat., F.Pl.) singularum perso­narum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Rechte einzelner Personen) ist der Name des in dem →Quadripartitus enthaltenen lateinischen Traktats des frühen englischen Rechtes (Mitte 10. Jahrhundert, überarbeitet um 1020?) über die Pflichten der Hintersassen nach Hofrecht.

Lit.: Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen, 1909; Loyn, H., Anglo-Saxon England and the Norman Conquest, 1962

rector, rēctor, rēctur, lat., M., Lenker, Leiter (M.), Führer, Regierer, Beherrscher, Mentor, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. regere, Richter

recuperator, recuperātor, reciperātor, lat., M., Wiedererwerber, Wiederbeschaffer, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recuperāre, recipere, s. Rekuperator

Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 19; Schmidlin, B., Das Rekuperatorenverfahren, 1963

recursus, lat., M., Rücklauf, Rückfahrt, Rückzug, Rückkehr, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recurrere, Rekurs

Recursus (M.) ab abusu (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Rekurs von dem Missbrauch) ist in Frankreich seit dem Spätmittelalter die Beschwerde bei den staatlichen Gerichten gegen den Missbrauch der geistlichen Gewalt.

Lit.: Eichmann, E., Der recursus ab abusu, 1903; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983, Kap. 18

Recursus (M.) ad comitia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Rekurs zum Reichstag) ist in dem Heiligen Römischen Reich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts die Anfechtung von Urteilen des Reichskammergerichts und des Reichshof­rats vor dem Reichstag. Der recursus ad comitia bleibt sachlich meist ohne besondere Auswirkung.

Lit.: Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973, 398

Rede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 789? [MSD. 208] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Darlegung einer Gedankenfolge gegenüber der Öffent­lich­keit in mündlicher Form. Mit der Kunst der beeindruckenden und möglichst überzeugenden Rede befasst sich bereits in der griechischen und römischen Antike die Rhetorik. In England entwickelt sich seit 1688, in den Vereinigten Staaten von Amerika seit 1776 und in Frankreich seit 1789 eine feste Einrichtung der öffentlichen, vor allem in dem Parlament gehaltenen Rede. Die ersten modernen politischen Reden in deutscher Sprache finden sich in den nach der französischen Revolution an Frankreich gelangten links­rhei­nischen Gebieten. S. Google

Lit.: Politische Reden 1 (1792-1867), 2 (1869-1914), hg. v. Wende, P., 1990

Redefreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1817 [Klüber, ÖffRecht 694] 2 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Parlament, Meinungsfreiheit

reden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 810 [Notker I 617!] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sprechen

reditus, erdditus, lat., M., Rückkehr, Rückkunft, Einkommen, Einkunft, Abgabe, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. redīre

Redintegranda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Adj., zurückzugewährend) ist das Anfangswort eines auf die pseudo­isidorischen Dekretalen des 9. Jahrhunderts zurückgehenden canons →Gratians (um 1140), nach dem ein vertriebener Bischof gegen ein Strafverfahren gegen ihn eine Einrede hat, so lange er nicht wieder in sein Amt eingesetzt wird, und jedes Urteil, das vor dieser Wiedereinsetzung ergeht, fehlerhaft ist. Später entwickelt sich über die (lat.) actio (F.) spolii hieraus die Besitz­schutzklage.

Lit.: Hübner § 29 III 2b; Bruns, C., Die Besitzklagen, 1874

Redjeva (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deuteschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Ratgeber) ist in dem hochmittel­alterlichen Recht Frieslands ein Berater von Richter und →asega, der in der Mitte und in dem Osten bald den asega ersetzt.

Lit.: Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840, Neudruck 1960; Jaekel, H., Abba, asega und redjeva, ZRG GA 27 (1906), 114; Gerbenzon, P., Apparaat voor de studie van oudfries recht, Teil 1f. 1981; Köbler, G., Altfriesisch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-altfriesisches Wörterbuch, 1983

Reede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1580 [Rigafahrer 220] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ankerplatz für Schiffe

Reeder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [KampenStR. I 73] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Schiffseigner.

Reederei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1727 [PreußSeeR. I 2] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verbindung mehrerer Schiffseigner. Sie findet sich der Sache nach bereits in dem Altertum. Eine jeweils umfassende gesetzliche Regelung bringen das preußische →Allgemeine Landrecht von 1794, das →Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch von 1861 und das →Handelsgesetzbuch von 1897/1900. S. Google

Lit.: Hübner; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universal­geschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Seamen in Society, hg. v. Adam, P., 1980; Schmidt, K., Die Partenreederei, 1995

Referendar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1485 [Schulz, FremdWB. III 204] in neun Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] referendarius) ist in dem spätantiken römischen Recht (427 n. Chr.) der kaiserliche Berichterstatter. Als Titel für hohe Amtsträger erscheint Referendar auch in dem Mittelalter (beispielsweise in Italien in dem 7. Jahrhundert, in der päpstlichen Kanzlei in dem 14. Jahrhundert). Seit 1748 ist in →Preußen der angehende Jurist nach zwei von insgesamt drei Prüfungen Referendar, seit 1869 nach einer von insgesamt zwei Prüfungen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Jescheck, H., Die juristische Ausbildung in Preußen und im Reich, 1939; Bleek, W., Von der Kameralausbildung zum Juristenprivileg, 1972; Mehrlein, A., Die Zweiteilung der Juristenaus­bildung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1976; Classen, P., Kaiserreskript, 1977

referendarius, referendārius, refrendārius, lat., M., Referendar, Kanzler, Vorsteher der königlichen Kanzlei, Geheimreferendar, Geheimsekretär, Kabinettschef,  Cassiod., Conc. (449/450 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, s. referre

Referendum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Volksabstimmung

referre, lat., V., zurücktragen, zurückbringen, zurückschaffen, zurückerstatten, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, ferre

Reform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Schulz, FremdWB. III, 215] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiederherstellung einer (frü­heren) Form und Herstellung einer (neuen) Form

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1967; Weis, E., Montgelas, 1971; Bradler-Rottmann, E., Die Reformen Kaiser Josephs II., 1973; Angermeier, H., Die Reichsreform, 1984; Wolgast, E., Revolution, Reform, Restauration, hg. v. Mohnhaupt, H., 1988; Reform von Kirche und Reich zur Zeit der Konzilien von Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1449), hg. v. Hlaváček, I. u. a., 1996; Kaufhold, M., Die Rhythmen politischer Refor­men im späten Mittelalter, 2008; Beach, A., The Trauma of Monastic Reform, 2017 (an Hand der Chronik von Petershausen)

reformare, refōrmāre, lat., V., umgestalten, umbilden, verwandeln, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, fōrmāre

reformatio, refōrmātio, lat., F., Umgestaltung, Verbesserung, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx s. refōrmāre

Reformatio in peius (iudici appellato non licet) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.). (Die Rechtsmittelinstanz darf das Urteil) nicht zu Lasten des Anfechtenden abändern. In dem Deutschen Reich wird zwischen 1933 und 1945 das Verbot der reformatio in peius eingeschränkt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 235; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-223, Digesten 49, 1, 1, pr.)

Reformatio (F.) Sigismundi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) (Reformation Sigmunds) ist die vermutlich in Basel an dem Ende des Jahres 1439 in kurzer Zeit entstandene, in 16 Handschriften überlieferte Reformschrift eines unbekannten Verfassers. Sie fordert von den Geistlichen eine Beschränkung auf geistliche Aufgaben und von den weltlichen Herren Aufhebung der Unfrei­heit, der Freizügigkeitsbeschrän­kung sowie Schutz vor Wucher und überhöhten Abgaben. Sie ist Ausdruck eines Verlangens nach Veränderung noch vor dem eigentlichen Beginn der Neuzeit.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Angermeier, H., Der Ordnungsgedanke in den Reichsreformbe­stre­bungen, Diss. phil. München 1954 masch.schr.; Dohna, L. Graf zu, Reformatio Sigismundi, 1960; Reformation Kaiser Siegmunds, hg. v. Koller, H., 1964; Struve, T., Reform oder Revolution?, (in) ZGO 126 (1978), 73; Krieger, K., König, Reich und Reichsreform, 1992, 117

Reformation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [ChartPierreGand II 151 als reformacie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen] belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische reformatio, F., Umgestaltung, um 125-175 n. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb reformeren aus reformare um 1340) ist die Zurückbildung eines gegenwärtigen (schlechten) Zustands (bzw. einer gegenwärtigen Form) in einen ursprünglichen (einwandfreien) Zustand (bzw. eine ursprüngliche Form) bzw. die Veränderung eines tatsächlichen (unvollkommenen) Zustands zu einem besseren oder guten Zustand. In der christlichen Kirche ist Reformation die vergleichbaren Bestrebungen John Wiclifs (1330-1384) in Oxford und Jan Hus‘ (1361-1415) in Prag folgende, von Martin →Luther (1483-1546) an dem 31. 10. 1517 durch Anschlag von 95 Thesen an die Schlosskirche von Wit­tenberg in Gang gesetzte, unter erfolgreicher Nutzung des jungen Buchdrucks schnell verbreitete und in dem Laufe des 16. Jahrhunderts weitgehend abgeschlossene Erneu­erungs­bewegung, welche die Erlösung des sündigen Menschen statt auf (käufliche) gute Werke (→Ablass) auf die Gnade Gottes zurückführt und die nach wechselvollem Verlauf eines Religions­kriegs 1555 in dem →Augsburger Religions­frieden anerkannt wird. Sie stärkt die Staatsgewalt einerseits und die Frei­heit andererseits. In dem Recht ist Reformation die unter­schied­lich weit reichende Veränderung des einheimischen Rechtes durch Aufnahme römisch-kano­nistischer Rechtsregeln in neu gefasste Stadtrechte und Landrechte (beispielsweise →Nürnberg 1479/1484, (→Tübingen 1493,) →Worms 1499, →Frankfurt am Main 1509, →Bayern 1518, →Freiburg im Breisgau 1520, Windsheim 1521, Bran­denburg 1527, Innerösterreich 1533, Württemberg 1555, Solms 1571, Kursachsen 1572) während des 15. bis 17. Jahrhunderts. Dabei werden der Süden und das Prozessrecht, Schuldrecht, Fahrnisrecht und Erbrecht stärker verändert als der Norden und das Liegenschaftsrecht und das Ehegüterrecht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 232; Köbler, DRG 129, 130, 138; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 313; Burdach, K., Reformation, Renaissance, Humanismus, 1918; Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Knoche, H., Ulrich Zasius und das Freiburger Stadtrecht, 1957; Moeller, B., Reichsstadt und Reformation, 1962; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Lortz, J., Die Reformation in Deutschland, Bd. 1f. 6. A. 1982f.; Weltwirkung der Reformation und Gegenreformation, 2. A. 1982; Wohlfeil, R., Einführung in die Geschichte der Reformation, 1982; Martin Luther und die Reformation im Reich (Katalog), hg. v. Boll, G., 1983; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v. Köbler, G., 1984; Wolgast, E., Reform, Reformation, (in) Geschichtliche Grundbegriffe, hg. v. Brunner, O. u. a., 5 (1984) 313ff.; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; Blickle, P., Gemeindereformation, 1985; Die reformierte Konfessionalisierung in Deutschland, hg. v. Schilling, H., 1986; Sendler, B., Die Rechtssprache in den süddeut­schen Stadtrechts­reformationen, 1990; Lutz, H., Reformation und Gegenreformation, 1991, 4. A. 1997, 5. A. 2002; Blickle, P., Die Reformation im Reich, 3. A. 2000; Wolgast, E., Hochstift und Reformation, 1995; Keune, H., Die Durchsetzung der Reformation in den Territorien, Diss. jur. Bonn 1999; Die deutsche Reformation zwischen Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Brady, T., 2001; Burkhardt, J., Das Reformationsjahrhundert, 2002; Oberman, H., Zwei Reformationen, 2003; Ganzer, K., Die religiösen Bewegungen im Italien des 16. Jahrhunderts, 2003; Berman, H., Law and Revolution II, 2003; Mörke, O., Die Reformation, 2005, 2. A. 2011; Hamm, B./Welker, M., Die Reformation, 2008; Kaufmann, T., Geschichte der Reformation, 2009; Marshall, P., The Reformation, 2009; Tropper, C., Glut unter der Asche und offene Flamme, 2011; Kaufmann, T., Der Anfang der Reformation, 2012; Scott, T., The Early Reformation in Germany, 2013; Dixon, C., Contesting the Reformation, 2012; Das Reformatorenlexikon, hg. v. Leppin, V. u. a., 2013, 2. unv. A. 2016; Schmoeckel, M., Das Recht der Reformation, 2014; Zwischen Reform und Abgrenzung – Die Römische Kirche und die Reformation, hg. v. Kohnle, A. u. a., 2014; Negative Implikationen der Reformation?, hg. v. Greiling, W. u. a., 2015; Reformation, hg. v. Pohlig, M., 2015; Kaufmann, T., Erlöste und Verdammte, 2016; Archeologies of Confession, hg. v. Johnson, C. u. a., 2017; Reformation und Recht – Ein Beitrag zur Kontroverse um die Kulturwirkungen der Reformation, hg. v. Strohm, C., 2017; Dalferth, I., God first – Die reformatorische Revolution der christlichen Denkungsart, 2018; Wyclif, J., De scientia Dei, 2018; Nowakowska, N., King Sigismund of Poland and Martin Luther. The Reformation before Confessionalization, 2018; Reformation in Tirol und im Trentino, hg. v. Andergassen, L. u. a., 2019; Grochowina, N., Reformation, 2020; Diestelkamp, B., Die Frankfurter Reformation König Friedrichs III. vom 14. August 1442 – Ein bedeutsames Gesetz der Reichsreformzeit, ZRG GA 138 (2021), 102 (mehr als 16 Kanzleiausfertigungen)

reformieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [RefSigm. Koller 74 und 153] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische reformare, V., umgestalten, umbilden verwandeln, 43 v. Chr.-18 n. Chr. des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) besser machen, in eine andere Form bringen

Regal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1312 [Apokalypse des Heinrich von Hesler] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1350 [MWirzib. V 474] belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem König beanspruchte Recht (lat. [ius] regale), das seit (dem Worm­ser Konkordat von) 1122 so bezeichnet wird. Auf dem Reichstag in Roncaglia erfolgt 1158 eine (unvoll­ständige) Aufzählung der Regalien. Einzelne Regale sind etwa Salzregal, Berg­regal, Judenregal, Zollregal, Marktregal, Münz­regal, Schatzregal, Boden­regal, We­ge­regal, Geleits­regal, Stromregal, Wasserregal, Mühlenregal, Forstregal, Jagd­regal, aber auch Gesetzgebung, Privi­legienerteilung, Kriegser­klä­rung, Universi­tätsgründung oder Verlei­hung des Doktor­grads. Seit dem 12. Jahrhundert gehen die Regale (Regalien) von dem König auf die Landes­herren über und es entstehen nur noch vereinzelt neue Regale (beispielsweise Postregal, Bücherregal als Oberaufsicht über das Bücherwesen). In der Hand des Landes­herrn werden die Regale Teil der allgemeinen Staatsgewalt (Hoheitsrecht) bzw. privat­rechtlich-fiska­lisches Recht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 109, 113, 124, 150, 167; Wopfner, H., Das Almendregal des Tiroler Landesfürsten, 1906; Pöschl, A., Die Regalien der mittelalterlichen Kirchen, 1928; Thieme, H., Zur Funktion der Regalien im Mittelalter, ZRG GA 62 (1942), 57; Classen, P., Der Prozess um Münsteuer (1154-[11]76) und die Regalienlehre Gerhochs von Reichersberg, ZRG GA 77 (1960), 324; Appelt, H., Der Vorbehalt kaiserlicher Rechte in den Diplomen Friedrich Barbarossas, (in) MIÖG 68 (1960), 81; Schrader, E., Bemerkungen zum Spolien- und Regalienrecht der deutschen Könige im Mittelalter, ZRG GA 84 (1967), 128; Lot, F./Fawtier, R., Histoire des institutions françaises, Bd. 2 1985; Waitz, H., Die Entwicklung des Begriffs der Regalien, Diss. jur. Frankfurt am Main 1939; Howell, M., Regalian Right in Medieval England, 1962; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975

Regel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Richtschnur, Leitlinie

Lit.: Matthies, D., Exemplifikationen und Regelbei­spie­le, 2009; Schwintowski, H., … denn sie wissen nicht, was sie tun!, 2015

Regen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) Ortsname, N.

Lit.: Burkhardt, M., Regen, Landgericht Zwiesel und Regen, Pfleggericht Weißenstein, 1975

Regensburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Donau wird nach römischen Anfängen (80 n. Chr.) in dem Frühmittelalter Hauptsitz des Herzogs der Bayern und in dem Hochmittelalter Reichsstadt (1245). Von 1663 bis 1806 tagt dort der immerwährende →Reichstag. 1962 wird Regensburg Sitz einer Universität.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Lindner, L., Das bürgerliche Recht der Reichsstadt Regensburg, Diss. jur. Erlangen 1909; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 1913; Knapp, H., Alt-Regensburgs Gerichtsverfassung, 1914, Neudruck 1978; Heimpel, H., Das Gewerbe der Stadt Regensburg, 1926; Ziegler, A., Beiträge zur Rechtsgeschichte von Regensburg, 1931; Morré, F., Rats­verfassung und Patriziat in Regensburg, (in) Verhandlungen des historischen Vereins für Regensburg und Oberpfalz 85 (1935); Klebel, E., Landeshoheit in und um Regensburg, (in) Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 90 (1940); Die Traditionen des Hochstifts Regensburg, hg. v. Widemann, J., 1943; Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte der Juden in Regensburg 1453-1738, bearb. v. Straus, R., 1960; Fürnrohr, W., Der immer­währende Reichstag zu Regensburg, 1963; Ambronn, K., Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13. Jahrhundert, 1968; Bauer, K., Regensburg, 1970, 6. A. 2014; Bierther, K., Der Regensburger Reichstag von 1640/1641, 1971; Kleinheyer, G., Die Regensburger peinliche Gerichtsordnung, (in) FS H. Krause, 1975, 110; Eikenberg, W., Das Handelshaus der Runtinger zu Regensburg, 1976; Schmid, D., Regensburg 1, 1976; Kraus, A., Regensburg 1989; Schmid, A., Regensburg, 1994; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg, 1997; Geschichte der Stadt Regensburg, hg. v. Schmid, P., 2000; Deutsch, C., Ehe­gerichtsbarkeit im Bistum Regensburg (1480-1538), 2005; Friedrich, S., Drehscheibe Regens­burg, 2007; Schmidt, R., Zur Rechts­prechung Regensburger Gerichte im 14. Jahrhundert, ZRG GA 125 (2008), 82; Trapp, E., Welterbe Re­gensburg, 2008; Kalb, J., Die innerstädtische Auseinandersetzung in Regensburg am Ende der Reichsunmittelbarkeit, 2014; Netzwerke gelehrter Mönche – St. Emmeram im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Löffler, N. u. a., 2015; Kleine Regensburger Münzgeschichte, hg. v. Beer, J. u. a., 2016; Nickel, V., Widerstand durch Recht - Der Weg der Regensburger Juden bis zu ihrer Vertreibung (1519) und der Innsbrucker Prozess (1516-1522), 2018; Dietz, K./Fischer, T., Regensburg zur Römerzeit, 2018; Die Reichsstadt Regensburg und die Reformation, hg. v. Rudolph, H., 2018; Ehm, R./Smolorz, R., April 1945 – Das Kriegsende im Raum Regensburg, 2019

regens, regēns, lat., (Part. Präs.=)M.: nhd. Fürst, s. regere

Regent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Mnl.WB. VI 1198] bzw. 1499 [KölnChr. II 568] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Herrscher oder Fürst oder der Mensch, der für einen anderen in dem Falle einer Verhinderung die Regierungsgewalt ausübt.

Lit.: Fricke, H., Reichsvikare, Reichsregenten und Reichsstatthalter, Diss. phil. Göttingen 1949 masch.schr.; Heckmann, M., Stellvertreter, 2002; Elpers, B., Regieren, Erziehen, Bewahren, 2003; Puppel, P., Die Regentin, 2004

regere, lat., V., richten, lenken, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *reg̑- (1), Adj., V., Sb., gerade (Adj.) (2), richten, lenken, recken, strecken, Richtung, Linie

regerere, lat., V., zurücktragen, wieder hintragen, aufwerfen, entgegenwerfen, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, gerere

Regest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische regestum, N., Listeneintrag, zu regerere, lat., V., zurückbringen, zurücktragen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Angabe von Ausstellungs­datum, Ausstellungsort, Aussteller, Adressat, Inhalt und Fundstelle einer Urkunde, Regesten die meist chronologisch geordnete Mehrheit ein­zelner Regeste (Urkundenver­zeichnis) (beispielsweise der Kaiser und Könige des deutschen Reiches [Bd. 1 Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751-918, Bd. 2 Sächsisches Haus 919-1024, Bd. 3 Salisches Haus 1024-1125, Bd. 4 Ältere Staufer 1125-1197, Bd. 5 Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV., Friedrich II. Heinrich u. s. w., Bd. 14 Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493-1519]).

Lit.: Köbler, DRG 145; Böhmer, J. F., Regesta imperii, Bd. 1ff. 1831ff., 2. A. 1889ff.; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1f. 4. A. 1968ff.; Brandt, A., Regesten der Lübecker Bürgertestamente des Mittelalters, Bd. 1ff. 1964ff.; Santifaller, L., Bericht über die Regesta imperii (1829-1967), (in) Anzeiger der phil.-hist. Kl. d. österreichischen Ak. d. Wiss. 106 (1969), 299; Die Regesta Imperii, hg. v. Zimmermann, H., 2000; REGESTA IMPERII online – RI OPAC online http://regesten.regesta-imperii.de/ (http://www.­reges­ta-imperii.org); Heinig, P., Regesta imperii, (in) DA 62 (2006), 631, 63 (2007), 613; Regesta pontificum Romanorum, hg. v. Jaffé, P., neu hg. v. Herbers, K., Bd. 1ff. 2016ff. (problematisch)

regieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 [JbGMrh. 6/7 1954/1955 82] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) leiten, lenken, beherrschen

Regierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1336 [GöttingenUB. I 122] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das kollegiale Verfassungs­organ, dem die Staatsleitung zusteht bzw. (Bezirksregierung) eine mittlere Landesbe­hörde. Von Regierung wird seit dem Spätmittelalter gesprochen. In der kon­stitutionellen Monarchie gewinnt die Regierung als Spitze der ausführenden Gewalt tatsäch­lich allmählich eine gewisse Eigenständigkeit ge­genüber dem Herrscher, in dem parla­mentari­schen System ist sie von dem Ver­trauen des Parlaments abhängig und wird deshalb von der Mehrheitspartei oder einer Mehr­heitskoa­lition gestellt. (Politische) Akte der Regierung sind (nach nachrevolutionärem französischem Vorbild) grundsätzlich verwaltungsgerichtli­cher Überprüfung ent­zo­gen. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 197, 247; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 361; Schücking, W., Der Regierungsantritt, 1899; Schlitter, H., Die Regierung Josephs II., 1900; Meyer, F., Der Begriff der Regierung im Rechtsstaat, 1948; Kassimatis, G., Der Bereich der Regierung, 1967, Neudruck 2014; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Knemeyer, F., Regierungs- und Verwaltungsreformen in Deutschland, 1970; Scheibelreiter, G., Der Regierungsantritt des römisch-deutschen Königs (1056-1138), Diss. phil. Wien 1971; Gesellschaft, Parlament und Regierung, hg. v. Ritter, G., Teil 1 1974; Frotscher, W., Regierung als Rechtsbegriff, 1975; Stürmer, M., Regierung und Reichstag, 1975; Die Regierungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten 1815/1933, hg. v. Schwabe, K., 1983; Reuschling, H., Die Regierung des Hochstifts Würzburg, 1984; Lodemann, C., Die Geschichte des französischen acte de gouvernement, 2005; Mittelalterliches Regieren in der Moderne oder Modernes Regieren im Mittelalter?, hg. v. Esders, S. u. a., 2015

Regiment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1340 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [HanseRez. VI 327] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Leitung, Heeresteil, Behörde (beispielsweise 1499 für die oberösterreichischen Län­der in Innsbruck, 1501 für die nieder­öster­reichischen Länder in Linz bzw. 1510 Wien, 1564 für die inner­österreichischen Länder in Graz, 1744 Lan­desjustizstellen, 1763 in Gubernien aufgegangen)

regimentum, lat., N.,  Leitung, Regierung, Fest. (2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regere

Regino von Prüm (Altrip um 840?-Trier 892), aus fränkischem Adel (?), wird 892 Abt von Prüm (893 Anlegung des Prümer Urbars) und nach Vertreibung 899 Abt von St. Martin in Trier. Um 906 verfasst er das in zwei Bücher geteilte kirchenrechtliche Handbuch (lat.) De synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis (Über Synodal­sachen und kirchliche Disziplinen) mit 96 Fragen an den Pfarrer und 89 Fragen an die Gemeinde­glieder. Es wird von →Burchard von Worms verwertet. S. Google

Lit.: Libri duo de synodalibus causis, hg. v. Wasserschleben, F., 1840; Koeniger, A., Die Sendgerichte in Deutschland, Bd. 1 1907; Hellinger, W., Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm, (in) ZRG KA 48 (1962), 1, 49, (1963), 76; Lotter, F., Ein kanonistisches Handbuch über die Amtspflichten, (in) ZRG KA 62 (1976), 1; Schleidgen, W., Die Überlie­ferungsgeschichte der Chronik des Regino von Prüm, 1977; Schmitz, G., Ansegis und Regino, ZRG KA 74 (1988), 95; Das Sendhandbuch des Regino von Prüm, hg. v. Hartmann, W., 2004

Register (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 14. Jahrhundert [Peter Suchenwirts Werke] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Mudrich, SalzbArchivw. 1 Anm. 1] belegt sowie in den Bestandteilen über das mittellateinische registrum, N., Verzeichnis, 540-604 n. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Verzeichnis (beispielsweise römischer Behörden in dem Altertum, der Kirche seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. oder allgemein üblich seit dem 12./13. Jahrhundert)

Lit.: Silagi, G., Landesherrliche Kanzleien, 1984; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

registrum, mlat., N., Verzeichnis, Register, Greg. M. (540-604 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regerere

regnum, rēgnum, lat., N., Königsgewalt, Königsherrschaft, Regierung, unumschränkte Macht, hohe Gewalt, Thron, (Reich, Königreich,) Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. regere, rēx

regnum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Reich, Königreich

Lit.: Herkenrath, R., Regnum und imperium – das Reich in der frühstaufischen Kanzlei (1138-1155), 1969; Goetz, H., Regnum – zum politischen Denken der Karolingerzeit, ZRG GA 104 (1987), 110; Staat- und Volkwerdung, hg. v. Brühl, C., 1995; Regna und gentes, hg. v. Goetz, H. u. a., 2002

regnum (N.) Teutonicum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) deutsches Reich (ab um 1000)

Lit.: Müller-Mertens, E., Regnum Teutonicum, 1970

regredi, regredī, lat., V., zurückschreiten, zurückgehen, zurückkommen, sich zurückziehen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, gradī

Regredienterbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1758 [Estor, RGel. II 159 und 165] 9 Archivzettel - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (regredi) und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) weichender Erbe (M.)

Regress (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [WürzbDiözGBl. 26 1964 208] in 14 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische regressus, M., rückläufige Bewegung, 81-43 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Rückgriff eines zunächst zu einer Leistung Verpflichteten auf einen weiteren, vielfach nur in dem Innenverhältnis zu der Erbringung der Leistung Verpflich­teten. Er findet sich sachlich bereits in dem römischen Recht. Von der dortigen Verpflichtung des Gläubigers, dem leistenden Bürgen seine Forderung gegen den Schuldner abzu­treten, ausgehend entwickelt sich für viele unterschiedliche Fälle des Regresses ein allgemeiner Forde­rungsübergang kraft Ge­setzes.

Lit.: Kaser § 52 II 2; Schulz, F., Rückgriff und Weitergriff, 1907; Selb, W., Schadensbegriff und Regreßmethoden, 1963

regressus, lat., M., rückläufige Bewegung, Rückkehr, Rückkunft, Rückgang, Rücktritt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regredī

regula, rēgula, lat., F., Leiste, Latte, Richtschnur, Regel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. regere

regula (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische regula, F., Leiste, Richtschnur, Regel, 81-43 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) lat. [F.]) Richtschnur, Regel (beispielsweise regula iuris)

Lit.: Söllner § 15; Köbler, DRG 53

Regula (F.) aurea (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (lat.) (goldene [Verhaltens-]Regel) ist die schon dem Altertum geläufige Vorstellung, dass man so handeln solle, wie man wünsche, dass alle handeln würden bzw. alles unterlassen solle, von dem man wünsche, dass es andere unterlassen würden.

Lit.: Philippidis, L., Die Goldene Regel, 1929; Dihle, A., Die Goldene Regel, 1962; Spendel, G., Die Goldene Regel als Rechtsprinzip, (in) FS F. v. Hippel, 1967, 491

Regula (F.) Benedicti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der seutrschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) (Bene­dik­tinerregel) ist die in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts von Benedikt von Nursia (um 480-557) für den von ihm geleiteten ältesten abend­ländischen Mönchsorden (→Benedik­tiner) als (lat. [F.]) lex (Gesetz) geschaffene, in 73 Kapitel gegliederte Klosterregel (Verfassung, Tugendlehre, Gottes­dienst, Strafe, Verwal­tung, Wahl, Aufnahme). Ihre Quellen sind die Bibel, Augustinus, monastisches Schrifttum und die nach 500 (Rom 1. Viertel 6. Jahrhundert) entstandene anonyme (lat.) regula (F.) magistri (Regel des Meisters). S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Die Benediktusregel, hg. v. Steidle, B., 4. A. 1980; Jakobs, U., Die Regula Benedicti als Rechtsbuch, Diss. jur. Frankfurt am Main 1985; Regula Benedicti, 1992

Regulae (F.Pl.) Ulpiani (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl., Regeln Ulpians) sind der vermutlich an dem Ende des 3. oder Anfang des 4. Jahrhunderts aus Schriften des Gaius, Ulpian und Modestin hergestellte römische Rechtstext, von dem ein Auszug in einer Handschrift der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts erhalten ist. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39 II 2b; Köbler, DRG 52

regular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische regularis, Adj., zu der Schiene gehörig, regelmäßig, 23/24-79 n. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) regelmäßig, regelgerecht

regulare, rēgulāre, lat., V., regeln, einrichten, Cael. Aur. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regere regularis, rēgulāris, lat., Adj., zur Schiene gehörig, eine Richtschnur für die Lebensweise enthaltend, regelmäßig, Plin. (23/24-79 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. regula, regere

Regularkanoniker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der sich einer weitergehenden Lebensordnung (Regel) unterstellende →Kanoniker. S. Google

Lit.: Weinfurter, S., Neuere Forschungen zu den Regularkanonikern, (in) HZ 224 (1977), 379

regulieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1276-1318 [Frauenlob] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 [RAbsch. III 235] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) regeln

Regulierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [Landsberg, Gutachten 228] ein Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Änderung einer Lage durch Regeln. Die Regulierung der Probleme des natürlichen Monopols der Eisenbahnen wird in England (1844) und Preußen (1838) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit unzureichenden Mitteln versucht, denen gegenüber die Vereinigten Staaten von Amerika 1887 (Interstate Commerce Commission) erfolgreicher sind. S. Google

Lit.: Regulierung im Telekommunikationssektor, hg. v. Michalczyk, R. u. a., 2012; Moderne Regulierungssysteme - Regulierte Selbstregulierung im frühen Interventions- und Sozialstaat, hg. v. Collin, P. u. a., 2012; Gestaltung der Freiheit, hg. v. Schorkopf, F. u. a., 2013; Regulation between Legal Norms and Economic Reality, hg. v. Schulz, G. u., 2014

Regulierungsedikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 14. 9. 1811 in →Preußen erlassene Edikt die Rechte der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse betreffend, das nach dem 1798 in dem linksrheinischen Gebiet verwirklichten Vorbild Frankreichs zwecks Förderung der Staatseinkünfte dem einzelnen Bauern Eigentum an Grund und Boden verschafft. →Bauernbefreiung

Lit.: Köbler, DRG 174; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019

Rei vindicatio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.], Gewaltansag wegen der Sache) ist die Herausgabe­klage des Eigentümers des klassischen rö­mischen Rechtes, bei wel­cher der nichtbe­sit­zen­de (zivile) Eigentümer dem besitzenden Nichteigen­tümer (beispielsweise Dieb) gegenübersteht, wobei neben der Herausgabe (Restitution) der Sache auch Sachschäden, Früchte und Aufwendungen zu beachten sind. Aus der rei vindicatio entwickelt sich in dem Hochmittelalter auch die zeitweise bedeutsame Unter­schei­dung von →Ober­eigentum und Unterei­gen­tum. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 entspricht ihr § 985.

Lit.: Kaser §§ 4 I 1a, 21 I 2b, 22 II, 27 I, 59 II 7b, 81 II 1, 83 II 5; Söllner § 9; Köbler, DRG 41, 48, 61, 124; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 174, 191, 294, 297, 307; Pennitz, M., Der „Enteignungsfall“ im römischen Recht, 1991; Wimmer, M., Besitz und Haftung des Vindikations­be­klagten, 1996

Reich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 800 [Althochdeutscher Isidor] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Herrschaftsgebiet eines Herrschers. Dabei steht in dem Altertum das (lat.) imperium (N.) Romanum (römische Reich) in dem Vordergrund. Von den dessen weströmischen Teil auflösenden Reichen einzelner germa­nisch/germanistischer Völker gewinnt das fränkische Reich die größte Bedeutung. Unter dem Karolinger Karl (dem Großen) wird es an Weihnachten 800 zu einem Kaiserreich. Nach seiner Teilung (843/887) bleibt die Kaiserwürde grundsätzlich in dem ostfränkischen Reichsteil, der sich zu dem deutschen Reich entwickelt. Hier treten bald König/Kaiser und →Reichsstände einander gegenüber. An deren Gegensatz zerbricht unter dem Druck Napoleons bzw. Frankreichs das Reich an dem 6. 8. 1806 als Heiliges römisches Reich. Das von Bismarck 1871 geschaffene (zweite) Deutsche Reich, das nach der Ernennung Adolf Hitlers zu dem Reichskanzler an dem 30. 1. 1933 zeitweise als →Drittes Reich verstanden wird, ist demge­genüber ein eher kurzlebiger National­staat. Nach 1945 wird der Begriff Reich für die Gegenwart bald allmählich durch Bund ersetzt. Von der Ausdehnung her größtes Reich der Weltgeschichte des Menschen dürfte das britische Weltreich gewesen sein.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 94, 101, 109, 112, 133, 138, 147, 150, 169, 172, 233; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 423; Becker, J., Kritik der deutschen Reichsverfassung, 1796ff., hg. v. Burgdorf, W., 2009; Zeumer, K., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, 1910; Krammer, M., Der Reichsgedanke des staufischen Kaiserhauses, 1908; Heine, H., Das Werden des deutschen Reichs, 2. A. 1944; Thamm, M., Die Terminologie des Wortes „Reich“, Diss. phil. Frankfurt 1959; Wolfram, H., Splendor imperii, 1963; Herkenrath, R., Regnum und imperium, 1969 (SB Wien); Steinbach, H., Die Reichsgewalt und Niederdeutschland in nachstaufischer Zeit, 1968; Binder, H., Reich und Einzelstaaten während der Kanzlerschaft Bismarcks, 1971; Moraw, P., König, Reich und Territorium, 1971; Mühlen, P. v. zur, Die Reichstheorien in der deutschen Historiographie des frühen 18. Jahrhunderts, ZRG GA 89 (1972), 118; Duchhardt, H., Protestantisches Kaisertum und Altes Reich, 1977; Schubert, E., König und Reich, 1979; Müller-Mertens, E., Die Reichsstruktur im Spiegel der Herrschaftspraxis Ottos des Großen, 1980; Das römisch-deutsche Reich im politischen System Karls V., hg. v. Lutz, H., 1982; Kaiser und Reich, hg. v. Buschmann, A., 1984, 2. A. 1994; Schulze, H., Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen, 1987; Aretin, K., Frhr. v., Das Reich, 1988; Weisert, H., Der Reichstitel bis 1806, (in) Archiv für Diplomatik 40 (1994), 441; Alternativen zur Reichsverfassung, hg. v. Press, V. u. a., 1995; Vogler, G., Absolutistische Herrschaft und ständische Gesellschaft, 1996; Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte, hg. v. Kunisch, J., 1997; Recht und Reich im Zeitalter der Reformation, hg. v. Roll, C., 2. A. 1997; Schulze, H., Kaiser und Reich, 1998; Schatz, J., Imperium, pax et iustitia, 2000; Gotthard, A., Das alte Reich 1495-1806, 2003, 4. A. 2011, 5. A. 2014; Reichspersonal, hg. v. Baumann, A. u. a., 2004; Das Reich und seine Territorialstaaten im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Klueting, H. u. a., 2004; Heilig – Römisch – Deutsch. Das Reich im mittelalterlichen Europa, hg. v. Schneidmüller, B., 2006; Carl, H., Kaiser, Reichstag, Reichsgerichte - das Reich als Medienereignis, 2012; Universal Empire, hg. v. Bang, P. u. a., 2012; Davies, N., Verschwundene Reiche, 2013; Imperien und Reiche in der Weltgeschichte, hg. v. Gehler, M. u. a., 2014; Was das Reich zusammenhielt, hg. v. Bongartz, J. u. a., 2017; Kumar, K., Visions of Empire, 2017; Brand, J., Wilhelm Adolph Harding (1768-1821), 2019

Reichenau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Insel in dem unteren Boden­see, auf der um 724 eine rasch bedeutend werdende Bendediktinerabtei gegründet wird, aus der eine Formelsammlung des späten 8. Jahrhunderts überliefert ist.

Lit.: Die Kultur der Reichenau, Bd. 1, hg. v. Beyerle, K., 1925; Die Gründungsurkunden der Reichenau, hg. v. Classen, P., 1977; Schmidt, R., Reichenau und St. Gallen, 1985; Richter, M., Neues zu den Anfängen, (in) ZGO 144 (1996), 1; Rappmann, R./Zettler, A., Die Reichenauer Mönchsge­meinschaft, 1998; Verblichener Glanz, hg. v. Kreutzer, T., 2007; Bern von der Reicheau, De nigromantia seu divinatione daemonum contemnenda, übers. v. Becker, N., 2017; Die Reichenauer Lehenbücher, hg. v. Derschka, H., 2018

Reichsabschied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Brandenburg-Ansbach-Kulmbach/Sehling, EvKO. XI 88] in 34 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. recessus [M.] imperii) ist seit 1497 die in Deutsch gehaltene Zusammenfassung der Beschlüs­se des Reichstags des Heiligen römischen Reiches an dem Ende der Tagung. Der Reichsabschied enthält die jeweils von dem Reichstag geschaf­fenen Gesetze und Beschlüsse. Der Reichsabschied erlangt mit der Ver­lesung in einer Schlusssitzung Gesetzes­kraft. Die weitere Verbreitung des Reichsabschiedes ist den Reichsständen überlassen. Der jüngste Reichsabschied stammt von 1654. Danach werden die Reichsschlüsse des von diesem Zeitpunkt an immerwährenden Reichstags jeweils gesondert verkündet.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 6, 148; Neue und vollständige Sammlung der Reichsabschiede, hg. v. Schmauß, J. u. a., Teil 1ff. 1747, Neudruck 1967; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­NeueUndVollstaendigereSammlungDerReichsabschiede1747.pdf; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966, 134; Laufs, A., Der jüngste Reichsabschied von 1654, 1975; Hof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 1994

Reichsabt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Abt einer reichsun­mittelbaren Abtei (Reichsabtei). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Vogtherr, T., Die Reichsabteien der Benediktiner, 2000; Zisterzienserklöster als Reichsabteien, hg. v. Krimm, K. u. a., 2017

Reichabtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Reichsabt

Reichsacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Valvasor; Krain III 1 S. 226] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter für das gesamte →Reich verhängte →Acht. Die hofgerichtliche und kammergerichtliche Reichsacht können nur gegen den ausgesprochen werden, der trotz dreimaliger Ladung vor den König oder das königliche Gericht ausbleibt. Löst sich der Geächtete nicht aus der Reichsacht, kann gegen ihn die Reichsaberacht verhängt werden. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Poetsch, J., Die Reichsacht, 1911; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1984

Reichsadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1643 [Moscherosch, Ins. 46] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der mit dem →Reich besonders verbundene →Adel. Dies ist insbesondere der reichsunmittelbare Adel mit Reichsstandschaft in dem Reichstag. In einem weiteren Sinn zählt hierzu auch der durch das Reich seit dem 14. Jahrhundert (1346) geschaffene Briefadel. S. Google

Lit.: Bornhak, C., Deutsches Adelsrecht, 1929

Reichsadler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1542 [Beyschlag, BeitrNördl. II 23] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der als Symbol des →Reiches verwendete →Adler.

Reichsamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Valvasor, Krain III 1 S. 9] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Keltische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die in dem (zweiten) Deutschen Reich seit 1870/1871 zu der Abwehr der liberalen Wunschvorstellungen eines verantwort­lichen Reichsministeriums (Reichskanz­ler­amts) ge­bildete selbständige Reichsbe­hörde (1870/1 auswärtiges Amt, 1872 Admiralität, 1873 Reichseisenbahnamt, 1876­/1880 Reichspostamt, 1877 Reichs­justizamt, 1879 Amt für Inneres, 1879 Reichs­schatzamt). Der Leiter eines Reichsamts wird bald dem Kaiser un­mittelbar verantwortlich. Die Zahl der Reichsämter erhöht sich später noch weiter. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 196

Reichsapfel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1653? [Moser, StaatsR. VII 150] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die als Symbol des Reiches (Reichskleinod) verwendete Kugel, die auf der Grundlage antiker Vorbilder in dem Mittelalter (Heinrich II., Heinrich IV. [1106], Heinrich VI. [1191]) erscheint. Der tatsächlich noch vorhandene Reichsapfel stammt vielleicht aus dem späten 12. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Schramm, P., Sphaira, Globus, Reichsapfel, 1958

Reichsarbeitsdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf der Grundlage früherer freiwilliger Arbeits­dienste der studentischen Arbeitslager­be­wegung von Adolf →Hitler 1935 zwecks Beseitigung der Arbeits­losigkeit eingerichtete Arbeitsdienst mit einer halbjährigen Arbeitsdienstpflicht. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Reichsarchiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1678 [RAbsch. IV 118] in zehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach älteren erfolglosen Versuchen 1919 in Potsdam gegründete zentrale Archiv des (zweiten) Deutschen Reiches. Sein Nachfolger ist in der Bundesrepublik Deutschland das Bundesarchiv (in Koblenz).

Lit.: Lünig, J., Teutsches Reichsarchiv, Bd. 1ff. 1713ff.; Rühle, G., Das Dritte Reich, Bd. 1ff. 1934ff.

Reichsbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1812 [Botzenhart, Frhr. v. Stein IV 105] 5 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 1. 1. 1876 errichtete Zentralnotenbank des (zweiten) Deutschen Reiches zu der Regelung des Geldumlaufs, Erleichterung der Zahlungsausgleichungen und Nutzbarmachung des verfügbaren Kapitals, die tatsächlich 1945 und formal an dem 2. 8. 1961 aufgelöst wird.

Lit.: Beutler, R., Die Reichsbank, 1909; Wussow, H., Die Zentralbanken, Diss. jur. Frankfurt am Main 1955 masch.schr.; Clavert, F., Hjalmar Schacht, 2009

Reichsbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1792 [Herchenhahn, Reichshofrat I 200] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bischof des Reiches

Reichsbistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem fränkisch-deutschen Reich bestehende Bistum bzw. das reichsunmittelbare Bistum. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Feine, H., Die Besetzung der Reichsbistümer, 1921, Neudruck 1964

Reichsbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1565 [Wetterau/GrW. IV 644] in 20 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bürger des Reiches

Reichsbürgergesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 15. 9. 1935 geschaffene Gesetz, das als Reichsbürger nur die Staatsbürger deutschen oder art­verwandten Blutes ansieht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 222; Stuckart/Globke, H., Reichsbürgergesetz, 1936

Reichsdeputation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1645 [ActPacWestph. III A 1, 1 S. 105 App.] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der von dem Reichstag des Heiligen Römischen Reiches seit dem 16. Jahrhundert gebildete Ausschuss. Die Reichsdeputation kann ordentliche Reichsdeputation oder außerordentliche Reichsdeputation sein. S. Google

Lit.: Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966, 74, 253

Reichsdeputationshauptschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1803 [OstbairGrenzm. 5 1961 267] in sechs Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der - von der Reichskirche des Heiligen römischen Reiches einigermaßen widerstands­los hingenommene - Beschluss (Haupt­schluss) der letzten außerordent­lichen mit Mainz, Böhmen, Sach­sen, Brandenburg, Bayern, Hessen-Kassel, Württemberg und dem Hoch- und Deutsch­meister besetzten →Reichsdeputation des Heiligen Römischen Reiches von dem 25. 2. 1803 (24. 3. 1803 ohne Gegenstimmen Reichs­gutachten des Reichstags, 28. 4. 1803 Genehmigung des Kaisers [mit einigen Ausnahmen]). Der Reichsdeputationshauptschluss beendet auf Grund eines von →Frankreich und →Russland vorgelegten Entwurfs rechts­rheinisch für drei Kurfürstentümer (Köln, Trier, Pfalz), 24 Fürs­tentümer [19 Reichsbistümer], 44 Reichs­abteien und 41 Reichsstädte (112 Reichsstände) die Selbständigkeit und teilt ihr Gebiet (rund 10000 Quadratkilometer geistliches Gebiet mit 3,161 Millionen Einwohnern) zu der bereits auf dem Rastatter Kongress (1797-1799) beschlossenen Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich [Friede von Lunéville 1801] anderen Reichsständen (Baden, Bayern, Preußen, Württemberg) zu. Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches endet auch der formell rechtmäßig zustande gekom­mene, inhaltlich mangels Zustimmung der Betroffenen rechtswidrige, tatsächlich aber auf Grund der normativen Kraft des Faktischen rechtswirksame Reichsdeputationshauptschluss, doch wir­ken die durch ihn geschaffenen Verän­derungen fort. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 132; Gaspari, A., Der Deputations-Receß, 1803, hg. v. Becker, H., 2003; Wende, P., Die geistlichen Staaten, 1966; Hömig, K., Der Reichsdeputa­tions­hauptschluss, 1969; Schroeder, K., Der Reichs­deputationshauptschluss, (in) JuS 1989, 351; Der Reichs­deputationshauptschluss von 1803, hg. v. Hufeld, U., 2003; Knecht, I., Der Reichs­deputationshauptschluss vom 25. Februar 1803, 2007; Klueting, H., Zweihundert Jahre Reichsdepu­tationshauptschluss, (in) HZ 286 (2008), 403; Olschewski, B., Herrschaftswechsel - Legitimitäts­wechsel, 2009

Reichsdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1710 [StaatsKlugheit 243b] 16 Archivzettel) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Dienst für das Reich

Reichsdienstmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1748 [Moser, StaatsR. 34 S. 325] 1 Archivzettel – und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Dienst des →Reiches stehende Dienstmann oder Ministeriale. Seit der karolingischen Zeit steigt er aus der Unfreiheit in den niederen Adel (14. Jahrhundert) auf. 1128 wird er erstmals als (lat.) ministerialis (M.) regni ausdrücklich genannt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 98; Weimann, K., Die Ministerialität im späten Mittelalter, 1924; Segner, U., Die Anfänge der Reichsministerialität, 1938; Bosl, K., Die Reichsministerialität, Bd. 1f. 1950f.; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft, 1969

Reichsdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1513 [SchweizId. XIII 1501] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das reichsunmittelbare Dorf. Aus dem umfänglichen, in seiner (ursprünglichen) Gesamtheit wohl nicht mehr sicher feststellbaren Reichsgut lassen sich später noch etwas mehr als 100 Reichsdörfer (120 Reichsflecken und Reichshöfe) sichern. Sie sind frei von grundherrlichen Lasten und Träger von gerichtlichen Rechten. Bis zu dem Jahre 1803 geraten sie auf Grund ihrer wirtschaftlichen und politischen Bedeutungslosigkeit außer Gochsheim, Sennfeld, Sulzbach, Soden und den freien Leuten auf der Leutkircher Heide, 1806 auch in diesen bis dahin verbliebenen Resten unter eine Landesherrschaft. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 110; Hugo, G., Verzeichnis der freien Reichsdörfer, (in) Z. f. Archivkunde 2 (1836), 446; Weber, F., Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1913; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, Diss. phil. Frankfurt am Main 1951, Neudruck 1984; Kegel-Schorer, C. de, Die Freien auf Leutkircher Heide, 2007; Kümin, B., Imperial Villages, 2019 (behandelt aus etwa 300 ermittelten Einheiten genauer Gochsheim, Sennfeld, Soden, Sulzbach und Gersau)

Reichserbhof →Reichserbhofgesetz

Reichserbhofgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die Testierfreiheit des Eigentümers eines Erbhofs zugunsten der Wirtschaftsfähigkeit einschränkende deutsche Reichsgesetz von dem 1. 10. 1933 (1939 rund 700000 Erbhöfe, 21,6% der Höfe in dem Deutschen Reich [40 Prozent der gesamten land- und forstwirtschaftlichen Betriebs­fläche] und 27,9 Prozent der Höfe in Bayern sind Erbhöfe), das von den Betroffenen trotz mehr als 100000 Einsprüchen insgesamt wohl angenommen wird, seine ideologischen Ziele aber letztlich nicht er­reicht. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Reichserbhofgesetz1933.pdf; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 239; Grundmann, F., Agrarpolitik im „Dritten Reich“, 1979; Schliepkorte, J., Entwicklungen des Erbrechts zwischen 1933 und 1953, 1989; Weitzel, J., Sonderprivatrecht aus konkretem Ordnungs­den­ken, (in) ZNR 14 (1992), 55; Schobert, G., Die Anwendung des Reichserbhofgesetzes im ehemaligen Amtsgerichts­be­zirk Pfaffenhofen, 2007; Böse, C., Die Entstehung und Fortbildung des Reichserbhofgesetzes, 2008

Reichsexekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1791 [MerkwKönigswahl 202] 4 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Vollstreckung von Urteilen des Reichskammergerichts und des Reichshofrats sowie die Sicherung des Landfriedens im Heiligen Römischen Reich. Die Ordnung der R. ist in verschiedenen Reichsabschieden des 16. Jahrhunderts behandelt (vor allem 1555). Die rechts­tatsächliche Bedeutung der R. ist gering. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Ernst, V., Die Entstehung der Exekutionsordnung von 1555, (in) Württemberg. Vjh. f. LG. N.F. 10 (1901), 1; Laufs, A., Der schwäbische Kreis, 1971

Reichsfahne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530/1727? [Lünig, CJFeud, I 414] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die vor allem als Kriegsfahne als Symbol des Reiches verwendete →Fahne. Ihre anfängliche Farbe ist streitig (rot?, gold?, gold und silbern?, gold und rot?, weiß und rot?). In dem 12. Jahrhundert wird der →Adler in sie aufgenommen. 1848 werden Schwarz-Rot-Gold, 1871 Schwarz-Weiß-Rot und 1919 Schwarz-Rot-Gold als Farben festgelegt. Das Hakenkreuz des Deutschen Reiches bleibt kurzes Zwischenspiel von 1933 bis 1945. S. Google

Lit.: Buschkiel, L., Die deutschen Farben, 1935; Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbol, Bd. 2 1955, 643

Reichsfarbe(n) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Reichsfahne

Lit.: Wentzcke, P., Die deutschen Farben, 1927, 2. A. 1955

Reichsfinanzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1755 [RechtVerfMariaTher. 517] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl.) sind die Einkünfte des →Reiches. Sie bestehen in dem Mittelalter vor allem aus den Erträgnissen der Königs­höfe, aus jährlichen Gaben und aus Bannabgaben, Friedensgeldern, Zöllen und Münzabgaben. Durch umfangreiche Vergabung des Königsguts seitens des Königs an unterschiedliche Empfänger werden sie geringer. In dem (zweiten) Deutschen Reich von 1871 stehen dem Reich die Zölle und Verbrauchsabgaben bis zu der Höhe von 130 Millionen Mark, die Post­einkünfte und Bei­trä­ge der Einzelstaaten (Matrikular­beiträge) zu. Seit 1881 werden zu der Verbesserung der bedrängten Finanzlage besondere Reichs­steuern festgesetzt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 196, 233; Troe, H., Münze, Zoll und Markt, 1937; Isenmann, E., Reichsfinanzen und Reichssteuern, (in) ZHF 7 (1980), 1; Schulze, W., Reichskammergericht und Reichsfinanz­verfassung, 1989

Reichsfinanzhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das mit Gesetz von dem 26. 7. 1918 geschaffene, in München zu dem 1. 10. 1918 eingerichtete oberste deutsche Gericht in Finanzstreitigkeiten bzw. Steuersachen. Sein Nachfolger ist der Bundesfinanzhof. S. Google

Reichsfiskal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1646 [Moser, StaatsR. 39 S. 385] in 20 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Fiskal

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Reichsforst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv [ab] 1751 [Buder 423] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Forst

Reichsfürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Sachsse, MecklUrk. 219] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der sich in dem 12./13. Jahrhundert aus dem Reichsadel aussondernde reichsun­mit­tel­bare Fürst. Er kann weltlicher Reichsfürst (Herzog oder herzogsgleich) oder geistlicher Reichsfürst (Erzbischof, Bischof, Abt, Äbtissin) sein (um 1190/1192 92 geistliche und 22 weltliche Reichsfürsten). Mehr als nur einfacher Reichsfürst ist der durch das Wahlrecht für den König besonders ausgezeichnete →Kurfürst. In dem Hoch­mittelalter beträgt die Zahl der Reichsfürsten etwa 110 bis 120, von denen drei Viertel geistliche Reichsfürsten sind. Es gibt weder landrechtlich noch lehnrechtlich eindeutige rechtliche, die Reichsfürsten von anderen hochadeligen Geschlechtern abhebende Voraussetzungen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 110, 135, 148, 153; Ficker, J.(/Puntschart, P.), Vom Reichsfürstenstand, Bd. 1f. 1861ff., Neudruck 1961; Schönherr, F., Die Lehre vom Reichsfürstenstande, 1914; Moeller, R., Die Neuordnung des Reichsfürstenstandes, ZRG GA 39 (1918), 1; Stengel, E., Land- und lehnrechtliche Grundlagen des Reichsfürstenstandes, ZRG GA 66 (1948), 294; Engelbert, G., Die Erhebungen in den Reichsfürsten­stand, Diss. phil. Marburg 1948 (masch.schr.); Hinz, G., Territorialstaats­bewusst­sein und Reichsgedanke, 1956; Schubert, E., König und Reich, 1979; Klein, T., Die Erhebungen in den weltlichen Reichsfürstenstand 1500-1806, (in) Bll. f. dt. LG 122 (1986), 137ff.; Vom Reichsfürstenstande, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Arnold, B., Princes and Territories, 1991; Willoweit, D., Fürst und Fürstentum in den Quellen der Stauferzeit, (in) Rhein. Vjbll. 63 (1999); Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Der zweite Mann im Staat, hg. v. Kaiser, M. u. a., 2003; Schmidt, A., Bischof bist Du und Fürst – Die Erhebung geistlicher Reichsfürsten im Spätmittelalter – Trier, Bamberg, Augsburg, 2015

Reichsfürstenrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1641 [RAbsch. III 566] in 17 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der seit dem 15. Jahrhundert (1471, 1486) von den →Reichsfürsten, reichsständischen Grafen und Herren und den nicht gefürsteten Prälaten gebildete Rat innerhalb des Reichstags. Er besteht aus einer geistlichen, von dem Herzog (Pfalzerz­herzog) von Österreich angeführ­ten Bank und einer weltlichen, von dem Herzog von Bayern angeführten Bank. 1582 kommen 53 Virilstimmen den welt­lichen Fürsten, 46 Stimmen den geistlichen Fürsten zu. Es besteht eine katholische Mehrheit der Stimmen (alle geistlichen Stimmen und 22 Stimmen von 64 welt­lichen Stimmen). 1792 weist der Reichsfürstenrat 94 (35 geistliche und 59 weltliche) Virilstimmen und 6 (2 geistliche und 4 weltliche) Kuriatstimmen auf (37 geistliche Fürsten, 63 weltliche Fürsten), 1803 127 Viril­stimmen und 4 Kuriatstimmen.

Lit.: Domke, W., Die Virilstimmen im Reichs­fürstenrat, 1882; Schubert, E., König und Reich, 1979

Reichsgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1756 [Moser, Staatsarch. 1756 I-VI 757] 12 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Gebiet des jeweiligen →Reiches. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kirn, P., Politische Geschichte der deutschen Grenzen, 4. A. 1958; Deutschlands Grenzen in der Geschichte, hg. v. Demandt, A., 1990, 3. A. 1993

Reichsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1515 [Wigand, Denkw. 54] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das für das →Reich zuständige Gericht. Dies ist für das fränkisch-deutsche Reich das Gericht des Königs, seit 1495 das →Reichskammerge­richt und danach neben ihm der →Reichshofrat. 1848 geplante Reichsge­richte scheitern mit den betreffenden Verfassungen. Für das zweite Deutsche Reich wird an dem 1. 10. 1879 ein neues Reichsgericht mit fünf (1893 6) Zivilsenaten und drei (1893 4) Strafsenaten in Leipzig eröffnet (1893 81 Richter), das dem Reichs­oberhandelsgericht bzw. dem Bundesober­handelsgericht nach­folgt. Es ist hauptsächlich Revisionsgericht. Ihm organi­satorisch einge­gliedert und personell mit ihm verknüpft sind Staatsge­richtshof und Reichsarbeits­gericht. Sein zweiter Senat ist für das rheinische Recht zuständig und orientiert sich in seinen (bis 1900 rund 1000) Entscheidungen an der französischen Rechtsprechung zu dem Code civil. An dem 19. 4. 1945 bzw. nach der Bildung einer Kommission zu der Bewahrung der Sachwerte des Reichsgerichts inner­halb der sowjetischen Besatzungszone an dem 8. 10. 1945 wird es geschlossen. Die amtliche Sammlung seiner Entscheidungen umfasst 172 Bände mit mehr als 15000 Entscheidungen auf etwa 91000 Seiten. →Bundes­gerichtshof. Von 1869 bis 1918 besteht auch in Österreich ein Reichsgericht (mit einem Präsidenten, einem Vize­präsidenten und 12 Mitgliedern) als Verfassungsgericht (Zustän­dig­keits­streitigkei­ten, Grundrechts­an­ge­legen­hei­ten, Kausalge­richts­barkeit), dem 1919 der Verfas­sungs­gerichtshof folgt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 195, 200, 215, 218, 231; Fünfzigjahrfeier des Reichsgerichts, 1929; Die Reichsgerichtspraxis, hg. v. Schreiber, O., Bd. 1ff. 1929; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungs­rechts, 1954; Schwind, H., Die römischen Rechtsquellen in den Entscheidungen des Reichsgerichts seit Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Diss. jur. Erlangen 1954 (masch. schr.); Schorn, H., Der Richter im Dritten Reich, 1959; Hertz, F., Die Rechtsprechung der höchsten Reichsgerichte, (in) MIÖG 69 (1961), 331; Kaul, F., Ge­schichte des Reichsgerichts, 1971; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten, 1972; Kolbe, D., Reichsgerichtspräsident Dr. Erwin Bumke, 1975; Schubert, W., Die Aufhebung des Berliner Ober­tribunals, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 419; Dauer, F., Die Bibliothek des Reichsgerichts, 1991 (1945 rund 300000 Bände); Sammlung sämtlicher Erkenntnisse des Reichsgerichts in Zivilsachen, hg. v. Schubert, W., 1992ff.; Wiegendrucke der Bibliothek des Reichsgerichts, bearb. v. Otto, J., 1994; Nach­schlage­werk des Reichsgerichts. Bürgerliches Gesetzbuch, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Reichsgericht, hg. v. stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, 1995; Grimm, D., Das Reichsgericht in Wendezeiten, (in) NJW 1997, 2719; Müller, K., Die Hüter des Rechts, 1997; Nachschlagewerk des Reichsgerichts Preußisches Landrecht, hg. v. Schubert, W. u. a., 1998; Weidenthaler, H., Die Strafsenate des Reichsgerichts, Diss. jur. Würzburg 1999; Dorsch, T., Der Reichsgerichtsbau in Leipzig, 1999; Fortitudo temperantia - Die Rechtsanwälte am Reichsgericht und beim Bundesgerichtshof, hg. v. d. Verein der beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwälte, 2000; Möller, K., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts in Zivilsachen, 2001; Westphal, S., Kaiserliche Rechtsprechung und herrschaftliche Stabilisierung, 2002; Nach­schlagewerk des Reichsgerichts. Gesetzgebung des Deutschen Reichs, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 2005 (insgesamt elf Bände); RGZ – Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen 1880-1945. Archiv-DVD. 2004; Neschwara, C., Verfassungsgerichts­bar­keit im Spannungsfeld von Monarch und Parlament – Österreichs Reichsgericht von 1869 bis 1918, ZRG GA 123 (2006), 310; 125 Jahre Reichsgericht, hg. v. Kern, B. u. a., 2006; (Müller, S.,) Das Reichsgerichtsgebäude in Leipzig, 2008; Geyer, S., Den Code civil „richtiger“ auslegen, 2008; Markgraf, H., Skurrilitäten aus der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2010; Löhnig, M., Rechtsvereinheitlichung trotz Rechtsbindung, 2012; Dauer, F., Die Bibliothek des Reichsgerichts, 2013; Xenias, S., Untertanenprozesse an Reichsgerichten, 2018; Mittelalterliche Handschriften und Fragmente der ehemaligen Reichsgerichtsbibliothek, beschrieben v. Eifler, M., 2020

Reichsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1648 [TheatrPacis I 188] in 35 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von dem →Reich ge­schaffene bzw. für das Reich geltende →Gesetz. In dem Heiligen römischen Reich entsteht das Reichsgesetz auf Vorschlag (Proposition) des Kaisers durch Zustimmung der drei Kurien Kurfürstenkollegium, Reichsfürs­ten­rat und Städtekollegium (Reichsgut­achten) und des Kaisers (Reichsschluss). Wegen des ver­wickelten Verfahrens ist das Reichsgesetz, von einigen Ausnahmen abgesehen (beispielsweise Con­stitutio Criminalis Carolina 1532, Reichs­kam­mer­gerichts­ordnung ab 1495, Reichspoli­zei­ord­nung), nicht sehr bedeutsam. Dagegen wird in dem (zweiten) Deutschen Reich ab 1871 durch Reichsgesetz das deutsche Reichsrecht auf fast allen Ge­bieten vereinheitlicht (→Strafgesetz­buch, →Straf­prozessordnung, →Zivilpro­zessordnung, →Bürgerliches Gesetzbuch). Seit dem 19. Jahrhundert wird das Reichsgesetz formell in dem Reichsgesetzblatt veröffentlicht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 148; Zeumer, K., Studien zu den Reichsgesetzen des 13. Jahrhunderts, ZRG GA 23 (1902), 61; Hartz, W., Die Gesetzgebung des Reichs, 1931; Klingelhöfer, E., Die Reichsgesetze, 1955; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Diestelkamp, B., Die deutsche Reichsgesetzgebung im 19. und 20. Jahrhundert, (in) Särtryk ur Rättshistoriska studier (Serien II) Bd. 7 1982, 206

Reichsgesetzblatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv1886 [Rummer, Pforzheim 189] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gesetzblatt des Reiches (beispielsweise Österreich ab 1849)

Reichsgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1784 [Fischer, KamPolR. III 380] 20 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Reichsgesetz

Reichsgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1591 [Spangenb., Adelsp. I 275r – Kleve, Schwartburg, Cilli, Savoyen -] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit der frühen Neuzeit der zu dem →Reich in unmittelbarer Beziehung ste­hende →Graf. S. Google

Lit.: Böhme, E., Das fränkische Reichsgrafenkollegium im 16. und 17. Jahrhundert, 1989; Schmidt, G., Der Wetterauer Grafenverein, 1989; Arndt, J., Das niederrheinsch-westfälische Reichsgrafenkollegium, 1991; Krieger, K., König, Reich und Reichsreform, 1992; Busch, T., Herrschen durch Delegation, 2008

Reichsgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 16. Jahrhundert [Nijmegen StR 419] in 12 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, abe in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter das dem →Reich zustehende Gut (Eigen, Lehen u. s. w.). Die Abgrenzung des Reichsguts von dem Hausgut ist kaum sicher durchzuführen. Seit dem Spätmittelalter ist das alte Reichsgut dem König verloren. Er muss sich allein auf sein Hausgut stützen (Hausmachtpolitik beispielsweise Habsburgs). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 112, 150; Niese, H., Die Verwaltung des Reichsgutes im 13. Jahrhundert, 1905; Kraft, R., Das Reichsgut im Wormsgau, 1934; Rotthoff, G., Studien zur Geschichte des Reichsguts in Niederlothringen und Friesland, 1953; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz, 1957; Metz, W., Das karolingische Reichsgut, 1960; Metz, W., Staufische Güterverzeichnisse, 1964; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967; Faußner, H., Herzogsgut und Reichsgut, ZRG GA 85 (1968), 1; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft, 1969; Boshof, E., Königtum und Königsherrschaft, 1993

Reichshaftpflichtgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das vor allem die →Gefährdungshaftung für Personen­schäden bei dem Betrieb einer Eisenbahn anordnende Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches von 1871. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 216; Schubert, W., Das Reichshaftpflichtgesetz ZRG GA 100 (1983), 238

Reichsheer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Heer

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Frauenholz, E. v., Entwicklungsgeschichte des deutschen Heerwesens, Bd. 1ff. 1935ff.; Huber, E., Heer und Staat in der deutschen Geschichte, 1938, 2. A. 1943; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, Bd. 1 1939; Huber, E., Heer und Staat in der deutschen Geschichte, 1938, 2. A. 1943

Reichsheimstättengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 10. 5. 1920 nach Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika zu der Sicherung einkommensschwacher Fami­lien geschaffene deutsche Reichsgesetz, das dem Staat eine Art Obereigentum an der Heimstätte vorbehält. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert, 52; Wormit, H., Das Reichsheimstättengesetz, 1941, 4. A. 1967

Reichshistorie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) nicht ist in dem 17. und 18. Jahrhundert eine Hilfswissenschaft des deutschen Staats­rechts, die vor allem in Gießen, Marburg, Jena, Helmstedt, Halle und Göttingen gepflegt wird (→Thomasius, →Ludewig, →Gundling, →Pütter). S. Google

Lit.: Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Roeck, B., Reichssystem und Reichsherkommen, 1984; Aufklärung und Geschichte, hg. v. Bödeker, H., 1986; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1 1988

Reichshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1357 [DortmUB. I 514] in 20 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hof des Reiches, Gericht des Reiches

Reichshofgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Hofgericht

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 114; Franklin, O., Das Reichshofgericht, Bd. 1f. 1867ff., Neudruck 1967; Vogel, Beiträge zur Geschichte des deutschen Reichshofgerichts, ZRG GA 2 (1881), 151; Hüttebräuker, L., Ein Reichshofgerichts­prozess zur Zeit Karls IV., ZRG GA 56 (1936), 178; Wohlgemuth, Das Urkundenwesen des deut­schen Reichshofgerichts, 1973; Battenberg, F., Ge­richts­schrei­beramt und Kanzlei des Reichshof­gerichts 1235-1451, 1974; Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts, bearb. v. Battenberg, F. u. a., 1987

Reichshofkanzlei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1559 [Fellner-Kretschmayr II 292] in 17 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die 1558/1559 für den Schriftverkehr des Reiches einge­richtete Kanzlei in Wien, die neben der Reichskanzlei und der Kanzlei des Reichs­kammergerichts steht. Sie nimmt die Kanzleigeschäfte des Reichshofrats wahr. S. Google

Lit.: Groß, L., Die Geschichte der deutschen Reichs­hofkanzlei, 1933

Reichshofrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) bzw. anfangs königlicher oder kaiserlicher Hofrat ist der nach mit­telalterlichen Vorläufern (an dem 13. 12.) 1497 begründete Hofrat (für Rechtssachen aus Reich und Erbländern und Gnadensachen) des Königs bzw. des Kaisers des Heiligen römischen Reiches in Wien (1559 Reichshofrat, Ordnung von dem 3. 4. 1559). Er wird zunächst zu der obersten Regierung und Justizbehörde bestimmt und übt die nie endgültig und umfassend festgelegten Reservatrechte des Kaisers aus. Er entwickelt sich aber allmählich zu einem mit dem →Reichs­kammergericht kon­kurrieren­den Ge­richt des ihn allein besetzenden und finanzierenden Kaisers (im 18. Jahrhundert ganz überwiegend Reichshöchst­gericht). Es ist mit dem Hofratspräsidenten als Vertreter des Kaisers und mit 12 bis 34 Räten besetzt. Es ist zuständig für kaiserliche Reservatrechte und Privilegien, Reichs­lehns­sachen und Kriminal­klagen gegen Reichsun­mittelbare, örtlich auch für Reichsitalien, ab 1620 nicht mehr für die österreichischen Erbländer. Bei einem Zu­ständigkeitsstreit mit dem Reichskam­mer­gericht entscheidet die zeitlich frühere Befassung. Allmählich gewinnt der Reichshofrat in dem Verhältnis zu dem Reichskammergericht wegen der kürzeren Verfahrensdauer das größere Gewicht (viel­leicht 100000 Sacheinheiten bzw. Verfahren, etwa 70000 Akten aus der Prozesstätigkeit). Geordnet ist sein wenig strenges und wohl deswegen auch schnelleres Verfahren in Reichshofrats­ord­nungen (beispielsweise 1527, 1537, 1541, (lat. [M.]) ordo consilii (Ratsordnung) um 1550, 1559, 1594, 1617, 1626). Von 1559 bis 1806 sind 445 Reichshofräte tätig. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 150, 153, 200; Fahnenberg, E., Literatur des kaiserlichen Reichskam­mergerichts und Reichshofrats, 1792; Fellner, T./Kretschmayr, H., Die österreichische Zentralver­waltung, 1907, Neudruck 1970, Nr. 4, 10, 12, 15; Gschließer, O. v., Der Reichshofrat, 1942; Sellert, W., Über die Zuständigkeitsabgrenzung zwischen Reichshofrat und Reichskammergericht, 1965; Landes, D., Achtverfahren vor dem Reichshofrat, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichs­hofrat, 1973; Die Ordnungen des Reichshof­rates 1550-1766, hg. v. Sellert, W., 1981ff.; Jessen, P., Der Einfluss des Reichshofrates und des Reichskammergerichts, 1986; Hammerschmidt, E., War Hiob Ludolf Reichshofrat? ZRG GA 104 (1987), 268; Reichshofrat und Reichskammer­gericht, hg. v. Sellert, W., 1999; Ortlieb, E., Im Auftrag des Kaisers. Die kaiserlichen Kommissionen des Reichshofrats, 2001; Hartmann-Polomski, C., Die Regelung der gerichtsinternen Organisation und des Geschäftsgangs der Akten als Maßnahmen der Prozessbeschleunigung am Reichshofrat, 2001; Ortlieb, E./Polster, G., Die Prozessfrequenz am Reichshofrat, (in) ZNR 2004, 189; Ortlieb, E./Westphal, S., Höchstgerichtsbarkeit im alten Reich, ZRG GA 123 (2006), 291; Gerichtslandschaft altes Reich, hg. v. Amend, A. u. a., 2007; Ullmann, S., Geschichte auf der langen Bank. Die Kommissionen des Reichshofrats, 2006; Ehrenpreis, S., Kaiserliche Gerichtsbarkeit und Konfessionskonflikt, 2006; Die Akten des kaiserlichen Reichshofrats Serie Alte Prager Akten, Bd. 1ff. bearb. v. Ortlieb, E., 2008ff., Serie II Antiqua; Petry, D., Konfliktbe­wälti­gung als Medienereignis, 2011 (Reichs­städti­sche Reichs­hofratsprozesse als frühneuzeitliche Me­dien­er­eig­nisse); Dorfner, T., Mittler zwischen Haupt und Gliedern – Die Reichshofratagenten, 2015

Reichshofratsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der seit dem Ende des 16. Jahrhunderts von dem →Reichshofrat ausgebildete besondere →Prozess. Er ist nicht durch ausführliche Prozessordnungen überliefert, weil der Reichshofrat sich stets auch als politisches Organ versteht. Er übernimmt den Reichs­kammergerichtsprozess nur soweit dies zweckmäßig erscheint und schränkt die Formalitäten des Prozesses stark ein. Dennoch ist er schriftlich. Die Artikulation hat nur geringe Bedeutung. Es gilt die Eventual­maxime. Ein Beweisinterlokut fehlt. Endurteile sind ziemlich selten. Gegen Urteile sind Revision, Nichtigkeitsklage und (lat.) →recursus (M.) ad comitia (Rekurs an den Reichstag) zugelassen. S. Google

Lit.: Gschließer, O. v. Der Reichshofrat, 1942; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Die Ordnungen des Reichshofrates, hg. v. Sellert, W., 1981ff.; Die Akten des kaiserlichen Reichshofrats Serie Alte Prager Akten, Bd. 1ff. bearb. v. Ortlieb, E., 2008ff.; Griemert, A., Jüdische Klagen gegen Reichsadelige, 2014

Reichsinsignie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (weltliche) symbo­lische Zeichen des Heiligen römischen Reiches. S. Google, →Insignie(n), Reichsklei­nod(ien)

Lit.: Hofmeister, A., Die heilige Lanze, 1908; Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954

Reichsitalien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der von 774 (Sieg Karls - des Großen -  über die Langobarden) bis 1797 bzw. 1806 (Ende des Heiligen römischen Reiches) zu dem fränkisch-deutschen →Reich gehörige Teil →Ita­liens. Seine Zugehörigkeit ist in dem Hoch­mittelalter besonders deutlich. Eine genaue Kenntnis über alle Herrschaftsrechte in Reichsitalien (um 1530 Mailand, Savoyen-Piemont, Parma-Piacenza, Modena-Reggio, Mantua, Mont­ferrat, Florenz, Siena, Genua, Lucca und etwa 250 kleinere Lehen) besteht anscheinend zu keiner Zeit, zumal die sog. mathildischen Güter (Mathildes von Tus­zien) zwischen dem Papst und dem König bzw. Kaiser des Heilgen römischen Reiches als Erben streitig sind. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pugliese, S., Le prime strette dell’Austria in Italia, 1932; Manaresi, C., I placiti del „Regnum Italiae“, Bd. 1ff. 1955ff.; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1969; Haverkamp, A., Herrschafts­formen der Frühstaufer in Reichsitalien, Bd. 1f. 1970f.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien, 1979; Pauler, R., Das regnum Italiae, 1982

Reichsjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Justiz des Reiches

Reichsjustizamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem (zweiten) Deutschen Reich seit 1877 für das Recht zuständige →Reichsamt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 196; Vom Reichsjustizamt zum Bundesministerium der Justiz, Festschrift zum 100jährigen Gründungstag des Reichsjustizamtes, 1977; Schulte-Nölke, H., Das Reichsjustizamt und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuches, 1995

Reichsjustizgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das zu dem Anfang des Jahres 1877 veröffentlichte, an dem 1. 10. 1879 in Kraft getretene, die Gerichtsbarkeit be­treffende Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches. Reichsjustizgesetze sind Gerichts­ver­fassungsgesetz, Zivilpro­zessordnung, Straf­pro­zessordnung, Konkurs­ordnung, Rechtsan­waltsordnung und Gerichtskos­ten­gesetz). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 182; Müller, H., Die Ent­ste­hungsgeschichte des Gerichtsverfassungs­ge­setzes, Diss. jur. Tübingen 1939; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Sellert, W., Die Reichsjustizgesetze von 1877, (in) JuS 17 (1977), 781

Reichskammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Kammer des Reiches (mit unterschiedlichen Bedeutungen)

Reichskammergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1720 [Lünig, TheatrCerem. II 1394] in [nur] vier Stellen belegt [zuvor meist unser und des Reichs Kammergericht], aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das als Gericht der Reichsstände in der Reform des Heiligen römischen Reiches 1495 aus dem königlichen Kammergericht entstehende Gericht. Seine Verfassung ist in der Reichskammergerichts­ordnung von 1495 sowie späteren Reichskammergerichts­ord­nungen (beispielsweise 1555) geregelt. Es ist mit einem von dem Kaiser ernannten Kammer­richter (Vor­sitzer) und erst 16, 1556 32, später bis zu 41, von unterschiedlichen Berechtigten (Kaiser, Kurfürsten, sonstigen Reichsfürsten) vorge­schlagenen (präsen­tier­ten), grundsätz­lich je zu der Hälfte adeligen(, aber seit etwa 1530 auch fast durchweg gelehrten,) und (nur) gelehrten (und öfter nach Ernennung geadelten) Beisitzern (Assessoren, Urteilern), die anfangs zwei (1530), später vier Senaten zugeteilt sind, zu schwach und meist nicht vollständig besetzt. Es soll nach den (einheitlichen) gemeinen Rechten des Reiches (einerseits) und den (grundsätzlich vorrangigen, aber beweisbedürftigen, unterschiedlichen) redlichen, ehrbaren und leid­lichen Ordnungen, Statuten und Gewohn­heiten der (zahlreichen) Fürsten­tümer, Herr­schaften und Gerichte (andererseits) richten. Es ist 1495 in Frankfurt am Main, 1527 in Speyer (Personalakten der Speyerer Zeit fehlen) und (nach der Flucht vor Frankreich) 1693 in Wetzlar untergebracht. Die österreichischen Erbländer sind aus­genommen. Zuständig ist es teils in erster, teils in letzter Instanz vor allem für Rechtsverweigerung, Landfriedensbruch, bür­gerliche Klagen gegen Reichsunmit­tel­bare sowie die angesichts der sich häu­fenden Nichtappellationsprivilegien im­mer selteneren noch zulässigen Appel­lationen (auch in Polizeisachen). In Anspruch genommen wird es bei durch­schnittlich etwa 250 Eingängen in dem Jahr (um 1500 70, um 1600 700, um 1700 200) örtlich vor allem an dem Rhein (also in der Nähe Speyers bzw. Wetzlars), ständisch hauptsächlich von städtischer Oberschicht und adeliger Unter­schicht sowie sachlich in Bezug auf Geldwirtschaft und Landfrieden (bis 1550 etwa 10000, bis 1594 etwa 30000, bis 1693 etwa 55000, bis 1760 etwa 60000, bis 1806 etwa bis zu 75000 Streitsachen, davon acht tatsäch­lich durchgeführte Revisionsver­fahren). Es urteilt nach den hergebrachten örtlichen Ge­wohnheiten und Statuten sowie theoretisch sub­sidiär, praktisch aber vorrangig nach den gemeinen Rechten (römisch-kanonischem Recht des →usus modernus pandectarum). In sein Umfeld ge­hören Fiskalprokurator, Prokuratoren und →Advokaten. Vielleicht lässt sich ei­ne steigende Zahl von Klagen in dem ausgehenden 18. Jahrhundert mit einem neuen Glauben an alte Freiheiten in alten Urkunden erklären, der Frankreichs revo­lutionäre Ver­nichtung der alte Unfreiheiten bezeugenden alten Urkunden gegenüber­steht. Mit dem Heiligen römischen Reich geht es 1806 unter. Seine Akten werden danach auf zahlreiche Archive verteilt. Erhalten sind von bisher etwa 77800 nachweisbaren Prozess­akten in der Gegenwart noch schätzungsweise 71000 Prozessakten und Entscheidungen (einschließ­lich von Zwi­schenurteilen) in den noch erhaltenen Urteilsbüchern zu 47500 Prozessen (vorwiegend zwischen 1684 und 1806) bzw. 76203 Reichs­kammerge­richtsakten in 46 Archiven (1847-1852 71617 Prozessakten nach dem Wohnsitz des Beklagten verteilt auf die vierzig Staaten - Anhalt-Bernburg, An­halt-Dessau, Anhalt-Köthen, Baden, Bayern, Braunschweig, Bre­men, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Hessen-Darm­stadt, Hessen-Homburg, Hohenzollern-Hechingen, Hohen­zollern-Sigmaringen, Hol­stein-Lauen­burg, Kur­hessen, Liechten­stein, Limburg, Lübeck, Lippe, Luxem­burg, Meck­lenburg-Schwerin, Mecklen­burg-­Strelitz, Nas­sau, Oldenburg, Österreich, Preußen [1924 auf 12 Staats­archive aufgeteilt], Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Sachsen, Sachsen-Alten­burg, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar, Schaum­burg-­Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarz­burg-Sondershausen, Waldeck, Württemberg, Bel­gien, mindestens 50 Lagerorte bekannt) (an dem 31. 3. 2003 43303 Akten verzeichnet und 69 Inventarbände bereits erschienen, 2010 rund 74800 = etwa 96 Prozent verzeichnet, [es fehlen noch Calenberg-Grubenhagen 642, Lüne­burg 380, Metz, Lüttich, Wien rund 2000, dabei 14050 Verzeichnungen noch nicht veröffentlicht, rund 10600 Prozess­akten weniger ausführlich inventarisiert, Inven­tari­sierung auch nicht völlig einheitlich, Gesamtbestand der überlieferten Reichs­kam­mer­gerichtsverfahren daher nur schwer zu überblicken], virtuelle Vereinung mit be­trächtlichem Aufwand möglich, aber sinn­voll, vgl. http://www.hoechstgerichts­bar­keit.­rub.­de/­db/­search.aspx, 38 Abfrage­kri­terien; Schildt, B., Virtuelle Zusam­menführung und inhaltlich-statistische Analy­se der über­lieferten Reichskammer­gerichts­prozesse, (in) Forschung in der digitalen Welt. Sicherung, Erschließung und Aufbe­reitung von Wissensbeständen, hg. v. Hering, R. u. a., 2006, 125ff., 31. 05. 2010 36054 Verfahren aus vollständig erfassten Verfahren und 2988 Verfahren - von 18152 - aus teilweise erfass­ten In­ventaren, Verknüpfung mit der ge­trennt überlieferten, in dem Volltext zu veröffent­lichen­den Entscheidungsliteratur sinnvoll). Die sehr un­terschiedliche Inan­spruchnah­me des Reichs­kammergerichts in Raum und Zeit lässt sich nicht durch eine einzige Ursache erklären. Über den Vorgang der Urteilsfindung, die erstellten Gutachten und die Urteile wusste man lange jedenfalls für das 16. Jahrhundert nicht viel, weil nur wenige gedruckte Gutachten und Urteile überliefert sind, doch wurden vor einiger Zeit 46 von Richtern persönlich verfasste Notizen (Richternotizen) aus der Zeit von 1524 bis 1627 entdeckt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 137, 147, 153, 200; Fahnenberg, E., Literatur des kaiserlichen Reichskammergerichts und Reichshofrats, 1792; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911, Neudruck 1965; Poetsch, J., Die Reichsjustizreform von 1495, 1912; Spangenberg, H., Die Entstehung des Reichskammergerichts und die Anfänge der Reichsverwaltung, ZRG GA 46 (1926), 231; Repertorium der Akten des Reichskammergerichts Untrennbarer Bestand, bearb. v. Koser, O., Bd. 1f. 1933ff., Neudruck 2006; Repertorium der Akten des ehemaligen Reichskammergerichts im Staatsarchiv Koblenz, bearb. v. Looz-Corswarem, O. Graf zu u. a., 1957; Latzke, W., Das Archiv des Reichskam­mergerichts, ZRG GA 78 (1961), 321; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichts­prozess, Diss. jur. Münster 1966; Hinz, M., Der Mandatsprozess des Reichskammergerichts, Diss. jur. Berlin (FU) 1966; Sellert, W., Die Ladung des Beklagten vor das Reichskammergericht, ZRG GA 84 (1967), 202; Pitz, E., Ein niederdeutscher Kammergerichtsprozess von 1525, 1969; Heu­singer, B., Vom Reichskammer­gericht, 1972; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Weitzel, J., Zur Zu­ständigkeit des Reichskammergerichts als Appel­lationsgericht, ZRG GA 90 (1973), 213; Broß, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichs­kammergerichtsordnung von 1495, 1973; Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, hg. v. Laufs, A., 1976; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976; Diestelkamp, B., Das Reichskam­mergericht im Rechtsleben des 16. Jahrhunderts, (in) FS A. Erler, 1976, 435; Duchhardt, H., Die kurmainzischen Reichskam­mergerichts­as­ses­soren, ZRG GA 94 (1977), 88; Schulz, P., Die politische Einflussnahme auf die Entstehung der Reichskammergerichtsordnung 1548, 1980; Dick, B., Die Entwicklung des Kameral­prozesses, 1981; Findbuch zu den Reichskammer­gerichtsakten 1524-1806 (in Oldenburg), bearb. v. Eckhardt, A., 1982; Mencke, K., Die Visitationen am Reichskam­mergericht, 1984; Eberling, H., Findbuch zu den Reichskammergerichtsakten 1551-1806, 1985; Diestelkamp, B., Vom königlichen Hofgericht zum Reichskammergericht, (in) FS A. Erler, 1986, 44; Ranieri, F., Recht und Gesellschaft im Zeitalter der Rezeption, 1986; Jessen, P., Der Einfluss des Reichshofrates und des Reichskammergerichts, 1986; Ebeling, H., Findbuch zum Bestand Reichskammergericht (1515-1806), Rep. 900 (des Staatsarchivs Osnabrück), 1986; Stein-Stegemann, H., Findbuch der Reichskammerge­richtsakten im Archiv der Hansestadt Lübeck, 1987; Ranieri, F., Die Arbeit des Reichskammergerichts in Wetzlar, 1988; Hausmann, J., Die Kameralfreiheiten des Reichskammergerichtspersonals, 1989; Das Reichskammergericht in der deutschen Geschichte, hg. v. Diestelkamp, B., 1990; Kratsch, D., Justiz – Religion – Politik, 1990; Reichskammergerichts­akten im hessischen Staatsarchiv Darmstadt und im gräflich solmsischen Archiv in Laubach, bearb. v. Korte-Böger, A. u. a., 1990; Die politische Funktion des Reichskam­mergerichts, hg. v. Diestelkamp, B., 1993; Akten des Reichs­kammergerichts im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, hg. v. Brunotte, A. u. a., Bd. 1ff. 1993ff.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv. Reichskammer­ge­richt, Bd. 1ff. 1994ff.; Diestelkamp, B., Reichs­kammergericht und Rechtsstaatsgedanke, 1994; Frieden durch Recht. Das Reichskammergericht von 1495 bis 1806, hg. v. Scheurmann, I., 1994; Fern vom Kaiser, hg. v. Hausmann, J., 1995; Diestelkamp, B., Rechtsfälle aus dem alten Reich, 1995; Friedenssicherung und Rechtsgewährung, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1997; Inventar der lippischen Reichskammergerichtsakten, bearb. v. Bruckhaus, M. u. a., 1997; Findbuch der Akten des Reichs­kammergerichts im Landesarchiv Magde­burg, Bd. 1, bearb. v. Lücke, D., 1997; Baumann, A., Das Reichskammergericht in Wetzlar (1693-1806) und seine Prokuratoren, ZRG GA 115 (1998), 474; Reichskammergericht, Köln Bd. 1ff., bearb. v. Kordes, M., 1998; Sailer, R., Untertanen­prozesse vor dem Reichskammergericht, 1999; Oer, R. Freiin v., Der münsterische „Erbmännerstreit“, 1999; Reichshofrat und Reichskammergericht, hg. v. Sellert, W., 1999; Weitzel, J., Das Inventar der Akten des Reichskammergerichts, (in) ZNR 1999, 408; Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren am Reichskammergericht in Speyer (1495-1690), ZRG GA 117 (2000), 550; Inventar der Akten des Reichskammergerichts 1495-1806, Frankfurter Bestand, bearb. v. Kaltwasser, I., 2000; Baumann, A., Die Gesellschaft der frühen Neuzeit im Spiegel der Reichskammergerichtsprozesse, 2001; Volk, O., Die Wohnungen der Kameralen in Wetzlar, 2001; Fuchs, B., Die Sollicitatur am Reichs­kammergericht, 2002; Klass, A., Standes- oder Leistungselite?, 2002; Das Reichskammergericht am Ende des alten Reiches und sein Fortwirken im 19. Jahrhundert, hg. v. Diestelkamp, B., 2002; Prange, W., Vom Reichskammergericht in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 2002; Stein, A., Advokaten und Prokuratoren am Reichskammer­gericht in Wetzlar (1693-1806) als Rechtslehrer und Schriftsteller, 2002; Jahns, S., Das Reichs­kammergericht und seine Richter Teil 2, 2003; Schildt, B., Inhaltliche Erschließung und ideelle Zusammenführung der Prozessakten des Reichskammergerichts mittels einer computerge­stütz­ten Datenbank, (in) ZNR 25 (2003), 269; Das Reichskammergericht, hg. v. Diestelkamp, B., 2004; Gedruckte Relationen und Voten des Reichskammergerichts, bearb. v. Baumann, A., 2004; Oestmann, P., Aus den Akten des Reichskammer­gerichts, 2004; In eigener Sache, hg. v. Westphal, S., 2005; Mader, E., Die letzten „Priester der Gerechtigkeit“, 2005; Ortlieb, E./Westphal, S., Höchstgerichtsbarkeit im alten Reich, ZRG GA 123 (2006), 291; Mader, E., Das Reichskammergericht, der Reichsdeputationshaupt­schluss und die Auflösung, 2006 (Vortrag); Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren, 2006; Schildt, B., Reichskammergericht, (in) JURA 2006, 493; Gerichtslandschaft altes Reich, hg. v. Amend, A. u. a., 2007; Diestelkamp, B., Prozesskosten in Verfahren am Reichskammergericht, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 81; Friedrich, W., Territorialfürst und Reichsjustiz, 2008; Ein Zivil­pro­zess am Reichskammergericht, hg. v. Oestmann, P., 2009; Akten des Reichskammergerichts im Hauptstaats­archiv Hannover. Hochstift Hildesheim und be­nach­barte Territorien 1495-1806, bearb. v. Kauertz, C. u. a., Teil 1ff. 2009; Inventar der pfälzischen Reichskammergerichtsakten. Landesar­chiv Speyer Best. E 6, bearb. v. Armgart, M. u. a., 2010; Das Reichskammergericht im Spiegel seiner Prozess­akten, hg. v. Battenberg, F./Schildt, B., 2010; Baumann, A., Reichskammergericht und Universi­täten, (in) HZ 292 (2011), 365; Jahns, S., Das Reichs­kammergericht und seine Richter, Bd. 1 2011; Riemer, R., Frankfurt und Hamburg vor dem Reichskammergericht, 2011; Wunderlich, S., Das Protokollbuch von Mathias Alber, 2011; Bähr, M., Die Sprache der Zeugen, 2012; Diestelkamp, B., Ein Kampf um Freiheit und Recht, 2012; Die Affäre Papius – Korruption am Reichskammergericht, hg. v. Baumann, A. u. a., 2012; Gemeine Bescheide, Teil 1 Reichskammergericht 1497-1805, hg. v. Oestmann, P., 2013; Denzler, A., Über den Schriftalltag im 18. Jahrhundert, 2015; Baumann, A., Die Gutachten der Richter – Ungedruckte Quellen, 2015 (46 handschriftliche lateinische Notizen von 1524-1627); Görtz, H., Reichskammergerichtspersonal und andere Personen in den Taufbüchern von Predigerkirche und St. Georgen zu Speyer 1593-1689, 2015; Baumann, A., Visitationen am Reichskammergericht - Speyer als politischer und juristischer Aktionsraum des Reiches (1529-1588), 2018; Loewenich, M. v., Amt und Prestige – Der Kammerrichter in der ständischen Gesellschaft (1711-1806), 2019 (seit 1648 Amt interessanter); Baumann, A., Augenscheinskarten am Reichskammergericht 1495-1806, 2019; Keiser, T., Prozesse vor dem Reichskammergericht als Praktiken in der frühen Neuzeit, 2020; Frewer, L., Auf Reisen in Sachen Karriere, 2021

Reichskammergerichtsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der →Prozess vor dem Reichskammergericht. Er wird bereits in der Reichskam­mer­gerichtsordnung des Jahres 1495 erstmals und lückenhaft und in insgesamt mehr als 15 Reichskam­mergerichts­ordnungen (beispielsweise 1555) vertieft geregelt. Er beruht auf dem in Oberitalien entwickelten römisch-kanonischen Prozessrecht des Spätmittel­alters. Der Reichskammergerichtsprozess ist schriftlich. Es gelten der Verhandlungsgrundsatz, die Dispositions­maxime und das Prinzip der Artikulation. Nach Litiskontestation (→litis contestatio) und Ablegung des →Kalumnieneids kann der Beklagte auf den artikulierten Prozessvortrag des Klägers antworten. Über die bestrittenen Artikel wird Beweis erhoben. Nach der Beweisaufnahme kann der Beklagte artikuliert Einwände vorbringen. Da hierdurch die Prozessdauer verlängert wird, bemüht sich das Reichskammergericht bereits 1521 um Beschleunigung. 1654 wird die Artikulation beseitigt. S. Google

Lit.: Ludolff, G., Corpus iuris cameralis, 1724; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911, Neudruck 1965; Maass, P., Die Zivilprozessreform des jüngsten Reichsabschiedes, Diss. jur. Münster 1925; Wiggenhorn, H., Der Reichs­kammergerichtsprozess, Diss. jur. Münster 1965; Hinz, M., Der Mandatsprozess des Reichskammer­gerichts, Diss. jur. Berlin 1966; Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, hg. v. Laufs, A., 1976; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Prozesspraxis im alten Reich, hg. v. Baumann, A. u. a., 2005

Reichskanzlei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1557 [Gross, Reichshofkanzlei 357] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Kanzlei des →Reiches bzw. Hofes. Ihr steht 870 erstmals, seit 965 auf Dauer, seit dem 11. Jahrhundert als Reichs­erzkanzler der →Erzbischof von →Mainz vor. König Maximilian I. trennt 1498 von der Reichskanzlei eine Hofkanzlei, die 1558 mit der Reichskanzlei zu der Reichshofkanzlei verbunden wird. Seit Beginn des 17. Jahrhunderts hat die Reichskanzlei ihren festen Sitz in Wien, wobei sich der Erzbischof von Mainz durch einen Reichs­vizekanzler vertreten lässt. Für die österreichischen Erbländer treten öster­reichische Hofkanzlei und böhmische Hofkanzlei an ihre Stelle. In dem zweiten Deutschen Reich ist (seit 1879) die Reichskanzlei die Geschäftsstelle des Leiters der Reichsregierung. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 150; Forstreiter, E., Die deutsche Reichskanzlei, Diss. phil. Wien 1924; Groß, L., Die Geschichte der deutschen Reichshof­kanzlei von 1559 bis 1806, 1933; Walter, A., Die deutsche Reichskanzlei, 1938; Hausmann, F., Reichskanzlei und Hofkapelle unter Heinrich V. und Konrad III., 1956; Koch, W., Die Reichskanzlei in den Jahren 1167 bis 1174, 1973; Herkenrath, R., Die Reichskanzlei in den Jahren 1174 bis 1180, 1977; Koch, W., Die Schrift der Reichskanzlei im 12. Jahrhundert (1125-1190), 1979; Akten der Reichskanzlei. Regierung Hitler 1933-1938, hg. v. Repgen, K., Teil 1 Bd. 1ff. 1983ff.; Herkenrath, R., Die Reichskanzlei in den Jahren 1181 bis 1190, 1985; Wahl—und Krönungsakten des Mainzer Reichserzkanz­lerarchivs 1486-1711, bearb. v. Schlösser, S., 1993; Neumann, M., Von der Reichskanzlei zum Bundeskanzleramt, (in) AöR 1999, 1; Schütz, A., Kronrat und Reichskanzlei als Zentralbehörden des Reiches unter Ludwig dem Bayern, 2002

Reichskanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1704 [SchulO. Vormbaum III 157] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Leiter einer Reichskanzlei bzw. in dem (zweiten) Deutschen Reich der Vorsitzende des Bundesrats bzw. de facto einzige Minister des Reiches, der meist zugleich Ministerpräsident Preußens ist (beispielsweise Otto von Bismarck). Gegenüber dem Reichs­­tag ist der Reichskanzler erst ab der Verfassungsänderung von dem 28. 10. 1918 verantwortlich. Ab 1919 wird der Reichskanzler als Leiter der aus mehreren Ministern bestehen­den Reichsregierung von dem Reichs­präsidenten ernannt. An dem 2. 8. 1934 ver­einigt Reichskanzler Adolf Hitler nach dem Tod des Reichspräsidenten Hindenburg das Amt des Reichspräsidenten mit seinem (eigentlichen) Amt des Reichskanzlers. Mit seinem Tode endet die Reihe der Reichskanzler (Bismarck, Caprivi, Hohenlohe-Schillingsfürst, Bülow, Bethman Hollweg, Michaelis, Hertling, Prinz von Baden u. a.). In der Bundesrepublik Deutschland tritt 1949 der Bundeskanzler an seine Stelle.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 195, 196, 222, 230; Bärmann, J., Zur Entstehung des Mainzer Erzkanzleramtes, ZRG GA 75 (1958), 1; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reichs, 14. A. 1933, Neudruck 1968; Conze, W., Brüning als Reichskanzler, (in) HZ 214 (1972), 310; Der Mainzer Kurfürst als Reichs­erzkanzler, hg. v. Hartmann, P., 1997; Kurmainz, das Reichserzkanzleramt und das Reich, hg. v. Hartmann, P., 1998; Fesser, G., Reichskanzler Fürst von Bülow, 2003; Hömig, H., Brüning, 2005; Stalmann, V., Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, 2009

Reichskirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Kirche in dem fränkisch-deutschen Reich und allgemeiner in einem anderen Reich. Dies betrifft in der älteren Zeit vor allem die dem König bzw. Kaiser unmittelbar zugeordneten Erzbistümer, Bistümer, Klöster, Stifter und Kirchen, später nur das reichs­unmittelbare Kirchenwesen. 1803 wird die bestehende Reichskirche durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert und mediatisiert. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 77; Boerger, R., Die Belehnungen der deutschen geistlichen Fürsten, 1901; Hauck, A., Die Entstehung der geistlichen Territorien, 1909; Feine, H., Die Besetzung der Reichsbistümer, 1921, Neudruck 1964; Heckel, J., Staat und Kirche, 1968; Köhler, O., Die ottonische Reichskirche, (in) FS G. Tellenbach, 1968, 141; Investiturstreit und Reichsverfassung, 1973; Zielinski, H., Der Reichsepiskopat, 1984; Boshof, E., Königtum und Königsherrschaft, 1993; Bigott, B., Ludwig der Deutsche und die Reichskirche im ostfränkischen Reich, 2002

Reichskirchensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem (9. bzw.) 10. und 11. Jahrhundert die Einbindung der Kirche in die königliche Herrschaft über das Reich (Reichsverwaltung). Spätestens seit Kaiser Otto I. werden geistliche Würdenträger mit weltlichen Aufgaben (beispielsweise Grafschaften) betraut. Dieses Reichskirchensystem, das nach neuerer Erkenntnis bereits um 820 bis 830 seinen Anfang nimmt, findet in dem →Investiturstreit sein Ende, doch lebt es in der veränderten Form der geistlichen Reichsfürsten fort. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 85; Santifaller, L., Zur Geschichte des ottonisch-salischen Reichskirchen­systems, 2. A. 1964; Beumann, H., Reformpäpste als Reichsbischöfe, (in) FS F. Hausmann, 1977, 21; Bührer-Thierry, G., Évêques et pouvoir dans le royaume de Germanie, 1997; Patzold, S., Episcopus, 2009

Reichskleinod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Reichskleinodie bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Reichskleinodien ab 1580 [Herrgott, MAustr. IV 2 S. 135] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem Reich gehörige Kleinod. Reichskleinodien sind der das Heilige römische Reich sichtbar darstellende, bei den Krönungen in Aachen bzw. Frankfurt verwendete Reichsschatz (einziger nahezu unverändert erhaltener Kronschatz Europas). Zu den Reichskleinodien zählen die →Krone (Reichskrone), das Reichskreuz, das Reichsreliquiar, die heilige Lanze, der →Reichsapfel, das Zepter, das Reichs­schwert (Mauritiusschwert), der Krönungs­mantel (Krönungsornat) und einige weitere Kleinode (und Reliquien) (sowie der Säbel Karls des Großen, die Stephansburse und das Reichs­evangeliar als sog. Aachener Kleinodien). Sie begleiten anfangs den König auf seinen Zügen in dem Reich. In salischer Zeit sind sie meist in dem Dom in Speyer, danach in der Reichsfeste Trifels, seit 1273 in der habsburgischen Kiburg, seit 1350 in Prag bzw. der Karlsfeste (Karlsstein), 1421 in Blutenburg in Ungarn, seit 1424 in Nürnberg, seit 1800 über Regensburg (1796) und Passau in Wien (1938 bis 1946 nochmals in Nürnberg). S. Google, →Insignie(n), Reichsinsignie(n)

Lit.: Schlosser, J., Die deutschen Reichskleinode, 1920; Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Grass, N., Reichskleinodienstudien, 1965; Pleticha, H., Des Reiches Glanz, 1989; Schroeder, K., Die Nürnberger Reichskleinodien in Wien, ZRG GA 108 (1991), 232; Kubin, E., Die Reichskleinodien, 1991; Die Reichskleinodien, hg. v. d. Gesellschaft für staufische Geschichte, 1997; Gsell, K., Die Rechtsstreitigkeiten um den Reichsschatz, 2001

Reichskonkordat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das unter Adolf Hitler an dem 20. 7. 1933 unterzeichnete und an dem 10. 9. 1933 in Kraft ge­tretene →Konkordat zwischen dem Deut­schen Reich und der katholischen Kirche. S. Google

Lit.: Volk, L., Das Reichskonkordat, 1972; Listl, J., Die Fortgeltung und die gegenwärtige staats­kirchenrechtliche Bedeutung des Reichskonkor­dats, (in) FS L. Carlen, 1989, 309

Reichskreis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1562 [LeutkirchStR. Lünig 1296] in 16 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1500 bzw. 1512 in dem Zuge der Reichsreform geschaffene Kreis in dem Heiligen Römischen Reich. Es werden ins­gesamt 6 (bayerisch, fränkisch, nieder­sächsisch, oberrheinisch, schwäbisch, west­fälisch) bzw. 10 Reichskreise mit zugehörigen Kreistagen gebildet (österreichischer –praktisch nur aus habsburgischen Gebieten gebildeter -, burgundischer, kurrhei­nischer, fränkischer, bayerischer, schwä­bischer, oberrheinischer, niederrhei­nisch-­west­fälischer, obersächsi­scher und nieder­säch­si­scher Reichskreis), in welche die meisten Gebiete des Reiches eingegliedert werden (ausgenommen vor allem die Länder der Wenzelskrone und der Schweiz). Nur in dem Südwesten (Schwaben, Franken, Ober­rhein) erlangt der Reichskreis über längere Zeit gewisse Bedeutung für die Landfrie­denswahrung, Urteils­exekution und Trup­pen­kontin­gentie­rung. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 147; Simmern, E. Langwerth v., Die Kreisverfassung Maximilians I., 1896; Neukirch, A., Der niedersächsische Kreis, 1909; Wallner, E., Die kreisansässigen Reichsterritorien, (in) MIÖG Ergän­zungs­bd. 11 (1929), 681; Brusatti, A., Die Entstehung der Reichskreise, 1950; Wines, R., The Franconian Reichskreis, Diss. phil. Ann Arbor Michigan 1961; Mally, A., Der österreichische Kreis in der Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967; Borck, H., Der schwäbische Reichskreis im Zeitalter der französischen Revolutionskriege 1792-1806, 1970; Sicken, B., Der fränkische Reichskreis, 1970; Laufs, A., Der schwäbische Kreis, 1972; Der Kurfürst von Mainz und die Kreisassoziation, hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1975; Schneider, A., Der niederrheinisch-westfälische Kreis, 1985; Dotzauer, W., Der kurrheinische Reichskreis, (in) Nass. Ann. 98 (1987), 61; Magen, F., Reichsexekutive und regionale Selbstverwaltung, 1992; Gittel, U., Die Aktivitäten des Niedersächsischen Reichskreises, 1997; Hartmann, P., Der bayerische Reichskreis, 1997; Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise, 1998; Reichskreis und Territorium, hg. v. Wüst, W., 2000; Nicklas, T., Macht oder Recht, 2002; Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis, 2010; Neuburger, A., Konfessionskonflikt und Kriegs­beendigung im schwäbischen Reichskreis, 2011; Reichskreise und Regionen im frühmodernen Europa, 2011; Schulze, F., Die Reichskreise im Dreißigjährigen Krieg, 2018; Scheffknecht, W., Kleinterritorium und Heiliges römisches Reich. Der „Embsische Estat“ und der Schwäbische Reichskreis im 17. und 18. Jahrhundert, 2018 (um 1700 rund 2500 Untertanen)

Reichskrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1668 [Fugger, Ehrensp. 768] in 26 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf Grund einer Reichskriegserklärung des Kaisers und der Reichsstände zwischen 1648 und 1806 gegen einen fremden Staat geführte →Krieg. S. Google

Lit.: Weigel, H., Die Kriegsverfassung des alten Deutschen Reichs, 1912

Reichskriegsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach der Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit durch Gesetz von dem 17. 8. 1920, der Auflösung des zu dem 1. 10. 1900 eingerichteten Reichsmilitär­gerichts und der Wiedereinführung der Militärgerichts­barkeit zu dem 1. 1. 1934 durch Gesetz von dem 26. 6. 1936 geschaffene oberste Gericht der Wehrmacht Deutschlands, das sich vor allem in dem Krieg zu einem Instrument mili­tärischer Kommandogewalt und politischer Macht entwickelte. S. Google

Lit.: Gribbohm, G., Das Reichskriegsgericht, 2004; Gribbohm, G., Das Reichsmilitärgericht, 2007

Reichskristallnacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1938 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (Novemberpogrom) ist die Gesamtheit der (ersten spontanen Übergriffen in dem Gau Kurhessen in der Nacht von dem 7. auf den 8. November) folgenden) Nacht von dem 8. auf den 9. 11. 1938, in welcher der deutsche Reichsinnenminister Goebbels während eines Kameradschafts­a­bends der nationalsozialistischen Partei­führer in dem alten Münchener Rathaussaal durch mündliche Weisung die Beschädigung jüdischer Einrichtungen wegen der Tötung eines 29jährigen (homosexuellen?) deutschen Legationsse­kretärs (Ernst vom Rath) durch einen 17jährigen Juden (Herschel Grynspan, in Frankreich Mitte 1940 in den Händen der geheimen Staatspolizei, Ende 1942 verliert sich die Spur) in dem Palais Beauharnais in Paris (aus Verzweiflung über die Abschiebung von Eltern und Geschwistern aus Hannover nach Polen in dem Oktober 1938) einleitet. In dem Verlauf der Reichskristallnacht werden etwa 177 Wohnhäuser und 1406 Synagogen zerstört, 7500 jüdische Geschäfte demoliert sowie (offiziell) 91 (bzw. tatsächlich etwa 1400) Juden getötet (oder in den Tod getrieben) und kommen anschließend 31000 jüdische Männer in Konzentrationslager. Eine einer Besprechung in dem Reichsluftfahrtministe­rium (mit Göring, Goebbels, Frick und Heydrich) folgende Verordnung von dem 12. 11. 1938 verpflichtet die jüdischen Gewerbetreiben­den zu der Schadensbesei­tigung und zu einer Sühneleistung von 1 Milliarde Reichsmark. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 238; Gruchmann, L., Reichskristallnacht und Justiz im Dritten Reich, NJW 1988, 2856; Graml, H., Reichs­kristallnacht, 1988; Kropat, W., Reichskristallnacht in Hessen, 1988; Kropat, W., Reichskristallnacht, 1997; Steinweis, A., Kristallnacht 1938, 2013; Fuhrer, A., Herschel, 2013

Reichskrone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) →Krone

Reichsland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1554 [FreibDiözArch. 16 1883 204] in 20 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Land eines Reiches

Reichsland Elsass-Lothringen →Elsass, Lothringen

Reichslandfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Landfriede

Reichslandvogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Inhaber der Reichslandvogtei

Reichslandvogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1668 [Fugger, Ehrensp. Reg. s. v. Schwaben] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von König Ru­dolf von Habsburg (1273-1291) einge­richtete Ver­waltungseinheit für Reichs­gut (beispielsweise in Schwaben, Elsass, Speyergau, Mittelrhein, Wetterau). Die Reichslandvogtei geht in dem Spätmittelalter in den Ländern auf. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schreibmüller, H., Die Landvogtei im Speiergau, 1905; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogteien im Elsass, 1905; Becker, J., Die Reichslandvogtei Kaysers­berg, (in) Wiss. Beilage zum Jahresbericht des bischöflichen Gymnasiums zu Straßburg, 1906; Schreibmüller, H., Die Landvogtei im Speyergau, 1905; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichs­land­vogteien, 1980

Reichslehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [QFürstentBayreuth I 5] in mehr als 50 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem König des Deutschen Reiches verliehene →Lehen. Durch die Annahme des Titels Kaiser von Österreich durch Franz II. 1804 bzw. durch das Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 wird der Reichslehensverband aufge­löst.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige, 1979; Rödel, V., Reichslehenswesen, Ministerialität, Burgmann­schaft und Niederadel, 1979; Schubert, E., König und Reich, 1979

Reichsmatrikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1557 [Moser, StaatsR. 27, 25] in 22 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die für das Heilige Römische Reich geführte →Matrikel (beispielsweise Reichsheeresmatrikel von 1422). 1521 weist die Reichsmatrikel 83 Reichsprälaten auf, 1792 40.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Sieber, J., Zur Geschichte des Reichsmatrikelwesens, 1910; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Reichsheeresmatrikel1422.htm

Reichsmerkantilismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Merkantilismus

Reichsministeriale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Reichsdienstmann

Lit.: Segner, U., Die Anfänge der Reichsministerialität, 1938; Bosl, K., Die Reichsministerialität, Bd. 1f. 1950f.

Reichsmünze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1522 [RTA.JR. III 617] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) →Münze

Lit.: Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 2. A. 1896, Neudruck 1972; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte, 1975

Reichsnotariatsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Notar

Reichsoberhandelsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das durch gesetzliche Umbenennung von dem 16. 4. 1871 (2. 9. 1871 Plenarbeschluss) und örtliche Aus­dehnung auf die süddeutschen Staaten von dem 22. 4. 1871 aus dem an dem 12. 6. 1869 in Leipzig geschaffenen →Bundesober­handelsgericht hervorgegangene oberste Gericht in Handels­sachen des (zweiten) Deutschen Reiches in Leipzig. Es geht an dem 1. 10. 1879 in dem →Reichsgericht auf.

Lit.: Köbler, DRG 195; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954, 83; Weiß, A., Die Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts in Strafsachen, 1997; Winkler, S., Das Bundes- und spätere Reichsoberhandelsgericht, 2001

Reichspfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Reichspfandschaft -  nicht bezeugt, – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Pfand

Reichspolizei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [Moser, StaatsR. 32 S. 141] in 9 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Polizei des Reiches

Reichspolizeiordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [CCMarch. V 2 Sp. 7] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die für das Hei­lige Römische Reich geschaffene →Polizeiordnung (beispielsweise 1495, 1530, 1539, 1548, 1577).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 138; Segall, L., Geschichte und Strafrecht der Reichspolizei­ordnungen, Diss. jur. Gießen 1914; Weber, M., Die Reichspolizeiordnungen von 1530, 1548 und 1577, 2002

Reichspräsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1720 [Lünig, TheatrCerem. II 163] 1 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist das Staatsoberhaupt des (zweiten) Deutschen Reiches von 1919 bis 1934 (Ebert, Hindenburg). Funktionell ist der Reichspräsident als Nachfolger des Kaisers mit bedeutsamen Befugnissen ausgestattet. Nach dem 12. 8. 1934 übernimmt Adolf →Hitler bis zu seiner Selbsttötung an dem 30. 4. 1945 seine Aufgaben. 1949 folgt dem Reichspräsidenten des (zweiten) Deutschen Reiches der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 230; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reichs, 14. A. 1933, Neudruck 1968; Pünder, Der Reichspräsident, 1961; Friedrich Ebert als Reichspräsident, hg. v. Kolb, E., 1997

Reichspublizistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das das deutsche Reich bzw. das Heilige Römische Reich betreffende politisch-juristische Schrifttum (beispielsweise des →Manegold von Lautenbach, →Petrus Crassus, Deusdedit, Anselm von Lucca, Bonizo von Sutri, →Petrus de Vinea, →Jordan von Osnabrück, →Alexan­der von Roes, →Engelbert von Admont, Tolomeo von Lucca, →Marsilius von Padua, →Wilhelm von Ockham, →Lupold von Bebenburg, Konrad von →Megenberg, Nikolaus von →Kues oder →Peter von And­lau in dem Mittelalter bzw. →Goldast, →Freher, Hermann Vultejus, Gottfried Antonius, →Arumaeus, →Lim­naeus, →Reinkingk, →Althusius, →Conring, →Pufendorf, →Lünig, →Thoma­sius, →Ludewig, →Gundling, →Mascov, Schmauß, →Pütter, →Wolff oder →Moser) in der frühen Neuzeit.

Lit.: Pütter, J., Litteratur des teutschen Staatsrechts, Bd. 1ff. 1776ff.; Mirbt, C., Die Publizistik im Zeitalter Gregors VII., 1894, Neudruck 1965; Fauser, A., Die Publizisten des Investiturstreites, Diss. phil. München 1934; Schubert, H., Die deutschen Reichstage, 1960; Schömbs, E., Das Staatsrecht Johann Jakob Mosers, 1968; Bussi, E., Il diritto pubblico del Sacro romano impero, 2. A. 1970; Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Neumaier, K., Ius publicum, 1974; Ullmann, W., Law and Politics in the Middle Ages, 1975; Pick, E., Mainzer Reichsstaatsrecht, 1977; Wyduckel, D., Princeps legibus solutus, 1979; Wyduckel, D., Ius publicum, 1984; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1f. 1988ff.; Peters, W., Späte Reichspublizistik und Frühkonstituti­onalismus, 1993

Reichsrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [RegimentsO. Max. I./RAbsch II 57] in 26 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein Staatsorgan der Neuzeit und insbesondere auch des 19. Jahrhunderts (Österreich Kremsierer Entwurf, Märzver­fassung 1849, kaiserliches Patent von dem 13. 4. 1851, kaiserliches Patent von dem 20. 8. 1851, kaiserliches Patent von dem 5. 3. 1860 verstärkter Reichsrat als Vorläufer des Parlaments →Oktober­diplom von dem 20. 10. 1860, →Februarpatent von dem 26. 2. 1861 (aufgelöst und durch Staatsrat ersetzt, Herrenhaus und Abgeordnetenhaus), →Dezember­ver­fassung von dem 21. 12. 1867 mit einem aus Herrenhaus und Abgeordnetenhaus bestehenden Reichsrat) bzw. des 20. Jahrhunderts (Deutsches Reich 14. 8. 1919). Hier kann der Reichsrat, in dem jedes Land mindestens eine und →Preußen als vorherrschendes Land höchstens zwei Fünftel aller Stimmen hat, gegen Gesetze einen Einspruch erheben, der aber von dem Reichstag überstimmt werden kann. Dabei wird der Reichsrat zwischen 1919 und 1932 mit mehr als 1280 Gesetzen befasst. An dem 14. 2. 1934 wird der Reichsrat aufgelöst. In dem Heiligen römischen Reich ist Reichsrat das →Reichsregiment von 1500 bzw. 1521. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 230, 232; Baltl/Kocher; Samanek, V., Kronrat und Reichs­herrschaft im 13. und 14. Jahrhundert, 1910; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 14. A. 1933, Neudruck 1968; Rose, G., Der Reichsrat der Weimarer Republik, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1964; Der Bundesrat, hg. v. Bundesrat, 1974; Lilla, J., Der Reichsrat, 2006; Adlgasser, F., Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848-1918, 2014

Reichsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1533 [AppenzUB. III 2 S. 18] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das ein →Reich betreffende Recht. Es steht meist in Gegensatz zu einem (möglicherweise vorrangigen) Recht eines örtlich kleineren Gebiets (beispielsweise Landesrecht), zu dem Recht eines anderen Staates oder zu dem internationalen Recht (beispielsweise Völkerrecht). In dem (zweiten) Deutschen Reich von 1871 bis 1945 bricht Reichsrecht Landesrecht.

Lit.: Köbler, DRG 102, 227, 231; Baltl/Kocher; Mitteis, L., Reichsrecht und Volksrecht, 1891, Neudruck 1963; Pfundtner, H./Neubert, R., Das neue deutsche Reichsrecht, 1933ff.; Diestelkamp, B., Zur Krise des Reichsrechts im 16. Jahrhundert, (in) Säkulare Aspekte der Reformationszeit, hg. v. Angermeier, H., 1983, 49; Schneider, M., Das Verhältnis des Reichsrechts zum Landesrecht, 2002

Reichsrechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Mühlhausen

Reichsreform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist (seit 1850) die Gesamtheit der Reformbestrebungen in dem Heiligen Römischen Reich zwischen 1410 und 1555. Als Ergebnisse der Reichsreform sind →Reichskammergericht und →Reichskreise hervorzuheben. →Reformatio Sigismundi

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 147; Molitor, E., Die Reichsreformbestrebungen, 1921, Neudruck 1969; Angermeier, H., Begriff und Inhalt der Reichsreform, ZRG GA 75 (1958), 181; Laufs, A., Reichsstädte und Reichsreform, ZRG GA 84 (1967), 172; Hödl, G., Königtum, Reichsregierung und Reichsreform 1438-1439, 1978; Angermeier, H., Die Reichsreform 1410-1555, 1984; Krieger, K., König, Reich und Reichsreform, 1992; Quellen zur Reichsreform im Spätmittelalter, hg. v. Weinrich, L., 2001; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007

Reichsregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Valvasor, Krain IV 2 S. 145] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Altfranzösische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die Regierung eines Reiches, insbesondere die aus Reichs­kanzler und Staatssekretären bzw. Ministern bestehende Regierung des (zweiten) Deutschen Reiches.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 196, 230; Baltl/Kocher

Reichsregiment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [UrkBurgundKr. I 43] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) oder →Reichsrat ist in dem Heiligen römischen Reich 1500 (bis 1502) und 1521 (bis 1530 in Abwesenheit Kaiser Karls V.) das dem Kaiser zu der Seite gestellte, in dem Ergebnis aber gescheiterte Reichsorgan der Reichsstände.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kraus, V. v., Das Nürnberger Regiment, 1883, Neudruck 1969; Grabner, A., Zur Geschichte des zweiten Nürnberger Regimentes, 1903, Neudruck 1965; Das Wappenbuch des Reichsherolds Caspar von Sturm, bearb. v. Arndt, J., 1984; Roll, C., Das zweite Reichsregiment, 1996

Reichsregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1749 [Moser, StaatsR. 40 S. 105] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ein Reich betreffendes Register

Lit.: Das Reichsregister König Albrechts II., bearb. v. Koller, H., 1955

Reichsritter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1697 [Winckler, Edelm. 59] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist in dem Heiligen römischen Reich der dem Reich unmittelbar verbundene Ritter. Er erscheint seit dem späten 14. Jahrhundert (1370) bzw. seit dem frühen 15. Jahrhundert (1422), organisiert sich seit etwa 1540 in drei 1577 vereinigten Ritterkreisen (Schwaben, Franken, Rhein) mit 14 Kantonen und muss 1802/1803/1805 die Mediatisierung (von etwa 1730 Rittergütern mit 450000 Einwohnern) in den Territorien vor allem als politische Folge des Reichsdeputationshauptschlusses hinnehmen. Der Reichsritter ist dem König bzw. Kaiser unmittelbar unterstellt und unterliegt keiner Landeshoheit. In dem Reichstag ist der Reichsritter nicht vertreten.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130, 132; Roth von Schreckenstein, C., Geschichte der ehemals freien Reichsritterschaft, Bd. 1f. 1859ff.; Eberbach, O., Die deutsche Reichs­ritterschaft, 1913; Ruch, W., Die Verfassung des Kantons Hegau-Allgäu-Bodensee, 1955; Riedenauer, E., Kontinuität und Fluktuation im Mitgliederstand der fränkischen Reichsritterschaft, (in) Gesellschaft und Herrschaft (FS Karl Bosl) 1969, 225; Inventar des Archivs der niederrheinischen Reichsritterschaft, bearb. v. Böhn, G., 1971; Danner, W., Die Reichsritterschaft im Ritterkantonsbezirk Hegau, 1971; Hellstern, D., Der Ritterkanton Neckar-Schwarzwald, 1971; Mauchen­heim, H. v., Des Heiligen römischen Reichs unmittelbar freie Ritterschaft zu Franken Ort Stei­ger­wald, 1972; Stetten, W. v., Die Rechts­stellung der unmittelbaren freien Reichsritterschaft (Odenwald), 1973; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft, 1982; Adel in der Frühneuzeit, hg. v. Endres, R., 1991; Ulrichs, C., Vom Lehnhof zur Reichsritterschaft, 1997; Riedenauer, E., Fränkische Landesgeschichte und historische Landeskunde, 2001; Neumaier, H., Dass wier khein annder Haupt …, 2005; Puchta, M., Mediatisierung mit Haut und Haar, Leib und Leben - Die Unterwerfung der Reichsritter durch Ansbach-Bayreuth 1792-1798, 2012; Flurschütz da Cruz, A., Zwischen Füchsen und Wölfen, 2014 (ein reichsritterschaftlicher Lehenprozess); Ulrichs, C., Die Entstehung der fränkischen Reichsritterschaft, 2016; Archiv der Freiherren und Grafen von Helmstatt, bearb. v. Krimm, K., 2020

Reichsschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1567 [Schoenlank, NMürnbGesellenw. 378] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. conclusum [N.] imperii, s. Google) ist der nach Zustimmung des Kaisers zu den Ergebnissen der Beratung der Reichsstände entstehende Gesetzes­beschluss des Heiligen Römischen Reiches, der dem →Reichsabschied vor­ausgeht.

Lit.: Wenkebach, H., Bestrebungen zur Erhaltung der Einheit des Heiligen römischen Reichs in den Reichsschlüssen, 1970

Reichssiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 [Seeliger, Erzkanzler 209] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das von dem Herrscher oder anderen Organen für das →Reich verwendete Siegel.

Lit.: Ewald, W., Siegelkunde, 1914, Neudruck 1969; Posse, O., Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige, Bd. 1ff. 1909ff.; Battenberg, F., Das Hofgerichtssiegel, 1979

Reichsstaatsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Reichspublizistik, Staatsrecht

Lit.: Quellensammlung zum deutschen Reichsstaats­recht, hg. v. Triepel, H., 5. A. 1931; Kaiser und Reich, hg. v. Buschmann, A., 1984

Reichsstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1320 [GoslarUB. III 370] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist in dem Heiligen römischen →Reich die dem Reich bzw. Kaiser unmittelbar, d. h. nicht mittels eines Landesherrn unterstehende →Stadt. Sie ent­steht ab dem früheren 13. Jahrhundert. Die Reichsstadt kann dauerhaft die Ratsverfassung sichern und die stadtherrlichen Rechte an sich bringen. Zeitweise gibt es bis zu 125 Reichsstädte (beispielsweise Regensburg, Nürnberg, Speyer, Worms, Besançon, Frankfurt am Main, Wetzlar, Dortmund), die zusammen (gefestigt seit 1648) den dritten →Reichsstand in dem Reichstag bilden (schwäbische Städtebank mit Vorsitz Ulms, rheinische Städtebank mit Vorsitz Kölns). In der frühen Neuzeit geht die Zahl zugunsten der Territorialstaaten zurück (1792 51, davon 47 rechtsrheinisch). 1803 werden die meisten (45) noch verbleibenden Reichsstädte mediatisiert (dabei 15 an Bayern, 9 an Württemberg, 7 an Baden). Die letzten Überreste bilden 1803 Frankfurt am Main (bis 1866), Hamburg, Bremen, Lübeck (bis 1937), Augsburg (bis 1806) und Nürnberg (bis 1806), in der Gegenwart die Stadtstaaten Bremen und Hamburg.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 110, 111, 132, 148; Hugo, G. W., Die Mediatisierung der deutschen Reichsstädte, 1838; Hugo, G. W., Das Gebiet der deutschen Reichsstädte, 1844; Ehrentraut, M., Untersuchungen über die Frage der Frei- und Reichsstädte, 1902; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, 1928; Moeller, B., Reichsstadt und Reformation, 1962, neu hg. v. Kaufmann, T., 2011; Laufs, A., Reichsstädte und Reichsreform, ZRG GA 84 (1967), 172; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967; Batori, J., Die Reichsstadt Augsburg, 1969; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft, 1970; Maier, W., Stadt und Reichsfreiheit, 1972, Buchstab, G., Reichsstädte, Städtekurie und westfälischer Friedenskongress, 1976; Heitzen­röder, W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Schroeder, K., Das alte Reich und seine Städte, 1991; Redies, R., Reichsstädte im deutschen Südwesten, 2004; Krischer, A., Reichsstädte in der Fürstengesellschaft, 2006; Das Ende der kleinen Reichsstädte 1803 im süddeutschen Raum, hg. v. Müller, R. u. a., 2007; Tempi passati - Die Reichsstadt in der Erinnerung, hg. v. Wittmann, H., 2014; Reichszeichen, hg. v. Wittmann, H., 2015; Kaiser, Reich und Reichsstadt in der Interaktion, hg. v. Lau, T. u. a., 2016; Bühner, P., Die freien und Reichsstädte des Heiligen römischen Reiches, 2018 (153 Namen von 152 Reichsstädten); Bregler, T., Die oberdeutschen Reichsstädte auf dem Rastatter Friedenskongress (1797-1799), 2020

Reichsstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1497 [UrkSchwäbBund. I 225] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist in dem Heiligen römischen Reich das auf dem Reichstag vertretene Kollegium (Kurfürsten [1356], [Reichs-]Fürsten, Reichsstädte [1471]). An dem Ende des 18. Jahrhunderts gibt es bei drei Reichsständen 9 →Kurfürsten, 33 geistliche und 61 weltliche Fürstentümer, 2 Prälaten­bän­ke (40 Mitglieder), 4 Grafen- und Herren­bänke (103 Mitglieder) (→Reichsfürsten) und 2 Städtebänke (51 Mitglieder) (→Reichsstädte). Bis 1806 ist die Frage, wer Reichsstandschaft erwerben kann, um­stritten.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 110, 148, 150; Moser, J., Von der Landeshoheit der teutschen Reichsstände, 1773; Reuter, R., Der Kampf um die Reichsstandschaft der Städte, 1919; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Aretin, K. Frhr. v., Heiliges Römisches Reich, Bd. 1 1967; Kulenkampff, A., Einungen und Reichsstandschaft, 1971; Reichs­stände und Landstände, hg. v. Rausch, H., 1975; Decker, K., Frankreich und die Reichsstände, 1981; Rheden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Kloster­herrschaft, 1982; Wild, W., Steuern und Reichsstand­schaft, 1984; Krieger, K., König, Reich und Reichs­reform, 1992; Reichsständische Libertät, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1999; Ackermann, J., Verschul­dung, Reichs­debitverwal­tung, Mediatisierung, 2004

Reichsstatthalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1720 [Lünig, TheatrCerem. II 7] 8 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Deutschen Reich unter der Herrschaft Adolf Hitlers seit dem 7. 4. 1933 der über die Landesregierung gestellte Vertreter des Reichskanzlers, der die Landesregierung ernennt.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 232; Baltl/Kocher

Reichssteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1419 [SchweizId. XI 1345] in 27 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die dem →Reich zustehende →Steuer. In dem Heiligen römi­schen Reich ist der Versuch, allgemeine Reichssteuern einzuführen, insgesamt erfolglos. In dem (zweiten) Deutschen Reich von 1871 bis 1945 gelingt er seit 1881 (Stempelsteuer, 1902 Schaumwein­steuer, 1906 Erbschaftsteuer u. a., 1913 außergewöhnliche Einkommensteuer, 1916 Vorläufer der Um­satzsteuer, 1917 Beförderungsteuer).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 148, 196; Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Müller, H., Reichssteuern und Reichsreform­bestrebungen, 1880; Lohmann, K., Das Reichssteuergesetz von 1654, Diss. Bonn 1892/3; Gerlot, W., Die Finanz- und Zollpolitik des Deutschen Reichs, 1913; Bussi, E., Il diritto pubblico del sacro Romano impero, Bd. 2 1959; Metz, W., Staufische Güterverzeichnisse, 1964; Schulze, W., Reichstage und Reichssteuern, (in) ZHF 2 (1975), 43; Isenmann, E., Reichsfinanzen und Reichssteuern, (in) ZHF 7 (1980), 1

Reichsstift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1644 [ProtBrandenbGehR. II 341] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das besondere →Stift des Reiches.

Lit.: Kellner, W., Das Reichsstift St. Bartholomäus zu Frankfurt am Main, 1962; Rauch, G., Pröpste, Propstei, und Stift von St. Bartholomäus in Frankfurt, 1975

Reichsstrafgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Strafgesetz eines Reiches

Reichsstrafgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1871 aus dem Strafgesetzbuch des Norddeutschen Bundes und damit aus dem preußischen, stark von dem Code pénal Frankreichs beeinflussten Strafgesetzbuch von 1851 entwickelte Straf­gesetzbuch des Deutschen Reiches.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 181

Reichsstraße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [ZGO. 9 1858 125] in 15 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist vor allem die mit dem Reich besonders verbundene, dem überörtlichen Verkehr dienende →Straße. Aus ihr wird (in der Bundesrepublik Deutschland ab 1949) die Bundesstraße.

Lit.: Germershausen, A., Das Wegerecht und die Wegeverwaltung in Preußen, Bd. 1f. 1890; Zeumer, K., Straßenzwang und Straßenregal, ZRG GA 23 (1902), 101; Landau, G., Beiträge zur Geschichte der alten Heer- und Handelsstraßen in Deutschland, 1958

Reichssynode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1818 [Göbell, RhWKO. II 151] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine die Geistlichkeit eines →Reiches erfassende →Synode.

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Reichstag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [RTA. MR. V 1, 2 S. 1096] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das (irgendwie) die Ge­samtheit des Volkes repräsentierende, bei der Gesetz­gebung mitwirkende Kollegialorgan des Reiches oder eines Reiches. Der Reichstag des Heiligen römischen Reiches entwickelt sich aus der Einladung des Königs zwecks Rates und Hilfe an die Großen des Reiches an seinen Hof (Reichsver­sammlung [814-839 61, meist in dem Februar, Mai, Juni, August, September, Ok­tober, oft als lat. conventus oder placitum bezeichnet, meist zwischen Maas und Rhein, Dauer unterschiedlich, kein Forum der Reprä­sentation in einem modernen Sinne], Hoftag). Seit 1356 sollen sich dabei die Kurfürsten jährlich bei dem König versammeln (zwischen 1349 und 1471 80 Reichsversammlungen, durchschnittlich in einem Abstand von 1,5 Jahren). Möglich sind auch königslose Treffen. Seit dem frühen 15. Jahrhundert gehen Kurfürsten und Reichsstädte aus Not Selbstverpflichtungen ein. Hinzu kom­men später Fürsten, Grafen und Herren. Kurz vor 1500 ist diese von oben ausgehende Entwicklung zu einem aus drei →Reichs­ständen gebildeten Reichstag abge­schlossen und die Teilhabe an der Leitung des Reiches bis zu dessen Ende gesichert. 1495 wird die jährliche Abhaltung von Reichstagen bestimmt, allerdings in der Folge nicht eingehalten. Als bekannte Hoftage bzw. (ab 1470/1480) Reichstage werden dabei (innerhalb der etwa 40-45 Reichstage - oder auch Reichsversammlungen wie etwa 1455 in Wiener Neustadt - bis 1663) hervorgehoben die Hoftage bzw. Reichs­tage von (Aachen [802/3],) Augsburg (1529), (Frankfurt am Main ([1442]), Freiburg im Breisgau (1498), Köln (1512), Konstanz (1507), Lindau (1496), (Mainz [1085],) Nürnberg (1524), Regensburg (1532, seit 1663 [ohne formellen Beschluss)] Gesandten­kongress als immerwährender Reichstag, (Roncaglia [1158],) Speyer (1526) und Worms ([1231,] 1495, 1521) (sowie Würzburg [1168]). In dem 19. Jahrhundert ist demgegenüber der Reichstag in der Verfassung der Frankfurter Nationalversammlung von 1849 ein aus Staatenhaus und Volkshaus zusam­mengesetztes Organ, das aber nicht verwirklicht wird. In Österreich erscheint ein aus Senat und Abgeordnetenkammer bestehender Reichstag in der Aprilverfassung des Innenministers →Pillersdorf von dem 25. 4. 1848 (1860 Reichsrat). An dem 22. 7. 1848 wird auf Grund dieser Verfassung in Wien ein aus einer gewählten Kammer bestehender Reichstag eröffnet, der an dem 22. 10. 1848 nach Kremsier verlegt und durch kaiserliches Manifest an dem 4. 3. 1849 aufgelöst wird. Der in der Verfassung des März 1849 vorgesehene Reichstag wird nicht einberufen. 1860/1861 wird statt des Reichstags ein Reichsrat festgelegt. In dem Nord­deutschen Bund (1867) und in dem zweiten Deutschen Reich (1871) ist Reichstag die hinter Kaiser und Bundesrat an dritter Stelle stehende, durch Mehr­heitswahlrecht bestimmte Volksvertre­tung, die an der Gesetzgebung entscheidend mitwirkt. An dem 28. 10. 1918 wird der Reichs­kanzler von dem Vertrauen des Reichs­tags abhängig. 1933 überträgt das Ermächtigungs­gesetz das Gesetzgebungsrecht des Reichstags auf die Reichsregierung, woraufhin bis 1945 985 Regierungsgesetze und nur noch 8 Reichs­tagsgesetze (1933 1, 1934 1, 1935 3, 1937 1, 1939 2, Reichsgesetzblatt dieses Jahres mit Umfang von 2509 Seiten) ver­abschiedet werden. An dem 27. 2. 1933 steckt wohl der niederländische Kom­munist Marinus van der Lubbe (1909-1934) das Gebäude des deutschen Reichs­tags in Brand. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 94, 101, 106, 110, 131, 135, 148, 177, 193, 194, 195, 230; Baltl/Kocher; Deutsche Reichstagsakten; Sammlung sämtlicher Drucksachen des Reichstages, 1871ff.; Rauch, K., Traktat über den Reichstag im 16. Jahrhundert, 1905; Reincke, H., Der alte Reichstag und der neue Bundesrat, 1906; Bemmann, R., Zur Geschichte des deutschen Reichstages im 15. Jahrhundert, 1907; Borell, A., Die soziologische Gliederung des Reichsparlaments, Diss. phil. Gießen 1933; Stoltenberg, G., Der deutsche Reichstag, 1955; Aus Reichstagsakten des 15. und 16. Jahrhunderts, 1958; Tetleben, V. v., Protokoll des Augsburger Reichstages 1530, hg. v. Grundmann, H., 1958; Weber, H., Die Reichsversammlungen im ostfränkischen Reich 840-918, Diss. phil. Würzburg 1962; Deuerlein, E., Der Reichstag von 1871 bis 1933, 1962; Fürnrohr, W., Der immerwährende Reichstag zu Regensburg, 1963, 2. A. 1987; Schwarz, M., Mitglieder des Reichstages, 1965; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Becker, H., Der Speyerer Reichstag von 1570, 1969; Das Reichstagsprotokoll des kaiserlichen Kommissars Felix Hornung vom Augsburger Reichstag 1555, hg. v. Lutz, H. u. a. 1971; Deutsche Reichstagsakten unter Maximilian I., Bd. 1ff. 1972ff.; Vocelka, R., Der Reichstag im 16. Jahrhundert, Diss. phil. Wien 1974; Stürmer, M., Regierung und Reichstag, 1974; Westphal, G., Der Kampf um die Freistellung auf den Reichstagen, 1975; Brandt, D., Die politischen Parteien, 1975; Rauh, M., Die Parlamentarisierung des Deutschen Reichs, 1977; Neuhaus, H., Reichstag und Supplikationsausschuss, 1977; Schubert, E., König und Reich, 1979; Moraw, P., Versuch über die Entstehung des Reichstages, (in) Politische Ordnung und soziale Kräfte im Alten Reich, hg. v. Weber, H., 1980, 1; Aulinger, R., Das Bild des Reichstages im 16. Jahrhundert, 1980; Der Reichstag, 1981; Neuhaus, H., Reichsständische Repräsentationsformen im 16. Jahrhundert, 1982; Regierung, Bürokratie und Parlament, hg. v. Ritter, G., 1983; Moraw, P., Hoftag und Reichstag, (in) Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, 1989, 3; Der Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867-1870, bearb. v. Haunfelder, B. u. a., 1989 (466 Parlamentarier); Schindling, A., Die Anfänge des immerwährenden Reichstags, 1991; Hubert, P., Uniformierter Reichstag, 1992; Martin, T., Auf dem Weg zum Reichstag, 1993; Härter, K., Reichstag und Revolution 1789-1806, 1992; Hof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 1994; Speicher, S., Der Reichstag, 1995; Ullrich, N., Gesetzgebungsverfahren und Reichstag, 1996; Schönberger, C., Das Parlament im Anstaltsstaat, 1997; Bahar, A./Kugel, W., Der Reichstagsbrand, 2000; Biefang, A., Bismarcks Reichstag, 2002; Mergel, T., Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik, 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 2003; Statisten in Uniform, hg. v. Lilla, J., 2004; Annas, G., Hoftag – gemeiner Tag – Reichstag, 2004; Cullen, M., Der Reichstag, 2005; Handbuch der Reichstagswahlen 1890-1918, bearb. v. Reibel, C., 2007; Eichler, D., Fränkische Reichsver­samm­lungen unter Ludwig dem Frommen, 2007; Kellerhoff, S., Der Reichstagsbrand, 2008; Biefang, A., Die andere Seite der Macht - Reichstag und Öffentlichkeit im System Bismarck, 2009; Dücker, J., Reichsversammlungen im Spätmittelalter – Politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland, 2011; Der Reichstag zu Regensburg 1556/1557, hg. v. Leeb, J., 2013; Rohrschneider, M., Österreich und der immerwährende Reichstag, 2014 (1745-1763 mit dem Versuch der Bildung einer festen Anhängerschaft gegenüber Preußen); Adlgasser, F., Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848-1918, 2014; Nit wenig verwunderns und nachgedenkens – Die Reichstagsakten Mittlere Reihe, hg. v. Wolgast, E., 2015; Hartmann, T., Die Reichstage unter Karl V., 2017; Der Reichstag zu Regensburg 1541, bearb. v. Luttenberger, A., 2018; Austermann, P., Der Weimarer Reichstag, 2020

Reichstagsakten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind die in der Arbeit des →Reichstags des Heiligen römischen Reiches entstandenen, seit 1857 zu der Ver­öf­fentlichung vorbereiteten und teilweise bereits veröffentlichten Akten (zwi­schen 1376 und 1662). S. Google

Lit.: Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 1ff. 1867, Neudruck 1956f.; Deutsche Reichs­tagsakten, Mittlere Reihe, Bd. 1ff. 1972ff.; Deut­sche Reichs­tagsakten, Jüngere Reihe, Bd. 1ff. 1893ff., Neudruck 1962f.; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Nit wenig verwunderns und nachgedenkens – Die Reichstagsakten Mittlere Reihe, hg. v. Wolgast, E., 2015 (mittlere Reihe seit 1972 in dem Erscheinen, auf 13 Bände ausgelegt, 2014 acht Bände bereits erschienen, fünf Bände noch in Bearbeitung)

Reichstagsbrand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der wohl von (dem niederländischen Kommunisten Marinus van der Lubbe als) einem Einzelnen verursachte Brand des Gebäudes des Deutschen Reichs­tags in Berlin an dem 27. 2. 1933, als dessen Folge in dem Deutschen Reich von (Adolf →Hitler bzw.) dem Reichspräsidenten Hindenburg an dem 28. 2. 1933 durch Notverordnung zu dem Schutz von Volk und Staat zahlreiche Grundrechte außer Kraft gesetzt werden. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 222; Tobias, F., Der Reichstagsbrand, 1962; Mommsen, H., Der Reichstagsbrand, (in) Vjh. f. Zeitgesch. 12 (1964), 351

Reichsteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1792 [Herchenhahn, Reichshofrat I 67] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein die Teilung oder Aufteilung eines →Reiches. In dem August 843 teilen die Söhne Lothar, Ludwig und Karl des fränkischen Kaisers Ludwig des Frommen in Verdun das Reich, woraus sich ungeplant (ab 887) die Entwicklung zu den späteren Staaten →Deutschland und →Frankreich ergibt.

Lit.: Köbler, DRG 76; Kornemann, E., Doppelprinzipat und Reichsteilung im Imperium Romanum, 1930; Der Vertrag von Verdun, hg. v. Mayer, T., 1943; Ganshof, F., Zur Entstehungs­ge­schichte und Bedeutung des Vertrags von Verdun, (in) DA 12 (1956), 313

reichsunmittelbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [JRA. Laufs § 167] in 11 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unmittelbar mit dem Reich verbunden

Reichsunmittelbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [JRA. Laufs § 167] in 11 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die unmittelbare d. h. nicht durch einen anderen (Landesherrn) vermittelte Zugehörigkeit von Gütern oder Menschen zu dem Heiligen römischen Reich. Sie entsteht ansatzweise in dem Hochmittelalter (13. Jahrhundert). 1471 sieht die Kriegssteuer­ord­nung vor, dass die der Verteidigung gegen die Türken dienende Reichssteuer durch den jeweiligen Landes­herrn von seinen Untertanen einzuheben ist. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Reichsunmittelbarkeit in dem Einzelfall festzulegen. Reichsunmittelbarkeit haben →Kur­fürs­ten, →Reichsfürsten, Reichsgrafen, →Reichs­städte, →Reichsritter und →Reichsdörfer. Persön­liche Reichsunmittelbarkeit kommt Reichshofräten, Reichskam­mergerichts­as­ses­soren und Domkapi­teln wäh­rend der Sedisvakanz und Angehörigen reichs­ständischer Familien zu. Die Reichsunmittelbarkeit endet an dem 6. 8. 1806 mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 94, 110, 135; Moser, J., Von denen Teutschen Reichsständen, 1767, Neudruck 1967; Engelbert, G., Die Erhebungen in den Reichsfürstenstand, Diss. phil. Marburg 1948 masch.schr.; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Müller-Ueltzhöffer, B., Der 500jährige Rechtsstreit des Klosters Neresheim, 2002

Reichsurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1728 [Faber, Staatskanzlei 53 S. 528] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Urteil des Reiches →Reichsweistum

Reichsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1620 [HambGSamml. X 386] in 21 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verfassung eines Reiches, Verfassung des Heiligen römischen Reiches) ist die Grundordnung ei­nes →Reiches bzw. die formelle Ver­fassung eines Reiches seit dem 19. Jahrhundert (beispielsweise 27. 3. 1849, 16. 4. 1871). →Heiliges Römisches Reich, Deutsches Reich, Österreich, Kaiser, Reichstag

Lit.: Laband, P., Das Staatsrecht des Deutschen Reichs, 1876; Jastrow, J., Pufendorfs Lehre von der Monstrosität der Reichsverfassung, 1882; Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung, hg. v. Zeumer, K., 2. A. 1913; Bergsträßer, L., Geschichte der Reichsverfassung, 1914; Beyerle, K., Zehn Jahre Reichsverfassung, 1929; Stengel, E., Die Quaternionen der deutschen Reichsverfassung, ZRG GA 74 (1957), 256; Dürig, G./Rudolf, W., Texte zur deutschen Verfassungs­geschichte, 2. A. 1979; Das Staatsrecht des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Becker, W., Der Kurfürstenrat, 1973; Schmidt, G., Der Städtetag in der Reichs­verfassung, 1984; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985; Grimm, D., Deutsche Ver­fassungsgeschichte 1776-1866, 1988; Kröger, K., Einführung in die jüngere deutsche Verfassungs­geschichte, 1988; Buschmann, A., Reichsgrund­gesetze und Reichsverfassung des Heiligen Römischen Reiches, (in) FS H. Baltl 1998, 21; Burgdorf, W., Reichskonstitution und Nation, 1998; Immel, J., Hugo Preuß und die Weimarer Reichsverfassung, 2002

Reichsversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv [Valvasor, Krain II 657] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Versicherung des Reiches

Reichsversicherungsamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die oberste Behörde der →Sozialversicherung in dem (zweiten) Deutschen Reich seit 1884. In dem März 1945 stellt das Reichsversicherungsamt seine Tätigkeit ein. Nachfolger wird teilweise 1954 das Bundessozialgericht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Staatsbürger und Staatsgewalt, hg. v. Külz, H. u. a., R., Bd. 1 1963; Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Bundessozialgerichts, Bd. 1 1979; Festgabe aus Anlass des 100jährigen Bestehens der sozial­gerichtlichen Rechtsprechung, hg. v. Deutschen Sozialrechtsverband, 1984

Reichsversicherungsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das die Sozialversicherungsgesetze des (zweiten) Deut­schen Reiches von dem 15. 6. 1883 (Krankenversicherung), 6. 7. 1884 (Un­fallversicherung) und 22. 6. 1889 (Alters­versicherung und Invalidenversicherung) zusammenfassende Gesetz von dem 19. 7. 1911. Die Reichsversicherungsordnung wird an dem Ende des 20. Jahrhunderts abschnittsweise von dem →Sozialgesetzbuch abgelöst. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 183; Rother, K., Die Reichsversicherungsordnung 1911, 1994

Reichsverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ausgenommen DRW-Archiv ab 1723 [Staphorst, HambKG. I 1 S. 433] 7 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verwaltung des Reiches, Verwaltung eines Reiches

Lit.: Spangenberg, H., Die Entstehung des Reichskammergerichts und die Anfänge der Reichsverwaltung, ZRG GA 46 (1926), 231

Reichsverwaltungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach jahrzehntelangem Drängen durch Erlass von dem 3. 4. 1941 unter Zusammenlegung mehrerer Gerichte und Ämter (Oberwaltungsgericht Preußens, Verwal­tungs­gerichtshof [Öster­reichs], Reichsdienststrafhof u. a.) ohne Zu­ständig­keitsveränderungen geschaf­fene o­berste Gericht der Verwaltungs­gerichtsbarkeit in dem (zweiten) Deutschen Reich. Seine Entscheidungen sind in zwei Bänden veröffentlicht. 1945 (bzw. formell an dem 10. 10. 1946) wird es aufgelöst. Funktionell folgt ihm in der Bundesrepublik Deutschland das →Bundesverwal­tungs­gericht. S. Google

Lit.: Gulden, H., Das künftige Reichsverwaltungs­gericht, Diss. jur. Heidelberg 1928; Frank, H., Das Reichsverwaltungsgericht, (in) Deutsches Recht 1941, 1169; Gaiser, H., Das Reichsverwal­tungsgericht, Diss. jur. Tübingen 1948; Kohl, W., Das Reichsverwaltungsgericht, 1991

Reichsverweser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen ab 1717 [Hübner, ZtgLex. 8 1430] 23 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Verweser oder Verwalter eines →Reiches (beispielsweise Dänemark 1023/1024, Erzherzog Johann an dem 29. 6. 1848 für das geplante Deutsche Reich). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 2. A. 1975, 623

Reichsvikar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1657 in 15 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Verwalter eines →Reiches. In dem Hochmittelalter wird der Reichsvikar zu einer festen Einrichtung für die Zeit zwischen dem Tode eines Königs und der Wahl des neuen Königs des deutschen Reiches (beispielsweise 1276/1281 Pfalzgraf bei Rhein, 1356 auch der Herzog von Sachsen). Grundsätzlich muss der neue Herrscher alle Handlungen des Reichsvikars bestätigen.

Lit.: Fricke, H., Reichsvikare, Reichsregenten und Reichsstatthalter, Diss. phil. Göttingen 1949 masch.schr.; Wendehorst, A., Das Reichsvikariat nach der Goldenen Bulle, 1951; Hermkes, W., Das Reichsvikariat in Deutschland, 1968; Heckmann, M., Stellvertreter, 2002; (Conring, H.,) De vicariatus controversia, hg. v. Arnswaldt, A. v., 2004

Reichsvogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [KonstanzGRQ. XII 87] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von dem →Reich in dem Hochmittelalter zu der Verwaltung von Reichsgut bestellte →Vogt (beispielsweise in Aachen, Wetzlar oder Goslar).

Lit.: Interthal, K., Die Reichsvogtei Wetzlar, Diss. phil. Gießen 1928; Wilke, S., Das Goslarer Reichsgebiet, 1970; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsgutes, 1976

Reichsvogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1655 [Buchtitel Heider Daniel Gründlicher historischer Bericht von denen alten Reichsvogteyen] Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vogtei über Reichsgut

Reichsvogteistadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1655 [Buchtitel Heider Daniel Gründlicher historischer Bericht] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bischöfliche Stadt des Heiligen römischen Reiches, deren Vogtei das Reich hat (Augsburg, Konstanz, Basel, Chur).

Lit.: Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967

Reichswald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1560 [Zink, Kaiserslautern 19] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der seit dem Mittelalter dem →Reich zustehende Wald (beispielsweise Dreieich, Büdingen, Aachen, Kleve, Schönbuch, Unterelsass, Kaiserslautern, Nürnberg).

Lit.: Zeyher, M., Der Schönbuch, 1938; Kaspers, H., Comitatus nemoris, 1957; Nieß, W., Die Forst- und Jagdgeschichte der Grafschaft Ysenburg, 1974; Rabus, I., Der Nürnberger Reichswald, 1974; Bäcker, H., Reichswald und Reichswaldge­nos­senschaft, Diss. jur. Mainz 1978

Reichswappen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1631 [Frischlin 597] in 4 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Wappen eines →Reiches. In dem 12. Jahrhundert erscheint der →Adler in dem Wappen des Kaisers des deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches. An dem Ende des 13. Jahrhunderts zeigt das von dem Wappen des Königs geschiedene Reichswappen den schwarzen einköpfigen Adler in dem goldenen Schild. Seit 1400 wird der Doppeladler Reichswappen. 1847/1848 übernimmt die Bundesversamm­lung den schwarzen Doppeladler. 1871 führt das zweite Deutsche Reich den einköpfigen schwar­zen Adler in dem goldenen Schild als Reichswappen ein.

Lit.: Korn, J., Adler und Doppeladler, Diss. phil. Göttingen, 2. A. 1976

Reichswehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Bezeichnung des durch den Versailler Friedensvertrag auf 100000 Mann beschränkten Heeres des (zweiten) Deutschen Reiches (Gesetz v. 23. 3. 1921) bis zu der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht an dem 16. 3. 1935.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 221; Vogelsang, T., Die Reichswehr und die Politik, 1959; Dietz, A., Das Primat der Politik in kaiserlicher Armee, Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr, 2012; Brüggemann, J., Männer von Ehre? Die Wehrmachtgeneralität im Nürnberger Prozess 1945/1946, 2018; Heinemann, P., Rechtsgeschichte der Reichswehr 1918-1933, 2018 (künftiges Standardwerk); „So war der deutsche Landser, hg. v. Westemeier, J., 2019

Reichsweistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die von den Reichsfürsten in dem Mittelalter urteilsartig gegebene Entscheidung (beispielsweise Rhens 1338). Die Abgrenzung zu dem Urteil wie zu dem Gesetz ist zweifelhaft.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Franklin, O., Sententiae curiae regiae, 1870; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Diestelkamp, B., Reichsweistümer als normative Quellen, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 281

Reichswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wirtschaft eines Reiches

Reichswirtschaftsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist die 1919 aus dem 1915 geschaffenen Reichsschieds­gericht für Kriegsbedarf hervorgegangene, 1920 in ein Gericht umgewandelte Be­hörde. 1941 geht das Reichswirtschaftsgericht in dem →Reichs­ver­waltungsgericht auf.

Lit.: Jahn, J., Das Reichswirtschaftsgericht, 1940; Klin­ger, H., Reichswirtschaftsgericht und Kartell­gericht, (in) Staatsbürger und Staatsgewalt, hg. v. Külz, H. u. a., Bd. 1 1963, 103

Reichszivilprozessordnung →Zivilpro­zess­ordnung

Reim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ab 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1311 [CoesfeldUB. I 106] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die meist besonders gewollte Verbindung von Wörtern ähnlichen Klanges in einem einzelnen Text einer Sprache. S. Google

Reims (N.) an der Vesle, aus dem römischen Durocortorum der Remer hervorgegangen, ist seit 290 Bistum und seit dem 8. Jahrhundert Erzbistum. Reims beansprucht die Stellung als Krönungsort des Königs Frankreichs. Seit dem Hochmittel­alter tritt es als Machtmittelpunkt hinter →Paris zu­rück. Seit 1969 ist Reims Sitz einer Universität. S. Google

Lit.: Brühl, C., Reims als Krönungsstadt des französischen Königs, Diss. phil. Frankfurt am Main 1950; Devisse, J., Hincmar, archevêque de Reims, Bd. 1ff. 1972ff.; Desportes, P., Reims et les Remois, 1979; Kaiser, R., Bischofsherrschaft zwi­schen Königtum und Fürstenmacht, 1981

Reimvorrede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine gereimte Vorrede eines Textes (beispielsweise des Sachsenspiegels).

Lit.: Fehr, H., Die Dichtung im Recht, 1936; Ignor, A., Über das allgemeine Rechtsdenken Eike von Repgows, 1984

rein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) sauber, klar, frei

Reine Rechtslehre (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf der posi­tivistischen Grundlage der neu­kantiani­schen Zuordnung der Rechtsnorm zu dem Sollen von Hans →Kelsen (1881-1973) bis 1934 entwickelte, alle nichtrechtlichen Elemente, insbe­son­dere die politische Ideologie ausscheidende Rechtslehre. In ihr stellt die Rechtsordnung einen Er­zeugungszusam­menhang von Rechts­nor­men dar, der sich letztlich auf eine hypothetische Grundnorm zurück­führen lässt. Diese nicht gesetzte, aber voraus­gesetzte hypothetische Grundnorm hat rechts­er­zeugenden Charakter, der Zwangs­akt als Endpunkt des Rechts­erzeu­gungsvorgangs nur rechtsanwen­denden Charakter. Adolf J. Merkl überträgt die von Kelsen für das Verfassungsrecht entwickelte Vorstellung auf das Verwal­tungs­recht, Alfred Verdroß auf das Völ­kerrecht. S. Google

Lit.: Kelsen, H., Reine Rechtslehre, 1934, 2. A. 1960; Schild, W., Die reinen Rechtslehren, 1975; Der Einfluss der reinen Rechtstheorien, Bd. 1ff. 1978ff.; Dreier, H., Rechtslehre, Staatssoziologie und Demokra­tie bei Hans Kelsen, 1984

Reinhart Fuchs (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die nach 1192 von einem elsässischen Dichter geschaffene, das Verfah­ren des ausgehenden 12. Jahrhunderts volkssprachig darstellende Dichtung.

Lit.: Der Reinhart Fuchs, hg. v. Düwel, K., 1984

reinigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322/1327? [Handschrift 16. Jahrhundert, Bunge, Rbb. 120] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) säubern, frei machen

Reinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1503 [BambLGRef. 10] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Säuberung, Befreiung

Reinigungseid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Müller, StaderZoll 29] in 31 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in Wurzel und Deutung wohl vielschichtige Eid des Be­schuldigten, mit dem er (allein oder mit Eidhelfern) seine Unschuld erweisen kann. Er entspricht einem Beweisrecht. Er verschwin­det auf der Suche nach überzeugenden Beweismitteln mit dem 18. Jahrhundert

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Loening, R., Der Reinigungseid bei Ungerichtsklagen im deutschen Mittelalter, 1880; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Fiori, A., Il giuramento di innocenza nel processo canonico medievale, 2013

Reinkingk (Reinking), Dietrich (Theodor) (Windau in Kurland 10. 3. 1590-Glückstadt 15. 12. 1664), Gutsherrnsohn, wird nach dem Rechtsstudium in Köln, Marburg (Vultejus) und Gießen (Antonius) 1617 außerordent­licher Professor in Gießen, 1618 Hofrat, 1625 Vizekanzler und 1632 Kanzler (zuerst in Schwerin, 1636 in Bremen, 1648 in Schleswig und Holstein). Sein 1619 er­schienenes kaiserfreundliches Hauptwerk (lat. Tractatus [M.] de regimine seculari et ecclesiastico, Abhandlung über weltliche und kirchliche Herrschaft) räumt dem Kaiser Souveränität ein und wird damit seit 1648 der Wirklichkeit nicht mehr vollständig gerecht. S. Google

Lit.: Jessen, H., Biblische Policey, Diss. jur. Freiburg im Breisgau, 1962; Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995

reipersekutorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) sachverfolgend

Lit.: Köbler, DRG 19

reipus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 507/511 [PLSal. MGH 168] und 561/584 in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.]) Reifgeld, Verlobungsgebühr, vor 819

Reise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1186 [MGConst. I 451] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Fortbewegung eines Menschen an einen anderen Ort außerhalb des Wirt­schaftsverkehrs.

Lit.: Drabek, A., Reisen und Reisezeremoniell der römisch-deutschen Herrscher im Spätmittelalter, 1964; Hans Dernschwam’s Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien (1553/55), 1923, hg. v. Babinger, F. 1923, Neudruck hg. v. Schnur, R., 1986; Paravicini, W., Die Preußenreisen des europäischen Adels, 1989; Unravelling Civilisation – European Travel and Travel Writing, hg. v. Schulze-Forberg, H., 2005; Prein, P., Bürgerliches Reisen im 19. Jahr­hundert, 2005; Quellen zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter, hg. v. Reichert, F., 2009 (37 Dokumente); Zwingmann, N., Antiker Tourismus in Kleinasien, 2012; Les voyages des empereurs dans l’Orient romain, hg. v. Hostein, A. u. a., 2012; Reichert, F., Asien und Europa im Mittelalter, 2014; Fischer-Kattner, A., Spuren der Begegnung, 2015; Travel, Agency and the Circulation of Knowledge, hg. v. Mackenthun, G. u. a., 2017; Wangenheim, C. v., Im Dienste der British East India Company, hg. v. Arndt, S., 2017; Andacht oder Abenteuer. Von der Wilsnackfahrt im Spätmittelalter zu Reiselust und Reisefrust in der frühen Neeuzeit, hg. v. Kühne, H. u. a., 2020

reisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 MGConst. II 579 raisare] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich fortbewegen außerhalb des Wirtschaftsverkehrs

Rekkesvind (Reccesvinth) ist der für die Fortbildung der (lat.) →Lex (F.) Visi­gotho­rum bedeutsame westgotische König (653-672). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 80, 82; García-Moreno, L., Historia de España Visigoda, 1989

Reklamation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1741 [Zedler 30 Sp. 1543] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Beschwerde

Reklamationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Beschwerderecht bei dem fränkischen König

Lit.: Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981

Rekognition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1468 [GöttingenUB. II 287] in 21 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Anerkennung, Bestätigung

Rekognitionszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Anerkennungszins

rekognoszieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [WindsheimRef. 80] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) anerkennen

Rektor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1365 [WienRQ. 160] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische (rector) des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Leiter, insbesondere der Leiter einer Universität.

Lit.: Köbler, Jurist; Schwinges, R., Rektorwahlen, 1992

Rekuperator →(lat.) recuperātor (M.) Wiedererwerber, um 250-184 v. Chr.

relatio, relātio,  lat., F., Zurücktragen, Zurückbringen, Zurückschieben, Vergeltung, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. referre

Relation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [CoutFurnes I 216] belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (relatio) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist aus dem römisch-kanonischen gelehrten Prozess­recht kommend in der Neuzeit der Bericht in dem Rahmen der juristischen Tätigkeit. Die Relation besteht in dem Zivilverfahrensrecht aus der Erzählung der un­streitigen Tatsachen, der Pro­zess­geschichte einschließlich der Be­weise und einem Ent­scheidungsvorschlag. Für die Besetzung von Stellen an dem Reichskam­mergericht wird 1570, für die Besetzung einer Oberratsstelle in Württemberg wenig später die Erstellung einer Proberelation vorgesehen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Koch, C., Anleitung zum Referieren bei preußischen Gerichtshöfen, 1832, 2. A. 1836; Berger, H., Die Entwicklung der zivilrechtlichen Relation, Diss. jur. Frankfurt am Main 1976; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1979; Flasch, K., Das philosophische Denken, 1986

relativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aus dem Lateinischen des Altertums [Aug. 354-430 n. Chr.] aufgenommen und über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verhältnismäßig wie beispielsweise Mehrheit, Naturrecht, Unwirksamkeit

relativus, relātīvus,  lat., Adj., sich beziehend auf, bezüglich, Aug. (354-430 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. referre

religio, religio, relligio, lat., F.: nhd. gewissenhafte Berücksichtigung, gewissenhafte Sorgfalt, Gewissenszweifel, Religionszweifel, Bedenken, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. *religere

Religion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [CorpMnlTekst. I 2121] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische religio, F., gewissenhafte Berücksichtigung [um 250-184 v. Chr.] des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Ergriffenwerden von dem Göttlichen. Indogermanen, Römer und Germanen kennen in ihrer Religion eine Vielzahl von an Naturerscheinungen angelehnten, durch menschenähnliche Züge gekenn­zeichneten Göttern, die an unterschiedlichen Orten verehrt werden. Demgegenüber entwickeln sich bereits vor der Zeitenwende andernorts auch (monotheistische) Religionen, die nur einen einzigen Gott kennen. Seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. breitet sich in dem römischen Weltreich die von Jesus Christus auf jüdischer Grundlage gestiftete christliche, auf einen einzigen, anscheinend Gerechtigkeit anstrebenden und vielleicht auch zu verwirklichen versuchenden Gott ausge­rich­tete Religion aus, die zu der römischen Staatsreligion wird und seit dem 3./4. Jahrhundert auch auf die Germanen über­greift. Zwischen der Taufe des fränkischen Königs Chlodwig (zwischen 497 und 507) und der Salbung Pippins des Jüngeren zu dem König der Franken (751) erlangt die christliche Religion in dem Frankenreich eine beherrschende Stellung. Glaubenssätze verän­dern in vielfacher Weise das hergebrachte Recht. Seit dem Hochmittel­alter wird abstrakt auch in weltlicher Sicht das (angeblich gute, alte) →Recht auf Gott zurückgeführt. Mit der Reformation Martin →Luthers (1517) begin­nen grundsätzliche Zweifel an der selb­verständlichen Richtigkeit religiöser Aussa­gen. Die Aufklärung wendet sich allgemein gegen unkritisch akzeptierte Dogmen. Seit dem 19. Jahrhundert wird der Einfluss der Religion auf das Recht zurückgedrängt (→Kulturkampf) und die Trennung von Kirche und Staat zumindest theoretisch und grundsätzlich bejaht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dringt die Vorstellung einer multikulturellen Gesell­schaft in der von zunehmender Globalisierung gekennzeichneten Welt vor und die Zahlen der Mitglieder der christlichen Kirchen nehmen deutlich ab.

Lit.: Maass, G., Der Einfluss der Religion auf das Recht und den Staat, 1886, Neudruck 2011; Groenbech, W., Kultur und Religion der Germanen, 9. A. 1980; Heck, E., Der Begriff religio, 1971; Heiler, F., Die Religionen der Menschheit, 4. A. 1982; Feil, E., Religion, 1986; Buchholz, S., Recht, Religion und Ehe, 1988; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Ruth­mann, B., Die Religionsprozesse am Reichs­kammergericht, 1996; Kippenberg, H., Die Entdeckung der Religionsgeschichte, 1997; Religion in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Betz, H. u. a., 4. A. Bd. 1f. 1998ff.; Handbuch der Religionsgeschichte, hg. v. Dinzelbacher, P., Bd. 1ff. 1999ff. (beispielsweise Bd. 4 2012); Küng, H., Die Weltreligionen auf dem Weg, 1999; Zwischen Krise und Alltag, hg. v. Batsch, C. u. a., 1999; Metzler Lexikon Religion, hg. v. Auffarth, J. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Rémond, R., Religion und Gesellschaft in Europa, 2000; Feil, E., Religio, Bd. 3 2000; Müller-Karpe, H., Grundzüge antiker Menschheitsreligion, 2000; Rüpke, J., Die Religion der Römer, 2001; Religion in den germanischen Provinzen Roms, hg. v. Spickermann, W., 2001; Elsas, C., Religionsgeschichte Europas, 2002; Ohlig, K., Religion in der Geschichte der Menschheit, 2002; Heckel, M., Der Rechtsstatus des Religionsunterrichts, 2002; Frömmigkeit im Mittelalter, hg. v. Schreiner, K., 2002; Kippenberg, H./Stuckrad, K. v., Einführung in die Religions­wissenschaft, 2003; Oberste, J., Zwischen Heiligkeit und Häresie, 2003; Multireligiosität im vereinten Europa, hg. v. Lehmann, H., 2003; Spieckermann, W., Germania superior, 2003; Heinig, H., Öffentlich-rechtliche Religionsgesell­schaften, 2003; Angenendt, A., Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter, 2003; Graf, F., Die Wiederkehr der Götter, 2004; Quack, A., Heiler, Hexer und Schamanen, 2004; Religionen der Welt, hg. v. Bowker, J., 2004; Scharfe, M., Über die Religion, 2004; Religionen und Kulturen der Erde, hg. v. Grabner-Haider, A./Prenner, K., 2004; Religion und Kultur im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts, hg. v. Hartmann, P., 2004; Antes, P., Grundriss der Religionsgeschichte, 2006; Religiöse Prägung und politische Ordnung in der Neuzeit, hg. v. Löffler, B./Ruppert, K., 2006; Rüpke, J., Historische Religionswissenschaft, 2007; Religiöse Bewegungen im Mittelalter, hg. v. Bünz, E. u. a., 2007; Die Religion des Imperium Romanum, hg. v. Cancik, H. u. a., 2008; Medien religiöser Kommunikation im imperium Romanum, hg. v. Schörner, G. u. a., 2008; Recht und Religion, hg. v. Barta, H., 2008; Imperium et comitatus - Das Reich und die Religion, hg. v. Nitschke, P. u. a., 2009; Römische Religion im historischen Wandel, hg. v. Bendlin, A. u. a., 2009; Mahlstedt, I., Rätselhafte Religionen der Vorzeit, 2010; Rüpke, J., Von Jupiter zu Christus, 2010, 2. A. 2015; Zinser, H., Grundfragen der Religionswissenschaft, 2010; Hannig, N., Die Religion der Öffentlichkeit, 2010; Religion und Bildung, hg. v. Frateantonio, C. u. a., 2010; Hamm, B., Religiosität im späten Mittelalter, 2011; Law and Religion in the Roman Republic, hg. v. Tellegen-Couperus, O., 2012; Religion and Law in Classical and Christian Rome, hg v. Ando, C. u. a., 2012; Rüpke, J., Religion in Republican Rome, 2012; Armstrong, K., Religion und Gewalt, 2012; Göttlicher Zorn und menschliches Maß, hg. v. Kästner, A. u. a., 2013; Linke, B., Antike Religion, 2013; Imperium der Götter - Isis - Mithras - Jesus, 2013; Religiöser Alltag in der Spätantike, hg. v. Eich, P. u. a., 2013; Religiöse Vielfalt und soziale Integration, hg. v. Jehne, M. u. a., 2013; Rüpke, J., Römische Religion in republikanischer Zeit, 2014; Snell, D., Die Religionen des alten Orients, 2014; Religiöse Vielfalt und der Umgang mit Minderheiten, hg. v. Weltecke, D. u. a., 2014; Jansen, N., Verwicklungen und Entflechtungen, ZRG GA 132 (2015), 29; Müller, C., Den Religionen auf der Spur, 2015; Vogel, V., Abgestorben? Religionsrecht der DDR und der Volksrepublik Polen, 2015; Religious Confluences between East and West in the Roman Empire, hg. v. Nagel, S. u. a., 2016; Munsonius, H., Öffentliche Religion im säkularen Staat, 2016; Abrahams Erbe, hg. v. Oschema, K. u. a., 2015; Hutter, M., Religionen in der Umwelt des Alten Testaments I, 2017; Religiöse Werte im Recht – Tradition, Rezeption, Transformation, hg. v. Grundmann, S. u. a., 2017; Champion, C., The Peace of the Gods – Elite Religious Practices in the Middle Roman Republic, 2017; Heinig, H., Prekäre Ordnungen – Historische Prägungen des Religionsrechts in Deutschland, 2018; Knapp, R., Pilger, Priester und Propheten – Alltag und Religionen im römischen Reich, 2018; Atwood, Schwellenzeiten, 2020; Religion in the Roman Empire, hg. v. Rüpke, J. u. a., 2021

Religionsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1648 [TheatrPacis I 127] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Freiheit der Reli­gion und ihrer Ausübung. Die Religionsfreiheit entwickelt sich seit der →Reformation Martin →Luthers. 1526, 1552 bzw. 1555 wird sie den Landesherren zuerkannt. 1648 wird sie auf das reformierte Bekenntnis ausgedehnt. 1788 gewährt Preußen in dem sog. Wöllnerschen Religionsedikt persönliche Gewissensfreiheit, 1803/1818 folgt Bayern, 1818 Baden, 1819 Württemberg und 1831 das Kurfürstentum Hessen. Allerdings bleibt bis 1918 die Religionsfreiheit ein Recht des Einzelnen gegenüber dem andersgläubigen Staat. Die Weimarer Reichsverfassung von dem 11. 8. 1919 begründet dann allge­meine Religionsfreiheit (Bekennt­nisfreiheit, Kultusfrei­heit, religiöse Vereini­gungs­frei­heit). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Fürstenau, H., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 1891, Neudruck 1975; Listl, J., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 1971; Lutz, H., Zur Geschichte der Toleranz und Reli­gionsfreiheit, 1977; Zippelius, R., Religionsfreiheit, Staat und Kirche, 1997; Religionsfreiheit und Frieden, hg. v. Gaertner, J. u. a., 2007; Kaupisch, J., Das Grundrecht der Religionsfreiheit in seiner historischen Ent­wicklung, 2008; Schachtschneider, K. u. a., Gren­zen der Religionsfreiheit am Beispiel des Is­lam, 2010; Heimbach-Steins, M., Religionsfreiheit, 2011

Religionsfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der zu der Beendigung eines Religionskriegs vereinbarte Friede (beispielsweise Augsburger Religionsfriede von dem 25. 9. 1555).

Lit.: Wolf, G., Der Augsburger Religionsfriede, 1890; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfrieden und das Reichskammergericht, 1976; Der Augsburger Reli­gionsfriede, hg. v. Wüst, W. u. a., 2005; Wolgast, E., Religionsfrieden als politisches Problem der frühen Neuzeit, (in) HZ 282 (2006), 59; Religionsfreiheit und Frieden, hg. v. Gaertner, J. u. a., 2007

Religionsgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 18. Jahrhundert [BlPfälzKG. 27 1960 127 3 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Gemein­schaft der Anhänger einer Religion zu deren Ausübung unabhängig von einer besonderen öffent­lichrechtlichen Stellung.

Religionskrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1629 [WürzbDiözGBl. 25 1963 178] 14 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der wegen der →Religion geführte →Krieg (beispielsweise 1419-1436 Hussiten­kriege, 1547 Schmalkal­discher Krieg, Dreißigjähriger Krieg 1618-48).

Lit.: Köbler, DRG 95, 130; Religionskriege im alten Reich und in Alteuropa, hg. v. Brendle, F. u. a., 2006

religionsmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mündig in Religionsangelegenheiten

Religionsmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR. I 108] 2 Archivzettel - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Mündig­keit in Religionsangelegenheiten. Nach dem Gesetz über die religiöse Kinder­erziehung von dem 15. 7. 1921 erlangt in dem (zweiten) deutschen Reich das Kind mit 10, 12 und 14 Jahren stufenweise Religionsmündigkeit. S. Google

Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Religionsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1774 [Wagner, Civilbeamte II 112] 3 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die an unter­schied­lichen Orten in unterschiedlichen Zeiten gegen die jeweilige →Religion ge­richtete, mit einer Strafe verfolgte Handlung (beispielsweise Zauberei u. a.). S. Google

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 1; Kießling, E., Zauberei in den germanischen Volksrechten, 1941

religiös (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische religiosus, Adj., gewissenhaft [um 250-184 v. Chr. Platus] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Religion betreffend

Religiöse Kindererziehung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Erziehung von Kindern in Religionsangelegenheiten. In dem Altertum und dem Mittelalter ist – nach der Christianisierung - die christliche religiöse Kindererziehung durch die Eltern unstreitig. Dementsprechend verbietet es die Kirche, Judenkinder gegen den Willen ihrer Eltern zu taufen. Zu einem Problem wird die religiöse Kindererziehung. mit der Reformation und der Aufklärung. Hier entwickelt sich der Grundsatz, dass in glaubensverschiedenen Ehen zunächst die zwischen den Eltern getroffene Vereinbarung, hilfsweise die Religion des Vaters entscheidet (Preußen 1803, dagegen das Geschlecht des Kindes nach dem Allgemeinen Landrecht von 1794). Nach Landesrecht entstehen bis 1921 31 verschiedene Rechtsgebiete. Mit Reichsgesetz von dem 15. 7. 1921 wird eine 1939 auch auf Österreich erstreckte einheitliche Regelung getroffen, wonach beide Eltern die religiöse Kindererziehung gemeinsam bestimmen, nach Vollendung des 12. Lebensjahrs das Kind nicht gegen seinen Willen in einem anderen Bekenntnis als bisher erzogen werden kann und nach Vollendung des 14. Lebensjahrs das Kind über seine Religion selbst bestimmen kann. S. Google

Lit.: Hübler, B., Die religiöse Erziehung der Kinder, 1888; Roth, H., Die religiöse Kindererziehung nach schweizerischem Recht, Diss. jur. Zürich 1920; Pfordten, v. d. T., Gesetz über die religiöse Kin­dererziehung, 1922; Kammerloher-Lis, S., Die Entstehung des Gesetzes über die religiöse Kindererziehung, 1999

religiosus, religiōsus,  relligiōsus, lat., Adj., gewissenhaft, mit gewissenhafter Sorgfalt verfahrend, religiös, ängstlich, gottesfürchtig, fromm, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. *religere, Religion

reliquia,  lat., F., Reliquie, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. reliquus

Reliquie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [Zedler V 621] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in der christlichen →Religion ein Überrest eines aus der Gesellschaft herausgehobenen Menschen (beispielsweise eines Heiligen). Die Verehrung einer Reliquie wird vermutlich seit dem 4. Jahrhundert in der westlichen christlichen Kirche aus älteren Ansätzen (beispielsweise Heroenverehrung in Griechenland) übernommen. Sie gewinnt in dem Mittelalter große Bedeutung. In der Gegenwart ist sie fragwürdig (beispielsweise bei Windel Christi, Grabtuch Christi u. a.), weil sie zu oft von heuchlerischen Geschäfte­machern zu Las­ten der gutgläubigen Armen und Schwa­chen zu Wallfahrtsrummeln (beispielsweise Geor­genberg) missbraucht wird. S. Google

Lit.: Pfister, F., Der Reliquienkult im Altertum, 1909ff.; Heinerth, H., Die Heiligen und das Recht, 1939; Braun, J., Die Reliquiare des christlichen Kultus, 1940; Angenendt, A., Heilige und Reliquien, 1994; Mayr, M., Geld, Macht und Reliquien, 2000; Von goldenen Gebeinen, hg. v. Mayr, M., 2001; Laube, S., Von der Reliquie zum Ding, 2011

reliquus, relicuus, relicus, relicuos (ält.), lat., Adj., zurückgelassen, übriggeblieben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. relinquere

Remagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Ort an dem mittleren Rhein mit rund 17000 Einwohnern

Lit.: Flink, K., Rigomagus – Remagen, Bd. 1f. 2010ff.

Remissorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1490 [Kaspar Popplau/C. Schott, Rechtsgeschichte 8. A. 134] in 4 Stellen belegt, aber nicht in latein_a_z.docx belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das knappe, alphabetisch geordnete Nachschlagewerk (Inhaltsverzeichnis) des 15. Jahrhunderts hauptsächlich zu dem sächsischen Recht (beispielsweise das in 19 Handschriften von 1452 bis 1472 überlieferte Remissorium des Dietrich von Bocksdorf, das Remissorium des Tammo von Bocksdorf, das Remissorium des Kaspar Popplau, das Remissorium Zu fromen und bequemikeit, das Remissorium (lat. [F.] Summa totius Brodii (Summe des ganzen Brodius) oder das Remissorium zu dem Meißener Rechtsbuch).

Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 78

Renaissance (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wiedergeburt, s. Google) ist die kulturelle Wiederanknüpfung an das Vorbild des Altertums zu Beginn der Neuzeit. Die Renaissance nimmt sachlich ihren Ausgang von Italien (rinascimento). Zusätzlich wird später auch von einer karolingischen Renaissance für die Zeit Karls des Großen gesprochen, von einer Renaissance des 12. Jahrhunderts für die Zeit der Staufer.

Lit.: Köbler, DRG 79, 135; Burckardt, J., Die Kultur der Renaissance in Italien, 1859, 10. A. 1976; hg. v. Günther, H., 1989; Andersen, E., The Renaissance of Legal Science after the Middle Ages, 1974; Die Renaissance der Wissenschaften im 12. Jahrhundert, hg. v. Weimar, P., 1969, 1981; Burke, P., Die Renaissance in Italien, 1984; Lexikon der Renaissance, hg. v. Gurst, G. u. a., 1989; Cortese, E., Il Rinascimento giuridico medievale, 1992; Maclean, I., Interpretation and meaning in the renaissance, 1992; Hale, J., Die Kultur der Renaissance, 1994; Das 16. Jahrhundert, hg. v. Kuester, E., 1995; Lexikon der Renaissance (CD-ROM), hg. v. Gurst, G., 1996; Burke, B., Die europäische Renaissance, 1998; Die Renaissance und ihre Antike, hg. v. Rudolph, E., 1998; Lexikon der Renaissance, hg. v. Münkler, R. u. a., 2000; Reinhardt, V., Die Renaissance in Italien, 2002; Das Zeitalter der Renaissance, hg. v. Carbonell, C. u. a., 2003; The Renaissance, hg. v. Martin, J., 2003; Burke, P., Die europäische Renaissance, 2005; Günther, H., Was ist Renaissance?, 2009; Atkinson, N., The Noisy Renaissance, 2016; Roeck, B., Der Morgen der Welt – Geschichte der Renaissance, 2017; Roick, M., Pontano’s Virtues. 2017; Muhlack, U., Renaissance und Humanismus, 2017

Rendsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort an der Eider  in Schleswig-Holstein mit rund 28000 Einwohnern

Lit.: Kaack, H., Die Ratsverfassung und –ver­wal­tung der Stadt Rendsburg, 1976

Renner, Karl (Unter Tannowitz in Südmähren 14. 12. 1870-Wien 31. 12. 1950), Winzerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Wien Bibliothekar und sozialdemo­kra­ti­scher/austromarxistischer Po­litiker (1907 Abgeordneter), von Oktober 1918 bis März 1919 Leiter der Staatskanzlei, von März 1919 bis Juni 1920 Regierungschef (Staatskanzler, Schöpfer der provisorischen Verfassung, Unterzeichner des Vertrags von Saint Germain, Initiator des Habsburger­gesetzes) und von 1931 bis 1933 Nationalratspräsident (Rücktritt an dem 4. 3. 1933). Er befürwortet 1938 den →Anschluss an das Deutsche Reich und 1945 als Staatskanzler einer provisorischen Regierung die Wiederherstellung (Unab­hän­gig­keits­erklä­rung) der Republik Öster­reich, deren Präsident er von 1945 bis 1950 wird.

Lit.: Köbler, DRG 248; Baltl/Kocher; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 280; Schmitz, G., Karl Renners Briefe aus Saint Germain, 1991

renovatio, renovātio,  lat., F., Erneuerung,  Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. renovāre

renovatio (lat. [F.] 81-43 v. Chr.) Erneuerung (beispielsweise renovatio imperii [Romanorum], Erneuerung des römischen Reiches in dem Mittelalter [von dem Papst als eine von ihm - nicht zwingend dem deutschen König - zu übertragende Aufgabe angesehen)

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schramm, P., Kaiser, Rom und Renovatio, Bd. 1 1929; Charlemagne’s Heir, hg. v. Godman, P. u. a., 1990

Rente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1220 [Heinrich und Kunigunde des Ebernand von Erfurt] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1262 [Köln/CorpAltdtOrUrk. I 96] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das auf Vermögen, Versi­cherungs­anspruch oder Versorgungs­an­spruch beru­hende Einkommen. Die privat­rechtliche Rente entsteht in dem Hochmit­telalter aus der Vereinbarung, dass von dem Renten­schuldner auf eine gewisse Dauer regelmäßige Leistungen an den Renten­gläubiger zu erbringen sind. Diese Vereinbarung wird vielfach bei Zahlung bzw. Hingabe einer Geldsumme (Kapital) geschlos­sen und ersetzt bis zu der Aufhebung des kanonischen Zinsverbots das ver­botene ver­zins­liche →Darlehen. Sie kann als Reallast so mit einem Grundstück verknüpft sein, dass dessen jeweiliger Eigentümer als jeweiliger Verpflichteter erscheint. Vielleicht ist sie aus der Erbleihe entstanden (str.). Bei der Verpflichtung ist zwischen der auf Dauer angelegten, nicht durch Erfüllung tilgbaren Stammverpflich­tung und der zu dem jeweiligen Fällig­keits­zeitpunkt erzeugten selbständigen Einzel­ver­pflichtung zu unterscheiden. Die Einzelver­pflichtung kann auf Geld oder Naturalleistung lauten. Die wichtigste Er­scheinungsform die­ser privatrechtlichen Rente ist die →Leibrente. Die auf unbegrenzte Zeit abgeschlossene →Ewigrente kann nur unter besonderen Umständen (beispielsweise Verzug, Wiederkaufsrecht, einver­ständ­liche Auflösung, Gesetz) enden. Mit dem Vor­dringen des verzinslichen Darlehens und der Hypothek tritt die privatrechtliche Rente seit dem 18. Jahrhundert zurück. Die sozialversiche­rungs­rechtliche Rente entsteht seit 1881 (Bis­marcksche Sozialversiche­rungs­gesetzgebung) als öffent­lich­recht­licher An­spruch des (zwangsweise) Sozialversicherten gegen den Sozialversi­cherungsträger in dem Sozial­versicherungsfall (Krankheit, Unfall, Invalidi­tät, Alter). S. Google

Lit.: Hübner 195; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125, 135; Mann, (o. VN), Mecklenburgische Rentenbriefe, ZRG GA 7 (1886), 116; Stern, M., Das zweite Kieler Rentebuch (1487-1586), 1904; Brandt, A. v., Der Lübecker Rentenmarkt von 1320-1350, 1935; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Geschichte und Gegenwart der Rentenversicherung, hg. v. Fisch, S. u. a., 2000; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Noll, D., Ohne Hoffnung im Alter jemals nur einen Pfennig Rente zu erhalten, 2010; Zuijderduijn, C., Medieval Capital Markets, 2009; Weidner, F., Der lange Kampf um die Einführung von Witwen- und Witwerrenten, 2017; Reuter, M., Ghettorenten, 2019; Erker, P., Rente im Dritten Reich, 2019

Rentenbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Zeitangabe [PlattdDorfWB 106] 1 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in dem 19. Jahrhundert geschaffene landwirtschaftliche Kreditinstitut, das den - von grundherrschaftlichen →Hintersassen zu Eigentümern gewordenen - Bauern die Tilgung ihrer als Ausgleich des Eigentumsverlusts des Grundherrn entstandenen Entschädigungsverpflichtung durch langfristige verzinsliche Darlehen ermöglicht. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 174

Rentengrundherrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem Hochmittelalter von Naturalleistungen auf Geldleistungen umgestellte Grundherr­schaft, in welcher der Nebenhof von dem Haupt­hof gelöst und Land auf Zeit gegen Geld verpachtet wird. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96

Rentenkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1765 [Cramer, Neb. 51 S. 104] 12 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das der Begründung der privatrechtlichen →Rente durch Hingabe einer Geldsumme („Kauf“) dienende, seit dem Hochmittelalter sichtbare Rechtsge­schäft. Rentenkauf ist daneben auch der kaufweise erfolgende Erwerb einer bereits be­ste­henden Rente. S. Google

Lit.: Hübner 395; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125; Gobbers, J., Die Erbleihe und ihr Verhältnis zum Rentenkauf, ZRG GA 4 (1883), 130; Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich, 1906; Gattjen, B., Der Rentenkauf in Bremen, 1928; Rörig, F., Kündigungsrecht des Rentners beim Rentenkauf, ZRG GA 57 (1937), 451, Cremer, O., Der Rentenkauf im mittelalterlichen Köln, Diss. jur. Köln 1937; Trusen, W., Spätmittelalterliche Juris­prudenz und Wirtschafts­ethik, 1961; Gabrielsson, P., Struktur und Funktion der Ham­bur­ger Rentengeschäfte, 1971; Haberland, H., Der Lü­becker Renten- und Immobilienmarkt, 1974; Ellermeyer, J., Stade 1300-1399, 1975; Schmelz­eisen, G., Zinsvertrag und Rentenkauf, ZRG GA 95 (1978), 229

Rentenschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1895) ist die in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) zuge­lassene, in der Weise bestellte Grundschuld, dass in regelmäßig wiederkehrenden Zeitpunkten eine be­stimmte Geldsumme aus dem Grundstück zu zahlen ist.

Lit.: Köbler, DRG 213; Hensel, R., Jurisprudenz und Nationalökonomie, 2006; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Rentenwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Rentengrundherr­schaft

renuntiare, renūntiāre,  lat., V.: nhd. zurückberichten, zurück verkünden, zurückmelden, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. re, nūntiāre;

Renuntiation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 21] in 9 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Verzicht auf eine rechtliche Möglichkeit. Von dem 13. Jahrhundert bis zu dem 17. Jahrhundert erscheinen in Urkunden zahlreiche lateinische Renuntiationsklauseln, in denen auf →Einreden des römischen Rechtes (beispielsweise Arg­listeinrede, Nichtzahlungseinrede) verzichtet wird. Ihre weite Verbreitung könnte dadurch ermöglicht sein, dass der Verzicht auf Rechte als solcher bereits unabhängig von dem römischen Recht bekannt ist, und dadurch bedingt sein, dass durch die Wiederaufnahme des römischen Rechtes in erheblichem Maße Rechtsunsicherheit unter Betroffenen ausgelöst wird. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Schlosser, H., Die Rechts- und Einredeverzichtsformeln (renuntia­tiones), 1963; Köbler, G., Verzicht und Renuntiation, ZRG GA 85 (1968), 211

reparatio, reparātio,  lat., F., Wiederherstellung, Wiederaufbau, Erneuerung, Prud. (348/49-um 413 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. reparāre

Reparation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1920 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [BredaRbr. 69] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kriegsschadensersatz­leistung

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Liesem, K., Die Reparations­verpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg unter besonderer Berück­sichtigung der Zwangsarbeiter­ent­schädigung, 2005; Roth, K./Rübner, H., Verdrängt – vertagt – zurückgewiesen – Die deutsche Reparationsschuld am Beispiel Polens und Griechenlands, 2019

repetere, lat., V., wieder auf etwas losgehen, wieder angreifen, wiederschlagen, zurückgehen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, petere

repetundae (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.Pl.]) bei Pro­vinz­aus­beutung Zurückzuverlangendes

Lit.: Kaser § 8 IV 2; Köbler, DRG 34

replicare, replicāre,  lat., V., zurückfalten, wieder auseinanderfalten, zurückbeugen, überdenken, einwenden, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, plicāre

replicatio, replicātio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Gegenrede (beispielsweise des Klägers in dem [lat.] iudicium stricti iuris – strengrechtlichen Gericht -, dass eine [lat. F.] exceptio des Beklagten wegen einer Vereinbarung oder wegen Arglist des Beklagten oder wegen Verkaufs und Übergabe einer Sache nicht berücksichtigt werden darf)

Lit.: Kaser §§ 82 II 4c, 83 II 11

Replik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 13] in 24 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das lateinische replicare [V.] zurückfalten, [234-129 v. Chr.] des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Ent­geg­nung des Klägers auf eine prozess­hindernde Einrede des Beklagten in dem Zivil­ver­fahren vor dem →Reichskammer­gericht (Kameralpro­zess). In dem 19. Jahrhundert wen­det sich die Replik auch gegen die Begrün­detheit der Klage.

Lit.: Köbler, DRG 155; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981, 162

Report (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert bzw. 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Altfranzösische sowie mittelbar das lateinische reportare, V., zurücktragen [um 250-184 v. Chr.] des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. bzw. N.) ist auch die nichtamtliche Auf­zeichnung von Verhandlungen in den Gerichtshöfen des englischen Königs in Westminster durch junge Anwälte in Lawfrench von etwa 1290 bis 1536

Lit.: Year Books (Edwards II. 1307-1327), Bd. 1ff. 1903ff.

reportare, reportāre,  lat., V.: nhd. zurücktragen, zurückführen, zurückbringen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, portāre

repraesentatio, repraesentātio,  lat., F.: nhd. bildliche Darstellung, Abbildung, Vorstellung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. repraesentāre, re paresentare

Repräsentation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [Blickle, Landschaften 9] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische repraesentatio, F., Abbildung, Vorstellung, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verkörperung einer Gesamtheit durch Vertreter. Auf kirchlicher Grundlage erscheint Repräsentation in dem 13. Jahrhundert als die Repräsentation der Herrschaft Gottes in der Monarchie. Von den Vertretern des Mehrheitsprinzips wird Repräsentation durch Papst und Konzil vertreten. Bodin geht von der Repräsentation des Staates durch den Monarchen aus. Demgegenüber werden die Stände in den Ländern des Heiligen Römischen Reiches erst spät als Repräsentation des Volkes angesehen. In England unterscheidet bereits John Locke zwischen Repräsentation durch den König und Repräsentation durch die beiden Kammern des Parlaments. In Frankreich tritt die Repräsentation der National­ver­sammlung 1789 an die Stelle und 1791 neben die Repräsentation durch den König. In den Staaten des Deutschen Bundes ist die Fra­ge der Repräsentation streitig. S. Google

Lit.: Hübner 766; Kroeschell, DRG 2; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 509; Brandt, H., Landständische Repräsentation im Vor­märz, 1968; Zur Theorie und Geschichte der Repräsentation und Repräsentativverfassung, hg. v. Rausch, H., 1968; Hofmann, H., Repräsentation, 1974, 3. A. 1998, 4. unv. A. 2003; Bosl, K., Die Geschichte der Repräsentation in Bayern, 1974; Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, 1979; Hartmann, V., Repräsentation in der politischen Theorie und Staatslehre in Deutschland, 1979; Neuhaus, H., Reichs­ständische Repräsentationsformen im 16. Jahr­hun­dert, 1982; Kimme, J., Das Repräsentativ­system, 1988; Höfische Repräsentation, hg. v. Ragotzky, H. u. a., 1990; Vec, M., Zeremo­nial­wissenschaft im Fürstenstaat, 1997; Die Repräsentation der Gruppe, hg. v. Oexle, G., u. a., 1998; Herrschaftsrepräsentation im ottonischen Sachsen, hg. v. Althoff, G. u. a., 1998; Hartmann, J., Staatszeremoniell, 3. A. 2000; Dillinger, J., Die politische Repräsentation der Landbevölkerung, 2008; Repräsentation im Wandel, hg. v. Wiese, W. u. a., 2008; Brunhöber, B., Die Erfindung „demo­kratischer Repräsentation“ in den Federalist Papers, 2010; Rossi, G., Representation and ostensible Authority in Medieval Learned Law, 2109

Repräsentationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommem in DRW-Archiv ab 1758 [Cramer, Neb. X 137] 26 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Eintrittsrecht

repräsentativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) würdig, typisch, stellvertretend, Repräsentation betreffend

Repräsentativsystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die Teilnahme der Herrschaftsunterworfenen an allen wichtigen Entscheidungen durch eine aus Repräsentanten gebildete Vertre­tungskörper­schaft ermöglichende politi­sche System. Von dem Repräsentativsystem wird in den (flä­chenmäßig sehr großen und verkehrsmäßig schlecht erschlossenen) Ver­einigten Staa­ten von Amerika seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, in den Staaten des Deutschen Bundes seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gesprochen. Das Repräsentativsystem wird zumeist durch ein periodisch ge­wähltes →Parlament ver­wirklicht (mittel­ba­re Demokratie), das danach andere Staats­organe bestimmt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Zur Theorie und Geschichte der Repräsentation und Repräsentativ­verfassung, hg. v. Rausch, H., 1968; Kimme, J., Das Repräsentativsystem, 1988

Repressalie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1467 [HansUB. IX 22] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beantwortung einer Rechtsverletzung mit einer gleichwertigen, angemessenen, auf die Wiederherstellung eines völkerrechtsgemäßen Zustands gerichteten Maßnahme. Die Repressalie findet sich nach wohl einfacheren Vorläufern bereits in dem Frühmittelalter. Sie wird seit dem Spätmit­telalter juristisch erfasst (Bartolus, Francisco de Vitoria, Grotius). Das 19. Jahrhundert schränkt die Repressalie in zweiseitigen Abkommen und in der Pariser Seerechtsdeklaration von 1856 ein.

Lit.: Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner, ZRG GA 56 (1936), 150; Hohl, F., Bartolus de Saxoferrato: tractatus repressaliarum, Diss. jur. Bonn 1954 masch.schr.; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Repressalien und Terror, hg. v. Wrochem, O. v., 2017

Republik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1686 [MHungJurHist. V 2 S. 308] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. res [F.] publica, öffentliche Sache oder Angelegenheit) ist in dem rö­mischen Recht die Gesamtheit der Angelegenheiten von allgemeinem Nutzen. Bereits das Altertum kennt aber auch Republik als einen die Staatsform enger kennzeich­nenden, der Monarchie entgegengesetzten Begriff (Aristoteles, Cicero). Dieser wird in dem Hoch­mittelalter aufgenommen (Ptole­mä­us von Lucca) und von →Machiavelli (1469-1527) dem Fürstentum gegenüber­gestellt (allgemei­ner noch Bodin 1576). Mit dieser Staatsform verknüpft →Montesquieu wiede­rum Gemeinsinn, Vaterlandsliebe und Ge­setzestreue. Der in Frankreich 1792 verwirklichten Republik folgen nach dem geschei­terten Versuch von 1848 das Deutsche Reich und Österreich 1918. Allerdings tritt die Frage der äußeren Staatsform insgesamt als weniger bedeutsam hinter dem Gesichtspunkt der Herrschaft des Volkes durch eine Repräsen­tativverfassung zurück. Der bloße Name Republik verbürgt auch keineswegs Rechtsstaatlichkeit (→Deutsche Demo­kratische Republik). S. Google

Lit.: Söllner §§ 2, 6, 9, 12; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 18, 170, 171, 220, 230, 248; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 549; Merkl, A., Die Verfassung der Republik Deutschösterreich, 1919; Christ, K., Krise und Untergang der römischen Republik, 1979, 5. A. 2007, 6. A. 2008, 7. unv. A. 2010; Bleicken, J., Die Ver­fassung der römischen Republik, 7. A. 1995; Bundesrepublik Deutschland - Deutsche Demo­krati­sche Republik, hg. v. Hamel, H., 1977; Kolb, B., Die Weimarer Republik, 1984; The Invention of the Modern Republic, hg. v. Fontana, B., 1994; Bleicken, J., Geschichte der römischen Republik, 5. A. 1999; Republikbegriff und Republiken seit dem 18. Jahrhundert, hg. v. Reinalter, H., 2000; Hölkeskamp, K., Rekonstruktionen einer Republik, 2004; Kapust, D., Republicanism, Rhetoric and Roman Political Thought, 2011; Buchheim, H., Der neuzeitliche republikanische Staat, 2013; Hölzing, P., Republikanismus, 2014

republikanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1818 [Landsberg, Gutachten 187] 1 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Republik betreffend

Republikanischer Richterbund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1922 zu dem Schutz der Weimarer →Republik gegen antirepublikanische Be­stre­bungen gegründete, 1933 aufgelöste Bund von Richtern. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Schulz, B., Der Republika­nische Richterbund (1912-1933), 1982

Republikanischer Schutzbund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1923 als Gegenbewegung zu den kon­servativen Heim­wehren gegründete, 1928 etwa 80000 Mitglieder zählende, an dem 30./31. 3. 1933 durch die Regierung Doll­fuß aufgelöste und nach dem Februar 1934 zerschlagene paramilitä­rische Wehr­ver­band der sozialdemokra­ti­schen Partei Österreichs.

Lit.: Gieler, Die Wehrverbände in der ersten Re­publik, 1965

repudium,  lat., N., Rücktritt, Verstoßung, Auflösung, Trennung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, pēs?; oder zu pudēre

repudium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1753 [Oberländer 612] in 1 Stelle belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Verstoßung (der Ehefrau)

Lit.: Kaser § 58 VII 2a

res, rēs,  lat., F., Sache, Ding, Besitz, Wesen, Umstand, Lage, Angelegenheit, Ereignis, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *rei- (4), *rēi-, *reh₁í-, Sb., Besitz, Sache

Res (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der Gegenstand bzw. das Rechtsobjekt (einschließlich der Sklaven, bei Gaius [um 160 n. Chr.] auch der Obligationen) bzw. das gesamte Vermögen (beispielsweise Erbschaft). Dement­sprechend gibt es eine (lat.) res corporalis (körperlicher Gegenstand) und eine (lat.) res incorporalis (unkörperlicher Gegenstand). Eigen­tum ist nur an körper­lichen res (Gegenständen [und Sklaven]) möglich. Der römische Begriff der res corporalis ist wohl unter dem Einfluss Savignys (Das Recht des Besitzes, 1803) in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen, der weite, auch Un­kör­perliches einschließende res-Begriff in das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) und grundsätzlich das Allgemeine Bür­gerliche Gesetzbuch Ös­terreichs (1811, § 285). Die res des römischen Rechtes kann außerhalb des Privat­rechtsverkehrs stehen (beispielsweise Luft, Meer, Tempel), kann res mancipi oder res nec mancipi, res mobilis (beweglich) oder res immobilis (unbe­weglich), verbrauchbar oder unver­brauch­bar, vertretbar oder unvertretbar, teilbar oder un­teilbar sowie einem Herrn (Eigentümer) geörig oder auch her­renlos sein. S. Google

Lit.: Kaser § 18 I; Köbler, DRG 30, 39; Köbler, LAW; Holthöfer, E., Sachteil und Sachzubehör im römischen und gemeinen Recht, 1972; Rüfner, T., Vertretbare Sachen? 2000

Res (F.) communis omnium (lat., gemeinsame Sache aller) ist in dem römischen Recht die allen gemeinsame Sache, die niemandem unter Ausschluss anderer besonders gehört (beispielsweise Luft, Regenwasser, Meer).

Lit.: Kaser § 18 I 2b

Res (F.) corporalis (lat.) körperliche Sache (beispielsweise Buch, Hund, Stift) in Gegensatz zu dem unkörperlichen Gegenstand (lat. res incorporalis bei Gaius)

Lit.: Kaser § 19 I 1

Res (F.Pl.) cottidianae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine von →Gaius (um 160 n. Chr.) geschaffene oder in dem 3. Jahrhundert auf Grund von Gaius entstandene römischrechtliche Schrift, aus der Bruch­stücke in den Digesten überliefert sind.

Lit.: Dulckeit/Kaser/Waldstein § 39; Köbler, DRG 52

Res (F.) divini iuris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sache göttlichen Rechtes) ist die unter der Herrschaft der Götter stehende Sache des römischen Rechtes (beispielsweise Tempel, Grab­stätte, Stadttor, Grenzrain).

Lit.: Kaser § 18 I 2a

Res (F.) extra commercium (lat.) (Sache außerhalb des Rechtsverkehrs) ist in dem römischen Recht die nichtprivat­rechts­fähige Sache (beispielsweise [lat.] res divini iuris (Sache göttlichen Rechtes wie Tempel), res communis omnium (gemeinsame Sache aller wie Luft, Meer), res publica (öf­fent­liche Sache wie Straße, Wasser­leitung).

Lit.: Kaser § 18 I 2; Evans Jones, R./MacCormack, G., The sale of the res extra commercium, ZRG RA 112 (1995), 330; Alvensleben, G. v., Die res extra commercium im römischen Recht, 2018

res (F.) incorporalis (lat.) unkörperliche Sache (beispielsweise Recht, Erbschaft) →Gaius

res (F.) iudicata (lat.) ausgeurteilte Sache, entschiedener Rechtsstreit

Lit.: Kaser § 84 II 1

Res (F.) mancipi (lat.) ist seit dem altrömischen Recht die (in der Spätantike in dem römischen Recht aufgegebene) handgreifbare Sache (itali­sches Grundstück, Sklave, Rind, Pferd, Esel, Maulesel, Feldservitut [iter, actus, via, aquae­ductus, Weg, Trift, Fahrweg, Wasserleitung]). Nur für die res mancipi ist die (lat. [F.]) →mancipatio (Handgreifung, Übertragung in dem Verfahren der Handgrei­fung) möglich. Formlose Übergabe (lat. [F.] traditio) begründet nur bonitarisches Eigentum.

Lit.: Kaser §§ 7 I 1c, 18 I 3a, 22 II 2b; Söllner §§ 8, 9, 12; Köbler, DRG 24, 39, 40, 60

Res (F.) nec mancipi (lat.) ist seit dem altrömischen Recht jede Sache, die nicht →res mancipi ist. Sie wird durch (lat. [F.]) →traditio (Übergabe) übertragen und erworben.

Lit.: Kaser § 18 I 3a; Söllner §§ 8, 9, 12; Köbler, DRG 24, 39, 60

res (F.) nullius (lat., Sache niemands) herrenlose Sache (beispielsweise wildes Tier in Freiheit [so auch in späteren Rechten bis etwa 1985], derelinquierte Sache (beispielsweise ausgekauter Kaugummi, Zigarettenstummel, Reifenabrieb)

Res (F.) privata (lat., private Sache) ist in dem spätantiken römischen Recht das Staatsland, an dem ein unbefristetes Pachtverhältnis begründet werden kann.

Lit.: Kaser § 30 I 2

Res (F.) publica (lat., öffentliche Sache) ist in dem römischen Recht die Gesamtheit der Römer und die in dem Eigentum des Staates stehende Sache (beispielsweise Straße, Fluss, Wasserleitung). →Republik

Lit.: Kaser §§ 17 II 1a, 18 I 2c

Res (F.) religiosa (lat., religiöse Sache) ist in dem römischen Recht die in gewisser Weise nichtprivatrechtsfähige Grabstätte.

Lit.: Kaser § 18 I 2a

Res (F.) sacra (lat., geweihte Sache) ist in dem römischen Recht die nichtprivatrechtsfähige geweihte Sache (beispielsweise Tempel). Nach katholischem Kirchenrecht darf die res sacra nicht zu weltlichem Gebrauch verwendet werden.

Lit.: Kaser § 18 I 2a; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 274

Res (F.) sancta (lat., heilige Sache) ist in dem römischen Recht die unter göttlichem Schutz stehende weltliche Sache (beispielsweise Stadttor, Grenzrain).

Lit.: Kaser § 18 I 2a

rescribere, rescrībere,  lat., V.,  wieder aufschreiben, nochmals schreiben, rechtliche Antwort erteilen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, re, scrībere

Rescriptum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) ist in dem nachrepublikanischen römischen Recht die Antwort des Prinzeps auf eine Anfrage, die bald als gesetzesgleich gilt.

Lit.: Kaser § 2 II 3a; Köbler, DRG 31

Reservat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [SchrBodensee 8 1877 66] bzw. 1600 [Kratsch, Justiz Anh. 14] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Sonderrecht, Schutzgebiet

reservatio (F.) mentalis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) geheimer Vorbehalt bzw. →Mentalreservation

Lit.: Kaser § 8 III

Reservatrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1756 [Moser, Staatsarch. 1756 I-VI 261] 31 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in der frühen Neuzeit das dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches vorbehaltene Recht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 147; Pratje, J., Die kaiserlichen Reservatrechte, 1958

reservare, reservāre,  lat., V.: nhd. aufsparen, versparen, aufbehalten, vorbehalten (V.), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, servāre

Reservatum (N.) ecclesiasticum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische (reservare) des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist der geistliche Vorbehalt, dass bei einem Religionswechsel eines geistlichen Landes­herrn der frühen Neuzeit der Grundsatz (lat.) →cuius regio, eius religio (Wessen Ge­biet, dessen Religion) nicht gilt, sondern die katholische Religion dieser Region fortgilt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 130

Residenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1399 [MWirzib. VIII 561] in 31 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Wohnort, Hauptstadt, Anwesenheit

Lit.: Residenz, hg. v. Andermann, K., 1992; Südwestdeutsche Bischofsresidenzen außerhalb der Kathedralstädte, hg. v. Press, V., 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003; Spätmittelalterliche Residenz­bildung in geistlichen Territorien, hg. v. Neitmann, K. u. a., 2009; In der Residenzstadt, hg. v. Hirschbiegel, J. u. a., 2014; Residenzstädte im alten Reich (1300-1800), hg. v. Seggern, H. v., Teil 1 2019 (190 Orte)

Reskript (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 in 22 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., zu lat.? [N.] rescriptum) ist das eine Rechtsansicht zu einer Rechtsanfrage enthaltende Schreiben des römischen Kaisers (in einem Einzelfall). Es wird in dem 5. Jahrhundert von dem Papst übernommen und bis in die Gegenwart beibehalten. In dem weltlichen Recht wird das Reskript dagegen später nur ganz vereinzelt verwendet (beispielsweise Reskriptpro­zess vor dem Reichshofrat). S. Google

Lit.: Kaser § 87 IV; Söllner § 15; Gaudemet, J., La formation du droit séculier et du droit de l’église, 2. A. 1979; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973, 181

resozialisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in die Gesellschaft wiedereingliedern

Resozialisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Wiederein­glie­derung eines gegen Straftatbestände als Gesell­schafts­regeln verstoßenden Straftä­ters in die Gesellschaft. Die Resozialisierung als Strafzweck wird nach älteren frühneu­zeitlichen Ansätzen in England und in den Niederlanden (→Zuchthaus) von Franz von →Liszt in dem Marburger Programm (1882) für ver­besserliche Zustandstäter aufgegriffen. Seitdem gewinnt sie er­heblich an Bedeutung, ohne andere Straf­zwecke vollständig verdrängen zu können. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 204, 264, 265; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011

respondieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Viertel 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Perneder, Proz. 58r] in 3 Stellen belegt, aber in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) antworten, erwidern, entgegnen

Respondierjurist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Mittellateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht der von dem Prinzeps durch das Recht, auf eine Anfrage in seinem Namen eine gutachtliche Antwort (lat. [N.] responsum) zu geben (lat. ius [N.] respondendi), hervorgehobene Rechts­kundige.

Lit.: Söllner §§ 14, 15, 16; Köbler, DRG 30; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

responsum, respōnsum,  lat., N., Antwort, Ausspruch, Bescheid, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. respondēre

responsum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Antwort, Gutachten

Ressort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [CoutFurnes III 138] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und und Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Arbeitsgebiet, Zuständig­keits­bereich

Lit.: Hausherr, H., Verwaltungseinheit und Ressorttrennung, 1953

Restauration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1600 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 17. Jahrhundert [PfälzW. I 152] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiederherstellung eines früheren Zustands (beispielsweise des klassischen römischen Rechtes durch Justinian, älterer politischer Zustände in England 1660-1688, Frankreich 1815 oder in dem Deutschen Bund 1815-1848)

Lit.: Köbler, DRG 62; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 179; Haller, C. v., Restauration der Staatswissenschaft, Bd. 1ff. 2. A. 1820ff., Neudruck 1964; Bertier de Sauvigny, G. de, La Restauration, 1955; Kann, R., The problem of restoration, 1968; Restauration und Frühliberalismus, hg. v. Brandt, H., 1979; Deut­schland zwischen Revolution und Restauration, hg. v. Berding, H. u. a., 1981; Revolution, Reform, Restauration, hg. v. Mohnhaupt, H., 1988; Sellin, V., Die geraubte Revolution, 2001; Kon­servierungswissenschaften und Restaurierung heute, hg. v. Krist, G. u. a., 2010

restituere, lat., V., wieder hinstellen, wiedergeben(, wieder herstellen), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, statuere

Lit.: Kaser §§ 27 I 7, 34 II 3, 37 IV, 50 II 6; Köbler, DRG 42

Restitutio (F.) in integrum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem klassischen römischen Recht die von dem Prätor in bestimmten Fällen verfügbare Wiederher­stellung des früheren Zustands (beispielsweise nach einem Betrug, bei Zwang oder geringem Alter). Um eine Verurteilung zu vermeiden, muss der Beklagte den frü­heren Zustand wiederherstellen. Verfah­rensmäßig betrifft die restitutio in integrum die Wie­dereinsetzung in den vorigen Stand bzw. die Wiederaufnahme des Verfahrens. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 33, 43; Kupisch, B., Restitutio in integrum und vindicatio utilis bei Eigentumsüber­tra­gungen, 1974; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 177, 197, 264, 413, 420

Restitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [CoutGand I 533] in 29 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das lateinische? restitutio [F.], Wiederherstellung, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiederherstellung, Rück­er­stattung

Lit.: Nufer, G., Über die Restitutionslehre der spanischen Spätscholastiker, Diss. jur. Freiburg im Breisgau (um 1969); Fritscher, O., Kontroversen um den „Mauerbach-Schatz“, 2012; Jansen, N., Theologie, Philo­sophie und Jurisprudenz in der spätscholastischen Lehre von der Restitution, 2013; Unfried, B., Vergangenes Unrecht – Entschädigung und Restitution in einer globalen Perspektive, 2014; Alfred Flechtheim – Raubkunst und Restitution, hg. v. Bambi, A. u. a., 2015

Restitutionsedikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Erlass Kaiser Ferdinands II. von dem 6. 3. 1629, der die Rück­erstattung bestimmter an Protestanten gelangter Güter anordnet, 1648 aber zugunsten des Besitzstands von dem 1. 1. 1624 (→Normaljahr) aufgegeben werden muss (zwei Erzbistümer, 13 Bistümer, mehr als 500 Klöster, Stifte und Kirchengüter).

Lit.: Frisch, M., Das Restitutionsedikt, 1993 (Diss. jur. Tübingen 1991); Heckel, M., Das Restitutionsedikt, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997

retentio, lat., F., Zurückhalten, Beibehaltung, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. retinēre

retentio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Zurückbehaltung

Lit.: Kaser §§ 26, 27, 37, 38, 48, 59

retractus (2),  lat., M., Zurückziehen, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. retrahere

Retrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1675 [CAustr. I 352] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Rücknahme, Rücknahmerecht, Näherrecht

Retraktrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Näherrecht

Reue (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1390 [BerthRechtssumme 364, 488, 2082] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bedauern

reuen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1462 [HanseRez.2 V 188] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bedauern

Reugeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1719 [StaatsKlugheit 659b] 19 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1766) ist die vereinbarte Geld­leistung, von deren Bewirkung die Wirksamkeit eines Rücktritts abhängig gemacht sein kann.

Lit.: Hübner; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Reunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Wiederangliederung eines ver­lorenen Gebiets (beispielsweise Frankreichs 1679-1686).

Lit.: Wysocki, J., Kurmainz und die Reunion, Diss. phil. Mainz 1961

Reuß ist die nach Henricus Ruthenus (Heinrich Reuß, † 1292/1294) benannte Grafschaft in dem Heiligen römischen Reich und ein Mitglied des Deutschen Bundes. Reuß geht an dem 1. 5. 1920 in →Thüringen auf. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wolf, H., Die Entwicklung des Gerichtswesens, Diss. jur. Jena 1952; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007

Reutlingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Baden-Württemberg mit rund 116000 Einwohnern

Lit.: Jäger, W., Die freie Reichsstadt Reutlingen, 1940; Fischer, G., Die freie Reichsstadt Reutlingen, Diss. jur. Tübingen 1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt Reutlingen, 1961

Reval (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist Sitz eines 1219 von dem König von Dänemark gegründeten Bistums, dessen Bischof seit 1512 als Reichsfürst des Heiligen römischen Reiches gilt. 1230 entsteht Reval als deutsche Stadt, die 1226 rigisches, 1257 lübisches Recht über­nimmt. 1918 wird Reval (estnisch Tallinn „Dänenburg“) Hauptstadt der Republik →Estland. Das lübische Recht gilt bis zu der Annexion Estlands durch die Sowjetunion (1944).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Die Quellen des Revaler Stadtrechts, hg. v. Bunge, F. v. u. a., 1843ff.; Mickwitz, G., Aus Revaler Handels­büchern, 1938; Das Revaler Ratsurteilsbuch (1515-1554), hg. v. Ebel, W., 1952; Revaler Regesten, bearb. v. Seeberg-Elverfeldt, R., Bd. 1f. 1966ff.; Ebel, W., Lübisches Recht, Bd. 1 1971, 87, 203; Johansen, P. u. a., Deutsch und Undeutsch im mittel­alterlichen und frühneuzeitlichen Reval, 1973; Reval und die baltischen Länder, hg. v. Hehn, J. v. u. a., 1980; Gierlich, E., Reval, 1991; Brügge­mann, K., Tallinn, 2011; Kämpf, T., Das Revaler Ratsurteilsbuch, 2013; Niemsch, T., Reval im 16. Jahrhundert, 2013

Reversalie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wechselseitigkeitszusage

Révigny →Jacobus de Ravanis

Revindikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – ohne Jahreszahl [WBG 423] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiedererlangung, Wieder­geltendmachung

revisio, revīsio,  lat., F.: Wiedersehen, Claud. Mam. (1. Hälfte 5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, vīsio, vidēre

Revision (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [RKGO, Laufs III 51] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische revisio [F., Wiedersehen, 1. Hälfte 5. Jh. n. Chr.] des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das →Rechtsmittel einer neuen Durchsicht zu der Nachprüfung eines Urteils in rechtlicher Hinsicht. Die Revision ist vermutlich der römischrechtlichen (lat.) supplicatio (F.) ad imperatorem (Bittschrift an den Kaiser) nachgebildet. Für die Revision ist an dem Reichs­kammergericht die Visitationskom­mission zuständig, die ihre Aufgabe (etwa 2000 Revisionen) aber nicht ausführt. Gleichwohl wird die Revision in den Ländern aufgenommen und durch die Reichsjustiz­ge­setze des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879 einheitlich eingeführt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 153, 202, 203, 235, 263; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichts­prozess, 1965, 237; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 511; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973, 373; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981, 215; Kocher, G., Tiroler Rechtsleben vor dem ABGB, (in) FS E. Hellbling, 1981, 597; Mencke, K., Zur Entwicklung der ordentlichen Visitationen, 1984; Braun S., Geschichte der Revision im Strafverfahren, 1996; Oer, R. Freiin v., Der münsterische „Erbmännerstreit“, 1998; Schubert, W., Die Revision in Zivilsachen, ZRG GA 124 (2007), 167; Appellation und Revision im Europa des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Auer, L. u. a., 2013; Kirschvink, D., Die Revision als Rechtsmittel im Alten Reich, 2019 (neue Erkenntnisse, wenn überhaupt, nur sehr vereinzelt in dieser Kompilation); Andoor, G., Tatfragen in der strafrechtlichen Revision, 2020

revocatio, revocātio,  lat., F., nochmaliges Rufen, nochmaliges Aussprechen, Zurückrufen, Abrufen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. revocāre, re, vocāre

Revokation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht 1469 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1469 [ProtBKammerger. 1469/1480] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Rückruf

Revokationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) zu lat. [F.] revocatio) (Rückrufsrecht) →Näherrecht

Lit.: Köbler, DRG 57

revolutio, revolūtio,  lat., F., Zurückwälzen, Wegwälzen,  Mart. (40-102/103 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. revolvere

Revolution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1- ausgenommen Zusammensetzungen - nicht bezeugt – 2. Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische revolutio, F., Zurückwälzen, Wegwälzen, 40-102/103 n. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die plötzliche grundlegende Umgestaltung eines bestehenden gesell­schaft­lichen Zustands. Über einen von Nikolaus Kopernikus geprägten Buchtitel (1543) wird das lateinische Femininum revolutio (Umwälzung) 1688 in England auf die Glorious Revolution angewendet. Eindrucks­vollstes (und als erste Revolution allgemein anerkanntes) Beispiel der Revolution ist die Revolution in Frankreich (von dem 14. 6. 1789). Ihr folgen weitere bekannte, teilweise erfolgreiche Revolutionen in Frankreich (1830, 1848), in dem Deutschen Bund (1848), Russland (1917) und dem Deutschen Reich (1918). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 32, 179; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984; Helfert, K., Geschichte der österreichischen Revolution, Bd. 1f. 1907ff.; Rosenstock-Huessy, E., Die euro­päischen Revolutionen, 1951; Grieswank, K., Der neuzeitliche Revolutionsbegriff, 2. A. 1969; Revolution und Gesellschaft, hg. v. Schieder, T., 1973; Reinalter, H., Aufgeklärter Absolutismus und Revolution, 1979; Deutschland zwischen Revolution und Restauration, hg. v. Berding, H. u. a., 1981; Deutschland und die französische Revolution, hg. v. Voss, J., 1982; Berman, H., Law and Revolution, 1983; Revolution, Reform, Restauration, hg. v. Mohnhaupt, H., 1988; Schulin, E., Die französische Revolution, 1988; Berteaud, J., Alltagsleben während der französischen Revolution, 1989; Revolution und konservatives Beharren. Das alte Reich und die französische Revolution hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1990; Goldstone, J., Revolution and Rebellion, 1991; Berman, H., Recht und Revolution, 1991; Revolution und Gegenrevolution 1789-1830, hg. v. Dufraisse, R., 1991; Härter, K., Reichstag und Revolution 1789-1806, 1992; Würgler, A., Unruhen und Öffentlichkeit, 1995; Hein, D., Die Revolution von 1848/9, 1998; 1848. Revolution in Deutschland, hg. v. Dipper, C. u. a., 1998; Mommsen, W., 1848 – Die ungewollte Revolution, 1998; Achtzehnhundertacht­undvierzig/achtzehn­hun­dert­neunundvierzig, hg. v. badischen Landesmuseum, 1998; Kärcher, T., Bibliographie zur Revolution von 1848/1849, 1998; Die deutsche Revolution, hg. v. Beutin, W. u. a., 1999; Zwischen Königtum und Volkssouveränität, hg. v. Görtemaker, M. u. a., 1999; Die Revolutionen von 1848, hg. v. Gall, L., 1999; Die Revolutionen von 1848, hg. v. Langewiesche, D., 2000; Große Revolutionen der Geschichte, hg. v. Wende, P., 2000; Riem, A., Was sollten Regenten thun, um sich gegen Revolutionen zu sichern?, hg. v. Welker, K., 2000; Sperber, J., Revolutionary Europe, 1780-1850, 2000; Moore, R., Die erste europäische Revolution, 2001; Erbe, M., Revolutionäre Erschütterungen und erneuertes Gleichgewicht, 2002; Müller, F., Die deutsche Revolution von 1848/49, 2002; Nach der Revolution 1848/49, hg. v. Jansen, C., 2004; Deutschland – ein Land ohne revolutionäre Traditionen?, hg. v. Bavaj, R. u. a., 2005; Akteure eines Umbruchs, hg. v. Bleiber, H. u. a., 2007; Scriba, F., „Legale Revolution“?, 2008; Müller, F., Die Revolution von 1848/49, 3. A. 2009, 4. A. 2012; Die vergessene Revolution 1918/19, hg. v. Gallus, A., 2010; Fahrmeir, A., Revolutionen und Reformen - Europa 1789-1850, 2010; Rinke, S., Revolutionen in Lateinamerika, 2010; Rapport, M., 1848 Revolution in Europa, 2011 (Über­setzung aus dem Englischen); Erlebte Revolution 1848/49, hg. v. Gasser, W., 2010; Selbin, E., Gerücht und Revolution, 2011; Späth, J., Revolution in Europa, 2012; Niess, W., Die Revolution von 1918/19 in der deutschen Geschichtsschreibung, 2012; Karla, A., Revolution als Zeitgeschichte, 2014; Halpérin, J., Five Legal Revolutions since the 17th Century, 2014 e-Book; Revolution, Krieg und die Geburt von Staat und Nation, hg. v. Frie, E. u. a., 2015; Ingold, I., Vom Anfang und Ende der Revolution, 2016; Strube, J., Revolution, Illuminismus und Theosophie, (in) HZ 304 (2017), 50; Niggemann, U., Revolution – Zur Karriere eines Begriffs in Großbritannien 1688-1714, (in) HZ 304 (2017) 631; Käppner, J., 1918 – Aufstand für die Freiheit – Die Revolution der Besonnenen, 2017; Gerwarth, R., Die größte aller Revolutionen. November 1918, 2018; Regulski, C., Die Novemberrevolution 1918/19, 2018; Kleinschmidt, H., Klimatheorie, Statistik, Revolutionsbegriff, (in) HZ 308 (2019), 593; Klöppel, M., Revolution und Reichsende – Der Transformationsprozess von 1789 bis 1806 im Spiegel ausgewählter Leipziger Periodika, 2019; Oktoberrevolution 1917, hg. v. Fischer von Weikersthal, F. u. a., 2020; Rürup, R., Revolution und Demokratiegründung. Studien zur deutschen Geschichte 1918/19, 2020

rex, rēx,  at., M.: nhd. Leiter (M.), Regierer, König, Fürst, Regent, Carm. Sal., Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *reg̑- (1), Adj., V., Sb., gerade (Adj.) (2), richten, lenken, recken, strecken, Richtung, Linie

rex (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) König

Lit.: Lapis, B., Rex utilis, 1986

Rex non potest peccare (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der König kann kein Unrecht tun.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Reykjavik auf Island wird 877 von Wikingern angelegt und wird Hauptstadt →Islands. 1911 erhält es eine Universität. S. Google

Reyscher, August Ludwig (Unterrixingen in Württemberg 10. 7. 1802-Cannstatt 1. 4. 1880), Pfarrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen 1829 Privat­dozent, 1831 außer­ordentlicher Professor und 1837 ordentlicher Professor. 1851 muss er seine Universitätstätigkeit aus politischen Gründen aufgeben und wird Anwalt. In seinen zahlreichen vielseitigen Werken bemüht er sich als liberaler Pragmatiker um Fortschritte in zeitgenössischen Grundfragen. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ReyscherAugustLudwigDasgesammtewuerttembergischePrivatrecht­1837Band1.pdf; Rückert, J., August Ludwig Reyschers Leben und Rechtstheorie, 1974

rezensieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische recensere, V, prüfen, 81-43 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) beurteilen, besprechen

Rezension (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische recensio, F., Prüfung, 81-43 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ursprünglich in Rom die Musterung des Zensors, danach die Bearbeitung oder kritische Würdigung eines Textes. S. Google

Lit.: Vec, M., Die Rezensionskultur der Rechts­geschichte, (in) ZNR 2009, 87; Rezensionswesen, hg. v. Winkelbauer, T., 2013; Haferkamp, H./Oestmann, P., Zur Rezensionskultur in der Savigny-Zeitschrift, ZRG GA 136 (2019), 411; Lohse, I., Die „Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft“ im Deutschen Reich 1871-1918 – 3340 Rezensionsbeiträge der deutschen Jurisprudenz zwischen Konstitutionalismus und Parlamentarismus, 2019; Gantet, C. u. a., Wie man mehr als 9000 Rezensionen schreiben kann, (in) HZ 312 (2021), 364 (Anatom Albrecht von Haller, 266 je Jahr oder eine je 1,3 Tage)

Rezept (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1282 [Secretum Secretorum] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das lateinische receptum, N., Rezept, Steuereinnahme, 528-534 n. Chr., in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Anleitung

Rezeption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [Roth 345] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische receptio, F., Vorbehalt, Aufnahme, um 250-184 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Aufnahme einer Kulturer­scheinung durch andere (beispielsweise Feuergebrauch, Waffe, Musik, Malen, Ackerbau, Viehzucht, Boot, Sesshaftigkeit, Rad, Schrift, Buch­druck, Rechner, Jazz, Penicillin, Kugel­schreiber), in der Rechtswissenschaft insbesondere die Aufnahme des antiken römischen Rechtes in dem mittelal­terlich-neuzeitlichen Europa. Diese Rezeption beginnt mit der Wiederentdeckung der spätantiken Digesten Justinians (um 528-533 n. Chr.) in Italien in dem späten 11. Jahrhundert Sie vollzieht sich über den Rechtsunterricht an den neu entstehenden Universitäten (Bologna, Padua, Perugia, Paris, Oxford, Cambridge, Salamanca u. a.) und über die fachlich ausgebildet besetzte kirchliche Gerichts­barkeit. Die Gründe für den Erfolg der Rezeption sind streitig. Daran, dass das ein­heimische Recht neu entstehende Rechtsfragen nicht hätte beantworten können, kann es, wie die Aussparung mancher Gebiete (Hanse­städte, England) beweist, nicht gelegen haben. Vielleicht wird man annehmen dürfen, dass die geschlossene große Masse der vernunftmäßig einleuchtenden, schrift­lich festgelegten und in jahrhundertelanger Feinarbeit wissen­schaft­­lich durchdrun­genen Konfliktlösungen sich gegenüber der unüber­sichtlichen und verwirrenden Vielfalt der aus verschiedensten Quellen stammenden einhei­mischen Sätze der ungelehrten Laienurteiler als überlegen erweist bzw. als überlegen angesehen wird. Den Ausgangspunkt der Rezeption bilden die →Glossatoren und →Kom­mentatoren in Ita­lien. Beschleunigt wird die Rezeption in dem Heiligen römischen Reich durch § 3 der Reichskammergerichts­ordnung von 1495. In Erscheinung tritt die Rezeption über die Urteile der Gerichte hinaus in →Reformationen (Nürnberg 1479/1484, Worms 1499, Frankfurt 1509, Bayern 1518, Freiburg im Breisgau 1520 und andernorts) und in der zunächst populären, dann wissen­schaftli­chen Literatur (beispielsweise Klagspiegel, Laienspiegel, →usus modernus pandec­tarum). Noch nach den rö­mischrechtlich beeinflussten →Kodifika­tionen des Ver­nunftrechts erfolgt über →historische Rechts­schule und →Begriffs­jurisprudenz sowie Pandektistik in dem 19. Jahrhundert ein weiterer Schub von Rezeption. Ansonsten ist die Rezeption des römischen Rechtes in Europa nur ein besonders eindrucksvoller Fall von Rechtsrezeption überhaupt wie etwa auch die Rezeption des Rechtes Frankreichs in dem 19. Jahrhundert, des Rechtes der Kolonialmächte in den Kolonien oder des Rechtes der Vereinigten Staaten von Amerika ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Kaser § 1 III 3; Söllner §§ 1, 2, 17, 25; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 5, 28, 108, 137, 159, 205; Baltl/Kocher; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 1ff. 2. A. 1834ff.; Merkel, J., Der Kampf des Fremdrechtes mit dem einheimischen Rechte in Braunschweig-Lüneburg, 1904; Below, G. v., Die Ursachen der Rezeption des römischen Rechtes in Deutschland, 1905; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 2. A. 1962; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur in Italien, 1938; Schubart-Fikentscher, G., Römisches Recht im Brünner Schöffenbuch, ZRG GA 65 (1947), 86; Mitteis, H., Zur Geschichte der Rezeption in Österreich, ZRG GA 66 (1948), 524; Krause, H., Kaiserrecht und Rezeption, 1952; Bender, P., Die Rezeption des römischen Rechtes im Urteil der deutschen Rechtswissenschaft, 1955; Trusen, F., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Koschaker, P., Europa und das römische Recht, 1947, 4. unv. A. 1966; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, (in) Ius Romanum medii aevi V 6, 1964; Rehfeldt, B., Rezeption in Schweden, ZRG GA 82 (1965), 316; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dolezalek, G., Verzeichnis der Handschriften zum römischen Recht bis 1600, Bd. 1f. 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Fried, P., Die Entstehung des Juristenstandes, 1974; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Wesener, G., Römisches Recht und Naturrecht, 1978; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Nève, P., Recht en Continuiteit, 1977; Beyerle, F., Rezeption, Rezeptionsreife und Überwindung, ZRG GA 95 (1978), 115 (Vortrag vom 18. 11. 1942); Bender, P., Die Rezeption des römischen Rechtes, 1979; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Stelzer, W., Gelehrtes Recht in Österreich, 1982; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1ff. 1985ff.; Strauss, G., Law, Resistance and the State, 1986; Wesener, G., Einflüsse und Geltung, 1989; Elsener, F., Studien zur Rezeption, hg. v. Ebel, F. u. a., 1989 (Aufsätze); Fried, J., Die Rezeption Bologneser Rechtswissenschaft in Deutschland im 12. Jahrhundert, (in) Viator 21 (1990), 103; Bellomo, M., L’Europa del diritto comune, 5. A. 1991; The Reception of Continental Ideas in the Common Law World, hg. v. Reimann, M., 1993; Scholl, T., Die Rezeption des kontinental-europäischen Privatrechts in Lateinamerika, 1999; Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike in fünfzehn Bänden. Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte, hg. v. Landfester, M., Band 13ff. 1999ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Janssen, H., Die Übertragung von Rechtsvorstellungen auf fremde Kulturen am Beispiel des englischen Kolonialrechts, 2000; Kordes, M., Von der Ansprache zum libellus actionis, (in) Rhein. Vjbll. 66 (2002), 211; Avenarius, M., Rezeption des römischen Rechtes in Russland, 2004; Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte, 2005; Lan­ge, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittel­alter, Bd. 2 2007; Deutsche Beratung bei Rechts- und Justizreformen im Ausland, hg. v. Hülshörster, S. u. a., 2012; Rezeption, hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2018 (64 S.); Rechtstransfer in der Geschichte – Festschrift für Brauneder, Wilhelm, hg. v. Hamza, G. u. a., 2019

Rezess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [HanseRez. IV 172] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) lat. [M.]) Rückschritt, Vergleich

rezipieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische recipere, V., zurücknehmen, zurückholen, zurückbringen, um 250-184 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufnehmen, übernehmen

Rheda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Meier, J./Ossenbrink, J., Die Herrschaft Rheda, 1999; Schaub, H., Die Herrschaft Rheda und ihre Residenzsstadt, 2006

Rhein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) der von der Schweiz in die Nordsee fließende Strom

Lit.: Bender, P., Eine Rheinische Republik? Die ersten Rheinstaatsbestrebungen 1918/1919 in Zeiten des völker- und verfassungsrechtlichen Umbruchs, 2019

Rheinbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – ab 1812 [Körner, Weitungsw. 88] 6 Archivzettel und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist (nach einem älteren Rheinbund zwi­schen Mainz, Trier, Köln, Pfalz, Münster u. a. mit Schweden und Frankreich von dem 15. 8. 1658 bis 15. 8. 1668) der an dem 12. 7. 1806 auf Druck →Napoleons von zu­nächst 16 dem Rhein benachbarten deutschen Fürsten (Bayern, Württemberg, Erz­kanzler des Reiches mit zunächst A­schaffenburg und Regensburg, ab 1810 Groß­herzogtum Frankfurt, Baden, Berg, A­renberg, Nassau-Usingen, Nassau-Weil­burg, Hohenzollern-Hechingen, Ho­hen­zol­lern-­Sigmaringen, Salm-Salm, Salm-­Kyr­burg, Isenburg-Birstein, Liech­ten­stein [ohne Kenntnis des Fürsten], Hessen-Darm­stadt, Grafen von der Leyen in Ho­hen­geroldseck) mit Frank­reich als Alliiertem und Napoleon als Protektor in Paris geschlos­sene Bund, der sich zu einer Heerfolge zugunsten Frankreichs und zu der wider­rechtlichen Trennung von dem Heiligen römi­schen Reich verpflichtet. An dem 1. 8. 1806 treten die Mitglieder auf Wunsch Napoleons aus dem Reich aus und erklären sich als souverän. Das Ziel ei­nes Staatenbunds mit gemeinamen Staats­organen scheitert an dem Widerstand der grö­ßeren Mitgliedstaaten. Der später noch um 23 Mitglieder (u. a. Würzburg, Sachsen, West­phalen) erweiterte Rheinbund, dem 1811 von den deutschen Staaten nur Preußen, Ös­terreich, Braun­schweig und Hessen-Kassel nicht ange­hören, löst sich nach der Nie­derlage Napoleons in der Völker­schlacht bei Leipzig in dem Oktober 1813 auf. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 133, 192; Klüber, G., Staatsrecht des Rheinbundes, 1808; Beck, C., Zur Verfassungsgeschichte des Rheinbundes, 1890; Bitterauf, T., Geschichte des Rheinbundes, Bd. 1 1905; Schnur, R., Der Rheinbund von 1658, 1955; Fehrenbach, E., Der Kampf um die Einführung des Code Napoléon, 1973; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 1974; Schulz, A., Herrschaft durch Verwaltung, 1991; Schuck, G., Rheinbund­pa­triotismus und politische Öffentlichkeit zwischen Aufklärung und Frühliberalismus, 1994; Rhein­bündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Brüser, J., Reichsständische Libertät zwischen kaiserlichem Machtstreben und französischer Hegemonie – Der Rheinbund von 1658, 2020

Rheinfelden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutsdchen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in dem Süden Baden-Württembergs mit rund 32000 Einwohnern

Lit.: Schib, K., Geschichte der Stadt Rheinfelden, 1961

Rheingau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Gau an dem mittleren Rhein

Lit.: Alberti, W., Der Rheingauer Landbrauch von 1643, 1913; Richter, P., Der Rheingau, 513

rheinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [CDPruss. V 105] in 24 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Rhein betreffend

Rheinischer Bund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörte3rbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Juli 1254 von Städten und Landesherren an dem mittleren Rhein abgeschlossene, später von Basel bis Bremen und Aachen bis Regensburg reichende, nach Frieden strebende Bund, der nach der Doppelwahl zu dem deutschen König in dem Januar 1257 endet. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Bielfeldt, E., Der rheinische Bund von 1254, 1937; Voltmer, E., Der rheinische Bund, 1986

Rheinischer Städtebund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) von 1381 ist ein an dem 20. 3. 1381 von Städten an dem Rhein ge­schlossener, 1388/1389 dem Pfalzgrafen bei Rhein unterliegender Bund.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Erler, A., Ingelheimer Prozesse nach dem Städtekrieg von 1388, 1981

Rheinisches Recht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das links des Rheines in dem 19. Jahrhundert eingeführte französische Recht, das durch Gesetzbücher des (zweiten) Deutschen Reiches (1871-1900) abgelöst wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 180; Cretschmar, Das rheinische Civilrecht, 4. A. 1896; Die Gutachten der rheinischen Immediat-Justiz-Kommission und der Kampf um die rheinische Rechts- und Gerichts­verfassung 1814-1819, bearb. v. Landsberg, E., 1914, Neudruck 2000; Schumacher, D., Das rheinische Recht, 1969; Vom Recht im Rheinland, hg. v. kölnischen Stadtmuseum, 1969; Faber, K., Recht und Verfassung, 1970; Huffmann, H., Geschichte der rheinischen Rechtsanwaltschaft, 1971; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 1974; Schubert, W., Das französische Recht in Deutschland zu Beginn der Restaurationszeit (1814-1820), ZRG GA 94 (1977), 128; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Schubert, W., Savigny und die rheinisch-französische Gerichtsverfassung, ZRG GA 95 (1978), 158; Becker, H., Das rheinische Recht, (in) JuS 25 (1985), 338; Rheinisches Recht und europäische Rechtsgeschichte, hg. v. Schulze, R., 1998; Grilli, A., Die französische Justizorganisation am linken Rheinufer, 1998; Kleinbreuer, S., Das rheinische Strafgesetzbuch, Diss. jur. Bonn 1999; Schäfer, M., Der Übergang vom rheinischen Recht zu den Reichs­justizgesetzen am Beispiel des Landgerichtsbezirkes Bonn, Diss. jur. Bonn 2001; Seynsche, G., Der rheinische Revisions- und Kassationsgerichtshof in Berlin (1819-1852), 2003; Einhundertfünfundzwanzig [125] Jahre rheinische Amtsgerichte, hg. v. Lünterbusch, A., 2003; Fiedler, B., Der rheinbayerische Kassationsge­richts­hof, 2004; Müller-Hogrebe, C., Der rheinische Jurist Joseph Bauerband, 2005; Haferkamp, H. u. a., Neue Wege zur Rechtsgeschichte, ZRG GA 123 (2006), 372; Strauch, D., Rheinische Gerichte in zwei Jahrhunderten, 2007; Strauch, D., Schriften zum rheinischen Recht, 2013

Rheinland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1798 in DRW-Archiv [RepRecht II 315, 3 Archivzettel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Rheinländer – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Land an dem Rhein

Lit.: Oppermann, O., Rheinische Urkundenstudien, 1922; Aubin, H./Frings, T./Müller, J., Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den Rheinlanden, 1926; Recht und Rechtspflege in den Rheinlanden, hg. v. Wolffram, J. u. a. 1969 (FS OLG Köln); Rheinischer Städteatlas, hg. v. Ennen, E., 1972ff. (Programm umfasst 172 Städte in Nordrhein-Westfalen und 15 Städte in Rheinland-Pfalz, beispielsweise Bedburg, Dinslaken, Geldern, Goch, Heimbach, Randerath, Ratingen, Wesseling); Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande, hg. v. Nikolay-Panter, M. u. a. 1994 (Aufsätze); Rheinische Landesgeschichte an der Universität Bonn, hg. v. Groten, M. u. a., 2007; Strauch, D., Rheinische Gerichte in zwei Jahrhunderten, 2007; Die Rheinlande und das Reich, 2007; Frankreich am Rhein, hg. v. Theis, K. u. a., 2009; Pabst, K./Lohberg, R., Kleine Geschichte des Rheinlands, 2010; Das Rheinland als Schul- und Bildungslandschaft (1250-1750), hg. v. Rutz, A., 2010

Rheinland-Pfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 30. 8. 1946 aus Teilen Bayerns und Preußens geformte Land, das Bundesland der an dem 23. 5. 1949 ent­ste­henden Bundesrepublik Deutschland wird. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schaus, E., Stadtrechtsorte und Flecken, 1958; Quellen zur Geschichte der Herrschaft Landskron an der Ahr, bearb. v. Frick, H. u. a., 1966; Rheinland-Pfalz, hg. v. Götz, W., 1967; Dotzauer, W., Der historische Raum des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, Bd. 1f. 1992f.; Kißener, M., Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, 2006; Kreuz – Rad – Löwe Rheinland-Pfalz, hg. v. Clemens, L. u. a., 2012

Rheinpfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1805 [Vahlkampf, Miszellen I 36] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch derd deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist das großenteils links des Rheines gelegene Gebiet des Pfalzgrafen bei Rhein, das 1214 an die 1180 zu dem Herzog von Bayern erhobene Familie der Wittelsbacher gelangt, aber durch Teilung von 1329 bis 1777 (Aussterben der Linie der Herzöge von Bayern) von Bayern getrennt wird. 1946 wird der achte Regierungsbezirk Bayerns als Folge der Zuteilung zu der Besat­zungszone Frank­reichs von Bayern gelöst ein Teil des neuen Bundeslands Rheinland-Pfalz.

Rheinprovinz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [Landsberg, Gutachten 24] 7 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die 1822 aus den vor allem 1815 an Preußen gelangten Gebieten bzw. aus der Provinz Jülich-Kleve-Berg und dem Großherzogtum Niederrhein gebildete Provinz mit Sitz in Koblenz, die 1945/1946 in Rheinland-Pfalz bzw. Nordrhein-Westfalen aufgeht.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz, hg. v. Schultheis, K./Fabricius, W., Erläuterungen Bd. 2 1898; Fabricius, W., Kirchliche Organisation, 1903; Fabricius, W., Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, 1914; Die Weistümer der Rheinprovinz, Bd. 1 1900; Bär, M., Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Romeyk, H., Verwaltungs- und Behördengeschichte der Rheinprovinz, 1985; Romeyk, H., Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816-1945, 1994; Smets, J., Les pays rhénans, 1997

Rheinschiff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) auf dem Rhein benutztes Schiff

Rheinschifffahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –ausgenommen DRW-Archiv ab 1801 [Proff, SchiffRhein 21] 7 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Binnenschifffahrt

Rheinschifffahrtsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem 19. Jahrhundert (15. 8. 1804, 24. 3. 1815, 13. 3. 1831, 17. 10. 1868) völkervertragsrechtlich ge­schaffene Gericht für Streitigkeiten in Rheinschiff­fahrtsangelegenheiten. Für dieses gilt ein besonderes Gesetz von 1937 bzw. 1952. Das Rheinschifffahrtsgericht ist Abteilung des Amtsgerichts in Kehl, Mannheim, Mainz, Sankt Goar und Duisburg-Ruhrort sowie des Oberlandesgerichts in Köln und Karlsruhe. S. Google

Lit.: Festschrift zum 150jährigen Bestehen des O­ber­landesgerichts Köln, hg. v. Wolffram, J. u. a., 1969; Kissel, O., Gerichtsverfassungsgesetz, 1981, 2. A. 1994, 5. A. 2008; Scherner, K., Die Rhein­akten von 1831 und 1868, (in) Z. f. europ. Privatrecht 1997, 58

Rhenen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt an dem Rhein in Gelderland in den Niederlanden mit rund 20000 Einwohnern

Lit.: Iterson, W. van, De stad Rhenen, 1960

Rhens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) bei Koblenz), früher Rhense →Kurverein

rhetor, rhētor, lat., M., Rhetor, Lehrer der Beredsamkeit, Redner, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ῥήτωρ (rhḗtōr), M., Redner, vgl. idg. *u̯er- (6), V., sagen, sprechen

Rhetor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Rhetorik, Rhetoriker und rhetorisch nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Redner

Rhetorik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen Rhetorikdeutsch [1757 Moser, KlSchr. VI, 181] 1 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die in dem Altertum entwickelte Redekunst (beispielsweise [Rhetor] Marcus Fabius Quintilianus 35-100 n. Chr.). Sie befasst sich auch besonders mit der Rede vor Gericht, so dass der Redner vielfach rechtliche Kenntnisse benötigt und hat. Vermutlich von dort aus beginnt in Oberitalien seit dem 11. Jahrhundert die Wiederbeschäftigung mit dem →römischen Recht.

Lit.: Söllner §§ 9, 11; Köbler, DRG 16, 106; Quintilianus, Marcus Fabius, Ausbildung des Redners, hg. v. Rahn, H., 3. A. 2006; Wesel, U., Rhetorische Statuslehre, 1967; Köbler, G., Stadtrecht und Bürgereinung bei Notker von St. Gallen, 1974; Dronke, P., Mittelalterliche Rhetorik, 1982; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Köbler, G., Burgreht und diotreht, (in) FS Schmidt-Wiegand, R., 1987; Classen, C., Recht, Rhetorik, Politik, 1985; Copeland, R., Rhetoric, 1991; Historisches Wörterbuch der Rhetorik, hg. v. Ueding, G., Bd. 1ff. 1992ff.; Fuhrmann, M., Die antike Rhetorik, 4. A. 1995; Dialektik und Rhetorik, hg. v. Fried, J., 1997; A Handbook of Classical Rhetoric, hg. v. Porter, S., 1997; Stroh, W., Die Macht der Rede, 2009; Knape, J. u. a., Kommentar zu Friedrich Riederers Spiegel der wahren Rhetorik, 2010; Rhetorik in Mittelalter und Renaissance, hg. v. Strack, G. u. a., 2011; Community and Communication, hg. v. Steel, C. u. a., 2013; The Purpose of Rhetoric in Late Antiquity, 2013 (Sammelband); Janiszewski, P. u. a., Prosography of Greek Rhetors & Sophists of the Roman Empire, 2014; Göttert, K., Mythos Redemacht, 2015; Thomas, M./Toyw, R., Arguing about Empire, 2017; Renswoude, I. van, The Rhetoric of Free Speech in Late Antiquity and the Early Middle Ages, 2019; Alexiou, E., Greek Rhetoric of the 4th Century BC., 2020; Westwood, G., The Rhetoric of the Past in Demosthenes and Aeschines, 2020

rhetorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Rhetorik betreffend

Rhodos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) →lex Rhodia

Lit.: Wiemer, H., Krieg, Handel und Piraterie, 2003; Loose, M., Die Kreuzritter von Rhodos, 2011

Richard von Ely →Dialogus de scaccario, s. Google

Richert, Johan Gabriel (1784-1864) wird nach dem Rechtsstudium in →Lund Richter. In verschiedenen Gesetzgebungs­kom­missio­nen setzt er sich für liberales Recht ein. 1845 erreicht er die Gleich­stellung von Söhnen und Töchtern in dem Erbrecht, 1863 ein modernes Kriminal­ge­setz­buch. S. Google

Lit.: Warburg, K., Johan Gabriel Richert, 1905; Den historika skolan och Lund, hg. v. Modéer, K., 1982, 53

richten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gerade machen, recht machen, entscheiden

Richten ohne Urteil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein in dem Mittelalter anscheinend mögliches Entscheidungsver­fah­ren des Richters ohne Zuziehung von Urteilern, für das aber kein feststehender Gesichtspunkt erkennbar ist.

Lit.: Planck, W., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973, 403

Richter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das zu der Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten berufene Organ der Rechtspflege. In dem zweigeteilten römischen Verfahren ist dies der von dem Magistrat ermittelte, ehrenamtlich tätige (lat. [M.]) →iudex, in dem Kognitionsverfahren der öffentliche Amtsträger. Bei den Germanen leiten ein König oder mehrere Vornehme die →Volks­versammlung und damit auch die Streitent­scheidung. In dem fränkischen Frühmittelalter erfüllt diese Aufgabe an Stelle des Königs der (lat.-afrk. [M.]) →thunginus bzw. später der →Graf. Ihm steht grundsätzlich nicht Urteilen zu, das den Rachin­burgen oder →Schöffen überlassene ist. In dem Hochmittelalter wird in der Kirche der gelehrte →Jurist als (lat. [M.]) iudex delegatus oder Offizial Einzelrichter und bewirkt die Unzuständigkeit des Rich­ters die Nichtigkeit seines Urteils. Nach Diestelkamp nennt keine hochmittelalterliche Urkunde und auch keine hochmittelalterliche erzählende Quelle den deutschen König ausdrücklich einen obersten Richter, sondern nutzt erstmals 1331 der Graisbacher Landrichter Swigger von Gundelfingen die dem gemeinen Recht entnommene Bezeichnung des kaiserlichen Gerichts als oberstes Gericht, um dem Einwand der res iudicata (entschiedenen Streitsache) größeres Gewicht zu geben. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts greift man dann zwecks Befriedigung des Bedürfnisses, Urteilen örtlicher Gerichte reichsweite Wirkung zu geben, aus dem gemeinen Recht die Wendungen oberster Richter und oberstes Gericht auf. Mit dem Aufkommen bzw. dem Vordringen der Appellation aus dem kirchlichen Recht wird statt der grundsätzlichen Gleichordnung aller Gerichte des weltlichen Rechtes ein Instanzenzug notwendig, wie dies 1419 sichtbar wird, als König Sigismund dem gemeinen Recht widersprechende Annahmen von Appellationen der Landgerichte Graisbach, Höchstädt und Hirschberg gegen Hofgerichtsurteile abwehrt.Wäh­rend das Reichshofgericht 1420 die Auf­nahme von Doktoren als Urteilern noch ablehnt, sind an dem königlichen Kammerge­richt vor allem ab 1471 viele Urteiler gelehrt. In der Reichskammerge­richts­ordnung von 1495, nach der das Reichskammergericht nach dem Willen des Kaisers und der Reichsstände oberstes Gericht des Reiches werden soll, wird dies festge­schrie­ben, wobei seit 1521 auch von den adeligen Beisitzern Rechts­kenntnisse erwartet wer­den. Von hier aus verdrängt der (gelehrte) Richter in der frühen Neuzeit den (ungelehrten) Schöffen aus der Urteils­tätigkeit. In Frankreich muss seit 1809 jeder Richter über einen Universitätsabschluss verfügen. Der Liberalismus des 19. Jahrhunderts führt umgekehrt den ehrenamtlichen Laienrich­ter wieder teil­weise in die Gerichtsbarkeit zurück, in welcher der Richter allgemein →Un­ab­hän­gigkeit (Unabsetz­barkeit, Weisungs­freiheit) erlangt. In man­chen Staaten kann der Richter die Verfas­sungs­mäßigkeit eines von ihm anzuwen­denden Gesetzes selbst beur­teilen (Vereinigte Staaten von Amerika, Deutsches Reich von 1925 an), während andernorts dafür besondere Verfas­sungs­gerichte zustän­dig sind (Bundes­re­publik Deutschland, Österreich). S. Google

Lit.: Kaser §§ 80 II 5, 81 II 2, 82 II 5, 87 I; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 84, 86, 114, 115, 197, 124, 201, 202, 228, 234, 235, 262; Köbler, WAS; Heinemann, F., Der Richter und die Rechtspflege, 1900; Lenel, P., Die Scheidung von Richtern und Urteilern, ZRG GA 34 (1913), 440; Plathner, G., Der Kampf um die richterliche Unabhängigkeit, 1935; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schorn, H., Der Richter im Dritten Reich, 1959; Clavadetscher, O., Die geistlichen Richter des Bistums Chur, 1964; Flume, W., Richter und Recht, 1966; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Küper, W., Die Richteridee der Strafprozessordnung und ihre geschichtlichen Grundlagen, 1967; Köbler, G., Richten, Richter und Gericht, ZRG GA 87 (1970), 57; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Kocher, G., Richter und Stabübergabe im Verfahren der Weistümer, 1971; Conrad, H., Richter und Gesetz im Übergang vom Absolutismus zum Verfassungsstaat, 1971; Kötschau, U., Richterdisziplinierung in der preußischen Reaktionszeit, (Diss. jur. Kiel) 1976; Battenberg, F./Eckhardt, A., Der Richter in eigener Sache, ZRG GA 95 (1978), 79; Hempel, N., Richterleitbilder in der Weimarer Republik, 1978; Olzen, D., Richter und Sachverständige, ZRG GA 97 (1980), 164; Hübner, H., Kodifikation und Entscheidungsfreiheit des Richters, 1980; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; Schulz, B., Der republikanische Richterbund (1921-1933), 1982, Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986; Hattenhauer, H., Richter und Gesetz, ZRG GA 106 (1989), 46; Ormond, T., Richterwürde und Regierungstreue, 1994; Europäische und amerikanische Richterbilder, hg. v. Gouron, A. u. a., 1996; Le juge et le jugement, hg. v. Jacob, R., 1996; Nörr, K., Der Richter zwischen Gesetz und Wirklichkeit, 1996; Immisch, L., Der sozialistische Richter, 1997; Gritschneder, O., Furchtbare Richter, 1998; Albert, T., Der gemeine Mann vor dem geistlichen Richter, 1998; Höner, M., Die Diskussion um das richterliche Prüfungsrecht und das monarchische Verordnungsrecht, 2001; Nobili, M., Die freie richterliche Überzeugungsbildung, 2001; Lepsius, S., Der Richter und die Zeugen, 2003; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003; Kißener, M., Zwischen Diktatur und Demokratie, 2003; Ziegler, P., 200 Jahre Friedensrichter, 2003; Jahns, S., Das Reichskammer­gericht und seine Richter, 2003; Strodthoff, B., Die richterliche Frage-  und Erörterungspflicht, 2004; Auer, M., Materia­li­sierung, Flexibilisierung, Richterfreiheit, 2005; Adler, S., Das Verhältnis von Richter und Parteien in der preußischen und deutschen Zivilpro­zessgesetzgebung, 2006; Auf dem Scheiterhaufen der Paragraphen, hg. v. Scheiber, O., 2007; Hor­nauer, A., Das Reichsgericht zur Frage des richter­lichen Prüfungsrechts, 2009; Vom Diener des Fürs­ten zum Diener des Rechts, hg. v. Czeguhn, I./Sánchez Aranda, 2011; Pfeiffer, U., Untersuchungen zu den Anfängen der päpstlichen Delegationsgerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert, 2011; Judges and Judging in the History of the Common Law and Civil Law, hg. v. Brand, P. u. a. 2012; Europäisches Privatrecht in Vielfalt geeint - Richterliche Eingriffe in den Vertrag, hg. v. Jung, P., 2013; Richterinnen in Geschichte, Gegenwart und Zukunft, hg. v. Kohl, G. u. a., 2014; Foljanty, L., Zur Problematik der Übersetzung richterlicher Methoden – Frankreich und Japan, ZRG GA 133 (2016), 499; Henschel, U., Der Richter und sein Lenker – Zur Geschichte, Systematik und Bedeutung juristischer Literatur, 2018; Diestelkamp, B., Der deutsche König als oberster Richter im Hoch- und Spätmittelalter, ZRG GA 136 (2019), 94; Quellen zum Deutschen Richtergesetz vom 8. 9. 1961, hg. v. Schubert, W., Teil 1f. 2020

Richterablehnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Zurückweisung eines Richters wegen Befangenheit. Die Richterablehnung ist bereits dem spätantiken Verfahren bekannt. Sie wird in dem Mittelalter in dem gelehrten Verfahren übernommen, doch kennt auch das einheimische Recht Einschränkungen der richterlichen Tätigkeit. S. Google

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 111, 119; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963, 33, 71; Kaser, M., Das römische Zivilpozessrecht, 1966, 424, 440; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981, 77

Richterbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – meist als Richtersbrief - ab 1396 [HildeshUB. II 515 richters breve) in 6 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist in dem nationalsozialistisch geprägten Deutschen Reich (1933-1945) das der Lenkung der Tätigkeit des Richters dienende parteipolitisch beeinflusste Rundschreiben.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 235; Richterbriefe, hg. v. Boberach, H., 1975; Wahl, B., Die Richterbriefe, Diss. jur. Heidelberg 1981

Richterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265/1267 [SteirUrb. 119] in 6 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das von dem in dem gewaltenge­teilten Staat für die Rechtsprechung zustän­digen →Richter geschaffene Recht. Seine Zulässigkeit ist streitig. Insbesondere die →freie Rechts­schule befürwortet allgemein Richterrecht. Tatsächlich setzt es sich vor allem dort durch, wo der Gesetzgeber nicht genügend entscheidungsfähig ist.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 4, 227, 254; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879, Neudruck 1973; Larenz, K., Richterliche Rechtsfortbildung als methodisches Problem, (in) NJW 1965, 1; Rehbinder, M., Zur Rechtsqualität des Richterspruchs, (in) JuS 1991, 542; Zitscher, H., Elterlicher Status in Richterrecht und Gesetzesrecht, 1996; Ollinger, T., Die Entwicklung des Richtervorbehalts im Verhandlungsrecht, 1997; Richterrecht und Rechtsfortbildung in der europäischen Rechtsge­meinschaft, hg. v. Schulze, R./Seif, U., 2003; Scherer de Mello Aleixo, P., Verantwortbares Richterrecht, 2014

Richterstuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab [1328/1329 [Voc.opt. Bremer II, 122] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Stuhl oder Sitz des Richters.

Lit.: Fehr, H., Das Recht im Bilde, 1923; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988

Richthofen, Karl Otto Johannes Theresius (Damsdorf 30. 5. 1811-6. 3. 1888) wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Berlin (Savigny, Eichhorn) und Göttingen (Jacob Grimm) außerordentlicher Professor in Berlin. 1840 veröffentlicht er die friesischen Rechtsquellen und ein altfriesisches Wörter­buch, 1863 die (lat.) →Lex (F.) Frisionum. S. Google

Lit.: Brunner, H., Karl von Richthofen, ZRG GA 9 (1888), 247

Richtlinie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1807 [Händel, Wehrpflicht 46] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist der Grundsatz oder die Anweisung für ein bestimmtes Verhalten. Insbesondere kann in der →Europäischen Union der Rat oder die Kommission eine verbindliche Richtlinie für den mitgliedstaatlichen Gesetz­geber erlassen, der sie in der jeweils gesetzten Frist in mitgliedstaatliches Recht umsetzen muss.

Lit.: Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat, hg. v. Walk, J., 1981

Richtschwert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1374 [Rau, BeitrFrkf. 39 Anm. 118 rychte swerter] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Schwert als Vollzugsgerät der →Todesstrafe.

Lit.: Kühn, U., Inschriften und Verzierungen auf Richtschwertern, Diss. jur. Erlangen-Nürnberg 1969; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988

Richtstätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1325 [SspGlLR. Buch 370 zu Sssp. I 51 § 4 richtestad] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist der Ort des Vollzugs der To­desstrafe (beispielsweise Galgenbühl).

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988

Richtsteig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 14. Jahrhundert [GlWeichb. 228] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) richtiger Steig, richtiger Weg

Richtsteig Landrechts (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist das von dem märkischen Hofrichter Johann von Buch (1285/1290-nach 1356) verfasste Werk über das Gerichtsverfahren nach dem →Sachsen­spiegel. Der Richtsteig Landrechts ist vermutlich zwischen 1325 und 1333/1334 entstanden. Er folgt gelehrtem Vorbild (Gerichts­per­son, Klage­arten). Er ist durch 75 Handschriften in fünf vor allem regionalsprachlich verschiedenen Formen überliefert.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 103, 107; Homeyer, C., Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis, 1857; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 64; Odenweiler, K., How to act in court, ZRG GA 130 (2013), 371

Richtsteig Lehnrechts (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist das vermutlich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vielleicht von Gerke von Kerkow verfasste Werk über das Verfahren des sächsischen Lehnrechts in anfangs wohl 31 Artikeln, das in 20 Handschriften überliefert ist.

Lit.: Homeyer, C., Des Sachsenspiegels zweiter Teil, Bd. 1 1842, 409; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 65

Riegger, Joseph Anton Stephan von (Innsbruck 1742-Prag 1795), Rechtspro­fessorensohn, wird 1764 Privatdozent in Wien und 1765 Professor in Freiburg im Breisgau, 1778 in Prag. In Freiburg im Breisgau hält er als erster Professor deutsche Vorlesungen. S. Google

Lit.: Wander von Grünwald, J., Biographie der beiden Ritter von Riegger, 1797

Riegger, Paul Joseph (Freiburg im Breisgau 1705-Wien 1775) wird nach dem Rechts­studium in Freiburg im Breisgau 1733 Professor in Innsbruck und 1753 in Wien. Er tritt für den Vorrang des Staates gegenüber der Kirche ein. S. Google

Lit.: Wander von Grünwald, J., Biographie der beiden Ritter von Riegger, 1797; Seifert, E., Paul Joseph Riegger, 1973

Riga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Einfluss der Riege/Ridzene in die Düna wird 1201 als Markt deutscher Kaufleute gegründet. 1285 nimmt die Stadt hamburgisches Recht und später auch lübisches Recht auf. Das daraus entwickelte rigische Recht wird an viele umliegende Städte weitergegeben. 1582 kommt Riga an Polen, 1621 an Schweden und 1710 an Russland. Von 1918 bis 1940 und seit 1991 ist Riga Hauptstadt →Lett­lands.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Die Quellen des rigischen Stadtrechts, hg. v. Napiersky, J., 1876, Neudruck 1976; Bulmerincq, A. v., Der Ursprung der Stadtverfassung Rigas, 1894, Neudruck 2013; Bulmerincq, A. v., Die Verfassung der Stadt Riga, 1898, Neudruck 2013; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Lenz, W. jun., Riga, 1968; Hellmann, M., Livland und das Reich, 1989; Riga, hg. v. Oberländer, E. u. a., 2004; Riga und der Ostseeraum, hg. v. Misans, I. u. a., 2005; Fülberth, A., Riga, 2013

Ring (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 868 [Otfrid] bzw, 1398 bzw. Anfang 15. Jahrhundert [SchweizId. IV 56] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist das kreisförmige Gebilde aus festem Stoff (beispielsweise Metall, Holz), das als Symbol für ein Recht oder Rechtsver­hältnis verwendet wird (beispielsweise Ehering).

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Zallinger, O., Die Ringgaben bei der Heirat, 1931 (SB Wien); Köstler, R., Ringwechsel und Trauung, (in) ZRG KA 22 (1933), 1; Labhart, V., Zur Rechtssymbolik der Bischofsringe, 1963; Chadour, A., Ringe, 1994

Rinteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist von 1620/1621 bis 1809 Sitz einer Universität.

Lit.: Feige, R., Das akademische Gymnasium Stadt­hagen und die Frühzeit der Universität Rinteln, 1956

Ripert, Georges (1880-1958) wird nach dem Rechtsstudium in Aix-en-Provence Rechts­lehrer in Aix-en-Provence (1906) und Paris (1918). Er führt den (franz.) Traité élémentaire de droit civil →Planiols fort und erweitert ihn zu einem 14bändigen Gesamtwerk. Dabei geht er von der Überlegenheit des Gesetzesanwenders gegen­über dem Gesetz aus. S. Google

Lit.: Rousselet, M., Notice sur la vie et les travaux de Georges Ripert, 1960

Ripuarier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Ribvarier, s. Google) ist der (Bewohner eines vor allem linksrheinisch um Köln liegenden Gebiets oder) der An­ge­hörige eines um Köln fassbaren Teil­stam­mes der Franken, dessen Recht viel­leicht schon in dem 7. Jahrhundert, jedenfalls 763/764 und in einer etwas jüngeren Fassung in der (lat.) →Lex (F.) Ribvaria aufgezeichnet wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Nonn, U., Pagus und comitatus, 1983

risorgimento (M.) Wiedererhebung (Italiens zu einem einheitlichen Staat nach 1848 durch eine Freiheitsbewegung [Cavour, Garibaldi] unter Führung Sardinien-Piemonts bis 1861, s. Google)

Ritter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach, Parzival III 122,18] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] eques, miles) ist der Angehörige einer durch reiterliches Verhalten gekennzeichneten Menschen­gruppe. Bereits das klassische römische Altertum kennt einen hervorgehobenen Stand der (lat. [M.Pl.]) equites (ordo equester Geldadel). Seit dem Frühmittelalter (9. Jahrhundert) entsteht der in dem 11. Jahrhundert vielleicht zuerst in dem westfränkischen Bereich sichtbare, spätestens um 1250 durch Ritter­bürtigkeit nach unten abgeschlossene und damit zu einem Geburtsstand werdende Berufs­stand der durch Reiterdienst aus der Allgemeinheit herausgehobenen, auf der Burg vorbildlich lebenden Ritter. Er bildet bald den niederen Adel, der vielfach zu einem der →Landstände wird (beispielsweise Niederösterreich, Ober­österreich, Salzburg, Tirol). Aller­dings erweisen sich die Ritterheere in dem 14. Jahrhundert als schlagbar (Sempach 1386), weshalb der Ritter an Bedeutung verliert. Auf der Suche nach einer anderweitigen Lebensgrundlage wird der Ritter vielfach Gutsherr, Beamter, verschiedentlich aber auch →Raubritter. Seit dem 15. Jahrhundert schließen sich die →Reichsritter, die nie Reichsstandschaft in dem Reichstag erlangen, beson­ders in Rittergesellschaften und Ritterbünden zusammen, verlieren ihre reichsun­mittelbare Stellung aber 1803. S. Google

Lit.: Söllner §§ 6, 9, 12, 13, 14; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 29, 79, 98, 111, 112, 121, 199; Köbler, WAS; Erben, W., Schwertleite und Ritterschlag, (in) Zeitschrift für historische Waffenkunde 8 (1919); Wretschko, A., Zur Ertei­lung der Ritterwürde durch den Kaiser im 16. Jahrhundert, ZRG GA 46 (1926), 374; Sandberger, D., Studien über das Rittertum in England, 1937; Schulze, W., Die Gleve, 1940; Obenaus, H., Recht und Verfassung der Gesellschaften mit S(ank)t Jörgenschild in Schwaben, 1961; Bumke, J., Stu­dien zum Ritterbegriff, 1964, 2. A. 1977; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft, 1969; Reuter, H., Die Lehre vom Ritterstand, 1971, 2. A. 1974; Das Rittertum, hg. v. Borst, A., 1976; Das ritterliche Turnier im Mittelalter, hg. v. Fleckenstein, J., 1985; Bardelle, B., Die altwestfälischen Ritterschafts­korporationen, Diss. jur. Münster 1987; Keen, M., Das Rittertum, 1987; Curialitas, hg. v. Fleckenstein, J., 1990; Gasparri, S., I milites cittadini, 1992; Paravicini, W., Die ritterlich-höfische Kultur, 1994; Erkens, F., Militia und Ritterschaft, (in) HZ 258 (1994), 623; Böninger, L., Die Ritterwürde in Mittelitalien, 1995; Stemmler, M., Eques Romanus, 1997; Fleckenstein, J., Rittertum und ritter­liche Welt, 2002; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004; Rittertum und höfische Kultur der Stauferzeit, hg. v. Laudage, J., 2006; Ehlers, J., Die Ritter, 2006; Barthélemy, D., La chevalerie, 2007; Kommunikationsnetze des Ritteradels im Reich um 1500, hg. v. Schneider, J., 2012; Asbridge, T., Der größte aller Ritter und die Welt des Mittelalters, 2015 (Guillaume le Maréchal um 1147-1219); Laukemper, W., Die Ritter im mittelalterlichen Vellern, 2016; Schreier, G., Ritterhelden, 2019

Ritterbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1788 [Kerner, RRittersch. II 25] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der in dem 14./15. Jahrhundert sichtbare Zu­sammenschluss von →Rittern zu ge­mein­samem Handeln (beispielsweise Sterner, St. Jör­gen­schild).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild, 1941; Obenaus, H., Recht und Verfassung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild, 1961; Deutscher Adel, hg. v. Rössler, H., 1965; Ranft, A., Adelsgesellschaften, 1994

Rittergut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1342? [Wutke, SchlesBergb. I 29] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das einem Ritter (Adeligen) übertragene Landgut, mit dessen Besitz die Landstandschaft verbunden ist (in Brandenburg in dem 19. Jahrhundert 1610 Rittergüter [mit mehr als 100 Hektar], jeder fünfte Rittergutseigentümer Millionär). Es ist meist Lehen. Der Inhaber ist von Steuern befreit. Das Rittergut ist oft Mittelpunkt einer →Grundherrschaft oder Gutsherrschaft, der Inhaber meist Träger von Polizeigewalt und Patrimonialgerichtsbarkeit.

Lit.: Müller, R., Die Rechtsbeziehungen zwischen den Rittergutsherren und den Bauern der Herrschaft Neuschönfels in Sachsen, 1937; Hüllemann, H., Die Geschichte der Rittergüter in Reuß älterer Linie, 1939; Reinicke, W., Landstände im Verfas­sungsstaat, 1975, 318; Flügel, A., Bürgerliche Rit­tergüter, 2000; Schiller, R., Vom Rittergut zum Groß­grundbesitz, 2003; Halama, A., Rittergüter in Mecklenburg-Schwerin, 2006; Hindersmann, U., Rittergüter der Lüneburger Landschaft, 2015

Ritterorden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1491 [Pilgerrreisen 217] bzw. 1469/1480 Hs. MnlWB. VI 1344] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der von →Rittern seit dem 12. Jahrhundert gebildete →Orden (beispielsweise Templerorden 1118/1119, →Deutscher Orden 1190/1198, Johanniterorden, Malte­ser­orden, Schwertbrüderorden 1202).

Lit.: Riley-Smith, J., The Knights of St. John, 1967; Pernoud, R., Les Templiers, 2. A. 1977; Die geistlichen Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J. u. a., 1980; Geschichte und Recht geistlicher Ritterorden besonders in der Schweiz, hg. v. Carlen, L., 1990; Ritterorden und Adelsgesellschaft im spätmittelalterlichen Deutschland, hg. v. Kruse, H. u. a., 1991; Ranft, A., Adelsgesell­schaften, 1994; Demurger, A., Die Ritter des Herrn, 2003; Die Ritterorden in der europäischen Wirtschaft des Mittelalters, hg. v. Czaja, R. u. a., 2003; International Mobility in the Military Orders, hg. v. Burgtorf, J. u. a., 2006; Die Ritterorden als Träger der Herrschaft, hg. v. Czaja, R./Sarnowsky, J., 2007; The Military Orders, hg. v. Edbury, P., Bd. 5 2012; La mémoire des origines dans les ordres religieux-militaires au Moyen Âge, hg. v. Josserand, P. u. a., 2012; Riley-Smith, J., The Knights Hospitaller in the Levant (!) c. 1070-1309, 2012; Sarnowsky, J., Die geistlichen Ritterorden, 2018

Ritterschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 12. Jahrhundert [Bumke, Ritter 22] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Gesamtheit von →Rittern.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft, 1969; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft, 1982; Bardelle, B., Die altwestfälischen Ritterschaftskorporationen, Diss. jur. Münster 1987; Harding, E., Landtag und Adeligkeit, 2011

Ritterspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das in einer Handschrift überlieferte, wohl zwischen 1410 und 1420 von Johannes →Rothe verfasste Gedicht in mittelthüringischer Sprache über die Stellung und Aufgaben des Ritters.

Lit.: Johannes Rothe, Der Ritterspiegel, hg. v. Neumann, H., 1936

Ritual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das lateinische ritualis, Adj., religiösen Brauch betreffend, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der in Gewohnheit formalisierte Ablauf eines Geschehens (beispielsweise Krönung, Gerichtsverfahren).

Lit.: Spektakel der Macht - Rituale im alten Europa 800-1800, 2008; Dilcher, G., Mittelalterliches Recht und Ritual in ihrer wechselseitigen Be­ziehung, Frühmittelalt. Studien 41 (2007), 297; Bild und Ritual, hg. v. Ambos, C. u. a., 2010; Schreiner, K., Rituale, Zeichen, Bilder, 2011; Stollberg-Rilinger, B., Rituale, 2013

ritualis, rītuālis,  lat., Adj., religiösen Brauch betreffend, Zeremonien betreffend, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. rītus

ritus, rītus,  lat., M.,  hergebrachte Weise, religiöser Brauch, Ritus, Zeremonie, Sitte, Gewohnheit, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *arī̆, *rī̆-, V., fügen, passen, zählen, ordnen, vgl. idg. *ar- (1), *h₂er-, V., fügen, passen

Ritus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Rivail →Aymar du Rivail

Rivallius →Aymar du Rivail

Robe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und Fränkische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Amtstracht des Richters, Staatsanwalts oder Rechtsanwalts. Sie geht auf den langen schwarzen Mantel zurück, den seit der frühen Neuzeit die Gelehrten als doktoralisches Ehrenkleid anlegen. Zuerst in Frankreich tragen dann auch die →Richter als Justizbeamte einen solchen Talar als eine besondere Standeskleidung. An dem 15. 12, 1626 ordnet Friedrich Wilhelm I. für die advocati wollene schwarze, bis unter das Knie gehende Mäntel an (, damit man diese Spitzbuben schon von weitem erkennen und sich vor ihnen hüten kann). 1790 wird das zwischenzeitlich prunkvoll gestaltete Gewand in Frankreich durch einen schwar­zen Talar ersetzt. Mit dem französischen Recht dringt diese Bekleidung in deutsche Staaten vor. Durch die Reichsjustiz­reform von 1879 wird sie vereinheitlicht und wenig später auf alle Richter ausgedehnt (Österreich 1897, 1962).

Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 225; Liermann, H., Richter, Schreiber, Advokaten, 1957; Hargreaves-Mawdsley, W., A history of legal dress in Europe, 1963; Hülle, W., Historisches über Gerichtsroben, (in) Dt. Richterzeitung 58 (1980), 345; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988

Robot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1220/1230 [FreisingTrad. II 426 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., aus slaw. [F.] Arbeit, teils be­messener, teils unbemessener Frondienst (in Nieder­österreich 1772, in der Steier­mark 1778 einschränkendes Robotpatent Ma­ria There­sias, 1848 Aufhe­bung)

Lit.: Grüll, G., Die Robot in Oberösterreich, 1952

roden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) urbar machen, ausreißen

Rodung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [HessSamml. I 61] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Urbarmachung von bewaldetem Land. Sie kann in dem Mittelalter zu Freiheit oder rechtlicher Besserstellung führen (beispielsweise in der →Ostsiedlung).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102; Schulze, H., Rodungsfreiheit und Königsfreiheit, (in) HZ 219 (1974), 529

Roes →Alexander von

Roesler, Hermann (1834-1894) wird nach dem Studium von Recht und Wirtschaft in Erlangen und München 1861 Professor für Staatswissenschaft in Rostock und 1878 juristischer Berater →Japans. Er ge­staltet das Handelsgesetzbuch (1890) und die Verfassung (1889) maßgeblich mit. 1893 kehrt er nach Europa zurück. S. Google

Lit.: Siemes, J., Die Gründung des modernen japanischen Staates und das deutsche Staatsrecht, 1975; Hermann Roesler, hg. v. Bartels-Ishikawa, A., 2007; Ritzke, B., Der ordo-soziale Wirtschafts- und Rechts­be­griff von Hermann Roesler, 2010

Roffredus ist der um 1170 geborene, aus Benevent stammende, wohl 1243 noch lebende Jurist, von dem De libellis et ordine iudiciorum (Von Büchern und der Ordnung der Gerichte), Libelli de iure canonico (Bücher über das kanonische Recht), Quaestiones (Fragen), Glossen und kleinere Schriften stammen. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 318

Rogerius ist der in Bologna wirkende, viel­leicht um 1170 verstorbene Glossator, von dem eine Summa Codicis (Summe des Codex), Glossen, vielleicht Dissensiones dominorum (Meinunsverschiedenheiten der Herren), Distinktionen (Unterscheidungen), De praescriptionibus (Über Vorschriften), Quaestiones super Institut­is (Fragen über Einrichtungen), Enodationes quaestionum super Codice (Aufknüpfungen von Fragen über den Codex), ein Catalogus praescriptionum (Katalog der Vorschriften) und vielleicht die Summa Trecensis (trecensische Summe) stammen. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 192

Roland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1385 [Zerbst/Hoede, Sächs.Rolande 10] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in Rolandsäule und Rolandssäule und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 15. 8. 778 bei dem Rückzug (König) Karls (des Großen) aus dem von den Arabern eroberten Spanien gefallene Markgraf der bretonischen Mark. Er ist die Hauptgestalt des wohl um 1080 von einem unbekannten Verfasser geschaffenen Rolands­lieds. Möglicher­weise gehen auf ihn die Rolandssäulen zurück, die sich seit dem Hochmittelalter auf Marktplätzen vor allem Norddeutsch­lands (als Symbol der Kaiserrechte? oder des Rechtes allgemein?) finden (beispielsweise in Bremen). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Heldmann, K., Die Rolandsbilder Deutschlands, 1904; Heldmann, K., Rolandsspielfiguren, 1905; Jostes, F., Roland in Schimpf und Ernst, 1906; Puntschart, P., Der Roland von Ragusa, ZRG GA 30 (1909), 299; Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291; Hoede, K., Deutsche Rolande, 1934; Goerlitz, T., Der Ursprung und die Bedeutung der Rolandsbilder, 1934; Gathen, A., Rolande als Rechtssymbole, 1960; Mitić, I., Die Rolandsäule in Ragusa, ZRG GA 82 (1965), 306; Siebs, B., Jedute und Roland, ZRG GA 84 (1967), 293; Ott-Meimberg, M., Kreuzzugsepos oder Staatsroman?, 1980; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Rempel, H., Die Rolandsstatuen, 1989; Munzel-Everling, D., Rolande der Welt. CD-ROM. 2004 (www.Munzel-Everling.de)

Rolandus von Bologna s. Google

Lit.: Jacobi, K., Der Ehetraktat des Magisters Rolandus von Bologna, 2004

Rôles d’Oléron →Oléron

Rom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und und Google belegt sowie wohl etruskischer Herkunft, N.) ist die nach antiker Tradition an dem 21. 4. 753 v. Chr. von Romulus vielleicht in dem Rahmen einer bandemäßig gestalteten Beutegemeinschaft (?) gegründete Hauptstadt (um 500 v. Chr. 10000?, 25000? oder 50000? Einwohner, um 0 800000 oder 1000000, 1790 große Privathäuser domus, 46602 große Mietshäuser insulae, um 300 n. Chr. 500000, um 400 800000, um 500 100000, nach 550 rund 50000 Einwohner) des 509 v. Chr. von dem Königreich (nach Romulus sechs sagenhafte Könige Numa Pompilius, Tullus Hostilius, Ancus Marcius, Lucius Tarquinius Priscus, Servius Tullius, Lucius Tarquinius Superbus) zu der Republik und 27 v. Chr. von der Republik zu dem Prinzipat gewordenen römischen Weltreichs. In ihr hat seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. der Papst seinen Sitz. 754/756 erhält er Rom durch den fränkischen König Pippin als Gabe. Während des Mittelalters krönt er dort ab Weihnachten 800 den deutschen König (oft, aber nicht immer) zu dem Kaiser. Zwischen 1143 und 1155 richten die Bürger wieder einen Senat ein. 1526/1527 werden 53689 Einwoh­ner gezählt. An dem 6. 5. 1527 wird Rom von dem Heer Kaiser Karls V. erstürmt (sacco di Roma). 1870 fällt Rom (mit rund 200000 Einwohnern, um 1930 eine Million) an Italien, 1871 wird es dessen Hauptstadt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 16, 28, 51; Leopold, H., De spegel van het verleden, 1918; Schramm, P., Kaiser, Rom und renovatio, 2. A. 1957; Schneider, F., Rom und Romgedanke im Mittelalter, 2. A. 1959; Demandt, A., Der Fall Roms, 1984, 2. A. 2014; Grandazzi, A., La fondation de Rome, 1991; Dahlheim, W., Stadt und Imperium, 1992; Storia di Roma, hg. v. Schiavone, A., 1993; Roma, hg. v. Hubert, E., 1993; Lunliffe, B., Rom und sein Weltreich, 4. A. 1994; Bellen, H., Grundzüge der römischen Geschichte, 1994; Bengtson, H., Römische Geschichte, 7. A. 1995; Kolb, F., Rom, 2. A. 2002; Christ, K., Geschichte der römischen Kaiserzeit, 4. A. 2002; Fuhrmann, F., Rom in der Spätantike, 2. A. 1995; Krautheimer, R., Rom, 2. A. 1996; Die römischen Kaiser, hg. v. Clauss, M., 1997; Schulz, R., Herrschaft und Regierung, 1997; Die späte römische Republik, hg. v. Bruhns, H. u. a., 1997; Flach, D., Römische Geschichts­schrei­bung, 3. A. 1998; Bellen, H., Grundzüge der römischen Geschichte, 1998; Heuß, A., Römische Geschichte, 9. A. 2003; Ausbüttel, F., Die Verwaltung des römischen Kaiserreiches, 1998; Bleicken, J., Geschichte der römischen Republik, 5. A. 1999; Strothmann, J., Kaiser und Senat, 1998; Witschel, C., Krise, Rezession, Stagnation, 1999; Dahlheim, W., An der Wiege Europas, 2000; Gatto, L., Storia di Roma nel Medioevo, 2. A. 2000; Ball, W., Rome in the East, 2000; Roma nell’alto medioevo, 2001; König, I., Kleine römische Geschichte, 2001; Carandini, A., Die Geburt Roms, 2001; Die frühen römischen Historiker, hg. v. Beck, H. u. a., Bd. 1f. 2001ff.; Fellmeth, U., Brot und Politik, 2001; Kuhoff, W., Diokletian und die Epoche der Tetrarchie, 2001; Bringmann, K., Geschichte der römischen Republik, 2002; Kolb, F., Rom, 2. A. 2002; Schuller, W., Das römische Weltreich, 2002; Roma fra Oriente e Occidente, 2002; Syme, R., Die römische Revolution, 2003; Bringmann, K., Römische Geschichte, 8. A. 2004; Bringmann, K., Krise und Ende der römischen Republik, 2003; Fugmann, J., Königszeit und frühe Republik in der Schrift De viris illustribus urbis Romae, Bd. II, 2 2003; Index numerorum. Ein Findbuch zum Corpus inscriptionum latinarum, hg. v. Fassbender, A., 2003; Weeber, K., Nachtleben im alten Rom, 2004, 4. A. 2016; Hölkeskamp, K., Rekonstruktion einer Republik, 2004; Bauer, F., Das Bild der Stadt Rom im Frühmittelalter, 2004; Siedlung und Verkehr im römischen Reich, hg. v. Frei-Stolba, R., 2004; The Cambridge Companion to the Roman Republic, hg. v. Flower, H., 2004; Matyszak, P., Geschichte der römischen Republik, 2004; Hölkeskamp, K., Senatus populusque Romanus, 2004; Christ, K., Pompeius, 2004; Luik, M., Der schwierige Weg zur Weltmacht, 2005; Beck, H., Karriere und Hierarchie, 2005; Rüpke, J., Fasti sacerdotum, 2005 (mit etwa 4000 Biographien); Eich, P., Zur Metamorphose des politi­schen Systems in der römischen Kaiserzeit, 2005; Ward-Perkins, B., The Fall of Rome and the End of Civilization, 2005; Kunst, C., Leben und Wohnen in der römischen Stadt, 2006, 3. A. 2008; Heftner, H., Von den Gracchen bis Sulla, 2006; Dreyer, B., Die Innenpolitik der römischen Republik, 2006; Spielvogel, J., Septimius Severus, 2006; König, I., Der römische Staat, 2007; Langer, V., Declamatio Romanorum, 2007; Kolb, F., Das antike Rom, 2007; Heather, P., Der Untergang des römischen Weltreichs, 2007 (übersetzt aus dem Englischen); Rüpke, J., Römische Priester in der Antike, 2007; Brandenburg, H., Die frühchristlichen Kirchen in Rom, 2008, 3. A. 2013; Römische Religion im Wandel, hg. v. Bendlin, A. u. a., 2008; Kreutz, P., Romidee und Rechtsbild in der Spätantike, 2008; Jördens, A., Statthalterliche Verwaltung in der römischen Kaiserzeit, 2009; Eine politische Kultur (in!) der Krise?, hg. v. Hölkeskamp, K., 2009; Speidel, M., Heer und Herrschaft im römischen Reich, 2009; Die Verwaltung der kaiserzeitlichen römischen Armee, hg. v. Eich, A., 2009; Matyszak, P. u. a., Who is who im alten Rom, (aus dem Englischen) 2009; Reinhardt, V., Blutiger Karneval - Der Sacco di Roma 1527, 2009; The Cambridge Companion to the Roman Historians, hg. v. Feldherr, A., 2009; Eine politische Kultur (in) der Krise, hg. v. Hölkeskamp, K, 2009; Bauer, F., Rom im 19. und 20. Jahrhundert, 2009; Strobel, K., Kaiser Trajan, 2009, 2. A. 2019; Grossmann, L., Roms Samnitenkriege, 2009; Sommer, M., Römische Geschichte, Bd. 2 2009; Hughes, I., Belisarius – The Last Roman General, 2009; Hughes, I., Stilicho, 2010; Meier, M./Patzold, S., August 410 - Ein Kampf um Rom, 2010; Die Verwaltung der kaiserzeitlichen römischen Armee, hg. v. Eich, A., 2010; Rom, hg. v. Johrendt, J. u. a., 2010; Goldbeck, F., Salutationes, 2010; Petersohn, J., Kaisertum und Rom, 2010; Hölkeskamp, K., Reconstructing the Roman Republic, 2010; Klingenberg, A., Sozialer Abstieg in der römischen Kaiserzeit, 2011; Cobet, J., Babylon, Jerusalem, Athen, Rom, (in) HZ 293 (2011), 1; Sänger, P., Veteranen unter den Severern und frühen Soldatenkaisern, 2011; Lundgreen, C., Regelkonflikte in der römischen Republik, 2011; Hölkeskamp, K., Die Entstehung der Nobilität, 2. A. 2011; The Roman Empire in Context, hg. v. Arnason, J. u. a., 2011; Breeze, D., The Frontiers of Imperial Rome, 2011; Sivan, H., Galla Placidia, 2011, Von der militia equestris zur militia urbana, hg. v. Blösel, W. u. a., 2011; Ando, C., Law, Language and Empire in the Roman Tradition, 2011; Barnes, T., Constantine, 2012; Du Plessis, P., Letting and Hiring in Roman Legal Thought, 2012; Bleicken, J., Die römische Republik, 2012; Krüger, J., Nero, 2012; Rom in der Spätantike, hg. v. Behrwald, R. u. a., 2012; New Frontiers. Law and Society in the Roman World, hg. v. Du Plessis, P., 2012; Richardson, J., Augustan Rome 44 BC to AD 14, 2012: Hughes, I., Aetius, 2012; Albers, J., Campus Martius, 2012; Fischer, T., Die Armee der Caesaren, 2012; Maiuro, M., Res Caesaris, 2012; Martin, S., Die politische Führungsschicht der römischen Republik, 2012; Palast und Stadt im severischen Rom, hg. v. Sojc, A., 2013; Sommer, M., Römische Geschichte, Bd. 1 2013; Ando, C., Imperial Ideology and Provincial Loyalty in the Roman Empire, 2013; Börm, H., Westrom - Von Honorius bis Justinian, 2013, 2. A. 2019; Geiger, M., Gallienus, 2013; Horst, C., Marc Aurel, 2013; Dalla Rosa, A., Cura et tutela – Le origini del potere imperiale sulle province proconsolari, 2013; Lee, A., From Rome to Byzantium AD 363 to 565, 2013; Toner, J., Roman Disasters, 2013; Steel, C., The End of the Roman Republic, 146 to 44 BC., 2013; Geiger, M., Gallienus, 2013; Dupont, F., Rom – Stadt ohne Ursprung, 2013; Behrends, O., Zur römischen Verfassung, hg. v. Avenarius, M. u. a., 2014; Glas, T., Valerian, 2014; Wittneben, E., Römische Geschichte, 2014; Brot und Spiele, hg. v. Schlott, K., 2014; Schöpe, B., Der römische Kaiserhof in severischer Zeit (193-235 n. Chr.), 2014; Vervaet, F., The High Command in the Roman Republic, 2014; Staatlichkeit in Rom?, hg. v. Lundgreen, C., 2014; Eich, A., Die römische Kaiserzeit, 2014; Kay, P., Rome’s Economic Revolution, 2014; Ich Germanicus Feldherr Priester Superstar, 2015; Maschek, D., Die römischen Bürgerkriege, 2015; Woolf, G., Rom, 2015; Augustus, hg. v. Horster, M. u. a., 2014; Nero Kaiser, Künstler und Tyrann, 2016; Sonnabend, H., Nero – Inszenierung der Macht, 2016; Rosenstein, N., Rome and the Mediterranean 290 to 146 BC, 2012; Fulminante, F., The Urbanisation of Rome and Latium Vetus, 2014; Schipe, B., Der römische Kaiserhof in severischer Zeit (193-235 n. Chr.) 2014; Blösel, W., Die römische Republik, 2015; Walter, U., Mehr als Mythos und Konstruktion? - Die römische Königszeit, (in) HZ 302 (2016), 1; Esch, A., Rom, 2016 (Stadtführer ohne übergeordnete Einheit); Tuori, K., The Emperor of Law – The Emergence of Roman Imperial Adjudication, 2016; Bond, S., Trade and Taboo – Disreputable Professions in the Roman Mediterranean, 2016; Tacoma, L., Moving Romans – Migration to Rome in the Principate, 2016; Duncan-Jones, R., Power and Privilege in Roman Society, 2016; Les auxiliaires de l’armée romaine, h. v. Wolff, C. u. a., 2016; Stewart, M., The Soldier’s Life, 2016; Barr, J., Tertullian and the Unborn Child, 2017; Der römische Triumph in Prinzipat und Spätantike, hg. v. Goldbeck, F. u. a., 2017; Hebblewhite, M., The Emperor and the Army in the Later Roman Empire, 2017; Teitler, H., The Last Pagan Emperor – Julian the Apostate, 2017; Tan, J., Power and Public Finance at Rome 264-69 BCE, 2017; Hölkeskamp, K-. Libera res publica – Die politische Kultur des antiken Rom, 2017 (Sammelband); Marc Aurel _ Wege zu seiner Herrschaft, hg. v. Grieb, V., 2017; Cordes, L., Kaiser und Tyrann – Die Kodierung und Umkodierung der Herrscherrepräsentation Neros und Domitians, 2017; Elkins, N., The Image of Political Power in the Reign of Nerva, 2017; Balmaceda, C., Virtus Romana, 2017; Prosopographie des römischen Kaiserreichs, hg. v. Eck, W. u. a., 2017; Lohmann, P., Graffiti als Interaktionsform, 2017 (Pompeji); Hollander, D., Farmers and Agriculture in the Roman Economy, 2018; Michels, C., Antoninus Pius und die Rollenbilder des römischen Princeps, 2018; Berressem, B., Die Repräsentation der Soldatenkaiser, 2018; Bernard, S., Building Mid Republican Rom – Labor, Architecture and the Urban Economy, 2018; Hölkeskamp, K., ‚Cultural Turn‘ oder gar Paradigmenwechsel in der Althistorie‘, (in) HZ 309 (2019), 1; Lomas, K., Der Aufstieg Roms – von Romulus bis Pyrrhus, 2019; Germanicus – Rom, Germanien und die Chatten, hg.v. Ruffing, K., 2019; Kuhoff, W., Mark Aurel, 2019; Grandazzi, A., Urbs – Roms Weg zur Weltmetropole, 2019; Terrenato, N., The Early Roman Expansion into Italy, 2019; Verlierer und Aussteiger in der Konkurrenz unter Anwesenden – Agonalität in der politischen Kultur des antiiken Rom, hg. v. Beck, H. u. a., 2019; Communicating Public Opinion in the Roman Republic, hg. v. Rosillo-Lóez, C., 2019; Rafferty, D., Provincial Allocations in Rome, 123-52 BCE, 2019; Petzold, K., Die großen Taten der kleinen Leute im alten Rom, 2019; Potter, D., The Origin of Empire – Rome from the Republic to Hadrian, 2019; Lentzsch, S., Roma victa – Von Roms Umgang mit Niederlagen, 2019; Augustus and the Destruction of History, hg. v. Gildenhard, I. u. a., 2019; Deeg, P., Der Kaiser und die Katastrophe, 2019; Sulla, hg. v. Eckert, A. u. a., 2019; Stefan, A., Die Trajanssäule, 2020; Tacoma, L., Roman Political Culture, 2020; Seebacher, C., Zwischen Augustus und Antinoos. Tradition und Innovation im Prinzipat Hadrians, 2020; Burden-Strevens, C., Cassius Dio’s Speeches and the Collapse of the Roman Republic, 2020; Ford, R., Rome, China, and the Barbarians, 2020; Weeber, K., Die Straßen von Rom – Lebensadern eimer antiken Großstadt, 2021; Michels, C., Antoninus Pius, (in) HZ 313 (2021), 585; Kreiler, B., Ober- und Unterkommandierende der römischen Republik 509-27 v. Chr., 2020 „ist ein seltsames Buch“ („leider ein völliger Fehlschlag“)

Roma (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M., Sg. Rom, M., Mann, Mensch“, oder auch Sinti) ist die Eigenbe­zeichnung für die früher meist als →Zigeuner benannten Angehörigen einer aus Indien vor vielen Jahrhunderten in Europa eingewanderten Volksgruppe. S. Google

Lit.: Reemtsma, K., Sinti und Roma, 1996; Sinti und Roma in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur, hg. v. Tebbutt, S., 2001; Bastian, T., Sinti und Roma im Dritten Reich, 2001; Weyrauch, W., Das Recht der Roma und Sinti, 2002; Rieger, B., Roma und Sinti in Österreich nach 1945, 2003; Knesebeck, J. v. d., The Roma Struggle for Compensation in Post-War Germany, 2011; The Nazi Genocide of the Roma, hg. v. Weiss-Wendt, A., 2013 (wohl etwas mehr als 200000 Opfer); Dębicki, E., Totenvogel, 2018 (noch etwa 17000 Roma in Polen)

Roma locuta causa finita (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.). Hat Rom gesprochen, ist die Angelegenheit beendet.

Lit.: Adam, K., Causa finita est, (in) FS A. Ehrhard, 1922, 1; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Augustinus, 354-430, Sermones 131, 10)

Romanicus, Rōmānicus,  lat., Adj., römisch, in Rom gemacht, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Rōma

Romanist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit dem 19. Jahrhundert der Vertreter des römischen Rechtes oder der von dem Lateinischen abgeleiteten romanischen Sprachenfamilie in Gegensatz zu dem →Germanisten.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schlösser, R., Die romanischen Sprachen, 2001

Romantik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das lateinische Romanicus, Adj., römisch, in Rom gemacht, 234-149 v. Chr., wohl mit dem Etruskischen teilweise verbindbar, F.) ist die geistige, sich von der Vernunft als allein bestimmendem Umstand abkehrende, das Gefühl, den Traum und das Irrationale betonende Bewegung in Europa zwischen 1790 und 1830. Sie beeinflusst die →historische Rechtsschule (Savigny, Grimm). Sowohl Märchen wie Liedgut und auch Recht werden in Gegensatz zu einer überzeitlichen überörtlichen Natur auf das geschichtlich in Raum und Zeit einzigartig entstandene einzelne eigene Volk bezogen (→Volksgeist).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 178; Busse, G., Die Romantik, 1982

Römer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in dieser Bedeutung in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen um 1080 [Hs. 1464 WesterlauwersR. I 142] nicht belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen verbindbar, M., s. Google) ist der Bewohner →Roms bzw. der Angehörige der das römische Weltreich tragenden Bevölkerung.

Lit.: Köbler, DRG 16; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Christ, K., Die Römer, 3. A. 1994; Fischer, T., Die Römer in Deutschland, 1999; Wolters, R., Die Römer in Germanien, 2000; Die Ursprünge des römischen Volkes – Origo gentis Romanae, hg. v. Sehlmeyer, M., 2004; Johne, K., Die Römer an der Elbe, 2006; Thiel, A., Die Römer in Deutschland, 2008; MacMullen, R., The Earliest Romans, 2011

Römermonat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1641 [v. Frauenholz, Heerw. III 1 S. 181] in 16 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Bezeichnung für die 1541 auf 128000 Gulden berechneten Kosten der monatlichen Unterhaltung und Besoldung des Heeres in dem Heiligen römischen Reich, die mit Hilfe der →Reichsmatrikel auf die einzelnen Reichs­stände aufgeteilt werden.

Lit.: Weigl, H., Die Kriegsverfassung des alten Deutschen Reiches, 1912, 15

Römerstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem römischen Reich zu der →Stadt entwickelte Siedlung. Sie bil­det auch nach Ende des weströmischen Reiches (476 n. Chr.) in dem Frühmittelalter vielfach den Ausgangspunkt für eine Stadt (beispielsweise Nyon, Augst, Trier, Köln, Neuss, Bonn, Xanten, Mainz, Straßburg, Augsburg, Kempten, Re­gens­burg, Passau, Wien). Die Zusam­menhänge sind in den Einzelheiten aber sehr unterschiedlich. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980

Römerstraße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1826 [OAEhingen 8] 3 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von den Römern in dem Altertum angelegte, meist sehr gerade und gepflasterte Straße. S. Google

Lit.: Pekáry, T., Untersuchungen zu den römischen Reichsstraßen, 1968; Bender, H., Römische Straßen, 1975

römisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstraße und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Rom betreffend

Römische Verträge (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.Pl.) sind die an dem 25. 3. 1957 in Rom zwischen Deutschland, Frank­reich, Italien, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden abgeschlossenen Verträge über die Europäische Wirtschafts­gemeinschaft und die Europäische Atom­gemeinschaft (zu dem 1. 1. 1958). Sie sind wesentliche Grundlagen der Europäischen Gemeinschaft bzw. der Euro­päischen Union. Sie werden 1986 durch die Ein­heitliche Europäische Akte und danach beispielsweise durch den Vertrag von Maastricht, den Vertrag von Amsterdam und den Vertrag von Lissabon angepasst bzw. umgewan­delt.

Lit.: Köbler, DRG 246; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996

Römischer König (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein zeitweise von dem deutschen König in dem Heiligen römischen Reich verwendeter Titel.

Lit.: Beumann, H., Der deutsche König als „Roma­norum rex“, 1981

Römisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der von Römern geschaffenen Rechtssätze. Die wichtigsten römischen Rechtsquellen sind die →Zwölftafelgesetze (451/450 v. Chr., daneben beispielsweise 231 Gesetze zwischen 367 und 134 v. Chr.), die Werke der römischen →Jurisprudenz (3. Jahrhundert v.-3. Jahrhundert n. Chr., Klassik von etwa 27 v. Chr. bis 235 n. Chr., dabei Frühklassik 27 v. Chr.-96 n. Chr., Hochklassik 96-180 n. Chr., Spätklassik 180-235 n. Chr., Nachklassik – kaum Namen bekannt – bis 5. Jahrhundert) und die Gesetzgebung (Co­dex, Insti­tutionen, Digesten bzw. Pandekten, No­vellen) des oströmischen Kaisers →Justinian (527-565). Sachlich ist das Privatrecht von besonderer Bedeutung, doch wird auch das öffentliche Recht gepflegt. Das römische, in dem spätantiken römischen Reich nur in Rechtsschulen in Rom, Karthago, Kon­stantinopel, Beirut, Athen (bis 529), Alexandria und Caesarea (bis 533) gelehrte Recht wird auch nach dem Untergang Westroms (476 n. Chr.) in gewisser Weise fortgeführt sowie seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert wieder belebt und danach in vielen Gebieten Europas in umfangreichen Teilen aufgenom­men (rezipiert). Es gilt subsidiär als →gemeines Recht (lat. ius [N.] commune) bis zu den Kodifikationen der mittleren Neuzeit (Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Code civil Frankreichs 1804, Allge­meines Bürgerliches Gesetz­buch Österreichs 1811) und hat auch in dem Zuge der europäischen Einigung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch gewisse Ausstrahlungskraft. S. Google

Lit.: Kaser §§ 1ff.; Waldstein/Rainer §§ 1ff.; Söllner §§ 1ff.; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 1, 16, 101, 137, 159; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 1ff., 2. A. 1834ff.; Savigny, F., System des heutigen römischen Rechtes, Bd. 1ff. 1840ff.; Re, D. dal, I precursori italiani di una nuova scuola di diritto romano nel secolo XV, 1878; Krüger, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechts, 1888, Neudruck 2013; Conrat, M., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechtes im früheren Mittelalter, Bd. 1 1891; Mommsen, T., Abriss des römischen Staatsrechts, 1893, Neudruck 2013; Halban, A. v., Das römische Recht in den germanischen Volksstaaten, Teil 1ff. 1899ff.; Vinogradoff, P., Roman Law in Medieval Europe, 1909; Kalb, W., Wegweiser in die römische Rechtssprache, 1912, Neudruck 1961; Goudy, H., Dreiteiligkeit im römischen Recht, übers. v. Ehrlich, E., 1914, Neudruck 2013; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur, 1938; Heumann, G./Seckel, E., Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechtes, 10. A. 1958; Wengler, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Schubart-Fikentscher, G., Römisches Recht im Brünner Schöffenbuch, ZRG GA 65 (1947), 86; Feine, H., Vom Fortleben des römischen Rechtes in der Kirche, ZRG KA 73 (1956), 1; Kaser, M., Römisches Privatrecht, 1960; Kaser, M./Knütel, R., Römisches Privatrecht, 19. A. 2008; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, (in) Ius Romanum medii aevi V 6, 1964; Koschaker, P., Europa und das römische Recht, 1947, 4. unv. A. 1966; Kaser, M., Der römische Anteil am deutschen bürgerlichen Recht, (in) JuS 1967, 337; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Sturm, F., Das römische Recht in der Sicht von G. W. Leibniz, 1968; König, H., Pothier und das römische Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1976; Wesener, G., Römisches Recht und Naturrecht, 1978; Bender, P., Die Rezeption des römischen Rechtes, 1979; Stelzer, W., Gelehrtes Recht in Österreich, 1982; Lamberg, P., Die Popularisierung des römischen Rechtes durch Oswald von Wolkenstein, ZRG GA 100 (1983), 213; Römisches Recht in der europäischen Tradition, 1985; Das römische Recht im Mittelalter, hg. v. Schrage, E., 1986; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern in der Neuzeit, 1989; Zulueta, F., de/Stein, P., The Teaching of Roman Law, 1990; Kunkel, W., Römische Rechtsgeschichte, 12. A. 1990; Bretone, M., Geschichte des römischen Rechtes, 2. A. 1998; Liebs, D., Römisches Recht, 6. A. 2004; Hausmaninger, Casebook zum römischen Vertragsrecht, 5. A. 1993, 7. A. 2012; Hausmaninger, H., Casebook zum römischen Sachenrecht, 8. A. 1995, 11. A. 2012; Flach, D., Die Gesetze der frühen römischen Republik, 1994; Stein, P., Römisches Recht und Europa, 1996; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Hausmaninger, H./Selb, W., Römisches Privatrecht, 8. A. 1997; Stemmler, M., Eques Romanus, 1997; Honsell, H., Römisches Recht, 5. A. 2001, 7. A. 2010; Mayer-Maly, T., Römisches Recht, 2. A. 1999; Bürge, A., Römisches Privatrecht, 1999; Ermann, J., Strafprozess, öffentliches Interesse und private Strafverfolgung, Diss. jur. Saarbrücken 1998; Stein, P., Roman Law in European History, 1999; Manthe, U., Geschichte des römischen Rechtes, 2. A. 2003; Kunkel, W./Schermaier, M., Römische Rechtsgeschichte, 13. A. 2001, 14. A. 2005; Fögen, M., Römische Rechtsgeschichten, 2002; Elster, M., Die Gesetze der mittleren römischen Republik, 2003; Lokin, J. u. a., Roman-Frisian Law of the 17th and 18th Century, 2003; Spruit, J., Cunabula iuris, 2003; Börsch, M., Damit Übeltaten nicht ungestraft bleiben, 2003; Jacob, P., Reformbestrebungen Aurelians in Politik und Rechtsentwicklung, 2004; Behrends, O., Institut und Prinzip, 2004 (Gesammelte Aufsätze); Stein, P., Le droit Romain et l’Europe, 2. A. hg. v. Dunand, J. u. a. 2004; Meyer, E., Legitimacy and Law in the Roman World, 2004; Kienast, D., Römische Kaisertabelle, 3. A. 2004; Kirov, J., Die soziale Logik des Rechts, 2005; Usus antiquus iuris Romani, hg. v. Ernst, W. u. a., 2005; Hecht, B., Störungen der Rechtslage in den Relationen des Symmachus, 2006; Rainer, M., Römisches Staatsrecht – Republik und Kaiserzeit, 2006; Pichonnaz, P. u. a., Lexique de droit romain, 2006; Religion and Law in Classical and Christian Rome, hg. v. Ando, C. u. a. 2006; Tuori, K., Ancient Roman Lawyers and Modern Legal Ideals, 2007; Liebs, D., Vor den Richtern Roms, 2007; Langer, V., Declamatio Romanorum, 2007; Kaiser, W., Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, 2007; Harke, J., Römisches Recht, 2008; Pichonnaz, P., Fondements romains du droit privé, 2008; Lhuillier-Martinetti, D., L’Individu dans la famille à Rome au 4ième siècle, 2008; Hermeneutik der Quellentexte des römischen Rechts, hg. v. Avenarius, M., 2008; Rüfner, T., Gerichtsstand und Ladungszwang, 2009; Mattiangeli, D., Vorteile der Romanitas im Bereich des Vertragsrechts, 2009; Neue Rechtsurkunden aus Pompeji, hg. v. Wolf, J., 2010, 2. A. 2011; Kaufmann, K. u. a., Bibliographischer Index zum römischen Staatsrecht von Theodor Mommsen, 2010 (mehr als 330 Autoren); Riggsby, A., Roman Law and the Legal World of the Romans, 2010; Die lex Irnitana - ein römisches Stadtrecht aus Spanien, hg. v. Wolf, J., 2011 (91 n. Chr.); Frakes, R., Compiling the Collatio Legum Mosaicarum et Romanorum, 2011; Michalsen, D., Englische und norwegische Römerrechtsideologie des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 129 (2012), 316; Buckland, W., A Manual of Roman Private Law, 2. A. 2012; Facetten des römischen Erbrechts, hg. v. Harke, J., 2012; Fundamentals of Roman Private Law, 2012; Das Vermächtnis der Römer, hg. v. Fagnole, I. u. a., 2012; Buchwitz, W., Servus alienus heres, 2013; Wolf, J., Lex Irnitana, 2012 (Aufsätze); Apathy, P. u. a., Einführung in das römische Recht, 5. A. 2012, 6. A. 2016; Harke, J., Studien zu Vertrag und Eigentumserwerb im römischen Recht, 2012; Lapyrionok, R., Der Kampf um die Lex Sempronia Agraria, 2012; Harke, J., Der Eid im klassischen römischen Privat- und Zivilprozessrecht, 2013; Nesselrath, T., Kaiser Julian und die Repaganisierung des Reiches, 2013; Kossarz, E. u. a., Casebook Römisches Recht, 2014; Babusiaux, U., Wege zur Rechtsgeschichte – Römisches Erbrecht, 2015; Liebs, D., Das Recht der Römer und die Christen, 2015 (Aufsätze); The Cambridge Companion to Roman Law, hg. v. Johnston, D., 2015; Harke, J., Römisches Recht, 2. A. 2016; The Osford Handbook of Roman Law and Society, hg. v. Du Plessis, P. u. a., 2016 (nicht gelungen); Lehne-Gstreinthaler, C., Iurisperiti et oratores – Eine Studie zu den römischen Juristen der Republik, 2019

Römisches Recht in Deutschland (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit dem Mittelalter in dem deutschen Sprachraum in ei­nem Rationalisierungsvorgang (Rezep­tion) aufge­nommene →römische Recht. Es wird damit in bestimmter Weise nachträglich ein (besonders wichtiger) Teil des →deutschen Rech­tes. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 1ff.; Schaeffner, W., Das römische Recht in Deutschland, 1859; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, (in) Ius Romanum medii aevi V, 6, 1964; Wieacker, F., Privat­rechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Die Rolle des Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, hg. v. Schnur, R., 1986; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern, 1989; Stein, P., Römisches Recht und Europa, 1996

Römisches Reich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das (seit 753 v. Chr.) um Rom entstehende Reich. Es wird nach Vertreibung des (etruskischen?) Königs (509 v. Chr.) Republik mit jährlicher Neubesetzung der wichtigsten Ämter (Magistrate wie Kon­suln und Prätoren), Senat und Volksver­sammlungen. Durch Siege über seine Nachbarn (beispielsweise Samniten 327-290 v. Chr.) dehnt es sich allmählich in Italien und rund um das Mittelmeer (lat. [N.] mare nostrum, unser Meer) bis weit nach Westeuropa (Spanien, Gallien, Britannien), Mitteleuropa (Rhein, Donau), (Vorder-)Asien und (Nord-)Afrika aus. Nach langen Bürgerkriegen und der Diktatur Gaius Julius Caesars (bis 15. 3. 44 v. Chr.) stellt (dessen Großneffe Gaius Octavianus) Augustus 27 v. Chr. äußerlich die Republik wieder her, leitet aber unter Übergang von einer Milizarmee zu einer Berufsarmee sachlich zu dem Prinzipat über, das sich in Rom auf die Stellung des Herrschers als Volkstribun und in den Provinzen auf ein ehemaliges Konsulat stützt. Da die Berufsarmee allmählich jährlich etwa eine halbe Milliarde Sesterzen kostet, erweisen sich zu der Finanzierung Eroberungszüge als erforderlich. An dem Ende des 3. Jahrhunderts wandelt sich das römische Reich zu einer in eine westliche Hälfte (Rom) und eine östliche Hälfte (Konstantinopel) geteilten Monarchie (Dominat). Westrom fällt 476 n. Chr. an Germanen, wobei das weströmische Reich nicht einfach untergeht, sondern seine erwachsenden Erscheinungsformen eine wesentliche Grundlage für Neuentstehendes bilden, das stetig zurückgedrängte Ostrom (Byzanz) 1453 n. Chr. an die Türken. S. Google

Lit.: Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, 1871ff. Stellenregister (bzw. Quellennachweise) von Ma­litz, J., 1979, bibliographischer Index v. Kaufmann, K. u. a. 2009; Bleicken, J., Römische Geschichte, 10. A. 2007; Bleicken, J., Die Verfassung der römischen Republik, 8. A. 1999; Rainer, J., Rö­misches Staatsrecht 2006; Grossmann, L., Roms Samnitenkriege, 2009; Rollinger, C., Solvendi sunt Nummi - Die Schuldenkultur der späten römischen Republik, 2009; Speidel, M., Heer und Herrschaft im römischen Reich der hohen Kaiserzeit, 2009; Le Bohec, Y., Das römische Heer in der späten Kaiserzeit, 2010; Fündling, J., Sulla, 2010; Anders, F., Flavius Ricimer, 2010; Arrizabalaga y Prado, L. de, The Emperor Elagabalus, 2010; Gering, H., Domitian, 2012; Rosa, A. Dalla, Cura et tutela, 2013; Löffl, J., Die römische Expansion, 2011; Conant, J., Staying Roman, 2012; Pollard, N. u. a., Die Legionen Roms, 2. A. 2013; Barceló, P., Das römische Reich im Wandel der Spätantike, 2013; Eich, A., Die römische Kaiserzeit – Die Legionen und das Imperium, 2014; Foreign clientelae in the Roman Empire, hg. v. Jehne, M. u. a., 2015; Grenzen des Römischen Reiches – Archäologie in Deutschland 5/2015, 2015; Popa, A., Untersuchungen zu den römisch-barbarischen Kontakten östlich der römischen Provinz Dacia, 2015; Edelmann-Singer, B., Koina und Concilia – Genese, Organisation und sozioökonomische Funktion der Provinziallandtage im römischen Reich, 2015; Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann, hg. v. d. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, 2016; Governare e riformare l’Impero al momento della sua divisione, hg. v. Roberto, U. u. a., 2016; Crawford, P., Constantius II., 2016; Carboni, T., La parola scritta al servizio dell’Imperatore e dell’Impero, 2017 (selten weiterführend); Das dritte Jahrhundert, hg. v. Eich, A. u. a., 2017; Lo Cascio, E., Die neue Wirtschaftsgeschichte des römischen Reiches, 2017; Maschek, D., Die römischen Bürgerkriege, 2018; Osanna, M., Pompeji, 2021; Sonnabend, H., Tiberius – Kaiser ohne Volk, 2021; Timmer, J., Der dritte Mann – Versöhnungen von Aristokraten in der späten Republik, (in) HZ 313 (2021), 1

römisches Vulgarrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Vulgarrecht

Römisch-kanonisches Verfahren (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in Oberitalien in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter auf der Grundlage des römi­schen Verfahrensrechts entwickelte, in Europa und damit auch in dem Heiligen römischen Reich seit dem Spätmittelalter auf­genommene gelehrte Verfahren (→Prozess). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 117; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess im Mittelalter, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981

Romulus Augustulus (* um 459-?) ist der an dem 4. 9. 476 von →Odowakar abgesetzte letzte weströmische Kaiser. S. Google

Lit.: Söllner § 19; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 50, 67; Wes, M., Das Ende des Kaisertums, 1967; Henning, D., Periclitans res publica, 1999

Roncaglia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) bei Piacenza ist seit dem 11. Jahrhundert mehrfach der Ort deutscher Hoftage, auf denen auch Recht geschaffen wird (beispielsweise 1136, 1154, 1158). Zu den sog. ronkalischen Gesetzen zählen das Privileg der Scholaren auf Freiheit und Sicherheit („Habita“, 1154?) und die von Juristen verfasste Darlegung der Regalien („Regalia sunt“, 1158). Sie werden teilweise in die →(lat.) Libri (M.Pl.) feudorum (Lehnbücher, Lehnrechtsbücher) aufgenommen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94, 101, 106; Erler, A., Die ronkalischen Gesetze des Jahres 1158, ZRG GA 61 (1941), 127; Colorni, V., Le tre leggi perdute di Roncaglia (1158) ritrovate in un manoscritto parigino (Bibl. Nat. Cod. Lat. 4677), (in) Scritti in memoria di Antonio Giuffrè 1966, (deutsch übersetzt v. )Dolezalek, G., Die drei verschollenen Gesetze von Roncaglia, 1969; Stelzer, W., Zum Scholarenprivileg Friedrich Barbarossas, (in) DA 34 (1978), 123; Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994, 8. A. 2005

Rosenheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt an dem Ausgang des Innes aus den Alpen in Bayern mit rund 63000 Einwohnern

Lit.: Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978

Ross, Alf (1899-1979) wird nach Rechts­studien in Dänemark, Österreich, Frank­reich und England 1938 Professor in Kopenhagen. Seine Arbeiten sind von Hans →Kelsen beeinflusst. Seine Rechts­meta­physik ablehnende Rechtsquellenlehre stellt vor allem auf die Rechtswirklichkeit ab. S. Google

Lit.: Tamm, D., Dansk retsvidenskabs historie, 1992, 243

Rostock an der Warnow wird nach einer wendischen Siedlung um 1200 Sitz deutscher Kaufleute, der 1218 lübisches Recht erhält. 1419 wird in Rostock die erste Universität Norddeutschlands errichtet. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, P., Die Rostocker Stadtver­fassung. Diss. phil. Rostock 1929; Freynhagen, W., Die Wehrmachtver­hältnisse der Stadt Rostock im Mittelalter, 1930; Römer, H., Das Rostocker Patriziat, Diss. phil. Rostock 1932; Leps, C., Das Zunftwesen der Stadt Rostock, (in) Hansische Geschichtsblätter 58 (1933), 122, 59 (1934), 177; Ebel, W., Die Rostocker Urfehden, 1938; Roloff, H., Beiträge zur Geschichte der Universitäts­bibliothek Rostock im 19. Jahrhundert, 1955; Haalck, J., Die Rostocker Juristenfakultät, (in) Wiss. Z. d. Univ. Rostock 8 (1958/1959); Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967; Geschichte der Universität Rostock, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969; Schnitzler, E., Die Gründung der Universität Rostock, 1974; Schultz, H., Soziale und politische Auseinandersetzungen in Rostock im 18. Jahrhundert, 1974; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; 777 Jahre Rostock, hg. v. Pelc, O., 1995; Asche, M., Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule, 2000, 2. A. 2008; Becker, S., Die Spruchtätigkeit der juristischen Fakultät Rostock, 2003; Roloff, G., Die Spruchaktentätigkeit der juristischen Fakultät der Universität Rostock und Bützow, 2003; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007; Buddrus, M. u. a., Die Professoren der Universität Rostock im Dritten Reich, 2007; Das Rostocker Stadtbuch (1270-1288), hg. v. Schmidt, T., 2007; Traditionen, Zäsuren, Dynamiken – 600 Jahre Universität Rostock, hg. v. Höh, M. von der, 2019

rot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1260 [SächsWChr. 165) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen oberhalb 600 Nanometer vorherrschen. S. Google

rota, lat., F., Rad, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ret-, V., laufen, rollen

Rota (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.], Rad) ist der Name der nach Anfängen in dem 13. Jahrhundert in einem Saal mit radförmigem Fußbodenmosaik in Avignon in dem 14. Jahrhundert beratschlagenden Richter (lat. [M.Pl.] auditores, Hörer), dessen Name auch nach der Rückkehr des Papstes nach Rom bestehen bleibt. Die Rota geht in dem Kern letztlich darauf zurück, dass seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. gesamtkirchliche Fragen an den Bischof von Rom herangetragen werden. Die sich hieraus ergebende Rechtsprechung wird bis in das Hochmittelalter von den Päpsten meist persönlich oder durch Stellvertreter ausgeübt. Seit dem 11. Jahrhundert kommt es immer häufiger zu Appellationen an den Papst, woraufhin an dem Ende des 12. Jahrhunderts eine Neugestaltung des Gerichtswesens des Papstes mit fester Einrichtung von Auditoren erfolgt, aus der 1331 die Rota als höchstes kirchliches Gericht erwächst. Für das Verfahren bei (einem Richter) der Rota entwickeln sich eigene Rechtssätze, die für viele andere Gerichte vorbildlich werden. An dem Ende des 15. Jahrhunderts wird die Rota zu dem weltlichen Berufungsgericht für den Kirchenstaat. In der Neuzeit entgleiten ihr viele Zuständigkeiten an Kurienkongregationen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden ihr fast alle Zuständigkeiten jenseits der weltlichen Gerichtsbarkeit in dem Kirchenstaat entzogen. Diese verliert mit dem Ende des Kirchenstaats 1870 ihre Bedeutung, so dass die Rota eigentlich nur noch de iure fortbesteht. In dem Jahre 1908 richtet Papst Pius X. die Sacra Romana Rota als Instanzgericht vor allem für Eheprozesse neu ein. Diese Wiederbegründung wird von dem zweiten vatikanischen Konzil bestätigt. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Dolezalek, G., Die handschriftliche Verbreitung von Rechtsprechungssammlungen der Rota, (in) ZRG KA 89 (1972), 1; Puza, R., Res iudicata, 1973; Nörr, K., Ein Kapitel aus der Geschichte der Rechtsprechung, (in) Ius commune 5 (1975), 192; Nörr, K., Über die mittelalterliche Rota Romana, (in) ZRG KA 93 (2007), 220ff.; Killermann, S., Die Rota Romana, 2009, 2. A. 2012

Rotenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Fulda ist eine Stadt in Hessen mit Quellen ab (1170) 1248. S. Google

Lit.: Rotenburg an der Fulda, bearb. v. Löwenstein, U., 2010

Rotes Kreuz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die von dem Schweizer Arzt Henri Dunant (Genf 8. 5. 1828-Heiden 30. 10. 1910) als Folge seiner Eindrücke von der Schlacht bei Solferino (24. 6. 1859) aufgebaute unpolitische internationale humani­täre Hilfsor­ganisation mit nationalen Gesell­schaften von dem Roten Kreuz und inter­nationalen Dach- und Hauptorganisationen (Liga der Rot-Kreuz-Gesellschaften, Inter­na­tionales Komitee von dem Roten Kreuz als Völkerrechtssubjekt). S. Google

Lit.: Dunant, H., Un souvenir de Solférino, 1862; Zorn, P., Die beiden Haager Friedenskonferenzen, 1915; Das Genfer Rotkreuzabkommen vom 12. Aug. 1949, 5. A. 1965; Heudtlass, W./Gruber, W., J. Henri Dunant, 4. A. 1985; Riesenberger, D., Für Humanität und Frieden, 1992; Steinacher, G., Hakenkreuz und Rotes Kreuz, 2013; Schomann, S., Im Zeichen der Menschlichkeit, 2013; Tewes, L., Rotkreuzschwestern - Ihr Einsatz im mobilen Sanitätsdienst der Wehrmacht 1939-1945, 2016

Roth, Paul (Nürnberg 11. 7. 1820-Mün­chen 28. 3. 1892) wird nach dem Rechtsstudium in München 1850 außerordentlicher Professor in Marburg, 1853 ordentlicher Professor in Rostock, 1858 in Kiel und 1863 in München. Seine rechtsgeschichtlichen Arbeiten sind von Georg →Waitz stark beeinflusst. 1858 veröffentlicht er zusammen mit Victor von Meibom den ersten Band eines noch partikularistisch motivierten kurhessischen Privatrechts, 1871ff. trotz allmählichen Stand­ortwechsels in der Kodifikationsfrage drei Bände Bayerisches Civilrecht und 1880ff. ein System des Deutschen Privatrechts. Roths Bedeutung für die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (1900) ist nicht sicher festzustellen. S. Google

Lit.: Gagnér, S., Zielsetzungen und Werkge­staltun­gen in Paul Roths Wissenschaft, (in) FS H. Krause, hg. v. Krause, H. u. a., 1975, 276

Rothe, Johannes (Creutzberg/Thüringen vor 1360-Eisenach 1434), aus begüterter Familie, wird Geistlicher, Ratsschreiber und Notar in →Eisenach. Er verfasst zwischen 1380 und 1394 das in einer Handschrift überlieferte Eisenacher Rechtsbuch und verschiedene poetische Werke (u. a. →Ritterspiegel, Eisenacher Chronik um 1414, Thüringische Landes­chro­nik um 1418/1419, Thüringische Welt­chronik um 1421). S. Google

Lit.: Eisenacher Rechtsbuch, hg. v. Rondi, P., 1950; Wolf, H., Johannes Rothes Ratsgedichte, 1971; Fortuna vitrea 6, hg. v. Haug, W. u. a., 1991, 69; Johannes Rothe, Thüringische Landeschronik und Eisenacher Chronik, hg. v. Weigelt, S., 2007

Rothenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) S. Google

Lit.: Woltering, H., Die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber, 1966, 1972; Rupp, H./Borchardt, K., Rothenburg ob der Tauber, 2015; Bauer, D., Die nationasozialistische Herrschaft in Stadt und Land Rothenburg ob der Tauber, 2017 (1928 stärkste Partei, 1932 75,5 Prozent der Stimmen)

Rott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1179 [KölnReg. II 213] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Verband, Gruppe, Bande

Lit.: Haff, K., Zur Rechtsgeschichte der mittel­alterlichen Transportgenossenschaften, ZRG GA 31 (1910), 253; Haff, K., Rott- und Zollordnung des Fürstbischofs Peter von Augsburg vom Jahre 1428, ZRG GA 31 (1910), 424

Rotteck, Karl Wenzeslaus Rodecker von (Freiburg im Breisgau 18. 7. 1775-26. 11. 1840), Medizinprofessorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Freiburg 1798 Professor für Weltgeschichte, 1818 für Vernunftrecht und Staatswissenschaft. Ne­ben wenig erfolgreichen Lehrbüchern für Staatsrecht und Vernunftrecht verfasst er nach politisch begründetem Verlust seiner Pro­fessur (1832-1840) zusammen mit Welcker ab 1834 das aufgeklärt-liberale Staatslexikon (mit Stichwörtern wie „Constitution“, „Freiheit“, „Natur­recht“). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 179; Zehntner, H., Das Staats­lexikon von Rotteck und Welcker, 1929; Ehmke, H., Karl von Rotteck, 1964

Rotterdam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der neuen Maas wird nach 1240 auf einem Schutzdamm der Rotte errichtet. 1299/1340 erhält es Stadtrecht. Seine Universität wird 1912/1973 einge­richtet. S. Google

Rottweil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem oberen Neckar, in dessen Gebiet eine Römerstadt (Arae Flaviae) liegt, wird 771 als Königshof genannt und entwickelt sich in dem 14. Jahrhundert zu einer Reichsstadt mit ansehnlichem Gebiet. Seit dem 13. Jahrhundert ist ein bis 1784 bestehendes kaiserliches Hofgericht in Rottweil bezeugt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Das ältere Recht der Stadt Rottweil, hg. v. Greiner, 1900; Mack, E., Das Rottweiler Steuerbuch von 1441, 1917; Glitsch, H./Müller, K., Die alte Ordnung des Hofgerichts zu Rottweil (um 1435), ZRG GA 41 (1920), 281; Steinhäuser, A., Das Rottweiler Hofgericht im Bilde, 1940; Leist, J., Reichsstadt Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil 1650-1806, 1963; Elben, R., Das Patriziat der Reichsstadt Rottweil, 1964; Maurer, H., Rottweil und die Herzöge von Schwaben, ZRG GA 85 (1968), 58; Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Spreter von Kreudenstein, T., Johann Spreter von Kreudenstein, 1989; Weber, E., Städtische Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Mentgen, G., Das kaiserliche Hofgericht Rottweil, ZRG GA 112 (1995), 396; Gaus, W., Das Rottweiler Konvikt und seine Zöglinge 1824-1924, 2014; Schillinger, U., Die Neuordnung des Prozesses am Hofgericht Rottweil 1572, 2016

rotulus,  lat., M., Rädchen, Rädlein, Calp. (2. Drittel 1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. rota, Rolle →Ander­nach

Lit.: Der Rotulus im Gebrauch, hg. v., Doublier, É. u. a, 2020

Rotwelsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Niederländische und das erschließbare Germanische sowie das Lateinisch-Keltische des Altertums vielleicht mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. und substantiviert N., s. Google) „unverständlicher“ Wortschatz der Bettler, Gauner und Diebe seit dem 14. Jahrhundert (beispielsweise Moos statt Geld)

Lit.: Kluge, F., Rotwelsch, 1901; Wolf, S., Wörterbuch des Rotwelschen, 1956; Wexler, P., Three Heirs to a Judeo-Latin Legacy, 1988; Girtler, R., Rotwelsch, 1998, 2. A. 2010, 3. A. 2019; Schüßler, M., Die Entwicklung der Gauner- und Verbrechersprache Rotwelsch in Deutschland von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, ZRG GA 118 (2001), 387; Weiland, T., Das Hundeshagener Kochum, 2003

Rousseau, Jean-Jacques (Genf 28. 6. 1712-Ermenonville/Oise 2. 7. 1778), Uhr­machers­sohn, wird nach schwieriger Jugend Lakai und Schriftsteller. In seinem Werk Du contrat social (1762, Von dem Gesell­schafts­vertrag) entwickelt er die aufklä­rende Lehre von dem →Gesellschaftsvertrag, nach der alles menschliche Gemeinleben auf einem Vertrag aller beteiligten Einzelnen beruht. Die Staatsgewalt steht deshalb dem Volk zu, das den mit seiner Führung Beauftragten (beispielsweise König) bei Erfolglosigkeit seines Amtes entheben kann (→französische Revolution). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 136, 148, 191; Vossler, O., Rousseaus Freiheitslehre, 1963; Spaemann, R., Rousseau, 1980; Stackelberg, J. v., Jean-Jacques Rousseau, 1999; Sturma, D., Jean-Jacques Rousseau, 2001; Kersting, W., Jean-Jacques Rousseaus „Gesellschaftsvertrag“, 2002; Hentig, H., v., Rousseau, 2004; Kuster, F., Rousseau, 2005; Kapossy, B., Iselin contra Rousseau, 2006; Taureck, B. u. a., Rousseau-Brevier, 2011; Böhm, W. u. a., Jean-Jacques Rousseau der Pädagoge, 2012; Oppelt, M., Gefährliche Friheit – Rousseau, Lefort und die Ursprünge der radikalen Demokratie, 2017; Roselli, A. u. a., Jean-Jacques Rousseau, 2019

ruber,  lat., Adj.,  rot, gerötet, rot gefärbt, rot glühend, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *reudʰ, Adj., rot,

Rubrum (N.) (Rotes) ist der (früher mit ro­ter Tinte geschriebene) Kopf eines Urteils, wie er sich in dem gelehrten Prozessrecht ent­wickelt. S. Google

rück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und verkürzt aus zurück sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) von einer fortgeschrittenen Lage in eine frühere Lage gelangend

rücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Förstemann, Nordehausen I 1 S. 47] bzw. 1360 [Lippert, Lehnb. p. 47 in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bewegen

Rückfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1625 [FreibDiözArch. 27 1899 324] und 1633 [GraubdnRQ. II 109] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das Zurückfallen eines Gutes oder Rechtes an einen früher Berechtigten und das erneute Begehen einer vorsätzlichen Straftat nach zwischen­zeit­licher Verurteilung. Der Rückfall in dem Strafrecht wird nach älteren, einfacheren Ansätzen in dem französischen →Code pénal von 1810 als allgemeiner Straf­schärfungsgrund behan­delt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden die Voraus­setzungen für die Bejahung eines Rückfalls in Deutschland eingeengt. 1986 wird die Rück­fallvorschrift ganz aufgehoben. In dem deutschen Privatrecht ist der Rückfall das in verschiedenen Rechtsquellen vorgesehene Zurückfallen von Gütern bei Fehlen von Abkömmlingen an die sie ursprünglich erbringende Seite. S. Google

Lit.: Hübner; Friedländer, G., Der Rückfall, 1872; Effertz, J., Die strafrechtliche Behandlung des Rückfalls, 1927; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957, 39; Frosch, H., Die allgemeine Rückfallvorschrift, 1976; Durand, B., Arbitraire du juge et consuetudo delinquendi, 1993

Rückgriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1832 [Bender, Lotterie 141] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) →Regress

Lit.: Kaser §§ 52 II 2, 56 II 4, 57 II 4a

Rückkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 2. Hälfte 17. Jahrhundert [Westphalen, Mon. II 1923] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Kauf des verkauften Gutes durch den Verkäufer. Er findet sich als Recht auf den Eintritt eines näher Berechtigten in einen Kaufvertrag an der Stelle des Erwerbers auch in dem Umkreis des Näherrechts.

Lit.: Kaser §§ 10 I 2a, 41 VII; Kroeschell, DRG 1

Rückstellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer DRW-Archiv ab 1759 [Cramer, Neb. XIII 73] 4 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist später die Rückführung zwischen 1933 und 1945 entzogener Güter auf die ursprünglich Berechtigten.

Rücktritt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1794 [PreußALR. I 5 §164] 12 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Rücktrittsrecht 1832) ist die von dem Handelnden ausgehende nachträgliche Zurücknahme einer Handlung durch ein entgegengesetztes Verhalten. Der Rücktritt von einem →Rechts­geschäft ist in dem Privatrecht auf vielleicht kirchenrechtlicher Grundlage auf Grund einer Vereinbarung oder auf Grund einer Rechtsvorschrift (beispielsweise Wandlungsrecht in dem Kaufrecht) möglich. In dem Strafrecht kann der Täter von dem →Versuch zurücktreten, wobei beides in dem Strafgesetzbuch Preußens von 1851 noch in einer Vorschrift verbunden ist, 1871 für das (zweite) Deutsche Reich aber in zwei Vorschriften aufgespaltet wird. S. Google

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 270; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzuges, 1913; Scherner, K., Rücktritt wegen Nichterfüllung, 1965; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 443, 450; Müller, M., Die geschichtliche Entwicklung des Rücktritts vom Versuch, 1995; Hellwege, P., Die Rückabwicklung gegenseitiger Verträge, 2004; Köbler, U., Werden, Wan­del und We­sen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Bogedain, C., Die Entwicklung von Rücktritts- und Rückrufsrechten wegen Nichtausübung, veränderter Umstände und gewandelter Überzeugung im Urheber- und Verlagsrecht, 2019

Rücktrittsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1832 [Bender, Lotterie 74] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Recht zu einem Rücktritt

rückversichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) gegen eigentlich unerwartet zu hohe Versicherungsleistungen versichern

Rückversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1760 [PreußAssekuranz- u. HavereiO. § 146] 6 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Versicherung des Versicherers gegen eigentlich unerwartet zu hohe Versi­che­rungs­leistungen bei einem in diesem Fall eintretenden Rückversicherer.

Lit.: Mossner, B., Die Entwicklung der Rückversicherung bis zur Gründung selbständiger Rückversicherungsgesellschaften, 1959

rückwirken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1815 [Mittermaier, VersuchPrivR. 58] 6 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen rückwirkend und Rückwirkung - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) zurückwirken

Rückwirkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [SammlBadStBl. I 790] 2 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1795) ist die Auswirkung ei­nes Ereignisses auf die vorangehende Zeit. Sie ist in dem Recht teilweise möglich. In dem Strafrecht ist sie (schon durch Konstitutionen aus der Zeit der Kaiser Theodosius I., II. und Valentinian III. in dem Altertum und danach aus allgemeinen Überlegungen der Aufklärung) zu Lasten eines Handelnden aus rechtsstaatlichen Gründen ausge­schlossen. S. Google

Lit.: Kaser § 10 I 1f.; Köbler, DRG 236, 267; Schöckel, G., Die Entwicklung des strafrechtlichen Rück­wirkungsverbots, 1968; Schiemann, G., Pendenz und Rückwirkung der Bedingung, 1973; Werber, W., Analogie- und Rückwirkungsverbot, Diss. jur. Bonn 1998; Stüsser, J., Rückwirkende Rechtsprechungs­änderungen, Diss. jur. Bonn 1998; Daemgen, M., Rück- oder Fortwirkung im Privat­recht, 2005; Köbler, U., Werden, Wan­del und We­sen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Rudolf IV. (Wien 1. 11. 1339–Mailand 27. 7. 1365), (der) Stifter (der Domkirche zu Sankt Stephan in Wien) und Gründer der Universität Wien (1365), 1358 habsburgischer Herzog Österreichs, der Steiermark und Kärntens, lässt 1358/1359 zu dem angestrebten Aus­gleich der die wirkliche Lage nur noch förmlich anerkennenden Privilegierung der Kurfürsten in der Goldenen Bulle (1356) Kaiser Karls IV. von einem un­bekannten Fälscher das später (lat.) sog. →privilegium (N.) maius (größeres Privileg) herstellen, verstirbt aber mit 25 Jahren zu früh, um seine auch damit verbundenen großen Pläne verwirklichen zu können. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 95; Winter, E., Rudolf IV. von Österreich, 1934; Baum, W., Rudolf IV. der Stifter, 1996

Rudolf von Habsburg (Limburg in dem Breisgau 1. 5. 1218-Speyer 15. 7. 1291) ist der erste deutsche König (22. 7. 1273) aus der sich nach der Habsburg in dem Aargau nennenden Adelsfamilie. Er versucht den in dem →Interregnum einge­tretenen Verlust des →Reichsguts rück­gängig zu machen und Frie­densgebote durchzusetzen. 1282 be­lehnt er – in einem Umgehungsgeschäft - seine Söhne mit dem durch den Sieg über Ottokar von Böhmen (1278) als König erlangten, aber wieder auszugebenden Herzogtum →Österreich, wodurch Österreich nach dem Verlust der Güter der Familie in dem Südwesten infolge der Freiheitsbestrebungen der Kantone der Schweiz Mittelpunkt der Güter der Habsburger wird und sich letztlich nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) und dem Zerbrechen des Deutschen Bundes (1866) als Folge des Zerwürfnisses mit Preußen in der Frage der Verwaltung Schleswig-Holsteins von den übri­gen deutschen Ländern verselbständigt. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 95; Redlich, O., Rudolf von Habsburg, 1903; Wolf, A., Warum konnte Rudolf von Habsburg († 1291) König werden?, ZRG GA 109 (1992), 48; Rudolf von Habsburg, hg. v. Boshof, E. u. a., 1993; Kunze, U., Rudolf von Habsburg, 2001; Krieger, K., Rudolf von Habsburg, 2003; Schneidmüller, B., König Rudolf I. und der Aufstieg des Hauses Habsburg im Mittelalter, 2019

Ruf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Dsp. Eckh. 1971 LR. Art. 300 § 2] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schrei, Einschätzung

Lit.: Fama, hg. v. Fenster, T. u. a., 2003

rufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1280 [Schwsp. Langform M LR. Art. 115] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schreien

Rufinus (- vor 1192) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna Kirchenrechts­leh­rer, dann Bischof von Assisi und zwischen 1180 und 1186 Erzbischof von Sorrent. Um 1164 verfasst er die (lat.) Summa (F.) decretorum (Summe der Dekrete). Sie bildet die Grundlage der späteren Dekretistik. S. Google

Lit.: Singer, H., Rufinus‘ von Bologna „Summa decretorum“, 1902; Weigand, R., Frühe Kanonisten, ZRG KA 76 (1990), 138; Rufinus von Sorrent, De bono pacis, hg. v. Deutinger, R., 1997

Rüge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1386 [Lacomblet, UB. III 802] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Behauptung einer Rechts­verletzung. Ver­mut­lich gibt es bereits in dem Frühmittelalter die Pflicht, bestimmte Geschehnisse (öffentlich) in bestimmter Form vorzu­bringen. In späterer Zeit finden sich ver­schiedene davon vielleicht beeinflusste Ein­richtungen (beispielsweise →Sendgericht, →Feme). Ungewiss ist der Zusammenhang der Rüge mit dem sie seit dem Hoch­mittelalter allmählich verdrängenden →Inquisitions­prozess. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Haff, K., Beweisjury und Rügeverfahren im fränkischen und altdänischen Recht, ZRG GA 38 (1917), 130; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses, ZRG GA 68 (1951), 234; Landwehr, G., Rügegericht und Gogericht, ZRG GA 83 (1966), 127; Spieß, P., Rüge und Einung, 1988; Niedrig, H., Die Mängelrüge, 1994; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

rügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) anzeigen, melden, schelten

Rügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die nach den in dem 2. Jahrhundert v. Chr. aus Norwegen eingewanderten Rugiern benannte Insel der Ostsee.

Lit.: Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen Fürsten von Rügen, 1962; Büttner, B., Die Pfarreien der Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v. Reimann, H. u. a., 2011

rügisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) (die Insel) Rügen betreffend

Rügisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf der Osteeinsel Rügen geltende, von dem durch Studium gelehrten Gerichtsschreiber Matthäus Neu­mann (um 1490-Stralsund 25. 4. 1556) in mittel­niederdeutscher Sprache aufgezeich­nete Ge­wohnheitsrecht. Es ist in mehreren Fas­sungen in rund 20 Handschriften über­liefert. Ausführlich behandelt es das Recht der freien Bauern und des Adels. Es enthält nur wenige römisch-rechtliche Merkmale. S. Google

Lit.: Frommhold, G., Zur Überlieferung des rügischen Landrechts, ZRG GA 16 (1895), 1; Das rügische Landrecht, hg. v. Frommhold, G., 1896; Herrmann, J., Kultur und Kunst der Slawen in Deutschland, 1965; Herrmann, J., Die Slawen in Deutschland, 1970, 2. A. 1972; Steudtner, K., Matthäus Neumann und sein Werk, (in) Greifswald-Stralsunder Jb. 11 (1977), 42

Ruhr →Ruhrgebiet

Ruhrgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem Fluss Ruhr („Bewegung“) gelegene, nach 1918 von Frankreich erfolglos begehrte deutsche Industriegebiet, zu dessen Kon­trolle 1951 die →Montanunion geschaffen wird.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 246; Das Ruhrgebiet in Rheinland und Westfalen, hg. v. Ditt, K. u. a., 2008

Rumänien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen verbindbar, N.) oberhalb der unteren Donau ist zunächst von Dakern besiedelt, deren Gebiet in dem Altertum romanisiert wird. Nach dem Durchzug von Germanen, Hunnen, Slawen und Awaren erscheint in dem 13. Jahrhundert das Volk der romanisch geprägten Rumänen. Die Fürstentümer →Moldau und Walachei sind den →Osmanen (Türken) bis in das 18. Jahrhundert tributpflichtig. An dem 24. 1. 1862 ruft der moldawische Oberst Cuza die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei als Rumänien aus. Nach seiner Abdankung 1866 tritt Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen die Nachfolge an. Russland annektiert den östlichen Teil Moldaus zwischen Pruth und Dnjestr (Bessarabien). Auf dem Berliner Kongress wird 1878 die Souveränität Rumäniens bestätigt. 1919/1920 erhält Rumänien die Bukowina, die Dobrudscha, Sieben­bürgen und Banat bzw. Bessarabien. 1940 verliert es Bessarabien und Teile der Bukowina an die Sowjetunion. An dem 30. 12. 1947 dankt der König ab. 1948 wird Rumänien Volksrepublik. Der Diktator Ceaucescu wird 1991 in dem Zuge der Lösung aus der Bevormundung durch die →Sowjetunion ge­tötet (gelyncht). Moldau trennt sich 1990/­1991 von der Sowjetunion ab. S. Google

Lit.: Müller, G., Die ursprüngliche Rechtslage der Rumänen im Siebenbürger Sachsenlande, 1912; Huber, M., Grundzüge der Geschichte Rumäniens, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3, 5, 91; Georgescu, V. u. a. Judecata domneascâ yn Tara Românesascâ, 1982; Verseck, K., Rumänien, 1988; Hitchins, K., Rumania, 1994; Völkl, E., Rumänien, 1995; Die Rumänen und Europa, hg. v. Heppner, H., 1997; Oschlies, W., Ceausescus Schatten schwindet, 1998; Mileck, J., Zum Exodus der Rumänien­deutschen, 1999; Mitu, S., Die ethnische Identität der Siebenbürger Rumänen, 2003; Böhm, J., Die Gleichschaltung der deutschen Volksgruppe, 2003; Binder-Iijima, E., Die Institutionalisierung der rumä­nischen Monarchie, 2003; Balta, S., Rumänien und die Großmächte in der Ära Antonescu (1940-1944), 2005; Akten um die deutsche Volksgruppe in Rumänien 1937-1945, hg. v. Popa, K., 2005; Böhm, J., Hitlers Vasallen der deutschen Volksgruppe in Rumänien, 2006; Rumänien, hg. v. Kahl, T. u. a., 2006; Verseck, K., Rumänien, 3. A. 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Scharr, K. u. a., Rumänien, 2008; Die Hohenzollern in Rumänien, hg. v. Binder-Iijima, E. u. a., 2010; Carls, W./Gönczi, K., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien, 2013; Geissbühler, S., Blutiger Juli, 2013; Glass, H., Deutschland und die Verfolgung der Juden im rumänischen Machtbereich 1940-1944, 2014; Die Deutschen in Rumänien, hg. v. Weber, A., 2015; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Stolleis, M. u. a., 2015; Schippel, L./Barbu, D., Rumäniens „Rückkehr“ nach Europa, 2017; Hamlin, D., Germany’s Empire in the East, 2017; Cirniala, C., Ceausescus Polizei, 2018; Die unbekannte Front – Der erste Weltkrieg in Rumänien, hg. v. Gahlen, G. u. a., 2018

Rumelien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Etruskischen und mit dem Türkischen verbindbar, N.) ist das europäische Gebiet der Herrschaft der →Osmanen (Türken, „Land der Rhomäer“) seit 1352/1354, das um 1850 Thrakien und →Makedonien umfasst.

Lit.: Inalcik, H., The Ottoman Empire, 1973, 104

Rumpf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1275 [Berthold von Regensburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [HambZftRolle 32] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Leib, Körper, Torso

Rumpfparlament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Altfranzösische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das infolge politi­scher Maßnahmen nicht mehr voll­stän­dige Parla­ment (beispielsweise geplantes deutsches Reich 1849, Österreich 1933).

rund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1275 [Berthold von Regensburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1583 [HadelnLR. Spangenb. 62] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) kreisförmig, ringförmig

Runde, Justus Friedrich (Wernigerode 27. 5. 1741-Göttingen 28. 2. 1807) wird nach dem Studium der Theologie in Halle und des Rechtes in Göttingen 1771 Professor in Kassel und 1785 in Göttingen. 1791 verfasst er Grundsätze des allgemeinen deutschen Privatrechts in deutscher Sprache. Als Rechtsquelle verwendet er in einem Zweifelsfall allgemeine, aus der Natur der Sache selbst entnommene Rechtsgrundsätze. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 205; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/RundeJustusFriedrichGrundsaetzedes­allgemeinendeutschenPrivatrechts1791.pdf; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung aus der Natur der Sache, Diss. jur. Göttingen 1967; Neusüß, W., Gesunde Vernunft und Natur der Sache, 1970, 93; Kroeschell, K., Zielsetzung und Arbeitsweise der Wissenschaft vom gemeinen deutschen Privatrecht, (in) Wissen­schaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 249

Rundfunk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die drahtlose Übertragung von Nachrichten durch ursprünglich aus elektri­schen Funken entwickelte elektromagnetische Wellen. Diese werden 1856 von J. C. Maxwell erkannt und seit 1895 von G. Marconi in Großbritannien zu der Nachrichten­übermittlung genutzt. An dem 22. 12. 1920 überträgt die Haupt­funkstelle Königs­wusterhausen ein Konzert. Seit 1923 gibt es Radio. S. Google

Lit.: Dussel, K., Deutsche Rundfunkgeschichte, 1999, 2. A. 2004, 3. A. 2010; Cebulla, F., Rundfunk und ländliche Gesellschaft 1924-1945, 2004; Ausschüsse für Luft­recht, Luftschutzrecht, Kraftfahrzeugrecht und Rund­funk­­recht, hg. v. Schubert, W., 2009; Rundfunkverbrechen vor dem Sondergericht Halle, bearb. v. Viebig, M. u. a., 2010; Dachauer, M., Öffentlich-rechtlicher Runfunk und dessen Finanzierung nach dem Grundgesetz, 2021; Lundberg, J., Der Fußball als Teil des Grundversorgungs- und Funktionsauftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, 2020

Rune (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 6. Jahrhundert [Runenininschrift] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [JRA. Laufs § 167] in 11 Stellen  und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das belegte Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das von Germanen wohl in dem 1. Jahrhundert n. Chr. nach einem norditalienischen Vorbild ent­wickelte, in dem Hochmittelalter den lateinischen Buchstaben unterliegende Schriftzeichen (anfangs 24 Zeichen in der Reihenfolge F U Th A R K und so weiter, seit dem Frühmittelalter 16 Zeichen) (rund 350 ältere und rund 2300 Inschriften des 10. und 11. Jahrhunderts bekannt, insgesamt rund 6500, meist aus Südskandinavien). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 66; Grimm, W., Über deutsche Ru­nen, 1821ff., hg. v. Düwel, K., 2009; Düwel, K., Runenkunde, 2. A. 1983, 4. A. 2008; Runische Schriftkultur, hg. v. Düwel, K., 1994; Sawyer, B., The Viking-age Rune-stones, 2000; Gronvik, O., Über die Bildung des älteren und des jüngeren Runenalphabets, 2001; http://www.­koeb­ler­gerhard.de/Fontes/Runen­inschriften.htm; Niever­gelt, A., Althochdeutsch in Runenschrift, 2009 (in den Sankt Gallener Handschriften qq, q85, 188, 225); García Losquiño, I., The Early Runic Inscriptions, 2015

Ruoda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Lit.: Goldmann, E., Ruoda, 1923

Ruprecht von Freising (um 1270-nach 1328) ist der als Fürsprecher in und um Freising erkennbare, ungelehrte, den →Schwaben­spiegel verwendende Verfasser des →Frei­singer Rechtsbuchs von 1328. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 103; Knapp, H., Das Rechtsbuch Ruprechts von Freising (1328), 1916; Freisinger Rechtsbuch, hg. v. Claußen, H., 1941, XV

Rus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der Herkunft [Wasser?] ungeklärt, M.Pl.) →Russland

Russe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische möglicherweise mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.)

russisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1722 [Acta Boruss.BehO. III 649] 2 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Russen und Russland betreffend

Russland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) geht auf die alte, ihrer Herkunft nach umstrittene Bezeichnung Rus für (germa­nistische) Stämme zurück, die vermutlich unter dem skandinavisch-warägischen Heerführer Rurik in sla­wischem Gebiet in dem 9. Jahrhundert ein Reich um Kiew gründen. Dieses zunehmend sla­wisierte, unter Wladimir dem Heiligen (977-1015) christianisierte Reich zerfällt um 1125. 1236 dringen von Osten Mongolen vor, die unter Führung des Fürs­ten von →Moskau bis 1480 wieder zu­rück­gedrängt werden. Das einheimische, von oströmisch-byzantinischem Recht beein­flusste Gewohn­heitsrecht (Straf­recht, Erbrecht, Handelsrecht, Verfahrens­recht) wird als Russkaja Prawda (russische Wahrheit) bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts aufgezeichnet (erhalten in Ab­schrif­ten seit dem späten 13. Jahrhundert). Dazu kommt das kirchlich-byzantinische Recht (slaw. →Kormcaja). In der frühen Neuzeit wird Russland ein autokratischer, nach Osten (Sibirien 1582) und Süden (Ukraine 1654) ausgreifender Einheitsstaat (nach dem Fall des Kaisertums Ostrom [1453] 1547 Zar), der sich in dem 18. Jahrhundert dem Westen und der Aufklärung nähert (Katharina die Große). Sankt Petersburg wird Hauptstadt. Deutsche Siedler (Russland­deutsche) werden geholt. Das weltliche Recht wird 1645 auf der Grundlage der Russkaja Prawda und späterer Rechtsbücher in dem Codex Aleksy Michailovic in 25 Kapiteln und 963 Artikeln zusam­mengefasst (Privatrecht, Zivilprozess­recht, Strafrecht, Handelsrecht, Verwaltungs­recht, Kirchen­recht). Kodifika­tionsversuche schei­tern. 1755 erhält Moskau eine Universität. In dem 19. Jahrhundert ist Russland europäische Großmacht, die als Führerin des Panslawismus handelt. Bemü­hungen, das Recht nach dem Vorbild des →Code civil Frankreichs zu kodifi­zieren, scheitern nach dem erfolglosen Angriff Napoleons auf Rusland 1813. Eine neue, anfangs chronologisch, später aber unter Ausson­derung überholter Sätze lose sys­tematisch geordnete, rechtswissenschaft­lich rückstän­dige, eigentlich nur das bestehende ständische Recht zusammen­fassende Sammlung der Gesetze (Svod Zakonov Rossijskoj Imperii) in 8 Teilen, 15 Bänden und 60000 Artikeln entsteht 1833. Sie dient hauptsächlich dem Behördengebrauch. Sie wird durch die Recht­sprechung ergänzt und überholt. 1845 wird ein Strafgesetzbuch geschaffen. Die Leibeigenschaft wird 1861 durch Bau­ern­befreiung beseitigt. Die Gewaltentren­nung wird 1864 eingeführt. Gleichzeitig erfolgt eine westlich orientierte Justizreform. Das neue Recht wird aber tatsächlich fast nur in den Städten angewendet. Zu dieser Zeit beginnt auch eine vorsichtige Beschäftigung mit dem römischen Recht an den Univer­sitäten. Entwürfe einer seit 1882 an einem Zivilgesetzbuch arbeitenden Kommission werden (1899, 1903) nicht in Kraft gesetzt. In dem März 1917 wird in einer Revolution (Meuterei und Demonstration der Arbeiter an dem 27. 2. 1917, Februarrevolution, nach gregorianischem Kalender an dem 12. 3. 1917) der Zar gestürzt (Abdankung an dem 2. 3. 1917 bzw. nach gre­gorianischem Kalender an dem 15. 3. 1917, Republik) und eine bürger­liche Regierung eingesetzt. An dem 25. Okto­ber 1917 (= 7. 11. 1917) gewinnen die Sozialisten (Bolschewis­ten) unter Uljanow (Lenin 1870-1924) durch gewaltsame Ab­setzung der Regierung die Oberhand (Oktoberrevolution mit 6 Toten unter den Angreifern). Russland wird in die Räterepublik der →Sowjetunion verwan­delt. 1918 werden revolutionäre Gesetz­bücher für Eherecht, Familienrecht, Vor­mundschafts­recht und Ar­beitsrecht geschaffen. 1922 wird für Russland ein Zivilge­setzbuch erlassen. Bis 1935 wird unter Stalin (Jossif Wissarionowitsch Dschu­gasch­wili aus Geor­gien, 1878-1953, 1922 Generalsekretär der Kommunistischen Partei) in der Sowjetunion eine sozialistische (marxistische) Rechts­ordnung begründet. Trotz eines Nichtangriffspakts mit Stalin überfällt das Deutsche Reich unter Adolf Hitler an dem 22. 6. 1941 die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa), scheitert aber nach der Wende bei Stalingrad [1943] bis 30. 4. 1945 vollständig. In der Folge spaltet sich die Welt in einen Ostblock und die Westmächte. An dem 5. 3. 1953 stirbt Josef Stain. 1960 wird ein neues Strafgesetzbuch eingeführt. 1964 werden Zivil­gesetzbuch (458 Artikel) und Zivilprozess­ordnung erneuert. Auf der Grundlage von Grundlagengesetzen der Sowjetunion (1968/70) erlässt Russland ein Familiengesetzbuch von dem 30. 7. 1969 und ein Arbeitsgesetzbuch von dem 9. 12. 1971. Nach einer von Michael Gorbatschow eingeleiteten Reformbewegung. als deren Folge der Gegensatz zwischen Ostblock und Westmächten in einer Wende 1989/1990 schwindet, wird 1991 die Union der sozialistischen Sowjetre­publiken (Sowjet­union) in die Gemein­schaft unab­hängiger Staaten (GUS) überführt, deren wichtigstes Mitglied das erneuerte Russland unter Boris Jelzin ist. Zu dem 1. 1. 1995 tritt hier der erste Teil eines neuen Zivilgesetzbuchs in Kraft. 1996 wird in Russland zu dem 1. 1. 1997 das Strafgesetzbuch erneu­ert. 2022 überfällt Russland unter Wladimir Putin die Ukraine.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Handbuch des gesamten russischen Zivilrechts, hg. v. Klibansky, Bd. 1ff. 1911; Langhans-Ratzeburg, M., Die Wolgadeutschen, 1929; Stupperich, R., Die Anfänge der Bauernbefreiung in Russland, 1939; Schultz, L., Russische Rechtsgeschichte, 1951; Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961; David, R.(/Grasmann, G.), Einführung in die großen Rechtssysteme der Ge­gen­wart, 1966, 2. A. 1988; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,996, 3,2,228; Wortmann, R., The Development of a Russian legal Consciousness, 1976; Peterson, C., Peter the Great’s Administrative and Judicial Reforms, 1979; Kaiser, H., The Growth of the Law in Medieval Russia, 1980; Handbuch der Geschichte Russlands, hg. v. Hellmann, M., Bd. 1 1981; Geilke, G., Einführung in das Sowjetrecht, 2. A. 1983; Ruffmann, K., Sowjetrussland, 10. A. 1984; Kwiatkowska, I., De legibus poenas sancientibus anno 1649 a Russis conscriptis, 1984; Steenberg, S., Die Russlanddeutschen, 1989; Stökl, G., Russische Geschichte, 5. A. 1990; Silnizki, M., Geschichte des gelehrten Rechts in Russland, 1997; Baberowski, J., Das Justizwesen im späten Zarenreich 1864-1914, (in) ZNR 1991, 56; Goehrke, C., Frühzeit des Ostslaventums, 1992; Kappeler, A., Russland, 2. A. 1993; Götz, R./Halbach, U., Politisches Lexikon Russland, 1994; Zernack, K., Polen und Russland, 1994; The Cambridge Enciclopedia of Russia, hg. v. Brown, A. u. a., 1994; Martin, J., Medieval Russia, 1995; 7. Internationale Konferenz zur Geschichte des Kiever und des Moskauer Reiches, 1995; Liessem, P., Verwaltungsgerichtsbarkeit im späten Zarenreich, 1996; Baberowski, J., Autokratie und Justiz, 1996; Mildner, K., Lokale Politik und Verwaltung in Russland, 1996; Hösch, E., Geschichte Russlands, 1996; Franklin, S./Shepard, J., The Emergence of Rus, 1996; Russian legal theory, hg. v. Butler, W., 1996; Strauch, D., Schwedisches Landschaftsrecht und frühes Recht der Rus’, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Lotman, J., Russlands Adel, 1997; Russen und Russland, hg. v. Koenen, G./Kopelew, L., 1997; Silnizki, M., Geschichte des gelehrten Rechts in Russland, 1997; Kappeler, A., Geschichte Russlands, 1997; Altrichter, H., Russland, 1997; Torke, H., Einführung in die Geschichte Russlands, 1997; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Russland, hg. v. Stricker, G., 1997; Russia, hg. v. Freeze, G., 1997; Donnert, E., Russland 860-1917, 1998; Vogelsberger, H., Die letzten Zaren, 1998; Lotman, J., Russlands Adel, 1997; Pritsak, O., The Origins of the Old Rus, 1998; Gestwa, K., Proto-Industrialisierung in Russland, 1999; Gorbatschow, M., Über mein Land, 2000; Luks, L., Geschichte Russlands und der Sowjetunion, 2000; Köbler, G., Rechtsrussisch, 2001, 2. A. 2011; Kappeler, A., Russland als Vielvölkerreich, 2001; Russlands lange Vorgeschichte, hg. v. Schramm, G., 2001; Geschichte des russischen Reiches und der Sowjetunion, hg. v. Bohn, T. u. a., 2002; Löwe, H., Stalin, 2002; Handbuch der Geschichte Russlands, hg. v. Plaggenborg, S., Bd. 4 und 5 2002; Schmidt, C., Russische Geschichte 1547-1917, 2003, 2. A. 2009; Schreyer, H., Das zentrale staatliche Archivwesen, 2003; Haumann, H., Geschichte Russlands, 2003; Goehrke, C., Russischer Alltag, Bd. 1ff. 2003ff.; Avenarius, M., Rezeption des römischen Rechts in Russland, 2004; Kolbinger, F., Im Schleppseil Europas?, 2004; Gestwa, K., Der Blick auf Land und Leute, (in) HZ 279 (2004), 63; Hildermeier, M., Russische Revolution, 2004; Baranowski, G., Die Russkaja Pravda, 2005; Koenen, G., Der Russland-Komplex, 2005; The Siberian Saga, hg. v. Stolberg, E., 2005; Linke, H., Geschichte Russ­lands, 2006; Schulz, E., Das Verbraucher­schutz­recht in Russland, 2006; Rustemeyer, A., Dissens und Ehre, 2006; Litzinger, H., Juristen und die Bauernfrage, 2007; Stadelmann, M., Die Romanovs, 2007; Russland 1905, hg. v. Aust, M. u. a., 2007; Die russische Revolution, hg. v. Haumann, H., 2007; Zielinski, M., Der Transfer juristischen Gedankenguts innerhalb Europas, 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Baranowski, G., Der Entwurf einer Verfassungs­urkunde für Russland von 1804, (in) FS Wilhelm Brauneder 2008, 11; Baranowski, G., Die Gerichts­urkunde von Pskov, 2008; Utz, R., Russlands unbrauchbare Vergangenheit, 2008; Schmidt, C., Russische Geschichte 1547-1917, 2009; Goerke, C., Russland, 2009; Frings, A., Religion und Politik im späten russländischen Reich, (in) HZ 289 (2009), 669; Altrichter, H., Russland 1989, 2009; Stolberg, E., Sibirien, 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Weiss, C., Das Reich der Zaren, 2011; Dost, A., Das russische Verfassungsrecht auf dem Weg zum Föderalismus und zurück, 2012; Russland an der Ostsee, hg. v. Brüggemann, K. u. a., 2012; Baranowski, G., Russische Rechtsgeschichte - Texte und Erläuterungen, Teil 1 2013 (Von den Anfängen bis 1612/1613), Teil 2 2014 (1613 bis 1682); Hildermeier, M., Geschichte Russlands, 2013; Gorbatschow, M., Alles zu seiner Zeit, 2013; Neutatz, D., Träume und Alpträume, 2013; Avenarius, M., Fremde Traditionen des römischen Rechts, 2014; Schenk, F., Russlands Fahrt in die Moderne, 2014; Dalos, G., Geschichte der Russlanddeutschen, 2014; Zimmerman, W., Russland regieren, 2015; Gorbatschow, M., Das neue Russland – Der Umbruch und das System Putin, 2014; Quellen zur Geschichte Russlands, hg. v. Nolte, H. u. a., 2014; Beuerle, B., Russlands Westen, 2016; Winkler, M., Das Imperium und die Seeotter – Die Expansion Russlands in den nordpazifischen Raum, 1700-1867, 2016; Steinberg, M., The Russian Revolution 1905-1921, 2016; Kappeler, A., Ungleiche Brüder – Russen und Ukrainer, 2017; Smith, S., Revolution in Russland, 2017; Kivelson, V. u. a., Russia’s Empires, 2017; Gessen, M., Die Zukunft ist Geschichte – Wie Russland die Freiheit gewann und verlor, 2018; Beer, D., Das Totenhaus – Sibirisches Exil unter den Zaren, 2018; Feest, D., Ordnung schaffen – Bäuerliche Selbstverwaltungen und Obrigkeit im ausgehenden Zarenreich (1834-1889), 2018; Fatland, E., Die Grenze – Eine Reise rund um Russland, 2019; Aust, M., Die Schatten des Imperiums – Russland seit 1991, 2019; Bergemann, P., Judge Thy Neighbour – Denunciations in the Spanish Inquisition, Romanov Russia, and Nazi Germany, 2019; Vasmer, M., Russisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 2 (L - Suda), 2020; Kropp, H., Russlands Traum von Amerika, 2020; Stähli, A., Die Romanows, 2021

Russkaja Prawda (russ. [F.]) russische Wahrheit →Russland

Rutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des mittelhochdeutschen Verbs rutschen in der weiteren Herkunft unklar, M.) Gleiten

rutschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Elsass/GrW. I 739] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft unklar, V.) gleiten

Rutscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in der weiteren Herkunft unklar, M.) Gleitender

Rutscherzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1671 [Schottel, SingJur. 380] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie teilweise in der weiteren Herkunft unklar und teilweise über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der bei nicht rechtzeitiger Leistung erhöhte (rutschende) Grundzins in der →Grundherrschaft. S. Google

Lit.: Hübner; Löning, R., Der Vertragsbruch, 1876, 80f.; Fehr, H., Die Grundherrschaft im Sachsenspiegel, ZRG GA 30 (1909), 272

S

SA (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Sturmabteilung [in dem Nationalsozia­lismus]) (1924 20000 Mitglieder, 1930 80000, ab Mitte des Jahres 1934 Bedeutungsverlust, aber massenwirksamer Stabilitätsfaktor mit fast zwei Millionen Mitgliedern, ab 1939 in der großen Mehrheit der Mitglieder in die Wehrmacht einberufen). S. Google

Lit.: Schmiechen-Ackermann, D., Nationalsozialis­mus und Arbeitermilieu, 1998; Longerich, P., Geschichte der SA, 2003; Schafranek, H., Söldner für den Anschluss, 2011; Bürgerkriegsarmee, hg. v. Müller, Y. u. a., 2013; Fraschka, M., Franz Pfeffer von Salomon – Hitlers vergessener oberster SA-Führer, 2016; Siemens, D., Sturmabteilung – Die Geschichte der SA, 2019

Saar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist das nach dem Fluss Saar benannte Gebiet um die Saar mit dem Hauptort →Saarbrücken, das 1918 und 1945 von Frankreich begehrt wird, aber an dem 13. 1. 1935 (Volksabstimmung von dem 13. 1. 1935 mit einer Mehrheit von mehr als 90 Prozent für eine Heimkehr) und an dem 1. 1. 1957 (23. 20. 1955 Ablehnung des internationalisierenden Saarstatuts mit 67,7 Prozent) zu Deutschland zurückkehrt (Saarland). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Fischer, P., Die Saar zwischen Deutschland und Frankreich, 1959; Jacoby, F., Die nationalsozialistische Herrschafts­übernahme an der Saar, 1973; Klitscher, E., Zwischen Kaiser und französischer Krone, 1986; Die Saar 1945-1955, hg. v. Hudemann, R., 1992; Heinen, A., Saarjahre, 1996; Elzer, H., Die deutsche Wiederver­einigung an der Saar, 2007; Becker, F., Deutsch die Saar, immerdar, 2007; Fabry, P., Bartholomäus Koßmann - Treuhänder der Saar 1924-1935, 2011

Saarbrücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) an der Saar erscheint nach älteren unterbrochenen Siedlungsspuren 999 als vielleicht schon um 850 bestehende Burg. 1321 erhält der Ort Stadtrecht. 1948 wird unter Frankreich (1945-1957) eine Universität gegründet. S. Google

Lit.: Gerhard, H., Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken, 1960; Herrmann, H., Städte im Einzugsbereich der Saar, 1992; Geschichte der Stadt Saarbrücken, hg. v. Wittenbrock, R., Bd. 1f. 1999

Saarland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 1. 1. 1957 aus dem von Frankreich zurückgegebenen Saargebiet gebildete Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Es gehört vor 1918 haupt­sächlich zu Preußen und vordem zu Nassau (1381). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Ham, H. v., Die Gerichtsbarkeit an der Saar im Zeitalter des Absolutismus, 1938; Grenz-Fall - das Saarland, hg. v. Hudemann, R., 1997; Hahn, M., Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956-1970, 2003; Küppers, H., Johannes Hoffmann (1890-1967), 2008; Burgard, P., Kleine Geschichte des Saarlands, 2010

Sabinianer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige der nach →Sabinus benannten, eher traditionsver­hafteten und pragmatischen Schule der römischen Jurisprudenz (beispielsweise Cassius, Iulianus, Iavolenus) in Gegensatz zu dem Prokulianer. S. Google

Sabinus, Masurius (1. Jahrhundert n. Chr.), von einfacher Herkunft, wird 22 n. Chr. Haupt der Rechtsschule der →Sabinianer oder Cassianer und mit 50 Jahren Ritter. Von ihm stammen (lat.) Libri (M.Pl.) tres iuris civilis (Drei Bücher römisches Recht) in der aus Nachfolgewerken erschlossenen Reihen­folge Erbe, Personen, Verkehrsges­chäfte, unerlaubte Handlung, ungerechtfer­tigte Be­reicherung. S. Google

Lit.: Kaser §§ 2 II 2, 2 III 1; Söllner §§ 16, 21, 24; Köbler, DRG 30; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967; Behrends, O., Institutionelles und prinzipielles Rechtsdenken, ZRG RA 95 (1978), 187

sacebaro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [PLSal. MGH 54 § 2-4 in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aner in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →sakebaro

sacer, lat., Adj.,  heilig, einem Gott gewidmet, geweiht, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sak-?, V., heiligen?, vereinbaren?

sacer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sacer, Adj., heilig, einem Gott gewidmet, geweiht, um 450 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar

Lit.: Köbler, DRG 27

sacerdos, sacerdōs, *sacridōs, lat., Sb., Priester, Priesterin, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. qui sacra dat, sacer, dare

sacerdotium, sacerdōtium,  lat., N.: Priestertum, Priesteramt, Priesterwürde, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. sacerdōs

sacerdotium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Priestertum, Kirche (in Gegensatz zu [lat. N.) imperium [Kaisertum] oder regnum [Königtum])

Lit.: Von sacerdotium und regnum, hg. v. Erkens, F. u. a., 2002

Sachbeschädigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist das rechtswidrige Beschädigen oder Zerstören einer einem anderen gehörigen Sache, das bereits in dem Altertum Rechtsfolgen nach sich ziehen kann. →lex Aquilia

Lit.: Kaser § 51 II; Söllner § 8; Köbler, DRG 26, 27; König, R., Das allgemeine Schadensersatzrecht, Diss. jur. 1945 (ungedruckt); Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958

Sache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort mit anderer Bedeutung „Verfolgung“ bereits für das Indoger­manische zu erschließen, lat. [F.] res) ist nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1900) der körperliche Gegenstand, in weiterem Sinn jeder Gegenstand (beispielsweise nach dem Allge­meinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs von 1811 [§ 285] alles, was nicht Person bzw. Mensch ist und dem Gebrauch des Menschen dient). In dem Anschluss an den bzw. in Gegensatz zu dem bei Gaius (um 160 n. Chr.) Körperliches (res corporalis) und Unkörperliches (res incorporalis) an­scheinend zu einer übergeordneten Ein­heit ver­binden­den, aber auch hinsichtlich von Herrschaft und Übertragung gegenüber­stel­lenden res-Begriff des römischen Recht­es vertritt das heutige deutsche Recht wohl unter dem Einfluss Savignys einen engen Sachbegriff des nur körperlichen Gegenstands. Unterschieden werden inner­halb des körperlichen Gegenstands bewegliche und un­be­wegliche Sachen sowie [Besitz,] Ei­gentum und beschränkte dingliche Rechte an Sachen. S. Google

Lit.: Kaser § 18; Köbler, DRG 15, 24, 39, 60, 73, 90, 123, 140, 162, 207, 211, 269; Daubermann, E., Die Sachgesamtheit, 1993; Zimmermann, M., Der Rechtserwerb hinsichtlich eigener Sachen, 2001; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Sachenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler 1551] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamt­heit der Sachen betreffenden Rechtssätze. Ein Sachenrecht (lat. res [F.Pl.]) sondert unter griechischem Einfluss bereits der römische Rechtskundige →Gaius (um 160 n. Chr.) ab. Dies wird in der mittleren Neuzeit wieder aufgegriffen (beispielsweise Projekt des Codicis Juris Fridericiani 1751, str.), wenngleich die Sache unterschiedlich weit gefasst wird. In dem Mittelpunkt des Sachenrechts steht das →Eigentum als absolutes Herrschaftsrecht. Von ihm zu trennen sind beschränkte dingliche Rechte (beispielsweise Pfand, Dienstbarkeit, Erbbaurecht) und die tatsäch­liche Gege­benheit Besitz. Das einzelne subjektive Sachenrecht (ding­liche Recht) gewährt eine auf die ein­zelne Sache gerichtete, gegen jedermann (absolut) wirkende Herrschafts­befugnis, die in Rom mittels einer (lat. [F.] actio) durchgesetzt werden kann. S. Google

Lit.: Rückert, L., Untersuchungen über das Sachenrecht der Rechtsbücher, 1860; Platz, L., Das Sachenrecht Pufendorfs, Diss. jur. Kiel 1961 masch.schr.; Hausmaninger, H., Casebook zum römischen Sachenrecht, 1974, 8. A. 1996, 10. A. 2003; Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Jakobs, H./Schubert, W., Sachenrecht, Bd. 1ff. 1982ff.; Benke/Meissel, Übungsbuch zum römischen Sachenrecht, 5. A. 1996; Mollnau, M., Die Bodenrechtsentwicklung in der SBZ/DDR, 2001; Füller, J., Eigenständiges Sachen­recht?, 2006; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Rüfner, T.. Savigny und der Sachbegriff des BGB, (in) Unkörperliche Güter im Zivilrecht, 2011, 33; Zwalve, W./Sirks, B., Grundzüge der europäischen Privatrechtsgeschichte - Einführung und Sachenrecht, 2012; Kreutz, P., Das Objekt und seine Zuordnung – Dogmatisch-historische Studien zum passiven Element des Rechtsverhältnisses, 2017

Sachgesamtheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die aus prak­tischen Grün­den aus mehreren an sich selb­ständigen Sachen (körperlichen Gegenständen) gebildete Einheit (lat. corpus ex distantibus, beispielsweise Tierherde, Briefmarkensammlung, Bibliothek, Sandhaufe, Flüssigkeitsmenge), die unterschiedlich behandelt werden kann.

Lit.: Hammerstein, J., Die Herde im römischen Recht, 1975; Daubermann, E., Die Sachgesamtheit als Gegenstand des klassischen römischen Rechtes, 1993

Sachhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Haftung einer Sache (beispielsweise eines Pfandes) unabhängig von einer Person. S. Google

Lit.: Kaser §§ 31 I 2, 32 II 3

sachlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Sache betreffend

Sachmangel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1899) ist die Ab­weichung einer Sache von der von den Parteien vorausgesetzten Beschaffenheit. Bereits der römische Marktädil gewährt sachlich dem Käufer einer mangelhaften Sache unabhängig von Verschulden →Wandlung und →Minderung, sofern nicht der Man­gel bei Vertragsschluss den Beteiligten bekannt ist. Demge­genüber geht das mittelalterliche Recht außer bei groben Mängeln bestimm­ter Tiere und arglistig verschwie­genem Mangel von dem Satz „Augen auf, Kauf ist Kauf“ aus. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) folgt der römischrechtlichen Gestaltung, behält aber Sonderregeln für den Viehkauf (bis 2002) bei. S. Google

Lit.: Kaser § 41; Söllner § 9; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 46, 64, 127, 165, 214, 215; Klempt, W., Die Grundlagen der Sachmän­gelhaftung, 1967; Leiser, W., Schadensersatz wegen Sachmängeln, (in) FS L. Schnorr von Carolsfeld, 1972; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Niedrig, H., Die Mangelrüge, 1994; Seiler, C., Vom Allgemeinen Landrecht zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 1995; Olzen, D., Das kaufrechtliche Sachmängelgewährleistungsrecht des Code civil, 1996; Deller, P., Der „nach dem Vertrage“ vor­ausgesetzte Gebrauch, 1999; Medicus, D., Zur Ge­schichte der Sachmangelhaftung, (in) Rechts­geschichte und Privatrechtsdogmatik, 1999, 307; Harke, J., Die Sachmängelhaftung beim Werkvertrag, ZRG RA 124 (2007), 305; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Sachs (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 2. Hälfte 10. Jahrhundert [Die Sachsengeschichte des Widukind von Korvei, hg. v. Hirsch, P./Lohmann, H 1935 7] in 2 Stellen und dem Altfriesischen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. bzw. N.) kurzes Schwert

Sachse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1077/1081 [Anno Bulst 21, 14) in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des um 150 n. Chr. bei Ptolemäus in Alexandrien erstmals erwähnten, wohl nach seiner Bewaff­nung mit dem Sachs benannten germanischen Volkes, dessen Siedlungsgebiet zwischen unterem Rhein und Elbe in dem Frühmittelalter von den →Franken (Karl d. Große zwischen 772 und 804) erobert wird. Das Recht des Volkes der Sachsen und später des Landes Sachsen ist in der (lat. [F.]) →Lex Saxonum (um 802?) und in dem →Sachsenspiegel (1221-1224) aufgezeichnet. S. Sachsen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 67, 76, 131, 155, 184, 186; Köbler, Historisches Lexikon; Romer, C. v., Staatsrecht und Statistik des Churfürstentums Sachsen, Bd. 1f. 1787f.; Schletter, H., Die Konstitutionen Kurfürst Augusts von Sachsen, 1857; Bürgerliches Gesetzbuch für das Königreich Sachsen von 1863/1865, Neudruck 1973; Schröder, R., Der sächsische Volksadel, ZRG GA 24 (1903), 247; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Hempel, E., die Stellung der Grafen von Mansfeld, 1917; Philippi, D., Die Erbexen, 1920; Heck, P., Die Standesgliederung der Sachsen, 1927; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmann­schaft Pirna, 1927; Lintzel, M., Zur altsächsischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 52 (1932), 294; Heck, P., Blut und Stand im altsächsischen Recht, 1935; Heck, P., Unter­suchungen zur altsächsischen Standes­gliederung, 1936; Drögereit, R., Sachsen und Angelsachsen, (in) Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 21 (1949); Freytag, H., Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Hagemann, A., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111; Schöllkopf, R., Die sächsischen Grafen 919-1024, 1957; Schnath, G., Nochmals der Ursprung des Sachsenrosses, ZRG GA 79 (1962), 242; Ent­stehung und Verfassung des Sachsen­stammes, hg. v. Lammers, W., 1967; Giese, W., Der Stamm der Sachsen, 1979; Brüsch, T., Die Brunonen, 2000; Springer, M., Die Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Capelle, T., Widukinds heidnische Vorfahren, 2008; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009

Sachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Hochmit­telalter das Gebiet der Sachsen. 1180 ist es von dem Staufer Friedrich I. Barbarossa in der Auseinan­dersetzung mit dem Welfen Heinrich dem Löwen zer­schlagenes Herzogtum und spä­ter unter den Askaniern bzw. ab 1422 den Wettinern Kurfürstentum (1485 Land zwischen den Linien der Albertiner und Ernestiner geteilt, Kurfürstenwürde 1485 an Ernestiner, 1547 an Albertiner, 1697 unter August dem Starken Erwerb der Krone des Königtums Polen). Unter Verkleinerung und Verlagerung an die mittlere Elbe (Dresden) bleibt das Land Sachsen (1806 Königreich, 1918 Freistaat, 1838 Criminalgesetzbuch, 1855 Strafge­setz­buch, 1868 revidiert, ohne großen Einfluss auf das Reichsstrafgesetzbuch von 1871, 1852 Entwurf eines Bürger­lichen Gesetz­buchs, 1863/1865 Bürgerli­ches Ge­setz­buch in fünf Büchern, Einfluss auf das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900) bis zu der Gegenwart (aus­genommen 1952-1990) erhalten, während die zersplitterten ernesti­nischen Fürsten­tümer 1920 in Thüringen wie­der­ver­einigt werden und das 1815 von Preußen Sachsen abgewonnene Gebiet mit anderen Gebieten zu der preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu dem zwischen 1952 und 1990 zerschlagenen Land Sachsen-Anhalt (Magdeburg) wird. →Sachse

Lit.:http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BGBSachsen­1863.pdf; Richter, G., Die Grundstücks­übereignung im ostfälischen Sachsen, 1934; Kötzschke, R., Ländliche Siedlung und Agrarwesen in Sachsen, 1953; Blaschke, K., Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungs­geschichte, ZRG GA 82 (1965), 223; Richter, G., Die ernestinischen Landesordnungen, 1964; Blaschke, K., Das kursächsische Appellations­gericht 1559-1835 und sein Archiv, ZRG GA 84 (1967), 329; Haas, G., Verfassung und Recht der Städte Arnstadt, Königsee, Saalfeld und Stadtilm, Diss. jur. Jena 1967; Blaschke, K., Bevöl­kerungsgeschichte von Sachsen, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1540,2654, 3,3,2900,3699; Klein, T., Sachsen, 1982; Wissenschafts- und Universitätsge­schichte in Sachsen im 18. und 19. Jahrhundert, hg. v. Czok, K., 1987; Otto, J., Cognitio et usus juris Romano-saxonici, (in) Studi Senesi 107 (1995), 369; Ahcin, C., Zur Entstehung des bürgerlichen Ge­setzbuchs für das Königreich Sachsen von 1863/1865, 1996; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung, 1997; Sächsische Justiz in der sowjetischen Besatzungszone, 1998; Herrschaftsre­präsentation im ottonischen Sachsen, hg. v. Althoff, G. u. a., 1998; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Hässler, H., 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg, 2000; Historisches Ortsnamen­buch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen im Spiegel des Rechts, hg. v. Schmidt-Recla, A. u. a. 2001; Jäger, V., Zur Entwicklung der staatlichen Untergerichte in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 118 (2001), 222; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen, 2002; Klinger, A., Der Gothaer Fürstenstaat, 2002; Diktatdurch­setzung in Sachsen, hg. v. Behring, R. u. a., 2003; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Karlsch, R. u. a., Wirtschafts­geschichte Sachsens, 2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2007; Dressel, C. v., Die Entwicklung von Verfassung und Verwaltung in Sachsen-Coburg 1800-1826, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Volkmar, C., Reform statt Reformation, 2007; Wilschewski, F., Die karolingischen Bischofssitze des sächsischen Stammesgebietes, 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008; Meding, W. v., Aufgehobener Glaube, 2009; Weber, J., Das sächsische Strafrecht im 19. Jahrhundert, 2009; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, hg. v. Kohnle, A. u. a., 2015; Retallack, J., Red Saxony, 2017; Kurfürst August von Sachsen, hg. v. Müller, W. u. a., 2017; Sachsen im ersten Weltkrieg, hg. v. Hermann, K. u. a., 2018; Israel, U./Matzerath, J., Geschichte der sächsischen Landtage, 2019; Quaasdorf, F.; Kursachsen und das Ende des Alten Reíches, 2929

Sachsen-Anhalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 5. 7. 1945 (zu dem 9. 7. 1945) aus der Provinz Sachsen →Preußens und aus dem Freistaat →Anhalt (nach der Auflösung Preußens) gebildete Land (6. 10. 1947) der sowjetischen Besatzungs­zone, das nach seiner Auflösung (1952/1957) in der →Deutschen Demokratischen Republik zu dem 3. 10. 1990 für die Bundesrepublik Deutschland mit der Hauptstadt Magdeburg wieder entsteht. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Holtmann, E./Boll, B., Sachsen-Anhalt, 1995; Verfassungs­hand­buch Sachsen-Anhalt, hg. v. Kilian, M., 2004; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015

Sachsenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 26 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) oder gemeines Sachsenrecht ist das in der frühen Neuzeit auf der Grundlage des →Sachsenspiegels (1221/1224) und der Spruchtätigkeit der Ge­richte in →Sachsen angewendete Recht, das erst durch das Bür­gerliche Gesetzbuch Sachsens von 1863 abgelöst wird. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 103, 143; Schultze-von Lasaulx, H., Die Krise des gemeinen Sachsenrechts, (in) FS J. Hedemann, 1938, 58; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium iuris, 1968; Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1980

Sachsenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 13 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht beleget, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das der Wiederent­deckung des römischen Rechtes in Italien um 1100 und der neuen Zusammenstellung des kirchlichen Rechtes durch →Gratian um 1140 zeitlich (wie auch vergleichbare Werke in anderen Teilen Europas) nachfolgende, von ihnen vielleicht angeregte, an unbekanntem Ort (nach Landau möglicherweise in Kloster Altzelle) vielleicht zwi­schen 1221 und 1224 von →Eike von Rep­gow zunächst auf Latein geschaffene Rechtsbuch (mit den Teilen →Landrecht und Lehnrecht in Gegensatz zu Volksrecht und Stadtrecht). Der Verfasser bezeichnet sein Werk als (mnd.) spigel der Sachsen, in dem die Sachsen ihr Recht wie sonst Frauen in einem Spiegel ihr Antlitz erschauen sollen (vgl. lat. →speculum [N.] beispielsweise speculum ecclesiae, Spiegel der Kirche, des Honorius Augustodunensis 1. Hälfte 12. Jahrhundert). Die einerseits noch verwerteten, andererseits nicht mehr berücksichtigten zeitgenössischen Ereignisse lassen vielleicht eine Datierung der ersten Fassung zwischen 1221 und 1224 (1215 bis 1235) zu (streitig). Die in Latein gehaltene Gestalt ist (möglicherweise) mit Ausnahme des Lehnrechts (sog. [lat.] →Auctor [M.] vetus de beneficiis, alter Urheber über die Lehen) nicht erhalten. Von Eike von Repgow selbst stammt noch die bald danach verfertigte völlig neuartige mittel­niederdeutsche Über­setzung, die (vielleicht bis 1270) mehrfach erweitert wird, wobei auch die Textform IIa bereits in dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden sein dürfte. Der Sachsenspiegel erfasst das aus verschiedenen Wurzeln erwach­sende Recht (Gewohnheits­recht, Landfrie­densgesetze) Ost­falens, bezieht aber auch allgemeinere, selbst biblische und gelehrte Quellen ein. Er umfasst in insgesamt 314 Artikeln rund 58000 Wörter und ist vermutlich anfangs nur in zwei Teile (Landrecht, Lehnrecht) und Artikel gegliedert. Zitiert wird er als Ssp (LdR bzw. LehnR) nach (Buch,) Artikel und Paragraph. Von dem Ende des 13. Jahrhunderts an breitet sich der jetzt zusätzlich in dem Landrecht in drei Bücher geteilte Sachsenspiegel in Hunderten von teilweise noch erhaltenen Handschriften (etwa 465, mindestens 341 Landrechtstexte, 94 Lehnrechtstexte, älteste Fragmente Kopenhagen, Königliche Biblio­thek, NKS 1479, fol. 1 [Sammelmappe] und Frag­mentsammlung 12, fol. 1866, 2. Vier­tel/Mitte 13. Jahrhundert, Berlin, Staatsbibliothek Fragm. 22, 3. Viertel 13. Jahrhundert, 8 Fragmente und 2 bzw. 3 Handschriften [Leiden, Universitäts­bibliothek BPL 180 B, Ende 13. Jahrhundert/um 1300, Mirbach-Harff, Antonius Graf von, 1295, Mai 7, Arpe, Peter Friedrich, seit 1837 verschollen, 1296?] wohl noch aus dem 13. Jahrhundert) in einem von Holland bis Polen reichenden Gebiet aus. Es werden Bil­derhandschriften (Dresdener, Heidelberger, Wolfenbütteler, Oldenburger Bilderhand­schrift sowie mindestens drei ver­schol­lene Exem­pla­re), Übersetzungen (in das Lateinische und Mittelhoch­deutsche u. s. w.), Bearbeitungen (Glossen u. a. des Johann von →Buch 1325, Nikolaus →Wurm, Brandt von Tzerstede, Dietrich von Bocksdorff) und auf seiner Grundlage zahlreiche weitere Rechtsbücher (Görlitzer Rechtsbuch 1300, Breslauer Land­recht 1356, Berliner Stadtbuch 1397, Richtsteig Landrechts 1335, Richtsteig Lehn­rechts E. 14. Jahrhundert, sächsisches Weichbild, →Deutschenspie­gel um 1275 und so genannter →Schwabenspiegel um 1275 u. s. w.) verfasst. Kein Artikel des Sach­sen­spiegels ist durchgängig und ebenso kein Artikel überhaupt nicht in die späteren Rechtsbücher des sächsisch-magdebur­gischen Rechtes eingegangen. Insgesamt eignet sich vor allem das „städtische Milieu“ den Sachsenspiegel (in dem Strafrecht, Verfahrens­recht und Erbverfah­rensrecht) an. Sehr späte Nachwirkungen zeigen sich noch in zwölf Urteilen des Reichsgerichts des Deutschen Reiches ab 1882 (RGZ 7,110, 7,132, 7,139, 12,239, 25,189, 29,134, 45,170, 52,379, 101,08 (?), 113,349, 137,324 [9. 7. 1932 Landrecht I 52 §1]), in einem Beschluss des Bundesverfassungsg­erichts der Bundesre­publik Deutschland von dem 18. Mai 1988 (2 BvR 579/1984 BVerfGE 78,205) und einem Urteil des Bundesgerichtshofs von dem 22. Juni 1989 (III ZR 266/1987). →Sachsenrecht

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 102, 123, 124, 143; Sachsenspiegel, hg. v. Homeyer, C., 1827, 2. A. 1835ff., 3. A. 1861ff.; Schuster, H., Versuch einer Deutung von Ssp. III 73, ZRG GA 3 (1882), 136; Schröder, R., Die Gerichtsverfassung des Sachsenspiegels, ZRG GA 5 (1884), 1; Schröder, R., Zur Kunde des Sachsenspiegels, ZRG GA 9 (1888), 52; De Saksenspiegel in Nederland, hg. v. Geer van Jutphaas, 1888; Frommhold, G., Erörterungen über die Reimvorrede des Sachsenspiegels, ZRG GA 13 (1892), 125; Schröder, R., Zu der praefatio rhytmica des Sachsenspiegels, ZRG GA 13 (1892), 226; Friese, V., Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898, Neudruck 1970; Gundlach, W., Karl der Große im Sachsenspiegel, 1899; Behre, E., Die Eigentums­verhältnisse im ehelichen Güterrecht, 1904; Jecht, R., Über die in Görlitz vorhandenen Handschriften des Sachsenspiegels, (in) Neues lausitzisches Magazin 82 (1906); Heck, P., Der Sachsenspiegel und die Stände der Freien, 1905; Fehr, H., Fürst und Graf im Sachsenspiegel, 1906; Heck, P., K. v. Amira und mein Buch über den Sachsenspiegel, 1907; Salomon, F., Der Sachsenspiegel und das Wormser Konkordat, ZRG GA 31 (1910), 137; Molitor, E., Die Stände der Freien in Westfalen und der Sachsenspiegel, 1910; Heck, P., Die Bannleihe im Sachsenspiegel, ZRG GA 37 (1916), 260; Rosenstock, E., Die Verdeutschung des Sachsenspiegels, ZRG GA 37 (1916), 498; Stutz, U., Der rechtshistorische Gehalt der Sachsen­spiegelvorreden, ZRG GA 43 (1922), 300; Kisch, G., Zwei Sachsenspiegelvokabularien, ZRG GA 44 (1924), 307; Voltelini, H. v., Der Sachsenspiegel und die Zeitgeschichte, 1924; Sinauer, E., Eine Lüneburger Sachsenspiegelhandschrift, ZRG GA 45 (1925), 408; Das Landrecht des Sachsenspiegels nach der Bremer Handschrift von 1342, hg. v. Borchling, C., 1925; Eckhardt, K., Rechtsbücher­studien Heft 2 Die Entstehungszeit des Sachsenspiegels und der sächsischen Weltchronik 1931 (Abh. Göttingen), Heft 3 Die Textentwicklung des Sachsenspiegels von 1220 bis 1270, 1933 (Abh. Göttingen); Sachsenspiegel Land- und Lehnrecht, hg. v. Eckhardt, K. 1933; Sachsenspiegel Landrecht, hg. v. Eckhardt, K., 1933; Voltelini, H. v., Ein Beitrag zur Quellenkunde des Sachsenspiegels Landrecht, ZRG GA 58 (1938), 548; Kallen, G., Friedrich Barbarossas Verfassungsreform und das Landrecht des Sachsenspiegels, ZRG GA 58 (1938), 560; Hirsch, H., Eine neu entdeckte, die zweite bekannte Handschrift des holländischen Sachsen­spiegels, ZRG GA 59 (1939), 253; Kisch, G., Sachsenspiegel and Bible, 1941, Neudruck 1960; Blaese, H., Die rechtliche Wirkungskraft des Sachsenspiegels im Bereich des heutigen Estlands und Lettlands, ZRG GA 62 (1942), 322; Buchda, G., Eine Bemerkung zum Sachsenspiegel II Artikel 55, ZRG GA 62 (1942), 353; Eike von Repgow, Sachsenspiegel Lehnrecht, übertr. v. Hirsch, H., 1939; Molitor, E., Der Gedankengang des Sachsenspiegels, ZRG GA 65 (1947), 15; Mess, F., Wartburgkrieg und Sachsenspiegel, ZRG GA 74 (1957), 241; Buchda, G., Archäologisches zum Sachsenspiegel, ZRG GA 72 (1955), 205; Schulte-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, Diss. jur. Bonn 1957; Sachsenspiegel, Landrecht, hg. v. Eckhardt, K., 3. A. 1973; Nowak, E., Die Verbreitung und Anwendung des Sachsenspiegels, Diss. phil. Hamburg 1965, masch.schr.; Hartmann, J., Ein elbostfälisches Fragment des Sachsen­spiegels, ZRG GA 82 (1965), 291; Eike von Repgow und Hoyer von Valkenstein, hg. v. Eckhardt, K., 1966; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium juris, 1968; Schulte-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, 1970; Becker, H., Eine unbekannte Handschrift des Schwaben- und Augsburger Sachsenspiegels, ZRG GA 88 (1971), 190; Herkommer, H., Überlie­ferungsgeschichte der sächsischen Weltchronik, 1972; Kisch, G., Sachsenspiegelbibliographie, ZRG GA 90 (1973), 73; Ebel, W., Über das „ungezweite Gut“ in Ssp. Ldr. I 31, ZRG GA 92 (1975), 184; Benöhr, H., Erfolgshaftung nach dem Sachsenspiegel?, ZRG GA 92 (1975), 190; Rymaszewski, Z., (Lateinische Texte des Landrechts des Sachsenspiegels in Polen), 1975; Krause, H., Der Sachsenspiegel und das Problem des sog. Leihezwangs, ZRG GA 93 (1976), 21; Kroeschell, K., Rechtsaufzeichnung und Rechts­wirklichkeit, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 349; Ignor, A., Über das allgemeine Rechtsdenken Eike von Repgows, 1984; Eike von Repgow Sachsenspiegel, hg. v. Schott, C. u. a., 3. A. 1996; Gauert, A., Werla in der Nähe von Goslar, ZRG GA 105 (1988), 253; Oppitz, U., Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Kroeschell, K., Der Sachsenspiegel in neuem Licht, (in) Rechtsgeschichte in beiden deutschen Staaten, hg. v. Mohnhaupt, H., 1991, 232; Müller, B., Die Berliner Sammelhandschrift Mgf 10, 1991; Der Sachsenspiegel als Buch, hg. v. Schmidt-Wiegand, R. u. a., 1991; Die Wolfenbütteler Bilder­handschrift. hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1993; Der Oldenburger Sachsenspiegel, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1995; Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, hg. v. Koolman, 2. A. 1995; Aus dem Leben gegriffen, hg. v. Fansa, M., 2. A. 1995; Der Sassen Speyghel, Bd. 1f., hg. v. Koolmann, E. u. a., 2. A. 1995; Der Sachsenspiegel aus Oppeln und Krakau, hg. v. Piirainen, I. u. a., 1996; Kroeschell, K., Von der Gewohnheit zum Recht, (in) Recht und Verfassung, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1998, 68; Repgow, Eike von, Sachsenspiegel. Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1998; Scheele, F., u. a., Das neu aufgefundene Fragment 80a und b, ZRG GA 115 (1988), 514; Lück, H., Über den Sachsenspiegel, 1999, 3. A. 2013; Der Sachsenspiegel, übersetzt v. Kaller, P., 2002; Der Dresdner Sach­sen­spiegel, 2002; Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels, hg. v. Lück, H., 2002; Kannowski, B./Dusil, S, Der hallensische Schöffenbrief für Neumarkt von 1235 und der Sachsenspiegel, ZRG GA 120 (2003) 61; Kannowski, B./Kaufmann, F., Ein Brief aus uralten Zeiten, (in) DA 59 (2003), 548; Kümper, H., Sachsenspiegel – Eine Bibliographie, 2004; Landau, P., Der Entstehungsort des Sachsen­spiegels, (in) DA 61 (2005), 73; Eike von Repgow, Sachsenspiegel, Die Dresdner Bilderhandschrift Mscr. Dresd. M 32, Textband, hg. v. Lück, H., 2006; Weinert, J., Die Dresdner Bilderhandschrift des Sachsenspiegels, 2007; Bertelsmeier-Kierst, C., Zur ältesten Überlieferung des Sachsenspiegels, (in) Worte des Rechts, 2007, 56; Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa - Sachsenspiegel und Magdeburger Recht, hg. v. Eichler, E. u. a., 2008; Bertelsmeier-Kierst, C., Zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozess des Rechts im 13. Jahrhundert, 2008; Munzel-Everling, D., Der Sachsenspiegel - Die Heidelberger Bilder­hand­schrift, 2009 (CD) http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg164/2026; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009; Hetz, C., Die Rolle des Sachsenspiegels in der Judikatur des deutschen Reichsgerichtes in Zivilsachen, 2010; Eike von Repgow, Sachsen­spiegel. Die Heidelberger Bilderhandschrift Cod. Pal. Germ. 164 (bzw. Tri 164), hg. v. Kocher, G., u. a., 2010; Eike von Repgow, Sachsenspiegel. Die Dresdner Bilderhandschrift Mscr. Dresd. M 32, Aufsätze und Untersuchungen, hg. v. Lück, H., 2011 http://www.slub-dresden.de/sammlungen­/handschriften/sachsenspiegel; Weinert, J., Eike von Repgow – Verfasser des „Sachsenspiegels“?, (in) Z. d. d. O. 2014, 67 (hält eine Entstehung des Lehnrechts wegen des Fehlens des Wortes Kaiser erst nach 1245 für wahrscheinlich); Von Sachsen-Anhalt in die Welt, hg. v. Lück, H., 2015; Seybold, S., Dass jemand des anderen solle sein, ZRG GA 132 (2015), 479; Lück, Heiner, Der Sachsenspiegel – Das berühmteste deutsche Rechtsbuch des Mittelalters, 2017; Begert, A., Von Tochterstämmen, Interpolationen und Konspirationen - Anmerkungen zu den Thesen von Armin Wolf, (in) RhVjbll 82 (018), 186; Wolf, A., Die Datierung von Sachsenspiegel Landrecht III 57, 2 und die Entstehung des Kurfürstenkollegs, ZRG 137 (2020), 421 (nach 1. Oktober 1273 und vor dem Hoftag in Augsburg in dem Mai 1275)

Sachsenspiegelglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von gelehrten Juristen seit dem 14. Jahrhundert zu dem →Sachsenspiegel erarbeitete →Glosse (Johann von Buch um 1325, Nikolaus Wurm, Brandt von Tzerstede, Dietrich von Bocksdorff, Stendaler Glosse). Die Glosse Johann von Buchs zu dem Landrecht kann nur in einem längeren Vorgang entstanden sein, wobei Teile bereits vor 1325 niedergeschrieben worden sein können. Die 40 (bzw. 31 noch benutzbaren) Textzeugen der Glosse zu dem Lehnrecht (eines unbekannten Verfassers) lassen sich in vier Textklassen (kürzere Glosse, längere Glosse, Wurmsche Glosse, gemischte deutsch-lateinische Glosse) gliedern (insgesamt 204 Handschriften und Fragmente, 82 noch vollständig vorhan­dene Handschriften.)

Lit.: Köbler, DRG 103, 107; Steffenhagen, E., Der Einfluss der Buchschen Glosse, 1893f.; Steffenhagen, E., Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels XI, 1922/1923; Kisch, G., Eine Torgauer Glossenhandschrift, ZRG GA 39 (1918), 365; Die Landrechtsglosse des Sachsenspiegels, hg. v. Steffenhagen, E., Einleitung und Glossenprolog, 1925; Schilling, K., Das objektive Recht in der Sachsenspiegelglosse, 1931; Sinauer, E., Studien zur Entstehung der Sachsenspiegelglosse, (in) NA 50 (1935), 475; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Lieberwirth, R., Über die Glosse zum Sachsenspiegel, 1993; Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch’sche Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2002; Kaufmann, F., Die Glossen zum Ss.-Lehnrecht, ZRG GA 123 (2006), 284; Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht, hg. v. Kaufmann, F., 2006; Kannowski, B./Kaufmann, F., De glose vornim vnde dute mit vlite, ZRG GA 125 (2008), 50; Manuwald, H., The prologue to the gloss on the Sachsenspiegel, ZRG GA 130 (2013), 355; Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2013; Huneke, M., Iurisprudentia romano-saxonica, 2014; Glossen zum Sachsenspiegel – Landrecht, Petrinische Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2021 (Petrus de Posena?, erste Hälfte 15. Jahrhundert, 4 Textzeugen)

sächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Sachse betreffend, Sachsen betreffend

Sächsischer Prozess (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in →Sachsen in der frühen Neuzeit geltende Form des →Prozesses, die einige Besonderheiten bewahrt und weiterentwickelt. Der sächsische Prozess gründet sich auf das 1356 von dem Kurfürstentum →Sachsen erlangte (lat. N.) privilegium (N.) de non appellando (Nichtappellationsprivi­leg), sächsische Hofgerichtsordnungen von 1488, 1493, 1529, 1548 und 1550, die kursächsischen Konstitutionen von 1572 und die Prozess- und Gerichtsordnung von 1622. Er ist grundsätzlich mündlich. Der Beklagte kann bei Säumnis und Schlüssigkeit der Klage verurteilt werden. Eine Artikulation findet nicht statt. Die (lat.) litis contestatio (F.) (Streitbe­festigung) ist einfache Klage­beantwortung. Das selb­ständige Beweisver­fahren endet mit einem selbständig angreif­baren Beweisinterlokut (Beweisurteil). Es gibt nur eine Tatsacheninstanz.

Lit.: Carpzov, B., Processus iuris in foro Saxonico, 1657; Heimbach, C., Lehrbuch des sächsischen bürgerlichen Prozesses, 1852; Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274

Sächsisches Bürgerliches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 2. 1. 1863 verkündete und an dem 1. 3. 1865 in Kraft getretene Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich →Sachsen. Es umfasst beginnend mit einem Allgemeinen Teil fünf Bücher mit 2620 Paragraphen. Durch das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches wird es zu dem 1. 1. 1900 weitgehend abgelöst. S. Google

Lit.: Beckhaus, F., Die gemeinrechtlichen Quellen zum Bürgerlichen Gesetzbuch für das Königreich Sachsen, 1866; Siebenhaar, E., Jahrbuch des sächsischen Privatrechts, 1872; Grützmann, P., Lehrbuch des königlich sächsischen Privatrechts, Bd. 1f. 1887ff.; Buschmann, A., Das Sächsische Bürgerliche Gesetzbuch, (in) JuS 20 (1980), 553; Ahcin, C., Zur Entstehung des bürgerlichen Gesetz­buchs für das Königreich Sachsen von 1863/1865, 1996

sächsisches Recht →Sachsenrecht

Lit.: Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Deutschland und Polen, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1980

Sächsische Weltchronik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die erste deutschsprachige Prosachronik. Als Verfasser scheidet wohl Eike von Repgow aus. Die Abfassungszeit (Magdeburg 1229, 1230?, 1260, Magdeburg vor 1276) ist umstritten. S. Google

Lit.: Eckhardt, K., Zur sächsischen Weltchronik, ZRG GA 53 (1933), 311; Herkommer, H., Überlieferungs­ge­schichte der sächsischen Weltchronik, 1972; Menzel, M., Die sächsische Weltchronik, 1985; Wolf, J., Die sächsische Weltchronik, 1997; Das Buch der Welt, hg. v. Herkommer, H., 2000

sachverfolgend, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) reipersekutorisch (beispielsweise Klage auf Ausgleich eines Vermö­gens­verlusts in dem römischen Recht mit dinglichen Ansprüchen (lat. [F.] actio in rem) und schuldrechtlichen Ansprü­chen (lat. [F.] actio in personam) in Gegensatz zu pönal

Sachverhalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1769 [Bewer, Rechtsfälle V 62 Sachenverhalt] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist (auf Grund bloßer menschlicher Festlegung nur) ein tatsächliches Ge­schehen (Sein, in Gegensatz zu dem durch menschliche Norm in dem gesamten Rechtssatz für den Tatbestand bestimmten Sollen). Dementsprechend ist der Sachverhalt als solcher zumindest so alt wie das Recht. Als rechtlicher Grundbegriff begegnet Sachverhalt anscheinend erst in dem späten 19. Jahrhundert, in dem es (von der Rechtsmethodologier her bewusst) dem Tatbestand des Rechtssatzes gegenübergestellt wird. S. Google

Lit.: Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995

Sachverstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Verstand bezüglich Sachen, Sachkenntnis

sachverständig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1793 [Schwarz, LausWB. III 192] 5 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) sachkundig, erfahren (Adj.), Sachverstand betreffend

Sachverständiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1755 [Krüger, PreußManufakt. 568] 54 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Mensch, der auf einem Gebiet besonderes Wissen hat, das er (beispielsweise einem Gericht in einem Rechtsstreit) zu Verfügung stellen kann. Der Sachverständige ist sachlich bereits dem Altertum bekannt. In der frühen Neuzeit gewinnt er als Folger erneuter Arbeitsdiefferenzierung wieder an Gewicht. In der Regel erwirbt der Sachverständige, als welcher sich grundsätzlich jedermann frei selbst für irgendetwas (wie beispielsweise Altarkunde) bezeichnen darf, sein Wissen aus einer ausgeübten beruflichen Tätigkeit.

Lit.: Kaser §§ 84 I 2c, 87 II 6; Köbler, DRG 202; Jessnitzer, K., Der gerichtliche Sachverständige, 2. A. 1963, 10. A. 1992; Bernet, M., Der Beizug von gerichtlichen Sachverständigen im alten Zürich, 1967; Olzen, D., Richter und Sachverständige, ZRG GA 97 (1980), 164; Poppen, E., Die Geschichte des Sachverständigen­beweises im Strafprozess, 1984; Franck, L., Juristen und Sachverständige, 2013; Delafontaine, R., Historians as Expert Judicial Witnesses in Tobacco Litigation, 2015; Raschew, G., Richter, Sachverständige, Handelskammern, 2015

Sachwalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Perneder, Proz. 86 v., älter Sachwalte ab 135/1308 [BremRQ. 55 und öfter] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.)

Lit.: Winterberg, H., Der Sachwalter, ZRG GA 83 (1966), 295

Sachwalterschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Stellung und Tätigkeit als Sachwalter

Sack (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [BijdrZVlaand. 5 1860 65, Abschrift 14. Jahrhundert] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht mit dem Assyrischen des Altertums teilweise verbindbar, M.) Beutel, Behälter

Säckel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 55] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht mit dem Assyrischen des Altertums teilweise verbindbar, M.) kleiner Sack, Beutel

Säcken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – -als Verb 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen sacken – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht mit dem Assyrischen teilweise verbindbar, N.) ist der Vollzug der Todesstrafe durch Ertränken in einem zugebundenen Sack, wie er sich vor allem in dem römischen Altertum findet. S. Google

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964

sacramentum, sacrāmentum,  lat., N., Sakrament, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sacrāre

sacramentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, lat. [N.]) Eid

Sacra Rota (F.) Romana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) →Rota

Lit.: Kroeschell, DRG 2

sacrum imperium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) heiliges Reich

sacrum imperium (lat. [N.]) Romanum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Heiliges römisches Reich

saeculum, saeclum, sēculum, sēclum, lat., N., Zeugungsgeschlecht, Geschlecht, Menschenalter, Zeitalter, Regierungszeit, Jahrhundert, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), vgl. idg. *sēi- (2), *sē-, *səi-, *sī-, *sə-, V., Sb., senden, werfen, fallen lassen, säen, säumen (V.) (1), Ruhe, Kraft

Sage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1259 [SiegenUB. I 21] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist auch die mündliche Überlieferung eines möglichen vergangenen, nicht sicher be­zeugten, in manchen Fällen aber vielleicht tat­sächlich so oder so ähnlich abgelaufenen Geschehens. S. Google

Lit.: Ruoff, W., Eine späte Rechtssagenbildung, ZRG GA 92 (1975), 201; http://www.sagen.at; Bacher, M., Das Recht in den Sagen Obwaldens, 2011

sagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 9. Jahrhundert [Glosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sprechen

Saint Bertin (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Coopland, G., The abbey of Saint-Bertin, 1914; Defries, D., From Sithiu to Saint Bertin, 2021 (Sithiu um 649 von Bischof Omer von Thérouanne gegründet, in dem 11. Jahrhundert allmählich zu Saint Bertin umgewandelt)

Saint Denis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Sonzogni, D., Le chartrier de l‘abbaye de Saint-Denis en France, (in) Pecia 2 (2003), 9 (bis 987 267 Stücke); Leistenscheider, E., Die französische Königsgrablege Saint-Denis, 2008

Saint Germain en Laye westlich von Paris ist der Ort des ohne unmittelbare Beteiligung Österreichs an den Ver­handlungen ge­schaffenen Ver­trags zwischen den (insgesamt 17 Assozierten und) Alliierten des Ersten Weltkriegs und Österreich von dem 10. 9. 1919 mit 381 Artikeln, in dem →Österreich auf den →Anschluss an das →Deutsche Reich und die allgemeine Wehrpflicht verzichten muss und Gebiete (beispielsweise Ostgalizien, Südtirol, Trentino, Triest, Istrien u. a. ) verliert, aus denen beispielsweise Ungarn, die Tsche­cho­slowakei, Polen und Jugoslawien zumindest teilweise ent­stehen.

Lit.: Köbler, DRG 220; Baltl/Kocher; Kleinwachter, F., Von Schönbrunn bis St. Germain, 1964; Der Vertrag von Saint Germain im Kontext der europäischen Nachkriegsordnung, hg. v. Gehler, M. u. a., 2019; Hundert Jahre Staatsvertrag von St. Germain – Der Rest ist Österreich, hg. v. Raffeiner, A., 2020

Saint-German, Christopher (um 1460-1540) wird nach der rechtswissen­schaftlichen Ausbildung in Oxford und der rechts­praktischen Ausbildung an Inner Temple Inn of Court Anwalt. 1523 oder 1528 verfasst er den (lat.) Dialogus (M.) de funda­mentalis legum et de conscientia (engl. Dialogues between a Doctor of Divinity and a Student of the Com­mon Law, 1530/1531, Zwiegespräch zwischen einem Lehrer des Kirchenrechts und einem Studenten des gemeinen Rechtes). Darin behandelt er die Ursprünge des kanonischen Rechtes und des englischen Rechtes und ermittelt die trotz der gegenseitigen Ausschließlichkeit be­stehenden gemeinsamen Grundgedan­ken. S. Google

Lit.: Simpson, A., Biographical Dictionary of the Common Law, 1984; Coquillette, D., The Civilian Writers of Doctors’ Common, 1988

Saint-Simon, Claude Henri de (1760-1825) ist ein bedeutsamer Vertreter des frü­hen Sozialismus in Frankreich. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 179

Saínz de Andino, Pedro (1786-1863) wird nach dem Studium von Theologie und Recht in Sevilla Anwalt, Politiker und Staatsanwalt. Er verfasst nach franzö­sischem Vorbild das erste spanische Han­dels­gesetz­buch (Código de comercio 1829). S. Google

Lit.: Rubio, J., Sainz de Andino y la codificación mercantil, 1950, 27

Saio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem frühmittelalterlichen gotischen Recht der Beauftragte eines Herrn.

Lit.: El Código de Eurico, hg. v. Ors, A. d’, 1960; Morosi, R., I saiones, (in) Athenaeum NS 59 (1981), 150; Köbler, G., Gotisches Wörterbuch, 1989, 459; Wolfram, H., Die Goten, 4. A. 2001

saisina (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in latein_a_z.docx, nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Ergreifung

Lit.: Buisson, L., König Ludwig IX., der Heilige, und das Recht, 1954

Sakebaro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk., M., s. Google) ist der königliche Amtsträger des fränkischen Frühmittelal­ters in dem Streitwesen („Streitmann“ als Helfer des Grafen).

Lit.: Kögel, R., Sagibaro, (in) Z. f. d. A. 33 (1889), 13; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983

sakral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) geweiht, heilig

Sakralrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem römischen Recht das von der Priesterschaft und von dem Zensor außerhalb der Gerichtsbarkeit gehandhabte Recht.

Lit.: Kaser §§ 3 I 2b, 58 II 1, 60 I 2; Söllner § 5, 6; Sakralität zwischen Antike und Neuzeit, hg. v. Hamm, B. u. a., 2007

Sakrament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1275-1276 [Das hohe Lied des Brun von Schönbeck] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1384 [KirchheimW. 195] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sacramentum, N., heilige Handlung, 81-43 v. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem antiken Rom das an einem heiligen Ort zu hinterlegende Pfandgeld, in dem Christentum das in Christus gründende heilige Zeichen. In dem Hochmit­telalter werden sieben Sakramente ange­nommen (Taufe, Firmung, Buße, Kranken­salbung, Eheschließung, Priester­weihe und Eucharistie). Von ihnen anerkennt die pro­testantische Kirche nur Taufe und Abendmahl. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Sakrileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1275 [Berthold von Regensburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sacrilegium, N., Tempelraub, 59 v. Chr.-17 n. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Tempelschändung

Lit.: Glatthaar, M., Bonifatius und das Sakrileg, 2004

säkular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Zusasmmensetzungen bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) jahrhundertlich, weltlich

Säkularisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1743 [Zedler 36 Sp. 946] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Säkularisierung

säkularisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.  Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1646 [Meiern, v., Westph. II 637] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verweltlichen, enteignen, kirchliches Gut in weltliche Herrschaft bringen

Säkularisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Säkularisierung 1743 [Zedler 36 Sp. 946] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar dasLateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) zu lat. saeculum [N.] Zeugungsgeschlecht, Geschlecht, Menschenalter, , Regierungszeit, Jahrhundert, zuerst Säkularisierung als Wechsel eines Ordens­geistlichen in den Weltklerus) ist die bereits in dem römischen Altertum sichtbare Verwelt­lichung kirchlicher Angele­genheiten, insbesondere die Verstaatli­chung von Kirchengut (beispielsweise 1802 linksrheinisch nach französischem Recht bzw. in dem →Reichsdeputationshauptschluss von dem 25. 2. 1803, rund 10000 Quadratkilometer Gebiet mit 3161776 Untertanen betreffend) sowie die allgemeine Entkirchlichung (vor allem infolge der französischen Revolution von 1789).

Lit.: Köbler, DRG 84, 132; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 789; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg, 1902, Neudruck 1974; Die Säkularisation 1803, hg. v. Oer, R. Freiin v., 1970; Hömig, K., Der Reichsdeputations­haupt­schluss, 1969; Müller, M., Säkularisation und Grundbesitz, 1980; Christentum, Säkularisation und modernes Recht, hg. v. Lombardi-Vallauri, L. u. a., 1981; Hausberger, K., Staat und Kirche nach der Säkularisation, 1983; Schieder, W./Kuhe, A., Säkularisation und Mediatisierung, 1987; Zur Säkularisierung geistlicher Institutionen, hg. v. Crusius, I., 1996; Ziekow, J., Zur Geschichte der Säkularisationen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, (in) ZNR 18 (1996); Säkularisierung, hg. v. Lehmann, H., 1997; Säkularisation der Reichskirche 1803, hg. v. Decot, R., 2002; Kirchengut in Fürstenhand, hg. v. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg u. a., 2003; Alte Klöster – neue Herren. Die Säkularisation im Süd­westen, hg. v. Himmelein, V., 2003; Die Säkularisation in Bayern, hg. v. Schmid, A., 2003; Bayern ohne Klöster?, hg. v. Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, 2003; Annen, M., Säkularisierung im 19. Jahr­hundert, 2004; Die Säkularisation im Prozess der Säkularisierung Europas, hg. v. Blickle, P., 2005; Friedrich, W., Territorialfürst und Reichsjustiz, 2008; Pohlig, M. u. a., Säkularisierungen in der frühen Neuzeit, 2008; Hannöver, B., Die Säkularisation der Zister­zienserinnenklöster in Westfalen 1803 bis 1810, 2009; Dreier, H., Säkularisierung und Sakralität, 2013

Säkulum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische saeculum, N., Zeugungsgeschlecht, Menschenalter, Zeitalter, um 250-184 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Jahrhundert

sala (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (ahd. [F.]) Gabe, Übergabe, vgl. engl. sale

Lit.: Köbler, DRG 90; Köbler, WAS

Salamanca an dem Tormes ist seit 1134 (Erwähnung eines Scholasters) bzw. 1218/1219 Sitz einer Universität. In dem 16./17. Jahrhundert wird auf spätscholastischer Grundlage in der Schule von Salamanca die Erkenntnis des →Naturrechts besonders gefördert. S. Google

Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Köck, H., Der Beitrag der Schule von Salamanca zur Entwicklung der Lehre von den Grundrechten, 1987; Rodríguez Cruz, A., Historia de la universidad de Salamanca, 1990

Salbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1317 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1207 [Ried, CDRatisb. I 292] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter das Güter betreffende Buch einer größeren Grundherrschaft (Güterverzeichnis, Ur­bar).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Metz, W., Zur Geschichte und Kritik der frühmittelalterlichen Güterverzeichnisse, (in) Archiv f. Diplom. 4 (1958), 183

Salbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1727 [NeuburgKollBl. 86 1921 68] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Einreibemittel

salben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [GoldBulle 120] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit Salböl beschmieren

Salbung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1608 [Goldast, Reichshandl. 260] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Einreibung eines Men­schen mit Salböl in dem Zuge einer symbolischen Handlung. Die Salbung stammt sachlich aus dem Orient. (751? bzw.) 754 salbt Papst Stephan II. den fränkischen König Pippin und seine Söhne Karl und Karlmann.

Lit.: Kutsch, E., Salbung als Rechtsakt im Alten Testament, 1963; Jäschke, K., Bonifatius und die Königssalbung, (in) Archiv f. Diplom. 23 (1977), 25; Angenendt, A., Rex et sacerdos, (in) FS K. Hauck, 1982, 100; Enright, M., Iona, Tara and Soissons, 1985; Nehlson, J., Politics and Ritual, 1986; Semmler, J., Der Dynastiewechsel von 751, 2003

Sale of Goods Act (1893) ist das das Warenkaufsrecht ordnende Gesetz des englischen Rechtes.

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

Salem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Das Zisterzienserkloster Salem im Mittelalter, hg. v. Rösener, W. u. a., 2014

Salerno (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Kampanien wird 197 v. Chr. als römische Kolonie gegründet. Über Oströmer und Langobarden kommt es 1077 an die Normannen. In dem 11. Jahrhundert (995-1087) entsteht dort als möglicherweise erste Universität (des europäischen Mittelalters) eine nald berühmte Schule der Medizin. Nach deren Aufhebung (1812) wird 1944 eine Universität gegründet.

Lit.: Amarotta, A., Salerno, 1989

Salfranke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der dem salischen Teilstamm angehörende →Franke. →Pactus legis Salicae

Lit.: Köbler, DRG 80

Salgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1096 [Lacomblet, UB. I 163] in 18 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Herrengut, zu dem Herrenhof gehöriges Gut

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Landau, G., Das Salgut, 1862; Kötzschke, R., Salhof und Siedelhof, 1953; Schmidt-Wiegand, R., Sali, 1968

Salicetus, Bartholomäus ist ein in Bologna zwischen 1330 und 1340 geborener, in Bologna ausgebildeter, vielleicht ab 1363 lehrender, an dem 28. 12. 1412 verstorbener Jurist (Commentaria in Codicem [Kommentare zu dem Codex], commentaria in Digestum vetus [Kommentare zu dem ersten Teil der Digesten], consilia [Gutachten], tractatus de mora [Abhandlung über Verzug], repe­titiones [Wiederholungen], lecturae [Le­sun­gen]).

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 796

Salier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des von 1024 bis 1125 in dem Deutschen Reich als Könige herr­schenden fränkischen Geschlechts (Konrad II. 1024-1039, Heinrich III. 1039-1056, Heinrich IV. 1056-1106, Heinrich V. 1106-1125). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 76; Bosl, K., Die Reichsministerialen der Salier und Staufer, Bd. 1f. 1950f., Neudruck 1968f.; Werle, H., Das salische Erbe, Diss. jur. Mainz 1952; Boshof, E., Die Salier, 1987, 2. A. 1992, 3. A. 1995, 4. A. 2000, 5. A. 2008; Weinfurter, S., Herrschaft und Reich der Salier, 1991; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., Bd. 1ff. 1992, 2. A. 1992; Benzo von Alba, Ad Heinricum IV. imperatorem libri VII, hg. v. Seyffert, H., 1996; Struve. T., Die Salier und das römische Recht, 1999; Wolfram, H., Konrad II., 2001; Körntgen, L., Ottonen und Salier, 2002, 2. A. 2008, 3. A. 2010; Weinfurter, S., Das Jahrhundert der Salier, 2004; Althoff, G., Heinrich IV., 2006, 2. unv. A. 2008; Laudage, J., Die Salier, 2006; Struve, T., Salierzeit im Wandel, 2006; Salisches Kaisertum und neues Europa, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2007; Die Salier, das Reich und der Niederrhein, hg. v. Struve, T., 2008; Clauss, M., Die Salier, 2011; Die Salier, hg. v. Historischen Museum der Pfalz Speyer u. a., 2011

Salisbury

Lit.: Friost, C., Time, Space and Order, 2009; Jean de Salisbury, hg. v. Grellard, C. u. a., 2018

salisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Salier betreffend

Salische Erbfolge (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Bevorrechtigung des ältesten Sohnes in der Erbfolge nach frän­kischem Recht.

Lit.: Scheidgen, H., Die französische Thronfolge, Diss. phil. Bonn 1976; Kroeschell, K., Söhne und Töchter im germanischen Erbrecht, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, hg. v. Landwehr, G., 1982; Krynen, J., L’Empire du roi, 1993

Salland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1259 [ArgauLsch. I 656] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Herrenland

Salmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1108 [Schannat, Vind. I 47] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der →Treuhänder in dem mittelalterlichen Recht (ältester chronikali­scher Beleg vielleicht 1123/1124).

Lit.: Hübner; Beyerle, K., Das Salmannenrecht, 1900; Kober, A., Das Salmannenrecht und die Juden, 1907; Wallach, L., Der älteste chronikalische Beleg für salmannus, ZRG GA 54 (1934), 240; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971

salvator, salvātor,  salbātor, lat., M., Erretter, Erhalter, Erlöser, Lact. (um 250-317 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. salvus

salvator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Retter

salvatorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1798 [Grolman, KrimRWiss. 115] in 1 Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Retter betreffend, rettend, befreiend

Salvatorische Klausel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine befreiende Klausel (beispielsweise in der →Constitutio Criminalis Carolina von 1532, die ausdrücklich die hergebrachten Bräuche partikularer Art unberührt lassen will).

Lit.: Kroeschell, DRG; Weber, H. v., Die peinliche Halsgerichtsordnung, ZRG GA 77 (1960), 288

salvus, lat., Adj., heil, wohlbehalten, gesund, unverletzt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *solo-, *soleu̯o-, *solu̯o-, Adj., wohlbehalten, ganz

salvus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, lat., Adj., heil, gesund, und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Salz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [Rauch, Script. I 207] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das aus Natrium und Chlor gebildete Gewürz (Natriumchlorid).

Lit.: Volk, O., Salzproduktion und Salzhandel mittelalterlicher Zisterzienserklöster, 1984; Ott, M., Salzhandel in der Mitte Europas, 2013

Salzburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Salzach wird 739 Bistum und 798 Erzbistum. 1328 erhält das Hochstift ein eigenes Landrecht. In dem 14. Jahrhundert löst es sich als Erzstift von Bayern. 1622 wird Salzburg Sitz einer bis 1810/1818 bestehenden und 1968 wieder eröffneten Universität. 1731/1733 werden 10500 Pro­testanten vertrieben. 1803 wird Salzburg säkularisiert (Großherzog von Toskana) und gelangt 1805 zu Österreich, 1809 an Bayern und 1816 wieder an →Österreich (Oberösterreich), wo es 1850 eigenes Kronland wird (1920 Bundesland, 1939-1945 Reichsgau, 1945-1955 Besatzungszone der Vereinigten Staaten von Amerika). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 220; Salzburger Urkundenbuch, hg. v. Hauthaler, W. u. a., Bd. 1f. 1898f.; Bittner, L., Die Geschichte der direkten Staatssteuern im Erzstifte Salzburg, 1903; Mell, R., Abhandlungen zur Geschichte der Landstände im Erzbistum Salzburg, 1903; Mayr, J., Geschichte der salzburgischen Zentralbehörden, (in) Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 54-54 (1924-1926); Putzer, P., Das Privatrecht, (in) FS H. Eichler, 1977, 503; Pichler, J., Die ältere ländliche Salzburger Eigentumsordnung, 1979; Grass, N., Kirchenrecht und Kirchengeschichte, 1985; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990; Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F., Geschichte Salzburgs, 1998; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe, 2005; Die Säkularisation Salzburgs 1803, hg. v. Ammerer, G. u. a., 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H., 2006; Landesordnung und gute Policey, hg. v. Gehringer, H. u. a., 2008; Rudolph, H., Vom Märtyrer zum leidenden Opfer? Umrisse einer historischen Opferforschung am Beispiel der Salzburger Emigration (1731/1732), (in) HZ 310 (2020), 622

Salzregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1681 [Fellner-Kretschmayr II 632] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Regal

Salzwedel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Stephan, J., Die Vogtei Salzwedel, 2006

Same ist der Angehörige eines nordskandi­navischen, nichtindogermanischen Volkes (Lappen in Norwegen und Schweden). S. Google

Lit.: Firsching, A., Die Samen, ihre Rechtsstellung in Schweden und ihre Rechtsstellung im Lichte der Indigenous Peoples weltweit, 2002; Allemann, M., Die Samen der Kola-Halbinsel, 2010

sanatio, sānātio,  lat., F., Heilung (F.) (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sānāre

sanctus, sānctus,  sāntus, xāntus, lat., Adj.: nhd. heilig, Catull. (81/79-52/50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *sak-?, V., heiligen?, vereinbaren

Sanhuri, Al (Alexandria 1895-1971) passt nach dem Rechtsstudium in Kairo und in Frankreich das islamische Recht von →Saria und →Megelle in dem ägyptischen Zivilgesetzbuch moderneren Erfordernissen an. S. Google

Lit.: Hill, E., Al-Sanhuri and Islamic Law, 1987; Ende, W./Steinbach, U., Der Islam, 2. A. 1989

sankt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sanctus, Adj., heilig, 81/79-52/50 v. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) heilig

Sankt Blasien (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Urkundenbuch des Klosters S(ank)t Blasien im Schwarzwald, bearb. v. Braun, J., 2003

Sankt Gallen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) südlich des Bodensees erwächst (719) aus einer um 612 errichteten Zelle des heiligen Gallus. In dem Frühmittelalter ist es einer der be­deu­tendsten Bildungsorte des fränkisch-deutschen Reiches, dem zwischen 760 und 950 etwa 500 Konventuale angehören, von denen ein Viertel als Urkundenschreiber tätig ist. 1411/1412 bzw. 1451 wenden sich die Stadt und die Abtei der Eidge­nos­senschaft der →Schweiz zu.

Lit.: Ratpert, Sankt Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli), hg. v. Steiner, H., 2002; Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, hg. v. Wartmann, H., Bd. 1ff. 1863ff.; Gmür, M., Die Rechtsquellen des Kantons Sankt Gallen, Bd. 1ff. 1903ff.; Cavelti, L., Entwicklung der Landeshoheit der Abtei Sankt Gallen in der alten Landschaft, 1914; Wyßmann, W., Rechtsgeschichte des sanktgallischen Rheintals, 1922; Schelling, A., Urkundenbuch zur st. gallischen Handels- und Industriegeschichte, 1922f.; Ganahl, K., Studien zur Verfassungsgeschichte der Klosterherr­schaft Sankt Gallen, 1931; Moser-Nef, C., Die freie Reichsstadt und Republik Sanct Gallen, Bd. 1ff. 1931ff.; Ehrenzeller, W., Kloster und Stadt Sankt Gallen im Spätmittelalter, 1931; Moser-Nef, C., Die freie Reichsstadt und Republik Sanct Gallen, (1934); Sprandel, R., Das Kloster Sankt Gallen, 1958; Müller, W., Freie und leibeigene Sankt Galler Gotteshausleute, 1961; Müller, W., Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei St. Gallen, 1961; Müller, W., Die Offnungen der Fürstabtei Sankt Gallen, 1964; Müller, W., Landsatzung und Landmandat der Fürstabtei St. Gallen, 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,456, 3,2,1959; Köbler, G., Stadtrecht und Bürgereinung bei Notker von St. Gallen, 1974; Schauri, F., Karl Beda Müller-Friedberg (Sohn) und die sankt gallischen Bestrebungen zur Kodifikation des Privatrechts, 1975; Mettler, T., Konrad Meyer (1780-1813) und die sankt gallischen Strafgesetze der Mediation, 1979; Chartularium Sangallense, hg. v. Clavadetscher, O., Bd. 3ff. 1982ff.; Kommentar zu Ausstellungsdaten, Actum- und Güterorten der älteren St. Galler Urkunden, hg. v. Borgolte, M. u. a., 1985; Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 2. A. 1992; Robinson, P., Die Fürstabtei St. Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Sankt Gallen, hg. v. Wunderlich, W., Bd. 1 1998; Das Kloster Sankt Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P., 1999; Ratpert, St. Galler Klostergeschichten, hg. v. Steiner, H., 2002; Schaab, R., Mönch in Sankt Gallen, 2003; Jordan, G., Nichts als Nahrung und Kleidung, 2007; Euw, A. v., Die St. Galler Buchkunst, 2008; Büker, D., Vier Jahrhunderte und vier Jahre - Der Klosterplan, 2009 (s. www.stgall.org); Schedl, B., Der Plan von St. Gallen, 2014 (wohl vor 830); Die St. Galler Verbrüderungsbücher, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2019; Ekkehart IV. St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli), hg. v. Haefele, H. u. a., 2020

Sankt Goar

Lit.: Zwischen Rhein und Mosel, hg. v. Heyen, F., 1966; Deutschmann, F., Mikrogeschichte in St. Goar, 2014

Sankt Peter

Lit.: Die ältesten Güterverzeichnisse des Klosters Sankt Peter im Schwarzwald, bearb. v. Krimm-Beumann, J., 2011

Sankt Pölten

Lit.: Beiträge zur Stadtgeschichtsforschung, hg. v. Gutkas, K., 1959

Sankt Trudpert

Lit.: Beiträge zur Geschichte von Sankt Trudpert, hg. v. Mayer, T., 1937

San Marino (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die vielleicht auf eine Siedlung des dalmatinischen Mönchs Marinus (6. Jahrhundert) zurückgehende, seit dem 13. Jahrhundert Eigenständigkeit gewinnende Republik in Mittelitalien mit den Orten Domagnano, Villa, Fiorentino, Monte­giardino, Faetano und Serravalle (1371 rund 1000 Einwohner). Die erste überlieferte Fassung des Rechtes San Marinos stammt wohl aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert. S. Google

Lit.: La tradizione politica de San Marino, hg. v. Iwaneijko, E., 1988; Vasina, E., San Marino, LexMA 7 1995, 1178; Reinkenhof, M., Die Anwendung von ius commune in der Republik San Marino, 1997

Santiago de Compostela (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Galicien, wo um 830 die Gebeine des Apostels Jakobus gefunden worden sein sollen, wird Sitz eines Bischofs, 1120 eines Erzbischofs und 1501 einer Universität. Es ist einer der bedeutend­sten Wallfahrtsorte Europas. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Santiago, 1993

sapere, lat., V., schmecken, Geschmack haben, riechen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sap-, *sab-, V., schmecken, wahrnehmen

sapiens (1), sapiēns (1), lat., (Part. Präs.=)Adj., wissend, weise, einsichtig, einsichtsvoll, vernünftig, klug, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. sapere

Sarazene (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische vielleicht mit dem Arabischen als Mann des Ostens verbindbar, M.) →Araber

Sarde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) Bewohner Sardiniens

Sardinien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die nach den bereits an dem Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. in ägyptischen Quellen bezeugten Sarden benannte Insel in dem Mittelmeer, die über Karthager, Römer, Vandalen, Oströmer und Ostgoten in der Mitte des 11. Jahrhunderts an Pisa gelangt. Nach dem Untergang der →Staufer wird 1297 Aragonien von dem Papst mit Sardinien belehnt. 1713/1714 fällt Sardinien über Spanien erbweise an →Österreich, das es 1718/1720 in einem Tausch gegen Sizilien an Savoyen bzw. Piemont gibt. Das Königreich Sardinien-Piemont wird zu der Keimzelle des an dem 17. 3. 1861 ausgerufenen König­reichs →Italien. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pitzorno, B., Le leggi spagnuole nel regno di Sardegna, 1919; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,101, 3,2,2363, 3,3,3225; Pauli, R., Sardinien, 1986; Casula, F., La Sardegna, 1990

Saria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen un in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Arabischen aufgenommen, F., Weg zu der Tränke) ist das auf dem →Koran beruhende, in dem 7. bis 10. Jahrhundert entstandene islamische Recht. Die Saria wird als gottgewollte Ordnung verstanden. In dem 19. Jahrhundert wird die Saria verschiedentlich durch europäisches Recht zurückgedrängt. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgt in einzelnen Ländern eine Rückbesinnung auf sie. →Islam

Sassari (1188 Tathari) in Sardinien wird 1236 freie Kommune. 1441 wird es Sitz des Erzbischofs von Torres. 1450 erhält es eine Universität.

Lit.: Castellaccio, A., Sassari medioevale, 1992

satis, lat., Adj., genug, genügend, hinlänglich, hinreichend, recht, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sā-, *sə-, Adj., V., satt, sättigen,

satisfactio, lat., F., Genugtuung, Befriedigung, Entschuldigung, Rechtfertigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. satisfacere

Satzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 [Würzburg/CorpAltdtOrUrk. I 316] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die gemeinsame Festsetzung oder Setzung, in dem Hochmittelalter vor allem das objektive ge­setzte Recht und das vereinbarte (und damit gesetzte) →Pfand, in der Neuzeit das von einer mit Autonomie begabten juristischen Person des öffentlichen oder privaten Rechtes geschaffene Recht oder →Statut. In dem Rahmen des Pfandrechts ist die so genannte ältere Satzung ein Besitzpfand (Besitz des Pfandgläubigers) und Nutzungs­pfand, die so genannte jüngere Satzung ein besitzloses Pfand (Besitz des Pfand­schuld­ners). S. Google

Lit.: Hübner 402, 469; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 125; Meyer, H., Neuere Satzung von Fahrnis und Schiffen, 1902; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Schulze, R., Geschichte der neueren vorkonstitutionellen Gesetzgebung, ZRG GA 98 (1981), 157; Diestelkamp, B., Einige Beobachtungen zur Geschichte des Gesetzes, (in) ZHF 10 (1983), 385

Säumnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1328 [FRBern. V 628] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Nichterscheinen oder Nichtverhandeln einer Partei trotz ordnungsgemäßer Ladung zu einem zu der notwendigen Verhandlung bestimmten Termin. Dieses Verhalten zieht schon früh nachteilige Folgen für den Säumigen nach sich.

Lit.: Söllner § 8; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966­

Savigny, Friedrich Carl von (Frankfurt am Main 21. 2. 1779-Berlin 25. 10. 1861), aus begütertem, bis 1630 lothringischem Adel, lutherischer Konfession und reformierter Erziehung, 1791/1792 verwaist (danach in Wetzlar bei Reichskammergerichtsrat Neurath lebend), wird nach dem mit 16 Jahren begonnenen Rechtsstudium in Marburg (April 1795, Weiss) und (kurz in) Göttin­gen (mit 21 Jahren, nach Studienabschluss in dem Juli 1799 Bildungsreise nach Sachsen, in Leipzig Entschluss zu der Hochschul­lauf­bahn) und der in dem Herbst 1800 mit der strafrechtlichen Abhandlung (lat.) De concursu delictorum formali (Note cum laude eximia) erfolgten Promotion (Rigo­rosum 13. 9. 1800, Promotionsakt 31. 10. 1800) noch in dem gleichen Jahre Dozent in Marburg (Wintersemester 1800/1801 Strafrecht, Som­mersemester 1801 römisches Zivil­recht bzw. über die Bücher 41-46 der Pandekten nach Böhmer, J. H., Introductio in jus Digestorum 14. A. 1791, Winter­semester 1801/1802 letzte Titel der Pan­dekten, Sommersemester 1802 in Ergänzung zu einer Lehrveranstaltung des Lehrers Philipp Friedrich Weiss nach eigenem Plan zwei­stün­diges Kolleg zu der Methodenlehre, Win­tersemester 1802/1803 in Ergänzung zu einer Lehrveranstaltung Anton Bauers Ju­ris­tische Methodenlehre bzw. Anleitung zum eigenen Studium der Jurisprudenz), (mit 24 Jahren) nach Vor­lage des um Ostern 1803 fertigge­stellten Werkes über das Recht des Besitzes (an dem 13. 5.) 1803 außeror­dent­licher Professor (im Winterse­mes­ter 1803/1804 Lehrveran­stal­tungen ü­ber Juris obligationum summa praecepta, Institutio­nes juris civilis, Methodik?), 1804 Heirat mit Gunda von Brentano und Biblio­theks­reise nach Paris und Süd­deutsch­land, Ruf nach Heidelberg ausge­schlagen, 1808 ordent­licher Professor in Landshut (1808/­1809 Institutionen, 1809 Pandekten nach Heises Grundriss eines Systems des gemeinen Zivilrechts) und auf Betreiben Wilhelm von Humboldts 1810 an der neuen Universität →Berlin. Sein in dem Grun­de un­his­torisches Buch „Das Recht des Be­sitzes“ (1803, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Savigny­DasRechtdesBesitzes1A1803.htm) (mit Wortformenliste, dort auch weitere Auflagen) macht ihn wegen sei­ner grundsätzlichen und dadurch bei­spiel­haften (historischen und sys­tema­ti­schen) Metho­dik allge­mein bekannt. Savigny vereinigt dabei →Immanuel Kants (1724-1804) Vor­stellung, dass als einziges angeborenes Recht des Menschen seine Freiheit be­stehe, mit Gustav →Hugos (1764-1844) Forderung nach begrifflich-systematischer Durchdrin­gung des posi­tiven Rechtsstoffs (Jurisprudenz ist eine historische Wissen­schaft und eine philosophische Wissen­schaft und die juristische Methode wird in Verbindung des exegetischen und sys­tematischen Elements vollendet) und er­mittelt in manchmal fast gewalt­samem Umgang mit den Quellen kon­struktiv-sys­te­matisch den Besitz­willen als allgemeines logisches konsti­tuierendes Ele­ment. (Ein zeitlos und überall gleich gültiges) Natur­recht lehnt er ab. Zuneh­mend sieht er den Zweck metho­dologischer Vorlesungen in Einlei­tun­gen in eine Dogmatik des römischen Rechtes als „heutiges“ Recht und ver­steht grundsätz­lich das Recht als an seine geschichtlichen Voraus­setzungen (beispielsweise Deutsch­lands an das von Anfang an bestehende Fehlen eines ton­angebenden Mittelpunkts) ge­bunden und wendet sich gegen die Vorstellung, dass jedes Zeitalter seine Welt willkürlich selbst hervorbringe. Außerdem will er schon in dem Wintersemester 1802/­1803 in der Methoden­lehre die Inter­pretation voraus­setzungslos beschrei­ben, indem er sie auf ihre Geschichte (his­torisch) und ihre Anschlüsse an die Gesellschaft (systematisch) beschränkt und damit den Wandel von der ständischen Gesellschaft zu der funktionsorientierten Gesell­schaft auch in dem Recht widerspiegelt. Quelle des Rechtes ist ihm das Volk, so dass er alles Recht zunächst als Gewohn­heits­recht entstehen lässt. Mit seinen Vorstellungen wird er zu dem Begründer der →historischen Rechts­schule, der nach der Befreiung Europas von der Vorherrschaft Napoleons in der Völkerschlacht von Leipzig (1813) in dem so genannten →Kodi­fika­tionsstreit des Jahres 1814 mit der seit 1808 theoretisch vorbereiteten Schrift „Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft“ gegen Thibaut ein deutsches Nationalge­setzbuch, das politsch hauptsächlich wohl an den ihre Souveränität behauptenden und verteidigenden vielen Oberhäuptern der unterschiedlich großen deutschen Staaten scheitert, ablehnt. Auf christlicher Grundlage wendet er sich gegen die jüdische Emanzipation. Seine späteren Hauptwerke sind die Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter (1815ff., http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Savigny-Geschichtedes­RoemischenRechtsimMittelalterBand1-1815.pdf) und das System des heutigen römischen Rechtes (1840ff., http://www.koeblergerhard.de/Fontes/SavignySystemDesHeutigen­RoemischenRechts1840Band1.htm). In seiner Vorlesung über das Allgemeine Landrecht (Preußens) unterzieht er dieses einem oft kri­tischen Vergleich mit dem römischen Recht. In verschiedenen dogmatischen Bereichen (beispielsweise Begriff der Sache, →Einigung, →interna­tionales Privatrecht, →Urheber­recht) wirkt er wegweisend. In dem Ob­liga­tionenrecht begründet bei Savigny die schuldhafte Ver­letzung von ver­traglichen Pflichten keine selbständige obligatio, son­dern modifiziert die ur­sprünglich auf Leistung ausgerichtete Obligation zu einer Schadens­ersatzpflicht, die grundsätzlich auf Naturaler­füllung geht. Das Delikt erzeugt da­gegen immer eine selbständige Obligation, der Straf­charakter zukommt. Nach der Aufnahme des 1825 von dem jüdischen Glauben zu dem Christentum übertretenden Eduard Gans als außerordentlicher (1826) bzw. ordent­licher Professor (1828) in die rechtswissen­schaft­liche Fakultät seiner Berliner Universität zieht sich Savigny aus ihr zurück. Wenig sichtbaren Erfolg beschert ihm sein sechsjähriges, viele Grundlagen schaffendes Wirken als Gesetz­revisions­minister in Preußen (1842-1848). Sein Gesamtwerk wird mit 15 Titeln in 42 Bän­den angegeben. Er gilt als bedeutendster deuschsprachiger Jurist.

Lit.: http://savigny.ub.uni-marburg.de/db/; Söllner §§ 16, 25; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 180, 186, 187, 206, 207, 208, 212, 214; Steig, R., Achim von Arnim über Savignys Buch vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung, ZRG GA 13 (1892), 228; Meier, E. v., Savigny, das gemeine Recht und der preußische Staat im Jahre 1818, ZRG GA 30 (1909), 318; Thibaut und Savigny, hg. v. Stern, J., 1914; Rudorff, H., Jacob Grimm über Savigny, ZRG GA 36 (1915), 478; Dahl, F., Nordische Stimmen über Savigny und Gans, ZRG GA 37 (1916), 511; Gutzwiller, M., Der Einfluss Savignys auf die Entwicklung des International­privatrechts, 1923; Stoll, A., Friedrich Karl von Savigny, Bd. 1f., 1927ff.; Felgenträger, W., Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927; Wellek, R., Ein unbekannter Artikel Savignys über die deutschen Universitäten, ZRG GA 51 (1931), 529; Hennig, J., Vom Beruf unserer Zeit und Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, ZRG GA 56 (1936), 394; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Schaffstein, F., Friedrich Carl von Savigny und Wilhelm von Humboldt, ZRG GA 72 (1955), 154; Wieacker, F., Savigny und die Gebrüder Grimm, ZRG GA 72 (1955), 232; Thieme, H., Savigny und das deutsche Recht, ZRG GA 80 (1963), 1; Gmür, R., Savigny und die Entwicklung der Rechtswissenschaft, 1962; Strauch, D., Recht, Gesetz und Staat bei Friedrich Carl von Savigny, 2. A. 1963; Wieacker, F., Wandlungen im Bilde der historischen Rechtsschule, 1967; Caroni, P., Savigny und die Kodifikation, ZRG GA 86 (1969), 97; Thibaut und Savigny, hg. v. Hattenhauer, H., 1973, 2. A. 2002; Schubert, W., Savigny und die rheinisch-französische Gerichts­verfassung, ZRG GA 95 (1978), 158; Flume, W., Savigny und die Lehre von der juristischen Person, (in) FS F. Wieacker, 1978, 340; Luig, K., Savignys Irrtumslehre, (in) Ius commune 8 (1979), 36; Vorträge zum 200. Geburtstag von F. C. v. Savigny, hg. v. Coing, H., 1980; Hall, W. van, Friedrich Carl von Savigny als Praktiker, ZRG GA 99 (1982), 284; Hammen, H., Die Bedeutung Friedrich Carl von Savignys für die allgemeinen dogmatischen Grundlagen, 1983; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984, 2. A. 2019; Schröder, H., Friedrich Karl von Savigny. Geschichte und Rechtsdenken beim Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus in Deutschland, 1984; Behrends, O., Geschichte, Politik und Jurisprudenz in F. C. v. Savignys System, (in) Römisches Recht in der europäischen Tradition, 1985, 257; Rückert, J., Das „gesunde Volksempfinden“ – eine Erbschaft Savignys?, ZRG GA 103 (1986), 199; Ebel, F., Savigny officialis, 1987; Rückert, J., Dogmengeschichtliches und Dogmen im Umkreis Savignys, ZRG GA 104 (1987), 666; Wadle, E., Savignys Beitrag zum Urheberrecht, (in) Grundfragen des Privatrechts, 1990, 95; Jakobs, H., Die Begründung der geschichtlichen Rechtswissenschaft, 1992; Rückert, J., Savignys Konzeption von Jurisprudenz und Recht, (in) TRG 61 (1993), 65; Savignyana. Bd. 1 Pandek­tenvorlesung 1824, hg. v. Hammen, H., Bd. 2 Vorlesungen über juristische Methodologie 1802-42, hg. v. Mazzacane, A., 2. A. 2004, Bd. 3 Landrechtsvorlesung 1824, hg. v. Wollschläger, C., 1994ff.; Nörr, D., Savignys philosophische Lehrjahre, 1994; Süchting, G., Geschichtlichkeit des Rechts bei Friedrich Carl von Savigny, (in) Rechtstheorie 1995, 365; Fälle und Fallen in der neueren Methodik des Zivil­rechts seit Savigny, hg. v. Rückert, J., 1993; Zimmermann, R., Savignys Vermächtnis, 1998; Meder, S., Urteilen, 1999; Rosenberg, M. Frhr. v., Friedrich Carl von Savigny (1779-1861) im Urteil seiner Zeit, 2000; Savigny, F. v., Politik und neuere Legislationen, hg. v. Akamatsu, H. u. a., 2000; Schäfer, F., Savigny und das Landrecht in Kollegnachschriften, ZRG GA 118 (2001), 367; Henne, T./Kretschmann, C., Der christlich fundierte Antijudaismus Savigny, ZRG 120 (2003), 250; Arnswaldt, W. v., Savigny als Strafrechtspraktiker, 2003; Moriya, K., Savignys Gedanke im Recht des Besitzes, 2003; Savignys Vorbereitung einer zweiten Auflage des Systems des heutigen römischen Rechtes, hg. v. Murakami, J. u. a., 2003; Meder, S., Missverstehen und Verstehen, 2004; Savigny, F., Pandekten Obligationenrecht Allgemeiner Teil, hg. v. Avenarius, M., 2008; Rückert, J., Savigny-Studien, 2010; Rückert, J., Friedrich Carl von Savigny (1779-1861), (in) Festschrift 200 Jahre juristische Fakultät Humboldt-Universität zu Berlin, 2010, 133; Rückert, J., Friedrich Carl von Savigny, 2011; Reutter, W., Objektiv Wirkliches in Friedrich Carl von Savignys Rechtsdenken, Rechtsquellen und Methodenlehre, 2011; Rückert, J. u. a., Savigny-Porträts, 2011, Methodik des Zivilrechts von Savigny bis Teubner, hg. v. Rückert, J./Seinecke, R., 2. A. 2012, 3. A. 2017; Reis, T., Savignyana - Savignys Theorie der juristischen Tatsachen, 2013; Eckhardt, W., Bettina Brentano zu Besuch bei Savignys, ZRG GA 131 (2014), 443; Savigny international?, hg. v. Rückert, J. u. a., 2015; Rückert, J. u. a., Repertorium der Vorlesungsquellen zu Friedrich Carl von Savigny, 2016 (2017 mehr als 144 Nachschriften bekannt); Mertens, B., Gönner, Feuerbach, Savigny, 2018; Rückert, J., Religion und Recht bei Savigny, ZRG (GA) 137 (2020), 234 (bei grundsätzlicher Trennung sucht er doch noch eine grundsätzliche Bindung und Gott als deren tieferen Grund festzuhalten)

Savoyen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt N.) in den Westalpen entwickelt sich aus einigen Grafschaften des 10. Jahrhunderts. Seit dem 12. Jahrhundert bzw. 1419 ist es mit Piemont verbunden, seit 1720 mit →Sardinien. Von dem Königreich Sardinien-Piemont nimmt die staatliche Einigung →Italiens (1860, 17. 3. 1861 Königreich) ihren Anfang. Savoyen selbst fällt 1860 an Frankreich.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen, 1900; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon, ZRG GA 79 (1962), 106; Mariotte-Löber, R., Ville et seigneurie, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,146, 3,1,264; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; La maison de Savoie et le pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A. u. a., 1989; Aux sources de l’histoire de l’annexion de la Savoie, hg. v. Varaschin, D., 2009

scabinus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [Brügge/CorpMnlTekst. I 2011] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in s. latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.]) Schöffe

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 86; Köbler, LAW

Scaccia, Sigismondo (16./17. Jahrhundert) wird nach dem Rechtsstudium Anwalt in Rom. In seinem (lat.) Tractatus (M.) de commer­ciis et cambio (Abhandlung von Handel und Wechsel) erörtert er die Handels­geschäfte in Hinblick auf das →kano­nische Zinsverbot und das Wechselrecht. Damit wird er einer der Begründer des besonderen →Handels­rechts. S. Google

Lit.: Scherner, K., Die Wissenschaft des Handelsrechts, (in) Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2, 1 1977

Scaevola, Quintus Cervidius (2. Jahrhundert) ist 175 (lat.) praefectus (M.) vigilum (Wachepräfekt). Er ist der bedeutendste Berater Kaiser Marc Aurels (161-180) und wohl Lehrer des →Paulus. Seine wichtigsten Schriften sind 40 (lat.) libri (M.Pl.) digestorum (Bücher der Digesten) und 6 libri responsorum (Bücher der Antworten) mit Rechtsgutachten und Einzelentscheidungen. S. Google

Lit.: Söllner § 16; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 217; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961, 294f.

Scammonia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, F.)

Lit.: Goldmann, E., Scammonia, ZRG GA 51 (1931), 510

scandalum,  lat., N.: nhd. Fallstrick, Ärgernis, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. σκάνδαλον (skándalon), N., Lockung, Lust, Ärgernis, vgl. idg. *sked-, *ked-, *skend-, *kend-, V., spalten, zerstreuen, s. idg. *sē̆k- (2), V., schneiden

scandalum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – als Ansatz nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Fallstrick, Ärgernis

Schade, Schaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) unfreiwillige Einbuße, Beeinträchtigung, Wertverlust →Schadensersatz

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Schadenersatz, Schadensersatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Schadenersatz Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Schadenersatz nicht und Schadensersatz ab 1713 [SalzbWaldO. FRAustr, 187] in 6 Stellen und Schadenersatz und Schadensersatz in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Schadens­er­satz­pflicht 1853) ist der Er­satz einer unfreiwilligen Einbuße an rechtlich geschützten Gütern auf Grund eines bestimmten Ereignisses durch einen anderen. Erforderlich ist jeweils ein Rechtssatz, der Schadenersatz (Scha­densüberwälzung von dem Opfer auf einen anderen) gebietet. Der Schadenersatz ist sachlich dem römischen Recht bekannt (beispielsweise lex Aquilia de damnis 286 v. Chr., aquilisches Gesetz über den Schaden). In dem Mittelalter tritt er hervor, als die Komposition (→Kompositio­nen­system) sich allmählich in das peinliche →Strafrecht einerseits und das private Schadensersatz­recht andererseits teilt. Er ist stets an bestimmte Voraussetzungen gebunden (beispielsweise lat. iniuria Unrecht, culpa Schuld und damnum Schaden). In dem 19. Jahrhundert wird für einen Schadenersatz ein Verschulden verlangt (Ihering) und zugleich (unter dem Einfluss Savignys) für besondere Bereiche (beispielsweise Eisenbahn) die kein Verschulden erfordernde →Gefähr­dungs­haftung einge­führt (Preußen 1838). In dem 20. Jahrhundert geht die allgemeine Entwicklung zu der Kommerziali­sierung immaterieller Schäden. Neuseeland ersetzt 1972 die Schadenshaftung durch eine staatliche Unfallversicherung (Accident Compensation Scheme). S. Google

Lit.: Kaser § 35 I; Söllner § 8; Hübner 552, 608; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 46, 65, 128, 273; Schmidt, A., Die Grundsätze über den Schadensersatz in den Volksrechten, 1885; Hammer, O., Die Lehre vom Schadensersatz nach dem Sachsenspiegel, 1885; Pennrich, W., Der Inhalt des Schadensersatzes im Naturrecht, Diss. jur. Göttingen 1953 masch.schr.; Lange, H., Schadensersatzrecht und Privatstrafe, 1955; Kaufmann, E., Das spätmittel­alterliche deutsche Schadensersatzrecht und die Rezeption der „actio iniuriarum aestimatoria“, ZRG GA 78 (1961), 93; Medicus, D., Id quod interest, 1962; Wieling, H., Interesse und Privatstrafe, 1970; Honsell, T., Die Quotenteilung im Schadensersatzrecht, 1977; Hausmaninger, H., Das Schadensersatzrecht der lex Aquilia, 5. A. 1993; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Wolter, U., Das Prinzip der Naturalrestitution in § 249 BGB, 1985; Bar, C. v., Gemeineuropäisches Deliktsrecht, 1996; Mohnhaupt-Wolf, U., Deliktsrecht und Rechtspolitik, 2004; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Descamps, O., Les origines de la responsabilité pour faute personnelle dans le code civil de 1804, 2005; Vergau, H., Der Ersatz immateriellen Schadens, 2006; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Schulze, R., Compensation of Private Losses, 2011; Gisawi, F., Der Grundsatz der Totalreparation, 2014

Schadenersatzpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1822 [Puchta, Beitr. I 229] 1 Archivzettel -nicht belegt, Schadensersatzpflicht – als Ansatz – nicht belegt, aber Schadenersatzpflicht und Schadenesersatzpflicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische oder Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F, Schadensersatzpflicht 1853) Pflicht zu einem Ersatz eines Schadens

Schadenklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1714 [Lahner, Samml. 661] 8 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Spätmittelalter die auf Geldzahlung wegen behaupteten Unrechts lautende Klage

Schadensklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Spätmittelalter die auf Geldzahlung wegen behaupteten Unrechts lautende Klage (in Ingelheim meist auf 100, 200, 400, 500 oder 1000 Gulden).

Lit.: Hübner 552; Kaufmann, E., Das spätmittelalterliche deutsche Schadensersatzrecht, ZRG GA 78 (1961), 93

Schaffhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Rhein (an dem Rheinfall) ist der Handelsplatz, der 1049 an das dort entstandene Benedik­tinerkloster Allerheili­gen gelangt. 1190/1218 wird die hieraus ent­wickelte Stadt Reichsstadt. 1454 schließt sich Schaffhausen der Eidgenossenschaft der →Schweiz als zugewandter Ort an und tritt ihr 1501 als zwölfter Ort bei. In dem 19. Jahrhundert kommt das privatrechtliche Gesetzbuch →Zürichs zu der Anwendung. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Werner, H., Verfassungsgeschichte der Stadt Schaffhausen, 1907; Hedinger, G., Landgrafschaften und Vogteien im Gebiet des Kantons Schaffhausen, 1922; Pestalozzi-Kutter, T., Kulturgeschichte des Kantons Schaffhausen, 1928; Leu, G., Schaffhausen unter der Herrschaft der Zunftverfassung, 1931; Schudel, R., Geschichte der Schaffhauser Staatsverfassung 1798-1834, 1933; Schudel, E., Der Grundbesitz des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen, 1936; Breiter, E., Die Schaffhauser Stadtschreiber, 1962; Reiniger, K., Die Verfassung der Stadt Schaffhausen 1831-1918, 1968; Das Stadtrecht von Schaffhausen, Bd. 2 Das Stadtbuch von 1385, bearb. v. Schib, L., 1967; Schib, K., Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,457; Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen 1400-1500. 2006

Schafott, Schaffot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [Messager des sciences historiques de Belgique 1892, 397] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Mittelniederländische aus dem Altfranzösischen und dem Mittellateinischen aufgenommen und vielleicht aus dem Griechischen und Lateinischen des Altertums bzw. dem Vorgriechisch-Etruskischen gebildet und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Schaugerüst) ist die Bühne, auf der in der frühen Neuzeit der →Scharfrichter meist auf dem Marktplatz die Todesstrafe der Enthauptung vollzieht. In dem 19. Jahrhundert verschwindet das Schafott auf Grund der Aufklärung. S. Google

Lit.: Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Schildt, E., Alte Gerichtsbarkeit, 2. A. 1980; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsge­schich­te, 1988

Schande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1230 [MühlhsnRb.2 110] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schmach, Demütigung

Schandgerät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das zu der Ausführung einer Schandstrafe verwendete Gerät (beispielsweise Halseisen, Pranger, Schandkragen, Schand­krone).

Lit.: Quanter, R., Die Schand- und Ehrenstrafen, 1901, Neudruck 1970; Löning, G., Schandlaken, Schandmantel, Schandkleid, ZRG GA 64 (1944), 335; Brückner, W., Das Bildnis in rechtlichen Zwangsmitteln, (in) FS H. Keller, 1963, 111; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsge­schichte, 1988

Schandstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1587/1725 [WürtLändlRQ. II 903] in 12 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in einer vorüber­gehenden Ehrenminderung bestehende Strafe (beispielsweise Tragen eines Strickes, eines Hundes, eines Rades, eines Steines, Halseisen, Eselreiten) des Mittelalters und der frühen Neuzeit. S. Google

Lit.: Quanter, R., Die Schand- und Ehrenstrafe, 1909, Neudruck 1970

Schank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1390? [Pilgerfahrt des träumenden Mönches] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [BayrStChr. 341] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Behältnis, Ausschank, Geschenk

Schankrecht, Schenkrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1407 [Thüringen/Schöttgen-Kreysig I 727 schenckerecht] in 20 Stellen belegt, aber als Schankrecht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das ausschließliche Recht zu dem Ausschank von Wein oder Bier an einem Ort. Das Schankrecht wird meist von einem Herrn verliehen. S. Google

Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962

Schard, Simon (Neuhaldensleben 1535-Speyer 28. 6. 1573) wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig und Basel Beisitzer an dem →Reichskam­mergericht. 1566 veröffent­licht er in (lat.) De jurisdictione etc. (Von der Rechtsprechung u. s. w.) spätmittelalterliche Schriften zu dem Staat. Posthum erscheint 1582 sein Lexicon iuridicum (Rechtslexikon). S. Google

Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978

Schärding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Schwentner, G., Das Landgericht Schärding, 2014

scharf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1257/1258 [Konrad von Würzburg, TurnierNantes V. 851] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) schneidend

Scharfrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [BrschwUB. I 29] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist zwischen Hochmittelalter und 19. Jahrhundert eine Bezeichnung des das Todesurteil Vollziehenden (beispielsweise Frantz Schmidt in Nürnberg mit 394 Vollstreckungen zwischen 1578 und 1618 [rund 10 je Jahr], danach noch ehrbar geworden). S. Google

Lit.: Keller, A., Der Scharfrichter, 1921; Schuhmann, H., Gestalt und Funktion des Scharf­richters, Diss. jur. Bonn 1964; Schuhmann, H., Der Scharfrichter, 1964; Glenzdorf-Treichel, Henker, Schin­der und arme Sün­der, 1978; Nowosadtko, J., Scharf­richter, 1994; Pritzker-Ehrlich, M., Schwei­zer Scharfrichter­kandidaten 1938/39, 1999; Pechaček, P., Scharfrichter und Wasenmeister, 2003; Harrington, J., Die Ehre des Scharfrichters, 2014; Steinfels, M. u. a., Vom Scharfrichteramt ins Zürcher Bürgertum – Die Familie Volmar-Steinfels und der Schweizer Strafvollzug, 2018

Scharia →Saria

Schatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian 149, 7 und 154, 2 sowie Heliand V. 3205 und 3438] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die bewegliche Sache, die so lange verborgen gelegen hat, dass der Eigentümer nicht mehr zu ermitteln ist. Die Behandlung des Schatzfunds in dem römischen Recht ist unterschiedlich (anfangs wohl Ei­gen­tum der res nullius an Grundeigen­tümer, nach Hadrian zu je der Hälfte an den Finder und den Grundeigentümer). In dem Mittelalter hat der König das Schatzregal. Die unterschiedlichen Lösungen werden vielfach miteinander verflochten. S. Google

Lit.: Kaser §§ 20 I 1, 26 I 3; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 40, 113; Zeumer, K., Der begrabene Schatz im Sachsenspiegel, (in) MIÖG 22 (1901), 420; Eckstein, E., Das Schatz- und Fundregal, (in) MIÖG 31 (1910), 193; Schrader, E., Zum Bergrecht und zum Schatzrecht im Sachsenspiegel I, 35, ZRG GA 74 (1957), 178; Fischer zu Cramburg, R., Das Schatzregal, 2001; Schmidt, A., Der Schatzfund im 19. Jahrhundert, 2002; Hardt, M., Gold und Herrschaft, 2004

Schatzwurf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 11. Jahrhundert [AhdGl. 2, 120,39] in einer Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die durch Ausderhand­schla­gen einer Münze als Abgabensymbol in dem frühen Mittelalter erfolgende →Freil­assung eines unfreien Menschen.

Lit.: Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, Bd. 1 1931, 240

Schaumburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Schaumburg-Lippe, Schauen­burg

Lit.: Wahl, F., Verfassung und Verwaltung Schaumburg-Lippes, 1938; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der „schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Feige, R., Die Statuten des Fleckens und der Stadt Sachsenhagen, (in) Schaumburger Heimat, Bd. 1 1939, 103; Engel, F., Die schaumburg-lippischen Archive, 1955; Schaumburger Profile, hg. v. Höing, H., Teil 1 2008; Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Meien, J. v., Kleinststaat und Weltkrieg, 2012; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013; Wieden, H. bei der, Die letzten Grafen zu Holstein-Schaumburg, hg. v. Wieden, B. bei der, 2014; Schaumburger Profile, hg. v. Weingarten, H., Teil 2 2016; Brüdermann, U., Das Schaumburger Land, 2016; Entscheidungsjahre in Schaumburg, hg. v. Brüdermann, S., 2020

Scheck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Neuenglischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft vielleicht aus dem Arabischen und Persischen, M.) ist die der Erleichterung des Zahlungsverkehrs dienende bestimmte Anweisung auf ein Bankguthaben. In dem 19. Jahrhundert wird das englische Lehnwort cheque (die auf den Staatsschatz ausgestellte Anweisung) aufgenommen. Ein beson­deres Scheckgesetz wird in dem Deutschen Reich 1933 erlassen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 184; Cohn, G., Zur Geschichte des Schecks, (in) Z. f. vergl. Rechtswiss. 1 (1878), 117; Speng­ler, M., Die Entstehung des Scheckgesetzes vom 11. März 1908, 2008

Scheidebrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [FRAustr. II 262] in 18 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. libellus [M.] repudii) ist in dem spätantiken römischen Recht nach hellenistischem Vorbild die Form der Eheschei­dungserklärung und später eine Urkunde über eine Entscheidung sowie eine Scheidung.

Lit.: Kaser § 58 VII 2c

scheiden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) trennen, teoilen, sondern (V.)

Scheidung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wort um 850, Schei­dungsgrund 1839, Scheidungsurteil 1784) →Eheschei­dung

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Scheidungsgrund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab [1799] Runde, Beitr. I 471] 8 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Grund einer Scheidung

Scheidungsurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1782 [ NCCPruss. VII 1627] 11 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1784) eine Scheidung aussprechendes Urteil

Schein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [DortmStat. 142] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Anschein, Urkunde) →Rechtsschein

Scheinehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1767 [HambGSamml. IV 124] 4 Archivzettel – nicht belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nur zu dem Schein geschlossene Ehe. Sie ist ein Scheingeschäft. Sie ist nichtig.

Lit.: Eisfeld, J., Die Scheinehe in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, 2005

scheinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) leuchten, glänzen, strahlen

Scheingeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1799 [RepRecht IV 184] in einer Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die einver­ständliche Abgabe einer empfangsbe­dürftigen →Willenserklärung zu dem Schein. Das Scheingeschäft ist in dem spätantiken römischen Recht unwirksam. Diese Lösung wird seit dem Spätmittelalter in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen. S. Google

Lit.: Kaser § 8 III; Hübner; Wesener, Das Scheingeschäft, (in) FS H. Hübner, 1984, 337; Eisfeld, J., Scheinehe in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, 2005; Lumpp, S., Die Scheinehenproblematik, 2007; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Scheinprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahreszahl [ZRG2 Germ. 32 1911 516] 1 Archivzettel- nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die Verwendung des Verfahrens zu der Erreichung außer­prozessualer Ziele. Schon das altrömische Recht kennt sachlich die Übertragung einer Sache durch (lat. [F.]) →in iure cessio (In-das-Gericht-Gehen). In dem Frühmittelalter kann durch Scheingeschäft eine unschelt­bare →Königs­urkunde über ein Recht an einem Gut erlangt werden.

Lit.: Köbler, DRG 21, 90; Costede, J., Scheinprozesse, Diss. jur. Göttingen 1968

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (Leonberg 27. 1. 1775-Ragaz 20. 8. 1854) Philosoph, s. Google

Lit.: Jäger, G., Schellings politische Anschauungen, 1939; Hollerbach, A., Der Rechtsgedanke bei Schelling, 1957; Hofmann, M., Über den Staat hinaus, 1999

Schengen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort in Luxemburg

Schengener Abkommen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 14. 6. 1985 zwischen den Regierungen Deutsch­lands, Frankreichs, der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs getroffene, an dem 25. 3. 1995 in Kraft getretene Abkommen zu dem schritt­weisen Abbau der Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen in den europäischen Gemeinschaften, dem sich seitdem weitere Staaten angeschlossen haben (Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Österreich, Griechenland, 1996/2001 Dänemark, Island, Norwegen, Finnland, Schweden, 21. 12. 2007 Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei, Slowenien, Estland, Litauen, Lettland, Bulgarien, Rumänien, Malta).

Lit.: Hummer, W./Obwexer, W., Die Schengener Abkommen, 1996

Schenk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist an dem fränkisch-deutschen Hof und später auch an landesherrlichen Höfen der für die Getränke zuständige Amtsträger. In dem Heiligen römischen Reich ist der König von Böhmen Erzschenk. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1,2; Köbler, DRG 83, 112; Buchner, M., Die Entstehung der Erzämter, 1911; Schubert, P., Die Reichshofämter, (in) MIÖG 34 (1913), 427; Rösener, W., Hofämter, (in) DA 45 (1989)

schenken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR Art. 115 § 2] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) geben, überlassen (V.)

Schenkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [HohenloheRB. 24] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Schenkungsvertrag 1784) ist die Hingabe (beispielsweise Über­eignung, Abtretung) eines Ge­gen­stands auf Dauer an einen anderen ohne Gegenleistung. In dem klassischen römischen Recht ist die (lat. [F.]) donatio zu­nächst nur ein Rechtfer­tigungs­grund für eine unentgeltliche Zuwendung, in dem spätantiken rö­mischen Recht teils ein formbedürftiges Handge­schäft, teils ein Zuwen­dungsgrund, teils ein Konsensual­vertrag. Die Schenkung­ unter Ehegatten ist verboten. Bei den Germanen gibt es nach allgemeiner Ansicht nur die gelohnte (entgeltliche) „Schenkung“ (Gabe). Mit dem römischen Recht werden dessen Regeln seit dem Spätmittelalter aufgenommen. Die nicht sofort vollzogene Schenkung bedarf zu dem Schutz des Schen­kers besonderer Form (beispielsweise Be­ur­kundung). Die dogmatische Einordnung der Schenkung ist noch in dem 20. Jahrhundert zweifelhaft. Die Schenkung von Todes wegen steht unter der Bedingung, dass der Schenker vor dem Beschenkten stirbt. Die tat­sächliche, wirtschaftliche Bedeutung der Schenkung ist angesichts der Knappheit der Güter und des Egoismus des Menschen ziemlich gering. S. Google

Lit.: Kaser §§ 7 I 1e, 8 I 2e, 24 IV 2, 38 II 4, 47, 59 I, 79; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 47, 64; Hübner, R., Die donationes post obitum, 1888; Pappenheim, M., Über die Rechtsnatur der altgermanischen Schenkung, ZRG GA 53 (1933), 35; Misera, K., Der Bereicherungsgedanke bei Schenkungen unter Ehegatten, 1974; Dorn, F., Die Landschenkungen der fränkischen Könige, 1991; Sticherling, P., Schenkungen in fraudem testamenti, 2005; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Geschenke erhalten die Freundschaft, hg. v. Grünbart, M., 2009

Schenkungsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1749 [Scotti, Wied 91, 13 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der eine Schenkung betreffende Vertrag.

Scherbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bruchstück eines harten dünnwandigen Gegenstands

Scherbengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Ostrakismus

scheren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abschneiden (von Haaren)

Scheren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als substantiviertes Neutrum nicht bezeugt – als substantiviertes Neutrum nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als substantiviertes Neutrum nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Haarscheren

Scherge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 715 [CDLang.2 I 75] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Verwalter, Büttel, Gerichtsdiener

Schied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1319 [BrschwHzgUB. I 180] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Entscheidung, Spruch

Schiedsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1816 [HdbSchweizStaatsR. 358] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die außerhalb der staat­lichen Gerichtsbarkeit stehende Entschei­dungsstelle. Bereits das römische Recht kennt sachlich das Schiedsgericht. In dem Mittelalter erscheint vielleicht unter oberitalienisch-kirchlichem Einfluss das Schiedsgericht in dem 13. Jahrhundert in Süddeutschland. Es setzt eine Vereinbarung der streitenden Teile, sich dem Spruch des Schiedsgerichts zu unterwerfen, voraus. Das Verfahren ist grundsätzlich formlos. In dem Laufe der frühen Neuzeit tritt das Schiedsgericht zurück, wird aber in dem 19. Jahrhundert (Berlin 1820) durch die Wirtschaft neu belebt. Durch die Zivilprozessordnung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879 wird der Spruch des Schiedsgerichts dem Urteil gleich­gestellt. Außerhalb der Gerichtsbarkeit erscheint der Schiedsrichter bei Fußballspielen in Deutschland 1887, wobei er zunächst nur auf Aufforderung der Mannschaftskapitäne tätig wird, und daneben auch in anderen Spielen. S. Google

Lit.: Kaser §§ 46 III 1, 80 II; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 115; Usteri, E., Das öffentlichrechtliche Schiedsgericht in der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1925; Bader, K., Das Schiedsverfahren in Schwaben, Diss. Freiburg im Breisgau 1929; Krause, H., Die geschichtliche Entwicklung des Schiedsgerichts­wesens, 1930; Waser, H., Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, 1935; Waser, H., Das zwischen­staatliche Schiedsgericht, 1960; Quellen zur Schiedsgerichtsbarkeit im Grafenhause Savoyen 1251 bis 1300, bearb. v. Waser, Hans, 1961; Kobler, M., Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen des Mittelalters, 1967; Ziegler, K., Das private Schiedsgericht im antiken römischen Recht, 1971; Lingens, K., Internationale Schiedsgerichtsbarkeit und ius publicum Europae­um, 1988; Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeit­lichen Rechtswissenschaft, hg. v. Brieskorn, N. u. a., 1994, 193; Schubel, B., Geschichte und Gegenwart außergerichtlicher Erledigung von Strafsachen, 1997; Hölkeskamp, K., Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung, 1999; Kampmann, C., Arbiter und Friedensstifter, 2001; Kamp, H., Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter, 2001; Meyerhuber, S., Die privilegierte Austragsgerichts­barkeit der freien Reichsstadt Weißenburg, 2004; Zieren, Y., Das Schiedsverfahrensrecht der ZPO (1877-1933), 2013; Hilpert, H., Sport- und Spielregeln von der Urzeit der Menschheit bis zur Gegenwart, 2019; Centner, B., Iura novit curia in internationalen Schiedsverfahren – Eine historisch-rechtsvergleichnde Studie zu den Grundlagen der Rechtsermittlung, 2019; Buchwitz, W., Schiedsverfahrensrecht in Antike und Mittelalter, 2020

Schiedsmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 [Bern Kanton /CorpAltdtOrUrk I 313] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) eine Entscheidung in einem Streit anderer Beteiligter Treffender

Lit.: Koch, A., Die historische Entwicklung des Schiedsmannswesens in Preußen von 1808 bis 1900, 2003

Schiff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [RevalStR. I 64] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) größeres von Menschen meist aus Holz erbautes Wasserfahrzeug

Schifffahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412? [Rockinger hierher?] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) →Seerecht

Lit.: Straub, K., Die Oberrheinschifffahrt im Mittelalter, Diss. phil. Freiburg im Breisgau 1912; Spieker, H., Die Schiffsgewalt des Handelsschiffs­kapitäns im Mittelalter, 1949; Heinsius, P., Das Schiff der hansischen Frühzeit, 1956; Huber, R., Die ehemaligen Schifffahrtsrechte auf Zürichsee, Linth und Walensee, 1958; Olechnowitz, K., Der Schiffbau der hansischen Spätzeit, 1960; Kischel, D., Die Geschichte der Rheinschifffahrtsge­richts­barkeit, 1990; Schubert, W., Das Schiffssachen­recht der Kaiserzeit und dessen Reform von 1940, ZRG GA 109 (1992), 209; Pemsel, H., Geschichte der zivilen Schifffahrt, Bd. 1ff. 2001ff.; Häfen, Schiffe, Wasserwege, hg. v. Elmshäuser, K., 2002; Rübner, H., Konzentration und Krise in der deutschen Schifffahrt, 2005; Göttlicher, A., Seefahrt in der Antike, 2006; Fimpeler, A., Die Schiff­fahrt und ihre Fahrzeuge auf dem Niederrhein, 2008; Förster, T., Große Handels­schiffe des Spätmittelalters, 2009; Maritime Wirtschaft in Deutschland, hg. v. Hess, S. u. a., 2012; Frankot, E., Of Laws of Ships and Shipmen, 2012; Murray, W., The Age of Titans, 2012; Wolz, N., Und wir verrosten im Hafen, 2013; Tölle, I., Integration von Infrastrukturen in Europa im historischen Vergleich, 2016 (Binnenschifffahrt Rhein)

Schikane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1777 [Meusel IV 57] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) absichtlich errichtetes Hin­der­nis, mutwillig verursachte Erschwernis (nach § 226 BGB unzulässig, Schikane­verbot)

Schikaneeid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Kalumnieneid

Schild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen und dem Altenglischen ab 1152/1180 [Rother de Vries] V. 4053] und um 1210 [Wolfram von Eschenbach, Parzival II 115,11] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) plattenartige Schutzwaffe gegen Angriffe

Schilderhebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1801 [Rößig, Altertümer 251, 2 Archivzettel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) –ist die Erhebung auf einen Schild als Zeichen der Bestimmung zu dem Anführer oder König bei den Germanen. S. Google

Lit.: Mayer, E., Schilderhebung, ZRG GA 35 (1914), 436; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972

Schilling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit dem Frühmittelalter eine anfangs nicht ausgeprägte Rechnungseinheit für Geld. Seit dem 13. Jahrhundert wird der Schilling auch ausgeprägt. Die Geldeinheit wird noch bis 2002 verwendet (Großbritannien bis 1971, Österreich seit 1925, bis 2002, dann durch den Euro abgelöst). S. Google

Lit.: Köbler, WAS; Baltl/Kocher; Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 1896, Neudruck 1972; Jaekel, H., Die leichten Goldschillinge der merowingischen Zeit, ZRG GA 43 (1922), 103; Engler, S., Altnordische Geldwörter, 1991

Schilter, Johann (29. 8. 1632-14. 5. 1705) wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Jena und Leipzig Verwaltungs­beamter in Sachsen, 1681 Berater und 1699 (mit 67 Jahren) ordentlicher Professor in Straßburg. In seinen (lat.) Exercitationes (F.Pl.) ad L libros pandectarum (1672, Übungen zu den 50 Büchern der Pandekten) verbindet er gemeinrechtliche Grundsätze mit geschicht­lichen Betrachtungen des einhei­mischen Rechtes. In seinem (lat.) Thesau­rus (M.) antiquitatum Teutonicarum (posthum 1727/1728, Schatz deutscher Altertümer) bietet er auch ein wertvolles Glossar. S. Google

Lit.: Giraud, M., Eloge de Schilter, 1845; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 2 1884, Neudruck 1957, 1978; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 208

schinden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190/1230 [Walther von der Vogelweide 85, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Haut abziehen, quälen

Schinder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1362 [BrschwHzgUB. III 93] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Abdecker, Henkersknecht, Scharfrichter

Lit.: Angstmann, E., Der Henker in der Volksmeinung, 1928, Neudruck 1972, 54; Nowosadtko, J., Scharfrichter, 1994

Schinderhannes (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab ohne Jahreszahl [SchlesWB, Mitzka III 1195] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ansonsten hebräisch, M., Johannes Wilhelm Bückler) (Miehlen in dem Taunus 1778?, um 1780?-Mainz [unter Herrschaft Frank­reichs] 21. 11. 1803, Hinrichtung), Schinderssohn, wird in dem fahrenden Volk zu dem Anführer einer 20 Straßenraube, 30 Einbrüche und dreier Morde (insgesamt 130 Straftaten) beschuldigten Gruppe von (93) Straftätern. S. Google

Lit.: Radbruch G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951; Elwenspoek, C., Schinder­hannes, 1953; Nacken, E., Die wahre Geschichte des Johannes Wilhelm Bückler, 1968; Mathy, H., Der Schin­derhannes, 1989; Schurke oder Held?, hg. v. Siebenmorgen, H., 1995; Borck, H., Unrecht und Recht, 2002; Die Mainzer Voruntersuchungsakten gegen die Schinderhannes-Bande, bearb. v. Fleck, U., 2004 (elektronisches Buch auf CD-ROM); Scheibe, M., Die Strafjustiz in Mainz und Frankfurt/M. 1796-1803, 2009

Schirm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [Öhringen/CorpAltdtOrUrk. I 55] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schutz

schisma, lat., N., Spaltung, Trennung, Schisma, Prob. (4. Jh. n. Chr., s. latein_a_z.docx, s. gr. σχίσμα (schísma), F., N., Riss, Spalt, Trennung, vgl. gr. σχίζειν (schízein), V., spalten, zerspalten (V.), vgl. idg. *skē̆id-, V., schneiden, scheiden, trennen, vgl. idg. *skē̆i-, V., schneiden, scheiden, trennen, s. idg. *sē̆k- (2), V., schneiden

Schisma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [HistVolksl. Lilienc. I 258] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische schisma, N., Spaltung, Trennung, 4. Jh. n. Chr. und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Spaltung, Kirchenspaltung (beispielsweise 1054, 1378-1417)

Lit.: Bayer, A., Spaltung der Christenheit. Das sogenannte morgenländische Schisma von 1054, 2004; Ebendorfer, T., Tractatus de schismatibus, hg. v. Zimmermann, H., 2004; Vom Schisma zu den Kreuzzügen, hg. v. Bruns, P. u. a., 2005; Eßer, F., Schisma als Deutungskonflikt – Das Konzil von Pisa und die Lösung des großen abendländischen Schismas (1378-1409), 2019 (papstloses Konzil mit wesentlicher Veränderung der Fronten 1409)

Schlacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid I 20 4] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der mit Waffen ausgetragene Kampf zweier Heere (beispielsweise Issos 333  v. Chr., Mühldorf 1322, Kunersdorf 1759, Leipzig 1813, Waterloo 1815, Gettysburg 1863, Sedan 1870, Tsushima 1905, Bagdad 1915/1917, Gallipoli 1915/1916, London 1916, El Alamein 1942, Kursk 1943, Cheongcheon 1950).

Lit.: Erben, W., Die Schlacht bei Mühldorf 28. September 1322, 1923; Förster, S./Pöhlmann, M./Walter, D., Schlachten der Weltgeschichte, 2001; DeVries, K. u. a., Die großen Schlachten des Mittelalters, 2007; Parker, P., Schlachten, die unsere Welt veränderten – Ursachen, Folgen, Hintergründe, 2019; Tollensetal 1300 v. Chr. – Das älteste Schlachtfeld Europas, hg. v. Terberger, T., 2020; Jacob, F., Gallipoli 1915/16, 2020

schlachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [Kindlinger, MünsterBeitr. III 2 Urk. 419, 1351 MühlhsnRatsges. 77] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gewaltsam töten, schlagen

Schlesien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der mittleren und oberen Oder trägt seinen Namen nach den ger­manisch-vandalischen Silingen, denen nach ihrer Abwanderung Slawen folgen. Es untersteht in dem 10. Jahrhundert Böhmen, danach Polen. 1138 entsteht das piastische Teilfürstentum Schlesien, das mehrfach teilt. Zahl­reiche deutsche Siedler ziehen zu. 1327/1329 unterstellen sich viele schlesische Herzöge Böhmen. 1356 entsteht das Landrecht des Fürstentums Breslau. 1526 gelangt Schlesien mit Böhmen an →Habsburg. 1742/1744 gewinnt →Preußen in dem österreichischen Erbfolgekrieg große Teile Schlesiens von Ös­terreich. 1910 sind 23% der Bevölkerung polnischsprachig. 1918/1919 fällt der bei Österreich ver­bleibende Rest (Jägerndorf, Teschen, Troppau) an die Tschecho­slowakei, 1919 teilweise bzw. 1945/1990 ganz der zu Preußen gelangte Teil unter Vertreibung der Deutschen an →Polen. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Grünberg, C., Die Bauernbefreiung, Bd. 1f. 1893; Rachfahl, F., Zur Geschichte der Grundherrschaft in Schlesien, ZRG GA 16 (1895), 108; Schlesische Lebensbilder, Bd. 1ff. 1922ff.; Pfitzner, J., Geschichte der Bergstadt Zuckmantel, 1924; Bretschneider, P., Das Gründungsbuch des Klosters Heinrichau, 1927; Gottschalk, J., Beiträge zur Rechts-, Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte des Kreises Militsch, 1930; Deutsche Texte aus Schlesien, hg. v. Bindewald, H., 1935; Goerlitz, T., Das flämische und das fränkische Recht in Schlesien und ihr Widerstand gegen das sächsische Recht, ZRG GA 57 (1937), 138; Loesch, H. v., Die schlesische Weich­bild­verfassung der Kolonisationszeit, ZRG GA 58 (1938), 311; Freitag, D., Das schlesische Behördenwesen, Diss. jur. Breslau 1937; Goerlitz, T., Die Oberhöfe in Schlesien, 1938; Frohloff, H., Die Besiedlung des Kreises Neustadt Ober­schlesien, 1938; Schilling, F., Ursprung und Frühzeit des Deutschtums in Schlesien, 1938; Uhtenwoldt, H., Die Burgverfassung in der Vorgeschichte und Geschichte Schlesiens, 1938; Quellen zur schlesischen Handelsgeschichte bis 1526, Bd. 1 bearb. v. Scholz-Babisch, M. u. a., 1940; Klein, F., Eine bauernrechtliche Quelle des 15. Jahrhunderts aus Schlesien, ZRG GA 65 (1947), 361; Loesch, H. v., Beiträge zur schlesischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1964; Menzel, J., Jura ducalia, die mittelalterlichen Grundlagen der Doma­nialverfassung in Schlesien, 1964; Loesch, H. v., Verfassungsgeschichte Schlesiens, 3. A. 1961; Grawert-May, G. v., Das staatsrechtliche Verhältnis Schlesiens, 1971; Geschichte Schlesiens, Bd. 2 Die Habsburgerzeit 1526-1740, hg. v. Petry, L. u. a., 1973; Petry, L., Dem Osten zugewandt, 1983; Higounet, C., Die deutsche Ostsiedlung, 1986; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Kontinuität und Wandel. Schlesien zwischen Österreich und Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1990; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Hofmann, A., Die Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000; Bahlcke, J., Schlesien und die Schlesier, 2. A. 2000; Schlesier des 14. bis 20. Jahrhunderts, hg. v. Herzig, A., 2004; Conrads, N., Schlesien in der Frühmoderne, 2009; Adel in Schlesien, hg. v. Harasimowicz, J. u. a., Bd. 1f. 2010; Rüther, A., Region und Identität, 2010; Sikra, M., Die Waffenschmiede des „Dritten Reiches“, 2014

schlesisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1638 [ZSchles. 9 1868 118] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Schlesien betreffend

Schlesisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Breslauer Landrecht

Schleswig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Schleswig-Holstein

Lit.: Haff, K., Übereinstimmungen im Stadtrechte von Schleswig (Haithabu) und in dem Bjärköa-Ret, ZRG GA 59 (1939), 277

Schleswig-Holstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das aus dem nördlichen Schleswig und dem südlichen Holstein (zwischen Kiel und Elbe) zusammengesetzte Land der Bundesrepublik Deutschland. Davon er­scheint Holstein um 800 als nördlicher Teil des Stammesgebiets der →Sachsen. Schleswig ist seit 1232 Herzogtum. 1326 erzwingt der Graf von Holstein den Ausschluss einheitlicher Herrschaft über Dänemark und Schleswig. 1386 erlangt er Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem bleiben Schleswig als Lehen Dänemarks und Holstein als Lehen des Reiches in fester Verbindung. Seit dem 18. Jahrhundert gehören die Herzogtümer Schleswig und Holstein zu Dänemark, sind aber verwaltungsmäßig selbständig. Daraufhin be­ginnt Dänemark Schleswig von Holstein (Staatsgrundgesetz für die Herzogtümer Schleswig-Holstein von dem 15. 9. 1848) zu trennen. An dem 30. 10. 1864 muss Dänemark nach kriegerischen Auseinandersetzungen Schleswig und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten. Deren gescheiterte gemeinsame Verwaltung löst 1866 das Ende des →Deutschen Bundes aus. Österreich muss sich mit der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen einverstanden erklären. Nordschleswig kommt 1920 auf Grund einer Volksab­stimmung an Dänemark. Durch Verordnung Nr. 46 der britischen Militär­regierung von dem 23. 8. 1946 betreffend die Auflösung der Provinzen des ehemaligen Landes Preußen in der britischen Zone und ihre Neubildung als selbständige Länder erhält Schleswig-Holstein eine rechtliche Grundlage als eigenes Land. 1949 wird es Teil der Bundesrepublik Deutsch­land. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Falck, N., Handbuch des schleswig-holsteinischen Privatrechts, Bd. 1ff. 1825ff.; Kahler, O., Das schleswig-holsteinische Landesrecht, 2. A. 1923; Haff, K., Die Grenzen der Rechtsgebiete in Schleswig-Holstein, ZRG GA 45 (1925), 413; Carstens, W., Die Landesherrschaft der Schauenburger, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 55 (1926), 287; Hedemann-Heespen, P. v., Die Herzogtümer Schleswig-Holstein und die Neuzeit, 1926; Andresen, L./Stephan, W., Beiträge zur Geschichte der Gottorfer Hof- und Staatsverwaltung, Bd. 1f. 1928; Pauls, V., Hundert Jahre Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte, 1933; Jacoby, G., Herzog Johann der Ältere von Schleswig-Holstein und die Abfassung des Spade-Landesrechts, ZRG GA 55 (1935), 263; Carstens, W., Untersuchungen zur Geschichte des Adels, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinsche Geschichte 63 (1935), 66; Wohlhaupter, E., Rechtsquellen Schleswig-Holsteins, Bd. 1 1938; Wohlhaupter, E., Das Recht Schleswig-Holsteins und der Norden, (in) Zs. d. Gesellschaft f. schleswig-holsteinische Geschichte 70/71 (1943), 49; Wohlhaupter, E., Volkstum und Recht in Schleswig-Holstein, (in) Kieler Blätter 1943, 67; Hauser, O., Staatliche Einheit und regionale Vielfalt in Preußen, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,526, 3,3,2906; Lange, U., Die politischen Privilegien der schleswig-holsteinischen Stände, 1980; Herzog Adolfs Urteilbuch 1544-1570, hg. v. Prange, W., 1985; Krech, J., Das schleswig-holsteinische Staatsgrundgesetz vom 15. September 1848, 1985; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Obergerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein, 1988; Rheinheimer, M., Dorfwillkür und Obrigkeit im Herzogtum Schleswig, ZRG GA 113 (1996), 377; Bremicker, S., Schleswig-Holstein als Kondominium, 1994; Die Anfänge des Landes Schleswig-Holstein, 1997; Werner, N., Die Prozesse gegen die Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein 1929/1932, 2001; Bohn, R., Geschichte Schleswig-Holsteins, 2006; Loebert, S., Die dänische Vergangenheit Schleswigs und Holsteins in preußischen Geschichtsbüchern, 2008; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Schubert, W., 175 Jahre Obergerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein, (in) Schleswig-Holsteinische Anzeigen 2009, 208; Bernstein, A., Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein, 2010; Borup, A., Demokrati­sierungs­pro­zesse in der Nachkriegszeit, 2011; Klöster, Stifte und Konvente nördlich der Elbe, hg. v. Auge, O. u. a., 2013; Bischof, D., Geschichte der Wald- und Forstgesetzgebung im Bundesland Schleswig-Holstein, 2016; Danker, U. u. a., Landespolitik mit Vergangenheit, 2017; Schliesky, U., Niels Nicolaus Falck und seine „Geschichte des schleswig-holsteinischen Landesrechts“, 2018

Schlettwein, Johann August (Großobrin­gen bei Weimar 8. 8. 1731-Dahlen/Meckl­enburg 24. 4. 1802) wird nach dem Studium der Theologie, Rechtswissen­schaft und Staatswissenschaft in Jena (Darjes) 1763 Hofrat in Baden und Anhänger des Physiokratismus sowie 1777 Professor der ökonomischen Fakultät in Gießen. S. Google

Lit.: Krebs, A., Johann August Schlettwein, 1909; Johann August Schlettwein, hg. v. Schlettwein, C., 1981

schlicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter schlecht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus schlichten rückgebildet und so in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) einfach, bloß

schlichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1247 [PfälzW. II 540 Hs. 18. Jh.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) beilegen, beenden, vergleichen

Schlichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [FRBern. III 569] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Vergleich, vereinbarte Streitlösung, einvernehmliche Streitbeendigung

Lit.: Bähr, J., Staatliche Schlichtung in der Weimarer Republik, 1989; Brauchitsch, I. v., Staatliche Zwangsschlichtung, 1990

schließen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [HambStR. 147] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verschließen

Schloss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1250 [DOrdStat. 103] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Verschluss, ein herrschaftliches Gebäude

Lit.: Merz, W., Schloss Zwingen im Birstal, 1923

Schlözer, August Ludwig (Grafschaft Hohenlohe 1735-Göttingen 1809) wird nach dem Studium der Theologie in Wittenberg und der Sprachen, Geschichte und Staats­wissenschaften in Göttingen aufgeklärter Professor in Göttingen. S. Google

Lit.: Schlözer, A., Allgemeines Staatsrecht und Staatsverfassungslehre, 1793; Fürst, F., August Ludwig Schlözer, 1928; Warlich, B., August Ludwig von Schlözer, Diss. phil. Erlangen 1972

Schluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 14. Jahrhundert [Peter Suchenwirts Werke aus dem 14. Jahrhundert] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1548 [JoachimsthalBO. II 70] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Entscheidung, Ende

Schlüssel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von Menschen zu dem Öffnen eines Schlosses entwickelte und bestimmte Gerät, das als Rechts­symbol verwendet werden kann. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Mandel, G., Der Schlüssel, 1993

Schlüsselgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [AugsbKonf. 120] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] potestas clavium] ist die durch den Schlüssel verkörperte Handlungsgewalt von Menschen. In der Kirche steht die Gesamtheit der von Jesus Christus zu dem Heile der Menschen seiner Kirche gestifteten Gewalten nach Matthäus 16,19 Petrus bzw. seinem Nachfolger zu. In der Ehe hat seit dem Mittelalter die Frau, jetzt jeder Ehegatte in dem deutschen Recht die Berechtigung, Ge­schäfte zu der angemessenen Deckung des Lebensbedarfs einer Familie mit Wirkung auch für den anderen Ehegatten zu besorgen (Österreich 1978). S. Google

Lit.: Hübner 653, 681; Köbler, DRG 122; Rosenfeld, K., Die Schlüsselgewalt, 1900; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Wagner-Ogris, E., Die dingliche Wirkung der Schlüsselgewalt, 1994

Schlyter, Carl Johann (1795-1888) wird nach dem Rechtsstudium in Lund 1816 Dozent und 1838 Professor. Er ist Schwedens erster, von der historischen Rechtsschule geprägter Rechtshistoriker. In 13 Bänden veröffentlicht er die älteren schwedischen Rechtsquellen. S. Google

Lit.: Schlyter, C., Samling af Sweriges gamla lagar, 1822ff.; Wissen, T., Minne af Carl Johan Schilter, 1890; Sandström, M., Die Herrschaft der Rechtswissenschaft, 1898; Sundell, J., Karl Schlyter, 1998

Schmauß, Johann Jacob (Landau/Pfalz 10. 3. 1690-Göttingen 8. 4. 1757) wird nach dem Rechtsstudium in Straßburg und Halle (Thomasius, Gundling) Hofrat in Baden-Durlach und 1734 Professor für öffentliches Recht in Göttingen, Halle, Leipzig und Göttingen (1744). Er trennt das →Naturrecht von der kirchlichen Moral und das Staatsrecht von der Geschichte. Sein (lat.) Compendium (N.) iuris publici (Handbuch des öffentlichen Rechtes) dient der praktischen Verbesserung der juristischen Ausbildung. S. Google

Lit.: Pütter, J., Versuch einer academischen Gelehrtengeschichte, Bd. 2 1788; Rüping, H., Die Naturrechtslehre des Christian Thomasius, 1968; Hammerstein, N., Ius und Historie, 1972; Sellert, W., Johann Jakob Schmauß, (in) JuS 25 (1985), 843

Schmerz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [FreibergStR. 27 § 3] in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Genwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Leiden

Schmerzensgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [Schmerzengeld und Schmerzensgeld] – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1681 [Riemer, Rhetorica 42 iV. 411 schmeygeld schmertzgeld?, 1686 Rumpel F. G. de pecunia doloris – vom schmertz-gelde] in 8 Stellen 1689?, 1811? und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Entschädigung in Geld für einen – als nervliche Empfingung von Lebewesen nicht wirklich objektiv sichtbaren und messbaren  - Schmerz oder einen immateriellen Schaden. Seit dem 17. Jahrhundert wird in dem Heiligen römischen Reich unter Fortführung ein­heimischer Vorstellungen auch der bei Körperverletzung entstehende Schmerz durch einen Vermögenswert ausgeglichen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) beschränkt den Geldersatz bei Nichtver­mögensschäden auf besonders benannte Tatbestände (§§ 253, 847 BGB). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird von der Rechtsprechung Schmerzensgeld entgegen der gesetzlichen Vorschrift unter Berufung auf das deutsche Grundgesetz auch bei bisher nicht erfassten Rechtsgüterver­letzungen gewährt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 166, 217, 271; Schneider, E./Biebrach, J., Schmerzensgeld, 1994; Walter, U., Geschichte des Schmerzensgeldanspruchs bis zum BGB, 2004; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Schmitt, Carl bzw. eigentlich Karl (Plet­tenberg 11. 7. 1888-Plettenberg 7. 4. 1985, Vater Krankenkassenverwalter) wird nach dem Rechtsstudium in Berlin, München und Straßburg sowie der Promotion in (der Reichsuniversität) Straßburg bei Fritz van Calker (Über Schuld und Schuldarten, 1910), der Habilitation in (der Reichsuniversität) Straß­burg (Der Wert des Staates, 1916, seit dem Sommersemester 1916 Vorlesungen, für das Sommersemester 1918 eine Vorlesung über Strafrecht angekündigt), der Versetzung des Unteroffiziers Schmitt von dem stellvertretenden Generalkommando des 1. bayerischen Armeekorps in München zu der Stadtkommandantur an dem 1. 4. 1919, der Entlassung aus dem aktiven Heeresdienst zu dem 30. 6. 1919 und einer kurzen, von Moritz Julius Bonn angetragenen Lehrtätigkeit (1919) an der Han­delshochschule München Professor für Staats­recht in Greifswald (1921), Bonn (1922), Berlin (1928 Handelshochschule), Köln (1933) und zu dem Wintersemester 1933/1934 (Oktober 1933) Berlin. 1931 sieht er als alleinigen Hüter der Verfassung den Reichs­präsidenten an. In dem Prozess Preußens gegen das Reich in dem Juli 1932 ist ihm in Verbindung mit Kurt von Schleicher die Wiederherstellung geordne­ter Verhältnisse das Ziel. Mit der national­so­zialistischen Machtergreifung wird in unkla­rer Motivation eine umfassende Änderung der Einstellung erkennbar. 1933 wird er Mitglied der →Nationalsozia­listischen Deut­schen Ar­bei­ter­partei, 1934 Herausgeber der von dem (jüdischen) Verlag Otto Liebmann durch Verkauf an den C. H. Beck Verlag gelangten Deutschen Juristenzei­tung. Unter betonter Ablehnung des liberalen Rechtsstaats der durch Parteien­zersplitterung gekenn­zeichne­ten Weimarer Republik recht­fertigt er die na­tional­sozialistische Ordnung und bejaht die anti­demokratische Selbstbe­hauptung des starken Staates als Alternative zu dem Un­tergang. 1937 legt er seine Parteiämter nieder. 1945 verliert er (mit 57 Jahren) sein Lehr­amt, bleibt aber trotz erheb­licher Widerstände (beispielsweise des früheren As­sistenten Ernst Friesenhahn) über Schüler in politisch-wissenschaftlichem Gespräch. Sein vor allem in Tage­büchern dargestelltes persönliches Leben ist erkennbar besonders durch Alkohol und Sexualität des körperlich 1,62 Meter großen, letztlich ziemlich vereinsamt sterbenden Gelehrten beein­flusst. S. Google

Lit.: Schmitt, C., Verfassungslehre, 1928; Schmitt, C., Legalität und Legitimität, 1932, 8. A. 2012; Schmitt, C., Über die drei Arten des rechtswissenschaftlichen Denkens, 1934; Festschrift für Carl Schmitt, hg. v. Barion, H. u. a., 1959; Hofmann, H., Legitimität gegen Legalität, 1964, 3. A. 1995; Bendersky, J., Carl Schmitt, 1983; Rüthers, B., Carl Schmitt im Dritten Reich, 1989, 2. A. 1990; Noack, P., Carl Schmitt, 1993; Koenen, A., Der Fall Carl Schmitt, 1995; Rüthers, B., Altes und Neues von und über Carl Schmitt, (in) NJW 1996, 896; Begemann, R., Das Privatrecht im Werk von Carl Schmitt, Diss. jur. Göttingen 1997; Dahlheimer, M., Carl Schmitt und der deutsche Katholizismus, 1998; Hernandez Arias, J., Donoso Cortes und Carl Schmitt, 1998; Hans Kelsen und Carl Schmitt, hg. v. Diener, D. u. a., 1999; Blindow, F., Carl Schmitts Reichsordnung, 1999; Rüthers, B., Immer noch Neues zu Carl Schmitt?, (in) NJW 1999, 2861; Lutz, B., Carl Schmitt und der Staatsnotstandsplan, 1999; Gross, R., Carl Schmitt und die Juden, 2000; Schmitt, C., Antworten in Nürnberg, hg. v. Quaritsch, H., 2000; Seiberth, G., Anwalt des Reiches, 2001; Blasius, D., Carl Schmitt, 2001; Schmittiana, hg. v. Tommissen, P., Bd. 1ff. 1990ff.; Benoist, A. de, Carl Schmitt. Bibliographie seiner Schriften und Korrespondenzen, 2003; Müller, J., A Dangerous Mind, 2003; Thiele, U., Advokative Volkssouveränität, 2003; Meier, H., Die Lehre Carl Schmitts, 2. A. 2004; Schmitt, Carl – Die Militärzeit 1915-1919, hg. v. Hüsmert, E. u. a., 2005; Kortüm, H., Wissenschaft im Doppelpass? Carl Schmitt; Otto Brunner und die Konstruktion der Fehde, (in) HZ 282 (2006), 584; Mueller, J., Ein gefährlicher Geist, 2007, 2. A. 2011; Großraum-Denken, hg. v. Voigt, R., 2008; Mehring, R., Carl Schmitt, 2009; Blasius, D., Carl Schmitt und der 30. Januar 1933, 2009; Waldstein, T. v., Der Beutewert des Staates, 2010; Schmitt, C., So lange das Imperium da ist, hg. v. Hertweck, F., 2010; Freund-Feind-Denken, hg. v. Voigt, R., 2011; Jakob Taubes – Carl Schmitt. Briefwechsel mit Materialien, hg. v. Kopp-Oberstebrink, H. u. a., 2012; Carl Schmitt und die Öffentlichkeit, hg. v. Burkhardt, K., 2013; Mehring, R., Kriegstechniker des Begriffs, 2014; Carl Schmitt – Ernst Rudolf Huber Briefwechsel 1926-1981, hg. v. Grothe, E., 2014; Schmitt, C., Der Schatten Gottes – Introspektionen, Tagebücher und Briefe 1921 bis 1924, 2014; Neumann, V., Carl Schmitt als Jurist, 2015; Mehring, R., Carl Schmitt. Denker im Widerstreit, 2017; The Oxford Handbook of Carl Schmitt, hg. v. Meierhenrich, J. u. a., 2017 (einseitig und schwach); Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, hg. v. Walter, M., 2018; Lennartz, J., Juristische Granatsplitter – Sprache und Argument bei Carl Schmitt in Weimar, 2018; Grimm, D., Recht oder Politik? Die Kelsen-Schmitt-Kontroverse zur Verfassungsgerichtsbarkeit und die heutige Lage, 2020; Mehring, R., Kafkanien – Carl Schmitt, Franz Kafka und der moderne Verfassungsstaat, 2022

Schmuggel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1710 [Braunschweig Verordnung gegen den Schmuggel mit halberstädtischem und Magdeburger Branntwein] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuniederländische mit dem erschließbaren Germanische sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das unerlaubte Verbringen von Waren ohne Zollzahlung über eine (Zoll-)­Grenze. S. Google

Lit.: Jarren, V., Schmuggel und Schmuggelbe­kämpfung in den preußischen Westprovinzen 1818-1854, 1992

schmuggeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1770 [BremWB. IV 872] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuniederländische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eine Ware ohne Zollzahlung rechtswidrig über eine Zollgrenze bringen

Schöffe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Weißenburger Katechismus] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1170 [InvNichtstaatlArchWestf. Beibd. II 16] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der Gegenwart der ehrenamtliche Richter. Der Schöffe erscheint zwischen 770 und 780 in dem fränkischen Reich (Italien 774), als König Karl (der Große) je sieben geschworene Schöffen (lat.-afrk. [M.Pl.] scabini) anstelle der älteren →Rachinburgen zu dem alleinigen Abgeben von Urteils­vorschlägen bestimmt. In der Folge setzt sich der Schöffe als Urteiler durch (meist 7, 12, 14 oder 24 Schöffen). In der frühen Neuzeit verschwinden als Folge der Aufnahme des an den Universitäten seit dem 12. Jahrhundert gelehrten römischen Rechtes und kirchlichen Rechtes in den meisten Gerichten allmählich die ungelehrten und damit grundsätzlich geistig oder argumentativ unterlegenen Schöffen, während der von dem Landesherrn abhängige, beamtete, gelehrte Berufsrichter, der nicht nur den Vorsitz führt (richtet), sondern auch die Entscheidung trifft (urteilt), seinen Einzug hält. In dem 19. Jahrhundert belebt der Liberalismus den Schöffen als ehrenamtlichen Richter neben dem gelehrten Berufsrichter wieder in dem →Schwurgericht bzw. →Schöffengericht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 86, 114, 116, 117, 118, 154; Köbler, WAS; Brunner, H., Forschungen zur Geschichte, 1894, 248; Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291; Althoffer, B., Les scabins, 1938; Kern, E., Die Gerichtsbeisitzer, (in) FS W. Sauer, 1949, 71; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Hagemann, H., Zur Krise spätmittelalterlicher Schöffenge­richts­barkeit, (in) Wege europäischer Rechtsge­schichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 89; Landau, P., Schwurgerichte und Schöffengerichte in Deutschland im 19. Jahrhundert, (in) The Trial Jury, hg. v. Schioppa, A., 1987, 241; Ebel, F., Die Magdeburger Schöppen und das Kirchenrecht, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 64; Bachrach, D., Continuity of Carolingian Judicial Institutions in Ottonian Lotharingia, ZRG GA 138 (2021), 1 (Schöffen auch in dem 10. Jahrhundert noch wichtig)

schöffenbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 15 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) schöffenfähig

Schöffenbarfreier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als schöffenbarfrei bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 17 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist nach dem →Sachsenspiegel (1221-1224) Eike von Repgows der zu der Schöffentätigkeit geeig­nete (und damit schöffenbare) Freie. Die Zahl der Quellenbelege ist gering. Die Abgrenzung von Ministerialen einerseits und Edelfreien oder Vollfreien andererseits ist nicht überzeugend zu bewältigen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Zallinger, O. v., Die Schöffenbarfreien des Sachsenspiegels, 1887; Heck, P., Der Sachsenspiegel und die Stände der Freien, 1905; Kroeschell, K., Rechtsaufzeich­nun­gen und Rechts­wirklichkeit, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 349

Schöffenbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1430 [BrandenbSchSt. I 8] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von Schöffen seit dem Spätmittelalter beispielsweise über Urteile geführte oder Schöffensprüche betreffende Buch. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schulze, A., Das Schöffenbuch der Gemeinde Niederhalbendorf bei Schönberg O.-L., (in) Neues lausitzisches Magazin 101 (1925), 33; Das Schöffenbuch der Dorfgemeinde Krzemienica aus den Jahren 1451-1482, hg. v. Doubek, F. u. a., 1931; Schubart-Fikentscher, G., Das Eherecht im Brünner Schöffenbuch, 1935; Hinz, B., Die Schöppenbücher der Mark Brandenburg, 1964

Schöffengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [AnnNassau 12 1873 78] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das (seit Karl dem Großen zwischen 770 und 780) mit →Schöffen an Stelle von Rachinburgen besetzte Gericht, insbesondere das in dem 19. Jahrhundert auf Grund der Wiederbelebung des in der frühen Neuzeit mehr oder weniger erloschenen Laien­richter­tums mit Schöffen neben Berufs­richtern besetzte Gericht an dem Amtsgericht für kleinere Straffälle mit Straferwartungen bis zu 4 Jahren Haft. In dem an dem 15. 6. 1920 für Österreich geschaffenen Schöf­fen­gericht urteilen Berufsrichter und Laien­richter als einheitliches Gericht über Schuld und Strafe. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 203, 234; Sickel, W., Die Entstehung des Schöffengerichts, ZRG GA 6 (1885), 1; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfas­sungs­rechts, 1954; Hadding, G., Schwurgerichte in Deutschland, 1974; Hagemann, H., Zur Krise spätmittelalterlicher Schöffengerichtsbarkeit, (in) We­ge europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 89; Landau, P., Schwurgerichte und Schöffengerichte in Deutschland im 19. Jahrhundert, (in) The Trial Jury, hg. v. Schioppa, A., 1987, 241; Lieber, N., Schöf­fengericht und Trial by Jury, 2010

Schöffenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1354 [ HstBeitrPreuß. II 412] in 11 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Magdeburger Schöffenrecht

Schöffenspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [Neumann, MagdebW. 222] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von Schöffen durch Spruch gefällte Urteil. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 105; Tomaschek, J., Der Oberhof Iglau in Mähren, 1868; Kisch, H., Schöffenspruchsammlungen, ZRG GA 39 (1918), 346; Leipziger Schöffenspruch­samm­lung, hg. v. Kisch, G., 1919; Granzin, M., Schöffen­spruchsammlung in einer Torgauer Handschrift, ZRG GA 54 (1934), 244; Magdeburger Schöffensprüche für die Hansestadt Posen, hg. v. Goerlitz, T., 1944; Gudian, G., Die Begründung in Schöffensprüchen des 14. und 15. Jahrhunderts, 1960; Ebel, F., Unseren fruntlichen grus zuvor, hg. v. Fijal, A. u. a., 2004

Schöffenstuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 [SspLR. III 26 § 2 Hs. 1369] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., mnd. Schöppenstuhl) ist die Bezeichnung für das Schöffengericht in dem Heiligen römischen Reich, das teilweise als Oberhof tätig wird (beispielsweise Halle, Leipzig, Jena). Der Schöffenstuhl zu Halle endet 1863 wegen Unterschreitens der Mindestmitgliederzahl von drei Schöffen, der zu Jena 1882. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1 1901; Vollert, M., Der Schöppenstuhl zu Jena, (in) Z. d. Ver. thür. Gesch. N.F. 28 (1929), 189; Boehm, E., Der Schöppenstuhl zu Leipzig, (in) Z. f. d. ges. StrafRWiss. 59 (1940), 371ff.; Buchda, G., Schöffenstuhlsiegel, ZRG GA 61 (1941), 257; Buchda, G., Zur Geschichte des hallischen Schöppenstuhls, ZRG GA 67 (1950), 416; Kriebisch, A., Die Spruchkörper Juristenfakultät und Schöppenstuhl zu Jena, Diss. jur. Jena 2007

schola, scola, lat., F., Untersuchung, Abhandlung, Vorlesung, Schule, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. σκολή (skolḗ), F., Lehranstalt, Ort der Muße, vgl. idg. *seg̑ʰ, *seg̑ʰi-, *seg̑ʰu-, V., Sb., halten, überwältigen, Sieg

Schola (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesamtheit der Anhänger eines Lehrers

Lit.: Mayer, E., Schola-skola, ZRG GA 32 (1911), 316; Mayer, E., schola-skola, ZRG GA 33 (1912), 482

Scholastik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem Frühmittelalter in kirchlichen Schulen (lat. scholae, beispielsweise Laon, Paris) entwickelte Art, die bisher nur weiter­gegebenen christlichen Glaubensinhalte mit einer besonderen Methode neu zu durchdenken (Denkform). Die scholas­tische (dialektische) Methode der Wissensbe­handlung ist gekennzeichnet durch klares Herausarbeiten der Frage, scharfe Abgren­zung und Unterscheidung von Begriffen, logisch geformte Beweise und Erörterungen der Gründe und Gegengründe (beispielsweise Anselm von Canterbury, Robert Grosseteste, Gratian, Anselm von Laon, Hugo von Sankt Viktor, Wilhelm von Conches, Thierry von Chartres, Peter Abaelard 1079-1142, Gilbertus Porretanus, Petrus Lombardus, Johannes von Salisbury, Vacarius, Peter von Blois). Den Höhepunkt der Scholastik bilden die Arbeiten des italienischen Dominikaners Thomas von Aquin (1225-1274). Überwunden wird die Scholastik vor allem durch →Nikolaus von Kues (1401-1464). Die Scholastik wirkt sich auch auf die mittelalterliche Rechtswissenschaft aus. S. Google

Lit.: Söllner §§ 3, 25; Köbler, DRG 99; Kantorowicz, H., Albertus Gandinus, Bd. 1f. 1907ff.; Thieme, H., Natürliches Privatrecht und Spätscholastik, ZRG GA 70 (1953), 230; Grabmann, M., Die Geschichte der scholastischen Methode, Bd. 1f. 1909ff., Neudruck 1957; Nufer, G., Über die Restitutionslehre der spanischen Spätscholastiker, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1969; Otte, G., Dialektik und Jurisprudenz, 1971; Weigand, R., Die Rechtslehre der Scholastik, (in) Ius canonicum 16 (1976), 61; Schönberger, G., Was ist Scholastik?, 1991; Southern, R., Scholastic Humanism and the Unification of Europe, 1995ff.; Leinsle, U., Einführung in die scholastische Theo­logie, 1995; Die Ordnung der Praxis, hg. v. Grunert, F./Seelmann, K. 2001; Brasington, B., Ways of mercy - the Prologue of Ivo of Chartres, 2004; Repgen, T., Recht und Religion – Spätscholastik und Privatrecht, ZRG GA 132 (2015), 23; Schlag, M., Moraltheologische Vor- und Rahmenbedingungen der spätscholastischen Wirtschaftsethik, ZRG GA 132 (2015), 82; König, K., Begnadete Freiheit – Anselm von Canterburys Freiheitstheorie, 2016; Decock, W./Birr, C., Recht und Moral in der Scholastik der frühen Neuzeit (1500-1750), 2016; Rexroth, F., Fröhliche Scholastik, 2018

scholastisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1554 [Sarcerius, E., Von Mitteln und Wegen die rechte und ware Eeligion zu beförderen, Mansfeld 1554, 336v] 2 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Scholastik betreffend

Scholia (N.Pl.) Sinaitica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische sowie Hebräische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. sinaitische Erklärungen, Sg. Scholion Sinaiticum) ist der Name des in dem Sinaikloster überlieferten, von der antiquarisch-klassizistischen Richtung der oströmischen spätantiken Jurisprudenz ver­mutlich in Beryt geschaffenen Kommentars zu Ulpian, libri ad Sabinum (Bücher zu Sabinus) mit Hinweisen auf Parallelstellen in anderen Texten. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 53; Krüger, H., Geschichte der Quellen und Literatur, 2. A. 1912, 362

Scholle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1501 [Oldenburg/Schiller-Lübben IV 148] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Erdklumpen

Schollenbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bindung eines Menschen an ein von ihm zu bewirtschaftendes Grundstück (beispielsweise römischer colonus, frühneuzeitlicher Leib­ei­gener), die spätestens an der Wende von dem 18. zu dem 19. Jahrhundert verschwindet. S. Google

schön (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in Edel –und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) klar, hell, anziehend

Schönau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Lit.: Schönau im Mittelalter, 2020

Schonen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Schonenfahrer - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen Zusammensetzungen – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Landschaft in dem Süden Schwedens, aber bis 1658 zu Dänemark gehörig, überliefert in zahlreichen Handschriften ein zwischen 1202 und 1216 abgefasstes, in seiner ältesten Handschrift in 241 Kapitel geteiltes →Rechtsbuch (Schonisches Land­recht, Skanske Lov, Skanelagen) eines unbekannten Verfas­sers in altdänischer Sprache. Eine lateinische Summe hierzu in 150 Kapiteln (str.) ist der (lat.) Liber (M.) legis Scaniae (Rechtsbuch Schonens) des Lunder Erzbischofs Andreas Sunesson von 1202 bis 1216. Neben dem Schonischen Landrecht steht ein schonisches Kirchenrecht (von 1171?). Ein schonisches Stadtrecht (biaerke­raett) in 54 Kapiteln stammt vielleicht aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Andersson, I., Skanes Historia, 1947ff.; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 88, 94; Anders Sunesen, hg. v. Ebbesen, S., 1985, 243; Hafström, G., De svenska rätts­källornas historia, 1978

Schönfelder, Heinrich (1902-1942), 1934 Amtsgerichtsrat, ist der Begründer der wichtigsten privaten Gesetzessammlung des Privatrechts und Strafrechts in Deutschland in dem 20. Jahrhundert (1932) und Begründer der Lernbuchreihe Prüfe dein Wissen (1929ff.), dessen Namen der Verleger (Hans Dieter Beck) 2021 nach langem öffentlichem Druck des sich weiter ausdehnenden gesellschaftlichen Umfelds wegen der nationalsozialisitschen Vergangenheit Schönfelders in neu aufgelegten Buchtiteln durch die Namen unbelasteter Herausgeber ersetzt. S. Google

Lit.: Wrobel, H., Heinrich Schönfelder. Sammler Deutscher Gesetze 1902-1944, 1997

Schorndorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)

Lit.: Palm, G., Geschichte der Amtsstadt Schorndorf, 1959

Schoß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1215/1216 [Thomasin V. 14694] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von Unterbauch und Oberschenkel gebildete Teil des mensch­lichen Körpers, der rechtssymbolisch ver­wen­det werden kann (beispielsweise in oder auf den Schoß setzen, werfen oder fallen, s. Google).

Lit.: Hübner 765; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994

Schoss, Schoß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1170 [Kölner Schreinsurkunden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1227 [BrschwStR. § 50] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., F., N.) ist eine mittelalterliche Abgabe oder Steuer. S. Google

Lit.: Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963, 60

Schotte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1330 [Fock, RügPommG. III 250] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) Mensch aus Schottland

Schottland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der nördliche Teil der britischen Hauptinsel mit einigen vorgelagerten Inseln. Schottland ist in dem Frühmittelalter (um 850) ein eigenes Königreich, dessen Vorort an dem Ende des 11. Jahrhunderts Edinburgh wird und das 1174 die Lehnshoheit des Königs von →England anerkennen muss. 1328 wird die Unabhängigkeit zurück­gewonnen. Seit 1426 gibt es einen Court of Session, ein ständiges Gericht mit enger Verflechtung zunächst zu dem Parlament, dann zu dem königlichen Rat, das die Aufnahme des römischen Rechtes fördert. 1532 wird (vielleicht auf Grund des Erfolgs) ein College of Justice errichtet, mit dem die Teilnahme an der Session auf bestimmte Räte beschränkt wird. 1603 wird der aus dem Hause →Stuart stammende König auch König von →England. Beide Königreiche werden in →Personalunion, seit 1707 in →Realunion miteinander verbunden. Nach einer Volksabstimmung (1997) erhält Schottland zu dem 1. 1. 2000 wieder ein eigenes Parlament in Edinburgh mit Zuständigkeiten für Gesundheit, Woh­nungs­bau, Justiz, Verkehr, Landwirtschaft und Bildung. (Zentral bleibt die Verantwortung für Außenpolitik, Vertei­digung, soziale Sicherheit und makroöko­nomische Fragen.) Das schottische Recht ist stärker römischrechtlich beeinflusst. S. Google

Lit.: Stair, J., The institutions of the law of Scotland, 1693; Stein, P., The Influence of Roman Law on the Law of Scotland, (in) SDHI 23 (1957), 149; Willock, J., The origins and development of the jury in Scotland, 1966; The acts and constitutions of the realm of Scotland, hg. v. Luig, K., 1971; Regiam maiestatem. Scotiae veteres leges et constitutiones, hg. v. Luig, K., 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,62,989, 2,2,501,1431; Luig, K., Sammelbericht Schottische rechtshistorische Literatur der Jahre 1958-1975, ZRG GA 93 (1976), 546; Kellas, J., The Scottish political system, 3. A. 1983; Sager, P., Schottland, 5. A. 1985; Walker, D., The Scottish Jurists, 1985; Gouldesbrough, P., Formulary of Old Scots Legal Documents, 1985; Sellar, W., Legal History in Scotland, (in) ZNR 1987; Walker, D., A Legal History of Scotland, 1988ff. Bd. 1ff.; Marshall, E., General principles of Scots law, 6. A. 1995; Whyte, I., Scotland before the Industrial Revolution, 1995; The Civilian Tradition and Scots Law, hg. v. Carey Millar, D. u. a., 1997; Ditchburn, D., Scotland and Europe, 2001; Ford, J., Law and Opinion in Scotland, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 969; Rössner, P., Scottish Trade in the Wake of Union, 2008; Maurer, M., Kleine Geschichte Schottlands, 2008; Godfrey, A., Civil Justice in Renaissance Scotland. The Origins of a Central Court, 2009; Fraser, J., From Caledonia to Pictland, 2010; Finlay, J., The community of the College of Justice, 2012; Finlay, J., Legal Practice in eighteenth-century Scotland, 2015; Rogge, J., Für die Freiheit, 2021

Schra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235? [Stieda-Mettig 238] in 17 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Haut (als Beschreibstoff für eine Rechtsquelle)

Lit.: Schlüter, W., Die Nowgoroder Schra, 1911; Dusil, S., Die Soester Stadtrechtsfamilie, 2007

Schranne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1144 [Dobenecker, Reg. I 217] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) Bank, Verkaufsstand

schreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1267 [FRBern. II 695] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufzeichnen

Schreiber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MainzRLF. Corpus 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Hersteller der geschriebenen Fassung eines Textes. In dem Altertum sind Schreiber vielfach gelehrte Sklaven. In dem Frühmittelalter ist der Schreiber zumindest seit dem 8. Jahrhundert grundsätzlich Geistlicher. In dem Hochmittelalter stellen insbesondere die Städte eigene Schreiber ein (in Freiburg im Breisgau beispielsweise seit 1293 namentlich bekannt). Mit der allgemeinen Ausbreitung der Schreibkenntnisse seit der frühen Neuzeit wird der besondere Schreiber an vielen Stellen überflüssig. Für das Recht sind insbesondere die Urkundenschreiber, dann die Stadt­schreiber und seit dem Spät­mittelalter die Gerichts­schreiber bedeut­sam. S. Google

Lit.: Heuberger, R., Fränkisches Pfalzgrafenzeugnis und Gerichtsschreibertum, (in) MIÖG 41 (1926), 46; Liermann, H., Richter, Schreiber, Advokaten, 1957; Burger, G., Die südwestdeutschen Stadtschreiber, 1960; Breiter, E., Die Schaffhauser Stadtschreiber, 1962; Elsener, F., Notare und Stadtschreiber, 1962; Brod, W., Fränkische Schreibmeister und Schreib­künstler, 1968; Thiele, F., Die Freiburger Stadtschreiber im Mittelalter, 1973; Mazal, O., Lehrbuch der Handschriftenkunde, 1986; Hoheisel, P., Die Göttinger Stadtschreiber, 1998

Schrein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1237 [ActaTir. II 325] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das lateinische scrinium, N., Kapsel, Behälter, 81/79-52/50 v. Chr. des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Behälter

Lit.: Lemberg, M., Item sant Elizabeth im Kasten, 2013

Schreinsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in einem Heiligenschrein aufbewahrtes Buch für Grundstücksgegebenheiten (535 Schreinsbücher, s. https://uniarchiv.uni-koeln.de/sites/uak/PDF/findbücher/770_Schreinsbuecher.de) →Schreinskarte

Schreinskarte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter die in dem Heiligenschrein verwaltete Urkunde über ein Grundstücksgeschäft. Sie erscheint seit etwa 1130 in Köln (Laurenz I), wo sich 1473 insgesamt 23 Schreine befinden. Sie soll im Streitfall den Beweis erleichtern. In dem Laufe der Zeit (1220-1240) werden die Schreins­karten in Schreins­bücher überführt. Seit dem 15. Jahrhundert bildet die Eintragung eine Voraus­setzung für die Wirksamkeit des zugehörigen Rechts­geschäfts. 1798 endet die Überlie­fe­rung. Erhalten sind für Köln 68 Schreinskarten und 535 Schreinsbücher. →Grundbuch

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125; Kölner Schreinsurkunden des 12. Jahrhunderts, hg. v. Hoeniger, R., Bd. 1f. 1884ff.; Beyerle, K., Die Anfänge des Kölner Schreinswesens, ZRG GA 51 (1931), 318; Planitz, H., Konstitutivakt und Eintragung, (in) FS A. Schultze, 1934, 175; Conrad, H., Liegenschafts­übereignung und Grundbucheintra­gung in Köln, 1935; Schönrath, P., Das Deutzer Schreinsbuch, 1936; Die Kölner Schreinsbücher, hg. v. Planitz, H. u. a., 1937; Groten, M., Die Anfänge des Kölner Schreinswesens, (in) Jb. d. Kölner Gesch. Ver. 56 (1985), 1; Regesten der Urkunden des Amtleutearchivs St. Columba in Köln, bearb. v. Diederich, T., 2009

Schrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen - ab 1237 [Böhmer-Ficker 269] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort Schriftform 1886) ist die Gesamtheit sichtbarer Linien (und Punkte oder sonstige Zeichen) zu der dauerhaften Wiedergabe menschlicher Sprache. Ihre nach älteren, wohl ab 30000 v. Chr. entstandenen Vorläufern entstandenen ersten bildlichen Vorstufen entwickeln sich um 6000 v. Chr. (Knochenritzungen und Stempelsiegel der mesopotamischen Hassunakultur des späten 7. Jahrtausend v. Chr., Vinca-Kultur um das spätere Serbien, um 4000 v. Chr. ersatzlos untergegangen, dann Keilschrift der Sumerer um 3000 v. Chr. bzw. in dem späten 4. Jahrtausend v. Chr. als anfängliche Bilderschrift, später Silbenschrift und Konsonantenschrift bis 400 v. Chr., Hieroglyphen in Ägypten von 3200 v. Chr. bis 300 n. Chr. aus Lautzeichen, Deutzeichen und Bildzeichen mit anfangs 700 später 7000 Zeichen). Der Übergang von dem gesprochenen Wort zu dem geschrie­benen Wort (wohl der um 1000 v. Chr. bezeugten, links­läufigen noch vokallosen Konsonanten­schrift der Phönizier an dem Ostrand des Mittelmeers mit den 22 Zeichen Aleph, Beth, Gimel, Daleth, He, Waw, Zajin, Chet, Tet, Jod, Kaph, Lamed, Mem, Nun, Samech, Ajin, Pe, Zade, Qoph, Resch, Schin, Taw für 22 unterschiedene Laute, erste echte Alphabet­schrift) erfolgt bei Puniern, Aramäern, Grie­chen und Römern schon früh, während die Germanen über eigene Anfänge (Runen) kaum je hinaus­gelangen. Bereits die Zwölf­tafelgesetze Roms (451/450 v. Chr.) sind schriftlich (in Groß­buchstaben und ohne Worttrennung) veröf­fentlicht. In der römi­schen Kultur ist die Schrift (vielfach auf Wachstafeln oder Papyrus) selbver­ständlich. Dieser Stand wird nach frühmit­tel­alterlichen, neben den Großbuchstaben auch Kleinbuch­staben (karolingische Minuskel um 800) verwenden­den und Sätze und Wörter voneinander tren­nenden Anfängen, in denen schon früh Recht (lateinisch) (auf Pergament) verschriftlicht wird (→Volks­rechte) und seit dem 10. Jahrhundert beispielsweise in Venedig die Verwendung von Schrift erkennbar zunimmt, vielleicht in dem 13. Jahrhundert (mit [Neu-]Entwicklung einer Kursiv­schrift in Gestalt der Geschäfts­schrift der gotischen Kursive) wie­der erreicht, wobei seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert allmählich (das wohl schon vor Christi Geburt in China erfundene) Papier zu dem vorherr­schenden Schriftträger wird. Seitdem wird Schriftlosig­keit allmählich zu einem abwertenden Merkmal. Um 1500 können etwa 2-6% der Bevölkerung lesen und schreiben (Phänomen der Zwei­schrif­tigkeit nach Entwicklung der Humanisten­schrift Antiqua seit dem 14./15. Jahr­hundert). Seit dem 15. Jahrhundert erfolgt die Vervielfältigung von Schrift durch den Druck, seit dem 19. Jahrhundert das durch Schulpflicht verallgemeinerte Schrei­ben mit Hilfe von Maschinen und seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1980ff.) mit Hilfe der komprimierenden, fazilisierenden und globalisierenden Elektro­nik. Verschie­dent­lich bedarf ein rechtliches Ver­halten zu seiner Wirksamkeit der Schrift. Innerhalb eines durchschnittlichen Textes des Deutschen hat der Buchstabe a eine Häufigkeit von 6,51 Prozent, b 1,68 Prozent, c 3,06 Prozent, d 5,09 Prozent, e 17,39 Prozent, f 1,66 Prozent, g 3,01 Prozent, h 4,76 Prozent, i 7,55 Prozent, j 0,27 Prozent, k 1,21 Prozent, l 3,44 Prozent, m 2,53 Prozent, n 9,78 Prozent, o 2,51 Prozent, p 0,79 Prozent, q 0,02 Prozent, r 7 Prozent, s 7,27 Prozent, t 6,15 Prozent, u 4,35 Prozent, v 0,67 Prozent, w 1,89 Prozent, x 0,03 Prozent, y 0,04 Prozent und z 1,13 Prozent. S. Google

Lit.: Kaser §§ 7 IV, 87 II; Köbler, DRG 3, 9, 14, 79, 98, 108; Santifaller, L., Beiträge zur Geschichte der Beschreibstoffe im Mittelalter, 1953; Hajnal, I., L’enseignement de l’écriture, 1954; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Bischoff, B., Paläographie, 2. A. 1986; Trost, V., Skriptorium, 1991; Haarmann, H., Universalge­schichte der Schrift, 2. A. 1991; Schrift und Schriftlichkeit, hg. v. Günther, H. u. a., 1994; Wenzel, H., Sehen und Hören, 1995; Nissen, H., Geschichte Altvorderasiens, 1999; Fees, I., Eine Stadt lernt schreiben, 2002; Haarmann, H., Geschichte der Schrift, 2002; Hoffmann, H., Schreibschulen des 10. und 11. Jahrhunderts im Südwesten, 2004; Ludwig, O., Geschichte des Schreibens, Bd. 1 2005; Stein, P., Schriftkultur, 2006, 2. A. 2010; Beck, F. u. a., Die lateinische Schrift, 2007; Schrifträume, hg. v. Kiening, C. u. a., 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Bollwage, M., Buchstabengeschichte(n), 2010, 2. A. 2015; Robinson, A., Bilder, Zeichen, Alphabete - Die Geschichte der Schrift, 2013; Zauzich, K., Hieroglyphen mit Geheimnis – Neue Erkenntnisse zur Entstehung unseres Alphabets, 2015; Kuckenburg, M., Eine Welt aus Zeichen – Die Geschichte der Schrift, 2015; Schreiben Digital, hg. v. Dürscheid, C. u. a., 2016

Schriftform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1886) ist die durch →Schrift zu wah­rende →Form menschlichen Ver­haltens oder Äußerns.

schriftlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1274 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [Winterthur/FschrSpindler 187] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Schrift betreffend, geschrieben

Schriftlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in →Schrift Gehaltensein eines Verhaltens eines Menschen. Die Schriftlichkeit (Literalität) löst in dem Verlauf der Geschichte in vielen Bereichen die ältere und auch in der Gegenwart zumindest in den Alltagsbegegnungen von Menschen noch vorherrschende Mündlichkeit (Oralität) teilweise ab (beispielsweise Zwölftafelgesetz 451/450 v. Chr., Volksrechte 475ff., Urkunden über einzelne Rechtsgeschäfte). Vielleicht ist der 1215 auf dem vierten Laterankonzil festgelegte Proto­kollierungs­zwang ein wichtiger Schritt in der weiteren Entwicklung. Die Schriftlichkeit als Verfahrens­grund­satz setzt sich in dem gelehrten Zivilprozess des Spätmittelalters durch (lat. →quod non est in actis non est in mundo, was nicht in den Akten ist, ist nicht auf der Welt). Der Liberalismus des 19. Jahrhunderts drängt die Schriftlichkeit in dem Verfahren zumindest der Idee nach nach wieder etwas zurück. Tatsächlich steigt aus Beweisgründen auch in dem ausgehenden 20. Jahrhundert die Bedeutung der Schriftlichkeit aber noch. Für die Gesetzgebung bzw. die Gesetze ist seit dem 19. Jahrhundert die Veröffentlichung in einem Gesetzblatt und damit die Verschrift­lichung allgemein grund­legende Entste­hungsbedin­gung bzw. Gel­tungs­voraus­setzung, wobei zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Digitalität die einfache Schriftlichkeit ersetzt (2022 für da Gesetzblatt der Bundesrepublik Deutschland).

Lit.: Köbler, DRG 79; Nörr, K., Reihen­folge­prinzip, Terminsequenz und „Schriftlichkeit“, (in) ZZP 85 (1972), 160; Damrau, J., Die Entwicklung ein­zelner Prozess­maximen, 1975; Prosser, M., Spät­mit­telalterliche ländliche Rechtsaufzeichnun­gen am Oberrhein, 1991; Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter, hg. v. Keller, H. u. a., 1992; Schriftlichkeit im frühen Mittelalter, hg. v. Schaefer, U., 1993; Schrift und Schriftlichkeit, hg. v. Günther, H. u. a., 1994; Schriftlichkeit und Lebenspraxis, hg. v. Keller, H. u. a., 1999; Als die Welt in die Akten kam, hg. v. Lepsius, S. u. a., 2007; Teuscher, S., Erzähltes Recht, 2007; Meder, S., Schriftlichkeit, Papier und Recht, ZRG GA 132 (2015), 219

Schriftsasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Schriftsass bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [Sachsen/Sehling, EvKO. I 1 S. 184] in 15 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), Schriftsass, ist der in dem Gerichtsstand erster Instanz dem Hofgericht oder einer anderen Zentralbehörde zugeordnete →Landsasse.

schriftsässig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1657 [Kretschmann, LeipzOHofg. 150] in 13 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) dem Landesherrn unmittelbar unterstellt

Schriftsässigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1657 in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bevorrechtigte unmittelbare Unterstellung eines Menschen (oder einer Sache) unter die obere landesherrliche Behörde von dem Spätmit­telalter (etwa 1440) bis zu dem 19. Jahrhundert (1848-1871).

Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungs­rechts, 1954; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivil­prozess, 1971

Schrobenhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Hamann, S., Schrobenhausen, 1977

Schröder, Richard (Treptow an der Tollense 19. 6. 1838-Heidelberg 3. 1. 1917), Vater Justizrat, später Rechtsanwalt (Studium in Göttingen und Berlin, Selbsttötung), wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Richthofen, Homeyer, Beseler, Gierke) und kurz in Göttingen 1866 außer­ordentlicher Professor in Bonn und 1872 ordentlicher Professor in Würzburg, 1882 in Straßburg, 1885 in Göttingen und 1888 in Heidelberg. Er verfasst eine Geschichte des ehelichen Güterrechts (1869ff.) und ein sehr erfolgreiches Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte (1884ff.).

Lit.: Stutz, U., Richard Schröder, ZRG GA 38 (1917), VII; Webler, M., Leben und Werk des Heidelberger Rechtslehrers Richard Carl Heinrich Schroeder, 2005

Schulchan ‘Arukh →Karo

Schuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist einerseits die Bewertung eines Verhaltens als vorwerfbar (Verschulden), andererseits ein Verpflichtetsein zu einem Verhalten (Leistensollen). Die Vorwerfbarkeit wird grundsätzlich dort unbeachtet gelassen, wo das Eintreten eines Erfolgs bereits eine Folge nach sich zieht. Von daher könnte von einem erst allmählichen Entstehen des Ver­schuldens auszugehen sein. Verpflich­tungen zu der Leistung kennt schon das altrömische Recht. Innerhalb des Verschuldens wird in dem Laufe der Zeit zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit und weiteren Unterteilungen (unbedingter →Vorsatz, bedingter Vorsatz, grobe →Fahrlässigkeit, leichte Fahr­lässigkeit) unter­schieden. Bei den Verpflich­tungen nimmt insbesondere ihre Zahl in das Unübersehbare zu. Streitig bzw. unklar ist das Verhältnis von Schuld als Leistensollen und →Haftung als Ein­stehenmüssen, insbeson­dere, ob in älteren Zei­ten jede Schuld eine Haftung nach sich zieht oder ob neben jeder Schuld zusätzlich Haftung durch besonderes Geschäft begründet werden muss. S. Google

Lit.: Kaser § 32 II 5; Hübner 493; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 15, 26, 35, 42, 49, 62, 63, 91, 116, 126, 163, 166, 204, 213, 240, 263, 269; Löffler, A., Die Schuldformen des Strafrechts, 1895; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treuegelöbnis, 1896; Engelmann, W., Die Schuldlehre der Postglossatoren, 1895, Neudruck 1965; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910, Neudruck 1969; Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner nach Magdeburger Recht, ZRG GA 56 (1966), 150; Engelmann, W., Irrtum und Schuld, 1922, Neudruck 1975; Kuttner, S., Kanonistische Schuldlehre, 1935; Hasler, J., Geschichte der Verschuldungsfreiheit in der Schweiz, 1941; Rotthaus, K., Redde und Schult, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Benöhr, H., Die Entscheidung des BGB für das Verschuldens­prinzip, (in) TRG 46 (1978), 1; Diestel­kamp, B., Die Lehre von Schuld und Haftung, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 6 1982, 21; Zimmermann, R., The law of obligations, 1992; Luthe, R., Die zweifelhafte Schuld­fähigkeit, 1998; Hattenhauer, C., Schuldenregulierung nach dem westfälischen Frieden, 1998; Stübinger, S., Schuld, Strafrecht und Geschichte, 2000; Schmidt-Recla, A., Theorien zur Schuldfähigkeit, 2000; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Pri­vatrechts­wort­schatzes, 2010; Graeber, D., Schulden – die ersten 5000 Jahre, 2012, 6. A.? 2012; Prekäre Ökonomien. Schulden im Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Signori, G., 2014; Signori, G., Schuldenwirtschaft – Konsumenten- und Hypothekarkredite im spätmittelalterlichen Basel, 2015

Schuldanerkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Zeitangabe [ZRG2 Germ. 26 1905 231] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1888) ist der einseitig verpflichtende Vertrag, in dem der eine Teil (möglicherweise auch unabhängig von der Wahrheit) anerkennt, dem anderen eine Leistung als abstrakte Verbindlichkeit zu schulden. In dem prozessualen Sinn kennt bereits das Mittelalter der Sache nach ein Schuldanerkenntnis.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

schulden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 275 o. J. condemnantes sculdante za gelte arteillante] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schuldig sein (V.), leisten sollen

schuldfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zu einer Schuld fähig, fähig schuldhaft zu handeln

Schuldfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Fähigkeit des Menschen, schuldhaft zu handeln.

Lit.: Schmidt-Recla, A., Theorien zur Schuldfä­higkeit, 2000

schuldhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 2. Viertel 13. Jahrhundert [Reinmar von Zweter Nr. 138 V. 5] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mit Schuld behaftet

Schuldhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahreszahl [Jellinek 633] 1 Archivzettel –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Haft wegen nicht erfüllter Schuld. Die Schuldhaft entsteht aus der Schuldknechtschaft. In dem Mittelalter kann bei fruchtloser Vermögensvollstreckung der Verur­teilte in private Schuldhaft oder später in öffentliche Schuldhaft genommen werden. Durch Gesetz von dem 29. 5. 1868 (4. 5. 1868 in Österreich, 1869 Zürich, 1874 Schweiz) wird nach dem Vorbild Englands und Frankreichs (1867) die Schuldhaft beseitigt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 116; Rintelen, M., Schuldhaft und Einlager im Vollstreckungsverfahren, 1908; Baumgart, R., Die Entwicklung der Schuldhaft im italienischen Recht des Mittelalters, 1914; Planitz, H., Der Schuldbann in Italien, ZRG GA 52 (1932), 134; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004

schuldig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Schuld tragend, verpflichtet

Schuldklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1552 [ZGO. 12 1861 119] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist als Klage wegen einer Schuld eine Klageart seit dem Hochmit­tel­alter.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973

Schuldknecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1569 [Colloquium zu Altenburgk in Meißen] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Knecht als Schuldner, Knecht wegen Schuld

Schuldknechtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahreszahl [ZRG2 Germ. 47 1927 573] 2 Archivzetterl – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Überführung des nichtleistenden Schuldners in die Knechtschaft. Der Zugriff auf die Person des Schuldners steht in dem Mittelpunkt des klassischen römischen Zivilprozesses. Die Schuldknechtschaft ist auch dem germanischen und mittelalterlichen Recht bekannt. Danach wird sie von der →Schuldhaft abgelöst. In dem (zweiten) Deutschen Reich wird die Personalexekution (Vollstreckung in einen Menschen) durch Gesetz von dem 16. April 1871 beseitigt und durch die allein noch zulässige Realexekution (Vollstreckung in das Vermögen einer Person) ersetzt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 32 II 4c, 81 III 1, 85 II 2a; Söllner § 8; Hübner; Köbler, DRG 33, 202; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910, Neudruck 1969; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004

Schuldner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1274/1282 [Königebuch 132] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1258 belegt) ist in dem Schuldverhältnis der zu der Leistung Ver­pflichtete und daneben auch der Schuldige. Er muss anfangs auch mit seiner Person (Schuldhaft), später nur noch mit seinem Vermögen einstehen. Mehrere Schuldner kön­nen Gesamthandsschuldner sein, Gesamt­schuldner oder Teilschuldner. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Schuldnerverzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Verzug

Schuldrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [Seibertz, UB. II 186 Abgabe] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1550 belegt) ist allgemein das Recht der Schuldverhältnisse. In dem römi­schen Recht wird die (lat. [F.]) obligatio bei Gaius (um 160 n. Chr.) als (lat. [F.]) res angesehen und deswegen dort behandelt. Allerdings wird streng zwischen (lat. [F.]) actio in rem (Klaganspruch gegen eine Sache) und actio in personam (Klagan­spruch gegen eine Person auf ein bestimmtes Verhalten) geschieden. Das Schuldrecht wird als eigenes Rechtsgebiet erst in der Neuzeit erkannt und ist deswegen noch in dem All­gemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Öster­reichs (1811) als persönliches Sachenrecht Teil des Sachenrechts. Inhalt­lich wird es stark von dem römischen Recht geprägt. Seit dem 18. Jahrhundert werden allgemeine Grund­elemente als allgemeines Schuld­recht ausgesondert. Rechtstatsäch­lich nimmt wegen der Arbeitsdifferenzierung und dem dadurch ausgelösten Wandel von der Hauswirtschaft zu der Marktwirtschaft das Schuldrecht an Bedeutung stetig zu, wes­halb das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) das Schuldrecht vor dem Sachenrecht einordnet. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 164, 213, 217; Meyer, E., Über das Schuldrecht der deutschen Schweiz, 1913; Leonhard, F., Allgemeines Schuldrecht des BGB, 1929, Neudruck 2013; Leonhard, F., Besonderes Schuldrecht des BGB, 1931, Neudruck 2013; Charmatz, H., Zur Geschichte und Konstruktion der Vertragstypen im Schuldrecht, 1937; Stumpf. K., Das Schuldrecht in den Fürstentümern Ansbach-Bayreuth im 17. und 18. Jahrhundert. Diss. jur. München 1957; Wenn, H., Das Schuldrecht Samuel Pufendorfs, 1958; Schubert, W., Windscheids Briefe an Planck, ZRG RA (1978), 283; Walliser, P., Zur Entscheidung des Schuldrechts, (in) Berner Festgabe zum Schweizerischen Juristentag 1979, 1979; Lieb, M., Grundfragen einer Schuldrechtsreform, (in) AcP 183 (1983), 327; Medicus, D., Zum Stand der Überarbeitung des Schuldrechts, (in) AcP 188 (1988), 168; Ebel, W., Grundlegung zu einer Darstellung eines deutschen Schuldrechts des Mittelalters, ZRG GA 105 (1988); Zimmermann, R., The law of obligations, 1992; Gaibler, B., Das Schuldrecht des Oberpfälzer Landrechts, 1995; Benke/Meissel, Übungsbuch zum römischen Schuld­recht, 3. A. 1996, 6. A. 2003, 8. A. 2014; Ranieri, F., Europäisches Obligationenrecht, 3. A. 2009; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Zehn Jahre Schuldrechtsmodernisierung, hg. v. Artz, M. u. a., 2013

Schuldschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1544 [Perneder, Inst. Register Bl. e r] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schein bzw. Urkunde über Schuld

Lit.: Wackernagel, J., Städtische Schuldscheine als Zahlungsmittel, (in) Beiheft 2 der VSWG 1924, 1

Schuldturm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1490 [RepKunstw. 40 1917 181] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der öffentliche Ort (in der Stadt), in dem der Schuldner zwecks Voll­streckung für den Gläubiger in Haft genommen wird. In Sachsen wird die Überantwortung des zahlungsunfähigen Schuldners in die Hand des Gläubigers in den kursächsischen Konsti­tutionen (1572) durch die öffentliche Haft in dem Schuldturm ersetzt. Die Personalexekution endet in dem (zweiten) Deutschen Reich durch Gesetz von dem 16. 4. 1871. S. Google

Lit.: Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004

Schuldübernahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1691) ist die vertragsweise Übernahme einer bestehenden Schuld durch einen neuen Schuldner (zusätzlich neben oder anstatt des bisherigen Schuldners, so dass der bisherige Schuldner ganz ausscheiden oder neben einem neuen Schuldner weiter auch Schuldner bleiben kann). In dem römischen Recht ist die Schuldübernahme nur als Novation oder durch Prozess­vertretung möglich. Seit dem Spätmittelalter, vermehrt seit dem 18. Jahrhundert wird die Schuldübernahme zulässig. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wird Schuldübernahme zu einem Fachausdruck. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) fordert bei der den bisherigen Schuldner befreienden (privativen) Schuldübernahme die Mitwirkung (beispielsweise Zustimmung) des Gläu­bigers, die bei zusätzlichem Eintritt eines weiteren Schuldners (kumulative Schuldübernahme) nicht erforder­lich ist, weil sich durch einen zusätzlichen Schuldner die Lage des Gläubigers an sich grundsätzlich nur verbessert und nicht verschlechtert. S. Google

Lit.: Kaser § 55 III; Hübner 567; Köbler, DRG 127, 214; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schlicht, C., Die kumulative Schuldüber­nahme, 2004; Wesener, G., Zession und Schuldüber­nahme im Codex Theresianus, (in) Spuren des römischen Rechtes, 2007, 693; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Schuldverhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1826 [StaatsbMag. VII 71] 2 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1838) ist das zwischen Schuldner und Gläubiger bestehende Rechts­verhältnis. Es wird als allgemeine Er­scheinung erst in dem 19. Jahrhundert (in der ab 1874 tätigen Entwurfs­kom­mission des Bürgerli­chen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches vielleicht durch Hermann Karl Freiherr von Leonhardi [1809-1875]) erfasst. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 213; Seiler, H., Die Systematik der einzelnen Schuldverhältnisse, Diss. jur. Münster 1957 masch.schr.; Die Beratung des Bürgerlichen Gesetz­buchs, hg. v. Schubert, W., Recht der Schuldver­hältnisse, Bd. 1ff. 1978ff.; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs, hg. v. Schubert, W., Recht der Schuldverhältnisse, 1980ff.; Hadding, W., Schuldverhältnis, Forderung, rechtlicher Grund, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a. 1997; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Casas, M., Der lukrative Schuldvertrag – Eine historisch-institutionelle Dekonstruktion seiner Physiognomie, 2021

Schuldverschreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [RAbsch. II 5 ed. 1747] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1585) ist die Urkunde (Wertpapier), in der sich der Aussteller zu der Zahlung einer bestimmten verzinslichen Geldsumme oder zu einer sonstigen Leistung an den Gläubiger verpflichtet (Schuldver­schreibungsgesetz von dem 4. 12. 1899). S. Google

Lit.: Vogel, H., Das Schuldverschreibungsgesetz, 1996; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Schuldversprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1829 [Pöhls, HR. II 579] 1 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1873) ist das eine →Schuld begründende einseitige Verspre­chen. Es ist sachlich bereits in dem altrömischen Recht möglich.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 27; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Schuldvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1797 [NCCPruss. X 983] 6 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der eine →Schuld begründende Vertrag (beispielsweise Kaufvertrag). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Schule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 65] bzw. 1270 [Tzoppe.-Stenzel 373] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die außerhalb der Familie durch spezialisierte Dritte (Lehrer) betriebene allgemeine Einrichtung zu der Förderung der geistig-sozialen Entwicklung von Men­schen, insbesondere von Kindern. Die Schule ist sachlich bereits dem Altertum bekannt (griech. schole Muße, Ort der Muße, Lehranstalt, lat. schola). In dem Frühmit­telalter wird sie zunächst nur von der Kirche und nur für wenige und zwar grundsätrzlich in Latein in dem Rahmen der freien Künste (lat. artes liberales) eingerichtet. Seit dem 11. Jahrhundert ist ein steigender Bedarf an schriftlichen Lernbehelfen erkennbar. Seit dem Hochmittelalter nimmt das Interesse an der Schule vor allem in den Städten zu, so dass dort städtische und zwar auch deutsche Schulen entstehen, deren Bildungsziele teilweise einfacher bleiben (in Florenz können schon 1427 fast 70 Prozent der männlichen Haushalts­vorstände und rund 16 Prozent der weiblichen Haus­haltsvorstän­de eine schriftliche Erklärung abge­ben). Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wird eine Qualifikation der Lehrer verlangt. Wenig später entwickelt sich der Lehrerberuf zu einer Lebenstätigkeit. Schule und höhere Schule (Gymnasium) werden getrennt. In dem 17. Jahrhundert wird als Folge der Aufklärung der staat­liche Schulzwang innerhalb eines grundsätzlich staatlichen Schulwesens verord­net (Österreich 1774 6jährige Schulpflicht). An dem Ende des 18. Jahrhunderts wird für den Gymnasialabschluss eine staatliche Prüfung (Abitur, Preußen 1788) vorgeschrieben, die in dem Deutschen Bund 1834 als Voraussetzung für den Hochschulzugang anerkannt wird. Das 19. Jahrhundert beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Schulwesen und fordert vereinzelt bereits aus sozialen Gründen die Einheitsschule. 1849 können in Preußen 80 Prozent der Menschen schreiben und lesen. 1871 besuchen dort von rund vier Mil­lionen Schülern (nur) etwa 60000 (1,5 Prozent) ein Gymnasium. In dem 20. Jahrhundert erlangt die Bildung allgemein einen stän­dig weiter stei­genden Wert und verstärkt sich vor allem nach 1965 die Verbesserung der Bildung durch längere Schulzeit (Verschwinden der Hauptschule zugunsten des anforderungsmäßig vereinfachten Gymnasiums, 2010 Hochschulreife für 45 Prozent eines Jahrgangs, 2012 in Österreich Beschluss zu der Ersetzung der Hauptschule durch eine neue Mittelschule). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 100, 136, 151, 180; Sammlung der Verordnungen und Bekannt­machungen u. s. w., 1835, Neudruck hg. v. Ritsch, K., 1985; Der Volksschuldienst in der Provinz Westfalen, 2. A. 1910, Neudruck hg. v. Kirchhoff, H., 1985; Buchhaas, D., Gesetzgebung im Wiederaufbau, Schul­gesetz in Nordrhein-Westfalen und Betriebsverfas­sungsgesetz, 1985; Schulen und Studium, hg. v. Fried, J., 1986; Mors, A., Die Entwicklung der Schulpflicht, Diss. jur. Tübingen 1986; Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, hg. v. Berg, C. u. a., Bd. 1ff. 1987ff.; Orme, N., Education and Society, 1989; Revolution des Wissens, hg. v. Schmale, W. u. a., 1991; Kames, J., Das Elementarschulwesen in Köln, 1992; Herrlitz, H./Hopf, W./Titze, H., Deutsche Schulgeschichte, 1993; Schiffler, H./Winkeler, R., Tausend Jahre Schule, 4. A. 1994; Kantwill, W., Neuere Geschichte des hamburgischen Schulrechts, 1995; Busch-Geertsema, B., Schule wird Pflicht, 1996; Schule und Schüler im Mittelalter, hg. v. Kintzinger, M. u. a., 1996; Geschichte der Erziehung und der Schule in der Schweiz, hg. v. Badertscher, H. u. a., 1997; Führ, C., Deutsches Bildungswesen seit 1945, 1997; Schulliteratur im späten Mittelalter, hg. v. Grubmüller, K., 2000; Die Volksschule im NS-Staat, hg. v. Apel, H., Neudruck 2000; Schmidt, D., Der pädagogische Staat. Die Geburt der staatlichen Schule aus dem Geist der Aufklärung, 2000; Kistenich, J., Bettelmönche im öffentlichen Schulwesen, 2001, Wachter, A., Dorfschule zwischen Pastor und Schulmeister, 2001; Damesme, N., Öffentliche Schulverwaltung in der Stadt Köln (1794-1814), 2003; Hauer, W., Lokale Schulentwicklung und städtische Lebenswelt, 2003; Kintzinger, M., Wissen wird Macht, 2003; Treml, A., Pädagogische Ideengeschichte, 2003; Schraut, S./Pieri, G., Katholische Schulbildung in der frühen Neuzeit, 2004; Lohbeck, L., Das höhere Schul­wesen in Nordrhein-Westfalen, 2004; Elementarbildung und Berufsausbildung 1450-1750, hg. v. Hanschmidt, A. u. a., 2005; Schmidt-Bleker, R., Legislative Defizite im Schulrecht der preußischen konstitutionellen Monarchie, 2005; Watts, E., City and School in Late Antique Athens and Alexandria, 2006; Black, R., Education and Society in Florentine Tuscany, 2007; Konrad, F., Geschichte der Schule, 2007; Moderow, H., Volksschule zwischen Staat und Kirche, 2007; Cordes, A., Juristische Bildung für Kauf­mannskinder, (in) Zs. d. Vereins für lübeckische Geschichte 87 (2007), 41; Vondenhoff, M., Die Schule zwischen Staatsanstalt und causa eccle­siastica, 2008; Sheffler, D., Schools and Schooling in Late Medieval Germany, (Regensburg 1250-1500), 2008; Zwischen Schulhumanismus und Frühaufklärung, hg. v. Hellekamps, S. u. a., 2009; Das preußische Kultusministerium als Staats­be­hörde, Bd. 1ff. 2009ff.; Meissner, A., Die Nationalisierung der Volksschule, 2009; Baldzuhn, M., Schulbücher im Trivium, 2009; Bölling, R., Kleine Geschichte des Abiturs, 2010; Bispinck, H., Bildungsbürger in Demokratie und Diktatur, 2010; Geißler, G., Schulgeschichte in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2011, 2. A. 2014; Stickel, S., Kulturen des Lehrens, 2011; Absmeier, C., Das schlesische Schulwesen im Jahrhundert der Reformation, 2011; Lehren und Lernen im Zeitalter der Reformation, hg. v. Huber-Rebenich, H., 2012; Joos, K., Schwieriger Aufbau, 2012; Bäcker, J., Die christliche Gemeinschaftsschule in Baden, 2012; Töpfer, T., Die „Freyheit“ der Kinder, 2012 (Sachsen 1600-1815); Weeber, K., Lernen und Leiden - Schule im alten Rom, 2014; Köhler, H./Lundgreen, P., Allgemein bildende Schulen in der Bundesrepublik Deutschland 1949-2010, 2014; Engelbrecht, H., Schule in Österreich, 2015; Fuchs, E. u. a., Das Schulbuch in der Forschung, 2014; Ilg, R., Bedrohte Bildung – bedrohte Nation?, 2015; Engelbrecht, H., Schule in Österreich, 2015; Finger, J., Eigensinn im Einheitsstaat, 2016

schulen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [SchweizId. VIII 625] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) lehren, unterrichten, tadeln

Schüler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 98] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schulgänger, Lernender

Schulpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1585 [Lauenburg/Sehling, EvKO. V 415] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Rechtspflicht zu Schulbesuch

Schulrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1416 [Winterthur/Nyström, Schul. 174] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) für die Schule und in der Schule geltendes Recht

Schultheiß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [Edictus Rothari/LegLangob. Beyerle 20, 50, 66 u. ö.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der als Schuldheischer in dem 7. Jahrhundert in dem langobardischen Gebiet Italiens entstehende Amtsträger. Er übernimmt örtlich Aufgaben des Grafen. Als Amtsträger erscheint er für den König oder andere Herren häufig in Städten, aber auch in ländlichen Gebieten. Er sitzt niederen Gerichten vor und ist Ortsvorsteher (abgekürzte Form Schulze). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 87; Schröder, R., Der ostfälische Schultheiß und der holländische Overbode, ZRG GA 7 (1886), 1; Eckert, C., Der Fronbote, Diss. jur. Gießen 1897; Moeller, E. v., Der Stadtschultheiß von Bochum, ZRG GA 25 (1904), 63; Wrochem, A. v., Der Schultheiß, 1908; Merz, W., Das Schultheißenbuch des Stadtschreibers Joh. Beat Bodmer von Baden, 1920; Lappe, J., Ein westfälischer Schulzenhof, 1935; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Krug, H., Untersuchungen zum Amt des „centenarius“-Schultheiß, ZRG GA 87 (1970), 1, 88 (1971), 29; Matuszewski, J., Die Ignoranzklausel der Schultheißprivilegien, ZRG GA 93 (1971), 154; Hagner, U., Zwischen Heimbürge und Schultheiß, 2014

Schulze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1435/1454 [DanzigSchB. 22f.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., verkürzte Form von) →Schultheiß

Schumanplan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Farnzösische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)ist der vor allem von Jean Monnet (Cognc 9. 11. 1999- Bazoches-sur-Guyonne bei Paris 16. 3. 1979) ausgearbeitete, an dem 9. 5. 1950 verkündete Plan zu der Bildung der zwecks Verhinderung weiterer kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Deutschland/Italien und Frankreich einer gemeinsamen Kontrolle (Frankreichs, Bel­giens, Luxemburgs, der Niederlande, Italiens und – der Bundesrepublik - Deutschlands) unterstellten Europäischen Gemein­schaft für Kohle und Stahl (Rüstungsindustrie) des französischen Außenministers Ro­bert Schuman (Luxemburg 29. 6. 1886-Scy-Chazelles 4. 9. 1963). →Montanu­nion

Lit.: Lücker, H./Seitlinger, J., Robert Schuman und die Einigung Europas, 2000

schupfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1200-1210 [Parzival] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 118 § 12] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) stoßen) (als Ehrenstrafe)

Schupfer, Francesco (Chioggia/Venedig 1833-Rom 8. 9. 1925) wird nach dem Rechts­studium in Wien, Heidelberg und Göttingen Professor für italienische Rechtsgeschichte in Innsbruck, nach 1866 in Padua, 1878 in Rom. Seine Hauptwerke sind (ital.) Manuale di storia del diritto italiano (1892, Handbuch der italienischen Rechtsgeschichte) und Il diritto privato dei popoli germanici (Bd. 1ff. 1907ff., Das Privatrecht der germanischen Völker). S. Google

Lit.: Stutz, U., Nachruf auf Schupfer, ZRG GA 47 (1927), 896

Schupose, Schuppose (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Schuppose ab Anfang 12. Jahrhundert [Münchweier 810] in 32 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen bishernicht aureichend erklärt, F.), Schuppose, kleineres, vielleicht durch Aufteilung entstandenes, landwirtschaft­lich genutztes Gut in dem Süden (Alemannien) in dem Mittelalter

Lit.: Münger, P., Über die Schupose, 1967

Schuschnigg, Kurt (Edler von) (Riva del Garda 14. 12. 1897-Mutters 18. 11. 1977) wird über die christlichsoziale Partei ab 30. 7. 1934 als Nachfolger des getöteten Engelbert Dollfuß Bundeskanzler →Österreichs. Auf Druck Adolf →Hitlers bestellt er an dem 12. 2. 1938 den nationalsozialistischen Sympa­thi­santen Seyß-Inquart zu dem Sicherheits­minister. An dem 11. 3. 1938 zwingt ihn Hitler zu dem Rücktritt. Der ihm folgende neue Bundeskanzler Seyß-Inquart bittet Hitler um Hilfe. Dem →Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich stimmen nachträglich 99,73% der Österreicher zu. Nach der Niederlage des Deutschen Reiches in dem Zweiten Weltkrieg 1945 sehen sie sich dagegen hauptsächlich selbst als erstes Opfer (Adolf Hitlers). S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 223

schütten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1284 [CorpAltdtOrUrk. II 91] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gießen

Schüttung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 [Bergh I 199] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) u. a. eigenmächtige Pfändung (fremder Tiere wie beispielsweise Rinder oder Schafe auf eigenem Grund), s. Google

Lit.: Hübner § 65; Planitz, H., Die Vermögens­vollstreckung, 1912, 342

Schutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –1279 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 13. Jahrhundert [Kremer, OrNass. II 224] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Fürsorge gegenüber möglichen Gefährdungen (beispielsweise Staats­schutz, Besitz­schutz, Mieterschutz, Kün­digungs­schutz, Verbraucher­schutz, Rechts­schutz, Persönlich­keitsschutz, Mutter­schutz, Jugend­schutz, Naturschutz, Namensschutz, Zeichenschutz, Bestands­schutz). Schutz oder Schutz und Schirm wird in verschiedensten Gestalten von Stärkeren gegenüber Schwächeren geboten (beispielsweise Lehen, Grundherrschaft, Gericht, Vogtei, Geleit, Unfreiheit, Versicherung). In der frühen Neuzeit tritt an die Stelle des Schutzes teilweise die →Polizei bzw. die staatliche Hoheitsgewalt. S. Google

Lit.: Appelt, H., Die Anfänge des päpstlichen Schutzes, (in) MIÖG 62 (1954), 101; Semler, J., Traditio und Königsschutz, ZRG KA 45 (1959), 1; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Schöpfer, G., Sozialer Schutz im 16.-18. Jahrhundert, 1976; Weitnauer, H., Der Schutz des Schwächeren im Zivilrecht, 1975; Fried, J., Der päpstliche Schutz für Laienfürsten, 1980; Hippel, E. v., Der Schutz des Schwächeren, 1982; Kleinöder, N., Unternehmen und Sicherheit, 2015 (Arbeitsschutz)

Schutzbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1308 [MünchenStR. Dirr 65? und 73] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die einen →Schutz betreffende besondere →Urkunde. S. Google

schützen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1285-1290 [Tristanfortsetzung des Heinrich von Freiberg in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [FRBern. II 770] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sichern

Schutzgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für deutsche →Kolonien (beispielsweise Deutsch-Südwest-Afrika, Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Neuguinea, Karolinen, Marianen, Palauinseln, Marshallinseln, Deutsch-Samoa, Kiautschou). S. Google

Lit.: Gründer, H., Geschichte der deutschen Kolonien, 1985, 6. A. 2012

Schutzhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Haft zu dem Schutz (angeblich) des Verhafteten in dem von Adolf Hitler beherrschten Deutschen Reich. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 236

Schutzjude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1648 [HessSamml. II 349] in 13 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische sowie Hebräische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der (gegen Abgaben) unter einen →Schutz gestellte →Jude in dem Heiligen römischen Reich. Auf der Grundlage älterer Schutzmaßnahmen wird nach den Judenverfolgungen der Pestjahre 1347/1349 der Jude in den Kurfürstentümern durch die →Goldene Bulle (1356) in den besonderen Schutz aufgenommen. In dem 19. Jahrhundert beseitigt der Liberalismus zugunsten der vollständigen Emanzipation die Einrichtung der Schutzjuden. S. Google

Lit.: Stobbe, O., Die Juden in Deutschland, 1866, Neudruck 1968; Güde, W., Die rechtliche Stellung der Juden, 1981

Schutzmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1438/1452 [NÖsterr./ÖW. VIII 15] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Beschützer, Schutzrichter

Schutzpolizei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Polizei

Lit.: Weinhauer, K., Zwischen Bürgerkrieg und innerer Sicherheit, 2003

Schutzstaffel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., SS) ist die 1925 entstandene Schutzeinrichtung hoher Angehöriger der →Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiter­partei (1929 Heinrich Himmler unterstellt, 1934 Adolf Hitler, 1939 etwa 240000 Mitglieder, als Streitmacht Waffen-SS fast eine Million Mitglieder). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 222; Buchheim, H., Die SS, 2. A. 1979; Wegner, B., Hitlers Politische Soldaten – Die Waffen-SS 1933-1945, 1982, 7. A. 2006, 8. A. 2008, 9. A. 2010; Die SS, hg. v. Smelser, R. u. a., 2000; Schreiber, C., Elite im Verborgenen, 2008; Gentile, C., Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg, 2012; Westemeier, J., Himmlers Krieger, 2014, 2. A. 2019; Die Waffen-SS, hg. v. Schulte, J. u. a., 2014

Schwabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des nach den elbgermanischen Sueben benannten Volkes, dessen Name in dem 9. Jahrhundert an dem oberen Rhein und an der oberen Donau neben dem Namen der Alemannen erscheint. Örtlich bleibt die Bezeichnung Schwaben infolge des Verschwindens eines von diesem Volk der Schwaben abgeleiteten, um 900 entstehenden, 1198 mit der Königswürde verbundenen Herzogtums Schwaben (mit Schwerpunk­ten in dem Bodenseeraum und in dem Hegau, später in Zürich, Breisach, Esslingen, Straßburg, Ulm und Rottweil) in dem späten 13. Jahrhundert (Rudolf † 1290, Johann Parricida) ein bloßer Gebietsname ohne einheitliche Herrschafts­gewalt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 1; Oberschwäbische Stadtrechte, Bd. 1 f. 1914ff.; Bader, K. u. a., Oberrheiner, 1942; Weller, K., Geschichte des schwäbischen Stammes, 1944; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 1950, Neudruck 1978; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Hofacker, H., Die schwäbische Herrschaft, (in) Z. f. württemberg. LG. 47 (1988), 71; Schwaben von den Anfängen bis 1268, hg. v. Fried, P., 1988; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2000; Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v. Kraus, A., 2001; Hölz, T., Krummstab und Schwert, 2001; Schwaben und Italien im Hochmittelalter, hg. v. Maurer, H. u. a., 2001; Schwaben vor tausend Jahren, hg. v. Scholkmann, B., 2002; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Schwaben und Italien, hg. v. Wüst, W. u. a., 2010; Herrschaft, Kirche und Bauern im nördlichen Bodenseeraum, hg. v. Weber, E./Zotz, T., 2020

Schwaben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Schwabe

Lit.: Nova Alamanniae, hg. v. Stengel, E., Bd. 1f. 1921ff.; Sapper, N., Die schwäbisch-öster­reichischen Landstände und Landtage im 16. Jahr­hundert, 1965; Fehn, K., Siedlungsge­schichtliche Grundlagen der Herrschafts- und Gesell­schaftsentwicklung in Mittelschwaben, 1966; Maurer, H., Das Land zwischen Schwarzwald und Randen im frühen und hohen Mittelalter, 1965; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3 1971; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Schwaben von den Anfängen bis 1268, bearb. v. Fried, P. u. a., 1988; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region während des Spät­mit­telalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Die Schwabenkriegschronik des Kapar Frey, bearb. v. Gutmann, A., 2010

Schwabenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Goldast I iiiv] in 5 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der neuzeitliche Na­me des durch mehr als 400 bekannte, über ganz Süddeutschland (ein­schließlich Ös­ter­reichs und der Schweiz) verbreitete Hand­schriften überlieferte Rechts­buchs Kai­serliches Land- und Lehnrechtsbuch (→Kaiserrecht). Der so genannte Schwabenspiegel übersetzt den mittelniederdeutschen, in Landrecht und Lehnrecht geteilten →Sachsenspiegel Ei­ke von Repgows wie der →Deutschen­spiegel – nur noch weitergehend - in das Mittelhochdeutsche und wird bereits 1276 von dem Augsburger Stadtrecht benutzt. Es verwertet fränkische Kapi­tularien, hochmittel­alterliche Land­frie­den, die Institu­tionen Justinians, kanonisches Recht und vielleicht Schriften Davids von Augsburg und Bertholds von Regensburg. Es sind so unterschiedliche Fassungen überliefert, dass die Herstellung ei­ner Ur­fassung (Urschwa­benspiegel) Schwie­rigkeiten bereitet. Als älteste, von dem Deutschen­spiegel verschiedene Fassung wird von C. Bertelsmeier-Kierst eine vielleicht in Re­gens­burg zwischen 1268 und 1272 ent­standene Fassung (E) angesehen. Eine durch­gehend illus­trierte Handschrift liegt in Brüssel. Der Schwabenspiegel beeinflusst jüngere Rechts­bücher (Freising, Bayern, Österreich, Kleines Kaiserrecht). Der Na­me Schwabenspiegel stammt von Melchior →Goldast (1609). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 103, 120; Lassberg, F. Frhr. v., Der Schwabenspiegel, 1840, Neudruck 1971; Böhlau, H., Rockingers Resultate über die Entstehungsgeschichte, ZRG GA 4 (1883), 233; Lindner, G., Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, ZRG GA 6 (1885), 86, 141; Knapp, H., Der Beweis im Strafverfahren des Schwabenspiegels, (in) FG J. Kohler, 1919, 25; Stutz, U., Die Witzenhäuser Schwabenspiegel-Hand_schrift, ZRG GA 44 (1924), 315; Voltelini, H. v., Bericht über die Arbeiten an der Ausgabe des Schwabenspiegels, (in) Anzeiger der phil.-hist. Kl. der Ak. d. Wiss. Wien 1924, Nr. 12; Eckhardt, K., Die handschriftliche Grundlage für die Neuausgabe des Schwabenspiegels, ZRG GA 45 (1925), 50; Müller, K., Zwei schwäbische Handschriften des Schwa­ben­spiegels, ZRG GA 47 (1927), 657; Eckhardt, K., Rechtsbücherstudien 1, 1927; Voltelini, H. v., Ottokars österreichische Reimchronik und der Schwabenspiegel, ZRG GA 50 (1930), 385; Klebel, E., Studien zu den Fassungen und Handschriften des Schwabenspiegels, (in)  MIÖG 44 (1930), 129; Hübner, A., Vorstudien zur Ausgabe des Buches der Könige, 1932 (SB Göttingen); Thieme, H., Eine unbekannte Schwabenspiegelhand­schrift, ZRG GA 54 (1934), 241; Lentze, H., Die Kurzform des Schwabenspiegels, 1938; Torggler, K., Zur Auslegung des Schwabenspiegeleinschubes, ZRG GA 60 (1940), 291; Belling, D., Das Strafrecht des Schwabenspiegels, Diss. jur. Tübingen 1949; Klebel, E., Zu den Quellen des Schwabenspiegels, (in) FS K. Hugelmann, 1959, 273; Schwabenspiegel, Kurzform, mitteldeutsch-nieder­deutsche Hand­schrif­ten, hg. v. Große, R., 1964; Große, R., Die mitteldeutsch-niederdeutschen Hand­schriften des Schwabenspiegels in seiner Kurzform, 1964; Becker, H., Eine unbekannte Handschrift des Schwaben- und Augsburger Sachsenspiegels, ZRG GA 88 (1971), 190; Schwabenspiegel, Form M, 1972; Schwabenspiegel, Normalform 1972; Schwabenspie­gel, Kurzform III, Fassung Kt, hg. v. Eckhardt, K., 1972 (Tambacher Handschrift von 1295); Schwaben­spiegel Kurzform, hg. v. Eckhardt, K., 2. A. 1974; Urschwabenspiegel, hg. v. Eckhardt, K., 1975; Oppitz, U., Deutsche Rechts­bücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Derschka, H., Der Schwabenspiegel und die kogni­tive Entwicklung des Menschen, ZRG GA 118 (2001), 100; Derschka, H, Der Schwabenspiegel, 2002; Bertelsmeier-Kierst, C., Zum volkssprachlichen Ver­schrift­lichungsprozess des Rechts im 13. Jahrhundert, 2008; Schwabenspiegel-Forschung im Donaugebiet, hg. v. Balogh, E., 2013

schwäbisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Schwaben betreffend

Schwäbischer Bund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 14. 2. 1488 von Fürsten, Adel und Städten Schwabens auf Veranlassung des Kaisers als erneuertem Herzog von Schwaben abgeschlossene, bis 1534 währende Bund. S. Google

Lit.: Bock, E., Der Schwäbische Bund, 1927, Neudruck 1968; Knapp, H., Vom Gericht des schwäbischen Bundes, ZRG GA 51 (1931), 520; Hesslinger, H., Die Anfänge des schwäbischen Bundes, 1969; Laufs, A., Der schwäbische Kreis, 1972; Carl, H., Der Schwäbische Bund 1488-1534, 2000

Schwäbischer Städtebund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein Bund schwäbischer Srädte in dem Spätmittelalter.

Lit.: Blezinger, H., Der schwäbische Städtebund in den Jahren 1438-1445, 1954

Schwäbisch Gmünd (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine frühere Reichsstadt an der Rems östlich Stuttgarts in Baden-Württemberg

Lit.: Payer, Peter, Die Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Diss. jur. Tübingen 1957; Herrmann, K. u. a., Schwäbisch Gmünd, 2006

Schwäbisch Hall (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in dem (fränkisch geprägten) Nordosten Baden-Württembergs mit rund 40000 Einwohnern

Lit.: Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395 bis 1600, bearb. v. Wunder, G. u. a., 1956; Kreil, D., Der Stadthaushalt von Schwäbisch Hall im 15./16. Jahrhundert, (1967); Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch Hall seit dem 15. Jahrhundert, 1971; Iländer, B., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Hall (1648-1806), 2000; Schinke, E., Herrschen vor Ort, 2008

Schwager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambOrdB. Hs. 1493 F 29] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ein angeheiratetes männliches Familienmitglied

Schwägerin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [Erler, Ingelh. I 160 hierher?] in 9? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein angeheiratetes weibliches Familienmitglied

Schwägerschaft, Schwagerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1390/1401 [KalkarStR. Flink Art. 133] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1354) ist das Verhältnis eines Ehegatten zu den Ver­wandten des anderen Ehegatten. Von dem Hochmittelalter an ist die Schwägerschaft ein kirchliches Ehehindernis (1215 von dem siebten Grad auf den vierten Grad verringert). S. Google

L: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Schwäher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] in 29 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schwiegervater, Brautvater, Vater der Braut

Schwalenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1127 bezeugt)

Lit.: Forwick, F., Die staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963

schwanger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 42] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) eine befruchtete Eizelle in dem Körper bis zu der Geburt eines Kindes tragend

Schwangerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1670 [Blumblacher, CCCKomm. 129] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der von der Befruchtung einer weiblichen Eizelle bis zu der Geburt eines Kindes reichende Zeitabschnitt in dem Leben einer Frau. Die Schwangerschaft wirkt sich in dem Recht teilweise bei der Lei­besfrucht (lat. [M.] nasciturus), teilweise bei der Schwangeren aus (beispielsweise keine Ladung vor Gericht, aber Besitz eines Nachlasses bis zu der Geburt in dem römischen Recht, Befreiung von dem Fastengebot, Aufschub einer Folter oder Hinrichtung in der frühen Neuzeit). Erst 1908 erhalten Schwangere arbeitsrecht­lichen Schutz (Mutterschutz), den das Mutterschutz­gesetz erweitert. S. Google

Lit.: Kaser; Hübner; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Schlieben, E., Mutterschaft und Gesetz, 1927; Koch, E., Der nasciturus als Rechtsgut, (in) Cupido legum, hg. v. Burgmann, L. u. a., 1985, 87; Geschichte der Abtreibung, hg. v. Jütte, R., 1993; Koch, C., Schwangerschaftsab­bruch, 2004

Schwarzburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1071 erstmals erwähnte Burg an der Schwarza in Thüringen, nach der sich seit 1123 Grafen benennen, die in dem 16. Jahrhundert in Schwarzburg-Sondershausen und Schwarz­burg-Rudol­stadt teilen. Die 1697 bzw. 1710 zu Fürstentümern erhobenen Gebiete werden 1909 in Personalunion vereinigt. Zu dem 1. 5. 1920 geht Schwarzburg in Thüringen auf. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon

Schwarzenberg, Johann Frhr. zu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Schwarzenberg/Mittelfranken 25. 12. 1463-Nürnberg 21. 10. 1528) wird nach einer Ausbildung als adeliger Knappe und einer Tätigkeit in dem Gefolge König Maximilians 1490 Amtmann und später Hofmeister in Würzburg (1493 Wallfahrt ins Heilige Land). 1501 tritt er in den Dienst des mit ihm verschwägerten Bischofs von Bamberg (1521 Übertritt zu dem Luthertum), 1522 wird er Mitglied des Reichsregiments, 1524 fränkischer Hof­meister der Markgrafen von Bran­den­burg. Auf ihn geht über die (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Bambergensis (1507, Halsgerichtsordnung Bambergs) wohl teilweise gedanklich auch die (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Carolina (1532, Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) zurück. Er ist nicht rechtsgelehrt, aber humanistisch interessiert und lateinkundig (posthum 1534 Teutscher Cicero).

Lit.: Köbler, DRG 138, 143; Merzbacher, F., Johann Freiherr zu Schwarzenberg in würz­burgischen Diensten, ZRG GA 69 (1952), 363; Hellner, J., Johann Freiherr von Schwarzenberg und Hohenlandsberg, (in) JuS 5 (1965), 48; Trusen, W., Strafprozess und Rezeption, (in) Strafrecht, Straf­prozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a., 1984, 29

Schweden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der zwischen Norwegen und Finnland gelegene nordeuropäische, zu dem 1. 1. 1995 der Europäischen Union bei­getretene Staat. Sein Gebiet ist vermutlich schon in dem 2. oder 1. Jahrtausend v. Chr. von →Germanen (u. a. um 100 n. Chr. [lat. M.Pl.] Suiones) besiedelt. In dem Früh­mittelalter dehnen dabei die ober­schwedisch-upländischen Svear ihre Herr­schaft auch auf die Götar aus. In dem Hochmittelalter kommt demgegenüber Göta­land größere Bedeutung zu. In dem Zuge der Chris­tianisierung wird Uppsala Erzbistum. In dem 11. Jahrhundert festigt sich Schweden. Zwischen 1150 und 1323 wird das von Schweden aus chris­tianisierte Finnland einbezogen. Um 1350 erstreckt sich das Königreich Schweden von Kalmar bis Lappland und von der Mündung des Götaälv bis Viborg. In dem 13. und 14. Jahrhundert werden Landschaftsrechte (landskapslagar) aufge­zeich­net (West­göten­recht bzw. West­götalagh seit 1220-2. H. 13. Jahrhundert, Ostgöten­recht bzw. Ostgötalagh um 1286 bzw. um 1300, Smalandslagen vor 1296, Söder­manna­lagen bzw. Södermannalagh um 1279-1285 bzw. 1327, Uplandslagen bzw. Uplandslagh 1296, Dalalagen bzw. Västmannalagan bzw. Westmannalagh 1298-1347 bzw. um 1330, Hälsingelagen bzw. Helsingelagh 1315-1332 bzw. 1329/1350). Zu den Landschaftsrechten treten Satzungen auf den Hoftagen und kirchliche Konzils­beschlüsse hinzu. Von den Stadtrechten ist das sog. Bjärköarätt (2. H. 13. Jahrhundert) besonders bekannt. 1347 veranlasst König Magnus Eriksson ein allgemeines, in den einzelnen Landschaften allmählich aufgenom­menes Landrecht (Landslag), 1357 (1353-1360) ein bis 1734 gültiges Stadtrecht (Stadslag). Dabei steht der aus den Hoftagen entwickelte Reichsrat neben ihm. 1389 erkennt Schweden die Herrschaft Königin Marga­rethes von →Dänemark an. 1442 wird das Landrecht erneuert. 1448 verselbständigt sich Schweden wieder (König Karl VIII.). 1477 wird eine (von 1530 bis 1593 geschlossene) Universität in →Uppsala eingerichtet (weitere Universitäten 1632 Dorpat, 1640 Abo, 1668 Lund). 1523 erringt das Haus Wasa das Königtum. 1527 wird die Kirche enteignet und Schweden wenig später dem Luthertum zugeführt. An dem Ende des 16. Jahrhunderts bildet sich der in 4 Stände (Adel, Geistliche, Bürger, Bauern) gegliederte dauernde Reichstag ne­ben König und Reichsrat. In dem 17. Jahrhundert nimmt Schweden unter König Gustav Adolf an dem Drei­ßigjährigen Krieg Teil und erlangt in dem Friedensvertrag von 1648 die Herrschaft über einzelne norddeutsche Reichslehen (Vorpommern, Rügen, Odermündung, rechtes Oderufer, Bremen, Verden und 5 Millionen Taler). An dem Ende des 17. Jahrhunderts (1693) setzt der König kurzzeitig den →Absolutismus durch, doch gewinnen 1718 die Stände die Macht. An dem 14. 12. 1734 nimmt der Reichstag das seit 1686 allmählich geschaffene Reichsgesetz­buch zu dem 1. 9. 1736 an. 1772 entzieht der König dem Reichstag die gewonnenen Rechte und hebt den Reichsrat auf. 1789 wird ein oberster Gerichtshof geschaffen. 1809 wird der König abgesetzt, die Privilegierung des Adels beseitigt und der Reichsrat neu geschaffen. Finnland gelangt an Russland. 1810 wird der französische Marschall Bernadotte zu dem Thronfolger gewählt. 1814 kommt Norwegen von Däne­mark an Schweden. 1866 wird das Zwei­kammersystem mit einkommensab­hän­gigem Wahlrecht, seit 1921 allge­meinem gleichem Wahlrecht eingeführt. 1905 verselbständigt sich Norwegen. Zu dem 1. 1. 1995 tritt Schweden der →Europäischen Union bei. 2000 werden Staat und Kirche ge­trennt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 130; Samling af Sweriges gamla lagar, hg. v. Collin, H./Schlyter, C. u. a., Bd. 1ff. 1827ff. (13 Bände bis 1877); Amira, K. v., Altschwedisches Obligationenrecht, 1882; Fritz, M., Die gesetzliche Verwandtenerbfolge des älteren schwedischen Rechts, ZRG GA 36 (1915), 137; Bergman, C., Översikt av svensk rättsutveckling, 1918; Bergman, C., Testamentet i 1600-talets rättsbildning, 1918; Schwerin, C. Frhr. v., Zur altschwedischen Eideshilfe, 1919 (SB Heidelberg); Mayer, E., Die letzten Spuren eines Uradels in Südschweden und Dänemark, ZRG GA 41 (1920), 373; Kock, E., Om Hemfjöld (förtida arv) i svensk rätt, 1926; Holmbäck, Å., Frågan om äganderätten till häradsallmänningarna, (in) Svenska Skogsvårds­förenin­gens tidsskrift 1930; Hemmer, R., Studier rörande straffutmätingen i medeltida svensk rätt, 1928; Holmbäck, Å./Wessén, E., Svenska landskaps­lagar, Bd. 1ff. 1933ff.; Herlitz, N., Grundzüge der schwedischen Verfassungs­geschichte, 1933; Svenska Landskapslagar, tolkade och förlarade för nutidens Svenska v. Holmbäck, Å./Wessén, E., Bd. 1ff. 1933ff.; Schwedische Rechte, Älteres Westgötalag, Uplandslag, übers. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1935; Wennström, T., Tjuvnad ock fornæmi, 1936; Herlitz, N., Grundzüge der schwedischen Verfassungsgeschichte, 1939; Wennström, T., Brott och böter, 1940; Löning, G., Zur Zufallshaftung schwedischen Vertragsrecht, ZRG GA 62 (1942), 179; Olivecrona, K., Döma til konung, 1942; Almquist, J., Svensk juridisk litteraturhistoria, 1946; Löning, G., Die Haftung des Entleihers in der neueren schwedischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 65 (1947), 208; Gerhardt, M./Hubatsch, W., Deutschland und Skandinavien, 1950; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952, Wührer, K., Zum altschwedischen Eherecht, ZRG GA 74 (1957), 231; Carlsson, L., Das Beilager im altschwedischen Recht, ZRG GA 75 (1958), 349; Wührer, K., Die schwedischen Landschaftsrechte und Tacitus’ Germania, ZRG GA 76 (1959), 1; Hafström, G., Land och lag, 1959, 2. A. 1965 (Darstellung des schwedischen mittelalterlichen Rechtes); Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Äganderätt och handelsinteresse, 1960; Thomson, A., Barnkvävningen, 1960; Hemmer, R., Die Missetat im altschwedischen Recht, 1965; Rehfeldt, B., Rezeption in Schweden, ZRG GA (1965), 316, 85 (1968), 248; Carlsson, L., Jag giver dig min dotter, 1965; Anners, E., Humanitet och Rationalism, 1965; Schmidt, G., Die Richterregeln des Olavus Petri, 1966; Olivecrona, K., Rättsordningen, 1966; Thomson, A., Otidigt sängelag, 1966; Thomson, A., Hävdande under äktenskapslöfte, 1966 (SB Lund); Roberts, M., The early Vasas (1523-1619, 1968; Wessén, E., Svensk medeltid - 1 Landskapslagar, 2 Birgitta-Texter, 1968; Scovazzi, M., Der römische pontifex und die eriksgata der schwedischen Könige, ZRG GA 88 (1971), 198; Das Ostgötenrecht, hg. v. Strauch, D., 1971; Thomson, A., I stocken, 1972; Carlsson, L., Jag giver dig min dotter 2, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,995, 2,2,531,1027, 4,4,235; Modéer, K., Die Gerichtsbarkeit der schwedischen Krone im deutschen Reichsterritorium, ZRG GA 91 (1974), 190; Modéer, K., Gerichtsbarkeiten der schwe­dischen Krone im deutschen Reichsterri­torium, 1975; Barudio, G., Absolutismus – Zerstörung der libertären Verfassung, 1976; Inger, G., Das Geständnis in der schwedischen Prozessrechts­geschichte, Bd. 1 1976; Inger, G., Institutet „insättande på bekännelse“ i svensk process­rättshistoria, 1976; Sjöholm, E., Gesetze als Quellen mittelalterlicher Geschichte des Nordens, 1976; Hafström, G., Den svenska familjerättens historia, 1978; Buchholz, W., Staat und Stände­gesellschaft in Schweden zur Zeit des Überganges vom Absolutismus zum Ständeparlamen­tarismus 1718-1720, 1979; Nicht nur Strindberg, hg. v. Müssener, H., 1979; Ekbom, C., Attungstal och mantal, 1981; Patzelt, E./Patzelt, H., Schiffe machen Geschichte, 1981; Nygren, R., Subordination och enskild integritet, 1981; Den svenska historien, 1983f.; Seth, I., Överheten och svärdet, 1984; Ankarloo. B., Trolldomsprocesserna i Sverige, 1984; Winberg, C., Grenverket. Studier rörande jord, 1985; Das schwedische Reichsgesetzbuch (Sveriges Rikes Lag) von 1734, hg. v. Wagner, W., 1986; Björne, L., Nordische Rechtssysteme, 1987; Claëson, S., Härads­hövdingeämbetet i senmedeltidens och Gustav Vasas Sverige, 1987; Sundell, J., Tysk påverkan på svensk civilrättsdoktrin 1870-1914, 1987; Strauch, D., Zur Rechtsfortbildung im mittelalterlichen Schweden, (in) Wege europäischer Rechts­geschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 504; Sjöholm, E., Sveriges medeltidslagar, 1988; Austrup, G., Schweden, 1988; Sawyer, P., The Making of Sweden, 1989; Åqvist, G., Kungen och Rätten, 1989; Anners, E., Frålagtolkning till lagstiftning, 1989; Sandström, M., Die Herrschaft der Rechtswissenschaft, 1989; Anners, Erik, Från lagtolkning till lagstiftning. Högsta domstolen och godtrosförvärven, 1989; Sjöholm, E., Sweden’s Medieval Laws, Scandinavian Journal of History 15 (1990); Högsta Domstolen i Sverige under 200 ar, Bd. 1, 2 hg. v. Nygren, R. bzw. Modéer, K., 1990; Sundberg, J., Fr(an) Eddan t(ill) Ekelöf (Von der Edda zu Ekelöf), 1990; Sundin, J., För Gud, Staten och Folket, 1992; Frohnert, P., Kronans skatter och bondens bröd, 1993; Thunander, R., Hovrätt i funktion, 1993; Inger, G., Erkännandet i Svensk process­rättshistoria 2 (1614-1948), 1994; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Strauch, D., Schwedisches Landschafts­recht und frühes Recht der Rus’, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Sundell, J., Mittermaier, Maurer und Amira, ZRG GA 114 (1997), 415; Findeisen, J., Schweden, 1997; Alexius, K., Politisk yttrandefrihet, 1997; Kumlien, M., Uppfostran och straff, 1997; Sundell, J., Karl Schlyter (21. Dezember 1879-21. Dezember 1959), 1998; Nilsén, P., Att stoppa munnen till pa bespottare – den akademiska undervisningen i svensk statsrätt under frihetstiden, 2001; Rättslig integration och pluralism, red. v. Önnerfors, E. u. a., 2001; Rättshistoria i forändring, red. v. Modéer, K., 2002; Eliasson, P., Skog, makt och människor, 2002; Kohler, M., Die Entwicklung des schwe­dischen Zivil­prozessrechts, 2003; Dänemark, Norwegen und Schweden im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung, hg. v. Asche, M. u. a., 2003; Nesemann, U., Die schwedische Familiengesetzge­bung, 2003; Ullgren, P., Lantadel (!), 2004; Lyles, M., A Call for Scientific Purity – Axel Hägerström’s Critique of Legal Science, 2006; Lundmark, L., Samernas skatteland, 2006; Line, P., Kingship and State Formation in Sweden 1130-1230, 2007; Feider og fred i nordisk middelalder, hg. v. Opsahl, E., 2007; Lundberg, V., Folket, yxan och orättvisans rot, 2007; Giese, S., Studenten aus Mitternacht, 2008; Schierig, T., Herrschaft und Gerichtsverfassung im frühneuzeit­lichen Schweden, 2010; Bjarne Larsson, G., Laga fång för medeltidens kvinnor och män, 2010; Petersson Hjelm, S., Fängelset som Välfärdsbygge, 2011; Korpiola, M., Affection or Ancestry, ZRG GA 130 (2013), 145; Korpiola, M., The Svea Court of Appeal in the Early Modern Period, 2014; Wiktorsson, P., Skrivare i det medeltida Sverige, Bd. 1ff. 2015; Kappelmayer, A., Johann Casimir von Pfalz-Zweibrücke-Kleeburg (1589-1652), 2017; Die Schweden im deutschen Südwesten, hg. v. Rödel, V. u. a., 2020

Schweidnitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Niederschlesien in dem gegenwärtigen Polen mit rund 57000 Bewohnern

Lit.: Rechtsdenkmäler der Stadt Schweidnitz, hg. v. Goerlitz, T. u. a., 1939; Die Magdeburger Schöf­fensprüche und Rechtsmitteilungen für Schweidnitz, bearb. v. Goerlitz, T. u. a., 1940

Schweigaard, Anton Martin (Kargero 1808-Oslo 1870), früh verwaister Kaufmannssohn, wird nach Förderung in Westerholt/­Ostfriesland, Rechtsstudium in Oslo und Aufenthalten in Berlin und Paris 1835 Dozent und 1840 Professor in Oslo und Rechts­politiker. Er veröffentlicht einen Kommentar zu dem norwegischen Strafge­setz­buch von 1842 (1841ff.) und eine Darstellung des norwegischen Prozesses (1849ff.). Seine Vorlesung folgt Mackeldeys Lehrbuch der Institutionen, 1814 bzw. Lehrbuch des heutigen römischen Rechts, 1818. S. Google

Lit.: Sorensen, O., Anton Martin Schweigaards politiske tenkning, 1986

Schweinsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) 1322 Stadt

Lit.: Eckhardt, W., Kaiser Ludwig der Bayer und das Stadtrecht für Schweinsberg, (in) Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte und Landeskunde 112 (2007), 51

Schweinfurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt am Main in Bayern

Lit.: Fuchs, A., Schweinfurt 1972

Schweiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist der zwischen Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Italien und Frank­reich liegende, überwiegend deutsch­sprachige Staat. Die Schweiz nimmt ihren Ausgangspunkt davon, dass der deutsche König zu der Sicherung des Gotthardpasses 1231 den Leuten von →Uri in dem ehemaligen Herzogtum →Schwaben die ewige Reichs­unmittelbarkeit verspricht und vielleicht davon, dass sich wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg anfangs August 1291 die Leute von Uri mit den ähnlich berechtigten Leuten von →Schwyz und den Leuten von Unterwalden in einem ewigen Bündnis gegen die das Privileg missachtenden Grafen von →Habsburg verbinden, nach anderer Ansicht erst in dem 14. Jahrhundert (1351 Bündnisse Zürichs mit Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern, 1352 mit Glarus und Zug, festere Strukturen erst um 1450). An dem 15. 11. 1315 besiegen diese danach als →Eidgenossen auftretenden Verbündeten zu Fuß die (vielleicht auch zu Gunsten Einsiedelns zu Pferde angreifenden) habsburgischen Herzöge von Österreich bei Morgarten. Bald schließen sich weitere Gebiete an (Luzern 1332, Zürich 1351, Glarus und Zug 1352, Bern 1353, Appenzell 1411, 1513, Freiburg im Üchtland 1481/1502 und Solothurn 1481). Frühestens an dem Ende des 14. Jahrhunderts entstehen gesamteidgenössische Gespräche (1482 Tagsatzung). Die tatsächliche Lösung von dem Reich beginnt vielleicht 1499. Basel und Schaffhausen folgen zwangsweise 1501. Die Lösung von dem Reich verwirklicht sich wohl in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 1648 wird die rechtliche Trennung von dem Heiligen römischen Reich herbei­geführt. 1798 entsteht unter dem Einfluss der französischen Revolution bzw. Napoleons die (zentralistische) helvetische Republik mit 1803 föderalistisch abge­änderter Verfassung, mit Bundes­vertrag von dem 7. 8. 1815 wieder ein lockerer Staatenbund von 22 souveränen Kantonen mit dau­ernder Neutralität, aus dem die Verfassung von dem 12. 9. 1848 (1874 abgeändert) einen Bundesstaat mit ziem­licher Selbständigkeit der Gliedstaaten macht (Bun­desgericht, nichtständig, 22 nicht not­wendig juristisch gebildete Mitglieder der 22 Kantone, beschränkte Zuständigkeit, rund 1100 Entscheidungen bis 1874). Ihm gehören in der Gegenwart 26 Kantone bzw. Halbkantone (6) in 23 Ständen an. Das sehr zersplitterte, für die ältere Zeit durch die großangelegte, noch nicht abgeschlossene Sammlung Schwei­zerischer Rechtsquellen erschlossene, in dem 19. Jahrhundert zunächst partikular modernisierte Recht, zu dem zwischen 1791 und 1865 etwa 470 nationale und kantonale Verfassungen und Verfassungsentwürfe zu zählen sind, ist nach einem Personenstandsgesetz und Ehegesetz von 1874 in dem Obligationenrecht (1881, 1911 fünftes Buch des Zivil­gesetzbuchs) und in dem von Eugen Huber maßgeblich beeinflussten Zivilgesetzbuch (1907/­­1912 mit Ausstrah­lungen auf Liech­tenstein, die Türkei, Italien, Griechen­land, Peru, China, die Tschecho­slowakei und die Sowjetunion) für das Privat­recht vereinheit­licht. 1937 bzw. 1942 wird ein Straf­gesetzbuch geschaf­fen. 1960 wird die Schweiz Gründungsmitglied der ziemlich erfolglosen Europäischen Freihan­delszone (EFTA). 1971 erhalten die Frauen das Wahlrecht. Ein Beitritt zu den europäischen Gemeinschaften wird von dem Volk abgelehnt, Zu dem 1. 1. 2000 wird die Verfassung überarbeitet (beispielsweise Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes). 2002 tritt die Schweiz den Vereinten Nationen bei. Zu dem 1. 1. 2007 treten das Bundes­gerichtsgesetz und das Verwaltungs­gerichtsgesetz in Kraft. Das Recht der Gesellschaft mit beschränkter Haftung wird überarbeitet. An dem 5. 10. 2007 wird eine schwei­zerische Strafprozessordnung verab­schiedet. Durch ver­schie­dene Abkom­men nähert sich die Schweiz der Europäischen Union an, sieht aber in der grundsätzlichen Unabhängigkeit noch überwiegende wirt­schaftliche Vorteile. Zu dem 1. 1. 2011 ersetzt eine einheitliche schwei­zerische Zi­vil­pro­zess­ordnung die bis­he­rigen 26 kantonalen Zivilprozess­ord­nungen. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 94, 95, 130, 132, 138, 157, 170, 181, 183, 201, 202, 216, 229, 242, 244, 255, 258, 261, 274; Schweizerisches Idiotikon, hg. v. Staub, F. u. a., Bd. 1ff. 1881ff.; Huber, E., System und Geschichte des schweizerischen Privatrechts, Bd. 1ff. 1886ff., 2. A. 1932ff.; Sammlung schwei­zerischer Rechtsquellen, Bd. 1ff. 1894ff.; Sulger Büel, E., Verfassungsgeschichte der Stadt Stein am Rhein, 1908; Tscharner, L., Rechtsgeschichte des Obersimmentales, 1908; Martin, P., Études critiques sur la Suisse à l’époque Mérovingienne, 1910; Burckhardt-Biedermann, T., Die Kolonie Augusta Raurica, 1910; Meyer, K., Blenio und Leventina, 1911; Tscharner, L. v., Das Statutarrecht des Simmentales, 1912ff.; Merz, W./Meyer-Zschokke, J., Die Anfänge Zofingens, 1913; Schweizer Kriegsgeschichte, bearb. v. Feldmann, M./Wirz, H., Heft 1ff. 1915ff.; Nabholz, H., Föderalismus und Zentralismus in der eidgenössischen Verfassung vor 1798, Politisches Jahrbuch der schweizerischen Eidgenossenschaft 30 (1917); Benz, A., Der Landammann, 1918; Simon, R., Rechtsgeschichte der Benediktinerabtei Pfäfers, 1918; Beusch, H., Rechtsgeschichte der Grafschaft Werdenberg, 1918; Beurle, E., Der politische Kampf um die religiöse Einheit der Eidgenossenschaft 1520-27, 1920; His, E., Geschichte des neueren schweizerischen Staatsrechts, Bd. 1ff. 1920ff.; Heusler, A., Schweizerische Verfassungsgeschichte, 1920, Neudruck 1968; Stutz, U., Die Schweiz in der deutschen Rechtsgeschichte, 1920; Gagliardi, E., Geschichte der Schweiz, Bd. 1f. 1921; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, hg. v. Turler, H. u. a., Bd. 1ff. 1921ff.; Heusler, A., Der Zivilprozess der Schweiz, 1923; Winkler, J., Beiträge zur Geschichte von Seebach, 1925; Muralt, L. v., Die Badener Disputation 1526, 1926; Feldmann, M., Die Herrschaft der Grafen von Kyburg im Aaregebiet, 1926; Meyer, K., Zur Interpretation des Urschweizer Bundesbriefs von 1291, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 10 (1930), 413; Gasser, A., Entstehung und Ausbildung der Landeshoheit im Gebiete der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1930; Heiz, K., Das „eidgenössische recht“ 1798-1848, 1930; Staehelin, H., Die Zivilgesetzgebung der Helvetik, 1931; Schaefer, P., Das Sottocenere im Mittelalter, 1932; Nabholz, H. u. a., Geschichte der Schweiz, Bd. 1 1932; Gasser, A., Die territoriale Entwicklung der schweizerischen Eidgenossenschaft 1271-1797, 1932; Gallati, F., Die Eidgenossenschaft und der Kaiserhof zur Zeit Ferdinands II. und Ferdinands III. 1619-1657, 1932; Gisi, M., Die staatsrechtliche Stellung der christkatholischen Kirche in der Schweiz, 1932; Quellenwerk zur Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. bearb. v. Schieß, T. u. a., 1933ff.; Ermatinger, G., Jakob Dubs als schweizerischer Bundesrat von 1861-1871, 1933; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation des Reiches und des Hauses Habsburg-Österreich im Gebiete der Ostschweiz 1264-1460, 1933; Cattani, H., Entwicklung des Talgerichts von Engelberg, 1935; Legras, H., Grundriss der schweizerischen Rechtsgeschichte, 1935; Bruckner, A., Scriptoria medii aevi Helvetica, Bd. 1ff. 1935ff.; Liver, P., Rechtsgeschichte der Landschaft Rheinwald, 1937; Gasser, A., Landständische Verfassungen in der Schweiz, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 17 (1937), 96; Castelmur, A. v., Der alte Schweizerbund, 1937; Fehr, H., Sozial- und Privatrechtliches aus den Höngger Meiergerichtsurteilen, ZRG GA 58 (1938), 506; Henggeler, R., Das (!) Schlach­tenjahrzeit der Eidgenossen, 1940; Quellenbuch zur Verfassungs­geschichte der schweizerischen Eid­genossenschaft, bearb. v. Nabholz, H./Kläui, P., 1940; Elsener, F., Die Verfassung der alten Stadt Rapperswil bis 1978, 1941; Das Schweizer Dorf, hg. v. Winkler, E., 1941; Repertorium über die Verhandlungen der Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenos­senschaft, Bd. 1 1848-1874, bearb. v. Kern, L., 1942; Stockmann, H., Über die Gassengerichte von Uri, Schwyz, Nidwalden und Appenzell, 1942; Staub, E., Die Herren von Hünenberg, 1943; Schultheß, H., Schweizer Juristen der letzten hundert Jahre, 1945; Fehr, H., Der Absolutismus in der Schweiz, ZRG GA 69 (1952), 182; Westschweizer Schiedsurkunden, bearb. v. Usteri, E., 1955; Kopp, M., Die Geltung des Mehrheitsprinzips in eidgenössischen Angelegenhei­ten, 1959; Büttner, H., Staufer und Zähringer im politischen Kräftespiel, 1961; Fritzsche, H., Der schweizerische Juristenverein 1861-1960, 1961; Hauser, A., Schweizerische Wirt­schafts- und Sozial­geschichte, 1961; Sonderegger, S., Die schweizer­deutsche Mundartforschung 1800 bis 1959, 1962; Lei, H., Der thurgauische Gerichtsherrenstand im 18. Jahrhundert, 1962; Brand, E., Eidgenössische Gerichtsbarkeit – Von der Gründung des Bundesstaats bis zur Gegenwart, 1962; Schmid, B., Die Gerichtsherrschaft Maur, 1963; Caroni, P., Le origini del dualismo comunale svizzero, 1964; Stettler, B., Studien zur Geschichte des oberen Aareraumes im Früh- und Hochmittelalter, 1964; Gmür, R., Das schweizerische Zivilgesetzbuch verglichen mit dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch, 1965; Peter, H., Vom Einfluss der deutschen Zivilrechts­wissenschaft, (in) FS K. Bader 1965, 321; Guldener, M., Über die Herkunft des schweizerischen Zivilprozessrechts, 1966; Weymuth, H., Erscheinungsformen und Bedeutung der extra­muralen Rechtsbereiche nord­schwei­zerischer Städte, 1967; Tschudi, A., Chronicon Helveticum 1ff., bearb. v. Stadler, P. u. a., 1968ff.; Carlen, L., Rechtsgeschichte der Schweiz, 1968, 2. A. 1978, 3. A. 1988; Wernli, F., Die Talge­nossen­schaften der Inner­schweiz, 1968; Renner, F., Der Verfassungsbegriff im staatsrechtlichen Denken der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert, 1968; Schweizerisches Privatrecht, Bd. 1 hg. v. Gutzwiller, M., 1969 (Elsener, F., Geschichtliche Grundlegung, 1-237 S.); Liver, P., Abhandlungen zur schweizerischen und bündneri­schen Rechtsgeschichte, 1970; Meyer, B., Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Fulda, J., Zur Entstehung der Stadtverfassung von Maienfeld, 1972; Handbuch der Schweizer Geschichte, Bd. 1f. 1972ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,61,523,972, 2,2,440, 3,2,1833,2755, 3,3,3084­3618,3677,3777,3875,4046­4189; Im Hof, U., Ge­schichte der Schweiz, 1974, 2. A. 1976, 3. A. 1980, 4. A. 1987, 5. A. 1991, 6. A. 1997, 7. A. 2001, 8. A. 2007, 9. A. 2015?, Neudruck 2022; Elsener, F., Die Schweizer Rechtsschulen, 1975; Dubler, A. u. a., Wohlen, 1975; Die Murtenschlacht, 1976; Carlen, L., Österreichische Einflüsse auf das Recht in der Schweiz, 1977; Bickel, A., Die Herren von Hallwil, 1978; Peyer, H., Verfassungsgeschichte der alten Schweiz, 1978, Neudruck 1980; Ein Jahrhundert Sozialversicherung, hg. v. Kohler, P. u. a., 1981; Hundert Jahre schweizerisches Obligationen­recht, hg. v. Peter, H. u. a., 1982; Schultz, H., Vierzig Jahre schweizerisches Strafgesetzbuch, (in) Schweiz. Z. f. Strafrecht 99 (1982); Schnyder, B., Siebzig Jahre schweizerisches Zivilgesetzbuch, 1983; Das Obligationenrecht 1883-1983, hg. v. Caroni, P., 1984; Caroni, P., Rechtseinheit, 1986; Tschudi, H., Geschichte des schweizerischen Arbeitsrechts, 1987; Drack, W. u. a., Die Römer in der Schweiz, 1988; Schwander, M., Schweiz, 1991; Furrer, N., Glossarium Helvetiae Historicum, Ortsnamen, 1991; Dubler, A., Das Recht der Landschaft Emmental, 1991; Kraus, D./Pahud de Mortanges, R., Bibliographie des schweizerischen Staatskirchenrechts, 1991; Steppacher, R., Die Berücksichtigung der bäuerlichen Postulate bei der Entstehung des ZGB, 1992; Dubler, A./Häusler, F., Aus der Geschichte des Grenzraums Emmental-Entlebuch, 1992, Kölz, A., Neuere schweizerische Verfassungsgeschichte, Bd. 1 1992, Bd. 2 2004; Quellenbuch zur neueren schweizerischen Ver­fassungsgeschichte, hg. v. Kölz, A., 1992; Baum, W., Reichs- und Territorialgewalt (1273-1437), 1994; Delfosse, M., Emilie Kempin-Spyri (1853-1901), 1994; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Bergier, J., Die Schweiz in Europa, 1998; Blickle, P., Ordnung schaffen, (in) HZ 268 (1998), 121; Werkstatt Bundes­verfassung, zusammengestellt v. Arlettaz, S., 1998; Bradke, S., 75 Jahre Zollvertrag Schweiz-Liechtenstein, 1998; Hettling, M. u. a., Eine kleine Geschichte der Schweiz, 1998; Rossi, P., Cours d’histoire suisse (1831-1832), 2000; Handels- und obligationenrechtliche Materialien, hg. v. Fasel, U., 2000; Die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. unabhängiger Experten­kommission, 2001; Hofer, W./Reginbogin, R., Hitler, der Westen und die Schweiz, 2001; Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff. (Band 13 Vio – Zyr, insgesamt 36000 Lemmata); Bonaparte et la Suisse, hg. v. Monnier, V., 2002; Fasel, U., Handels- und obligationenrechtliche Materialien, 2002; Schmitz, M., Westdeutschland und die Schweiz nach dem Krieg, 2003; Fasel, U., Bahnbrecher Munzinger, 2003; Die Rechtsquellen der Stadt Biel, bearb. v. Bloesch, P., 2003; Die Erfindung der Demokratie in der Schweiz, hg. v. schweizerischen Bundesarchiv, 2004; La Suisse occidentale et l’empire, hg. v. Morerod, J. u. a., 2004; Das Recht der Stadt Thun, bearb. v. Dubler, A., 2004; La Suisse occidentale et l’Empire, hg. v. Moererod, J. u. a., 2004; Jucker, M., Gesandte, Schreiber, Akten, 2004; Maissen, T., Verweigerte Erinnerung, 2005; Gees, T., Die Schweiz im Europäisierungsprozess, 2006; Ein Bruderkrieg macht Geschichte, hg. v. Niederhäuser, P. u. a., 2006; Piller, O., Die soziale Schweiz, 2006; Zbinden, M., Der Assoziationsversuch der Schweiz mit der EWG 1961-1963, 2006; Geschichte der Sozialversicherungen. L’histoire des assurances sociales, hg. v. Schweizerisches Bundesarchiv, 2007; Maissen, T., Die Geburt der Republic, 2007; Mesmer, B., Staatsbürgerinnen ohne Stimmrecht, 2007; Reich, D., Direkte Demokratie in der Krise, 2007; Saleski, K., Theorie und Praxis des Rechts, 2007; Gschwend, L., Die Sammlung schweizerischer Rechtsquellen, (in) Zs. f. schweizerisches Recht 2007, 435ff.; Marchal, G., Schweizer Gebrauchsgeschichte, 2. A. 2007; Head, R., Jentasch’s Axe, 2008; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige Römische Reich (1350-1798), 2008; Demokratisierungsprozesse in der Schweiz, hg. v. Graber, R., 2008; Pichonnaz, P., Les fondements romains du droit privé, 2008; Sablonier, R., Gründungszeit ohne Eidgenossen, 2008, 3. A. 2008; Carlen, L., Goms und Gommer, 2009; Kriegsver­bre­cherprozesse in der Schweiz, hg. v. Ziegler, A. u. a., 2009; Duss, V., Gericht, Gesetz und Grundsatz, 2009; Schürer, S., Die Verfassung im Zeichen historischer Gerechtigkeit, 2009; Seferovic, G., Das schweizerische Bundesgericht 1848-1874, 2010 Bühler, T., Schweizerische Rechts­quel­len und schweizerische Verfassungsge­schichte nach einer Vorlesung von Ulrich Stutz (1868-1932) (!), 2010; Kley, A., Geschichte des öffentlichen Rechts der Schweiz, 2011; Kradolfer, M., Justitias „Emancipation“, 2011 (mit einer Tabelle der kantonalen Gerichte 1840); Engi, L., Staatsdenker. 15 bedeutende Schweizer Juristen und Politiker im Porträt, 2011; Zangger, A., Koloniale Schweiz, 2011; Rohner, G., Die Wirksamkeit von Volksinitiativen im Bund 1848-2010, 2012; Die Geschichte der Schweiz, hg. v. Kreis, G., 2013; Weber, K., Umstrittene Repräsentation der Schweiz, 2014; Küffer, R., Eine liberale Kritik am Notrecht, 2014; Kley, A., Von Stampa nach Zürich, 2014; Kellenberger, C., Wo liegt die Schweiz?, 2014; Aerschmann, S., Der ideale Richter – Schweizer Bundesrichter in der medialen Öffentlichkeit, 2014; Fasel, U., Schweizerische Rechtsgeschichte aus Eugen Hubers Feder, 2015; Schwizer, L., Ernst Brenners Einfluss auf die Rechtseinheit, 2015; Caroni, P., Privatrecht in dem 19. Jahrhundert – eine Spurensuche, 2015; Holenstein, A. u. a., Schweizer Migrationsgeschichte, 2018 (bis etwa 1880 überwog Auswanderung); Steiner, S., Unter Kriegsrecht – Die schweizerische Militärjustiz 1914-1920, 2018; Wyss, D., Wie viel Bluntschli steckt in Huber? Ein Vergleich der allgemeinen Grundsätze des Erbrechts, 2018; Schneider, O., Die Schweiz im Ausnahmezustand, 2019; Jagmetti, M., Als die moderne Schweiz entstand, 2019

Schwerin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Mecklenburg

Lit.: Grohmann, W., Das Kanzleiwesen der Grafen von Schwerin. Diss. phil. Rostock 1928; Das Schweriner Stadtbuch, hg. v. Poeck, D., 2004

Schwerin, Claudius Freiherr von (Passau 2. 9. 1880-München 13. 6. 1944 bei Luftangriff), Sohn eines Senatspräsidenten, 1898 Abitur als Externer an dem Gymnasium Fridericianum in Erlangen, Studium Musikwissenschaft, dann Rechtswissenschaft Univ. München, Mitglied AGV München in dem Sondershäuser Verband, erste jur. Staatsprüfung, 1904 Promotion über Beiträge zur Erläuterung des Begriffs der Rechtsnachfolge im geltenden Zivilrecht, 1905 zweite jur. Staatsprüfung, 1907 Habilitation (Die altgermanische Hundertschaft, Karl von Amira), Privatdozent, Deutsche Rechtsgeschichte, 1912, 1914 ao. Prof. Univ. Berlin, 1917 o. Prof. Univ. Straßburg, 1919 Freiburg im Breisgau, Grundzüge des deutschen Privatrechts, 1919, 2. A. 1928, ´besondere Betonung des Germanischen, 1935 München (Nachfolge Heinrich Mitteis), Germanische Rechtsgeschichte, 1936, 1937 NSDAP, Einführung in die Rechtsarchäologie, 1943, s. Google

Lit.: Fehr, H., Claudius von Schwerin und die deutsche Rechtsgeschichte, (in) Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 25 (1945), 100-103; Simon, W., Claudius Freiherr von Schwerin, 1991, NDB 24 (1910), 77

Schwert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jh. [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab dem 12. Jahrhundert [Schwäb. Trauformel/MSD. 320] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem Altertum eine (in der Osttürkei erstmals an dem Ende des 4. vorchristlichen Jahrtausends nachgewiesene) Stichwaffe und Hiebwaffe aus Metall, die auch in dem Recht tatsächlich (Richtschwert) und sym­bo­lisch (beispielsweise bei →Investitur, →Zwei­schwerterlehre, →Schwert­mage) ver­wen­det wird, wobei die Verbindung von (lat. [F.]) iustitia (Gerechtigkeit) und Schwert in (bildlichen) Darstellungen erst seit dem 13. Jahrhundert belegt ist. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Faszination Schwert – Große Sonderausstellung im Landesmuseum Württemberg 13. Oktober 2018 – 28. April 2019 Altes Schloss Stuttgart, 2018

Schwertbruder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv nach 1290 [LivlRChr. V.721] 8 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mitglied des Schwertbrüderordens

Schwertbrüderorden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ausgenommen DRW-Archiv [Faber, NStaatskanzlei V 221] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in Livland 1202 Livland gestiftete kleine Ritterorden, der 1237 mit dem →Deutschen Orden verschmolzen wird. S. Google

Lit.: Bunge, G. v., Der Orden der Schwertbrüder, 1875; Benninghoven, F., Der Orden der Schwertbrüder, 1965; Benninghoven, F., Zur Rolle des Schwertbrüderordens, (in) ZOF 41 (1992)

Schwertleite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Ende 12. Jahrhundert [Erg. V 520] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der ältere ritterliche Mannbar­keitsritus, der später durch den Ritterschlag ersetzt wird. S. Google

Lit.: Erben, W., Schwertleite und Ritterschlag, (in) Zeitschrift für historische Waffenkunde 8 (1919)

Schwertmage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 22 Stellen bis 1803 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der durch das →Schwert versinnbildlichte männliche Verwandte (Mage) vor allem in dem deutschen Mittelalter.

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 88; Kroeschell, K., Die Sippe im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 1

Schwester (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das weibliche Geschwister eines Menschen

Schwieger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1349 [ SPöltenUB. I 419 in 16 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen in den Zusammensetzungen Schwiegereltern, Schwiegermama, Schwiegermutter, Schwiegerpapa, Schwiegersohn, Schwiegertochter, Schwiegervater nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schwiegermutter, Mutter der Ehefrau

schwören (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 741/748 [LBai v. Schwind 440] und nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mittels Eid bekräftigen

Schwur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Tomaschek, Trient 126] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Handlung und das Ergebnis der Leistung eines Eides.

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Schwurfingerdeutung und Schwurgebärde, (in) Zeitschrift für schweizerisches Recht 39 (1920); Fritze, W., Die fränkische Schwurfreundschaft der Merowingerzeit, ZRG GA 71 (1954), 74

Schwurgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [ProtBundesversamml. VI 310] 9 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die mit drei Richtern einschließlich des Vorsitzenden und zwei Schöffen (bis 30. 9. 1972 Geschworenen) besetzte Strafkammer bei bestimmten Straf­sachen (beispielsweise Mord), in dem älteren und ausländischen Recht das mit (1 bzw.) 3 Richter(n) und 12 Geschworenen besetzte Gericht, bei dem die Geschworenen über die Frage der Schuld und der oder die Richter über die Frage der Strafe entscheiden. Das Schwurgericht wird in dem linksrheinischen Deutschland 1798 unter dem Einfluss Frankreichs, in den übrigen deutschen Staaten bzw. Staaten des Deutschen Bundes meist nach 1848 (Westphalen 1809, Kurhessen 1848) eingeführt. 1877/1879 wird dies reichseinheitlich geregelt (1893 in dem Deutschen Reich 140 Schwur­gerichte). An dem 4. 1. 1924 wird das ältere Schwurgericht aus fi­nanziellen Gründen durch das jüngere, mit Schöffen besetzte Schwurgericht ersetzt (Emmingersche Justizreform, lex Emminger, in Bayern durch Verordnung von dem 14. 7. 1948 bis 1. 10. 1950 nochmals kurzfristig wiederbelebt). Eine un­mittelbare Kontinuität des deutschen Schwurgerichts zu dem in karolingischer Zeit entstandenen Schöffengericht besteht nicht. Heinrich Brunner leitet das Schwurgericht von den Zeugen der fränkischen Zeit her, die der Richter zu der Rüge bewegen kann. Vermutlich ist das spätantiken Vorläufern folgende fränkische Unter­su­chungsverfahren über Grundstücksverhältnis­se über die Norman­die nach England gelangt, wo es König Heinrich II. (1154-1189) für Gü­ter­­streitigkeiten allgemein eröffnet. Danach soll der Sheriff jeweils 12 Nachbarn aus­wählen, vereidigen und befragen. 1166 wird dies auf Verfahren wegen Unrechts­taten übertragen. S. Google

Lit.: Söllner §§ 10, 17; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 171, 202, 203, 234; Brunner, H., Die Entstehung der Schwurgerichte, 1872, Neudruck 1967; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Schwinge, E., Der Kampf um die Schwurgerichte, 1926, Neudruck, 1970; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1959, 114; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit im Großherzogtum Baden, 1974; Böttges, W., Die Laienbeteiligung in der Straf­rechtspflege, Diss. jur. Bonn 1979; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung, 1981, 205; Reimann, M., Der Hochverratsprozess gegen Gustav Struve und Karl Blind. Der erste Schwurgerichtsfall in Baden, 1985; Landau, P., Schwurgerichte und Schöffengerichte, (in) The Trial Jury, hg. v. Schioppa, A., 1987, 241; Caenegem, R. van, The Birth of the English Common Law, 1973, 2. A. 1988; Reuber, I., Der Kölner Mordfall Fonk von 1816, 2002; Koch, A., Die Rückkehr der „Volksgerichte“, ZRG GA 122 (2005), 242; Pense, T., Das spanische Schwurgericht, 2006; Braun, M., Die Entwicklung der Schwurgerichtsfrage in Kurhessen bis zum Jahre 1851, 2011

Schwyz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über Wurzeln wie idg. *su̯eid- (1), idg., V.: nhd. glänzen, schimmern, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), um 730 Ort einer Kirche, ist der für die →Schweiz namengebende Urkan­ton. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Reichlin, M., Die schwyzerische Oberallmende, 1908; Steiner, H., Das eheliche Güterrecht des Kantons Schwyz, 1910; Styger, D., Die Beisassen des Landes Schwyz, 1914; Sidler, R., Die schwyzerische Unterall­meind­korporation, Diss. jur. Zürich 1956; Riggenbach, A., Der Marchenstreit zwischen Schwyz und Einsiedeln und die Entstehung der Eidgenossenschaft, Diss. phil. Zürich 1965; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Carlen, L., Rechtsgeschichte der Schweiz, 1968, 2. A. 1978, 3. A. 1988; Wiget, J., Wasser und Wacht, 1988; Schwyz, 1991; Fassbind, J., Schwyer Geschichte, hg. v. Detting, A., 2004; Adler, B., Die Entstehung der direkten Demokratie, 2006; Ausflug in die Vergangenheit – Archäologische Streifzüge durch die Urschweiz, 2015

Scire leges non est verba eorum tenere sed vim ac potestatem (Worfolget in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Die Gesetze zu kennen, heißt nicht, ihre Worte behalten, sondern ihre Macht und ihr Vermögen.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Celsus, um 70-um 140, Digesten 1, 3, 17)

scribere, scrībere,  lat., V., schreiben, einritzen mit einem Griffel, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *skerībʰ, *kerībʰ, V., schneiden, ritzen, schreiben, s. idg. *sker- (4), *ker- (11), *skerə-, *kerə-, *skrē-, *krē-, V., schneiden

scrinium, scrīnium,  lat., N., Kapsel, Schrein, Catull. (81/79-52/50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *skrei-, *krei-, V., drehen, biegen, vgl. idg. *sker- (3), *ker- (10), V., drehen, biegen

scultetus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) lat.-afrk. [M.]) →Schultheiß

Seabra, António Luís Visconde de (1798-1895), Richterssohn, wird nach dem Rechts­studium in Coimbra Richter, Rechts­lehrer und liberaler Rechtspolitiker. Er entwirft den 1867 in Kraft gesetzten Código civil portugues. S. Google

Lit.: Dias Ferreira, J., Elogio histórico do Visconde de Seabra, 1895; Handbuch der Quellen und Lite­ratur der neueren europäischen Privatrechts­ge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973

Seckel, Emil (Neuenheim bei Heidelberg 10. 1. 1864-Todtmoos 26. 4. 1924), Schwieger­sohn Hinschius’, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Tübingen und der Habilitation (1895) 1898 Professor in Berlin und bearbeitet ab 1907 Heumann H./Thon A. Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechts. S. Google

Lit.: Seckel, E., Paläographie der juristischen Handschriften des 12. bis 15. Jahrhunderts, ZRG RA 45 (1925), 1; Genzmer, E., Emil Seckel, ZRG RA 46 (1926), 216

Seckendorff, Veit Ludwig von (Herzogenaurach 20. 12. 1626-Halle/Saale 18. 12. 1692), aus fränkischem Adel, wird nach dem Studium von Philosophie, Geschichte und Recht in Straßburg Rat und Kanzler in Sachsen-Gotha und 1665 in Sachsen-Naumburg-Zeitz. Sein Hauptwerk ist der christlich idealisierende Teutsche Fürstenstaat (1656), der sich teilweise an den Fürsten, teilweise an dessen Amtsträger wendet. S. Google

Lit.: Seckendorff, V., Teutscher Fürstenstaat, 1656, Neudruck 1972, 1976; Schmelzeisen, G., Der verfassungsrechtliche Grundriss in Veit Ludwig von Seckendorffs „Teutschem Fürstenstaat“, ZRG GA 87 (1970), 190; Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995

securitas, sēcūritās,  lat., F., Sorglosigkeit, Furchtlosigkeit, Ruhe, Sicherheit, Garantie, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sēcūrus

Securitas (lat. [F.], Sicherheit) ist in dem spät­antiken römischen Recht die Quittung.

Lit.: Kaser § 53 I 1; Köbler, DRG 62

securus, sēcūrus,  lat., Adj., sorglos, sicher, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cūra

SED (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 21. 4. 1946 aus zwangsweiser Vereinigung von Sozialde­mokratischer Partei Deutschlands und Kom­munistischer Partei Deutschlands zwecks Ausschaltung der Sozialdemokratie hervorgehende Sozialisti­sche Einheitspar­tei Deutschlands in der sowjetischen besetzten Zone des Deutschen Reiches, die in der Deutschen Demo­kratischen Re­publik die Politik entscheidend be­stimmt und sich nach deren Scheitern an dem En­de der Deut­schen Demokratischen Republik (1989) in Partei des demokratischen Sozia­lismus (PDS) umbenennt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 245; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Doku­mente zur Geschichte der SED, hg. v. Müller, E. u. a., Bd. 1ff. 2. A. 1981ff.; Das Ende der SED, hg. v. Hertle, H. u. a., 1997; Die SED, hg. v. Herbst, A. u. a., 1997; Schröder, K., Der SED-Staat, 1998; Anatomie der Parteizentrale, hg. v. Wilke, M., 1998; Die totalitäre Herrschaft der SED, hg. v. Friedrich, W., 1998; Schroeder, K., Der SED-Staat, 1998; Malycha, A., Die SED, 1999; Hört die Signale, hg. v. Hübsch, R., 2002; Großbölting, T., SED-Diktatur und Gesellschaft, 2002; Giese, D., Die SED und ihre Armee, 2002; Amos, H., Politik und Organisation der SED-Zentrale 1949-1963, 2003; Baron, U., Kalter Krieg und heißer Frieden, 2003; Die ersten und zweiten Sekretäre der SED, hg. v. Best, H./Mestrup, H., 2003; Niemann, M., Die Sekretäre der SED-Bezirksleitungen 1952-1989, 2007; Malycha, A. u. a., Die SED, 2009; Amos, H., Die Vertriebenenpolitik der SED 1949-1990, 2009; SED-Kader, hg. v. Niemann, M. u. a., 2010; Pohlmann, T., Die Ersten in dem Kreis, 2017

Sedan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist von 1601 bis 1681 Sitz einer Universität. S. Google

See (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1227 [BrschwStR. § 56] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M./F.) großes stehendes Gewässer aus Salzwasser oder aus Süßwasser

Seedarlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →fenus (N.) nauticum (lat.)

Lit.: Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005

Seelbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [DOrdHessenUB. III 39] in 9 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Totenbuch, Nekrolog, Memorienbuch

Lit.: Ziller, H., Private Bücher des Spätmittelalters, 1971

Seele (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, F.) Gefühlswelt des Menschen, Gesamtheit des Fühlens und Empfindesns sowie Denkens des Menschern, Geist

Seelgerät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1201 [Beyer, UB. II 232) in 37 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem mittelalterlichen Recht die zu dem Seelenheil (lat. salus [N.] animae) ge­stiftete Sache. Die Schaffung geschieht anfangs durch Gabe, seit dem Hochmittel­alter auch durch →Testament. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 89; Mayer, E., Seelgerät und Besthaupt, ZRG GA 38 (1917), 301; Bruck, E., Totenteil und Seelgerät im griechischen Recht, 1926; Seelenheil und irdischer Besitz, hg. v. Herzog, M. u. a., 2007

Seelteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Zeitangabe [ZRG2 Germ. 29 1908 225f.] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M./N.) →Freiteil

Lit.: Schultze, A., Augustin und der Seelteil des germanischen Erbrechts, 1928; Schultze, A., Nachträge zu „Augustin und der Seelteil“ S. 185ff., ZRG GA 50 (1930), 377

Seerecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1514 [HanseRez.3 VI 801 in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die See betreffende Recht. Es ist ein Teil des Völkerrechts, soweit die See nicht zu dem Hoheitsgebiet eines einzelnen Staates zählt. Bedeutsam ist insbesondere das Seehandelsrecht als Sonderprivatrecht der Seeschifffahrt. Dieses erscheint sachlich bereits in dem (lat.) →Codex (M.) Hammurapi (1728-1686 v. Chr.). Weit verbreitet ist in dem Altertum das nach der Insel Rhodos benannte griechische Seehandelsrecht (lat. lex [F.] Rhodia [de iactu], rhodisches Gesetz über den Wurf [von Gütern bei Gefahr in die See]), das die Römer übernehmen, so dass es in dem Osten bis in das 15. Jahrhundert fortwirkt. In dem Westen nimmt das Seerecht des Mittelmeers seinen Ausgang von Amalfi (lat. Tabula [F.] de Amalfa, 12. Jahrhundert), Pisa (lat. Constitutum [N.] usus, 12. Jahrhundert), Venedig (1229ff.) und Genua (Ende 13. Jahrhundert). Eine private Rechtssammlung in Barcelona um 1350 (1348) ist das →Consolat del Mar, das bis in das 19. Jahrhundert den Mittelmeerraum beherrscht. Für das nordwesteuropäische Gebiet sind die →Rôles d’ →Oléron (Mitte 13. Jahrhunderts) besonders wichtig, deren flämische Übersetzung →Vonnisse van Damme genannt wird. Diese bildet zusammen mit der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Staveren oder Amsterdam entstandenen →Ordinancie die Grundlage für die in dem 15. Jahrhundert verfasste Sammlung Waterrecht. Von den deutschen Seehan­dels­städten wirken vor allem Hamburg und Lübeck und ihre Tätigkeit in der Hanse prägend. In dem 16. und 17. Jahrhundert werden in den Niederlanden (1551ff., um 1700 etwa 50000 Seefahrer), in Dänemark (1561), Hamburg (1603), der Hanse (1614) und Schweden (1667) bedeutsame Regelungen erlassen, an die sich allmählich eine beachtliche wissenschaftliche Literatur anschließt (→Stracca, →Grotius, →Vinnius). →Preußen schafft 1727 ein 10 Kapitel mit 361 Artikeln umfassendes Seegesetz, dessen Inhalt in das →Allgemeine Landrecht (1794) Eingang findet. Frankreichs →Ordonnance de la marine (1681) erhält der →Code de commerce (1807) aufrecht, der sich auf Griechenland (1835), Rumänien (1863), die Türkei (1864), Spanien (1829), Portugal (1833), die Niederlande (1838), Belgien (1879) und Italien vollständig oder teilweise auswirkt. Die deutschen Staaten vereinheit­lichen ihr Seerecht in dem →Allgemeinen Deutschen Handels­gesetzbuch (1861) bzw. in dem Handels­gesetzbuch (1897/1900). S. Google

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957, 335; Lewis, W., Das deutsche Seerecht, 2. A. 1883, Neudruck 2013; Lewis, W./Boyens, E., Das deutsche Seerecht 1897, Neudruck 2013; Rolin, H., L’abordage, 1899; Die altniederländischen Seerechte, hg. v. Telting, A., 1907; Sammlung älterer Seerechtsquellen, hg. v. Zeller, H., Heft 1ff. 1907ff.; Seerechtliche Forschungen, hg. v. Zeller, H., Heft 1 1915; Perels, L. El libro del consulado de mar, (in) Revista juridica de Cataluña 23 (1917); Perels, L., Orden judicial del consulado de mar de Barcelona, (in) Revista juridica de Cataluña 25 (1919); Pappenheim, M., Zur Geschichte des Seefrachtvertrags, ZRG GA 51 (1931), 175; Zeno, R., Documenti per la storia del diritto marittimo (!), 1936; Wüstendörfer, H., Neuzeitliches Seehandelsrecht, 1947; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,848, 2,2,675; Lau, G., Das hamburgische Seehandelsrecht im 18. Jahrhundert, Diss. jur. Hamburg 1975; Landwehr, G., Die hanseatischen Seerechte, (in) 1667 ars sjölag, hg. v. Institutet för rättshistorisk forskning, 1984, 75; Frentz, E., Das hamburgische Admiralitätsgericht (1623-1811), 1985; Landwehr, G., Die Haverei in den mittelalterlichen deutschen Seerechtsquellen, 1985; Landwehr, G., Das preußische Seerecht vom Jahre 1727, (in) ZNR 8 (1986), 113; Landwehr, G., Die Bedeutung des lübischen Seerechts, (in) Schiffe und Seefahrt, hg. v. Bei der Wieden, 1986, 129; Schulz, R., Die Entstehung des Seerechts des Allgemeinen Deutschen Handels­gesetzbuches, 1987; Krieger, K., Die Anfänge des Seerechts, (in) Untersuchungen zu Handel und Verkehr, Bd. 4 1987, 246; Landwehr, G., Seerecht, HRG Bd. 4 1989; Osten, W., Das schwedische Seerecht, 1992; Ziegler, K., Völker­rechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Decken, J. v. d., Das Seearbeitsrecht im Hamburger Stadtrecht, 1995; Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefracht­vertrag, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Rademacher, M., Die Geschichte des Hafen- und Schifffahrtsrechts in Hamburg, Bd. 4 1999 (Selbstverlag); Seerecht im Hanseraum des 15. Jahrhunderts, hg. v. Jahnke, C. u. a., 2003; Landwehr, G., Das Seerecht der Hanse, 2003; O’Sullivan, C., Die Ahndung von Rechtsbrüchen der Seeleute, 2005; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron, 2007; Ausschuss für Seerecht (1933-1942), hg. v. Schubert, W., 2012; Law of the Sea, from Grotius to the International Tribunal for the Law of the Sea, hg. v. Castillo, L. del, 2015; Cordes, A., Die Regelung von Interessenkonflikten im Seerecht des späten 13. Jahrhunderts, ZRG 137 (2020), 52 (ziemlich vielfältig und unterschiedlich); De Ruysscher, D., Maxims, Principles and Legal Change – Maritime Law in Merchant and Legal Culture (Low Countries, 16th Century), ZRG GA 138 (2021), 261

Seesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an dem Harz mit rund 19000 Einwohnern

Lit.: Tausend Jahre Seesen, hg. v. d. Stadt Seesen, 1974

Seeversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR. III 94] 3 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Versicherung von Menschen und Sachen gegen die bei Fahrt oder Beförderung auf See bestehenden be­son­deren Gefahren. Sie erscheint erstmals 1319 und ist in Venedig bereits in dem 15. Jahrhundert von großer tatsächlicher Bedeutung. S. Google

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Kies­sel­bach, A., Die wirtschafts- und rechtsge­schichtliche Entwickelung der Seeversicherung in Ham­burg, 1901; Hammacher, W., Die Grundzüge des allgemeinen See­ver­sicherungsrechts, Diss. jur. Bonn 1983; Nehlsen-von Stryk, K., Die venezianische Seeversicherung, 1986; Go, S., Marine Insurance in the Netherlands 1600-1870, 2009

Sefarde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie nach dem hebräischen Namen für Spanien [Sefarad] benannt, M.) Jude in dem mittelalterlichen Spanien

seisin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.?) Gewere

Sekundo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel) Zweit

Sekundogenitur ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zweitgeburt

selb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pron.) gleich, identisch

selbst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1474 [PössneckSchSpr. I 76] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pron.) gleich, identisch

selbständig, selbstständig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1541 [König, Proz. 192r] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) eigenständig

Selbständiger, Selbstständiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist, wer nicht in einer (beruflichen) Abhängigkeit steht. In der arbeitsteiligen Wirtschaft wird die Zahl der Selbständigen (Unternehmer) immer geringer. Möglicherweise erzwingt die durch hohe Lohn­kosten und Rationali­sierungsdruck be­wirkte Arbeitslosigkeit in der Zukunft wieder mehr Selbständigkeit, sofern der Staat dies nicht durch zwangsweise Umverteilung verhindert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 225, 252

selbstbedienen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) selbst nehmen, selbst ausführen

Selbstbedienung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eigene Ausführung einer (bisher eigentlich) einem anderen zustehenden Angelegenheit. Sie kann in dem modernen, durch hohe Personalkosten gekennzeichneten Geschäftsleben zu erwünschten Kostenvorteilen führen. Sie kann (beispielsweise bei Politik [z. B. Gesetzgebung] und öffentlichem Dienst) aber auch an sich sinnvolle Kontrollmechanismen zu dem Vorteil des Handelnden und dem Nachteil anderer um­ge­hen.

Lit.: Langer, L., Revolution im Einzelhandel, 2013

selbstbestimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in eigenen Angelegenheiten ausschließlich selbst entscheiden

Selbstbestimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1796 [FichteVolk 8] 8 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die ausschließliche Entscheidung des Betroffenen über sich selbst. Sie entwickelt sich dort, wo übermäßige Fremdbestimmung aufgeklär­tes Freiheits­streben erwachen lässt. Das ist seit dem 18. Jahrhundert allgemein und seit dem 19. Jahrhundert in dem überindividuellen Bereich von Gruppen von Menschen der Fall. Ein anschauliches Beispiel für den Beginn des 21. Jahrhunderts liefert der Angriff Russlands auf die Ukraine 2022.

Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neu­zeit, 1952, 2. A. 1967; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Elsner, B., Die Bedeutung des Volkes im Völkerrecht, 2000; Mett, F., Das Konzept des Selbstbe­stimmungsrechts der Völker, 2004; Fisch, J., Adolf Hitler und das Selbstbestimmungsrecht der Völker, (in) HZ 290 (2010), 93; Fisch, A., Das Selbstbestimmungsrecht der Völker, 2010; Die Verteilung der Welt, hg. v. Fisch, J., 2011

Selbsthilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1674 [Marsmann, MeilenR 52 und 60] in 15 Stellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Durchsetzung oder Sicherung eines Anspruchs durch eigenes Handeln. Die Selbsthilfe ist vor der Entwicklung des staatlichen Gewaltmonopols oder Durchsetzungs­monopols selbver­ständlich (→Fehde). Schon in dem römischen Altertum ist sie aber eingeschränkt. Seit dem Früh­mittelalter wird die Selbsthilfe zurückgedrängt. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) hält sie zwar noch für grundsätzlich zulässig, bindet sie aber an enge Vor­aussetzungen und gewährt ihr nur geringe Möglichkeiten der Verwirklichung (§ 229 BGB).

Lit.: Kaser § 36 II 5; Söllner § 8; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 18, 92, 166, 177, 208; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 54, Neudruck 1964; Adler-Rudel, S., Jüdische Selbsthilfe, 1974; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 277, 287; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Selbstmord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1588 [Sturm, W., Promptuarium exemplorum II Leipzig 1588 224v] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie als Lehnübersetzung aus dem Lateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Selbsttötung) ist die gewaltsame Beendung des eigenen Lebens. Das römische Recht steht dem Selbstmord grundsätzlich ziemlich gleichgültig gegenüber, gibt aber den zunächst üblichen Abbruch eines Strafverfahrens nach Selbstmord in dem 3. Jahrhundert n. Chr. aus finanziellen Erwägungen zu Gunsten der Konfiskation des Vermögens von Angeklagten auf. Von der christlichen Kirche wird Selbstmord von dem 6. Jahrhundert bis in das 20. Jahrhundert als Todsünde dadurch bekämpft, dass (noch 1917) die Beerdigung des Selbstmörders in christlichen Formen ausgeschlossen wird. Zeitweise sprechen sich auch weltliche Juristen und territoriale Bestimmungen für eine Strafbarkeit des Selbstmords aus (Pufendorf, Thomasius, Wolff), doch werden nach ersten liberalen Stimmen in der Renaissance weltliche Rechtsfolgen des Selbstmords unter dem Einfluss der Aufklärung in Preußen 1751 und in Frankreich 1790 von oben her aufgegeben, weil der Selbstmörder als krank angesehen wird. Die Mitwirkung Dritter ist an einzelnen Orten zu einzelnen Zeiten tatsächlich strafbar. S. Google

Lit.: Bernstein, O., Die Bestrafung der Selbstmörder, 1907; Masi, G., Il suicidio nel diritto comune, (in) Il diritto ecclesiastico, 63 (1952), 497; Dieselhorst, J., Die Bestrafung der Selbstmörder im Territorium der Reichsstadt Nürnberg, (in) Mitt. d. Vereins f. Gesch. der Stadt Nürnberg 44 (1953), 58; Faberow, N., Bibliography of suicide, 1972; Wacke, A., Der Selbstmord im römischen Recht, ZRG RA 97 (1980), 26; Ehrlich, J., Suicide in the Roman Empire, 1986; Nestmeyer, F., Freitod, 1998; Murray, A., Suicide in the Middle Ages, 1998ff.; Schrage, E., Suicide in Canon Law History, (in) Legal History 21 (1999), 57; Lind, V., Selbstmord in der frühen Neuzeit, 1999; Mischler, G., Von der Freiheit, das Leben zu lassen, 2000; Ahrens, J., Selbstmord, 2001; Baumann, U., Vom Recht auf den eigenen Tod, 2001; Bähr, A., Der Richter im Ich, 2002; Schreiner, J., Jenseits vom Glück. Suizid, Melancholie und Hypochondrie in deutschsprachigen Texten des späten 18. Jahrhunderts, 2003; Hofmann, D., Suizid in der Spätantike, 2007; Pfannkuchen, K., Selbstmord und Sanktionen, 2008; Goeschel, C., Suicide in Nazi Germany, 2009; Frantzen, M., Mors voluntaria in reatu, 2012; Wiler, K., Die Beurteilung der Selbsttötung, 2013; Lahann, B., 18 berühmte Dichter und Maler, die sich das Leben nahmen, 2014; Dietrich, J., Der Tod von eigener Hand - Studien zum Suizid im Alten Testament, 2016; Schweig, N., Suizid und Männlichkeit, 2016; Liebrandt, H., Das Recht mich zu richten, das spreche ich ihnen ab. Der Selbstmord der nationalsozialistischen Elite 1944/1945, 2017; Wittwer, H., Das Leben beenden – Über die Ethik der Selbsttötung, 2019

Selbstschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [Hahn, Coll. II 626 selbschuld] in 4 Stellen, davon 1572 und 1807 Selbstschuld] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verpflichtung als Selbstschuldner

Selbstschuldner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1422 [HunolsteinUB. II 166] in 24 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schuldner in eigener Person beispielsweise als Bürge

selbstverwalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eigene Angelegenheiten selbst verwalten

Selbstverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1760 [Mosheim J. L. v., Allgemeines Kirchenrecht der Protestanten, Helmstedt 1760 535] 30 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eigenver­antwortliche Wahrnehmung überlassener oder zugewiesener eigener öffentlicher Aufgaben durch unter­staatliche Träger öffentlicher Verwaltung. Selbstverwaltung ist selb­verständlich. Sie wird zu einer politischen Frage seit der frühen Neuzeit, in welcher der erstarkende absolute Flächenstaat alle Entscheidungen zentralisiert. In Abwehr dieser büro­kratisch-planstaatlichen Ent­wick­lung setzen Aufklärung und Liberalismus seit 1808 in Preußen die kommunale Selbstverwaltung durch (Österreich provi­sori­sches Gemeindegesetz 1849, Reichsge­mein­desgesetz 1862, autonomer Wirkungs­be­reich und übertragener staatlicher Wir­kungs­be­reich). Dem folgen eine berufs­ständische Selbstverwaltung (Handwerkskammer u. s. w.) und seit 1883 eine sozial­ver­siche­rungsrechtliche Selbstverwaltung (beispielsweise Kran­kenver­siche­rung) nach.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 197, 258; Gneist, R. v., Geschichte des Selfgovernment in England, 1863; Schelb, W., Staatsverwaltung und Selbstverwaltung, 1911; Becker, E., Gemeindliche Selbstverwaltung, 1941; Fischer, W., Unternehmer­schaft, Selbstverwaltung und Staat, 1964; Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1950, 2. A. 1969; Graf, W., Die Selbstverwaltung der fricktalischen Gemeinden im 18. Jahrhundert, 1967; Matzerath, H., Nationalsozialismus und kommunale Selbst­ver­waltung, 1970; Croon, H./Hofmann, W./Unruh, G. v., Kommunale Selbstverwaltung im Zeitalter der Industrialisierung, 1971; Schwab, D., Die „Selbst­verwaltungsidee“ des Freiherrn von Stein, 1979; Hendler, R. Selbstverwaltung als Ordnungsprinzip, 430; Rössler, L., Die Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung, Diss. jur. Kiel 1985; Weiß, J., Die Integration der Gemeinden in den modernen bayerischen Staat, 1986; Gubitzer, L., Geschichte der Selbstverwaltung, 1989; Treffer, C., Zur Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung, (in) Der Staat, 1996, 251; Kommunale Selbstver­waltung, hg. v. Birke, A., 1996; Droste, W., Die Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung, Diss. jur. Bonn 1999; Selbstverwaltung in der Geschichte Europas in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Neuhaus, H., 2010; Arend, R., Bürger und kom­mu­nale Selbstverwaltung in Nordrhein-Westfalen seit 1945, 2010; Will, M., Selbstverwaltung in der Wirt­schaft, 2010; Selbstregulierung im 19. Jahrhun­dert, hg. v. Colin, P. u. a., 2011

Selden, John (Selvington/Sussex 16. 12. 1584-Whitefriars 30. 11. 1654), Bauernsohn, wird nach dem Studium in Oxford und der Ausbildung in Clifford’s Inn (1603) bzw. in Inner Temple (1604) 1612 Rechts­praktiker (barrister), Rechts­politiker und Rechtswis­senschaftler. Be­reits 1606 verfasst er eine Darstellung der angelsächsischen Verwaltung, 1610 eine Über­sicht über die englische Rechtsentwicklung bis zu König Heinrich II. 1617 wird er mit (lat.) De Diis Syriis (Über syrische Götter) als Orientalist bekannt und widmet sich in der Folge vielfach dem außereuropäischen, altjüdischen Recht. 1618 (?) antwortet er auf Hugo Grotius’ (lat.) Mare liberum (Freies Meer) mit einem (lat.) Mare (N.) clausum (Geschlossenes Meer), in dessen Ge­folge englische Kriegsschiffe die hol­ländische Heringsfischerei in von England beanspruchten Gewässern von Abgaben abhängig machen. In dem Gedenken an Selden wird 1887 in England von Frederic Maitland die Selden Society als Gesellschaft zu der Pflege der englischen Rechtsgeschichte gegrün­det. S. Google

Lit.: Braun, R., John Selden, Diss. jur. Würzburg, 1943 masch.schr.; Klee, H., Hugo Grotius und John Selden, 1946; Fletcher, E., John Selden, 1969; Berkovitz, D., John Selden’s Formative Years, 1988

Seldschuke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, M.) ist der Angehörige einer von Seldschuk (um 1000) gegründeten, von 1040 bis 1157 bedeutsamen Herrscherfa­mi­lie der →Türken. S. Google

Semel heres semper heres (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Einmal Erbe immer Erbe.

Lit.: Kaser §§ 65 II 4, 68 II 4

Senat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1150 [Kaiserschronik] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1150 [Kaiserchronik] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische senatus, M. Senat, Staatsrat, um 250-184 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem altrömischen Recht die neben König bzw. Konsuln stehende Versamm­lung der Alten (lat. [M.Pl.] senes) oder Väter (lat. [M.Pl.] patres) der patrizischen Geschlechter­verbände. Diesem Senat gehören allmählich alle ehemaligen Amtsträger (beispielsweise Konsuln, Prätoren) an (anfangs 300 Mitglieder, später 600). Sein Ratschlag, der in wichtigeren Angelegenheiten ein­zuholen ist, erlangt praktische Gesetzeskraft (lat. [N.] senatusconsultum), so dass die Leitung Roms in der Republik grundsätzlich bei dem Senat liegt. Ab dem mit Augustus beginnenden Prinzipat ver­kümmert der die Aufgaben der Volks­versammlungen überneh­mende Senat zu dem Stadtrat Roms (bzw. Kon­stan­tinopels). In der frühen Neuzeit wird Senat zu der Bezeichnung des Spruch­körpers eines Obergerichts, eines politischen Kolle­gialorgans (beispielsweise zweite Kammer, in Bayern [60 Senatoren], nach Volksentscheid zu dem 1. 1. 2000 aufge­hoben, Oberhaus der Aprilver­fassung Ös­terreichs 1848, Vereinigte Staaten von Amerika, Frankreich, Italien) oder eines Leitungsgre­miums einer Hochschule. S. Google

Lit.: Söllner §§ 4, 5, 6, 15; Dulckeit/­Schwarz/Waldstein § 6; Köbler, DRG 18, 32, 55, 153; Beck, H., Senat und Volk von Konstantinopel, 1966; Talbert, R., The Senate, 1984; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Arcaria, F., Senatus censuit, 1992; Senatus populusque Romanus, hg. v. Vaahtera, J., 1993; Der bayerische Senat, bearb. v. Schmöger, H., 1998; Senatores populi Romani, hg. v. Eck, W. u. a., 2005; Zmeskal, K., Adfinitas – die Verwandtschaft der senatorischen Führungsschicht der römischen Republik von 218 – 31 v. Chr., 2009; Maurizi, L., Il cursus honorum senatorio, 2013 (auf der Grundlage von 422 Inschriften)

senator, senātor,  lat., M., Senator, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. senex

Senator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1187/1189 [Eneide des Heinrich von Veldeke] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1260 [SächsWChr. 82] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische senator, M., Senator, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mitglied eines Senats

senatus, senātus,  lat., M., Senat, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. senex (1); senatusconsultum, senātuscōnsultum,  lat., N., Senatsbeschluss, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. senātus, cōnsultum

Senatusconsultum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) ist der Senatsbeschluss auf Anfrage eines Magistrats, der in dem römischen Recht praktisch Gesetzes­kraft erlangt. Er ist meist nach dem jeweiligen Antragsteller benannt.

Lit.: Kaser § 2 II 2a; Söllner §§ 4, 6, 14, 15; Köbler, DRG 18, 31

Senatusconsultum (N.) Claudianum (54 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, nach dem die Römerin versklavt wird, die gegen den Wil­len des Herrn mit einem Sklaven ge­schlechtlich verkehrt.

Lit.: Kaser § 15 II 3

Senatusconsultum Iuventianum (129 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, wo­nach ein gutgläubiger Erbschaftsbe­sitzer nur herauszu­geben hat, worum er bereichert ist.

Lit.: Kaser § 75 I 3b, 6c; Köbler, DRG 37

Senatusconsultum Macedonianum (2. Hälfte 1. Jahrhundert n. Chr., lat.) ist der nach einem Haussohn Macedo benannte römischer Senatsbeschluss, der Gelddarlehen an Haus­söhne verbietet, um zu verhindern, dass ein von Gläubigern bedrängter Haussohn (beispielsweise Macedo) seinen Vater tötet, um seine Schulden mit dann von dem Vater geerbtem Geld zu tilgen.

Lit.: Kaser § 39 I 2; Söllner § 15; Wacke, A., Das Verbot der Darlehensgewährung, ZRG RA 112 (1995), 239

Senatusconsultum Neronianum (54-68 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, nach dem ein Legat, das in dem von dem Erblasser gewählten Typus unwirksam ist, in einer der anderen Arten von Vermächtnis aufrechter­halten wird, wenn sein Inhalt dies zulässt.

Lit.: Kaser § 76 II 4a

Senatusconsultum Orfitianum (178 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, der den Kindern ein Erbrecht nach dem Tod der Mutter vor den Agnaten gewährt.

Lit.: Kaser § 66 IV, VI; Söllner § 15; Köbler, DRG 38; Meinhart, M., Die Senatsconsulta Tertullianum und Orfitianum, 1967

Senatusconsultum Tertullianum (117-138 n. Chr., lat.) ist der römische Senats­beschluss, welcher der Mutter, die das (lat.) →ius (N.) liberorum (Recht der Kinder) hat, ein Erbrecht an dem Nachlass eines Kindes hinter den (lat. [M.Pl.]) sui (Seinen), dem Vater und den vaters­blütigen Brüdern und gemeinsam mit den va­tersblütigen Schwestern vor allen übrigen Agnaten gewährt.

Lit.: Kaser § 66 IV, VI; Söllner § 15; Köbler, DRG 38; Meinhart, M., Die Senatsconsulta Tertullianum und Orfitianum, 1967

Senatusconsultum Trebellianum (56/57 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, der den fideikommissarischen Nachfolger eines Erben so stellt, dass die dem Erben und gegen den Erben möglichen Klagen dem Nachfolger und gegen den Nachfolger unmittelbar als (lat.) →actiones (F.Pl.) utiles erteilt werden.

Lit.: Kaser § 78 II 2

Senatusconsultum ultimum (lat. [N.] äußerster Senatsbeschluss) ist der römische Senatsbeschluss, in dem die Konsuln aufge­fordert werden, bei einem Aufstand zu der Wiederherstellung der Ordnung auch außer­or­dentliche Mittel anzuwenden (erstmals 121 v. Chr. angewendet).

Senatusconsultum Vellaeanum (46 n. Chr.) ist der römische Senatsbeschluss, der Frauen verbietet, in dem Interesse Dritter Verbindlich­keiten (beispielsweise Bürgschaften) einzugehen.

Lit.: Kaser § 57 V; Söllner § 15; Köbler, DRG 44; Medicus, D., Zur Geschichte des Senatusconsultum Velleianum, 1957; Lehner, O., Senatus consultum Vellei­anum – die Wiederkehr einer antiken Rechtsfigur, ZRG GA 105 (1988), 270

Senckenberg, Heinrich Christian (Frank­furt am Main 1704-Wien 30. 6. 1768), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Gießen, Halle, Leipzig, Gießen und Göttingen 1736 ordentlicher Professor in Göttingen, 1738 in Gießen und 1751 Reichshofrat. Zu seinen rechtsge­schicht­lichen Arbeiten zählen wich­tige Quel­len­sammlungen (beispielsweise Neue und vollständige Sammlung der Reichsabschiede, 1747ff.). S. Google

Lit.: Kriegk, G., Die Brüder Senckenberg, 1869; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978

Send (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 12. Jahrhundert [Summarium Heinrici II 459] in rund 40 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., zu lat. synodus) →Sendgericht

Sendeve (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [Nowgorod 7 Fassungen 68] in 5 Stellen bis 1434 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1297, Sendevieh oder Sendevermögen) ist eine spätmittelalterliche nördliche →Handels­gesellschaft, bei der Gut, das der Geber einem anderen Kaufmann gegen Vergütung, Gewinnanteil oder sonstige Gegenleistung (mit)gibt, allein auf Gewinn und Gefahr des Gebers reist. Das Sendevegeschäft steht der →Kommission nahe.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Han­dels­rechts, 1913; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1951, 83

Sendgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1537 [SspGlLehnr. Zobel 109v] in 10 Stellen bis 1803 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altwertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., zu lat. [M.] synodus) ist das in dem Frühmittelalter aus dem Bischof als Richter und aus Sendschöffen als Urteilern gebildete kirchliche Gericht für die Rüge und Verhandlung aller unrechten Taten, die nach christlicher Ansicht Sünde sind. Das Sendgericht geht seit dem 11. Jahrhundert von dem Bischof auf die Pfarrer über. Seit dem 12. Jahrhundert wird es allmählich durch den kirchlichen Einzelrichter eingeschränkt, in dem 17. Jahrhundert endgültig beseitigt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 115; Koeniger, A., Die Sendgerichte in Deutschland, 1907; Koeniger, A., Quellen zur Geschichte der Sendgerichte in Deutschland, 1910; Kohl, W., Das Laiensendgericht in der mittelalterlichen Stadt Speyer, 1950; Niederhöfer, K., Die Rezeption des römischen Rechtes in der Reichsstadt Speyer, 1949; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Kerff, F., Libri paenitentiales, (in) ZRG KA 75 (1989) 23; Spieß, P., Rüge und Einung, 1988; Becker, I., Geistliche Parteien und die Rechtsprechung im Bistum Konstanz, 1998; Lauterbach, K., Sendgericht, Missat und Feme im Werk des sogenannten oberrheinischen Revolutionärs, ZRG GA 118 (2001), 185

Seneschall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1200-1210 [Parzifal] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 650/730 [Markulf Uddholm 102] in 16 Stellen bis 1762 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat.-afrk. senescalcus) ist in dem fränkischen Reich der für die Verpflegung zuständige Truchsess (Altknecht). In Frankreich besteht das Amt an dem Königshof bis 1191.

Lit.: Köbler, DRG 83; Schubert, P., Die Reichshofämter, (in) MIÖG 34 (1913), 427; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main 1970; Rösener, W., Hofämter, (in) DA 45 (1989), 485

senex,  lat., Adj., alt, bejahrt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *seno-, *sen-, Adj., alt

senex (lat. [M.]) Alter (M.), senes (M.Pl.) →Senat

senior, lat., Adj. (Komp.), ältere, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. senex

senior (lat. [M.] 81-43 v. Chr.) Älterer, Herr, (Wort Senior in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Geldersen 78] in 24 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Älterer, Ältester)

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Ehrismann, G., Die Wörter für Herr im Althochdeutschen, Z. f. d. W. 7 (1905), 173

Senior (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Geldersen 78] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Älterer

sententia,  lat., F., Meinung, Satz, Spruch, Antrag, Urteilsspruch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sentīre

Lit.: Kaser § 84 II

Sententiae (F.Pl.) Pauli (lat.) (Urteile des Paulus) ist der Neme eines Auszugs aus echten Schriften des →Paulus von dem Ende des 3. Jahrhunderts.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 52

separatio, sēparātio,  lat., F., Absonderung, Trennung, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. sēparāre, (beispielsweise quoad torum et mensam, von Tisch und Bett)

Separatio (F.) bonorum (Wortfolge nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) ist die Gütertrennung zwischen Nachlass des Erblassers und Vermögen des Erben, die in dem klassischen römischen Recht zwecks Haf­tungsbeschränkung nur ausnahmsweise erreicht werden kann. →Erbenhaftung

Lit.: Kaser § 74 II, 1, 2; Köbler, DRG 37

September (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – in EDEL ab 1261 [Urkunde] und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Monat zwischen August und Oktober

sequester,  lat., M.: nhd. Mittelsperson, Vermittler, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sequī

Sequester (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagsp. Brant ed. 1516 111r] in 5 Stellen und in weiterer Bedeutung ab 1597 [Meurer, Liberey I 20] auch in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der Verwahrer (Fremdbesitzer) einer in einem Rechtsstreit befan­genen Sache. Er hat Interdiktenbesitz. Von ihm kann die siegreiche Partei Herausgabe der Streit­sa­che aus der Sequestration verlangen.

Lit.: Kaser §§ 19 IV 2d, 39 III 3

sequestrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1509 [FrankfRef. 1509 fol. 31r] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinterlegen, verwalten

Serbien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das von Morava und Vardar entwässerte südwesteuropäische Gebiet, in das während der oströmischen Herrschaft seit dem 5./6. oder 7. Jahrhundert →Slawen einwandern. Um 1180 wird es von Ostrom bzw. Byzanz unabhängig und 1217 unter päpstlicher Krönung Stefans des Erstge­krönten Königreich, in dem Stephan Dušan 1349 ein wichtiges Gesetz schafft. Nach der Schlacht auf dem Amselfeld (1389) wird es von den Osmanen (Türken) abhängig und 1459 Teil des osmanischen Reiches. 1838 wird Serbien autonom, 1878 durch den Berliner Kongress unabhängig. 1918 wird es Teil →Jugoslawiens, von dem sich 1991 selbständige Einheiten ablösen (beispielsweise Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina). Sein Recht ist demnach nacheinander römisch, slawisch, türkisch, sozialistisch und westlich geprägt. Das Leben der in dem (18. bzw.) 19. Jahrhundert in die Voj­vodina nordwestlich Belgrads einge­wan­derten Deutschen (Donauschwa­ben, 1722-1726, 1763-1772, 1782-1786 ursprünglich 100000-120000, 1921 330000) endet 1944/1945 mit Flucht, Enteig­nung, Vertreibung und Mord (vor allem in Jugoslawien) (um 2009 noch rund 3000 Angehörige). S. Google

Lit.: Temperley, H., History of Serbia, 1917, Neudruck 1970; Dolenc, M., Dušanov zakonik (Das Gesetzbuch Dušans), 1925; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,332; Cirkovic, S., I serbi, 1992; Calic, M., Sozialgeschichte Serbiens, 1994; Jäger, F., Bosniaken, Kroaten, Serben, 2001; Tomić, Y., La Serbie du prince, 2003; Sundhaussen, H., Geschichte Serbiens 19.-21. Jahrhundert, 2007; Schanes, D., Serbien im ersten Weltkrieg, 2011; Hausleitner, M., Die Donauschwaben 1868.1948, 2014; Paths to Belongings, hg. v. Docea, V., 2016; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Simon, T., 2017

Sergeevic, Vasilij Ivanovic (1832-1910) wird nach dem Rechtsstudium 1871 Professor in Moskau und 1872 in Sankt Petersburg. Mit Aufgaben und Methoden der Staatswissen­schaften begründet er 1871 ausgehend von der historischen Schule und von dem deutschen Positivismus das russische Staatsrecht. Von 1883 an legt er rechtsvergleichend geprägte Forschun­gen zu der Geschichte des russischen Rechtes und russische Rechtsaltertümer (1890ff.) vor. S. Google

Lit.: Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961

servitium,  lat., N., Sklaverei, Sklavenstand, Sklavendienst, (Dienst,) Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. servus

Lit.: Heusinger, B., Servitium regis, 1922; Taxae pro communibus servitiis, hg. v. Hoberg, H., 1949; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Metz, W., Das servitium regis, 1978; Göldel, C., Servitium regis, 1997

servitus, servitūs,  lat., F., Dienstbarkeit, Sklaverei, Sklavenstand, Knechtschaft, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. servus

Servitus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist schon in dem altrömischen Recht die →Dienstbarkeit (lat. [N.] iter [Pfad], [M.] actus [Trift], [F.] via [Weg], [M.] aquaeductus [Wasser­leitung]). Sie betrifft zunächst das Feld, dann auch das Gebäude. Ein(e) Personal­servitut ist der →Nießbrauch. Als servitus iuris Germanici (deutschrechtliche Dienstbar­keit) versteht die frühe Neuzeit die ein Tun beinhaltende Dienstbarkeit. S. Google

Lit.: Kaser §§ 7 II 2, 22 II 1, 22 II, 28; Köbler, DRG 26, 41, 61; Bund, E., Begriff und Einteilung der Servituten, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Lee, J., Die servitus, Diss. jur. Bonn 1998

Servitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 1 S. 122] in 21 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., N.) →servitus, →Dienstbar­keit

Lit.: Bund, E., Begriff und Einteilung der Servituten, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Servius Sulpicius Rufus (um 106-43 v. Chr.) ist der römische, 51 v. Chr. das Konsulat bekleidende Rechtskundige. Ihm werden 180 (lat. [M.Pl.]) libri (Bücher) zugeschrieben. Unter ihnen befindet sich der erste Kommentar zu dem prätorischen Edikt. Möglicherweise begründet er eine eigene klassisch-institutionelle Richtung der römi­schen Jurisprudenz. S. Google

Lit.: Söllner §§ 11, 15; Vernay, E., Servius et son école, 1909; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988, 602

servus (1),  servos, lat., M., Sklave, Diener, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, etruskischer Herkunft

Servus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über lateinisch servus, M., Sklave, Diener, um 450 v. Chr., etruskischer Herkunft, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, [M.]) ist in dem römischen Recht der →Sklave. Er ist aus dem (römischen) Recht ausgeschlossen. Servus wird man durch Geburt, Kriegsgefangenschaft und Ver­äußerung in das Ausland. Der servus untersteht der Hausgewalt seines Herrn und wird in dem klassischen römischen Recht meist wie eine (körperliche) Sache (res corporalis) behandelt. Sein Herr kann ihm aber ein Sondergut (lat. [N.] →peculium) einräumen, mit dem er zwar nicht recht­lich, wohl aber tatsächlich wirtschaften kann. Frei wird der servus durch Freilassung. In den lateinischen Quellen des Frühmittel­alters ist servus der →Unfreie. S. Google

Lit.: Kaser § 15; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 21, 35; Köbler, LAW; Die Grundherrschaft im frühen Mittelalter, hg. v. Verhulst, A., 1985

sessio, lat., F.: nhd. Sitzung, Sitzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sed- (A), V., sitzen

sessio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über lateinisch sessio, F., Sitzen, Sitzung, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Sitzung, Sitzen, Besitz­ergreifung

setzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] in 39 unterschiedenen Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sitzen machen, stellen

Setzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1193 [CartLouisdeMale I 569] bzw. 1240 [Westphalen. Mon. III 656] bzw. 1281 [Straßburg/CorpAltdtOrUrk. V 2] in verschiedenen Bedeutungen belegt, aber in Wörterbuch deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtund in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Feststellung, Hinstellung) →Gesetz, →Rechtssetzung, →Satzung

Seuche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eine größere Zahl von Menschen erfassende übertragbare Krankheit. Gegen die Seuche richten sich schon in dem Frühmittelalter einzelne Rechtsvor­schriften. Seit der frühen Neuzeit ergehen umfassende Seuchenordnungen bzw. Seu­chen­gesetze.

Lit.: Hecker, J., Die großen Volkskrankheiten des Mittelalters, 1865; Deichert, H., Geschichte des Me­dizinalwesens, 1908; Lesky, E., Österreichisches Gesundheitswesen, 1959; Fischer, A., Geschichte des deutschen Gesundheitswesens, Bd. 1f. 1933, Neudruck 1965; Winkle, S., Geißeln der Menschheit, 1997; Vasold, M., Grippe, Pest und Cholera, 2008 (Taschenbuch 2015)

Sevilla an dem Guadalquivir wird als iberisches Hispalis 45 v. Chr. von Caesar zu einer (lat. [F.]) colonia erhoben (Colonia Iulia Romula). Über Vandalen, Sweben und Westgoten kommt es 712 an die Araber. 1248 wird es von dem König von Kastilien und Leon erobert. 1502 erhält es eine Universität. S. Google

Lit.: Ladera Quesada, M., Historia de Sevilla, 1988; Deimann, W., Christen, Juden und Muslime im mittelalterlichen Sevilla, 2012

Sex (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Geschlechtlichkeit, geschlechtliches Verhalten

sexual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über lateinisch sexualis, Adj., zu dem Geschlecht gehörig, 5. Jahrhundert n. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) geschlechtlich

Sexualdelikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Sittlichkeitsverbrechen

Lit.: Balthasar, S., Die Tatbestände der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung, 2001; Beck, B., Wehrmacht und sexuelle Gewalt, 2004; Lehmann, P., La répression des délits sexuels dans les Etats savoyards, 2006; Brüggemann, J., Entwicklung und Wandel des Sexualstrafrechts in der Geschichte unseres StGB, 2012

sexualis, sexuālis,  lat., Adj., zum Geschlecht gehörig, Cael. Aur. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sexus

Sexualität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Geschlechtlichkeit

Lit.: Payer, P., Sex and the Penitentials, 1984; Brundage, J., Law, Sex and Christian Society, 1987; Breit, S., Leichtfertigkeit und ländliche Gesellschaft, 1991; Maiwald, S./Mischler, G., Sexualität unter dem Hakenkreuz, 1999; Lutterbach, H., Sexualität im Mittelalter, 1997; Burghartz, S., Zeiten der Reinheit – Orte der Unzucht, 1999; Taeger, A., Intime Machtver­hältnisse. Moralstrafrecht und administrative Kon­trolle der Sexualität im ausgehenden Ancien Régime, 1999; Schnell, R., Sexualität und Emotio­nalität in der vormodernen Ehe, 2002; Karras, R., Sexualität im Mittelalter, 2006; Clarke, J., Ars Erotica. Sexualität und ihre Bilder im antiken Rom, 2009; Podlech, A., Sex, Erotik, Liebe, 2007; Wheeler, L., How Sex Became a Civil Liberty, 2012; Dabhoiwala, F., Lust und Freiheit – Die Geschichte der ersten sexuellen Revolution, 2014; Ahlers, C., Himmel auf Erden und Hölle im Kopf – Was Sexualität für uns bedeutet, 2015; Angenendt, A., Ehe, Liebe und Sexualität im Christentum, 2015; Martin, R., Alles begann mit Sex, 2016; König, W., Das Kondom, 2016; Lindinger, M., Die Hauptstadt des Sex, 2016; Sexualität vor Gericht – Deviante geschlechtliche Praktiken und deren Verfolgung vom 14. bis zum 19. Jahrhundert, hg. v. Ammerer, G./Fritz, G./Tauchen, J., 2019

sexuell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Googlenelegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Geschlechtlich

sexus,  lat., M., Geschlecht, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. secāre

Seyler, Raphael

Lit.: Roth, W., Raphael Seyler (1535-1573), ZRG GA 21 (1900), 218

Sheffield wird in dem →Domesday Book (1086) erstmals erwähnt. 1297 erhält es Stadtrecht. 1905 wird eine Universität eingerichtet. S. Google

Lit.: Hunter, J., Hallamshire, 1869

sheriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Altenglische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) (um 1000) königlicher Verwalter, Graf, später auf Zeit gewählter Vollzugsbeamter in England und englischsprachigen Ländern

Lit.: Morris, W., The Medieval English sheriff, 1927; Gorski, R., The Fourteenth-Century Sheriff, 2003

Sichard, Johannes (Tauberbischofsheim 1499-Tübingen 1552), Gastwirtssohn, wird nach dem Studium der freien Künste in Ingolstadt Lehrer in München und 1521 in Freiburg im Breisgau sowie 1524 ordent­licher Professor des Rechtes in Basel. Er veröffentlicht 24 Bände mit 113 meist unbekannten teilweise auch juristischen Texten (beispielsweise 1528 →Lex Romana Visigo­thorum, 1530 →Lex Alamannorum, →Lex Baiuvariorum und →Lex Francorum). Nach ei­ner fünfjährigen Unterbrechung wird er 1535 Professor in Tübingen, wo er das italienische gelehrte Recht in praktischer Anwendung weitergibt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Kisch, G., Johannes Sichardus, 1952; Winterberg, H., Die Schüler von Ulrich Zasius, 1961; Burmeister, K., Das Studium der Rechte, 1974

sicher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert [Christus und die Samariterin] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gewiss, geschützt

Sicherheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist Freiheit von Gefährdungen oder Schutz. Die Sicherheit ist in der frühen Neuzeit Aufgabe der →Polizei. 1882 beschränkt das sog. →Kreuz­bergurteil des preußischen Oberver­wal­tungsgerichts die Polizei auf den Schutz von Sicherheit und Ordnung. In dem National­sozialismus (1933-1945) wird die Sicherheit teilweise missbraucht (beispielsweise Schutzhaft). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 198; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 831; Göring, H., Die Rechtssicherheit als Grundlage der Volksgemeinschaft, 1935; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140; Siemann, W., Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung, 1980; Metz, K., Industrialisierung und soziale Sicherheit, 1988; Repräsentation von Krimi­nalität und öffentlicher Sicherheit, hg. v. Härter, K. u. a. 2009; Scheiper, S., Innere Sicherheit, 2010; Sicherheit in der frühen Neuzeit, hg. v. Kampmann, C. u. a., 2013; Tyrichter, J., Die Erhaltung der Sicherheit, 2019

Sicherheitsleistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1694 [Ertl, A., Schau-Platz der Lands-Fürstlichen Ober-Bottmässigkeit, Nürnberg 1694, 154] bis 1754 in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] cautio) ist die in bestimmten Fällen zu der Sicherung eines bestimmten Verhaltens zu erbrin­gen­de Leistung. Die Sicherheitsleistung steht in einem gewissen Zusammenhang mit privatrechtli­chen Siche­rungen (beispielsweise Pfand, Einlager, Geisel, Arrest, Schuldhaft, Versicherung). Als allgemeinere Rechts­einrichtung ent­wickelt sie die frühe Neuzeit. S. Google

Lit.: Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

sichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sicherstellen, bestätigen

Sicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1230 [HeinrTürlinCrône V. 16380] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Sicherstellung, Absicherung

Sicherungsverwahrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem 20. Jahrhundert die der Sicherung dienende Verwahrung in dem Strafrecht. →Maßregeln der Si­cherung und Besserung

Lit.: Schewe, J., Die Geschichte der Sicherungs­verwahrung, Diss. jur. Kiel 1999; Promnitz, C., Besserung und Sicherung, 2016; Wagner-Kern, M., Präventive Sicherheitsordnung – Zur Historisierung der Sicherungsverwahrung, 2016; Schuster, K., Die Sicherungsverwahrung im Nationalsozialismus und ihre Fortentwicklung bis heute, 2019

Sicherungsübereignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zu der Siche­rung des Erwerbers vorgenommene Über­tragung des Eigentums an einer beweg­lichen Sache an diesen. Sie ist sachlich bereits dem altrömischen Recht als (lat. [F.]) fiducia bekannt, wobei die Sache nach Erreichung des Sicherungs­zwecks zurückzuüber­eig­nen ist. In dem 19. Jahrhundert wird die Sicherungsübereignung nicht in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen, aber auch zwecks Er­mög­lichung der Befriedigung der Kredit­bedürfnisse der kleinen Leute bewusst nicht aus­ge­schlossen. Sie setzt sich bei wert­volleren Sachen in dem 20. Jahrhundert gegenüber dem Faustpfand weitgehend durch, weil sie den Besitz bei dem Schuldner belässt, so dass dieser die Sache trotz Sicherungsübereignung tatsächlich nutzen kann. In Österreich ist die Bedeu­tung gering, weil der Oberste Gerichtshof seit 1918 für die Bestellung dieselbe Publi­zität fordert wie für die Pfandrechts­bestellung. S. Google

Lit.: Kaser § 31 I 2; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 26, 41, 213, 240, 269; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfandprinzips, 1971; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Luig, K., Richter secundum, praeter oder contra legem?, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 383; Drexler, M., Die Anerkennung der Siche­rungs­übereignung im 19. Jahrhundert und ihr Einfluss auf aktuelle Probleme, Diss. jur. Düsseldorf, 2002

sieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel Langform Z Lehnr. Art. L. 84] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) die Grundzahl zwischen 6 und 8

Siebenbürgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Karpatenbogen kommt über Römer, Ostgoten und Petschenegen in dem 9. Jahrhundert an die →Ungarn. In dem 12. Jahrhundert ruft der ungarische König deutsche Siedler (→Sachsen) in das Land, die mit umfassenden Freiheiten ausgestattet werden (erste Erwähnung der selbständigen Propstei der deutschen Siedler in Hermannstadt 1191). Seit 1481 gilt die 1453 in Nürnberg oder Wien entstandene, von dem Richter Tho­mas Altenberger in Hermannstadt eingeführte Handschrift des so genannten Schwaben­spie­gels, Magde­bur­­ger und Iglauer Rechtes als bedeutendste Rechtsquelle der sächsischen Gemeinschaft aus Siebenbürgen. Nach 1517 dringt die Reformation ein. Seit 1526 ist der Fürst von Siebenbürgen zwischen Habsburg und den Türken nahezu unabhängig. 1583 gewährt er ein bis 1867 gültiges Landrecht. 1691 kommt Siebenbürgen an →Habsburg (1765 Großfürstentum, 1848 Kronland). 1867 wird Siebenbürgen an Ungarn ange­gliedert. An dem 8. 1. 1919 schließt es sich →Rumänien an. Unter der Herrschaft des Sozialismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird das siebenbürgische Deutschtum weitgehend beseitigt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Herrmann, G. v., Das alte Kronstadt, 1802, Neudruck 2009; Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, hg. v. Zimmermann, F. u. a., 1892ff., Neudruck 2007; Müller, G., Die ursprüngliche Rechtslage der Rumänen im Siebenbürger Sachsenlande, 1912; Müller, G., Siebenbürgens Stühle, Distrikte und Komitate vor dem Jahre 1848, 1914, Neuauflage 1922; Müller, G., Die Türkenherrschaft in Siebenbürgen, 1922; Müller, G., Die sächsische Nationsuniversität in Siebenbürgen, 1928; Müller, G., Die Gräven des Siebenbürgener Sachsenlandes, (in) Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 6 (1931); Meyer, G., Ist das Andreanum vom Jahre 1224 eine Fälschung? 1935; Müller, G., Stühle und Distrikte als Unterteilungen der siebenbürgisch-deutschen Nationsuniversität 1141-1876, 1941; Das Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen von 1583, hg. v. Laufs, A., 1973; Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen 1191-1975, gesammelt v. Wagner, E., 1976; Philippi, M., Die Bürger von Kronstadt, 1986; Horedt, K., Das frühmit­tel­alterliche Siebenbürgen, 1988; Codicele Alten­berger, hg. v. Constantinescu, R., 1988; Köpeczi, B., Kurze Geschichte Siebenbürgens, 1990; Gündisch, K., Das Patriziat siebenbürgischer Städte im Mittelalter, 1993; Roth, H., Kleine Geschichte Siebenbürgens, 1996, 2. A. 2003, 3. A. 2007, 4. A. 2012; Arens, M., Habsburg und Siebenbürgen 1600-1605, 2001; Mitu, S., Die ethnische Identität der Siebenbürger Rumänen, 2003; Volkmer, G., Die siebenbürgische Frage, 2004; Roth, H., Hermannstadt, 2006; Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch, Bd. 9 2006; Moldt, D., Deutsche Stadtrechte im mittelal­terlichen Siebenbürgen, 2008; Die evangelichen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, Bd. 24 Das Fürstentum Siebenbürgen, bearb. v. Armgart, M., 2012; Generalprobe Burzenland, hg. v. Gündisch, K., 2013

Siebenhardenbeliebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in Föhr ab 16. Jahrhundert [Siebenharden. 44 und 67] in 2 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von 1426 stammende nordfriesische Rechtsquelle, die 1572 durch das von Herzog Johann er­las­sene Nordstrander Landrecht die for­mel­le Geltung verloren hat. S. Google

Lit.: Pappenheim, M., Die Siebenhardenbeliebung, 1926; Carstens, W., Zur Entstehungsgeschichte der nordfriesischen Siebenhardenbeliebung, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Ge­schich­te 65, 368; Hartz, O., Die Rechtssätze der Siebenharden­beliebung von 1426, ZRG GA 60 (1940), 300; Carstens, W., Die Siebenharden­beliebung, ZRG GA 62 (1942), 358; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 141

siech (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) krank, schwach →Seuche

siedeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [CorpAltdtOrIrk. III 334] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sesshaft sein (V.)

Siedlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 15. Jahrhundert [EschwegeRQ. I 304] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die menschliche Nieder­lassung von gewissem Umfang und ge­wisser Dauer. Sie beginnt mit der Sesshaftwerdung des Menschen (Weiler, Dorf, Stadt) (etwa um 9500 v. Chr. in der Südosttürkei Tempelanlage Göbekli Tepe, etwa 6800 v. Chr. größere Siedlung Çatal Höyük in Kleinasien). Bis zu dem Ende des 2. Jahrtausend n. Chr. erreichen einzelne Siedlungen (Metro­polre­gionen) eine Einwohner­zahl von bis zu 35 Millionen Bewohner (Tokio, Seoul, Mexiko, New York, Mumbai, Sao Paulo, Manila, Jakarta, Delhi, Kairo, Istanbul, Schanghai, Kansai, Kolkata, Moskau, Buenos Aires, Los Angeles, Dhaka, Lon­don, Lagos u. s. w.). S. Google

Lit.: Kirbis, W., Siedlungs- und Flurformen germanischer Länder, 1952; Fischer, H., Die Sied­lungsverlegung, 1952; Timm, A., Studien zur Sied­lungs- und Agrargeschichte Mitteldeutschlands, 1956; Borsdorf, A. u. a., Allgemeine Siedlungsgeo­graphie, 2010; 4000 Jahre Pfahlbauten, hg. Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, 2016

Siegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ab 1294 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1237 [Speyer/Böhmer-Ficker 269] bzw. 1275 [CorpAltdtOrUrk. I 240] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein eine Person verkörperndes, durch Abdruck in einem weicheren Stoff wirkendes Zeichen zu der Kennzeichnung eines Schriftstücks. Das Siegel ist seit den ersten Hochkulturen bekannt. Bereits in dem 8. Jahrhundert v. Chr. wird es als Stempel verwendet. Seit dem Frühmittelalter wird in der →Königsurkunde, mit der vor allem Einzelrechte verliehen werden, die Unter­schrift durch das Siegel ersetzt und werden Zeugen aufgenommen. In dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts erscheint in Schwaben auch die Siegelurkunde anderer Aussteller. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts wird selbst bei Privat­urkunden das Siegel (siegelfähiger Personen) üblich. Die älteste Form ist der schon in dem Altertum nachweisbare Siegelring. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 105; Posse, O., Die Siegel des Adels der Wettiner Lande, 1908ff.; Ewald, W., Siegelkunde, 1914; Die Siegel der Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach 1323-1373, bearb. v. Bier, H., 1933; Goerlitz, T., Die Magdeburger Schöffensiegel, ZRG GA 63 (1943), 327; Blaschke, K., Siegel und Wappen in Sachsen, 1960; Frenz, T., Papsturkunden, 1986; Dalas, M., Corpus des sceaux, Bd. 2 1991; Weiß, P., Frühe Siegelurkunden in Schwaben, 1997; Steiner, R., Die Entwicklung der bayerischen Bischofssiegel, 1998; Stieldorf, A., Rheinische Frauensiegel, 1999; Stieldorf, A., Siegelkunde, 2004; Hattenhauer, H., Sigillum fa­cultatis juridicae, 2005; Siegel und Siegler, hg. v. Ludwig, C., 2005; Marnetté-Kühl, B., Mittelalterliche Siegel der Urkundenfonds Ma­rien­berg und Mariental, 2006; Das Siegel, hg. v. Signori, G., 2007; Die Bildlichkeit korporativer Siegel, hg. v. Späth, M., 2009; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; Diederich, T., Siegelkunde, 2012

Siegel, Heinrich (Ladenburg/Baden 13. 4. 1830-Wien 4. 6. 1899), Generalstabsarzts­sohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg, Bonn und Gießen sowie der Promotion (1852) und Habilitation (1853) in Gießen 1858 Professor in Wien. Er begründet die Sammlung österreichischer Weistümer und erkennt das einseitige Ver­sprechen als Verpflichtungs­grund. Mono­graphien behan­deln Erbrecht und Gerichts­verfahren. S. Google

Lit.: Luschin von Ebengreuth, A., Heinrich Siegel, ZRG GA 20 (1899), VII; Wretschko, A. v., Heinrich Siegel, 1900; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978

Siegerland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Land an der Sieg um Siegen

Lit.: Petri, F. u. a., Das Siegerland, 1955

Siel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1277 [Bergh II 144] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssorache un in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M./N.) Schleuse, verschließbarer Wasserdurchlass

Sielrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [OstfriesUB. II 713] in 11 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (Schleusenrecht)

Lit.: Michaelis, F., De iure cataractarum, 1696; Logemann, C., Die geschichtliche Entwicklung des besonderen Sielrechts in Oldenburg, 1959

Siena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt in der Toskana mit rund 54000 Einwohnern

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007; Denley, P., Commune and Studio in Late medieval and Renaissance Siena, 2006; Denley, P., Teachers and Schools in Siena 1357-1500, 2007

Siete Partidas (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. Pl., Sieben Teile) ist der in Spanien zwischen 1256 und 1265 entstandene siebenteilige Rechtstext. Die Siete Partidas werden unter König Alfons X. von Kas­tilien-Leon erarbeitet und nach mehrfachen Veränderungen (1265, 1290-1295, um 1300) 1348 unter König Alfons XI. als (span.) Libro (M.) del fuero de las leyes (Buch des Rechtes der Gesetze) mit subsidiärer Geltung in Kraft gesetzt. Sie gliedern sich in sieben Teile (Rechtsquellen und Kirchenrecht, politi­sches Recht bzw. Verwaltungsrecht und Kriegs­recht, Gerichtsverfassung bzw. Verfah­rens­recht und Königsrecht, Fami­lien­recht und Lehnsrecht, Schuldrecht, Erbrecht, Strafrecht und Strafverfahrens­recht) mit fast 2600 Stücken (Gesetzen). Quellen sind das (lat.) →ius (N.) com­mune (gemeine Recht), die Glosse des Accursius, Summen des Azo und des Odofredus, das Decretum Gratians, der Liber extra, Summen des Hostiensis, Tan­credus und des Raymundus de Penyafort, das Speculum des Durantis, die libri feu­dorum, der kastilische Fuero juzgo, die →Rôles d’Oleron, Magister Jacobos Doc­trinal de las leyes, Bibel, Kirchenväter, Aristoteles, Seneca, Boethius und Texte orientalischer Tradition. Der Name Siete Partidas wird in dem 16. Jahrhundert üblich. S. Google

Lit.: Las siete partidas, hg. v. d. Königlichen Akademie der Geschichte, Bd. 1ff. 1807, Neudruck 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff; Craddock, J., The Legislative Works of Alfonso el Sabio, 1986; Scheppach, M., Las Siete Partidas, 1991; Las Siete Partidas, Título II de los casamientos, hg. v. Ramos Anderson, P., 2009 (8 Handschriften)

Sigismund (Nürnberg 15. 2. 1368-Znaim 9. 12. 1437, 1378-1388 Markgraf Brandenburgs, 1387 König Ungarns, 1411 König des Heiligen römischen Reiches, 1419 König Böhmens, 1433 Kaiser)

Lit.: Regesta Imperii 11, hg. v. Altmann, W. 1900 (insgesamt ca. 23000 Regesten), Regesta Imperii – XI Regesten Kaiser Sigismunds (1410-1437), Bd. 1ff. 2012ff. (vielleicht 75000 Regesten zu erwarten); Kaiser Sigismund (1368-1437), hg. v. Hruza, K. u. a., 2012; Proske, V., Der Romzug Kaiser Sigismunds (1431-1433), 2018

signare, sīgnāre,  lat., V., zeichnen, bezeichnen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. sīgnum

Signatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1536 [Fuchsperger, Inst. 30v] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Siegelabdruck, Unterschrift

signatura, sīgnātūra,  lat., F., Signatur, kenntliches Zeichen?, Pallad. (Ende 4./Anfang 5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. signare, sīgnum

Signet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1347 [HansUB. III 56] in 28 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französsische und mittelbar das  Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Siegelstempel eines Amtsträgers →Notarsignet

signieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1453 [Lüb. IX 160] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterzeichnen, beglaubigen

Signoria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) autokratische Herrschafts­form in Italien in dem Spätmittelalter

Lit.: Mallet, M., Signori e mercenari, 1983

Silent leges inter armas (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Wenn die Waf­fen sprechen, schweigen die Gesetze.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero, 106-43 v. Chr., Rede für Milo § 11)

Sillein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Industriestadt in der Nordwestslowakei sn der Grenze zu Polen

Silleiner Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf magdeburgisch-schlesische Quellen (Sach­sen­spiegel, sächsisches Weichbild­recht u. a.) zurückgehende, 1378 von Nikolaus de Laconia (Lukove/Kreis Alt­sohl) in einem deutsch­sprachigen Teil geschaffene, 1473 in dem landrechtlichen Teil in das sich durchsetzende (Alttschechische bzw.) Alt­slowakische über­setzte, be­deutendste Rechtsbuch der Slowakei (für die früher zu Ungarn gehörige Stadt Sillein).

Lit.: Rauscher, R., Das Silleiner Rechtsbuch aus dem Jahre 1378, 1933 (z. T. tschechisch bzw. slowakisch); Piirainen, I., Das Stadtrechtsbuch von Sillein, 1972; Papsonová, M., Das Magdeburger Recht und das Silleiner Rechtsbuch, 2003

silvester, lat., Adj.: nhd. zum Wald gehörig, mit Wald bewachsen (Adj.), waldig, Wald..., ländlich, Acc. (170-um 90 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. silva

Silvester (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Tag des Jahresendes nach dem Namen eines dann gefeierten Heiligen

Silvesterpatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Name der beiden Urkunden von dem 31. 12. 1851, mit denen der Kaiser von →Öster­reich die von ihm an dem 4. 3. 1849 gewährte →Verfassung als un­an­gemessen und unausführbar aufhebt und das Grund­rechtspatent des Jahres 1849 be­seitigt und damit Österreich zu dem →Neo­absolutismus führt (u. a. durch ein Kabi­nettschreiben auch Geschworenen­ge­richte abgeschafft, Trennung von Verwal­tung und Justiz aufgegeben).

Lit.: Köbler, DRG 193; Baltl/Kocher

Simon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 14. Jahrhundert [StraubingUrb. 250] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Hebräischen des Altertums aufgenommen, M., „erhörend, erhört“)

Simonie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1195 [Lucidarius] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [Schwspg.(Kurzform I/Eckh. Art. 130b (Kt.) in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt über das Mittelniederdeutsche und das Mittellateinische mit dem Hebräischen des Altertums teilweise verbindbar, F.) ist nach Apostelgeschichte 8,18 der von Simon Magus abgeleitete Handel mit geistlichen Gütern. Die Simonie breitet sich in der Kirche seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. aus. In der Mitte des 11. Jahrhunderts wird sie von der kirchlichen Reformbewegung entschieden bekämpft. →Investiturstreit

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Drehmann, J., Papst Leo IX. und die Simonie, 1908; Meier-Welcker, H., Die Si­mo­nie im frühen Mittelalter, (in) ZKG 64 (1952/3), 61; Weitzel, J., Begriff und Erscheinungsformen der Simonie, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechts­geschichte, 1950, 5. A. 1972; Lynch, H., Simoniacal Entry, 1976; Münsch, O., Ein Streitschriftenfragment zur Simonie, (in) DA 62 (2006), 619

Simson, Eduard (Königsberg/Preußen 10. 10. 1810-1899), Kaufmannssohn, 1823 evan­gelisch, wird nach dem Rechtsstudium in Königsberg 1828 mit (lat.) venia (F.) legendi (Lehrbefugnis) promoviert, 1833 zu einem außerordentlichen Professor und 1836 zu einem ordentlichen Professor ernannt. Seit 1834 wirkt er auch als Richter (zunächst an dem Tribunalsgericht in Königsberg), seit 1848 als liberaler Rechtspolitiker (Präsi­dent der Nationalversammlung, Präsident des Erfurter Unionsreichstags, Präsident des Zollparla­ments, Präsident des Reichs­tags). 1879 wird er als bisheriger Präsident des Appellations­gerichts in Frankfurt an der Oder (bis 1891) Präsident des →Reichsgerichts. Seine jü­dische Her­kunft beeinträchtigt sein beruf­liches und politisches Wirken nicht erkennbar. Sei­ne Einordnung in eine wissenschaft­liche Strömung ist mangels Pu­blikations­tätigkeit schwierig. S. Google

Lit.: Simson, B. v., Eduard von Simson, 1900; Meinhardt, G., Eduard von Simson, 1981; Schubert, W., Die Aufhebung des Berliner Obertribunals, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köb­ler, G., 1987, 419; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 101; Eduard von Simson, hg. v. Kern, B. u. a., 2001

simul, semul (arch.), semol (arch.), lat., Adv., gleich, zugleich, zusammen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sem- (2), Num. Kard., Adv., Präp., eins, ein, zusammen, samt

simultaneus (Wort in latein_a_z.docx und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische und mittelbar Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gleichzeitig

Simultaneum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Struve, PfälzKHist. 668] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gleichzeitigkeit (der katholischen und protestantischen Konfes­sion)

Lit.: Schäfer, C., Das Simultaneum, 1995

singular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – als M. 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – abgesehen von singulär und Singular - nicht belegt sowie über das lateinische singularis, Adj., einzeln, 116-27 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) einzeln, einzigartig

singularis (1), singulāris (1), lat., Adj., zum Einzelnen gehörig, einzeln, vereinzelt, abgesondert, Varro (116-27 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. singulus

Singularsukzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1822 [Archiv für die civilistische Praxis 5 1822 19ff.] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Einzelnachfolge beispielsweise in dem Erbrecht

Lit.: Kuntze, J., Die Obligation und die Singular­suc­ces­sion, 1856

singulus,  lat., Adj.,  einzeln, einzig, ein einziger, einer allein, allein, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx,  s. idg. *sem- (2), Num. Kard., Adv., Präp., eins, ein, zusammen, samt

Sinti (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.Pl., 1100 oder Roma) ist die Bezeichnung für die früher als →Zigeuner benannten Angehöri­gen einer Volksgruppe. Der Na­me Sinti leitet sich vermutlich von der indi­schen Provinz Sind und dem Fluss Sindhu bzw. Indus ab. Die Sinti verstehen sich als Teil der Roma und bilden deren älteste in dem deut­schen Sprachraum nachweisbare Grup­pe. S. Google

Lit.: Reemtsma, K., Sinti und Roma, 1996; Sinti und Roma in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur, hg. v. Tebbutt, S., 2001; Bastian, T., Sinti und Roma im Dritten Reich, 2001; Weyrauch, W., Das Recht der Roma und Sinti, 2002; Rieger, B., Roma und Sinti in Österreich nach 1945, 2003

Sinzheimer, Hugo Daniel (Worms 12. 4. 1875-Overveen/Holland 16. 9. 1945), Klei­der­fabrikantensohn, wird nach dem Rechts­studium in München, Freiburg im Breis­gau, Berlin und Marburg 1903 Rechts­anwalt. 1916 tritt er der so­zialdemokratischen Partei bei. 1920 wird er Honorarprofessor in Frankfurt am Main. 1921 verfasst er Grundzüge des Arbeits­rechts. 1937 wird er ausgebürgert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 215; Sinzheimer, H., Jüdische Klas­siker der Rechtswissenschaft, 1938 bzw. Neu­druck 1953 (Stahl, Levin Goldschmidt, Heinrich Dern­burg, Unger, Lenel, Wilda, Glaser, Laband, Georg Jellinek, Ehrlich, Lotmar, Eduard von Sim­son, zusätzlich besonders erwähnt Heinrich von Friedberg, Friedrich Stein, Staub, Haber, Heinitz, Landsberg, Ehrenberg, Rosin, Gradenwitz); Knorre, S., Soziale Selbstbestimmung, 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 615; Kubo, K., Hugo Sinzheimer, 1995; Brühwiler, J. Philipp Lotmar und Hugo Sinzheimer, (in) Forschungsband Philipp Lotmar, hg. v. Caroni, P., 2003, 117; Blanke, S., Soziales Recht oder kollektive Privatautonomie?, 2005

Sippe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem älteren deutschen Recht der um einen Stammvater bestehende Fami­lienver­band. Die rechtliche Stellung der Sippe in dem Früh­mittelalter ist streitig. Es ist fraglich, ob der Sippe jemals besondere öffent­lich-rechtliche Aufgaben zukommen. S. Google

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 71, 72; Brunner, H., Sippe und Wergeld nach niederdeutschen Rechten, ZRG 2 (1882), 1; Phillpotts, B., Kindred and Clan, 1913; Lappe, J., Die Sippen Koerdt und Linnhoff, 1938; Genzmer, F., Die germanische Sippe als Rechtsgebilde, ZRG GA 67 (1950), 34; Haff, K., Der umstrittene Sippebegriff und die Siedlungsprobleme, ZRG GA 70 (1953), 30; Kroeschell, K., Die Sippe im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 1 (Antrittsvorlesung); Steuer, H., Frühgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa,1972; Wiebrock, L., Die Sippe bei den Germanen, Diss. jur. Marburg 1979; Murray, A., Germanic Kinship Structures, 1983; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, aus dem Englischen von Horn, E., 1986; Weidemann, M., Geschichte der Sippenhaftung, 2002

Sippenhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Anwendung von Maßnah­men gegenüber Angehörigen oder sonstigen Nahepersonen eines Bekämpften oder Verfolgten. Die in dem National­sozia­lismus gefor­derte und verwendete Sippenhaft ist in einem Rechtsstaat unzulässig. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Weidemann, M., Geschichte der Sippenhaftung, 2002; Maihold, H., Die Sippenhaft, (in) Mediaevistik 18 (2005)

Sippenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.). Ein Einstehenmüssen allein wegen Verwandtschaft mit einem Schuldner ist dem Rechtsstaat unbekannt. S. Google

Sitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] in 59 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist der in der Gesellschaft geübte Brauch. Zwischen Sitte und Recht bestehen stets Wechselwirkungen. Insbesondere kann Sitte zu Recht werden.

Lit.: Kaser §§ 3 I 2, 23 I 1, 58 I, II, 1, 60 I 2; Hübner; Köbler, DRG; Hildebrand, R., Recht und Sitte auf den verschiedenen wirtschaftlichen Kulturstufen, 1896; Hävernick, W., „Schläge“ als Strafe, 1970; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 863

Sitten (Diözese), s. Google

Lit.: Zenhäusern, G., Zeitliches Wohl und ewiges Heil, 1992

sittenwidrig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommenm ab 786 [Ott, BürgerPassau 345], 8 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Sitte verletzend, der Sitte widersprechend

Sittenwidrigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1798 [BadKirchInstr. 246] 5 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Verstoß eines Verhaltens gegen die guten Sitten (lat. boni mores [M.Pl.]). In dem römischen Recht werden gegen das gute Herkommen der Vorfahren verstoßende Geschäfte von den Rechtskundigen und den Kaisern unter­drückt. Dies wird verrechtlicht in der frühen Neuzeit wieder aufgegriffen.

Lit.: Kaser §§ 3 I 2b, 9 II 2, 10 I 1e, 34 I 2b; Hübner; Köbler, DRG 164; Schmidt, H., Die Lehre von der Sittenwidrigkeit, 1973; Wanner, J., Die Sit­ten­widrigkeit der Rechtsgeschäfte, 1996; Karow, O., Die Sittenwidrigkeit von Verfügungen von Todes wegen, 1997; Falk, U., Zur Sittenwidrigkeit von Testamenten, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 451; Herzog, A., Sitten­widrige Rechtsgeschäfte in der höchstrichterlichen Recht­sprechung aus den Jahren 1948-1965, 2001; Ruff, H., Sittenwidrige Rechtsgeschäfte in der spä­ten Kaiserzeit, 2007

sittlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [FreibergStR. V § 2] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., um 790 belegt, Sittlichkeit 1510), den Sitten entsprechend

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Sittlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [Seckendorff, Fürstenstaat 1656 414] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1510) den Sitten entsprechendes Verhalten von Menschen

Sittlichkeitsverbrechen (Sexualdelikt) ist das die Sittlichkeit verletztende Verbre­chen, vor allem die Straftat gegen die sexuelle Selbstbe­stimmung. Nach Tacitus werden bei den Germanen bestimmte Sitt­lichkeits­ver­brechen mit dem Versenken in dem Moor verfolgt, doch ist ein Beweis dieser Vorstellung wohl nicht möglich. In dem Mittelalter wendet sich vor allem die Kirche gegen das Sittlichkeitsverbrechen. Besondere Fälle sind Ehebruch, Inzest, Vergewal­tigung, Prostitution, Zuhälterei und Homo­sexu­alität. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird in dem Gefolge der Aufklärung die Verfolgung der Sittlichkeitsverbrechen durch liberale Vorstel­lungen teilweise zurückgedrängt (beispielsweise Homosexualität, anders aber Kinderporno­gra­phie).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Quanter, R., Die Sittlichkeitsverbrechen, 6. A. 1911, 1925, Neudruck 2003; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittel­alters, Bd. 2 1935, Neudruck 1964; Schroeder, F., Reform des Sexualstrafrechts, 1971; Rees, W., Die Straf­gewalt der Kirche, 1993; Hommen, T., Sitt­lichkeitsverbrechen, 1999; Taeger, A., Intime Machtverhältnisse, 1999; Kraus, K., Sittlichkeit und Kriminalität, neu hg. 2004; Günther, B., Die Be­hand­lung der Sittlichkeitsdelikte in den Policey­ordnungen, 2004

Sizilien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die Insel an dem Fuße Italiens. Sizilien wird zuerst von Griechen beeinflusst, dann aber 228/227 von den Römern erobert. In der Völkerwanderungszeit kämpfen Ger­ma­nen und Byzanz um die Vorherrschaft. Seit 827 dringen Araber (Sarazenen) ein, seit 1061 Nor­mannen. 1130 wird Sizilien Teil eines besonderen, von Gegenpapst Anaklet II. geschützten, 1139 →Neapel einnehmen­den unteritalienischen Königreichs der Normannen. Dieses gelangt über die Heirat Heinrichs VI. mit der Erbtochter Konstanze 1186 an das →Deutsche Reich (Friedrich II.), 1266/1268 aber durch den Papst an →Anjou und nach der sizilia­nischen Vesper (1282) unter Abtrennung von Neapel über eine staufische Erbtochter an Aragon (Spanien). 1713/1714 kommt Sizilien von Spanien an Piemont, 1735 Neapel-Sizilien an die Bourbonen, 1860 an Sardinien-Piemont und damit 1861 an das neue Königreich →Italien. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Constitutiones regni Siciliae, 1475, Neudruck 1973; Gregorio, R., Introduzione allo studio del diritto pubblico siciliano, 1794, Neudruck 1971; Giuffrida, V., La genesi delle consuetudine giuridiche delle città di Si­cilia, 1901; Niese, H., Die Gesetzgebung der nor­mannischen Dynastie im regnum Siciliae, 1910; Hofmann, M., Die Stellung des Königs von Sizilien nach den Assisen von Ariano (1140), 1915; Cohn, W., Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien, 1925; Sthamer, E., Original und Register in der sizilischen Verwaltung, 1929 (SB Berlin); Sthamer, E., Studien über die sizilischen Register, 1930 (SB Berlin); Heupel, W., Der sizilische Großhof unter Kaiser Friedrich II., 1940; Colliva, P., Ricerche sul principio di legalità nell’amministrazione del regno di Sicilia, 1964; Caravale, M., Il regno normanno di Sicilia, 1966; Finley, M./Mack Smith, D., A history of Sicily, 1968; Schminck, C., Crimen laesae maiestatis, 1969; Malinowska-Kwiatkowska, I., Prawo prywatne w ustawodawstwie Królestwa Sycylii 1140-1231 (Das Privatrecht in der Gesetz­gebung des Königreichs Sizilien 1140-1231), 1973; Die Kon­stitutionen Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien, hg. v. Conrad, H. u. a., 1973; Gallas, K., Sizilien, 7. A. 1984; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privat­rechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,97, 3,1,233, 3,2,2359, 3,3,3218; Tancredi et Willelmi III. regum diplomata, hg. v. Zielinski, H., 1982; Constantiae imperatricis et reginae Siciliae diplomata (1195-1198), hg. v. Kölzer, T., 1983 (57 Stücke, 7 Fälschungen, 73 Deperdita); Rogerii II. regis (1107-1151) diplomata latina, hg. v. Brühl, C., 1987 (100 Urkunden, 91 Deperdita); Pispisa, E., Regnum Siciliae, 1988; Takayama, H., The Administration of the Norman Kingdom of Sicily, 1993; Baaken, G., Das sizilische Königtum Kaiser Heinrichs VI., ZRG GA 112 (1995), 202; Baaken, G., Ius imperii ad regnum, 1993; Rill, B., Sizilien im Mittelalter, 1995; Backman, R., The Decline and Fall of Medieval Sicily, 1995; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer, T., 1996; Finley, M. u. a., Geschichte Siziliens, 1998; Mirto, C., Il regno dell’isola di Sicilia e delle isole adiacenti, 2000; Pasciuta, B., In Regia Curia civiliter convenire, 2003; Friedl, C., Studien zur Beamtenschaft Kaiser Friedrichs II. im Königreich Sizilien (1220-1250), 2005; Kunz, H., Sicilia, 2006; Zambon, E., Tradition and Inno­vation, 2008; Reinhardt, V./Sommer, M., Sizilien, 2010; Zwischen Ideal und Wirklichkeit, hg. v. Engels, D. u. a., 2010; Chiarelli, L., A History of Muslim Sicily, 2011; Nef, A., Conquérir et gouverner la Sicile islamique, 2011; Wihoda, M., Die sizilischen Goldenen Bullen von 1212, 2012; Secord, S., Where three worlds met, 2017; Urban Dynamics and Transcultural Communication in Medieval Sicily, hg. v. Jäckh, T. u. a., 2017

Skandal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1598 [Kratsch, Justiz Anh. 13] bis 1783 in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das öffentliches Ärgernis erregende Ereignis. Die erhöhte Bedeutung des Skandals ab dem 19. Jahrhundert beruht vor allem auf der Pressefreiheit und dem Streben des Menschen nach Geld gegen Mitteilung von Neuigkeiten oder Nachrichten. Allgemeinere Auswir­kun­gen sind eher selten (evtl. Amtsverlust).

Lit.: Bösch, F., Öffentliche Geheimisse, 2009; Kepp­linger, H., Die Mechanismen der Skandali­sie­rung, 2012

Skandinavien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die zusammenfassende Be­zeichnung für die →Norwegen und →Schweden bildende nördliche Halbinsel Europas oder Eurasiens, zu der in weiterem Sinn auch →Dänemark und →Finnland sowie vielleicht sogar  Island gezählt werden (gefährliches Land auf dem Wasser?). S. Google

Lit.: Tunberg, S., Studier rörande Skandinaviens äldsta politiska indelning, 1911, Dethlefsen, O., Die nor­dische Einheitsbewegung, 1941; Vehse, O., Nordische Staatengründer, 1943; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,61, 2,2,501, 4,4,21; Scandinavian biographical archive, 1989; Sawyer, B./Sawyer, P., Medieval Scandinavia, 1993; Zernack, J., Bibliographie der deutschsprachigen Sagaüber­setzungen, 1997; See, K. v., Europa und der Norden im Mittelalter, 1999; Kaufhold, M., Europas Norden im Mittelalter, 2001; Waßenhoven, D., Skandinavier unterwegs in Europa (1000-1250), 2006 (572 und 307?); Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 984; Giese, S., Studenten aus Mitternacht, 2008; Stampehl, J., Vereinigte Staaten des Nordens, 2011; Bagge, S., Cross & Scepter, 2014; Scheel, R., Skandinavien und Byzanz, 2015; Rock, C., Herrscherwechsel im spätmittelalterlichen Skandinavien, 2016

Skanske Lov (schonisches Recht) →nordisches Recht, Scho­nen

Sklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1293 [Martina des Hugo von Langenstein] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [SchweizGForscher 7 1828 338] bzw. um 1285 [HMS. II 385] in 41 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Mittelgriechische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der einem Menschen (oder auch einem Personenverband beispielsweise Stadt) vollständig gehörende andere Mensch. Sklave wird man hauptsächlich durch Unterwer­fung und Geburt. Der (dem [lat.] ius gentium zuge­rechnete, in seiner Legi­tmität nie ange­zweifelte) römische Sklave ist →servus. Es ist streitig, ob der Unfreie des Mittelalters und der Neuzeit als Sklave bezeichnet werden darf, doch könnten aus dem frühmittelalterlichen Europa als wichtigstes Ausfuhrgut Menschen in den islamischen Herrschaftsbereich verbracht worden sein(, jedenfalls soll es zwischen 1530 und 1780 mehr als eine Million europäischer Sklaven in Nordafrika gege­ben haben). Vielleicht werden in dem ara­bischen Sklavenhandel zwischen dem 7. und 20. Jahrhundert 17 Millionen Opfer aus Afrika (beispielsweise auch nach Indien) verschleppt. Das Naturrecht des 17. Jahrhunderts lässt Sklaverei in unterschiedlich vielen Fällen zu. Sehr ähnliche Verhältnisse wie in dem Altertum treten erst wieder in den neuzeitlichen Kolonien (beispielsweise Amerika, wohin unter Beteiligung afrikanischer Häuptlinge schätzungsweise 40000 (vor allem portugiesische) Sklavenschiffs­transporte mit möglicherweise 12,5 Millionen Sklaven aus Afrika erfolgen, davon 10,7 Millionen überlebend) auf. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) schließt Sklaverei in § 16 ABGB aus. 1834 wird die Sklaverei in dem britischen Empire aufgehoben. 1839 wen­det sich die katholische Kirche gegen die Sklaverei. Nach einem Gesetz von dem 9. 3. 1857 werden Sklaven, sobald sie Preußen betreten, frei. 1865 schafft das 13. Amendment der Verfassung die Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika ab. S. Google

Lit.: Kaser §§ 15, 33, 49, 50, 82; Söllner §§ 4, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 18, 20; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 16, 17, 21, 28, 35, 51, 57, 78; Verlinden, C., L’Esclavage, 1955; Rothenhöfer, D., Untersu­chungen zur Sklaverei, Diss. phil. Tübingen 1967; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Erler, A., Der Loskauf Gefangener, 1978; Erler, A., Ältere Ansätze zur Überwindung der Sklaverei, 1978; Wilde-Stockmeyer, M., Sklaverei auf Island, 1978; Rudt de Collenberg, W., Esclavage et rançons des chrétiens en méditerranée (1570-1600), 1987; Karras, R., Slavery and Society, 1988; Genovese, E., Within the Plantation Household, 1988; Bonnassie, P., From Slavery to Feudalism, 1991; Sklaven und Freigelassene, hg. v. Eck, W. u. a., 1993; Kolchin, P., American Slavery 1619-1877, 1993; Grieser, H., Sklaverei im spätantiken und frühmit­telalterlichen Gallien, 1997; Haenger, P., Sklaverei und Sklavenemanzipation an der Goldküste, 1997; Klees, H., Sklavenleben im klassischen Griechen­land, 1998; Corpus der römischen Rechtsquellen zur Sklaverei, hg. v. Rainer, M. u. a., Teil 1ff. 1999ff. (beispielsweise Ansprüche aus Delikten am Sklaven, bearb. v. Harke, J., 2013); Klein, H., The Atlantic Slave Trade, 1999; Eltis, D./Behrendt, D./Richardson, D. u. a., The Transatlantic Slave Trade, 1999; Voigt, J., Die Abschaffung des transatlantischen europäischen Sklavenhandels im Völkerrecht, 2000; Deißler, J., Antike Sklaverei und deutsche Aufklärung, 2000; Schumacher, L., Sklaverei in der Antike, 2001; Bibliographie zur antiken Sklaverei, hg. v. Bellen, H. u. a., neu bearb. v. Schäfer, D., 2003; Hammer, C., A Large-Scale Slave Society of the Early Middle Ages, 2002; Weiler, I., Die Beendigung des Sklavenstatus im Altertum, 2003; Weiß, A., Sklave der Stadt, 2004; Delacampagne, C., Die Geschichte der Sklaverei, 2004; Christian Slaves, Muslim Masters, 2004; Hochschild, A., Bury the chains, 2005; Hall, G., Slavery and African Ethnicities in the Americas, 2005; Esclavage antique et discriminations socio-culturelles, hg. v. Anastasiadis, C. u. a., 2005; Knoch, S., Sklavenfürsorge im römischen Reich, 2006; Sklaverei und Freilassung im römischen Recht, hg. v. Finkenauer, T., 2006; Smith, S., Slavery, Family and Gentry Capitalism in the British Atlantic, 2006; Menschenraub, Menschenhandel und Sklaverei in antiker und moderner Perspektive, hg. v. Heinen, H., 2008; Franke, B., Sklaverei und Unfreiheit im Naturrecht des 17. Jahrhunderts, 2009; Herrmann-Otto, E., Sklaverei und Freilassung in der griechisch-römischen Welt, 2009; Flaig, E., Weltgeschichte der Sklaverei, 2009; Drescher, S., Abolition. A History of Slavery, 2009; Handwörterbuch der antiken Sklaverei, hg. v. Heinen, H., 2009ff.; Milton, G., Weißes Gold, 2010; Brodersen, K., Ich bin Spartacus, 2010; Antike Sklaverei, hg. v. Heinen, H., 2010; Finkenauer, T., Die Rechtsetzung Marc Aurels zur Sklaverei, 2010; N’Diaye, T., Der verschleierte Völkermord, 2010; Joshel, S., Slavery in the Roman World, 2010; The Oxford Handbook of Slavery in the Americas, hg. v. Paquette, R. u. a., 2010; Hamann, E., Die Begründung des Sklavenstatus bei den Postglossatoren, 2011; The Cambridge World History of Slavery, Bd. 1ff. hg. v. Bradley, K. u. a., 2011ff.; The End of Slavery in Afrika and the Americas, hg. v. Schmieder, U. u. a., 2011; Reading Ancient Slavery, hg. v. Alston, R. u. a., 2011; Dyer, J., Natural Law and the Antislavery Constitutional Tradition, 2012; The Legal Understanding of Slavery, hg. v. Allain, J., 2012; Handwörterbuch der antiken Sklaverei, hg. v. Heinzen, H., 2012 (CD-ROM mit Einführungsheft); Thornton, J., A Cultural History of the Atlantic World 1250-1820, 2012; Zeuske, M., Die Geschichte der Amistad, 2012; Kindersklaven, hg. v. Heinen, H., 2012; The Legal Understanding of Slavery, hg. v. Allain, J., 2012; Grieshaber, C., Frühe Abolitionisten, 2012; Heinemeyer, S., Der Freikauf des Sklaven mit eigenem Geld, 2013; Zeuske, M., Handbuch Geschichte der Sklaverei, 2013, 2. A. 2019; Buchwitz, W., Servus alienus heres – Die Erbeinsezung fremder Sklaven im klassischen römischen Recht, 2013; Priesching, N., Sklaverei in der Neuzeit, 2014; Sautter, U., Sklaverei in Amerika, 2014; Black, J., The Atlantic Slave trade in World History, 2015; Antike Sklaverei zwischen Verdammung und Beschönigung, hg. v. Schmitz, W., 2016; Amiri, B., Esclaves et affranchis des Germanies – Mémoire en fragments, 2016; Zeuske, M., Sklaven und Tabak in der atlantischen Weltgeschichte, (in) HZ 303 (2016), 315; Ramelli, I., Social Justice and the Legitimacy of Slavery, 2016; Voss, K., Sklaven als Ware und Kapital, 2016; Cheney, P., Cul de Sac – Patrimony, Capitalism and Slavery in French Saint Domingue, 2017: Waldstreicher, D./Mason, M., John Quincy Adams and the Politics of Slavery, 2017; Rio, A., Slavery after Rome 500-1100, 2017 (bejaht eher Sklaverei); Rösener, W., ZRG GA 134 (2017), 1ff.; Vaucher, D., Sklaverei in Norm und Praxis – Die frühchristlichen Kirchenordnungen, 2017; Milewski, M., Litigating across the Color Line – Civil Cases between Black and White Southerners from the End of Slavery to Civil Rights, 2017 (rund 1000 Fälle mit 60 Prozent Erfolg für farbige Kläger); Schirrmacher, J., Die Politik der Sklaverei, 2018; MacLean, R., Freed Slaves and Roman Imperial Culture, 2018; Verschleppt, verkauft, versklavt – Deutschsprachige Sklavenberichte aus Nordafrika (1150-1800), hg. v. Klarer, M., 2019; Scott, T., The Survival of Serfdom in Western Europe, ZRG 136 (2019), 31 (sieht viele quasiservile Verhältnisse); Knoch, S., Sklaven und Freigelassene in der lateinischen Deklamation, 2019; Schiel, J., Tatort Tana – Die Rolle Lateineuropas in der Sklavenökonomie des Schwarzmeerraums (ca. 1300-1500), (in) HZ 313 (2021) 32

Skonto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1672 [Schirmer, KaufmWB. 153] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und das Mittellateinische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Preisnachlass

Lit.: Prausnitz, O., Die Geschichte der Forderungs­ver­rech­nung, 1928

Skythe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines irani­schen, in dem Altertum nach Westen vordrin­genden Steppenvolks.

Lit.: Rolle, R., Die Welt der Skythen, 1980; Parzinger, H., Die Skythen, 2004; Skythen in der lateinischen Literatur, hg. v. Gerstacker, A. u. a., 2014

Slawe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und Mittelgriechische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1. H. 6. Jahrhundert) ist der Angehörige eines slawisch sprechenden Volkes (beispielsweise Russe, Ukrainer, Pole, Tscheche, Slowake, Slowene, Serbe, Kroate, Bulgare). Die zu der indogermanischen Völkergruppe zählen­den Slawen erscheinen in der Völker­wanderung und besiedeln von den Germanen freigegebene Gebiete in Ostmitteleuropa. Sie werden überwiegend von →Byzanz (Kyrill, Methodos) aus christianisiert. Sie bilden verschiedene Reiche (→Polen, →Russland u. s. w.). Ein Panslawismus wird in dem 19. Jahrhundert sichtbar. Er führt 1918 zu der Lösung kleinerer Staaten von →Österreich (→Tschecho­slowakei, →Jugoslawien). Ein gemein­slawisches Recht ist nicht bekannt. Erst in dem 20. Jahrhundert entwickelt sich unter dem Druck der Sowjetunion eine gewisse Einheitlichkeit sozialistischen Rechtes. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 76, 93; Kroeschell, DRG 1; Helmolds Slawenchronik, 3. A. bearb. v. Schmeidler, B., 1937; Kahl, H., Slawen und Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des 12. Jahrhunderts, 1964; Zernack, K., Die burgstädtischen Volksver­sammlungen bei den Ost- und Westslawen, 1967; Ludat, H., Deutsch-slawische Frühzeit, 1969; Ludat, H., An Elbe und Oder um das Jahr 1000, 1971; Ernst, R., Die Nordwestslawen und das fränkische Reich, 1976; Ludat, H., Slaven und Deutsche im Mittelalter, 1982; Herrmann, J., Slawen, 2. A. 1985; Welt der Slawen, hg. v. Herrmann, J., 1986; Conte, F., Les slaves, 1986; Goehrke, C., Frühzeit des Ostslaventums, 1992; Golab, Z., The Origins of the Slavs, 1992; Kunstmann, H., Die Slaven, 1996; Struktur und Wandel im Früh- und Hochmittelalter, hg. v. Lübke, C., 1998; Garzaniti, M., Die altslavische Version der Evangelien, 2001; Panzer, B., Quellen zur slavischen Ethnogenese, 2002; Dulinicz, M., Frühe Slawen im Gebiet zwischen unterer Weichsel und Elbe, 2006; Wünsch, T., Deutsche und Slawen im Mittelalter, 2008; Die Slaven und Europa, hg. v. Ressel, G. u. a., 2008; Boroń, P., Kniaziowie, królowie, carowie, 2010 (etwa 600 slawische Herrscher); Lehnwörter im Slawischen, hg. v. Kelih, E. u. a., 2015; Matasović, R., Slavic Nominal Word-Formation. Proto-Indo-European Origins and Historical Development, 2015; New Perspectives on the Early Slavs and the Rise of Slavic, hg. v. Klír, T. u. a., 2020

Slawonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das östliche Teilgebiet →Kroatiens zwischen Save und Drau. S. Google

Lit.: Goldstein, I., Hrvatske rani srednji vijek, 1995

Slowakei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der mitteleuropäische, zwi­schen Tschechei, Polen, Ukraine, Ungarn und Österreich gelegene Staat. Seit dem 10. Jahrhundert gehört das Gebiet der Slowakei zu Ungarn, das die Bewohner seit 1867 ungarisiert. Römisches Recht dringt nicht vor dem 17./18. Jahrhundert ein (1634 westslowakische Universität Tyrnau/­Trnava). An dem 28. 10. 1918 wird die Slowakei Teil der Tschecho­slowakei, von der sie sich 1993 trennt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Die juristische Bildung in der Slowakei und Ungarn bis zum Jahre 1848, 1968; Dejiny Slovenska, 1986; Schönfeld, R. Slowakei, 2000; Schuster, R., Im Strudel der Geschichte 2001; Tönsmeyer, T., Das Deutsche Reich und die Slowakei 1939-1945, 2003; Die unbekannte Minderheit, hg. v. Hrabovec, E. u. a., 2005; Šindelárová, L., Finale der Vernichtung - Die Einsatzgruppe H in der Slowakei 1944/45, 2013; Zückert, M. u. a., Die Evakuierung der Deutschen aus der Slovakei 1944/45, 2019; Sächsisch-magdeburgisches Recht in Tschechien und in der Slowakei, hg. v. Biliy, I. u. a., 2021

Slowenien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) st der mitteleuropäische, von Österreich, Ungarn, Kroatien und Italien begrenzte Staat. Das Gebiet Sloweniens löst sich 1918 aus der Herrschaft →Österreichs und geht danach in Jugoslawien auf. An dem 26. 6. 1991 spaltet es sich von dort ab. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Mal, J., Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen, 1939; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,330; Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Als Mitteleuropa zerbrach, hg. v. Karner, S. u. a., 1990; Bär, S., Der Zerfall Jugoslawiens, 1995; Rehder, P., Slowenien, 1999; Karner, S., Slowenien und seine Deutschen, 2000; Griesser-Pečar, T., Das zerrissene Slowenien 1941-1946, 2003; Blumenwitz, D., Okkupation und Revolution in Slowenien (1941-1946), 2005; The Land Between, hg. v. Luthar, O., 2008; The Land Between - A History of Slovenia, hg. v. Luthar, O., 2. A. 2013

Smend, Rudolf (Basel 15. 1. 1882-Göttingen 5. 7. 1975), Theologieprofes­so­ren­sohn, wird nach dem Studium von Recht, Philosophie und Geschichte in Göttingen Professor in Greifswald (1909), Tübingen (1911), Bonn (1915), Berlin (1922) und Göttingen (1935). 1911 veröffentlicht er eine bedeutsame Unter­suchung über das →Reichskammer­gericht. Sein Hauptwerk über Verfassung und Verfassungsrecht (1928) gründet sich auf die Idee der Integration als des sinnhaften Ineinanders geistiger Vorgänge. S. Google

Lit.: Festschrift für Rudolf Smend, 1952; Cam­penhausen, A., Frhr. v., Zum Tode von Rudolf Smend, (in) JZ 1975, 621; Rennert, K., Die „geis­teswissenschaftliche Richtung“ in der Staats­rechtslehre der Weimarer Republik, 1987; Notthoff, T., Der Staat als geistige Wirklichkeit, 2008

Smith, Adam (Kilkaldy 1723-1790) wird nach dem Studium von Griechisch, Logik, Me­taphysik, Theologie, Mathematik und Phi­losophie in Glasgow und Oxford 1751 Pro­fessor für Logik und 1752 für Moral­phi­losophie in Glasgow, der 1759 durch ein Werk über die Theorie der ethischen Gefühle hervortritt. Nach einer Bil­dungsreise durch Frankreich (1764-1766) veröffentlicht er als Teil eines philosophischen Wissenschaftsprojekts in Ablehnung des Merkantilismus 1776 (engl.) Inquiry into the Nature and the Causes of Wealth of Nations (Untersuchung über die Art und die Gründe des Reichtums der Völker), in der er nach einer längeren Entwicklung, in welcher der Wettbewerb zunehmend bedeutsam wird und eine moralphilosophische Überprüfung wirtschaftlichen Handelns zurücktritt, die Freiheit des Einzelnen bzw. die Eigenliebe, welche die lebengefährliche Kontingenz des ökonomischen Tausches zu einem beherrschbaren Risiko werden lässt, als den Grund des Wohlstands aller ermittelt. Damit begründet er als Klassiker der Volkswirtschaft den →Liberalismus. Sein ungedruckter literarischer Nachlass wird 1790 weitgehend verbrannt.

Lit.: Köbler, DRG 134; Smith, A., The Theory of Moral Sentiments, 1759; Brühlmaier, D., Die Rechts- und Staatslehre von Adam Smith, 1987; Raphael, D., Adam Smith, 1991; Ross, I., The Life of Adam Smith, 1995; Klaiber, W., Rechtsphilosophie und Handlungstheorie, 1997; Ross, I., Adam Smith, 1998; Smith, A., Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums, hg. v. Streissler, E., 1999; Ballestrem, K. Graf, Adam Smith, 2001; Phillipson, N., Adam Smith, 2010; Smith, A., Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker, hg. v. Streissler, E., 2012; Petersen, J., Adam Smith als Rechtstheoretiker, 2012, 2. A. 2017; Ronge, B., Das Adam-Smith-Projekt, 2015; Isenmann, M., Die langsame Entstehung eines ökonomischen Systems, (in) HZ 307 (2018) 655

societas, societās,  lat., F., Gesellschaft, Verbindung, Teilnahme, Bündnis, Komplott, Handelsgesellschaft, Kamerad, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, socius (1), sequī

Societas (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die →Gesellschaft. Die privatrechtliche societas ist in dem klassischen römischen Recht ein der Erbengemeinschaft nachgebildeter Kon­sen­sual­­kontrakt der Gesellschafter. In der frühen Neuzeit wird societas auch für die menschliche Gesellschaft insgesamt verwendet. Das römische Recht der societas wird aufgenommen, in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aber durch den Gedanken der (deutschrechtlichen?) →Gesamthand abgeändert. S. Google

Lit.: Kaser §§ 38 II 1d, 43 I; Söllner § 9; Köbler, DRG 47, 64, 146, 161; Wieacker, F., Societas, 1936; Hingst, K., Die societas leonina, 2003; Meissel, F., Societas, 2004; Mehr, R., Societas und universitas, 2008; Jongh, J., Tussen societas en universitas, 2014

Socinus, Bartholomäus ist ein 1436 in Siena geborener, in Siena und Bologna ausge­bildeter, in Siena, Ferrara, Pisa, Bologna, Padua und vielleicht Bologna lehrender, in Siena 1507 verstorbener Jurist (commentaria, lecturae, consilia, Kommentare, Lesungen, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 860

Sociological jurisprudence (engl.) ist die auf Grund der europäischen Entwicklung der Soziologie bewusst soziologische Erkennt­nisse berücksichtigende, in dem 20. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten entwickelte Form der Rechtswissenschaft. S. Google

Lit.: Reich, N., Sociological jurisprudence und legal realism im Rechtsdenken Amerikas, 1967

socius,  lat., M.: nhd. Gesellschafter, Genosse, Teilnehmer, Bundesgenosse, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sokᵘ̯i̯os, M., Gefolgsmann, vgl. idg. *sekᵘ̯- (1), V., folgen

Södermannalagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht der schwe­dischen Landschaft in dem Südosten →Schwe­dens an dem Ende des 13. Jahrhunderts (1280?, 1300?).

Lit.: Hafström, G., Den svenska rättskällornas historia, 1978

Sodoma,  lat., F.=ON, Sodom, Solin. (1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Σόδομα (Sódoma), F.=PN, Sodom,  aus dem Hebräischen, „umschlossener Ort

sodomia, sodomīa,  lat., F.,  Sodomie, Greg. M. (540-604 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Sodoma

Sodomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – abgesehen von verwandten Wörtern wie Sodomei - nicht bezeugt – um 1272 [Jans von Wien Werke] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1390 [BerthRechtssumme 2070] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sodomia, F., Sodomie, sexuelle Handlung, 540-604 n. Chr., mit dem Hebräischen verbindbar, F.) ist vor allem der Geschlechts­verkehr zwischen Mensch und Tier. Das Alte Testament lehnt die Sodomie streng ab. Die christliche Kirche folgt dem. Auch ein Teil der frühmittelalterlichen Volksrechte wen­det sich wohl unter kirchlichem Einfluss ge­gen die Sodomie (Geldbuße, Kastration, Tö­tung). Seit der Constitutio Criminalis Carolina (1532) umfasst die Sodomie zusätzliche Be­ge­hungsformen. Die Aufklärung lehnt die Strafbarkeit der Sodomie ab. Nach dem Vorbild des Code pénal Frankreichs von 1791 schaffen die von Frankreich be­einflussten Staaten die Strafbarkeit der Sodomie allmählich ab (anders Russland, Österreich, Ungarn, Schweiz, England, Skandinavien). Nach dem Strafgesetzbuch Bayerns von 1813 ist die Sodomie keine Straftat mehr. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Strafbarkeit an dem 25. 6. 1969 aufgehoben. An dem Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Sodomnie nur noch in England, Wales und Nord­irland (sowie theoretisch in einigen Kan­tonen der Schweiz) strafbar. S. Google

Lit.: Guggenbühl, D., Mit Tieren und Teufeln, 2002; Hehenberger, S., Unkeusch wider die Natur, 2005; Lang, D., Sodomie und Strafrecht, 2009

Soest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Westfalen entwickelt sich in dem frühen 12. Jahrhundert zu einer Stadt, deren Recht in dem Stadtrecht von Medebach (1165) erstmals fassbar wird und die seit dem 13. Jahrhundert ihr Recht aufzeichnet (alte Kuhhaut 1225/1226, neue Kuhhaut 1281/1282, alte Schrae 1367, neue Schrae 1531) und ver­breitet (9 Tochterstädte?, 62 loser zugeordnete Enkelstädte?). S. Google

Lit.: Brünneck, W. v., Zum Verständnis des Titel 1 der Soester Gerichtsordnung, ZRG GA 32 (1911), 332; Brünneck, W., Geschichte der Soester Gerichts­verfassung, ZRG GA 33 (1912), 1; Ebel, W., Die alte und die neue Soester Schrae, ZRG GA 70 (1953), 105; Das älteste Bürgerbuch der Stadt Soest 1302-1449, hg. v. Rothert, H., 1958; Welt, K., Das alte Soester Stadtrecht, 1960; Diekmann, K., Die Herrschaft der Stadt Soest über ihre Börde, 1962; Stech, A., Die Soester Stadtrechtsfamilie, Diss. jur. Göttingen 1965; Knickenberg, H., Die Soes­ter Statuten von 1790, 1967; Soester Recht v. Deus, W., 1969f.; Toeversichtsbriefe für Soest, bearb. v. Dösseler, E., 1969; Die Miniaturen des Soes­ter Nequambuches von 1315, hg. v. Wilkes, W., 1975; Ebel, W., Rechtsgeschichtliches aus Niedersachsen, 1978, 89; Schöne, T., Das Soester Stadtrecht, 1998; Die Stadt Soest, 2000; Dusil, S., Die Soester Stadtrechtsfamilie, 2007

Sofia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Witoscha erscheint in dem 8./7. Jahrhundert als Siedlung der Thraker. Als Sordica wird es unter den Römern Provinz­hauptstadt. 1382 wird es von den Osmanen (Türken) erobert. In dem 1877/1878 von der Türkei gelösten Bulgarien erhält es 1888 eine Universität. S. Google

Lit.: Serdika - Sredez - Sofia, 1976

Sohm, Rudolph (Rostock 29. 10. 1841-Leipzig 16. 5. 1917), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Rostock, Berlin und Heidelberg 1870 außerordent­licher Professor in Göttingen, 1870 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau, Straßburg (1872) und Leipzig (1887). 1884 veröf­fentlicht er Institutionen des römischen Rechtes, 1888 einen Grundriss der Kirchen­geschichte und 1892 ein Kirchenrecht, wobei er die Ansicht vertritt, dass das Wesen der Kirche mit dem Wesen von Recht in Widerspruch stehe. S. Google

Lit.: Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871; Sohm, R., Autobiographie, (in) DJZ 14 (1909), 1017; Festgabe für Rudolph Sohm, 1914; Fehr, H., Rudolph Sohm, ZRG GA 38 (1917), LIX; Stutz, U., Nachruf, ZRG GA 38 (1917), 457; Barion, H., Rudolph Sohm und die Grundlegung des Kirchenrechts, 1931; Bühler, A., Kirche und Staat bei Rudolph Sohm, 1965; Böckenförde, W., Das Rechtsverständnis der neueren Kanonistik, Diss. jur. Münster 1969

Sohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – 8, Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 900 [Cap. I 2 S. 381] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) männlicher Abkömmling ersten Grades eines Menschen

solange (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Konj..)

Solange I ist der von einer Konjunktion gebildete einprägsame Name des Beschlusses des Bundesverfassungs­gerichts Deutschlands von dem 29. 5. 1974, nach dem das Gericht Gemeinschaftsrecht der europäischen Ge­mein­schaften an den Grundrechten Deutsch­­lands prüfen kann, solange die europäischen Gemeinschaften kei­nen den deut­schen Grundrechten gleich­wertigen Grundrechts­schutz haben. Nach der Entwick­lung eines wirksamen Grund­rechtsschutzes in den europäischen Ge­mein­schaften nimmt das Bundesver­fas­sungsgericht die Entscheidung durch Ent­scheidung von dem 22. 10. 1986 (Solange II) zurück. S. Google

Sold (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1200/1220 [GottfriedStraßb. Weber V.8593] bzw. 1264 [DOrdStat 53] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Altfranzösische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Lohn des Soldaten

Soldat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1172 [PfaffeKonrad Wesle 2 V- 3933 Sold] bzw. 1508 [K. Maxim. I. Articuls-Brieff/Lünig, CJMilit. 3] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Altfranzösische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M..) ist der Sold und der besoldete Krieger bzw. der, welcher auf Grund einer Verpflichtung in einem Wehrdienstverhältnis steht. Für den Soldaten kann besonderes Recht gelten. Schon das römische Recht kennt ein ei­genes Soldatentestament. S. Google

Lit.: Kaser § 67 I 2c; Rogg, M., Landsknechte und Reisläufer – Bilder vom Soldaten, 2002; Rechenberg, F. v., Die außerdienstliche Wohl­ver­haltenspflicht des Soldaten, 2004; Kutz, M., Deutsche Soldaten, 2006; Kroll, S., Soldaten im 18. Jahrhundert, 2006; Schmetterer, C., Die rechtliche Stellung römischer Soldaten im Prinzipat, 2012; Hitz, B., Kämpfen um Sold, 2015; Zivilisten und Soldaten, hg. v. Becker, F., 2015; Schulte, B., Veteranen des Ersten Weltkrieges. Der Kyffhäuserbund von 1918 bis 1933, 2020

Söldner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1220 [Ebernand Scott V. 663 Handschrift 15. Jahrhundert] in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Miittelniederdeutsche und Altfranzösische scowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der gegen Sold (zu lat. [M.] solidus, M. Goldmünze, um 250-184 v. Chr.] kämpfende Krieger. Er tritt außer in dem Altertum insbesondere in dem spätmit­telalter­lichen Italien sowie in dem Hundertjährigen Krieg zwischen Frank­reich und England hervor. Die in dem 18. Jahrhundert eingeführte Wehrpflicht drängt ihn wieder zurück, ohne ihn vollständig auszuschließen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Fehr, H., Vom Lehnsheer zum Söldnerheer, ZRG GA 36 (1915), 455; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Hermann, C., Deutsche Militärgeschichte, 1968; Baumann, R., Das Söldnerwesen, 1978; Contamine, P., La Guerre au Moyen Age, 3. A. 1992; Burschel, P., Söldner, 1994; Tresp, U., Söldner aus Böhmen, 2004; Trundle, M., Greek Mercenaries, 2004; Huntebrinker, J., Fromme Knechte und Garteteufel, 2010

solicitor (M.) außergerichtlich tätiger Anwalt in England

solidus (1),  soldus (1), soledus (1), lat., Adj., gediegen, echt, als Vasall handelnd, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *solo-, *soleu̯o-, *solu̯o-, Adj., wohlbehalten, ganz

Solidus ist eine römische, in dem Frühmittel­al­ter als Rechnungseinheit fortgeführte Mün­ze (zu solidus, lat., Adj., gediegen, echt, und M., Goldmünze, um 250-184 v. Chr.).

Lit.: Köbler, DRG 77, 91; Köbler, LAW; Grierson, P., Coins of Medieval Europe, 1991

sollicitare, sollicitāre,  lat., V., stark bewegen, erregen, erschüttern, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. sollus, citāre

Sollizitieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1402 [Janssen, RKorr. I 682] in 13 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) das Gericht [Reichskam­mergericht, Reichshofrat] um Tätigwerden) bitten, erinnern

Lit.: Fuchs, B., Die Sollicitatur am Reichskammer­gericht, 2002

Solms (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist seit dem Hochmittelalter (1129) die von Hohensolms ausgehende Grafschaft in dem Bereich der mittleren Lahn in Hessen, die 1806 an Hessen fällt. 1571 erarbeitet der Frankfurter Stadtsyndikus Johann →Fichard auf der Grundlage eines Entwurfs des Sekretärs Gerhard Terhell und unter Verwen­dung zahlreicher Quellen (Mainz 1534, Württemberg 1555, Trier 1537, Köln 1538, Nürnberg 1564, Freiburg 1520, Worms 1499) das sog. Solmser Landrecht (Gerichtsordnung und Landrecht). Es ist eine stark romani­sierende Reformation in schlichter Sprache und klarem Aufbau. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2; Deren Graveschafft Solms und Herrschaft Mintzenberg Gerichtsordnung, 1571; Fuchs, C., Über die Quellen des Solmser Landrechts, (in) Z. f. dt. Recht 17 (1857), 292; Welkoborsky, G., Das Solmser Landrecht, (in) Archiv f. hess. Gesch. N.F. 30 (1967/8), 1; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess nach der Solmser Gerichtsordnung, Diss. jur. Göttingen 1972; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1980

Solon (Athen um 640-560) ist ein bedeutender griechischer Gesetzgeber (594) und Staatsmann. S. Google

Lit.: Söllner § 7; Köbler, DRG 17; Ruschenbusch, E., Solonos (!) nomoi, 1966, Neudruck 1983; Biscardi, A., Diritto greco antico, 1982; Triantaphyllopoulos, J., Das Rechtsdenken der Griechen, 1985; Holz, H., Die solonische Gesetzgebung, (in) Philosophie des Rechts, 1992, 103; Tsigarida, I., Solon – Begründer der Demokratie?, 2006; Solon of Athens, hg. v. Blok, J. u. a., 2006; Ruschenbusch, E., Solon - Das Gesetzeswerk - Fragmente, 2010 (Übersetzung der 93 Fragmente, unvollendet); Ruschenbusch, E., Solon Das Gesetzeswerk – Fragmente – Übersetzung und Kommentar von Bringmann, K., 2. A. 2014; Schubert, C., Solon, 2012

Solothurn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., Salodurum) ist die Siedlung an der mittleren Aare, die über Kelten, Römer und Burgund 1218 Reichsstadt wird. 1353 wird Solothurn zugewandter Ort der Eidgenossen­schaft der →Schweiz, 1481 Mitglied. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, K., Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B., Die solothurnische Territorialpolitik von 1344-1532, Diss. phil Basel 1929; Walliser, P., Der Gesetzgeber Johann Baptist Reinert und das solothurnische Zivilgesetzbuch von 1841-1847, 1948; Die Rechtsquellen des Kantons Bern, hg. v. Studer, C. u. a., Bd. 1 1949; Solothurner Urkundenbuch, bearb. v. Kocher, A., Bd. 1 1952; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,457; Walliser, P., Das Bürgschaftsrecht, 1974; Solothurn, 1990; Wey, M., Die Forstgesetzgebung im Kanton Solothurn während der Mediationszeit (1803-1813), 1991; Freddi, S., St. Ursus in Solothurn, 2013

solsadire (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [PL Sal. MGH. 73 § 1 (Cod. B 10] in 6 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., lat.-afrk., s. Google) die Sonne untergehen lassen, Frist bis Sonnenuntergang setzen

Lit.: Sohm, R., Der Prozess der Lex Salica, 1867

solutio, solūtio,  lat., F., Lösen, Ablösen, Losbinden,  Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. solvere

Solutio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Leistung bzw. Erfüllung. Ihr geht in dem altrömischen Recht das förmliche Ent­haf­tungs­geschäft der (lat.) solutio per aes et libram (Lösung durch Erz und Waage) voraus.

Lit.: Kaser §§ 6 III, 7 I 3, 32 II 3b, 52 II, 53 I; Köbler, DRG 27, 43, 62; Laborenz, M., Solutio als causa, 2014

solvere,  lat., V., lösen, ablösen, loslösen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sē (1), luere Somatén (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M., zu katalanisch so metent) Landwehr in Andorra

Lit.: March, J., El Somatén, 1923

Somme rural (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französiche und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das wohl kurz vor 1396 von Jehan →Boutillier (Jean le Boutillier) kompilatorisch verfasste →Rechtsbuch, dessen Aufbau sich grundsätzlich an den Ver­fahrensgang anlehnt. Es legt haupt­säch­lich die coutumes (Gewohnheiten) von Tournai, Tournaisis und Vermandois zu­grunde, bezieht aber auch die coutumes von Normandie, Picardie, Artois, Flandern, Cambrésis, Champagne und Paris mit ein. Vor allem in dem Sachenrecht und in dem Schuld­recht wird römi­sches Recht verwertet. Hinzu kommt auch kirchliches Recht. Neben der Rechtsliteratur fließt in beacht­lichem Umfang die eigene Erfahrung des Verfassers ein. S. Google

Lit.: Dievoet, G. van, Jehan Boutillier en de Somme rural, 1951; Coutumes du Tournaisis, hg. v. Dievoet, G. van, 2006

sonder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Präposition und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) eigen, abgetrennt

Sondererbfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Erbfolge eines von mehreren Erben in einen einzelnen Gegenstand beispielsweise in Gerade und Heergewäte in dem Mittelalter, in Fürstengut oder Adelsgut, in Erbhöfe oder in Gesellschaftsanteile in dem 20. Jahrhundert. Die Sondererbfolge steht in Gegensatz zu der grundsätzlichen, dem Gleich­heitssatz folgen­den Gesamtrechts­nach­folge. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 73, 123, 162, 210, 269

Sondergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [KölnAkten I 144] in drei Stellen bis 1494 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem Rechtsstaat unzulässige besondere Gericht (beispielsweise zwischen 1933 und 1945 in dem Deutschen Reich in jedem Oberlandesgerichtsbezirk, Verordnung der Reichsregierung über die Bildung von Sondergerichten von dem 21. März 1933). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 235; Schimmler, B., Recht ohne Gerechtigkeit, 1984; Wüllenweber, H., Sondergerichte im dritten Reich, 1990; Blumberg-Ebel, A., Sondergerichtsbarkeit und „politischer Katholizismus“ im dritten Reich, 1990; Oehler, C., Die Rechtsprechung des Sondergerichts Mannheim, 1997; Weckbecker, G., Zwischen Freispruch und Todesstrafe, 1998; Keldungs, K., Das Duisburger Sondergericht, 1998; Roeser, F., Das Sondergericht Essen, 2000; Lahrtz, J., Nationalsozialistische Sondergerichtsbarkeit in Sach­sen, 2003; … eifrigster Diener und Schützer des Rechts, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 2007; Irmen, H., Das Sondergericht Aachen 1941-1945, 2018; Graczyk, K., Das Sondergericht Kattowitz 1939-1945 – Organisation und Besetzung, ZRG GA 137 (2020), 452 (40 Richter, mehrheitlich Mitglied der NSDAP, aber nur vereinzelt wirklich parteilich engagiert, Mehrheit nur ausreichende Noten in den Staatsprüfungen, fast alle aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Breslau); Graczyk, K., Sondergerichte in den besetzten polnischen Gebieten im Jahr 2939, ZRG GA 138 (2021), 322

Sonderrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1281 [ColmarStR. 45] in 4 Stellen bis 1360 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nicht allgemein, sondern nur für besondere Fälle geltende Recht. Es steht in Widerspruch zu dem Gleichheitsgrund­satz. Von daher verliert es seit der französischen Revolution (1789) an Bedeu­tung. S. Google

Lit.: Duve, T., Sonderrecht in der frühen Neuzeit, 2008

Sonne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1230 [MühlhsnRb.2ab] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der für die Erde wesentliche Himmelskörper des Weltalls, von dem sie auf ihrer elliptischen Umlufbahn mit Energie versorgt wird.

Sonnenfels (Perlin), Joseph v. (Mikulov bzw. Nikol(au)sburg/Tschechien 1732/1733-Wien 25. 4. 1817), an dem 18. 9. 1735 mit Vater und Bruder katholisch getaufter Jude, wird nach dem Studium der Philosophie und des Rechtes in Wien (Martini, Riegger) 1758 Adjunkt bzw. Kanzlei­ange­stellter, 1761 Rechnungsführer und 1763 Pro­fessor für politische Wissen­schaft (Kameralwissen­schaft) in Wien. 1765 veröffentlicht er Grundsätze der Polizey, Handlung und Finanz (bis 1845/1848 grundlegend). Er wendet sich aufgeklärt gegen die Folter (1771) und die Todesstrafe. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 152; Osterloh, K., Joseph von Sonnenfels, 1970; Lindner, D., Der Mann ohne Vorurteil, 1983; Joseph von Sonnenfels, hg. v. Reinalter, H., 1988; Sonnenfels, J. v., Grundsätze der Polizey, hg. v. Ogris, W., 2003; Karstens, S., Lehrer - Schriftsteller - Staatsreformer, 2011

Sonnenfrist setzen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) →solsadire

Sonntag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf Grund jüdischer Überlieferungen von dem Christentum gehei­lig­te siebente Wochentag, der zwecks Bevorzugung des christlichen Glaubens durch staatliches Recht grundsätzlich arbeitsfrei ist, so dass sich die Gläubigen ohne Einkommensverlust der Pflege der Religion widmen können, wenn sie dies noch wollen. S. Google

Lit.: Der Tag des Herrn, hg. v. Weiler, R., 1998; Schiepek, H., Der Sonntag, 2003, 2. A. 2009; Grube, A., Der Sonntag, 2003; Bürkle, M., Die Entwicklung des Sonn- und Feiertagsschutzes in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 2003

souverän (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1281 [CorpAltdtOrUrk. I 427] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., als Substantiv M.) unabhängig, selbständig

Souveränität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [SaanenLschStat. 179 in 6 Stellen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 12. Jahrhundert) ist die in dem Abso­lutismus der frühen Neuzeit (aus superanum [lat. N.] imperium, darüber befindliche Gewalt, Herrschaft, Reich) ent­wickelte höchste und unbeschränkte Staatsgewalt (→Bodin [1530-1596] 1566). Nach Jean Jacques Rousseau (1762) steht die Souveränität dem Volk zu (Volkssouveränität). In der Gegenwart bedeutet Souveränität eines Staates dessen Freiheit und Una­bhängigkeit nach außen und innen (Abwehr der Einmischung in innere Angelegenheiten). In dem Staatenbund hält der Mitgliedstaat an seiner Souveränität so umfassend wie möglich fest. Die Internationalisierung des Rechtes und die Schaffung supranationaler Gebilde drängen die nationale Souveränität zurück. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 149; Kelsen, H., Das Problem der Souveränität, 2. A. 1928; Stengel, E., Kaisertitel und Souveränitäts­idee, (in) DA 3 (1939); Hennis, W., Das Problem der Souveränität, 1951, m. e. Vorwort v. Starck, C., 2003; David, M., La souveraineté, 1954; Streifthau, K., Die Souveränität des Parlaments, 1963; Dennert, J., Ursprung und Begriff der Souveränität, 1964; Schefold, D., Volkssouveränität, 1966; Volks­souveränität und Staatssouveränität, hg. v. Kurz, H., 1970; Quaritsch, H., Staat und Souveränität 1, 1970; Mommsen, K., Auf dem Wege zur Staatssouveränität, 1970; Quint, W., Sou­veränitätsbegriff, 1971; Willoweit, D., Rechts­grundlagen der Territorialgewalt, 1975; Hinsley, F., Sovereignty, 2. A. 1986; Quaritsch, H., Souverä­nität, 1986; Pennington, K., The Prince and the Law, 1993; Stolleis, M., Die Idee des souveränen Staa­tes, (in) Entstehung und Wandel verfassungs­recht­lichen Denkens, 1993, 53; Adamova, K., Souveränität und Gesamtstaat, ZRG 119 (2002), 157; Rosin, N., Souveränität zwischen Macht und Recht, 2003; Schliesky, U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004; Grimm, D., Souveränität, 2009; Souveränität, hg. v. Salz­born, S. u. a., 2010; Jansen, S., Die Souveränität der Gliedstaaten im Deutschen Bund, 2014; Debatten um die Souveränität, hg. v. Philipp, M., 2015; Lambertz-Pollan, R., Auf dem Weg zu Souveränität und Westintegration (1948-1955) – Der Beitrag des Völkerrechtlers und Diplomaten Wilhelm Grewe, 2016; Smith, L., Sovereignty at the Paris Peace Conference of 1919, 2018

Sowchose (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) landwirtschaftlicher Staats­be­trieb der Sowjetunion

sowjet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. russ.) Rat (Selbstverwaltungsorgan der Arbeiter, Bauern und Soldaten der Sow­jet­union seit 1917)

sowjetisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den sowjet oder Rat betreffend

Sowjetische Besatzungszone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische und das erschließbare Germanische sowie das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem Osten gelegene Besatzungszone der Sow­jet­union in dem Deutschen Reich seit 1945 (mit rund 4 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen), für die an dem 6. 6. 1945 die sowjetische Militär­ad­ministration errichtet wird (Ende 1945 fast 64000 Planstellen, 17. 11. 1949 aufgelöst). →Deutsche De­mo­kratische Republik

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Blomeyer, A., Die Entwicklung des Zivilrechts in der sowjetischen Besatzungszone, 1950; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985; Weißbuch über die „Demokratische Bodenreform“, hg. v. Kruse, J. v., 1988; SBZ-Handbuch, hg. v. Broszat, M. u. a., 1990; Hauschild, I., Von der Sowjetzone zur DDR, 1996; Naimark, N., Die Russen in Deutschland, 1997; Wiedergut­machungsverbot, hg. v. Sobotka, B., 1998; Sowjetische Speziallager in Deutschland 1945-1950, hg. v. Miro­nen­ko, S. u. a., 1998; Sowjetisierung und Eigen­ständigkeit in der SBZ/DDR, hg. v. Lemke, M., 1999; Foitzik, J., Sowjetische Militäradministration, 1999; Das letzte Jahr der SBZ, hg. v. Hoffmann, D. u. a., 2000; Hajna, K., Die Landtagswahlen 1946 in der SBZ, 2000; Schweisfurth, T., SBZ-Konfiskationen privaten Eigentums 1945 bis 1949, 2000; Mollnau, M., Die Bodenrechtsentwicklung in der SBZ/DDR, 2001; Kowalczuk, I./Wolle, S., Roter Stern über Deutschland, 2001; Baus, R., Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands, 2001; Madaus, U., Allianz des Schweigens, 2002; SMAD-Handbuch. Die sowjetische Militäradministration in Deutschland 1945-1949, hg. v. Möller, H. u. a., 2009

Sowjetunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der seit der Oktober­revo­lution 1917 aus →Russland entstandene Staat (Union der sozialistischen Sowjet­re­publiken, UdSSR, 30. 12. 1922-8. 12. 1991). Er wird von der Kommunistischen Partei totalitär geführt. In dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk (3. 3. 1918) mit dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, dem Osmanischen Reich und Bulgarien verliert Russland seine polnischen und baltischen Gebiete, Finnland und die Ukraine, doch wird der Vertrag an dem 11. 11. 1918 für ungültig erklärt. Die Wirtschaft wird verstaatlicht (7 Millionen Opfer der Zwangskollektivierung), das Recht unter Abschaffung des privaten Eigentums sozialistisch gestaltet (Eherecht, Famili­enrecht, Vormundschaftsrecht 16. 9. 1918, Arbeitsrecht 22. 10./4. 11. 1918). An dem 22. 5. 1922 erlaubt eine besondere Deklara­tion über die Grundsätze des Vermögens­rechts privatwirtschaftliches Handeln in dem Rahmen des sozialistischen Wirtschafts­systems. In der Folge wird das Zivil­gesetzbuch Russl­ands von dem 31. 10. 1922 weithin maßgebend (Recht der beweglichen Sachen). Infolge der Teilnahme an dem Zweiten Weltkrieg (8,6 Millionen Gefallene) wird die Sowjetunion Weltmacht (mit 22,4 Milliarden Quadrat­kilometern größter Staat der Neuzeit). 1956 und 1964 wird die Alterssicherung durch Rentenversorgung geschaffen. An dem 8. 12. 1961 erlässt die Sowjetunion Grundlagen­ge­setze zu dem Zivilrecht und Zivilprozessrecht, 1968 zu dem Eherecht und Familienrecht sowie 1970 zu dem Arbeitsrecht. Unter Michael Gorbatschow kommt es seit etwa 1985 zu einer Liberalisierung (Glasnost, Perestroika). 1991 geht die aus 15 Unionsrepubliken (mit 286 Millionen Einwohnern) be­stehende Sowjetunion in der losen Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) auf. Russland verselbständigt sich als Folge der Abspaltung zahlreicher selbständiger Staaten wieder, kehrt aber unter Wladimir Putin wieder zu älteren politischen Vorstellungen zurück.

Lit.: Schultz, L., Russische Rechtsgeschichte, 1951; Rauch, G. v., Geschichte des bolschewistischen Russ­land, 1955; Istorija gosudarstva i prava SSSR (Staats- und Rechtsgeschichte der Sowjetunion), Teil 1, verfasst v. einem Autorenkollektiv unter Leitung v. Sofronenko, K., 1967; Peter, V., Sozialistisches Zivilrecht, 1975; Beletzki, Die Politik der Sowjetunion in den deutschen Angelegenheiten, 1977; Pfaff, D., Die Entwicklung der sowjetischen Rechtslehre, 1986; Fincke, M., Handbuch der Sowjetverfassung, 1983; Geilke, G., Einführung in das Sowjetrecht, 2. A. 1983; Ruffmann, K., Sowjetrussland, 10. A. 1984; Alt­richter, H., Kleine Geschichte der Sowjetunion, 1993; Hildermeier, M., Geschichte der Sowjet­union, 1998; Adomeit, A., Imperial Overstretch, 1998; Heinzig, H., Die Sowjetunion und das kommunistische China, 1998; Hildermeier, M., Geschichte der Sowjetunion, 1998; Foitzik, J., Sowjetische Militäradministration, 1999; Luks, L., Geschichte Russlands und der Sowjetunion, 2000; Altrichter, H., Kleine Geschichte der Sowjetunion 1917-1991, 3. A. 2001; Kernig, C., Lenins Reich in Trümmern, 2000; Wolkogonow, D., Die sieben Führer, 2001; Schreyer, H., Das zentrale staatliche Archivwesen, 2003; Applebaum, A., Der Gulag, 2003; Overy, R., Russlands Krieg 1941-1945, 2003; Sowjetische Militärtribunale, hg. v. Hilger, A. u. a., 2003; Terrorjustiz und Terrororgane in der Stalin-Zeit, hg. v. Lobkowicz, N. u. a., 2004; Oldenburg, M., Ideologie und militärisches Kalkül, 2004; Die UdSSR und die deutsche Frage 1941-1948, hg. v. Laufer, J. u. a., Bd. 1ff. 2004; Loth, W., Die Sowjetunion und die deutsche Frage, 2007; Satjukow, S., Besatzer. Die Russen in Deutschland 1945-1994, 2008; Creuzberger, S., Stalin, 2009; Dönninghaus, V., Minderheiten in Bedrängnis, 2009; Dalos, G., Gorbatschow, 2011; Michail Gorbatschow und die deutsche Frage, hg. v. Galkin, A. u. a., 2011; Zuber, J., Krise und Zerfall einer Weltmacht, 2011; Dalos, G., Lebt wohl Ge­nos­sen, 2011; Baberowski, J., Verbrannte Erde, 2012; Die UdSSR und die deutsche Frage 1941-1949 - Dokumente, hg. v. Laufer, J. u. a., Bd. 1ff. 2004ff.; Deutsche Besatzungsherrschaft in der UdSSR, hg. v. Angrick, A. u. a., 2013; Gorbatschow, M., Alles zu seiner Zeit - Mein Leben, 2013; Mücke, L., Die allgemeine Altersrentenversorgung in der UdSSR 1956-1972, 2013; Lozo, I., Der Putsch gegen Gorbatschow und das Ende der Sowjetunion, 2014; Der Kreml und die „Wende“ 1989, hg. v. Karner, S. u. a., 2014; Bedrohte Ordnungen 2 Goldenes Zeitalter der Stagnation, hg. v. Belge, B. u. a., 2014; Kindler, R., Stalins Nomaden, 2015; Rolsko, P., Gralshüter eines untergehenden Systems – Zensur der Massenmedien in der ZdSST 1981-1991, 2015; Ruchniewicz, M., Das Ende der Bauernwelt – Die Sowjetisierung des westweißrussischen Dorfes 1944-1953, 2015; Becker, A., Mythos Stalin, 2015; Finn, P. u. a., Die Affäre Schiwago, 2016; Teichmann, C., Macht der Unordnung – Stalins Herrschaft in Zentralasien 1920-1950, 2016; Schlögel, K., Das sowjetische Jahrhundert, 2017; Edele, M., Stalin’s Defectors, 2017; Bischl, K., Frontbeziehungen - Geschlechterverhältnisse und Gewaltdynamiken in der Roten Armee 1941-1945, 2019; Braun, M., Von Menschen und Mikroben, 2019; Lozo, I., Gorbatschow, 2021

sozial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das lateinische socialis, Adj., gesellschaftlich, gesellig, 81-43 v. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) die Gesellschaft betreffend

Sozialbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Einschränkung (Bindung) eines Rechtes (beispielsweise des Eigen­tums) aus sozialen Gründen in dem 20. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Lehmann, J., Sachherr­schaft und Sozialbindung, 2004

Sozialdarwinismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) Übertragung des Grundsatzes der natürlichen Auslese auf die menschliche Gesellschaft an dem Ende des 19. Jahrhunderts, Rassenlehre unter Ablehnung von So­zial­politk

Sozialdemokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1850 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische sowie Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) politische Vorstellung von die Gesellschaft betreffender Demokratie

sozialdemokratisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Lateinische sowie Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) soziale Demokratie betreffend

Sozialdemokratische Partei Deutsch­lands (Wortfolge Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französiche und Lateinische sowie Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., SPD) ist die aus dem frühen →So­zia­lismus erwachsende deut­sche →Partei. Ihr gehen der Allgemeine Deutsche Ar­beiterverein Lassal­les (1863) und die So­zial­demo­kratische Arbeiterpartei Lieb­knechts und Bebels (1869) voraus, die sich 1875 zu der Sozialistischen Arbeiterpar­tei vereinigen. 1878 werden die Sozialisten verboten, 1890 aber als S. P. D. mit mar­xis­tischem Erfurter Programm Kautskys (1891) wieder zugelassen. Mit dem Godesberger Programm von 1959, das den Sozialismus als Weltanschauung aufgibt, wird die Sozialdemokratische Partei Deutschlands in Deutschland re­gierungsfähig (1969 bis 1982, 1998 bis 2005, 2022).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 177; Brügel, L., Geschichte der österreichischen Sozialdemo­kratie, Bd. 1ff. 1922ff.; Heidegger, H., Die deutsche So­zial­demokratie, 2. A. 1968; Martiny, M., Inte­gra­tion oder Konfrontation?, 1976; Sozial­demokratie und Zivilrechts­kodifikation, hg. v. Vormbaum, T., 1977; Rovan, J., Geschichte der deutschen Sozialdemokratie, 1980; Benöhr, H., Soziale Frage, Sozialversicherung und sozialdemo­kratische Reichstagsfraktion (1881-1889), ZRG GA 98 (1981), 94; Steinbach, P., Sozialdemokratie und Verfassungsverständnis, 1983; Pyta, W., Gegen Hitler und für die Republik, 1989; Schröder, W., Sozialdemokratische Parlamentarier, 1995; Morré, J., Speziallager des NKWD, 1997; Die Sozial­demokratie und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Vormbaum, T., 2. A. 1997; Welskopp, T., Das Banner der Brüderlichkeit, 2000; Wondratsch, H., Sozialdemokratie – Frau – Familie, 2002; Ramuschkat, D., Die SPD und der europäische Einigungsprozess, 2003; Czitrich-Stahl, H., Arthur Stadthagen, 2012; Philipps, R., Sozialdemokratie, 68-er Bewegung und gesellschaftlicher Wandel 1959-1969, 2012; Müller, M., Die SPD und die Vertriebenenverbände 1949-1977, 2012; Reinhardt, Gesellschaftspolitische Ordnungsvorstellungen der SPD-Flügel seit 1945, 2014; SPD und Parlamentarismus, hg. v. Lehnert, D., 2015; Krell, C., Vordenkerinnen und Vordenker der sozialen Demokratie – 49 Porträts, 2015; Eppler, E., Links leben, 2015; Helmut Schmidt – Macht und Eleganz, hg.v. Altenbockum, J. v., 2015; Rote Fahne, bunte Bänder – Korporierte Sozialdemokraten von Lassalle bis heute, hg. v. Blänkner, M. u. a., 2016; Laschitza, A., Karl Liebknecht, 2018

Sozialdisziplinierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist (nach Gerhard Oestreich) die mehr oder weniger gewaltsame Len­kung der Bevölkerung zu der Durchsetzung politischer Ziele seit der frühen Neuzeit. S. Google

Soziale Frage (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die aus der liberalen Industrialisierung erwachsende Gegen­über­stellung von vielen besitzlosen Pro­letariern (Arbeitern, vierter Stand) und wenigen reichen Kapitalisten (Bürgern). Ihre Lösung sieht der liberale Staat des frühen 19. Jahrhunderts nicht als seine Aufgabe an, weshalb Selbsthilfeeinrichtungen statt seiner handeln (Gewerkschaft, Genossen­schaft, Partei). Unter dem tatsächlichen Druck sozialistischer Parteien sieht sich Bismarck 1881ff. zu sozialer Gesetzge­bung (→Sozialversiche­rung) veranlasst.

Lit.: Köbler, DRG 177; Benöhr, H., Soziale Frage, So­zialversicherung und sozialdemokratische Reichs­tagsfraktion (1881-1889), ZRG GA 98 (1981), 94; Ritter, G., Sozialpolitik im deutschen Kaiserreich, (in) HZ 282 (2006), 97; Zech, H., Die soziale Frage im Konkursrecht, 2012

Soziale Marktwirtschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Marktwirtschaft der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sozialen Ausgleich der durch übermäßige Ausnutzung von Freiheit entstandenen gesellschaftlichen Probleme versucht (beispielsweise Wohngeld für sozial schwache Mieter). In Deutschland beruht sie auf dem an dem 24. 6. 1948 von dem alliierten Wirtschaftsrat verabschiedeten Gesetz über Leitsätze.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Soziale Marktwirtschaft, 1997; Soll und Haben, hg. v. Nörr, K. u. a., 1999

Sozialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist nach älteren Vorläufern (1884 Schiedsgericht für Streitigkeiten aus der Unfallversicherung, 1900 Schiedsge­richt für Arbeiterversicherung, 1911 ver­wal­tungs­interner Rechtsschutz durch Ver­sicherungs­amt, Oberversicherungsamt und Reichsver­siche­rungsamt) in der Bundes­republik Deutschland das für die Ent­scheidung über sozialrechtliche Streitig­keiten zuständige Gericht (Sozial­gerichts­gesetz von dem 3. 9. 1953). . In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 68 Sozialgerichte. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 262; Meyer-Ladewig, J., Sozialgerichtsgesetz, 1977, 5. A. 1993, 8. A. 2005

Sozialgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Geschichte der Gesellschaft bzw. der gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Sozialgeschichte dient dem Verständnis der Rechtsgeschichte. Gesellschaft und Recht beeinflussen sich jeweils gegen­seitig. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 9; Dopsch, A., Wirtschaftliche und soziale Grundlagen der europäischen Kulturent­wicklung, 1918ff.; Dopsch, A., Die ältere Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Bauern, 1930; Dopsch, A., Naturalwirtschaft und Geldwirtschaft, 1930; Brunner, O., Neue Wege der Sozialgeschichte, 1956 (Vorträge und Aufsätze), 1956; Lütge, F., Deutsche Sozial- und Wirt­schaftsgeschichte, 1966; Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, begründet v. Rassow, P. u. a., Bd. 1ff. 1966ff.; Aubin, H./Zorn, W., Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozial­geschichte, Bd. 1ff. 1971ff.; Henning, F., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1ff. 1973ff.; Alföldy, G., Römische Sozialgeschichte, 1975, 3. A. 1984, 4. A. 2011; Müller, M., Säkularisation und Grundbesitz, 1980; Kantzow, W., Sozialgeschichte der deutschen Städte und ihres Boden- und Baurechts bis 1918, 1980; Handbuch der euro­päischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, hg. v. Fischer, W., Bd. 1ff. 1980ff.; Boelcke, W., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 1987; Wehler, H., Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1f. 1987ff., z. T. 3. A. 1996ff.; Henning, F., Handbuch der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutsch­lands, Bd. 1ff. 1991ff.; Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914; Bibliographie zur römischen Sozialge­schichte, hg. v. Krause, J. u. a., Bd. 1f. 1992ff.; Frerich, J./Frey, M., Handbuch der Geschichte der Sozialpolitik, Bd. 1ff. 1993; Wehler, H., Biblio­graphie zur neueren deutschen Sozial­ge­schichte, 1993; Sozialer Wandel im Mittelalter, hg. v. Mieth­ke, J. u. a., 1994; Borgolte, M., Sozialge­schichte des Mittelalters, 1996; Ritter, G., Sozialpolitik im Zeitalter Bismarcks, (in) HZ 265 (1997), 682; Hering, S./Münchmeier, R., Geschichte der So­zialarbeit, 1999; Perspektiven der Gesellschaftsge­schichte, hg. v. Nolte, P. u. a., 2000; Roth, G., Die Institution der kommu­nalen Sozialverwaltung, 1999; Europäische Sozialge­schichte, hg. v. Dipper, C. u. a., 2000; Willett, O., Sozialgeschichte Erlanger Professo­ren, 2001; Sozialer Aufstieg, hg. v. Schulz, G., 2002; Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hg. v. Schulz, G. u. a., 2003; Minderwertig und asozial, hg. v. Sedlaczek, D. u. a., 2005; Devroey, J., Puissants et misérables, 2006; Kaelble, H., Sozialgeschichte Europas 1945 bis zur Gegenwart, 2007; Schildt, A., Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutsch­land bis 1989/90, 2007; Wehler, H., Die neue Umverteilung, 2013; Perspectives on European Economic and Social History, hg. v. Hesse u. a., 2014; Lepsius, M., Soziale Schichtung in der industriellen Gesellschaft, aus dem Nachlass veröffentlichte Habilitationsschrift, 2015; Nolte, P., Hans-Ulrich Wehler, 2015; Vasold, M., Hunger, Rauchen, Ungeziefer, 2016; Rexroth, F., Gelehrter Habitus und eremitische Lebensform, (in) HZ 313 (2021), 614

Sozialgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in der Bundes­republik Deutschland das die →Reichs­versicherungs­ordnung von 1911 seit (1969 bzw.) 1. 1. 1976 allmählich ab­lösende, in einzelnen Büchern in Kraft tretende Gesetzbuch (SGB I Allgemeiner Teil 1976, SGB II Grund­sicherung für Arbeit­suchende 2004, SGB III Arbeitsförderung 1997, SBG IV Sozial­versicherung Gemeinsame Vorschriften 1977, SBG V Gesetzliche Krankenver­sicherung 1989, SGB VI Gesetzliche Renten­versicherung 1992, SGB VII Gesetzliche Un­fall­versicherung 1996, SGB VIII Kinder- und Jugendhilfe 1991, SGB IX Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen 2001, SGB X Verwaltungs­verfahren 1980, SGB XI Soziale Pflege­versicherung 1995, XII Sozialhilfe 2005). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 261; 25 Jahre Sozialgesetzbuch, 1995

Sozialgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Gesetz­gebung in sozialen Angelegenheiten. S. Google

Lit.: Borgmeyer, W., Das wilhelminische Kaiserreich – ein Ausbeuterstaat?, 1994; Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, begr. v. Rassow, P. u. a., hg. v. Henning, H. u. a., 1982ff., Abt. 1, 8, 2006

Sozialhilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in der Bundesrepublik Deutschland die durch Gesetz von dem 30. 6. 1961 zu dem 1. Juni 1962 geregelte allgemeine Unterstützung sozial Schwacher. Durch das Gesetz wer­den die älteren Reichsgrundsätze über Voraussetzung, Art und Maß öffent­licher Fürsorge von dem 2. 12. 1924 weitgehend übernom­men. 2005 geht das Bundessozial­hilfegesetz in den Büchern II und XII des Sozialgesetzbuchs auf. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 261; Föcking, F., Fürsorge im Wirt­schaftsboom, 2007; 50 Jahre Sozialhilfe, hg. v. Fahlbusch, J., 2012

sozialisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – vor Mitte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vergesellschaften, vermenschlichen

Sozialisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vergesellschaftung, Vermenschlichung

Lit.: Goldschmidt, H., Eigentum und Eigentums­teilrechte in ihrem Verhältnis zur Sozialisierung, 1920; Brückner, M., Sozialisierung in Deutschland, 2013

Sozialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1839 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in dem 19. Jahrhundert ausgebildete Gesellschaftslehre, die sich statt an dem individuellen Wohl des Einzelnen an dem Gesamtwohl der Allgemeinheit ausrichtet. An­ge­strebt wird der Sozialismus vor allem von sozialistischen oder sozialdemokratischen Parteien und der von ihnen geleiteten Wähler. Der nach 1917 in der →Sowjetunion bzw. nach 1945 in anderen sozialistischen Staaten verwirklichte Sozialismus erreicht eine tatsächliche Verbesserung der gesellschaft­lichen Verhältnisse nur in bescheidenem Um­fang. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 177, 179, 226; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 923; Huber, E., Die Gestalt des deutschen Sozialismus, 1934; Ramm, T., Die großen So­zialisten, 1955; Markovits, I., Sozialistisches und bürgerliches Zivilrechtsdenken, 1969; Reich, N., Sozialismus und Zivilrecht, 1972; Reich, N./Reichel, H., Einführung in das sozialistische Recht, 1975, 1; Horner, H., Anton Menger, 1977; Dowe, D., Bibliographie zur Geschichte der deut­schen Arbeiterbewegung, 3. A. 1981; Kühne, D., Der marxistisch-sozialistische Rechtsbegriff, 1985; Petev, V., Kritik der marxistisch-sozialistischen Rechts- und Staatsphilosophie, 1989; Klassiker des Sozialismus, hg. v. Euchner, W., Bd. 1f. 1991; Heis, R., Das Recht im frühen Sozialismus, Diss. jur. Innsbruck 1995; Recht im Sozialismus, hg. v. Bender, G. u. a., Bd. 1ff. 1999; Euchner, W. u. a. Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland, 2000; Der Munizipalsozialismus in Europa, hg. v. Kühl, U., 2001; Kohlmann, J., Der Marsch zu den Gräbern von Karl und Rosa, 2004; Zur Physiognomie sozialistischer Wirtschaftsre­for­men, hg. v. Boyer, C., 2007; Leidinger, H. u. a., Sozialismus, 2008; Stolleis, M., Sozialistische Gesetzlichkeit, 2009; Fehlberg, F., Protestantismus und nationaler Sozialismus, 2012; Schultz, H., Europäischer Sozialismus, 2014; Faik, J., Verteilung und Umverteilung von Wohlstand, 2015; Honneth, A., Die Idee des Sozialismus, 2015; Imlay, T., The Practice of Socialist Internationalism, 2017; Piper, E., Rosa Luxemburg, 2018; Caysa, V., Rosa Luxemburg, 2018; Piper, E., Rosa Luxemburg, 2019; Von der KPD zu den Post-Autonomen, hg. v. Dexcke, A. u. a., 2019

Sozialist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1840 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Anhänger sozialistischer politischer Vorstellungen

Sozialistengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit 21. 10. 1878 die sozialistischen Parteien verbietende Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches, das 1890 wegen Erfolglosigkeit nicht weiter verlän­gert wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 172, 177; Schümer, G., Die Entstehungsgeschichte des Sozialistengesetzes, Diss. phil. Göttingen 1930; Hellfaier, K., Die deutsche Sozialdemokratie während des Sozialistengesetzes, 1958; Maaß, R., Entstehung, Hintergrund und Wirkung des Sozialistengesetzes, JuS 1990, 702; Maaß, R., Die Generalklausel des Sozialistengesetzes, 1990; Frerich, J., Handbuch der Geschichte der Sozialpolitik, Bd. 1ff 1993ff., z. T. 2. A. 1996; Weißmann, K., Der nationale Sozialismus, 1998; Einhundertfünfundzwanzig (125) Jahre Sozialistengesetz, hg. v. Beutin, H. u. a., 2004; Resch, S., Das Sozialistengesetz in Bayern 1878-1890, 2012

Sozialistische Einheitspartei Deutsch­lands (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →SED

sozialistisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von sozialistischen Vorstellungen bestimmtes Recht →Sozialismus

Lit.: Markovits, J., Sozialistisches und bürgerliches Zi­vil­rechtsdenken, 1960; Löbbe, J., Sozialistische Rechts­anwendung, 1998

sozialliberal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Sozialliberalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die seit der Mitte des 19. Jahrhundert entstehende sozial abgemilderte Form des Liberalismus.

Lit.: Sozialliberalismus in Europa, hg. v. Lehnert, D., 2012

Sozialpartner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französisische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) gesellschaftlicher Mithandelnder

Sozialpartnerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die verständnisvolle Zusammenarbeit von Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaf­ten vor allem in dem 20. Jahrhundert (auf Kosten der Allgemeinheit der die über die Preise abgewälzten Arbeitskosten letztlich begleichenden Steuerzahler). S. Google

Lit.: Historische Wurzeln der Sozialpartnerschaft, hg. v. Stourzh, G. u. a., 1986

Sozialrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [ArchKathKR 25 1871 268] 3 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht des Ausgleichs in­dividueller Güterdifferenzen durch Leistun­gen eines Trägers öffentlicher Verwaltung. Es entsteht nach vereinzelten älteren Vorformen und frühen Einzelzügen (Preußen 1845 Gewerbeordnung mit der Möglichkeit der Gemeinden, durch Satzung Unterstützungs­kassen für Fabrikarbeiter zu erzwingen) seit dem späten 19. Jahrhundert Es ist in weitem Umfang Sozialversicherungsrecht. Frühe wissen­schaft­liche Vertreter sind Heinrich Rosin, Erwin Jacobi, Lutz Richter, Fritz Stier-Somlo, Walter Kaskel, Alfred Manes, frühe Praktiker Hermann Dersch, Hermann Schulz und Friedrich Kleeis und frühe Institutionen Institute in Freiburg im Breisgau, Leipzig und Frankfurt am Main. Seit 1976 entsteht ein Sozialgesetzbuch. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 260; Gurvich, G., L’idée du droit social, 1932; Quellen zur Geschichte des Sozialrechts, hg. v. Stolleis, M., 1976; Pfeiffer-Munz, S., Soziales Recht ist deutsches Recht, 1978; Spindler, H., Von der Genossenschaft zur Betriebsgenossenschaft, 1982; Luig, K., Die sozialethischen Werte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 281; Scherner, K., Sozialrechtsgeschichte, (in) ZNR 1996, 102; Mikešič, I., Sozialrecht als wissenschaftliche Disziplin - Die Anfänge 1918-1933, 2002; Sopp, A., Drittstaatsangehörige und Sozialrecht, 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Otto, M., Von der Eigenkirche zum volkseigenen Betrieb. Erwin Ja­cobi (1884-1965), 2008

Sozialstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf Ausgleich sozialer Ungerechtigkeit verpflichtete Staat. Er ent­steht seit dem Ersten Weltkrieg.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 252; Rechtsstaatlichkeit und Sozialstaatlichkeit, hg. v. Forsthoff, E., 1968; Böckenförde, E., Die Bedeu­tung der Unterscheidung vom Staat und Gesellschaft, (in) FG W. Hefermehl, 1972, 11; Land­wehr, G., Staatszweck und Staatstätigkeit in Preußen, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 249; Ritter, G., Der Sozialstaat, 1989, 3. A. 2010; Koslowski, S., Die Geburt des Sozialstaats, 1989; Metzler, G., Der deutsche Sozialstaat, 2003; Eichenhofer, E., Geschichte des Sozialstaats in Europa, 2007; Sozialstaat Deutschland, hg. v. Becker, U., 2010; Hockerts, H., Der deutsche Sozialstaat, 2011; Stolleis, M., History of Social Law in Germany, 2013; Thurn, J., Welcher Sozialstaat?, 2014; Kott, S., Sozialstaat und Gesellschaft – Das deutsche Kaiserreich in Europa, 2014

Sozialversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf der Suche nach parlamentarischen Mehrheiten in dem Grundsatz auf dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung aufbauende, durch die Kaiserliche Botschaft von dem 17. 11. 1881 in dem Deutschen Reich ein­geleitete Einrichtung, die auf die gemeinsame Deckung eines mög­lichen, in seiner Ge­samtheit schätz­baren Bedarfs durch Ver­teilung auf eine organisierte Vielheit abzielt. Sie umfasst Krankheit (15. 6. 1883), Unfall (6. 7. 1884, vgl. dazu ein Arbeit­ge­ber­haftungsgesetz in Großbritannien von 1880), Alter und Invalidität (22. 6. 1889), Arbeitslosigkeit (Gesetz über Arbeitslo­sen­vermittlung und Arbeitslosenversicherung 1927) (1911 Reichsversicherungsordnung, An­gestellt­en­ver­si­che­rungsgesetz, 1923 Reichs­knappschaft) sowie Pflege (1995). 1934 wird von Sozialversicherung gesprochen. Rentner werden in die gesetzliche Krankenversicherung, Selbständige in die Sozialversicherung insgesamt aufge­nommen. 1975 werden Studenten und Behin­derte in die Sozialkversicherung einbezogen. In der Deutschen Demokratischen Republik wird die Trennung zwischen Arbeitern und Angestellten beseitigt und die Sozialversicherung vereinheitlicht und zentralisiert, doch wird 1990 mit der Herstellung deutscher Einheit das Recht der Bundesrepublik auf die neuen Bundeslän­der übertragen. Träger der Sozialversicherung sind Selbst­verwaltungskörperschaften (beispielsweise Berufs­genossenschaft, Kranken­kas­se). Die eigentlich unsolide Finanzierung der Sozialversicherung be­droht bei ungünstiger Bevöl­kerungsent­wicklung ihre Zahlungsfä­hig­keit, die nur über Steuern gesichert werden kann. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 177, 182, 183, 260, 261; Vogel, W., Bismarcks Arbeiter­versicherung, 1951; Peters, H., Die Geschichte der Sozial­versicherung, 1959, 2. A. 1973, 3. A. 1978; Fröhlich, S., Die soziale Siche­rung bei Zünften, 1976; Ullmann, H., Industrielle Interessen und die Entstehung der deutschen Sozialversicherung, (in) HZ 229 (1979), 574; Ruß, W., Die Sozialversicherung in der DDR, 1979; Bedingungen für die Entstehung und Entwicklung von Sozialversicherung, hg. v. Tacher, H., 1979; Bogs, W., Die Sozialversi­cherung, 1980; Benöhr, H., Verfassungsfragen der Sozialver­sicherung, ZRG GA 97 (1980), 94; Benöhr, H., Soziale Frage, Sozialversicherung und sozialdemokratische Reichstags­fraktion (1881-1889), ZRG GA 98 (1981), 94; Ein Jahrhundert Sozialversicherung, hg. v. Köhler, P. u. a., 1981; Ritter, G., Sozialversicherung in Deutschland und England, 1983; Beiträge zu Geschichte und aktueller Situation der Sozial­versicherung, hg. v. Köhler, P. u. a., 1983; Hofmeister, H., Die ersten Sozialversicherungsgesetze, (in) Z. f. Arbeitsrecht und Sozialrecht 22 (1987), 184; Leopold, D., Die Geschichte der sozialen Versicherung, 1999; Ausschuss für die Reform der Sozialver­sicherung/­für Sozialversicherung (1934-1944). Ver­sorgungswerk und Gesundheitswerk des deutschen Volkes (1940-1942), hg. und mit einer Einleitung versehen v. Schubert, W., 2000; Haerendel, U., Die Anfänge der gesetzlichen Rentenversicherung, 2001; Von der Barmherzigkeit zur Sozialver­sicherung, hg. v. Gilomen, H. u. a., 2002; Metzler, G., Der deutsche Sozialstaat, 2003; Glootz, T., Alterssicherung im europäischen Wohlfahrtsstaat, 2005; Metz, K., Die Geschichte der sozialen Sicherheit, 2008; Scheubel, B., Bismarck’s Institutions, 2013, Hellwege, P., From Guild Welfare to Bismarck Care, 2020; Guinnane, T. u. a., Bismarcks Sozialversicherung und ihr Einfluss auf den demografischen Wandel, (in) Wirtschaftsdienst, 101, 4, (2021) 262ff.

Sozietät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Strieder, Notariatsarch. 50] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das lateinische societas, F., Gesellschaft, 204-169 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesellschaft (von Rechtsanwälten)

Soziologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesellschaftswissenschaft

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 997; Dombeck, B., Das Verhältnis der Tübinger Schule zur Deutschen Rechtssoziologie, 1969; Landau, P., Rechtsgeschichte und Soziologie, (in) VSWG 61 (1974), 145; Historische Soziologie der Rechtswissenschaft, hg. v. Heyen, E., 1986; Bahrdt, H., Schlüsselbegriffe der Soziologie, 7. A. 1994; Korte, H., Einführung in die Geschichte der Soziologie, 7. A. 2004; Kruse, V., Geschichte der Soziologie, 2008, 2. A. 2012; Gerhardt, U., Soziologie im zwan­zigsten Jahrhundert, 2009; Lenger, F., So­zialwissenschaft um 1900, 2009; Popitz, H., Allgemeine soziologische Theorie, hg. v. Dreher, J. u. a., 2011; Lorenz, A., Klassiker der Soziologie, 2015 (Marx bis Simmel); Schluchter, W., May Webers späte Soziologie, 2015; Bammé, A., Ferdinand Tönnies, 2018

Sozius (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische socius, M., Gesellschafter, [280/260-200 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Teilhaber, Beifahrersitz

Spangericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein appenzell-innerrhodisches Gericht

Lit.: Schmid, N., Die appenzell-innerrhodischen Spangerichte, Diss. jur. Zürich 1961

Spanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach ishapan, punisch, Sb., Land der Klippschiefer – bzw. eigentlich der Kaninchen - benannt, N.) ist der in dem Südwesten Europas an dem westlichen Rand des Mittelmeers gelegene, zu dem 1. 1. 1986 den Europäischen Gemein­schaften beigetretene Staat. Noch in der Steinzeit wird es von Afrika her durch die Iberer besiedelt. In dem Ringen zwischen Puniern (Karthagern) und Römern setzen sich die Römer 201 v. Chr. durch. In der Völker­wanderung erobern die Westgoten (ab 475) bis 531 das Gebiet. In der Folge gilt für die Goten, deren Zahl sich auf höchstens fünf von Hundert der Bevölkerung beläuft, die (lat.) →Lex (F.) Visigothorum (Recht bzw. Gesetz der Westgoten, für die Romanen die (lat.) →Lex (F.) Romana Visigothorum (römisches Recht bzw. Gesetz der Westgoten, um 506 n. Chr.). In dem Streit um die Nachfolge in dem Königtum wendet sich ein Streitteil an die nordafrikanischen Mauren (→Araber), die 711 bei Jerez de la Frontera den Sieg erringen und seit 714 ein Emirat des Kalifats von Damaskus (929 Kalifat von Cordoba) bilden. Wenig später beginnt von dem niemals von Mauren eroberten Nordwesten, in den sich Teile des westgotischen Adels flüchten, von Asturien, Navarra und Katalonien aus die christliche Rückeroberung (span. →recon­quista), die 1492 mit der Rückgewinnung Granadas durch Kastilien endet. Das Recht wird dabei in so genannten →Fueros (zu lat. [N.] forum, Markt, Gericht]) aufgezeichnet. Wohl seit dem an dem 20. 12. 1433 von König Johann II. in Medina del Campo promulgierten Ordenamiento real beginnen königliche Versuche der Rechtsvereinheit­li­chung in Kastilien. Ein besonders be­deutsames Rechtsbuch sind die →Siete Partidas. Durch Heirat werden 1469 Kastilien und Aragon (Katalonien) in Personalunion vereinigt. Mit der Entdeckung der Neuen Welt (1492) erwirbt Spanien, dessen Königin Christoph Kolumbus gegen Erfolgsbeteiligung drei Schiffe zu seiner Verfügung stellt, Ko­lonien, wird europäische Großmacht und vertreibt gleichzeitig die Juden. 1516 verbindet der Sohn Philipps des Schönen von Burgund (und Enkel Kaiser Maximilians) und Johannas der Wahn­sinnigen sein spanisches Erbe mit den habsburgischen Gütern und wird als →Karl V. 1519 König (bzw. Kaiser) des Heiligen römischen Reich, doch wird innerhalb Habsburgs schon 1521/1522/­1526 wieder in zwei Linien (Spanien und Österreich) geteilt, wobei die über Maria von Burgund an Habsburg gelangten Niederlande an die spanische Linie gegeben werden, von deren Herrschaft sich der Norden der Niederlande in einem langen Frei­heitskampf löst. 1561 wird Madrid Hauptstadt Spaniens. Wenig später (1588 Sieg Englands über die spanische Flotte) tritt Spanien an Bedeutung hinter England und Frankreich zurück. Bei dem Aussterben der spanischen Linie des habsburgischen Hauses (Karl II. 1. 11. 1700) gelangt Spanien in einem Erbfolgekrieg an die →Bourbonen, doch erhält Habsburg Güter in Italien (Lom­bardei) und in den (südlichen) Nie­derlanden (Belgien). Von den Bour­bonen versucht Philipp V. den Aufbau eines einheitlichen Staates nach dem Vorbild Frankreichs unter (teilweise gelungener) Aufhebung der regionalen Rechte und Einteilung des Landes in Provinzen (Na­varra und das Baskenland behalten ihre Sonderrechte). Die Verfassung von Cadiz von 1812 und die Verfasung von dem 30. 6. 1876 verstärken diese Entwicklung noch. Von 1873 bis 1875 wird Spanien erstmals Republik, von 1931 bis 1936/1939 zu dem zweiten Mal. Das spani­sche Recht wird in dem 19. Jahrhundert nach französischem Vorbild in Gesetzbüchern geregelt (liberaler Codigo penal von 1822 von kurzer Dauer aber bedeutsamen Auswir­kungen auf Latein­amerika, Codigo de comercio 1829, Codigo penal 1848, Codigo civil 1888/1889, primäre Geltung nur bezüglich allgemeiner Bestim­mungen und Eherecht, ansonsten subsidiäre Geltung gegenüber den parti­kularen Rechten bzw. Foralrechten Aragóns, der Balearen, Viz­cayas, Katalaniens, Gali­ziens, Navarras, Álavas und der Estremadura [fuero de Baylío]). Von 1936 bis 1977 wird Spanien von der 1933 von J. A. Primo de Rivera gegründeten, von dem Faschismus Italiens beeinflussten Partei Falange (zu griech. phalanx, F., Baumstamm, Schlachtreihe) unter General Francisco Franco († 1975) beherrscht (Juli 1936 Militärputsch gegen die Regierung, Bürgerkrieg, 1939 Sieg der Nationalkon­servativen über die Republika­ner). Danach beginnt unter dem König eine Demo­kratisierung (1978 konstitutionelle Mo­narchie). Spanien wird Mitglied der nordat­lantischen Verteidigungsorganisation und der Europäischen Gemeinschaften (1. 1. 1986). 1995 wird ein neues Strafgesetz­buch geschaffen. S. Google

Lit.: Hinojosa, E. de, El régimen señorial, 1905; Hinojosa, E. de, Das germanische Element im spanischen Recht, ZRG GA 31 (1910), 282; Hinojosa, E. de, El elemento germánico en el derecho español, 1915; Mayer, E., Studien zur spanischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 40 (1919), 236; Ajuntament de Barcelona, 1920ff.; March, J., El Somatén, 1923; Rauchhaupt, F., Geschichte der spanischen Rechtsquellen, 1923; Mayer, E., El antiguo derecho de obligaciones, 1926; Mayer, E., Historia de las instituciones sociales y politicas de España y Portugal, Bd. 1f. 1925f.; Riaza, R., El derecho Romano y el derecho nacional en Castilla, 1929; Pérez, J., Fuentes de derecho historico Español, 1931; Torres, M., Lecciones de historia del derecho Español, 1933f.; Riaza, R./García Gallo, A., Manual de historia del derecho Español, 1935; Altspanisch-gotische Rechte, hg. v. Wohlhaupter, E., 1936; Sánchez-Albornoz, C., En torno a los origines del feudalismo, 1942; Hierneis, O., Das besondere Erbrecht der sogenannten Foralrechtsgebiete Spaniens, 1966; Löber, B., Das spanische Gesellschaftsrecht im 16. Jahrhundert, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1967; Kleffens, E. von, Hispanic Law, 1968; Islamische Geschichte Spaniens, hg. v. Hoenerbach, W., 1970; Lalinde Abadía, J., Iniciación historica al derecho Español, 1970, 3. A. 1983; Sánchez-Albornoz, C., Investigaciones y documentos sobre las instituciones hispanas, 1970; Lalinde Abadía, J., Los medios personales de gestión del poder público, 1970; Payne, S., A history of Spain and Portugal, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,55,242,890, 2,2,228,847,1271, 3,1,397, 3,2,2403, 3,3,3740,3473,­3917,3994,4118; Clavero, B., Mayorazgo, 1974; Pérez Martín, A./Scholz, J., Legislación y jurisprudencia de la España del antiguo régimen, 1978; Alvarez de Morales, A., La Ilustración y la reforma de la universidad en la España del siglo 18, 1979; Garcia Gallo, A., Manual de historia del derecho español, 10. A. 1984; Henningsen, G., The Witches’ Advocate, 1980; Gacto (!) Fernández, E. u. a., El derecho histórico de los pueblos de España, 3. A. 1982; Barrios, F., El consejo de Estado de la monarquía Española, 1984; Massip, J., La gestació de les costums de Tortosa, 1984; Reconquista und Landesherrschaft, hg. v. Engels, O., 1989; García-Moreno, L., Historia de España Visigoda, 1989; Spanienlexikon, hg. v. 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Levy, E. u. a., 2013; Strydonck, M. van, From Myotragus to Metellus, 2014; Rau, H., Strafrechtliche Vergangenheitsbewältigung am Beispiel Spanien, 2014; Collins, R., Caliphs and Kings – Spain 796-1031, 2014; Schnettger, M., Der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1713/14, 2014, Polo Martín, R., Centralización, decentralización y autonomía en la España constitucional, 2014; Panzram, S., „Hilferufe“ aus Hispaniens Städten, (in) HZ 301 (2015) 626; Herbers, K., Christen und Muslime im 9. Jahrhundert in Italien und Spanien, (in) HZ 301 (2015), 1; María e Izquierdo, M., Los proyectos recopiladores castellanos del siglo XVI en los códices del monasterio de El Escorial, 2015; Millán, J., Von der dynastisch-katholischen Weltmacht zum spanischen Staat, (in) HZ 302 (2016), 363; Czeguhn, I., Länderbericht Spanien, ZRG GA 132 (2015), 495, 133 (2016), 561; Malcolm, A., Royal Favouritism and the Governing Elite of the Spanish Monarchy 1640-1665, 2016; Claas, M., Der Aufstieg der Falange Española, 2017; Ricketts, M., Who should rule? – Men of Arms, the Republic of Letters, and the Fall of the Spanish Empire, 2017; The War of the Spanish Succession – New Perspectives, hg. v. Pohlig, M. u. a., 2018 (Sammelband); Glaser, M., Wandel durch Tourismus, 2018; Nuñez Seixas, X., Die bewegte Nation – Der spanische Nationalgedanke 1808-2019, 2019; Garrido Martín, J., Die historische Rechtsschule in Spanien?, ZRG GA 136 (2019), 186; Weltreich Spanien – Das goldene Zeitalter, hg. v. DAMALS, 2019; Kroon, O., Die Verfassung von Cádiz (1812). Spaniens Sprung in die Moderne, gespiegelt an der Verfassung Kurhessens von 1831, 2019; Linchan, P., At the Edge of Reformation – Iberia before the Black Death, 2019; Thomàs, J., José Antonio Primo de Rivera, 2019; Bergemann, P., Judge Thy Neighbour – Denunciations in the Spanish Inquisition, Romanov Russia, and Nazi Germany, 2019

sparen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 875 [Carmen ad Deum] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schonen, aufheben

Sparkasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1821 [Pölitz, Verf. I 1 S. 594] 30 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Unternehmen, das Spar­darlehen von Kunden (grundsätzlich gegen Zinsen) annimmt und verwaltet sowie andere Bankgeschäfte betreibt. Die Sparkasse erscheint als Idee in Frankreich 1611. Nach ähnlichen Vorläufern (Salem 1749 Wai­sen­kasse) wird sie an dem Ende des 18. Jahrhunderts in dem Heiligen römischen Reich eingerichtet (Hamburg 1778, Oldenburg 1786, Kiel 1796). Gesetzliche Regeln werden seit 1838 erlassen (Preußen). Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erfolgen Zusammenschlüsse der mehreren hun­dert einzeln begründeten Sparkassen.

Lit.: Köbler, DRG 176; Malchus, C. v., Die Sparkassen in Europa, 1838; Trende, A., Geschichte der deutschen Sparkassen, 1957; Huter, F., Geschichte der Sparkasse der Stadt Innsbruck 1822-1958, 1962; Wysocki, J., Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Sparkassen, 1980; Weber, W., Die Entwicklung der Sparkassen, 1985; Pohl, H., Die rheinischen Sparkassen, 2001

Sparta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL, wo unter spartanisch bei Etymologie unbekannt angegeben wird – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen einmal ohne Zeitangabe in Textarchiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Hauptort der Lakedaimonier in dem Griechenland des Altertums (Stadtstaat)

Lit.: Clauss, M., Sparta, 1983; Cartledge, P./Spawforth, A., Hellenistic and Roman Sparta, 1992; Link, S., Der Kosmos Sparta, 1994; Thommen, L., Lake daimonion politeia, 1996; Baltrusch, E., Sparta, 1998; Meier, M., Aristokraten und Damoden, 1998; Sparta, hg. v. Hodkinson, S. u. a., 1999; Dreher, M., Athen und Sparta, 2001; Schulz, R., Athen und Sparta, 2003, 3. A. 2010, 4. A. 2011; Thommen, L., Sparta, 2003, Luther, A., Könige und Ephoren, 2004; Welwei, K., Sparta, 2004; Das frühe Sparta, hg. v. Luther, A. u. a., 2006; Ducat, J., Spartan Education, 2006; Giannopoulos, S., Griechischer Stadtstaat und hegemoniale Monarchie, 2011; Bernhardt, R., Sparta und die Genese des politischen Freiheitsbegriffs, (in) HZ 298 (2014), 197; Thommen, L., Die Wirtschaft Spartas, 2014; Blank, T., Logos und Praxis, 2014; Das antike Sparta, hg. v. Pothou, V./Powell, A., 2017 (durchwachsen); Sparta, hg. v. Cooley, M., 2017; Rahe, P., Sparta’s First Attic War, 2019; Rahe, P., Sparta’s Second Attic War, 2020; Zimmermann, C., Der vertraute Feind – Spartaner und Heloten, 2020

spät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nach einer gewöhnlichen Zeit erfolgend

Spätantike (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das ausgehende Altertum von dem 3. bis zu dem 6. Jahrhundert. Umstritten ist das Fortleben antiker Einrichtungen in dem →Mit­tel­alter. →Kontinuität

Lit.: Köbler, DRG 50; Seeck, O., Geschichte des Untergangs der antiken Welt, 4. A. 1921, Neudruck 2000; Martin, J., Spätantike und Völkerwanderung, 3. A. 1995; Demandt, A., Geschichte der Spätantike, 1998, 2. A. 2008; Henning, D., Periclitans res publica, 1999; Laniado, A., Recherches sur les notables municipaux dans l’empire protobyzantin, 2002; Le trasformazioni delle élites in età tardoantica, hg. v. Testa, R. L., 2006; Dinzelbacher, P. u. a., Europa in der Spätantike 300-600, 2007; König, I., Die Spätan­tike, 2007; The Oxford Handbook of Late Antiquity, hg. v. Johnson, S., 2012; Pfeilschifter, R., Die Spätantike, 2014; Meier, M., Spätantike, (in) HZ 304 (2017) 686; Krause, J., Geschichte der Spätantike, 2018

Spätmittelalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das ausgehende Mittelalter von dem 13. Jahrhundert (Interregnum 1254-1273) bis zu dem 15. Jahrhundert (Entdeckung der Neuen Welt 1492).

Lit.: Köbler, DRG 93; Das 14. Jahrhundert, hg. v. Buckl, W., 1995; Meuthen, E., Das 15. Jahrhundert, 3. A. 1996, 5. A. 2012; Dirlmeier, U. u. a., Europa im Spätmittelalter 1215-1378, 2003; Signori, G., Das 13. Jahrhundert, 2007; Schneidmüller, B., Grenzerfahrung und monarchische Ordnung, 2011; Blanchard, J., La fin du Moyen Âge, 2020

SPD (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Sozialdemokratische Partei Deutsch­lands

specialis (1), speciālis,  lat., Adj.,  besondere, speziell, eigentümlich, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. speciēs, →spezial

specialitas, speciālitās,  lat., F., besondere Beschaffenheit,  Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. speciālis, speciēs

species, speciēs,  lat., F., Sehen, Anblick, Idee, Gewürz, Art in Gegensatz zu genus (lat. [N.]) Gattung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *spek̑-, V., spähen, sehen

specificare,  mlat., V.: nhd. spezifizieren, nach der Art einordnen; s. speciēs, facere

specificatio (mlat. [F.], in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar) Verarbeitung

speculum, lat., N., Spiegel,  Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. specere

speculum (lat. [N.] Spiegel, Vorbild [81-43 v. Chr.] (als Buchtitel beispielsweise schon Speculum quis ignorat Augustinus‘ 354-430, Radulfi Ardentis speculum universale wohl zwischen 1193 und 1215 an unbekanntem Ort)

Lit.: Grabes, H., Speculum, 1973; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 415; Radulfi Ardentis Speculum universale, hg. v. Heimann, C. u. a., 2011

Speculum (N.) iudiciale (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat., Gerichtsspiegel) ist das zwischen 1276 und 1290 entstandene Rechtsbuch des französi­schen Geistlichen und Modeneser Rechtslehrers Wilhelm →Durantis‘ (um 1237-1296), das unter Einbeziehung der Verfah­rens­wirklichkeit die gesamte geist­liche Gerichtsbarkeit ausführlich darstellt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 107; Durantis, W., Speculum iudiciale, 1574, Neudruck 1975

Spedition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1742 [BernRQ. II 7 S. 327) in 3 Stellen bis 1794 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das lateinische expeditio des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die gewerbsmäßige Über­nahme der Besorgung von Güterver­sendungen durch Frachtführer oder Verfrachter von Seeschiffen für Rechnung eines anderen in eigenem Namen. Sie entsteht in dem Spätmittelalter. In dem frühen 20. Jahrhundert entwickeln die Spediteure erste allge­meine Spediteurbedingungen oder allgemeine Geschäftsbedingungen (Berlin 1919).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 238; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913

Spee (Spee von Langenfeld), Friedrich von (Kaiserswerth 25. 2. 1591-Trier 7. 8. 1635) wird nach dem Studium der Theologie 1610 Jesuit. 1631 veröffentlicht er die (lat.) Cautio (F.) criminalis contra sagas (Strafrechtliche Vorsicht gegenüber He­xen, Rechtliches Bedenken wegen der Hexenprozesse), in der er sich gegen Verfahrensunrecht in dem →Hexenprozess und damit vor allem die →Folter wendet. Allgemeinere Auswirkungen hat sein Werk erst in dem 18. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Spee, F. v., Cautio Criminalis, deutsche Ausgabe v. Ritter, J. 1939; Zwetsloot, H., Friedrich Spee und die Hexen­prozesse, 1954; Rosenfeld, E., Friedrich Spee von Langenfeld, 1958; Geilen, H., Die Auswirkungen der Cautio criminalis, Diss. jur. Bonn 1963; Ritter, J., Friedrich von Spee, 1977; Sellert, W., Friedrich Spee von Langenfeld, (in) NJW 39 (1986), 1222; Waider, H., Miszellen über Friedrich von Spee, (in) FS der Rechtswissen­schaftlichen Fakultät Köln, 1988, 531; Friedrich Spee, hg. v. Franz, G., 1995; Spee, F. v., Cautio criminalis, übertragen v. Ritter, J., 1939, 6. A. 2000; Sobiech, F., Jesuit Prison Ministry in the Witch Trials of the Holy Roman Empire – Friedrich Spee SJ and his Cautio Criminalis (1631), 2019

Speer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altsächsischen und dem Altfriesischen ab 1190/1230 [WaltherVogelw. 10 25, 13] bzw. 1264 [DOrdStat. 98] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Spieß, eine Wurfwaffe

Lit.: Funk, W., Speer, Pfandschaub, Kreuz und Fahne, ZRG GA 65 (1947), 297; 300000 Jahre Spitzentechnik – Der altsteinzeitliche Fundplatz Schöningen und die frühesten Speere der Menschheit, hg. v Terberger, T. u. a., 2018

Spencer, Herbert (Derby 27. 4. 1820-Brighton 8. 12. 1903) ist der liberale englische Philo­soph, der das Grundprinzip universalen Geschehens in der Entwicklung zu immer besseren Formen sieht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 179

Speranskij, Michail Michailovic (Tscher­kutino/Wladimir 1772-St. Petersburg 23. 2. 1839) legt als engster Vertrauter des Zaren für →Russland 1808/1809 ohne durch­greifenden Erfolg einen Vorschlag zu der Änderung der Herrschaftsverhältnisse nach englischem Vor­bild vor (1810 Reichsrat). Er erreicht nach zwischen­zeitlicher Verbannung nach Sibirien (1812) die Schaffung der Gesetze des rus­sischen Reiches (Polnoe sobranie zakonov Rossijskoj Imperii bis 1828/1830) und die Zusammenfassung aller geltenden rus­sischen Gesetze (Svod zakonov 1832, 15 Bände mit 60000 Artikeln). Damit schafft er eine wichtige Grundlage für die russische Rechts­ent­wicklung. S. Google

Lit.: Raeff, M., Michail Speranskij, 1957

Speyer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, N.) an dem Rhein (kelt. Noviomagus), der Hauptort der germanischen Nemeter, wird 614 als Bischofssitz bezeugt. Seit 1294 ist der von den →Saliern durch Privilegien ausgezeichnete Ort →Reichsstadt. Von 1526/1527 bis 1689 beherbergt Speyer das →Reichskammergericht, in der Gegenwart eine (deutsche) Verwaltungshochschule (Universität) mit Professoren der Rechtswissenschaft. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Harster, T., Das Strafrecht, 1900; Wagner, G., Münzwesen und Hausgenossen in Speyer, 1931; Seidel, L., Die Finanzwirtschaft der freien Reichsstadt Speyer, Diss. rer. pol. Frankfurt am Main 1956; Voltmer, E., Reichsstadt und Herrschaft, 1981; Fouquet, G., Das Speyerer Domkapitel, 1987; Meier, M./Welwei, K., Interpolationen in einem Speyerer Judenprivileg?, ZRG GA 112 (1995), 408; Neumann, H., Sozialdis­ziplinierung in der Reichsstadt Speyer, 1997; Ammerich, H., Kleine Geschichte der Stadt Speyer, 2008; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 10 bearb. v. Mahlerwein, G. u. a., 2010 (3386 Nummern); Päffgen, B., Die Speyerer Bischofsgräber, 2010; Hattenhauer, H., Der Speyerer Freiheitsbrief vom 7./14. August 1111, (in) Archiv für mittelrheinische KG 63 (2011), 39; Reidinger, E., 1027 – Gründung des Speyerer Domes, (in) Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 63 (201), 9 (konstruiert?); Bürger, Kleriker, Juristen – Speyer um 1400 im Spiegel seiner Trachten, hg. v. Andermann, K., 2014; Das Reichskammergericht und Speyer, hg. v. Kemper, J., 2014; Speyer als Hauptstadt des Reiches, hg. v. Baumann, A. u. a., 2016; Blum, D., Multikonfesionalität im Alltag – Speyer, 2016; Baumann, A., Visitationen am Reichskammergericht - Speyer als politischer und juristischer Aktionsraum des Reiches (1529-1588), 2018; Limbach, R., Die Briefkopierbücher der Speyerer Handelshäuser Joh. Hein. Scharpff und Lichtenberger & Co. (1815-1840), 2018

spezial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ab 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1342 [RsprGrHolland I 3] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in vielen Zusammensetzungen als eine Art Präfix und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über specialis, lat., Adj. besondere [4 v.-65 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) besondere

Spezialexekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Einzelvollstreckung

Lit.: Kaser §§ 85 I, 87 I; Köbler, DRG 34

Spezialität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1591 [Scotti, Trier I 558] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über specialitas, lat., F., besondere Beschaffenheit, Besonderheit, Freundschaft [um 362 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bezug eines dinglichen Rechtes auf jeweils eine spezielle, individuell bestimmte Sache (körperlichen Gegenstand, anders beispielsweise Generalhypothek des römischen Rechtes)

Spezialprävention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – abgesehen von DRW-Archiv 1823 [Henke, E., Handbuch des Criminalrechts Berlin 1823, 80] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verhütung von Straftaten durch Abschreckung gegenüber einem einzelnen Straftäter. Sie ist ein →Strafzweck (von →Grolman 1775-1829, von →Liszt 1882).

Lit.: Köbler, DRG 204, 269

Spezies (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [Stallaert I 517] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über lat. speciēs, F., Sehen, Anblick, Idee, Gewürz, (um 250-184 v. Chr.) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Art

Spezieskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Stückkauf in Gegensatz zu dem Genuskauf (Gattungskauf)

Sphragistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie als neoklassische Bildung in den Bestandteilen mit dem Griechischen des Altertums teilweise verbindbar und in der weiteren Herkunft unklar, F., s. Google) Siegelkunde

Lit.: Köbler, DRG 3

Spiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über speculum, lat., N., Spiegel, Vorbild [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die das einfallende Licht zurückwerfende Fläche, die glatt genug ist, dass das Licht nach dem Reflexionsgesetz seine Parallelität behält und ein Abbild entstehen kann. Ein natürlicher Spiegel ist die ruhende Wasseroberfläche, erster künstlicher Spiel wohl die flache Schale mit Wasser, der in der Kupfersteinzeit oder Bronzezeit (Mesopotamien um 3000 v. Chr.) der Metallspiegel und um die Zeitenwende (Plinius) der Glasspiegel folgen. Schon in der Spätantike und vor allem in dem 13. Jahrhundert wird auch das Wissen in Spiegeln erfasst. →speculum, Sachsenspiegel, Deut­schenspiegel, Schwabenspiegel, Fürs­ten­spiegel, Ritterspiegel, Klagspiegel, Laienspie­gel

Lit.: Trusen, W., Die Rechtsspiegel und das Kaiserrecht, ZRG GA 102 81985), 13; Lohrmann, D., Europas Hoffnung auf den Brennspiegel im 13. Jahrhundert, (in) HZ 304 (2017) 601 (stärker in den Bereich des praktischen Nutzens fiel an dem Ende des 13. Jahrhunderts die Erfindung der Brille)

spiegeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 [FlandrCop9 S. 14] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mittels Spiegels (mittelbar) sehen lassen

Spiegelnde Strafe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Strafe, die in ihrer Ausführung erkennbaren Bezug auf die aus­geführte Straftat nimmt (beispielsweise Ab­schlagen der Schwurhand oder Ab­schneiden der Zunge des Meineidigen, Ver­brennen des Brandstifters). Ihre Her­kunft ist ungewiss, ihre wirkliche Be­deutung gering. →Talion

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964

Spiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die allein aus Freude und ohne ernsthafte praktische Zielsetzung erfolgende Tätigkeit (des Menschen). Rechtlich ist Spiel ein Vertrag, bei dem sich die Beteiligten eine Leistung unter entgegengesetzten Bedin­gun­gen versprechen, um sich zu unter­halten und möglicherweise Gewinn zu erzielen. Bereits Tacitus berichtet von dem mit höchstem Einsatz und Gefahr für Gut und Freiheit betriebenen Würfelspiel der Germanen. Das römische Recht unter­scheidet zwischen erlaubtem und unerlaubtem Spiel. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird die Forderung aus Spiel klaglos gestellt. Die Obrigkeit verbietet seit dem Spätmittelalter teils das Spiel unter Ord­nungs­gesichtspunkten, teils lässt sie es zwecks Erzielung von Einkünften (Steuern, Abgaben) unter Aufsicht zu (Spielbank, Spielcasino). S. Google

Lit.: Hübner § 87 II; Schuster, H., Das Spiel, 1878; Wohlhaupter, E., Zur Rechtsgeschichte des Spieles in Spanien, (in) Spanische Forschungen 3 (1931), 92; Hartung, W., Die Spielleute, 1982; Endrei, W., Spiel und Unterhaltung im alten Europa, 1986; Duderstadt, D., Spiel, Wette und Differenzgeschäft (§§ 762-764 BGB) in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2007; Volles Risiko! Glücksspiel von der Antike bis heute, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Lacina, H., Die Spielleute nach spätmittelalterlichen deutschen Rechtsquellen, 2010; Stauß, T., Frühe Spielwelten, 2014; Hilpert, H., Sport- und Spielregeln, 2019

spielen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 56 § 2] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich vergnügen

Spieß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1172 [PfaffeKonrad Wesele 2 V. 4710] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) spitze Stange

Spießbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1672 [Praetorius, J., Satyrus etymologicus, 1672, 343] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der nur mit dem eigenen Spieß bewaffnete einfache →Bürger.

Spießrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [KasselKdm. VI 1 S. 64] in 7 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein militärisches Strafverfahren

Lit.: Bonin, B. v., Das Spießrecht in der Theorie des 17. und 18. Jahrhunderts, ZRG GA 25 (1904), 52

Spießrute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundertt in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [CCMarch. III 1 Sp. 68] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) spitz zulaufende Rute für Folter und Strafe

Spießrutenlaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Googlöe) ist das Laufen eines Menschen (beispielsweise Fahnenflüchtigen) zwi­schen zwei Reihen von mit Spießen oder spitzen Ruten bewaffneten Menschen zwecks De­mütigung oder Züchtigung. Es ist in dem Altertum wie in der frühen Neuzeit bekannt. Es führt als Folge des mensch­lichen Wesens vielfach zu dem Tod des Läu­fers.

Lit.: Franz, G., Ursprung und Brauchtum der Landsknechte, (in) MIÖG 61 (1953), 79; Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, 1976

Spindel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 14. Jahrhundert [GoslarStR. V § 21] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein Spinngerät, eine dieses nutzende weibliche Verwandte

Spindelmage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414/1426 [NeuzelleUB. 126] in 18 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., F.) Verwandter von weiblicher Seite, Verwandte von weiblicher Seite

Lit.: Hübner §§ 106, 11; Kroeschell, DRG 1; Schröder, R., Über die Bezeichnung der Spindelmagen, ZRG GA 4 (1883), 1

Spinoza, Benedictus (Baruch) de (Amsterdam 24. 11. 1632-Den Haag 21. 2. 1677), portu­giesisch-jüdischer Kaufmanns­sohn, wird nach der geistigen Lösung von dem Judentum (1656) Linsenschleifer und Philosoph. Er geht von der Identität Gottes mit der Natur aus, lässt den Menschen glückselig sein, der allein nach der Notwendigkeit seiner vernünftigen Natur lebt, hält die Demokratie für den besten Staatszustand und stellt das Naturrecht nach geometrischer Methode dar. An dem Ende des 18. Jahrhunderts werden diese Vorstellungen vielfach auf­ge­griffen. S. Google

Lit.: Dunin Borkowski, S. v., Spinoza, Bd. 1ff. 1933; Steffen, H., Recht und Staat im System Spinozas, 1968; Hong, H., Spinoza und die deutsche Philosophie, 1988; Senn, M., Spinoza und die deutsche Rechtswissenschaft, 1991; Ethik, Recht und Politik bei Spinoza, hg. v. Senn, M. u. a., 2001; Senn, M., Vom Recht der großen und kleinen Fische, (in) Recht, Moral und Faktizität, 2008, 201; Naturalismus und Demokratie, hg. v. Bartuschat, W. u. a., 2014

Spion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1667 [Pufendorf, RZustand 326] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Italienische und vielleicht das Gotische und Germanische über spähen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Kundschafter, Späher

Spionage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Italienische sowie vielleicht das Gotische und Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausspähung, Auskundschaftung

Lit.: Thiemrodt, I., Strafjustiz und DDR-Spionage, 2000; Strafjustiz und DDR-Unrecht, hg. v. Marxen, K. u. a., Bd. 4 Spionage, 2004, Neudruck 2012; Rid, T., Mythos Cyberwar – Über digitale Spionage, Sabotage und andere Gefahren, 2018 (nicht nut mythisch, sondern effektiv); Appelius, S., Die Spionin – Olga Raue, 2019; Hechelhammer, B., Spion ohne Grenzen. Heinz Felfe – Agent in sieben Geheimdiensten, 2019; Heidenreich, R., Die DDR-Spionage des BND – Von den Anfängen bis zum Mauerbau, 2019

spiritualis (lat., Adj., zu der Luft gehörig, geistig, geistlich [um 160-220 n. Chr.], spiritalis) geistlich (in Gegensatz zu [lat.] temporalis, zeitlich bzw. weltlich)

spiritus, spīritus,  lat., M.: nhd. Hauch, Lufthauch, Luftzug, Luft, Einatmen, Atemholen, Atem, Lebenshauch,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *peis- (2), *speis-, V., blasen

Spital (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – [Hospital] 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 31] in 44 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., zu lat. hospitalis) oder Hospital ist das Haus zu der Beherbergung von Fremden, Kran­ken, Alten und Armen. Es entsteht in dem ausge­henden Altertum. In dem Mittelalter geht das Spital zunächst auf die Kirche zurück (Abtei, Klos­ter, Domspital). Seit dem Hochmittelalter kom­men ritterliche und andere Orden, seit dem ausgehenden Mittelalter auch reiche Bür­ger als Gründer hinzu (beispielsweise Johann Twente 1339 in Osnabrück). Das Spital wird als eigene Ver­bands­person eingeordnet. In der Renaissance entsteht in dem Hospital eine hauptberufliche Betreuung für Patienten auf dem jeweiligen medizinischen Wissensstand. Seit dem 18. Jahrhundert wird das allgemeine Spital durch besondere Ein­richtungen (beispielsweise Krankenhaus) abge­löst. S. Google

Lit.: Reicke, S., Das deutsche Spital und sein Recht, Bd. 1f. 1932, Neudruck 1970; Imbert, J., Les hopitaux en droit canonique, 1947; Nasalli Rocca, E., Il diritto ospedaliero, 1956; Tierney, B., Medieval poor law, 1959; Berger, W., Das St.-Georgs-Hospital zu Hamburg, 1972; Wendehorst, A., Das Juliusspital in Würzburg, 1976; Kolb, P., Die Juliusspital-Stiftung zu Rothenfels, 1985; Jetter, D., Das europäische Hospital, 1986; Macht der Barmherzigkeit. Lebenswelt Spital, hg. v. Schmauder, A., 2000; Funktions- und Struktur­wan­del spätmittel­alterlicher Hospitäler, hg. v. Matheus, M., 2003; Drossbach, G., Christliche caritas als Rechtsinstitut, 2004; Watzka, C., Vom Hospital zum Krankenhaus, 2005; Pauly, M., Peregrinorum, pauperum ac aliorum transeuntium receptaculum, 2007 (528 Hospitäler in 353 Orten); Sozialgeschichte mittelalterlicher Hospitäler, hg. v. Bulst, N. u. a., 2007; Hospitäler in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Drossbach, G., 2007; Hensel-Grobe, M., Das St.-Nikolaus-Hospital zu Kues, 2007; Europäisches Spitalwesen, hg. v. Scheutz, M. u. a., 2008; Quellen zur europäischen Spitalgeschichte in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. v. v. Scheutz, M. u. a., 2010; Spitzer, I., Kirchliches Spitalwesen in Österreich, 2010; Organisierte Barmherzigkeit und Hospitalwesen in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Dirmeyer, A., 2010; Wirtz, T., Hospital und Hypothek, 2013; Henderson, J., Das Spital im Florenz der Renaissance, 2014; Quellen zur Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650, bearb. v. Bergerhausen, H., 2014; Scheutz, M., u. a., Spital als Lebensform, 2015

Split (Aspalathos) an der Adria entsteht um einen von Kaiser Diokletian in dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. errichteten Palast. In dem 6. Jahrhundert wird es Sitz eines Erzbischofs. 1396 erhält es eine Universität, die 1974 erneuert wird. Über Venedig (1420-1497) kommt es an Österreich, 1918 zu Jugoslawien und 1991 zu Kroatien. S. Google

Lit.: Steindorff, L., Die dalmatischen Städte, 1984; Du­sa, J., The Medieval Dalmatian Episcopal Cities, 1991

Spolien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.Pl.) →spolium

Spolienrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1784 [Mag. f. neue Historie u. Geographie 18 1784 191] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Recht eines Oberen, den beweglichen Nachlass eine verstorbenen Geistlichen einzuziehen. →ius spolii

Lit.: Prochnow, F., Das Spolienrecht, 1919; Kaps, J., Das Testamentsrecht, 1958; Schrader, E., Bemerkungen zum Spolien- und Regalienrecht der deutschen Könige im Mittelalter, ZRG GA 84 (1967), 128

spolium, lat., N.: nhd. abgezogene Haut, abgelegte Haut, dem Feind abgenommene Rüstung, Beute (F.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *spel- (2), *pel- (9), *spelH-, *pelH-, V., spalten, abspalten, trennen, splittern, reißen

spondere, spondēre,  lat., V., feierlich geloben, verbürgen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *spend-, V., opfern, geloben

sponsalia, spōnsālia, lat., N. Pl.: nhd. Verlöbnis, Verlobung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. spondēre

Sponsalia (lat. [N.Pl.]) ist seit dem altrömischen Recht das →Verlöbnis. Später wird unter (lat.) sponsalia de futuro (be­züglich der Zukunft) das Verlöbnis, unter sponsalia de praesenti (bezüglich der Gegen­wart) die Eheschließung verstanden

Lit.: Kaser § 58 III; Köbler, DRG 22

sponsio, spōnsio, lat., F., Versprechen, Angeloben, Verpflichtung, Zusage, Gelöbnis, Bürgschaft, Wette,  Plaut., XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. spondēre

Sponsio (lat. [F.]) ist seit dem altrömischen Recht das Versprechen (Gelöbnis) oder die daraus entstehende Verpflichtung. Von hier aus wird die sponsio eine der drei Formen der →Bürgschaft. Auf ein Vertragsangebot (lat.) spondesne (versprichst du?) wird die Antwort (lat.) spondeo (ich verspreche) gegeben.

Lit.: Kaser §§ 7 III, 32 II, 57 II, 58 III; Söllner §§ 8, 9, 18, 24; Köbler, DRG 27, 44, 63

Sport (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Neuenglische und das Mittelfranzösische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die um ihrer selbst willen, zu der Stär­kung der Gesundheit oder aus Interesse an dem körperlichen Wettkampf ausgeübte körper­liche Tätigkeit des Menschen. Der Sport ist sachlich bereits in den Hochkulturen des Altertums bedeutsam (beispielsweise Olympia). In dem (und vor allem nach dem) Ersten Weltkrieg setzt sich die aus England stammende Idee Sport gegen das deutsche Turnen durch. Großes wirtschaftliches Gewicht erlangt der Sport als Folge vermehrter Freizeit des Menschen und veränderter Medienmöglichkeiten der Berichterstattung und Werbung sowie der Professiona­lisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit der er auch stärker verrechtlicht wird. S. Google

Lit.: Decker, W., Sport in der griechischen Antike, 1995, 2. A. 1012; Newby, Z., Greek Athletics in the Roman World, 2005; Oswald, R., „Fußball-Volksge­mein­schaft“, 2008; Tauber, P., Vom Schützengraben auf den grünen Rasen, 2008; Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Wir gegen uns - Sport im geteilten Deutschland, 2010; Hilpert, H., Die Geschichte des Sportrechts, 2012; Geschichte des Fußballs in Deutschland und in Europa seit 1954, hg. v. Pyta, W., 2013; Bahro, B., Der SS-Sport, 2013; Jaser, C., Agonale Ökonomien – Städtische Sportkulturen des 15. Jahrhunderts am Beispiel der Florentiner Palio-Pferderennen, (in) HZ 298 (2013), 593; Baratella, N., Das kämpferische Subjekt, 2015; Sport ist …, hg. v. Loureda, Ó., 2016; Hilpert, H, Sport- und Spielregeln, 2019; Jonas, H., Fußball in England und Deutschland von 1961 bis 2000, 2019; Das Ziel vor Augen – Sport und Wettkampf im Neuen Testament und seiner Umwelt, hg. v. Ostmeyer, K. u. a., 2020

Sprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und neben dem Altfriesischen ab 863-871 [Otfrid 5 I 4, 76] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Zeit und Raum unter­schiedliche lautliche Gestalt menschlicher Gedanken, wobei die wohl in dem linken Stirnlappen und dem mit ihm durch ein bei Affen kaum vorhandenes und bei Kindern allmählich bis zu dem achten Lebensjahr reifendes Nervenfaserbündel verknüpften linken Schläfenlappen befindlichen, der Grammatik zugrundeliegenden Hirnfunktionen, mit deren Hilfe einzelne linear geordnete Laute als Zeichen für Gegebenheiten zu Aussagen verknüpft werden können, das vielleicht vor 50000 Jahren allmählich entwickelte Kennzeichen des Menschen sind. Das durchschnittliche Wortschatzwissen der Gegenwart umfasst wohl rund 50000 Einheiten, ist semantisch ein­fach, aber stark vernetzt und zwischen laut­lichem Ausdruck und Inhalt (Bedeutung) nur lose verbunden. Das →Recht kann vor allem über Sprache wirken. Die an sich vergängliche Sprache kann durch →Schrift und andere Aufzeichnungen ver­hält­nismäßig dauerhaft gemacht werden. In der Welt bestehen um das Jahr 2000 rund 6500 ver­schiedene Sprachen (davon 1100 von den 10 Millionen Bewohnern Neuguineas), von denen etwa 50 nur mehr einen einzigen Sprecher haben, so dass alle zwei Wochen eine Sprache ausstirbt, während die (2015) zwölf größten Sprachen wie (Mandarin-)Chinesisch [875 Millionen Sprecher], Hindi, Englisch, Spanisch, Arabisch, Portugiesisch, Bengalisch, Russisch, Französisch, Japanisch, Deutsch und Koreanisch insgesamt 3,2 Milliarden Muttersprachler und mehr als 5,3 Milliarden Sprecher insgesamt haben (Weltsprachen Englisch, Spanisch, Französisch, Arabisch, Portugiesisch, international bedeutsame Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch, Chinesisch, Arabisch, Russisch, Deutsch, 3,05 Milliarden Sprecher einer indogermanischen Sprache, Sprachfamilie Niger-Kongo mit rund 1460 Einzelsprachen, Austronesisch mit rund 1150, mehr als 3000 Sprachen zusammen auf insgesamt 15 Millionen Menschen beschränkt, Baskisch mit bis zu 33000 möglichen Verbformen). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 9; Köbler, LAW; Köbler, WAS; Günther, L. Recht und Sprache, 1898; Kalb, W., Wegweiser in die römische Rechtssprache, 1912, Neudruck 1961; Günther, L., Die deutsche Gaunersprache, 1919; Zaunmüller, W., Bibliographi­sches Handbuch der Sprachwörter­bücher, 1958 (5500 Wörterbücher zwischen 1460 und 1958 in mehr als 500 Sprachen); Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Sonderegger, S., Die Sprache des Rechts im Germanischen, (in) Schweiz. Monatshefte 42 (1962), 259; Schmitt, L., Entstehung und Struktur der neuhochdeutschen Schriftsprache, Bd. 1 1966; Baier, D., Sprache und Recht im alten Österreich, 1983; Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache, Bd. 1ff. 1986ff.; Vollmann-Profe, G., Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit, 1986; Sprache und Recht (FS Schmidt-Wiegand, Ruth), hg. v. Hauck, K. u. a., 1986; Hattenhauer, H., Zur Geschichte der deutschen Rechts- und Gesetzessprache, 1987; Germanische Rest- und Trümmersprachen, hg. v. Beck, H., 1989; Sprache, Recht, Geschichte, hg. v. Eckert, J. u. a., 1991; Stammesrecht und Volkssprache, hg. v. Hüpper, D. u. a., 1991; Lyons, J., Die Sprache, 4. A. 1992; Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts, hg. v. Brekle, H., Bd. 1ff. 1992ff.; Beiträge zum Sprachkontakt und zu den Urkundensprachen zwischen Maas und Rhein, hg. v. Gärtner, K. u. a., 1995; Köbler, G., Etymo­lo­gisches Rechtswörterbuch, 1995; Lyons, J., Einführung in die moderne Linguistik, 8. A. 1995; Schmidt, W., Geschichte der deutschen Sprache, 9. A. 2004; Lexicon grammaticorum, hg. v. Stammerjohann, H., 1996; Bodmer, F., Die Sprachen der Welt, 1997; Görgen, A., Rechtsgrenzen folgen Sprachgrenzen, ZRG GA 115 (1998), 388; Recht und Sprache in der deutschen Aufklärung, hg. v. Kronauer, U. u. a., 2001; Lohaus, M., Recht und Sprache in Österreich und Deutschland, 2000; Crystal, D., Language Death, 2000; Haarmann, H., Kleines Lexikon der Sprachen, 2001; Haarmann, H., Lexikon der untergegangenen Sprachen, 2002; Görgen, A., Rechtssprache in der frühen Neuzeit, 2002; Geschichte der deutschen Sprache, bearb. v. Langner, H. u. a., 9. A. 2004; Kuckenburg, M., Wer sprach das erste Wort?, 2004, 2. A. 2010, 3. A. 2016; Deisler, D., Die entnazifizierte Sprache, 2. A. 2006; Bergmann, R. u. a., Einführung in die deutsche Sprach­wissenschaft, 5. A. 2010; Appenzeller, G., Das Niedersächsische Wörter­buch, 2011, http://www.koeb­ler­gerhard.de/wikiling; Sprache - Recht - Gesellschaft, hg. v. Bäcker, C. u. a., 2012; Sprache(n) als europäisches Kulturgut, hg. v. Schmidt-Hahn, C., 2012; Sprache und Recht – Kolumnen aus der österreichischen Juristenzeitung, 2014; Stockhammer, R., Grammatik, 2014; Evans, N., Wenn Sprachen sterben, 2014; Oßwald, K., Grundzüge einer Frequenzanalyse des althochdeutschen Wortschatzes, 2015; Kausen, E., Die Sprachfamilien der Welt, Bd. 1f. 2015; Schmid, H., Historische deutsche Fachsprachen, 2015; Luth, J., Semantische Kämpfe im Recht, 2015; Wunderlich, D., Sprachen der Welt, 2015; Metzler Lexikon Sprache, hg. v. Glück, H., 2016 (rund 5000) Einträge); Ernst Kausen erzählt die Sprachen der Welt, 2016 (4 CD); Breitling, A., Weltgestaltung durch Sprache, 2017; Deutsche Regionalsprachen in Mittel- und Südosteuropa, 2019; Göttert, K., Die Sprachreiniger – Der Kampf gegen Fremdwörter und der deutsche Nationalismus, 2019; Streck, M., Sprachen des Alten Orients, 4. A. 2021

sprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) reden, sagen

Sprichwort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [HeinrTürlinCrône V. 18836] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Rechtssprichwort

Lit.: Röhrich, L./Mieder, W., Sprichwort, 1977; Thesaurus proverbiorum medii aevi, begr. v. Singer, S., Bd. 1ff. Bd. 6 (heilig-Kerker) 1998

Spruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1200 [Iwein] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1287 [Österr./CorpAltdtOrUrk. V 263] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ausspruch, Gesprochenes, Urteil

Spruchkollegium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1771 [HambGSamml. X 732] 34 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für ein Urteil zuständige Kollegium (beispielsweise juristische Fakul­tät seit dem 14. Jahrhundert, verstärkt in dem Rahmen der →Aktenversendung von dem 16. bis 19. Jahrhundert).

Lit.: Buchda, G., Die Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät, ZRG GA 62 (1942).; Klugkist, E., Die Göttinger Juristenfakultät, Diss. jur. Göttingen 1951 masch.schr.; Haalck, J., Die Rostocker Juristenfakultät, (in) Wiss. Z. d. Univ. Rostock 8 (1958/9); Haalck, J., Zur Spruchpraxis der Juristenfakultät Frankfurt (Oder), (in) FS R. Lehmann, 1958; Jammers, A., Die Heidelberger Juristenfakultät, 1969; Weiß, R., Aus der Spruchtätigkeit der alten Juristenfakultät zu Kiel, Diss. jur. Kiel 1965; Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Pätzold, G., Die Marburger Juristenfakultät, 1966; Gehring, H., Das Lehrzucht­verfahren in der evangelischen Kirche, Diss. jur. Göttingen, 1968, Schikora, A., Die Spruchpraxis an der Juristenfakultät zu Helmstedt, 1972; Schildt, B., Die Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1980 masch.schr.; Lück, H., Die Spruchtätigkeit der Wittenberger Juristenfakultät, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1982 masch.schr.

Spur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen ab 1205/1210 [GottfrStraßb. Ranke V. 8992] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fährte, hinterbliebenes Zeichen eines Verhaltens oder Vorgangs

Spurfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Verfolgung der Spuren eines Diebes in dem älteren Recht. In dem fränkischen Recht ist Spurfolge nur in einer Frist von 3 Nächten zulässig. Die Spurfolge erlaubt, wenn die Spur in ein Haus führt, dessen Durchsuchung.

Lit.: Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1; Rauch, K., Spurfolge und Anefang, 1908; Goldmann, E., Tertia manus und Intertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Rauch, K., Spurfolge und Dritthand­verfahren, ZRG GA 68 (1951), 1; Vec. M., Die Spur des Täters, 2002

SS (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspraache und in Google belegt sowie in den ausgeschriebenen Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Schutzstaffel) (1925 von Adolf Hitler nach seiner Haftentlassung für Freiwillige begründet, anfangs unter SA-Führung, 1929 280 Mann stark, Heinrich Himmler unterstellt, Ende 1930 3000-4000, zeit­weilig 400000, 1939 mehr als 200000 Mitglieder, etwa 90 Prozent allgemeine SS, herkunftsmäßig gut der Gesamtbevöl­ke­rung entsprechend und 1945 dement­sprechend leicht eingeglie­dert, geschätzt 400000 Deutsche, 500000 Volksdeutsche und Ausländer in der Waffen-SS)

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Kogon, E., Der SS-Staat, 1946; Wegner, B., Hitlers Politische Soldaten, 6. A. 1999; Schulte, J., Zwangsarbeit und Vernichtung – Das Wirt­schaftsimperium der SS, 2001; Syndor, C., Soldaten des Todes, 2002; Dierker, W., Himmlers Glaubenskrieger, 2003; Die SS, hg. v. Smelser, R. u. a., 2. A. 2003; Schwan, H./Heindrichs, H., Der SS-Mann – Josef Blösche, 2003; Kaienburg, H., Die Wirtschaft der SS, 2003; Bidigarai Diehl, P., Macht – Mythos – Utopie, 2004; Cüppers, M., Wegbereiter der Shoa, 2005; Schneider, C., Die SS und „das Recht“, 2005; Longerich, P., Heinrich Himmler, 2008; Die SS, Himmler und die Wewelsburg, hg. v. Schulte, J., 2009; Rohrkamp, R., Weltanschaulich gefestigte Kämpfer, 2010; Rothländer, C., Die Anfänge der Wiener SS, 2012; Hein, B., Elite für Volk und Führer?, 2012; Dillon, C., Dachau & the SS – A Schooling in Violence, 2015; Pieper, H., Fegelein’s Horsemen and Genocidal Warfare – The SS Cavalry Brigade in the Soviet Union, 2015; Hein, S., Die SS, 2015; Zaugg, F., Albanische Muslime in der Waffen-SS, 2016; The Waffen-SS - A European History, hg. v. Böhler, J. u. a., 2017; Lehnhardt, J., Die Waffen-SS, 2017; Eichmüller, A., Die SS in der Bundesrepublik, 2018; Kuppel, D., „Das Echo unserer Taten“, 2019

Staat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOStat. 23 hierher?) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über status, lat., M., Stehen, Stand [um 250-184 v. Chr.] und das weitere Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist später die auf Dauer berechnete Zu­sammenfassung einer Anzahl von Men­schen (Staatsvolk) auf einem bestimmten Teil der Erdoberfläche (Staatsgebiet) unter Regelung aller für deren gemeinschaft­liches Leben notwendigen Belange durch einen innerhalb der Gemeinschaft obersten Willensträger (Staatsgewalt), sofern sich die von diesem Willensträger aufgestellte Ordnung tatsächlich durchgesetzt hat und keinem völkerrechts­widrigen Zweck dient. Als Staat wird bereits der Stadtstaat des Altertums eingeordnet (Athen, Rom). Ansonsten entsteht der Staat wohl erst seit dem Spätmittelalter. Er erzielt Einkünfte zu­nächst vor allem aus seinen Gütern, dann zunehmend auch durch Steuern. Er ist Verbandsperson bzw. seit dem 19. Jahrhundert →juristische Person des öffentlichen Rechtes. Durch Verdichtung der Herrschaft steigert der →Souveränität beanspru­chende Staat seine Machtausübung in der frühen Neuzeit zu dem →Absolutismus. Hiergegen wenden sich aufgeklärte Philo­sophen, deren Gedanken seit der →fran­zösischen Revolution von 1789 zu dem (theoretischen) Übergang der Staatsgewalt auf das Volk (→Volkssouveränität) und zu der Teilung der Staatsgewalt unter verschiedenen Staatsor­ga­nen (→Gewalten­teilung) führen. Den­noch wächst die Macht des von Wilhelm Albrecht 1837 erstmals als juristische Person ein­geordneten Staates und die Gefahr ihres Missbrauches durch jeweilige Amtsträger unaufhörlich. Die formelle →Verfassung (1776) vermag sie nicht in jedem Fall zuverlässig zu begrenzen. Die beste Sicherheit bietet wohl die allgemeine Anerkennung inhaltlich rechtstreuer Gesin­nung. Dies ist um so wichtiger, je mehr sich der Staat aufbläht (im Deutschen Reich 1925 fast 2000000 Beschäf­tigte oder 5,6 Prozent aller Erwerbstätigen, 8,4% der abhängigen Erwerbstätigen, Anteil der ge­samten öffentlichen Wirtschaft an dem Volks­einkommen rund 10 Prozent). Zwischen 1800 und 2000 erhöht der Staat seinen Anspruch auf das Gesamtein­kommen als für Umverteilung verfügbare Vermögensmasse von etwa einem Zehntel auf rund die Hälfte, wobei um 1800 zwei Drittel der Staatseinkünfte für Verteidigung und Innvenverwaltung ausgege­ben werden, um 2000 für Infrastruktur, Bildung und So­ziales. Mehr und mehr verschulden die entscheidenden Politiker unter behauptetem Einstehen für Bedürftige den durchschnittlichen Steuerzahler. S. Google

Lit.: Kaser § 17 II 1a; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 111, 136, 140, 176, 248; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 1; Huber, M., Die Staatensuccession, 1898, Neudruck 2013; Redslob, R., Die Staatstheorien der französischen Nationalversammlung von 1789, 1912; Below, G. v., Der deutsche Staat des Mittelalters, 1914; Fehr, H., Die Staatsauffassung Eikes von Repgow 37 (1916), 131; Fleiner, F., Entstehung und Wandlung moderner Staatstheorien in der Schweiz, 1916; Keutgen, F., Der deutsche Staat des Mittelalters, 1918; Der deutsche Staatsgedanke, zusammengestellt v. Joachimsen, P., 1921, Neudruck 1967; Goebel, J., The equality of States, 1923; Weimann, K., Der Staat des deutschen Mittelalters, 1925; Schramm, P., Studien zu frühmittelalterlichen Aufzeichnungen über Staat und Verfassung, ZRG GA 49 (1929), 167; Schulte, A., Der deutsche Staat, 1933; Mayer, T., Die Entstehung des „modernen“ Staates im Mittelalter und die freien Bauern, ZRG GA 57 (1937), 210; Waas, A., Herrschaft und Staat im deutschen Frühmittelalter, 1938; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Stolz, O., Das Wesen des Staates im deutschen Mittelalter, ZRG GA 61 (1941), 234; Jantke, C., Preußen, Friedrich der Große und Goethe in der Geschichte des deutschen Staatsgedankens, 1941; Lemke, W., Entwicklung des deutschen Staats­gedankens bei Friedrich Nietzsche, 1941; Heydte, F. Frhr. v. d., Die Geburtsstunde des souveränen Staates, 1952; Vaccari, P., Stato e classi nel paesi Europei, 1957; Häfelin, U., Die Rechtspersönlichkeit des Staates, 1959; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Suerbaum, W., Vom antiken zum frühmittelalterlichen Staatsbegriff, 1961, 2. A. 1970; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Kudrna, J., Stát a společnost na úsvitě italské renesance (Staat und Gesellschaft am Vorabend der italienischen Renaissance), 1964; Willi, H., Die Staatsauffassung Edmund Burkes (1729-1797), 1964 (Diss. jur. Bern 1954); Willi, H., Die Staatsauffassung Edmund Burkes (1729-1797), 1964; Koerber, E. v., Die Staatstheorie des Erasmus von Rotterdam, 1967; Hauser, S., Untersuchungen zum semantischen Feld der Staatsbegriffe, Diss. phil. Zürich 1967; Entrèves, A. Passerin d’, The Notion of the State, 1967; Mager, W., Zur Entstehung des modernen Staatsbegriffs, 1968; Broszat, M., Der Staat Hitlers, 11. A. 1986; Weinacht, P., Staat, 1968; Quaritsch, H., Staat und Souveränität 1, 1970; Conrad, H., Der deutsche Staat, 2. A. 1974; Hanisch, W., Der deutsche Staat König Wenzels, ZRG GA 92 (1975), 21; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Strayer, J., Die mittel­alterlichen Grundlagen des modernen Staates, 1975; Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995; Struve, T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Ogris, W., Recht und Staat bei Maria Theresia, ZRG GA 98 (1981), 1; Adomeit, K., Antike Denker über den Staat, 1982; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Ambrosius, G., Die öffentliche Wirtschaft in der Weimarer Republik, 1984; Wyduckel, D., Ius publicum, 1984; Stollberg-Rilinger, B., Der Staat als Maschine, 1986; Grimm, D., Recht und Staat der bürgerlichen Gesellschaft, 1987; Renaissance du pouvoir législatif et génèse de l´État, hg. v. Gouron, A. u. a., 1988; Breuer, Der archaische Staat, 1990; Stichweh, R., Der frühmoderne Staat, 1991; Conquest and Coalescence, hg. v. Greengrass, M., 1991; Demel, W., Vom aufgeklärten Reformstaat zum bürokratischen Staatsabsolutismus, 1993, 2. A. 2010; Schulze, H., Staat und Nation, 1994; Staatsaufgaben, hg. v. Grimm, D., 1994; Zippelius, R., Geschichte der Staatsideen, 10. A. 2003; Demandt, A., Antike Staatsformen, 1995; Truhart. P., Historical Dictionary of States - Lexikon der historischen Staatsnamen, 1995; Zippelius, R., Staat und Kirche, 1997; Meyer, T., Stand und Klasse, 1997; Herzog, R., Staaten der Frühzeit, 2. A. 1998; Hillgruber, C., Die Aufnahme neuer Staaten in die Völkerrechts­gemeinschaft, 1998; Leuthäusser, W., Die Entwicklung staatlich organisierter Herrschaft, 1998; Staatliche Vereinigung, hg. v. Brauneder, W., 1998; Jost, E., Staats­schutzgesetzgebung, 1998; Identità territoriali e cultura politica nella età moderna. Territoriale Identität und politische Kultur in der frühen Neuzeit, hg. v. Bellabarba, M. u. a., 2000; Reinhard, W., Ver­staatlichung der Welt?, 1999; Kersting, W., Platons „Staat“, 1999; Demandt, A., Der Idealstaat, 2000; Kahl, W., Die Staatsaufsicht, 2000; Uhlenbrock, H., Der Staat als juristische Person, 2000; Di Fabio, U., Der Verfassungsstaat in der Weltgesellschaft, 2001; Schulz, G., Europa und der Globus – Staaten und Imperien seit der Antike, 2001; Giannios, S., Das Werden des Palästinenserstaats, 2002; Fuhrmann, M., Volksvermehrung als Staatsaufgabe?, 2002; Roth, K., Genealogie des Staates, 2003; Maitland, F., State, Trust and Corporation, ed. by Runciman, D. u. a., 2003; Staatsformen, hg. v. Gallus, A. u. a., 2004, 2. A. 2007; Schulze, H., Staat und Nation in der europäischen Geschichte, 2004; Staatsformen, hg. v. Gallus, A. u. a., 2004; Das Wissen des Staates, hg. v. Collin, P. u. a., 2004; Rösler, J., Der Ursprung des Staates, 2004; Staatsbildung als kultureller Prozess, hg. v. Asch, R. u. a., 2005; Figurationen des Staates, hg. v. Chatriot, A. u. a., 2005; Statehood before and beyond Ethnicity, hg. v. Eriksonas, L. u. a., 2005; Zusammengesetzte Staatlich­keit in der europäischen Verfassungsge­schichte, hg. v. Becker, H., 2006; Vom Feld, I., Staatsentlastung im Technikrecht, 2007; Politeia - staatliche Verfasstheit bei Platon, hg. v. Nitschke, P., 2008; Der frühmittelalterliche Staat, hg. v. Pohl, W., 2009; Blanke-Kießling, U., … dieser Staat ist nicht mein Staat … 2009 (Tucholsky); Lei, Y., Auf der Suche nach dem modernen Staat, 2010; Handbuch Staatsdenker, hg. v. Voigt, R. u. a., 2010; Demel, W., Vom aufgeklärten Reformstaat zum bürokratischen Staats­absolutismus, 1993, 2. A. 2010; Marquardt, B., Universalgeschichte des Staates, 2009; John Stuart Mill und der sozialliberale Staatsbegriff, hg. v. Höntzsch, F., 2011; Globale Rivalitäten, hg. v. Brink, T. ten, 2011; Pauka, M., Kultur, Fortschritt und Reziprozität, 2012; Heimbeck, L., Die Abwicklung von Staatsbankrotten im Völkerrecht, 2013; Staat und Ordnung im konservativen Denken, hg. v. Großgeim, M. u. a., 2013; The Oxford Handbook of the State in the Ancient Near East and Mediterranean, hg. v. Bang, P. u. a., 2013; Breuer, S., Der charismatische Staat, 2014; Der moderne Staat und le doux commerce – Politik, Ökonomie und politische Beziehungen im politischen Denken der Aufklärung, hg. v. Asbach, O., 2014; Weinacht, P., Staat - Staatsräson – Staatsbürger, 2014; Siep, L., Der Staat als irdischer Gott, 2015; Hirsch/Kannankulam/Wissel, Der Staat der bürgerlichen Gesellschaft, 2015; Staatsdenken – Zum Stand der Staatstheorie heute, hg. v. Voigt, R., 2016; Vom Vorrücken des Staates in die Fläche, hg. v. Ganzenmüller, J u. a., 2016; Gespräche über den Staat, hg. v. Schliesky, U., 2017; Skinner, Q, Thomas Hobbes und die Person des Staates, 2017; Metzler, G., Der Staat der Historiker – Staatsvorstellungen deutscher Historiker seit 1945, 2018; Willoweit, D., Staatsbildung und Jurisprudenz, 2019 (Aufsatzsammlung); Friedeburg, R. v., Luthers Vermächtnis – Der Dreißigjährige Krieg und das moderne Verständnis von „Staat“ im alten Reich, 1530er bis 1790er Jahre, 2019; Schöffski, T., Das Verbot der monetären Staatsfinanzierung (Art. 123 AEUC), 2020; Kummer, J., Die Integrität des Staatsgebiets im 19. Jahrhundert, 2020

Staatenbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1786 [Herder, J., Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit II Berlin/Weimar 1965 163] 15 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der vertraglich ver­einbarte Bund mehrerer souverän blei­ben­der Staaten (beispielsweise Vereinigte →Nieder­lande 1579-1795, →Rheinbund 1806-1813, →Deutscher Bund 1815, →Schweiz 1815-1848, Staatengemein­schaft oder Staatenverbund →Europäische Ge­mein­schaft bzw. Europäische Union 1952 bzw. 1993 besonderer Staatenverbund). Der Staatenbund ist kein Staat und kein Völkerrechtssubjekt. Rechtssätze (des Staa­ten­bunds) erlangen in den Staaten grund­sätzlich nur durch Umsetzung (Trans­for­mation) Geltung. S. Google

Lit.: Ebers, G., Die Lehre vom Staatenbunde, 1910, Neudruck 1966; Politz, C., Die Verfassung des deutschen Staatenbundes, Bd. 1f. 1847; Müller-Kinet, H., Die höchste Gerichtsbarkeit im deut­schen Staatenbund, 1975; Kuschnick, M., Integra­tion in Staatenverbindungen, 1999

Staatenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Vertretung der Staaten in der Verfassung des geplanten →Deut­schen Reiches von 1848. Das Saatenhaus besteht aus 192 von den Regierungen und den Parlamenten der Einzelstaaten ausgewähl­ten Mitgliedern.

Lit.: Köbler, DRG 194

staatsangehörig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1808 [SammlBadStBl. I 649] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) dem jeweiligen Staate angehörig

Staatsangehörigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1831 [QStaatsR. 146] 2 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Mitgliedschaft eines Menschen in einem Staat. Sie erscheint nach älteren frühneuzeitlichen Vorläufern in Frankreich 1791, in dem Heiligen römischen Reich als Folge seiner Auflösung nach 1806. Seitdem wird sie in dem Gefolge des Code Napoléon (Art. 9-21) (1804) Frankreichs meist gesetzlich besonders geregelt (beispielsweise [§§ 28ff. ABGB Österreichs von 1811,] Preußen Untertanengesetz 1842, Deutsches Reich 1870, 1913 Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz mit Übergang von dem Territorialgrundsatz zu dem Abstammungsprin­zip, 14. Juli 1933 Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit), an dem Beginn des 21. Jahrhunderts (Staatsangehörigkeitsgesetz von 2000 mit Abstammungsprinzip und Territorialprinzip für den Erwerb der Staatsangehörigkeit durch Geburt) aus von individueller Genusssucht geprägtem Mangel an Kindern und damit späteren Beitragszahlern zu der Sozialversicherung für beliebige Zuwanderer von überall gelock­ert - Einwanderungsland. S. Google

Lit.: Zenthöfer, E., Zur Geschichte des Begriffs der Staats­angehörigkeit, Diss. jur. Königsberg 1938; Vanel, M., Histoire de la nationalité française, 1945; Grawert, R., Staat und Staatsangehörigkeit, 1973; Hecker, H., Staatsangehörigkeit im Code Napo­léon, 1980; Gosewinkel, D., Die Staatsan­gehörigkeit als Institution des Nationalstaats, (in) Offene Staatlichkeit, 1995; Ernst, A., Das Staats­angehörigkeitsrecht, Diss. jur. Münster 1999; Gosewinkel, D., Einbürgern und ausschließen, 2001, 2. A. 2004; Trevisiol, O., Die Einbürgerungs­pra­xis im deutschen Reich 1871-1945, 2006; Gosewinkel, D., Einbürgern und Ausschließen – Staatsangehörigkeit und Bürgerrecht in Deutschland während des 19. und 20. Jahrhunderts, ZRG GA 137 (2020), 364

Staatsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –ausgenommen DRW-Archiv ab 1817 [ProtBundesversamml. II 122] 12 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vertreter des Staates in der Strafanklage. Der auch die aus­führende Staatsgewalt gegenüber der unabhängig werdenden Gerichtsbarkeit stärkende Staatsanwalt findet sich nach fran­zö­sischem Vorbild (procurator des Königs als Vertreter der königlichen Interessen [beispielsweise Einziehung von Geldbußen] vor Gericht 14. Jahrhundert, →ordonnance de Villers-Cotterêts von 1539, ab Ordonnanz von 1670 beherrschende Stellung in dem Strafverfahren, öffentliche Partei zu der Vertretung öffentlicher Interessen und zu der Kontrolle der Richter, ministère public [Dienststelle für öffentliche Angelegenheiten], nach 1789 an Stelle der königlichen Proku­ratoren von dem König ernann­te, königliche Kommissare als Gesetzes­wächter in dem Verfahren einerseits und von dem Volk gewählte öffentliche Ankläger an dem Gerichtshof anderer­seits, Aufhebung dieser Zweiteilung durch die Jakobiner, erneute Trennung beider Funktionen nach dem Sturz Robespierres, mit der Verfassung von dem Dezember 1799 endgültige Aufhe­bung der Trennung von Anklagefunktion und Gesetzes­wächteramt und Verschwin­den des öf­fentlichen Anklägers und damit Eröffnung der modernen Staatsan­waltschaft, ministère de public 1808) seit 1810 in dem linksrheinischen Rheinland. Es folgen Baden 1831/1832 (je ein Staats­anwalt bei den vier badischen Re­gierungskreisen Seekreis, Oberrhein­kreis, Mittelrheinkreis und Unterrheinkreis in Meersburg, Freiburg im Breisgau, Rastatt und Mannheim), Hannover 1841 (öf­fentlicher Anwalt, Kriminalfiskal Ver­tre­ter des öffentlichen Strafverfol­gungsin­te­resses, 1849 provisorische Staatsan­walt­schaft), Württem­berg 1843 und Preußen (1. 1.) 1846 unter teilweiser Beschränkung auf bestimmte Verfahren wie etwa Presse­vergehen, 1877/­1879 das Deutsche Reich (1893 Oberreichsanwalt, 4 Reichsanwälte an dem Reichsgericht, 54 Staatsanwälte bei den Oberlandesgerichten, 542 Staatsanwälte bei den Landgerichten). Das ursprünglich für den Staatsanwalt geltende →Legalitätsprinzip weicht seit­dem allmählich zunehmend dem →Opportunitätsprin­zip. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 202, 203, 228, 235; Sundelin, P., Die Staatsanwaltschaft in Deutschland, 1860; Elling, E., Die Einführung der Staatsanwaltschaft, 1911, Neudruck 1977; Carsten, E., Die Geschichte der Staatsanwaltschaft, 1932, Neudruck 1971, Carsten, E./Rautenberg, E., Die Geschichte der Staatsanwaltschaft, 2. A. 2012, 3. A. 2015; Sättler, A., Die Entwicklung der fran­zö­sischen Staatsanwaltschaft, Diss. jur. Mainz 1956; Schuh­macher, U., Staatsanwaltschaft und Gericht im Dritten Reich, 1985; Biebl, W., Zur Geschichte der Staatsanwaltschaft, (in) Bay. VwBll. 1992; Wohlers, W., Entstehung und Funktion der Staatsanwaltschaft, 1994; Knollmann, J., Die Einführung der Staatsanwaltschaft, 1994; Festgabe 150 Jahre Staatsanwaltschaft Berlin, hg. v. d. Senatsverwaltung für Justiz, 1997; Collin, P., „Wächter der Gesetze“ oder „Organ der Staats­regierung“? Konzipierung, Einrichtung und An­lei­tung der Staatsanwaltschaft, 2000; Staatsanwalt­schaft, hg. v. Durand, B., 2005; Wulff-Kuckelsberg, S., Procureurs, 2005; Lacher, A., Friedrich Oskar von Schwarze (30. 09. 1816-17. 01. 1896), Diss. jur. Würzburg 2008; Kneip, W., Die Staatsan­walt­schaft Mannheim im 19. Jahrhundert, 2010; Pragst, R., Auf Bewährung, 2011; Staatsanwaltschaftsrecht (1934-1982) eingeleitet und hg. v. Schubert, W., 2013 (Baden 1831/1832, Hannover 1841, Württemberg 1843); Wilke, M., Staatsanwälte als Anwälte des Staates?, 2016; Bichat, T., Die Staatsanwaltschaft als rechts- und kriminalpolitische Steuerungsinstanz im NS-Regime, 2016 (Sondergericht Köln); Kleinknecht, O., In dem Sturm der Zeiten – Aus den Erinnerungen eines württembergischen Staatsanwalts 1929 bis 1949, 2016; Vurgun, O., Die Staatsanwaltschaft beim Sondergericht Aachen, 2017

Staatsaufsicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt neben Staatsaufseher – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [Kropatschek, KKGes. XVII 310] 16 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Aufsicht des Staates über zahlreiche vielfältige Angelegenheiten

Lit.: Kahl, W., Die Staatsaufsicht, 2000

Staatsbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Der frantzösische Diogenes mit seiner falschen Staats-Latern suchet den Frieden und kann ! ihn nicht finden, 1712 17] in 4 Stellen bis 1797 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das bewusst als Bürger mit Teilhaberecht an dem Staat (Staatsan­gehörigkeit) verstandene Mitglied eines Staates. Der Staatsbürger wird zwischen 1770 und 1789 allgemein anerkannt (in Österreich 1811 in den §§ 28ff. ABGB geregelt, 1849 einheitlich, Heimat­recht in einer Ge­meinde, 1867 für Cislei­thanien und Trans­lei­thanien getrennt, 1920 Bundes­staats­bürgerschaft und Landes­staats­bür­gerschaft, 1938 deutsche Staatsbür­ger­schaft, 1945 Bundesstaats­bürger­schaft und Lan­des­staatsbürgerschaft ohne besonderes Hei­matrecht, 1988 einheitliche Staats­bür­ger­schaft Österreichs). 1919 werden in dem (zweiten) Deut­schen Reich die Staatsbürger der einzelnen Staaten des Gesamtstaats einander gleichgestellt.

Lit.: Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Weinacht, P., Staatsbürger, (in) Der Staat 8 (1969), 41; Bürger und Bürgerlichkeit, hg. v. Vierhaus, R., 1981; Reiter, I., Ausgewiesen, abge­scho­ben, 2000; Gosewinkel, D., Einbürgern und Aus­schließen, 2001; Pütter, N., Teilnahme und Staatsbür­gertum, 2001; Fahrmeir, A., Citizenship, 2007; Fahrmeir, A., Die moderne Staatsbürger­schaft und ihre Grenzen, (in) HZ 286 (2008), 641; Gironda, V., Die Politik der Staatsbürgerschaft, 2010; Staatsbürgerschaft und Teilhabe, hg. v. Boeckh, K. u. a., 2014; Angster, J. u. a., Staatsbürgerschaft im 19. und 20. Jahrhundert, 2019

Staatsgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Londorp XIV 370] bis 1796 in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gebiet des Staates →Staat

Lit.: Stengel, E., Regnum und imperium, 1930

Staatsgerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt in Gegensatz zu Staatsgericht – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1819 [QStaatsR. 128] 5 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ab dem 19. Jahrhundert das Ver­fas­sungsgericht (→Verfassungsgerichts­bar­­keit) einzelner Staaten vor allem für An­klagen gegen oberste Verwaltungs­organe wegen schuldhafter Amtspflicht­verletzung (Würt­tem­berg 1819, Sachsen 1831, Bayern 1848, Kremsierer Entwurf Österreichs, Märzver­fassung Österreichs 1849, aber nicht ver­wirklicht und 1851 formell wieder beseitigt, durch Gesetz von dem 25. 7. 1867 wieder eingeführt, aber nie ver­wendet, 3. 4. 1919 Verfassungsge­richtshof [1921, 1923 und 1985 staatsge­richtliche Verfahren durchgeführt], Sachsen-Weimar-Eisenach 1850, Ol­denburg 1852, Baden 1868), 1921 für das (zweite) Deutsche Reich. In dem Mittelpunkt der Tätigkeit der Staats­gerichtshöfe steht vor allem die →Minis­ter­anklage. Nach 1945 gehen die meisten Länder zu einem →Verfassungsgericht über. S. Google

Lit.: Scheel, M., Die Staatsgerichtshöfe der deutschen Länder, Diss. jur. Leipzig 1931; Grund, H., Preußenschlag und Staatsgerichtshof, 1976; Wehler, W., Der Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich, Diss. jur. Bonn 1979; Vetter, J., Die Bun­desstaatlichkeit, 1980; Landesverfassungsgerichts­bar­keit, hg. v. Starck, C. u. a., 1983; Hueck, I., Der Staatsgerichtshof zum Schutz der Republik, 1996

Staatsgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Pufendorf, Sittenlehre 482 und 483] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gewalt des Staates →Staat

Lit.: Wolzendorff, K., Staatsrecht und Naturrecht, 1916; Wenger, L., Hausgewalt und Staatsgewalt im römischen Altertum, 1942; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Lieberwirth, R., Die historische Entwicklung der Theorie vom vertraglichen Ursprung des Staates, (in) SB. d. sächs. Akad. d. Wiss. 118, 2, 1977; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1978; Koch, B., Rechtsbegriff und Wider­standsrecht, 1985; Reinhard, W., Geschichte der Staatsgewalt, 1999; Weber-Fas, R., Über die Staatsgewalt, 2000; Gerstenberger, H., Die subjektlose Gewalt, 2. A. 2006

Staatsgrundgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ausgenommen DRW-Archiv ab 1786 [Kerner, RRittersch. I 38] 20 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für ein die Verfassung des Staates grundlegend bestimmendes Gesetz (beispielsweise Österreich 20. 10. 1860, 21. 12. 1867). Die ös­ter­reichischen Staatsgrundgesetze von dem 21. 12. 1867 (→Dezemberverfassung) be­treffen die Reichsvertretung, die allge­meinen Rechte der Staats­bürger, die Einsetzung eines Reichs­ge­richts, die richterliche Gewalt und die Aus­übung der Regierungsgewalt und Voll­zugs­gewalt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 193, 231; Baltl/Kocher; Bauer, D., Sprache und Recht im alten Österreich, 1983; Krech, J., Das schleswig-holsteinische Staatsgrundgesetz vom 15. September 1848, 1985

Staatshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Haftung des Staates für den durch staatliches Verhalten entstandenen Schaden. Sie beruht auf der bereits in dem 18. Jahrhundert allgemein anerkannten Haftung des →Beamten für eine Ver­letzung seiner Amtspflichten (Amts­haftung, Vorgänger Syn­dikatsklage gegen ei­nen Richter beispielsweise in der Reichs­kammergerichtsordnung von 1555) und der Haftung des Staates als juristischer Person für ein Verhalten seiner Organe. Nach der Mandatstheorie kann dabei wegen Über­schrei­tung des Mandats rechtswidriges Verhalten des Beamten dem Fürsten oder Staat nicht zugerechnet werden. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) setzt die Haftung des Beamten für schuld­hafte Amts­pflichtver­letzungen fest, das preußische Be­amtenhaftungsgesetz (1909) und das Reichs­be­amtenhaf­tungsgesetz von 1910 lassen zu dem Schutz des Beamten den Staat eintreten (in Sach­sen-Altenburg bereits 1831, in Sachsen-Coburg-Gotha 1852, in Bayern 1899). Art. 131 WRV und Art. 34 GG knüpfen an die Beamtenhaftung des § 839 BGB an, leiten die Haftung aber auf den Staat über. Der Europäische Ge­richtshof bejaht die Haftung des Staates für europarechts­widriges Verhalten der Ge­setz­gebung, Aus­füh­rung und Rechtspre­chung (beispielsweise des Parlaments, der Verwal­tung und des Verwaltungsge­richtshofs Ös­ter­reichs). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 259; Loening, E., Die Haftung des Staates aus rechtswidrigen Handlungen seiner Beamten, 1879; Heidenhain, M., Amtshaftung und Entschädigung, 1965; Kohl, J., Die Lehre von der Unrechtsfähigkeit des Staates, 1977; Henne, T., Verwaltungsrechtsschutz im Justizstaat – das Beispiel des Herzogtums Braunschweig 1832-1896, 1995; Pfab, S., Staatshaftung in Deutschland, 1997; Ossenbühl, F., Staatshaftung, 5. A. 1998; Grzeszick, B., Rechte und Ansprüche, 2002; Bertelmann, H., Die Europäisierung des Staatshaftungsrechts, 2005; Thompson, D., Krieg ohne Schaden, 2015; Siegert, P., Staatshaftung im Ausnahmezustand, 2020

Staatshaushalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1784 [Botzenhart, Frhr. v. Stein I 101] 36 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Haushalt

Lit.: Köbler, DRG 225, 251; Riedel, A., Der brandenburg-preußische Staatshaushalt, 1866; Schmelzle, H., Der Staatshaushalt des Herzogtums Bayern, 1900; Friauf, P., Der Staatshaushaltsplan, 1968; Müller, P., Theorie und Praxis des Staatshaushaltsplans im 19. Jahrhundert, 1989; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat, 2005; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006

Staatskanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1740/1753 [SammlKKGes. I 97] 29 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Staatskanzlei – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in Österreich in dem 18. und 19. Jahrhundert die Amtsbezeichnung der Fürsten Kaunitz und Metternich als Leiter der Haus-, Hof- und Staatskanzlei und von 1918 bis 1919 sowie 1945 Karl Renners. S. Google

Staatskirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1817 [Klüber, ÖffRecht 731] 9 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in einem Staat allein an­erkannte Kirche (beispielsweise Rom in der Spät­antike, evangelische Länder des Heiligen römischen Reiches, Großbritannien, Schwe­den, Spanien). S. Google

Lit.: Barceló, P., Constantius II. und seine Zeit. Die Anfänge des Staatskirchentums, 2004

Staatskirchenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Ledderhose, HessKR. 2] 10 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das staatliche, die Kirche betreffende Recht. Das Wort ist (angeblich) erst­mals in dem Motivenbericht zu dem Katho­liken­gesetz Österreichs 1874 verwen­det. Es umfasst sachlich die Gesamtheit der staat­lichen Rechtssätze betreffend die Kirche bzw. die Religion. S. Google

Lit.: Heckel, M., Staat und Kirche, 1968; Seifert, E., Paul Joseph Riegger, 1973; Staat und Kirche im 19. Jahrhundert, hg. v. Huber, E. u. a., Bd. 1 1973; Winter, J., Die Wissenschaft vom Staatskirchen­recht im Dritten Reich, 1979; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Staat und Kirche im 20. Jahrhundert, hg. v. Huber, E. u. a., Bd. 1ff. 1980ff.; Ortloff, C., Das staatskirchen­rechtliche System Wilhelm Traugott Krugs, 1998; Schneider, B., Ius reformandi, 2001; Ochsenfahrt, V., Die staatskir­chenrechtliche Stellung des katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland, 2007; Heckel, M., Vom Religionskonflikt zur Ausgleichs­ordnung, 2007; 100 Begriffe aus dem Staats­kirchenrecht, hg. v. Heinig, H. u. a., 2012

Staatslehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1684 [Sauter, Staatserm. 589] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der seit dem Ende des 18. Jahrhunderts entstehende Zweig der Rechtswis­senschaft, der sich mit dem Wesen des Staates als solchem befasst. S. Google

Lit.: Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Ver­wal­tungslehre, Neudruck 2009; Deutsche Rechts­wissen­schaft und Staatslehre im Spiegel der itali­enischen Rechtskultur, hg. v. Schulze, R., 1990; Staatslehrer der frühen Neuzeit, hg. v. Hammerstein, N., 1995; Trott zu Solz, L. v., Hans Peters und der Kreisauer Kreis, 1997; Badura, P., Die Methoden der neueren allgemeinen Staatslehre, 2. A. 1998; Schuppert, G., Staatswis­senschaft, 2003; Rüdiger, A., Staatslehre und Staatsbildung, 2005; Rose, M., Schleiermachers Staatslehre, 2012; Reformierte Staatslehre in der frühen Neuzeit, hg. v. Wall, H. de, 2014

Staatsnotstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die außerordentliche Gefahr für den Bestand eines Staates. Für diesen Fall enthält das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland seit 1968 eine Notstands­verfassung. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Ballreich, H. u. a., Das Staatsnotrecht, 1955; Schüler-Springorum, H., Notstand im Völkerrecht, Diss. jur. Marburg 1956 masch.schr.; Der Staatsnotstand, hg. v. Fraenkel, E., 1965; Boldt, H., Rechtsstaat und Ausnahmezustand, 1967; Radke, K., Der Staatsnotstand im modernen Friedensvölkerrecht, 1988; Casanova, A., Legale oder legitime Diktatur?, 2006

Staatsoberhaupt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR. I 374] 31 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an der Spitze eines Staa­tes stehende Staatsorgan (beispielsweise König, Prä­sident).

Lit.: Bouveret, M., Die Stellung des Staatsoberhauptes in der parlamentarischen Diskussion und Staatsrechtslehre von 1848 bis 1918, 2003

Staatspolizei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1798 [Sonnenfeld, J. v., Handbuch der inneren Staatsverwaltung, Band 1 enthaltend nebst der allgemeinen Einleitung einen Theil der Staatspolizey, Wien 1798] 5 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechsiche des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) →geheime Staatspolizei

Staatsraison (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL, dort Staatsräson 18. Jahrhundert – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und Staatsräson ab 1665 [Mader, ReichsrMag. III 556] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zu der Förderung des Staatswohls erforderliche Klugheit. Die Staatsraison wird in Italien in dem 16. Jahrhundert aufgegriffen. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wird sie wegen der Nähe von Staat und Fürst oder Staat und Partei auch kritisch gesehen.

Lit.: Meinecke, F., Die Idee der Staatsraison, 4. A. 1976; Friedrich, C., Die Staatsraison im Verfassungsstaat, 1961; Stolleis, M., Staatsraison, 1972; Staatsraison, hg. v. Schnur, R., 1975; Lutz, H., Ragione di Stato, 2. A. 1976; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Thuau, E., Raison d’État, 1966; Weinacht, P., Staat, 1968; Münkler, H., Im Namen des Staates, 1987; Voß, W., Vereinigungsfreiheit und Staatsräson, (in) Libertas, 1991, 301; Tieck, K., Staatsräson und Eigennutz, 1998; Staatsräson in Deutschland, hg. v. Heydemann, G. u. a., 2003; Raison(s) d’Etat(s) en Europe, hg. v. Krulic, B., 2010

Staatsrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1596 [PublLux. 55 1908 181] bzw. 1684 [Sauter, Staatserm. 132] in 37 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das der Staatsleitung dienende Be­ra­tungsorgan (beispielsweise Österreich 10. 12. 1760-4. 4. 1848 [1851-26. 2. 1861 Reichsrat, 26. 2. 1861-12. 6. 1868 Reichsrat, 1918-März 1919], 1934, Preußen 1808-1817, 1921-1933 [etwa 80 Mitglieder]) und deren einzelnes Mitglied. In der →Deutschen Demokrati­schen Republik ist der Staatsrat ab 12. 9. 1960 Lei­tungsorgan. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Baltl/Kocher; Hoch, C., Frhr. v., Der österreichische Staatsrat (1760-1848), 1879, Neudruck 1972; Hintze, O., Der österreichische Staatsrat im 16. und 17. Jahrhundert, ZRG GA 8 (1887), 137; Schneider, H., Der preußische Staatsrat, 1952; Francksen, M., Die Institution des Staatsrates in den deutschen Staaten, (in) ZNR 7 (1985), 19; Bayer, H., Der Staatsrat des Freistaates Preußen, 1992; Michel, K., Der Staatsrat, 1998; Wrage, M., Der Staatsrat im Königreich Hannover 1839-1866, 2001; Der preußische Staatsrat 1921-1933, bearb. v. Lilla, J., 2005

Staatsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1684 [Sauter, Staatserm. 585] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das den Staat all­ge­mein betreffende Recht einschließlich des Völkerrechts. Dem Staatsrecht geht die Reichspublizistik (Reichsstaats­rechtslehre) voraus, die sich mit der materiellen Ver­fassung des Heiligen römischen Reiches befasst (beispielsweise Theodor Reinkingk 1590-1664, Johannes Limnaeus 1592-1663, Christoph Besold 1577-1638, Hermann Conring 1606-1661, Samuel Pufendorf 1632-1694, Gottfried Wilhelm Leibniz 1646-1716, Christian Thomasius 1655-1728, Johann Jakob Moser 1701-1785 und Johann Stephan Pütter 1725-1807). Das Staatsrecht entwickelt sich mit dem Konstitutio­nalismus und der Trennung von Staat und Gesellschaft in dem Laufe des 19. Jahrhunderts aus dem →öffentlichen Recht. Dabei strebt das 19. Jahrhundert (Paul Laband) vor allem nach Ver­wissen­schaftlichung. Als demokra­tische Staatsrechtslehrer in der Weimarer Republik werden Hugo Preuß, Gerhard Anschütz, Richard Thoma, Hans Kelsen und Hermann Heller hervorgehoben. Um 1950 gibt es in Deutschland etwa 80 Hochschullehrer des Staatsrechts. S. Google

Lit.: Kaser §§ 2 II 1, 3 II, 17 II; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 143; Moser, J., Teutsches Staatsrecht, Teil 1ff. 1737ff., Neudruck 1968; Pütter, J., Litteratur des teutschen Staatsrechtes, Bd. 1ff. 1776ff., Neudruck 1965; Kreittmayr, W. Frhr. v., Grundriss des allgemeinen deutsch- und bayerischen Staatsrechts, 1768; Mohl, R. v., Staatsrecht des Königreichs Württemberg, 1831; Laband, P., Das Staatsrecht des deutschen Reiches, 1887, Bd. 1ff. 5. A. 1911ff., Neudruck 1964; Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. z. T. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Deutsches Staatsrecht, hg. v. Haenel, A. u. a., 1892, 2. A. 2013; Mommsen, T., Abriss des römischen Staatsrechts, 1893, Neudruck 2013, 2. A. 1907, Neudruck 2013; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt, 1958; Hoke, R., Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Das Staatsrecht des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Oertzen, P. v., Die soziale Funktion des staatsrechtlichen Positivismus, 1974; Hoke, R., Die Emanzipation der deutschen Staatsrechtswissenschaft, (in) Der Staat 15 (1976), 211; Wyduckel, D., Ius publicum, 1984; Rennert, K., Die „geisteswissenschaftliche Richtung“ in der Staatsrechtslehre der Weimarer Republik, 1987; Ridder, H., Verfassungsrecht oder Staatsrecht, (in) Bll. f. dt. u. internat. Politik 1988, 220; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1ff. 1988ff.; Pauly, W., Der Methodenwandel im deutschen Spätkonstitutionalismus, 1993; Bülow, B. v., Die Staatsrechtslehre der Nachkriegszeit, 1996; Rainer, M., Einführung in das römische Staatsrecht, 1997; Friedrich, M., Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 1997; Becker, L., Schritte auf einer abschüssigen Bahn, 1999; Stern, K., Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutsch­land, Bd. 5 Die geschichtlichen Grund­lagen, 2000; Schmidt, J., Konservative Staats­rechtslehre und Friedenspolitik, 2001; Dreier, H./Pauly, W., Die deutsche Staatsrechts­lehre in der Zeit des Nationalsozialismus, 2001; Handbuch des Staatsrechts, hg. v. Isensee, J. u. a., 3. A. 2003; Unruh, P., Weimarer Staatsrechtslehre und Grundgesetz, 2004; Frieder, G., Denken vom Staat her, 2004; Kremer, C., Die Willensmacht des Staates - Die gemeindeutsche Staatsrechtslehre des Carl Friedrich von Gerber, 2008; Kuriki, H., Beiträge zur Geschichte der deutschen Staatsrechts­wissenschaft, 2009; Gottwald, D., Fürstenrecht und Staatsrecht im 19. Jahrhundert, 2009; Die Weimarer Staatsrechtsdebatte, hg. v. Gangl, M., 2011; Ishikawa, T., Deutschsprachige Staatsrechtslehrer, 2012; Schulze-Fielitz, H., Staatsrechtslehre als Mikrokosmos, 2013; Staatsrechtslehrer des 20. Jahrhunderts, hg. v. Häberle, P. u. a., 2015, 2. A. 2018; Schönberger, C., Der „German Approach, 2015; Dreier, H., Staatsrecht in Demokratie und Diktatur – Studien zur Weimarer Republik und zum Nationalsozialismus, hg. v. Jestaedt, M. u. a., 2016

Staatsregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Pufendorf, Sittenlehre 489] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die politische Lei­tungs­gewalt des Staates (beispielsweise Deutsch­österreich 1918, Österreich 1945, Bayern).

Staatsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR. I 425] 8 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schutz des Staates und damit betraute Behörde

Lit.: Staatsschutz, hg. v. Willoweit, D., 1994; Passek, I., Die erstinstanzliche Zuständigkeit der Ober­landes­gerichte in Staatsschutzstrafsachen, 2003

Staatssekretär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1653 [Freyberger, ReichsZustand V 258] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Sekretär in dem Dienste des Staates in teilweise hervorgehobener Stellung

Lit.: Hefty, J., Die parlamentarischen Staats­sekretäre im Bund, 2005

Staatsicherheit s. Stasi, Staatsicherheitsdienst

Staatsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1753 [Pütter, JurPraxis I 192] 67 Archivzettel) nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der unter Staaten abge­schlossene Vertrag (beispielsweise Friedensver­trag, Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Öster­reichs mit den Alliierten von dem 15. 5. 1955, in Kraft an dem 27. 7. 1955, einzelne Bestim­mungen 1990 einverständlich für obsolet erklärt). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StaatsvertragOesterreich1955.htm; Fünfzig Jahre Staatsvertrag und Neutralität, hg. v. Olechowski, T., 2006

Staatsvolk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben statenvolk 1602 [JbEmden 6, 2 1885 116 und 122] einmal 1785 [Pestalozzi, Werke IX 337] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einen Staat tragende Volk. S. Google

Staatswissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1683 [in einem Buchtitel von 1683] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Wissenschaft von der Entstehung und dem Wesen des Staates. Sie spielt in dem 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Danach ist die Verbindung von Staatswissenschaft und Rechtswissenschaft überwiegend wieder aufgegeben.

Lit.: Schuppert, G., Staatswissenschaft, 2003

Staatsziel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1691 [Pufendorf, Sittenlehre 514] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von einem Staat angestrebte politische Ziel (beispielsweise Ruhe und Ordnung, soziale Sicherheit, Um­weltschutz). Staats­zielbe­stimmungen be­grün­den grundsätzlich keine einklag­baren Ansprüche Einzelner. S. Google

Stab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kchr. V. 8494] in zahlreichen Stellen in vielen unterschiedenen Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das lange dünne gerade Holzstück, das als Rechtssymbol für Gewalt verwendet werden kann. Seit 1499 ist bezeugt, dass der Richter über den Angeklagten den Stab bricht. Bei dem Stabwurf versinnbildlicht der Stab den zu übertragenden Gegenstand (beispielsweise Grund­stück). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Moeller, E. v., Die Rechtssitte des Stabbrechens, ZRG GA 21 (1900), 27; Amira, K. v., Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik, 1909; Liebermann, F., Zum Stabbrechen des Richters, ZRG GA 41 (1920), 382; Lauffer, O., Der Büttelstab, ZRG GA 61 (1941), 252; Kocher, G., Richter und Stabübergabe im Verfahren der Weistümer, 1971; Vorbrodt, G./Vorbrodt, I., Die akademischen Szepter und Stäbe, Bd. 1f. 1971; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Töbelmann, P., Stäbe der Macht, 2011

Stade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Niedersachsen mit knapp 47000 Einwohnern

Lit.: Das Stader Stadtrecht vom Jahre 1279, 1950; Weise, E., Geschichte des niedersächsischen Staatsarchivs in Stade, 1964; Ellermeyer, J., Stade 1300-1399, 1975

Stadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] als Stätte oder Stelle in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 als Stätte oder Stelle und neben dem Altenglischen und Altfriesischen in zahlreichen Stellen in vielen unterschiedlichen Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die umfangreichere, gewerbliche Tätigkeit beherbergende, meist durch eine Mauer befestigte Siedlung mit besonderem Stadtrecht. Die Stadt ist bereits dem Altertum bekannt (beispielsweise Çatal Höyük in Kleinasien, etwa 6800 v. Chr., Eridu, Uruk, Athen, Rom, in dem römischen Weltreich vielleicht 2000 Städte). In dem Mittelalter entsteht sie vielfach auf römischer Grundlage (Römerstadt wie Köln, Bonn, Trier, Main, Basel, Zürich, Regens­burg, Passau, Wels, Wien) wohl in dem 11. Jahrhundert auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen unter Förderung durch den Stadtherrn (in Kenntnis von Städten des Altertums neu) in dem Ausbau vorhandener Siedlungen oder vielleicht auch durch bewusste Gründung (Gründungsstadt beispielsweise Freiburg im Breisgau, Zunahme städtischer Siedlungen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts). Reichs­unmittelbar ist die →Reichsstadt (freie Stadt Regensburg 1255, Straßburg 1263, Speyer 1294, Worms 1247, 1273, Mainz 1244, 1331, Köln 1288, 1475, Bremen 1541, 1646, Hamburg 1510, 1768, Besançon 1290, 1364, Toul 1271-1278, Metz 1180, 1210, Verdun 1156, Cambrai 12. Jahrhundert). In der frühen Neuzeit bezieht der Landesherr die Stadt stärker in das Land ein und verwendet sie als örtliche Verwaltungseinheit. Seit dem 19. Jahrhundert tritt die Stadt trotz wirtschaftlichen Vorrangs recht­lich hinter der →Gemeinde zurück (beispielsweise Österreich 1849), so dass die Be­zeichnung Stadt ihre rechtliche Bedeutung verliert. Tatsächlich leben wohl seit 2007 mehr Menschen weltweit in urbanen Räumen als in ländlichen Räumen (um 1950 ein Drittel, um 2050 wohl zwei Drittel der Menschen in urbanen Räumen). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 78, 96, 98, 110, 111, 113, 120, 138, 149, 152, 195; Keutgen, F., Untersuchungen über den Ursprung der deutschen Stadtverfassung, 1895; Rietschel, S., Markt und Stadt, 1897; Liesegang, E., Niederrheinisches Städtewesen, 1897; Hegel, K., Die Entstehung des deutschen Städtewesens, 1898; Wild, E., Verfassungsgeschichte der Stadt Wil, 1904; Kretzschmar, J., Die Entstehung von Stadt und Stadtrecht, 1905; Siegburg, bearb. v. Lau, F., 1907; Lahusen, J., Zur Entstehung der Ver­fassung bairisch-österreichischer Städte, 1908; Lappe, J., Die Sondergemeinden der Stadt Lünen, 1909; Merz, W., Die Stadt Aarau, 1909; Quellen zur Rechts- und Wirt­schafts­geschichte der rheinischen Städte (Blankenberg, Deutz, Neuß), 1911; Below, G. v., Territorium und Stadt, 1900, 2. A. 1923; Schmoller, G., Deutsches Städtewesen, 1922; Sander, P., Geschichte des deutschen Städtewesens, 1922; Niedersächsischer Städteatlas, 1922ff.; Groß, L., Stadt und Markt im späteren Mittelalter, ZRG GA 45 (1925), 65; Geisler, W., Die deutsche Stadt, 1924; Dörries, H., Die Städte im oberen Leinetal, 1925; Pirenne, H., Les villes du moyen-âge, 1927; Rütimeyer, E., Stadtherr und Stadtbürgerschaft in den rheinischen Bischofs­städten, 1928; Knöpp, F., Die Stellung Friedrichs II. und seiner beiden Söhne zu den deutschen Städten, 1928, Neudruck 1965; Dörries, H., Entstehung und Formen­bildung der niedersächsischen Stadt, 1929; Beyerle, F., Zur Typenfrage in der Stadtverfassung, ZRG GA 50 (1930), 1; Weller, K., Die staufische Städte­grün­dung in Schwaben, (in) Württembergische Vierteljah­reshefte für Landesgeschichte N. F. 36 (1930), 145; Hamm, E., Die Städtegründungen der Herzöge, 1932; Lappe, J., Stadtgründung und Stadt­verfassung im Gebiete der Einzelhöfe (Werne im Münsterlande), (in) Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde 89 (1932), 1; Flach, W., Verfassungsgeschichte einer grundherr­lichen Stadt – Berga a. d. Elster, 1934; Loehr, M., Leoben, 1934; Rudolph, H., Stadt und Staat im römischen Italien, 1935; Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner nach Magdeburger Recht, ZRG GA 56 1936), 150; Frölich, K., Zur Verfas­sungstopographie der deutschen Städte des Mittelalters, ZRG GA 58 (1938), 275; Pirenne, H., Les villes, 1939; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1ff. 1939ff.; Ganshof, F., Over stads­ontwikkeling, 1941; Dahm, G., Unter­su­chungen zur Verfassungs- und Strafrechts­geschichte der italienischen Stadt, 1941; Planitz, H., Frühgeschichte der deutschen Stadt, ZRG GA 63 (1943), 1; Planitz, H., Die deutsche Stadtgemeinde, ZRG GA 64 (1944), 1; Fischer, H., Doppelstadt und Stadtverlegung, ZRG GA 66 (1948), 236; Quellen zur älteren Geschichte des Städtewesens in Mittel­deutschland, hg. v. Institut f. dt. Landes- und Volks­gesch. an der Univ. Leipzig, Bd. 1, 2 1949; Vollmer, G., Die Stadtentstehung am unteren Niederrhein, 1952; Ennen, E., Frühgeschichte der europäischen Stadt, 1953; Städtewesen und Bürgertum, hg. v. Brandt, A. v. u. a., 1953; La ville, 1954; Ludat, H., Vorstufen und Entstehung des Städtewesens in Osteuropa, 1955; Naujoks, E., Obrigkeitsgedanke, Zunftverfassung und Reforma­tion, 1958; Schildhauer, J., Soziale, politische und religiöse Auseinan­dersetzungen in den Hanse­städten, 1958; Mauersberg, H., Wirtschafts- und Sozialgeschichte zentral­europäischer Städte, 1960; Scheper, B., Anfänge und Formen bürgerlicher Institutionen norddeutscher Hanse­städte, Diss. phil. Kiel 1960; Haase, C., Die Entstehung der westfälischen Städte, 1960, 2. A. 1963; Bärmann, J., Die Städtegründungen Hein­richs des Löwen, 1961; Diestelkamp, B., Die Städteprivilegien Herzog Ottos des Kindes, 1961; Müller, W., Die heilige Stadt, 1961; Die Städte Mitteleuropas im 12. und 13. Jahrhundert, 1963; Untersuchungen zur gesellschaftlichen Struktur der mittelalterlichen Städte in Europa, 1966; Dilcher, G., Die Entstehung der lom­bar­dischen Stadtkom­mune, 1967; Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands, 1968; Die Stadt des Mittelalters, hg. v. Haase, C., 1969; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1969; Bibliographie zur Städtegeschichte Deutsch­lands, hg. v. Keyser, E., 1969; Verwaltung und Gesellschaft in der südwestdeutschen Stadt des 17. und 18. Jahrhunderts, hg. v. Maschke, E. u. a., 1969; Die Stadt des Mittelalters 1ff., Begriff, Entstehung und Ausbreitung, Recht und Ver­fassung, Wirtschaft und Gesellschaft, hg. v. Haase, C., 1969ff.; Möncke, G., Bischofsstadt und Reichsstadt, 1971; Städtische Mittelschichten, hg. v. Maschke, E./Sydow, J., 1972; Stadt und Stadtherr im 14. Jahrhundert, hg. v. Rausch, C., 1972; Die Stadt am Ausgang des Mittelalters, hg. v. Rausch, W., 1974; Stadt und Umland, hg. v. Maschke, E. u. a., 1974; Vor- und Frühformen der europäischen Stadt im Mittelalter, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1974, z. T. 2. A. 1975; Ennen, E., Die europäische Stadt des Mittelalters, 4. A. 1987; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Fritze, K., Bürger und Bauer zur Hansezeit, 1976; Bischofs- und Kathedralstädte, hg. v. Petri, F., 1976; Schwine­köper, B., Königtum und Städte bis zum Ende des Investiturstreits, 1977; Die mittelalterliche Städtebil­dung im südöstlichen Europa, hg. v. Stoob, H., 1977; Hall, T., Mittelalterliche Stadtgrundrisse, 1978; Die Stadt, hg. v. Stoob, H., 1979; Zentralität als Pro­blem der mittelalterlichen Stadtgeschichts­forschung, hg. v. Meynen, E., 1979; Städte und Ständestaat, hg. v. Töpfer, B., 1980; Die Stadt an der Schwelle zur Neuzeit, hg. v. Rausch, W., 1980; Quellen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte mittel- und oberdeutscher Städte im Spätmittelalter, übers. v. Möncke, G., 1982; Mitterauer, M., Markt und Stadt, 1980; Beiträge zum hochmit­telalterlichen Städtewesen, hg. v. Diestel­kamp, B., 1982; Beiträge zum spät­mittel­alterlichen Städtewe­sen, hg. v. Diestelkamp, B., 1982; Stadt und Herrschaft, hg. v. Vittinghoff, F., 1982; Heinig, P., Reichsstädte, Freie Städte und Königtum 1389-1450, 1983; Stadt und wirtschaftliche Selbstverwaltung, hg. v. Kirch­gässner, B. u. a., 1987; Urkunden zur Ge­schich­te des Städtewesens in Mittel- und Nieder­deutschland bis 1350, hg. v. Stoob, H., 1985; Bibliographie zur deutschen historischen Städtefor­schung 1, hg. v. Stoob, H., 1986; Stadtkern­for­schung, hg. v. Jäger, H., 1987; Modelli di città, hg. v. P. Rossi, 1987; Isenmann, E., Die deutsche Stadt im Spätmittelalter, 1988; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989; Grundherrschaft und Stadtent­stehung am Niederrhein, hg. v. Fink, K. u. a., 1989; Recht, Verfassung und Verwaltung in der frühneuzeitlichen Stadt, hg. v. Stolleis, M., 1991; Schroeder, K., Das alte Reich und seine Städte, 1991; Stadtkern und Stadtteile, hg. v. Kirchgässner, B. u. a. 1991; Schilling, H., Die Stadt in der frühen Neuzeit, 1991; Stadtadel und Bürgertum in den italienischen und deutschen Städten des Spätmittelalters, hg. v. Elze, R. u. a. 1991; The City in the Late Antiquity, hg. v. Rich, J., 1992; Engel, E., Die deutsche Stadt des Mittelalters, 1993; Schilling, H., Die Stadt in der frühen Neuzeit, 1993; Residenzen des Rechts, hg. v. Kirchgässner, B./Becht, H., 1993; Stadt und Bürgertum im Übergang von der traditionalen zur modernen Gesellschaft, hg. v. Gall, L., 1993; Boockmann, H., Die Stadt im späten Mittelalter, 3. A. 1994; Gerteis, K., Die deutschen Städte in der frühen Neuzeit, 2. A. 1994; Denkmäler des Amberger Stadtrechts, bearb. v. Laschinger, J., Bd. 1ff. 1994ff.; Roux, S., Le monde des villes, 1994; Shofield, J./Vince, A., Medieval Towns, 1994; Meier, U., Mensch und Bür­ger, 1994; Landesherrliche Städte in Südwest­deutschland, hg. v. Treffeisen, J. u. a., 1994; Die Stadt (Kalkar) im Mittelalter, hg. v. Kaldewei, G., 1994; Deidesheim, hg. v. Andermann, K. u. a., 1995; Anfänge des Städtewesens an Schelde, Maas und Rhein bis zum Jahre 1000, hg. v. Verhulst, A., 1996; Vetter, K., Zwischen Dorf und Stadt – Die Mediatstädte des kurmärkischen Kreises Lebus, 1996; Stadt und Verkehr im Industriezeitalter, hg. v. Matzerath, H., 1996; Eberhard, I., Van des stades wegene utgegeven unde betalt, 1996; Klotz, H., Die Entdeckung von Çatal Höyük, 1998; Die Frühgeschichte der europäischen Stadt im 11. Jahrhundert, hg. v. Jarnut, J. u. a., 1998; Hirschmann, F., Stadtplanung, Bauprojekte und Großbaustellen im 10. und 11. Jahrhundert, 1998; Mittel­europäisches Städtewesen, hg. v. Janssen, W. u. a., 1999; Sweet, R., The English Town 1680-1840, 1999; Das Bild der Stadt in der Neuzeit, hg. v. Behringer, W. u. a., 1999; Nissen, H., Geschichte Altvorderasiens, 1999; Knittler, H., Die europäische Stadt in der frühen Neuzeit, 2000; Schöber, P., Wirtschaft, Stadt und Staat, 2000; Quellen zur Verfassungsgeschichte der deutschen Stadt, ausgew. v. Hergemöller, B., 2000; Städte­landschaft, hg. v. Escher, M. u. a., 2000; Kannowski, B., Bürgerkämpfe und Friedebriefe, 2001; Happ, S., Stadtwerdung am Mittelrhein, 2002; Stadt und Recht im Mittelalter, hg. v. Monnet, P. u. a., 2002; Die vormoderne Stadt, hg. v. Feldbauer, P. u. a., 2002; Sondergemeinden und Sonderbezirke in der Stadt der Vormoderne, hg. v. Johanek, P., 2003; Müller, C., Landgräfliche Städte in Thüringen, 2003; Meier, D., Bauer, Bürger, Edelmann, 2003; Frenz, B., Frieden, Rechtsbruch und Sanktion in deutschen Städten vor 1300, 2003; Grzywatz, B., Stadt, Bürgertum und Staat im 19. Jahrhundert, 2003; Weinberger, B., Städtefeind­lichkeit in der deutschen Geschichte, 2003; Baeriswyl, A., Stadt, Vorstadt und Stadt­erweiterung im Mittelalter, 2003; Städte­land­schaft, hg. v. Gräf, H. u. a., 2004; Vielerlei Städte, hg. v. Johanek, P. u. a., 2004; Die Salzstadt, hg. v. Freitag, W., 2004; Grzywatz, B., Stadt, Bürgertum und Staat im 19. Jahrhundert, 2003; Stercken, M., Städte der Herrschaft, 2006; Stadt und Region, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 2005; Die urbanen Zentren des hohen und späteren Mittelalters, hg. v. Escher, M. u. a. 2005; Die europäische Stadt im 20. Jahr­hundert, hg. v. Lenger, F., 2005; Golvin, J., Metropolen der Antike, 2005, 2. A. 2019; Opll, F., Das Werden der mittelalterlichen Stadt, (in) HZ 280 (2005), 561; Engel, E./Jacob, F., Städtisches Leben im Mittelalter, 2006; Müller, A., Modernisierung in der Stadtverwaltung, 2006; Imagining the City, hg. v. Emden, C. u. a., Bd. 1f. 2006; Städte im östlichen Europa, hg. v. Goehrke, C. u. a., 2006; Stercken, M., Städte der Herrschaft, 2006; Messen, Jahrmärkte und Stadtentwicklung in Europa, hg. v. Irsigler, F. u. a., 2007; Who ran the cities?, hg. v. Roth, R. u. a., 2007; Was machte im Mittelalter zur Stadt?, hg. v. Jäschke, K u. a., 2007; Turnau, V., Unruhehäufungen und ihre Zusammenhänge in Städten des Reiches zu Beginn des 14. Jahrhunderts, 2007; Repräsentationen der mittelalterlichen Stadt, 2008; Urbanisierung und Urbanität, hg. v. Flachenecker, H. u. a., 2008; Hirschmann, F., Die Stadt im Mittelalter, 2009; Urban Space, hg. v. Classen, A., 2009; Schmieder, F., Die mit­tel­alterliche Stadt, 2. A. 2009, 3. A. 2012; Die Urbanisierung Europas von der Antike bis in die Moderne, hg. v. Fouquet, G. u. a., 2009; Städte im europäischen Raum, hg. v. Roth, R., 2009; Stadtgestalt und Öffentlichkeit, hg. v. Albrecht, S., 2010; Europäische Städte im Mittelalter, hg. v. Opll, F. u. a., 2010; Lau, T., Unruhige Städte, 2010; Die Macht der Städte, hg. v. Gehler, M., 2010; Hergemöller, B./Clarius, N., Glossar zur Geschichte der mittelalterlichen Stadt, 2011; Hirschmann, F., Die Anfänge des Städtewesens in Mitteleuropa - Die Bischofssitze des Reiches bis ins 12. Jahrhundert, Bd. 1ff. 2011f.; Stadtgründung und Stadtwerdung, hg. v. Opll, F. u. a., 2011; Städtische Wirtschaft im Mittelalter, hg. v. Holbach, R., 2011; Isenmann, E., Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150-1150, 2012, 2. A. 2014; Blaschke, K-. Von der Kaufmannssiedlung zur Stadt, (in) HZ 294 (2012), 653; Bild und Wahrnehmung der Stadt, hg. v. Johanek, P., 2012; Orte der Stadt im Wandel, hg. v. Morscher, L. u. a., 2013; Mittler zwischen Herrschaft und Gemeinde. Die Rolle von Funktions- und Führungsgruppen in der mittelalterlichen Urbanisierung Zentraleuropas, hg. v. Gruber, E. u. a., 2013; Wandel der Stadt um 1200, hg. v. Igel, K. u. a., 2013; Blaschke, K./Jäschke, U., Nikolaikirchen und Stadtentstehung in Europa, 2013; Stadt und Demokratie, hg. v. Bräunche, E. u. a., 2014; Dilcher, G., Zu Stand und Aufgaben der Stadtgeschichtsforschung, ZRG GA 131 (2014), 434; Autostädte im 20. Jahrhundert, hg. v. Heßler, M. u. a., 2014; Gelebte Normen im urbanen Raum?, hg. v. Brand, H. u. a., 2014; Schott, D., Europäische Urbanisierung (1000-2000). 2014; Rau, S., Räume der Stadt _ Eine Geschichte Lyons 1300-1800, 2014; Biller, T., Die mittelalterlichen Stadtbefestigungen im deutschsprachigen Raum, 2016; Hanson, J., An Urban Geography of the Roman World, 2016 (will die Städte des imperium Romanum möglichst vollständig erfassen, erstaunlich geringer Erkenntnisfortschritt); La participation politique dans les villes du Rhin supérieur à la fin du Moyen Âge, hg. v. Richard, O., 2017; New Cities in Late Antiquity, hg. v. Rizos, E., 2017; Stadt, Region, Migration, hg. v. Hecker, H. u. a., 2017; Payer, P., Der Klang der Großstadt – Eine Geschichte des Hörens, 2018; Die materielle Kultur der Stadt in Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Heusinger, S. v. u. a., 2019; Wolffhardt, T., Vom Wiederaufbau zur urbanen Entwicklungspolitik – Die Vereinten Nationen, transnationale Netzwerke und das Problem der Urbanisierung, ca. 1945-1966, (in) HZ 309 (2019), 337; Schoppmeyer, H., Städte in Westfalen, 2021 (mehr als 200 von den Anfängen bis 1806)

Stadtbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1279 [StadeStR. 114] in rund 50 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von einer →Stadt für die Aufzeichnung wichtiger rechtlicher Ge­scheh­nisse oder auch Verhältnisse geführte Buch. Es erscheint seit dem 13. Jahrhundert Mit zunehmender Ver­schriftli­chung treten vielfach mehrere besondere, nicht stets überzeugend systematisch abgegrenzte Bücher nebeneinander.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 105, 125; Das Lübecker Oberstadtbuch, hg. v. Rehme, P., 1895; Zeller-Werdmüller, H., Die Zürcher Stadtbücher, 1899; Die Zürcher Stadtbücher des 14. und 15. Jahrhunderts, hg. v. Nabholz, H., Bd. 3 1906; Rehme, P., Über die Breslauer Stadtbücher, 1909; Beyerle, K., Die deutschen Stadtbücher, (in) Dt. Geschichtsbll. 11 (1910), 145; Rehme, P., Stadtbuchstudien, ZRG GA 37 (1916), 1; Stowasser, O., Das Stadtbuch von Waidhofen, (in) Jahrbuch des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich, 1916; Das älteste Böhmisch Kaunitzer Stadtbuch, 1915; Die sogenannten Sobielaw’schen Rechte, hg. v. Schranil, R., 1916: Rehme, P., Über Kieler Stadtbücher des Mittelalters, ZRG GA 38 (1917), 164; Schubert, F., Das älteste Glatzer Stadtbuch (1316-1412), ZRG GA 45 (1925), 250; Rehme, P., Stadtbücher des Mittelalters, (in) FS V. Ehrenberg, 1927, 173; Das Mindener Stadtbuch, hg. v. Krieg, M., 1931; Rehme, P., Neues über die Stralsunder Stadtbücher, ZRG GA 58 (1938), 674; Buyken, T./Conrad, H., Die ältesten Stadtbücher von Koblenz, ZRG GA 59 (1939), 165; Das Stadtbuch von Dux 1389, bearb. v. Kochmann, K., 1941; Schmid, H., Dalmatinische Stadtbücher, Kosov Zbornik-Festschrift (Laibach) 1953, 330; Triller, A./Schön, B., Stadtbuch von Dinslaken, 1959; Das Stadtbuch von Anklam, hg. v. Bruinier, J., Bd. 1ff. 1960ff.; Nový, R., Libri civitatum Bohemiae, 1963; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967; Das Stadtrecht von Schaffhausen, Bd. 2 Das Stadtbuch von 1385, bearb. v. Schib, L., 1967; Das älteste Stadtbuch von Coburg, bearb. v. Andrian-Werburg, K. Frhr. v., 1977; Das Stadtbuch von Karpfen (Krupina), hg. v. Grothausmann, K., 1977; Hemann, F., Das Rietberger Stadtbuch, 1994; Stadtbücher als namenkundliche Quellen, hg. v. Debus, F.; 2000; Die Weimarer Stadtbücher, hg. v. Steinführer, H., 2005; Haus- und Familienbücher in der städtischen Gesellschaft, hg. v. Studt, B., 2006

Stadtbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [NÖsterr./ÖW. VIII 214] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Bürger

Städtebund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 [Saur, A., Stätte-Buch, Frankfurt 1658, 217] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der vertragliche Zusammen­schluss von Städten zu gemein­samem Handeln wie etwa der Sicherung des Handels (beispielsweise lombardische Liga 1167, rheinischer Städtebund 1254/1256, schwäbischer Städtebund 1376/1381, →Hanse). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 97, 121; Füchtner, J., Die Bündnisse der Bodenseestädte bis zum Jahre 1390, 1970; Mägdefrau, W., Der Thüringer Städtebund im Mittelalter, 1977; Kommunale Bündnisse, hg. v. Maurer, H., 1987; Vom Städtebund zum Zweckverband, hg. v. Kirchgäßner, B. u. a., 1994; Stoob, H., Die Hanse, 1995; Distler, E., Städtebünde im deutschen Spätmittelalter, 2006; Städtebünde – Städtetage, hg. v. Felten, F., 2006

Städteordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –ausgenommen DRW-Archiv 1809 [Rabe, PreußG. X 34] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das das Stadtrecht regelnde Gesetz des 19. Jahrhunderts (beispielsweise das preußische Gesetz von dem 19. 11. 1808, das den Städten die →Selbstverwaltung erneuert). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 197; Städteordnungen des 19. Jahrhunderts, hg. v. Naunin, H., 1984; Wex, N., Staatliche Bürokratie und städtische Autonomie, 1997

Stadtgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [KemptenStB. Beck XVI] bzw. um 1400 [IglauStR. 197] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in der →Stadt für die gerichtlichen Angelegenheiten zuständige →Gericht, dem anfangs meist der Stadtherr vorsitzt.

Lit.: Torggler, K., Stadtrecht und Stadtgericht in Klagenfurt, 1937; Bühler, T., Andreas Heusler und die Revision der Basler Stadtgerichtsordnung, 1963; Christ, B., Die Basler Stadtgerichtsordnung von 1719, Diss. jur. Basel 1968; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; Spieß, P., Die Konkurrenz zwischen „städtischer“ und „stadtherrlicher“ Strafgerichtsbarkeit im 13. und 14. Jahrhundert, ZRG GA 98 (1981), 291

Stadthagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Schaumburg in Niedersachsen mit rund 22000 Einwohnern

Lit.: Die Eheberedungen des Amts Stadthagen im Staatsarchiv Bückeburg, bearb. v. Sturm-Heumann, M., Teil 1ff. 2004ff.

Stadtherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1328 [Ruprecht – Claußen - Art. 35] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Stadt

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 111; Stadt und Stadtherr im 14. Jahrhundert, hg. v. Rausch, W., 1972

Stadtkommune (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1736 [CCMarch. IV 3 Sp. 453] 18 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Stadt

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967

Stadtluft macht frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das Rechtssprichwort des 19. Jahrhunderts, das besagen will, dass ein Herr einen in die Stadt geflohenen Unfreien nicht zurückholen kann, wenn er nicht binnen eines Jahres, sechs Wochen und drei Tagen klagt (beispielsweise Altenburg 1256). Urbare und Neubürgerlisten stützen die Vermutung um­fang­reicher Landflucht in dem Hochmittel­alter allerdings anscheinend nicht. Zu der Abwehr der Landflucht wird gleichwohl die →Leibeigenschaft entwickelt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Brunner, H., Luft macht frei, (in) Festgabe O. Gierke, 1901, 1; Schütze, P., Die Entstehung des Rechtssatzes Stadtluft macht frei, 1903; Mitteis, H., Über den Rechtsgrund des Satzes „Stadtluft macht frei“, (in) FS E. Stengel, 1952, 342; Kroeschell, K., Weichbild, 1960, 75; Gellinek, C., Stadtluft macht frei?, ZRG GA 106 (1989), 306; Haase, R., Anmerkungen zum Satz „Stadtluft macht frei“, ZRG GA 106 (1989), 311; Stamm, V., Gab es eine bäuerliche Landflucht im Hochmittelalter?, (in) HZ 276 (2003), 305; Schwarz, J., Stadtluft macht frei, 2008

Stadtmauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 395 und 393] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Stadt

Stadtrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [Grünberger, PassauZünfte 202] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Rat, Stadt

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2

Stadtrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265/1267 [SteirUrb. 73] in 66 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das besondere Recht einer Stadt. Es erwächst nach römischem Vorbild in dem Mittelalter an dem Ende des 11. Jahrhunderts (lat. ius [N.] civile). An dem Beginn steht vielleicht oft das →Privileg eines Herrn (beispielsweise Freiburg im Breisgau 1120?), das von der Gewohnheit ergänzt wird. Spätestens in dem 13. Jahrhundert kommt die →Satzung von Seiten meist des Rates hinzu. Festgehalten wird das Stadtrecht oft in einem →Stadtbuch. Der Stadtherr kann das Stadtrecht einer Stadt an eine andere übertragen (Stadt­rechtsfamilie beispielsweise Wien, Frankfurt am Main, Lübeck, Magdeburg). Eine Stadt kann auch einer anderen ihr Stadtrecht mitteilen. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter dringt dieses über Stadtrechtsreformationen (beispielsweise Nürnberg 1479/1484, Tübingen 1493, Worms 1499, Frankfurt 1509, Freiburg 1520, Pettau/Slowenien 1513, Windsheim 1521, Braunschweig 1538, Bern 1539, Zwickau 1539/1569, Hamburg, Lüneburg) auch in das Stadtrecht ein. In der Neuzeit greift der Landesherr vielfach vereinheitlichend ein. Auch in der Gegenwart gibt es auf der Ebene der Selbstverwaltung besonderes Stadtrecht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 98, 101, 104, 120; Deutsche Stadtrechte des Mittelalters, hg. v. Gaupp, T., 1851f., Neudruck 1966; Gengler, H., Codex iuris municipalis, 1863, Neudruck 1968; Meyer, C., Das Stadtrecht von Hof vom Jahre 1436, ZRG GA 19 (1998), 152; Oberrheinische Stadtrechte, hg. v. d. badischen historischen Kommission, 1895ff.; Urkunden zur städtischen Verfassungsgeschichte, hg. v. Keutgen, F., 1901, Neudruck 1965; Lippstadt, bearb. v. Overmann, A., 1901; Kretzschmar, J., Die Entstehung von Stadt und Stadtrecht, 1905; Zehntbauer, R., Die Stadtrechte von Freiburg im Üchtland und Arconciel-Illens, 1906; Merz, W., Die Stadtrechte von Bremgarten und Lenzburg, 1909; Kogler, F., Beiträge zur Stadtrechtsgeschichte Kufsteins, 1912; Haff, K., Studien zum Waadtländer Stadtrecht, 1918; Torggler, K., Stadtrecht und Stadtgericht in Klagenfurt, 1937; Thieme, H., Staufische Stadtrechte im Elsass, ZRG GA 58 (1938), 654; Haff, K., Übereinstimmungen im Stadtrechte von Schleswig (Haithabu) und in dem Bjärköa-Ret, ZRG GA 59 (1939), 277; Schubart-Fikentscher, G., Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Europa, 1942; Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Diestelkamp, B., Die Städteprivilegien Ottos des Kindes, 1961; Diestelkamp, B., Welfische Stadtgründungen und Stadtrechte des 12. Jahrhunderts, ZRG GA 81 (1964), 164; Köbler, G., Zur Entstehung des mittelalterlichen Stadtrechts, ZRG GA 86 (1969), 177; Die Gesetze der Stadt Frankfurt am Main im Mittelalter, 1969; Köbler, G., Stadtrecht und Bürgereinung bei Notker von St. Gallen, 1974; Lockert, M., Die niedersächsischen Stadtrechte zwischen Aller und Weser, 1979; Dilcher, G., „Hell, verständig für die Gegenwart sorgend, die Zukunft bedenkend“, ZRG GA 106 (1989), 12; Recht, Verfassung und Verwaltung in der frühneuzeitlichen Stadt, hg. v. Stolleis, M., 1991; Kersting, W., Das Otterndorfer ostfälisch-sächsische Stadtrecht, ZRG GA 109 (1992), 374; Quellen zur Verfassungsgeschichte der deutschen Stadt im Mittelalter, hg. v. Hergemöller, B., 2000; Moldt, D., Deutsche Stadtrechte im mittel­alter­lichen Siebenbürgen, 2008; Cox, J., Hebben­de privilege van stede, 2011

Stadtrechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das →Rechtsbuch einer →Stadt (beispielsweise Reichsrechtsbuch von Mühlhausen in Thüringen von etwa 1230 oder Rechtsbuch von Görlitz, Breslau, Magdeburg, Danzig, Posen, Zwickau, Meißen, Elbing, Eisenach, Liegnitz, Frei­sing, Wien, Ofen, Neumarkt, Löwenberg, Berlin, Sillein, Glogau, Salzwedel, Saal­feld, Pressburg, Frei­berg, Frankenberg u. s. w.)

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Planitz, H., Das Zwickauer Stadtrechtsbuch, ZRG GA 38 (1917), 321; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittel­alters, Bd. 1 1990

Stadtrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MCarinth. IV 228] in 57 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Stadtgericht

Stadtschreiber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [KonstanzHäuserb. II 53] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Schreiber

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Arnecke, F., Die Hildesheimer Stadtschreiber, Diss. phil. Marburg 1913; Schulze, A., Das deutsche Stadtschreiberamt, Diss. phil. Jena 1921; Steinberg, S., Die Goslarer Stadt­schreiber, 1933; Burger, G., Die südwestdeutschen Stadtschreiber, 1960; Elsener, F., Notare und Stadtschreiber, 1962; Schmied, H., Der Ratsschreiber, 1979; Kintzinger, M., Das Bildungswesen in der Stadt Braunschweig, 1990; Stephan Roth (1492-1546) - Stadtschreiber in Zwickau, hg. v. Metzler, R., 2008

Stadtschultheiß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [GLA. Kop. 450 fol, 164b] in 21 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Schultheiß

Stadtstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der aus einer Stadt und dem zugehörigen Umland bestehende Staat (wie beispielsweise Athen, Rom, Florenz, Venedig, Bern, Nürnberg, Hamburg, Bremen). S. Google

Lit.: Söllner § 4; Clarke, M., The Medieval City State, 1931; Waley, D., Die italienischen Stadt­staa­ten, 1969; Gmür, R., Der alte bernische Stadtstaat, ZRG GA 112 (1995), 366; City States, hg. v. Molho, A. u. a., 1991

Stadtverordneter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein Angehöriger der Stadtverordnetenversammlung.

Stadtverordnetenversammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1808 [NCCPruss. XII 2 Sp. 485] 9 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Versammlung der von den Bürgern ge­wähl­ten Vertreter als gesetzgebendes und all­gemein ausführendes Organ (Preußen 1808). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 197; Pahlmann, M., Anfänge des städtischen Parlamentarismus, 1997

Staffel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1. Hälfte 7. Jahrhundert [LRib. Tit. 69, 5 Handschrift B des 9. Jahrhunderts] in 20 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Stufe, Gerichtsstein

Stahl (Jolson), Friedrich Julius (München 16. 1. 1802-Bad Brückenau 10. 8. 1861), Kauf­mannssohn, 1819 von dem Judentum zu dem Protestantismus übergetreten, wird nach dem Rechtsstudium in Würzburg, Heidel­berg und Erlangen 1832 außerordentlicher Professor in Erlangen, dann ordentlicher Professor in Würzburg, 1834 in Erlangen und 1840 in Berlin. Sein Hauptwerk (1830ff.) ist eine zweibändige Philosophie des Rechtes, die sich gegen das →Naturrecht richtet. Politisch lehnt er die Volkssouveränität ab.

Lit.: Maser, G., Friedrich Julius Stahl, 1930; Wiegand, C., Über Friedrich Julius Stahl, 1981; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 59; Müller, J., Die Staatslehre Friedrich Julius Stahls, 1999

Stair, James Dalrymple (1619-1695) wird nach dem Studium der Philosophie in Glasgow Professor, 1648 Anwalt und 1657 Richter. 1681 muss er bis 1688 wegen antikatholischer Haltung nach Holland fliehen, wo er wichtige Entscheidungen seines Gerichtes veröffentlicht. Gleichzei­tig begrün­det er mit seinen römisch­rechtlich-naturrechtlich in vier Bücher (Personen und Familie, Obligationen, Sa­chen, Erbe und Verfahren) geteilten Institutions of the Law of Scotland (1681) die Rechtswissenschaft in →Schottland. S. Google

Lit.: Stair, hg. v. Walker, D., 1981; Walker, D., The Scottish Jurists, 1985, 106

Stal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb, s. Google.)

Lit.: Siebs, B., Stal – Roland – Rosengarten, ZRG GA 76 (1959), 246

Stalin (Dschugaschwili), Josef Wissario­nowitsch (Gori/Georgien 21. 12. 1879-Moskau 5. 3. 1953) ist (als Schulabbrecher) von 1924 bis 1953 diktatorischer Führer der →Sowjet­union, der maßgeblich das sozialistische Recht mit­gestaltet und sich zunächst mit Adolf Hitler in einem Nichtangriffspakt verbündet, dann aber von ihm mit für das (zweite) Deutsche Reich verheerenden Folgen angegriffen wird. S. Google

Lit.: Marie, J., Beria – Le bourreau politique de Staline, 1967, Neudruck 2001; Deutscher, I., Stalin, 1979; Stalinismus vor dem zweiten Weltkrieg, hg. v. Hildermeier, M., 1998; Lustiger, A., Rotbuch - Stalin und die Juden, 1998; Boeckh, K., Völlig normal, (in) HZ 278 (2004), 55; Baberowski, J., Der rote Terror, 2003; Kellmann, K., Stalin, 2005; Stalinismus in der sowjetischen Provinz, hg. v. Binner, R. u. a., 2009; Dahlke, S., In­di­vi­duum und Herrschaft im Stalinismus, 2010; Baberowski, J., Verbrannte Erde - Stalins Herr­schaft der Gewalt, 2012; Wettig, G., Die Stalin-Note, 2015 (nur Propaganda Stalins); Fitzpatrick, S., Stalins Mannschaft, 2017 (Beria, Molotov, Orshonikidse, Andreev); Altrichter, H., Stalin – Der Herr des Terrors, 2018 (hauptsächlich Bekanntes)

Stalking (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das gewollte und wiederholte belästigende Verfolgen eines Menschen durch einen Menschen, das von den Ver­einigten Staaten von Amerika aus­gehend seit etwa 2000 in verschiedenen Staaten strafbar ist (Deutsch­land § 238 StGB 31. Juli 2007 Nachstellung).

Lit.: Helmke, N., Der Normsetzungsprozess des Stalkings, 2011

Stamm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 [MGConst. III 145] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der zwischen Wurzel und Zweigen befindliche Teil eines Baumes. Ein selbständiger Teil der Germanen (beispielsweise Franken, Alemannen, Bayern, Sachsen) wird ebenso als Stamm bezeichnet wie die Ab­kömmlinge eines Abkömmlings.

Lit.: Merk, W., Die deutschen Stämme in der Rechtsgeschichte, ZRG GA 58 (1938), 1; Hugelmann, K., Stämme, Nation und Nationalstaat, 1955; Wenskus, R., Stammesbildung und Verfassung, 1961; Giese, W., Der Stamm der Sachsen, 1979

Stammesherzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Herzog eines Stammes

Stammesherzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem Früh­mittelalter aus einem Volk bzw. →Stamm gebildete →Herzogtum (beispielsweise Fran­ken, Alemannen, Bayern, Sachsen) in Gegensatz zu dem Territorialherzogtum in dem Hochmittelalter (beispielsweise Österreich, Bayern, West­falen, Sachsen). Das ältere Stammesherzogtum besteht in merowingischer Zeit (Bayern bis 788), das jüngere Stammesherzogtum in dem 10. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 83; Läwen, G., Stammesherzog und Stammesherzogtum, 1935; Stingl, H., Die Entstehung der deutschen Stammesherzogtümer, 1974; Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1977; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 1989

Stammesrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Volksrecht

Lit.: Stammesrecht und Volkssprache, hg. v. Hüp­per, D. u. a., 1991

Stammgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507 [Untermosel/Gr.W. II 403] in 33 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf Grund Hausgesetzes oder Gewohnheitsrechts in einer Adels­familie gebundene und damit unver­äußerliche und grundsätzlich unteilbare Gut. Es wurde 1938/1939 aufgelöst und dabei vielfach in eine Stiftung überführt. S. Google

Stammler, Rudolf (Alsfeld 19. 2. 1856-Wernigerode 25. 6. 1938), Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Gießen und Leipzig (Binding, Windscheid, Sohm) 1882 außerordentlicher Professor in Leip­zig, 1884 ordentlicher Professor in Gießen, Halle (1885) und Berlin (1916). Außer als Ro­ma­nist wirkt er vor allem als neu­kantianischer Rechtsphilosoph. Von 1928 bis 1932 legt er das zweibändige Lehrwerk „Deutsches Rechtsleben in alter und neuer Zeit“ vor. S. Google

Lit.: Schwerin, C. Frhr. v., Nachruf, ZRG GA 59 (1939), 662

Stand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1376 [PettauStR. Art. 175] bzw. 1387 [Haltaus 1729] bzw. 1462 [GraubdnRQ. I 400] in 30 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1417) ist die Stellung oder Würde inner­halb einer Gemeinschaft. Von dem Altertum bis in das 19. Jahrhundert gliedern sich die Ge­sell­schaften vielfach in verschiedene Stände. In Rom werden dabei anfangs Patrizier, Plebejer und Sklaven (lat. [M.Pl.] servi) un­terschieden. Später entsteht aus landflüchtenden Kleinbauern ein Prole­tariat. In klassischer römischer Zeit treten Amtsadel und Geldadel einander gegen­über, in spätantiker Zeit (lat. [M.Pl.]) honestiores (Ehrbarere) und humiliores (Niederere). Für die Germanen ist das Bestehen von Ständen streitig. In dem Frühmittelalter werden →Freie (lat. [M.Pl.] liberi) und Unfreie sowie spätes­tens in karolingischer Zeit auch →Adelige (lat. [M.Pl.] nobiles) sichtbar. In dem Hochmittelalter wird diese geburts­ständische Gliederung durch die be­rufs­ständische Einteilung in →Ritter (lat. [M.Pl.] milites), →Bürger (lat. [M.Pl.] cives, burgenses, urbani) und (sonstige einfache)  →Bauern (lat. [M.Pl.] rustici) überlagert. Der Stand wirkt sich besonders auf Eheschließung (→Ebenbürtigkeit), →Wergeld und Gerichts­barkeit (Pairsgericht) aus. Seit der französischen Revolution (1789) setzt sich der von dem dritten Stand (Bürger) vertretene, aufgeklärte Grundsatz der (rechtlichen)  →Gleichheit (aller Mitgleider einer Gesellschaft) durch (1918). Hinsichtlich der Herrschaft in dem Land oder Reich gibt es daneben vom 13. bis 19. Jahrhundert →Landstände und →Reichsstände. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 17, 120, 132, 135, 140, 148, 160; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 155; Brunner, H., Ständerechtliche Probleme, ZRG GA 23 (1902), 193; Lintzel, M., Die Stände der deutschen Volksrechte, 1933; Gwinner, H., Der Einfluss des Standes im gemeinen Strafrecht, 1934; Heck, P., Blut und Stand im altsächsischen Recht, 1935; Heck, P., Untersuchungen zur altsächsischen Standesgliederung, 1936; Uffenorde, H., Über die ständischen Ideen bei Freiherrn vom Stein und Bismarck, 1938; Heck, P., Drei Studien zur Ständegeschichte (Hofleute, Häuptlinge, fränkische Gemeinfreiheit), 1939; Jantke, C., Der vierte Stand, 1955; Truffer, H., Der Einfluss des Standes im allgemeinen und zürcherischen Strafrecht, 1960; Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes im Mittelalter, hg. v. Franz, G., 1967; Frank, K. v., Standeserhebungen und Gna­denakte, Bd. 1ff. 1967ff.; Köbler, G., Zur Lehre von den Ständen in fränkischer Zeit, ZRG 89 (1972), 171; Herrschaftsstruktur und Stände­bildung, 1973; Reuter, H., Die Lehre vom Ritterstand, 2. A. 1974; Herrschaft und Stand, hg. v. Fleckenstein, J., 2. A. 1979; Lutz, G., Wer war der gemeine Mann?, 1979; Duby, G., Die drei Ordnungen, 1981; Blickle, P., Studien zur ge­schicht­lichen Bedeutung des deutschen Bauernstandes, 1989; Sozialer Wandel im Mittelalter, hg. v. Miethke, J. u. a., 1994; Stände und Landesherrschaft in Ostmitteleuropa, hg. v. Weczerka, H., 1995; Meyer, T., Stand und Klasse, 1997; Herrschaft und Stände in ausgewählten Territorien Norddeutschlands, hg. v. Opitz, E., 2001; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deut­schen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Standarte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1210 [Willehalm des Wolfram von Eschenbach] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1162 [MGSS. XVII 776] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Fahne

Standesbeamter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltisch-Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der gemeindliche Beam­te, der vor allem die staatlichen Auf­ga­ben der →Eheschließung und Führung der Personen­standsbücher ausführt. Nach französischem Vorbild (officier civil 1787/1792) wird ein Standesbeamter 1809 in Baden und 1875 in dem (zweiten) Deutschen Reich geschaffen.

Lit.: Köbler, DRG 209

Standeserhöhung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 [SammlReichshofrat 307] in 12 Stellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Erteilung des →A­dels durch Urkunde (seit 1346, →Briefadel). S. Google

Standesherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576 [Schnoller, Forsch. XIII 1 S. 175] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem 19. Jahrhundert der Angehörige eines der etwa 80 in den Jahren 1803/1806 mediatisierten, ehemals reichsun­mit­telbaren Adelshäuser. Ihm werden 1815 geringe Vorrechte gesi­chert, die zwischen 1848 und 1918 aber weitgehend ver­schwinden. S. Google

Lit.: Gollwitzer, H., Die Standesherren, 1957, 2. A. 1964; Neth, U., Standesherren und liberale Bewegung, 1970; Schier, R., Standesherren, 1977; Eltz, E., Die Moder­nisierung einer Standes­herr­schaft, 1980; Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Pezold, U. v., Adelige Standesherr­schaft im Vormärz, 2003

Ständestaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der durch die Teilhabe von Ständen an der Herrschaft gekennzeichnete Staat des 13. bis 19. Jahrhunderts. Zwischen 1934 und 1938 versteht sich →Österreich nochmals als Ständestaat. →Landstand, →Reichs­stand

Lit.: Christern, H., Deutscher Ständestaat und englischer Parlamentarismus, 1939; Ständische Vertretungen in Europa im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Gerhard, D., 1969; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980; Städte und Ständestaat, hg. v. Töpfer, B., 1980; Kluge, U., Der österreichische Ständestaat, 1934-1938, 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985

Standgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1471 [KoblenzGB. 106] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist vor allem das stehend bzw. sofort abgehaltene Gericht (in dem Heereswesen). Es findet sich sachlich bereits in dem römischen Altertum. In der frühen Neuzeit ist es sehr verbreitet. Das Standgericht urteilt meistens nach dem beson­deren Standrecht, in dem der Angeklagte nur beschränkte Rechte hat.

Lit.: Molitor, I. v., Die Kriegsrechte, 1855; Bothe, F., Der preußische Militärprozess, 1874; Bonin, B. v., Grundzüge der Rechtsverfassung in den deutschen Heeren, 1904

ständig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1359/1389 [MagdebBresl. IV 1 Kap. 37] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) stehend, stetig

Ständiger internationaler Gerichtshof (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1919 in der Satzung des Völ­kerbunds vorgesehene, 1922 in Den Haag in den Niederlanden eingerichtete völker­rechtliche Gerichtshof, der 1945 in dem Internationalen Ge­richtshof aufgeht. S. Google

Standrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [OÖsterr./ÖW. XII 768] bzw. 1594 [Junghhanss, KriegsO., Köln 1594, 69] in 33 Stellen für 9 Bedeutungsbereiche und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Standgericht

Stang, Friedrich (1867-1941), Ministers­sohn, wird nach dem Rechtsstudium 1890 Anwalt und 1897 Universitätsprofessor. Nach einem Aufenthalt in Deutschland versucht er eine Darstellung des gesamten nor­wegischen Privatrechts. In der Rechts­politik setzt er sich erfolgreich für den Erlass verschiedener Einzelgesetze (1907 Kaufgesetz, 1918 Abzahlungsgesetz, 1930 Versicherungsabzah­lungsgesetz) ein. S. Google

Lit.: Solem, E., Frederik Stang, (in) Tidsskrift for Rettsvidenskap, 1942, 1

Stapel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1. Hälfte 7. Jahrhundert [LRib. Tit. 69,5 Hs. B] in 20 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Stoß, Stock

Stapelholm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., östlich von Friedrichstadt) ist der seit 1232 zu Schleswig gehörende Ort der an dem 27. 1. 1623 unter Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorp geschaffenen Stapel­holmer Konstitution (Landesord­nung) der durch weitgehende Selbst­verwaltung unter einem Landvogt gekennzeichneten Land­schaft zwischen unterer Eider, Treene und Alten Schleswig. S. Google

Lit.: Stegmann, D., Die Stapelholmer Konstitution von 1623, Diss. jur. Kiel 1967; Polizei- und Landesordnungen, hg. v. Kunkel, W. u. a., 1968

Stapelrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [DortmUB. I 496] in 19 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem Hochmittelalter das Recht eines Ortes, von Kaufleuten zu verlangen, ihre Waren an dem Ort zu dem Verkauf aufzustellen (zu stapeln). S. Google

Lit.: Hafemann, M., Das Stapelrecht, 1910, Neudruck 2013; Gönnenwein, O., Das Stapel- und Niederlagsrecht, 1939

Stasi (F.) Staatssicherheitsdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) der →Deut­schen Demokratischen Republik mit schätzungsweise (189000 bis) 109000 informellen Mitarbeitern und zuletzt 91015 hauptamtlichen Mitarbeitern, s. Google

Lit.: Kühn, D., Das gesamtdeutsche Institut im Visier der Staatssicherheit, 2001; Krämer, J. u. a., Leben hinter Mauern – Arbeitsalltag und Privatleben hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, 2014

Statistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1798 [Hofstätter, JurWb. 397 als staatskunde, staatenkunde, länderkunde] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zahlenmäßige Erfassung häufiger oder massenhafter Gegebenheiten. Sie erfolgt in wissenschaftlicher Weise erst seit dem 19. Jahrhundert (Preußen statistisches Büro 1805/1810, führender Direktor Ernst Engel 1860-1882). S. Google

Lit.: Bevölkerungsstatistik an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, hg. v. Andermann, K. u. a., 1990; Grundlagen der historischen Statistik von Deutschland, hg. v. Fischer, W., 1991; Melchers, A., Kriminalstatistik im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Frankfurt 1992; Reinke, H., Die Liaison des Strafrechts mit der Statistik, (in) ZNR 1992, 169; Pfister, C., Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie 1500-1800, 1994; Rothenbacher, F., Historische Haushalts- und Familienstatistik, 1997; Weber, D., Die sächsische Statistik im 19. Jahr­hundert, 2003; Schneider, M., Wissensproduktion im Staat, 2013; Behrisch, L., Die Berechnung der Glückseligkeit, 2015; Kleinschmidt, H., Klimatheorie, Statistik, Revolutionsbegriff, (in) HZ 308 (2019), 593; Horstmann, J., Halbamtliche Wissenschaft. Internationale Statistikkongresse und preußische Professorenbürokraten, 2020

Stat pro ratione voluntas (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, sber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der Wille steht für die Begründung.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Juvenal, um 67-um 140, Satiren 6, 223)

Statt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen und Altfriesischen um 800 [AhdGl. I 18,10] und in Wörterbuch der deutschen Gege3nwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Stätte, Stelle

Stätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1170-1190 [Tristrant des Eilhard von Oberg]  in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 [AhdGl. I 18, 10 loca stati] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Stelle, Statt

Statthalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1328 [InvNichtstaatlArchWestf. I 707] bzw. 14. Jahrhundert [Elsass/GrW. IV 7] in 13 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vertreter eines Herrschers (beispielsweise 1490 in Tirol in den →Maximiliani­schen Verwaltungsreformen, 1849-1918 in Öster­reich die Leiter der zentralstaatlichen Behörden auf Landes­ebene in Gegensatz zu der autonomen Lan­des­ver­waltung durch Landes­aus­schüsse unter Leitung von Landes­haupt­männern). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 151; Baltl/Kocher; Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Jördens, A., Statthalterliche Verwaltung in der römischen Kaiserzeit - Studien zum praefectus Aegypti, 2009

status, lat., M., Stehen, Stand,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stāre, →Stand, Zustand (beispielsweise in Rom status libertatis [Freiheit], status civitatis [Stellung als Bürger] und status familiae [Stellung in der Familie])

Lit.: Kaser § 13 I; Breuer, S., Stand und status, 1996

Statut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13./14. Jahrhundert [Kohler/Koehne, Worms 33] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das gesetzte Recht bzw. die in dem internationalen Privatrecht in dem Einzelfall anwendbare nationale Rechtsordnung. Statuten finden sich um 1140 in Oberitalien (Piacenza, Pisa, Como), wo sie seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ausführliche Zusammenfassungen erfah­ren. In dem Verhältnis zu dem →gemeinen Recht gewähren die Juristen des 14. Jahrhunderts den besonderen Statuten Vorrang. Weil die Statuten aber eng auszulegen sind (lat. statuta [N.Pl.] sunt stricte interpretanda), gewinnt in der frühen Neuzeit das gemeine Recht tatsächlich die Vermutung der Geltung für sich. Nach Boosfeld ist die von den Kommentatoren zu der Klärung des Verhältnises von (römischem) gemeinem Recht und Statuten entwickelte Lehre nicht zu einer Grundlage des modernen internationalen Privatrechts geworden, weil dessen Wurzeln zwar auf die Lehren der Kommentatoren zurückgehen, aber nicht auf die Lehren zu dem Verhältnis von ius commune und ius proprium, sondern auf die Lehren zu dem Verhältnis mehrerer örtlicher Statuten zueinander, so dass (mit Wolfgang Wiegand und gegen Franz Wieacker) Statutentheorie nur die Gesamtheit der für das Zustandekommen, die Geltung und die Interpretation des nicht-gemeinen örtlichen Rechtes aufgestellten Regeln ist.

Lit.: Köbler, DRG 104, 107, 137; Kamptz, K. v., Die Provinzial- und statutarischen Rechte der preußischen Monarchie, Bd. 1ff. 1826ff.; Neumeyer, K., Statutenkollision und persönliche Rechte, ZRG GA 39 (1918), 314; Bahmann, O., Die Statuten der Stadt Ölsnitz im Vogtland aus den Jahren 1604 und 1687, 1938; Thieme, H., Statutarrecht und Rezeption, (in) FS G. Kisch, 1955, 69; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Herrmann, G., Johann Nikolaus Hert und die deutsche Statutenlehre, 1963; Lorenz, E., Das Dotalstatut, 1965; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Nörr, K., Zur Stellung des Richters, 1967; Ebel, F., Statutum und ius fori, ZRG GA 93 (1976), 100; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungs­lehre, 1977; Nüwe Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg, hg. v. Köbler, G., 1986; Keller, H., Oberitalienische Statuten, (in) Früh­mittel­alterliche Studien 22 (1988), 286; Statuten, Städte und Territorien, 1992; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Driever, R., Obrig­keitliche Normierung sozialer Wirklichkeit, 2000; Von der Norm zur Ordnung - Statuten, hg. v. Dross­bach, G., 2009; Boosfeld, K. Die beiden Statutenlehren – Geschichte eines rechtshistorischen Missverständnisses, ZRG GA 136 (2019), 111

Statuta sunt stricte interpretanda (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). →Statuten sind eng auszulegen.

Lit.: Trusen, W., Römisches und partikuläres Recht, (in) FS H. Lange, 1970, 97; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Hochmittelalter); Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977

Statutarstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in Österreich die durch eigenes Stadtrecht (Statut) ausgezeichnete, keiner Bezirkshauptmannschaft unterste­hende Stadt ([16. Jahrhundert Eisenstadt, Rust,] 1850 Wien, Klagenfurt, insgesamt 15). S. Google

Statute law ist das von dem König und dem Parlament vor allem in dem 13., 16./17. und 19. Jahrhundert gesetzte Recht in England in Gegensatz zu dem common law (Richter­recht). S. Google

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

statutum, statūtum,  lat., N., Festsetzung, Satzung, Lact. (um 250-317 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. statuere

Statutum (N.) in favorem principum ((Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetztes zu Gunsten der Fürsten) ist die wissenschaftliche Bezeichnung des 19. Jahrhunderts für das bestätigende Privileg Kaiser Friedrichs II. von dem Mai 1232 (in sechs Ausfertigungen überliefert) bzw./und das Privileg König Heinrichs (VII.) von dem 1. 5. 1231 (in vier Ausfertigungen erhalten), in dem den Fürsten die rechtstatsächlich inzwischen erlangten Rechte zugesichert werden (beispielsweise Gewährleistung der Nichtan­lage neuer Reichsstädte und Reichs­burgen, Ge­währ­­leistung der landes­herr­lichen Gerichts­barkeit, Gewährleis­tung von Ab­ga­ben). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 101; Klingelhöfer, E., Die Reichsgesetze, 1955; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 2. A. 1982; Kaiser und Reich, hg. v. Buschmann, A., 1984; Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994, 8. A. 2005

Staub, Samuel (bzw. ab etwa 1882) Hermann (Nikolai/Ober­schlesien 21. 3. 1856-Berlin 2. 9. 1904), Sohn eines jü­dischen Kaufmanns, wird nach dem Rechts­studium in Breslau, Leipzig (Windscheid, Wächter, Binding, Wach), Berlin (Goldschmidt) Rechtsanwalt. Er tritt danach vor allem als Kommentator des Handelsrechts (seit 1893) und als „Entdecker“ der so genannten →positiven For­de­rungsverletzung oder positiven Vertrags­verletzung (1902) hervor. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 241; Deutsche Juristen jüdischer Abstammung, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 385; Anwalt - Kommentator - Entdecker - Festschrift für Hermann Staub, hg. v. Henne, T. u. a., 2006

Stauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Becher

Staufer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahr [Volckmann, Alte Gewerbe 170 einmal] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts erkennbaren schwäbischen Geschlechts, das 1079 das Herzogtum Schwaben und 1138 (wegen der 1079 erfolgten Heiratsverbindung mit den →Saliern) (bis 1254) das deutsche Königtum (Konrad III. 1138-1152, Fried­rich I. Barbarossa 1152-1190, Heinrich VI. 1169-1197, Philipp von Schwaben 1198-1208, Friedrich II. 1212-1250, Konrad IV. 1237-1254) hält und 1268 in dem Mannes­stamm ausstirbt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 93; Cohn, W., Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien, 1925; Franzel, E., König Heinrich VII. von Hohenstaufen, 1929; Sthamer, E., Bruchstücke mittelalterlicher Enquêten aus Unteritalien, 1933 (SB preußische Akademie); Mitteis, H., Zur staufischen Ver­fassungsgeschichte, ZRG GA 65 (1947), 316; Bosl, K., Die Reichsministerialen, Bd. 1f. 1950f., Neudruck 1968f.; Kirchner, G., Die Steuerliste von 1241, ZRG GA 70 (1953), 64; Metz, W., Staufische Güterver­zeichnisse, 1964; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Italien, Bd. 1f. 1970f.; Appelt, H., Privilegium minus, 2. A. 1976; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 2. A. 1982; Engels, O., Stauferstudien, 1988 (Aufsätze); Hauser, S., Staufische Lehnspolitik, 1998; Engels, O., Die Staufer, 8. A. 2005, 9. A. 2010; Von Schwaben bis Jerusalem, hg. v. Lorenz, S. u. a., 1995; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer, T., 1996; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Die Staufer, 2000; Stauferreich im Wandel, hg. v. Weinfurter, S., 2002; Meyer, B., Kastilien, die Staufer und das Imperium, 2002; Schütte, B., König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof, 2002; Haverkamp, A., Zwölftes Jahrhundert 1125-1198, 2003; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 42; Grafen, Herzöge, Könige, hg. v. Seibert, H. u. a., 2005; Bedürftig, F., Die Staufer, 2006; Görich, K., Die Staufer, 2006; Staufer & Welfen, hg. v. Hechberger, W. u. a., 2009; Verwandlungen des Stauferreichs, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2009; Die Staufer und Italien, hg. v. Wieczorek, A. u. a., 2010; Akermann, M., Die Staufer, 2010; Kaiser- und Königsurkunden der Staufer (1138-1268), hg. v. Koch, W. u. a., 2010; Staufisches Kaisertum im 12. Jahrhundert, hg. v. Burkhardt, S. u. a., 2010; Konrad IV., red. v. Ruess, K., 2012; Die Urkunden Manfreds, bearb. v. Friedl, C., 2013; Die Staufer und Byzanz, red. v. Ruess, K., 2013; Keupp, J./Gramsch, R., Die Staufer, 2015; Rom 1312 – Die Kaiserkrönung Heinrichs VII., hg. v. Penth, S. u. a., 2015; Regenbogen, C., Das burgundische Erbe der Staufer (1180-1227), 2019; Stürner, W., Die Staufer, 2020 (ersetzt Engels); Biller, T., Stauferburgen in Süditalien, 2021

Staupe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert [Das alte Passional] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambOrdB. M 7 Handschrift 1493] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Pfahl für Züchtigung

Staupenschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1578 [BrandenbSchSt. III 41] bis 1810 in 29 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schlag an der Staupe

Lit.: Breithaupt, W., Die Strafe des Staupenschlags und ihre Abschaffung, 1938

Steckbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1541 [König, ProzAnh. 358v] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das in der frühen Neuzeit erscheinende, schriftlich an Behörden ergehende Ersuchen, einen flüchtigen oder sich verbergenden Menschen festzunehmen und ihn der nach ihm fahndenden Behörde zu übergeben.

Lit.: Biedermann, Über Steckbriefe, (in) Archiv f. Criminalrecht 3 (1800), 274; Blauert, A./Wiebel, E., Gauner- und Diebslisten, 2001; Groebner, V., Der Schein der Person, 2004

stecken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [ErfurtZuchtbf. 115] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) befestigen, fest sein (V.)

Steiermark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in dem 8. Jahrhundert von Bayern besiedelte, in dem 12. Jahrhundert unter den seit 1122 herrschenden Traungauern von Kärnten gelöste, 1180 zu dem Herzogtum (zu Steyr als dem in Oberösterreich gelegenen Hauptort des Traungaus) erhobene und 1186/1192 durch die →Georgenberger Handfeste an die Babenberger bzw. den Herzog von →Österreich gelangte südöstliche Grenz­gebiet (karantanische →Mark, Gebiet an der mittleren Mur) des Deutschen Reiches. 1919 fällt die südliche Unter­steiermark mit Marburg/Maribor an Jugo­slawien und damit nach dessen Auflösung an Slowenien. Das Bun­desland Steiermark Österreichs wird von 1939 bis 1945 mit dem südlichen Burgenland zu dem Reichsgau Steiermark und steht nach Wiederher­stellung bis 1955 unter Besatzung Großbri­tanniens. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 94, 95, 220; Siegenfeld, A. v., Das Landeswappen der Steiermark, 1900; Steirischer Wortschatz, hg. v. Unger, T. u. a., 1903, Neudruck 2009; Die landesfürstlichen Gesamturbare der Steiermark, hg. v. Dopsch, A., 1910; Rauch, K., Die Erwerbung des Herzogtums Steiermark durch die Babenberger, ZRG GA 38 (1917), 269; Mensi, F. Frhr. v., Geschichte der direkten Steuern in Steiermark, 1921; Mell, A., Das steirische Weinbergrecht und dessen Kodifikation im Jahre 1543, 1928 (SB Wien); Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungs­geschichte, 1929; Seuffert, B., Drei Register aus den Jahren 1478 bis 1519, 1934; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenber­ger, ZRG GA 58 (1938), 448; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steier­mark, 1937; Baltl, H., Die ländliche Gerichtsverfassung Steiermarks, 1951; Die ältesten steirischen Landtagsakten 1396-1519, Teil 1 f. bearb. v. Seuffert, B. u. a., 1953ff.; Baltl, H., Rechtsarchäologie des Landes Steier­mark, 1957; Ebner, H., Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte sowie zur Genealogie obersteirischer Adelsfamilien, 1974; Regesten des Herzogtums Steiermark, hg. v. Härtel, R., Bd. 1f. 1976ff.; Brauneder, W., Die Anfänge der Gesetzgebung, (in) Z. d. hist. Ver. d. Steiermark 68 (1977), 165; Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; Karner, S., Die Steiermark im Dritten Reich (1938-1945), 1985; Österreichisches Städtebuch. Die Städte der Steiermark, Bd. 1 1990; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg. v. Pickl, O., 1992; Breitegger, H., Die großen Kriminalfälle der Steiermark, 2000; Karner, S., Die Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark, 2001; Baltl, H., Die Steiermark im Frühmittelalter, 2004; Wesener, G., Eine steirische Erbrechtsordnung, (in) Zs. d. hist. Vereins für Steiermark 95 (2004), 235; Heppner, H. u. a., Steier­mark, 2006; NS-Herrschaft in der Steiermark, hg. v. Halbrainer, H. u. a., 2012; Moll, M., Die Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014; Halbrainer, H., Sei nicht böse dass ich im Kerker sterben muss, 2014; Urgeschichte und Römerzeit in der Steiermark, hg. v. Hebert, B., 2015; Halbrainer, H. u. a., Nationalsozialismus in der Steiermark, 2015; Bundesland und Reichsgau, hg. v. Ableitinger, A., 2016; Die Steiermark im Spätmittelalter, hg. v. Pferschy, G., 2018

Stein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der harte, nichtmetallische Bestandteil der Materie, der in dem einzelnen Stück als Rechtssymbol verwendet werden kann (beispielsweise Grenzstein, Kreuzstein). S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988

Stein, Karl Freiherr vom und zum (Nassau 22. 10. 1757-Cappenberg 24. 6. 1831), Ge­heim­ratssohn, wird nach dem Studium des Rechtes und der Staatswissenschaft in Göt­tingen preußischer Beamter. 1807/1808 reformiert er nach der Niederlage gegen Frank­reich die Verwaltung →Preußens (Bau­ernbefreiung, Fachressorts, Selbstver­wal­tung, Gewerbefreiheit, Wehrpflicht). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 167, 174, 192, 211; Lappe, J., Freiherr vom Stein als Gutsherr auf Kappenberg, 1920; Botzenhart, E., Die Staats- und Reformidee des Freiherrn vom Stein, 1927; Raumer, K. v., Was bedeutet uns Stein heute?, 1958; Gembruch, W., Freiherr vom Stein im Zeitalter der Restauration, 1960; Schwab, D., Die „Selbstverwaltungsidee“ des Freiherrn vom Stein, 1971; Hubatsch, W., Stein-Studien, 1975; Hubatsch, W., Die Stein-Hardenbergschen Reformen, 1977; Duchhardt, H., Stein, 2007; Fenske, H., Freiherr vom Stein, 2012

Stein, Lorenz (Borby bei Eckernförde 15. 11. 1815 (unehelicher Sohn der Anna Juliana Elisabeth Stein geb. Helms und des Offiziers Lorenz Jacob von Wasmer) -Weidlingau bei Wien 23. 9. 1890) wird nach dem Rechtsstudium in Kiel 1845 außerordentlicher Professor der Staatswissen­schaften und nach Amtsent­hebung (1852) in Wien 1855 Professor für politische Öko­nomie. In weitgespannten Schriften fördert er die Entwicklung der Verwaltungs­lehre (1865ff.). Dem über den Klassen ste­henden König stellt er die Aufgabe, durch staatliche Leistung die in dem Liberalismus eingetretenen gesellschaft­lichen Missstände zu beseitigen. S. Google

Lit.: Schmidt, W., Lorenz von Stein, 1956; Staat und Gesellschaft, hg. v. Schnur, R., 1978; Heilmann, M., Lorenz von Stein, 1984; Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem ancien régime, hg. v. Heyen, E., 1984; Lorenz von Stein, hg. v. Mutius, A. v., 1991; Koslowski, S., Zur Philosophie von Wirtschaft und Recht, 2005; Blasius, D., Lorenz vom Stein, 2007; Lorenz von Stein und die rechtliche Regelung der Wirklichkeit, hg. v. Brüning, C. u. a., 2015

Stein-Hardenbergsche Reformen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind die Reformen in Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter den Ministern →Stein und → Hardenberg. S. Google

steinigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [LübUB. XI 632] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) vor allem einen Menschen durch Bewerfen mit Steinen töten

Steinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1553 [Hunsrück/GrW. II 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist vor allem die in dem Altertum (Judentum) und später in dem Islam (beispielsweise Iran, Af­ghanistan, Nigeria, Indonesien) erlaubte Tötung eines Menschen (meist einer Frau beispielsweise wegen Ehebruchs) durch Bewerfen mit Steinen. S. Google

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Quanter, R., Die Leibes- und Lebens­strafen, 2. A. 1906

Steinkreuz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [BonnJb. 29/30 1860 113ff.] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das aus Stein geschaffene Kreuz. Es erscheint in dem Mittelalter als sicht­bares Zeugnis eines einzelnen rechtlich bedeutsamen Geschehens, dessen Entschlüsselung oder Erklärung nachträglich nicht immer sicher möglich erscheint.

Lit.: Kuhfahl, G., Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1936; Dreyhausen, W. v., Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940; Losch, B., Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Altensleben, S., Das Radkreuz von Untereuerheim und seine Verwandtschaft, (in) Frankenland 1 (2019), 3

Steinzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., aus dem Griechischen und Lateinischen des Altertums gebildete wissenschaftliche Bezeichnung Lithikum 1836 von Christian Jürgensen Thomsen [Kopenhagen 29. 12. 1788-Kopenhagen 21. 5. 1865] eingeführt) ist die Zeit in der Geschichte des Menschen, in der dieser hauptsächlich Werkzeuge aus Stein verwendet. Sie beginnt mit dem Frühmenschen und ältesten gefundenen Werkzeugen in Afrika vor etwa 2,6 Millionen Jahren (Altsteinzeit bzw. Paläolithikum). In ihrem letzten Abschnitt (Jungsteinzeit bzw. Neolithikum) erfolgt evolutionär (nicht revolutionär) der Übergang zu einer sesshaften Lebensweise mittels Ackerbau und Viehzucht sowie vielleicht zu der Gefäßherstellung. Die Steinzeit wird durch die Erfindung und Benutzung von Me­tallwerkzeugen beendet (Kupfer­zeit, in Mitteleuropa um etwa 2200 v. Chr., Bronze­zeit, Eisenzeit). Rechtsge­schichtliche Er­kenntnisse aus der Steinzeit sind wegen der Unkörperlichkeit des Rechtes bescheiden und unsicher. S. Google

Lit.: Schulz, W., Vor- und Frühgeschichte Mittel­deutschlands, 1939; Eckhardt, K., Altsteinzeitliche Justizpflege, ZRG GA 60 (1940), 252; Müller-Beck, H., Die Steinzeit, 1998; Hoffmann, E., Lexikon der Steinzeit, 1999; Altsteinzeit von A-Z, hg. v. Fiedler, L., 2010; Revolution Jungsteinzeit, hg. v. Otten, T. u. a., 2015; Scharl, S., Jungsteinzeit – Wie die Menschen sesshaft wurden, 2020

Stelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1458 [MittOsterland 2 1845/1848 94] in 56 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ort, Stätte

stellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [GottfrStraßb. Ranke V. 15698] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) setzen, legen

stellio (2), stēllio (2),  lat., M., Betrüger, Petron. (vor 66 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft ungeklärt

stellionatus, stēlliōnātus,  lat., M., Betrug, Art des Betrugs, Verfälschung, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stēlla

Stellionatus (lat. [M.] Bereicherung durch falschen Eid) ist in dem klassischen römischen Recht frühestens seit Kaiser Antoninus Pius [2. Jahrhundert n. Chr.] ein Straftatbestand, der als Vorläufer des →Betrugs bis in das 19. Jahrhundert fortwirkt. S. Google

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Hupe, E., Falsum, fraus und stellionatus, Diss. jur. Marburg 1967; Schaffstein, F., Das Delikt des stellionatus, (in) FS F. Wieacker, hg. v. Behrends, O., 1978, 281

stellvertreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1791 [Malblank, Kanzleiverf. I 65] 1 Archivzettel – und – ausgenommen stellvertretend – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) die Stelle eines anderen einnehmen

Stellvertreter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1661 [Boccalini, T., Des Apollo Geheimeschreib-Kammer, Frankfurt 1661, 450] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Vertreter der Stelle eines anderen

Stellvertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1645 [Meiern, v., Westph. I 682] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Stellvertreter 1661, stellvertreten 1791) ist das rechtsge­schäftliche Handeln einer Person (Vertreter) für eine andere (Vertretenen). Die Stellvertretung kann mittelbar oder unmittelbar erfolgen. Das römische Recht schließt die Stellvertretung aus, kennt aber in der Rechts­wirk­lichkeit andere Wege, um die Ziele der Stellvertretung zu erreichen (beispielsweise →peculium des Sklaven). In dem Mittelalter entwickelt sich die Stellvertretung aus der Vertretung vor Gericht, nach der in dem Spätmittelalter die Bevollmächtigung von Angestellten bedeu­tender Kaufleute aus tatsächlichen Bedürfnissen üb­lich wird. S. Google

Lit.: Kaser §§ 1 II 3, 11; Söllner § 18; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 208; Buchka, H., Die Lehre von der Stellvertretung, 1852; Fränkel, R., Die Grundsätze der Stellvertretung, (in) Z. f. vergleich. Rechtswiss. 27 (1912), 289; Würdinger, H., Geschichte der Stellvertretung (agency) in England, 1933; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971; Luig, K., Savignys Lehre von der Stellvertretung, (in) Ius commune 8 (1979), 60; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 423; Hölzl, F., Savignys Lehre, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 211; Schmoeckel, M., Von der Vertragsfreiheit zu typisierten Rechtspflichten, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 77; Hölzl, F., Friedrich Carl von Savignys Lehre von der Stellver­tretung, 2002; Heckmann, M., Stellvertreter, 2002; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Signori, G., Der Stellvertreter, ZRG GA 132 (2015), 1; Ellsperger, R., Zum Verhältnis von unmittelbarer und mittelbarer Stellvertretung, 2016

Stempel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1336 [Zeiring/SteirGBl. 2 1881 170] bzw. 1421 [MWormat. 347] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das sachlich bereits dem Altertum bekannte, dem Abdruck von Zeichen auf Überlieferungs­trägern dienende Gerät. Der Stempel entsteht vielleicht durch die Verallge­mei­nerung des →Siegels. Seit 1624 (Nie­derlande) erhebt der Staat für die Stempelung von öffentlichem Schriftgut eine Steuer (Stempelsteuer), die in dem deutschen Sprachraum bis auf Stempelmarken, die in Österreichs länger beibehalten werden, später wieder aufgegeben wird.

Lit.: Baltl/Kocher; Müller, G., Stempelrecht, 1778

Stendal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) in der Altmark ist die um 1160 von Albrecht dem Bären gegründete Stadt. In Stendal entsteht in dem 15. Jahrhundert unter Verwendung zahlreicher Schriften die (altmärkische oder) →Stendaler Glosse des Sachsen­spie­gels.

Lit.: Ein Stendaler Urteilsbuch, hg. v. Behrendt, J., 1868; Sachs, H., Stendal, 1967; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74

Stendaler Glosse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, altmärkische Glosse, F.) ist eine in dem 15. Jahrhundert (vor 1410) in →Stendal teils deutsch und teils lateinisch verfasste Glosse interlinearer und marginaler Glos­sa­tur zu dem lateinischen und mittelnie­derdeutschen Text des →Sachsenspiegels (1221-1224), zu der petrinischen Glosse, zu dem Magdeburger Weichbild in 6 Büchern und ansatzweise zu dem Richtsteig Lehnrechts unter Benutzung der Glossa ordinaria zu dem römischen Recht, zahlreicher Juristen­schrif­ten, der Lombarda, der Bibel, der Kirchenväter, klassisch lateinischer Autoren, der buchschen Glosse, Magde­bur­ger Schöffensprüche und märki­scher Ge­wohnheiten.

Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74

Stephan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1255 [Beyerle, Konstanz II 43] in 2 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Stefan) ein Heiligenname mit der Bedeutung Kranz

Stephanskrone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahr mit einem Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Krone Stephans I. von →Ungarn [997-1038], Länder der Stephanskrone sind die jen­seits der Leitha liegenden Länder Habs­burgs)

Stephanus ist ein vermutlich in Beirut in dem 6. Jahrhundert wirkender Rechtskundiger. →Stephan

Lit.: De Jong, H., Stephanus en zijn digesten­onderwijs, 2008

Stephanus Tornacensis (Stephan von Tournai) (Orléans 18. 2. 1128-Tournai 11. 9. 1203) wird nach dem Theologiestudium in Paris und dem Rechtsstudium in Bologna (Rufinus, Bulgarus) Lehrer in Chartres, 1167 Abt in Orléans und 1192 Bischof von Tournai. Zwischen 1166 und 1169 verfasst er seine (lat.) Summa (F.) decreti (Dekretsumme). Sie überragt ihre zugrunde­liegenden Vorläufer durch tiefere Durchdrin­gung des Stoffes. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Kalb, H., Studien zur Summa, 1983; Weigand, R., Studien zum kanonistischen Werk Stephans von Tournai, (in) ZRG KA 72 (1986), 349

Sterbefall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1588 [sterbfal Buch Weinberg V 302] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Tod eines Menschen. An ihn knüpfen sich seit dem Mittelalter grundherrschaftliche Abgaben (beispielsweise →Besthaupt). Diese werden spätestens in dem 19. Jahrhundert beseitigt. →Erbschaftsteuer

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2

sterben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 [Urkundio II 2 S. 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tot werden, starr werden

steril (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unfruchtbar, keimfrei

Sterilisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Unfruchtbarmachung, Keimfreimachung

 (zwischen 1933 und 1945 etwa 360000 Menschen in dem Deutschen Reich)

Lit.: Tümmers, H., Anerkennungskämpfe - Die Nachgeschichte, 2011; Ruckert, F., Zwangssterilisationen im Dritten Reich 1933-1945, 2012

Steterburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) um 1000 gegründetes Kanonissenstift in dem Bistum Hildesheim, 1569 evangelisches Damenstift, bis 1938)

Lit.: Urkundenbuch des Stifts Steterburg, bearb. v. Dolle, J., 2019 (805)

Steuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10./11. Jahrhundert [Glosse] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar bzw. weitere Herkunft ungeklärt, F., daneben Steuer, N.) ist (in der Gegenwart) vor allem die einmalige oder laufende Geldleistung, die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellt und von einem öffentlich-rechtlichen Gemein­we­sen zu der Erzielung von Einkünften allen auferlegt wird, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leis­tungspflicht knüpft. Sie ist als Grundsteuer (lat. [N.] stipendium), perso­nale Vermö­gensteuer (lat. tributum [N.] capi­tis, Kopfsteuer) oder Gewerbesteuer bereits dem klassischen römischen Recht bekannt, das ihre Eintreibung durch Steuer­pächter durch­führt. In dem Mittelalter lebt der Herr­scher grundsätzlich zunächst von den Einkünften aus seinen Gütern, doch entsteht die Steuer in Land und Stadt mit der Herrschafts­verdichtung und dem Übergang zu der Geld­wirtschaft seit dem 13. Jahrhundert (in Frankreich beispielsweise in dem 15. Jahrhundert durchgesetzt). In der Neuzeit weitet sich die Besteuerung in den Ländern durch →Steuerrecht stetig aus. In der Mitte des 19. Jahrhunderts überholen die Steuereinnahmen die sonstigen Staatsein­künf­te. Insbesondere für die Leistungs­ver­waltung werden zusätzliche Einnah­men durch die Entscheidungsträger (Par­lamente) zu Lasten der Betroffenen (steu­erpflichtigen Bürger) festge­setzt. In dem Deutschen Reich beläuft sich 1913 der Steueraufwand auf 2100000000 Mark (2,1 Milliarden für das Reich, 2,7 Milliarden für die Einzelstaaten). In dem 20. Jahrhundert gelangt die Besteuerung mit Umver­teilungszielen vordergründig selbstloser, tatsächlich aber meist selbstsüchtiger Politiker an die zeitweise mittels Neuverschuldung zeitlich versetzten Grenzen der Belastbar­keit der Steuerpflichtigen (Lohnsteuer, Einkom­men­steuer, Umsatz­steuer). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 32, 55, 83, 110, 111, 113, 149, 150, 152, 191, 196, 198, 233, 234, 259, 260; Köbler, WAS; Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Lohmann, K., Das Reichs­steuergesetz von 1654, Diss. Bonn 1892/1893; Kogler, F., Das landesfürstliche Steuerwesen in Tirol, Teil 1 1901; Bittner, L., Die Geschichte der direkten Staatssteuern im Erzstifte Salzburg, 1903; Dopsch, A., Steuerpflicht und Immunität im Herzogtum Österreich, ZRG GA 26 (1905), 1; Schnettler, O., Ein Steuerstreit, 1932; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schräder, B., Die Besteuerung des Bau­erntums in der Reichsgrafschaft Bentheim, 1941; Partsch, G., Die Steuern des Habsburger Urbars (1303-1308), 1946; Mitchell, S., Taxation in Medieval England, 1951; Kirchner, G., Die Steuerliste von 1241, ZRG GA 70 (1953), 64; Gerhard, H., Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken, 1960; Lunt, W., Papal Revenues, 2. A. 1965; Wachenhausen, M., Staats­ausgabe und öffentliches Interesse in den Steuerrechtfertigungs­lehren des naturrechtlichen Rationalismus, 1972; Merzbacher, F., Das Wesen der Steuer, (in) FS H. Paulick, 1973, 255; Schulze, W., Reichstage und Reichssteuern im späten 16. Jahrhundert, (in) ZHF 2 (1975), 43; Steitz, W., Die Realbesteuerung der Landwirtschaft, 1976; Jenetzky, J., System und Entwicklung des materiellen Steuerrechts, 1978; Schuler, P., Reichssteuern und Landstände, (in) Schauinsland 97 (1978), 39; Hartmann, P., Das Steuersystem der europäischen Staaten, 1979; Isenmann, E., Reichsfinanzen und Reichssteuern im 15. Jahrhundert, (in) ZHF 7 (1980), 1; Franke, S., Entwicklung und Begründung der Einkommens­besteuerung, 1981; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Linzbach, P., Der Werdegang der preußischen Einkommensteuer, 1984; Wild, W., Steuern und Reichsstandschaft, 1983; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 1986, 3. A. 1992; Pausch, A./Pausch, J., Kleine Weltgeschichte der Steuer­obrigkeit, 1989; Brown, A., The Governance of Late Medieval England, 1989; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zoll­geschichte, 1992; Lieb, R., Direkte Steuerprogression, 1992; Mußgnug, D., Die Reichs­fluchtsteuer 1931-1953, 1993; Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Schremmer, E., Steuern und Staatsfinanzen, 1994; Voß, R., Steuern im Dritten Reich, 1995; Schwennicke, A., „Ohne Steuer kein Staat“, 1996; Kumpf, J., 5000 Jahre Steuern und Zölle, 1996; Amend, A., Von der Kunst, eine Steuerfrage aus einer Parteifrage in eine Finanzfrage zu verwan­deln, 1997; Thier, A., Steuergesetzgebung und Verfassung in der konstitutionellen Monarchie, 1999; Hackl, B., Die theresianische Steuer­rektifikation, 1999; Mathiak, W., Zwischen Kopfsteuer und Einkommensteuer, 1999; Hacken­berg, M., Die Verpachtung von Zöllen und Steuern, 2002; Schremmer, E., Warum die württem­bergischen Ertragsteuern von 1821 und die sächsische Einkommensteuer von 1874/78 so interessant sind, 2002; Schauer, R., Die Steuerge­setzgebung des Nationalsozialismus, 2003; Ernst, A., Die Einführung des napoleonischen Steuer- und Verwaltungssystems in Lüneburg, 2004; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat. Geschichte der öffentlichen Finanzen, 2005; Johann, U., Die Steuer­gesetzgebung in der Bundesrepublik Deutschland von 1983 bis 1998, 2006; Kersting, G., Steuerwiderstand und Steuerkultur. Der Kampf gegen das Umgeld im Königreich Württemberg (1819-1871), 2006; Günther, S., Vectigalia nervos esse rei publicae, 2008; Baßler, J., Steuerliche Gewinnabgrenzung im Europäischen Binnenmarkt, 2012; Sahm, R., Von der Aufruhrsteuer bis zum Zehnten, 2014; Steuern im historischen Kontext, hg. v. Seer, R., 2014; Steueroasen im Visier, hg. v. Macho, R., 2015; Meinzer, M., Steueroase Deutschland, 2015; France, J., Finances publiques, interêts privés dans le monde romain, 2017; Hundert (100) Jahre Steuerrechtsprechung in Deutschland 1918-2018 – Festschrift für den Bundesfinanzhof, hg. v. Drüen, K/Hey, J./Mellinghoff, R., 2018 (Sammelband); Osterloh-Konrad, C., Die Steuerumgehung, 2019

Steuerbewilligung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [Schmoller, Forsch. XIII 1 S. 462 Komp.? in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die notwendige Zustimmung der →Landstände zu der Steuererhebung durch den Landesherrn.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3

Steuerrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1601 [Vorarlberg/ÖW. XVIII 95] in 9 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der die →Steuer betreffenden Rechtssätze. S. Google

Lit.: Högemann, W., Das deutsche Steuerrecht unter dem Einfluss des Nationalsozialismus, Diss. jur. Münster 1993; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Bräunig, C., Herbert Dorn 1887-1957) – Pionier und Wegbereiter im internationalen Steuerrecht, 2016; 100 Jahre Steuerrechtsprechung in Deutschland 1918-2018, hg. v. Drüen, K. u. a., 2018 (Sammelband)

Steuerstrafrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Straftatbestände betreffenden Rechtssätze des →Steuerrechts. Das Steuerstrafrecht gewinnt mit der von Politikern zwecks Machtgewinn durch Umverteilung von Vermögen der Steuerpflichtigen angestrebte Vermehrung der Steuerlast zunehmen­de Bedeutung.

Lit.: Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Lammerding, J. u. a., Steuerstrafrecht, 6. A. 1993, 8. A. 2004; Poggemann, M., Schuld und Strafe, 1997; Otte, L., Schwarzgeld, 2015

Steward (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Altenglische [Hauswart] sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Stuart

Steyr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) →Landlauf von Steyr

Stiernhöök, Johann Olafson (1596-1675) wird nach dem Rechtsstudium in Uppsala, Leipzig, Jena, Wittenberg und Rostock 1630 Hofgerichtsassessor und 1640 Professor in Turku. 1674 veröffentlicht er eine Darstellung des schwedischen, nicht von der Rezeption erfassten Rechtes (De iure Sveonum et Gothorum, Von dem Recht der Schweden und Göten). S. Google

Lit.: Stiernhöök, J., De iure Sveonum et Gothorum vetusto, 1672, Neudruck 1962; Jägerskiöld, Johann Stiernhöök, (in) Rättshistorisk Studien 4 (1974), 117; Johan Olofsson Stiernhöök, hg. v. Modéer, K., 1996

Stift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1190 [Sante Servatien Leben] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1261 [Dachstein/CorpAltdtOrUrk. V 1] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Kollegium kanonisch lebender Kleriker in einer Kirche. Es entsteht in dem Frühmittelalter. Seit dem Hochmittelalter ist es Verbandsperson.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schäfer, K., Pfarrkirche und Stift, 1903; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter Preußens, 1924, Neudruck 1964; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln, 1976; Lill, R., Stifts- und Abteikirchen, 1987; Studien zum weltlichen Kollegiatstift, hg. v. Crusius, I., 1995; Hankel, H., Die reichsunmittelbaren evangelischen Damen­stifte, 1996; Wagner, W., Universitätsstift und Kollegium, 1999; Studien zum Kanonissenstift, hg. v. Crusius, I., 2001; Die Stiftskirche in Südwestdeutschland, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Dom- und Kollegiatstifte in der Region Tirol – Südtirol – Trentino in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Obermair, H. u. a., 2006; Stift und Wirtschaft, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2007; Adelige Damenstifte Oberschwabens in der frühen Neuzeit, hg. v. Schiersner, D. u. a., 2011; Schiersner, D., Räume und Identitäten, 2014; Handbuch der Stiftskirchen in Baden-Württemberg, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2019 (136 Beiträge)

stiften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gründen, errichten

Stiftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1260 [SächsWChr. 90] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 950 belegt?) ist die Wid­mung von Vermögen zu einem bestimmten Zweck durch Rechts­geschäft. Als ein zu Verfügung gestelltes, in seinen Erträgen die Verfolgung bestimmter Zwecke wie Götterkult oder Ahnenverehrung auf Dauer ermöglichendes Kapital geht die Stiftung sachlich vielleicht bis etwa 3000 v. Chr. (Mesopotamien, Ägypten) zurück. Sie ist jedenfalls bereits dem römischen Recht ansatzweise bekannt. In dem Mittelalter fördert die Kirche nach Möglichkeit die mildtätige Stiftung. Aufklärung und Säku­larisation stehen der Stiftung feindlich gegen­über. Als juristische Person wird die bis dahin meist nur als unselbständiger Anhang einer Körper­schaft (beispielsweise Kirche, Gemeinde) angesehene Stiftung in dem 19. Jahrhundert anerkannt (Heise, G. A., Grund­riss eines Systems des gemeinen Civilrechts, 2. A. 1816, 23). In das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900 findet sie nur zögernd Eingang (1881 eine Vorschrift, 1900 neun). In dem ausgehenden 20 Jahrhundert bietet die Stiftung nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika eine Möglichkeit der Milderung der Härten hoher Erbschaftsteuern auf große Vermögen (beispielsweise dürfen seit 2006 in der Schweiz 20 Prozent des Einkommens bzw. Gewinns als Spenden steuersparend geltend gemacht werden). Als älteste noch bestehende deutsche Stiftung gilt der in Lüneburg 1127 errichtete Hospitalfonds Sankt Bendikt (evangelisches Stift in Sankt Goar zwar vielleicht in einem Vorläufer 765 errichtet, aber um 1525 aufgelöst, Hospitalstiftung in Wemding nicht 917, sondern erst 1371 gegründet). 1990 bestanden in der bisherigen Bundesrepublik 4011 Stiftungen, 2015 in der erweiterten Bundesrepublik 18820 Stiftungen mit einem Gesamtbudget von 12,5 Milliarden Euro, mit denen vor allem Gymnasien, Universitäten, Sozialeinrichtungen, Museen und Forschungsinstitutionen unerstützt wurden. S. Google

Lit.: Kaser § 17 III; Köbler, DRG 58, 121; Heimberger, H., Die Veränderung des Stiftungszwecks, 1913; Reicke, S., Stiftungsbegriff und Stiftungsrecht im Mittelalter, ZRG GA 53 (1933), 247; Pleimes, D., Die Rechtsproblematik des Stiftungswesens, Diss. jur. Leipzig 1938; Pleimes, D., Weltliches Stiftungsrecht, 1938; Pleimes, D., Irrwege der Dogmatik im Stiftungsrecht, 1954; Ebersbach, H., Die Stiftung des öffentlichen Rechts, 1961; Scheyhing, R., Zur Geschichte des Gymnasiums in Ellwangen, ZRG GA 79 (1962), 264; Liermann, H., Geschichte des Stiftungsrechts (Handbuch des Stiftungsrechts 1), 1963; Stiftungen aus Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 1f., hg. v. Berndl, H. u. a. 1970f.; Ebersbach, H., Handbuch des deutschen Stiftungsrechts, 1972; Deutsches Stiftungswesen, hg. v. Hauer, R. u. a., 1977; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Eichler, H., Die Verfassung der Körperschaft und Stiftung, 1986; Scheyhing, R., Die Gremp’sche Stiftung 1584-1984, ZRG GA 103 (1986), 254; Borgolte, M., Die Stiftungen des Mittelalters, ZRG KA 105 (1988), 71; Mäzenatentum in Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Becker, J., 1988; Deutsches Stiftungswesen, hg. v. Hauer, R., 1989; Rexroth, F., Deutsche Universitätsstiftungen von Prag bis Köln, 1992; Borgolte, M., Totale Geschichte des Mittelalters?, 1993; Siems, H., Von den piae causae zu den Xenodochien, (in) Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 1998, 57; Lusiardi, R., Stiftung und religiöse Gesellschaft, 1999; Wagner, W., Universitätsstift und Kollegium in Prag, Wien und Heidelberg, 1999; Stiftungen und Stiftungswirklich­keiten, hg. v. Borgolte, M., Bd. 1 2000; Lusiardi, R., Stiftung und städtische Gesellschaft, 2000; Theisen, F., Mittelalterliches Stiftungsrecht, 2002; Liermann, H., Geschichte des Stiftungsrechts, 2. A. 2002; Alexander, L., Anstalten und Stiftungen. Verselbständigte Ver­mögensmassen im römischen Recht, 2003; Klostermann, G., Das niederländische privatrecht­liche Stiftungsrecht, 2003; Schewe, M., Die Errichtung der rechtsfähigen Stiftung von Todes wegen, 2004; Scheller, B., Memoria an der Zeitenwende. Die Stiftungen Jakob Fuggers, 2004; Stiftungen in Christentum, Judentum und Islam vor der Moderne, hg. v. Borgolte, M., 2005; Schwarz, R., Das Stiftungswesen in der sowjetischen Be­satzungs­zone und in der Deutschen Demokratischen Republik, 2008; Kästner, K./Couzinet, D., Der Rechtsstatus kirchlicher Stif­tungen staatlichen Rechts des 19. Jahrhunderts, 2008; Steiner, M., Die Klöster und ihr Wirken, 2009; Islamische Stiftungen zwischen juristischer Norm und sozialer Praxis, hg. v. Meier, A. u. a., 2009; Borgolte, M., Stiftungen, (in) Stiftungen 3 (2009), 9; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Hahn, P., Die Stiftungssatzung, 2010; Lohse, T., Die Dauer der Stiftung, 2011; Werner, M., Stiftungsstadt und Bürgertum, 2011; Impekoven, H., Die Alexander von Humboldt-Stiftung, 2011; Borgolte, M., Stiftung und Memoria. 2012 (Aufsätze); Moddelmog, C., Königliche Stiftungen des Mittelalters im historischen Wandel, 2012; Bach, C., Bürgersinn und Unternehmergeist, 2014; Enzyklopädie des Stiftungswesens in mittelalterlichen Gesellschaften, Bd. 1 Grundlagen, hg. v. Borgolte, M. 2014, Bd. 2 Das soziale System, 2014, Bd. 3 Stiftung und Gesellschaft, 2017; Borgolte, M., Fünftausend Jahre Stiftungen, (in) HZ 301 (2015) 593; Borgolte, M., Weltgeschichte als Stiftungsgeschichte, 2017; Adam, T., Zivilgesellschaft oder starker Staat? Das Stiftungswesen in Deutschland (1815-1989), 2018; Johannsen, I., Stifter und Stiftungen im frühneuzeitlichen Hamburg, 2019; Hockerts, G., Ein Erbe für die Wissenschaft – Die Fritz Thyssen Stiftung in der Bonner Republik, 2021

still (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1270 [HambOrdB. F 21 Handschrift 1493] bzw. 1283 [HollandOrkB. Suppl. 164] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ruhig, stillschweigend, lautlos

Stille Gesellschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - unter still - ab 1776 [Krünitz, Enzykl. VIII 277] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beteiligung an einem Geschäft ohne tätige Mitwirkung. Die stille Gesellschaft. ist eine nach außen nicht erkennbare Innengesellschaft. Sie findet sich bereits in dem Hochmittelalter. In dem Allgemeinen Deutschen Handelsge­setz­buch (1861) wird die stille Gesellschaft von der →Kommanditgesellschaft geschieden.

Lit.: Köbler, DRG 127, 217; Goldschmidt, L., Hand­buch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, da­rin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Engler, C., Die Komman­ditgesellschaft (KG) und die stille Gesellschaft im Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch, 1999

stillschweigend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [HistVjschr. 14 1911 423] in 33 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von stillschweigen und Stillschweigen – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ohne ausdrückliche Willenserklärung erfolgend, gesetzlich oder gewohnheitsrechtlich geltend (beispielsweise Pfand­recht des Vermieters oder Ver­päch­ters)

stilus, lat., M., Schreibgriffel, Stil, spitziger Pfahl, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. idg. *stei-, *tei-, Adj., spitzig

stilus (M.) curiae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat.) Schreibart eines Gerichts, Gerichtsgebrauch

Lit.: Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Berger, H., Die Entwicklung der zivilrechtlichen Relation, Diss. jur. Frankfurt am Main 1976

Stimme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 12 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lautäußerung eines Menschen sowie zumpnest übertragen auch anderer Lebewesesn

Stimmrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1667 [Pufendorf, RZustand 211] in 16 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht, an einer Abstim­mung einer Personenmehrheit teil­zu­nehmen. Es gewinnt insbesondere in dem 19. Jahrhundert allgemeine Bedeutung, die aber später wegen des geringen Einflusses des Einzelnen gegenüber Meinungsmachern (z. B. Sebastian Kurz in Österreich, aber wohl überall auch anderswo) auf politische Entwicklungen wieder nachlässt.

Lit.: Vogel, B. u. a., Wahlen in Deutschland, 1971

Stintzing, Roderich von (Altona 8. 2. 1825-Südtirol 13. 9. 1883), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Jena, Heidelberg, Kiel und Berlin 1848 Rechtsanwalt und 1854 ordentlicher Professor in Basel, Erlangen (1857) und Bonn (1870). Nach langjährigen Vor­be­reitungen veröffentlicht er 1880 eine Geschichte der deutschen Rechtswissen­schaft, die nach seinem tödlichen Bergunfall von Ernst Landsberg fortgeführt wird. S. Google

Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Müllenbach, B., Zum 100. Todestag von Roderich von Stintzing, ZRG GA 101 (1984), 312

stipare, stīpāre,  lat., V., zusammenpressen, zusammenhäufen, vollstopfen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *stē̆ibʰ, *stē̆ib-, *stī̆bʰ, *stī̆b-, *stē̆ip-, *stī̆p-, Sb., Adj., Stange, Stecken (M.), steif

stipendium, stīpendium,  lat., N., Steuer (F.), Tribut, Zoll (N.) (2), Strafe, Beistand, Unterstützung, Sold, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stips, pendere

Stipendium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Reyscher, Ges. XI 3 S. 18] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Unterhaltsleistung

Lit.: Köbler, DRG 32; Adam, T., Stipendien­stiftungen und der Zugang zu höherer Bildung in Deutschland von 1800 bis 1960, 2008 (in Preußen 1885 für 21 Prozent der Studierenden Zuwendungen verfügbar); Stipendienstiftungen und Stipendiaten, hg. v. Merkel, G., 2008

stipula,  lat., F., Halm, Strohhalm, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stīpāre

stipulare, stipulāre,  lat., V.,  sich förmlich angeloben, zusagen lassen, eine Verbindlichkeit übernehmen, Symm. (um 340-402 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stipulārī

stipulari, stipulārī,  lat., V.: nhd. sich förmlich angeloben, zusagen lassen, eine Verbindlichkeit übernehmen; , Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stīpāre

stipulatio, stipulātio,  lat., F., förmliche Anfrage, Stipulation, Versprechen, Vertrag, Kontrakt, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stīpāre

Stipulatio (lat. [F.] Stipulation) ist bereits in dem altrömischen Recht das Versprechen. Es stellt eines der wichtigsten Geschäfte überhaupt dar. Bei der Stipulation macht der eine ein (mündliches, formgebundenes) Angebot (lat. centum mihi dari spondesne [versprichst du, dass mir hundert gegeben werden?]), dem der andere zustimmt (lat. spondeo [ich ver­spreche]). Die vielseitig (beispielsweise für ein Schen­kungsversprechen, die Haftung bei Verkauf oder eine Zinsab­rede) verwendbare, einseitig verpflich­tende Stipulation ist in dem klassischen römischen Recht →Verbalkontrakt (mit der actio ex stipulatu einklagbar). Zu Gunsten eines Dritten ist die Stipulation ausgeschlossen (lat. alteri stipulari nemo potest, für einen Dritten kann niemand versprechen). Bei der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird der besondere Wortformalismus nicht über­nommen (usus modernus pandectarum, moderner Gebrauch der Pandekten).

Lit.: Kaser §§ 6 III, 7 III, 8 I, 32 II, 33 I, IV, 38 II, 40 I, 41 VI, 58 III, 59 II; Söllner §§ 8, 9, 18, 24; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 19, 22, 27, 45, 164; Seuffert, L., Materialien zur Deutung von stipulatio in mittelal­terlichen Urkunden, ZRG GA 2 (1881), 115; Wolf, J., Causa stipulationis, 1970; Simon, D., Studien zur Praxis der Stipulationsklausel, 1964; Wesener, G., Zum Weiterleben römischen Rechtes im Frühmittelalter (in) Cinquante anni della Corte costituzionale della Repubblica italiana, 2006, 1751; Finkenauer, T., Sti­pu­lation und Geschäftsgrundlage, ZRG RA 127 (2010), 305; Finkenauer, T., Vererblichkeit und Drittwirkung der Stipulation im klassischen römischen Recht, 2010; Berg, S., Die Stipulation in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2009

Stipulatio (F.) Aquiliana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbarlat.) ist die von Gaius Aquilius Gallus (66 v. Chr.) ge­schaffene, den Geldwert aller gegen­wärtig oder künftig gerichtlich durch­setzbaren Rechte des Stipulanten in ei­ner einzigen Stipulation zusammenfas­sende Stipulation (Ausgleichs­quittung).

Lit.: Kaser § 54 I 5; Köbler, DRG 29, 44; Sturm, F., Stipulatio Aquiliana, 1972

stipulatio (F.) duplae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Strafstipulation auf das Doppelte (des Kaufpreises), falls die verkaufte und dem Käufer übergebene Sache von einem besser Berechtigten herausverlangt wird (teilweise fingiert)

Lit.: Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 46

Stipulation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [HanseRez. 2 VII 290] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Versprechen) →stipulatio

Stobbe, Johann Ernst Otto (Königsberg 28. 6. 1831-Leipzig 19. 5. 1887) wird nach dem Studium von Philosophie und Rechts­wissenschaft in Königsberg, Leipzig und Göttingen (Merkel, Albrecht, Waitz) 1856 in Königsberg außerordentlicher Professor und dann ordentlicher Professor, 1859 in Breslau, 1872 in Leipzig. Er veröffentlicht 1860 die Geschichte der deutschen Rechtsquellen (Neudruck 1965) und 1871 ein Handbuch des deutschen Privatrechts. S. Google

Lit.: Friedberg, E., Otto Stobbe, 1887; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Scholze, B., Otto Stobbe, 2002

Stock (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Holzstück, Geschoss, Gefängnis, Pranger

Stockholm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Mälarsee erscheint 1252. In dem 17. Jahrhundert wird es Hauptstadt Schwedens. In dem 19. Jahrhundert erhält es eine 1960 verfestigte Universität. S. Google

Lit.: Dahlbäck, G., I medeltidens Stockholm, 1988; Ullrich, S., Untersuchungen zum Einfluss des lübi­schen Rechts, 2008

Stockwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Geschoss eines (mehrstöckigen) Hauses

Stockwerkseigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das besondere Eigentum an einem Teil (Stockwerk) eines Hauses. In Gegensatz zu dem römischen Recht erscheint es in dem Mittelalter vor allem in Süd­deutschland seit dem 12. Jahrhundert, in Tirol seit dem 15. Jahrhundert. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird das Stockwerkseigentum zurückgedrängt. An dem Ende des 19. Jahrhunderts wird seine Neubildung als rechtlich un­möglich (lat. superficies solo cedit, der obe­re Teil weicht dem Grund) ausge­schlossen (Österreich 1879, deutsches Reich 1900, Schweiz 1907/1911). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tritt das aus sozialen Überlegungen neu geschaffene Wohnungseigentum an seine Stelle.

Lit.: Kaser § 26 III 3; Hübner; Ackermann, F., Über Stockwerkseigentum, Diss. jur. Göttingen 1891; Novak, F., Das Stockwerkseigentum im Wiener Rechte des Mittelalters, ZRG GA 54 (1934), 89; Putzer, P., Zur Rechtsgeschichte des Stockwerks­eigentums, (in) FS E. Hellbling, 1971, 581; Thümmel, H., Stockwerkseigen­tum in Baden, (in) Z. f. d. Notariat in Baden-Württemberg 50 (1984), 5; Rainer, J., Superficies und Stockwerkseigentum, ZRG RA 106 (1989), 327; Freundling, G., Echtes altes Stockwerkseigentum in Bayern, ZRG 116 (1999), 384; Kohl, G., Stockwerkseigentum 2007

Stol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Stola, Stolgebühr

stola, lat., F., langes Kleid, Stola, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. στολή (stolḗ), F., Ausrüstung, Kleid, Gewand, vgl. gr. στέλλειν (stéllein), V., bestellen, kommen lassen, schicken, senden, vgl. idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer, Pfosten (M.), Stamm, Stiel, Stängel, Stengel

Stola (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über stola, lat., F., langes Kleid, Stola [204-169 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Stola, priesterliches Gewandstück

Stolgebühr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechiusche des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nach dem Amtsgewand des Geistlichen (Stola) bezeichnete Gebühr für eine kirchliche Handlung (beispielsweise Taufe, Trauung, Begräbnis).

Lit.: Freudenberger, T., Der Kampf um die radikale Abschaffung, (in) Münchner Theol. Z. 1 (1950), 40; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

Stölzel, Adolf (Gotha 28. 6. 1831-Berlin 19. 4. 1919), Stadtsekretärs- und Amtsad­vokaten­sohn, wird nach dem Rechts­studium in Marburg und Heidelberg 1860 Richter und 1887 Honorarprofessor. 1872 legt er eine Unter­suchung über die Ent­wicklung des gelehrten Richtertums in deutschen Territorien vor, 1901 eine Untersuchung über die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung. S. Google

Lit.: Stutz, U., Germanistische Chronik, ZRG GA 40 (1919), 393

stören (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen ab 1190/1230 [WaltherVogelw. 83,25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) ärgern, beeinträchtigen, verletzen

Störer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [NÖsterr./CorpAltdtOrUrk. III 534] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1312, Störung 1190, stören 9. Jahrhundert) ist der durch ein Verhalten oder einen Zustand andere Störende oder in ihren Rechten Beeinträchtigende.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Wollin, S., Störerhaftung im Immaterialgüter- und Persönlichkeitsrecht, 2018

Störung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [OÖUB. IV 388] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1190) Beeinträchtigung, Verletzung

Stracca, Benvenuto (Ancona 1509-1578), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechts­studium in Bologna Jurist in Ancona. Er veröffentlicht 1553 den (lat.) Tractatus (M.) de mercatura seu mercatore (Ab­handlung von dem Handel oder Kaufmann), der mit der Be­handlung des Kaufmanns und seiner Ge­schäfte die erste wissen­schaftliche Dar­stel­lung des →Handels­rechts ist.

Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Hand­buch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2, 1, 1977

Strafaussetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) zu der Bewährung ist die in dem 20. Jahrhundert nach englischen Vorläufern (1778 Strafkolonien in Australien) nach ame­rikanischem Vorbild (Massachusetts 1869, England 1887, Belgien 1888, Frankreich 1891, bedingte Begnadigung Sachsen 1895) eingeführte Aussetzung der Vollstreckung einer →Freiheitsstrafe unter der Bedingung, dass der Täter während einer Bewährungszeit nicht erneut straffällig wird (Deutschland Reichsju­gend­ge­richtsgesetz 1923, allgemein Bundesrepublik Deutschland 1953). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 236

strafbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1428 [Wertheim 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) mit Strafe bedroht, bestrafbar

Strafbefehl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1693 [Döpler, Theatr. I 115] in sechs Stellen bis 1800 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort zuerst in Hannover) ist die Entscheidung des Gerichts in dem beson­deren Strafbefehlsverfahren der Strafpro­zess­ord­nung (§§ 407-412 StPO). Dem Strafbefehls­verfahren fehlen die in Preu­ßen 1846 einge­führten Grundsätze der Münd­lich­keit, der Öffentlichkeit und des rechtlichen Gehörs weitgehend, so dass es insofern den älteren Inquisitionsprozess fortführt. Seine Bedeu­tung ist seit 1846 vor allem auch unter Kostengesichtspunkten stetig gewachsen. S. Google

Lit.: Elobied, T., Die Entwicklung des Strafbefehls­ver­fah­rens von 1846 bis in die Gegenwart, 2010

Strafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 13. Jahrhundert [Alpharts Tod] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab un 1250 [DHeldenb. II 4 Tadel, Schelte, Zurechtweisung] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das dem Täter einer von Menschen als solche bestimmten Straftat von der Allgemeinheit zuzufügende, das Opfer nicht durch einen Ausgleich entschädigende Übel. In dem altrömi­schen Recht werden Unrechtstaten über­wiegend mit den Mitteln der Hauszucht, des Kriegsrechts, der allgemeinen magis­tratischen Zuchtgewalt und des Zivil­verfahrens verfolgt und nur in einigen seltenen Fällen (Landesverrat, Magis­tratsver­letzung) mit einer öffentlichen Strafe (Enthauptung und Vermögens­ein­ziehung, später auch Geldstrafe) belegt. Demgegenüber dringt seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. die öffentliche Unrechtsverfolgung allgemein durch. Strafen sind danach Todesstrafe, Verbannung, Ausprügelung, Zwangsarbeit und Geldstrafe. Justinian vereinigt alle Regelungen in den Büchern 47 und 48 der →Digesten (so genannte [lat., M.Pl.] libri terribiles, Schreckensbücher). Inwie­weit die Germanen Strafen kennen, ist zweifelhaft (nach Tacitus möglicherweise Auf­hängen bei Volksverrat, in dem Moor Ver­senken bei Unzucht). In dem Frühmittelalter über­wiegt das →Kom­positionensystem durch Bußen bis zu Wergeld als Ausgleichsleistungen des Täters und seiner Verwandten an das Opfer und seine Verwandten. Erst seit dem 11. Jahrhundert erscheint die Strafe (wieder allge­meiner) in →Landfrieden, setzt sich dann aber - beispielsweise bis zu dem Sachsenspiegel von 1221 bis 1224 - rasch durch. Sie ist anscheinend bis in das 17. Jahrhundert meist in Geld ablösbar. Bereits vor dem 12. Jahrhundert sind auch Ansätze eines kirchlichen Strafrechts erkennbar, die aber erst durch die an das den Gegenstand noch an verschiedenen Stellen behandelnde Decretum Gratians (um 1140) anschließende Kanonistik (Bernhard von Pavia [† 1213], Compilatio prima Buch 5 de criminibus et poenis, Liber Extra Gregors IX. [um 1167-1241] - de poenis) systematisch ausgebaut werden, so dass etwa ab 1150 allmählich kirchliche Buße und kirchliche Strafe getrennt werden. Thomas von Aquin legt in seiner auf Aristoteles aufbauenden Straftheorie die Strafe auf die Sündenstrafe fest und trennt damit die eigentliche Strafe von strafenden Maßnahmen mit anderen Zielen, wobei ihm die eigentliche Strafe ein Ausgleichen einer freiwilligen Sünde durch ein unfreiwilliges Leiden ist. Eine allgemeinere ausführliche Regelung bringt für das Heilige römische Reich die etwas früheren Malefizordnungen oder Halsgerichtsordnungen folgende →Constitutio Criminalis Carolina (1532). Danach stehen Todesstrafen und Leibesstrafen in dem Mittelpunkt, doch tritt auch die →Freiheitsstrafe schon in einem ersten Ansatz auf. Für sie entwickelt sich seit dem 16. Jahrhundert der Erzie­hungsgedanke (→Zuchthaus). Wohl aus der spanischen Inquisition und der spanischen Spätscholastik (Alfonso de Castro 1495-1558) stammt die ein­schränkende Vorstellung des an den Straftäter gerichteten sittlichen Vorwurfs, die auch zu der Folge hat, dass schuldun­abhängige Zwangsmaßnahmen unter Berufung auf ihre Unverzichtbarkeit für das Wohl der Allgemeinheit zu einem neuartigen Präventionsrecht neben dem eigentlichen Strafrecht zusammengefasst werden (Zwei­gleisigkeit). Das Strafgesetz­buch Josephs II. für Österreich (Allgemei­nes Gesetzbuch über Verbrechen und deren Bestrafung, 1787, Josephina) verbietet dem Richter Auslegung und Analogie (lat. nulla poena sine lege, keine Strafe ohne Gesetz). In dem 19. Jahrhundert wird die Reso­zialisierung des Straftäters in den Vorder­grund gerückt (→Liszt 1882). Die Todes­strafen und Leibesstrafen werden überdacht und in dem 20. Jahrhundert beseitigt. Die kurzzeitige Freiheitsstrafe wird in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die ökonomischer zu verwendende →Geld­strafe ersetzt. Übertretungen werden überwiegend als Ordnungswidrigkeiten verfolgt. Verschiedene ältere Straftatbestände werden straffrei, während anderes Verhalten strafbar wird.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 14, 20, 34, 56, 87, 91, 118, 119, 158, 204, 236, 264; Köbler, WAS; Kohler, J., Das Strafrecht der italienischen Statuten, 1897; Allmann, I., Außerordentliche Strafe und Instanzentbindung, Diss. jur. Göttingen 1903; Binding, K., Die Entstehung der öffentlichen Strafe im germanisch-deutschen Recht, 1908 (Rede), e-book 2013; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967; Levy, E., Die römische Kapitalstrafe, 1931; Schindler, G., Verbrechen und Strafen im Recht der Stadt Freiburg, 1937; Achter, V., Geburt der Strafe, 1951; Bianchi, H., Ethik des Strafens, 1966; Holzhauer, H., Willensfreiheit und Strafe, 1970; Polley, R., Die Lehre vom gerechten Strafmaß, 1972; Abdulmegid Kara, M., The Philosophy of Punishment in Islamic Law, 1977; Gudian, G., Geldstrafrecht und peinliche Strafe, (in) FS A. Erler, 1977, 273; Nehlsen, H., Entstehung des öffentlichen Strafrechts, (in) FS H. Thieme, 1983, 3; Hattenhauer, H., Über Buße und Strafe im Mittelalter, ZRG GA 100 (1983), 53; La Peine, 1989; Rees, W., Die Strafgewalt der Kirche 1993; Holzhauer, H., Zum Strafgedanken im frühen Mittelalter, (in) Überlieferung, Bewahrung, 1993, 179; Weitzel, J., Strafe und Strafverfahren in der Merowingerzeit, ZRG GA 111 (1994), 66; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995), 1; Klementowski, M., Die Entstehung der Grundsätze der strafrechtlichen Verantwortlichkeit und der öffentlichen Strafe im deutschen Reich bis zum 14. Jahrhundert, ZRG GA 113 (1996), 217; Wadle, E., Die peinliche Strafe, (in) Träger und Instrumente des Friedens, 1996, 229; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs, 1996; Schnabel-Schüle, H., Überwachen und Strafen im Territorialstaat, 1997; Reuß, E., Berliner Justizgeschichte, 2000; Peters, J., Die Entwicklung von Sanktionspraxis und Strafrechtsreform 1871 bis 1933, 2000; Gellinek, C., Was heißt strafen?, ZRG GA 118 (2001), 385; Herrschaftliches Strafen seit dem Hochmittelalter, hg. v. Schlosser, H. u. a., 2002; Henselmeyer, U., Ratsherren und andere Delinquenten, 2002; Maihold, H., Strafe für fremde Schuld?, 2003; Börsch, M., Damit Übeltaten nicht ungestraft bleiben, 2003; Thiel, S., Strafe und Strafverfahren in der freien Reichsstadt Memmingen, Diss. jur. Würzburg 2003; Deutsch, A., Späte Sühne, ZRG GA 122 (2005), 113; Maihold, H., Strafe für fremde Schuld?, 2005; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert, hg. v. Da Passano, M., 2006; Der Strafgedanke in seiner historischen Entwicklung, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2007; Emsley, C., Crime, Police and Penal Policy, 2007; Schauz, D., Strafen als moralische Besserung, 2008; Rosenblum, W., Beyond the Prison Gates - Punishment and welfare in Germany 1850-1933, 2008; Strafe und Strafrecht in den antiken Welten, hg. v. Rollinger, R. u. a., 2012; Maihold, H., Die Bildnis- und Leichnamsstrafen im Kontext der Lehre von den crimina excerpta, ZRG GA 130 (2013), 78; Boes, M., Crime and Punishment in Early Modern Germany, 2013 (Frankfurt am Main); Capital and Corporal Punishment in Anglo-Saxon England, hg. v. Gates, J. u. a., 2014; Shame between punishment and penance. The social usages of shame in the middle ages and early modern times, hg. v. Sère, B. u. a., 2013; Isernhinke, K., Das Strafgefangenlager Oberems, 2015; Maetschke, M., „Verdammung der Missethäter zur Bergarbeit“, 2016; Luther, C., Aufgeklärt strafen, 2016; Fischer, T., Über das Strafen, 2018 (nichts wirklich neu); Bauer, K., Buße und Strafe im Frühmittelalter, 2017

strafen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – an eher versteckter Stelle - bezeugt – 1172- 1190 [Drie liet von der maget des Priesters Wernher] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [DHeldenb. II 27 tadeln, zurcjtweisen, rügen, bezichtigen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in einem Strafverfahren mit einer Strafe nach dem Strafgesetzbuch belegen (V.)

Strafgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1564 [NürnbRef. 1564 Vorr. 5 r] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die oder eine Strafe betreffende Gesetz (beispielsweise [Constitutio criminalis Bambergensis 1507, Constitutio criminalis Carolina 1532, Constitutio criminalis Theresiana 1768, Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und deren Bestrafung Josephs II. für die habsburgischen Erbländer 1787,] Strafgesetz über Verbrechen und schwere Polizeiübertretungen Österreichs von dem 3. 9. 1803, Anlage zu dem kaiserlichen Patent von dem 3. 9. 1803, JGS 626, Strafgesetzbuch über Verbrechen, Vergehen und Übertretungen Österreichs von 1852, Anlage zu dem kaiserlichen Patent von dem 27. 5. 1852). S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­Strafge­setz­buchOesterreich1852.htm; Kertai, B., Sicherheit, Risiko und Opferschutz – Anlässe der Strafgesetzgebung, 2014

Strafgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1787 [Schindler, VerbrFreib. 268, 29 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das (älteren Gesetzen und Verordnungen über Strafrecht und Straf­verfahren wie beispielsweise (den Malefizordnungen und Halsgerichtsordnungen,) der Constitutio Criminalis Carolina von 1532, der Ordon­nance sur le fait de la justice von Villers-Cotterêts von 1539 in Frankreich oder den Strafrechtsverordnungen von dem 5. und 6. Juli 1570 in den spanischen Niederlanden folgende,) das →Strafrecht kodifizierende Gesetzbuch (beispielsweise bayerischer Codex iuris criminalis 1751, Constitutio Criminalis Theresiana 1768, Constitutio Criminalis Josephina = Josefinisches Strafgesetzbuch 1787, Frankreich Code pénal 1791, 1795, preußisches Allgemeines Landrecht 1794, Westgalizisches Strafgesetzbuch 1796, Österreich 1803, Allgemeines Kriminalrecht für die preußischen Staaten 1805, Code pénal 1810, Bayern 1813, Oldenburg 1814, Sachsen Criminalgesetzbuch 1838, Württemberg 1839, Sachsen-Weimar 1839, Hannover 1840, Braunschweig 1840, Sach­sen-Altenburg 1841, Hessen 1841, Lippe-Detmold 1843, Sachsen-Meiningen 1844, Schwarzburg-Sondershausen 1845, Baden 1845, Nassau 1849, Preußen 1851 [, Österreich 1852 Neuherausgabe], Sachsen 1855, 1868 revidiert, Deutsches Reich 1871 unter maßgeblichem Einfluss Preußens und ge­rin­gem Einfluss Sach­sens). Das Straf­gesetzbuch des Deutschen Reiches (liberales Reichsstrafgesetz mit eher antiliberaler Novelle von 1876) wird nach zahlreichen Reformvorschlägen (u. a. Entwurf Gustav Radbruchs von 1922) 1969 in seinem allgemeinen Teil verändert (Einheits­strafe, viele Geldstrafen nach Tages­sätzen). Die Übertretungen werden über­wie­gend zu Ordnungswidrigkeiten. 1973/­1974 werden die Sexualdelikte libe­ralisiert, 1976 wird die Wirtschaftskri­mina­lität erfasst, 1980 die Umweltkrimina­lität, 1986 die Computerkri­mi­na­lität. In Ös­terreich wird das Strafge­setzbuch über Verbrechen und schwere Polizeiübertretungen von dem 3. September 1803, neue Ausgabe zu dem 1. 9. 1852, durch das Bundesgesetz von dem 23. 1. 1974 über die mit gerichtlicher Strafe be­dro­hten Handlungen (Strafgesetzbuch) er­setzt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 181, 182, 229; Stenglein, M., Sammlung der deutschen Strafgesetzbücher, Bd. 1ff. 1858; Berner, A., Die Strafgesetzgebung in Deutschland, 1867, Neudruck 1978; Würtenberger, T., Das System der Rechts­güterordnung, 1933, Neudruck 1973; Maes, L., Die drei großen europäischen Strafgesetzbücher, ZRG 94 (1977), 207; Schubert, G., Feuerbachs Entwurf zu einem Strafgesetzbuch, 1978; Schubert, W., Der Ausbau der Rechtseinheit unter dem Norddeutschen Bund, (in) FS R. Gmür, 1983, 149; Protokolle der Kommission für die Reform des Strafgesetzbuches (1911-1913), hg. v. Schubert, W., 1990; Entwürfe der Strafrechtskommission zu einem deutschen Strafgesetzbuch und zu einem Einführungsgesetz (1911-1914), hg. v. Schubert, W., 1990; Das Strafgesetzbuch, Sammlung der Änderungs­gesetze und Neubekanntmachungen, hg. v. Vormbaum, T. u. a., Bd. 1f. 1999; Brandt, C., Die Entstehung des Code pénal von 1810 und sein Einfluss, 2002; Goltsche, F., Der Entwurf eines allgemeinen deutschen Strafgesetz­buches von 1922 (Entwurf Radbruch), 2010; StGB Historisch-synoptische Edition. 1871-2009, Bd. 1ff. 2010; Feuerbachs Bayerisches Strafgesetzbuch, hg. v. Koch, A. u. a., 2013; Bargon, V., Die Strafrechtsnovelle vom 26. Februar 1876, 2015; Timm, A., Der Entwurf eines Strafgesetzbuches von 1962, 2016; Strohkendl, D., Das Strafgesetzbuch für die preußischen Staaten vom 14. April 1851, 2019

Strafklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Schottel 441] in drei Stellen bis 1738 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die auf Verurteilung zu ei­ner Strafe gerichtete Klage.

Lit.: Guthke, T., Die Herausbildung der Strafklage, 2009

strafmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab ohne Jahr [DWB. X 3 Sp. 678, 1 Archivzettel] - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) altersbedingt strafbar

Strafmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen ab 1785 [Fischer, KamPolR. I 108, 2 Archivzettel] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die altersbedingte Strafbarkeit. Sie wird in dem Deutschen Reich 1923 von 12 auf 14 Jahre heraufgesetzt. In Großbritannien liegt sie noch bei 10 Jah­ren. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 236; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Dräger, W., Die Strafmündigkeitsgrenzen, Diss. jur. Kiel 1992

Strafprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen ab 1794 [Quistorp, GrundsPeinlR.5 II 525, 23 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das gerichtliche Verfahren, in dem über das Vorliegen einer Straftat und die dafür zu verhängende Strafe verhandelt wird. Es unterscheidet sich bereits in dem altrömischen Recht von dem Zivilverfahren, wobei in Rom ohne weiteres von dem privaten Prozess in den Strafprozess gewechselt wird oder werden kann. In dem Hochmittelalter wird diese Unterschei­dung in dem 12. Jahrhundert erneut aufgegriffen, wobei Frankreich auf kirchlichen Wurzeln dem Heiligen römischen Reich voranzugehen scheint und beispielsweise Johann von Buch (um 1290-nach 1356) die Teilung der Klagen in peinliche, bürgerliche und gemischte aufgreift. Dabei stehen →Akkusa­tions­prozess und →Inquisi­tionspro­zess neben­einander. Der von der nicht­öffentlichen Un­ter­su­chung samt →Folter gekennzeichnete, mehr und mehr vor­herr­schen­de Inquisiti­onsprozess mit seinem →endlichen Rechts­tag wird von der Auf­klärung bekämpft und zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch ein öffentliches rechts­staatliches Ver­fahren ersetzt (Frankreich 1808 Code d’instruction criminelle), in dem Unter­suchung (→Staats­anwalt) und Entscheidung (Richter) getrennt sind. In Österreich wird dieser Strafprozess 1850 (bis 1853) und 1873 aufge­nommen (Reform 2008). S. Google

Lit.: Söllner §§ 10, 17; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 20, 34, 56, 117, 138, 156, 181, 202, 235, 263; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, 1879, Neudruck 1973; Esmein, A., Histoire de la procédure criminelle en France, 1882; Schoetensack, A., Der Strafprozess der Carolina, Diss. jur. Heidelberg 1904; Bauchond, M., La justice criminelle du magistrat de Valenciennes, 1904; Müller, K., Zur Geschichte des peinlichen Prozesses in Schwaben im späteren Mittelalter, 1910; Schröder, R., Eine strafpro­zessualische Verordnung des Königs Ruprecht, ZRG GA 34 (1913), 433; Schmidt, E., Fiskalat und Strafprozess, 1921; Fels, H., Der Strafprozess der preußischen Criminalordnung von 1805, Diss. jur. Bonn 1932; Schmidt, E., Inquisitionsprozess und Rezeption, 1944; Amrhein, F., Die Entwicklung des hessischen Strafprozessrechts im 18. und 19. Jahrhundert, Diss. jur. Würzburg 1955 (masch. schr.); Schmidt, E., Deutsches Strafprozessrecht, 1967; Strafrecht, Strafprozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a., 1984; Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozessrechts, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1988f.; Hornhardt, G., Die Stunde der Justiz, ZRG GA 106 (1989), 239; Protokolle der Kommission für die Reform des Strafprozesses (1903-1905), hg. v. Reichsjustizamt 1905, neu hg. v. Schubert, W., 1991; Sellert, W., Borgerlike, pinlike und misschede klage, (in) Überlieferung, Bewahrung, 1993, 321; Dülmen, R. van, Theater des Schreckens, 4. A. 1995; Blusch, C., Das bayerische Strafverfahrensrecht von 1813, 1997; Friedländer, H., Interessante Kriminal-Prozesse, 1999 (CD-ROM); Ermann, J., Strafprozess, öffentliches Interesse und private Strafverfolgung, 2000; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Nobis, F., Die Strafprozessgesetzgebung der späten Weimarer Republik, 2000; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart, 2001; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002; Langbein, J., The Origins of Adversary Criminal Trial, 2003; Reuber, S., Der Kölner Mordfall Fonk von 1816, 2002; Die Quellen sprechen lassen, hg. v. Emberger, G. u. a., 2009; Zeitschrift für internationale Straf­rechts­dogmatik 4 (2009), 466ff. (Strafprozessrecht - 130 Jahre Strafprozessordnung); Savigny, F., Die Prin­zipi­en­fragen in Beziehung auf eine neue Strafprozeß-Ordnung, hg. v. Schubert, W., 2011; Ortmann, A., Machtvolle Verhandlungen – Zur Kulturgeschichte der deutschen Strafjustiz 1879-1914, 2014; Rieks, D., Live-Berichterstattung aus der strafrechtlichen Hauptverhandlung, 2019

Strafprozessordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen in DRW-Archiv ab 1809 [Egger, F. v., Das natürliche öffentliche Recht I Wien 1809 195, 5 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein das Straf­verfahren bzw. den Strafprozess ordnendes Gesetz. Eine solche Strafprozessordnung stellen bereits die Constitutio Criminalis Bambergensis von 1507 und die →Constitutio Criminalis Carolina von 1532 dar, die aber auch noch (materielles) Strafrecht enthalten. Auf den Strafprozess beschränkt sind aber die Strafprozessordnungen der späteren Zeit (Code d’instruction criminelle Frankreich 1808, Baden 1844, Preußen 1849, Österreich 1850/1853/23. 5. 1873 [RGBl. 1873, 119], Strafprozessordnung des Deutschen Reiches 1877/1879).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 181, 263, 264; Entwürfe einer Strafprozessordnung, 1908, neu hg. v. Schubert, W., 1991; Protokolle der Reichstagsver­handlungen, Bericht der 7. Kommission des Reichstags (1910-1911) zur Beratung der Entwürfe einer Strafprozessordnung, 1910f., neu hg. v. Schubert, W., 1991; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Kleinheyer, H., Die Regensburger peinliche Gerichtsordnung, (in) FS H. Krause, 1975, 110; Entstehung und Quellen der Strafprozessordnung von 1877, hg. v. Schubert, W./Regge, J., 1989; Bottenberg, F., Die hamburgische Strafprozessordnung von 1869, 1998

Strafprozessrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab Erstbelegung ohne Jahr [DWW. X 3 Sp. 683, 4 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Strafprozess, Straf­pro­zessordnung

Lit.: Quellen zur Reform des Straf- und Strafpro­zessrechts, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1988ff.

Strafrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [FritzlarRQ. 764] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Straftat­bestände mit →Strafe bzw. Strafan­drohungen verknüpfenden Rechts­sätze. Öffentliches Strafrecht entwickelt sich anscheinend erst mit der Festigung öffentlicher Herrschaft bzw. mit dem Staat. Die ersten Regeln entstehen wohl gewohn­heitsrechtlich. Vermutlich verhältnismäßig früh werden aber auch Bestimmungen bewusst gesetzt (beispielsweise Landfrieden). Eine erste Zusammenfas­sung bieten die Bücher 47 und 48 der →Digesten Justinians von 528-533, in dem Spätmittelalter in Italien der Tractatus (M.) de maleficiis des Albertus Gandinus (1299) sowie ab 1499 die Halsge­richtsordnungen, vor allem die →Constitutio Criminalis Carolina (1532). Inhaltlich beginnt, ausgehend von der allmählichen Un­ter­scheidung von Buße und Strafe (Ansätze eines kirchlichen Strafrechts vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert, systematischer Ausbau seit dem Decretum Gratians [um 1140]) und der kirchlichen Beichte, die spanische Spätscholastik und Naturrechtslehre des 16. Jahrhunderts mit zunächst moraltheologischen Begriffen die Indivi­dualisierung, Subjek­ti­vierung und Psy­cho­logisierung des Strafrechts, die nach praktischen Werken des 17. Jahrhunderts (Carpzow, Benedikt, Practica nova imperialis Saxonica rerum criminalium 1635) und 18. Jahrhunderts (Böhmer, Johann Samuel, Friedrich von, 1770) die Kriminalpsy­cho­logie seit dem ausgehen­den 18. Jahrhundert mit säkula­risierten Begriffen und empirischer Methode weiterführt. Etwa seit dieser Zeit werden unter Abtrennung des Strafprozessrechts besondere Strafge­setzbücher ge­schaffen (beispielsweise Frankreich Code pénal 1810, Bayern 1813 Feuerbach, Sachsen 1838 Criminal­ge­setzbuch, 1855 Strafgesetzbuch, 1868 revidiert), in denen teilweise harte Strafen abgeschafft, präventive Strafzwecke anerkannt und psychologische Befragung und richterliche Ermessens­spielräume eröffnet werden. Zu dieser Zeit wird bereits ein allgemeiner Teil des Strafrechts entwickelt, der die allgemei­nen Bestandteile einer Straftat festlegt. Aufklärung und Liberalismus bemühen sich weiter um ein rechtsstaatliches Strafrecht (1871 Reichsstrafgesetz­buch des – zweiten – Deutschen Reiches). Die rechts­tatsächliche Bedeutung des Strafrechts ist trotz aller seit dem späten 19. Jahrhundert einsetzenden Bemühungen um die erwünschte Resozialisierung des Straftäters groß. S. Google

Lit.: Kaser § 2 II 1b; Söllner §§ 10, 17; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 8, 138, 140, 158, 159; Wielant, F. (1441-1520), Corte instructie in materie criminele, 1510, hg. v. Monballyu, J., 1995 (erste umfassende Darstellung des Strafrechts und Strafprozessrechts nördlich der Alpen); Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842, Neudruck 1960; Liszt, F., Das deutsche Reichsstrafrecht, 1881, Lehrbuch des deutschen Strafrechts 1884, 26. A. 1932 (Schmidt, E.); Günther, L., Die Idee der Wiedervergeltung, 1889; Stephen, J., A history of the criminal law of England, Bd. 1ff. 1883, Neudruck 1964; Friese, V., Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898, Neudruck 1970; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Kantorowicz, H., Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik, Bd. 1f. 1907ff.; Döring, W., Feuerbachs Straftheorie, Neudruck 1958; Stahm, G., Das Strafrecht der Stadt Dortmund, 1910; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Rau, F., Beiträge zum Kriminalrecht der freien Reichsstadt Frankfurt am Main im Mittelalter, 1916; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Dahm, H., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931; Skeil, J., Den norske strafferett, Bd. 1 1937; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Schubert, G., Der Einfluss des kirchlichen Rechtes auf das weltliche Strafrecht der Frankenzeit, 1937; Koch, J., Die Straf­rechtsbelehrung des Volkes von der Rezeption bis zur Aufklärung, 1939; Maes, L., Vijf eeuwen stedelijk strafrecht, 1947; Belling, D., Das Strafrecht des Schwabenspiegels, Diss. jur. Tübingen 1949; Oehler, D., Wurzel, Wandel und Wert der strafrechtlichen Legalordnung, 1950; Schaffstein, F., Die europäische Strafrechtswis­senschaft im Zeitalter des Humanismus, 1954; Caenegem, R., Geschiedenis van het strafrecht in Vlaanderen, 1954; Korsch, H., Das materielle Strafrecht der Stadt Köln, 1958; Brahmst, C., Das hamburgische Strafrecht, 1958; Kunkel, W., Untersuchungen zur Entwicklung des römischen Kriminalverfahrens, 1962; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 2. A. 1951, 3. A. 1965; Hentig, H. v. Studien zur Kriminal­geschichte, 1962; Mehrle, P., Die Strafrechtspflege in der Herrschaft Kißlegg, 1961; Guggenheim, T., Die Anfänge des strafrechtlichen Unterrichts in Zürich, 1965; Lohse, E., Johann Michael Franz Birnbaum (1792-1877) als Strafrechtslehrer, 1964 (Diss. jur. Freiburg im Breisgau); Neusel, W., Höchstrichterliche Strafgerichtsbarkeit, 1972; Langbein, J., Prosecu­ting crime in the Renaissance, 1974; Texte zur Theorie des politischen Strafrechts, hg. v. Schroeder, F., 1974; Roldán Verdejo, R., Los delitos contra la vida, 1978; Laingui, A./Lebigre, A., Histoire du droit pénal, Bd. 1f. 1979f.; Crime and Law, hg. v. Gatrell, V., u. a., 1980; Rüping, H., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 1981; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen von 1620, Bd. 1 1982; Schroeder, F., Das Strafrecht des sozialen Realismus, 1983; Alkaly, M., Das materielle Strafrecht der französischen Revolution, 1984; Schaffstein, F., Studien zur Entwicklung der Deliktstatbestände, 1985; Rüping, H., Bibliographie zum Strafrecht im Nationalsozialismus, 1985; Gouron, A., Zu den Ursprüngen des gelehrten Strafrechts, (in) FS H. Thieme, 1986, 43; Lüken, E., Der Nationalsozialismus und das materielle Strafrecht, Diss. jur. Göttingen, 1987; Brauneder, E., Das Strafrecht in den österreichischen Polizeiordnungen, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 1; Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozessrechts, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1988ff.; Werle, G., Das Strafrecht als Waffe, (in) JuS 1989, 952; Cesare Beccaria, hg. v. Deimling, G., 1989; Sellert, W./Rüping, H., Studien- und Quellenbuch zur Geschichte des deutschen Strafrechts, Bd. 1f. 1989ff.; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Carbasse, J., Introduction historique au droit pénal, 1990; Gauvard, C., De grace especial, 1991; Herzog, F., Gesellschaftliche Unsicherheit und straf­rechtliche Daseinsvorsorge. Studien zur Vorverlegung des Strafrechtsschutzes in den Gefährdungsbereich, 1991; Volk, K., Napoleon und das deutsche Strafrecht, (in) JuS 1991, 281; Histoire et criminalité, hg. v. Garnot, 1992; Rees, W., Die Strafgewalt der Kirche, 1993; Limbach, A., Das Strafrecht der Pauls­kirchen­verfassung 1848/49, 1995; Cheng, Y., Die Ausnahme bestimmt die Regel, 1995; Decker, C., Katalog der rechtsphilosophischen und strafrechtlichen Literatur vor 1900, 1995; Bauman, R., Crime and Punishment in Ancient Rome, 1996; Robinson, O., The criminal law, 1996; Klementowski, M., Die Entstehung der Grundsätze der strafrechtlichen Verantwortlichkeit, ZRG GA 113 (1996), 217; Hellbling, E., Grundlegende Strafrechtsquellen der österreichischen Erbländer, hg. v. Reiter, I., 1996; Perspektiven der Strafrechtsent­wicklung, 1996; Hettinger, M., Entwicklungen im Strafrecht und Strafverfahrensrecht, 1996; Caenegem, R. van, Notes on twelfth-century English criminal law, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Hamm, R., 50 Jahre NJW: Das Strafrecht, (in) NJW 1997, 2636; Glöckner, H., Quellen zur neueren Strafrechts­geschichte, (in) Ius commune 34 (1997), 249; Schmidhäuser, E., Verbrechen und Strafe, 2. A. 1998; Buschmann, A., Textbuch zur Strafrechtsgeschichte der Neuzeit, 1998; Ermann, J., Strafprozess, öffentliches Interesse und private Strafverfolgung, Diss. jur. Saarbrücken 1998; Strafrechtsdenker der Neuzeit, hg. v. Vormbaum, T., 1998; Gschwend, L., Nietzsche und die Kriminalwissenschaften, 1999; Die Entstehung des öffentlichen Strafrechts, hg. v. Willoweit, D., 1999; Weber, R., Die Entwicklung des Nebenstrafrechts, 1999; Neue Wege strafrechtsgeschichtlicher For­schung, hg. v. Schlosser, H. u. a., 1999; Riggsby, A., Crime and Community in Ciceronian Rome, 1999; Hein, O., Vom Rohen zum Hohen, 2000; Die deutsche Strafrechtswissenschaft vor der Jahrtausendwende, hg. v. Eser, A. u. a., 2000; Radbruch, G., Strafrechts­geschichte, hg. v. Neumann, U., 2000; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg, 2000; Overdijk, D., De gewoonte is de beste uitleg van de wet, 2000; Naucke, W., Über die Zerbrechlichkeit des rechtsstaatlichen Strafrechts, 2000; Thulfaut, G., Kriminalpolitik und Strafrechtslehre bei Edmund Mezger (1883-1962), 2000; Reuß, E., Berliner Justizgeschichte, 2000; Richstein, C., Das belagerte Strafrecht – Kriegsstrafrecht, 2000; Radbruch, G., Strafrechts­geschichte, hg. v. Neumann, u., 2001; Dean, T., Crime in Medieval Europe 1200-1550, 2001; Geus, E., Mörder, Diebe, Räuber, 2002; Mahlmann, C., Die Strafrechtswissenschaft der DDR, 2002; Die Durchsetzung des öffentlichen Strafrechts, hg. v. Lüderssen, K., 2002; Brandt, C., Die Entstehung des Code pénal von 1810 und sein Einfluss, 2002; Silva Sánchez, J., Die Expansion des Strafrechts, 2002; Wagner, K., NS-Ideologie im heutigen Strafrecht, 2002; Hoheitliches Strafen in der Spätantike und im frühen Mittelalter, hg. v. Weitzel, J., 2002; Karitzky, H., Eduard Kohlrausch, 2002; Nedden, C. zur, Die Strafrechtspflege im Königreich Westphalen, 2003; Frenz, B., Frieden, Rechtsbruch und Sanktion in deutschen Städten vor 1300, 2003; Müller, C., Verbrechensbekämpfung im Anstaltsstaat, 2004; Röthlin, N., Die Verbesserung des Strafrechts nach Montesquieu und Beccaria, ZRG GA 121 (2004), 238; O’Sullivan, C., Die Ahndung von Rechtsbrüchen der Seeleute, 2005; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe – Der Beitrag des mittelalterlichen Kirchenrechts zur Entstehung des öffentlichen Strafrechts, 2006; Monballyu, J., Zes eeuwen strafrecht, 2006; Landau, P., Lehrbuch contra Fälschung, (in) DA 62 (2006), 505; Reulecke, M., Gleichheit und Strafrecht im deutschen Naturrecht des 18. und 19. Jahrhunderts, 2007; Der Strafrechtsgedanke in seiner historischen Entwicklung, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2007; Asholt, M., Straßenverkehrsstrafrecht, 2007; Ludwig, U., Das Herz der Justitia, 2008; Stübinger, S., Das idealisierte Strafrecht, 2008; Buchholz, E., Strafrecht im Osten, 2008; Vormbaum, T., Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2011, 3. A. 2016; Käfer, M., Widerspiegelungen des Strafrechts im Leben und Werk des Richters und Poeten E. T. A. Hoffmann, 2010; Kesper-Biermann, S., Einheit und Recht - Strafgesetzgebung, 2009; Weber, J., Das sächsische Strafrecht im 19. Jahrhundert, 2009; Weckner, F., Strafrecht und Strafrechtspflege für Afrikaner, 2010; Hat Strafrecht ein Geschlecht?, hg. v. Temme, G. u. a., 2010; Balogh, E., Die ungarische Strafrechtskodifikation im 19. Jahrhundert, 2010; Die deutschsprachige Strafrechtswissenschaft in Selbstdarstellungen, hg. v. Hilgendorf, E., 2020; 2020; Grimm, A., Zwischen Gottes Gericht und irdischem Strafrecht – Strafe und Buße in Lebensbeschreibungen ottonisch-salicher Reichsbischöfe, 2011; Die vom 27. 05. 1989 bis zum 01. 01. 2002 ergangenen Strafurteile, 2012; Steinke, R., The Politics of Internatioal Criminal Law, 2012; Crime and Punishment in the Middle Ages and Early modern Age, 2012 (e-book); Hagan, J., Who are the Criminals?, 2012; Heller, K., The Nurenberg Military Tribunals and the Origins of International Criminal Law. 2012; Franke, E., Von Schelmen, Schlägern, Schimpf und Schande, 2012; Bitter, A. v., Das Strafrecht des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 2013; Tat ohne Täter, hg. v. Stiegler, B., 2013; Appel, K., Der Strafrechtler und Strafrechtsreformer Wilhelm Kahl (1849-1932), 2014; Strafrecht und juristische Zeitgeschichte, hg. v. Asholt, M., 2014; Strafrecht im Präventionsstaat, hg. v. Brunhöber, B., 2014; Ruderich, D., Führungsaufsicht, 2014; Monballyu, J., Six Centuries of Criminal Law – History of Criminal Law in the Southern Netherlands and Belgium (1400-2000), 2014; Pieth, M., Strafrechtsgeschichte, 2015 (Schweiz); Vormbaum, M., Das Strafrecht der Deutschen Demokratischen Republik, 2015; Holtzendorff, L. v., Franz von Holtzendorff, 2015; Di Renzo Villata, G., Beccaria und die Anderen – Zur Strafrechtswissenschaft der frühen Neuzeit, 2016; Knaudt, S., Das Strafrecht des Großherzogtums Hessen im 19. Jahrhundert bis zum Reichsstrafgesetzbuch, 2017; Härter, K., Strafrechts- und Kriminalitätsgeschichte der frühen Neuzeit, 2018; Strafrechtsphilosophie in der Aufklärung, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2018; Handbuch des Strafrechts, Bd. 1 Grundlagen des Strafrechts, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2018; Tyrichter, J., Die Formierung transnationaler Strafrechtsregime, 2018; Ambos, K., Nationalsozialistisches Strafrecht, 2019 (irreführend); Wadle, E./Gergen, T., Die hochmittelalterlichen Gottes- und Landfrieden als Wegbereiter des Strafrechts, ZRG GA 136 (2019), 130; The Transnationalisation of Criminal Law in the Nineteenth and Twentieth Century, hg. v. Härter, K. u. a., 2019; Meylan, P., La capacité pénale – Le concept de Carl Stooss (1893) et sa continuité dans le Code pénal suisse, 2019 (verdienstvoll); Strafrecht in der alten Bundesrepublik1949-1990 – Grundlagen, Allgemeiner Teil und Rechtsfolgenseite, hg. v. Steinberg, G. u. a., 2020; Strafrechtsgeschichte im „langen“ 19. Jahrhundert, hg. v. Schennach, M., 2020; Strafrecht zwischen Novemberrevolution und Weimarer Republik, hg. v. Koch, A. u. a., 2020; Wendepunkte der Strafrechtsgeschichte – Deutsche und ungarische Perspektiven, hg. v. Hirte, M. u. a., 2020; Strafverfolgung in der Bundesrepublik Deutschland und in Berlin (West), Teil 1 Die Niederschriften der Tagungen der Generalstaatsanwälte von 1948-1963, hg. v. Schubert, W., 2021; Die deutschsprachige Strafrechtswissenschaft in Selbstdarstellungen, hg. v. Hilgendorf, E., Band 2 2021 (darin auffällig Bernd Schünemann)

Straftat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab Erstbelegung ohne Jahr [Kröner, Tötungsdelikte 18, 3 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein die mit Strafe bedrohte Handlung. In diesem Rahmen werden nach dem Vorbild Frankreichs (1810) Verbrechen, Vergehen und Übertretung unterschieden. In der Bundesrepublik Deutschland wird 1952/1975 die Übertretung wegen ihrer großen Zahl aus dem Strafrecht ausgeschieden und in ein eigenes Recht der →Ordnungswidrigkeit überführt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 204; Binding, K., Die Normen, Bd. 1f. 1872ff.; Mattes, H., Untersuchungen zur Lehre von den Ordnungswidrigkeiten, Bd. 1ff. 1977ff.; Frommel, M., Präventionsmodelle, 1987

Straftheorie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Überlegung über den →Strafzweck.

Lit.: Döring, W., Feuerbachs Straftheorie, 1907, Neudruck 1958

Strafurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [NÖLTfl. II 29 § 8] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Urteil in einem Strafverfahren

Lit.: Hülle, W., Das rechtsgeschichtliche Erscheinungs­bild des preußischen Strafurteils, 1965

Strafvereitelung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Verhinderung der Be­strafung eines Straftäters.

Lit.: Ebert, U., Die Strafvereitelung, ZRG GA 110 (1993), 1; Wolff, B., Begünstigung, Straf­vereitelung und Hehlerei, 2002

Strafverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausfgenommen in DRW-Archiv ab 1812 [RepStaatsVerwBiern II 144, 33 Archivzettel -  nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Strafprozess

Lit.: Köbler, DRG 20, 34, 56, 117, 138, 156, 181, 202, 235, 263; Kleinheyer, G., Untersuchungsrecht und Entschädigungspflicht in der Geschichte des Strafverfahrens, ZRG GA 108 (1991), 61; Weitzel, J., Strafe und Strafverfahren in der Merowingerzeit, ZRG GA 111 (1994), 66; Schulz, L., Normiertes Misstrauen, 2001; Frenz, B., Frieden, Rechtsbruch und Sanktion in deutschen Städten vor 1300, 2003; Hirte, M., Papst Innozenz III., das IV. Lateranum und die Strafverfahren gegen Kleriker, 2005; Burchard, C., Die Konstitutionalisierung der gegenseitigen Anerkennung – Die strafjustizielle Zusammenarbeit in Europa, 2019

Strafverteidiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Rechtsanwalt in dem Strafprozess. →Verteidiger

Lit.: Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905; Henschel, F., Die Strafverteidigung im Inquisitionsprozess, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1972; Hettinger, M., Das Fragerecht der Verteidigung, 1985; König, S., Vom Dienst am Recht, 1987; Geschichte des Deutsche Strafverteidiger e. V. hg. v. Michalke, R., 2014; Richter, A., Strafverteidigung und Liberalismus, 2020

Strafvollzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [WeistNassau II 203, 18 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vollzug oder die Vollstreckung der →Stra­fe. Der Strafvollzug erfolgt seit dem Hochmittelalter durch den Richter und den →Henker oder →Scharfrichter als seinen Vollstreckungs­gehilfen. Seit dem 16. Jahrhundert wird das besondere →Zuchthaus einge­richtet. In dem 19. Jahrhundert werden zunächst zwecks Verwaltungsvereinfachung beson­dere Straf­an­stalten für Frauen errichtet, wobei Frauen insgesamt nur etwa 5 Prozent der Straftäter ausmachen. In dem 20. Jahrhundert wird der Strafvollzug, ausgenommen die nationalsozialistische Zeit, in der die Zahl der Inhaftierten (von 1928 rund 50000) bis 1944 auf rund 200000 steigt, mehr und mehr verrechtlicht (Deutschland 16. 3. 1976). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 203, 265; Deutsches Gefan­genenwesen, hg. v. Bumke, E., 1928; Gernhuber, J., Strafvollzug und Unehrlichkeit, ZRG GA 74 (1957), 119; Appenzeller, G., Strafvollzug und Gefängniswesen im Kanton Solothurn, 1957; Gernhuber, J., Strafvollzug und Unehrlichkeit, ZRG GA 74 (1957), 119; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Hänsel-Hohenhausen, M., Strafvollzug im Jahre 1848, ZRG GA 104 (1987), 283; Strafvollzug und Schuldproblematik, 1988; Strafvollzug im Dritten Reich, hg. v. Jung, H. u. a., 1996; Walz, K., Soziale Strafrechtspflege in Baden, 1999; Humaner Strafvollzug und politischer Missbrauch, hg. v. Fricke, K., 1999; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999; Schenk, C., Bestrebungen zur einheitlichen Regelung des Strafvollzugs in Deutschland, 2001; Brennpunkt Strafvollzug, hg. v. Baechtold, A., 2002; Strafvollzug und Straffälligenhilfe in Europa, 2003; Riemer, L., Das Netzwerk der Gefängnisfreunde, 2005; Beiträge zur Geschichte des Strafvollzuges und der politischen Strafjustiz in Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. Politische Memoriale e. V., 2006; Vormbaum, T., Kriminologie- und Straf­vollzugs­geschichte, Juristische Zeitgeschichte 8 (2006/2007), 221ff.; Leukel, S., Strafanstalt und Ge­schlecht, 2010; Krüger, J., Systeme und Kon­zep­te des progressiven Strafvollzugs, 2011; Thiesen, S., Strafvollzug in Köln 1933-1945, 2011; Friederich, M., John Howard und die Strafvoll­zugsreformen in Süddeutschland, 2013; Schreiter, F., Strafanstalt Waldheim, 2014

Strafzweck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der mittels der →Strafe durch Menschen verfolgte Zweck. In dem Mittelalter scheinen Vergeltung und Unschädlichmachung die hauptsächlichen Strafzwecke zu sein. Noch für →Kant in dem 18. Jahrhundert (1797) und →Binding in dem 19. Jahrhundert bildet allein die Straftat, de­ren Unrecht durch Vergeltung aus­geglichen werden muss, den Grund der Strafe (absolute Straftheorie). Demge­genüber stellen die relativen Straf­theorien das Interesse der Allgemeinheit in den Vordergrund. Nach einer Ansicht geht es dabei um die Abschreckung des Straftäters (→Spezialprävention, v. →Grolman 1775-1829), nach anderer Ansicht auch um die Abschreckung Dritter (→Generalprävention, →Feuerbach 1775-1833). Nach Franz von →Liszt (1851-1919, Mar­burger Programm 1882) ist der Täter für sein sozialschädliches Verhalten zu bestrafen, weshalb die Spezialprä­vention nach Tätertypen unter­schieden werden soll. Augenblickstäter sollen einen Denkzettel für die Zukunft erhalten, verbesserliche Zustandstäter sollen durch Resoziali­sierung wieder in die Gesellschaft eingegliedert, unverbesserliche Zustandstä­ter sicher verwahrt werden. Hiervon dringt der Resozialisierungsgedanke in dem 20. Jahrhundert weiter vor.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 158, 204, 264; Döring, W., Feuerbachs Straftheorie, 1907, Neudruck 1958; Henrici, A., Die Begründung des Strafrechts in der neueren deutschen Rechtsphilosophie, Diss. jur. Zürich 1960; Seelmann, K., Zum Verhältnis von Strafzweck und Sanktionen, Z. f. d. ges. StrafRWiss. 1989, 355; Telp, J., Ausmerzung und Verrat, 1999; Bastelberger, M., Die Legitimität des Strafrechts und der moralische Staat, 2006; Stübinger, S., Das idealisierte Strafrecht, 2008; Strafzweck und Strafform, hg. v. Schulze, R. u. a., 2008; Smirra, N., Die Entwicklung der Strafzwecklehre in Frankreich, 2014

Stralsund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die der Insel Rügen an der Ostsee südlich gegenüberliegende Hansestadt →lübi­schen Rechtes (1234), die ein bedeutsames Stadtbuch überliefert. S. Google

Lit.: Ebeling, R., Das älteste Stralsunder Bürgerbuch (1319 bis 1348), 1926; Rehme, P., Neues über Stralsunder Stadtbücher, ZRG GA 58 (1938), 674; Koeppen, H., Führende Stralsunder Ratsfamilien, 1938; Der Stralsunder Liber memorialis, bearb. v. Schroeder, H., Bd. 1ff. 1964ff.; Langer, H., Stralsund 1600-1630, 1970; Ewe, H., Geschichte der Stadt Stralsund, 2. A. 1985; Schubel, C., Die Rechtsfähigkeit korporativer Verbände, ZRG 116 (1999); Berwinkel, R., Weltliche Macht und geistlicher Anspruch, 2008; Brunner, D., Stralsund, 2010

Strand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert [das alte Passional] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1300 [RigaStR. 198] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der je nach den örtlichen Gegebenheiten unterschiedlich breite Grenzbereich oder Küstenstreifen zwischen dem Ufer und einem Gewässer. S. Google

Strandrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1617 [Schottel, SingJur. 388] in 21 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Recht, sich das an dem Strand angeschwemmte Gut anzueignen. Es wird in dem Laufe der Zeit eingeschränkt (u. a. 1874 Strandungsordnung).

Lit.: Kalthoff, H., Die rechtliche Behandlung des Strandgutes im römischen Recht, Diss. jur. Rostock 1910; Ebeling, H., Die Entwicklung des Strandrechts, Diss. jur. Frankfurt am Main 1931; Niitemaa, V., Das Strandrecht in Nordeuropa, 1955

Straßburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) an dem Rhein, um 12 v. Chr. oder 16 n. Chr. als römisches Argentorate gegründet, ist seit dem 4. Jahrhundert Sitz eines Bischofs, der 1146/1147 ein Stadtrecht gewährt, und die seit 1621 Sitz einer Universität (1792/1793 vorübergehend aufge­löst). 1681 wird die Reichsstadt Straßburg von Frankreich besetzt. Mit dem Elsass ist sie von 1871 bis 1918 Teil des Deutschen Reiches und wird auch während des Zweiten Weltkriegs von dem Deutschen Reich besetzt und verwaltet (1941 Reichsuniversität mit Dulckeit, Dahm, Ernst Rudolf Huber, Schaffstein, Ni­kisch, Adalbert Erler, Rufab­lehnung Wiea­ckers).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Urkundenbuch der Stadt Straßburg, hg. v. Wiegand, W., Bd. 1 1879; Winter, G., Geschichte des Rates in Straßburg, 1878; Kiener, F., Studien zur Verfassung des Territoriums der Bischöfe von Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935; Festschrift für die Reichsuniversität Straßburg, hg. v. Schmidt, R., 1941; Wittmer, C., Le livre de bourgeoisie, Bd. 1ff. 1948ff.; Streitberger, I., Der königliche Prätor von Straßburg, 1685 bis 1789, 1961; Wunder, G., Das Straßburger Gebiet, 1965; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet, 1967; Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1980ff.; Cornelissen, C. u. a., Grenzstadt Straßburg, 1997; Schäfer, H., Juristische Lehre und Forschung, 1999; Egawa, Y., Stadtherrschaft und Gemeinde, 2007; Schlüter, B., Reichswissenschaft, 2004; Roscher, S., Die Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg 1872-1902, 2006; Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte als Geschichte administrativer Praxis, 2011; Sauerbrey, A., Die Straßburger Klöster im 16. Jahrhundert, 2012; Walther, T., Zwischen Polemik und Rekonziliation – Die Bischöfe von Straßburg im Investiturstreit bis 1100 und ihre Gegner, 2017; Möhler, R., Die Reichsuniversität Straßburg 1940-1944, 2020; Liening, S., Das Gesandtschaftswesen der Stadt Straßburg zu Beginn des 15. Jahrhunderts, 2019

Straße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der planmäßig angelegte, für Fahrzeuge geeignete Verkehrsweg. In dem römi­schen Altertum besteht ein vielfach mittels großer Steinblöcke gepflastertes, natürliche Geländehindernisse überwin­den­des für die Zeit hervorra­gen­des Straßensystem mit einer Länge von rund 85000 Kilometern (beispielsweise Via Appia, Via Claudia, Via Nova Traiana, Via Domitia). Nach dem Unter­gang Westroms (476 n. Chr. bzw. dem Tode Theoderichs des Großen 526 n. Chr.) verfällt es mangels ausreichender Pflege. Natürliche Hindernisse werden danach eher umgangen. In dem Mittelalter erscheinen ein­zelne rechtliche Bestimmungen für Straßen erst in dem 13./14. Jahrhundert. Als Bezeich­nung einzelner Straßen in Orten setzt sich oberdeutsch gasse, niederdeutsch strate durch, doch wird seit dem 19. Jahrhundert Gasse weitgehend durch Straße ersetzt. In dem ab­solutistischen Frankreich be­ginnt der Bau geplanter Chausseen, dem in dem Heiligen römischen Reich nach 1712 gefolgt wird. Seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts geht man zu dem sys­tematischen Straßenbau mit Überwachung und Reparatur über. Eine Verdichtung erfährt das Straßen­recht seit dem 19. Jahrhundert. Seit 1840 leitet die Verwendung von Asphalt, Bitumen und Beton den modernen Straßenbau ein. Ab 1870 wird das Fahrrad (Niederrad 1877-1884), ab 1885 das Automobil zu einem wichtigen Fortbe­wegungsmittel, dessen Gefahren gesetz­liche Regelungen erfordern (Frankreich Radfahrrecht 1896, preußische Radfahr­ord­nung 1899, Allgemeine [deut­sche] Straßen­ver­kehrsordnung 1926). In Deutsch­land gibt es (2001) 396345 verschiedene Straßennamen, wobei von 1,2 Millionen an verschiedenen Orten vorhandenen Straßen 7630 Haupt­straße, 6988 Dorfstraße, 4979 Bahnhofstraße, 2248 Schillerstraße und 2172 Goethestraße hei­ßen.

Lit.: Köbler, DRG 176; Kroeschell, DRG 1; Gasner, E., Zum deutschen Straßenwesen, 1889; Zeumer, K., Straßenzwang und Straßenregal, ZRG GA 23 (1902), 101; Schrod, K., Reichsstraßen und Reichsverwaltung im Königreich Italien (754-1197), 1931; Leguay, J., La rue, 1984; Szabó, T., Die Entdeckung der Straße im 12. Jahrhundert, (in) Studi in onore di C. Violante, 1994, 913; Lay, M., Die Geschichte der Straße, 1994; Auf den Römerstraßen ins Mittelalter, hg. v. Burgard, F. u. a., 1997; Müller, U., Infrastrukturpolitik in der Industrialisierung, 2000; Die Straße, hg. v. Jaritz, G., 2001; Rathmann, M., Untersuchungen zu den Reichsstraßen in den westlichen Provinzen des Imperium Romanum, 2003; Siedlung und Verkehr im römischen Reich, hg. v. Frei-Stolba, R., 2004; Schubert, W., Die Anfänge eines modernen Verkehrsrechts im Radfahrrecht um 1900, ZRG GA 122 (2005), 195; Asholt, M., Straßenverkehrs­strafrecht, 2007; Straßen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R., 2007; Heuser, R., Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten, 2008; Die Welt der europäischen Straßen, hg. v. Szabo, T., 2009; Riedi, B., Die Porten der Unteren Straße, 2009; Klee, M., Lebensadern des Imperiums, 2010; Die moderne Straße, hg. v. Dienel, H u. a., 2010; Esch, A., Zwischen Antike und Mittelalter. Der Verfall des römischen Straßensystems in Mittelitalien, 2011; Die Vielschichtigkeit der Straße, hg.v. Holzner-Tobisch, K., 2012; Instandhaltung und Renovierung von Straßen und Wasserleitungen von der Zeit der römischen Republik bis zur Spätatike, hg. v. Ronin, M. u. a., 2019

Straubing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine kreisfreie Stadt in Niederbayern mit knapp 50000 Einwohnern

Lit.: Fraundorfer, W., Straubing, 1974; Forster, M., Die Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, 1999; Retzer, M., Das Patrizier­ge­schlecht der Zeller von Straubing, 2007

Streik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 19. Jahrhundert [DWB X 3 Sp. 1298, 2 Archivzettel]  nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Neuenglischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die gemeinsam und planmäßig durchgeführte, auf ein bestimmtes Ziel gerichtete Arbeitseinstellung einer verhältnismäßig großen Zahl von Arbeit­nehmern. Der Streik erscheint nach älteren Vorläufern in dem 18. Jahrhundert (beispielsweise in Nürnberg zwischen 1790 und 1800, Bayreuth 1800) in England 1810 (Wort um 1850) und dringt von dort aus in dem 19. Jahrhundert vor. Er verliert seine Bedeutung eigentlich, sobald die Arbeitsbedingungen (Lohnhöhen) unter Kostengesichtspunkten nicht mehr ver­bes­sert werden können, doch halten Tarifvertragsparteien aus Gründen der Selbsterhaltung zu Lasten des Verbrauchers an ihm weiter fest.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Kalbitz, R., Die Arbeitskämpfe in der Bundesrepublik Deutschland, Diss. jur. Bochum 1972; Theorie und Geschichte des Streikrechts, hg. v. Germelmann, C., 1980; Streik, hg. v. Tenfelde, K. u. a., 1981; Schulz, K., Handwerksgesellen und Lohnarbeiter, 1985; Reith, R. u. a., Streikbewegungen deutscher Handwerksgesellen im 18. Jahrhundert, 1992; Clasen, C., Streiks und Aufstände, 1993; Althaus, H., Rechtsnormen und Rechtswirklichkeit, 1997; Kittner, M., Arbeitskampf, 2005

Streit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zwist, Meinungsverschiedenheit

Streitbefestigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1767 [Berhandtzky, RechnW. 666, Campe Erg.-Bd. 399 1813 litis contestatio die kriegsbefestigung statt des andern müsste man streitbefestigung sagen] in 2 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Festlegung eines förmlichen Rechtsstreits →litis contestatio

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 117, 202

streiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 2. Hälfte 9. Jahrhundert [Muspilli V. 41, Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zanken, hadern, kämpfen

Streitgenosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 12. Jahrhundert [AltdTBibl. 26 S. 229] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F

M.) Genosse in einem Rechtsstreit →Streitgenossenschaft

Streitgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1804 [Gönner, GemProz.2 I 377, 3 Archivzettel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Auftreten mehrerer Parteien oder Beteiligter auf einer Seite eines Rechtsstreits. Eine Streitgenossenschaft kennt sachlich bereits das römische Recht. Von dort aus wird sie auch in dem gelehrten Prozessrecht behandelt.

Lit.: Kisch, W., Begriff und Wirkungen der besonderen Streitgenossenschaft, 1899; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973

stricti iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) strengrechtlich, ohne Entscheidungsspielraum für den Richter

Lit.: Köbler, DRG 42, 62

strictus,  lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. zusammengezogen, dicht, straff, stramm, eng, kurz, bündig, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stringere

Strom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab nach 1397 [BrschwChr. I 276] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) großer Fluss, seit dem 19. Jahrhundert auch übertragen für Elektrizität

Stromregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahr [ZHambG. 43 1956 2, 2 Archivzettel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist in dem Hochmittelalter das Recht des Königs an dem schiffbaren Fluss (Roncaglia 1158). Es geht rasch auf die Landesherren über.

Lit.: Hübner 297; Kroeschell, DRG 1; Gothein, E., Die Schiffahrt der deutschen Ströme, 1903; Rörig, F., Zur Rechtsgeschichte der Territorialgewässer, Abh. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1949

strudis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 7. Jahrhundert [Handschrift 8./9. Jahrhundert L Rib. Sohm Tit. 32, 3 und 61,1 gewaltsame Wegnahme] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Zwangsvollstreckung, Wegnahme, Pfandnahme

Lit.: Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912

Struve, Georg Adam (Magdeburg 27. 12. 1619-Jena 16. 12. 1692), Gutseigentümers­sohn, wird nach dem Studium von Philosophie, Politik, Geschichte und Recht in Jena und Helmstedt (Conring) 1645 Gerichtsbeisitzer in Halle und 1646 Professor in Jena (1667 Hofrat in Weimar, 1674 Professor des kanonischen Rechtes in Jena und Präsident des Jenenser Juristenkollegiums). 1670 veröffentlicht er (lat.) →Iurisprudentia (F.) romano-ger­manica forensis (Römisch-deutsche Gerichtsrechts­wissenschaft, mit unver­kenn­baren Parallelen zu Hugo Grotius’ Inleydinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheyd [1621]) (31. A. 1771, [als eine gründlich neubearbeitete Auflage des lateinischen Vorbilds] Juris­prudenz oder Verfassung der landüblichen Rechte, 1689, 8. A. 1737, weiter Syntagma iuris­prudentiae secundum ordinem pandec­tarum concinna­tum, 1655ff.). Darin gibt er auf der Grundlage der Institutionen die für längere Zeit erfolgreichste Zusammen­fassung des bei den einheimi­schen Gerichten angewendeten römischen Rech­tes in vier Büchern (Personen­recht, Sachen­recht, Schuldrecht, Prozess­recht). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 114; Struve, B., Pii manes Struviani, 1705; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Wieacker, F., Privatrechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Finzel, J., Georg Adam Struve (1619-1692) als Zivilrechtler, 2003

Stryk, Samuel (Lentzen/Prignitz 22. 11. 1640-Halle 23. 7. 1710), Amtmannssohn, wird nach dem Studium von Theologie, Philosophie und Recht in Wittenberg (Ziegler) und Frankfurt an der Oder (Brunnemann) 1666 außerordentlicher Professor in Frankfurt an der Oder, 1668 ordentlicher Professor in Frankfurt an der O­der, 1690 in Wittenberg und 1692 in Halle. Seit 1690 veröffentlicht er einen Pan­dektenkommentar mit dem die zeit­genössische Haltung (als Epoche des usus modernus pan­dectarum) kennzeichnenden Titel (lat.) Spe­cimen (N.) usus moderni pandectarum (Beispiel des modernen Gebrauchs der Pandekten). Darin verbindet er das römische Recht mit teils ergänzenden, teils ausschließenden einheimischen Rechts­sätzen.

Lit.: Köbler, DRG 137, 144; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wiegand, W., Plus petitio, 1974, 95; Luig, K., Samuel Stryk, (in) FS S. Gagnér, 1991

Stuart ist das aus der Bretagne kommende, in dem 11. Jahrhundert erscheinende schottische Geschlecht (→Steward, →Seneschall), das 1371 das Königtum in →Schottland erlangt und 1603 den Tudors in →England nach­folgt. Die 1688/1689 gestürzte Familie scheidet 1714 endgültig aus der englischen Königsherrschaft aus, besteht aber in Nebenlinien fort. S. Google

Lit.: The Kingdom of the Scots, 1973; Schreiber, H., Die Stuarts, 1999; Eßer, R., Die Tudors und die Stuarts, 2004; Duchein, M., Les dernier Stuarts, 2006

Stück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian 224,1] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der einzelne abge­grenzte Gegenstand einer Gattung oder allgemeiner der Teil.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Stückschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Speziesschuld) ist die auf ein einzelnes Stück bezogene Schuld (in Ge­gensatz zu der Gattungsschuld bzw. Ge­nus­schuld), bei welcher der Schuldner bei durch Zufall verursachter Unmöglich­keit von seiner Verpflichtung frei wird.

Student (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1330-1360 [Seuse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1343/1349 [Mystiker I 254] in 31 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der junge Mensch während des →Studiums.

Lit.: Brunck, H., Die Deutsche Burschenschaft, 1999

studieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1250 [Heilige Regel für ein vollkommenes Leben] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 2. Viertel 14. Jahrhundert [Beringen, Schachged. V 2013] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) lernen, sich bemühen um, streben nach

studium, lat., N., innerer Trieb und Drang, eifriges Streben (N.), Bestrebung, Eifer, Neigung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *steud-, *teud-, V., stoßen, schlagen, vgl. idg. *steu- (1), *teu- (1), V., stoßen, schlagen

Studium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1314 [Wilhelm von Österreich des Johann von Würzburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1384 [Kriegk, Bürgertum II 126] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über lateinisch studium, N., Trieb, Drang, Eifer, [um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die durch wissenschaftliche Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten erfolgende Ausbildung der Studenten an →Universitäten, der gegenüber die Dauer der Unterrichtung an spätantiken Rechtsschulen 3 bis 5 Jahre beträgt. In dem Mittelalter beginnt das Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten meist tatsächlich nach einem Studium der freien Künste (mit etwa 20 Jahren). Ein eigentliches Berufsbild des Juristen gibt es bis in das 15. Jahrhundert nicht und bei der Besetzung führender Stellen sind per­sönliche und ständische Beziehungen noch wichtiger als ein Studium, doch verbessert das Rechts­studium für Stu­dierende aus einfacheren Verhältnissen bereits die Wahrscheinlichkeit des späteren Erwerbs einer Pfründe oder einer Anstellung. In dem 16. Jahrhundert kann nach einem Grundstudium (in dem Deutschen Reich und Frankreich) das Bak­kalaureat erworben werden, während die eigentliche Ab­schlussprüfung in dem Lizentiat besteht, dem der kostspielige Formalakt der Promotion (nach durchschnittlich zehn Studienjahren) folgen kann. Wegen der Mängel der universitären Prüfungen treten ihnen in dem 18. Jahrhundert staatliche Aufnahme­prüfungen (seit 1846 mit Professoren und Praktikern als Prüfern) für eine praktische Ausbildung in dem Staatsdienst zu der Seite (in Preußen 1849/1851 erstmals eine einheitliche Regelung für die – dreiphasige - Ausbildung von Richtern, Staatsan­wälten und Rechtsanwälten, 1869 Justizaus­bil­dungsge­setz), die allmählich die Universitäts­prüfungen (Promotionen) für die berufliche Tätigkeit bedeutungslos werden lassen. In dem ausgehenden 20. Jahrhundert wird in Deutschland an einzelnen Universitäten ohne größeren Erfolg eine ein­stufige Juristenausbildung ver­sucht. Nach deren Einstellung wird ein Teil der (ersten) Staatsprüfung in die Uni­versität verlagert und dort wohl wegen der größeren menschlichen Nähe deutlich besser bewertet. →Jurist

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 186; Köbler, G., Zur Geschichte der juristischen Ausbildung in Deutschland, (in) JZ 1971, 768; Burmeister, K., Das Studium der Rechte im Zeitalter des Humanismus, 1974; Dokumente zur Studiengesetzgebung in Bayern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bearb. v. Dickerhof, H., 1975; Humanis­mus im Bildungswesen, hg. v. Reinhard, W., 1984; Schulen und Studium, hg. v. Fried, J., 1986; Titze, H., Datenbuch zur deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 1f. 1987ff.; Geschichte der Universitäten in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1ff. 1993ff.; Frassek, R., Weltan­schaulich begründete Reformbestrebungen für das juristische Studium in den 30er und 40er Jahren, ZRG GA 111 (1994), 564; Ebert, I., Die Normierung der juristischen Staatsexamina, 1995; Wieling, H., Rechtsstudium in der Spätantike, (in) JuS 2000, 10; Schmutz, J., Juristen für das Reich, 2000; Kühn, U., Die Reform des Rechtsstudiums zwischen 1848 und 1933 in Bayern und Preußen, 2000; Bäumer, M., Die Privatrechtskodifikation im juristischen Universitätsstudium, 2008; Siebe, D., Germania docet, 2009 (16566 Studierende aus 5 Universitäten einbezogen); Feistl, M., Eigentums­ver­hältnisse an Corpshäusern, 2010; Die akademische Verbindung Austria Innsbruck, hg. v. Verein zur Erforschung der Geschichte des österreichischen Studententums, 2014

Stuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die künstlich geschaffene Sitzgelegenheit des einzelnen Menschen. Sie ist vielfach ein Kenn­zeichen des Richters.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994

Stuhlweißenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ungarisch Székesfehervar) ist eine in dem 11. Jahrhundert erstmals erwähnte, in dem 18. Jahrhundert überwiegend deutsch­sprachige Stadt in Ungarn, deren Recht insbesondere in dem so genannten Diploma Leopol­dinum von dem 23. 10. 1703 greifbar ist. S: google

Lit.: Pavlakovich-Mosonyi, M., Das Stadtrecht von Stuhlweißenburg, Diss. jur. Mannheim 2000

Stunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 [BabbÖstUB. II 290] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) der von Menschen künstlich gebildete Zeitabschnitt von 60 Minuten

stunden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1312 [Apokalypse von Heinrich von Hesler] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1381 [HanseRez. II 285] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Zahlungsaufschub gewähren

Stundung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1466 [LübRatsurt. IV 53] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bereits dem römischen Recht bekannte zeitliche Hinausschiebung der →Fälligkeit einer →Forderung.

Lit.: Kaser § 38 III 1

stuprum, lat., N., Schande, Schändung, Hurerei, Buhlerin, Unzucht, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *steup-, *teup-, V., Sb., stoßen, schlagen, Stock, Stumpf, Pokorny 1034; vgl. idg. *steu- (1), *teu- (1), V., stoßen, schlagen

Lit.: Köbler, DRG 35

Sturm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11. Jahrhundert [AhdGl. II, 145, 51 seditiones sturma] in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) starker Wind

Sturmabteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Goo belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., SA) ist die 1920 als Versammlungsschutz der →National­sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei ge­gründete uniformierte Kampftruppe mit 1933 etwa 700000 Mitgliedern. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Bürgerkriegsarmee, hg. v. Müller, Y./Zilkenat, R., 2013

Stuttgart (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Württemberg ist von 1781 bis 1794 Sitz einer Universität.

Lit.: Uhland, R., Geschichte der hohen Karlsschule in Stuttgart, 1953

Stutz, Ulrich (Zürich 5. 5. 1868-Berlin 6. 7. 1938) wird nach dem Rechtsstudium in Zürich und Berlin (Gierke, Hinschius) (ohne Habilitation) 1895 außerordentlicher Profes­sor in Basel, 1896 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau, 1904 in Bonn und 1917 in Berlin. Bereits in seiner Dissertation entwickelt er die nicht mehr unbestrittene Eigenkirche als Element des mittelalterlich-germani­schen Kirchenrechts (1895). Auf dieser Grundlage setzt er sich eigens für eine besondere kirchliche Rechtsgeschichte ein.

Lit.: Schultze, A., Ulrich Stutz, ZRG GA 59 (1939), XVII

Stüve, Johann Carl Bertram (Osnabrück 4. 3. 1798-Osnabrück 16. 2. 1872), Jurist, Historiker, Politiker,  Bürgermeister Osnabrücks

Lit.: Stüve, J., Briefe, hg. v. Vogel, W., 1959

Suárez, Francisco de (1548-Lissabon 1617) wird nach dem Rechtsstudium in Salamanca Jesuit und seit 1570 Lehrer der Philosophie und Theologie. In einzelnen Abhandlungen befasst er sich spät­scho­lastisch mit Rechtsfragen, wobei er Gott als Gesetzgeber betrachtet. Seine Unter­scheidung von (lat.) ius (N.) naturae (Naturrecht) und ius gentium (Völkerrecht) beeinflusst Hugo →Grotius. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 140; Rommen, H., Die Staatslehre des Francisco de Suárez, 1927; Sóla, F. de P., Suárez y las ediciones de sus obras, 1948; Giers, J., Die Gerechtigkeitslehre des jungen Suárez, 1962; Alexandrino Fernandes, J., Die Theorie der Interpretation des Gesetzes, 2005; Suárez, F., De Pace, hg. v. Kremer, M. u. a., 2013; Auctoritas omnium legum, Francisco Suárez De legibus, hg. v. Bach, O. u. a., 2013; Suárez, F., De legibus ac Deo legislatore, hg. v. Bach, O. u. a., 2019

sub, lat., Präp.: nhd. unter; Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *upo, *up, *eup, Adv., Präf., unten, hinauf, über

subiectivus, subiectīvus,  lat., Adj., hinzugefügt, nachgesetzt, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. subiectus

subicere,  lat., V., unten an etwas werfen, unter etwas legen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sub, iacere

subiectum, lat., N.: nhd. Unterlegtes, Unterstelltes, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. subicere, Subjekt

Subinfeudation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Unterbelehnung

Subjekt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zugrundegelegtes

subjektiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) das Subjekt betreffend, persönlich bedingt

Subjektives Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Recht des Einzelnen (beispielsweise Eigentum an einer bestimmten Sache). Es steht in Gegensatz zu dem objektiven →Recht und zu dem bloßen Rechtsreflex. Gedanklich erkannt wird es an dem Ende des 18. Jahrhunderts (→Glück). Von dem Nationalsozialismus wird es bekämpft. Das subjektive öffentliche Recht ist das (ein­klagbare) subjektive Recht innerhalb des öffentlichen Rechtes, das Carl Friedrich Gerber (Über öffentliche Rechte, 1852) heraus­arbei­tet.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 208, 238; Das subjektive Recht, hg. v. Coing, H. u. a., 1962, 29; Thoss, P., Das subjektive Recht in der glied­schaft­lichen Bindung, 1968; Nörr, K., Zur Frage des subjektiven Rechts in der mittelalterlichen Rechtswissenschaft, (in) FS H. Lange, 1992, 193

subpignus (lat. [N.]) Unterpfand, Wort nicht in s. latein_a_z.docx, s. sub, pignus

Lit.: Kaser § 31 III 2a

subreptio,  surreptio, lat., F.: nhd. Diebstahl; Q.: Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. surripere

subreptio, subrēptio,  surrēptio, lat., Erschleichung durch Verschweigung, Cod. Iust. (528-534 n. Chr.), s. surrēpere

subrogare, subrogāre,  surrogāre, lat., V., an Stelle eines anderen wählen lassen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sub, rogāre

subsidium, lat., N., Hilfe, Hintertreffen, Rückhalt, Reserve, Beistand, Unterstützung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sub, vgl. idg. *sed- (A), V., sitzen

Lit.: Das Mainzer Subsidienregister für Thüringen von 1506, bearb. v. Bünz, E., 2004

subsidiär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) hilfsweise, nachrangig

Subsidiarität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nachrangigkeit. Nach der neueren katholischen Soziallehre (1931) besteht bei einem Nebeneinander mehrerer Aufgabenträger Subsidiarität des umfassen­deren (höhe­ren) Aufgabenträgers gegenüber dem kleine­ren (sachnäheren) Auf­gabenträger. Die Subsidiarität ist in dem Grundsatz aufgenommen in dem Grundgesetz Deutsch­lands (Art. 23 GG) und in der Eur­o­päischen Union.

Lit.: Das Subsidiaritätsprinzip, hg. v. Utz, A., 1953; Schmitt, R., Die Subsidiarität der Bereicherungs­ansprüche, 1969; Subsidiarität, hg. v. Nörr, K. u. a., 1997; Subsidiarität als rechtliches und politisches Ordnungsprinzip in Kirche, Staat und Gesellschaft, hg. v. Blickle, P. u. a., 2002

substantia, lat., F.: nhd. Bestand, Existenz, Beschaffenheit, Vorhandensein, Substanz, Tac. (98-115 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. substāre, s. sub, s. stare

Substanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 11. Jahrhundert [Sankt Galler Schularbeit] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über substantia, lat., Bestand, Beschaffenheit [98-115 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) selbständig Seiendes, Stoff

substituere,  lat., V., unter etwas stellen, unter etwas legen, unterwerfen, aussetzen, Bell. Afr. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?), s. latein_a_z.docx, s. sub, statuere

substituieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über substituere, lat., V., unter etwas stellen, unter etwas legen, unterwerfen, [2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) austauschen, ersetzen

Substitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über substitutus (1), mlat., M., Ersatz sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N./M.) Ersatz

substitutio, substitūtio,  lat., F., Setzen an die Stelle eines Anderen, Einsetzung eines Beierben, Chalc. (um 300 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. substituere, s. sub, s. sistere, s. stare

Substitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über substitutio, lat., F., Setzen an die Stelle eines anderen, [um 300n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Ersatzberufung (beispielsweise zu dem Ersatzerben, vgl. die §§ 604ff. ABGB)

subsumere, mlat., V., einordnen, unterordnen, s. sub, sūmere

subsumieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über subsumere, mlat., V., unterordnen, darunternehmen sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterordnen, darunternehmen

Subsumtion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz Subsumption und Subsumtion nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über subsumere, mlat., V., unterordnen, datunternehmen sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Darunternahme, Unterordnung) ist die durch Vergleichung und Bejahung der Gleichheit (oder Ablehnung der Gleichheit) erfolgende Zuordnung bzw. Zurechnung (bzw. Nichtzurechnung oder Nichtzuprdnung) eines einzelnen besonderen Sachverhalts zu einem einzelnen allgemeinen Tatbestand eines Rechts­satzes (beispielsweise die Tötung John F. Kennedys ist [nach deutschem Recht] ein einzelner Fall des Mordes, der nach dem Rechtssatz grundsätzlich von einer Strafe als Rechtsfolge bedroht ist). Sie wird in dem ausgehenden 18. Jahrhundert als solche in dem Recht gedanklich erfasst. Sie steht wegen der von ihr abhängigen logischen Zuordnung der allgemeinen Rechtsfolge des Rechtssatzes zu dem Sachverhalt in dem Mittelpunkt der →Rechtsanwendung.

Lit.: Köbler, DRG 117; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986; Subsumtion, hg. v. Gabriel, G. u. a., 2012

suchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) nachforschen, erstreben

Suchmaschine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die maschinell arbeitende Einrichtung zu der Suche nach digital gespeichertem Wissen in dem Internet. In dem Jahre 2016 waren die weltweit bedeutendsten Suchmaschinen Google, Youtube, Facebook, Baidu (China) und Wikipedia (mit mehr als 40 Millionen Artikeln, davon mehr als 2 Millionen in deutscher Sprache, in 290 Sprachen).

Süd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Süden, Gegend gegen Mittag

Süden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Süd, Gegend gegen Mittag

Sudeten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das Griechische des Altertums [Wildschweingebirge?] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl.) ein Gebirge zwischen Schlesien und Böhmen

sudetendeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das Griechische des Altertums [Wildschweingebirge] und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar undanscheinend erstmals 1903 von dem Politikers Franz Jesser [1869-1954] verwendet, Adj.) deutsch in den Sudeten betreffend

Sudetenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das Griechische des Altertums [Wildschweingebirge?] und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit 1912 die Bezeichnung für das Siedlungsgebiet der überwiegend deutschsprachigen Bewohner Deutsch-Mährens, Deutsch-Böhmens und Öster­reich­isch-Schlesiens. In dem Oktober 1918 rufen die Be­wohner der nördlichen Gebiete die deutsch-österreichische Provinz Sudetenland aus und treten in dem November 1918 der Republik Deutschösterreich bei, doch erklärt der Vertrag von Saint Germain den Beitritt als unwirksam und gliedert das Gebiet der Tschechoslowakei ein. An dem 29. 9. 1938 wird das Sudetenland in dem so genannten Münchener Abkommen von der →Tschechoslowakei an das Deutsche Reich abgetreten (29000 Quadratkilometer, 3,4 Millionen Einwohner). 1945 kommt es unter Vertreibung der Deutschen an die →Tschechoslowakei zu­rück. Das Wort sudetendeutsch wird an­scheinend erstmals 1903 von dem Politiker Franz Jesser (1869-1954) verwendet.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schreiber, R., Der Elbogener Kreis, 1935; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 1987, 3. A. 1997; Sudetendeutsches Wörterbuch, bearb. v. Englisch, E. u. a., Bd. 1ff. 1988ff.; Franzel, E., Sudetendeutsche Geschichte, 1990; Gebel, R., Heim ins Reich, 1998; Zimmermann, V., Die Sudetendeutschen im NS-Staat, 1999; Odsun. Die Vertreibung der Sudetendeutschen, hg. v. Hoffmann, R, u. a., Bd. 1f. 2000ff.; Hundert Jahre sudetendeutsche Geschichte. Eine völkische Bewegung in drei Staaten, hg. v. Hahn, H., 2007; Brandes, D., Die Sudetendeutschen im Krisenjahr 1938, 2008, 2. A. 2010; Anders, F., Strafjustiz im Sudetengau 1938-1945, 2008; Helden der Hoffnung, hg. v. Wagnerová, A., 2008; Oberkofler, G., Ludwig Spiegel und Kleo Pleyer, 2012

Südosten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gegend zwischen Süden und Osten

Südosteuropa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der südöstliche Teil Eu­ropas. →Albanien, Balkan, Bosnien, Bulgarien, Griechenland, Jugoslawien, Ma­ze­donien, Makedonien, Nordmazedonien, Osmanen, Rumänien, Ser­bien, Siebenbürgen, Türkei, Zypern

Lit.: Klebel, E., Siedlungsgeschichte des deutschen Südostens, 1940; Kaser, K., Südosteuropäische Ge­schichte und Geschichtswissenschaft, 1990, 2. A. 2002; Südosteuropa, hg. v. Hatschikjan, M. u. a., 1999; Umstrittene Identitäten, hg. v. Brunnbauer, U., 2002; Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, hg. v. Hösch, E. u. a., 2004; Politische Kultur in Südosteuropa, hg. v. Mosser, A., 2006; Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, hg. v. Sundhaussen, H. u. a., 2. A.2015; Calic, M., Südosteuropa, 2016

Südtirol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der südlich des Alpen­hauptkamms gelegene Teil →Tirols, den durch den Vertrag von Saint Germain (10. 9. 1919) 1919 der frühere, sich wegen unerfüllter Gebietsansprüche an dem 31. Juli 1914 für neutral erklärende Dreibundpartner (von 1882) →Italien als Lohn für seinen an dem 23. Mai 1915 (Pfingstsonntag um halb vier, Mitteilung des Kaisers Österreichs an seine Untertanen „Der König von Italien hat Mir den Krieg erklärt. Ein Treubruch, dessen die Geschichte nicht kennt“) erfolgten Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der alliierten Siegermächte (Zusage Großbritanniens 1912, Lon­doner Geheimabkommen von dem 26. 4. 1915) erhält (1918 3 Prozent der Bevölkerung ita­lienisch­sprachig, 93 Prozent deutsch­spra­chig, 4 Prozent La­diner). Südtirol wird nach der Machtübernahme der Faschisten in Italien an dem 28. 10. 1922 intensiv italienisiert (Italienisch als einzige Amtssprache, Übersetzung der deutschen Namen in das Italienische, Verbot deutschsprachigen Unterrichts, Auflösung von Verbänden und Vereinen, Ansiedlung von Italienern vor allem aus Süditalien, von Adolf Hitler wegen guter Beziehungen zu Benito Mussolini aber gebilligt, 90 Prozent der staatlichen Stellen mit Itali­enischsprachlern besetzt). 1930 bekräftigt Österreich (BGBl. Nr. 201/1930) in einem Vertrag mit Italien die Ansicht, dass die Südtirolfrage eine innere Angelegenheit Italiens sei. An dem 23. 6. 1939 wird zwischen dem Deutschen Reich und Italien ein Options­abkommen unterzeichnet, nach dem die für das Deutsche Reich optierenden Bewohner in das Deutsche Reich (geschlossen) ausgesiedelt werden sollen. Danach entscheiden sich von 246036 Abstimmungsberechtigten 211799 für die deutsche Staatsbürgerschaft. Etwa 75000 Südtiroler werden tatsächlich ausge­siedelt, wovon etwa 21000-22000 bis 1952 wie­der zurückkehren (rund 156000 Optanten wandern nie ab). 1943 wird Benito Mussolini in Italien gestürzt und 1945 getötet. An dem 11. 9. 1945 beschließt die alliierte Außen­mi­nis­terkonferenz in London, dass die Grenze zwischen dem in dem Zweiten Weltkrieg unterlegenen Italien und Österreich grundsätzlich nicht geändert werden soll. Nach 1945 erhält Südtirol auf internationalen Druck (Gruber-Degasperi-Abkommen bzw. Pariser Abkommen 5. 9. 1946, Pariser Friedens­vertrag der Alliierten mit Italien von dem 5. 9. 1946, 16. 9. 1947 in Kraft) beschränkte Autonomie (Auto­nomiestatut von dem 29. bzw. 31. 1. bzw. 26. 2. 1948 [bewusst italienische Mehrheit durch Zusammen­fügung mit der Provinz Trient zu der Region Trentino-Alto Adige hergestellt], nach Kundgebungen, Resolutionen der Vereinten Nationen von 1960 und 1961, sowie Attentaten [11./12. 6. 1961] verbessertes Süd­tirol­paket [Paketabschluss 22. 11. 1969] 1971, 20. 1. 1972 zweites Autonomiestatut in Kraft, autonome Region Trentino-Südtirol, Provinz Bozen, 1972 67,99 Prozent Deutsche, 27,65 Prozent Italiener, 4,36 Prozent Ladiner in der Provinz Bozen, trotz amtlicher Zweispra­chigkeit finden nur etwa 25 Prozent der Gerichtsverfahren in deutscher Sprache statt, 11. 6. 1992 Streitbei­le­gungs­erklärung vor den Verein­ten Nationen, 2000 sprechen sich bei einer Stich­probenbefragung der nichtitalienisch­spra­chi­gen Bevölkerung die meisten für Selb­ständigkeit, 39 Prozent für eine Rückkehr zu Österreich und 7 Prozent für einen Verbleib bei Italien aus, 2001 69,15 deutsch­sprachig, 26,47 italienischsprachig, 4,37 ladinischspra­chig, verschiedentlich wird eine zusätzliche österreichische Staats­bürgerschaft für deutsche Südtiroler gefordert, aber kaum ernsthaft angestrebt). S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 173, 220, 223; Voltelini, H. v., Immunität, grundherrliche und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Archiv f. österreichische Geschichte 94 (1907), 311; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 1983, 3. A. 2001; Steininger, R., Los von Rom?, 1987; Südtirol und der Pariser Vertrag, 1988; Corsini, U./Lill, R., Südtirol, 1988; Zeller, K., Volkszählung und Sprachgruppenzugehörigkeit, 1991; Egen, A. v., Die Südtirol-Frage, 1997; Grigolli, S., Sprachliche Minderheiten, 1997; Steininger, R., Südtirol im 20. Jahrhundert, 1999; Steininger, R., Südtirol 1918-1999, 1999; Steininger, R., Südtirol, 2000; Südtirol Chronik, koord. v. Thaler, B., 2000; Gruber, A., Geschichte Südtirols, 2000; Durnwalder, M., Die Reform des Südtiroler Autonomiestatuts, 2005; Mahlknecht, B., Von großen und kleinen Übeltätern, 2005; Akten zur Südtirolpolitik 1959-1969, hg. v. Steininger, R., Bd. 1-7 2005-2013; Gehler, M., Eduard Reut-Nicolussi und die Südtirolfrage 1918-1958, 2006; Brunner, V./Ladurner, T./Zeller, K., Volkszählung in Südtirol, 2007; Fontana, J., Unbehagen - Südtirol unter der Militärverwaltung 4. November 1918-31. Juli 1919, 2009; Golowitsch, H., Für die Heimat kein Opfer zu schwer, 2009; Fontana, J., Südtirol unter der Zivil­verwaltung 1. August 1919-28. Oktober 1922, 2010; Kofler, A. u. a., Bauernleben in Südtirol, 2. A. 2010; Molling, H., So planten wir die Feuernacht, 2011; Akten zur Südtirol-Politik 1945-1958, hg. v. Gehler, M., Bd. 1ff. 2012; Krieg in den Alpen, hg. v. Labanca, N. u. a. 2015; EU-Mitgliedschaft und Südtirols Autonomie, hg. v. Obwexer, W., 2015

Suebe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Angehörige des elb­ger­manischen, in der Völkerwanderung nach Nordwestspanien gelangten Volkes der Sueben.

Lit.: Hamann, S., Vorgeschichte und Geschichte der Sueben in Spanien, 1971; Suevos – Schwaben. Das Königreich der Sueben auf der iberischen Halbinsel (411-585), hg. v. Koller, E./Laitenberger, H.,1998

Suffragan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1300 [Das Leben der heiligen Elisabeth] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Unterstützer

Suffraganbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hilfsbischof (seit 779)

Sühne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -  nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar, F.) ist ein Ausgleich (Versöhnung) für ein rechtswidriges Verhalten. Auf Sühne beruht auch das →Kompositionensystem, das seit dem Hochmittelalter in einem bis zu dem 17. Jahrhundert reichenden Vorgang von der Strafe verdrängt wird. An einzelnen Stellen sehen später Rechts­regeln einen erfolglosen außer­gerichtlichen Sühneversuch als Voraus­setzung für ein Gerichtsverfahren vor. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 26, 117; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germa­nischen Rechtsgang, 1915; Jörg, P., Der Heidings­felder Sühnebildstock, 1948; Wesener, G., Das inner­ös­terreichische Landschrannenverfahren, 1963; Crößmann, K., Sühneverträge der Stadt Frankfurt am Main, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Deutsch, A., Späte Sühne, ZRG GA 122 (2005), 113

Sui heredes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.Pl. [seine Erben]) sind seit dem altrömischen Recht die Hauserben. Das sind alle Menschen, die durch den Tod des Hausvaters gewaltfrei werden.

Lit.: Kaser §§ 65 II, III, 66 I, 71 I; Köbler, DRG 23

sui iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [Gen. Sg.]) selbstmächtig, frei von väterlicher Hausgewalt (, aber gegebe­nenfalls unter Vormundschaft beispielsweise Min­der­jährige, Frauen)

Lit.: Kaser § 12 I 3; Köbler, DRG 23

Sukzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1555) Nachfolge

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

summa,  lat., F., höchste Stelle, Gesamtheit, Summe, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. summus

Summa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über summa, lat., F., höchste Stelle, Gesamtheit [um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem juristischen Schrifttum die bereits für →Irnerius (1060?-1125?) bezeugte, aus einleitenden Schriften zu einzelnen Titeln der justinianischen Kompilation von 527-534 erwachsende, zusammenfassen­de Betrachtung (Summe) des Inhalts eines Textes wie beispielsweise die summa codicis Azos (um 1210), die summa codicis des Pla­centinus, die summa des Odofredus oder des Huguccio.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 107; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Weimar, P., Zur Entstehung der azoschen Digestensumme, (in) Satura R. Feenstra, 1985, 371; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 402; La Summa Trium Librorum di Rolando da Lucca (1195-1234), hg. v. Conte, E. u. a., 2012;

Summa (F.) legum brevis levis et utilis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Raymund von Wiener Neustadt

Summa (F.) Perusina (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (in Perugia) zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert entstandene Werk zu dem →Codex.

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

summarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) zusammenfassend und dadurch beschleunigend

Summarischer Prozess (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit dem Spätmittelalter der durch Vereinfachung be­schleunigte gelehrte Prozess. Der unbe­stimmte summarische Prozess ist durch Fristabkürzungen und Verringerung der Schriftwechsel gekennzeichnet (beispielsweise Be­sitz­prozess, Rechnungslegungsprozess, Baupro­zess), der bestimmte summarische Prozess durch die vorläufige Einengung der Ver­teidigungsmöglichkeit des Beklag­ten (beispielsweise Mandatsprozess, Arrestprozess, Wechsel­pro­zess, Exekutivprozess). Der summarische Prozess wirkt noch in dem 20. Jahrhundert nach. S. Google

Lit.: Schmidt, E., Theorie der summarischen Prozesse, 1791; Bayer, H., Theorie der summarischen Prozesse, 7. A. 1859; Wach, A., Der italienische Arrestprozess, 1868; Kisch, G., Der deutsche Arrestprozess, 1914

summarisches Verfahren (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google blegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →summarischer Prozess

Summe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1220-1250 [Alexander des Rudolf von Ems] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Summa

Summepiskopat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das landesherrliche Kir­chen­regiment des evangelischen Kir­chen­rechts bis 1918.

Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

Summum ius summa iniuria (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Größtes Recht größtes Unrecht.

Lit.: Schmidt, G., Die Richterregeln des Olavus Petri, 1966, 128; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero, 106-43, De officiis 1 § 33)

Sünde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verletzung eines christlichen Ge­bots oder Verbots.

Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Neumann, F., Öffentliche Sünder in der Kirche des Spätmit­telalters, 2007

Sunnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der duetschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) ist (das auf) Wahrheit (beruhende Hindernis für das Er­scheinen vor Gericht).

supan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt un in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, slaw. [M.]) Führer, Dorfmeister

Lit.: Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Hardt, M., Der Supan, ZOF 39 (1990), 161

superficies, superficiēs,  lat., F., oberer Teil, Oberteil, Oberfläche, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. super, faciēs

superficies (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Erbbaurecht (zuerst auf öffentlichen, später auch auf privaten Grundstücken eingeräumtes, vererbliches und veräußerliches entgeltliches be­schränk­tes dingliches Recht an fremden Grundstücken)

Superficies solo cedit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprach nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die bereits bei Gaius (um 160 n. Chr.) belegte römische Rechts­regel, nach der das Recht an dem Grundstück die Rechtsverhältnisse an den auf ihm errichteten Dingen (superficies, Überbau, Oberfläche, Bauwerke, Pflanzen) bestimmt, so dass dem Grundstücksei­gen­tümer auch der etwa von dem Erbbau­berechtigten errichtete Überbau gehört, wobei allerdings das Eigentum des Grund­eigentümers durch das beschränkte ding­liche Recht des Erbbauberechtigten sehr einge­schränkt ist und der Erbbaube­rech­tigte durch Interdikte und eine (lat.) actio (F.) in rem (Klaganspruch auf die Sache) geschützt wird. Der Rechtsregel widerspre­chen das mittelalterliche →Stockwerks­eigentum und das zeitrechtsgeschichtliche →Wohnungs­eigentum.

Lit.: Kaser §§ 26 III 3, 30 II 2; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gaius, um 120-180, Institutionen 2 § 73); Biermann, J., Superficies solo cedit, (in) Ih. Jb. f. d. Dogm. 34 (1895), 169; Meincke, J., Superficies solo cedit, ZRG RA 88 (1971), 136; Rainer, J., Superficies und Stockwerkseigentum, ZRG RA 106 (1989), 327; Kohl, G., Stockwerkseigentum, 2007

Superflua non nocent (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Überflüssige Worte schaden nicht.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Augustinus, 354-430, De civitate Dei 4, 27)

supplicare, supplicāre, lat., V., vor jemanden in die Knie gehen, flehendlich bitten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. supplex

supplicatio, supplicātio, lat., F., Dankfest, Bußtag, Bettag, Bußfest, Betfest, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. supplicāre

Supplik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL –nur Supplikant 16. Jh.– und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bittschrift

Lit.: Hülle, W., Das Supplikenwesen in Rechtssachen, ZRG GA 90 (1973), 194; Suppliche e „gravamina“. Politica, amministrazione, giustizia in Europa (secoli XIV-XVIII) a cura di Nubola, C. u. a., 2002; Bittschriften und Gravamina, hg. v. Nubola, C. u. a., 2005; Modus supplicandi, hg. v. Lackner, C. u. a., 2019

Supplikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Einreichung einer Bitt­schrift. In dem spätantiken römischen Recht ist die formfreie (lat. [F.]) supplicatio ad principem (Bittschrift an den Kaiser) ein Rechtsmittel gegen Urteile des Ap­pellationsgerichts. Mit der Aufnahme des gelehrten Prozessrechts wird die Supplikation seit dem Spätmittelalter in dem Heiligen römischen Reich als Rechtsmittel eingeführt (beispielsweise 1600 gegen Endurteile der Ober­gerichte). Seit dem 18. Jahrhundert übernimmt die Supplikation teilweise die Aufgaben der →Revision. In dem 19. Jahrhundert verdrängt die Revision die Supplikation. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 56, 155; Hülle, W., Das Supplikationswesen in Rechtssachen, ZRG GA 90 (1973), 194; Suppliche e „gravamina“, hg. v. Nubola, C. u. a., 2002; Rehse, B., Die Supplikations- und Gnadenpraxis in Brandenburg-Preußen, 2008; Supplications from England and Wales in the Registers of the Apostolic Penitentiary 1410-1503, hg. v. Clarke, P. u. a., Bd. 1ff. 2012ff.; Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 2-2015 FrühneuzeitlicheSupplikationspraxis, 2016; Supplikationswesen und Petitionsrecht im Wandel der Zeit und im Spiegel der Publikationen der Historischen Kommission, hg. v. Mauerer, E., 2020

Supplikationsausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertumns und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der für Bitt­schriften zuständige Ausschuss eines Gremiums (beispielsweise des Reichstags des Heiligen römischen Reiches von 1521 bis zu dem frühen 17. Jahrhundert).

Lit.: Neuhaus, H., Reichstag und Supplikations­ausschuss, 1977

Surrogat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über subrogare, lat., V., an Stelle eines anderen wählen lassen [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (nicht vollwertiger) Ersatz

Surrogation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen surrogationsweise – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und – ausgenommen – Surrogat in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ersetzung

Lit.: Welle, A., In universalibus pretium succedit in locum rei, res in locum pretii. Eine Untersuchung zur Entwicklungsgeschichte der dinglichen Surrogation bei Sondervermögen, 1987; Hawellek, J., Die persönliche Surrogation, 2010

suspendere,  lat., V., aufhängen, weihen, heiligen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sub, pendere

suspendieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über suspendere, lat., V., aufhängen, weihen, heiligen, [um 250-184 v. Chr.] das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufheben, beurlauben

Suspension (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Aufhebung (beispielsweise eines Grundrechts gemäß Österreichs Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staats­bür­ger, Gesetz von dem 5. 5. 1869)

suspensiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Suspensivkraft und Suspensivmittel – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verzögernd, aufschiebend (beispielsweise Veto)

Suum cuique (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Jedem das Seine.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gellius, um 120-um 180, Noctes Atticae 13, 24, 1, zu Cato, 234-149 v. Chr.); Macke, P., Jedem das Seine, 2012

suzerän (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) wie ein Lehnsherr herrschend

Suzeränität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Herrschaft des Lehns­herrn über Lehnsmannen (wie beispielsweise der Osmanen über Rumänien) in Gegensatz zu der →Souveränität des Landesherrn über Untertanen.

Svarez (Schwartz), Carl Gottlieb (Schweid­nitz 27. 2. 1746-Berlin 14. 5. 1798), Advoka­tensohn, wird nach dem Rechts­studium in Frankfurt an der Oder (Johann Samuel Friedrich Böhmer, Wolffschüler Joachim Geog Darjes) 1765 Auskultator und 1771 Oberamtsregierung­srat. 1780 wech­selt er mit dem Großkanzler Carmer nach Berlin. Dort bereitet er unter steter Berücksichtigung des heimischen Rechtes das →Allgemeine Landrecht (1794) Preu­ßens vor. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140; Stölzel, A., Carl Gottlieb Svarez, 1885; Kleinheyer, G., Staat und Bürger im Recht, 1959; Svarez, C., Vorträge über Recht und Staat, hg. v. Conrad, H. u. a., 1960; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 3. A. 1981; Schwennicke, A., Die Entstehung des preußischen Allgemeinen Land­rechts, 1993; Carl Gottlieb Svarez: Gesammelte Schriften, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Kern, B., Carl Gottlieb Svarez, (in) JuS 1998, 1085; Karst, T., Der Einfluss von Carl Gottlieb Svarez auf die preußische Gesetzgebung, ZRG GA 120 (2003), 180; Kuhli, M., Carl Gottlieb Svarez und das Verhältnis von Herrschaft und Recht im aufgeklärten Absolutismus, 2012

Svod zakonov (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in →Russland 1832 durch Michail Michailovic →Speranskij erreichte Zusammenfassung aller geltenden Gesetze.

Lit.: Schultz, L., Russische Rechtsgeschichte, 1951; Raeff, M., Michail Speranskij, 1957

Symbol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über aymbolum, lat., N., Marke, Kennzeichen, Sinnbild, [250-184 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Sinnbild, Zeichen

Lit.: Handbuch der Symbolforschung, hg. v. Herrmann, K., 1941; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Becker, U., Lexikon der Symbole, 1992; Althoff, G., Die Macht der Rituale, 2003, 2. A. 2012; Wetzel, C., Das große Buch der Symbole, 2008; Schürmann, M., Iurisprudentia Symbolica, 2011; Reichel, P., Glanz und Elend deutscher Selbstdarstellung, 2012; Bansbach, M., Nationale und aristokratische Symbolik und Denkmalpolitik im 19. Jahrhundert, 2014

symbolum, sumbolum, lat., N.: nhd. Marke, Kennzeichen, Symbol, Sinnbild, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. σύμβολον (sýmbolon), N., Übereinkunft, Vertrag, Kennzeichen, Vorzeichen, vgl. gr. συμβάλλειν (symbállein), V., zusammenwerfen, aufschütten, s. gr. σύν (sýn), Adv., zusammen, zugleich, gleichfalls, s. gr. βάλλειν (bállein), V., werfen, vgl. idg. *sem- (2), Num. Kard., Adv., Präp., eins, ein, zusammen, samt, s. idg. *gᵘ̯el- (2), *gᵘ̯elə-, *gᵘ̯lē-, V., träufeln, quellen, werfen

Symon Vicentius ist der 1222 in Padua nachweisbare Jurist, der Glossen, Kom­mentare, Repetitiones, Quaestiones und die Schrift De iudiciali missione in posses­sione (Von der richterlichen Einweisung in den Besitz) verfasst. S. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 310

Synallagma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Übereinkunft, gegenseitige Abhängigkeit von Vertragsleistungen, wechselseitige Ver­pflich­tungen, bei denen der Gläu­biger zugleich Schuldner einer Verpflichtung ist und der Schuldner zugleich Gläubiger einer anderen Verpflichtung ist wie beispielsweise bei dem Kauf der Käufer den Kaufpreis schuldet und der Verkäufer die Übertragung des Kaufgegenstands

Lit.: Kaser § 38 IV 3; Benöhr, H., Das sogenannte Synallagma, 1965; Rückert, J., Vom casus zur Unmöglichkeit, (in) ZNR 1984, 40; Ernst, W., Die Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2000

Syndikat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Kartell

Lit.: Kroeschell, DRG 3

Syndikatsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das das Neuenglische und Französische sowie mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem gelehrten Recht die Klage gegen den unrichtig urteilenden →Richter (→Rechtsbeugung).

Syndikatsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist in Italien in dem Spätmit­telalter das Amtshaftungsverfahren zu der Über­prüfung der Amtsführung eines podestà nach Ablauf seiner Amtsperiode.

Lit.: Isenmann, M., Legalität und Herrschafts­kontrolle (1200-1660), 2010

Syndikus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über syndicus, lat., M., Vertreter, Sachwalter, Anwalt, [140-180 n. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Geschäftsführer, Rechts­berater

synodal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über lat. synodalis, Adj., zu der Synode gehörig, Synode betreffend, [vor 513 n. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) eine Synode betreffend

Synodalstatut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und ins Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache anders als Synodalbeschluss und Synodalverfassung nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das in einer →Sy­node geschaffenes→Statut.

Synode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über synodus, lat., M., Zusammenkommen, Kirchenversammlung, und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die kirchliche Ver­sammlung (Konzil), die auch Rechtsfragen entscheiden kann.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 115; Richter, L., Geschichte evangelischer Kirchenverfassung, 1851, Neudruck 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Närger, N., Das Syno­dalwahlsystem in den deutschen evangelischen Landeskirchen, 1988; Sieben, H., Die Partikularsynoden, 1990; Fischer, J./Lumpe, A., Die Synoden, 1997; Gresser, G., Die Synoden und Konzilien der Zeit des Reformpapsttums in Deutschland, 2004; Limmer, J., Konzilien und Synoden im spätantiken Gallien, 2004; Synod and Synodality, hg. v. Melloni, A. u. a., 2005; Partikularsynoden im späten Mittelalter, hg. v. Kruppa, N. u. a., 2006; Die Synoden im trinitarischen Streit, hg. v. Heil, U. u. a., 2017

Syrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, N.) Staat zwischen Israel, Jordanien, Libanon, Mittelmeer, Türkei und Irak. S. Google

Lit.: Le Caisne, G., Codename Caesar – Im Herzen der syrischen Todesmaschine, 2016; Helberg, K., Verzerrrte Sichtweisen – Syrer bei uns, 2016; Di Giovanni, J., Der Morgen, als sie uns holten – Berichte aus Syrien, 2016; Sommer, M., Syria – Geschichte einer zerstörten Welt, 2016 (Issos, Jerusalem, Hatra, Emesa, Palmyra, Antiochia); Pfoh, E., Syria-Palestine in the Late Bronze Age, 2016 (problematisch); Seland, E., Ships of the Desert and Ships of the Sea – Palmyra in the World Trade of the First Three Ceturies DE, 2016; Lüders, M., Die den Sturm ernten – Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte, 2017; Sommer, M., Palmyra, 2017; Die Beduinen, hg. v. Wilhelm, G., 2018

Syrisch-römisches Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachr nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der spät­antike oströmische Rechtstext wohl des 5. Jahrhunderts, der nur in syrischen, ara­bischen, armenischen und koptischen Be­ar­beitungen erhalten ist.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 53; Selb, W., Zur Bedeutung des syrisch-römischen Rechtsbuchs, 1964; Selb, W./Kaufhold, H., Das syrisch-römische Rechtsbuch, 2002

Syssel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Geegle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.) ist eine norwegisch-dänische Bezeich­nung für Landschaften (beispielsweise Vendsyssel).

Lit.: Rietschel, S., Untersuchungen zur Geschichte der germanischen Hundertschaft, ZRG GA 28 (1907), 342; Helle, K., Norge blir en stat, 1974

System (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundertin EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über systema, lat., N., aus mehreren Teilen bestehendes Ganzes, [um 500 n. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das wissenschaftlich-rationale Gedankengefüge. Die systematische Betrach­tung des Rechtes erfolgt in der frühen Neuzeit (seit dem 16. Jahrhundert bzw. seit Leibniz [1646-1716] und Christian Wolff [1679-1754]). Sie versteht die Geometrie als (unerreichbares) Vorbild für das Recht, das System aber gleichwohl als wertvolle Verständnishilfe für Vielheiten oder Gesamtheiten gedanklicher  Gegebenheiten. →Rechtssystem

Lit.: Kaser § 2 III; Köbler, DRG 6, 159, 184, 187, 188; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 285; Savigny, F., System des heutigen römischen Rechtes, Bd. 1ff. 1840ff.; Schwarz, A., Zur Ent­stehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Seiler, H., Die Systematik der einzelnen Schuldverhältnisse, Diss. jur. Münster 1957 masch.schr.; Troje, H., Wissenschaftlichkeit und System in der Jurisprudenz des 16. Jahrhun­derts, (in) Philosophie und Rechtswissenschaft, 1969, 63; Canaris, C., System­denken und System­begriff, 1969; Dießelhorst, M., Ursprünge des modernen Systemdenkens bei Hobbes, 1968; Dießelhorst, M., Zum Vermögensrechtssystem Sa­muel Pufendorfs, 1976; Björne, L., Deutsche Rechtssysteme im 18. und 19. Jahrhundert, 1984; Björne, L., Nordische Rechtssysteme, 1987; Dießel­horst, M., Naturzustand und Sozialvertrag bei Hobbes und Kant, 1988; Schröder, J., Die ersten ju­ris­tischen „Systematiker“, (in) FS S. Gagnér, 1996, 111; Lewinski, K. v., Deutsch­rechtliche Systembil­dung im 19. Jahrhundert, 2001; Bauer, J., Zellen, Wellen, Systeme, 2016; Dietz, B., Das System der Natur – Die kollaborative Wissenskultur der Botanik im 18. Jahrhundert, 2017

systematisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über systematicus, lat., Adj., planmäßig, methodisch, [1. Hälfte 4. Jahrhundert n. Chr.] und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) planmäßig, methodisch

Szeged (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt ungarisch, Sb.) an der Mündung der Maros in die Theiß ist die auf antike Grundlagen zurückgehende, 1498 königliche Freistadt Ungarns werdende, 1542 an die Osmanen (Türken) und 1686 an Habsburg fallende Stadt. Szeged ist Sitz einer 1921 neugegründeten Universität.

Szepter →Zepter

T

Tabak (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische mit einer Sprache Haitis verbindbar, M.) ist eine nikotinhaltige und von Menschen als Genussmittel oder Rauschmittel verwendete Pflanze.

Lit.: Tabak und Gesellschaft, hg. v. Jacob, F. u. a., 2016

Tablettes Albertini (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind 45 in dem Jahr 1928 an der algerisch-tunesischen Grenze etwa 100 Kilometer von Tebessa entfernt) aufge­fundene, unter Herrschaft der Vandalen mit Tinte auf Holz aufge­zeich­nete, in dem Mu­seum Algiers aufgewahrte, von Eugène Albertini zuerst bearbeitete, 1952 veröffentliche Privatur­kunden der Jahre 493-496 n. Chr.

Lit.: Tablettes Albertini, hg. v. Saumagne, C. u. a., 1952; Weßel, H., Das Recht der Tablettes Albertini, 2003

tabula, tabela, lat., F., Tafel, Brett, Urkunde, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. *tal-ghlā?, vgl. idg. *tel- (2), *telə-, *telu-, Adj., Sb., flach, Boden, Brett

Tacitus, Gaius (?) Publius (?) Cornelius (um 55/56-116/120 n. Chr.), aus wahrscheinlich rit­terlichem, südgallisch-nord­italienischem Haus, wird 88 Prätor und 97 Konsul. Er gilt als letzter latei­nischer Klassiker ([lat.] Historiae [Geschichten], Annales [Annalen], Agricola, Dialogus de oratoribus [Dialog über die Redner]). Seine Schrift (lat.) De origine et situ Germaniae (Über den Ursprung und die Lage Germaniens, um 98 n. Chr.) bietet re­lativ ausführliche, aber wohl tendenziös gefärbte Nachrichten über die →Germanen. S. Google

Lit.: Die Germania des Tacitus, hg. v. Much, R. u. a., 3. A. 1967; Syme, R., Tacitus, 2. A. 1979; Tacitus, hg. v. Pöschl, V., 2. A. 1986; Vielberg, M., Pflichten, Werte, Ideale, 1987; Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1989; Schmal, S., Tacitus, 2005; Dialogus de oratoribus, hg. v. Flach, D., 2005; Tacitus, Annalen - lateinisch-deutsch, 2010; Taci­tus, Germania - lateinisch-deutsch, 4. A. 2011; Petersen, J., Recht bei Tacitus, 2018

Tafel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums verbindbar, M.) Brett, Platte, Tisch

Tafelgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das der Versorgung des reisenden deutschen Königs in dem Mittelalter die­nende →Königsgut. Ein in einer Ab­schrift von 1165/74 überliefertes Tafelgü­ter­verzeichnis lässt sich vielleicht zeitlich auf 1138, 1152/1153 oder um 1165 (Aa­chen) bestim­men.

Lit.: Das Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs, hg. v. Brühl, C. u. a., 1979; Göldel, C., Servitium regis, 1997

Tag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zeitspanne der (zu erwartenden) Helligkeit an einem Ort der Erde als Folge der Umdrehung der Erde auf der Umlaufbahn um die Sonne um ihre eigene Achse, rechnerische Zeitspanne von 24 Stunden auf der Erde

Tagebuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Zusammensetzungen Kriegstagebuch, Reisetagebuch und Schiffstagebuch nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – neben Schülertagebuch und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das mehr oder weniger täg­liche Aufzeichnungen von Gescheh­nissen enthal­ten­de Buch meist eines einzelnen Menschen.

Lit.: Die Diarien und Tagezettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667), hg. v. Keller, K. u. a., 2010

Tagelohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Lohn eines Menschen für einen Tag Arbeit

Tagelöhner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der freie, gegen Tagelohn tä­tige Landarbeiter. Er ist insbesondere von dem Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert von Be­deu­tung. Seine Rechtsstellung ist schwach.

Lit.: Knapp, T., Die Bauernbefreiung, 1887; Firnberg, H., Lohnarbeiter und freie Lohnarbeiter, 1935, Neudruck 1978; Simon, S., Die Tagelöhner und ihr Recht im 18. Jahrhundert, 1995

tagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Tag werden, Tagung abhalten

Tagessatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an das Einkommen eines Straftäters angepasste Satz einer Geldstrafe je Tag.

Tagessatzsystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach skandina­vi­schem Vorbild unterschiedliche Vermö­gens­verhältnisse berücksichtigende, 1975 in der Bundesrepublik Deutschland eingeführte System zu der Bestimmung der Höhe einer Geldstrafe je Tag.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Tagsatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist von dem 14. Jahrhundert bis 1848 das gemeinsame Organ der →Eidgenossen der Schweiz und allgemein ein Termin zu gemeinsamen Handeln eines gerichts mit den Parteien.

Lit.: Joos, R., Die Entstehung und rechtliche Ausgestaltung der eidgenössischen Tagsatzung, Diss. Zürich 1925; Müller, R., Die eidgenössische Tagsatzung, Diss. Zürich 1948; Hunziker, G., Das Archiv der Tagsatzungsperiode 1814-1848, 1980; Jucker, M., Gesandte, Schreiber, Akten, 2004

Tagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zusammentreffen von Menschen zwecks Besprechung gemeinsamer Angelegenheiten

Tagung „Das Judentum in der Rechtswissenschaft“ (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) in Berlin von dem 3./4. Oktober 1936 ist eine national­sozialis­tische Aktion von Juristen über und gegen das Judentum. Vor mehr als 100 Teilnehmern sprechen Hans Frank, Carl Schmitt, Johann von Leers, (M. Mikorey,) K. Klee, Karl Siegert, Edgar Tatarin-Tarnheyden, Nor­bert Gürke, Theodor Maunz, Erich Jung, Otto Rilk, Hans Würdinger, Horst Bartho­lomeyczik und Horst Müller (sowie Wil­helm Rath). Nach einem Vorschlag Hubert Naendrups (Salzkotten 3. 11. 1872-Münster 28. 1. 1947) geloben die Teilnehmer unter Leitung Carl Schmitts alles zu tun, was Hans Frank von ihnen gefordert hatte. Die meisten Vorträge sind zwischen November 1936 und dem Ende des Jahres 1937 in dem Deutschen Rechts-Verlag in Berlin erschienen.

Lit.: Göppinger, H., Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“, 2. A. 1990, 153

Taiding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., aus tageding) ist in Süddeutsch­land in dem Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit die Gerichtsver­samm­lung. In einem Taiding wird auch das →Weistum ermittelt und vorgetragen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Die salzburgischen Taidinge, hg. v. Siegel, H., 1870

Talar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums in der Herkunft ungeklärt, M.) Amstracht →Robe

Taler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - als Thaler - bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die seit Silberfunden ab 1516 nach dem durch Sil­berbergbau berühmten Ort Joachimsthal (Joachimstal) be­nannte deutsche →Münze der frühen Neuzeit (1518/1525). 1908 wird der Taler zu Gunsten der Mark außer Kraft gesetzt. Er lebt aber in dem Dollar (beispielsweise der Vereinigten Staaten von Amerika) fort. S. Google

Lit.: Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; North, M., Von Aktie bis Zoll, 1995

Talion (griech. [N.] Gleiches) ist die Vergeltung eines Übels mit (ursprünglich höchstens) dem gleichen Übel (Auge um Auge, 2. Mos. 21,23). Das Talionsprinzip ist dem jüdischen und dem römischen Recht be­kannt. Von dort her dringt es seit dem Spät­mittelalter vereinzelt in dem Heiligen rö­mischen Reich ein. Es berührt sich mit der →spiegelnden Strafe. S. Google

Lit.: Kaser §§ 32 II 2a, 51 III 1a; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 27, 119; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Hermesdorf, B., Poena talionis, 1965; Ebert, U., Talion und spiegelnde Strafe, (in) FS K. Lackner, 1987, 399; Söllner, A., Der zweite Merseburger Zau­berspruch, ZRG GA 125 (2008), 1

Talmud (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1290-1300 [Seifried Helbling] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegtz, aber In Google belegt sowie aus dem Hebräischen mit den Bedeutungen Belehrung, Studium aufgenommen, M., Lehre) ist der Kommentar zu der um 220 (endredigierten) →Mischna (Lehre, Wie­derholung) der Juden. Von seinen beiden Strömungen setzt sich der jüngere babylonische Talmud (nach 700) gegenüber dem älteren palästinensischen Talmud (vor Mitte 5. Jahrhundert) durch. Der Talmud besteht nur zu seinem kleine­ren Teil aus Rechtstexten. →Maimonides (1135-1204) bearbeitet die rechtlichen Aussagen des Talmud in seiner →Mischne To­ra. S. Google

Lit.: Gans, E., Die Grundzüge des mosaisch-talmu­dischen Erbrechts, (in) Z. f. d. Wissensch. d. Judentums 1 (1823), 419; Goldschmidt, L., Der babylonische Talmud, Bd. 1ff. 1929ff.; The Principles of Jewish Law, hg. v. Eton, M., 1975; Stemberger, G., Einleitung in Talmud und Midrasch, 8. A. 1993; Wesel, U., Hebräisches Recht, (in) JuS 1997, 686; Schäfer, P., Jesus im Talmud, 2007

Tancredus (Bologna um 1185-Bologna um 1236) ist der mittelalterliche Jurist (Dekretalist), der um 1216 einen wichtigen (lat.) ordo (M.) iudiciorum (Gerichts­ord­nung) verfasst. Bis 1220 erstellt er die (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentliche Glosse) zu den ersten drei (lat.) compilationes (F.Pl.) antiquae (alten Sammlungen). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 107; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Fowler-Magerl, L., Ordines iudiciarii, 1994; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 293

tanganare (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat.-afrk., V.) bedrängen (zu einer förmlichen Antwort auf eine gerichtliche Ansprache)

Lit.: Sohm, R., Der Prozess der Lex Salica, 1867, Neudruck 1971, 143

Tangermünde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ort an der Elbe bei Stendal mit rund 10000 Einwohnern

Lit.: Tangermünde, die Altmark und das Reichsrecht, hg. v. Lück, H., 2008

Tarif (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Italienische mit dem Arabischen verbindbar, M.) ist der einheitliche Preis.

Tarifvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Italienische mit dem Arabischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Vertrag zwischen einem Arbeitgeber oder einem Arbeitge­ber­verband und einer Gewerkschaft in arbeitsrechtlichen Angelegenheiten (beispielsweise Lohn). Er erscheint in Ansätzen nach der Mitte des 19. Jahrhunderts (beispielsweise Buch­druckertarifvertrag 1873), häufiger seit 1890. Erst 1918 setzt er sich aber allgemein durch (Verordnung über Tarif­verträge von dem 23. 12. 1918, Tarifver­tragsgesetz von dem 9. 4. 1949, 11. 1. 1952, 25. 8. 1969), wobei anfangs der Anteil der freien Vereinbarungen an den Tarifab­schlüssen höchstens ein Drittel beträgt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird ohne wirklichen Erfolg mit Hilfe der Öffnung von Flächen­tarif­verträgen eine Verringe­rung der Arbeitslo­sigkeit an­ge­strebt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 215, 241, 242, 273; Tschirbs, R., Tarifpolitik im Ruhrbergbau 1918-1933, 1986; Hainke, S., Vorgeschichte und Entstehung der Tarifvertragsverordnung, Diss. jur. Kiel 1987; Bähr, J., Staatliche Schlichtung in der Weimarer Re­publik, 1989; Brauchitsch, I. v., Staatliche Zwangsschlichtung, 1990; Englberger, J., Tarifautonomie im Deutschen Reich, 1995; Brandner, T., Die tarifrechtliche Reformdiskussion in der Weimarer Zeit, Diss. jur. Jena 1999; Bender, G., Richtungskämpfe, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 561; Blanke, S., Soziales Recht oder kollektive Privatautonomie, 2005; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Rudischhauser, S., Geregelte Verhältnisse. Eine Geschichte des Tarifvertragsrechts in Deutschland und Frankreich (1890-1918/1919), 2016; Krüger, D., Das Stinnes-Legien-Abkommen 1918-1924, 2018

Tartagnus, Alexander ist der in Imola 1423 oder 1424 geborene, in Bologna ausgebildete, in Pavia, Bologna, Ferrara, Bologna, Padua und Bologna lehrende, an dem 3. 9. 1477 verstorbene Jurist (commentaria zu den Digesten, Kommentare zu den Digesten, interpretationes, Auslegungen, consilia, Gutachten). S. Google

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 831

Tat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., That) ist die als abgeschlossen angesehene menschliche Verhaltenseinheit des Tuns. An sie knüpft das Recht von seinen Anfängen an vielfältige Rechtsfolgen. Dabei ist →Die Tat tötet den Mann ein deutsches (, seit dem 19. Jahrhundert bezeugtes) Rechtssprichwort, das die möglicherweise in den ältesten Zeiten geltende →Erfolgs­haf­tung abbilden soll.

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 315 (Simrock 1846); Schild, B., Die Tat tötet den Mann, ZRG GA 114 (1997), 380

Tatbestand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Thatbestand, s. Google) ist die Summe der Voraus­setzungen für eine Rechtsfolge bzw. in dem Verfahrensrecht in dem Urteil die Darstellung des Sachverhalts. Tatbestände gibt es seit der Entwicklung von Recht, weil bereits der erste Rechtssatz eine Rechtsfolge für einen Tatbestand voraussetzt. Als für die Rechtsanwendung grundlegende Besonder­heit erkannt sind sie seit Anfang des 19. Jahrhunderts (Stübel 1805 Zurechnung der Tat [Tatbestand] in Gegensatz zu Zurechnung der Tat zu der Strafe, Anton Bauer 1833 trennt subjektive Merkmale von objektiven Merkmalen).

Lit.: Seiler, H., Der Tatbestand der negotiorum gestio, 1968; Burian, B., Der Einfluss der deutschen Naturrechtslehre auf die Entwicklung der Tatbe­standsdefinition im Strafgesetz, 1970; Weißen-Micus, M., Tatbestandsmerkmale des Gesell­schafts­vertrags im 19. Jahrhundert, 1985; Schaffstein, F., Studien zur Entwicklung der De­likts­tat­bestände, 1985; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmefor­men im 19. Jahrhundert, 2006

Täter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert bzw. 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische mit einer Sprache Haitis verbindbar, M.) Straftäter, Straftat Verübender

Täter-Opfer-Ausgleich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der krimi­nalpo­litische Ansatz des späteren 20. Jahrhunderts, bei dem dann, wenn Täter und Opfer sich auf eine Schadenswiedergutmachung eini­gen, ein Straf­verfahren eingeschränkt oder unter Strafminderung abgeschlossen werden kann (Deutschland 1990 in dem Ju­gend­straf­recht, 1994 in dem Erwachsenen­strafrecht, 1998 in rund 9000 Fällen prak­tiziert).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Tatsache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Thatsache) Wort 1756 von dem Theologen Johann Joachim Spalding - Tribsees in Pommern 1. 11. 1714-Berlin 25. 4. 1804 - als Übersetzung von ne. matter of fact gebildet.

Taufe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die die kirchliche Mitgliedschaft in der christlichen Kirche begründende Handlung. Sie erscheint vor Christus bei Johannes dem Täufer. Sie steht zunächst dem Bischof, später dem Taufkirchen­pries­ter zu.

Lit.: Heggelbach, O., Die christliche Taufe, 1953; Stenzel, A., Die Taufe, 1958; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983

taufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) die Taufe vollziehen, tauchen

Tauner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, asber in Google belegt sowie als Tagewaner über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Häusler in der Schweiz und in Südwestdeutschland

Lit.: Eichholzer, E., Über die Stellung der Tauner nach den Rechtsquellen des Kantons Zürich, ZRG GA 38 (1917), 115

Tausch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem niederdeutschen-niederländischen Bereich und in der Herkunft ungeklärt, M., Wort 1181 belegt, lat. [F.] permutatio, s. Google) ist der gegen­seitige Vertrag, in dem sich beide Seiten zu der Hingabe eines bestimmten, nicht in Geld bestehenden Gegenstands verpflichten. Der Tausch erscheint in der Geschichte des Menschen wohl schon früh. Er wird teilweise als Kauf angesehen und zeitweise als Realvertrag eingeordnet, zeitweise als durch Hingabe der Sache entstehender Inno­minat­kontrakt. In seiner tatsächlichen Bedeutung wird er mit Entstehung der →Geldwirtschaft von dem →Kauf rasch zurück­gedrängt.

Lit.: Kaser § 45 I 1; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 74, 91; Gelke, W., Kauf und Tausch in Babenhausen, Diss. jur. Mainz 1981; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Tauschgeschäft und Tauschurkunde vom 8. bis zum 12. Jahrhundert, hg. v. Fees, I. u. a., 2013

tauschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem niederdeutschen-niederländischen Bereich und in der Herkunft ungeklärt, V.) gegen etwas Anderes geben

täuschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen in der Herkunft unklar, V.) irreführen, vorspiegeln

Täuschung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen in der weiteren Herkunft unklar, F.) Irreführung, Vorspiegelung

tausend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) zehnmal hundert, Grundzahl zwischen 999 und 1001

Tausendschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine zweifelhafte Untergliederung des Heeres germanischer Völker (Goten, Vandalen) in dem frühen Mittelalter. Ihre Herkunft ist unklar.

Lit.: Rietschel, S., Die germanische Tausendschaft, ZRG GA 27 (1906), 234; Claude, D., Millenarius und thiuphadus, ZRG GA 88 (1971), 181

Taxis →Thurn und Taxis

Technik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kunstfertigkeit, Geschicklichkeit

Lit.: Europäische Technik im Mittelalter, hg. v. Lindgren, U., 1996; Technik in der frühen Neuzeit, hg. v. Engel, G. u. a., 2004; Metz, K., Ursprünge der Zukunft, 2005; Vom Feld, I., Staatsentlastung im Technikrecht, 2007; Gleitsmann, R. u. a., Tech­nikge­schichte, 2009; Technikgeschichte, hg. v. König, W., 2009; Cech, B., Technik der Antike, 2010; Ambrosius, G. u. a., Integration von Infrastruktur in Europa im historischen Vergleich, Bd. 1 2013; Bayerl, G., Technik in Mittelalter und früher Neuzeit, 2013; Kapp, E., Grundlinien einer Philosophie der Technik, hg. v. Maye, H. u. a., 2015

technisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Technik betreffend, kunstfertig

Tecklenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) eine Grafschaft in Norddeutschland

Lit.: Lebkücher, F., Die Grafschaft Tecklenburg und die Justizreform von 1613, 2018

Teer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine schwarze kleberige Masse organischer Verbindungen.

Teeren und Federn (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist die durch Be­streichen mit Teer und anschließendes Wälzen in Federn gekennzeichnete Form a­me­rikanischer Lynchjustiz, für die es in Europa kaum gesicherte Zeugnisse gibt.

Lit.: Hentig, H. v., Die Strafe, Bd. 1 1954, 152

Teil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., N.)

teilen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) spalten, gliedern

Teilgläubiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gläubiger eines Teiles einer Schuld

Teilgläubigerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gläubigerschaft eines Teiles einer Schuld

Lit.: Riedler, A., Gesamt- und Teilgläubigerschaft, 1998

Teilnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch derdeutschen Gegenwarttssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Beteiligung an einer fremden Handlung (beispielsweise Anstiftung, Beihilfe). Sie erscheint tatsächlich schon sehr früh, wird als allgemeine Rechtsfigur aber erst an dem Ende des 18. Jahrhunderts erfasst. Noch Feuerbach (1801) kennt nur (lat. [M.]) auctor (Urheber) und (lat. [M.]) socius (Gehilfen). In Österreich gilt die Einheitstäterschaft.

Lit.: Köbler, DRG 204; Heimberger, J., Die Teilnahme, 1896; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Roth, A., Kollektive Gewalt und Straf­recht, 1989; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmeformen im 19. Jahrhundert, 2006

Teilnovellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind in Österreich die das →All­ge­meine Bürgerliche Gesetzbuch (1811/1812) nach dem deutschen →Bür­gerlichen Gesetzbuch (1900) moderni­sie­renden Novellen von 1914, 1915 und 1916 sowie allgemein alle Novellen, die ein Gesetz bewusst in Teilschritten novellieren.

Lit.: Baltl/Kocher; Dölemeyer, B., Die Revision des ABGB, (in) Ius commune 6 (1977), 274

Teilpacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die einen bestimmten Teil (Bruchteil, beispielsweise Hälfte, Drittel) des Er­trags als Pachtzins festlegende Form der →Pacht. Sie ist auf Grund provinzieller Pra­xis bereits dem römischen Recht be­kannt. In dem Hochmittelalter breitet sie sich seit dem 12. Jahrhundert in vielen Ländern aus, tritt seit dem 14. Jahrhundert aber wieder zurück.

Lit.: Kaser § 42 II 1; Spieß, K., Teilpacht und Teilbauverträge, (in) Z. f. Agrargesch. 36 (1988), 228

Teilrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist in dem Ehegüterrecht seit dem Hochmittelalter das Recht des wiederver­heirateten Ehegatten, eine Teilung mit den Kindern der ersten Ehe zu vollziehen, um die zugunsten der Kinder aus der ersten Ehe bestehende Verfangenschaft der Güter aus der ersten Ehe aufzuheben und einen Teil der Güter unbelastet in die zweite Ehe einzubringen.

Lit.: Hübner § 95; Schröder, R., Das eheliche Güterrecht, 1868, Neudruck 1967

Teilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Spaltung, Gliederung

Teilungsanordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Anordnung des Erblassers über die Teilung des Erbes.

Lit.: Rudolf, I., Teilungsanordnung und Vorausvermächtnis, 1966

Teilungsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf Teilung von Mit­eigentum gerichtete Klage des römischen Rechtes (beispielsweise [lat.] →actio [F.] familiae erciscundae, →actio communi dividundo).

Lit.: Kaser § 23 IV 2

Teilzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zahlung einer Schuld in Teilbeträgen, Zahlung eines Teiles einer Schuld

Teilzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Teil einer Zeit

Teilzeitarbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die mit der Verknappung der Arbeit in den Industriestaaten des ausgehenden 20. Jahrhunderts hervortretende Form der →Arbeit in einem Teil der herkömmlichen Arbeitszeit.

Lit.: Oertzen, C. v., Teilzeitarbeit, 1999

Teixeira de Freitas, Augusto (1816-1883) wird nach dem Rechtsstudium in Olinda und Sao Paulo Rechtsanwalt und kaiserlicher Rechtsberater. 1857 verfasst er die erste umfassende systematische Sammlung des Privatrechts Brasiliens (Consolidaçao das leis civis), 1860ff. einen von dem römischen Recht wie von mehreren europäischen Rechten ausgehenden Ent­wurf eines Privatrechts­gesetzbuchs (Es­boco de Código civil). Er wirkt sich in dem Código civil Argentiniens (1869) aus. S. Google

Lit.: Meira, S., Teixeira de Freitas, 1979; Augusto Teixeira de Freitas e il diritto Latinoamericano, 1938

tele (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Zusammensetzungen – nicht bezeugt – 17.?Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv..) fern, weit

Telegraphie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - neben Telegraph und telegraphisch – nicht bezeugt – neben Telegraf, telegrafieren, telegrafisch und Telegramm nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Telegrafie und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die vor allem mit Hilfe des 1837 von Samuel Morse gebauten und 1844 verbesserten Schreibtelegraphen seit etwa 1850 allgemein mögliche Über­mittlung von Texten über beliebige Ent­fernungen mit Hilfe der Eigenschaften des elektrischen Stromes.

Lit.: Scherner, K., Innovation und Recht, (in) ZNR 16 (1994), 39; Wobring, M., Die Globalisierung der Telekommunikation im 19. Jahrhundert, 2005; Wenzlhuemer, R., Connecting the Nineteenth-Century World, 2013 (Zentren London, Berlin, Wien, Paris), Wenzlhuemer, W., Verbrechen, Verbrechensbekämpfung und Telegrafie, (in) HZ 301 (2015) 347

Telephon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Telefon und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Telefon) Fernsprecher

Lit.: Meili, F., Das Telephonrecht, 1885, Neudruck 2013

telefonieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise als fern sprehen verbindbar, V.) fernsprechen

Telgte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt, N.) Stadt an der Ems mit knapp 20000 Einwohnern

L.: Die Ratsprotokolle der Stadt Telgte 1624 bis 1799, hg. v. Heschichtsverein Beckum-Warendorf, Bd. 1-13 2019ff.

Tempel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über templum, lat., N., heiliger Bezirk, Ausblick, [280/260-vor 200 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.)

Templer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Tempelritter, Angehöriger des Templerordens

Templerorden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1119 von Hugo von Payens gegründete, nach dem Tempelberg in Jerusalem benannte, 1291 nach Zypern verlegte, 1312 von dem Papst aufgehobene geistliche Ritterorden.

Lit.: Demurger, A., Die Templer, 1991; Dinzelbacher, P., Die Templer, 2002; Frale, B., Il papato e il processo ai Templari, 2003; Demurger, A., Der letzte Templer, 2004; Sarnowski, J., Die Templer, 2009; Burzyński, E., Zakon rycerski temlariuszy, 2010; Napp, A., Templer Mythen, 2010; Jabonde, J., Die Templer in Deutschland, 2010; Nicolotti, A., I Templari e la Sindone, 2011; Schenk, J., Templar Families, 2012; Bergeron, D., Les Templiers et leur procès, 2011; La fin de l’ordre du Temple, hg. v. Chevalier, M., 2012

templum, lat., N., Tempel, heiliger Bezirk, Ausblick, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *temp-, V., dehnen, ziehen, spannen

temporalis (1), temporālis,  lat., Adj., die Zeit betreffend, eine Zeit während, zeitlich, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tempus

temporalis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [Adj.]) zeitlich, weltlich

Temporalien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.Pl.) sind seit 1122 (Wormser Kon­kordat) die besonderen weltlichen Rech­te der Kirche in Gegensatz zu den Spi­ritualien (geistlichen Angelegenheiten o­der Rechten).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 93; Lindner, D., Die Lehre von der Inkorporation, 1951

Tengler, Ulrich (Rottenacker bei Ehingen an der Donau um 1447-Höchstädt 1511?) wird nach Ausbildung in der Stadtschule Ehingen und der Stiftsschule Blaubeuren (1469) 1467/1469 Gerichtsschreiber in Heidenheim an der Brenz, 1475-1479 Kastenschreiber in Heiden­heim, 1479-1483 Stadt­schreiber in Nörd­lingen, 1485-1496 Kastner in Heiden­heim, dann Landvogt von Graisbach und 1500 pfalz-bayerischer Landvogt in Höchstädt an der Donau. 1509 gibt Sebastian Brant den →von Tengler verfassten Laienspiegel he­raus. Tenglers Sohn Christoph wird Pro­fessor des kanonischen Rechtes in Ingol­stadt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Stintzing, R. v., Geschichte der populären Literatur, 1867, Neudruck 1959, 411; Burret, G., Der Inquisitionsprozess im Laienspiegel des Ulrich Tengler, 2010

tenure (mengl.) Lehen, Rechtsstellung aus Belehnung

Lit.: Hudson, Land, Law and Lordship, 1994

Termin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über terminus, lat., M., Grenze, Grenzzeichen, Grenzstein, [um 235-200 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1317) Zeitpunkt, Zeitraum, Frist, Grenze

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

terminus,  lat., M., Grenze, Grenzzeichen, Grenzstein, Ende, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. terere?; s. idg. *ter- (4), *terə-, *tr̥̄-, *trā-, *teru-, *terh₂-, V., durchdringen, überqueren, überwinden, überholen, retten

terra, tera, lat., F.,  Land, Erdboden, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ters-, V., Sb., trocknen, verdorren, dürsten, Durst, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar

Lit.: Köbler, G., Land und Landrecht, ZRG GA 86 (1969), 1; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium, 1996

terra (F.) salica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegtund in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Altfränkische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Herrenland

territorial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ein Gebiet oder Territorium betreffend

territorialis, territōriālis,  lat., Adj., zum Gebiet gehörig, Grom., s. latein_a_z.docx,  s. terra

Territorialität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gebietlichkeit, Gebietsbezogenheit

Territorialitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist der Grundsatz der gebietsmäßigen Abgrenzung. Das Territorialitätsprinzip bildet einen Gegensatz zu dem Personalitäts­prinzip. Es gewinnt vor allem seit dem 12. Jahrhundert (privilegium minus 1156) mit der eneuten Bildung und Festigung von Ländern oder Staaten allgemeine Be­deu­tung.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hochmittelalterliche Territorialstrukturen in Deutschland und Italien, hg. v. Chittolini, G. u. a., 1996

Territorialstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf ein festes Gebiet (Territorium) bezogene →Staat. Der Territorialstaat ist ein Gegensatz zu dem Personenverbandsstaat. Er setzt sich seit dem 12. Jahrhundert durch ([lat.] privilegium minus 1156, Reichstag von →Gelnhausen 1180).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler DRG 111, 149; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1972; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert, hg. v. Patze, H., 1970ff., Neudruck 1986; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. A. 1978; Müller, H., Oberhof und neuzeitlicher Territorialstaat, 1978; Territorialstaat und Calvinismus, hg. v. Schaab, M., 1993; Köbler, G., Historisches Lexikon der deutschen Territorien, 1988, 6. A. 1999, 7. A. 2007

territorium, territōrium,  lat., N., Stadtgebiet, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. terra, s. gr. περιοικία (perioikía) Gl

Territorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Weideterritorium – nicht bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Herrschaftsgebiet. In der frühen Neuzeit gilt in dem Heiligen römischen Reich in geschlossenen Terri­torien die Vermutung, dass jeder Ort der Territorialgewalt des Landesherrn unter­wor­fen ist. In dem 19. Jahrhundert tritt das umfassende Staatsgebiet an die Stelle des Territoriums.

Lit.: Below, G., Territorium und Stadt, 2. A. 1923; Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, 1928; Hamel, W., Das Wesen des Staatsgebietes, 1933; Moraw, P., König, Reich und Territorium im späten Mittelalter, 1971; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorial­gewalt, 1975; Die Territorien des Reichs, hg. v. Schindling, A., Bd. 1ff. 1989ff.; Statuten, Städte und Territorien, 1992; Hochmittelalterliche Ter­ritorial­strukturen in Deutschland und Italien, hg. v. Chittolini, G. u. a., 1996; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium, 1996; Identità territoriali e cultura politica, hg. v. Bellabarba, M. u. a., 2000

terror,  lat., M., Schrecken (M.), Schreck, einschüchternder Eindruck, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *tres-, *ters-, V., zittern, zappeln

Terror (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1830-1840 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über terror, lat., M., Schrecken [M.], Schreck, einschüchternder Eindruck, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schrecken (M.) durch Anwendung von Gewalt

terrorisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Gewalt einschüchtern

Terrorismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die (menschliche) Gedankenhaltung, die andere Menschen durch Gewalt zwecks Erregung von Schrecken zu beeinflussen und schädigen versucht. Sie entsteht nach der französischen Revolution und der Revolutionsbewegung des Jahres 1848 mit der Entwicklung von Öffentlichkeit und Massenmedien (Felice Orsini 1858, John Brown 1859, Oskar Becker, Wilkes Booth, Dimitrij Karakozov).

Lit.: Jensen, R., The Battle against Anarchist Terrorism, 2013; Dietze, C., Die Erfindung des Terrorismus in Europa, Russland und den USA 1858-1866, 2016

tertia manus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) dritte Hand →in­tertiatio

Tertiogenitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Drittgeburt) →Primo­genitur, Sekundogenitur

Tertullian, Quintus Septimius Florens (Kar­thago um 160 n. Chr.-Karthago nach 220 n. Chr.), Anwalt in Rom, erster Lateiner unter den frühchristlichen Apo­logeten (Apologeti­cum um 197 n. Chr.), s. Google

Lit.: Zilling, H., Tertullian, 2004

Tessel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt, Sb.) Kerbholz

Tessin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das von dem gleichnamigen Fluss durchzogene südliche Alpengebiet, das über Räter, Römer, Ostgoten und Langobarden an die Franken kommt. Bis 1335 fällt es an das Herzogtum →Mailand, dem es zwischen 1403 und 1516 die Eidgenossen der →Schweiz abgewinnen. 1798 wird das bis 1755 ziemlich lose Untertanenverhältnis in ein Kantonatsverhältnis (1798 Lugano, Bellin­zona, 1803 Tessin) umgewandelt. 1803 und 1814 entstehen aufgezwungene Verfas­sungen, an dem 4. Juli 1830 wird eine noch vor Ausbruch der Revolution in Frankreich erlassene, als Ausfluss der Volkssou­verä­nität angesehene Verfassung geschaf­fen.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Patocchi, G., Gli influssi delle legislazioni straniere, 1961; Sauter, B., Herkunft und Entstehung der Tessiner Kantonsverfassung von 1830, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,458, 3,2,1915; Regesti di Leventina, a cura di Raschèr, V. u. a., 1975; Le fonti del diritto del Cantone Ticino, Bd. 1 C, Formulari notarili, hg. v. Mango-Tomei, E., 1991

Testament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1282 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist die nicht empfangsbedürftige, jederzeit frei widerruf­liche Willenserklärung, mit der ein →Erblasser eine Regelung vor allem über sein Vermögen für den Fall seines Todes trifft und dadurch meist die an sich bestehende Rechtslage abändert. Das Testament ist bereits dem alt­römischen Recht in verschie­denen Formen bekannt (testamentum, lat. [N.], Testament [81-43 v. Chr.]). Es muss in dem römischen Recht eine Erbeinsetzung enthalten. In der Nachklassik anerkannt wird das vor sieben Zeugen mündlich erklärte Testament. 446 lässt Kaiser Valentinian III. das eigenhändige Testament in dem weströmischen Reichsteil zu. Von der Kirche gefördert, wird zusätzlich wohl zu einheimischen Entwicklungen erbrecht­licher Vergabungen das Testament in dem 13. Jahrhundert in dem Deutschen Reich (beispielsweise Wien 1289) zunächst von der Geistlichkeit in der Form der Verfügungen („Kodizille“) über einzelne Gegenstände (fälschlich so genanntes Verteilungstes­tament) aufge­nom­men und verbreitet sich in dem 14. Jahrhundert allgemein (beispielsweise in Lübeck in dem 13. und 14. Jahrhundert mehr als 2700 überlieferte Testamente, von 1400 bis 1449 1619 Testamente von 1397 Verfassern). Es bedarf einer gewissen Form (beispielsweise vor Rat, vor Notar). Mög­lich ist ein gemein­schaftliches Testament mehrerer Menschen. In der frühen Neuzeit wird ver­stärkt auf das römi­sche Recht zurück­gegriffen, ohne dass alle seine Einzelheiten aufgenommen werden. Öffentliches Testament (beispielsweise vor Gericht, Rat oder Notar) und privates Testament finden sich nebeneinander. In der Gegenwart steht das eigenhändige Testament in dem Vordergrund, doch sind auch andere Formen möglich. In Österreich wird 2004 das mündliche Testament abgeschafft. In einem Zweifelsfall soll der Wille des Erblassers verwirklicht und das Testament aufrechterhalten werden. Als politisches Testament wird auch die Zusam­men­fassung der politischen Ansich­ten eines Herrschers an dem Lebensende bezeich­net.

Lit.: Kaser §§ 8 I 2b, 65 II 1c, 67, 68; Söllner §§ 5, 8, 11, 12, 14; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 23, 38, 54, 60, 73, 89, 114, 123, 140, 162, 211, 239, 268; Köbler, LAW; Loening, O., Das Testament im Gebiet des Magdeburger Stadtrechtes, 1906; Schreiber, O., Das Testament des Fürsten Wolfgang von Anhalt vom 25. August 1565, 1913; Bergman, C., Testamentet i 1600-talents rättsbildning, 1918; Heymann, E., Das Testament Friedrich Wilhelms III., 1925 (SB Berlin); Aders, G., Das Testamentsrecht der Stadt Köln, 1932; Lentze, H., Das Wiener Testamentsrecht, ZRG GA 69 (1952), 98, 70 (1953), 159; Florilegium testamentorum, hg. v. Wolf, H., 1956; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Piper, H., Testament und Vergabung von Todes wegen im braunschweigischen Stadtrecht, 1960; Simnacher, G., Die Fuggertestamente, 1960; Besta, E., Le successioni, 1961; Sheehan, M., The Will in Medieval England, 1963; Regesten der Lübecker Bürgertestamente, hg. v. Brandt, A. v., Bd. 1ff. 1964ff.; Immel, G., Öffentliches Testament und procurator, (in) Ius commune 1 (1967), 223; Hamburger Testamente 1351-1400, bearb. v. Loose, H., 1970; Nonn, U., Merowingische Testamente, (in) Archiv f. Diplomatik 18 (1972), 1; Wieling, H., Testamentsauslegung im römischen Privatrecht, 1972; Schulz, G., Testamente des späten Mittelalters aus dem Mittel­rheingebiet, 1976; Spreckelmeyer, G., Zur rechtlichen Funktion frühmittelalterlicher Testamente, (in) Vorträge und Forschungen 23 (1977), 91; Ariès, P., L’homme devant la mort, 1977; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Testamente der Stadt Braunschweig, hg. v. Mack, D., 1988ff.; Baur, P., Testament und Bürgerschaft, 1989 (Konstanz); Kolmer, L., Spätmittelalterliche Testamente, (in) Z. f. bay. LG. 52 (1989), 475; Kasten, B., Erbrechtliche Verfügungen des 8./9. Jahrhunderts, ZRG GA 107 (1990), 236; Beutgen, M., Die Geschichte der Form des eigenhändigen Testaments, 1992; Zenhäusern, G., Zeitliches Wohl und ewiges Heil, 1992; Paulus, C., Die Idee der postmortalen Persönlichkeit im römischen Testamentsrecht, 1992; Actes à cause de mort, Recueils Société Jean Bodin, 1993; Bauer-Gerland, F., Das Erbrecht der Lex Romana Burgundionum, 1995; Reinhardt, U., Lüneburger Testamente, 1996; Färber, M., Das gemeinschaftliche Testament, 1997; Rappert, K., Die Regensburger Testamentsordnung, 1997; Baaken, G., Das Testament Heinrichs VI., ZRG GA 116 (1999), 23; Umstätter, A., Das Testament im ägyptischen Erbrecht, 2000; Noodt, B., Religion und Familie in der Hansestadt Lübeck, 2000; Kasten, B., Zur Dichotomie von privat und öffentlich in fränkischen Herrschertestamenten, ZRG GA 121 (2004), 158; Seif, U., Römisch-kanonisches Erbrecht in mittelalterlichen deutschen Rechtsaufzeichnungen, ZRG GA 122 (2005), 88; Hollberg, C., Deutsche in Venedig im späten Mittelalter, 2005; Vallaro, A., Considerans fragilitatem humanae naturae, 2005; Seelenheil und irdischer Besitz, hg. v. Herzog, M. u. a., 2007; Herrscher- und Fürstentestamente im west­europäischen Mittelalter, hg. v. Kasten, B., 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deut­schen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Litschel, A., Ordnung, Kooperation und Konflikt in spätmittelalterlichen Testamenten, (in) ZHF 37 (2010), 375; Testamente aus der Habsburgermonarchie Alltags­kultur, Recht, Überlie­fe­rung, (in) Beiträge zur Rechts­geschichte Österreichs 1 (2011), 1ff.; Klein, G., Über den Grundsatz der materiellen Höchstpersönlichkeit der Testamentserrichtung, 2012; Kröll, P., Das Städelsche Testament, 2013; Schweyen, I., Luthers rechtswidriges Testament, 2017; Zimmermann, W., Testamente und Erbstreitigkeiten von Kriemhild bis Cornelius Gurlitt, 2018; Planning vor Death, hg. v. Korpiola, M. u. a., 2018; Letzte Worte, letzter Wille, hg. v. Gruber, M. u. a., 2018; Zhong, H., Die Testamentsfähigkeit im römischen Recht – Testamenti factio non privati sed publici iuris est, 2021

Testamentsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das deutsche Gesetz über die Errichtung von →Testamenten und →Erbverträgen von dem 31. 7. 1938, das die­sen Rechtsbereich vorübergehend aus dem →Bürgerlichen Gesetzbuch herauslöst und seine Formvorschriften mil­dert.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 239; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Testamentsgesetz1938.pdf; Gruchmann, L., Die Entstehung des Testaments­ge­setzes, (in) ZNR 7 (1985), 53; Schliepkorte, J., Entwick­lungen des Erbrechts, 1989

Testamentsvollstrecker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1852, s. Google) ist der von dem →Erblasser zu der Ausführung seiner →letztwilligen Anordnungen durch letzt­willige Verfügung berufene Mensch. Das römische Recht kennt keine Testaments­vollstreckung. In dem deutschen Recht entwickelt sie sich unter Förderung durch die Kirche bereits früh und wird in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aufge­nommen.

Lit.: Kaser § 67 V; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 211; Schultze, A., Die langobardische Treuhand, 1895; Schönfeld, W., Die Vollstreckung von Verfügungen von Todes wegen im Mittelalter nach sächsischen Quellen, ZRG GA 42 (1921), 240; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971; Offergeld, A., Die Rechtsstellung des Testamentsvollstreckers, 1995; Scherner, K., Fiducia Germanorum, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Kunz, L., Postmortale Privatautonomie und Willensvollstreckung, 2015

testamentum, tēstāmentum, lat., N., Testament, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tēstārī

Testamentum (lat. [N.]) ist seit dem altrömischen Recht der Zeugenakt, durch den der →Erblasser willkürlich bestimmte Menschen zu Erben vielleicht anfangs nur von Einzelgegenständen machen kann. Das testamentum (81-43 v. Chr.) ist lange durch bestimmte Förmlich­kei­ten ge­kenn­zeichnet. →Testament

Lit.: Kaser §§ 8 I 2b, 65 II 1c, 67, 68; Köbler, DRG 23; Wieling, H., Testamentsauslegung im römischen Recht, 1972

Testamentum (N.) apud acta conditum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist das spätantike, bei der Behörde begründete (öffentliche) →Testament.

Lit.: Kaser § 67 III 4; Köbler, DRG 60

Testamentum (N.) calatis comitiis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist das altrömische, vor den zweimal jährlich zusammengerufenen Kuriatkomi­tien vielleicht ursprünglich zwecks einer Art Kindesannahme errichtete Testament.

Lit.: Kaser §§ 60 III 2b, 65 II 1b, 67 I 2a; Söllner §§ 5, 8; Köbler, DRG 23

Testamentum (N.) inofficiosum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar lat.) ist das die nächsten Verwandten entgegen der Pie­tätspflicht nicht ausreichend beden­kende →Testament.

Lit.: Kaser § 70 I 1

Testamentum (N.) in procinctu (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar lat.) ist in dem altrömischen Recht das →Testament vor dem aufgestellten Heer.

Lit.: Kaser §§ 67 I 2b, 69 III 2c; Söllner § 5; Köbler, DRG 23

Testamentum (N.) per aes et libram (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist das durch Erz und Waage als Libralgeschäft vorgenommene, wohl anfangs nur der Übertragung einzelner Gegenstände dienende →Testament des altrömischen Rechtes.

Lit.: Kaser §§ 65 II 1b, 67 I 2b; Köbler, DRG 23

Testamentum (N.) per holographam scripturam (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuich der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., ist in dem spätantiken weströmischen Recht das von Kaiser Valentinian III. 446 n. Chr. eingeführte eigenhändige →Testament, das seit dem Spätmittelalter in das deutche Reich aufgenommen wird.

Lit.: Kaser § 67 III 2; Köbler, DRG 60

Testamentum (N.) ruptum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) zerrissenes und damit ungültig gemachtes Testament

testari, tēstārī,  lat., V.,  bezeugen, Zeuge sein (V.), durch sein Zeugnis darlegen, bekunden, versichern, beweisen, dartun, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tēstis

testatio, tēstātio,  lat., F., Anrufung zum Zeugen, Bezeugung, Zeugenaussage, Beweis, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tēstārī, s. tēstis

Testatio (lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Zeugenurkunde.

Lit.: Kaser § 7 IV 2a; Köbler, DRG 43

testieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über testari, lat., V. bezeugen, 234-249 v. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort 1544 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V.) Testament errichten

testierfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fähig zu testieren

Testierfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1883) ist die Fähigkeit zu testieren.

Testierfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1894, Testierfähigkeit 1883, testieren 1544) ist die grundsätzlich von Beginn des Testaments an bestehende, nur ausnahmsweise eingeschränkte Frei­heit, ein →Testament zu errichten und über sein Vermögen von Todes wegen zu verfügen. Dem römischen Recht schon früh bekannt, setzt sie sich in dem deutschen Mittelalter seit dem 13. Jahrhundert allmählich durch. Bereits in dem 16. Jahrhundert hat das römische Recht das einheimische Erbrecht erheblich umgestaltet und an dem Ende des 19. Jahrhunderts ist die Testierfreiheit aller testierfähigen Menschen selbverständlich.

Lit.: Kaser § 65 II 2; Hübner; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Prochnow, J., Das Spolienrecht, 1919, Neudruck 1965; Wesener, G., Beschränkungen der Testierfreiheit, (in) FG U. v. Lübtow 1970, 569; Stoll, F., Das Hagestolzenrecht, 1970; Tschappeler, H., Die Testierfreiheit, 1983, Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Landau, P., La libertà di testare, (in) Rivista internazionale di diritto comune 6 (1995), 29; Landau, P., Die Testierfreiheit, ZRG GA 114 (1997), 56; Goebel, J., Testierfreiheit als Persönlichkeitsrecht, 2004; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

testis (1), tēstis (1), lat., M., Zeuge, wer als Dritter (und damit Zeuge) bei zwei Streitenden steht, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *trei-, Num. Kard., drei, s. idg. *stā-, *stə-, *steh₂-, *stah₂-, *stāu-, *stū̆-, V., stehen, stellen

Testis in uno falsus in nullo fidem meretur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Ein Zeuge, der in einem Punkt gelogen hat, verdient in nichts Glau­ben.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Teufel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Widersacher Gottes und damit des Guten

Lit.: Fehr, H., Tod und Teufel im alten Recht, ZRG GA 67 (1950), 50; Flasch, K., Der Teufel und seine neuen Engel – Die neue Biographie, 2015; Löhdefink, J., Zeiten des Teufels, 2016; Lattmann, C., Der Teufel, die Hexe und der Rechtsgelehrte. Crimen magiae und Hexenprozess in Jean Bodins „De la Démonomanie des Sorciers“, 2019

Teufelsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der in Märchen, Sage, Schwank und Legende angeblich mit dem Teufel geschlossene Vertrag oder Pakt.

Lit.: Zelger, R., Teufelsverträge, 1996; Link, L., Der Teufel, 1997; Schwaiger, G., Teufelsglaube und Hexenprozesse, 4. A. 1999

Teutone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des 102 v. Chr. von den Römern bei Aquae Sextiae geschlagenen germanischen Volkes.

Lit.: Köbler, DRG 28, 66

Teutonicus, lat., Adj.: nhd. teutonisch, germanisch, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Teutonus

teutonicus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., lat.-ahd.) deutsch, teutonisch

Teutonus, Theutonus, lat., M., Teutone, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft ungeklärt?

texaca (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinisch-Altfränkische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.-afrk.) Diebstahl, Diebstahls­buße

Lit.: Beyerle, F., Die Malberg-Glossen der Lex Salica, ZRG GA 89 (1972), 12; Munske, H., Der germanische Rechtswortschatz, 1973

texere, lat., V., flechten, weben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *tek̑t-?, V., flechten, fügen

Text (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1311 [Daniel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verbindung mehrerer Wörter zu einer gedanklichen Einheit mindestens eines Menschen

Textkritik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL,– und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kritik eines Textes

Lit.: Buchner, R., Grundsätzliches zur Textkritik, ZRG GA 66 (1948), 342

textus, lat., M., Gewebe, Geflecht, Text, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. texere

Thaleleios (6. Jahrhundert) ist der byzantinische Rechtslehrer in Konstantinopel, dessen aus einem Codexkommentar stammende Werk­reste in Scholien zu den Basiliken er­kennbar sind. S. Google

Lit.: Simon, D., Aus dem Kodexunterricht des Thalelaios, ZRG RA 86 (1969), 334, 87 (1970), 315

Theoderich der Große (451?-30. 8. 526) ist der bekannteste König der Ostgoten (um 470-474?, Name in den Bestandteilen mit dem Germanischen verbindbar). Aus eher unbedeutender Familie stam­mend kommt er als Geisel mit dem römischen Reich in Berührung und erobert danach Italien, so dass ihm Kaiser Anastasius die Insignien eines Kaisers verleiht, wobei Theoderich wohl das meiste so beließ, wie es war. Ihm wird das →Edictum Theode­rici zugeschrieben. S. Google

Lit.: Söllner § 19; Köbler, DRG 80; Ennslin, W., Theoderich der Große, 2. A. 1959; Kohlhas-Müller, D., Untersuchungen zur Rechtsstellung Theoderichs des Großen, 1995; Ausbüttel, F., Theoderich der Große, 2003; Goltz, A., Barbar - König - Tyrann, 2008; Lafferty, S., Law and Society in the Age of Theoderic the Great, 2013; Wiemer, H., Theoderich der Große, 2018; Theoderich der Große und das gotische Königreich in Italien, hg. v. Wiemer, H., 2020

Theodosius II. (Konstantinopel 30. 8. 401-28. 7. 450, Name mit dem Griechischen des Altertums verbindbar), Sohn des oströmischen Kaisers Arcadius ist seit 408 oströmischer Kaiser. Unter dem Einfluss seiner gelehrten Ehefrau Athenais veranlasst er die Zusammenfassung der seit Konstantin erlassenen kaiserlichen Konstitutionen (Gesetze) in einem nach ihm benannten Ge­setzbuch. →Codex Theodo­sianus (15. 2. 438 veröffentlicht, s. Google)

Lit.: Williams, S./Friell, G., Theodosius, 1994; Ernesti, J., Princeps christianus, 1998; Leppin, H., Theodosius der Große, 2003; Theodosius II., hg. v. Kelly, C., 2013

theologia,  lat., F., Theologie, Götterlehre, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. θεολογία (theología), F., Götterlehre, vgl. gr. θεός (theós), M., Gott; entweder von idg. *dʰēs-, *dʰəs-, Sb., Heiliges, Göttliches, oder von idg. *dʰeu̯es-, *dʰu̯ē̆s-, *dʰeus-, *dʰū̆s-, V., stieben, stäuben, wirbeln, vgl. idg. *dʰeu- (4), *dʰeu̯ə-, *dʰeu̯h₂-, *dʰuh₂-, V., Sb., stieben, wirbeln, wehen, stinken, schütteln, Dampf (M.) (1), Hauch, Rauch, s. gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Maß, Berechnung, Vernunft, vgl. idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen

Theologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über theologia, lat., F., Theologie, Götterlehre, [116-27 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Theologie, Gotteskunde

Lit.: Geschichte der christlichen Theologie, hg. v. Pauly, W., 2008; Van Nieuwenhove, R., An Introduction to Medieval Theology, 2012

Theophilos (6. Jahrhundert) ist der byzantinische Rechtslehrer in Konstantinopel, welcher der Kommission für den ersten →Codex Justinians und für die →Digesten angehört und gemeinsam mit Dorotheos die →Insti­tutionen (Justinians) abfasst. Überliefert ist eine viel­leicht von ihm stammende kommen­tierende grie­chische Institutionen­para­phrase. Sie wird als systematische, lateinische Fachwörter weit­gehend über­nehmende Einführung in das römische Recht verwendet.

Lit.: Söllner § 22; Lokin, J., Theophilos, (in) TRG 44 (1976), 337; Wal, N. van der/Lokin, J., Historiae iuris Graeco-Romani delineatio, 1985, 40

Theresiana →Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (Strafgesetz Maria Theresias von 1768, Theresia aus dem Greichischen aufgenommen)

thesaurus, thēsaurus,  tēsaurus, thēnsaurus, lat., M., Vorrat, Schatz, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. θησαυρός (thēsaurós), M., Schatz; ohne bekannte Etymologie, wahrscheinlich technisches Lehnwort

Thesaurus (lat. [M.] Schatz, auch griechisch, ohne bekannte Etymologie) ist in dem römischen Recht der nach Hadrian (117-138 n. Chr.) je zu der Hälfte an den Finder und den Grundstückseigentümer fallende →Schatz.

Lit.: Kaser § 26 I 3; Köbler, DRG 40

thesei dikaion (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, griech. [N.]) das (von Menschen) gesetzte Recht in Gegensatz zu einem von der Natur gegebenen Recht

Lit.: Köbler, DRG 31

Thessalien ist das Gebirgsland in dem mittleren →Griechenland, das 148 v. Chr. an die Römer gelangt und über Byzanz (, Bulgaren und Franken) 1393 an die Os­manen fällt. Von der jeweiligen Herrschaft wird auch das Recht unterschiedlich beeinflusst. S. oogle

Lit.: Magdalino, P., Between Romaniae, (in) Mediterranean Historical Review 4 (1989), 87

Thessaloniki (Saloniki) in →Griechenland wird wohl 316/315 v. Chr. gegründet und ist seit 1925 Sitz einer Universität. S. Google

Lit.: Vakalopoulos, A., History of Thessaloniki, 1963

Thibaut, Anton Friedrich Justus (Hameln 4. 1. 1772-Heidelberg 28. 3. 1840), Hugenotte, wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen, Königsberg und Kiel 1798 außerordentlicher Professor in Kiel, 1801 ordentlicher Professor in Kiel, Jena (1802) und Heidelberg (1806). 1803 veröffentlicht er unter Abgehen von der römischen Legalordnung ein zweibändiges System des Pandektenrechts. 1814 setzt er sich wegen des praktischen Bedürfnisses aus Vaterlandsliebe für ein allgemeines bürgerli­ches Recht (Gesetzbuch) in „Deutschland“ ein, unterliegt in dem sog. →Kodifikationsstreit aber (→Savigny und) der Reaktion (der über die Gesetzesinitiative verfügenden und an einer Vereinheitlichung zu Lasten ihrer Souveränität in den meist kleinen deutschen Einzelstaaten nicht interessierten konservativen Politiker). S. Google

Lit.: Köbler, DRG 180, 211; Baumstark, E., Anton Friedrich Justus Thibaut, 1841; Thibaut und Savigny, hg. v. Stern, J., 1914; Kiefner, H., Anton Friedrich Justus Thibaut, ZRG GA 77 (1960), 304; Thibaut und Savigny, hg. v. Hattenhauer, H., 1973, 2. A. 2002; Polley, R., Anton Friedrich Justus Thibaut, 1982; Kitzler, A., Die Auslegungslehre des Anton Friedrich Justus Thibaut, 1986; Heidelberg im säkularen Umbruch, hg. v. Strack, F., 1987; Kaufmann, D., Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1040), 2014 (wesentliche, weiterführende Analyse); Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1840) – Bürger und Gelehrter, hg. v. Hattenhauer, C. u. a., 2017

Thing →Ding

thiuphadus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-got. [M.]) Knechtsherr (str.)

Lit.: Claude, D., Millenarius und thiuphadus, ZRG GA 88 (1971), 181

Thöl, Johann Heinrich (Lübeck 6. 6. 1807-Göttingen 16. 5. 1884), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig und Heidelberg (Thibaut, Mittermaier) 1837 außerordentlicher Professor in Göttingen, 1842 ordentlicher Professor in Rostock und (1849) in Göttingen. 1841 veröffentlicht er den ersten Band seines romanistisch-syste­matisch vorgehenden, ein Sonderrecht der Kaufleute anstre­benden →Handelsrechts. Mit ihm be­gründet er eine durch →Puchta (1798-1846) beeinflusste, streng begrifflich ausgeführte, kritische Handelsrechtswis­sen­schaft. S. Google

Lit.: Gercke, F., Heinrich Thöl, 1931; Raisch, P., Die Abgrenzung des Handelsrechts, 1962; Landwehr, G., Rechtspraxis und Rechts­wissenschaft im lübischen Recht, (in) Z. d. Ver. f. lübeck. Gesch. 60 (1980), 21; Kern, B., Georg Beseler, 1982; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986

Thomas von Aquin (Roccasecca bei Neapel 1224/1225-Fossanova bei Terra­cina 7. 3. 1274), aus dem Geschlecht der Grafen von Aquino, wird nach dem Eintritt in das Kloster Monte Cassino (1230) und dem Studium in Neapel, dem Eintritt in den Domini­kanerorden (1244) und weiteren Studien in Paris und Köln (1248-1252 Schüler des Albertus Magnus) 1252 Lehrer der Theologie in Paris sowie danach (1259-1269) in Italien und in Paris (1269-1272) tätig. Sein scholastisches, selb­ständigem wis­senschaftlichem Denken Bahn brechendes Hauptwerk ist die zu globaler Synthese von Glauben und Wissen strebende (lat.) Summa (F.) theologica (Theologische Summe) bzw. Summa theologiae (Summe der Theologie) (1266-1273). Für das Recht bejaht Thomas von Aquin ein auf natürliche Vernunft gegründetes und durch praktische Vernunft zu verwirk­lichendes →Naturrecht und unterscheidet zwischen (lat.) lex aeterna als Ausfluss der göttlichen Vernunft, (lat.) lex naturalis als Gesetz der Natur und der menschlichen Vernunft und (lat.) lex humana als mensch­lichem bestimmtem Gesetz. Leben, Freiheit und Eigentum sieht er als allgemeine Grundwerte. 1323 wird er heiliggesprochen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 99, 191; Stupp, H., Mos geometricus, Diss. jur. Köln 1970; Pieper, T., Thomas von Aquin, 1981; Müller, K., Thomas von Aquin, 1983; Torrelli, P., Initiation à Saint Thomas, 1993; Schönberger, R., Thomas von Aquin zur Einführung, 1998; Thomas-Handbuch, hg. v. Leppin, V., 2016; Fernandes, J., Thomas von Aquin über die Tugend der Gerechtigkeit, 2016

Thomasius, Christian (Leipzig 1. 1. 1655-Halle 23. 9. 1728), Eloquenzpro­fes­so­rensohn, wird nach dem Studium der Philosophie (1669) und des Rechtes (1672) in Leipzig und Frankfurt an der Oder (Stryk) 1682 Rechtslehrer in Leipzig. 1685 hält er in seiner Schrift (lat.) De crimine bigamiae (Das Verbrechen der Bigamie) die Bigamie für naturrechtlich erlaubt. 1687 kündigt er als erster eine Vorlesung in deutscher Sprache an. 1688 begründet er die deutschen „Monats­gespräche“ als Verbreitungsmittel seiner an der Freiheit in dem Denken, Lehren und Schreiben ausgerichteten Vorstellungen (erste deutschsprachige Monatsschrift). Nach einem Lehrverbot in dem Jahre 1690 wird er an die brandenburgische Ritterakademie in →Halle (1694 Universität) berufen, an der er einen dreijährigen juristischen Kurs einführt. 1701 erklärt er, obwohl er sich von der Wirklichkeit des Teufels, der Zauberer und Hexen überzeugt zeigt, in (lat.) De crimine magiae (Über das Verbrechen der Hexerei) Hexerei als fleischliche Verbindung mit dem Teufel wegen der Geistigkeit des Teufels für unmöglich. 1705 sieht unter seinem Vorsitz der Promovend Martin Bernhardt die Folter als unchristlich an, doch lehnt Thomasius selbst Reformvorschläge in dieser Hinsicht ab. Sein Hauptwerk sind seine aufgeklärten (lat.) Fundamenta (N.Pl.) iuris naturae et gentium (Grundlagen des Natur- und Völkerrechts), in denen er das Recht von der Moral bzw. von Religion und Moraltheologie ablöst, das Recht als positiv von dem jeweiligen Herrscher gesetzt versteht und das Völkerrecht als nicht erzwingbar aus dem Recht ausschließt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 136, 144, 145, 157, 158, 160, 186, 205; Summarischer Entwurf der Grundlehren, die einem Studioso Juris zu wissen, 1699, Neudruck 2005; Fleischmann, M., Christian Thomasius und die akademischen Vorlesungen in deutscher Sprache, ZRG GA 30 (1909), 315; Wolf, E., Grotius, Pufendorf, Thomasius, 1927; Christian Thomasius, hg. v. Fleischmann, M., 1931; Battaglia, F., Christiano Thomasio, 1936; Bloch, E., Christian Thomasius, 1953; Schubart-Fikentscher, G., Unbekannter Thomasius, 1954; Lieberwirth, R., Christian Thomasius, 1955; Thomasius, C., Über die Folter, hg. v. Lieberwirth, R., 1960; Thomasius, C., Über die Hexenprozesse, hg. v. Lieberwirth, R., 1967; Rüping, H., Die Naturrechtslehre des Christian Thomasius, 1968; Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Ebner, W., Christian Thomasius und die Ab­schaffung der Folter, (in) Ius Commune 4 (1972), 73; Cattaneo, M., Delitto e pena, 1976; Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995; Schwerhoff, G., Aufgeklärter Traditionalismus, ZRG GA 104 (1987), 247; Christian Thomasius, hg. v. Schneiders, W., 1989; Thomasius, Christian, Ausgewählte Werke, hg. v. Schneiders, W., Bd. 1ff. 1993ff.; Christian Thomasius (1655-1728), 1997; Kühnel, M., Das politische Denken von Christian Thomasius, 2001; Steinberg, C., Christian Thomasius als Naturrechtslehrer, 2005 (S. 201ff. Übersicht über die 219 zwischen 1680 und 1728 gehaltenen Lehrveranstaltungen); Tomasoni, F., Christian Thomasius, 2005; Christian Thomasius (1655-1728) – Wegbereiter moderner Rechtskultur und Juristenausbildung, hg. v. Lück, H., 2006; Christian Thomasius (1655-1728) - Gelehrter Bürger, hg. v. Lück, H., 2009; Christian Thomasius, Briefwechsel, Bd. 1ff. 1679-1682, hg. v. Grunert, F. u. a., 2017ff. (4 Bände geplant)

Thora →Tora

Thorn an der unteren Weichsel entsteht um die 1233/1234 von dem Hochmeister des →Deutschen Ordens errichtete Burg. 1233 erhält die Altstadt die Kulmer Handfeste, 1264 die Neustadt Stadtrecht. Sein Schöffenstuhl urteilt nach Magdeburger Recht. Von 1400 bis 1402 verfasst der Stadtschreiber Walther Ekhardi →Neun Bücher magdeburgischen Rechtes. Von 1793 bis 1920 ist Thorn bei Preußen. 1945 wird in Polen eine Universität in Thorn eingerichtet. S. Google

Lit.: Steffenhagen, E., Die neun Bücher Magdeburger Rechts, 1865; Salmonowicz, S., Krystian Bogumil Steiner (1746 bis 1814), 1962; Biskup, M., Historia Torunia, Bd. 1 1992; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 51; Thomsen, M., Zwischen Hauptwache und Stockhaus, 2005

Thraker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, M.) ist der Angehörige des thrakisch sprechenden, vor allem in dem Gebiet des späteren Bulgarien siedelnden indoger­ma­nischen Volkes, das bedeutende Prunk­stücke der Goldschmiedekunst beispielsweise aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. hinterlassen hat. S. Google

Lit.: Boshnakov, K., Die Thraker südlich vom Balkan in den Geographika von Strabo, 2003

Thron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1170-1190 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie über thronus, lat., M., [um 75-um 150 n. Chr.] Thron und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Stuhl des Herrschers (mit hoher, gerade endender Rückenlehne), der als Rechtssymbol der Herrschaft Verwen­dung findet. In diesem Sinne verbünden sich spätestens in der frühen Neuzeit Thron und Altar (Staat und Kirche). Eine von beiden Seiten bedauerte Trennung erfolgt erst allmählich ab 1918.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989; Instinsky, H., Bischofsstuhl und Kaiserthron, 1955; Gussone, N., Thron und Inthronisation des Papstes, 1978; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Thronverzicht, hg. v. Richter, S./Dirbach, D., 2010

Thronfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nachfolge in dem Herrscher­amt, die teils nach Erbrecht (beispielsweise westfränkisches Reich, England), teils nach Wahlrecht (beispielsweise ostfränkisches Reich, seit 1438 aber fast gänzlich auf die Habs­burger eingeschränkt) geschieht. Die Thronfolge ei­ner Frau wird erst in der Neuzeit bedeutsam (beispielsweise Maria Theresia in Öster­reich 1740).

Lit.: Pflugk-Harttung, J. v., Zur Thronfolge in den germanischen Stammesstaaten, ZRG GA 11 (1890), 177; Sickel, W., Das Thronfolgerecht der unehelichen Karolinger, ZRG GA 24 (1903), 110; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts, 1903; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1981; Real, W., Über persönliche und faktische Hindernisse bei der Thronfolge, ZRG GA 94 (1977), 226; Schneider, R., Königswahl und Thronfolge, 1987; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Schmidt, U., Königswahl und Thronfolge, 1987; Hlawitschka, E., Untersuchungen zu den Thronwechseln, 1987; Faußner, H., Die Thronerhebung des deutschen Königs im Hochmittelalter und die Entstehung des Kurfürstenkollegiums, ZRG GA 108 (1991), 1; Wolf, A., Warum konnte Rudolf von Habsburg König werden? ZRG GA 109 (1992), 48; Wolf, G., Die Königssöhne Karl und Karlmann und ihr Thronfolgerecht nach Pippins Königserhebung 750/51, ZRG GA 108 (1991), 282; Die mittelalterliche Thronfolge im europäischen Vergleich, hg. v. Becher, M., 2017

thronus,  lat., M., Thron, Suet. (um 75-um 150 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. θρόνος (thrónos), M., Sitz, Sessel, Thron, vgl. ai. dadhā́ra, V. (Perf.), hält, stützt, trägt, vgl. idg. *dʰer- (2), *dʰerə-, V., halten, festhalten, stützen

Thüngen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.?) eine deutsche Adelsfamilie

Lit.: Thüngen, R. Frhr. v., Aus der Famili­en­geschichte derer von Thüngen, ZRG GA 45 (1925), 367

thunginus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.], s. Google) Dingmann, Leiter der Versammlung auf dem Malberg, in dem 8. Jahrhundert von dem Grafen verdrängt

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 85, 86; Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871, Neudruck 1971; Guttenberg, E. Frhr. v., Iudex hoc est comes aut grafio, (in) FS E. Stengel, 1952, 100; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985

Thurgau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das zwischen Reuß, Aare, Rhein und Bodensee gelegene, über Räter und Römer in dem 5. Jahrhundert an die Alemannen (und damit 496/497 an das Reich der →Franken) gelangte, seit 741 als Thurgau bezeichnete Gebiet. 1264 kommt es an die Grafen von Habsburg. 1460/1461 erobern die Eidgenossen der →Schweiz den Thurgau und verwalten ihn als ge­meine Herrschaft, die 1792 unabhängig wird und sich 1798 der helvetischen Republik bzw. 1803 der Schweiz ein­gliedert.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Blumer, P., Das Landgericht und die gräfliche Hochgerichtsbarkeit der Landgrafschaft im Thurgau, Diss. jur. Leipzig 1908; Brüschweiler, P., Die landfriedlichen Simultan­verhältnisse im Thurgau, 1932; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Kundert, W., Die Zivilgesetzgebung des Kantons Thurgau, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2460; Giger, B., Gerichtsherren, Gerichtsherrschaften, Gerichtsher­ren­stand im Thurgau, (in) Thurgauische Beiträge zur Geschichte 130 (1993), 5

Thüringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von den Thüringern (um 400 Toringi [Vegetius], verwandt mit den gotischen Terwingern?) besiedelte Gebiet anfangs zwischen Harz und Donau. Seit dem Spätmittelalter (1485, 1572) zersplittert Thüringen unter den →Wettinern terri­torial, wird aber 1920 in ein Land des Deutschen Reiches zusammengefasst. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 75; Köbler, Historisches Lexikon; Patze, H., Recht und Verfassung thüringischer Städte, 1955; Günther, G., Die Anfänge der Rezeption des mittelalterlichen römischen Zivilrechts in Thüringen, Diss. jur. Jena 1957 (masch.schr.); Eberhard, H., Die Gerichts­organisation der Landgrafschaft Thüringen, ZRG GA 75 (1958), 108; Forschungen zur thüringischen Landesgeschichte, hg. v. Eberhardt, H., 1958ff.; Übersicht über die Bestände des thüringischen Landeshauptarchivs Weimar, hg. v. Eberhardt, H., 1959 (und weitere Bände für Landesarchive); Heiss, U., Geheimer Rat und Kabinett, 1962; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Hess, U., Geheimer Rat und Kabinett in den ernestinischen Staaten Thüringens, 1962; Patze, H., Bibliographie zur thüringischen Geschichte, 1965; Schlesinger, W., Geschichte Thüringens, 1967; Klein, T., Thüringen, 1983; Hessen und Thüringen, 1992; Heil, T., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in Thüringen, 1996; Post, B., Thüringen-Handbuch, 1999; Weber, P., Justiz und Diktatur, 2000; Westphal, S., Kaiserliche Rechtsprechung und herrschaftliche Stabilisierung, 2002; Heinrich Raspe, hg. v. Werner, M., 2002; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Günther, G., Römisches Recht in Thüringen, 2006; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer, (in) Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Herntrich, T., Thüringen - von den thüringischen Klein­staaten nach Zerfall des Alten Reiches bis zum Frei­staat Thüringen, 2010; Lilla, J., Die Vertreter der thüringischen Staaten und Thüringens, 2010; Fleischhauer, M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2010; 100 Jahre thüringisches Oberverwaltungsgericht, hg. v. Schwan, H., 2012; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Kotulla, M., Thüringische Verfassungsurkunden, 2015; Schuster, F., Thüringens Weg in die soziale Marktwirtschaft, 2015; Welsing, M., Die Vorgaben des Art. 57 WSA und die konstitutionellen Verfassungen der thüringischen Staaten, 2016; Boeger, P. u. a., Stasi in Thüringen, 2018; Ganzenmüller, J./Wentker, H., Die Thüringer CDU in der SBZ/DDR, 2019; Raßloff, S., Der Freistaat Thüringen 1920-2020, 2020; Faludi, C./Bartuschka, M., „Engere Heimat“ – Die Gründung des Landes Thüringen 1920, 2020

Thüringer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des germa­nischen, um 400 mit einem Königreich zwischen Donau und Harz nachweisbaren Volkes der Thüringer, die noch in dem deut­schen Bundesland Thüringen nachwirken. Für die Thüringer wird 802 die (lat. [F.]) →Lex Thuringorum aufge­zeichnet.

Lit.: Die Frühzeit der Thüringer, hg. v. Castritius, H. u. a., 2009; The Baiuvarii and Thuringi, hg. v. Fries-Knoblach, J. u. a., 2014

Thurn und Taxis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Sb.) ist die in dem 13. Jahrhundert in Oberitalien nachweisbare Familie, die seit der Neuzeit (1490) allmählich die Zuständigkeit für das Postwesen des Heiligen römischen Reiches erlangt (1595 Reichsgeneral­postmeister). 1792 erlässt die Familie in ihrem Reichs­fürstentum Friedberg-Scheer ein Allge­mei­nes Bürgerliches Gesetzbuch. 1793 wird ein Strafgesetzbuchent­wurf erstellt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Waitz, H., Die Entwicklung des Begriffs der Regalien, Diss. jur. Frankfurt am Main 1939; Nordmann, J., Kodifikationsbestrebungen in der Grafschaft Friedberg-Scheer, (in) Z. f. württemberg. LG. 28 (1969), 265; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis, 1980; Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Ruhnau, R., Die fürstlich thurn und taxissche Privatgerichts­bar­keit in Regensburg, 1998; Doll, E., Handlungsstrukturen – Die Standesherrschaft Thurn und Taxis, 2017; Fiederer, F., … an allen alten Traditionenen festhalten, 2018; Stöckl, A., Der Principalkommissar, 2018; Kustatscher, E., Die Innsbrucker Linie der Thurn und Taxis – Die Post in Tirol und den Vorlanden (1490-1769), 2018

Tiara (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische aus dem Orient überrnommen, F., s. Google) ist die außerliturgische Kopfbe­deckung des Papstes in konischer, von drei Kronreifen umringter Form. Sie geht vielleicht auf eine persisch-phrygische Mütze zurück. Seit dem 8. Jahrhundert lässt sie sich für den Papst nachweisen. Seit dem 13. 11. 1964 wird sie nicht mehr verwendet.

Lit.: Sachsse, (o. VN), Tiara und Mitra der Päpste, (in) ZKG 35 (1914), 481; Sirch, B., Der Ursprung der bischöflichen Mitra und päpstlichen Tiara, 1975

Tie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt , aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist seit dem Mittelalter der dörfliche Versammlungsplatz in Norddeutschland (vor allem zwischen Hannover, Kassel und Magdeburg).

Lit.: Bischoff, K., Der Tie, (in) Abh. d. Akad. d. Wiss. Mainz 1971, 1972; Bischoff, K., Nachträge zum Tie, (in) Jb. d. Vereins f. niederdt. Sprachforschung 101 (1978), 158; Brednich, R., Tie und Anger, 2008

Tier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - unter Thier - bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Lebewesen, das sich von dem Menschen durch das Fehlen von Vernunft und Sprache und von der Pflanze durch Bewegungsfähigkeit und Empfindungsver­mögen unterscheidet. Vor vielleicht 15000 wird der Wolf von Menschen zu dem Hund gezähmt, vor vielleicht 6000 Jahren werden nach der Sesshaftigkeit Schaf, Ziege, Schwein, Rind und Pferd sowie Huhn, Gans und Ente von Menschen domestiziert. Seit dem römi­schen Recht wird das Tier als →Sache behandelt. In dem Mittelalter in Frankreich und später auch in dem Heiligen römischen Reich sind Tierprozess und Tierstrafe möglich. Die fragwürdige Massentierhaltung des 20. Jahrhunderts führt zu bescheidenem gesetzlichem Tierschutz und zu der Ein­ordnung des Tieres als ein von leblosen Sachen verschiedener, aber grundsätzlich wie eine Sache zu behandelnder Gegen­stand (Österreich 1988, Deutschland 1990). Bei einem durch ein Tier verursachten Schaden gilt in dem römischen Recht die Noxalhaftung ([lat.] actio [F.] de pauperie und noxae datio [F.], Befreiung von Ansprüchen durch die Hingabe oder Preisgabe des schädigenden Tieres), in dem deutschen Recht die später als →Gefährdungshaftung verstandene Haftung des Herrn (Tierhalters). Später wird oft zwischen Nutztieren (Haftung nur bei Sorgfaltspflicht­ver­letzung) und anderen Tieren (Gefähr­dungshaf­tung) unterschie­den. Ein Schadens­ersatzanspruch entfällt meist, wenn der Ge­schädigte das Tier hetzt oder reizt. In der Gegenwart werden in Deutschland etwa 15 Millionen Katzen, 9 Millionen Hunde, 38 Millionen Legehennen, 28 Millionen Schweine und 13 Millionen Rinder gehalten.

Lit.: Hübner 612; Köbler, DRG 65, 128, 166, 216, 269; Behrens, O., Die Haftung für Tierschäden, Diss. jur. Göttingen 1906; Evans, E., The criminal prosecution and capital punishment of animals, 1906; Berkenhoff, H., Tierstrafe, Tierbannung und rechtsrituelle Tötung, 1937; Thoma, H., Ein Gottesgericht an Tieren, ZRG GA 70 (1953), 325; Sellert, W., Das Tier in der abendländischen Rechtsauffassung, (in) Studium generale. Vorträge zum Thema Mensch und Tier der tierärztlichen Hochschule Hannover, 1984, 66; Laufs, A., Das Tier im alten deutschen Recht, (in) Forschungen zur Rechtsarchäologie 7 (1985), 109; Zerbel, M., Tierschutz im Kaiserreich, 1993; Eberstein, W., Das Tierschutzrecht, 1999; Cole, T., Wörterbuch der Tiernamen Latein-Deutsch-Englisch und Deutsch-Latein-Englisch, 2000; Schmalhorst, R., Die Tierhalter­haftung, 2002; Giebel, M., Tiere in der Antike, 2003; Paravicini, W., Tiere aus dem Norden, (in) DA 59 (2003), 559; Pfeiffer, J., Das Tierschutzgesetz vom 24. Juli 1972, 2004; Köpernik, K., Die Rechtsprechung zum Tierschutzrecht 1972-2008, 2010; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Dirscherl, S., Tier- und Naturschutz im Nationalsozialismus, 2012; Han, Y., Gesetzlicher Tierschutz im Deutschen Reich, 2014; Tiere und Geschichte, hg. v. Krüger, G. u. a., 2014; Lampert, W., Unberührte Schönheit – Reisen zu den ursprünglichsten Kühen der Welt, 2015; Das Tier in der Rechtsgeschichte, hg. v. Deutsch, A., 2017; Geimer, P., Fliegen, 2018; Mühlenfeld, S., Konzepte der „exotischen“ Tierwelt im Mittelalter, 2019

Tierepos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 (unter Thierepos) bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums verbindbar, N.) ist das ein →Tier als Sinnbild eines Menschen verwendende Dichtwerk. Bekannte Beispiele des Tierepos sind der Ysengrimus des Magisters Nivardus (um 1150) oder der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich (1180/1191).

Lit.: Klibansky, E., Gerichtsszene und Prozessform, 1925; Fehr, H., Das Recht in der Dichtung, 1931; Knapp, F., Das lateinische Tierepos, 1979; Der Reinhart Fuchs, hg. v. Düwel, K., 1984; Ysengrimus, hg. v. Mann, J., 1987

Tierhalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belkegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Halter eines größeren Tieres

Tierhalterhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Tier

tilgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über delere, lat., V., zerstören mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vernichten, auslöschen

Tilgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über delere, lat., V., zerstören mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb tilgen um 1000, aus delere, lat., V., zerstören) ist die Be­seitigung einer Schuld durch Erfüllung o­der Erfüllungssurrogat.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Tipoukeitos (griech. was wo steht) ist das re­petierende byzantinische Rechtsbuch des M(ichael?) Patzes (12. Jahrhundert) zu den Basi­liken. S. Google

Lit.: Wal, N. van der/Lokin, J., Historiae iuris Grae­co-Romani delineatio, 1985, 102

Tiraqueau (Tiraquellus), André (Fon­tenay-le-Comte 1488-1558), adeliger Herkunft, wird nach dem Rechtsstudium in Poitiers Richter. 1513 kommentiert er den eherechtlichen Teil der Coutume von Poitiers, 1543 das Gewohn­heitsrecht von Poitou. 1560 veröffentlicht er eine Untersuchung über die Stiftung (De privilegiis piae causae, über die Privilegien frommer Gründe). S. Google

Lit.: Brejon, J., Un jurisconsulte de la renaissance, 1937

Tirol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der Herkunft nicht eindeutig erwiesen, N.) in dem von Natur aus eindrucksvollen, aber wegen Eises und Schnees lange unwirtlichen und deswegen zunächst den Menschen abweisenden Herzen der Alpen, aus dem eine an dem Hauslabjoch in dem hinteren Ötztal an dem 19. 9. 1991 gefundene, rund 5300 Jahre alte Gletscherleiche eines erwachsenen Mannes nahezu vollständig erhalten ist, wird zuerst von Kelten, 15 v. Chr. von den Römern (Noricum, Raetia, Venetia et Istria) besetzt, die seit dem 5. Jahrhundert germanischen Völkern (Langobarden, Alemannen, Bayern, Franken) und in dem Osten auch Slawen weichen. 1004, 1027 und 1091 überträgt der deutsche König (in dem Rahmen des – karolingisch - ottonisch-salischen Reichskir­chensystems) zu der Sicherung des Weges nach Italien Graf­schaften in dem Gebirge an die Bischöfe von →Trient und →Brixen, die diese an Grafen als Vögte weitergeben. Von den verschie­denen Grafenge­schlech­tern setzen sich die (seit 1141) nach der Burg Tirol (ältester dort  erhaltener Balken von 1106) bei Meran benannten Grafen von Tirol in dem 13. Jahrhundert durch (Graf Albert 1190-1253, Vererbung an Graf Meinhard II. von Görz 1258-1295). 1312 wird unter den Grafen eine Regelung wider die landschädlichen Leute erlassen. Seit 1335 gilt Tirol als Reichslehen. 1363 geht das sich von →Bayern allmählich verselb­ständigende, von vielen Seiten begehrte Tirol durch Margarethe Maultasch (Beiname bisher nicht befriedigend erklärt) unter Unter­stützung seitens jüdischer Geld­geber (aber ohne erkennbare Landstände) an (Herzog Rudolf IV. von Österreich/) →Habsburg über. Nicht unbe­deutsam ist die spätmit­telalterliche Verwal­tungs­re­form (König) Maximilians, die Regiment und Raitkammer (1491) einführt. 1499 schafft (König) Maximilian (der letzte Ritter) für Tirol eine dem Mittelalter verpflichtete Hals­gerichtsordnung (Malefiz­ord­nung). In den Jahren 1504/1506 werden als Gewinn Habsburgs aus dem bayerischen Erbfol­gestreit Kufstein, Kitzbühel und Ratten­berg Tirol hinzugefügt. 1511 erhalten die Landstände Tirols von (Kaiser) Maximilian ein zunehmend zu der Abwehr umfang­reicherer Belastungen verwendetes Land­libell, 1526 erreicht Tirol eine von Michael Gaismair geprägte Landesordnung (1532, 1573 abgeändert). In dem Absolutismus erfolgt eine verstärkte Einbeziehung in den Gesamtstaat Österreich und damit eine stärkere Vereinheitlichung des partikularen Rechtes. 1803 werden die Hochstifte →Trient und →Brixen einge­gliedert. 1805 fällt Tirol durch Napoleon an Bayern. In na­poleonischer Zeit versucht der Gastwirt An­dreas →Hofer aus dem Passeiertal (1809) vergeblich die Be­freiung von der Herrschaft Frankreichs bzw. Bayerns, doch kehrt Tirol nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) 1814 zu Österreich zurück (1. 7. 1815 Inkraftsetzung des Allgemeinen Bürger­li­chen Gesetzbuchs). 1919 werden Deutsch­südtirol (Südtirol von dem Brenner bis zu der Salurner Klause) und das Trentino als Lohn für die bereits 1912 vorbereitete Haltung (Beitritt) Italiens in dem Ersten Weltkrieg von den Alliierten an →Italien gegeben und danach in erheblichem Umfang italienisiert (1929 Codice civile von 1865 eingeführt, Grundbuch bleibt erhalten, ebenso Erbscheinsverfahren). Von 1939 bis 1945 wird aus dem bei Österreich verbliebenen Tirol und Vorarlberg der Reichsgau Tirol gebildet. Von 1945 bis 1955 steht Tirol unter der Besatzung Frank­reichs.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 170, 220; Bidermann, H., Geschichte der landesfürstlichen Behörden, 1866; Tirolische Weistümer, Bd. 1ff. 1875ff.; Sartori-Montecroce, R. v., Über die Rezeption des römischen Rechtes in Tirol, 1895; Kogler, F., Das landesfürstliche Steuerwesen in Tirol, Teil 1 1901; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der freien bäuerlichen Erbleihe Deutschtirols im Mittelalter, 1903; Beiträge zur Rechtsgeschichte Tirols, 1904; Wopfner, H., Das Tiroler Freistiftrecht, 1905; Kogler, F., Die älteren Stadtrechtsquellen von Kitzbühel, (in) Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge 52 (1908); Stolz, O., Geschichte der Gerichte Deutschtirols, 1912; Heuberger, R., Die Kundschaft Bischof Konrads III. von Chur über das Landrecht Graf Meinhards II. von Tirol, 1915; Heuberger, R., Graf Meinhard II. von Tirol, (in) Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge 59 (1916), 97; Stolz, O., Politisch-historische Landesbe­schreibung von Tirol, 1923ff.; Wretschko, A., Über Eigenleute und Eigenleuteteilungen in Tirol, ZRG GA 46 (1926), 366; Huter, F., Die Quellen des Messgerichtsprivilegs der Erzherzogin Claudia für die Boznermärkte (1635), 1927; Stolz, O., Geschichte der Stadt Vils in Tirol, 1927; Stolz, O., Zur Geschichte der Landeshoheit im Unterengadin und in Tirol, ZRG GA 49 (1929), 439; Wretschko, A. v., Zur Rechts- und Verfassungsgeschichte einer einst bayerischen Innstadt (Rattenberg), ZRG GA 49 (1929), 449; Stolz, O., Die Landstandschaft der Bauern in Tirol, (in) Historische Vierteljahrschrift 28 (1933), 699, 29 (1934), 109; Tiroler Urkundenbuch, Bd. 1ff. bearb. v. Huter, F., 1937ff.; Marthaler, E., Untersuchungen zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der Grafschaft Vintschgau im Mittelalter, Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 70 (1940), 71 (1942); Schmidt, E., Die maximilianischen Halsgerichtsordnungen, 1949; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955; Stolz, O., Quellen zur Geschichte des Zollwesens und Handelsverkehrs in Tirol und Vorarlberg, 1955; Stolz, O., Der geschichtliche Inhalt der Rechnungsbücher der Tiroler Landesfürsten von 1288-1350, 1957; Linder, K., Beiträge zur Geschichte der Klosterherrschaft Stams, Schlernschriften 146 (1959), 1; Stolz, O., Wehrverfassung und Schützenwesen in Tirol, hg. v. Huter, F., 1960; Keul, M., Staatliche Gewerbepolitik in Tirol 1648-1740, 1960; Bundsmann, A., Die Entwicklung der politischen Verwaltung in Tirol und Vorarlberg, 1961; Das älteste Tiroler Kanzleiregister 1308-1315, bearb. v. Zauner, A., 1967; Neue Beiträge zur geschichtlichen Landeskunde Tirols (FS Franz Huter), hg. v. Troger, E. u. a., 1969; Grass-Cornet, M., Aus der Geschichte der Nordtiroler Bürgerkultur (Fuchs von Amras), 1970; Hye, F., Die Innsbrucker Familie Weinhart, 1970; 100 Jahre Bezirks­hauptmannschaften in Tirol, hg. v. d. Tiroler Landesregierung, 1972; Hochenegg, H., Der Adel im Leben Tirols, 1971; Bitschnau, M., Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1300, 1983; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Inama-Sternegg, H., Geschichte aller Familien Inama, 1978; Fontana, J. u. a., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1ff. 2. A. 1990; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 1983, 3. A. 2001; Kathrein, I., Parlamentarismus in Tirol, 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T. u. a., 1988; Fornwagner, C., Geschichte der Herren von Freundsberg, 1992; Köbler, G., Vom Tiroler Recht, (in) Tiroler Recht 1919-1992, hg. v. Köbler, G., 1993, 3; Baum, W., Margarethe Maultasch, 1994; Wopfner, H., Tiroler Bergbauernbuch, hg. v. Grass, N., Bd. 1ff., 1995ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; König, Kirche, Adel – Herrschaftsstrukturen im mittleren Alpenraum, hg. v. Loose, R. u. a., 1999; Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein, hg. v. Schwob, A., Bd. 1ff. 1999ff.; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff: Freiheit und Wieder­aufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Schreiber, H., Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol, 2008; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba (!), E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Schennach, M., Gesetz und Herrschaft, 2010 (917 Texte meist des 15. Jahrhunderts - bzw. von 1474 - bis 1665 ohne Finanzwesen und örtlich nur beschränkt geltende Texte); Schennach, M., Das Tiroler Landlibell von 1511, 2011; Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, hg. v. Korenjak, M. u. a., Bd. 1f. 2012; Keller, A., Schwarzbuch Tirol, 2012; Riedmann, J., Wohl ein Dokument von weltgeschichtlicher Wichtigkeit – die Urkunden der Tiroler Landesfürstin Margarete für die Herzöge von Österreich vom 26. Jänner 1363, (in) Tiroler Heimat 77 (2013) 5; Katastrophenjahre, hg. v. Kuprian, H. u. a., 2014; Albrich, T., Luftkrieg über der Alpenfestung 1943-1945, 2015; Wallnöfer, A., Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol – Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500, 2017 (180 Biographien); Dotter, M./Wedrac, S., Der hohe Preis des Friedens – Die Geschichte der Teilung Tirols 1918-1922, 2018; Forcher, M., Kaiser Max und sein Tirol, 2019

Tisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über discus, lat., M., Teller, Wurfscheibe und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das aus einer auf Beinen ruhenden Platte bestehende Möbelstück, das als Rechtssymbol verwendet werden kann (beispielsweise Gerichtstisch, Trennung von Tisch und Bett).

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994

Titel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über titulus, lat., M., Überschrift, Aufschrift, [81-43 v. Chr.] mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar und in der Herkunft unklar [etruskischer Einfluss?], M., s. Google) ist die besondere Bezeichnung eines Menschen oder eines Werkes bzw. Werkteils. Die Titel von Herrschern und Funktionen wechseln seit dem Altertum in kaum überschaubarer Vielfalt. Daneben ist Titel (lat. [M.] titulus, beispielsweise Kauf, Schenkung) auch der Rechtsgrund eines Eigentums­er­werbs, sowie ein Abschnitt eines umfangreicheren Textes.

Lit.: Wolfram, H., Intitulatio, Bd. 1 1967, Bd. 2 1973; Löhken, H., Ordines dignitatum, 1982; Intitulatio (Bd.) 3, hg. v. Wolfram, H. u. a., 1988; Schwarz, J., Herrscher- und Reichstitel bei Kaisertum und Papsttum im 12. und 13. Jahrhundert, 2003; Krabs, O., Von Erlaucht bis Spektabilis, 2004; Dauser, R., Ehren-Namen – Herrschertitulaturen im völkerrechtlichen Vertrag 1648-1748, 2017

Titelherzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das als bloßer →Titel ver­lie­hene Herzogtum.

Lit.: Werle, H., Titelherzogtum und Herzogsherrschaft, ZRG GA 73 (1956), 225

titulus, tetulus, titelus, titlus, titolus, lat., M., „Titellein“, Überschrift, Titel, Aufschrift,  Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unklar, wohl etruskischer Einfluss vorhanden

Titulus (lat. [M.] in der Herkunft unklar [etruskischer Einfluss?]) ist in dem spätantiken rö­mischen Recht der Rechtsgrund eines Eigentumserwerbs. Nach der späteren Leh­re (Johannes →Apel 1485-1536) erfordert eine Eigentumsübertragung einen titulus acquirendi (Erwerbstitel beispielsweise Kauf, Schenkung) und einen (lat.) modus (M.) acquirendi (eine Erwerbsart beispielsweise Übergabe). Dies wird in Deutschland in dem 19. Jahrhundert durch →Savigny (in abstrakter Richtung) verändert, wobei Österreich bei der kausalen Tradition (Not­wendigkeit von Titel und Er­wer­bungsart) verbleibt. →Einigung

Lit.: Kaser § 24 IV; Köbler, DRG 61, 163, 212; Felgentraeger, W., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927

Tobitschau in Mähren ist der Ort, nach dem ein 1481 von dem Hofrichter und Landes­hauptmann Ctibor von Cimburk und Tova­covská (Tobitschau) (1437-1494) in tschechischer Sprache verfasstes, durch mehr als 70 bekannte Handschriften überliefertes, in 224 Kapitel geteiltes Rechtsbuch des spätmit­tel­alterlichen mährischen Landes­rech­ts benannt ist (Tobitschauer Rechtsbuch bzw. Kniha Tovacovská). Es betrifft Verfas­sungs­recht, Prozessrecht, Erbrecht, Vormund­schaftsrecht, Ehegüter­recht und anderes. Der Einfluss des deut­schen Rechtes ist gering, ein Einfluss des römischen Rechtes fehlt. 1535 wird das Tobitschauer Rechtsbuch für die mährische Landesordnung verwertet. S. Google

Lit.: Tomaschek, J., Recht und Verfassung der Markgrafschaft Mähren, 1863; Brandl, V., Kniha Tovacovská, 1868; Raupach, H., Das eheliche Güterrecht der Kniha Tovacovská, 1931

Tochter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das weibliche Kind eines Menschen. S. Google

Tocco →Karolus de Tocco, →Lombarda

Tocqueville, Alexis de (Verneuil-sur-Seine 29. Juli 1805-Cannes 16. 4. 1859), franzö­sischer Richter, der nach einer Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika (1831/­1832) das Buch De la démocratie en Amérique (Über die Demokratie in Amerika) verfasst, mit dem er die moderne Massendemokratie theoretisch begründet (Freiheit, Gleichheit, Mehrheitsentschei­dun­gen, Machtbeschränkungen). S. Google

Lit.: Jardin, A., Alexis de Tocqueville, 1991; Kahan, A., Tocqueville, Democracy and Religion, 2015; Bluhm, H., Alexis de Tocqueville – Analytiker der Demokratie, 2016

Tod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist das Erlöschen der Lebens­äu­ße­run­gen eines Lebewesens, insbeson­dere eines Menschen. Mit dem Tod, dessen feststellbare Kennzeichen in der Medizin auch in der Gegenwart noch nicht eindeutig festgelegt sind (Hirntod?), endet die →Rechtsfähigkeit des Betreffenden. Mit den daraus entstehen­den Fragen be­fasst sich bereits früh vor allem das →Erbrecht. In dem Strafvollzug ist der Tod die angestrebte Rechtsfolge der →Todes­strafe.

Lit.: Kaser §§ 13 II 2, 58 VII 1a; Hübner; Köbler, DRG 23 u.ö.; Fehr, H., Tod und Teufel im alten Recht, ZRG GA 67 (1950), 50; Ranke, E., Rosengarten, Recht und Totenkult, 1951; Harder, M., Zuwendungen unter Lebenden auf den Todesfall, 1968; Boase, T., Death in the Middle Ages, 1972; Latzel, K., Vom Sterben im Krieg, 1988; Ohler, N., Leben und Sterben im Mittelalter, 1990; Aries, P., Geschichte des Todes, 1990; Tod im Mittelalter, hg. v. Borst, A. u. a., 1993; Jones, C., Die letzte Reise, 1999; Babendererde, C., Sterben, Tod, Begräbnis und liturgisches Gedächtnis bei weltlichen Reichsfürsten des Spätmittelalters, 2006; Edwards, C., Death in Ancient Rome, 2007; Rüve, G., Scheintod, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deut­schen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Topographie des Jenseits, hg. v. Ameling, W., 2011; Death at Court, hg. v. Spieß, K. u. a., 2012; Bernstein, A., Hell and Its Rivals – Death and Retribution among Christians, Jews and Muslims in the Early Middle Ages, 2017; Caciola, N., Afterlives, 2017

Todeserklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1784/1794) ist die Fest­stellung des Todes eines Verschollenen auf Grund eines Aufgebotsverfahrens durch ein Gericht. Sie entwickelt sich aus der in dem Spätmittelalter sichtbaren Todes­vermutung (ab 100 bzw. 70 Jahren Lebensalter) in dem 18. Jahrhundert in Sachsen und Preußen (1763) und geht von dort in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ein. An dem 4. 7. 1939 wird ein eigenes deutsches Verschollen­heitsgesetz erlassen. Dem folgen die Tschechoslowakei, Italien und Spanien sowie Österreich (1950). Die Wirkung der Todeserklärung gleicht der Folge des Todes (beispielsweise Erbrecht). Bei irrtümlicher Todeserklärung erfolgt nach Nachweis des Irrtums Wiedereinsetzung in die Vermögensrechte. Bei gleichzeitiger Verschollenheit mehre­rer besteht eine Vermutung für den gleich­zeitigen Todeszeitpunkt (Kommorienten­ver­mutung).

Lit.: Kaser, M., Das römische Privatrecht, Bd. 1 2. A. 1971, 273; Hübner; Riesenfeld, C., Ver­schollenheit und Todeserklärung, 1891; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Todesstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstrafe und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der Tötung eines Menschen bestehende →Strafe. Sie ist bereits dem Altertum bekannt. Inwieweit sie den Germanen als Strafe geläufig ist, ist streitig. Von dem ausgehenden 9. Jahrhundert bis zu dem 11. Jahrhundert bzw. in den frühmittelalterlichen Volksrechten findet sie sich kaum. Sie erscheint aber in den hochmittelalterlichen Landfrieden. Ihre Ge­stalt ist unter­schiedlich (Hängen, Enthaupten, Er­tränken, Vier­teilen, Lebendigbegraben, Ver­brennen, Vergiften, Pfählen, Spießen, Sieden, Einmauern, Rädern, Erschießen, Stei­nigen, mittels elektrischen Stromes auf dem elektrischen Stuhl Töten). Vollzogen wird sie meist von dem →Henker oder →Scharfrichter (in dem Spätmit­telalter in Konstanz jährlich durchschnittlich 3-4 Hinrichtungen, meist an Fremden, die Hälfte der Todesurteile wird durch Stadtver­weisung ersetzt). Seit dem 18. Jahrhundert lehnt die Aufklärung (Beccaria 1764) die Todesstrafe ab (beispielsweise Toskana 1786-1790, Österreich 1787-1795, Joseph II. aber nur scheinbar fortschrittlich, Einschränkung in Frankreich 1832). 1919 (bis 1933) bzw. 1950 (in dem standgerichtlichen Verfahren an dem 7. 2. 1968) wird sie in Österreich abgeschafft, 1937 in der Schweiz, (in dem Deutschen Reich vor 1933 für 3 Tatbestände angedroht, 1944 für 40,) 1949 in der Bundesrepublik Deutschland, 1965 in Großbritannien, 1987 in der Deutschen Demokratischen Republik, 1997 in Polen, Est­land und Aserbeidschan, 1998 in Bul­ga­rien, 1999 in der Ukraine. 1997 halten noch 91 Staaten an der Todesstrafe fest (rund 3700 Todesurteile jährlich [bekannt], rund 2300 Hinrich­tungen, vor allem in China, in dem Iran, in Saudiarabien und in den Vereinigten Staaten von Amerika), während 61 Staaten sie nicht mehr kennen (bzw. 104 Staaten die Todesstrafe [zu Friedenszei­ten] verbieten oder nicht anwen­den). Das zweite Fakul­tativprotokoll des interna­tionalen Pakts über bürgerliche und poli­tische Rechte und das sechste Zusatzpro­tokoll der europäischen Men­schen­rechts­konvention streben die Ab­schaffung der Todesstrafe an. 2002 einigen sich 36 Mitgliedstaaten des Europarats auf Abschaffung der Todesstrafe auch in dem Kriegsfall.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 20, 35, 56, 71, 87, 117, 119, 158, 204, 236, 237, 265; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Goldschmit, H., Das Ertränken im Fass, (in) Zeitschrift f. vergl. Rechtswiss. 41 (1925), 41 (1926); Rehfeldt, B., Todesstrafen und Bekehrungsgeschichte, 1942; Ström, F., On the sacral origin of the Germanic death penalties, 1942; Brunner, G., Die Todesstrafe in der Zeit der Aufklärung, Diss. jur. Halle 1955; Wettstein, E., Die Geschichte der Todesstrafe, Diss. jur. Zürich 1958; Strub, B., Der Einfluss der Aufklärung auf die Todesstrafe, 1973; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Fleckenstein, M., Die Todesstrafe im Werk Carl Joseph Anton Mittermaiers, 1992; Weitzel, J., Strafe und Strafver­fahren, (in) Recht im frühmittelalterlichen Gallien, hg. v. Siems, H., 1995, 109; Evans, R., Rituals of retribution, 1996; Bergman, M., Dödsstraffet, 1996; Schabas, W., The abolition of the death penalty, 1997; Lott, A., Die Todesstrafen im Kurfürstentum Trier, 1998; Zur Aktualität der Todesstrafe, hg. v. Boulanger, C., 1998; Martschukat, J., Inszeniertes Töten, 2000; Luginbühl, B., Im Kampf gegen die Todesstrafe. Jean-Jacques Comte de Sellon (1782-1839), 2000; Overath, P., Tod und Gnade, 2001; Evans, R., Rituale der Vergeltung, 2001; Derrida, J./Roudinesco, E., De quoi demain, 2001; Martschukat, J., Die Geschichte der Todesstrafe in Nordamerika, 2002; Seitz, A., Die Todesstrafe ist keine Strafe, 2003; Wirth, I., Todesstrafen, 2004; Gegen Folter und Todesstrafe, hg. v. Jacobs, H., 2007; Ammerer, G., Das Ende für Schwert und Galgen?, 2010; Hötzel, Y., Debatten um die Todesstrafe, 2010; Hirte, M., Die Todesstrafe in der Entstehung des Reichsstrafgesetzbuches, 2013; Schuster, P., Verbrecher, Opfer, Heilige – eine Geschichte des Tötens 1200-1700, 2015; Taeger, A., Die Guillotine und die Erfindung der Humanität, 2016 (1792 erfunden, 1977 letztmals eingesetzt); Ammerer, G./Brandhuber, C., Schwert und Galgen – Geschichte der Todesstrafe in Salzburg, 2018

Todesurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf die →Todesstrafe er­ken­nende Urteil.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944-1947), hg. v. Weigelt, A. u. a., 2015; Materna, M., Richter der eigenen Sache – Die „Selbstexkulpation“ der Justiz nach 1945, 2021

Toleranz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über tolerantia, lat., F., Ertragung, Erduldung, Dulden, Geduld, Obliegen, Verpflichtung, [81-43 v. Chr.] und tolerare mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die geduldige Hinnahme (an­dersartiger) Anschauungen und Verhal­tens­weisen anderer Menschen. Sie ist vor allem in Fragen der Religion seit der frühen Neuzeit (Reformation von 1517) bedeutsam. 1615 anerkennt der zu dem Calvinismus überge­tretene Kurfürst von Brandenburg den Fortbestand des Luthertums. 1685 öffnet das Potsdamer Edikt Preußen den Hugenotten. Ab 13. 10. 1781 gewährt Jo­seph II. in Österreich den Anhängern der (lutherischen) augsburgischen und helve­tischen Konfession sowie den orthodo­xen nicht unierten Griechen in jeweils eigenen Toleranzpatenten für jedes Erbland eine ge­wisse bescheidene Toleranz (nur stärkere Duldung ohne wirk­liche Religions­freiheit). Dieses gesamte Toleranz­patentbündel bleibt bis 1849 bzw. 1861 in Kraft.

Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 136, 142, 159; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 445; Zur Geschichte der Toleranz, hg. v. Lutz, H., 1977; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Im Zeichen der Toleranz, hg. v. Horten, P., 1981; Landau, P., Zu den geistigen Grundlagen des Toleranzpatentes Kaiser Josephs II., Österreich, (in) Archiv f. Kirchenrecht 32 (1981), 187; Religiöse Toleranz, hg. v. Gugglsberg, H., 1984; Toleranz im Mittelalter, hg. v. Patschovsky, A. u. a., 1998; Toleration in Enlightenment Europe, hg. v. Grell, O. u. a., 1999; Berghahn, K., Grenzen der Toleranz, 2000; Calvinism and Religious Toleration in the Dutch Golden Age, hg. v. Hsia, R. u. a., 2002; Ablehnung – Duldung – Anerkennung, hg. v. Lademacher, H. u. a., 2004; Angenendt, A., Toleranz und Gewalt, 2006; Das Manifest der Toleranz - Sebastian Castellio, Über Ketzer, hg. v. Stammler, W., 2013

tolerare, tolerāre,  lat., V., tragen, halten, ertragen (V.), aushalten, erduldenAcc. (170-um 90 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tollere,  s. idg. *tel- (1), *telə-, *tlēi-, *tlē-, *tlā-, *telh₂-, V., heben, wägen, tragen, dulden

Tomii, Masaakira (1858-1935) wird nach dem Rechtsstudium in Lyon von 1885 bis 1902 und von 1908 bis 1918 Professor in Tokio. Er wirkt maßgeblich bei dem nach deutschem Vorbild geschaffenen japa­nischen →Bürgerlichen Gesetzbuch mit. Sein unvollendet gebliebenes Hauptwerk ist ein systematisches Lehrbuch des bür­gerlichen Rechtes (1903ff.).

Lit.: Tomii-danshaku tsuitô-shû, 1936; Hoshino, E., Minpô ronshû, Bd. 5 1986, 145

Tonti (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, Sb.) oder Tontine ist das nach dem neapolitanischen Arzt Lorenzo Tonti (1630-1695) benannte, in den romanischen Ländern verbreitete Gewinnverteilungs­system, bei dem Einzahlungen in besonderen Fonds angesammelt und nach einer bestimmten Zeit den noch Über­lebenden der Einleger bzw. dem Policeninhaber als Kapital oder Rente ausgeschüttet werden.

Lit.: Ogris, W., Der mittelalterliche Leibren­tenvertrag, 1961; Braun, H., Geschichte der Le­bens­versicherung, 2. A. 1963; A History of Tontines in Germany, hg. v. Hellwege, P., 2018; The Past, Present, and Future of Tontines – A Seventeenth Cenury Financial Product and the Development of Life Insurance, hg. v. Hellwege, P., 2018

Topik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Lehre von den gängigen, allgemein anerkannten Begriffen, Sätzen und Argumenten. Sie ist bereits der griechischen Philosophie (Aristoteles) ver­traut. In der Rechtswissenschaft gewinnt sie nur zeitweise eine gewisse Bedeutung (beispielsweise Cicero, Oldendorp, Vico, Viehweg [1907-1988]).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Struck, G., Topische Jurisprudenz, 1971; Viehweg, T., Topik und Jurisprudenz, 1953, 5. A. 1974; Wieacker, F., Über strengere und unstrenge Verfahren der Rechtsfindung, (in) FS W. Weber 1974, 421; Seibert, T., Juristische Topik, (in) Z. f. Literaturwissenschaft und Linguistik 38/9 (1980), 169; Rehbock, K., Topik und Recht, 1988

topisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließabre Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) die Lehre von den gängigen, allgemein anerkannten Begriffen, Sätzen und Argumenten betreffend

Topos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) allgemein anerkannter Begriff oder Satz

Tora (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – [Thora] 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Hebräische aufgenommen, F.), Thora (hebräisch [F.] Lehre, Wei­sung, Gesetz) ist die jüdische Bezeichnung hauptsächlich für die fünf Bücher Moses, insbesondere das fünfte Buch. Die Tora steht in dem Mittelpunkt des jüdischen Glaubens. Sie ist Gesetz des jüdischen Gottes.

Lit.: Majer, J., Geschichte der jüdischen Religion, 1992; Crüsemann, Die Tora, 1992; Die Tora, hg. v. Böckler, A., 2000; Weber, R., Das Gesetz im hellenistischen Judentum, 2000; Weber, F., Das „Gesetz“ bei Philon von Alexandrien und Flavius Josephus, 2001

Torgau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Knabe, C., Geschichte der Stadt Torgau, 2. A. 1925; Schmidt, R., Die Torgauer Hochzeit als Beispiel für Rechtsform und Rechtsanschauung im 16. Jahrhundert, ZRG GA 75 (1958), 372

Tortur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1469 [Chronik deutscher Städte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über tortura, lat., F., Krümmung, Bauchgrimmen [um 400 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) F.) Folter

Lit.: Helbing, F., Die Tortur, 1926, Neudruck 1983; Fiorelli, P., La tortura giudiziaria nel diritto comune, Bd. 1f. 1953f.; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1976; Waider, H., Spees Auseinandersetzung mit der Tortur, (in) Jb. d. Köln. Gesch.-Ver. 54 (1983), 1

tortura, tortūra,  lat., F., Krümmung, Bauchgrimmen, Grimmen, Verrenkung, Veg. (um 400 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. torquēre

Tory (M.) Konservativer in England (Schimpfname, angeblich von Tar a ry, komm o König, um 1680, →whig vielleicht von whig „dünnes Bier“ oder von whigman „Antreibe­stock“, um 1680)

Toskana (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., 2. Jahrhundert n. Chr. Tuscia, vorher Etruria) ist die ursprünglich von Etruskern beherrschte, von 955 bis 1799 zu dem Heiligen römischen Reich zählende, zwischen Tiber, Mittelmeer und Apennin gelegene Landschaft in Ita­lien (Florenz, Pisa, Siena). Seit 1765 ist sie mit Florenz als Mittelpunkt habsburgische Sekundo­ge­ni­tur unter Maria Theresias Sohn Leopold, in der bedeutsame aufgeklärte Gesetzes­vorhaben entwickelt werden (Gemeinde­ordnung, 1782 bzw. 1787 auf 145 Artikel erweiterter Entwurf einer wohl von Amerika beeinflussten, kon­stitutionelle Monarchie anstrebenden →Ver­fassung, dessen Verwirklichung unterbleibt, als aus dynastischen Gründen die un­mittelbare Zuordnung zu Österreich wahr­scheinlich wird, 1786 Strafgesetzbuch „Leopoldina“ ohne Majestäts­verbrechen, Folter, Todes­strafe und Schuld­haft). 1860 wird die Toskana mit dem Königreich Sardinien und dadurch mit →Italien (1861) vereinigt.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd. 1 1914; Christoph, P., Großherzogtum Toskana, 1957; Wandruszka, A., Leopold II., 1963ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,154, 3,1,283, 3,2,2358, 3,3,3217; Codex diplomaticus Amiatinus, hg. v. Kurze, W., Bd. 1ff. 1974ff.; Pesendorfer, F., Die Habsburger in der Toskana, 1988; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992; Graf, G., Der Verfassungsentwurf aus dem Jahre 1787, 1998; Kroll, T., Die Revolte des Patriziats, 1999; Schlosser, H., Die Leopoldina, 2010; Punta, I. del, Guerrieri, Crociati, Marcanti - I Toscani in Levante, 2010

tot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gestorben, getötet, leblos

tot,  lat., Num. (indekl.), so viele, so viel,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *toti, Adj., so viele, s. idg. *to- (1), *tā-, *ti̯o-, Pron., der, die

total (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Mittellateinische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gänzlich, vollständig

totalis, mlat., Adj.: nhd. gänzlich; E.: s. tōtus

totalitär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL  – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Mittellateinische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vollständig, unbedingt

Totalitarismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Mittellateinische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in dem 20. Jahrhundert verwirk­lichte, auf vollständige Unterdrückung angelegte Herrschaftsform von Menschen über andere Menschen (beispielsweise Bol­sche­wismus, Faschismus, Natio­nal­sozia­lismus).

Lit.: Gleason, A., Totalitarianism, 1995; Totalitarismus und politische Religionen, hg. v. Maier, H. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Wippermann, W., Totalitarismustheorien, 1997; Totalitarismus, hg. v. Söllner, A. u. a., 1997; Totali­tarismustheorien, hg. v. Siegel, A., 1998; Totalitarismus im 20. Jahrhundert, hg. v. Jesse, E., 2. A. 1999; Zwischen Politik und Religion, hg. v. Hildebrand, K., 2003

Tote Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Bezeichnung für kirchliche Einrichtungen, die das von ihnen erlangte Vermögen nicht veräußern dürfen. Hiergegen wenden sich rechtliche Bestimmungen schon in den mittelal­terlichen Städten. In dem 19. Jahrhundert verschwindet die vermögensrechtliche Einschränkung der toten Hand.

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Lea, H., The Dead Hand, 1900; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, 1990

töten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sterben machen, das Leben eines Menschen beenden

Totenglaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Glaube an Tote

Lit.: His, R., Der Totenglaube in der Geschichte des germanischen Strafrechts, 1928; Tempelmann, M., Totenfurcht und Totenglauben bei den Germanen, ZRG GA 106 (1989), 274

Totenteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Freiteil

Lit.: Rietschel, S., Der „Totenteil“ in germanischen Rechten, ZRG GA 32 (1911), 297; Bruck, E., Totenteil und Seelgerät im griechischen Recht, 1926

Toter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und un Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der gestorbene Mensch.

Lit.: Fischer, P., Strafen und sichernde Maßnahmen gegen Tote, 1936

Tot gradus quot generationes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). So viele Grade wie Zeugungen.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Pseudo-Paulus, E. 3. Jahrhundert n. Chr., Digesten 38, 10, 10 §9)

Totschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die nicht als Mord qualifizierte vorsätzliche Tötung eines Menschen, früher vielfach auch die Tötung allgemein. Sie zieht in dem Frühmittelalter die Verpflichtung zu der Leistung von →Wer­geld, seit dem 12. Jahrhundert zunehmend eine →Strafe nach sich. In Österreich ist Totschlag die Tötung eines (anderen) Menschen in einer allge­mein begreiflichen heftigen Gemüts­be­wegung.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Bewer, R., Die Totschlagssühne in der Lex Frisionum, ZRG GA 13 (1892), 95; Roth, W., Totschlagsühne und Urfehde, ZRG GA 22 (1901), 357; Riggenbach, C., Die Tötung und ihre Folgen, ZRG GA 49 (1929), 57; Löning, G., Totschlag zu Kiel, hg. v. Sellert, W. 1992; Sonnen, W., Totschlagssühnen im Bereich des Herzogtums Berg, (in) Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 1938; Jänichen, H., Schwäbische Totschlagsühnen, (in) Zs. f. württ. LG 19(1960), 128; Dilcher, G., Mord und Totschlag, (in) FS E. Kaufmann, 1993, 91; Wittke, M., Mord und Totschlag? 2002; Deutsch, A., Späte Sühne, ZRG GA 122 (2005), 113; Linka, K., Mord und Totschlag, 2008; Phillips, D., Avengers of Blood, 2008

Totteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in Mittelalter und Früh­neuzeit die vollständige Aufteilung des Gutes einer →Gesamthand an ihre Mit­glie­der.

Lit.: Hübner 154; Schultze, A., Zur Rechtsge­schichte der germanischen Brüdergemeinschaft, ZRG GA 56 (1936), 264

Tötung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [Tödtung]– 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Verursachung des →Todes ei­nes Lebewesens, insbesondere eines Men­schen. Unterschiedliche Formen eines Tö­tungs­delikts sind insbesondere →Mord, →Totschlag, Kindestötung und fahrlässige Tötung.

Lit.: Kaser § 36 II 2; Köbler, DRG 26, 71; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Riggenbach, C., Die Tötung und ihre Folgen, ZRG GA 49 (1929), 57; Justiz und NS-Verbrechen, red. v. Bauer, F. u. a., Bd. 1ff. 1968ff.; Völkl, A., Die Verfolgung der Körperverletzung im frühen römischen Recht, 1984; Schnyder, S., Tötung und Diebstahl, 2010; Kollateralopfer. Die Tötung von Unschuldigen als rechtliches und moralisches Problerm, hg. v. Gillner, M. u. a., 2014

totus, lat., Adj., der so vielte, Manil. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tot

Toul (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Mosel, ursprünglich Hauptort der keltischen Leuker, wird in dem 4. Jahrhundert in dem römischen Reich Sitz eines Bischofs. 925 fällt es an das ostfränkische Reich, 1552/1648 trotz der in dem 13. Jahrhundert errungenen Reichsunmit­telbarkeit (Reichs­stadt) an Frankreich. 1306 und 1405 wird jeweils ein Stadtrecht aufgezeichnet.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schneider, J., Sur le droit urban de Toul, (in) Economies et sociétés au Moyen Age, 1973, 273; Bönnen, G., Die Bischofsstadt Toul, 1995; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006

Toulouse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Großstadt in Südfrankreich nahe der Grenze zu Spanien an der Garonne mit rund 470000 Einwohnern

Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 143

Tour (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Altfranzösische sowie tornare, lat., V., drechseln, runden, drehen [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fahrt

Tourismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und das Altfranzösische sowie tornare, lat., V., drechseln, runden, drehen [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fremdenverkehr

Lit.: Türkis, B., Innsbrucker Tourismusgeschichte, 2010; Museum und Tourismus, hg. v. Neiß, H. u. a. 2017

Tours (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., s. Google) an der Loire, ursprünglich Hauptort der keltischen Turonen, ist seit dem 3. Jahrhundert Sitz eines Bischofs (beispielsweise Gregors von Tours). Aus fränkischer Zeit ist aus Tour eine Formelsammlung bekannt.

Lit.: Grandmaison, C. de, Fragments de chartes, 1886; Gregor von Tours, Historiarum libri decem, 1959; Gregor von Tours, Zehn Bücher Geschichten, neu bearb. v. Buchner, R., Bd. 1 1955, Neudruck 1967; Histoire de Tours, hg. v. Chevalier, B., 1985

tractare, tractāre,  lat., V., betreiben, bedenken, behandeln, untersuchen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trahere

tractatus, tractātus,  lat., M., Behandlung, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tractāre

Tractatus (M.) de iuribus incorporalibus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., M., Abhandlung über die unkörperlichen Rechte) ist der von den Ständen Niederösterreichs und ihren Juristen ausgearbeitete, von Kaiser Leopold I. sanktionierte und an dem 13. 3. 1679 veröffentlichte Teil des österreichischen Landrechts­entwurfs von 1654 über das Verhältnis von Grundherren und abhängigen Bauern (Ein­schrän­kung der Robot und des Ehebewilli­gungsrechts des Grundherrn).

Tractatus (M.) de maleficiis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., M., Traktat von Übeltaten) ist eine nach einer Vorform von 1286/1287 (libellus de maleficiis, lat., Büchlein von Übeltaten) in Siena 1299 von dem Richter Albertus -> Gandinus (um 1245-nach 1311?) veröffentlichte systematisierte Abhandlung über Strafrecht und Strafprozesrecht.

tractoria, tractōria,  lat., F., Einladungsschreiben, Cod. Iust. (528-534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trahere

tractoria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.-afrk.) Reiseverpfle­gungs­recht

Lit.: Ganshof, F., La Tractoria, TRG 8 (1928), 69

tradere, trādere,  trānsdare, lat., V.: nhd. übergeben (V.), überreichen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trāns, dare

traditio, trāditio,  lat., F., Übergabe, Auslieferung, Vortrag, Lehre, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trādere

Traditio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt undin Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über traditio, lat., F., Übergabe, Auslieferung, Vortrag, Lehre, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.], zu lat. trans über und lat. dare geben) ist bereits in dem altrömischen Recht die formlose →Übergabe einer →Sa­che auf Grund einer Zweckabrede wie Erfüllung, Kauf oder Tausch. In dem Früh­mittel­alter wird der Wortgebrauch unscharf. Nach der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter ist traditio meist der (lat.) →modus (M.) acquirendi (Erwerbsart). Bei der traditio longa manu (Übergabe langer Hand) liegt noch keine Ergreifungshandlung vor, sondern nur eine sichere Möglichkeit, bei der traditio brevi manu (Übergabe kurzer Hand) hat der Erwerber bereits Besitz, bildet nunmehr aber Besitzwillen, während der Veräußerer ihn aufgibt.

Lit.: Kaser § 24 IV, V 2a; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 25, 40, 61, 64, 90, 212; Köbler, LAW; Biermann, J., Traditio ficta, 1891; Fuchs, J., Iusta causa traditionis, 1952; Gordon, W., Studies in the transfer of property by traditio, 1970; Steinacker, H., Traditio cartae und traditio per cartam, (in) Archiv f. Diplomatik 5/6 (1959/60), 1; Joswig, D., Die germanische Grundstücksüber­tra­gung, 1984

traditio (F.) cartae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) Übertragung der Urkunde

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Recht und Schrift, hg. v. Classen, P., 1977

traditio (F.) per cartam (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) Über­tra­gung durch (Übertragung einer) Urkunde

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Tradition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über traditio, lat., F., Übergabe, Auslieferung, Vortrag, Lehre, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das von Generation zu Generation übergebene Geistesgut bzw. in dem Frühmittelalter die Übergabe eines Gegen­stands in körperlicher oder symbolischer Ge­stalt bzw. die sie verkörpernde →Urkunde. Einzelne Klöster und Hochstifte fassen die Traditionen in Traditionsbü­chern zusammen.

Lit.: Söllner §§ 12, 16; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 4, 81, 105, 212, 254; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 607; Redlich, O., Über bairische Traditionsbücher und Traditionen, (in) MIÖG 5 (1884), 1; Grüner, F., Schwäbische Urkunden und Traditionen, (in) MIÖG 33 (1912), 1; Entstehung und Wandel rechtlicher Traditionen, hg. v. Fikentscher, W. u. a., 1980; Molitor, S., Das Traditionsbuch, (in) Archiv f. Diplomatik 36 (1990), 61; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002; Die innovative Kraft der Tradition in der frühen Neuzeit, hg. v. Friedeburg, R. v. u. a., 2007

Traditionsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Tradition

tragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Last befördern

Träger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Tragender

Lit.: Schott, C., Der Träger als Treuhandform, 1975

Traktat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über tractatus, lat., M., Behandlung, [59 v. Chr.-17 n. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abhandlung

Lit.: Baesecke, G., Ein Auszug aus dem „Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 55 (1935), 230, Beyerle, F., Das frühmittelalterliche Schul­heft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; 402

trans, trāns,  lat., Präp., jenseits, über, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ter- (5), Adv., durch, hindurch, über

transactio, trānsāctio,  lat., F., Vollendung, Vergleich, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trānsigere

Transactio (lat. [F.], Vollendung, Vergleich, [um 160-220 n. Chr.] und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht als formlose Abrede, einen Streit oder eine Ungewissheit über ein Recht durch gegenseitiges Nachgeben zu beenden (→Vergleich), nur ein Fall des vereinbarten →Erlasses.

Lit.: Kaser § 53 II 3c

transcriptio, trānscrīptio,  trānsscrīptio, lat., F., Überschreibung, Übertragung, Umschreibung, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trānscrībere

Transcriptio (lat. [F.] Überschreibung, Übertragung, Umschreibung, Abschreiben, [um 35-95/96 n. Chr.], transscriptio, sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem klassischen römischen Recht der bei dem nur kurzzeitig üblichen →Litteralkontrakt die →Obligation begründende Schriftakt.

Lit.: Köbler, DRG 45

translatio, trānslātio,  trālātio, lat., F., Übertragen, Versetzung, Verpflanzung, Pfropfen (N.), Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trānsferre

Translatio (F.) imperii (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat., Übertragung der Herrschaft) ist die Vorstellung von der Übertragung der von den Römern (und später oströmischen Griechen) innege­habten Welt­herrschaft durch den Papst auf den fränkischen König (Karl [den Großen] 800). Sie lässt sich seit dem 11. Jahrhundert er­kennen.

Lit.: Köbler, DRG 109; Goez, W., Translatio imperii, 1958; Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusst­sein, hg. v. Patze, H., 1987

Transleithanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (1867-1918, nicht­amtlich) die jenseits der Leitha gelegene un­ga­rische Reichshälfte Öster­reich-Ungarns (Länder der Stephans­krone, Un­garn, Sieben­bür­gen, Kroatien-Slawonien, Fiume) in Gegensatz zu Cis­lei­thanien/Zisleithanien.

transmissio, trānsmissio,  lat., F., Übersendung, Überfahrt, Übertragung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trānsmittere

Transmissio (lat. [F.], Übersendung) ist in dem klassischen römischen Recht der Übergang der erbrechtlichen Befugnisse des den Erb­lasser überlebenden, aber vor dem Erb­schaftserwerb versterbenden Beru­fe­nen auf seinen Erben, in dem spätantiken römischen Recht die Vererbung des Rech­tes des Außenerben auf seine Erben.

Lit.: Kaser § 72 IV

Transport (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und transportus, mlat., M., Beförderung sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Beförderung von Menschen oder Waren von einem Ort zu einem anderen Ort.

transportare, trānsportāre,  lat., V.,  überfahren (V.), übersetzen (V.) (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trāns, portāre

transportieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über trānsportāre, lat., V., überfahren (V.), übersetzen (V.) (1), [81-43 v. Chr.] und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) befördern

Transportvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch de deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische sowie das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der eine Beför­derung betreffende →Werkvertrag.

Lit.: Basedow, J., Der Transportvertrag, 1987

Transsilvanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Siebenbürgen

trans Tiberim vendere (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) über den Tiber verkaufen, d. h. in die Sklaverei geben

Lit.: Kaser § 15 II 3

Tratte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der gezogene (den Bezogenen zu der Zahlung anweisende), seit etwa 1250 nachweisbare Wechsel.

trauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) glauben, vertrauen

Trauung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL belegt – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1353) ist die Form der →Eheschließung. Sie entwickelt sich aus gebräuchlichen Geschehnissen. Nach der Entstehung des Christentums nimmt dieses auf die Trauung Einfluss. Seit dem Hochmittelalter setzt die Kirche sich auf der Grundlage des Satzes, dass die Wil­lens­übereinstimmung der Braut­leute die →Ehe begründe (lat. consensus facit nuptias), für ein vorheriges Aufgebot (1215) und die Erfragung des Ja-Wortes durch den Priester ein. Seit 1875 erfolgt die von dem Staat als Folge des Liberalismus gegenüber der kirchlichen Eheschließung durchgesetzte weltliche Eheschließung in dem (zweiten) Deutschen Reich, für welche die Bezeichnung Trauung vermieden wird, vor dem →Standesbeam­ten (Zivil­ehe).

Lit.: Hübner; Friedberg, E., Das Recht der Ehe­schließung, 1865; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875; Friedberg, E., Verlobung und Trauung, 1876; Sohm, R., Trauung und Verlobung, 1876; Opet, O., Brauttradition und Konsensge­spräch in mittelalterlichen Trauungsritualen, 1910; Wehrli, P., Verlobung und Trauung, 1933; Conrad, H., Die Grundlegung der modernen Zivilehe, ZRG GA 67 (1950), 336; Hemmer, R., Über das Beilager im germanischen Recht, ZRG GA 76 (1959), 292; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Siffert, R., Verlobung und Trauung, 2004; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

trennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das wohl erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) auseinanderbringen, scheiden

Trennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das wohl erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1486, Trennungsgrund 1819) ist die Auflösung einer bisherigen Einheit durch Aufteilung.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Trennung von Justiz und Verwaltung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Gewaltenteilung

Trennung von Staat und Kirche (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von der Aufklärung geforderte Lösung der seit 380 n. Chr. bestehenden Verbindung von Staat und Christentum. Die Trennung von Staat und Kirche wird 1789 in den Vereinigten Staaten, 1795 in Frankreich, 1848, 1919 bzw. 1949 in Deutschland bzw. in dem Deutschen Reich und 1995 in Schweden zumindest in dem Grundsatz (anders beispielsweise Kirchensteuer) verwirklicht. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Campenhausen, A. v., Staatskirchenrecht, 3. A. 1996

Trennung von Tisch und Bett (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. separatio a toro et mensa) ist in dem Kirchenrecht die tatsächliche Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft – an Tisch und in Bett - unter Aufrechterhaltung der rechtlichen Bin­dung der Eheleute an die Ehe.

Trennungsgrund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., 1819) Grund einer Trennung

tres, trēs,  treis, trīs, lat., Num. Kard., drei, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *trei-, Num. Kard., drei

Tres conformes sententiae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.Pl.]) sind drei gleichlautende Urteile, gegen des­sen letztes nach römisch-kanonischem Recht keine →Appellation mehr erhoben wer­den kann.

Lit.: Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976, 169

Tres faciunt collegium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Drei bilden einen Verein.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Marcellus, um 115-um 175, Digesten 50, 16, 85, zu Neratius, um 58/9-nach 133)

trespass (engl. [N.]) Überschreitung, Friedensbruch, Angriff, Beschädigung

treu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fest, zuverlässig

Treue (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die innere feste Bindung eines Menschen an einen Menschen oder einen Gedanken oder eiene sonstige Gegebenheit. Es ist streitig, inwieweit die Treue eine besondere germanisch-deutsche Eigen­heit ist. Erhebliche Bedeutung kommt der Treue in dem Lehnsverhältnis zu. Auch der Beamte steht zu dem Staat in einem besonderen Treueverhältnis.

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2, 3; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treuegelöbnis, 1896; Schwerin, C. v., Die Treueklausel im Treugelöbnis, ZRG GA 25 (1904), 323; Puntschart, P., Treuklausel und Handtreue im altdeutschen Gelöbnisrecht, ZRG GA 26 (1905), 165; Gierke, O. v., Die Wurzeln des Treue­dienstvertrags, 1914; Hueck, A., Der Treue­gedanke im modernen Privatrecht, 1947; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt, ZRG GA 66 (1948), 111; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt in Frankreich und England, 1952; Graus, F., Über die sog. germanische Treue, 1959; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue, 1973; Eckhardt, U., Untersuchungen zu Form und Funktion der Treueleistung, 1976; Fikentscher, W., De fide et perfidia, 1969; Halmen, R., Staatstreue und Interessenvertretung, 1988; Nörr, D., Die Fides im römischen Völkerrecht, 1991; Kroeschell, K., Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht, 1995, 157, 183; Zwissler, T., Treuegebot – Treuepflicht – Treuebindung, 2002; Schneider, N., Uberrima fides, 2004

Treubruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Goggle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Bruch der besonders zugesagten oder auf Grund der Umstände erwarteten Treue.

Lit.: Illmer, F., Treubruch, Verrat und Felonie im deutschen Strafrecht, 1937

treuga ([mlat.] F.) Friede, Treue

Treuga (F.) Dei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Mittellateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort treuga vielleicht aus dem Burgundischen oder Westgotischen entlehnt) ist die durch die Gottesfriedensbewegung seit dem 10. Jahrhundert angestrebte Waffenruhe Gottes. →Gottes­friede

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 101

Treuga (F.) Heinrici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lasteinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. [mlat.]) ist ein wohl in Würzburg in dem Juli 1224 durch König Heinrich (VII.) erreichter →Landfriede (für das Reich?).

Lit.: Gernhuber, J., Die Landfriedensbewegung, 1952

Treuhand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL, aber Treuhänder 14. Jahrhundert – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Goggle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1663, Treuhänder 1350) ist das Rechtsverhältnis, bei dem ein Teil (Treuhänder) nach außen mindestens ein Vermögensrecht als eigenes Recht hat, dieses aber auf Grund einer schuldrechtlichen Abrede (Treuhand­ver­trag, Sicherungsvertrag) ganz oder teilweise in dem Interesse des anderen Teiles (Treugeber) ausüben soll. Die Treuhand ist dem klassischen römischen Recht (als fiducia) bekannt (Vormund, Pfleger). Sie tritt in einzelnen Erscheinungsformen vielleicht auch in dem deutschen Recht (Affatomie, Testaments­vollstreckung, Lehnsträger­schaft) auf. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird daraus aber eine all­gemeine Ein­richtung ent­wickelt, die von dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) noch nicht aufgenommen wird. Dabei wird der treuwidrig handelnde Treuhänder dem Treugeber schadensersatzpflichtig, doch sind seine gutgläubigen Dritten gegenüber durch­geführten Verfügungen wirksam. In dem eng­lischen Recht ist der →trust bedeut­sam.

Lit.: Kaser §§ 11 III, 52 I 3, 54 I; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 36, 213, 239; Schultze, A., Die langobardische Treuhand, 1895; Brünneck, W. v., Der Schlossglaube, ZRG GA 28 (1907), 1; Loening, O., Grunderwerb und Treuhand in Lübeck, 1907; Beyerle, F., Die Treuhand im Grundriss des deutschen Privatrechts, 1932; Otten, G., Die Entwicklung der Treuhand im 19. Jahrhundert, 1975; Schott, C., Der Träger als Treuhandform, 1975; Asmus, W., Dogmen­geschichtliche Grundlagen der Treuhand, 1977; Scherner, K., Fiducia Germanorum, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G., 1997; Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 1998; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Treuhandanstalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zu dem 1. 6. 1990 nach dem Beitritt der →Deutschen Demokratischen Republik zu der Bundesrepublik Deutschland 1990 geschaffene, zu dem 31. 12. 1994 aufgelöste Anstalt zu der Überführung von Volkseigentum in Privatei­gentum (7984 volkseigene Betriebe, 53,8 Prozent Privatisierungen, 39,6 Prozent Stilllegungen, 13,1 Prozent Rückgaben an frühere Berechtigte).

Lit.: Köbler, DRG 249; Laabs D., Der deutsche Goldrausch, 2012

Treuhänder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1350) ist der Beteiligte einer Treuhand, der ein Recht für einen anderen zu treuen Händen hält und ausübt.

Treu und Glauben (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl.) ist der vor allem auf Schuldverhältnisse anzuwendende Verhal­tens­maßstab, der das Verhalten eines redlich und anständig denkenden Menschen zu­grunde legt. Er ähnelt der (lat.) →bona fides (F.), die in dem römischen Recht für bestimmte Schuld­verhältnisse zu beachten ist. Treu und Glauben lassen sich quellenmäßig seit dem Spätmittelalter be­legen. Innerhalb des Bür­gerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches (1896/1900) entwickelt sich die Vorstellung von Treu und Glauben zu einem all­ge­meinen Rechts­grundsatz.

Lit.: Söllner §§ 8, 9, 12, 18; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 240, 270; Wendt, O., Die exceptio doli generalis, (in) AcP 100 (1906), 1; Wieacker, F., Zur rechtstheoretischen Präzisierung des § 242, 1956; Nesemann, K., Herkunft, Sinngehalt und Anwendungs­bereich der Formel „Treu und Glauben“ in Gesetz und Rechtsprechung, Diss. jur. Göttingen 1959; Strätz, H., Treu und Glauben, 1974

tri (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 12. Jh.? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel) als Präfix mit der Bedeutung drei verwendet

Trialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und vielleicht auch das das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in Österreich in dem 19. Jahrhundert die erfolglose Bestrebung, neben Österreich und Ungarn (1867) einen dritten, aus Böhmen, Mähren und Südslawien beste­henden Staats­teil zu schaffen (beispielsweise 1871 Böhmische Fundamentalartikel).

Lit.: Baltl/Kocher

Trianon (bei Paris) ist der Ort des 1920 das Königreich Ungarn aufteilenden Ver­trags.

Tribonian (?-541/543? oder um 545?) ist der aus Kleinasien (Pamphylien) stam­men­de grie­chisch­sprachige, unter →Justinian zu ho­hen Ämtern (533-535 Kanzleileiter, 529-533 und 535-542 Justizminister bzw. quaestor sacri palatii) aufstei­gende, oströ­mische Rechts­kundige. Er ist 528/529 Mitglied der Kommission für den →Codex, seit 530 Mitglied einer Kom­mission für die →Digesten. Außerdem verfasst er mit zwei anderen Rechts­lehrern die →Insti­tutionen. S. Google

Lit.: Söllner § 22; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Köbler, DRG 53; Kübler, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Reichs, 2. A. 1912, 366; Honoré, A., Tribonian, 1978

tribunicia postestas (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) tribu­nizische Gewalt

tribunus (M.) plebis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Volkstribun

Lit.: Köbler, DRG 18; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

tribus, lat., F., Bezirk, Gau, Volk, einer der drei Stämme, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *trei-, Num. Kard., drei

tribus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Abteilung der Bür­gerschaft Roms (Volksversammlung)

Tribut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abgabe, Steuer (F.)

tributum, tribūtum,  lat., N., „Tribut“, öffentliche Abgabe, Steuer (F.), Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tribuere

tributum (N.) capitis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Kopfsteuer

Lit.: Köbler, DRG 32

Tridentinum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.], s. Google) ist das in Trient zwischen 1545 und 1563 tagende 19. allgemeine Konzil der katholischen →Kir­che. Es versteht sich als (Gegen-)Reformkonzil und stärkt die Stellung des Bischofs. Es bestätigt u. a. die Unauf­löslichkeit der Ehe und schreibt eine bestimmte Eheschließungsform vor. Allge­mein sieht es das Kirchenrecht nor­mativ als Rechtsordnung mit dem Papst als alleinigem Gesetzgeber.

Lit.: Das Weltkonzil von Trient, hg. v. Schreiber, G., Bd. 1f. 1951; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Jedin, H., Geschichte des Konzils von Trient, Bd. 1ff. 1949ff.; Das Konzil von Trient und die Moderne, hg. v. Prodi, P. u. a., 2001

Trient (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Etsch, das 24 v. Chr. an die Römer übergeht, ist seit dem späten 4. Jahrhundert Sitz eines Bischofs, der 1004/1027 Grafenrechte erhält. 1185ff. findet sich dort →Bergrecht. 1803 fällt das Hochstift an →Tirol, 1919 mit Südtirol an →Italien.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Voltelini, H. v., Die ältesten Statuten von Trient, (in) Archiv für österreichische Geschichte 92 (1902), 83; Il Trentino, hg. v. Mozzarelli, C. u. a., 1985; Hägermann, D./Ludwig, K., Europäisches Montanwesen, 1986; Bellabarba, M., La giustizia ai confini, 1996; Das Konzil von Trient und die Moderne, hg. v. Prodi, P. u. a., 2001; Curzel, E., I canonici e il Capitolo della cattedrale di Trento, 2001; Bettoti, M., La nobilità trentina, 2002; Lorandini, C., Famiglia e impresa, 2006

Trier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Mosel wird 16-13 v. Chr. von Augustus in dem Gebiet der Treverer gegründet und entwickelt sich in dem 4. Jahrhundert zu der größten römischen Stadt nördlich der Alpen (60000-70000 Einwohner). In dem 6. Jahrhundert bzw. kurz vor 800 wird der dortige Bischof Erzbischof, in dem 13. Jahrhundert Kurfürst. 1454/1473 erhält Trier eine von 1797/1798 bis 1970 auf­ge­löste Universität. Nach älteren Gerichts­ordnungen (1400, 1515, 1537) wird 1668 ein wohl von Johannes Holler und Matthias Franziskus von Troya unter Ausrichtung an dem einheimischen Recht geschaffenes, 1713 stärker romanistisch überarbeitetes Trierer Landrecht in 18 bzw. später 22 Titeln in Kraft gesetzt. 1815/1816 gelangen die meisten Güter an →Preußen und von dort an dem30. 8. 1946 an Rheinland-Pfalz, das 1949 Bundesland der Bundesrepublik Deutschland wird. 1970 wird (in Rheinland-Pfalz) in Trier wieder eine Universität eingerichtet.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Scotti, J., Sammlung der Gesetze, Bd. 1ff. 1832; Rudolph, F., Die Entwicklung der Landeshoheit in Kurtrier, 1905; Rörig, F., Die Entstehung der Landeshoheit des Trierer Erzbischofs, 1906; Knetsch, G., Die land­ständische Verfassung, 1909; Kremer, J., Studien zur Geschichte der Trierer Wahl­kapitulationen, 1911; Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte – Trier, hg. v. Rudolph, F., 1915; Leners, W., Die Protokollregister über die Liegenschaften der Trier Bürgerschaft, Diss. jur. Bonn 1957; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu Trier, 1958; Dirks, M., Das Landrecht des Kurfürstentums Trier, 1965; Wendt, H., Die Anwendung des Trierer Landrechts, 1973; Langer, H./Meves, U., Die Geschichte der Stadt Trier, 1984; Anton, H., Trier im frühen Mittelalter, 1987; Hermann, H., Die Gehöferschaften im Bezirk Trier, 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995; Trier im Mittelalter, hg. v. Anton, H. u. a., 1996; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Petzold, M., Das Pontifikat Erzbischofs Boemunds II. von Trier (1354-1362), 1999, 2. A. 2007; Müller, J., Vir religiosus ac strenuus Albero von Montreuil, 2006; Clemens, G., Geschichte der Stadt Trier, 2007; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008; Morscheiser-Niebergall, J., Die Anfänge Triers, 2008; Regesten der Bischöfe und Erzbischhöfe von Trier, hg. v. Anton, H. u. a., 2015ff., Unruh, F., Trier – Biographie einer röömischen Stadt, 2017

Triest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., an der oberen Adria (104 v. Chr. Tergeste, Marktort) ist seit dem 6. Jahrhundert Sitz eines Bischofs und gelangt 774 an das fränkische Reich, 1202/1203 an Venedig, 1382 freiwillig an Habsburg, (1809-1814 Herrschaft Napoleons, 1849/1850 reichs­un­mit­tel­bare Stadt Österreichs,) 1867 zu dem Kron­land Küstenland Österreichs und 1919 an Italien.

Trifels (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, bei Annweiler, M.) ist eine 1081 erstmals genannte Reichsburg, in der zwi­schen 1125 und 1273 die →Reichs­klein­odien aufbewahrt werden.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Biundo, G., Der Trifels, 1937; Biundo, G., Zur Bibliographie der Reichsfeste Trifels, 1939; Sprater, F./Stein, G., Der Trifels, 9. A. 1971; Seebach, H., Kleine Geschichte des Trifels und der Stadt Annweiler, 2009

Trift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1200 [Barlaam des Otto von Freising] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Viehweide, Strömung, →actus

Lit.: Herold, H., Trift und Flößereien in Graubünden, 1982

Triftrecht →Trittrecht

trinken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Flüssigkeit zu sich nehmen

trinoctium,  lat., N., Zeit von drei Nächten, drei Nächte, Val. Max. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trēs, nox

trinoctium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, asber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Zeitraum von drei Näch­ten

Lit.: Kaser § 58 II; Köbler, DRG 22

Tripartitum opus (N.) iuris consuetudinarii enclyti regni Hungariae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., dreiteiliges Werk des Gewohnheits­rechts des berühmten Königreichs Ungarn, s. Google) ist die Rechts­auf­zeichnung des unga­rischen Ge­wohn­heitsrechts durch Istvan Werböczy von 1514, die bis zu dem Zivilge­setzbuch Ungarns von 1960 von Bedeu­tung bleibt.

Lit.: Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005

tripertitum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.], tripartitum) dreiteiliger Kom­mentar des Sextus Aelius Paetus Cato zu den zwölf Tafeln des römischen Rechtes

Lit.: Söllner § 12; Köbler, DRG 29

Trittrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.), Triftrecht ist das mittelal­terliche Wegerecht für das Treiben von Vieh (Viehtriebsrecht).

Lit.: Hübner 281; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957

Trivium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.] Dreiwegiges) sind Gram­matik, Dialektik und Rhetorik inner­halb der sieben freien Künste (lat. artes liberales).

Trizone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das an dem 8. 4. 1949 durch Anfügung der Besatzungs­zone Frankreichs an die Bizone der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritanniens ent­stehende Gebiet des (früheren)  →Deutschen Reiches.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245

Trödel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen in der Herkunft ungeklärt, M.) altes wertloses Zeug, Kram

Trödelvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der Herkunft teilweise ungeklärt und in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. contractus [M.] aestimatorius, aestimatum) ist der sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Vertrag (Innominatreal­kontrakt), bei dem innerhalb einer bestimmten Zeit entweder ein Preis für eine übergebene Sache gel­iefert (Mehr­erlös verbleibt dem Trödler) oder die übergebene Sache zurück­gegeben werden soll.

Trödler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen in der Herkunft ungeklärt, M.) Händler von Trödel

Lit.: Kaser § 45 I 1; Hübner; Bucher, E., Der Trödelvertrag, (in) Innominatverträge, 1988, 95

Troja (Troia, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen trojanisch -nicht belegt, aber in Google belegt) ist der Schauplatz des von dem griechischen, in dem späten 8. oder frühen 7. vorchristlichen Jahrhundert wirkenden Dichter Homer geschilderten, trojanischen Krieges zwi­schen Griechen und Trojanern, der seit 1870 (Heinrich Schlie­mann) auf dem 20 Meter hohen Ruinenhügel von Hissarlik (in der Westtürkei) in zahlreichen Siedlungs­schich­ten (ab 2900-2500 v. Chr.) mit reichen Goldfunden und Silberfunden (Schatz des Priamos) ergraben wird.

Lit.: Siebler, M., Troia, 1990; Korfmann, M./­Manns­perger, D., Troia, 1998; Hertel, D., Die Mauern von Troja, 2003; Der neue Streit um Troia, hg. v. Ulf, C., 2003; Der Traum von Troia, hg. v. Zimmermann, M., 2006; Jahn, S., Der Troia-Mythos, 2007; Strauss, B., Der trojanische Krieg, 2008; Lag Troia in Kilikien?, hg. v. Ulf, C. u. a., 2010; Kolb, F., Tatort Troia, 2010; Troia, hg. v. Villing, A. u. a., 2020

Tromsö (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) in dem nördlichen Norwegen wird in dem 9. Jahrhundert angelegt, aber erst 1250 erstmals erwähnt. Nach Neubesiedlung in dem 18. Jahrhundert erhält es 1968 eine Universität.

Truchsess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) oder →Seneschall ist der mit der Verpflegung des fränkisch-deutschen Königshofs betraute Amtsträger. Dieses Amt hat seit dem Hochmittelalter (vor 1198) der Pfalzgraf bei Rhein inne. Später entwickelt sich an vielen landesherrlichen Höfen ein Truchsess (Leutesetzer).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 83, 112; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main, 1970; Rösener, W., Hofämter, DA 45 (1989), 485

Truck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt( , aber in Google belegt) sowie über truck, ne., V., eintauschen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.) →Trucksystem

Trucksystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem 19. Jahrhundert von England kom­mend das System der Entlohnung eines Arbeiters mit von dem Arbeitgeber vertriebenen Waren. Es wird wegen der mit ihm verbundenen Missbrauchsmög­lich­keiten noch in dem 19. Jahrhundert unzulässig oder wenigstens eingeschränkt (Großbritannien 1831, 1887, 1896, Preußen 1849).

Lit.: Kroeschell, DRG 3

trunken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) betrunken, berauscht

Trunkenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der durch (reichlichen) Alkoholgenuss verursachte Zustand eines Menschen. Trunkenheit wird seit dem 13./14. Jahrhundert rechtlich erfasst. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird die sachlich von Unternehmern zwecks Gewinnerzielung erheblich geförderte Trunkenheit in ihren Auswirkungen in dem Straßenverkehr entschiedener bekämpft.

Lit.: Endemann, F., Die Entmündigung wegen Trunksucht, 1904; Gramsch, G., Der Tatbestand des Rauschmittelmissbrauchs, 1938, Neudruck 1977; Rausch und Realität, hg. v. Völger, G., 1981; Kaiser, R., Trunkenheit im Mittelalter, 2002; Kropik, C., Moralsatirische Selbstbespiegelung eines (pseudo-)anonymen Alkoholikers, 2015 (Helius Eobanus Hessus Erfurt 1515)

trust (ne. [N.].) Treuhandverhältnis, →Treuhand

Lit.: Murach-Brand, L., Antitrust auf deutsch, 2004; Wolff, J., Trust, 2005; Schröder, P., Trust in Early Modern International Political Thought 1598-1713, 2017

Trust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische aufgenommen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Stiftung, Konzern

trustis,  mlat., Sb.,  Treue, s. idg. *dreu̯o-, Adj., treu, vgl. idg. *deru-, *dreu-, *drū-, Sb., Baum

trustis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Schar, Anhang, Gefolge

Lit.: Grahn-Hoek, H., Die fränkische Oberschicht, 1976; Schmidt-Wiegand, R., Fränkisch druht und druhtin, (in) Z. f. hist. Terminologie 1974, 534

Tryphoninus, Claudius, römischer Rechts­kundiger Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr., in den Digesten überlieferte Fragmente wohl aus dem Rechtsunterricht (juristisch-pädagogi­sche Anleitung), s. Google

Lit.: Fildhaut, K., Die libri disputationum des Clau­dius Tryphoninus, 2004

Tscheche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Slawische möglicherweise erklärbar, M.) ist der Angehörige eines Volkes der Slawen.

Tschechien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der in dem Westen um Prag gelegene, tschechische Teil der 1993 aufge­lösten Tschechoslowakei, der zu dem 1. 1. 2014 ein neues Bürgerliches Gesetzbuch und ein Gesetz über Körperschaften in Kraft setzt.

Lit.: Antologie české právní vědy (Anthologie der tschechischen Rechtswissenschaft), 1993; Krupar, M., Tschechische juristische Zeitschriften des 19. und 20. Jahrhunderts, 2011; Sächsisch-magdeburgisches Recht in Tschechien und in der Slowakei, hg. v. Biliy, I. u. a., 2021

Tschechoslowakei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen vielleicht teilweise verbindbar, F.) ist der an dem 28. 10. 1918 aus den österreichischen Gebieten →Böhmen und →Mähren sowie Schlesien und Ober­ungarn unter zwangsweisem Ein­schluss der dort lebenden Deutschen gebildete, sich an dem 29. 2. 1920 eine Verfassung gebende, 1938/1939 von Adolf Hitler nach dem Münchener Abkommen verkleinerte und danach annektierte (Protektorat Böhmen und Mähren), 1945 unter Aussiedlung und Vertreibung der Deutschen (ohne Karpa­thorussland) wie­der­hergestellte, 1948 dem Kommunismus sowjetischer Prägung zuge­führte (Verfas­sung von dem 9. 5. 1948, 1968 Prager Früh­ling), 1990 demokratisierte und zu dem 1. 1. 1993 in Tschechien und die Slowakei aufgelöste Staat (mit 1938 43% Tschechen, 23% Deutschen und 22% Slowaken, 1920 Verfas­sungs­ge­richt).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 220, 223, 246; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Vaněček, V., (Das tschechische Rechtsleben im Zeitalter des Kapitalismus), 1953; Hoensch, J., Geschichte der Tschechoslowakischen Republik 1918-1965, 1966; Česká narodní rada, sněm českého lidu (Der tschechische Nationalrat, Landtag des tschechischen Volkes), veranstaltet v. Vaněček, V., 1970; Maly, K., Tschechoslowakische rechts­his­torische Literatur, (in) ZNR 1984; Schubert, W., Der tsche­cho­slowakische Entwurf zu einem Bürgerlichen Gesetzbuch und das ABGB von 1937, ZRG GA 112 (1995), 271; Kudej, B., Legal history of Czechoslovakia, (in) Intern. Journal of legal information 24 (1996), 71; Lenk, R., La Tchécho­slovaquie 1996; Burgerstein, J., Tschechien, 1998; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nach­kriegs­gesellschaften, Bd. 4 hg. v. Mohnhaupt, H., 1998; Kren, J., Die Konfliktgemeinschaft, 1999; Erzwun­gene Trennung. Vertreibungen und Aus­siedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, hg. v. Brandes D. u. a., 2000; Boleslav II., hg. v. Sommer, P., 2001; Šmahel, F., Husitské Čechy, 2001; Beyer, B., Die Beneš-Dekrete, 2002; Coudenhove-Kalergi, B./Rathkolb, O, Die Beneš-Dekrete, 2002; Payrleitner, A., Österreicher und Tschechen, 2003; Köbler, G., Rechtstschechisch, 2003; Koralka, J., Frantisek Palacky, 2007; Osterkamp, J., Verfassungsgerichtsbarkeit in der Tschechoslowakei, 2009; Schelle, K. u. a., Grundriss der tschecho­slowa­kischen Rechtsge­schichte, 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Haslinger, P., Nation und Territorium im tschechischen politischen Dis­kurs 1880-1938, 2010; Zukunftsvorstellungen und staatliche Planung im Sozialismus, hg. v. Schulze Wessel, M. u. a., 2010; Capkova, C. u. a., Unsichere Zuflucht, 2012; Klápště, J., The Czech Lands in Medieval Transformation, 2012; Edvard Beneš Vorbild und Feindbild, hg. v. Konrád, O. u. a., 2013; Tauchen, J./Kazda, J., Bibliografie vybraných právnických časopisů a sborníků 1918-1989. Bibliographie ausgewählter tschechoslowakischer juristischer Zeitschriften, Festschriften und Sammelbände 1918-1989. Masarykova univerzita, 2013. CD; Žantovský, M., Václav Havel, 2014; Lachmann, H., Die „ungarische Revolution“ und der „Prager Frühling, 2017

Tübingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Neckar erscheint in dem 7. Jahrhundert als Dorf, 1078 als Burg. 1342 fällt es durch Kauf an Württemberg, das dort 1476/1477 eine Universität gründet (von dem Landesherrn erteiltes Stadtrecht von 1493 teils aus Nürnberg - 1479/1484 -, teils aus Stuttgart - 1492 über­nommen).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schöttle, G., Verfassung - und Verwaltung der Stadt Tübingen, (in) Tübinger Blätter 8 (1905), 1; Hermelink, H., Matrikeln der Universität Tübingen, Bd. 1 1906; Haller, J., Die Anfänge der Universität Tübingen 1477-1537, Bd. 1f. 1927ff.; Schanz, W., Das Tübinger Stadtrecht von 1493, Diss. jur. Tübingen 1958; Seigel, R., Gericht und Rat in Tübingen, 1960; Conrad, E., Die Lehrstühle der Universität Tübingen und ihre Inhaber 1477-1972, 1960 (ungedruckt); Schanz, W., Das Tübinger Stadtrecht von 1493, 1963; Die Tübinger Stadtrechte von 1388 und 1493, hg. v. Rau, R./Sydow, J., 1964; Richter, G., Die Insignien der Universität Tübingen 1964; Jänichen, H., Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert, 1964; Die Tübinger Stadtrechte von 1388 und 1493, hg. v. Rau, R. u. a., 1964; Geipel, J., Die Konsiliarpraxis der Eberhard-Karls-Universität, 1965; Die ältesten Tübinger Steuerlisten, hg. v. Rau, R., 1970; Kuhn, W., Die Studenten der Universität Tübingen zwischen 1477 und 1534, 1971; Finke, K., Die Tübinger Juris­tenfakultät 1477-1534, 1972; Sydow, J., Geschichte der Stadt Tübingen, 1974; Thümmel, H., Die Tübinger Universitätsverfassung im Zeitalter des Absolutismus, 1975; Sieber, E., Stadt und Universität Tübingen in der Revolution von 1848/1849, 1975; Festschrift 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen, hg. v. Decker-Hauff, H., Bd. 1ff. 1977ff.; Lebensbilder zur Geschichte der Tübinger Juristenfakultät, hg. v. Elsener, F., 1977; Adam, U., Hochschule und National­sozialismus, 1977; Cellius, E., Imagines professorum Tubingensium 1596, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Schwarz, H., Die Universitätspflege Feuerbach, 1981; Die Pfalzgrafen von Tübingen, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Pill-Rademacher, I., . zu nutz, 1993; Das älteste Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a., 2000; Paletscheck, S., Die permanente Erfindung einer Tradition, 2001; Hauer, W., Lokale Schulentwicklung und städtische Lebenswelt, 2003; Jordan, S., Leben und Werk des Tübinger Rechtsprofessors Wilhelm Gottlieb Tafinger 1670-1813, 2003; 200 Jahre Wirtschafts- und Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Univeristät Tübingen, Leben und Werk der Professoren, hg. v. Marcon, M., Bd. 1f. 2004; Tübinger Professo­renkatalog, hg. v. Lorenz, S., Bd. 1, 1 Die Matrikel der Magister und Bakkalare der Artistenfakultät 1477-1535, 2006; Daniels, M., Ge­schichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, 2009; 175 Jahre wirtschaftswissenschaftliche Promotionen, 2009; Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, hg. v. Wiesing, U. u. a., 2010; Über 400 Semester – Wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen, bearb. v. Randecker, G., 2013; Die Universität Tübingen zwischen Orthodoxie, Pietismus und Aufklärung, hg. v. Köpf, U., 2014

Tübinger Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der in acht Hand­schriften überlieferte, 135 Auszüge aus dem Gesetzgebungswerk →Justinians (528-534 n. Chr.) ent­haltende, vielleicht um 1160 in dem Dau­phiné entstandene Rechtstext.

Lit.: Weimar, P., Zur Renaissance der Rechtswis­sen­schaft, 1977, 1; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997

Tudor ist das seit 1232 nachweisbare walisische Geschlecht, das von 1485 bis 1603 den Königsthron →Englands erlangt (Hein­rich VIII. 1509-1547, Elisabeth I. 1558-1603).

Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Eßer, R., Die Tudors und die Stuarts, 2004; Berg, D., Die Tudors, 2016

tueri, tuērī,  lat., V., erblicken, ins Auge fassen, ansehen, betrachten,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *teu- (2), V., aufmerken, beachten

Tugend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Tauglichkeit, vorbildliche Eigenschaft

Lit.: Bejczy, I., The Cardinal Virtues in the Middle Ages, 2011

Tuhr, Andreas von (St. Petersburg 1864-Zürich 1925), Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (Bekker), Leipzig (Windscheid) und Straßburg Rechts­lehrer in Basel (1891), Straßburg (1898) und Zürich (1918). Sein Hauptwerk ist „Der allgemeine Teil des Deutschen Bürgerlichen Rechts“ (1910ff.).

Lit.: Heck, P., Andreas von Tuhr, AcP 125 (1925), 257; Schwarz, A., Andreas von Tuhr, 1938

Tulln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ein Ort an der mittleren Donau in Niederösterreich mit etwa 16000 Einwohnern

Lit.: Profile einer landesfürstlichen Stadt, hg. v. Ramharter, J., 2012

Türe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 8. Jahrhundert, ursprünglich Dual) ist der bewegliche Verschluss des Eingangs in ein Gebäude oder einen Raum. Die Türe kann als Rechtssymbol verwendet werden.

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994

Turin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)  in der Poebene ist Hauptort der Turiner, der unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) (lat. [F.]) colonia wird. In dem 5. Jahrhundert wird ein Bistum eingerichtet. Über Langobarden und Franken kommt Turin 1048 an →Savoyen. Seit 1136 entwickelt sich städtische Selbst­verwaltung. 1280 fällt Turin wieder an Savoyen. 1404 wird eine Universität eingerichtet. Von 1861 bis 1865 ist Turin Hauptstadt Italiens.

Lit.: Torino, hg. v. Comba, R. u. a., 1993

Türke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Chroniken Chinas seit dem 6. Jahrhundert nachgewiesen, aber inhaltlich bisher nicht sicher zu bestimmen, M.) ist der Angehörige des (nach den Scharen der Hunnen und Awaren schon früh) aus Ostasien (Mongolei) in den Westen kommenden, seit dem Ende des 8. Jahrhunderts zu dem →Islam übertretenden, in dem 11. Jahrhundert unter den →Seldschuken nach Kleinasien (1071 Sieg über Byzanz) eindringenden Turkvolks. In dem 13. Jahrhundert wird das von den Seldschuken gebildete Reich von den Mongolen zer­schlagen, doch werden die Türken in dem 14. Jahrhundert unter den →Osmanen (Osman I. 1288?-1326) von Nordwestana­tolien aus geeint. An dem 29. 5. 1453 wird Konstantinopel (Ostrom, Byzanz) erobert und danach in Istanbul (Est in Polis) umbenannt. 1529 stehen die Türken vor Wien, nehemen es aber nicht ein. Unter dem Vorderasien, Nordafrika, den Balkan und die Südukraine beherrschenden Sultan Suleiman, dem Gesetzgebenden oder Prächtigen (1520-1566), erhalten sie ein Gesetz über Landesverwaltung und Finanzverwaltung. Zu der Abwehr der Türken versucht das Heilige römische Reich mehrfach erfolglos, Steuern zu erheben. Seit 1683 (zweite Bela­gerung Wiens) werden die Türken allmählich aus Europa wieder zurückgedrängt (→Griechenland, Bulgarien, Walachai, Molda­wien, Serbien, Bosnien, Herzegowina, 1683-1699 Rück­eroberung Ungarns durch Habsburg). 1718 anerkennt der Kaiser des Heiligen römi­schen Reiches den seit 1453 beanspruchten kaiserlichen Rang des Sultans. An dem 3. 11. 1839 verspricht der Sultan in dem Erlass von Gülhane (eine Art Verfassung) in freiwilliger Begrenzung seiner Gewalt die Vorbereitung neuer, den Bedürfnissen des Landes entsprechender Bestimmungen (Handelsge­setz 1850 nach dem Vorbild des Code de commerce, Strafgesetz 1858, Handelsprozess­ordnung 1860, Seehan­dels­ge­setz 1864, Strafprozess­ord­nung 1880, Zivilprozessord­nung 1881). In dem Ersten Weltkrieg verbündet sich die Türkei mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn. 1916 ruft sich der Emir von Mekka mit Unterstützung Groß­britanniens zu dem König Arabiens aus. 1917 verselbständigt sich der Irak, 1918 lösen sich auch Palästina und Syrien ab. Die Türkei wird teilweise von den Alliierten besetzt. Eine Befrei­ungsbewegung unter dem General Mustafa Kemal Pascha (Atatürk, Präsident 1923-1938) verlegt die Hauptstadt nach Angora. 1922 wird der Sultan abgesetzt. An dem 23. 10. 1923 wird Angora in Ankara umbenannt. An dem 29. 10. 1923 wird in der Türkei die →Republik ausgerufen. Schrift (Lateinschrift), Maßsys­tem, Kalender, Wochensystem, Kopfbedec­kung und Stellung des Islam in dem Staat werden verwestlicht, das Privatrecht (Einehe) unter Verwendung des Schweizer Zivilgesetzbuchs (1925) völlig neu geregelt. Seit 1964 bemüht sich die 1952 der Nordatlantischen Verteidigungs­organi­sation beitretende Türkei um den Zugang zu der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europä­ischen Union (2005 Beitrittsver­hand­lungen begonnen, aber immer wieder verzögert). Zahlreiche Türken wandern in europäische Staaten ein.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 95, 129, 131; Baltl/Kocher; Schulze, W., Reich und Türkengefahr, 1978; Scharlipp, W., Die frühen Türken, 1992; Europa und die Türken in der Renaissance, hg. v. Guthmüller, B. u. a., 2000; Hacisalihoglu, M., Die Jungtürken und die mazedonische Frage, 2003; Höfert, A., Den Feind beschreiben. „Türkengefahr“, 2003; Vásáry, I., Turks, Tatars and Russians, 2007; Kaurmann, T., Türckenbüchlein, 2008; Türkenangst und Festungsbau, hg. v. Heppner, H., 2009; Bürger, C., Türkei ante portas, 2009; Ottomanus, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 2009; Friedrich, M., ‚Türken’ im alten Reich, (in) HZ 294 (2012), 329; Hanioglu, S. Atatürk, 2015; Die Türkenkriege des 18. Jahrhunderts, hg. v. Zimmermann, W. u. a., 2017; Anooshahr, A., Turkestan and the Rise of Eurasian Empires, 2018

Türkei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist das von den seit dem 6, Jahrhundert in Chroniken Chinas belegten Türken seit dem 11. Jahrhundert besiedelte Land in Kleinasien. →Türke

Lit.: Velidedeoglu, H., Das Problem der Rezeption in der Türkei im Vergleich mit Rezeptionen in Europa, ZRG GA 75 (1958), 382; Schulze, W., Reich und Türkengefahr, 1978; Hirsch, E., Rezeption als sozialer Prozess, 1984; Türkische Wirtschafts- und Sozialgeschichte, hg. v. Motika, R. u. a., 1995; Westliches Recht in der Republik Türkei, hg. v. Scholler, H., 1996; Tibi, B., Aufbruch am Bosporus, 1998; Steinbach, U., Geschichte der Türkei, 2000; Hütteroth, W./Höhfeld, V., Türkei, 2. A. 2002; Seufert, G./Kubaseck, C., Die Türkei, 2004; Kieser, H., Vorkämpfer der neuen Türkei, 2005; Carnevale, R. u. a., Europa am Bosporus (er)finden?, 2005; Matschke, K., Das Kreuz und der Halbmond, 2004; Das osmanische Reich und die Habsburgermonarchie, hg. v. Kurz, M., 2005; Krieger, E., Die Europakandidatur der Türkei, 2006; Revolution islamischen Rechts - 80 Jahre schweizerisches ZGB in der Türkei, hg. v. Kieser, H. u. a., 2008; Zick, M., Türkei - Wiege der Zivilisation, 2008; Kramer, H. u. a., Die Türkei und Europa, 2008; Günay, C., Geschichte der Türkei, 2009; Plagemann, G., Von Allahs Gesetz zur Modernisierung per Gesetz, 2009; The Cambridge History of Turkey, hg. v. Fleet, H., Bd. 1 2009; Marek, C., Geschichte Kleinasiens in der Antike, 2010; Günay, C., Die Geschichte der Türkei, 2012; The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10000-323 B. C. E), hg. v. Steadman, S. u. a., 2011; Tröndle, D., Mustafa Kemal Atatürk, 2012; Plaggenborg, S., Ordnung und Gewalt, 2012; Mangold-Will, S., Begrenzte Freundschaft – Deutschland und die Türkei 1918-1933, 2013; Ihrig, S., Atatürk in the Nazi Imagination, 2014 (als Vorbild betrachtet); Palabiyik, M., Understanding the Turkish-Armenian controversy over 1915, 2015; Sürek, T., Die Verfassungsbestrebungen der Tanzimât-Periode, 2015; Döring, K., Sultansbrief, 2017; Hanioglu, M., Atatürk – Visionär einer modernen Türkei, 2. A. 2021; Liebisch-Gümüs, C., Verflochtene Nationsbildung – Die neue Türkei und der Völkerbund 1918-38, 2020

Turku (Abo) in →Finnland wird 1154 erstmals erwähnt. 1276 wird es Sitz eines Bischofs. Danach wird es Hauptstadt (bis 1812). 1640 wird eine 1828 geschlossene, 1920 wiederbegründete Universität (Aka­demie) eingerichtet, an der seit 1773 auch der bekannteste finnische Rechts­wissenschaftler Matthias Calonius (1773-1817) als einziger ordentlicher Professor der juristischen Fakultät lehrt.

Lit.: Wrede, R., Matthias Calonius, 1917

Turnier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1190 [Sante Servatien Leben] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ritterliches Kampfspiel in dem Mittelalter

Lit.: Das ritterliche Turnier im Mittelalter, hg. v. Fleckenstein, J., 1985; Barber, R./Barker, J., Tournaments, 1989; The Medieval Tournament as Spectacle, hg. v. Murray, A. u. a., 2020

turpis, lat., Adj., hässlich, garstig, ungestaltet, entstellt, schmählich, schändlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *trep- (2), V., wenden, vgl. idg. *ter- (3), *terə-, *terh₁-, *teri-, *trēi-, *trī-, *teru-, *treu-, *terh₃u-, V., reiben, bohren, drehen

turpitudo, turpitūdo,  lat., F., Hässlichkeit, hässliche Gestalt, wunde Stelle, Unsittlichkeit, Schimpf, Schmach, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. turpis

Lit.: Kaser §§ 9 II 2, 70 I 2

turris, lat., F., Burg, Turm, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. τύρσις (týrsis), F., Turm, Burg, befestigte Stadt, befestigter Wohnsitz; wohl aus einer Mittelmeersprache entlehnt

tutela, tūtēla, tūtella, lat., F., Fürsorge, Obhut, Schutz, Aufrechterhaltung, Beschützer, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. tuērī

Tutela (lat. [F.] Fürsorge) ist in dem römischen Recht die →Vormundschaft (tutela mulierum, Ge­schlechts­­vormundschaft über Frauen, seit der jüngeren Republik zurückge­drängt).

Lit.: Kaser §§ 4 I 1b, 11 II 1b, 16 I 2a, 20 I 1, 58 IV 6a, 62, 63, 64; Söllner §§ 8, 9, 10; Köbler, DRG 57; Köbler, LAW; Rosa, A. dalla, Cura et tutela, 2014

tutor, tūtor, lat., M., Beschützer, Vormund, Kurator, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. tuērī

Tutor (lat. [M.] Beschützer, Vormund, [81-43 v. Chr.]) ist schon in dem altrömischen Recht der →Vormund. Ihn erhalten der nicht einer Hausgewalt unterworfene gewaltfreie Unmündige (lat. impubes, Knaben bis 14, Mädchen bis 12) und die gewaltfreie Frau. Der tutor hat eine treuhänderische Gewalt über Person und Vermögen des Mündels. Dessen Geschäfte bedürfen zu der Wirksamkeit der Bekräftigung (lat. [F.] →auctoritas) des tutor. Tutor (tutor legitimus) ist der gradnächste Agnat (Bruder, Vatersbruder, Bruders­sohn), hilfsweise der nächste Gentile, bei Freigelassenen der Freilasser. Der Hausvater kann in dem Testament einen vorgehenden tutor (tutor testamentarius) bestimmen, der die Übernahme ablehnen kann. Fehlt ein gesetzlicher tutor und ein testamentarischer tutor, wird nach der lex Atilia (210 v. Chr.) ein tutor bestimmt.

Lit.: Kaser §§ 62, 63; Köbler, DRG 22, 33, 36, 43, 57

Twing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Bann, Zwang

Typ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterrbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über typus, lat., M., Figur, Bild, [81-43 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Sorte, Art

Typenzwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums soeie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Bindung an bestimmte vorgegebene Rechtsverhältnisse. In dem klassi­schen römischen Recht besteht bei den Verbindlichkeiten Typengebundenheit, die in dem spätantiken, weströmischen Recht (Vulgar­recht) aufgegeben wird (Typen­freiheit). In der frühen Neuzeit wird die Ty­pen­gebundenheit des römischen Rechtes nicht übernommen. Dagegen geht das Sachenrecht auch in der Gegenwart von einer verhältnismäßig geschlossenen Zahl von möglichen Rechtsverhältnissen ([Besitz], Eigentum, beschränkte dingliche Rechte) aus, ebenso das Familienrecht (Verlobung, Ehe, Kindschaft, Vormundschaft, Pflegschaft).

Lit.: Kaser § 3 I; Köbler, DRG 42, 62, 164; Dilcher, H., Der Typenzwang im mittelalterlichen Vertragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 270; Wiegand, W., Numerus clausus der dinglichen Rechte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 623

typus, lat., M., Figur, Bild, regelmäßige Wiederkehr, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. τύπος (týpos), Schlag, Stoß, Bild, vgl. gr. τύπτειν (týptein), V., schlagen, idg. *steup-, *teup-, V., Sb., stoßen, schlagen, Stock, Stumpf, vgl. idg. *steu- (1), *teu- (1), V., stoßen, schlagen

Typus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über typus, lat., M., Figur, Bild, [81-43 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Grundform

Tyrann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –2. Hälfte 14. Jahrhundert [Heinrich von Mügeln] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über tyrannus, lat., M. Herr, Gebieter, Herrscher, [220-130 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem kleinasiatisch-ägäischen Raum verbindbar, M.) ist der in Griechenland seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. bekannte gewaltsame Herrscher.

Lit.: Schönstedt, F., Der Tyrannenmord im Spätmittelalter, 1938; Riklin, A., Giannotti, Michel­angelo und der Tyrannenmord, 1996; Große Verschwörungen, hg. v. Schultz, U., 1998; Turchetti, M., Tyrannie et tyrannicide, 2001; Jendorff, A., Der Tod des Tyrannen, 2012; Teegarden, D., Death to Tyrants, 2014; Snyder, T., Über Tyrannei, 2017

tyrannus, lat., M., Herr, Gebieter, Herrscher, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. gr. τύραννος (týrannos), M., Tyrann, Herrscher; Fremdwort aus dem kleinasiatisch-ägäischen Raum

Tyrnau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt mit rund 75000 Winwohnern in der Westslowakei nordöstlich Pressburgs)

Lit.: Mestská kniha príjmov trnavskej farnosti, hg. v. Rábik, V., 2006; Juristenausbildung in Osteuropa bis zu dem ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Švecová. A., Deutsch-slowakische interlinguale Parallelen in der Erbrechtsterminologie am Beispiel der Tyrnauer Bürgertestamente des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 136 (2019), 229

U

üben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, verrichten

über (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., Adv.) oberhalb

Überbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbau der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Errichtung eines Gebäudes über die Grenze eines →Grundstücks. Der Überbau muss in dem römischen Recht in engen Grenzen geduldet werden. Ansonsten hat der Eigentümer des überbauten Grundücks einen Beseiti­gungs­anspruch wegen der Verletzung seines Eigentums. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) schützt weitergehend jeden rechtmäßigen Überbau, gewährt aber auch einen Beseitigungsanspruch gegenüber dem rechts­widrigen Überbau.

Lit.: Kaser § 23 III 4; Hübner; Kroeschell, DRG 3; Wolff, M., Der Bau auf fremden Boden, 1900; Ebel, W., Überbau und Eigentum, (in) AcP 141 (1935), 183

übereignen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Eigentum übertragen

Übereignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1663) ist die Übertragung des →Eigentums an einer →Sache. Sie erfolgt in dem altrömischen Recht bei einer (lat.) res (F.) mancipi (handgreifbaren Sache) durch (lat. [F.]) →mancipatio, sonst durch (lat. [F.]) traditio (Übergabe). Für das Frühmittelalter sind ahd. →sala (Gabe) und giwerida (→Gewere) bedeutsam, ohne dass deren Verhältnis zueinander völlig eindeutig ist. Von Köln aus dringt seit dem 12. Jahrhundert die Eintragung in →Schreinskarten für Grund­stücks­übereig­nungen vor. Der Sachsenspiegel (1221-1224) erfordert für die Übereignung von Eigen und Leuten →Erbenlaub und Vornahme vor Gericht. Nach →Accursius († vor 1263) wird wohl Eigentum übertragen, wenn ein rechtmäßiger Grund für die Übertragung (iusta causa traditionis) und ein Übereignungswille vorliegen. In der frühen Neuzeit setzt sich die Lehre von dem (lat.) →modus (M.) acquirendi (Erwerbsart) durch, doch entscheidet sich beispielsweise Frankreich 1804 (Portalis) für die Eigentumsübertragung durch bloßen Vertrag (Kaufvertrag, Konsens). →Savigny entwickelt demgegenüber (neben dem schuldrechtlichen Verpflichtungsgeschäft zusätzlich) den besonderen sachenrechtlichen Vertrag der (dinglichen) →Einigung (abstrakte Einigung und zusätzlich Übergabe oder Übergabeersatz). Er findet Eingang in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900), so dass zu der Übereignung ein dinglicher Vertrag und eine tatsächliche Übergabe oder ein Übergabeersatz erforderlich sind, die gegenüber einem schuldrechtlichen Grundgeschäft (beispielsweise Kauf, Schenkung) abstrakt sind. Bei Grund­stücken wird die →Eintragung in das Grund­buch unabdingbar (Einigung und Eintragung). →Abstraktion

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 124, 163, 174, 211, 269; Felgentraeger, W., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927; Richter, G., Die Grundstücksübereignung im ostfälischen Sachsen, 1934; Conrad, H., Liegenschaftsübertragung und Grundbucheintragung, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Das Recht der Liegenschaftsübereignung, 1937; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsüber­eig­nung, Diss. jur. Zürich 1952; Oeckinghaus, A., Kaufvertrag und Übereignung, 1973; Ranieri, F., Die Lehre der abstrakten Übereignung, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 90; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübereignung, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Wesener, G., Zur naturrechtlichen Lehre vom Eigentumserwerb, 1977, 90, (in) FS N. Grass, 1986, 433; Schindler, K., Kausale oder abstrakte Übereignung, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Schrage, E., Traditionibus et usucapionibus, non nudis pactis dominia rerum transferuntur. Die Wahl zwischen dem Konsens- und dem Traditionsprinzip in der Geschichte, (in) Ins Wasser geworfen, hg. v. Ascheri, M. u. a., 2003, 913; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Überfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Sachenrecht die von einem Baum oder Strauch über die Grenze des Grundstücks auf ein Nachbar­grundstück hinüberfallende →Frucht. Nach altrömischem Recht darf der Eigen­tümer den Überfall jeden zweiten Tag von dem frem­den Grundstück holen. Nach der Sachsen­spiegelglosse (14. Jahrhundert) gehört der Überfall dem frem­den Grundstückseigentümer. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) lässt dem fremden Grundstückseigentümer den Überfall.

Lit.: Kaser § 23 III 2; Hübner; Grimm, J., Etwas über den Überfall, (in) Z. f. gesch. Rechtswiss. 3 (1816), 350; Schmidt, A., Das Recht des Überhangs und des Überfalls, 1886; Luig, K., Die sozialethischen Werte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 281

Übergabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Nürnberg 1479/1484) ist die Verschaffung des unmittelbaren →Besitzes (oder der bloßen Herrschafts­gewalt bei Fehlen eines Besitzwillens) an einer Sache durch Übertragung der tatsächlichen Herrschafts­gewalt. Als (lat. [F.]) traditio, die →Eigentum verschaffen kann, erscheint die Übergabe bereits in dem altrömischen Recht. Sie hat für die Verschaffung von Besitz oder Eigentum bis in die Gegenwart Bedeutung. Bei formloser Übergabe einer Manzipiumssache (lat. [F.] res mancipi] erlangt der Erwerber nur bonitarisches, nicht aber ziviles Eigentum. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird das Eigentum an beweglichen Sachen durch Einigung (dinglicher Vertrag) und Übergabe oder Übergabesurrogat (beispielsweise Besitzkonstitut, Übergabe kurzer Hand) ver­schafft.

Lit.: Kaser § 24; Hübner; Köbler, DRG 25, 125; Kocher, G., Richter und Stabübergabe, 1971; Wacke, A., Das Besitzkonstitut als Übergabe­surrogat, 1974; Joswig, D., Die germanische Grund­stücksübertragung, 1984; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Übergang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [um 765] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Über­schreiten einer bisherigen Grenze und der dafür vorgesehene Weg sowie das Übergehen (eines Rechtes von einem bisherigen Berechtigten auf einen Erwerber als einen neuen Berechtigten).

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

übergeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) geben, hinübergeben

übergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) gehen, hinübergehen

Überhang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von einem Nachbargrund­stück herüberragende Zweig oder die von dort eingedrungene Wurzel. Nach altrömischem Recht kann der beeinträchtigte Nachbar von dem Eigentümer Abhilfe verlangen und bei deren Ausbleiben selbst handeln. Nach dem Sach­sen­spiegel (1221-1224) darf kein Ast zu dem Schaden des Nachbarn über die Grenze ragen. Nach unterschiedlichen partikularen Rege­lungen gewährt das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) dem beeinträchtigten Nachbarn einen Besei­ti­gungsanspruch, der durch →Selbsthilfe verwirklicht werden kann.

Lit.: Kaser § 23 III 1; Hübner; Schmidt, A., Das Recht des Überhangs und Überfalls, 1886; Luig, K., Die sozialethischen Werte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 281

Überküre (afries. urkera, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist eine von 7 neuen →Küren des friesischen Rechtes, die u. a. die Verfassung des Bundes von →Upstallsbom enthalten.

Lit.: Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840; His, R., Die Überlieferung der friesischen Küren und Landrechte, ZRG GA 57 (1937), 58; Gerbenzon, P., Apparaat voor de studie van oudfries recht, Teil 1f. 1981

Übermaß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Überschreitung des rechtmäßigen Maßes oder des angemessenen Maßes

Übermaßverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das den Staat betreffende Verbot, seine Rechte stärker zu Lasten der Bürger zu nutzen, als dies zu der Erreichung des angestrebten Zweckes notwendig ist.

Lit.: Remmert, B., Verfassungs- und verwaltungs­rechts­geschichtliche Grundlagen des Übermaßver­botes, 1995

übersetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) über etwas setzen, hinübersetzen

Übersetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Hinübersetzung

Übersetzungsproblem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische sowie Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Problem des zutreffenden Verständnisses eines fremdspra­chigen Textes. Dieses Übersetzungsproblem ver­stärkt sich in dem deutschen Frühmittelalter dadurch, dass die in einer Volkssprache (beispielsweise Alt­hochdeutsch) ver­laufende Rechtswirk­lich­keit überhaupt fast ausschließlich in einer Fremdsprache (Latein) aufgezeichnet wird und aus dieser erschlossen werden muss. Das Verständnis des früh­mittelalterlichen lateinischen Wortes (beispielsweise frühmittelalterlich lat. civis) kann dabei dadurch erleichtert werden, dass man die Wiedergabe lateinischer Wörter in Texten des Altertums (beispielsweise lat. civis) durch Übersetzungen in frühmittelalterliche Volkssprachen (sog. Übersetzungsglei­chun­gen) berücksichtigt (beispielsweise ahd. gibur).

Lit.: Köbler, DRG 79; Köbler, WAS; Heck, P., Übersetzungsprobleme im frühen Mittelalter, 1931; Hattenhauer, H., Zum Übersetzungsproblem, ZRG 81 (1964), 341; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Köbler, G., Lateinisch-germa­nistisches Lexikon, 2. A. 1984; Olberg, G. v., Übersetzungsprobleme, ZRG GA 110 (1993), 406; Köbler, G., Wörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1993; Köbler, G., Lateinisch-althochdeutsches Wörterbuch, 1996

Übersiebnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und substantiviert N.) ist den Angeklagten durch Kläger und sechs Eidhelfer Überführen in dem Mittelalter. Die Siebenzahl könnte auf den Reinigungseid des Beklagten mit 6 Eidhelfern zurückgehen. Das Übersiebnen findet bei →handhafter Tat und →landschädlichen Leuten statt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Knapp, H., Das Übersiebnen der schädlichen Leute, 1910; Wakasone, K., Zur Entstehung des Übersiebnungs­verfahrens, (in) FS L. Carlen, 1989, 211

übertragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinübertragen

Übertragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1486) ist der gewillkürte Übergang eines Rechtes oder einer Rechts­stellung auf einen anderen Menschen oder auch eine andere Person. →Übereignung, →Abtretung, →Einigung, →Übergabe

Lit.: Köbler, DRG 90, 124, 212; Dyckerhoff, E., Die Entstehung des Grundeigentums, 1909; Merk, W., Die Grundstücksübertragung, ZRG GA 56 (1936), 1; Fehr, H., Übertragungssymbole, ZRG GA 64 (1944), 276; Hagemann, H., Übertragungen mit Nutzungsvorbehalt, (in) Archiv d. hist. Ver. d. Kantons Bern 44 (1960), 339; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

übertreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinübertreten, missachten, verletzen

Übertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist zeitweise die einfachste Form einer Straftat (beispielsweise Ruhestörung). Die Übertretung wird in dem 18. Jahrhundert mit der ein vereinfachtes Verfahren ermöglichenden Strafverfügung des Polizeirechts verfolgt. Sie wird als bloßes Delikt in formellem Sinn von der präventiv handelnden Polizei bekämpft. Nach fran­zösischem Vorbild steht sie als (franz. [F.]) contravention neben →Verbrechen und →Vergehen. Nach →Binding (1872) ist die Übertretung Un­ge­hor­samsdelikt. 1952/1975 wird in der Bundesrepublik Deutschland die Übertretung wegen ihrer großen Zahl aus dem Strafrecht ausgeschieden und zwecks Vermeidung einer unerwünscht großen Zahl von Straftätern in ein eigenes Recht der →Ordnungswidrigkeit überführt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 204; Binding, K., Die Normen, Bd. 1f. 1872ff.; Mattes, H., Untersuchungen zur Lehre von den Ordnungswidrigkeiten, Bd. 1ff. 1977ff.; Frommel, M., Präventionsmodelle, 1987

überweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinüberweisen

Überweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Hinüberweisung, Übersendung

Lit.: Djazayeri, A., Die Geschichte der Giroüberwei­sung, 2011

überzeugen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Überzeugung verschaffen

Überzeugung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vorstellung

Überzeugungstäter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der aus innerer Überzeugung sich zu einer Straftat ver­pflichtet oder berechtigt fühlende Täter. Je nach der von demjeweiligen Richter anerkannten Wertigkeit seiner Überzeugung kann er milder bestraft werden.

Lit.: Ebert, U., Der Überzeugungstäter, 1975

Übung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiederholung eines Verhaltens zwecks Erlernung und Beherrschung

Lit.: Haferkamp, H., Rechtsfälle in der juristischen Ausbildung der Pandektenwissenschaft, ZRG GA 138 (2021), 283

Ubi cessat ratio legis, cessat (ipsa) lex (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Wo der Sinn eines Gesetzes nicht eingreift, verliert das Gesetz seine Gültigkeit.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Ubi rem meam invenio, ibi eam vindico (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Wo ich meine Sache finde, dort verlange ich sie heraus.

Lit.: Liebs D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

Ubi societas ibi ius (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Wo (immer) es eine Gesellschaft gibt, da gibt es (auch) Recht.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cocceji, H. v., 1644-1719)

Uelzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt in Niedersachsen mit knapp 35000 Einwohnern

Lit.: Urkundenbuch der Stadt Uelzen, bearb. v. Vogtherr, T., 1988; Vogtherr, T., Uelzen, 1997; Vogtherr, H., Tile Hagemanns Uelzen, 2009

Ukraine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., Grenzgebiet) ist das 1667 mit dem Dnjepr als Grenze zwischen →Polen und →Russland geteilte, an dem Ende des 18. Jahrhundert um Teile Polens erweiterte Gebiet, in dem an dem 19. 11. 1917 die Ukrainische Volks­republik ausgerufen wird. Danach wird innerhalb der Sowjetunion das sozialis­tische Recht eingeführt. 1996 erhält die aus der →Sowjetunion als flächenmäßig zweit­größter Staat (bevölkerungsmäßig sechst­größter Staat) Europas wieder verselb­ständigte Ukraine eine demokratische Ver­fassung. 2022 wird sie von Russland unter Wladimir Putin angegriffen.

Lit.: Jakowliw, A., Das deutsche Recht in der Ukraine, 1942; Allen, W., The Ukraine, 1963; Kappeler, A., Kleine Geschichte der Ukraine, 1994, 2. A. 2000; Ukraine, hg. v. Jordan, P. u. a. 2001; Die neue Ukraine, hg. v. Simon, G., 2002; Milow, C., Die ukrainische Frage 1917-1923, 2002; Kappeler, A., Der schwierige Weg zur Nation, 2003; Die Ukraine in Europa, hg. v. Besters-Dilger, J., 2003; Ukraine at a Crossroads, hg. v. Hayoz, N., 2005; Investitionsführer Ukraine, 2006; Dietsch, J., Making Sense of Suffering, 2006; Hülshörster, S., Recht im Umbruch, 2008; Golczewski, F., Deutsche und Ukrainer 1914-1939, 2009; Snyder, T., Der König der Ukraine, 2009; Rechts­wissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Die Ukraine auf dem Weg nach Europa, hg. v. Besters-Dilger, J., 2011; Schnell, F., Räume des Schreckens. Gewalt und Gruppenmilitanz in der Ukraine 1905-1933, 2012; Schaller, H., Ukrainistik in Europa, 2013; Struve, K., Deutsche Herrschaft, ukrainischer Nationalismus, antijüdische Gewalt, 2015; Kappeler, A., Ungleiche Brüder – Russen und Ukrainer, 2017; Krüger, K./Rothe, H., Ukrainisch-deutsches Wörterbuch, 2019

Ulm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)  an der Donau erscheint 854 als Pfalz des Königs und wird in dem 13. Jahrhundert (1258?, 1274?) →Reichsstadt. Sein 1376 in dem Roten Buch aufgezeichnetes Stadtrecht wird an viele Tochterstädte verliehen. 1810 fällt Ulm an →Württemberg.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Das rote Buch der Stadt Ulm, hg. v. Mollwo, C., 1905; Hellmann, F., Zur Geschichte des Konkursrechtes der Reichsstadt Ulm, 1909; Lübke, K., Die Verfassung der freien Reichsstadt Ulm, Diss. jur. Tübingen 1935; Ernst, M., Zur älteren Geschichte Ulms, (in) Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben 30 (1937), 1; Lübke, K., Die Verfassung, Diss. jur. Tübingen 1956; Gänßlen, G., Die Ratsadvokaten und Ratskonsulenten, Diss. jur. Tübingen 1956; Hannesschläger, K., Die freie Reichsstadt Ulm. Diss. jur. Tübingen 1956; Kleinbub, M., Das Recht der Übertragung und Verpfändung von Liegenschaften in der Reichsstadt Ulm, 1961; Neusser, G., Das Territorium der Reichsstadt Ulm im 18. Jahrhundert, 1964; Gänßlen, G., Die Ratsadvokaten und Ratskonsulenten der Reichsstadt Ulm, 1966; Schmitt, U., Villa regalis Ulm, 1974; Specker, H., Ulm, 1977; Göggelmann, H., Das Strafrecht der Reichs­stadt Ulm, 1984; Repertorium der Po­liceyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 8, hg. v. Kremmer, S. u. a., 2007; Scholl, C., Die Ulmer Judengemeinde im späten Mittelalter, 2013 (in dem 15. Jahrhundert vielleicht 100 Menschen); Herkle, S., Reichsstädtisches Zunfthandwerk, 2014; Armer, S., Friedenswahrung, Krisenmanagement und Konfessionalisierung, 2015 (Ulm 1554-1629)

Ulpian (Ulpianus), Domitius (Tyros in Phönizien 170?-Rom 223 [ermordet]) ist Schüler und wie →Paulus vielleicht seit 203/205 Assessor des Gardepräfekten →Papinian(us), danach Lei­ter der kaiserlichen Kanzlei für Privateinga­ben und 222 Getreidepräfekt. Die →Di­gesten, die zu fast einem Drittel aus (mehr als 2400) Ulpian­fragmenten bestehen, lassen 26 Werke mit rund 240 Büchern erkennen, in denen Ulpian den unübersichtlich gewordenen Rechtsstoff in Gesamtdar­stellungen wiederzugeben und dabei aus mehreren Lösungen die ihm die beste erscheinende auszuwählen versucht. 83 Bücher betreffen das prätorische und ädilizische Edikt, 51 Bücher die (lat.) iuris civilis libri (M.Pl.) III (3 Zivil­rechtsbücher) des Sabinus, 29 Bücher die augusteische Gesetzgebung, 22 Bücher (lat.) pandectae (F.Pl., Pandekten), 7 Bücher (lat.) regulae (F.Pl., Regeln) und 2 Bücher (lat.) insti­tutiones (F.Pl., Institutionen). Ulpian ist einer der so genannten Zitierjuristen des Jahres 426. Von Ulpian stammt (vielleicht) u. a. die Wendung (lat.) →iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi. Iuris praecepta sunt haec - honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere (Ge­rechtigkeit ist der ständige Wille, jedem sein Recht zu gewähren. Die Vorschriften des Rechtes sind: ehrbar leben, den anderen nicht verletzen, jedem das Seine geben). Außerdem wird auf ihn eine Unterscheidung von (lat.) ius (N.) publicum (öffentlichem Recht) und ius privatum (privatem Recht) zurückgeführt. 223 wird Ulpian bei einem Aufstand der Prätorianergarde wohl wegen seiner strengen Verfolgung von Rechtsver­letzungen ermordet. Verschiedene mit seinem Namen verbundene Werke (beispielsweise [lat.] tituli [M.Pl.] ex corpore Ulpiani, Titel aus dem Werk Ulpians) stammen nicht von ihm. S. Google

Lit.: Söllner §§ 16, 19, 22; Köbler, DRG 30, 52, 53; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 245; Honoré, T., Ulpian, 1982; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987

Ultra posse nemo obligatur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Über sein Können hinaus wird niemand verpflichtet.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007

um (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert? [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., Adv.) herum, zu mehreren Seiten

Umbrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die mittelitalienische Binnenge­birgslandschaft, die in der Völ­ker­wanderung von den Römern an die Langobarden (Herzogtum Spoleto) über­geht. 1549 gelangt Umbrien an den →Kirchen­staat. 1860 geht es in dem neu gebildeten →Italien auf.

Lit.: Conti, P., Il ducato di Spoleto, 1982; Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995, 2. A. 2015

umdeuten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abweichend deuten

Umdeutung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Ersetzung eines gewollten, aber nichtigen Rechtsgeschäfts durch ein anderes, nicht gewolltes, aber in seinen Voraussetzungen gegebenes zulässiges Rechtsgeschäft. Die Umdeutung erscheint verschie­dentlich bereits in dem römischen Recht.

Lit.: Kaser § 9 I 3

Ume, Kenjirô (1860-1910), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tokio, Lyon (1886-1889) und Berlin (Eck, Kohler, Brunner) 1890 Professor in Tokio. Er verfasst mit Hozumi und Tomii das Bürgerliche Gesetzbuch →Japans von 1896/1898 und mit anderen das Handels­gesetzbuch von 1899. Von ihm stammt ein wichtiger Hand­kommentar zu dem Bür­gerlichen Gesetzbuch (Minpô Yôgi, Bd. 1ff. 1896ff., Neudruck 1984). Er gilt als bedeutendster Jurist Japans.

Lit.: Higashikawa, T., Hakushi Ume Kenjiro, 1917; Waga-minpô no chichi Ume Kenjiro, 1992

umfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herumfahren

Umfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem fränkischen Frühmittelalter die Fahrt des Herrschers durch sein Reich nach Herrschaftsbeginn (beispielsweise 533). →Umritt

Lit.: Schücking, W., Der Regierungsantritt, 1899; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Holenstein, A., Die Huldigung der Untertanen, 1991

umgehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herumgehen, vermeiden

umgehend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) rasch

Umgehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Herumgehung

Umgehungsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Geschäft, durch das die Beteiligten einen Zweck erreichen wollen, den sie wegen des Verbots oder der Folgen eines anderen Geschäfts mit diesem nicht oder nicht in dieser Weise erreichen können. Das Umgehungsgeschäft ist bereits früh erkennbar. In bekannten Beispielen wird etwa das →kanonische Zinsverbot umgangen. In einem weiten Sinn sind auch Scheinverfahren Umge­hungs­geschäfte (beispielsweise lat. [F.] →in iure cessio). Das Umgehungsgeschäft ist grundsätzlich unzu­lässig, setzt sich aber in manchen Fällen als tatsächlich anerkannt durch.

Lit.: Köbler, DRG 21, 25, 40; Schröder, J., Gesetzesauslegung und Gesetzesumgehung, 1985; Benecke, M., Gesetzesumgehung im Zivilrecht, 2004

umreiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herumreiten

Umritt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Ritt des Herrschers durch sein Reich nach Herrschaftsbeginn in dem Mittelalter (beispielsweise 508, 1024). →Umfahrt

Lit.: Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981, 48; Schmidt, R., Königsritt und Huldigung, (in) Vorträge und Forschung 6, 2. A. 1981; Holenstein, A., Die Huldigung der Untertanen, 1991

Umsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Warenverkehr

Umsatzsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Steuer von dem zu versteuernden und steuerpflichtigen Umsatz von Lieferungen und sonstigen Leistungen eines Unternehmers. Sie ist eine auf den Verbraucher überwälzte →Verbrauchsteuer. In Bremen wird sie 1862 als Ersatz der Akzise zu dem 1. 1. 1863 eingeführt (bis 30. 6. 1884). Mit Gesetz von dem 30. 6. 1864 erheben die Vereinigten Staaten von Amerika nach ersten Vorläufern von 1862 (3 Prozent) eine allgemeine Umsatzsteuer zu der Beseitigung der durch den Sezessionskrieg ausgelösten Finanznot (Produktionssteuer, 5 Prozent, bis 1870 weitgehend aufgehoben). In dem (zweiten) Deutschen Reich wird durch das Gesetz über einen Warenumsatzstempel von dem 26. 6. 1916 (u. a. Johannes Popitz) ein Vorläufer der Umsatzsteuer geschaffen. Dem folgen nach einer Verordnung des Bundesrats von dem 2. 5. 1918 das wegen der wachsenden Finanznot des Deutschen Reiches geschaffene Umsatzsteuergesetz von dem 26. 7. 1918 und das Umsatz­steuer­gesetz von dem 24. 12. 1919 (Frankreich 1917, Italien 1919, Belgien 1921). An dem Ende des 20. Jahrhunderts gewinnt die Umsatzsteuer (seit 1. 1. 1968 als Mehrwertsteuer bzw. Allphasennettoum­satzsteuer mit Vor­steu­er­abzug) an Be­deutung, weil sie für den sie bezahlenden Verbraucher nicht unmittelbar in dem Preis erkennbar ist und zugleich beispielsweise eine einmal von dem Gesetzgeber durchgesetzte Erhöhung den Politikern auf meist lange Zeit erhebliche Einkünfte zwecks beliebiger Umverteilung verschafft. →Akzise, →Ungeld

Lit.: Köbler, DRG 233, 251; Grabower, R., Die Geschichte der Umsatzsteuer, 1925; Franke, H., Die Geschichte der Reichs-Umsatzsteuer, Diss. jur. Köln 1941; Grabower, R., Die Umsatzsteuer, 2. A. 1962; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992; Gehm, M., Die Entstehung der Reichsumsatzsteuer, ZRG GA 126 (2009), 235

umsetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) an eine andere Stelle setzen

Umstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist allgemein eine herumstehende Gegebenheit und in dem Verfahrensrecht die um Richter und Urteiler (Schöffen) stehende Ge­samtheit der Menschen in dem Früh­mittelalter. Das →Urteil bedarf der auch durch Schweigen möglichen Genehmigung durch den Umstand. Schon in dem Frühmittelalter und in dem Hochmittelalter (Sachsenspiegel, Land­recht II, 12, 10, 14) scheidet der Umstand aber als bloße →Öffentlichkeit aus der Urteils­bildungs­tätigkeit allmählich aus.

Lit.: Köbler, DRG 70, 75; Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871, 372; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germa­nischen Rechtsgang, 1915; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines, 1981; Weitzel, J., Dingge­nossenschaft und Recht, 1985

umstehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herumstehen

Umwelt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der die natürlichen Lebensbedingungen der Menschen bildenden Gegenstände und Gegebenheiten. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (genauer seit etwa 1970 bzw. 1969-1975) wird allgemein erkannt, dass die große und zunehmende Zahl der auf der Erde lebenden Menschen durch ihre industrialisierte Lebensweise die Umwelt (Luft, Wasser, Boden) insgesamt ge­fährdet. Zu der Steuerung dieser Gefährdung wer­den nach Einzelgesetzen (beispielsweise Wassergesetz Preu­ßens [bereits] von dem 1. Mai 1914) ein Umweltstrafrecht (Bundesrepublik Deutsch­land seit 1975), ein Umwelthaftungsrecht (1991) und ein Umweltschadensrecht (2007) ent­wickelt. An Einzelbereichen sind dabei für die Bundesrepublik Deutschland bedeutend Abfallbesei­tigungs­gesetz 1972, Chemikalienrecht 1972/1980, Luftrein­haltung 1974, Ge­wässerschutz­recht 1975/1976, Waldschutz- und Naturschutz­recht 1975/1976, Stag­nation 1977-1986/1989, Integration in das Verfassungs­recht 1990-1997, Umwelt­ver­träglichkeits­prüfung 1990, Gentechnik­ge­setz 1990, Tiere sind keine Sachen 1990, Umwelthaftung 1990, Öko-Audit 1993/­1995, Verbandsklage, Kreislauf­wirtschaft 1991/1994, ökologischer Landbau 1991, Beschleunigungsgesetze 1991/1996, Um­welt­in­formationsgesetz 1994, nachhaltig­keitsorientierte Reform in dem Raumordnungs- und Baurecht 1997, Bundesbodenschutz­gesetz 1998, nachhaltigkeitsorientierte Re­form des Energierechts 1998-2002 sowie unvollendetes Kodifikationsprojekt, für Öster­reich Immissionsschutzrecht ab 1973, Forst- und Naturschutzrecht 1975/1976, Atomsperr­gesetz 1978, Umwelt-Ver­fassungsrecht 1984, Abfallwirtschafts­gesetz 1990, Gewässer­schutz­recht 1990, als Mitglied der Europä­ischen Union 1995 Übernahme des euro­päischen Umwelt­rechts, Problem des alpen­querenden Ver­kehrs, Nachhaltigkeit und Schutz der Erdatmosphäre und für die Schweiz Natur- und Heimatschutzgesetz 1966, Umwelt­schutz als Staatsziel 1971, Ge­wässer­schutz­gesetz 1971, Raumpla­nungs­gesetz 1979, Umweltschutzgesetz 1983, Wald­gesetz 1991, Alpenschutz­artikel 1994, Revision des Umweltschutz­ge­setzes 1995, Landwirtschaftsgesetz 1998, Bundesver­fas­sung von dem 18. April 1999, Koh­le­dioxidgesetz 1999 sowie An­näherungen an eine nachhaltigkeits­orien­tierte Reform des Ener­gie­rechts. Aktuell wird geschätzt, dass in der global (beispielsweise durch Straßenbeleuchtung oder Reklame) verschwendeten Lichtenergie 750 Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2 stecken, wobei etwa Licht mit einem hohen Blauanteil (beispielsweise an dem Bildschirm) die Ausschüttung des Ruhehormons Melatonin verhindert und dadurch Schlafstörungen bewirkt.

Lit.: Köbler, DRG 249, 250, 265; Tiedemann, K., Die Neuordnung des Umweltstrafrechts, 1980; Besiegte Natur, hg. v. Brüggemeier, F. u. a., 1987; Umwelt in der Geschichte, hg. v. Herrmann, B., 1989; Hager, G., Das neue Umwelthaftungsgesetz, (in) NJW 1991, 134; Brüggemeier, F./Rommelspacher, T., Blauer Himmel über der Ruhr, 1992; Umweltgeschichte, hg. v. Abelshauser, W., 1994; Kloepfer, M., Zur Geschichte des deutschen Umweltrechts, 1994; Umweltgeschichte, hg. v. Abelshauser, W., 1994; Fischer, R., Umwelt­schützende Bestimmungen im römischen Recht, Diss. jur. Augsburg 1995; Büschenfeld, J., Flüsse und Kloaken, 1999; Sporn, T., Pfister gegen Krickerode, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bloy, R., Umweltstrafrecht, (in) JuS 1997, 577; Radkau, J., Natur und Macht, 2000; Büker, D., Mensch – Kultur – Abwasser, 2000; Glaser, R., Klimageschichte Mitteleuropas, 2001, 2. A. 2008, 3. A. 2013; Lies-Benachib, G., Immissionsschutz im 19. Jahrhundert, 2002; Marquardt, B., Umwelt und Recht in Mitteleuropa, 2003; Winiwarter, V., Umweltgeschichte, 2004; Hünemörder, K., Die Frühgeschichte der globalen Umweltkrise und die Formierung der deutschen Umweltpolitik (1950-1973), 2004; How Green Were the Nazis, hg. v. Brüggemeier, F. u. a., 2005; Freytag, N., Deutsche Umweltgeschich­te, (in) HZ 283 (2006), 383; Behringer, W., Kulturgeschichte des Klimas, 2007; Winiwarter, V. u. a., Umwelt­geschichte, 2007; Rohr, C., Extreme Naturer­eignisse im Ostalpenraum, 2007; Mildenberger, F., Umwelt als Vision, 2007; Landnutzung und Land­schaftzsentwicklung im deutschen Südwesten, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2009; Manuelshagen, F., Kli­mage­schichte der Neuzeit 1500-1900, 2010; Reith, R., Umweltgeschichte der frühen Neuzeit, 2011; Umweltgeschichte(n) - Ostmitteleuropa von der Industrialisierung bis zum Postsozialismus, hg. v. Herzberg, J. u. a., 2013; Schulz-Walden, T., Anfänge globaler Umweltpolitik, 2013; Knoll, M., Die Natur der menschlichen Welt, 2013; Aberth, J., An Environmental History of the Middle Ages – The Crucible of Nature, 2013; Fäßler, P., Umweltgeschichte, 2014; Brüggemeier, F., Schranken der Natur, 2014; Brooke, J., Climate Change and the Course of Global History, 2014; Uekötter, F., Deutschland in Grün, 2015; Wirtschaft und Umwelt, hg. v. Schulz, G. u. a., 2015; Schellnhuber, H., Selbstverbrennung, 2015; Huff, T., Natur und Industrie im Sozialismus, 2015; Kliimaschutzrecht zwischenn Wunsch und Wirklichkeit, hg. v. Kirchengast, G. u. a., 2017; Pollution and the Environment in Ancient Life and Thought, hg. v. Cordovana, O. u. a., 2017; 2017; Ross, C., Ecology and Power in the Age of Empire, 2017

un (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - und in Google -belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, nicht abtrennbares Präfix) nicht

UN (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) United Nations (N. Pl.), Vereinte Nationen

UN-Kaufrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem Ende des 20. Jahrhunderts von den →Vereinten Nationen zu der Er­leichterung des Handelsverkehrs entwickelte Kaufrecht.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Reinhart, UN-Kaufrecht, 1991; Karollus, M., Der Anwendungsbereich des UN-Kaufrechts, JuS 1993, 378

unabhängig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) frei, selbstbestimmend

Unabhängigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen einer Abhängigkeit (beispielsweise zugunsten einer bisherigen Kolonie von dem Mutterland oder der rechtsprechenden Gewalt von der ausführenden Ge­walt). Die Unabhängigkeit des Richters wird in dem 18. Jahrhundert als Notwendigkeit der politischen Gestaltung einer Gesellschaft und eines Staates erkannt (England 1701). Sie setzt sich in dem 19. Jahrhundert (1848, Preußen 1850) weitgehend durch.

Lit.: Köbler, DRG 200; Kroeschell, DRG 3; Klüber, J., Die Selbständigkeit des Richteramtes, 1832; Aubin, G., Die Entwicklung der richterlichen Unabhängigkeit, 1906; Plathner, G., Der Kampf um die richterliche Unabhängigkeit, 1935; Eichenberger, K., Die richterliche Unabhängigkeit, 1960; Die Unabhängigkeit des Richters, hg. v. Simon, D., 1975; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986; Immisch, L., Der sozialistische Richter in der DDR, 1997; Baer, A., Die Unabhängigkeit der Richter in der Bundesrepublik und in der DDR, 1999

Unabhängiger Verwaltungssenat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., UVS) ist in Österreich der zeitweise (ab 1. 1. 1991 zwecks formaler  und damit scheinbarer Verwirklichung des Gewaltenteilungsprinzips geschaffene, mit 1. 1. 2014 durch das Landesverwaltungsgericht ersetzte) das bis dahin fehlende Ver­waltungs­gericht vertretende Entschei­dungs­träger über die Rechtmäßig­keit ver­fahrensfreier (nicht an die Form eines Bescheids gebundener) Ver­waltungsakte. Gegen seine Bescheide ist während der Zeit seines Bestehens die Beschwerde an den (einzigen) Verwaltungsgerichts­hof möglich.

unbeerbt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht mit einem [Abkömmling als] Erben versehen (Adj.)

unbeweglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu Unbeweglichkeit nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., lat. immobilis) ohne Zerstörung nicht bewegbar, fest

Unehelich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1275) ist die durch das Fehlen einer Ehe gekennzeichnete Bestimmung. Insbesondere kann ein Kind unehelich sein. In dem römischen Recht ist zunächst das uneheliche Kind wenig bedeutsam und gilt als (lat.) persona (F.) sui iuris (Person eigenen Rechtes). Seit der Zeitenwende wird das uneheliche Kind zwecks versuchter Förderung der Ehe benachteiligt. Danach bekämpft die →Kirche die Unehelichkeit. Sie erreicht, dass das uneheliche Kind als nicht mit dem Vater verwandt gilt und deshalb kein Erbrecht nach ihm hat, wobei aber ver­schiedene Arten von unehelichen Kindern unterschieden werden können. (beispielsweise Hurenkinder, Brautkinder). Erst seit der Aufklärung ändert sich die Benachtei­ligung des unehelichen Kindes allmählich. In Norwegen erfolgt die Gleichstellung 1915, in Dänemark 1937. In dem (zweiten) Deutschen Reich scheitern Reformbestrebungen 1925-1929 und 1940. 1969 wird das Wort unehelich durch das weniger belastet klingende →nichtehelich ersetzt und die Rechtsstellung inhaltlich verbessert (ab 1970 ist das nichteheliche Kind auch mit dem nichtehelichen Vater verwandt), doch erfolgt erst zu dem 1. 4. 1998 die sachliche Beseitigung der Unterschiede (Österreich 1989).

Lit.: Kaser §§ 13 II 1b, 61 II; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 88, 120, 160, 210, 267; Brunner, H., Die uneheliche Vaterschaft, ZRG GA 17 (1896), 1; Bückling, G., Die Rechtsstellung der unehelichen Kinder, 1920; Weitnauer, A., Die Legitimation, 1940; Schubart-Fikentscher, G., Die Unehelichen-Frage, 1967; Winterer, H., Die Stellung der unehelichen Kinder, ZRG GA 87 (1970), 32; Herrmann, H., Die Stellung unehelicher Kinder, 1971; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes zu seinem Erzeuger, 1978; Köbler, G., Das Familienrecht in der spätmittelalterlichen Stadt, (in) Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Ellrichshausen, E., Die uneheliche Mutterschaft im altösterreichischen Polizeirecht, 1988; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Illegitimität im Spätmittelalter, hg. v. Schmugge, L. u. a., 1994; Schmugge, L., Kirche, Kinder, Karrieren, 1995; Bors, M., Bescholtene Frauen vor Gericht, 1998; Buske, S., Fräulein Mutter und ihr Bastard, 2004; Lochner, D., Das uneheliche Kind im rheinischen Recht, 2006; Berg, T., Die Entwicklung des Sorgerechts der Mütter nichtehelicher Kinder in Deutschland vom Inkrafttreten des BGB bis heute, 2012; McDougall, S., Royal Bastards – The Birth of Illegitimacy 800-1230, 2017; Röper, J., Das unehliche Kind (uægte barn) und seine Mutter in der norwegischen Gesetzgebung zwischen 1892 und 1917), 2020

Unehrlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ist die durch Fehlen der Ehr­lichkeit gekennzeichnete Bestimmung. In dem römischen Recht ist der (lat.) infamis von Pro­zess­­handlungen und Ämtern ausge­schlossen. In Hochmittelalter und Früh­neuzeit sind verschiedene Tätigkeiten uunehrlich (beispielsweise Hen­ker, Totengräber, Bader, Prosti­tuierte). Wer unehrlich ist, kann bestimmte Tätig­keiten nicht aus­üben. Als Folge der Auf­klärung verschwindet die äußerliche Unehrlichkeit (Frankreich 1789), doch schätzt auch in der Gegenwart der Mensch Mitmenschen als unterschiedlich wertvoll ein.

Lit.: Kaser § 13 III; Hübner; Gernhuber, J., Strafvollzug und Unehrlichkeit, ZRG GA 74 (1957), 119; Oppelt, W., Über die Unehrlichkeit des Scharfrichters, 1976; Danckert, W., Unehrliche Leute, 2. A. 1979; Deutsch, A., Die Henker, 2001

unerlaubt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu Unerlaubtheit nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1433) von dem Recht oder von dem Berechtigten nicht erlaubt

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Unerlaubte Handlung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1789 Hugo, Delikt) ist die von dem Recht nicht erlaubte Handlung, die bei einem →Schaden eines anderen einen Schadens­ersatzanspruch begründen kann. Die unerlaubte Handlung ist seit den Anfängen des Rechtes bekannt. Zu den verletzbaren Rechtsgütern gehören vor allem der Körper und das Eigentum des Menschen (Tötung, Körperver­letzung, Diebstahl, Sachbeschä­digung). Eine bedeut­same Rege­lung des Rechtsbereichs bringt die (lat.) →lex (F.) Aquilia de damno (286 v. Chr., aquilisches Gesetz über den Schaden). Die frühmittelal­terli­chen Volksrechte sehen jeweils →Wer­geld und Buße vor, bis sich ab dem Beginn des Hochmittelalters (11. Jahrhundert) →Strafe und Schadensersatz trennen. In dem 19. Jahrhundert werden für die unerlaubte Handlung jeweils Handlung, Rechts­widrigkeit und Schuld gefordert. Die ge­setzliche Regelung des Bürger­lichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) hierzu findet sich in den §§ 823ff. Sie geht von einzelnen, geschützten Rechten und Rechts­gütern aus. Über die Haftung für eigenes Verhalten hinaus wird auch die Haftung für andere (Verrichtungs­gehilfen), für Tiere und für Sachen in bestimmten Gestaltungen (beispielsweise Bauwerk) er­fasst. S. Google

Lit.: Kaser §§ 50, 51; Hübner 608; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 140, 216, 217, 271; Jentsch, H., Die Entwicklung von den Einzeltatbeständen des Delikts­rechts zur Generalnorm, 1939; Lange, H., Schadens­ersatz und Privatstrafe, 1955; Caemmerer, E. v., Wandlungen des Deliktsrechts, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Juristentages, 1964, 49; Wieling, H., Interesse und Privatstrafe, 1970; Becker, W., Das Recht der unerlaubten Handlung, 1976; Völkl, A., Die Verfolgung der Körperverletzung, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Comparative Studies in the Development of the Law of Torts in Europe, hg. v. Bell, J., Bd. 1ff. 2012

Unfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das ungewollte, vielfach Scha­den verursachende und dann bei Vorliegen einer Schadensüberwälzungsnorm zu Schadensersatz verpflichtende Ereignis.

Lit.: Eckhardt, M., Technischer Wandel und Rechtsevolution, 2001

Unfallflucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verkehrsunfallflucht, unerlaubtes Entfernen von dem Unfallort) ist das mit Strafe bedrohte, rechtspolitisch und verfassungsrechtlich umstrittene Verlassen des Ortes eines Straßenverkehrsunfalls durch einen Beteiligten ohne Zustimmung der Verletzten. Vorläufer sind eine Verordnung über das Verhalten von Schiffen nach einem Zusammenstoß auf See von 1876 und eine Verordnung des Großherzogtums Hessen von 1899. 1909 wird eine entsprechende Bestimmung über Fahrerflucht als § 22 in das Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen aufgenommen, die 1940 als § 139a in das Strafgesetzbuch einbezogen wird (1953 § 142 StGB, 1975 unerlaubtes Entfernen von dem Unfallort).

Lit.: Meurer, G., Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, 2014 (Diss. jur. Hagen 2013)

Unfallversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von Berufs­genossenschaften verwaltete →Sozialver­sicherung gegen Arbeitsunfälle (Deutsches Reich 6. 7. 1884). Sie vertritt aus politischen Überlegungen eine an sich sinn­volle oder naheliegende →Gefährdungshaftung des Un­ter­nehmers. Seit 1925 erfasst sie auch die Berufskrankheit und den Wegeunfall. An dem Ende des 20. Jahrhunderts sichert sie rund 38 Millionen Menschen in Deutschland. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 183; Gitter, W., Schadensausgleich im Arbeitsunfallrecht, 1969; Köbler, G., Mittlere Fahrlässigkeit und dogmatische Einordnung der Arbeitnehmerhaftung, (in) AcP 169 (1969), 404; Wickenhagen, E., Die Geschichte der gesetzlichen Unfallversicherung, 1980; Bracher, H., Die Entwicklung der Fabrikhaftpflicht, (in) ZNR 8 (1986), 157; Lengwiler, M., Risikopolitik im Sozialstaat. Die schweizerische Unfallversicherung, 2006; Balthasar, S., Der Schutz der Privatsphäre im Zivilrecht, 2006; Fluch, F., Schwarzbuch Versicherung – Wenn Unrecht zu Recht wird, 2015

unfrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht frei

Unfreier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der die Freiheit entbehrende Mensch in Mittelalter und Frühneuzeit. Er ist dem →Sklaven des römischen Rechtes vergleichbar, wenn auch wohl nicht völlig gleich. Tacitus bezeugt ihn bereits für die Germanen, wobei er ihm eine eigene Behausung und einen selbständigen Wirtschaftsbereich mit Ablieferungs­pflich­ten zuspricht. Der Unfreie ist in der Personalgewalt (ahd. munt) seines Herrn. Wie weit in dem Frühmittelalter der Unfreie (ahd. skalk) als Sache behandelt wird, ist zweifelhaft. Immerhin regeln manche Volksrechte seine Tötung neben der Tötung der Freien. Die christliche Kirche bekämpft seit dem 6. Jahrhundert ein Tötungsrecht des Herrn und erkennt in dem 10. Jahrhundert Ehen unter Unfreien ohne weiteres an. Wirt­schaft­lich ist der in einzelnen Beziehungen unterschiedlich gestellte Unfreie allgemein in die →Grundherrschaft eingebunden. Seit dem Hochmittelalter wird die geburts­ständische Gliederung nach der (Frei­lassung ermög­lichenden) Unfreiheit bzw. Freiheit durch die berufsständische Glie­derung nach Rittern, Bürgern und →Bau­ern überlagert. Die Aufklärung beseitigt die Unfreiheit (Frankreich 1789, Preußen 1807). In England entschärft sich die Unfreiheit bereits seit dem Bauern­aufstand von 1381. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 68, 71, 78, 87, 89; Meyer, G., Die Gerichtsbarkeit über Unfreie und Hintersassen, ZRG GA 2 (1881), 83, 3 (1882), 102; Koehne, K., Die Geschlechtsver­bindungen der Unfreien, 1888; Zycha, A., Über den Anteil der Unfreiheit am Aufbau von Wirtschaft und Recht, 1915; Rörig, F., Luft macht eigen, (in) Festgabe Gerhard Seeliger, 1920; Landau, P., Hadrians IV. Dekretale „Dignum est“, (in) Studia Gratiana 12 (1967), 511; Merzbacher, F., Die Bedeutung von Freiheit und Unfreiheit, (in) Hist. Jb. 90 (1970), 257; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Kolb, H., Über den Ursprung der Unfreiheit, (in) Z. f. d. A. 103 (1974), 289; Rösener, W., Grundherrschaft im Wandel, 1991; Die abendländische Freiheit, hg. v. Fried, J., 1991; Freedman, P., The Origins of Peasant Servitude, 1991; Grieser, H., Sklaverei im spätantiken und frühmittelalterlichen Gallien, 1997; Forms of Servitude in Northern and Central Europe, hg. v. Freedman, P. u. a., 2005

Ungar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Magyar) ist der Angehörige des um 895 (862 bzw. 894-900) aus Asien östlich des Urals in das Donaubecken (Karpatenbecken) gelan­gen­den, finno-ugrisch sprechenden Volkes (Reitervolks), das nach der Niederlage in der Schlacht auf dem Lechfeld (10. 8. 955) sesshaft wird. Benannt ist es nach den in der Spätantike an dem Nordostrand des Schwarzen Meeres siedelnden Reitervolk der Onoguren. Vielleicht 1001 erfolgt die Krönung eines christlichen Königs der Ungarn (Stephan I.). 1290 stirbt das Bulgarien, Dalmatien, Galizien, Kroatien und Siebenbürgen erobernde Königsgeschlecht der Arpaden aus. In dem Streit mit Habsburg siegt Anjou-Sizilien (1301/1310-1382/­1386). (Vor) 1514 erstellt Stephanus →Werböczy eine erstmalige Samm­lung des Gewohnheitsrechts des Königreichs Ungarn, die sich in der Gerichtspraxis durchsetzt, während an den Universitäten (Pécs bzw. Fünfkirchen 1367, aber bald wieder geschlossen) eine Ausbildung in dem römischen Recht erfolgt. 1526 fällt das inzwischen entstandene Land Ungarn durch Erbrecht an →Habsburg, doch ge­langen 1529/1541 große Teile an die Türken/Osmanen und wird Siebenbürgen weitgehend selbständig. 1683-1699 erobert Habsburg die von Türken beherrschten Gebiete. Zentrale Verwaltungsbehörde ist die ungarische Hofkanzlei (bis 17. 3. 1848, ab 20. 10. 1860 bis 17. 2. 1867). 1840 wird ein Handelsgesetzbuch geschaffen. An dem 11. 4. 1848 anerkennt der Kaiser von dem Reichstag Ungarns beschlossene 31 Gesetzesartikel und Reformen als Verfassung an, wodurch Ungarn nur noch in Personalunion mit Österreich verbunden ist, weshalb auch die so genannte Pillersdorfsche Verfassung von dem 25. 4. 1848 nicht auf Ungarn erstreckt wird. Ein Auf­stand gegen die Herrschaft Österreichs wird 1849 mit Hilfe Russlands unterdrückt. Nach Ansicht Österreichs verwirkt Ungarn durch den Parlamentscbeschluss von dem 14. 4. 1849 über die Entthronung der Habs­burger und durch die Unabhän­gig­keitserklärung von dem 19. 4. 1849 seine Verfassung (Verwirkungstheo­rie), während nach Ansicht Ungarns die Beschlüsse zwecks Abwehr der März­verfassung 1849 gerechtfertigt sind (Rechts­konti­nuitäts­theorie). Von 1853 bis 1861 gilt in Ungarn das Allgemeine Bür­gerliche Gesetzbuch Österreichs. 1867 muss →Österreich in dem so genannten →Ausgleich seine Herrschaft über Ungarn lockern (Dualismus, 1873 Hauptstadt Budapest, zuvor Pest-Buda). 1878 werden (nach von deutschen Vor­bildern geprägten Entwürfen von 1790, 1830 und 1843) ein Strafgesetzbuch (, 1879 ein Strafgesetzbuch über die →Übertretungen) und 1896 eine 1900 verbesserte Straf­prozessordnung geschaf­fen. 1895 wird die staatliche Zivilehe eingeführt, womit die Umgehung des Ehe­scheidungsverbots Ös­ter­reichs durch so genannte siebenbürgische bzw. ungarische Ehen entbehrlich wird. 1918 verselb­ständigt sich unter Ausrufung der Republik (Volksregierung unter Graf Mihály Károlyi) das Land als Königreich ohne König, das nach dem Ende der Fremd­bestimmung durch die Sowjetunion (1945-1989, Bürger­liches Gesetzbuch 1959 mit Geltung ab 1. 5. 1960) den Anschluss an die Europäische Gemeinschaft bzw. Europäische Union (1993) sucht und 2004 findet.

Lit.: Köbler, DRG 95, 129, 194, 220; Baltl/Kocher; Timon, A. v., Ungarische Verfassungs- und Rechts­geschichte, 2. A. (1904 bzw.) 1909; Schulte, A., Die Kaiser- und Königskrönungen zu Aachen 813-1531, 1924; Karpat, J., Corona regni Hungariae, 1937; Müller, G., Die mittelalterlichen Ver­fassungs- und Rechtseinrichtungen der Rumänen des ehemaligen Ungarn, (in) Siebenbürgische Vierteljahrschrift 61 (1938); Miskolczy, J., Ungarn in der Habsburger Monarchie, 1959; Madl, F., Das erste ungarische ZGB, (in) Das ungarische ZGB, 1963; Karpat, J., Die Rechts­geschichte Ungarns, (in) FS H. Lentze, 1969, 339; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,561, 3,2,2141,2819, 3,3,3512,­3629,3716,4056,4202; Bogyay, T. v., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 4. A. 1990; Sugar, P./Hanal, P., History of Hungary, 1990; Diplomata Hungariae Antiquissima, hg. v. Györffy, G., Bd. 1 1992; Haslinger, P., Hundert Jahre Nachbarschaft, 1996; Zlinszky, J., Wissenschaft und Gerichtsbarkeit, Quellen und Literatur der Privatrechtsgeschichte Ungarns, 1996; Normdurch­setzung in osteuropäischen Nachkriegsge­sellschaften, Bd. 2, hg. v. Gündel, A., 1997; Kellner, M., Die Ungarneinfälle, 1997; Pribersky, A. u. a., Ungarn, 1999; Molnár, N., Geschichte Ungarns, 1999; Les Hongrois et l’Europe, hg. v. Csernus, S. u. a., 1999; Kristó, G., Die Geburt der ungarischen Nation, 2000; Lendvai, P., Die Ungarn, 1999; Fata, M., Ungarn, 2000; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreichisch-ungarischen Monar­chie, 2000; The Hungarian State 1000-2000, hg. v. Gergely, A. u. a., 2000; Molnár, M., A Concise History of Hungary, 2001; Ungarn und Europa, hg. v. Brunner, G., 2001; Krauss, K., Deutsche Auswanderer in Ungarn, 2003; Pajkossy, G., Magyarország története a 19. században (Die Geschichte Ungarns im 19. Jahrhundert), 2003; Kajtár, I., A 19. századi magyar állam- és jogrendszer alapjai. Európa – haladás – Magyarország (Die Grundlagen des modernen ungarischen Verfassungs- und Rechtssystems des 19. Jahrhunderts. Europa – Fortschritt – Ungarn), 2003; Adriányi, G., Die Geschichte der katholischen Kirche in Ungarn, 2004; Das Ungarnbild der deutschen Historiographie, hg. v. Fata, M., 2004; Peregrinatio Hungarica, hg. v. Fata, M. u. a., 2006; Radek, T., Das Ungarnbild der deutsch­sprachigen Historiographie des Mittelalters, 2008

Ungarn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) →Ungar

Lit.: Mayer, T., Verwaltungsreform in Ungarn nach der Türkenzeit, 1911,  Neudruck bzw. 2. A. 1980; Zehntbauer, R., Einführung in die neuere Geschichte des ungarischen Privatrechts, 1916; Heymann, E., Das ungarische Privatrecht und der Rechtsausgleich mit Ungarn, 1917; Tagányi, K., Lebende Rechtsgewohn­heiten und ihre Sammlung in Ungarn, 1922; Both, Ö., Kampf um die Einführung der Geschworenengerichte, Acta universitatis Szegediensis, Iur. et polit. 7, 1 (1960), 1; Deér, J., Die heilige Krone Ungarns, 1966; Horváth, P., A kelet- és közép-európai népek, 1968; Die juristische Bildung in der Slowakei und Ungarn bis zum Jahre 1848, 1968; Tripartitum opus iuris consuetudinarii inclyti regni Hungarie per Stephanum de Werbewcz editum Wien 1517, Neudruck 1969; Tanulmányok a magyar helyi önkormányzat múltjábol (Studien zur Geschichte der örtlichen Selbstverwaltung in Ungarn), hg. v. Bónis, G./Degré, A., 1971; Bónis, G., Középkori jogunk elemei, 1972; Bak, J., Königtum und Stände in Ungarn im 14.-16. Jahrhundert, 1973; Csizmadia, A., Adam Franz Kollár und die ungarische rechtshistorische Forschung, 1982; Kovács, K., Zur Geschichte des ungarischen Strafrechts und Strafprozessrechts 1000-1918, 1982; Mertanová, S., Ius tavernicale, 1985, Jobbágyi, G., Die Rechtsfähigkeit und das Lebensrecht des Embryos im ungarischen Recht, ZRG GA 110 (1993), 513; Neschwara, C., Die Geltung des österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches in Ungarn, ZRG GA 113 (1996), 362; Gönczi, K., Ungarisches Stadtrecht aus europäischer Sicht, 1997; Recht ohne Grenzen. Grenzen des Rechts, hg. v. Polaschek, M., 1997; Die Elemente der ungarischen Verfassungsentwicklung, hg. v. Máthé, G./Mezey, B., 2000; The Hungarian State, hg. v. Gergely, A. u. a., 2000; Gönczi, K./Henne, T., Leipziger Verlage, liaisonmen und die Anfänge der modernen Rechtswissenschaft in Ungarn, ZRG GA 118 (2001), 247; Kajtár, I., (Die Grundlagen des modernen ungarischen Verfassungs- und Rechtssystems des 19. Jahrhunderts), 2003; Németh, I., Ungarische Ge­schichte, 2003; Varga, G., Ungarn und das Reich, 2003; Dalos, G., Ungarn, 2004; Das Ungarnbild der deutschen Historiographie, hg. v. Fata, M., 2004; Nationalstaat – Monarchie – Mitteleuropa, hg. v. Máthé, G. u. a., 2004; Voigt, K., Der Schutz nationaler ungarischer Minderheiten, 2005; Bahlcke, J., Ungarischer Episkopat und österreichische Monarchie, 2005; Steinberg, G., Aufklärerische Tendenzen im ungarischen Strafrecht, 2006; Dalos, G., 1956. Der Aufstand in Ungarn, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 978; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Ruszoly, J., Institutionelle Grundlagen der Legislation in Ungarn (1920-1944/45), 2007; Schmidt-Schweizer, A., Politische Geschichte Ungarns von 1985 bis 2002, 2007; Historische Demographie Ungarns (896-1996), hg. v. Kristó, G., 2007; Gönczi, K., Die europäischen Fundamente der ungarischen Rechtskultur, 2008; Pálffy, G., The Kingdom of Hungary and the Habsburg Monarchy, 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn, hg. v. Seewann, G. u. a., 2010; Koller, M., Eine Gesellschaft im Wandel, 2010; Kastner, G., Ungarn 1956 vor der UNO, 2010; Balogh, E., Die ungarische Strafrechtskodifikation im 19. Jahr­hundert, 2010; Hamza, G., Das römische Recht und die Privatrechtsentwicklung in Ungarn im Mittel­alter, (in) Journal on European History of Law 1 (2010), 16; Das Wesen der Rechtsgeschichte, hg. v. Máthé, G., 2010; Hamza, G., Développement et codification du droit privé et tradition du droit romain en Hongrie gabor.hamza@ajk.elte,hu ; Tóth, A., Rückkehr nach Ungarn 1946-1950, 2012; The Laws of the Medieval Kingdom of Hungary, hg. v. Döryed, F. u. a., 2012; Carls, W./Gönczi, K., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien, 2013; Markus, A., Die Geschichte des ungarischen Nationalismus, 2013; Arpád Göncz – Ungarischer Freiheitskämpfer und Staatspräsident, 2013; Borhy, L., Die Römer in Ungarn, 2014; Normsetzung und Normverletzung, hg. v. Krauss, K., 2014; Krauss, K., Quellen zu den Lebenswelten deutscher Migranten im Königreich Ungarn im 18. und frühen 19. Jahrhundert, 2015; Lachmann, H., Die „ungarische Revolution“ und der „Prager Frühling, 2017; Krauss, K., Mord an der Donau, 2018

ungeboten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht besonders geboten, (ohne besonderes Gebot auf Grund allgemeiner Regeln erfolgend) beispielsweise un­ge­botenes →Ding

Lit.: Kroeschell, DRG 2

Ungefähr →Ungefährwerk

Ungefährwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von ungefähr – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die wissenschaftliche Bezeichnung für den ohne böse Absicht eintretenden und damit ungewollten Unrechts­erfolg in dem älteren deutschen Recht (beispielsweise fehlgehender Pfeil führt zu dem Tod eines Menschen). →Fahrlässigkeit

Lit.: Köbler, DRG 91; Behrend, R., Das Ungefährwerk in der Geschichte des Seerechts, ZRG GA 19 (1898), 52; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964

Ungehorsam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fehlen des Gehorsams →Widerstand

Lit.: Knapp, N., Die Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis des frühen 19. Jahrhunderts, 2011

Ungeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem Hochmittelalter bis in das 19. Jahrhundert die (vielfach städtische) →Verbrauchsteuer (beispielsweise Weinungeld). →Akzise

Lit.: Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Weisbrod, R., Das Weinungeld als Rechtsinstitut der freien Reichsstadt Speyer 1952; Habich, W., Das Weinungeld, Diss. jur. Frankfurt am Main 1966; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992

ungemessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht durch ein Maß bestimmt, unbegrenzt

Unger, Joseph (Wien 2. 7. 1828-Wien 2. 5. 1913) Kaufmannssohn, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht (Wien) und dem Übertritt zum Katho­lizis­mus Bibliothekar und 1853 außeror­dentlicher Professor in Prag und 1856 in Wien (1857 ordentlicher Professor). Er vertritt die Ansichten der historischen Rechtsschule. Seit 1870 wendet er sich der Politik zu (bereits 1867 Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit). 1869 wird er Mitglied, 1881 Präsident des Reichs­gerichts in →Österreich. Von 1871 bis 1879 ist er Minister ohne Geschäfts­bereich. Er beteiligt sich maß­geblich an der Errichtung des Verwaltungsge­richtshofs (1876). Sein ursprüngliches Eintre­ten für ein Bürgerliches Gesetzbuch des Deutschen Bundes (1855) wandelt sich später in einen Auf­ruf zu der Revision des österreichischen →Allgemeinen Bürgerli­chen Gesetzbuchs durch einzelne Teilnovellen (1914, 1915, 1916 ver­wirk­licht). Seit 1859 veröffentlicht er mit Julius Glaser die zivil­rechtlichen Urteile des Obersten Gerichtshofs. Sein System des österrei­chi­schen allge­meinen Privatrechts wird mehrfach aufgelegt. S. Google

Lit.: Strohal, E., Josef Unger, 1914; Lentze, H., Josef Unger, (in) FS H. Arnold, 1963, 219; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechts­wissenschaft, 1938, 2. A. 1953, 83; Ogris, W., Die historische Schule der österreichischen Zivilistik, (in) FS H. Lentze, 1969, 449; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 177; Olechowski, T., Die Ein­führung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Österreich, 1999

ungerecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht gerecht

ungerechtfertigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1784/1794) nicht durch einen Grund gerechtfertigt

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Ungerechtfertigte Bereicherung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1866) ist die nicht durch einen rechtlichen Grund ge­recht­fertigte →Bereicherung einer Per­son (beispielsweise Leistung auf eine Nichtschuld). Die ungerechtfertigte Bereicherung ist nach dem Vorbild des römischen, sie als Quasikontrakt behandelnden Rechtes (lat. [F.] →condictio) grundsätzlich in dem Umfang des Empfangenen herauszugeben. Die Be­schrän­kung der Haftung auf die noch vorhandene Bereicherung erfolgt durch →Dua­renus (1509-1559), dem →Glück (1755-1831) folgt. Später wird zwischen Leistungskon­diktion und Eingriffskon­diktion (ohne Leistung) unterschieden, doch werden beide grundsätzlich gleich behandelt.

Lit.: Apathy, P., Der Verwendungsanspruch, 1988; Unjust Enrichment, ed. by Schrage, E., 1995; Schäfer, F., Das Bereicherungsrecht in Europa, 2001; Flume, W., Studien zur Lehre von der ungerechtfertigten Bereicherung, hg. v. Ernst, W., 2003; Cases, Materials and Texts on Unjustified Enrichment, hg. v. Beatson, J. u. a., 2003; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Ungericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Unrecht

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Friese, V., Das Straf­recht des Sachsenspiegels, 1898

uniert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vereint (beispielsweise mehrere Kirchen)

uniform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) einförmig, gleichförmig

Uniform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die einheitliche Kleidung vor allem des Soldaten bzw. Amtsträgers der frühen Neuzeit.

Lit.: Die zivile Uniform als symbolische Kommunikation, hg. v. Hackspiel-Mikosch, E. u. a., 2007; Staat Macht Uniform hg. v. Wiggerich, S. u. a., 2011

unio (1), ūnio (1), lat., F.,  Eins, Perle, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūnus

unio (F.) prolium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Vereinigung der Nachkommen, →Einkindschaft

Union (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über unio (1), lat., F., Eins, Perle, [23/24-79 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vereinigung, →Europäische Union, →Personalunion, →Realunion, Sowjetunion

universal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über ūniversālis, lat., Adj., zu dem Ganzen gehörig, zu der Gesamtheit gehörig, allgemein, [um 35-95/96 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1510) allseitig

Universalienstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der philosophische, seit Platon bekannte, nicht entschiedene philosophische Streit darüber, ob Allgemeinbegriffe (Uni­versalien wie beispielsweise Mensch, Klasse) wirklich (Realis­mus) oder nur begrifflich (Nominalismus) sind.

Lit.: Der Universalienstreit, hg. v. Stegmüller, W., 1978, Libera, A. de, Der Universalienstreit, 2005

Universalfideikommiss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. fideicom­mis­sum hereditatis) ist in dem römischen Recht das zu der Heraus­gabe des Nachlasses (oder dessen Teile) verpflichtende und damit die Umge­hung des Verbots der Nacherbschaft ermöglichende Fideikommiss.

Lit.: Manthe, U., Das Senatusconsultum Pega­sianum, 1989

universalis, ūniversālis,  lat., Adj.,  zum Ganzen gehörig, zur Gesamtheit gehörig, allgemein, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūniversus

Universalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Vorstellung der allseitigen Offenheit. In ihren Rahmen gehört die Überzeugung, dass jedermanns Interessen so zu berücksichtigen sind, als wären es die eigenen. Sie tritt für ein unbeschränktes weltweites Niederlassungsrecht einer vollständigen Willkommenskultur aller ein.

Lit.: Fritze, L., Kritik des moralischen Universalismus – Über das Recht auf Selbstbehauptung in der Flüchtlingskrise, 2017

Universalsukzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen nicht belegt, aber in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1814 belegt) ist die Gesamtrechtsnach­folge (beispielsweise bei einem Erbfall). Nach römischem Recht folgt der Erbe in das gesamte Recht des Verstorbenen (lat. successio in uni­versum ius quod defunc­tus habuerit), so dass mehrere Erben den Nachlass zu rech­neri­schen Bruchteilen erben. Demgegen­über gibt es in dem deut­schen Recht (auch) Sondererbfolgen (beispielsweise in Hergewäte, Mor­gen­gabe, Familien­fideikom­miss, Aner­ben­­recht). In dem Laufe der Neuzeit setzt sich die Uiversalsukzession auch auf Grund des Gleichheits­grundsatzes mehr und mehr durch und verdrängt die Sondererbfolgen weitgehend.

Lit.: Kaser § 65 I 1; Köbler, DRG 210; Schwerin, C. Frhr. v., Über den Begriff der Rechtsnachfolge, 1905; Tuor, P., Der Grundsatz der Universalsukzession, 1922; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

universitas, ūniversitās,  lat., F., Gesamtheit, Ganzes, Weltall, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūniversus

Universitas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, lat. [F.], Einheit) als Personenverband mit gemeinsamer Wil­lens­bildung, von dem Mitgliedervermögen getrenntem Vermögen, handelnden Orga­nen und Rechts­trägerschaft der Gesamtheit der jeweiligen Mitglieder als Vorstufe der juristischen Person ist allgemein bereits dem römischen Recht bekannt (beispielsweise Staat, Stadt municipium, Verein collegium)

Lit.: Kaser § 17 I; Köbler, DRG 57; Krämer, W., Konsens und Rezeption, 1980; Ralf, M., Societas und universitas, 2008; Groten, A., Corpus und universitas, 2015

universitas (F.) rerum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Sachgesamtheit (beispielsweise Herde, Warenlager)

Universität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die aus der Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden seit dem 12. Jahrhundert erwachsende, die gesamte Breite der Wissenschaften erfassende Lehranstalt. Die erste juristische Universität entsteht auf scholastischer Grundlage um die Glossatoren (→Irnerius, Bulgarus, Hugo, Jacobus, Martinus) in Bologna (tatsächlicher Beginn zeitlich nicht bekannt, als offizielles Gründungsjahr 1088 angesehen, um 1200 ca. 1000 juristische Studenten, Statuten von 1252). Spätere Universitäten umfassen meist neben der einführenden artistischen (philosophischen) Fakultät (der artes liberales) die drei höheren Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin. Leiter der Universität ist der Rektor, Leiter der Fakultät ist der Dekan. Als Schutzherren treten anfangs vor allem Papst und Kaiser auf, später auch Landesherren und Städte. Frühe bekannte europäische Universitäten entwickeln sich in →Paris (Statuten von 1215), →Oxford (nach 1139), →Cambridge (seit 1209), →Montpellier (seit etwa 1170), →Salerno (995-1087?, Medizin), Perugia (1208), Salamanca 1218/1219, →Padua (1222), →Neapel (1224), Lissabon (1290), Pisa (1343), Florenz (1349), Siena (1357) oder Pavia (1361). Eine erste deutsche Universität entsteht in →Prag 1348 (, Beginn humanistischen Einflusses). Es folgen mit bescheidenen Anfängen →Wien (1365), (ab 1378 Verringerung des päpstlichen Einflusses infolge des Schismas,) →Heidelberg (1386), →Köln (1388), →Er­furt (1392), (um 1400 europaweit rund 30 Universitäten, Aufkom­men territorialer Universitäten,) →Leipzig (1409), →Rostock (1419), →Freiburg im Breisgau (1425), →Greifswald (1456), →Löwen (1425 bzw. 1457), →Basel (1460), →Ingolstadt (1472), →Trier (1472), Kopenhagen (1475), Uppsala (1477), →Tübingen (1477) und →Mainz (1477) (zwischen 1348 und 1510 18 erfolgreiche Universitätsgründungen in dem deutschspra­chigen Raum, bis 1550 mehr als 300000 Immatrikulierte, 30-50 Prozent mit Prü­fung). Die Zahl der Studierenden nimmt beständig zu (im ausgehenden 14. Jahrhundert in Deutschland vielleicht jährlich 600, in dem ausgehenden 15. Jahrhundert in Deutschland jährlich etwa 3000 Studienanfänger, von 1385 bis 1505 in Deutschland insgesamt rund 200000 Studerende, davon 164000 an den 12 Uni­versitäten Wien, Löwen, Basel, Heidelberg, Köln, Erfurt, Leipzig, Rostock, Greifswald, Freiburg im Breisgau, Ingolstadt und Tübingen – deren Matrikel in Gegensatz zu Prag, Trier und Mainz nicht verloren ist -, bis zu der Reformation in dem Heiligen römischen Reich rund, - in Köln zu vier Fünfteln aus Städten stammende - 300000 Studierende, davon 250000 der artistischen Fakultät, 13% (rund 39000) der juristischen Fakultät, 2,6% der theologischen Fakultät und 0,4% der medizinischen Fakultät). Angestrebte, aber vielfach nicht erreichte Grade sind Bak­kalaureus, Lizentiat, Magister und Doktor. Die Reformation (1527 erste lutherische Uni­versität in Marburg, 1559 erste reformierte Universität in Genf) fördert die Differenzierung der Lehre, die Professi­onalisierung der Universitätslehrer und die Vorstellung der Freiheit der Studierenden, aber auch Gegenbewegungen (1538 höheres Studium der Dominikaner auf Haiti, ab 1550 jesuitische Hochschulen) und europäische Ausbreitung (1575 Leiden, 1724 Sankt Petersburg) wie außereuropäische Ausdeh­nung (1650 Stiftungshochschule John Harvards in Nordamerika, 1701 Yale, 1785 New Brunswick, 1829 Cape Town, 1850 Sidney, 1857 Bombay, 1877 Tokio, 1883 Istanbul, 1898 Peking). Juristische Reformuniversitäten werden →Halle (1694), →Göttingen (1734) und →Berlin (1810, Humboldtsches Bildungsideal) (um 1800 190 Uni­versitäten weltweit). In dem 19. Jahrhundert werden natur­wissenschaftliche Fächer eröffnet. In dem Verlauf des Jahrhunderts öffnet sich die Universität allmählich auch Frauen. In der Wertschätzung stehen in Deutschland Berlin, München, Leipzig, Bonn, Heidelberg und Göttingen vor den anderen Universitäten. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts führt zu vielen Massenuniversitäten (1985 86500 deutsche Studenten der Rechts­wissenschaft, um 1990 rund 750 Univer­sitäten und 6500 weitere Hochschulen weltweit, 2020 426 Hochschulen in Deutschland, davon 106 Universitäten, 6 pädagogische Hochschulen, 16 theologische Hochschulen, 52 Kunsthochschulen, 216 Fachhochschulen, 30 Verwaltungshochschulen). Der Anteil der Akademiker an der Gesamtbevölkerung wird zu einem Vergleichs­maßstab unter den verschiedenen Staaten. Allmählich steigt der Anteil der Frauen an den Studierenden auf die Hälfte und mehr. Dem folgt mit deutlicher Verzögerung auch der Anteil der Frauen an der Assistentenschaft und an der Profes­so­renschaft.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 99, 106, 143, 151, 154, 180, 254; Denifle, H., Die Entstehung der Universitäten, 1885; Denifle, H., Die Universitäten des Mittelalters bis 1400, 1885; Kaufmann, G., Die Geschichte der deutschen Universitäten, Bd. 2 1896, Neudruck 1958; Eulenburg, F., Die Frequenz der deutschen Universitäten, 1904; Paulsen, F., Geschichte des gelehrten Unterrichts, Bd. 1f. 1919; Rashdall, H., The Universities, 1936; Grundmann, Herbert, Vom Ursprung der Universität im Mittelalter, 1957 (SB Leipzig); Ebel, W., Zur Geschichte des Rechtsstudiums, 1961; Köbler, G., Zur Geschichte der juristischen Ausbildung, (in) JZ 1961, 768; Nationalsozialismus und die deutsche Universität, 1966; Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Cobban, A., The Medieval Universities, 1975; Beiträge zu Problemen deutscher Universitätsgrün­dungen der frühen Neuzeit, hg. v. Baumgart, P., 1978; Università, Academie e Società scientifiche in Italia e in Germania del cinquecento al settecento, hg. v. Böhm, L. u. a., 1981; Universitäten und Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, hg. v. Böhm, L. u. a., 1983; Esch, A., Die Anfänge der Universität, 1985; Histoire des universités en France, hg. v. Verger, J., 1986; Schwinges, R., Deutsche Universitätsbe­sucher, 1986; Baumgarten, M., Vom Gelehrten zum Wissenschaftler, 1988; Cobban, A., The Medieval English Universities, 1988; Müller, R., Geschichte der Universität, Bd. 1f. 1990; Heiber, H., Universität unterm Hakenkreuz, 1991; Rexroth, F., Deutsche Universitätsstiftungen von Prag bis Köln, 1992; Geschichte der Universität in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1ff. 1993ff.; Hammerstein, N., Universitäten und Reformation, (in) HZ 258 (1994), 339; Università, hg. v. Porciani, I., 1994; Die Universität in Alteuropa, hg. v. Patschovsky, A. u. a., 1994; Guide to Legal Studies in Europe, hg. v. The European Law Students’ Association, 1995; Titze, H., Wachstum und Differenzierung der deutschen Universitäten 1830-1945, 1995; Verger, J., Les universités françaises, 1995; Schlange-Schöningen, H., Kaisertum und Bildungswesen im spätantiken Konstantinopel, 1995; Universitäten der Aufklärung, hg. v. Hammerstein, N., 1996; Baumgarten, M., Professoren und Universitäten im neunzehnten Jahrhundert, 1997; Pedersen, O., The first universities, 1997; Boockmann, H., Wissen und Widerstand, 1999; Stätten des Geistes, hg. v. Demandt, A., 1999; Jessen, R., Akademische Elite und kommunistische Diktatur, 1999; Attempto – oder wie stiftet man eine Universität, hg. v. Lorenz, S., 1999; Ferz, S., Ewige Universitätsreform, 2000; Zwischen Autonomie und Anpassung, hg. v. Connelly, J./Grüttner, M. 2002; Weber, W., Geschichte der europäischen Universität, 2002; Gredler, P., The Universities of the Italian Renaissance, 2002; Zwischen Autonomie und Anpassung – Universitäten in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts, hg. v. Connelly, J. u. a., 2003; Kahl, W., Hochschule und Staat, 2004; Woelk, W. u. a., Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus, 2004; Gerber, S., Universitäts­ver­waltung und Wissenschaftsorganisation im 19. Jahrhundert, 2004; Universitäten und Wissenschaften im mitteldeutschen Raum in der frühen Neuzeit, hg. v. Blaschke, K., 2004; Anderson, R., European Universities from the Enlightenment to 1914, 2004; Clark, W., Academic Charisma and the Origins of the Research University, 2006; Howard, T., Protestant Theology and the Making of the Modern German University, 2006; Universitäten im östlichen Mitteleuropa, hg. v. Wörster, P., 2008; Orte der Gelahrtheit, hg. v. Siebe, D., 2008; Der Aristotelismus an den europäischen Universitäten der frühen Neuzeit, hg. v. Darge, R. u. a., 2009; Koch, H., Die Universität, 2008; Rohstock, A., Von der Ordinarienuniversität zur Revolutionszentrale?, 2010; Wolbring, B., Trümmerfeld der bürgerlichen Welt, 2013; Freytag-Loringhoven, K. v., Erziehung im Kollegienhause, 2014; Universität, Wissenschaft und Öffentlichkeit in Westdeutschland (1945 bis ca. 1970), hg. v. Brandt, S. u. a., 2014; Walter, P., Universität und Landtag (1500-1700), 2017; Kinas, S., Akademischer Exodus – Die Vertreibung von Hochschullehrern aus den Universitäten Berlin, Frankfurt am Main, Greifswald und Halle 1933-1945, 2018

Universitätsgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., akademische Gerichtsbarkeit) ist die besondere Gerichts­barkeit der Universität (bzw. des Rektors) über die Universitätsmitglieder (Studenten, Professoren, deren Ehefrauen und Kinder, Universitätsbedienstete, Universitäts­handwer­ker, Dienstpersonal), die neben der kirch­lichen Gerichtsbarkeit und der weltlichen Gerichtsbarkeit besteht. Sie findet sich nach älteren Ansätzen (Bologna [1158 Konstitution Habita König Friedrichs I. Barbarossa] zu Gunsten der einzelnen Studenten, Paris) zumindest zeitweise in Prag, Wien, Heidelberg, Leipzig, Rostock, Freiburg im Breisgau, Basel und Ingolstadt. Vielfach sind die besonders schweren Verbrechen ausge­nommen, doch sind auch Todesstrafen be­zeugt. In dem Deutschen Bund (1815-1866) wird die Universitätsgerichtsbarkeit durch die Karlsbader Beschlüsse verstaatlicht. Endgültig abgeschafft wird die Universitätsgerichtsbarkeit in dem (zweiten) Deutschen Reich 1877/1879 (§ 15 GVG). Ihr folgt teilweise eine besondere Disziplinarge­richts­barkeit, 1935 durch Erlass die Strafordnung für Studenten, nach 1949 ein an dem Verwaltungsrecht ausgerichtetes Ord­nungsrecht bei Störungen des Hochschul­be­triebs und Behinderungen von Hoch­schul­organen.

Lit.: Stein, F., Die akademische Gerichtsbarkeit, 1891; Toll, H., Akademische Gerichtsbarkeit, 1979; Woeste, P., Akademische Väter als Richter, 1987; Brüdermann, S., Göttinger Studenten und akademische Gerichts­barkeit im 18. Jahrhundert, 1990; Alenfelder, K., Aka­demische Gerichtsbarkeit 2002; Bubach, R., Richten, Strafen und Vertragen, 2004

universum, ūniversum,  lat., N., ganze Welt, Weltall, Cic. (81-43 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. ūniversus, unus, vertere

Universum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – abgesehen von Geisteruniversum – nicht bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) ist die Gesamtheit oder das bisher weitgehend von dem Recht des Menschen freie Weltall, wobei alle irdischen, durch die Relativitätstheorie erfassten Naturgesetze anscheinend auch in dem Universum gelten.

Lit.: Blome, H., Die Entdeckung des Urknalls, 2016

universus, ūniversus,  ūnivorsus, lat., Adj., ganz, sämtlich, gesamt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūnus, versus

unkörperlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., lat. incorporalis) keine Raumausdehnung habend (beispielsweise Forderung in Gegensatz zu Mensch, Wasser, Haus)

unlauter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unrein, unredlich

Unlauterer Wettbewerb (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der gegen die Redlichkeit verstoßende Wettbewerb (in der Wirtschaft). Als eigenständiger, von dem Strafrecht gelöster Fragenbereich wird der unlautere Wettbewerb in dem 19. Jahrhundert erkannt. In Frank­reich finden die Art. 1382, 1383 →Code civil Anwendung, in England die →equity. Das (zweite) Deutsche Reich schützt an dem 12. 5. 1894 die Warenbezeichnung ge­setzlich und an dem 7. 6. 1909 den Wettbewerb allgemein gegen Unlauterkeit. An dem 8. 7. 2004 tritt eine Neu­fassung des Ge­setzes gegen den unlauteren Wettbe­werb in Kraft, die das Sonderveranstal­tungsverbot auf­hebt, Telefon­wer­bung von Ein­willigung ab­hängig macht und einen Gewinn­abschö­pfungsanspruch für Verbän­de einführt.

Lit.: Kohler, J., Der unlautere Wettbewerb, 1914, 33; Hof, H., Wettbewerb im Zunftrecht, 1983; Wadle, E., Das Reichsgesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, (in) JuS 1996, 1064; Köhler, H., Das neue UWG, (in) NJW 2004, 2121

Unlust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google in verschiedenen Bedeutungen und Ansätzen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Nichtzuhören in dem →Ding, Fehlen von Lust

unmittelbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ohne eine Vermittlung gegeben

Unmittelbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verbindung zweier Umstände oder Gegebenheiten ohne ein drittes vermittelndes Glied (beispielsweise Reichsunmittelbarkeit zwi­schen Herr­scher und reichsunmittelbaren Gliedern des Heiligen römischen Reiches).

Lit.: Kaser § 87 II 6; Köbler, DRG 201, 202; Stüber, M., Die Entwicklung des Prinzips der Unmittelbarkeit im deutschen Strafverfahren, 2005

unmöglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht möglich

Unmöglichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1323 belegt, lat. [F.] impossibilitas) ist rechtlich die Unbewirkbarkeit einer Leistung. Sie ist bereits dem römischen Recht bekannt. Den anfangs nur sehr begrenzt bedeutsamen lateinischen Satz impossibilium nulla est obligatio (zu Unmöglichem besteht keine Verpflichtung) dehnt →Donellus in der frühen Neuzeit ausdrücklich auf alle Verträge aus. →Pufendorf erweitert die zunächst nur für die besonderen →Innominatkontrakte anerkannten Regeln über das Freiwerden bei unver­schuldeter nachträglicher Unmöglichkeit auf alle Verträge. In dem 19. Jahrhundert baut Friedrich Mommsen (1853) unter unzutreffender Aus­legung der römischen Quellen ein Sys­tem der anfäng­lichen bzw. nachträglichen und subjektiven oder objektiven Unmöglichkeit auf, das über →Wind­scheid in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) Eingang findet. Bei anfänglicher objektiver Unmöglichkeit kommt kein Vertrag zustande. Bei nachträglicher, von dem Schuldner zu ver­tretender Unmöglichkeit hat der Gläubiger Anspruch auf das Erfüllungs­interesse, während bei zufälliger Uunöglichkeit grundsätzlich keine Er­fül­lungs­ansprüche beste­hen.

Lit.: Kaser § 37 I 2; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 165, 214; Jakobs, H., Unmöglichkeit und Nichterfüllung, 1969; Wollschläger, C., Die Entste­hung der Unmöglichkeitslehre, 1970; Rückert, J., Vom casus zur Unmöglichkeit, (in) ZNR 1984, 40; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Wer­den, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

unmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1221-1224 Sachsenspiegel) nicht mündig

Unmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., unmündig 1221-1224 Sachsenspiegel) ist das Fehlen der →Mündigkeit.

Lit.: Kaser §§ 14 II 2, 62 I 1; Hübner; Köbler, DRG 21, 57, 87, 121; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Unna (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt in Nordrhein-Westfalen mit knapp 60000 Einwohnern

Lit.: Unna, bearb. v. Lüdicke, R., 1930; Meineke, B., Die Ortsnamen der Stadt Hamm und des Kreises Unna, 2021

unrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht recht, rechtswidrig, widerrechtlich

Unrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Fehlen von Recht. Unrecht gibt es seit der Entstehung von Recht als dessen Gegenteil. Aufgabe der Allgemeinheit ist es, Urecht zu verhindern und Recht herzustellen. Notfalls muss ge­schehenes Unrecht nachträglich ausgeglichen werden (beispielsweise Schadenersatz), doch gelingt dies nicht immer.

Lit.: Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts, hg. v. Schwarz, W. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Das Recht des Unrechtsstaates, hg. v. Reifner, U., 1981; Der Unrechtsstaat, hg. v. d. Redaktion der kritischen Justiz, Bd. 1f. 2 A. 1983; Recht und Unrecht im Nationalsozialismus, hg. v. Salje, P., 1985; Rüthers, B., Recht als Waffe des Unrechts, (in) NJW 1988, 2825ff.; Laage, C., Gesetzliches Unrecht, 2014; Rückert, J., Abschiede vom Unrecht, 2015 (19 Studien); Hansack, R., Unrechtsstaat DDR, 2015; Mikyska, C., Aufarbeitung von Systemunrecht in Europa, 2016; Lischka, J., Umgang mit Unrecht – Die Aufhebung von während der NS- und DDR-Zeit ergangenen strafrechtlichen Unrechtsurteilen, 2021

Unrecht Gut gedeiht nicht (gut) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechts­sprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 151

Unschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspruche und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fehlen von Schuld

unschuldig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht schuldig

Unschuldseid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Reinigungseid

Unschuldsvermutung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bis zu einem Nachweis einer Schuld für jedermann bestehende Vermutung der Unschuld.

Lit.: Schulz, L., Die praesumptio innocentiae, ZRG GA 119 (2002), 193

unteilbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht teilbar

Unteilbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen der Teilbarkeit. Die Uunteilbarkeit von Herzogtümern und Grafschaften streben schon die Reichstagsbeschlüsse von Roncaglia (1158) an. Dennoch werden die Fürstentümer vielfach bis über das 16. Jahrhundert hinaus tatsächlich geteilt. Seit dem 14. Jahrhundert legen die Goldene Bulle (1356) für die Kurfürstentümer und andere Regelungen für einzelne Fürstentümer (Österreich 1358/1359 Fälschung, Braunschweig-Lüne­burg, Hessen, Brandenburg 1473, Württemberg 1495) die Unteilbarkeit fest.

Lit.: Köbler, DRG 111; Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Ficker, J., Vom Reichsfürstenstand, Bd. 1 1861, 240; Werminghoff, A., Der Rechtsgedanke von der Unteilbarkeit, 1915; Härtel, R., Über Landesteilungen, (in) FS F. Hausmann, 1977, 179; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982

unter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Präp.) tiefer befindlich

unterbringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bewahren, versorgen

Unterbringung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bewahrung, Versorgung

Lit.: Bartelheimer, H., Die Entwicklung des Unterbringungsrechts, 2003; Gimm (!), T., Die Entwicklung der zivilrechtlichen Unterbringung volljähriger psychisch Kranker, 2019

untere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssbrache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. [Komparativ]) weiter unten bestehend

Untereigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der untere und insofern nachrangige Teil des geteilten →Eigen­tums (beispielsweise des Lehnsmanns). Es wird in dem Rahmen des geteilten Eigentums seit dem Hoch­mittelalter entwickelt und in dem 19. Jahrhundert zu Gunsten des bloßen vollständigen Eigentums beseitigt. S. Google

Lit.: Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985

Unterhalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1507, Unterhaltsanspruch 1895, Unterhaltsbeitrag 1863, unterhaltsbe­rechtigt 1896, Unterhaltspflicht 1863) ist die Gesamt­heit der für den Lebensbedarf eines Menschen erfor­derlichen Aufwen­dungen. In einfachen Ge­sell­schaften ist die gemeinsame Lebens­führung Nahe­stehender so selbver­ständlich, dass der Unterhalt rechtlich nicht gesonmdert erfasst wird. Bereits das römische Recht anerkennt seit Augustus (63 v.-14 n. Chr.) aber in der (lat.) extraordinaria cognitio (F., außerordentliche Erkenntnis) durchsetzbare Unterhaltsan­sprüche zwischen Kindern und Eltern und Großeltern. Seit Antoninus Pius (?) besteht eine gegenseitige Unterhaltspflicht zwischen allen ehelichen Aszendenten und Deszendenten sowie unter Geschwistern. Bei einem unehelichen Kind betrifft dies nur die Mutter und ihre Verwandten. Das römische Dotalrecht löst die Folgen der Auflösung der Ehe über Ehescheidungsfolgen bzw. Ehescheidungs­strafen. Eine Rechts­pflicht zu Unterhalt unter Ehegatten kennt in Ausnahmefällen Justinian (527-565). Das Decretum Gratians gewährt der Ehefrau einen Unterhaltsanspruch nur bei Krankheit und einem darin begründeten Unvermögen zu der Erfüllung der (sexuellen) ehelichen Pflichten. In dem Mittelalter fördert die Kirche die Unter­haltspflicht von Eltern und Kindern, bejaht aber die Schlechter­stellung unehelicher Kinder. Dem folgen in dem Spätmittelalter städtische Satzungen. Die gelehrte Literatur befasst sich seit dem 16. Jahrhundert vertieft mit diesen Fragen. In der Aufklärung wird neben dem Vater die Mutter zu Unterhalt verpflichtet und eine Unter­haltsverpflichtung weiterer Ver­wandter zunehmend abgelehnt. Dem schließen sich die großen Zivilrechtsgesetz­bücher, von denen übrigens der Codex Maxi­milianeus Bavaricus Civilis (1756) und das Allgemeine Landrechts Preußens (1794) der schuldlos geschiedenen Ehefrau entweder eine Abfindung oder einen lebenslangen standesgemäßen Unterhalts­anspruch gewähren, über­wiegend an. Nach dem Code civil und dem Landrecht Badens hat der unschuldig Geschiedene gegen den anderen Ehegatten einen Unterhalts­anspruch bis zu einem Drittel des Einkommens des Schuldigen (ähnlich Sachsen 1863), während das Reichsgericht des (zweiten) Deutschen Reiches 1883 und 1885 einen nachehlichen Unterhaltsanspruch für das gemeine Recht ablehnt. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) kennt einen Unterhaltsanspruch für den unschuldig geschiedenen Ehegatten in den §§ 1578ff. BGB (1938 §§ 66ff. EheG). Die grundsätzliche Benach­teiligung nichtehelicher Kinder wird in Deutschland erst 1998 (Österreich 1989, andere Änderungen des Unterhalts seit 1975) aufgegeben. S. Google

Lit.: Kaser §§ 12 III, 58 VI, 61; Hübner 717; Jankowiak, K., Die Rechtsstellung der Kinder, Diss. jur. Marburg 1923 masch.schr.; Laplanche, J. de, La soutenance ou pourvéance dans le droit coutumier, 1952; Wiesner, J., Über die Rechtsstellung des ehelichen Kindes, Diss. jur. Kiel 1972; Wesener, G., Pflichtteilsrecht und Unterhaltsanspruch des überlebenden Ehegatten, (in) FS Rechtswissenschaftliche Fakultät Graz 1979, 95; Krause, E., Die gegenseitigen Unterhaltsansprüche, 1982; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 254; Koch, E., Unter­haltspflichten in rechtshistorischer Sicht, (in) Familiäre Solidarität, 1997, 9; Schmitz, U., Der Unter­haltsanspruch des nichtehelichen Kindes gegen seinen Erzeuger, 2000; Großekathöfer, D., Es ist ja jetzt Gleichberechtigung, 2003; Laubach, B., Lateinische Spruchregeln zum Unterhaltsrecht, 2004; Metz, B., Rechtsethische Prinzipien des nachehelichen Unterhalts, 2005; Meyer, C., Le système doctrinal des aliments, 2006; Lutze, N., Der Verwandtenunterhalt in den §§ 1601 bis 1603 und §§ 1610 bis 1612 BGB in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2007; Mehnert, S., Entwicklungen im gesetzlichen Güter­recht, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Breithaupt, M., 50 Jahre Düsseldorfer Tabelle, 2012; Schüler, K., Der Betreuungsunterhalt, 2012; Maier, A., Der Geschiedenenunterhalt in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2013; Oldenburger, M., Kindesunterhalt in England, 2013; Schulz, M., Alimenta consanguineorum – Das Unterhaltsrecht unter Verwandten in der Rechtsprechung des 19. Jahrhunderts, 2017

unterhalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Unterhalt leisten, Unterhaltung leisten

Unterhaltsanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1895) Anspruch auf Unterhalt

Unterhaltsbeitrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Beitrag zu Unterhalt

unterhaltsberechtigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1896) zu Unterhalt berechtigt

Unterhaltspflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Pflicht zu Unterhaltsleistung

Unterhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →House of Commons

Unterkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Spätmittelalter und in der Frühneuzeit in Städten verbotene Zwischenhandel.

Lit.: Hübner § 83; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik, 1961

unterlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und Adj. sowie substantiviert N.) nicht handeln, nicht vornehmen

Unterlassene Hilfeleistung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die trotz Rechts­pflicht zu dem Tätigwerden nicht er­brachte Hilfeleistung.

Lit.: Gieseler, K., Unterlassene Hilfeleistung, 1999

Unterlassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1541) ist die Nichtvor­nahme einer gebotenen Handlung. Die Unterlassung wird erst allmählich hinsichtlich der Strafbarkeit der Handlung angenähert.

Lit.: Kaser §§ 36 I 2, 51 II 1; Köbler DRG 242; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

unternehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, handeln

Unternehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das Handeln eines Menschen und in dem Privatrecht eine organisatorische Einheit aus Sachen, Rechten und sonstigen Werten, innerhalb deren ein Unternehmer entferntere Ziele verfolgt. Ge­genüber dem einzelnen Unternehmer gewinnt das Unternehmen seit dem Spätmittelalter ein Eigen­gewicht. Seit dem 20. Jahrhundert gibt es Bestrebungen, das Unternehmen - statt des Kaufmanns - in den Mittelpunkt des Handelsrechts zu stellen. Sie werden in Österreich 2007 verwirklicht. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 707; Geller, L., Das Unternehmen, 1913, 2. A. 2013; Oppikofer, H., Das Unternehmensrecht, 1927; Bauer, C., Unternehmen und Unternehmensformen, 1936; Recht und Entwicklung von Großunternehmen, hg. v. Horn, N. u. a., 1979; Vom Gewerbe zum Unternehmen, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1982; Treue, W., Unternehmens- und Unternehmergeschichte, 1989; Conradi, J., Das Unternehmen, 1993; Riechers, A., Das „Unternehmen an sich“, 1996; Unternehmen im Nationalsozialismus, hg. v. Gall, L./Pohl, M., 1998; Pierenkemper, T., Unternehmensgeschichte, 2000; Förster, C., Die Dimension des Unternehmens, 2003; Dienel, H., Die Linde AG, 2004; Berghoff, H., Moderne Unter­nehmensgeschichte, 2004; Thiessen, J., Unter­nehmenskauf und Bürgerliches Gesetzbuch, 2005; Ciriacy-Wantrup, K. v., Familien- und erb­rechtliche Gestaltungen von Unternehmen der Renais­sance, 2007; James, H., Krupp, 2011; Lutz, M., Carl von Siemens 1829-1906, 2013; Bähr, J. u. a., Bosch, 2013; Junggeburth, T., Stollwerck 1839-1932, 2014; Unternehmer in der Weimarer Republik, hg. v. Bormann, P. u. a., 2016; Bähr, J., Werner von Siemens 1816-1892, 2016; Spoerer, M., C & A, 2016; Meck, G., Auto, Macht, Feld – Die Geschichte der Familie Porsche Piëch, 2016; Baums, T., Recht der Unternehmensfinanzierung, 2017; Theiner, P., Robert Bosch, 2017; Biss, A., Die Internationalisierung der Bayerischen Motoren Werke AG, 2017; Klingebiel, T., Curt Mast, 2017; Pyta, W. u. a., Porsche, 2017; Bleidick, D., Die Ruhrgas 1926 bis 2013, 2017; Reckendrees, A., Beiersdorf, 2018; Plumpe, W., Unternehmensgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, 2018; Feyer, S., Die MAN im Dritten Reich, 2018; Burhop, C. u. a., Merck, 2018; Hippel, W. v., Hermann Röchling 1872-1955, 2018; Streb, J., Trumpf, 2019; Scholtyseck, J., Otto Beisheim – Jugend, Soldatenzeit und Entwicklung zum Handelspionier, 2020 (1924 geboren, 1964 geschäftsführender Gesellschafter Metros); Gehlen, B., Die Thyssen-Bornemisza-Gruppe – Eine transnationale business-group in Zeiten des Wirtschaftsnatioonalismus (1932-1955), 2021); Scholtyseck, J., Reinhard Mohn – Ein Jahrhundertunternehmer, 2021

Unterpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1291 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., meist gleichbedeutend wie) Pfand

Lit.: Meibom, V., Das deutsche Pfandrecht, 1867, 37

unterschlagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und auch Adj.) rechtswidrig anvertraute Werte für sich verwenden

Unterschlagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die rechtswidrige Zueignung einer fremden beweglichen Sache, die der Täter in Besitz oder Gewahrsam hat (beispielsweise Verkauf einer entliehenen Sache). Die systematische Abgrenzung der Unterschlagung von dem →Diebstahl erfolgt erst seit dem Ende des 18 Jahrhunderts (Kleinschrod, Sachsen 1838).

Lit.: Köbler, DRG 158; Meister, E., Fahrnisverfolgung und Unterschlagung im deutschen Recht, (in) FS Adolf Wach, 1913; His, R., Das Strafrecht im deutschen Mittelalter, Bd. 2 1935, 217; Wrede, H., Die Untreue, 1939; Reiß, H., Die strafrechtliche Behandlung der Eigentums- und Vermögensdelikte, 1973

unterschreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterzeichnen, Unterschrift leisten

Unterschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der zu dem Zwecke der Anerkennung des Inhalts unter den Text einer Urkunde gesetzte, grundsätzlich eigenhändig geschriebene →Name eines Menschen. Das römische Altertum kennt, wenn auch spät, bereits die Unterschrift. Die merowingische Königsurkunde weist vielfach eine eigenhändige Unterschrift des Königs auf, an deren Stelle später das Monogramm oder das →Siegel (11 Jahrhundert) tritt. Seit der frühen Neuzeit verdrängt die eigenhändige Uunterschrift das Siegel wieder. Mit zunehmender Selbstver­ständlichkeit der Schreibfähigkeit wird die Unterschrift immer bedeutsamer. 1901 gestattet das deutsche Reichsgericht die Unterschrift des Vertreters mit dem Namen des Vertretenen. S. Google

Lit.: Erben, W., Die Kaiser- und Königsurkunde, 1907, Neudruck 1967; Holzhauer, H., Die eigenhändige Unterschrift, 1973; Schlögl, W., Die Unterfertigung deutscher Könige, Saupe, L, Die Unterfertigung der lateinischen Urkunden, 1983

untersuchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) prüfen

Untersuchung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Prüfung

Untersuchungsgrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Grund­satz, dass das Gericht von Amts wegen Tat­sa­chen erforscht, sie in die Verhandlung einführt und ihre Wahrheit pfrüft und gegebenenfalls feststellt. Der Untersuchungsgrundsatz beherrscht den Inquisi­tions­prozess. In dem Zivilprozess ist er wegen des vorherrschenden Parteibetriebs und Verhandlungsgrundsatzes selten (Preußen 1793 Allgemeine Gerichts­ordnung).

Lit.: Köbler, DRG 203; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Bomsdorf, F., Prozess­maximen und Rechtswirklichkeit, 1971; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozess­maximen, 1975; Richter, M., Die Untersu­chungsmaxime im älteren Verwaltungsprozess, 1999

untertan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) untergeben (Adj.)

Untertan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der der Herrschaft einer (ab­soluten) Obrigkeit unterstehende Mensch in der frühen Neuzeit. An seine Stelle tritt mit der Aufklärung der Staatsbürger oder Staatsangehörige (1789, 1848, 1918). S. Google

Lit.: Moser, J., Von der Landeshoheit in Ansehung der Untertanen Personen und Vermögens, 1773; Wiesmann, R., Treueid und Treupflicht der Untertanen, 1911; Buchda, G., Untertanenpflicht, ZRG GA 57 (1937), 468; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt, ZRG GA 66 (1948), 111; Feller, H., Die Bedeutung des Reiches, 1953; Spies, K., Gutsherr und Untertan, 1972; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorial­gewalt, 1975, 295; Lutz, R., Wer war der gemeine Mann?, 1979; Bürger und Bürgerlichkeit im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Vierhaus, R., 1981; Blickle, P., Deutsche Untertanen, 1981; Hohenstein, A., Die Huldigung der Untertanen, 1991; Sailer, R., Untertanenprozesse vor dem Reichs­kammergericht, 1999; Fetzer, R., Unter­tanenkonflikte im Ritterstift Odenheim, 2002; Xenias, S., Untertanenprozesse an Reichsgerichten, 2018

Unterwalden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Gebiet nid dem Wald, das 1240 ein Bündnis mit →Luzern und 1291 ein Bündnis mit Uri und →Schwyz gegen die Grafen von →Habsburg schließt und 1309/­1324 die Reichsunmittelbarkeit gewinnt. Es ist einer der Urkantone der →Schweiz.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973, 2,2,461; 500 Jahre Stanser Vorkommnis, 1981; Das Protokoll des Fünfzehnergerichts Obwalden 1529-1549, hg. v. Küchler, R., (1994) (Separatabdruck); Garovi, A., Obwaldner Geschichte, 2000

untreu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht treu, treulos

Untreue (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das durch Mangel an zu erwartender Treue gekennzeichnete Vermö­gensdelikt. Die Untreue wird lange durch den Diebstahl miterfasst. Seit dem 19. Jahrhundert wird sie verselbständigt (Bayern 1813).

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935; Mayer, H., Die Untreue, 1926; Wrede, H., Die Untreue, 1939; Ritter. J., Verrat und Untreue an Volk, Reich und Staat, 1942; Kiefner, H., Zur zivilrechtlichen Genealogie des Missbrauchs­tatbestands (§ 266 StGB), (in) Beiträge zur Rechtswissenschaft, 1993, 1205

unverheiratet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Wort 15. Jahrhundert) nicht verheiratet

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

unvollkommen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht vollkommen, mangelhaft

unvollkommen zweiseitig verpflichtend (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) grundsätzlich nicht beide Beteiligte verpflichtend, aber in besonderen Fällen doch (beispielsweise Leihe, Auftrag)

unvordenklich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unerinnerlich, sehr alt

Unvordenklichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Unerin­nerlich­keit der Entstehung eines Zustands. Unvordenklichkeit begründet in dem römischen Recht und in der frühen Neuzeit die Vermutung, dass ein Zustand einmal rechtmäßig entstanden ist.

Lit.: Hübner; Kaser § 28 II 1b; Bulker, H., Der unvordenkliche Besitz, 1841; Unterholzner, K., Verjährungslehre, 2. A. 1958

Unwedersatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Googele belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.?) Widersetzlichkeit?

Lit.: Minnigerode, H. v., Unwedersatt und wirdrisittolo, ZRG GA 59 (1939), 249

unwirksam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1766) nicht wirksam

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Unwirksamkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1704) Fehlen der Wirksamkeit

Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010

Unzucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem 18. Jahrhundert die allgemeine Bezeichnung für eine Straftat gegen die Sitt­lichkeit, die 1973 von dem deutschen Gesetzgeber aufgegeben wird.

Lit.: Köbler, DRG 35; Kroeschell, DRG; Beutin, W., Sexualität und Obszönität, 1990; Gleixner, U., Das Mensch und der Kerl, 1994; Kraft, S., Zucht und Unzucht, 1996; Künzel, C., Unzucht – Notzucht – Vergewaltigung, 2003; Klammer, P., In Unehren beschlaffen, 2004; Dohmen, L., Die Ursache allen Übels, 2017 (Vorwürfe gegen 5 Gemahlinnen von Karolingern); Frimmel, J., Das Geschäft mit der Unzucht, 2019

unzurechnungsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht zurechnungsfähig

Unzurechnungsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen der Fähigkeit, überzeugend zuzurechnen bzw. das Fehlen der Voraussetzungen der Verant­wortlichkeit eines Handelnden. Die Unzurechnungsfähigkeit wird tatsächlich schon früh beachtet, allgemein aber erst mit der Aufklärung erfasst. Unzurechnungsfähigkeit besteht insbesondere bei Kindern (Bayern 1813 bis 8, Österreich 1804 bis 10, Deutsches Reich 1871 bis 12 Jahre). →Zurech­nungsfähigkeit

Lit.: Engelmann, W., Die Schuldlehre der Post­glossatoren, 1895, Neudruck 1965; Hippel, R. v., Zur Begriffsbestimmung der Zurechnungsfähigkeit, (in) Z. f. d. ges. Strafrechtswiss. 32 (1911), 99; Schaffstein, F., Die allgemeine Lehre vom Ver­brechen, 1930, Neudruck 1973; Holzschuh, K., Geschichte des Jugendstrafrechts, 1957; Unzurechnungsfähigkeiten, hg. v. Niehaus, M. u. a., 1998

Uplandslagh, Upplandslagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das bis 2. 1. 1296 geschaffene, durch fünf fast vollständige und zahlreiche bruch­stückweise erhaltene Handschriften des früheren 14. Jahrhunderts überlieferte schwedische Gesetzbuch für Uppland (Tiundaland, Attundaland, Fiärdrun­daland), Roslagen und Gästrikland. Auf Beschwerden der Bauern wird das bisherige Recht von einem wohl mit in Bologna rechtsgelehrten Be­ratern zusammenarbeiten­den Ausschuss gesammelt, nach Überprüfung dem Ding zu der Annahme vorgelegt und nach Annahme von König Birger Magnusson bestätigt. Das Uplandslagh ist in 8 Abschnitte gegliedert (22 Kapitel Kirchenrecht, 12 Kapitel Königsrecht, 25 Kapitel Erbrecht, 54 Kapitel Strafrecht, 83 Kapitel Grundstücksrecht, 11 Kapitel Kaufrecht, 29 Kapitel Dorfschafts­recht und 14 Kapitel Dingrecht). Es ist christlich beeinflusst und enthält manche Neuerung. Es beeinflusst Dalalagen, Söder­mannalagen, Västmanna­lagen, Hälsin­gelagen und Magnus Eriks­sons Landrecht, durch das es 1351/1353 weitgehend abgelöst wird. 1734 beendet das Reichsgesetzbuch Schwedens die Geltung auch ansonsten. S. Google

Lit.: Samling af Sweriges Gamla Lagar, hg. v. Schlyter, C., Bd. 3 1834; Schwedische Rechte, hg. v., Schwerin, C. Frhr. v., 1935; Corpus Codicum Sueciorum, hg. v. Strömbäck, D., Bd. 15 1960; Wallén, P., Kanoniska och germanska element, 1958; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Hafström, G., De svenska rätskällornas historia, 1978; Strauch, D., Zur Rechtsfortbildung im mittelalterlichen Schweden, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 504; Sjöholm, E., Sveriges Medeltidslagar, 1988

Uppsala (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) entsteht in dem 12. Jahrhundert als Östra Aros (östliche Flussmündung). Nach 1130 wird es Sitz des Bistums Sigtuna, 1164 eines Erzbischofs. 1314 erhält es Stadtrecht. 1477 wird eine spätestens 1530 erloschene, 1609 wiederbelebte Universität einge­richtet. Zeitweise ist Uppsala Residenz des Königs von Schwe­den, 1707 wird es durch Brand weit­ge­hend zerstört.

Lit.: Annerstedt, C., Upsala universitets histora, Bd. 1f. 1877ff.; Lindroth, S., Svensk lärdomshistoria, 1975; Lindroth, S., Uppsala universitet 1477-1977, 1976; Malmström, Å., Juridiska fakulteten i Uppsala, 1985

Upstallsbom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der bei Aurich gelegene Ort, nach dem der spätmittelalterliche Zusammen­schluss friesischer Gaue zwi­schen Weser und Zuiderzee benannt ist. Hier beraten geschwo­rene Abgesandte der einzelnen Landschaften auf Landtagen über allgemeine Angele­genheiten. 1323 schaffen sie in den (lat.) Leges (F.Pl.) Upstallsbomicae (Rechte von Upstallsbom) eine neue Verfassung des wenig später verfallenden Bundes. S. Google

Lit.: Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840; Meijering, H., De willekeuren van de Opstallsbom (1323), 1974; Gerbenzon, P., Apparaat voor de studie van oudfries recht, Teil 1f. 1981

Uradel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterduch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1862) ist der besonders alte und (des­wegen) zu besonders hohem Rang ge­langte →Adel in Gegensatz vor allem zu dem →Briefadel.

Urbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Regesten zur Geschichte der Herren von Urbach, bearb. v. Uhland, R., 1958

Urbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120? [Millstädter Genesis] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das mittelalterliche und frühneu­zeitliche Güterverzeichnis (beispielsweise Hebe­regis­ter, Salbuch, Zinsrödel) eines Grundherrn (beispielsweise Abtei Prüm 893, Weißenburg, Lorsch, Fulda, Werden, in dem Herzogtum Württemberg rund 2150 Urbare des 15. bis 18. Jahrhunderts). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 81, 105; Das habsburgische Urbar, hg. v. Maag, R., Bd. 1f. 1894ff.; Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs, hg. v. Dopsch, A., 1904; Die Urbare der Abtei Werden, hg. v. Kötzschke, R., Bd. 1ff. 1906ff.; Die Urbare des Benediktinerstiftes Göttweig von 1302-1536, bearb. v. Fuchs, A., 1906; Die landesfürstlichen Gesamturbare der Steiermark, hg. v. Dopsch, A., 1910; Gmür, M., Urbare und Rödel des Klosters Pfäfers, 1910; Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg. v. Schiffmann, K., 1912f.; Zösmair, J., Das Urbar des Reichsguts in Churrätien aus der Zeit König Ottos I., (in) Archiv für Geschichte und Landeskunde Vorarlbergs 10 (1914), 61; Jecklin, F., Urbar des Hospizes St. Peter auf dem Septimer, 1915; Brosch, F., Sied­lungsgeschichte des waxenbergischen Amtes Leonfelden, mit einem Anhang Das Leonfeldener Urbar, hg. v. Trinks, E., (in) Jahrbuch des oberöster­reichischen Musealvereines 84 (1932); Altwürttem­bergische Urbare, hg. v. Müller, K., 1934; Das Elbogener Urbar, hg. v. Schreiber, G., 1934; Baumgartner, R., Das bernisch-solothurnische Urbar, 1938; Das Füssener hochstiftische Urbar von 1398, bearb. v. Dertsch, E., 1940; Urbare von Allerheiligen in Schaffhausen und von Beromünster, bearb. v. Kläui, P., 1941; Das Bickelspergsche Lagerbuch der Grafschaft Zollern von 1435, hg. v. Herberhold, F., 1941; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Gurker Urbare, hg. v. Wießner, H., 1951; Clavadetscher, O., Das churrätische Reichsguts­urbar, ZRG GA 70 (1953), 1; Das Urbar des Hochstifts Augsburg von 1366, hg. v. Dertsch, R., 1954; Seckau, Pettau, hg. v. Roth, B. u. a., 1955; Das Urbar der vorderen Grafschaft Görz aus dem Jahre 1299, hg. v. Klos-Bužek, F., 1956; Altwürttem­bergische Lager­bücher aus der österreichischen Zeit 1520-1534, bearb. v. Schwarz, P. u. a., Bd. 1ff. 1958ff.; Metz, W., Staufische Güterverzeichnisse, 1964; Raisch, H., Das Esslinger Urbar von 1304, 1966; Das Hohentwiel-Lagerbuch von 1562, bearb. v. Miller, M., 1968; Das Rattenberger Salbuch von 1416, hg. v. Bachmann, H., 1970; Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620, bearb. v. Stöwe, H. u. a., 1969; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab, I., 1983; Metz, W., Das karolingische Reichsgut, 1960; Richter, G., Lagerbücher- und Urbarlehre, 1979; Das älteste bayerische Herzogsurbar, hg. v. Heeg-Engelhart, I., 1990; Mayer, U. u. a., Die spätmittelalterlichen Urbare des Heiliggeist-Spitals in Mainz, 1992; Fränkische Urbare, hg. v. Bünz, E. u. a., 1998; Das älteste Urbar des Priorats Reichenbach von 1427, bearb. v. Keyler, R., 1999; Das Urbar der Abtei Sankt Maximin vor Trier, bearb. v. Nolden, R., 1999; Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg, hg. v. Zehetmayer, R., 2001; Das Urbar des niederös­terreichischen Zisterzienserklosters Zwettl, hg. v. Schneider, G., 2002; Klose, J., Die Urbare Abt Hermanns von Niederaltaich, 2003; Das Urbar des Heilig-Geist-Spitals zu Bozen von 1420, bearb. v. Schneider, W., 2003; Feigl, H./Stockinger, T., Die Urbare der Herrschaften Maissau und Sonnberg, 2008; Urbare des Fürstentums Jägerndorf, hg. v. Han­ke, S. u. a., 2010

Urbino (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) in den Marken geht auf das antike Urbinum Metaurense zurück. In dem 6. Jahrhundert wird es Sitz eines Bischofs. Durch die pippinische Schenkung (754) fällt es an den Papst (Kirchenstaat). In dem 1443/1474 errichteten Herzogtum wird 1506 eine Universität geschaffen.

Lit.: Le città nella storia d’Italia, 1986

Urfehde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das seit dem 14. Jahrhundert sichtbare und von dem 15. Jahrhundert bis zu dem 17. Jahrhundert verbreitete Versprechen (beispielsweise in Freiburg im Breisgau zwischen 1331 und 1750 rund 1100 Urfehden) der Beendigung der Feindschaft, mit dem eine jeweilige →Fehde endet. Vielfach üblich ist auch eine Urfehde nach Entlassung aus einer Haft. Davon wird in Preußen 1796 Abstand genommen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Utsch, F., Peinliche Urfehden, 1903; Asmus, W., Das Urfehdewesen Freiburgs im Breisgau, Diss. jur. Freiburg im Breisgau, 1923; Ebel, W., Die Rostocker Urfehden, 1938; Ullrich, G., Ein Entwurf eines Zeitzer Urfehdebriefs, ZRG GA 59 (1939), 270; Boockmann, A., Urfehde, 1980; Blauert, A., Das Urfehdewesen im deutschen Südwesten, 2000

Urgicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Geständnis

Urheber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1432) ist der Veranlasser oder Hersteller eines Ergebnisses, insbesondere eines geistigen Werkes. Seit der frühen Neuzeit entwickelt sich zu seinem Schutz das (im römischen Recht trotz Anerkennung der Urheberpersön­lich­keit noch unbekannte) →Urheberrecht.

Lit.: Gillis, F., Gewährschaftszug und Laudatio auctoris, 1913; Eggert, A., Der Rechtsschutz der Urheber, (in) UFITA 138 (1999), 183; Schickert, K., Der Schutz literarischer Urheberschaft in Rom, 2004; Köbler, G., Vom Urheber und Patent zum Urheberrecht und Patentrecht, (in) FS E. Wadle, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Sorge, C., Abhängige Autoren, 2020

Urheberrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1855) ist die Gesamtheit der den →Urheber betreffenden Rechts­sätze. In dem Altertum genießt der Verfasser eines Werkes zwar bereits Ruhm und wird auch der Plagiator eines Werkes gesellschaftlich geschmäht, doch gibt es Recht (Eigentum, Besitz) nur an dem einzelnen körperlichen Werkstück und ist die Abschrift eines Textes als solche grundsätzlich nicht rechtswidrig. Das Urheberrecht gewinnt kurz nach Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern (um 1440-1454), der die leichtere Vervielfältigung von Gedanken auf dem in China erfundenen, seit dem 13. Jahrhundert verwendeten billigeren Papier ermöglicht, seine erste größere Bedeutung. Es beginnt mit der Erteilung von privi­legierenden Patenten zugunsten (der Verwerter) einzelner Erfindungen (England um 1350), denen in Venedig 1474 eine erste allgemeine Regelung folgt. Insbesondere Drucker (darunter auch rechtswidrige Nachdrucker) werden gegen billiger mögliche Nachdrucke durch örtlich begrenzte, Strafen vorsehende Privilegien von Landesherren geschützt. Zah­lungen an den Urheber sind zunächst nur Ehrenge­schenke. In dem Gefolge der Aufklärung entsteht über die aus vielen Privilegien des 16. und 17. Jahrhunderts gegen den Nachdruck erwachsende Lehre von einem Verlagseigentum (17. Jahrhundert) seit dem Ende des 18. Jahrhunderts (in Naturrecht und Rechtsphi­loso­phie) die Lehre von dem →geistigen Eigentum („Person-Eigentum an Leis­tungen als Auswir­kung des Rechtes der Persönlichkeit“), die sich in dem 19. Jahrhundert nach englisch-französischem Vorbild (Eigen­tums­­the­orie John Lockes, 1710 Statute of Anne (http://www.koeblergerhard.de/Fontes­/StatuteofAnne1710.htm), Frankreich 1791, 1793, intellectual property, propriété intellec­tuelle) für einige Zeit durchsetzt (Württemberg Gewerbe­ordnung 1828, Preußen Gesetz zu dem Schutz des Eigentums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck 11. 6. 1837, gemeinsame Grundsätze der Bundesversamm­lung des Deutschen Bundes von dem 7. 11. 1837, Nord­deutscher Bund 1870, Urheberrechts­gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches von dem 11. Juni 1870, Gesetze betreffend den Schutz von Werken der Kunst und Photographie 1876, Patentgesetz 25. 5. 1877, Literaturur­hebergesetz von dem 19. Juni 1901 [Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst], Kunstur­heber­gesetz 1907, Schweiz 1883, Österreich 1895), bis sie in Deutschland durch den pandektistischen, auf körperliche Gegen­stän­de beschränkten Eigentumsbegriff (des Bürgerlichen Gesetzbuchs von 1896/1900) und die Vorstellung von Immatgerialgüter­rechten wieder verdrängt wird. Mit der Herausbildung eines freien Schrift­stellertums entsteht die Vorstellung eines Urhebervermögensrechts. Interna­tional be­deut­sam wird die Berner Übereinkunft (1866), nach der die beteiligten Staaten das inländische Recht des Leistungsschutzs auf die Angehörigen aller Teilnehmer­staaten erstrecken (1952 Weltur­heberrechts­abkommen, Ende 20. Jahrhunderts Agree­ment on Trade Related Aspects of Intellectual Property Rights). In dem 20. Jahrhundert wird der Schutz des Urhebers ausgedehnt (auf die Zeit bis 70 Jahre nach dem Tod). Allerdings bedarf rein tatsächlich der wirtschaftlich meist unerfahrene Urheber in der Regel zu der wirtschaftlichen Verwertung seiner Gedanken wirtschaftlich erfahrener, durch Vertrag viele der Rechte des Urhebers gegen Entgelt übernehmender Mittelsmän­ner (beispielsweise Verlag, der nach dem Verlagsvertrag die wirtschaftlichen Rechte des Autors durch ein Honorar von 5-10 Prozent des Ladenpreises des einzelnen verkauften Buches entgilt). 2019 werden die Rechte (vor allem) der Verwerter und (dadurch mittelbar letztlich auch) der Urheber auf Einkünfte gegenüber den Interessen der Allgemeinheit an niedrigen Buchpreisen in der Europäischen Union gestärkt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 184, 205, 218, 272; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StatuteofAnne1710.htm; Goerlitz, T., Die rechtliche Behandlung der gewerblichen Bildzeichen in Deutschland seit dem 14. Jahrhundert, ZRG GA 55 (1935), 216; Zycha, A., Beitrag zur Frühgeschichte des deutschen Erfinderrechts, ZRG GA 59 (1939), 208; Gieseke, L., Vom Privileg zum Urheberrecht, 1956; Gieseke, L., Die geschichtliche Entwicklung des deutschen Urheberrechts, 1957; Bappert, W., Wege zum Urheberrecht, 1962; Seemann, H., Volkslied und Urheberrecht, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1965; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,737, 3,3,3955; Vogel, M., Deutsche Urheber- und Verlagsrechtsgeschichte, 1978; Klingenberg, E., Vom persönlichen Recht zum Persönlichkeitsrecht, ZRG GA 96 (1979), 183; Bosse, H., Autorschaft ist Werkherrschaft, 1981; Hundert Jahre Urheberrechtsgesetz, 1983; Wadle, E., Die Entfaltung des Urheberrechts als Antwort auf technische Neuerungen, (in) Technikgeschichte 1985, 233; Woher kommt das Urheberrecht und wohin geht es?, hg. v. Dittrich, R., 1988; Wadle, E., Der Bundesbeschluss vom 9. November 1837 gegen den Nachdruck, ZRG GA 106 (1989), 198; Bülow, M., Buchmarkt und Autoreneigentum, 1990; Wadle, E., Savignys Beiträge zum Urheberrecht, (in) Grundfragen des Privatrechts, 1990, 95; Wadle, E., Zur Geschichte des Urheberrechts in Europa, (in) Entwicklung des europäischen Urheberrechts, 1989; Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, hg. v. Beier, F., Bd. 1f. 1991; Kaller, P., Druckprivileg und Urheberrecht, 1992; Die Notwendigkeit des Urheberrechtsschutzes, hg. v. Dittrich, R., 1991; Historische Studien zum Urheberrecht, hg. v. Wadle, E., 1993; Schulze, E., Geschützte und ungeschützte Noten, 1995; Gieseke, L., Vom Privileg zum Urheberrecht, 1995; Wadle, E., Geistiges Eigentum, Bd. 1f. 1996ff.; Püschel, H., Die Parsifal-Frage, ein rechtshistorisches Phänomen, ZRG GA 113 (1996), 307; Ellins, J., Copyright Law, Urheberrecht, 1997; Materialien zum Urheber­rechtsgesetz, hg. v. Schulze, M, Bd. 1f. 2. A. 1997; Kurz, P., Die Geschichte des Arbeitnehmer­erfinderrechts, 1997; Wadle, E., Preußische Pri­vilegien, (in) Musik und Recht, 1998, 85; Schack, H., Die ersten Urheberrechtsgesetze in den Vereinigten Staaten von Amerika 1783-1786, (in) UFITA 136 (1998), 219; Seville, C., Literary Copyright Reform in Early Victorian England, 1999; Sherman, B./Bently, L., The Making of Modern Intellectual Property Law, 1999; Wadle, E., Das Scheitern des Frankfurter Ur­heberrechtsentwurfes von 1819, (in) UFITA 138 (1999), 153; Kurz, P., Weltgeschichte des Erfindungsschutzs, 2000; Nomine, R., Der königlich preußische lite­rarische Sachverständigen-Verein, 2001; Kawohl, F., Urheberrecht der Musik in Preußen, 2002; Maracke, C., Die Entstehung des Urheberrechtsgesetzes von 1965, 2003; Schriks, C., Het kopijrecht, 2004; Schickert, K., Der Schutz literarischer Urheberschaft im Rom der klassischen Antike, 2004; Meyer, S., Bemühungen um ein Reichsgesetz gegen den Büchernachdruck, 2004; Dulken, S. van, Ideen, die Geschichte machten, 2004; Müller, L., Das Urheberpersönlichkeitsrecht, 2004, Vogt, R., Die urheberrechtliche Reformdiskussion in Deutschland während der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, 2004; Vogel, F., Urheber- und Erfinderrechte im Rechtsverkehr, 2004; Bandilla, K., Urheberrecht im Kaiserreich, 2005; Balogh, E., Der Einfluss des deutschen Rechtes auf den ersten ungarischen Gesetzentwurf zum Urheberrecht, ZRG GA 123 (2006), 305; Gergen, T., Das württembergische Privilegiensystem gegen den Büchernachdruck, (in) UFITA 2006, 189; Feld, A., Das bayerische Gesetz zum Schutz des Eigentums an Erzeugnissen der Literatur und Kunst gegen Nachdruck vom 15. 04. 1840, 2007; Wadle, E., Urheberrecht zwischen Gestern und Morgen, 2007; Gergen, T., Die Nachdruckprivilegienpraxis Württembergs im 19. Jahrhundert, 2007; Löhnig, M., Vom Schrifteigentum - das erste deutsche Urheberrecht in Art. 577da-dh des badischen Landrechts, (in) UFITA 1997, 783ff.; Gergen, T., Zum Urheberrecht Hannovers im 18. und 19. Jahrhundert, ZRG GA 125 (2008), 181; Köbler, G., Vom Urheber und Patent zum Urheberrecht und Patentrecht, (in) FS E. Wadle, 2008; Mohnhaupt, H., Zur Entstehung der Rechtsdisziplin Urheberrecht im 19. Jahrhundert, (in) Grundlagen und Grundfragen des geistigen Eigentums, hg. v. Pahlow, L. u. a., 2008, 131; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Löhr, I., Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte, 2010; Flechsig, N., Der englische Bach aus Leipzig und das erste Urheberrechtsgesetz der Welt, (in) UFITA 2010, 445; Reuß, R., Naturrecht oder positi­vistisches Konzept. Die Entstehung des Urheber­rechts im 18. Jahrhundert in England und den Vereinigten Staaten von Amerika, 2010; Höffner, E., Geschichte und Wesen des Urheberrechts, 2010, 2. A. 2011; Wadle, E., Beiträge zur Geschichte des Urheberrechts, 2012; Birnhack, M., Colonial Copyright, 2012; Dressel, F., Neue Strukturen für den Schutz geistigen Eigentums im 19. Jahrhundert, 2013; Neurauter, S., Das Bauhaus und die Verwertungsrechte, 2013; Fitzgerald, B. u. a., A Short History of Copyright, 2013; Seifert, F., Kleine Geschichte(n) des Urheberrechts, 2014; Dommann, M., Autoren und Apparate – Die Geschichte des Copyrights im Medienwandel, 2014; Wolf, J., Aspekte des Urheberrechts bei Carl Maria von Weber, Albert Lortzing und Otto Nicolai, 2015; Pfaffendorf, R., Die Strafbarkeit grenzüberschreitender Verletzungen von Rechten am geistigen Eigentum innerhalb der Europäischen Union, 2018; Geschichte und Zukunft des Urheberrechts, hg. v. Meder, S., 2018; Reinhold, N., Die Entwicklung des Urheberrechts unter besonderer Berücksichtigung der höchstrichterlichen Rechtsprechung von 1870 bis 1910, 2018; Urheberrecht im Wandel der Zeit – Symposium Norbert P. Flechsig, hg. v. Verwertungsgesellschaft, 2018; Fischer, U., Kurt Weill und das Urheberrecht, 2018; Sohns, C., Lizenzen in der Urheberkette, 2018; Jacobsen, J., Die urheberrechtlich relevante Parodie, 2020; Urheberrecht, hg. v. Loewenheim, U. u. a., 6. A. 2020; Geschichte und Zukunft des Urheberrechts II, hg. v. Meder, S., 2020; Burda, M., Die Zweckbindung im Urhebervertragsrecht, 2020

Uri (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Ort an dem Vierwaldstättersee, der 732 erstmals erwähnt wird und dem König Heinrich (VII.) die Reichsunmittelbarkeit bestätigt. 1291 schließt sich Uri mit →Schwyz und Unterwalden gegen →Habsburg zusam­men und ist damit ein Urkanton der →Schweiz. In ihm wird die Lands­gemeinde 1928 durch Urwahlen ersetzt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Das Schlacht­jahrzeit von Uri, hg. v. Wymann, E., 1916; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Arnold, G., Die Korporation Ursern, 1990; Stadler-Planzer, H., Geschichte des Landes Uri, Teil 1 1993

Urkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 790 belegt) ist die verkörperte Gedanken­erklärung, die allge­mein oder für Eingeweihte verständlich ist, den Aussteller erkennen lässt und zu dem Beweis einer rechtlich erheblichen Tat­sache geeignet und bestimmt ist bzw. das unter Beobachtung bestimmter Formen ausge­fertigte und beglaubigte Schriftstück über Vorgänge rechtserheblicher Natur (Ahas­ver von Brandt). Da die Urkunde die Schriftlichkeit voraussetzt, fehlt sie den Germanen in Gegensatz (zu altorien­talischen Kulturen und) zu den Römern, bei denen sie (lat. [N.] instrumentum) als Zeugenurkunde (lat. [F.] testatio, daneben attestatio, lat. [F.], Bezeugung, Bescheinigung, (1. Hälfte 5. Jahrhundert n. Chr.]) auf Wachsdoppeltäfelchen in objektiver d. h. dritter Person gehaltener Fassung oder seit dem 2./1. Jahrhundert v. Chr. nach griechischem Vorbild als zeugenloses, eigen­händiges, subjektiv gefasstes Handschreiben (lat. [N.] chirographum) vielfach errichtet und durch Verdoppeln oder Zusammenfalten (Di­plom) vor Beschädigung oder Ver­fälschung geschützt wird. Später erschei­nen in Rom auch Anfänge gewerbs­mäßiger Ausstellung und öffentlicher Beurkundung. Fortgeführt in das Mittelalter wird die Urkunde durch die grundsätzlich Schriftlichkeit bewahrende Kirche. Die Zahl der erhaltenen merowingischen Urkun­den beträgt etwa 700, die der karolingischen etwa 10000, die der ottonisch-salischen etwa 3000, wobei die Königsurkunde (ca. 4000 in dem Früh­mittelalter) gegenüber der Privatur­kunde (fast 10000) zeitweise gänzlich vorherrscht. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts entsteht auch in dem Adel ein Interesse an der Schriftlichkeit von Rechtsgeschäften. Ge­gliedert ist jede Urkunde grundsätzlich in Protokoll (Invokation [Gottes], Intitulation [des Ausstellers], Inskription [Nennung des Empfängers], Sa­lutation [Gruß]), Kontext (Arenga [allgemeine Begründung der Ausstellung], Promul­gation [Verkündung}, Ereignisbericht [lat. narratio], Bitte um Urkunden­ausstellung, Dispositio [eigent­liches Rechtsgeschäft, Verfügung], Con­firmatio und/oder Pönformel, Beglaubi­gungsmittel [lat. corroboratio]) und Escha­takoll (Actum, Schlussdatierung, Aus­stel­lerunterschrift, Zeu­gen­unterschriften und die Schreiberformel [Rekognition], evtl. Gebetsformel). In dem 13. Jahrhundert nimmt die Zahl der Urkunden sehr zu, zumal die Schreibfähigkeit immer mehr verbreitet wird. Gegen das Ende des 13. Jahrhunderts wird auf Invokation, Arenga und Zeugen verzichtet, setzt sich die Volkssprache gegenüber dem Lateinischen durch und dringen Siche­rungsklauseln und Gewährleistungs­klauseln vor. In dem Druck veröffentlicht sind seit dem 17. Jahrhundert vor allem die älteren Urkunden in Urkun­denbüchern. Der Be­straf­ung der Urkun­den­fälschung dienen später besondere Strafvor­schriften.

Lit.: Köbler, DRG 6; Köbler, WAS; Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, hg. v. Wartmann, H., Bd. 1ff. 1863ff.; Brunner, H., Zur Rechtsgeschichte der römischen und germanischen Urkunde, Bd. 1 1880; Zeumer, K., Über den Ersatz verlorener Urkunden im fränkischen Reich, ZRG GA 1 (1880), 89; Posse, O., Die Lehre von den Privaturkunden, 1887; Hübner, R., Gerichtsurkunden der fränkischen Zeit, 1891; Vancsa, F., Das erste Auftreten der deutschen Sprache, 1895, Neudruck 1963; Erben, W./Schmitz-Kallenberg, L./Redlich, O., Urkundenlehre, 1907ff.; Redlich, O., Die Privatur­kunden des Mittelalters, 1911; Mitis, O. Frhr. v., Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen, 1912; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1f. 2. A. 1912, 4. A. 1968ff. (unv. Neudruck); Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911, Neudruck 1967; Urkunden zur Geschichte der Territo­rialverfassung, hg. v. Sander, P./Spangenberg, H., 1922f.; Steinacker, H., Die antiken Grundlagen der frühmittelalterlichen Privaturkunde, 1927; Corpus der altdeutschen Originalurkunden, begr. v. Wilhelm, F., Bd. 1ff. 1929ff.; Ketner, F., De oudste oorkonden van het klooster Bethlehem bij Doetinchem, 1932; Santifaller, L., Urkundenforschung, 1937; Honsel­mann, K., Von der carta zur Siegelurkunde, 1939; Vienken, T., Die Geltungsdauer rechtlicher Do­kumente, 1941; Meisner, H., Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit, 2. A. 1952; Oppermann, O., Rheinische Urkundenstudien, 1951; Chartae latinae antiquiores, hg. v. Bruckner, A., Bd. 1ff. 1954ff., Neuere Editionen mittelalterlicher Königs- und Papsturkunden, (bearb.) v. Santifaller, L., 1958; Tessier, G., Diplomatique royale française, 1962; Hofmann, S., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180/1214 bis 1255/1294, 1967; Zinsmaier, P., Die Urkunden Philipps von Schwaben und Ottos IV. (1198-212), 1969; Hlaváček, I., Das Urkunden- und Kanzleiwesen des böhmischen und römischen Königs Wenzel (IV.) 1376-1419, 1970; Chaplais, P., English royal documents, 1971; Fichtenau, H., Das Urkundenwesen in Österreich vom 8. bis zum frühen 13. Jahrhundert, 1971; Matzinger-Pfister, R., Paarformel, Synonymik und zweisprachiges Wortpaar, 1972; Classen, P., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977; Traditiones Wizenburgenses, hg. v. Doll, A., 1979; Zimmermann, H., Papsturkunden, Bd. 1ff. 1984ff.; Silagi, G., Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter, 1984; Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden bis 1250, hg. v. Rück, P., 1985 (rund 11000 Urkunden); Frenz, T., Papsturkunden, 1986, 2. A. 2000; Fotografische Sammlungen mittelalterlicher Urkunden in Europa, hg. v. Rück, P., 1989; Die Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren, bearb. v. Hoffmann, H., 1991; Keynes, S., A Handlist of Anglo-Saxon Charters, 1991; Tropper. P., Urkundenlehre in Österreich, 1994; Kortüm, H., Zur päpstlichen Urkundensprache, 1995; Die Urkunden der Kaiserin Konstanze, hg. v. Kölzer, T., 1990; Habscheid, S., Die Kölner Urkundensprache des 13. Jahrhunderts, 1997; Weiß, P., Frühe Siegelurkunden in Schwaben (10.-12. Jahrhundert), 1997; Gröschler, P., Die tabellae-Urkunden aus den pompejanischen und herkulanensischen Urkundenfunden, 1997; Chartae latinae antiquiores, Serie 2 (ab 800), hg. v. Cavallo, G. u. s., Bd. 51ff. 1997ff.; Kölzer T., Merowingerstudien, Bd. 1f. 1998f.; Typologie der Königsurkunden, hg. v. Bistricky, J., 1998; Papst­urkunde und europäisches Urkundenwesen, hg. v. Herde, P. u. a., 1999; Urkunden und Urkun­denformulare im klassischen Altertum und in den orientalischen Kulturen, hg. v. Khoury, R., 1999; Hellmann, M., Tironische Noten in der Karolingerzeit, 1999; Schuler, P., Die spätmittel­alterliche Vertragsurkunde, 2000; Die Urkunden der Merowinger, hg. v. Kölzer, T., 2001; Heinz, K., Monasterium.net - Auf dem Weg zu einem europäischen Urkundenportal, (in) Regionale Urkundenbücher hg. v. Kölzer, T. u. a., 2010; Scharfenberg, S., Die Entstehungsgeschichte des Beurkundungsgesetzes vom 28. August 1969, 2003; La diplomatica dei documenti giudiziari, hg. v. Nicolaj, G., 2004; Schulze, H., Die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu, 2006; Vogtherr, T., Urkundenlehre, 2008; Zehetmayer, R., Urkunde und Adel, 2009; Krafft, O., Bene valete, 2009; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Schulze, U., Studien zur Erforschung der deutschsprachigen Urkunden des 13. Jahrhunderts, 2011; Schieffer, R., Die älteste Originalurkunde auf deutschem Boden, (in) Hess. Jb. für LG 61 (2011), 1 (Pippin 760 für Fulda); Küsters, U., Marken der Gewissheit, 2012; Mersiowski, M., Die Urkunde in der Karolingerzeit, 2012; Weileder, M., Spätmittelalterliche Notarsurkunden, 2018; Die Urkunde, hg. v. Stieldorf, A., 2019

urkunden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eine Urkunde herstellen

Urkundenbeweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Beweis einer Behauptung durch eine (echte) →Urkunde. Die Urkunde ist bereits in dem römischen Recht Beweismittel in einem Rechtsstreit und nimmt diese Stellung auch seit dem Frühmittelalter ein. Dabei gilt die Königsurkunde als unscheltbar. Mit der Zunahme der Urkunden wächst deren Be­deutung im Verfahren weiter. Besonderen Be­weis­wert erlangen dabei notarielle Urkunden oder später allgemein öffent­liche Urkunden. S. Google

Lit.: Kaser § 84 I 2c; Kroeschell, DRG 1, 2; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Schultze, A., Zur Lehre vom Urkundenbeweise, Zs. f. d. Privat- und öffentliche Recht 22 (1894); Mayer-Homberg, E., Beweis und Wahrscheinlichkeit, 1921; Schlosser, H., Spätmittel­alterlicher Zivilprozess, 1971

Urkundenbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem 19. Jahrhundert die moderne wissenschaftliche Ausgabe älterer →Urkunden eines bestimmten Bereichs (Stadt, Land, Verband u. s. w.) in einem Buch (beispielsweise der Königsurkunden [Diplomata] in den [lat.] Monumenta [N.Pl.] Germaniae Historica).

Lit.: Köbler, DRG 6; Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, hg. v. Boetticher, M. v., 1987; Köbler, G., Einfache Bibliographie europäisch-deutscher Rechtsgeschichte, 1990, 16, 23, 24, 25; Urkundenbuch des Klosters Wülfinghausen, hg. v. Hager, U., Bd. 1f. 1990ff.; Stand, Aufgaben und Perspektiven territorialer Urkundenbücher im östlichen Mitteleuropa, hg. v. Irgang, W./Kersken, N., 1998; Urkundenbuch des Zisterzienserklosters Altzelle, Teil 1ff. 1162ff., bearb. v. Graber, T., 2006ff.; Urkundenbuch des Klosters Medingen, hg. v. Homeyer, J., 2006

Urkundenfälschung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittellters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Herstellung einer unechten Urkunde, die Verfälschung einer echten Urkunde oder der Gebrauch einer unechten oder verfälschten Urkunde in dem Rechtsverkehr. Etwa die Hälfte der me­rowingischen Urkunden ist ebenso unecht wie das bekannte →(lat.) privilegium (N.) maius (größeres Privileg) Rudolfs IV. von Habsburg für Österreich von 1358/1359. Seit 1198 wendet sich die Kirche entschieden gegen Urkundenfälschung. Später wird die Urkundenfälschung ein Straftat­bestand.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Hirsch, H., Urkundenfälschungen aus dem regnum Arelatense, 1937; Herde, P., Römisches und kanonisches Recht bei der Verfolgung des Fälschungsdelikts, (in) Traditio 21 (1965), 291; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1988; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Rojas. L., Dogmengeschichte der Urkunden­fäl­schung, (in) Grundlagen und Dogmatik des gesamten Strafrechtssystems (FS W. Frisch,) 2013, 925

Urkundenlehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Diplomatik) →Urkunde

Lit.: Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1f. 2. A. 1912, Neudruck 1968

Urkundenschelte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Frühmittelalter die Behauptung, eine von einem anderen vorgelegte Urkunde (Privaturkunde) sei falsch. In dem Rechtsstreit kommt es dann zu der Eidesleistung oder zu dem Zweikampf. Unscheltbar, aber nicht zugleich unangreifbar, ist die Königsurkunde. S. Google

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973

Urlaub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ursprünglich allgemein die Erlaubnis, seit dem 19. Jahrhundert die (erlaubte,) meist von dem Arbeitgeber bezahlte arbeitsfreie Arbeitszeit. Der Umfang von Urlaub ist in besonderen Ge­setzen, Tarifver­trägen und Einzelverträgen geregelt und umfasst meist 4 bis 6 Wochen in jedem jeweiligen Jahr. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 273; Leinemann, W./Linck, R., Urlaubsrecht, 1995

Ursache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Grund, Voraussetzung

Urschwabenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Schwabenspiegel

Lit.: Urschwabenspiegel, hg. v. Eckhardt, K., 1975

Urschweiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Schweiz

Lit.: Oechslin, M., Die Markgenossenschaften der Urschweiz, 1941

Ursprung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Herkunft

Urteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [Urtheil] – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die gerichtliche, vor allem in neueren Zeiten einer besonderen Form bedürftige Entscheidung. Das Urteil fällt in dem altrömischen Zivilverfahren grundsätzlich der Richter (lat. [M.] iudex), bei den Ge­r­manen die Volksversammlung und in dem Mittelalter die Gesamtheit der Schöffen (nicht dagegen der nur die Versammlung leitende Richter). In dem Frühmittelalter ist das Urteil dabei meist zweizüngig (vorläufig noch ergebnisoffen) und deshalb in seinem Ergebnis von dem Verlauf eines außerge­richtlichen Beweises abhängig. Seit der frühen Neuzeit verdrängt unter dem Einsluss der Kirche der gelehrte, grundsätzlich einzeln entscheidende Richter (Offizial) den Laienschöffen aus der Urteilsfällung. Das Urteil wird schriftlich und immer stärker förmlich festgelegt. In dem 19. Jahrhundert setzt der Liberalismus eine eingeschränkte Wiederbe­le­bung des Laien als Urteiler bzw. Laienrichter durch (Geschworenengericht, →Schwurge­richt u. s. w.). Seit dem Spätmittelalter ist das Urteil regelmäßig durch Appellation, später durch Berufung und Revision überprüfbar (Öst­erreich Berufung und Nichtigkeitsbe­schwer­de). Es bedarf deswegen seit der Neuzeit mehr und mehr einer Begründung (→Urteilsbegründung).

Lit.: Kaser §§ 54 II, 84 II, 87 I 8; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 34, 56, 70, 86, 116, 118, 155, 201, 202, 203; Köbler, WAS; Seyler, R./Barth, C., Urteil und Beschaydt, Bd. 1ff. 1604ff.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879, Neudruck 1973; Boden, F., Das Urteil im altnorwegischen Recht, ZRG GA 24 (1903), 1; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG GA 34 (1913), 44; Das älteste Urteilsbuch des holsteinischen Vier­städtegerichts 1497-1574, hg. v. Gundlach, F., 1925; Sohm, C., Die unbestimmte Verurteilung in Preußen, 1939; Erler, A., Sich selbst das Urteil sprechen, (in) Oberdeutsche Zeitschrift für Volkskunde 17 (1943), 143; Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, hg. v. Erler, A., Bd. 1ff. 1952ff.; Lübecker Ratsurteile, hg. v. Ebel, W., Bd. 1ff. 1958ff.; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsur­teilsbuch, 1961; Hülle, W., Das rechtsgeschichtliche Erscheinungsbild des preußischen Strafurteils, 1965; Landwehr, G., „Urteil fragen“ und Urteil finden, ZRG GA 96 (1969), 1; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Sellert, W., Zur Geschichte der rationalen Urteilsbegründung, (in) FS A. Erler, 1986, 97; Weitzel, J., Die Formel consilio et iudicio, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 573; Werkmüller, D., Et ita est altercatio finita, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 592; Maiwald, K., Die Herstellung von Recht, 1997; Meder, S., Urteilen, 1999; Urteilen/Entscheiden, hg. v. Vismann, C. u. a., 2005; Mangold, O., Iniuria iudicis, Diss. jur. Tübingen 2004; Schleif, T., Urteil – ungerecht. Ein Richter deckt auf, warum die Justiz versagt. 2019; Schenk, T., Vom Reichshofrat über Cocceji zu PEBB§Y [= Personalbedarfsberechnungssystem] – epochenübergreifende Überlegungen zu gerichtlichen Urteils- und Vergleichsquoten aus institutionengeschichtlicher Perspektive, ZRG GA 137 (2020), 91 (an dem Reichskammergericht Urteilsquote von nur einem Viertel, unter Samuel von Cocceji ab 1746 umfassende Veränderung der Justizkollegien Preußens); Meder, S., Rechtsmaschinen – Von Subsumtionsautomaten, künstlicher Intelligenz und der Suche nach dem „richtigen“ Urteil, 2020 (Peter Oestmann hat lange überlegt, ob er seine Buchbesprechung verfassen soll, aber es schließlich als wichtig empfunden, zu Plagiaten vielfältiger Art nicht zu schweigen)

urteilen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [urtheilen] – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Urteil fällen, Streit entscheiden

Urteiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der von dem Richter verschiedene Verfasser eines Urteils in dem mittelalterlichen Recht (→Rachinburge, Schöffe).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG GA 34 (1913), 440; Urteiler, Richter, Spruchkörper, hg. v. Amend-Traut, A. u. a., 2021

Urteilsbegründung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Angabe von Gründen für den Inhalt eines Urteils. Die Urteilsbegründung findet sich schon in dem römischen Altertum in etwa einem Drittel der von römischen Rechtskundigen überlieferten Fälle. In dem Mittelalter begegnet sie eher selten und wird von der Rechtslehre wegen der damit vergrößerten Gefahr der Angreifbarkeit eher abgelehnt. Seit der Neuzeit wird sie mehr und mehr (aus eigenem Interesse der Entschei­dungs­träger) ein selbverständlicher bzw. notwen­diger Bestandteil des Urteils (Reichskammer­ge­richt 1555, Reichsabschied 1654, Sachsen 1715, Preußen 1748/1793, Bayern 1818, Württemberg 1848), doch lässt sich hinterfragen, ob Rechtsdenker des 18. und 19. Jahrhunderts in einem Aufkommen einer Begründungspflicht um 1800 eine Neuerung sehen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 155; Brinkmann, R., Über die richterlichen Urteilsgründe, 1826; Gudian, G., Die Begründung in Schöffensprüchen, 1960; Horak, F., Rationes decidendi, 1969, 290; Die Entscheidungs­begründung, hg. v. Sprung, R. u. a., 1974; Brüggemann, J., Die richterliche Begründungs­pflicht, 1971; Sellert, W., Zur Geschichte der rationalen Urteilsbegründung, (in) FS A. Erler, 1986, 97; Harke, J., Argumenta Iuventiana- Entschei­dungsbegründungen eines hochklassischen Juristen, 1999; Kriechbaum, M., Urteilsbegründung in der mittel­alterlichen Rechtslehre, (in) Gedächtnisschrift J. Eckert, 2008, 505; Brom, C., Urteilsbegründungen im „Hoge Raad van Holland, Zeeland en West Friesland, 2008; Günzl, C., Eine andere Geschichte der Begründungspflicht – Sichtweisen des frühen 19. Jahrhunderts, 2021

Urteilsbestätigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der frühen Neuzeit in bestimmten Fällen notwendige Bestätigung eines Urteils durch den absoluten Landesherrn (beispielsweise hängt in Preußen in dem 18. Jahrhundert ein die Todesstrafe oder eine mindestens zehnjährige Gefängnis­strafe vorsehendes Urteil von der Be­stätigung des Staatsober­haupts ab). Das Urteil wird erst mit der Bestätigung voll wirksam. In dem 19. Jahrhundert wird die Urteilsbesträtigung beseitigt (Württemberg 1819).

Lit.: Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965, 255

Urteilserfüllung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Erfüllung eines Urteils. S. Google

Urteilserfüllungsgelöbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Frühmit­telalter das Versprechen der Prozesspartei, ein Urteil zu erfüllen. Bestand und Häufig­keit sind zweifelhaft.

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985

Urteilssammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem Hochmittelalter (Reichslandfriede von 1235) erkennbare Sammlung von Urteilen einzelner Gerichte (beispielsweise Lübeck, Ingelheim, Goslar, Halle). 1563 veröffentlicht Joachim →Mynsinger von Frundeck eine Sammlung von Urteilen des Reichskam­mergerichts (Gaill 1578, Carpzov für Leipzig und Dresden 1646, Mevius für Wismar). Dem folgen in dem 18. Jahrhundert Sammlungen der Urteile der meisten Ober­gerichte. In dem 19. Jahrhundert wird dies selbverständlich (preußische Gerichts­hö­fe 1828, Reichsgericht 1879ff.).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 144; Mynsinger von Frundeck, J., Singularium observationum ... centuriae quattuor, 1563; Franklin, O., Sententiae curiae regiae, 1870; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 427; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., Bd. 2 2 1976, 1343; Gehrke, H., Die privat­rechtliche Entscheidungsliteratur, 1974; Gedruckte Quellen der Rechtsprechung in Europa (1800-1945), hg. v. Ranieri, F., 1992; Mohnhaupt, H., Sammlung und Veröffentlichung von Recht­sprechung, (in) Geschichte der Zentraljustiz, 1994, 403

Urteilsschelte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und ind Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Behauptung der Rechtswidrigkeit des Urteils. Sie führt in dem Frühmittelalter vermutlich zu dem Zweikampf zwischen Urteilsverfasser und Urteils­schelter. Dies hält noch der Sachsenspiegel (1221-1224) für möglich, ohne dass die Rechtswirklichkeit entsprechende Fälle be­legt. Vielmehr ent­scheidet in dem Hochmit­telalter über die Urteilsschelte bereits das höhere Gericht bzw. in dem höchsten Gericht die Beratung unter allen Urteilern. In der frühen Neuzeit unterliegt die Urteilsschelte der Appellation und Läuterung bzw. später der Berufung und der Revision. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 116, 155; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879, Neudruck 1973; Gebauer, C., Studien zur Geschichte der Urteilsschelte, ZRG 17 (1896), 33; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Werkmüller, D., „Et ita est altercatio finita“, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 592; Kannowski, B., Zwischen Appellation und Urteilsschelte - Über das Rechtsdenken des Johann von Buch, ZRG GA 123 (2006), 110

USA (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen USA-Imperialismus und USA- Imperialist - nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vereinigte Staaten von Amerika, s. Google

usucapio, ūsūcapio,  lat., F., Ersitzung, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūsus, capere

Usucapio (lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die →Ersitzung des Eigen­tums nach zivilem Recht, von der später Sachen des (lat. [M.]) fiscus ausgenommen werden. Sie erfordert Eigenbesitz, gültigen Erwerbsgrund (lat. iusta causa [F.]), Zeitablauf und guten Glauben ([lat.] bona fides [F.]) des Erwerbers bezüglich be­stimmter Tat­sachen. In spätantiker Zeit wird die usucapio in dem Westen durch eine Verjährung von 40, später 30 Jahren verdrängt, während Justinian (527-565 n. Chr.) von usucapio in drei Jahren bei beweglichen Sachen und von (lat.) longi temporis praescriptio (F.) von 10 bzw. 20 Jahren bei Grundstücken spricht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 25 II, IV, 26 I 2, 27 I 3, 28 II 1b, 29 I 3b; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 40, 61

usucapio (F.) pro herede (lat.) Erbschafts­ersitzung (im altrömischen Recht)

Lit.: Köbler, DRG 23

usura, ūsūra,  lat., F.: nhd. Nutzung, Genuss, Zinsen, Interessen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.). s. latein_a_z.docx,  s. ūsus

usurae (lat. [F.Pl.]) Zinsen

usus, ūsus,  oesus, oisus, ussus, lat., M., Benutzung, Gebrauch, Anwendung, Verwendung, Verkehr, Ausübung, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūtī

Usus (lat. [M.], Benutzung, Gebrauch, Anwendung, [um 235-200 v. Chr.]) ist seit dem altrömischen Recht der Gebrauch beispielsweise des Ersitzenden. Lebt eine Frau ein Jahr mit einem Mann ununterbrochen in gültiger Ehe, so erlangt der Mann (durch usus) die Gewalt über sie (lat. uxor [F.] in manu). Verbringt sie vor Ablauf des Jahres drei Nächte außerhalb des Hauses, beginnt die Jahresfrist neu zu laufen. In dem klassischen römischen Recht wird usus zu einem beschränkten dinglichen Recht.

Lit.: Kaser §§ 19 II 1, 29 II, 58 V 2c; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 22, 25, 41; Diestelkamp, B., Reichs­weistümer als normative Quellen, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 281

ususfructus, ūsusfrūctus,  lat., M., Nutznießung, Nutznießung fremden Eigentums, Nutznießungsrecht, Gaius (um 159 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūsus (1), frūctus

Ususfructus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. der →Nießbrauch als ein zunächst höchst­persön­liches Nutzungsrecht zu der Versorgung abgeschichteter Familienmit­glieder, später als beschränktes dingliches Recht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 7 II 2, 22 II 3, 24 V 1, 27 II, 29 I, 59 II 7a, 60 II 4c; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 41; Heger, M., Der Nießbrauch in usus modernus und Naturrecht, 2004

Usus (M.) modernus pandectarum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist der zeitgenössisch-moderne Gebrauch der Pandekten in Europa in dem 16.-18. Jahrhundert (1495 Reichskammergerichtsordnung- 1794-1812 Allemeines Landrecht Preußens und Code civil Frankreichs und Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs oder -1831 Christian Friedrich von Glück, - in einem engeren Sinne zwischen 1600 und 1750 oder seit 1650 [1643 Conring, H., De origine iuris Germanici, Von dem Ursprung des deutschen Rechtes], Frühphase 16. Jahrhundert, Kernphase 1600-1750, Spätphase 1750-1800). Er passt in zeitlicher Parallele zu der Verselbständigung der Territorien gegenüber Reich und Kaiser das römische Recht in bewusster Lösung von der älteren Tradition den Bedürfnissen der frühen Neuzeit durch Ausscheiden, Verändern und Ergänzen an (beispielsweise Anerkennung des Grundsatzes Kauf bricht nicht Miete oder des Erbvertrags). Anscheinend tritt in ihm auch ein neues Verständnis von Rechtsgeltung zu Tage. Namengebend für diesen Zeitabschnitt ist ein Werk Samuel Stryks ([Lentzen 22. 11. 1640-Halle 23. 7. 1710,] 1690-1712 Specimen usus moderni pandectarum ad libros V priores, Ausdruck erstmals anscheinend verwendet von Samuel Stryk 1667). Bedeutende deutsche Juristen dieser Zeit sind →Conring, →Schilter, →Struve, →Stryk, →Thomasius, →Böhmer, →Heineccius, →Leyser, →Kreittmayr und →Höpfner sowie für die Spätphase vielleicht auch Hellfeld, Koch, Hofacker, Weber und Winckler. Nicht wirklich erfasst wird die Kanonistik, die bruchlos mit dem mittelalterlichen Recht verbunden bleibt. Die Anerkennung heimi­schen Rechtes bewirkt eine gewisse Na­tionalisierung des Rechtes. Rechtsquellenlehre und Rechtsanwendungspraxis des Usus modernus pandectarum sind (beispielsweise bei Conring, Schilter, Stryk, Struve, Heineccius und Höpfner) nicht einheitlich, wobei die Begründung der Geltung oder des Vorrangs des römisch-gemeinen Rechtes auf verschiedenen Wegen erfolgt. Neben dem Usus modernus pandectarum entsteht die Vorstellung eines →Vernunftrechts als eines modernen →Naturrechts. S. Google

Lit.: Kaser § 1 III 3; Kroeschell, DRG 3; Molitor, E., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 1949 (fortgesetzt v. Schlosser, H.); Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 2. A. 1975, 9. A. 2001, 10. A. 2005; Wiegand, W., Studien zur Rechts­anwen­dungslehre, 1977; Schröder, J., Wissenschafts­theorie, 1979; Hermann Conring, hg. v. Stolleis, M., 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechts­geschichte, 4. A. 1985; Usus modernus und Dogmengeschichte des Privatrechts, (in) Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages, hg. v. Simon, D., 1987, 233, 279; Wesener, G., Die privatrechtlichen Normen des usus modernus, (in) Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages, 1987, 279; Voppel, R., Der Einfluss des Naturrechts auf den usus modernus, 1996; Brauneder, W., Europäisches Privatrecht, 1997; Landau, P., Methoden des kanonischen Rechtes in der frühen Neuzeit, (in) ZNR 21 (1999), 7; Willoweit, D., Der usus modernus oder die geschichtliche Begründung des Rechts. Zur rechtstheoretischen Bedeutung des Methodenwandels im späten 17. Jahrhundert, (in) Die Begründung des Rechts als historisches Problem, hg. v. Willoweit, D., 2000, 229; Wesener, G., Ius Romanico-Germanicum – zur Rechtsquellenlehre des usus modernus pandectarum, (in) Meditationes de iure et historia, 2014, 1031; Wittmann, P., Der da sein Practic auß Teutschen Tractaten will lernen, 2015; Wesener, G. Zur Spätphase des usus modernus pandectarum (in) Legal Roots 4 (2015) 11ff.

uti, ūtī,  oetī (ält.), lat., V., Gebrauch machen, gebrauchen, anwenden, benutzen, sich bedienen, Plaut., XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *itā, V., gehen, s. idg. *ei- (1), *h₁ei-, *i̯ē-, V., gehen

utilis, ūtilis, oetilis, oitilis, lat., Adj., zuträglich, brauchbar, tüchtig, tauglich, dienlich, nützlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūtī

Utilitarismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Nützlichkeitslehre (Benthams 1748-1832 und Mills)

Lit.: Kaser § 36 II 4; Köbler, DRG 63, 65, 166; Teubner, W., Kodifikation und Rechtsreform in England, 1974

utilitas, ūtilitās, lat., F., Brauchbarkeit, Nützlichkeit, Tauglichkeit, Zuträglichkeit, Vorteil, Nutzen, Interesse, Glück, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūtilis, s. ūtī, Nützlichkeit (des dienenden Grundstücks für das herrschende (Grundstück) bei einer →Dienstbarkeit des römischen Rechtes)

Lit.: Kaser § 28 I 3

Utilität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Nützlichkeit

Utilitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Nützlichkeitsgrund­satz (beispielsweise haftet die durch ein Rechtsverhältnis weniger begünstigte Partei nur für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit

utlagr ([anord.] Adj.) rechtlos

Utopie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt unt in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische und das teilweise nicht weiter erklärbare Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) [nirgendwo als Wirklichkeit bestehende] Wunschvorstellung) ist in dem Staats­­­recht die Vorstellung eines alle Fragen menschlichen Zusammenlebens bestmöglich lösenden Gemeinwesens.

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 733; Morus, T., De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia, 1516; Zippelius, R., Geschichte der Staatsideen, 9. A. 1994, 10. A. 2003; Seibt, F., Utopia, 1972; Ahrbeck, R., Morus, Campanella, Bacon, 1977; Literarische Utopien von Morus bis zur Gegenwart, hg. v. Berghahn, K. u. a., 2. A. 1986; Kreyssig, J., Die Utopien des Thomas Morus, 1988; Winiarczyk, M., Die hellenistischen Utopien, 2011; Schölderle, T., Geschichte der Utopie, 2012; Ahlheim, H., Ex machina – Die Gestaltung der Utopie in der Arbeitswelt des britischen Frühsozialisten Robert Owen, (in) HZ 311 (2020) 37

utopisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische und das teilweise nicht weiter erklärbare Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unwirklich, unvorstellbar

Utrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die an dem Ort der römischen Militärstation (lat.) (ultra) Traiectum (M.) ad Rhenum (Übergang an dem Rhein) ent­stehende Stadt, die in dem 8. Jahrhundert Sitz eines Bischofs wird. 1579/1648 löst sich Utrecht mit der Union der Niederlande von dem Heiligen römischen Reich. 1636 wird eine Uni­versität in Utrecht errichtet. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Enklaar, T., Het landsheerlijk bestuur in het sticht Utrecht, 1922; Avis, J., De directe belastingen in het sticht Utrecht, 1930; Mulders, H., Das Archidiakonat im Bistum Utrecht, 1943; Immink, P., De wording van staat en souvereiniteit, 1942; Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Doeleman, F., De Heerschappij van de Proost van Sint Jan, 1982; Große, R., Das Bistum Utrecht, 1986; Rechtsgeleerd Utrecht, hg. v. Bergh, G. van den, 1986; Ahsmann, M., Bibliographie van hoogleraren, 1993; Kuys, J., Kerkelijke organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004; Dhondt, F., Balance of Power and Norm Hierarchy, 2015; La Diplomatie-monde, hg. v. Bely, L. u. a., 2019

UWG (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die übliche Abkürzung für das 1896 geschaffene deutsche Gesetz gegen den →unlauteren Wettbewerb.

Lit.: Köbler, DRG 176, 218

uxor, lat., F.,Ehefrau, Gattin, Gemahlin, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯egᵘ̯-, *ū̆gᵘ̯-, Adj., V., feucht, netzen

Lit.: Köbler, DRG 22; Eggenstein, A., Uxor und Feme Covert, 1995

V

Vacarius (Lombardei um 1120–England nach 1198) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Magister) um 1143 Rechts­berater des Erzbischofs von Canterbury bzw. um 1160 Rechtsberater des Erzbischofs von York. Er lehrt um 1170/1180 in Lincoln. In seinem (lat.) Liber (M.) pauperum (Buch der Armen) bietet er ergänzte Texte aus →Digesten und Codex. S. Google

Lit.: The Liber Pauperum of Vacarius, hg. v. Zulueta, F. de, 1927, Neudruck 1972; Stein, P., Vacarius and the Civil Law, (in) Church and Gouvernment in the Middle Ages, 1976, 119; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 246; Taliadoros, J., Law and Theology in Twelfth-Century England, 2006

vadimonium, vadimōnium, lat., N., Bürgschaftsanleitung, Erscheinen vor Gericht, Termin, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vas, s. in dem Mittelalter Wette

Lit.: Kaser § 82 I; Rodger, A., Vadimonium to Rome, ZRG RA 114 (1997), 160

vadium (lat. [N.]) Pfand, (mlat.) Wette

Valencia an dem Turia wird 138 v. Chr. von den Römern gegründet. Nach Einnahmen durch Westgoten (413) und Araber (714) wird es 1021 Vorort eines selbständigen Königreichs. Das 1102 wieder von den Mauren eroberte Valencia wird 1238 von →Aragonien gewonnen und 1309 mit ihm durch Personalunion verbunden. Seine Sonderrechte werden 1707 beseitigt. Die Stadt Valencia erhält 1502 eine Universität. →Furs de Valencia, s. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff. 2,2,274; Guinot, E., Els limits del regne, 1995; Hinojosa Montalvo, J., Diccionario de historia medieval del Reino de Valencia, 2002

Valentinian I. (Pannonien 321-bei Komárom in Ungarn 17. 11. 375) von 364 bis 375 Kaiser in Westrom, s. Google

Lit.: Schmidt-Hofner, S., Reagieren und Gestalten. Der Regierungsstil des spätrömischen Kaisers am Beispiel der Gesetzgebung Valentinians I., 2008

Valentinian III. ist der römische Kaiser (425-455), unter dem 426 n. Chr. das sog. Zi­tier­gesetz erlassen und 446 das eigen­händig geschriebene Testament zugelassen wird.

Lit.: Söllner § 19; Köbler, DRG 52, 60; Demandt, A., Die Spätantike, 1988

Valerische (lat.) provocatio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem altrömischen Recht die durch die (lat. [F.]) lex Valeria de provocatione (valerisches Gesetz über die Anrufung) ermöglichte Anrufung der →Volks­versammlung (Zenturiatkomitien) ge­gen ein Urteil in dem magistratischen Straf­verfahren.

Lit.: Köbler, DRG 20; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

Valin, René-Josué (La Rochelle 1695-1765) ist der Verfasser des ersten ausführlichen commentaire sur l’Ordonnance de la marine. S. Google

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2,1, 1977

Valois (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google nelegt , Sb., 1328-1498) →Kapetinger

valvassor (mlat. [M.]) Aftervassall, Grund­ei­gentümer (A. 11. Jahrhundert), Ritter

Lit.: Guilhiermoz, P., Essai sur l’origine de la noblesse, 1902; Keller, H., Adelsherrschaft, 1979; Menant, F., Campagnes lombardes au Moyen Age, 1993

Vandale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über Vandalus, lat., M. Vandale [98-115 n. Chr.] und das erschließbare Germnanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), Wandale ist der Angehörige des bei Plinius dem Älteren (um 23 v. Chr.-79 n. Chr.) erstmals erwähnten, in der Völker­wanderung wohl von der Ostsee 406/429 nach Nord­afrika ziehenden, vielleicht rund 80000 Ange­hörige zählenden, 455 Rom plün­dernden, 533/534 von →Byzanz unterworfenen, germanischen Volkes, wegen dessen Plünderung Roms 1794 während der französischen Revolution Abbé Henri Grégoire in Bezug auf die kulturfeindlichen Jakobiner das Wort Vandalismus verwendet.

Lit.: Schmidt, L., Geschichte der Wandalen, 1901; Diesner, H., Das Vandalenreich, 1966; Francovich Onesti, N., I Vandali, 2002; Castritius, H., Die Vandalen, 2007; Howe, T., Vandalen, Barbaren und Arianer, 2007; Berndt, G., Konflikt und Anpassung, 2007; Vössing, K, Das Königreich der Vandalen, 2014; Steinacher, R., Die Vandalen, 2016; Vössing, K., Das Vandalenreich unter Hilderich und Gelimer (523-534 n. Chr.), 2019

Vandalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert [1794] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Vandale

Vandalus, lat., M.: nhd. Vandale, Tac. (98-115 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, aus dem Germanischen, s. germ. *wandōn, sw. V., wenden; idg. *u̯endʰ- (1), V., drehen, winden, wenden, flechten, vgl. idg. *au̯- (5), *au̯ē-, V., flechten, weben

Vare (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mhd. [F.]) ist die in dem Hochmittelalter quellenmäßig bezeugte Gefahr, ein Verfahren durch bloßes Versprechen (beispielsweise bei Stot­tern, Husten) u. s. w. zu verlieren. Gegen diese vare (Gefahr) wird anscheinend der →Fürsprecher ge­schaf­fen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 116

Vasall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1170 [Rolandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Mittellateinische sowie das Gallische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Lehnsmann, Gefolgsmann?

Vasallität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Mittellateinische sowie das Gallische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) als (nach h. M.) personen­rechtliche Wurzel des Lehnsverhältnisses ist das ältere Verhältnis (zu kelt. gwas [M.] Knecht), bei dem nach einem Ergebungs­akt der Herr Schutz und Unterhalt des Vasallen gegen Gehorsam und Dienste (Heerfahrt und Hof­fahrt) gewährt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 84; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Krieger, K., Die Lehnshoheit, 1979; Kienast, W., Die fränkische Vasallität, 1990; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994; Deutinger, R., Seit wann gibt es Mehrfachvasallität?, ZRG GA 119 (2003), 78

vassus,  mlat., M., Diener, aus dem Gallischen, vgl. mir. foss, M. Diener, kymr. gwas, M., Diener, vgl. idg. *upo, *up, *eup, Adv., Präf., unten, hinauf, über

vassus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Gallische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat. [M.], 6. Jahrhundert) Vasall, Mann

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, LAW

Vater (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Vater­schaft um 1150 belegt) ist der Erzeuger eines Kindes. In der patriarchalischen Gesell­schaft steht der Vater als Hausvater oder Familienvater in dem Mittelpunkt der Familie. In einem Zweifelsfall wird als Vater vermutet (Vaterschaftsvermutung), wer der Mutter innerhalb der Empfängniszeit (300-180 Tage vor der Geburt) beiwohnt, doch kann die Vaterschaft mit der Va­terschaftsklage angegriffen werden. Bei dem unehelichen Kind gilt der Erzeuger zeitweise als nicht mit dem Kind verwandt (beispielsweise Bürgerliches Gesetzbuch § 1589 II, in dem Jahre 1969 aufgehoben). Umgekehrt kann die Stellung als Vater durch Adoption erlangt werden. Der Vater hat die väterliche Gewalt über das Kind. Sie wird in dem ausgehenden 20. Jahrhundert durch die elterliche Sorge bzw. Obsorge (Österreich 1989) ersetzt. →Familie

Lit.: Kaser § 60; Hübner 697ff.; Köbler, DRG 21; Salis, L., Beitrag zur Geschichte der väterlichen Gewalt nach altfranzösischem Recht, ZRG GA 7 (1886), 137; Engel, P., Die personenrechtliche Stellung des Vaters, 1939; Trier, J., Vater, Versuch einer Etymologie, ZRG GA 65 (1947), 232; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Ehlert, T., Haushalt und Familie, 1991; Lipp, M., Väterliche Gewalt, (in) ZNR 1993, 129; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Hinz, M., Mutter- und Vaterbilder im Familienrecht des BGB, 2014; Milanich, N., Paternity – The Elusive Quest for the Father, 2019

väterlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den Vater betreffend

väterliche Gewalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Vater

Vaterschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1150) Stellung als Vater eines Menschen

Vatikan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die nach dem Wohnsitz des →Papstes geprägte Kurzbezeichnung für die oberste Behörde der katholischen Kirche in Rom bzw. den Kirchenstaat (1929). In dem Vatikan ist das weltweit größte und bedeutendste Archiv (vatikanisches Archiv), dessen äl­tere Bestände allerdings in der Zeit nach 1240 zugrundegegangen bzw. nach 1368 ver­teilt worden sein dürften.

Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,135, 3,1,245, 3,2,2355, 3,3,3229; Krautheimer, R., St. Peter’s and Medieval Rome, 1985; Reese, T., Im Inneren des Vatikan, 1998; Rossi, F., Der Vatikan, 2004; Denzler, G./Jöckle, C., Der Vatikan, 2006; Augias, C., Die Geheimnisse des Vatikan, 2011; Johrendt, J., Die Diener des Apostelfürsten. Das Kapitel von St. Peter im Vatikan (11.-13. Jahrhundert), 2011

vatikanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den Vatikan betreffend (beispielsweise Konzilien [in dem Vatikan, 21. allgemeines Konzil 1869/1870, päpstlicher Primat, 22. allgemeines Konzil 1962-1965, Vorbereitung des Codex iuris canonici von 1983)

Vattel, Emer de (Couvet bei Neuenburg 25. 4. 1714-Neuenburg 28.12.1767), Pfarrers­sohn, wird nach dem Studium von Theo­logie, Philosophie und Naturrecht in Basel und Genf 1747 Vertreter Sachsens in Bern. 1758 veröffentlicht er (franz.) Le droit des gens (Völkerrecht), in dem er das Vernunftrecht auf das Völkerrecht anwendet (Nation, Beziehung zu anderen Nationen, Krieg, Wie­derherstellung des Friedens). S. Google

Lit.: Guggenheim, P., Emer de Vattel, 1956; Manz, J., Emer de Vattel, 1971; Grewe, W., Epochen der Völkerrechtsgeschichte, 1984; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Good, C., Emer de Vattel (1714-1767), 2011

Vaud →Waadt

Vazquez de Menchaca, Fernando (1512-1569) wird nach dem Studium der Rechte in Valladolid und Salamanca 1551 Professor in Salamanca, 1552 Richter, 1553 Finanzbe­amter und 1567 Domka­pitular in Sevilla. Er ist Spätscholastiker mit humani­stischen Zü­gen, der das moderne →Naturrecht vorbe­reitet. Er setzt sich für die Freiheit der Meere und für →subjektive Rechte ein. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 146; Carpintero, B., Del derecho natural medieval al derecho natural moderno, 1977; Seelmann, K., Die Lehre des Fernando Vazquez de Menchaca vom dominium, 1979

vectigal, vectīgal,  lat., N., Abgabe, Finanzeinnahme des Staates, Gefälle, Zoll (M.) (2), Steuer (F.), Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *u̯eg̑ʰ-, V., bewegen, ziehen, fahren Lit.: Kaser § 30 I

Vélez Sársfield, Dalmacio (1800-1875) wird nach dem Rechtsstudium in Córdoba Anwalt in Buenos Aires, Abgeordneter und Professor. 1857 wirkt er an dem argentinischen Código de Commercio maßgeblich mit. 1864ff. entwirft er ein Zivilgesetzbuch nach dem Vorbild Teixeira de Freitas‘. S. Google

Lit.: Chanetón, A., Historia de Vélez Sársfield, 1937; Levene, R., Manuel de Historia del Derecho Argentino, 5. A. 1985, 20

velle, lat., V., wollen (V.), willens sein (V.), begehren, wünschen, XII tab. (um 450 v. Chr.), Plaut., s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯el- (2), *u̯lei-, *u̯lēi-, *u̯lē-, V., wollen (V.), wählen, vgl. idg. *au̯- (7), *au̯ē-, *au̯ēi-, V., gern haben, verlangen, begünstigen

Veme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google unter Feme belegt, F.) →Feme

Lit.: Köbler, DRG 11, 117

vendere, vēndere,  bēndere, lat., V., verkaufen, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vēnus, dare

Venedig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) entsteht innerhalb vorgelagerter Lagunen an dem Nordende der Adria wohl auf Grund schon römischer Anfänge seit dem Einbruch der Langobarden nach Oberi­talien (568). Für den byzantinischen Exarchen von Ravenna übt ein 639 genannter (lat.) magister (M.) militum (Heermeister) die Herrschaft aus. Nach 751 verselbständigt sich Venedig trotz byzantinischer Oberhoheit unter einem gewählten Dogen (lat. [M.] dux, um 713-716) bis etwa 880. Seit dem 10. Jahrhundert ist ein besonderer (lat.) usus (M.) Venetorum (Brauch der Veneter) bezeugt. Zwischen 1130 und 1148 erscheint neben dem Dogen ein (lat.) consilium (N.) sapientium (Rat der Weisen), über das (bzw. den) der Doge bald von der tatsächlichen Entscheidungs­ge­walt ausge­schlossen wird. In dem 13. Jahrhundert wird Venedig Seehandelsgroßmacht. Ein großer Rat wählt auf Lebenszeit den Dogen und den die über die Signoria die wirkliche Herrschaft ausübenden kleinen Rat. Unter Ausschluss des Lehnswesens und unter Wahrung des Amtscharakters aller politischen Gewalt handelt eine adelige Ober­schicht in den wesentlichen Fragen als Einheit. 1338 beträgt der Zahl der Einwohner Venedigs etwa 110000. In dem Spätmittelalter erwirbt Venedig ein Herrschafts­gebiet auch auf dem Festland (sog. terra ferma). Die Eroberung Byzanzs durch die Türken, die Entdeckung Westindiens (Amerikas) und die Öffnung des Seewegs nach Indien verringern die Bedeutung Venedigs, dessen politischen Zustand Gasparo Contarini 1551 ausführlich darstellt. Seit dem 18. Jahrhundert wird Venedig Protektorat →Österreichs, an das es von 1797 bis 1805 und von 1815 bis 1866 gelangt (Lombardo-Venezianisches König­reich). Danach fällt es an →Italien. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gli statuti marittimi Veneziani fino al 1255, hg. v. Predelli, R. u. a., 1903; Battistella, A., La Republica di Venezia, 1921; Uhlirz, M., Die staatsrechtliche Stellung Venedigs zur Zeit Kaiser Ottos III., ZRG GA 76 (1959), 82; Eickhoff, E., Venedig, Wien und die Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Nehlsen-von Stryk, K., Die venezianische Seeversicherung, 1986; Fees, I., Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Rösch, G., Venedig und das Reich, 1982; Hellmann, M., Geschichte Venedigs, 3. A. 1989; Rösch, G., Der venezianische Adel, 1989; Rösch, G., Venedig im Spätmittelalter, 1991; Herz, D./Neumann, D., Das Hohelied der venezianischen Verfassung, (in) JuS 1997, 1146; Venedig und die Weltwirtschaft, hg. v. Stromer, W. v., 1999; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Dumler, H., Venedig und die Dogen, 2001; Fees, I., Eine Stadt lernt schreiben, 2002; Huse, N., Venedig, 2005; Hollberg, C., Deutsche in Venedig im späten Mittelalter, 2005; Chauvard, J., La circulation des biens á Venise, 2005; Venezia, hg. v. Winter, S., 2006; Eickhoff, E., Venedig - spätes Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Mathieu, C., Inselstadt Venedig, 2007; Landwehr, A., Die Erschaffung Venedigs, 2007; Judde de Larivière, C., Naviguer, commercer, gouverner, 2008; Bellavitis, A., Famille, genre, transmission à Venise, 2008; Brandes, J., Mare Venetianum, 2008; Fröhlich, M., Mysterium Venedig, 2010; Crowley, R., Venedig erobert die Welt, 2011; Bergdolt, K., Deutsche in Venedig, 2011; Gillen, N., Nur Gott vor Augen – Die Strafgerichtsbarkeit des Patriarchen von Venedig (1451-1545), 2014; Rando, D., Venezia medievale nella Modernità, 2014; Neumann, C., Venedig und Aragon im Spätmittelalter (1280-1410) 2017; Chauvard, J., Lier et délier la propriété – Tutelle publique et administration des fidéicommis à Venise auc derniers siècles de la Republique, 2018; Mackenney, R., Venice, 2019

Venetien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in in Google belegt, N.) ist das an der oberen Adria gelegene, von den Venetern besiedelte Gebiet. Seit dem 3. Jahrhundert sind die Veneter mit den Römern verbunden. In dem 14./15. Jahrhundert gelangt Venetien an Venedig, 1815 mit der Lombardei zu dem österreichischen König­reich Lombardo-Venetien. 1866 fällt es an →Italien.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,169, 3,2,2354, 3,3,3214; Gottsmann, A., Venetien 1859-1866, 2005 (mit Karte)

Venetus (1), Enetus, Henetus, lat., M., Veneter, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *u̯en- (1), *u̯enə-, *u̯enH-, V., streben, wünschen, lieben, erreichen, gewinnen, siegen

Venezia →Venedig

venia, lat., F., Gefälligkeit, wohlwollende Gesinnung, Gnade, Willfährigkeit, Nachsicht, Erlaubnis, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. venus (1), venerārī

venia (F.) aetatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Gunst des Alters (auf Wiederherstellung des früheren Zustands, lat. restitutio in integrum)

venire, venīre, lat., V., kommen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *gᵘ̯ā-, *gᵘ̯āh₂-, *gᵘ̯eh₂-, *gᵘ̯em-, V., kommen, gehen, geboren werden

Venire contra factum proprium (nemini licet) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Sich in Widerspruch zu seinem eigenen Verhalten (zu) begeben, (ist keinem erlaubt).

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Pseudoulpian, 3./4. Jahrhundert n. Chr., Digesten 1,7,25, pr., Azo, um 1150-um 1230, Brocardica sive generalia juris 10, 28)

venus, lat., F., Schönheit, Anmut, Liebreiz, Lieblichkeit, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯en- (1), *u̯enə-, *u̯enH-, V., streben, wünschen, lieben, erreichen, gewinnen, siegen

Venus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. venus) die römische Göttin der Liebe

ver (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, nicht ablösbares Präfix) Bedeutung anscheinend uneinheitlich (sich zu etwas verändern, zu etwas gemacht werden)

verarbeiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Arbeit umwandeln

Verarbeitung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1731, lat. [F.] specificatio, zu novam speciem facere) ist die Herstellung einer neuen beweglichen Sache durch Bearbeitung oder Umbildung eines oder mehrerer Stoffe (beispielsweise Backen von Brot aus Mehl, Salz, Wasser u. s. w.). In dem klassischen römischen Recht sprechen die Sabinianer das Ergebnis an der neuen Sache dem Eigentümer der alten Sache zu, die Prokulianer dem Verarbeiter, eine etwas jüngere vermittelnde Meinung dem Verarbeiter nur dann, wenn die Sache sich nicht mehr in den alten Zustand zurückführen lässt. Für den Rechtsverlust kann ein Wertausgleich verlangt werden. Die Verarbeitung als Eigentumserwerbsgrund mit Ausgleichs­pflicht wird in der Neuzeit aufgenommen.

Lit.: Kaser § 26 III; Hübner; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schermaier, M., Materia, 1992; Behrends, O., Die Spezifikationslehre, ZRG RA 112 (1995), 195; Reitz, M., Der Tatbestand der Verarbeitung, 1996; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

veräußern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google aufgenommen sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verkaufen, weggeben, übertragen (V.)

Veräußerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterrbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1418) ist die Weggabe eines Gegenstands an einen anderen, bei der meist eine →Übereignung stattfindet. Sie erfolgt schon früh (beispielsweise Tausch). Zu beachten sind Veräußerungsverbote.

Lit.: Kaser §§ 5 I, 23 II 2, 59 II, III; Kroeschell, DRG 1; Walliser, P., Die Zustimmungserklärung geistlicher Gemeinschaften zu Veräußerungsge­schäften, (in) FS 500 Jahre Solothurn, 1981; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Verb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über verbum, lat., N., Wort, Ausdruck, Rede, [116-27 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zeitwort

verbal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über verbalis, lat., Adj., zu dem Wort gehörig, Wort betreffend, [um 362 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mündlich, wörtlich

Verbalinjurie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (Versuch der) Beleidigung durch Wörter (beispielsweise Bezeichnung Esel, Idiot, Blödmann, Arschloch)

verbalis, verbālis, lat., Adj.: nhd. zum Wort gehörig, Wort..., Wort betreffend, Verbal..., Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. verbum

Verbalkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Verbalvertrag

Verbalvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht blegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verbalkontrakt) ist in dem römi­schen Recht der an die Verwendung bestimmter Wörter gebun­dene →Vertrag (beispielsweise Stipulation, Mit­gift­zu­sage, Dienst­ver­spre­chen des Freigelassenen).

Lit.: Kaser § 38 II 1b; Köbler, DRG 45

Verband (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist (auch) die Vereinigung von Personen zu einem bestimmten Zweck. Da die Familie als Verband angesehen wird, reicht der Verband zeitlich sehr weit zurück. Aus loseren Zusammenschlüssen entwickelt sich dabei allmählich die →juristische Person (19. Jahrhundert). Der Verband muss aber nicht in jedem Fall juristische Person sein (beispielsweise Gewerk­schaft).

Lit.: Köbler, DRG 121, 161; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Weber, A., Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit, 6. A. 1954; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Erdmann, M., Die verfassungs­politische Funktion der Wirtschaftsverbände in Deutschland 1815-1871, 1968; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schmidt, K., Einhundert Jahre Verbands­theorie im Privatrecht, 1987; Heuft. C., Spätantike Zwangs­verbände zur Versorgung der römischen Bevölkerung, 2013

verbannen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit einem Bann belegen (V.), verweisen, ausschließen

Verbannung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem älteren römischen und mittelalterlichen Recht mögliche Bestrafung mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft durch Vertreibung aus dem von dieser Gemeinschaft beanspruchten Gebiet.

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1; Schuster, P., Der gelobte Frieden, 1995

verbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) untersagen

verbinden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verknüpfen, vereinigen

verbindlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) verpflichtend, höflich

Verbindlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1390) Verpflichtung, Höflichkeit, Obligation

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Verbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] accessio) ist die schon in dem altrömischen Recht mögliche tatsächliche Vereinigung mehrerer Sachen verschiedener Eigentümer zu einer Einheit außerhalb eines Rechtsgeschäfts (beispielsweise Verwertung eines fremden Balkens bei einem Hausbau, Sonderfall, für den die actio de tigno iuncto gilt), bei der Eigentum durch den Eigentümer der Hauptsache erworben wird und der Eigentumsverlust des anderen (beispielsweise durch den doppelten Wert) auszugleichen ist. Bei Schaffung einer bloß zusammengesetzten Sache (beispielsweise Schiff), kann jeder Eigentümer Lostrennung der in seinem Eigentum verbleibenden Sache verlangen. Bei Verbindung einer beweglichen Sache mit einem Grundstück (beispielsweise Einpflanzen, Hausbau auf Grundstück, Anschwemmen) gilt der Grundsatz (lat.) superficies solo cedit (das Oberirdische folgt dem Grund). Die Verbindung wird mit dem römischen Recht später in dem deutschen Raum aufgenommen.

Lit.: Kaser § 26 III; Köbler, DRG 25; Die akademische Verbindung Austria Innsbruck, hg. v. Verein zur Erforschung der Geschichte des österreichischen Studententums, 2014; Weskamp, M., „Ehre – Frohsinn – Eintracht“ Corps Saxonia Göttingen (1840-1951), 2018

Verbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10./11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Anordnung, ein Verhalten zu unterlassen. Es findet sich schon früh (beispielsweise in dem →Bann des Königs). Erhebliche Bedeutung gewinnt das Verbot auch in den frühneuzeitlichen →Polizeiordnungen. Der Verstoß gegen ein Verbot kann mit →Strafe oder anderen nachteiligen Folgen bedroht werden. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 139; Willoweit, D., Gebot und Verbot im Spätmittelalter, (in) Hess. Jb. f. LG. 30 (1980), 94

Verbotsirrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Irrtum über die Rechtswidrigkeit bzw. das Verbotensein einer Tat. Der Verbotsirrtum wird in dem deutschen Strafrecht in dem 20. Jahrhundert entwickelt. Der unvermeidbare Verbotsirrtum schließt Strafe aus, der vermeidbare Verbotsirrtum ermöglicht die Strafmil­derung.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 264

Verbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Aufbrauchen, Vernichtung

verbrauchbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) aufbrauchbar

Lit.: Köbler, DRG 39

verbrauchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufbrauchen, vernichten

Verbraucher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) oder Konsument ist, wer ein verbrauchbares Erzeugnis eines Herstellers erwirbt. Der Verbraucher wird in dem 20. Jahrhundert als schutz­bedürftige Vielzahl von Rechtsunter­worfenen entdeckt und beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland durch das Wohnraumkündi­gungs­schutzgesetz (1971), das Gesetz zu der Regelung des Rechtes der allgemeinen Geschäftsbedingungen (1976), das Reisevertragsgesetz (1979), das Haustür­geschäftswiderrufsgesetz (1986) oder durch das Verbraucherkreditgesetz (1991) weitgehend hauptsächlich  vordergründig geschützt. § 13 BGB bestimmt an dem Ende des 20. Jahrhunderts den Verbraucher als natürliche Person, die ein Rechts­geschäft zu einem Zweck abschließt, der weder ihrer gewerblichen noch ihrer selbständigen beruflichen Tätigkeit zugerech­net werden kann. 2002 werden die meisten der Sondergesetze in das Bürgerliche Gesetzbuch (der Bundesrepublik Deutschland) eingefügt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 266; Geyer, R., Der Gedanke des Verbraucherschutzes im Reichsrecht, 2001; Xu, H., Zur Geschichte und zum Wesen des modernen Verbraucherschutzrechts, 2003; Stolte, S., Versandhandel und Verbraucherschutz, 2005; Delafontaine, R., Historians as Expert Judicial Witnesses in Tobacco Litigation, 2015; Rick, K., Die Gründung der Stiftung Warentest als „zweitbeste Lösung“?, (in) HZ 303 (2016), 426

Verbrauchsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Verbrauchssteuer bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf den Verbrauch eines Gutes (beispielsweise Tabak, Alkohol, Mineralöl, Mehl, Fleisch, Mineralwasser, Kleidung) gelegte Steuer. Allgemeine wichtige Verbrauchsteuer in dem 20. Jahrhundert ist die mit Hilfe der Unternehmer für den Staat eingezogene und damit in dem Preis der Ware eher verdeckte Umsatzsteuer als Mehrwertsteuer.

Lit.: Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992

verbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) brechen, nicht beachten

Verbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die rechtswidrige Tat, die mit einer bestimmten höheren Strafe (beispielsweise Freiheitsstrafe von einem Jahr und darüber) bedroht ist. Die wichtigsten Tatbestände der Verbrechen sind Mord, Totschlag, Raub, Diebstahl, Verbrechen gegen den Staat, Verbrechen gegen die Menschlichkeit u. s. w. Die Absonderung der Verbrechen aus der Gesamtheit der Straftaten in dem Zuge des 18. Jahrhunderts hat praktisch-systematische Gründe. Der Versuch eines Verbrechens ist in Deutschland stets strafbar. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 65, 119, 204, 264; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935; Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902; Quanter, W., Die Sittlichkeits­verbrechen, 8. A. 1925, Neudruck 1970; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Weber, H. v., Der Dekalog als Grundlage der Verbrechenssystematik, (in) FS W. Sauer 1949, 44; Radbruch, G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951; Recktenwald, W., Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung, 1956; Moos, R., Der Verbrechensbegriff in Österreich im 18. und 19. Jahrhundert, 1968; Wächtershauser, W., Das Verbrechen des Kindesmordes, 1973; Hagemann, H., Vom Verbrechenskatalog des altdeutschen Strafrechts, ZRG GA 91 (1974), 1; Maier-Weigt, B., Der materiale Rechts- und Verbrechensbegriff, 1987; Rückerl, A., NS-Verbrechen vor Gericht, 1982; Just-Dahlmann, B./Just, H., Die Gehilfen, 1988; Schüßler, M., Verbrechen im spätmittelalterlichen Olmütz, ZRG GA 111 (1994), 148; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe, ZRG GA 112 (1995), 1; Schmidhäuser, E., Verbrechen und Strafe, 2. A. 1996; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs, 1997; Evans, R., Tales from the German Underworld, 1998; Ludi, R., Die Fabrikation des Verbrechens, 1999; Crimes, pouvoirs et sociétés (1400-1800), hg. v. Dupont-Bouchat, M. u. a. 2003; Orte des Grauens, hg. v. Ueberschär, G., 2003; Greve, Y., Verbrechen und Krankheit, 2004; Müller, C., Verbrechensbe­käm­pfung im Anstaltsstaat, 2004; Siebenpfeiffer, H., Böse Lust, 2005; Baumann, I., Dem Verbrechen auf der Spur, 2006; Verbrecher im Visier der Experten, hg. v. Schauz, D. u. a., 2007; Schubert, E., Räuber, Henker, arme Sünder, 2007; Sprecher, T., Literatur und Verbrechen, 2011; Leone, F., Von der Lehre des „geborenenen“ Verbrechers zur modernen Hirnforschung, 2013; Revolten und politische Verbrechen zwischen dem 12. und 19. Jahrhundert, hg. v. Benedictis, A. de u. a., 2013; Kailer, T., Vermessung des Verbrechers – Die kriminalbiologische Untersuchung in Bayern – 1923-1945, 2014 e-book; Saatz, J., Vergiftungsfälle in Wissenschaft, Justiz und Öffentlichkeit, 2018

Verbrechenskonkurrenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Konkurrenz von Straftatbeständen bei der Vestrafung des einzelnen Täters →Konkurrenz

Verbrecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Täter eines Verbrechens

verbrennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Feuer vertilgen

Verbrennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das Vernichten durch Feuer oder Brand sowie besonders die durch Feuer vollzogene Todesstrafe. Sie ist bereits dem römischen Recht bekannt. Verbrannt werden bis in die Neuzeit beispielsweise Zauberer, Hexen oder Sittlichkeitsverbrecher.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Behringer, W., Mit dem Feuer vom Leben zum Tode, 1988

verbum, lat., N., Wort, Ausdruck, Rede, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯er- (6), V., sagen, sprechen

verbum (N.) regis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Wort des Königs, Huld, Schutz

Verdacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstrafe und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Vermutung

verdächtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch dewr deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vermutungsweise schuldig

verdächtigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) vermutungsweise beschuldigen

Verdächtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Bildung eines Verdachts beispielsweise der Durchführung einer Straftat durch einen Menschen. Die Äußerung einer wahrheitswidrigen Verdächtigung ist in Deutschland seit 1870 strafbar. Seit 1933 genügte für Strafbarkeit Leichtfertigkeit, seit 1969 ist wieder Vorsatz erforderlich.

Lit.: Bernhard, L., Falsche Verdächtigung (§§ 164, 165 StGB) und Vortäuschen einer Straftat (§ 145d StGB), 2003

Verdachtsstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bei bloßem Verdacht einer Straftat verhängte, wegen des fehlenden sicheren Tatnachweises milder ausfallende Strafe. Nach gewissen älteren Ansätzen (Gaill, Berlich) wird die Verdachtsstrafe bei Carpzov (1595-1666) als Über­nahme aus dem ita­lienischen Recht sichtbar (in München genugsamer Verdacht 1615 erwähnt). Sie wird als eine Art außerordentlicher Strafe etwa bei dem Widerruf eines Geständnisses verhängt. Die Aufklärung bekämpft die in dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts verschwindende Verdachtsstrafe (lat. →in dubio pro reo). In der Gegenwart ist sie rechtswidrig, doch werden Menschen wohl auch je nach Überzeugung des Gerichts bei fehlendem sicheren Nachweis der Tat bestraft. S. Google

Lit.: Carpzov, B., Practica nova, 1652; Holtappels, P., Die Entwicklung der Geschichte des Grundsatzes „in dubio pro reo“, 1965; Schaffstein, F., Verdachtsstrafe, außerordentliche Strafe und Sicherungsmittel, (in) Z. f. d. ges. Strafrechtswiss. 1989, 493; Balogh, E., Die Verdachtsstrafe, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1993; Thäle, B., Die Verdachtsstrafe, 1993; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Schulz, L., Normiertes Misstrauen, 2001; Schulz, L., Die praesumtio innocentiae, ZRG GA 119 (2002), 193; Balogh, E., Die Verdachtsstrafe in Deutschland in dem 19. Jahr­hun­dert, 2009

Verden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutsceh Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an der Aller, 810 erstmals als Ferdi (Furt) erwähnt, ist vielleicht seit etwa 785 Sitz eines von König Karl dem Großen gegrün­deten Bistums. Es schließt sich 1566 der Reformation an. Sein kleines weltliches Herrschaftsgebiet fällt von 1648 bis 1712/1719 an Schweden. Danach gelangt es über Han­nover an Preußen (1866), das Deutsche Reich (1871) und 1946 bei der Aufteilung Preußens an Niedersachsen. S. Google

Lit.: Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Bd. 1ff. bearb. v. Mindermann, A., 2001ff.; Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002

Verdroß, Alfred (Innsbruck 22. 2. 1890-27. 4. 1980) wird 1924 Professor für Völkerrecht, Rechtsphilosophie und internationales Privat­recht in Wien. Er setzt sich dabei für eine universale Sicht des Rechtes ein. Deshalb anerkennt er in seinem Völkerrecht (1937) auch die von den Kulturvölkern über­einstimmend anerkannten Rechtsgrund­sätze als Quelle des Völkerrechts (Univer­selles Völkerrecht 1976). S. Google

Lit.: Österreichische Rechts- und Staatswissen­schaften in Selbstdarstellungen, hg. v. Grass, N., 1952, 200; Ius humanitatis. (in) FS Alfred Verdroß, hg. v. Miehsler, H., 1980; Köck, H., Alfred Verdroß, 1991

Verdun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an der Maas wird von Kelten gegründet (Virodunum). Um 359 wird es Sitz eines Bischofs. 843 einigen sich in Verdun die Söhne Ludwigs des Frommen auf die Dreiteilung des fränkischen Reiches. 879 kommt Verdun aus dem Mittelreich Lothars zu dem östlichen (deutschen) Teil des fränkischen Reiches, wo es in dem 13. Jahrhundert Reichsstadt wird, 1552/1648 aber an Frankreich fällt. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Ettighoffer, P., Verdun, 5. A. 1985; Hirschmann, F., Verdun im hohen Mittelalter, 1995; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006

Verein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1314 [Wilhelm von Österreich des Johann von Würzburg in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort Straßburg 1519, Vereinsrecht 1849) ist die Ver­einigung mehrerer Personen zu einem bestimmten Zweck. In dem Privatrecht ist der Verein die auf eine gewisse Dauer berech­nete Perso­nenver­einigung mit körper­schaftlicher Verfassung, die in dem Bestand von dem Wechsel der Mitglieder unabhängig ist. Vereine gibt es bereits in dem altrömischen Recht (lat. collegium [N.], sodalitas [F.], sodalicium [N.], corpus [N.]), ohne dass sich die Rechtskundigen damit näher befassen. Eine allgemeine Einrichtung des Vereins ent­wickelt sich auf der Grundlage älterer unterschiedlicher Verbände und einzelner vereins­ähnlicher Vereinigungen (beispielsweise Weimar 1617 Frucht­bringende Gesell­schaft) erst seit dem 18. Jahrhundert. Seit desssen Mitte finden sich zunehmend politische Vereine als Vorläufer der Parteien, die aber von 1832 bis 1848 verboten werden (beispielsweise patriotische Gesellschaften, Lesege­sell­schaften, Geheim­bün­de wie die Illumi­naten, Freimaurer, Gold­kreuzer, Rosen­kreuzer, politische Diskus­sions­kreise wie die Berliner Mittwochs­gesellschaft von 1783, oder studentische Reformbe­we­gungen). Ab etwa 1860 werden die politischen Vereine als Partei bezeichnet. Innerhalb der Vereine ist der rechtsfähige Verein als juristische Person von der nichtrechtsfähigen, teilweise dem Gesell­schaftsrecht unterworfenen Personen­ver­einigung zu unterscheiden. Das Recht des rechtsfähigen Vereins ist auf der Grundlage des Systems der Normativbe­stimmungen aus­führ­lich in dem →allgemeinen Teil des deutschen →Bürgerlichen Gesetzbuchs (1896/1900) geordnet. S. Google

Lit.: Kaser § 17; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 207, 266; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 789; Menger, C., Zur Geschichte der Vereins­konzession, Diss. jur. Göttingen 1940; Boldt, W., Die Anfänge des deutschen Parteiwesens, 1971; Schraysler, E., Handwerkerbünde und Arbeitervereine, 1972; Schultze, W., Öffentliches Vereinigungsrecht im Kaiserreich, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1757; Kögler, P., Arbeiterbewegung und Vereinsrecht, 1974; Vormbaum, T., Die Rechtsfähigkeit der Vereine, 1976; Foerster, C., Der Preß- und Vaterlandsverein von 1832/3, 1982; Siemann, W., Der „Polizeiverein“, 1983; Vereinswesen und bürgerliche Gesellschaft, hg. v. Dann, O., 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Wadle, E., Der Zollverein, ZRG GA 102 (1985), 99; Schwentker, W., Konservative Vereine, 1988; Brashear, W., Vereine im griechisch-römischen Ägypten, 1993; Bär, F., Die Schranken der inneren Vereinsautonomie, 1996; Hardtwig, W., Genossenschaft, Sekte, Verein, 1997; Aneziri, S., Die Vereine der dionysischen Techniten, 2003; Politische Vereine, Gesellschaften und Parteien in Zentraleuropa 1815-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2005; Nathaus, K., Organisierte Geselligkeit, 2009; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010; Associations in the Greco-Roman World, hg. v. Ascough, R. u. a., 2012; Handbuch der Berliner Vereine und Gesellschaften, hg. v. Motschmann, U., 2015; Watermann, D., Bürgerliche Netzwerke – Städtisches Vereinswesen, 2017 (Halle)

vereinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google velegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vereinigen

vereinigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vereinen, sich zusammenschließen

Vereinigter Landtag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in Preußen der aus sämtlichen Mitgliedern der acht preußischen Provinziallandtage gebildete, an dem 11. 4. 1847 erstmals und an dem 2. 4. 1848 letztmals zusammengetretene Landtag. S. Google

Lit.: Eickenboom, P., Der preußische erste vereinigte Landtag, Diss. phil. Bonn 1961

Vereinigte Staaten von Amerika (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.Pl., USA, erste Bezeichnung des neuen Kontinents nach dem die tatsächliche Verschiedenheit des Gebiets von Indien erkennenden Amerigo Vespucci [1451-1512] – nach seinem germanistischen Vornamen Amerigo - als Amerika in der Weltkarte Martin Waldseemüllers aus Freiburg im Breisgau 1507) ist der in dem 18. Jahrhundert aus Kolonien Englands (, Frankreichs und Spaniens) erwachsende Staat auf dem südlichen Teil des nordamerikanischen Halbkontinents. Zwischen 1775 und 1783 lösen sich die bisherigen Kolonien Großbritanniens kriegerisch bzw. revolutionär von der bisherigen Kolonialmacht (Unabhängigkeitserklärung dreizehner Kolonien Großbritannniens von dem 4. Juli 1776 mit dem Ziel der Gründung eines Staatenbunds). In dem Teilstaat Virginia entsteht an dem 12. 6. 1776 (22 Tage vor der Unabhängigkeitserklärung dreizehner Kolonien Großbritanniens von dem 4. Juli 1776) mit der Virginia Bill of Rights (Menschen­rechtserklärung) die erste alss olche allgemein anerkannte formelle Ver­fassung (der Erde). An dem 7. 9. 1787 wird eine Verfassung geschaffen, zu deren Erläuterung 1787/1788 in Zeitungsartikeln Federalist Papers zu Gunsten repräsentativer Demokratie, Gewal­tentei­lung und Grundrechten veröffentlicht werden. 1789 errichtet der Judiciary Act die Grundlage für den Supreme Court. In dem 19. Jahrhundert setzt sich das englische Rechtssystem (Fallrecht) durch. In dem Sezessionskrieg (1861-1865) verhindern die nördlichen Staaten gewaltsam die Abspaltung der an Sklaven aus Afrika auf Plantagen festhaltenden süd­li­chen Staaten. In dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) und dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) stehen die Vereinigten Staaten von Amerika auf der Seite der alliierten Siegermächte. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beeinflusst das amerikanische Recht auf Grund verhältnismäßiger politischer, wirtschaft­licher und technischer Über­legenheit der Vereinigten Staaten von Ame­rika alle Rechte weltweit in vielfacher Weise, doch werden China und Indien bedeutsamer.

Lit.: Warren, C., A History of the American Bar, 1912, Neudruck 2013; Seagle, W., The Quest for Law 1941, (deutsch) Weltgeschichte des Rechts, 1951, 2. A. 1958, 3. A. 1967; Schwartz, B., American Constitutional Law, 1955, Neudruck 2013; Jacobs, R., Die Quit-Rents in den USA und ihre Wurzeln in der Geschichte des englisch-amerikanischen Real-Property-Law, 1971; Blumen­witz, D., Einfüh­rung in das angloame­rikanische Recht, 1971, 7. A. 2003; Eichler, H., Verfassungsbe­wegungen in Amerika und Europa, 1985; Friedmann, L., History of American Law, 2. A. 1985; David, R./Grasmann, G., Einführung in die großen Rechtssysteme der Gegenwart, 2. A. 1988; Bitterli, U., Die Entdeckung Amerikas, 4. A. 1992; Cushman, C., The Supreme Court Justices, 1993, 2. A. 1995, 3. A. 2012; Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, hg. v. Schambeck, H., 1993, 2. A. 2007; Dippel, H., Die amerikanische Verfassung in Deutschland, 1994; Heideking, J., Geschichte der USA, 1996; Hall, K., American legal history, 2. A. 1996; Köbler, G., Rechtsenglisch, 1996, 7. A. 2007, 8. A. 2011; Die amerikanischen Präsidenten, hg. v. Heideking, J., 3. A. 2002; Sautter, U., Lexikon der amerikanischen Ge­schichte, 1997; Heideking, J./Nünning, V., Einführung in die amerikanische Geschichte, 1998; Reimann, M., Neuere Rechtsgeschichte in den Vereinigten Staaten, (in) ZNR 20 (1998); Oxford Guide to United States Supreme Court Decisions, hg. v. Hall, K., 1999; Finzsch, N./Horton, J./Horton, L., Von Benin nach Baltimore, 1999; Franklin, J./Moss, R., Von der Sklaverei zur Freiheit, 1999; Naether, S., Deutsche Juristen als Emigranten in den USA, (in) Beiträge zum amerikanischen Verfassungsrecht, 1999, 131; Sautter, U., Die Vereinigten Staaten, 2000; Wellenreuther, H., Geschichte Nordamerikas, Bd. 1ff. 2000ff.; Adams, W., Die USA vor 1900, 2000; Adams, W., Die USA im 20. Jahrhundert, 2000, 3. A. 2012; Guggisberg, H., Geschichte der USA, 4. A. 2001; Waibel, D., Junges Volk mit alter Verfassung, (in) JuS 2001, 1048; Dippel, H., Geschichte der USA, 6. A. 2004; Schmidt, G., Geschichte der USA, 2003; Surrency, E., History of the federal courts, 2. A. 2002; Oberg, M., Uncas, 2003; Wellenreuther, H., Von Chaos und Krieg zu Ordnung und Frieden, 2006; Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten, hg. v. Schambeck, H., 2. A. 2007; Klemke, U., Die deutsche politische Emigration nach Amerika 1815-1848, 2007; Gassert, P. u. a., Kleine Geschichte der USA, 2007; Gerste, R., Duell ums Weiße Haus, 2008; Meissner, J. u. a., Schwarzes Amerika 1861-1865, 2008; Herring G., From Colony to Superpower, 2008; Sautter, U., Der amerikanische Bürger­krieg, 2009; Truninger, S., Die Amerikanisierung Ame­ri­kas, 2010; Grazia, V. de, Das unwidersteh­liche Imperium, 2010; Welskopp, T., Amerikas große Ernüchterung, 2010; Goebel, J. jr., Antecedents and Beginnings to 1801, 2010 (betrifft Supreme Court, Vorauflage 1971); Parker, K., Common Law, History and Democracy in America 1790-1900, 2011; Loving v. Virginia, hg. v. Maillard, K. u. a., 2012; Stöver, B., United States of America, 2012; Weiner, T., FBI, 2012; Becker, R., Nordamerika aus süddeutscher Perspektive, 2012; Spillane, J. u. a., A History of Modern American Criminal Justice, 2013; Lawson, G. u. a., The Origins of the Necessary and Proper Clause, 2013; Tinkle, M., The Maine State Constitution, 2013; Rabban, D., Law’s History. American Legal Thought and the Transatlantic Turn to History, 2013; Darrow, C., In the Clutches of the Law - Clarence Darrow’s Letters, 2013; Berg, M., Geschichte der USA, 2013; Leshy, J., The Arizona State Constitution, 2013; Orth, J./Newby, P., The North Carolina State Constitution, 2013, Utter, R./Spitzer, H., The Washington State Constitution, 2013; A Companion to American Legal History, hg. v. Hadden, S. u. a., 2013; Lurie, J., The Supreme Court and Military Justice, 2013; The Oxford Handbook of the American Revolution, hg. v. Gray, E. u. a., 2013; Superfine, B., Equality in Education Law and Policy, 2013; Martschukat, J., Die Ordnung des Sozialen, 2014; Palmer, A., A Rule of Law 2014 (South Carolina 1763-1776); Langran, R., The Supreme Court – A Concise History, 2014; Emmerich, A. u. a., Amerikas Kriege, 2014; Die „Hessians“ im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776-1783), hg. v. Gräf, H. u. a., 2014; Haunert, L., Einsatz in der Fremde?, 2014; Voß, K., Washingtons Söldner, 2014; Retzlaff, C., Won’t the law give me my freedom?, 2014; Herken, G., The Georgetown Set – Friends and Rivals in Cold War, 2014; Schweitzer, E., Amerikas Schattenkrieger, 2015; Paul, H., The Myths that made America, 2014; Andreas, P., Smuggler Nation, 2014; A Companion to Ronald Reagan, hg. v. Johns, A., 2014; Waldschmidt-Nelson, B., Malcolm X, 2015; Rosenhagen, U., Brudermord, Freiheitsdrang, Weltenrichter, 2015; Amerika stellt die Weichen – Die Supermacht im Umbruch, hg. v. Burgard, J. u. a., 2016; Grandin, G., Kissingers langer Schatten, 2016; Hochgeschwender, M., Die amerikanische Revolution, 2016; Ferguson, N., Kissinger 1923-1968, 2016; Dietl, R., Beyond Parity – Europe and the SALT Process in the Carter Era 1977-1981, 2016; Johnston, D., Die Akte Trump, 2016; Wanner, T., Heilige Alllianz?, 2016; Fruchtman, J., American constitutional history, 2016; Depkat, V., Geschichte der USA, 2016; Schild, G., Gettysburg 1863, 2017; Berg, M., Woodrow Wilson – Amerika und die Neuordnung der Welt, 2017; Ellis, J., George Washington, 2017; Snyder, C. u. a., Great Crossings, 2017; Snyder, B. (!), The House of Truth, 2017; Nathans, E., Peter von Zahn‘s Cold War Broadcasts to West Germany, 2017; Johann, C., Anreiz, Moral, Verdienst – Die Mittelklasse im Wohlfahrtsstaat der USA von Großer Depression bis 1972, 2017; Kachun, M., First Martyr of Liberty – Crispus Attucks in American Memory, 2017; Die USA – eine scheiternde Demokratie?, hg. v. Horst, P. u. a., 2018; Heinemann, I., Wert der Familie, 2018; Maxeiner, J., Failures of American Methods of Lawmaking in Historical and Comparative Perspectives, 2018; Calloway, C., The Indian World of George Washington, 2018; Heß, P., Ein deutscher Amerikaner – Der kosmopolitische Demokrat Hans Simons 1893-1972, 2018; McRae, E., Mothers of Massive Resistance, 2018 (Frauen nicht grundsätzlich auf der Seite des Fortschritts und der Gerechtigkeit); Lepore, J., Diese Wahrheiten – Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, 2019, 3. A. 2020; Greiner, B., Henry Kissinger, 2020; Bungert, H., Die Indianer, 2020

Vereinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verein, Zusammenschluss

Vereinigungsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Freiheit, Vereinigungen zu bilden. Sie entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert als Grundrecht.

Lit.: Müller, F., Korporation und Assoziation, 1965; Tillmann, H., Staat und Vereinigungsfreiheit, Diss. jur. Gießen 1976; Voß, W., Vereinigungsfreiheit und Staatsräson, (in) Libertas 1991, 301; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019

Vereinsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache 1849 und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für Vereine geltende Recht.

Vereinte Nationen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl., United Nations) sind der Zusammenschluss der Staaten (der Welt) zu dem Zweck der Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit durch Kollektiv­maßnahmen. Die Vereinten Nationen ent­ste­hen als Nachfolger des Völkerbunds 1945 (1. 1. 1942 Deklaration der Vereinten Nationen, 30. 10. 1943 Moskauer Deklaration der Außenminister Großbritanniens, der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion, 1945 auf der Konferenz von Jalta Charta fertiggestellt, 26. Juni 1945 Konferenz von San Francisco Unterzeichnung durch 50 Staaten, 24. 10. 1945). Grundlage ist die Charta der Vereinten Nationen. Die wichtigsten Organe sind Vollversammlung, Sicherheitsrat und Gene­ralsekretär. Ein bisheriges, von Anfang an bestehendes Demokratiedefizit sind die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats infolge des nur ihnen und dabei jedem von ihnen vorbehaltenen Vetorechts.

Lit.: Köbler, DRG 246, 248; Charta der Vereinten Nationen, hg. v. Simma, B. u. a., 1991; Knipping, F. u. a., Das System der Vereinten Nationen und seine Vorläufer, Bd. 1f. 1995; Rittberger, V. u. a., Vereinte Nationen und Weltordnung, 1997; Volger, H., Lexikon der Vereinten Nationen, 2000; Die Vereinten Nationen sechs Jahrzehnte nach ihrer Gründung, hg. v. Münk, H. 2008; Dinkel, J., Die Bewegung bündnisfreier Staaten, 2015

vererben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) ist als Erbe (N.) weitergeben.

Vererbung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Weitergabe als Erbe (N.)

Verfachbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ursprünglich in Tirol und Vorarlberg das seit dem späteren 15. Jahrhundert geführte Gerichtsbuch über Geschäfte und Verfahren. Seit dem 17. Jahrhundert engt es sich hauptsächlich auf in zeitlicher Reihenfolge eingetragene Geschäfte über Grund und Boden ein. Spätestens in dem 20. Jahrhundert wird es durch das moderne →Grundbuch abgelöst. S. Google

Lit.: Das älteste Tiroler Verfachbuch (Landgericht Meran 1468-1471), hg. v. Moeser, K. u. a., 1990

verfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, handeln, vorgehen

Verfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Art oder Weise des Vorgehens bei der Bewältigung einer Aufgabe oder eines Vorhabens, insbesondere durch eine Entscheidung einer Behörde (Verwaltungs­verfahren) oder eines Gerichts über einen Antrag oder einen Rechtsstreit (Gerichtsverfahren, Prozess). Verfahren entwickeln sich vermutlich schon früh als Wiederholung und Ver­allgemeinerung einzelner Geschehensabläufe. Bereits die römischen Zwölftafelgesetze behandeln den Zivilprozess und bestimmen, wie der Beklagte in das Gericht (lat. ius [N.], forum [N.]) gebracht werden kann. Neben den →Zivilprozess tritt bald der besondere →Straf­pro­zess. Aus dem Legisak­tionenver­fahren (→legisactio) wird das →Formularverfahren. Das Formularverfahren wird durch das Kognitionsverfahren (→cognitio) abgelöst. Bei den Germanen fin­den Entscheidungsverfahren vermutlich zu­nächst in der →Volks­versammlung statt, in dem Frühmittelalter vor (lat.-afrk. [M.]) thunginus und Rachinburgen bzw. Graf und Schöffen auf dem Malberg. Seit dem Hochmittelalter spaltet sich das Verfahren (erneut) in Zivilprozess und Strafprozess auf. In dem Zivilprozess dringt oberitalienisch-kano­nisches Recht ein. In dem Strafprozess drängt der Inquisitionsprozess den Akkusa­tionspro­zess zurück. In dem 19. Jahrhundert wird das Verfashren liberalisiert und modernisiert und die →Gerichtsverfassung verein­heitlicht. Es ent­stehen neben den Verfahren der ordentlichen Gerichtsbarkeit Verfahren anderer Gerichtsbar­keiten (beispielsweise Verwaltungsgericht). Neben allgemei­nen Verfahrensgrundsätzen wer­den detail­lierte Einzelregelungen entwickelt. In dem 20. Jahrhundert werden das Verfahren der Verfassungsgerichte und der Gerichtsbekeit der Europäischen Union und des Europarats besonders bedeutsam.

Lit.: Kaser §§ 80 II 3, 82, 84; Köbler, DRG 14, 18, 31, 55, 70, 86, 91, 114, 153, 200, 234, 261; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Bartmann, J., Das Gerichtsverfahren, 1908; Bader, K., Das Schiedsverfahren, 1929; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Landes, D., Achtverfahren, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 2. A. 1996; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess, Diss. jur. Göttingen 1972; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Conflict in medieval Europe, hg. v. Brown, W. u. a., 2003; Herstellung und Darstellung von Entscheidungen, hg. v. Stollberg-Rilinger u. a., 2010; Medieval Legal Process, hg. v. Mostert, M., 2011

Verfahrensverweigerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verwei­gerung der Durchführung eines →Ver­fah­rens seitens einer daran zu beteiligenden Person oder Einrichtung. In dem Frühmittelalter verfällt der Beklagte, der eine Ladung missachtet, dem →Königs­bann. In dem Deutschen Bund (1815-1866) kann bei Ver­wei­gerung einer gerichtlichen Entschei­dung durch die Gerichtsbarkeit die Bun­desver­sammlung (Bundestag) angerufen werden.

Lit.: Köbler, DRG 92, 200

Verfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Wegfall, Wegnahme

Lit.: Arnold, M., Verfall, Einziehung und Unbrauchbarmachung (§§ 73 bis 76a StGB), 2013

Verfallspfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht beleg, abe in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem altrömischen Recht ver­breitete, später zurückgedrängte, bei Pfand­reife und Unterbleiben der Schuld­tilgung in das Eigentum des Pfand­gläubigers über­gehende →Pfand. Da es dem Pfand­gläubiger zu Lasten des Schuldners oft weit mehr als die Schuldtilgung ein­bringt, ist es in entwickelteren Rechts­ordnungen wegen des angemessenen Schutzes des Schuldners selten. S. Google

Lit.: Kaser § 31 II 2

verfangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und Adj.) fangen, gefangen

Verfangenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beschlaglegung eines Gegenstands zugunsten eines Rechts­subjekts. In dem süddeutschen hochmittelalter­lichen Ehegüterrecht tritt in der Errungen­schafts- und Fahrnisgemeinschaft bei dem Tod eines Ehegatten Verfangenschaft der Liegen­schaften zugunsten der ehelichen Kinder ein. Das verfangene Gut darf der überlebende Ehegatte nutzen und verwalten, aber nur bei echter Not oder Zustimmung der Kinder veräußern. Bei seinem Tod fällt es an die Kinder. Möglich sind aber rechts­geschäftliche Teilung oder →Einkind­schaft. Seit dem 15. Jahrhundert verliert die Verfangenschaft ihre Bedeutung.

Lit.: Hübner 679; Mayer-Homberg, E., Zur Entstehung des fränkischen Verfangenschafts­rech­tes, 1913; Gudian, G., Ingelheimer Recht, 1968, 188

verfassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert [Luther] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) fassen, herstellen

Verfasser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Urheber oder Hersteller einer Gegeben­heit, insbesondere eines Sprach­werks. S. Google

Lit.: Verfasser-Datenbank - die Autoren der deutsch­sprachigen Literatur von den An­fän­gen bis zur Gegenwart, 2012 (elektronische Ressource De Gruyter Ber­lin); Compendium auctorum latinorum medii aevi 500-1500 (CALMA, 2012 bis ba erschienen); Biographisches Archiv des Mittelalters (BAMA), bearb. v. Wispelwey, V., 2004ff. mit fast 130000 biographischen Artikeln aus 56 Quellenwerken

Verfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., zu Fass, fassen) ist (materiell) der grundlegende Zustand (vor allem des Staates) und (formell) den diese in seinen Grundzügen beschreibende oder ordnende Urkunde. Insofern hat jede Gemeinschaft eine Verfassung (in dem materiellen Sinn). Bereits die griechische Phi­lo­sophie unterscheidet etwa als unter­schiedliche Formen Monarchie, Aristokratie, Politeia, Tyrannis, Oligarchie oder Demokratie (Aristoteles). Vereinzelt halten seit dem Hochmittelalter Schriftstücke besondere tatsächlich geschaffene Grundzüge der angestrebten Verfassung fest (beispielsweise Magna Charta England 1215, Mainzer Reichslandfriede 1235, Goldene Bulle 1356, ewiger Reichslandfriede von 1495, Wahl­kapitulation Karls V. von 1519, Augsburger Religionsfriede 1555, Westfälischer Friede 1648, England 1628 Petition of Rights, 1679 Habeas-Corpus-Akte). In England wird in dem 17. Jahrhundert constitution zu der Bezeichnung des Zustands (der materiellen Verfassung) eines Staates (bodie politique), in dem 18. Jahrhundert zu der Bezeichnung der Bestimmungen, die diesen Zustand herstellen oder festlegen (formelle Verfassung). An dem 12. 6. 1776 wird mit der →Virginia Bill of Rights in Amerika die erste for­melle Verfassung (→Verfassungsurkunde) geschaffen (17. 9. 1787 Constitution of the United States), die bald anderen Gesetzen übergeordnet ist (1803) und bei Kollision Verfassungs­wid­rig­keit (voidness) eines dieser Verfassung wider­sprechenden Gesetzes bewirkt. Dem folgen (→Toskana Entwurf 1782, 1787 erweitert auf 145 Artikel), →Polen (3. 5. 1791, Warschau 22. 7. 1807), →Frankreich (3. 9. 1791), Genf (5. 2. 1794), Bologna (4. 12. 1796), die cispadanische Republik 27. 3. 1797), die cisalpinische Re­publik (30. 6. 1797), die ligurische Republik (2. 12. 1797), die batavische Republik (17. 3. 1798), die römische Republik (20. 3. 1798), die helvetische Republik (12. 4. 1798), die →Niederlande (1. 5. 1798 Staatsregelung für das batavische Volk, März 1814 Grundgesetz für die Vereinigten Niederlande), Lucca (4. 2. 1799), die parthenopäische Republik (20. 3. 1799), die italienische Republik (26. 12. 1801), Wallis (30. 8. 1802), (Russland Entwurf 1804), Holland (7. 8. 1806) (, Spanien 6. 7. 1808, Neapel 6. 6. 1809, Schweden 6. 6. 1809, Sizilien 18. 6. 1812, Norwegen 17. 5. 1814, Nassau 1./2. 9. 1814, Schwarzburg-Rudolstadt, Schaum­burg-­Lippe, Waldeck, Sachsen-Weimar 1816, Bayern 26. 5. 1818, Baden 22. 8. 1818, Sachsen-Hildburghausen 1818/1819, Württemberg 25. 9. 1819, Hannover 1819, Braunschweig 1820, Hessen-Darmstadt 1820, Sachsen-Coburg 1821, Griechenland 4. 11. 1821, Portugal 23. 9. 1822, Sachsen-Meiningen 1824, Belgien 7. 2. 1831, Kurhessen 1831, Braunschweig 1832, Han­nover 1833, Italien 4. 3. 1848, Ungarn 11. 4. 1848, Dänemark 5. 6. 1849 bzw. 26. 7. 1854, Liech­tenstein 26. 9. 1862, Rumänien 1. 7. 1866, Serbien 29. 6. 1869, Island 5. 1. 1874, Schweiz 29. 5. 1874, Türkei 23. 12. 1876, Bulgarien 16. 4. 1879) sowie in dem Gebiet des früheren Heiligen römischen Reiches Frankfurt (10. 10. 1806), Westphalen (15. 11. 1807), Bayern (1. 5. 1808), Anhalt-Köthen (28. 12. 1810), →Nassau (3. bzw. 2. 9. 1814), →Waldeck (28. 1. 1814), Schwarzburg-Rudolstadt (8. 1. 1816), →Schaumburg-Lippe (15. 1. 1816), Sachsen-Weimar (5. 5. 1816), Sachsen-Meiningen-Hildburg­hausen (19. 3. 1818), →Bayern (26. 5. 1818), →Baden (22. 8. 1818), →Württemberg (25. 9. 1819), Hessen-Darmstadt (17. 12. 1820) sowie später beispielsweise Hohenzollern-Sigmaringen 1833, Öster­reich (1848 bzw. 1867) und Preußen (1848). Ihre Verfassungen enthalten meist eine Teilhabe des Volkes an der Macht in einem zu Gesetzgebung berufenen Parlament sowie die Sicherung von Grundrechten des Einzelnen gegen den Staat. Die von der Frankfurter Paulskir­chenversammlung beschlossene Verfassung (1848/1849) tritt nicht in Wirksamkeit. Ihr folgen die Verfassung des zweiten Deutschen Reiches (1871, ohne Grundrechte), der Weimarer Nationalver­sammlung (14. 8. 1919) und der Bundesrepublik Deutschland (23. 5. 1949, Grundgesetz) sowie in Österreich das Bun­des-Verfassungsgesetz von 1920. Die Staatslehre der Aufklärung schafft in diesem Rahmen ein umfassendes Bewusstsein öffentlicher Ord­nung. In Abkehr von dem abstrakt-ahistorischen Staatsdenken der Aufklärung wenden sich die Staatsdenker nun den historisch gewordenen Vorgegebenheiten zu. Spätestens seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird die Verfassung als den Gesetzgeber bindendes Recht verstanden (Alexander Hamilton 1788, Sieyès 1795, Supreme Court der Vereinigten Staaten von Amerika 1803). In den Staaten des Deutschen Bundes berufen sich nach 1830 Bürger mit unterschiedlichem Erfolg ge­genüber staatlichen Eingriffen (meist Zensurmaß­nahmen) auf in Verfassungen verankerte Rechte und findet eine Kontrolle der Ver­fassungsmäßigkeit einzelner Normen bereits statt. Eine seit 2002 als Mikrofiche veröffentlichte Sammlung der Verfas­sungen bzw. Verfassungsdokumente Europas von 1850 bis zu der Gegenwart umfasst etwa 1300 Texte. In Österreich besteht die (formelle) Verfassung aus dem Bundes-Verfassungsgesetz (als dem eigentlichen Kern) und mehr als 1300 Verfassungsgesetzen bzw. einzelnen Verfassungsbestimmungen.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 831 (Mohnhaupt/Grimm); Köbler, DRG 6, 14, 18, 32, 55, 69, 82, 101, 109, 138, 147, 149, 152, 171, 182, 190, 191, 195, 221, 222, 227, 232, 245, 248, 256, 257, 258; Bisinger, J., Staatsverfassung des österreichischen Kaisertums, 1809; Hugo, G. W., Chronologische Verzeichnis der Verfassungsur­kunden älterer und neuerer Zeit, 1827; Die Grundgesetze und Verfassungsurkunden, hg. v. Hugo, G. W., 1836; Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Stutz, U., Die Grundlagen der mittelalterlichen Verfassung Deutschlands und Frankreichs, ZRG GA 21 (1900), 115; Sander, P., Feudalstaat und bürgerliche Verfassung, 1906; Bergsträßer, L., Geschichte der Reichsverfassung, 1914; Andreas, W., Geschichte der badischen Verwaltungs­organisation und Verfassung in den Jahren 1802-1818, 1913; Lenel, P., Wilhelm von Humboldt und die Anfänge der preußischen Verfassung, 1913; Schramm, P., Studien zu frühmittelalterlichen Aufzeichnungen über Staat und Verfassung, ZRG GA 49 (1929), 167; Feine, H., Zur Verfassungsentwicklung des Heil(igen) Röm(ischen) Reiches, ZRG GA 52 (1932), 65; Dennewitz, B./Meissner, B., Die Verfassungen der modernen Staaten, 1947; Verfassungsregister, hg. v. Menzel, E./Groh, F./­Hecker, H., 1954ff.; Strathmann, F., Altständischer Einfluss auf die deutschen Territorialverfassungen der Jahre 1814/1818, Diss. jur. Mainz 1955; Pfeffer, W., Die Verfassungen der Rheinbundstaaten, 1960; Schmidt-Aßmann, E., Der Verfassungsbegriff in der deutschen Staatslehre der Aufklärung und des Historismus, 1967; Birtsch, G., Die landständische Verfassung, (in) Ständische Vertretungen in Europa, 1967, 32; Floßmann, U., Landrechte als Verfassung, 1976; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985; Eichler, H., Verfassungsbewegungen in Amerika und Europa, 1985; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 1 4. A. 2004; Bleicken, J., Die Verfassung der römischen Republik, 7. A. 1995; Grziwotz, H., Der moderne Verfassungsbegriff, 1986; Gizewski, C., Zur Normativität und Struktur der Verfassungsverhältnisse, 1988; Stourzh, G., Wege zur Grundrechtsdemokratie, 1989; Die Frankfurter Reichsverfassung, hg. v. Neumann, F., 1989; Die deutschen Verfassungen des 19. und 20. Jahrhunderts, 14. A. 1992; Dippel, H., Die amerikanische Verfassung in Deutschland, 1994; 1789 et l’invention de la constitution, hg. v. Troper, M. u. a., 1994; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, 4. A. 2004; Caenegem, R. van, An historical introduction to Western constitutional law, 1995; Mohnhaupt, H./Grimm, D., Verfassung, 1995; Die Verfassungen der EG-Mitgliedstaaten, hg. v. Kimmel, A., 4. A. 1996; Blänkner, R., Die Idee der Verfassung, (in) Bürgerreligion und Bürgertugend, 1996; Krüger, P., Einflüsse der Verfassung der Vereinigten Staaten, (in) ZNR 18 (1996); Weber-Fas, R., Deutschlands Verfassung, 1997; Verfassung als Verantwortung, hg. v. bayerischen Verfassungsgerichtshof, 1997; Graf, G., Der Verfassungsentwurf aus dem Jahr 1787 des Granduca Pietro Leopoldo di Toscana, 1998; Ebel, F., Der papierene Wisch, 1998; Mohnhaupt, H., Von den leges fundamentales, (in) Ius commune 25 (1998), 121; Verfassungen in Hessen, hg. v. Franz, E., 1998; Burgdorf, W., Reichskonstitution und Nation, 1998; Die deutschen Verfassungen, hg. v. Limbach, J. u. a., 1999; Die Verfassungen Mittel- und Osteuropas, hg. v. Roggemann, H., 1999; Fenske, H., Der moderne Verfassungsstaat, 2001; Schmidt, C., Vorrang der Verfassung und konstitutionelle Monarchie, 2000; Verfassungswandel um 1848, hg. v. Kirsch, M. u. a., 2001; Waibel, D., Junges Volk mit alter Verfassung, (in) JuS 2001, 1048; Weber-Fas, R., Deutschlands Verfassung, 2. A. 2001; Otto, P., Die Entwicklung der Verfassungslehre in der Weimarer Republik, 2002; Lechler, F., Parlamentsherrschaft und Regierungs­stabilität, 2002; Die Verfassungen der Welt. 1850 bis zur Gegenwart (Mikrofiche), Bd. 1 Europa, Bd. 2 Nord- und Südamerika, hg. v. Dippel, H., 2002ff.; Verfassung und Verfassungswandel, hg. v. Kroll, F., u. a., 2003; Krüger, K., Die landständische Verfassung, 2003; Kotulla, M., Das konstitutionelle Ver­fassungswerk Preußens, 2003; Eine Verfassung für Europa, hg. v. Hufeld, U. u. a., 2004; Parlamento e Costituzione nei sistemi costituzionali europei ottocenteschi – Parlament und Verfassung in den konstitutionellen Verfassungssyste­men Europas, hg. v. Manca, A. u. a., 2004; Vorländer, H., Die Verfassung – Idee und Geschichte, 2. A. 2004; Eine Verfassung für Europa, hg. v. Beckmann, K. u. a., 2004; Weimarer Landesverfassungen, hg. v. Wittreck, F., 2004; Buschfort, W., Geheime Hüter der Verfassung, 2004; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 1ff. 2006ff.; Bock, D., Der Eid auf die Verfassung im deutschen Konstitutio­nalismus, ZRG GA 123 (2006), 166; Kraus, H., Englische Verfassung und politisches Denken im ancien régime 1689-1789, 2006; Winterhoff, C., Verfassung, 2006; Constitutions of the World, Europe, Bd. 3 Deutsche Verfas­sungsdokumente, Teil 1ff. 2006ff.; Hollstein, T., Die Verfassung als „allgemeiner Teil“, 2007; Rhein­bündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Handbuch Ius Publicum Europaeum, hg. v. Bogdandy, A. v. u. a., Bd. 1ff. 2007ff.; Dressel, C. v. Die Entwicklung von Verfassung und Verwaltung in Sachsen-Coburg 1800-1826, 2007; Baum, D., Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846) Doktor der Weltweisheit und Professor der Konstitutionen, 2007; Köbler, G., Von der Geschichte der Verfassung zur Verfassungsgeschichte, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 207; Müßig, U., Die europäische Verfassungs­dis­kussion des 18. Jahrhun­derts, 2008; Verfassungsänderung, Verfassungswandel, Verfas­sungs­inter­pretation, hg. v. Wahl, R., 2008; Reform an Haupt und Gliedern, hg. v. Durner, W. u. a., 2009; Weber, A., Europäische Verfassungsver­gleichung, 2010; Deutsche Verfassungen 1849-1949, hg. v. Ipsen, J., 2012; Neu, T., Die Erschaffung der landständischen Verfassung, 2013 (Hessen 1509-1655); Verfassungsvoraussetzungen - Gedächtnisschrift für Winfried Brugger, hg. v. Anderheiden, M. u. a., 2013; Schutz der Verfassung, hg. v. Simon, T., 2014; Ooyen, R., Rezensierte Verfassungspolitologie I, 4. A. 2014; Europäische Verfassungen 1789-1990, hg. v. Wißmann, H., 2015, 2. A. 2019; Müßig, U., Reconsidering constitutional formation I national sovereignty (!), 2016; Lacchè, L., History & Constitution, 2016; Kühne, J., Entstehungsgrundlagen und Geltungsanfänge der Weimarer Reichsverfassung, 2016; Verfassungsdenker – Deutschland und Östereich 1870-1970, hg. v. Lehnert, D., 2017; Des chartes aux constitutions, hg. v. Foronda, F. u. a. 2019; Jaeger, A., Auf der Suche nach den „Verfassungsfeinden“ – Der Radikalenbeschluss in Hamburg 1971-1987, 2019; Verfassung, Geschichte, Gegenwart, Zukunft – Autorenkolloquium mit Dieter Grimm, hg. v. Davy, U./Lübbe-Wolff, G., 2018; Verfassung und Öffentlichkeit in der Verfassungsgeschichte, hg. v. Schilling, L. u. a., 2020; Verfassungen und Verfassungsjubiläen in Baden und Württemberg 1818/19-1919-2019, hg. v. Furtwängler, M. u. a., 2020

Verfassung der Bundesrepublik Deutsch­land (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Bonner Grundgesetz von dem 23. 5. 1949. Seine Grundrechte wollen nicht nur Programmsätze sein, sondern grundsätzlich verbindliche Kraft entfalten und Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht binden. Eine Änderung der wichtigsten Grundsätze ist nach Art. 79 III unzulässig. Inhaltlich stellt der Katalog einen pluralistischen Kom­promiss auf traditioneller Grundlage dar, wobei die Gewährleistung von Eigentum und Erbrecht e­benso wie die Möglichkeit der Ver­gesellschaftung von Boden und Pro­duktionsmitteln festgelegt wird. An der Spitze des Organisationsteils steht die Entscheidung für den demokratischen und sozialen Bundesstaat, in dem alle Gewalt von dem Volk ausgeht, durch besondere Organe der Gesetzgebung, Vollzugsgewalt und Rechts­prechung ausgeübt wird und Par­teien bei der politischen Willensbildung des Volkes mitwirken. Die wichtigsten Organe sind Bundestag, Bundesrat, Bundespräsident, Bundeskanzler und Bundesverfassungsgericht. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 256; Robbers, G., Die Änderung des Grundgesetzes, (in) NJW 1989, 1124; Hesse, K., Grundzüge des Verfassungsrechts, 20. A. 1995; Weber-Fas, R., Deutschlands Verfassung, 1997

Verfassung der Deutschen Demokra­tischen Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 7. 10. 1949 geschaffene, äußerlich ziemlich konservative, aber weder Gewaltenteilung noch Opposition noch eine gesellschaftspolitische Wahlentscheidung zu­las­sende Verfassung. Sie wird durch die Be­seitigung der Länder (13. 7. 1952/8. 12. 1958) und der Selbstverwaltung der Gemeinden sowie die Ersetzung des Präsidenten durch einen kollegialen Staatsrat (12. 9. 1960) verändert. Die zweite Verfassung von dem 9. 4. 1968 will die inzwischen erreichten sozialen Errun­genschaften absichern und gibt in der Neufassung von dem 7. 10. 1974 die Vorstellung einer deutschen Nation auf. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 258; Roggemann, H., Die DDR-Verfassungen, 4. A. 1989

Verfassungsbeschwerde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist nach der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland die verfassungsrechtliche Möglichkeit, das Bundesverfassungsge­richt oder ein Landesverfassungsgericht zu dem Schutz eines dem Beschwerdeführer nach seiner Ansicht zustehenden Rechtes anzurufen (1951-2001 rund 127000 Verfassungsbe­schwerden zu dem Bundesverfassungsgericht). Sie begegnet bereits 1818 in Bayern (an den Staatsrat, selten, einmal erfolgreich) und Baden.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 257; Zuck, R., Verfassungsbeschwerde und einstweilige Anordnung gem. §§ 90, 32 BVerfGG, 1973; Zuck, R., Das Recht der Verfassungsbeschwerde, 2. A. 1988, 5. A. 2017; Müller, O., Die Verfassungsbeschwerde nach der bayerischen Verfassung von 1818, 2000

verfassunggebend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Verfassung schaffend

Verfassunggebende Nationalversamm­lung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Abgeordnetenversammlung, die zu der Verabschiedung einer Verfassung einberufen ist (beispielsweise Frankfurt am Main 1848, Weimar 1919).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Verfassungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Bundesverfassungsgericht – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das eine Gegebenehit auf ihre Übereinstimmung mit der Verfassung prüfendes Gericht.

Verfassungsgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist nach älteren einzelnen Ansätzen (beispielsweise England 1610, Pennsylvania 1776, Vermont 1777, Ver­einigte Staaten von Amerika 1803) seit dem 19. Jahrhundert (1818, 1834) die die Überein­stimmung staatlichen Handelns mit der →Verfassung (beispielsweise durch Normen­kontrolle, Grundrechts­verletzungs­prüfung, Wahlprü­fung, Amtsent­he­bungs­verfahren) überprü­fende, in einzelnen Staaten aus der allgemeinen Gerichtsbarkeit ausgesonderte Gerichtsbarkeit (Österreich Anfang 1919 Verfassungsgerichtshof in Anknüpfung an Aufgaben des Reichsgerichts mit Auf­gaben­erweiterung 1920, Tsche­cho­slo­wakei 1920 [konnte grund­sätzlich jedes verfassungwidrige Gesetz für nichtig erklären, geriet aber in Vergessenheit], Liechtenstein, Spanien, Italien,), Deutsches Reich [→Staatsgerichtshof] 1921, Frankreich, Türkei, Jugoslawien, Spanien, Por­tugal, Belgien, Bundesrepublik Deutsch­land 1951, Italien 1956, Frankreich 1958, Spanien 1980). In den Vereinigten Staaten von Amerika kann jedes Gericht selbständig (deklaratorisch) die Ver­fas­sungs­widrigkeit eines Gesetzes feststellen (ebenso Skandinavien, Irland), in anderen Staaten ist dazu nur das besondere Verfassungsgericht (Schweiz, Griechenl­and, Estland) befugt. Keine Einrichtung für Verfassungsgerichtsfragen besteht bisher in Großbritannien und den Niederlanden.

Lit.: Stolzmann, H., Zur geschichtlichen Entwicklung des Rechts der Verfassungs­streitigkeiten, (in) Archiv f. öffentliches Recht N. F. 16 (1929), 355; Wahl, R./Rottmann, F., Die Bedeutung der Verfassung, (in) Sozialgeschichte der Bundesrepublik, 1983, 339; Landesverfassungs­gerichtsbarkeit, hg. v. Starck, C. u. a., Bd. 1 1983; Verfassungsgerichtsbarkeit in Westeuropa, hg. v. Starck, C. u. a., Bd. 1 1986; Robbers, G., Die historische Entwicklung der Verfassungsgerichts­barkeit, (in) JuS 1990, 257; Brünneck, A. v., Verfassungs­gerichtsbarkeit in den westlichen Demokratien, 1992; Eisenhardt, U., Zu den historischen Wurzeln der Verfassungsgerichts­barkeit, (in) FS B. Diestelkamp, 1994, 17; 50 Jahre Verfassungs- und Verwaltungs­gerichtsbarkeit in Rheinland-Pfalz, 1997; Böckenförde, E., Verfassungsgerichtsbarkeit, (in) NJW 1999, 9; Kluge, H./Wolnicki, B., Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, 2. A. 1999; Björner, U., Die Verfassungs­gerichtsbarkeit im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich, 2000; Müller, O., Die Verfassungsbeschwerde nach der bayerischen Verfassung von 1818, 2000; Heimann, H., Die Entstehung der Verfassungsgerichtsbarkeit in den neuen Ländern und in Berlin, 2002; Osterkamp, J., Verfassungsgerichtsbarkeit in der Tschecho­slowakei, 2009; Haase, G. u. a., Verfassungs­gerichtsbarkeit in Europa, 2009; Verfassungsrechtsprechung, hg. v. Menzel, J. u. a., 2011; Die Kooperation der Verfassungsgerichte in Europa, hg. v. Verfassungsgerichtshof, 2015; Verfassungsgerichtsbarkeit in der Bonner Republik, hg. v. Meinel, F., 2019; Grimm, D., Verfassungsgerichtsbarkeit, 2021

Verfassungsgerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das (obere) Verfassungsgericht (beispielsweise Österreich [nach dem Reichsgericht Cisleithaniens von 1869-1918] Gesetz von dem 25. 1. 1919, 3. 4. 1919 und durch Bundesverfassungsgesetz 1920 Zustän­digkeit (auf Normenkontrolle und Wahlprü­fung) sowie 1925 auf Kompetenzprüfung erweitert, Mai/Juni 1933 durch die Bundesre­gierung beschlussunfähig gemacht, durch die Maiverfassung 1934 aufgelöst, 12. 10. 1945 wiedererrichtet, Prüfung von Verwaltungsak­ten an Hand der Ver­fassung). In der Bundesrepublik Deutschland bestehen – neben dem Bundesverfassungsgericht – [2000] 16 Verfassungsgerichtshöfe, Staatsgerichtshöfe oder Verfassungsgerichte.

Lit.: Köbler, DRG 257, 262; Baltl/Kocher; Zavadil, T., Die Ausschaltung des Verfassungsgerichtshofs 1933, 1997 (Diplomarbeit Univ. Wien); Heller, K., Der Verfassungsgerichtshof, 2010; Neschwara, C., Verfassungsgerichtsbarkeit im Spannungsfeld von Regierung und Parlament, ZRG GA 130 (2013), 435

Verfassungsgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1825 [Müller, Alexander] ) ist der die Ge­schich­te der (formellen oder materiellen) →Ver­fassung betreffende Teil der (die Verfassungsgeschichte eigentlich grundsätzlich ein­schließenden) Rechtsgeschichte. Grund­legend für Deutsch­land ist die Verfassungsgeschichte von Georg →Waitz. Weitere bekannte Ver­fassungsgeschichtler sind (die Historiker) Otto Hintze [1902 erstes persönliches Ordinariat für Verfassungsge­schichte an der Univerisität Berlin], Fritz Hartung, Otto Brunner oder (der Jurist) Ernst Rudolf Huber.

Lit.: Waitz, G., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1ff. 1844ff., Neudruck 1953ff.; Winkelmanns, E., Allgemeine Verfassungsgeschichte, hg. v. Winkel­manns, A., 1901; Heusler, A., Deutsche Ver­fassungs­geschichte, 1905; Hintze, O., Allgemeine Verfassungs- und Ver­waltungsgeschichte, hg. v. Di Costanzo, G. u. a., 1998; Mayer, E., Bemerkungen zur frühmit­telalterlichen, insbesondere italienischen Verfassungsgeschichte, 1912; Bornhak, C., Deutsche Verfassungsgeschichte vom westfälischen Frieden an, 1934; Hartung, F., Zur Entwicklung der Verfas­sungsgeschichtsschreibung in Deutschland, 1956 (SB Berlin); Schlesinger, W., Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungs­geschichte des Mittelalters, 1961; Böckenförde, E., Die deutsche verfassungs­geschichtliche Forschung im 19. Jahrhundert, 1961; Schlesinger, W., Beiträge zur Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 1962; Graus, F., Deutsche und slawische Verfassungs­geschichte?, (in) HZ 197 (1963), 265; Huber, E., Bewahrung und Wandlung, 1975; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 1976, 8. A. 2001, 10. A. 2005; Gegenstand und Begriffe der Verfassungs­geschichtsschreibung, 1983; Quellen zur Verfassungsgeschichte des römisch-deutschen Reiches im Spätmittelalter, hg. v. Weinrich, L., 1983; Willoweit, D., Aufgaben und Probleme einer euro­pä­ischen Verfassungsgeschichtsschreibung, 1990; Europäische Rechts- und Verfassungs­geschichte, hg. v. Schulze, R., 1991; Kölz, A., Neuere schweizerische Verfassungsgeschichte, 1992; Caenegem, R. van, An Historical Introduction to Western Constitutional Law, 1995; Menger, C., Deutsche Verfassungsgeschichte, 8. A. 1993; Böckenförde, E., Die deutsche verfassungs­geschichtliche Forschung im 19. Jahrhundert, 2. A. 1995; Willoweit, D., Deutsche Verfassungs­geschichte, 1990, 2. A. 1992, 3. A. 1997, 4. A. 2001, 5. A. 2005, 6. A., 2009, 7. A. 2013; Willoweit, D./Schlinker, S., Deutsche Verfassungsgeschichte, 8. A. 2019; Frotscher, W./Pieroth, B., Verfassungsgeschichte, 1997, 2. A. 1999, 3. A. 2002, 4. A. 2003, 5. A. 2005, 6. A. 2007; 8. A. 2010, 9. A. 2010, 10. A. 2011, 11. A. 2012, 12. A. 2013, 13. A. 2014, 14. A. 2015, 15. A. 2016, 16. A. 2017, 17. A. 2018, 18. A. 2019; Zuleeg, M., Ansätze zu einer Verfassungsgeschichte der Europäischen Union, (in) ZNR 1997; Zippelius, R., Kleine deutsche Verfassungsgeschichte, 6. A. 2002, 7. A. 2006; Brandt, H., Der lange Weg in die demokratische Moderne, 1998; Neugebauer, W., Die wissenschaftlichen Anfänge Otto Hintzes, ZRG GA 115 (1998), 540; Oestreich, G., Verfassungsgeschichte, 8. A. 1999; Fenske, H., Der moderne Verfassungsstaat, 2000; Kippels, K., Grundzüge deutscher Staats- und Verfassungsgeschichte, 2001; Europäische Verfas­sungsgeschichte, hg. v. Willoweit, D. u. a., 2003 (47 Texte); Wahl, R., Verfassungsstaat, Europäisierung, Internationalisierung, 2003 (Aufsätze); Kley, A., Verfassungsgeschichte der Neuzeit, 2004; Pitz, E., Verfassungslehre und Einführung in die deutsche Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 2006; Quellen zur europäischen Verfassungsgeschichte im 19. Jahrhundert, hg. v. Brandt, P., 2004 (CD-ROM); Grothe, E., Zwischen Geschichte und Recht, 2004; Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte im 19. Jahrhundert, hg. v. Brandt, P. u. a., Bd. 1f. 2006ff. (Band 3 1848-1870 2020); Steiger, H., Verfassungsgeschichte im Spiegel verfassungsgeschichtlicher Studienbücher und Überblicke, (in) ZNR 2007, 287ff.; Köbler, G., Von der Geschichte der Verfassung zur Verfassungsgeschichte, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 207; Kotulla, M., Deutsche Verfassungsgeschichte, 2008; Ipsen, J., Der Staat der Mitte, 2009; Verfassungsgeschichte in Europa, hg. v. Neuhaus, H., 2010; Verfassungsgeschichte aus internationaler und diachroner Perspektive, hg. v. Arlinghaus, F., 2010; La giustizia costituzionale in prospettiva storica, hg. v. Orrù, R. u. a., 2012; Willoweit, D., Reich und Staat. Eine kleine deutsche Verfassungsgeschichte, 2013; Verfassungsgeschichte Europas, hg. v. Prettenthaler-Ziegerhofer, A. u. a., 2013; Verfassungsgeschichte des Alten Reiches - Basistexte, hg. v. Haug-Moritz, G., 2014; Schnelle, E., „Dann bricht der Freiheit Morgen an“, 2014; Stolleis, M., Verfassungs(ge)schichten, 2017; Stolleis, M., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte – Materialien, Methoden, Fragestellungen, 2017; Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte im 20. Jahrhundert, Bd. 5 seit 1989, hg. v. Benz, A. u. a., 2019

Verfassungskonflikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Streit um eine grundsätzliche Verfassungsfrage (beispielsweise Kurhessen 1831, Hannover 1833, Preußen 1862-1866).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Real, W., Der hannoversche Verfassungskonflikt, 1972; Becker, W., Die angebliche Lücke der Gesetzgebung, (in) Hist. Jb. 100 (1980), 257

Verfassungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Verfassung betreffenden Rechts­sätze.

Lit.: Köbler, DRG 7; Huber, E., Verfassungsrecht des großdeutschen Reiches, 1939; Mampel, S., Das Recht in Mitteldeutschland, 1966; Klecatsky, H./Morscher, S., Das österreichische Bundesver­fassungsrecht, 3. A. 1982; Ridder, H., Verfassungsrecht oder Staatsrecht?, (in) Bll. f. dt. u. internat. Politik 1988, 660; Roggemann, H., Die DDR-Verfassungen, 4. A. 1989; Entstehen und Wandel verfassungsrechtlichen Denkens, hg. v. Mussgnug, R., 1996; Deutsches Verfassungsrecht 1806 bis 1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 1ff. 2006ff.

Verfassungsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die den Schutz der jeweiligen Verfassung und damit auch der jeweils herrschenden politischen Kräfte anstrebende Behörde oder Organisation.

Lit.: Buschfort, W., Geheime Hüter der Verfassung, 2004; Goschler, C. u. a., Keine neue Gestapo, 2015 (1969 hatten noch zwei Drittel des Führungspersonals des Bundeskriminalamts frühere Ränge der SS); Grumke, T. u. a., Der Verfassungsschutz, 2016

Verfassungsurkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eine →Verfassung schriftlich verkörpernde Ur­kunde (formelle Verfassung). Verfassungs­urkunden gibt es (nach wissenschaftlicher Konvention) seit 12. 6. 1776 (→Virginia Bill of Rights).

Lit.: Usee, K., Der Einfluss der französischen Verfassungen, Diss. jur. Greifswald 1911; Ingelmann, A., Ständische Elemente in der Volksvertretung, 1914; Goldschmitt, R., Geschichte der badischen Verfassungsurkunde, 1918

Verfassungswirklichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der tatsäch­liche Verfassungszustand eines Staates in Gegensatz zu dem von der Verfassungsurkunde angestrebten Verfas­sungs­zustand.

Lit.: Huber, E., Verfassungswirklichkeit und Verfassungswert, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 126

verfesten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bannen

Verfestung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter in Norddeutschland eine Rechtsfolge bei Ladungsungehorsam, die der →Acht ähnelt.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Francke, O., Das Verfestungsbuch der Stadt Stralsund, 1875; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973, 291; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 433, Neudruck 1964; Feuring, A., Die Verfestung nach dem Sachsenspiegel, Diss. jur. Bonn 1995

verfügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) bestimmen, anordnen

Verfügung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1560) ist in dem (gegenwärtigen) Privatrecht das Rechts­geschäft, durch das ein Recht unmittelbar geändert, aufgehoben, übertragen oder belastet wird (beispielsweise Über­eignung). Zu einer Verfügung ist beispielsweise der Eigentümer befugt, doch kann er die Verfügungs­befugnis auch anderen einräu­men. Verfü­gungsbefugt sind ebenfalls Vormund (lat. tutor) und Pfleger (lat. curator). Bereits das römische Recht unterscheidet die Verfügung von der →Ver­pflich­tung. Ob das germanische Recht die Verfügung kennt, ist streitig. In dem 19. Jahrhundert wird die Verfügung von der Verpflichtung abstrahiert. Letztwillige Verfügung ist die für den Fall des Todes über den Nachlass getroffene Verfügung. In dem öffentlichen Recht ist Verfügung ein →Verwal­tungsakt. →einstweilige Verfügung

Lit.: Kaser §§ 5 I, 11 IV, 15 I 4b, 60 II 3c, 62 II 2; Köbler, DRG 123; Demuth, E., Die wechselseitigen Verfügungen von Todes wegen nach alamannisch-zürcherischem Recht, 1901; Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbeschrän­kungen des Schuldners nach deutschem Stadtrecht des Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 210; Schönfeld, W., Die Vollstreckung von Verfügungen von Todes wegen im Mittelalter nach sächsischen Quellen, ZRG GA 42 (1921), 240; Kilchmann, A., Die Verfügungen von Todes wegen nach den aargauischen Rechtsquellen, 1928; Buss, H., Letztwillige Verfügungen nach ostfriesischem Recht, Diss. jur. Göttingen 1966; Hattenhauer, H., Die Entdeckung der Verfügungsmacht, 1969; Wilhelm, W., Begriff und Theorie der Verfügung, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 213; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985 § 30, Bd. 2 1989 § 64; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Schmidt-Recla, A., Kalte oder warme Hand?, 2011

Verfügungsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das eine →Verfügung anstrebende bzw. bewirkende →Rechtsgeschäft. Es bedarf in dem römischen Recht eines rechtlichen Grundes (lat. iusta causa [F.]). In dem 19. Jahrhundert wird das Verfügungsgeschäft von dem Verpflichtungsgeschäft abstrahiert, so dass es auch ohne dieses wirksam ist. Dann kann aber die Verfügung auf dem Weg über die He­rausgabe einer ungerecht­fertig­ten Berei­che­rung rückgängig gemacht wer­den.

vergaben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache – ausgenommen Vergbe - und in Google – ausgenommen Vergabe – nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vergeben, geben

Vergabung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Übertragen eines Ge­gen­stands an eine andere Person. →Schen­kung

Lit.: Kroeschell, DRG 1

vergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) vorbeigehen, enden

Vergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (gegenwärtig) die rechtswidrige Tat, die in dem Mindestmaß mit einer geringeren Frei­heitsstrafe oder mit einer Geldstrafe be­droht ist. Als allgemeine Erscheinungsform wird das Vergehen nach französischem Vorbild zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfasst (Bayern 1813). Der Versuch eines Vergehens ist nur bei beson­derer gesetzlicher Bestimmung strafbar.

Lit.: Köbler, DRG 119, 204, 264; Hannamann, O., Über die Grenzlinie zwischen Verbrechen und Vergehen, 1805; Cucumus, K. v., Über die Einteilung der Verbrechen, Vergehen und Übertretungen, 1823; Daimer, H., Die Unterscheidung der strafbaren Handlungen, Diss. jur. Erlangen 1915

vergelten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) als Folgehandlung ausführen, rächen, ausgleichen

Vergeltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in Zufügung des gleichen oder eines (als mindestens gleich­wertig angesehenen) anderen Nachteils bestehende →Strafzweck oder allgemeiner auch andere zwischenmenschliche Handlungszweck.

vergewaltigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gewalt antun nsbesondere den Beischlaf erzwingen

Vergewaltigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nötigung einer Frau mit Gewalt oder Drohung zu dem Bei­schlaf mit dem Nötigenden oder einem Dritten (ahd. notnumft, →Notzucht). An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird auch die Vergewaltigung in der→Ehe strafbar (Österreich 1989, Schweiz 1992, Deutschland 1997). In Deutschland wird 1997 die Vergewaltigung als eigenständiger Tatbestand aufgegeben und als besonders schwerer Fall der sexuellen Nötigung eingeordnet.

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Thornhill, R./Palmer, C., A Natural History of Rape, 2000; Balthasar, S., Die Tatbestände der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung, 2001; Künzel, C., Unzucht – Notzucht – Vergewaltigung, 2003; Shaw, Y., Entwicklung und Reform zur Vergewaltigung in der Ehe gemäß § 177 StGB, 2005; Münch, I. v., Frau komm!, 2009; Gebhardt, M., Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen, 2015; Gebhardt, M., Wir Kinder der Gewalt, 2019

Vergleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1468, lat. [F.] transactio) ist der gegenseitige Vertrag, durch den der Streit oder die Ungewissheit von Parteien über ein Rechtsverhältnis in dem Wege gegensei­tigen Nachgebens beendet wird. Der Vergleich ist in dem klassischen römischen Recht ein →Erlass, wird aber von →Justinian (527-565) hiervon abgelöst. Der Vergleich ist auch in dem deutschen Recht zulässig. Seit dem Spätmittelalter wird das justinianische Recht aufgenommen.

Lit.: Kaser §§ 50 II 6, 53 II 3; Oertmann, P., Der Vergleich im gemeinen Zivilrecht, 1895; Stein­wenter, A., Die Streitbeendigung, 2. A. 1971; Ebel, F., Berichtung, Transactio und Vergleich, 1978; Bork, R., Der Vergleich, 1988; Ausschüsse für Vergleichs- und Konkursrecht, hg. v. Schubert, W., 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Eisen­hardt, M., Sanierung statt Liquidation, 2011; Thomsch, A., David Mevius und der (Prozess-)Vergleich, 2014

vergleichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) ausgleichen, Vergleich abschließen

verhaften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) in Haft nehmen, festnehmen

Verhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit der frühen Neuzeit die amtliche Festnahme eines einer Straftat Verdäch­tigen. Für sie verdichten sich seit der Aufklärung die gesetzlich festzule­gen­den Vor­aussetzungen.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Baltl/Kocher; Ollinger, T., Die Entwicklung des Richtervorbehalts im Verhaf­tungsrecht, 1997

verhalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sein, gebärden

Verhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Beziehung

verhältnismäßig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) angemessen, in angemessenem Verhältnis stehend

Verhältnismäßigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Grundsatz des neueen Verwaltungsrechts, dass die Verwal­tung unter mehreren möglichen und geeigneten Maßnahmen nur die wählen darf, die den Betroffenen und die Allgemeinheit besonders wenig beeinträch­tigt und deshalb bestmöglich angemessen ist. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ist an sich naheliegend, wird aber erst in dem 20. Jahrhundert verwendet.

Lit.: Avoine, M. d’, Die Entwicklung des Grund­satzes der Verhältnismäßigkeit, Diss. jur. Trier 1994

Verhältniswahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist dieArt der Wahl, bei der die Gesamtzahl der Parlamentssitze nach dem Verhältnis der auf die einzelnen Parteien abgegebenen Stimmen verteilt wird. S. Google

Verhältniswahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Proportionalwahl­recht, engl. block voting system) ist die Art des Wahlrechts, bei der die Gesamtzahl der Parlamentssitze auf die Parteien in dem Ver­hältnis der Gesamtstimmenzahl zu der auf die einzelne Partei bzw. ihre Kandida­tenliste in dem gesamten Wahlgebiet abgegebenen Zahl der Stimmen verteilt wird (beispielsweise Belgien 1899, Österreich 18. 12. 1918 [1992 reformiert, mindestens ein Grundmandat oder bundesweit 4 Prozent der Stimmen], Deutsches Reich 1919, pro 60000 Stimmen in dem ganzen Reich ein Abgeordneter). Das Verhältniswahlrecht. bildet einen Gegensatz zu dem Mehr­heitswahlrecht. Es kann klare politische Entscheidungen erschweren, entspricht aber den politischen Verhältnissen in dem gesamten Wahlvolk besser.

Lit.: Köbler, DRG 230, 257; Smend, R., Die Ver­schiebung der konstitutionellen Ordnung durch das Verhältniswahlrecht, (in) Smend, R., Staats­recht­liche Abhandlungen, 2. A. 1968, 60

verhandeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) besprechen, erörtern

Verhandlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Erörterung eines Gegenstands durch Beteiligte, insbeson­dere die Erörterung vor einem Gericht. Bei der hiervon abgeleiteten Verhandlungsma­xime des Zivilprozesses steht es bei den Parteien, welchen Streitstoff sie dem Gericht unter­breiten, so dass nicht notwen­digerweise über die (möglicherweise verheimlichte) Wahrheit entschieden wird. Ein Gegensatz zu dem Verhandlungs­grund­satz (Verhandlungs­maxime [Gön­ner]) ist der Grundsatz der Untersuchung durch das Gericht (beispielsweise in dem Inquisi­tions­prozess).

Lit.: Köbler, DRG 155, 201; Tiegelkamp, K., Geschichte und Stellung der Verhandlungsmaxime, 1940; Bomsdorf, F., Prozessmaximen und Rechts­wirk­lichkeit, 1971

Verhandlungsmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verhandlungsgrundsatz

Verhör (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eindringliche Befragung eines Menschen durch einen anderen Menschen zu der Ermittlung von Umständen, ins­besondere die Befragung von Verdäch­ti­gen durch einen Ermittler.

Lit.: Eibach, J., Frankfurter Verhöre, 2003; Niehaus, M., Das Verhör, 2003

verhören (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aushorchen, ausforschen

verjähren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1221-1224 Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Ablauf von Jahren Durchsetzbarkeit verlieren

Verjährung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1555, verjähren 1221-1224 Sachsenspiegel, Verjährungsfrist 1784/­1794) ist der durch Zeitablauf eintreten­de Rechtsverlust. In fester Form wird die Verjährung als (lat.) praescriptio (F.) temporis aller Klagen von den römischen Kaisern Honorius (393-423) und Arcadius bzw. Theodosius II. (424) mit einer Frist von grundsätzlich 30 (in bestimmten Fällen auch 40, 20, 10 Jahren oder einem Jahr) eingeführt. Danach strahlt die Verjährung bereits auf das Frühmittelalter aus und wird später allgemein aus dem römischen Recht aufgenommen. Mit ihr verschmilzt die einheimische →Verschweigung. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) kennt neben der regelmäßigen Verjährung binnen 30 Jahren verschiedene kürzere Verjährungsfristen. Seit 2002 ist in Deutschland die regelmäßige Verjährungsfrist auf 3 Jahre festgelegt. Verjährung gibt es auch für die Strafverfolgung und die Strafvoll­stre­ckung. S. Google

Lit.: Kaser § 4 III; Köbler, DRG 61; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Unterholzner, K., Ausführliche Entwicklung der gesamten Verjährungslehre, 2. A. 1858; Schwarz, F., Bemerkungen zur Lehre von der Ver­jäh­rung, 1866; Reich, O., Die Entwicklung der kanonistischen Verjährungslehre, 1908; Iterson, W. van, Immemoriale possessie en prescriptie, (in)  Themis 1962, 427; Schmachtenberg, H., Die Verschwei­gung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Ebihara, A., Savigny und die gemeinrechtliche Verjährungslehre, ZRG RA 110 (1993), 602; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Jansen, J., Bezit te kwader trouw, verkrijgende en bevrij­dende verjaring, 2011; Pichonnaz, P., Ursprung und Begründung der Verjährung in historischer Sicht, (in) ZRG RA 2015 511; Asholt, M., Verjährung im Strafrecht, 2016; Minder, L., Die Unverjährbarkeit von Ansprüchen aus Grundrechts- und Kerngehaltsverletzungen, 2020 (Schweiz)

Verjährungsfrist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1784/1794)) Frist für Eintritt der Verjährung

Verkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Kauf aus der Sicht des Verkäufers

verkaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Kaufvertrag veräußern

Verkäufer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ware gegen Geld durch Kaufvertrag Veräußernder

Verkaufspfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das bereits dem klassi­schen römischen Recht bekannte, bei Pfandreife durch Verkauf der Pfandsache an einen Dritten zu verwertende Pfand. Das Verkaufspfand erscheint in dem Mittelalter in den Städ­ten seit dem 13. Jahrhundert, auf dem Land seit dem 14. Jahrhundert In der frühen Neuzeit erfolgt der Verkauf durch das Gericht oder eine andere hierzu bestellte Einrichtung. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird der verpfän­dete Gegenstand meist durch öffentliche Versteigerung bzw. bei Grundstücken durch Zwangsverstei­ge­rung verwertet.

Lit.: Kaser § 31; Hübner; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1912; Hromadka, W., Die Ent­wicklung des Faustpfandprinzips, 1971; Klink, R., Die Behandlung des Pfandrechts, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Verkehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ausgehend von dem Vertrieb von Wa­ren die Bewegung oder Beförderung von Menschen oder Gegenständen auf da­für vorgesehenen Wegen. Das Verkehrs­wesen ist in dem römischen Reich bereits hoch entwickelt. Dieser technische Stand oder Zustand wird erst in der Neuzeit wieder erreicht. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts und vor allem seit dem 19. Jahrhundert verdichtet sich der Verkehr durch die Zunahme der Zahl der Menschen und ihre Einfallskraft immer mehr. Besondere Bedeu­tung kommt dem Schienenverkehr (Eisenbahn, Straßen­bahn), dem Straßen­verkehr (Straße, Chaussee, Autobahn, Fahrrad, Motorrad, Automobil, Lastkraftwagen), dem Wasser­ver­kehr (Kanal, Hafen, Schiff, Contai­nerschiff) und dem Luftverkehr (Ballon, Luftschiff, Flugzeug, Flughafen, Raum­fahrt) zu. Die Modernisierung der Mobilität wirkt sich auf Urbanisierung, Mobilisierung und Globa­lisierung aus (schneller, öfter, weiter, mehr, billiger, be­que­mer, sicherer). Für die un­terschied­lichen Verkehrswege Land, Was­ser, Luft und Raum werden vor allem in dem 20. Jahrhundert jeweils besondere Verkehrsregeln entwi­ckelt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 113, 176, 225, 251; Untersuchungen zu Handel und Verkehr, hg. v. Düwel, K. u. a., Bd. 1ff. 1985ff.; Helmedach, A., Das Verkehrssystem als Modernisierungsfaktor, 2000; Gadow, O. v., Die Zähmung des Automobils durch die Gefährdungs­haftung, 2002; Schubert, W., Die Anfänge eines modernen Verkehrsrechts im Radfahrrecht um 1900, ZRG GA 122 (2005), 194; Bethkenhagen, K., Die Entwicklung des Luftrechts, 2004; Merki, C., Verkehrsgeschichte und Mobilität, 2008; Ammoser, H., Das Buch vom Verkehr, 2014

verkehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) umkehren, sich bewegen

Verkehrssicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Goiogle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Sicherung des Verkehrs vor Schaden

Verkehrssicherungspflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem 20. Jahrhundert von der Rechtsprechung ent­wickelte Pflicht des Eröffners eines Ver­kehrs, die Benützer vor hieraus erwach­senden Gefahren zu sichern. Bei schuld­hafter Verletzung der Verkehrssicherungspflicht ist dem Geschädigten von dem Verletzenden Schadensersatz aus unerlaubter Handlung zu leisten.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Voss, L., Die Ver­kehrs­pflichten, 2007; Bohrer, M., Der morsche Baum. Ver­kehrssicherheit und Fahrlässigkeit in der Recht­spre­chung des Reichsgerichts, 2010

Verkehrssitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt undin Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1860?) ist das übliche Verhalten in dem Rechtsverkehr. Die Verkehrssitte kann bei der Auslegung eines Rechtsgeschäfts herangezogen werden. Bei unvollständigen Vereinbarungen kann sie der Lücken­schlie­ßung dienen.

Lit.: Al-Shamari, N., Die Verkehrssitte im § 242 BGB, 2006

verklagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Klage erheben gegen

verklaren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lasteinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufklären, klar machen

Verklarung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Seerecht die Ein­reichung eines Berichts des Kapitäns eines Schiffes über den Hergang eines Unfalls bei dem zuständigen Gericht. Die Verklarung ist nach bereits rö­mischrechtlichen Ansätzen in dem Spätmit­telalter in vielen Seerechten er­kenn­bar. Ihr Zusammenhang mit der allge­meinen Ver­schweigung ist ungewiss. S. Google

Lit.: Wöhler, A., Die Verklarung, Diss. jur. Erlangen 1913

verknechten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in die Knechtschaft bringen

Verknechtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Verlust der Freiheit durch Überführung in Knechtschaft. Sie er­folgt in unterschiedlichen Zeiten auf Grund verschiedener Voraussetzungen.

Lit.: Kaser; Hübner; Planitz, H., Die Vermö­gensvollstreckung, 1912; Mayer-Maly, T., Das Notverkaufsrecht des Hausvaters, ZRG RA 75 (1958), 116

verkünden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) kund machen, veröffentlichen

Verkündung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Kundgabe eines Gedankens. Recht bedarf zu seiner Wirksamkeit vielfach der Verkündung. Zu der Sicherung der Verkündung werden bereits in dem römischen Alter­tum die Zwölf-Tafel-Gesetze in Bronze auf dem Forum (Markt) aufgestellt. In Ermangelung einer Schriftform erfolgt die Verkündung zumindest zunächst mündlich. Seit dem Spätmittelalter wird das geltende Recht an vielen Orten zu bestimmten Zeiten ver­lesen. Seit dem 18. Jahrhundert wird die Veröf­fentlichung in Schriftform zu einer Voraus­setzung für die Geltung eines neuen Rechtssatzes. Seit dem 21. Jahrhundert tritt eine digitale Veröffentlichung an diese Stelle.

Lit.: Feigl, H., Von der mündlichen Rechtsweisung zur Aufzeichnung, (in) Recht und Schrift im Mittelalter 1977, 425; Willoweit, D., Gebot und Verbot, (in) Hess. Jb. f. LG. 30 (1980), 94

Verlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1548) ist der gewerbsmäßige Ver­trieb von Erzeugnissen, insbesondere von Werken der Tonkunst und Literatur. Der Verlag (beispielsweise von Webwaren) erscheint seit dem Spätmittelalter (Flandern 13. Jahrhundert), wobei der Verleger oft auch einen Teil der Geräte und Stoffe liefert und Art und Umfang der Erzeugung der von ihm vertriebenen Gegenstände bestimmt. In der frühen Neuzeit erfasst der Verlag sachlich vor allem das Tex­tilgewerbe und das Metallgewerbe sowie das Druckgewerbe und räum­lich neben der Stadt auch das Land. Seit dem 19. Jahrhundert geht der Verlag überwiegend in der Industrie auf. In seinen Resten außerhalb des Vertriebes von Werken der Tonkunst und Literatur (deutsches Verlagsgesetz 1901) wird er vielfach als Heimarbeit bezeichnet. Der älteste weltweit noch bestehende Verlag von Druckwerken ist der 1488 gegründete Schwabe Verlag in Basel.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 97, 134, 175, 184; Furger, F., Zum Verlagssystem, 1927; Festschrift zum zweihundertjährigen Bestehen des Verlages C. H. Beck, 1963; Marwinski, K., Von der Hofbuchdruckerei zum Verlag Böhlau, 1974; Scherner, K., Handwerker und Verleger, (in) Vom Gewerbe zum Unternehmen, hg. v. Scherner, K. u. a., 1982, 7; Verlag C. H. Beck, 1988; Juristen im Portrait, 1988; Holbach, R., Frühformen von Verlag und Großbetrieb, 1994; Breil, M., Die Augsburger Allgemeine Zeitung, 1996; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Wesel, U., 250 Jahre rechtswissenschaftlicher Verlag C. H. Beck, 2013; Recht im Wandel europäischer und deutscher Rechtspolitik – Festschrift 200 Jahre Carl Heymanns Verlag, hg. v. Limperg, B. u. a., 2015; Henschel, U., Vermittler des Rechts. Juristische Verlage von der Spätaufklärung bis in die frühe Nachkriegszeit, 2015; Königseder, A., Walter de Gruyter, 2016; Seemann, A., Parallelverlage im geteilten Deutschland, 2017 (mehr als 35); Scholtyseck, J., Reinhard Mohn – Ein Jahrhundertunternehmer, 2021

Verlagsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Verlagsrecht und Urverlagsrecht - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1784/1794) ist objektiv die Gesamtheit der den →Verlag betreffenden Rechtssätze und subjektiv das dem Verle­ger von dem Verlaggeber eingeräumte Nut­zungs­recht. Seinen Aus­gangspunkt nimmt das Verlagsrecht auf dem Gebiet der Tonkunst und Literatur in den als Folge des Buchdrucks an dem Ende des Mittelalters zu­nächst in Italien aufkommenden Druc­kerprivilegien gegen Nachdruck. Nach einem englischen Gesetz des Jahres 1709 entwickelt sich die Lehre von dem →geistigen Eigentum, das aber zeitlich beschränkt wird. In dem →Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und in weiteren Einzelstaatsgesetzen (Preußen 1837) des Deutschen Bundes wird das Verlagsrecht gesetzlich geregelt. Dem folgt auf der Grundlage der Berner Übereinkunft zu dem Schutz von Werken der Literatur und Kunst (1886) 1901 das deutsche Verlags­gesetz.

Lit.: Waechter, O., Das Verlagsrecht, 1857f.; Ortloff, H., Das Autor- und Verlagsrecht, (in) Jahrhundert Jb. f. d. Dogmatik 5 (1861), 263; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3955; Vogel, M., Deutsche Urheber- und Verlagsrechtsgeschichte, 1978; Hubmann, H./Rehbinder, M., Urheber- und Verlagsrecht, 8. A. 1995; Wadle, E., Neuere Forschungen zur Geschichte des Urheber- und Verlagsrechts, (in) ZNR 1990, 51; Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht in Deutschland, hg. v. Beier, F. u. a., Bd. 1 1991; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Wesel, U., 250 Jahre rechtswissenschaftlicher Verlag C. H. Beck, 2013

Verlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Verlässlichkeit

verlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) weggehen, vertrauen

Verlassenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Hinterlassenschaft bzw. der Nachlass eines Menschen. In Österreich bildet sich unter dem Einfluss der Rezeption des römischen Rechtes seit dem 16. Jahrhundert ein besonderes Verlassen­schafts­verfahren aus, nach dem das Erbe mit dem Erbfall nicht unmittelbar dem Erben anfällt, sondern der ruhende Nachlass selbst zeitweiliger Rechts­träger ist. Das Gericht oder der von ihm beauftragte Notar muss in einem nicht­streitigen Verfahren (Außerstreitgesetz von dem 9. 8. 1854, reformiert an dem 13. 11. 2003) grund­sätzlich den Todesfall aufneh­men, einen letzten Willen veröffent­lichen, die Erb­ansprü­che feststellen und die Ein­antwortung der Erben vornehmen.

Lit.: Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich, 1957

Verlassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)

Verlassungsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine mittelalterliche Form des →Grundbuchs.

Lit.: Deckwirth, H., Das Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover, (in) Hans. Gesch.bll. N.F. 26 (1971), 1

verlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) an einen anderen Ort legen, vertreiben

Verleger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Waren anderer Verlegender

verletzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1235-1240 [Willehalm von Orlens des Rudolf von Ems] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schädigen

Verletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch de deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schädigung, →Körperverletzung

verleumden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wider besseres Wissen eine unwahre Tatsache über einen anderen Menschen behaupten oder verbreiten

Verleumdung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der älteren deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die wider besseres Wissen erfolgende Behauptung oder Verbreitung einer unwahren Tatsache in Beziehung auf einen anderen, die geeignet ist, denselben verächtlich zu machen, in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen Kredit zu gefährden. Die Verleumdung wird an dem Beginn des 19. Jahrhunderts aus der allgemeineren Beleidigung zu einem besonderen Straftatbestand verselb­ständigt. Zwischen Verleumdung und übler Nachrede unter­scheidet 1843 ein Entwurf eines preußischen Strafgesetzbuchs mit Hilfe des Merkmals „wider besseres Wissen“.

Lit.: Hirsch, J., Ehre und Beleidigung, 1967; Sørensen, P., The unmanly man, 1983; Müller, M., Verletzende Worte – Beleidigung und Verleumdung in Rechtstexten aus dem Mittelalter und aus dem 16. Jahrhundert, 2017

Verliegenschaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Veränderung einer beweglichen Sache zu einer Liegenschaft

verloben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1150 [Kaiserchronik] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Eheschließung versprechen

Verlöbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1450) ist der Vertrag, durch den sich zwei Menschen (verschiedenen Geschlechts) gegen­seitig versprechen, die Ehe miteinander einzugehen sowie das durch diesen Vertrag begründete Gemein­schafts­verhältnis. Das Verlöbnis ist bereits dem altrö­mischen Recht als ein zunächst zwischen Gewalthaber der Braut und Bräutigam abgeschlossenes Rechtsgeschäft (lat. [F.] sponsio →[N.Pl.] sponsalia) be­kannt, das später von der Stipulationsform gelöst wird (und seine vielleicht anfangs vorhandene Klagbarkeit verliert). In dem spätan­tiken rö­mischen Recht wird eine aus dem semitischen Brautkauf übernommene Verlöb­nisgabe (lat. arrha [F.] sponsalicia) des Bräutigams an die Braut üblich und kann das Verlöbnis nur noch unter vermö­gensrechtlichen Nachteilen aufgelöst werden. In dem germanischen Recht einigen sich vielleicht ursprünglich auch Braut­vater und Bräutigam über die Braut. In der Folge finden die von der Kirche entwickelten Regeln Anwendung. Hier entsteht seit dem 11. Jahrhundert die Unter­scheidung zwischen den (lat.) sponsalia (N.Pl.) de futuro (Verlöbnis) und den (lat.) sponsalia (N.Pl.) de praesenti (Eheschlie­ßung). Die darauf gegründete Klagbarkeit des Eheversprechens wird in dem 18./19. Jahrhundert (Österreich 30. 8. 1782 Verlöbnispatent) wieder beseitigt. 1875 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich das Eherecht verweltlicht. In dem 20. Jahrhundert verliert das Verlöbnis als Folge des tatsächlichen Wandels des sexuellen Verhaltens vieler Menschen seine rechtliche Bedeut­samkeit (Deutsche Demokratische Repub­lik, Bundesrepublik Deutschland 1996). →Verlobung

Lit.: Kaser § 58 III; Köbler, DRG 22, 58, 88; Friedberg, E., Verlobung und Trauung, 1876; Sohm, R., Trauung und Verlobung, 1876; Lehmann, K., Verlobung und Hochzeit nach den nordgermanischen Rechten, 1882; Ciccaglione, F., Gli sponsali, 1888; Bächtold, H., Die Verlobung im Volks- und Rechtsbrauch, 1913; Wehrli, P., Verlobung und Trauung, 1933; Kristein, R., Die Entwicklung der Sponsalienlehre, 1966; Schwab, D., Zum gerichtlichen Verhältnis von Verlobung und Eheschließung, (in) FamRZ 1968, 637; Strätz, H., Der Verlobungskuss, 1979; Siffert, R., Verlobung und Trauung, 2004; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Verlobung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1550) →Verlöbnis

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

vermachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Vermächtnis zuwenden

Vermächtnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1614) ist die (letztwillige) Verfügung von Todes wegen, durch die der Erblasser einem anderen (in Gegensatz zu einem Teil der Erbschaft) einen einzelnen Vermögens­vorteil zuwendet, ohne ihn als Erben einzusetzen. Das Vermächtnis ist bereits dem alt­römischen Recht in verschiedenen Formen bekannt (formbedürftig lat. [N.] →legatum nach ius civile bzw. formfrei →fideicommissum nach Kaiserrecht). Das Legat kann in einem Testament oder in einem bestätigten Kodizill bestellt werden. Mit dem römischen Recht wird in dem Heiligen römischen Reich seit dem Spätmittelalter auch das Vermächtnis aufgenommen. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist es (nicht dinglich wirkendes Vindikationslegat, son­dern nur schuld­recht­lich wirkendes) Damna­tions­legat und begründet deshalb nur einen Anspruch des Vermächtnisnehmers gegen den Erben.

Lit.: Kaser §§ 76, 77; Söllner §§ 14, 17; Hübner § 111; Köbler, DRG 23, 38, 60, 211; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Eßmann, A., Vom Eigennutz zum Gemeinnutz, 2007; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deut­schen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

vermählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert [Die Heidin] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verehelichen, heiraten

Vermählung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Eheschließung, Heirat

vermehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mehr machen, erweitern

vermehrter Sachsenspiegel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Meißener Rechtsbuch

vermengen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1301-1319 [Steirische Reimchronik des Ottokar von Steiermark in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vermischen

Vermengung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] commixtio) ist die Zusammenfügung gleichartiger fester Stoffe unterschiedlicher Eigentümer zu einem unun­terscheidbaren Ganzen (beispielsweise Getreide). Nach römischem Recht bleibt bei nicht einver­nehmlicher Vermengung das Eigentum an dem entspre­chen­den Anteil bestehen, wäh­rend bei einver­nehmlicher Vermengung Miteigentum ent­steht. Bei Vermengung von Geld wird ursprüng­lich (originär) Eigen­tum er­wor­ben.

vermischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) vermengen

Vermischung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Vermengung, 1524, lat. [F.] commixtio) ist der Zusammenfluss gleichartiger Flüs­sigkei­ten o­der geschmolzener Metalle ver­schiedener Ei­gen­tümer. Bei Einver­ständ­nis entsteht Mitei­gentum, bei fehlendem Ein­verständnis bleibt das Eigentum an dem je­weiligen Anteil bestehen.

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

vermitteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verbinden

Vermittelung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Vermittlung - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verbindung, Ausgleich

Vermittlungsausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der der Vermittlung zwischen unterschiedlichen Vor­stellungen zweier Gremien dienende Aus­schuss. Nach amerikanischem Vorbild kennt Deutschland seit 1949 einen Vermittlungsausschuss zwi­schen Bundestag und Bundesrat.

vermögen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) können

Vermögen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort um 1300 belegt) ist das Können und die Gesamtheit der einer Person zustehenden Gegenstände von wirtschaftlichem Wert einschließlich von Erwerbschancen. Für das Vermögen gilt das jeweilige Sachenrecht, Schuldrecht und Erbrecht. In das Vermögen wird bei Bedarf vollstreckt. Die Einziehung des Vermögens kann eine Strafe sein. Das Vermögen kann mit Vermögensteuer besteuert werden. In dem römischen Recht ist Träger (Eigentümer) des Vermögens der Vater (lat. [M.] pater familias). Später werden daneben Söldner vermögensfähig hinsicht­lich des (lat. [N.]) peculium castrense, seit der Nachklassik Hauskinder hin­sicht­lich ihres Sonderver­mö­gens. S. Google

Lit.: Kaser §§ 12 I, 15 I, 18 I 1, 58 II, 60 II, 85 II; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Laband, P., Die vermögensrechtlichen Klagen, 1869; Brauweiler, H., Der Vermögensbegriff, Diss. jur. Erlangen 1910; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912; Hirschberg, R., Der Vermögensbegriff im Strafrecht, 1934; Dießelhorst, M., Das Vermögensrechtssystem Samuel Pufendorfs, 1976; Mempel, H., Die Vermögenssäkularisation, 1979; Knothe, H., Das gemeine Kindesvermögensrecht, ZRG GA 98 (1981), 255; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992; Schroeder, K., Deutsches Recht und Bürgerliches Gesetzbuch, ZRG GA 109 (1992), 159; Hubig, S., Die historische Entwicklung des § 23 ZPO, 2002; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Reichtum im späten Mittelalter, hg. v. Schulte, P. u. a., 2015; Reichtum in Deutschland, hg. v. Gajek, E. u. a., 2019

Vermögensstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstrafe und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf den vollständigen oder teilweisen Verlust des Vermögens gerichtete, bereits den Römern bekannte, von der Aufklärung wegen der Auswirkungen auf die Familie des Betroffenen bekämpfte, durch Gesetz von dem 15. Juli 1992 in Deutschland (wieder) eingeführte, aber durch Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts Deutschlands von dem 20. 03. 2002 wegen mangelnder Be­stimmtheit als verfassungswi­drig beur­teilte Strafe. S. Google

Lit.: Schnieders, R., Die Geschichte der Vermö­gens­strafe in Deutschland, 2002

Vermögensvollstreckung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, sber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem römi­schen Recht die in dem 2./1. Jahrhundert v. Chr. neben die Personalvollstreckung tretende Voll­streckung des Gläubigers in das Vermögen des Schuld­ners, wenn dieser nicht den durch Urteil bestimmten Betrag leistet. Dabei wird der be­treibende Gläubiger in den Besitz einge­wiesen und danach das Vermögen durch Versteigerung an den Meistbietenden ver­wertet, wobei die Verteilung des Über­schusses auf die anderen Gläubiger nach der Reihenfolge der Urteile erfolgt. S. Google

vermuten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) denken, mutmaßen

Vermutung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Satz, nach dem von dem Vorliegen eines bestimmten Um­stands (grundsätzlich) auf einen bestimm­ten anderen Umstand geschlossen werden soll (beispielsweise von Besitz auf Eigentum). Die aus der Erfahrung des Alltagslebens er­wachsende Vermutung ist (als [lat.] praesumptio [F.]) bereits dem römischen Recht bekannt. Sie wird mit diesem später in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen.

Lit.: Köbler, DRG 29; Hamza, G., Réflexions sur les présomptions relatives aux comourants (commorientes), (in) Status familiae, 2001, 131

vernehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nelegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufnehmen, hören

Vernehmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Goolgle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Anhörung und Befragung eines Menschen durch eine Behörde in einem Verfahren.

Lit.: Schumann, A., Verhör, Vernehmung, Befragung, 2016

Vernunft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verstand) ist die Fähigkeit, nachvollziehbare, verständige Entschei­dungen zu treffen. Auf die Vernunft stellt nach älteren Anfängen der Philosophie des Altertums die Aufklärung der frühen Neuzeit besonders ab. Namengebend wird die Vernunft für das hierauf gegründete Vernunftrecht.

Lit.: Köbler, DRG 136, 146; Neusüß, W., Gesunde Vernunft und Natur der Sache, 1970; Pohl, M., Fliehen - Kämpfen - Kapitulieren, 2013

Vernunftrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das allein durch die →Vernunft gerechtfertigte und begründete Recht. Es ist die in dem 17. und 18. Jahrhundert vorherrschende Art des bereits der Philosophie des Altertums bekannten Naturrechts. Das Vernunftrecht nimmt seinen Ausgang von spanischen Spätscholastikern (Francisco de →Vitoria 1483/1493-1546, Fernando →Vazquez 1512-1569), die zwecks Gewinnung einer ver­lässlichen Lösung für die an dem Beginn der Neuzeit entstehenden rechtlichen Fra­gen aus einem als allgemein behaupteten Naturrecht gewisse allgemeine Völker­rechtssätze ableiten. Auf dieser Grundlage entwickelt Hugo →Grotius 1625 ein All­ge­meinrecht für alle Rechtsverhältnisse, das ausschließlich aus dem naturgegebenen Streben (lat. [M.] appetitus) des Einzelnen ver­nünf­tigerweise Verträge erfüllt, ver­ursachte Schäden aus­gleicht und das Eigentum anderer achtet. Seine Grundsätze wür­den auch dann gelten, wenn es keinen Gott gäbe oder dieser sich um die mensch­lichen Angelegenheiten nicht kümmerte. Damit ist einerseits das von dem Christentum auf Gott bezogene Naturrecht verweltlicht bzw. (bei Grotius) von der Moraltheologie emanzipiert und zu einer irdischen Sozial­ethik erhoben sowie andererseits die gött­liche Offenbarung der Theologie zurückge­geben. Die menschliche Vernunft allein - nicht dagegen die geschichtliche Erfahrung - bildet den Maßstab für das Recht. Dem folgt neben David →Mevius etwa →Pufendorf (1672), der in geometrischer Art (lat. more geometrico) für das private Recht ein Ge­samt­system einleuchtender Vernunftsätze bilden will. Christian →Wolff (1679-1754) will überhaupt durch mathematisch-demonstrative, logisch-synthe­tische De­duk­tion mit Hilfe des Syllogismus als Erkenntnismittel aus wenigen vernunft­rechtlichen Obersätzen zu der Lösung jedes einzelnen Falles kommen. Allerdings werden dabei eigentlich tatsächlich nur bereits als vernünftig anerkannte Sätze des geltenden Rechtes als Naturrecht behauptet und ist die davon ausgehende Ableitung meist logisch nicht einwandfrei. Unmittelbare Übernahmen von behaupteten Naturrechtssätzen in die Rechtswirklichkeit sind selten. Wenig später widerlegt Immanuel →Kant (1724-1804) die Vorstellung eines überpositiven Rechtes ohne geschichtliche Grundlage ganz. Dennoch erfahren →Allgemeines Landrecht Preußens (1794), →Code civil Frankreichs (1804) und →Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) eine bedeutsame natur­rechtlich-systematische Prägung. In dem Staats­recht führt das Vernunftrecht zu der Lehre von dem Ge­sellschaftsvertrag (franz. contrat [M.]social), in dem Strafrecht zu allgemeiner Humanisierung.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 139, 140, 144, 145, 159, 163, 166, 207; Dulckeit, G., Naturrecht und positives Recht bei Kant, 1932, Neudruck 1973; Thieme, H., Das Naturrecht und die europäische Privatrechtsgeschichte, 2. A. 1954; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Rüping, H., Die Naturrechtslehre des Christian Thomasius, 1968; Bärmann, J., Zur Methode des Vernunftrechts, (in) FS zum 150jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Zweibrücken, 1969, 3; Carpintero-Benitez, F., Del derecho natural medieval al derecho natural moderno, 1977; Krause, D., Naturrechtler des sechzehnten Jahrhunderts, 1979; Luig, K., Der Einfluss des Naturrechts, ZRG GA 96 (1979), 38; Lipp, M., Die Bedeutung des Naturrechts, 1980; Christian Wolff 1679-1754, hg. v. Schneiders, W., 1983; Link, C., Hugo Grotius als Staatsdenker, 1983; Vernunftrecht und Rechtsreform, hg. v. Krause, P., 1988; Bühler, T., Die Naturrechtslehre und Christian Thomasius, 1989; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privat­rechts­geschichte, 9. A. 2001, 10. A. 2005

vernünftig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Vernunft betreffend

veröffentlichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) öffentlich kundtun

Veröffentlichung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) öffentliche Kundgabe

Verona (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an der unteren Etsch wird auf angeblich keltischer Grundlage 89 v. Chr. römische (lat. [F.]) colonia. Seit dem 3. Jahrhundert ist es Sitz eines Bischofs, später Sitz des Gotenkönigs Theoderich des Großen (Dietrich von Bern) und des Langobardenkönigs Alboin. In dem 12. Jahrhundert wird es freie Kommune, die 1228 und 1276 Statuten aufzeichnet. Über Mailand (1387), Venedig (1405) und →Österreich (1797) gelangt es 1866 zu →Italien. S. Google

Lit.: Cipolla, C., Compendio della storia politica, 1976; Westhues, P., Die Kommunalstatuten von Verona im 13. Jahrhundert, 1995

verordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) anordnen

Verordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google velegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die behördliche Anord­nung an eine unbestimmte Zahl von Per­sonen für eine unbestimmte Zahl von Fällen. Sie erscheint sachlich mit dem Auftreten von Herrschaft, also etwa bereits in dem römischen Altertum oder in dem Früh­mittelalter (beispielsweise →Kapitularien). Syste­matisch erfasst wird sie aber erst seit der frühen Neuzeit. Seitdem steht sie vor allem dem Gesetz gegenüber. →Notverordnung

Lit.: Köbler, DRG 227; Sammlung der churbaierischen Generalien und Landesver­ord­nungen, 1771; Gerstlacher, C., Sammlung aller baden-durlachischen Anstalten und Verordnungen, Bd. 1ff. 1772f.; Handbuch aller unter der Regierung Josefs II. ergangenen Verordnungen und Gesetze, Bd. 1ff. 1785; Sammlung aller kaiserlich-könig­lichen Verordnungen und Gesetze, Bd. 1ff. 1786/7; Jellinek, G., Gesetz und Verordnung, 1887, Neudruck 1964; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1999; Höner, M., Die Diskussion um das richterliche Prüfungsrecht und das monarchische Verordnungsrecht, 2001

verpachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Grundstück zu Nutzung gegen Entgelt überlassen (V.) →Pacht

Verpachtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Überlassung eines Grundstücks zu Nutzung gegen Entgelt →Pacht

verpfählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit Pfählen versehen (V.)

Verpfählung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Sicherung durch Pfähle

Lit.: Der Rechtsbrauch des Verpfählens, ZRG GA 42 (19219, 110; Müller, K., Der Rechtsbrauch des Verpfählens, ZRG GA 42 (1921), 110

verpfänden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1200 [Iwein] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., als Pfand geben), durch Rechts­geschäft ein Pfandrecht als beschränk­tes dingliches Recht an einer Sache eines anderen begründen

Lit.: Werminghoff, A., Die Verpfändungen der mittel- und niederrheinischen Reichsstädte, 1893; Kleinbub, M., Das Recht der Übertragung und Verpfändung von Liegenschaften in der Reichsstadt Ulm, 1960; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967

Verpfändung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verwendung als Pfand

verpflichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eine Verbindlichkeit begründen

Verpflichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1307) Obligation, Schuld, Ver­bind­lichkeit

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Verpflichtungsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das bereits dem römischen Recht bekannte, eine →Verpflich­tung begründende Rechtsgeschäft (beispielsweise Kauf) in Gegensatz zu dem diese Verpflichtung tilgenden Erfüllungsgeschäft (beispielsweise Übereig­nung), das →Verfügungs­ge­schäft ist. Das Verpflichtungsgeschäft verändert die dingliche Rechtslage an der betroffenen Sache nicht, be­grün­det aber relative Rechte und Pflich­ten des Gläubigers und Schuldners in Be­zug auf das daraufhin vorzunehmende Ver­fügungsgeschäft.

Lit.: Kaser §§ 5 I, 11, 15 I, 60 II, 62 III 2; Köbler, DRG 46

Verrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die unbefugte, treuwidrige Of­fenbarung eines Geheimnisses. Bereits bei den Germanen folgt nach Tacitus dem Volksverrat die Tötung durch Aufhängen. Ansonsten wer­den die verschiedenen Fälle von Verrat (Hochverrat, Landesverrat) in Zeit und Raum unterschiedlich behandelt. S. Google

Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Illmer, F., Treubruch, Verrat und Felonie, Diss. jur. Breslau 1937; Ritter, J., Verrat und Untreue an Volk, Reich und Staat, 1942

verraten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) treuwidrig offenbaren

verrichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, richten, ausführen

Verrichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.), Handlung, Ausführung

Verrichtungsgehilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ein Mensch, dem von einer anderen Person, von deren Weisungen er mehr oder weni­ger abhängig ist, eine Tätigkeit übertragen worden ist. Der Geschäftsherr hat für ver­mutetes Verschulden bei Auswahl und Über­wa­chung eines schädigenden Ver­richtungsgehilfen einzu­ste­hen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 216, 271; Niethammer, G., Entwicklung der Haftung für Gehilfenhandeln, 1973; Wicke, H., Haftung für Verrichtungsgehilfen, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 165; Wicke, H., Respondeat superior, 2000; Bodenhausen, E. Frhr. v., Haftung des Geschäftsherrn für Ver­richtungsgehilfen, 2000

Versailles (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist der südwestlich von Paris ge­legene, 1037 erstmals bezeugte und 1561 mit Marktrecht begabte Ort, an dem Lud­wig XIV. in dem 17. Jahrhundert ein Schloss errichten lässt, das dem König von Frankreich als Residenz dient. An dem 18. 1. 1871 wird in Versailles der König von Preußen zu dem Kaiser des (zweiten) Deutschen Reiches ausgerufen. An dem 28. 6. 1919 wird in Versailles der in 15 Teile mit 440 Artikeln gegliederte, von vie­len als Diktat betrach­tete, aber auch den Wunsch Frankreichs nach Zerschlagung des Deutschen Reichess oder nach Gewinnung der Rhein­grenze verhindernde, ohne Beteiligung des Deutschen Reiches entstehende, den Wiederauf­stieg Deutsch­lands in wenigen Jahren zu der potentiell stärksten Macht Europas nicht unmöglich machende Vertrag der alliierten Sie­germächte des Ersten Weltkriegs mit dem Deutschen Reich unterzeichnet (Verlust eines Zehn­tels des Staatsgebiets [Elsass, Lothrin­gen, Westpreußen, Posen], Kriegsschuld, Re­pa­rationsverpflichtungen, Heereseinschrän­kung).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221; Keynes, J., Krieg und Frieden – Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrages von Versailles, hg. v. Hauser, D., 2014; Berber, F., Das Diktat von Versailles, 1939; Haffner, S. u. a., Der Vertrag von Versailles, 1978; Versailles 1919, hg. v. Krumeich, G., 2001; Kolb, E., Der Friede von Versailles, 2005; Kraus, H., Versailles und die Folgen, 2013; Brandt, S., Das letzte Echo des Krieges – Der Versailler Vertrag, 2018; Peace through Law, hg. v. Erpelding, M. u. a., 2018; Schwabe, K., Versailles, 2019; Leonhard, J., Der überforderte Frieden, 2018; Kern, E., Republik und Reich – Von Versilles zu Adolf Hitler, 2018; Peace through Law – The Versailles Peace Treaty and Dispute Settlement after World War I, hg. v. Erplding, M./Hess, B./Ruiz Fabri, H., 2019

versammeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusammenkommen, zusammenbringen

Versammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zusammenkunft

Lit.: Kopietz, M., Ordnung, Land und Leute – Politische Versammlungen im wettinischen Herrschaftsbereich 1438-1547, 2019

Versammlungsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Die Versammlungsfreiheit entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert zu einem Grund­recht.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Maltzahn, R. Frhr. v., Das Versammlungsgesetz vom 24. Juli 1953, 2017

versäumen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verspätet handeln, nicht tun

Versäumnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) verspätetes Handeln

Versäumnisurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) bei Säumnis einer Partei eines Rechtsstreits möglicherweise ergehendes Urteil

Versäumnisverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das bei Säumnis einer Partei betreibbare Gerichtsverfahren. Es ist bereits dem römischen Recht bekannt (str.), wobei es dem Kläger nur begrenzt möglich ist, die Teilnahme des Beklagten außerhalb seines Wohnorts zu erzwingen. In der Gegenwart wird bei Säumnis des Beklagten nach dem Vorbild des sächsischen Prozesses auf der Grundlage des Vortrags des Klägers ein Versäumnisurteil erlassen, bei Säumnis des Klägers die Klage abgewiesen. S. Google

Lit.: Kaser §§ 84 II, 87; Köbler, DRG 34; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973, 268; Mitteis, H., Studien zur Geschichte des Versäumnisurteils, ZRG GA 42 (1921), 137; Kulessa, M., Ladungsungehorsam und prozessuale Säumnis, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Wiggenhorn, H., Der Reichskammer­gerichts­prozess, Diss. jur. Münster 1966; Reinschmidt, T., Die Einleitung des Rechtsganges, Diss. jur. Frankfurt am Main 1968, 123; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973; Steinhauer, T., Versäumnisurteile in Europa, 1996; Rüfner, T., Gerichtsstand und Ladungszwang, 2009

verschallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., verhallen. verklingen) →verschollen

verschollen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Partizip Perfekt Passiv von verschallen) verloren, verschwunden

Verschollenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1809) ist das Fehlen von Nachrichten über das Leben oder Verster­ben eines Menschen, dessen Aufenthalt während längerer Zeit unbekannt ist und an dessen Fortleben nach den Umständen ernstliche Zweifel bestehen. Die Verschollenheit wird sachlich bereits in dem römischen Recht erfasst (Auflösung der Ehe, Kriegsverschollenheit [lat. ius postliminii]). In dem 18. Jahrhundert wird für die Verschollenheit das Verfahren der →Todeser­klärung eingerichtet. Dieses ist in der deutschen Gegenwart in dem besonderen Ver­schollenheitsgesetz (15. 1. 1951) geregelt. An dem 6. 4. 1950 wird die Konvention der Vereinten Nationen über die Todeserklä­rung Verschollener vereinbart. S. Google

Lit.: Kaser § 58 VII 1a; Köbler, DRG 120, 160, 206, 237, 266; Schmidt, R., Die Verschollenheit, 1938; Arnold, E., Verschollenheit, 1951; Strebel, H., Die Verschollenheit als Rechtsproblem, 1954; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 199; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Bert­rand, A., Zur Entwicklung des Verschollen­heits­rechts, 2013

verschulden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Schuld begründen

Verschulden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – bucht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1636 belegt) ist das objektiv pflichtwidrige und subjektiv vorwerfbare Verhalten (str.) eines schuldfähigen Menschen. Das Verschulden ist sachlich bereits in dem römischen Recht ein bedeutsames Merkmal für Strafe und Schadensersatz (lat. [F.] culpa, [M.] dolus). Für das ältere deutsche Recht wird überwiegend von einer →Erfolgshaftung ausgegangen, ohne dass ausgeschlossen werden kann, dass nicht doch auch Verschuldensge­sichts­punkte selbver­ständlich mitberücksichtigt werden. In dem 19. Jahrhundert setzt sich das dem Freiheitsstreben des Liberalismus entgegen­kommende Verschul­dens­prinzip durch (Egid von Löhr 1806/1808, Hasse 1815, Ihering 1867), doch wird gleichzeitig eine Schadens­ersatz­pflicht aus →Gefährdungshaftung (Preu­ßen 1838 für Eisenbahnen u. s. w.) ohne Verschulden geschaffen. In der Folge wird in dem Strafrecht das Verschulden. subjektiv, in dem Privatrecht objektiv bestimmt. In dem Ehe­recht kann eine schuld­hafte Verletzung einer ehelichen Pflicht in der Neuzeit einen Grund für die Ehescheidung darstellen. In Deutsch­land wird dieses (vorwerfbare) Verschulden 1976 durch die (objektive) Zerrüttung ersetzt, in Öster­reich 1978 die einvernehmliche Eheschei­dung ermöglicht und 1999 unter Aufgabe der ab­soluten Ehescheidungsgründe ein einziger re­­lativer Verschuldenseheschei­dungs­tatbe­stand geschaffen.

Lit.: Kaser; Hübner; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 128, 209, 214, 216; Luig, K., Überwiegendes Mitverschulden, (in) Ius commune 2 (1969), 187; Benöhr, H., Die Entscheidung für das Verschuldensprinzip, (in) TRG 46 (1978), 1; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

verschwägern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Schwägerschaft begründen

Verschwägerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) verwandtschafts­ähn­liche Verbindung durch Heirat zwischen zwei Menschen (ein Mensch ist mit den Verwandten seines Ehegatten verschwägert, nicht aber verwandt)

Lit.: Gernhuber, J., Die Schwägerschaft als Quelle gesetzlicher Unterhaltspflichten, (in) FamRZ 1955, 193

verschweigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) nicht mitteilen

Verschweigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuh der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Unterlassung der Geltendmachung eines Rechtes bzw. die Duldung eines fremden Eingriffs in ein Recht, die seit dem Mittelalter meist nach →Jahr und Tag zu dem Verlust des Rechtes führt. In der Neuzeit wird die Verschweigung vor allem von der →Verjährung und der →Ersitzung verdrängt, neben welche später noch die Verwirkung tritt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 125, 163; Immerwahr, W., Die Verschweigung, 1895; Schulte, H., Die Verschweigung, Diss. jur. Köln 1966; Schmachtenberg, H., Die Verschweigung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971

verschwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vergeuden, verprassen

Verschwender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] prodigus) ist, wer länger unnütze und übermäßige Ausgaben tätigt. Der Verschwender erhält schon nach altrö­mischem Recht einen treuhänderisch han­delnden Pfleger (lat. [M.] curator). Seit dem Spätmittelalter wird in dem Heiligen römischen Reich das römische Recht aufgenommen. Der Verschwender kann entmündigt wer­den, ohne dass dies rechtstatsächlich häufig erfolgt. Seit 1. 1. 1992 steht in Deutschland an der Stelle der →Entmündigung die →Be­treu­ung.

Lit.: Kaser §§ 14 V, 64; Hübner; Köbler, DRG 22; Schwarz, A., Die Entmündigung des Ver­schwenders, 1891; Trompetter, J., Die Ent­mündi­gung wegen Verschwendungssucht, 1996; Griebl, L., Die Behandlung von Verschwendern und Geisteskranken, 2010

Verschwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vergeudung (von Vermögen)

versenken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Gioogle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sinken machen

Versenken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als substantiviertes Verb – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Moor ist die Art der Tötung, die nach Tacitus bei den Germa­nen der Unzucht folgt, aber nicht sicher nachweisbar ist. →Moorleiche

Lit.: Köbler, DRG 71; Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842, Neudruck 1960; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922

versichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Italieneische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) absichern, sicher machen, sicherer machen

Versicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und ind Google  belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1490) ist die Schaffung von Sicherheit oder größerer Sicherheit durch ein Verhalten, insbesondere der Erwerb eines Anspruchs auf eine Schadensaus­gleichsleistung eines Ver­siche­rers durch regelmä­ßige Vor­leistun­gen eines Versicherten. Die Versicherung entsteht vielleicht bereits in dem Früh­mittelalter, spätestens jedoch in dem Hoch­mittel­alter auf der Grundlage der Gegenseitigkeit der Schadenshilfe (Dieb­stahl, Brand, Be­erdigungskosten, Löse­geld­zahlung, Schiffs­verlust [Italien 14. Jahrhundert]). Sie wird ein schuldrechtlicher Ver­trag zwischen Versi­cherer (Versicherungs­ge­meinschaft) und (einzelnem) Versiche­rungs­nehmer. Sie gewinnt seit der frühen Neuzeit an Bedeutung. Seit dem 17. Jahrhundert wird die →Lebensversicherung möglich. Neben die genossenschaftliche Ge­gen­seitigkeit tritt dabei bald die unternehmerische Versiche­rungs­aktien­ge­sell­schaft. Der absolute Staat führt zwecks allgemeiner Wohlfahrt die Zwangsversi­cherung für einzelne Schadens­gefahren (Preußen 1718 Brandversicherung) ein. 1908 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich ein Versicherungsvertragsgesetz für die zuneh­menden Versicherungen geschaffen, über die der Staat (Preußen 1781) die Aufsicht führt. Dieses Gesetz wird in der Bundesrepublik Deutschland zu dem 1. 1. 2008 neu gefasst. Neben der sich mit zu­nehmender Globalisierung stark internatio­na­li­­sie­­renden Privatversiche­rung steht die von Otto von Bismarck zu der Abwehr von ihm abgelehnter  sozialistischer Gefahren für den Staat infolge der möglich gewordenen Wahlen 1881/1884 aufge­griffene →So­zial­ver­siche­rung (Zwangsversi­cherung gegen Arbeitsun­fall als Arbeitneh­mer, Krankheit als Arbeitnehmer, Invalidität als Arbeit­nehmer, Alter als Arbeitnehmer u. s. w.), die auch einen entsprechend hohen Verwaltungsaufwand mit zahlreichen Arbeitsplätzen mit sich bringt.

Lit.: Köbler, DRG 128, 167, 184, 216, 243; Bensa, E., Il contratto di assicurazione, 1884; Helmer, G., Die Geschichte der privaten Feuerversicherung, Bd. 1f. 1925/6; Ebel, W., Die Hamburger Feuerkontrakte, 1936; Schmitt-Lermann, H., Der Versicherungsgedan­ke im deutschen Geistesleben des Barock und der Aufklärung, 1954; Raynes, H., A History of British Insurance, 2. A. 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,848; Koch, P., Epochen der Versicherungsgeschichte, 1967; Schöpfer, G., Sozialer Schutz im 16.-18. Jahrhundert, 1976; Koch, P., Bilder zur Versicherungsgeschichte, 1978; Peters, H., Die Geschichte der sozialen Versicherung, 3. A. 1978; Ebel, F., Die Anfänge der rechtswissenschaftlichen Behandlung, Z. f. d. ges. VersWiss 34 (1980), 7; Nehlsen-von Stryk, K., Die venezianische Seeversicherung, 1986; Duvi­nage, A., Die Vorge­schichte und die Entste­hung des Gesetzes über den Versicherungsvertrag, 1987; Hofmann, E., Privat­versicherungsrecht, 3. A. 1991; Neugebauer, R., Versicherungsrecht vor dem Versicherungsvertrags­gesetz, 1990; Dreyer, T., Die Assekuranz- und Havereyordnung der freien und Hansestadt Hamburg von 1731, 1990; Ebel, W., Quellennachweis und Bibliographie zur Geschichte des Versicherungsrechts, hg. v. Ebel, F., 1993; Koch, P., Die Behandlung des Versicherungsver­trags im preußischen Allgemeinen Landrecht, Versicherungsrecht 1994, 629; Wandel, E., Banken und Versicherungen, 1997; Koch, P., Geschichte der Versicherungswissenschaft, 1998; Van Niekerk, J., The Development of the Principles of Insurance Law in the Netherlands, 1998; Schewe, D., Geschichte der sozialen und privaten Versicherung im Mittelalter in den Gilden, 2000; Feldman, G., Die Allianz und die deutsche Versiche­rungswirtschaft, 2001; Principles of European Insurance Contract Law, hg. v. Basedow, J. u. a., 2009; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Röder, T., From Industrial to Legal Standardization 1871-1914, 2012; Koch, P., Geschichte der Versicherungswirtschaft in Deutschland, 2012; Hellwege, P., Die historische Rechtsvergleichung und das europäische Versicherungsrecht, ZRG 131 (2014), 226; Kilian, M., Das Gesetz über die privaten Versicherungsunternehmen von 1901, 2015; Fluch, F., Schwarzbuch Versicherungen, 2015; Bähr, J./Kopper, C., Munich Re – die Geschichte der Münchener Rück 1880-1980, 2015; Eggenkämper, B. u. a., Die Allianz, 2015; Studien zur vergleichenden Geschichte des Versicherungsrechts, Bd. 1ff., hg. v. Hellwege, P., 2018; A Comparative History of Insurance Law in Europe – A Research Agenda, hg. v. Hellwege, P., 2018, 253 S.; Sinem, O., The Influence of Marine Insurance Law on the Legal Development of Life and Fire Insurance in England, 2019; Professional Guilds and the History of Insurance, hg. v. Hellwege, P., 2020

Versicherung an Eides Statt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine eidesähnlich abgesicherte Erklärung

Lit.: Lex, P., Die Versicherung an Eides Statt, Diss. jur. Zürich 1967

versio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat., F.) Krümmung, Biegung, Wendung

versio (F.) in rem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (actio de in rem verso, F., Klaganspruch auf das in eine Sache Verwandte) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Verwendung auf eine Sache

Lit.: Kaser §§ 11 II, 49 II

Version (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Mittellateinische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wendung, Fassung, Übersetzung

Versionsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. actio [F.] de in rem verso) ist in dem römischen Recht die Klage auf das zu einer Bereicherung des Vermögens des Geschäftsherrn seitens des Sklaven Verwendete, die Justinian (527-565) auf eine Haftung des Geschäftsherrn aus dem Handeln Gewaltfreier erweitert. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) geht die Versionsklage in den Bereicherungs­an­sprüchen auf. S. Google

Lit.: Kaser § 49 II 1b; Kupisch, B., Die Versionsklage, 1965

versitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Erwerb mittels Ersitzung eines anderen verlieren

Versitzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Rechtsverlust des bis­he­rigen Berechtigten bei dem Rechtser­werb eines anderen durch →Ersitzung.

versorgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verpflegen, Sorge tragen

Versorgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verpflegung, Besorgung

Versorgungsausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Ausgleich der Ansprüche auf sozialversicherungs­rechtliche Versorgung außerhalb eines aktiven Dienst­verhältnisses zwischen zwei Ehegatten in dem Falle der Ehescheidung. Der Versorgungsausgleich wird in Deutschland 1976 eingeführt. Der Ehegatte mit geringeren Versorgungsansprüchen hat ei­nen An­spruch auf Ausgleich aus den Versor­gungs­ansprüchen des anderen Ehegat­ten. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 267; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991, 169

versprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) falsch sprechen, zusagen, zusichern

Versprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1632) ist die Zusage einer Leistung oder auch das fehlerhafte Sprechen.

Lit.: Die Ordnung des Versprechens, hg. v. Schneider, M., 2005; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

verstaatlichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in Eigentum des Staates überführen

Verstaatlichung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Überführung von Privateigentum in Eigentum des Staates. Sie ist in dem Rechtsstaat als →Enteignung nur gegen Entschädigung zulässig. Sie ist in der Marktwirtschaft selten, weil der Staat mangels persönlichen Einsatzes der Bediensteten ohne besonderen Anreiz nicht besonders erfolgreich wirtschaften kann. S. Google

Lit.: Stiefel, D., Verstaatlichung und Privatisierung in Österreich, 2011

versteigern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) öffentlich entgeltlich an den Bestbieter übertragen

Versteigerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der öffentliche Verkauf eines Gegenstands an den Meistbietenden. Die Versteigerung ist sachlich bereits dem römischen Prozessrecht bekannt. Sie wird in den mittelalterlichen Städten erneut aufgegriffen. Sie kann privatrechtlich oder öffentlichrechtlich durchgeführt werden. Besonders bedeutsam ist sie in der →Zwangsvollstreckung (→Zwangsverstei­ge­rung).

Lit.: Kaser § 85 II 2b; Planitz, H., Die Ver­mögens­vollstreckung, 1912; Dunkel, H., Öffentliche Versteigerung und gutgläubiger Erwerb, 1970; Mannheims, H./Oberem, P., Versteigerung, 2003

verstümmeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert [Das alte Passional] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verletzen, entstellen

Verstümmelung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Entfernung oder Unbrauchbarmachung eines Teiles des menschlichen Körpers durch unmittelbare mechanische Einwirkung (beispielsweise Abhacken der Hand, Ausreißen der Zunge, Blenden, Brandmarken, Kastrieren, Lähmen). Die Verstümmelung wird als Strafe bereits in dem römischen Altertum verwendet. Mit der peinlichen Strafe tritt sie in dem Mittelalter erneut hervor. Von der Aufklärung der Neuzeit wird sie bekämpft und schließlich beseitigt. Als →Maßnahme der Sicherung und Besserung wird aber die Kastration zwischen 1933 und 1945 in dem Deutschen Reich wieder durchgeführt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Browe, P., Zur Geschichte der Entmannung, 1936; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988

Versuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Strafrecht die Betätigung des Entschlusses zu der Begehung einer Straftat durch Handlungen, die zu der Ver­wirk­lichung des gesetzlichen Tatbestands unmittelbar ansetzen, aber nicht zu der Vollendung führen. Der Versuch ist (mindestens) so alt wie die vollendete Tat (Straftat), weil jede vollendete Straftat ein Anfangsstadium haben muss. Er wird anfangs aber nur als ver­selbständigte Tat bestimmter Fälle er­fasst (beispielsweise Messerziehen als Vorstufe einer Körperverletzung). In Italien befassen sich jedoch bereits die Glos­satoren verstärkt auch mit den die Anfänge einer Straftat betreffenden Textstellen. In der frühen Neuzeit wird der Versuch als solcher gesehen (Constitutio Criminalis Bamber­gensis 1507) und dann einschließlich des →Rücktritts als allgemeine Figur in den allgemeinen Teil des Strafrechts aufgenommen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 91, 119, 158, 204; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Hemmer, R., Warum war der Verbrechensversuch nach altgermanischem Recht straflos?, 1963 (9 S.); Schaffstein, F., Die allge­meinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973, 157; Sellner, D., Der Durchbruch der Lehre vom Verbrechensversuch, 1961; Hellbling, E., Ver­such, Notwehr und Mitschuld, (in) FS H. Eichler, 1977, 241; Kracht, H., Die Entwicklung des straf­rechtlichen Versuchsbegriffs, Diss. jur. Würzburg 1978; Glöckner, H., Cogitationis poenam non patitur (D. 48. 19. 18). Zu den Anfängen einer Ver­suchs­lehre in der Jurisprudenz der Glossatoren, 1989, 1989; Müller, M., Die geschichtliche Entwicklung des Rücktritts vom Versuch, 1995

versuchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) beginnen, anfangen, unternehmen

verteidigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abwehren, schützen, beistehen, bewachen

Verteidiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Beistand des Beschul­digten in dem Strafverfahren. Er ist sachlich bereits dem römischen Recht bekannt, ge­winnt aber ins­beson­dere erst als Folge des neuzeit­lichen Inquisitionsverfahrens in dem Rechts­staat des 19. Jahrhunderts an Gewicht. →Strafverteidiger

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 34, 203, 264; Henschel, J., Die Strafverteidigung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1972; Armbrüster, K., Die Entwicklung der Verteidigung in Strafsachen, 1980; Hettinger, M., Das Fragerecht der Verteidigung, 1985; Klein, H., Der Strafverteidiger, 1996; Falk, U., Zur Geschichte der Strafverteidigung, ZRG GA 117 (2000), 395; Garlati, L., Die Verteidigung hat das Wort, 2011; Mehlich, A., Der Verteidiger in den Strafprozessen gegen die Rote Armee Fraktion, 2012; Zwischen den Fronten – Verteidiger, Richter und Bundesanwälte im Spannungsfeld von Justiz, Politik, APO und RAF, hg. v. Diewald-Kerkmann, G. u. a., 2013; Richter, A., Strafverteidigung und Liberalismus, 2020

Verteidigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Beistand, Abwehr

Vertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1261 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Vertrags­ab­schluss 1863, Vertragserbe 1896, Vertrags­verhältnis 1863, vertragswidrig 1807) ist das grund­sätzlich durch zwei einander wechsel­seitig entsprechende Willens­erklä­rungen zustande­kom­mende, zweiseitige →Rechtsge­schäft. Der Vertrag. erscheint wohl mit den Anfängen des Rech­tes (Tausch, Schen­kung, Ehe). Die römische Jurisprudenz unter­scheidet mehrere verschiedene Arten (→Real­kontrakt, →Verbalkontrakt, →Litteral­kontrakt, →Konsensualkontrakt). In der hochmittelal­terlichen Kirche ent­wickelt sich entgegen dem römisch­rechtlichen Ausgangs­punkt (lat. ex nudo pacto actio non oritur, aus einem bloßen Vertrag entsteht kein Klagan­spruch) die Vorstellung von der Verbind­lichkeit jeglichen Vertrags. Vielleicht geht der Durchbruch der Vorstellung von der Klagbarkeit aller Verträge auch in dem welt­lichen Recht auf Matthaeus Wesenbeck (Antwerpen 1531-Wittenberg 1586) zurück (1582). Als allgemeine Grundfigur wird der Vertrag in der frühen Neuzeit (16.-18. Jahrhundert) erfasst. Die einzelnen Vertragsarten oder Typen von Verträgen werden unter Aufgabe geschichtlich be­dingter Einzelheiten weitgehend aus dem römischen Recht übernommen (beispielsweise Kauf, Leihe, Miete). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist der Vertrag in dem Allgemeinen Teil geordnet. Die Regeln über den privat­rechtlichen Vertrag gelten grundsätzlich auch für den zwischen Völkerrechts­subjekten geschlos­senen Vertrag sowie für den wohl erst in dem 19. Jahrhundert anerkannten öffentlich­rechtlichen Vertrag. →Ge­sellschaftsver­trag

Lit.: Kaser §§ 5 II, 8 I, II; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 42, 125, 127, 140, 164, 181, 208, 249, 259; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 901; Stobbe, O., Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, 1855; Karsten, C., Die Lehre vom Vertrag, 1882; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treuegelöbnis, 1896; Charmatz, H., Zur Geschichte und Konstruktion der Vertragstypen, 1937; Mitteis, H., Politische Verträge im Mittelalter, ZRG GA 67 (1950), 76; Trusen, W., Wiener Vertragslehren des 14. Jahrhunderts, Diss. jur. Mainz 1957; Söllner, A., Die causa im Kondiktionen- und Vertragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 182; Dilcher, H., Der Typenzwang im mittelalterlichen Vertragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 270; Politische Verträge des frühen Mittelalters, hg. v. Classen, P., 1966; Stoljar, S., A History of Contract at Common Law, 1975; Kiefner, H., Der abstrakte obligatorische Vertrag, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 74; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Nanz, K., Die Entstehung des allgemeinen Vertragsbegriffs, 1985; Landau, P., Hegels Begründung des Vertragsrechts, (in) Archiv f. Rechts- und Sozialphilosophie 59 (1973), 117; Würthwein, S., Zur Schadensersatzpflicht wegen Vertragsverletzungen, 1990; Towards a general law of contract, ed. by Barton, J., 1990; Gordley, J., The Philosophical Origins of Modern Contract Doctrine, 1991; Bühler, D., Die Entstehung der allgemeinen Vertragsschluss-Vorschriften, 1991; Lambrecht, P., Die Lehre vom faktischen Vertragsverhältnis, 1994; Deyerling, A., Die Vertragslehre, 1996; Oechsler, J., Gerechtigkeit im modernen Austauschvertrag, 1997; Volante, R., Il sistema contrattuale del diritto comune classico, 2001; Reiter, C., Vertrag und Geschäftsgrundlage im deutschen und italienischen Recht, 2002; Ikadatsu, Y., Der Paradigmawechsel der Privatrechtstheorie und die Rekonstruktion der Vertragstheorie, 2002; Immenhauser, M., Das Dogma von Vertrag und Delikt, 2006; Meß, C., Das Vertragsrecht bei Adam Smith, 2007; Harth, C., Der Mythos von der Zerstörung des Vertrags, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Fich­te, R., Die Begründung des Militärdienst­ver­hält­nisses, 2010; Decock, W., Theologians and Contract Law, 2013; Kleinschmidt, H., Diskriminierung durch Vertrag und Krieg, 2013; Astorri, P., Lutheran Theology and Contract Law in Early Modern Germany (ca. 1520-1720), 2019

Vertrag mit Schutzwirkung für Dritte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von der Rechtsprechung in der Bundesrepublik Deutschland in dem späten 20. Jahrhundert (um 1960) entwickelte Vertrag, der bestimmte schützenswerte Drit­te in den Schutz eines von anderen abgeschlossenen Vertrags einbezieht, um den unzureichenden Schutz des De­liktsrechts auszugleichen (seit 2002 in der Bundesrepublik Deutschland § 311 III BGB). S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 270; Krings, S., Die Vorgeschichte des Vertrags mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter im Mietrecht, 2013; Lakenberg, T., Kinder, Kranke, Küchenhilfen - Wie das Reichsgericht nach 1900 die Schutzwirkung von Verträgen zugunsten Dritter erweiterte, 2014

Vertrag zugunsten Dritter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der einen Dritten begünstigende Vertrag (beispielsweise Lebensversicherung zugunsten der Hinter­bliebenen). Er wird nach älteren vernunft­recht­lichen Ansätzen (ab 1845) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebildet. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist er knapp geregelt. S. Google

Lit.: Kaser §§ 34 I 2e, 53 I 3; Söllner §§ 18, 23; Hübner 548; Köbler, DRG 165, 208, 214; Busch, F., Doktrin und Praxis über die Gültigkeit von Verträgen zugunsten Dritter, 1860; Tartufari, L., Dei contratti a favore di terzi, 1889; Wesenberg, G., Verträge zugunsten Dritter, 1949; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Lakenberg, T., Kinder, Kranke, Küchenhilfen - Wie das Reichsgericht nach 1900 die Schutzwirkung von Verträgen zugunsten Dritter erweiterte, 2014

vertragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegtragen, verhalten (V.)

vertraglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Vertrag betreffend, durch Vertrag erfolgend

Vertragsabschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Abschluss des Vertrags

Vertragsaufhebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die überall und jederzeit mögliche Beseitigung eines Ver­trags durch einen zweiten Vertrag der Be­teiligten und in dem Europarecht die einseitige Abstandnahme einer Partei von einem Vertrag wegen Nichterfüllung einer Vertragspflicht. S. Google.

Lit.: Knütel, R., Contrarius consensus, 1968

Vertragserbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. 1896) ist der durch Erbvertrag bedachte Erbe.

Vertragsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1860, Privat­autonomie) ist die Freiheit in Abschluss, Form und Inhalt eines Vertrags. Sie ist als Grundsatz an dem Beginn des Rechtes voraus­zusetzen, wird aber ge­schicht­lich verschiedentlich eingeschränkt (beispielsweise durch Typenzwang, Höchstpreise, Zwangs­wirtschaft u. s. w.). In dem römischen Recht bestehen demgegen­über viele Einschrän­kungen (beispielsweise Typenzwang). In der Kirche wird schon in dem Hochmittelalter die Verbindlichkeit aller Versprechen gefordert. Das Naturrecht (Hugo Grotius) fördert die Vertragsfreiheit. Der Liberalismus des 19. Jahrhunderts setzt sich erfolgreich für die Vertragsfreiheit ein (beispielsweise Art. 1134 Cc Frankreichs von 1804). Der Sozialismus schränkt andererseits aus gesellschafts­politischen Überlegungen die Vertragsfreiheit verschiedentlich ein. Auch Verbraucher­schutz seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert bedeutet Be­schränkung der Vertragsfreiheit.

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 214, 240; Scherrer, W., Die geschichtliche Entwicklung des Prinzips der Vertragsfreiheit, 1948; Kaiser, A., Zum Verhältnis von Vertragsfreiheit und Gesell­schaftsord­nung, 1962; Wolter, U., Ius canonicum in iure civile, 1975; Atiyah, P., The Rise and Fall of Freedom of Contract, 1979; Höfling, W., Vertragsfreiheit, 1991; Hofer, S., Vertragsfreiheit am Scheideweg, 2006; Keiser, T., Vertragszwang und Vertragsfreiheit im Recht der Arbeit von der frühen Neuzeit bis in die Moderne, 2013

Vertragsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der einen →Vertrag betreffenden Rechtssätze.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Stobbe, O., Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, 1855; Dilcher, H., Der Typenzwang im mittelalterlichen Ver­tragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 270; Landau, P., Hegels Begründung des Vertragsrechts, (in) Archiv f. Rechts- und Sozialphilosophie 59 (1973), 117; Haus­maninger, H., Casebook zum römischen Ver­tragsrecht, 5. A. 1995; Mattiangeli, D., Vorteile der Romanistas im römischen Recht, 2009; Grundlagen eines europäischen Vertragsrechts, hg. v. Arnold, S., 2014

Vertragsstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1897, lat. [F.] poena) ist die meist in Geld bestehende Leistung, die der Schuldner für den Fall der Nichterfüllung oder nicht gehörigen Erfüllung einer Verbindlichkeit verspricht. Die Vertragsstrafe ist bereits dem römischen Recht als eine Art der →Stipulation bekannt. In dem Frühmittelalter sichert sie die Erfüllung. Seit dem Spätmittelalter wird die Vertragsstrafe, ge­fördert von der Kirche, aus dem römischen Recht aufgenommen und allgemein aner­kannt. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) bejaht sie unter Wahrung der von dem Naturrecht begünstigten richterlichen Ermäßigungs­mög­lichkeit.

Lit.: Kaser §§ 40 I 4b, 58 III 2; Hübner 552; Kroeschell, DRG 2; Loening, R., Der Vertrags­bruch, 1876; Sjögren, W., Über die römische Konventionalstrafe und die Strafklauseln der fränkischen Urkunden, 1896; Boye, F., Über die Poenformeln, (in) AUF 6 (1918), 77; Flineaux, A., L’evolution du concept du clause pénale, (in) Mélanges Fournier, 1929; Lang, H., Schadensersatz und Privatstrafe, 1955; Wieling, H., Interesse und Privatstrafe, 1970; Knütel, R., Stipulatio poenae, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Sossna, R., Die Geschichte der Begrenzung von Vertragsstrafen, 1993; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Vertragsverhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N. 1863) durch Vertrag entstehendes Verhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner über Pflichten und Rechte

Vertragsverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Leistungsstörung, po­sitive Forderungsverletzung

Lit.: Harting, F., Die positive Vertragsverletzung, Diss. jur. Hamburg 1967

vertragswidrig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1807) einem Vertrag widersprechend, eine Vertragspflicht verletzend

vertrauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) trauen, zutrauen

Vertrauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zutrauen

Lit.: Timmer, J., Vertrauen – Eine Ressource im politischen System der römischen Republik, 2017

Vertrauenshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geforderte Haftung für die Verletzung eines Vertrauens. →Treu und Glauben

Lit.: Canaris, C., Die Vertrauenshaftung, 1971; Vertrauen, hg. v. Frebert, U., 2003

Vertrauensschaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Schaden der da­rin besteht, dass ein Rechtsgeschäfts­partner auf die Gültigkeit des (mangelhaf­ten) Rechtsgeschäfts vertraut. S. Google

vertreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegtreiben, entfernen, handeln mit

Vertreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch Gewalt oder Drohung erreichte Entfernung von Men­schen (oder auch Tieren) von einem von ihnen besessenen oder benutzten Ort (beispielsweise Entdeutschung in Mitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg in dem Umfang von vielleicht 12,5 oder 15 Millionen Menschen). Sie ist völker­rechts­widrig. Unrecht kann durch zuvor begangenes Unrecht nicht zu Recht werden und kein Opfer rechtfertigt ein anderes.

Lit.: Dokumente der Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1ff. 1958ff.; Wenninger, M., Man bedarf keiner Juden mehr, 1980; Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten, hg. v. Benz, W., 1985; Nawratil, H., Schwarzbuch der Vertreibung, 4. A. 1999; Unsere Heimat ist uns fremd geworden, hg. v. Borodziej, W. u. a., Bd. 1ff. 2000ff.; Vertriebene in Deutschland, hg. v. Hoffmann, D. u. a., 2000; Erzwungene Trennung. Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, hg. v. Brandes D. u. a., 2000; Brandes, D., Der Weg zur Vertreibung 1938-1945, 2001; Nitschke, B., Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Polen 1945 bis 1949, 2003; Glotz, P., Die Vertreibung, 2003; Vertreibung europäisch erinnern, hg. v. Bingen, D. u. a., 2003; Urban, T., Der Verlust, 2004; Stickler, M., Ostdeutsch heißt gesamtdeutsch, 2004; Schwarz, M., Vertriebene und Umsiedlerpolitik, 2004; Definitionsmacht, Utopie, Vergeltung, hg. v. Brunnbauer, U. u. a., 2006; Illustrierte Geschichte der Flucht und Vertreibung. Mittel- und Osteuropa 1939-1959, hg. v. Sienkiewicz, W. u. a., 2009; Lexikon der Vertreibungen, hg. v. Brandes, D. u. a., 2010; Beer, M., Flucht und Vertreibung der Deutschen, 2011; Steinbach, E., Die Macht der Erinnerung, 2. A. 2011; Kacprzak, P., Die Zwangsaussiedlung der Deutschen aus Polen 1945-1949, 2011; Douglas, R., Ordnungsgemäße Überführung, 2012; Demshuk, A., The Lost German East, l, 2012; Schwartz, M., Ethnische „Säuberungen“ in der Moderne, 2013; Piskorski, J., Die Verjagten, 2013; War die Vertreibung Unrecht?, hg. v. Koch, C., 2015

vertretbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) wegen der Bestimmung nach Zahl, Maß oder Gewicht ersetzbar, an­nehm­bar

Lit.: Köbler, DRG 39; Rüfner, T., Vertretbare Sachen?, 1999

vertreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) an die Stelle treten, auf der Stelle treten

Vertreter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) → Stellvertreter

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Vertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1500) →Stellvertre­tung

Lit.: Köbler, DRG 43, 44, 87, 116, 165, 208, 214; Gottwald, F., Die Vertretung des kleinen nichtadeligen Grundbesitzes, Diss. jur. Greifswald 1915; Henze, G., Das Handeln für andere vor Gericht im lübischen Recht, Diss. jur. Göttingen 1959; Ständische Vertretungen in Europa, hg. v. Ger­hard, D., 1969; Müller, U., Die ständische Ver­tretung, 1984; Kunstreich, T., Gesamtvertretung, 1992; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Vertrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Handel

Vertriebener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) aus einer Heimat vertriebener Mensch

Lit.: Kossert, A., Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, 2008; Integra­tionen, hg. v. Krauss, M., 2008; Fischer, W., Hei­mat-­Politiker?, 2010; Amos, H., Vertriebe­nen­verbände im Fadenkreuz, 2011; Burk, H., Fremde Heimat – Das Schicksal der Vertriebenen nach 1945, 2011; Schwartz, M., Funktionäre mit Vergangenheit, 2012; Müller, M., Die SPD und die Vertriebenenverbände 1949-1977, 2012; Böhm, J./Popa, K., Vom NS-Volkstum- zum Vertriebenenfunktionär, 2014

verwahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufbewahren

Verwahrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1495, lat. [N.] depositum, Verwahrungsvertrag 1784/­1794) ist der entweder gegenseitige oder unvoll­kommen zweiseitig verpflichtende Ver­trag, durch den sich der Verwahrer verpflichtet, eine ihm von dem Hinterleger überge­bene bewegliche Sache aufzube­wahren. Die Verwahrung ist dem römischen Recht als zunächst unentgeltlicher →Realvertrag bekannt (bei Entgeltlichkeit locatio conductio operis, Werkvertrag). Auch in dem Mittelalter findet sie sich vielfach. Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht aufgenommen. Danach ist ent­geltliche Verwahrung ein zweiseitig verpflichtender Ver­trag, unentgelt­liche Verwahrung ein unvoll­kommen zweiseitig ver­pflichtender Ver­trag. Bei unregelmäßiger Verwahrung (lat. depo­situm [N.] irregulare) wird der Verwahrer Eigentümer der verwahrten Sache (beispielsweise Geld in der Bank), ist aber zu der Rück­gabe gleichartiger Sachen (eventuell mit Zinsen) verpflichtet.

Lit.: Kaser § 39 III; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 45; Massetto, G., Ricerche sul deposito, SDHI 44 (1978), 219; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Bürge, A., Fiktion und Wirklichkeit, ZRG RA 104 (1987), 465; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Verwahrungsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. 1784/1794) Vertrag über Verwahrung eines Gegenstands

verwalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) besorgen

Verwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf längere Dauer gerichtete Besorgung einer Angelegenheit, insbesondere die Ausführung staatlicher Aufgaben. Verwaltung gibt es bereits in dem Altertum und besonders in dem alt­römischen Recht. Sie nimmt mit der Ausdehnung des römischen Reiches trotz Bevorzugung aristokratischer Herrschafts­technik gegenüber bürokratischen Appara­ten stetig an Umfang zu. Seit dem Übergang zu dem Prinzipat ent­wickelt sie bürokratische und von Zwangs­maßnahmen gekennzeichnete Formen. Demgegenüber be­trifft die Verwaltung bei den Germanen infolge der einfachen gesellschaftlichen Verhältnisse  nur we­nige allgemeine Bereiche. In dem Früh­mittelalter erscheinen neben dem König, der seine Rechte in dem Reich in dem Um­herziehen verwaltet (Reisekönigtum), die Träger von Hofämtern (Truchsess, Kämmerer, Marschall, Schenk, Kanzler) und die Grafen. Eine Verdichtung findet erst seit dem Hochmittelalter in den Ländern und Städten statt. An dem Beginn der Neuzeit wird die Verwaltung in besonderen Ordnungen geregelt und rationaler gestaltet (beispielsweise maximilianische Verwaltungs­reformen). Der Absolutismus beruht dann be­reits auch auf einer von dem Polizeigedanken geprägten viel­gliederigen Verwaltungs­organisation mit zahlreichen Beamten, die mehr und mehr auf den Staat statt auf die Person des Fürsten ausgerichtet wird. Der Liberalismus des 19. Jahrhunderts will zwar die Verwaltung auf die Herstellung von Sicherheit und Ordnung beschränken, Eingriffe der Verwaltung (Ein­griffsver­waltung) in die Freiheit des Einzelnen nur bei einer gesetzlichen Grund­lage zulassen und eher →Selbstverwaltung fördern, doch for­dert die Gesamtheit der Staatsbürger umfangreiche Leistungen der Allgemeinheit (→Leis­tungsverwaltung beispielsweise Versorgung, Entsorgung, Verkehr, Bildung, soziale Sicherung). Aus diesem Grund werden immer mehr hierarchisch-bürokratisch strukturierte Behörden geschaffen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzt sich die Vorstellung von der Überprüfung des Verwaltungshandelns durch ein Gericht (→Verwaltungsgericht) in dem deutschen Sprachraum durch. Der Umfang der Verwaltung (um 1870 in Österreich etwa 80000 öffentlich Be­dienstete, um 1910 400000) und damit auch ihre Kosten wachsen (bis über das Ende des 20. Jahrhunderts) unvermindert oder kaum ver­mindert zu Lasten der Steuerzahler und zu Gunsten von Beschäftigung weiter.

Lit.: Kaser § 62 II 3; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 14, 18, 31, 55, 20, 83, 112, 150, 196, 225, 232, 251, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Marquardt, J., Römische Staatsverwaltung, Bd. 1ff. 2./3. A. 1884ff., Neudruck 1952; Below, G., Die städtische Verwaltung des Mittelalters, (in) HZ 75 (1895), 396; Beidtel, J., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung, Bd. 1f. 1898; Cam, H., Local government in Francia and England, 1912; Köttgen, A., Deutsche Verwaltung, 3. A. 1944; Forsthoff, E., Die Verwaltung als Leistungsträger, 1938; Samse, H., Die Zentralverwaltung in den südwelfischen Landen, 1940; Hausherr, H., Verwaltungseinheit und Ressorttrennung, 1953; Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1967; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des liberalen Rechtsstaates, 1967; Knemeyer, F., Regierungs- und Verwaltungs­refor­men in Deutschland zu Beginn des 19. Jahr­hunderts, 1970; Damkowski, W., Die Entstehung des Verwaltungsbegriffs, 1969; Der deutsche Terrritorialstaat im 14. Jahrhundert, hg. v. Patze, W., Bd. 1f. 1970f.; Janssen, W., Landesherrliche Verwaltung und landständische Vertretung in den niederrheinischen Territorien 1250-1350, 1971; Engelhaupt, H., Die Einführung hessen-darmstädti­scher Verwaltung im nördlichen Teil des Depar­tements Donnersberg, 1971; Schwab, D., Die Selbstverwal­tungsidee des Freiherrn vom Stein, 1971; Entwicklungsfragen der Verwaltung in Mitteleuropa, 1972; Verwaltungshistorische Studien, Bd. 1f. 1972; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte, hg. v. Hubatsch, W., Bd. 1ff. 1975ff.; Anderhub, A., Verwaltung im Regierungsbezirk Wiesbaden 1866-1885, 1977; Entwicklung der städtischen und regionalen Verwaltung in den letzten 100 Jahren in Mittel- und Osteuropa, hg. v. d. Eötvös Lórand-Universität Budapest, 1978; Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980; Histoire comparée de l’administration, hg. v. Paravicini, W. u. a., 1980; Hattenhauer, H., Geschichte des Beamtentums, 1980; Deutsche Verwaltungs­geschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem ancien régime, hg. v. Heyen, E., 1984; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum, 1986; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1ff. 1988ff.; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Die Verwaltung und ihre Ressourcen, (red. v. Dilcher, G.,) 1991; Schulz, A., Herrschaft durch Verwaltung, 1991; Verfassung und Verwaltung. Festschrift für Kurt G. A. Jeserich zum 90. Geburtstag, 1994; Bürsch, M., Die Modernisierung der deutschen Landesverwaltungen, 1996; Willoweit, D., Begriff und Wege verwaltungs­geschichtlicher Forschung, (in) Zs f. bay. LG. 61 (1998), 7; Ausbüttel, F., Die Verwaltung des römischen Kaiserreiches, 1998; Die öffentliche Verwaltung im totalitären System, hg. v. Heyen, E., 1998; Die deutsche Verwaltung unter 50 Jahren Grundgesetz, hg. v. König, K. u. a., 2000; Raphael, L., Recht und Ordnung. Herrschaft durch Verwaltung, 2000; Hoeck, J., Verwaltung, Verwaltungsrecht und Verwaltungs­rechtsschutz in der Deutschen Demokratischen Republik, 2003; Verwaltungslehre in Hamburg 1962-2002, hg. v. Bull, H., 2003; Grau, U., Historische Entwicklung und Perspektiven des Rechts der öffentlichen Aufträge, 2004; Ernst, A., Die Einführung des napoleonischen Steuer- und Verwaltungssystems in Lüneburg, 2004; Cancik, P., Verwaltung und Öffent­lichkeit in Preußen, 2007; Kramer, S., Vom lästigen Publikum zum mündigen Darsteller, 2008; Herstellung und Darstellung von Entscheidungen, hg. v. Stollberg-Rilinger u. a., 2010; Graumann, S., Preußische Verwaltung im Kreis Bergheim um 1840, 2014; Doerfert, C., Die Fürst Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaft, 2016; Die transparente Verwaltung in Österreich und Italien, hg. v. Bertel, M. u. a., 2019

Verwaltungsakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die formlos mögliche Verfügung, Entscheidung oder andere hoheitliche Maßnahme, die eine Behörde zu der Regelung eines Einzelfalls auf dem Gebiet des öffentlichen Rechtes trifft und die auf unmittelbare Rechtswirkung nach außen gerichtet ist (beispielsweise Bauerlaubnis, Steuer­bescheid). Der urteilsähnliche Verwaltungsakt entsteht rechtstatsächlich mit der →Verwaltung. Das Wort Verwaltungsakt tritt anscheinend erstmals 1821 bei dem bayerischen Regierungsrat Anton Kurz auf. Als allgemeine Erscheinung wird der Verwaltungsakt nach älteren Vorarbeiten 1895 von Otto →Mayer nach französischem Vorbild (acte administra­tif) erfasst. Gesetzlich geregelt wird er in Verwaltungsverfahrensgesetzen (Öster­reich 1925, Deutschland 1976):

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 199, 259; Schmitthenner, F., Grundlinien des allgemeinen oder idealen Staatsrechts, 1845; Mayer, F., Grundsätze des Verwaltungsrechts, 1862; Loening, E., Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts, 1884; Mayer, O., Deutsches Verwaltungsrecht, 1895/1896; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des liberalen Rechtsstaates, 1967; Erichsen, H., Verfassungs- und verwaltungs­geschichtliche Grund­lagen der Lehre vom fehlerhaften belas­tenden Verwaltungsakt, 1971; Hueber, A., Otto Mayer, 1981; Schmidt de Caluwe, R., Der Verwaltungsakt in der Lehre Otto Mayers, 1998; Engert, M., Die historische Entwicklung des Rechtsinstituts Verwaltungsakt, 2002; Lieb, T., Privileg und Verwaltungsakt, 2004

Verwaltungsgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Privatrecht der Güter­stand des Ehegüterrechts, bei dem ein Ehegatte (Ehemann) die Güter der Ehe­gatten (allein) gemeinschaftlich verwal­tet. Die Verwaltungsgemeinschaft findet sich rechtstatsächlich bereits früh. Die Verwaltungsgemeinschaft mit Widerrufs­möglichkeit der Ehefrau ist von 1812 bis 1978 der ordentliche Ehegüterstand des Allge­meinen Bürger­lichen Gesetzbuchs Österreichs (verschäm­te Verwaltungsgemeinschaft), die Verwaltungsgemeinschaft ohne Widerrufs­mög­lichkeit der ordentliche gesetzliche Ehegü­terstand in dem (zweiten) Deutschen Reich und danach in der Bundesrepublik Deutschland von 1900 bis 1953 (Nutznießung und Verwaltung). Die Verwaltungsgemeinschaft entfällt mit der Gleichstellung der Frau in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Deutsch­land 1953 Gütertrennung. 1957 Zuge­winngemein­schaft, Österreich 1978).

Lit.: Hübner 669ff.; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts, Bd. 1f. 1863ff., Neudruck 1967; Offen, J., Von der Verwaltungsgemeinschaft des BGB von 1896 zur Zugewinngemeinschaft, 1994

Verwaltungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das verwaltungs­rechtliche Streitigkeiten (vor allem zwischen Staat und Bürger) entscheidende Gericht. Bereits in dem 18. Jahrhundert kann sich der Un­ter­tan mit dem Verlangen nach Rechtsschutz gegenüber dem Landesherrn an ein Gericht wenden, wenn er sich auf ein wohlerworbenes Recht oder ein Privileg berufen kann. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die gerichtliche Überprüfbarkeit des Verwaltungshandelns zu einer politischen Forderung, weil die Verwaltungstätigkeit während der gesam­ten frühen Neuzeit zunimmt und der Rechts­staats­gedanke die gerichtliche Über­prüfbarkeit allen Handelns nahelegt. Die von manchen angestrebte verwaltungs­interne Überprüfung wird bereits in der Entwurf gebliebenen Verfassung des Deutschen Reiches von 1849 als unzureichend abgelehnt. In dem Streit um eine Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte (Otto →Bähr 1864) oder die Einrichtung besonderer Verwaltungsgerichte (Robert von Mohl, Johann Kaspar Bluntschli, Rudolf von →Gneist 1857, 1872, Vorbild Frankreich) wer­den die unterschiedlichen Vor­schläge, ver­mehrt um das süddeutsche Modell des Ver­waltungsrechtsschutzes zu einem neuen Gericht verbunden. Dem­entsprechend ent­steht das besondere Verwaltungsgericht (Baden 1863 [Gesetz die Organisation der inneren Verwaltung betreffend von dem 5. 10. 1863 mit Wirkung von dem 1. 10. 1864] Enumerationsprinzip, Bezirksräte unter einem letztinstanzlichen, aber auch erstinstanzlich zuständigen Verwaltungs­ge­­richts­hof, Preußen 1872, Oberverwal­tungsgericht, §§ 140-165 Kreisordnung, 1875 VVG, Hessen 1874 (1875/1879), Ös­ter­reich [Verwaltungsge­richts­hof] 1875, Württemberg 1876, Bayern 1878, Anhalt 1888, Braunschweig 1895, Sachsen-Meiningen 1897, Lippe 1898, Sachsen 1900, Oldenburg 1906, (Thüringen 1910, Reuß 1911, ) Lübeck 1916, anders bis nach 1918 noch Hamburg, Meck­lenburg-Schwerin (1922), Mecklenburg-Stre­­litz (1922), Bre­­men, Waldeck-Pyrmont, Schaum­­burg-Lippe) (weiter bedingt Wallis 1877, Basel-Stadt 1905, eigenständig Bern 1909 und danach andere Kantone, 2007 Bundesverwaltungsgericht, Griechenland 1911 Staatsrat, Spanien 1888 Staatsrat, Schweden 1695 erster Verwaltungsgerichtshof und 1909 oberstes Verwaltungsgericht, Finnland 1918 oberstes Verwaltungsgericht, Estland 1920 innerhalb des obersten Gerichts, Lettland 1918 Abteilung des obersten Gerichtssenats, Litauen 1999/2001 5 Bezirksverwaltungsgerichte, oberstes Verwaltungsgericht, Georgien 1995 innerhalb der ordentlichen Gerichtsbarkeit, Armenien 2008 Verwaltungsgericht und Kassationsgericht für Kassationsbeschwerden, Aserbeidschan 2011 Verwaltungs- und Wirtschaftsgerichte, Verwaltungssenate der Appellationsgerichte, Verwaltungs- und Wirtschaftssenat des obersten Gerichts). Die dabei eintretende Zersplitterung wird in der Bundesrepublik Deutschland erst durch die deutsche Verwaltungsge­richts­ordnung (21. 1. 1960) beseitigt, die an die Spitze der Verwal­tungs­gerichtsbarkeit das 1952 geschaffene Bundesverwaltungsgericht stellt. In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 51 Verwaltungsgerichte. Öster­reich kennt bis 2013 keine unabhängigen Verwal­tungs­gerichte, sondern nur (so genannte unabhängige Verwaltungssenate und) seit 1875/1876) einen einzigen Verwaltungs­gerichtshof (1934 Bundesge­richts­hof, 1945 wiedererrichtet, Prüfung von Verwaltungs­akten auf Gesetzmäßigkeit, nicht auf Ver­fas­sungs­­­mäßigkeit), doch werden unter grundsätzlicher Überführung von Bediens­teten und an­hängigen Sachen zu dem 1. 1. 2014 ein Bundesverwaltungsgericht, ein Bundesfi­nanzgericht (mit 9 Außenstellen) und 9 Landesverwal­tungsgerichte einge­richtet. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 200, 234, 261; Bähr, O., Der Rechtsstaat, 1864; Gneist, R. v., Der Rechtsstaat, 1872, Neudruck 1968; Poppitz, J., Die Anfänge der Verwaltungsgerichtsbarkeit, (in) Archiv f. öff. Recht N. F. 33 (1943), 158; Eyer­mann, E., Verwaltungsgerichtsgesetz für Bayern, 1950; Sellmann, M., Entwicklung und Geschichte der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Oldenburg, 1957; Rüfner, W., Verwaltungsrechtsschutz in Preußen, 1962; Neunzig Jahre Verwaltungs­gerichts­barkeit in Österreich, hg. v. Verwal­tungsgerichtshof, 1966; Die Entwicklung der österreichischen Verwaltungsgerichts­barkeit, hg. v. Lehne, F. u. a., 1976; Stump, U., Preußische Verwaltungsgerichtsbarkeit, 1980; Stolleis, M., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit im Nationalso­zialis­mus, (in) FS C. Menger, 1985, 57; Kimminich, O., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Weimarer Republik, (in) Vwbll. f. Baden-Württemberg, 1988, 10; Ule, C., Zu den Anfängen der Verwaltungs­gerichtsbarkeit, (in) Verwaltungs­archiv 1989, 303; Kohl, W., Das Reichsverwaltungs­gericht, 1991; Das sächsische Oberverwaltungsgericht, 1994; Hude­mann-Simon, C., L’Ètat et la santé, 1995; Liessem, P., Verwaltungsgerichtsbarkeit im späten Zarenreich, 1996; Bauer, I., Von der Administrativjustiz bis zur Verwaltungsgerichts­barkeit, 1996; 50 Jahre bayeri­sches Verwaltungs­ge­richt Ansbach, 1996; Heil, T., Die Ver­waltungsgerichtsbarkeit in Thüringen, 1996; 50 Jahre schleswig-holsteinisches Verwaltungsgericht, 1996; Emmert, R., Die Entwicklung der Verwal­tungs­gerichtsbarkeit in Bayern, (in) Bay. VwBll. 1997, 8; Verwaltungsgericht Karlsruhe, 1997; Recht ohne Grenzen. Grenzen des Rechts, hg. v. Polaschek, M. u. a., 1997; Mandahbileg, B., Rechtsschutz durch richter­liche Reichsbehörden, Diss. jur. Heidelberg 1998; Dorfverwaltungsgerichtsbarkeit im Wandel, hg. v. Thiemel, R., 1999; Olechowski, T., Die Ein­führung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Öster­reich, 1999; Sydow, G., Die Verwaltungsge­richtsbarkeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts, 2000; Nowatius, N., Die Einführung der Verwaltungs­gerichtsbarkeit in Preußen, Diss. jur. Bonn 2000; Müller, O., Die Verfassungs­beschwerde nach der bayerischen Verfassung von 1818, 2000; Montag, M., Die Entwicklung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Baden und Württemberg von 1945 bis 1960, 2001; Hoeck, J., Verwaltung, Verwaltungsrecht und Verwaltungs­rechts­schutz in der Deutschen Demokratischen Republik, 2003; Hackel, F., Die Entstehung einer eigenständigen bayerischen Verwaltungsge­richtsbarkeit, 2011; Hien, E., 150 Jahre deutsche Verwaltungsgerichtsbarkeit, 2013 (Vortrag); Pagenkopf, M., 150 Jahre Verwaltungsgerichts­bar­keit in Deutschland, 2014; Festschrift 150 Jahre Verwaltungsgerichtsbarkeit, hg. v. Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, 2014; Dokumentation 19. Deutscher Verwaltungsgerichtstag Darmstadt 2019, hg. v. Verein deutscher Verwaltungsgerichtstag e. V., 2020

Verwaltungsgerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in der Bundesrepublik Deutsch­land ein Obergericht (Oberverwaltungs­gericht) der Verwaltungsgerichtsbarkeit, in Österreich das bis 2014 einzige Verwaltungsgericht (ab 2. 7. 1876, 1934 mit dem Verfassungs­gerichtshof zu dem Bundesgerichtshof ver­schmol­zen, 1945 wie­der­errichtet). In der Bundesrepublik Deutschland bestehen 2020 15 Oberverwaltungsgerichte und Verwaltungsgerichtshöfe.

Lit.: Olechowski, T., Der österreichische Verwal­tungs­gerichtshof, 2001

Verwaltungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die öffentliche Verwaltung betreffenden Rechts­sätze. Verwaltungsrecht entsteht in ersten Ansätzen wohl bereits mit der Ausbildung von →Verwaltung. Als Einheit innerhalb der älteren Polizeiwissenschaft erfasst wird es erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine gesetzliche Festlegung des Verwaltungs­verfahrens erfolgt in dem 20. Jahrhundert (Österreich 1925, Bundesrepublik Deutschland 1976). Kernstück des Verwaltungshandelns ist der →Verwal­tungs­akt. Zu gliedern ist das Verwaltungsrecht in einen allgemeinen Teil und zahlreiche besondere Gebiete (Beamtenrecht, Gemeinde­recht, Baurecht, Polizeirecht, Gewerberecht, Gesund­heitsrecht, Schulrecht, Straßen­recht, Steuer­recht, Sozialrecht u. s. w.).

Lit.: Köbler, DRG 8, 199; Mohl, R. v., Staatsrecht des Königreichs Württemberg, 1831; Mohl, R. v., Polizeiwissenschaft, 1832/1833; Gerber, C., Über öffentliche Rechte, 1852; Mayer, F., Grundsätze des Verwaltungsrechts, 1862; Bornhak, C., Geschichte des preußischen Verwaltungsrechts, Bd. 1ff. 1884ff.; Mayer, O., Deutsches Verwaltungs­recht, 1895/6; Tezner, F., Verwaltungsrechtspflege in Österreich, 1897ff.; Linder, O., Die Entstehung der Verwaltungs­rechtspflege des geheimen Rats in Würt­tem­berg, 1940; Bülck, H., Zur Dogmenge­schichte des europäischen Verwaltungsrechts, (in) FS Hermann Krause, 1964, 29; Magerl, H., Verwaltungsrechtsschutz in Württemberg in der Zeit von 1760-1950, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1966; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des libe­ralen Rechtsstaates, 1967; Feist, H., Die Entstehung des Verwaltungsrechts als Rechtsdisziplin, 1968; Heyen, E., Otto Mayer, 1981; Hueber, A., Otto Mayer, 1982; Geschichte der Verwaltungsrechts­wissenschaft in Europa, hg. v. Heyen, E., 1982; Wyduckel, D., Ius publicum, 1984; Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem ancien régime, hg. v. Heyen, E., 1984; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1988; Schwarz, J., Europäisches Verwaltungs­recht, Bd. 1f. 1988; Ishikawa, T., Friedrich Franz von Mayer, 1992; Lepsius, O., Verwaltungsrecht unter dem Common Law, 1997; Mannori, L./Sordi, B., Storia del diritto administrativo, 2001; Weidenfeld, K., Les origines médiévales du contentieux administratif, 2002; Hoeck, J., Verwaltung, Verwaltungsrecht und Verwal­tungsrechtsschutz in der Deutschen Demo­kratischen Republik, 2003; Müller, R., Verwaltungsrecht als Wissenschaft. Fritz Fleiner 1867-1937, 2006; Jelling­haus, L., Zwischen Daseinsvorsorge und Infrastruktur, 2006; Schütte, C., Progressive Verwaltungswissen­schaft auf konservativer Grundlage, 2006; Schröder, R., Ver­waltungsrechtsdogmatik im Wandel, 2007; Grundlagen des Verwaltungsrechts, hg. v. Hoffmann-Riem, W. u. a., Bd. 1ff. 2007; Cancik, P., Verwaltung und Öffentlichkeit in Preußen, 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Schaeffer, J., Die Umgestaltung des Verwaltungsrechts, 2016; Die Verwaltungsrechtswissenschaft in der frühen Bundesrepublik (1949-1977), hg. v. Kremer, C., 2017 (17 Verwaltungsrechtswissenschaftler von Walter Jellinek bis Peter Badura)

Verwaltungsreform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bewusste Umgestaltung einer bestehenden →Ver­waltung, wie sie sich bereits in dem römischen Altertum und dann spätestens wieder seit Beginn der Neuzeit findet (u. a. Maxi­milian 1497, 2. H. 20. Jahrhundert Bundes­republik Deutsch­land).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Ohnsorge, W., Die Verwaltungsreform, (in) Neues Archiv f. sächs. Gesch. 63 (1943), 26; Knemeyer, F., Regierungs- und Verwaltungsreformen, 1970

Verwaltungsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die nach außen wirkende Tätigkeit der Behörden, die auf die Prüfung der Voraussetzungen, die Vor­berei­tung und den Erlass eines Verwaltungsakts oder auf den Abschluss eines öffentlich-rechtlichen Vertrags gerichtet ist. Das Verwaltungsverfahren wird seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Rechtswissen­schaft erfasst und in Österreich 1925 (Allgemeines Verwaltungs­verfahrens­gesetz, in Kraft 1926) infolge internationalen Druckes zwecks Verwal­tungs­vereinfachung als Voraussetzung einer Völkerbundanleihe sowie in (Thüringen 1926 Landesverwaltungsord­nung, Württem­berg 1931 Entwurf einer Verwaltungsrechts­ord­nung, Bremen 1943 Ver­waltungsgesetz und allgemein in der Bundesrepublik) Deutschland 1976 gesetzlich geordnet.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 259; Baltl/Kocher; Pakeruut, W., Die Entwicklung der Dogmatik des verwaltungsrechtlichen Vertrags, 2000

verwandt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) durch teilweise gleiche Gene besonders verbunden

Verwandter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Mensch, der zu einem anderen Menschen oder zu einem gemeinsamen dritten Menschen in einem – naturwissenschaftlich durch besondere Übereinstimmung der gene gekennzeichneten - Abstammungs­verhältnis steht (beispielsweise Vater, Sohn, Tante, Nichte). Die Verwandtschaft (Wort 1493 belegt) ist von dem Beginn des Rechtes an von Bedeutung. Die väterliche Gewalt erfasst grundsätzlich nur Ver­wandte. Das →Erbrecht ist zunächst Verwandten­erbrecht. Darüber hinaus kann sich ein Verhältnis als Verwandter auch anderweitig auswirken (beispielsweise Ehehindernis, Zeugnisver­weigerungsrecht, Blutschande). Künstliche Verwandtschaft kann beispiels­weise durch →Adoption hergestellt wer­den. Unterschieden werden kann innerhalb der Verwandten zwischen →Agnaten (über Männer Blutsverwandte ein­schließ­lich der Adop­tierten, aber ausschließlich der Emanzi­pierten) und →Kog­naten (Blutsverwandte).

Lit.: Kaser §§ 12 I, 15 I, 61 I; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 89, 162, 210, 267; Stutz, U., Das Verwandtschaftsbild des Sachsenspiegels, 1890; Heymann, E., Die Grundzüge des gesetz­lichen Verwandtenerbrechts, 1896; Pappenheim, M., Über künstliche Verwandtschaft im germa­nischen Rechte, ZRG GA 29 (1908), 304; Murray, A., Germanic Kinship Structure, 1983; Althoff, G., Verwandte, Freunde, Getreue, 1990; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991, 176; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993; Peters, U., Dynastengeschichte und Verwandt­schaftsbilder, 1999; Leurs, E., Die Rechtsstellung der Großeltern gegenüber den Enkelkindern, 2003; Harders. A., Suavissima Soror, 2008; Verwandt­schaft, Freundschaft, Brüderschaft, hg. v. Krieger, G., 2009; Vogt, H., The Function of Kinship in Medieval Nordic Legislation, 2010; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Mitterauer, M., Historische Verwandtschafts­forschung, 2013; Hummer, H., Visions of Kinship in Medieval Europe, 2018 (provozierend); Braun, C. v., Blutsbande – Verwandtschaft als Kulturgeschichte, 2018; Capp, B., The Ties that Bind, 2018

Verwandtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesamtheit der Verwandten eines Menschen

verwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) nützen, gebrauchen

Verwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt undin Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1477) ist die bereits dem römischen Recht bekannte Vermögensauf­wendung, die einen Erstattungsanspruch be­grün­den kann.

Lit.: Kaser § 49 II 1b; Köbler, DRG 61; Verse, D., Verwendungen im Eigentümer-Besitzer-Verhältnis, 1999; Greiner, D., Die Haftung auf Verwendungsersatz, 2000; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

verwerten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) als Wert nützen

Verwertung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Umsetzung eines Ge­genstands in einen anderen Wert (beispielsweise Geld).

Lit.: Schulze, E., Geschätzte und geschützte Noten. Zur Geschichte der Verwertungsgesellschaften, 1995

verwirken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Nichtausübung verlieren

Verwirkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in dem 20. Jahrhundert (1905) neben der Verjährung anerkannte, aus Treu und Glauben folgende Verlust eines Rech­tes infolge unterlassener oder verspäteter Gel­tendmachung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 240; Siebert, W., Verwirkung und Unzulässigkeit der Rechtsausübung, 1934

Verzicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die rechtsgeschäftliche Aufgabe eines Rechtes oder eines rechtlichen Vorteils. Der Verzicht ist bereits dem römischen Rechtes bekannt. Vermutlich unabhängig hiervon tritt er auch in dem Frühmittelalter auf. Auffällig sind die Ver­zichte (Renuntiationen) auf römische Ein­reden in hochmittelalterlichen und spätmittelalterli­chen Urkunden. Eine all­gemeine Regelung ist nirgends erfolgt. Ein Sonderfall des Verzichts ist der Erbverzicht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 28 II 2, 29; Hübner 790; Cohn, L., Erlass und Verzicht, Gruchots Beiträge 47 (1903), 221; Müller, U., Das Aufkommen der Rechts­verzichts­formeln, Diss. phil. München 1948; Schlosser, H., Die Rechts- und Einrede­verzichts­formeln, 1963; Köbler, G., Verzicht und Renun­tiation, ZRG GA 85 (1968), 211; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

verzichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1299 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterlassen (V.), aufgeben

verziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegziehen

Verzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1286, lat. [F.] mora) ist die rechtswidrige Verzögerung der fälligen und möglichen Leis­tung durch den Schuld­ner. Der Verzug ist bereits dem römischen Recht als Leistungsstörung bekannt, wobei ein Verschulden nicht erfor­derlich ist. Eine Mahnung verdeutlicht die Ursächlichkeit des Schuldners und ist bei Terminschulden nicht nötig. Der Verzug wird durch Leistung und auch bereits durh ein Leistungsangebot beendet. Seit dem Spät­mittelalter wird der Verzug aus dem römischen Recht in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen und mit deutschrechtlichen Einrichtungen (beispielsweise Geld auf Grund einer Vertragsabrede bei einem Dritten auf Schaden des Schuldners nehmen) ver­schmolzen. Folgen des Verzugs sind die Verpflichtung zu der Zahlung von Verzugszin­sen und zu dem Ersatz des Verzugsschadens sowie die Schadenstragung bei zufälligem Untergang des Leistungsgegenstands. Das Natur­recht anerkennt ein Rücktrittsrecht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 34 IV, 37 II; Hübner 552; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 44, 214; Mitteis, H., Die Rechtsfolgen des Leistungsverzugs beim Kauf­vertrag nach niederländischen Quellen des Mittel­alters, 1913; Heymann, E., Das Verschulden beim Erfüllungsverzug, 1913; Dilcher, H., Die Theorie der Leistungsstörungen, 1960; Scherner, K., Rücktrittsrecht wegen Nicht­erfüllung, 1965; Hoffmann-Burchardi, H., Die geschichtlichen Grundlagen der Vorschriften des BGB bei Leistungsstörungen, Diss. jur. Münster 1974; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Würthwein, S., Zur Schadensersatzpflicht wegen Vertragsverletzungen, 1990; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Harke, J., Mora debitoris und mora creditoris im klassischen römischen Recht, 2005; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Veßra ist das in dem frühen 12. Jahrhundert von den Gra­fen von Henneberg in Ostfranken ge­gründete Hauskloster.

Lit.: Das Prämonstratenserkloster Veßra - Ur­kundenre­gesten 1130-1873, hg. v. Wölfing, G., 2009

vestigii minatio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat. [F.]) Spurfolge

vestitura (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat./mlat. [F.]) Kleidung, Bekleidung, Einkleidung, Gewere

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Köbler, G., Die Herkunft der Gewere, TRG 1975, 195

Veto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. ich verbiete) ist der Einspruch gegen ein Verhalten, insbesondere gegen einen Beschluss oder eine Maßnahme. Das aus einem Recht (Inter­zessionsrecht) römischer Magistrate (beispielsweise Volkstribune) gegen Maßnahmen (beispielsweise Senatsbe­schlüsse) erwachsene Veto erscheint an unterschiedlichen Stellen (beispielsweise Veto des englischen Königs gegen ein von dem Parlament beschlossenes Gesetz in dem 16. und 17. Jahrhundert, suspensives Veto des Kaisers Österreichs nach dem Kremsierer Entwurf von 1849, suspensives Veto des Reichs­ober­haupts nach der Entwurf gebliebenen deutschen Verfas­sung von 1849, absolutes Veto des Kaisers Österreichs nach der Dezemberverfassung von 1867, suspen­sives Veto des Präsidenten der Vereinigten Staaten gegen Gesetzgebungsbe­schlüsse, absolutes Veto eines der fünf  ständigen Mitglieder in dem Sicher­heitsrat der Vereinten Nationen).

Lit.: Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1 3. A. 1887, Neudruck 1963; Schade, H., Das Vetorecht, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1929; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972

vi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachenicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums [vis] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, [Ablativ Singular F.] lat.) durch Gewalt

Lit.: Kaser § 21 I

via, veha, lat., F., Straße, Weg, Fahrstraße, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)

via (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Weg, Wegerecht (als Vorform der [lat. F.] servitus)

Lit.: Kaser § 28 I 2a; Köbler, DRG 26

via (F.) lacina (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Altfränkische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, [F.] mlat.-afrk.) Wegsperre

vicarius (1), vicārius (1), lat., Adj., Stelle vertretend, stellvertretend, ergänzend, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vicis

Vicarius (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) ist in dem spätrömischen Recht der Stellvertreter des Kaisers in der Reichsdiözese. In dem fränkisch-deutschen Reich erscheint in ähnlicher Weise ver­schiedentlich ein Reichsvikar. Daneben gibt es (lat.) vicarii (M.Pl.) auch für weniger bedeutende Aufgaben und Vikare als Berechtigte auf Dauer eingerichteter Pfründen.

Lit.: Kaser § 87 II, 2, 8; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 55, 84; Köbler, LAW; Prange, W., Vikarien und Vikare in Lübeck bis zur Reformation, 2003; Arnswaldt, A. v., De vicariatus controversia, 2004

vicinus (1), vīcīnus (1), lat., Adj., benachbart, in der Nachbarschaft wohnend, nahe,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīcus

vicinus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Nachbar

vicis, vicēs, vecēs, lat., F., Wechsel, Abwechslung, Wechselseitigkeit, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯eik- (4), *u̯eig-, V., Sb., biegen, winden, sich wenden, weichen (V.) (2), Wechsel, Abwechslung

vicus, vīcus, vēcus, veicus, lat., M., Dorf, Gehöft, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *u̯eik̑-, *u̯ik̑-, Sb., Haus, Siedlung

vicus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Viertel, Gasse, Dorf, Siedlung

Lit.: Köbler, LAW; Köbler, G., Vicus und thorf, (in) Das Dorf der Eisenzeit, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1977, 136

Vidal de Canellas, nach Studium des Rechtes in Bologna (um 1221) Bischof von Huesca (1236-1252) und Kanzler Königs Jaimes I. von Aragón, erstellt eine erweiterte Fassung (lat. maior compilatio) des Fuero von Aragón von 1247. S. Google

Lit.: Vidal Mayor, hg. v. Tilander, G., 1956

Vidalín, Pall Jónsson (1667-1727) wird nach dem Studium in Kopenhagen Lehrer an der Domschule in Skálholt/Island, Amtmann und Richter. Nach 1719 verfasst er einen Entwurf für ein isländisches Gesetzbuch. S. Google

Lit.: Danske og Norske Lov i 300 ar, hg. v. Tamm, D., 1987, 350

Videant consules ne quid detrimenti res publica capiat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Die Konsuln mögen achthaben (bzw. zusehen), dass der Staat keinen Schaden nimmt.

Lit.: Mendner, S., Videant consules, (in) Philologies 109 (1965), 258; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero 106-43 v. Chr., Erste Rede gegen Catilina § 4)

vidimus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als N. bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1. Person Plural Präsens, Aktiv von videre lat.) wir haben gesehen (Beglaubigungsvermerk für Abschriften in dem Mittelalter)

Lit.: Brandt, A. v., Werkzeug des Historikers, 17. A. 2007

Vieh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtbezeichnung für die unmittelbar von dem Menschen nutzbaren Haustiere, die in den älteren Zeiten der wichtigste Vermögens­bestandteil sind. Dementsprechend besteht die ältere Wirtschaftsform außer in Ackerbau vor allem in Viehzucht. In dem römischen Recht zählen Rinder, Pferde, Esel und Maultiere zu den rechtlich besonders behandelten (lat.) →res (F.Pl.) mancipi (hand­greifbaren Sachen). In dem mittelalterlich-neuzeitlichen Recht werden entgegen der deutschrechtlichen Regel „Augen auf, Kauf ist Kauf“ bestimmte Mängel (Hauptmängel) gewisser Haustiere innerhalb kurzer Fristen doch als Sachmangel anerkannt. Vieh­verstellung ist die vertraglich behandelte Einstellung von Vieh auf Zeit bei einem anderen.

Lit.: Hübner; Köbler, DRG 13, 24, 67, 78, 166; Wackernagel, J., Die Viehverstellung, 1923; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelal­terlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.

viel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zahlreich, reichlich, häufig

vier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num.Kard.) ist die Zahl zwischen drei und fünf. S. Google

Vierteilen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und substntiviert N.) ist die durch Zerreißen des lebenden Menschen in vier Teile voll­zogene →Todesstrafe.

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988

Vikar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →vicarius

vilicatio, vīlicātio,  vīllicātio, lat., F., Verwaltung eines Landhauses, Bewirtschaftung eines Landhauses, Colum. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīlla, s. Villikation

vilicus (2), vīlicus (2), vīllicus (1), lat., M., Meier, Hofmeier, Vogt, Verwalter, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīlla, villicus

villa, vīlla, vella, vīla, lat., F., Landgut, Landhaus, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯eik̑-, *u̯ik̑-, Sb., Haus, Siedlung

villa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in abgeänderter Bedeutung bezeugt – 12. Jahrhundert in abgeänderter Bedeutung in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in abgeänderter Bedeutung und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Hof, Dorf

Lit.: Köbler, LAW; Grazianskij, N., Zur Auslegung des terminus „villa“ in der Lex Salica, ZRG GA 55 (1948), 368; Köbler, G., Vicus und thorf, (in) Das Dorf der Eisenzeit, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1977, 136: Villa, curtis, grangia, hg. v. Janssen, W. u. a., 1983

villicus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Verwalter, Meier, Dorfvorsteher, s. vilicus

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Villikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fronhof mit abhängigen Höfen in der →Grundherrschaft

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 96; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1f. 1983; Rösener, W., Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989

Villingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Baden-Württemberg

Lit.: Fischer, T., Der Prozess vor dem Villinger Stadtgericht im 17. Jahrhundert, 2006

Vilsbiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Bayern

Lit.: Schwarz, G., Vilsbiburg, 1976

vinculum, vinclum, lat., N.,  Band (N.), Schlinge, Strick (M.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vincīre

vinculum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Band

vindex,  lat., M., etwas in Anspruch nehmender Mensch, Bürge, Beschützer, Befreier, Rächer, Bestrafer, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. vindicāre

Vindex (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.] Gewaltsager) ist in dem altrömischen Verfahren jemand, der für einen als Schuldknecht Ergriffenen (Schuldner) auftreten und die an diesen gelegte Hand wegschlagen kann, wodurch es zu dem Streit zwischen dem Verfolger (Gläubiger) und dem Dritten (vindex) kommt, bei dessen Verlust durch den Dritten sich die Summe, gegen die der Ergriffene (Schuldner) ausgelöst werden kann, verdoppelt.

Lit.: Kaser §§ 32 II, 81 III, 82 I; Söllner § 8; Köbler, DRG 20; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

vindicare, vindicāre, vendicāre, lat., V., gerichtlich in Anspruch nehmen, vindizieren, sich zueignen, sich zuschreiben, befreien, retten, schützen, bestrafen, rächen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīs, dicāre

vindicatio, vindicātio,  lat., F., Anspruchsrecht, Eigentumsklage, Notwehr, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,  s. vindicāre

vindicatio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Gewaltandrohung, Herausgabeverlangen (beispielsweise in libertatem [in die Freiheit], in servitutem [in die Sklaverei], pignoris [des Pfandes], rei [der Sache], servitutis [der Servitut], ususfructus [des Nießbrauchs], pro parte [auf den Anteil])

Lit.: Kaser §§ 15 I, 16 I 28 III, 29 I, 31 III; Söllner § 9

vindicta, lat., F.: nhd. Stab, Freiheitsstab, Befreiung, Errettung, Rache, Strafe,  Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vindicāre

vindicta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Stab (bei der Vindikation), Rache, Strafe

Lit.: Kaser §§ 27 I 2, 81 II 1a; Köbler, DRG 29

Vindikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1756, lat. [F.] vindicatio) ist seit dem altrömischen Recht das Heraus­gabe­verlangen. Zu der Zeit der Zwölf­tafelgesetze (451/50 v. Chr.) fasst der Kläger in Gegenwart des Beklagten vor dem Gerichtsmagistrat den tatsächlich oder symbolisch vorhandenen streitigen Gegen­stand an, berührt ihn mit einem Stab (lat. [F.] vindicta, festuca) und erklärt in einer festen Formel, dass der Gegenstand ihm gehöre. Der Beklagte, der den Gegenstand verteidigen will, muss dieses Vorgehen auf ihn bezogen wiederholen. In der Folge wird dann eine Summe gesetzt und die (lat.) →legisactio (F.) sacramento durch­geführt. Nach Aufgabe der geschichtlich entstandenen Besonderheiten entwickelt sich hieraus der Herausgabeanspruch des nichtbesitzenden Eigentü­mers gegen den nichtbesitzbe­rech­tigten Besitzer.

Lit.: Köbler, DRG 24, 212; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Vindikationslegat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf un­mittelbaren Rechtserwerb (und deshalb mög­liche →Vindikation) des Vermächt­nis­nehmers gerichtete →Vermächtnis in Gegensatz zu dem (nur) schuldrechtlich wir­ken­den →Damnationslegat.

Lit.: Köbler, DRG 23

vindizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vindicāre, lat., V., gerichtlich in Anspruch nehmen, vindizieren, sich zueignen, sich zuschreiben, befreien, retten, schützen, bestrafen, rächen, (um 450 v. Chr.) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herausverlangen

Vinding Kruse, Frederik (1880-1963) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Kopenhagen. Er wirkt maßgeblich bei der 1927 erfolgten Einführung eines neuen Grund­buchsystems in Dänemark mit. Sein wichtigstes Werk befasst sich mit dem Eigentum (Ejendomsretten, Bd. 1ff. 1929ff.). S. Google

Lit.: Tamm. D., Retsvidenskaben in Danmark, 1992, 184

Vinnius, Arnold (Monster bei Den Haag 4. 1. 1588-Leiden 1. 9. 1657) wird nach dem Rechtsstudium in Leiden (1603 Gerard Tuningius [Schüler Hugo Doneaus]) 1612 oder 1613 promoviert und nach langer Wartezeit als Rektor der Lateinschule in Leiden 1633 außerordentlicher und 1636 ordentlicher Professor in Leiden. Unter dem durch seinen Lehrer vermittelten Einfluss Hugo →Doneaus (Donellus) veröffentlicht er 1618 einen Institu­tionen­kommentar seines Lehrers Tunin­gius, 1624 bzw. 1631 Iurisprudentiae contractae … libri III (drei Bücher zusam­men­ge­zogener Rechtswissen­schaft), 1642 einen Kommen­tar zu den Institutionen und 1646 eine Ausgabe der Institutionen mit Anmerkungen. In seinem Kommentar bie­tet er mit großem Erfolg eine philologisch-his­torische Erklärung des Textes mit vielen Angaben zu dem einheimischen geltenden Recht, so dass er als erster eleganter Jurist angesehen wird. S. Google

Lit.: Feenstra, R./Waal, C., Seventeenth-century Leyden law Professors, 1975, 24, 52; Ahsmann, M., Collegia en colleges, Diss. jur. Leiden 1990, 18; Vinnius, A., Institutionenkommentar Schuldrecht, übers. v. Wille, K., 2005

vir, lat., M., Mann, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯ī̆ros, Adj., M., kräftig, Mann, s. idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)

vir (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mann

Vir (M.) inluster (lat.) ist ein spätantik-frühmittelalterlicher hervorhebender Titel.

Lit.: Wolfram, H., Intitulatio I, 1967

Virginia Bill of Rights (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die von George Mason (1725-1792) entworfene und an dem 12. 6. 1776 von dem Konvent der nach Unab­hängigkeit strebenden englischen Kolonie Virginia verabschiedete Menschenrechts­erklärung, die als älteste formelle →Ver­fassung der Welt angesehen wird. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 191

viril (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über virilis, lat., Adj., zum Mann gehörig, mämnnlich, mannbar [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) männlich

Virilstimme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssptche nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Einzelstimme eines Mitglieds eines wesentlichen Staatsorgans in dem Heiligen römischen Reich bis 1806 bzw. in dem Deutschen Bund zwischen 1815 und 1866 in Gegensatz zu der mehrere Mitglieder vereinenden →Ku­riat­stimme. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 148; Köbler, Historisches Lexikon; Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat, 1882; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 24 II 2

virtus, virtūs, lat., F.: nhd. Mannheit, Tüchtigkeit, Tauglichkeit, Vorzüglichkeit, Tugend, Vorzug, Verdienst, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯ī̆ros, Adj., M., kräftig, Mann, Pokorny 1177, vgl. idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)

virtus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Mannhaftigkeit, Tugend

Lit.: McDonnell, M. u. a., Virtus and the Roman Republic, 2006; Schwandt, S., Virtus, 2014

vis, vīs,  lat., F., Kraft, Stärke, Gewalt, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)

vis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Gewalt →vi

Lit.: Köbler, DRG 42, 43

Vis (F.) maior (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist schon in dem römischen Recht die (größere bzw.) höhere Gewalt (beispielsweise Feuer, Überschwemmung, Erdbeben), die den Schuldner befreien kann.

Lit.: Kaser §§ 36, 39 III 1; Doll, A., Von der vis maior zur höheren Gewalt, 1989

Visby auf Gotland ist die Hansestadt (1280), die sich in dem Hochmittelalter zu dem Mit­tel­punkt des Handels in der Ostsee ent­wickelt. Visby überliefert in mittelnieder­deut­scher Sprache ein in den Jahren 1341-1344 aufgezeichnetes Stadtrecht. Dieses gliedert sich in vier Bücher mit 60, 52, 52 und 38 Kapiteln (Verfassung-Verfahren-Stra­fe, Ver­fahren, Grundstücke-Zins-Schif­fe, Ehe-Vormundschaft-Erbe). Es ist von Lübeck, Schleswig, Hamburg, Soest, dem Sachsen­spiegel und schwedischen Rechten beeinflusst und wirkt seinerseits auf das Recht von Riga und Nowgorod. Zwei Bruchstücke des Stadtrechts von Visby könnten von etwa 1270 stammen. 1361 fällt Visby an Dänemark, 1645 an Schweden. Das Seerecht von Visby (15. Jahrhundert) ist eine Verbindung von niederländischen und hansischen Rechts­grundsätzen ohne Zusam­menhang mit dem Stadtrecht. S. Google

Lit.: Codices iuris Visbyensis, hg. v. Schlyter, C., 1853, 1; Schlüter, W., Zwei Bruchstücke einer mittelniederdeutschen Fassung des Wisbyschen Stadtrechts, (in) Mitt. aus d. Gebiet d. gesch. Livlands 18 (1903-8), 487; Frensdorff, F., Das Stadtrecht von Wisby, (in) Hans. Geschbll. 22 (1916), 1; Hasselberg, G., Studier rörande Visby Stadslag, 1953; Ebel, W., Lübisches Recht, 1971; Sjöholm, E., Gesetze als Quellen mittelalterlicher Geschichte, 1976; Ullrich, S., Untersuchungen zum Einfluss des lübischen Rechts, 2008

visitare, vīsitāre,  lat., V., oft sehen, besichtigen, besuchen, Plaut. (um 250-184 v. Chr., s. latein_a_z.docx

visitatio, vīsitātio,  lat., F., Sehen, Besichtigung, Besuch, Heimsuchung, Vitr. (um 84-um 25 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīsere, videre

Visitation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vīsitātio, lat., F., Sehen, Besichtigung, Besuch, (um 84-um 25 v. Chr.), vgl. lat. vīsitāre, V., oft sehen, besichtigen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der Kirche schon früh entwickelte aufsichtliche Überprüfung der Pfarreien durch den Bischof oder später den Archidiakon. In der Neuzeit finden zwischen 1507 und 1776 mit geringer Re­gelmäßigkeit Visitationen auch an dem →Reichskammerge­richt statt.

Lit.: Lingg, M., Geschichte des Instituts der Pfarrvisitationen, 1888; Winkler, A., Über die Visitation des Reichskammergerichts, 1907; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Cheney, C., Episcopal Visitation, 2. A. 1983; Mencke, K., Die Visitationen am Reichskammer­gericht, 1984; Frieb, K., Kirchenvisitation und Kom­munikation, 2006; Denzler, A., Sie haben sich totgearbeitet – Die Visitation des Reichskammergerichts von 1767 bis 1776, 2014; Baumann, A., Visitationen am Reichskammergericht - Speyer als politischer und juristischer Aktionsraum des Reiches (1529-1588), 2018

Vita (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Leben, Lebensbeschreibung

Lit.: Haarländer, S., Vitae episcoporum, 2000; Scripturus vitam, hg. v. Walz, D., 2001; Nahmer, D. v. d., Bibelbenutzung in Heiligenviten des frühen Mittelalters, 2016

Vitoria, Francisco de (Burgos? 1483/1493-12. 8. 1546) wird nach dem Studium von Philosophie und Theologie in Paris spätscholastischer Theologielehrer in Paris (1512), Valladolid (1523) und Salamanca (1526). Unter Verwendung der (lat.) Summa (F.) theologiae des →Thomas von Aquin gründet der Dominikaner die Schule von →Salamanca. Angeregt durch die Entdeckung der Neuen Welt versteht er das Völkerrecht als Recht zwischen den Völkern. Eine Ver­letzung des Völkerrechts (beispielsweise Behinderung der kirchlichen Mis­sion, Verfolgung von Christen) berechtigt nach Naturrecht zu dem Krieg. Die Indianer stuft er als schutzbe­dürftige Minderjährige ein. S. Google

Lit.: Vitoria, F. de, Relectio de Indis, hg. v. Pereña, L. u. a. 1967; Brown Scott, J., The Spanish Origin of International Law, 1934; Beltran de Heredia, V., Francisco de Vitoria, 1939; Otte, G., Das Privatrecht bei Francisco de Vitoria, 1964; Molinero, R., La doctrina colonial de Francisco de Vitoria, 1993; Francico de Vitoria, De iustitia, hg. v. Stüben, J., 2013; Francisco de Vitoria, De actibus humanis, hg. v. Sarmiento, A., 2015; Spindler, A., Die Theorie des natürlichen Gesetzes bei Francisco de Vitoria, 2015

Viztum, Vitztum, Vizedom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.] vice­dominus) ist verschiedentlich ein Vertreter eines Herrn (beispielsweise Leiter der Finanz­verwaltung in den Ländern Österreichs bis 1749).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2

Vladimirskij-Budanov, Michail Flegon­tovic (1838-1916) wird 1868 Professor für Rechtsgeschichte an dem Lyzeum in Jaroslawl und 1875 an der Universität Kiew. Seit 1872 veröffentlicht er eine dreibändige Quel­len­sammlung zu der russischen Rechts­ge­schichte des 10.-17. Jahrhunderts (Chrestomatij po istorii russ­kago prava), 1886 einen rechts­geschichtlichen Grundriss (Obzor istorii russkago pravo). S. Google

Lit.: Taranovskij, F., Pamjati M. F. Vladimirskago-Budanova, (in) Jurisdiceskij Vestnik 2 (1916), 84

Vöcklabruck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an der Vöckla in dem Attergau in Österreich

Lit.: Zauner, A., Vöcklabruck und der Attergau 1, 1971

Voet, Johannes (Utrecht 1647-Leiden 1713), Rechtsprofessorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Utrecht 1670 Professor in Herborn, 1674 in Utrecht und 1680 in Leiden. Seit 1687 erfasst er auch das zeitgenössische Recht. Sein Hauptwerk ist ein Naturrecht und Partikularrecht aufnehmender (lat.) Commen­tarius (M.) ad pandectas (Pandektenkom­mentar), der den modernen Gebrauch der Pandekten erfolgreich darstellt. 1682 bzw. 1700 ver­öffentlicht er Grundrisse zu den Pan­dek­ten bzw. Institutionen. S. Google

Lit.: Feenstra, R./Waal, C., Seventeenth-century Leiden law Professors, 1974, 35, 69; Van den Bergh, R., The selective Paulus Voet, 2007

Vogel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Angehöriger einer wichtigen Gruppe schon vormenschlicher Tiere mit Flügeln zwecks Fortbewegung in der Luft in mehr als 10000 Vogelarten

Lit.: Lederer, R. u. a., Latein für Vogelbeobachter, 2015; Richarz, K., Vogelzug, 2019 (schätzungsweise 50 Milliarden Zugvögel jährlich); Uekötter, F., Von Vögeln, Mächten und Bienen, 2020

vogelfrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) frei wie ein Vogel, preis­gegeben)

Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Vogelfrei, ZRG GA 58 (1938), 525; Schmidt-Wiegand, R., Frei wie ein Vogel, (in) Jb. d. Brüder-Grimm-Ges. 2 (1992), 189

Vogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., zu lat. [M.] advocatus) ist in Fortführung antiker Entwicklungen seit dem Frühmittelalter der schützende weltliche Sachwalter eines Menschen oder einer Kirche, der vielfach frei gewählt werden darf. Seit 782/786 wird der Vogt für die Kirche vor­geschrieben. In der →Immunität nimmt er die Aufgaben des Immunitätsberechtigten wahr. Verschie­dentlich gelingt ihm der Aufstieg zu dem Landesherrn (beispielsweise Tirol). Seit dem 13. Jahrhundert ist Vogt ein Amtsträger weltlicher Herren (beispielsweise Reichslandvogt), in dem Spät­mittelalter auch der Vormund. In der frühen Neuzeit wird die Kirchenvogtei als bloßes Schutzrecht verstanden und die niedere Vogtei als Grundlage einer neben der Landesherrschaft stehenden beschränkten Herrschaftsgewalt schwächerer Reichsglie­der. Teilweise gelingt der Kirche die Umwandlung der Vogtei in ein bloßes Patronat. Mit dem Heiligen römischen Reich verschwindet 1806 auch der Vogt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 85, 86, 111, 113; Pischek, A., Die Vogtgerichtsbarkeit süd­deutscher Klöster, 1907; Glitsch, H., Untersuchun­gen zur mittelalterlichen Vogtgerichtsbarkeit, 1912; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg, hg. v. Landkreistag, Bd. 1f. 1975; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorial­gewalt, 1975, 63, 213; Dohrmann, W., Die Vögte des Klosters St. Gallen, 1985

Vogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Stellung als →Vogt.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Heilmann, A., Die Klostervogtei im rechtsrheinischen Teil der Diözese Konstanz, 1908; Waas, A., Vogtei und Bede, Bd. 1f. 1919ff.; Otto, E., Die Entstehung der deutschen Kir­chen­vogtei, 1933; Grube, W., Vogteien, Ämter, Landkreise, 1960; Endemann, T., Vogtei und Herr­schaft, 1967; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Hofacker, H., Die schwäbi­schen Reichslandvogteien, 1980; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Clauss, M., Die Untervogtei, 2002

Vohenstrauß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N) eine Stadt mit rund 7500 Einwohnern an der Waldnaab in der Oberpfalz in Bayern.

Lit.: Bernd, D., Vohenstrauß, 1977

Vokabel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vocābulum, lat., N., Benennung, Bezeichnung, Name, [um 250-184 v. Chr.], vgl. lat. vocāre, V., rufen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wort

Vokabular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Wörterbuch, das es seit dem 12. Jahrhundert auch für den Bereich des – lateinisch gefassten - Rech­tes gibt (Ulrich von Albeck, Promptuarium iuris, um 1420, Jodocus Verbarius, Vocabularius utriusque iuris, Wör­ter­buch beider Rechte, um 1452). Bei alphabetischer Anlage kann es auch →Abece­darium heißen. Zu dem →Sachsenspiegel sind zwei nichtalpha­betische lateinisch-deutsche Vokabulare bekannt, die in einem Druck von 1474 und einer Handschrift von 1475 überliefert sind. S. Google

Lit.: Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur, 1867; Kisch, G., Zwei Sachsenspiegel-Vokabularien, ZRG GA 44 (1924), 307; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 258, 352; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 80, 305; Landau, P., Der Traktat Lex est commune praeceptum von Altzelle, (in) Römische Jurisprudenz, 2011, 379

Volenti non fit iniuria (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Dem Wol­lenden geschieht kein Unrecht.

Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-um 230, Digesten 47, 10, 1 § 5)

Volk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die durch gemeinschaftliche geistige, kulturelle oder politische Entwicklung verbundene umfassendere Menschenmehrheit. Volk sind beispielsweise Griechen, Römer, Germanen, Franken, Bayern, Alemannen, Sachsen u. s. w. In dem Frühmittelalter zeichnen viele Völker oder Stämme ihr Recht als →Volksrecht auf. Wenig später entwickelt sich unter der Herrschaft der Franken aus mehreren aus den Germanen erwachsenen Stämmen das deutsche Volk, dessen Herr­schaftsgebiet gegen Ende des Mittelalters als Heiliges römisches Reich verstanden wird. In der frühen Neuzeit tritt das Volk dem absoluten Herrscher als eine politisch weitgehend rechtlose Gesamtheit von Untertanen gegen­über. Demgegenüber versteht die Aufklärung (→Rousseau) das Volk als den eigentlichen Träger der Souveränität. Diese Vorstellung gewinnt in dem Laufe des 19. Jahrhunderts an Gewicht und wird 1918 vielerorts verwirklicht. Gegenüber anderen Völkern werden vielfach eine geschlossene Nation und ein Nationalstaat angestrebt. In dem National­sozialismus ist der Einzelne nichts, die völkische Gemein­schaft dagegen alles. In der infolge der Elektronik und der Verkehrstechnik mehr und mehr multi­kulturellen Gesellschaft seit dem ausgehen­den 20. Jahrhundert wird die Bedeutung des Volkes geringer.

Lit.: Köbler, DRG 18, 110, 111, 148, 149, 191, 202, 223, 230, 256; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 141; Mommsen, T., Die Grundrechte des deutschen Volkes, 1849, Neudruck 1969; Schmitt, C., Staat, Bewegung, Volk, 1933; Meyer, H., Recht und Volkstum, 1933; Herold, G., Der Volksbegriff, 1941; Franz, G., Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk, 3. A. 1961; Nack, R., Germanen, 1965; Joachimsen, P., Vom deutschen Volk zum deutschen Staat, 4. A. 1967; Mosse, E., Ein Volk, ein Reich, ein Führer, 1979; Kershaw, I., „Widerstand ohne Volk?“, 1986; Stadler-Planzer, H., Die Souveränität beruht im Volk, 1988; Petri, M., Die Urvolkhypothese, 1990; Volk und Nation, hg. v. Herrmann, U., 1994; Elsner, B., Die Bedeutung des Volkes im Völkerrecht, 2000; Pan, C. u. a., Die Volksgrupppen in Europa, 2002, 2. A. 2016; Geary, P., Europäische Völker im frühen Mittelalter, 2002; Regna and Gentes, hg. v. Goetz, H., 2002; Fuhrmann, M., Volksvermeh­rung als Staatsaufgabe 2002; Plassmann, A., Origo gentis, 2006; Coumert, M., Origines des peuples, 2007; Handbuch der völkischen Wissenschaften, hg. v. Fahlbusch, M. u. a., 2008, 2. A. 2017; Köck, J., Die Geschichte hat immer Recht. Die völkische Bewegung im Spiegel ihrer Geschichtsbilder, 2015; Der Ort der „Volksgemeinschaft“ in der deutschen Gesellschaftsgeschichte, hg. v. Schmiechen-Ackermann, D. u. a., 2017

Volkach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Main kommt 899 von dem fränkischen König Arnulf von Kärnten an das Kloster Fulda, wird 1258 als Stadt erwähnt und gelangt 1328 in Teilen an das Hochstift Würzburg (1520 ganz). Der Stadtschreiber Niklas Brobst von Effelt verfasst 1504 in dem Volkacher Salbuch eine Sammlung des örtlichen Rechtes mit vielen Abbildungen. 1814 fällt Volkach an Bayern. S. Google

Lit.: Das Volkacher Salbuch, hg. v. Arnold, K./Feuerbach, U., 2009

Völkerbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von den Sie­ger­mächten des Ersten Weltkriegs (insbe­sondere Woodrow Wilson als dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika) angeregte, an dem 28. 6. 1919 gegründete, von 1920 bis 1946 bestehende, anfangs ganz von Frankreich beherrschte Bund von zunächst 45 Staaten mit einer Satzung (Völkerbundakte) von dem 28. 4. 1919 und einer Bundesversammlung in Genf, einem Völkerbundrat mit den Hauptwelt­mächten als ständigen und weiteren nicht­ständigen Mitgliedern sowie einem Sekretariat als Organen. Die Vereinigten Staaten von Amerika treten selbst nicht bei, Brasilien (1928), das 1926 aufgenommene Deutsche Reich (1933), Japan (1933) sowie Italien (1937) treten aus, die Sowjetunion wird 1939 ausgeschlossen. Nach Gründung der Vereinten Nationen löst sich der Völkerbund an dem 18. 4. 1946 auf. S. Google

Lit.: Schoch, O., Der Völkerbundsgedanke zur Zeit des deutschen Idealismus, 1960; Pfeil, A., Der Völkerbund, 1976; Sharma, S., Der Völkerbund, 1978; The League of Nations in retrospect, 1983; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Fellner, F., Vom Dreibund zum Völkerbund, 1994; Knipping, F. u. a., Das System der Vereinten Nationen und seine Vorläufer, Bd. 1f. 1995; Wintzer, J., Deutschland und der Völkerbund 1918-1926, 2006; Das Vertragswerk von Locarno, hg. v. Breuer, M. u. a., 2007

Völkermord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Genozid) ist die Tötung einer erheblichen Anzahl der Angehörigen eines Volkes wegen der Zugehörigkeit zu diesem Volk (beispielsweise Armenier, Juden, Deut­sche, Tschetschenen-Inguschen, Krim-­Tataren, Herero, Zigeuner, Ukrainer). In Europa sind in dem 20. Jahrhundert in vier Perioden mindestens 30 Millionen Menschen Opfer ethnischer Säuberungen geworden.

Lit.: Heinsohn, G., Lexikon der Völkermorde, 1998; Blumenwitz, D., Rechtsgutachten über die Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien 1944-1948, 2002; Genocide of the ethnic Germans in Yugoslavia 1944-1948, hg. v. Documentation Project Committee, 2003; Naimark, N., Flammender Hass. Ethnische Säuberungen im 20. Jahrhundert, 2004; Ther, P., Ethnische Säuberungen im modernen Europa, 2011

Völkerrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die Rechte und Pflichten der Staaten und anderen Völkerrechtssubjekte enthaltenden Rechts­sätze. Das Völkerrecht reicht in seinen einfachsten Anfängen (Krieg, Frieden, Bündnisse, Gesandte) Jahr­tausende vor die Zeitenwende zurück. Es ist von dem römischen (lat.) →ius (N.) gentium (bei allen Völ­kern – für alle Rechts­subjekte - geltendes Recht) wegen dessen Erstreckung auf den Rechtsverkehr mit und unter Nichtrömern zu unterscheiden. In seiner modernen Gestalt entwickelt es sich mit der Ausbildung des Staates in dem ausgehenden Mittelalter. Hier leiten die spanischen Spätscholastiker (Francisco de →Vitoria 1483/1493-1546, Fernando →Vazquez 1512-1569, Francisco Suarez 1548-1617) aus einem als allgemein geltend behaup­teten Naturrecht gewisse allgemeine Völker­rechtssätze ab. Hugo →Grotius (1583-1645) be­gründet in Systematisierung dieser Vorstellungen 1605-1608 mit (lat.) De iure praedae (Von dem Recht der Beute) bzw. 1625 mit (lat.) De iure belli ac pacis libri tres (Drei Bücher Recht des Krieges und Friedens) überhaupt ein allgemeines Recht für alle Rechtsverhältnisse. Von 1648 bis 1815 reicht das sog. französische Zeitalter des Völkerrechts, von 1815 bis 1914 das sog. englische Zeitalter. Nach 1750 wird auf der Grundlage von Überlegungen Thomas Hobbes‘ der Herrscher als Subjekt des Völkerrechts durch den Staat oder das Volk als Bezugspunkt ersetzt. 1758 wendet Emer de →Vattel in einem bedeutsamen Werk das Vernunftrecht auf das Völkererecht an. 1785 versucht Georg Friedrich von →Martens in seinen (lat.) Primae lineae (F.Pl.) iuris gentium Europaearum practici (Grundlinien des praktischen Völkerrechts Europas) eine neuartige Gliederung und legt 1797 eine Sammlung der wichtigsten völkerrecht­lichen Verträge vor. Bis zu dem 19. Jahrhundert bezieht das Völkerrecht nur die christlichen (zivilisierten) Staaten Europas (und Amerikas) ein, bis 1856 das osmanische Reich (Türkei) aufgenommen wird. Die Verhältnisse zwischen den Staaten des europäischen Völkerrechts und politischen Gemein­wesen in Übersee, die keine zivilisierten Nationen bilden, werden durch das überseeische Völkerrecht ge­regelt, das nur sehr schwach entwickelt ist. Seit dem 20. Jahrhundert gewinnt das Völkerrecht infolge der Tätigkeit der Vereinten Nationen größeres Gewicht und entwickelt sich von einem reinen Zwi­schenstaatsrecht zu einem Schutzrecht für Opfer bzw. einem Verantwortungsrecht für Täter (Nürnberger Militärtribunal 1945ff., internationale Strafgerichtshöfe für Jugo­slawien und Ruanda, Entscheidung des briti­schen House of Lords in dem Fall Pinochet 1999). Kennzeichnend hierfür ist auch, dass nicht mehr nur die Interessen von Staaten, son­dern auch der Staatengemein­schaft als ganzer (Gemein­wohl) geschützt werden, wobei die Einhaltung (beispielsweise des Geno­zidverbots) von jedem Staat verlangt werden kann. Quellen des Völkerrechts sind (mangels der Souveränität eines [Völ­ker­rechts-]Gesetz­gebers) hauptsächlich Ver­träge und Völkergewohnheitsrecht. Die Auswirkung des Völkerrechts hängt in dem Einzelfall von dem tatsächlichen Verhalten gewichtiger Beteiligter ab.

Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 97; The Consolidated Treaty Series, hg. v. Parry, C., 1648ff.; Walker, T., A History of the Law of Nations, 1899; Wegner, A., Geschichte des Völkerrechts, 1936; Reibstein E., Die Anfänge des neueren Völkerrechts, 1949; Histoire des relations internationales, hg. v. Renouvin, P., Bd. 1 1953; Rie, R., Der Wiener Kongress und das Völkerrecht, 1957; Nussbaum, A., Geschichte des Völkerrechts in gedrängter Darstellung, 1960 (dt. Übersetzung der 2. amerikanischen A.); Reibstein, E., Völkerrecht – Eine Geschichte seiner Ideen, Bd. 1f. 1957ff.; Preiser, W., Die Völkerrechtsgeschichte, 1964; Reibstein, E., Völkerrechtliche Aspekte des Heiligen römischen Reiches, 1967; Mössner, J., Die Völkerrechts­persönlichkeit und die Völkerrechts­praxis der Barbareskenstaaten (Algier, Tripolis, Tu­nis 1518-1830), 1968; Muldoon, J., Popes, Lawyers and Infidels, 1979; Kunisch, J., Staatsverfassung und Mächtepolitik, 1979; Verdroß, A./Simma, B., Universelles Völkerrecht, 3. A. 1984; The Consolidation. Treaty Series, hg. v. Parry, C., Bd. 1ff. 1969ff.; Grewe, W., Epochen der Völkerrechtsgeschichte, 1984; Fontes historiae iuris gentium, hg. v. Grewe, W., Bd. 1ff. 1988ff.; Nörr, D., Aspekte des römischen Völkerrechts, 1989; Gordley, J., The Philosophical Origins of Modern Contract Doctrine, 1991; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007, 2. A. 2007; Eick, C., Indianerverträge in Nouvelle-France, 1994; Kleinschmidt, H., Geschichte der internationalen Beziehungen, 1998; Schröder, J., Die Entstehung des modernen Völkerrechtsbegriffs im Naturrecht der frühen Neuzeit, (in) Die Entstehung und Entwicklung der Moralwis­senschaften, hg. v. Byrd, B. u. a., 2000; Ziegler, K., Biblische Grundlagen des europäischen Völker­rechts, (in) ZRG KA 86 (2000), 1; Paulus, A., Die internationale Gemeinschaft im Völkerrecht, 2001; Koskenniemi, M., The Gentle Civilizer of Nations. The Rise and Fall of International Law 1870-1960, 2001; Bederman, D., International Law in Antiquity, 2001; Auswärtige Politik und internationale Beziehungen im Mittelalter, hg. v. Berg, D. u. a., 2002; König, K., Die völker­rechtliche Legitimation der Strafgewalt internationaler Strafjustiz, 2003; Materialien zum Völkerstrafgesetzbuch, hg. v. Lüder, S. u. a., 2003; Werle, G., Völkerstrafrecht, 2003; Steck, P., Zwischen Volk und Staat, 2003; Röben, B., Johann Caspar Bluntschli, Francis Lieber und das moderne Völkerrecht 1861-1881, 2003; Gierhake, K., Begrün­dung des Völkerstrafrechts auf der Grundlage der kantischen Rechtslehre, 2006; Werle, G., Völkerstrafrecht, 2. A. 2007; Schmidt, F., Praktisches Naturrrecht zwischen Thomasius und Wolff - Der Völkerrechtler Adam Friedrich Glafey, 2007; Swatek-Evenstein, M., Geschichte der humanitären Intervention, 2008; Denfeld, C., Hans Wehberg (1885-1962), 2008; Degenhardt, F., Zwischen Machtstaat und Völkerbund - Erich Kaufmann, 2008; Ziegler, K., Fata iuris gentium, 2008; Toppe, A., Militär und Kriegsvölkerrecht, 2008; Steiger, H., Von der Staatengesellschaft zur Weltrepublik? – Aufsätze zur Geschichte des Völkerrechts aus vierzig Jahren, 2009; Steiger, H., Die Ordnung der Welt, 2010; König, S., Der Einfluss des Privatfürstenrechts auf das Völkerrecht, ZRG GA 127 (2010), 293; Weeber, U., Hugo Grotius’ Völkerrechts­kon­zeption, ZRG GA 127 (2010), 301; Kempe, M., Fluch der Weltmeere, 2010; Grotkamp, N., Völker­recht im Prinzipat, 2009; Les conflits entre peuples, hg. v. Dauchy, S. u. a., 2011; Toyoda, T., Theory and Politics of the Law of Nations, 2011; Schmelz, C., Der Völkerrechtler Gustav Adolf Walz, 2011; Klump, R. u. a., Völkerrecht und Weltwirtschaft, 2012; Jung, H., Rechtserkenntnis und Rechtsfortbildung im Völkergewohnheitsrecht, 2012; Pauka, M., Kultur, Fortschritt und Reziprozität - Die Begriffsgeschichte des zivilisierten Staates im Völkerrecht, 2012; Geneuss, J., Völkerrechts­verbre­chen und Verfolgungsermessen, 2013; Lovric-Pernak, K., Morale internationale und Humanité im Völkerrecht des späten 19. Jahrhunderts, 2013; Nippold, O., Die Fortbildung des Verfahrens in völkerrechtlichen Streitigkeiten, 2013; Kleinschmidt, H., Geschichte des Völkerrechts in Krieg und Frieden, 2013; Steiger, H., Universalität und Partikularität des Völkerrechts in geschichtlicher Perspektive, 2015 (Aufsätze); Hull, I., A Scrap of Paper – Breaking and Making International Law, 2014; Lowe, C., Zum ewigen Frieden – Die Theorie des Völkerrechts bei Kant und Rawls, 2015; Weinke, A., Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit, 2016; Durst, B., Archive des Völkerrechts – Gedruckte Sammlungen europäischer Mächteverträge in der frühen Neuzeit, 2016 (anregend); Wiederhold, S., Die Lehren vom Monismus mit Primat staatlichen Rechts, 2018; Payk, M., Frieden durch Recht?, 2018; Wampach, C., Armed Reprisals from Medieval Zimes to 1945, 2020

Völkerwanderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. migratio [F.] gentium weiter gefasst bei Wolfgang Lazius in dem 16. Jahrhundert, deutsch als „Völkerwanderung“ dann seit den 1790er-Jahren) ist allgemein die dauerhafte Veränderung des ständigen Aufenthaltsorts eines mehr oder weniger vollständigen Volkes (beispielsweise Kimbern, Teu­tonen, Helvetier) und besonders die durch einen Vorstoß der Hunnen (→Türke) aus Asien 375 n. Chr. ausgelöste Wanderung germanischer Völker in die Gebiete des weströmischen Reiches (beispielsweise Ostgoten, Westgoten, Burgunder, Van­dalen, Sueben, Alemannen, →Franken, Angeln, Jüten, Sachsen und Langobarden). Die Völkerwanderung endet 568 n. Chr. mit dem Vorstoß der Langobarden aus dem norddeutschen Gebiet nach Italien. In dem Ergebnis entstehen mehrere neue Reiche. Umstritten ist die Frage der Fortdauer oder Kontinuität antiker Gegebenheiten und Einrichtungen. In keinem Fall darf aber die Bedeutung des von der Kirche vermittelten Wissens über das Altertum unterschätzt werden. Umfangreiche Wanderungsbewe­gungen finden darüber hinaus bis in die Gegenwart ebenso statt wie Versuche ihrer Abwehr oder Lenkung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 67; Dahn, F., Die Könige der Germanen, Bd. 1ff. 1861ff.; Lot, F., Les invasions germaniques, 1935; Zöllner, E., Geschichte der Franken, 1970; Diesner, H., Die Völkerwanderung, 1976ff.; Wolfram, H., Die Goten, 4. A. 2001; Maczynska, M., Die Völkerwanderung, 1993; Anderson, M., The Rise of Modern Diplomacy, 1993; Martin, J., Spätantike und Völkerwanderung, 3. A. 1995; Baldus, C., Regelhafte Vertrags­aus­legung, 1998; Bade, K., Europa in Bewegung, 2000; Pohl, W., Die Völkerwanderung, 2002, 2. A. 2005; Arens, P., Sturm über Europa, 2002; Rosen, K., Die Völkerwanderung, 2002; Regna und gentes, hg. v. Goetz, H. u. a., 2002; Halsall, G., Barbarian Migration and the Roman West, 2007; Völker, Reiche und Namen im frühen Mittelalter, hg. v. Becher, M., 2010; Rummel, P. u. a., Die Völkerwanderung, 2011; Meier, M., Geschichte der Völkerwanderung, 2019

Volksabstimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Abstimmung der stimmberechtigten Staatsbürger über eine einzelne Sachfrage. In kleinen einfachen Gesellschaften finden Volksab­stim­mungen in der →Volksversammlung statt. In größeren, komplexen Gesellschaf­ten geht diese Einrichtung wegen der tatsächlichen Schwieriogkeiten der Durchführung verloren. Seit der Aufklärung wird sie in unter­schiedlicher Weise und in geringem Umfang wiederbe­lebt (Massa­chusetts 1780, Frankreich 1793, helve­tische Republik 1798, Deutsches Reich 1919ff.).

Lit.: Schmitt, C., Volksentscheid und Volksbegehren, 1927; Tipke, K., Das Recht des Volksentscheids, Diss. jur. Hamburg 1952 masch.schr.; Schiffers, R., Elemente direkter Demokratie, 1971; Schefold, D., Volks­souveränität und repräsentative Demokratie, 1966; Bugiel, K., Volkswille und repräsentative Entscheidung, 1991; Jung, O., Plebiszität und Diktatur, 1995

Volksanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der verschiedentlich versuchte Anwalt des Volkes

Volksanwaltschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Österreich mit Gesetz von dem 24. 2. 1977 nach schwe­dischem Vorbild (Ombudsman) (zunächst nur versuchsweise) geschaffene außerge­richtliche Einrichtung, bei der sich jeder Betroffene wegen eines behaupteten Missstands in der Verwaltung des Bundes bei Fehlen eines Rechtsmittels beschweren kann. Die Volksanwaltschaft muss die Beschwerde prüfen und kann gegenüber Missständen Empfeh­lungen aussprechen, aber nicht ge­richt­lich vorgehen. S. Google

Volksbegehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Begehren einer bestimmten Zahl von Bürgern eines Staates, Gesetzesentwürfe vorzulegen und darüber eine Volksabstimmung zu ver­langen. Das Volksbegehren findet sich seit der Auf­klärung an unterschiedlichen Orten (Georgia 1777, Schweiz 1830ff., Deut­sches Reich 1919ff.).

Lit.: Schambeck, H., Das Volksbegehren, 1971; Hartmann, D., Volksinitiativen, 1976; Jung, O., Direkte Demokratie in der Weimarer Republik, 1989; Mester, G., Die Volksinitiative in Sachsen, 2003

Volksdemokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums  mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem sozialistischen Ver­fassungsrecht des 20. Jahrhunderts die der bür­gerlichen Demokratie bewusst entgegen­gesetzte Staatsform, in der die politische Macht in den Händen der kommu­nistischen oder sozialistischen Arbeiterpartei als Vertreterin des Volkes liegt. Nach 1945 werden zahlreiche Volksdemo­kratien geschaffen (beispielsweise Deutsche Demokratische Republik). Um 1990 tritt die Volksdemokratie als für das betroffene Volk rechtstatsächlich erfolglos zurück.

Lit.: Kroeschell, DRG 3

volkseigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu Volkseigentum – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) dem Volk [und damit keinem Einzelnen] gehörig)

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Krause, W., Die Entstehung des Volkseigentums in der Industrie, 1958; Hoffmann, M., Das Volkseigentum an Grund und Boden in der DDR, 1978

Volksempfinden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – in Gegensatz zu Volksempfindung – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Empfinden des Volkes

Lit.: Rückert, J., Das „gesunde Volksempfinden“ – eine Erbschaft Savignys?, ZRG GA 103 (1986), 199

Volksgeist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist vielleicht in Wiedergabe des möglicherweise auf der bereits bei Aris­toteles und dann bei Jean Bodin (1566, 1576) betonten Verschiedenheit der Völker gründenden französischen l’esprit de la nation die Gesamtheit der einem jeweiligen Volk innewohnenden teilweise unbewusst wirkenden schöpferischen Kräfte. Auf diese na­tionalen Kräfte greift in der deutschen Romantik Herder (1744-1803) mit Volkssprache und Volkslied zurück. →Sa­vigny übernimmt diese Vorstellung für die Rechtsquellenlehre der →historischen Rechtsschule. Allerdings geht er dabei schon seit 1808/1809 davon aus, dass die Wan­de­rungen und Revolutionen der ger­manischen Stämme verhindert hätten, dass das ursprüngliche germanische Recht einen festen Bezugspunkt und einzigen Mittel­punkt gefunden habe, weshalb die Deut­schen gar kein eigenes ursprüngliches Recht besäßen, so dass auch für sie das römische Recht das eigentümliche, von dem Volksgeist zu bearbeitende Recht sei. 1828 verwendet →Puchta den Volksgeist als eine von mehreren Tä­tig­keiten des Volkes, die eine ein­heitliche Rechtsauffassung auf der Grundlage gemeinschaftlich geteilter Über­zeu­gung schafft. 1840 gebraucht auch Sa­vig­ny das Wort. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 178, 188; Möller, E. v., Die Entstehung des Dogmas von dem Ursprung des Rechtes aus dem Volksgeist, (in) MIÖG 30 (1909), 1; Kantorowicz, H., Volksgeist und historische Rechts­schule, (in) HZ 108 (1912), 295; Zahradnik, K., Nationalgeist, Diss. phil. Wien 1938 masch.schr.; Schröder, J., Zur Vorgeschichte der Volks­geistlehre, ZRG GA 109 (1992), 1; Lahusen, B., Alles Recht geht vom Volksgeist aus, 2013 (gut zu lesen, aber je mehr, desto kritischer)

Volksgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gericht des Volkes

Volksgerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an dem 24. 4. 1934 geschaffene Gericht der nationalsozialis­tischen Regierung des Deutschen Reiches vor allem für Hochverrat und →Lan­desverrat (12 Berufsrichter, wovon nur einer vor 1933 der NSDAP angehörte, seit 1942 auf Lebenszeit ernannt), das in Senaten mit 2 Berufsrichtern und drei Volksrichtern (Funk­tionären, Offizieren, Beamten) entscheidet (insgesamt rund 570 Richter und Staatsan­wälte). Der Volksgerichtshof sichert (auch durch „ver­fahrensmäßige Nor­malität“) die nationalso­zia­listische Herr­schaft. Unter seinem Präsi­denten (Roland Freisler August 1942-3. 2. 1945) werden bis 1945 bei 16342 Angeklagten (und mindestens 15729 Abgeur­teilten) 5243 To­des­urteile verhängt (davon rund 2600 durch den ersten, von Roland Freisler geführten Senat). Rechtsmittel fehlen. An dem 25. 1. 1985 erklärt der deutsche Bundestag alle Entscheidungen des Volksgerichtshofs als nichtig. Durch Gesetz von dem 25. 8. 1998 werden alle Urteile als nationalsozialistisches Unrecht aufge­hoben. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 235; Buchheit, G., Richter in roter Robe, 1968; Wagner, W., Der Volksgerichtshof, 1974, 2. A. 2011; Im Namen des deutschen Volkes, hg. v. Hillermeier, H., 2. A. 1982; Koch, H., Der Volksgerichtshof, 1988; Marxen, K., Der Volksgerichtshof, (in) Anwaltsbl. 1989, 17; Marxen, K., Das Volk und sein Gerichtshof, 1994; Schlüter, H., Die Urteilspraxis des nationalsozialistischen Volksgerichts­hofs, 1995; Die Angeklagten des 20. Juli vor dem Volksgerichtshof, hg. v. Mühlen, B. v. zu, 2001; Eder, W., Das italienische Tribunale speciale per la difesa dello stato und der deutsche Volksgerichtshof, 2002; Breuning, S., Roland Freisler, 2002; Terror und Normalität, v. Marxen, K. u. a., 2004; Ramm, A., Der 20. Juli vor dem Volksgerichtshof, 2007

Volksgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das schon in dem 18. Jahrhundert angestrebte volkstümliche, das gesamte Recht eines →Volkes verständlich zusam­menfas­sende Gesetzbuch. Seit (11. 3.) 1938 (Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich) befasst sich die →Aka­demie für deutsches Recht mit einem Projekt eines in 8 Bücher (Volksgenosse, Familie, Erbe, Vertrag und Haftung, Eigen­tum, Arbeit, Unternehmen, Vereinigung) gegliederten Volksgesetz­buchs. Dieses teils reaktionäre, teils fortschrittliche Vorhaben einer gemäßigten Reform des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird in dem August 1944 als Folge des Verlasufs des Zweiten Weltkriegs eingestellt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 237; Hedemann, J., Das Volksgesetzbuch der Deutschen, 1941; Krause, H., Wirtschaftsrecht und Volks­gesetz­buch, (in) Deutsche Rechtswissenschaft 1941, 204; Hedemann, J./Lehmann, H./Siebert, W., Volks­gesetz­buch, 1942; Hattenhauer, H., Das NS-Volks­gesetz­buch, (in) FS R. Gmür 1983, 255; Volksgesetzbuch, hg. v. Schubert, W., 1988

Volkshaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (beispielsweise) die Bezeichnung für das Parlament in der nicht verwirklichten deut­schen Verfassung von 1849. Seine Abgeordneten sollen durch geheime, direkte, allgemeine und gleiche Wahlen be­stimmt werden. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 194; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005

Volksheer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem gesamten Volk gebildete Heer, wie es bei allen Völkern an dem Anfang stehen dürfte. In dem fränkischen Reich tritt das Volksheer gegenüber dem von Lehnsmannen gebildeten Reiterheer zurück. Das moderne Volksheer erscheint in den Befreiungskriegen gegen Napoleon (Öster­reich 1808, Preußen 1808/1813) und setzt die der Volkssouveränität entsprechende all­gemeine →Wehrpflicht vor­aus. In dem späten 20. Jahrhundert dringt die Vorstellung einer Be­rufsarmee wieder vor. 2011 wird in Deutschland die Wehrpflicht ausgesetzt.

Lit.: Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Frauenholz, E. v., Das deutsche Wehrwesen, 1941; Hermann, H., Deutsche Militärge­schichte, 1966

Volkskammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine Kammer in Verfassungen wie beispielsweise das Parlament der →Deutschen Demokratischen Republik.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 258; Lapp, P., Die Volkskammer der DDR, 1975; Lapp, P., Wahlen in der DDR, 1982

Volkskunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gwgenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Lehre von den Wesenszügen eines →Volkes. Die rechtliche Volkskunde bezieht sich dabei vornehmlich auf das Recht. Ihre Ansätze gehen in das 18. Jahrhundert zurück. 1886/1887 erscheint in Frankreich eine folklore juridique (Rolland), 1925 in Deutschland die rechtliche Volkskunde (Künßberg). Ihre Quellen sind Sprachgut (beispielsweise Namen), Sachgut (beispielsweise Rathaus), Brauchgut (beispielsweise Umritt), Glaubensgut (beispielsweise Eid) und anderes. In der Gegenwart versteht sich die Volkskunde zunehmend als Teil der allgemeinen Ethnologie. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Künßberg, E. v. Rechtliche Volkskunde, 1936; Künßberg, E. Frhr. v., Lesestücke zur rechtlichen Volkskunde, 1936; Boehm, M., Volkskunde, 1937; Mackensen, L., Volkskunde der deutschen Frühzeit, 1937; Wohlhaupter, E., Beiträge zur rechtlichen Volkskunde Schleswig-Holsteins, (in) Nordelbingen 16 (1940), 74, 17/18 (1942), 51; Bader, K., Die zimmerische Chronik als Quelle rechtlicher Volkskunde, 1942; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Walker, M., Das volkstüm­liche Leben im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Tübingen 1954; Wackernagel, H., Altes Volkstum der Schweiz, 1956; Kramer, K., Bauer und Bürger im nachmittelalterlichen Unterfranken, 1957; Volkskunde, hg. v. Lutz, G., 1958; Strübin, E., Grundfragen des Volkslebens bei Jeremias Gotthelf, 1959; Kramer, K., Volksleben im Fürstentum Ansbach, 1961; Jacobeit, W., Schafhaltung und Schäfer, 1961; Zur Geschichte von Volkskunde und Mundartforschung in Württem­berg, 1964; Künßberg, E. Frhr. v., Rechtsgeschichte und Volkskunde, bearb. v. Tzermias, P., 1965; Das Ochsenfurter Kauzenbuch 1611-1802, 1967; Siebs, B., Weltbild, 1969; Duenninger, J. u. a., Bräuche und Feste im fränkischen Jahreslauf, 1971; Kramer, K., Grundriss einer rechtlichen Volkskunde, 1974; Das Recht der kleinen Leute, hg. v. Köstlin, K. u. a., 1976; Forschungen zur Rechtsarchäologie und rechtlichen Volkskunde, hg. v. Carlen, L., 1978ff.; Mohrmann, R., Volksleben in Wilster, 1977; Göttsch, S., Stapelholmer Volkskultur, 1981; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechts­ge­schichte, 1988

Volksrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht eines Volkes, ins­besondere das Recht eines der frühmittelalterlichen Nachfolgevölker der Germanen (lat. [F.] lex, ahd. [F.] ewa). Die Aufzeichnungen der Volksrechte in latei­nischer Sprache beginnen nach römischem und kirchlichem Vorbild noch an dem Ende des Altertums ([lat.] Codex [M.] Eu­ricianus vielleicht  475). Überliefert sind Volksrechte der Goten, Burgunder, Franken (ab 507-511?), Ale­mannen, Bayern, Langobarden, Sachsen, Thüringer, Friesen und (in der Volkssprache) der Angelsachsen (→lex, leges). Inhaltlich setzen sie sich aus Ge­wohnheitsrecht und Gesetzesrecht zusam­men. Sachlich bedeutsam sind vor allem der Unrechts­erfolgsausgleich durch →Wer­geld und Buße (→Kompo­sitionensystem) und das Verfahren. Die Aufzeichnung der durch →Kapitularien ergänzten Volksrechte endet in dem frühen 9. Jahrhundert (802), die Überlieferung in dem Hochmittelalter, in dem das Volksrecht durch das →Landrecht (beispielsweise Sachsenspiegel 1221-1224) abgelöst wird. Das Volksrecht ist sachlich oder inhaltlich bereits durch römisches Recht und kirchliches Recht beeinflusst. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 79, 80, 101; Thöl, H., Volksrecht, Juristenrecht, 1846; Mitteis, L., Volksrecht und Reichsrecht, 1891, Neudruck 1963; Halban, A. v., Das römische Recht in den germanischen Volksstaaten, 1899ff.; Mayer-Homberg, E., Die fränkischen Volksrechte im Mittelalter, Bd. 1 1912; Eckhardt, K., Gesetze der Merowinger und Karolinger, ZRG GA 55 (1935), 232; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Amira, K. v., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Stammesrecht und Volkssprache, hg. v. Hüpper, D. u. a., 1991; Ubl, K., Gab es das Leges-Skriptorium Ludwigs des Frommen? (in) DA 70 (2014) 42 (Tours war bedeutend, aber nicht entscheidend, 13 von mehr als 150 Handschriften)

Volksrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der nicht durch eine rechtswissenschaftliche Ausbildung ausge­wiesene, durch Volksvertretung oder Bürger gewählte Richter beispielsweise der sowjetischen Besatzungszone bzw. der →Deutschen Demo­kratischen Republik.

Lit.: Köbler, DRG 262; Pfannkuch, J., Volksrichter­ausbildung in Sachsen, 1993; Hattenhauer, H., Über Volksrichterkarrieren, 1995; Volksrichter in der SBZ/DDR, hg. v. Wentker, H., 1997; Backhaus, J., Volksrichterkarrieren in der DDR, 1998; Mathes, R., Volksrichter, Schöffen, Kollektive, 1999

Volksschädling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist nach einer besonderen nationalsozialistischen Verordnung des Deutschen Reiches (von dem 5. 9. 1939, § 4), wer den Interessen des deutschen Volkes schadet bzw. wer vorsätzlich unter Ausnutzung der durch den Kriegszustand verursachten außergewöhnlichen Verhältnisse eine Straftat begeht.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 237; Jansen, S. Schädling, 1999; Nüchterlein, J., Volksschädlinge vor Gericht, 2015

Volkssouveränität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Innehabung der Staatsgewalt durch das Volk als Souverän. Die Volkssouveränität entwickelt sich nach bereits antiken (→Cicero 106-43 v. Chr.) und mittelalterlichen (→Marsilius von Padua 1324) Ansätzen aus der Souveränitäts­vor­stellung der frühen Neuzeit (Bodin 1527). Nach Emer de Vattel (1758) und Jean-Jacques →Rousseau (1762) ist Inhaber der Souveränität das Volk. Dementsprechend erklärt die →Virginia Bill of Rights 1776, dass alle Gewalt von dem Volk ausgehe. Auch die französische Revolution behauptet die Verankerung jeglicher Souveränität in der Nation. Dem folgen deutsche Politiker seit etwa 1820, wenn sie die Volkssouveränität dem →monarchischen Prinzip, dem Gottesgna­den­tum und der Fürstensouveränität gegen­über­stellen. Die Weimarer Reichs­ver­fassung (1919) und die späteren deutschen Verfas­sungen führen dann uneingeschränkt alle Staats­gewalt auf das Volk und dessen Souveränität zurück. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 191, 230, 248; Murhard, F., Die Volkssouveränität, 1832; Koch, G., Manegold von Lautenbach und die Lehre von der Volkssouveränität, 1902; Wolf, H., Volks­souveränität und Diktatur in den italienischen Stadt­re­publiken, 1937; Schefold, D., Volks­souveränität und repräsen­tative Demokratie in der schweize­rischen Re­generation, 1966; Schubert, F., Volks­souveränität und Heiliges römisches Reich, (in) HZ 213 (1971), 91; Reibstein, E., Volkssouveränität und Freiheitsrechte, hg. v. Schott, C., Bd. 1f. 1972; Kielmannsegg, P., Volkssouveränität, 1977; David, M., La souveraineté du peuple, 1996; Lamprecht, O., Das Streben nach Demokratie, Volks­souveränität und Menschenrechten in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts, 2001; Lee, D., Popular Sovereignty in early modern constitutional thought. 2016

Volkssprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache une in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Sprache eines Volkes in Gegensatz zu der Sprache anderer Völker bzw. die Sprache des einfachen Volkes in Gegensatz zu einer Sprache der Gebildeten oder Gelehrten. In dem fränkischen Frühmittel­alter ist die Grundlage der Volkssprachen in dem östlichen Reichsteil (beispielsweise althoch­deutsch, altnie­derfränkisch, altsäch­sisch) germanis­tisch, die Überlieferungs­sprache da­gegen lateinisch. Das führt zu einem →Über­setzungsproblem. Seit dem 13. Jahrhundert dringt die Volkssprache in der Über­lieferung allgemein vor (Sachsenspiegel 1221-1224, Mühlhäuser Reichs­rechtsbuch, rund vierzig Urbare [Urbar der Marschälle von Pappenheim 1214-1219?], rund 40 städtische Rechtsbücher, mehr als 4000 Originalurkunden vor allem ab 1250), in der Aufklärung setzt sie sich (im Heiligen römischen Reich unter Vereinheitlichung auf das Neuhoch­deutsche) gegenüber fremden Sprachen durch. Dessenun­geachtet bleiben Prägungen der Volkssprache durch das antike Latein und die römische Jurisprudenz des Altertums bestehen. In dem 20. Jahrhundert macht sich zunehmend angloameri­kanischer Einfluss bemerkbar. S. Google

Lit.: Schulze, U., Lateinisch-deutsche Parallel­urkunden, 1975; Köbler, G., Lateinisch-germanistisches Lexikon, 2. A. 1984; Hattenhauer, H., Zur Geschichte der deutschen Rechtes- und Gesetzessprache, 1987; Sprache, Recht, Geschichte, hg. v. Eckert, J. u. a., 1991; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachlichen Wörtern in karolin­gischen Kapitularien, 1993; Bertelsmeier-Kierst, C., Zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozess des Rechts im 13. Jahrhundert, 2008; Brunner, T., Le passage aux lan­gues vernaculaires dans les actes de la pratique en Occident, (in) Le Moyen Age 115 (2009), 29ff.

Volkstribun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. tribunus [M.] plebis) ist in dem altrömischen Recht das seit 494 v. Chr. anerkannte Sonderorgan der Plebejer. Der Volkstribun ist unverletzlich. Jeder der zehn auf je ein Jahr gewählten Volkstribune muss Plebejer sein. Er leitet die Versammlung der Plebejer und hat ein Einspruchsrecht (Interzessionsrecht) gegen Handlungen eines Magistrats (beispielsweise Konsuls) gegen einen Bürger sowie ein Vetorecht gegen Senatsbe­schlüsse. In dem Prinzipat bean­sprucht der Prinzeps die von dem Amt gelöste Amtsgewalt (lat. tribunicia potestas [F.]).

Lit.: Köbler, DRG 18; Söllner §§ 6, 13, 14; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988

Volksverhetzer s. Volksverhetzung

Volksverhetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – anders als Volksverhetzer – nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verhetzung des Volkes

Lit.: Rohrßen, B., Von der Anreizung zum Klassen­kampf zur Volksverhetzung (§ 130 StGB), 2009

Volksverrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – in Gegensatz zu Volksverräter – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Verrat des eigenen Vol­kes an Fremde. Der Volksverrat wird nach Tacitus bei den Germanen durch Aufhängen des Verräters verfolgt.

Lit.: Köbler, DRG 71

Volksversammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Hoogle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Versammlung der freien Angehörigen eines Volkes. Sie ist in frühen Zeiten wohl das allgemeine Organ des Volkes. In dem altrömischen Recht finden sich etwa (lat.) comitia (N.Pl.) curiata (nach Kurien oder Geschlechtern geglie­dert), comitia centuriata (nach Vermögens­klassen in Zenturien gegliedert, Wahl der Konsuln und Prätoren), Tributkomitien (nach lokalen Bezirken, tribus gegliedert, Wahl der niederen Magistrate) und Versammlung der (lat. [F.]) plebs. Die Volksversammlung wird von Beamten einberufen und kann deren Anträge nur annehmen oder ablehnen. Mit dem Prinzipat des Augustus verschwindet die Volksversammlung. Die Volksversammlung der Germanen und des Frühmittelalters entscheidet vermutlich in allen allgemein wichtigen Angelegen­hei­ten. Mit der Ausdehnung einer Herrschaft tritt sie notwendigerweise zurück. Überreste finden sich in der Lands­gemeinde Schweizer Kantone (in Ap­penzell-Außerrhoden 1997 abgeschafft) und in Demonstrationsver­sammlungen.

Lit.: Söllner §§ 4, 5, 6, 10, 14; Köbler, DRG 18, 20, 69, 70, 83; Hahndorf, S., Die Volksversammlung, 1848; Liebermann, F., The national assembly in the Anglo-Saxon period, 1913

Volksvertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschenGegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Vertretung des Volkes durch Abgeordnete. →Parlament

Lit.: Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, hg. v. Rausch, H., Bd. 1f. 1974ff.

Volkswirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Absolvent des Studiums der Volkswirtschaftslehre. S. Google

Volkswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Nationalökonomie) ist die gesamte Wirtschaft eines Volkes oder Staates (in Gegensatz zu der Wirtschaft des einzelnen Betriebs, Betriebswirtschafts­lehre, beginnend mit Gründung der ersten Handelshochschule 1898). Geschichtlich folgen an Schulen oder Strömungen wirtschaftlichen Denkens einzel­nen Vorläufern des Altertums und des Mittel­alters Merkantilismus, Physiokratismus, klassischer Liberalismus, Sozialismus, His­to­rismus und Grenznutzenlehre. An dem Ende des 20. Jahrhunderts stehen Neoklassik, Insti­tutionen­ökonomik, Keynesianismus, Neo­libe­ra­lismus und evolutorische Wirt­schafts­theorie nebenei­nander. S. Google

Lit.: Sombart, W., Die deutsche Volkswirtschaft, 8. A. 1954; Schumacher, H., Die Wirtschaft in Leben und Lehre, 1943; Kolb, G., Geschichte der Volks­wirtschaftslehre, 1998

voll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vollständig, vollkommen, gefüllt

Vollbort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aberi n Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zustimmung

Vollenhoven, Cornelis van (1874-1933) wird nach dem Studium von Sprachen, Philosophie und Recht Verwaltungs­beamter in dem nieder­ländischen Kolonial­minis­terium und 1901 Professor für Staatsrecht und Verwaltungs­recht der Kolonien. Er vertritt die Ansicht, dass die europäischen Rechts­vorstellungen nicht den niederländisch-ostindischen Gebie­ten gemäß seien. Sein Hauptwerk untersucht das Gewohnheitsrecht (Adat) Niederlän­disch-Ostindiens. S. Google

Lit.: Vollenhoven, C. van, Het adatrecht, Bd. 1ff. 1918ff.; Zestig juristen, 1987, 377; de Kanter-van Hettinga Tromp, B./Eyffinger, A., Cornelius van Vollenhoven, 1992

volljährig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1590) auf Grund des Alters (von gegenwärtig 18 Jahren) voll geschäftsfähig

Volljährigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1739, volljährig 1590, Volljährigkeitserklärung 1863) ist das Le­bensalter, mit dem die unbe­schränkte Geschäftsfähigkeit erreicht wird. Die Volljährigkeit ergänzt in dem römischen Recht um 200 v. Ch. (Lex Laetoria) die ältere Mündigkeit und verdrängt in der frühen Neuzeit die ältere →Mündigkeit nach deutschem Recht weitgehend. Sie tritt nach römischem Recht meist mit 25 Jahren ein (in dem deutschen Reich zuerst in dem Deutschenspiegel von etwa 1275, dagegen so genannter Auctor vetus 24, Sachsenspiegel Lehnrecht 21). Dem folgt das gemeine Recht, während man in den altpreußischen Provinzen (1790, ALR 1794) und in Österreich (1753-1919) in dem 19. Jahrhundert mit 24 Jahren volljährig wird. Das französische Recht, das sächsische Recht, später Preußen (9. 12. 1876) (Deutsches Reich 17. 2. 1875) und das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) lassen sie mit 21 beginnen. Das 20. Jahrhundert setzt die Volljährigkeit wohl hauptsächlich wegen der Zulässigkeit des Erwerbs der Erlaubnis zu dem Führen eines Kraftfahrzeugs bereits vor diesem Zeitpunkt weiter herab (Deutschland 1. 1. 1975 18, Deutsche Demokratische Republik 17. 5. 1950 18, Österreich 1. 7. 1971 19, 1. 7. 2001 18, Schweiz 20, 1. 1. 1996 18).

Lit.: Kaser § 14; Hübner; Köbler, DRG 160, 207, 266; Eckhardt, K., Die Volljährigkeitsgrenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 1; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Volljährigkeitserklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Erklärung der Erreichung der Volljährigkeit

Vollmacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1372) ist die durch →Rechts­geschäft erteilte Vertretungsmacht. Sie erscheint dort, wo →Stellvertretung zu­lässig ist. 1866 weist Paul Laband (1838-1919) die Notwendigkeit der Trennung von Innenverhältnis zwischen handelnder und betroffener Person (Mandat, Auftrag) und Außenverhältnis zwischen handelnder und dritter Person (Vollmacht) entsprechend dem Ab­strak­tionsprinzip nach. S. Google

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 208, 238, 266; Müller-Freienfels, W., Die Abstraktion der Vollmachterteilung, (in) Wissenschaft und Kodifika­tion, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 144; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Albrecht, G., Vollmacht und Auftrag, 1970; Bader, P., Duldungs- und Anscheinsvollmacht, 1978; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

vollstreckbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vollstreckungsfähig

vollstrecken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verwirklichen, durchsetzen

Vollstreckung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zwangsweise Durch­setzung eines Anspruchs oder einer Anordnung. In dem altrömischen Recht geschieht die Vollstreckung in dem Legisaktionenver­fahren mit Hilfe der →Legisaktion durch Handanlegen (lat. [F.] →legis actio per manus iniectionem) und der Legisaktion durch Pfandergreifen (lat. →legis actio [F.] per pignoris capionem) bzw. bei den Klagansprüchen auf eine Sache meist durch den eigenmächtigen Zugriff auf die Sache. Das Strafurteil wird durch die Ma­gis­trate und ihre Hilfspersonen vollstreckt. In dem klassischen römischen Recht ersetzt die (lat.) →actio (F.) iudicati die Legisaktion durch Handanlegen, wobei hauptsächlich auf den Menschen zugegriffen wird (Schuld­knechtschaft). In dem Kognitionsverf­ahren kann allmählich ein einzelner Gegenstand weggenommen und ausgehän­digt oder ver­steigert werden. Vollstreckt wird in dem Amtsbetrieb. Möglich ist eine Gesamtvoll­streckung (→Konkurs). Bei den Germanen muss die Partei zu der Vollstreckung Selbsthilfe üben. Die Tötung von Volksverrätern und Unzüchtigen wird wohl von der Allgemeinheit ausgeführt. In dem Frühmit­telalter wird die zuvor selbständig vorzunehmende Pfändung von der Geneh­migung des Richters (Grafen) abhängig gemacht oder überhaupt Amtsträgern über­lassen. In dem Hochmittelalter und Spät­mittelalter erfolgt die Vollstreckung durch Büttel oder Fronboten durch öffentliche →Pfändung von beweglichen Sachen und Grund­stücken, die in dem Falle der Nicht­auslösung meist veräußert werden. Hilfsweise ist →Schuldhaft möglich. Für die oberen Gesellschaftsschichten ist das Einlager bedeutsam. →Arrest und →Kon­kurs werden ausgebildet. Die Pfandnahme ohne Erlaubnis des Richters wird (im Mainzer Landfrieden von 1235) dem Raub gleich­gestellt. Die peinliche →Strafe wird von dem Henker als berufsmäßigem Scharfrichter vollstreckt. In der frühen Neuzeit wird die Vollstreckung reichskammer­gerichtlicher Urteile den Reichskreisen übertragen. Bereits die Landes­ordnung Bayerns von 1501 sieht eine ausschließliche Pfändung durch Amtsträger vor. Zu dem Regelfall der Vollstreckung wird die Vollstreckung in das Vermögen. Der Codex iuris Bavarici iudiciarii (lat., Gesetzbuch des Gerichtsrechts Bayerns) des Jahres 1753 trennt zwischen Einzelvollstreckung und Konkurs. Allmählich befasst sich die Wissen­schaft mit der Vollstreckung. In dem 19. Jahrhundert wird das Voll­streckungsverfahren (Zwangsvoll­stre­ckung) allgemein besonders gesetzlich geregelt (→Zivil­prozessordnung, →Straf­prozess­ordnung). Vollstreckungsorgane in dem Zivil­prozess sind Ge­richtsvollzieher, Voll­streckungsgericht, Pro­zessgericht und Grund­buchamt. Die Schuldhaft wird beseitigt (1868). Die Strafvollstreckung (Strafvollzug) wird allmählich humanisiert und später durch die Resozialisierungsidee mitgeprägt und verrechtlicht. S. Google

Lit.: Kaser §§ 85, 87; Köbler, DRG 19, 33, 34, 56, 70, 86, 116, 117, 118, 119, 156, 202, 232; Briegleb, H., Geschichte des Exekutionsprozesses, 2. A. 1845; Amira, K. v., Das altnorwegische Voll­streckungsverfahren, 1874, Neudruck 1965; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973, 268; Planitz, H., Die Entwickelung (!) der Vermögensvollstreckung im salfränkischen Rech­te, 1909 (Habilitationsschrift); Planitz, H., Die Ver­mögensvoll­streckung, 1912; Haff, K., Voll­streckungs­ordnung für das fürstbischöflich augsburgische Pflegeamt Füssen vom Jahre 1585, ZRG GA 34 (1913), 435; Schönfeld, W., Die Voll­streckung der Verfügungen von Todes wegen, ZRG GA 42 (1921), 240; Wiggenhorn, H., Der Reichs­kammergerichtsprozess, 1966; Elsener, F., Die Exkommunikation als prozessuales Vollstreckungs­mittel, (in) FS E. Kern 1968, 69; Lippross, O., Grundlagen und System des Vollstreckungs­schutzes, 1983; Sellert, W., Vollstreckung und Voll­streckungspraxis, (in) FS W. Henckel, 1995, 817; Hofmann, D., Die Entwicklung und Bedeutung der Vereitelung der Zwangs­vollstreckung, Diss. jur. Mainz 1997; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004

Vollstreckungsklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. clausula [F.] exe­cutorialis) ist der seit der frühen Neuzeit aus der Klausel, dass der Schuld­ner das Urteil bin­nen einer Frist vollziehen soll, entwickelte Ver­merk des Urkunds­beamten auf der vollstreck­baren Ausfer­tigung eines Vollstrec­kungstitels, der die Vollstreckbarkeit be­scheinigt und für die Durchführung der Vollstreckung erforderlich ist (Titel, Klausel, Zustellung). S. Google

Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Zivil­prozesses, 1861, 3. A. 1878; Kohler, J., Zur Ge­schichte der exekutorischen Urkunde in Frankreich, ZRG GA 8 (1887), 120

volonté (F.) générale (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, franz. [F.]) Allge­meinwille

Voltaire (eigentlich Arouet), François-Marie (Paris 21. 11. 1694–30. 5. 1778), Notarssohn, wird nach Auf­enthalten in England (1726-1729), Lothringen, Preußen und Genf durch die Gesamtheit seiner vielen Schriften einer der wichtigsten Vertreter der →Aufklä­rung. S. Google

Lit.: Voltaire, hg. v. Baader, H., 1980; Lange, J., Voltaire, (in) JuS 1998, 491

Volumen (parvum) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.] [kleiner] Band) sind die Bücher 10 bis 12 des →Codex Justinians samt glossierten Novellen und Institutionen. S. Google

Vom Rechte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt  sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist der Titel einer spätmittelalterlichen Rechtsquelle.

Lit.: Speicher, S., Vom Rechte, 1986

von (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) aus, weg

von Gottes Gnaden (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Dei gratia

Lit.: Kern, F., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im frühen Mittelalter, 1912, 7. A. 1980

Vonnisse von Damme (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) sind eine flämische Fassung der →Rôles d’Oléron.

vor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) früher, vorher

Vorarlberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das zwischen Bodensee und (vor dem) Arlberg gelegene, in der Völkerwanderungszeit alemannisch be­sie­delte Gebiet, das seit dem Spätmittelalter stückweise (1375 Feldkirch, 1523 Bregenz, 1814 Lustenau) an →Habsburg gelangt, dort meist gemeinsam mit Tirol von Innsbruck aus verwaltet wird und seit 1918 selbständiges Land Deutschösterreichs, seit 1920 Bundesland →Öster­reichs ist (1939-1945 Reichsgau Tirol, bis 1955 unter Besatzung Frankreichs).

Lit.: Köbler, DRG 220; Köbler, Historisches Lexikon; Baltl/Kocher; Brunner, A., Die Vorarlberger Landstände, 1929; Welti, L., Ge­schichte der Reichsgrafschaft Hohenems und des Reichshofes Lustenau, 1930; Bundsmann, A., Die Entwicklung der politischen Verwaltung in Tirol und Vorarlberg, 1961; Das Vorarlberger Landesarchiv, hg. v. Burmeister, K. u. a., 1969; Burmeister, K., Die Vorarlberger Landsbräuche und ihr Standort in der Weistumsforschung, 1970; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff., 2. A. 1972ff.; Vorarlberger Weistümer, Bd. 1, hg. v. Burmeister, K., 1973; Welti, L., Siedlungs- und Sozialgeschichte von Vorarlberg, hg. v. Grass, N., 1973; Witzig, D., Die Vorarlberger Frage, 2. A. 1974; Janotta, C., Das Privilegienbuch der Stadt Feldkirch, 1979; Quellen zur Geschichte der Stadt Bregenz, hg. v. Niederstätter, A., 1985; Burmeister, K., Geschichte Vorarlbergs, 4. A. 1998; Hoch- und Spätmittelalter zwischen Alpen und Bodensee, hg. v. Hartung, W. u. a., 1992; Nachbaur, U., Vorarlberger Territorialfragen 1945 bis 1948, 2007; Feurstein, C., Wirtschaftsgeschichte Vorarlbergs, 2009; Klausmann, H., Kleiner Sprachatlas von Vorarlberg und Liechtenstein, 2012 (8 und 3 Sprachlandschaften); Niederstätter, A., Vorarlberg im Mittelalter, 2014; Niederstätter, A., Vorarlberg 1523 bis 1861, 2015; Pichler, M., Das Land Vorarlberg 1861 bis 2015, 2015

voraus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) vorher

Voraus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Anspruch des überlebenden Ehegatten auf die zu dem ehelichen Haushalt gehörenden Gegenstände und die Hoch­zeits­geschenke. Der Voraus ist sachlich dem römischen Recht ansatzweise bekannt. Er findet sich auch in dem Spätmittelalter neben →Heer­gewäte und →Gerade. Der eheliche Voraus wird 1896/1900 in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches und 1914 in das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (§ 758) Öster­reichs aufgenommen.

Lit.: Hübner; Schröder, R., Geschichte des ehe­lichen Güterrechts, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Hirschhorn, M., Der Voraus und der Dreißigste, 1908; Wesener, G., Der Voraus des über­lebenden Ehegatten, (in) FamRZ 6 (1959), 84

Vorausvermächtnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. [N.] praelegatum, legatum per praeceptionem) ist das sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Vermächtnis einzelner Gegen­stände an einen Erben, so dass dieser Erbe zugleich Vermächtnisnehmer wird.

Lit.: Kaser § 76 II 3b; Rudolf, I., Teilungs­anordnung und Vorausvermächtnis, 1966

Vorbehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Voraussetzung

Vorbehalt des Gesetzes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem 19. Jahrhundert (beispielsweise § 5 VI des Grundgesetzes Sachsen-Weimars von 1816) der Grundsatz, dass ein Eingriff in ein Rechtsgut eines Einzelnen (beispielsweise Freiheit, Eigentum) von einer Gestattung durch ein →Gesetz abhängig ist. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 199; Willoweit, D., Deutsche Ver­fassungsgeschichte, 5. A. 2005; Schmidt-Ble­ker, R., Legislative Defizite im Schulrecht der preußi­schen konstitutionellen Monarchie, 2005

Vorbehaltsgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist bei der ehelichen Gütergemeinschaft das besondere, aus dem Gesamtgut ausgeschlossene, der alleinigen Zuständigkeit und selbständigen Verwal­tung durch den einzelnen Ehegatten vorbehaltene Gut. Es findet sich bereits in dem Mittelalter (beispielsweise bei →Morgengabe). Von den vernunft­rechtlichen Gesetzbüchern (All­ge­meines Landrecht Preußens 1794, Code civil 1804, All­gemeines Bürgerliches Gesetz­buch Österreichs 1811) wird es anerkannt. S. Google

Lit.: Hübner 669; Schröder, R., Das eheliche Güterrecht, 1900, Neudruck 1967

vordere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 763/764? [Lex Ribvaria] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache [vorder] und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. [Komp.]) vorangehend

Vorderösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belkegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der in dem deutschen Südwesten gelegenen Güter Habsburgs bzw. Österreichs seit dem Spätmittelalter (mit dem Hauptort Freiburg im Breisgau). Ein Teil hiervon bildet später →Vorarlberg, ein anderer geht zwischen 1799 und 1805 in Baden (Breisgau), Württemberg und Frankreich auf. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schwarzweber, J., Die Landstände Vorderösterreichs im 15. Jahrhundert, 1908; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1967, 3. A. 1978; Quarthal, F./Wieland, G., Die Behördenorganisa­tion Vorderösterreichs, 1977; Seidel, K., Der Oberelsass, 1980; Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier, H. u. a., 1989; Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753-1805, bearb. v. Haggenmüller, M. u. a., 1999ff.; Speck, D., Vorderösterreich, 2010; Vorderösterreichisches Appellationsgericht und vorderösterreichische Landrechte 1782-1805, 2013

Voreid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der vor Abgabe einer Erklärung zu leistende Eid. Er erscheint bereits in dem Frühmittelalter. Ein möglicher Zusammen­hang mit dem Kalumnieneid ist ungeklärt. S. Google

Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973

Vorerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Erbe, der in der Weise zunächst zu der Erbschaft berufen ist, dass nach ihm zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt (Nacherbfall) ein anderer Erbe (Nacherbe) wird. Eine Nacherbschaft ist in dem römischen Recht an sich ausgeschlos­sen, wird aber auf dem Weg über ein →Fideikommiss dennoch erreicht. Mit der Aufnahme des Testaments in dem Heiligen römischen Reich (13. Jahrhundert) wird auch die Vorerbschaft möglich (beispielsweise Friedberg Ende 14. Jahrhunderts). Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) schränkt die Vor­erb­schaft aus liberalen Überlegungen auf einen Zeitraum von 30 Jahren ein. S. Google

Lit.: Kaser §§ 65 II 4, 68 II 4, 78 I; Hübner; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Schartl, R., Das Privatrecht der Reichsstadt Friedberg, Diss. jur. Gießen 1987; Eckert, J., Der Kampf um die Fa­mi­lien­fideikommisse, 1992; Straub, S., Zur Entstehung der Vor- und Nacherbfolge im Bürgerlichen Gesetzbuch, ZRG GA 120 (2003), 235

Vorkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) vorheriger Kauf

Vorkaufsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1691) ist das einer Person zustehende Recht, einen Gegenstand von dem Verpflichteten zu erwerben, sobald dieser den betreffenden Gegenstand an einen Käufer verkauft. Das Vorkaufsrecht ist dem römischen Recht an sich zunächst unbekannt, erscheint in unter­schiedlichen Einzelfällen aber dann doch. Ihm steht in dem deutschen Bereich das →Näherrecht ge­genüber. In der frühen Neuzeit wird beides mit­einander vermischt. Die vernunftrecht­lichen Gesetzbücher (1794ff.) nehmen das Vorkaufsrecht auf und teilen ihm teils nur schuld­rechtliche, teils auch sachenrechtliche Wir­kung zu. S. Google

Lit.: Kaser §§ 23 II 2, 30 I 2, 41 VII; Kroeschell, DRG 2; Frommhold, G., Über die Geschichte des Familienvorkaufsrechts, ZRG GA 32 (1911), 337; Wesener, G., Vorkaufs- und Einstandsrecht der „gesippten Freunde“, (in) Gedächtnisschrift R. Schmidt, 1966, 535; Schurig, K., Das Vorkaufsrecht, 1975; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 383; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

vorlesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vor mindestens einem und für mindestens einen anderen Menschen laut lesen

Vorlesung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen in Zusammensetzungen Probevorlesung, Sommervorlesung, Vorlesungsabend, Vorlesungsanziege, Vorlesungsgabe, Vorlesungsheft, Vorlesungsmarter, Vorlesungstext, vorlesungsversuch und Vorlesungsverzeichnis – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] praelectio) ist die in dem Vorlesen und Erklären eines (geschrie­benen) Textes (beispielsweise Digesten) durch einen in Gegensatz zu seinen nachschreibenden Hörern bereits über den Text Verfügenden be­stehende älteste Lehrveranstaltung der Universität. Gedruckte Verzeichnisse von Vorlesungen sind seit dem 16. Jahrhundert erhalten (Dil­lin­gen 1564-1614, Helmstedt unregel­mäßig seit etwa 1585, beständig seit etwa 1600, Herborn vielleicht seit 1585, Jena seit 1591). Sie zeigen durch die all­mähliche Aufnahme privater Vorlesun­gen den Wandel von dem schulischen Lehrplan zu der wirtschaftlich ausgerichteten Lehrfrei­heit an den protestan­tischen Universitäten der Aufklärung. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 106; Schröder, K., Vorläufiges Verzeichnis der in Bi­blio­theken und Archiven vorhandenen Vorlesungsverzeichnisse, 1964; Köbler, G., Er­langer juristische Vorlesungen, (in) Jb. f. fränk, Landesforschung 27 (1967), 241; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Schröder, J., Wissenschaftstheorie, 1979; Köbler, G., Gießener juristische Vorlesungen, 1982, 2. A. 2003 (elektronisch, Internet); Blanke, H., Bibliographie der in periodischer Literatur abgedruckten Vorlesungs­verzeichnisse, (in) Berichte zur Wissenschaftsgeschich­te 6 (1983), 205, 10 (1987), 17, 11 (1988), 105; Schröder, J., Vorlesungs­verzeichnisse als rechtsge­schichtliche Quelle, (in) Die Bedeutung der Wörter, 1991, 383; Vorlesungsverzeichnisse der Universität Königs­berg, hg. v. Oberhausen, M. u. a., 1999; Apel, H., Die Vorlesung, 1999; Gelehrte Wissenschaft. Das Vorlesungsprogramm der Universität Jena um 1800, hg. v. Bach, T. u. a., 2008; Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810-1834, hg. v. Vir­mond, W., 2010; Dusil, S. u. a., Ungedruckte Quellen zur Geschichte der Rechtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts, ZRG GA 131 (2014), 473

Vormärz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die von fürstlicher Reaktion (Karlsruher Beschlüsse 1819) auf liberale Forderungen (Wartburgfest 1817, Ham­bacher Fest 1832) gekennzeichnete Zeit vor dem März 1848 in dem →Deutschen Bund. Bereits in dem Vormärz werden verschiedene Verfassungen erlassen. Seit dem März 1848 treten bedeutende allgemeine Veränderungen ein. S. Google

Lit.: Dunk, H. v. d., Der deutsche Vormärz, 1966; Brandt, H., Landständische Repräsentation im deutschen Vormärz, 1968; Conze, W., Staat und Gesellschaft im deutschen Vormärz, 2. A. 1970; Boldt, W., Deutsche Staatslehre im Vormärz, 1975; Wende, P., Radikalismus im Vormärz, 1975; Vormärz und Revolution, hg. v. Fenske, H., 1976; Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, Teil 1f. 1979; Deutsche Juristen im Vormärz (Briefe), hg. v. Strauch, D., 1999; Zamoyski, A., Phantome des Terrors, 2016; Europa im Vormärz, hg. v. Ries, K. 2016; Bleek, W., Vormärz – Deutschlands Aufbruch in die Moderne, 2019; Vormärz-Handbuch, hg. v. Eke, N., 2020

vormerken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vorher merken, vorher hinweisen, vorher eintragen

Vormerkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1713) ist die vorläufige Grundbuch­eintragung zu der Sicherung eines Anspruchs auf Eintragung einer Rechtsän­derung. Sie wird in dem ersten Ansatz in Preußen 1750 sichtbar und übernimmt in dem 19. Jahrhundert die Aufgaben des (lat.) →ius (N.) ad rem (Recht zu der Sache). Sie soll ursprünglich die Aufgabe erfüllen, die später dem Widerspruch zukommt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 212; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigen­tumsübertragung, 1966; Günther, P., Die historische Entwicklung der Vormerkung, Diss. jur Bielefeld 2000; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Vormund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort um 950 belegt) ist, wer durch Anordnung des Vormundschaftsge­richts zu der Führung einer amtlich ver­ordneten, verwaltenden Fürsorge­tätigkeit für Minder­jäh­rige (bzw. Frauen und [früher] entmündigte Volljährige) bestellt ist. Der Vormund (lat. [M.] tutor) ist dem römischen Recht wie vielleicht rechtstatsächlich auch dem germanischen Recht bekannt, doch erscheint ahd. foramundo erst vereinzelt in dem 10. Jahrhundert. Meist ist der nächste männliche Verwandte (Bruder, Vatersbruder u. s. w.) Vormund. Er hat eine treuhänderische Gewalt über Person und Vermögen des Mündels und damit vor allem Rechte, muss aber für den Unterhalt des Mündels sorgen. Bereits seit dem Frühmittelalter unterfällt er wegen der Missbrauchsgefahr einer von der Kirche geförderten öffentlichen Aufsicht (Obervormund­schaft). Hieraus entwickelt sich in der Neu­zeit das Vormund­schaftsgericht. Die Vormundschaft endet grundsätzlich mit der Volljährigkeit. Der Codex Maximilianeus Bavaricus civilis verlegt die vormund­schaftlichen Rechte der Familie teil­weise auf den Staat, worin das Allgemeine Landrecht Preußens 1794 folgt., während der Code civil von 1804 den Familienrat entscheidend sein lässt. 1875 erlässt Preußen eine besondere bahnbrechende Vormundschaftsordnung, die den Vor­mund weitgehend selbständig ein Amt unter Aufsicht des Staats ausüben lässt. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1900 bringt die Zulassung der Amtsvormund­schaft und der Anstaltsvormundschaft und die Aner­kennung der elterlichen Gewalt der Mutter über ihr Kind. Weitere Än­derungen schaffen das Jugenwohlfahrts­gesetz von 1922 (Verall­gemeinerung der Amtsvormundschaft über uneheliche Kin­der), das Gleichbe­rechtigungsgesetz von 1947, das Fa­milienrechtsän­derungs­gesetz von 1961, das Nichtehelichengesetz von 1969, das Gesetz zu der Neuregelung des Rechtes der elterlichen Sorge von 1979 und das Betreuungsgesetz von 1999, das die Entmündigung mit anschließender Vormundschaft abschafft. Seit 1. 1. 1992 gibt es in der Bundesrepublik Deutschland statt der Vormundschaft über Volljährige die →Be­treu­ung. Ein besonderer Familienrat wird 1979 gestrichen. Das besondere Vormund­schaftsgericht endet mit dem FGG-Reformgesetz von 2008. In Öster­reich ist mit dem Inkrafttreten des Kindschafts­rechtsänderungsgesetzes 2001 (BGBl. I 2000, 135) die 1970 auch für die Frau eröffnete Vormundschaft beseitigt und durch die Obsorge einer anderen geeigneten Person ersetzt, wobei Amts­obsorgeschaft des Jugend­wohlfahrtsträgers nur für in dem Inland gefundene Kinder unbe­kannter Eltern vorge­sehen ist. S. Google

Lit.: Kaser §§ 62, 63; Söllner §§ 8, 11; Hübner § 100; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 36, 88, 121, 160, 210, 268; Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 1f. 1835ff. http://www.koeblergerhard.de­/Fontes/KrautWilhelmTheodorDieVormundschaftNachDenGrundsaetzenDesDeutschenRechts1835Bd1.pdf; Rive, F., Geschichte der deutschen Vormund­schaft, Bd. 1ff. 1862ff. http://www.koeblergerhard.­de/Fontes/RiveFriedrichGeschichteDerDeutschenVormundschaft1862Bd1.pdf; Schlüter, R., Das Vormund­schaftsrecht in den Kodifikationen, 1961; Tetzlaff, W., Der Kaiser als Obervormund, Diss. jur. Frankfurt am Main 1965; Pelz, F., Die Vor­mund­schaft in den Stadt- und Landrechtsre­formationen, 1966; Kranz, E., Die Vormundschaft im mittelalterlichen Lübeck, Diss. jur. Kiel 1967; Haibach, U., Familienrecht in der Rechts­sprache, 1991, 357; Taupitz, J., Von der entrechtenden Bevormundung zur helfenden Betreuung, (in) JuS 1992, 1; Signori, G., Geschlechtsvormundschaft und Gesellschaft, ZRG 116 (1999), 119; Köbler, U., Wer­den, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Vormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 950 belegt, (lat. [F.] tute­la) →Vormund

L.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Heider, M., Die Geschichte der Vormundschaft seit der Aufklä­rung, 2011

Vormundschaftsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für die Vormundschaft zuständige Gericht, das in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 9. 2009 in das Familiengericht eingegliedert ist.

Lit.: Schreiber, R., Die Abgrenzung der Zuständigkeiten von Familiengericht und Vormundschaftsgericht, 1982

Vorname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1482 als Übersetzung von lat. [N.] praenomen belegt) ist (in dem germanisch-deutschen Bereich) der ursprünglich alleinige Name des Men­schen, der seit dem Übergang von dem Früh­mittelalter zu dem Hochmittelalter wegen der allgemeinen Verdichtung allmählich um den vielfältigeren Familiennamen ergänzt wird (Venedig seit 9. Jahrhundert), der sich danach und vor allem seit dem 18. Jahrhundert zunehmend in den Vordergrund schiebt und etwa in der Bibliographie bei der alphabetischen Ordnung von Verfassern und letztlich auch von ihnen verantworteten Werken Vorrang vor dem weniger Un­terscheidungskraft aufwei­sen­den Vorna­men hat.

Vorparlament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Versammlung zu der Vor­bereitung eines Parlaments (beispielsweise Frank­furt am Main 1848).

Lit.: Nipperdey, T., Deutsche Geschichte, 1983, 606

Vorrang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und mittelbar das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Vorzug, bessere Stelle

Vorrang des Gesetzes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und mittelbar das Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vorrang des formellen Gesetzes vor jeder anderen staat­lichen Willenserkärung seit dem 19. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 199

Vorrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Sonderrecht, Privileg

Vorsate →Vorsatz

Lit.: Löning, G., Vorsate und vorrat, ZRG GA 61 (1941), 266

Vorsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort um 1250 belegt, lat. [M.] dolus) ist in dem Strafrecht der Wille zu der Verwirklichung eines Straftatbestands in Kenntnis all seiner Tatumstände, in dem Privatrecht das Wissen und Wollen des rechtswidrigen Erfolgs in dem Be­wusstsein der Rechtswidrigkeit. Der Vorsatz ist so alt wie das willensgetragene menschliche Verhalten. Als solcher erfasst wird er von der römischen und der neuzeitlichen Rechtswissenschaft. Diese stellt dem Vorsatz die →Fahrlässigkeit gegenüber.

Lit.: Köbler, DRG 158, 204, 264; Löffler, A., Die Schuldformen des Strafrechts, Bd. 1 1895; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

vorsätzlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Vorsatz betreffend, willentlich und wissentlich

Vorsprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – anders als vorsprechen – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vertreter in dem Wort, →Fürsprech, Fürsprecher

votäuschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vorgeben, vormachen

Vortäuschen einer Straftat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Vortäu­schung [F.] einer Straftat) ist der 1913 in die Diskussion eingebrachte, 1943 gesetzlich festgelegte Straftatbestand des deutschen Strafrechts, nach dem sich jemand dadurch strafbar macht, dass er eine nicht vorhandene Straftat vortäuscht.

Lit.: Bernhard, L., Falsche Verdächtigung (§§ 164, 165 StGB) und Vortäuschen einer Straftat (§ 145d StGB), 2003

Vorurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem Urteil zeitlich vorausliegende Urteil und zwar auch in dem Sinne einer eine Meinung bestimmenden oder ein Urteil prägenden, oft nicht geäußerten Lebenserfahrung. In dem Recht ist eine vorgefasste Meinung eines Richters grundsätzlich rechtswidrig. Sie lässt sich allerdings selten nachweisen. S. Google

Lit.: Horaczek, N./Wiese, S., Handbuch gegen Vorurteile, 2011

Vorverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein einem eigentlichen Ver­fahren zeitlich vorangehendes Ver­fahren (beispielsweise Inquisition in dem spätmittel­alterlich-früh­neuzeitlichen Inquisitionspro­zess). Es dient der Vorbereitung oder Entlastung. In der Gegenwart muss es rechtsstaatliche Anfor­derungen erfüllen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 117, 263

Vorvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf Abschluss eines Vertrags gerichtete, vorbereitende →Ver­trag. Er ist sachlich dem römischen Recht bereits bekannt. Er ist gegebenenfalls formbedürftig. Die Verletzung von vor Abschluss eines Vertrags bestehenden Aufklärungspflichten und Sorgfaltspflich­ten verpflichtet bei →culpa in contrahendo (Verschulden bei Vertrags­schluss, Ihering 1861) zu Schadens­ersatz.

Lit.: Kaser § 39 I 2; Wabnitz, B., Der Vorvertrag, Diss. jur. Münster 1962

Vorzensur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) vorherige Zensur

votum, vōtum,  lat., N., Gelübde, Versprechen, Wunsch, Verlobung, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vovēre

votum (N.) ad imperatorem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) Vorlage bei dem Kaiser

Lit.: Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973, 346

vovere, vovēre,  lat., V., geloben, feierlich versprechen, wünschen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *eu̯egᵘ̯ʰ-, *eugᵘ̯ʰ-, *u̯egᵘ̯ʰ-, V., feierlich sprechen, geloben, preisen

Vsehrdy, Viktorin Cornelius von (um 1460-1520), Bürgerssohn, wird nach dem artis­tischen Studium in Prag Artist, 1493 stellvertretender Schreiber des Königreichs →Böhmen. Seit 1495 verfasst er Neun Bücher über die Rechtsordnung des Landes Böhmen. Nach 1501 überarbeitet er dieses bedeutende Werk nochmals. S. Google

Lit.: Vsehrdy, V., O právích zeme ceské knihy devatery, hg. v. Jirecek, H., 1874

vulgar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vulgāris, lat., Adj., allgemein, durchgängig, allen gemein, alltäglich, [86/82 v. Chr.], vgl. vulgus, lat., N., Volk, große Menge, Leute, Bevölkerung, Publikum, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) das Volk betreffend

vulgaris, vulgāris,  volgāris, lat., Adj.: nhd. allgemein, durchgängig, allen gemein, alltäglich, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vulgus

Vulgarrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vulgāris, lat., Adj., allgemein, durchgängig, allen gemein, alltäglich [86/82 v. Chr.] und vulgus, lat., N., Volk, große Menge, Leute, Bevölkerung, Publikum und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das spätantike weströmische Recht (3.-5. Jahrhundert). Es ist gekennzeichnet durch die durchaus nicht von dem Volk, sondern den führenden Schichten ausgehende teilweise propagan­distisch bedingte, vulgare Haltung (str.). Sie zeigt sich in einfachem, unverhülltem Zweckstreben, in bildhafter Anschau­lich­keit und in gefühlsbetonter rhetorisierter Mo­ralität. Die klassische rechtswis­senschaftliche Begrifflichkeit (beispielsweise domi­nium, possessio) verfällt (str.). Demge­genüber wird sie in dem Osten von →Justinian (527-565) restauriert. Vulgarrechtliche Quel­len sind etwa die (lat.) →sententiae (F.Pl.) Pauli, die →regulae (F.Pl.) Ulpiani, die →res (F.Pl.) cottidianae, der →Gaius von Autun, die →Collatio (F.) legum Mosaicarum et Romanarum, die →Con­sul­tatio (F.) cuiusdam veteris iuris­consulti, die →interpretationes (F.Pl.) oder die romanistischen →Volksrechte der West­goten, Burgunder und Ostgoten (str.).

Lit.: Kaser §§ 1 II, 2 II, 3 III; Söllner § 20; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 52, 62; Levy, E., West Roman Vulgar Law, 1951; Wieacker, F., Vulgarismus und Klassizismus im Recht der Spätantike, SB. d. Akad. d. Wiss. Heidelberg 1953; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956; Stühff, G., Vulgarrecht im Kaiser­recht, 1966; Schmidt, H., Die Vulgarrechtsdiskussion, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 1; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Vandendriessche, S., Possessio und dominium im postklassischen römischen Recht, 2006

Vulgarsubstitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem römischen Recht die Einsetzung eines Ersatzerben für den einfachen Fall, dass der an erster Stelle Ein­gesetzte nicht Erbe wird. Die regel­mäßige Vulgarsubstitution steht in Gegensatz zu der Pupillar­sub­stitution, bei der einem unmündigen (lat. [M.]) suus (pupillus) (Hauserben) für den Fall, dass er als Unmündiger sterben sollte, ein Ersatzerbe eingesetzt wird.

Lit.: Kaser § 68 II 5a; Söllner § 11

Vulgata (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Vulgathandschrift vor allem der lateinischen Bibel seit dem 7. Jahrhundert

Vulgathandschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Handschrift einer meistgebrauchten Fassung eines Textes (beispielsweise der →Digesten)

Lit.: Söllner § 22

vulgus, volgus, lat., N., Volk, große Menge, Leute, Publikum, gemeiner Mann, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯el- (3), V., drängen, pressen, einschließen

W

Waadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Vaud, „Wald“) ist das Gebiet zwischen Jura, Genfer See (nördlich des Genfer Sees), Alpen und Saarne, das über Römer, Burgunder und Burgund 1032 zu dem Deutschen Reich gelangt. Nach 1218 gerät es unter den Einfluss der Grafen von Savoyen. 1536 fällt es an Bern. 1616 erhält die Waadt ein eigenes Landrecht. An dem 30. 3. 1798 wird die Waadt Kanton der Helvetischen Republik, 1803 der →Schweiz. Die Verfassung der Waadt stammt von 1885. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Champeaux, E., Le coutumier vaudois de Quisard, 1930; Chapuis, M., Recherches sur les institutions politiques, 1940; Ammann, H., Über das waadtländische Städte­wesen, (in) Schweizerische Zs. für Geschichte 4 (1954), 1; Poudret, J., La succession testamentaire dans le pays de Vaud, 1955 (Diss. Lausanne); Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois, 888-1250, 1963; Anex, D., Le servage au pays de Vaud, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsge­schichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,464, 3,2,1870; Walliser, P., Das Bürgschaftsrecht, 1974; Les sources du droit du canton de Vaud, Bd. 1ff. 1972ff.; Hubler, L., Histoire du Pays de Vaud, 1991

Waal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., zu lat. aqualis, Adj. Wasser betreffend?) ist (auch) ein landwirtschaftlicher Be­wäs­serungsgraben in dem Vintschgau in Süd­tirol. Möglicherweise wurden die Waa­le in dem 12. Jahrhundert angelegt. Ihre arbeitsauf­wen­dige Verwaltung erfolgt genossen­schaft­lich unter Leitung eines Waalmeis­ters.

Lit.: Bodini, G., Südtiroler Waalwege, 1996

Wachs (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein von der Biene für die Versorgung ihrer Brut hergestelltes und mit Honig versehenes, von dem Menschen für die Herstellung von Kerzen verwendetes Erzeugnis. S. Google

wachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, größer werden

Wachszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zins in Bienenwachs

Wächter, Carl Joseph Georg Sigismund (Marbach/Neckar 24. 12. 1797-Leipzig 15. 01. 1880), Beamtensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen und Heidel­berg (Thibaut) Richter, außerordentlicher Pro­fessor (Tübingen 1817) und ordent­licher Professor (Tübingen 1822, Leipzig 1833, Tübingen 1836), 1851 Präsident des Oberappellations­gerichts in Lübeck und 1852 nochmals Professor in Leipzig. Neben einem Lehrbuch zu dem Strafrecht ver­öf­fent­licht er seit 1839 ein unvollendetes Hand­buch des in dem Königreich →Würt­temberg geltenden Privatrechts und 1841 eine wichtige Abhandlung zu dem internatio­na­len Privatrecht. S. Google

Lit.: Wächter, P. v., Carl Georg von Wächter, 1891; 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., Bd. 1 1977; Sandemann, N., Grundlagen und Einfluss der international­privat­rechtlichen Lehre, Diss. jur. Münster 1979; Laufs, A., Das wirklich geltende, durch den allge­meinen Willen gesetzte Recht, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Jungemann, L., Carl Georg von Wächter, 1999; Zwischen Romanistik und Germanistik, hg. v. Kern, B., 2000; Mauntel, C., Carl Georg von Wächter (1797-1880), 2004

wadiare (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [V.]) wetten, versprechen

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Wadiatio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wette, Versprechen

Lit: Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1

wadium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [N.]) Wette, Versprechen, Pfand

Lit.: Kroeschell, DRG 1

Waffe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist jeder Gegenstand, der seiner Art nach dazu geeignet ist, Widerstand durch Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt zu verhindern oder zu überwinden. Die Waffe ist bedeutsam in dem Kampf. Sie erleichtert auch Unrechtserfolge. Deshalb wird der Waffen­gebrauch bereits seit dem Frühmittelalter allmählich eingeschränkt. Seit der Neuzeit bedarf er vielfach behördlicher Erlaubnis und kann strafschärfend wirken. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, WAS; Fehr, H., Das Waffenrecht der Bauern, ZRG GA 35 (1914), 111, 38 (1917), 1; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Krogmann, W., Mit Wehr und Waffen, ZRG GA 83 (1966), 280; Feinstein, A., Waffenhandel, 2012; Pöhlmann, M., Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges, 2015

Wagatsuma, Sakae (1897-1973) wird nach dem Rechtsstudium (Hatoyama) 1922 außerordentlicher Professor in Tokio und nach soziologischem Studium in Chicago und Berlin 1927 ordentlicher Professor. In zwei unvollendet gebliebenen Werken (Der Primat des Forderungsrechts, 1927ff., Minpô kôgi, 1933) versucht er eine vorbildliche Verbindung von Systematik und Soziologie. Bei der rechtlich bedeutsamen Abschaffung des japanischen Haussystems nach dem Zwei­ten Weltkrieg wirkt er maßgeblich mit. S. Google

Lit.: Hôritsugaku to watashi, hg. v. Toshitani, N. u. a., 1967, 1; Wagatsuma, H./Bai, K., Wagatsuma Sakae-sensei no hito to sokuseki, 1993

Wahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die willentliche Entscheidung des Menschen zwischen mehreren Möglichkeiten und die Berufung eines (von mehreren) Menschen zu einer Aufgabe durch Abstimmung. Sie findet sich sachlich bereits zumindest in dem Altertum. In der Kirche werden wohl auch wegen Fehlens von Erbmöglichkeiten Papst, Bischof, Abt und Pfarrer vielfach gewählt. In dem Mittelalter werden König, Bürgermeister, Ratsherren, Schöffen, Rektoren oder Dekane ebenfalls oft durch Wahlen bestimmt. Dabei wird anfangs meist wohl von der Einstimmigkeit der Wahl ausge­gangen. Seit dem 12. Jahrhundert ist eine Entwicklung zu der Aufwertung der Einzel­stimme erkennbar, die letztlich zu der Aner­kennung des Mehrheitsgrundsatzes führt. In dem 19. Jahrhundert (vor allem ab 1848) entsteht allmählich die (nicht zuletzt dem Schutz von Arbeitnehmern dienende) gerheime, gleiche, allge­meine und unmittelbare Wahl (mit Wahlprü­fungs­verfahren) (Frankreich, Griechen­land, 1871 Deutsches Reich, 1890 Spanien, 1905 Finnland, 1907 Norwegen, 1909 Schweden, 1912 Italien), zu der später auch die Frau zugelassen wird (Frauenwahlrecht beispielsweise Australien 1902, Österreich 1918, Deutsches Reich 1919, England 1928, Frankreich 1944). Geregelt wird die Wahl in besonderen Wahlgesetzen oder Wahlord­nungen. Unter­schieden werden dabei haupt­sächlich Mehrheits­wahlrecht und Ver­hältniswahl­recht. Rechtstatsächlich wer­den zwecks Erhöhung der Wahlbeteiligung in dem späteren 20. Jahrhundert Briefwahlen zugelassen (Deutschland Bundestagswahl 1957). Wahlen werden in der Gegenwart außer durch vielfach haltlose Versprechungen vor­rangig in dem Fernsehen ent­schieden, weshalb die besten Aussichten der Bewerber hat, der sich in den Medien wie etwa dem Fernsehen in Bild, Ton und Gestik besonders ein­nehmend darstellen kann und grundsätzlich niemand gegen die Mehrheit der vielfach verdeckt handelnden meinungsbildenden Medien bestim­menden Einfluss auf die Erörterung von Sachfragen zu gewinnen vermag, so dass auch hier oft eine Hand die andere waschen kann. Über Rechts­streitigkeiten bei Wahlen entscheiden letztlich meist Gerichte (Öster­reich Reichs­gericht, 1920 Verfassungs­gerichtshof, Wahlgerichts­bar­keit).

Lit.: Köbler, DRG 18, 83, 109, 194, 225, 230, 257; Köbler, WAS; Gerlach, H. v., Die Geschichte des preußischen Wahlrechts, 1908; Hoyer, E., Die Selbstwahl vor, in und nach der Goldenen Bulle, ZRG GA 42 (1921), 1; Vollrath, W., Der parlamentarische Kampf um das preußische Dreiklassenwahlrecht, Diss. jur. Jena 1931; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981; Schlotterose, B., Die Ratswahlen, Diss. phil. München 1953 masch.schr.; Boyer, L., Wahlrecht in Österreich, Bd. 1 1961; Kurze, D., Pfarrerwahlen im Mittelalter, 1966; Milatz, A., Wähler und Wahlen in der Weimarer Republik, 2. A. 1968; Die Wahl der Parlamente und anderer Staatsorgane, Bd. 1 Europa, hg. v. Stern­berger, D. u. a., 1969; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Reisinger, R., Die römisch-deutschen Könige und ihre Wähler 1198 bis 1273, 1977; Castorph, B., Die Ausbildung des römischen Königswahlrechtes, 1978; Ehrle, P., Volks­vertretung im Vormärz, Bd. 1f. 1979; Gaudemet, J., Les elections dans l’église, 1979; Reuling, U., Die Kur in Deutschland und Frankreich, 1979; Mackie, T./Rose, R., The international Almanac of Electoral History, 2. A. 1982; Lapp, P., Wahlen in der DDR, 1982; Ritter, G./Niehus, M., Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland, 1987; Wahlen und Wähler im Mittelalter, hg. v. Schneider, R. u. a., 1990; Ritter, G./Niehus, M., Wahlen in Deutschland, 1991; Rohe, K., Wahlen und Wählertraditionen, 1992; Lässig, S., Wahlrechtskampf und Wahlreform in Sachsen, 1996; Wahlen und Wahlkämpfe in Deutschland, hg. v. Ritter, G., 1996; Nadig, W., Ardet ambitus, 1997; Rosenbusch, U., Der Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland, 1998; Ya­kob­son, A., Elections and Electioneering in Rome, 1999; Strafjustiz und DDR-Unrecht. Dokumen­tation, hg. v. Marxen, K. u. a., Band 1 Wahlfälschung, 2000; Müller, J., Symbol 89 – Die DDR-Wahlfälschungen, 2001; Wahlen und Wahlrecht, 2001; Hartenstein, W., Dem Wähler auf der Spur, 2002; Arsenschenk, R., Der Kampf um die Wahlfreiheit im Kaiserreich, 2003; Nanninga, F., Wählen in der Reichsgründungsepoche, 2004; Funk, R., Die Wahlprüfung, 2005; Hägele, G./Pu­kels­heim, F., Die Wahlsysteme des Nicolaus Cusanus, (in) SB. bay. Ak. d. Wiss. 2001-2003, 2004, 103; Wahl und Krönung in Zeiten des Umbruchs, hg. v. Pelizaeus, L., 2008; Technik und Symbolik vormoderner Wahlverfahren, hg. v. Dartmann, C. u. a., 2010; Hundert Jahre allge­meines und gleiches Wahlrecht in Österreich, hg. v. Simon, T., 2010; Mer­gel, T., Propaganda nach Hitler, 2010; Elec­tions in Europe, hg. v. Nohlen, D. u. a., 2010; Vo­ting for Hitler and Stalin - Elections under 20th Century Dictatorships, hg. v. Jesse, R. u. a., 2011; Magin, M., Wahlkampf in Deutschland und Österreich, 2012: Bader-Zaar, B., Einführung des Frauenwahlrechts – Großbritannien, Deutschland, Österreich und die USA im Vergleich, 2012; Richter, H., Moderne Wahlen, 2017; Wahlkorruption in der frühen Neuzeit, hg. v. Harivel, M. u. a. 2019

wählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bestimmen, aussuchen

Wähler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Wahl

Wahlfeststellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die wahldeutige Verurteilung eines Täters aus zwei (oder mehr) Straftatbeständen, von denen zwar nur einer vorliegen kann, aber ungewiss ist, welcher von ihnen vorliegt. Die rechtsstaatlich fragwürdige Wahlfeststellung wird in dem Deutschen Reich an dem 28. 6. 1935 zuge­lassen, nach 1945 aber grundsätzlich auf­ge­geben.

Lit.: Köbler, DRG 236

Wahlkapitulation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem Mittelalter die älteren Wahlversprechen folgende, in der Lage vor der Wahl naheliegende und grundsätzlich nicht einklagbare Zu­sage eines Bewerbers an die Wähler für den Fall der Wahl in ein Amt (beispielsweise Venedig 1192, Papstwahl 1352 [22. 9. 1695 verboten, allgemeines Verbot 20. Jahrhundert], Heiliges römisches Reich [deutscher Nation] 1292, vor allem seit 1519). Seit dem Westfälischen Frieden von 1648 vereinbaren die Kurfürsten in dem Namen der Reichsstände die 1711 (erfolglos) als ständige [, aber als solche von dem Kaiser nie bestätigte] Wahlkapitulation gefasste Wahlkapitulation (, die an dem Ende des 18. Jahrhunderts 314 Druckseiten umfasst). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 147; Musatti, E., Storia della promissione ducale, 1888; Siemsen, A., Kurbrandenburgs Anteil an den kaiserlichen Wahlkapitulationen von 1689 bis 1742, 1909; Iwand, Die Wahlkapitulationen, 1919; Haider, S., Die Wahlversprechen der römisch-deut­schen Könige, 1968; Kleinheyer, G., Die kaiser­lichen Wahlkapitulationen, 1968; Pick, E., Die Be­mühungen der Stände um eine ständige Wahl­kapitulation, 1969; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz, 1990; Empell, H., De eligendo regis vivente imperatore, (in) ZNR 16 (1994), 11; Buschmann, A., Die Rechtsstellung des Kaisers, (in) Gedächtnisschrift H. Hofmeister, 1996, 89; Die Wahlkapitulationen der römisch-deutschen Kaiser 1519-1792, hg. v. Burgdorf, W., 2015 (17); Wahlkapitulationen in Europa, hg. v. Duchhardt, H., 2015; Burgdorf, W., Protokonstitutionalismus – Die Reichsverfassung in den Wahlkapitulationen, 2015

Wahlkindschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Adoption

Wahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der für eine →Wahl geltenden Rechtssätze und sub­jektiv das Recht zu wählen (aktives Wahlrecht) oder gewählt zu werden (passives Wahlrecht). In Rom werden die Magistrate der Re­publik gewählt, in dem Deutschen Reich (grundsätzlich) die Könige, in der christ­lichen Kirche Bischöfe und Päpste. Anfangs hat möglicherweise der Grundsatz der Einstim­migkeit in dem Vordergrund gestanden. Vielleicht seit dem 13. Jahrhundert setzt sich von der Kirche her der Mehrheitsgrundsatz durch. In dem 19. Jahrhundert gilt in Preußen beispielsweise (bis 1918) das nach der Steuerleistung unter­scheidende →Dreiklassenwahlrecht und sind in England nur etwa 5 Prozent der er­wachsenen Bevölkerung wahlberechtigt. Seit 1789, verstärkt seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird in Frankreich (zunächst er­folglos) ein Familienwahlrecht gefordert. →Frauen erhalten das Wahlrecht in New Jersey 1776 (bis 1807), in Pitcairn 1838, in Wyoming 1869, in Australien 1902, in Finnland 1906, in der Sowjetunion 1917, in dem Deutschen Reich 1919, in Großbri­tannien 1928, in Frankreich 1944, in Italien 1946, in der Schweiz 1971 und in Kuweit 2005. In Österreich setzt sich das all­gemeine, gleiche, unmittelbare und ge­heime Wahlrecht für Männer 1907 durch, für Frau­en 1918. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Boyer, L., Wahlrecht in Österreich, Bd. 1 1961; Schenk, H., Die femi­nistische Herausforderung, 3. A. 1983; Kritzer, P., Zur bayerischen Wahlrechtsreform von 1906, (in) Z. f. bay. LG. 48 (1985), 719; Ruszoly, J., Zwischen stän­discher Repräsentation und Volksvertretung, ZRG GA 107 (1990), 409; Weigand, R., Das kirchliche Wahlrecht im Dekret Gratians, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Spalinger, A., Die Proporzbewegung während der dritten Republik Frankreichs, 2003; Bavaj, R., Reform statt Revolution, (in) HZ 278 (2004), 683; Simon-Holtorf, A., Geschichte des Familienwahlrechts in Frankreich (1871 bis 1945), 2004; Schmetterer, G., Das Wahl­recht der ersten Republik, 2009

Wahlschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bereits dem römischen Recht bekannte Art der Schuld, bei der meh­rere Leistungen in der Weise geschuldet werden, dass (nach Wahl des Gläubigers oder in dem Zweifel auch des Schuldners nur die eine oder die andere zu bewirken ist (beispielsweise ein Schmuckstück oder der Wert in Geld). Geht einer der Gegenstände der Wahlschuld unter, schränkt sich die Wahl entsprechend ein oder endet schließlich der Wahlcharakter der Schuld.

Lit.: Kaser § 34 III 1; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

Wahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsasprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Erwartung, Hoffnung, Irrglaube

wähnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) glauben, meinen, denken

Wahnsinn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die laienhafte undumgangssprachliche Benennung der Störung der Geistestätigkeit eines Menschen. Irrsinn, →Geis­tes­kran­ker

wahnsinnig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) irrsinnig, wahnhaft, wahnwitzig

wahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) wirklich, der Wahrheit entsprechend

Wahrheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wirklichkeit) ist der mit Gründen einlösbare und insofern haltbare Geltungsausspruch über einen Sachverhalt. Die Wahrheit ist eine wichtige Grundlage der Freiheit und Gerechtigkeit (lat. in veritate libertas, in der Wahrheit die Freiheit), die der Lügner und Betrüger bewusst zu ei­ge­nem Vorteil und zu fremdem Schaden verlässt. In Untersuchungs­verfahren ist die nicht immer gelingende Findung der Wahrheit Ziel des Verfahrens. Zeugen sind zu der Wahrheit verpflichtet, wahren sie aber keineswegs immer. In der Gegenwart nehmen (in der Bundesrepublik Deutschland) die zeitsparenden einvernehmlichen Konfliktlösungen zu Lasten der zeitaufwendigen Beweisaufnahmen zu. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Schwinge, E., Verfälschung und Wahrheit, 1988; Hattenhauer, H., Euro­päische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Hofbauer, H., Verordnete Wahr­heit, bestrafte Gesinnung, 2012; Kieninger, M., Narkoanalyse, 2011; Autorität und Wahrheit, hg. v. Potestà, G., 2012; Die Wahrheit in den Wissenschaften, hg. v. Kautek, W. u. a., 2015; Recht auf Wahrheit – Zur Genese eines neuen Menschenrechts, hg. v. Brunner, J. u. a., 2016; Foucault, M., Subjektivität und Wahrheit, 2016; Revault d’Allonnes, M., Brüchige Wahrheit – Zur Auflösung von Gewissheiten in demokratischen Gesellschaften, 2019; Pomerantsev, P., Das ist keine Propaganda, 2020; Maxin, F., Juristische Wahrheit – Eine Studie zum richterlichen Tatsachenwissen im 19. Jahrhundert, 2021

Währschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – [ausgenommen als Adjektiv mit der Bedeutung zuverlässig] nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Adjektiv – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gewährleistung, als Adjektiv zuverlässig

Währschaftsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem Spät­mittelalter eine landschaftlich verbreitete Art des →Grundbuchs.

Lit.: Strippel, K., Die Währschafts- und Hypo­theken­bücher Kurhessens, 1914

Wahrschau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwqrtssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schau des Wahren

Wahrschaubrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das seit dem 14. Jahrhundert in Nordosteuropa erscheinende, an Dritte ge­richtete, mit der Wegnahme von Schiff und Gut in dem Fall der Unterstützung eines Fein­des drohende Handelsverbot.

Lit.: Böhringer, K., Das Recht der Prise, Diss. jur. Fankfurt am Main 1970

Währung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 900/Anfang 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in der Gegenwart meist gesetzlich geregelte Zahlungsmittel eines Ge­meinwesens. In der Zuständigkeit eines Staa­tes steht es, seine Währung zu ge­stalten (beispielsweise durch Aufwertung oder Abwertung [Währungsreform Deutsches Reich 20./21. 6. 1948]). Möglich ist auch eine Währungsunion mehrerer Staaten durch Vertrag (beispielsweise Währungsunion zwischen Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik 1990, Europäische Währungsunion).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 50, 224, 249; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; Die kulturelle Seite der Währung, hg. v. Löffler, B., 2009

Waiblingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Widder, E., Waiblingen, 2005

Waise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das teilweise (Halbwaise) oder gänzlich (Vollwaise) elternlose →Kind. Es erhält während seiner Unmündigkeit einen →Vormund. In der frühen Neuzeit werden Waisen teilweise mit Ar­men, Irren und Siechen gemeinsam un­ter­gebracht, teilweise aber auch beson­dere Häuser für Waisen (Waisenhäuser) einge­richtet (Preußen 1885 396 Waisenhäuser mit 19000 Waisen).

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Graetz, H., Beiträge zur Geschichte der Erziehung der Waisen, 1888; Meumann, M., Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, 1995; Krause, J., Witwen und Waisen im römischen Reich, 1995; Crespo, M., Verwalten und Erziehen, 2001; Waisenhäuser in der frühen Neuzeit, hg. v. Sträter, U., 2003; Kinder, Krätze, Karitas, hg. v. Veltmann, C. u. a., 2009

Waitz, Georg (Flensburg 9. 10. 1813-Berlin 25. 5. 1886) wird nach dem Studium von Recht und Geschichte in Kiel und Berlin Professor in Kiel (1842), Göttingen (1849) und Berlin (1875). Er leitet die (lat.) Monumenta (N.Pl.) Germaniae Historica (1875-1886). Seit 1844 veröffentlicht er eine achtbändige deutsche Verfassungs­geschichte. S. Google

Walachai (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist das Gebiet zwischen Karpa­ten und Donau, in dem 1330 ein von Un­garn gelöstes Fürstentum entsteht. Seit 1415 wird die Walachai von den →Osmanen (Tür­ken) abhängig. 1862 geht sie in →Ru­mänien auf. S. Google

Wald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die mit Forstpflanzen bestückte Erdoberfläche einschließlich der Lichtungen und Waldwiesen. Der Wald wird von dem Men­schen in dem Altertum nur an dem Mittelmeer intensiv genutzt und dabei an vielen Stel­len beseitigt (beispielsweise Sahara, vor etwa 11000 bis 5000 Jahren grüne Savanne mit Flüssen und Seen sowie üppigen Galeriewäldern). In dem Mittelalter wird er auch sonst durch Landesausbau bzw. Binnenko­lonisation wie beispielsweise in der Gegenwart in Brasilien zurückgedrängt. Er ist teilweise kö­nig­lich (→Forst), teilweise grundherr­schaftlich und teilweise genossenschaftlich bzw. gemein­schaftlich. In dem 18. Jahrhundert beginnt ei­ne moderne Waldwirtschaft als bürger­liche Selbstbehaup­tung gegen aristokra­tische Jagdnutzung und Waldnutzung der Bauern. In dem 19. Jahrhundert wird der gemeinschaftliche Wald vielfach in Einzeleigentum aufgeteilt. Das Betreten des Waldes ist grundsätzlich jedermann erlaubter Gemeingebrauch. S. Google

Lit.: Hoops, J., Waldbäume und Kulturpflanzen, 1905, Neudruck 1965; Merz, W., Die Waldungen der Stadt Zofingen, 1922; Weiß, L., Studien zur Ge­schichte der Zürcher Stadtwaldungen, 1924; Graner, F., Geschichte der Waldgerechtigkeiten im Schön­buch, 1929; Deck, S., Étude sur la Forêt d’Eu, 1929; Faesch, J., Die Waldrechte der Hu­bengenossenschaft Schwamen­dingen, 1931; Westermann, H., Die Forst­nutzungsrechte, 1942; Erler, A., Bäuerliche Waldgerechtsame an der Schwan­ne im Odenwald, ZRG GA 65 (1947), 348; Hopf, C., Waldnutzung und Waldwirtschaft, Diss. jur. Jena 1952; Frank, G., Die rechtshistorische Entwicklung der Forstrechte im Chiemgau, Diss. jur. München 1957; Kieß, R., Die Rolle der Forsten im Aufbau des württembergischen Territoriums, 1958; Mager, F., Der Wald in Altpreußen als Wirtschaftsraum, 1960; Egli, J., Der Erlosenwald, 1963; Kern, H., Das Kirchspiel Altensteig, 1966; Brandl, H., Der Stadtwald von Freiburg, 1970; Wobst, A., Der Markwald, 1971; Wörlen, R., Wald­ei­gen­tümergemeinschaften, 1981; Hasel, K., Forstgeschichte, 1986; Knöppel, V., Forstnutzungs­rechte, Diss. jur. Marburg 1988; Der Wald, hg. v. Semmler, J., 1991; Epperlein, S., Waldnutzung, 1993; Küster, H., Geschichte des Waldes, 1998; Below, S. v., Wald, 1998; Die Waldordnungen des Erzstiftes Salzburg, hg. v. Pallauf, S. u. a. 2001; Demandt, A., Über allen Wipfeln, 2002; Rohland, S./Noack, H., das holz all der dorfer gemeyne, 2004; Grewe, B., Der versperrte Wald, 2004; Sperber, J., Angenommene, vorgetäuschte und ei­gent­liche Normenkonflikte bei der Waldnutzung im 19. Jahrhundert, (in) HZ 290 (2010), 681; Hölzl, R., Umkämpfte Wälder, 2010; Feest, C./Kron, C., Regenwald, 2015; Zechner, J., Der deutsche Wald, 2016; Bischof, D., Geschichte der Wald- und Forstgesetzgebung im Bundesland Schleswig-Holstein, 2016

Waldeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen in anderer Bedeutung – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein in dem 20. Jahrhundert in Hessen aufgehendes Fürstentum.

Lit.: Weigel, D., Fürst, Stände und Verfassung im frühen 19. Jahrhundert, 1968; Erste Hilfe im Fürstentum Waldeck, hg. v. Barz, D., 2014; Pieper, L., Einheit im Konflikt – Dynastiebildung in den Grafenhäusern Lippe und Waldeck in Spätmittelalter und früher Neuzeit, 2019; MdL Waldeck und Pyrmont 1814-1929 – Biographisches Handbuch für die Mitglieder der waldeckischen und Pyrmonter Landstände und Landtage, erarb. v. Lengemann, J., 2020

Waldenser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Anhänger einer durch den Kaufmann Petrus Valdes aus Lyon in Südfrankreich gegründeten, in der Gegenwart noch in Italien und Teilen Südamerikas verbreiteten protestantischen Kirche.

Lit.: Auffarth, C., Die Ketzer, Katharer, Waldenser und andere, 2005; Schätz, H., Die Aufnahmepri­vi­le­gien, 2010

Wales (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die westliche Halbinsel Bri­tanniens, auf der sich nach dem Abzug der Römer in dem 5. Jahrhundert britische →Kelten zu halten vermögen. 1091 kommt der Süden un­ter die Herrschaft Englands. 1277/­1282/­1284 wird das Gebiet ganz in →England eingegliedert. 1999 erhält Wales in Großbritannien eine eigene Ver­sammlung mit beschränk­ten eigenen Rech­ten (ohne eigenen finan­ziellen Spiel­raum). S. Google

Lit.: Seebohm, F., The tribal system in Wales, 1904; The Welsh Law of Women, hg. v. Jenkins, D. u. a., 1980; Sager, P., Wales, 1985; The Law of Hywel Dda, hg. v. Jenkins, D., 1986; Davies, W., Welsh History in the Early Middle Ages, 2009; Watkin, T., The Legal History of Wales, 2012

Walkenried (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine 1085 erstmals erwähnte Einheitsgemeinde an dem Rande des Südharzes mit einem 1127 von Zisterziensern errichteten Kloster

Lit.: Urkundenbuch des Klosters Walkenried, bearb. v. Dolle, J., Bd. 1f. 2002ff.

wallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wandeln, wallfahren, wallfahrten

wallfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zu einem Heiligtum pilgern

Wallfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Pilgerzug zu einem Heiligtum

Lit.: Wallfahrt und Volkstum in Geschichte und Leben, hg. v. Schreiber, G., 1934; Wallfahrt und Recht im Abendland, 1987; Die Wilsnackfahrt, hg. v. Escher, F. u. a., 2006; Wallfahrten in der europäischen Kultur, hg. v. Dolezal, D. u. a., 2006; Pilgerreisen in Mittelalter und Renaissance, hg. v. Haupt, B. u. a., 2006; Wallfahrt und Reformation, hg. v. Hrdina, J. u. a., 2007; Schauta, M., Die ersten Jahrhunderte christlicher Pilgerreisen, 2008; Ikari, Y., Wallfahrtswesen in Köln, 2009; Brumme, C., Das spätmittelalterliche Wallfahrtswesen im Erzstift Magdeburg, im Fürstentum Anhalt und im sächsischen Kurkreis, 2010

Wallis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) ist der um das 1032 an das deutsche Reich gelangte oberste Tal der Rhone gebildete, in dem Südosten des Genfer See(e)s gelegene, zugewandte Ort (1475) bzw. Kanton (1814) der →Schweiz. S. Google

Lit.: Heusler, A., Rechtsquellen des Cantons Wallis, 1890; Stebler, F., Ob den Heidenreben, 1901; Stebler, F., Das Goms, 1903; Grenat, P., Histoire moderne du Valais, 1904; Liebeskind, W., Bischof Walters II. auf der Flüe Landrecht und Ge­richtsordnung, 1930; Kämpfen, W., Ein Burger­rechtsstreit im Wallis, 1942; Werra, R. v., Die Vormundschaft über Unmündige nach dem Rechte der alten Landschaft Wallis, Blätter aus der Walliser Geschichte 2 (1953), 165; Niederer, A., Gemeinwerk im Wallis, 1956; Partsch, G., Das Mit­wirkungsrecht der Familiengemeinschaft im älteren Walliser Recht, 1955; Carlen, L., Das Landrecht des Kardinals Schiner, 1955; Carlen, L., Rechts­altertümer aus dem Wallis, 1967; Carlen, L., Gericht und Gemeinde im Goms, 1967; Carlen, L., Beiträge zur Walliser Rechtsgeschichte, 1970; Hand­buch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,465, 3,2,1886; Sulser, M., Die Zivilgesetzgebung des Kantons Wallis, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1976; Julen, T., Das Bürgerrecht im Oberwallis, Diss. jur. Freiburg im Ücht­land 1978; Carlen, L., Kultur des Wallis 1500-1800, 1984; Carlen, L., Näherrechte im Wallis, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 52; Troger, T., Geschichte der Verfassung des Kantons Wallis, Diss. jur. Freiburg im Üchtland, 1987; Carlen, L., Walliser Rechts­geschichte, 1993 (Aufsätze); Carlen, L., Das Wallis vor 150 Jahren, (in) Bll. aus der Walliser Geschichte 31 (1999), 77; Schnyder, C., Reformation und Demo­kratie im Wallis (1524-1613), 2002

Wallonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) französischsprachiges Gebiet Belgiens

Walser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der seit dem 13. Jahrhundert aus dem →Wal­lis ausgewanderte, in dem Süden, in Graubünden und in Vorarlberg (beispielsweise Klei­nes Walsertal) zu ziemlich freiem Recht ange­siedelte, katholische Alemanne. S. Google

Lit.: Branger, E., Rechtsgeschichte der freien Wal­ser in der Ostschweiz, 1905; Liver, P., Mittel­alterliches Kolonistenrecht und freie Walser in Graubünden, 1943; Ilg, K., Die Walser in Vorarlberg, Bd. 1f. 1948ff.; Balmer, E., Die Walser im Piemont, 1949; Kreis, H., Die Walser, 1958; Zinsli, P., Walser Volkstum, 6. A. 1991; Rizzi, E., Ge­schichte der Walser, 1993; Bündner Urkundenbuch, Bd. 2 (neu) 1200-1272), 2004

Walter von Coutances ist der um 1170 in Paris wirkende, 1185 zu dem Erzbischof von Rouen und 1191 zu dem Regenten des ange­vinischen Großreichs aufgestiegene Kano­nist englischer Herkunft. (Tractatum de iudiciis, Traktat von den Gerichten). S. Google

Lit.: Landau, P., Walter von Coutances und die Anfänge der anglonormannischen Rechtswis­senschaft, (in) Panta rei, hg. v. Condorelli, O., 2004, 183

Walther ([Walter] zu Walthersweil), Bern­hard (Leipzig 1516-Graz 5. 12. 1584), Kauf­mannssohn, wird nach dem Rechts­studium in Leipzig, Bologna (Alciat) und Pavia 1540 Professor in Wien, 1547 Rat in Niederösterreich und 1564 Kanzler in den innerösterreichischen Ländern. In seinen der Anleitung herrschaftlicher Tätigkeiten dienenden, 1716 gedruckten Traktaten (lat. [M.] Aurei tractatus iuris Austriae, goldene Traktate des Rechtes Österreichs 1552-1558) gibt er eine Darstellung der Ver­bindung von einheimischem und ergänzen­dem römischem Recht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 143; Baltl/Kocher; Bernhard Walthers privatrechtliche Traktate, hg. v. Rintelen, M., 1937; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 39, 369

Wandale →Vandale

wandeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verkehren, rückgängig machen, gehen

Wandlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 bzw. 8. Jahrhundert in allgemeinerer Bedeutung in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wandelung, F.) ist die Rückgän­gigmachung des Kaufes wegen eines Mangels der Kaufsache. Sie entstammt der Tätigkeit der kurulischen Ädile als Marktaufseher in Rom, die bei dem Kauf von Sklaven und später auch Zugtieren bei gewissen Mängeln innerhalb kurzer Fristen dem Käufer nach seiner Wahl entweder die Wandlung beziehungsweise Rückgewährung des Kaufpreises gegen Rückgabe der Kaufsache (lat. →actio [F.] redhibitoria) oder die Minderung (lat. →actio [F.] quanti minoris) des Kaufpreises verheißen. Seit dem Spätmittelalter wird die Wandlung aus dem römischen Recht aufge­nommen, in Deutschland aber 2002 durch den allgemeinen Rücktritt ersetzt. S. Google

Lit.: Kaser § 41 VI; Söllner § 9; Hübner; Köbler, DRG 46, 165, 215; Lederle, R., Mortuus redhibetur, Diss. jur. Mannheim 1983; Coing, H., Europäisches Pri­vat­recht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Wannsee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der in Berlin gelegene Ort der →Wannseekonferenz.

Wannseekonferenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der Villa Marlier an dem Wannsee in Berlin an dem 20. 1. 1942 unter Reinhard Heydrich durchge­führte, ein Protokoll der Besprechung über die Endlösung der Judenfrage hinterlas­sen­de, in ihrer Bedeutung unterschiedlich eingeordnete Konferenz über die Organisation der beschlossenen Vernichtung der Juden mit­tels Deportation in den Osten, der zwei weitere Konferenzen in dem März und Oktober 1942 folgen.

Lit.: Roseman, M., Die Wannsee-Konferenz, 2002; Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942, hg. v. Kampe, N. u. a., 2013; Longerich, P., Wannseekonferenz, 2016

Wappen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mnd., N.) ist seit dem 16. Jahrhundert die Be­zeichnung für das in dem 12. Jahrhundert entstehende, seit dem 13. Jahrhundert individualisierte farbige Er­kennungs­zeichen des beispielsweie mit einem Metallhelm gerüsteten und da­mit unkenntlich gewordenen Ritters. →Adler, Heraldik

Lit.: Siebmacher, J., Großes und allgemeines Wappenbuch, neu hg. 1854ff., Neudruck 1970ff.; Seyler, G., Geschichte der Heraldik, 1885ff., Neudruck 1970; Hauptmann, F., Das Wappenrecht, 1896; Beck, E., Grundfragen der Wappenlehre, 1931; Demandt, K./Renkhoff, O., Hessisches Ortswappenbuch, 1956; Zier, H., Wappenbuch des Kreises Bühl. 1964; Wappenfibel, 15. A. 1967; Neubecker, O./Rentzmann, W., Wappen-Bilder-Lexikon, 1974; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Waldner, H., Die ältesten Wappenbilder, 1992; L’Armorial Bellenville, hg. v. Pastoureau, M. u. a., 2004; Jäckel, D., Der Herrscher als Löwe, 2005; Scheibelreiter, G., Wappenbild und Verwandt­schaftsgeflecht, 2009; Scheibelreiter, G., Wappen im Mittelalter, 2014; Seibold, G., Der Wappenbrief – Ein Kompendium, 2019

Ware (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 900 belegt) ist die be­weg­liche, von dem Kaufmann veräußerte Sache. →Kauf, →Handelsrecht

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Warenmarke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Marke für eine →Ware. In dem 19. Jahrhundert wird das Recht der Warenmarke gesetz­lich geregelt (Deutsches Reich 1874 Mar­ken­schutzgesetz, Gesetz über den Markenschutz). Eine europäisierende, das Warenzeichengesetz zu dem 31. 12. 1994 ablösende Neugestaltung (Marke) erfolgt zu dem 1. 1. 1995. S. Google

Lit.: Kohler, J., Das Recht des Markenschutzes, 1884; Müller, K., Ein Warenzeichenschutzprozess um 1500 (Schwäbisch Gmünd), ZRG GA 55 (1935), 244; Ilgenfritz, H., Das Warenzeichenrecht der Stadt Nürnberg, 1954; Deutsch, E., Sortenname und Warenzeichen, Diss. jur. Heidelberg 1953; Wad­le, E., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, Bd. 1f. 1977ff.; Henning-Bodewig, F./Kur, A., Mar­ke und Verbraucher, Bd. 1f. 1988

Warenzeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Warenmarke

wargus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-germ. [M.]) Würger, Wolf, Ver­brecher

Lit.: Unruh, G. v., Wargus. Friedlosigkeit und ma­gisch-kulturelle Vorstellungen bei den Germanen, ZRG GA 74 (1954), 1; Jacoby, M., wargus, 1974; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volks­sprache, 1991, 472

Warnkönig, Leopold August (1794-1866), Steuereinnehmerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (Heise, Thi­baut, Zachariä) und Göttingen (Hugo) 1817 Professor in Lüttich, 1821 in Löwen, 1831 in Genf, 1836 in Freiburg im Breisgau und 1844 in Tübingen. 1835ff. legt er eine dreibändige flandrische Staats- und Rechtsgeschichte, 1845 eine drei­bändige französische Staats- und Rechts­geschichte vor. Er bringt damit das Gedan­ken­gut der historischen Rechtsschule nach Belgien. S. Google

Lit.: Wild, G., Leopold August Warnkönig, 1961

Warren, Earl (1891-1974), skandi­navi­scher Herkunft, wird nach dem Rechts­studium in Kalifornien 1914 Anwalt, 1919 Staatsanwalt, 1946 Gouverneur und 1953 Vorsitzender des amerikanischen Supreme Court. 1954 verfasst er das die Rassen­trennung in öffentlichen Schulen für ver­fas­sungswidrig erklärende, einstimmig ge­fällte Urteil. Auch in anderen bedeutsamen Entscheidungen sichert er Freiheit und Gleich­heit. S. Google

Lit.: Pollack, J., Earl Warren, 1979; White, G., Earl Warren, 1982

Warschau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der mittleren Weichsel wird 1241 als Siedlung erwähnt. Es erhält wohl vor 1339 Stadtrecht. Ab 1596 ist es Sitz des Königs von →Polen. 1815 erhält es in dem mit Russland in Personalunion vereinigten Königreich Polen (Kongresspolen) eine Universität. 1943/1944 wird Warschau durch das Deutsche Reich weit­gehend zerstört, danach aber wieder aufgebaut.

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfassungWarschau1807.htm; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2 2107,2111, 3,3,3506,3508; Huber, W., Warschau, 2005; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007, Roth, M./Löw, A., Das Warschauer Getto, 2013; Popiołek-Roßkamp, M., Warschau – Ein Wiederaufbau, der vor dem Krieg begann, 2020

Wartburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Burg bei Eisenach in Thüringen, in der 1817 das Wartburgfest begangen wird. S. Google

Wartburgfest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das nationalliberal ge­prägte Treffen von etwa 500 Vertretern deutscher Universitäten (darunter viele Jenaer Studenten) an dem 18. 10. 1817 auf der Wartburg bei Eisenach, an dessen Ende konservative Schriften und der Code Napoléon verbrannt werden. Daraufhin verbietet Preußen studentische Verbindun­gen an den Universi­täten. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Tümmler, H., Ein Haufen ver­wilderter Professoren, 1974; Badstübner, E., Die Wart­burg, 1994; Das Wartburgfest, hg. v. Dedner, B., 1994; 200 Jahre Wartburgfest, hg. v. Lönnecker, H. u. a., 2019; Das Wartburgfest 1817 als europäisches Ereignis, 2020

warten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) harren, abwarten, pflegen

Wartrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Erbenwartrecht, →Näherrecht

Was dem einen recht ist, das ist dem an­de­ren billig (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 274 (Franck 1541)

Wasser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die für das irdische Leben be­deut­samste Flüssigkeit. Schon früh werden große Gewässer der Allgemeinheit bzw. später dem Staat, kleine Gewässer mit dem angrenzenden Grundstück Einzelnen zuge­ordnet. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Wasser nach mittelalterlich-städtischen Anfängen im­mer stärker rechtlich erfasst (Teil des deutschen Privatrechts), gesetzlich geregelt (preußisches Allgemeines Landrecht von 1794, Lan­deswassergesetze, Wasserver­band­verord­nung von dem 3. 9. 1937, Was­serhaus­haltsgesetz 27. 7. 1959/1960, vgl. auch die Arbeiten des Ausschusses für Wasserrecht zwischen 1934 und 1941 in dem Rahmen der Akademie für deutsches Recht) und als schützenswertes Umweltgut angesehen. In dem Mittelalter ist die Wasserprobe eine Form des Gottesurteils. →Meer, →Mühle, →Stromregal, s. Google

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 205; Ossig, A., Römisches Wasserrecht, 1885; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Geff­cken, H., Zur Geschichte des deutschen Wasser­rechts, ZRG GA 21 (1900), 173; Peterka, O., Das Wasserrecht der Weistümer, 1905; Aström, A., Über das Wasserrecht in Nord- und Mitteleuropa, 1905; Zollinger, K., Das Wasserrecht der Langeten, 1906; Georgi, O., Der sächsische Entwurf eines Wassergesetzes, 1907, Neudruck 2013; Motzfeldt, U., Den norske Vasdragsrets Historie, 1908; Köttgen, A., Grundprobleme des Wasserrechts, 1925; Flachsbarth, O., Geschichte der Goslarer Wasserwirtschaft, 1928; Haff, K., Ein verschollenes Wasserrechtsweistum, ZRG GA 52 (1932), 336; Haff, K., Über die alten Wasserrode­genossenschaften im Etschtale, ZRG GA 58 (1938), 810; Beeg, H., Die Entwicklung des Wasserkraft­rechts vom 14. bis zum 19. Jahrhundert, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971; Breuer, R., Öffentliches und privates Wasserrecht, 2. A. 1987; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Benning, R., Die Verwaltung der Wasserstraßen, Diss. jur. Bonn 1994; Sieder, F. u. a., Kommentar zum Wasserhaushaltsgesetz, 3. A. 1995; Olmer, B., Wasser, 1998; Geißler, K., Die öffentliche Wasser­versorgung im römischen Recht, 1998; Rönnau, C., Die Beratungen des Wasserrechts­ausschusses der Akademie für Deutsches Recht zu einem Reichswassergesetz (1934-1941), 2001; Ausschuss für Wasserrecht 1934-1941, hg. v. Schubert, W. u. a., 2004; Weber, A., Die Entstehung des Wasser­haus­halts­gesetzes vom 27. 7. 1957, 2005; Behrens, C., Die Was­sergesetzgebung im Herzog­tum Braun­schweig, 2009; Seckel, F., Zur Geschich­te des Ge­wäs­ser­schutzrechts in Sachsen, 2010; Stippak, M., Beharrliche Provisorien - Städtische Wasserversorgung, 2010; Rauchegger, A., Der Homo aquamportans (!), 2014; Wasserinfrastrukturen und Macht von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Förste, B. u. a., 2015; Wasser in der mittelalterlichen Kultur, hg. v. Huber-Rebenich, G. u. a., 2017; Wasser – Wege – Wissen auf der iberischen Halbinsel, hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2018; Instandhaltung und Renovierung von Straßen und Wasserleitungen von der Zeit der römischen Republik bis zur Spätatike, hg. v. Ronin, M. u. a., 2019; Straub, N., Die Entwicklung des Wasserrrechts in Preußen im 19. Jahrhundert, 2019

Wasserburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) von Wasser umgebene und geschützte Burg und auch als N. ein Ortsname

Lit.: Burkard, T., Wasserburg und Kling, 1965

Wasserzeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem jeweiligen Papierher­stel­ler bei der Papierherstellung technisch erzeugte, bei Lichteinfall sichtbare Kenn­zei­chen seines Papiers. S. http://www.wasserzeichen-online.de, Online-Datenbanken Wasserzeichen des Mittelalters und Piccard-Online

Lit.: Weiß, W., Thüringer Papiermühlen und ihre Wasserzeichen, 1953; Die Kronen-Wasserzeichen, bearb. v. Piccard, G., 1961; Ochsenkopf und Meer­jungfrau, red. v. Rückert, P., 2006; Wasserzeichen und Filigranologie, hg. v. Rückert, P. u. a., 2011

Waterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch deer deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber inb Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mnd., N.) ist die gotländische Fortfüh­rung der flämischen →Vonnisse von Dam­me.

Lit.: Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997

watschar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., mhd.) freigewordener Gemein­schafts­anteil, eine Abgabe

Lit.: Hübner § 21

Weber, Marianne (Oerlinghausen/Lippe 2. 8. 1870-Heidelberg 12. 3. 1954), geb. Schnit­ger, Arztstochter, wird nach der Hei­rat mit (dem als Cousin zweiten Grades verwandten) Max →Weber und dem Stu­dium der Philosophie und Sozial­wissenschaften Frauenrechtlerin. Seit 1900 erforscht sie die „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung“ (1907). Ziel ist eine aufklärend-wertende Geschichts­be­trach­tung. S. Google

Lit.: Max Weber. Ein Lebensbild, 1989; Borchert, M./Buchholz, S., Marianne Weber, (in) Über­lieferung, Bewahrung und Gestaltung, hg. v. Buch­holz, S. u. a., 1993, 23; Hennis, W., Max Weber und Thukydides, 2003; Marianne Weber, hg. v. Meurer, B. 2004; Meurer, B., Marianne Weber, 2010; Kruse, V./Barrelmeyer, U., Max Weber, 2012; Höbenreich, M., Marianne Webers „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung –Beziehungsmodelle zwischen römischem Recht und deutscher Kodifizierung, 2018

Weber, Max (Erfurt 21. 4. 1864-München 14. 7. 1920), Politikerssohn, mütter­li­cher­seits aus einer der reichsten deutsch-englischen Familien, wird nach dem Stu­dium von Recht, Wirtschaft, Geschichte und Philosophie in Heidelberg, Straßburg, Berlin (Levin Gold­schmidt) und Göttingen (Habilitation in Berlin mit 27 Jahren) Pro­fessor in Berlin (1893), Freiburg im Breisgau (1894 Volkswirtschaft), Heidel­berg (1897) sowie nach längerer Erkran­kung Wien (1918) und München (1919). In dem Mittelpunkt seiner überwiegend sozio­logischen Arbeiten stehen Studien über das Verhältnis von Religion, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit Hilfe von Idealtypen ver­sucht er deutend die gesellschaftliche Wirk­lich­keit zu erschließen. Den Ent­wick­lungsvorgang der Industriege­sellschaft ver­steht er als Entzauberung. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 228; Loos, F., Zur Wert- und Rechtslehre Max Webers, 1970; Mommsen, W., Max Weber, 1974; Hilterhaus, F., Zum Rechtsbegriff in der Soziologie Max Webers, 1965; Speer, H., Herrschaft und Legitimität, 1978; Weber, M., Max Weber, 3. A. 1984; Zur Rechtssoziologie Max Webers, hg. v. Breuer, S. u. a., 1984; Max-Weber-Gesamtausgabe, 1984ff. (Frage nach der Legitimation des gigantischen Editionsaufwands); Hennis, W., Max Webers Fragestellungen, 1987; Schöllgen, G., Max Weber, 1998; Hecht, M., Modernität und Bürgerlichkeit, 1998; Tenbruck, F., Das Werk Webers, 1998; Roth, G., Max Webers deutsch-englische Familiengeschichte 1800-1950, 2001; Max Webers Herrschaftssoziologie, hg. v. Hanke, E./Mommsen, W., 2001; Ringer, F., Max Weber, 2004; Radkau, J., Max Weber, 2005; Das Weber-Paradigma, hg. v. Albert, G., 2005; Müller, H., Max Weber, 2007; Fitzi, G., Max Weber, 2008; Petersen, J., Max Webers Rechtssoziologie und die juristische Methodenlehre, 2008; Weber, M., Zur Ge­schich­te der Handelsgesellschaften im Mittelal­ter, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2008; Weber, M., Allgemeine (theoretische) Nationalökonomie - Vorlesungen 1894-1898, hg. v. Mommsen, W. u. a., 2009; Massimilla, E., Max Weber zwischen Hein­rich Rickert und Johannes von Kries, 2011; Kaesler, D., Max Weber, 2014; Max Weber in der Welt, hg. v. d. Max-Weber-Stiftung, 2014; Max-Weber-Handbuch, hg.v. Müller, H. u. a., 2014; Schluchter, W., Max Webers späte Soziologie, 2015; Lepsius, M., Max Weber und seine Kreise - Essays, 2016; Anter, A., Max Weber und die Staatsrechtslehre, 2016; Bruhns, H., Max Weber und der Erste Weltkrieg, 2016; Max Weber 1864-1920 – Politik – Theorie – Weggefährten, hg. v. Lehnert, D., 2016; Abbott, A., Prozessuales Denken, 2019; Marty, C., Max Weber – Ein Denker der Freiheit, 2019, 2. A. 2020

Wechsel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die besonders strengen ge­setz­lichen Formvorschriften unterliegende Urkunde, in der eine oder mehrere ge­genüber einem Grundgeschäft abstrakte Zah­lungs­verpflichtungen verbrieft sind. Der aus dem Wechseln von Geld erwachsende Wechsel entsteht in Oberitalien in dem 13. Jahrhundert zu der Siche­rung des Zahlungsverkehrs vor Überfällen auf Geldstückbeförderungen. Er breitet sich rasch aus. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts kann er durch Vermerk auf der Rückseite ([lat.] in dorso, auf dem Rücken →Indossament) leicht weiter­gegeben werden. Zahlreiche partikulare Wech­sel­ord­nungen versuchen eine Rege­lung der mit ihm verbundenen Fragen. Ihre Vereinheitlichung in dem Deutschen Bund strebt die Allgemeine Deutsche Wechsel­ord­nung (1847/1848) an. Eine Überein­kunft der Genfer Wechselrechts­konferenz von 1930 führt zu weiterer Interna­tionalisierung (Deutsches Reich 1. 1. 1934 Wechselgesetz). Tatsächlich tritt der Wechsel aber allmählich hinter den Kontokor­rent­kredit zurück. S. Google

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 128, 167; Mittermaier, C., Über den Zustand der Gesetzgebung, (in) AcP 25 (1842), 114, 284, 26 (1843), 114, 446, 27 (1844), 120; Protocolle der zur Beratung einer Allgemeinen Deutschen Wechsel­ordnung ..., 1848; Goldschmidt, L., Handbuch des Han­dels­rechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universal­geschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Canstein, R. v., Lehrbuch des Wechselrechts, 1890; Schaube, A., Einige Beob­achtungen zur Entstehungsgeschichte der Tratte, ZRG GA 14 (1893), 111; Freundt, C., Das Wechselrecht der Postglossatoren, 1899ff., Neudruck 2013; Valery, J., Une traité de Philippe Le Bel, 1909; Nicolini, U., Studi storici sul pagherò cambiario, 1936; Holden, J., The History of Negotiable Instruments, 1955; Cassandro, G., Vicende storiche della lettera di cambio, (in) Bollettino dell’Archivio storico del Banco di Napoli 1955; Dabin, L., Fondements du droit cambiaire allemand, 1959; Urfus, V., (Die Anfänge des Wechselrechts in den böhmischen Ländern und die Anfänge des neuzeitlichen Handelsrechts), 1959 (deutsche Zusammenfassung); Sedatis, L., Über den Ursprung der Wechselstrenge, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,844, 3,3,2,893; Remde, A., Lettera di cambio und suftada, Diss. jur. Köln 1987; Huber, U., Das Reichsgesetz über die Einführung einer all­ge­meinen Wechselordnung, (in) JZ 1978, 77; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, (in) ZHR 144 (1980), 484; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, 224; Bergfeld, C., Deutsches und schweizerisches Wechselrecht, (in) FS H. Thieme, 1986; Denzel, M., La Practica della Cam­bia­tura, 1994; Riedi Hunold, D., Die Einfüh­rung der allgemeinen Wechselfähigkeit in der Schweiz, 2004; Freund, J., Die Wechselver­pflichtung im 19. Jahrhundert, 2008, 2012; Traut-Amend, A., Wech­sel­verbindlichkeiten vor dem Reichskam­mer­ge­richt, 2009

wechseln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 790? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tauschen, austauschen

Wechselordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ordnung für Wechsel und Wechselrecht

Wechselrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Wechsel

wederstadinge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mnd. [F.]) Wieder­er­stattung, Gegenwert

Weende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort und Stift (N.) bei Göttingen

Lit.: Urkundenbuch des Stifts Weende, hg. v. Krö­sche, H., 2009

weg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1312 [Apokalypse von Heinrich von Hesler] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) fort

Weg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der zu dem (regelmäßigen) Gehen oder Fahren von Menschen benutzte oder bestimmte Teil der Erd­ober­fläche.

Lit.: Germershausen, A., Das Wegerecht und die Wege­verwaltung in Preußen, Bd. 1f. 1890; Friehe, H., Wegerecht und Wegeverwaltung in der alten Grafschaft Schaumburg, 1971

Wegfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Entfall, Fortfall

Wegfall der Geschäftsgrundlage (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das Entfallen der vorausgesetzten Umstände eines Geschäfts. Der Wegfall der Geschäftsgrundlage wird in Deutschland in dem 20. Jahrhundert als Nachfolger der sog. (lat.) clausula (F.) rebus sic stantibus (Klausel der so bleibenden Gegebenheiten) zu der Erfassung unvorhergesehener Verläufe entwickelt. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 270

Wegsperre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. via [F.] lacina) ist vor allem in dem Frühmittelalter die Versperrung ei­nes Weges, die als bußpflichtiges Ver­halten eingeordnet wird.

Lit.: Munske, H., Der germanische Rechtswort­schatz, 1973

wehading (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ahd. [N.]) Zweikampf

Wehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verteidigung, Waffe

Lit.: Krogmann, W., Mit Wehr und Waffen, ZRG GA 83 (1966), 280

Wehrdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der seit der allgemeinen Wehrpflicht des 19. Jahrhunderts (Preußen 1814) erscheinende Dienst als Soldat bei den Streit­kräften. S. Google

Lit.: Baltl/Kocher; Müller, T., Die Wehrverfassung des Dritten Reiches und die DDR, 1998; Die Wehrmacht, hg. v. Müller, R. u. a., 1998; Wehrmacht und Vernichtungspolitik, hg. v. Pohl, K., 1999

wehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zu der Wehr setzen, verteidigen

Wehrersatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Wehrersatzdienst – nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ersatz der Wehr

Wehrersatzkommission (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Preußen seit dem 18. Jahrhundert (1743, 1764, 1793, 1814) eingeführte Kommission oder Behörde für Musterungen und Festlegungen der Reihenfolge der Verfüg­bar­keit.

Lit.: Jähns, M., Geschichte der Kriegswissenschaft, Bd. 3 1891, Neudruck 1966; Witte, F., Die recht­liche Stellung der Bundeswehrverwaltung, 1963

Wehrmacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verteidigungsstreitkraft, s. Heer

Lit.: Oldenburg, M., Ideologie und militärisches Kalkül, 2004; Hartmann, C. u. a., Verbrechen der Wehrmacht, 2005; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz, 2005; Kunz, A., Wehrmacht und Niederlage, 2005; Arnold, K., Die Wehrmacht und die Besatzungspolitik in den besetzten Gebieten der Sowjetunion, 2005; Stein, O., Die deutsche Heeresrüstungspolitik 1890-1914, 2007; Römer, F., Der Kommissarbefehl, 2008; Pohl, D., Die Herr­schaft der Wehrmacht, 2008, 2. A. 2009; Hasen­clever, J., Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion, 2009; Buchmann, B., Öster­reicher in der deutschen Wehrmacht, 2009; Förster, J., Die Wehrmacht im NS-Staat, 2. A. 2009; Hartmann, C., Wehrmacht im Ost­krieg, 2009, 2. A. 2010; Zim­mer­mann, J., Pflicht zum Un­tergang, 2009; Leugers, A., Jesuiten in Hitlers Wehrmacht, 2009; Mühlhäuser, R., Eroberungen, 2010; Hitlers militärische Elite, hg. v. Ueberschär, G., 2. A. 2011; Mit reinem Gewissen -Wehrmachtrichter, hg. v. Perels, J. u. a., 2011 (30000 Todesurteile, davon mindestens 20000 vollstreckt); Reichherzer, F., Alles ist Front! Wehrwissenschaften in Deutschland, 2011; Müller, R., Hitlers Wehrmacht 1935-1945, 2012; Kilian, K., Wehrmacht und Besatzungsherrschaft im russischen Nordwesten 1941-1944, 2012; Gentile, C., Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg, 2012; Römer, F., Kameraden, 2013; Keller, P., „Die Wehrmacht der Deutschen Republik ist die Reichswehr“, 2014; Dietz, A., Historische Erkenntnis und juristische Bewertung, (in) HZ 299 (2014) 669; Howell, E., Von den Besiegten lernen?, 2015; Scheil, S., 707. Infanteriedivision, 2016

Wehrpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Pflicht, dem jeweils zuständigen Staat als Soldat zu dienen. Sie erscheint als Ausgleich der demokratischen Teilhabe an dem betreffenden Staat seit dem späten 18. Jahrhundert (Frankreich 1793, Preußen 3. 9. 1814). S. Google

Lit.: Baumann, W., Die Entwicklung der Wehr­pflicht in der schweizerischen Eidgenossenschaft 1803-1874, 1932; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Böhme, H., Die Wehrverfassung in Hessen-Kassel, 1954; Händel, H., Der Gedanke der allgemeinen Wehrpflicht in der Wehrverfassung des Königreiches Preußen, Diss. jur. Bonn 1961; Die Wehrpflicht, hg. v. Foerster, R., 1994; Frevert, U., Militärdienst und Zi­vil­gesellschaft in Deutschland, 2001; Fritsche, M., Entziehungen, 2004; Miliz oder Söldner?, hg. v. Rogger, P. u. a., 2019

Weib (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Frau, Ehefrau

Weibel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache un in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Büttel, Fronbote, Ge­richts­diener

Lit.: Müller, W., Die Weibelhuben, ZRG GA 83 (1966), 202 (bisher 39 Weibelhuben in Südwest­deutsch­land ab 12. Jahrhundert bekannt)

Weiberlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare, später weiter verbreitete, jedoch stets als Abweichung von dem Grundsatz verstandene Lehen an eine Frau (beispielsweise Österreich 1156). Bei der Erbfolge gilt die weibliche Lehnsfolge als subsidiär. S. Google

Lit.: Bovet, S., Die Stellung der Frau, Diss. jur. Basel 1927; Ermolaef, A., Die Sonderstellung der Frau, Diss. jur. Bern 1930; Ven, G. van der, Die Entwicklung der weiblichen Erbfolge, Diss. jur. Marburg 1949; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Iblher von Greiffen, N., Die Lehenserbfolge in weiblicher Linie, 1990

weich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zart, mild, schwach, nachgiebig

Weichbild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und un Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. forma [F.] vici?) ist die Art und das Recht einer geschlossenen Siedlung in Norddeutschland seit dem 12. Jahrhundert (1170 Westfalen). Damit werden später das Stadtrecht und das Stadtgebiet be­zeichnet. Sachlich ist mit Weichbild vor allem ei­ne besondere Erbleihe angesprochen.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 104; Kroeschell, K., Weichbild, 1960; Kroeschell, K., Stadt­gründung und Weichbildrecht, 1960; Köbler, G., Civitas und vicus, (in) Vor- und Frühformen der europäischen Stadt, 1973, 61; Schütte, L., Wik, 1976; Schmidt-Wiegand, R., Wik und Weichbild, ZRG GA 95 (1978), 121

Weichbildglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem 14. Jahrhundert ver­mutlich in Magdeburg verfasste mittel­niederdeutsche Glossierung des säch­sischen Weichbildrechts (Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung). Eine ursprüng­liche Fassung des sich auf einen Dr. decretorum und legum Burchard von Man­gel­felt zurückführenden, stark rö­misch­rechtlich durchsetzten Werkes liegt in 10 Handschriften vor, eine erweiterte Fassung in 5 Hand­schriften. Hinzu kom­men zwei Sonderformen. S. Google

Lit.: Das sächsische Weichbildrecht, hg. v. Daniels, A. v. u. a., 1857; Steffenhagen, E., Deutsche Rechts­quellen in Preußen, 1875; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 75

Weichbildrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung) ist das vielleicht zwi­schen 1257 und 1261 (1241-1269) in Magde­burg (oder Halle) unter freier Be­nutzung des →Sachsenspiegels niederge­schriebene Rechts­buch, das später mehrfach ergänzt und in dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts zu der Weich­bild­vul­gata erweitert wird bzw. eine, wenn nicht sogar die zentrale Quelle eines sehr umfangreichen Corpus, das man als sächsisch-magdeburgisches Recht oder als (lat.) ius Theutonicum (deutsches Recht), ius Maideburgense (Magdeburger Recht) oder ius Saxonum (Recht der Sachsen) bezeichnet. Unter diesen in den Quellen auftauchenden Bezeichnungen gelangt Magdeburger Recht in enger Verbindung mit dem Sachsenspiegel nach Ostmitteleuropa und Osteuropa und beeinflusst die dortigen Rechtsordnungen. Die 135 bzw. 136 Artikel umfassende Weichbildrecht(-Vulgata) entsteht in ihrer ursprünglichen Form nach derzeitigem Forschungsstand wohl in dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts durch die Kompilation mehrerer unabhängiger Texte, nämlich der Weichbildchronik, des Rechtsbuchs von der Gerichtsverfassung (= Weichbildrecht in dem engeren Sinne ([Art. 1-41] und dem Schöffenrecht [Art. 42-108] sowie Exzerpten aus dem Sachsenspiegel [Art. 109-125] und anderen Quellen [Art. 126-136]). Einzelheiten zu Entstehung und Inhalt der Weichbildrecht-Vulgata sind bisher jedoch nicht hinreichend erforscht, so dass sich in der Literatur nur erste Vermutungen und Hypothesen finden. Ab dem 14. Jahrhundert (vor 1387) wird dieser kompilierte Text mehrfach überarbeitet und von dem bisher sonst nicht nachweisbaren Juristen Burchard von Mangelfelt glossiert. Ähnlich wie die Glossen zu dem Landrecht des Sachsenspiegels und dem Lehnrecht des Sachsenspiegels hat auch die ursprüngliche Glosse zu dem Weichbildrecht Bearbeitungen und Umarbeitungen erfahren, so dass sich in dem 15. Jahrhundert fünf Textklassen unterscheiden lassen, nämlich kürzere und ursprüngliche Glosse, längere und vermehrte Glosse, Wurmsche Glosse, Stendaler Glosse sowie singuläre Glosse, wobei in Einzelfragen bezüglich der Glosse der Weichbildrechtvulgata noch Unklarheit besteht, neben der Sachsenspiegellandrechtsglosse und der Sachsenspiegellehnrechtsglosse das glossierte Weichbildrecht die dritte Säule des gemeinen sächsischen Rechtes ist, eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende historisch-kritische Edition des glossierten Weichbildrechts nach wie vor nicht vorliegt und die von Daniels, A. v./Gruben, F. v., Das sächsische Weichbildrecht. Jus municipale saxonicum 1, Weltchronik und Weichbildrecht in 136 Artikeln mit der Glosse, 1858, von Sachkennern als sehr fehlerhaft angesehen wird.

Lit.: Laband, P., Magdeburger Rechtsquellen, 1869, 32; Oppitz, D., Deutsche Rechtsbücher des Mittel­alters, Bd. 1 1990, 47; Bily, I./Homolková, M., Neueste Forschungen zum sächsischen Weichbildrecht mit Glosse, (in) DA 73 (2017), 553.

Weichbildvulgata (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts aus →Weichbildrecht, einer Weich­bildchronik und Schöffenrecht mit Aus­zügen aus dem →Sachsenspiegel und an­deren Quellen entstandene Rechtsbuch in 136 Artikeln.

Lit.: Das buk wichbilderecht, hg. v. Daniels, A. v., 1853; Das sächsische Weichbild, hg. v. Daniels, A. v. u. a., 1857; Oppitz, D., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 47

Weide (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Grasland

Weiderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Hutrecht) ist das in Mittel­alter und früher Neuzeit weitverbreitete Recht, Vieh auf eine Weide zu treiben. Es ist vielfach in Weistümern näher geregelt. In dem 19. Jahrhundert werden viele Weiderechte auf­ge­hoben. S. Google

Lit.: Hübner; Grass, N., Beiträge zur Rechtsg­eschichte der Alpwirtschaft, 1948, 82; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962, 170; Carlen, L., Das Recht der Hir­ten, 1970; Heindl, M., Die Ablösung der Wei­derechte, Diss. jur. Regensburg, 1995

Weidlich, Christoph (Schafstädt bei Magdeburg 1713–Halle 1781) wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig (Nettel­bladt) sächsischer Rat und Advokat. Er veröffentlicht seit 1748 biographische No­ti­zen von Juristen seiner Zeit. S. Google

Weigel, Erhard (Weiden 16. 12. 1625-Jena 21. 4. 1699) befasst sich als Professor der Mathematik in Jena mit der Anwendung der mathematischen Methode (lat. mos [M.] geometricus) auf Ethik, Politik und Recht. Obwohl er über bloße Zahlen­spielerei nicht hinausgelangt, beeinflusst er →Pufendorf und →Leibniz. Pufendorf be­zieht von ihm die Anregung allgemeiner Tei­le der Rechts­wissenschaft. S. Google

Lit.: Spieß, E., Erhard, Weigel, 1881; Stephanitz, D. v., Exakte Wissenschaft und Recht, 1970; Den­zer, H., Moralphilosophie und Naturrecht, 1972; Erhard Weigel (1625-1699) und die Wissenschaften, hg. v. Herbst, K., 2014

Weimar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Ilm ist die 975 erstmals erwähnte Burg, die 1382 Sitz einer Linie des Hauses →Wettin wird. Berühmt wird Weimar, von dem zwischen 1307 und 1500 weniger als 60 Urkunden, aber ein Stadtbuch bzw. Ratshandelsbuch (1380-1410) und ein Statutenbuch (ab 1433) überliefert sind, durch die dortige Tätigkeit →Goethes. 1919 wird Weimar Berlin wegen dortiger Unruhen ersetzender Tagungsort der deutschen Nationalversammlung, die an dem 14. 8. 1919 eine →Verfassung für das 1918 Republik gewor­dene (zweite) Deutsche Reich verabschiedet (Grundrechte).

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221; Steinfeld, T., Weimar, 1988; Merseburger, P., My­thos Weimar, 1998; Boden, R., Die Weimarer Na­tio­nal­versammlung und die deutsche Außenpolitik, 2000; Goethes Weimar und die französische Revolution, hg. v. Wilson, W., 2004; Die Weimarer Stadtbücher, hg. v. Steinführer, H., 2005; Weimar 1919, hg. v. Ulbricht, J., 2009; Hunstock, S., Die (groß-)herzogliche Residenzstadt Weimar um 1800, 2011; Seemann, A., Weimar, 2012; Gruhlich, R., Geschichtspolitik im Zeichen des Zusammenbruchs – Die Deutsche Nationalversammlung 1919/1920, 2012; Freyer, S., Der Weimarer Hof um 1800, 2013; Kästner, H., Der Weimarer Landtag 1817-1848, 2014; Kater, M., Weimar – From Enlightenment to the Present, 2014; Boldorf, M. u. a., Die Republik von Weimar, 2018; Willkommen, A., Alternative Lebensformen – Unehelichkeit und Ehescheidung am Beispiel von Goethes Weimar, 2019; Faludi, C., 1919 in Weimar, 2019; Mühlhausen, W., Das Weimar-Experiment, 2020

Weimarer Nationalversammlung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Weimar

Weimarer Reichsverfassung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von dem linksliberalen Berliner Staatsrechtslehrer Hugo →Preuß seit 15. 11. 1918 ent­worfene, an dem 31. 7. 1919 von der von dem 6. 2.1918 bis zu dem 11. 8. 1919 ta­genden Weimarer Natio­nalver­sammlung (9,6 Prozent Frauen) beschlossene, an dem11. 8. 1919 ver­kündete und an dem 14. August 1919 in Kraft getretene Verfassung des (zweiten) Deutschen Rei­ches. Ihre 181 Artikel gliedern sich in einen Organisa­tionsteil (1-108) und einen Grundrechtsteil (109-165). Danach ist das Reich ein unitarischer Bundesstaat mit zu­letzt 17 Län­dern (Preußen, Bayern, Sach­sen, Würt­tem­berg, Baden, Hessen, Thü­ringen, Olden­burg, Braun­schweig, Meck­lenburg-Schwerin, Meck­­len­­burg-Strelitz, Anhalt, Bremen, Ham­burg, Lübeck, Lippe, Schaumburg-Lippe). Es ist eine Republik, in der alle Staatsgewalt von dem Volk ausgeht, das Volk Volksentscheide und Volksbe­gehren durchführen kann und in allge­meinen, direkten, gleichen und geheimen Wahlen den Reichspräsidenten und den Reichstag (Verhältniswahlrecht mit 60000 Stimmen pro Abgeordneten) bestimmt. Der Reichstag ist gemeinsam mit dem Reichsrat zuständig für die Gesetzgebung. Der Reichs­präsident ist Staatsoberhaupt und regiert durch den von ihm ernennbaren und absetzbaren Reichskanzler und die Reichs­minister, die des Vertrauens des Reichstags bedürfen. Er hat für Fälle der Not ein Notverord­nungsrecht und kann den Reichstag auflösen. Oberstes Gericht ist das Reichs­gericht (in Leipzig). Reichsrecht bricht Landesrecht. Die Ausfüh­rung der Gesetze steht den Ländern zu. Die Gerichtsbarkeit ist weitgehend Sache der Länder. Die Grundrechte sind grundsätzlich unmittelbar anwendbar. Die Weimarer Reichsverfassung endet sachlich an dem 30. 1. 1933 durch die Ernennung Adolf Hitlers als Führers der stärksten Partei des Reichstags zu dem Reichskanzler (einer konservativen Koali­tion) durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg bzw. allmählich zwischen dem 28. 2. 1933 und dem 30. 1. 1934 durch Aushöh­lung rechtstatsächlich. Formell wird die Weimerer Reichsverfassung erst nach dem Ende des Zweiten Welt­kriegs beseitigt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 230; Preuß, H., Gesammelte Schriften, Band 3 Das Verfassungswerk von Weimar, hg. v. Lehnert, D., 2015; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 14. A. 1933, Neudruck 1968; Bracher, D., Die Entstehung der Weimarer Verfassung, 1963; Apelt, W., Geschichte der Weimarer Verfassung, 2. A. 1964; Willoweit, D., Deutsche Verfassungs­geschichte, 6. A. 2010, § 37; Gusy, C., Die Weimarer Reichsverfassung, 1997; Achtzig Jahre Weimarer Reichsverfassung, hg. v. Eichenhofer, E., 1999; Fromme, F., Von der Weimarer Verfassung zum Bonner Grundgesetz, 3. A. 1999; Schau, G., Das Verhältnis von Verfassung und einfachem Recht, 2002; Pauly, W., Grundrechtslaboratorium Weimar, 2004; Dubben, K., Die Privatentwürfe zur Weimarer Verfassung, 2009; Kühne, J., Entstehungsgrundlagen und Geltungsanfänge der Weimarer Reichsverfassung, 2016; Das Wagnis der Demokratie - Eine Anatomie der Weimarer Reichsverfassung, hg. v. Dreier, H. u. a., 2018; Kühne, J., Die Entstehung der Weimarer Reichsverfassung, 2018, Di Fabio, U., Die Weimarer Verfassung, 2018; Gusy, C., 100 Jahre Weimarer Verfassung – Eine gute Verfassung in schlechter Zeit, 2018; Weimars Verfassung – Eine Bilanz nach 100 Jahren, hg. v. Dreier, H./Waldhoff, C., 2020; Aufbruch zur Demokratie – Die Weimarer Reichsverfassung als Bauplan für eine demokratische Republik, hg. v. Voigt, R., 2020; Kühne, J., Die Weimarer Reichsverfassung im Spiegel zeitgenössischer Betrachtung, 2020; Weimar international – Kontext und Rezeption der Verfassung von 1919, hg. v. Kleinlein, T. u. a, 2020

Weimarer Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar) ist der nichtamtliche Name für das Deutsche Reich von dem (9. 11. 1918 bzw.) 14. 8. 1919 bis zu der Ernennung Adolf Hitlers als Reichskanzler an dem 30. 1. 1933. Die als Folge des Versailler Vertrags an erheblichen wirtschaftlichen Schwierig­kei­ten leidende Weimarer Republik ist zwar demo­kratisch verfasst, aber in der politischen Wirklichkeit instabil, weil sich große Teile der Bevöl­ke­rung, insbesondere auch die politisch be­stimmende Klasse, nicht mit dem Staat identifizieren. Die wirtschaft­lichen Krisen verunsichern die Menschen und treiben sie auf der Grundlage der immer weiter um sich greifenden Über­zeugung, dass eine vollstän­dige Umkehr unvermeidlich und eine neue Ordnung unentbehrlich sei, den extremen Parteien zu, von denen 1932 die Nati­onalso­zia­listische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) Adolf →Hitlers stärkste Partei des Reichstags wird. 1932 setzt der auf Grund einer Notverordnung des Reichspräsiden­ten zu dem Reichskommissar für Preußen ernannte Reichskanzler Franz von Papen die Lan­desregierung Preußens ab und eine Reichs­kommission ein (Preußenschlag). In dem Januar 1933 versucht der in dem November 1932 gestürzte Reichs­kanzler Franz von Papen mit dem durch Wahlniederlagen in Thüringen und Sachsen geschwächten Hitler an die Macht zurückzu­kehren. Mit Hitler endet die Weimarer Republik des Deutschen Reiches durch die Diktatur des →Nationalsozialismus. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221; Apfel, A., Hinter den Kulissen der deutschen Justiz, 1933?, hg. v. Gehlsen, J. u. a., 2013; Braun, O., Von Weimar zu Hitler, 3. A. 1949; Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik, Bd. 1f. 1968ff.; Rosenberg, A., Geschichte der Weimarer Republik, 12. A. 1971; Heiber, A., Die Republik von Weimar, 5. A. 1971; Bracher, K., Die Auflösung der Weimarer Republik, 5. A. 1971; Meinck, J., Wei­marer Staatslehre und Nationalsozialismus, 1978; Das Ende der Weimarer Republik, hg. v. Gessner, D., 1978; Ambrosius, G., Die öffentliche Wirtschaft in der Weimarer Republik, 1984; Kolb, E., Die Weimarer Republik, 3. A. 1998, 7. A. 2009; Die Weimarer Republik, hg. v. Bracher, K. u. a., 1987; Weimar-Index. Deutscher Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger, Register 1918-1933, bearb. v. Schumacher, M., 1988; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Biographisches Lexikon zur Weimarer Republik, hg. v. Benz, W. u. a., 1988; Winkler, H., Weimar 1918-1933, 2. A. 1994; Rückert, A., Politik und Privatrecht, 1997; Hoppe, B., Von der parlamentarischen Demokratie zum Präsidialstaat, 1999; Lehnert, D., Die Weimarer Republik, 1999; Niedhart, G., Die Außenpolitik der Weimarer Republik, 1999, 2. A. 2006, 3. A. 2013; Demokratisches Denken in der Weimarer Republik, hg. v. Gusy, C., 2000; Wirsching, A., Die Weimarer Republik, 2000, 2. A. 2008; Schumann, D., Politische Gewalt in der Weimarer Republik, 2001; Gessner, D., Die Weimarer Republik, 2002, 3. unv. A. 2009; Mergel, T., Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik, 2002; Scheidemann, P., Das historische Versagen der SPD, 2002; Die Weimarer Republik, hg. v. Fröhlich, M., 2002; Linke Juristen in der Weimarer Republik, hg. v. Gangl, M., 2003; Marcowitz, R., Weimarer Republik 1929-1933, 2004; Pauly, W., Grundrechtslaboratorium Weimar, 2004; Mülhausen, W., Friedrich Ebert 1871-1925, 2006, 2. A. 2007; Pyta, W., Hindenburg, 2007; Vernunftrepublikanismus in der Weimarer Repu­blik, hg. v. Wirsching, A. u. a., 2008; Marcowitz, R., Die Weimarer Republik 1929-1933, 3. A. 2009; Terhalle, M., Deutschnational in Weimar, 2009; Weimar Germany, hg. v. McElligott, A., 2009; Weber, P., Gescheiterte Sozialpartnerschaft - ge­fähr­dete Republik?, 2010; Graf, R., Die Zukunft der Weimarer Republik, 2010; Kolb. E., Deutschland 1918-1933, 2010; Staufer, A., Ludwig Ebermayer, 2010; John, A., Der Weimarer Bundesstaat, 2011; Zur Aktualität der Weimarer Staatsrechtslehre, hg. v. Schröder, U. u. a. 2011; Bergien, R., Die bellizistische Republik. Wehrkonsens und Wehrhaftmachung in Deutschland 1918-1933, 2012; Blom, P., Die zerrissenen Jahre, 2014; Pohl, K., Gustav Stresemann, 2015; Heither, D. u. a., Die Morde von Mechterstädt, 2015; Jungcurt, U., Alldeutscher Extremismus in der Weimarer Republik, 2016; Jones, M., Am Anfang war Gewalt –Die deutsche Revolution 1918/1919 und der Beginn der Weimarer Republik, 2017; Müller-Trefzr (!), F., Erinnerungen aus meinem Leben (1879-1949), 2017; Nach dem „Großen Krieg“ – Vom Triumph zum Desaster der Demokratie 1918/19 bis 1939, 2017 (nicht weiterführend); Emunds, D., Vom Republikschutz zum Verfassungsschutz – Der Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung in der Weimarer Republik, 2017; Mühlhausen, W., Friedrich Ebert, 2018; Lüdtke, C., Hans Delbrück und Weimar, 2018; Gasteiger, D., Kuno von Westarp (1864-1945), 2018; Köhler, V., Genossen – Freunde – Junker – Die Mikropolitik personaler Beziehungen im politischen Handeln während der Weimarer Republik, 2018; Reichel, P., Der tragische Kanzler – Hermann Müller und die SPD in der Weimarerer Republik, 2018; Nagel, A., Ein Mensch und zwei Leben – Erwin Stein (1903-1992), 2019; Möller, H. Die Weimarer Republik – Demokratie in der Krise, 2018; Krüger, D., Das Stinnes-Legien-Abkommen 1918-1924, 2018; Elsbach, S., Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, 2019

Wein ist das aus der Frucht des Wein­stocks erzeugte, schon den Römern bekannte alkoholische Getränk. Die Römer kennen auch bereits die Weinverfälschung. In dem Mittelalter erscheint der Wein bei Ab­schluss von Kaufverträgen (Weinkauf, ge­mein­sames Trinken als Teil des Ver­trags­schlusses). Rechtlich wird die Herstellung von Wein vor allem seit dem 19. Jahrhundert (1892, 1901, 1909, 1930, 1971, 1982, 1992) genauer geordnet. S. Google

Lit.: Hübner; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 306; Bassermann-Jordan, F. v., Geschichte des Weinbaues, 2. A. 1923; Mell, A., Das steirische Weinbergrecht und dessen Kodifikation im Jahre 1543, 1928 (SB Wien); Beyerle, F., Weinkauf und Gottespfennig, (in) FS A. Schultze, 1934, 251; Herold, H., Rechtsverhältnisse im schweizerischen Weinbau, 1936; Rieger, R., Die Weinfälschung im Strafrecht, 1949; Gönnenwein, O., Zur Geschichte des Weinbaurechts, ZRG GA 80 (1963), 157; Koch, H, Weintrinker und Weingesetz, 1970; Zipfel, W., Weinrecht, 1972; Schoene, R., Bibliographie zur Geschichte des Weines, 1976; Schreiber, G., Deutsche Weingeschichte, 1980; Freund, G., Die Reichspolizeiordnungen, (in) ZNR 11 (1989), 1; Koch, H., Das neue Weingesetz, (in) NJW 1994, 2880; Kiewisch, S., Obstbau und Kellerei in lateinischen Fachprosa­schriften, 1995; Dippel, H., Hundert Jahre deutsches Weinrecht, (in) ZNR 20 (1998); Weinproduktion und Weinkonsum im Mittelalter, hg. v. Matheus, M., 1999; Wunderer, R., Weinbau und Weinbereitung im Mittelalter, 2001; Koch, H., Neues vom Weinrecht, (in) NJW 2004, 2135; Jakab, E., Risikomanagement beim Wein­kauf, 2009; Weinwörter, hg. v. Besse, M. u. a., 2009; Bernhardt, U., Geschichte des Weinrechts im deutschen Kaiserreich (1871-1918), 2012; Maringer, A., Weinrecht und Verbraucherschutz, 2014

weisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zeigen, führen

weiß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) hell, licht, farblos

Weißenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. bzw. N.) in dem Elsass ist die an der Lauter in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts gegründete Bene­diktinerabtei, die zahl­reiche Gaben schon früh beurkundet (Chartular von 855/860, mehr als 250 Urkunden, rund 70 nachweisbare Schrei­ber). Daneben entwickelt sich eine Reichs­stadt. 1672 wird Weißenburg von Frankreich an­nektiert. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Traditiones Wizen­burgenses, hg. v. Doll, A., 1979

Weißrussland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Belarus

Lit.: Handbuch der Geschichte Weißrusslands, hg. v. Beyrau, D. u. a., 2001

Weistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das durch mündliche Er­klärung (Weisung) meist alter Männer als bestehend erwiesene (gezeigte) Ge­wohnheitsrecht. Nach dem Beispiel des (lat.) Pactus (M.) legis Salicae (Einung des salfränkischen Rechtes) nimmt man an, dass große Teile der →Volksrechte als Weistum zu der Schriftform gefunden haben. Seit dem Hochmittelalter werden verallgemei­nernd die ländlichen und dörf­lichen Rechts­quellen als Weistümer (oder auch anders) bezeich­net. Ihre Aufzeichnung findet vor allem in Spätmittelalter und Frühneuzeit statt. Ihr Inhalt kann auf bewusster Se­tzung, Vereinbarung oder gewohnheits­mäßiger An­er­kennung beruhen. Die Setzung kann durch einen Herrn oder die Betroffenen geschehen. Sie kann als Privi­leg oder mit allgemeiner Geltungskraft erfol­gen. Die moderne Erforschung der Weistümer beginnt mit der Sammlung und Aus­gabe der Weistümer durch Jakob Grimm (1840). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 101, 102, 104; Weistümer, hg. v. Grimm, J., Bd. 1ff. 1840ff.; Österreichische Weistümer, Bd. 1ff. 1870ff.; Die Weis­tümer der Rheinprovinz, Bd. 1ff. 1900ff.; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Kur­kölnische Weistümer, hg. v. Aubin, H. u. a., Bd. 1ff. 1913ff.; Badische Weistümer und Dorf­ordnungen, Bd. 1ff. 1917ff.; Patzelt, E., Entstehung und Charakter der Weistümer in Österreich, 1924, Neudruck 1979; Wießner, H., Sachinhalt und wirtschaftliche Bedeutung der Weistümer, 1934; Finsterwalder, P., Beiträge zur Kenntnis oberel­sässischer Weistümer, ZRG GA 56 (1936), 380; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gehring, P., Um die Weistümer, ZRG GA 60 (1940), 261; Oberösterreichische Weistümer, Bd. 1ff. 1939ff.; Kollnig, K., Elsässische Weistümer, 1941; Baltl, H., Die österreichischen Weistümer, (in) MIÖG 59 (1951), 365, 61 (1953), 38; Fränkische Bauern­weistümer, hg. v. Dinklage, K., 1954ff.; Pfälzische Weistümer, hg. v. Weizsäcker, W. u. a., Bd. 1ff. 1957ff.; Müller, W., Die Offnungen der Fürstabtei Sankt Gallen, 1964; Die Weistümer der Zent Schries­heim, hg. v. Kollnig, K. 1968; Kocher, G., Richter und Stabübergabe, 1971; Werkmüller, D., Über Aufkommen und Verbreitung der Weistümer, 1973; Vorarlberger Weistümer, hg. v. Burmeister, K., 1973; Feigl, H., Rechtsentwicklung und Gerichtswesen Oberösterreichs, 1974; Eder. I., Die saarländischen Weistümer, 1978; Laufs, A., Die Weistümer der Zenten Schriesheim und Kirchheim, ZRG GA 98 (1981), 276; Werkmüller, D., Die Weistümer, (in) Brüder-Grimm-Symposion, 1986, 103; Reis, R., Deutsches Privatrecht in den Weistümern, 1987; Schildt, B., Die Weistümer der Grafschaft Mark, (in) Beitr. z. G. Dortmunds 88 (1997), 140; Teuscher, S., Erzähltes Recht, 2007; Die Weistümer des Amtes Monschau und der Herrschaft Hetzingen, bearb. v. Neuß, E., 2019

Weisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der dutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Hinweis, Erklärung, Anordnung

weit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) räumlich ausgedehnt

Welcker, Karl Theodor (Oberofleiden in Oberhessen 29. 3. 1790-Heidelberg 10. 3. 1869), Pfarrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Gießen und Heidelberg 1813 Professor in Gießen, 1814 in Kiel, 1816 in Heidelberg, 1819 in Bonn und 1822 in Freiburg im Breisgau. 1831 fordert er die Bildung eines deutschen Parlaments. Zusammen mit →Rotteck veröffentlicht er von 1834 an das den Liberalismus prägende Staatslexikon. 1848 ist er Mitglied der Frankfurter Nationalver­sammlung. S. Google

Lit.: Wild, K., Karl Theodor Welcker, 1913; Böhringer, A., Die Rechtslehre Karl Theodor Welckers, Diss. jur. Tübingen 1952; Müller-Dietz, H., Das Leben des Rechtslehrers und Politikers Karl Theodor Welcker, 1968; Schöttle, R., Politische Freiheit für die deutsche Nation, 1985; Staatslexikon, 8. A. 2017ff.

Welfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines baye­rischen, schwäbischen oder fränkischen, vielleicht seit der Mitte des 8. Jahrhunderts nördlich des Bodensees begüterten, 819 erstmals sicher nachweis­baren Geschlechts (1070-1138, 1156-1180 Herzog von Bayern, 1137-1180 durch Lothar von Supplinburg – kurz - auch Herzog von Sachsen). Der bekannteste Welfe ist →Heinrich der Löwe (1129-1191), der als Vetter und später Gegner Kaiser Friedrichs I. Barbarossa 1180 die Herzogtümer Bayern und Sachsen verliert. Von 1198 bis 1218 ist der Welfe Otto IV. Gegenkaiser der Staufer. Den Welfen bleibt das Eigengut Braunschweig-Lüne­burg (1235 Herzogtum, 1692 Kur­fürstentum, 1714 zu­gleich König von Groß­britannien bis 1901) bis 1866 (Lüneburg bzw. Hannover, dann an Preußen) bzw. 1918 (Braunschweig, dann Ende der Monarchie).

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94; Köbler, Historisches Lexikon; Historia Welforum, hg. v. König, E., 1938; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Diestelkamp, B., Welfische Stadtgründungen und Stadtrechte des 12. Jahrhunderts, ZRG GA 81 (1964), 164; Kleinau, H., Die von Werle, 1971; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof, hg. v. Schneid­müller, B., 1995; Hasse, C., Die welfischen Hof­ämter und die welfische Ministerialität in Sachsen, 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000, 2. A. 2014; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004; Quellen zur Geschichte der Welfen, hg. v. Becher, M., 2006; Lilienthal, A., Die Fürstin und die Macht, 2007; Staufer & Welfen, hg. v. Hechberger, W. u. a., 2009; Otto IV., hg. v. Hucker, B., 2009; Aschoff, H., Die Welfen, 2010; Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium, 2011; Vollrath, M., Welfische Klosterpolitik, 2012; Von den Welfen zu den Staufern – Der Tod Welfs VII. 1167 und die Grundlegung Oberschwabens im Mittelalter, hg. v. Zotz, T. u. a., 2020

Welser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines früh­neuzeitlichen, frühkapitalistischen Han­dels­hauses in Augsburg (1614 Bankrott infolge von Staatsbankrotten Spaniens, Frankreichs und der Niederlande) und Nürnberg mit verschiedenen europäischen und amerikanischen Faktoreien. S. Google

Lit.: Die Welser, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2002; Stromer von Reichenbach, W., Welser Augsburg und Welser Nürnberg, 2002; Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft (1496-1551), hg. v. Geffcken, P. u. a., 2014

Welt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die den Menschen in Raum und Zeit umfassende, wohl einen Beginn und auch ein Ende einschließende Gesamtheit des sich wohl von einem Urknall aus in die Unendlichkeit ausdehnenden Seines.

Lit.: Westad, O., The Global Cold War, 2005; WBG Weltgeschichte, hg. v. Demel, W. u. a., 2009; Die Welt 1000-1250, hg. v. Schottenhammer, A. u. a., 2011; Osterhammel, J., Die Verwandlung der Welt, 2009; Mirow, J., Weltgeschichte, 2009; Nolte, H., Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2009; MacGregor, N., Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten, 2011; Atlas der Weltbilder, hg. v. Markschies, C. u. a., 2011; The Oxford Handbook of the Atlantic World c. 1450-c. 1850, hg. v. Canny, N. u. a., 2011; Schröder, I., Das Wissen von der ganzen Welt – Globale Geographien und räumliche Ordnungen Afrikas und Europas 1790-1870, 2011; Komlosy, A., Globalgeschichte, 2012; Conrad, S., Globalgeschichte, 2013; Vermessung der Oikumene, hg. v. Heuss, K. u. a., 2013; Geschichte der Welt – 1350-1750, hg. v. Akira, I. u. a., 2014; Rödder, A., 21.0 – Eine kurze Geschichte der Gegenwart, 2015, 2. A. 2015; Sarnowsky, J., Die Erkundung der Welt – Die großen Entdeckungen von Marco Polo bis Humboldt, 2015; Wagner, A., Arrival of the Fittest, 2015 (natürliche Selektion kann nicht erklären wie der arktische Fisch zum Frostschutz kommt oder die Schuppe zur Feder wird); Padova, T. de., Allein gegen die Schwerkraft, 2015; Hausberger, B., Die Verknüpfung der Welt, 2015; The Cambridge World History, hg. v. Christian, D. u. a., Bd. 1ff. 2015; Menzel, U., Die Ordnung der Welt, 2015; Fried, J., Dies irae – Eine Geschichte des Weltuntergangs, 2016; Vietta, S., Die Weltgesellschaft – Wie die abendländische Rationalität die Welt erobert und verändert hat, 2016; Frankopan, P., Licht aus dem Osten – Eine neue Geschichte der Welt, 2016 (nichts daran in der Sache neu); Maala, C., Weltunordnung, 2016; Loth, W., Die Rettung der Welt – Entspannungspolitik im Kalten Krieg 1950-1991, 2016; The Cambridge World History, hg. v. Christian, D. u. a., Bd. 1ff. 2015; Lightfoot, J., Dionysius Periegetes – Decription of the Known World. 2014; Wolfrum, E., Welt im Zwiespalt – Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts, 2017; Burstein, S., The World from 1000 BCE to 300 CE, 2017; Kunze, R., Global History und Weltgeschichte, 2017; Schönpflug, D., Kometenjahre 1918 – Die Welt im Aufbruch, 2017; Herdegen, M., Der Kampf um die Weltordnung, 2018; Evans, R., Das europäische Jahrhundert, 2018; Xuetong, Y., Leadership and the rise of great powers, 2019; Unger, C., International Development – A Postwar History, 2018; 1968 – Verdichtung des Wandels und globaler Momente – Tübinger Vorlesungen, hg. v. Eckel, J. u. a., 2019; Baccalario, P., 50 kleine Revolutionen, mit denen du die Welt (ein bisschen) schöner machst, 2019; Dion, C., Kurze Anleitung zur Rettung der Welt, 2019; Baños, P., So beherrscht man die Welt - Die geheimen Geostrategien der Weltpolitik, 2019; Westad, O., Der Kalte Krieg – Eine Weltgeschichte, 2019 (2016 in Englisch); Kelly, R., Warum es normal ist, dass die Welt untergeht, 2020

Weltall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Erde, Welt, Weltraum, Universum

Weltbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Kosmopolit, alle Menschen unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft als gleichwertig betrachtender Mensch

Welthandel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) weltweiter Handel, Handel in der gesamten Welt

Welthandelsorganisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., World Trade Organization, WTO) ist die 1995 aus dem General Agreement on Tariffs and Trade er­wachsene internationale Organisation für den Welthandel (Verhandlungsforum, Han­delsorga­nisation).

Lit.: Beise, M., Die Welthandelsorganisation (WTO), 2001; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016

Weltkrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der die gesamte Welt erfassende, mit durchschlagskräftigeren Artilleriegeschützen, Maschinengewehren, ölgetriebenen Unterseebooten, Panzern und Flugzeugen (sowie chemischen Kampfstoffen und in dem Jahre 1945 Atombomben der Vereinigten Staaten von Amerika auf Hiroshima und Nagasaki) geführte, möglicherweise – aber unwahrscheinlicherweise - zu Beginn in dem Ergebnis noch offene Krieg (1914-1918 mit zwei Millionen toten deutschen Soldaten, 1939-1945 mit 2,75 Millionen toten deutschen Soldaten zwischen Juni 1944 und Mai 1945).

Lit.: Köbler, DRG 173, 223, 244; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Der Erste Weltkrieg, hg. v. Michalka, W., 1994; Stolleis, M., Der lange Abschied vom neunzehnten Jahrhundert, 1997; Achter Mai 1945 – Befreiung oder Kapitulation?, hg. v. Schröder, R., 1997; Overmans, R., Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg, 1999; Kriegsende 1919, hg. v. Duppler, J., 1999; Borchard, M., Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion, 2000; Strachan, H., The First World war, Bd. 1 2001; Müller, K., Oktroyierte Verliererjustiz nach dem Ersten Weltkrieg, (in) Archiv des Völkerrechts 39 (2001), 201; Pöhlmann, M., Kriegsgeschichte und Geschichtspolitik - Der Erste Weltkrieg, 2002; Salewski, M., Der Erste Weltkrieg, 2. A. 2004; Enzyklopädie des Ersten Weltkriegs, hg. v. Hirschfeld, G. u. a., 2002, 2. A. 2004; Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg, hg. v. Thoß, B. u. a., 2002; Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert, hg. v. Winter, J. u. a., 2002; Schreiber, G., Der Zweite Weltkrieg, 2002; Berghahn, V., Der Erste Weltkrieg, 2003; Barth, B., Dolchstoßlegende und politische Desintegration, 2003; Overy, R., Russlands Krieg 1941-1945, 2003; Salewski, M., Der Erste Weltkrieg, 2003, 2. A. 2004; Neitzel, S., Deutschland und der Erste Weltkrieg, 2003; Enzyklopädie Erster Weltkrieg, hg. v. Hirschfeld, G. u. a., 2003; Horne, J./Kramer, A., Deutsche Kriegsgreuel 1914, 2004; Der Erste Weltkrieg, hg. v. Burgdorff, S. u. a. 2004; Strachan, H., Der Erste Weltkrieg, 2004; Rombeck-Jaschinski, U., Das Londoner Schuldenab­kommen, 2004; Kriegsende 1945, hg. v. Rusinek, B., 2004; Müller, R., Der Bombenkrieg 1939-1945, 2004; Müller, R., Der Zweite Weltkrieg, 2004; Schreiber, G., Kurze Geschichte des Zweiten Weltkriegs, 2005; Ueberschär, G. u. a., 1945, 2005; Salewski, M., Deutschland und der Zweite Weltkrieg, 2005; Bad Oeynhausen zwischen Krieg und Frieden, hg. v. Quaschny, R., 2005, 3. A. 2015; Der Zweite Weltkrieg, hg. v. Kuß, S. u. a., 2006; Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen, hg. v. Martin, B., 2006; Golla, K., Die deutsche Fallschirmtruppe 1936-1941, 2006; Die Ostfront 1943/44, hg. v. Frieser, K. u. a., 2007; Goeken-Haidl, U., Der Weg zurück. Die Repatriierung, 2007; Zimmermann, J., Pflicht zum Untergang, 2009; Kruse, W., Der Erste Weltkrieg, 2009; Goltermann, S., Die Gesellschaft der Überlebenden, 2009; Hartmann, C. u. a., Der deutsche Krieg im Osten 1941-1944, 2009; War Planning 1914, hg. v. Hamilton, R. u. a., 2010; Mulligan, W., The Origins of the First World War, 2010; Schwelling, B., Heimkehr - Erinnerung - Integration - Der Verband der Heimkehrer, 2010; Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion 1941, hg. v. Ueberschär, G. u. a., 2. A. 2011; Russlandheimkehrer, hg. v. Scherstjanoi, E., 2012; Kennedy, P., Die Casablanca Strategie, 2012; Nagel, G., Wissenschaft für den Krieg, 2012; Weltmärkte und Weltkriege 1870-1945, hg. v. Rosenberg, E., 2012; Rauchensteiner, M., Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie, 2013; Krumeich, G., Juli 1914 - Eine Bilanz, 2013; Cabanes, B. u. a., Der Erste Weltkrieg, 2013; Bremm, K., Propaganda im Ersten Weltkrieg, 2013; Janz, O., 14 – Der große Krieg, 2013; Beaupré, N., Der Erste Weltkrieg, 2013; Münkler, H., Der große Krieg, 2013, 2. A. 2013, 3. A. 2013, 4. A. 2014; Schminck-Gustavus, C., Feuerrauch, 2013; Piper, E., Nacht über Europa, 2013; Jenseits der Schützengräben, hg. v. Bachinger, B. u. a., 2013; Ziemann, B., Gewalt im Ersten Weltkrieg, 2013; Fröhlich, E., Der Zweite Weltkrieg, 2013 (kein neuer Ansatz); Kretschmann, C., Der Erste Weltkrieg, 2014; Leonhard, J., Die Büchse der Pandora – Geschichte des Ersten Weltkriegs, 2014; Friedrich, J., 14/18. Der Weg nach Versailles, 2014; Sösemann, B., Die „Juli-Krise“ im Riezler-Tagebuch, (in) HZ 298 (2013), 686; Beever, A., Der Zweite Weltkrieg, 2014; Mayer, G., Verschwörung in Sarajevo, 2014; Gerbert, F., Endstation Sarajevo, 2014; Der Erste Weltkrieg und die Folgen, hg. v. Loureda, O., 2014; Beckett, I., The Making of the First World War, 2014; Sondhaus, L., The Great War at Sea, 2014; Rauchensteiner, M. u. a., Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914-1918, 2015; Neitzel, S., Der Erste Weltkrieg und kein Ende, (in) HZ 301 (2015), 121; Die Moskauer Deklaration 1943, hg. v. Karner, S. u. a., 2015; Ruff, M., Gesichter des Ersten Weltkriegs, 2015; Narrative des Ersten Weltkriegs, hg. v. Seidler, M./Waßmer, J., 2015; Tönsmeyer, T., Hungerökonomien, (in) HZ 301 (2015) 662; Röhr, W., Hundert Jahre deutsche Kriegsschulddebatte, 2015; Musner, L., Die verletzte Trommel – Der Krieg im slowenisch-triestinischen Karst 1915-1917, 2015; Müller, R., Der Zweite Weltkrieg, 2015; Margalit, G., Schuld, Leid und Erinnerung – Deutschlnd gedenkt seiner Toten im Zweiten Weltkrieg, 2016; Zollmann, J., Naulila 1914, 2016; Notizen aus dem Vernichtungskrieg, hg. v. Hürter, J., 2016; Schmidt, R., Revanche pour Sedan, (in) HZ 303 (2016), 393 (Poincarés Verhalten erfüllt den Tatbestand einer indirekten Entfesselung des Ersten Weltkriegs); Melber, T., Pearl Harbour, 2016; Schwipper, B., Deutschland im Visier Stalins, 2016 (wenig überzeugend); Heinen, A., Wege in den Ersten Weltkrieg, 2016; Stewart, A., The First Victory – The Second World War and the East Africa Campaign, 2016; Deak, I., Kollaboration, Widerstand und Vergeltung im Europa des Zweiten Weltkrieges, 2017; Winik, J., 1944 – Roosevelt und das Jahr der Entscheidung, 2017; Hippler. T., Die Regierung des Himmels – Globalgeschichte des Luftkriegs, 2017; Töppel, R., Kursk 1943, 2017, 2. A. 2019; Mejcher, H., Der Nahe Osten im zweiten Weltkrieg, 2017; Huber, F., Hinter den Türen warten die Gespenster, 2017; Castendyck, K., Kriegschronik der evangelischen Pfarrei Eichen-Erbstadt 1914-1918, 2017; Gestrich, A./Pogge von Strandmann, H., Bid for World Power? New Research on the Outbreak of the First World War, 2017; Remy, S., The Malmedy Massacre, 2017; Adeline, Y., Histoire mondiale de la grande guerre 1914-1918, 2017; Schöllgen, G., Krieg. Hundert Jahre Weltgeshichte, 2018; Hirschfeld, G. u. a., Die Deutschen zwischen Weltkrieg und Revolution, 2018; Payk, M., Frieden durch Recht?, 2018; Olmstead, J., The United States‘ Entry into the First World War, 2018; Afflerbach, H., Auf Messers Schneide, 2018; Die Deutschen zwischen Weltkrieg und Revolution, hg. v. Hirschfeld, G. u. a., 2018; Krethlow, C., Bagdad 1915/17 - Weltkrieg in der Wüste, 2018; Borodziej, W. u. a., Der vergessene Weltkrieg – Europas Osten 1912-1923, 2018; Bering, D., Luther im Fronteinsatz, 2018; Kundrus, B., Dieser Krieg ist der große Rassenkrieg – Krieg und Holocaust in Europa, 2018; Geheimdienst und Propaganda im Ersten Weltkrieg, hg. v. Epkenhans, M. u. a., 2018; Herde, P., Die Achsenmächte, Japan und die Sowjetunion, 2018; Querengässer, A., El Alamein 1942, 2019; Beevor, A., Arnheim – Der Kampf um die Brücken über den Rhein, 2019; Roberts, A., Feuersturm, 2019; Das Kriegstagebuch des Albert Quinkert (1914-1919), hg. v. Reinartz, K. u. a., 2019; Moore, R., Die deutsche Legende vom „aufgezwungenen Verteidigungskrieg“ 1914, (in) HZ 309 (2019), 606; Schmidt, R., Frankreich und die Entfesselung des Ersten Weltkriegs, (in) HZ 310, 2020, 387ff.; Packheiser, C., Heimaturlaub – Soldaten zwischen Front, Familie und NS-Regime, 2020; Der deutsch-sowjetische Krieg, hg. v. Zarusky, J. u. a., 2020; Pahl, M., Monte Cassino 1944, 2020; Diner, D., Ein anderer Krieg. Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg 1935-1942, 2021; Ein Sommer wie seither kein anderer, hg. v. Goos, H./Smoltczyk, A., 2021; In Großer Zeit – Heimatfront Düren 1914-1918, hg. v, Trägerverein Stadtmuseum Düren e. V., 2021

weltlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) die Welt betreffend

Weltliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. ius [N.] civile) ist das für weltliche Angelegenheiten geltende bzw. das von weltlichen Kreisen geschaf­fene Recht in Gegensatz zu dem Kirchen­recht oder geistlichen Recht (lat. ius [N.] canonicum).

Lit.: Köbler, DRG 106; Köbler, G., Das Recht im frü­hen Mittelalter, 1971

Weltraum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der die Erde umgebende Teil der Welt. S. Google

Lit.: Reinke, N., Geschichte der deutschen Raum­fahrtpolitik, 2004

Weltrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für die gesamte Welt geltende Recht.

Lit.: Zitelmann, E., Die Möglichkeit eines Weltrechts, 1888, Neudruck 2013; One Law for All?, hg. v. Kirmse, S., 2012

Welzel, Hans (Artern/Unstrut 25. 3. 1904-Andernach 5. 5. 1977) wird nach dem Rechtsstudium in Jena 1937 Professor in Göttingen und 1952 in Bonn. Er entwickelt für das Strafrecht den finalen Hand­lungs­begriff, der den Vorsatz als subjektiven Tatbestand zu dem (objektiven) Tatbestand in dem engeren Sinn zieht. In seiner Rechts­philosophie fordert er für die Rechts­geltung die Anerkennung des Menschen als verantwortliches Wesen und den Bezug auf Vernunft, Gewissen und demokratische Dis­kussion.

Lit.: Welzel, H., Naturrecht und materiale Gerechtigkeit, 1951, 4. A. 1962; Gössel, K., Wer­tungsprobleme des Begriffs der finalen Handlung, 1966; Kaufmann, A., Strafrechtsdogmatik, 1982; Sticht, O., Sachlogik als Naturrecht?, 2000; Lebendiges und Totes in der Verbrechenslehre Hans Welzels, hg. v. Frisch, W. u. a., 2015; Stopp, H., Hans Welzel und der Nationalsozialismus, 2018

Wende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist die ältere, seit dem 12. Jahrhundert gebräuchliche Sammel­bezeichnung für den →Slawen an der deut­schen Nord­ostgrenze. S. Google

Lit.: Hugelmann, K., Die Rechtsstellung der Wen­den im deutschen Mittelalter, ZRG GA 58 (1938), 214; Die Slawen in Deutschland, hg. v. Herrmann, E., 1970; Oschlies, W., Die Sorben, 1972; Herrmann, J., Der Wendenkreuzzug von 1147, 2011

Wenger, Leopold (Obervellach/Kärnten 4. 9. 1874-21. 9. 1953), Bauernsohn, wird nach dem Rechtsstudium in Graz 1902 außerordentlicher Professor, dann ordent­licher Professor in Wien (1904), Graz (1905), Heidelberg (1908), München (1909) und Wien (1935). Beeinflusst von Ludwig Mitteis wendet er sich der Papyrologie zu und versteht als sein Forschungsgebiet umfassend die antike Rechtsgeschichte. Innerhalb des römischen Rechtes bietet er eine grundlegende Zu­sammen­fassung über „Die Quellen des rö­mischen Rechtes“ (1953).

Lit.: Kaser, M., Leopold Wenger, ZRG GA 71 (1954), XIII

Wenzel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ein aus Václav (Siegeskranz, Ruhmbekrönter) eingedeutschter Personenname von Slawen

Wenzelskrone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf König Wenzel I. (1230-1253) zurückgehende Krone des Königs von Böhmen. Länder der Wenzelskrone sind (unter den Habsburgern) Böhmen, Mähren, Schlesien und die Lausitz. S. Google

Wer A sagt, muss auch B sagen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische, Griechische mit dem Indogermanischen und dem Phönizischen des Altertums teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, 1996, 25 (Pistorius 1716)

Werböczy, Stephanus (um 1458-1541) wird nach einem (nicht gesicherten) Studium in dem Ausland (Krakau 1492) (1492 Amtsträger des Königs von Ungarn, nach Adoption durch Mihály Szobi) Protonotar hoher ungarischer Gerichte (1502) und schließlich Kanzler eines Gegenkönigs. 1514 veröffentlicht er eine Zusammen­fassung des in Ungarn unter Re­zeption römischen Rechtes geltenden Gewohn­heitsrechts ([lat.] Tripartitum opus [N.] iuris consuetudinarii inclyti regni Hungariae. Dreiteiliges Werk des Gewohn­heitsrechts des ruhmreichen Königreichs Ungarn). Obwohl das die Interessen des Adels sichernde, von dem Landtag wohl gebilligte Werk nie in Kraft tritt, gilt es teilweise bis 1945 gewohnheitsrechtlich. S. Google

Lit.: Fraknói, V., Werböczy, 1899; Zlinszky, J., Werböczy jog forrástana, (in) Jogtudományi Közlöny, 1993, 374; Tanulmányok Werbőczy Istvánról, hg.v. Hamza, G., 2001; Werböczy, S., The Customary Law of the renowned kingdom of Hungary in three parts, 1517, hg. und übers. v. Bak, J. u. a., 2006

werben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) anpreisen, sich bemühen um

Werbung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die den Verbraucher bewusst zu Konsum ohne Rücksicht auf dadurch entstehende Schäden des Einzelnen und auch der Allgemeinheit verleitende Anpreisung von Waren (wie alkoholische Getränke, Zigaretten, Rauschgift, Kraftfahrzeuge, Reisen) durch vorrangig an Gewinn ausgerichtete Hersteller vor allem seit dem 19. Jahrhundert. S. Google

Lit.: Rücker, M., Wirtschaftswerbung unter dem Na­tionalsozialismus, 2000; Ilgen, V./Schindelbeck, D., Am Anfang war die Litfaßsäule, 2006; Grenzenlose Werbung, hg. v. Moser, K. u. a., 2020

werden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) entstehen, geschehen

Werden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Kloster an der Ruhr in Westfalen

Lit.: Hoederath, H., Hufe, Manse und Mark in den Quellen der Großgrundherrschaft Werden am Ausgang der Karolingerzeit, ZRG GA 68 (1951), 211; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit, (in) Bei­träge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 86 (1971)

werfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildbrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schmeißen, schleudern

Werfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einen Gegenstand durch die Luft Schleudern. Es kann in dem Mittelalter rechts­symbolische Bedeutung haben. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechts­archä­o­logie, 1943

Wer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mann, Mensch

Wergeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 507-511 [Pactus legis Salicae] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter die in Sachen (beispielsweise Vieh, Waffen, Geräte) erbrachte Aus­gleichs­leistung für die ausgleichs­pflichtige Tötung eines Menschen. Das Wergeld lässt sich bereits für die Germanen ver­muten. Es fällt teilweise an die Ver­wandten des Getöteten, teilweise an den Kö­nig (Friedensgeld). Es wird vermutlich ursprünglich in dem einzelnen Fall besonders aus­ge­handelt. In den Volks­rechten er­scheinen feste, von dem jeweiligen Stand ab­hängige Schillingbeträge (→Kom­positionensystem beispielsweise bei einem frän­kischen Freien 200 Schillinge d. h. 100 Rinder) als Rechnungseinheiten. Mit dem Auf­kommen der peinlichen →Strafe seit dem 11. Jahrhundert verschwindet es allmählich. S. Google

Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 91, 119, 120; Köbler, WAS; Brunner, H., Sippe und Wergeld nach niederdeutschen Rechten, ZRG GA 3 (1882), 1; Vinogradoff, P., Wergeld und Stand, ZRG GA 23 (1902), 123; Jaekel, H., Weregildus, ZRG GA 28 (1907), 102; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Lintzel, M., Zur altsächsischen Rechts­geschichte, ZRG GA 52 (1932), 294; Ganahl, K., Hufe und Wergeld, ZRG GA 53 (1933), 208; Stutz, U., J. Brissaud und Heinrich Brunners Erklärung des Römerwergeldes, ZRG GA 55 (1935), 287; Fenger, O., Fehde og mandebod, 1971; Bauer, K., Frühmittelalterliche Bußkataloge – Bewertungen des menschlichen Körpers und seiner Teile – eine Untersuchung anhand der Lex Salica, des Edictum Rothari und der Lex Saxonum, 2019; Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021

Werk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Ergebnis der auf einen neuen Erfolg ge­rich­teten Tätigkeit des Men­schen (beispielsweise Bauwerk, Kunstwerk). Bis 1965 entwickeln sich unterschiedliche Werke. Sie sind seit 1965 durch § 2 II UrhG gedanklich auf den von Edward Young in den Blick genommenen Inhalt (Prägung durch) persönliche geistige Schöpfung vereinheitlicht und dadurch zugleich für neuere Entwicklungen offengehalten. Während aber das (deutsche) Urheberrecht ausdrücklich das Verhältnis des Urhebers zu seinem Werk ordnet, betont das angelsächsische Copyright stärker die verbindende Stellung des Werkes zwischen Urheber und Öffentlichkeit. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Sommer.L., Die Geschichte des Werkbegriffs im deutschen Urheberrecht, 2017

werken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, machen, herstellen

Werkvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1863) ist der gegenseitige Ver­trag, in dem sich der Unternehmer verpflichtet, ein Werk für den Besteller gegen Entgelt herzustellen. Der Werkvertrag ist sachlich bereits dem römi­schen Recht als (lat.) locatio (F.) conductio operis (beispielsweise Herstellung einer Sache aus übergebenem Stoff, Reinigung einer Sache, Beförderung einer Sache, Unterrichtung eines Sklaven, conductor ist der zu Erfolg verpflichtete Her­steller, locator der Besteller des Wer­kes) bekannt. Danach erscheint der Werkvertrag wieder in der hochmit­telalterlichen Stadt, in welcher der Unter­nehmer vielfach durch die Zunft eingeschränkt wird. Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht aufgenommen. In der Aufklärung wird der Werkvertrag aus der Verbindung mit der Miete gelöst und dem Dienstvertrag zu der Seite gestellt. Von ihm ist er durch den notwendigen Erfolg zu unterscheiden. Vielfach sind danach Gefahr­tragung oder Gewährleistung deutschrechtlich gelöst, anderes wie etwa der Verzug römisch­rechtlich. Werklieferungsvertrag ist gegen­ü­ber dem Werkvertrag der dem Kauf ähnliche Vertrag über die Herstellung eines Werkes aus Stoffen des Unternehmers oder Her­stellers. S. Google

Lit.: Kaser § 42 I, IV; Söllner § 9; Hübner 584; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 45, 127; Riezler, E., Der Werkvertrag nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch, 1900; Rothenbücher, K., Geschichte des Werkvertrags, 1906; Benöhr, H., Das Gesetz als Instrument zur Lösung sozialpolitischer Konflikte, ZRG GA 95 (1978), 221; Schubert, W., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts zum Werkvertrag, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 281; Fels, A., Die Sachmängelgewährleistung im Werkvertragsrecht des BGB, 2000; Büscher, M., Künstlerverträge in der Florentiner Renaissance, 2002; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

wert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8./9. Jh. [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wert habend, wertvoll, geschätzt, begehrt

Wert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die zu dem Wohl eines Lebewesens beitragende Gegebenheit. Die angese­hensten rechtlichen Werte können in der Gegenwart durch die Verfassung beson­ders geschützt. sein. Sie können zu einem Wertesystem zusammengefügt sein. S. Google

Lit.: Wapler, F., Werte und das Recht, 2008

werten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schätzen, beurteilen

Wertheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort an dem mittleren Main

Lit.: Der Lehenhof der Grafen von Wertheim, 1955; Zimmermann, K., Obrigkeit, Bürgertum und Wirtschaftsformen im alten Wertheim, 1975

Wertpapier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische und mittelbar das Ägyptische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1853) ist die Urkunde, deren Innehabung Voraussetzung für die Geltend­machung des in ihr verbrieften Rechtes ist. Die erst von Heinrich Brunner zusammen­gefassten Wertpapiere erschei­nen tatsächlich in Frühformen an oberitalie­nischen Handels­plätzen seit dem 12. Jahrhundert. In dem Vordergrund steht dabei der →Wechsel. In der frühen Neuzeit gewinnt das Wertpapier allgemeinere Bedeutung. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bildet es den ersten Ansatzpunkt zu der gesetzlichen Rechtsverein­heitlichung in dem Deutschen Bund (→Allgemeine Deut­sche Wechselordnung). 1908 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich auch der →Scheck Wertpapier. An dem Ende des 20. Jahrhunderts treten die nur noch elektronisch dokumentierten Rechte vor. S. Google

Lit.: Hübner § 88; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 128, 167, 218, 272; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Han­delsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Salvioli, G., I titoli al portatore, 1883; Neudruck 1957; Cordes, J., Begriffe und Arten der Wertpapiere, Diss. jur. Kiel 1898; Schultze-von Lasaulx, H., Beiträge zur Geschichte des Wertpapierrechts, 1931; Sedatis, L., Über den Ursprung der Wechselstrenge, 1967; Hand­buch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,686; Thieme, H., Zur wertpapierrechtlichen Funktion mittelalterlicher Urkunden, (in) FS Eichler, H., 1977, 645; Abschied vom Wertpapier, hg. v. Kreuzer, K., 1988; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Wertsicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Sicherung des Wer­tes einer Geldforderung gegen die Geld­entwertung. Sie wird in dem Deutschen Reich seit 1914 bedeutsam. Seit 1934 werden dies­bezügliche Vertragsklauseln einge­schränkt. S. Google

Lit.: Dürkes, W., Wertsicherungsklauseln, 10. A. 1992

Wertung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Beurteilung, Einschätzung

Wertungsjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit 1930 bzw. seit der Mitte des 20. Jahrhunderts (Karl Larenz, Franz Wieacker, Heinrich Lange, Mittel und Ziel der Rechtsfindung in dem Zivilrecht, (in) Z. d. Ak. f. dt. R. 1936, 922) erkennbare Lehre, nach der Rechtssätze nicht mechanisch aus der Wirkung kausaler Interessen entstehen, sondern sich auf eine Wertung der an der Gesetzgebung Beteiligten gründen und bei der Auslegung objektiv-teleologische Kriterien (beispielsweise Gleichbehand­lungsgrundsatz, Sachge­mäßheit, Verhältnismäßigkeit) heranzuzie­hen sind. Die Wertungsjurisprudenz setzt ein in der Gesamtrechtsordnung enthalte­nes Wertesystem voraus.

Lit.: Petersen, J., Von der Interessenjurisprudenz zur Wertungsjurisprudenz, 2001; Rückert, J., Vom „Freirecht“ zur freien „Wertungsjurisprudenz“, ZRG GA 125 (2008), 199

Werturteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Urteil über einen Wert einer Gegebenheit

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wör­ter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 100 (Henisch 1616, lat. prior tempore potior iure)

Wesel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an dem Niederrhein

Lit.: Stadtrechnungen von Wesel 1349-1450, bearb. v. Gorissen F., 1963; Weseler Edikte 1324-1600, bearb. v. Roelen, M. u. a., 2005

Wesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Geschöpf, Eigenart

Wesenbeck, Matthaeus (Antwerpen 1531-Wittenberg 1586) wird nach dem Rechts­studium in Löwen (Mudaeus), Paris und Löwen 1557 Dozent in Jena und 1569 Pro­fessor in Wittenberg. 1576 veröffentlicht er eine Sammlung seiner Rechtsgutachten, 1563 verfasst er einen Kommentar zu den Pandekten. Darin geht er synthetisch vor und bezieht die Rechtspraxis ein. S. Google

Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Dekkers, R., Het humanisme en de rechtswetenschap, 1938, 191; Lück, H., Ein Niederländer in Wittenberg, (in) Jb. d. Zentrums f. Niederlande-Studien 1991, 199; Wittenberg. Ein Zentrum europäischer Rechtsgeschichte und Rechtskultur, hg. v. Lück, H. u. a., 2006

West (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.), Westen, Bezeichnung für die dem Osten entgegengesetzte Himmelsrichtung, in der die Sonne aus menschlicher bzw. irdischer Sicht nachts ihren tiefsten Stand an dem Horizont erreicht

Westen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) West, Bezeichnung für die dem Osten entgegengesetzte Himmelsrichtung, in der die Sonne aus menschlicher bzw. irdischer Sicht nachts ihren tiefsten Stand an dem Horizont erreicht

Westeuropäische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., WEU) ist der an dem 17. 3. 1948 ursprünglich gegen Deutsch­land oder das Deutsche Reich gerichtete, erweitert an dem 6. 5. 1955 in Kraft getretene Beistandsvertrag zwischen Groß­britannien, Frankreich, Belgien, Luxem­burg, den Niederlanden, Deutschland und Italien mit einem Rat, ei­ner Versammlung und einem Generalse­kretariat als wichtigsten Organ. An dem 13. 11. 2000 werden die operativen Aufgaben auf die Europäische Union übertragen.

Lit.: Fleuß, M., Die operationelle Rolle der West­europäischen Union, 1996; Birk, E., Der Funk­tionswandel der Westeuropäischen Union, 1999; Herrmann, A., Kriseninstrument WEU, 2015

Westfale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber mit besonderer Bedeutung in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Frühmittelalter (2. H. 8. Jahrhunderts) erkennbare Angehörige eines Teil­stamms der Sachsen. Als rechtliche Besonderheit der Westfalen wird die Gütergemeinschaft der Eheleute hervor­gehoben. 1180 wird Westfalen Territorialherzogtum des Erzbi­schofs von Köln, das 1815 teilweise an Preußen gelangt und von dort an dem 23. 8. 1946 zu Nordrhein-Westalen und damit 1949 zu der Bundesrepublik Deutschland kommt.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 112, 256; Westfälisches Urkundenbuch, hg. v. Erhard, H., Bd. 1ff. 1847ff.; Lappe, J., Die Entstehung und Feldmarkverfassung der Stadt Werne, (in) Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Westfalens 76 (1917); His, R., Eine eigentümliche Klausel in westfälischen Schuldurkunden, ZRG GA 42 (1921), 481; Höm­berg, A., Siedlungsgeschichte des oberen Sauer­landes, 1938; Klocke, F. v., Fürstenberg­sche Geschichte, Bd. 1 1939; Hagemann, A., Von den mittel­alterlichen Ständen Westfalens, ZRG GA 69 (1952), 328; Hagemann, A., Das westfälisch-niedersächsische Wappenbild, ZRG GA 69 (1952), 340; Deutsches Städtebuch, Bd. 3, 2 Westfälisches Städtebuch 1954; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivil­rechtspflege, 1964; Possel-Dölken, P., Das westfälische eheliche Güterrecht, 1978; Droege, G., Das kölnische Herzogtum Westfalen, 1980; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 166; Scharpwinkel, K., Die westfälischen Eigentumsord­nungen, 1965; Klue­ting, H., Geschichte Westfalens, 1998; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003; Das Herzogtum Westfalen, Bd. 1f. hg. v. Klueting, H., 2009ff.

Westfalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von Sachsen bewohnte Gebiet, das 1180 an den Erzbischof von Köln, 1815 teilweise an Preußen und an dem 23. 8. 1946 zu Nordrhein-Westfalen und damit 1949 zu der Bundesrepublik Deutschland kommt. S. Google

Lit.: Der Raum Westfalen, Bd. 1ff. hg. v. Aubin, H. u. a., 1931ff.; Süderländische Geschichtsquellen und Forschungen, hg. v. Dösseler, E., Bd. 1f. 1954f.; Westfalen – Hanse – Ostseeraum, Beiträge von Winterfeld, L. v. u. a., 1955; Haase, C., Die Entstehung der westfälischen Städte, 1960, 2. A. 1963; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivilrechtspflege in den westlichen Teilen Westfalens am Ende des 18. Jahrhunderts, 1964; Klocke, F. v., Westfalen und Nordosteuropa, 1964; Hart­lieb von Wallthor, A., Die landschaftliche Selbstverwaltung West­falens, 1965; Hömberg, A., Zwischen Rhein und Weser, 1967 (Aufsätze); Klueting, H., Die Säku­larisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834, 1980; Ludwig Freiherr Vincke, hg. v. Behr, H. u. a., 1994; Fischer, S., Juristen in Westfalen im 19. Jahrhundert, 2012; Dröge, M., Männlichkeit und „Volksgemeinschaft“ – Der westfälische Landeshauptmann Karl Friedrich Kolbow (1899-1945), 2015; Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, bearb. v. Behr, H. u. a., Bd. 8 2015, Bd. 10 1830-1839, Bd. 3 1793-1800, 2020; Akzisestädte im preußischen Westfalen, hg. v. Altenberend, J. u. a., 2020

westfälisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Westfalen betreffend

Westfälischer Friede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der an dem 24. 10. 1648 in Münster unterzeichnete Vertrag von Münster (katholisch, zwischen Kaiser und Frank­reich) und Osnabrück (evan­gelisch, zwischen Kaiser und Schwe­den), der den Dreißig­jährigen Krieg be­endet. Er bestätigt den Rechts­stand des Augsburger Religionsfrie­dens von 1555. Er schwächt das Reich, weil es umfangreiche Gebiete verliert (Elsass an Frankreich, Bremen, Verden und Vorpom­mern an Schweden) und ansonsten den etwa 300 nun vor­handenen Reichsgliedern ver­schiedener Größe und Bedeutung wesentliche Rechte (u. a. Bündnisrecht) zu­gesteht und damit die Möglichkeit des Gegensatzes und der Auseinandersetzung verstärkt. Durch Be­schluss des Reichstags wird er 1654 Reichs­ge­setz. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 130; Pütter, S., Geist des westphälischen Friedens, 1795, Neudruck hg. v. Buschmann, A., 2010; Kürschner, T., Die Landeshoheit der deutschen Länder, 1938; Dickmann, F., Der westfälische Friede, 1959, 6. A. 1992; Acta pacis Westfalicae, hg. v. der Nordrhein-Westfälischen Ak. d. Wiss., Serie Iff. 1962ff. bis zu dem Ende der Projektförderung 2011 44 Editionsbände); Forschungen und Studien zur Geschichte des west­fälischen Friedens, 1965; Scharpwinkel, K., Die westfälischen Eigentumsordnungen des 17. und 18. Jahrhunderts, Diss. jur. Göttingen 1965; Böckenförde, E., Der westfälische Friede, (in) Der Staat 8 (1969), 449; Instrumenta pacis Westphalicae, hg. v. Müller, K., 2. A. 1966; Schubert, F., Die deut­schen Reichstage, 1966; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten, 1972; Ruppert, K., Die kaiserliche Politik auf dem westfälischen Friedens­kongress 1643-48, 1979; Kremer, B., Der westfälische Friede, 1989; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005; Immler, G., Kurfürst Maximilian I. und der westfälische Friedenskongress, 1992; Der westfälische Friede, hg. v. Duchhardt, H., 1998; Der westfälische Frieden, hg. v. Hey, B., 1998; Repgen, K., Der west­fälische Friede, 1999; Der westfälische Frieden, hg. v. Moorman van Kappen, O., 1998; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Hässler, H., 1999; Ziegler, K., Die Bedeutung des west­fälischen Friedens von 1648 für das europäische Völkerrecht, (in) Archiv des Völkerrechts 37 (1999), 129; 350 Jahre westfälischer Friede, hg. v. Schröder, M., 2000; Westfälische Jurisprudenz, hg. v. Großfeld, B. u. a., 2000; Gantet, C., La paix de Westphalie, 2001; Croxton, D./Tischer, A., The Peace of Westphalia, 2002; Der schwierige Weg zum Westfälischen Frieden, hg. v. Arnke, V. u. a., 2021

westfränkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den westlichen Teil der frühmittelalterlichen Franken betreffend →Frankreich

Westgalizien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist der westliche Teil Galiziens (mit Krakau und Lublin), der 1795 bei der dritten Teilung Polens an Österreich gelangt. An dem 19. 12. 1796 tritt dort die österreichische →Allgemeine Gerichts­ord­nung von dem 1. 5. 1781 in etwas veränderter Form als Westgalizische Gerichtsordnung in Kraft, gültig bis 1898. An dem 13. 2. 1797 wird nach Wiederaufnahme (1790) der Gesetzgebungs­ar­beiten an einem bürgerlichen Gesetzbuch, die 1786 nur zu dem Josephinischen Gesetzbuch geführt hatten, eine frühe, vollständige, aus dem sog. Entwurf Martini (1795) ent­wickelte Fassung des späteren →All­gemeinen Bürgerlichen Gesetz­buchs (Österreichs) als Bürgerliches Gesetzbuch für (West-)Galizien (Westgalizisches Gesetz­buch mit 8155 Wortformen) in Kraft gesetzt (JGS 337, in Ostgalizien und in der Bukowina an dem 8. 9. 1797 zu dem 1. 1. 1798). 1809 fällt Westgalizien an das Groß­her­zogtum Warschau. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 131, 155; Baltl/Kocher; Der Ur-Entwurf, hg. v. Ofner, J., Bd. 1 1889, 1ff.; Pfaff, L., Zur Entstehungsgeschichte des Westgalizischen Gesetzbuches, (in) Jur. Bll. 1890, 399

Westgote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des seit 269 n. Chr. sichtbaren westlichen (?) Teil­stamms der Goten. 418/419 gründen die Westgoten ein Reich in Südgallien (um Tou­louse). Vermutlich um 475 wird unter König Eurich in dem wissenschaftsgeschichtlich so genannten (lat.) →Codex (M.) Euricianus ihr Recht aufgezeichnet. Vor 507 entsteht die für die römische Bevöl­kerung geltende (lat.) →Lex (F.) Romana Visigo­thorum (Römisches Recht der Westgoten). 507 verlieren die Westgoten ihr in Gallien liegendes Gebiet an die Franken und werden auf das inzwischen eingenom­mene →Spanien (Toledo) ver­wiesen. Das Recht der Westgoten wird in der (lat.) →Lex (F.) Visigothorum weiter entwickelt (Leovi­gild, Chindasvinth, Rec­cesvinth). Überreste finden in die →Fue­ros Eingang. 711 geraten die West­goten infolge Uneinigkeit unter die Herr­schaft der aus Nordafrika geholten →Araber. In dem Hochmittelalter gehen sie in der Vorbevölkerung der iberischen Halbinsel auf. S. Google

Lit.: Söllner § 19; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 67, 75, 80; Schmeltzer, R., Die Redaktionen des Westgotenrechts, ZRG GA 2 (1881), 123; Ein neuentdecktes westgotisches Gesetz, ZRG GA 7 (1886), 236; Dopsch, A., Westgotisches Recht im Capitulare de villis, ZRG GA 36 (1915), 1; Bergin, A., The Law of the Westgoths, 1906; Melicher, T., Der Kampf zwischen Gesetzes- und Gewohnheitsrecht im Westgotenreiche, 1930; Gesetze der Westgoten, hg. v. Wohlhaupter, E., 1936; Stroheker, K., Eurich, 1937; Merêa, P., O poder paternal, (in) Boletim da faculdade de direito 15 (1939); Schultze, A., Über westgotisch-spanisches Eherecht, 1944 (SB Leipzig); Merêa, P., Estudios de direito Visigótico, 1948; Beyerle, F., Zur Frühgeschichte der westgotischen Gesetzgebung, ZRG GA 67 (1950), 1; Reinhart, W., Über die Territorialität der westgotischen Gesetzbücher, ZRG GA 68 (1951), 348; Claude, D., Geschichte der Westgoten, 1970; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Claude, D., Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich, 1971; King, P., Law and society, 1972; García-Moreno, L., Historia de España Visigoda, 1989; Völkl, A., Der Verkauf der fremden Sache, ZRG RA 110 (1993), 425; Wolfram, H., Die Goten, 4. A. 2001; The Visigoths, hg. v. Ferreiro, A., 1999; Heather, P., The Visigoths, 2001; Visigoti e Longobardi, hg. v. Arce, J. u. a., 2001; Ferreiro, A., The Visigoths in Gaul and Iberia, 2006; Ferreiro, A., The Visigoths in Gaul and Iberia - A Substantial Bibliography, 2007ff.; Kampers, G., Geschichte der Westgoten, 2008; Hillgarth, J., The Visigoths in History and Legend, 2009

Westgöte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Bewohner Westgötalands in Schweden.

Westgötenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Westgötalagh, Västgöta­lagh) ist die älteste, um 1220 beginnende, vor allem in Westergötland (Westgötaland) geltende, schwedische Rechtsaufzeich­nung. Von der ältesten Fassung sind nur Bruchstücke erhalten, von der nächstäl­teren (Mitte 13. Jahrhundert) eine Handschrift von etwa 1285, von der jüngeren, wohl 1281 bis 1300 oder Jahrzehnte später (1310-1315) entstandenen Fassung zahlreiche Hand­schrif­ten seit etwa 1350. Anfäng­licher Verfasser (1220/5) ist vielleicht Eskil Magnusson (um 1175-1227). S. Google

Lit.: Westgöta-Lagen, hg. v. Collin, H. u. a., 1827, Neu­druck 1976; Das ältere westgötische Rechts­buch, hg. v. Rehfeldt, B., 1926; Schwedische Rechte, hg. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1935; Nelson, A., Envig och ära, (in) Saga och sed, 1944, 57; Äldere Västgötalagen, hg. v. Holmbäck, A. u. a., 1946; Äldre Västgötalagen, hg. v. Wessén, E., 1950; Ericsson, G., Den kanoniska rätten, 1967; Aquist, G., Frieden und Eidschwur, 1968; Haf­ström, G., De svenska rättskällornas historia, 1978; Strauch, D., Zur Rechtsfortbildung im mittelal­terlichen Schweden, (in) Wege europäischer Rechts­geschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 504; Sjöholm, E., Sveriges Medeltidslagar, 1988; Äldre Väst­göta­lagen, hg. v. Wiktorsson, P., 2011; Nilsson, G., Nytt Ljus Över Yngre Västgötalagen, 2012

Westmannalagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Västmannalagh, [Schwe­den um 1330] →nordisches Recht

Lit.: Hafström, G., De svenska rättskällornas historia, 1978

Westphalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das kurzlebige, von →Napoleon um Westfalen errichtete König­reich (18. 8. 1807/7. 12.1807-1. 10. 1813/26. 10. 1813) um Kassel mit einer liberalen Verfassung von dem 15. 10. 1807.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Le­xikon; Berding, G., Napoleonische Herrschafts- und Gesellschaftspolitik, 1973; Regierungsakten des Königreichs Westphalen 1807-1813, bearb. v. Rob, K., 1992; Code Napoléon. Französisch-deutsch, 1808, Neudruck 1997; Der Code pénal des König­reichs Westphalen von 1813, hg. v. Schubert, W., 2001; Wrobel, K., Von Tribunalen, Friedens­richtern und Maires, 2004; Ham, R., Die Constitu­tion für das Königreich Westphalen von 1807, (in) ZNR 2004, 227; Hecker, M., Napoleonischer Konstitu­tio­nalismus in Deutschland, 2005; Rheinbündischer Konstitutio­nalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Modell und Wirklichkeit, hg. v. Dethlefs, G. u. a., 2007; Napoleon und das Königreich Westphalen, hg. v. Hedwig, A. u. a. 2008; Bethan, A., Napoleons König­reich Westphalen, 2012; Paye, C., Der französischen Sprache mächtig, 2013; Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015; Baustian, O., Handel und Gewerbe des Königreichs Westphalen im Zeichen des système continental, 2019

Westpreußen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Westpreuße und westpreußisch – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Baltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Ostpreußen, Preußen

Lit.: Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., 1994ff.

Westzone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von 1945 bis 1949 währende Besatzungszone einer der west­lichen alliierten Besatzungsmächte (Vereinigte Staaten von Amerika, Groß­britannien, Frankreich) des Deutschen Rei­ches. Aus den drei Westzonen entsteht über die Bizone 1949 die →Bundesre­publik Deutschland.

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Diestelkamp, B., Die Verfassungsentwicklung in den Westzonen, (in) NJW 1989, 1312; Dilcher, H., Bürgerliches Recht in den Westzonen, (in) Staat, Kirche, Wissenschaft, 1989

Wettbewerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das Streben mehrerer nach ei­nem Ziel, das nicht alle gleichzeitig er­reichen können, insbesondere das Streben jedes von mehreren Unternehmen, auf einem gemeinsamen Markt mit möglichst vielen Kunden abzuschließen. In der mittelal­ter­lichen Stadt wird der Wettbewerb durch die →Zunft eingeschränkt. Mit der Libe­ralisierung des 19. Jahrhunderts wird dagegen der Wettbewerb freigegeben (→Gewerbefreiheit Norddeutscher Bund 1869). Um daraus entstehende Missbräuche zu beseitigen wird in dem (zweiten) Deutschen Reich nach Einzelregeln (1894) ein Gesetz zu der Bekämpfung des unlauteren Wett­bewerbs von dem 27. 5. 1896 erlassen, das 1909 (und 2004) neu gefasst wird. Umge­kehrt muss nach einer Kartellverordnung bereits von 2. 11. 1923 an dem 27. 7. 1957 gegen die aus der steigenden Macht­konzentration erwachsenden Gefah­ren ein Gesetz gegen Wettbewerbs­be­schränkun­gen geschaffen werden, das später noch verschärft wird (1965, 3. 8. 1973 vorbeugende Fusionskontrolle, Beseitigung der vertikalen Preisbindung für Markenar­tikel, Verstärkung der Missbrauchs­auf­sicht, 1976, 1980, 1989).

Lit.: Köbler, DRG 176, 218, 272; Ulmer, E., Warenzeichen und Wettbewerb, 1929; Swoboda, R., Das Wettbewerbsverbot unter Handelsgesell­schaftern, Diss. jur. Heidelberg 1931; Blaich, F., Kartell- und Monopolpolitik, 1973; Vom Gewerbe zum Unternehmen, hg. v. Scherner, K. u. a., 1982; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3749; Hof, H., Wettbewerb im Zunftrecht, 1983; Schröder, R., Die Entwicklung des Kartellrechts, 1983; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Baums, T., Kartellrecht in Preußen, 1990; Nörr, K., Die Leiden des Privatrechts, 1994; Heße, M., Die historische Entwicklung der Wettbewerbsverbote, 1994; Wadle, E., Das Reichsgesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs von 1896, (in) JuS 1996, 1064; Volckart, O., Wettbewerb und Wettbewerbsbeschränkung im vormodernen Deutschland 1000-1800, 2002; Stechow, H. v., Das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, 2002; Murach-Brand, L., Antitrust auf deutsch, 2004; Bormann, J., Wettbewerbsbeschrän­kungen durch Grundstücksrechte, 2004; Pitzer, F., Interessen im Wettbewerb, 2009; Michalczyk, R., Europäische Ursprünge der Regulierung von Wett­be­werb, 2010; Späth, J., Aspekte des Lauterkeitsrechts zu Zeit des Nationalsozialismus, 2029

Wette (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das gegenseitige, zu der Be­kräftigung bestimmter widerstreitender Be­hauptungen mehrerer Vertragspartner dienende Ver­sprechen dahingehend, dass dem, dessen Behauptung sich als richtig erweist, ein Gewinn zufallen soll. Eine Wette ist sachlich in dem römischen Recht in gewisser Weise in der (lat.) legis actio (F.) sacramento enthalten. Bei den Germanen ist das Spiel mit hohem Einsatz möglich. In dem Frühmittelalter wird unter Wette vielfach das Pfandrecht verstanden. Seit dem Spät­mittelalter wird die Wette missbilligt. In der Neuzeit ist die Lotterie weitverbreitet. Der Wette wird die Klagbarkeit der Schuld abgesprochen. Der Staat bemüht sich zwecks behaupteter Verhinderung von Wettsucht und zwecks Erzielung von Einnahmen um eine Einschränkung gewerblicher Privatwetten. S. Google

Lit.: Kaser § 81 II 1c; Hübner 595; Kroeschell, DRG 1, 2; Hagemann, H., Wette, (in) FS H. Liermann, 1964, 60; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Duderstadt, D., Spiel, Wette und Differenz­geschäft (§§ 762-764 BGB) in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2007; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

wetten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eine Wette abschließen

Wetter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Witterung

Wetter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein für die Wetterau namengebender Fluss in Hessen

Wetterau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Landschaft an der Wetter nördlich der Mündung des Maines in den Rhein. Sie ist nacheinander keltisch, rö­misch und fränkisch beherrscht. In dem Hoch­mittelalter ist sie königsnah. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Hävernick, W., Das ältere Münzwesen der Wetterau, 1936, kommentierte Neuaufl. 2009; Kropat, A., Reich, Adel und Kirche, 1965; Hardt-Friederichs, F., Das königliche Freigericht Kaichen, 1975; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Althessen im Frankenreich, hg. v. Schlesinger, W., 1975; Schmidt, W., Der Wetterauer Grafenverein, 1989; Ge­schichte von Wetterau und Vogelsberg, hg. v. Stobbe, R., Bd. 1 1999

Wettin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die Burg bei Halle an der Saale, nach der sich ein wohl seit 875 (Graf Fried­rich in dem Harzgau) nachweisbares Geschlecht benennt, an das 1423 Sachsen gegeben wird. Die Wettiner teilen sich 1485 in eine albertinische Linie (→Sach­sen) und eine ernestinische Linie (→Thü­ringen).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 131; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen, 1989; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre Herr­schaftsgebiete 1349-1382, bearb. v. Leisering, E., 2006; Groß, R., Die Wettiner, 2007; Knöfel, A., Dynastie und Prestige, 2009; Kaiser, U., Das Amt Leuchtenburg, 2012; Die Welt der Ernestiner, hg. v. Westphal, S. u. a., 2016; Die Ernestiner, hg. v. Greiling, W. u. a., 2016; Kopietz, M., Ordnung, Land und Leute – Politische Versammlungen im wettinischen Herrschaftsbereich 1438-1547, 2019

Wetzlar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Lahn erscheint in dem 9. Jahrhundert. Es wird Reichsstadt nach Frankfurter Recht. Von 1603 bis 1806 beherbergt Wetzlar das →Reichs­kammergericht.

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Velten, A., Beiträge zur Geschichte, Diss. jur. Gießen, 1922; Interthal, K., Die Reichsvogtei Wetzlar, 1928; Clauß, F., Wetzlarer Richter-, Schöffen- und Ratsfamilien, (in) Mitteilungen des oberhessischen Geschichtsvereins 35 (1937), 1; Ranieri, F., Die Arbeit des Reichskammergerichts, 1988; Schmidt-von Rhein, G., Das Reichskammer­gericht, 1990; Hahn, H., Altständisches Bürgertum zwischen Beharrung und Wandel, Wetzlar 1689-1870, 1991; Schieber, S., Normdurchsetzung im frühneu­zeitlichen Wetzlar, 2008; Repertorium der Policey­ord­nungen der frühen Neuzeit, Bd. 10 bearb. v. Mahler­wein, G. u. a., 2010 (429 Nummern); Winkel, H., Herrschaft und Memoria, 2010

WEU (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Westeuropäische Union

Weyer, Johann (Grave an der Maas um 1515-Tecklenburg 24. 2. 1588) wird nach dem Medizinstudium in Paris und Orléans Arzt in Arnheim (1545) und Kleve-Jülich-Berg. 1563 veröffentlicht er sein gegen Zauberei- und Hexereiaberglauben gerich­te­tes, humanis­tisches Hauptwerk (De praestigiis daemo­num, Von den Blendwerken derDämonen). Es wird auf den kirch­lichen Index der verbotenen Bücher ge­setzt. S. Google

Lit.: Schneider, U., Das Werk „De praestigiis dae­mo­num“, Diss. jur. Bonn 1951 masch.schr.; Nahl, R. van, Zauberglaube und Hexenwahn, 1983; Siefener, M., Hexerei im Spiegel der Rechtstheorie, 1992

whig (M.) Vertreter des aufgeklärten Volks­interesses in England (Schimpfname, To­ry angeblich von Tar a ry, komm o König, um 1680).

Wibald von Stablo (1098-1158) ist der aus Stabloer Ministerialität hervorgegan­gene, 1117 in den geistlichen Stand übergetretene, spätere Abt von Stablo-Malmedy (1130) und (Montecassino 1137 sowie) Corvey (1146), der den Kaisern Lothar III., Konrad III. und Friedrich Barbarossa als wichtiger Berater dient, gleichwohl von einem einzelnen heu­ti­gen Juristen entgegen diplomatischen Er­kennt­nissen systematischer Fälschung be­zichtigt wird.

Lit.: Jakobi, F., Wibald von Stablo und Corvey, 1979; Faußner, H., Wibald von Stablo, 2003ff.; Hofmann, H., Das Briefbuch Wibalds von Stablo, (in) DA 63 (2007), 41; Das Briefbuch Abt Wibalds von Stablo und Corvey, hg. v. Hartmann, M, 2012

Widerlage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gegengabe des Ehemanns oder eines Dritten an die Ehefrau für deren Heiratsgut in dem Ehevertrag mit Wirkung nach dem Tode des Ehemanns bei vorheriger tatsächlicher nachweisbarer Leistung des Heiratsguts, →Widerlegung

widerlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL, - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) dagegenlegen, sichern

Widerlegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.), Widerlage (F.) Ersatz­leistung, Gegengabe des Ehemanns oder eines Dritten an die Ehefrau für deren Hei­ratsgut in dem Ehevertrag mit Wirkung nach dem Tode des Ehemanns bei vorheriger tatsächlicher nachweislicher Leistung des Heiratsguts

Lit.: Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüter­rechts, 1973, 51, 364; Brauneder, W., Widerlegung – Widerlage, (in) ZNR 2016, 1

Widerruf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1200 belegt) ist in dem Privatrecht die Willenser­klärung, die eine noch nicht endgültig wirksame Willens­erklärung von Anfang an beseitigen soll, bzw. in dem Verwaltungsrecht die Aufhebung eines recht­mäßigen Verwaltungs­akts. Der privatrechtliche Widerruf ist bereits dem römi­schen Recht bekannt. Besondere Bedeutung erlangt er in dem Verbraucherrecht seit dem späteren 20. Jahrhundert. Der öffentlich­recht­liche Widerruf wird erst mit der dogmatischen Verfestigung des Verwaltungsrechts als sol­cher geformt.

Lit.: Kaser §§ 16 II 1, 47 II, 60 IV 2b, 76 IV 2b, 77 II 5b, 79 I 2b; Wieacker, F., Lex commissoria, 1932; Krause, H., Der Widerruf von Privilegien, (in) Archival. Z. 75 (1979), 117; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Martens, M., Die Entwicklung der Widerrufsrechte des Verbrauchers, 2010

widerrufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zurückrufen, aufheben

widersagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) widersprechen, Fehde ankündigen

Widersagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fehdeankündigung

Lit.: Tewes, U., Zum Fehdewesen, 1994

widersprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) dagegensprechen

Widerspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Gegenäußerung zu einer Äußerung (beispielsweise Widerspruch gegen die Rich­tigkeit des Grundbuchs seit dem 19. Jahrhundert). In der Bundesrepublik Deutschland wird seit 1960 ein Widerspruch bei der höheren Verwaltungsbehörde zu der ein­heitli­chen Voraussetzung für eine ver­waltungs­rechtliche Anfechtungsklage oder Verpflich­tungsklage, doch werden an dem Ende des 20. Jahrhunderts Ausnahmen zugelassen. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 263

Widerstand ist die entgegenstehende Haltung oder Kraft. Die Frage eines Rechtes zu Widerstand gegen eine herrschaftliche Maßnahme wird schon früh diskutiert (Manegold von Lautenbach 11. Jahrhundert, Magna Charta 1215). Gegen den ungerechten Herrscher (beispielsweise Diktator) ist Widerstand rechtmä­ßig. Die jeweilige Grenze zwischen recht­mäßigem Widerstand und rechtswidrigem Widerstand ist zweifelhaft. Der Widerstand gegen die Staatsgewalt ist seit dem 19. Jahrhundert ein Straftatbestand. Aus ihm wird später der etwas engere Widerstand gegen Voll­streckungsbeamte. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Kern, F., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht, 1915, 7. A. 1980; Zeumer, K., Das vermeintliche Widerstandsrecht gegen Unrecht des Königs und Richters im Sachsenspiegel, ZRG GA 35 (1914), 68; Wolzendorff, K., Staatsrecht und Naturrecht, 1916; Haensel, W., Kants Lehre vom Wider­standsrecht, 1926; Ritter, G., Carl Goerdeler und die deutsche Widerstands­bewegung, 3. A. 1956; Schönfeld, W., Zur Frage des Widerstandsrechts, 1955; Mayer-Tasch, P., Thomas Hobbes und das Widerstandsrecht, 1965; Hoffmann, P., Widerstand - Staatsstreich - Attentat, 1969; Köhler, M., Die Lehre vom Widerstandsrecht, 1973; Schulze, W., Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft, 1980; Koch, B., Rechtsbegriff und Widerstands­recht, 1985; Der deutsche Widerstand, hg. v. Müller, K., 2. A. 1990; Böttcher, D., Ungehorsam oder Widerstand?, 1991; Mehringer, H., Widerstand und Emigration, 1998; Lexikon des Wider­standes 1933-1945, hg. v. Steinbach, P./Tuchel, J., 1998; Widerstand als „Hochverrat“ 1933-1945, bearb. v. Zarusky, J. u. a., 1998; Steinbach, P., Widerstand im Widerstreit, 1999; Quin, E., Personenrechte und Widerstandsrecht, 1999; Friedeburg, R. v., Widerstandsrecht und Konfessions­konflikt, 1999; Widerstandsrecht in der frühen Neuzeit, hg. v. Friedeburg, R. v., 2001; Meyer, A., Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905-1944) – Völkerrecht im Widerstand, 2001; Wassermann, R., Juristen im Widerstand gegen das NS-Regime, (in) NJW 2002, 1018; Der deutsche Widerstand gegen Hitler, hg. v. Ueberschär, G., 2002; Bald, D., Die weiße Rose, 2. A. 2003; Wissen, Gewissen und Wissenschaft im Wider­standsrecht (16.-18. Jahrhundert), hg. v. De Benedictis, A. u. a., 2003; Badische Juristen im Widerstand, hg. v. Borgstedt, A., 2004; Wuermeling, H., Doppelspiel, 2004; Rüthers, B., Gesetzesbindung und Wider­stand, ZRG GA 123 (2006), 363; Zankel, S., Die weiße Rose war nur der Anfang, 2006; Widerstand - gestern und heute, hg. v. Beutin, H. u. a., 2009; Holtmann, K., Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Gruppe vor dem Volksge­richts­hof, 2010; Rüthers, B., Die einsamen Außen­seiter, 2011; Hormayr, G., Ich sterbe stolz und aufrecht, 2012; Gott will Taten sehen, hg. v. Käßmann, M., 2013; Aretin, U. v., Freiheit und Verantwortung – Henning von Tresckow im Widerstand, 2015; Johst, D., Begrenzung des Rechtsgehorsams – Die Debatte um Widerstand und Widerstandsrecht in Westdeutschland 1945-1968, 2016; Snyder, T., Über Tyrannei, 2017; Schieder, T., Ethisch motivierter Rechtsungehorsam – Rechtsdebatten zu Widerstandsrecht, Gewissensfreiheit und zivilem Ungehorsam in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1989, 2018; Aufstand, Aufruhr, Anarchie! Formen des Widerstands im deutschen Südwesten, hg. v. Hirbodian, S. u. a., 2019; Violent Resistance – From the Baltics to Central, Eastern and South Eastern Europe 1944-1956, hg. v. Gehler, M. u. a., 2020; Gottschalk, M., Wie schwer ein Menschenleben wiegt – Sophie Scholl – Eine Biografie, 2020

widerstehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) dagegenstehen, Widerstand leisten

Wieacker, Franz (Stargard 5. 8. 1908-Göttin­gen 17. 2. 1994), Landgerichts­präsi­denten­sohn, wird nach dem Rechtsstudium (u. a. Palermo, Rom) 1937 planmäßiger außer­ordentlicher Professor in Leipzig (, NSDAP), 1939 ordentlicher Professor in Leipzig, 1948 in Freiburg im Breisgau und 1953 in Göttingen (1969 Orden Pour le mérite, 1973 mit 65 Jahren emeritiert). Die frühen Arbeiten betreffen neben dem geltenden Recht das römische Recht, für das Wieacker 1988 (nur) den ersten Band einer zusammenfassenden römischen Rechtsge­schichte vorlegt. Daneben veröf­fentlicht der universale Gelehrte 1952 eine auf der Studienreform des Jahres 1935 auf­bauende, ide­­en­ge­schicht­lich ausgerichtete grund­­legende Privat­rechts­ge­schichte der Neu­zeit (2. A. 1967).

Lit.: Wolf, J., In memoriam Franz Wieacker, (in) SDHI 60 (1994), 763; Wieacker, F., Zivilistische Schriften, hg. v. Wollschläger, C., 2000; Franz Wieacker, Historiker des modernen Privatrechts, hg. v. Behrends, O. u. a., 2010; Erkkilä, V., The Conceptual Change of Conscience – Franz Wieacker and German Legal Historiography 1933-1968, 2019; Winkler, V., Der Kampf gegen die Rechtswissenschaft – Franz Wieackers „Privatrechtsgeschichte der Neuzeit“ und die deutsche Rechtswissenschaft des 20. Jahrhunderts, 2014

wieder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) erneut, nochmals)

Wiederaufnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) des Verfahrens ist die erneute Durchführung eines rechtskräftig abge­schlossenen Verfahrens. Die Wiederaufnahme des Verfahrens geht auf die aus dem oberitalienisch-kanonischen Verfahren in dem 15. Jahrhundert aufge­nom­mene (lat.) →restitutio (F.) in in­tegrum zu­rück (Reichskammer­gerichts­ord­nung 1495). S. Google

Lit.: Seyfarts, J., Teutscher Reichsprozess. 1738, 548; Wiggenhorn, H., Der Reichskammer­gerichts­prozess, Diss. jur. Münster 1965, 233; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973

wiederaufnehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erneut aufnehmen

wiedereinsetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erneut einsetzen

Wiedereinsetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) erneute Einsetzung

Wiedereinsetzung in den vorigen Stand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die gerichtliche Entscheidung, durch die eine versäumte und nachgeholte Prozess­handlung als rechtzeitig fingiert wird. Die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand. wird seit dem 15. Jahrhundert aus dem oberitalienisch-kanonischen Verfahren (lat. restitutio [F.] in integrum contra lapsum fatalium) aufgenommen (Reichskammer­ge­richts­ord­nung 1495).

Lit.: Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichts­pro­zess, ­Diss. jur. Münster 1965, 233; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973, 289; Vogel, J., Wiedereinsetzungsrecht im Strafprozess, 1996

wiedergutmachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache  und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wieder gutmachen, durch Ausgleich mildern

Wiedergutmachung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Milderung von Schäden durch Ausgleich. Die Wiedergutmachung ist ins­besondere in dem Anschluss an den Zweiten Weltkrieg und die Schädigungen von politischen Gegnern durch Vertreter des Nationalsozialismus zwischen dem 30. 1. 1933 und 8. 5. 1945 bedeutsam. S. Google

Lit.: Brodesser, H./Fehn, J./Franosch, T. u. a., Wieder­gutmachung und Kriegsfolgenliquidation, 2000; Goschler, C., Schuld und Schulden, 2005; Gren­zen der Wiedergutmachung, hg. v. Hockerts, H. u. a., 2006; Rückert, J., Abrechnen, aber wie?, ZRG GA 125 (2008), 256

Wiederkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der schon in dem römischen Recht durch besondere Vereinbarung mög­liche Verkauf mit Vorbehalt des Rück­kaufs. Durch einseitige empfangsbe­dürf­tige Willens­erklärung des Verkäufers wird dann der Käufer verpflichtet, die gekaufte Sache gegen die Erstattung des Preises zurückzu­übertragen.

Lit.: Kaser § 41 VII; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961, 205; Busse, K., Der Wiederkauf in der Rechtsliteratur des 12.-18. Jahr­hun­derts, 1965; Mayer-Maly, T., Beobachtungen und Gedanken zum Wiederkauf, (in) FS F. Wieacker, 1978, 424; Trusen, W., Zum Kauf auf Wiederkauf, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 347; Coing, H., Euro­päisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

wiederkaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zurückkaufen

Wiedertaufe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) wiederholte Taufe

wiedertaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wiederholt taufen

Wiedertäufer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Anabaptist) ist der Ange­hörige einer vor allem in dem 16. Jahrhundert auf­tretenden, die Erwachsenentaufe anstre­benden christlichen Glaubensgemeinschaft (beispielsweise Zürich um 1520, Münster 1534). S. Google

Lit.: Cornelius, A., Geschichte des münsterischen Auf­ruhrs, Bd. 1f. 1855ff.; Quellen zur Geschichte der Wiedertäufer, hg. v. Bossert, G., 1930; Goertz, H., Die Täufer, 1980

wiedervereinigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Getrenntes erneut vereinigen

Wiedervereinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die erneute Vereinigung einer in dem geschichtlichen Verlauf in Teile gegliederten ursprünglichen Einheit wie etwa des (zweiten) Deutschen Reiches. → Bundesrepublik Deutschland, →Deutsche Demo­krati­sche Republik, →Saar

Lit.: Elzer, H., Die deutsche Wiedervereinigung an der Saar, 2007; Ritter, G., Die deutsche Wiederver­ei­nigung, (in) HZ 286 (2008), 289; Ludewig, J., Unternehmen Wiedervereinigung – Von Planern, Machern, Visionären, 2015 (von 600 Milliarden Deutsche Mark Privatisierungserlösen erwartet, 230 Milliarden Defizit erzielt, „blühende Landschaften brauchen noch mehr Zeit und lassen sich nicht unbedingt planen“)

Wie du mir, so ich dir (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprich­wör­ter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 350 (Körte 1837)

Wiek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Landschaft in dem Bistum Oesel in Livland, für die in dem 14. Jahrhundert (1322-37?) aus dem livländischen Spiegel, dem Bau­ernrecht der Esten in der Wiek und dem ältesten livländischen Ritterrecht eine in hoch­deutschen Handschriften seit dem 16. Jahrhundert überlieferte Rechtssammlung her­ge­stellt wird. Dieses wiek-oeselsche Recht mit dem wenig zutreffenden Titel Dies seindt die Lehen-Rechte, das in 5 Bücher zu 82, 70, 68, 12 und 67 Artikel gegliedert ist, findet teilweise Ein­gang in das mittlere livländische Ritterrecht (vor 1424), das systematische livländische Ritterrecht (vor 1450?) und in Philipp Crusius’ Des Herzogtums Esthen Ritter- und Landrech­te. S. Google

Lit.: Bunge, F. v., Altlivlands Rechtsbücher, 1879, 95; Arbusow, L., Die altlivländischen Bauern­rechte, (in) Mitt. a. d. Gebiete der Geschichte Livlands u. s. w. 23 (1924/26), 75; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 163; Seresse, V., Des Königs arme weit abgelegenne Vntterthanen, 1996

Wielant, Filips (1441-1520) wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes (Künste) in Paris und des weltlichen Rechtes in Löwen Anwalt und Hofratsmitglied in Flandern. In seinen Werken Corte instructie in materie civile (1508ff.) und Corte instructie in materie criminele (1510ff.) bietet er einen Überblick über den Verlauf eines Zivil­verfahrens und eines Strafverfahrens. Er verarbeitet dabei das einheimische, flä­mische Gewohnheitsrecht zu einer an ro­ma­nis­tischen Vorbildern ausge­richteten Ein­heit. S. Google

Lit.: Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1996

Wien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Donau ist die auf keltischer (Vindobona) bzw. römischer Grundlage (Legionslager 89 oder 98 n. Chr., 433 aufgegeben) errichtete Siedlung (Wenia 881), die seit 1156 Sitz der →Babenberger wird. Nach der Gewährung eines Stadt­rechts (1221) wird Wien kurzzeitig reichsunmittelbar (1246-1250 bzw. 1237-1239, 1278-1288) und erhält (an dem 12. 3.) 1365 eine anfangs in dem Heiligen römischen Reich führende, dann zurückfallende Universität (zwischen Hofburg und Schottenstift), an der das Studium des römischen Rechtes aber eigentlich erst an dem Ende des 15. Jahrhunderts möglich wird (zwischen 1451 und 1500 mehr als 19000 Studie­rende in Wien insgesamt). Wahr­schein­lich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird unter Benutzung des so genannten Schwabenspiegels das in 24 Handschriften überlieferte Wiener Stadt­rechtsbuch in 151 Artikeln aufgezeichnet (Ge­richt, Verfahren, Kauf, Miete, Erbe, Ehegüter, Bergrecht, Burgrecht, Bürg­schaft, Pfand). Seit 1438/1439 wird Wien zu dem Sitz des Kaisers des Heiligen römischen Reiches, 1469 Bischofssitz und 1722/1723 Erzbischofssitz. 1526 erhält es eine neue Stadtverfassung. 1529 und 1683 scheitern Belagerungen der Stadt durch die Türken. In der Mitte des 18. Jahrhunderts ordnet Maria Theresia den darnieder­lie­genden eher ziemlich provinzi­ellen Rechts­un­terricht. 1783 erlässt Joseph II. eine Magis­tratsverfassung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird in dem Studium das Schwer­ge­wicht auf das österreichische Recht gelegt. Von dem 18. 9. 1814 bis 9. 6. 1815 tagt in Wien der so genannte Wiener Kongress, auf dem Europa nach den na­poleonischen Kriegen neu geordnet wird (Kräftegleichgewicht zwischen Russland [mit Kongresspolen], Großbritannien [mehr Kolo­nien], Öster­reich [Königreich Lombardo-Ve­ne­tien, Sekundogenituren in Italien, Ver­zicht auf westeuropäische Güter], Preußen [Teile Sachsens, Gebiete an dem Rhein] und Frank­reich, wichtige Grundsätze sind Restaura­tion, monar­chische Legitimität und Solidarität der Fürsten bei Abwehr revolutionärer Be­wegungen, →Deutscher Bund). Später folgt die Wiener Schlussakte (15. 5. 1820) des Deutschen Bundes. 1857 wird die Nie­der­legung der Stadt­mauern Wiens beschlossen. 1920 wird Wien Bundes­haupt­stadt der Bundesrepublik Öster­reich. Bis 1922 gehört Wien dem Bun­des­land Nie­derösterreich an, von dem es sich verselb­ständigt. 1934 wird es bundesun­mit­telbare Stadt, 1939 Reichsgau Wien, 1945 wieder Bundesland und Bundeshauptstadt, die bis 1955 von allen vier Alliierten besetzt wird. An dem 22. 5. 1969 wird in Wien von einer Konferenz der Vereinten Nationen das (Wiener) Übereinkommen über das Recht der völkerrechtlichen Verträge angenom­men. 1980 wird Wien ein Sitz der Vereinten Nationen, 1995 Sitz der Or­ganisation für Sicherheit und Zusam­men­arbeit in Europa. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 100, 150, 769; Baltl/Kocher; Kroeschell, DRG 3; Kink, R., Die Rechtslehre an der Universität Wien, 1853; Aegidi, L., Die Schlussakte, 1860; Das Wiener Stadtrechtsbuch, hg. v. Schuster, H., 1873; Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien, hg. v. Tomaschek, J., Bd. 1f., 1877ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Bd. 1ff. 1895ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien – Die ältesten Kaufbücher, bearb. v. Staub, F., 1898; Geschichte der Stadt Wien, hg. v. Altertumsverein zu Wien (Bd. 1, 2 Schuster, Heinrich, Die Entwicklung des Rechtslebens, Verfassung und Verwaltung, 1897ff.); Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Grundbücher Bd. 2, bearb. v. Staub, F., 1911; Voltelini, H. v., Die Anfänge der Stadt Wien, 1913; Voltelini, H., Zur Rezeption des gemeinen Rechts in Wien, (in) FS d. akad. Vereines dt. Historiker in Wien, 1914, 79; Luntz, I., Die allgemeine Entwicklung der Wiener Privaturkunde bis zum Jahre 1360, 1916; Luntz, I., Beiträge zur Geschichte der Wiener Ratsurkunde, 1916; Stowasser, O., Die Entstehungszeit des Eisenbuches der Stadt Wien, (in) MIÖG Ergänzungsband 10, 1916, 19; Schalk, K., Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440-1463, 1919; Die Summa legum brevis, hg. v., Gal, A., 1926; Brunner, O., Die Finanzen der Stadt Wien, 1929; Sailer, L., Die Wiener Ratsbürger des 14. Jahrhunderts, 1931; Klebel, E., Zur Frühgeschichte Wiens, (in) Festgabe für H.Voltelini, 1932, 7; Lentze, H., Die rechtliche Struktur des mittelalterlichen Zunftwesens in Wien, (in) Mitteilungen des Vereines für die Geschichte der Stadt Wien 15 (1935); Zatschek, H., Handwerk und Gewerbe in Wien, 1949; Lentze, H., Das Wiener Testamentsrecht des Mittelalters, ZRG GA 69 (1952) 103, 70 (1953), 159; Weizsäcker, W., Wien und Brünn in der Stadtrechtsgeschichte, ZRG GA 70 (1953), 125; Die Matrikel der Universität Wien, Bd. 1ff. 1954ff.; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz, 1961; Benna, A., Wiener Recht in einer Sammelhandschrift des Stiftes Heiligenkreuz, ZRG GA 79 (1962), 248; Studien zur Geschichte der Universität Wien, Bd. 1f. 1965; Der Wiener Kongress 1814/5, hg. v. Dyroff, H., 1966; Demelius, H., Eheliches Güterrecht im spätmittelalterlichen Wien, 1970 (SB Wien); Hartl, F., Das Wiener Kriminalgericht, 1973; Baltzarek, F., Das Steueramt der Stadt Wien 1526-1760, 1971; Brauneder, W., Die Geltung obrigkeitlichen Privatrechts im spätmittelalterlichen Wien, ZRG GA 92 (1975), 195; Csendes, P., Wien in den Fehden der Jahre 1461-1463, 1974; Vetricek, A., Die Lehrer der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät, Diss. geisteswiss. Wien 1980; Wiener Ratsurteile des Spätmittelalters, hg. v. Demelius, H., 1980; Walter, G., Der Zusammenbruch des Heiligen römischen Reiches, 1980; Die Rechtsquellen der Stadt Wien, hg. v. Csendes, P., 1986; Das Wiener Stadtrechtsprivileg, hg. v. Csendes, P., 1987; Die Wiener Stadtbücher, Bd. 1ff. 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a., 1989ff., Teil 5 2018; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Brauneder, W., Leseverein und Rechtskultur, 1992; Ogris, W., Vom Galgenberg zum Ringtheaterbrand, 1997; Festschrift 100 Jahre Wirtschaftsuniversität Wien, red. v. Rill, H., 1999; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v. Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Opll, F., Wien im Bild, 2. A. 2004; Klaudy, K., Das Werden Wiens, 2004; Ubl, K., Anspruch und Wirklichkeit – Die Anfänge der Universität Wien, (in) MIÖG 113 (2005), 63; Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonialprotokolle (1652-1800), hg. v. Pangerl. I. u. a., 2007; Mühlberger, K., Palace of Knowledge, 2008; Die Universität Wien im Konzert, hg. v. Mühlberger, K. u. a., 2010; … daz si ein recht puech solten haben, hg. v. Opll, F., 2010 (zum Wiener Eisenbuch des 14.-19. Jahrhunderts); Die Matrikel der Universität Wien, Bd. 1ff. 1954ff., hg. v. Mühlberger, K., 6, 1, 7 1715-1745/46, 2011 (6764 Besucher); Die Matrikel der Wiener rechtswissenschaftlichen Fakultät, hg. v. Mühlberger, K., Bd. 1 1402-1442., 2011, Bd. 2 1442-1557, 2016; Schartner, I., Die Staatsrechtler der juridischen Fakultät der Universität Wien im Ansturm des Nationalsozialismus, 2011; Holzschuh, I., Wiener Stadtplanung im Nationalsozialismus, 2011; Swedish Students at the University of Vienna in the Middle Ages, hg. v. Ferm, O. u. a., 2011 (etwa 20); Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012; Vertriebenes Recht - Vertreibendes Recht, hg. v. Meissel, F. u. a., 2012; Schaukästen der Wissenschaft, hg. v. Feigl, C., 2012; Denk, U., Alltag zwischen Studieren und Betteln, 2013; Haider, E., Wien 1914, 2013; Scharl, I. u. a., Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 1711-1765, 2013; Lackner, C., Möglichkeiten und Perspektiven diplomatischer Forschung - Zum Privileg Herzog Albrechts III. für die Universität Wien vom Jahre 1384, 2013; Stauber, R., Der Wiener Kongress, 2014; Der Wiener Kongress, hg. v. Just, T. u. a., 2014; Benesch, M., Die Wiener Christlichsoziale Partei, 2014; Pfefferle, R. u. a., Glimpflich entnazifiziert, 2014; Olechowski, T. u. a., Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918-1938, 2014; Zamoyski, A., 1815 – Napoleons Sturz und der Wiener Kongress, 2014; Lentz, T., 1815 – Der Wiener Kongress, 2014; Gruner, W., Der Wiener Kongress 1814/15, 2014; Stätten des Wissens, hg. v. Rüdiger, J. u. a., 2015; Rüdiger, J., Die monumentale Universität, 2015; Tuisl, E., Die medizinische Fakultät der Universität Wien im Mittelalter, 2015; Universität – Forschung – Lehre, hg. v. Stadler, F. u. a., 2015; Wissens- und Universitätsstadt Wien, hg. v. Ehalt, H. u. a., 2015; Göhler, H., Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapitel zu Sankt Stephan in Wien 1365-1554, 2015 Diss. 1932, 14 Pröpste, 375 Chorherrn); Sigmund, K., Sie nannten sich der Wiener Kreis, 2015; Taschwer, K., Hochburg des Antisemitismus – Der Niedergang der Universität Wien, 2015; 1365 – 2015 – 2065 – Etwas andere Geschichten der Universität Wien, hg. v. Klemun, M. u. a., 2015; Baumgart, W., Der Wiener Kongress 1815 – zweihundert Jahre danach, (in) HZ 301 (2015) 705; Schneider, K. u. a., Europa in Wien, 2015; Winkler, G., Das Juridicum, 2016; Lindinger, M., Die Hauptstadt des Sex, 2016; Suttner, A., Das schwarze Wien, 2017 (1934-1938); Opll, F. u. a., Wien als Festungsstadt, 2017; Gneiß, M., Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364-1555), 2017; Festschrift 150 Jahre Wiener juristische Gesellschaft, hg. v. Jabloner, C., 2017; Ertl, T., Wien 1448 - Steuerwesen und Wohnverhältnisse in einer spätmittelalterlichen Stadt. 2019; Traxler, C., Firmiter velitis resistere – Die Auseinandersetzung der Wiener Universität mit dem Hussitismus, 2019; Der Wiener Kongress 1814/15, hg. v. Olechowski, T. u. a., Bd. 1f. 2019; Der Wiener Kongress und seine Folgen, hg. v. Dressel, C. u. a., 2019; Felgenhauer-Schmiedt, S., Von Vindobona zu Wienna – archäologisch-historische Untersuchungen zu den AnfängenWiens, 2019; Ertl. T., Wien 1448, 2020; Csendes, P./Opll, F., Wien im Mittelalter – Zeitzeugnisse und Analysen, 2021

Wiesentheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Domarus, M., Territorium Wiesentheid, 1956

Wigle van →Aytta

wik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Dorf, Siedlung, →Weichbild

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 78; Köbler, WAS; Köbler, G., Civitas und vicus, (in) Vor- und Frühformen der europäischen Stadt, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1973, 61; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Schütte, L., Wik, 1976; Schmidt-Wiegand, R., Wik und Weichbild, ZRG GA 95 (1978), 121

Wikinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Zusammensetzungen – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache – ausgenommen Zusemmensetzungen – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige seefahrender Nordgermanen (Norweger, Dänen) in dem Früh­mittelalter (793-1066). Um 850 entdecken die Wikinger Island, um 900 Grönland und 986, 1001 Nordamerika. Als →Nor­mannen dringen sie nach Frankreich, Sizilien und wohl auch nach Russland vor, gehen aber jeweils bald in der ansässigen Bevölkerung auf. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG; Stemberger, M., Vikingar, 1935; Jänichen, H., Die Wikinger im Weichsel- und Odergebiet, 1938; Vernadsky, G., The Origin of Russia, 1959; Langenberg, I., Die Vinland-Fahrten, 1977; Boyer, R., Les Vikings, 1992; Simek, R., Die Wikinger, 1998; Sawyer, P., Die Wikinger, 2000; Sawyer, B./Sawyer, P., Die Welt der Wikinger, 2002; Magnusson, M., Die Wikinger, 2003; Forte, A. u. a., Viking Empires, 2005; Bauduin, P., Le monde franc et les Vikings, 2009; Seaver, K., Mit Kurs auf Thule, 2011; Findeisen, J., Vinland, 2011; Winroth, A., The Age of the Vikings, 2014; Hofman, K. u. a., Die Wikinger und das fränkische Reich, 2014 (Sammelband); Banck, C., Alles Mythos!, 2014; Lipsk, S. u. a., Faszination Wikinger, 2017; Die Wikinger – Seeräuber und Krieger im Lichte der Archäologie, hg. v. Toplak, M., 2021

wild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Goolge belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) frei, ungezähmt, hemmungslos

Wild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das frei lebende jagdbare Tier. S. Google

Wilda, Wilhelm Eduard ([Seligmann, Wolf Ephraim] Altona 17. 8. 1800-Kiel 9. 8. 1856), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechts­studium in Göttingen (Hugo, Eichhorn) und Heidelberg (Thibaut, Mit­termaier) und dem Übertritt zu dem Chris­tentum (1825) Advokat in Hamburg. 1831 wird er außerordentlicher Professor in Halle, 1842 ordentlicher Professor in Bres­lau und 1854 in Kiel. Seine wichtigsten Werke betreffen das Gildenwesen in dem Mittel­alter (1831) und das Strafrecht der Ger­manen (1842) (bis zu dem Frühmit­tel­alter). S. Google

Lit.: Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deut­schen Rechtswissenschaft, 1938 bzw. 1953, 111; Rückert, J., August Ludwig Reyschers Leben, 1974; Kern, B., Georg Beseler, 1982

Wildbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Jagdregal

Lit.: Haff, K., Die Wildbannverleihungen, ZRG GA 69 (1952), 301; Dasler, C., Forst- und Wildbann, 2001

Wilderei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verletzung des Jagdrechts oder Fischereirechts eines anderen. Der Wilderei folgt in dem Frühmittelalter meist die Buße von 60 Schillingen. Erst in dem Spätmittelalter wird eine peinliche Strafe üblich. Die Strafandrohung ist verschiedentlich sehr streng (Blenden, Hängen). Die Neuzeit behandelt die Wilderei teilweise als einen Fall des Diebstahls, bis 1871 die Wilderei wieder verselbständigt wird. S. Google

Lit.: Marcus, J., Zur Lehre von der Wilderei, Diss. jur. Breslau 1917; Fösser, R., Das Jagdstrafrecht, Diss. jur. Bonn 1937; Löhr, U., Die Wilderei, Diss. jur. Frankfurt am Main 1969; Schindler, N., Wilderer im Zeitalter der französischen Revolution, 2001; Schennach, M., Jagdrecht, Wilderei und gute Policey, 2007

Wilderer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) wildernder Mensch

wildern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundertin EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) das Jagdrecht oder Fischereirecht eines anderen verletzen

Wildfang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fang von Wild, gefangenes Wild, lebhaftes Kind

Wildfangrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Wildfangsrecht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in Spätmittelalter und Frühneuzeit das Recht von Landesherren oder bestimmten Grundherren, Fremde für ihre Herrschaft in Anspruch zu nehmen. In der frühen Neuzeit ist das Wildfangrecht oft streitig. In dem 18. Jahrhundert läuft es allmählich aus. S. Google

Lit.: Kolde, F., Über die Wildfänge, Diss. phil. Rostock 1898

Wilhelm →Ockham

Wilhelmus de Cabriano (bei Brescia) († 1201 als Erzbischof von Ravenna, Casus Codicis, Vorlesungsnachschrift wahr­schein­lich auf der Grundlage der Vor­lesungen des Bulgarus über den Codex, Mitte 12. Jahrhunderts), s. Google

Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 204; Wallinga, T., The Casus Codicis of Wilhelmus de Cabriano, 2005

Wille (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Fähigkeit des Menschen, sich (frei?) für ein bestimmtes Verhalten zu entscheiden. Wie der Wille eines Menschen in seinem Inneren entsteht, ist bisher nicht hinreichend erklärt, doch dürften neben Genen auch Erfahrungen bedeutsam sein. Der Wille kommt in einem Verhalten (beispielsweise Sprechen, Essen, Schießen) zu einem Ausdruck. Bei dessen Bewertung wird teils nur auf die Erschei­nungsform abgestellt, teils auch auf den ihr zugrundeliegenden Willen.

Lit.: Hübner 489; Köbler, DRG 43; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 293; Köckritz, S. v., Die Bedeutung des Willens für den Verbrechensbegriff Carpzovs, 1955; Pleister, W., Persönlichkeit, Wille und Freiheit im Werk Iherings, 1982; Coing, H., Euro­päisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Babusiaux, U., Id quod actum est. Zur Ermittlung des Parteiwillens im klassischen römischen Zivilprozess, 2006; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; List, C., Warum der freie Wille existiert, 2021 (ein Phänomen einer höheren Ebene als die Welt der Partikel, Felder und Kräfte)

Willebrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und inWörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit dem 12. Jahrhundert (1177) die Zustimmungsurkunde der Fürsten zu Erklärungen des Königs. Der Willebnrief kommt in dem 17. Jahrhundert ab.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Fritz, W., Kurfürstliche Willebriefe, (in) DA 23 (1967), 171

Willenserklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1701) ist die pri­vate, auf einen rechtlichen Erfolg gerichtete Äußerung (lat. declaratio [F.], Erklärung) des →Willens (lat. voluntatis, beispielsweise Erklärung, ein Buch kaufen zu wollen, Erklärung, das Eigentum an dem Buch übertragen zu wollen). Sie wird für das Rechtsgeschäft vorausgesetzt. Als rechtswissenschaftliche Grund­figur wird sie erst in dem 17. oder 18. Jahrhundert (Thomasius 1688, Höpfner 1743-1797) erkannt (, vgl. aber bereits Connan, 1508-1551, Erstbeleg 1701/1705?). Die Willenserklärung kann einen →Willensmangel enthalten.

Lit.: Kaser §§ 5 I, 8 I 1; Köbler, DRG 140, 164, 208; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Störungen der Willensbildung bei Vertragsschluss, hg. v. Zimmermann, R., 2007; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deut­schen Privatrechts­wort­schatzes, 2010¸; Thomale, C., Leistung als Freiheit, 2012; Archavlis, K., Die juristische Willenstheorie, 2015; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018

willensfrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) in dem Willen frei

Willensfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Unabhängigkeit des Wil­lens von äußeren, die Willenshandlung zwangsweise bestimmenden Umständen. Ob Willensfreiheit besteht, ist in der menschlichen Geschichte (zeitweise) umstritten. Überwiegend wird, obwohl die Frage nach Freiheit oder Gebundenheit des mensch­lichen Willens (bisher) nicht eindeutig entschieden werden kann, von der vermuteten Willensfreiheit ausgegangen. Ein rechts­staatliches Strafrecht setzt sie voraus. S. Google

Lit.: Holzhauer, H., Willensfreiheit und Strafe, 1970; Postel, V., Arbeit und Willensfreiheit im Mittelalter, 2009

Willensmangel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der den Willen oder allgemeiner die Willenserklärung betref­fen­de Mangel. Einzelne Willensmängel berücksich­tigt bereits das römische Recht (beispielsweise →Irr­tum). Eine Verallgemeinerung findet erst in der späten Neuzeit statt. S. Google

Lit.: Kaser § 8; Hübner; Coing, H., Europäische Rechts­geschichte, Bd. 1f. 1985ff.

willig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) dem Willen gemäß, bereitwillig

Willkür (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die freie, bis zu dem Belieben reichende Wahl des Willens. Insofern kann sie den Gegensatz zu dem Recht bilden. In einem anderen Sinn wird als Willkür in dem Mittel­alter das durch Zustimmung geschaffene städtische gesetzte Recht verstanden. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Simson, P., Geschichte der Danziger Willkür, 1904; Ebel, W., Die Willkür, 1953; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Rheinheimer, M., Die holsteinischen Dorford­nungen, ZRG GA 115 (1998), 529; Recht und Willkür, hg. v. Starck, C., 2012

Wilna (Vilnius, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, N.) Hauptstadt Litauens

Lit.: Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007

Wilten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein auf keltisch-römischer Grundlage beruhender Stadtteil Innsbrucks

Lit.: Wilten, 1924

Wimpfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in dem Norden Baden-Württembergs mit rund 7000 Einwohnern

Lit.: Jülch, R., Die Entwicklung des Wirt­schaftsplatzes Wimpfen, 1961; Laufs, A., Das Wimpfener Rechts­buch, ZRG GA 89 (1972), 175

Windscheid, Bernhard (Düsseldorf 26. 6. 1817-Leipzig 26. 10. 1892) wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Savigny) und Bonn 1847 außerordentlicher Professor in Bonn und 1847 ordentlicher Professor in Ba­sel, Greifswald (1852), München (1857), Heidelberg (1871) und Leipzig (1874). Sein Hauptwerk ist ein dreibän­diges Lehrbuch des Pandektenrechts (1861), in dem er das römische Recht seiner Zeit so vorbildlich zusammenfasst, dass der Text bis 1900 das fehlende deut­sche Bürgerliche Gesetzbuch vertritt. Als Mitglied der ersten Kommission zu der Schaffung eines Bürgerlichen Gesetz­buchs be­ein­flusst er den ersten Entwurf er­heblich. S. Google

Lit.: Söllner § 25; Rümelin, M., Bernhard Windscheid, 1907; Simshäuser, W., Zur Ent­wicklung des Verhältnisses, 1965, 71; Wieacker, F., Privatrechts­geschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Falk, U., Ein Gelehrter wie Windscheid, 1989; Ober, J., Bernhard Windscheid, Diss. jur. Köln 1989; Rückert, J., Bernhard Windscheid, (in) JuS 1992, 902; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/­WindscheidBPandenktenrecht1-1862.pdf ; Klein, F., Bernhard Windscheid, 2014 (Diss. jur. Leipzig 2012)

Windsheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssoprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Nordbayern

Lit.: Erbar, W., Die Windsheimer Reformation von 1521, Diss. jur. Erlangen 1928; Urkundenbuch der Stadt Windsheim von 741-1400, bearb. v. Schult­heiß, W., 1963; Die Rechtsreformation des Stadtschreibers Johan Greffinger für die Reichsstadt Windsheim (1521), bearb. v. Hünefeld, H., 1974

Winterthur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in in Google belegt, N.) eine Stadt in der Schweiz

Lit.: Stauber, E., Die Burgen des Bezirkes Wintert­hur 1953

Wippe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schaukel, Wippschaukel, ein Gerät zu dem Fallenlassen eines Täters in eine Flüssigkeit

Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 575, Neudruck 1964; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsge­schichte, 1988

Wippen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Verb bezeugt – 16. Jahrhundert (als Verb) in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Verb belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Prellen, Schnellen, von der Wippe fallen Lassen

wirken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, machen

Wirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hausherr, Gastwirt

Wirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der Ein­richtungen und Maßnahmen zu der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs an Gü­tern. Die Wirtschaft beginnt bereits in vorge­schichtlicher Zeit. Den einfachen Sammlern und Jägern folgen die Viehzüchter (Zähmung des Auerochsen in dem silbernen Halbmond um 8000 v. Chr.) und Ackerbauern. Nach der Sesshaftwerdung entwickelt sich in Rom aus der anfangs einfachen klein­bäuerlichen Wirtschaft die Plan­tagenwirtschaft, wobei allgemein eine auffällige Produktivitätssteigerung samt Einkommenserhöhung in dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. statt findet. Von diesen römischen Ver­hältnissen wird wohl die frühmittel­alterliche →Grund­herrschaft beeinflusst. In ihr gewinnt das der mit Geld schon vertrauten Antike bereits bekannte →Gewerbe (Schmied, Töpfer, Weber) an Be­deutung. Bereits in den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts könnte ein neuer Aufschwung eingesetzt haben. Über den Markt entsteht in dem 11. Jahrhundert →die Stadt als der Mittelpunkt von Gewerbe und Handel. Tauschmittel wird (erneut) das →Geld. Bereits an dem Beginn der frühen Neuzeit werden frühkapitalistische Züge sichtbar. Danach wendet sich auf der Suche nach Einkünften der Landesherr der durch die Entdeckungen belebten Wirtschaft zu und versucht in dem →Merkantilismus mög­lichst hohen Ertrag. In Auseinandersetzung mit dem wenig erfolgreichen →Physiokra­tismus wird vor allem von Adam Smith der →Liberalismus entwickelt, der die Erwerbs­tätigkeit des Menschen außerhalb der Landwirtschaft erleichtert. Unter dem Einfluss Quesnais‘, Smiths und Ricardos wird in Tübingen seit 1798 die Wirtschaft auch wissenschaftlich behandelt (C. F. Fulda). Etwa zu dieser Zeit tritt in Teilen Europas ein überdurchschnittliches Wachstum der Wirtschaft ein. In dem 19. Jahrhundert strömt die wachsende Bevölkerung dem sich in Richtung auf Industrie verändernden Wirt­schaftssektor Gewerbe zu, in dem 20. Jahrhundert dem Wirtschaftssektor Dienstleistungen. Die Selbst­versorgung tritt fast völlig zurück. Die Wirtschaft des gesamten Volkes oder Staates wird als Volkswirt­schaft wissenschaftlich erfasst. Um 1850 setzt mit der Entwicklung des Verkehrs­wesens, der internationalen Kapitalmo­bili­tät und der Massenmigration die Verflech­tung der einzelstaat­lichen Wirt­schaften zu der Weltwirt­schaft ein. In der Ausein­ander­setzung zwischen sozialistischer Planwirtschaft und liberaler Marktwirtschaft behält die Marktwirtschaft in der zunehmend globalisierten Welt­wirtschaft in dem 20. Jahrhundert die Oberhand. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 13, 16, 28, 50, 76, 77, 96, 133, 173, 217, 224, 242, 249, 267, 271; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 511; Below, G. v., Mittelalterliche Stadtwirtschaft und gegenwärtige Kriegswirtschaft, 1917; Bechtel, H., Wirtschaftsstil des deutschen Spätmittelalters, 1930; Spangenberg, H., Territorialwirtschaft und Stadtwirtschaft, 1932; Facius, F., Wirtschaft und Staat, 1959; Lütge, F., Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 3. A. 1966, Neudruck 1976, 1979; Dirlmeier, U., Mittelalterliche Hoheitsträger im wirtschaftlichen Wettbewerb, 1966; Treue, W./Boelcke, A., Geschichte der Wirtschafts­politik, 1970; Henning, F., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1ff. 1973f.; Winkel, H., Die Wirtschaft im geteilten Deutschland, 1974; Hefermehl, W., Die Entjudung der deutschen Wirtschaft, (in) Deutsche Justiz 1938, 1981; Wirtschaftsgeschichte der deutschsprachigen Länder, hg. v. Schäfer, H., 1989; Mathis, F., Die deutsche Wirtschaft im 16. Jahrhundert, 1992; Kloft, H., Die Wirtschaft der griechisch-römischen Welt, 1992; Cordes, A., Stuben und Stuben­gesellschaften, 1993; Rücker, M., Wirtschafts­wer­bung unter dem Nationalso­zialis­mus, 2000; Drexhage, H./Konnen, H./Ruffing, K., Die Wirtschaft des römischen Reiches (1.-3. Jahrhundert), 2001; Hesse, H., Ökonomen-Lexikon, 2003; Walter, R., Wirtschaftsgeschichte, 4. A. 2003; McCormick, M., Origins of the European Economy, 2001; Wijffels, A., Gelehrtes Recht und Wirtschaftsordnung, (in) ZNR 25 (2003), 177; Bloch, R., Staat und Wirtschaft im 19. Jahrhundert, 2004; Wirtschaft und Wirtschaftstheorien, hg. v. Kervégan, J. u. a., 2004; Wirtschaftskontrolle und Recht in der nationalsozialistischen Diktatur, hg. v. Gosewinkel, D., 2004; Torp, C., Weltwirtschaft vor dem Weltkrieg, (in) HZ 279 (2004), 561; Boch, R., Staat und Wirtschaft, 2004; Walter, R., Geschichte der Weltwirtschaft, 2005; Lexikon ökonomischer Werke, hg. v. Herz, D. u. a., 2006; Fellmeth, U., Pecunia non olet, 2008; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Malanima, P., Europäische Wirtschaftsgeschichte, 2010; The Best of German Mittelstand, hg. v. Langenscheidt, F. u. a., 2011, 3. A. 2015; Ruffing, K., Wirtschaft in der griechisch-römischen Antike, 2012; The Cambridge Companion to the Roman Economy, hg. v. Scheidel, W., 2012; Der Staat und die Ordnung der Wirtschaft, hg. v. Plumpe, W. u. a., 2012; Vries, P., Ursprünge des modernen Wirtschafts­wachs­tums, 2013; Pressler, F., Die erste Weltwirtschaftskrise, 2013; Blyth, M., Wie Europa sich kaputtspart, 2014; The Elgar Companion to David Ricardo, hg. v. Kurz, H. u. a., 2015; Wirtschaftspolitik in Deutschland 1917-1990, hg. v. Abelshauser, W. u. a., Bd. 1ff. 2016ff.; Geschichte des Bundeswirtschaftsministeriums und seiner Vorläufer, Bd. 1ff., 2017ff; Binswanger, M., Der Wachstumszwang – Warum die Volkswirtschaft immer weiter wachsen muss, selbst wenn wir genug haben, 2019; Kutzner, M., Marktwirtschaft schreiben – Das Wirtschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1949 bis 1992, 2019; Boom, Bust, and Beyond, hg. v. Condorelli, S. u. a., 2019; Cotton in Context, hg. v. Siebenhüner, K. u. a., 2019; Handbook of Ancient Afro-Eurasian Economies, hg. v. Reden, S. v., Bd. 1 Contexts, 2020; Kustermann, A., Konjunktursteuerung durch „deficit spending“?, 2020; Zwischen Hunger und Überfluss, hg. v. Faber, E. u. a., 2020; Hederer, F./Priemel, K., Markt, Staat und Wettbewerb in Deutschland zwischen 1918 und 1948, (in) HZ 313 (2021), 89

Wirtschaftsgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

Wirtschaftsgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der die →Wirtschaft betreffende Teil der Geschichte. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 9; Lamprecht, K., Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter, 1885f.; Kowalewsky, M., Die ökonomische Entwicklung Europas, 1901; Caro, G., Neue Beiträge zur deutschen Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte, 1911; Dopsch, A., Die Wirtschaftsentwicklung der Karolingerzeit, Teil 1f. 1912f.; Dopsch, A., Wirtschaftliche und soziale Grundlagen der europäischen Kulturentwicklung, 1918ff.; Below, G. v., Probleme der Wirtschafts­geschichte, 1920; Bücher, Karl, Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte, 1922; Kachel, J., Herberge und Gastwirtschaft in Deutschland bis zum 17. Jahrhundert, 1924; Urkunden zur deutschen Agrargeschichte, hg. v. Wopfner, H., 1925; Ganz, W., Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte des Groß­münsterstiftes in Zürich, Diss. phil. Zürich 1925; Klaiber, L., Beiträge zur Wirtschaftspolitik oberschwäbischer Reichsstädte, 1927; Rörig, F., Hansische Beiträge zur deutschen Wirtschaftsgeschichte, 1928; Strieder, J., Aus Antwerpener Notariatsarchiven, 1930, Neudruck 1962; Dopsch, A., Die ältere Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Bauern, 1930; Sieveking, H., Wirtschaftsgeschichte, 1935; Bechtel, H., Wirtschafts­geschichte Deutschlands, 1941; Ammann, H., Mittelalterliche Wirtschaft im Alltag, ZRG GA 65 (1947), 391; Lütge, F., Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 1966; Wehler, H., Bibliographie zur modernen deutschen Wirtschaftsgeschichte, 1976; Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, hg. v. Fischer, W., Bd. 1ff. 1980ff.; Abelshauser, W., Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik, 1983; Europäische Wirtschafts­geschichte, hg. v. Cipolla u. a., 1983; Ambrosius, G./Hubbard, W., Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas, 1986; Kulischer, J., Allgemeine Wirtschafts­geschichte, 6. unv. A. 1988; Wirtschafts­geschichte der deutschsprachigen Länder, hg. v. Schäfer, H., 1989; Martino, F. de, Wirtschaftsgeschichte des alten Rom, 2. A. 1991; Henning, F., Handbuch der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands, Bd. 1ff. 1991ff.; Sandgruber, R., Ökonomie und Politik, 1995; Buchheim, C., Einführung in die Wirtschafts­geschichte, 1997; Moderne Wirtschafts­geschichte, hg. v. Ambrosius, G. u. a., 1996, 2. A. 2006; Germany, hg. v. Ogilvie, S., Bd. 2 1996; Schultz, H., Handwerker, Kaufleute, Bankiers, 1997; Kaufer, E., Spiegelungen wirtschaftlichen Denkens im Mittelalter, 1998; Walter, R., Wirtschaftsgeschichte, 1998, 3. A. 2001; Weimer, W., Deutsche Wirtschaftsgeschichte, 1998; Söllner, F., Die Geschichte des ökonomischen Denkens, 1999; Deutsche Wirtschaftsgeschichte, hg. v. North, M., 2000; Jay, P., Das Streben nach Wohl­stand, 2000; Geschichte der deutschen Wirtschaft im 20. Jahrhundert, hg. v. Spree, R., 2001; Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hg. v. Schulz, G. u. a., 2003; Devroey, J., Économie rurale et société dans l’Europe franque, 2001; Abelshauser, W., Deutsche Wirt­schaftsgeschichte seit 1945, 2004, 2. A. 2011; Bloch, R., Staat und Wirtschaft im 19. Jahrhundert, 2004; Wischermann, C./Nieberding, A., Die institutio­nelle Revolution, 2004; Schefold, B., Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte, 2004; Menninger, A., Genuss im kulturellen Wandel, 2004; Lexikon ökonomischer Werke, hg. v. Herz, D. u. a., 2006; The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World, hg. v. Scheidel, W. u. a., 2007; Kolb, G., Wirtschaftsideen, 2008; Schulz, K., Handwerk, Zünfte und Gewerbe, 2009; Niemann, H., Europäische Wirtschafts­ge­schichte, 2009; Mieck, I., Kleine Wirtschaftsge­schichte der neuen Bundesländer, 2009; Malanima, P., Europäische Wirtschaftsgeschichte 10.-19. Jahrhundert, 2010; Howell, M., Commerce before Capitalism in Europe 1300-1600, 2010; Scholtyseck, J., Der Aufstieg der Quandts, 2011 (Günther Quandt war Teil des nationalsozialistischen Regimes, wurde aber nur als Mitläufer eingestuft); Der vorläufige Reichswirtschaftsrat 1920-1933/34, bearb. v. Lilla, J., 2012; Ordnungsrahmen antiker Ökonomien, hg. v. Günther, S., 2012; Spoerer, M./Streb, J., Neue deutsche Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2013; Hesse, J., Wirtschaftsgeschichte, 2013; Sommer, M., Wirtschaftsgeschichte der Antike, 2013; Perspectives on European Economic and Social History, hg. v. Hesse u. a., 2014; Kolb, G., Ökonomische Ideengeschichte, 2. A. 2015; Schmoeckel, M., Gründerkrise und große Depression, ZRG GA 132 (2015), 251; Studienbuch institutionelle Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, hg. v. Wischermann, C. u. a., 2015; Reichtum im späten Mittelalter, hg. v. Schulte, P. u. a., 2015; Plumpe, W., Carl Duisberg – 1861-1935, 2016; Campbell, B., The great transition, 2016 (kleine Eiszeit in dem 14. Jahrhundert); Granda, J., Hermann Kellenbenz (1913-1990), 2017; Économie et inégalité, hg. v. Derron, P. u. a., 2017; Meixner, F., Schwarzmarkt der Nachkriegszeit in Nürnberg aus einer juristischen Perspektive, 2018; Manning, J., The Open Sea – The Economic Life of the Ancient Mediterranean World, 2018; Sombart, W., Briefe eines Intellektuellen 1886-1937, hg. v. Kroll, T. u. a., 2019; Sattler, F., Herrhausen – Banker, Querdenker, Global Player, 2019; Harris, R., Going the Distance – Eurasian Trade and the Rise of the Business Corporation 1400-1700, 2020

Wirtschaftskriminalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die die Wirt­schaft betreffende Kriminalität, die seit dem 20. Jahrhundert deutlich zunimmt und auf der Suche nach zusätzlichen Einkünften auch zumindest vordergründig stärker verfolgt wird. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 265; Müller, R./Wabnitz, H., Wirtschaftskriminalität, 3. A. 1993; Werner, S., Unternehmenskriminalität in der Bundesrepublik Deutschland, 2014

Wirtschaftsprüfung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Wirtschaftsprüfer – nicht als Ansatz belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Prüfung von Unternehmen bezüglich der Zuver­läs­sigkeit der Rechnungsführung. Sie entsteht als Folge der Industrialisierung zuerst in Großbritannien und den Vereinigten Staa­ten von Amerika zu dem Schutz der Eigenkapitalseigner und erst später in Deutschland zu dem Schutz der Fremd­kapitalgläubiger. In dem (zweiten) Deutschen Reich wird sie nach Aufdeckung betrügerischer Handl­ungen von Unternehmensleitern 1931 durch eine Notverordnung eingeführt. Wegen möglichen rechtstatsächllichen Zusammenspiels von Prüfern und Geprüften erreicht sie ihre Ziele wohl vielfach nicht vollkommen.

Lit.: Weyershaus, H., Wirtschaftsprüfung in Deutschland und erster europäischer Zusammenschluss (1931-1961), 2012

Wirtschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die Wirtschaft betreffenden Rechtssätze. Wirtschaftsrecht ist bereits in der Spätantike bedeutsam, gewinnt in der hochmittelalterlichen Stadt (Markt, Münze, Zunft) an Gewicht, wird durch die Landes­herren der Neuzeit erweitert (Merkantilismus) und wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1914 Kriegswirt­schaftsgesetze) als eigenes Rechtsgebiet erfasst. Seitdem wird der freien Marktwirt­schaft eine ausgleichende Komponente eingefügt. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Endemann, W., Studien in der romanisch-kanonistischen Wirtschafts- und Rechts­lehre, Bd. 1f. 1874ff., Neudruck 1962; Nussbaum, A., Das neue deutsche Wirtschaftsrecht, 1920; Beiträge zum Wirtschaftsrecht, hg. v. Klausing, F. u. a., 1932; Schmelzeisen, G., Wirt­schaftsrecht im 16. bis 18. Jahrhundert, (in) Sozialwiss. Abh. 7 (1958), 9; Pleyer, K./Lieser, J., Das Zivil- und Wirtschaftsrecht der DDR, 1973; Buchner, H., Das Wirtschaftsrecht im Nationalsozialismus, (in) Recht, Rechtsphilosophie und Nationalsozialismus, 1982; Fikentscher, W., Wirtschaftsrecht, Bd. 1f. 1983; Puppo, R., Die wirtschaftsrechtliche Gesetz­gebung des Dritten Reiches, 1988; Nörr, K., Das Reichskaligesetz 1910 – ein Musterstatut der organisierten Wirtschaft, ZRG GA 108 (1991), 347; Sandmann, H., Die Entwicklung von Begriff und Inhalt des Wirtschaftsrechts durch die Rechts­wissenschaft in der Weimarer Republik, 2000; Zacher, C., Die Entstehung des Wirtschafts­rechts in Deutschland, 2002; Gschwend, L., Wirtschafts-Rechts-Geschichte?, ZRG GA 121 (2004), 471; Mohnhaupt, H., Justus Wilhelm Hedemann und die Entwicklung der Disziplin Wirtschaftsrecht, (in) ZNR 2003, 238; Gschwend, L., Wirtschafts-Rechts-Geschichte?, ZRG GA 121 (2004), 471; Wirt­schafts­steuerung durch Recht im National­sozialismus, hg. v. Bähr, J. u. a., 2006; Die andere Seite des Wirtschaftsrechts, hg. v. Bender, G. u. a., 2006; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Beiträge zur Geschichte des Wirtschaftsrechts, hg. v. Baums, T. u. a., 2012; Studien zur Geschichte des Wirtschaftsstrafrechts – Methoden - Analysen – Kritik, hg. v. Kretschmer, B./Zabel. B., 2018; Gorges, L., Die Metallverkehrsgesetze von 1923, 2020

Wismar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der 1229 erstmals als Stadt erwähnte Ort an der Spitze der Wismarer Bucht der Ostsee. Wismar hat lübisches Recht. Aus ihm sind zahlreiche Bürgersprachen (Statuten) überliefert. Von 1653 bis 1715 wird es Sitz des schwedischen Tribunals für die von Schweden nach dem Dreißigjährigen Krieg neu erworbenen Herzogtümer Bremen und Verden. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Techen, F., Die Bürgersprachen der Stadt Wismar, 1906; Brügmann, J., Das Zunftwesen der Seestadt Wis­mar, (in) Jahrbuch des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 99 (1935); Das zweite wismarsche Stadtbuch 1272-1297, bearb. v. Knabe, L., 1966; Integration durch Recht. Das Wis­ma­rer Tribunal (1653-1806), 2004; Akten des schwedischen Tribunals zu Wismar im niedersächsischen Landesarchiv 1653-1715, bearb. v. Fiedler, B., 2012; Der Liber proscriptorum – Das Wismarer Verfestungsbuch 1353.-1430, hg. v. Jörn, N., 2019 (mehr als 1000 Verfestungen)

wissen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jh. [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) kennen

Wissen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die gespeicherte Erfahrung (des Menschen). Es wird zunächst über die mitmenschliche Umgebung weitergereicht und nach der Erfindung der Schrift dauerhafter gespeichert und allmählich durch besondere Lehrer, Schulen und Universitäten vermittelt. Seit dem 18. Jahrhundert wird es in dem Gefolge der Aufklärung in allgemeinen Enzyklopädien für alle Wissensgebiete veröffentlicht (beispielsweise Zedler, J., Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, 1732ff. mit 65 Bänden und 4 Supplementbänden mit weitgehend anonymen Verfassern in alphabetischer Ordnung zu der möglichst aktuellen, objektiven und verständlichen Befriedigung von Neugier von Lesern) und seit dem späten 20. Jahrhundert digitalisiert dargeboten. S. Google

Lit.: Burke, P., A Social History of Knowledge, Bd. 1f. 2000ff.; Wissen, hg. v. Reich, B. u. a., 2012; Schneider, U., Die Erfindung des allgemeinen Wissens, 2013; Burke, P., Die Explosion des Wissens, 2014; Zedelmaier, H., Werkstätten des Wissens zwischen Renaissance und Aufklärung, 2015; Praktiken und Räume des Wissens – Expertenkulturen in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Füssel, M. u. a., 2019; Forms of Knowledge, hg. v. Östling, J. u. a., 2020

Wissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die mit einleuchtend erscheinenden Gründen versehene Samm­lung menschlichen Wissens. Die Anfänge der Wissenschaft liegen in der griechischen Philosophie (Anaximander um 547 v. Chr., Thales, Anaximenes, Sokrates, Plato, Aristoteles). Der bemer­kens­werte Wandel der Wissenschaft von dem ausgehenden 16. Jahrhundert bis zu dem Beginn des 18. Jahrhunderts ist vor allem durch die genauere Beobachtung der Natur und durch Sachverhalte prüfende und danach Gesetze ableitende Experimente geprägt. Inwieweit auch die Rechtswissenschaft Wissenschaft ist oder sein kann, ist streitig. S. Google

Lit.: Kuhn, T., The Structure of Scientific Revolutions, 1962; Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., 1974; Wissenschaften im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Vierhaus, R., 1985; Schindling, A., Bildung und Wissenschaft, 1994; Sailer, R., Ver­wis­sen­schaftlichung des Rechts in der Rechtspraxis?, ZRG 119 (2002), 106; Wussing, H., Die große Erneuerung – Zur Geschichte der wissen­schaftlichen Revolution, 2002; Seiffert, H., Einführung in die Wissenschaftstheorie, 13. A. 2003; Hammerstein, N., Bildung und Wissenschaft vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, 2003; Macht des Wissens, hg. v. Dülmen, Richard van u. a., 2004; Early Modern Science, hg. v. Park, K. u. a., 2006; Lindner, J., Die Europäisierung des Wissen­schafts­rechts, 2009; Mekkas der Moderne, hg. v. Schmundt, H. u. a., 2010; I saperi nelle corti. Knowledge at the Courts, 2008; Kernforschung in Österreich, hg. v. Fengler, S., 2012; Freely, J., Aristoteles in Oxford, 2014; Lax, G., Das lineare Modell der Innovation in Westdeutschland, 2015; Wie objektiv ist Wissenschaft, hg. v. Lüke, U. u. a., 2017; Rovelli, C., Die Geburt der Wissenschaft – Anaximander und sein Erbe, 2019; Schauz, D., Nützlichkeit und Erkenntnisfortscritt – Eine Geschichte des modernen Wissenschaftsverständnisses, 2020

Wissenschaftsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bereits 1848 in der Frankfurter Paulskirchenverfassung ge­währte Freiheit der wissenschaftlichen Tä­tig­keit. S. Google

Lit.: Schmidt, W., Die Freiheit der Wissenschaft, 1929; Mallmann, W./Strauch, H., Die Verfassungsgarantie der freien Wissenschaft, 1970; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985; Losch, B., Wissenschaftsfreiheit, 1993; Kempny, S., Zur Entstehung des Grundrechts auf Wissenschaftsfreiheit, ZRG GA 130 (2013), 423

Witte, Karl (Lochau bei Halle 1. 7. 1800-Halle 6. 3. 1883) wird nach dem Rechts­studium in Heidelberg 1823 Professor in Breslau und danach in Halle. Auf seinen Hinweis entdeckt Niebuhr in Verona die dort aufbewahrte Handschrift der Institutionen des →Gaius von etwa 160 n. Chr. S. Google

Lit.: Witte, K., Karl Witte, Bd. 1 1819

Wittelsbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) bei Aichach ist die Burg, nach der sich seit 1116/1120 Grafen nennen, die 1180 Herzöge von Bayern werden und 1214 die Pfalzgrafschaft bei Rhein (Kurfürstentum) erlangen (1329 Teilung in Linien Bayern und Pfalz, König bzw. Kaiser Ludwig der Bayer 1314-1347, König Ruprecht von der Pfalz 1400-1410, Kaiser Karl VII. Albrecht 1742-1745, Nebenlinie in Schweden 1654-1720, 1777 Beerbung der Linie Bayern durch die Linie Pfalz, Nebenlinie in Griechenland 1832-1862). 1918 danken die Wittelsbacher als Könige Bayerns (einschließlich der Pfalz) in dem (zweiten) Deutschen Reich ab. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 131; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Heimann, H., Hausordnung und Staats­bildung, 1993; Straub, E., Die Wittelsbacher, 1994; Kaufhold, M., Entscheidungsstrukturen in Dynastie und Reich, ZRG GA 120 (2003), 126; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Holzfurtner, L., Die Wittels­bacher, 2005; Menzel, M., Die Wittelsbacher Hausmachterweiterung in Brandenburg, Tirol und Holland, (in) DA 61 (2005), 103; Weiß, D., Kronprinz Rupprecht von Bayern, 2007; März, S., Das Haus Wittelsbach im ersten Weltkrieg, 2013; Die Wittelsbacher und die Kurpfalz im Mittelalter, hg. v. Peltzer, J. u. a., 2013

Wittenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Elbe erscheint 1180 als Burgward. Seit 1212 ist es Vorort einer zu­nächst askanischen Herrschaft. 1502 wird es Sitz einer Universität (bis 1813/1816). →Luther

Lit.: Distel, T., Beitrag zur Verfassungsgeschichte des Hofgerichts zu Wittenberg, ZRG GA 12 (1891), 117; Lück, H., Die Spruchtätigkeit der Wittenberger Juristenfakultät, Diss. jur. Halle 1982, 1998; 700 Jahre Wittenberg, hg. v. Oehmig, S., 1996; Kathe, H., Die Wittenberger philosophische Fakultät, 2002; Töpfer, T., Die Leucorea am Scheideweg, 2004; Gößner, A., Die Studenten an der Universität Wittenberg, 2003; Wittenberg, hg. v. Lück, H. u. a., 2006; Reichelt, S., Der Erlebnisraum Lutherstadt Wittenberg, 2013; Die Leucorea zur Zeit des späten Melanchthon, hg. v. Asche, M. u. a., 2015; Lück, H., Alma Leucorea – Eine Geschichte der Universität Wittenberg 1502 bis 1817, 2020 (eigentlich gedacht für 2017)

Wittenwiler, Heinrich (2. H. 14. Jahrhundert) ist der 1395 als Advokat und Notar bezeich­nete Hinterthurgauer Landadelige, der viel­leicht zu der Zeit des Konzils von Konstanz (1414-1418) das 9700 Verse umfassende Lehrgedicht „Ring“ mit zahl­reichen rechtlichen Bezügen verfasst. S. Google

Lit.: Mittler, E., Das Recht in Heinrich Witten­wilers Ring, 1967; Wießner, E., Der Wortschatz von Heinrich Wittenwilers Ring, hg. v. Boesch, B., 1970

Wittgenstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der oberen Lahn ist seit dem 12. Jahrhundert Sitz eines Grafengeschlechts. Für Wittgenstein wird 1579 ein eigenes Landrecht auf­gezeich­net. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, Historisches Lexikon; Wrede, G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Das Wittgensteiner Landrecht, hg. v. Hartnack, W., 1960; Wittgenstein, hg. v. Krämer, F., Bd. 1f. 1965

Wittum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit germanischer Zeit die Gabe des Bräutigams an den Muntwalt der Braut und später an die Braut in dem Zuge der Ehe­schließung (meist als bloße Anwart­schaft). Das Wittum dient der Vorsorge für den Unterhalt der Frau nach dem Tod des Mannes. Es steht ohne klare Trennung neben der Morgengabe und bedeutet sachlich meist nur ein Gebrauchsrecht der Witwe an dem Wittumsgut. S. Google

Lit.: Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts, 1863, Neudruck 1967, 43, 63, 76; Müller-Lindenlauf, H., Germanische und spätrömisch-christliche Eheauffassung, 1969; Mikat, P., Dotierte Ehe - rechte Ehe, 1978

Witwe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der weibliche Ehegatte nach dem Tode des Ehemanns. Meist geht die Personalgewalt über sie auf die Verwandten des Mannes über. Die Wiederverheiratung ist möglich, wird von der christlichen Spätantike (Hieronymus) aber abgelehnt, so dass gelegentlich die Witwe als eigentliche Gründer­figur des Mittelalters angesehen wird. S. Google

Lit.: Hübner 650; Schwab, D., Grundlage und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung, 1967; Humbert, M., Le remarriage à Rome, 1972; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie, 1986; Kötting, B., Die Bewertung der Wieder­verheiratung, 1988; Krause, J., Witwen und Waisen im römischen Reich, 1995; Jussen, B., Der Name der Witwe, 2000; Dübeck, I., Legal Status of Widows in Denmark 1500-1900, (in) Scand. J. History 29, 209; Alamichel, M., Widows in Anglo-Saxon and Medieval Britain, 2008; Back, C., Die Witwen in der frühen Kirche, 2015; Foerster, A., Die Witwe des Königs, 2018

Witwer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der männliche Ehegatte nach dem Tode der Ehefrau. S. Google

Witzenhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an der Werra in Hessen

Lit.: Eckardt, K., Politische Geschichte der Stadt Witzenhausen, 1925; Eckhardt, K., Politische Geschichte der Landschaft an der Werra und der Stadt Witzenhausen, 2. A. 1928; Natzmer, O. v., Das Liegenschaftsrecht des Witzenhäuser Stadtbuchs 1558-1612, (in) Beiträge zur Geschichte der Werralandschaft 4, 1937

Woche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die aus sieben Tagen be­ste­hende, schon in dem Ägypten der Antike bekannte Zeit­einheit. Sie wird von dem Judentum in dem ersten Jahrhundert v. Chr. in das Denken der Römer eingeführt und von dem Christentum übernommen. In jeder Woche ist der (Sabbat bzw.) Sonntag Feiertag, an dem Arbeit grundsätzlich verboten ist. An einem bestimmten Wochentag findet örtlich verschieden der Wochenmarkt statt. In der Gegenwart beginnt die Woche mit dem Montag und schließt mit dem Sonntag. S. Google

Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1988, 1994; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980

wohl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) vermutlich, doch

Wohl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) angenehme Lage, Vorteil

wohlerworben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) rechtmäßig erworben

Lit.: Lübbe-Wolff, G., Das wohlerworbene Recht als Grenze der Gesetzgebung im 19. Jahrhundert, ZRG GA 103 (1986), 104

Wohlfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Zustand ange­nehmer Befindlichkeit. Seit der frühen Neuzeit wird die allgemeine Wohlfahrt zu einem mittelbar die eigene Stellung sichernden Ziel herrschaftlichen Handelns. Dabei geht es zunehmend um Wirtschaftspolitik zu der Erreichung von Wohlstand. Vielleicht ist dabei frühneuzeitliche Wohlfahrtsstaat­lich­keit eine notwendige, aber nicht aus­rei­chende Form des Strebens nach Souveränität. An dem Ende des 18. Jahrhunderts kämpft der Liberalismus gegen die damit ver­bundene Ausdehnung der staatlichen Tätigkeit an. 1882 spricht das preußische Oberverwaltungsgericht der Polizei die allgemeine Zuständigkeit für Maßnahmen der Wohlfahrtspflege ab.

Lit.: Köbler, DRG 146, 198, 252, 253; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 595; Merk, W., Der Gedanke des gemeinen Besten, (in) FS A. Schultze, 1934; Verpaalen, A., Der Begriff des Ge­mein­wohls bei Thomas von Aquin, 1954; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privat­recht, 1955; Guldimann, T., Die Grenzen des Wohl­fahrts­staates, 1976; Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980; Die Entstehung des Wohlfahrtsstaates, hg. v. Momm­sen, W., 1982; Ritter, G., Der Sozialstaat, 1989; Hammerschmidt, P., Die Wohlfahrtsverbände im NS-­Staat, 1998; Kaufmann, F., Varianten des Wohl­fahrtsstaats, 2003; Süßmann, J., Die Wurzeln des Wohlfahrtsstaats, (in) HZ 285 (2007), 19; Healey, J., The First Century of Welfare – Poverty and Poor Relief in Lancashire 1620-1730, 2014; Büschenfeld, J., Vom „Sozialismus der Tat“ zur freien Wohlfahrtspflege, 2016

Wohlhaupter, Eugen (Unterwiesenbach/­Schwaben 7. 9. 1900-Tönsheide/­Schles­wig-Holstein 23. 12. 1946), Volksschul­lehrers­sohn, wird nach dem Rechtsstudium in München (Eichmann) 1934 Lehr­stuhlvertreter in Greifswald und Kiel (1934/1935) sowie 1935 außerordentlicher und 1944 planmäßiger außerordentlicher Pro­fessor in Kiel. Seine Arbeiten betreffen unterschied­liche rechts­geschichtliche Ge­bie­te. S. Google

Lit.: Hattenhauer, H., Rechtswissenschaft im NS-Staat, 1987

wohnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sein (V.), sich aufhalten

Wohnrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das beschränkte dingliche Recht auf Nutzung einer Wohnung. Es ist sachlich bei Justinian (527-565) als (lat. [F.]) habitatio (Wohnung) bezeugt. Auch das mittelalterliche deutsche Recht kennt Wohn­ungs­berech­ti­gungen. Bei der Auf­nah­me des römischen Rechtes wird die habitatio eher abgelehnt. Danach wird das Wohnrecht als Personalservitut etwa in das Allge­meine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) aufgenommen. S. Google

Wohnsitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1614) ist der örtliche Schwer­punkt der Lebensbeziehungen eines Men­schen. Er ist bereits dem römischen Recht be­kannt, wird aber erst seit dem Spätmittelalter bedeutsamer. Seit dem 18. Jahrhundert wird seine Begründung und Verän­derung durch den Staat zu Lasten des Betroffenen formalisiert. S. Google

Lit.: Nörr, D., Origo, (in) TRG 31 (1963), 525; Lauter, R., Der Wohnsitz nach dem BGB, 1911; Walser, M., Die Bedeutung des Wohnsitzes im kanonischen Recht, 1992; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Wohnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das meist aus mehreren Räu­men bestehende befriedete Besitztum eines oder mehrerer Menschen zu einem auf längere Zeit angelegten Aufenthalt. Das Woh­nungs­recht findet sich sachlich bereits in dem spätrömischen Recht. Die Wohnung wird vielfach durch →Miete erlangt, doch kann ihrem Besitz auch ein dingliches Recht zugrunde liegen. In der frühen Neuzeit wird die Wohnun frei­heits­rechtlich gegen Herr­schaft ge­schützt (Kurhessen 1831). Etwa 1895 beginnt die Wohnungsbauförderung für die in dem öffentlichen Dienst Beschäftigten durch Staat und Gemeinden. In dem 20. Jahrhundert wird zeit­weise der gesamte Bestand an Wohnungen staatlicher Zwangswirtschaft unterstellt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 127; Gentz, M., Die Unverletzlichkeit der Wohnung, 1968, Neudruck 2013: Feldbauer, P., Stadtwachstum und Wohnungsnot, 1977; Kohlmorgen, G., Johann Füchting und Füch­tings Hof in Lübeck, 1982; Wolter, U., Miet­rechtlicher Bestandsschutz, 1984; Teuteberg, H./Wischermann, C., Wohnalltag in Deutschland 1850-1914, 1985; Schlichting, F., Haus und Woh­nen in Schleswig-Holstein, 1985; Nörr, K., Zwi­schen den Mühlsteinen, 1988; Zimmermann, C., Von der Wohnungsfrage zur Wohnungspolitik, 1991; Geschichte des Wohnens, hg. v. Reulicke, J. u. a., Bd. 1ff. 1997ff.; Hoepfner, W., Geschichte des Wohnens, 1999; Fuhrmann, B. u. a., Geschichte des Wohnens, 2007

Wohnungseigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Sonderei­gen­tum an einer →Wohnung in Verbindung mit einem Miteigentumsanteil an dem die Wohnung tragenden Grundstück. Es ist in Fortsetzung des älteren →Stockwerks­eigen­tums in Gegensatz zu dem römisch­rechtlichen Grundsatz (lat.) superficies solo cedit (die Oberfläche folgt dem Grund) seit der Mitte des 20. Jahrhunderts (Österreich 1948, Deutschland 1951, Schweiz 1963/1965) aus sozialrechtlichen Über­legungen zugelassen, so dass in Deutschland an dem Ende des 20. Jahrhunderts die Zahl der (Wohnungs-)Eigentümer die Zahl der (Woh­nungs-)Mieter übersteigt. S. Google

Lit.: Rainer, J., Superficies und Stockwerks­eigentum, ZRG GA 106 (1989), 327; Bärmann, J./Pick, E., Wohnungseigentumsgesetz, 13. A. 1994

Wo kein Kläger, da kein Richter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwör­ter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 209 (Sach­sen­spiegel 1221-1224, lat. nemo iudex sine actore)

Wolf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein vierbeiniges, von dem Menschen bekämpftes und als Hund gezähmtes Raubtier.

Lit.: Koschorreck, W., Der Wolf, Diss. jur. Jena 1952

Wolf, Erik (Biebrich bei Wiesbaden 13. 5. 1902-Freiburg im Breisgau 13. 10. 1977) wird nach dem Studium von Volks­wirt­schaft und Recht in Frankfurt am Main und Jena Professor in Rostock (1928), Kiel (1930) und Freiburg im Breisgau (1930). Bekannt ist sein Werk über die großen Rechts­denker der deut­schen Geistesges­chichte (1939, 2. A. 1943, 3. A. 1951, 4. A. 1963). S. Google

Lit.: Wolf, E., Ausgewählte Schriften, Bd. 1ff. 1972ff.; Hollerbach, A., Erik Wolf, ZRG GA 95 (1978), 33

Wolfenbüttel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Niedersachsen

Lit.: Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574. Der Atlas des Gottfried Mascop, hg. v. Ohainski, U. u. a., 2012 (Neudruck 2013); Hof und Regierungspraxis im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1735, bearb. v. Bei der Wieden; B. u. a., 2020

Wolff, Christian (Breslau 24. 1. 1679-Halle 9. 4. 1754), Gerberssohn, wird nach dem 1699 aufgenommenen Studium von Theologie, Mathematik, Physik, Philoso­phie und Recht in Jena und (1702) Leipzig (Leibniz) Philosophielehrer in Leipzig (1703), Professor für Mathematik in Halle (1706), (nach Landesverweis unter Tö­tungs­androhung wegen gefährlicher Ge­dan­ken) Professor für Mathematik und Philosophie in Marburg (1723) und (nach Rückruf durch Friedrich den Großen) Professor für Naturrecht, Völkerrecht und Mathematik in Halle (1740). Auf der Grundlage der Lehren Leibnizs wie des Gedankens, dass der (angeboren freie und gleiche) Mensch verpflichtet sei, nach Vollkommenheit zu streben, stellt er (vor allem auch in 1713 beginnenden deutsch­sprachigen, dann seit 1728 in lateinischen Veröffentlichungen sowie anscheinend in allmählicher Entwicklung) durch Ablei­tung aus wenigen Grundsätzen ein geschlossenes System naturrechtlicher Sätze insgesamt auf (lat. Ius [N.] naturae me­thodo scientifica pertractatum), mit dem er jedoch, weil er in konstruktiver Über­spitzung etwa für einen einzigen Satz bis zu 300 Obersätze voraussetzt, die Ablö­sung des →Naturrechts als in der Rechts­wirklichkeit eigentlich nicht wirklich brauchbar ein­lei­tet. Seine wichtigsten Schüler sind Cramer, Ick­statt, Darjes und Nettelbladt. S. Google

Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/WolffChristianJusnaturaeBand11740.pdf; Köbler, DRG 136, 145, 146, 160, 208; Wunner, S., Christian Wolff, 1968; Backmann, H., Die naturrechtliche Staatslehre Christian Wolffs, 1977; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Christian Wolff, hg. v. Schneiders, W., 1983; Stipperger, E., Freiheit und Institution bei Christian Wolff, 1984; Ebihara, A., Justis Staatslehre und Wolffs Naturrechtslehre, ZRG GA 102 (1985), 239; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1 1988, 289; Luig, K., Die Pflich­tenlehre des Privatrechts, (in) Wieacker Symposion, hg. v. Behrends, O. u. a., 1991, 209; Christian Wolff und die hessischen Universitäten, hg. v. Eckhardt, W., 2004; Timme, M., Christian Wolff, (in) JuS 2004, 1042; Gómez Tutor, J., Die wis­senschaftliche Methode bei Christian Wolff, 2004; Wolffiana II - Christian Wolff und die europäische Auf­klärung, hg. v. Stolzenberg, J. u. a., 2007; Die causa Christian Wolff, hg. v. Pecar, A. u. a., 2015; Kertscher, H., Er brachte Licht und Ordnung in die Welt. Christian Wolff – eine Biographie, 2018; Briefwechsel zwischen Christian Wolff und Ernst Christoph von Manteuffel 1738-1748, hg. v. Stolzenberg, J. u. a., 2019

Wolff, Martin (Berlin 26. 9. 1872-London 20. 7. 1953), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin 1903 außerordent­licher Professor, 1914 ordent­licher Professor in Marburg, Bonn (1919) und Berlin (1921), bis er 1934/1935 aus seinem Amt entfernt wird und 1938 nach London auswandert. Sein 1910 erstmals veröffentlichtes, bis 1932 (9. Auflage) in 37000 Exemplaren erschienenes Sachen­recht gilt als eines der besten privatrecht­lichen Werke des 20. Jahrhunderts. S. Google

Lit.: Wolff, M., Der Bau auf fremdem Boden, 1900; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 543; Hansen, T., Martin Wolff (1872-1953), 2009

Wolhynien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), Wolynien, ist das Gebiet zwischen Bug und Dnjepr. Es bildet in dem 11./12. Jahrhundert ein unabhängiges Herzogtum (Lodomerien), wird aber 1188 mit →Galizien vereinigt. 1793/1795 kommt es bei Teilungen Polens an Russland, von 1921 bis 1944 teilweise an Polen. Die in dem 19. Jahrhundert eingewanderten Deutschen werden mehr­fach verschleppt und umgesiedelt. S. Google

wollen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verlangen, wünschen beabsichtigen, →Wille

Wöllner, Johann Christoph von (1732-1800) wird in Preußen 1788 Minister des geistlichen Departements. Nach ihm ist ein an dem 9. 7. 1788 erlassenes Edikt benannt. Es anerkennt den Grundsatz der religiösen →To­le­ranz und konfessionellen Parität der drei christlichen Hauptkonfessionen. S. Google

Lit.: Valjavec, F., Das Wöllnersche Religionsedikt, (in) Hist. Jb. 72 (1953), 386; Theisinger, T., Die Irrlehrefrage im Wöllnerschen Religionsedikt, Diss. jur. Heidelberg 1975

Wo nichts ist, da hat der Kaiser sein Recht verloren (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).

Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwör­ter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 190 (Pistorius 1716)

Wood, Thomas (1661-1722) wird nach dem Studium in Oxford 1703 Doctor of Civil Law und 1704 geistlicher Rektor von Hardwick in Buckinghamshire. 1720 veröffentlicht er An Institute of the Laws of England. Beeinflusst von Domat ver­sucht er eine Ordnung und Systema­tisierung des →common law nach rö­misch­rechtlichen Methoden. Seine Verbin­dung von römischem Recht und engli­schem Recht wirkt fast während des gesamten 18. Jahrhunderts prägend. S. Google

Lit.: Holdsworth, W., History of English Law, Bd. 12 1938, 418; Coquillette, D., The Civilian Writers, 1988, 198; Robinson, R., The Two Institutes of Thomas Woods, American Journal of Legal History, 35 (1991), 432

Wormeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Kloster bei Warburg (1246-1810)

Lit.: Urkunden des Klosters Wormeln, hg. v. Müller, H., 2009

Worms (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Keltische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die ursprünglich keltische Siedlung (Borbetomagus) an dem linken Ufer des mittleren Rheines, die vielleicht seit 346 Sitz eines Bischofs ist. 1273 erlangt die bischöfliche, seit 1074 mit Privilegien des Königs be­gabte Stadt, in der an dem 23. 9. 1122 nach längeren Verhandlungen das einen gewis­sen Ausgleich in dem Investiturstreit brin­gen­de Wormser Konkordat vereinbart wird, Reichsfreiheit. 1498/1499 erneuert sie in weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer →Reformation. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 93; Köbler, Historisches Lexikon; Koehne, C., Der Ursprung der Stadtverfassung in Worms, Speyer und Mainz, 1890; Koehne, C., Die Wormser Stadtrechtsreformation, 1897; Wormser Recht und Wormser Reformation. Älteres Wormser Recht, hg. v. Kohler, J. u. a., 1915; Sofsky, G., Die verfas­sungs­rechtliche Lage des Hochstifts Worms, Diss. jur. Mainz 1955; Theuerkauf, G., Burchard von Worms, (in) Frühmittelalterliche Studien 2 (1968), 144; Hüttemann, H., Untersuchungen zur Verfas­sungs­geschichte, 1970; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; http:/­/www.koebler­gerhard.­de/Fontes/Reformati­on­der­Statt­Worms-DerStattWormbsReformacion.pdf ; Die ältesten Urkunden aus dem Stadtarchiv Worms (1074-1255), hg. v. Fees, I. u. a., 2006; Repertorium der Poli­ceyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 10 bearb. v. Mahlerwein, G. u. a., 2010 (1394 Nummern)

Wormser Konkordat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, N.) ist der Vertrag zwischen Papst und Kaiser von dem 23. 9. 1122, der den →Investiturstreit vorläufig abschließt. Der Kaiser überlässt der Kirche jede Investitur mit Ring und Stab und erlaubt kanonische Wahlen und freie Weihe. Der Papst lässt zu, dass in dem deutschen Reich die Wahl der Bischöfe in Gegenwart des Kaisers vollzogen wird und in dem Falle der Uneinigkeit der Kaiser den klügeren Teil (lat. sanior pars [F.]) unterstützen darf. Nach der Wahl darf der Kaiser die weltlichen Rechte (Kirchengüter, Regalien u. s. w.) (durch das Zepter) über­tra­gen. Damit wird die Einheit von geistlicher und weltlicher Herr­schaft aufgegeben. S. Google

Lit.: Bernheim, E., Das Wormser Konkordat, 1906; Rudorff, H., Zur Erklärung des Wormser Konkordats, 1906; Bernheim, E., Die praesentia regis im Wormser Konkordat, (in) Historische Vierteljahresschrift 1907, 196; Salomon, F., Der Sachsenspiegel und das Wormser Konkordat, ZRG GA 31 (1910), 137; Hofmeister, A., Das Wormser Konkordat, 1962; Investiturstreit und Reichsverfassung, hg. v. Fleckenstein, J., 1973; Schieffer, R., Die Entstehung des päpstlichen Investi­tur­verbotes, 1981; Schilling, B., Ist das Wormser Konkordat überhaupt nicht geschlossen worden?, (in) DA 58 (2002), 123; http://www.koebler­gerhard.de/­Fontes/KonkordatvonWorms1122.htm

Wort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache une in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist als Ausdruck, Begriff oder Bezeichnung ein Grundbaustein des Denkens, Sprechens und Schreibens des Menschen. S. Google

Lit.: Wörter und Sachen im Lichte der Bezeichnungsforschung, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1981; Kuckenburg, M., Wer sprach das erste Wort?, 2003, 2. A. 2010, 3. A. 2016; Baumgart, W., Wörterbuch historischer und poli­ti­scher Begriffe des 19. und 20. Jahrhunderts, 2010; Wort - Bild - Zeichen, hg. v. Speer, H., 2012

Writ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem englischen Recht das über eine Bitte an den königlichen Kanzler gegen Entgelt zu erlangende Privileg des Königs, in dem er in lateinischer Sprache den She­riff der Grafschaft des Beklagten anweist, dem Beklagten beispielsweise zurückzugeben, was er schuldet oder zu dem königlichen Gericht zu kommen und zu erklären, warum er es nicht tut. Diese streng formalisierte verfahrens­rechtliche Weisung ist vielleicht über Kirche und Universität durch das römische Recht beeinflusst. 1227 werden insgesamt 56 Arten von writs unter­schieden. 1258 werden neue writs verboten aber als writs upon the case doch wieder zu­ge­lassen. Für Verträge wird ein writ erst 1602 anerkannt. 1832 bestehen 76 verschiedene Arten von writs und damit Klagen. 1852 wird das System der forms of action aufgegeben. Die Technik der einzelnen writs kann praktisch nur in den →inn of courts zuverlässig erlernt werden. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Peter, H., Actio und writ, 1957; Caenegem, R. van, Royal Writs, 1959; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002

Wucher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das unter Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfah­renheit, des Man­gels an Urteilsvermögen oder der erheb­lichen Willensschwächen eines anderen erfolgende Versprechen­lassen oder Ge­wäh­ren­lassen von solchen Vermögens­vor­teilen für eine Leistung, die in einem auffälligen Missver­hältnis zu der eigenen Leistung stehen. In dem Mittelalter erklärt sich das kirchliche Gericht für wucherische Ge­schäfte zuständig. Zu dem Ausgleich für den Wegfall des kanonischen →Zinsverbots und der neuzeitlichen Höchstzinssätze in dem Liberalismus wird in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ein Wu­cher­verbot geschaffen (Österreich 28. 5. 1881 für Kreditgeschäfte, 12. 10. 1914 für alle Rechtsgeschäfte, 1916 § 879 II Nr. 4 ABGB). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 214; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschafts­ethik, 1961; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992; Rösch, G., Wucher in Deutschland 1200-1350, (in) HZ 259, (1994), 593; Dilcher, J., Die Zins-Wucher-Gesetzgebung in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2002; Pohlkamp, M., Die Entstehung des modernen Wucherrechts, 2009; Liebner, K., Wucher und Staat, 2009; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Pri­vatrechts­wort­schatzes, 2010; Was vom Wucher übrigbleibt, hg. v. Casper, M. u. a., 2013; Schmitz, G., Hunger und Wucher – Zur konziliaren Wahrnehmung gesellschaftlicher Wirklichkeit im 9. Jahrhundert, (in) DA 70 (2014) 121

Wülfinghausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprach nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)

Lit.: Urkundenbuch des Klosters Wülfinghausen, hg. v. Hager, U., Bd. 1f. 1990ff.

Wunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse) nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verletzung, Körperverletzung

Wunder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. miraculum) ist das nach menschlicher Behauptung auf ver­muteter göttlicher Einwirkung beruhende, Erfah­rungs­erwartungen widersprechende er­wünschte Geschehen (beispielsweise Heilung schwe­rer Krankheiten, unerwartetes Be­stehen bedrohlicher Gefahrenlagen). Es er­weckt Hoffnungen anderer. Es trägt unter Ausnutzung seelischer Nöte Schwacher zu dem Wohlstand parasitärer Promotoren von Wallfahrten bei. S. Google

Lit.: Wallfahrt St. Georgenberg, hg. v. Ingenhaeff-Berenkamp, W., 1986; Schuh, B., Jenseitigkeit in diesseitigen Formen, 1989; Mirakel im Mittelalter, hg. v. Heinzelmann, M. u. a., 2002; Rendtel, C./Wittmer-Butsch, M., Miracula, 2003; Schwegler, M., Kleines Lexikon der Vorzeichen und Wunder, 2004; Mirakelberichte des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Herbers, K., 2005; Franz, L., Wahre Wunder, 2011; Credible Incredible - The Miraculous in the Ancient Mediterranean, hg. v. Nicklas, T. u. a., 2013; Miracles in Medieval Canonization Processes, hg. v. Krötzl, C. u. a., 2018

wundern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erstaunen

Wunsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Begehren, Anliegen

Wunstorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Niedersachsen

Lit.: Wunstorfer Aufbrüche, hg. v. Fesche, K. u. a., 2021

Würde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Würde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wert, Stellung, →Menschenwürde

Lit.: Wagner, W., Die Würde des Menschen, 1991

Wurm, Nikolaus (Neuruppin vor Mitte 14. Jahrhunderts-Liegnitz nach 1401), Schüler des Johannes von Lignano in Bologna, ist der säch­sische gelehrte Jurist, der an verschie­denen sächsischen Werken Verbes­se­rungen vornimmt wie beispielsweise an der buch­schen Glosse oder an der Lehnrechts­glosse (1386) des Sachsenspiegels. Außer­dem verfasst er ein Liegnitzer Stadtrechtsbuch (1399), die Blume von Magdeburg (um 1390) und die Blume über den Sachsen­spiegel (1397). S. Google

Lit.: Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 162, 178ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 58, 72; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990

Wursten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., aus wort-seten, auf Wurten Sitzende) ist die seit dem 6. Jahrhundert von Friesen be­siedelte Landschaft an der unteren We­ser. 1508 wird eine niederdeutsche Über­setzung der Rüstringer Küren aufge­zeichnet, 1611 das Wurstener Landrecht.

Lit.: Lehe, E. v., Geschichte des Landes Wursten, 1973

Württemberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1081/1092 erscheinende Burg bei Esslingen, nach der sich Grafen benennen, welche die Landesherrschaft in dem östlichen Teil Schwabens erreichen (Württemberg). 1495 wird Württemberg unter Eberhard V., der 1477 die Universität Tübingen gründet, Herzogtum. 1555 wird ein durch Sichard romanistisch geprägtes, vierteiliges →Landrecht (Prozess, Ver­trag, gewillkürtes Erbrecht, gesetzliches Erbrecht) erlassen, das unter Änderungen (1567, 1610) bis 1900 in Geltung bleibt. An dem Beginn des 19. Jahrhunderts wird der Umfang des Landes von 9800 Quadratkilometern auf 19500 Quadratkilometer erweitert. An dem 25. 9. 1819 gewährt der König von Württemberg eine →Verfassung. Nach dem revolutionären Umsturz in dem November 1918 werden an dem 26. 4. 1919 eine vorläufige und an dem 25. 9. 1919 eine revidierte Verfassung beschlossen. 1951/1952 wird Württemberg mit Baden zu Baden-Württemberg vereinigt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 192, 202, 256, 269; Köbler, Historisches Lexikon; Mohl, R. v., Staatsrecht des Königreichs Württemberg, 1831; Wirtembergisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1849ff.; Erz­berger, Die Säkularisation in Württemberg, 1902; Wintterlin, F., Geschichte der Behörden­orga­nisation in Württemberg, Bd. 1f. 1904ff.; Weller, K., Württem­bergische Geschichte, 1909, 5. A. 1963; Württembergische ländliche Rechtsquellen, Bd. 1ff. 1910ff.; Württembergische Landtagsakten, Reihe 2, Bd. 1ff. 1910ff.; Beschreibung des Oberamts Tettnang, 2. A. 1915; Württembergische Regesten, hg. v. kgl. Haus und württemberg. Staatsarchiv, 1916ff.; Knapp, T., Neue Beiträge zur Rechts- und Wirt­schaftsgeschichte des württembergischen Bauernstandes, 1919; Knapp, T., Das württem­bergische Hofgericht zu Tübingen und das württembergische privilegium de non appellando, ZRG GA 48 (1928), 1; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wir­tem­berg, 1926; Beschreibung des Oberamtes Leonberg, 2. A. 1930; Hölzle, E., Das alte Recht und die Revolution, 1931; Enst, F., Eberhard im Bart, 1933; Miller, M., Die Organisation und Verwaltung von Neuwürttemberg, 1934; Hölzle, E., Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Müller, K., Gesamtübersicht über die Bestände der staatlichen Archive Württembergs, 1937; Weller, K., Besiedlungsgeschichte Württembergs vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Kothe, I., Der fürstliche Rat in Württemberg, 1938; Linder, O., Die Ent­stehung der Verwaltungsrechtspflege des geheimen Rats in Württemberg, 1940; Graessle, H., Sindelfingen, 1954, Grube, W., Der Stuttgarter Landtag, 1957; Sauer, P., Das württembergische Heer, 1958; Naujoks, E., Obrigkeitsgedanke, Zunftverfassung und Reformation, 1958; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Hess, R., Familien- und Erbrecht im württembergischen Landrecht von 1555, 1968; Struck, W., Geschichte der Stadt Geisenheim, 1972; Philippi, H., Das Königreich Württemberg im Spiegel der preußischen Gesandtschaftsberichte 1871-1914, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechts­geschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2662, 3,3,2864,3700; Bernhard, W., Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg, 1973; Bernhardt, W., Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg und ihre Beamten 1520-1629, 1973; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg 1, 2, hg. v. Landkreistag, 1975; Maier, K., Die Bürgschaft, 1980; Feuchte, P., Verfas­sungsgeschichte von Baden-Württemberg, 1983; Stadtwerdung im Landkreis Sigmaringen, 1985; Stettner, W., Ebingen, 1986; Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der würt­tem­ber­gischen Verfassung, 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht, 1989; Schwarz­meier, H., Handbuch der baden-würt_tembergischen Geschichte, Bd. 3 1992; Haug-Moritz, G., Württembergischer Städtekonflikt und deutscher Dua­lismus, 1992; Gotthard, A., Konfession und Staatsräson, 1992; Molitor, S., 1495 - Württemberg wird Herzogtum, 1995; Holthöfer, E., Ein deutscher Weg zu moderner und rechtsstaatlicher Gerichtsverfassung, 1997; Schuler, P., Regesten zur Herrschaft der Grafen von Württemberg 1325-1378, 1998; Raberg, F., Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeord­neten 1815-1933, 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zim­mer­mann, W. u. a., 2003; Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Die Protokolle der Regierung von Württemberg-Hohenzollern, Bd. 1 bearb. v. Raberg, F., 2004; Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2005; Bayer, B., Ich bleibe nicht mehr über die Nacht Schultheiß, 2006; Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg 1806-1918, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Kümmerle, J., Luthertum, humanis­tische Bildung und württem­bergischer Territorialstaat. 2008; Die Aufnahmepri­vilegien für französisch-reformierte Glaubensmi­gran­ten im Herzogtum Würt­temberg, bearb. v. Schätz, H., 2009; Brüser, J., Herzog Karl Alexander von Württemberg und die Landschaft (1733 bis 1737), 2010; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates Württemberg, Bd. 1 bearb. v. Baumann, A., 2013; Erdmann, T. v., Die Verfassung Württembergs von 1919, 2013; Rupp, C., Von der Wiege bis zur Bahre, 2014; Der „Arme Konrad“ vor Gericht, hg. v. Rückert, P., 2014; Koch, S., Kontinuität im Zeichen des Wandels – Verfassung und Finanzen in Württemberg um 1800, 2014; Krippendorf, H., Anekdoten vom württembergischen Hof, 2015; Eckert, G., Zeitgeist auf Ordnungssuche – Die Begründung des Königreiches Württemberg 1797-1819, 2016; Loose, R., Die Centralstelle des württembergischen landwirtschaftlichen Vereins, 2018; Württemberg und die deutsche Frage 1866-1870, hg. v. Mährle, W., 2019; Nation im Siegesrausch – Württemberg und die Gründung des Deutschen Reiches 1870/71 – Begleitbuch zur Ausstellung des Lndesarchivs, hg. v. Mährle, W., 2020; Verfassungen und Verfassungsjubiläen in Baden und Württemberg 1818/19 – 1919 – 2019, hg. v. Furtwängler, M. u. a., 2020

Wurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – [Wurte] 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsdsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) aufgeworfener Hügel, Umhegung

Wurtzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hausstättenzins

Wurzach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Baden-Württemberg

Lit.: Vogel, A., Die Rechtsverhältnisse der reichs­truchsess-waldburgischen Stadt Wurzach, Diss. jur. Tübingen 1958

Würzburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem mittleren Main wird nach älteren Siedlungsspuren 704 als Vorort eines fränkischen Herzogtums bezeugt. 741/742 wird es Sitz eines Bischofs, von dem zwischen 995 und 1223 386 Urkunden nachgewiesen sind. 1402/1410 wird eine 1582 erneuerte Universität eingerichtet. Um 1200 hat es 7000 bis 8000, um 1500 rund 9000 Einwohner. Das Würzburger Landgericht will für das Herzog­tum →Franken zuständig sein. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Knapp, H., Die Zenten des Hochstifts Würzburg, 1907; Würzburger Polizeisätze, hg. v. Hoffmann, H., 1955; Merz­bacher, F., Iudicium provinciale ducatus Franconiae, 1956; Urkundenregesten zur Geschich­te der Städte des Hochstifts Würzburg (1172-1413), bearb. v. Engel, W., 1956; Seberich, F., Das Stadtmodell Würzburg um 1500, 1968; Johanek, P., Die Frühzeit der Siegelurkunde im Bistum Würzburg, 1969; Schubert, E., Materielle und organisatorische Grundlagen der Würzburger Universitätsentwicklung, 1973; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977; Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978; Fries, L., Chronik der Bischöfe von Würzburg 741-1495, hg. v. Wagner, U. u. a., Bd. 1ff. 1992ff.; Kummer, C., Die Illustration der Würzburger Bischofschronik des Lorenz Fries aus dem Jahre 1546, 1995; Geschichte der Stadt Würz­burg, hg. v. Wagner, U., Bd. 1ff. 2001ff.; Raum und Recht – Festschrift 600 Jahre Würzburger Juristenfakultät, hg. v. Dreier, H. u. a., 2002; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Spran­del, R., Das Würzburger Ratsprotokoll des 15. Jahrhunderts, 2003; Müller, K., Die Würzburger Judengemeinde im Mittelalter, 2004; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutsch­land, 2005; Benkert, C., Die juristische Fakultät der Universität Würzburg 1914 bis 1960, 2005; Die Lebensbeschreibungen Bischof Burchards von Würz­burg, hg. v. Barlava, D., 2005; Das Benediktinerkloster St. Stephan in Würzburg, hg. v. Leng, R., 2006; Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007; Christoforatou, E., Zwischen geistlicher Herrschaft und Eigenverantwortung, 2010; Lorenz Fries und sein Werk, hg. v. Fuchs, F., 2014; Würzburger Ratsprotokolle 1432-1454, bearb. v. Bieber, A., 2014; Quellen zur Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650, bearb. v. Bergerhausen, H., 2014; Würzburger Ratsprotokolle 1454-1465, bearb. v. Biber, A., 2017; Bongartz, J., Gericht und Verfahren in der Stadt und im Hochstift Würzburg – Die fürstliche Kanzlei als Zentrum der (Appellations-)Gerichtsbarkeit bis 1618, 2020; Buchner, J., Der Strafrechtsordinarius Friedrich Oetker, 2020

wüst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verwüstet, schlimm

wüsten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verwüsten, wüst machen

Wüstung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zerstörte oder verlassene Siedlung. Wüstung (Zerstörung) eines Gutes ist auch als Rechtsfolge möglich (beispielsweise bei Landesverrat, Ketzerei, Tötung, Notzucht). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Lappe, J., Die Wüstungen der Provinz Westfalen, 1916, Frölich, K., Rechts­geschichte und Wüstungskunde, ZRG GA 64 (1944), 277; Largiadèr, A., Ein später Fall von strafrechtlicher Wüstung, ZRG GA 72 (1955), 244; Zahn, N., Die Wüstung, Diss. jur. Basel 1956; Fischer, H., Die Hauszerstörung, 1957; Abel, W., Die Wüstungen, 1943, 2. A. 1955, 3. A. 1976; Wüs­tungen in Deutschland – Ein Sammelbericht, hg. v. Abel, W., 1967; Kühlhorn, E., Die mittelalterlichen Wüstungen in Südniedersachsen, Bd. 1-4 1994ff.

X

Xanten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)

Lit.: Urkundenbuch des Stiftes Xanten, hg. v. Weiler, P., Bd. 1 1935; Hawicks, H., Xanten im späten Mittelalter, 2006; Das St. Viktor-Stift Xanten, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2012; Die Stiftskirche des Heiligen Viktor in Xanten, hg. v. Lieven, J., 2015

Xiphilinos, Johannes (Trapezunt 1010) wird nach Ausbildung in Konstantinopel Rechts­lehrer einer Rechtsschule und kom­men­tiert das in den →Basiliken über­lieferte römische Recht. S. Google

Lit.: Schminck, A., Studien zu mittelbyzantinischen Rechtsbüchern, 1986, 29, 40

Y

Year book (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Bezeichnung der Jahrbücher, in denen die Entscheidungen des →englischen Rechtes von jungen Anwälten in →Law French aufgenommen sind (reports, von 1292 bis 1535 erhalten, Gegensatz lateinische records).

Lit.: Year books Bd. 1ff. 1903ff.; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000

Z

Zabarella, Francesco (Padua 1360-1417), Patrizierssohn, wird nach dem Studium des Kirchenrechts in Bologna (Antonius de Butrio) Rechtslehrer in Padua und Bischof von Florenz. Auf dem Konzil von Konstanz setzt er sich für die Erweiterung der Rechte des Konzils zu Lasten des Papstes ein. S. Google

Lit.: Girgensohn, D., Francesco Zabarella, (in) ZRG KA 79 (1993), 232

Zachariä (1842 von Lingenthal), Carl Salomo (Meißen 14. 9. 1769-Heidelberg 27. 3. 1843), Advokatensohn, wird nach dem Studium der Philosophie, Philologie und des Rechtes in Leipzig 1802 Professor in Wittenberg und Heidelberg (1807). 1808 veröffentlicht er ein systematisch abgefass­tes Handbuch des französischen Civil­rechts. 1810 legt der als schillernd beschriebene Gelehrte das aufgeklärte „Staats­recht der rheinischen Bundesstaa­ten“ vor. S. Google

Lit.: Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 2 1992, 169; Lang, T., Die Staats- und Ver­fassungslehre Carl Salomo Zachariaes, 1996

Zachariae, Heinrich Albert (Herbsleben bei Bad Langensalza 20. 11. 1806-Cann­stadt 29. 4. 1875) wird 1829/1830 Straf­prozessrechtler und Staatsrechtler in Göttingen (Grundlinien des gemeinen deutschen Kriminalprozesses, 1837). S. Google

Lit.: Mohl, R. v., Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften, Bd. 2 1855, Neudruck 1960, 266; Bandemer, D., Heinrich Albert Zachariae, 1985

Zagreb (Agram) an der oberen Save geht auf antike Grundlagen zurück. 1093 ist es Sitz eines Bischofs. 1242 wird die nach der Zerstörung (1242) neu entstandene Siedl­ung Gradec königlich ungarische Freistadt. 1526 fällt Zagreb an →Österreich. 1669 erhält es eine Universität. 1718 wird Zagreb Hauptstadt →Kroatiens. S. Google

Lit.: Grothusen, K., Entstehung und Geschichte Zagrebs bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, 1967; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007

Zahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Nummer, Ziffer) ist die Umstände nach ihrer Menge fort­laufend ordnende Einheit. Frühmittel­alterliche Zahlenangaben sind wohl grund­sätzlich verlässlich. Bei hohen Heeresan­gaben sind aber Übertreibungen anzunehmen. S. Google

Lit.: Ifrah, G., Universalgeschichte der Zahlen, 2. A. 1991; Sonntag, R., Studien zur Bewertung von Zahlenangaben in der Geschichtsschreibung des frühen Mittelalters, 1987; Bentley, P., Das Buch der Zahlen, 2008; Kosmos und Zahl, hg. v. Hecht, H. u. a., 2008; Wedell, M., Zählen, 2011

zahlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit Geld eine Schuld erfüllen, Geld geben

Zahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wort 1470, Zahlungsbefehl 1809, Zahlungsort 1766, Zahlungsstatt 1645, Zah­lungstermin 1646, Zahlungsun­fähigkeit 1766) ist die Tilgung einer Geld­schuld. Sie erfolgt zunächst durch Übereignung der Sache Geldstück, seit dem 19. Jahrhundert zunehmend bar­geld­los.

Lit.: Meder, S., Die bargeldlose Zahlung, 1996; Den­zel, M., Das System des bargeldlosen Zah­lungsver­kehrs, 2008; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Linardatos, D., Das Haftungssystem im bargeldlosen Zahlungsverkehr, 2013

Zahlungsbefehl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1809) gerichtlicher Befehl zu einer Zahlung

Zahlungsort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1766) Ort der Zahlung

Zahlungsstatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1645) Statt einer Zahlung

Zahlungstermin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1646) Termin einer Zahlung

Zahlungsunfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1766) Unfähigkeit der Zahlung

Zähringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.) bei Freiburg im Breisgau ist die namengebende Burg einer aleman­nischen Familie, die 1092 den Titel eines Herzogs (Gegenherzogs) von Schwaben annimmt. Zu ihrem Umfeld zählen etwa fünfzig Familien von Ministerialen. Ihr durch viele Stadtgründungen (beispielsweise →Freiburg im Breisgau, →Bern) gekennzeichnetes Herrschaftsgebiet fällt bei ihrem Aussterben 1218 an verschie­dene Nachfolger. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Hamm, E., Die Städtegründungen der Herzöge, 1932; Mayer, T., Der Staat der Herzöge, 1935; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der Erbe der Zähringer, 1939; Die Zähringer, hg. v. Scha­dek, H. u. a., 1986; Die Zähringer, hg. v. Schmid, K. u. a., 1990; Weller, T., Die Heirats­politik, 2004; Zotz, T., Die Zähringer – Dynastie und Herrschaft, 2018

Zar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das (Slawische und) das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der nach lat. Caesar gebildete slawische Herrschertitel (Russland 1547-1917, Bulgarien 1908-1946). →Kaiser

Lit.: Die russischen Zaren, hg. v. Torke, H., 1995; Fedorowski, W., Die Zarinnen, 2001

Zalaszowski, Mikolaj (1631-1703) wird nach dem Studium in Krakau, Rom und Deutschland Professor in Krakau und Po­sen. Seit 1699 veröffentlicht er (lat.) Ius (N.) regni Poloniae (Recht des Königreichs Polen). S. Google

Lit.: Malinowska, I., Mikolaj Zalaszowski, 1960

Zasius (Zäsy), Ulrich (Huldreich) (Konstanz 1461-Freiburg im Breisgau 24. 11. 1535) wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen Gerichtsschreiber in Konstanz und Stadt­schreiber in Freiburg, wo er nach weiteren Studien 1506 Professor wird. Er fördert die in Frankreich gegen die herkömmliche italienische Art (lat. →mos [M.] Italicus) ent­wickelten humanistisch-philologischen Neu­ansätze (→Alciat, lat. →mos [M.] Gallicus). Bei dem 1520 vorgelegten neuen römisch­rechtlich beeinflussten Stadtrecht (Reforma­tion) →Freiburgs wirkt er maß­geblich mit. Er ist der erste europäisch bedeutsame deutsche Jurist. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 144, 160; Stintzing, R., Ulrich Zasius, 1857, Neudruck 1857; Bremer, F., Ulrich Za­sius und das Familienstatut der von Rappoltstein vom Jahre 1511, ZRG GA 18 (1897), 170; Knoche, H., Ulrich Zasius und das Freiburger Stadtrecht von 1520, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Win­terberg, H., Die Schüler von Ulrich Zasius, 1961 (132 Schüler und Hörer); Kisch, G., Zasius und Reuchlin, 1961; Fleischer, G., Ulrich Zasius und Petrus Stella, Diss. jur. Freiburg im Breisgau, 1966; Nüwe Stattrechten und Statuten, hg. v. Köbler, G., 1986; Rowan, S., Ulrich Zasius, 1987; Schroeder, K., Ulrich Zasius, (in) JuS 35 (1995), 97

Zauber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbarbar, M.) ist die Zuhilfenahme behaupteter nicht­menschlicher geistiger Kräfte zu der Ver­wirklichung menschlicher Zwecke. Der Zauber gehört bereits der Vorgeschichte an. Die christliche Kirche wendet sich gegen bestimmte Formen von Zauber und Zauberei und verfolgt sie insbesondere in der frühen Neuzeit, verwendet ihn aber auch wohl selbst für eigene Zwecke. Was Zauber außerhalb der Vorstellungen von Menschen tatsächlich bewirkt, ist ungewiss. →Hexen.

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 87; Köbler, WAS; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Hansen, J., Zauberwahn, 1900, Neudruck 1964, 1983; Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Kießling, E., Zauberei in den germanischen Volksrechten, 1941; Leutenbauer, S., Hexerei und Zauberdelikt, 1972; Zauber, Magie und Rituale, hg. v. Büttner, C., 1985; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Blauert, A., Frühe Hexenverfolgun­gen, 1989; Clerc, J., Homines magici, 1995; Kleinöder-Strobel, S., Die Verfolgung von Zauberei und Hexerei in den fränkischen Markgraftümern, 2002; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003; Mittelalterliche Rechtstexte und mantische Praktiken, hg. v. Herbers, K. u. a., 2020

Zauberei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12./13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar, F.) →Zauber

Lit.: Frohnapfel-Leis, M., Jenseits der Norm. Zauberei und fingierte Heiligkeit im frühneuzeitlichen Spanien, 2019

Zauberer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar, M.) Zauber für eigene Zwecke nutzender Mensch

zaubern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar, V.) Zauber als Zauberer für Zauberei gegeüber anderen Menschen nutzen

Zaude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, F.) in Laudenbach ein Aufsatz einer Gießkanne

Zaudengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Gericht

Lit.: Diels, P./Koebner, R., Das Zaudengericht in Böhmen, Mähren und Schlesien, 1935

Zaun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abzäunung, Einfriedung

Lit.: Amira, K. v., Zaunpflicht zwischen Gemeinweiden und Kulturland, ZRG GA 29 (1928), 336

zedieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēdere, lat., V., gehen, treten, [um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abtreten

zehn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) ist die Grundzahl zwischen neun und elf.

zehn Gebote (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.Pl.) →Dekalog

Zehnt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert [unter Zehnte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort um 1120? belegt) ist der bereits den Juden in dem Alten Testament bekannte, von der christlichen Kirche zwischen Spätantike (6. Jahrhundert) und Frühneuzeit unter Be­rufung auf biblische Stellen (3. Mose 27,30) geforderte zehnte Teil eines Ertrags. Er wird von dem merowingischen Haus­meier Karl Martell nach der in dem Zuge der Abwehr des Ansturms der Araber (732) erfolgten Säkularisierung (Verweltlichung) des Kir­chenguts erneuert. In dem 13. Jahrhundert wird er zu einer Geldleistung. In dem 19. Jahrhundert wird der Zehnt in dem Gefolge der französischen Revolution durch die für die Kirche von dem Staate eingehobene →Kirchensteuer ersetzt (Preußen 20. 6. 1875).

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 84, 198; Stutz, U., Das karolingische Zehntgebot, ZRG GA 29 (1908), 180; Viard, P., Histoire de la dîme ecclésiastique, 1909; Schmid, H., Der Gegenstand des Zehntstreites zwischen Mainz und den Thüringern im 11. Jahrhundert, ZRG GA 43 (1922), 267; Plöchl, W., Das kirchliche Zehntwesen, 1935; Gmür, R., Der Zehnt im alten Bern, 1954; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992; Harrer, R., Der kirchliche Zehnt im Gebiet des Hochstifts Würzburg, 1992; Pribnow, V., Die Rechtfertigung obrigkeitlicher Steuer- und Zehnterhebung, 1996; Jursa, M., Der Tempelzehnt in Babylonien, 1998; Person-Weber, G., Der Liber decimationis des Bistums Konstanz, 2001; La dîme dans l’Europe médiévale et moderne, hg. v. v. Viader, R., 2010; Patt, G. Studien zu den Salzehnten im Mittelalter, 2014; Patzold, S., Verortung in einer mobilen Welt – Zum Zusammenhang zwischen Kirchenzehnt und der Einhegung von Mobilität im Karolingerreich, (in) HZ 309 (2019), 285

Zeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Mal, Kennzeichen, →Marke, Warenzeichen

Lit.: Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Großfeld, B., Zeichen und Zahlen im Recht, 2. A. 1995

Zeil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als solches - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ortsname und daraus folgend ein Name einer Familie

Lit.: Inventar des Archivs Trauchburg, bearb. v. Rauh, R., 1968; Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen Fürsten von Waldburg, Bd. 1f. 1971f.

Zeiller, Franz von (Graz 14. 1. 1751-Hietzing bei Wien 23. 8. 1828) wird nach dem Studium der Philosophie in Graz und des Rechtes in Wien (Martini) Hauslehrer Martinis, 1778 außerordentlicher Profes­sor, 1782 ordentli­cher Professor in Wien und 1797 Beisitzer der Hofkommission in Justiz­gesetzsachen. Er bearbeitet das westgalizische Strafgesetzbuch und das Straf­gesetzbuch des Jahres 1803. Sein 1802 veröffentlichtes natürliches Privat­recht prägt den anschließend von ihm umgestalteten Stoff des späteren →Allge­meinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (1811/­1812, Kommentar 1811/1813). Sein 1810 einge­führter Studienplan drängt die Geschichte zugunsten der Systematik (auf eine rein dienende Aufgabe) zurück, doch wird dies 1855 wieder beseitigt. 1813 wird Zeiller geadelt. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 142; Swoboda, E., Franz von Zeiller, 1931; Forschungsband Franz von Zeiller, hg. v. Selb, W. u. a., 1980; Franz von Zeiller. Symposium, hg. v. Desput, J. u. a., 2003; Dick, H., Das juristische Wirken von Franz von Zeiller – Die Entstehung des ABGB, 2018

Zeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) eine bisher von dem Menschen nicht abänderbare Dimension der Welt mit einem Anfang bei dem so genannten Urknall und einem bisher unbekannten Ende. S. Google

Lit.: Engammare, M., L’ordre du temps, 2004; Holford-Strevens, L., Kleine Geschichte der Zeitrechnung und des Kalenders, übers. v. Rochow, C., 2008; Forsythe, G., Time in Roman Religion, 2012; Rosenberg, D. u. a., Die Zeit in Karten, 2015; Der Faktor Zeit, hg. v. Patzel-Mattern, K. u. a., 2015; Gebundene Zeit – Zeitlichkeit in Literatur, Philologie und Wissenschaftsgeschichte, (in) FS W. Adam, hg. v. Standke, J., 2015; Demandt, A., Zeit – Eine Kulturgeschichte, 2015; Zeitenwandel, hg. v. Esposito, F., 2017; Garfield, S., Zeitfieber, 2017; Zeit in den Wissenschaften, hg. v. Kautek, W. u. a., 2017; Zimmer, O., Die Ungeduld mit der Zeit, (in) HZ 308 (2019), 46; Clark, C., Gefangene der Zeit – Geschichte und Zeitlichkeit von Nebukadnezar bis Donald Trump, 2020

Zeitgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die die jüngere Vergangenheit betreffende Geschichte. In der allgemeinen Geschichte wird die Ge­schichte der Zeit seit 1918 (Hans Rothfels 1953 Zeit der Mitlebenden) (bzw. seit 1945) als Zeitgeschichte verstanden. Seit etwa 1970 wird unter notwendiger Vernachlässigung der allgemeinen Rechtsgeschichte verschiedentlich auch eine eigene juristische Zeitgeschichte angestrebt. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Klippel, D., Juristische Zeitgeschichte, 1985; Juristische Zeitgeschichte - ein neues Fach?, hg. v. Stolleis, M., 1993; Ramm, T., Rechtszeitgeschichte, 1998, 587; Forum Juristische Zeitgeschichte, hg. v. Düwell, F. u. a., 1998; Rückert, J., Zeitgeschichte des Rechts, ZRG GA 115 (1998), 1; Kramer, H., Plädoyer für ein Forum zur juristischen Zeitgeschichte, hg. v. Verein Forum Justizgeschichte, 1998; 50 Jahre Institut für Zeitgeschichte, hg. v. Möller, H. u. a., 1999; Institut für juristische Zeitgeschichte Hagen Jahrbuch Bd. 1ff. hg. v. Vormbaum, T., 1999ff.; Vormbaum, T., Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte, 1999; Themen juristischer Zeitgeschichte, hg. v. Düwell, F./Vormbaum, T., 1999; Rückert, J., Zeitgeschichte des Rechts, ZRG GA 117 (2000), 290; Diestelkamp, B., Rechtsgeschichte als Zeitge­schichte, 2001 (Beiträge); Gehler, M., Zeitgeschichte im dynamischen Mehreben­ensystem, 2001; Senn, M., Recht – Gestern und heute, 2002 (Juristische Zeitgeschichte); Einführung in die Zeitgeschichte, hg. v. Möller, H. u. a., 2003; Topitsch, E., Im Irrgarten der Zeitgeschichte, 2003; Metzler, G., Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, 2004; Wagner, W., Bildatlas der österreichischen Zeitgeschichte, 2004; Zeitgeschichte als Problem, hg. v. Nützenadel, A. u. a., 2004; Senn, M./­Gschwend, L., Juristische Zeitgeschichte 2. A. 2004, 3. A. 2010; Auf dem Weg in eine neue Moderne?, hg. v. Raithel, T. u. a., 2009; Möller, H. u. a., 60 Jahre Institut für Zeitgeschichte, 2009; Neueste Zeit Oldenbourg Geschichte Lehrbuch hg. v. Wirsching, A., 2009.; Fröhlich, M., Zeitgeschichte, 2009; Ös­terreichischer Zeitgeschichtetag, hg. v. Böhler, I. u. a., 2010; Epos Zeitgeschichte, hg. v. Hürter, J. u. a., 2010; Zeitgeschichte ausstellen in Österreich, hg. v. Rupnow, D. u. a., 2011; D’Aprile, I., Die Erfindung der Zeitgeschichte, 2013; Stolleis, M., Nahes Unrecht, fernes Recht – zur juristischen Zeitgeschichte im 20. Jahrhundert, 2014; Der Faktor Zeit – Perspektiven kulturwissenschaftlicher Zeitforschung, hg. v. Patzel-Mattern, K. u. a., 2015; Österreichische Zeitgeschichte – Zeitgeschichte in Österreich, hg. v. Gräser, M./Rupnow, D., 2022

zeitlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Zeit betreffend

Zeitschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem Verlauf der Zeit in Abständen erscheinende Schrift meist mit kurzen Beiträgen mehrerer Verfasser. Sie entwickelt sich seit der Erfindung des Buchdrucks. So genannte Zeitungen vor derZeitung wer­den von der Familie Fugger seit 1568 gesammelt. Juristische, zunächst noch buchähnliche Zeitschriften werden in dem Heiligen römischen Reich seit dem 18. Jahrhundert herausgegeben, in den meisten übrigen Staaten Europas in dem 19. Jahr­hundert, wobei teilweise die Wissenschaft in dem Vordergrund steht, teilweise aber auch die Praxis einbezogen wird. Bisher erfolgreichste deutschsprachige juristische Zeitschrift ist wohl die 1947 von dem Verlag C. H. Beck be­gründete Neue Juristische Wochen­schrift (NJW). S. Google

Lit.: Juristische Zeitschriften, hg. v. Stolleis, M. u. a., 1999; Juristische Zeitschriften in Europa, hg. v. Simon, T. u. a., 2006; Weber, H., Juristische Zeitschriften des Verlags C. H. Beck, 2007; Das Medium Wissen­schafts­zeitschrift seit dem 19. Jahrhundert, hg. v. Stöckel, S. u. a., 2009; Bauer, O., Zeitungen vor der Zeitung, 2011; Trawny, S., Die Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft und ihre Vorgängerinnen zwischen Staatenbund und Nationalstaat, 2020

Zeitschrift für Rechtsgeschichte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die der von Savigny und anderen für Ro­manistik und Germanistik begründeten Zeitschrift für ge­schichtliche Rechts­wis­sen­schaft (1815-1845) und der von Reyscher und Wilda heraus­gegebenen (ger­ma­nistischeren) Zeit­schrift für deut­sches Recht ab 1861 folgende, Romanistik und Germanistk wieder verei­nende, 1880 in eine germanistische Ab­teilung und eine romanistische Abteilung gegliederte und (durch Ulrich Stutz) 1911 um eine kanonistische Abteilung erweiterte Zeit­schrift für rechtsgeschichtliche For­schun­gen und Besprechungen („Deutschlands berühmteste Zeitschrift“). Seit 2011 erscheinen weiter eine digitale Zeitschrift integrativer europäischer Rechtsgeschichte (ZIER) und eine besondere Zeitschrift für österreichische Rechtsgeschichte sowie seit 2012 unter dem Namen Rechtskultur eine dreisprachig geöffnete Zeitschrift für europäische Rechtsgeschichte. S. Google

Lit.: Thieme, H., Hundert Jahre Zeitschrift für Rechtsgeschichte, ZRG GA 78 (1961), XII; Mayer-Maly, T., Deutschlands berühmteste Zeitschrift, ZRG GA 102 (1985), 1

Zeitung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das regelmäßig erscheinende, über Wissenswertes berichtende Druck­erzeugnis. Ab 1568 werden in Augsburg handschriftliche Nachrichten jeder Art aus Europa gesammelt (so genannte Fug­gerzeitungen, mehr als 16200 Nachrichten bis 1605). Die älteste in Deutschland erschienene und erhaltene Zeitung ist Aviso von 1609 für Landadel und Juristen (aus Wolfenbüttel, zweitälteste Zeitung der Welt). Seit 1650 gibt es Tageszeitungen. Die äl­teste, noch erscheinende Zeitung der Welt ist die schwedische Post- och Innikes Tidningar (1645), die älteste noch erscheinende Zeitung Deutsch­lands die Hildesheimer Allgemeine Zeitung (1705), die älteste, noch erscheinende deutschsprachige Zeitung die Wiener Zeitung. 2004 bestehen in Deutschland 137 Zeitungen (mit mehr als 1000 Ausgaben), die vor allem von den gleichen elektronischen Nachrichten­agen­turen gespeist werden, mehr und mehr von den in ihnen aufgegebenen kostenpflichtigen Anzeigen leben und die Nachrichten nur noch als Leser fangendes Beiwerk für diese Werbung verwenden. S. Google

Lit.: Baumert, D., Die Entstehung des deutschen Journalismus, Diss. phil. Berlin 1928, Neudruck 2013; Breil, M., Die Augsburger Allgemeine Zeitung, 1996; Juristische Zeitschriften, hg. v. Stolleis, M., 1999; Pross, H., Zeitungsreport, 2000; Schultheiß-Heinz, S., Politik in der europäischen Publizistik, 2004; Schütz, W., Zeitungen in Deutschland, 2005f.; Juristische Zeitschriften in Europa, hg. v. Stolleis, M. u. a., 2006; Bauer, O., Zeitungen vor der Zeitung, 2011; Keller, K. u. a., Die Fuggerzeitungen im Kontext, 2015; Leidecker, M., Das ist die Top-Geschichte des Tages, 2015; Lichnerová, L. u. a., „Neue Zeitungen“ über Ungarn, (in) HZ 309 (2019), 313 (zwischen 1515 und 1652 etwa 90 erhaltene Neue Zeitungen zu Ereignissen über Ungarn); Hoeres, P., Zeitung für Deutschland – Die Geschichte der FAZ, 2019

zensieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsēre, lat., V., begutachten, schätzen, taxieren, beschließen, verordnen, [3. Jh. v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bewerten, durch Bewertung beschränken

Zensor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsor, lat., M., Zensor, Prüfer, [234-149 v. Chr.] mit dem Indogermnischen verbindbar] ist der altrömische Amtsträger (2 Zensoren), der aus den ehemaligen Konsuln auf fünf Jahre gewählt wird und wohl seit 444 v. Chr. für die Aufsicht über die Sitten und die Vermögensveranlagung zuständig ist. S. Google

Lit.: Söllner § 6; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 18; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; El Beheiri, N., Das regimen morum der Zensoren, 2012

Zensuale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zinspflichtiger

Zensualität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch Leistung von Zins (Kopfzins, Heiratsabgabe, Sterbeab­gabe) gekennzeichnete gesellschaftliche Stellung (von Zensualen) in dem Mittelalter (779 Kapitular von Herstal, urkundlich ab etwa 800, vor allem bei Ripuariern, Alemannen und Bayern). S. Google

Lit.: Esders, S., Die Formierung der Zensualität, 2010

Zensur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsūra, lat., F., Zensoramt, Zensur, Prüfung, Beurteilung, Kritik, Untersuchung, richterliche Erkenntnis, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Aufsicht über das ge­sellschaftliche Verhalten, insbesondere über die Veröffentlichung von Gedanken in Schriftform. Bereits dem ausgehenden Alter­tum (ab 4. Jahrhundert n. Chr.) ist sachlich die Zensur in der Kirche bekannt. 1184 führt Papst Lucius III. die Nachzensur für die Kirche ein. Sie wird nach der Erfindung des Buchdrucks wegen der da­mit verbundenen Gefahren 1487 durch Papst Innozenz VIII. in die Vorzensur umge­wandelt. Von 1559/1564 bis 1967 führt die katholische Kirche einen (lat.) Index (M.) librorum prohibitorum (Anzeiger verbotener Bücher). Dem folgen seit dem 16. Jahrhundert die neuzeitlichen Landesherren (beispielsweise Maria Theresia für Österreich 1748, 1749, 1752, 1778, wobei in Österreich die Zahl der verbotenen Bücher die Zahl der erlaubten Bücher überwog), bis in dem 19. Jahrhundert der Liberalismus grundsätzlich die →Pressefreiheit erreicht (in Österreich aber Vorzensur bis 1848, 1852-1862, 1914-1918, 1933-1939, [nicht verbotene] Nachzensur bis 1981). S. Google

Lit.: Krempel, O., Das Zensurrecht in Deutschland, Diss. jur. Würzburg 1921; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht, 1970; Busch, R., Die Aufsicht über das Bücher- und Pressewesen in den Rheinbundstaaten Berg, Westfalen und Frankfurt, 1970; Neumann, D., Staatliche Bücherzensur, 1977; Ziegler, E., Literarische Zensur, 1983; „Unmoralisch an sich.“, hg. v. Göpfert, H. u. a., 1988; Schütz, H., Der mächtigste Zensor, (in) Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel 1989, 2, 70; Schroeder-Angermund, C., Von der Zensur zur Pressefreiheit, 1993; Leesen, H. v., Eine Zensur findet nicht statt, (in) Criticon 155 (1997), 145; Eisenhardt, U., Strafe und Strafzweck bei der Bestrafung von Autoren, Druckern und Händlern verbotener Schriften, (in) FS G. Bemmann 1997, 36; Inquisition – Index – Zensur, hg. v. Wolf, H., 2001; Széchényi, B., Rechtliche Grundlagen bayerischer Zensur, 2003; Arnold, M., Pressefreiheit und Zensur im Baden des Vormärz, 2003; Müller, B., Zensur im modernen deutschen Kulturraum, 2003; Olechowski, T., Die Entwicklung des Pressrechts in Österreich bis 1918, 2004; Bianchin, L., Dove non arriva la legge, 2005; Brophy, J., Grautöne – Verleger und Zensurregime in Mitteleuropa 1800-1850, (in) HZ 301 (2015), 297

Zensus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, ab in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsus, lat., M., Schätzung, Vermögen, [um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Steuerleistung (beispielsweise 594 v. Chr. in Athen, vor allem als Grundlage eines gestuften Wahlrechts [Zensuswahl­rechts] in dem 19. Jahrhundert [Großbritannien bis 1867, Bayern 1808, in Österreich von 1848 bzw. von dem Kremsierer Entwurf 1849 [Beschränkung des Wahlrechts auf 6-7 Prozent der Bevölkerung, 1882 durch Taafesche Wahlrechtsreform, 1896 durch Badenische Wahlrechtsreform gemildert] bis 1907 [Becksche Wahlrechts­reform]). S. Google

Lit.: Söllner § 6; Baltl/Kocher; De Biasio, G., Il censo e il voto, 1993; Strejcek, G., Bundes­ver­fassung und Wahlrecht, 2009; Strelitz-Risse, A., Das Zensuswahlrecht, 2018

Zensuswahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegebwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsus, lat., M., Schätzung, Vermögen, [um 250-184 v. Chr.] und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein das Wahlrecht nch der Steuerleistung des Betreffenden bestimmendes Wahlrecht

Zent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., zu centum, lat., Num. Kard., hundert) ist eine in Herkunft und Bedeutung strei­tige Verwaltungs- und Gerichtseinheit (Zentgericht) des Mittelalters. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Die Zenten des Hochstifts Würzburg, hg. v. Knapp, H., 1907; Kroeschell, K., Die Zentgerichte in Hessen und die fränkische Centene, ZRG GA 73 (1956), 300; Die Anfänge der Landgemeinde, 1964

Zentenar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein frühmittelalterlicher Träger von Gerichtsbarkeit

Lit.: Glitsch, H., Der alamannische Zentenar und sein Gericht, 1917

Zentgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – - ausgenommen Zent… - nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die →Zent betreffende Ge­richt des Mittelalters. S. Google

Lit.: Erler, A., Die Zentgerichtsordnung von Lützelbach, ZRG GA 66 (1948), 528; Birr, C., Konflikt und Strafgericht, 2002; Schultheiß, S., Das Zentgericht Burghaslach in Franken, 2007

zentral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über centrālis, lat., Adj., zentral, in der Mitte befindlich, [23/24-79 n. Chr] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mittel

Zentralbehörde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist vor allem in der Neu­zeit die zusammenfassende Behörde der staat­lichen Verwaltung. Sie ist meist büro­kra­tisch organisiert. S. Google

Lit.: Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beamtentum, 1908; Gundlach, F., Die hessischen Zentralbehörden, Teil 1ff. 1930ff.; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Bernhard, W., Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg, Bd. 1f. 1973; Lanzinner, M., Fürst, Räte und Landstände, 1980; Ehlert, H., Die wirtschaftliche Zentralbehörde des Deutschen Reiches, 1982; Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters in Süddeutschland, hg. v. Ettel, P. u. a., 2013

zentralisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) auf die Mitte hin ausrichten

Zentralismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ausrichtung auf die Mitte

Lit.: Centralismo e federalismo tra otto(cento) e novecento, hg. v. Janz, O. u. a., 1997

Zentraluntersuchung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische sowie das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine zentrale Untersuchung.

Zentraluntersuchungskommission (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine Untersuchungskommission des →Deut­schen Bundes (1819-1828, 1833-1848) gegen revolutionäre Umtriebe. S. Google

Lit.: Weber, E., Die Mainzer Zentraluntersuchungs­kommission, 1970

Zentrum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über centrum, lat., N., Schenkel des Zirkels, Mittelpunkt, Zentrum, Kern, [um 84-um 25 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Mitte

Zentrumspartei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., bzw. Zentrum) ist in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871ff.) die Partei des kon­servativen Katholizismus. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bachem, K., Vorgeschichte, Geschichte und Politik der deutschen Zentrumspartei, Bd. 1ff. 1927ff., Neudruck 1968; Anderson, M., Windthorst, 1981; Damnitz, M., Bürgerliches Recht zwischen Staat und Kirche, 2001; Ruppert, K., Die weltanschaulich bedingte Politik der Deutschen Zentrumspartei in ihrer Weimarer Epoche, (in) HZ 285 (2007) 49

Zepter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120? [Millstädter Genesis] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., N., Szepter) Herrscherstab

Lit.: Paatz, W., Sceptrum universitatis, 1953; Vorbrodt, C./Vorbrodt, I., Die akademischen Szepter, 1971; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992

zer… (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jh.? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel, auseinander

zerreißen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) auseinanderreißen

Zerreißen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine Form der →Todes­strafe (14.-­18. Jahrhundert).

Lit.: Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922, 131

zerrütten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Erschüttern zerstören

Zerrüttung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Zerstörung durch Erschütterung, in dem Recht insbesondere die Zerrüttung der ehelichen Lebensgemeinschaft, die (nach einem vereinzelten ähnlichen Ansatz in Frankreich durch Gesetz von dem 20. 9. 1792) in Deutschland 1976 in Ablösung des älteren Verschuldensgrundsatzes zu einer Vor­aussetzung der erleichterten Eheschei­dung wird (in Ös­terreich stattdessen 1978 einvernehmliche Ehescheidung). S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 267; Hattenhauer, H., Das Zerrüttungsprinzip, (in) FS E. Wolf, 1985, 143; Wolff, A., Das Zerrüttungsprinzip, (in) FamRZ 1988, 1271; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Bommer, J., Ein Gesetz - zwei Rechtsprechungen?, 2008

Zession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cessio, lat., F., Abtreten, Übergeben, [81-43 v. Chr.] und cēdere, lat., V., gehen, treten, passieren, schreiten, einhergehen, einhertreten, Erfolg haben, ausgehen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort in Worms 1499 belegt) (Schreiten,) Abtretung (einer Forderung)

Lit.: Buch, G., Zur Zession im deutschen mittelalterlichen Recht, ZRG GA 34 (1913), 429; Huwiler, B., Der Begriff der Zession, 1975; Luig, K., Zession und Abstraktionsprinzip, (in) Wis­senschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 112; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Behr, V., Das reichsrechtliche Zessionsverbot von 1551, Diss. jur. Bochum 2000; Wesener, G., Zession und Schuldübernahme im Codex Theresianus, (in) Spuren des römischen Rechtes, 2007, 693; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Scheffzek, S., Der Einfluss der Mühlenbruch’schen Zessionslehre, 2011; Lammeyer, P., Konflikt zwischen Zession und dem vom Zedenten erwirkten Urteil, 2012

Zeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] testis) ist der Mensch, der über Tatsachen, die er wahrgenommen hat (Wahrnehmungszeuge), aussagen soll. Zeugen gibt es an sich, sobald und solange es Menschen gibt, weil die meisten irdischen Geschehnisse von Menschen wahrgenommen werden. Die Bedeutsamkeit von Zeugen für den Beweis von Tatsachen ist zu unterschiedlichen Zeiten verschieden groß. Zu unterscheiden sind zufällige Zeugen (Zufallszeugen) und Ge­schäftszeugen (zu der Vornahme eines Geschäfts zugezogene Zeugen). Vielfach ist der Zeuge bewusst oder unbewusst unzuverlässig. Spätestens mit dem Inquisitionsprozess erscheint die Pflicht, in gerichtlichen Verfahren als Zeuge auszusagen. S. Google

Lit.: Kaser §§ 7 I 1, 13 III, 58 IV 2a, 74 I 2c, 87 II 6; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70, 86, 105, 116, 126, 155, 156, 202; Köbler, WAS; Ruth, R., Zeugen und Eidhelfer, 1922, Neudruck 1973; Karitzky, B., Die Geschichte des Zeugnisver­weigerungsrechts, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1959; Kornblum, U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Gawlik, A., Intervenienten und Zeugen in den Diplomen Kaiser Heinrichs IV., 1970; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Schott, C., Ein Zeuge, kein Zeuge, (in) FS F. Elsener, 1977, 222; Subjektivierung des justiziellen Be­weis­verfahrens, hg. v. Gouron, A. u. a., 1994; Bogisch, M., Nemo testis in causa sua, 1998; Plassmann, A., Die Struktur des Hofes, 1998; Lepsius, S., Der Richter und die Zeugen, 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003; Garnot, B., Les témoins devant la justice, 2003; Bähr, M., Die Sprache der Zeugen, 2012

Zeugnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Aussage, Beweis

Lit.: Oberkönig, M., Der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, 2020

Zeumer, Karl (Hannover 31. 7. 1849-Berlin 18. 4. 1914), Kürschnerssohn, wird nach dem Studium der deutschen Sprache und Geschichte in Göttingen, Leipzig und Berlin Herausgeber wichtiger, vor allem rechtlicher Quellen (1889 außerordentlicher Professor in Berlin). S. Google

Lit.: Historische Aufsätze (FS), 1910; Krammer, M., Karl Zeumer, ZRG GA 35 (1914), IX; Stutz, U., Germanistische Chronik, ZRG GA 35 (1914), 646

Ziege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein von Menschen gezähmtes, Milch und Fleisch lieferndes Haustier von der Größe eines Schafes oder Rehes

Ziegenhain (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Ziegenhainer – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in Wörterbch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein Ort und eine frühere Grafschaft in Hessen.

Lit.: Brauer, F., Die Grafschaft Ziegenhain, 1934

Zigeuner ist die ältere, in der Gegenwart durch die Eigenbezeichnung Roma (Männer, Menschen, Singular Rom) oder Sinti (Singular Sinto) ersetzte Benennung des Angehörigen eines in dem 10. Jahrhundert aus Nordindien ausgewanderten bzw. von Arabern verschleppten, seit dem 15. Jahrhundert in dem Heiligen römischen Reich (1399 Böhmen, 1407 Hildesheim, 1414 Hessen) erscheinenden indogermanischen Volkes. Der Ausdruck Zigeuner wird politisch um 1860 soziographisch (Fehlen eines festen Wohnsitzes) geprägt wirksam. Der ausländische Zigeuner wird nach 1871 des (zweiten) Deutschen Reiches verwiesen, der deutsche Zigeuner seit 1886 polizeilicher Überwachung und Erfassung unterstellt. In dem →National­sozialismus wird der Zigeuner ohne totale Tötungs­ab­sicht verfolgt. In der Gegenwart leben schätzungsweise 80000-120000 Sinti und Roma in der Bundesrepublik Deutschland. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Majer, D., Fremd­völkische im Dritten Reich, 1981; Gronemeyer, R./Rakelmann, G., Die Zigeuner, 1988; Hohmann, J., Neue deutsche Zigeunerbibliographie, 1992; Gilsenbach, R., Weltchronik der Zigeuner, Bd. 1ff. 1994ff. z. T. 2. A. 1997; Lucassen, L, Zigeuner, 1996; Rütten, W., „Lustig ist das Zigeunerleben“, ZRG GA 114 (1997), 233; Stichwort Zigeuner, hg. v. Awosusi, A., 1998; Bastian, T., Sinti und Roma im Dritten Reich, 2001; Lewy, G., Rückkehr nicht erwünscht, 2001; Bonillo, M., Zigeunerpolitik im Deutschen Kaiserreich 1871-1918, 2001; Wey­rauch, W., Das Recht der Roma und Sinti, 2002; Albrecht, A., Zigeuner in Altbayern 1871-1914, 2002; Fremde Arme – arme Fremde, hg. v. Patrut, I. u. a. 2007; Zwischen Erziehung und Vernichtung, hg. v. Zimmermann, M., 2007; Zigeuner und Na­tion, hg. v. Uerlings, H. u. a., 2008; Kallenberg, V., Von liederlichen Land-Läuffern zum asiatischen Volk, 2010; Bogdal, K., Europa erfindet die Zigeuner, 2011; Zigeunerverfolgung im Rheinland, hg. v. Frings, K. u. a., 2012; Mosbacher, A., Wie primitive Urmenschen – eine späte Entschuldigung – 60 Jahre Zigeuner-Urteile des BGH, (in) NJW 2016, 30; Haumann, H., Die Akte Zilli Reichmann, 2016

Zimber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige einer einen mittelbayerischen Dialekt sprechenden kleinen Minderheit in Italien. S. Google

Zimbrisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ist die Bezeichnung für in Oberitalien seit dem Mittelalter beste­hende, in der Gegenwart fast ausge­storbene mittelbayerische (deutsche) Dialekte der so genannten Zimbern. S. Google

Lit.: Schweizer, B., Zimbrische Gesamtgrammatik, 2008; Bidese, E., Das Zimbrische von Giazza, 2012 (Ljetzan); Kolmer, A., Pronomen und Pronominalklitika im Cimbro, 2012

Zins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsus, lat., M., Schätzung, Vermögen, (um 250-184 v. Chr.) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort um 1100 belegt, lat. [F.] usura) ist die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Vergütung für den Gebrauch eines Kapitals (um 50 v. Chr. Höchstzinssatz von 12 Prozent) grundsätzlich durch Vereinbarung (anders bei Verzug), in allgemeinerem Sinn die Abgabe. Der Zins wird in der Natu­ral­wirtschaft in Sa­chen, in der Geldwirtschaft in Geld erbracht. Ist der Zins wirtschaftlich bedeutungslos, dient er der bloßen Anerkennung eines Rechts­verhältnisses etwa bezüglich eines Grund­stücks (Anerkennungszins, Rekogniti­onszins). Das kanonische →Zinsverbot verbietet Christen das entgeltliche Darlehen. Seit 1530 wird in dem Heiligen römischen Reich der Zins auf 5 Prozent festgelegt (1654 6 Prozent). Seit 1804 (Code civil) bzw. 1848 setzt sich die Zinsfreiheit durch, doch bildet das Verbot des →Wuchers eine Schranke. Seit dem 21. Jahrhundert bekämpfen die sich auf der Suche nach Wählern mehr und mehr verschuldenden Wohlfahtsstaaten bewusst den Zins, so dass er verfällt und für Geld bei Banken negativer Zins als Verwahrungsentgelt zu zahlen ist. S. Google

Lit.: Kaser §§ 33 III, 34 IV, 37 II 2b, 39 I, 41 III 2; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 125, 127, 241; Mentz, F., Nasenzins im Elsass?, ZRG GA 47 (1927), 669; Jecklin, F., Zinsbuch der Galluskirche in Fideris, (in) Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 56 (1927); Kleinau, H., Der Grundzins in der Stadt Braunschweig, 1929; Gutbrod, W., Die Brechung der Zinsknechtschaft, (in) Das Grundeigentum 1937, 135; Gebauer, J., Worthzins und Fronzins in der Stadt Hildesheim, ZRG GA 61 (1941), 150; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Brand, O., Das internationale Zins­recht Englands, 2002; Dilcher, J., Die Zins-Wucher-Gesetzgebung in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2002; Gómez Rojo, M., Historia jurídica del anatocismo, 2003; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Denjean, C., La loi du lucre, 2011

Zinsverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Verbot, einen →Zins für eine Leistung zu nehmen. Es wird in der Kirche zuerst für Geistliche, seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. auch für Laien entwickelt. In dem Mittelalter verbietet die Kirche wegen Lukas 6,35 Christen grundsätzlich das Neh­men von Zins für →Dar­lehen, weshalb Umgehungs­geschäfte (beispielsweise [lat., M.] contractus mohatrae, Rentenkauf) entwi­ckelt werden und ansonsten das entgelt­liche Darlehensgeschäft von den →Juden (und Lombarden) durchgeführt wird. Seit der frühen Neuzeit wird das kanonische Zinsverbot von Höchst­zinssätzen (Heiliges römisches Reich 1654 6%) abgelöst. Dem folgt in dem 19. Jahrhundert durch den Liberalismus die nur durch das Wucherverbot geschützte Freigabe des Zinses. 1983 gibt auch die katholische Kirche das Zinsverbot auf. Der Islam kennt ebenfalls eine ähnliche Einrichtung. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 127, 166; Funk, F., Geschichte des kirchlichen Zinsverbots, 1876; Lange, H., Das kanonische Zinsverbot, (in) FS J. Bärmann, 1975, 99; Blomeyer, A., Die Consilienpraxis zum kanonischen Zinsverbot, (in) ZRG KA 97 (1980), 317; Horn, N., Zinsforderung und Zinsverbot, (in) FS H. Lange, 1992; Was vom Wucher überbleibt - Zinsverbote, hg. v. Casper, M. u. a. 2013

Zips (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt, F.) ist die unter der Hohen Tatra gelegene Landschaft. 1370 erscheint das Landrecht der Zipser, das durch 14 Handschriften des 15.-18. Jahrhunderts überliefert wird. Es umfasst anfangs 93 Artikel (Familie, Erbe, Vermögen, Handel, Verfahren, Verwaltung). S. Google

Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 54; Piirainen, I./Papsonová, M., Das Recht der Spis, 1992

zis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums (cis) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) diesseits

Zisleithanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, N.) ist das diesseits (westlich) der Leitha gelegene Gebiet Österreich-Ungarns. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 220; Baltl/Kocher

Zisterzienser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des nach dem 1098 von Robert von Molesme und dem heiligen Alberich gegründeten Kloster Citeaux in Burgund benannten benedik­tinischen Reformordens. Wichtige deutsche Niederlas­sungen sind Kamp, Ebrach und Heiligenkreuz (um 1500 fast 150 Niederlas­sungen in dem deutschen Sprachraum, rund 740 insgesamt). S. Google

Lit.: Croix Bouton, J. de la, Histoire de l’Ordre de Citeaux, 1959ff.; Die Zisterzienser, hg. v. Elm, K. u. a. 1980; Toepfer, M., Die Konversen der Zisterzienser, 1983; Die Zisterzienser, hg. v. Sydow, J. u. a., 1989; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Kinder, T., Die Welt der Zister­zienser, 1997; Zisterzienser zwischen Zentralisierung und Regionalisierung, hg. v. Nehlsen, H. u. a., 1998; Rüffer, J., Orbis Cisterciensis, 1998; Anfänge der Zisterzienser in Südwestdeutschland, hg. v. Rück, P. u. a., 1999; Von Cîteaux nach Bebenhausen, hg. v. Scholkmann, B. u. a., 2000; Berman, C., The Cistercian Evolution, 2000; Zisterzienser, hg. v. Kne­felkamp, U., 2001; Eberl, I. Die Zisterzienser, 2002; Haarländer, S., Die Zisterzienser, 2006; Rüffer, J., Die Zisterzienser und ihre Klöster, 2007; Norm und Realität, hg. v. Felten, F. u. a., 2009; Zisterzienser im Norden, hg. v. Bärenfänger, R., 2007; Lester, A., Creating Cistercian Nuns, 2011; Burton, J./Kerr, J., The Cistercians in the Middle Ages, 2011; Oberste, J., Die Zisterzienser, 2014; Die Zisterzienser im Mittelalter, hg. v. Mölich, G. u. a., 2017; Die Zisterzienser – Das Europa der Klöster, hg. v. LVR-Landesmueseum Bonn, 2017; Die Lebenswelt der Zisterzienser, hg. v. Werz, J., 2020

Zitelmann, Ernst (Stettin 7. 8. 1852-Bonn 25. 11. 1923), Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg, Leipzig und Bonn 1879 Professor in Rostock, 1881 in Halle und 1884 in Bonn. Er befasst sich vor allem mit dem Privatrecht (→Wil­lens­erklä­rung, →Irrtum).

Lit.: Bonner Festgabe für Ernst Zitelmann, 1923; Repgen, T., Die Kritik Zitelmanns, ZRG GA 114 (1997), 73

zitieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1301-1319 [Steirische Reimchronik des Ottokar von Steiermark] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie über citāre, lat., V., rege machen, sich rühren machen, herbeirufen, (81-43 v. Chr.) und ciēre, cīre, lat. V., rege machen, wecken, anregen, in Bewegung setzen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich berufen (V.) auf

Zitiergesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (nach Gustav →Hugo) das 426 von den römischen Kaisern Theo­dosius II. und Valentinian III. erlassene Gesetz (Codex Theodosianus 1. 4. 3), das →Papini­an, →Paulus, →Ulpian, →Modestin und →Ga­i­us als maßgebliche Rechtskundige be­nennt und bei Verschie­denheit der von ihnen vorgetragenen Ansichten formale Entschei­dungs­­regeln (Mehrheit, bei Stimmengleich­heit Papi­nian) für die Richtigkeit einer Lö­sung festlegt. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz//Waldstein; Söllner § 19; Köbler, DRG 52; Teipel, G., Zitiergesetze, ZRG RA 72 (1955), 245; Pringsheim, F., Zur Text­geschichte des Zitiergesetzes, (in) SDHI 27 (1961), 235

Zittau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt, N.) eine Stadt in dem äußersten Südosten Sachsens

Lit.: Zittauer Urkundenbuch, hg. v. Prochno, J., 1939

zivil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar cīvīlis (1), lat., Adj., bürgerlich, Bürger..., des Bürgers, des Mitbürgers, [118 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) in Rom den römischen Bürger be­treffend, quiritisch, nichtmilitärisch, nicht­kirchlich, nichtprätorisch, nichtbonita­risch (beispielsweise Eigen­tum, bei dem boni­tarisches, durch bloße traditio einer res mancipi übertragenes Eigentum erst durch Ersitzung ziviles Eigen­tum wird), bürgerlich, einfach

Zivilehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch weltliche Formen (Abgabe der Willenserkärung vor einer nicht­kirchlichen Stelle) zustandekom­men­de →Ehe der Neuzeit. Sie erscheint nach der Reformation Martin Luthers (1517) bereits in dem 16. Jahrhundert (1580) in den Niederlanden als Möglichkeit (fakultative Zivilehe), in England 1653 kurzzeitig unter Oliver Cromwell sogar als einzige Mög­lichkeit (obligatorische Zivilehe). In Frankreich wird sie durch Gesetz von dem 20. 9. 1792 (und den Code civil von 1804), in dem (zweiten) Deutschen Reich 1875 und in Österreich mit dem Ehegesetz von 1938 verwirklicht. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 161, 209; Conrad, H., Die Grundlegung der modernen Zivilehe durch die französische Revolution, ZRG GA 67 (1950), 336; Woopen, A., Die Zivilehe, 1956; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehege­setz­ge­bung in der Neuzeit, 1967; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts, 1973; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schubert, W., Preußen und die Zivilehe in der Nachmärzzeit, ZRG GA 104 (1987), 216; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1991; Fuhr­mann, I., Die Diskussion über die Einführung der fakultativen Zivil­ehe, 1998

Zivilgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die in mehreren Ländern verwendete Bezeichnung für ein Privatrechts­gesetzbuch (Schweiz 1907/1912, Deutsche Demokratische Repu­blik 19. 6. 1975 [Vorarbeiten seit September 1952], ohne Privatautonomie, ohne besonderes Schuld­recht und ohne besonderes Sachen­recht, 1990 durch das Bürgerliche Gesetz­buch der Bundesre­publik Deutschland grundsätzlich wieder aufgehoben). Das Zivilgesetzbuch der Schweiz ist seit 1. 1. 1912 in Kraft (Person, Fa­mi­lie, Erbe, Sache [, Obligationen­recht]). Eine Zusammenstellung von Veränderungen bietet http://www.­admin.­ch/­ch/­d/gg/cr/1907/­1907­0042.html

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 181, 184, 255; Walliser, P., Der Gesetzgeber Johann Baptist Reinert, 1948; Marti, H., Wortregister zum schweizerischen Zivilgesetzbuch, 1922; Sontis, J., Das griechische Zivilgesetzbuch, ZRG RA 78 (1961), 355; Gauye, O., Inventar zur Dokumentation, (in) Schweizerische Z. f. Gesch. 13 (1963); Gmür, R., Das schweizerische Zivilgesetzbuch verglichen mit dem deutschen Bürgerlichen Gesetz­buch, 1965; Peter, V., Vergleich einiger grundlegender Rechtsinstitute, (in) Z. f. vergleich. Rechtswiss. 77 (1978), 277; Schnyder, P., Siebzig Jahre Schweizerisches Zivilgesetzbuch, 1983; Göhring, J. u. a., Erfahrungen bei der Verwirklichung des Zi­vilgesetzbuches, 1986; Das Zivilgesetzbuch der Deut­schen Demokratischen Republik, hg. v. Eckert, J. u. a., 1995; Eichler, H., Zi­vil­ge­setzbücher im deutsch­sprachigen Rechts­kreis, 1996; Flinder, M., Die Entstehungsgeschichte des Zivilgesetzbuches der DDR, 1999; ZGB gestern - heute - morgen, hg. v. Girsberger, D. u. a., 2007; Materialien zum Zivilgesetzbuch, hg. v. Hurni, C. u. a., Bd. 1f. 2008f.

Zivilisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Schaffung güns­tigerer Lebensbedingungen für den Men­schen durch Anwendung von Einsicht bzw. Wissen­schaft und Technik durch den Menschen. Sie entfremdet den Menschen seiner natür­lichen Herkunft und Verhal­tensweise. Das Ausmaß der Zivilisation nimmt ins­besondere seit der Sesshaftwerdung des Menschen vor rund 10000 Jahren (beispielsweise in Mesopotamien und Ägypten über längere Zeiträume) stark zu (beispielsweise Vorratshaltung, Hygiene, Religion, Schrift, Geld, Wissenschaft, Buchdruck, industrielle Re­vo­lu­tion, Fahrrad, Strom, Telefon, Automobil, Flugzeug, Digitali­sierung). S. Google

Lit.: Frankfort, H., The Birth of Civilization in the Near East, 1951; Rifkin, J., Die empathische Zivilisation, 2010; Wengrow, D., What Makes Civilization?, 2010; Scott, J., Die Mühlen der Zivilisation, 2019; Laube, S., Der Mensch und seine Dinge – Eine Geschichte der Zivilisation, 2020

zivilisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich der Natur entfremden

Zivilkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kammer für Zivilsachen eines Landgerichts

Zivilliste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausgaben eines Staates für die Hofhaltung (England 1689)

Lit.: Gneist, R., Das englische Verwaltungsrecht, Bd. 1f. 3. A. 1883f.

Zivilprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Zivilverfahren) ist das öffent­liche Gerichtsverfahren (Prozess) zwischen einem Kläger und einem Beklag­ten in privaten (zivilen) Rechtsstrei­tigkeiten. Es wird bereits in Rom von dem Strafprozess unterschieden und erfolgt in dem altrömischen Recht als Legisaktionenver­fahren (→legis­actio), danach als →Formu­larverfahren und seit der Zeitwende als →Kognitionsverfahren (→cognitio). In dem Mit­telalter spaltet sich das wohl zunächst weit­gehend einheitliche, anfangs vermutlich in der Volksversammlung unter einem Vorsitzenden durchgeführte Ver­fahren, in dem seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts das Vorgehen in sog. (lat.) ordines (M.Pl.) iudiciarii (Gerichtsordnungen) erörtert wird, erst in dem Hochmittelalter (13. Jahrhundert) vermut­lich aus rationalen, wirtschaft­lichen Gründen in bürgerliche Sachen (Zivilprozess., lat. causae civiles) und peinliche Sachen (→Strafprozess, lat. causae criminales) auf (str.). Bei den bürger­lichen Klagen werden als verschiedene Arten die Klage um Schuld, um Gut und um Eigen und Erbe unterschieden. Dabei leitet auf Antrag des Klägers der Richter das Verfahren ein, das in dem Ding stattfindet. Der Beklagte kann sich, wenn er sich dem Begeh­ren des Klägers widersetzt, durch Eid von der Klage reinigen, sofern ihm der Kläger nicht unter bestimmten Voraussetzungen den Eid verlegt. Dann entscheidet das →Gericht durch →Ur­teil der Schöffen, wer das bessere Recht glaubhaft macht oder das stärkere Beweismittel anbietet und damit näher zu dem →Beweis ist (Be­weisrecht). Wegen des Urteils können seit dem Spätmittelalter die Akten an eine als sachkundiger eingeschätzte Stelle (beispielsweise Oberhof) versendet werden. In Oberitalien bildet sich während des Mittel­alters auf der Grundlage des römischen, justinianischen Rechtes das römisch-kanonische Verfahren aus, das all­mählich vor allem in den geist­lichen Gerichten üblich wird. Es beginnt mit der von dem Kläger bei dem gelehrten Richter erwirkten Ladung des Beklagten zu einem Termin. Hier überreicht der Kläger dem Be­klagten die Klageschrift mit seiner Rechts­behauptung. In einem nächsten Termin hat der Beklagte alle ver­fah­rensablehnenden Verteidigungsgrün­de vorzubringen. Beide Parteien können sich vor Gericht durch Prokuratoren vertreten und außerhalb des Gerichts durch Advo­katen beraten lassen. Nach der Leistung eines Gefährdeeids und der Streitbe­festigung ist der Stoff von dem Kläger ar­tikuliert vorzutragen und von dem Beklagten dieser Vortrag e­benso zu beantworten. Die geheime Beur­teilung der Beweisergebnisse durch den selbst allgemein und grundsätzlich in →Subsumtion des Sachverhalts unter den Tatbestand der geprüften Rechtsnorm entscheidenden →Richter ist an feste Beweisregeln gebun­den. Der gesamte Verfahrensstoff wird aufgezeichnet. Der Vollstreckung des kirchengerichtlichen Ur­teils dient die Exkommunikation. Gegen das Urteil ist →Appellation und seit dem 12./13. Jahrhundert in bestimmten Fällen auch Nich­tigkeitsklage zulässig. Vor allem über das 1495 geschaffene →Reichs­kammergericht setzt sich der gelehrte Zivilprozess als gemeiner Zivilprozess in der Neuzeit weitgehend durch. Allgemein kann man deshalb nicht von einem Wandel eines formgebundenen Prozesses oder Ver­fahrens zu einem formfreien Prozess oder Verfahren an dem Übergang von dem Mittelalter zu der Neuzeit sprechen. Der Allgemeinen Ge­richts­ordnung Preußens von 1793/1795 liegt nach überwiegender Ansicht die In­quisitions­maxime zu Grunde (mit dem Richter in dem Mittelpunkt), von der aber Novellen der Jahre 1833/1846 einigen Abstand nehmen. Der Liberalismus kehrt dagegen nach dem Vorbild des auch Be­schleunigung anstrebenden fran­zösischen →Code de procédure civile von 1806 (in Kraft 1807) in dem 19. Jahrhundert zu →Mündlichkeit und →Öffentlichkeit zurück (Genf 1819, Baden 1831, Hannover 1850 A. Leonhardt, konsequente Mündlichkeit, weitestgehende Parteiherrschaft, Preußen Entwurf 1864). In dem (zweiten) Deutschen Reich wird auf diesen Grundlagen 1877/1879 der Zivilprozess in der →Zivil­prozessordnung geregelt (mit dem Bürger in dem Mittelpunkt, Österreich 1. 8. 1895, Franz Klein [1854-1926], unter Ablösung der Allgemeinen Gerichtsord­nung von 1781 und der Westgalizischen Gerichtsordnung von 1796 in Kraft 1898, mit Öffentlichkeit, Mündlichkeit, freier Beweiswürdigung, Un­mit­telbarkeit der Beweisaufnahme und Ver­ständnis von Rechts­durchsetzung als Ge­meinschafts­auf­gabe zu der Sicherung der allgemeinen Wohlfahrt und daraus folgender starker Stellung des Richters statt unbeschränkten Verhandlungsgrundsatzes, weitgehender Über­gang zu dem Einzelrichter 1914) mit deutlicher Abkehr von der Verhandlungs­maxime in späteren Novel­len von 1924 und 2001. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert ist ansonsten anscheinend in Abhängigkeit von der Ausdehnung des Kreditverkehrs die Zahl der Zivilprozesse so sehr gestiegen, dass durch zahlreiche Novel­len eine Vereinfachung und Beschleu­nigung (ohne überzeugenden Erfolg) angestrebt wird. S. Google

Lit.: Kaser 80ff.; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 18, 30, 31, 55, 116, 155, 181, 201, 235, 262; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Bülow, O., Gemeines deutsches Zivilprozessrecht, hg. v. Braun, J., 2003; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Kühtmann, A., Die Romanisierung des Zivilprozesses in der Stadt Bremen, 1891; Heusler, A., Der Zivilprozess der Schweiz, 1923; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess, 1961; Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses von materiellem Recht und Prozessrecht, 1965; Kaser, M., Das römische Zivilpro­zessrecht, 1966; Schubert, W., Das Streben nach Prozess­beschleunigung und Verfahrensgliederung im Zivilprozessrecht des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 85 (1968), 127; Wedekind, W., Bijdrage tot de kennis van de ontwikkeling van de procesgang in civiele zaken, 1971; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess nach bayerischen Quellen, 1971; Dahlmanns, G., Der Strukturwandel des deutschen Zivilprozesses, 1971; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess, Diss. jur. Göttingen 1972; Steins, A., Der ordentliche Zivilprozess, Diss. jur. Bonn 1972; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Nörr, K., Hauptthemen legislatorischer Zivilprozessreform, (in) ZZP 87 (1974), 274; König, B., Konformität, Aktenwidrigkeit und offenbare Gesetzeswidrigkeit im zivilgerichtlichen Verfahren, 1975; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Nörr, K., Naturrecht und Zivilprozess, 1976; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Wollschlä­ger, C., Zivilprozessstatistik und Wirtschaftsent­wicklung, (in) ZNR 1981, 16; Ebel, F., 200 Jahre preußischer Zivilprozess, 1982; Dannreuther, D., Der Zivilprozess, 1987; Schoibl, N., Die Entwicklung des österreichischen Zivilverfahrensrechts, 1987; For­schungsband Franz Klein, hg. v. Hofmeister, H., 1988; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau, 1990; Wege zu einem europäischen Zivilprozessrecht, hg. v. Grunsky, W. u. a., 1994; Köster, A., Die Beschleunigung der Zivilprozesse, 1995; Wollschläger, C., Streitgegenstände und Parteien am Friedensgericht Xanten 1826-1830, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Metzger, E., A new outline of the Roman civil trial, 1997; Litewski, W., Der römisch-kanonische Zivilprozess nach den älteren ordines iudiciarii, 1999; Rhee, C. van, Litigation and legislation – civil procedure at first instance in the Great Council for the Netherlands in Malines (1522-1559), 1997; Mölling, A., Der Zivilprozess vor dem rheinischen Friedensgericht, 2000; Weinreich, O., Der Zivilpro­zess nach der münsterischen Landgerichts­ordnung von 1571 sowie der vechtischen Gerichtsordnung von 1578, 2004; The law’s delay, hg. v. Van Rhee, C., 2004; Unger, D., Adolf Wach (1843-1926) und das liberale Zivilprozessrecht, 2005; European Traditions in Civil Procedure, hg. v. Van Rhee, C., 2005; Schartl, R., Gerichtsverfassung und Zivilprozess in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, ZRG GA 123 (2006), 136; Zivilprozessreform in der Weimarer Zeit, hg. v. Schubert, W., 2006; Adler, S., Das Verhältnis von Richter und Parteien, 2006; 1806 - 1976 – 2006 De la commémoration d’un code à l’autre, hg. v. Cadiet, L. u. a., 2006; Ahrens, M., Prozessreform und einheitlicher Zivilprozess, 2007; Schlinker, S., Litis contestatio, 2008; Scheifele, A., Zivilprozessrecht in Baden 1803-1864 (Elektroni­sche Ressource), Diss. jur. Konstanz 2008; Zwischen Formstrenge und Billigkeit, hg. v. Oestmann, P., 2009; Die Entwicklung des Zivilprozessrechts in Mittel- und Südeuropa seit 1918, hg. v. Rechberger, W., 2011; Die Entwicklung des Zivilprozessrechts in Mitteleuropa um die Jahrtausendwende, hg. v. Sutter-Somm, T., 2012; Europäisches Privatrecht in Vielfalt geeint. Der modernisierte Zivilprozess in Europa, hg. v. Schulze, G., 2014; Zivilprozess und historische Rechtserfahrung, hg. v. Baldus, C. u. a., 2015; Nörr, K., Ein geschichtlicher Abriss des kontinentaleuropäischen Zivilprozesses, 2015; Bierschenk, L., Die zweite Instanz im deutschen und französischen Zivilverfahren, 2015

Zivilprozessordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Zivilprozess

Lit.: Köbler, DRG 183, 201, 262, 264; Hahn, C., Die gesammten Materialien zur CPO, 1880; Dahlmanns, G., Neudrucke zivilprozessualer Kodifikationen und Entwürfe des 19. Jahrhunderts, 1971; Protokolle der Kommission zur Beratung einer allgemeinen Zivilprozessordnung für die deut­schen Bundesstaaten, hg. v. Schubert, W., 1985; Schubert, W., Entstehung und Quellen der Civil­prozessordnung von 1877, 1987; Entwurf und Motive einer Prozessordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für den preußischen Staat (von 1864), hg. v. Schubert, W., 1994; Langer, A., Männer um die österreichische Zivilprozess­ordnung 1895, 1995; Die Civilprozessordnung für das Königreich Württemberg von 1868, hg. v. Schubert, W., 1997; Prozessordnung in bürgerlichen Rechts­streitigkeiten für das Großherzogtum Baden von 1851 und 1865, hg. v. Schubert, W., 1997; Ent­würfe zu einer bürgerlichen Prozessordnung für das Königreich Sachsen von 1864 und 1865, hg. v. Schubert, W., 1997; 100 Jahre österreichische Zivilprozessordnung, hg. v. Mayr, P., 1998; 100 Jahre ZPO, hg. v. Bundesministerium der Justiz, 1998; Schade, J., Die Anfrage bei der Gesetzkommission, Diss. jur. Bochum 1998; 100 Jahre österreichische Zivilprozessgesetze, hg. v. Mayr, P., 2000; Schöniger-Hekele, B., Die öster­reichische Zivilprozessreform 1895, 2000; Biebl, G., Bayerns Justizminister v. Fäustle und die deutschen Reichsjustizgesetze, 2003; Nachschlagewerk des Reichsgerichts Gesetzgebung des Deutschen Reichs, Bd. 8 Zivilprozessordnung §§ 1-270, 2013

Zivilrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Privatrecht oder in etwas engerem Sinn das bürgerliche Recht. Das Zivilrecht nimmt seinen sprachlichen Ausgangs­punkt von (lat.) →ius (N.) civile, dem für die Römer oder römischen Bürger geltenden Recht in Gegensatz zu (lat.) ius (N.) gentium (Fremdenrecht). Sachlich ist es daneben zumindest aus heutiger Sicht von dem öffentlichen Recht zu trennen. In dem Mittelalter ist ziviles Recht vor allem das weltliche Recht in Gegensatz zu dem kirchlichen Recht, aber auch das besondere Stadtrecht in Gegensatz zu dem allgermeineren Landrecht. Mit dem Hervortreten der Bürger als bedeutsame politische Kraft in dem 18. Jahrhundert wird das Zivilrecht vorrangig auf sie bezogen. Deswegen enthalten der Code civil, Zivilgesetzbuch oder Bürgerliches Gesetz­buch hauptsächlich das für den Bürger wichtige →Privatrecht. S. Google

Lit.: Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts, Teil 1f. 1910ff., Neudruck 1968; Blomeyer, A., Die Entwicklung des Zivilrechts, 1950; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivilrechtspflege, 1964; Peter, H., Vom Einfluss des deutschen Zivilrechts, (in) FS K. Bader 1965, 321; Kiefner, H., Der Einfluss Kants, (in) Philosophie und Rechtswissenschaft, 1969, 3; Markovits, I., Sozialistisches und bürgerliches Zivilrechtsdenken, 1969; Reich, N., Kodifikation und Reform des russischen Zivilrechts, (in) Ius commune 3 (1970), 152; Die Entwicklung des Zivilrechts in Mitteleuropa, hg. v. Csizmadia (!), A. u. a., 1970; Kitagawa, Z., Rezeption und Fortbildung des europäischen Zivilrechts in Japan, 1970; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Das neue Zivilrecht der DDR, hg. v. Westen, K., 1977; Fellner, C., Die Reform der bayerischen Zivilrechtspflege, Diss. jur. Kiel 1986; Zivilrechts­lehrer deutscher Sprache, hg. v. Kim, H. u. a., 1988; Schröder, R., „. aber im Zivilrecht“, 1988; Das deutsche Zivilrecht 100 Jahre nach der Verkündung des BGB, hg. v. Willigmann, A. u. a., 1997; Festgabe Zivilrechtslehrer 1934/1935, hg. v. Hadding, W., 1999; Zivilrechtliche Entdecker, hg. v. Hoeren, T., 2001; Zivilrecht unter europäischem Einfluss, hg. v. Gebauer, M. u. a., 2005, 2. A. 2010; Deutschsprachige Zivilrechtslehrer des 20. Jahrhunderts in Berichten ihrer Schüler, hg. v. Grund­mann, S. u. a., Bd. 1 2007, Bd. 2 2009; Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, hg. v. Condorelli, O. u. a., Bd. 1ff. 2009ff.; Weimarer Zivilrechtswissenschaft, hg. v. Löhnig, M. u. a., 2014

Zivilsache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Verfahren in einer privat­rechtlichen Angelegenheit in dem Wege des →Zivilprozesses.

Lit.: Daut, C., Untersuchung über den Einfluss national­sozialistischer Anschau­ungen, Diss. jur. Göttingen 1965

Znaim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt aber in Google belegt, N.) ist der 1048 erstmals erwähnte, 1226 mit Stadtrecht begabte Ort an der mittleren Thaya, aus dem ein Stadtrechtsbuch von 1523 überliefert ist.

Lit.: Bornemann, H., Znaim, das Stadtrechtsbuch von 1523, 1992

Zölibat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über caelibātus (2), lat., M., eheloser Stand, Ehelosigkeit, Zölibat, (4 v.-65 n. Chr.), vgl. lat. caelebs, Adj., ehelos mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht die Ehelosigkeit des Geistlichen seit der Synode von Elvira (um 306). In der Kirchenreform vor dem Investiturstreit von 1075 wird das bzw. der Zölibat verlangt. Seit 1139 sind alle Inhaber höherer Weihen (kirchenrechtlich) zu einem ehe­losen Leben verpflichtet, doch gibt es an dem Ende des 20. Jahrhunderts als Folge des Gleichheitssatzes zunehmende Gegenstimmern. S. Google

Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Leinweber, W., Der Streit um das Zölibat im 19. Jahrhundert, 1978; Denzler, G., Die Geschichte des Zölibats, 1993, 2. aktualisierte A. 2016 (will die Unangemessenheit der priesterlichen Zölibatsverpflichtung nachweisen), Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Heid, S., Zölibat in der frühen Kirche, 1997; Flüchter, A., Der Zölibat zwischen Devianz und Norm, 2006; Parish, H., Clerical Celibacy in the West c. 1100-1700, 2010; Wolf, H., Zölibat, 2019

Zoll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über telōnēum, lat., N., Zoll (M.) (2), Zollhaus mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die meist an der Grenze eines Staates erhobene, bereits dem römischen Altertum bekannte →Steuer oder Abgabe auf die Einfuhr oder Ausfuhr von Waren. Das entsprechende Zollregal geht von dem mittelal­terlichen König meist auf die Landesherren über. In dem 19. Jahrhundert bemüht sich der Deutsche →Zollverein von 1834, in dem späteren 20. Jahrhundert die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft in dem Interesse des Handels und der Gewinn erstrebenden Hersteller von Waren um Beseitigung von Zöllen innerhalb des Gebiets der zusam­men­geschlossenen Staaten (Zoll­union). Weltweit ist der Zoll aber noch in der Gegenwart ein sehr bedeutsmes Mittel in dem globalen Handel und Wettbewerb um größtmögliche eigene Einkünfte von Staaten. S. Google

Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 84, 98, 113, 134, 198, 233; Böhmer, J., Das Zollwesen in Deutschland, 1832; Wetzel, E., Das Zollrecht des deutschen Königs, 1893; Haff, K., Rott- und Zollordnung des Fürstbischofs Peter von Augsburg vom Jahre 1428, ZRG GA 31 (1910), 424; Ashley, P., Modern tariff history, 1920; Clausnitzer, M., Deutsche Zollgeschichte, 1933; Grams, W., Der deutsche Zoll, 1954; Hassinger, H., Die Bedeutung des Zollregals, (in) FS H. Aubin Bd. 1 1965, 151; Scholz-Babisch, M., Quellen zur Geschichte des klevischen Rhein­zollwesens vom 11. bis 18. Jahrhundert, 1971; Das Katzenelnbogener Rheinzollerbe 1479-1584, bearb. v. Demandt, K., Bd. 1ff. 1978ff.; Eichstaedt, A., Der Zöllner, Diss. jur. Frankfurt am Main 1981; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; North, M., Von Aktie bis Zoll, 1995; Adam, H., Das Zollwesen im fränkischen Reich, 1996; Badian, E., Zöllner und Sünder, 1997; Pfeiffer, F., Rheinische Transitzölle, 1997; Hackenberg, M., Die Verpachtung von Zöllen und Steuern, 2002; Linke, H., Das Zollkriminalamt, 2004

Zollverein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der (vertragliche) Zusammenschluss mehrerer Staaten zu einem einheitlichen Zollgebiet. 1828 vereinbaren Bayern und Württemberg, Preußen und Hessen sowie mitteldeutsche Staaten je einen Zollverein, zu dem 1. 1. 1834 die deutschen Staaten (unter gleichzeitigen Umgehung einer vorgesehe­nen Bundesre­ge­lung ohne das wegen des Widerstands Preußens erst 1865 nur die Meistbegünstigung erreichende Österreich) einen deutschen Zollverein. Er ist eine wichtige Vorstufe zu der Ausbildung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1871 (in dem Sinne der klein­deutschen Lösung), wobei die höhe­ren Zollvereinsbeamten für die Mo­dern­isie­rung von Wirtschaft und Gesellschaft eintreten und dem politischen Liberalismus zuneigen. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 176; Hahn, H., Geschichte des deutschen Zollvereins, 1984; Wadle, E., Der Zollverein und die deutsche Rechtseinheit, ZRG GA 102 (1985), 99; Kreutzmann, M., Büro­kra­tische Funktionseliten und politische Inte­gration im Deutschen Zollverein (1834-1871), (in) HZ 288 (2009), 561; Der Deutsche Zollverein, hg. v. Hahn, H. u. a., 2012; Kreutzmann, M., Die höheren Beamten des deutschen Zollvereins, 2012 (244 höhere Beamte)

Zone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein Teil eines größeren Gebiets (beispielsweise Besatzungszone).

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert

Zöpfl, Heinrich (Bamberg 1807-Heidel­berg 1877) wird nach dem Rechtsstudium in Würzburg 1839 außerordentlicher Professor und 1842 ordentlicher Professor in Heidelberg. Seine deutsche Staats- und Rechtsgeschichte ist ein Institutionen­lehrbuch des gemeinen deutschen Privat­rechts. Bedeutsam sind seine Grundsätze des allgemeinen und deutschen Staatsrechts, 1841, 5. A. 1863. S. Google

Lit.: Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 2 1992, 92

zu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) hin

Zubehör (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort um 1360 belegt) ist (in der Gegenwart) die bewegliche Sache, die ohne Bestandteil der Hauptsache zu sein, nach der Verkehrs­anschauung dem wirtschaftlichen Zweck einer Hauptsache zu dienen bestimmt ist und zu ihr in einem dieser Bestimmung entsprechenden räumlichen Verhältnis steht (beispielsweise Zugtiere auf Bauernhof). Wem das Ei­gentum an dem Zubehör zusteht, hängt nach römischem Recht von den Einzelum­stän­den ab. S. Google

Lit.: Kaser § 18 II; Köbler, DRG 39; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privat­rechts­wort­schatzes, 2010

Zucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Züchtung, Gehorsam

Zuchthaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das der zwangsweisen Er­ziehung von Erwachsenen dienende Ge­bäude. Die zwangsweise Erziehung (vor allem zu Arbeitsamkeit) in einem Zuchthaus wird seit der frühen Neuzeit wohl als Ergebnis religiöser Überlegungen als sinnvoll angesehen (Schloss Bridewell bei London 1555 house of correction, Amsterdam 1595, Bremen 1609, Lübeck 1613, Hamburg 1622, Danzig 1629, Breslau 1668, Wien 1671, Waldheim/Sachsen 1716, Graz 1724, Innsbruck 1725, Torgau 1730, Kaiserswerth 1736, Nürnberg 1769, Zwickau 1775, 1776 Koblenz). In solche  - Klöstern und Spitälern nachge­bildete - Häuser werden neben Armen (Bettlern), Alten, Geistesgestörten und Kin­dern auch Diebe und andere Straftäter aufge­nom­men. Versuche, die Häuser wirtschaftlich zu betreiben, scheitern. Außerdem erweisen sich die Häuser eher als Verschlech­terungs­an­stalten, in denen es den Inhaftierten auch sehr schlecht geht. Später setzt sich Zuchthaus als Bezeichnung für eine Freiheitsstrafe durch. Verbesserungen wer­den erst in dem 19. Jahrhundert umgesetzt. An dem 1. 4. 1969 wird die Be­zeichnung Zuchthaus in Deutschland wegen der mit dem Zuchthaus auch verbundenen schädlichen Folgen aufge­geben. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 158, 205; Quanter, R., Deutsches Zuchthaus- und Gefängniswesen, 1905, Neudruck 1970; Radbruch, G., Elegantiae iuris criminalis, 1950; Schlue, H., Die Geschichte des Bonner Zuchthauses, Diss. jur. Bonn 1957; Nöldeke, W., Die Kölner Zucht­hauspläne von 1609, ZRG GA 79 (1962), 288; Sothmann, M., Das Armen-, Arbeits-, Zucht- und Werkhaus in Nürnberg, 1970; Stekl, H., Österreichische Zucht- und Arbeitshäuser, 1978; Fumasoli, G., Ursprünge und Anfänge der Schel­len­werke, 1981; Stier, B., Fürsorge und Disziplinierung im Zeitalter des Absolutismus, 1988; Eisenbach, U., Zuchthäuser, Armenanstalten und Waisenhäuser in Nassau, 1994; Schirra, D., Zucht- und Arbeitshäuser als Institution der Für­sorge, Magisterarbeit 1997; Viebig, M., Das Zuchthaus Halle/Saale, 1998; Elling-Ruhwinkel, E., Sichern und Strafen, 2005; Strafe, Disziplin und Besserung, hg. v. Ammerer, G., 2006; Wunschik, T., Honeckers Zuchthaus, 2017 (Brandenburg-Görden); Lorenz, M., Menschenzucht – frühe Ideen und Strategien 1500-1870, 2018

züchtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) sittsam, anständig

züchtigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120/1130 [Die altdeutsche Exodus] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erziehen, schlagen

Züchtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Erziehung, Schlagen

Züchtigungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht eines Menschen, einem anderen Menschen zu dem Zweck der Erziehung ein schmerzliches Übel zuzufügen. In frühen Zeiten steht vor allem dem Hausvater in weitem Umfang ein Züchtigungsrecht zu. Das Züchtigungsrecht des Ehemanns gegenüber der Ehefrau verschwindet in dem 19. Jahrhundert (Preußen 28. 2. 1812, in dem kanonischen Recht mit der Ersetzung des Corpus iuris canonici durch den Codex iuris canonici 1917/1918), das Züchtigungsrecht der Eltern gegenüber den Kindern ist noch durch das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) nicht ausgeschlossen, tritt aber in dem 20. Jahrhundert mehr und mehr zurück. Ein Züchtigungsrecht gegenüber Gesinde endet in Preußen 1860, das Züchtigungsrecht des Lehrers gegenüber Schülern in Deutsch­land durch Gesetz von 1951. S. Google

Lit.: Köbler, DRG 18; Kober, (ohne Vornemaen), Die körperliche Züchtigung, (in) Theolog. Quartalsschr. 57 (1875); Wiens, W., Das Züchtigungsrecht des Ehemanns, 1909; Vormbaum, T., Politik und Gesinderecht, 1980; Gebhardt, J., Prügelstrafe und Züchti­gungsrecht, 1994; Priester, J., Das Ende des Züchtigungsrechts, 2000; Behnke, J., Forschungen und Forschungsdesiderate zur körperlichen Züchtigung, 2002

Zucker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelhochdeutsche und das Mittelniederdeutsche und das Italienische, Arabische, Persischen und Altindische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Zuckerrohr, meist körniges Süßungsmittel

Lit.: Ouerfelli, M., Le Sucre, 2008

Zufall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das Ergebnis, für das keine Gesetz­mäßigkeit zu erkennen ist (beispielsweise Hagel, Wind, Erdbeben). Der durch Zufall eintretende Schaden fällt bereits in dem römischen Recht grund­sätzlich dem zu der Last, dem die Sache oder Leistung gebührt (casus [Akk. Pl.] sentit dominus, die Schäden spürt der Herr).

Lit.: Kaser §§ 36 III 5, 37 II 2b; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 44; Hentig, H. v., Sinnvoller Zufall, eine alte Rechtsanschauung, ZRG GA 80 (1963), 344; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Zufall und Wissenschaft – Interdisziplinäre Perspektiven, hg. v. Bachhhiesl, C. u. a., 2019

zufällig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) als Zufall erfolgend

Zug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ziehen, eine gezogene Einheit, Eisenbahn

Zug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Zuger See ist der um 1200 von den Grafen von Kiburg gegründete, 1273 an König Rudolf I. von Habsburg gelangte Ort in der späteren Schweiz. 1352 wird Zug von den umgebenden Or­ten der Eidgenossenschaft der →Schweiz zu dem Eintritt in die Eid­genossenschaft gezwungen. 1814 erhält der kleinste Kanton der Schweiz eine Ver­fassung. S. Google

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schwerzmann, J., Das Zuger Schuldbetreibungsrecht, 1962; Die Rechtsquellen des Kantons Zug, hg. v. Gruber, E., Bd. 1 1971; Quellen und Literatur der neueren euro­päischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Zwicky, M., Prozess und Recht im alten Zug, 2003

Zug auf den Gewähren (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Gewährschaft

Zugabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Hinzugabe, Beigabe, Zusatz

Lit.: Götting, H., Die neuere Entwicklung des Zugaberechts, 1986; Matz, J., Die Regulierung der akzessorischen Wertreklame, 2005

Zugang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort mit allgemeinerer Bedeu­tung um 765 belegt) Zutritt, Erhalt

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deut­schen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

zugeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzugeben, gestehen, einräumen

zugehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzugehen, erreichen

Zugewinn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Vermehrung des Ver­mögens eines Menschen in der Zeit.

zugewinnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusätzlich gewinnen, hinzugewinnen

Zugewinngemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in Deutschland durch das deutsche Gleichbe­rechtigungsgesetz von dem 18. 6. 1957 geschaf­fene, 2009 abgeänderte Regelgüter­stand von Eheleuten. Er bedeutet Gütertrennung mit Zugewinn­ausgleich zwischen dem größeren Zugewinn des einen Ehegatten und dem kleineren Zugewinn des anderen Ehegatten nach Auflösung der Ehe. Er kann vertraglich ausge­schlossen werden. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, 267; Offen, J., Von der Verwaltungsgemeinschaft des BGB von 1896 zur Zugewinngemeinschaft, 1994; Sellschopp, T., Der Weg zum Revokationsrecht der Ehegatten nach § 1368 BGB, 2009

Zugrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Näherrecht

Zukunft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das nach der Vergangenheit und jenseits der Gegenwart in der ihr folgenden Zeit Kommende. S. Google

Lit.: Seefried, E., Zukünfte. Aufstieg und Krise der Zukunftsforschung, 2015

zukünftig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) in der Zukunft kommend, zu der Zukunft gehörend, Zukunft betreffend

Zuname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1467 belegt) ist der seit dem späten Frühmittelalter zwecks besse­rer Kenn­zeichnung der sich vermehrenden Be­völ­ke­rung dem bisherigen alleinigen Namen erklärend nachgestellte Name (Übername, Familien­name), der allmählich außerhalb von Nahebeziehungen die Bedeutung des eigentlichen Namens (, der wegen dieser Nachstellung zu dem voranstehenden Vornamen wird), über­trifft. S. Google

Lit.: Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deut­schen Privatrechts­wort­schatzes, 2010

Zunft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Zusammenschluss von Ge­werbetreibenden eines Gewerbes in der hoch­mittelalterlichen Stadt (Genossen­schaft, beispielsweise Metzger, Bäc­ker, Schreiner, Schlosser, Fischer). Die von den Zunftmitgliedern geschaffene Zunftverfas­sung enthält viele Zwangs­ele­mente. Sie wird in dem 19. Jahrhundert durch die Einführung der Gewerbefreiheit (Frank­reich 1791, England 1814, Preußen 1807/1810/­1811/1845, Österreich 1859) sei­tens des Liberalis­mus beseitigt. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 97; Köbler, WAS; Keutgen, F., Ämter und Zünfte, 1903; Gallion, W., Der Ursprung der Zünfte in Paris, 1911; Hegi, F., Geschichte der Zunft zur Schmiden in Zürich, 1914; Eberstadt, R., Der Ur­sprung des Zunftwesens und die älteren Handwerkerverbände des Mittelalters, 2. A. 1915; Akkerman, J., Het ontstaan der ambachtsgilden, 1919; Dieling, F., Zunftrecht, 1932; Lentze, H., Der Kaiser und die Zunftverfassung, 1933, Neudruck 1954; Mickwitz, G., Die Kartellfunktionen der Zünf­te, 1936; Klapper, H., Das Zunftwesen der Stadt Guhrau, 1936; Siemsen, R., Germanengut im Zunftbrauch, 1942; Johanni, O., Zünfte und Zunft­recht in der Grafschaft Saarbrücken, (Diss. jur. Saarbrücken) 1957; Holland, W., Die schmalkaldischen Handwerker­zünfte, Diss. jur. Jena 1957; Naujoks, E., Obrigkeitsgedanke, Zunftver­fassung und Reformation, 1958; Eckhardt, A., Eschweger Zunftverfassung und hessische Zunftpolitik, 1964; Luther, R., Gab es eine Zunftdemokratie?, 1968; Klinger, H., Das Weberamt in Preetz, 1971; Ennen, R., Zünfte und Wettbewerb, 1971; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Uhl, H., Handwerk und Zünfte in Eferding, 1973; Göttmann, F., Die Frankfurter Bäckerzunft, 1975; Horsch, F., Die Konstanzer Zünfte, 1979; Hof, H., Wettbewerb im Zunftrecht, 1983; Obst, K., Der Wandel in den Bezeichnungen für gewerbliche Zusammen­schlüsse, 1983; Peitsch, D., Zunftgesetzge­bung, 1985; Gilden und Zünfte, hg. v. Schwineköper, B., 1985; Henkel, M., Zunftmissbräuche, 1989; Decker, K., Bürger, Kurfürst und Regierung, 1990; Ebstein, S., Wage, Labor and Guilds, 1991; Das Ende der Zünfte, hg. v. Haupt, H., 2002; Oestmann, P., Zunftzwang und Handelsfreiheit im frühen 19. Jahrhundert, (in) ZNR 2004, 246; Kluge, A., Die Zünfte, 2007, 2. A. 2009; Heusinger, S. v., Die Zunft im Mittelalter, 2009; Stodolkowicz, S., Vom Handel mit Ellen, 2015

zurechnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzurechnen, zuordnen

Zurechnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Hinzurechnung, Zuordnung), F., Lehnübersetzung von lat. [F.] imputatio durch Samuel Pufendorf 1672, 1893 objektive Zurechnung (Ludwig Har­scher von Almendingen), verschwindet in dem 19. Jahrhundert, 1969/1970 (Jescheck) moderne Lehre von der objektiven Zurechnung.

zurechnungsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verantwortlich, schuldfähig

Zurechnungsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Möglichkeit, einem Menschen unter Berücksichtigung seiner Fähigkeiten einen Unrechtserfolg zuzurechnen und allgemeiner die Fähigkeit, zusammen­gehö­rige Umstände einander überzeugend zuzu­ordnen. Die moderne Zurechnungs­lehre in dem Strafrecht beginnt mit Samuel Pufendorf (1632-1694). →Unzurech­nungsfähigkeit

Lit.: Kroeschell, DRG 2; Lubbers, F., Die Ge­schichte der Zurechnungsfähigkeit, 1938; Larenz, K., Hegels Zurechnungslehre, 1927; Gschwend, L., Zur Geschichte der Lehre von der Zurech­nungsfähigkeit, 1996; Meylan, P., La capacité pénale – Le concept de Carl Stooss (1893) et sa continuité dans le Code pénal suisse, 2019

Zürich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Keltische vielleicht mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Zürichsee bzw. an der Limmat erscheint in dem Altertum als römisches Turi­cum. 1218 ist es reichsunmittelbar. 1351 verbündet es sich mit den Eidgenossen der →Schweiz. Ab 1383 ist es für wenige Jahre Sitz eines kaiserlichen Hofgerichts. 1833 erhält es eine Universität. Von 1853 bis 1855 schafft Johann Kaspar Bluntschli ein Privat­rechtliches Gesetzbuch für den Kanton Zürich in fünf Büchern (Personen­recht, Sachenrecht, Obligationen­recht, Fa­mi­lienrecht und Erb­recht).

Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur zur neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,466, 3,2,1939; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, hg. v. einer Kommission der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 1ff. 1889ff.; Zeller-Werdmüller, H., Die Zürcher Stadtbücher, 1899; Huber, M., Das Staatsrecht der Republik Zürich vor dem Jahre 1798, 1904; Fecht, O., Die Gewerbe der Stadt Zürich, 1909; Hoppeler, R., Die Rechtsquellen des Kantons Zürich, Teil 1, Bd. 1ff. 1910ff.; Glitsch, H., Zum Strafrecht des Zürcher Richtebriefs, ZRG GA 38 (1917), 203; Rippmann, F., Die Landeshoheit der Stadt Zürich über Stadt und Kloster Stein, (in) Zeitschrift für schweizerisches Recht N. F. 37 (1917); Nabholz, H. u. a., Die Steuerbücher von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1f. 1918ff.; Largiadèr, A., Untersuchungen zur zürcherischen Landeshoheit, 1920; Schultheß, H., Politische, soziale und wirtschaftliche Miszellen aus dem alten Zürich, 1921; Schoch, F., Das letzte Kloster im Kanton Zürich, 1921; Vetter, F., Der Übergang der Stadt Stein am Rhein an Zürich, 1923; Eichholzer, E., Zur Geschichte und Rechtsstellung des zürcherischen Untervogtes, ZRG GA 44 (1924), 197; Guggenbühl, P., Die Entstehung des zürcherischen privatrechtlichen Gesetzbuches, Diss. jur. Zürich 1924; Schnyder, W., Die Bevölkerung der Stadt und Landschaft Zürich, 1925; Schultheß, H., Die politische Bedeutung der Zünfte, 1926; Bauhofer, A., Entstehung und Bedeutung des zürcherischen privatrechtlichen Gesetzbuches von 1853-1855, (in) Z. f. schw. R. [n. F.] 46 (1927), 1; Huber, W., Das gesetzliche Erbrecht des Kantons Zürich, 1929; Wege, E., Die Zünfte als Träger wirtschaftlicher Kollektivmaßnahmen, 1930; Weisz, L., Aus dem Leben des Bürgermeisters Salomon Hirzel 1580-1652, 1930; Schultheß, H., Kulturbilder aus Zürichs Vergangenheit, 1930; Largiadèr, A., Die Anfänge der zürcherischen Landschaftsverwaltung, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 12 (1932); Fritzsche, H., Begründung und Ausbau der neuzeitlichen Rechtspflege des Kantons Zürich, 1931; Largiadèr, A., Hundert Jahre antiquarische Gesellschaft in Zürich, 1932; Schmid, A., Winterthur unter zürcherischer Landeshoheit, 1934; Quellen zur Zürcher Wirtschaftsgeschichte, bearb. v. Schnyder, W., 1934ff.; Weisz, L., Die zürcherische Exportindustrie, 1936; Schultheß, H., Kulturbilder aus Zürichs Vergangenheit, 1935; Usteri, P., Gerichtsorganisation und Zivilprozess im Kanton Zürich während der Helvetik, 1935; Largiadèr, A., Bürgermeister Rudolf Brun und die Zürcher Revolution von 1336, 1936; Quellen zur Zürcher Zunftgeschichte, hg. v. Schnyder, W., 1936; Largiadèr, A., Die Entwicklung des Zürcher Siegels, ZRG GA 58 (1938), 367; Schwarz, A., Das römische Recht an der Universität Zürich, 1938; Geilinger, E., Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Zürichs im Mittelalter, 1938; Schwarz, D., Münz- und Geldgeschichte Zürichs im Mittelalter, 1940; Ruoff, W., Die Zürcher Räte als Strafgericht, 1941; Herzog, H., Beiträge zur Geschichte des ehelichen Güterrechts der Stadt Zürich, 1942; Zimmermann, D., Das persönliche Eherecht des zürcherischen Matrimonial­gesetzes von 1804, 1942; Guyer, P., Ver­fassungsgeschichte der Stadt Zürich, 1943; Largiadèr, A., Zürichs Bund mit den Waldstätten, 1953; Schoop, R., Rechtsstellung, politische und wirtschaftliche Bedeutung der Zürcher Zünfte, Diss. jur. Zürich 1958; Usteri, E., Die Schildner zum Schneggen, 1960; Truffer, H., Der Einfluss des Standes im allgemeinen und zürcherischen Strafrecht, 1960; Zürcher, M., Die Behandlung jugendlicher Delinquenten, 1960; Steiger, E., Geschichte der Frauenarbeit in Zürich, 1964; Züsli-Niscosi, F., Beiträge zur Geschichte der Polizeiorganisation der Republik Zürich, 1967; Plattner, A., Die Herrschaft Weinfelden, 1969; Kramer, S., Hans Caspar Hirzel, 1974; Weibel, T., Erbrecht und Familie, 1988; Richner, F., David von Wyss (1763-1839), 1988; Burghartz, S., Leib, Ehre und Gut, 1990; Wernli, M., Das kaiserliche Hofgericht in Zürich, 1991; Landert-Scheuber, M., Das politische Institut in Zürich 1807-1833, 1992; Gabathuler, M., Die Kanoniker, 1998; Malamud, S./Sutter, P., Die Betreibungs- und Eingewinnungsver­fahren der Stadt Zürich, ZRG GA 116 (1999), 87; Zürich 650 Jahre eidgenössisch, 2001; Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich, 2000; Malamud, S., Die Ächtung des Bösen, 2003; Müller, M., Gesellschaftlicher Wan­del und Rechtsordnung, 2005; Repertorium der Policeyord­nungen 7, hg. v. Schott-Volm, C., 2006; Casanova, C., Nacht-Leben, 2007; Senn, M., Das mittelalterliche Zürich, 2007; Jäger, C., Die Gut­achtertätigkeit der Juristenfakultät Zürich, 2008; Matter-Bacon, N., Städtische Ehepaare im Spätmittelalter, 2016

zurück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) rückwärts, nach hinten

zurückbehalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) als Sicherheit behalten, zurückhalten

Zurückbehaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) als Sicherheit Behalten

Zurückbehaltungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. [F.] retentio) ist das bereits dem römischen Recht bekannte Recht in dem Austauschvertrag, die Leistung so lange zurückzubehalten, bis die Gegenleistung angeboten wird. S. Google

Lit.: Kaser § 38 IV; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.

zusichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) als Sicherheit zusagen

Zusicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zusage als Sicherheit

Lit.: Böckler, R., Die Entwicklung der Zusicherung in der Rechtsprechung, 1987

Zustand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Lage, Befindlichkeit, Verfassung

zuständig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) berechtigt, befugt

Zuständigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Berechtigung und Ver­pflich­tung der Wahrnehmung einer Aufgabe. In einer Rechtsordnung muss die jeweilige Zuständigkeit festgelegt werden. Dies muss umso genauer geschehen, je komplexer die betreffende Gesellschaft gestaltet ist. S. Google

Lit.: Kaser § 82 II 3b, c; Sellert, W., Über die Zuständigkeitsabgrenzung, 1965; Hafke, H., Zustän­digkeit in geistlichen Streitigkeiten, 1972; Weitzel, J., Die Zuständigkeit des Reichskammer­gerichtes, ZRG GA 90 (1973), 213; Fricke, M., Die autonome Anerkenn­ungszuständigkeitsregel im deutschen Recht des 19. Jahrhunderts, 1993

zustellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) abliefern, hingeben

Zustellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in bestimmter, gesetz­lich vorgeschriebener Form vorzuneh­mende und zu beurkundende Vorgang der Verschaffung der Gelegenheit zu der Kennt­nis­nahme eines Schriftstücks. 1877/1879 übernimmt die amtliche Zustellung der Klage die meisten Wirkungen der aufgegebenen Streit­befestigung (lat. →litis contestatio [F.]).

Lit.: Köbler, DRG 202

Zutphen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google, N.) ein Ort in der Provinz Gelderland der Niederlande

Lit.: Vries, W. de, De opkomst van Zutphen, 1960

Zwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [F.] vis) ist die Einwirkung mit Gewalt auf einen Men­schen oder eine Sache. Jedes auf Zwang beruhende Verhalten verletzt bereits in dem römischen Recht ohne weiteres die gute Treue. Der Prätor (um 71 v. Chr.) und später das unter Kaiser Hadrian entstandene Edikt gewähren bei einem in Furcht (lat. metus) geschlossenen Rechts­geschäft die Wiederherstellung in den früheren Zustand (lat. restitutio [F.] in integrum). S. Google

Lit.: Kaser §§ 8 IV, 33 IV, 51 V 1; Köbler, DRG 42, 43; Koehne, C., Studien über die Entstehung der Zwangs- und Bannrechte, ZRG GA 25 (1904), 172; Eichholzer, E., Über Zwangs- und Bannrechte, 1913; Wießner, H., Twing und Bann, 1935; Hartkamp, A., Der Zwang im römischen Privat­recht, 1971; Kranig, A., Lockung und Zwang, 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wan­del und Wesen des deutschen Privatrechts­wort­schatzes, 2010; Zwangsadministrationen, hg. v. Frommelt, F., 2014

Zwangsarbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die unter äußerem Zwang geleistete Arbeit (beispielsweise in dem Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945) (, deretwegen 1951 erstmals ein Scha­dens­er­satzverfahren vor einem deut­schen Zivil­gericht durchgeführt wird). S. Google

Lit.: Perz, B., Das Projekt „Quarz“. 1991, 2. A. 2014; Spoerer, M., Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, 2001; Schulte, J., Zwangsarbeit und Vernichtung - Das Wirtschaftsimperium der SS, 2001; Hammermann, G., Zwangsarbeit für den Verbündeten, 2002; Zwangsarbeit im Dritten Reich, hg. v. Zumbansen, P., 2002; Freund, F. u. a., Zwangs­arbeiter und Zwangsarbeiterinnen auf dem Gebiet der Republik Österreich 1939-1945, 2004; Rawe, K., … wir werden sie schon zur Arbeit bringen, 2005; Urban, T., Zwangsarbeit im Tage­bau, 2006; Levin, A., Erinnerung? Verantwortung? Zukunft?, 2007; Hitlers Sklaven, hg. v. Plato, A. v. 2008; Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, hg. v. Kramer, H. u. a., 2008; Zwangsarbeit und katholische Kirche, hg. v. Hummel, K. u. a., 2008; Rumpf, J., Der Fall Wollheim, 2010; Westerhoff, C., Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg, 2011; Schieder, P., Französische Zwangsarbeiter im Reichs­einsatz, 2011; Zwangsarbeiter in Österreich 1939-1945, hg. v. Bacher, D. u. a., 2013; Steinert, J., Deportation und Zwangsarbeit, 2013; Urban, T., Zwangsarbeit bei Thyssen, 2014, 2. A. 2021; NS-Zwangsarbeit in der Elektrizitätswirtschaft der „Ostmark“ 1938-1945, hg. v. Rathkolb, O. u. a., 2014, 2. A. 2014; Zwangsarbeit als Kriegsressource in Europa und Asien, hg. Lingen, K. v. u. a., 2014

Zwangsversteigerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Deutschland 1897 in einem besonderen Gesetz geregelte Versteigerung eines →Grund­stücks in dem Wege der →Zwangsvoll­streckung.

Lit.: Köbler, DRG 184

Zwangsverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die unter Zwang von einem Verwalter durchgeführte Verwaltung einer Angelegenheit eines anderen. S. Google

Lit.: Zwangsadministrationen, hg. v. Frommelt, F., 2014

Zwangsvollstreckung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Durch­setzung eines dem Gläubiger gegen den Schuldner in dem Vollstreckungstitel (beispielsweise →Urteil) verbrief­ten Anspruchs. Sie steht meist an dem Ende eines Zivilprozesses. In dem (zweiten) Deutschen Reich wird die Personal­exekution durch Gesetz von dem 16. April 1871 abge­schafft und durch die Realexe­kution (Vermögensvollstreckung) ersetzt. Ihr Ablauf wird in dem Deutschen Reich 1877/1879 in der Zivil­pro­zessordnung ausführlich geregelt. →Vollstreckung.

Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 184, 240; Schönke, A., Zwangsvollstreckungsrecht, 1940; Staehelin, A., Zwangsvollstreckung in älteren Schweizer Stadt­rechten, ZRG GA 93 (1976), 184; Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, hg. v. Jakobs, H./Schubert, W., Sachenrecht 4, 1983; Schubert, W., Das Zwangsvollstreckungsrecht im Entwurf einer Zivilprozessordnung von 1931, ZRG GA 121 (2004), 350; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004; Ausschüsse für Vergleichs- und Kon­kursrecht, hg. v. Schubert, W., 2008; Suter, M., Rechtstrieb – Schulden und Vollstreckung im liberalen Kapitalismus 1800-1900, 2016

Zweck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Sinn, Ziel

Lit.: Wischmeyer, T., Zwecke im Recht des Verfasssungsstaates, 2014

Zweckverband (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der zu einem Zweck gebildete Verband.

Lit.: Vom Städtebund zum Zweckverband, hg. v. Kirchgässner, B., 1994

zwei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) Grundzahl zwischen eins und drei

Zweibrücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in dem Saarland

Lit.: Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken, bearb. v. Doll, A., 1962; 150 Jahre pfälzisches Oberlandesgericht, hg. v. Reinheimer, W., 1965; Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Zweibrücken, 1969

Zweigewaltenlehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von Papst Gelasius I. (1. 3. 492–19. 11. 496) an Hand von Lukas 22,38 (in verfehlter) Auslegung entwickelte Lehre von zwei gleichbe­rechtigten Gewalten. →Zweischwerter­lehre

Zweikammersystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das durch die Gestaltung des Parlaments in zwei Kammern ge­kennzeichnete politische System (beispielsweise England, Österreich seit 1848). Ursprüng­lich ent­sprechen die beiden Kam­mern beispielsweise in England (seit dem 14. Jahrhundert) verschiedenen Ständen (Adel in dem Oberhaus, Nichtadelige in dem Unterhaus), später kann die zweite Kammer auch föderalistische Interessen sichern (beispielsweise Bundestag Deutsch­lands, Bundesrat Öster­reichs, Senat der Vereinigten Staaten von A­me­rika). In Öster­reich war 1861 das Herrenhaus die Vertretung der höheren Stände, das Abgeordnetenhaus die Vertretung der Län­der. S. Google

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Wedel, J. v., Zur Ent­wick­lung des deutschen parlamentarischen Zwei­kam­mer­systems, 2011; Essmann-Bode, C., Das Einkammer- und Zweikammersystem im deutschen Konstitutionalismus, 2015

Zweikampf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der (verabredete) Kampf zweier Menschen mit Waffen. Er wird in dem Mittelalter verschiedentlich zu der Entschei­dung eines Streites (beispielsweise 938 über das Eintritts­recht von Enkeln) auch in dem Gericht ver­wendet. Seit dem Hochmittelalter tritt er hinter dem Urteil zurück (letzter gerichtlicher Zweikampf in Tirol 1411/1412 belegt). Sein später Ausläufer ist (von dem 16. Jahrhundert) bis zu dem 19. Jahrhundert das →Duell.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70; Gál, A., Der Zweikampf im fränkischen Prozess, ZRG GA 28 (1907), 236; Fehr, H., Der Zweikampf, 1908; Coulin, A., Der gerichtliche Zweikampf im altfranzösischen Prozess, 1906; Coulin A., Verfassung des offiziellen und Entstehung des privaten Zweikampfes in Frankreich, 1909; Fehr, H., Zur Geschichte des Zweikampfes, ZRG GA 34 (1913), 422; Bruun, H., Om Tvekampens Stilling i oldgermansk Rettergang, 1930; Levi, G., Il duello giudiziario, 1932; Wierschin, M., Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens, 1965; Hils, H., Der da sigelos wirt dem sleht man die hant ab, ZRG GA 102 (1985), 328; Baumgarten, R., Zweikampf §§ 201-210 a. F. StGB, 2002; Neumann, S., Der gerichtliche Zweikampf, 2010

Zweiplusvierverhandlungen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind die Ver­handlungen der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Groß­britanniens und Frankreichs mit der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokra­tischen Republik über den Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zu der Bundesrepublik Deutschland in dem Jahre 1990. Sie enden mit dem Zweiplusviervertrag. S. Google

Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 247; Müller, R., Der „2+4“-Vertrag, 1997

Zweischwerterlehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Zweigewaltenlehre) ist (12./13. Jahrhundert) die (in verfehlter Auslegung) an Lukas 22,38 (Herr [Jesu Christ], siehe, hier sind zwei Schwerter [zu der Verteidigung]) anknüpfende Lehre von zwei Schwertern, die Gott den Men­schen als Zeichen irdischer Herrschafts­gewalt gelassen habe. Nach imperialer Ansicht (beispielsweise Sachsen­spiegel 1221-1224) stehen das geistliche Schwert des Papstes und das weltliche Schwert des Königs gleichberechtigt neben­einander. Nach kurialistischer Ansicht (11. Jahrhundert, beispielsweise Bern­hard von Clairvaux, Gregor IX., Innozenz IV., Bonifaz VIII., so genannter Schwaben­spiegel um 1275, str.) gibt Gott dem Papst zwei Schwerter, von denen der Papst eines dem Kaiser weitergibt. →Zweigewalten­lehre des Papstes

Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 109

zweiseitig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zwei Seiten betreffend (beispielsweise Rechtsgeschäft), bilateral

zweite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num Ord.) Ordnungszahl zwischen erste und dritte

Zweiter Weltkrieg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 1. 9. 1939 auf Grund der Ansprüche Adolf Hitlers auf mehr Lebensraum für die Deutschen entstehende Krieg Deutschlands, Italiens und Japans gegen die Alliierten (Groß­britannien, Frankreich). Das Deutsche Reich greift nach einem Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion nacheinander Polen, Dänemark, Nor­wegen, Frankreich, die Niederlande, Belgien und Luxemburg an, 1941 Jugoslawien, Griechen­land, Bulga­rien, Nordafrika und trotz des Nichtan­griffspakts die Sowjet­union (Unter­neh­men Barbarossa - von Anfang an wohl eigentlich tatsächlich aus­sichtslos -), womit es sich (zusätzlich zu inhomogener Führungsstruktur, Ressort­ego­ismus der Teilstreitkräfte und all­gemeiner Ressourcenunterlegenheit) kriegs­ent­scheidend übernimmt. Japan greift an dem 7. 12. 1941 die Vereinigten Staaten von Amerika in Pearl Harbour an, worauf die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg eintreten. Danach kommt der deutsche Vormarsch aus logisti­schen Gründen zu einem Stillstand (Stalingrad). In Italien wird 1943 Benito Mussolini gestürzt, worauf Italien dem Deutschen Reich Adolf Hitlers den Krieg erklärt. In dem Luft­krieg werden die deutsche Industrie und die deutsche In­fra­struktur schwer beschädigt. 1944 landen Truppen der Alliierten in Frankreich. An dem 8. 5. 1945 kapituliert das Deutsche Reich. Japan kapituliert nach dem Abwurf zweier Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima durch die Vereinigten Staaten von Amerika an dem 2. 9. 1945. Insgesamt verursacht der zweite Weltkrieg den Tod von schätzungsweise 55-60 Millionen Menschen, da­run­ter 5,3 Mil­lionen Soldaten des Deutschen Reiches und 6 Millionen Juden.

Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 244; Das deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 1ff. 1979; Frieser, K., Blitzkrieg-Legende, 1995, 2. A., 2. A. 1996, 3. A. 2005, 4. A. 2010; Gruchmann, L., Der Zweite Weltkrieg, 9. A. 1999; Der Mord an den Juden im 2. Weltkrieg, hg. v. Jäckel, E. u. a., 1985; Hellwinkel, L., Der deutsche Kriegsmari­nestütz­punkt Brest, 2010; Hartmann, C., Unternehmen Barbarossa, 2011; Müller, R., Der Feind steht im Osten, 2011; Bachmann, K., Vergeltung, Strafe, Amnestie, 2011; Rickard, N., Advance and Destroy, 2011; Elliger, L., Das Massaker von Oradour, 2012; Müller, R., Hitlers Wehrmacht 1935-1945, 2012; Kennedy, P., Die Casablanca-Strategie, 2012; Manthe, B., Richter in der nationalsozialistischen Kriegsgesellschaft, 2013

zweizüngig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zwei unterschiedliche Ergebnisse ermöglichend

Zweizüngiges Urteil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das mittelalt­erliche Urteil, das den Ausgang des Verfah­rens sowohl für den Fall des Gelingens des einem der Beteiligten aufgegebenen Beweises wie auch für den Fall des Misslingens festlegt. Der Beweis erfolgt nach dem Urteil. Der Ausgang der Beweisführung entscheidet darüber, wel­che der beiden in dem Urteil enthaltenen Möglichkeiten sich verwirklicht.

Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70

Zwickau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt mit rund 88000 Einwohnern in Sachsen

Lit.: Das Zwickauer Stadtrechtsbuch, ZRG GA 38 (1917), 321; Die Zwickauer Stadtrechtsreformation 1539/69, hg. v. Berthold, H. u. a., 1935; Schultze, A., Zur Zwickauer Stadtrechtsreformation, ZRG GA 58 (1938), 709; Zwickauer Rechtsbuch, hg. v. Ullrich, G., 1941; Simm, H., Für Zwickau ergangene Leipziger Schöffensprüche, Diss. jur. Leipzig 1941 (masch.schr.); Das älteste Zwickauer Stadtbuch (1375-1481) und seine Sprache, hg. v. Protze, H., 2008; Urkundenbuch der Stadt Zwickau, hg. v. Kunze, J. u. a., Teil 2 2012; Steinführer, H., Urkundenbuch der Stadt Zwickau, Teil 1 2014

Zwing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gewalt, Zwang

Lit.: Stutz, U., Zur Herkunft von Zwing und Bann, ZRG GA 57 (1937), 289

zwingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) drücken, pressenmit Gewalt veranlassen

Zwingli (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ein Reformator der Schweiz (Wildhaus 1. 1. 1484-Kappel am Albis 11. 10. 1531)

Lit.: Köhler, W., Das Buch der Reformation Huldrych Zwinglis, 1926; Pribnow, V., Die Rechtfertigung obrigkeitlicher Steuer- und kirchlicher Zehnterhebung bei Huldrich Zwingli, 1996

zwischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) in der Mitte von

zwölf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Ord.) Grundzahl zwischen elf und dreizehn

Zwölftafelgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. duodecim tabulae [F.Pl.] legum bzw. lex [F.] duodecimarum legum) ist das (fast) an dem Beginn der römischen Gesetz­gebungsgeschichte (auf zwölf Tafeln) stehende, wohl für den Ausgleich zwischen Patriziern und Plebejern be­stimmte Gesetz von 451/450 v. Chr. Es ist zu etwa einem Drittel in 40 wörtlichen Bruchstücken in Gesetzesform haupt­sächlich durch Varro, Cicero, Gellius und Festus überliefert und danach an Hand weiterer [etwa 120 bzw. 200] inhaltlicher Hinweise von der neuzeitlichen Wis­senschaft (in etwa 120 teil­weise fragmentarischen Sätzen mit weniger als 500 lateinischen Wörtern) wiederherge­stellt (rekonstruiert). Nach den Vorbildern →Lykurgs (Sparta 8. Jahrhundert v. Chr.), →Drakons und →Solons (Athen 621, 594) (oder süditalienischer griechischer Tochterorte) legt es in seinen erst 10, dann 12 Tafeln, die eine Zehnmänner­kom­mission (lat. [M.Pl.] decemviri) zu der Annahme als Gesetz (lat. [F.] →lex) vorbringt, das Recht in sehr verschiedenen Angelegenheiten für alle erkennbar fest. Dabei wird (wohl) teils nur aufgezeichnet, teils neu gesetzt. Die Sätze folgen nicht systematisch, sondern assoziativ auf einan­der. Erfasst sind vor allem Zi­vilprozess, Familienrecht, Erbrecht, Vermö­gens­recht, Deliktsrecht und Sakralrecht, wobei teils manches vertieft angesprochen wird, teils anderes nur oberflächlich. Das Zwölftafelgesetz wird in Bronze (, Holz oder Elfenbein) auf dem Forum (Markt) Roms aufgestellt. Seine Auslegung (lat. [F.] interpretatio) betreibt die Priesterschaft als eine Geheimwis­senschaft, aus der sich später die →Jurisprudenz (Rechtsklugheit) entwickelt. Vielleicht werden die Tafeln von Kelten um 390 v. Chr. zerstört. Noch kurz vor der Zeitenwende (Cicero) lernen die jungen römischen Bürger das Zwölftafelgesetz, das niemals förmlich außer Kraft gesetzt wird, auswendig. Den ersten noch unvollkommenen Rekonstruk­tionsversuch veröffentlicht 1515 Aymar du Rivail (Aymarus Rivallius). S. Google

Lit.: Kaser §§ 1 II 1, 2 I 2; Dulckeit/Schwarz/Wald­stein; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Solon und die XII-Tafeln, (in) Studi in onore di E. Volterra, Bd. 4 1971, 757; Behrends, O., Der Zwölftafelprozess, 1974; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Das Zwölftafelgesetz, hg. v. Düll, R., 7. A. 1995; Flach, D., Die Gesetze der frühen römischen Republik, 1994, 109; Das Zwölftafelgesetz, hg. v. Flach, D., 2004; Flach, A., Fortgeltung des Zwölftafelrechts, 2004

Zypern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen eine Zusammensetzung – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., verwwandt mit Kupfer) ist nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte, in dem Nordosten gelegene Insel des Mittelmeers. Sie wird in dem ausgehenden 2. Jahrtausend v. Chr. von Griechen be­siedelt und 58 v. Chr. von den Römern ero­bert. Zwischen 688 und 965 steht Zypern unter ge­meinsamer Herrschaft Ostroms (→Byzanz) und der →Araber (Sarazenen). Über Venedig (1489) gelangt es an die Türken (1573) bzw. Osmanen. 1878 übernimmt Großbritannien die Verwal­tung und annektiert 1923 Zypern. 1959 wird Zypern unabhängig. 1974 besetzt die Türkei 40% des Gebiets in dem Norden und Nordosten (1985 Türkische Republik Nordzypern). Das Recht Zyperns ist dementsprechend nacheinander griechisch, römisch, arabisch, türkisch und westlich geprägt. 2004 tritt Zypern (in seinem griechischen Teil) der Europäischen Union (1993) bei. S. Google

Lit.: Reden, S. v., Zypern, 2. A. 1974; Hitchins, C., Cyprus, 1984; Sherman, A., Zypern. Insel des Leids, 1998; Südosteuropahandbuch, Bd. 8 Zypern, hg. v. Grothusen, K. u. a., 1998; Anstötz, S., Perspektiven zur staatlichen Neuordnung Zyperns, 2003; Cyprus, hg. v. Nicolaou-Konari, A. u. a., 2005; Tezcan, T., Der Zypernkonflikt vor dem Europäischen Menschen­rechtsgerichtshof, 2006; Stöwsand, H., Zyperns Beitritt zur Europäischen Union, 2007; The Formation of Cyprus in the 2nd Millenium B. C., hg. v. Hein, I., 2009; Schollmeyer, P., Das antike Zypern, 2009; Fujii, T., Imperial Cult and Imperial Representation in Roman Cyprus, 2013