Köbler, Gerhard, Zielwörterbuch europäischer Rechtsgeschichte, 8. Auflage 2019. 80 20210622. Fassung
(15900 Absätze, 826500 Wörter, 5904800 Zeichen) 2022-04-25
A
A. A. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Google digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) ist die Abkürzung für den abstrakt Aulus Agerius genannten Kläger des römischen →Formularprozesses.
Lit.: Söllner § 9
Aachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 - ausgenommen Zusammensetzungen - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der ohne nachweisbare Kontinuität zu einer nachgewiesenen römischen Siedlung an den Ausläufern des Hohen Venn 765/766 als fränkische königliche →Pfalz erscheinende, nicht an einem Fluss oder einer größeren Straße gelegene, als einzige Pfarrkirche bis 1803 das Marienmünster führende Ort, der nach der Reichsteilung 843/877 in ein frankophones Westreich und ein deutsches Ostreich in eine Randlage gerät. Von 936 (Otto I.) bzw. 1028 bis 1531 (Ferdinand I.) ist es Krönungsstätte der deutschen Könige (mit Thronsetzung auf einen Marmorthron). 1071 wird Aachen (lat. [N.]) oppidum genannt, 1087 werden [lat. M.Pl.) cives erwähnt. In den 1120er Jahren kommt ein Stadtsiegel auf. 1166 erhält Aachen durch Friedrich I. Barbarossa besondere Rechte. Die 1192 neben der Gesamtheit der Bürger nachweisbaren →Schöffen entwickeln sich seit 1134 (?) zu einem bedeutenden →Oberhof für teilweise bis zu 200 meist aus Reichsgut stammende Gerichte. Bis 1254 wird Aachen freie →Reichsstadt (Reichslandstadt) bis zu der Besetzung durch Frankreich (1794). Über Preußen (1815), in dem es 1816 Sitz eines Regierungspräsidenten und 1930 Sitz eines Bischofs wird, gelangt es 1946 zu Nordrhein-Westfalen. S. Google
Lit.: Loersch, H., Achener Rechtsdenkmäler, 1871; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, 1924; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, (in) Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 47 (1925), 48/49 (1926/1927); Brecher, A., Die kirchliche Reform in Stadt und Reich Aachen, 1957; Herkens, R., Der Anspruch Aachens auf Krönung der deutschen Könige nach 1531, Diss. jur. Bonn 1959; Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1959; Regesten der Reichsstadt Aachen, bearb. v. Mummenhoff, W. u. a., 1961ff.; Falkenstein, L., Der „Lateran“ der karolingischen Pfalz zu Aachen, 1966; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsgutes, 1976; Aachener Urkunden, bearb. v. Meuthen, E., 1979; Schmitz, W., Verfassung und Bekenntnis, 1983; Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1988; Kraus, T., Auf dem Weg in die Moderne, 1994; Falkenstein, L., Otto III. und Aachen, 1998; Die Aachener Stadtrechnungen des 15. Jahrhunderts, bearb. v. Kraus, T., 2004; Herrmann, T., Anfänge kommunaler Schriftlichkeit, 2006; Tschacher, W., Königtum als lokale Praxis, 2010; Aachen, hg. v. Kraus, T., Bd. 1f. 2011ff.; Duchhardt, H., Der Aachener Kongress 1818, 2018
Aargau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das um die Aare gelegene Land, das als Aargau 763 erstmals erscheint. 1415 erobert die Eidgenossenschaft der →Schweiz Teile des Gebiets. 1798/1803 wird daraus der Kanton Aargau, der 1831 eine liberale Verfassung erhält. S. Google Wehrbauten des Kantons Aargau, 1906; Nabholz, H., Der Aargau nach dem habsburgischen Urbar, Argovia 33 (1909); Dubler, H., Der Kanton Aargau und das Bistum Basel, 1921; Merz, W., Die Jahrzeitbücher der Stadt
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Merz, W. u. a., Die Rechtsquellen des Kantons Aargau, Teil 1ff. 1898ff.; Merz, W., Mittelalterliche Burganlagen und Aarau, Teil 1f. 1924ff.; Merz, W., Geschichte der Stadt Aarau im Mittelalter, 1925; Aargauer Urkunden, Teil 1f. 1931ff.; Strebel, K., Die Verwaltung der freien Ämter im 18. Jahrhundert, 1940; Werder, M., Die Gerichtsverfassung des aargauischen Eigenamtes, 1941; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,440; Geissmann, H., Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Aargau (1847-1855), 1991
ab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 830 [Tatian] bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) weg, herab
Abandon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die wohl in dem spätmittelalterlichen italienisch-französischen Seerecht entstehende Möglichkeit der Aufgabe der Rechte an einem Gegenstand, um Haftungsfreiheit bzw. später Versicherungsleistung zu erlangen. Der Abandon erscheint erstmals in einem Statut der Stadt Kampen von dem 14. 2. 1372. In dem 19. Jahrhundert findet der Abandon zwecks Freiheit von einer Nachschusspflicht Eingang in das Recht der juristischen Personen des Gesellschaftsrechts.
Lit.: Hantke, G., Der Abandon, 1912; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Helberg, O., Der Abandon in der Seeversicherung, 1925; Arnould, J., On the law of marine insurance and average, 1954; Martin, L., L’abandon, 1957; Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 595; Aschenheim, W., Der Abandon in der Seeversicherung, 2021
abandonnieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1489 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, V.) aufgeben
abbas, abbās, lat., M., Vater, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aram. abbā, M., Vater, →Abt
abbatia, lat., F., Abtei, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abbās, →Abtei
abbatissa, lat., F., Äbtissin, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abbās, → Äbtissin
Abding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 nach 1590 – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1590 [ÖW. X 48] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Übereinkunft, Vertrag, Verhandlung
abdingbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Verb abdingen um 1300) durch Vereinbarung (Abdingen) abänderbar
Lit.: Kähler, L., Begriff und Rechtfertigung abdingbaren Rechts, 2012
abdingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht und in DW2 um 1300 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jh. [NÖsterr./ÖW. VII 358] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erlangen, verschaffen, vereinbaren
abecedarium, abecedārium, lat., N., Abece, Eccl., s. latein_a_z.docx, s. abecedārius
Abecedarium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie vielleicht in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, [bzw. auch Promptuarium, Remissorium, Vocabularium,] N.) ist das auf Grund antiker Gedankengänge seit dem 13. Jahrhundert entstehende alphabetisch geordnete, unterschiedlich ausführliche Sammelwerk eines Rechtsgebiets (römisches Recht, kirchliches Recht, in Greifswald um 1400 Greifswalder Abecedarium für →Sachsenspiegel und Sachsenspiegelglosse mit 7 Handschriften, 1402 inhaltsgleiches Preetzer Abecedarium, bei Hildesheim u. a. 1414ff. Abecedasrium von Achte bis Wunden (Sachsenspiegel und Glosse), vor 1421ff. Schlüssel des Landrechts (Sachsenspiegel Landrecht, Landrechtsglosse, Schwabenspiegel), 1. H. 15. Jahrhundert Rechtsabecedarium der 2200 Artikel (Sachsenspiegel Landrecht, Glosse, Schwabenspiegel Landrecht, Meißener Rechtsbuch, Exzerpte aus der Rechtssumme Bruder Bertholds und aus dem Buch der Tugenden, E. 15. Jahrhundert niederdeutsches Erlanger Promptuarium mit etwa 1400 Artikeln aus Sachsenspiegel mit Glosse, Schwabenspiegel, Magdeburger Weichbildrecht, römischem Recht und kanonischem Recht, 1490-1493 Remissorium des Breslauer Ratsherrn Kaspar Popplau).
Lit.: Steffenhagen, E., Das Preetzer Abecedarium mit dem Richtsteig Landrechts, Z. d. Ges. f. Schleswig-Holstein-Lauenburgische Gesch. 22 (1892), 297; Die Rechtssumme Bruder Bertholds, hg. v. Hamm, M. u. a., 1980, 143ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 77
abecedarius, abecedārius, lat., Adj., das Abece betreffend, zu dem Abece gehörig, Aug. (354-430 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄλφα (álpha), N., Alpha; phöniz. āleph; gr. βῆτα (bēta), N., Beta; gr. γάμμα (gámma), N., Gamma (Buchstabenname), aus dem Semitischen, in Google belegt
Abend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 [Tatian] bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (aus der Sicht des Menschen mit dem aus der Drehung der Erde um ihre eigene Achse scheinbar entstehenden Sonnenuntergang verbundener) späterer Teil eines Tages oder einer Achsumdrehung auf der Erde
Abendmahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1325 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen, aber doch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Abendessen, eine christliche Feier
Lit.: Andersen, A., Das Abendmahl in den zwei ersten Jahrhunderten nach Christus, 2020
Abendmahlsprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an das christliche Abendmahl anknüpfende Form des →Gottesurteils.
Lit.: Hilse, B., Das Gottes-Urtheil der Abendmahlsprobe, 1867, Neudruck 2006; Erchinger J., Bahrprobe, Rasengang und Abendmahlsprobe, 2008
Aberacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1221 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221 [WienStR. Art. 9/Keutgen, Urk. S. 206 [Hs. 13. Jh.], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem Hochmittelalter bezeugte, nach fruchtlosem Verstreichenlassen einer Frist von →Jahr und Tag eintretende Verstärkung der →Acht.
Lit.: Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Mußgnug, D., Acht und Bann im 16. Jahrhundert, 2016
Aberdeen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Don in Schottland wird um 1130 Sitz eines Bischofs und 1494/1495 Ort einer Universität.
Lit.: Keith, A., A thousand Years of Aberdeen, 1972; The Aberdeen Stylebook 1722, hg. v. Meston, M./Forte, A., 2000
Aberglaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1300] bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von einem herrschenden Glauben als abwegig verworfene Glaube (lat. [F.] superstitio). Mit ihm haben sich beispielsweise Augustinus (354-430), Albertus Magnus (1200-1280) und Thomas von Aquino (1225/1226-1278) ausführlich auseinandergesetzt. Nach vielen Weiterungen kann die moderne Wissenschaft mit dem Aberglauben nichts mehr anfangen.
Lit.: Feine, J., Der Aberglaube und die katholische Kirche des Mittelalters, 1857; Löwenstimm, A., Aberglaube und Strafrecht, 1897; Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902; Schefold, K. u. a., Der Aberglaube im Rechtsleben, 1912; Vordemfelde, H., Die germanische Religion in den deutschen Volksrechten, 1923; Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, hg. v. Bächtold-Stäubli, H., Bd. 1ff. 1927ff., Neudruck 1987, digitalisierte Fassung 2006, 3. A. 2000; Pfister, F., Deutsches Volkstum in Glauben und Aberglauben, 1936; Harmening, D., Superstitio, 1979; Baumann, K., Aberglaube für Laien, 1989; Harmening, D., Zauberei im Abendland, 1991; Daxelmüller, C., Aberglaube, Hexenzauber, Höllenängste, 1996; Zeddies, N., Religio et sacrilegium, 1999; Kauertz, C., Wissenschaft und Hexenglaube, 2001; Freytag, N., Aberglauben im 19. Jahrhundert, 2003; Hersperger, P., Kirche, Magie und Aberglaube, 2010
Abfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in anderer Bedeutung [um 1415] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. 28,5) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Googleund in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist inder Gegenwart hauptsächlich der nach Nutzung einer Sache verbleibende, nicht mehr genutzte oder nutzbare Rest (beispielsweise Knochen, Verpackung, Altöl). In der vormenschlichen Natur zerfällt er durch natürliche Vorgänge grundsätzlich zu in der Natur genutzten Stoffen. Nach der Entstehung des Menschen muss er zu dem Wohle der Gesellschaft vor allem in den Städten gesammelt und zunächst gelagert (deponiert), nach seiner großen Vermehrung seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus wirtschaftlichen Überlegungen aber vor allem auch wiederverwertet werden, wobei seit 2020 die Masse der von Menschen hergestellten Gegenstände mit 30000000000 Tonnen erstmals die Masse aller Lebewesen der Erde übertrifft, nachdem die landwirtschaftliche Nutzung von Böden und die Entwaldung der Erde seit der ersten landwirtschaftlichen Revolution die pflanzliche Biomasse von rund zwei Terratonnen (2000000000000) auf etwa eine Terratonne (1000000000000) verringerte, wobei die anthropogene Masse bis 2040 auf 2000000000000 bis 3000000000000 Tonnen anwachsen kann.
Lit.: Abfall, hg. v. Rusterholz, P./Moser, R., 2004; Evans, D., Verschwendung – Wie aus Nahrung Abfall wird, 2017
abfallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1147] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1324 [HHildeshUB. IV 431 Nr. 792] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herabfallen, wegfallen, zufallen
Abgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1687] bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1687 [Hasse, LeipzMesse 471] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Leistung von Gegenständen an die Allgemeinheit, an eine besondere Einrichtung oder an besondere Einzelne. Die rechtliche Grundlage der Abgabe ist verschieden. Meist beruht die Abgabe auf einer Pflicht zu der Unterstützung als Gegenleistung für einen Schutz oder eine Gebrauchsmöglichkeit. In der Naturalwirtschaft besteht die Abgabe in Sachen, in der Geldwirtschaft in Geld. 1919 fasst das Deutsche Reich das Recht der Abgaben in der Reichsabgabenordnung (Enno Becker u. a., Beginn der Überführung des Steuerstrafrechts aus dem Verwaltungsstrafrecht in das Kriminalstrafrecht) zusammen, die 1976 im Sinne eines Mantelgesetzes für die Abgaben erneuert wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Pöhlmann, C., Was ist Seltertum, ZRG GA 55 (1935), 243; Becker, A., Was ist Seltertum, ZRG GA 56 (1936), 398; Löning, G., Muntepenninge, ZRG GA 59 (1939), 273; Müller, W., Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei St. Gallen, 1961; Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969; Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Giese, F., Abgabenordnung im Dritten Reich, 1998; Gehm, M., Die steuerstrafrechtlichen Bestimmungen in der Reichsabgabenordnung vom 13. Dezember 1919, 2010; Waldhoff, C., Die Reichsabgabenordnung 1919 – Historischer Kontext, Entstehung, Vorbildfunktion, StuW 2020, 147
abgeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1303] bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und 1303 [CalenbergUB. XI 45] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weggeben
abgeordnet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.)
Abgeordneter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 [1610] bezeugt – 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der durch eine Anordnung mit einer Aufgabe an eine Stelle Gesetzte, insbesondere der Volksvertreter in dem Parlament wie beispielsweise der Nationalversammlung in Frankfurt am Main 1848. Er ist nach dem vorzugswürdigen Grundsatz des freien Mandats nicht an den Willen der ihn Abordnenden oder Entsendenden gebunden (so aber in der Deutschen Demokratischen Republik 1968), sondern in seiner Entscheidung nur seinem Gewissen und der Verantwortung für die Gesamtheit unterworfen. In Österreich führt die Februarverfassung des Jahres 1861 (Februarpatent von dem 26. 2. 1861) ein von den Landtagen besetztes Abgeordnetenhaus als zweite Kammer des Reichsrats neben dem Herrenhaus ein (1873 direkte Wahl, wegen des Nationalitätenkonflikts zeitweise handlungsunfähig, 12. 11. 1918 letzte Sitzung).
Lit.: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, bearb. v. Best, H. u. a., 1996
abkürzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1431] bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1487 [RigaLibr.red. III 102] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →Abkürzung
Abkürzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1452] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1367 [GroningenUB. I 404 Nr. 551] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abkürzen 1431) ist die aus Zweckmäßigkeitsgründen gekürzte Form einer Gegebenheit in Gegensatz zu einer vollständigen Form (beispielsweise eines Wortes oder einer Verbindung).
Lit.: Kirchner, H., Abkürzungsverzeichnis der Rechtssprache, 1957, 6. A. 2008, 9. A. 2018; Schuler, P., Abkürzungslexikon, 2007 (von dem Verlag selbst zurückgezogen); Frenz, T., Abkürzungen. Die Abbreviaturen der lateinischen Schrift, 2010; Froesch, H., Lexikon lateinischer Abkürzungen, 2014
Ablass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 850] bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 384 gotisch und in verschiedenen Bedeutungen ab 1432 [JbKunsthistKaiserh. 20 1899 S. 143] in 28 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vor allem die in Nordspanien und Südfrankreich in dem 11. Jahrhundert (u. a. Clermont 1095 Ablass Papst Urbans II. für die Teilnahme an dem ersten Kreuzzug, 1187 Papst Gregors VII. für geldliche Förderung eines Kreuzzugs, um 1300 durch Papst Bonifatius VIII. von der Verbindung zu Kreuzzügen gelöst) in der christlichen →Kirche aus der Bitte um Vergebung und Nachlass einer Folge (Buße) entstehende, auch vor Gott verbindliche Befreiung von zeitlichen Sündenfolgen. Die ältesten Ablässe begnügen sich mit einem Erlass von 20 oder 40 Tagen Buße. Die zahlenmäßige und artmäßige Erweiterung führt bereits in dem 13. Jahrhundert zu scharf gerügten Missständen. Der Kauf von Ablass (auch für Verstorbene) wird ein wichtiger Anlass für die reformatorischen Ziele (John Wyclifs, Johannes Hus’ und) Martin →Luthers, der dem in dem Glauben wahrhaft Reue empfindenden Christen Vergebung auch ohne Ablassbrief zuspricht. Nach gegenwärtigem Verständnis der katholischen Kirche ist Ablass Nachlass zeitlicher Strafe vor Gott für Sünden, deren Schuld bereits getilgt ist (can. 992 CodIurCan 1983).
Lit.: Köhler, W., Dokumente zum Ablassstreit von 1517, 1902, 2. A. 1934; Paulus, N., Geschichte des Ablasses im Mittelalter, Bd. 1ff. 1922f.; Poschmann, B., Der Ablass, 1948; Bornkamm, H., Thesen und Thesenanschlag Luthers, 1967; Ehlers, A., Die Ablasspraxis des Deutschen Ordens im Mittelalter, 2007; Hamm, B., Ablass und Reformation, 2016; Laudage, C., Das Geschäft mit der Sünde, 2016; Doublier, E., Ablass, Papsttum und Bettelorden im 13. Jahrhundert, 2017
ablassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 790] bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und nach gotisch in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weglassen, erlassen (V.)
ablösen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1050 bezeugt] – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [ZürichStB. I 100] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufheben, einlösen, befreien
Ablösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1314] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [FRBern. II Nr. 714 S. 770] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abtrennung, Einlösung, Befreiung
Ablösungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [ab 1832] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ablösung betreffendes Gesetz
Ablösungsgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesetzgebung des 19. Jahrhunderts zu der Beseitigung grundherrschaftlicher Rechte bzw. aufgespalteten Eigentums mit oder ohne Entschädigung zwecks Förderung wirtschaftlicher Entwicklung und aufgeklärter Gedanken. Dazu erlässt nach der Aufhebung aller Frondienste, Zehnten und anderen Feudalrechte durch die Nationalversammlung Frankreichs an dem 4. 8. 1789 der Staat →Preußen an dem 9. 10. 1807 das Edikt betreffend den erleichterten Besitz des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner, das die persönliche Abhängigkeit der →Bauern von den →Grundherren entschädigungslos aufhebt. Dem folgen an dem 14. 9. 1811 zwecks Aufhebung der auf privatrechtlichen Titeln beruhenden dinglichen Abhängigkeit das Edikt, die Rechte der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse betreffend (Regulierungsedikt) und das Edikt zu der Beförderung der Landeskultur (Landeskulturedikt), nach denen der Bauer auf Antrag eines Beteiligten Eigentum an dem von ihm bewirtschafteten Hof erhält, wofür er als erblicher Besitzer ein Drittel, als nichterblicher Besitzer die Hälfte des Grundes dem Grundherrn überlassen oder eine dauernde Rente zahlen muss. Dadurch werden viele Bauern überfordert, so dass sie ihr neues Eigentum aufgeben müssen. Um dies zu vermeiden, richten Sachsen und Kurhessen (1832) öffentliche →Rentenbanken ein, die dem Grundherrn den Ablösungsbetrag in Rentenbriefen entrichten und dadurch den Bauern die Tilgung der Ablöseschuld in 40 bis 60 Jahren ermöglichen. Abgelöst werden auf Grund wirtschaftlicher Überlegungen auch die Nutzungsrechte der Bauern in staatlichen oder grundherrschaftlichen Wäldern (Hessen 1814, Preußen 1821).
Lit.: Danckelmann, B., Die Ablösung der Waldgrundgerechtigkeiten, Bd. 1f. 1880ff; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Baer, E., Die Ablösungsgesetzgebung im Königreich Sachsen bis 1889, 1892
Abmeiern Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1,585,57 [ab 1584] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1584 [Gesenius, Meierrecht I Beil. 19] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ist das (vorzeitige) Beendigen des grundherrschaftlichen →Meierrechts durch den Grundherrn in Niedersachsen und Ostwestfalen seit dem 14. Jahrhundert. Seit 1597 (Salzduhmscher Landtagsabschied) wird das Abmeiern vor allem aus fiskalischen Überlegungen verrechtlicht (Meierordnungen, beispielsweise Calenberg 1772), mit der →Bauernbefreiung durch Ersetzung des Meierrechts durch Eigentum beseitigt.
Lit.: Pfeiffer, B., Das deutsche Meierrecht, 1855; Niemeyer, F., Das Meierrecht in der Grafschaft Hoya, 1862; Frank, G., Über das Recht der Nachfolge in Meiergüter, 1862; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland, 1896; Mohr, W., Die Abmeierung, 1942; Turner, G., Das Calenberger Meierrecht, 1961
abordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1512] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [AppenzUB. II 2 S. 466 Nr. 64] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entsenden, →Abgeordneter
Abort 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1549] bezeugt – 16./18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Frommh. Rüg.L.R. 108] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) abgelegener Ort, Schindanger
Lit.: Orte der Erleichterung – Zur Geschichte von Abort und Wasserklosett, hg. v. Carstensen, J. u, a., 2016
Abort 2 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 [um 1695] bezeugt – um 1695 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über abortus, lat., M., Frühgeburt, Fehlgeburt, Abort, [190-159 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), Abort, Fehlgeburt, Missgeburt
Lit.: Koppelmann, R., Vertrauen nah Fehlgeburt, 2020
abortus, lat., M., Frühgeburt, Fehlgeburt, Abort, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aborīrī, s. Google
abschichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1436] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Stobbe, Beitr. 118] in 3 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Geenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) abteilen, verselbständigen
Abschichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1698] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1698 [Wigand, Minden II 59 Nr. 9] in 6 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abschichten 1436) ist die (dem römischen Recht unbekannte) vermögensrechtliche Verselbständigung eines Kindes bei (tatsächlichem) Ausscheiden aus dem Hausverband. Sie betrifft in dem Mittelalter fast nur Söhne. Der Sohn kann Abschichtung verlangen, sobald er „zu seinen Jahren kommt“ (d. h. mündig wird). Regelmäßig wird der Sohn abgeschichtet, wenn er bei Eheschließung einen selbständigen Haushalt gründet. Mit der Abschichtung erlischt die väterliche Herrschaftsgewalt und Schutzgewalt. Die Teilungsquote ist unterschiedlich (beispielsweise Kopfteil von dem Ganzen, Sohneskopfteil von der Hälfte). Die Abschichtung wird in Österreich durch (den Codex Theresianus von 1766 und) das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811 (vollständig 1919), in dem Deutschen Reich durch das Bürgerliche Gesetzbuch von 1896/1900 und in dem Schweizer Recht durch das Zivilgesetzbuch von 1907/1911 durch das Erreichen der Vogtbarkeit bzw. der Großjährigkeit bzw. der Volljährigkeit ersetzt
Lit.: Hübner 702; Adler, S., Eheliches Güterrecht und Abschichtungsrecht, 1893; Knothe, H., Die Geschäftsfähigkeit der Minderjährigen, 1980; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999
absehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1225] bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576 [JaunLR. 41] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegsehen, besichtigen, auskundschaften
absetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1170] bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen gotisch und ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegsetzen
Absetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1385] bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen gotisch und ab 1385 [BremUB. IV S. 63] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb absetzen um 1170) ist die Entfernung eines Menschen aus einer Tätigkeit und eines Wertes aus einem Vermögen (beispielsweise Absetzung für Abnutzung). Die Absetzung eines Amtsträgers begegnet sachlich schon früh (beispielsweise Vertreibung des römischen Königs). Sie wird in der Neuzeit verrechtlicht.
Lit.: Bund, K., Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter, 1979; Krah, A., Absetzungsverfahren, 1987; Rexroth, F., Tyrannen und Taugenichtse, (in) HZ 278 (2004), 27; Wallner, M., Zwischen Königsabsetzung und Erbreichsplan, 2004; Schubert, E., Königsabsetzung im deutschen Mittelalter, 2005
Absicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1609] bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Tirol/ÖW. II 70] bzw. 1753 [Nieremberger 22] in unterschiedlichen Bedeutungen von Aufsicht und Absehen in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist sachlich der unmittelbar auf den Erfolg als Ziel gerichtete Wille des Täters. Das römische Recht kennt sachlich den (lat. [M.]) dolus als Bezeichnung eines Verschuldens. In dem Mittelalter wird der auf den Erfolg als Ziel gerichtete Wille oft durch (lat.) animo deliberato, cum deliberato consilio, contumaciter, dolose und (mhd.) geverlich oder mutwillig beschrieben. Folgen zieht in erster Linie das im Bewusstsein der Rechtswidrigkeit gewollte Unrecht nach sich. In dem 20. Jahrhundert wird die für den deliktischen Vorsatz das Bewusstsein der Rechtswidrigkeit verlangende Vorsatztheorie (Binding 1877) im Strafrecht durch die als subjektive Voraussetzung der Rechtswidrigkeit bereits die Möglichkeit der Einsicht in das Verbotensein der Tat genügen lassende Schuldtheorie (Kohlrausch 1903, Carl Schmitt 1910) verdrängt.
Lit.: Klein, E., Grundsätze des gemeinen deutschen und preußischen peinlichen Rechts, 1796; Abegg, J., Lehrbuch der Strafrechtswissenschaft, 1836; Merkel, A., Lehrbuch des deutschen Strafrechts, 1889; Mayer, M., Die schuldhafte Handlung und ihre Arten im Strafrecht, 1901; Schmitt, C., Über Schuld und Schuldarten, 1910; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964, 68ff.; Mezger, E., Deutsches Strafrecht, 1936; Caraterra, A., Dolus bonus, dolus malus – Esegesi di D. 4,3,1.3-3, 1970; Beul, C., Si mensor falsum modum dixerit, 1998; Absichten, Pläne, Strategien, hg. v. Boer, J. de u. a., 2018
absolut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [um 1520] bezeugt – in EDEL 15.? Jh. - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie aus absolūtus, lat., Adj., abgeschlossen, vollständig, vollkommen, (81-43 v. Chr.) aufgenommen und über dieses mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. bzw. Adv.), vollständig, unbedingt, uneingeschränkt, gegen jedermann wirkend (Gegensatz relativ)
absolutio, absolūtio, lat., F., Loslösen, Trennung, Scheidung, Befreiung, Lossprechen, Freisprechung, Absolution, Entscheidung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. absolvere, s. Google
absolutio (F.) ab instantia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Instanzentbindung, Abweisung als unzulässig
Absolutismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1775] bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich die in Einzelheiten sehr vielfältige Herrschaftsform, bei welcher der Inhaber der Herrschaftsgewalt (Monarch) dem Untertanen gegenüber grundsätzlich unbedingte (absolute, unbeschränkte) Macht hat. Der frühe Absolutismus entwickelt sich in Spanien, Frankreich und England bis zu dem Ende des 15. Jahrhunderts. Unterstützt wird der Absolutismus durch theoretische Ansichten, welche die Enttheologisierung der Herrschaft und die Unteilbarkeit der Staatsgewalt fordern (→Machiavelli, Nicolò [1469-1527], Il principe, 1513, →Bodin, Jean [1529-1596], Les six livres de la République, 1576, I 8 [lat.] maiestas est summa in cives ac subditos legibusque soluta potestas, die maiestas ist die [zeitlich unbegrenzt] gegenüber den Bürgern und Untertanen bestehende höchste und von den Gesetzen [nicht aber von göttlichem Recht, Naturrecht, Fundamentalgesetzen] losgelöste Gewalt). Begünstigt wird der Absolutismus dadurch, dass die Stände vielfach konfessionell gespalten sind und deswegen den Frieden in einem Land nicht sichern können, was als Schwäche verstanden wird. Mittel zu der Durchsetzung der absoluten Herrschaft werden die Aufstellung eines stehenden Heeres, der Aufbau einer allein von dem Herrscher abhängigen Beamtenschaft und die Einführung eines Staatswirtschaftssystems mit Subventionierung von Manufakturen und Grenzöffnung für Einwanderer. Voraussetzung des Absolutismus ist die Entmachtung des →Adels hinsichtlich der Mitwirkung (bzw. formaler Mitspracherechte [Ersetzung durch informale Verständigung]) bei der →Landesherrschaft (in der Regel ohne Änderung der förmlichen Rechtsgrundlage der Herrschaft, beispielsweise Habsburg bzw. Österreich seit 1620). Der Höhepunkt des Absolutismus wird unter Ludwig XIV. (1643-1715) in →Frankreich erreicht. In dem Heiligen römischen Reich eifern dem viele Landesfürsten nach (beispielsweise Friedrich Wilhelm [1620-1688] von Brandenburg bzw. Preußen, August der Starke [1670-1733] von Sachsen bzw. Polen, Maria Theresia in Österreich). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts (Friedrich II. in Preußen, Joseph II. in Österreich, Anna Amalia und Carl August in Sachsen-Weimar, Peter Leopold in Toskana, Gustav III. in Schweden, Katharina II. in Russland) setzt in dem aufgeklärten Absolutismus (Reformabsolutismus) der Fürst als erster sich durch Pflichterfüllung rechtfertigender Diener des Staates wohlfahrtsstaatliche Änderungen in Gang (Bildungspolitik, Bauernbefreiung, Gerichtsorganisation). In Frankreich beendet die Revolution des Jahres 1789 den als Anspruch bedeutsamen, als Wirklichkeit kaum tatsächlich durchgesetzten Absolutismus.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Bodin, J., Les six livres de la république, 1576, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BodinJeanLesSixLivresDeLaRepublique1576.pdf; Hobbes, T., Leviathan 1651; Feine, H., Einwirkungen des absoluten Staatsgedankens auf das deutsche Kaisertum, ZRG GA 42 (1921), 474; Fehr, H., Der Absolutismus in der Schweiz, ZRG GA 69 (1952), 182; Sturmberger, H., Kaiser Ferdinand II. und das Problem des Absolutismus, 1957; Carsten, F., Princes and parliament in Germany, 1959; Conrad, H., Rechtsstaatliche Bestrebungen, 1961; Schnur, R., Individualismus und Absolutismus, 1962; Oestreich, G., Geist und Gestalt des frühmodernen Staates, 1969; Conrad, H., Staatsgedanke und Staatspraxis, 1971; Dreitzel, H., Protestantischer Aristotelismus und absoluter Staat, 1970; Absolutismus, hg. v. Hubatsch, E., 1973, 2. A. 1988; Der aufgeklärte Absolutismus, hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1974; Anderson, P., Lineages of the Absolutist State, 1974; Aufklärung, hg. v. Hinrichs, E., 1985; Hubatsch, W., Das Zeitalter des Absolutismus 1600-1789, 4. A. 1975; Anderson, P., Die Entstehung des absolutistischen Staates, 1979; Aspekte des europäischen Absolutismus, hg. v. Patze, H., 1979; Reinalter, H., Aufgeklärter Absolutismus und Revolution, 1979; Mousnier, R., La monarchie absolue en Europe, 1982; Meyer, J., Frankreich im Zeitalter des Absolutismus, 1990; Henshall, N., The Myth of Absolutism, 1992; Dreitzel, H., Absolutismus und ständische Verfassung in Deutschland, 1992; Cornette, J., Absolutisme et Lumières, 1993, 2. A. 2000, 3. A. 2003, 4. A. 2005, 5. A. 2008; Der Absolutismus – ein Mythos?, hg. v. Duchhardt, H., 1996; Vec, M., Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat, 1998; Reformabsolutismus und ständige Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G. u. a., 1998; Duchhardt, H., Das Zeitalter des Absolutismus, 3. A. 1998 (mit rund 1400 Literaturnachweisen); Hinrichs, E., Fürsten und Mächte, 2000; Der aufgeklärte Absolutismus im europäischen Vergleich, hg. v. Reinalter, H. u. a., 2002; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003, (Müßig, U., Recht und Justizhoheit,) 2. A. 2009; Reinalter, H., Lexikon zum aufgeklärten Absolutismus, 2005; Absolutismus, ein unersetzliches Forschungskonzept?, hg. v. Schilling, L., 2008; Feist, D., Absolutismus, 2008; Blänkner, R., „Absolutismus“, 2011 (= Dissertation von 1990); Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellungen hg. v. Neuhaus, H., Band 5 Zeitalter des Absolutismus 1648-1789, 2020
absolutus, absolūtus, lat., Adj., abgeschlossen, vollständig, vollkommen, vollendet, für sich bestehend, ohne Einschränkung seiend, uneingeschränkt, absolut, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. absolvere, Google
abstimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1468] bezeugt – EDEL 17. Jahrhundert] und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Stimme abgeben, vereinbaren
Abstimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1691] bezeugt – nicht in EDEL - und –in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb abstimmen 1468) ist sachlich auch das durch Abgabe einzelner Stimmen oder Entscheidungen (Zustimmung, Ablehnung, Enthaltung) erfolgende Verfahren zu der Ermittelung des Willens (Gemeinwillens) einer Gesamtheit von zu einer Entscheidung zugelassenen Menschen oder Personen hinsichtlich einer bestimmten Frage. Als eine besondere Form der Abstimmung ist bereits in dem antiken Athen der Ostrazismus bekannt, bei dem der Angehörige des Volkes mittels je eines Tonscherbens (griech. ostrakon) darüber abstimmen kann, ob ein Bürger, der die politische Ordnung gefährdet, für 10 Jahre ohne Verlust des Vermögens und seiner sonstigen Rechtsstellung verbannt werden soll. In dem Einzelnen erfolgen dann Abstimmungen nach ziemlich unterschiedlichen Regeln (beispielsweise Stimmzählung und Mehrheitsentscheidung in der Goldenen Bulle 1356, Willensbildung nach Kurien in dem Reichstag des Heiligen römischen Reiches), bis in der Mitte des 19. Jahrhunderts sich die Einheitlichkeit des Abstimmungskörpers mit grundsätzlich gleichem Stimmrecht (Verfassung des deutschen Reiches von 1848) durchzusetzen beginnt. In dem 20. Jahrhundert ist die Abstimmung des Volkes über eine politische Frage ein Entscheidungsverfahren unmittelbarer Demokratie. Eine Sonderform der Abstimmung stellt die →Wahl dar.
Lit.: Gierke, O. v. Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 3 1881; Stutz, U., Die Abstimmungsordnung der Goldenen Bulle, ZRG GA 43 (1922), 217; Stutz, U., Der Jüngste stimmt zuerst, ZRG GA 49 (1929), 435; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Scheuner, U., Das Mehrheitsprinzip, 1973; Schlaich, K., Mehrheitsabstimmung im Reichstag zwischen 1495 und 1613, 1983; Heun, W., Das Mehrheitsprinzip, 1983; Falter, J., Wahlen und Abstimmungen in der Weimarer Republik, 1986; Bleicken, J., Die Verfassung der römischen Republik, 2000
abstractus, abstrāctus, lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. abgezogen, Boëth. (1. Viertel 6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. abstrahere, s. Google
abstractio, abstrāctio, lat., F.: Fortschleppen, Entführen, Abstraktion, Dict. (4. Jh. n. Chr.?), s. latein_a_z.docx,s. abstrahere, s. Google
abstrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1477] bezeugt – 1477 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über abstrāctus, lat., Adj., abgezogen, [1. Viertel 6. Jh. n. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein, verallgemeinert
Abstraktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1571] bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über abstrāctio, lat., F., Fortschleppen, Entführen, Wegnahme, Abstraktion, [4. Jh. n. Chr.?] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv abstrakt 1477) ist sachlich die Lösung eines allgemeine Merkmale enthaltenden Umstands von einzelnen Erscheinungsformen. In dem 19. Jahrhundert setzt die →Pandektistik auf der Grundlage einer Entscheidung des römischen Rechtskundigen Julian/Iulianus (Hadrumetum um 100-um 170) in dem deutschen Recht die Trennung des →Verfügungsgeschäfts (→Übereignung, →Abtretung) von dem ihm als Grund (lat. [F.] causa) zugehörigen →Verpflichtungsgeschäft (wie Kauf, Schenkung) und die Trennung des Innenverhältnisses (Auftrag) von dem Außenverhältnis (Vollmacht) mit Hilfe des Prinzips der Abstraktion durch (Abstraktionsprinzip).
Lit.: Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Landwehr, G., Abstrakte Rechtsgeschäfte, (in) Rechtsdogmatik und Rechtspolitik, 1990, 173; Eisenhardt, U., Die Entwicklung des Abstraktionsprinzips, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Ferrari, F., Vom Abstraktionsprinzip und Konsensualprinzip zum Traditionsprinzip, (in) ZEuP 1993, 52; Rodríguez-Rosado, B., Abstraktionsprinzip und redlicher Erwerb als Mittel zum Schutze des Rechtsverkehrs, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Laborenz, M., Solutio als causa – Die Frage des Abstraktionsprinzips im römischen Recht, 2014; Stadler, A., Gestaltungsfreiheit und Verkehrsschutz durch Abstraktion, 2020
Abt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 800] bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und aus älteren deutschen Rechtsquellen ohne Stellenangaben nur als aus lat. abbas, abbatem [Akk.], lat., M. 4. Jahrhundert, „Abt, Vater“, Lehnwort gr. ábba, aram. abba, „Vater“, Lallwort bestimmt aufgenommen und – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt) ist sachlich seit dem 4. Jahrhundert der Leiter (M.) einer rechtlich selbständigen Niederlassung eines christlichen →Ordens des weströmischen Gebiets. Er wird als geistlicher Vater (lat. pater [M.] spiritualis) verstanden. Die auf den Kirchenvater Augustinus (354-430) zurückgehende Ordensregel Benedikts von Nursia (480-547) legt Einzelheiten der Stellung genauer fest. Demnach erfordert die Weihe zu dem anfangs von dem Bischof eingesetzten, nach den Novellen Justinians von sämtlichen Mönchen gewählten Abt vorbildliche Lebensführung und Weisheit. Der Abt hat gegenüber den Mönchen Rechte wie ein Vater gegenüber Kindern. Deshalb schulden die Mönche Gehorsam und Ehrerbietung. In dem fränkischen Reich tritt neben das freie Wahlrecht der Mönche das Einsetzungsrecht eines jeweiligen Herrn (einer Gründerfamilie). Seit karolingischer Zeit wird der Abt auch mit weltlichen Aufgaben betraut. Synoden von Rom (826) und Poitiers (1078) sowie das Konzil von Vienne (1311/1312) legen die Voraussetzung der Weihe zu dem Priester für den Abt fest. In dem 11. und 12. Jahrhundert dringt der Grundsatz der freien Wahl für kurze Zeit wieder vor.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hegglin, B., Der benediktinische Abt, 1961; Salmon, P., L’abbé dans la tradition monastique, 1963; Seibert, H., Abtserhebungen, 1995; Wiech, M., Das Amt des Abtes im Konflikt, 1999
Abtei (lat. [F.] abbatia, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1160] als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [LübUB. II 561] in 7 Stellen mit etwas verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über abbatia, lat., F., Abtei, Kloster und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen verbindbar) ist seit der frühen Neuzeit die von der Stellung und Tätigkeit eines Abtes übernommene Bezeichnung für die von einem →Abt geleitete, rechtlich selbständige Niederlassung eines christlichen Ordens, die seit dem Hochmittelalter als (lat. [F.] persona ficta verstanden werden kann. Die Abtei kann →Reichsabtei, landsässige Abtei oder unmittelbar der römischen Kirche unterstellte freie Abtei sein.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schreiber, G., Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert, 1910; Blume, K., Abbatia, 1919; Wehlt, H., Reichsabtei und König, 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Brandstetter, A., Die Abtei, 1999
Äbtissin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1200] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Griechischen und Aramäischen verbindbar, Äbtisse um 1150, F.) ist die Leiterin einer rechtlich selbständigen Niederlassung eines christlichen Frauenordens (des weströmischen Gebiets). →Abt
Lit.: Klapp, S., Das Äbtissinnenamt in den unterelsässischen Frauenstiften, 2012; Schröder-Stapper, T., Fürstäbtissinnen, 2015
abtreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 1150] bezeugt – 12./16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1262 [Schöpflin, AlsDipl. I 438] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegtreiben
Abtreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1509] bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507/1532 in verschiedenen Bedeutungen in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb abtreiben um 1150) ist sachlich auch der vielleicht seit den Hochkulturen des Altertums von Menschen künstlich herbeigeführte vorzeitige Abgang der (beseelten) menschlichen Leibesfrucht aus dem Mutterleib, der wegen der dabei betroffenen Interessen unterschiedlich bewertet werden kann. Die Abtreibung ist nach römischem Recht zeitweise zulässig. Die →Kirche wertet sie zunächst in jedem Fall als →Mord, Gratian (um 1140) beurteilt aber die Abtreibung vor dem 40. Tag der Schwangerschaft auf Grund von Exodus 21,22-23 milder. Die Aufklärung lehnt die kirchliche Lehre ab. Seit etwa 1970 (beispielsweise Österreich 1974) wird die kirchliche Auffassung in dem weltlichen Recht weltweit zunehmend eingeschränkt und der medizinisch einfach gewordene Schwangerschaftsabbruch in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft als (nach einer Beratung in Deutschland seit 1995 zwar rechtswidrig, aber) straffrei zugelassen.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Lewin, L., Die Fruchtabtreibung, 1899, 4. A. 1925; Huser, R., The Crime of Abortion, Diss. Washington 1942; Noonan, J., The Morality of Abortion, 1970; Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn. Kulturgeschichte des Abtreibungsverbots, 1988; Gante, M., § 218 in der Diskussion, 1991; Geschichte der Abtreibung, hg. v. Jütte, R., 1993; Onstein, H., Die Entwicklung der Straftatbestände der Abtreibung, Diss. jur. Münster 1996; Müller, W., Die Abtreibung, 2000 (2012 englisch); Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn, 2. A. 2002; Bett, J., Die Beurteilung der embryopathischen Indikation zum Schwangerschaftsabbruch, Diss. jur. Tübingen 2003; Putzke, S., Die Strafbarkeit der Abtreibung in der Kaiserzeit, 2003; Koch, C., Schwangerschaftsabbruch, 2004; Behren, D. v., Die Geschichte des § 218 StGB, 2004; Usborne, C., Cultures of Abortion in Weimar Germany, 2007; Müller, W., The Criminalization of Abortion in the West, 2012; Laarmann, M., Die Bewertung der Abtreibung in der Antike, (in) ZfL 2018, 122
abtreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab um 1200] bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [LivlRChr. V. 8295] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) weggehen, verlassen (V.), übertragen (V.)
Abtretung (lat. [F.] cessio) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1360] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [LeipzUnivUB. 54] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Übertragung einer Forderung von einem bisherigen →Gläubiger (Zedenten) auf einen anderen Berechtigten (Zessionar), der damit neuer Gläubiger wird, unter Aufrechterhaltung des Inhalts. Sie ist in dem römischen Recht ausgeschlossen, weil die Verbindlichkeit als höchstpersönliches Band zwischen Gläubiger und Schuldner betrachtet wird. Erst spät lässt das römische Recht mit Hilfe der Einrichtung des Prozessmandats (Geltendmachung der Forderung des Gläubigers durch einen Beauftragten) und der Novation in Form einer Stipulation zwischen Schuldner und Neugläubiger wenigstens die Übertragung eines selbständigen Rechtes zu, eine fremde Forderung auszuüben. In Gegensatz hierzu entwickelt sich wohl in den mittelalterlichen Städten die rechtsgeschäftliche Übertragung von Forderungen, die zunächst grundsätzlich der Mitwirkung des Schuldners durch Einwilligung gegenüber dem bisherigen Gläubiger oder durch Gelöbnis gegenüber dem neuen Gläubiger bedarf (ausgenommen gerichtlich festgestellte Forderungen). Vereinzelt bestehen auch Verbote von Abtretungen. Das Zustimmungserfordernis entfällt seit dem Spätmittelalter (letztlich) unter dem Einfluss des gemeinen Rechtes, in dem das deutschrechtliche Gedankengut die Übertragung der Forderung auch der Substanz nach eröffnet, so dass bereits der →Codex Maximilianeus Bavaricus civilis von 1756 (II 3 § 8) die Abtretung aufnimmt (ALR I 11 §§ 376ff., Code civil Art. 1689ff., ABGB §§ 1392ff.). In dem 19. Jahrhundert unterliegt die einschränkende Lehre Christian Mühlenbruchs (1817) der durch Windscheid und Bähr geprägten Vorstellung von der Abtretung als einem abstrakten Verfügungsgeschäft (§§ 398ff. BGB, Art. 183ff. bzw. 164ff. Obligationenrecht der Schweiz). In England gilt die Forderung als solche bis 1873 als nicht übertragbar.
Lit.: Kaser § 55; Köbler, DRG 127, 165, 214; Mühlenbruch, C., Die Lehre von der Zession, 1817, 3. A. 1836; Buch, G., Die Übertragbarkeit von Forderungen im deutschen mittelalterlichen Recht, 1912; Schumann, H., Die Forderungsabtretung im deutschen, französischen und englischen Recht, 1924; Luig, K., Zur Geschichte der Zessionslehre, 1966; Huwiler, B., Der Begriff der Zession in der Gesetzgebung seit dem Vernunftrecht, 1975; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Hoop, G., Kodifi kationsgeschichtliche Zusammenhänge des Abtretungsverbotes, 1992; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Scheffzek, S., Der Einfluss der Mühlenbruch’schen Zessionslehre auf ausgewählte Gerichte, 2011; Ebinger, B., Die Forderungsübertragung nach Code civil und badischem Landrecht, Diss. jur. Mannheim 2011
Abtrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [1461] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [Altenhaslau, Wetterau/GrW. III 216] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Abtreiben, Näherrecht
Abtriebsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1700 [Neuwied/Scotti, Wied 36] in 2 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Angehörigen einer Siedlungsgemeinschaft, den Zuzug eines Fremden zu verhindern. Es ist sachlich in dem Titel XLV (De migrantibus, kat. Von Wandernden) des fränkischen Volksrechts (lst. [M.] Pactus legis Salicae, 507-511) bezeugt und besteht bis in das 19. Jahrhundert. Allerdings kann ein Herr einem Fremden ein Niederlassungsprivileg gewähren.
Lit.: Zangen, K., Praktische Bemerkungen zu der Lehre vom Abtriebsrechte, 1800; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968
abzahlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1313] bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [MGConst. IV 1290] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegzahlen, begleichen, tilgen
Abzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1530] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [ BeitrSteirG. 26 1894 39] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb abzahlen 1313) ist die planmäßig in (kleineren) Raten oder Teilbeträgen erfolgende Zahlung einer Schuld.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Abzahlungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist das Gesetz des Deutschen Reiches von dem 16. 5. 1894, das außerhalb des 1896/1900 geschaffenenen Bürgerlichen Gesetzbuchs die nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika seit etwa 1835 von dem Handel durch das Zugeständnis der Möglichkeit der Abzahlung des Gesamtpreises in einzelnen Raten umworbenen und verführten mittellosen Käufer beweglicher Sachen, die aus wirtschaftlichen Gründen etwa Nähmaschinen, Möbel oder Kleidung nur gegen Zahlung des Preises in Raten kaufen können, aber die Waren ohne vollständige Bezahlung des Preies sofort nutzen wollen, vor Benachteiligung (beispielsweise durch Verfall d. h. Rücknahme der Kaufsache bei Zahlungsversäumnis, Einbehalt der bereits erhaltenen Raten und gleichzeitigem Fortbestehen der gesamten Zahlungspflicht) schützen will. Es wird mit Wirkung von dem 1. 1. 1991 durch das Verbraucherkreditgesetz abgelöst, das zu dem 1. 1. 2002 in das Bürgerliche Gesetzbuch eingearbeitet wird. In Österreich wird 1896 ein Ratengesetz, 1979 ein Konsumentenschutzgesetz erlassen.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Benöhr, H., Konsumentenschutz vor 80 Jahren, ZHR 138 (1974), 492; Schubert, W., Das Abzahlungsgesetz von 1894, ZRG GA 102 (1985), 130; Fendel, R., Der Berliner Möbelleihvertrag, 1991; Lieck, M., Die wirtschaftliche Entwicklung des Abzahlungshandels und seine Regelung in Vertrag, Gesetz und Rechtsprechung von 1850 bis 1945, 1995; Bott, M., Das Abzahlungsgesetz (1894-1990) – Entstehung – Anwendung – Reformen - Abschaffung, 2019
Abzahlungskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Vereinigung des gemeinrechtlichen Eigentumsvorbehalts mit dem Ratenkaufgeschäft geschaffene Kauf unter ratenweiser Abzahlung des Preises. →Abzahlungsgesetz
abziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [um 850] bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Leobschütz/Tzschoppe-Stenzel 380] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegziehen, entfernen
Abzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ab 1309] bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Zürich/JbSchweizG. 34 1909 8 Anm. 1] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verminderung, Nachlass, Wegzug
Abzugsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1566] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 [MurtenStR. 442] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht zu dem Abzug des Einzelnen aus bisherigen unfreien Rechtsverhältnissen wie beispielsweise einer Grundherrschaft, gegebenenfalls unter einer Geldleistung. Der Abzug findet sich in vielen spätmittelalterlichen Weistümern mit unterschiedlichen Einzelregelungen. Mit der allgemeinen Bauernbefreiung des frühen 19. Jahrhunderts wird das Abzugsrecht überflüssig.
L.: Möhlenbruch, R., Freier Zug, ius emigrandi, Auswanderungsfreiheit, Diss. jur. Bonn 1977; Spieß, K., Zur Landflucht im Mittelalter, in: Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1 1983, 157ff.
Academia, Acadēmīa, lat., F., Akademie, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Ἀκαδήμεια (Akadḗmīa), F., Gymnasion am Kephissos nordwestlich von Athen in dem Plato lehrte; vielleicht von dem Heros Ἀκάδημος (Akádēmos), M.=PN, Akademos, s. Google
Academicus, Acadēmicus, lat., Adj.: akademisch, zur Akademie gehörig, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Acadēmīa
acceptare, acceptāre, lat., V., empfangen (V.), annehmen, in Empfang nehmen, bekommen (V.), (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, vgl. lat. accipere, V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, s. Google
acceptatio, acceptātio, lat., F.: nhd. Annahme, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. acceptāre, s. Google
acceptilatio, acceptīlātio, acceptī lātio, lat., F., mündliche Quittung (iur.), Gaius (140-180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. acceptāre; →stipulatio, s. Google
accessio, lat., F.: nhd. Hinzutreten, Herantreten, Annäherung; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,accēdere, s. Google
accessio cedit principali (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Zuwachs folgt rechtlich der Hauptsache. →Verbindung
accessor, lat., M., Hinzutretender, s. latein_a_z.docx, s. Google
Lit.: Gerhold, S., Die Akzessorietät der Teilnahme an Mord und Totschlag, 2014
accessorius, accessōrius, mlat., Adj., zusätzlich, hinzukommend, s. accessus (1), accēdere, →akzessorisch, s. Google
accipere, lat., V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, entgegennehmen, erfahren (V.), abnehmen, gutschreiben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, capere, s. Google
acclamare, acclāmāre, lat., V., zurufen, zuschreien, zujauchzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. ad, clāmāre, s. Google
acclamatio, acclāmātio, lat., F., Zurufen, Zuruf, Zuschreien, Zujauchzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. acclāmāre, s. Google; W.: nhd. Akklamation, F., Akklamation, Abstimmung durch Zuruf, Beifall; L.: Georges 1, 65, TLL, Kluge s. u. Akklamation, Kytzler/Redemund 19
accrescere, accrēscere, adcrēscere, lat., V., hinzuwachsen, zuwachsen, heranwachsen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, crēscere, s. Google
Accursius, Franciscus (Bagnolo [Certaldo] bei Florenz 1182 oder 1185-Bologna 1260 oder 1263) wird in einer bäuerlichen Familie geboren und lehrt nach dem Studium des römischen Rechtes in Bologna (Azo, Jacobus Balduinus) und der Promotion (nach 1213) seit etwa 1215. Bis kurz nach 1230 legt er (in Bearbeitung eines unvollendeten Werkes Azos?) fünfbändige, durch etwa 1200 Handschriften überlieferte und in einer zweiten Redaktion überarbeitete Erklärungen (Glossierungen) zu allen Teilen der justinianischen Kompilation in Form von Glossenapparaten (lat. glossa [F.] ordinaria) mit insgesamt 96940 Einzelglossen an dem Textrand (22365 zu dem Digestum vetus, 17969 zu dem Infortiatum, 22243 zu dem Digestum novum, 17814 zu dem Codex, 4737 zu den Institutionen, 7013 zu dem Authenticum und 680 zu den libri feudorum, Summe dieser Zahlen 92811) vor, in denen er Problemlösungen unter umfangreicher Verwertung der vorangehenden Literatur bietet. Außerdem sind 8 seiner Gutachten (Konsilien) erhalten, während eine bezeugte Summe nicht überliefert ist. Zu seinen Schülern zählen Odofredus und Papst Innozenz IV. S. Google
Lit.: Söllner § 25; Köbler, DRG 106; Genzmer, E., Zur Lebensgeschichte des Accursius, (in) FS L. Wenger, Bd. 2 1945, 223; Atti del convegno internazionale di studi accursiani, ed. Rossi, G., Bd. 1ff. 1968; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 335; Jakobs, H., Magna Glossa, 2006 Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2017
accusare, accūsāre, lat., V., anklagen, beschuldigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, causa, s. Google
accusatio, accūsātio, lat., F., Anschuldigung, Anklage, Beschwerde, Anklageschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. accūsāre →Akkusation, s. Google
achilleisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [1792] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Achilles betreffend) →Dispositio (lat. [F.]) Achillea
Achilleisches Hausgesetz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Dispositio (lat. [F.]) Achillea, Verfügung des Achilles
Achramire (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk., V., adchramire) ist die frühmittelalterliche Bezeichnung für das Versprechen (Geloben), einen Gerichtstag wahrzunehmen, einen Eid zu leisten oder einen Bürgen oder Zeugen zu stellen (Lex Salica [507-511] 62 u. ö.). Das achramire erfolgt unter Übergeben oder Zuwerfen eines (gekerbten) Stäbchens (lat. [F.] →festuca, vielleicht ursprünglich mit der ([lat., F.] framea) Lanze.
Lit.: Köbler, LAW; Daberkow, M., Adhramire und die germanische framea, (in) Z. f. d. P. 49 (1923), 229
acht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1308 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Kard.) ist die in dem Recht häufiger verwendete Grundzahl zwischen sieben und neun.
Acht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 2. Viertel 11. Jh. bzw. um 1050 bezeugt – 2. Viertel 11. Jahrhundert [Notkerglossator] und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.] proscriptio) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die als Unrechtsfolge (Strafmittel oder Verfahrensmittel) mögliche allgemeine Verfolgung. Die Acht folgt auf verschiedene Taten, die eine niedrige Gesinnung widerspiegeln (beispielsweise Mord, Treubruch). Wird der Täter in der Tat ergriffen, so kann er folgenlos getötet werden. Ansonsten bedarf es eines besonderen Verfahrens, in dem die Acht erklärt wird. Der Geächtete steht außerhalb des Rechtes, ist Feind aller und kann von jedem folgenlos getötet werden. Das bewegliche Vermögen des Geächteten wird verteilt, die Liegenschaft verwüstet. Mindere Formen der Acht sind zeitlich (beispielsweise auf ein Jahr) befristet. Bei fruchtlosem Ablauf einer damit verbundenen Gestellungsfrist (Ungehorsamsacht) verfällt der Betreffende in →Aberacht. Die von dem König oder seinem Gericht verhängte Acht gilt als →Reichsacht in dem gesamten Reich. Lösung aus der Acht ist möglich. In dem Laufe des Mittelalters entwickelt sich die Acht zu einer differenzierten Rechtsfigur, die mit Erstarkung der staatlichen Gerichtsherrschaft verschwindet (wegen der Vollstreckungsschwäche des Reiches infolge Fehlens einer eigenen Polizei des Kaisers von dem Reichskammergericht zuletzt noch 1698, von dem Reichshofrat zuletzt noch 1709 ausgesprochen).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Eichmann, E., Acht und Bann, 1909; Künßberg, E. Frhr. v., Acht, 1910; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Poetsch, J., Die Reichsacht, 1911; Ruf, F., Acht und Ortsverweis im alten Land- und Stadtgericht Nürnberg, Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 46 (1955), 1; Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Landes, D., Das Achtverfahren vor dem Reichshofrat, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Jacoby, M., Wargus, 1974; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1986; Kampmann, C., Reichsrebellion und kaiserliche Acht, 1992; Weber, M., Zur Bedeutung der Reichsacht in der frühen Neuzeit, ZHF Beiheft 19 (1997), 55; Mußgnug, D., Acht und Bann im 15. und 16. Jahrhundert, 2016
Achtbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 [1298] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1298 [MGConst. IV 30] und 1313 [MGConst. IV 1112] und in Google belegt aber nicht in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das über die von einem Gericht ausgesprochene →Acht (und dadurch die Geächteten) geführte Buch (Register), wie es anscheinend erstmals der Reichslandfriede des Jahres 1235 ohne erhaltene Überreste vorsieht (beispielsweise Lübeck 1243, Iglau 1249, Rostock 1258, Rothenburg ob der Tauber 1274, Nürnberg 1285, erhaltenes Achtbuch der Reichshofgerichtsschreiber Petrus Wacker und Johann Geisler zwischen 1417 und 1445 mit fast 600 Einträgen u. a.).
Lit.: Schultheiß, W., Nürnberger Rechtsquellen, Bd. 1f. 1960, 16; Battenberg, F., Das Achtbuch der Könige Sigmund und Friedrich III., 1986
Achtklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in mittelalterlichen Verträgen enthaltene Vereinbarung, sich als Schuldner für den Fall der Vertragsverletzung der →Acht zu unterwerfen.
Lit.: Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1986, 288
acta (lat. [N.Pl.]) →Akten, s. Google
acta municipalia (lat. [N.Pl.]) Gemeindeakten, s. Google
actio, āctio, lat., F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, Geschäft, Vortrag, Geste, Amtshandlung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. agere, s. Google
Actio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Möglichkeit, vor Gericht zu verlangen, was einem zusteht (Klaganspruch). In dem →Formularprozess trägt der Kläger in Gegenwart des Beklagten das Begehren vor dem Gerichtsmagistrat vor und beantragt die Erteilung einer bestimmten actio. Ergibt sich, dass der von dem Kläger vorgetragene Sachverhalt keine bereits anerkannte actio rechtfertigt, entfällt der Antrag. Allerdings kann der Gerichtsmagistrat dann, wenn er das Begehren des Klägers gleichwohl als rechtsschutzbedürftig erachtet, eine actio in factum in Aussicht stellen. Die zugelassenen actiones, von denen jede ihre eigene Formel hat, werden vor allem in dem vierten Buch der Institutionen Justinians (von 533) in dem Titel (lat.) De actionibus (Von den Klagansprüchen) zusammengestellt. In dem Hochmittelalter anerkennt beispielsweise Johannes Bassianus 169 verschiedene actiones. In dem 19. Jahrhundert (Windscheid 1856) wird aus der römischrechtlichen actio der materiellrechtliche →Anspruch.
Lit.: Kaser § 82; Söllner § 9; Köbler, LAW; Windscheid, B., Die actio des römischen Civilrechts, 1856; Bethmann Hollweg, C. v., Der Civilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 6 1874, 16; Peter, H., Actio und writ, 1957; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium in den Rechtslehren des 13. und 14. Jahrhunderts, 1996; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte des Verhältnisses von formellem und materiellem Recht, 1996; Gröschler, P., Actiones in factum, 2002; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002
Actio (F.) ad exhibendum (lat.), Klaganspruch auf Vorlegung, Vorweisung (vor dem Prätor), Herausgabe, Exhibitionsklage (vgl. § 809 BGB, Klage auf Besichtigung) ist eine (lat.) actio in personam, durch die der bei einer (lat.) actio in rem fehlende Einlassungszwang umgangen werden kann. S. Google
Lit.: Kaser §§ 26 III 3, 27 I 5, 34 II 3; Harke, J., Actio ad exhibendum – Vorlegungsklage im römischen Recht, 2019
actio (F.) adiecticiae qualitatis (lat.) Klaganspruch aus Haftung für Gewaltunterworfene, s. Google
Lit.: Kaser §§ 11, 15, 49, 60, 83; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280
actio (F.) aestimatoria (lat.) Klaganspruch zu der Schätzung (aus Trödelvertrag), s. Google
Lit.: Köbler, DRG 48
actio (F.) arbitraria (lat.) Klaganspruch zu der Schätzung bzw. zu dem Ermessen, s. Google
Lit.: Kaser §§ 8 IV, 83 II, 87 II
Actio (F.) auctoritatis (lat.), Klaganspruch wegen Eviktion (Entwerung) gegen den Verkäufer, Gewährschaftsklage, ist in dem römischen Recht der in den Digesten getilgte Klaganspruch eines wegen einer durch Manzipation erworbenen Sache von einem Dritten angegriffenenen und von dem Veräußerer nicht geschützten oder unterliegenden Käufers auf den doppelten Kaufpreis. S. Google
Lit.: Kaser §§ 7, 27, 32, 51; Söllner § 8; Brägger, R., Actio auctoritatis, 2012
Actio (F.) certae creditae pecuniae (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch auf eine bestimmte Gelddarlehensschuld. S. Google
Lit.: Kaser §§ 39, 83
actio (F.) civilis (lat.) Klaganspruch nach dem Zivilrecht, s. Google
actio (F.) commodati (lat.) Klaganspruch aus Leihvertrag, s. Google
Lit.: Kaser § 39 II
Actio (F.) communi dividundo (lat.) ist in dem römischen Recht der wohl in dem 3./2. Jahrhundert v. Chr. durch eine (lat.) lex (F.) Licinia geschaffene Teilungsklaganspruch mindestens eines Angehörigen einer Vermögensgemeinschaft. S. Google
Lit.: Kaser §§ 23 IV 83
actio (F.) conducti (lat.) Klaganspruch des Mieters u. s. w., s. Google
Lit.: Kaser §§ 42, 83
actio (F.) confessoria (lat.) Servitutenklaganspruch, Nießbrauchsklaganspruch, s. § 523 ABGB, s. Google
Lit.: Kaser §§ 28, 29
actio (F.) contraria (lat.) Gegenklaganspruch (bei unvollkommen zweiseitig verpflichtenden Verträgen beispielsweise Aufwandsersatzklageanspruch des Entleihers, Verwahrers, Beauftragten oder Pfandgläubigers), s. Google
Lit.: Kaser § 38 IV 2
Actio (F.) de deiectis vel effusis (lat.), Klaganspruch wegen hinausgeworfener oder ausgegossener (Sachen), ist in dem römischen Recht der gegen den Inhaber von Räumen wegen eines durch Hinauswerfen oder Ausgießen von Sachen aus den Räumen entstandenen Schadens gerichtete, verschuldensunabhängige Schadensersatzanspruch eines durch Hinauswerfen oder Ausgießen von Sachen Verletzten auf das Doppelte des Schadens (Quasidelikt, Erfolgshaftung?). S. Google
Lit.: Hoeck, J. van, Übersetzungsfragen im Bereich der actio de deiectis vel effusis als Popularklage, 2000
Actio (F.) de dolo (lat.), Klaganspruch wegen Arglist, ist in dem römischen Recht der auf Anregung des Gaius Aquilius Gallus in dem 1. Jahrhundert v. Chr. von dem Prätor bei Fehlen einer anderweitigen actio gewährte, binnen Jahresfrist geltend zu machende Klaganspruch des durch einen Betrug Geschädigten gegen den Täter auf Ersatz des Schadens, der durch Wiedergutmachung abgewendet werden kann oder andernfalls Infamie nach sich zieht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 8, 83; Söllner § 9; Näf-Hofmann, M., Zur objektiven Ausweitung der actio de dolo im römischen und gemeinen Recht, 1962; Harke, J., Actio de dolo – Arglistklage im römischen Recht, 2020
Actio (F.) de in rem verso (lat.), Klage wegen des auf eine Sache Verwendeten, Klaganspruch wegen eingetretener Bereicherung, ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen einen Gewalthaber auf Herausgabe des Wertes, den ein Gewaltunterworfener aus einem Verpflichtungsgeschäft erlangt und zu einer Bereicherung des Vermögens des Gewalthabers verwendet. Das nachklassische römische Recht erweitert den Anwendungsbereich auf Geschäftsführung durch Freie, das gemeine Recht entwickelt die actio de in rem verso zu einem allgemeinen Bereicherungsanspruch wegen nützlicher Verwendung. S. Google
Lit.: Kaser § 49; Söllner § 12; Chiusi, T., Die actio de in rem verso, 2001; Strauß, P., Die actio de in rem versoin Gegenüberstellungzum Verwendungsanspruch der §§ 1041ff. ABGB, 2011; Palma Arias, T., La Actio in rem verso en la jurisdicción contenciosa administrativa, 2019
actio (F.) de pauperie (lat.), Klaganspruch wegen Minderung durch Schaden seitens eines vierfüßigen Nutztiers, den der Eigentümer durch Herausgabe des Tieres abwenden kann, s. Google
Lit.: Kaser § 50 II 4
actio (F.) de peculio (lat.) Klaganspruch über das Sondergut eines Gewaltunterworfenen gegen den Gewalthaber wegen von dem Gewaltunterworfenen begründeter Geschäftsverbindlichkeiten bis zu der Höhe des Wertes des Sonderguts in dem Verurteilungszeitpunkt, s. Google
Lit.: Kaser §§ 49 II, 83 II; Söllner § 12
Actio (F.) depositi (lat.), Klaganspruch aus Hinterlegung, ist in dem römischen Recht der Klaganspruch des Hinterlegers auf Rückgabe der hinterlegten Sache gegen den Verwahrer. S. Google
Lit.: Kaser §§ 39, 83; Walter, T., Die Funktionen der actio depositi, 2012
actio (F.) de recepto (lat.) Klaganspruch aus Garantieerklärung, s. Google
Lit.: Kaser § 46 III 3
actio (F.) de tigno iuncto (lat.) (schon in dem Zwölftafelgesetz enthaltener) Klaganspruch des römischen Rechtes über den bei einem Hausbau rechtswidrig verwendeten Balken oder später einen anderen Gegenstand eines anderen, den der Verwender nicht aus der mit seiner Hilfe geschaffenen Verbindung lostrennen, sondern nur mit dem doppelten Wert ersetzen muss, s. Google
Lit.: Kaser § 26 III 3; Köbler, DRG 25; Hinker, H., Tignum iunctum, ZRG RA 108 (1991), 41
actio (F.) empti (lat.) Kaufklaganspruch, s. Google
Lit.: Kaser §§ 51, 83 II; Söllner § 9
actio (F.) exercitoria (lat.) Klaganspruch gegen den Reeder für Geschäfte des Kapitäns bei dem Betrieb eines Schiffes, s. Google
Lit.: Kaser § 49 II 3; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280
Actio (F.) ex stipulatu (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch des Gläubigers gegen den Schuldner, der in der einseitig verpflichtenden Stipulation eine unbestimmte Leistung versprochen hat. S. Google
Lit.: Kaser §§ 40, 83; Söllner §§ 9, 24
actio (F.) ex testamento (lat.) Klaganspruch aus Testament, s. Google
Lit.: Kaser §§ 32 II 4, 76 II
actio (F.) familiae erciscundae (lat.) Erbteilungsklaganspruch, s. Google
Lit.: Kaser §§ 65, 66, 73, 81; Söllner §§ 8, 9
actio (F.) fiduciae (lat.) Klaganspruch aus Sicherungsübereignung, s. Google
Lit.: Kaser §§ 24, 31, 38, 83; Söllner § 9
actio (F.) finium regundorum (lat.) Grenzfeststellungsklaganspruch, s. Google
Lit.: Kaser § 23
Actio (F.) furti non manifesti (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen den nicht handhaften Dieb auf das Doppelte des Wertes der entzogenen Sache, während die actio furti manifesti gegen den handhaften Dieb auf das Vierfache des Sachwerts gerichtet ist. S. Google
Lit.: Kaser § 83; Kaser, M., Die actio furti, ZRG RA 96 (1979), 89
actio (F.) honoraria (lat.) prätorischer Klaganspruch, s. Google
Lit.: Kaser § 4 II 1
actio (F.) in factum (lat.) auf den Sachverhalt zugeschnittener Klaganspruch des Prätors bei Fehlen einer actio in dem Edikt und Anerkennung eines Rechtsschutzbedürfnisses (beispielsweise bei von der lex Aquilia nicht erfassten mittelbaren Schädigungen), s. Google
Lit.: Söllner § 15; Gröschler, P., Actiones in factum, 2002
actio (F.) iniuriarum (lat.) Schadensersatzklaganspruch, s. Google
Lit.: Kaser §§ 34, 35, 83; Söllner § 8; Moosheimer, T., Die actio iniuriarum aestimatoria, 1998; Balthasar, S., Der Schutz der Privatsphäre im Zivilrecht, 2006
actio (F.) in personam (lat.) persönlicher Klaganspruch (wegen Forderungen aus einem Schuldverhältnis auf Leistung, wobei Einlassungszwang des Gegners besteht), s. Google
Lit.: Kaser § 4 I, II, 82 II; Söllner § 9
actio (F.) in rem (lat.) sachverfolgender Klaganspruch (zu der Durchsetzung von absoluten Rechten auf eine [ursprünglich in der Gerichtsstätte vorhandene] Sache gegenüber einem sich in Widerspruch zu den Rechten des Klägers Setzenden, wobei kein Einlassungszwang des Gegners besteht), s. Google
Lit.: Kaser §§ 4, 83 II; Söllner § 9
Actio (F.) institoria (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen einen Unternehmer aus einer von seinem Angestellten eingegangenen Verbindlichkeit. S. Google
Lit.: Kaser § 49; Wacke, A., Die adjektizischen Klagen, ZRG RA 111 (1994), 280; Hamza, G., Bemerkungen zur actio ad exemplum institoriae im römischen Recht, (in) Seminarios Complutenses de derecho Romano, 25 (2012), 175
actio (F.) iudicati (lat.) Vollstreckungsklaganspruch, s. Google
Lit.: Kaser §§ 32, 85
actio (F.) legis Aquiliae (lat.) Schadensersatzklaganspruch aus der (lat. [F.]) lex Aquilia, s. Google
Lit.: Kaser § 51; Söllner § 8; Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958
actio (F.) locati (lat.) Klaganspruch des Vermieters, Verpächters und Werkunternehmers, s. Google
Lit.: Kaser §§ 42, 83 II
actio (F.) mandati (lat.) Klaganspruch aus Auftrag, s. Google
Lit.: Kaser §§ 56, 57, 83
actio (F.) mixta (lat.) gemischter Klaganspruch (zugleich sachverfolgender Klaganspruch und pönaler Klaganspruch), s. Google
Actio (F.) negatoria (lat.) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch, mit dem der zivile Eigentümer sich dagegen wehren kann, dass ein anderer sich ein nicht bestehendes Recht zu der Einwirkung auf die Sache (beispielsweise Dienstbarkeit, Recht auf Immission) anmaßt. S. § 523 ABGB, Google
Lit.: Kaser § 27 II; Ogorek. R., Actio negatoria und industrielle Beeinträchtigung des Grundeigentums, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 40; Thier, A., Zwischen actio negatoria und Aufopferungsanspruch, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 407; Kawasumi, Y., Von der römischen actio negatoria zum negatorischen Beseitigungsanspruch, 2001
actio (F.) negotiorum gestorum (lat.) Klaganspruch aus Geschäftsführung, s. Google
Lit.: Kaser §§ 38, 44, 56, 64, 83
actio (F.) noxalis (lat.) auf das Zwölftafelgesetz zurückgehender Schadensersatzklaganspruch wegen Noxalhaftung des Gewalthabers (Noxalklaganspruch), s. Google
Lit.: Köbler, DRG 27
Actio (F.) nullitatis (lat.) ist der mittelalterliche Nichtigkeitsklaganspruch. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 117
actio (F.) operarum (lat.) Klaganspruch auf versprochene Dienste, s. Google
Lit.: Kaser §§ 16 II, 39 II
Actio (F.) Pauliana (lat.) ist die unter Justinian (527-565) die (lat.) restitutio in integrum und das (lat.) interdictum fraudatorium aufnehmende Gläubigeranfechtungsklage gegen den unentgeltlichen oder wissenden Erwerber aus gläubigerbenachteiligenden Rechtsgeschäften des Schuldners. S. Google
Lit.: Willems, C., Actio Pauliana und fraudulent conveyances, 2012
actio (F.) pigneraticia (lat.) Pfandklaganspruch (in rem oder in personam, auf die Sache oder gegen eine Person), s. Google
Lit.: Kaser §§ 31, 39
actio (F.) poenalis (lat.) Strafklaganspruch, s. Google
actio (F.) popularis (lat.) Popularklaganspruch, von jedermann aus dem Volk erhebbarer Klaganspruch (beispielsweise actio de deiectis vel effusis), bei dem die Buße an den Kläger, die Gemeindekasse bzw. Staatskasse oder an beide fällt, s. Google
Lit.: Kaser § 50 I 1
actio (F.) praescriptis verbis (lat.) Klaganspruch der (von dem Prätor in der Klaganspruchsformel genau) vorgeschriebenen Worte (beispielsweise bei Innominatkontrakt); s. Google
Lit.: Kaser § 45 II; Kranjc, J., Die actio praescriptis verbis, ZRG RA 106 (1989), 434; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002
actio (F.) praetoria (lat.) prätorischer Klaganspruch, s. Google
Lit.: Kaser § 4 II
actio (F.) pro socio (lat.) Klaganspruch gegen den Gesellschafter, s. Google
Lit.: Kaser § 43 I
Actio (F.) Publiciana (lat.) ist in dem römischen Recht der wohl in dem letzten vorchristlichen Jahrhundert von dem Prätor geschaffene sachverfolgende Klaganspruch des besseren Besitzers (beispielsweise Ersitzungsbesitzers, bonitarischen Eigentümers) gegen den schlechteren Besitzer (also nicht gegen den zivilen Eigentümer) auf Herausgabe der Sache (vgl. § 1007 BGB, § 372 ABGB). S. Google
Lit.: Kaser §§ 27, 83; Söllner § 9; Apathy, P., Die publizianische Klage, 1981
actio (F.) quanti minoris (lat.) Minderungsklaganspruch bei Mangel einer Kaufsache (binnen einem Jahr geltend zu machen), s. Google
Lit.: Kaser § 41 VI 4; Söllner § 9
Actio (F.) quod iussu (lat.) (Geheißklage) ist in dem römischen Recht der Klaganspruch gegen den durch Geheiß (lat. [N.] iussum, Ablativ iussu) zu Rechtsgeschäften ermächtigenden Hausvater bzw. Gewalthaber wegen des Geschäfts eines Haussohns bzw. Gewaltunterworfenen. S. Google
Lit.: Kaser §§ 49, 83; Schleppinghoff, A., Actio quod iussu, Diss. jur. Köln 1996
actio (F.) redhibitoria Wandelungsklaganspruch bei Mangel einer Kaufsache (binnen sechs Monaten geltend zu machen), s. Google
Lit.: Kaser §§ 34, 41; Söllner § 9
actio (F.) rei uxoriae (lat.) Klaganspruch auf Herausgabe des Heiratsguts der Ehefrau, s. Google
Lit.: Kaser §§ 33, 34, 36; Söllner §§ 9, 24; Söllner, A., Zur Vorgeschichte und Funktion der actio rei uxoriae, 1969
actio (F.) Serviana (lat.) Pfandklaganspruch des Pfandgläubigers (anfangs nur des Verpachtenden) auf Herausgabe der Pfandsache von jedem Besitzer, s. Google
Lit.: Kaser § 31 III
actio (F.) stricti iuris (lat.) Klaganspruch strengen Rechtes, strengrechtlicher Klaganspruch, s. Google
Lit.: Kaser §§ 33 IV, 36 III, 37 I
actio (F.) tutelae (lat.) Klaganspruch gegen den Vormund, Klaganspruch aus Vormundschaft, s. Google
Lit.: Kaser §§ 62 IV 4, 83 II 3
actio (F.) utilis (lat.) (von dem Präter in dem Einzelfall) brauchbar (anwendbar) gemachter allgemeiner Klaganspruch (beispielsweise Anwendbarmachung der actio legis Aquiliae des Eigentümers auf andere dinglich Berechtigte oder auf den Hausvater eines verletzten Hauskinds), s. Google
Lit.: Kaser § 55 II 3; Stolmar, R., Die Genesis der actio utilis, 1988; Stolmar, R., Die formula der actio utilis, 1992
actio (F.) venditi (lat.) Kaufpreisklaganspruch des Verkäufers, s. Google
Lit.: Kaser §§ 41 III 2, 83 II 3
actus, āctus (1), lat., M., Sich-Bewegen, Bewegung, Treiben, Akt, Abschnitt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. agere, → Trift, →Dienstbarkeit bzw. Servitut, Handlung, s. Google
actus (M.) iuridicus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) →Rechtsgeschäft, s. Google
Lit.: Köbler, DRG 164
actus (M.) legitimus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) bedingungsfeindliches Rechtsgeschäft, s. Google
Lit.: Kaser §§ 34, 41
ad, ar, lat., Präp., zu, bei, an, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, s. latein_a_z.docx, s. Google
addere, adduere, lat., V., beitun, beigeben, hinzufügen, beibringen, einflößen, XII tab. (um 450 v. Chr.); E.: s. ad, dare, s. latein_a_z.docx, s. Google
additio, lat., F., Hinzufügen, Beisetzen, Varro (116-27 v. Chr.), s. addere, s. latein_a_z.docx, s. Google
Additio (F.) sapientium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die innerhalb der →Lex Frisionum überlieferte Niederschrift über Rechtsmitteilungen zweier weiser Männer namens Wlemarus und Saxmundus. S. Google
Lit.: Heck, P., Die Entstehung der Lex Frisionum, 1927; Siems, H., Studien zur Lex Frisionum, 1980
Adel 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und. ab dem Althochdeutschen ohne Zeitangabe [AhdGl. I 231, 12] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische wohl erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, s. Google) ist die Gesamtheit der erblich bevorrechtigten Familien einer Gesellschaft. Derartige Erscheinungen treten örtlich in verschiedenen Kulturen auf. Sie sind zeitlich Wandlungen unterworfen. Die Herkunft des mittelalterlichen deutschen Adels ist ungeklärt. Neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten (ererbter Boden?) spielt wohl auch die Herrschaft über Menschen eine Rolle. Nicht sicher feststellbar ist die Bedeutung charismatischer Elemente (Heil, Behauptung göttlicher Abkunft). Die germanischen (lat. [M.Pl.]) principes (Ersten, Anführer) lassen sich nicht als Adel sichern. Das salfränkische Volksrecht (507-511?) kennt noch keine rechtliche Aussonderung erblich bevorrechtigter Familien, doch ist es nicht ausgeschlossen, dass der aus der spätrömischen Reichsbeamtenschaft hervorgegangene römische Senatorenadel vergleichbare fränkische Strukturen als Gegenstück findet. Mit den fränkischen Königen steigen viele ihrer Anhänger über die Zuteilung von wichtigen Aufgaben auf. Infolge von Heiratsverbindungen und militärischen Erfolgen entwickelt sich ein engerer Kreis bedeutender Familien, denen zunehmend die höchsten Ämter des fränkischen Reiches vorbehalten werden (Reichsadel). Weil ihre Lehen seit dem Ende des 9. Jahrhunderts erblich werden, festigt sich ihre örtliche Bindung zu bestimmten Gebieten. Diese oberste Schicht des bereits in den karolingischen Volksrechten durch ein besonderes →Wergeld sowie ansonsten durch →Ebenburt (Ebenbürtigkeit) und später →Pairsgericht gekennzeichneten Adels wird seit dem Hochmittelalter zu den →Landesherren bzw. →Reichsfürsten. Demgegenüber tritt der vielfach der Unfreiheit entstammende, durch Herrendienst entstandene →niedere Adel in den Dienst der Landesherren ein. Vielleicht ist seit dem 14. Jahrhundert die Ausbildung des eigentlichen Adels (geborenen Adels) in dem Wesentlichen abgeschlossen, wobei zu dem Altadel oder Uradel alle Familien zählen, deren Geschlecht nachweislich spätestens um 1400 dem ritterbürtigen geborenen Adel angehört. Seit 1346 kann (dementsprechend) der Adel (von dem König) durch Urkunde an Bürger verliehen werden (Briefadel, gekorener Adel). Mit dem Absolutismus wird die politische Bedeutung des Adels in dem Land beschnitten. Durch Säkularisation, Mediatisierung, Beseitigung der Grundherrschaft und Einführung des 1789 in Frankreich revolutionär verwirklichten Gleichheitsgrundsatzes wird der rechtliche Vorrang des Adels (in dem deutschen Gebiet) in der jüngeren Neuzeit (bis 1918) beseitigt (Österreich 3. 4. 1919 Gesetz über die Aufhebung des Adels, eigene Führung eines Adelstitels verwaltungsstrafbar). Mit der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone (1945-1949) werden den Eigentümern umfangreicheren Grundvermögens dort die wirtschaftlichen Grundlagen des Großgrundeigentums entzogen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 78, 87, 98, 111, 120, 132, 135, 149, 206, 225; Guilhiermoz, P., Essai sur l’origine de la noblesse en France, 1902; Wittich, W., Altfreiheit und Dienstbarkeit des Uradels in Niedersachsen, Vjschr. für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 1906; Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche, 1910; Mayer, E., Der germanische Uradel, ZRG GA 32 (1911), 1; Mayer, E., Zur Lehre vom germanischen Uradel, ZRG GA 37 (1916), 93; Ernst, V., Die Entstehung des niederen Adels, 1916; Lintzel, M., Die Stände der deutschen Volksrechte, 1933; Dungern, O. v., Adelsherrschaft im Mittelalter, 1927, Neudruck 1967; Otto, E., Adel und Freiheit, 1937; Stutz, U., Zum Ursprung und Wesen des niederen Adels, 1937; Bader, K., Zur Lage und Haltung des schwäbischen Adels am Ende des alten Reiches, Zs. f. württ. LG. 5 (1941), 335; Tellenbach, G., Vom karolingischen Reichsadel zum deutschen Reichsfürstenstand, 1943; Hiesel, R., Die staatsrechtliche und soziologische Stellung des Stadtadels, 1952; Sprandel, R., Der merovingische Adel, 1957; Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaften im Zürichgau, 1960; Deutscher Adel 1430-1555, hg. v. Rößler, H., 1965; Deutscher Adel 1555-1740, hg. v. Rößler, H., 1965; Störmer, W., Früher Adel, 1973; La noblesse, hg. v. Contamine, P., 1976; Fleckenstein, J., Die Entstehung des niederen Adels und das Rittertum, 1977; Sablonier, R., Adel im Wandel, 1979; Lemmel, H., Die genetische Kontinuität des mittelalterlichen Adels, 1980; Werner, M., Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger, 1982; Barbero, A., L’aristocrazia, 1987; Europäischer Adel 1750-1950, hg. v. Wehler, H. u. a., 1990; Althoff, G., Verwandte, Freunde und Getreue, 1990; Ritterorden und Adelsgesellschaft im spätmittelalterlichen Deutschland, hg. v. Kruse, H. u. a., 1991; Hoyningen-Huene, I. Frfr. v., Adel in der Weimarer Republik, 1992; Adel in der frühen Neuzeit, hg. v. Endres, W., 1993; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993, 2. A. 2015; Ranft, A., Adelsgesellschaften, 1994; Fehrenbach, E., Adel und Bürgertum im deutschen Vormärz, HZ-258 (1994), 1; Jackman, D., Das Eherecht und der frühdeutsche Adel, ZRG GA 112 (1995), 158; Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter, hg. v. Rösener, W., 1995; The European Nobilities in the Seventeenth and Eighteenth Centuries, Bd. 2 1995, 2. A. 2007; Geschichte des sächsischen Adels, hg. v. Keller, K. u. a., 1997; Contamine, P., La noblesse au royaume de France, 1997; Nobilitas, hg. v. Oexle, G. u. a., 1997; Dumoulin, K., Die Adelsbezeichnung im deutschen und ausländischen Recht, 1997; Rösener, W., Adelsherrschaft als kulturhistorisches Phänomen, (in) HZ 268 (1998), 1; Werner, K., Naissance de la noblesse, 1998; Peters, U., Dynastiegeschichte und Verwandtschaftsbilder, 1999; Reif, H., Adel im 19. und 20. Jahrhundert, 1999; Baudisch, S., Lokaler Adel in Nordwestsachsen, 1999; Binder-Krieglstein, R., Österreichisches Adelsrecht 1868-1918/19, 2000; Nobles and Nobility in Medieval Europe, hg. v. Duggan, A., 2000; La noblesse dans les territoires angevins, hg. v. Coulet, N. u. a., 2000; Conze, E., Vom deutschen Adel – Die Grafen von Bernstorff im zwanzigsten Jahrhundert, 2000; Stockert, H., Adel im Übergang, 2000; Der europäische Adel im Ancien Régime, hg. v. Asch, R., 2001; Schmilewski, U., Der schlesische Adel, 2001; Janse, A., Ridderschap in Holland, 2001; Zwischen Nicht-Adel und Adel, hg. v. Andermann, K. u. a., 2001; Mauerer, E., Südwestdeutscher Reichsadel im 17. und 18. Jahrhundert, 2001; Pečar, A., Die Ökonomie der Ehre. Der höfische Adel am Kaiserhof Karls VI. (1711-1740), 2003; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003; Malinowski, S., Vom König zum Führer, 2003; Hengerer, M., Kaiserhof und Adel, 2004; Adel und Moderne, hg. v. Conze, E./Wienfort, M., 2004; Schneider, J., Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, 2003; Theilemann, W., Adel im grünen Rock, 2004; Funck, J., Feudales Kriegertum und militärische Professionalität, 2004; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005; Crouch, D., The Birth of Nobility, 2005; Kleines Lexikon des Adels, hg. v. Conze, E., 2005; Dendorfer, J., Adelige Gruppenbildung und Königsherrschaft, 2005; Barth, T., Adelige Lebenswege im alten Reich, 2005; Fried, J., Konradiner und kein Ende, ZRG GA 123 (2006), 1; Hochmittelalterliche Adelsfamilien in Altbayern, Franken und Schwaben, hg. v. Kramer, F. u. a., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Bumiller, C., 2006; Adel im Wandel, hg. v. Hengerer, M. u. a., 2006; Ruppel, S., Verbündete Rivalen, 2006; Matzerath, J., Adelsprobe an der Moderne – sächsischer Adel 1763 bis 1866, 2006; Adel in Sachsen-Anhalt, hg. v. Labouvie, E., 2007; Votypka, V., Böhmischer Adel, 2007; Adel und Nationalsozialismus im deutschen Südwesten, hg. v. Haus der Geschichte u. a., 2007; Adel in Bayern, hg. v. Haus der bayerischen Geschichte, 2008; Sikora, M., Der Adel in der frühen Neuzeit, 2009; Adel im „langen“ 18. Jahrhundert, hg. v. Haug-Moritz, G. u. a., 2009; Adel in Schlesien, hg. v. Harasimowicz, J. u. a., 2010; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Risch, H., Der holsteinische Adel im Hochmittelalter, 2010; Adel verbindet, hg. v. Van Driel, M. u. a., 2010; Adel und Bauern in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. v. Fey, C. u. a., 2012; Groß, O., Die Debatten über den Adel im Spiegel der Grundrechtsberatungen in den deutschen Parlamenten 1848/1849, 2013; Adel in Südwestdeutschland und Böhmen 1450-1850, hg. v. Asch, R. u. a., 2013; Lyon, J., Princely Brothers and Sisters, 2013; Ansitz – Freihaus – corte franca, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2013; Adelsbilder von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Scholz, P. u. a., 2013; Weckenbrock, O., Adel auf dem Prüfstand, 2014; Demel, W./Schraut, S.; Der deutsche Adel, 2014; Adel, Recht und Gericht im frühneuzeitlichen Europa, hg. v. Baumann, A., 2014; Gothaisches Genealogisches Handbuch, Fürstliche Häuser, Bd. 1, bearb. v. Fink von Finkenstein, G. u. a., 2015; Raasch, M., Der Adel auf dem Feld der Politik, 2015 (Zentrumspartei); Seelig, M., Alltagsadel – Der ehemalige ostelbische Adel, 2015; Singer, J., Arme adelige Frauen im deutschen Kaiserreich, 2016; Wunder, D., Der Adel im Hessen des 18. Jahrhunderts, 2016; Europäischer Adel als Unternehmer, hg. v. Rasch, M. u. a., 2017; Begass, C., Armer Adel in Preußen 1770-1830, 2020
Adelberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (Prämonstratenserstift)
Lit.: Albus-Kötz, S., Von Krautgärten, Äckern, Gülten und Hühnern, 2014
adiecticius, adiectīcius, lat., Adj., noch hinzugefügt, Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adicere; s. latein_a_z.docx, s. Google, →adjektizisch
Ädil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht zunächst einer der beiden Vorsteher des plebejischen Sonderheiligtums (lat. [F.] aedes [sacra], heiliges [Haus] bzw. Tempel), die auch die Aufsicht über die dort stattfindenden Märkte haben. In dem Jahre 367 v. Chr. wird diesen beiden Ädilen die allgemeine Polizeigewalt übertragen. Ihnen werden zwei weitere Ädile hinzugefügt, die abwechselnd aus Patriziern und Plebejern gewählt werden sollen. Sie erhalten die Marktgerichtsbarkeit, in deren Rahmen sie ein eigenes Edikt aufstellen. Außer in Rom gibt es Ädile später auch in anderen Gemeinden. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 8, 15; Söllner §§ 6, 8; Köbler, DRG 18; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Daguet-Fagey, A., Splendor aedilitatum, 2015; Becker, M., „Suntoque aediles curatores urbis …“ – Die Entwicklung der stadtrömischen Aedilität in republikanischer Zeit, 2017
adire, adīre, lat., V., „gehen zu“, an jemanden herankommen, herangehen, sich nähern, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, īre, s. Google
aditio, lat., F., Hinzugehen, Hingehen, Antreten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adīre
adiudicare, adiūdicāre, lat., V., zuerkennen, zusprechen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, iūdicāre, s. Google
adiudicatio, adiūdicātio, lat., F.: nhd. Zuerkennung, Inschr. s. latein_a_z.docx, s. adiūdicāre, s. Google
adjektizisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., hinzukommend, erstreckend) beispielsweise in dem römischen Recht Klagansprüche gegen den Gewalthaber auf Grund von Geschäften Gewaltunterworfener (beispielsweise actio de in rem verso, actio de peculio, actio quod iussu, actio tributoria) oder gegen den Geschäftsherrn auf Grund von Geschäften von Geschäftsführern (beispielsweise actio institutoria, actio exercitoria), die keine selbständigen Verbindlichkeiten begründen, sondern die Verbindlichkeiten des Schuldners (Gewaltunterworfenen, Geschäftsführers) nur auf einen anderen (beispielsweise Gewalthaber, Geschäftsherrn) erstrecken
Adler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1338 [Böhmer-Ficker 528] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Althochdeutsche und in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vogel, der (in Europa) als König der Vögel bereits in dem Altertum als Begleitzeichen des höchsten Gottes (Zeus, Jupiter) erscheint und bald als Zeichen der römischen Weltherrschaft verwendet wird. Diese Symbolik übernimmt anscheinend bei den Franken König Karl (der Große). Unter Friedrich I. Barbarossa wird der goldene Adler auf farblosem Grund zu dem Reichswappen, das in dem 13. Jahrhundert schwarz auf goldenem Grund gestaltet wird. An dem Ende des 12. Jahrhunderts tritt der ebenfalls schon antike Doppeladler in Siegeln von Reichsstädten neben den einfachen Adler. Um 1230 geben die Reichsfürsten den bis dahin wegen ihrer königlichen Lehen geführten Adler fast durchweg auf. Unter Kaiser Sigismund wird 1433 der schwarze Doppeladler in dem goldenen Feld Reichswappen, neben dem der König bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) den einfachen Adler führt. 1848 erklärt die Bundesversammlung den Doppeladler zu dem Wappen des geplanten Deutschen Reiches, 1871 das (zweite) Deutsche Reich den einköpfigen schwarzen Adler in Gold mit aufgelegtem preußischem Adlerschild, 1919 den einköpfigen schwarzen Adler in Gold, der 1950 von der Bundesrepublik Deutschland übernommen wird. Österreich verwendet 1804 den Doppeladler als Reichswappen, versieht ihn aber mit je einer Krone und führt 1919 den einköpfigen schwarzen Adler mit Hammer und Sichel in den Fängen ein, der von 1934 bis 1945 durch einen Doppeladler ersetzt, 1945 aber mit einer zusätzlichen gesprengten Eisenkette wiederaufgenommen wird. Preußen führt seit 1320 zusätzlich den kaiserlichen Adler, der 1525 als schwarzer Adler in Silber gestaltet und mit einer goldenen Krone um den Hals und einem silbernen S(igismund) auf der Brust versehen wird. 1701 wird der gekrönte schwarze Adler in Silber Wappen des Königreichs.
Lit.: Gritzner, E., Symbole und Wappen des alten deutschen Reiches, 1902; Korn, H., Adler und Doppeladler, Diss. phil. Göttingen 1969, Neudruck 1976; Hattenhauer, H., Deutsche Nationalsymbole, 1984; Hattenhauer, H., Geschichte der deutschen Nationalsymbole, 2. A. 1990; Hattenhauer, H., Deutsche Nationalsymbole, 3. A. 1998; Reichel, P., Schwarz Rot Gold, 2005
admallare, admallāre, mlat.?, V.: nhd. vor Gericht rufen; Q.: Lex Sal., PLSal (507-511 n. Chr.?); E.: s. mallus (2)
admallatio (mlat.?, [F.]) Ladung
administrare, administrāre, lat., V., Handreichung tun, hilfreich zur Hand gehen, hilfreich beistehen, darreichen, handhaben, leiten, besorgen, verwalten; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, ministrāre
administratio, administrātio (lat., [F.]) Handreichung, Dienstleistung, Hilfe, Hilfeleistung, Verwaltung, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, →administrāre
Lit.: Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 42; Busch, J., Vom Amtswalten zum Königsdienst, 2007
administrativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1807 – als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verwaltungsmäßig, Verwaltung betreffend, behördlich
Administrativjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) durch die Verwaltung wahrgenommene Gerichtsbarkeit in Verwaltungsangelegenheiten (in dem 19. Jahrhundert)
Lit.: Pahlow, L., Administrativjustiz versus Justizstaat, (in) ZNR 2000, 11
administrativus, administrātīvus, lat., Adj., praktisch, hilfreich, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. administrāre
administrator, administrātor, lat., M., Verwalter, Leiter (M.), Statthalter; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. administrāre
Administrator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1371 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 2. Hälfte 14. Jahrhundert in EDEL - und nicht – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aberin Google belegt sowie in den Bestandteilen über administrātor, lat, M., Verwalter, Leiter (M.), Statthalter, Amtsverweser, Beamter, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich beispielsweise seit dem Ende des 13. Jahrhunderts der Verwalter eines Bistums.
Lit.: Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 43
admonitio, lat., F., Mahnen, Erinnerung, Ermahnung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. admonēre; (beispielsweise ungewöhnlich gut bezeugtes Kapitular [lat., F.] admonitio generalis (allgemeine Ermahnung) von dem 23. 3. 789 mit 80 bzw. 82 Kapiteln, Eigenbenennung legationis edictum und carta)
Lit.: Buck, T., Admonitio und Praedicatio, 1997; Die Admonitio generalis Karls des Großen, hg. v. Mordek, H. u. a., 2012
Admont (Benediktinerstift in der Steiermark, gegründet 1074) →Engelbert (Poetsch bzw. Pötsch) von Admont (Steiermark um 1250-Admont 16.? 5. 1331), s. Google
adoptare, adoptāre, lat., V.: nhd. ausersehen (V.), hinzuerwählen, annehmen, an Kindes Statt annehmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, optāre
adoptio, lat., F.: nhd. Annahme an Kindes Statt, Adoption, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. adoptāre →Adoption
Adoption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1511 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL - und nicht – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über adoptio, lat., F., Annahme an Kindes Statt, Adoption, Cic. [81-43 v. Chr.], mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Annahme eines Menschen als Kind unabhängig von der tatsächlichen oder genetischen Verwandtschaft. Das römische Recht kennt in diesem Zusammenhang neben der (lat. [F.]) adrogatio eines Menschen sui iuris und verschiedenen testamentarischen Geschäften in Anknüpfung an die Zwölftafelgesetzgebung die (lat. [F.]) adoptio eines Menschen alieni iuris, bei der ein Vater seinen Sohn dreimal (bzw. eine Tochter oder einen Enkel einmal) dem künftigen Adoptivvater zu treuen Händen durch →Manzipation (lat. [F.] →mancipatio) überträgt, dieser ihn dreimal (bzw. einmal) freilässt, der Adoptierende vor dem Gerichtsmagistrat behauptet, dass das Kind das seine sei, der Vater nicht widerspricht und der Magistrat den Menschen dem Adoptivvater zuteilt. In dem frühmittelalterlichen Recht wird mit ähnlicher Zielsetzung die →Affatomie bzw. das Speergedinge vorgenommen. Zu Beginn der Neuzeit wird die römischrechtliche Adoption in eingeschränkter Form an einzelnen Stellen aufgenommen (Freiburg im Breisgau 1520) und findet erst danach allgemein (entweder als adoptio plena d. h. volle Verwandtschaft oder als adoptio minus plena Erbberechtigung des Adoptierten nach dem Adoptierenden) Eingang in die vernunftrechtlichen Kodifikationen (CMBC 1756 I, 4, § 5; I, 5 § 12, ABGB 1811 §§ 181ff., Code civil Art. 343ff., Bad LR Art. 343ff.). Wie schon in dem römischen Recht, so sollte auch in dem Allgemeinen Landrecht (II 2 §§ 666ff. Preußens die Adoption vor allem Kinderlosen einen Erben verschaffen. In Deutschland wird sie 1896/1900 in das Bürgerliche Gesetzbuch übernommen und 1976 neu gefasst, in Großbritannien 1926 eingeführt. Sie dient zunehmend der Kinderfürsorge und der Befriedigung ideeller Wünsche.
Lit.: Kaser § 60; Söllner §§ 8, 25; Hübner; Köbler, DRG 21, 268; Pappenheim, M., Über künstliche Verwandtschaft im germanischen Rechte, ZRG GA 29 (1908), 304; Pitzorno, B., L’adozione privata, 1914; Eichmann, E., Die Adoption des deutschen Königs durch den Papst, ZRG GA 37 (1916), 291; Kuhn, H., Philologisches zur Adoption bei den Germanen, ZRG GA 56 (1947), 1; Wackernagel, W., Die rechtliche Stellung der Nachkommen des Adoptivkindes, Diss. jur. Basel 1953; Diederichsen, U., Wandlungen des Adoptionsrechts, StAZ 1977, 301; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schubert, W., Die Projekte der Weimarer Republik zur Reform des Nichtehelichen-, des Adoptions- und des Ehescheidungsrechts, 1986; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Jussen, B., Patenschaft und Adoption, 1991; Knütel, R., Zur Adoption im römischen Recht, (in) Familienrecht in Geschichte und Gegenwart, 1992, 3; Schoenenberger, M., Histoire du droit de l’adoption, (Diss. jur. Freiburg i. Ü.) 1995; Sturm, F., Die Aufnahme der Adoption in den Code civil, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 1305ff.; L’adoption dans le droit savant, hg. v. Roumy, F. u. a., 1998; Neukirchen, C. Die rechtshistorische Entwicklung der Adoption, 2004; Kurtz, D., Das Institut der Adoption im preußischen Allgemeinen Landrecht und im französischen Code civil, 2006; Wesener, G., Adoptio, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 699; Schott, C., Kindesannahme - Adoption - Wahlkindschaft, 2009; Warnecke, M., Zwangs-Adoptionen in der DDR, 2009
advocare, advocāre, arvocāre, lat., V.: nhd. herbeirufen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, vocāre
advocatio, advocatio, advocātio, lat., F., Herbeirufen, Berufen, Berufung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. advocāre, advocatus
advocatus, advocātus, lat., M., Herbeigerufener, Rechtsvertreter, Rechtsbeistand, Advokat, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. advocāre, →Advokat, (mlat.) →Vogt
Advokat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Gegenadvokat, Kammeradvokat, Schadvokat?, Winkeladvokat, Zauberadvokat – nicht und in DW2 1392 - als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] advocatus) ist sachlich seit dem 5. Jahrhundert in der christlichen Kirche ein Funktionsträger. In dem 8. Jahrhundert schreibt die Kirche die Zuziehung solcher (lat.) advocati (M.Pl.) in weltlichen Streitigkeiten der Geistlichen vor. Bis 1340 wird ihr Aufgabenkreis durch päpstliche Dekrete näher bestimmt. Um 1340 bzw. an dem Ende des 14. Jahrhunderts (1392) findet das Wort als Fremdwort Eingang in das Deutsche. In dem Prozess verfasst der Advokat als Berater und Vertreter einer Partei Klageschriften und andere Stellungnahmen und trägt sie in seinem Plädoyer vor Gericht mündlich vor. Mit der Rezeption übernimmt zeitweise (KGO 1421, RKGO 1495) der →Prokurator den Vortrag vor Gericht. In Preußen wird 1793 kurzfristig die Advokatur abgeschafft. 1877/1879 wird der Ausdruck Advokat durch die Reichsjustizgesetze in dem Deutschen Reich durch →Rechtsanwalt ersetzt.
Lit.: Söllner §§ 9, 11; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 56, 86, 117, 153; Fournier, P., Les officialités au Moyen Age, 1880; Hogan, J., Judicial Advocates and Procurators, 1941; Hermesdorf, B., Licht en schaduw in de advocatuur der Lage Landen, 1951; Gänßlen, G., Die Ratsadvokaten und Ratskonsulenten der Reichsstadt Ulm, 1966; Grahl, C., Die Abschaffung der Advokatur, 1993; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Scherner, K., Advokaten, Revolutionäre, Anwälte, 1997; Neschwara, C., Die Entwicklung der Advokatur in Cisleithanien, ZRG GA 115 (1998), 441; Officium advocati, hg. v. Mayali, L., 2000; Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren, 2006; 200 jaar orde van Advocaten te Antwerpen, hg. v. Bogaerts, P. u. a., 2012
aedes, aedēs, aedis, lat., F., Gemach, Zimmer, häuslicher Herd, Gotteshaus, Tempel, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx
aedilis, aedīlis, aidilis, lat., M., Ädil, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aedēs, →Ädil
Aegyptus, lat., M., Ägypter (M. Sg.), Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, Lw. gr. Αἴγυπτος (Aígyptos), s. gr. Αἴγυπτος (Aígyptos), M.=ON, Ägypten, aus dem Ägyptischen, abgeleitet von dem Gott Ptah
AEIOU ist die von dem der Buchstabenmagie zugetanen Kaiser Friedrich III. (1440-1493) von Habsburg schon seit 1437 verwendete Zeichenfolge, deren vielfältige lateinische und deutsche Erklärungen (beispielsweise [lat.] Austriae est imperare orbi universo, Alles Erdreich ist Österreich untertan, [lat.] Austria est inter omnes universa, Österreich ist unter allen das vielseitigste) erst später erscheinen.
aequitas, aequitās, lat., F.: nhd. Gleichheit, ebene Beschaffenheit, Gleichmaß, Ebenmaß, Gleichmut, Zufriedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. aequus; Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar
Lit.: Rühl, P., Das aequitatis iudicium im fränkischen Königsgericht, ZRG GA 20 (1899), 207; Kirn, P., Aequitatis iudicium, ZRG GA 52 (1932), 53; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, 2009
Aequitas (F.) canonica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die aus den Umständen des Einzelfalls eine Abweichung von dem geltenden Recht begründende kanonische Billigkeit. Auf Grund antiker Vorläufer (griech. epicheia, lat. supraiustitia) und kirchenrechtlicher Sammlungen des 10. und 11. Jahrhunderts wird sie von Gratian (1140) verwendet. Ziel ist die praktische Verwirklichung des Gerechtigkeitsideals. Hauptsächlich dient die a. c. der Auslegung und Ergänzung rechtlicher Regeln.
Lit.: Wohlhaupter, E., Aequitas canonica, 1931; Maitland, F., Equity, 1936; Hering, C., Die aequitas bei Gratian, (in) Studia Gratiana Bd. 2 1954, 96; Horn, N., Aequitas in den Lehren des Baldus, 1968; Caroni, P., „Aequitas“ romana, „misericordia“ patristica ed „epicheia“ aristotelica nella dottrina dell’ „aequitas canonica“, 1971; Equity in the World’s Legal Systems, hg. v. Newman, A., 1973; Maifeld, J., Die aequitas bei L. Neratius Priscus, 1991; Landau, P., Der Einfluss des kanonischen Rechtes, (in) Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, hg. v. Schulze, R., 1991, 39; Wesener, G., Aequitas naturalis, (in) Der Gerechtigkeitsanspruch des Rechts, 1996, 82
aequivalens, aequivalēns, mlat., M., entsprechender Wert, Ersatz, Äquivalent, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google bezeugt; vgl. lat. aequivalēre, V., gleichwertig sein (V.), an Bedeutung entsprechen; lat. aequus, Adj., gleich, eben, flach, glatt; Etymologie unklar, vielleicht von einem idg. *āi kᵘ̯e, Adj., in der Lage befindlich, gleich?, s. Walde/Hofmann 1, 17; lat. valēre, V., bei Kräften sein (V.), kräftig sein (V.), stark sein (V.), Kraft haben, vermögen, gelten; idg. *u̯al-, V., stark sein, Pokorny 1111 (1936/12) (RB. idg. aus ital., kelt., germ., balt., slaw., toch.) →Äquivalent
aequus (1), aecus, aiquus, lat., Adj., gleich, eben, gerade (Adj.) (2), waagrecht, horizontal, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, Etymologie unklar, vielleicht von einem idg. *āi kᵘ̯e, Adj., in der Lage befindlich, gleich?) eben, gleich, billig, gerecht
aerarium, aerārium, lat., N., Schatzkammer, Staatskasse, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, s. aes
aes, lat., N., Erz, Kupfer, Bronze; Q.: XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ai̯os-, *ai̯es-, *h₂ai̯es-, Sb., Metall, Kupfer, Bronze, Pokorny 15; vgl. idg. *ā̆i- (4), *h₁ai-, *h₃ai-, V., brennen, leuchten, Pokorny 11, latein_a_z.docx, Google
aestimare, aestimāre, aestumāre, ēstimāre, lat., V., abschätzen, anschlagen, beurteilen; s. latein_a_z.docx, s. idg. *aistemos, M., der das Erz zerschneidet; vgl. idg. *ai̯os-, *ai̯es-, *h₂ai̯es-, Sb., Metall, Kupfer, Bronze, Pokorny 15; idg. *ā̆i- (4), *h₁ai-, *h₃ai-, V., brennen, leuchten
aestimatum, aestimātum (lat.? [N.]) Trödelvertrag, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google
Affatomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, [F.] „Indenschoßsetzung“) ist das förmliche Verfahren des altfränkischen Rechtes (fränkische Volksrechte, Kapitularien, Formeln) des Frühmittelalters, durch das Güter eines kinderlosen Erblassers in drei zeitlich getrennten Handlungen in dem Ding, in dem Haus des Verfügenden und in dem Königsding Dritten zugewendet werden können.
Lit.: Hübner; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, Tit. 46, §§ 1-6, Tit. 105, § 1; Schmidt, R., Die Affatomie der lex Salica, 1891; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993, 162; Schmidt-Recla, A., Mancipatio familiae und Affatomie, (in) Leges – Gentes – Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006, 461; Brückner, T., Lehnsauftragung, 2011
affectio, lat., F., Einwirkung, Eindruck, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Google, s. afficere
Affektion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1533 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuneigung, Liebhaberei
Affektionsinteresse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache– als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1533) Liebhaberwert
Lit.: Kindler, M., Vom Ursprung des Affektionsinteresses im römischen Recht und seiner Rezeption, 2012
afficere, adficere, lat., V., hinzutun, in Verbindung bringen, einwirken, Eindruck machen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, facere
Afghane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt (M.), Bewohner Afghanistans, etymologisch nicht erklärt
Afghanistan (N.) Land der Afghanen
Lit.: Grötzbach, E., Kulturgeographischer Wandel in Nordost-Afghanistan seit dem 19. Jahrhundert, 1972; Buske, R., Kunduz. Ein Erlebnisbericht, 2015; Bellew, H. An Inquiry into the Ethnography of Afghanistan, 2021
Africa, Άfrica, lat., F., Afrika, Varro (116-27 v. Chr.), Herkunft ungeklärt, s. latein_a_z.docx, s. Google
Άfricanus (Sextus Caecilius Africanus) ist der als Schüler des →Julian bekannte hochklassische römische Rechtskundige des 2. Jahrhunderts n. Chr. († 175?), von dem Epistulae (Briefe) und Quaestiones (Untersuchungen) bezeugt sind (insgesamt 35 Spalten in Otto Lenels Palingenesie).
Lit.: Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Africani quaestiones. Studien zur Geschichte und Dogmatik des Privatrechts, hg. v. Harke, J., 2011
Afrika (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., Land der Punier?, Herkunft ungeklärt?) ist der zweitgrößte, südlich Europas gelegene Kontinent, dessen günstige klimatische Gegebenheiten die Entwicklung des modernen Menschen ermöglichen, dessen Nordrand schon dem römischen Reich angehört, dessen südliche Teile aber erst mit dem Beginn der Neuzeit in das europäische Gesichtsfeld treten und dann als Kolonien durch Portugal, England, Frankreich, Belgien und Deutschland in Besitz genommen werden, bis sie sich spätestens nach der Mitte des 20. Jahrhunderts zu verhältnismäßig selbständigen Staaten befreien können.
Lit.: Davidson, B., Old Africa rediscovered, 1959; Davidson, B., Urzeit und Geschichte Afrikas, 1961; Strauch, H., Afrikas Weg zur Einheit, Diss. jur. Zürich (um 1965); Zimmermann, R., Der Einfluss Pothiers auf das römisch-holländische Recht in Südafrika, ZRG GA 102 (1985), 168; Davidson, B., The Black Man’s Burden, 1992; Iliffe, J., Geschichte Afrikas, 2. A. 2003; Harding, L., Geschichte Afrikas im 19. und 20. Jahrhundert, 1999, 2. A. 2010; Hazdra, P., Afrikanisches Gewohnheitsrecht, 1999; Wesseling, H., Teile und herrsche, 1999; Afrika, hg. v. Grau, I. u. a., 2000; Das Afrika-Lexikon, hg. v. Mabe, J., 2001; Ansprenger, F., Geschichte Afrikas, 2002; Fage, J./Oliver, R., Kurze Geschichte Afrikas, 2002; Giliomee, H., The Afrikaners, 2003; Kleines Afrika-Lexikon, hg. v. Hofmeier, R. u. a., 2004; Marx, C., Geschichte Afrikas, 2004; Guérivière, J. de la, Die Entdeckung Afrikas, 2004; Koloniale und postkoloniale Konstruktionen von Afrika und Menschen afrikanischer Herkunft in der deutschen Alltagskultur, hg. v. Bechhaus-Gerst, M. u. a., 2006; Schuerkens, U., Geschichte Afrikas, 2009; Schicho, W., Geschichte Afrikas, 2010; Harding, L., Das Königreich Benin, 2010; Weckner, F., Strafrecht und Strafrechtspflege für Afrikaner und ihnen gleichgestellte Farbige in Deutsch-Ostafrika, 2010; The Cambridge History of South Africa, Bd. 1f., hg. v. Hamilton, C. u. a., 2010f.; Wallace, M., History of Namibia, 2011; Thornton, J., A Cultural History of the Atlantic World 1250-1820, 2012; 50 Jahre Unabhängigkeit in Afrika, hg. v. Bierschenk, T. u. a., 2012; Brett, M., Approaching African History, 2013; Marx, C., Südafrika, 2012; Stamm, V., Schriftquellen zur westafrikanischen Geschichte, (in) HZ 298 (2013), 326 (sehr umfangreich, aber nur teilweise aufgefunden und kaum erschlossen); Brauner, C., Kompanien, Könige und cabocers – interkulturelle Diplomatie an Gold- und Sklavenküste im 17. und 18. Jahrhundert, 2015; Van der Linden, M., The acquisition of Africa (1870-1914), 2016; Jones, A., Afrika bis 1850, 2016; Kwame Nkrumah 1909-1972, hg. v. Lundt, B. u. a., 2016; Marx, C., Mugabe – ein afrikanischer Tyrann, 2017; Stamm, V., Die Ökonomie der Ackerbauer, Viehhalter und Fischer, 2018 (westafrikanische Savannenregion ca. 1000-ca. 1900); Welz, M., Afrika seit der Dekolonisation, 2020; Sprute, S., Weltzeit im Kolonialstaat, 2020 (Senegal); Mali und westlicher Sahel, hg. v. Heß, J. u. a., 2021
after (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 belegt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Präp.) hinter, nach, zurück, unter
Afterlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1346 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [MGConst. VIII 76] in elf Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts entstandene Bezeichnung für das von einem Lehnsmann in einem weiteren, von ihm begründeten Lehnsverhältnis an einen (Unter-)Lehnsmann (Aftervassallen) weitergegebene Lehen. In dem Gegensatz zu England und der Normandie ist in Deutschland und Frankreich der Empfänger des Afterlehens dem (Ober-)Lehnsherrn nicht zu Dienst und Treue verpflichtet.
Lit.: Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafen von Katzenelnbogen, 1969
agere, lat., V., treiben, betreiben, machen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ag̑-, *h₂eg̑-, *h₂ag̑-, *h₂og̑-, V., treiben, schwingen, bewegen, führen, s. latein_a_z.docx, s. Google
aggredi, aggredī, lat., V., heranschreiten, zugehen, zukommen, sich nähern, sich begeben, gr. μεταχειροῦν (metacheirun) Gl, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), Gl, s. latein_a_z.docx, s. ad, gradī, s. Google
aggressio, adgressio, lat., F., Anfall, Angriff, Syllogismus, Cic. (81-43 v. Chr.), s. aggredī; s. latein_a_z.docx, s. Google
Aggression (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1728 bezeugt – 1728 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über aggressio, lat., F., Anfall, Angriff, Syllogismus, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. aggredī, V., heranschreiten, zugehen, zukommen, sich nähern, des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Angriff
Lit.: Weisbord, N., The Crime of Aggression – The Quest for Justice in an Age of Drones, Cyberattacks, Insurgents and Autocrats, 2019
Agnat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1496 bezeugt – 1496 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über agnātus, lat., M., nachgeborener Sohn, (um 450 v. Chr.) des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Hinzugeborener) ist der über Männer verwandte Mensch. In dem römischen Recht sind adgnati (M.Pl.) alle freien Menschen, die in demselben Hausverband (oder in manus) stehen oder noch ständen, wenn ihr gemeinsamer Stammvater noch lebte. In dem germanisch-deutschen Sprachbereich sind die Agnaten die Verwandten, die sich in rein männlicher Linie auf einen gemeinsamen Stammvater zurückführen lassen (→Schwertmagen). Der verschiedentlich behauptete Vorrang des agnatischen Prinzips vor dem kognatischen Prinzip ist nicht sicher nachweisbar.
Lit.: Kaser § 12; Kroeschell, DRG 1; Schücking, W., Der Staat und die Agnaten, 1902; Schmid, K., Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie, ZGO 105 (1957), 1; Dölling, H., Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten, 1958; Schmitz, C., Grundformen der Verwandtschaft, 1964; Eckhardt, A., Fuldaer Vasallengeschlechter im Mittelalter – die von der Tann und ihre Agnaten, 1968; Bretone, M., Geschichte des römischen Rechts, 1992
agnatus, agnātus, adnātus, lat., M.: nhd. nachgeborener Sohn, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. ad; vgl. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₁-, *g̑n̥h₁-, V., erzeugen
agrar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1902 bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie wohl schon während des 19. Jahrhunderts aus agrārius, lat., Adj., zu den Äckern gehörig, zu den Feldern gehörig, Acker..., Feld..., (81-43 v. Chr.), vgl. lat. ager, M., Acker, Feld, Flur (F.), Grundstück, Stück, aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel) Acker betreffend
agrarius, agrārius, lat., Adj., zu den Äckern gehörig, zu den Feldern gehörig, Acker..., Feld..., Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ager, s. Google
Agrarverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1829 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (rechtliche) Grundordnung der landwirtschaftlich genutzten Grundstücke einer Allgemeinheit. Die römische Agrrverfassung ist zunächst durch kleinbäuerliche naturale Hauswirtschaft gekennzeichnet, doch bewirkt die Entwicklung Roms zu einer Weltmacht den Übergang der römischen Kleinbauern in das Proletariat, während die Patrizier durch Sklaven Plantagenwirtschaft betreiben können. Die Agrarverfassung der Germanen ist umstritten. Eher unwahrscheinlich ist die durch Berichte Caesars und Tacitus’ nahegelegte urkommunistische Agrarverfassung mit jährlicher Ackerverlosung. Vielmehr dürften Haus und umliegendes Ackerland oder Weideland nach erstmaliger Zuteilung bereits familienmäßig zugeordnet gewesen sein. Vielleicht als Folge der Landnahme in der Völkerwanderung und der Begegnung mit provinzialrömischen Zuständen entsteht die →Grundherrschaft als überwiegende Form des Betriebs der →Landwirtschaft. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft in dem Hochmittelalter werden Naturalabgaben der abhängigen bäuerlichen Hintersassen in Geldleistungen umgewandelt. Östlich von Elbe und Saale setzt sich vor allem seit der frühen Neuzeit die Gutsherrschaft durch, die abhängige Bauern zu Tagelöhnern macht. An die Stelle von Rentengrundherrschaft und Gutsherrschaft tritt nach der von der Aufklärung verursachten französischen Revolution von 1789 in dem 19. Jahrhundert (1807-1848) das →Eigentum des einzelnen (befreiten, aber zugleich neu belasteten) Bauern. In dem 20. Jahrhundert führt die politische, wirtschaftliche und technische Entwicklung zu der Zerschlagung des Großgrundeigentums einerseits und zu der Notwendigkeit der Bildung größerer Wirtschaftseinheiten (landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR, Landpacht) andererseits. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Agrarverfassung von Maschinisierung, Industrialisierung, Europäisierung und Globalisierung geprägt, die das Ende des kleinbäuerlichen Familienbetriebs zu Gunsten größerer Bewirtschaftungseinheiten einleiten. Gleichwohl gilt noch zu Beginn des 21. Jahrhunderts Sonderrecht für das landwirtschaftliche Grundeigentum.
Lit.: Köbler, DRG 133, 174; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland, 1896; Weber, M., Agrarrecht, Agrargeschichte, Agrarpolitik - Vorlesungen 1894-1899, hg. v. Aldenhoff-Hübinger, R., 2007; Dopsch, A., Die Wirtschaftsentwicklung der Karolingerzeit, 2. A. 1921; Weber, M., Wirtschaftsgeschichte, 1923; Kötzschke, R., Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters, 1924; Wührer, K., Beiträge zur ältesten Agrargeschichte des germanischen Nordens, 1935; Lütge, F., Die Agrarverfassung des frühen Mittelalters im mitteldeutschen Raum, 1937, 2. A. = Neudruck 1966; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Lütge, F., Geschichte der deutschen Agrarverfassung, 1963; Blaschke, K., Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungsgeschichte, ZRG GA 82 (1965), 223; Wege und Forschungen der Agrargeschichte (FS Günther Franz), hg. v. Haushofer, H. u. a., 1967; Groß, R., Die bürgerliche Agrarreform in Sachsen, 1968; Henning, F., Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland, 1978f.; Jamin, R., Aufbau, Tätigkeit und Verfahren der Auseinandersetzungsbehörden bei der Durchführung der preußischen Agrarreformen, 1985; Brakensiek, S., Agrarreform und ländliche Gesellschaft, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Achilles, W., Deutsche Agrargeschichte im Zeitalter der Reformen und der Industrialisierung, 1993; Corni, G. u. a., Blut und Boden, 1996; Agrargeschichte, hg. v. Troßbach, W. u. a., 1998; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003; Kluge, U., Agrarwirtschaft und ländliche Gesellschaft im 20. Jahrhundert, 2005; Agrarreformen und ethnodemographische Veränderungen - Südosteuropa vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, hg. v. Krauss, K., 2008; Oberkrone, W., Ordnung und Autarkie, 2009; Grundzüge der Agrargeschichte, hg. v. Brakensiek, S. u. a., Bd. 1-3, 2016; Bracht, J./Pfister, U., Landpacht, Marktgesellschaft und agrarische Entwicklung – Fünf Adelsgüter zwischen Rhein und Weser, 2020
Agustín, Antonio (Saragossa 1516-Rom 1586) schafft nach Studien in Alcala, Salamanca, Padua und Bologna (Alciat) in dem päpstlichen Dienst die Grundlage für die geschichtliche Bearbeitung der Quellen des kirchlichen Rechtes.
Lit.: Bernal Palacios, A., Antonio Agustín y su „Recollecta in iure canonico“, (in) Revista española de derecho canonico 45 (1988), 487, s. Google
Ägypten (Wort aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 sowie in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht als Sitz der Seele des – Gottes - Ptah in einem Tempel in Memphis erklärbar, N., altägyptischer Landesname Kemet, Sb. schwarzes Land – des Nildeltas) ist das sich längs des unteren Niles erstreckende, überwiegend ziemlich trockene Gebiet Nordostafrikas, in dem seit dem Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. eine Hochkultur erkennbar ist, deren Rechtssätze trotz der guten Haltbarkeit des Schreibmaterials Papyrus nur wenig bekannt sind. 30 v. Chr. fällt Ägypten (nach mehr als 330 Königen oder Pharaonen aus 30 Dynastien) an die Römer, seit dem 7. Jh. wird es rasch von dem →Islam erfasst. Aus dem Erbe des osmanischen Reiches wird es 1882 von Großbritannien besetzt, zwischen 1922 und 1946 aber schrittweise verselbständigt.
Lit.: Grünau, W. v., Die staats- und völkerrechtliche Stellung Ägyptens, 1903, Neudruck 2013; Friedell, E., Kulturgeschichte Ägyptens und des Alten Orients, 1936, Neudruck 1998; Seidl, E., Einführung in die ägyptische Rechtsgeschichte, 2. A. 1951; Otto, E., Ägypten, 1953, 5. A. 1959; Seidl, E., Ägyptische Rechtsgeschichte 2. A. 1968; Goedicke, H., Die privaten Rechtsinschriften, 1970; Lurje, M., Studien zum altägyptischen Recht, 1971; Seidl, E., Rechtsgeschichte Ägyptens als römischer Provinz, 1973; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, Bd. 2 1978; Vercoutter, J., L´Egypte, Bd. 1 1992; Hölbl, G., Geschichte des Ptolemäerreiches, 1994; Assmann, J., Ägypten, 1996; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Reclams Lexikon des alten Ägypten, hg. v. Shaw, I. u. a., 1998; Boochs, W., Altägyptisches Zivilrecht, 1998; Huß, W., Ägypten in hellenistischer Zeit, 2001; Clauss, M., Das alte Ägypten, 2001; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, hg. v. Rupprecht, H., Bd. 1 2002; Hölbl, G., Altägypten im römischen Reich, 2005; Capponi, L., Augustan Egypt, 2005; Langner, U., Forschungsarbeiten zur frühen Kultur der Menschheit, 2007; Bingen, J., Hellenistic Egypt, 2007; Ägypten unter fremden Herrschern, hg. v. Pfeiffer, S., 2007; Hornung, E., Einführung in die Ägyptologie, 6. A. 2008, 7. unv. A. 2010; Lippert, S., Einführung in die altägyptische Rechtsgeschichte, 2008; Booth, C., Das alte Ägypten, 2009; Cities and Urbanism in Ancient Egypt, hg. v. Bietak, M. u. a., 2010; Kubisch, S. u. a., Kleopatra, 2011; Clauss, M., Der Pharao, 2011; Rupprecht, H., Recht und Rechtsleben im ptolemäischen und römischen Ägypten, 2011; Huß, W., Die Verwaltung des ptolemäischen Reichs, 2011; Monson, A., From the Ptolemies to the Romans, 2012; Huß, W., Die Wirtschaft Ägyptens in hellenistischer Zeit, 2012; The Oxford Handbook of Roman Egypt, hg. v. Riggs, C., 2012; Wilkinson, T., Aufstieg und Fall des Alten Ägypten, 2012; Bauschtz, J., Law and Enforcement in Ptolemaic Egypt, 2013; Jin, S., Richten und Schlichten, 2014; History and Society during the Mamluk Period (1250-1517), hg. v. Conerman, S., 2014; Beckh, T. u. a., Die Entdeckung Ägyptens, 2014; Pink, J., Geschichte Ägyptens, 2014; Cline, E., 1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation, 2015; Pharao – Leben im alten Ägypten, hg. v. Tietze, C., 2017; Blumenthal, V., Das ägyptische Alte Reich – Diskussionen zur „Ereignisgeschichte“ der 3. bis 6. Dynastie, 2019; Nagel, S., Isis im römischen Reich, 2019; Raue, D., Reise zum Ursprung der Welt – Die Ausgrabungen im Tempel von Heliopolis, 2020; Laatsch, K., Häuser für die Ewigkeit – Gräber und Mythologie im alten Ägypten, 2020; REinard, P., Geschichte auf Scherben – Das Leben in der östlichen Wüste Ägyptens, 2020
Ahne, Ahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1210/1220 [Wolfram von Eschenb., Willehalm 157, 26] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. F.) Großvater, Großmutter, Vorfahre
Ahnengrab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in anderer Bedeutung in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar, N.) Grab von Vorfahren
Lit.: Meier, J., Ahnengrab und Brautstein, 1944; Meier, J., Ahnengrab und Rechtsstein, 1950
Ahnenprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1712 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Schreuer, Stiftsm. 67] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der bei Fehlen schriftlicher Quellen durch Schwur sachlich von dem 12. bis 19. Jahrhundert erbringbare Nachweis (Probe) der (adeligen) Abkunft eines Menschen von (adeligen) Vorfahren zwecks Teilhabe an Vorrechten des Adels.
Lit.: Langer, C., Die Ahnen- und Adelsprobe, 1862; Klocke, F. v., Westdeutsche Ahnenproben, 1940; Medien der Kommunikation im Mittelalter, hg. v. Spieß, K., 2003, 139ff.
Ahrweiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Krahforst, P., Stadtverfassung und Gerichtswesen im mittelalterlichen Ahrweiler, Diss. jur. Bonn 1962; Inventar des Archivs der Stadt Ahrweiler 1228-1795, bearb. v. Zimmer, T., 1965
Akademie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 – ausgenommen Gänseakademie, Gewerbeakademie, Kunstakademie, Ritterakademie, Seeakademie, Singakademie, Sprachakademie, Volksakademie, Zechakademie, Zeichenakademie?, Zeichnungsakademie – nicht, aber in DW2 1541 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und nicht - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Acadēmīa, lat., F., Akademie, [81-43 v. Chr.], gr. Ἀκαδήμεια (Akadḗmīa), F., Gymnasion an dem Kephissos nordwestlich von Athen, in dem Plato lehrte, und damit das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bei dem Hain des griechischen Helden Akademos in Athen von Plato (428/427-348/347 v. Chr.) gegründete, griechische, 529 n. Chr. von dem oströmischen Kaiser Justinian verbotene Philosophenschule, deren Grundgedanke 1454 in Italien (Terranuova/Florenz) wiederbelebt wird. Seitdem versammeln sich nach dem Kooptationsprinzip bedeutende universitäre Gelehrte in außeruniversitären Akademien (Accademia dei Lincei 1603, Accademia del Cimento 1657, Leopoldina Schweinfurt 1652) vor allem zwecks vielach verdeckter gegenseitiger Förderung unter Ausschluss Dritter dienender Netzwerkbildung. Der entscheidende Anteil an der Entwicklung der modernen Welt kann aber eher den Universitäten (beispielsweise Halle 1694, Göttingen 1737, Berlin 1810) als den Akademien (Preußen 1700, Österreich 1847) als Wissenschaftsnetzwerken zugesprochen werden.
Lit.: Electoralis academiae scientiarum Boicae primordia, Briefe aus der Gründungszeit, 1959; Lepper, H., Die Einheit der Wissenschaften, 1987; Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin, hg. v. Kocka, J., 1999; Die Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1914-1945, hg. v. Fischer, W., 2000; Göttinger Gelehrte, hg. v. Arndt, K. u. a., 2001; Hammerstein, N., Innovation und Tradition, (in) HZ 278 (2004), 591; Kopetz, H., Die österreichische Akademie der Wissenschaften, 2006; Die Gründung der Leopoldina, hg. v. Toellner, R. u. a., 2008; Bolewski, H., Die Idee der Akademie, hg. v. Bolewski, M., 2009; Denker, Forscher und Entdecker, hg. v. Willoweit, D., 2009 (22 Lebensbilder); Joos, K., Gelehrsamkeit und Machtanspruch um 1700, 2012
Akademie für deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 26. Juni 1933 auf Einladung des Staatsministers Hans Frank in dem Justizministerium Bayerns von Wilhelm Kisch, Otto von Zwiedineck-Südenhorst, Wilhelm Heuber, August von Finck, Wilhelm Arendts, Wilhelm Kißkalt, Karl Lasch und Hans Frank vorbereitete, durch bayerisches Gesetz von dem 22. September 1933 als Körperschaft des öffentlichen Rechtes anerkannte außeruniversitäre wissenschaftliche Einrichtung der nationalsozialistischen Zeit (1933-1945) zu der weltanschaulichen Umgestaltung des Rechtes (mit anfangs 95 Mitgliedern). Die Akademie für deutsches Recht wird mit verschiedenen Gesetzesvorhaben befasst (u. a. Volksgesetzbuch). Ihr wissenschaftlicher Ertrag bleibt vor allem aus zeitlichen Gründen wegen des Beginns des Zweiten Weltkriegs notwendigerweise eher gering. Mitglieder sind (nach Pichinot) Albert, Anders, Arendts Carl, Arendts Wilhelm, Becker, Belitz, Berckemeyer, Bertram, Bilfinger, Bilke, Blomberg, Böhringer, Bohne, Bormann, Bosch, Bouhler, Brand, Brandt, Braunmühl, Breska, Bruns, Buch, Buchner, Bühler, Bürckel, Bumke, Bussmann, Buttmann, Buzengeiger, Calker, Correll, Dahm, Darré, Denzler, Dersch, Dierig, Dietrich, Ditten, Dorpmüller, Droege, Duisberg, Ebbecke, Eckhardt, Emge, Engert, Epp, Eschstruth, Exner, Fabian, Feder, Feise, Fiehler, Finck, Firle, Fischer, Flick, Florian, Forster, Freisler Oswald, Freisler Roland, Freytagh-Loringhoven, Frick, Fritzsche, Frowein, Frundt, Gaertner, Gaus, Geffroy, Geldmacher, Gelpcke, Gerdes, Gleispach, Glück, Goebbels, Goerdeler, Göring, Goltz, Gonella, Gottl-Ottilienfeld, Grau, Grauert, Grimm, Grohé, Gürtner, Haushofer, Heckel, Hedemann, Helfferich, Hellmuth, Henkel, Herle, Heß, Heuber, Heymann, Hierl, Hildebrandt, Hilgard, Hilland, Himmler, Huber, Hueck, Huecking, Hühnlein, Jessen, Jordan, Jung, Kaufmann, Keppler, Kerrl, Kilpper, Kisch, Kißkalt, Klagges, Klausing, Klauer, Kleiner, Kleinmann, Klitzsch, Kluge, Koch, Koellreutter, Kohlrausch, Krämer, Krohn, Krupp von Bohlen und Halbach, Kyser, Lammers Clemens, Lammers Hans-Heinrich, Lange Heinrich, Lange Karl, Lechner, Lehmann, Lehnich, Lent, Lenz, Ley, Linde, Linz, Lippert, Lohse, Luetgebrune, Lüer, Lutze, Madaus, Mansfeld, Meerwald, Meißner, Menge, Merck, Meyer Alfred, Meyer Herbert, Meyer Karl, Mezger, Mikorey, Minoux, Mitteis, Mönckmeier, Mößmer, Moritz, Müller-Erzbach, Mutschmann, Nagler, Neef, Neubert, Neurath, Nicolai, Niemczyk, Nipperdey, Noack, Noell, Noetzel, Oberlindober, Oboussier, Oertel, Oetker, Olscher, Opel, Oppikofer, Palandt, Papen, Pfundtner, Poensgen, Popitz, Popp, Pschorr, Racke, Ranz, Reemtsma, Reinhardt, Reinhart, Reusch, Ribbentrop, Rienhardt, Röhm, Rohde, Römer, Rößner, Roselius, Rosenberg, Rothenberger, Röver, Rühle, Rust, Sack, Sahm, San Nicolo, Sauckel, Saure, Schacht, Schaeffer, Schaffstein, Scheurl-Defersdorf, Schieck, Schippert, Schirach, Schlegel, Schlegelberger Franz, Schlegelberger Paul, Schmidt, Schmitt Carl, Schmitt Kurt, Schmitz, Schnauß, Schoetensack, Schraut, Schreyer, Schröder, Schroer, Schüßler, Schuhmann, Schultze, Schwarz F. X., Schwarz Otto, Schwarz, Schwede, Schwerin, Schwerin von Krosigk, Selchow, Seldte, Sellier, Sibeth, Siebert Ludwig, Siebert Wolfgang, Siemens, Simon Gustav, Simon H. A., Simons, Singer, Specht, Spiethoff, Sprenger, Springorum, Stauß, Steinaecker, Steyrer, Stock, Stoll, Stolleis, Streicher, Stuckart, Stutz, Teichler, Telschow, Terboven, Tewaag, Thierack, Thyssen, Tiemessen, Tischbein, Todt, Töwe, Tribius, Ullrich Arthur, Ullrich Hans, Ulrich, Vögler, Volkmar, Wagner Adolf, Wagner Josef, Wagner Robert, Wahl, Waldeck und Pyrmont, Waldmann, Walz, Weidemann, Wein, Weinrich, Weiß, Wirth, Witte, Wolpers, Wolff, Würdinger, Wüstendörfer, Zangen, Zarnack, Zwiedineck-Südenhorst, als korrespondierende Mitglieder u. a. Fehr, als Ausschußvorsitzende u. a. Dersch, Kunkel, Felgentraeger, Schmidt-Rimpler, Lehnich, Ulmer, Blomeyer, Wieacker, Scheuner, in Arbeitsgemeinschaften u. a. Lang, Predöhl, Boesler, Moeller, Schmölders, Gerhardt, Helander, Beckenrath, Brinkmann und Lampe.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Pichinot, H., Die Akademie für deutsches Recht, 1981; Akademie für Deutsches Recht, 1933-1945, Protokolle der Ausschüsse, hg. v. Schubert, W., Bd. 1ff. 1986ff.; Anderson, D., The Academy for German Law 1933-1944, 1987; Wacker, G., Der Erbrechtsausschuss, 1997; Schubert, W., Weitere Nachträge (1934-1939) – Ausschüsse für Rechtsphilosophie, für die Überprüfung der rechtswissenschaftlichen Studienordnung und für Seeversicherungsrecht, 2019
akademisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in der Zusammensetzung unakademisch und in DW2 um 1000 bzw. vor 1022 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Akademie oder Universität betreffend (beispielsweise vielfältige, eigenständige akademische Gerichtsbarkeit der Universität über Professoren, Studenten, Angehörige, Bedienstete hinsichtlich Disziplin, Privatrecht und Strafrecht von dem 12. bis zu dem 19. Jahrhundert bzw. § 15 Gerichtsverfassungsgesetz von 1877/1879, oder akademische Freiheit oder akademischer Grad wie lat. [M.] baccalarius, [M.] licentiatus [M.] magister, [M.] doctor)
Lit.: Pieper, J., Was heißt akademisch?, 1952, 2. A. 1864; Toll, H., Akademische Gerichtsbarkeit und akademische Freiheit – die sog. „Demagogenverfolgung“, 1979 (Kiel); Woeste, P., Akademische Väter als Richter, 1987 (Marburg); Brüdermann, S., Göttinger Studenten und akademische Freiheit im 18. Jahrhundert, 1990; Alenfelder, K., Akademische Gerichtsbarkeit, 2002; Bubach, B., Richten, Strafen und Vertragen – Rechtspflege der Universität Freiburg im 16. Jahrhundert, 2004
Akklamation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1531 bezeugt – 1531 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google aber doch belegt sowie in Bestandteilen über acclāmātio, lat., F., Zurufen, Zuruf, Zuschreien, Zujauchzen, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. acclāmāre, V., zurufen, zuschreien, zujauchzen und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuruf, Zustimmung, Wahl
Akkreszenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (accrescere, accrēscere, adcrēscere, lat., V., hinzuwachsen, zuwachsen, heranwachsen, Cato [234-149 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Anwachsung
Akkusation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbnuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über accūsātio, lat., F., Anschuldigung, Anklage, Beschwerde, Anklageschrift [Cic. 81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anklage
Akkusationsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich durch Akkusation (Anklage) seitens eines (privaten) Anklägers begründete, seit dem 4. Jahrhundert (Konstantin) aus dem römischen Recht in das kirchliche Recht (6./7. Jahrhundert) übernommene Prozess. Er erfordert eine (Klage bzw.) →Anklage (lat. [F.] accusatio). Kennzeichnend sind die dem Anklageschriftsatz beizufügende Verpflichtung des Anklägers zu dem→Talion für den Fall der Falschanklage und der →Kalumnieneid. Der Strafprozess des Hochmittelalters ist Akkusationsprozess. Die Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V.) von 1532 behandelt den Akkusationsprozess in Art. 6 noch, doch hat er bereits zu dieser Zeit keine wirkliche Bedeutung mehr. Ein Gegensatz zu dem Akkusationsprozess ist der →Inquisitionsprozess. Seit dem 19. Jahrhundert (1848) ist öffentlicher Ankläger der Staatsanwalt. Der Zivilprozess erfordert stets eine Klage einer Partei. →Anklageprozess
Lit.: Köbler, DRG 156; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1955; Herde, P., Audientia litterarum contradictarum, Bd. 1 1970; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage, 1971; Jerouschek, G., Ne crimina remaneant impunita, ZRG KA 120(2003), 323ff.
Aksum (in dem Norden Äthiopiens)
Lit.: Breyer, F., Das Königreich Aksum – Geschichte und Archäologie Abessiniens in der Spätantike, 2012, s. Google
Akten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Tranksteuerakten, Verwaltungsakten – nicht und in DW2 ab 1423 bezeugt – 1423 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Akte als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Und in Googledoch belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., Singular Akte F.) Bezeichnung der Gesamtheit der in Gericht und Verwaltung in einer einzelnen Angelegenheit entstehenden Schriftstücke. Solche Akten kennt sachlich schon die Antike (59 v. Chr. [lat. N. Pl.] acta senatus). Nach dem frühmittelalterlichen Rückgang des Schriftwesens werden sie erst in dem 14. Jahrhundert wieder bedeutsamer.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 3, 5, 105, 145; Neuss, E., Aktenkunde der Wirtschaft, 1954; Dülfer, K., Urkunden, Akten und Schreiben in Mittelalter und Neuzeit, Archival. Z. 53 (1957), 11; Schellenberg, T., Akten- und Archivwesen in der Gegenwart, 1961; Weitzel, J., Das Inventar der Akten des Reichskammergerichts, (in) ZNR 1999, 408; Prozessakten als Quellen, hg. v. Baumann, A. u. a., 2001; Zala, S., Geschichte unter der Schere politischer Zensur, 2001; Als die Welt in die Akten kam, hg. v. Lepsius, S. u. a., 2007; Hochedlinger, M., Aktenkunde, 2009; Zwischen Aufarbeitung und Geheimhaltung – Justiz- und Behördenakten in der Zeitgeschichtsforschung, hg. v. Deiseroth, D. u. a., 2021
Aktenversendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. transmissio [F.] actorum) ist sachlich die in Mitteleuropa in der frühen Neuzeit verbreitete Übung der Gerichte, in einem anhängigen Verfahren (auf Antrag oder von Amts wegen) die Akten mit der Bitte um ein(en) Urteil(svorschlag) an eine rechtskundige Stelle zu versenden, um danach die Antwort als eigenes Urteil zu verkünden. Sie baut auf dem mittelalterlichen →Oberhof auf, bezieht aber nach italienischem Vorbild Juristen und deren →Fakultäten immer stärker ein (vgl. Art. 219 CCC). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts schränken staatliche Gesetze die Aktenversendung ein (Preußen 1746, Bayern 1753) oder verbieten sie später (Preußen, Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Lübeck). Mit den Reichsjustizgesetzen der Jahre 1877/1879 (§ 16 GVG) endet die der Unmittelbarkeit des Richters widersprechende Aktenversendung in dem Deutschen Reich, doch lebt sie in den Vorabentscheidungen des Europäischen Gerichtshofs/Gerichtshofs der Europäischen Union in europarechtlichen Zweifelsfragen in europarechtlicher Gestalt wieder auf.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 155, 201; Bülow, O., Das Ende des Aktenversendungsrechts, 1881; Löning, G., Spätes Lob der Aktenversendung, ZRG GA 63 (1943), 333; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsurteilsbuch des 16. Jahrhunderts, 1961; Baumgärtel, G., Die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Erlanger Juristenfakultät, 1962; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur, 1974; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003; Knecht, B., Rat als Rechtmäßigkeitsmerkmal, 2015 (Diss. jur. München)
Aktenwesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1850 bezeugt und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Akten
Aktie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen in Zusammensetzungen - nicht und in DW2 1472 bezeugt – 1472 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 als action [CartEstapleBruges I 642] über das Niederländische mittelbar aus (actio bzw.) āctio, lat. F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen und damit aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist vor allem der Anteil des einzelnen Aktionärs an der →Aktiengesellschaft. In dem 15. Jahrhundert ist Aktie in Amsterdam und Brügge der klagbare Anspruch und das den klagbaren Anspruch verbriefende Papier, in Zeugnissen von 1606/1607 (niederländisch-ostindische Handelscompagnie, VOC) vielleicht der Anspruch auf Dividende (aus dem Anteilsschein des Kapitalgebers) und in dem Code de commerce Frankreichs von 1807 ein Teil des Kapitals einer Handelsgesellschaft.
Lit.: North, M., Von Aktie bis Zoll, 1995; Aktienrecht im Wandel, hg. v. Bayer, W. u. a., Bd. 1f. 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Aktiengesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 1828 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit (juristische Person), die ein in Aktien zerlegtes Grundkapital hat und für deren Verbindlichkeiten den Gläubigern (nur) das (gesamte) Gesellschaftsvermögen (unbeschränkt) haftet (nicht dasgegen auch der Gesellschafter oder Aktionär mit seinem von der Aktie verschiedenen sonstigen Vermögen). Auf der Grundlage erster Durchbrechungen des Grundsatzes der persönlichen Haftung des handelnden Kaufmanns infolge des wachsenden Kapitalbedarfs in Bergbau und Fernhandel in dem 15. Jahrhundert entsteht (auf römischen Grundlagen) nach Vorläufern (Genua 1407 St. Georgsbank) die Aktiengesellschaft aus den Bedürfnissen der Beschaffung umfangreichen Kapitals und der Streuung großen Risikos durch Piraten und Unwetter in dem Kolonialhandel über die Weltmeere an dem Beginn des 17. Jahrhunderts (English East India Company 1600 zunächst als Rahmen für auf einzelne Unternehmungen beschränkte terminated stock companies, Vereinigte [Niederländische] ostindische Handelscompagnie VOC 20. 3. 1602, Schweden 1615, Dänemark 1616, Brandenburgisch-Ostindische Compagnie 1651, Niederlande Österreichs 1719). Sie wird mehr und mehr als Zusammenschluss mit eigenem Vermögen angesehen. Sie beruht zunächst auf einem einzelnen Privileg (Oktroisystem). Gesetzlich wird die Aktiengesellschaft in dem französischen Code de commerce (1807, 14 Artikel, „anonyme Gesellschaft“), (in dem Eisenbahngesetz Preußens von 1838,) in dem Gesetz über die Aktiengesellschaften für die königlich preußischen Staaten von dem 9. November 1843 (Konzession als Verwaltungsakt auf der Grundlage eines Gesetzes [Konzessionssystem], Vorstand und Generalversammlung, Verwaltungsratsmodell) und in dem Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch (1861, Kombinationsmodell aus Aufsichtsrat und Verwaltungsrat, Konzessionssystem 1870 durch System der Normativbestimmungen mit Anspruch auf Erteilung der Konzession bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen ersetzt), danach in Deutschland (nach zwei Notverordnungen von 1930 und 1931) 1937 in einem eigenen, 1938 auf Österreich erstreckten, 1945 geringfügig entnazifizierten, 1965 und 1994 novellierten Aktiengesetz (ab 1931 Abschlussprüfermodell, 1937 Aufsichtsrat als [nachträgliches] Kontrollorgan, 1998 ex-ante-Überwachung) geregelt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 167, 217, 242, 272; Gesetz über die Aktiengesellschaften für die königlich preußischen Staaten vom 9. November 1843, hg. v. Baums, T., 1981; Lehmann, K., Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts, 1895; Cohn, G., Die Aktiengesellschaft, Bd. 1 1921; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Aktiengesetz1937.pdf; Schumacher, H., Die Entwickelung der inneren Organisation der Aktiengesellschaft, 1937; Lévy-Bruhl, H., Histoire juridique des sociétés de commerce en France, 1938; Bösselmann, K., Die Entwicklung des deutschen Aktienwesens, 1939; Rauch, K., Die Aktienvereine in der geschichtlichen Entwicklung des Aktienrechts, ZRG GA 69 (1952), 238; Reich, N., Die Entwicklung des deutschen Aktienrechts, Ius commune 2 (1969), 239; Gmür, R., Die Emder Handelscompagnien, (in) FS H. Westermann 1974, 167; Großfeld, B., Die rechtspolitische Bedeutung der Aktiengesellschaft im 19. Jahrhundert, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v., Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 236ff.; Baums-Stammberger, B., Der Versuch einer Aktiengesetzgebung in Sachsen 1836/37, 1989; Landwehr, G., Die Organisationsstruktur der Aktienunternehmen, (in) Vom Gewerbe zum Unternehmen, 1982, 251; Landwehr, G., Die Verfassung der Aktiengesellschaft, ZRG GA 99 (1982), 1; 100 Jahre modernes Aktienrecht, hg. v. Schubert, W. u. a., 1984; Schubert, W., Die Entwürfe der Weimarer Republik zur Reform des Aktienrechts, ZRG GA 103 (1986), 140; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Protokolle der Ausschüsse 1 Ausschuss für Aktienrecht, hg. v. Schubert, W., 1986; Die Aktienrechtsreform am Ende der Weimarer Republik. Die Protokolle der Verhandlungen im Aktienrechtsausschuss des vorläufigen Reichswirtschaftsrats, hg. v. Schubert, W. u. a., 1987; Gaastra, F., De geschiedenis van de VOC, 1991; Nörr, K., Zur Entwicklung des Aktien- und Konzernrechts, ZHR 150 (1986), 155; Frey, M., Die spanische Aktiengesellschaft, 1999; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, 2000 (East-India-Company, VOC, Seehandlung Preußens); Bahrenfuss, D., Die Entstehung des Aktiengesetzes von 1965, 2001; Kalss, S./Burger, C./Eckert, G., Die Entwicklung des österreichischen Aktienrechts. Geschichte und Materialien, 2003; Söhnchen, M., Die historische Entwicklung der rechtlichen Gründungsvoraussetzungen, 2005; VOC 1602-2002 400 Years of Company Law, hg. v. Gepken-Jager, E. u. a., 2005; Thiäner, F., Das Verhältnis von Aufsichtsrat und Abschlussprüfern, 2007; Aktienrecht im Wandel, hg. v. Bayer, W. u. a., Bd. 1f. 2007; Velte, P., Das aktienrechtliche Verwaltungs- und Aufsichtsratsmodell, ZRG GA 127 (2010), 188; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Fleckner, A. Antike Kapitalvereinigungen - ein Beitrag zu den konzeptionellen und historischen Grundlagen der Aktiengesellschaft, 2010; Ellenberg, S., Herrschaft und Reform, 2012; Sicken, B., Privates Kapital für öffentliche Aufgaben, (in) HZ 302 (2016), 645
Aktiengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1878 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Aktie bzw. →Aktiengesellschaft betreffende Gesetz (beispielsweise Deutsches Reich 1937).
Lit. Quellen zum Aktiengesetz vom 18. Juli 1884, hg. v. Schubert, W., 2017
Aktienrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1873 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Aktie (und die →Aktiengesellschaft) betreffende Recht.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Borgers, T., Das Oberappellationsgericht zu Lübeck und seine Rechtsprechung zum Aktienrecht, 2012; Christian, K., Aktienrecht und Aktienbanken in Schleswig-Holstein 1840-1870, 2015; Sauter, M., Die Ausprägung des Gläubigerschutzes in der geschichtlichen Entwicklung des Aktienrechts, 2017
Aktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Gruppenaktion, Hauptaktion, Staatsaktion, Stützungsaktion - nicht und in DW2 1474 bezeugt – 1474 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über āctio, lat., F., In-Bewegung-Setzen, Bewegung, Handlung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen, und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Handlung, Tätigkeit
Aktionär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht und in DW2 1750 bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Gesellschafter der →Aktiengesellschaft.
Lit.: Lutter, M., Der Aktionär in der Marktwirtschaft, 1973; Der Staat als Aktionär, hg. v. Kalss, S., 2018
Aktionensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf die (lat. [F.]) actio (beispielsweise in dem römischen Recht die Rechtsschutzverheißung in dem edictum perpetuum) als Klaganspruch ausgerichtete Rechtssystem, das den Sachverhalt nicht unter einen Tatbestand subsumiert, sondern auf seine verfahrensmäßige Klagbarkeit untersucht. Bernhard Windscheid (1817-1892) trennt den materiellen Anspruch von der verfahrensrechtlichen (lat.) actio (Die actio des römischen Civilrechts vom Standpuncte des heutigen Rechts, 1856). Mit der allmählichen allgemeinen Durchsetzung dieser Vorstellung endet in dem deutschen Recht das in dem Zuge der Rezeption aus dem römischen Recht aufgenommene Aktionensystem.
Lit.: Kehrberger, R., Die Materialisierung des Zivilprozessrechts, 2019
aktiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen unaktiv - nicht und in DW2 1541 bezeugt – 1541 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über āctīvus, lat., Adj., tätig, aktiv, wirksam, tunlich, [um 35-95/96 n. Chr.], vgl. lat. agere, V., treiben, betreiben, machen, und damit das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) tätig, handelnd
Aktivlegitimation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1837 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Klagebefugnis
Akzept (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1699 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Annahme, Annahmeerklärung, Anerkennung, Verb akzeptieren 1403)
Akzeptation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1605 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Annahme, Anerkennung, Verb akzeptieren 1403) ist in einer Bedeutung die meist durch den König oder Landesherrn verfügte, durch Überleitungsgesetz umgesetzte weltliche Anerkennung (Transformation) kirchlichen Rechtes in dem Spätmittelalter (beispielsweise Pragmatische Sanktion von Bourges 1438, Mainzer Akzeptation 1439).
Lit.: Hürten, H., Die Mainzer Akzeptation, 1955; Rücker, N., Die Rechtsnatur der Mainzer Akzeptation, 1965
akzeptieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1403 bezeugt – 1403 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über acceptāre, lat., V., empfangen (V.), annehmen, in Empfang nehmen, bekommen (V.), (um 250-184 v. Chr.); vgl. lat. accipere, V., hinnehmen, empfangen, einnehmen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) annehmen
Akzessorietät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abhängigkeit eines rechtlichen Umstands von einem anderen, zu accessor, lat., M., Hinzutretender, accedere, lat., V., hinzutreten
Lit.: Gerhold, S., Die Akzessorietät der Teilnahme an Mord und Totschlag, 2014
akzessorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1799 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinzutretend, →accessorius, mlat., Adj. hinzukommend, zusätzlich
Akzise (Wort in Grimm Deutsches Rechtswörterbuch1 nicht und in DW2 1262 bezeugt – 1262 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [OstfriesUB. I 719] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., zu accidere, lat. [V.] auferlegen, cisa, lat. [F.] Einschnitt [auf dem Kerbholz]) ist die in dem 11. Jahrhundert in Spanien (1001) und Venedig, in dem 13. Jahrhundert in dem Deutschen Reich (Köln 1206, Stendal 1314 Bierziese) bezeugte, ursprünglich städtische, meist an dem Stadttor erhobene →Verbrauchsteuer (auf beispielsweise Wein, Bier, ausgedehnt auf Salz, Getreide, Fleisch). In den zusätzliche Einkünfte besonders benötigenden Ländern wird die auf die reine Warenbewegung abstellende Akzise nach niederländischem Vorbild in dem 17. Jahrhundert bedeutsam (Württemberg 1633/1638, Sachsen 1641/1682, Brandenburg 1641, Kurpfalz 1699), deren Einführung die Landstände noch bewilligen. In dem 19. Jahrhundert tritt die Akzise gegenüber der Einkommensteuer zurück (abgeschafft in Bayern 1808, in Preußen 1820 [dafür Mahlsteuer und Schlachtsteuer], in Sachsen 1834), wird aber in der Form der über den Verbrauch hinaus alle Bereiche des Warenumsatzes erfassenden Umsatzsteuer (oder später der auf den jeweils erzielten Mehrwert beschränkten Mehrwertsteuer) in dem 20. Jahrhundert (1916 bzw. 1918) wiederbelebt.
Lit.: Köbler, DRG 113; Der Akzisenstreit – Schriften zur finanztheoretischen Kontroverse deutscher Frühkameralisten – Nachdruck von Flugschriften 1685-1719), hg. v. Blesgen, D. u. a., 2006; Knipping, R., Die Kölner Stadtrechnungen des Mittelalters, 1897; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 1986, 3. A. 1992; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Schwennicke, A., Ohne Steuer kein Staat, 1996; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat, 2005; Akzisestädte im preußischen Westfalen, hg. v. Altenberend, J. u. a., 2020
Alarich II. König der Westgoten (484-507), s. Google, →Breviarium (lat. {N.) Alarici (Kurzfassung Alarichs, Lex [F.] Romana Visigothorum, römisches Recht der Westgoten)
Albanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist der südosteuropäische, nördlich Griechenlands an der Adria gelegene Staat mit einer Fläche von 28748 qkm und rund 3,1 Millionen überwiegend muslimischer, daneben auch orthodoxer und katholischer Einwohner (Skipetaren oder Albaner), deren seit dem 15. Jahrhundert schriftlich bezeugte Sprache zu dem besonderen albanischen Zweig der indogermanischen Sprachenfamilie zählt. Das von Menschen streitiger Herkunft bewohnte Gebiet wird in dem 1. Jahrtausend v. Chr. griechisch beeinflusst und gerät 168 v. Chr. unter römische Herrschaft, unter der es 395 n. Chr. Ostrom zugeteilt wird. An dem Ende des Mittelalters (1466) wird das von 1392 bis 1479 Venedig unterstehende Albanien von den Osmanen erobert. An dem 28. 11. 1912 erklärt sich Albanien für unabhängig, 1928 zu einem von 1939 bis September 1943 in Personalunion mit Italien verbundenen Königreich. An dem 11. 1. 1946 entsteht die Volksrepublik Albanien, die sich zunehmend abschließt. In dem Dezember 1990 endet die kommunistische Einparteienherrschaft. Seit freien Wahlen von dem März 1991 bemüht sich Albanien um eine Öffnung. Das albanische Recht ist dementsprechend in dem Wandel der Zeiten griechisch, römisch, osmanisch (Geltung der →Megelle [1869-1876] bis 1928), westlich, sozialistisch und demokratisch geprägt. Das mehrheitlich von Albanern bewohnte kleine Gebiet Kosovo kann sich 2008 mit eigentlich kaum zu erwartender internationaler Hilfe von Serbien zu einem eigenen Staat verselbständigen.
Lit.: Frasheri, K., The History of Albania, 1964; Skendi, S., The Albanian National Awakening, 1967; Ruß, W., Der Entwicklungsweg Albaniens, 1979; Lendvai, P., Das einsame Albanien, 1985; Albanien im Umbruch, hg. v. Altmann, F., 1990; Albanien, hg. v. Neuwirth, H. u. a., 1995; Mustafaj, B., Albanien, 1997; Kohl-Libal, C. v., Albanien, 1998; Schmitt, O., Das venezianische Albanien, 2001; Kohl, C. v., Albanien, 2. A. 2003; Albanien, hg. v. Jordan, P. u. a., 2003; Schubert, P., Albanische Identitätssuche, 2005; Köbler, G., Rechtsalbanisch, 2008 (Internet); Ordolli, S., Histoire constitutionelle de l’Albanie, 2008; Albanische Geschichte, hg. v. Schmitt, O., 2009; Löhr, H., Die Gründung Albaniens, 2010; Schmitt, O., Die Albaner, 2012; Morscher, L., Albanien 2013; Konflikt und Koexistenz – Die Rechtsordnungen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1 (Rumänien, Bulgarien, Greichenland), hg. v. Stolleis, M., 2015, Bd. 2 (Bosnien, Serbien, Albanien) hg. v. Simon, T., 2017; Dornfeldt, M. u. a., Kontinuitäten und Brüche – Albanien und die deutschen Staaten 1912-2019, 2019
Albericus (de porta Ravennate) ist ein zwischen 1165 und 1194 bezeugter Glossator in Bologna (Glossen zu dem Codex, Summula de testibus, Sümmchen von Zeugen). S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 200
Albericus de Rosate ist ein in Rosciate bei Bergamo aus vornehmer Familie um 1290 geborener, in Padua ausgebildeter, praktisch tätiger, in dem September 1360 verstorbener Jurist (Kommentare zu Codex und Digesten, alphabetum bzw. dictionarium utriusque iuris, Wörterbuch beider Rechte, opus statutorum, Werk der Statuten, kleinere Schriften). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 665; Albericus de Rosate, Dictionarium, per Decianum, F., 1581, Neudruck 2008 (372 Blätter)
Albertiner →Wettin, s. Google
Albertus Gandinus s. Gandinus, Albertus (Crema/Lombardei um 1245-nach [?] 1311), s. Google
Albigenser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der nach Albi in Südfrankreich benannte Angehörige einer religiös-sozialen Bewegung des Mittelalters.
Lit.: La Croisade albigeoise, hg. v. Roquebert, M., 2004
Albrecht, Wilhelm Eduard (Elbing 4. 3. 1800-Leipzig 22. 5. 1876 [kinderlos]) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Königsberg und Göttingen und der Promotion (1822) und Habilitation (1824) in Königsberg 1829 Professor für deutsches Recht mit einem Schwerpunkt auf der Entwicklung der Methode des juristischen Denkens. 1830 wird er Nachfolger seines Lehrers Karl Friedrich Eichhorn in Göttingen, wo er in einer Rezension zu Maurenbrecher, R., Grundsätze des heutigen deutschen Staatsrechts in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 2 (1837), 1489-1504, 1508-1515 den Staat als juristische Person erklärt und 1837 (als einer der Göttinger Sieben) entlassen wird. Ab 1838 wirkt er in Leipzig (1840 ordentlicher Professor), ist Vertreter Oldenburgs, Schwarzburgs und Anhalts in dem Bundestag des Deutschen Bundes, nimmt für Harburg an der deutschen Nationalversammlung von 1848 teil, wird 1850 Opfer eines Verfassungskonflikts in Sachsen und 1869 Mitglied der Ersten Kammer Sachsens. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AlbrechtWilhelmEduard-DieGewerealsGrundlagedesaelterendeutschenSachenrechts1828.pdf ; Albrecht, W., Die Gewere als Grundlage des älteren deutschen Sachenrechts, 1828; Kück, H., Die Göttinger Sieben, 1935; Borsdorff, A., W. E. Albrecht, 1993; Schnapp, F., Wilhelm Eduard Albrecht, (in) NJW 1998, 1541
Alcalá (arab. „Burg“) de Henares ist die an dem Fluss Henares östlich Madrids in Spanien gelegene Stadt, die als Complutum auf römische Grundlagen des ersten nachchristlichen Jahrhunderts zurückgeht und 1118 den Mauren wieder abgewonnen wird. 1348 wird dort durch die Cortes ein bedeutendes Rechtsbuch verkündet. Vermutlich wird 1547 in der Stadt Miguel de Cervantes geboren. 1498/1499/1508 wird eine 1836 nach Madrid verlegte, seit 1970 als Universität Complutense Madrid bezeichnete Universität gegründet. S. Google
Alciat, Andreas (Alzate bei Como 1492-Pavia 1550), Kaufmannssohn, wird nach dem Studium (Latein, Griechisch, 1507 Rechtswissenschaft) in Pavia und Bologna (, 1516 Promotion Universität Ferrara, Advokat Mailand,) 1518 nach Avignon berufen, (1522 Advokat Mailand, 1527 an die Universität Avignon zurückgekehrt,) und 1529 nach Bourges sowie 1533 nach Pavia berufen, (1541-1546 Ferrara). Er begründet mit Budé und Zasius die von dem →Humanismus geprägte Rechtswissenschaft ([lat.] Paradoxa [N.Pl.] iuris civilis, Paradoxien des Zivilrechts 1518, De verborum significatione, Über die Bedeutung der Wörter 1530), die in dem (lat.) →mos (M.) Gallicus mündet. Zeitlebens ist er auch ein geschätzter Gutachter. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Omnia … opera, 1557, Neudruck 2004; Moeller, E. v., Andreas Alciat, 1907; Viard, P., André Alciat, 1926; Osler, D., Development in the text of Alciatus’ Dispunctiones, (in) Ius commune 19 (1992), 219; Troje, H., Humanistische Jurisprudenz, 1993; Belloni, A., L’amministrazione della giustizia a Milano, (in) Cunabula iuris, 2002, 1ff.
Alderman, Aldermann (ae. ealdorman, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1225 bezeugt - 13. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht - als Ansatz -, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Mittelalter an verschiedenen Stellen (beispielsweise Hamburg 1266, London 13. Jahrhundert) ein vor allem durch Alter und Erfahrung ausgewiesener Amtsträger mit unterschiedlichen Befugnissen.
Lit.: Dollinger, P., Die Hanse, 1976, 5. A. 1998; Wormald, P., The making of English law, Bd. 1 1999
Aldricus ist ein zwischen 1154 und 1177 bezeugter Glossator, von dem vielleicht eine Schrift über anwendbares Ortsrecht stammt. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 202
Alemanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines wohl an dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. vor allem aus elbgermanischen Sueben gebildeten, in dem 3. Jahrhundert erstmals erwähnten germanischen Stammes, der 259/260 den römischen Limes durchbricht und das Gebiet an dem oberen Rhein besiedelt (am Anfang des 4. Jahrhunderts in dem Breisgau). 496/497 unterliegen die von einem König geführten Alemannen den →Franken. Etwa zu dieser Zeit setzt ihre sich über Jahrhunderte hinziehende Christianisierung ein. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts zeichnen die Alemannen ihr Recht in dem →Pactus Alamannorum und zu Beginn des 8. Jahrhunderts in der →Lex Alamannorum auf. 746 wird ihr Herzogtum von dem fränkischen König endgültig beseitigt. In dem fränkisch-deutschen Reich lebt das Volk der Alemannen in den Ländern Schwaben (Baden, Württemberg), Elsass, Kantonen der Schweiz, Liechtenstein und Vorarlberg fort. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Cramer, J., Die Geschichte der Alamannen, 1899; Grundfragen der alemannischen Geschichte, hg. vom Institut für geschichtliche Landesforschung, 1955; Die Alemannen in der Frühzeit, hg. v. Hübener, W., 1974; Zur Frühgeschichte der Alemannen, hg. v. Müller, W., 1975; Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978; Borgolte, M., Die Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit, 1984; Borgolte, M., Die Grafen Alemanniens, 1986; Geuenich, D., Geschichte der Alemannen, 1997, 2. A. 2004; Die Alamannen, hg. v. archäologischen Landesmuseum, 1997; Hellmuth, D., Frau und Besitz, 1998; Franks and Alamanni, hg. v. Wood, I., 1998; Bücker, C., Frühe Alemannen im Breisgau, 1999; Siegmund, F., Alemannen und Franken, 2000; Hartung, W., Die Alamannen, 2003; Die Alemannen und das Christentum, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Krapp, K., Die Alamannen, 2007; Drinkwater, J., The Alamanni and Rome 213-496, 2007; Alamannen zwischen Schwarzwald, Neckar und Donau, hg. v. Ade, D. u. a., 2008; Tarodunum/Zarten - Brigobanis/Hüfingen, hg. v. Kleiber, W., 2009; Alemannische Dialektologie, hg. v. Huck, D., 2014; Eckhardt, O., Alemannisch im Churer Rheintal, 2016 (fast alle ortstypisch besonderen Dialektmerkmale sind durch einen allgemeineren Regionaldialekt ersetzt)
Alemannien →Alemanne, →Schwabe, s. Google
Alexander III., der in Siena (um 1120?) als Roland (Bandinelli?) geboren wird und in Bologna (bereits vor 1142) Theologie und die Rechte lehrt (sowie wohl verschieden von dem Dekretisten magister Rolandus ist), veranlasst als Papst (1159-1181) und Gegner Friedrichs I. Barbarossa bedeutsame →Dekretalen (insgesamt mehr als 700, davon 470 in dem (lat. [N.] Corpus iuris canonici, u. a. zu der Papstwahl [Zweidrittelmehrheit der wählenden Kardinäle] und zu der Eheschließung). Nach der Vertreibung aus Rom stirbt er in Cività Castellana an dem 30. 8. 1181. S. Google
Lit.: Pacaut, M., Alexandre III, 1956; Baldwin, M., Alexandre III and the XIIth century, 1968; Somerville, R., Pope Alexander and the Council of Tours, 1977; Weigand, R., Magister Rolandus und Papst Alexander III., AKKR 149 (1980), 3; Laudage, J., Alexander III. und Friedrich Barbarossa, 1997; Pope Alexander III (1159-1181), hg. v. Clarke, P. u. a., 2012
Alexander (der Große) (Pella/Makedonien 20. 7. 356 v. Chr.-Babylon 10. 6. 323 v. Chr.) ist der das von seinem Vater geerbte Reich Makedonien durch Eroberung zeitweise bis Ägypten und Indien ausdehnende König, mit dem die Zeit des Hellenismus beginnt. S. Google
Lit.: Barceló, P., Alexander der Große, 2007; Demandt, A., Alexander der Große, 2009; Romm, J., Der Tod Alexanders des Großen und der mörderische Kampf um sein Erbe, 2016; Romm, J., Der Geist auf dem Thron, 2016; The Historiography of Alexander the Great, hg. v. Nawotka, K. u. a., 2018; Müller, S., Alexander der Große – Eroberungen – Politik – Rezeption, 2019
Alexander von Roes (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, um 1225-vor 1300) ist Kanoniker in Köln und weilt nach 1280 mehrfach in Italien. Er verfasst dort drei Werke. In ihnen setzt er sich zugunsten des deutschen Königs gegen Ansprüche des französischen Königs ein ([lat.] Memoriale [N.] de prerogativa Romani imperii, 1281, Denkschrift über den Vorrang des römischen Reiches). S. Google
Lit.: Schraub, W., Jordan von Osnabrück und Alexander von Roes, 1910; Alexander von Roes, Schriften, hg. v. Grundmann, H. u. a., 1958; Horst, H., Weltamt und Weltende bei Alexander von Roes, 2002
Alfenus Varus (Publius Alfenus Varus, um 39 v. Chr.) ist ein römischer Rechtskundiger. S. Google
Lit.: Liebs, D., P. Alfenus Varus, ZRG GA 127 (2010), 32
Aller guten Dinge sind drei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) d. h. der Kläger muss dem Beklagten in drei Gerichtsterminen die Möglichkeit zu einer Gegenwehr geben). S. Google
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 76 (Henisch 1616)
Allgäu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gebiet zwischen unterer Donau und Österreich mit dem Hauptort Kempten
Lit.: Wiedemann, R., Der „Allgäuische Gebrauch“ einer Gerichtsbarkeit nach Personalitätsprinzip, 1932; Zinsrodel des Klosters Mehrerau 1290-1505, bearb. v. Bilgeri, B., 1940
allgemein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [MühlhsnUB. 303] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) allen gemein. gemeinsam, üblich
Allgemeine Deutsche Civilprozessordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das 1866 wegen der Auflösung des Deutschen Bundes auf Grund des Zerwürfnisses zwischen Österreich und Preußen um die Verwaltung Schleswig-Holsteins bloßer Entwurf gebliebene zivilprozessuale Gesetzgebungsprojekt des Deutschen Bundes, dem die Bürgerliche Prozessordnung (1850) Hannovers des Ministerialbeamten Adolf Leonhardt zugrunde liegt.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProtokollederCommissionzurBeratungeinerAllgemeinenCivilprozessordnungfuerdiebundesdeutschenBundesstaaten1865.pdf Protocolle der Com-mission zur Beratung einer allgemeinen Civilprozessordnung, 1862ff., Neudruck 1985
Allgemeine Deutsche Wechselordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das auf Grund eines 1847 von allen Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes ausgearbeiteten Entwurfs von der Frankfurter verfassungsgebenden Nationalversammlung angenommene, an dem 27. 11. 1848 verkündete Gesetz zu der Vereinheitlichung des (bis dahin partikularen) Wechselrechts, das nach Scheitern der Einigungsbestrebungen des Jahres 1848 in den einzelnen Mitgliedstaaten durch Landesgesetz (als gleichlautendes allgemeines deutsches Recht) in Kraft gesetzt und durch das auf internationalen Abkommen ab 7. 6.1930 beruhende Wechselgesetz von dem 21. 6. 1933 abgelöst wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Protocolle der zur Beratung einer Allgemeinen Deutschen Wechsel-Ordnung in der Zeit vom 20. October bis zum 9. December in Leipzig abgehaltenen Conferenz, 1848; Huter, U., Das Reichsgesetz über die Einführung einer allgemeinen Wechselordnung, JZ 1978, 77ff.; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, ZHR 144 (1980), 484; Pannwitz, K. v., Die Entstehung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung, 1998; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AllgemeineDeutscheWechselordnung1848.pdf
Allgemeine Gerichtsordnung (Österreichs) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (nach ersten Ansätzen der Jahre 1709 und 1753 vor allem von April 1774 bis September 1775 von Joseph Hyazinth Froidevo [Arlesheim 1735-Weidling 15. 8. 1811] in Fortschreibung des von dem gemeinen Recht stark geprägten Prozessrechts Böhmens ausgearbeitete,) 1781 in Österreich zwecks Rechtsvereinheitlichung kompilatorisch geschaffene Gesetz (Publikation 1. Mai 1781, JGS 13, Einführung mit Patent von dem 9. 4. 1782) zu der Regelung des gemeinrechtlichen Zivilprozesses (geheimes Aktenverfahren mit Verhandlungsmaxime, Eventualmaxime, grundsätzlicher Anwaltszwang, mittelbarer Beweisaufnahme und gebundener Beweisregel), das 1796 abgeändert in Westgalizien (Westgalizische Gerichtsordnung), später in Ostgalizien, der Bukowina, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Dalmatien und Istrien in Kraft tritt und erst durch die ältere Allgemeine Gerichtsordnung und erweiterte Westgalizische Gerichtsordnung vereinheitlichende österreichische Zivilprozessordnung von 1895 abgelöst wird.
Lit.: Köbler, DRG 155; Baltl/Kocher; Loschelder, M., Die österreichische Allgemeine Gerichtsordnung von 1781, 1978
Allgemeine Gerichtsordnung (Preußens) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die 1793 (Sanktionierung, Ende 1794/Anfang 1795 Druckfassung) bzw. 1795 für Preußen auf der Grundlage (des Projects des Codicis Fridericiani Marchici von 1748 mit Anhängen von 1761 und 1769) und) des (lat.) Corpus Juris Fridericianum Erstes Buch von der Prozessordnung von 1781 (Patent von dem 26. 4. 1781) in Anpassung an das Allgemeine Landrecht geschaffene Zivilprozessordnung (1822 gegenüber der ursprünglichen Fassung unverändert, aber um Anhang von 1815 erweitert), die in vernunftrechtlicher Prägung (Erforschung der Wahrheit) eine Abkehr von dem gemeinrechtlichen, als zu langwierig empfundenen Zivilprozess versucht, ohne ihre Ziele wirklich erreichen zu können.
Lit.: Köbler, DRG 141, 155; Nörr, K., Reinhardt und die Revision der Allgemeinen Gerichtsordnung für die preußischen Staaten, 1975; Eckert, J., Die Entstehung der Allgemeinen Gerichtsordnung, (in) Das Preußische Allgemeine Landrecht, hg. v. Wolff, J., 1995; Busch, S., Die Entstehung der Allgemeinen Gerichtsordnung für die preußischen Staaten, 1999
Allgemeine Geschäftsbedingung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., verwendet bei Hinrichs, ZHR 20 [1875], 391) ist die (von mindestens einem verwendenden Unternehmer) allgemein für eine unbestimmte Zahl von Geschäften benützte Geschäftsbedingung. Allgemeine Geschäftsbedingungen entstehen (nach Vorläufern in [mittelalterlichen Formelsammlungen und] Policen von Versicherungen in dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts) als Folge der Massengeschäfte nach der industriellen Revolution an dem Ende des 19. Jahrhunderts (Eisenbahnbetriebsreglements, Postordnungen, 1919 Berliner Spediteurbedingungen), werden trotz der bewussten und erkennbaren Vorteilssicherung der Verwender (etwa mittels Haftungsbeschränkungen, Beweislast-umkehrungen, Gerichtsstandsklauseln, Rücktrittsvorbehalten und Verfallklauseln) zunächst nur vorsichtig in dem Einzelfall gerichtlich kontrolliert, an dem 9. 12. 1976 in Deutschland aber in einem eigenen Gesetz über das Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen gesetzlich geregelt, das 2002 als §§ 305ff. in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Raiser, L., Das Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen, 1935, 2. A. 1961; Pohlhausen, R., Zum Recht der allgemeinen Geschäftsbedingungen, 1978; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Helm, J., AGB-Regelungen im Transportrecht des ADHGB, (in) FS E. Brandner, 1996, 219; Prang, T., Der Schutz der Versicherungsnehmer, 2003; Röder, T., Rechtsbildung im wirtschaftlichen Weltverkehr, 2006; Hellwege, P, Allgemeine Geschäftsbedingungen, 2010; Webersberger, M., Freizeichnungsklauseln in allgemeinen Konossementsbedingungen, 2014
Allgemeine Gütergemeinschaft →Gütergemeinschaft, s. Google
Allgemeiner Teil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Heise 1807) ist der die allgemeinen Erscheinungen besonderer Teile beispielsweise eines Rechtstexts zusammenfassende (und voranstellende) Teil einer jeweiligen Gesamtheit. Eine Unterscheidung zwischen Gattung ([lat.] genus, N., Geburt, Geschlecht, Gattung) und Art ([lat.] species, F., Sehen, Anblick, Gestalt, Bild, Stück) sowie zwischen (lat.) generalis (zu dem Geschlecht gehörig, zu der Gattung gehörig, allgemein) und (lat.) specialis (besondere) ist bereits dem (lateinischen) Altertum bekannt. Allgemeine Einführungen in das Recht werden in den Versuchen des Franciscus Connanus (1508-1551) und Hugo Donellus (1527-1591), sich von der wenig systematischen Reihenfolge der Bestimmungen der justinianischen Kompilation(en) zu lösen, sichtbar. Johannes Althusius (Diedenshausen 1557-Emden 1638) überschreibt in dem Index capitum seiner Dicaelogicae (1618) den ersten Teil des ersten Buches mit (lat.) agit de generalibus (handelt von den allgemeinen [Angelegenheiten]), doch wird dies nicht weiter beachtet. In dem Gefolge naturrechtlicher Systematisierungsansätze (Erhard →Weigel [1625-1699], Samuel →Pufendorf [1632-1694], allgemeine Einleitung in das Recht und seine Anwendung sowie Auslegung in Jean Domats [1625-1695] Loix civiles dans leur ordre naturel [1689-1695], Christian Wolff [1679-1754] 1711 [Jus naturae, Band 1 De obligatione et iure hominum universali]) veröffentlicht Christian Wolffs Schüler Georg Darjes 1740 (lat.) Institutiones jurisprudentiae universalis (Einrichtungen der universellen Jurisprudenz), in denen er in einer (lat. [F.]) pars generalis (einem allgemeinen Teil) de iurium atque obligationum objecto (von der Rechte und Verbindlichkeiten Gegenstand), de iurium atque obligationum diversitate (von der Rechte und Verbindlichkeiten Verschiedenheit) und de acquisitione iurium et obligationum generatim (von dem Erwerb der Rechte und Verbindlichkeiten in dem Allgemeinen) handelt. 1749 legt Christian Wolffs weiterer Schüler Daniel Nettelbladt (Rostock 1719-Halle 1791) ohnvorgreifliche Gedancken, den heutigen Zustand der bürgerlichen und natürlichen Rechtsgelehrtheit in Teutschland, deren nöthige Verbesserung und dazu dienliche Mittel betreffend vor, in denen er eine von dem Demonstrieren der Rechtssätze nach Gründen ausgehende straffe Definitionen verwendende Darstellung des positiven Rechtes verlangt, in der alles systematisch so geordnet werden soll, dass das Allgemeine vor dem Besonderen und das Zusammengehörige beieinander steht. Nach erfolgreichen Elementarsystemen des gleichen Jahres verfasst er 1761 eine (lat.) Introductio (F.) in jurisprudentiam positivam Germanorum communem (Einleitung in die allgemeine positive Jurisprudenz der Deutschen), die neben einem allgemeinen Teil eine kurze Enzyklopädie und Methodologie sowie eine straffe Rechts- und Literärgeschichte enthält. 1767 entsteht Johann Stephan Pütters Versuch einer juristischen Enzyklopädie und Methodologie, die eine systematische, durch einen allgemeinen Teil grundgelegte Darstellung des römischen Rechtes verlangt. 1772 bietet Daniel Nettelbladt in seiner (lat.) Nova introductio (F.) in jurisprudentiam positivam Germanorum communem (Neuen Einführung in die positive allgemeine Rechtswissenschaft der Deutschen wohl erstmals einen ausgeführten allgemeinen Teil in zwei Büchern mit 7 bzw. 5 Sektionen über allgemeine rechtliche Fachwörter, Personen, Tatsachen, Sachen, Rechtshandlungen, Begründen, Auflösen, Bestätigen von Verbindlichkeiten, Stellvertretung, Anfechtung, Erwerb, Verlust und Bewahrung von Rechten, Eigentum, Schadensersatz, Sicherheitsleistung, Arrest, Sequestration, Protest, Besitz und Rechtsmittel. Nach weiteren ähnlichen Werken (Hofacker 1773, Habernickel 1776) ordnet (der Hallenser Schüler Daniel Nettelbladts) Gustav →Hugo in seinen (lat.) Institutionen des heutigen römischen Rechtes 1789 das Privatrecht noch klarer ([Einleitung in 7 Paragraphen über Gegenstand der bürgerlichen Rechtspflege, Entscheidungsgrundlagen des Richters, Unmöglichkeit der Vorausbestimmtheit der Entscheidung, römisches Recht in Deutschland, Justinians Leistung, teilweise Unbrauchbarkeit durch Änderung der Verhältnisse, Vereinfachung durch Vorausschickung des Allgemeinen,] Realrechte, persönliche Obligationen, Familienrechte, Verlassenschaften, Prozess, d. h. Sachenrecht, Schuldrecht, Familienrecht, Erbrecht, Prozessrecht). Christoph Christian Dabelow (Neu-Buckow 1767-Dorpat 1830), ebenfalls Schüler Nettelbladts in Halle, bietet 1793 eine Einleitung in die deutsche positive Rechtswissenschaft und 1794 ein System der heutigen Civilrechtsgelahrtheit, die beide 1796 eine zweite Auflage erfahren, wobei das System des gesamten heutigen Zivilrechts von 1796 in seinem allgemeinen Teil Personen, Sachen, Handlungen, Zeit, rechtliche Geschäfte, Eide, Wahrheit, Rechte, Verbindlichkeiten, Sicherheiten, Besitz, Verjährung, Rechtsmittel, Schaden, Schadensersatz, Verwaltung fremder Sachen und Wiedereinsetzung in den vorigen Stand erfasst. Hugos Erkenntnisse vertieft sein Göttinger Schüler Georg Arnold Heise in seinem Grundriss eines Systems des gemeinen Zivilrechts zum Behuf von Pandektenvorlesungen (1807, allgemeine Lehren [Von den Quellen des Rechtes, Von den Rechten im Allgemeinen, Von Verfolgung und Schützung der Rechte, Von den Subjecten und Objecten des Rechtes], dingliche Rechte, Obligationen-Recht, jura potestatis, das gesamte Erbrecht, Restitutio in integrum) zu einem allgemeinen Teil des Privatrechts. Durch →Savigny erlangt diese Vorstellung allgemeine Verbreitung und erfasst später über das Privatrecht hinaus auch Strafrecht und Verwaltungsrecht und andere Rechtsgebiete.
Lit.: Köbler, DRG 158, 199, 206, 213, 237; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Jakobs, H./Schubert, W., Materialien zur Entstehungsgeschichte des BGB - Allgemeiner Teil, 1985; Lehmann, A., Nettelbladt und Dabelow als die eigentlichen Begründer eines allgemeinen Teiles, (in) FS G. Maier, 1994, 39; Jacoby, S., Allgemeine Rechtsgrundsätze, 1997; Hollstein, T., Die Verfassung als „Allgemeiner Teil“, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Der Allgemeine Teil des Privatrechts, hg. v. Baldus, C. u. a., 2013; Der Allgemeine Teil des Privatrechts – Historische Wurzeln – Leistungsfähigkeit im 21. Jahrhundert, hg. v. Baldus, C./Dajczak, W., 2018
Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ABGB) ist die 1753 unter Maria Theresia begonnene →Kodifikation des Privatrechts in →Österreich. Sie wird mit dem Ziel der Rechtsvereinheitlichung der verschiedenen habsburgischen Herrschaftsgebiete schon von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) als Codex Leopoldinus (Kaiser) Leopolds I. (1640-1705) ohne Erfolg angeregt. 1709 setzt Joseph I. (erfolglos) Kompilationskommissionen in Prag und Brünn ein, (nach der 1749 die österreichische Monarchie mit Ausnahme der ungarischen Länder von einer Länderunion in eine Einheit umwandelnden Reform Maria Theresias) 1753 Maria Theresia eine Kommission (Kompilationskommission [Joseph von Azzoni], 1756 Aufgabe auf die 1755 gebildete Revisionskommission übertragen) zu der Abfassung ([einer allgemeinen Gerichtsordnung und] eines gleichen Landrechts in allen benachbarten österreichisch-deutschen Erblanden bzw.) eines (lat.) →Codex (M.) Theresianus (Theresianisches Gesetzbuch), der (die) Provinzialrechte, das gemeine Recht, die Gesetze anderer Staaten und das allgemeine Recht der Vernunft berücksichtigen soll. Der umfangreiche, in drei Teilen mit insgesamt 538860 Wörtern 1766 fertiggestellte, vor allem auf dem gemeinen Recht beruhende Entwurf des Codex Theresianus (ein vierter Teil sollte das Zivilprozessrecht enthalten) wird aber lediglich als brauchbare Materialsammlung angesehen (und deswegen 1770 von Maria Theresia nicht sanktioniert und 1772/1773 von der anfangs geplanten Verbindung mit dem dann 1781 in der Allgemeinen Gerichtsordnung selbständig gesetzlich geregelten Zivilprozessrecht gelöst). Der bis 1774 ohne wesentlichen Inhaltsverlust auf etwa die Hälfte gekürzte Entwurf Johann Bernhard Hortens (Entwurf Horten) wird 1776 nicht weiter beraten, (nach Ehepatenten von dem 16. 1. 1783 und 3. 5. 1786) in seinem die gesetzliche Erbfolge betreffenden Teil 1786 aber als Erbfolgepatent von dem 11. 5. 1786 und in seinem personenrechtlichen Teil an dem 1. 11. 1786 zu dem 1. 1. 1787 als Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, ErsterTeil (bzw. [später so genanntes] →Josephinisches Gesetzbuch) Josephs II. in den deutschen Erblanden (Österreichs bzw. Habsburgs) in Kraft gesetzt, doch verzögern sich die Arbeiten an den übrigen Teilen durch die nunmehr geplante Einbeziehung Ungarns und unterbricht der Tod Josephs II. (20. 2. 1790) den weiteren Fortgang. Ab 1793 bzw. 1794 arbeitet Karl Anton von →Martini an Hand der Benützung des Entwurfs Hortens und des (1794) in Kraft gesetzten Allgemeinen Landrechts Preußens einen neuen, etwas stärker naturrechtlich geprägten Entwurf (1796 Entwurf Martini mit 8859 Wortformen) aus, der (nach Inkraftsetzung der Zivilprozessordnung und des Strafgesetzes 1796 und geringer Umarbeitung) durch Patent von dem 13. 2. 1797 als Bürgerliches Gesetzbuch für Westgalizien (so genanntes →Westgalizisches Gesetzbuch) für das von den Habsburgern aus der dritten Teilung Polens 1795 erworbene Erbland Westgalizien und durch Patent von dem 18. 9. 1797 auch für das bereits 1772 erlangte Ostgalizien kundgemacht wird (Bürgerliches Gesetzbuch für Galizien [und Bukowina] 1. 1. 1798). Dieses Bürgerliche Gesetzbuch für Galizien, das in Gegensatz zu dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 auf das bürgerliche Recht beschränkt ist, wird als sog. Urentwurf unter der Leitung Franz von →Zeillers zwischen 1801 und 1810 in drei Lesungen (unter Abbau der naturrechtlichen Prägung wegen der französischen Revolution) beraten und nach kaiserlicher Sanktion von dem 7. Juli 1810 (wegen der laufenden Inflation zunächst ohne Darlehensbestimmungen) bzw. 29. 4. 1811 (Darlehensbestimmungen) als Anlage zu dem kaiserlichen Patent von dem 1. 6. 1811 (JGS 94) kund gemacht und zu dem1. 1. 1812 (mit 7344 Wortformen und 4313 Lemmata) unter Aufhebung des gemeinen Rechtes und grundsätzlich der Privatrechtsgesetze (als allgemeines, d. h. einheitlich für alle Einwohner ohne örtliche und ständische Unterschiede bzw. für den gesamten Bereich der Rechtsvereinheitlichung geltendes, als neuständisches Gesetzbuch ständische Unterschiede nur formal nicht berücksichtigendes und damit verdeckendes) für die gesamten deutschen Erblande des österreichischen Kaisers (Resolution von dem 18. 8. 1810) (zunächst nur in Niederösterreich, Oberösterreich [ohne Innkreis und Teile des Hausruckkreises], Böhmen [einschließlich Marktredwitz und sog. Fraischbezirk in der Oberpfalz, in Geltung bis 31. 12. 1899], Mähren, Schlesien, Galizien und Lodomerien [z. T., ohne Bezirke Wieliczka, Podgorze und Tarnopoler Landschaft], Bukowina, Teile des Hausruckkreises, Steiermark, Kärnten [ohne Oberkärnten], Militärgrenze [17. 7. 1811] [mit Warasdiner, slavonischer, siebenbürgischer und banatischer Militärgrenze], nicht aber in Ungarn, Kroatien-Slawonien, Siebenbürgen) als reines, aber nicht vollständiges Privatrechtsgesetzbuch (mit drei Teilen und 1512 Paragraphen sowie 73190 Wörtern, deutscher Text authentisch, 7344 Wortformen von 4313 verwendeten Wörtern) in Kraft gesetzt und zwischen 1815 und 1820 nach und nach auch in den Gebieten eingeführt, die durch den Frieden von Paris oder die Akte des Wiener Kongresses an die Monarchie zurückfielen oder von ihr erworben wurden (beispielsweise 1815 bzw. 1816 Lombardo-Venetien, [Lombardei 1816-1865, Venetien 1816-1871], 1815 Tirol mit Vorarlberg, 1817 Salzburg, Brixental, Zillertal, Innviertel, Hausruckviertel, 1820 Karlstädter Kreis, 1878 partiell-subsidär Bosnien-Herzegowina). Der (nicht eindeutig bekannte, vielleicht durch Abstände des Wappens auf dem Titelblatt in dem Ausmaß von 47 bzw. 7. bzw. 9 Millimetern erkennbare, anscheinend in § 591 die Zeichenfolge … Ordens; Jünglinge unter 18 Jahren, Frauenspersonen, Sinnlose, Blinde, Taube, oder Stumme … aufweisende) Erstdruck wird dem Kaiser an dem 24. Juni 1811 überreicht (amtlich publizierter Text in Justizgesetzsammlung 1817, Nr. 946). Inhaltlich beruht dieses dogmatisch nur wenig neuernde Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch auf dem römisch-gemeinen Recht bzw. dem jüngeren (lat.) usus (M.) modernus pandectarum (Schuldrecht, gewillkürtes Erbrecht, Besitz), (wenigen Einschüben aus dem) einheimischen Recht (Sachenrecht mit Grundbuch, Ehegüterrecht mit Gütergemeinschaft, naturrechtlich eingeschränkt Erbvertrag), kirchlichen (kanonischen), durch die Grundsätze des späten Vernunftrechts gefilterten Recht (Eherecht für Katholiken) und dem Naturrecht (Systematik mit Einteilung nach Person und Sache, angeborene, schon durch die Vernunft einleuchtende Rechte des Menschen in § 16, Auslegungsregeln beispielsweise § 7, angeborene Freiheit der Inbesitznahme freistehender Sachen § 381, Parentelenordnung der gesetzlichen Erbfolge). Von Savigny wird es 1814 in seiner die Kodifikation grundsätzlich ablehnenden Schrift vom Beruf als misslungen bewertet. Durch Patent von dem 29. 11. 1812 bzw. 1846 (Erbrecht) wird es von Liechtenstein übernommen (, wo der Text um zwei Fünftel gekürzt und seit dem 20. Jahrhundert an das Recht der Schweiz angeglichen wird, so dass um 2010 dort nur noch etwa 40 Prozent der ursprünglichen Paragraphen gelten). In Moldau wird es 1817 in dem Wesentlichen in den Codex Callimachus übersetzt. 1852 wird es (mit Anpassungen vor allem in dem Eherecht und ohne tatsächliche öffentliche Anwendung) in Ungarn (in dem Neoabsolutismus gegen den Willen der Ungarn 1853-23. 6.1861, danach aber freiwillige Kryptorezeption), Kroatien und Slawonien (bis 1918, ohne Novellierungen), in der Woiwodschaft Serbien und in dem Temescher Banat, durch Patent von dem 29. 5. 1853 in Siebenbürgen und 1855 in Krakau eingeführt. Bern (1824/1830, Luzern (1831/1839), Solothurn (1841/1847) und Aargau (1847/1855), Bayern (Entwürfe von 1832/1834), Sachsen (Entwurf 1852), Serbien (1844) und Montenegro (1888 Code Bogišić) dient es als Vorbild, Bosnien und Herzegowina seit 1878 als subsidiäre Rechtsquelle nach dem einheimischen (beispielsweise ottomanischen bzw. osmanischen) Recht. Nach verschiedenen Veränderungen bereits durch Hofdekrete vor 1848 wird das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1855 Ehegesetz für Katholiken mit Geltung nur von 1856 bis 1868,) 1912 (Baurechtsgesetz), 1914 (Personenrecht, Familienrecht, Vormundschaftsrecht, gesetzliches Erbrecht), 1915 (Grenzberichtigung), 1916 (Eigentumsvorbehalt, Belastungsverbot, Schuldübernahme, Auslobung, Schadensersatz, Verjährung) unter dem vor allem durch Joseph Unger (1818-1913) vermittelten Einfluss der deutschen historischen Rechtsschule in den drei durch kaiserliche Notverordnung in Kraft gesetzten Teilnovellen pandektistisch novelliert (rund 15 Prozent der nun 1511 Paragraphen, 51 Paragraphen neu geschaffen, von dem alten Bestand 199 mehr oder weniger stark verändert). Berücksichtigt werden dabei außer dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 die Vorarbeiten des Obligationenrechts (1881) und des Zivilgesetzbuchs (1907/1911) der Schweiz, das Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch (1861) und das deutsche Handelsgesetzbuch (1897) sowie der Entwurf eines Zivilgesetzbuchs Ungarns (1900/1913). Erfasst werden verschiedene Sachgegenstände (Verkürzung der Verschollenheitsfristen bei der Todeserklärung, Verbesserung der Rechtsstellung der Frau und des unehelichen Kindes und der unehelichen Mutter, Begrenzung der gesetzlichen Erbfolge der ehelichen Verwandten, Ehegattenerbrecht zu Eigentum statt zu Nießbrauch, Nachbarrecht, Eigentumsvorbehalt an Maschinen, Realverkehr, Realkredit, Angebot und Annahme von Verträgen, unerlaubte Verträge, Verträge zu Gunsten Dritter, Gewährleistung, Schadensersatz, Auslobung, Gastaufnahme, Anweisung, Schuldübernahme bei Übernahme eines Vermögens oder Geschäfts, Lohnzahlungszeitpunkt, Lohnfortzahlung bei unverschuldeter Verhinderung des Arbeitnehmers, Kündigungsfristen und Fürsorgepflichten des Arbeitgebers. Seit 15. 6. 1922 gilt es in dem Burgenland (zunächst ohne Eherecht). Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 wird das Eherecht durch das (vereinheitlichende) Ehegesetz (Gesetz zu der Vereinheitlichung des Rechtes der Eheschließung und der Ehescheidung), das Personenrecht durch das Personenstandsgesetz und vorübergehend bis 1947 das Testamentsrecht durch das Testamentsgesetz (Gesetz über die Errichtung von Testamenten und Erbverträgen von dem 31. 7. 1938) des Deutschen Reiches geändert, seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts durch mehrfache Novellierung das gesamte Familienrecht. Seit 1896 (Ratengesetz, Mietengesetz 1923, Konsumentenschutzgesetz 1979) wird es durch Nebengesetze ergänzt. Nach 1945 ist es in dem sozialistischen Rechtskreis außer Kraft gesetzt. Das Familienrecht wird auf Grund des Gleichheitsgrundsatzes vollständig verändert. 1984 wird die Sachwalterschaft aufgenommen. In Nebengesetzen sind etwa das Recht des Wohnens, der Verbraucherschutz, das internationale Privatrecht, die Haftpflicht, die Patientenverfügung (2006) und die eingetragene Partnerschaft (2010) geordnet. Vielleicht steht bzw. stehen in der Gegenwart noch die Hälfte oder drei Fünftel (Ogris) oder zwei Drittel (Brauneder) der ursprünglichen Paragraphen in Geltung (an dem 14. 2. 2011 861 von einst 1502 Paragraphen [1-3, 5-20, 22-23, 26-28, 33, 38-42, 44-46, 162, 286-299, 302-309, 311-356, 361-363, 365-366, 369-385, 387, 398, 400-421, 423-430, 438-450, 452-455, 457-468, 473-480, 482-484, 486-539, 542, 544-550, 552-565, 567, 570-573, 575-578, 580, 582-583, 588-589, 594-596, 601-614, 617, 647-668, 672-699, 701-715, 717, 719-721, 723-729, 733-737, 738-740, 750, 761, 763-764, 766, 770-778, 782, 786, 790-791, 793-795, 797-798, 802-804, 808-809, 812-814, 816-818, 820-821, 823-827, 829-843, 846, 854-858, 867, 869, 872, 874, 877, 880, 883, 888-901, 904, 907-913, 915, 923, 929-930, 934, 936-950, 952-969, 971-982, 1002-1020, 1023, 1025-1028, 1030-1033, 1035-1046, 1048-1051, 1053-1058, 1060-1069, 1071-1079, 1083-1095, 1099, 1103, 1106, 1108, 1110-1116, 1118-1120, 1176-1195, 1197-1209, 1211-1216, 1234-1236, 1246-1254, 1262, 1267-1277, 1279-1294, 1296-1297, 1299-1304, 1306, 1309-1313, 1317-1318, 1321-1326, 1331-1332, 1337-1338, 1340-1345, 1347-1355, 1357, 1359-1373, 1375-1399, 1411-1419, 1424-1438, 1441-1445, 1447-1457, 1459-1466, 1468, 1470-1473, 1475-1477, 1479, 1481-1484, 1488, 1491-1493, 1496-1502,] entfernt sind etwa Erbzinsvertrag, Widerlage, Morgengabe oder Obereigentum und Untereigentum).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 141, 185, 205; Banniza, J. Gründliche Anleitung zu dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuche, Bd. 1 1787; Wildner von Maithstein, I., Lexikon sämtlicher Worte des österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches, 1843; Harras von Harrasowsky, P., Geschichte der Kodifikation des österreichischen Civilrechtes, 1868; Pfaff, L., Über die Materialien des österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches, Grünhuts Zs. 2 (1875), 254; Ofner, J., Der Ur-Entwurf, Bd. 1f. 1889; Festschrift zur Jahrhundertfeier des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches, 1911; Slapnicka, H., Österreichs Recht außerhalb Österreichs, 1973; Dölemeyer, B., Die Revision des ABGB durch die drei Teilnovellen von 1914, 1915 und 1916, Ius commune 6 (1977), 274; Ogris, W., 175 Jahre ABGB, 1986/7; Caroni, P., Der unverstandene Meister, (in) FS H. Baltl, 1978, 107; Seemann, O., Die mit „1811“ datierten Drucke des ABGB, 1995; Neschwara, C., Die Geltung des österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches in Ungarn und seinen Nebenländern von 1853 bis 1861, ZRG GA 113 (1996), 362; Wesener, G., Die Rolle des Usus modernus pandectarum im Entwurf des Codex Theresianus, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 1363ff.; Naturrecht und Privatrechtskodifikation, hg. v. Barta, H. u. a., 1999; Frohnecke, E., Die Rolle des ABGB in Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, 2001; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ABGB1811.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ABGB/ABGB_WFL_Zeitverlauf_20140712.doc; Österreichs Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, Bd. 3 hg. v. Berger, E., 2010; Festschrift 200 Jahre AGBG, hg. v. Fischer-Czermak u. a., 2011; 200 Jahre ABGB - Ausstrahlungen, hg. v. Geistlinger u. a., 2011 (u. a. besonders Ogris, W., Das ABGB innerhalb und außerhalb Österreich, 2011); 200 Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, B./Mohnhaupt, H., 2012; Deutsch, A., Billig streitet die Vermuthung - Zu Wortwahl und Gesetzessprache im ABGB, (in) 200 Jahre ABGB (1811-2011). Die österreichische Kodifikation im internationalen Kontext, hg. v. Dölemeyer, B./Mohnhaupt, H., 2012, 367; 200 Jahre ABGB - Richterinnenwoche, 2012; 200 Jahre ABGB 1811-2011, hg. v. Barta, H., 2012; Mattiangeli, D., Die Anwendung des ABGB in Italien im 19. Jahrhundert und seine historischen Aspekte, 2012; 200 Jahre ABGB, hg. v. Fenyves, A. u. a., 2012; Zweihundert (200) Jahre Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB) und europäisches Vertragsrecht, hg. v. Kodek, G., 2012; Vom ABGB zum europäischen Privatrecht, hg. v. Welser, R., 2012; Die ältesten Quellen zur Kodifikationsgeschichte des österreichischen ABGB, hg. v. Neschwara, C., 2012; Das ABGB in den „vaterländischen Blättern“, hg. v. Kohl, G. u. a., 2012; Brauneder, W., Österreichs Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (ABGB), Band 1 Entstehung und Entwicklung des ABGB bis 1900, 2014
Allgemeines Deutsches Gesetz über Schuldverhältnisse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit 1863 von den Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes zwecks Rechtsvereinheitlichung bzw. Rechtsangleichung in einem infolge der Industrialisierung und der damit verknüpften weiteren Ersetzung der Hauswirtschaft durch die Marktwirtschaft wirtschaftlich besonders bedeutsamen Rechtsgebiet beratene (allgemeine deutsche) Gesetz, dessen (→Dresdener) Entwurf in dem Jahre 1866 gerade der Bundesversammlung zugeleitet ist, als der Deutsche Bund an dem Gegensatz zwischen Österreich und Preußen in dem Streit um die Verwaltung Schleswig-Holsteins zerbricht, so dass der Entwurf dieses Gesetzes nicht weiter behandelt wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Hedemann, J., Der Dresdener Entwurf von 1866, 1935; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dresdener Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1866, hg. v. Francke, B., 1973; Protocolle der Commission zur Ausarbeitung eines allgemeinen deutschen Obligationenrechts, 1866, 1984
Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf Grund des Vorbilds des französischen →Code de commerce (1808) nach Scheitern eines 1848 auf Anregung der deutschen Nationalversammlung (Frankfurter Paulskirchenversammlung) eingesetzten Gesetzgebungsausschusses seit 1856 von einer Kommission des Deutschen Bundes vorbereitete, nach preußischer Vorlage (1850-1856) und österreichischen Vorlagen (1842, 1853, 1857) 1861 in dem so genannten Nürnberger Entwurf entstandene Handelsgesetzbuch, das die Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes auf Empfehlung der Bundesversammlung von dem 31. 5. 1861 durch übereinstimmende Einzelstaatsgesetze (u. a. Preußen 1. 3. 1862, Österreich 1. 7. 1863 Allgemeines Handelsgesetzbuch, Anlage zu dem Gesetz 17. 12. 1862 RGBl. 1863, 1, [ohne Seerecht] in Geltung bis 23. 12. 1938, Württemberg 15. 12. 1865, Schaumburg-Lippe 1. 1. 1870) ab 1862 als allgemeines deutsches Recht in Kraft setzen. An seine Stelle tritt in dem (zweiten) Deutschen Reich 1897 nach Umarbeitung das →Handelsgesetzbuch (in Österreich 24. 12. 1938 übernommen und später in Unternehmensgesetzbuch umgearbeitet).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; Protokolle der Kommission zur Beratung eines allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches, hg. v. Lutz, J., Bd. 1ff. 1958ff., Neudruck 1984; Thöl, H., Zur Geschichte des Entwurfes eines allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches, 1861; Goldschmidt, L., Der Abschluss und die Einführung des allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs, ZHR 5 (1862), 204ff.; Lindau, L., Register zu dem Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch, 1867; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, (in) ZHR 144 (1980), 484; Wild, P., Der Einfluss des Allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuchs auf die Privatrechtsdogmatik, Diss. jur. Saarbrücken 1966; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AllgemeinesDeutschesHandelsgesetzbuch1861.htm; Das ADHGB von 1861 als gemeinsames Obligationenrecht in Mitteleuropa, hg. v. Löhnig, M./Wagner, S., 2018
Allgemeines deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Hempel 1770) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch Verhandlungen und danach Parallelgesetzgebung der Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes entstandene Recht. →Allgemeine Deutsche Wechselordnung, →Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch, (Dresdener) Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1863ff.
Lit.: Köbler, DRG 182
Allgemeines Gesetzbuch für die preußischen Staaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (1791) ist eine älteren gescheiterten Versuchen (1714 Auftrag Friedrich Wilhelms I. an die Juristenfakultät Halles zu einer Ausfertigung einiger Konstitutionen zu dem Landrecht der Kurmark Brandenburg, 1746ff. dreiteiliges Projekt eines Corporis Juris Fridericiani) folgende Vorstufe für die Kodifikation →Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten (1794). Vorausgeht als Folge des sog. →Müller-Arnold-Prozesses (1. 1. 1780) eine Kabinettsordre des Königs von dem 14. 4. 1780 für ein deutsches allgemeines Landrecht, nach der „alle Gesetze für unsere Staaten und Untertanen in ihrer eigenen Sprache abgefasst, genau bestimmt und vollständig gesammelt werden“, „nur das Wesentliche mit dem Natur-Gesetz und der heutigen Verfassung Übereinstimmende aus dem römischen Recht abstrahirt, das Unnütze weggelassen, Unsere eigene Landes-Gesetze an dem gehörigen Ort eingeschaltet und solchergestalt ein subsidiarisches Gesetz-Buch, zu welchem der Richter bei dem Mangel der Provinzial-Gesetze recurriren kann, angefertigt“ werden soll. Eine Kabinettsordre von dem 27. 7. 1780 konkretisiert den Auftrag, dem das Corpus iuris civilis Justinians zu Grund gelegt werden soll. Der unter Leitung Johann Casimir von Carmers hauptsächlich von Carl Gottlieb Svarez und Ernst Ferdinand Klein auf der Grundlage von Auszügen aus dem Corpus iuris civilis Justinians nach einer systematischen natürlichen Ordnung erarbeitete Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuchs für die preußischen Staaten wird seit 1784 in sechs Abteilungen gedruckt (Erster Teil Personenrecht, erste Abteilung von dem Hausstand 1784, zweite Abteilung von den Rechten und Pflichten der verschiedenen Stände des Staates 1785, dritte Abteilung Rechte und Pflichten des Staates gegen die Bürger 1786, zweiter Teil Sachenrecht, erste Abteilung Titel 1-6 1787, zweite Abteilung Titel 7-13 1787, dritte Abteilung Titel 14-22 1788). Die nach der Veröffentlichung eingereichten Vorschläge (Monita) werden verwertet und in einer Svarezschen Revision 1790/1791 genutzt. An dem 20. 3. 1791 reicht von Carmer das Publikationspatent für das Allgemeine Gesetzbuch für die preußischen Staaten ein, dessen Inkrafttreten zu dem 1. 6. 1792 geplant wird. An dem 18. 4. 1792 verschiebt der König die Geltung aus politischen Gründen bis auf Weiteres. Wegen des Gebietsgewinns Preußens aus der zweiten Teilung Polens (1793) wird dann das in dem Privatrecht einem abgewandelten Institutionensystem folgende Werk doch an dem 1. 6. 1794 als Allgemeines Landrecht für alle preußischen Staaten in Kraft gesetzt.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EntwurfeinesallgemeinenGesetzbuchesfuerdiepreussischenStaaten1Theil1Abtheilung1784.pdf u. a. Svarez, Carl Gottlieb, Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuches für die preußischen Staaten, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Register zum allgemeinen Gesetzbuch für die preußischen Staaten (1792), hg. v. Krause, P., 2004; Finkenauer, T., Vom Allgemeinen Gesetzbuch zum Allgemeinen Landrecht, ZRG 113 (1995), 40; Barzen, C., Die Entstehung des „Entwurf(s) eines allgemeinen Gesetzbuchs für die Preußischen Staaten“, 2000
Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und derselben Bestrafung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das unter Joseph II. gewisse aufgeklärte Grundsätze verwirklichende und auch Josephina genannte Strafgesetzbuch Österreichs von 1787, das noch von dem Strafzweck der Abschreckung ausgeht.
Lit.: Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Strafgesetz1787.pdf
Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ALR) ist das als →Kodifikation zu dem 1. 6. 1794 in Kraft gesetzte umfassende Vernunftrechtsgesetzbuch →Preußens. Ihm gehen als ältere, in dem Ergebnis erfolglose Versuche der Rechtsvereinheitlichung der rechtlich ganz verschieden geordneten Teile Brandenburg-Preußens ein Ersuchen Friedrich Wilhelms I. von Preußen an die juristische Fakultät der Universität Halle an der Saale (1714) und das in einem Auftrag Friedrichs des Großen seit 1746 von dem Großkanzler Samuel von →Cocceji bearbeitete Projekt eines Corpus juris Fridericiani Friedrichs des Großen (Teilentwürfe 1749, 1751, dritter Teil auf dem Postweg verloren und schon deswegen insgesamt gescheitert) voraus. Als Folge des so genannten →Müller-Arnold-Prozesses (1. 1. 1780) erarbeiten nach einer Kabinettsorder Friedrichs des Großen (14. 4. 1780 betreffend die Verbesserung des Justizwesens bezüglich der Gerichtsverfassung, des Prozessrechts und des materiellen Rechtes) der neu berufene Großkanzler Johann Heinrich Casimir von →Carmer und Carl Gottlieb →Svarez (außer dem die Amtsermittlung einführende und die Advokatur abschaffenden [lat. [N.] Corpus juris Fridericianum, friderizianisches Korpus des Rechtes von 1781 für das Verfahrensrecht und einer Hypothekenordnung von 1783) an Hand des römischen Rechtes nach natürlicher Ordnung und der Sonderrechte der einzelnen Provinzen einen von dem König (1785) als zu weitläufig zurückgewiesenen Entwurf (es ist aber Sehr Dicke, und gesetze müssen Kurtz und nicht Weitläuftig seindt) eines allgemeinen Gesetzbuchs für die preußischen Staaten aus (1783-1788, zwischen 1784 und 1788 in sechs Bänden veröffentlicht). Nach Überarbeitung an Hand zahlreicher eingegangener Monita und Denkschriften wird 1791 ein Entwurf eines →allgemeinen Gesetzbuchs für die preußischen Staaten vorgelegt, (nach Einreichen des Publikationspatents an dem 20. 3. 1791) sein Inkrafttreten zu dem 1. 6. 1792 verfügt, aber nach nicht mehr vollständig aufklärbaren Vorgängen ständischer Gegenerschaft an dem 18. 4. 1792 auf (zunächst) unbestimmte Zeit suspendiert. 1794 wird das Gesetzbuch nach dem 1793 bei der zweiten Teilung Polens erfolgten Erwerb umfangreicher Gebiete (Südpreußen, Neu-Ostpreußen) unter geringer Umarbeitung (Aufhebung des Verbots der Machtsprüche und einiger Bestimmungen über die Ehe zu der linken Hand) aber dann doch als Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten. erlassen (Anlage zu dem königlich preußischen Patent von dem 5. 2. 1794). Das Gesetz umfasst in zwei Teilen („Eigentum“, „Gesellschaft“) mit 23 und 20 Titeln sowie 19194 Paragraphen und 603365 Wörtern (über das Privatrecht hinausreichend fast) das gesamte private und öffentliche Recht (Privatrecht, Gemeinderecht, Beamtenrecht, Staatsrecht, Kirchenrecht, Lehnrecht, Strafrecht), das es ziemlich fürsorglich und kasuistisch abhandelt. Sein von dem Einzelnen (über Ehe, Familie und Stände) zu dem Staat fortschreitender Aufbau ist vernunftrechtlich. Anknüpfungspunkt ist (noch) nicht der Mensch als ohne weiteres rechtsfähiges Wesen, sondern der Mensch, soweit er nach Geburt, persönlichen Verhältnissen und Stand Rechte und Pflichten hat. Inhaltlich stellt es in seiner Ausrichtung auf das gemeine Wohl einen Ausgleich zwischen altständischer Gesellschaft und aufgeklärter Freiheit dar, der die fortschrittlichen Ideen des Bürgertums nur eingeschränkt verwirklicht. In dem Privatrecht folgt es einem abgewandelten Institutionensystem. Von Savigny wird es abgelehnt (1816 „Sudeley“), aber ab 1819 in Vorlesungen an der Universität vorgetragen. In den 1815 auf dem Wiener Kongress gewonnenen Rheinlanden, in denen Frankreich 1806/1807 seinen 1804 geschaffenen Code civil in Kraft setzt, und in den 1866 bei Auflösung des Deutschen Bundes erlangten Gebieten wird es nicht eingeführt. Durch das Strafgesetzbuch von 1851, das Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch von 1861 und schließlich durch das →Bürgerliche Gesetzbuch (1896/1. 1. 1900) wird es Stück für Stück abgelöst.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140, 184, 151, 160, 198; Eggers, C. v., Lehrbuch des Natur- und allgemeinen Privatrechts und gemeinen preußischen Rechts, 1797; Thieme, H., Die preußische Kodifikation, ZRG GA 57 (1937), 355; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Conrad, H., Die geistigen Grundlagen des ALR, 1958; Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, hg. v. Hattenhauer, H., 1970, 2. A. 1994, 3. A. 1996; Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten von 1794, Register 1973; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1975; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1988; Mühleisen, H., Zur Ordnung der Akten und Materialien des Allgemeinen Landrechts, ZRG GA 108 (1991), 194; Schwennicke, A., Die Entstehung der Einleitung des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 1993; Friedrich Carl von Savigny, Landrechtsvorlesung 1824, hg. v. Wollschläger, C. u. a., 1994ff.; Gemeinwohl - Freiheit - Vernunft - Rechtsstaat, hg. v. Ebel, F., 1995; Das Preußische Allgemeine Landrecht, hg. v. Wolff, J., 1995; 200 Jahre allgemeines Landrecht, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1995; Kodifikation gestern und heute, hg. v. Merten, D. u. a., 1995; Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuches für die Preußischen Staaten, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Finkenauer, T., Vom Allgemeinen Gesetzbuch zum Allgemeinen Landrecht, ZRG GA 113 (1996), 40; Benthaus, R., Eine „Sudeley“?, Diss. jur. Kiel 1996; Reformabsolutismus und ständische Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G., 1998; Zur Ideen- und Rezeptionsgeschichte des preußischen Allgemeinen Landrechts, hg. v. Gose, W. u. a., 1999; Dilcher, G., Forschungen zum ALR-Jubiläum, (in) ZNR 2001, 285; Steinbeck, J., Die Anwendung des allgemeinen Landrechts in der richterlichen Praxis, 2004; Benöhr, H., Die Urheber des ALR, ZRG GA 121 (2004), 493; Register zum allgemeinen Gesetzbuch, hg. v. Krause, P., 2004; Albrecht, M., Die Methode der preußischen Richter, 2005; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ALR1fuerdiepreussischenStaaten1794teil1.htm;http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ALR2fuerdiepreussischenStaaten1794Teil2.htm; Hilgenstock, C., Die Anwendung des Allgemeinen Landrechts in der richterlichen Praxis, 2009; Bitter, A. v., Das Strafrecht des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 2013; Stegmaier, W., Das preußische Allgemeine Landrecht und seine staatsrechtlichen Normen, 2013; Sturm, F., Das preußische Allgemeine Landrecht, 2014; Schroth, F., Praxistest für das ALR, 2016; Röhrmann, K., Das Ehescheidungsrecht des ALR und die Reformvorschläge im 19. Jahrhundert, 2017
Allgemeines Persönlichkeitsrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einer Person an ihrer Persönlichkeit insgesamt zustehende Recht. Erste Ansätze hierfür finden sich bei Donellus (Doneau 1527-1591), Pufendorf, Thomasius und Wolff (vgl. § 83 Einl. ALR, § 16 ABGB), doch lehnt Friedrich Carl von Savigny ein allgemeines Persönlichkeitsrecht ab, weil Injurienstrafenklage und Strafrecht genügenden Schutz bieten. Demgegenüber treten später Otto von Gierke und Josef Kohler für ein allgemeines Persönlichkeitsrecht ein. Bei der Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900) wird auf ein allgemeines Persönlichkeitsrecht bewusst verzichtet, nur der Namensschutz in § 12 geregelt und der Schadensersatz bei immateriellen Schäden eingeschränkt (§ 253 BGB, anders Art. 28 ZGB Schweiz 1907/1911). Seit 1954 wird ein allgemeines Persönlichkeitsrecht in Deutschland durch die Rechtsprechung (BGHZ 13, 334, 1958, BGHZ 26, 349, 1974 BVerfGE 34, 269, vgl. 1956 BGHZ 20, 345 pönale Geldentschädigung) anerkannt. Als Rechtsgrund wird Art. 2 Iff. GG angesehen (vgl. BGHZ 128,1). Beachte auch § 201a StGB.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 1 1910, 58; Irmscher, K., Der privatrechtliche Schutz der Persönlichkeit in der Praxis des gemeinen und partikularen Rechts, 1953; Scheyhing, R., Zur Geschichte des Persönlichkeitsrechts im 19. Jahrhundert, AcP 158 (1959/1960), 503; Leuze, D., Die Entwicklung des Persönlichkeitsrechts im 19. Jahrhundert 1962; Simon, J., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht und seine gewerblichen Erscheinungsformen, 1981; Gottwald, S., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 1996; Goebel, J., Allgemeines Persönlichkeitsrecht, 2004; Ebert, I., Pönale Elemente im Privatrecht, 2004; Kastl, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 2004; Martin, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 2007
Allgemeines Vermögensgesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) für das Fürstentum Montenegro ist das vor allem unter Mitarbeit Baltazar →Bogišićs (1834-1908) 1888 in Kraft gesetzte Privatrechtsgesetzbuch Montenegros (ohne Familienrecht und Erbrecht).
Lit.: Zimmermann, W., Valtazar Bogišić (1834-1908), 1962; Hamza, G., Bemerkungen zur Privatrechtsentwicklung in Montenegro, (in) Spomenica Valtazara Bogišića, 2008, 315
Allgemeinverfügung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandene, lange als zwischen Verordnung und Verwaltungsakt stehend angesehene, zuletzt dem Verwaltungsakt zugeordnete Einrichtung des allgemeinen Verwaltungsrechts.
Lit.: Wandschneider, S., Die Allgemeinverfügung, 2009
alliiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht als eigener Ansatz in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Verb alliieren in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1628 aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) verbündet
Alliierte hohe Kommandantur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Berlin ist das gemeinsame Organ der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs für Berlin seit Juli 1945. Nach dem Auszug des sowjetischen Stadtkommandanten aus der Alliierten Hohen Kommandatur an dem 16. Juni 1948 tagen die drei westlichen Stadtkommandanten allein. Die Hoheitsgewalt über →Berlin (West) wird bis zu der Vereinigung Berlins in dem Zuge der Herstellung deutscher Einheit (1990) von den drei Westalliierten ausgeübt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Schiedermair, H., Der völkerrechtliche Status Berlins, 1975; Grant, H., Die Alliierten und die Teilung Deutschlands, 1985
Alliierte Hohe Kommission (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das oberste Organ der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritanniens und Frankreichs für die Bundesrepublik Deutschland einschließlich der westlichen Sektoren Berlins von dem 21. 9. 1949 bis zu dem 5. 5. 1955. Die Alliierte Hohe Kommission hat ihren Sitz auf dem Petersberg bei Königswinter. Sie besteht aus den 3 Hohen Kommissaren der beteiligten westlichen Besatzungsmächte Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich.
Lit.: Vogt, H., Wächter der Bonner Republik, 2004
Alliierter Kontrollrat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an dem 30. 7. 1945 errichtete Organ der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich für die Ausübung der obersten Gewalt in Deutschland, insbesondere die Entscheidung aller Deutschland als Ganzes betreffenden Fragen. Der Alliierte Kontrollrat erlässt auch Gesetze. An dem 20. 3. 1948 stellt er wegen der gegensätzlichen Ansichten der westlichen Mächte einerseits und der Sowjetunion andererseits seine Tätigkeit ein. In Österreich werden nach dem ersten alliierten Kontrollabkommen von dem 4. 7. 1945 ein aus den vier militärischen Kommissaren der vier Besatzungsmächte gebildeter Alliierter Rat und ein Exekutivkomitee mit Stäben (insgesamt als Alliierte Kommission bezeichnet) eingerichtet, deren oberste Gewalt durch das zweite alliierte Kontrollabkommen von dem 28. 6. 1946 abgeschwächt wird. →Kontrolle
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245; Jaenicke, G., Der Abbau der Kontrollratsgesetzgebung, 1952; Etzel, M., Die Aufhebung von nationalsozialistischen Gesetzen, 1992; Schmoeckel, M., Die Aufhebung von nationalsozialistischen Gesetzen, ZRG 112 (1994), 431; Mai, G., Der Alliierte Kontrollrat in Deutschland, 1995
Alliiertes Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von den alliierten Besatzungsmächten (in Deutschland) in fünf Abschnitten (vor dem 5. 6. 1945, ab der Berliner Erklärung von dem 5. 6. 1945, ab 1947, ab 1951 und ab 1955) geschaffene oder veranlasste Besatzungsrecht.
Lit.: Handbuch des Besatzungsrechts, hg. v. Schmoller, G. v. u. a., 1957; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, D., 1990; Deutschland unter alliierter Besatzung, hg. v. Benz, W., 1999; Rensmann, M., Besatzungsrecht im wiedervereinigten Deutschland, 2002
Allmende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1133 bezeugt – 1125 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab dem Althochdeutschen [ohne Zeitangabe AhdGl. III 407] und 1125 [Schöpflin, AlsDipl. I 203] bzw. 1149 [WirtUB. II 49] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., mhd. almende) ist die mehreren Berechtigten zu allgemeiner Nutzung zustehende Wirtschaftsfläche (einer Gemeinde oder eines ähnlichen Verbands). Es ist sehr zweifelhaft, ob die Anfänge der vor allem in dem Hochmittelalter bezeugten Allmende in die germanische Landnahme zurückreichen. Inhaltlich besteht die Allmende aus Wäldern, Weide und Ödland. Nutzungsberechtigt sind regelmäßig die Inhaber mehrerer (nahe beieinander liegender) Hofstellen bestimmter Größe (Markgenossen). Schon früh versucht der König und später auch der Landesherr, ein Allmendregal durchzusetzen. Das durch den Liberalismus geprägte 19. Jahrhundert strebt nach Beseitigung der Allmende zugunsten von Alleineigentum. →Alm
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96, 121; Möser, J., Osnabrückische Geschichte, 1768ff.; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Weiss, J., Die Hackwaldallmende der Stadt Eberbach, ZRG GA 17 (1896), 77; Schiff, W., Grundriss des Agrarrechts, 1903; Rüttimann, K., Die zugerischen Allmendkorporationen, 1904; Rennefahrt, H., Die Allmend im Berner Jura, 1905; Wopfner, H., Das Almendregal des Tiroler Landesfürsten, 1906; Omlin, H., Die Allmendkorporationen der Gemeinde Sarnen, 1913; Litscher, M., Die Alpkorporationen des Bezirkes Werdenberg, 1919; Meyer, E., Die Nutzungskorporationen im Freiamt, 1919; Haff, K., Überbleibsel strenger Feldgemeinschaft auf friesischen und skandinavischen Inseln, ZRG GA 46 (1926), 378; Haff, K., Die alten Feld- und Wiesengemeinschaften der Insel Föhr und ihre Erbbücher, ZRG GA 47 (1927), 673; Bergdolt, W., Badische Allmenden, ZRG GA 48 (1928), 466; Weber, K., Zur Rechtsgeschichte der Wiesengemeinschaften der Hallig Hooge, 1931; Plett, E., Zur Rechtsgeschichte des Spätlandes auf Osterlandföhr, 1931; Kirchner, R., Die Allmende und ihre Schicksale in Unterfranken, Diss. jur. Würzburg 1931; Mantel, K., Der Gemeindewald in Bayern, Diss. jur. Würzburg 1933; Rynning, L., Bidrag til norsk almenningsrett I, 1934; Brinkmann, O., Die Bedeutung der Allmende im neuen Deutschland, 1935; Scherzer, G., Die Allmenden in Baden, 1940; Grass, N., Beiträge zur Rechtsgeschichte der Alpwirtschaft, 1948; Fischer, H., Zum Gebietsrecht der Stadtallmende, ZRG GA 71 (1954), 209; Sidler, R., Die schwyzerische Unterallmeindkorporation, Diss. jur. Zürich 1956; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Golkowsky, R., Die Gemeinheitsteilungen im nordwestdeutschen Raum, 1965; Wehrenberg, D., Die wechselseitigen Beziehungen zwischen Allmendrechten und Gemeinfronverpflichtungen, 1969; Wörlen, R., Waldeigentümergemeinschaften, 1981; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Below, S. v. u. a., Wald, 1998; Zückert, H., Allmende und Allmendaufhebung, 2003; Schmidt-Wiegand, R., Allmende, (in) Worte des Rechts, 2007, 347; Von der Allmende zur Share Economy, hg. v. Schläppi, D. u. a., 2018
Allod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Lex Salica-Fragment] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab der Lex Salica [507-511], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das keinen zusätzlichen Beschränkungen unterliegende Familiengut (19. Jahrhundert, vgl. Lex Salica 59). Es steht insbesondere in einem Gegensatz zu →Lehen. In dem deutschen Sprachraum gibt es wohl schon früh Allod, während in Frankreich (wegen der Vermutung nulle terre sans seigneur) Allod eher selten und in England Allod seit 1066 (Domesdaybook) verschwunden ist. Allod kann von dem Berechtigten zu Lehen gemacht werden und Lehen kann bei Mitwirkung aller Berechtigter in Allod verwandelt werden. Mit dem 19. Jahrhundert geht Allod allgemein in →Eigentum auf.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, WAS; Chenon, E., Étude sur l’histoire des alleux en France, 1888; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenberger, ZRG GA 58 (1938), 448; Ebner, H., Das freie Eigen, 1969; Spieß, K., Das Lehnswesen, 2002, 2. A. 2009
Allodifikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1738 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (ausdrückliche oder stillschweigende) Umwandlung von Lehen in →Allod. Tatsächlich findet in der Neuzeit eine allmähliche Allodifikation der deutschen Landesfürstentümer zu Lasten des Reiches oder Königs statt (bis 1806). Innerhalb der Landesfürstentümer erfolgt (nicht zuletzt aus steuerlichen Überlegungen) eine Allodifikation der Lehen von 1702 (Preußen) bis 1919 (Mecklenburg).
Lit.: Köbler, DRG 211; Loewe, V., Die Allodifikation der Lehen unter Friedrich Wilhelm I., (in) Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte 11 1898; Deter, G., Allodifikation, ZRG GA 130 (2013), 205
Allthing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1808) ist die vielleicht 930 eingerichtete politische Versammlung der seit der 2. Hälfte des 9. Jahrhunderts vor allem von Westnorwegen aus besiedelten Insel →Island. Das Allthing wird in der zweiten Junihälfte jedes Jahres in dem Südwesten abgehalten. Teilnahmeberechtigt ist jeder thingsteuerfähige Freie, teilnahmeverpflichtet jeder Häuptling (Gode) und jeder neunte Mann. Auf dem Allthing hat der Gesetzessprecher oder Rechtssprecher (lögsögumadr) das Recht vorzutragen, ist Recht zu setzen und zu klären und müssen Urteile gefällt werden. 1271/1281 endet diese ältere Gestaltung. 1798 wird das Allthing insgesamt aufgelöst.
Lit.: Kuhn, H., Das alte Island, 1971; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500 – eine Quellenkunde, 2011, 2. A. 2016 (Wort 1808
Alm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1808 bezeugt – Hinweis auf Alpe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über Alpe und das erschließbare Germanische sowie das Keltische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bergweide, →Almrecht
Almrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht [aber Alprecht 1385] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – Alprecht ab 1385 in 25 Stellen – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Alp oder (aus alben kontrahiert) Alm als der hochgelegenen, vielleicht seit 3000 Jahren in den Sommermonaten bewirtschafteten Weidefläche (vor allem des Alpenraums). Diese gehört teils Genossenschaften, teils Grundherren. Das Eigentum an den Grundstücken ist oft durch besondere Rechte und Dienstbarkeiten eingeschränkt (beispielsweise Schneefluchtrecht auf niedriger gelegenen und damit eher schneefreien Almen).
Lit.: Hibler, I., Die Grundlagen von Almwirtschaft und Almrecht in Bayern, 1923; Weiß, R., Das Alpwesen Graubündens, 1941; Grass, N., Beiträge zur Rechtsgeschichte der Alpwirtschaft, 1948; Moritz, A., Die Almwirtschaft im Stanzertal, 1956; Grass, N., Forschungen zur Alpwirtschaft, ZRG GA 81 (1964), 368; Ramseyer, R., Das altbernische Küherwesen, 1961; Gietzen, H., Die Almen des Stubaitales, 1964; Schweizerischer Alpkataster, hg. v. d. Abteilung für Landwirtschaft des eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements in Bern, 1962ff.; Hägele, E., Die Hinterriss, Diss. staatswiss. Innsbruck 1967; Edelmann, M., Die Almen im Tegernseer Tal, 1966; Werner, K., Die Almwirtschaft des Schnalstales, 1969; Starz, R., Die Almwirtschaft in der Wildschönau, Diss. staatswiss. Innsbruck 1970; Carlen, L., Das Recht der Hirten, 1970; Schenk, P., Die Almwirtschaft im Alpbachtal (Tirol), 1974; Zwittkovits, F., Die Almen Österreichs, 1974; Grass, N., Oswald von Wolkenstein und die Almwirtschaft, ZRG GA 92 (1975), 105; Tremel, F., Zur Rechtsgeschichte des Almwesens, (in) FS N. Grass Bd. 2 1975, 3; Untersuchungen zur eiszeitlichen und frühmittelalterlichen Flur, hg. v. Beck, H., 1980; Arnold, G., Die Korporation Ursern, 1990; Grass, N., Alm und Wein, 1990 (Aufsätze)
alodis (lat.-afränk. [F.]) →Allod, s. Google
Alp →Alm, s. Google
Alpen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1741 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) ist der Name des Italien von Frankreich und Deutschland trennenden, infolge der Pattenverschiebungen des Erdmantels entstandenen Gebirges Europas.
Lit.: Die Alpen in der europäischen Geschichte des Mittelalters, 1965; Die Alpen, hg. v. Mathieu, J. u. a., 2005; Wege über die Alpen, hg. v. Oster, U., 2006; Le Alpi porta d’Europa, hg. v. Pani, L. u. a., 2009; Winckler, K., Die Alpen im Frühmittelalter, 2012; Bätzing, W., Die Alpen, 2018
Alsfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Oberhessen übernimmt nach 1556 weitgehend wörtlich das Frankenberger Stadtrechtsbuch.
Lit.: Gerhardt, H., Das Alsfelder Stadtrechtsbuch, Diss. Freiburg im Breisgau 1993; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 82; Eckhardt, W., Das Stadtgericht als Oberhof, (in) Zs. f. hess. Gesch. 110 (2005), 21ff.; Das Frankenberger Stadtrechtsbuch, bearb. v. Eckhardt, W., 2014; Das Augustinerkloster Alsfeld, hg. v. Schneider, H., 2019
alt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221/1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) betagt, bejahrt, reif
Altar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem 13. Jahrhundert [HohenfurtBened. 267] sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der christlichen Kirche für geistliche Handlungen verwendete Tisch, mit dem auch Rechtshandlungen (beispielsweise Stiftungen, Eide, Gottesurteile) verbunden werden können.
Lit.: Carlen, L., Orte, Gegenstände, Symbole kirchlichen Rechtslebens, 1999; Viek, S., Der mittelalterliche Altar als Rechtsstätte, (in) Mediävistik 17 (2004)
Altdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) bei Nürnberg, 1504 von der Pfalz an die Reichsstadt Nürnberg gelangt, 1553 sehr zerstört, ist von 1575 an Sitz des 1526 nach Vorschlägen Melanchthons in dem Egidienkloster Nürnbergs eingerichteten Gymnasiums und von 1622 bis 1809 Sitz einer Universität (Donellus, Rittershusius, 1599 Wallenstein, 1667 Leibniz). 1806 kommt Altdorf zu Bayern.
Lit.: Will, G., Geschichte und Beschreibung der nürnbergischen Universität Altdorf 1796, Neudruck 1975; Die Matrikel der Universität Altdorf, hg. v. Steinmeyer, E. v., 1812, Neudruck 1980; Mummenhoff, G., Die Juristenfakultät Altdorf in den ersten fünf Jahrzehnten ihres Bestehens, Diss. jur. Erlangen 1957; Loiermann, H., Die Altdorfer Juristen, (in) FS K. S. Bader 1965, 267; Mährle, W., Academia Norica (1575-1623), 2000; Nürnbergs Hochschule in Altdorf, hg. v. Marti, H. u. a., 2014
alte Kulm →Kulm
Altena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Lappe, J., Die Freiheit Altena, 1929
Altenteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1710 [BremPolO. 1732 741] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) ist die einem Bauern und seinem überlebenden Ehegatten nach Übergabe seines Hofes an seinen Nachfolger zustehende Versorgung. Das seit der Mitte des 14. Jahrhundert nachweisbare Altenteil wird bei freien Bauern durch (seit dem 16. Jahrhundert nachweisbaren) Vertrag vereinbart (und in neuerer Zeit in dem Grundbuch dinglich gesichert), bei grundherrschaftlichen Bauern auch in Hofrechten festgelegt. Es haftet an dem Hofgrundstück. Die Anerbengesetzgebung des 19. Jahrhunderts kennt eine gesetzliche Regelung, deren genaue Ausgestaltung der Vereinbarung überlassen ist. Art. 96 EGBGB verweist für den schuldrechtlichen Vertrag auf das Landesrecht.
Lit.: Runde, C., Die Rechtslehre von der Leibzucht oder dem Altenteile auf deutschen Bauerngütern, 1805; Schmidt, K., Gutsübergabe und Ausgedinge, 1920; Piepenbrock, J., Die Entwicklung des Altenteils oder der Leibzucht, 1925 (Diss. Münster); Weiland, H., Die geschichtliche Entwicklung des bäuerlichen Altenteils, 1940; Weber, H., Der deutsche bäuerliche Übergabevertrag, 1941; Czerannowski, B., Das bäuerliche Altenteil in Holstein, Lauenburg und Angeln 1650-1850, 1988; Schäfer, A., Übernahme und Altenteil, Diss. jur. Bonn 1994
Alter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine für das Recht in verschiedener Hinsicht bedeutsame, durch die dem Universum wie dem Menschen vorgegebene Dimension Zeit bedingte Erscheinung des Seins wie des menschlichen Lebens. Schon das römische Recht unterscheidet zwischen Kleinkindern (lat. [M.Pl.] infantes), Nochnichtgeschlechtsreifen (lat. [M.Pl.] impuberes) und Geschlechtsreifen (lat. [M.Pl.] puberes), wobei der Eintritt der Reife bei Männern mit vollendetem 14., bei Frauen mit vollendetem 12. Lebensjahr angenommen wird und volle Geschäftsfähigkeit bedeutet. Allerdings besteht (wohl schon früh) bis zu der Vollendung des 25. Lebensjahrs ein besonderer Schutz bei Rechtsgeschäften. Nach den frühmittelalterlichen Volksrechten tritt Mündigkeit zunächst nach der jeweiligen einzelnen Geschlechtsreife ein, später mit der Vollendung des 10. Lebensjahrs (angelsächsisches Recht vor 1000) oder 12. Lebensjahrs (Edictus Rothari [643] 155, Leges Liutprandi [721] 18). Der Unmündige kann bestimmte Handlungen nicht vornehmen, andere nach Erreichen der Mündigkeit widerrufen. Die väterliche Gewalt dauert aber bis zu der →Abschichtung fort. Nach dem Sachsenspiegel kann diese Rechtsstellung des Unmündigen freiwillig bis zu dem Ablauf des 21. Lebensjahrs und nach dem 60. Lebensjahr fortgeführt werden. Mit der Rezeption des römischen Rechtes seit dem späteren Mittelalter dringt die römische Regelung der (lat. [F.]) infantia (Kindheit) ein (Geschäftsunfähigkeit). Wer älter als sieben Jahre alt ist, kann zwar Rechte erwerben, aber bis zu der Geschlechtsreife keine Pflichten begründen bzw. bis zu der Volljährigkeit (meist 25 Jahre) das Vermögen nicht ohne Zustimmung eines Kurators verringern, allerdings auf Antrag diese Rechtsstellung bereits mit 20 bzw. für Frauen mit 18 Jahren erreichen (lat. sog. [F.] venia aetatis, Erlaubnis des Alters). Nach dem österreichischen Codex Theresianus von 1766 (V § IV 98), dem preußischen Allgemeinen Landrecht von 1794 (II 18 § 696) und dem österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811/1812 (§ 21) tritt die Volljährigkeit mit 24 Jahren ein, in dem Deutschen Reich seit 1875 mit 21 Jahren, in der Deutschen Demokratischen Republik und in der Bundesrepublik Deutschland (1975) mit 18, in Österreich (1919) mit 21, dann (1973) mit 19 und danach (2001) auch mit 18 Jahren. Daneben gibt es die Schulpflicht mit 6 Jahren, die Religionsmündigkeit mit 14 Jahren, die beschränkte Ehemündigkeit, Testierfähigkeit und Eidesfähigkeit mit 16 Jahren und den Heranwachsenden zwischen 18 und 21 Jahren in dem Strafrecht bzw. Jugendstrafrecht.
Lit.: Kaser § 14; Hübner 63ff.; Wackernagel, W., Die Lebensalter, 1862; Eckhardt, K., Die Volljährigkeitsgrenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 1; Helfenstein, U., Beiträge zur Problematik des Lebensalters in der mittleren Geschichte, 1952; Luther, G., Ehemündigkeit, Volljährigkeit, Strafmündigkeit, 1961; Cromberg, H., Die Knabenschaftsstatuten der Schweiz, 1970; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Aging and the Ages, hg. v. Sheehan, M., 1990; Alter und Gesellschaft, hg. v. Borscheid, P., 1995; Schäfer, D., Alter und Krankheit in der frühen Neuzeit, 2004; Schlegel-Voß, L., Alter in der Volksgemeinschaft, 2005; Generationengerechtigkeit?, hg. v. Brakensiek, S. u. a., 2006; Timmer, J., Altersgrenzen politischer Partizipation in antiken Gesellschaften, 2008; Youth and Age in the Medieval North, hg. v. Lewis-Simpson, S., 2008; Lebensalter und Recht, hg. v. Ruppert, S., 2010; Brunozzi, K., Das vierte Alter im Recht, 2012; Wagner-Hasel, B., Alter in der Antike, 2012; Torp, C., Gerechtigkeit im Wohlfahrtsstaat, 2015; Kohler-Gehrig, E., Leben im Alter vom 16. bis 19. Jahrhundert, 2022
Alteri stipulari nemo potest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.). Für einen anderen kann man sich nichts versprechen (bzw. sich versprechen lassen).
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian 170-223)
alternativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1488 als aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1488 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht – als Ansatz –, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj./Adv.) wechselweise, →alternativus
Alternativentwurf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) zu der Strafrechtsreform ist der 1966 von reformfreudigen deutschen Professoren vorgelegte Entwurf für eine Änderung des Strafrechts, der die Liberalisierung des deutschen Strafrechts in der anschließenden Novellierung maßgeblich mitbestimmt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
alternativus, alternātīvus, lat., Adj., zweideutig, Änderung bewirkend, s. latein_a_z.docx,, vgl. lat. alternāre, V., abwechseln lassen, abwechseln, wechseln, (43 v. Chr.-18 n. Chr.) →alternativ, s. Google
Altershilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) für Landwirte ist eine durch Gesetz von dem 27. 7. 1957 (zu dem 1. 10. 1957) in Deutschland errichtete Abteilung der Sozialversicherung, die von Alterskassen bei den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften betrieben wird.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Zöllner, D., Die Altershilfe für Landwirte, 1961; Breyer, M., Auswirkung des demographischen Wandels auf die gesetzliche Alterssicherung in Deutschland, 2020
Altersversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1882 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Sozialversicherung
Altertum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1507 vielleicht als Lehnübertragung aus dem Lateinischen des Altertums bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1495 [Stallaert II 318] in 7 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der mit den ersten schriftlichen Aufzeichnungen (3000-2800 v. Chr.) bzw. dem 11. Jahrhundert v. Chr. beginnende, vor allem die Völker der Gegend um das Mittelmeer (Griechen, Römer) bis zu dem Zweistromland und Ägypten erfassende und mit der Völkerwanderung (zwischen 375 und 568, 476 Eroberung Westroms durch Germanen) allmählich endende geschichtliche Abschnitt der Kulturentwicklung des Menschen. →Antike
Lit.: The Oxford Classical Dictionary, 1949ff., 2. A. 1970, 3. A. 1996, 4. A., hg. v. Hornblower, S. u. a., 2012 (mehr als 6000 Einträge); Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1ff. 1975ff.; Buchwald, W. u. a., Tusculum-Lexikon griechischer und lateinischer Autoren, 3. A. 1982; Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, Gesamtregister I, II, 1997ff. (mit CD-ROM); Ott, M., Die Entdeckung des Altertums, 2002; Piepenbrink, K., Das Altertum, 2006; Porter, A., Mobile Pastoralism and the Formation of Near Eastern Civilizations, 2012; Assmann, J., Exodus – Die Revolution der Alten Welt, 2015, 2. A. 2015, 3. A. 2015; Isaac, B., Empire and Ideology in the Graeco-Roman World, 2019; Sessa, K., Daily Life in Late Antiquity, 2018
Althochdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1819 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.und substantiviert N.) ist die normalisierende wissenschaftliche Bezeichnung der zwischen (500 bzw.) 750 und etwa 1050 (1067) als der alten deutschen Sprachperiode in dem südlichen (hochgelegenen) Deutschland (vor allem von Alemannen, Bayern und dem südlichen Teil der Franken) gesprochenen, dem Germanischen folgenden und dem →Mittelhochdeutschen vorausgehenden Sprachen (beispielsweise althochdeutsches Lex-Salica-Bruchstück), deren Wortschatz sich auf wohl mehr als 30000 (30191) Ansätze und Verweise berechnen lässt.
Lit.: Althochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Frings, T./Karg-Gasterstädt, E., Bd. 1ff. 1952ff. (2030 soll es in 10 Bänden fertig sein, 750000 Zettel, 13 Mitarbeiter [derzeit], durchschnittlich sieben Zettel je Tag bearbeitet, ein Drittel Glossen); Baesecke, G., Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums (2, 1), 1950; Schützeichel, R., Die Grundlagen des westlichen Mitteldeutschen, 1961; Schützeichel, R., Althochdeutsches Wörterbuch 1969, 2. A. 1974, 3. A. 1981, 4. A. 1989. 5. A. 1995, 6. A. 2004, 7. A. 2012; Sonderegger, S., Althochdeutsch als Anfang, 1977; Köbler, G., Wörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1993; Köbler, G., Taschenwörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1994; Meinecke, E./Schwerdt, J., Einführung in das Althochdeutsche, 2001; http://www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html; Nievergelt, A., Althochdeutsch in Runenschrift, 2009
Althusius (Althaus), Johannes (Diedenshausen bei Berleburg in der Grafschaft Wittgenstein 1557 [oder um 1563]-Emden 12. 8. 1638), Hofpredigerssohn, wird nach dem Studium in Marburg (Pädagogium, 1577), Köln (1581), Basel (Amerbach, 1586 Promotion über Intestaterbfolge) und Genf (D. Gothofredus) 1588 nach Herborn an die dort 1584 gegründete Hohe Schule berufen (1592-1596 Steinfurt). Von 1604 bis 1638 wirkt er in Emden als Ratssyndikus. Sein Hauptwerk (lat. [F.] Politica methodice digesta, Politik methodisch behandelt, 1603, 3. A. 1614, Neudruck 1961, 1981) ist der erste deutsche Versuch einer systematischen Staatslehre, den Althusius zu einer allgemeinen, mit noch mittelalterlicher Naturrechtsvorstellung behafteten Rechtslehre ausbaut, der aber in dem beginnenden Absolutismus letztlich von beschränkter Wirkung bleibt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 148; Gierke, O. v., Johannes Althusius, 1880, 2. A. 102, 3. A. 1913, 4. A. 1929, 5. A. 1958, 6. A. 1968, Neudruck 1980, 7. A. 1981; Reibstein, E., Johannes Althusius als Fortsetzer der Schule von Salamanca, 1955; Winters, P., Die „Politik“ des Johannes Althusius und ihre zeitgenössischen Quellen, 1961; Althusius-Bibliographie, hg. v. Scupin, H. u. a., Bd. 1f. 1973; Friedrich, C., Johannes Althusius und sein Werk, 1975; Politische Theorie des Johannes Althusius, hg. v. Dahm, G. u. a., 1988; Wyduckel, D., J. Althusius - Die deutsche Literatur zwischen 1450 und 1620, 1991; Politische Begriffe und historisches Umfeld in der Politica methodice digesta, hg. v. Bonfatti, E. u. a., 2002; Althusius, J., Politik, übers. v. Janssen, H., hg. v. Wyduckel, D., 2003; Jurisprudenz, politische Theorie und politische Theologie. Beiträge des Herborner Symposions zum 400. Jahrestag der Politica des Johannes Althusisus 1603-2003, hg. v. Carney, F. u. a., 2004; Bianchin, L., Diritto, teologica e politica nella prima età moderna – Johannes Althusius (1563-1638), 2017
Altmark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)
Lit.: Rohrlach, P., Historisches Ortslexikon für die Altmark, 2 Bände, 2018 XXXVII, 1-1299, XI, 1301-2903 S.
altmärkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Adj.) Altmark betreffend
Altmärkische Glosse zu dem Sachsenspiegel →Stendaler Glosse, s. Google
Altniederfränkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die in dem Nordwesten des fränkischen Reiches in der altdeutschen Zeit des Frühmittelalters gesprochene Sprache, aus der sich das Mittelniederländische und das Niederländische entwickeln.
Lit.: Köbler, G., Sammlung altniederfränkischer Tradition – Texte – Glossen, 2002
Altona (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Maertens, R., Das Landgericht Altona (1879-1937) und die Anfänge des Landgerichts Itzehoe (1937-1945), 2011
Altsächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1733 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die in dem Nordosten des fränkisch/deutschen Reiches zwischen (500 bzw.) 750 und 1200 als der alten deutschen Sprachperiode von den Sachsen gesprochene, dem Mittelniederdeutschen vorausgehende Sprache (beispielsweise →Heliand).
Lit.: Köbler, G., Altsächsisches Wörterbuch, 5. A. 2014 Altsächsisches Wörterbuch (koeblergerhard.de)
Altzelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)
Lit.: Urkundenbuch des Zisterzienserklosters Altzelle, Teil 1 1162-1249, bearb. v. Graber, T., 2006; Die Zisterzienser und ihre Bibliotheken, hg. v. Graber, T. u. a., 2008
Alzey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)
Lit.: 1750 Jahre Alzey, hg. v. Becker, K., 1973
Amalfi (Kleinstadt mit rund 5000 Einwohnern an dem Golf von Salerno in Kampanien in Italien) s. Google
Lit.: Morrissey, J., Amalfi – Moderne im Mittelalter, 2020
Amberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in der Oberpfalz wird erstmals 1034 in einer Gabe Konrads II. an das Hochstift Bamberg erwähnt. Spätestens 1242 ist es Stadt. Die älteste erhaltene (deutsche) Bestätigung des Stadtrechts stammt von 1294.
Lit.: Denkmäler des Amberger Stadtrechts, hg. v. Laschinger, J., Bd. 1ff. 1994ff.
Amerbach, Bonifacius (Basel 1495-1562), Schüler Zasius‘ und Alciats, Freund und Erbe des Erasmus von Rotterdam, durch Aristoteles geprägter Professor der Pandekten in Basel und Advokat (Anwalt, Familie aus Amorbach, ursprünglicher Name Welcker). S. Google
Lit.: Die Amerbachkorrespondenz, hg. v. Hartmann, A. u. a., Bd. 1ff. 1942ff.; Kisch, G., Humanismus und Jurisprudenz, 1955; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Hagemann, H., Die Rechtsgutachten des Bonifacius Amerbach, 1997; Hagemann, H., Die Rechtsgutachten des Basilius Amerbach, 2001; Burckhardt-Biedermann, T., Bonifacius Amerbach und die Reformation, 2017
Amerika (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist der spät wohl frühgeschichtlich (um 13000 v. Chr., Prä-clovis-Funde bei Austin in Texas oder vielleicht nach anderen etwas älteren Funden auch schon etwas früher ) von Sibirien aus (von Asiaten/Indianern über eine während einer Eiszeit bestehenden Landbrücke von Sibirien nach Alaska) besiedelte, um die erste Jahrtausendwende von Wikingern (Leif Eriksson aus Grönland mit 35 Männern in Helluland, Markland und Vinland = Weinland?, überliefert in isländischen Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts, 1960 Funde von Überresten einer wikingerzeitlichen Siedlung in L’Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands in Kanada mit Eisenschlackeresten) und 1492 von Kolumbus auf der von Europa aus nach Westen gerichteten Suche (nach Gewürzen wie Pfeffer) nach Indien (nochmals) entdeckte, von Amerigo Vespucci (Florenz? 9. 3. 1454-Sevilla 11. 2. 1512, von 1492 bis 1495 mit Kolumbus vergesellschaftet, Vorname italienisiert aus Amalrik bzw. Emmerich) in dem Gefolge der Entdeckung der Amazonasmündung (1502) als verschieden von Indien erkannte, an dem 25. 4. 1507 von Martin Waldseemüller und Matthias Ringmann in der (lat.) Cosmographiae Introductio (F., Einleitung in die Weltbeschreibung) nach Amerigo (Vespucci) als Amerika benannte, in dem Süden von Spanien (unter Ausnutzung einheimischer Zerstrittenheit) und Portugal und in dem Norden vor allem von England (und Frankreich) in Besitz genommene Kontinent, dessen verschiedene Kolonien bzw. Staaten sich seit dem 18. Jahrhundert von den Kolonialmächten lösen, aber in dem 20. Jahrhundert von den 1776 von Großbritannien verselbständigten →Vereinigten Staaten von A. stark geprägt werden.
Lit.: Bravo Lira, B., Beziehungen zwischen den europäischen und ibero-amerikanischen Kodifikationen, ZRG GA 103 (1986), 294; Die neue Welt, hg. v. Edelmayer, F. u. a., 2001; Semper, F., Die Rechte der indigenen Völker in Kolumbien, 2003; Weber, K., Deutsche Kaufleute im Atlantikhandel 1680-1830, 2004; Arens, W./Braun; H., Die Indianer Nordamerikas, 2004; Depkat, V., Geschichte Nordamerikas, 2004; König, H., Kleine Geschichte Lateinamerikas, 2006; Gemegah, H., Die Suche nach den ersten Amerikanern, 2007; Klemke, U., Die deutsche politische Emigration nach Amerika 1815-1848, 2007; Taladoire, E./Courau, J., Die Maya, 2007; Winfield, A., Eugenics and Education in America, 2007; Place and Native American Indian History and Culture, hg. v. Porter, J., 2007; Borge, F., A New World for a New Nation, 2007; Gemegah, H., Die Suche nach den ersten Amerikanern, 2007; Amerika, hg. v. Lehmkuhl, U. u. a., 2008; The Cambridge History of Law in America, hg. v. Grossberg, M. u. a., Bd. 1ff. 2008; Rinke, S., Revolutionen in Lateinamerika, 2010; Lerg, C., Amerika als Argument, 2011; The Oxford Encyclopedia of American Political and Legal History, hg. v. Critchlow, D., 2012; Campbell, J., Crime and Punishment in African American History, 2012; Rinke, S., Lateinamerika und die USA, 2012; Bernhard, R., Geschichtsmythen über Hispanoamerika, 2013; Saldern, A., v., Amerikanismus, 2013; Duve, T., Salamanca in Amerika, ZRG GA 132 (2015), 116; Loock, K., Kolumbus in den USA, 2014; Derecho privado y modernización, hg. v. Rosario Polotto, M. u. a., 2015; Rinke, S., Im Sog der Katastrophe – Lateinamerika und der erste Weltkrieg, 2015; Simek, R., Vinland! Wie die Wikinger Amerika entdeckten, 2016; Murrin, J., Rethinking America - From Empire to Republic, 2018 (Sammelband); Rinke, S., Conquistadoren und Azteken – Cortés und die Eroberung Mexikos, 2019; Huber, V., Die Konquistadoren – Cortés, Pizarro - und die Eroberung Amerikas, 2019; Werz, N., Lateinamerika, 2020
amerikanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1855 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) →Amerika betreffend
Amerikanische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Amerikanische Besatzungszone) ist die 1945 an dem Ende des Zweiten Weltkriegs der alliierten Siegermacht Vereinigte Staaten von Amerika zugeteilte →Besatzungszone des besiegten Deutschen Reiches. Sie geht an dem 1. 1. 1947 in der →Bizone und mit ihr an dem 23. 5. 1949 in der Bundesrepublik Deutschland auf.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
amicus, amīcus (1), amēcus, ameicus, lat., Adj., befreundet, freundlich gesinnt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *amma, *ama, *amī̆, F., Mutter (F.) (1)
amicus, amīcus (2), amēcus, ameicus, lat., M., Freund, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. idg. *amma, *ama, *amī̆, F., Mutter (F.) (1)
Amira, Karl von (Aschaffenburg 8. 3. 1848-München 22. 6. 1930), Richterssohn, wird nach dem Abitur und Studium in München (Konrad Maurer, Bernhard Windscheid, Julius Wilhelm von Planck, Paul von Roth und Alois von Brinz), der Promotion über das altnorwegische Vollstreckungsverfahren (1872) und der Habilitation über Erbenfolge und Verwandtschaftsgliederung nach den altniederdeutschen Rechten (1874) 1875 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau und 1892 in München. Seine Hauptwerke betreffen Nordgermanisches Obligationenrecht (1882ff., unvollendet), die Dresdener Sachsenspiegelbilderhandschrift (1902, 1925/1926) und die germanischen Todesstrafen (1922). Der Name Amira wird aus dem Arabischen und Persischen hergeleitet und mit den Bedeutungen Befehlshaberin, Prinzessin verbunden. S. Google
Lit.: Amira, K., Über Zweck und Mittel der germanischen Rechtsgeschichte, 1876; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AmiraKarlvonGrundrissdesgermanischenRechts3A1913.pdf ; Amira, K. v., Grundriss des germanischen Rechts, 1890, 2. A. 1897, 3. A. 1913; Puntschart, P., Karl von Amira und sein Werk, 1932; Karl von Amira zum Gedächtnis, hg. v. Landau, P. u. a., 1999; Hein, O., Vom Rohen zum Hohen – Öffentliches Strafrecht im Spiegel der Strafrechtsgeschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts, 2001, 313ff.
amnestia, amnēstia, lat., F., Vergessen, Vergeben, Amnestie, Val. Max. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. gr. ἀμνηστία (amnēstía), F., Vergessen, Vergesslichkeit, Amnestie
Amnestie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1561 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1561 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über amnēstia, lat., F., Vergessen, Vergeben, Amnestie, [1. Jh. n. Chr.], s. gr. ἀμνηστία (amnēstía), F., Vergessen, Vergesslichkeit, Amnestie und damit das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Nichterinnerung, Straferlass) ist in dem Strafrecht die Begnadigung einer Mehrheit von Straftätern (in Griechenland seit dem 6. Jahrhundert belegt, Athen 403 v. Chr., erstmals 196 v. Chr. als amnestia, Amnestie benannt). In dem 16./17. Jahrhundert wird die Bezeichnung in das Deutsche allgemeiner aufgenommen. In dem 19. Jahrhundert wird in dem deutschen Sprachraum für eine Amnestie ein formelles Gesetz erforderlich. Amnestie kann Rechtssicherheit und Rechtsstaat gefährden.
Lit.: Usteri, P., Ächtung und Verbannung im griechischen Recht, 1903; Waldstein, W., Untersuchungen zum römischen Begnadigungsrecht, 1964; Hammel, F., Innerstaatliche Amnestien, 1993; Süß, F., Studien zur Amnestiegesetzgebung, 2001
Amortisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1717 als aus dem Französischen gebildet bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb amortisieren 1769) Tilgung
Amortisationsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das weltliche Gesetz, das die Freiheit des kirchlichen (oder auch jüdischen) Grunderwerbs und die Zunahme des abgabenfreien Kirchenguts einschränkt (beispielsweise Lübeck 1220/1226, Judenburg 1269, Österreich 1303, vgl. Ssp LR I 25 § 1, ALR II 11 § 1199) (, weil die tote Hand das einmal Ergriffene nicht mehr hergibt). Das österreichische Konkordat von 1855 und Art. 137 III WRV beseitigen diese wenig wirksamen Beschränkungen endgültig.
Lit.: Moshamm, F. v., Über die Amortisationsgesetze überhaupt, 1798; Kahl, W., Die deutschen Amortisationsgesetze, 1879; Lea, H., The Dead Hand, 1900; Borries, A. v., Die Erwerbsbeschränkungen der manus mortua in Preußen, Diss. jur. Leipzig 1904; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 2. A. 1951, 483f.; Haegele, K., Die Beschränkungen des Grundstücksverkehrs, 3. A. 1970; Schmidt, P., Die Privatisierung des Besitzes der toten Hand in Spanien, 1990
amortisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1769 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1769 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Frühromanische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tilgen
Amsterdam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Mündung der Amstel in das Ijsselmeer entsteht um 1270 und erhält um 1300 Stadtrecht. 1632 wird eine Universität eingerichtet.
Lit.: Koning, H., Amsterdam 1977; Beuys, B., Leben mit dem Feind, 2012 (1940-1945)
Amt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 und 765 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltisch-Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Aufgabe oder der Dienst. In dem römischen Recht hat sachlich nach dem Sturz des Königs (510 v. Chr.) der Höchstmagistrat (lat. consules [M.Pl.] Berater) das höchste Amt der Republik. Hieraus entwickelt sich durch Schaffung weiterer Magistraturen ein nach Zuständigkeiten gegliedertes System der Träger herrschaftlicher Gewalt (mit einem vielleicht seit dem 2. Jahrhundert. v. Chr. regelmäßigen [lat.] cursus [M.] honorum, Ämterlaufbahn). Dieses wird durch die Einführung des Prinzipats abgeändert (Ressortbezogenheit, auf den Kaiser ausgerichtete Hierarchie, Rangklassen, Qualifikationskriterien, Besoldung). Zu den leitenden Ämtern treten zahlreiche nachgeordnete Dienststellen hinzu. Bereits bei Caesar ist dabei keltisch-lat. (M.) ambactus als Bezeichnung für die gallische Adelige umgebenden Männer bezeugt (Commentarii de bello Gallico VI, 15). In der fränkischen Zeit wird das System der Römer zwar grundsätzlich übernommen, aber erheblich vereinfacht. Hinzu kommt eine verstärkte personelle Bindung durch die Belehnung. Insbesondere das Amt (Dienst, Dienstverhältnis, Herrschaft, lat. [N.] ministerium) des Grafen wird als Lehen übertragen. Bald danach werden die dem Adel verliehenen Ämter vielfach durch ihre Inhaber dem König entzogen und zu eigenem Recht behauptet. In den seit dem 12. Jahrhundert dementsprechend entstandenen Ländern ersetzt der Landesherr die Lehnsmannen allmählich durch festbesoldete absetzbare Amtsträger und macht das Amt wieder zu einer staatlichen Einrichtung. Das örtliche Tätigkeitsgebiet wird zu dem Amt in dem räumlichen Sinn. Wer mit einem Amt betraut ist, ist Beamteter und wird zu dem →Beamten. Seit dem 17. Jahrhundert entstehen Verzeichnisse der Ämter (Amtskalender beispielsweise in England, Frankreich, dem Kirchenstaat um 1670, in Österreich um 1690 [1692], in Kursachsen 1702, in Preußen 1704 oder in Nürnberg 1705). Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert ist das öffentliche Amt ein Kernbegriff der Verwaltung. Das Amt in dem öffentlichen Dienst wird bestimmt durch seine Bezeichnung, die Laufbahn und die damit verbundene Besoldung.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 111, 197, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 30 (1909), 326; Keutgen, F., Ämter und Zünfte, 1903; Lappe, J., Geschichte des Amtes Waltrop, 1938; Beyerle, D., Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; Grube, W., Vogteien, Ämter, Landkreise, 1960; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Banngewalt, 1960; Richardson, H./Sayles, G., The Governance of Medieval England, 1963; Forsthoff, E., Lehrbuch des Verwaltungsrechts, 10. A. 1973; Bauer, V., Repertorium territorialer Amtskalender, Bd. 1f. 1997ff.; Brommer, P., Die Ämter Kurtriers, 2003; Beck, H., Karriere und Hierarchie, 2005; Löffler, U., Dörfliche Amtsträger im Staatswerdungsprozess, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ämtertraktat (Wort in Grimm DeutschesWörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Decurio de gradus
Lit.: Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 30 (1909), 326
Amtmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 und um 830 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [AhdGl. I 89] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Bestandteilen über das Keltische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Inhaber eines Amtes. In dem Mittelalter ist Amtmann (ahd. ambahtman als Wiedergabe von lat. villicus, officialis, procurator) vor allem der Verwalter eines grundherrlichen Hofverbands (in dem Südwesten auch der Dorfvorsteher) und danach der Leiter eines landesherrlichen Amtsbezirks. Seit 1921 ist Amtmann (unter Lösung von einem bestimmten Amtsgebiet) ein Beamter des gehobenen Dienstes.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 113, 151; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Agena, K., Der Amtmann im 17. und 18. Jahrhundert, 1972; Eibach, J., Der Staat vor Ort – Amtmänner und Bürger im 19. Jahrhundert am Beispiel Badens, 1994; Kroeschell, K., Der Amtmann, http://www.rewi.hu-berlin.de/FHI/zitat/0201kroeschell.htm; Klingebiel, T., Ein Stand für sich? Lokale Amtsträger in der frühen Neuzeit, 2002
Amtsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1737 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1737 [Scheidt, Bierbr. 22] und 1877 [GerichtsverfG. 143] in 2 Stellen, und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch in Google belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und Keltische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach dem Gerichtsverfassungsgesetz des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/1879) der Vertreter des Staates vor dem Amtsgericht.
Lit.: Rüping, H., Polizeianwalt - Amtsanwalt - Staatsanwalt. Zur Geschichte der Amtsanwaltschaft in Deutschland, (in) FS Wolfgang Sellert, 2000, 537
Amtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1454 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [ZGO2 13 1898 259] in 23 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das aus Lagen zusammengesetzte Buch (oder die Rolle), das (bzw. die) zu der Ausübung eines →Amtes gehörige Eintragungen enthält. Solche Amtsbücher sind sachlich seit dem Ende der römischen Republik die (lat. [M.Pl.]) commentarii der Magistrate und Priester sowie später des Kaisers. In dem Mittelalter entsteht in dem 9. Jahrhundert das Traditionsbuch und werden seit dem 12. Jahrhundert viele Amtsbücher (Grundbuch, Lagerbuch, Schreinsbuch, Stadtbuch, Kopialbuch, Register, Imbreviaturbuch) eingerichtet. →Stadtbuch
Lit.: Der kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1 1986, 1257ff.; Reetz, J., Hamburgs mittelalterliche Stadtbücher, (in) Z. d. Ver. f. hamburg. Gesch. 44 (1958), 95; Pätzold, S., Amtsbücher des Mittelalters, Archivalische Zeitschrift 81 (1998), 87; Kreter, K., Stadtbücher und Register 1289-1533, (in) Hannoversche Geschichtsblätter 48 (1994), 47; Verwaltung und Schriftlichkeit in den Hansestädten, hg. v. Sarnowski, J., 2006
Amtsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [ActaTir. III 159] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit der frühen Neuzeit partikular für den Umfang eines →Amtes (Verwaltungsbezirks) eingerichtete, beispielsweise in Baden durch Verordnung von dem 22. Juli 1857 zu dem 1. September 1857 an die Stelle der Ämter gesetzte →Gericht, das durch das deutsche Gerichtsverfassungsgesetz 1877/1879 zu dem einheitlichen Eingangsgericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit bestimmt wird (1893 in dem - zweiten - Deutschen Reich 1924 Amtsgerichte mit 4409 Richtern, 42% Einmannamtsgerichte, 2000 in der Bundesrepublik Deutschland 638 Amtsgerichte).
Lit.: Köbler, DRG 200, 261; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Steinbach, E./Kniffka, R., Strukturen des amtsgerichtlichen Zivilprozesses, 1982; 150 Jahre Amtsgericht Diepholz, hg. v. Kruthaup, E. u. a., 2002; 150 Jahre Amtsgericht Soltau, hg. v. Rundt, S., 2002; 150 Jahre Amtsgerichte im Bereich des ehemaligen Königreichs Hannover, 2002; 125 Jahre rheinische Amtsgerichte, hg. v. Lünterbusch, A. u. a., 2003; Fischer, D., 150 Jahre badische Amtsgerichte, 2007; Die Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; 100 Jahre Amtsgericht Elmshorn, 2010; Brenner, T./Florian, C., 200 Jahre Amtsgericht Böblingen, 2019
Amtshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die neben den Ersatzansprüchen des Einzelnen für die Aufopferung seiner Rechtsgüter für das allgemeine Wohl stehende Art der →Staatshaftung für Dritte schädigendes Verhalten von Amtsträgern. Ihr geht vor allem die spätmittelalterliche Syndikatsklage gegen einen absichtlich oder grob fahrlässig ein unrichtiges Urteil fällenden Richter voraus. In dem späten 18. und in dem 19. Jahrhundert wird allgemeiner eine Haftung jedes Beamten für eine Verletzung seiner Amtspflichten anerkannt (II 10 § 89 ALR für jede Fahrlässigkeit), wobei jede den Dienstvertrag verletzende Handlung dem Herrscher bzw. dem Staat nicht zugerechnet werden kann und deshalb eine private Ersatzpflicht des Beamten auslösen muss. Seit 1831 wird vereinzelt eine Ersatzpflicht des Staates geschaffen (Sachsen-Altenburg, 1852 Sachsen-Coburg-Gotha). Das Bürgerliche Gesetzbuch des deutschen Reiches von 1896/1900 hat für eine öffentlichrechtliche Ersatzpflicht des Staates keine Zuständigkeit und bestimmt deshalb in § 839 nur eine deliktische Ersatzpflicht des Beamten. Demgegenüber sehen Bayern 1899, Preußen 1909 und § 1 des Reichsbeamtenhaftungsgesetzes von dem 22. 5. 1910 eine zwar mittelbare, aber primäre Haftung des Staates vor. Art. 131 WRV leitet die Haftung reichseinheitlich von dem Beamten auf den Staat über. Dem schließt sich Art. 34 GG an. Das eine unmittelbare, verschuldensunabhängige Staatshaftung für Amtspflichtverletzung festlegende Staatshaftungsgesetz der Bundesrepublik Deutschland von dem 26. 6. 1981 ist wegen (seinerzeit) fehlender (, inzwischen in Art. 74 I Nr. 25 GG geschaffener) Zuständigkeit nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von dem 19. 10. 1982 nichtig. Die 1969 in dem Staatshaftungsgesetz der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik geschaffene unmittelbare, von dem Verschulden unabhängige Staatshaftung für rechtswidriges hoheitliches Handeln ist zwar in dem Einigungsvertrag von 1990 aufrechterhalten, aber inzwischen durch Landesgesetz abgeschafft oder eingeschränkt. Das Recht Österreichs kennt eine vergleichbare Amtshaftung, das Recht der Schweiz eine mittelbare, meist verschuldensunabhängige Haftung des Staates.
Lit.: Loening, E., Die Haftung des Staates aus rechtswidrigen Handlungen seiner Beamten, 1879; Heidenhain, M., Amtshaftung und Entschädigung aus enteignungsgleichem Eingriff, 1965; Kohl, J., Die Lehre von der Unrechtsunfähigkeit des Staates, 1977; Henne, T., Verwaltungsrechtsschutz im Justizstaat, 1995; Haaf, T., Das Tonabbau-Urteil des Reichsgerichts (1912), 2012
Amtsherzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und älteren deutschen Rechtsquellen sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das als königliches Amt vergebene →Herzogtum (9. Jahrhundert) in Gegensatz zu dem aus der Heerführerschaft eines Volkes erwachsenden →Herzogtum.
Lit.: Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1974; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart – vom Stammesherzogtum zum Freistaat heute, 1989, 2. A. 2004; Köglmeier, G., Vom jüngeren Stammesherzogtum der Luitpoldinger zum ottonischen Amtsherzogtum, 2012
Amtshilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1629 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1629 [Echzell/Diefenb.-Wülcker 53] in 5 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Ersuchen einer Behörde von einer anderen Behörde geleistete ergänzende Hilfe. Sie entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert und wird von der Rechtshilfe durch Gerichte erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts abgegrenzt. Sie beruht anfangs auf Übung, Vertrag oder Einzelgesetz. In dem späteren 20. Jahrhundert ist sie durch Verwaltungsverfahrensgesetze allgemein geregelt.
Lit.: Dreher, M., Die Amtshilfe, 1959; Schlink, B., Die Amtshilfe, 1982; Simon, J., Amtshilfe, 1991
Amtskalender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das seit dem 17. Jahrhundert allgemein entwickelte Verzeichnis von Amtsträgerrn eines Staates. →Amt
Amtspflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu amtspflichtig nicht und in DW2 1499 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [Baden/Kern HofO. II 113] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die dienstliche Pflicht eines Amtsträgers.
Lit.: Hüssener, A., Die civilrechtliche Verantwortlichkeit der Beamten wegen Verletzung der Amtspflicht, 1901; Reimer, A., Die Amtspflicht der Reichs- und Staatsbeamten, 1919; Otto, M., Die Ausweitung des „Begriffes „Amtspflicht gegenüber Driitten“ durch die Einbeziehung allgemeiner Sorgfaltspflichten in der Rechtsprechung zu § 839 BGB, 1956; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Amtspflichtverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., 1896) ist die Verletzung einer einem Amtsträger gegenüber einem Dritten obliegenden Pflicht. Sie begründet nach § 839 BGB (1896/1900) einen Schadensersatzanspruch (Amtshaftung, Staatshaftung).
Lit.: Köbler, DRG 217; Grunau, M., Die Amtspflichtverletzung in der neuen Rechtsprechung, 1933; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Lang, D., Die Sanktionierung von Amtspflichtverletzungen in der öffentlichen Verwaltung, 2017
Amtsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1414 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1205/1216 [WestfUB. IV 1 S. 13] in 14 Stellen in verschiedenen Bedeutungen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich in dem römischen Recht das von dem Amtsträger geschaffene Recht (lat. →ius [N.] honorarium).
Lit.: Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
Amtsrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1550 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1612 [CAug. I 1355] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Richter an dem Amtsgericht
Amtssasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1313 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [Argovia 9 1876 5] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Gerichtsstand erster Instanz dem örtlichen Amt zugeordnete →Landsasse.
Amtsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1847 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1626 [RevalStR. II 210] in 1 Stelle als Verletzung einer Zunftordnung, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das in einem →Amt in Ausübung amtlicher Tätigkeit begangene Verbrechen. Als gedankliche Einheit werden die Amtsverbrechen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erkannt. Noch das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) behandelt in dem Abschnitt Verbrechen der Diener des Staates (II 20 §§ 323ff.) strafrechtliche und disziplinare Sanktionen nebeneinander. Unter Einfluss Frankreichs wird danach das Standesdisziplinarrecht der Beamten von dem Strafrecht geschieden (in Preußen 1849 zwei Verordnungen über das Disziplinarrecht). In dem Strafgesetzbuch Preußens von 1851 werden Verbrechen und Vergehen in dem Amt als Sonderdeliktsgruppe zusammengefasst (§§ 309-331).
Lit.: Stock, U., Entwicklung und Wesen der Amtsverbrechen, 1932; Sturm, W., Die Entwicklung der Sonderverbrechen in Wissenschaft und Rechtsprechung seit dem 19. Jahrhundert, 1939; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962; Lüpkes, H., Die Verbrechen der Diener des Staats, 2004
Amtsverfolgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verfolgung eines Unrechtserfolgs durch die Allgemeinheit bzw. den Staat von Amts wegen ohne Antrag des Verletzten. Sie findet sich sachlich bereits in Rom in dem Altertum und erscheint erneut seit dem Frühmittelalter. →Offizialmaxime
Amtsvergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in einem →Amt in Ausübung amtlicher Tätigkeit begangene Vergehen. Als gedankliche Einheit werden die Amtsvergehen erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts erkannt. Noch das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) behandelt in dem Abschnitt Verbrechen der Diener des Staates (II 20 §§ 323ff.) strafrechtliche und disziplinare Sanktionen nebeneinander. Unter französischem Einfluss wird danach das Standesdisziplinarrecht der Beamten von dem Strafrecht geschieden (in Preußen 1849 zwei Verordnungen über das Disziplinarrecht). In dem preußischen Strafgesetzbuch von 1851 werden Verbrechen und Vergehen in dem Amt als Sonderdeliktsgruppe zusammengefasst (§§ 309-331).
Lit.: Sturm, W., Die Entwicklung der Sonderverbrechen in Wissenschaft und Rechtsprechung seit dem 19. Jahrhundert, 1939; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962
Amtsvormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die besondere, bei Bedarf durch den Staat von Amts wegen und durch ein Amt (Jugendamt) übernommene →Vormundschaft für einen Minderjährigen.
Lit.: Schwanhäußer, W., Die Amtsvormundschaft des Jugendamtes, 1927; Häusler, C., Das Vormundschaftsrecht im Wandel der Zeit – die rechtliche Entwicklung der Amtsvormundschaft 2012 (Bachelorarbeit)
analog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1762 bezeugt – 1762 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) gleich, ähnlich, entsprechend, →analogos
Analogie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1527 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über die Bestandteile mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv analog 1762) ist der bereits der griechischen Philosophie bekannte, wohl der Methodenlehre zuordenbare Schluss von der (eigentlichen) Gleichheit mindestens zweier zunächst (nach dem Wortlaut des Gesetzes oder der rechtlichen Bestimmung) rechtlich verschieden behandelter Tatbestände auf die (wegen der Gleichheit gerechterweise notwendige) Ausdehnung der Rechtsfolge eines (ersten) Tatbestands auf einen zweiten oder weiteren Tatbestand. Der Begriff analogisch taucht in der juristischen Literatur in dem 16./17. Jahrhundert auf, wobei man unter analogischer Interpretation die Beseitigung von Widersprüchen versteht. In dem frühen 19. Jahrhundert wird auf Grund von Immanuel Kants Überlegungen zu der Systematisierbarkeit des empirischen Wissens die alte Verbindung von ausdehnender Auslegung und Ähnlichkeitsschluss aufgelöst und die Analogie als „rein logische“ (wissenschaftliche bzw. gerichtliche) Ergänzung des Rechtes aus dem – nur noch positiven und in sich geschlossenen – Rechtssystem verstanden (Feuerbach, Hufeland, Savigny). Zwischen Gesetzesanlogie und Rechtsanalogie wird seit dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts unterschieden.
Lit.: Falk, J., Die Analogie im Recht. Eine Studie zur neueren Rechtsgeschichte, Diss. jur. Gießen, 1906; Diedenhofen, P., Die Artikel 104/105 der peinlichen Gerichtsordnung, 1938; Steinwenter, A., Prolegomena zu einer Geschichte der Analogie, (in) FS F. Schulz 2 (1951), 345; Langhein, A., Das Prinzip der Analogie als juristische Methode, 1992; Chanos, A., Begriff und Geltungsgrundlagen der Rechtsanalogie, 1994; Raisch, P., Juristische Methoden, 1995, 78; Schröder, J., Zur Analogie, ZRG GA 114 (1997), 1; Höltl, J., Die Lückenfüllung der klassisch europäischen Kodifikationen - Zur Analogie im ALR, Code civil und ABGB, 2006; Hofstadter, D./Sander, E., Die Analogie - das Herz des Denkens, 2014; Analogie – als Quelle der Erkenntnis, hg. v. Bender, O., 2021
Analogieverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verbot für alle in dem Strafverfahren beteiligten staatlichen Stellen, →Analogie eines Strafgesetzes zu Ungunsten des Handelnden (Angeschuldigten) vorzunehmen, und damit die strenge Bindung des Richters an den Wortlaut des Gesetzes. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird Analogie zu Ungunsten Handelnder verboten (Österreich 1787). In dem (zweiten) Deutschen Reich wird an dem 28. 6. 1935 das Analogieverbot aufgehoben, indem auch bestraft wird, „wer eine Tat begeht, die nach dem Grundgedanken eines Strafgesetzes und nach gesundem Volksempfinden Strafe verdient“, nach Ende der nationalsozialistischen Herrschaft (1945) aber wieder hergestellt. →Nullum crimen, nulla poena sine lege. § 1 StGB, Art. 103 II GG. Für andere Rechtsgebiete besteht grundsätzlich kein Analogieverbot.
Lit.: Köbler, DRG; Schottlaender, A., Die geschichtliche Entwicklung des Satzes Nulla poena sine lege, 1911; Kleinheyer, G., Vom Wesen der Strafgesetze, 1968; Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Weber, W., Analogie- und Rückwirkungsverbot, Diss. jur. Bonn 1998; Fitting, C., Analogieverbot und Kontinuität – Entwicklungslinien des strafrechtlien Analogieverbots seit 1871, 2016
analogos, lat.-gr., Adj., gleiches Verhältnis habend, analog, entsprechend, ähnlich; gr. ἀνάλογος (análogos), Adj., verhältnismäßig, angemessen, →analog
Analytical jurisprudence (ne. [N.]) ist die von John →Austin (1790-1859) begründete Strömung der englischen Rechtswissenschaft.
Lit.: Hearn, W., The Theory of Legal Duties and Rights – an introduction to analytical jurisprudence, 2017
anarchia, mlat., F., Gesetzlosigkeit, Chaos, Anarchie, s. gr. ἀναρχία (anarchía), F., Mangel eines Herrn, gesetzloser Zustand; vgl. gr. ἄναρχος (ánarchos), Adj., führerlos, zügellos, →Anarchie
Anarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1637 als aus dem Mittellateinischen und mittelbar dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische teils mit dem Indogermanischen verbindbar und teils in der Herkunft ungeklärt, F.) Herrschaftslosigkeit
Lit.: Der Anarchismus, hg. v. Oberländer, E, 1972; Lösche, P., Anarchismus 1977; Anarchismus, hg. v. Diefenbacher, H., 1996; Stowasser, A., Anarchie! – Geschichte, Perspektiven, 2020
anbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jahrhundert [Diemer 138] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ein Angebot erklären
Ancien régime (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, frz. [M.], dt. [N.]) ist die Bezeichnung für die monarchisch-feudale Regierungsform (in Frankreich vor der französischen Revolution des Jahres 1789 bzw. allgemein) zwischen etwa 1650 und 1800.
Lit.: Köbler, DRG 129, 132; Fehrenbach, E., Vom ancien régime zum Wiener Kongress, 1981, 5. A. 2008
Andelang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 713 [Pardessus II 438] in 9 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt M.) ist der bei der Übertragung von Grundstücken in dem fränkisch-alemannischen Gebiet bis zu dem Ende des 11. Jahrhunderts verwendete, nicht sicher bekannte Gegenstand, Handschuh?).
Lit.: Goldmann, E., Der andelang, 1912; Frommhold, G., Das andelang-Rätsel, ZRG GA 35 (1914), 426; Balon, J., L’andelangus, ZRG GA 79 (1962), 32
Andernach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Rhein führt von 1173 bis 1256 einen den Schreinskarten in Köln ähnlichen Rotulus (→Grundbuch). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Inventar des Archivs der Stadt Andernach, Bd. 1ff., bearb. v. Heyen, F., 1965ff.
Andlau, Peter von (Andlau? in dem Elsass um 1420-Basel 5. 3. 1480) wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes in Heidelberg (1439) und des Rechtes in Pavia (1443) nach der Promotion zu dem doctor decretorum 1444 Kaplan in Basel und Leiter juristischer Disputationen (1450) sowie 1460 Professor (1471 Rektor). Mit dem 1460 erschienenen (lat.) Libellus (M.) de Caesarea monarchia (De imperio Romano, Büchlein über die kaiserliche Monarchie bzw. Über das römische Reich) verfasst er unter kurialistischer Sicht die erste zusammenhängende Darstellung des deutschen Staatsrechts (Entstehung und Funktion von Herrschaft und Regierung, Reiche des Altertums, Übergang der Herrschaft, Kurfürsten, Adel, Reichstag, Kriegswesen, Pflichten des Kaisers, Pflichten gegenüber dem Kaiser, Ende des römischen Reiches). Auf der Grundlage der Bibel, des gelehrten Rechtes, der Schriften Jordanus von Osnabrücks, Thomas von Aquins, Felix Hemmerlins und Enea Silvio Piccolominis sowie der Goldenen Bulle schlägt er Aufnahme des römischen Rechtes durch engen Anschluss der Fürsten an den Kaiser und durch gelehrte Richter vor. S. Google
Lit.: Hürbin, J., Eine Ergänzung des „Libellus de Caesarea monarchia“ Peters von Andlau, ZRG GA 16 (1895), 41; Hürbin, J., Peter von Andlau, 1897; Hürbin, H., Die Quellen des „Libellus de Cesarea monarchia“, ZRG GA 18 (1897), 1; Scheffels, G., Peter von Andlau, Diss. phil. Berlin 1955; Schubert, H., Die deutschen Reichstage, 1966; Peter von Andlau, Kaiser und Reich, hg. v. Müller, R., 1998
Andorra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die aus sechs Tälern zu politischer Einheit (Principat d’Andorra) zusammengefasste Tallandschaft in dem Südosten der ibero-baskisch besiedelten Pyrenäen. Seit dem späten 9. Jahrhundert lassen sich dort Abgabenrechte der Grafen von Urgel und der Bischöfe von Urgel feststellen. In dem 11. Jahrhundert treten die verschiedenen Täler zu einer Einheit zusammen. An dem 8. 9. 1278 werden durch Schiedsspruch (Paréage) Unklarheiten beseitigt. Die Rechte der Grafen fallen über Zwischenstufen 1607 bzw. 1620 an Frankreich. Das ursprüngliche Recht Andorras nimmt römische und katalanische Sätze auf. 1748 wird das Gewohnheitsrecht aufgezeichnet. In der Gegenwart ist Andorra ein Fürstentum, dessen von den Souveränen (Staatspräsident Frankreichs, Bischof von [La Seu d’] Urgel) delegierte Rechte durch einen französischen Departementspräfekten und einen spanischen Provinzzivilgouverneur bzw. ihre Vikare (Viguier, Viguer) wahrgenommen werden (Kondominium). Die Verfassung von dem 14. 3. 1993 schafft einen Consell General (Generalrat, Parlament) mit je 7 Abgeordneten aus jeder der vier Gemeinden, dem der Ministerpräsident verantwortlich ist, dem gegenüber aber die beiden coprínceps noch Einspruchsrechte haben. Seit 1. 7. 1991 besteht ein Handelsabkommen mit der Europäischen Gemeinschaft bzw. der Europäischen Union, seit 28. 7. 1993 ist Andorra Mitglied der Vereinten Nationen und seit November 1994 Mitglied des Europarats. Amtssprache ist katalanisch. S. Google
Lit.: Guilera, J., Una història d’Andorra, 1960; Engels, O., Schutzgedanke und Landesherrschaft, 1970; Belinguier, B., La condition juridique des vallées d’Andorre, 1970; Ourliac, P., La jurisprudence civile d’Andorre, 1972; Valls Taberner, F., Privilegis i ordinacions de les valls d’Andorra, 1990; Gergen, T., Sprachengesetzgebung in Katalonien, 2000; Consell General, Die Verfassung des Fürstentums Andorra, 2002
Andreas de Isernia ist ein in Isernia in dem Süden der Apenninen wohl nach 1220 geborener, in Neapel ausgebildeter und lehrender, vielleicht 1316 verstorbener Jurist ([lat.] commentaria [N. Pl.] in usus feudorum, lectura [F.) zu den sizilianischen Konstitutionen, ritus [M.] regiae summariae regni Neapolitani bzw. de iure Dohanarum). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 507
Anefang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das rechtsförmliche Anfassen einer abhandengekommenen und von dem Verfolger wiedergefundenen beweglichen (, durch Kennzeichen erkennbaren) Sache unter der Behauptung des besseren Rechtes an ihr (lat. [F.] intertiatio). Der (beispielsweise in der Lex Ribvaria 37, 1 [7. Jahrhundert] schon und in dem Sachsenspiegel, Landrecht II, 36 [1221-1224] noch belegte) Anefang bedeutet eine Klageerhebung gegen den Besitzer, der sich in dem nachfolgenden Verfahren verteidigen muss. Vor Gericht kann der Besitzer sich insbesondere dadurch vor dem Diebstahlsvorwurf befreien, dass er die Sache dem übergibt, von dem er sie erhalten hat. Führt dies zu der Entdeckung des Diebes, so muss dieser die Sache herausgeben und Diebstahlsbuße leisten. Kann der Angegriffene sein besseres Recht darlegen, muss der Angreifer eine Buße wegen unrechten Anefangs leisten. Seit dem Hochmittelalter geht der Anefang allmählich in die Herausgabeklage (bzw. den →Herausgabeanspruch) bzw. für alle auf freiem Markt erworbene Sachen in einen Lösungsanspruch über.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86, 91; Köbler, WAS; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, 824ff.; Meyer, H., Entwerung und Eigentum, 1902; Rauch, K., Spurfolge und Anefang, 1908; Meyer, H., Gerüft, Handhaftverfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; Goldmann, E., Tertia manus und Intertertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Rauch, K., Spurfolge und Dritthandverfahren, ZRG GA 68 (1951), 1; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971
ane geværde (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mhd.) ohne Gefährdung, aufrichtig
Lit.: Siegel, H., Gefahr im Gericht und im Rechtsgang, 1865
aneignen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [MnlWB. I 93, UtrechtRBr. Gl. 2] in 2 Stellen ohne Zeitangaben und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache undin Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Eigentum durch Aneignung erwerben
Aneignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1795 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aneignen 1531) ist der in der Entstehungszeit des Rechtes vielleicht allein mögliche (originäre) Erwerb des Eigentums an einer herrenlosen (eigentümerlosen) Sache durch Inbesitznahme (lat. [F.) occupatio]), da die ersten Aneignungen vermutlich in die Anfangszeit des Rechtes überhaupt fallen. In dem römischen Recht wird an aufgegebenen (lat. [F. Pl.]) res mancipi (handgreifbaren Sachen) mit Inbesitznahme nur bonitarisches Eigentum erworben, während der zivile Eigentumserwerb stets Ersitzung und damit Zeitablauf verlangt. In dem Verlauf der Geschichte wird die Aneignung von dem abgeleiteten Eigentumserwerb (→Übereignung) zurückgedrängt, so dass Aneignung außer an eher wertlosen Sachen wie Abfall ziemlich selten wird.
Lit.: Kaser § 26 I 1; Köbler, DRG 24, 40, 73, 90, 124; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Anerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1279 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1279 [WestfUB. III 555] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch das →Anerbenrecht begünstigte vorrangige →Erbe oder Erbanwärter.
Lit.: Köbler, DRG 123, 162, 175, 210; Tolle, A., Der Anerbe des Reichserbhofgesetzes und die Erben nach allgemeinem Recht, 1934
Anerbenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Anerbrecht und in DW2 1884 als Anerbenrecht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz Anerbenrecht - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen belegt [Anerbrecht ab 1753 Hellfeld I 201 in 5 Stellen] – nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google - sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das wirtschaftlich begründbare Recht des Übergangs eines landwirtschaftlichen Betriebs auf einen einzelnen von mehreren an sich vorhandenen Erben. Eine derartige Gestaltung fehlt noch in den frühmittelalterlichen Volksrechten, bildet sich aber spätestens in dem spätmittelalterlichen deutschen Reich aus, wobei grundherrschaftlicher Einfluss (Interesse an einem einzigen Verpflichteten) gestaltend oder zumindest bedeutsam gewesen sein kann. Daneben ist aber auch (freiere) Realteilung in Mitteldeutschland und Süddeutschland verbreitet. Der Liberalismus lehnt das Anerbenrecht als freiheitsfeindlich ab, weshalb die Verfassung Preußens die Teilbarkeit des Grundeigentums sichert. Aus wirtschaftlichen Gründen sehen partikulare Gesetze aber seit dem späteren 19. Jahrhundert Anerbenrecht vor, das dann angewendet wird, wenn der Hofinhaber (bestimmter großer oder eingetragener Höfe) nicht durch letztwillige Verfügung einen Hoferben auswählt (Österreich 1. 4. 1889, Tirol Höfegesetz 12. 6. 1900, Kärnten Erbhofgesetz). Das Reichserbhofgesetz des Jahres 1933 verallgemeinert die Anerbenrechtsregelung des Höfegesetzes Hannovers (1909). 1947 treten in der französischen und amerikanischen Besatzungszone die alten Anerbengesetze wieder in Kraft. In der britischen Besatzungszone wird eine Höfeordnung erlassen, die das Bundesverfassungsgericht wegen der Bevorzugung der Söhne 1963 als verfassungswidrig ansieht, worauf eine verfassungsgemäße gesetzliche Regelung an dem 24. 8. 1964 erfolgt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Miaskowski, A. v., Das Erbrecht und die Grundeigentumsverteilung im Deutschen Reiche, 1882ff.; Dultzig, E. v., Das deutsche Grunderbrecht, 1899; Klaus, B., Geschichte, gegenwärtige Ausgestaltung und Zukunft des Anerbenrechts an Bauerngütern in Braunschweig, 1931; Weibel, E., Das Anerbenrecht in Württemberg, Diss. jur. 1931; Gebb, I., Über den Ursprung des deutschen Anerbenrechts, 1935 (Diss. jur. Greifswald); Hagmeister Meyer zu Rahden, G., Die Entwicklung des ravensbergischen Anerbenrechts, 1936; Mauß, H., Anerbenrecht im niederrheinisch-westfälischen Grenzgebiet, 1938; Mayer-Edenhauser, T., Untersuchungen über Anerbenrecht und Güterschluss in Kurhessen, 1942; Schardey, G.,Gleichberechtigungsgrundsatz und Vorrang des männlichen Geschlechts bei der Hofeserbfolge, 1961; Wöhrmann, H., Das Landwirtschaftserbrecht, 2. A. 1966, 3. A. 1977, 10. A. 2012, 11. A. 2019; Bischoff, W., Die Geschichte des Anerbenrechts in Hannover, Diss. jur. Göttingen 1966; Kroeschell, K., Geschichtliche Grundlagen des Anerbenrechts, (in) Agrarrecht 6 (1978), 147; Deutsches Agrarrecht, hg. v. Kroeschell, K., 1983; Brauneder, W., Studien II 1994, 357ff.; Buchenroth, A., Die Heimatzuflucht, 2004
anerkennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – EDEL 16. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [ErnestLTA. 172] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) für gültig erklären, bestätigen
Anerkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1522 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F./N., Verb anerkennen 1525) Bestätigung →Schuldanerkenntnis
Anerkennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1522 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1810 [Weber, Lehnr. III 104] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bestätigung
Anerkennungszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wegen seiner geringen Höhe wirtschaftlich bedeutungslose, aber als erkennbares Zeichen eines bestehenden Abhängigkeitsverhältnisses rechtlich bedeutsame Zins (beispielsweise Freigelassener, Erbbauberechtigter u. s. w.).
Lit.: Schröder, R., Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte, 1884, 7. A. 1932, Neudruck 1966; Le Roy Ladurie, E., Die Bauern des Languedoc, 2983
anfechten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – in EDEL 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Sprachquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) angreifen, bestreiten
Anfechtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [DresdUB. 26] in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Angriff, Verb anfechten um 950) ist die nachträgliche Beseitigung einer eingetretenen Rechtswirkung durch Willenserklärung und bzw. oder Verfahrenshandlung des durch die Rechtswirkung Betroffenen. In diesem Sinne ermöglicht bereits die →(lat.) querela (F.) inofficiosi testamenti (Beschwerde wegen pflichtwidrigen Testaments) des klassischen römischen Rechtes die Entkräftung eines Testaments, das bestimmte nahe Angehörige des Erblassers übergeht. In dem spätantiken Recht werden auch die Fälle der (lat.) →in integrum restitutio (F.) (Wiederherstellung der Unversehrtheit, Wiedereinsetzung in das Unversehrte, Wiederherstellung des früheren Rechtszustands) so verstanden. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ordnet die Anfechtung in dem allgemeinen Teil ein.
Lit.: Kaser § 9 I 1; Hübner; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 209; Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbeschränkungen des Schuldners nach deutschem Stadtrecht des Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 210; Harder, M., Die historische Entwicklung der Anfechtbarkeit von Willenserklärungen, AcP 173 (1973), 209; Düwel, L., Die Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Menges, M., Die Anfechtung von Annahme und Ausschlagung der Erbschaft, 2012
Anfechtungsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1877/1879 bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Klage, die auf die nachträgliche Beseitigung bestimmter Rechtsfolgen durch Urteil gerichtet ist. In dem 19. Jahrhundert gibt es eine Anfechtungsklage gegen den Beschluss auf Eröffnung des Konkurses oder gegen polizeiliche Verfügungen. In der Bundesrepublik Deutschland ist seit der Verwaltungsgerichtsordnung von 1960 eine Anfechtungsklage gegen einen (rechtswidrigen) Verwaltungsakt statthaft.
Lit.: Köbler, DRG 263; Feltkamp, H., Anfechtungsklage und Vergleich im Aktienrecht, 2020
angaria, angarīa, lat., F., Spanndienst, Fronfuhre, Fronfuhrwerk, Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀγγαρεία (angareía)
angariae (lat. [F.Pl.], Abgaben an reisende Boten des Königs Persiens) Handdienste und Spanndienste, Beherbergungspflichten in Antike und Frühmittelalter, aus dem Persischen, seit 1789 weitgehend abgeschafft
Lit.: Köbler, LAW; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 2. A. Bd. 2 1928, 308, s. latein_a_z.docx
Angebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1738 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1738 [Hayme] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vielfach die auf den Abschluss eines →Vertrags gerichtete →Willenserklärung (Antrag, Anerbieten, Offerte). Das wesentlich in dem Naturrecht seit Hugo Grotius als allgemeine Erscheinung herausgearbeitete Angebot ist in dem älteren gemeinen Recht und in dem angloamerikanischen Recht (für den Erklärenden und den Empfänger) nicht bindend, nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aber während einer Frist für die Annahme verbindlich. Wird das Angebot von dem Empfänger (durch die Willenserklärung Annahme) angenommen, so entsteht ein Vertrag unter den Beteiligten. Ein Angebot der Leistung ist in dem Schuldrecht dem Schuldner gegenüber dem Gläubiger möglich.
Lit.: Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Angelsachse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige der in dem 5./6. Jahrhundert unter den sagenhaften Führern Hengist und Horsa von Norddeutschland auf die britischen Inseln mit Ausnahme Wales‘, Cornwalls und Schottlands auswandernden, seit etwa 775 (Beda, Paulus Diaconus) mit der Sammelbezeichnung Angelsachsen (lat. [M.Pl.] Angli Saxones, 8. Jh., Paulus Diaconus) benannten →Sachsen, Angeln (aus Schleswig) und Jüten. Die Angelsachsen bilden unter Verdrängung der einheimischen →Kelten mehrere Kleinkönigreiche (Kent, Sussex, Wessex, Essex, East Anglia, Mercia, Northumbria), in denen sie von römischen und von schottischen Missionaren zu dem Christentum bekehrt werden und ihr (angelsächsisches) Recht in Rechtsbüchern in der Volkssprache aufzeichnen. Den Königen von Wessex gelingt in dem 9. Jahrhundert die Einigung, doch werden die Angelsachsen 1016-1042 von den Dänen beherrscht und 1066 bei Hastings von dem →Normannen Wilhelm dem Eroberer unterworfen. Aus der Zeit bis 1066 ist neben den Volksrechten mit insgesamt rund 1500-1800 Urkunden zu rechnen, von denen mehr als 1150 von dem Herrscher ausgestellt sind (von etwa 670 bis 900 rund 450 Urkunden, davon 2-3 Originale aus dem 7. Jahrhundert, 17-18 aus dem 8. Jahrhundert und etwa 55 aus dem 9. Jahrhundert). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 81; Schmid, R., Die Gesetze der Angelsachsen, 1858; Liebermann, F., Die Gesetze der Angelsachsen, Bd. 1ff. 1898ff., Neudruck 1960; Attenborugh, F., Laws of the Earliest English Kings, 1922; Robertson, A., Laws of the Kings of England, 1925; Braude, J., Die Familiengemeinschaften der Angelsachsen, 1932; Wilson, D., The Anglo-Saxons, 1960, 2. A. 1970; Vollrath-Reichelt, H., Königsgedanke und Königtum bei den Angelsachsen, 1971; Wallace-Hadrill, J., Early Germanic Kingship, 1971; Torkar, R., Eine altenglische Übersetzung von Alcuins de virtute et vitiis Kap. 20, 1981; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; The Anglo-Saxons, hg. v. Hines, J., 1997; Dunn, M., The Christianization of the Anglo-Saxons c. 597-c. 700, 2009; Kleinschmidt, H., Die Angelsachsen, 2011; Bihrer, A., Die Angelsachsen, 2014; Kuhn, D., Der lateinisch-altenglische libellus precum, 2014
angelsächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Angelsachsen betreffend
Angelsächsisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht der →Angelsachsen (zwischen der Mitte des 5. Jahrhunderts und etwa 1066). Es ist überliefert durch Rechtsbücher (lat. [F.Pl.] leges, Gesetzbücher, Volksrechte) der angelsächsischen Könige des 7. bis 11. Jahrhunderts, durch allgemeine Rechtsaufzeichnungen unbekannter Verfasser und durch Urkunden und allgemeine Geschichtsquellen. Den Beginn bilden die in der Volkssprache niedergeschriebenen Rechtssätze Aethelberhts von Kent (597-616) und in jüngerer Überlieferung Ines von Wessex (688-694). Von Alfred dem Großen von Wessex stammt ein (ae.) domboc (887-899), von König Knut eine weitere umfangreiche Sammlung (1018-1023). Nichtoffizielle Kompilationen stellen der →Quadripartitus, die Leis Willelme (Anfang 12. Jahrhundert), die Consiliatio Cnuti (12. Jahrhundert) und die →Leges Henrici Primi (1114-1118) dar, mit denen das angelsächsische Recht noch weit in die normannische Zeit Englands reicht. Die Überlieferung ist auf wenige Handschriften beschränkt, so dass mit deutlichen Verlusten zu rechnen ist. Christlicher Einfluss ist unübersehbar. Die Abgrenzung von aufgezeichnetem Gewohnheitsrecht und neuem, gemeinsam mit Bischöfen und Adel gesetztem Recht (beispielsweise Todesstrafe für Diebstahl 925-939) bereitet Schwierigkeiten. Hauptgegenstand der Rechtsbücher („Gesetzbücher“) ist zunächst der Ausgleich von Unrechtserfolgen durch Buße an den Verletzten. Unter König Alfred nehmen kirchlicher Einfluss und königliche Anordnung zu. Ein Bezug auf geschriebenes Recht findet sich in den überlieferten Rechtsfällen, die vor dem von dem reeve, ealdorman oder scirman des Königs geleiteten örtlichen Gericht verhandelt werden, nicht.
Lit.: Schmid, R., Die Gesetze der Angelsachsen, 1858; Liebermann, F., Zu den Gesetzen der Angelsachsen, ZRG GA 5 (1884), 198; Liebermann, F., Die Gesetze der Angelsachsen, Bd. 1f. 1998ff., Neudruck 1960; Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen im Grundriss, 1909; Liebermann, F., The national assembly in the Anglo-Saxon period, 1913; Attenborough, F., Laws of the Earliest English Kings, 1922; Bechert, R., Die Einleitung des Rechtsgangs nach angelsächsischem Recht, ZRG GA 47 (1927), 1; Würdinger, H., Einwirkungen des Christentums auf das angelsächsische Recht, ZRG GA 55 (1935), 105; Goebel, J., Felony and Misdemeanour, 1937; English Historical Documents I, hg. v. Whitelock, D., 1955; Sawyer, P., Anglo-Saxon Charters, 1968; Harding, A., Law Courts of medieval England, 1973; Korte, D., Untersuchungen zu Inhalt, Stil und Technik angelsächsischer Gesetze und Rechtsbücher des 6.-12. Jahrhunderts, 1974; Rivers, T., A Reevaluation of Aethelberht 31, ZRG GA 93 (1976), 315; Scharer, A., Untersuchungen zu den angelsächsischen Königsurkunden des 7. und 8. Jahrhunderts, Diss. phil. Wien 1978 (masch.schr.); Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Wormald, P., The Making of English Law, 1999; Scharer, A., Herrschaft und Repräsentation, 2000; Oliver, L., The Beginnings of English Law, 2002; Palmer, J., Anglo-Saxons in a Frankish World, 690-900, 2009; Fruscione, D., Neue Forschungen zum angelsächsischen Recht, ZRG GA 133 (2016), 474
Anger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt - um 765 in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 765 [Ahd.Gl. II 497] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Grasland
Lit.: Brednich, R., Tie und Anger, 2008
Angers (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort in Frankreich, mit dem eine Formelsammlung verbunden ist
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 138
angestellt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) bedienstet, beschäftigt
Angestellter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1812 [Angestellte 1874] bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL - und - als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb anstellen Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt) ist der Arbeitnehmer, der vorwiegend geistige Arbeit leistet. Die Gruppe der Angestellten wird in dem 19. Jahrhundert als besonderer Teil der Arbeitnehmer erkannt.
Lit.: Dittrich, M., Die Entstehung der Angestelltenschaft in Deutschland, 1939; Hromadka, W., Das Recht der leitenden Angestellten, 1979; Kocka, J., Die Angesgtellten in der deutschen Geschicht, 1850-1980, vom Privatbeamten zum angestellten Arbeinehmer, 1981; Rupieper, H., Arbeiter und Angestellte im Zeitalter der Industrialisierung, 1982; Bichler, B., Die Formierung der Angestelltenbewegung, 1997; Schulz, G., Die deutschen Angestellten, 2000; Schulz, G., Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert, 2000
Anhalt (N.) über dem Selketal in dem Harz ist die vielleicht um 1050 errichtete Burg (in der Gegenwart Ruine), nach der sich ein seit etwa 1000 erkennbares Geschlecht (→Askanier) mit Gütern um Ballenstedt, Köthen oder bzw. und Aschersleben benennt (1215 [lat.] princeps [Fürst] in Anahalt), dessen Angehörige als einzige Grafen seit 1218 dem Reichsfürstenstand angehören. Nach vielen Teilungen der seit 1356 zu Herzögen von Sachsen aufgestiegenen Anhaltiner kommen die Güter 1863 in dem Herzogtum Anhalt (1807) der Linie Anhalt-Dessau wieder zusammen, das an dem 12. 11. 1918 Freistaat wird (Verfassung 18. 7. 1919). An dem 9. 7. 1945 wird Anhalt innerhalb der sowjetischen Besatzungszone mit der Provinz Sachsen →Preußens vereinigt und 1947 dem neugebildeten Land →Sachsen-Anhalt (1947-1952) eingegliedert (1990 wiederbegründet, 1990-2003 Regierungsbezirk Dessau).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schrecker, U., Das landesfürstliche Beamtentum in Anhalt, 1906; Schröder, A., Grundzüge der Territorialentwicklung der anhaltinischen Lande, Anhalt. Geschichtsbll. 2 (1926); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2895; Marcus, P., Herzog Bernhard von Anhalt, 1993; Die Fürsten von Anhalt, hg. v. Freitag, W. u. a., 2003; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; 800 Jahre Anhalt, hg. v. Anhaltischen Heimatbund, 2012; Deinet, K., Christian I. von Anhalt-Bernburg (1568-1630), 2020
animo (lat.[M.] Ablativ) durch Willen, durch Beherrschungswillen, →possessio, →animus
animus, lat., M., Seele, Geist, Aufmerksamkeit, Gemüt, Gesinnung, Mut, Übermut, Absicht; Q.: Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *anə-, *an- (3), *h₂enh₁-, V., atmen, hauchen →Wille
animus (M.) domini (lat.) Eigentümerwille
animus (M.) donandi (lat.) Schenkungswille →Schenkung
animus (M.) novandi (lat.) Abänderungswille →Novation
Anjou (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, N.) ist die Seitenlinie der →Kapetinger (erstes Haus begründet von [lat.] vicecomes [M., Vizegraf] Fulco dem Roten um 898, Verlust der Grafschaft 1214/1259 an den König von Frankreich, daneben 1154 Königtum in England mindestens bis 1399, 1499 Hinrichtung des letzten männlichen Plantagenet Earl Eduard von Warwick, zweites Haus 1246-1328/1351 als Apanage nach Übernahme der Grafschaft durch den König von Frankreich, drittes Haus 1351-1480), welche die Grafschaft Provence, Sizilien (1265-1282, Sizilien-Trinakria), Neapel (1265-1435, Sizilien-Neapel), Ungarn (1308-1386) und Polen (1370-1386) sowie in einer jüngeren Linie Lothringen (1431-1473) beherrscht. Die Landschaft Anjou (der keltischen Andekaver) um Angers zählt von 1154 bis 1204 unter dem Haus →Plantagenet zu →England. 1480/1481 fallen Anjou und Provence an den König von →Frankreich.
Lit.: Guillot, O., Le comte d’Anjou et son entourage au 11e siècle, 1972; Gillingham, J., The Angevin Empire, 1984; Michalsky, T., Memoria und Repräsentation, 1999; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295), 1999; Berg, D., Die Anjou-Plantagenets, 2003; La justice temporelle dans les territoires angevins, hg. v. Boyer, J. u. a., 2005
Anklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1295 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [FürstenbUB. I 324] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache uns in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anklagen 1276) ist die vor Gericht gegen einen bestimmten Menschen wegen einer bestimmten Straftat erhobene Anschuldigung. Sie tritt erst mit der Entstehung allgemeiner Streitbeendigungseinrichtungen auf. In Rom erfolgt der Übergang zu einer allgemeinen staatlichen Strafverfolgung seit dem zweiten vorchristlichen Jahrhundert. Danach erscheint eine Popularanklage bei Verfolgung gemeiner Verbrechen. Jeder Bürger kann durch Anzeige die Anklage vorbringen und erhält bei Erfolg einen Lohn. In dem deutschen Mittelalter bildet die Anklage die Voraussetzung für den besonderen, seit dem 14. Jahrhundert sichtbaren →Anklageprozess, bei dem der Betreiber Sicherheit stellen und in dem Falle des Unterliegens die Kosten tragen und den Angeklagten entschädigen muss. In dem mehr und mehr vorherrschenden Inquisitionsprozess erfolgt die Anklage durch den Richter auf dem endlichen Rechtstag. In dem 19. Jahrhundert wird nach dem Vorbild Frankreichs die öffentliche Anklage durch eine neu eingeichtete, von dem Gericht unabhängige Behörde eingeführt (Baden 1832 und Württemberg 1843 für Pressevergehen, Preußen 1846 für Kammergericht, 1849 allgemein). Seitdem gibt es eine private Anklage nur noch bei (wenigen gesetzlich bestimmten) Privatklagedelikten.
Lit.: Köbler, DRG 156, 202, 118; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879; His, R., Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920; Grossmann, S., Masken des Anklägers – Geschichte des Anklägers im amerikanischen Strafprozess, Diss. jur. Frankfurt am Main 2000
Anklagegrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Grundsatz, dass ein Strafverfahren nur auf Grund einer →Anklage betrieben werden kann.
anklagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1276 bezeugt – um 1275 [Deutschenspiegel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1275 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegen einer Straftat vor Gericht beschuldigen
Anklageprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Strafprozess, der eine →Anklage (insbesondere seit dem 19. Jahrhundert eine Anklage durch eine besondere öffentliche Anklagebehörde) (→Staatsanwaltschaft) voraussetzt. Er ist in Frankreich eine unmittelbare Folge der französischen Revolution von 1789. In Deutschland setzt Baden 1832 erstmals Staatsanwälte ein. 1848 wird der Anklageprozess zuerst von der (gescheiterten) Verfassung der Frankfurter Paulskirche vorgesehen. →Akkusationsprozess
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Seiler, S., Die Stellung des Beschuldigten im Anklageprozess, 1996
Anklam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die in Vorpommern an dem Unterlauf der Peene vor 1243 von deutschen Siedlern angelegte Stadt, die vor 1283 der Hanse beitritt und spätestens 1292 Stadtrecht Lübecks übernimmt. Sie überliefert ein bedeutsames →Stadtbuch.
Lit.: Das Stadtbuch von Anklam, bearb. v. Bruinier, J., Bd. 1ff. 1960ff.
Anlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 15./19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1337 [Annweiler/ZGO. 1 1850 421] mit unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb anlassen um 750) Grund, Ausgangspunkt, Ereignis
Lit.: Osenbrüggen, E., Der Urhab oder Anlass, (in) Zs. f. dt. Recht 20 (1859) 88
anlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [MemmingenStR. 280] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Anlass geben, anbehalten (V.)
Anleite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter in dem deutschen Recht die Einweisung in ein fremdes Gut, insbesondere die Einweisung des Klägers in die Güter eines wegen Prozessungehorsams geächteten Beklagten in einem sich über rund 10 Termine erstreckenden Verfahren vor dem Reichshofgericht (Reichskammergericht und Reichshofrat bis 1654) oder einem kaiserlichen Landgericht vor 1784 bzw. bis 1806 (Rottweil). Sachlich wird die Anleite durch das Versäumnisverfahren ersetzt.
Lit.: Kohler, J., Das Verfahren des Hofgerichts Rottweil, 1904; Kohler, J., Acht und Anleite des königlichen Hofgerichts, (in) FS G. Cohn, 1915, 1; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1984; Schillinger, U., Die Neuordnung des Prozesses am Hofgericht Rottweil 1572, 2016
anleiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1230 [MühlhsnRb. 118] in verschiedenen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) heranführen
Annahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1521 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1794 [PreußALR. II 8 § 1508 und öfter] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb annehmen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 bezeugt) ist beispielsweise der Empfang, die Vorstellung, die Aufnahme, die Entgegennahme, die ein Angebot uneingeschränkt bejahende Willenserklärung des Angebotsadressaten sowie die Entgegennahme der Leistung des Schuldners durch den Gläubiger in dem Zeitpunkt der Leistung (andernfalls Annahmeverzug, Gläubigerverzug). Eine besondere Einrichtung des Familienrechts ist die Annahme eines Menschen an Kindes Statt durch einen anderen Menschen. →Vertrag
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Menges, M., Die Anfechtung von Annahme und Ausschlagung der Erbschaft, 2012
Annahmeverzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gläubigerverzug, Verzug des Gläubigers mit der Annahme der Leistung des Schuldners
Annalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Theaterannale bezeugt und in DW2 um 1170 – 16./ 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl., Wort um 1170 aus lat. liber [M.] annalis, jährliches Buch, Jahrbuch aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb. Pl.) sind in möglicher Parallele zu spätantiken Konsullisten seit dem 8. Jahrhundert erscheinende, chronologisch geordnete Aufzeichnungen über denkwürdige Begebenheiten zwischen einem zeitlichen Ausgangspunkt und meist der jeweiligen Gegenwart des Aufzeichnenden (beispielsweise Quedlinburger Annalen Sankt Servatiusstift Quedlinburg 1008-1030 [ab Schöpfung]).
Lit.: Poole, R., Chronicles and Annals, 1926; Caenegem, R. van/Ganshof, F., Kurze Quellenkunde des westeuropäischen Mittelalters, 1964; Mc Cormick, M., Les annales, 1975; Hay, D., Annalists and Historians, 1977; Die Annales Quedlinburgenses, hg. v. Giese, M., 2004
Annaten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1474 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Pl., Wort 1474 aus dem Lateinischen aufgenommen und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb. Pl.) sind sachlich gewohnheitsmäßig entwickelte, seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bei der Verleihung freier nichtkonsistorialer niederer Benefizien allgemein an den Papst geleistete Abgaben in Höhe eines ganzen oder halben Jahresertrags, die seit dem Konzil von Basel (1435) abkommen und seit 1917 grundsätzlich untersagt sind.
Lit.: Kirsch, J., Die päpstlichen Annaten, 1903; Hoberg, H., Die Einnahmen der apostolischen Kammer, Bd. 1f. 1955ff.; Denzel, M., Kurialer Zahlungsverkehr, 1991; Camera apostolica, hg. v. Ansani, M., 1994
annehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 bezeugt – um 1065 [Williram von Ebersberg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entgegennehmen →Annahme
Annweiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) N.
Lit.: Seebach, H., Kleine Geschichte des Trifels und der Stadt Annweiler, 2009
anordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1490 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1553 [Ensisheim/FreibDiözArch. 16 1883 207] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) festsetzen, bestimmen, befehlen
Anordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1582 [NÖster./ÖW. VIII 372] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Festsetzung, Bestimmung, Befehl, →einstweilige Anordnung
anschließen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1593 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme 12] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzuschließen, verpflichten, →Anschluss
Anschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb anschließen 1593) ist vor allem die schon 1918 von den Österreichern mehrheitlich gewollte, von dem in Braunau an dem 20. 4. 1889 geborenen Österreicher Adolf →Hitler 1938 nach mehrjähriger Vorbereitung durch politischen Druck herbeigeführte Vereinigung →Österreichs mit dem (zweiten) Deutschen Reich. Dem Anschluss geht 1918 der von den alliierten Siegermächten des ersten Weltkriegs verhinderte Versuch der aus den meisten deutschsprachigen Gebieten Österreich-Ungarns gebildeten Republik →Deutschösterreich voraus, sich mit dem →Deutschen Reich zu vereinigen, wofür sich in Tirol 98,8 und in Salzburg 99,1 Prozent der Abstimmungsberechtigten aussprechen. Nach seiner Bestellung zu dem Reichskanzler in dem Deutschen Reich an dem 30. 1. 1933 will Hitler dieses Ziel politisch erreichen. An dem 12. 2. 1938 zwingt er den österreichischen Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg (in dem Berchtesgadener Abkommen), den nationalsozialistischen Sympathisanten Seyß-Inquart als Sicherheitsminister zu bestellen, die freie Betätigung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei innerhalb der vaterländischen Front zuzulassen und alle Nationalsozialisten zu amnestieren. Eine für den 12. 3. 1938 durch Bundeskanzler Schuschnigg angesetzte Volksabstimmung für ein „freies und deutsches, unabhängiges und soziales, christliches und einiges Österreich“ unterbleibt wegen des an dem 11. 3. 1938 von Hitler erzwungenen Rücktritts des Bundeskanzlers Schuschnigg. Auf Anforderung (Bitte um „Hilfe“) des Sicherheitsministers Seyß-Inquart an Hitler kommen deutsche Truppen. Danach bestellt der Bundespräsident Österreichs (Miklas) Seyß-Inquart zu dem Bundeskanzler und tritt an dem 13. 3. 1938 zurück. Die Bundesregierung Österreichs beschließt auf der Grundlage des Ermächtigungsgesetzes von 1934 ein Bundesverfassungsgesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich (BGBl. 1938, 75), auf Grund dessen Österreich ein Land des Deutschen Reiches wird. Eine Volksabstimmung von dem 10. 4. 1938 bejaht den Anschluss zu 99,73 Prozent, doch wird dies nach 1945 in dem Bewusstsein der Allgemeinheit verdrängt. Die internationale Staatengemeinschaft bleibt bis auf einen anscheinend aus privatwaffenwirtschaftlichem Grund erfolgten Protest Mexikos bei dem Völkerbund weitgehend stumm.
Lit.: Köbler, DRG 223; Baltl/Kocher; Kleinwächter, F./Paller, H., Die Anschlussfrage, 1930; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T. u. a., 1988; Botz, G., Die Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich, 1972, 3. A. 1988; Jung, O., Plebiszit und Diktatur, 1995; Roesler, J., Der Anschluss von Staaten, 1999; Krämer, K., Die Bestrebungen für einen Zusammenschluss zwischen Österreich und Deutschland 1918 bis 1921, Diss. phil. Hannover 2003; 1938 – Der „Anschluss“ im internationalen Kontext, hg. v. Karner, Stefan/Ruggenthaler, Peter, 2020, 2. A. 2021; Wieland, L., Die nationalsozialistische Propaganda zur Volksabstimmung am 10. April 1938 in Österreich, 2020
Anschütz, Gerhard (Halle an der Saale 10. 1. 1867-Heidelberg 14. 4. 1948) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Tübingen (1899), Heidelberg (1900), Berlin (1908) und Heidelberg (1916) und 1933 mit 66 Jahren auf Antrag emeritiert, weil er das nationalsozialistische Staatsrecht mangels innerlicher Verbundenheit nicht lehren kann. Er ist Verfechter des demokratischen Gedankens und verfasst auf gesetzespositivistischer Grundlage den mit 14 Auflagen erfolgreichsten Kommentar zu der von ihm lose mitgestalteten Verfassung der →Weimarer Republik. S. Google
Lit.: Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 1921, 2. A. 1921, 8. A. 1925, 14. A. 1933; Handbuch des deutschen Staatsrechts, hg. v. Anschütz, G./Thoma, R., 1930ff.; Forsthoff, E., Gerhard Anschütz, (in) Der Staat 6 (1967), 139; Gerhard Anschütz, Aus meinem Leben, hg. v. Pauly, W., 1993, 2. A. 2008; Dreier, H., Ein Staatsrechtslehrer, (in) ZNR 20 (1998)
Ansegis (bei Saint Rambert bei Lyon um 770-Saint Wandrille/Fontenelle 20. 7. 833) ist der fränkische Benediktinerabt (823) von Saint Wandrille bzw. Fontenelle in der Erzdiözese Rouen, der 827 in seinem vier Bücher (Karl der Große, Ludwig der Fromme, Weltliches, Kirchliches) umfassenden (lat.) Legiloquus liber (M., Recht aufzeigendes Buch) in einfacher Ordnung und nicht fehlerfrei 29 (von etwa 90 heute bekannten) →Kapitularien Karls des Großen und Ludwigs des Frommen zusammenstellt, deren zwei Redaktionen (?) durch mehr als 60 (63), in vier Gruppen nach Herkunft und Inhalt einteilbare Handschriften überliefert werden. S. Google
Lit.: Ganshof, F., Was sind die Kapitularien?, 1961; Die Kapitulariensammlung des Ansegis, hg. v. Schmitz, G., 1996
Anselm von Lucca verfasst zwischen 1081 und 1083 eine Sammlung (lat. [F.] Collectio) von Papstbriefen, Canones, patristischen Texten und römischen Rechtsquellen. S. Google
Lit.: Szuromi, S., Anselm von Lucca as Canonist, 2006
ansprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 1050 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 176] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) anreden → Anspruch
Anspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1292 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1291 [SalemUB. II 407] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ansprechen um 1050) ist sachlich das Recht, von einem anderen ein Tun oder Unterlassen zu verlangen (§ 194 BGB) bzw. die von einem Kläger an einen Beklagten gerichtete Behauptung eines Rechtes mit einem bestimmten Inhalt. In dem römischen Recht ist beides in der (lat. [F.]) →actio (Klaganspruch) enthalten, wobei in dem Legisaktionenverfahren die Beachtung eines genauen Wortlauts erforderlich ist und in dem Formularverfahren nur verfahrensrechtlich durchsetzbare Rechte anerkannt werden (aktionenrechtliches Denken), wovon sich das spätantike Verfahren je nach Zweckmäßigkeit löst. In dem Spätmittelalter werden die Anforderungen an die Geltendmachung von Ansprüchen eher abgeschwächt. Der neuzeitliche (lat.) usus (M.) modernus (moderne Gebrauch) begnügt sich mit der Erkennbarkeit einer (lat.) actio. Savigny versteht die (lat.) actio als Klagerecht, das aus der Verletzung eines subjektiven Rechtes erwächst, als ein Recht in dem Zustand der Verteidigung. Nach Bernhard Windscheid (1856) ist dagegen der Anspruch unabhängig von der jeweiligen Entscheidung eines Gerichts ein Recht eines Rechtssubjekts gegenüber einem anderen Rechtssubjekt.
Lit.: Windscheid, B., Die actio des römischen Civilrechts, 1856; Nörr, K., Das Aktionrenrecht bei Savigny, (in) Ius commune 8 (1879), 110; Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses von materiellem Recht und Prozessrecht seit Savigny, 1965; Vossius, O., Zu den dogmengeschichtlichen Grundlagen der Rechtsschutzlehre, 1985; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium, 1996; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte des Verhältnisses von formellem und materiellem Recht, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Anstalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1630 [FreibDiözArch. 23 1893 240] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb anstellen um 1300) ist vor allem die von einem Träger öffentlicher Verwaltung seit dem 18. Jahrhundert zu der Erfüllung einer besonderen Verwaltungsaufgabe errichtete, verwaltungsorganisatorisch oder rechtlich verselbständigte Verwaltungseinheit von persönlichen oder sachlichen Mitteln.
Lit.: Gerstlacher, C., Sammlung aller Baden-Durlachischen Anstalten und Verordnungen, Bd. 1ff. 1772f.; Weber, W., Die Entwicklung der Sparkassen, 1985; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Alexander, L., Anstalten und Stiftungen. Verselbständigte Vermögensmassen im römischen Recht, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Brink, C., Grenzen der Anstalt – Psychiatrie und Gesellschaft in Deutschland 1860-1980, 2010
anstellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Weichb. Dan. 403 Art. 88] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einreihen, erheben
anstiften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1469 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Frauenstädt, MalefB 273] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) veranlassen, vorsätzlich bestimmen, →Anstifter um 1533, Anstiftung 1414
Anstifter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1533 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Ellissen, Einbeck 22] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) zu einer Straftat Anstiftender
Anstiftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1414 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1554 [Offenburg/FreibDiözArch. 16 1883 203] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anstiften 1469, Maskulinum Anstifter um 1533) ist die vorsätzliche Bestimmung eines anderen zu einer vorsätzlich begangenen rechtswidrigen Tat (Versuch genügt). Als allgemeine Grundfigur des →Strafrechts wird die Anstiftung unter Herauslösung aus der Urheberschaft (intellektuelle Urheberschaft, so noch Feuerbach 1801) des (lat. [M.]) auctor erst in dem 19. Jahrhundert ausgebildet (§ 34 I StGB Preußens 1851).
Lit.: Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmeformen im 19. Jahrhundert, 2006
Anthropologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1711 bezeugt – in EDEL 18. Jahrhundert - als aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in der Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) Menschenkunde
Lit.: Dülmen, R. van, Historische Anthropologie, 2000, 2. A. 2001; Hoßfeld, U., Geschichte der biologischen Anthropologie in Deutschland, 2005
anti (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DRW2 1763 bezeugt – in EDEL 8. Jh.? - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums wohl seit der Neuzeit um 1500 aufgenommen, als Präfix verwendete Partikel), gegen
anti, lat., Präp., vorn, vor, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀντί (antí), Adv., Präp., angesichts, gegenüber, vor, idg. *anti, *h₂ánti, Adv., im Angesicht, gegenüber
Antichrese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Gegengebrauch, Nutzungspfand, § 1213 I BGB) ist das aus dem hellenistischen Bereich in das klassische römische Recht eingeführte Nutzpfand, bei dem der Pfandgläubiger mit Erlaubnis des verpfändenden Schuldners nicht nur die Pfandsache als Sicherheit besitzen, sondern auch die Früchte der Pfandsache ziehen darf, wobei das Wort vermutlich aus dem Griechischen des Altertums über den Code Napoleon in die deutsche Rechtssprache des 19. Jahrhunderts gelangt, aber letztlich nicht heimisch geworden ist.
Lit.: Kaser § 31; Hübner; Kupiszewswki, H., Antichrese und Nutzpfand in den Papyri, 1986
antik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – 1691 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über antīquus, lat., Adj., alt, altehrwürdig, einstig, wichtig, [um 250-184 v. Chr.]), vgl. ante, lat., Präp., vorn, vor, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) alt
Antike (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1696 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv antik 1691, [3000/2800 v. Chr. bzw.] 11. Jahrhundert v. Chr.-4./6. Jahrhundert n. Chr.) ist der vor allem durch die Kultur der (Sumerer, Assyrer, Ägypter, Juden,) Griechen und Römer gekennzeichnete, durch die Eroberung Westroms durch Germanen in dem Jahre 476 abgeschlossene geschichtliche Abschnitt der menschlichen Kulturentwicklung nach der Vorgeschichte und vor dem Mittelalter und der Neuzeit. →Altertum
Lit.: Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 1ff. 1986; Selb, W., Antike Rechte im Mittelmeerraum, 1993; The Cambridge Ancient History, 2. A. Bd. 6, hg. v. Lewis, D., 1994; Dahlheim, W., Die Antike, 6. A. 2002; Löwe, G./Stoll, H, Lexikon der Antike, 1997; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Gehrke, H., Kleine Geschichte der Antike, 1999; Metzler Lexikon Antike, hg. v. Brodersen, K./Zimmermann, B., 1999; Lexikon der christlichen Antike, hg. v. Brauer, J./Hutter, M., 1999; Nickel, R., Lexikon der antiken Literatur, 1999; Geschichte der Antike, hg. v. Gehrke, H. u. a., 2000; Brandt, H., Das Ende der Antike, 2001; Grziwotz, H./Döbertin, W., Spaziergang durch die Antike, 2002; Die Rechtskulturen der Antike, hg. v. Manthe, U., 2003; Lexikon der antiken Gestalten in den deutschen Texten des Mittelalters, hg. v. Kern, M. u. a., 2003; Pöhlmann, E., Einführung in die Überlieferungsgeschichte und in die Textkritik der antiken Literatur, Bd. 1 2. A. 2003; Personen der Antike, hg. v. Brodersen, K. u. a., 2004; Herrscherchronologien der antiken Welt, 2004; Höhepunkte der Antike, hg. v. Brodersen, K., 2006; Erinnerungsorte der Antike, hg. v. Stein-Hölkeskamp, E. u. a., 2006; Troianer sind wir gewesen, hg. v. Olshausen, E. u. a., 2006; Sonnabend, H., Die Grenzen der Welt, 2007; Geschichte der Antike – Quellenband, hg. v. Gehrke, H. u. a., 2007; Geschichte der antiken Texte – Autoren- und Werklexikon, hg. v. Egger, B., 2007; Historischer Atlas der antiken Welt, hg. v. Wittke, A. u. a., 2007; Baltrusch, E., Außenpolitik, Bünde und Reichsbildung in der Antike, 2008; Mann, C., Antike, 2008; Stangl, G., Antike Populationen in Zahlen, 2008; Die Ideale der Alten, hg. v. Rosenberger, V., 2008; Antike - Recht - Geschichte, hg. v. Benke, N. u. a., 2009; Antike Oldenburg Geschichte Lehrbuch hg. v. Wirbelauer, E., 2009, 3. A. 2010; Leppin, H., Das Erbe der Antike, 2010; Kitchen, K. u. a., Treaty, Law and Covenant in the Ancient Near East, 2012; Hartz, C., Tatort Antike Berühmte Kriminalfälle des Altertums, 2012, 2. A. 2021; Antike im Mittelalter, hg. v. Brather, S. u. a., 2014; Barceló, P., Die alte Welt, 2019; Kloft, H., Studien zur Wirtschafts-, Sozial- und Rezeptionsgeschichte der Antike, 2020; Meister, J., Antike und moderne Propaganda, (in) HZ 312 (2021), 587 (Italien); Rebenich, S., Die Deutschen und ihre Antike – Eine wechselvolle Beziehung, 2021; Burstein, S., Antike Global – die Welt von 1000 v. Chr. bis 300 n. Chr., 2022
Antiochia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ein Kreuzfahrerfürstentum
Lit.: Mayer, H., Varia Antiochena, 1993; Buck, A., The Principality of Antioch and its frontiers in the tweltfth Century, 2017
antīquus, lat., Adj., alt, einstig, wichtig, altehrwürdig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ante
Antisemit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1880 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen verbindbar, M., Adjektiv antisemitisch 1865) Judenfeind
antisemitisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1865 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen teilweise verbindbar, Adj.) judenfeindlich
Antisemitismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1883 bezeugt - 1888 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Hebräischen verbindbar, M.) ist die Juden (Semiten) ablehnende Haltung von Menschen (Judenfeindschaft). Sie entsteht nach antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Vorläufern in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (in Preußen Sozialkonservative wie Hermann Wagener seit der liberalen neuen Ära von 1858, in Österreich um 1885) neu. In dieser Zeit gelten Juden als Modernisierungsgewinner des Liberalismus, wobei auch die katholische Kirche ihr Unbehagen über die gesellschaftlichen Veränderungen an dem steigenden Einfluss der Juden zu einem Ausdruck bringt. Der zunehmende Antisemitismus begünstigt den politischen Aufstieg Adolf Hitlers ab 1919 zu dem Reichskanzler des (zweiten) Deutschen Reiches an dem 30. 1. 1933. →Jude
Lit.: Badinter, R., Un antisémitisme ordinaire, 1997; Scheil, S., Die Entwicklung des politischen Antisemitismus in Deutschland zwischen 1881 und 1912, 1999; Walter, D., Antisemitische Kriminalität, 1999; Katholischer Antisemitismus, hg. v. Blaschke, A. u. a., 2000; Kertzer, D., Die Päpste gegen die Juden, 2001; Bergmann, W., Geschichte des Antisemitismus, 2002; Ferrari Zumbini, M., Die Wurzeln des Bösen - Gründerjahre des Antisemitismus, 2002; Haury, T., Antisemitismus von links, 2002; El olivo y la espada, hg. v. Joan i Tous, P. u. a., 2003; Ley, M., Kleine Geschichte des Antisemitismus, 2003; Der Berliner Antisemitismusstreit 1879-1881, bearb. v. Krieger, K., 2003; Benz, W., Was ist Antisemitismus?, 2004; Wladika, M., Hitlers Vätergeneration, 2005; Terwey, S., Moderner Antisemitismus in Großbritannien 1899-1919, 2006; Mittmann, T., Vom Günstling zum Urfeind der Juden, 2006; Volkov, S., Germans, Jews and Antisemites, 2006; Sieg, U., Deutschlands Prophet - Paul de Lagarde und die Ursprünge des modernen Antisemitismus, 2007; Nonn, C., Antisemitismus, 2008; Brügmann, C., Flucht in den Zivilprozess, 2009; Herholt, v., Antisemitismus in der Antike, 2009: Antisemitische Geschichtsbilder, hg. v. Bergmann, W. u. a., 2009; Herbeck, U., Das Feindbild vom „jüdischen Bolschewiken“, 2009; Handbuch des Antisemitismus, hg. v. Benz, W., Bd. 1ff. 2008ff.; Albrecht, H., Antiliberalismus und Antisemitismus, 2010; Antisemitism in Eastern Europe, hg. v. Petersen, H. u. a., 2010; Imperien in der Antike, hg. v. Harrison, T., 2010; Bergmann, W. u. a., Antisemitismus in Zentraleuropa, 2011; Hofer, S., Richter zwischen den Fronten, 2011; Jahr, C., Antisemitismus vor Gericht, 2011; Imhoff, M., Antisemitismus in der Linken, 2011; Nicosia, F., Zionismus und Antisemitismus, 2012; Wein, S., Antisemitismus im Reichstag, 2014; Alma mater antisemitica, hg. v. Fritz, R. u. a., 2015; Antisemitismus in deutschen Parteien, hg. v. Ionescu/Salzborn, 2014; Schwarz-Friesel, M., Gebildeter Antisemitismus, 2015; Antisemitismus in der DDR und die Folgen, hg. v. Apelt, A. u. a., 2016; Arnold, S., Das unsichtbare Vorurteil – Antisemitismusdiskurse in der US-amerikanischen Linken nach 9/11, 2016, Zur Mühlem, B. v. zur, Gustav Freytag -Biographie, 2016; Wyrwa, U., Gesellschaftliche Konfliktfelder und die Entstehung des Antisemitismus, 2016; Hagemeister, M., Die „Protokolle der Weisen von Zion“ vor Gericht - Der Berner Prozess 1933-1937 und die „antisemitische Internationale“, 2017 (Text in Sankt Petersburg 1903 erstmals erschienen); Jüdische Identitäten und antisemitische Politiken im österreichischen Parlament 1861-1933, hg. v. Kreisky, E. u. a., 2017; Scharnberg, H., Die „Judenfrage“ im Bild – Der Antisemitismus in nationalsozialistischen Fotoreportagen, 2018 (5 schwache Abbildungen), Modern Antisemitisms in the Peripheries, hg. v. Kovács, E. u. a., 2019; Eriksen, T. u. a., Judenhass, 2019; Christlicher Antisemitismus im 20. Jahrhundert – Der Tübinger Theologe und „Judenforscher“ Gerhard Kittel, hg. v. Gailus, M. u. a., 2019 (Sammelband); Antisemitismus im 19. Jahrhundert aus internationaler Perspektive, hg. v. König, M. u. a., 2019; Embacher, H. u. a., Antisemitismus in Europa, 2019; Antisemitismus heute – Michael Wolffsohn im Gespräch, 2020; Stegemann, E. u. a., Vom Antijudaismus zum Antiisraelismus, 2020; Longerich, P., Antisemitismus – eine deutsche Geschichte, 2021; Schäfer, P., Kurze Geschichte des Antisemitismus, 2020
Antitribonianus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das 1603 posthum erschienene Werk François →Hotmans, das in einem Angriff auf →Tribonian die Anwendbarkeit des (lat. [N.]) Corpus iuris civilis in der Neuzeit bestreitet und die Schaffung eigener Gesetzbücher empfiehlt.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HotmanFranz(HotomanusFranciscus)Antitribonian1603.pdf ; Baron, J., Franz Hotmans Antitribonian, 1888; Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003
Antrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1325 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 227] und ab 1430 [HamelnUB. II 106] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb antragen 8. Jahrhundert bzw. um 850) ist ein →Angebot auf Abschluss eines →Vertrags sowie eine Erklärung hinsichtlich eines sonstigen Zieles.
Lit.: Kratz, D., Der Antrag im Verwaltungsprozess, 1969; Schnell, M., Der Antrag im Verwaltungsverfahren, 1986; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Hürtggen, R., Ausreise per Antrag, 2014
antragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 850 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [DietrFlucht 2214] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herantragen, vorbringen, →Antrag
Antrustio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Cap. I S. 8, 9, 10] in 9 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.], zu afrk. druht, lat.-afrk. trustis, M., bewaffnete Schar) ist der in dem Volksrecht der →Franken durch dreifaches Wergeld des Freien ausgezeichnete, auch in Kapitularien und Formeln erwähnte freie Königsmann.
Lit.: Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, 1991
Antwerpen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Schelde wird 726 erstmals urkundlich erwähnt. 1291 erhält es Stadtrecht. 1852 wird in der aus den Niederlanden an Belgien gelangten Stadt eine Universität eingerichtet.
Lit.: Blondé, B., Antwerp in the Renaissance, 2020
anwachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [OstfriesUB. II 438] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinzuwachsen, durch Wuchs vermehren
Anwachsung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1453 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1453 [OstfriesUB. I 578] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Anwachsungsrecht 1721, Verb anwachsen um 800) ist die Vermehrung durch Wuchs einschließlich der Erhöhung der Anteile anderer Berechtigter an einer (gesamthänderischen) Gesamtheit in dem Wege der Gesamtnachfolge bei Wegfall eines Mitberechtigten. Sie hat wohl in alten gesamthänderischen Gesamtheiten (beispielsweise Hausgemeinschaft, Akkreszenz in dem klassischen römischen Erbrecht) Bedeutung und wird später eher zurückgedrängt (beispielsweise durch Eintrittsrechte, Realteilung). Durch das Bürgerliche Gesetzbuch (1900) gewinnt sie mit dem Gesamthandsprinzip an Gewicht.
Lit.: Kaser §§ 73 III, 76 III 1 154ff.; Hübner; Breuel, F., Geschichte des Anwachsrechts in Ostfriesland, 1954; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Meyer, H., Anwachs und Insel im hochmittelalterlichen Recht der Grafschaft Flandern, ZRG GA 113 (1996), 333; Lohsse, S., Ius adcrescenndi – die Anwachsung im römischen Vermächtnirecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Pichler, M., Das Prinzip der Anwachsung, 2014
Anwachsungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1732 [Zedler I 284 lat. ius accrescendi] in 1 Stelle und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1721) Recht auf Anwachsung eines erledigten Miterbenteils
Anwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [?iure anauualt AhdGl. I 194] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (Mensch als) Vertreter eines anderen (Menschen in dem Recht). In dem römischen Recht ist sachlich Vertretung grundsätzlich ausgeschlossen und wegen der vorhandenen Sklaven auch tatsächlich nicht besonders nötig. In dem deutschen Bereich begegnen die ersten Anfänge in dem fränkischen Reich. Zu dem Hochmittelalter hin erscheinen Vertreter für Bischöfe (Vögte), Äbte, Gemeinden oder Genossenschaften. Bis zu der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts setzt sich neben dem Fürsprecher als Vertreter in dem (bloßen) Wort (Mund der Partei) die inhaltliche Vertretung der Partei in der Sache in dem bürgerlichen Rechtsstreit durch. Mit der Rezeption des römisch-kanonischen Prozessrechts wird an dem Ende des 15. Jahrhunderts der meist rechtsgelehrte, praktisch geschulte →Prokurator zu dem Vertreter der Partei vor Gericht, der rechtsgelehrte →Advokat zu dem außergerichtlichen Berater (1495 an dem Reichskammergericht acht Prokuratoren, zwei Advokaten, seit 1500 bzw. 1530 Prüfungen), doch verwischen sich in Deutschland die Unterschiede trotz Fortführung der verschiedenen Benennungen schon seit dem 16. Jahrhundert wieder. Bedeutung hat der Anwalt vor allem in dem Zivilprozess. In Preußen wird 1725 die Prokuratur abgeschafft und 1780 die Advokatur als freier Beruf beseitigt (Assistenzrat, Justizkommissar). In dem 19. Jahrhundert werden auch in Preußen wieder frei wählbare Prozessvertreter zugelassen, die seit 1849 (1878 in dem Deutschen Reich) Rechtsanwälte heißen (Österreich Advokatenordnungen von 1849 und 1868). Neben ihnen dürfen in Deutschland seit 2008 (Rechtsdienstleistungsgesetz) auch Nichtjuristen eingeschränkt Rechtsberatung durchführen.
Lit.: Kaser § 87 II IV; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 155, 202; Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905; Kübl, F., Geschichte der österreichischen Advokatur, 1925; Bader, K., Vorsprecher und Anwalt in den fürstenbergischen Gerichtsordnungen, 1931; Böhm, O., Die nürnbergische Anwaltschaft um 1500 bis 1806, 1949; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Failenschmid, H., Anwalt und Fürsprech, 1981; Holly, G., Geschichte der Ehrengerichtsbarkeit der deutschen Rechtsanwälte, 1989; Krach, T., Jüdische Rechtsanwälte in Preußen, 1991; Grahl, C., Die Abschaffung der Advokatur unter Friedrich dem Großen, 1994; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Krug, G., Die Advokat-Anwälte, Diss. jur. Mannheim 1996; Die Geschichte des Deutschen Anwaltvereins, hg. v. Deutschen Anwaltverein, 1997; Nirk, R., 50 Jahre NJW. Die Entwicklung der Anwaltschaft, NJW 1997, 2625; Scherner, K., Advokaten, Revolutionäre, Anwälte, 1997; Klas, A., Standes- oder Leistungselite?, 2002; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Reichspersonal, hg. v. Baumann, A., 2003; Advokatenordnung 1648, hg. v. Neschwara, C. u. a., 2013
Anwaltszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vielfach vor höheren Gerichten der Neuzeit bestehende, (tatsächliche oder) rechtliche Verpflichtung von Parteien, in einem →Prozess einen →Anwalt (Rechtsanwalt) zu verwenden.
anwarten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) →Anwartschaft
Anwartschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1599 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1599 [WürtLTA.2 II 3] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anwarten um 796), ist allgemein die einer bestimmten Person zustehende rein tatsächliche Aussicht auf ein später zu erwartendes Amt oder Recht. In dem deutschen Mittelalter hat der nahe Verwandte ein Anrecht auf den Nachlass (→Erbenwartrecht). In dem 20. Jahrhundert setzt sich die Anwartschaft als werdendes und dem Vollrecht wesensgleiches Recht bei dem Kauf unter Eigentumsvorbehalt durch, bei dem mit Zahlung der letzten Kaufpreisrate die (bloße) Anwartschaft zu (vollem) Eigentum erstarkt.
Lit.: Kaser § 10 I; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 269; Würdinger, H., Die privatrechtliche Anwartschaft als Rechtsbegriff, 1928; Letzgus, E., Die Anwartschaft des Käufers unter Eigentumsvorbehalt, 1938; Berger, W., Eigentumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht, 1984; Grüttner, W., Die sozialversicherungsrechtliche Anwartschaft, 1990
anweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1261 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1319 [Dortmund/Schiller-Lübben I 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch Weisung veranlassen, →Anweisung
Anweisender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Anweisung Erteilender
Anweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1278 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anweisen um 1261) ist innerhalb der Veranlassung auch die schriftliche Aufforderung eines Teiles (Anweisender, Wort 1863) an einen anderen Teil (Angewiesener) (Deckungsverhältnis), Geld, Wertpapiere oder andere Sachen an einen die Anweisung dem Angewiesenen vorlegenden Dritten (Anweisungsempfänger, Wort 1809) zu leisten (lat. [F.] delegatio zwischen Delegant, Delegat und Delegatar, Verhältnis zwischen Angewiesenem und Anweisungsempfänger Valutaverhältnis). Sie hat sachlich römische Grundlagen. Sie gehört in die Frühzeit des →Wertpapiers (13./14. Jahrhundert). Die pandektenwissenschaftliche Erörterung des 19. Jahrhunderts bereitet die Gestaltung in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900 vor. Die Anweisung kann Zahlungsanweisung oder Verpflichtungsanweisung sein.
Lit.: Eisenried, U., Die bürgerlich-rechtliche Anweisung und ihre Entstehung, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Anwende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anwenden um 867) Stelle der Wendung
anwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umkehren, →Anwende, Anwenderecht
Anwenderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und auch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sachlich wohl in die Anfänge des häufigeren und damit dichteren Ackerbaus zurückreichende, seit dem 13. Jahrhundert vielfach schriftlich bezeugte Recht, zu der Bestellung des eigenen Feldes kurzzeitig für das Umwenden des Pfluges an dem Ende des Feldes ein Nachbargrundstück zu betreten und dadurch zu benutzen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) lässt das landesrechtlich vorhandene Anwenderecht als Teil des Nachbarrechts bestehen.
Lit.: Hübner 281; Götz, A., Das Anwenderecht, 1925; Schmidt-Wiegand, R., Anwende, Text und Sprachbezug in der Rechtssprachgeographie, 1985, 146
Anzeige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1449 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [Füetrer 95 bzw. FreibDiözArch. 18 1886 147] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb anzeigen um 1160) ist die Mitteilung eines rechtlich erheblichen Vorgangs oder Zustands. Sie ist sachlich in verschiedenen Formen schon dem römischen Recht bekannt. Eine Verpflichtung zu einer Anzeige bestimmter Handlungen stellt die Rügepflicht dar. Der hochmittelalterliche kanonische Prozess unterscheidet in dem 12. Jahrhundert die Anzeige von der (lat. [F.]) accusatio (Anklage). In der frühen Neuzeit genügt in dem Strafverfahren statt der Klage eines einzelnen Klägers die Anzeige bei dem Richter zu der Ingangsetzung des Verfahrens.
Lit.: Köbler, DRG 157; Kisker, S., Die Nichtanzeige geplanter Straftaten - §§ 138, 139 StGB, 2002
anzeigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [BeitrSteirG. 13 1876 104] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mitteilen, hinweisen →Anzeige
Aostatal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die kleinste Region Italiens (Hauptstadt Aosta) mit rund 125000 Einwohnern zwischen Schweiz, Frankreich und Piemont.
Lit.: Roddi, G., Il Coutumier Valdostano (1588), 1994 (Diss. jur. Freiburg im Üchtland)
Apanage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1469 als aus dem Französischen und mittelbar dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1469 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ausstattung eines nachgeborenen Sohnes, Bruders oder sonstigen Mitglieds eines landesherrlichen Hauses zu der Sicherung seines standesgemäßen Unterhalts. Sie entwickelt sich sachlich nach älteren Vorläufern (Bretagne 990?, Dreux 1137?) in dem 13. Jahrhundert in Frankreich. Einen Rechtsanspruch auf Apanage gibt es nur bei Vorliegen eines entsprechenden Hausgesetzes. Die meist bei Eintritt der Volljährigkeit fällige Apanage kann auf einen Menschen oder auf eine Linie bezogen sein. S. Google
Lit.: Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Wood, C., The French Apanages, 1966
Apel, Johann (Nürnberg 1486-27. 4. 1536) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg 1524 Rechtslehrer, 1530 Kanzler in Preußen und 1534 Rechtsberater in Nürnberg. 1535 schlägt er eine dialektische Lehrmethode für die Rechtswissenschaft vor. Außerdem bietet er erste systematische Ansätze. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 144; Muther, T., Doctor Johann Apell, 1861; Wieacker, F., Einflüsse des Humanismus auf die Rezeption, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 100 (1940), 423
apocalypsis, lat., F., Offenbarung, Apokalypse, Tert. (um 160-220 n. Chr), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀποκάλυψις (apokálypsis), F., Enthüllung, Offenbarung, Apokalypse; gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, Pokorny 53; gr. καλύπτειν (kalýptein), V., verhüllen, bedecken; gr. καλιά (kaliá), F., Hütte, Scheune, Nest; idg. *k̑el- (4), V., bergen, verhüllen
Apokalypse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1122 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1277/1278 [Die Goldene Schmiede des Konrad von Würzburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische [apocalypsis, lat., F., Offenbarung, Apokalypse, um 160-220 n. Chr., s. ἀποκάλυψις apokálypsis, gr., F., Enthüllung, Offenbarung, Apokalypse] des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Untergang, Weltende
Lit.: Fried, J., Aufstieg aus dem Untergang, 2001
Apostasie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1524 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht [ausgenommen Apostat 1508/1516] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., in DW2 Maskulinum Apostat um 1512, Verb apostatieren 1418) ist sachlich der kirchlich von der Spätantike bis zu der Aufklärung geahndete Abfall von dem (christlichen) Glauben.
Lit.: Hinschius, P., System des katholischen Kirchenrechts, 1888ff.; Schauf, H., Einführung in das kirchliche Strafrecht, 1952
Apostat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1512 bezeugt – 1508/1516 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abtrünniger
apostata, lat., M., Abtrünniger, (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, gr. ἀποστάτης (apostatḗs), M., Abtrünniger, entlaufener Sklave; vgl. gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, Pokorny 53 (94/94) (RB. idg. aus ind., iran., arm., phryg./dak., gr., alb., ital., kelt., germ., balt., slaw., heth.?); idg. *stā-, *stə-, *steh₂-, *stah₂-, V., stehen, stellen
Apostel 1 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8 Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bote, Gesandter
Apostel 2 (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1453 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [QStBayreuth 101] in 13 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich der in dem gelehrten Recht entwickelte Bericht des unteren Richters an den oberen Richter. →Apostelbrief
Apostelbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1688 [Beckmann, Idea 29 und 104] in fünf Stellen aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem gelehrten Verfahrensrecht des Mittelalters der Bericht, den der untere Richter (lat. iudex [M.] a quo, Richter, von dem) auf die Bitte einer Partei, die →Appellation gegen seine Entscheidung erhebt, an den oberen Richter (lat. iudex [M.] ad quem, Richter, zu dem) sendet. Er enthält eine Schilderung des bisherigen Verfahrensablaufs und eine Beurteilung der Berechtigung der Appellation sowie später auch die bereits entstandenen Prozessakten.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Sägmüller, J., Lehrbuch des katholischen Kirchenrechts, Bd. 2 3. A. 1914, 342; Ebner, M., Leidenslisten und Apostelbrief, 1991
apostolus, lat., M., Bote, s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀπόστολος (apóstolos), M., Abgesandter, Bote; vgl. gr. ἀπόστελλειν (apóstellein), V., abschicken, ausschicken, entsenden; gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer, Pfosten, Stamm, Stiel, Stängel
apotheca, apothēca, lat, F., Speicher, Vorratskammer, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, gr. ἀποθήκη (apothḗkē), F., Aufbewahrungsort, Speicher; vgl. gr. ἀπό (apó), Adv., ab, weg; idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, gr. θήκη (thḗkē), F., Kasten (M.), Behältnis, Gestell, Abstellplatz; idg. *dʰē- (2), *dʰeh₁-, V., setzen, stellen, legen, →Apotheke
Apotheke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 13. Jahrhundert [Steinmar] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Aufbewahrungsort für Heilmittel zunächst in Klöstern, um 1241 verbietet Kaiser Friedrich II. in dem Edikt von Salerno das Betreiben von Apotheken durch Ärzte, 1241 Löwenapotheke in Trier bezeugt) ist das Unternehmen des wissenschaftlich ausgebildeten, staatlich zu Herstellung und Verkauf von Arzneimitteln Berechtigten (Apothekers, Wort 1275). Seit etwa 1850 gründen Apotheker Drogerien mit einem breiten Warenangebot, darunter auch Arzneimittel. 1935 wird eine deutsche Apothekerschaft geschaffen, 1937 eine Reichsapothekenkammer eingerichtet. 1961 ergeht ein Arzneimittelgesetz.
Lit.: Schröder, G., NS-Pharmazie - Gleichschaltung des deutschen Apothekerwesens im Dritten Reich, 1988; Schlick, C., Apotheken im totalitären Staat, 2008; Schäfer, C., Apotheker und Drogist, 2009
Apothekenurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist das in drei Stufen nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit die Einschränkung von Grundrechten (beispielsweise Berufsfreiheit) ordnende Urteil des Bundesverfassungsgerichts Deutschlands von dem 11. 6. 1958 über die Zulassung eines Apothekers (in Traunreut).
Lit.: Ameln, R., Die Bedeutung des „Apothekenurteils“ für die verfassungsgerichtliche Rechtsprechung zur Berufsfreiheit, 1973; Henne, T., Das Lüth-Urteil, hg. v. Henne, T. u. a., 2004; Michl, F., Das Sondervotum zum Apothekenurteil – Edition aus den Akten des Bundesverfassungsgerichts, 2020
Apotheker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1275 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) wissenschaftlich ausgebildeter und zu Herstellung und Verkauf von Heilmitteln Berechtigter
appellare, appellāre, adpellāre, lat., V.: nhd. ansprechen, anreden, aufrufen, anflehen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, pellere, →appellieren
appellatio, appellātio lat., F., Antönen, Ansprechen, Anreden (N.), Ansprache, Anflehen, Anrufung, Berufung, 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, vgl. lat. appellāre, V., ansprechen, anreden, aufrufen, anflehen; vgl. lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, Pokorny 33 (6/6) (RB. idg. aus ind., phryg./dak., ital., kelt., germ.); lat. pellere, V., stoßen, schlagen, treiben; idg. *pel- (2a), *pelə-, *plā-, *pl̥h₂i-, V., stoßen, bewegen, treiben, →Appellation
Appellation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1265 [aus dem lateinischen →appellatio des Altertums aufgenommen] bezeugt – 1265 [Urkunde] in EDEL - und - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb appellieren um 1300) ist in dem spätrömischen Verfahrensrecht das aufschiebend wirkende Rechtsmittel zu der Überprüfung der Entscheidung eines unteren Richters durch einen höheren Richter, das mit einem Urteil endet (Berufung). Die Appellation ist bei dem unteren Richter mündlich oder binnen 10 Tagen schriftlich einzubringen. Die Appellation wird in dem frühen Mittelalter in vereinfachter Form in der Kirche und in Oberitalien bewahrt. In dem hohen Mittelalter wird die Appellation (mittels →Apostelbriefs), die seit dem 12. Jahrhundert in dem kirchlichen Prozessrecht erscheint, aus dem oberitalienisch-kanonischen Prozessrecht in Deutschland zuerst in geistlichen Gerichten aufgenommen. In Italien und Frankreich dringt sie rascher vor. In dem Heiligen römischen Reich, in dem zwischen 1200 und 1450 (lat. [F.]) appellatio sehr unterschiedliche Einrichtungen benennen kann, ersetzt die Appellation, die sich vor 1451 nur in einzelnen besonderen Fällen vor dem um 1450 grundsätzlich noch unmittelbar angerufenen, aber auch in dem älteren Rechtszugverfahren kaum eine nennenswerte Rolle spielenden König findet, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts allmählich die ältere Urteilsschelte in weltlichen Verfahren. Die Appellationsverfahren verdrängen bald die erstinstanzlichen Rechtszugverfahren. Das 1495 eingerichtete Reichskammergericht ist vielfach Appellationsgericht (an dem Ende des 15. Jahrhunderts zu 80%). Zu der Eindämmung der Appellation wird dort 1521 eine Appellationssumme von 50 Gulden festgelegt, die über 150 (1570) und 300 (1600) Gulden bis 1654 auf 600 Gulden bzw. 400 Reichstaler steigt, und wird 1530 dem Reichskammergericht die Annahme einer Appellation in Strafsachen verboten. In die gleiche Richtung wirken die Nichtappellationsprivilegien (21. 3. 1470 Reichsstadt Nürnberg, 7. 10. 10. 7. 1480 Bayern Herzog, 8. 5. 1482 Augsburg Reichsstadt, 5. 11. 1485 Augsburg Reichsstadt, 27. 4. 1493 Köln Stadt, 24. 8. 1495 Nürnberg Reichsstadt, 21. 5. 1499 Windsheim, Nassau 28. 6. 1804, insgesamt (77) Aachen, Augsburg, Baden, Bayern, Biberach, Brandenburg, Brandenburg-Ansbach-Bayreuth, Braunschweig-Lüneburg, Bremen Stadt, Bremen Erzstift, Brixen, Dinkelsbühl, Donauwörth, Esslingen, Frankfurt am Main, Giengen, Hamburg, Hanau-Münzenberg, Herford Stadt, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Hessen-Marburg, Hessen-Rheinfels, Hildesheim Bischof, Holstein, Ingelheim Freiherr, Jülich-Kleve Berg, Kaufbeuren, Kempten Stadt, Köln Kurfürst, Köln Stadt, Lindau, Lippe Graf, Lübeck Stadt, Lüttich Bischof, Magdeburg Erzbischof, Mainz Kurfürst, Manderscheid Graf, Mecklenburg Herzöge, Memmingen Stadt, Merseburg Bischof, Münster Stadt, Nassau, Neuenahr und Moers Graf, Nördlingen, Nürnberg Stadt, Öttingen (Oettingen) Graf, Oldenburg und Delmenhorst Graf, Passau Bischof, Paumgarten Freiherr, Pfalz Kurfürst, Pommern, Rantzau, Regensburg Stadt, Reußen von Plauen Graf, Reutlingen, Rosheim Stadt, Rothenburg ob der Tauber, Rügen, Sachsen Kurfürst, Salzburg Erzbischof, Schwäbisch Hall, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Schweden König, Schweinfurt, Speyer Stadt, Straßburg Stadt, Trient Bischof, Trier Kurfürst, Ulm, Verden Bischof, Vorpommern, Waldeck Graf, Windsheim, Wismar, Worms Stadt, Württemberg, Würzburg Bischof). An dem Reichshofrat ist die Appellation vor allem wegen der Appellationsprivilegien nicht sehr häufig. 1879 wird die teuere und schwierige Appellation in dem (zweiten) Deutschen Reich durch die →Berufung ersetzt, in England erst 1875 wirklich zugelassen. →Konzil
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 34, 56, 114, 117, 152; Köbler, LAW; Perels, K., Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Brandenburg-Preußen, 1908; Stölzel, A., Geding, Appellation, Hof, Hofgericht und Räte, 1912; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Blaschke, K., Das kursächsische Appellationsgericht 1559-1835 und sein Archiv, ZRG GA 84 (1967), 329; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Weitzel, J., Zur Zuständigkeit des Reichskammergerichts als Appellationsgericht, ZRG GA 90 (1973), 213; Broß, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammergerichtsordnung von 1495, 1973; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976; Die kaiserlichen privilegia de non appellando, hg. v. Eisenhardt, U., 1980; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981; Battenberg, F., Beiträge zur höchsten Gerichtsbarkeit im Reich im 15. Jahrhundert, 1981; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige bis zum Jahre 1451, 1983; Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985; Becker, H., Die Appellation vom Papst an ein allgemeines Konzil, 1988; Kern, B., Die Appellation in Kurpfälzer und verwandten Rechtsquellen des 15. Jahrhunderts, ZRG GA 106 (1989), 115; Seeger, T., Die Extrajudizialappellation, 1993; Morhard, A., Die gerichtliche Berufung, 1995; Diestelkamp, B., Die Durchsetzung des Rechtsmittels der Appellation, 1998; Szidzek, C., Das frühneuzeitliche Verbot der Appellation in Strafsachen, 2002; Strauch, D./Arntz, J./Schmidt-Troje, J., Der Appellhof zu Köln, 2002; Kannowski, B., Zwischen Appellation und Urteilsschelte - Über das Rechtsdenken des Johann von Buch, ZRG 123 (2006), 110; Hugo, L., Vom Missbrauch der Appellation, hg. v. Oestmann, P., 2012; Appellation und Revision im Europa des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Auer, L. u. a., 2013; Ranieri, F., Gemeines und partikulares Recht in der Rechtsprechung des Reichskammergerichts, ZRG GA 131 (2014), 89
Appellationsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1529 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Berufungsgericht (beispielsweise Österreich 1782 Erhebung der von den Gubernien getrennten Justizsenaten zu Appellationsgerichten durch Joseph II., 1852 Oberlandesgerichte)
Appellationsprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Privileg des deutschen Königs an Landesherren, das eine →Appellation aus dem jeweiligen Gebiet an den König ausschließt (Nichtappellationsprivileg). Es betrifft anfangs wohl nur den Rechtszug nach einer Urteilsschelte und erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die eigentliche Appellation. 1356 verleiht die →Goldene Bulle den Kurfürsten ein unbeschränktes Appellationsprivileg, dessen Bedeutung aber deswegen umstritten ist, weil die Appellation 1356 noch nicht allgemein aufgenommen worden war (beispielsweise in Sachsen erst seit dem 16. Jahrhundert).
Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Bross, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammergerichtsordnung von 1495, 1972; Eisenhardt, U., Die kaierlichen privilegia de non appellando, 1980
appellieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 1300 aus dem Lateinischen des Altertums übernommen bezeugt – Ende 13.? Jahrhundert [Das altePassional] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Passional Hahn 43] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsundsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) anrufen, berufen →Appellation
Appenzell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) erscheint 1071 erstmals als Abbacella. Das zunächst unter der Herrschaft der Abtei Sankt Gallen stehende Gebiet gewinnt zwischen 1377 und 1429 Selbständigkeit. Seit 1411 ist Appenzell zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz, seit 17. 12. 1513 dreizehntes Mitglied. Appenzell besteht aus einem evangelischen Halbkanton (Außerrhoden) und einem katholischen Halbkanton (Innerrhoden).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Benz, R., Die rechtlichen Zustände im Lande Appenzell, (in) Appenzellische Jahrbücher 46 (1918), 1; Wirz, H., Die Grundlagen der Appenzeller Freiheit, (in) Appenzellische Jahrbücher 56 (1929); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Die Land- und Alpwirtschaft in Außerrhoden, 1974; Blickle, P., Verfassung und Religion – Voraussetzungen und Folgen der Landteilung des Appenzell 1597, ZRG GA 115 (1998), 339; Die Appenzellerkriege, hg. v. Niederhäuser, P. u. a., 2006
approbare, approbāre, lat., V., Beifall geben, zustimmen, billigen, um 250-184 v. Chr., lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben; lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →approbieren
approbatio, approbātio, lat., F., Zustimmung, Billigung, Genehmigung, Bekräftigung, Androhung, [81-43 v. Chr.], vgl. lat. approbāre, V., Beifall geben, zustimmen, billigen, (um 250-184 v. Chr.), lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben, lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →Approbation
Approbation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1411 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1411 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb approbieren 1418), Billigung, Bestätigung (beispielsweise einer klösterlichen Genossenschaft, einer Verehrung oder einer Königswahl [ab 1558 bloße feierliche kuriale Notifizierung des Regierungsantritts des Kaisers durch den Papst ohne rechtliche und politische Bedeutung]), wobei zwischen der Zeit vor 1917 und nach 1917 zu unterscheiden ist und die Einzelheiten vielfach streitig waren
Lit.: Deußen, W., Die Approbation der deutschen Königswahl, 1879; Hugelmann, K., Die deutsche Königswahl im corpus iuris canonici, 1909; Reckow, J. v. Grundlagen zur Geschichte der deutschen zahnärztlichen Approbation bis 1913, 1927; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1944, Neudruck 1969; Unverhau, D., Approbatio - Reprobatio, 1973;
approbieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1418 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1418 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [OstfriesUB. I 216] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über approbāre, lat., V., Beifall geben, zustimmen, billigen, [um 250-184 v. Chr.], lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an; lat. prōbāre, V., anerkennen, prüfen, billigen, für gut befinden, erproben, lat. probus, Adj., gut, tüchtig, brav, rechtschaffen; idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, mit dem Indogermanischen verbindbar, V. billigen, bestätigen →Approbation
April (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 12. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch belegt sowie über Aprilis, Aprīlis, lat., M., April, [116-27 v. Chr.], vgl. idg. *apero-, Adj., hintere, idg. *apo-, *pō̆, *apu, *pu, *h₂epo, *h₂epu, Präp., Adv., ab, weg, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Monat zwischen März und Mai
Aprilverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem 25. 4. 1848 von Kaiser Ferdinand I. erteilte, von dem Innenminister Franz Xaver von →Pillersdorf (Pillersdorff) geformte, nach dem 15. 5. 1848 zurückgezogene, erste formelle Verfassung Österreichs mit Gewaltenteilung, Reichstag und Grundrechten, aber ohne praktische Bedeutung.
Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfOeAprilverfassung1848.doc ; Hugelmann, K., Die Entwicklung der Aprilverfasssung von 1848, 1918; Die Habsburgermonarchie 1848-1918, hg. v. Wandruszka, A. u. a., 2000
apud iudicem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) vor dem Richter, →Prozess, Verfahren
Apulien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) in dem Süden Italiens gerät seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. unter den Einfluss der Griechen, wird 317 v. Chr. von Rom erobert und gehört nach dem Untergang Westroms – 476 n. Chr. - über die Herrschaft von Ostgoten und Oströmern in dem Norden seit 570 zu dem Herzogtum Benevent der Langobarden. In der Mitte des 11. Jahrhunderts fällt es an die Normannen (1130 Sizilien), 1282 an das Königreich Neapel und mit diesem 1860 an Sardinien-Piemont (1861 Italien).
Lit.: Palumbo, P., Medio evo méridionale, 1978; Burkhardt, N., Apulien, 2017
aquae ductus (Wortfolge in s. latein_a_z.docx nicht und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Wasserleitung(srecht), →Dienstbarkeit
aquae haustus (Wortfolge in latein_a_z.docx und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartzssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Wasserschöpfung(srecht), →Dienstbarkeit
Aquileia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) nahe der Adria wird 181 v. Chr. als römische Kolonie (lat. [F.] colonia) gegründet. Der seit spätestens 314 nachweisbare Bischof beansprucht seit 558/568 den Titel eines Patriarchen. 1077 wird der Patriarch Reichsfürst. Seit 1418 gelangt Aquileia an Venedig, in dem 16. Jahrhundert an Österreich und mit Venetien (1866) an Italien.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gamber, K., Das Patriarchat Aquileja, 1987; Härtel, R., Die älteren Urkunden des Klosters S. Maria zu Aquileja (1036-1250), 2005; Stella, A., Aquileia tardoantica, 2019
Aquilius →lex (lat. [F.]) Aquilia, aquilisches Gesetz in Rom
Aquitanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wasserland) ist das Gebiet nördlich der Pyrenäen und östlich des Atlantiks. Es wird seit 71 v. Chr. römisch, 418 westgotisch und 507 fränkisch. In dem 7. Jahrhundert entsteht ein fast selbständiges Herzogtum (bis 768), das in dem 9. Jahrhundert erneuert wird. Durch Heirat der Erbtochter mit Heinrich II. →Plantagenet (1152) gelangt Aquitanien bei dem Thronantritt Heinrichs II. in England in eine Personalunion mit →England. An dem Ende des hundertjährigen Krieges (1453/1475) fällt Aquitanien von England an →Frankreich.
Lit.: Histoire de l’Aquitaine, hg. v. Higounet, C., 1971; Trabut-Cussac, J., L’administration anglaise en Gascogne, 1972; Bouet, A., Aquitanien in römischer Zeit, 2015 (Bildband); Boyer, J., Pouvoirs et territoires en Aquitaine du VIIe au Xe siècle, 2018
Äquivalent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1641 als aus dem mittellateinischen aequivalens aufgenommen bezeugt – 1641 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., gleichwertiger Gegenstand) →Äquivalenz
Äquivalenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 1789 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Neutrum Äquivalent 1641 aus dem Mittellateinischen aufgenommen, F.) Gleichwertigkeit, →Äquivalent
Lit.: Debald, M., Das Dritte des Vergleichs – Wissenschaft und Kultur zwischen Äquivalenz und Differenz, 2020
Äquivalenzprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem 20. Jahrhundert ausgebildete Grundsatz, dass zwischen dem Wert einer einzelnen Leistung der öffentlichen Verwaltung und der für diese Leistung geforderten Gebühr ein ausgewogenes Verhältnis bestehen muss.
Lit.: Ostendorff, P., Die Entwicklung der Rechtsprechung zur patentrechtlichen Äquivalenzlehre, 2021
Araber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als Ansatz - nicht und in DW2 nur in anderer Bedeutung bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) vielleicht wie Hebräer von abara, V., umherwandern) ist der Angehörige des in den mittelalterlichen lateinischen Quellen meist als (lat. [M.Pl.]) Saraceni bezeichneten semitischen Volkes, das zunächst auf der arabischen Halbinsel siedelt (853 v. Chr. in mesopotamischen Keilschriftzeugnissen erstmals erwähnt) und schon in dem Altertum mit den Lehren Zarathustras, dem Christentum und dem Judentum in Berührung kommt. Die Araber erobern nach der Bekehrung zu dem →Islam des Propheten Mohammed in dem frühen Kalifat (632-692) Ägypten, (638 Jerusalem,) Syrien, Irak und Persien. 711 wird Gibraltar erreicht, 716/717 Konstantinopel belagert und 732 ein Spanien einnehmender Vorstoß erst bei Tours und Poitiers von den Franken unter dem merowingischen Hausmeier Karl Martell zurückgeschlagen. In dem 9. Jahrhundert, in dem griechische und indische Schriften in die arabische Sprache übertragen werden, setzt der Zerfall des bald auf Bagdad (762, um 1000 Kalifenbibliotheken mit vielleicht 100000 Bänden, seit dem 12. Jahrhundert Übersetzungen aus dem Arabischen und Griechischen in die lateinische Sprache) ausgerichteten Reiches in mehrere Einzelherrschaften ein. 1260 können die Mongolen abgewehrt werden. Das in dem 15. Jahrhundert unter muslimisch gewordenen Osmanen gebildete osmanische Reich fasst die Araber nochmals zusammen, doch geht 1492 mit Granada die letzte Herrschaft in Spanien verloren und werden in dem 19. Jahrhundert die arabischen Länder mit dem Zerfall des osmanischen Reiches Gegenstand der Kolonialpolitik europäischer Staaten. Ein unmittelbarer Einfluss der Araber auf das Recht Europas ist nicht nachweisbar, doch finden sich ausgehend von den wichtigsten Berührungsorten gewisse, Handel und Verwaltung betreffende mittelbare Auswirkungen (Kaufhöfe in Venedig, Seezoll in Pisa, Gesundheitsrecht in Sizilien, lat. contractus [M.] mohatrae). Allgemein geben die Araber auch antikes Gedankengut und eigene Gelehrsamkeit fruchtbringend an das europäische Mittelalter weiter.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Amari, M., Storia dei Musulmani di Sicilia, Bd. 1ff. 1854ff.; Geschichte der arabischen Welt, hg. v. Haarmann, U./Halm, H., 1944, 4. A. 2001; Crespi, G., Die Araber in Europa, 1992; Halm, H., Die Araber, 2004; Walther, W., Kleine Geschichte der arabischen Literatur, 2004; Steinberg, G., Saudi-Arabien, 2004; Katzer, A., Araber in deutschen Augen, 2008; Schlicht, A., Die Araber und Europa, 2008; Ambrosetti, N., L’eredità arabo-islamica nelle scienze e nelle arti del calcolo dell’Europa medievale, 2008; Burnett, C., Arabic into Latin in the Middle Ages, 2009; Thorau, P., Lawrence von Arabien, 2010; Schlicht, A., Geschichte der arabischen Welt, 2013; Steinbach, U., Die arabische Welt im 20. Jahrhundert, 2015, 2. A. 2017; Wehr, H./Kropfitsch, L., Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart – Arabisch-Deutsch, 6. A. 2020; Mackintosh-Smith, T., Arab – 3000 Jahre arabische Geschichte, 2021
Aragonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Aragón) in dem Nordosten Spaniens gelangt an dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. von den Puniern an die Römer, in dem 5. Jahrhundert n. Chr. an die Westgoten und 713 an die Araber. Kurz nach 800 wird es eine Grafschaft der Franken, die eine eigene (lat. [F.]) convenientia (958) hat und sich in dem Zuge der Rückeroberung der von den Arabern beherrschten Gebiete 1035 und 1134 zu einem Königreich entwickelt, in dem der →Fuero von →Jaca (1064) besondere Bedeutung hat. Dieses Aragonien wird 1137 mit Katalonien und 1238 mit Valencia verbunden. Seit dem 13. Jahrhundert dringt römisches Recht ein. 1247 werden die in 8, später in 12 Bücher gegliederten, vielleicht auf Vidal de Cañellas zurückgehenden, ausschließliche Geltung beanspruchenden Fueros de Aragón (Fori Aragonum) in Huesca verkündet. Unter die Herrschaft Aragoniens gelangen auch Sizilien (1282), Sardinien (1323) und Neapel (1442). Seit 1469 tritt Aragonien hinter →Kastilien (1474 Personalunion) zurück und verliert die 1707 zunächst noch gewahrten Sonderrechte. Der Verlust der selbständigen Verwaltung (1833) wird erst 1982 wieder aufgehoben. Das überlieferte besondere Privatrecht gilt seit 1889 in dem Rahmen des Código Civil Español (spanischen Bürgerlichen Gesetzbuchs) fort.
Lit.: Fori Aragonum 1476/1477, Neudruck 1979; Schwarz, K., Aragonische Hofordnungen, 1914; Klüpfel, L., Verwaltungsgeschichte des Königreichs Aragon, 1915; Vidal mayor, hg. v. Tilander, G., 1956; Lalinde Abadía, J., Virreyes y lugartenientes, Cuadernos de historia de España 1960, 98; Lalinde Abadía, J., La gobernación general en la corona de Aragón, 1963; Molho, M., El Fuero de Jaca, 1964; Lalinde Abadia, J./Fairen Guillen, V., Die aragonesischen Verfassungsprozesse, ZRG GA 91 (1974), 116; Los Fueros de Aragón, 1976; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,258; Neumann, C., Venedig und Aragon im Spätmittelalter (1280-1410) 2017
Arba ‘at ha-Turim →Jakob Ben Ascher
Arbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die auf Schaffung von Werten gerichtete körperliche oder geistige Tätigkeit des Menschen (für andere). Steht ursprünglich die damit verbundene Mühe in dem Mittelpunkt, so verlagert sich der Bedeutungskern besonders seit dem 19. Jahrhundert auf die Unselbständigkeit und Fremdbestimmtheit des Tuns. Hinsichtlich der Arbeit treten deshalb, obwohl bereits in dem Mittelalter das dauernde Vorkommen vertraglich vereinbarter Arbeitsverhältnisse in Stadt und Land und die beständige Sorge der Obrigkeit für Reglementierung der Entlohnung bezeugt sind, erst seit etwa 1840 Arbeitgeber und Arbeitnehmer einander gegenüber. Bezüglich der Arbeit schließen sie den →Arbeitsvertrag, dessen Gestaltung Teil des →Arbeitsrechts ist, für das sich das besondere →Arbeitsgericht ausbildet. Bereits in dem 19. Jahrhundert wird auch die Sicherung eines Rechtes des Einzelnen auf Arbeit verlangt, aber aus tatsächlichen Gründen bisher nicht durchgesetzt.
Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Arbeit und Rhythmus im Rechtsleben, ZRG GA 41 (1920), 370; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 154; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Le travail au Moyen Age, hg. v. Hamesse, J. u. a., 1990; Jansen, R., Die Arbeitsverhältnisse an den deutschen Porzellanmanufakturen, 1990; Benöhr, H., Das Recht auf Arbeit in Frankreich 1848, ZRG GA 109 (1992), 179; Ritter, G., Arbeiter, Arbeiterbewegung und soziale Idee in Deutschland, 1996; Sellier, U., Die Arbeiterschaftgesetzgebung, 1998; Brückner, W., Arbeit macht frei, 1998; Brandt, P., Geschichtliche Entwicklung und heutige Bedeutung des Begriffs der gefahrgeneigten Arbeit, 1998; Geschichte und Zukunft der Arbeit, hg. v. Kocka, J. u. a., 2000; Fossier, R., Le travail au moyen âge, 2000; Schaller, K., Einmal kommt die Zeit, 2001; Guinand, C., Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), 2003; Postel, V., Arbeit im Mittelalter, 2006; Steinfeld, R., Free Wage Labor and the Suffrage in Nineteenth Century England, ZRG GA 123 (2006), 267; Postel, V., Arbeit und Willensfreiheit im Mittelalter, 2009; Rijkers, F., Arbeit - ein Weg zum Heil, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Meskill, D., Optimizing the German Workforce, 2010; Humann, D., „Arbeitsschlacht“ Arbeitsbeschaffung und Propaganda in der NS-Zeit 1933-1939, 2011; Keiser, T., Vertragszwang und Vertragsfreiheit im Recht der Arbeit von der frühen Neuzeit bis in die Moderne, 2013; Viehweger, L., Die Internationale Arbeitsorganisation und Deutschland 1919-1933, Diss. phil. Düsseldorf 2013. Online-Ress.; Arbeit im Nationalsozialismus, hg. v. Buggeln, M. u. a., 2014; Handbook Global History of Work, hg. v. Hofmeester, K. u. a., 2017; Intensivierung der Arbeit – Perspektiven auf Arbeitszeit und technologischen Wandel, hg. v. Griesbacher, M. u. a., 2020
arbeiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tun, sich mühen, sich anstrengen →Arbeit, Arbeiter
Arbeiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1261 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 372 und 393] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Arbeit mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der körperliche Arbeit für andere verrichtende Mensch (Handwerker, Bergmann, Tagelöhner, Markthelfer und 1794 der Fabrikarbeiter). Eine eigene Arbeiterbewegung entsteht in dem deutschen Sprachraum in dem zweiten Drittel und dem dritten Viertel des 19. Jahrhunderts.
Lit.: Kulemann, W., Der Arbeiterschutz, 1893, Neudruck 2013; Bödiker, T., Die Arbeiterversicherung, 1895, Neudruck 2013; Zierholz, H., Arbeiterschaft und Recht in Branndenburg-Preußen 1648-1800, 1985; Kocka, J., Arbeitsverhältnisse und Arbeiterexistenzen – Grundlage der Klassenbildung im 19. Jahrhundert, 1990; Schneider, M., Unterm Hakenkreuz – Arbeiter und Arbeiterbewegung 1933 bis 1939, 1999; Lorenz, A., Kleine Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland von 1848 bis heute, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Schneider, M., In der Kriegsgesellschaft – Arbeiter und Arbeiterbewegung 1939 bis 1945, 2014; Kocka, J. u. a., Arbeiterleben und Arbeiterkultur, 2015
Arbeiterkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Österreich ab 1872 geplante, mit Gesetz von dem 26. 2. 1920 eingerichtete, 1938 aufgelöste, durch Gesetz von dem 20. 7. 1945 wiedererrichtete Vertretung der Arbeitnehmer (Arbeiter und Angestellten), die maßgeblich bei der Entwicklung des kollektiven Arbeitsrechts mitgewirkt hat.
Lit.: Niederwieser, E., 100 Jahre Kampf um Gerechtigkeit – Die Geschichte der Arbeiterkammer Tirol, 2021
Arbeitgeber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1847 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Arbeitsverhältnis die Arbeit bereitstellende Beteiligte in Gegensatz zu dem die Arbeit ausführenden Arbeitnehmer (Wort 1848)
Arbeitnehmer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der in dem Arbeitsverhältnis die Arbeit ausführende Beteiligte in Gegensatz zu dem die Arbeit bereitstellenden Arbeitgeber (Wort 1847).
Lit.: Pflaume, H., Organisation und Vertretung der Arbeitnehmer in der Bewegung von 1848/1849, 1934; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Arbeitsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Deutschen Reich 1926 für die erste Instanz (RGBl. 1926, 507, Inkrafttreten an dem 23. 12. 1926 bzw. 1. 7. 1927) geschaffene Eingangsgericht der vor allem auf Wunsch der Arbeitnehmer für Streitigkeiten aus Arbeitsverträgen zuständigen, 1946/1953 gänzlich von der ordentlichen Gerichtsbarkeit verselbständigten Arbeitsgerichtsbarkeit (1927 Reichsarbeitsgericht). Vorläufer des Arbeitsgerichts ist ein besonderes, mit Arbeitgeberbeisitzern und Arbeitnehmerbeisitzern besetztes Gewerbegericht (1890, Österreich 1898). Es geht seinerseits auf den in Frankreich (Lyon 1806) von Napoleon auf Wunsch der Arbeitnehmer errichteten Conseil de prud’hommes zurück, der linksrheinisch nachgebildet (1808 Aachen-Burtscheid) und später in Gewerbeordnungen in Preußen (1845) und in dem Norddeutschen Bund (1869) beibehalten wird. Noch früher gibt es in Preußen in dem 18. Jahrhundert Fabrikdeputationen und in dem Mittelalter allgemein auch Entscheidungen innerhalb der Zünfte. In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 108 Arbeitsgerichte.
Lit.: Köbler, DRG 234, 261; Kaskel, W., Die Arbeitsgerichtsbarkeit, 1929; Globig, K., Gerichtsbarkeit als Mittel sozialer Befriedung, 1985; Linder, M., The Supreme Labor Court, 1987; Moritz, K., Das französische Arbeitsgericht, 1987; Brand, J., Untersuchungen zur Entstehung der Arbeitsgerichtsbarkeit, Bd. 1 1990; Schöttler, P., Zur Mikrogeschichte der Arbeitsgerichtsbarkeit, (in) Rechtshistorisches Journal 9 (1990), 127; Weiß, J., Arbeitsgerichtsbarkeit, 1994; 50 Jahre saarländische Arbeitsgerichtsbarkeit, hg. v. Präsidenten des Landesarbeitsgerichts, 1997; 50 Jahre Arbeitsgerichtsbarkeit des Landes Schleswig-Holstein, 1997; Brand, J., Untersuchungen zur Entstehung der Arbeitsgerichtsbarkeit in Deutschland, Bd. 1 1990, Bd. 2 2002, Bd. 3 2008; Bachem-Rehm, M., Die katholischen Arbeitervereine im Ruhrgebiet 1870-1914, 2004; Zimmermann, U., Die Entwicklung der Gewerbegerichtsbarkeit in Deutschland, 2005
Arbeitsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Arbeitsgesetzbuch - nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein die Arbeit betreffendes Gesetz.
Arbeitsgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für das →Arbeitsrecht geschaffene Gesetzbuch (beispielsweise Deutsche Demokratische Republik 12. 4. 1961, 23. 11. 1966, 1977).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bohle, T. Einheitliches Arbeitsrecht in der Weimarer Republik, 1990; Das Arbeitsgesetzbuch der DDR 1977-1990, hg. v. Rockstuhl, H., 2015
Arbeitskampf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1907 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Ringen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern um allgemeine Arbeitsbedingungen mit kampfähnlichen Mitteln wie →Aussperrung und →Streik (nach Kittner sachlich erster bekannter Arbeitskampf auf deutschem Boden Breslau 1329).
Lit.: Die Entwicklung des Arbeitskampfrechts, hg. v. Pohl, H., 1980; Sieg’l, C., Arbeitskämpfe seit dem Spätmittelalter, 1993; Schröder, R., Der gewerbliche Kampf, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 533; Dallmann, C., Die Anfänge des französischen Arbeitskampfrechts, Diss. jur. Würzburg 2002; Kittner, M., Arbeitskampf, 2005 (61 Fallschilderungen zwischen 1155 v. Chr. und 2003 n. Chr.); Weber, P., Gescheiterte Sozialpartnerschaft - Gefährdete Republik, 2010; Arbeitskämpfe im Zeichen der Selbstermächtigung, hg. v. Leder, A., 2012
arbeitslos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1522 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) arbeitsfrei, untätig, erwerbslos
Arbeitslosenversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1910 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bescheidenen gemeindlichen Anfängen (1913 in 13 deutschen Gemeinden eine Arbeitslosenunterstützung vorhanden) folgend von 1918 an geschaffene, 1927 einer Körperschaft des öffentlichen Rechtes zu Selbstverwaltung übertragene, 1969 aufgabenerweiternd in dem Arbeitsförderungsgesetz geregelte und zu dem1. 1. 1998 in das Sozialgesetzbuch (III) überführte →Sozialversicherung gegen die wirtschaftlichen Folgen des Mangels einer entgeltlichen Erwerbstätigkeit eines Arbeitnehmers bei einem Arbeitgeber.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 233, 241; Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, hg. v. Benöhr, H., 1991; Führer, K., Arbeitslosigkeit und die Entstehung der Arbeitslosenversicherung, 1990; Lewek, P., Arbeitslosigkeit und Arbeitslosenversicherung, 1992; Dorn, U., Arbeitslosigkeit, (in) ZNR 1993, 12; Fukuzawa, N., Staatliche Arbeitslosenunterstützung in der Weimarer Republik, 1995; Raithel, T. u. a., Die Rückkehr der Arbeitslosigkeit, 2009
Arbeitslosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1797 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) →Arbeitslosenversicherung
arbeitsmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google zumindest in Arbeitsmündigkeit belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) für den Abschluss von Arbeitsverträgen mündig
Arbeitsmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., auch Adjektiv →arbeitsmündig nicht belegt) Mündigkeit für den Abschluss von Arbeitsverträgen, →Mündigkeit
Lit.: Gefaeller, W., Entstehung und Bedeutung der Arbeitsmündigkeit, 1968
Arbeitsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1890 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Arbeit betreffende Recht. Es wird trotz der bereits in dem Hochmittelalter vorhandenen und seit dem 16. Jahrhundert auch von den Landesherren geordneten Tätigkeiten als Gesinde, Seemann, Bergmann, Kaufmannsdiener oder Handwerksgeselle als Rechtsgebiet erst an dem Übergang des 19. Jahrhunderts in das 20. Jahrhunderts verselbständigt (Stadthagen 1895 Arbeiterrecht, Sinzheimer 1907f./1914, Potthoff 1925), nachdem sich in dem 19. Jahrhundert die obrigkeitlichen und genossenschaftlichen Bindungen infolge des Liberalismus lösen (beispielsweise Bauernbefreiung) und beispielsweise nach § 105 GewO des Norddeutschen Bundes →Arbeit zu einem Gegenstand freier vertraglicher Vereinbarung wird. Als erste gesetzliche Regelungen erscheinen Arbeitsschutzbestimmungen (England 1802, Preußen Regulativ über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Fabriken von dem 9. 3. 1839, Truckverbot 1849/1869, Frauenschutz 1878, Gewerbeaufsicht 1878), die das deutsche Arbeiterschutzgesetz von 1891 verallgemeinert. Flankierend wirkt seit 1881 die (Idee der) →Sozialversicherung. 1896/1900 wird der (individuelle) Dienstvertrag allgemein in die §§ 611ff. BGB aufgenommen, die allerdings dem abhängigen Arbeitnehmer wenig Schutz gegenüber der wirtschaftlichen Übermacht der Arbeitgeber bieten. Die seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich entwickelte Kollektivierung des Arbeitsrechts (1891 Arbeiterausschüsse, 1916 Hilfsdienstgesetz) findet einen ersten Abschluss in der →Tarifvertragsverordnung (1918), dem Betriebsrätegesetz (1920) und der zugehörigen Schlichtungsverordnung (1923). Durch die nationalsozialistische Regierung wird dann das kollektive Arbeitsrecht durch eine autoritäre Arbeitsverfassung (1934 Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit) ersetzt, die nach 1945 wieder beseitigt wird. 1949 wird das Tarifvertragsrecht neu gestaltet, 1951 die Mitbestimmung in der Montanindustrie ausgedehnt, in den Folgejahren eine Reihe weiterer Gesetze erlassen bzw. neu gefasst. Wo der Gesetzgeber nicht tätig zu werden vermag, tritt ersatzweise die Arbeitsgerichtsbarkeit mit Richterrecht ein. In der Deutschen Demokratischen Republik wird 1961 ein Gesetzbuch der Arbeit erlassen und 1978 ein Arbeitsgesetzbuch, doch wird ab 1990 das Recht der Bundesrepublik Deutschland übernommen. In der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union gewinnt das europäische Recht an Bedeutung (beispielsweise Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs, Europäische Sozialcharta 1961). Erste Darstellungen des Arbeitsrechts stammen von Philipp Lotmar (1902/1908) und Hugo Sinzheimer (1907f./1914). Als eine Besonderheit des Arbeitsrechts wird lange Zeit die Haftungseinschränkung zugunsten von Arbeitnehmern bei →gefahrgeneigter Tätigkeit angesehen.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 215, 227, 241; Sinzheimer, H., Über den Grundgedanken und die Möglichkeit eines einheitlichen Arbeitsrechts in Deutschland, 1914; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im Mittelalter, 1934; Schmieder, E., Geschichte des Arbeitsrechts im deutschen Mittelalter, 1939; Siebert, W., Die Entwicklung der staatlichen Arbeitsverwaltung, 1943; Anton, G., Geschichte der preußischen Fabrikgesetzgebung, 1953; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Teuteberg, H., Geschichte der industriellen Mitbestimmung, 1961; Ebel, W., Quellen zur Geschichte des deutschen Arbeitsrechts bis 1849, 1964; Mampel, S., Arbeitsverfassung und Arbeitsrecht in Mitteldeutschland, 1966; Wedderburn, K., Cases and materials on labour law, 1967; Weidmann, P., Die soziale Entwicklung des zürcherischen Arbeitsrechts von 1815-1870, Diss. jur. Zürich 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3635; Ramm, T., Die Arbeitsverfassung des Kaiserreichs, (in) FS W. Mallmann, 1978; Ramm, T., Die Arbeitsverfassung der Weimarer Republik, (in) In memoriam Sir Kahn-Freund, 1980; Umlauf, J., Die deutsche Arbeiterschutzgesetzgebung 1880-1980, 1980; Wege zur Arbeitsrechtsgeschichte, hg. v. Steindl, H., 1984; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Tschudi, H., Geschichte des schweizerischen Arbeitsrechts, 1987; Lewisch, P., Der Wandel von Arbeitsethos und Arbeitsrecht in Österreich in der Zeit von Maria Theresia bis zum ABGB, 1988; Bohle, T., Einheitliches Arbeitsrecht in der Weimarer Republik, 1990; Wahsner, R., Arbeitsrecht unter‘m Hakenkreuz, 1994; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis in Deutschland, 1995; Rückert, J., Beschreibende Bibliographie zur Geschichte des Arbeitsrechts, 1996; Kim, Y., Die Entwicklung des Rechts der Arbeitnehmerhaftung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1996; Benöhr, H., Fast vier Tropfen sozialen Öls, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Sellier, U., Die Arbeiterschutzgesetzgebung im 19. Jahrhundert, 1998; Die Entstehung des Arbeitsrechts in Deutschland, hg. v. Nutzinger, H., 1998; Rudischhauser, S., Vertrag, Tarif, Gesetz. Der politische Liberalismus und die Anfänge des Arbeitsrechts in Frankreich 1890-1902, 1999; Thiele, M., Die Auflösung von Arbeitsverhältnissen, 1999; Steinmetz, W., Begegnungen vor Gericht, 2001; Bornheim, S., Die arbeitsrechtliche Normsetzung des Reichskommissariats in den Niederlanden, 2002; Böhm, A., Arthur Philipp Nikisch, 2003; Hermel, M., Karl Flesch, 2004; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Däumichen, N., Erich Molitor - Mitbegründer der neueren Arbeitsrechtswissenschaft, 2012; Pierson, T., Die juristische Implementation und (De-)Regulierung des sogenannten Normalarbeitsverhältnisses nach 1949, ZRG GA 129 (2013), 305; Hoefling, S., Vom Tropfen sozialen Öls zum Hebel des Fortschritts, 2015; Ludyga, H., Otto Kahn-Freund, 2016; Unertl, N., Walter Kaskel (1882-1928), 2018; Richardi, R., Arbeitsrecht im Wandel der Zeit – Chronik des deutschen Arbeitsrechts, 2019
Arbeitsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verfassung der Arbeit bzw. des Arbeitsrechts, für die in Österreich 1974 ein Arbeitsverfassungsgessetz als Zusammenfassung des Arbeitsrechts geschaffen wird. →Arbeitsrecht
Lit.: Siebert, W., Die deutsche Arbeitsverfassung, 1942; Rödl, F., Europäische Arbeitsverfassung, 2009
Arbeitsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1820 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1793) ist der zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer über die entgeltliche Leistung von →Arbeit geschlossene →Vertrag. Anfangs individuell ausgehandelt, wird sein Inhalt unter Einschränkung der individuellen Vertragsfreiheit zunehmend kollektiv gestaltet (Tarifvertrag). Seit 1995 wird grundsätzlich die Schriftform angestrebt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Lotmar, P., Der Arbeitsvertrag, 1902, 2. A. hg. v. Rehbinder, M., 2001; Europäisches Arbeitsvertragsrecht, hg. v. Molitor, E. u. a., 1928ff.; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im deutschen Mittelalter, 1934; Schmieder, E., Geschichte des Arbeitsrechts im deutschen Mittelalter, 1939; Gellbach, H., Arbeitsvertragsrecht der Fabrikarbeiter im 18. Jahrhundert, 1939; Kaiser, A., Zum Verhältnis von Vertragsfreiheit und Gesellschaftsordnung während des 19. Jahrhunderts, insbesondere in den Auseinandersetzungen über den Arbeitsvertrag, 1972; Söllner, A., Der industrielle Arbeitsvertrag in der deutschen Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, (in) Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 1972, 288; Vietinghoff-Scheel, E. v., Gewerbliche Arbeitsverhältnisse in Preußen, Diss. jur. Göttingen 1972; Ebert, K., Der industrielle Arbeitsvertrag in der österreichischen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 92 (1975), 143; Söllner, A., Entwicklungslinien im Recht des Arbeitsverhältnisses, (in) NS-Recht in historischer Perspektive, hg. v. Institut für Zeitgeschichte, 1981, 135; Alonso Olea, M., Von der Hörigkeit zum Arbeitsvertrag, 1981; Wild, T., Die Entwicklung des Gesamtarbeitsvertragsrechts, 1984; Klippel, D., Der Lohnarbeitsvertrag in Naturrecht und Rechtsphilosophie, (in) Geschichtliche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G., 1990; Entwürfe zu einem deutschen Arbeitsvertragsgesetz mit dem Arbeitsgesetzbuch der DDR von 1990 und dem österreichischen Entwurf einer Teilkodifikation des Arbeitsrechts von 1960, hg. v. Ramm, T, 1992; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis, 1995; Thiele, A., Die Auflösung von Arbeitsverhältnissen, 2000; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis während der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus, 2005; Bausback, M., Der Bestandsschutz des Arbeitsverhältnisses, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Totseva, M., Grundlagen der Arbeitsvertragstheorie im 19. Jahrhundert in Deutschland und England, 2013
Arbeitszeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1534 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1580 [NÖsterr./ÖW. XI 200] und 1599 [NÖLREntw. V 160 § 33] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die für →Arbeit aufzuwendende Zeit des Arbeitnehmers. Ihre Bestimmung ist Ausfluss der Verrechtlichung des Arbeitsverhältnisses. In dem Zug der Industrialisierung verlängert sich die Arbeitszeit durch Wegfall von Feiertagen erkennbar (um 20 Prozent?). 1900 wird ein Arbeitstag zu zehn Stunden an sechs Tagen in der Woche festgelegt. An dem 23. 11. 1918 wird in dem →Deutschen Reich der Achtstundentag angeordnet und an dem 21. 12. 1923 die Arbeitszeit durch die Arbeitszeitordnung sowie 1994 durch das Arbeitszeitrechtsgesetz allgemein geregelt. Die Fünftagewoche setzt sich in der Bundesrepublik Deutschland durch, die Vierzigstundenwoche 1965. Als Folge von Rationalisierung, Digitalisierung und Automatisierung wird voraussichtlich die Arbeitszeit unter Lohnausgleich zu Lasten der Verbraucher weiter verkürzt und der Mensch in kostenpflichtige oder von Politikern subventionierte Freizeitgestaltungen gelenkt werden.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Mehrtens, M., Die Audlösung traditioneller Arbeitszeitmuster, 1986; Bischoff, S., Arbeitszeitrecht in der Weimarer Republik, 1987; Grabherr, S., Das Washingtoner Arbeitszeitübereinkommen von 1919, 1992; Voth, H., Time and Work in England 1750-1830, 2000
arbiter, lat., M., Zeuge, Augenzeuge, Gewährsmann, Mitwisser, s. lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. baetere, V., schreiten, gehen; weitere Herkunft unklar; s. latein_a_z.docx) Schiedsrichter, →Schiedsgericht
Lit.: Kampmann, C., Arbiter und Friedensstiftung, 2001
arbiträr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1624 bezeugt – 1682 in EDEL aus arbitraire, frz., Adj., willkürlich, arbitrārius, lat., Adj., schiedsrichterlich, auf Willkür beruhend, willkürlich, [um 250-184 v. Chr.], aufgenommen bezeugt - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Adj.) willkürlich, nach Ermessen erfolgend (beispielsweise Strafe [lat. poena arbitraria], möglich nach der Constitutio Criminalis Carolina 1532, ausgedehnt durch Benedikt Carpzov 1595-1666, eingeschränkt durch das Strafgesetzbuch Josephs II. von 1787 bzw. das Strafgesetzbuch Bayerns von 1813).
arbitrarius, arbitrārius, lat., Adj., schiedsrichterlich, auf Willkür beruhend, willkürlich, (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. lat. arbiter, M., Zeuge, Augenzeuge, Gewährsmann, Mitwisser; lat. ad, Präp., zu, bei, an; vgl. idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, s. lat. baetere, V., schreiten, gehen, weitere Herkunft unklar, Walde/Hofmann 1, 92, latein_a_z.docx
arbitrium, arbiterium, lat., N., Dabeisein, Gegenwart, Ausspruch des Schiedsrichters, Ermessen, freie Entscheidung, Schiedsgericht, Gutachten, Entscheid, Schiedsspruch, Urteil, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. arbiter, s. latein_a_z.docx
Lit.: Meccarelli, M., Arbitrium iudicis und officialis im ius commune, ZRG GA 115 (1998), 552
archaicus, spätlat., Adj., altertümlich, (um 500 n. Chr.), s. gr. ἀρχαίκος (archaíkos), Adj., altertümlich, vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, anfänglich, gr. ἀρχή (archḗ), F., Anfang, Beginn, gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.); weitere Herkunft unklar, →archaisch
archaisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, aus archaicus, lat. Adj., altertümlich, (um 500 n. Chr.), s. gr. ἀρχαίκος (archaíkos), Adj., altertümlich; vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, anfänglich; gr. ἀρχή (archḗ), F., Anfang, Beginn; gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.), weitere Herkunft unklar, Adj.) altertümlich, anschaulich, einfach, mündlich
Archäologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1767 bezeugt – 1772 [Goethe] in EDEL, s. gr. ἀρχαιολογία (archaiología), F., Erzählung aus der alten Geschichte, vgl. gr. ἀρχαῖος (archaios), Adj., alt, ehemalig, anfänglich, gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, anfangen, Erster sein (V.), gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Maß, Berechnung, Vernunft, gr. λέγειν (légein), V., zählen, berechnen, idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt, F., Altertumskunde) ist die Wissenschaft von den gegenständlichen Hinterlassenschaften (beispielsweise Bauwerke, Abbildungen, Geräte, Münzen, Knochen) von Menschen, die bei günstigen Voraussetzungen auch ethnische Unterschiede (beispielsweise in dem Frühmittelalter) wahrscheinlich machen kann. In Gegensatz zu der vor allem durch die schriftliche Überlieferung bestimmten allgemeinen Geschichtswissenschaft erbringt sie durch weitere Ausgrabung immer noch eine ständig wachsende Befundmenge.
Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Niemeyer, H., Einführung in die Archäologie, 1968, 3. A. 1983; Fehring, G., Die Archäologie des Mittelalters, 1987, 3. A. 2000; Enzyklopädie der Archäologie, hg. v. Daniel, G., 1996; Sinn, U., Einführung in die klassische Archäologie, 2000; Halle, U., Die Externsteine sind bis auf weiteres germanisch!, 2002; Hölscher, T., Klassische Archäologie – Grundwissen, 2002, 2. A. 2006, 3. A. 2008, 4. A. 2015; Martini, W., Sachwörterbuch der klassischen Archäologie, 2003; Bäbler, B., Archäologie und Chronologie, 2004; Die Aktualität des Archäologischen, hg. v. Ebeling, K. u. a., 2004; Frommer, S., Historische Archäologie, 2007; Eberhardt, G., Spurensuche in der Vergangenheit, 2010; Ickerodt, U., Einführung in das Grundproblem des archäologisch-kulturhistorischen Vergleichens und Deutens, 2010; Große Enzyklopädie der Archäologie, hg. v. Aedeen, C., 2013; Graben für Germanien, hg. v. Gocke-Mueseum u. a., 2013; Militärische Schichten der Kulturlandschaft, hg. v. Konold, W. u. a., 2014; Theune, C., Archäologie an Tatorten des 20. Jahrhunderts, 2014; Solnhofen – Ein Fenster in die Jurazeit, hg. v. Arratia, G. u. a., 2015; Cline, E., Biblische Archäologie, 2016; Parzinger, H., Abenteuer Archäologie, 2016; Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit, hg. v. Scholkmann, B. u. a., 2016; Hoff, R. v. d., Einführung in die klassische Archäologie, 2019; Im Feld – Wie der Grabungsalltag wirklich aussieht, 2020; The Oxford Handbook of the Archaeology of Roman Germany, 2020; Gletscherarchäologie – Kulturerbe in Zeiten des Klimawandels, hg. v. Reitmaier, T., 2021
archi. gr., Adj., ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste
archiater, lat., M., Arzt, (538/539-594 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχίατρος (archíatros), M., Erzarzt, vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberster, gr. ιᾶτρός (iātrós), M., Arzt; vgl. idg. *eis- (1), V., bewegen, antreiben, schleudern, Pokorny 299? (442/23) (RB. idg. aus ind., iran., gr., ill., ital., kelt., germ., balt., slaw.) →Arzt
archiatrus, archiatros, lat., M., erster Arzt, Oberarzt, Leibarzt, s. latein_a_z.docx, s. archiater, Aug. (354-430 n. Chr.), latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχίατρος (archíatros), M., Erzarzt; vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste, gr. ιᾶτρός (iātrós), M., Arzt, vgl. idg. *eis- (1), V., bewegen, antreiben, schleudern
Archidiakon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1290 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich seit etwa 365 der Leiter der →Diakone einer Bischofskirche, der sich zu dem Stellvertreter des →Bischofs entwickelt, ehe er bis zu dem 19. Jahrhundert weitgehend verschwindet.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Reinhardt, R., Das Archidiakonat auf dem Konzil von Trient, ZRG KA 61 (1975), 84; Heim, M., Bischof und Archidiakon – geistliche Kompetenzen im Bistum Chiemsee (1215-1817), 1992
Archipresbyter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der seit Anfang des 5. Jahrhunderts nachweisbare Stellvertreter des →Bischofs bei Messfeier und Spendung der Sakramente, in dem frühen Mittelalter der Leiter der Priester einer Taufkirche.
Lit.: Faure, J., L’archiprêtre, 1911; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
archium, archīum, archivum, archīvum lat., N., Archiv, (43/44 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρχεῖον (archeion), N., Amtsgebäude, Amtslokal, vgl. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.); weitere Herkunft unklar, s. Frisk 1, 159, →Archiv
Archiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Zusammensetzungen wie Gemeindearchiv, Gerichtsarchiv, Gewerbearchiv, Kammerarchiv, Kirchenarchiv, Kreisarchiv, Kriegsarchiv, Reichsarchiv, Schofelarchiv, Staatsarchiv, Stadtarchiv, Stempelarchiv und in DW2 1465 bezeugt – 1465 in EDEL - und – als Ansatz –in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar s. archīum, lat., N., Archiv, (43/44 n. Chr.), s. gr. ἀρχεῖον (archeion), N., Amtsgebäude, Amtslokal; vgl. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, Erster sein (V.), weitere Herkunft unklar, N.) ist die Einrichtung zu der (geordneten) Sammlung und Aufbewahrung sowie Verwertung des für den laufenden Geschäftsverkehr nicht mehr benötigten Schriftguts und ähnlichen Gutes (beispielsweise Akten, Urkunden, Karten, Pläne, Bilder, Dateien, Programme). Archive sind bereits in der Antike dort vorhanden, wo (umfangreiches) Schriftgut anfällt. Hieran schließt sich seit dem 3. Jahrhundert die christliche Kirche an, deren frühmittelalterliches Schriftgut wegen der Gefährdetheit der Beschreibstoffe gleichwohl zu großen Teilen verloren ist. In dem weltlichen Bereich werden Archive mit dem 12. Jahrhundert sichtbar. Für das Heilige römische Reich setzt eine dauerhafte zentrale Archivierung erst mit König bzw. Kaiser Maximilian an dem Übergang zu der Neuzeit ein. Allgemeiner für die Forschung geöffnet wird das Archiv alsd Folge der Aufklärung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Das Hauptproblem der Gegenwart ist die große Menge des Schriftguts, das nach dem Grundsatz der Archivwürdigkeit von wissenschaftlich ausgebildeten Archivaren (München 1821, Marburg 1894) gesichtet werden muss. Zu beachten seit der beginnenden, verstärkte Sicherungsmöglichkeiten erfordernden Digitalisierung des menschlichen Lebens ist wegen den dadurch eröffneten vielfältigen Möglichkeiten auch der dadurch verstärkt erforderliche Datenschutz.
Lit.: Köbler, DRG 105, 145; Goldinger, W., Geschichte des österreichischen Archivwesens, 1957; Schellenberg, T., Akten- und Archivwesen, 1961; Kleinau, H., Übersicht über die Bestände des niedersächsischen Staatsarchivs in Wolfenbüttel, 1963; Meisner, H., Archivalienkunde, 1969; Papritz, J., Archivwissenschaft, 1976; Gesamtarchiv Schenk von Stauffenberg, Herrschaft Wilflingen, hg. v. Becker, O., 1981; Archiv der Freiherren von Woellwarth. Urkundenregesten 1359-1840, bearb. v. Hofmann, N., 1991; Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe, Teil 7 Spezialakten der badischen Ortschaften (229), bearb. v. Rupp, R., 1992; Franz, E., Einführung in die Archivkunde, 4. A. 1993, 5. A. 1999, 8. unv. A. 2010; Gaisberg-Schöckingensches Archiv, bearb. v. Müller, P., 1993; Füchtner, J., Quellen rheinischer Archive zur neuzeitlichen Personen- und Familiengeschichte, 1995; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, red. Liess, A., 1996; Musial, T., Staatsarchive im Dritten Reich, 1996; Strauch, D., Das Archivalieneigentum, 1998, 2. A. 2014; Weiser, J., Geschichte der preußischen Archivverwaltung, 2000; Handbuch der bayerischen Archive, hg. v. bayerischen Archivtag, 2001; Die archivalischen Quellen, hg. v. Beck, F. u. a., 2002, 4. A. 2004, 5. A. 2012; Fitschen, T., Das rechtliche Schicksal von Akten und Archiven bei einem Wechsel der Herrschaft über Staatsgebiete, 2004; Eckert. A., Kampf um die Akten der Westalliierten und die Rückgabe von deutschem Kulturgut nach dem Zweiten Weltkrieg, 2004; Brenner-Wilczek, S. u. a., Einführung in die moderne Archivarbeit, 2006; Schoch, F. u. a., Archivgesetz, 2007; Schenk, D., Kleine Theorie des Archivs, 2008, 2. A. 2014; Schreyer, H., Das staatliche Archivwesen der DDR, 2008; Les archives dans l’université, hg. v. Robert, O., 2009; Staatliche Archive als landeskundliche Kompetenzzentren, hg. v. Kretzschmar, R., 2010; Archivische Informationssysteme, hg. v. Maier, G. u. a., 2010; Rechtsfragen der Nutzung von Archivgut, hg. v. Rehm, C. u. a., 2010; Archivpflege und Archivalienschutz. Das Beispiel der Familienarchive und „Nachlässe“, hg. v. d. Generaldirektion, 2011; Gewalt der Archive, hg. v. Weitin, T., 2012; Wimmer, M., Archivkörper, 2012; Vogt, A., Archivführer zur Wissenschaftsgeschichte, 2013; Stadtgedächntis Stadtgewissen Stadtgeschichte, 2013; Friedrich, M., Die Geburt des Archivs, 2013; Hochedlinger, M., Österreichische Archivgeschichte, 2013; Henning, E., Archivalien und Archivare Preußens, 2013; Adelsarchive in der historischen Forschung, hg. v. Franke, C. 2014; Müller, P., Die neue Geschichte aus dem alten Archiv, (in) HZ 299 (2014), 36; Massenakten – Massendaten. Rationalisierung und Automatisierung im Archiv, hg. v. Deecke, K. u. a., 2018; Archive und Archivare in Franken im Nationalsozialismus, hg. v. Fleischmann, P. u. a., 2019; Winter, T., Die deutsche Archivwissenschaft und das Dritte Reich, 2018; Haas, P./Schürrer, M., Was von Preußen blieb, 2020
archīvum, lat., N., s. archīum, Archiv
Arco (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)
Lit.: Waldstein-Wartenberg, B., Geschichte der Grafen von Arco, 1971
arcticus, lat., Adj., nördlich; Q.: Hyg. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀρκτικός (arktikós), Adj., nördlich, zum Sternbild des Bären gehörig, vgl. gr. ἄρκτος (árktos), M., Bär (M.) (1), Sternbild des Bären, vgl. idg. *r̥k̑sos-?, *h₂r̥k̑sos-?, M., Bär (M.) (1), s. latein_a_z.docx, →arktisch
Arelat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Gebiet bzw. Reich um Arles in Burgund in dem Mittelalter
Arenga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt, F.) (feierliche Ansprache, zu *hriggs, got., M., Ring) ist in der Urkundenlehre (Diplomatik) die sachlich der spätrömischen Rhetorik entstammende Einleitungsformel mittelalterlicher Urkunden, die mit meist sehr allgemeinem Inhalt von dem Protokoll (Urheber, Empfänger u. s. w.) der Urkunde zu dem Text (Inhalt) überleitet.
Lit.: Fichtenau, H., Arenga, 1957; Zwierlein, S., Studien zu den Arengen in den Urkunden Kaiser Ludwigs des Frommen (814-840), 2016 (etwa drei Viertel der Urkunden haben Arengen, große Variationsbreite auf Grund souveräner Sprachfertigkeit)
arg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um 750 und in dem Langobardischen belegt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Langobardischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, Adj.) böse, schlimm, schlecht
argentārius (1), lat., Adj., Silber betreffend, zu dem Silber gehörig, Silber..., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. argentum; L.: Georges 1, 560, TLL, Walde/Hofmann 1, 66
argentārius (2), lat., M., Silberarbeiter, Bankier, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. argentum; →receptum (argentarii)
ärgere (Adj., Komparativ von →arg), bösere, schlimmere, schlechtere
Ärgere Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. conditio [F.] vilior) ist die Kurzfassung des aus dem Grundsatz der Ebenburt (→Ebenbürtigkeit) an manchen Stellen (beispielsweise L. Rib. 58 § 11, Ssp. LR III, 73 § 1, Reichsspruch von dem 13. 2. 1282) folgenden mittelalterlichen Rechtssatzes, dass Kinder aus Ehen von Angehörigen unterschiedlicher Stände dem Stand des schlechter geborenen Elternteils angehören. Dieser Grundsatz nimmt vielleicht seinen Ausgang bei Ehen zwischen Unfreien und Freien. Mit der Durchsetzung der Gleichheitsidee (1789) verliert er vor allem mit dem Ende des Privatfürstenrechts 1918 seine Bedeutung.
Lit.: Hübner 104; Kroeschell, DRG 1; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau und der Kinder, 1912; Binder-Krieglstein, R., Österreichisches Adelsrecht, 2000
Arglist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [OÖUB. III 545] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv arglistig um 1300) ist die hinterhältige Gesinnung. In dem klassischen römischen Schuldrecht verletzt sachlich jedes auf Arglist (lat. dolus [M.] malus) beruhende Verhalten ohne weiteres die Vertragstreue, so dass die Einrede (lat. [F.] exceptio) der Arglist auch ohne besondere Vereinbarung offensteht. In der Neuzeit bewirkt Arglist bei Täuschung die Anfechtbarkeit der dadurch beeinflussten Willenserklärung und kann arglistige Täuschung bei vorsätzlicher Vermögensbeschädigung Strafbarkeit wegen Betrugs nach sich ziehen.
Lit.: Kaser § 8 V; Köbler, DRG 42, 49; Braun, F., Ohne Arglist, ZRG GA 54 (1934), 246; Raschke, M., Der Betrug im Zivilrecht, 1900; Wismer, W., Das Tatbestandselement der Arglist beim Betrug, 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Harke, J., Actio de dolo – Arglistklage im römischen Recht, 2020
arglistig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt - EDEL 13. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [EiderstedtLR./Mensing] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinterhältig →Arglist
Arianer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1415 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige der 325 auf dem Konzil von Nizäa verworfenen Lehre des alexandrinischen Priesters Arius, nach der Christus Gott nicht wesensgleich ist. Goten, Vandalen und Langobarden sind bis in das 6. Jahrhundert Arianer, die Franken dagegen von Anfang an Athanasianer.
Lit.: Courtois, C., Les Vandales et L’Afrique, 1955; Meslin, M., Les Ariens, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Arianism, hg. v. Berndt, G. u. a., 2014
Arier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist in einer Selbstbezeichnung der Angehörige eines arisch (indoiranisch) sprechenden, seit der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. geschichtlich nachweisbaren, auf die →Indogermanen zurückführbaren Volkes (arya, sanskr., M., Gastfreund, Edler). Seit dem 19. Jahrhundert wird zunächst Arier mit Indogermane gleichgesetzt und dann allmählich Arier als Angehöriger der nordischen →Rasse verstanden. In dem unter Adolf Hitler nationalsozialistisch geprägten (zweiten) Deutschen Reich bedeutet Arier in antijüdischer Veränderung den Nichtjuden.
Lit.: Bajohr, F., „Arisierung“ in Hamburg, 1997
Arimanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und –als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Heermann, lat. [M.] exercitalis) ist bei den Langobarden in dem Frühmittelalter der vollfreie Krieger, insbesondere möglicherweise der auf Königsland angesiedelte, dem König verpflichtete Krieger. Unklar sind die Bezüge zu einer von dem 10. bis zu dem 13. Jahrhundert belegten Abgabe arimannia.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Cavanna, A., Fara sala arimannia, 1967; Jarnut, J., Beobachtungen zu den langobardischen arimanni und exercitales, ZRG GA 88 (1971), 1; Jarnut, J., Prosopographische und sozialgeschichtliche Studien zum Langobardenreich in Italien, 1972; Castagnetti, A., Arimanni, 1996; Strukturen und Wandlungen der ländlichen Herrschaftsformen vom 10. zum 13. Jahrhundert, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2000; Houghton, R., The vocabulary of groups in eleventh-century Mantua, 2016
arisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1898 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, V.) arisch machen →Arisierung
Arisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Verb arisieren 1898) ist in dem unter Adolf →Hitler nationalsozialistisch geprägten (zweiten) Deutschen Reich die überwiegend rechtswidrige Verdrängung der →Juden aus dem Berufsleben und der Wirtschaftstätigkeit des (zweiten) Deutschen Reiches zugunsten Deutscher (u. a. Verordnungen von dem 26. 4. 1938, 25. 11. 1941), die nach 1945 teilweise durch Wiedergutmachung ausgeglichen wird.
Lit.: Bajohr, F., „Arisierung“ in Hamburg, 1997; Elsner von der Malsburg, M., „Arisierung“ von Privatbanken am Beispiel des Bankhauses E. J. Meyer in Berlin, 2015
aristocratia, lat., F., Aristokratie, Herrschaft der Vornehmen, Adelsherrschaft, Heges. (um 110-um 180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἀριστοκρατία (aristokratía), F., Herrschaft der Edelsten, Aristokratie, vgl. gr. ἄριστος (áristos), M., Tüchtigster, Edelster, idg. *ar- (1), *h₂er-, V., fügen, passen, gr. κράτος (krátos), N., Stärke, Kraft, Macht, Gewalt; idg. *kart-, Adj., hart, idg. *kar- (3), Adj., hart, Pokorny
Aristokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Geistesaristokrat, Stockfischaristokrat – nicht und in DW2 1774 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Adeliger, s. Google
Aristokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Geistesaristokratie, Geldaristokratie, Grundaristokratie nicht und in DW2 als um 1432 aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1432/1433 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Adelsherrschaft, Adel (in Gegensatz zu Monarchie und Demokratie sowie auch zu Oligarchie), s. Google
Aristoteles (Stageira 384 v. Chr.-Chalkis/Euböa 322 v. Chr., Sohn des Leibarzts des Königs von Makedonien) Schüler Platos und einer der bekanntesten und einflussreichsten Denker der Geschichte, 343/342 Lehrer Alexanders (des Großen), s. Google
Lit.: Jaeger, W., Aristoteles, 1923; Düring, I., Aristoteles, 1966; Christian Readings of Aristotle, hg. v. Bianchi, L., 2011; Flashar, H., Aristoteles. Lehrer des Abendlandes 2013; The Cambridge Companion to Aristotle’s Politics, 2013
Arktis (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1894 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F., Adjektiv arktisch um 1300 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar) weitgehend menschenleeres Gebiet um den Nordpol
Lit.: Saxinger, G. u. a., Arktis und Subarktis. Vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert, 2017
arktisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1300 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1300 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über arcticus, lat., Adj., nördlich, [2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.], s. latein_a_z.docx, gr. ἀρκτικός (arktikós), Adj., nördlich, zu dem Sternbild des Bären gehörig; gr. ἄρκτος (árktos), M., Bär (M.) (1), Sternbild des Bären, mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Arktis betreffend, nördlich, eisig
arm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und vielleicht über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vermögenslos, unbemittelt, elend
Armenier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie etymologisch nicht sicher erklärbar, M.) ist der Angehörige des armenisch sprechenden, seit möglicherweise 3500 Jahren zwischen Ostanatolien und Südkaukasus lebenden, sich selbst als Hajer bezeichnenden indogermanischen Volkes (10,4 Millionen), das zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Türken bekämpft wird.
Lit.: Der Genozid an den Armeniern, hg. v. Kieser, H. u. a., 2006; Hosfeld, R., Tod in der Wüste, 2015
Armenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1697 [BrandenbSchSt. II 746] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die einstweilige Befreiung einer armen (unbemittelten) Partei von den Kosten eines Rechtsstreits. Sie ist eine besondere Ausprägung der Bevorzugung wegen Armut, wie sie aus einsichtigen Gründen bereits von der mittelalterlichen Kirche gefordert wird. Sie findet sich sachlich etwa in der Kammergerichtsordnung bzw. Reichskammergerichtsordnungen von 1471 (§ 7), 1495 (§ 27), 1555 (1, 41) oder in der Constitutio Criminalis Carolina (Art. 47 CCC). In Deutschland wird 1980 das Armenrecht durch die (euphemistische) →Prozesskostenhilfe (1981 §§ 114ff. ZPO) ersetzt.
Lit.: Köbler, DRG 155, 263; Schott, C., Armenfürsorge, Bettelwesen und Vagantenbekämpfung in der Reichsabtei Salem, 1978; Mollat du Jourdin, M., Die Armen in dem Mittelalter, 1984, 2. A. 1987; Sachße, C. u. a., Geschichte der Armenfürsorge in Deutschland, 1988, 2. A. 1998; Scherner, K., Arme und Bettler, (in) ZNR 1988, 129; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Krauß, M., Armenwesen und Gesundheitsfürsorge in Mannheim vor der Industrialisierung, 1993; Tierney, B., Medieval poor law, 1995; Hippel, W. v., Armut, Unterschichten, Randgruppen in der frühen Neuzeit, 1995, 2. A. 2013; Eser, S., Verwaltet und verwahrt, 1996; Hudemann-Simon, C., L’État et les pauvres, 1997; Hartlief, E., Die Düsseldorfer Armenversorgungsanstalt, Diss. jur. Köln 1998; Wohlrab, K., Armut und Staatszweck im deutschen Naturrecht, 1998; Humborg, M., Das Armenrecht, Diss. jur. Münster 1999; Rosenbaum, U., Liebestätigkeit und Armenpflege in der Stadt Zwickau, 1999; Jütte, R., Arme, Bettler, Beutelschneider, 2000; Humborg, M., Das Armenrecht von der Zeit der Kammergerichtsordnungen bis heute, Diss. jur. Münster 2000; Gerhold, W., Armut und Armenfürsorge im mittelalterlichen Island, 2002; Armut im Mittelalter, hg. v. Oexle, O., 2004; Armut und Armenfürsorge in der italienischen Stadtkultur, hg. v. Helas, P. u. a., 2006; Being poor in modern Europe, hg. v. Gestrich, A. u. a., 2006; Norm und Praxis der Armenfürsorge in Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Schmidt, S. u. a., 2006; Armenfürsorge und Wohltätigkeit - Ländliche Gesellschaften in Europa 1850-1930, hg. v. Brandes, I. u. a., 2008; Ludyga, H., Obrigkeitliche Armenfürsorge im deutschen Reich, 2010; Wagner, A., Gleicherweiß als wasser, 2011; Formen der Armenfürsorge, hg. v. Clemens, L u. a., 2011; Multrus, D., Armuts- und Fremdheitsdarstellungen, 2011; Schallmann, J., Arme und Armut in Göttingen 1860-1914, 2014; Schneider, B., Christliche Armenfürsorge, 2017
Armesünder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als Ansatz nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt und wohl unter kirchlichem Einfluss vor 1737 gebildet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ursprünglich der in der Kirche bemitleidenswerte Sünder (lat. miser [M.] peccator), in der frühen Neuzeit der dem peinlichen Gericht überantwortete Täter, insbesondere wenn er bereits (zu dem Tode) verurteilt ist.
Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Rechtliche Volkskunde, 1936; Radbruch, G., Elegantiae iuris criminalis, 1938, 2. A. 1950, 163
armieren 1519
armiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als vor 1510 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt -, Adj., Verb armieren 1519 [Volkslied] in EDEL, Femininum Armierung 1621) und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bewehrt, bewaffnet
Armierung 1621
Armut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – um 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [Nowgorod 28] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (verhältnismäßige) Fehlen durchschnittlicher bzw. zureichender Mittel mancher Menschen (beispielsweise haben 2017 800 Millionen Menschen keine genügende Ernährung, etwa 880 Millionen Menschen kein sauberes Trinkwasser, etwa 920 Millionen Menschen keine ausreichende Unterkunft, etwa 2,5 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und etwa 775 Millionen Menschen keine Lesefähigkeit).
Lit.: Gelobte Armut, hg. v. Heimann, H. u. a., 2012; Gründler, J., Armut und Wahnsinn, 2013; Schallmann, J., Arme und Armut in Göttingen 1860-1914, 2014; Wimmer, F., Die völkische Ordnung von Armut, 2014; Althammer, B., Vagabunden, 2017; Bettler und Vaganten in der Neuzeit (1500-1933), hg. v. Althammer, B. u. a., 2017 (257 Dokumente aus dem deutschen Raum); Beck, V., Eine Theorie der globalen Verantwortung – Was wir Menschen in extremer Armut schulden, 2016 (ohne überzeugenden Änderungsvorschlag)
Arnsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kloster bei Lich in der Wetterau
Lit.: Das Arnsburger Urbar, bearb. v. Eckhardt, W., 2017
Arnstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Heinrich, G., Die Grafen von Arnstein, 1961
Arnulfinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige der nach Bischof Arnulf von Metz (Lay-Saint-Christophe bei Nancy 13. 8. 582?-bei Remiremeont 18. 7. 640?) benannten Familie der Pippiniden oder später nach Karl (dem Großen) benannten Karolinger. Von den Arnulfingern sind (ab etwa 650) 34 Urkunden und ein Brief überliefert (davon elf Fälschungen oder starke Verfälschungen), zu denen 56 verlorene Urkunden hinzuzurechnen sind (90 Privaturkunden) (2011 23 echte Urkunden, ein Brief, 12 mittelalterliche Fälschungen, [vier moderne Fälschungen,] 56 verlorene Urkunden?).
Lit.: Die Urkunden der Arnulfinger, hg. v. Heidrich, I., 2001, vgl. http://www.igh.histsem.uni-bonn.de; Die Urkunden der Arnulfinger, hg. v. Heidrich, I., 2011
arra, arrha, lat., F., Unterpfand, Kaufgeld, Kaufschilling, Laber. (106-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, →arrha
Arras (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) Stadt in Nordfrankreich mit knapp 42000 Einwohnern
Lit.: Kéry, L., Die Errichtung des Bistums Arras 1093/1094, 1994
Arrest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1463 aus dem Niederländischen und mittelbar dem Französischen sowie dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 2. Hälfte 15. Jahrhundert [Stadtrecht] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Feststellung) ist die Verhaftung (eines Menschen) oder Beschlagnahme (einer Sache) und insbesondere das Eilverfahren des Zivilprozesses zu der Sicherung der Zwangsvollstreckung wegen einer Geldforderung oder wegen eines Anspruchs, der in eine Geldforderung übergeht. In dem römischen Recht fehlt sachlich eine solche Einrichtung. Die Bezeichnung Arrest erscheint seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts in französischen Quellen und wenig später auch in lateinischen Texten (arrestare, arrestum, Frankfurt am Main 1297, Liber Sextus 1298, Sachsenspiegelvulgatfassung um 1340, wissenschaftlich erörtert von Andreas Gaill 1586, David Mevius 1674). Seit dem 17. Jahrhundert verdrängen arrestieren und Arrest allmählich die ältere deutsche Bezeichnung Kummer für ein wohl schon seit dem frühen Mittelalter bekanntes, (nach Hans Planitz aus einem Handhaftverfahren erwachsenes,) seit dem späteren 12. Jahrhundert (Köln 1178, Hagenau 1164) durch Privilegien und Verträge urkundlich bezeugtes Verfahren, bei dem vielleicht anfangs der Personalarrest als außergerichtliche Selbsthilfemaßnahme des Gläubigers in dem Vordergrund steht, aber schon seit dem 13. Jahrhundert von dem Sacharrest zurückgedrängt wird. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts macht der Gläubiger bei Gericht seinen Anspruch glaubhaft und der Richter ordnet die Anlegung des Arrests (meist bei Gericht) an., wobei erst nach Durchführung eines ordentlichen Verfahrens eine Zwangsvollstreckung erfolgen kann.
Lit.: Köbler, DRG 116, 202; Briegleb, H., Arrest und Kummer - Vermischte Abhandlungen I 1868, 1; Wach, A., Der italienische Arrestprozess, 1868, Neudruck 1973; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879; Rudorff, H., Zur Rechtsstellung der Gäste im mittelalterlichen städtischen Prozess, 1907; Planitz, H., Studien zur Geschichte des deutschen Arrestprozesses, ZRG GA 34 (1913), 49; Kisch, G., Der deutsche Arrestprozess, 1914; Planitz, H., Studien zur Geschichte des deutschen Arrestprozesses – Der Fremdenarrest, ZRG GA 39 (1918), 223, 40 (1919), 87; Planitz, H., Grundlagen des deutschen Arrestprozesses, 1922; Mahnke, H., Das Arrestverfahren in den Lübecker Ratsurteilen, Diss. jur. Kiel 1961; Kraß, G., Das Arrestverfahren in Frankfurt am Main, 1996; Rymaszewski, Z., Areszt rzeczy jako zabezpieczenie wierzytelności w miastach Polski średniowiecznej (Der Sacharrest), 2015; Hammer-Luza, E., Im Arrest. Zucht-, Arbeits- und Strafhäuser in Graz (1700-1850), 2019
Arrha (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, arra, F., lat. [F.] arra, arrabon) ist die nach semitischem Vorbild („altorientalischer Arrhalvertrag“) in dem hellenistischen Recht bekannte, in dem entwickelten römischen Recht entbehrliche Draufgabe (Angeld) bei einem Vertragsschluss. Wer abredeuntreu wird, verwirkt in dem spätantiken Recht als Geber die arrha an den Gegner und muss sie als Nehmer in doppelter Höhe zurückgeben. In dem Frühmittelalter (Codex Euricianus 297, Lex Baiwariorum 16, 10, Lex Visigothorum 3, 1, 3-4 [für Verlobung]) soll mit der Hingabe einer Teilleistung ein Vertrag geschlossen worden sein, der vielleicht anfangs nur den Empfänger verpflichtet. Vielfach wird die arrha nur als Symbol gegeben, das von den Beteiligten sofort verschenkt oder vertrunken wird. Seit dem Spätmittelalter verliert die auch als Weinkauf (Worms 1498), Angeld (ABGB § 908 [1811]) oder Draufgabe (ALR I 5 § 207 [1794], BGB § 337 [1896/1900]) bezeichnete arrha außerhalb des Gesinderechts (Handgeld) ihre schuldbegründende Bedeutung und nähert sich dem →Reugeld. In jedem Fall hat die arrha eine gewisse Beweisfunktion. →arra
Lit.: Kaser § 41; Hübner 535ff.; Köbler, DRG 64, 91, 127; Köbler, LAW; Stobbe, O., Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, 1855; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910; Calogirou, G., Die Arrha im Vermögensrecht, 1911, Neudruck 2013; Gastreich, F., Die Draufgabe, 1933; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992
Arrhalvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus dem Orient in das spätrömische Recht eindringende, unter notwendiger Verwendung einer →arrha (Hingabe unter Anrechnung auf die Gesamtleistung oder auch ohne Anrechnung) entstehende, von dem Formalvertrag und von dem Realvertrag zu trennende →Vertrag.
Lit.: Köbler, DRG 91, 126, 164
arrogare, arrogāre, adrogāre, lat., V., aneignen, in Anspruch nehmen, zuschreiben, anmaßen, dazu wählen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ad, rogāre
arrogatio, arrogātio, lat., F., feierliche Annahme an Kindes statt, Gaius (140-180 n. Chr.), s. arrogāre, s. latein_a_z.docx
Arrogation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Annahme
Lit.: Seelentag, A., Ius pontificium cum iure civili coniunctum - Das Recht der Arrogation in klassischer Zeit, 2014
ars, lat., F., Kunst, Handwerk, Fertigkeit, Geschicklichkeit, Gewerbe, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *r̥t-, *art-, Adj., zusammengefügt, s. latein-a_z.docx
Ars (F.) dictandi (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Kunst des Diktierens, Kunst des Schreibens) ist die seit dem 12. Jahrhundert auftretende Bezeichnung für die Lehre von dem Abfassen von Briefen und Urkunden, die auf Grund der antiken Rhetorik und Grammatik in dem Gefolge der Kirchenreform an dem Anfang des 12. Jahrhunderts in Oberitalien ausgebildet wird ([lat.] Praecepta [N.Pl.] dictamina 1111?).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Rockinger, L., Über Briefsteller und Formelbücher, 1861; Schmale, F., Die Bologneser Schule der ars dictandi, (in) DA 13 (1967); Schaller, D., Baldwin von Viktring, (in) DA 35 (1979); Hartmann, F., Ars dictaminis, 2013
Ars (F.) notaria (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Notarkunst) ist die auf Grund antiker Vorläufer an dem Beginn des 13. Jahrhunderts (ars notaria 1221) in Oberitalien (Bologna) verselbständigte Lehre von der Beurkundung von Rechtshandlungen ([lat.] Formularium [N.] tabellionum 1200/1205, Rainerius Perusinus 1226-1233, Rolandus Passagerii [Summa Rolandina, 1255ff.]).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Anselmi, A., Le scuole di notariato in Italia, 1926
Artes (F.Pl.) liberales (lat., Sg. ars liberalis, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, freie Künste) sind die in der römischen Antike auf der Grundlage der griechischen Philosophie von Bürgern gepflegten Wissensfächer (Grammatik, Rhetorik, Dialektik als so genanntes Trivium [Dreiweg], Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik als sogenanntes Quadrivium [Vierweg]), die in dem Mittelalter ab dem 12. Jahrhundert den Gegenstand der artistischen Fakultät der Universität bilden (schätzungsweise 200000 Studierende in dem Heiligen römischen Reich in dem Mittelalter ohne späteren Übertritt in eine der drei höheren Fakultäten, 50-70 Prozent ohne Graduierung).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Meyer, G., Die sieben freien Künste im Mittelalter, 1886; Glorieux, P., La faculté des arts et ses maîtres aux XIIIe siècle, 1971; Curtius, E., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 9. A. 1978; Lindgren, U., Die artes liberales in Antike und Mittelalter, 1992; Englisch, B., Die artes liberales im frühen Mittelalter, 1994; Artisten und Philosophen, hg. v. Schwinges, R., 1999; Haage, B./Wegner, W., Deutsche Fachliteratur der artes in Mittelalter und früher Neuzeit, 2007; Hilder, G., Der scholastische Wortschatz bei Jean de Meun – Die artes liberales, 2018
Articuli (M.Pl.) reprobati (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Sg. articulus reprobatus, zurückgewiesener Artikel) sind die von Papst Gregor XI. an dem 8. 4. 1374 auf Betreiben des Augustinermönchs Johannes →Klenkok ([erweitertes] Dekadikon, Magdeburg 1369) ohne wesentliche tatsächliche Auswirkung für zurückgewiesen, weil nichtig erklärten (13 bzw.) 14 Artikel des →Sachsenspiegels, die kirchliches Verfassungsrecht (Landrecht I 3 § 3, III 57 § 1, III 63 § 2), Verfahrensrecht (Landrecht I 18 §§ 2, 3, I 39, I 63 § 3, I 64, II 12 § 10) und Privatrecht (Landrecht I 6 § 2, I 37, I 52 §§ 1, 2) betreffen.
Lit.: Köbler, DRG 117; Homeyer, C., Johannes Klenkok wider den Sachsenspiegel, (in) Abh. d. Ak. d. Wiss. Berlin, phil.-hist. Kl. 1855, 1856, 377; Böhlau, H., Zur Chronologie der Angriffe Klenkoks, ZRG GA 4 (1883), 118; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der articuli reprobati im Ermlande, ZRG GA 31 (1910), 426; Kirche und Staat, hg. v. Eichmann, E., Bd. 2 1914, Neudruck 1968, 159ff.; Kullmann, J., Klenkok und die „articuli reprobati“ des Sachsenspiegels, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Oppitz, K., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 28; Der Sachsenspiegel als Buch, hg. v. Schmidt-Wiegand, R. u. a., 1991; Ocker, C., Johannes Klenkok, 1993; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009
articulus (lat. [M.], Gelenk, Glied, Abschnitt, [um 250-184 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. lat. artus (2), M., Gelenk, Glied) Artikel, Gliedchen, Abschnitt
Artikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1275 als aus dem Lateinischen des Altertums - articulus, M., Gelenk, Glied, Abschnitt, [um 250-184 v. Chr.], vgl. lat. artus (2), M., Gelenk, Glied - aufgenommen bezeugt – 1276 [Stadtrecht Augsburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [ HohenloheRB. 24] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gliedchen, Abschnittchen, Abschnitt
Lit.: Pelz, S., Die preußischen und reichsdeutschen Kriegsartikel, Diss. jur. Hamburg 1979; Seebass, G., Bundesordnung und Verfassungsentwurf, 1988; Augustin, H., Verschmelzung von Präposition und Artikel, 2018
Artikelbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1520 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [Lünig, CJMilit.5] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Artikel oder Abschnitte gegliederte Brief (beispielsweise Dienstvertrag für Söldner, Kriegsartikel, Zunftbrief, Forderungen der Bauern 1525).
Artikelprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Spätmittelalter entwickelte römisch-kanonische Zivilprozess, bei dem der Kläger nach der Erhebung der Klage und nach Durchführung der Streitbefestigung seinen Vortrag in scharf abgegrenzte Behauptungen einzelner Tatsachen ([lat. F.Pl.] positiones [bzw. articuli]) zerlegen (wahr, dass) und der Beklagte dazu einzeln Antworten ([lat. F.Pl.] responsiones, glaubt wahr bzw. glaubt nicht wahr) geben muss, so dass sich (aus diesen auch als Artikel bezeichneten Positionen und Responsionen) leicht(er) das Bestrittene und von dem Kläger zu Beweisende ermitteln lässt. Der Artikelprozess wird sachlich bereits von (dem Entwurf) der Reichskammergerichtsordnung des Jahres 1496 (Art. 12, ähnlich 1555, 1570) übernommen, wegen seiner Schwerfälligkeit unter dem Einfluss des sächsischen Prozesses durch den jüngsten Reichsabschied von 1654 aber bis auf die noch in dem 19. Jahrhundert erlaubten Beweisartikel wieder aufgegeben (vgl. aber Obliegenheit der Darlegung der Bestrittenheit oder Nichtbestrittenheit von Tatsachen für den Beklagten der Gegenwart in § 138 III ZPO).
Lit.: Linde, v., Lehrbuch des deutschen gemeinen Zivilprozesses, 7. A. 1850; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. A. 1878; Budischin, J., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003
Artus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) sagenhafter britischer, gegen eindringende Angeln, Jüten und Sachsen kämpfender König (um 500) in Chroniken des späten 9. Jahrhunderts
Artushof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von dem sagenhaften britischen König Artus (um 500) abgeleitete gesellschaftliche Bürgernetzwerk in Hansestädten (beispielsweise Danzig 1350) bzw. das ihm dienende Gebäude. S. Google
Lit.: Simson, P., Der Artushof in Danzig, 1900, Neudruck 1969; Selzer, S., Artushöfe im Ostseeraum, 1996; Daumer, M., Artushof und Artusliteratur, 2010; Rossi, G., Artushof und Gralsfamilie, 2019
Arumaeus (van Arum), Dominikus (Leeuwarden 1579-Jena 24. 2. 1637) wird nach Studien in Franeker, Oxford, Rostock und Jena dort 1600 promoviert und 1602 zu einem außerordentlichen Professor (1605 ordentlicher Professor) ernannt. Er begründet die sich an deutschen Quellen ausrichtende, methodisch gemeinrechtlich arbeitende Reichsstaatsrechtslehre, innerhalb deren er das Reich als eine ständisch mitbestimmte Monarchie ansieht. S. Google
Lit.: Arumaeus, D., Commentarius de comitiis Romano-Germanici Imperii, 1630; Hoke, R., Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988; Friedrich, M., Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 1997; Schmoeckel, M., Dominik Arumaeus und die Entstehung des öffentlichen Rechts als wissenschaftliches Lehrfach in Jena, (in) Recht, Konfession und Verfassung im 17. Jahrhundert, 2015, 85ff.
Arzt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 867 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt - 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [AugsbStR. Art. 49 § 1 Nachtr.] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über archiatrus bzw. archiater, lat., M., Arzt, gr. ἀρχιατρός (archiatrós), M., Erzarzt, vgl. gr. ἀρχι- (archi), Adj., erste, oberste, gr. ιατρός (iatrós), M., Arzt; teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besonders, seit dem 12. Jahrhundert vor allem durch ein wissenschaftliches Studium vorgebildete Heilkundige.
Lit.: Niederhellmann, A., Arzt und Heilkunde in den frühmittelalterlichen Leges, 1983; Täterschaft, Strafverfolgung, Schuldentlastung, hg. v. Böhm, B. 2007; Laufs, A./Katzenmeier, C./Lipp, V., Arztrecht, 6. A. 2009, 8. A. 2021; Tascher, G., Staat, Macht und ärztliche Berufsausbildung 1920-1956, 2010; Höftmann, D., Der Vergütungsanspruch des Kassenarztes, 2013; Polianski, I., Das Schweigen der Ärzte, 2015; Häberlein, M. u. a., Adalbert Friedrich Marcus (1753-1816) – ein Bamberger Arzt, 2016; McGrath, C., The Development of Medical Liability in Germany 1800-1945, 2019; Wenger, S., Arzt – ein krank-machender Beruf, 2020
As (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1150 als aus as, lat., M., As, Münzeinheit, Einheit; Herkunft, s. assis als „viereckiges Metalltäfelchen“aufgenommen bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als kleinstes Edelmetallgewicht ohne Zeitangabe [SchweizId. I 503] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, lat. [N.]) (Ganzes) ist vor der Einführung des Denars um 211 v. Chr. eine römische, in Unzen oder Zwölftel teilbare Geldeinheit, die gegossen eine (lat. [F.]) libra (Pfund) wiegt und vielleicht etwa 289 v. Chr. erscheint.
ascendens, ascendēns, lat., (Part. Präs.=)M., (Aufsteigender,) Verwandter in aufsteigender Linie, (1260), s. lat. ascendere, V., heransteigen, hinaufsteigen, aufsteigen, emporsteigen, Liv.Andr. (289/260-vor 200 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, lat. scandere, V., steigen, besteigen, emporsteigen, sich erheben, →Aszendent
Asega (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz [dort Ansatz Ehesage] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist ein in den (hoch)mittelalterlichen altfriesischen (Hunsigoer, Emsigoer, Fivelgoer, Rüstringer und Westerlauwerschen) Rechtsquellen (17 Küren und 24 Landrechte) bezeugter Handelnder, dessen Alter (vorfränkisch?, nachkarolingisch?) und Bedeutung (Rechtsager?, Gesetzessprecher?, Urteilsfinder?, Rechtskenner) umstritten sind. Es ist fraglich, ob der Asega mit dem zweimal in der frühmittelalterlichen (lat. [F.]) Lex Frisionum erwähnten iudex gleichgesetzt werden kann. Nach der dritten gemeinfriesischen Küre soll der Asega urteilen und alle Rechte wissen.
Lit.: Jaekel, H., Abba, asega und redjeva, ZRG GA 27 (1906), 114; Gerbenzon, P., Der altfriesische asega, der altsächsische eosago und der althochdeutsche esago, (in) TRG 41 (1973), 75; Köbler, G., Zu Alter und Herkunft des friesischen asega, (in) TRG 41 (1973), 93; Rolf, C., Vom „asega“ zum „redjeven“ – zur Verfassungsgeschichte Frieslands im Mittelalter, 2010; Bremer, H., De trettjinde asega, 2018
Asien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht aus assyrisch assu, Sb., Sonnenaufgang, Osten?, N.) ist der von Europa (Ural?) bis zu dem Pazifik reichende, u. a. Indogermanen, Mongolen, Chinesen und Japaner beherbergende Kontinent.
Lit.: Nissen, H., Geschichte Altvorderasiens, 1999, 2. A. 2013; Krieger, M., Geschichte Asiens, 2003; Mann, M., Geschichte Südasiens 1500 bis heute, 2010; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Reid, A., A History of Southeast Asia, 2015; Cunliffe, B., 10000 Jahre. Geburt und Geschichte Eurasiens, 2016; Goscha, C., Vietnam – A New History, 2016; Gilbert, M., South East Asia in World History, 2017; Thomsen, C., Burchards Bericht über den Orient – Reiseerfahrungen eines staufischen Gesandten im Reich Saladins 1175/7776, 2018; Schulte Nordholt, H., Südostasien, 2018; Afghanistan endlos, hg. v. Pilar, D., 2019 (Bildband); Mark, R., Händler, Forscher, Invasoren – Russland und Zentralasien 1000-1900, 2020
Askanier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines ursprünglich alemannisch-fränkischen Geschlechts, das um 1000 an dem Harz erscheint. Unter Albrecht dem Bären († 1170) betreibt es Ostsiedlung und erwirbt 1180 das Herzogtum Sachsen (Gebiet um Wittenberg). Die brandenburgischen Güter der Askanier fallen 1319 an die →Wittelsbacher, die wittenbergischen 1422 (mit der 1356 in der Goldenen Bulle gesicherten Kurfürstenwürde) an die →Wettiner und die lauenburgischen 1689 an die →Welfen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Diederichs, A., Erbe und Erben Albrechts des Bären, (in) VuG 28 (1938); Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Marcus, P., Herzog Bernhard von Anhalt, 1993; Partenheimer, L., Albrecht der Bär, 2001
assecurantia (lat. [F.], s. assicurare, ital., V. versichern) →Versicherung
Assekuranz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1611 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mittelbar aus dem Lateinischen aufgenommen und in Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die wohl in dem 17. Jahrhundert aus Italien übernommene, in dem 19. Jahrhundert verdrängte Bezeichnung für die →Versicherung.
Lit.: Assekuranz im Wandel, 1989 (Festschrift 1864-1989)
Assessor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Gerichtsassessor, Gewerbeassessor, Gewerksassessor, Kammergerichtsassessor, Stuhlassessor - nicht und in DW2 um 1488 bezeugt – um 1488 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über assessor, lat., M., Beisitzer, Gehilfe, [81-43 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. assidere, assidēre, lat. V., bei jemanden sitzen, dabeisitzen, danebensitzen, lat. ad, Präp., zu, bei, an, lat. sedere, sedēre, V., sitzen, Sitzung halten, zu Gericht sitzen; mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der Spätantike der Rechtsberater und hohe Amtsträger, seit dem 15. (?) Jahrhundert der rechtsgelehrte Beisitzer eines Gerichts (beispielsweise des königlichen Kammergerichts oder seit 1495 des Reichskammergerichts), seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Anwärter auf eine feste Anstellung in dem höheren Staatsdienst.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 153; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter, Bd. 1f. 2003ff.; Mader, E., Die letzten Priester der Gerechtigkeit, 2005
Assise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 durch Verweis auf Akzise bezeugt – 1262 [Akzise] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] assisa) ist die Rechtssätze beschließende Versammlung und die Gesamtheit der dort beschlossenen Rechtssätze vor allem in Frankreich und England (beispielsweise Assise regum regni Sicilie [von Ariano] 1140, Assise sur la ligece um 1165, Assize of Clarendon 1166 Assize of novel disseisin, Assize of Northampton 1176, Grand Assize 1179, Assize of Woodstock 1184). In England entwickelt sich daraus die Laienjury, die in Frankreich nach 1789 übernommen wird. Demgegenüber sind die Assisen von Jerusalem private Sammlungen von Abhandlungen über das Recht des Königreichs Jerusalem und Zyperns in französischer Sprache des 13. Jahrhunderts.
Lit.: Köbler, DRG 108; Stenton, D., The Earliest Northamptonshire Assize Rolls, 1940; Grandclaude, M., Étude critique sur les livres des Assizes de Jérusalem, 1923; Dilcher, H., Normannische Assisen und römisches Recht, 1966; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Jenks, S., Die Assisen von Clarendon (1166) und Northampton (1176), (in) Ius commune 21 (1994), 149; Görgen, A., Das Ringen um die Macht zwischen Adel und Krone im Königreich Jerusalem, 2020
Asso y del Río, Ignacio (Saragossa 1742-Saragossa 1804) begründet 1771 mit den (span.) Instituciones (F.Pl.) del derecho civil de Castilla ein aus partikularer Rechtssatzung schöpfendes, neben das römische Recht tretendes gemeines spanisches (kastilisches) Privatrecht, das begrifflich und systematisch noch römischrechtlich geprägt ist. S. Google
Lit.: Mora, C., Vida y obra de Don Ignacio de Asso y del Río, 1972
Assyrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige des sumerisch beeinflussten, in dem Vorderen Orient (mittleres und nördliches Zweistromland - an dem mittleren Tigris archäologisch nachweisbar- bzw. Irak) von dem 2. Jahrtausend v. Chr. an bedeutenden, das semitische Akkadische sprechenden, in dem späten 7. Jahrhundert v. Chr. den Medern und Persern unterliegenden Volkes mit einem Hauptgott Assur.
Lit.: Chicago assyrian Dictionary, Bd. 1ff. 1921ff. (21 Bände mit 10000 S.); Cancik-Kirschbaum, E., Die Assyrer, 2003
Asyl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Schmerzasyl, Winterasyl – nicht und in DW2 1525 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL aus asȳlum, lat., N., Freistätte, Asyl, [81-43 v. Chr.], gr. ἄσυλον (ásylon), N., Freistätte, Asyl, vgl. gr. ἄσυλος (ásylos), Adj., unberaubt, unverletzt, unverletzlich, sicher und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) unverletzlich(er Ort), Zuflucht →Asylrecht
Lit.: Roschauer, O., Asyl und Auslieferung – Entwicklung von Strafanspruch und Auslieferungsrecht, 2021; Kasten, B., Kirchliche Zufluchtsorte im Frühmittelalter, ZRG GA 138 (2021), 29; Poutrus, P., Umkämpftes Asyl, 2019
Asylrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1804 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der geschützten Zuflucht (politisch) Verfolgter. In griechischer und späterer römischer Zeit besteht das sakral-magisch geprägte Recht, einem Täter an einem heiligen Ort vorübergehend Schutz zu gewähren, für Tempel und wird von dort in dem 5. Jahrhundert auf christliche →Kirchen übertragen. Ob eine ähnliche Einrichtung auch den Germanen bekannt ist, lässt sich nicht feststellen. Die wohl durch römisch-christliches Vorbild geprägte karolingische Zeit schränkt das Asylrecht auf noch nicht verurteilte Täter und auf bestimmte Fristen ein. Örtlich wird später die Möglichkeit des Asylrechts auf Friedhof, Kloster, Pfarrhaus, Richterhaus u. s. w. erweitert. Der neuzeitliche Staat schafft das Asylrecht bis zu dem Ende des 18. Jahrhunderts als geordneter Rechtspflege entbehrlich bzw. entgegenstehend ab (Frankreich 1539, England 1625, Österreich 1787, Preußen 1794). Danach gewährt er aber später selbst politisch Verfolgten Schutz vor Verfolgung in einem Verfolgerstaat (Art. 16 GG 1949). Das Asylrecht kann missbraucht werden.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 259; Bindschedler, R., Kirchliches Asylrecht (Immunitas ecclesiarum localis) und Freistätten in der Schweiz, 1906; Mittermaier, H., Die geschichtliche Entwicklung des Asylrechts, Diss. jur. München 1950; Henßler, O., Formen des Asylrechts, 1954; Kimminich, O., Die Geschichte des Asylrechts, 1978; Siems, H., Zur Entwicklung des Kirchenasyls, (in) Libertas, 1991, 139; Reiter, H., Politisches Asyl im 19. Jahrhundert, 1992; Theler, J., Asyl in der Schweiz, 1995; Gamauf, R., Ad statuam licet confugere, 1999; Backsmann, K., Das Asylrecht in Preußen, Diss. jur. Bonn 2000; Tießler-Marenda, E., Einwanderung und Asyl bei Hugo Grotius, 2002; Fruscione, D., Das Asyl bei den germanischen Stämmen im frühen Mittelalter, 2003; Bammann, K., Im Bannkreis des Heiligen, 2002; Das antike Asyl, hg. v. Dreher, M., 2003; Derlien, J., Die religiöse und rechtliche Begründung der Flucht zu sakralen Orten, 2003; Traulsen, C., Das sakrale Asyl in der alten Welt, 2004; Shoemaker, K., Sanctuary and Crime, 2011; Manssen, G., Der Rechtsstaat und sein Missbrauch, 2020
asylum, asȳlum, lat., N., Freistätte, Asyl, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄσυλον (ásylon), N., Freistätte, Asyl; vgl. gr. ἄσυλος (ásylos), Adj., unberaubt, unverletzt, unverletzlich, sicher, →Asyl
Aszendent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als um 1520 [Paracelsus] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1520 [Paracelsus] in EDEL - und - als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über ascendēns, lat., (Part. Präs.=)M., Verwandter in aufsteigender Linie, (1260), s. latein_a_z.docx, s. lat. ascendere, V., heransteigen, hinaufsteigen, aufsteigen, emporsteigen, s. latein_a_z.docx,; lat. ad, Präp., zu, bei, an; idg. *ad- (1), Präp., zu, bei, an, Pokorny 33 (6/6) (RB. idg. aus ind., phryg./dak., ital., kelt., germ.), lat. scandere, V., steigen, besteigen, emporsteigen, sich erheben, in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Aufsteigender, Verwandter in aufsteigender Linie (beispielsweise Vater, Großmutter, Urgroßtante), Gegensatz Deszendent
Lit.: Gál, A., Der Ausschluß der Ascendenten von der Erbfolge, 1904
Atheismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1581 als aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – 1581 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gottlosigkeit bzw. „Ungöttigkeit“
Lit.: Welteke, D., Der Narr spricht: Es ist kein Gott. Atheismus, Unglauben und Glaubenszweifel, 2011; Der neue Atheismus, hg. v. Zager, W., 2017
Athen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist der griechische, geschichtlich möglicherweise bis zu 7500 Jahre zurückreichende, seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. erkennbare, aber in seinem Namen nicht sicher deutbare Stadtstaat in Attika, in dem Drakon (624) und Solon (594) gesetzgeberisch tätig werden. 508/507 geht Athen zu der →Demokratie über. In dem 4. vorchristlichen Jahrhundert könnte Athen rund 30000 erwachsene Bürger gehabt haben. In den Gerichten geht es weniger um Recht und mehr um Öffentlichkeit für Streit um Ehre. 338 wird Athen von Makedonien besiegt. 86 v. Chr. fällt es unter Sulla an die Römer, 1456 an die Osmanen (Türken). Nach dem griechischen Befreiungskampf wird es 1834 Hauptstadt Griechenlands und erhält 1837 eine Universität.
Lit.: Lipsius, J., Das attische Recht, Bd. 1ff. 1905ff., Neudruck 1984; Meyer-Laurin, H., Gesetz und Billigkeit im attischen Prozess, 1965; Wolff, H., „Normenkontrolle“ und Gesetzesbegriff, 1970; Mac Dowell, D., The Law in Classical Athens, 1978, 4. A. 1995; Bötig, K., Athen, 3. A. 1981; Rhodes, P., The Athenian Boule, 2. A. 1985; Welwei, K., Athen, 1992; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 2. A. 1994; Die athenische Demokratie, hg. v. Eder, W., 1995; Hansen, M., Die athenische Demokratie, 1995; Habicht, C., Athen, 1995; Cohen, D., Democracy and individual rights in Athens, ZRG RA 114 (1997), 27; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Lehmann, G., Oligarchische Herrschaft im klassischen Athen, 1997; Figueira, T., The Power of Money, 1998; Hurwit, J., The Athenian Acropolis, 1999; Welwei, K., Das klassische Athen, 1999; Funke, P., Athen in klassischer Zeit, 1999; Dreyer, B., Untersuchungen zur Geschichte des spätklassischen Athen, 1999; Knell, H., Athen im 4. Jahrhundert, 2000; Große Prozesse im antiken Athen, hg. v. Burckhardt, L./Ungern-Sternberg, J. v., 2000; Law and Social Status in Classical Athens, hg. v. Hunter, V. u. a., 2000; Cohen, E., The Athenian Nation, 2000; Dreher, M., Athen und Sparta, 2001; Wilson, P., The Athenian Institution of the Khoregia, 2002; Demokratie, Recht und soziale Kontrolle im klassischen Athen, hg. v. Cohen, D., 2002; Schulz, R., Athen und Sparta, 2003, 5. A. 2015; Pabst, A., Die athenische Demokratie, 2003; Schubert, C., Athen und Sparta, 2003; Goette, H./Hammerstaedt, J., Das antike Athen, 2004; Sinn, U., Athen, 2004; Flaig, E., Der verlorene Gründungsmythos der athenischen Demokratie, (in) HZ 279 (2004), 36; Lanni, A., Law and Justice in the Courts of Classical Athens, 2006; Karakostas, I., König Otto, die Otto-Universität von Athen und ihre juristische Fakultät, 2007; Ober, J., Democracy and Knowledge, 2008; Lehmann, G., Perikles, 2008; Osborne, R., Athens and the Athenian Democracy, 2010; Stability and Crisis in the Athenian Democracy, hg. v. Herman, G., 2011; Lambert, S., Inscribed Athenian Laws and Decrees 352/2-322/1 BC, 2012, 1; Crowley, J., The Psychology of the Atheniean Hoplite, 2012; Worthington, I., Demosthenes of Athens and the Fall of Classical Greece, 2013; Coşkun, A., Perikles und die Definition des Bürgerrechts im klassischen Athen, (in) HZ 299 (2014), 1; Pritchard, D., Sport, Democracy and War in Classical Athens, 2013; Oetjen, R., Athen im dritten Jahrhundert, 2014; Die athenische Demokratie im 4. Jahrhundert, hg. v. Tiersch, D., 2015; Blok, J., Citizenship in Classical Athens, 2017; Räuchle, V., Die Mütter Athens und ihre Kinder, 2017; The Athenian Constitution written in the school of Aristotle, hg. v. Rhodes, P., 2017; The Oxford Handbook of Thucydides, hg. v. Blot, R. u. a., 2017; Taylor, C., Poverty, Wealth, and Well Being, 2017; Anderson, G., The Realness of Things Past –Ancient Greek ad Ontological History, 2018; Feindbild und Vorbild – Die athenische Demokratie und ihre intellektuellen Gegner, hg. v. Jordović, 2018; Der alte Orient und die Entstehung der athenischen Demokratie, hg. v. Horst, C., 2019; Pritchard, D., Athenian Democracy at War, 2019; Carugati, F., Creating a Constitution – Law, Democracy and Growth in Ancient Athens, 2019; Hölscher, T., Mythenbilder und Mentalität in Athen von Kleisthenes zu den Perserkriegen, 2019; Akrigg, B., Population and Economy in Classical Athens, 2019; Barbato, M., The Ideology of Democratic Athens, 2020
Äthiopien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt als gr. „Land der gebrannten Gesichter“) ist ein von mehr als achtzig Volksgruppen mit zahlreichen Sprachen besiedelter, landwirtschaftlich geprägter Binnenstaat in dem Osten Afrikas, in dem 1974 eine mehr als achthundert Jahre währende Monarchie durch einen Putsch beendet wird. 1974 wird dort von Donald Johnson ein Skelett einer etwa einen Meter großen, vielleicht 30 Kilo schweren Frau „Lucy“ (benannt nach dem gerade in dem Tranistorradio gepielten Beatleslied Lucy in the Sky with Diamonds) bzw. Dinkenesh (Wundersame) gefunden.
Lit.: Dornisch, K., Sagenhaftes Äthiopien, 2015; Schlicht, A., Das Horn von Afrika, 2021
Atlantik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Wort 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet, M., Atlas um 1350 belegt) Ozean zwischen Europa und Amerika, der als zweitgrößter Ozean der Erde etwa ein Fünftel der Erdoberfläche einnimmt
Lit.: Studies in the Medieval Atlantic, hg. v. Hudson, B., 2012; Zeuske, M., Atlantik und „Atlantic Slavery“, (in) HZ 309 (2019), 411
Atlantikcharta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 14. 8. 1941 von dem amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson und dem britischen Premierminister Winston Churchill auf einem Schiff in dem Atlantik vereinbarte Erklärung über Grundsätze der Politik (Verzicht auf Aggression, Entwaffnung von Aggressionsstaaten, Selbstbestimmungsrecht der Völker, Gleichberechtigung in dem Welthandel, Freiheit der Meere), die von den Vereinten Nationen übernommen wird.
atlantisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1473 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den Atlantik betreffend
Atlas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – 1595 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Lateinischen und Griechischen des Altertums in der weiteren antiken Herkunft ungeklärt, M.) Träger?
Atom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1531 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL, s. atomus, lat., M., Atom, kleinstes Teilchen, kleinster Bestandteil, unteilbares Ding, [81-43 v. Chr.], s. s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), F., unteilbares Ding, vgl. gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar, und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Unteilbares
Lit.: Romberg, D., Atomgeschäfte, 2020
Atomrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Atome besonders betreffenden Rechtssätze (beispielsweise Deutschland 23. 12. 1959 Atomgesetz).
Lit.: Winters, K., Atom- und Strahlenschutzrecht, 1978; Geier, S., Schwellenmacht, 2013; Göppner, N., Vorgeschichte und Entstehung des Atomgesetzes vom 23. 12. 1959, 2013; Hohmuth, T., Die atomrechtspolitische Entwicklung in Deutschland seit 1980, 2014; Wehner, C., Die Versicherung der Atomgefahr, 2017; Higginbotham, A., Mitternacht in Tschernobyl – Die geheime Geschichte der größten Atomkatastrophe aller Zeiten, 2019; Bilhöfer, P., 26. April 1986 – Tschernobyl, 2021
atomus (1), lat., Adj., unzerteilbar, unteilbar, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar, vgl. gr. ἀ- (a), Präf., un..., ...los, ...leer; gr. δαμνειν (damnein), V., bezwingen, bändigen; gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden; idg. *nē̆ (1), Konj., Negationspartikel, nicht, Pokorny 757; idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden
atomus (2), lat., F., Atom, kleinstes Teilchen, unteilbares Ding, s. atomus (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἄτομος (átomos), F., unteilbares Ding, gr. ἄτομος (átomos), Adj., unteilbar; gr. ἀ- (a), Präf., un..., ...los, ...leer; idg. *nē̆ (1), Konj., Negationspartikel, nicht, s. gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden, idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden, →Atom
Attentat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1469 [Urkunde] aus attentātum, mlat., N., Versuch, [1237], vgl. lat. attentāre, V., antasten, versuchen, s. latein_a_z.docx,, aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der gewaltsame Angriff Einzelner auf einen Staat oder Staatsführer aus politischen Gründen.
Lit.: Kellerhoff, S., Attentäter, 2003; Mühlnikel, M., Fürst, sind Sie unverletzt?, 2014
Aubry, Charles (1803-1883) übersetzt 1838 als Professor in Straßburg zusammen mit Frédéric Charles Rau die vierte Auflage von Karl-Salomon Zachariäs Handbuch des französischen Zivilrechts (1837) aus dem Deutschen in das Französische und entwickelt hieraus in der Folge die führende Darstellung des französischen Privatrechts des 19. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Beudant, C./Gaudemet, E., Inauguration d’un moment à la mémoire de Aubry et Rau, 1923
auctio, lat., F., Vermehren, Versteigerung, (Plautus um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *au̯eg-, *u̯ōg-, *aug-, *ug-, *h₂eu̯g-, *h₂aug-, *h₂ug-, V., vermehren, zunehmen, →Auktion
auctor, author, autor, lat., M., Förderer, Urheber, Stifter, Gewährsmann, Bürge, Zeuge, Ratgeber, s. augēre, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *au̯eg-, *u̯ōg-, *aug-, *ug-, *h₂eu̯g-, *h₂aug-, *h₂ug-, V., vermehren, zunehmen
Auctor ist in dem römischen Recht der Vormann eines Gewalthabers einer Sache, auf den sich dieser berufen kann, wenn ein anderer als Eigentümer von ihm die Sache verlangt. Scheitert die Verteidigung durch den auctor, kann der angegriffene Gewalthaber von dem auctor den doppelten Kaufpreis verlangen.
Lit.: Kaser § 25; Söllner § 8; Köbler, DRG 24; Köbler, LAW
auctoritas (lat. [F.]) Ansehen, Zustimmung, (beispielsweise eines [lat., M.] tutor zu einem Geschäft eines [lat., M.] pupillus bei Vornahme des Geschäfts), XII tab. um 450 v. Chr., s. latein_a_z.docx
Auctor (M.) vetus de beneficiis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, alter Urheber über die Lehen) ist das in lateinischer Reimprosa abgefasste, vielleicht zwischen 1221 und 1224 geschaffene Rechtsbuch mit Grundsätzen des Lehnrechts, das (in wortgetreuer Übersetzung) in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (um 1300?) die Grundlage des Lehnrechtsteils des mitteldeutschen →Görlitzer Rechtsbuchs bildet. Es ist streitig, ob der Auctor vetus die Urfassung des Lehnrechts des Sachsenspiegels (oder eine in dem frühen 14. Jahrhundert aus einer mittelniederdeutschen Fassung entstandene lateinische Übersetzung) darstellt oder auf sie unmittelbar zurückgeht. Handschriften sind verschollen. Die Überlieferung besteht in Drucken von 1569 (Havichorst), 1692 (Auszüge, Freher) und 1708 (Thomasius). Möglicherweise enthält der Auctor vetus ursprünglich auch Landrecht in lateinischer Fassung. Der Auctor vetus kennt (wie das Görlitzer Rechtsbuch in Art. 18, 47 § 17) ein Volljährigkeitsalter von 24 Jahren (I 65), während der Sachsenspiegel in dem Landrecht ein Volljährigkeitsalter von 21 Jahren aufweist (I 42 § 1). Ihm fehlen Sätze späterer Ergänzungen des Sachsenspiegels in jüngeren Bearbeitungsstufen.
Lit.: Köbler, DRG 103; Moeller, R., Noch einmal der Vetus auctor de beneficiis und der Sachsenspiegel, ZRG GA 38 (1917), 309; Eckhardt, K., Die Volljährigkeitsgrenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 4; Auctor vetus de beneficiis, hg. v. Eckhardt, K., 1964; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 27; Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1 1998, 68ff.; Olberg, G. v. Die Textsorte Rechtsbücher, 2017
Audiatur et altera pars (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Auch die andere Seite muss (gerechterweise stets) gehört werden (vorrömisch, belegt 1580, s. Art. 103 GG, Art. 6 EMRK).
Lit.: Rüping, H., Der Grundsatz des rechtlichen Gehörs, 1976; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007; Coenraad, L., Het beginsel van hoor en wederhoor in het Romeinse procesrecht, 2000; Zur Erhaltung guter Ordnung, hg. v. Hausmann, J. u. a., 2000, 69ff.
audire, audīre, lat., V., hören, wahrnehmen, erfahren (V.), Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. idg. *au̯- (8), *au̯ēi-, V., sinnlich wahrnehmen, auffassen,
auditor, audītor, lat., M., Hörer, Zuhörer, Schüler, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. audīre
Auditor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und und in DW2 als 1415 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht und in vielleicht abgewandelter Bedeutung in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Zuhörer, Hörer
Lit.: Hülle, W., Das Auditoriat in Brandenburg-Preußen, 1971
auditorium, audītōrium, lat., N., Anhörung, Schule, Hörsaal, Gerichtssaal, Zuhörerschaft, Quint. um 35-95/96 n. Chr., s. latein_a_z.docx, vgl. lat. audīre, V., hören, wahrnehmen, vernehmen, anhören
Auditorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Zusammensetzung Winterauditorium - nicht und in DW2 1490 bezeugt – 1490 in EDEL, s. audītōrium, lat., N., Anhörung, Schule, Hörsaal, Gerichtssaal, Zuhörerschaft, [um 35-95/96 n. Chr.], s. latein_a_z.docx, vgl. lat. audīre, V., hören, wahrnehmen, vernehmen, anhören – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zuhörerschaft, Hörsaal
auf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) bei, zu
aufbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) darbieten, vorladen
Aufgebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1466 bezeugt -15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1325 [Iglau/Zycha, BöhmBgr. II 450] in 15 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb aufbieten um 1147) ist allgemein die öffentliche Aufforderung zu einem Verhalten (beispielsweise Aufgebot zu dem Heeresdienst), insbesondere die (mehrfache) öffentliche, vielfach gerichtliche Aufforderung an unbekannte oder an unbekanntem Ort weilende Beteiligte, zwecks Verhinderung eines Rechtsverlusts vor einer beabsichtigten Änderung der Rechtslage Tatsachen anzugeben oder Rechte geltend zu machen. Ähnliche Vorgangsweisen erscheinen bereits in fränkischer Zeit (beispielsweise bei Vollstreckung in Grundstücke). In dem Mittelalter finden sie vermehrt Anwendung (beispielsweise bei Aneignung gefundener beweglicher Sachen oder bei der Suche nach unbekannten Erben). Ein Aufgebot vor einer Eheschließung fordert nach älteren Ansätzen das vierte Laterankonzil 1215. Mit der Rezeption römischrechtlicher Regelungen entwickelt sich die →Ediktalzitation, bei der jemand binnen einer Frist Klage zu erheben hat, wenn er sein Recht nicht verlieren will. Allgemein geordnet wird das Aufgebot in der preußischen →Allgemeinen Gerichtsordnung (1793) und in der Zivilprozessordnung des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/1879). Das Aufgebot vor einer weltlichen Eheschließung wird in Deutschland und Österreich an dem Ende des 20. Jahrhunderts beseitigt bzw. eingeschränkt, doch muss das Standesamt in einer mündlichen Verhandlung bei grundsätzlich gleichzeitiger Anwesenheit die Ehefähigkeit der Betroffenen auf Grund der vorgelegten Urkunden ermitteln, worüber eine Niederschrift angefertigt wird.
Lit.: Haase, E., Über Ediktalladungen und Ediktalprozess, 1871; Daude, E., Das Aufgebotsverfahren, 1881, 5. A. 1930, VIII
aufklären (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1626 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) klar machen
Aufklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1691 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufklären 1626) ist allgemein die Aufhellung eines dunkleren Zustands. Unter Bezugnahme auf einen auf Befreiung von nicht vernunftgemäß zu begründenden Ansichten gerichteten Erkenntnisvorgang durch selbständiges unvoreingenommenes Denken wird die gesellschaftskritische Geistesbewegung des 17./18. Jahrhunderts Aufklärung genannt (frühe Anfänge in dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts). Längerfristig vorbereitend hierfür wirken Renaissance, Humanismus und Reformation. Als Denkverfahren werden →Empirismus und →Rationalismus verwendet. Bewusst wird die Einbeziehung immer breiterer Kreise (des Publikums) gesucht. In dem Recht entsprechen dem Gedankengang der Aufklärung die Anerkennung eines weltlichen →Naturrechts (→Vernunftrechts), das in die Kodifikationen des →Allgemeinen Landrechts Preußens (1794), des →Code civil Frankreichs (1804) und des →Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs Österreichs (1811/1812) Eingang findet, und die Ablehnung von Folter, Hexenprozess, Leibesstrafen einerseits sowie das Verlangen nach Gewaltenteilung, Teilhabe an der Macht, Grundrechten, Verfassung und Volkssouveränität andererseits. In der Verwaltung entsteht aus der Aufklärung die Funktionalität anstrebende Kameralwissenschaft. In der Wirtschaft geht es in der Aufklärung um größtmöglichen Wohlstand. Politisch führt die Aufklärung zu dem aufgeklärten →Absolutismus (Friedrich der Große in Preußen, Joseph II. in Österreich, Großherzog Leopold in Toskana) bzw. zu der Revolution in Frankreich von dem 14. 7. 1789. Die vollständige Umsetzung aller hoch gesteckten Ziele in politische Handlung gelingt nicht.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 136, 157, 161, 206; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 243; Bayle, P., Dictionnaire historique et critique (Historisches und kritisches Wörterbuch), 1697; Valjavec, F., Geschichte der abendländischen Aufklärung, 1961; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Schulze, R., Policey und Gesetzgebungslehre im 18. Jahrhundert, 1982; Bosshard, H., Pestalozzis Staats- und Rechtsverständnis und seine Stellung in der Aufklärung, 1983; Aufklärung, hg. v. Hinrichs, E., 1985; Aufklärung als Politisierung - Politisierung der Aufklärung, hg. v. Bödeker, H. u. a., 1987; Aufklärung und Geheimgesellschaften, hg. v. Reinalter, H., 1989; Im Hof, U., Das Europa der Aufklärung, 1993; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Lexikon der Aufklärung, hg. v. Schneiders, W., 1995; Vierhaus, R., Was war Aufklärung?, 1995; Universitäten der Aufklärung, hg. v. Hammerstein, N., 1996; Schneiders, W., Das Zeitalter der Aufklärung, 1997; Der Illuminatenorden (1776-1785/87), hg. v. Reinalter, H., 1997; Cattaneo, M., Aufklärung und Strafrecht, hg. v. Vormbaum, T., 1998; Sweetman, J., The Enlightenment and the Age of Revolution, 1998; The Enlightenment, hg. v. Williams, D., 1999; Toleration in Enlightenment Europe, hg. v. Grell, O. u. a., 1999; Aufklärung – Vormärz – Revolution, hg. v. Reinalter, H., 2000; Böning, H./Siegert, R., Volksaufklärung, Bd. 2 2000; Alt, P., Aufklärung, 2. A. 2001; Lexikon der Aufklärung, hg. v. Schneiders, W., 2001; Hunter, I., Rival enlightenments, 2001; Mulsow, M., Moderne aus dem Untergrund, 2002; The Enlightenment in Europe, hg. v. Schneiders, W., 2003; Bürgerliche Freiheit und christliche Verantwortung, hg. v. De Wall, H., 2003; Les Lumières et leur combat, hg. v. Mondot, J., 2004; Borgstedt, A., Das Zeitalter der Aufklärung, 2004; Goldenbaum, U., Appell an das Publikum, 2004; Asbach, O., Staat und Politik zwischen Absolutismus und Aufklärung, 2005; Fichte und die Aufklärung, hg. v. De Pascale, C., 2005; Körber, E., Die Zeit der Aufklärung, 2006; Israel, J., Enlightenment Contested, 2006; Feiner, S., Haskala - Jüdische Aufklärung, 2007; Sorkin, D., The Religious Enlightenment, 2008; Lauer, G., Die Rückseite der Haskala, 2008; Strukturen der deutschen Frühaufklärung (1680-1720), hg. v. Bödeker, H., 2008; Meyer, A., Die Epoche der Aufklärung, 2010; Schenk, T., Wegbereiter der Emanzipation? Studien zur Judenpolitik des aufgeklärten Absolutismus, 2010; Schippan, M., Die Aufklärung in Russland im 18. Jahrhundert, 2012; Krünes, A., Die Volksaufklärung in Thüringen im Vormärz (1815-1848), 2013; Kléber Monod, P., Solomon’s Secret Arts, 2013; Aufklärung der Öffentlichkeit – Medien der Aufklärung, hg. v. Stöber, R. u. a., 2015; Religion und Aufklärung, hg. v. Beutel, A. u. a., 2016; Schmitt, A., Wie aufgeklärt ist die Vernunft der Aufklärung?, 2016; Reinalter, H., Der aufgeklärte Mensch, 2016; Bechler, K. u. a., Aufklärung in Oberschwaben, 2016; Lehner, U., Die katholische Aufklärung, 2017; Kampf um die Aufklärung? Institutionelle Konkurrenzen und intellektuelle Vielfalt im Halle des 18. Jahrhunderts, hg. v. Geffarth, R. u. a., 2018 (Sammelband); Mulsow, M., Radikale Frühaufklärung in Deutschland 1680-1720, 2018; Katholische Aufklärung in Europa und Nordamerika, hg. v. Overhoff, J. u. a., 2019
auflassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1195 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) offen lassen
Auflassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1279 mittelniederdeutsch bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [Hach, LübR. 258] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb auflassen um 1195 bezeugt und ab 1221-1224 in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist rechtlich die Öffnung eines Grundstücks für einen Erwerber. Sie erfolgt zunächst durch tatsächliches, möglicherweise rechtsförmliches Eröffnen des Grundstücks, später durch eine Erklärung vielleicht unter notwendiger Wahrung bestimmter Formen (außerhalb des Grundstücks, wissenschaftlich als zweiter Teil der Investitur eingeordnet, Besitzaufgabe). Seit dem 13. Jahrhundert wird Auflassung zu der Bezeichnung für die Grundstücksübereignung insgesamt. Häufig erfolgt sie gerichtlich. Während der Aufnahme des römischen Rechtes in der frühen Neuzeit wird die Auflassung zurückgedrängt. In dem 19. Jahrhundert dringt sie wieder vor. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist sie die Bezeichnung für den von Savigny (1779-1861) entwickelten dinglichen Vertrag über den Eigentumsübergang an Grundstücken, zu dem die Eintragung der Eigentumsänderung in das Grundbuch hinzukommen muss, wobei die gesamte Übereignung bei Fehlen eines Grundgeschäfts (Verpflichtungsgeschäfts) als ungerechtfertigte Bereicherung rückgängig gemacht werden kann.
Lit.: Hübner 205, 259f., 262; Kroeschell, DRG 1, 2; Stobbe, O., Die Auflassung des deutschen Rechtes, (in) Jh. Jb. 22 (1873), 137; Lehmann, K., Die altnordische (altnorwegisch-altisländische) Auflassung, ZRG GA 5 (1884), 84; Lehmann, K., Zur nordgermanischen Auflassung, ZRG GA 11 (1890), 255; Schmidt, W., Die Auflassung im Mittelalter, Diss. jur. München 1932; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsübereignung, 1952; Köbler, G., Verzicht und Renuntiation, ZRG GA 85 (1968); Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Steppan, M., Das bäuerliche Recht an der Liegenschaft, 1995; Wieling, H., Wie Kaiser Konstantin die germanische Auflassung erfand, ZRG GA 124 (2007), 287; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Aufnehmen (Zeitwort aufnehmen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1270 [HambStR. I 19] bzw. um 1275 [Schwsp. L. Lehnr. Art. 6 und öfter] bzw. 1278 [CDPruss. I 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, substantiviert N.) des Kindes (in die Familie) ist der in frühmittelalterlichen Volksrechten erkennbare, nach der Geburt vielleicht notwendige förmliche Rechtsakt, durch den ein neugeborenes Kind Mitglied der Rechtsgemeinschaft wird und deshalb danach nicht mehr ausgesetzt werden kann. Unter dem Einfluss des Christentums verschwindet dieses besondere (gewillkürte) Aufnehmen des Kindes zugunsten des Erwerbs der Rechtsfähigkeit mit der (bloßen tatsächlichen Vollendung der) Geburt.
Lit.: Hübner 52f., 699; Coulin, A., Der nasciturus, ZRG GA 31 (1910), 131
aufopfern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1452 [Indersdorf I 328 Nr. 814] und 1459 [Indersdorf I 356 Nr. 878] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufgeben
Aufopferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1493 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufopfern allgemein um 1200 und 1452 und 1459 in älteren deutschen Rechtsquellen in 2 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Beseitigung eines einzelnen Rechtes zugunsten der Allgemeinheit oder eines begünstigten Dritten, für die seit der Aufklärung Ersatz zu leisten ist (vgl. § 75 Einl. ALR).
Lit.: Köbler, DRG 259; Niesler, A., Aufopferung und Enteignung vom ALR bis zur WRV, (in) Juristische Zeitgeschichte 8 (2007), 128ff.; Menninger, L., Die Inanspruchnahme Privater durch den Staat, 2014
aufrechnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um 1325 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [BreslUB. 133] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gegenrechnen
Aufrechnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1451 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [SchlesDorfU. 32] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufrechnen ab um 1325) ist sachlich die schon der römischen klassischen Jurisprudenz als prozessual geltend zu machende (lat. [F.]) →compensatio bekannte, wechselseitige Tilgung zweier sich gegenüberstehender gleichartiger Forderungen durch Verrechnung (Verurteilung nur auf einen vorhandenen Überschuss bzw. [lat.] exceptio [F.] doli zu der Überprüfung der Gegenforderung). Das ältere deutsche Recht kennt anscheinend einen besonderen Aufrechnungsvertrag. Eine Aufrechnung durch einseitige Erklärung entsteht wohl unter römischrechtlichem Einfluss in dem Spätmittelalter. Später genügt auf Grund eines Ansatzes des Glossators Martinus eine bloße Aufrechnungslage für das Erlöschen der gegenüberstehenden Ansprüche (ALR I 16 § 301, Cc 1290, ABGB § 1348). Seit dem späteren 19. Jahrhundert wird die Aufrechnung als einseitiges Rechtsgeschäft eingeordnet und wieder eine Aufrechnungserklärung verlangt.
Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 43, 125; Dernburg, H., Geschichte und Theorie der Compensation, 2. A. 1868, Neudruck 1965; Prausnitz, O., Die Geschichte der Forderungsverrechnung, 1928; Pielemeier, K., Das Aufrechnungsverbot des § 393 BGB, 1988; Halbwachs, V., Ipso iure compensatur, hg. v. Thier, A. u. a., 1999; Pichonnaz, P., La compensation, 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
aufsehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1397 [Gengler, CIM. 458] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nach oben sehen, beaufsichtigen
Aufsicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1483 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1531 [RügenLR. Kap 97 § 2] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufsehen 9. Jahrhundert) ist allgemein der übergeordnete Blick auf eine Angelegenheit, der Rechte und Pflichten begründen kann.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Auftrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [CoutLuxemb. I 192] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb auftragen um 1165) ist sachlich in dem römischen Recht die als (lat. [N.]) →mandatum (Auftrag, Befehl) bezeichnete Übernahme der unentgeltlichen Besorgung eines fremden Geschäfts (eines Auftraggebers oder Mandanten durch einen Auftragnehmer oder Mandatar), die wohl auf sittliche Pflichten zu dem Tätigwerden für einen Nachbarn zurückgeht, wobei diesem Auftrag mangels der Möglichkeit unmittelbarer Stellvertretung keine Vollmacht entspricht (höchstpersönlicher Konsensualkontrakt). In dem deutschen Recht scheint der Auftrag zunächst keine besondere Rolle gespielt zu haben. Nach der Rezeption des römischrechtlichen Mandats wird an dem Ende des 19. Jahrhunderts zwischen Auftrag als Innenverhältnis und Vollmacht als Rechtsmacht gegenüber Dritten (Außenverhältnis) unterschieden (§ 788 SächsBGB 1863, § 662 BGB 1896).
Lit.: Kaser § 4; Söllner §§ 9, 17, 18; Hübner; Kroeschell, DRG 3; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Albrecht, G., Vollmacht und Auftrag, 1970; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Amann, P., Abgrenzung und Anwendungsbereich von Dienstvertrag, Werkvertrag und Auftrag in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuches, Diss. jur. Bielefeld 1987; Grau, U., Historische Entwicklung und Perspektiven des Rechts der öffentlichen Aufträge, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Principles of European Law Mandate Contracts, prepared by Loos, M., 2013
auftragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1165 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [Grafenthal UB. 99] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinauftragen, befehlen
aufwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 900 belegt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1539 [Bergwb. Einl.] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinaufwenden
Aufwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1542 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1726 [LeiningenErbfO. 4 § 12] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufwenden in Grimm Deutsches Wörterbuch um 900) ist sachlich der Einsatz von Mitteln zu der Erlangung eines Wertes.
Lit.: Kotterheidt, H., Der Begriff der Aufwendung im Bürgerlichen Gesetzbuch beim Auftrag und bei der Geschäftsführung ohne Auftrag, 1935; Sievert, W., Der Aufwendungsbegriff in Geschichte und Gegenwart des deutschen Einkommensteuerrechts, 1984; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
aufwerten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1926 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Wert erhöhen
Aufwertung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb aufwerten 1926) ist die Erhöhung eines Wechselkurses einer Währung in dem Verhältnis zu dem Goldwert oder zu anderen Währungen. Daneben wird auch die Erhöhung des Nennbetrags einer Geldschuld, die in Einheiten einer entwerteten Währung ausgedrückt ist, entsprechend der Kaufkraft bei der Begründung des Schuldverhältnisses als Aufwertung bezeichnet (beispielsweise Aufwertungsentscheidung des Reichsgerichts von dem 28. 11. 1923, 3. Steuernotverordnung von dem Februar 1924 auf Grund der Inflation, Aufwertungsgesetz von dem Juli 1925 in dem Deutschen Reich). Wird der Gesetzgeber bei starker Geldentwertung nicht tätig, kann sich die Gerichtsbarkeit zu richterlicher Aufwertung aus Gründen der Sachgerechtigkeit gezwungen sehen.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert 50; Mügel, O., Die Entwicklung der Aufwertungslehre des Reichsgerichts, (in) DJZ 1928, 29ff.; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit in den Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen, 1996; Scholz, R., Analyse der Entstehungsbedingungen der reichsgerichtlichen Aufwertungsrechtsprechung, 2001; Chlosta, C., Nur dem Gesetz unterworfen?, 2005; Wille, S., Aufwertung und Obligationensteuer, 2021
aufzeichnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1486 [Indersdorf II 132 Nr. 1416] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zeichnen, schreiben, schriftlich festhalten
Aufzeichnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1490 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1524 [NrhAnn. 48 109] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aufzeichnen um 1400) ist die Umwandlung von Gedachtem oder Gesprochenem in Schrift oder andere weniger schnell vergängliche Mittel, die (in dem deutschen Sprachraum) seit der Begegnung zwischen weitgehend schriftlosen Germanen und schriftkundiger Antike über die Kirche seit der Christianisierung in dem Frühmittelalter beginnt. →Schriftlichkeit
Lit.: Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Kannowski, B., Bürgerkämpfe und Friedebriefe, 2001
Auge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 765 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1150 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Sehen dienende Sinnesorgan von Tieren und Menschen, das auch als Zeichen der alles sehenden Gerechtigkeit verwendet werden kann.
Lit.: Deonna, W., Le symbolisme de l’oeil, 1965; Jaeger, W., Augenvotive, 1979; Schleusener-Eichholz, G., Das Auge im Mittelalter, 1980; Geissmar, C., Das Auge Gottes, 1993; Stolleis, M., Das Auge des Gesetzes, 2004
Augenschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1235 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [FreiburgDiözArch. 18 1886 147] in 43 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die unmittelbare sinnliche Wahrnehmung vor allem mittels des Auges. Der Augenschein ist sachlich als Beweismittel bereits dem römischen Prozessrecht bekannt und findet auch in dem mittelalterlichen deutschen Prozess (insbesondere in dem Inquisitionsprozess) Verwendung (mhd. blickender schin, lat. evidentia [F.] ocularis). Seit dem 17. Jahrhundert wird der Augenschein wissenschaftlich erörtert.
Lit.: Kaser § 84; Hänel, A., Das Beweissystem des Sachsenspiegels, 1858; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1879; Holdefleiß, E., Der Augenscheinbeweis im mittelalterlichen deutschen Strafverfahren, 1933; Drehsen, M., Der gerichtliche Augenschein im Zivilprozess, 2017
Auge um Auge, Zahn um Zahn (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 39 (2. Moses 21, 22-25, Körte 1837)
Augen auf, Kauf ist Kauf (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist ein wohl erst in dem 19. Jahrhundert geschaffenes Rechtssprichwort, das wie ähnliche Wendungen (beispielsweise Wer die Augen nicht auftut, der muss den Beutel auftun, Petri, F., 1605) der Begründung des Ausschlusses der (römischen) Sachmangelhaftung in dem deutschen Recht dient.
Lit.: Hamilton, W., The ancient maxim caveat emptor, (in) Yale Law Journal 40 (1931/1932, 1133; vgl. Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 2002, 38f.
Augsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) geht auf den nach einem Militärkastell der Zeitenwende 45 n. Chr. auf einem Bergsporn zwischen Lech und Wertach gegründeten Vorort Augusta Vindelicum der römischen Provinz Rätien zurück (um 121 n. Chr. [lat. N.] municipium). Vielleicht ist es seit dem 4. Jahrhundert (oder 5. Jahrhundert) trotz Zerstörung durch Germanen (5. Jahrhundert Alemannen) Sitz eines seit dem 7. Jahrhundert bzw. 738 nachweisbaren Bischofs. 1156 grenzt eine Urkunde Kaiser Friedrichs I. Barbarossa die Rechte des Bischofs und die Rechte der Bürger voneinander ab. 1167/1168 lässt sich der Kaiser die Hochstiftsvogtei und die Blutgerichtsbarkeit in Augsburg übertragen. 1273 kommt die Vogtei an das Reich. 1276 zeichnet die Stadt ein eigenes, von dem König bestätigtes Stadtrecht in mittelhochdeutscher Sprache auf. Zu dieser Zeit entsteht wohl in Augsburg eine mittelhochdeutsche Fassung des Sachsenspiegels, die bald zu Deutschenspiegel und so genanntem Schwabenspiegel weiterbearbeitet wird. 1294 erhält Augsburg ein Nichtevokationsprivileg König Adolfs von Nassau. An der Wende des Mittelalters zu Neuzeit wirkt von Augsburg aus die Kaufmannsfamilie Fugger. 1555 wird in Augsburg der Augsburger Religionsfriede geschlossen. Bis 1805 bleibt das zu einem europäischen Handelsmittelpunkt aufsteigende Augsburg danach Reichsstadt, bis es an dem 26. 12. 1805 durch den Vertrag von Pressburg an Bayern fällt. 1970 wird Augsburg Sitz einer Universität.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StadtrechtAugsburg1276pdf.pdf; Köbler, Historisches Lexikon; Das Stadtbuch von Augsburg, hg. v. Meyer, C., 1872; Urkundenbuch der Stadt Augsburg, hg. v. Meyer, C., 1874ff.; Berner, E., Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Augsburg, 1876; Hellmann, F., Das Konkursrecht der Reichsstadt Augsburg, 1905; Wolff, A., Gerichtsverfassung und Prozess im Hochstift Augsburg in der Rezeptionszeit, (in) Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg 4 (1913), 129; Steiger, H., Geschichte der Stadt Augsburg, 1941; Zorn, W., Augsburg, 1955, 2. A. 1972, 4. A. 2001; Augusta 955-1955, 1955; Liedl, E., Gerichtsverfassung und Zivilprozess der freien Reichsstadt Augsburg, 1958; Batori, J., Die Reichsstadt Augsburg im 18. Jahrhundert, 1969; Schröder, D., Stadt Augsburg 1975; Geschichte der Stadt Augsburg, hg. v. Gottlieb, G., 2. A. 1985; Fassl, P., Konfession, Wirtschaft und Politik, 1988; Roeck, P., Eine Stadt in Krieg und Frieden, 1989; Dietrich, R., Die Integration Augsburgs in den bayerischen Staat, 1993; Hecker, H., Das Recht der Reichsstadt Augsburg, ZRG GA 113 (1996), 391; Augsburger Buchdruck und Verlagswesen, hg. v. Gier, H. u. a., 1997; Künast, H., Getruckt zu Augspurg, 1997; Müller, F., Bürgerliche Herrschaft in Augsburg, 1998; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg, 2001; Roeck, B., Geschichte Augsburgs, 2005; Haberstock, E., Der Augsburger Stadtwerkmeister Elias Holl (1573-1646), 2016; Timpener, E., Diplomatische Strategien der Reichsstadt Augsburg, 2017
Augsburger Konfession (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Augsburger Bekenntnis) ist die von Philipp Melanchthon für den Reichstag zu Augsburg verfasste, an dem 25. 6. 1530 verlesene Bekenntnisschrift der lutherischen Kirche mit zwei Teilen zu 21 und 7 Artikeln, lat. confessio (F.) Augustana (in Gegensatz zu dem Helvetischen Bekenntnis der durch Ulrich Zwingli und Johannes Calvin geschaffenen reformierten Kirchen).
Lit.: Hoffmann, G., Entstehungsgeschichte der Augustana, (in) Z. f. systemat. Theologie 15 (1938), 419
Augsburger Religionsfriede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in dem Reichsabschied des Heiligen römischen Reiches von dem 25. 9. 1555 zwischen König Ferdinand I. (für Karl V.) und den deutschen Reichsständen in Bezug auf die Religion nach dem Stand von dem 2. 8. 1552 geschlossene Friede, der die freie Religionsausübung für Katholiken und Lutheraner gewährleistet. Er sichert den Reichsständen (nicht aber ihren Untertanen) die Freiheit der Bekenntniswahl zu ([lat.] →cuius regio, eius religio, wessen Gebiet, dessen Religion). Gibt ein geistlicher Reichsstand den katholischen Glauben auf, verliert er Gebiet und Kirchenamt ([lat.] →reservatum [N.] ecclesiasticum). Das Auswanderungsrecht von Untertanen bereitet die Religionsfreiheit vor. Der lückenhafte, widersprüchliche und auch mehrdeutige Augsburger Religionsfriede kann weder die geistliche Einheit herstellen noch den Frieden dauerhaft sichern, bildet aber die Grundlage des paritätischen Reichskirchenrechts bis 1806.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130; Brandi, K., Der Augsburger Religionsfriede, 2. A. 1927; Simon, M., Der Augsburger Religionsfriede, 1955; Walder, E., Religionsvergleiche des 16. Jahrhunderts, 3. A. 1974; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfriede und das Reichskammergericht 1550-1600, 1976; Heckel, M., Deutschland im konfessionellen Zeitalter, 2. A. 2001; Gotthard, A., Der Augsburger Religionsfrieden, 2004; Heckel, M., Konfessionalisierung in Koexistenznöten, (in) HZ 280 (2005), 647; Heckel, M., Politischer Friede, (in) HZ 282 (2006), 391; Der Augsburger Religionsfriede, hg. v. Schilling, H. u. a., 2007
Augsburger Vertrag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und wohl auch in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Augsburger Transaktion, 1548) →Niederlande
Augustiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1271 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und auch vielleicht in Google nicht belegt, M.) ist der Anhänger des nach der in dem 8. Jahrhundert entstandenen sog. Regel Augustins (354-430, Gehorsam, Keuschheit, Armut) lebenden kirchlichen Ordens. Zu den Augustinern gehören die Augustiner-Eremiten (Orden zwischen 1244 und 1256), während Augustinerchorherren (11. Jahrhundert), Prämonstratenser und Dominikaner nur auch nach der Regel Augustins leben.
Lit.: Verheijen, L., La règle de St. Augustin, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Gutiérrez, D. u. a., Geschichte des Augustinerordens, 1975ff.; Cremona, C., Augustinus, 2. A. 1995; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2003
Augustinus (Thagaste 13. 11. 354-Hippo Regius bzw. Annaba in Algerien 28. 8. 430) einer der vier (von Papst Bonifaz VIII. 1295 anerkannten großen) Kirchenlehrer der Spätantike (Ambrosius, Augustinus, Gregor[ius], Hieronymus, insgesamt aber 36 Heilige bzw. katholische Kirchenlehrer) und von Plato beeinflusster Philosoph, s. Google
Lit.: Fuhrer, T., Augustinus, 2004; Augustin Handbuch, hg. v. Drecoll, V., 2007; Chadwick, H., Augustine of Hippo, 2009; Drecoll, V. u. a., Augustin und der Manichäismus, 2011; A Companion to Augustine, hg. v. Vessey, M., 2012; Rosen, K., Augustinus, 2015, 2. A. 2017
Augustus (Rom 23. 9. 63 v. Chr.–Nola bei Neapel 19. 8. 14 n. Chr.) Sohn einer Nichte Caesars, 44 v. Chr. Adoptivsohn Caesars (ursprünglich Gaius Octavius, seit Adoption Gaius Iulius Caesar, Ehrenname griech. sebastos, lat. augustus, Erhabener, Mehrer, der von dem Beginn seines Aufstiegs an lernen muss, zu lügen und zu betrügen, wo immer es ihm nützlich erscheint,) verfolgt die Mörder Caesars und wird 36 v. Chr. Herrscher in dem westlichen und 30 v. Chr. Herrscher auch in dem östlichen Teil des römischen Reiches. Äußerlich stellt er die republikanischen Zustände wieder her. Tatsächlich leitet er (27 v. Chr.) mit seinem Prinzipat den zentrierenden und dadurch stabilisierenden Übergang von der jährlich zwei Konsuln wählenden Republik zu dem Kaisertum ein. Seine Herrschaft wird an dem Ende auf Grund weitreichender Zustimmung als (lat.) pax (F.) Augusta (augustische Friedenszeit) erklärt. Für die Ehe erlässt er gesetzliche Gebote und Verbote.
Lit.: Kienast, D., Augustus, 1982, 2. A. 1992, 3. A. 1999, 4. A. 2009, 5. A. 2014; Eck, W., Augustus und seine Zeit, 1998; Bleicken, J., Augustus, 1998; Bringmann, K./Schäfer, T., Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums, 2002; Schlange-Schöningen, H., Augustus, 2005; Bringmann, K., Augustus, 2007, 2. A. 2012; Augustus, Schriften, Reden und Aussprüche, hg. v. Bringmann, K. u. a., 2008; Dahlheim, W., Augustus, 2010; Cooley, A., Res Gestae Divi Augusti, 2009; Pabst, A., Kaiser Augustus, 2014; Rosa, A. dalla, Cura et tutela, 2014; Havener, W., Imperator Augustus, 2016; Williams, J., Augustus – Roman, 2016; Wiseman, T., The house of Augustus, 2019
Auktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1571 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über auctio, lat., F., Vermehren, Versteigerung [Plautus um 250-184 v. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die sachlich schon der Antike bekannte, dort rechtlich nicht besonders beachtete Veräußerung einer (beweglichen) Sache an den Meistbietenden durch öffentlichen Aufruf. Sie erhält sich in der Form der Vergabe von Steuern, Ämtern und Nutzungen an den Meistbietenden in den romanischen Ländern. In dem 13. Jahrhundert dringt die Auktion gepfändeter Güter eines nichtzahlenden Schuldners nach Mitteleuropa ein. Daneben findet sich seit dem 14. Jahrhundert die Auktion von Waren durch Großhändler, seit der Mitte des 17. Jahrhunderts die Auktion fremdländischer Waren durch Kolonialgesellschaften. Wegen der damit möglichen Missstände entstehen Ordnungsvorschriften, die mit Einführung der Gewerbefreiheit in dem 19. Jahrhundert wieder aufgegeben werden. Aufgrund der damit erneut möglichen Missstände greift der Gesetzgeber seit 1883 ein (in der Bundesrepublik Deutschland u. a. 1960 § 34b GewO). Eine neuere technische Entwicklung ist die Auktion in dem Internet.
Lit.: Süßheim, M., Das moderne Auktionsgewerbe, 1900; Durach, H., Die deutschen Großhandelsauktionen, 1960; Thielmann, G., Die römische Privatauktion, 1961; Marx, H./Arens, H., Der Auktionator, 1992; Schneider, A., Auktionsrecht, 1999; Spindler, G./Wiebe, A., Internet-Auktion, 2001
Aurich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Conring, W., Die Stadt- und Gerichtsverfassung der ostfriesischen Residenzstadt Aurich, Diss. jur. Göttingen 1965
aus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., Adv.) heraus, hervor
ausbilden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – vor 1326 [Meister Eckhart] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erziehen
Ausbildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1507 bezeugt – in EDEL 1. Hälfte 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausbilden um 1300) Erziehung in einem besonderen Fähigkeitsbereich
Lit.: Elementarbildung und Berufsbildung zwischen 1450 und 1750, hg. v. Hanschmidt, A. u. a., 2005; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018; Würfel, M., Das Reichsjustizprüfungsamt, 2019
Ausbildungsförderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort nach 1957 belegt?) ist die von der Politik aus verständlichen Überlegungen aufgenommene Förderung der allgemeinen und beruflichen Bildung durch Geldleistungen seitens der Allgemeinheit. Sie ist eine Folge des Sozialstaatsgrundsatzes. Sie ist auf Herstellung der Chancengleichheit in dem Ausbildungsbereich gerichtet (in Deutschland 1957-1971 Honnefer Modell, 1971ff. Bundesausbildungsförderungsgesetz).
Lit.: Köbler, DRG 261; Deres, R., Ausbildungsförderungsrecht, 40. A. 2020
Ausbluten(lassen) (Zeitwort ausbluten in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und doch in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., auch substantiviert als N.) durch Öffnen eines Blutgefäßes Blut aus dem Körper bis zu dem Tode laufen lassen
Lit.: Rau, K., Augsburger Kinderhexenprozesse, Diss. jur. Zürich 2003
Ausbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Waldkirch/Schreiber, UB. I 158] in 35 Stellen – und auch als Bürge – und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der außerhalb der (Mauer der) →Stadt lebende →Bürger (Pfahlbürger).
Lit.: Domsta, H., Die Kölner Außenbürger, 1973; Bahnschulte, B., Pfahlbürger und Stadtbürger, 2013
Auschwitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist der Ort eines Konzentrationslagers in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft des Deutschen Reiches (in Polen), in dem unter der Kommandantur Rudolf Höß‘ mehr als 500000 Menschen getötet werden (Höß an dem 16. April 1947 auf dem Lagergelände erhängt). Ab 1963 werden in der Bundesrepublik Deutschland Strafverfahren wegen dort verübter Verbrechen durchgeführt. Dabei werden 22 Angeklagte zu Haftstrafen verurteilt, 3 freigesprochen.
Lit.: Langbein, H., Der Auschwitzprozess, 1995; Werle, G./Wandres, T., Auschwitz vor Gericht, 1995; Der Auschwitz-Prozess, hg. v. Fritz-Bauer-Institut, 2004 (DVD); Meyer, A., Das Wissen um Auschwitz, 2010; Klee, E., Auschwitz, 2013, Pilecki, W., Freiwillig nach Auschwitz, 2013; Pendas, D., Der Auschwitz-Prozess, 2013 (amerikanisches Original 2013); Steinke, R., Fritz Bauer oder Auschwitz vor Gericht, 2013, Warnke, M., Zeitgenossenschaft, 2014 (Zeitungsberichte von 1963); Koop, V., Rudolf Höß, 2014; Crippa, L. u. a., Wihelm Brasse – Der Fotograf von Auschwitz, 2014; Hansen, I., Nie wieder Auschwitz, 2015; Greif, G. u. a., Aufstand in Auschwitz, 2015; Brewing, D., Im Schatten von Auschwitz. Deutsche Massaker an polnischen Zivilisten 1939-1945, 2016 (nach dem Blutsonntag von Bromberg an dem 3./4. September 1939 mit etwa 400 toten Volksdeutschen und rund 150000 Zivilisten als Opfer während der 2078 Tage dauernden Besatzungsherrschaft); Renz, W., Auschwitz vor Gericht, 2018; Turner, M., Historians at the Frankfurt Auschwitz Trial, 2018; Bruttman, T. u. a., Die fotografische Inszenierung des Verbrechens – Ein Album aus Auschwitz, 2019; Polian, P., Briefe aus der Hölle, 2019; DeWind, E., Ich blieb in Auschwitz – Aufzeichnungen eines Überlebenden 1943-45, 2020; Kuchler, C., Lernort Auschwitz, 2021
Ausdärmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 Zeitwort bezeugt und nicht in DW2 – nicht in EDEL –und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ist das gelegentlich angedrohte, aber wohl kaum jemals tatsächlich ausgeführte Töten eines Menschen durch Herausziehen des Darmes aus dem Körper als Strafe.
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920ff.; Rehfeldt, B., Todesstrafen und Bekehrungsgeschichte, 1942
Ausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausgleichen um 1450) ist die 1867 unter maßgeblicher Beteiligung Franz Deáks (Söjtör 17. 10. 1803-Budapest 28. 1. 1876) für die Selbständigkeitsbestrebungen →Ungarns innerhalb der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie gefundene Lösung (ungarischer Gesetzesartikel XII:1867, österreichisches Delegationsgesetz von dem 21. 12. 1867, RGBl. 1867, 146, betreffend die allen Ländern der österreichischen Monarchie gemeinsamen Angelegenheiten und die Art ihrer Behandlung, Umwandlung des Kaisertums Österreich in die österreichisch-ungarische Monarchie). Auf der Grundlage der kaiserlichen Anerkennung der Selbständigkeit und Unabhängigkeit Ungarns und der ungarischen Anerkennung der →Pragmatischen Sanktion (1723) wird dort festgelegt, dass den österreichischen und ungarischen Ländern der Herrscher, die auswärtigen Angelegenheiten, die Armee und das Finanzwesen (mit gewissen Einschränkungen) unter einem einheitlichen Ministerium gemeinsam sein sollen (gemeinsame pragmatische Angelegenheiten und dualistische Angelegenheiten, Trennung in kaiserliche und königliche k. u. k., kaiserlich-königliche k. k. und königlich ungarische k. ung. Organe). Das daraus erwachsende staatsrechtliche Verhältnis Ungarns zu →Österreich wird teils als Gesamtreich oder Personalunion, teils als Realunion erklärt. 1918 wird Ungarn an dem Ende des Ersten Weltkriegs souverän.
Lit.: Köbler, DRG 265; Baltl/Kocher; Der österreichisch-ungarische Ausgleich von 1867, 1967; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreich-ungarischen Monarchie, 2001
ausgleichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1694 [Stieda-Mettig 350 Nr. 45, 8] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., gleichmachen, wettmachen
ausheben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [LSchrP. 155] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., herausheben, auswählen
Aushebung (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW1 1734 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Knapp, BeitrRWG. 458] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausheben um 800) Auswahl von Soldaten bei Wehrpflicht seit dem 16. Jahrhundert
Lit.: Schulze, W., Landesdefension und Staatsbildung, 1973
ausheischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 22 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausverlangen, verlangen, dass ein Streit von einem Gericht vor einem Oberhof (beispielsweise Ingelheim) behandelt wird
Lit.: Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation an das Reichskammergericht, 1976
Ausland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – um 1700 in EDEL - und in älteren deutsche Rechtsquellen in teilweise engerer Bedeutung ab 1290 [Cout Furnes III 71] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) außerhalb (des eigenen Landes) gelegenes Land
Ausländer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – in EDEL 14. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MCarinth. IV 227] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Ausland in Grimm Deutsches Wörterbuch2 um 1300 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen in engerer Bedeutung 1290 belegt) ist der aus einem anderen Land kommende und deswegen eigentlich einem anderen Land angehörige →Fremde. Der Ausländer erscheint als Folge der Bildung besonderer Länder (in dem Deutschen Reich seit 1156) in dem 13. Jahrhundert. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (um 1960) erweisen sich besondere Gesetze für Ausländer (18. 4. 1965) als erforderlich (1991 Schengener Abkommen der Europäischen Gemeinschaften). Als Folge der günstigen wirtschaftlichen Lage in den entwickelten Staaten drängen immer mehr Menschen aus dem Ausland dorthin.
Lit.: Söllner §§ 6, 7, 8, 9; Herbert, U., Geschichte der Ausländerbeschäftigung in Deutschland 1880 bis 1980, 1986; Kanein, W./Renner, G., Ausländerrecht, 5. A. 1992; Herbert, U., Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland, 2001
auslegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1062 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herauslegen, ermitteln, erläutern
Auslegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1175 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [SsGl./WSB. 98 1881 66] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb auslegen um 1062 bezeugt) ist die Ermittlung und Klarlegung des Bedeutungsgehalts eines Umstands, insbesondere einer Erklärung oder eines Wortes. Sie ist sachlich bereits Bestandteil des Wissens der römischen Rechtskundigen (lat. [M.Pl.] iurisperiti), die das Zwölftafelgesetz ebenso auslegen wie einzelne Verträge oder Erklärungen. Justinian verbietet 529/530/533 die Auslegung seiner Kompilation (Const. 1, 14, 12, Deo auctore 12, Const. Tanta 21). Nach der vorkritischen Hermeneutik der Aufklärung und des Vernunftrechts ist Verstehen die Regel und Missverstehen die Ausnahme, weswegen die Auslegung klarer und eindeutiger Rechtssätze ausgeschlossen ist. Zulässig ist vor allem die erklärende Auslegung, während ausdehnende und einschränkende Auslegung ausgeschlossen sein können (beispielsweise Forster, V., Interpres, 1613, 2, 4). In der Neuzeit, vor allem seit dem 18. Jahrhundert erscheinen vermehrt Verbote der Auslegung (Stadtrechtsreformation Nürnberg 1479/1484, Landrechtsreformation Bayern 1518, Papst Pius IV. Benedictus Deus 1654, Ordonnance Frankreichs 1667, Preußen 1746, 1794, ähnlich Österreich Codex Theresianus 1758 fertiggestellter Teil, Frankreich Gesetze von 1790/1793). Nach der modernen Hermeneutik ist dagegen Missverstehen die Regel, so dass auch scheinbar klare und eindeutige Rechtssätze der Auslegung bedürfen können. In seinen methodologischen Darlegungen unterscheidet an dem Beginn des 19. Jahrhunderts Savigny vier Arten von Auslegung (grammatisch, historisch, systematisch und teleologisch).
Lit.: Kaser §§ 2 II 2, 3 V 1, 8 I; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 2, 17, 146, 229; Müller, H., Zur Geschichte der bindenden Gesetzesauslegung, 1939; Rüthers, B., Die unbegrenzte Auslegung, 1968, 6. A. 2005, 7. A. 2012; Schumacher, D., Das rheinische Recht in der Gerichtspraxis des 19. Jahrhunderts, 1970; Conrad, H., Richter und Gesetz, 1971; Schott, C., Rechtsgrundsätze und Gesetzeskorrektur, 1975; Hübner, H., Kodifikation und Entscheidungsfreiheit des Richters, 1980; Schröder, J., Gesetzesauslegung und Gesetzesumgehung, 1985; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986, Neudruck 2007; Savignyana, Bd. 2 Vorlesungen über juristische Methodologie 1802-1842, hg. v. Mazzacane, A., 1993; Baldus, C., Regelhafte Vertragsauslegung, 1998; Bergfeld, C., Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts und des Reichsgerichts zur Auslegung von Rechtsgeschäften, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 625; Miersch, M., Der sog. référé législatif, 2000; Vogenauer, S., Die Auslegung von Gesetzen in England und auf dem Kontinent, 2001; Meder, S., Missverstehen und Verstehen, 2004; Haspl, R., Die Kontrolle der tatrichterlichen Auslegung von individuellen Willenserklärungen durch die Rechtsmittelinstanz, 2008; Baldus, C., Historische Auslegung in Rom?, (in) Seminarium Complutense 20/21 (2007/2008), 85; Kosche, K., Contra proferentem und das Transparenzgebot im Common Law und Civil Law, 2011; Interpretation of Law in the Age of Enlightenment, hg. v. Morigiwa, Y. u. a., 2011; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018
ausliefern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1449 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [Fruin, Dordrecht I 46 Art. 140] an 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), ausgeben, herausgeben
Auslieferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1621 bezeugt – in EDEL 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [HanseRez.3 IV 641] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausliefern 1449) ist die Beförderung von Sachen oder Menschen von einem Ort an einen anderen Ort oder die Überlassung an andere, meist gefährlichere Gegebenheiten. Das römische Recht kennt sachlich die Auslieferung von Tieren oder Sklaven in der Form der Preisgabe zwecks Haftungsfreiheit des Berechtigten oder Herren ([lat.] noxae datio [F.], Gabe des Schädigers). In der Neuzeit ist vor allem die Auslieferung eines Straftäters von einem Staat an einen anderen Staat zwecks Strafverfolgung oder Strafvollzug bedeutsam.
Lit.: His, R., Das Strafrecht im deutschen Mittelalter, 1920; Stüdemann, A., Die Entwicklung der zwischenstaatlichen Rechtshilfe in Strafsachen im nationalsozialistischen Deutschland, 2009; Roschauer, O., Asyl und Auslieferung – Entwicklung von Strafanspruch und Auslieferungsrecht, 2021
ausloben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1450 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1593 [JütLow.3 II 28 § 3] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Belohnung aussetzen
Auslobung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1767 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1767 [Hesse, AgrVerh. 196] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausloben um 1450) ist das durch öffentliche Bekanntmachung erfolgende (seit dem 18. Jahrhundert) einseitige Versprechen einer Belohnung für die Vornahme einer Handlung, das in dem 18. Jahrhundert so benannt wird. Ursprünglich wird die Erklärung des Auslobens als Angebot an unbestimmte Dritte angesehen.
Lit.: Dreiocker, K., Zur Dogmengeschichte der Auslobung, Diss. jur. Kiel 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ausmärker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1353 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [GrW. VI 748] in 7 Stellen aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der außerhalb einer →Mark Wohnende, der nur ausnahmsweise an einer Mark berechtigt ist. Seit dem Spätmittelalter wird eine Verfügung über Allmendrechte ohne Zustimmung der anderen Berechtigten möglich. Dadurch wird die Allmendberechtigung verkehrsfähig.
Lit.: Hübner 137f.; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Bader, K., Das mittelalterliche Dorf, 1957ff.
Ausnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1585 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1696 [Büeler 66] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausnehmen um 805) Herausnahme, Abweichung, Sonderfall
Ausnahmegericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besonders gebildete und zu der Entscheidung besonderer Fälle bestimmte Gericht. Es findet sich beispielsweise als Star Chamber oder Court of High Commission in England, als Justizkommission in dem Absolutismus in Frankreich oder als Zentraluntersuchungskommission in dem Deutschen Bund. Ausgehend von England (Bill of Rights 1689) wird das Ausnahmegericht als Folge der Anerkennung des Gleichheitsgrundsatzes in den Verfassungen verboten (Frankreich 1791, Deutsches Reich 1849).
Lit.: Pollard, A., Council, Star Chamber and Privy Council under the Tudors, (in) EHR 37 (1922), 516; Menzel, W., Ausnahmegericht und gesetzlicher Richter, 1925; Schmidt, J., Rechtssprüche und Machtsprüche der preußischen Könige des 18. Jahrhunderts, 1943; Andrieux, C., Les Commissions Extraordinaires, 1955 (Diss. Paris); Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003
Ausnahmezustand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der Mitte des 19. Jahrhunderts als solcher erkannte Zustand des Staates in einer außergewöhnlichen Notlage, in der grundsätzlich die Regel gilt Not kennt kein Gebot. Nach rechtsstaatlichem Verständnis bedarf auch der Ausnahmezustand einer (vorherigen gesetzlichen) Regelung (beispielsweise Gesetz über den Belagerungszustand von dem 4. 6. 1851 Preußen, Reichstagsbrandverordnung von dem 28. 2. 1933 Deutsches Reich, Art. 87a, 91, 115aff. GG). Bei Zweifeln entscheidet der souveräne Staat über das anzuwendende Mittel.
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 343; Schneider, P., Ausnahmezustand und Norm, 1957; Boldt, H., Rechtsstaat und Ausnahmezustand, 1967; Trotter, M., Der Ausnahmezustand, Diss. jur. Heidelberg, 1997; Ausnahmezustand - Carl Schmitts Lehre von der kommissarischen Diktatur, hg. v. Voigt, R., 2013, 2. A. 2019; Kaiser, A., Ausnahmeverfassungsrecht, 2020
ausnehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausnehmen
Aussatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen mit unterschiedlichen Bedeutungen ab 1327 [InvNichtstaatlArchWestfal. Beibd. I 447] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Lepra, Verb aussetzen um 1222, Femininum Aussetzung 1348) ist vor allem auch eine bereits dem Altertum bekannte, durch ein Bakterium ausgelöste mit Veränderungen an Haut, Schleimhaut, Nervengewebe und Knochen verbundene dauerhafte Infektionskrankeit, die anfangs nur durch Aussonderung (Hinaussetzen) der Betroffenen in besondere Siedlungen oder Unterkünften bekämpft werden konnte.
ausschießen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [MGConst. V 315] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausschießen, wegschießen
Ausschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1289 [KölnReg. III 2 S. 180] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausgang
ausschlagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – in EDEL 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 287] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herausschlagen, ablehnen
Ausschlagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1445 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Mittelhochdeutschen [Lexer III Nachtr. 389] und 1445 [SchweizId. IX 430] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. Verb ausschlagen um 850) ist rechtlich vor allem die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Willenserklärung des vorläufigen Erben, die Erbschaft nicht anzunehmen (lat. repudiare).
Lit.: Kaser § 71 II 3; Hübner; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1376 bezeugt – EDEL 15. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1376/1445 [UlmRotB. Art. 244] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausschießen um 850) ist allgemein das aus einer Gesamtheit Ausgesonderte wie beispielsweise eine Untergliederung einer Einrichtung zu der einfacheren Erfüllung einer Aufgabe (beispielsweise Untersuchungsausschuss).
Lit.: Schmitt, C., Verfassungslehre 1928; Schönberger, C., Parlament im Anstaltsstaat, 1997; Linke, T., Entstehung und Fortbildung des Enquête- und Untersuchungsrechts in Deutschland. Rechtsentwicklungen aus 200 Jahren, 2015
außen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur als Verb und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Adverb belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) außerhalb, an der äußeren Seite
Außenerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. heres [M.] extraneus) ist sachlich in dem altrömischen Recht der bei Fehlen von Hauserben (lat. sui heredes [M.Pl.]) eintretende Erbe (Agnat, Gentile, Patron, beliebiger Hausfremder), der die Vermögensrechte des Erblassers durch eine besondere Handlung ergreifen muss.
Lit.: Kaser § 65
Außenminister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1916 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →Minister (für auswärtige Angelegenheiten)
Lit.: Hampe, K., Das Auswärtige Amt in wilhelminischer Zeit, 2001; Die Außenpolitik der deutschen Länder im Kaiserreich, hg. v. Auswärtigen Amt, 2012; Das Auswärtige Amt und seine umstrittene Vergangenheit, hg. v. Sabrow, M. u. a., 2014
außer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [ZürichUB. VII 190] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) ausgenommen
Außerstreitverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →freiwillige Gerichtsbarkeit
aussetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegbringen
Aussetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1348 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [ZWestpreuß. 23 1888 166] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aussetzen um 1222) ist in einer Bedeutung die bewusste Verbringung eines Menschen in eine Lage, in der ihm eine besondere Gefahr für das Leben droht. Nach dem römischen Zwölftafelgesetz ist die Aussetzung einer Missgeburt geboten, nach späterem römischem Recht und nach einzelnen frühmittelalterlichen Volksrechten ist die Aussetzung eines neugeborenen Kindes anscheinend erlaubt, doch lehnt die christliche Kirche die Aussetzung ab. Ob es Aussetzung als Strafe gegeben hat, ist streitig und eher fraglich. Davon abgesehen ist Aussetzung eine Straftat und eine Verfahrensmöglichkeit.
Lit.: Kaser § 60; Hübner 52; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Schwarz, H., Der Schutz des Kindes im Recht des frühen Mittelalters, 1993; Chilecki, S., Zur Dogmatik der Aussetzung (§ 221 StGB), 2010
aussperren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ausschließen, an Arbeit nicht teilnehmen lassen
Aussperrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1691 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausssperren um 1250) ist in dem Arbeitsrecht die von Arbeitgeberseite seit dem 19. Jahrhundert unter Verweigerung der Lohnzahlung planmäßig vorgenommene Nichtzulassung einer Gruppe von Arbeitnehmern zu der Dienstleistung. Sie ist ein Mittel des Arbeitskampfs. Ihre Zulässigkeit ist nicht unbestritten.
Lit.: Wege zur Arbeitsrechtsgeschichte, hg. v. Steindl, H., 1984; Kalbitz, R., Die Arbeitskämpfe in der Bundesrepublik Deutschland, Diss. phil. Bochum 1972
ausstatten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1458 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1458 [HanseRez.2 IV 431] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), geben
Ausstattung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1543 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [Sachsse, MecklUrk 233] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb 1458) ist die über den gewöhnlichen Unterhalt hinausgehende, mit Rücksicht auf die Verheiratung oder die Erlangung einer selbständigen Lebensstellung erfolgende Zuwendung von Eltern an ein Kind. Sie geschieht wesentlich als →Abschichtung bei Verheiratung oder sonstiger Verselbständigung. Einen eindeutigen Rechtsanspruch auf Ausstattung gewähren in Preußen das Allgemeine Landrecht von 1794 (II 2 §§ 232ff.) und in Österreich das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811/1812 (§§ 1220, 1231).
Lit.: Hübner; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000
Ausstäupen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1540 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [ZerbstFemb. 67] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das mittels Rute, Stock oder Peitsche erfolgende Schlagen (an einem Pfahl [Staupe]?). Es findet sich sachlich als Rechtsfolge einer Tat früh für Unfreie, seit dem Hochmittelalter als Strafe des Diebstahls von geringerem Wert. Die Aufklärung erreicht bis 1848 die Beseitigung des Ausstäupens.
Lit.: Breithaupt, W., Die Strafe des Staupenschlags, 1938
Ausstäupung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [Zerbst I 984] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) mittels Rute, Stock oder Peitsche erfolgendes Schlagen (an einem Pfahle [Staupe]?), →Ausstäupen
ausstellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1391 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [HanseRez.2 III 194] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinausstellen, schreiben
Aussteller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1719 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme 26] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ausstellen 1391, Femininum Ausstellung 1437) Ausstellender
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ausstellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1437 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [HanseRez.2 II 128] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausfertigung, Herstellung
Aussteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1494 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1494 [SchlesLehnsUrk. I 249] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb aussteuern ab 1276) ist die früher in weitem Umfang übliche Zuwendung der zu der angemessenen Einrichtung eines Haushalts gehörenden Gegenstände (an eine Tochter durch Eltern oder nähere Verwandte), die auch als Heimsteuer, Brautschatz und vielleicht Mitgift bezeichnet werden kann. Sie ist wohl nur ausnahmsweise rechtlich notwendig (beispielsweise § 1220 ABGB, §§ 1620ff. BGB [1957 aufgehoben], nicht II 2 §§ 231ff. ALR). In der Gegenwart wird die Aussteuer vor allem durch die Gewährung einer Ausbildung verdrängt und ersetzt.
Lit.: Hübner 664; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000
aussteuern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 73 § 1] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) geben
Austin, John (1790-1859), von 1826 bis 1832 Professor in London, ist als Begründer der englischen analytischen Jurisprudenz (Recht als eine Form des Befehls) einer der bedeutendsten englischen Rechtstheoretiker (The Province of Jurisprudence, 1832). S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Austin JohnTheprovinceofjurisprudencedetermined1832.pdf, Austin, John, The Province of Jurisprudence determined, 1832, Löwenhaupt, W., Politischer Utilitarismus und bürgerliches Rechtsdenken, 1972; Morison, W., John Austin, 1982
Austrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1327 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [Ennen, QKöln I 182] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb austragen um 950) Durchführung, Abschluss, Entscheidung
Austrägalinstanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F., Austrägalgericht 1751, Austrägal latinisiert aus Austrag) ist seit dem 13./14. Jahrhundert ein zunächst einzeln vereinbartes und durch die Reichskammergerichtsordnung von 1495 für Gefürstete, seit 1521 auch für den übrigen reichsunmittelbaren Adel anerkanntes Schiedsgericht für Streitigkeiten zwischen Reichsfürsten. Gegen die Entscheidungen der bis 1806 bestehenden Austrägalinstnz ist die Appellation an das →Reichskammergericht zulässig. Der Deutsche Bund kennt nach Art. XI der Deutschen Bundesakte bzw. Art. XXII der Wiener Schlussakte ebenfalls eine Austrägalinstanz für die Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Bundesstaaten bzw. Streitsachen der Bundesglieder. Für die Vollstreckung der Urteile dieser mit dem Deutschen Bund 1866 endenden Austrägalinstanz ist die Bundesversammlung zuständig. Vergleichbare Einrichtungen in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871-1918) und in Österreich (bis 1918) sind von geringer Bedeutung.
Lit.: Köbler, DRG 153, 200; Leonhardi, P. v., Das Austrägalverfahren des Deutschen Bundes, Bd. 1f. 1838ff.; Stein, A., Die Austragsgerichtsbarkeit des deutschen Bundes, 1950; Frühauf, G., Die Austrägalgerichtsbarkeit im Deutschen Reich und im Deutschen Bund, Diss. jur. Mainz 1976; Meurer, N., Die Entwicklung der Austrägalgerichtsbarkeit bis zur Reichskammergerichtsordnung von 1495, (in) Prozesspraxis im alten Reich, hg. v. Baumann, A. u. a., 2005
austragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [BremgartenStR. 10] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinaustragen, durchführen
Australien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachenicht und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., zu lat. australis, Adj., südlich) ist der in dem Südosten Asiens (südlich Indonesiens) gelegene, vor etwa 50000 Jahren erstmals von Menschen besiedelte, vermutlich bereits in dem 16. Jahrhundert auch von Europäern entdeckte, in der Gegenwart von 25 Millionen Menschen bewohnte Kontinent, der den sechstgrößten Staat der Gegenwart beherbergt.
Lit.: Voigt, J., Geschichte Australiens, 1988; Hughes, R., Australien, 1992; Babeck, W., Einführung in das australische Recht, 2011; Voigt, J., Geschichte Australiens und Ozeaniens, 2011; Gleeson, J. u. a., Historical Foundations of Australian Law, Bd. 1f. 2013; Bramston, T., The Whitlam Legacy, 2014
austrālis, lat., Adj., südlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *au̯es-, *ā̆us-, *u̯es-, *us-, *h₂eu̯s-, *h₂au̯s-, V., leuchten
Austrasien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) ist zeitweise ein besonderer (östlicher) Teil des fränkischen Reiches.
Lit.: Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990
Austria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist die an dem Ende des Frühmittelalters in Parallele zu →Austrien erscheinende Bezeichnung für ein Gebiet in dem Osten (des fränkischen oder deutschen Reiches oder eines sonstigen Standpunkts beispielsweise 996 →ostarrihhi, 1156 marchia Austrie, woraus sich →Österreich entwickelt).
Lit.: Köbler, DRG 76; Baltl/Kocher; Floßmann, U., Regnum Austriae, ZRG GA 89 (1972), 78; Krasa-Florian, S., Die Allegorie der Austria, 2007
Austrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist von dem 6. bis 8. Jahrhundert eine Bezeichnung für östliche Teile des Reiches der Franken.
Lit.: Lugge, M., Gallia und Francia im Mittelalter, 1960; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990
Austrofaschismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist eine Bezeichnung für das Herrschaftssystem Österreichs zwischen 1933/1934 und 1938.
auswandern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinauswandern, ausziehen
Auswanderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1482 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1783 [Sonnenfels, GesSchr. III 310] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar F., Verb auswandern um 1300) ist das Verlassen eines Landes auf Dauer (durch einen Freien). 1555 erlaubt der →Augsburger Religionsfriede die Auswanderung (lat. [F.] emigratio) bei Religionswechsel des Landesherrn. Der absolute Staat schränkt die Freiheit der Auswanderung aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Überlegungen ein. Nach dem Vorbild Frankreichs (1789) lassen die Mitgliedstaaten des →Deutschen Bundes 1815 die Auswanderung in einen anderen Mitgliedstaat und um 1848 die Auswanderung überhaupt zu (Auswanderungsfreiheit, § 136 der gescheiterten Reichsverfassung von dem 22. 3. 1849), wobei zwischen 1816 und 1914 5,5 Millionen Deutsche vor allem nach Amerika auswandern (9. 6. 1897 gesetzliche Regelung). Teilweise wird bei Auswanderung eine →Steuer verlangt (u. a. 1931 Reichsfluchtsteuer, 1953 aufgehoben).
Lit.: Scheuner, U., Die Auswanderungsfreiheit, (in) FS R. Thoma, 1950, 199ff.; Vom Reichskommissar für das Auswanderungswesen zum Bundesverwaltungsamt, 1989; Mußgnug, D., Die Reichsfluchtsteuer 1931-1953, 1993; Straten, A. v. d., Die Rechtsordnung des zweiten Kaiserreiches und die deutsche Auswanderung nach Übersee 1871-1914, 1997; Migration in der europäischen Geschichte, hg. v. Bade, K., 2002; Migration steuern, hg. v. Oltmer, J., 2003; Sternberg, J., Auswanderungsland Bundesrepublik, 2012; Keeling, D., The Business of Transatlantic Migration between Europe and the United States 1900-1914, 2012 (11 Millionen Auswanderer)
Ausweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1396 bezeugt – um 1600 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe für Schwaben [SchwäbWB. I 536] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Pass
ausweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zeigen, beweisen
Ausweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1347 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [DortmStat. 143] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ausweisen um 1147) ist die Anordnung zu dem Verlassen eines Gebiets (Landes, Stadt). Wegen ihrer geringen Kosten und ihrer befreienden Wirkung verbreitet sich die Ausweisung seit dem späten Mittelalter rasch. Von der Aufklärung wird die Ausweisung von Straftätern seit dem 17. Jahrhundert zugunsten des Zuchthauses zurückgedrängt. Danach erlangt die Gewährung von Asyl erhebliche Bedeutung.
Lit.: Grenzen und Raumvorstellungen, hg. v. Marchal, G., 1996; Schnabel-Schüle, H., Überwachen und Strafen im Territorialstaat, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Reiter, I., Ausgewiesen, abgeschoben, 2000
Authenticae (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, zu authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch; vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber; gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein seiend, alleinig, derselbe, lat. [F.Pl.]) sind die vielleicht von oder seit →Irnerius (1060?-1125?) wahrscheinlich unter Verwendung der Epitome Juliani geschaffenen, in dem 13. Jahrhundert in den ersten neun Büchern des →Codex →Justinians eingefügten (362 bzw. 212) Auszüge aus der →Authenticum genannten Sammlung der →Novellen sowie (seit dem 14. Jahrhundert) die (2) Konstitutionen Sacramenta puberum (nach C 2. 27 bzw. 28. 1) und Habita (nach C 4. 13. 5) Friedrichs I. Barbarossa und die (durch Aufteilung eines umfangreichen Gesetzes entstehenden 11) Konstitutionen (Navigia, Omnes peregrini, Agricultores u. s. w.) Friedrichs II. (Ad decus), die bis zu →Accursius (um 1230) in den Codex aufgenommen werden. Eine Konstitution Heinrichs VII. von 1312 (Ad reprimendum) und der Friede von Konstanz sind nicht in den Codex, sondern als Extravaganten hinter die (lat. [M.Pl.]) libri feudorum (Lehnbücher) eingefügt. Nicht glossiert werden die Authenticae zu den letzten drei Büchern des Codex. Erst an dem Beginn der Neuzeit werden alle Novellen wieder zu einer Einheit verbunden.
Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3f. 1834ff.; Wesenberg, G., Die Privatrechtsgesetzgebung des Heiligen römischen Reiches, Studi P. Koschaker Bd. 1 1954, 187; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Bellomo, M., Europäische Rechtseinhit, 2005
authenticum, lat., N., Urschrift, Original, Eccl., Inschr., s. latein_a_z.docx, s. authenticus
Authenticum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, zu authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, s. latein_a_z.docx, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch; vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber; gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein seiend, alleinig, derselbe, lat. [N.]) ist die Bezeichnung für eine um 1100 in Bologna erscheinende, 134 in das Lateinische übersetzte Stücke umfassende, in neun (lat. [F. Pl.]) collationes geteilte Sammlung unbekannter Herkunft der seit 535 n. Chr. unter dem oströmischen Kaiser →Justinian ergangenen (168 griechisch gehaltenen) →Novellen, die der Zeit als authentische Fassung gilt. →Authenticae
Lit.: Söllner § 22; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3f. 1834ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997
authenticus, lat., Adj., zuverlässig, verbürgt, eigenhändig, authentisch, Pelagon. (360 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. αὐθεντικός (authentikós), Adj., zuverlässig, richtig, eigenhändig, authentisch, vgl. gr. αὐθέντης (authéntēs), M., Urheber, Mörder, Gewalthaber, gr. αὐτός (autós), Adj., selbst, allein
auto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 bezeugt – 16.? Jh.in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., als Präfix verwendete Partikel) selbst
Auto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1904 bezeugt – 1904 [Die Fackel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1904 als Abkürzung für Automobil belegt, wobei griech. auto ab dem 16. Jahrhundert als Präfix verwendet wird für selbst) Kraftfahrzeug
Autobahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1931 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nur für den Automobilverkehr zugelassene, vierspurige, kreuzungsfrei ausgebaute Straße. In Berlin wird 1921 die später in die Autobahn eingefügte Avus (AutomobilVerkehrs- und Übungsstraße) eröffnet, der Autobahnen in Oberitalien und in dem August 1932 die Strecke Köln-Bonn folgen. Nach Plänen Fritz Todts (1891-1942) entscheidet sich ab 1933 Adolf Hitler für Reichsautobahnen, von denen mittels gewagter Kreditaufnahmen (viereinhalb Milliarden Reichsmark Schulden) zwischen 1933 und 1945 rund 3860 Kilometer errichtet werden.
Lit.: Hitzer, H., Die Straße – vom Trampelpfad zur Autobahn, 1971; Lay, M., Die Geschichte der Straße – vom Trampelpfad zur Autobahn, 1994; Hartmannsgruber, F., …ungeachtet der noch ungeklärten Finanzierung, (in) HZ 278 (2004), 625; Reitsam, C., Reichsautobahn-Landschaften, 2009
Autograph (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1628 bezeugt als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) von dem Autor selbst geschriebenes Schriftstück (kein Werk der antiken Literatur als Autograph erhalten)
Lit.: Hoffmann, H., Autographa im früheren Mittelalter, (in) DA 57 (2001), 1
Automat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1575 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1575 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die mechanische, nach Aufheben einer Hemmung einen Vorgang in Verwirklichung eines Willens von Menschen selbsttätig ausführende Einrichtung. Größere tatsächliche Bedeutung gewinnt der Automat mit dem Vordringen der elektronischen Datenverarbeitung vor allem an dem Ende des 20. Jahrhunderts. Für Rechtsfolgen wird dessenungeachtet auf das hinter dem Automaten stehende, ihn steuernde menschliche Verhalten abgestellt.
Lit.: Steinbuch, K., Automat und Mensch, 1963; Maurice, K., Von Uhren und Automaten – das Messen der Zeit, 1968; Heckmann, H., Die andere Schöpfung – Geschichte der frühen Automaten, 1982; Gerhardt, M., Das digitale Universum – zelluläre Automaten als Modelle der Natur, 1995
Automobil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1893 [Wörterbuch] bezeugt – 1893 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., abgekürzt Auto) ist das seit der Erfindung durch Carl Benz in Mannheim um 1885 (1876 N. A. Otto stationärer Viertaktverbrennungsmotor, 1885 C. F. Benz verkehrsfähiges Kraftfahrzeug, 1886 G. Daimler) mit fossilen Brennstoffen und ab 2015 wegen der dadurch entstehenden Umweltschäden zunehmend mit elektrischem Strom betriebene Kraftfahrzeug.
Lit.: Automobilindustrie 1945-2000, hg. v. Tilly, S. u. a., 2013; Raith, N., Das vernetzte Automobil, 2019
autonom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1839 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1839 [Feuerbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) selbständig
Autonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1780 als aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1780 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv autonom 1839) ist das (von dem Staat einem anderen Rechtssubjekt gewährte) Recht zu der Selbstgesetzgebung innerhalb einer anderweitigen – staatlichen - Gesetzgebungshoheit. Die Autonomie gewinnt mit der Entstehung des staatlichen Gesetzgebungsmonopols in dem Absolutismus an Bedeutung. Autonomie haben beispielsweise Städte, Universitäten, Religionsgemeinschaften, Sozialversicherungsträger, Vereine u. s. w.
Lit.: Wicki, A., Zur Dogmengeschichte der Parteiautonomie im internationalen Privatrecht, 1965; Steffen, W., Die studentische Autonomie im hochmittelalterlichen Bologna, 1981; Mizia, R., Der Rechtsbegriff der Autonomie und die Begründung des Privatfürstenrechts, 1995; Lim, M., Der Begriff der Autonomie und des Menschenrechts bei Kant, 2002; Autonomie im Recht, hg. v. Grundmann, S. u. a., 2016; Autonomie im Recht, hg. v. Bumke, C. u. a., 2017; Autonomie des Rechts nach 1945, hg. v. Rückert, J. u. a., 2020
Autor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1430 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – um 1430 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – →auctor - mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Urheber
Lit.: Metzler Lexikon Autoren hg. v. Lutz, B., 2010 (600 deutschsprachige Autoren)
Auvergne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die durch Cäsar (Rom 13. 7. 100–Rom 15. 3. 44 v. Chr.) in das römische Reich gelangte Landschaft um das Zentralmassiv in Frankreich. Sie wird 507 fränkisch (Mitte 8. Jahrhundert [lat.] Formulae [F.Pl.] Arvernenses, Formeln der Auvergne) und kommt 955 an Poitou. Seit 1189 geht sie von dem König zu Lehen. Ein Teil fällt 1527/1531 an den König, der gräfliche Rest 1609. Der Advokat Jean Masuer († 1450) zeichnet in seiner (lat.) Practica (F.) forensis (Gerichtliche Praxis) das zuvor ganz zersplitterte Recht erstmals umfassender auf. 1510 wird die Coutume d’Auvergne wirksam. S. Google
Lit.: Massé, E., La coutume d’Auvergne, Diss. jur. Toulouse 1913; Histoire d’Auvergne, hg. v. Manry, A., 1974
Averani, Giuseppe (1662-1738), seit 1685 Professor des römischen Rechtes in Pisa, übernimmt die humanistischen Gedanken des (lat.) →mos (M.) Gallicus in die Rechtswissenschaft Italiens und bereitet dadurch den Boden für die Aufklärung (in der Toskana) vor ([lat.] Interpretationum iuris libri [M.Pl.] duo u. s. w., Zwei Bücher über die Auslegung des Rechtes, 1713). S. Google
Lit.: Dizionario Biographico degli Italiani, 1960ff., 4, 658f.
Avignon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) in Südfrankreich ist von 1309 bis 1378 Sitz des von Frankreich gefangen gehaltenen Papstes und von 1378 bis 1417 Sitz eines Gegenpapsts.
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 149
Aware (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt), Avare ist der Angehörige eines um 460 aus Zentralasien nach Westen vorstoßenden, um 566 an Donau und Theiß siedelnden, 822 aus der Überlieferung verschwindenden türkisch-mongolischen Steppenvolks, das sich selbst als Bergvolk bezeichnet. 2010 werden in Russland rund 960000 Menschen awarischer oder verwandter Sprachen gezählt, zu denen noch einige Tausend Awaren in Aserbeidschan uns in der Türkei hinzuzufügen sind.
Lit.: Pohl, W., Die Awaren, 1988, 2. A. 2002, 3. A. 2015
Aymar du Rivail (Aymarus Rivallius) (1490?-1560), Sohn eines (lat.) legum doctor (M.) und Richters, wird nach dem Rechtsstudium in Avignon und Pavia (Mayno, Alciat?) 1521 königlicher Rat in dem Parlament von Grenoble. Mit Druckerprivileg von dem 8. 8. 1515 veröffentlicht er in Valence das Werk (lat.) Libri (M.Pl.) de historia iuris civilis et pontificii, Bücher über die Geschichte des Zivilrechts und des Kirchenrechts mit 129 numerierten und 19 unnumerierten Blättern, welche die erste umfassende Rechtsgeschichte (des römischen und kirchlichen Rechtes) darstellen. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AymarduRivailLibridehistoriaiuriscivilisetpontificii1515.pdf, Aymar du Rivail, Libri de historia iuris civilis et pontificii, 1515, Moeller, E. v., Aymar du Rivail, 1907; Köbler, G., Zur Geschichte der römischen Rechtsgeschichte, (in) Geschichtliche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G., 1990, 220
Aytta, Wigle (Viglius) van (Barrahuis bei Leeuwarden 19. 10. 1507-Brüssel 5. 5. 1577) wird nach dem Studium in Löwen, Dôle und Valence Schüler →Alciats in Bourges und 1532 Professor des römischen Rechtes in Padua, 1537-1542 in Ingolstadt. Er verwertet in seinen Veröffentlichungen auch byzantinische Rechtsquellen. S. Google
Lit.: Postma, F., Viglius van Aytta als humanist en diplomaat 1507-1549, 1983; Sprenger, R., Viglius von Aytta, 1988
Azo (Porcius) (Bologna? 1150?-1220 [vor 1190-1220/1230]) lehrt nach dem Studium des Rechtes in Bologna (u. a. Johannes Bassianus) spätestens seit 1190 dort weltliches Recht. Seine bedeutendsten Leistungen bestehen in der Herstellung von (weitgehend ungedruckten) Glossenapparaten zu allen Teilen der Gesetzgebung Justinians vor allem von 528 bis 534 (die glossa ordinaria verweist auf ihn etwa 3600mal) sowie in (lat.) Summae (F.Pl.) Codicis (1208-1210), Lectura (F.) Codicis (durch Vorlesungsnachschrift erhalten), Summae (F. Pl.) Institutionum und Summae Digestorum (str.) (daneben Quästionen, Distinktionen, Brocardica, Consilia und Definitionen). Insbesondere in dem 16. Jahrhundert erfahren seine Werke weiteste Verbreitung. Er ist Lehrer beispielsweise des →Accursius, Jacobus Balduini, (Martinus de Fano,) Roffredus Epiphanii, Jacobus de Ardizone, (Goffredus de Trano,) und Johannes Teutonicus. Seine Arbeiten werden u. a. verwendet von Henry de Bracton (vielleicht nach 1230), von dem Klagspiegel ([Conrad Heyden] um 1436) und wohl auch von dem (lat. [M.]) Vocabularius utriusque iuris (Wörterbuch beider Rechte) des Jodocus aus Erfurt (1452). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107; Belloni, A., Le questioni civilistiche del secolo XII, 1989; Jakobs, H., De similibus ad similia bei Bracton und Azo, 1996; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 255; Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2017; Cavallar, O., Jurists and jurisprudence in medieval Italy, 2020
B
Baar ist die (in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 sowie EDEL nicht bezeugte und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegte,) in Urkunden des 8. und 9. Jahrhunderts verwendete, bisher nicht sicher erklärte Bezeichnung des Gebiets an der obersten Donau bei Donaueschingen (beispielsweise Adalhartespara, Perahtoldespara). Nach den Herzögen von Zähringen erscheint 1264 Konrad von Wartenberg als Landgraf in der Baar, 1304 eine Landgrafschaft Baar, die denen von Fürstenberg zukommt.
Lit.: Bader, K., Zur politischen und rechtlichen Entwicklung der Baar, 1937; Bader, K., Kloster Amtenhausen in der Baar, 1940; Beyerle, F., Zum Problem der alamannischen Baaren, ZRG GA 62 (1942), 305; Bohnenberger, K., Zu den Baaren, ZRG GA 63 (1943), 319; Bader, K., Die Landgrafschaft Baar, 1960; Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1969; Banse, H., Ein neuer Ansatz, (in) Alemann. Jb. 1997/1998, 27
Babelsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)
Babelsberger Konferenz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und mlat. cōnferentia, F., Konferenz?, Vereinigung, Schenkung, Zuwendung, (2. Hälfte 9. Jh.); vgl. lat. cōnferre, V., zusammentragen, zusammenbringen, beschaffen (V.), aufhäufen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Babelsberg an dem 2./3. 4. 1958 tagende Konferenz, in der Walter Ulbricht von der Rechtswissenschaft der →Deutschen Demokratischen Republik eine stärkere marxistisch-leninistische Durchdringung sowie eine bessere Verbindung mit der Praxis des sozialistischen Aufbaus fordert.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Mollnau, K., Implementationsmechanismen der Babelsberger Konferenz, (in) Staat und Recht in den neuen Bundesländern, Sonderheft Oktober 1991, 175; Die Babelsberger Konferenz, hg. v. Eckert, J., 1993; Güpping, S., Die Bedeutung der „Babelsberger Konferenz“, 1997
Babenberger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines in der Mitte des 11. Jahrhunderts nach der Burg Babenberg (Bamberg) an dem Main benannten, vor allem in Ostfranken begüterten, 945 letztmalig bezeugten Adelsgeschlechts (Popponen, Adalbert von Bamberg bei Haßfeld an dem 9. 9. 906 enthauptet). Als erster, wohl mit ihnen (oder nach Scheibelreiter vielleicht mit den Liutpoldingern) verwandter jüngerer Babenberger erscheint 976 ein Markgraf Liutpald der Mark an der Donau. 1156 erreichen die Babenberger (Leopold I. 976-994, Heinrich I. 994-1018, Adalbert 1018-1055, Ernst 1055-1075, Leopold II. 1075-1095, Leopold III 1095-1136, Leopold IV. 1136-1141, Heinrich II. Jasomirgott 1141-1177) in dem sog. (lat. [N.]) privilegium minus (kleinerer Urkunde) als Ausgleich für die Rückgabe des 1138 von den Staufern nach Gewinnung der Königswürde den Welfen als Herzogen entzogenen und danach 1139 den Babenbergern übertragenen Herzogtums →Bayern die Erhebung ihrer Mark zu dem selbständigen, von Bayern gelösten Herzogtum →Österreich des deutschen Reiches. Die (nach Leopold V. 1177-1194, Friedrich I. 1195-1198, Leopold VI. 1198-1230 und Friedrich II. 1230-1246) zunächst an Baden (1248-1251) und dann an Böhmen gelangten Güter des 1246 in dem Mannesstamm erloschenen Geschlechts verlehnt der zwecks Beendigung des →Interregnums neu gewählte König Rudolf von Habsburg (1282) innerfamiliär an seine Söhne (→Habsburger). Die Benennung des Geschlechts als Babenberger wird erst in dem 15. Jahrhundert allgemein üblich.
Lit.: Köbler, DRG 76, 94; Rauch, K., Die Erwerbung des Herzogtums Steiermark durch die Babenberger, ZRG GA 38 (1917), 269; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenberger, ZRG GA 58 (1938), 448; Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich, Bd. 1ff. 1950ff.; Appelt, H., Privilegium minus, 1973, 2. A. 1977; Lechner, K., Die Babenberger, 1976, 4. A. 1985, 6. A. 1996; Tausend Jahre Babenberger in Österreich, 1976; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Dienst, H., Die Babenberger 976-1246, 2005; Brunner, K., Leopold der Heilige, 2009; Scheibelreiter, G., Die Babenberger, 2010; Hanko, H., Herzog Heinrich II. Jasomirgott, 2012; Lohrmann, K., Die Babenberger und ihre Nachbarn, 2020
Babylon ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt N.) Stadtstaat an dem mittleren Euphrat südlich des gegenwärtigen Ortes Bagdad ab etwa 1884 v. Chr., Bedeutung nicht sicher bekannt, s. Google
Lit.: Jursa, M., Die Babylonier, 2004
Baccalaureus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 9. Jahrhundert baccalarius, [lat., M.], Knecht, Lehrling) ist unter Hinwendung zu (lat. baca [F.] laureus [M.] bzw. Beere, Lorbeer) seit dem 13. Jahrhundert (1231) der unterste akademische Grad (vgl. angloam. bachelor).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Leff, G., Paris and Oxford in the 13th and 14th Centuries, 1968; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht in dem Mittelalter, Bd. 2 2007, 63
Bacharach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort an dem mittleren Rhein
Lit.: Wagner, F., Stadt Bacharach und Samtgemeinde der Viertäler, 1956
Bachofen, Johann Jakob (Basel 22. 12. 1815-Basel 25. 11. 1887), Seidenbandfabrikantensohn, wird nach dem Studium von Philologie, Geschichte und Recht in Basel, Berlin (Savigny) und Göttingen 1841-1844 Professor für römisches Recht in Basel und 1842 Richter (1844 Appellationsrat, danach Privatgelehrter). Auf rechtsethnologischer Grundlage entwickelt er die Vorstellung eines ursprünglichen Mutterrechts (Über das Weiberrecht, 1856, Das Mutterrecht, 1861). Bei seinen Zeitgenossen findet er hierfür kein Verständnis. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bach-ofenJohannJakobDasMutterrecht1861.pdf ; Bachofen, J., Eine Selbstbiographie, (in) Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 34 (1917); Bernoulli, C., Johann Jakob Bachofen und das Natursymbol, 1924; Müllenbuch, B., Johann Jakob Bachofen als Rechtshistoriker, ZRG GA 105 (1988), 17
Bacon, Francis (London 22. 1. 1561-Highgate bei London 9. 4. 1626), Sohn des englischen Lordsiegelbewahrers, wird nach dem Studium in Cambridge und der Berufsausbildung in Gray’s Inn 1583 Anwalt, 1607 Kronanwalt, 1613 Justizminister, 1617 Lordsiegelbewahrer und 1618 Lordkanzler. Wegen des Verdachts der Bestechlichkeit verliert er 1621 alle öffentlichen Ämter. Als Jurist bemüht er sich besonders um Klarheit und Wissenschaftlichkeit. Außerrechtliche Bekanntheit gewinnt er durch die Forderung, dass die Wissenschaft nur aus einzelnen Erfahrungen (induktiv) allgemeine Folgerungen ziehen dürfe (→Empirismus, →Locke). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 136; Bock, H., Staat und Gesellschaft bei Francis Bacon, 1937; Anderson, F., Francis Bacon, 1962; Krohn, W., Francis Bacon, 1988; Wormald, B., Francis Bacon, 1993; Zagorin, P., Francis Bacon, 1998; Keller, S., Experiment versus Dogma, 2005
Baculus (M.) iudicii secularis (bzw. saecularis) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat., Stab des weltlichen Rechtes) in Frankenford ist das in 88 Artikel gegliederte Werk über Gerichtsverfassung und Verfahren um Eigen und Erbe sowie Frevel in Frankfurt am Main, das zwischen 1400 und 1430 von einem unbekannten Stadtschreiber ohne oder vor Aufnahme gelehrten Rechtes verfasst und von verschiedenen Schreibern aufgezeichnet worden sein könnte.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Baculusiudicii14001430.htm; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939, 15
Bad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 750 bzw. 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1361 [BreslUB. 202] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb baden 800) Ort für das Baden von Menschen in Wasser und die Tätigkeit des Badens
Lit.: Martin, A., Deutsches Badewesen, 1906; Gail, W., Die Rechtsverfassung der öffentlichen Badstuben, 1940; Büchner, R., Im städtischen Bad vor 500 Jahren, 2014; Die Taunusbäder, hg. v. Vanja, C. u. a., 2019; Maréchal, S., Public Baths and Bathing Habits in Late Antiquity, 2020
baden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 800 bzw. 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1455 [KahlaUB. 90] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in Wasser liegen, schwimmen
Baden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Oostal erscheint nach einem römischen Aquae Aureliae 987. Nach ihm benennt sich seit 1112 eine mit Markgraf Hermann († 1074) erkennbare, von den Herzögen von →Zähringen abstammende, den Titel Markgraf anfangs auf Verona und seit dem 11. Jahrhundert auf die Burg Hohenbaden bei Baden-Baden beziehende Familie. Sie gewinnt umfangreiche Güter um Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim sowie um Emmendingen und in dem Breisgau, die nach Vervierfachung unter Napoleon an dem Beginn des 19. Jahrhunderts (1806) bis zu der Abdankung an dem 22. 11. 1918 gehalten werden können. 1951/1952 (25. 4. 1952) geht Baden (Südbaden) unter Zusammenschluss mit Württemberg-Baden (Nordbaden, Nordwürttemberg), und Württemberg-Hohenzollern (Südwürttemberg, Hohenzollern) in Baden-Württemberg auf.
Lit.: Kroeschell, DRG 186, 192, 201, 156; Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, E., Badisches Volksleben im neunzehnten Jahrhundert, 1900; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte Bd. 1f. 1906ff.; Andreas, W., Die Einführung des Code Napoléon in Baden, ZRG GA 31 (1910), 182; Lenel, P., Badens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung unter Markgraf Karl Friedrich (1738-1803), 1913; Andreas, W., Geschichte der badischen Verwaltungsorganisation und Verfassung in den Jahren 1802-1818, 1913; Windelband, W., Die Verwaltung der Markgrafschaft Baden zur Zeit Karl Friedrichs, 1916; Krieger, A., Badische Geschichte, 1921; Strobel, E., Neuaufbau der Verwaltung und Wirtschaft der Markgrafschaft Baden-Durlach, 1935; Hofmann, K., Die germanische Besiedelung Nordbadens, 1937; Wahle, E., Vorzeit am Oberrhein, 1937; Beinert, B., Geheimer Rat und Kabinett in Baden, 1937; Badisches Wörterbuch, bearb. v. Ochs, E. u. a., Bd. 1ff. 1940 ff.(2011 bis Lieferung 82/83, Band 4 umfasst N, O, R, Sa, Sch auf 806 S., 2009, Abschluss in 5 Bänden geplant für 2015, bis 2022 nicht abgeschlossen); Baden im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 1948ff.; Rheinbaben, G. v., Die erste Kammer in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1949; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 1950; Armbruster, F., Die Freiburger Talvogtei, 1950; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfassungsstaat Baden, Diss. jur. Freiburg 1952 = ZGO 101 (1953), 157, 436; Haebler, R., Badische Geschichte, 1951, Neudruck 1987; Wielandt, F., Badische Münz- und Geldgeschichte, 1955; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961; Rummer, J., Die Pforzheimer Prob, 1963; Sütterlin, B., Geschichte Badens, 1967; Gut, J., Die Landschaft auf den Landtagen der markgräflich badischen Gebiete, 1970; Blickle, P., Landschaften im alten Reich, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2626, 3,3,2855,3696; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit im Großherzogtum Baden-Baden, 1974; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg 1, 2, hg. v. Landkreistag, 1975; Theil, B., Das älteste Lehnbuch der Markgrafen von Baden, 1974; Krimm, K., Baden und Habsburg, 1976; Stiefel, K., Baden 1648-1952, 1978; Gall, L., Badische Geschichte, 1979; Boelcke, W., Handbuch Baden-Württemberg, 1982; Badische Biographien, neue Folge, Bd. 1ff. 1982ff.; Real, W., Die Revolution in Baden 1848/49, 1983; Das Großherzogtum Baden zwischen Revolution und Restauration 1849-1851, hg. v. Real, W., 1983; Pforzheim in der frühen Neuzeit, hg. v. Becht, H., 1989; Gross, N., Der Code civil in Baden, 1993; Muscheler, K., Die Rolle Badens in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 1993; Die badische Verfassung von 1818, hg. v. Bräunche, E. u. a., 1996; Hug, W., Geschichte Badens, 1998; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. Schwarzmaier, H. u. a., Bd. 1ff. 1998ff.; Baldes, A., Die Entstehung des Strafgesetzbuches, 1999; Quellen zur Entstehung der Verfassung des Landes Baden, bearb. v. Feuchte, P., 1999; Kißener, M., Richter zwischen Diktatur und Demokratie, 2003; Holenstein, A., Gute Policey und lokale Gesellschaft, 2003; Festschrift 200 Jahre Badisches Oberhofgericht – Oberlandesgericht Karlsruhe, hg. v. Münchbach, W., 2003; Würtz, C., Johann Niklas Friedrich Brauer (1754-1813), 2005; Schwarzmaier, H., Baden, 2005; Engehausen, F., Kleine Geschichte des Großherzogtums Baden 1806-1918, 2005; Die Protokolle der Regierung von Baden, Bd. 1ff. bearb. v. Hochstuhl, K., 2006ff.; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Markgrafschaft Baden, 2007; Pätzold, S., Kleine Geschichte der Stadt Pforzheim, 2007; Laufs, A. u. a. Das Eigentum an badischen Kulturgütern, 2008; Becht, H., Badischer Parlamentarismus 1819 bis 1870, 2009; Maciejewski, J., Amtmannsvertreibungen in Baden im März und April 1848, 2010; Leschhorn, K., Die Städte der Markgrafen von Baden, 2010; Engehausen, F., Kleine Geschichte der Revolution 1848/49 in Baden, 2010; Borgstedt, A., Badische Anwaltschaft und sozioprofessionelles Milieu in Monarchie, Republik und totalitärer Diktatur, 2012; Weinacht, P., Politische Kultur am Oberrhein, 2012; Gräbener, R., Verfassungsinterdependenzen in der Republik Baden, 2014; Kitzing, M., Für den christlichen und sozialen Volksstaat, 2014; Die Lebenserinnerungen des ersten badischen Staatspräsidenten Anton Geiß (1858-1944), hg. v. Furtwängler, M., 2014; Hug, W., Die Geschichte Badens, 2. A. 2016; Selgert, F., Baden and the Modern State, 2018; Mußgnug, D./Mußgnug, R., Seine königliche Hoheit von Gottes Gnaden Großherzog von Baden 1818-1918, 2018; Verfassungen und Verfassungsjubiläen in Baden und Württemberg 1818/19 – 1919 – 2019, hg. v. Furtwängler, M. u. a., 2020; Sievert, M., System im Umbruch – Gestaltung der Grundpfandrechte in der badischen Praxis im Übergang zum BGB, 2021
Baden-Württemberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1951/1952 (25. 4. 1952) aus Württemberg-Baden (Nordbaden, Nordwürttemberg), Baden (Südbaden) und Württemberg-Hohenzollern (Südwürttemberg, Hohenzollern) gebildete Bundesland der Bundesrepublik Deutschland.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Deutsches Städtebuch, Baden-Württemberg 1959; Landesgeschichtliche Vereinigungen in Baden-Württemberg, bearb. v. Gönner, E., 1987; Boelcke, W., Handbuch Baden-Württemberg, 1982; Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, hg. v. d. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1990ff.; Weber, R./Wehling, H., Geschichte Baden-Württembergs, 2007; Wilhelm, B., Das Land Baden-Württemberg, 2007; Meier-Braun, K. u. a., Kleine Geschichte der Ein- und Auswanderung in Baden-Württemberg, 2008; Waßner, M., Kleine Geschichte Baden-Württembergs, 3. A. 2017
Bader (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1100 bezeugt – 1255 [Frauendienst des Ulrich von Liechtenstein] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [QKulmbach 171] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Bad mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Betreiber eines Bades, Heilkundiger
Lit.: Gail, W., Rechtsverfassung der öffentlichen Badestuben im 12.-17. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 1940; Stolz, S., Die Handwerke des Körpers, 1992
Bader, Karl Siegfried (Waldau/Schwarzwald 27. 8. 1907-Zürich 13. 9. 1998, Vater Hauptlehrer) wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen, Wien, Heidelberg und Freiburg im Breisgau 1931 in Notariat und Staatsanwaltschaft in Freiburg im Breisgau tätig, aber zu dem1. 10. 1933 trotz Beitritts zu der NSDAP wegen nicht vollarischer Abstammung seiner in Wien getroffenen Ehefrau (Grete Weiss) entlassen und deswegen Rechtsanwalt und Leiter des fürstenbergischen Archivs in Donaueschingen. 1945 wird er Generalstaatsanwalt und außerordentlicher Professor für Rechtsgeschichte und Kirchenrecht in Freiburg in Breisgau, 1951 ordentlicher Professor in Mainz und 1953 als Nachfolger Heinrich Mitteis‘ in Zürich (1975 emeritiert). Sein bekanntestes Werk seiner rund 1200 Veröffentlichungen sind dreibändige Studien zu der Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes (1957-1973).
Lit.: Zwei Jahrzehnte Rechtsgeschichte an der Universität Zürich, 1975 (mit Schriftenverzeichnis); Bader, K., Ausgewählte Schriften, 1983; Schott, C., Karl Siegfried Bader, ZRG GA 119 (2002), 1
badisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) das Gebiet Baden betreffend
Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht belegt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1588 ist das von Markgraf Philipp II. an dem 2. 1. 1588 erlassene, 1805 erstmals gedruckte, bis Ende 1809 bzw. bis 1810 geltende Landrecht für die Markgrafschaft Baden-Baden (Landesordnung), das in seinen drei ersten Teilen (Untergerichtsordnung, Kontrakte, Testamente) auf dem württembergischen Landrecht von 1567 beruht, in dem vierten Teil das Intestaterbrecht selbständig behandelt und in seinem fünften Teil (Strafrecht) (über das Kurpfälzer Landrecht von 1580 bzw. 1582) auf die kursächsischen Konstitutionen (1572) zurückgeht.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961, 86
Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1654 ist das seit 1604 vorbereitete, für 1619 geplante, 1622 (und 1710, 1715 sowie 1773) gedruckte, ursprünglich für ganz Baden (Baden-Baden und Baden-Durlach) gedachte, aber wegen der (bis 1771 dauernden) Landesteilung nur in Baden-Durlach von 1654 bis 1810 gültige Landrecht, das auf der Grundlage älterer Einzelgesetze sowie des kurpfälzischen Landrechts und des württembergischen Landrechts in sieben Teilen (Untergerichtsordnung, Hofgerichtsordnung, Ehe- und Ehegerichtsordnung, Verträge, Testamente, Intestaterbrecht, Strafrecht und Strafprozessrecht) fast das gesamte Recht ordnet (ausgenommen das Verwaltungsrecht).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1906ff., 2, 20
Badisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1809 ist der zu dem1. 1. 1810 als Landrecht für das Großherzogtum Baden eingeführte, durch Johann Nikolaus Friedrich Brauer unter Ausschluss von Fremdwörtern wortnah in die deutsche Sprache übersetzte Code Napoléon (→Code civil, 2281 Artikel) Frankreichs mit (270) Zusätzen und Handelsgesetzen, dessen Geltung (revidierte Fassungen von 1846, 1874 und 1899) durch die Inkraftsetzung des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches von 1896 an dem 1. 1. 1900 endet.
Lit.: Brauer, J., Erläuterungen über den Code Napoléon, 1809ff.; Carlebach, R., Badische Rechtsgeschichte, Bd. 2 1909; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 3. A. 1983; Gross, N., Der Code Napoléon in Baden und sein Verleger C. F: Müller, 1997; Code Napoleon - Badisches Landrecht, (hg. v. Müller-Wirth, C.,) 1997; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CodeNapoleonBaden1809.pdf; Schroeder, K., Hier ist eine baldige aber Radicale Kur nothwendig, (in) NJW 2010, 731; Rabaa, A., Die Ehe als Rechtsinstitut im Badischen Landrecht von 1810, 2011; 200 Jahre Badisches Landrecht von 1809/1810, hg. v. Hattenhauer, C./Schroeder, K., 2011; Sturm, F., 200 Jahre Badisches Landrecht, 2011
Bagarottus ist ein zwischen 1170 und 1180 geborener, wohl in Piacenza anässiger Jurist. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 297
bagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 800 [2,61,6] bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1250 [Reinmar v. Zweter Nr. 305 V. 4] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) streiten
Bagstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jh. [MühldorfStR 5 1858 297] in 17 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Streitstein
Bahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1185 bezeugt – 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1565 [ArchRefG. 8 1910/11 307 in einer Redewendung] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Herkunft jenseits des Mittelhochdeutschen und des Mittelniederdeutschen vielleicht ungeklärt, F.) Weg, Pfad, Eisenbahn
Bähr, Otto (Fulda 2. 6. 1817-Kassel 17. 2. 1895), Sohn eines Regimentsarzts, wird nach dem Rechtsstudium in Marburg (Vangerow), Göttingen und Heidelberg Richter in Kassel (1849), (1851 strafversetzt in) Fulda, Kassel und nach der Annexion Hessen-Kassels durch Preußen (1866) Berlin (1879-1881 Reichsgericht, Aufgabe des Amtes wegen Nervenleidens). Als nationalliberaler Rechtspolitiker setzt er sich für die gerichtliche Überprüfbarkeit des Verwaltungshandelns ein (Der Rechtsstaat, 1864). In der Untersuchung Die Anerkennung als Verpflichtungsgrund (1855) entwickelt er den selbständig (abstrakt) verpflichtenden Schuldvertrag. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BaehrOttoDerRechtsstaat1864.pdf; Bähr, Otto, Der Rechtsstaat, 1864, Weber, D., Die Lehre von dem Rechtsstaat, Diss. jur. Köln 1968; Binder, B., Otto Bähr, 1983
Bahre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1301 [GrW. I 681] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Traggestell
Bahrprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das wohl erst seit dem 12./13. Jahrhundert in literarischen Texten (Nibelungenlied) bezeugte, zunächst außergerichtliche, in dem Rechtsbuch Ruprechts von Freising von 1328 (Art. 278) auch für gerichtliche Verwendung nachgewiesene Verfahren, bei dem bei Fehlen anderer Beweismöglichkeiten ein einer Tötung Beschuldigter an die Totenbahre des Getöteten treten und seine Unschuld beschwören muss oder auch darf. Veränderungen der Leiche (beispielsweise Bluten) werden als Hinweis auf die Täterschaft des Beschuldigten angesehen. Herkunft (vgl. 1. Moses 4,10 [lat.] vox sanguinis fratris tui clamat ad me de terra, die Stimme des Blutes deines Bruders ruft zu mir von der Erde) und Wesen des Verfahrens sind unklar. Mit der Aufklärung verschwindet die in der Neuzeit als Indiz für die Anwendbarkeit der Folter gebrauchte Bahrprobe, mit dem 19. Jahrhundert der Glaube an sie.
Lit.: Christensen, C., Båreprøven, 1900; Kolb, F., Das alte Bahrrecht in Tirol, (in) Tiroler Heimat 13/14 (1949/1950), 7; Ewers, H., Die Bahrprobe, Diss. jur. Bonn 1951; Fehr, H., Das Bahrrecht, (in) Dt. Jb. f. Volkskunde 6 (1960), 85
Balduinus →Baudoin
Baldus (de Ubaldis) (Perugia 2. 10. 1327-Pavia 28. 4. 1400), Sohn eines adeligen Professors der Medizin, wird nach dem Studium in Perugia (Bartolus) Professor des römischen Rechtes in Perugia (1347-1357), Pisa (1357/1358), Florenz (1358-1364), Perugia (1364-1376), Padua (1376-1379), Perugia (1379-1390) und Pavia (1390-1400). Auf Grund der vollständigen Beherrschung des gesamten geltenden Rechtes gelingt ihm die selbständige Weiterbildung vieler Einzelheiten (Wechselrecht, Gesellschaftsrecht, internationales Privatrecht, Prozessrecht, Staatsrecht, Strafrecht, Privatrecht) in rund 2800 (d. h. fast 70 je Jahr) Gutachten (lat. [N.Pl.] consilia) und verschiedenen (lückenhaften) Kommentaren (lectura Codicis, Kommentar zu dem digestum vetus, lectura trium librorum Codicis, lectura super usibus feudorum, Kommentar zu acta pacis Constantiae, Kommentar zu dem liber extra) und Traktaten. S. Google
Lit.: Söllner § 25; Kisch, G., Bartolus und Baldus, 1960; Horn, N., Aequitas in den Lehren des Baldus, 1968; Lange, H., Die Consilien des Baldus, 1974; Maffei, D., Giuristi medievali, 1979; Danusso, C., Ricerche sulla lectura feudorum di Baldo, 1991; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 749
Balkan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) aus dem Türkischen kommende, zusammenfassende Bezeichnung für ein bis zu 2376 Meter hohes Gebirge in Bulgarien und die südosteuropäische Halbinsel, auf der das römische Recht nach dem Ende der Antike in Form des byzantinisch-römischen Rechtes fortwirkt, seit dem 14. Jahrhundert aber durch den Nomokanon des Pseudo-Phótios von dem Ende des 9. Jahrhunderts, das Syntagma tón theión kai hierón nomón des Mönches Matthaios Blastarés (1335) und den Hexabiblos des Konstantinos Harmenopoulos (1345) bereichert wird. →Griechenland, Albanien, Bulgarien, Jugoslawien. S. Google
Lit.: Weithmann, M., Balkan-Chronik, 1995; Hösch, E., Geschichte der Balkanländer, 4. A. 2002; Der Balkan, hg. v. Elvert, J., 1997; Der Balkan, hg. v. Heuberger, V. u. a., 1998; Südosteuropa, hg. v. Hatschikjan, M. u. a., 1999; Der Balkankrieg, hg. v. Hofbauer, H., 1999; Mennel, R., Der Balkan, 1999; Razumovsky, D. Gräfin, Der Balkan, 1999; Pavlowitsch, S., A History of the Balkans 1804-1945, 1999; Todorova, M., Die Erfindung des Balkans, 1999; Hösch, E., Geschichte des Balkans, 2004; Europe and the Historical Legacies in the Balkans, hg. v. Detrez, R. u. a., 2008; Am Rande Europas?, hg. v. Chiari, B. u. a., 2009; Zimmermann, T., Der Balkan zwischen Ost und West, 2014; Jezernik, B., Das wilde Europa, 2015; Foteva, A., Do the Balkans Begin in Vienna?, 2015; Ruzicic-Kessler, K., Italiener auf dem Balkan – Besatzungspolitik in Jugoslawien 1941-1943, 2017; Schmitt, O., Der Balkan im 20. Jahrhundert, 2019; Mulligan, W., Die Balkankriege, die Veränderung diplomatischer Normen und der Weg in den Weltkrieg, (in) HZ 312 (2021), 687
Ballei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1274 bezeugt – 1240-1250 [Lanzelot Karrenritter Episode] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1248 [MnlWB. I 536] in 7 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, zu mlat. [M.] ballivus, F.) ist seit dem 14. Jahrhundert nach sizilianischem Vorbild die Bezeichnung für die Provinz des →Deutschen Ordens (außerhalb des Preußenlands) mit dem Landkomtur (als Vertreter des Hochmeisters) an der Spitze (beispielsweise Utrecht, Alten-Biesen, Westfalen, Sachsen, Hessen, Thüringen, Franken, Koblenz, Elsass-Schwaben-Burgund, Lothringen, Österreich, An der Etsch und im Gebirge, Lamparten, Apulien, Sizilien, Böhmen, Armenien und Zypern, Romanien).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Voigt, J., Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens, Bd. 1f. 1857ff.; Militzer, K., Die Entstehung der Deutschordensballeien im deutschen Reich, 2. A. 1981; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999
Ballivus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht belegt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., zu lat. baiulus [M.] Lastträger) ist ein herrschaftlicher Amtsträger in dem mittelalterlichen Frankreich (um 1150) sowie später in Süditalien und als bailiff in dem hochmittelalterlichen England mit meist auch niedergerichtlichen Aufgaben.
Lit.: Nowé, H., Les baillis comtaux de Flandre, 1929; Rompaey, J. v., Het grafelijk baljuwsambt in vlaanderen, 1967
Balte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines ursprünglich aus Asien kommenden baltisch sprechenden indogermanischen Volkes (Preußen, Kuren, Letten, Litauer).
Baltikum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die neuzeitliche Sammelbezeichnung (seit dem 16. Jahrhundert sind baltische Länder Estland, Livland mit Lettgallen in dem Südosten, Semgallen und Kurland, während Litauen erst seit dem 19. Jahrhundert zu dem Baltikum gezählt wird) für die spätestens seit dem ausgehenden Frühmittelalter von ugro-finnischen und balto-slawischen Stämmen (Esten, Liven, Kuren, Lettgaller, Selen, Semgaller) besiedelten Gebiete an dem östlichen Rand der südlichen Ostsee. Das Baltikum wird seit dem Ende des 12. Jahrhunderts von Deutschen (Riga 1201) und Dänen (Reval 1219) erheblich beeinflusst. Die Bischöfe von Riga (1255 Erzbistum), Dorpat, Ösel, Kurland und Reval sowie der Deutschordensmeister von Livland erlangen die Stellung von Fürsten des Heiligen römischen Reiches. Sie finden sich in dem 15. Jahrhundert in einer altlivländischen Konföderation mit alljährlichen Landtagen zusammen. Das aufgezeichnete, neben ungeschriebenen Gewohnheitsrechten der Bauern bestehende Recht ist (von Dänemark und) von dem Heiligen römischen Reich beeinflusst (1315 waldemar-erichsches Lehnrecht [beeinflusst von dem Dienstrecht des Hochstifts Hildesheim], ältestes livländisches Ritterrecht, livländischer Spiegel [als Überarbeitung des →Sachsenspiegels], [kompiliert als] wiek-öselsches Lehnrecht, mittleres livländisches Ritterrecht [15. Jahrhundert], umgearbeitetes Ritterrecht [systematisiert], Bauernrechte [mit Bußbestimmungen], lübisches Stadtrecht [Reval] und hamburgisches Stadtrecht [Riga, Dorpat, Libau]). Das römische Recht wirkt sich nur wenig aus. 1561 kommt das Gebiet an Polen (Livland, Kurland) und Schweden (Estland, 1621 auch Livland), 1710 fallen Estland und (mittleres) Livland (sowie das seit 1559 dänische Ösel), 1772 bei der ersten Teilung Polens Lettgallen und 1795 bei der dritten Teilung Polens Kurland an Russland, wobei augsburgische Konfession, deutsches Recht, deutsche Verwaltung und Amtssprache zugesichert bleiben. 1816/1819 erfolgt (innerhalb Russlands) die Bauernbefreiung, danach die Festlegung des Provinzialrechts (1864 Zivilgesetzbuch [mit etwa 4600 Artikeln], liv-, est- und kurländisches Privatrecht, wobei der Kern des inhaltlichen baltischen Privatrechts als aus deutschen [40 Prozent livländisches, estländisches, lübisches, russisches Recht, kurländische Statuten, baltische Bauernverordnungen, Gewohnheitsrecht] und römischen Wurzeln [57% römisch-rechtlichen Ursprungs] erwachsenen gemeinen Rechtes örtlicher Prägung erhalten bleibt), 1877 die Einführung der Städteordnung Russlands von 1870, 1889 die Einführung des russischen Gerichtsverfassungsrechts und Prozessrechts. 1918 werden Estland (24. 2. 1918) und Lettland von Russland bzw. der Sowjetunion unabhängig und selbständig, an dem 6. 8. 1940 bzw. 5. 8. 1940 der Sowjetunion unter Aussiedlung der Deutschen auf Grund des Hitler-Stalin-Pakts von 1939 gewaltsam eingegliedert und an dem 6. 9. 1991 wieder unabhängig. 2004 werden Estland, Lettland und Litauen Mitglieder der Europäischen Union. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Ziegenhorn, C. v., Staatsrecht der Herzogtümer Curland und Semgallen, 1772, Neudruck 1973; Bunge, F. v., Einleitung in die liv-, est- und kurländische Rechtsgeschichte, 1849; Bunge, T. v., Der baltische Civilprozess nach der Justizreform vom Jahre 1889, 1890f.; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Schilling, C., Die lehn- und erbrechtlichen Satzungen des waldemar-erich’schen Rechtes, (o. J.); Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Blaese, H., Einflüsse des römischen Rechtes in den baltischen Gebieten, 1964; Von den baltischen Provinzen zu den baltischen Staaten, hg. v. Hehn, J. v. u. a., 1977; Hehn, J. v., Die Umsiedlung der baltischen Deutschen, 1984; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Schmidt, A., Geschichte des Baltikums, 1992; Baltische Länder, hg. v. Pistohlkors, G. v., 1994; Die baltischen Sprachen, hg. v. Eckert, R., 1994; Der Aufbau der freiheitlich-demokratischen Ordnung in den baltischen Staaten, hg. v. Meissner, C. u. a., 1995; Norgaard, O. u. a., The Baltic States after Independence, 1996; Die baltischen Staaten, hg. v. Scholz, F. u. a., 1997; Baltistik, hg. v. Bammesberger, A., 1998; Handbuch Baltikum heute, hg. v. Graf, H. u. a., 1998; Die Deutschbalten und der Nationalsozialismus, Bd. 1, hg. v. Garleff, M., 2000; Roth, M., Der Einfluss des Europarats auf die demokratische und menschenrechtliche Transformation der baltischen Staaten, 2004; Tuchtenhagen, R., Geschichte der baltischen Länder, 2005; Garber, K., Schatzhäuser des Geistes, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 982; Tuchtenhagen, R., Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa, 2008; Baltisch-europäische Rechtsgeschichte und Lexikographie, hg. v. Kronauer, U. u. a., 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Aufklärer im Baltikum, hg. v. Kronauer, U., 2011; Plath, T., Zwischen Schonung und Menschenjagden, 2012; Die baltischen Länder und Europa in der frühen Neuzeit, hg. v. Angermann, N. u. a., 2015; Luts-Sootak, M., Carl Erdmann – ein deutschbaltischer Provinzialrechtler mit Idealen, ZRG GA 138 (2021), 155
Baluze, Etienne (Tulle 24. 11. 1630-Paris 28. 7. 1718) veröffentlicht nach dem Rechtsstudium in Toulouse als Bibliothekar Jean-Baptiste Colberts (1619-1683) 1677 die erste große Ausgabe der frühmittelalterlichen →Kapitularien (einschließlich der Volksrechte) des fränkischen Reiches (Capitularia regum Francorum). S. Google
Lit.: Ganshof, F., Was waren die Kapitularien?, 1961
Bamberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der als Burg Babenberg (→Babenberger) erstmals zu dem Jahre 902 genannte Ort an dem oberen Main, der 973 von Kaiser Otto II. an den verwandten Herzog von Bayern gegeben und 1007 unter dessen Erben König Heinrich II. Sitz eines Bistums wird. Um 1060 erfolgt eine Aufzeichnung des Dienstrechts der Dienstmannen. 1507 „bringt“ nach der anonymen Vorrede zu der erst nach dem Tode Schwarzenbergs veröffentlichten Übersetzung von Ciceros Offizien der bischöfliche Hofmeister Johann von →Schwarzenberg ohne rechtswissenschaftliches Studium die Bamberger Halsgerichtsordnung (Constitutio Criminalis Bambergensis) „nach Rat der Gelehrten und anderer Verständiger zusammen“, der dann 1532 in dem Heiligen römischen Reich (subsidiär) die (lat. [F.]) Constitutio Criminalis Carolina Karls V. – peinliche Gerichtsordnung Karl - folgt. 1735 wird für kurze Zeit eine juristische Fakultät (Gönner) an der von 1648 bis 1803 bestehenden Universität eingerichtet. 1769 wird ein Landrecht erlassen (nur Teil 1 Civil- oder bürgerliche Sachen betreffend). 1803 fällt das Fürstbistum Bamberg an Bayern. Kirchlich wird das seit dem 13. Jahrhundert von Mainz exemte Bistum 1818/1821 Erzbistum mit den Bistümern Eichstätt, Speyer und Würzburg. Seit 1923 besteht eine philosophisch-theologische Hochschule mit (1946) rechtswissenschaftlichem Studiengang, seit 1972 eine Gesamthochschule (1979 Universität) mit einer wirtschaftswissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Fakultät. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 94, 138; Köbler, Historisches Lexikon; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BambergischeHalsgerichtsordnung1507.pdf; Zöpfl, H., Das alte Bamberger Recht, 1839; Jaffé, P., Monumenta Bambergensia, 1869; Güterbock, C., Zur Redaktion der Bambergensis, 1910; Ament, W., Bamberg, 1929; Das (exemte) Bistum Bamberg, hg. v. Guttenberg, E. v. u. a., 1937ff.; Weiß, H., Stadt- und Landkreis Bamberg, 1974; Hoffmann, H., Bamberger Handschriften, 1995; Moser, P., Bamberg, 1998; Pflefka, S., Das Bistum Bamberg, 2005; Das Bistum Bamberg um 1007, hg. v. Urban, J., 2006; Festschrift 200 Jahre Appellationsgericht/Oberlandesgericht Bamberg, hg. v. Meisenberg, M., 2009; Missionierung und Christianisierung im Regnitz- und Obermaingebiet, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2007; Siewert, U., Das Bamberger Kollegiatstift St. Stephan, 2007; Staudenmaier, J., Gute Policey in Hochstift und Stadt Bamberg, 2012; Handel, Händler und Märkte in Bamberg, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2015; Bambergische Peinliche Halsgerichtsordnung Constitutio Criminalis Bambergensis, 2015
Bamberger Halsgerichtsordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Bamberg
Bande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 - 1390? oder - 1400 bezeugt – in EDEL1390? [Pilgerfahrt des träumenden Mönchs] - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [Tirol/ÖW. V 342] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verbindung oder der Zusammenschluss mehrerer Menschen zu der grundsätzlich gemeinsamen Begehung von Straftaten. Bekannte geschichtliche Beispiele sind etwa die Bande Robin Hoods, des Schinderhannes oder der Roten Armee Fraktion.
Lit.: Die Entwicklung der Strafpraxis bei Bandenkriminalität, 2010; Gerstenmayer, C., Spitzbuben und Erzbösewichter, 2012; Sundermeyer, O., Bandenland – Deutschland im Visier von organisierten Kriminellen, 2017
Bank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [vor 1022/Notker] bezeugt - 9. Jh. [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist allgemein die breite Sitzgelegenheit und rechtlich das Unternehmen, dessen Inhaber mindestens eine Art von Bankgeschäften in einem Umfang betreibt, der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert. Nach antiken Vorläufern in Ägypten, Griechenland und Rom (lat. [M.Pl.] argentarii, mensarii) entwickeln sich seit dem 12. Jahrhundert berufsmäßige, jeweils auf oder an einer hölzernen oder steinernen Bank tätige Geldwechsler zuerst in Italien (Lombarden), wobei wegen der Nähe von Geldwechsel und Darlehen auf Grund des kanonischen Zinsverbots Juden geschäftliche Vorteile erwachsen. Seit dem 15. Jahrhundert entstehen halböffentliche Banken und danach öffentliche Banken (Barcelona 1401, Genua 1409, Amsterdam 1609, Hamburg 1619, Nürnberg 1621, Bank of England 1694). Seit etwa 1835 beginnen die Banken mit der Finanzierung industrieller Unternehmen, die bereit sind, Fremdkapital aufzunehmen (Paris 1852 Aktienbank). Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert werden die (zu etwa der Hälfte von jüdischen Inhabern betriebenen rund 1000 deutschen) Privatbanken (wie Sal. Oppenheim in Köln, M. Warburg in Hamburg) von den von ihnen zu der Gefahrenverringerung entwickelten Aktienbanken allmählich zurückgedrängt, zwischen 1933 und 1945 auch geschlossen oder durch Arisierung enteignet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden die Banken zu bedeutenden Dienstleistungsunternehmen, deren Recht zunehmend europäisiert und zusätzlich globalisiert wird. In dem Herbst 2008 entsteht auf Grund ungesicherter Darlehensvergabe weltweit eine Bankenkrise, wenig später wird wegen politisch zugunsten der vielfach staatlichen Schuldner gewollten Zinsverfalls Geld so billig, dass Negativzinsen für Kapital erhoben werden.
Lit.: Köbler, DRG 176; Günther, K., Die städtischen Wechselbanken Deutschlands, Diss. jur. Münster 1932; Trusen, W., Die Anfänge öffentlicher Banken und das Zinsproblem, (in) FS J. Bärmann, 1975, 113; Born, K., Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert, 1976; Pöschel, H., Die Statuten der Banken, Sparkassen und Kreditgenossenschaften in Hamburg und Altona von 1710-1889, 1978; Wissenschaft und Kodifikation Bd. 5 1980; Klein, E., Deutsche Bankengeschichte, 1982; L’alba della banca, 1982; Gabler Banklexikon, hg. v. Grill, W. u. a., 11. A. 1995, 13. A. 2002, 15. A. 2020; Lane, F./Mueller, R., Money and Banking, 1985; Ruland, A., Zur Entwicklung des Bankaufsichtsrechts, Diss. jur. Münster 1987; Kluge, A., Zur Geschichte der deutschen Bankgenossenschaften, 1991; Wandel, E., Banken und Versicherungen, 1997; Europäische Bankgeschichte, hg. v. Pohl, H., 1997; Banking, Trade and Industry, hg. v. Teichova, A., 1997; Fuchs, R., Die Wiener Stadtbank, 1998; North, M., Kommunikation, Handel, Geld und Banken, 2000; A History of European Banking, hg. v. Kurgan, G. u. a., 2000; James, H., Verbandspolitik im Nationalsozialismus, 2001; Kahmann, H., Die Bankiers von Jacquier & Securius 1933-1945, 2002; Distel, J., Die Errichtung des westdeutschen Zentralbanksystems mit der Bank deutscher Länder, 2003; Der Privatbankier, hg. v. Institut für bankhistorische Forschung, 2003; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Die Commerzbank und die Juden, hg. v. Herbst, L. u. a., 2004; Linder, N., Die Berner Bankenkrise von 1720, 2004; Liedtke, R., N M Rothschild & Sons, 2006; Deutsche Bankiers des 20. Jahrhunderts, hg. v. Pohl, H., 2008; Scholtyseck, J., Die Geschichte der National-Bank, 2011; Rosenberg, H. u. a., Die deutschen Banknoten ab 1871, 18. A. 2011, 19. A. 2014, 20. A. 2016; Denzel, M., Der Nürnberger Banco Publico, seine Kaufleute und ihr Zahlungsverkehr (1621-1827), 2012; Backhaus, F., Mayer Amschel Rothschild, 2012; Lampe, W., Der Bankbetrieb in Krieg und Inflation, 2012; Schlüsselereignisse der deutschen Bankengeschichte, hg. v. Lindenlaub, D. u. a., 2013; Jungmann-Stadler, F. u. a., Giesecke & Devrient. Banknotendruck 1955-2002, 2014; Graber, R. u. a., Akte Hypo Alpe Adria, 2014; Hetzer, W., Ist die Deutsche Bank eine kriminelle Vereinigung?, 2015; 100 Jahre Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands 1916-2017, hg. v. Institut für Bank- und Finanzgeschichte e. V., 2016; Knake, S., Unternehmensfinanzierung im Wettbewerb – Die Braunschweiger Staatsbank von 1919 bis 1969, 2020
Bankert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1363 bezeugt – 1350-1365 [Heinrich der Teichner] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [FRBern. V 314] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise oder ganz mit dem Indogermanischen verbindbar, mhd. Banchart [M.] auf der Bank Gezeugter) ist die ältere deutsche Bezeichnung für das seit dem 8. Jahrhundert von der Kirche abgelehnte uneheliche Kind (oder →nichteheliche Kind).
Lit.: Bückling, G., Die Rechtsstellung der unehelichen Kinder im Mittelalter, 1920; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes zu seinem Erzeuger in der Geschichte des Privatrechts, 1978; Illegitimität im Spätmittelalter, hg. v. Schmugge, L., 1994
Bankrott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen die Zusammensetzung Staatsbankrott – nicht - und in DW2 bezeugt – 1457 [Wörterbuch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [CoutSPierreGand 124 § 73] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das vollständige Scheitern des Unternehmers, das in dem Spätmittelalter bei den Bankinhabern zu dem Zerstören ihrer Bank (ital. banca rotta [F.] zerbrochene Bank) führt, wobei die Bezeichnung über das Niederländische und das Französische in dem 15. Jahrhundert in das Mittelhochdeutsche eindringt. Für die Abwicklung des Bankrotts setzt sich gegenüber der älteren Gant seit dem späteren 16. Jahrhundert das Verfahren des Konkurses und in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 1. 1999 das Verfahren der Insolvenz durch. Der betrügerische Bankrott ist Straftatbestand.
Lit.: Meier, A., Die Geschichte des deutschen Konkursrechts, 2003; Schmitt, C., Säuberlich banquerott gemacht – Konkursverfahren aus Frankfurt am Main vor dem Reichskammergericht, 2016
Bann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 594 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 779 [Cap. I 1 S. 51, lateinisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Möglichkeit eines Amtsträgers, Gebote und Verbote unter Anordnung gewichtiger Rechtsfolgen für den Fall der Nichtbeachtung auszusprechen (mlat. bannus Gregor von Tours [538/539-594], Historiae 5, 26). In diesem Sinn kann bereits der jüdische Rabbi den uneinsichtigen Sünder zu einem Heiden erklären (vgl. Matthäus 18,15-17). Dementsprechend schließt das Christentum (Elvira 306) Sünder in bestimmten Fällen aus der kirchlichen Gemeinschaft (lat. [F.] excommunicatio Ausschluss aus der Gemeinschaft in dem 4./5. Jahrhundert gebildet) aus (nicht auch aus der Kirche insgesamt). In Fällen geringerer Sünde werden nur der Empfang der Sakramente und das kirchliche Amt abgesprochen. Von dem kirchlichen Bann kann der Papst lösen. In dem weltlichen Bereich kennt das fränkische Recht den Bann des Königs oder Grafen. Wer dagegen verstößt, muss 60 bzw. 15 Schilling leisten. Seit dem Hochmittelalter gehen die Bannrechte des Königs auf den Landesherrn über und werden dann durch das Hoheitsrecht des Landesherrn bzw. später des Staates ersetzt. Der kirchliche Bann wird unter dem Einfluss der Aufklärung in dem 18. Jahrhundert vielfach verboten, in dem 19. Jahrhundert aber häufig wieder eingeführt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 83, 130; Sickel, W., Zur Geschichte des Bannes, 1886; Koehne, C., Studien über die Entstehung der Zwangs- und Bannrechte, ZRG GA 25 (1904), 172; Eichmann, E., Acht und Bann, 1909; Eichholzer, E., Über Zwangs- und Bannrechte, 1914; Voltelini, H. v., Königsbannleihe und Blutbannleihe, ZRG GA 36 (1915), 290; Heck, P., Die Bannleihe im Sachsenspiegel, ZRG GA 37 (1916), 260; Ganahl, K., Der Fürbann im bayerischen Rechtsgebiet, ZRG GA 54 (1934), 257; Fehr, H., Zur Geschichte des Bannes, ZRG GA 55 (1935), 237; Wießner, H., Twing und Bann, 1935; Stutz, U., Zur Herkunft von Zwing und Bann, ZRG GA 57 (1937), 289; Siuts, H., Bann und Acht, 1959 (Diss. phil. Kiel 1956); Doskucil, W., Der Bann in der Urkirche, 1958; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Tiefenbach, H., Studien zu Wörtern volkssprachiger Herkunft, 1973; Vodola, E., Excommunication in the Middle Ages, 1986; Schneider, J./Erb, T., Bannus, (in) Archivum latinitatis medii aevi 64 (2006), 57; Mußgnug, D., Acht und Bann im 15. und 16. Jahrhundert, 2016
Banner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1185 bezeugt – 1170 [Rolandslied des Pfaffen Konrad] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264/1269 [BaselUB. I 430, 1270 HambStR. 42] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Französische und das Fränkische mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vielleicht schon in germanischer Zeit als Zeichen möglicherweise auch für Mitteilungen dienende Fahne (Heerfahne, Gerichtsfahne). Seit dem 11. Jahrhundert werden Fahnen mit einem Fahnenwagen in die Schlacht gefahren. Seit Friedrich I. Barbarossa (1122-1190, König 1152) führt der König ein Banner mit schwarzem Adler auf gelbem Grund mit sich.
Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943, 34; 75 (Fünfundsiebzig) Jahre Reichsbanner Schwarz - Rot - Gold, red. v. Grimm, U., 1999
bannitio (mlat. [F.]) öffentliche Ladung (nicht in latein_a-z.docx)
Bannleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vergabe (Leihe) eines Bannes durch den König. Sie wird 1149 zu Gunsten der Kirche sichtbar. In dem Sachsenspiegel ist die Bannleihe eine grundlegende Erscheinung der Gerichtsbarkeit, doch verliert die königliche Bannleihe mit dem Übergang der Gerichtsbarkeit auf die Landesherren ihre Bedeutung.
Lit.: Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994
Bannmeile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1237 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 [MGConst. II 276] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die örtlich auf eine (oder auch mehrere) Meilen festgelegte Reichweite eines →Bannes oder einer Herrschaftsgewalt. Seit dem Hochmittelalter werden insbesondere Burgen, Städte (beispielsweise Lechenich 1279 banmile sive bivanc), Märkte, Mühlen oder Brauhäuser mit einer Bannmeile ausgestattet, in deren Bereich Wettbewerb ausgeschlossen ist. In der Gegenwart beschreibt die Bannmeile eines Staatsorgans den räumlichen Bereich, in dem zu seinem Schutz keine Versammlungen abgehalten werden dürfen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hirsch, H., Die Klosterimmunität seit dem Investiturstreit, 1913; Küchler, W., Das Bannmeilenrecht, 1964
Bannwald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1351 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 [GrW. V 357] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch Bann des Königs oder sonstigen Herren der allgemeinen Nutzung entzogene Wald (7. Jahrhundert lat. [F.] silva regis, forestis, 1251 banholz, 1280 banforst).
Lit.: Mantel, K., Wald und Forst in der Geschichte, 1990; Dasler, C., Forst und Wildbann, 2001
Bannwein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber nicht in DW2 – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1111 [SpeyerUB. 19] in 32 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) durch Bann in Wettbewerb geschützter Wein einer Herrschaft
barbarus, barbaros, barbar, lat., Adj., barbarisch, ausländisch, fremd, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. βάρβαρος (bárbaros), Adj., nicht griechisch, unverständliche Sprache sprechend, barbarisch; vgl. idg. *baba-, V., undeutlich reden, lallen
barbarus, lat., M., Barbar, plappernder (Nichtrömer), Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx
Lit.: Köbler, LAW; Rugullis, S., Die Barbaren in den spätrömischen Gesetzen, 1992
Barbeyrac, Jean de (1674-1744), 1697-1710 Professor für alte Sprachen in Berlin, 1711-1717 für Geschichte und Naturrecht in Lausanne, 1717-1744 für öffentliches und privates Recht in Groningen, verbreitet naturrechtliches Gedankengut durch französische Übersetzungen von Werken Pufendorfs, Grotius’ und Cumberlands. S. Google
Lit.: Othmer, S., Berlin und die Verbreitung des Naturrechts in Europa, 1970
barfuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1100 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [Veluwe Deichbrief/ZRG2 Germ. 28 1907 292] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), bloßfüßig, vgl. 2. Samuel 15, 30, ältester vollständig erhaltener Lederschuh von dem Schnidejoch in den Alpen Berns auf 4300 v. Chr. datiert
Bargilde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 789-814 [Cap. I 1 S. 185] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Biergelde
Barock (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen barockisch – nicht und in DW2 1876 bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Französischen und Portugiesischen in der weiteren Herkunft ungeklärt, M./N., Adjektiv barock 1759 aus dem Französischen und Portugiesischen aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) ist in der Kunstgeschichte die Zeit zwischen der Renaissance an dem Ende des 16. Jahrhunderts und dem Klassizismus ab etwa 1760/1770.
Lit.: Methoden und Probleme der Alltagsforschung im Zeitalter des Barock, hg. v. Pickl, O. u. a., 1992
Baron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1210 bezeugt – ab 643 [Leges Langobardorum] und 1200-1210 [Parzival des Wolfram von Eschenbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Mittellateinische und Mittelfranzösische von ahd. baro (M.) Mann abgeleitet und mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar sowie in der weiteren Herkunft vielleicht ungeklärt, M.) Bezeichnung für Angehörigen einer Gruppe Adeliger (1595 für Freiherr)
Barrister (M.) ist der vor Gericht (engl. [N.] bar) auftretende Anwalt des englischen Rechtes. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000
Barschalk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 804 [Freising Trad. I 184] in 18 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Bezeichnung für bestimmte Halbfreie in dem frühmittelalterlichen Bayern (8./9. Jahrhundert, auch 13. Jahrhundert).
Lit.: Köbler, WAS; Janda, A., Die Barschalken, 1926; Mayer, T., Baar und Barschalken, (in) FS I. Zibermayr, 1954, 143
Bartholomäus de Capua ist ein in Capua an dem 12. 8. 1248 als Sohn eines Juristen geborener, in Neapel ausgebildeter und 1278 promovierter, 1328 verstorbener neapolitanischer Jurist (Glossen, Quästionen, Reden). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 499
Bartholomäusnacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nacht (von dem 23. August) zu dem 24. August (1572), in der nach der Hochzeit (Bluthochzeit) des Protestanten Heinrich von Navarra mit Margareta von Valois in Paris und Umgebung mehr als 3000 Menschen (meistens Hugenotten) getötet werden.
Bartolus de Saxoferrato (aus bäuerlicher Familie, Venatura bei Sassoferrato/Saxoferrato nahe Ancona in Umbrien 1313? oder 1314?-Perugia 13. 7. 1357, lat. [F.] lucerna iuris, Leuchte des Rechtes) lehrt nach dem in Perugia (1327 mit etwa vierzehn Jahren, Cinus de Sighibuldis) und Bologna (1330?, 1333?) betriebenen Rechtsstudium und der nach der Disputation von 1333 (baccalaureus) an dem 10. 11. 1334 in Bologna erlangten Promotion zu einem (lat.) doctor (M.) iuris civilis (Lehrer des weltlichen Rechtes) und einer Tätigkeit als Assessor des Podestà in Todi, Cagli und Pisa seit Winter 1338/1339 in Pisa und Perugia (1342) weltliches Recht. Neben vielleicht mehr als 400 gedruckten und weiteren rund 200 ungedruckten Gutachten (etwa vierundzwanzig je Jahr oder zwei je Monat) verfasst er bedeutende Kommentare zu Digesten und Codex Justinians sowie Glossen, additiones, 22 gedruckte quaestiones und etwa 45 (28 gedruckte) wichtige Traktate (beispielsweise zu dem Markenrecht und Wappenrecht) in klarer, aber trotz freierer Auslegung noch an der Scholastik ausgerichteter Denkweise. Seine Werke bilden neben der Glosse des Accursius an vielen Orten die Grundlage des juristischen Studiums bis weit in die Neuzeit ([lat.] Nemo bonus iurista, nisi Bartolista, niemand ist guter Jurist, wenn er nicht Bartolist ist). Sein wohl bekanntester Schüler ist →Baldus de Ubaldis. S. Google
Lit.: Söllner § 25; Bartolus, Opera omnia, Drucke seit 1525; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 3ff. 1834ff.; Woolf, C., Bartolus of Sassoferrato, 1913. Neudruck 2012; Bartolo da Sassoferrato, Bd. 1f. 1962; Merzbacher, F., Bartolo de Sassoferrato, (in) Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 559; Kisch, G., Bartolus und Baldus, 1960; Cavallar, O. u. a., A Grammar of Signs, 1994; Lepsius, S., Der Richter und die Zeugen, 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 682; Bartolo de Sassoferrato nel VII centenario della nascità – diritto, politica, società, 2014
Basel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Rhein (Basilia 374 n. Chr.) wird auf keltisch-römischer Siedlungsgrundlage (keltische Rauriker 1. Jahrhundert v. Chr., römisches Kastell auf dem Hügel des späteren Münsters um 15 v. Chr.) nach dem Übergang an die Alemannen (6./7. Jahrhundert) vielleicht in dem 7. Jahrhundert Sitz eines Bischofs (zunächst von Augst und Basel). 1185/1190 ist ein Rat urkundlich bezeugt. Seit 1362 zählt es sich nach dem Kauf wichtiger Rechte des Bischofs zu den freien Städten in dem Heiligen römischen Reich und erwirbt Gebiete zu dem Jura hin. 1431-1437 ist es Tagungsort eines Konzils. 1459 (4. 4. 1460) erlangt es eine (bald verbaselte) Universität (mit rund 2200 Promotionen zwischen 1558 und 1818 d. h. jährlich etwa 9). An dem 13. 7. 1501 schließt sich Basel als neunter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz an und löst sich 1648 förmlich von dem Heiligen römischen Reich. Die Stadtgerichtsordnung von 1719 schöpft hauptsächlich aus dem württembergischen Landrecht von 1555. 1821 wird ein Kriminalgesetzbuch für den Kanton Basel erlassen. 1832/1833 trennt sich Basel-Land von Basel-Stadt.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, 1860; Concilium Basiliense, hg. v. Haller, J., Bd. 1ff. 1896ff.; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel, Bd. 1ff. 1907ff.; Bruder, H., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Basel, 1909; Mulsow, H., Maß und Gewicht der Stadt Basel, 1910; Festschrift zur Feier des 450jährigen Bestehens der Universität Basel, 1910; His, E., Geschichte des Basler Grundbuchs, 1915; Wackernagel, R., Geschichte der Stadt Basel, Bd. 1f. 1907ff.; Heusler, A., Geschichte der Stadt Basel, 1917; Ribeaud, A., Le moulin féodal, 1920; Heusler, A., Basels Gerichtswesen im Mittelalter, 1922; His, E., Zur Geschichte des Basler Notariats, (in) Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 20 (1922), 1; Saxer, E., Das Zollwesen der Stadt Basel, 1923; Roth, P., Die Organisation der Basler Landvogteien, 1922; His, E., Eine historische Staatsteilung, (in) FG (Festgabe) Fritz Fleiner 1927; Membrez, A., Die Burgvogtei Binzen, 1928; Metzger, K., Die Verbrechen und ihre Straffolgen im Basler Recht des späteren Mittelalters, 1931; Koelner, P., Die Safranzunft zu Basel, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Zur Territorialbildung der Bischöfe von Basel, (in) ZGO 52 (1938), 226; Die Matrikel der Universität Basel, hg. v. Wackernagel, H., Bd. 1f. 1951ff.; Staehelin, A., Geschichte der Universität Basel 1632 bis 1818, 1957; Hagemann, H., Rechtswissenschaft und Basler Buchdruck, ZRG GA 77 (1960), 241; Hagemann, H., Basler Stadtrecht im Spätmittelalter, ZRG GA 78 (1961), 140; Professoren der Universität Basel, 1960; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel 1459-1529, 1962; Baerlocher, R., Das Rechtsmittelsystem des baselstädtischen Zivilprozessrechts, 1964; Bühler, T., Andreas Heusler und die Revision der Basler Stadtgerichtsordnung 1860-1870, 1963; Staehelin, A., Sittenzucht und Sittengerichtsbarkeit in Basel, ZRG GA 85 (1968), 78; Christ, B., Die Basler Stadtgerichtsordnung von 1719, 1969; Abplanalp, F., Zur Wirtschaftspolitik des Fürstbistums Basel, 1971; Bühler, T., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft im ehemaligen Fürstbistum Basel, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,443, 3,2,1958; Mommsen, K., Katalog der Basler juristischen Disputationen 1558-1818, 1978; Simon, C., Untertanenverhalten und obrigkeitliche Moralpolitik, 1981; Hagemann, H., Basler Rechtsleben im Mittelalter, Bd. 1f. 1981ff.; Kern, B., Die juristische Gesellschaft zu Basel, ZRG GA 100 (1983), 145; Röthlin, N., Die Basler Handelspolitik, 1986; Münch, P., Aus der Geschichte des Basler Privatrechts im 19. Jahrhundert, 1991; Basel, hg. v. Kreis, G. u. a., 2000; Hirsch, V., Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen, 2004; Hagemann, H., Laiengericht und gelehrtes Recht am Beispiel des Basler Stadtgerichts, (in) ZNR 27 (2005), 1; Gröbli, F., Bibliographie von Basel, 2005; Suter, S., Die strafrechtlichen Bedenckhen, 2006; Immenhauser, B., Bildungswege – Lebenswege, 2007; Steinbrink, M., Ulrich Meltinger, 2008; Berner, H. u. a., Kleine Geschichte der Stadt Basel, 2008; Hagemann, Hans-Rudolf, Vielschichtiges Recht - Zivilrechtspflege im neuzeitlichen Basel, 2009; Kunz, R., Geschichte der Basler juristischen Fakultät 1835-2010, hg. v. Hafner, F. u. a., 2011; Gelehrte zwischen Humanismus und Reformation, hg. v. Wallraff, M., 2011; Das Schuldbuch des Basler Kaufmanns Ludwig Kilchmann (gest. 1518), hg. v. Signori, G., 2014; Heuss, R., Basler Polizei 1816-2016, 2016; Christ-von Wedel, C., Glaubensgewissheit und Gewissensfreiheit – die frühe Reformationszeit in Basel, 2017
Basiliken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, griech. [ta] basilika [nomima], kaiserliche [Bücher bzw. Gesetze], Pl.) ist der Name für die (von Kaiser Basilius I. 867-886 geplanten) 60 Bücher, in denen unter Kaiser Leon VI. (886-912) in →Byzanz die lateinischen Rechtstexte (Codex und Digesten) Kaiser →Justinians (528-534) auf der Grundlage wohl alter griechischer Paraphrasen in das Griechische übersetzt, gestrafft und vereinfacht werden (Digestenparaphrase des Anonymus, Codexparaphrase des Thaleleios). Später kommen Randbemerkungen (Scholien) hinzu. Um 1345 bearbeitet →Harmenopulos die Basiliken in dem →Hexabiblos. Die unmittelbare Geltung der Basiliken endet mit der Einnahme Ostroms durch die Türken 1453 n. Chr., doch bleiben die Basiliken in Zusammenfassungen und Auszügen für Griechenland bis zu dem Zivilgesetzbuch des Jahres 1946 bedeutsam.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 44 I 6; Basilicorum libri LX, hg. v. Scheltema, J., u. a., Bd. 1ff. 1953ff.
Baske (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen in Baskenmütze - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Baskenmütze – nicht, aber in Google belegt, M., damit sprachlich verbindbare Eigenbezeichnung Euskaldunak [Baskischsprecher] oder Euskal Herritar [Volk des Baskenlands]) ist der Angehörige eines vorindogermanischen, um die Pyrenäen in Spanien und Frankreich siedelnden Volkes (vielleicht insgesamt 650000 Baskischsprecher). In dem 10. Jahrhundert deckt sich das Land der Basken mit dem Königreich →Navarra. 1939 beseitigt der spanische Diktator Franco die Vorrechte der ihm ablehnend gegenüberstehenden Basken. 1979 erhalten die Basken (wieder) Autonomie. Hinweise auf eine frühere Besiedelung ihres Gebietes durch andere Sprachgruppen bestehen nicht.
Lit.: Ortots, H., Die Basken, 1979; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,247; Kasper, M., Baskische Geschichte, 1997, 2. A. 2008; Kurlansky, M., Die Basken, 2000
Baudoin (Balduinus), François (Arras 1520-Paris 1573), Fiskaladvokatensohn, lehrt nach dem Studium in Löwen (Mudaeus), kurz in Paris (Du Moulin), seit 1548 in Bourges, seit 1555 in Straßburg, seit 1556 in Heidelberg, nach einiger Unterbrechung seit 1566 in Besançon und seit 1569 in Angers. Innerhalb der französischen Humanisten bemüht er sich um die von der einfachen Überlieferung gelöste zusammenfassende Behandlung verschiedener Textschichten (beispielsweise der Codexfragmente Konstantins). S. Google
Lit.: Erbe, M., François Baudoin, 1978
bauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [800 - bzw. 3. Viertel 8. Jh.] - bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – beispielsweise - ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wohnen, errichten, bestellen
Bauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [750] bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 645, 646] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bauen 800) ist der Angehörige des die Landwirtschaft betreibenden Berufsstands. Sachlich entsteht der Bauer mit der vor zehntausend Jahren in dem Gebiet des so genannten silbernen Halbmonds in Kleinasien beginnenden Sesshaftwerdung des vorher auf der Suche nach Nahrung wandernden Menschen, mit welcher der Ackerbau neben die Viehzucht tritt. In dem Frühmittelalter gerät der ursprünglich vielleicht freie Bauer vielfach in grundherrschaftliche Abhängigkeit. Seit der Aussonderung der Bürger und Ritter etwa in dem 11. Jahrhundert bilden die verbleibenden Mitglieder der Gesellschaft den Berufsstand der Bauern. Namengebend wird das bloße Nebeneinanderwohnen (ahd. būan) der Nachbarn. Möglich ist unter bestimmten Umständen der Erwerb von Freiheit (beispielsweise Rodungsfreiheit). Zu Beginn des 16. Jahrhunderts lehnen sich die Bauern erfolglos gegen ihre Herren auf (→Bauernkrieg). In dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wird vielleicht die Hälfte der Bauern getötet. In dem 19. Jahrhundert erlangen die Bauern Freiheit und Eigentum (→Bauernbefreiung) und werden den (anderen) Bürgern grundsätzlich gleichgestellt. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl der Bauern wegen der günstigeren Lebensbedingungen in anderen Erwerbszweigen und der Maschinisierung der Landwirtschaft sehr stark ab (in Deutschland 2016 noch rund 280000 landwirtschaftliche Betriebe, 2020 rund 263500 mit durchschnittlich 63 Hektar Wirtschaftsfläche – durch Überproduktion und Preisverfall viele gefährdet -) und verliert die Landwirtschaft überhaupt ihre wesentliche wirtschaftliche Bedeutung an die Dienstleistung, selbst wenn die Menschheit ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse bisher nicht überleben kann.
Lit.: Köbler, DRG 79, 98, 111, 135; Heusler, A., Der Bauer als Fürstengenoss, ZRG GA 7 (1886), 235; Wittich, W., Die Frage der Freibauern, ZRG GA 22 (1901), 245; Fehr, H., Das Waffenrecht der Bauern im Mittelalter, ZRG GA 35 (1914), 111; Urkunden zur deutschen Agrargeschichte, hg. v. Wopfner, H., 1925; Barth, F., Der baaremer Bauer, (in) Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar 17 (1928); Weller, K., Die freien Bauern in Schwaben, ZRG GA 54 (1934), 178; Bader, K., Die freien Bauern im Breisgau, 1936; Mayer, T., Die Entstehung des „modernen“ Staates im Mittelalter und die freien Bauern, ZRG GA 57 (1937), 210; Bader, K., Das Freiamt im Breisgau und die freien Bauern am Oberrhein, 1936; Veltzke, G., Der gebundene bäuerliche Besitz, 1938; Arbusow, L., Das Bauernrecht des sog. budberg-schraderschen Landrechtsentwurfs von 1740, (in) Mitteilungen aus der livländischen Geschichte 25 (1937), 377; Huppertz, B., Räume und Schichten bäuerlicher Kulturformen in Deutschland, 1939; Höffner, J., Bauer und Kirche 1939; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer, 1939; Deutsches Bauerntum, Bd. 1f. hg. v. Franz, G., 1939f.; Möller, K., Das Vierländer Bauernrecht, 1940; Lütge, F., Die landesherrlichen Urbarsbauern in Ober- und Niederbayern, 1943; Adel und Bauern im Staat des deutschen Mittelalters, hg. v. Mayer, T., 1943; Martini, F., Das Bauerntum im deutschen Schrifttum, 1944; Grass, N., Zur Kontinuität im bäuerlichen Rechte der Alpenländer, ZRG GA 66 (1948), 516; Haff, K., Der freie Bergbauer als Staatsgründer, ZRG GA 67 (1950), 394; Dollinger, P., L’évolution des classes rurales en Bavière, 1949; Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte, 1955; Niederer, A., Gemeinwerk im Wallis, 1956; Lehmann, R., Die Verhältnisse der niederlausitzischen Herrschafts- und Gutsbauern, 1956; Hofmann, H., Freibauern, Freidörfer, (in) Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 23 (1960), 195; Wopfner, H., Bergbauernbuch, 1951ff.; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Achilles, W., Vermögensverhältnisse braunschweigischer Bauernhöfe im 17. und 18. Jahrhundert, 1965; Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969; Grüll, G., Der Bauer im Lande ob der Enns, 1969; Bauer, Wort und Begriff, hg. v. Wenskus, R. u. a., 1975; Deutsches Bauerntum im Mittelalter, hg. v. Franz, G., 1976; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert, 1978; Dollinger, P., Der bayerische Bauernstand vom 9. bis zum 13. Jahrhundert, 1982 (franz. 1949); Fossier, R., Paysans d’Occident, 1984; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985, 4. A. 1987; Blickle, P., Studien zur geschichtlichen Bedeutung des deutschen Bauernstandes, 1989; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Trossbach, W., Bauern 1648–1806, 1993; Rösener, W., Die Bauern in der europäischen Geschichte, 1993; Wopfner, H., Tiroler Bergbauernbuch, hg. v. Grass, N., Bd. 1ff., 1995ff.; Epperlein, S., Bäuerliches Leben im Mittelalter, 2003; Reinle, C., Bauernfehden, 2003; Bauernleben, hg. v. Bauer, K., 2005, 2. A. 2005, 3. A. 2007, 4. A. 2014; Wiese, M., Leibeigene Bauern und römisches Recht im 17. Jahrhundert, 2006; Kissling, P., Freie Bauern und bäuerliche Bürger, 2006; Kofler, A., Bauernleben in Südtirol, 2010; Krauß, J., Ländlicher Alltag und Konflikt in der späten frühen Neuzeit, 2012
Bauerbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14./15. Jh. [StaverenStR. 189] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Dorfordnung
Bauergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1258 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Ennen, QKöln II 392] in 18 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist unter verschiedenen Namen das unter häufigem Vorsitz eines Bauermeisters in Flursachen tagende Gericht des mittelalterlich-frühneuzeitlichen Dorfes.
Lit.: Wiemann, H., Der Heimbürge in Thüringen und Sachsen, 1962
Bauermeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1159 [LübChr. I 249] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt [mnd. burmester] sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist von dem Hochmittelalter (bis zu dem Ausgang der frühen Neuzeit) der (gebietlich auch anders bezeichnete) Leiter (M.) örtlicher, meist bäuerlicher Gemeinden mit auch gerichtlichen Aufgaben.
Lit.: Schildt, B., Bauer Gemeinde Nachbarschaft, 1996
Bauernbefreiung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1863 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Knapp, G. 1887, F.) ist die Befreiung der gebietsmäßig durchaus verschieden gestellten Bauern aus der grundherrlichen Abhängigkeit an der Wende des 18. Jahrhunderts zu dem 19. Jahrhundert, die von Staatsmännern, Wirtschaftsdenkern und aufgeklärten Bürgern mit dem Ziel der Modernisierung der Landwirtschaft nach dem Vorbild Englands auch zwecks Ertragssteigerung angeregt wird. Sie beginnt nach Verbesserungen des Bauernschutzes in Preußen (1749) und Österreich (1751) in Savoyen (1761, 1771). Reformen Josephs II. in Österreich werden abgesehen von der Aufhebung der Erbuntertänigkeit nach 1789 wieder abgeschafft. In Baden wird 1787 die Leibeigenschaft aufgehoben. In Preußen erhalten von 1799 bis 1805 50000 Domänenbauern persönliche Freiheit und freies Eigentum. In dem Oktober 1807 verschafft ein preußisches Edikt bis zu dem Martinitag 1810 allen Bauern persönliche Freiheit, das Regulierungsedikt von 1811 auch Eigentum gegen Entschädigung. In dem Laufe des 19. Jahrhunderts dringt die Bauernbefreiung vor allem seit 1848 (Österreich Aufhebung der Robot, Grundentlastung) allgemein durch (beispielsweise Russland 1861). Entgegen den geäußerten Zielsetzungen bewirkt die Bauernbefreiung allerdings keine allgemeine Verbesserung der Lage der Bauern.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 174; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Grünberg, C., Die Bauernbefreiung in Böhmen, Mähren und Schlesien, Bd. 1f. 1893, Neudruck 2013; Darmstädter, P., Die Befreiung der Leibeigenen (Mainmortables) in Savoyen, 1897; Vogt, G., Die Bauernbefreiung in Mecklenburg, 1937; Conze, W., Die liberalen Agrarreformen Hannovers im 19. Jahrhundert, 1947; Conze, W., Quellen zur Geschichte der Bauernbefreiung, 1957; Engels, W., Ablösungen und Gemeinheitsteilungen in der Rheinprovinz, 1957; Schremmer, E., Die Bauernbefreiung in Hohenlohe, 1963; Winkel, H., Die Ablösungskapitalien aus der Bauernbefreiung in West- und Süddeutschland, 1968; Hippel, W. v., Die Bauernbefreiung im Königreich Württemberg, Bd. 1f. 1977; Dipper, C., Die Bauernbefreiung in Deutschland 1790-1850, 1980; Kreutzkamp, F., Bauernbefreiung auf Cappenberg, 2003; Schneider, K., Geschichte der Bauernbefreiung, 2010
Bauernkrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1526 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als ab 1524 mit einem Hinweis auf Stolze, D., Bedeutung Würtemb. f. d. Bauernkrieg und die Bezeichnung Bauernkrieg/HistVjschr. 33 [1931] 398ff. und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (zwischen 1300 und 1800) von den →Bauern gegen die →Grundherrn geführte (einzelne) Krieg. Der Bauernkrieg von 1525 gründet sich auf eine als Folge der Pest an dem Ende des Mittelalters entstandene Agrarkrise und auf die von Martin Luther (Von der Freiheit eines Christenmenschen) genährte Hoffnung auf Besserung der Lage der Unterdrückten. Nicht zuletzt wegen Luthers Anfang Mai 1525 erfolgender Stellungnahme gegen die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern enden die Bauernkriege mit Niederlagen (bei Frankenhausen, Zabern, Böblingen und Würzburg) der Bauern (etwa 100000 Tote), ohne dass diese sich jedoch vollständig entrechten lassen.
Lit.: Zimmermann, W., Allgemeine Geschichte des großen Bauernkrieges, 1841ff.; Franz, G., Der deutsche Bauernkrieg, 1933, Aktenband 1935, 14. A. 1984; Blickle, P., Die Revolution von 1525, 1975; Struck, W., Der Bauernkrieg am Mittelrhein und in Hessen, 1975; Waas, A., Der Bauernkrieg, 1995; Blickle, P., Der Bauernkrieg, 1998, 2. A. 2002; Blickle, P., Unruhen in der ständischen Gesellschaft, 1988, 2. A. 2010, 3. A. 2012; Goertz, H., Thomas Müntzer, 1989; Strunz-Happe, A., Wandel der Agrarverfassung, 2003; Fink, B., Die Böhmenkircher Bauernrevolte 1580-1582/83, 2004; Hohn, M., Die rechtlichen Folgen des Bauernkrieges von 1525, 2004; Bundschuh, hg. v. Blickle, P. u. a., 2004; Bauernkrieg zwischen Harz und Thüringer Wald, hg. v. Vogler, G., 2008; Der Oberrheinische Revolutionär, bearb. v. Lauterbach, K., 2009; Die Zwölf Artikel von 1525 und das „göttliche Recht“ der Bauern, hg. v. Hasselhoff, G. u. a., 2012; Blickle, P., Der Bauernjörg – Feldherr im Bauernkrieg, 2015; Goertz, H., Thomas Müntzer, 2015; Bauernkrieg in Franken, hg. v. Fuchs, F. u. a., 2016; „Armer Konrad“ und Tübinger Vertrag im interregionalen Vergleich, hg. v. Hirbodian, S. u. a., 2016; Bräuer, S./Vogler, G. Thomas Müntzer, 2016; Mayenburg, D. v., Gemeiner Mann und gemeines Recht – Die zwölf Artikel und das Recht des ländlichen Raums im Zeitalter des Bauernkriegs, 2018 (März 1525); Heidenreich, B., Ein Ereignis ohne Namen? Zu den Vorstellungen des Bauernkrieges von 1525 in den Schrften der Aufständischen, 2019
Bauernlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1807 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Hochmittelalter bei Orden (beispielsweise Zisterziensern) und dann in England in dem 15. Jahrhundert beginnende Einziehen wüst liegender Bauernhöfe und Aufkaufen freier Bauernhöfe durch Grundherren zwecks Vergrößerung von Grundherrschaften (beispielsweise Rittergütern in Mecklenburg und Vorpommern), das seit 1709 bzw. 1749 in Preußen verboten wird.
Lit.: Nichtweiß, J., Das Bauernlegen in Mecklenburg, 1954; Zientara, B., Die Agrarkrise in der Uckermark, (in) Feudalstruktur, Lehnbürgertum und Fernhandel 1967, 221ff.
Bauernlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das vereinzelt an einen Bauern gelangte kleine Lehen, das zwischen Lehen und Leihe steht und in das Lehensrecht nur in einzelnen Hinsichten einbezogen wird.
Bauerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 unter Bauerschaft um 800 und unter Bauernschaft 1699 bezeugt – nicht in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen unter Bauernschaft – als Ansatz – nicht und unter Bauerschaft ab 1180 [OsnabrUB. I 310] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – unter Bauernschaft – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die als Einheit verstandene Nachbarschaft, vor allem auf dem Land, aber zeitweise auch in niederdeutschen Städten.
Lit.: Lappe, J., Die Bauerschaften der Stadt Geseke, 1908; Lappe, J., Eine „untergegangene“ Bauerschaft, ZRG GA 32 (1911), 229; Lappe, J., Die Bauerschaften und Huden der Stadt Salzkotten, 1912
Bauersprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, nicht in DW2 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. Anh. 9] belegt [mnd. bursprake], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Versammlung der Nachbarn in Stadt und Dorf, in der das geltende Recht verkündet wird und bei Bedarf allgemeine Angelegenheiten beraten werden.
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Baulast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur durch einen Hinweis auf Stutz, Kirchenrecht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem späten 20. Jahrhundert in Deutschland das sich nicht bereits aus öffentlichrechtlichen Vorschriften ergebende, also freiwillig gegenüber der Bauaufsichtsbehörde übernommene, ein Grundstück betreffende Tun, Dulden oder Unterlassen eines Eigentümers. →Kirchenbaulast
Lit.: Döring, C., Die öffentliche Baulast, 1994; Grahm, N., Kommunale Kirchenbaulasten im Gebiet des ehemaligen Großherzogtums Baden, 2012
Baum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 belegt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Herkunft ungeklärt, M.) ist die verholzte, aus Wurzel, Stamm und Krone bestehende und auf dem Land wachsende große Pflanze
Lit.: Demandt, A., Über allen Wipfeln – Der Baum in der Kulturgeschichte, 2002; Demandt, A., Der Baum, 2. A., 2014
Bauordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1564 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1579 [WürtLTA.2 II 101] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit der frühen Neuzeit zunächst in Städten sichtbare rechtliche Ordung für das Errichten von Bauwerken.
Lit.: Bauer, C., Anspruch und Wirklichkeit landesherrlicher Baugesetzgebung, Diss. jur. Marburg 1991; 100 Jahre Allgemeines Baugesetz Sachsen, hg. v. Bauer, H. u. a., 2000; Bauen nach Vorschrift?, hg. v. Spohn, T., 2002; Sokull, J., Baurecht und kommunale Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 2010 (gedruckt 2012); Feldmann, E., Bauordnungen und Baupolizei, 2011; Quellen zum Bau- und Enteignungsrecht (1940-1958), hg. v. Schubert, W., 2016
Baurecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1125 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1120 [GenesisM. 87, 9], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der Rechtssätze, die sich auf die Zulässigkeit und die Grenzen bzw. die Ordnung und die Förderung der Errichtung und wesentlichen Veränderung von baulichen Anlagen sowie auf deren bestimmungsgemäße Nutzung beziehen. Ursprünglich gilt für das Baurecht der Grundsatz der Baufreiheit des Grundstücksberechtigten (so noch das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794 in I 8 § 65). Seit dem Hochmittelalter finden sich erste Einschränkungen in den verdichtet besiedelten Städten. Dem folgen allmählich zahlreiche einzelne Polizeiverordnungen, Erlässe und Entschließungen der Landesherren. Sie werden in der Mitte des 19. Jahrhunderts durch allgemeine Regelungen ersetzt (München 1863, Bayern 1864, Baden 1868, Sachsen 1868/1869, Preußen 1871, Württemberg 1872, Sachsen Baugesetz 1900, Bayern Bauordnung 1901, Preußen Wohnungsgesetz 1918, Deutsches Reich Baugestaltungsverordnung 1936), die mit zunehmender Besiedlungsdichte immer stärkere Beschränkungen aufnehmen, so dass der Grundsatz der Baufreiheit in erheblichem Umfang zu einem bloßen Grundsatz eingeengt wird (Bundesbaugesetz 1960, Baunutzungsverordnung 1962, Städtebauförderungsgesetz 1971, Baugesetzbuch 1986, Arbeitsstättenverordnung 2004). Als Baurecht wird in Österreich das →Erbbaurecht bezeichnet.
Lit.: Köbler, DRG 152, 198, 259, 269; Grein, F., Baurecht nach den Vorschriften des allgemeinen Landrechts, 1863; Urschlechter, A., Das Baurecht der Stadt Nürnberg, Diss. jur. Erlangen 1940; Gönnenwein, O., Die Anfänge des kommunalen Baurechts, (in) FG H. Fehr, 1948, 71; Pirson, D., Das Baurecht des fürstlichen Absolutismus im hohenzollerischen Franken, 1961; Buff, A., Die bestimmenden Faktoren der deutschen Bauordnungen, 1970; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Ries, P., Bauverträge im römischen Recht, Diss. jur. München 1989; Bauer, C., Anspruch und Wirklichkeit landesherrlicher Baugesetzgebung, Diss. jur. Marburg 1991; 100 Jahre Allgemeines Baugesetz Sachsen, hg. v. Bauer, H. u. a., 2000; Binding, G./Linscheid-Burdich, S., Planen und Bauen im frühen und hohen Mittelalter, 2002; Bauen nach Vorschrift?, hg. v. Spohn, T., 2002; Kocken, E., Van bouwen, 2004; Untermann, M., Architektur im frühen Mittelalter, 2006; Sokull, J., Baurecht und kommunale Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 2010 (gedruckt 2012); Feldmann, E., Bauordnungen und Baupolizei, 2011; Quellen zum Bau- und Enteignungsrecht (1940-1958), hg. v. Schubert, W., 2016
Bausparkasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1885?, F.) ist die vorchristlichen Anfängen in China folgende genossenschaftlich organisierte →Sparkasse, die meist nach einer Ansparzeit Darlehen zu Bauzwecken an Genossen vergibt. Die erste Bausparkasse wird 1775 in Birmingham gegründet (Ketley’s Building Society, 1831 Oxford Provident Building Association in Frankfort/Pennsylvania). In Deutschland stammt die älteste Bausparkasse von 1885 (Bielefeld, Bausparkasse für jedermann, 1924 Bausparkasse Wüstenrot).
Lit.: Köbler, DRG 241; Lehmann, W., Die Bausparkasse, 5. A. 1977
Bautzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Eide, Statuten und Prozesse, hg. v. Schwerhoff, G. u. a., 2002
Bayer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch – ausgenommen Saubayer – und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar - 6. Jh. -, M.) ist der Angehörige des aus streitigen Grundlagen (Bojern, Alemannen, Walchen) erwachsenden, zu dem 6. Jahrhundert (Jordanes) erstmals genannten, zwischen Alpen und Donau siedelnden Volkes. Die Bayern geraten schon früh unter die Herrschaft der →Franken. Um 740 werden für die Bayern von Bonifatius Bistümer eingerichtet (Passau, Salzburg, Freising, Regensburg, Eichstätt). Wohl vor 743 zeichnen die Bayern nach dem Vorbild der Alemannen ihr Recht auf (→Lex Baiwariorum). Ihr dem bereits in dem 6. Jahrhundert nachweisbaren Geschlecht der Agilolfinger angehörender König Tassilo III. wird 788 von Karl dem Großen abgesetzt. Später gelangen die Bayern (bzw. gelangt das um 950 seine weiteste Ausdehnung findende Gebiet der Bayern als Herzogtum) nacheinander an die Luitpoldinger (Anfang 10. Jahrhundert), das 976 unter Kaiser Otto II. Kärnten und die Ostmark abtrennende sächsische (bzw. ottonische) sowie danach das salische Königshaus, die Welfen (1070-1138), die Babenberger (1139-1156), die Welfen (1156) und nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180, ohne die verselbständigte Steiermark) an die →Wittelsbacher.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 75, 131, 139, 192, 256; Monumenta Boica, ed. Academia Scientiarum Boica, Bd. 1ff. 1763ff.; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Baierns, Bd. 1f. 1889ff.; Gutmann, F., Die soziale Gliederung der Bayern zur Zeit des Volksrechtes, 1906; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Stowasser, O., Das Land und der Herzog in Bayern und Österreich, 1925; Spindler, M., Die Anfänge des bayrischen Landesfürstentums, 1937; Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich, 1970ff. (2012 -eig); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1472,2634, 3,3,3697; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 2. A. 1981, z. T. 3. A.ff. 1995ff.; Schmid, A., Das Bild des Bayernherzogs Arnulf (907-937), 1976; Conversio Bagoariorum et Carantanorum, hg. v. Wolfram, H., 1979, 2. A. 2012; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 1983, 3. A. 2004; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum, 1989; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 1989, 2. A. 1992; Wolf, G., Bemerkungen zur Geschichte Herzog Tassilos III. von Bayern (748-788), ZRG GA 109 (1992), 353; Prinz, F., Die Geschichte Bayerns, 1997; Liebhart, W., Bayerns Könige, 1997, 2. A. 1997; Fait, B., Demokratische Erneuerung, 1998; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, 2000; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 2001; Störmer, W., Die Baiuwaren, 2002; Bayerische Verfassungsurkunden, bearb. v. Wenzel, A., 4. A. 2002; Schauplätze der Geschichte der Bayern, hg. v. Schmid, A. u. a., 2003; Holzfurtner, L., Gloriosus dux, 2003; Freund, S., Von den Agilolfingern zu den Karolingern, 2004; Lackner, I., Herzog Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450-1479), 2011; The Baiuvarii and Thuringi, hg. v. Fries-Knoblach, J. u. a., 2014; Wolfram, H., Tassilo III., 2016
bayerisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Bayern betreffend
Bayerisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1616 ist das von Herzog Maximilian (1597-1651) seinem Land →Bayern gegebene einheitliche →Landrecht.
Lit.: Schuppenies, P., Die Bürgschaft im bayerischen Landrecht, Diss. jur. Mannheim 1975
Bayerisches Oberstes Landesgericht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in Wahrung der Erinnerung an Bayern als unabhängigen deutschen Staat (1806-1871) beibehaltene, über mehreren bayerischen Oberlandesgerichten (München, Nürnberg, Bamberg) stehende oberste Gericht (Oberappellationsgericht) der ordentlichen Gerichtsbarkeit in Bayern. Es geht auf das auf Grund eines kaiserlichen, von dem Reichskammergericht befreienden Privilegs an dem 17. 4. 1625 verfügte Revisorium (Revisionsgericht) Bayerns zurück, das 1809 durch das Oberappellationsgericht in München abgelöst wird. Eingerichtet wird es durch das bayerische Ausführungsgesetz zu dem Gerichtsverfassungsgesetz von dem 23. 2. 1879. Von dem 1. 4. 1935 bis 1. 1. 1948 war es aufgehoben. Ab 1. 1. 2005 ist es auf Verlangen des seinerzeitigen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber für Neueingänge durch die Oberlandesgerichte München, Nürnberg und Bamberg ersetzt, zu dem 30. 6. 2006 auch für anhängige Sachen aufgehoben, auf Betreiben des Ministerpräsidenten Markus Söder aber in dem Juli 2018 zu dem 15. 9. 2018 mit verschiedenen Zuständigkeiten wieder errichtet.
Lit.: Merzbacher, F., 350 Jahre Bayerisches Oberstes Landesgericht, (in) Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 509; Das Bayerische Oberste Landesgericht, hg. v. Herbst, G., 1993; Demharter, J., 375 Jahre Bayerisches Oberstes Landesgericht, (in) NJW 2000, 1154; Hettler, F., Das bayerische oberste Landesgericht, (in ) Bayern und Europa, 2005; Hirsch, G., Die Auflösung des bayerischen obersten Landesgerichts, (in) NJW 2006, 3255
Bayerisches Strafgesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von 1813 ist das von →Feuerbach erarbeitete Strafgesetzbuch →Bayerns, das unter der Theorie des psychologischen Zwanges die wechselseitige Freiheit aller Bürger dadurch schützen will, dass es den Straftatbestand möglichst genau festlegt.
Lit.: Feuerbach, P., Lehrbuch des gemeinen, in Deutschland geltenden peinlichen Rechts, 1801, 14. A. 1847; Schubert, G., Feuerbachs Entwurf zu einem Strafgesetzbuch für das Königreich Bayern, 1978
Bayerische Zivilprozessordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) von dem 29. 4. 1869 ist das an dem 1. 7. 1870 den älteren (lat.) →Codex (M.) iuris Bavarici iudiciarii (von 1753) ablösende, bis 1879 geltende Zivilprozessgesetz →Bayerns.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ZPOBayern1869.pdf, Bayerische Zivilprozessordnung, 1869
Bayern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von den Bayern (→Bayer) bewohnte Gebiet. Seit 1255 wird das mit dem (lat. [N.]) privilegium minus (kleineren Privileg) von 1156 bei der Abteilung Österreichs als eigenes Territorialherzogtum erkennbare, 1180 an die Grafen von Wittelsbach (Wittelsbacher, Otto I.) verlehnte, 1214 um die Pfalzgrafschaft bei Rhein erweiterte, durch die Ausbildung der Hochstifte Augsburg, Passau, Freising, Regensburg und Salzburg aber geschmälerte Land Bayern mehrfach geteilt (1255 Oberbayern mit Pfalzgrafschaft, Niederbayern, bis 1346). 1329 werden in dem Hausvertrag von Pavia (aus Oberbayern) Oberpfalz (in dem Nordgau) und Pfalz einer eigenen Linie überantwortet (mit Kurwürde seit 1356). 1335/1346 gibt Kaiser Ludwig der Bayer dem Teil Oberbayern ein Landrecht. Nach seinem Tode (1347) wird das um Holland und Brandenburg vergrößerte Land erneut geteilt. Durch die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. von 1356 wird die Kurwürde der Pfalzgrafschaft bei Rhein zugeteilt. 1474 gibt Herzog Ludwig der Reiche, der Gründer der Universität Ingolstadt (1472, 1800 Landshut, 1826 München), Niederbayern eine Landesordnung, die 1501 ergänzt wird (vgl. auch das Landgebot von Bayern-München von 1500). Nach dem Landshuter Erbfolgekrieg wird nach Schaffung des Fürstentums Pfalz-Neuburg (junge Pfalz) 1506 die Unteilbarkeit des wiedervereinigten Landes festgelegt, 1516 eine Landesfreiheitserklärung, 1516/1520 eine (vielleicht von Augustin Köllner endredigierte, 1520 um 20 Seiten gekürzte) Landesordnung, 1518 eine Landrechtsreformation (zu dem Landrecht von 1335/1346), 1520 eine Gerichtsordnung, 1553 eine Landesordnung und 1616 durch den die Landstände weiter zurückdrängenden, aber nicht entmachtenden Herzog Maximilian (1598-1651) ein einheitliches Landrecht geschaffen. 1623 wird Bayern Kurfürstentum. 1669 findet der zunächst letzte Landtag in Bayern statt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wird das Recht unter Wiguläus von Kreittmayr in dem (lat.) →Codex (M.) iuris Bavarici criminalis (1751, Bayerisches Strafgesetzbuch), in dem →Codex iuris Bavarici iudiciarii (1753, Bayerisches Gerichtsverfahrensgesetzbuch) und in dem →Codex Maximilianeus Bavaricus civilis (1756, Maximilianisches Bayerisches Zivilgesetzbuch) zusammengefasst und 1768 durch ein (lat. [N.]) Compendium Codicis Bavarici Civilis, Judiciarii, Criminalis et Annotationum – oder Grundriss der gemein- und bayerischen Privatrechtsgelehrsamkeit (Kreittmayrs) 1768 ergänzt. 1777 kommen Pfalz (abgesehen von der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken) und Bayern in der Pfälzer Linie (Carl Theodor aus der Nebenlinie Sulzbach-Hilpoltstein, der 1742 Jülich und Berg erheiratet und zudem Bergen op Zoom, Pfalz-Sulzbach, Neuburg und die Kurpfalz erbt) wieder zusammen. 1779 geht das Innviertel an Österreich verloren. 1799 erbt die Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken (Max Joseph) alle Güter. Zwischen 1803 und 1816 gewinnt das zu dem 1. 1. 1806 zu einem Königreich aufgestiegene, auch wegen der Bedrohung durch Habsburg/Österreich dem Rheinbund bzw. Napoleon angeschlossene und zu dem 6. 8. 1806 souverän gewordene Bayern große ursprünglich schwäbische und fränkische Gebiete (Würzburg, Bamberg, Augsburg, Freising, Teile von Eichstätt und Passau, 1806 Ansbach, Bayreuth). An dem 1. 5. 1808 entsteht zwecks Verhinderung einer zentralistischen Gestaltung des Rheinbundstatuts und einer Einmischung Napoleons in die inneren Angelegenheiten Bayerns eine Verwaltung und Gerichtsbarkeit umfassend modernisierende, von 23 Edikten und Verordnungen ergänzte Konstitution (Verfassung) und 1813 durch Feuerbach ein moderneres Strafgesetzbuch. Als Ersatz für die Gebiete der rechtsrheinischen Pfalz um Heidelberg und Mannheim (1803 an Baden) wird in dem Münchener Vertrag von 1816 für Bayern die auf linksrheinische Gebiete beschränkte Rheinpfalz geschaffen. An dem 26. 5. 1818 erhält Bayern eine Verfassung (mit Kammer der Reichsräte und Kammer der Abgeordneten). 1871 wird Bayern Teil des Deutschen Reiches. 1918 wird das Königreich zu einem Freistaat mit einer Verfassung von dem 14. August 1919, an den 1920 Coburg angegliedert wird, der aber 1945 alle linksrheinischen Gebiete (Pfalz) an das neue (Land) Rheinland-Pfalz verliert. An dem 1. 12. 1946 wird innerhalb der Besatzungszone der Vereinigten Staaten von Amerika eine neue Verfassung für Bayern, das einen besonderen Verfassungsgerichtshof erhält, angenommen. 1949 wird Bayern mit seinen (noch) sieben Regierungsbezirken Oberbayern, Niederbayern, Schwaben, Oberpfalz. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken ein Teil der Bundesrepublik Deutschland, in dem die Christlich Soziale Union (CSU) lange Zeit den Ministerpräsidenten stellt.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/LandesordnungBayern1516.htm; Kreittmayr, W., Anmerkungen über den Codicem Maximilianeum Bavaricum Civilem, Bd. 1ff. 1791ff.; Schreiber, F., Maximilian der Gute, 1863 (1727-1777); Riezler, S. v. Geschichte Bayerns, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1964; Gengler, H., Beiträge zur Rechtsgeschichte Bayerns, 1889; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsverfassung Bayerns, 1929; Wüstendörfer, M., Das baierische Strafrecht des 13. und 14. Jahrhunderts, 1942; Historischer Atlas von Bayern, hg. v. d. Kommission für bayerische Landesgeschichte, Teil Altbayern Heft 1ff. 1950ff., Teil Franken 1951ff., Teil Schwaben 1952ff.; Rall, H., Kurbayern in der letzten Epoche der alten Reichsverfassung, 1952; Lieberich, H., Zur Feudalisierung der Gerichtsbarkeit in Bayern, ZRG GA 71 (1954), 243; Wilhelm, R., Rechtspflege und Dorfverfassung nach niederbayrischen Ehehaftsordnungen, 1954; Fried, P., Herrschaftsgeschichte der altbayerischen Landgerichte Dachau und Kranzberg, 1962; Schöll, W., Der Codex Juris Bavarici Judiciarii im Vergleich mit den prozessrechtlichen Bestimmungen der Bayerischen Gesetzgebung von 1616, Diss. jur. München 1965; Grasser, W., Johann Freiherr von Lutz 1826-1890, 1967; Hofmann, S., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180/1214 bis 1255/1294, 1967; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 1ff. 1967ff.; Dollinger, H., Studien zur Finanzreform Maximilians I. von Bayern in den Jahren 1598-1618, 1968; Peitzsch, Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Ostadal, H., Die Kammer der Reichsräte in Bayern von 1819-1848, 1968; Hüttl, L., Caspar von Schmid (1622-1693), 1971; Weis, E., Montgelas, 1971; Mößle, W., Bayern auf den Dresdener Konferenzen 1850/51, 1972; Repräsentation und Parlamentarismus in Bayern, Bd. 1 1974; Dokumente zur Geschichte von Staat und Gesellschaft in Bayern, hg. v. Bosl, K. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Rankl, H., Staatshaushalt, Stände und „gemeiner Nutzen“ in Bayern 1500 bis 1516, 1976; Was früher in Bayern alles Recht war, hg. v. Eberle, R., 1976; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Kraus, A., Geschichte Bayerns, 1983, 3. A. 2004; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W. u. a., 1983; Demel, W., Der bayerische Staatsabsolutismus 1806/1808-1817, 1983; Kraus, A., Grundzüge der Geschichte Bayerns, 1984; Sandberger, A., Altbayerische Studien zur Geschichte von Siedlung, Recht und Landwirtschaft, 1985; Junkelmann, M., Napoleon und Bayern, 1985; Christoffer af Bayerns breve 1440-1448, hg. v. Olesen, J., 1986; Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Bayern von 1811, hg. v. Demel, W. u. a., 1986; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen der Pfalzgrafen, 1986; Weiß, J., Die Integration der Gemeinden in den modernen bayerischen Staat, 1986; Schmid, A., Maximilian III. und die europäischen Mächte, 1987; Fischer, S., Der geheime Rat und die geheime Konferenz unter Kurfürst Karl Albrecht von Bayern 1726-1745, 1987; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 1989, 2. A. 2004; Kraus, A., Maximilian – Bayerns großer Kurfürst, 1990; Burgmair, W., Die zentralen Regierungsstellen des Kurfürsten Maximilian (1745-1777), 1992; Rall, H., Kurfürst Karl Theodor, 1993; Treml, M., Geschichte des modernen Bayern, 1994, 2. A. 2000; Bayerisches Wörterbuch, hg. v. d. Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1ff. 1995ff. (rund 25000 Stichwörter, 2011 von a bis bowidl/powidl); Der bayerische Landtag, hg. v. Ziegler, W. u. a., 1995; Leeb, J., Wahlrecht und Wahlen zur zweiten Kammer, 1996; Regierungsakten des Kurfürstentums und Königreichs Bayern 1799-1815, bearb. v. Schimke, M., 1996; Albrecht, D., Maximilian von Bayern 1573-1651, 1998; Heydenreuter, R., Kriminalgeschichte Bayerns, 2003; Biebl, G., Bayerns Justizminister v(on) Fäustle und die Reichsjustizgesetze, 2003; Franz, M., Die Landesordnung von 1516/1520, 2003; Die Protokolle des bayerischen Ministerrates, hg. v. d. historischen Kommission bei der bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 1ff. 2003ff.; Fiedler, B., Der rheinbayerische Kassationsgerichtshof, 2004; Schlosser, H., Agnes Bernauerin (1410-1435), ZRG GA 122 (2005), 263; Weis, E., Montgelas, 2005; Bayern mitten in Europa, hg. v. Schmid, A. u. a., 2005; Krey, H., Herrschaftskrisen und Landeseinheit, 2005; Kummer, K., Landstände und Landschaftsverordnung unter Maximilian I. von Bayern (1598-1651), 2005; Tassilo III. von Bayern, hg. v. Kolmer, L., 2005; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten, 2005; Körner, H., Geschichte des Königreichs Bayern, 2006; Bayerisches Hauptstaatsarchiv, 2. A. neubearb. v. Wild, J. u. a., 2006; Schwertmann, M., Gesetzgebung und Repräsentation im frühkonstitutionellen Bayern, 2006; Handbuch der historischen Stätten, Bayern, 3. A., Bd. 1f., hg. v. Körner, H. u. a., 2006; Volkert, W., Geschichte Bayerns, 3. A. 2007; Bayern – Böhmen – 1500 Jahre Nachbarschaft, 2007; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Weiß, D., Kronprinz Rupprecht von Bayern, 2007; Deutsches Verfassungsrecht, hg. v. Kotulla, M., Bd. 2 2007 (rund 340 Dokumente); Landesordnung und gute Policey, hg. v. Gehringer, H. u. a., 2008; Häfner, H., Ein König wird beseitigt. Ludwig II. von Bayern, 2008; Die bayerische Konstitution von 1808, hg. v. Schmid, A., 2009; Glasauer, B., Herzog Heinrich XVI. (1393-1450), 2009; Rumschöttel, H., Ludwig II. von Bayern, 2011; Bibliographie zur Geschichte des bairischen Baierns, hg. v. Müller, M., Bd. 1ff. 2011ff.; Gahlen, G., Das bayerische Offizierskorps 1815-1866, 2011; Die Anfänge Bayerns, hg. v. Fehr, H. u. a., 2012; Faußner, H., Die römische generalstabsmäßige Ansiedlung der Bajuwaren, 2013; Immler, G., Die Wittelsbacher, 2013; Hilmes, O., Ludwig II. - Der unzeitgemäße König, 2013; Tauber, C., Ludwig II., 2013; Ehberger, W., Bayerns Weg zur parlamentarischen Demokratie, 2013; Die Regesten der Herzöge von Bayern 1180-1231, bearb. v. Schlütter-Schindler, G., 2013 (49 für Otto I., 626 für Ludwig I.); Faußner, H., Die bayerische Herzogsdynastie der Agilolfinger (578-788), 2014; Flurschütz, B., Die bayerische Popularklage, 2014; Junkelmann, M., Napoleon und Bayern, 2014; März, S., Ludwig III. Bayerns letzter König, 2014; Paulus, C., Machtfelder, 2015; Ruf, C., Die bayerische Verfassung vom 14. 8. 1919, 2015; Möller, H., Franz Josef Strauß, 2015; Die bayerischen Kommerzienräte, hg. v. Krauss, M., 2016 (Sammelband); Ruppert, K., Die Pfalz im Königreich Bayern, 2017; Handbuch der bayerischen Geschichte, begründet v. Spindler, M., neu hg. v. Schmid, A., Bd. 1 2017; Bäuml, M., Kulturpolitik gegen die Krise der Demokratie, 2018; Hille, M., Revolutionen und Weltkriege – Bayern 1914 bis 1945, 2018; Krauss, M., „Ich habe dem starken Geschlecht überall den Fehdehandschuh hingeworfen“ – Das Leben der Lola Montez, 2020
be (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google besonders belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel) bei, zu
Beamte →Beamter
Beamtenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die sich als Rechtsgebiet seit dem 19. Jahrhundert entwickelnde Gesamtheit der den →Beamten betreffenden Rechtssätze (Ansätze in dem 17. Jahrhundert und in einem Reichshofratsprozess von 1776, in dem der Reichshofrat seinen Schutz einem ohne gerichtliches Urteil entschädigungslos und unehrenhaft entlassenen Beamten gewährt).
Lit.: Bader, K., Die Rechtsprechung des Reichshofrats und die Anfänge des territorialen Beamtenrechts, ZRG GA 65 (1947), 363; Dold, I., Die Entwicklung des Beamtenverhältnisses im Fürstentum Fürstenberg, 1961; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue im preußischen Beamtenrecht, 1973
Beamter, Beamte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1336 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Beamte 1552 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, aus Beamteter, M.) in dem beamtenrechtlichen Sinn ist, wer unter Aushändigung einer Urkunde bei einer juristischen Person des öffentlichen Rechtes in das Beamtenverhältnis als ein öffentliches Dienstverhältnis und Treueverhältnis berufen worden ist. Insofern gibt es vor dem in dem Mittelalter entstehenden Territorialstaat keine eigentlichen Beamten, sondern nur Amtsträger. Für diese setzt sich in dem fränkischen Reich das Lehnsprinzip durch. Vielleicht seit dem 13. Jahrhundert (bzw. der ausgehenden Stauferzeit) wird der belehnte Adelige durch den festbesoldeten, absetzbaren und zunehmend fachlich geschulten Beamten ersetzt. Schon in dem 17. Jahrhundert kann dieser wegen seiner wohlerworbenen Rechte nicht mehr ohne gerichtliches Urteil entschädigungslos seines Amtes enthoben werden. In dem 18. Jahrhundert werden Beamte in Preußen unter den Königen Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. zu Pflichtbewusstsein, Sachkenntnis, Pünktlichkeit und Unbestechlichkeit erzogen. Allgemeine Regeln über die als Zivilbediente bezeichneten Beamten enthält das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794 (II 10 §§ 68ff.). Dort ist der Beamte nicht länger Fürstendiener, sondern Staatsdiener. 1850 schreibt die preußische Verfassungsurkunde in den Artikeln 87ff. für die richterlichen Beamten moderne Grundsätze fest, welche die Weimarer Reichsverfassung in den Artikeln 128ff. auf alle Beamten erweitert. In Österreich wird die dienstrechtliche Stellung allgemein durch die Dienstpragmatik von dem 25. 1. 1914 geregelt (RGBl. 1914, 15). In dem Deutschen Reich werden die Beamten ab dem 30. 1. 1933 auf die nationalsozialistische Ideologie Adolf Hitlers ausgerichtet (Gesetz zu der Wiederherstellung des Berufsbeamtentums von dem 7. 4. 1933, maßregelt durchschnittlich 6-8% der Beamten). 1949 werden die hergebrachten Grundsätze des (wiederhergestellten) Beamtentums in Art. 33 GG aufgenommen., während die Deutsche Demokratische Republik den Beamten zu einem öffentlichen Arbeitnehmer macht. Wichtigste Beamtengesetze in der Bundesrepublik Deutschland sind das Bundesbeamtengesetz und das Beamtenrechtsrahmengesetz sowie die Landesbeamtengesetze. Österreich schafft an dem 2. 6. 1977 ein Beamtendienstrechtsgesetz. Wegen der hohen Personalkosten ist in der Gegenwart streitig, welche Staatstätigkeit von Beamten ausgeübt werden muss. Das Beamtenrechtsrahmengesetz der Bundesrepublik Deutschland wird mit Wirkung von dem 1. 4. 2009 durch das an dem 19. 6. 2008 verkündete Beamtenstatusgesetz ersetzt.
Lit.: Köbler, DRG 151, 197, 217, 225, 233, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Gönner, T., Der Staatsdienst, 1808; Kamptz, K. u. a., Über die Entschädigungsberechtigung der Staatsdiener bei Aufhebung ihrer Stellen, 1808; Isaacsohn, S., Geschichte des preußischen Beamtentums, Bd. 1ff. 1874ff., Neudruck 1962; Cohn, W., Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien, 1925; Bader, K., Die Rechtsprechung des Reichshofrates und die Anfänge des territorialen Beamtenrechts, ZRG GA 65 (1947), 363; Wyluda, E., Lehnrecht und Beamtentum, 1969; Rejewski, H., Die Pflicht der politischen Treue im preußischen Beamtenrecht (1850-1918), 1973; Wunder, B., Privilegierung und Disziplinierung, 1978; Hattenhauer, H., Geschichte des Beamtentums, 1980, 2. A. 1993; Schimetschek, B., Der österreichische Beamte, 1984; Megner, K., Beamte, 1985; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum, 1986; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Heindl, W., Gehorsame Rebellen, 1991; Kittel, E., From Ad Hoc to Routine, 1991; Mühl-Benninghaus, S., Das Beamtentum in der NS-Diktatur, 1996; Wunder, B., Die badische Beamtenschaft, 1998; Heyen, E., Pastorale Beamtenethik 1650-1700, (in) HZ 280 (2005) 345; Hesse, C., Amtsträger der Fürsten im spätmittelalterlichen Reich, 2005 (7468 Kurzbiographien); Krause, F., Die hergebrachten Grundsätze des Berufsbeamtentums, 2008; Herlemann, H., Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 (BBG), ZRG GA 126 (2009), 296; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Forgács, P., Der ausgelieferte Beamte, 2015
Beati possidentes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.Pl.]) die glücklichen Besitzenden (sind in einem Rechtsstreit auf Grund der bloßen Tatsache des Besitzes gegenüber einem nicht besitzenden Kläger bereits in einem tatsächlichen Vorteil).
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Euripides 485/480-406 v. Chr.)
Beaumanoir, Philippe de Rémi, Herr (Seigneur) von (um 1247-7. 1. 1296), nachgeborener Sohn des bailli (Amtmanns) des Gâtinais, wird nach dem Studium des Rechtes in Orléans und vielleicht Bologna 1279 bis 1283 bailli der Grafschaft Clermont in Beauvaisis in der Île-de-France Frankreichs bei Paris. Zwischen 1280 und 1283 verfasst er (rund sechzig Jahre nach dem Sachsenspiegel Eikes von Repgow) Li livres des coustumes et des usages de Beauvoisins (Coutumes de Beauvaisis, Gewohnheitsrecht, Rechtsbuch), die teils das Bestehende bewahren, teils aber auch verändern. Später erhält er hohe königliche Ämter. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 103; Philippe de Beaumanoir, Coutumes de Beauvaisis, hg. v. Salmon, A., Bd. 1f. 1899, Neudruck 1970; Bordier, H., Philippe de Remi, sire de Beaumanoir – jurisconsulte et poète national du Beauvaisis, 1246-1996, 1980; Actes du colloque international Philippe de Beaumanoir et les coutumes de Beauvaisis, 1283-1983, hg. v. Bonnet-Laborderie, P., 1983
Beaumont-en-Argonne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) bei Reims ist die 1182 von dem Erzbischof von Reims geförderte neue freie Siedlung, mit deren Recht viele Orte in dem Westen des deutschen Reiches bewidmet werden. S. Google, →Loi de Beaumont
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 221; Bonvalot, E., Le tiers état d’après la charte de Beaumont, 1884
Bebenhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Das Bebenhäuser Urbar von 1356, bearb. v. Wille, W. 2015
Bebenburg → Lupold von Bebenburg, s. Google
Beccaria, Cesare Graf von, eigentlich Bonesana (Mailand 15. 3. 1738-Mailand 28. 11. 1794), nach dem Rechtsstudium in Parma (1754-1758) 1768-1771 Professor der Kameralistik in Mailand, danach in dem Dienst der Lombardei Österreichs, verfasst 1764 zunächst anonym das Werk (it.) Dei delitti e delle pene (Von den Verbrechen und den Strafen). Darin verlangt er in übertreibender Abgrenzung von dem zeitgenössischen Strafrecht die Durchsetzung des Grundsatzes (lat.) nulla poena sine lege (keine Strafe ohne Gesetz), die regelmäßige Ersetzung der Todesstrafe durch lebenslängliche Zwangsarbeit, die Abschaffung der Folter, die Öffentlichkeit der Strafgerichtsverhandlung, das Verbot der Willkür bei Strafverfolgung, die Beachtung der Nützlichkeit gegenüber der bloßen Vergeltung sowie die Bekämpfung des Verbrechens durch aufgeklärte Bildung. Dies hat Auswirkungen auf das Erzherzogtum Toskana des Habsburgers Leopolds II. Gegner Beccarias ist Immanuel Kant. S. Google
Lit.: http://koeblergerhard.de/Fontes/BeccariaCesareDeiDelittiEDellePene1764.htm; Köbler, DRG 158; Beccaria, Gesamtausgabe in 16 Bänden, Bd. 1ff. 1984ff; Cesare Beccaria, hg. v. Deimling, G., 1989; Weis, E., Cesare Beccaria (1738-1794), 1992; Beccaria et la culture juridique des lumières, hg. v. Porret, M., 1998; Edizione nazionale delle opere di Cesare Beccaria, Bd. 3 Scritti economici, hg. v. Gaspari, G., 2014; Di Renzo Villata, G., Beccaria und die Anderen – Zur Strafrechtswissenschaft der frühen Neuzeit, 2016
Bedarf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224? und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bedürfnis, Notwendigkeit
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Bede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über bitten und Bitte über das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem deutschen Mittelalter die in dem Hinblick auf eine bestimmte Notlage von einem Herrn (durch Bitte) erbetene und von den Betroffenen durch Zustimmung bewilligte, in ihrer Höhe vermögensabhängige →Abgabe in Geld seit etwa dem 11. Jahrhundert. Innerhalb der als Einheit bedepflichtigen Stadt trifft die Bede als Umlage den Bürger. Später wird die (erbetene) Bede von der (angeordneten) Steuer verdrängt (beispielsweise Bayern 1292, 1295, 1304, 1309).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 113; Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Waas, A., Vogtei und Bede, 1919; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im Mittelalter, 1996
bedingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt –13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jahrhundert [Judith 128] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einschränken, vereinbaren
Bedingung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1302 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [ArnstadtUB. 36] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bedingen ab 11. Jahrhundert bzw. um 1250) ist das zukünftige ungewisse Ereignis, von dessen Eintritt die Folgen einer menschlichen Erklärung abhängig gemacht werden. Die Bedingung ist aufschiebend oder auflösend bereits dem frühen römischen Privatrecht bekannt (lat. [F.] →condicio). Mit diesem wird sie in weiten Teilen Europas seit dem Mittelalter aufgenommen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) folgt dem von Windscheid (Die Wirkung der erfüllten Bedingung, 1851) eingenommenen Standpunkt, dass die erfüllte aufschiebende Bedingung regelmäßig keine rückwirkende Kraft hat und während der Schwebezeit eine Gebundenheit des bedingt Verpflichteten zu Gunsten des bedingt Berechtigten für den Fall des Eintritts der Bedingung besteht.
Lit.: Kaser § 10; Schiemann, G., Pendenz und Rückwirkung der Bedingung, 1973; Scheltema, A., De goederechtelijke werking van de ontbindende voorwarde, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
bedürfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) benötigen, brauchen
beerben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.), Erbe (M.) sein (V.), erben, vererben
beerbt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nur in dem Zeitwort beerben bezeugt – 13. Jahrhundert als beerben in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Verb beerben in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar), mit einem (Abkömmling als) Erben versehen (Adj.)
Beeskow (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt). S. Google
Lit.: Urkunden der Stadt Beeskow, bearb. v. Beck, F., 2003
befangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als Verb um 800 und als Part. Prät. um 1120/1130 bezeugt – 8./18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 94] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fangen
Befangenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1075 bezeugt - 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv befangen um 1120/1130, Verb befangen um 800) ist die Voreingenommenheit oder das Fehlen der Unvoreingenommenheit bzw. der sachlichen Einstellung unabhängig von persönlichen Neigungen. Insbesondere von Richtern wird schon früh verlangt, dass sie unparteilich vorgehen. Allgemein wird die Befangenheit erst in dem 18. Jahrhundert erfasst.
befestigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1302 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [MansfeldKlUB. 430] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fest machen
Befestigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1435 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1332 [Lünig, RA. XIII 1287] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb befestigen 1302) ist vor allem die künstliche menschliche Schutzvorrichtung (beispielsweise durch Mauern) eines Ortes gegenüber Gefahren.
Lit.: Isenburg, G., Die Befestigung der mittelalterlichen Stadt, 1997; vmbringt mit starcken turnen, murn. Ortsbefestigungen im Mittelalter, hg. v. Wagener, O., 2010
Befestigungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich über die Tatsache einer Befestigung hinaureichend das bei den Franken (lat. [N.] Edictum Pistense 864) von dem König beanspruchte Recht, einen Ort mit einer künstlichen Schutzvorrichtung (beispielsweise Mauer) zu sichern. Mit der Entstehung des →Landes (ab 1156) geht das Befestigungsrecht von dem König auf den Landesherrn über (1220 bzw. 1231). Danach erwerben auch die Städte ein Befestigungsrecht. Mit der Entwicklung moderner Waffen wie Geschütze und Flugzeuge verliert das Befestigungsrecht weitgehend seine ursprüngliche Bedeutung.
Lit.: Schrader, E., Das Befestigungsrecht in Deutschland, 1909; Coulin, A., Befestigungshoheit und Befestigungsrecht, 1911; Isenburg, G., Die Befestigung der mittelalterlichen Stadt, 1997; Mintzker, Y., The Defortification of the German City, 1689-1866, 2012
begnadigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1392 bezeugt – EDEL 16. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [SiegenUB. I 202f.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) begaben, Strafe erlassen →Gnade
Begnadigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1373 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [Lünig, RA. XIII 185] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb begnadigen 1392 bzw. 1350) ist der auf Gnade beruhende teilweise oder völlige Erlass der Strafe eines einzelnen Täters nach Eintritt der Rechtskraft eines Strafurteils durch einen Herrn. Sie ist vermutlich ähnlich alt wie die Strafe, weil, wer Strafe verhängen kann, auch von Strafe absehen kann. In dem 20. Jahrhundert wird sie durch Gnadenordnungen zunehmend verrechtlicht. →begnadigen, →Gnade
Lit.: Lueder, C., Das Souveränitätsrecht der Begnadigung, 1860; Beyerle, K., Von der Gnade im deutschen Recht, 1910; Köstler, R., Huldentzug als Strafe, 1919, Neudruck 1965; Grewe, W., Recht und Gnade, 1936; Klees, K., Das Wesen der Gnade, 1953; Hupe, I., Das Gnadenrecht, 1954; Waldstein, W., Untersuchungen zum römischen Begnadigungsrecht, 1964; Schätzler, J., Handbuch des Gnadenrechts, 1976; Merten, D., Rechtsstaatlichkeit und Gnade, 1978; Mickisch, C., Die Gnade im Rechtsstaat, 1996; Bauer, A., Das Gnadenbitten in der Strafrechtspflege, 1996; Dimoulis, D., Die Begnadigung in vergleichender Perspektive, 1996; Vrolijk, M., Recht door gratie, 2004; Rehse, B., Die Supplikations- und Gnadenpraxis in Brandenburg-Preußen, 2008
begraben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 [Bayerischer Landfriede/MGConst. II 600] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vergraben
Begräbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1291 [Bergmann, München Urk. 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb begraben um 790) ist vor allem das Verbringen eines Toten unter die Erdoberfläche durch überlebende Mitmenschen. Es ist wegen der von Leichen ausgehenden Gesundheitsgefahren schon in frühen Zeiten an vielen Orten üblich. Vielfach werden dabei dem Begrabenen Beigaben für ein als möglich gedachtes anderweitiges Fortwirken mitgegeben. In dem Anschluss an die jüdische Bibel begraben die Christen ihre Toten in Hinblick auf die künftige Auferstehung des verklärten Leibes (1. Moses 38,24, 1. Korinther 15,42), wobei allmählich der Kirchhof als Friedhof zu dem wichtigsten Begräbnisplatz wird. Mit der zunehmenden Verdichtung der Gesellschaft wird das Begräbnis verrechtlicht. Die von Juden und dem Christentum abgelehnte Verbrennung der Leiche wird seit dem Ende des 18. Jahrhunderts auch aus wirtschaftlichen Überlegungen (wieder) bedeutsamer.
Lit.: Körner, A., Das kirchliche Beerdigungsrecht, 1906; Gaedke, J., Handbuch des Friedhofs- und Bestattungsrechts, 1963, 6. A. 1992, 9. A. 2004, 10. A. 2010, 13. A. 2022; Ili, M., Wohin die Toten gingen, 1992; Fischer, N., Vom Gottesacker zum Krematorium, 1996; Bestattungsbefunde in ethnoarchäologischer Perspektive, hg. v. Noll, E. u. a., (in) Ethnograph.-archäolog. Zs. 38 (1997), 287ff.; Engels, J., Funerorum sepulcrorumque magnificentia, 1998; Hassenpflug, E., Das Laienbegräbnis in der Kirche, 1999
begreifen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erfassen
Begriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1293 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250? [Langewold 1250 R. 366 Hs. 1532] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb begreifen um 800) ist die von der begriffenen Sache und dem begreifenden Wort zu trennende Vorstellung oder gedankliche Erfassung einer Gegebenheit durch den Menschen zwecks gemeinsamen Verständnisses der Welt.
Lit.: Begriffsgeschichte, hg. v. Bödeker, H., 2002; Koselleck, R., Begriffsgeschichten, 2006; Wehrheim, L. u. a., Diskurs, Narrativ, Sonderweg, Hitler, Turn – Konjunkturen geschichtswissenschaftlicher Begriffe im „Clio Viewer“, (in) HZ 313 (2021), 129 (Durchsuchen umfangreicher digitaler Textbestände nach Schlagwörtern etwa in dem Ngram Viewer von Google, in dem Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) oder in dem deutschestextarchiv.de)
Begriffsjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Ihering/Jhering 1884, F.) ist die Richtung der Rechtswissenschaft, die davon ausgeht, dass die Rechtsordnung nicht eine zusammenhanglose Anhäufung einzelner Vorschriften ist, sondern ein sinnvolles, zusammenhängendes Ganzes und damit aus einem (lückenlos geschlossenen) System von Begriffen (Begriffspyramide) besteht, aus dem vor allem unter Ausschluss aller außerrechtlichen politischen und gesellschaftlichen Wertungen durch einen logischen Denkvorgang eine Lösung (auch) des gesetzlich nicht eindeutig geregelten Einzelfalls ermittelt werden könne und Lücken durch Begriffe und Grundsätze geschlossen werden, die aus dem Gesetz oder Gewohnheitsrecht (beispielsweise aus den Regeln des römischen Rechtes über den Irrtum bei dem Kauf) durch Abstraktion gewonnen werden (beispielsweise der Grundsatz, dass ein Irrtum eine Willenserklärung nichtig macht). Sie beruht geschichtlich auf der →historischen Rechtsschule (Savigny) und methodisch auf dem →Naturrecht (Christian Wolff). Wichtigster Vertreter ist Georg Friedrich →Puchta (1798-1846), der den Juristen auf ein hierarchisches System von (rein) juristischen, positiven und von der gesellschaftlichen Wirklichkeit (wie der Geschichte) gelösten Begriffen verpflichtet, aus dem nach vorgegebener, den Naturwissenschaften verwandter geometrischer Art für jede Frage konstruktiv die zutreffende Lösung gewonnen werden kann, ohne dass freilich auf der Suche nach Gerechtigkeit andere Gesichtspunkte völlig ausgeschlossen sind. Die Begriffsjurisprudenz wird in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor allem von Rudolf von Ihering angezweifelt und danach allmählich von der →Interessenjurisprudenz und der Wertungsjurisprudenz verdrängt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 188; Savigny, F. v., Vorlesungen über juristische Methodologie 1802-1842, hg. v. Mazzacane, A., 1993; Puchta, G., Cursus der Institutionen, 1841, Bd. 1, 9 A. 1881; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Krawietz, W., Theorie und Technik der Begriffsjurisprudenz, 1976; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 10. A. 2005, § 4; Bohnert, J., Über die Rechtslehre Georg Friedrich Puchtas, 1975; Herberger, M., Dogmatik, 1980; Falk, U., Ein Gelehrter wie Windscheid, 1989; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Haferkamp, H., Georg Friedrich Puchta und die Begriffsjurisprudenz, 2004; Henkel, T., Begriffsjurisprudenz und Billigkeit, 2004
begründen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1298 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1589 [Tirol/ÖW. V 68] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Grund angeben
Begründung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1533 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1603 [Frauenstädt, MalefB. 273] und 1604 [ZRhWestfVk. 4 1907 258] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb begründen vor 1298) Angabe eines Grundes oder mehrerer Gründe für ein Geschehen oder eine sonstige Gegebenheit →Urteilsbegründung
Lit.: Gudian, G., Die Begründung in Schöffensprüchen des 14. und 15. Jahrhunderts, 1960; Horak, F., Rationes decidendi, 1969; Begründungen des Rechts, hg. v. Nembach, U. u. a., 1979; Köbler, G., Die Begründung von Rechtssätzen im Hoch- und Spätmittelalter, (in) Archival. Z. 75 (1979), 86; Köbler, G., Die Begründungen der Lex Baiwariorum, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 69; Hensche, M., Teleologische Begründungen, 1998; Die Begründung des Rechts als historisches Problem, hg. v. Willoweit, D., 2000; Hocks, S., Gerichtsgeheimnis und Begründungszwang, 2002; Ratio decidendi. Guiding Principles of Judicial Decisions, hg. v. Bryson, W. u. a., 2006; Wunderlich, S., Über die Begründung von Urteilen am Reichskammergericht im frühen 16. Jahrhundert, 2010; Von der religiösen zur säkularen Begründung staatlicher Normen, hg. v. Siep, L. u. a. 2012; Harke, J., Argumenta Iuventiana - Argumenta Salviana - Entscheidungsbegründungen bei Celsus und Julian, 2012; Mysterium „Gesetzesmaterialien“, hg. v. Fleischer, H., 2013; Günzl, C., Eine andere Geschichte der Begründungspflicht – Sichtweisen des frühen 19. Jahrhunderts, 2021
begünstigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1475 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [CCC. 150] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fördern, begnadigen, bevorzugen
Begünstigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 1527 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [Stieda-Mettig 391 Nr. 66, 9] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb begünstigen 1475) ist allgemein die Vergünstigung oder Erlaubnis sowie insbesondere rechtlich die Hilfeleistung an einen anderen, der eine rechtswidrige Tat begangen hat, in der Absicht, ihm die Vorteile der Tat zu sichern. Sie wird erst in der Neuzeit als solche verselbständigt.
Lit.: Dersch, G., Begünstigung, Hehlerei und unterlassene Verbrechensanzeige, 1980; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 6. A. 2011; Wolff, B., Begünstigung, Strafvereitelung und Hehlerei, 2002
behindern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1374 bezeugt – 15. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1406 [BremUB. IV 455] in 8 hauptsächlich friesischen Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beeinträchtigen
Behinderter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Beeinträchtigter, Gestörter
Behinderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1551 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1450 [OstfriesUB. I 551] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb behindern 1374, Maskulinum Behinderter 1933) Beeinträchtigung, Störung
Lit.: Stoll, J., Behinderte Anerkennung? Interessenorganisationen von Menschen mit Behinderung in Westdeutschland seit 1945, 2017
Behörde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1670 bezeugt – 1670 [Grimmelshausen] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1693 [BremPolO. 181] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Zugehöriges) ist rechtlich die nicht selbst rechtsfähige, aber organisatorisch selbständige Stelle, die (als unselbständiges Organ des Staates oder sonstigen selbständigen Verwaltungsträgers) Aufgaben öffentlicher →Verwaltung wahrnimmt. Dementsprechend entstehen ausgehend von einem herrschaftlichen Hof Behörden, sobald die Verwaltung eine gewisse Größe überschreitet. Dies ist insbesondere seit der Entwicklung des modernen Staates in dem Spätmittelalter der Fall. Frühe Ansatzpunkte sind Kanzlei, Hofgericht und Raitkammer. In dem 19. Jahrhundert erfolgt ein rational-bürokratischer Aufbau aller Behörden, wobei monokratische und kollegiale Behörden möglich sind. →Bürokratie
Lit.: Köbler, DRG 150, 197, 233, 258; Biedermann, H., Geschichte der landesfürstlichen Behörden in und für Tirol, (in) Archiv f. Gesch. Tirols 2 (1866); Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Wintterlin, F., Geschichte der Behördenorganisation in Württemberg, 1904; Walther, A., Die Ursprünge der deutschen Behördenorganisation im Zeitalter Maximilians I., 1913; Bär, M., Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Freitag, D., Das schlesische Behördenwesen, Diss. jur. Breslau 1937; Ohnsorge, W., Die Verwaltungsreform unter Christian, (in) Neues Archiv f. sächs. Gesch. 63 (1943), 26ff.; Bernhard, W., Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg und ihre Beamten 1520-1629, Bd. 1f. 1973; Histoire comparée de l’administration, hg. v. Paravicini, W. u. a., 1980; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K., Bd. 1ff. 1983ff.
bei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt– 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., als Präfix verwendet) in der Nähe von
Beichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [althochdeutscher Isidor] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11. Jahrhundert in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bekenntnis, Geständnis
Beichtstuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1430 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe nachreformatorisch für Siebenbürgen [SiebbWB. I 478] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Stuhl für die Beichte
Beichtstuhljurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Beichtstuhl um 1430, Beichte um 796) ist die sich auf die spätantike Ohrenbeichte (lat. [F.] paenitentia privata, private Beichte) gründende, in Westeuropa seit dem 6. Jahrhundert (Toledo 589, Irland Ende 6. Jahrhundert, Châlon-sur-Saône 644-656) sichtbare, seit dem 12. Jahrhundert an Gewicht gewinnende Lehre von dem Verhalten des christlichen Beichtvaters gegenüber einem Sünder hinsichtlich der Entscheidung für und gegen die Lossprechung. Hierzu entstehen in dem Frühmittelalter besondere Bußbücher (Columban, Liber paenitentiarum mensura taxanda [Luxeuil oder Bobbio um 573], Iudicia Theodori Cantuariensis [Canterbury? Ende 7. Jahrhundert]) und in dem Hochmittelalter Beichtsummen (lat. Summae [F.Pl.] confessorum) wie beispielsweise die Summa de poenitentia (Summe über die Reue) des Raymund von Peñafort (vor 1238) oder die Summa confessorum (Summe der Bekenner) des Johannes (Runsic) von Freiberg (vor 1290?). Die auftretenden Rechtsprobleme des sog. (lat.) →forum (N.) internum (inneren Bereichs) werden dabei nach den Regeln des Rechtes bzw. der gelehrten Rechte behandelt. An dem päpstlichen Hof entwickelt sich die apostolische Poenitentiarie als für Gewissenssachen und Gnadensachen zuständige Behörde. Während die Reformation dem Beichtvater die Entscheidungsgewalt abspricht, stellt die katholische Kirche die Entscheidung der Beichtväter (1551) einem Urteil gleich. Nach 1558 wird das Beichtverfahren in die geistliche Gerichtsbarkeit überführt.
Lit.: Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechtes in Deutschland, 1867, Neudruck 1959, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StintzingRoderichGeschichteDerPopulaerenLiteraturDesRoemisch-kanonischenRechtesInDeutschland1867.pdf; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Michaud-Quantin, P., Sommes de casuistique et manuels de confession au moyen âge, 1962; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,999; Trusen, W., Zur Bedeutung des geistlichen forum internum und externum für die spätmittelalterliche Gesellschaft, ZRG KA 76 (1991), 254ff.; Prosperi, A., Tribunali della coscienza, 1996; Das Konzil von Trient und die Moderne, hg. v. Reinhard, W., 2001; Alle origini del pensiero giuridico moderno, hg. v. Cavina, M., 2004
Beichtsumme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zusammenfassende gelehrte Betrachtunmg über die Beichte und das zugehörige Verfahren. →Beichtstuhljurisprudenz
Lit.: Michaud-Quantin, P., Sommes de casuistique, 1962; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,1828
beigeordnet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) hinzugeordnet, zugewiesen
Beigeordneter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beiordnen 1597, zuweisen) ist in Bundesländern Deutschlands wie Hessen oder Nordrhein-Westfalen der von dem zuständigen Organ einer kommunalen Körperschaft auf Zeit gewählte, dem Bürgermeister oder Landrat beigeordnete führende →Beamte.
Lit.: Wolter, H., Der Beigeordnete, 1978
beihelfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) helfen, unterstützen, →Beihilfe
Beihilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1439 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [ArchSchweizG. 3 1844 320] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beihelfen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in Google belegt) ist die Unterstützung eines Menschen insbesondere bei einer Straftat (Teilnahme) oder hinsichtlich einer Entlohnung für eine Tätigkeit. Zwischen Tätern und Gehilfen wird erst in dem Spätmittelalter gelegentlich unterschieden. Danach wird die Beihilfe als allgemeine Erscheinung von Straftaten erfasst. Die finanzielle Beihilfe entwickelt sich mit dem Ausbau des Rechtes der →Beamten.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 119; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.
Beil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt - um 817? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen wohl ab 1221-1224 in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) ist das zunächst aus Feuerstein und seit dem sechsten vorchristlichen Jahrtausend aus metallener Klinge (Kupfer, Bronze, Eisen) und hölzernem Griff zusammengesetzte, hauptsächlich einhändig dem Zerkleinern von Holz dienende, aber auch als Waffe verwendbare Gerät. Es ist daneben in Altertum und Mittelalter ein Kennzeichen für herrschaftliche Gewalt und wird zu dem Vollzug von Todesstrafen und Leibesstrafen verwendet. Seit dem 14. Jahrhundert erscheint das Fallbeil, das in Frankreich 1792 nach Vorschlag des Arztes Joseph Ignace Guillotin (1738-1814) zu der Guillotine weiterentwickelt wird.
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Maisel, W., Rechtsarchäologie Europas, 1992
Beilager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1319 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1513 [MittOsterland 4 1858 366] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb beilagern nicht belegt, Verb beiliegen nach 1180) ist der Beischlaf bzw. die öffentliche Beschreitung des Ehebetts als Voraussetzung für die vollzogene →Eheschließung hauptsächlich in dem Mittelalter, deren rechtliche Notwendigkeit in der germanischen Zeit in der Wissenschaft streitig ist.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Eckhardt, K., Beilager und Muntübergang zur Rechtsbücherzeit, ZRG GA 47 (1927), 174; Carlsson, L., Das Beilager im altschwedischen Recht, ZRG GA 75 (1958), 348; Hemmer, R., Über das Beilager im germanischen Recht, ZRG GA 76 (1959), 292; Carlsson, L., Vom Alter und Ursprung des Beilagers im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 310; Hemmer, R., Nochmals über das Beilager im germanischen Recht, ZRG GA 78 (1961), 298
beiordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1597 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1654 [SchlettStR. 524] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beigeben, zuordnen
Beirut →Berytos
Beisasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 1400 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1374 [PaulinzelleUB. 258] belegt, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (vor allem in der mittelalterlichen Stadt) der nicht vollberechtigte und deswegen von dem voll Berechtigten wie beispielsweise dem Bürger zu trennende Bewohner einer Siedlung, wobei die Einzelheiten örtlich einigermaßen verschieden sein können.
Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 275ff.; Vits, B., Hüfner, Kötter und Beisassen, 1993; Dilcher, G., Bürgerrecht und Stadtverfassung im europäischen Mittelalter, 1996, 144f.
Beisitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1452 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1452 [Herrgott. MAustr. IV 2 S. 118] in 26 Stellen, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beisitzen vor 1150) ist eine mindere Form einer Beteiligung oder Berechtigung. In dem mittelalterlichen Recht bleibt nach dem Tode eines Hausvaters die Witwe mit den Kindern in ungeteilter (gesamthänderischer) Vermögensgemeinschaft auf dem (bisherigen) Gut der Familie sitzen. Sie erzieht die Kinder und nutzt deren Vermögen durch den Beisitz, bis dieser Zustand durch Abschichtung, Wiederverheiratung oder Tod beendet wird. Mit der Entwicklung des →Ehegattenerbrechts schwindet der noch in dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 (II 1 § 645) enthaltene Beisitz.
Lit.: Hübner 693; Köbler, DRG 89; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973
beisitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [HanseRez. VI 327] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur als Partizip Präsens beisitzend belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) dabei sitzen, teilnehmen
Beisitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1348 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1348 [ZürichStB. I 173] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beisitzen vor 1150) Beisitzender, Urteiler an dem spätestens 1415 nachweisbaren königlichen Kammergericht und an dem Reichskammergericht →Assessor
Lit.: Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911; Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, hg. v. Laufs, A., 1976; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter, Teil 1 2011, Teil 2 2003; Mader, E., Die letzten „Priester der Gerechtigkeit“, 2005
beisprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) dabei sprechen
Beispruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1613 [Stolp/Kamptz, PreußProvR. II 116] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beisprechen in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht, aber in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt) ist in dem älteren deutschen Recht die Zustimmung des nächsten Erben des Veräußerers eines Gutes zu einer Veräußerung (Erbenlaub). Das Beispruchsrecht beruht auf der aus der Sesshaftwerdung entspringenden ursprünglichen Familiengebundenheit von Grund und Boden. Es ist zunächst ein vollständiges Recht auf Herausgabe der veräußerten Sache (Rückrufsrecht), schwindet in dem Laufe des Mittelalters aber in regionaler Verschiedenheit über ein Vorkaufsrecht allmählich gegenüber der Verfügungsfreiheit des Eigentümers.
Lit.: Hübner 332; Fipper, C., Das Beispruchsrecht nach altsächsischem Recht, 1879; Freytagh-Loringhoven, A. v., Beispruchsrecht und Erbenhaftung, ZRG GA 28 (1907), 69; Agena, G., Grundbesitz, Beispruch und Anerbenrecht in Ostfriesland, 1938; Forster, G., Mitwirkungsrechte, 1952
Beispruchsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1746? [CCHolsat. I 111] in 2 Stellen, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Beispruch
belagern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1388 bezeugt – 14./15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [Moser, KreisAbsch. I 19] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umringen, belästigen
Belagerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1476 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [HoyerUB. I 389] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb belagern 1388) Umringung, Belästigung
Belagerungszustand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1793 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der seit dem 19. Jahrhundert verrechtlichte Zustand der (ursprünglich tatsächlichen) Belagerung (beispielsweise einer Stadt) durch einen Feind, in dem bestimmte Rechte eingeschränkt und die Zuständigkeit von Gerichten abgeändert werden kann.
Lit.: Schudnagies, C., Der Kriegs- oder Belagerungszustand während des ersten Weltkriegs, 1994
beleidigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1349 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1419 [SchwyzLB. 49] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) kränken, herabsetzen
Beleidigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1359 bezeugt – 10.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. XIV 5] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beleidigen um 1349) ist die nach außen dringende Kundgabe der Missachtung oder Nichtachtung eines anderen. Sie ist sachlich in dem altrömischen Recht in der (lat. [F.]) iniuria (Unrecht) des Zwölftafelgesetzes mit der Folge der Leistung von 25 Pfund Kupfer enthalten, die in dem klassischen römischen Recht zu einem Tatbestand erweitert wird, der jede bewusste Missachtung der Persönlichkeit eines anderen in Wort und Tat umfasst. In dem Mittelalter hat die Beleidigung eher tatsächliche als rechtliche Folgen. Die peinliche Gerichtsordnung Karls V. von 1532 erfasst nur einzelne Sonderfälle. Bei Thomasius (1655-1728) werden Körperverletzung und tätliche Beleidigung voneinander geschieden. In dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) wird die Beleidigung als Straftatbestand angesehen. Das frühe 19. Jahrhundert sondert die Verleumdung von der Beleidigung, das Reichsstrafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches des Jahres 1871 sieht Beleidigung, Verleumdung und üble Nachrede als Beleidigung in weiterem Sinne an.
Lit.: Köbler, DRG; Landsberg, E., Injuria und Beleidigung, 1886; Thieme, K., Iniuria und Beleidigung, 1905; Die Gesetze der Langobarden, hg. v. Beyerle, F., 1947, 444; Bartels, K., Die Dogmatik der Ehrverletzung in der Wissenschaft des gemeinen Rechts, Diss. jur. Göttingen 1959; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 1981, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Fuchs, R., Um die Ehre, 1998; Müller, M., Verletzende Worte – Beleidigung und Verleumdung in Rechtstexten aus dem Mittelalter und aus dem 16. Jahrhundert, 2017
Belgien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist das Gebiet zwischen der kontinentalen Ärmelkanalküste und den Ardennen. Sein Name geht auf ab 57 bzw. 51 v. Chr. von Caesar unterworfene keltisch-germanische Mischstämme zurück, die zusammenfassend als (lat. [M.Pl.]) Belgae bezeichnet werden. Sie geraten in der Völkerwanderung unter den Einfluss der von dem Niederrhein einströmenden →Franken, die den nördlichen Teil sprachlich assimilieren (altniederfränkisch, flämisch). 843/877 gelangt ein Teil an den Westen (Frankreich), der übrige Teil (Brabant, Luxemburg, Hennegau, Namur, Hochstift Lüttich) an den Osten (deutsches Reich, Heiliges römisches Reich), 1384 das gesamte Gebiet an →Burgund und über Maria von Burgund 1477 an Habsburg, für das Karl V. 1531 die Aufzeichnung aller örtlichen Gewohnheitsrechte (coutumes) binnen sechs Monaten anordnet ([1750] 691). Bei der Teilung in dem Hause Habsburg (1521/1522/1526) fällt der Raum an →Spanien, ohne in dem Freiheitskampf der →Niederlande mit diesen sich (tatsächlich 1571-1581 und rechtlich 1648) aus der Herrschaft Spaniens lösen zu können (spanische Niederlande). Nach dem spanischen Erbfolgekrieg (1713) wird das Gebiet an das habsburgische →Österreich gegeben (österreichische Niederlande), nach der Besetzung durch das bald seine Kodifikationen von 1804ff. unter Aufhebung älterer Gewohnheitsrechte und Gesetze einführende Frankreich (1793, 1795 Batavische Republik, 1797 Teil Frankreichs) 1815 aber Österreich auch rechtlich entzogen und mit den Niederlanden zu dem Königreich der Niederlande vereint. Unter der Einwirkung der französischen Revolution des Jahres 1830 erklärt das teils wallonische (romanische) Gebiet (in dem Südosten um [Brüssel,] Charleroi, Namur, Bastogne, 40 Prozent), teils flämische (niederländischsprachige) Gebiet (in dem Nordwesten um Ostende, Brügge, Gent, Antwerpen, Mechelen, 60 Prozent) nach einem Aufstand an dem 18. 11. 1830 seine Unabhängigkeit. Die Verfassung von dem 7. 2. 1831 legt eine konstitutionelle Monarchie fest (Einheitsstaat). Das Recht ist deutlich von Frankreich geprägt. Die 1831/1839 garantierte Neutralität ist seit 1914/1919 beendet bzw. aufgehoben. Seit 1951/1952 ist Belgien, in dem die sog. flämische Revolution oder flämische Bewegung die Vorherrschaft französischer Kultur mehr und mehr durchbricht, Kernland europäischer Einigung (1951/1952 Montanunion, 1957 Euratom, Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) und entwickelt sich als Folge des inneren sprachlichen Gegensatzes ab 1993 zu einem Bundesstaat. →Europäische Union
Lit.: Recueil des anciennes ordonnances de la Belgique; Recueil des anciennes coutumes de la Belgique; Pirenne, H., Histoire de Belgique, Bd. 1ff. 1899ff., Neudruck 1975; Errera, P., Das Staatsrecht des Königreichs Belgien, 1909; Niemeyer, T., Belgien und seine Neutralisierung, 1917, Neudruck 2013; Marez, G. des, Le droit privé à Ypres, 1927; Vercauteren, F., Étude sur les civitates de la Belgique seconde, (in) Mémoires publiés par l’académie royale de Belgique 1934; Niermeyer, J., Onderzoekingen over Luikse en Maastrichtse oorkonden, 1935; Dievoet, E. van, Het burgerlijk recht, 1943; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, 1949ff.; Standen en Landen, Bd. 1ff. 1950ff.; Génicot, L., L’économie rurale Namuroise, 1960; Verhulst, A./Gysseling, M., Le compte général de 1187, 1962; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff. 3,1,1069, 3,2,2581, 3,3,37263794,3892,3973,4091; Ordonnances et autres actes juridiques concernant le duché de Bouillon, Bd. 2 1977; Gilissen, J., Introduction historique au droit, 1979; Smidt, J. de u. a., Chronologische Lijsten van de geentendeerde sententien, 1979; Gilissen, J., Historische Inleiding tot het recht, 1981; Liber sentenciarum van de officialiteit van Brussel 1448-1459, hg. v. Vleeschouwers, C. u. a., 1982; Cossart, A. v., Belgien, 1985; Dumont, G., Histoire de la Belgique, 1985; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux, 1987; Costumen van de stad en van de kasselrij Kortrijk, hg. v. Monballyu, J., Bd. 2 1989; Schilling, J./Täubrich, R., Belgien, 1990; Holthöfer, E., Beiträge zur Justizgeschichte der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs im 19. und 20. Jahrhundert, 1993; Hermsdörfer, W., Geschichte und Gegenwartsgestalt des Verhältnisses von Staat und Kirche in Belgien, 1998; Cook, B., Belgium, 3. A. 2002ff.; Delpérée, F., Le droit constitutionnel de la Belgique, 2000; Zedinger, R., Die Verwaltung der österreichischen Niederlande in Wien (1714-1795), 2000; Uyttendaele, M., Précis de droit constitutionnel belge, 2001; Geschiedenis van de Belgische Kamer van Volksvertegenwoordigers, red. v. Gerard, E. u. a., 2003; Koll, J., Die belgische Nation, 2003; Politieke en sociale geschiedenis van justitie in Belgie, hg. v. Heirbaut, D. u. a., 2004; La Belgique, les petits États et la construction européenne, hg. v. Dumoulin, M. u. a., 2003; Napoleons nalatenschap, hg. v. Heirbaut, D. u. a., 2005; Heirbaut, D., Hadden/hebben de Belgische ministers van Justitie een civielrechtelijk beleid?, 2005; Schaepdrijver, S. de, La Belgique et la première guerre mondiale, 2005; Heirbaut, D., Privaatrechtsgeschiedenis van de Romeinen tot heden, 2005; Vesentini, F., Pratiques pénales et structures sociales, 2005; Lejeune, C., Die Säuberung, Bd. 1ff. 2005ff.; Monballyu, J., Zes eeuwen strafrecht, 2006; Dupont-Bouchat, M. u. a., La Belgique criminelle, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 971; Deferme, J., Uit de ketens van de vrijheid, 2007; Verfassungsdokumente Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande 1789-1848, hg. v. Stevens, F., 2008; Heirbaut, D., Een beknopte geschiedenis van het sociaal, het economisch en het fiscaal recht in Belgie, 2009; Horvat, S., De vervolging van militairrechtelijke delicten tijdens Wereldoorlog I, 2009; Meinen, I., Die Shoah in Belgien, 2009; Monballyu, J., De jacht op de flaminganten, 2010; Kakoschke, A., Die Personennamen in der römischen Provinz Gallia Belgica, 2010; Debaenst, B., Een Proces van Bloed, Zweet en Tranen!, 2011; Stevens, W., Het leenhof van Dendermonde, 2013; Vandenbogaerde, S., Vectoren van het recht – Geschiedenis van de Belgische juridische tijdschriften, Diss. jur. Gent 2014; Grenzerfahrungen - Eine Geschichte der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, hg. v. Lejeune, C. u. a., Bd. 1ff. 2014ff.; De Belle Epoque van het Belgische recht (1870-1914), hg. v. Debaenst, B., 2016; Wampach, C., Der Rechtsstreit um die Verletzung der belgischen Neutralität im ersten Weltkrieg, ZRG GA 133 (2016), 404; Witte, E. u. a., Politieke geschiedenis van België, 2016; Spraul, G., Der Franktireurkrieg 1914, 2016; Driessen, C., Geschichte Belgiens, 2018; The Belgian Constitution of 1831 - History, Ideologies, Sovereignty, hg. v. Maes, C. u. a., 2018; Cauchies, J., Es plantar un mundo nuevo. Académie Royale de Belgique, Brüssel 2019
Belial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als nach 1474 über das Lateinische und Griechische des Altertums aus dem Hebräischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., hebr., Bosheit, Widersacher Christi) ist in der Bibel (2. Kor. 6, 15) ein Teufel und in dem Spätmittelalter eine Lehrschrift ([lat.] Processus [M.] Luciferi contra Jesum coram iudice Salomone, Prozess Luzifers gegen Jesus vor dem Richter Salomo) des kanonistisch geschulten Archidiakons Jacobus (Paladinus) de Theramo (Teramo, 1382 Archidiakon in Aversa, 1391 Bischof von Monopoli, später von Florenz) von 1382. Ihre frühe deutsche Übersetzung ist ein Fall populärer, die Rezeption der gelehrten Rechte beschleunigender Literatur.
Lit.: Hagemann, H., Der Processus Belial, (in) FG M. Gerwig, 1960, 55; Ott, N., Rechtspraxis und Heilsgeschichte, 1983
belieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1235 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [Mensing] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gutheißen, wertschätzen
Belieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – 16./17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1606/1740 [DOrdStat.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ermessen, Wunsch, Gefallen
Beliebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [Anklam/PommMbl. 28 1914 119] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb belieben um 1235) Einwilligung, Neigung, →Dorfordnung, Siebenhardenbeliebung
Bellapertica →Petrus de Bellapertica
Bello, Andrés (Caracas/Venezuela 1781-Santiago/Chile 1865), der in London von 1810 an ein jahrelanges Rechtsstudium betreibt, ist der Verfasser des auf dem europäischen Kodifikationsgedanken und dem spanisch-römischen Sachmaterial eigenständig aufgebauten (span.) Codigo civil (Bürgerliches Gesetzbuch) de la república de Chile von 1855. S. Google
Lit.: Nelle, D., Entstehung und Ausstrahlungswirkung des chilenischen Zivilgesetzbuches von Andrés Bello, 1988
Bellot, Pierre François (1776-1836), seit 1819 bzw. 1823 Professor in Genf, ist der Redaktor des Zivilgesetzbuchs und Schöpfer des Prozessrechts in →Genf. S. Google
Lit.: Elsener, W., Die Schweizer Rechtsschulen, 1975, 446
bellum, duellum, lat., N., Krieg, Naev. (um 235-200 v. Chr., s. idg. *dāu-, V., Adj., brennen, verletzen, vernichten, feindselig, latein_a_z.docx
benedeien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1210 bezeugt - um 1210 [Tristan] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über benedīcere, lat., V., nhd. Gutes reden, loben, Plaut. um 250-184 v. Chr., s. bene, bonus, dīcere und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) lobpreisen, segnen
benedīcere, lat., V., Gutes reden, loben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. bene, bonus, dīcere
benedictio, lat., F., Lobpreisen, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. bene, bonus, dīcere
Benedictus de Isernia ist ein in Benevent kurz vor 1200 geborener, 1252 in Neapel noch bezeugter Jurist (Glossen, Summen). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 496
Benedictus Levita (Benedikt der Levit) ist der selbstgewählte Name des (unbekannten) Verfassers einer in drei Bücher mit 405, 436 und 478 (bzw. insgesamt 1719 bzw. nach Seckel 1721) Kapiteln gegliederten, um 850 (vor 852?) wohl in der Erzdiözese Reims (nach eigenen Angaben in dem Archiv der Kirche von Mainz) entstandenen, teilweise (mehr als drei Viertel?) gefälschten oder verfälschten, zu einem beträchtlichen Teil aber echten, auf sehr guten Vorlagen beruhenden, vollständig nur durch zwei in Paris liegende Handschriften überlieferten, nur mäßig erfolgreichen Rechtssammlung, die Kapitularien aus der Sammlung des →Ansegis, Bibeltexte, Kirchenväter, Kanones und andere Quellen kirchlichen wie weltlichen Rechtes (von den Volksrechten nur die [lat.] Lex Baiwariorum, Volksrecht der Bayern) ohne jede erkennbare Ordnung aneinanderreiht. S. Google
Lit.: Ganshof, F., Was waren die Kapitularien? 1961; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1988ff.; Schmitz, G., Die Reformkonzilien von 813 und die Sammlung des Benedictus Levita, (in) DA 56 (2000), 1; Fortschritt durch Fälschungen?, 2002; Lukas, V., Eine Sammlung von Kapitularien Karls des Großen bei Benedictus Levita, ZRG KA 90 (2004), 1
Benedikt XIV. (Prospero Lambertini, Bologna 1694-1754), seit 1740 Papst, ist auf Grund seines Werkes (lat.) De synodo dioecesana (Über die Diözesansynode) der früheste Vertreter einer geschichtlichen Kirchenrechtswissenschaft. S. Google
Lit.: Haynes, R., Philosopher King. The Humanist Pope Benedict XIV, 1970
Benediktiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des von Benedikt von Nursia (Nursia bei Spoleto um 480-Montecassino 547) zunächst in Subiaco und nach 529 in Montecassino (bei Neapel) geleiteten ältesten abendländischen Mönchtums, der nach der von Benedikt für Montecassino verfassten, sich in dem fränkischen Reich durchsetzenden Klosterregel lebt. Bedeutende Klöster der Benediktiner sind neben Montecassino vor allem Luxeuil, Cluny, Corbie, Fontenelle, Stablo, Malmédy, Bobbio, Farfa, Echternach, Prüm, Hirsau, Reichenau, Sankt Gallen, Weißenburg in dem Elsass, Lorsch, Maria Laach, Fulda, Corvey, Benediktbeuern, Wessobrunn, Beuron, Ettal, Tegernsee, Mondsee, Gorze, Melk, Bursfeld, Sankt Blasien, Weingarten, Sankt Emmeram und Göttweig. Als Zweigorden der Benediktiner lassen sich Kamaldulenser, Vallumbrosaner, Zisterzienser, Silvestriner, Cölestiner und Olivetaner verstehen. In Frankreich werden alle Klöster der Benediktiner 1789 aufgehoben, in dem Heiligen römischen Reich alle Klöster 1803 säkularisiert, doch werden in dem 19. Jahrhundert viele wiederbegründet. Seit 1893 gibt es einen weltweiten Zusammenschluss (benediktinische Konföderation) mit derzeit 21 Kongregationen und rund 200 Klöstern. →regula Benedicti (Regel Benedikts)
Lit.: Hilpisch, S., Geschichte des benediktinischen Mönchtums, 1929; Schmitz, P., Geschichte des Benediktinerordens, Bd. 1ff. 1947ff.; Holtz, L., Geschichte des christlichen Ordenslebens, 1986; Engelbert, P., Geschichte des Benediktinerkollegs Sankt Anselm in Rom, 1988; Clark, J., The Benedictines in the Middle Ages, 2011; Dartmann, C., Die Benediktiner, 2014; Miegel, A., Kooperation, Vernetzung, Erneuerung, 2014; Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Bayern, red. v. Hildebrandt, M., 2014 (149 Beiträge); Dartmann, C., Die Benediktiner, 2017; Jenal, G., Sub Regula S. Benedicti – Eine Geschichte der Söhne und Töchter Benedikts von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2019
Benediktinerregel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Regel Benedikts von Nursia →regula Benedicti (Regel Benedikts)
Benediktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als um 1500 aus dem lateinischen benedictio des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb benedeien um 1210) Benedeiung, Segnung
Lit.: Franz, A., Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter, 1909
beneficium, lat., N., Guttat, Verdienst, Wohltat, Begünstigung, Vergünstigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. bonus, facere
Beneficium (lat. [N.] Wohltat, gute Tat, Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht jede (, vor allem kaiserliche) Gunst (beispielsweise Übertragung des Rechtes an einer Sache [u. a. beneficium excussionis sive ordinis, beneficium divisionis, beneficium cedendarum actionum, beneficium dationis in solutum, beneficium abstinendi, beneficium inventarii, beneficium separationis bonorum, beneficium cessionis bonorum, beneficium competentiae]), in dem Frühmittelalter unter anderem die besonders vorteilhafte →Leihe. Als solche gilt jedenfalls seit 743/744 auch die Leihe (beispielsweise säkularisierten Kirchenguts) gegen Leistung von Kriegsdienst. Später werden als beneficium auch Ämter und vielleicht in Nutzung spätrömischer Vorbilder sogar Kirchen oder Pfründengüter (Amtspfründen) verliehen. In dem Süden Frankreichs spricht man seit dem Ende des 9. Jahrhunderts auch von fevum, feodum, feudum, später allgemein volkssprachig von →Lehen. In dem 13. Jahrhundert tritt in dem deutschen Sprachraum das Wort beneficium mit dem Vordringen der Volkssprache ebenfalls zurück. In dem Rahmen des römischen Rechtes wird es mit dessen allmählicher Aufnahme (Rezption) seit dem Spätmittelalter wieder häufiger verwendet.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Stutz, U., Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens, 1895, Neudruck 1972; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983, 7. A. 1989; Wesener, G., Rechtswohltat, HRG Bd. 4 1986, 423; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994; Mönchtum - Kirche - Herrschaft, hg. v. Bauer, D. u. a., 1998; Erdmann, J., Quod non est in actis, 2007; Wolkenhauer, J., Senecas Schrift De beneficiis und der Wandel im römischen Benefizienwesen, 2014
beneficium (N.) cedendarum actionum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Wohltat der abzutretenden Ansprüche
Beneficium (N.) competentiae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wohltat des Notbedarfs) heißt seit dem 16. Jahrhundert die schon in dem klassischen römischen Recht vorhandene Möglichkeit, gewisse nahe Angehörige oder Mitgesellschafter nur zu dem Geldwert eines zu der Urteilszeit vorhandenen Vermögens zu verurteilen, um die mit der Vollstreckung verbundenen Nachteile nicht eintreten zu lassen. Ein gewohnheitsrechtlich entstandenes, auf Liber extra 3,23,3 (1234) gestütztes beneficium competentiae hat auch der Klerus, dem das zu dem standesgemäßen Unterhalt Notwendige zu belassen ist.
Lit.: Kaser §§ 32 III, 85; Wünsch, O., Zur Lehre vom beneficium competentiae, Diss. jur. Leipzig 1897; Zipperling, O., Das Wesen des beneficium competentiae, 1907; Gildemeister, J., Das beneficium competentiae im klassischen römischen Recht, 1986
beneficium (N.) divisionis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Wohltat der Teilhaftung
Beneficium (N.) emigrationis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (Wohltat der Auswanderung) ist die nach der Reformation Martin →Luthers (1517) von Landesherren und durch den Augsburger Religionsfrieden von dem 25. 9. 1555 reichsrechtlich gewährte Freiheit, in ein Land auszuwandern, in dem die von dem eigenen Landesherrn nicht geteilte Religion eines auswanderungswilligen Untertanen gilt. Voraussetzung ist der Verkauf der Güter und die Entrichtung einer Nachsteuer sowie einer möglichen Befreiungsabgabe.
Lit.: Zycha, A., Deutsche Rechtsgeschichte der Neuzeit, 2. unv. A. 1949, 55
beneficium (N.) excussionis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N. ) Wohltat (Einrede) der Vorausklage
Lit.: Wurch, N., David Mevius und das lübische Recht – dargestellt am Beispiel des „beneficium excussionis“, 2015
beneficium (N.) inventarii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Wohltat der Inventarerrichtung
Beneš, Edvard (28. 5. 1884-3. 9. 1948) Präsident der zweiten tschechoslowakischen Republik, s. Google
Beneš-Dekrete (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sind die von Edvard Beneš (28. 5. 1884-3. 9. 1948) als dem Präsidenten der zweiten tschechoslowakischen Republik verfügten (insgesamt 143) Dekrete (Dekret des Präsidenten von dem 19. Mai 1945 über die nationale Verwaltung [Enteignung) der Vermögenswerte von Deutschen und Madjaren, Verrätern und Kollaborateuren, Dekret von dem 19. Juni 1945 über die Bestrafung der nazistischen Verbrecher, Verräter und ihrer Helfershelfer durch außerordentliche Volksgerichte, Dekret von dem 21. Juni 1945 über die Konfiskation und Aufteilung des landwirtschaftlichen Vermögens der Deutschen, Madjaren u. s. w., [Bekanntmachung des Finanzministers von dem 22. Juni 1945 über die Sicherstellung des deutschen Vermögens,] Dekret von dem 20. Juli 1945 über die Besiedelung des landwirtschaftlichen Bodens der Deutschen, Madjaren und anderen Staatsfeinde durch Tschechen und Slowaken, Verfassungsdekret von dem 2. August 1945 über den Verlust der Staatsbürgerschaft der Deutschen und Madjaren, Dekret von dem 19. September 1945 über die Arbeitspflicht der ausgebürgerten Menschen (ohne Entlohnung und Lebensmittel), Dekret von dem 18. Oktober 1945 über die Auflösung der deutschen Universität Prag und der deutschen technischen Hochschulen von Prag und Brünn, Dekret von dem 25. Oktober 1945 über die Konfiskation des feindlichen Vermögens, Dekret von dem 27. Oktober 1945 über die Einrichtung von Zwangsarbeitssonderabteilungen und Verfassungsdekret von dem 27. Oktober 1945 über die Sicherstellung der als unzuverlässig angesehenen Menschen (sowie Erlass des Innenministeriums von dem 26. November 1945 über die Aussiedlung der deutschen Antifaschisten in die sowjetische Besatzungszone Deutschlands und Gesetz von dem 6. Mai 1946 über die Rechtmäßigkeit aller mit dem Kampf um die Wiedergewinnung der Freiheit der Tschechen und Slowaken zusammenhängenden Handlungen [oder Straftaten]). Die Beneš-Dekrete entfalten noch in der Gegenwart Wirksamkeit.
Lit.: Dokumente zur Diskussion über die Beneš-Dekrete, hg. v. Slapnicka, H., 1999; Beneš, E., Benesovy dekrety, 2002; Mandler, E., Benesovy dekrety, 2002; Die Deutschen und Magyaren in den Dekreten des Präsidenten der Republik. Studien und Dokumente 1940-1945, hg. v. Jech, K., 2003; Perzi, N., Die Beneš-Dekrete, 2003; Bühler, K./Schusterschitz, G./Wimmer, M., The Beneš-Decrees, (in) Austrian Review of International and European Law 9 (2004), 1
Benin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt
Lit.: Harding, L., Das Königreich Benin, 2010 (Nigeria um 1200, 1898 von Großbritannien erobert)
Bentham, Jeremy (London 15. 2. 1748-6. 6. 1832), Anwaltssohn, wird nach dem Studium in Oxford und der Ausbildung in Lincoln’s Inn (1763) für kurze Zeit Anwalt. 1789 veröffentlicht er als Privatgelehrter (engl.) The Introduction of the Principles of Morals and Legislation (Einführung in die Grundsätze von Moral und Gesetzgebung), welcher der Gedanke zugrunde liegt, dass eine Handlung dann richtig und ein Gesetz dann gerecht ist, wenn es das größte Glück der größten Zahl von Menschen fördere (→Utilitarismus). Dazu strebt er eine Kodifikation an und verwendet dafür das Wort als erster. 1817 tritt er in (engl.) A Catechism on Parliamentary Reform (Bekenntnis zu der Reform des Parlaments) für jährliche Wahlen, einheitliche Wahlbezirke, Ausdehnung des Wahlrechts und Geheimheit der Wahl ein. Er beeinflusst John →Austins analytische Rechtswissenschaft. Die historische Rechtsschule nimmt ihn nicht zu allgemeiner Kenntnis, doch gibt es einzelne Auswirkungen seiner Vorstellungen in dem Prozess, Gefängniswesen und bei den Zinsen. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Bent-hamJeremyMoralsandLegislation1789.pdf Köbler, DRG 139, 179; Bentham, J., A Comment on the Commentaries, hg. v. Everett, C., 1928; Vanderlinden, J., Code et codification dans la pensée de J. Bentham, (in) TRG 32 (1974); Campos Boralevi, L., Bentham and the oppressed, 1984; Postema, G., Bentham and the Common Law Tradition, 1986; Luik, S., Die Rezeption Jeremy Benthams, 2003; Kramer-McInnis, G., Der „Gesetzgeber der Welt“, 2008
Bentheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Köbler, G., Historisches Lexikon der deutschen Länder, 7. A. 2007; Finkemeyer, E., Verfassung und Verwaltung der Grafschaft Bentheim zur Zeit der hannoverschen Pfandschaft 1753-1804, 1967; Veddeler, P., Die territoriale Entwicklung der Grafschaft Bentheim bis zum Ende des Mittelalters, 1970; Marra, S., Allianzen des Adels, 2006
benutzen, benützen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1300 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1480/1481 [JurFris. II 14) in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gebrauchen, verwenden
Benutzung, Benützung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1616 [[Tirol/ÖW. III 44] in 1 Stelle und als Benützung – als Ansatz – nicht belegt und als Benutzung und Benützung in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb benutzen um 1300) Gebrauch, Verwendung
Benutzungszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der öffentlichrechtliche Zwang zu der Benutzung einer öffentlichrechtlichen Einrichtung, wie er in dem 19. Jahrhundert durch die →Leistungsverwaltung gegenüber dem Bürger durchgesetzt wird (beispielsweise Preußen 1868 bezüglich der öffentlichen Schlachthäuser).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983f.
beraten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beratschlagen, bereden
Beratung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [GarzStB.! 108 als Aussteuer] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beraten um 800), Beratschlagung, Beredung
Beratungshilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Deutschland zusammen mit der Prozesskostenhilfe das →Armenrecht 1980 ablösende Hilfe für die Wahrnehmung von Rechten außerhalb eines gerichtlichen Verfahrens durch Rechtsanwälte.
Lit.: Köbler, DRG 263; Engels, C., Beratungshilfegesetz/Prozesskostenhilfe, 1990; Kawamura, H., Die Geschichte der Rechtsberatungshilfe in Deutschland, 2014
Berber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und – ausgenommen Berberlöwe - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines eine Berbersprache sprechenden Volkes in Nordafrika (beispielsweise Tuareg, Kabyle, Wort vielleicht von gr. barbaros?, M., Radebrechender?)
Lit.: Brandes, J., Geschichte der Berber, 2004
bereichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach EDEL um 1600 als Lehnübertragung aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) reicher machen, vermehren
Bereicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen Formbereicherung in DW2 Wortarchiv - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie unter Einfluss des Lateinischen des Altertums 1785 bezeugt, Maskulinum Bereicherungsanspruch 1893, Verb bereichern in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt) ist die Vermehrung eines Vermögens. Sie ist dann herauszugeben, wenn sie nicht rechtlich begründet ist. In diesem Sinn kann bereits in dem klassischen römischen Recht eine nichtgeschuldete Leistung (lat. indebitum [N.] solutum) wohl wegen der Ähnlichkeit mit einem Darlehen mit der besonderen Begehrensform der →Kondiktion (lat. [F.] condictio) zurückverlangt werden. Über die Nichtschuld hinaus gilt diese Folge auch für Fälle nicht eingetretener Erwartung oder sittenwidrigen Leistungszwecks. Herauszugeben ist grundsätzlich der erlangte bestimmte Gegenstand. In nachklassischer Zeit wird in dem Osten die Herausgabe aus grundloser Vorenthaltung mit der allgemein philosophisch-christlichen Überlegung gerechtfertigt, dass niemand aus dem Nachteil eines anderen reicher (lat. locupletior) werden dürfe. In dem Mittelalter versuchen die Glossatoren erstmals, die Kondiktion mit dem Grundsatz der Beschränkung der Herausgabepflicht auf die noch vorhandene Bereicherung zu verbinden. Dem folgt →Duaren (1509-1559). Von Hugo →Grotius wird der allgemeine Grundsatz aufgestellt, dass jemand, der aus der Sache eines anderen, der sie nicht mehr hat, reicher geworden ist, herauszugeben hat, worum er reicher geworden ist. Er wird aber nicht in die vernunftrechtlichen Kodifikationen aufgenommen. In dem 19. Jahrhundert setzt sich wohl auf Grund der von Glück übernommenen Vorstellung die Ansicht durch, dass nur die noch vorhandene Bereicherung herauszugeben ist. Otto von Gierke bewirkt, dass in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) die Grundlosigkeit des Habens als Leitgedanke der Ansprüche auf Herausgabe der Bereicherung vorangestellt wird.
Lit.: Kaser § 48; Söllner § 9; Köbler, DRG 166, 215, 271; Coing, H., Zur Lehre von der ungerechtfertigten Bereicherung bei Accursius, ZRG RA 80 (1963), 396; Schmitt, R., Die Subsidiarität der Bereicherungsansprüche, 1969; Feenstra, R., Die ungerechtfertigte Bereicherung in dogmengeschichtlicher Sicht, (in) Ankara Universitesi Hukuk Fakültesi Dergise 29 (1972), 289; Misera, K., Der Bereicherungsgedanke bei der Schenkung unter Ehegatten, 1974; Schubert, W., Windscheid und das Bereicherungsrecht des ersten Entwurfs des BGB, ZRG RA 92 (1995), 186; Bauer, K., Ersitzung und Bereicherung im klassischen römischen Recht, 1988; Schartl, R., Ungerechtfertigte Bereicherung nach deutschen Rechtsquellen des Mittelalters, (in) TRG 60 (1992), 109; Jakobs, H., Lucrum ex negotiatione, 1993; Unjust Enrichment, ed. by Schrage, E., 1995; Hallebeek, J., The Concept of unjust enrichment, 1995; Schäfer, F., Das Bereicherungsrecht in Europa, 2001; Wernecke, F., Abwehr und Ausgleich aufgedrängter Bereicherungen, 2004; Grundstrukturen eines europäischen Bereicherungsrechts, hg. v. Zimmermann, R., 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Bereicherungsanspruch (M.) 1893
Berg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW um 800 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, M.) ist die größere Erhöhung oder Anhöhe in einem aus festem Stoff bestehenden Gelände beispielsweise der Erde.
Berg an der Dhün an dem Niederrhein ist in dem 11. Jahrhundert der Sitz eines Geschlechts von Grafen, deren Land 1614/1666 an Pfalz-Neuburg und 1777 mit der Pfalz an Bayern gelangt. 1805/1806 formt Napoleon hieraus und aus anderen Gebieten das Großherzogtum Berg mit Verfassung und Verwaltung nach französischem Vorbild. 1813/1814 werden nach den Siegen Alliierter über Napoleon die französischen Einrichtungen aufgehoben. 1815 fällt Berg an Preußen, über das sein Gebiet (1946) zu →Nordrhein-Westfalen kommt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Land im Mittelpunkt der Mächte, 3. A. 1985; Kraus, T., Die Entstehung der Landesherrschaft der Grafen von Berg, 1981; Francksen, M., Staatsrat und Gesetzgebung im Großherzogtum Berg 1806-1813, 1982; Lohausen, H., Die obersten Zivilgerichte, 1995; Schmidt, C., Das Großherzogtum Berg, 1999; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutschland, 2005; Modell und Wirklichkeit, hg. v. Dethlefs, G. u. a., 2008; Severin-Barboutie, B., Französische Herrschaftspolitik und Modernisierung, 2008; Hentsch, C., Die Bergischen Stahlgesetze, 2011; Berner, A., Kreuzzug und regionale Herrschaft, 2014; Geschichte des Bergischen Landes, hg. v. Gorißen, S. u. a., Bd. 1f. 2014ff.; Brendler, A., Auf dem Weg zum Territorium – Verwaltungsgefüge und Amtsträger der Grafschaft Berg 1225-1390, 2020
Berg, Günther Heinrich von (Schwaigern bei Heilbronn 27. 11. 1765-Oldenburg 9. 9. 1843), Amtmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen 1793 außerordentlicher Professor in Göttingen und danach Hofrat (1800), Regierungspräsident, Bundestagsgesandter, Oberappellationsgerichtspräsident und Staatsminister. Sein bekanntestes Werk ist ein siebenbändiges Handbuch des deutschen →Polizeirechts (1799ff.). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 152
Bergbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1532 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1624 [Sachsen/Span, Bergsp. 167] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bergarbeit, Abbau von Bodenschätzen unter der Erdoberfläche→Bergrecht
Lit: Bader, K., Zur Geschichte des Eisenerzabbaues und des Hüttenwerks zu Blumberg, 1938; Schmidtill, E., Zur Geschichte des Eisenerzbergbaues im südlichen Fichtelgebirge, 1963; Valentinitsch, H., Das landesfürstliche Quecksilberbergwerk Idria 1575-1659, 1981; Europäisches Montanwesen im Hochmittelalter. Das Trienter Bergrecht 1185-1214, hg. v. Hägermann, D. u. a., 1986; Paul, R., Vorstudien für ein Wörterbuch zur Bergmannssprache in den sieben niederungarischen Bergstädten, 1987; Wiesemann, J., Steinkohlenbergbau in den Territorien um Aachen 1334-1794, 1995; Krenz, H., Lütticher Steinkohlen-Bergbau im Mittelalter, 2000; Geschichte des deutschen Bergbaus, hg. v. Tenfelde, K. u. a., Bd. 1ff. 2012ff.; Unter uns – Die Faszination des Steinkohlebergbaus in Deutschland, hg. v. Müller, B., Bd. 1f. 2015f.; Jung, Y., Strukturwandel im sozialen Feld – Bergarbeiterfamilien im Ruhrgebiet 1945 bis 2000, 2015; Perspektiven des Bergbauerbes, hg. v. Farrenkopf, M. u. a., 2020; Bergbausammlungen in Deutschland, hg. v. Farrenkopf, M. u. a., 2020
Bergelohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412 [HanseRez. VI 71] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bergen um 800 bzw. 6./7. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL) ist die bei der Bergung eines in Seenot und zugleich aus der Verfügungsgewalt der Schiffsbesatzung geratenen Schiffes geschuldete Vergütung. Ursprünglich herrscht hier der Grundsatz des Strandraubs, dem der Grundsatz des Strandregals des Landesherrn folgt. Seit dem frühen Mittelalter (Rhodos 600-800 n. Chr., Hamburg 1270, Ordonnance de la Marine 1681) wird dem Bergenden ein Anteil zugesprochen. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird für den Bergenden wie den Hilfeleistenden ein gemäß den Umständen nach billigem Ermessen zu bestimmender Bergelohn für richtig gehalten (Strandungsordnung 1874, §§ 740ff. HGB, Brüsseler Übereinkommen 1910).
Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957
bergen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - 6./7. Jh. [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Hamburg/Kluge, SeemSpr. 86] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) retten, in Sicherheit bringen
Bergen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, „Bergweide“, N.) an dem Byfjord wird 1070 gegründet. Es ist seit dem 12. Jahrhundert →Norwegens Krönungsstadt. Um 1343 eröffnet dort die →Hanse eine Niederlassung.
Lit.: Bruns, F., Die Lübecker Bergenfahrer, 1900; Bergen, hg., v. Friedland, K., 1971; Archiv der Bergenfahrerkompagnie zu Lübeck, bearb. v. Asmussen, G. u. a., 2002; Ullrich, S., Untersuchungen zum Einfluss des lübischen Rechts, 2008
Berggericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Zycha, BöhmBgr. II 38] bzw. 1364 [MansfeldBergbUB. 3] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Angelegenheiten der Berge und des Bergbaus betreffende besondere Gericht.
Lit.: Huffmann, F., Über die sächsische Berggerichtsbarkeit, 1935
Bergrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1189 [MBoica VI 501] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit des Berge betreffendeen Rechtes, insbesondere das Recht des Bergbaus und damit der Gewinnung von Bodenschätzen zunächst vor allem aus Bergen. Der dem antiken Bergbau folgende mittelalterliche Bergbau beginnt um Goslar (Silber) in dem 9. Jahrhundert, an der Südseite des Erzgebirges um 1140 und in dem Mansfelder Gebiet (Kupfer) um 1190. Ausgangspunkt ist die Bergbaufreiheit des Grundeigentümers. Wohl bereits in dem Frühmittelalter beansprucht aber der König die Herrschaft über den Bergbau, durch welche die Stellung des Grundeigentümers beschränkt wird. 1158 verkündet Friedrich I. Barbarossa zunächst für Italien in Roncaglia ([lat.] Constitutio [F.] de regalibus, Gesetz über die königlichen Rechte) das Silberregal und das Salzregal des Königs ([lat.] argentariae … et salinarum reditus, Abgaben aus Silberwerken? und Salinen). Wenig später wird das Bergrecht erstmals ausführlicher festgehalten (Trient 1185/1208, Iglau 1249, Goslar 1271, Freiberg 14. Jahrhundert, Schladming Bergbrief 1408). In der Folge darf auch gegen den Willen des Grundeigentümers an jedem geeigneten Ort Bergbau betrieben werden (Bergfreiheit, Bergbaufreiheit, Goldberg 1342), wobei der Finder Anspruch (Finderrecht) auf Verleihung der Schürfrechte hat (Kulmer Handfeste 1233). 1356 geht das Bergregal des Königs urkundlich auf die Kurfürsten und danach bis 1648 auf andere Reichsfürsten über. Die Landesherren erlassen Bergordnungen (Kuttenberg 1300-1305 als Vorläuferin, Schneeberg 1492, Annaberg 1509, Joachimsthal bzw. Joachimstal 1518, Jülich-Berg 1542, Henneberg 1566). Die Bergbauunternehmer arbeiten als bergrechtliche Gewerkschaft (Genossenschaft) mit Kuxen als Anteilen. Arbeitgeber ist zunächst der einzelne Gewerke für seine allmählich in verschiedenen Hinsichten geschützten Arbeiter (Knappen). In der Mitte des 18. Jahrhunderts wandelt sich der Bergbau zu einer Industrie. Der Staat greift durch Gesetze ein (Frankreich Loi relative aux mines 28. 7. 1791, Code des mines 1810, Österreich 1854, Allgemeines Berggesetz für die preußischen Staaten 24. 6. 1865, Sachsen 16. 6. 1868), wobei an die Stelle des fürstlichen Bergregals die staatliche Berghoheit tritt. Das Bundesberggesetz der Bundesrepublik Deutschland von dem 13. 8. 1980 hebt die Gewerkschaften alten Rechtes und die Gewerkschaften neuen Rechtes auf und verlangt eine Umwandlung zu dem 1. 1. 1986.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Allge-meinesBerggesetzfuerdiepreussischenStaaten1865.pdf ; Köbler, DRG 90, 97, 113, 167, 205, 218; Agricola, G. v., De re metallica libri XII, 1556; Die Henneberger Bergordnung von 1566, hg. v. Lingelbach, G., 2002; Achenbach, H., Das gemeine deutsche Bergrecht, 1871; Ermisch, H., Das sächsische Bergrecht des Mittelalters, 1887; Abignente, G., La proprietà del sottosuolo, 1888; Zycha, A., Das Recht des ältesten deutschen Bergbaues, 1899; Zycha, A., Das böhmische Bergrecht des Mittelalters, 1900; Arndt, A., Noch einmal der Sachsenspiegel und das Bergregal, ZRG GA 23 (1902), 112; Arndt, A., Einige Bemerkungen zur Geschichte des Bergregals, ZRG GA 24 (1903), 59; Zycha, A., Über den Ursprung der deutschen Bergbaufreiheit, ZRG GA 24 (1903), 338; Arndt, A., Zur Frage des Bergregals, ZRG GA 24 (1903), 465; Arndt, A., Zur Geschichte und Theorie des Bergregals und der Bergbaufreiheit, 2. A. 1916; Möllenberg, W., Das Mansfelder Bergrecht und seine Geschichte, 1914; Müller-Erzbach, R., Das Bergrecht, 1916f.; Stolz, O., Die Anfänge des Bergbaues und Bergrechtes in Tirol, ZRG GA 48 (1928), 207; Schönbauer, E., Beiträge zur Geschichte des Bergbaurechts, 1929; Weizsäcker, W., Das alte Zinnbergrecht von Graupen im Erzgebirge, ZRG GA 50 (1930), 233; Weizsäcker, W., Sächsisches Bergrecht in Böhmen, 1929; Sehm, J., Der Silberbergbau zu Annaberg, (1934); Silberschmidt, W., Zur Geschichte der Bergfreiheiten, (in) Zeitschrift für Bergrecht 75 (1935), 260; Silberschmidt, W., Das schwedische Bergrecht, (in) Zeitschrift für Bergrecht 75 (1935), 442, Krzyżanowski, J., Die Bergbaufreiheit in Polen, 1935 (polnisch); Sehm, J., Die Schreckenberger Bergordnung 1499/1500, 1936; Büchsel, H., Rechts- und Sozialgeschichte des oberschlesischen Berg- und Hüttenwesens 1750 bis 1806, 1941, Thieme, H., Die Funktion der Regalien im Mittelalter, ZRG GA 62 (1942), 57; Löscher, H., Die erste Annaberger Bergordnung vom 11. Februar 1493, ZRG GA 68 (1951), 435; Isay, R., Vereinheitlichung des deutschen Bergrechts, 1952; Schneider, H., Zur Geschichte des Bergrechts und der Bergverfassung im Siegerland, Diss. jur. Bonn 1954; Schmelzeisen, G., Die Arbeitsordnung in den jüngeren Berggesetzen, ZRG GA 72 (1955), 111; Schneider, H., Das ältere Siegerländer Bergrecht, 1956; Clauss, H./Kube, S., Freier Berg und vermessenes Erbe, 1957; Schrader, E., Zum Bergrecht und zum Schatzrecht im Sachsenspiegel I, 35, ZRG GA 74 (1957), 178; Löscher, H., Vom Bergregal im sächsischen Erzgebirge, (in) Freiberger Forschungshefte D 22, 1957; Willecke, R., Grundriss des Bergrechts, 1958; Ebel, W., Über das landesherrliche Bergregal, (in) Zs. f. Bergrecht 109 (1968), 146; Löscher, H., Zur Frühgeschichte des Freiberger Bergrechts, ZRG GA 76 (1959), 343; Willecke, R./Turner, G., Grundriss des Bergrechts, 2. A. 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1767; Strätz, H., Bergmännisches Abbaurecht, (in) FS N. Grass, 1974, 533; Willecke, R., Die deutsche Berggesetzgebung, 1977; Boldt, G./Weller, H., Kommentar zum Bundesberggesetz, 1984; Europäisches Montanwesen im Hochmittelalter. Das Trienter Bergrecht 1185-1214, hg. v. Hägermann, D. u. a., 1986; Tubbesing, G., Vögte, Froner, Silberberge, 1996; Steuer, H./Zettler, A., Der mittelalterliche Bergbau und seine Bedeutung für Freiburg, 1996; Ecker, F., Die Entwicklung des Bergrechts im Saarbrücker Steinkohlenrevier, 1997; Soestwöhner, M., Bergschadensrecht im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bochum 1997; Kranz, H., Lütticher Steinkohlen-Bergbau im Mittelalter, 2000; Pfeifer, G., Ius regale montanorum, 2002; Thür, G., Gedanken zu Bergregal und Bergbaufreiheit in der griechisch-römischen Antike, (in) Festschrift für G. Kocher, 2002, 317ff.; Löscher, H., Das erzgebirgische Bergrecht des 15. und 16. Jahrhunderts, Bd. 1f. 2003ff.; Stadt und Bergbau, hg. v. Kaufhold, K. u. a., 2004; Bergrecht im Wandel der Zeit, hg. v. Pielow, J., 2020
Bergregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [Kleve-MarkBO. 73 § 4/Wagner, CJMet. 1225f. Anm. 1] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) königliches und später landesherrliches Recht zu der Aneigung von Bodenschätzen durch Bergbau →Bergrecht
Berlich(ius), Matthias (Schkölen bei Weißenfels 9. 10. 1586-Leipzig 8. 8. 1638), Bürgermeisterssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Jena und Marburg (Promotion 1610) 1611 in Leipzig Anwalt. In seinen (lat.) Conclusiones (F.Pl.) practicabiles (Praktische Schlüsse) (1615ff.) stellt er das gemeine Recht nach der Ordnung der kursächsischen Konstitutionen von 1572 dar. Auf seinem in dem Strafrecht eine genauere Beschreibung der Straftatbestände anstrebenden Werk baut Benedikt Carpzov auf. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BerlichMatthiasConclusionumpracticabilium.liber4A1644Bd1.pdf; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1 1880, Neudruck 1957, 1978, 640, 736
Berlin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) erwächst aus zwei älteren (um 1200 geplanten?), beiderseits eines Übergangs über die untere Spree liegenden (gewerblichen) Siedlungen (Cölln [dendrologische Daten um oder nach 1171, Ersterwähnung 1237, Pfarrkirche Sankt Petri, Verbindung zu Köln?], Berlin [Sumpfort], slawische Besiedlung Berlins bis in das 10. Jahrhundert nachweisbar?, Pfarrkirche Sankt Nikolai, Ersterwähnung 1244), die um 1235 (Berlin um 1230?, 1253 an Frankfurt an der Oder übertragen) Stadtrecht (Brandenburgs an der Havel) erhalten und 1307 organisatorisch nach außen (zu einer Union mit einem gemeinsamen Rat aber getrennter innerer Verwaltung) vereinigt werden. An dem Ende des 14. Jahrhunderts (1397) entsteht das Berliner Stadtbuch (Berlin, Stadtarchiv, ohne Signatur), dessen Schöffenrecht hauptsächlich auf dem →Sachsenspiegel aufbaut und durch die Glosse Johanns von Buch, durch den Richtsteig Landrechts und durch das Sächsische Weichbildrecht beeinflusst ist, aber auch brandenburgische Gewohnheiten und gelegentlich gelehrtes Recht erkennen lässt. Unter den 1442/1448 den Widerstand der Stadt Berlin brechenden Hohenzollern (1415) wird Berlin 1470 Residenz der Markgrafen von Brandenburg, die hier 1516 das →Kammergericht einrichten und sich wegen des ranghöheren Titels seit 1701 Könige in Preußen nennen. 1709 wird aus Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt, Friedrichstadt und einigen Vorstädten die einheitliche Königsstadt Berlin mit einem Magistrat gebildet. 1810 erhält Berlin eine modernisierende Universität. 1871 wird Berlin Hauptstadt des (zweiten) Deutschen Reiches. 1878 findet dort ein internationaler Kongress über die Staatsverhältnisse auf dem Balkan statt. 1912 wird der Zweckverband Groß-Berlin geschaffen. An dem 27. 4. 1920 wird aus 8 Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken die zweistufig gegliederte, in 20 Bezirke geteilte Einheitsgemeinde Berlin gebildet. 1945 wird Berlin in vier Sektoren der Besatzungsmächte aufgeteilt, 1948 in Westberlin und Ostberlin gespalten, von 13. 8. 1961 bis 1989 durch eine Mauer mit Schießbefehl getrennt, 1990 aber wieder vereinigt und 1991 (mit rund 890 Quadratkilometern Fläche und etwa 3,5 Millionen Einwohnern) statt Bonn zu der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland bestimmt. Der Versuch der Vereinigung des Landes Berlin mit Brandenburg scheitert bei einer Volksabstimmung an dem 5. 5. 1996 an der fehlenden Zustimmung Brandenburgs.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 181, 245; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StadtbuchBerlin1397.pdf; Berlinisches Stadtbuch, hg. v. Clauswitz, P., 1883; Das Stadtbuch des alten Köln an der Spree, hg.v. Clauswitz, P., 1921; Gebhardt, P. v., Das älteste Berliner Bürgerbuch 1453-1700, 1927; Seeboth, J., Das Privatrecht des Berliner Stadtbuches, 1928; Die Bürgerbücher von Cölln an der Spree, hg. v. Gebhardt, P. v., 1930; Latendorf, O., Die Entwicklung der städtischen Kassenorganisation Berlins, 1931; Berliner Häuserbuch, bearb. v. Lüdicke, R., Bd. 1 1933; Steffen, K., Das Berliner Stadtverfassungsrecht, 1936; Asen, J., Gesamtverzeichnis des Lehrkörpers der Universität Berlin, Bd. 1 (1810-1945), 1955; Berlin-Bibliographie, Bd. 1ff. 1965ff.; Schiedermair, H., Der völkerrechtliche Status Berlins, 1975; Scholz, F., Berlin und seine Justiz, 1982; Festschrift zum 125jährigen Bestehen der juristischen Gesellschaft zu Berlin, hg. v. Wilke, D., 1984; Geschichte Berlins, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1f. 1987, 3. A. 2002; Rechtsentwicklungen in Berlin, hg. v. Ebel, F. u. a., 1988; Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke, hg. v. Ribbe, W., Bd. 1ff. 1988ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 61; Schultz, H., Berlin 1650-1800, 2. A. 1992; Fijal, A., Die Geschichte der juristischen Gesellschaft zu Berlin in den Jahren 1859 bis 1933, 1991; Schubert, W., Die Vorträge von Reinhold Johow in der Berliner Mittwochs-Gesellschaft (1881-1897), ZRG GA 110 (1993), 458; Schröder, R./Bär, F., Zur Geschichte der juridischen Fakultät, (in) Kritische Justiz 1996, 447; Spree-Insel, hg. v. Haspel, J. u. a., 1998; Raiser, T., Schicksalsjahre einer Universität, 1998; Lösch, A. Gräfin v., Der nackte Geist, 1999; Berlin. Die Hauptstadt, hg. v. Süß, W., 2000; Fritze, W./Schich, W., Gründungsstadt Berlin, 2000; Städtebuch Brandenburg und Berlin, hg. v. Engel, E. u. a., 2000; Ribbe, W., Die historische Kommission zu Berlin, 2000; Berlin, hg. v. Schoeps, J., 2001; Ziolkowski, T., Berlin, 2002; Large, D., Berlin, 2002; Engler, H., Die Finanzierung der Reichshauptstadt, 2004; Die Berliner Universität in der NS-Zeit, hg. v. Bruch, R. vom u. a., 2005; Thies, R., Ethnograph des dunklen Berlin, 2006; Regesten der Urkunden zur Geschichte von Berlin/Cölln im Mittelalter (1237 bis 1499)., bearb. v. Huch, G. u. a., 2008; Winter, A., Das Gelehrtenschulwesen der Residenzstadt Berlin, 2008; Geschichte der Universität Unter den Linden 1810-2010, hg. v. Bruch, R. vom u. a., Bd. 1ff. 2010; Die Matrikel der Universität Berlin (1810-1850), hg. v. Bahl, P. u. a., 2010; Die Berliner Universität im Kontext, hg. v. Bruch, R. vom, 2010; Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810-1834, hg. v. Virmond, W., 2010; Festschrift 200 Jahre juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, hg. v. Grundmann, S., 2010; Kleibert, K., Die juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin im Umbruch, 2010; Pawliczek, A., Akademischer Alltag zwischen Ausgrenzung und Erfolg, 2011; Die Berliner juristische Fakultät und ihre Wissenschaftsgeschichte von 1810 bis 2010, hg. v. Schröder, R. u. a. 2011 (mit CD-ROM, 334 Dissertationen zwischen 1933 und 1945, 478 Dissertationen zwischen 1949 und 1989; Markovits, I., Juristen - böse Sozialisten?, ZRG GA 129 (2012), 267; Berlin 1933-1945, hg. v. Wildt, M. u. a., 2012; Haase, S., Die Berliner Universität und die nationale Bewegung 1800-1848, 2012; Geraubte Mitte - Die „Arisierung“ des jüdischen Grundeigentums, hg. v. Nentwig, F., 2013; Reuss, E., Millionäre fahren nicht Fahrrad, 2013; Kraushaar, F., Aufbruch zu neuen Ufern - Die privatrechtlichen und rechtshistorischen Dissertationen der Berliner Universität im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, 2014; Rudolph, H., Berlin, 2014; Beachy, R., Das andere Berlin, 2015; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Schenk, D., Als Berlin leuchtete – Kunst und Leben in den zwanziger Jahren, 2015; Ryan, C., Der letzte Kampf, 2015; Das rote Berlin, hg. v. Schumann, F., 2015; Mauer, V., Brückenbauer – Großbritannien, die deutsche Frage und die Blockade Berlins 1948-1949, 2018; Stangl, P., Risen from Ruins – The Cultural Politics of Rebuilding East Berlin, 2018 (wenig neue Einsichten)
Bern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) wird wohl unter Bezugnahme auf Verona 1191 von dem Herzog von Zähringen auf ursprünglichem Königsgut gegründet. 1218 gelangt es an das Reich zurück (Berner Handfeste Kaiser Friedrichs II., in ihrer Echtheit umstritten) und wird 1274 Reichsstadt. Danach erwirbt Bern umfangreiche Güter, verbindet sich 1353 mit der →Eidgenossenschaft der Schweiz und entwickelt sich (1458 4500 Einwohner) zu dem größten Stadtstaat nördlich der Alpen, der mit 130000 Quadratkilometern rund ein Drittel der heutigen Schweiz umfasst (etwa 100000 Untertanen). Seit 1848 ist Bern Hauptstadt der Schweiz. An dem 9. 9. 1886 wird in Bern die völkerrechtliche Berner Übereinkunft des Urheberrechts geschlossen, die alle Verbandsstaaten (nicht beispielsweise Vereinigte Staaten von Amerika) zu der Gleichbehandlung der Urheber aus Mitgliedstaaten mit Inländern verpflichtet.
Lit.: Mutach, A. v., Revolutionsgeschichte der Republik Bern 1789-1815, hg. v. Wirz, H., 1934; Die Rechtsquellen des Kantons Bern (Teil 1 Stadtrechte, Teil 2 Rechte der Landschaft), hg. v. Welti, E. u. a. 1902ff.; Welti, F. u. a., Das Stadrecht von Bern, Bd. 1ff. 1902ff., Bd. 1f. 2. A. bearb. v. Rennefahrt, H., 1971; Stürler, R. v., Die vier Berner Landgerichte Seftigen, Sternenberg, Konolfingen und Zollikofen, Diss. jur. Bern 1920; Die historische Entwicklung der Leinwandweberei im Kanton Bern, Diss. staatswiss. Bern 1920; Audétat, E., Verkehrsstraßen und Handelsbeziehungen Berns (Diss. phil. Bern), 1921; Rennefahrt, H., Freiheiten für Bern aus der Zeit Friedrichs II., (in) Zeitschrift für schweizerisches Recht N. F. 46 (1927); Rennefahrt, H., Grundzüge der bernischen Rechtsgeschichte, Bd. 1-4 1928ff.; Däppen, O., Verfassungsgeschichte der Berner Landstädte, (in) Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern 30 (1929), 1; Strahm, H., Studien zur Gründungsgeschichte der Stadt Bern, 1935; Die Rechtsquellen des Kantons Bern, Teil 2, Bd. 2 1937; Schmid, B., War Bern in staufischer Zeit Reichsstadt?, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 20 (1940), 161; Feller, R., Geschichte Berns, 1946; Roth, U., Samuel Ludwig Schnell und das Zivilgesetzbuch für den Kanton Bern von 1824-1830, 1948; Bader, K., Um Echtheit oder Fälschung der Berner Handfeste, ZRG GA 72 (1955), 194; Sechshundert Jahre Inselspital (1354-1954), verf. v. Rennefahrt, H. u. a., 1954; Dübi, A., Die Geschichte der bernischen Anwaltschaft, 1955; Rennefahrt, H., Nochmals um die Echtheit der Berner Handfeste, (in) Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 6 (1956), 145; Häusler, F., Das Emmental im Staate Bern bis 1798, Bd. 1f. 1958ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,444, 3,2,1925; Soliva, C., Zur Berner Stadtrechtsreformation von 1614, ZRG GA 92 (1975), 117; Bierbrauer, P., Freiheit und Gemeinde im Berner Oberland 1300-1700, 1991; Gmür, R., Der alte bernische Stadtstaat (1191-1798), ZRG GA 112 (1995), 366; Gerber, R., Gott ist Burger zu Bern, 2001; Berns mutige Zeit, hg. v. Schwinges, R. 2003; Repertorium der Policeyordnungen 7, hg. v. Schott-Volm, C., 2006; Studer Immenhauser, B., Verwaltung zwischen Innovation und Tradition, 2006; Rieder, K., Netzwerke des Konservativismus, 2008; 100 Jahre bernisches Obergericht in der vorderen Länggasse, hg. v. Obergericht Bern, 2009; Cottier, M., Fatale Gewalt, 2017
Bernardus Dorna ist ein aus der Provence stammender, zeitweise in Bologna tätiger, 1222-1234 in Montpellier nachweisbarer Jurist ([lat.] Summula [F.] de libellis et eorum compositione). S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 302
Bernardus Papiensis (Pavia vor 1150-1213) wird nach dem Studium in Bologna Lehrer des geistlichen Rechtes und 1187 Propst sowie 1198 Bischof von Pavia. Seine in fünf Bücher geteilte systematische Dekretalensammlung (lat.) Breviarium (N.) extravagantium (Kurzfassung der zusätzlichen [Dekretalen]) (1188/1190) wird (als [lat.] compilatio [F.] prima, erste Sammlung) zu dem Vorbild aller späteren Gesetzessammlungen (Dekretalensammlungen) des kanonischen Rechtes, das seit dem späten 12. Jahrhundert als sich ständig erneuernde Rechtsordnung in ihrem jeweils neuesten Stand auf den Universitäten gelehrt wird. S. Google
Lit.: Landau, P., Die Entstehung der systematischen Dekretalensammlungen, ZRG KA 65 (1979), 120
Berner, Albert Friedrich (Straßburg/Uckermark 30. 11. 1818-Berlin 13. 1. 1907), Justizratssohn, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Berlin (Savigny, Gans) 1848 außerordentlicher Professor und 1861 ordentlicher Professor in Berlin. Sein von dem Vergeltungszweck geprägtes Lehrbuch des →Strafrechts erfährt 18 Auflagen. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BernerAlbertFriedrichLehrbuchdesdeutschenStrafrechtes1857.pdf; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965
Bernstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1578 [Nostitz, Haushaltb. 153] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) erhärtetes Harz vor allem von Föhren
Lit.: Die Bernsteinstraße, hg. v. Quast, D. u. a., 2013
Berthold von Henneberg (1441/1442-1504) →Henneberg
Beruf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 1416 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1428 [AktStPr. I 349] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb berufen um 950) ist die auf Dauer angelegte, die Arbeitskraft und Arbeitszeit überwiegend in Anspruch nehmende Betätigung, die meist mit dem Ziel betrieben wird, daraus den Lebensunterhalt zu gewinnen, und die zugleich einen Beitrag zu der gesellschaftlichen Gesamtleistung erbringt (bloße gelegentliche Betrauung eines ausnahmsweise als ao. Prof. titulierten Privatgelehrten mit einer gutachterlichen Tätigkeit ist kein Beruf). Der Beruf entwickelt sich auf der Suche nach günstigeren Lebensbedingungen mit der Entstehung besonderer Tätigkeitsfelder durch Arbeitsdifferenzierung, die sachlich schon in den Hochkulturen der Antike beginnt. Bedeutsam ist er bereits in den Handwerken der mittelalterlichen Stadt. Verfassungsrechtlich geschützt wird der Beruf in dem späteren 20. Jahrhundert.
Lit.: Lange, H., Das Verbot der Berufsausübung im Mittelalter, 1940; Richarz, M., Der Eintritt der Juden in die akademischen Berufe, 1974; Henning, H., Die deutsche Beamtenschaft, 1984; Knörr, M., Die Berufszulassung zum Handwerk, Diss. jur. Erlangen 1996; Eisenbach, U., Duale Berufsausbildung in Hessen, 2010; Professionen, Eigentum und Staat, hg. v. Müller, D. u. a., 2014; Sailmann, G., Der Beruf, 2018
berufen (Wort als Zeitwort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) rufen, Berufung einlegen
Berufsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Googledoch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit der Berufswahl und der Berufsausübung, die unter dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts grundrechtliche Bedeutung erlangt.
Lit.: Hege, H., Das Grundrecht der Berufsfreiheit, 1977
Berufsgenosse (Wort Berufsgenoss in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und Berufsgenosse in DW2 1749 bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) denselben Beruf ausübender Mensch
Berufsgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1861 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Genossenschaft der denselben Beruf ausübenden Menschen
Berufsrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Richter, der seine Tätigkeit als Beruf ausübt. Er tritt nach ersten Ansätzen in der Antike als gelehrter Offizial des Bischofs vereinzelt seit dem späten 12. Jahrhundert (Reims, Mainz), allgemeiner seit 1246 als ständiger, ordentlicher und selbst entscheidender Einzelrichter der kirchlichen Gerichtsbarkeit auf. Bis zu dem 19. Jahrhundert setzt er sich unter Verdrängung des ungelehrten, ehrenamtlich tätigen Schöffen auch in dem weltlichen Gericht durch, ehe ihm dann durch den Liberalismus nach englischem (bzw. französischem) Vorbild erneut ehrenamtliche Laienrichter vor allem in Strafsachen zu der Seite gestellt werden.
Lit.: Köbler, DRG 154, 234; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Müller-Volbehr, J., Die geistlichen Gerichte in den braunschweig-wolfenbüttelschen Landen, 1972; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess in der Praxis geistlicher Gerichte, 1974; Horn, N., Bologneser doctores und iudices im 12. Jahrhundert, (in) ZHF 3 (1976), 221
Berufsschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1877 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Deutschland in dem 19. Jahrhundert zu der Verbesserung der beruflichen Ausbildung entwickelte öffentliche Schule.
Lit.: Fischbach, R., Von der Sonntags- und Fortbildungsschule zur Berufsschule, 2004
Berufsverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1939 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verbot, einen bestimmten Beruf auszuüben. Ihm geht die nach Einführung der Gewerbefreiheit in dem 19. Jahrhundert geschaffene Möglichkeit voraus, ein aufgenommenes Gewerbe nachträglich zu untersagen (Preußen Gewerbeordnung 1845, Norddeutscher Bund 1869, Deutsches Reich 1872). Das Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher von dem 24. 11. 1933 führt daneben als Maßregel der Sicherung und Besserung eine Untersagung einer Gewerbeausübung in dem Rahmen eines Strafverfahrens bei Begehung einer Straftat unter Missbrauch des Berufs ein (§ 42l StGB). Sie wird bald als Berufsverbot bezeichnet. Seit etwa 1970 wird auch das ablehnende Ergebnis einer politischen Überprüfung von Bewerbern für die Einstellung in den öffentlichen Dienst in einem politischen Sinne Berufsverbot genannt.
Lit.: Reinhard, E., Die Entwicklung der Untersagung gewerblicher Unternehmen seit 1869, Diss. jur. Heidelberg 1940
Berufung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [MGroning. I 57] in 36 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb berufen um 950) ist das seit 1877/1879 grundsätzlich gegen Urteile des ersten Rechtzugs in dem (zweiten) Deutschen Reich gegebene Rechtsmittel. Es kommt sachlich mit der Aufnahme des römisch-kanonischen Prozessrechts in dem Spätmittelalter als →Appellation an einen höheren Richter in das Heilige römische Reich und verdrängt dort die ältere einheimische Urteilsschelte, die seit dem Ende des 13. Jahrhunderts aber schon in einem ziemlich allgemeinen Sinn (auch) Berufung genannt werden kann. Gleichzeitig wird Berufung allmählich das allgemeine deutsche Wort für die bis 1877/1879 als Rechtsmittel auch für Tatfragen verwendete Appellation, die von der nur die Rechtsfrage erfassenden →Revision unterschieden wird.
Lit.: Kaser § 65 IV; Köbler, DRG 116, 202, 235; Planck, W., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, 268; Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274ff.; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976
Berytos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Beirut an der Ostküste des Mittelmeers) ist der Sitz einer bereits vor 238 n. Chr. berühmten Rechtsschule. Hier wie später in Konstantinopel lehren besoldete Professoren (lat. [M.Pl.] antecessores, Vorgänger) in einem festen Studienplan in fünf Jahreskursen den Rechtsstoff. In dem ersten Jahr beginnt man (als lat. [M.] dupondius) mit den Institutionen des Gaius (Privatrecht bzw. personae und res [Menschen und Sachen], Prozessrecht bzw. actiones). Es folgen vier Teile (lat. libri [M.Pl.] singulares, einzelne Bücher) zivilrechtlicher Schriften ([vielleicht aus Ulpians - lat. - Ad Sabinum libri, Bücher zu Sabinus, Mitgiftrecht, Vormundschaftsrecht, Testamentsrecht, Vermächtnisrecht). In dem zweiten und dritten Jahr (edictalis, Papinianista) wird der Stoff des Jurisdiktionsedikts der römischen Privatrechtsmagistrate (Stadtprätor, Provinzgouverneur bzw. Legat) besprochen. In dem zweiten Jahr behandelt man wahrscheinlich nach Ulpians Ad edictum praetoris libri aus dem Edikt (Buch 1-14) das Gerichtsverfassungsrecht und Anfänge des Zivilprozessrechts (Allgemeines, Zuständigkeiten, Einleitung des Verfahrens, Wiedereinsetzung, Haftung für Garantiezusagen, Sicherheitsleistung, danach in der zweiten Jahreshälfte (Buch 15-25) Prozesseid, parteiliche Richter, wichtige dingliche Ansprüche, einige deliktische Ansprüche), in dem dritten Jahr (Ediktsstoff Buch 26-32) Kreditverträge, Leihe, Verpfändung, Gehilfengeschäftehaftung, Verwahrung, Treuhand, Auftrag, Gesellschaft, Kauf, Miete, Pacht, Dienstvertrag, Werkvertrag), in der zweiten Hälfte des dritten Jahres die (ersten 8 der 19) Responsen (Rechtsbescheide) Papinians. In dem vierten Jahr (lytes) und fünften Jahr (prolytes) beschäftigt man sich in dem Selbststudium mit den Responsen des Paulus und den Konstitutionen der Kaiser (einschließlich des Strafrechts und des sonstigen öffentlichen Rechtes), wobei bewusst die klassischen Traditionen aufgegriffen werden. Erzeugnisse der Arbeit der Lehrer sind nur vereinzelt überliefert. Justinian setzt 533 n. Chr. in erster Linie an die Stelle der bisherigen Studientexte seine Institutiones und Digesten sowie seinen Codex (in dem ersten Jahr Institutionen, Digesten 1-4 mit Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte, Rechtsquellen, Grundbegriffen, Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Zivilprozessrecht, in dem zweiten Jahr Digesten 5-11 oder 12-19, Mitgift D. 23-29, Vormundschaft D. 26-27, Testament D. 28-29, Vermächtnis D. 30-36, in dem dritten Jahr vertragliches Schuldrecht D. 12-19 oder Gerichtsverfassung, Einleitung eines Zivilprozesses, Sachenrecht aus Buch 5-11 der Digesten, dann Hypotheken D. 20, Sach- und Rechtsmängel bei Marktkauf D. 21, Verzinsung, Seedarlehen, Beweis und Irrtum D. 22, in dem vierten Jahr Mitgift, Vormundschaft, Testament, Vermächtnis aus D. 24, 25, 27, 29 und 31-36 und in dem fünften Jahr den Codex einschließlich von Wirtschaft, Verwaltung und Kirche). S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 53; Wieacker, F., Antecessores, (in) FS H. Niederländer, 1991, 215
Besançon (mhd. Bisanz) an dem Doubs nördlich des Jura wird 1691 Sitz einer Universität (bis 1793). S. Google
Besatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1235 [Dreyer, Neb. 429] und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb besetzen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 belegt) ist die zeitweise Übernahme der Herrschaftsgewalt in einem fremden Gebiet durch einen an sich dafür nicht zuständigen Staat beispielsweise als Ergebnis eines Krieges (etwa nach 1945 insgesamt 15 Millionen Soldaten und Angehörige der Vereinigten Staaten von Amerika in dem Gebiet der späteren Bundesrepublik Deutschland).
Lit.: Marx, T., Zwischen Schwert und Schild, 2004; Die besetzte res publica, hg. v. Meumann, M. u. a., 2006; Löhnig, M., Zwischenzeit, 2011
Besatzungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Besatzungszone
Lit.: Handbuch des Besatzungsrechts, hg. v. Schmoller, G. v. u. a., 1957; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, D., 1990; Zwischen Kontinuität und Fremdbestimmung, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1996; Waibel, D., Von der wohlwollenden Despotie zur Herrschaft des Rechts, 1996; Die volle Macht eines souveränen Staates, hg. v. Haftendorn, H. u. a., 1996; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, W., 1999; Walton-Jordan, U., Die britische Gerichtsbarkeit in Nordwestdeutschland 1945-1949, ZRG GA 117 (2000), 362; Rensmann, M., Besatzungsrecht im wiedervereinigten Deutschland, 2002; Zentz, F., Das amerikanische Strafverfahren als Element der Besatzungspolitik, 2005
Besatzungsstatut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die 1949 von den drei westlichen Besatzungsmächten Deutschlands einseitig erlassene Grundregelung des Verhältnisses ihrer Hoheitsgewalt zu jener der Bundesrepublik Deutschland, die dieser grundsätzlich die volle gesetzgebende, vollziehende und rechtsprechende Gewalt überträgt. 1951 überarbeitet, wird es an dem 5. 5. 1955 mit Inkrafttreten der Pariser Verträge beseitigt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Pollock, J., Besatzung und Staatsaufbau nach 1945, hg. v. Krüger-Bulcke, I., 1994; Waibel, D., Von der wohlwollenden Despotie zur Herrschaft des Rechts, 1996; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, W., 1999
Besatzungszone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und (das Französische und mittelbar) das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gebiet (Zone), das einer von mehreren Besatzungsmächten zugeteilt ist. 1945 werden das →Deutsche Reich (und das davon nach dem Anschluss des Jahres 1938 wieder verselbständigte →Österreich) in je eine Besatzungszone der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs aufgeteilt (Potsdamer Abkommen von dem 2. 8. 1945). Jedem Einwohner werden von Frankreich täglich 900 Kalorien, von Großbritannien 1050, von der Sowjetunion 1080 und von den Vereinigten Staaten von Amerika 1330 Kalorien zugebilligt (in Berlin 900). An dem 5. 5. 1955 erklären die westlichen Besatzungsmächte die Bundesrepublik Deutschland für souverän, an dem 25. 3. 1954/20. 9. 1955 die Sowjetunion die Deutsche Demokratische Republik. Das in den Besatzungszonen von den alliierten Stellen unmittelbar oder durch deutsche Stellen mittelbar gemeinsam oder einzeln in fünf unterscheidbaren Phasen (1941-8. 5. 1945, 5. 6. 1945-30. 3. 1948, 30. 3. 1948-1951, 1951-1955, 1955-1990ff., abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland 12. 9. 1990) erlassene (deutsche) Recht (Besatzungsrecht zu der Sicherung der Interessen der Besatzungsmächte, zu der Entmilitarisierung, Entnazifizierung und Bestrafung von Kriegsverbrechern sowie zu dem allmählichen Wiederaufbau) gilt auch über die Beendigung des Besatzungsregimes hinaus bis zu seiner Aufhebung oder Abänderung.
Lit.: Kroeschell, 20. Jh; Köbler, DRG 244, 245; Blomeyer, A., Die Entwicklung des Zivilrechts, 1950; Overesch, M., Das besetzte Deutschland, 1986, Neudruck 1992; Das geltende Besatzungsrecht, hg. v. Schröder, 1990; Zwischen Kontinuität und Fremdbestimmung, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1996; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, W., 1999; Lehmann, A., Der Marshall-Plan und das neue Deutschland, 2000; Mußgnug, D., Alliierte Militärmissionen in Deutschland 1946-1900, 2001; Kriegsende und Neubeginn, hg. v. Hoser, P. u. a., 2003; Behling, K., Spione in Uniform, 2004; Groß, J., Die deutsche Justiz unter französischer Besatzung 1945-1949, 2007; Zwischenzeit, hg. v. Löhnig, M., 2011
Bescheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mitteilung, Wissen, Entscheidung
Lit.: Gemeine Bescheide, Teil 1 Reichskammergericht 1497-1805, hg. v. Oestmann, P., 2013, Teil 2 Reichshofrat, 2015
Beschlagnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 1753 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb beschlagnahmen 1832) ist die zwangsweise Sicherstellung von Gegenständen zu der Sicherung öffentlicher oder privater Belange. Unterschiedliche Einzelfälle dieser Art sind bereits in älteren Zeiten bekannt (beispielsweise römische [lat.] missio [F.] in bona, Gütereinweisung). In dem Rechtsstaat des 19. Jahrhunderts wird die Beschlagnahme an gesetzlich geregelte Voraussetzungen gebunden.
Lit.: Kaser §§ 85, 86; Mothes, R., Die Beschlagnahme nach Wesen, Arten und Wirkungen, 1903; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912; Freyberg, R., Über die Beschlagnahme, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971
beschlagnahmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1832 bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sicherstellen, wegnehmen
beschreien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 175] bzw. 1300 [DortmStat. 123] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schreien, anschreien
Beschreien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als N. -nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen als Verb ab 1299 bzw. ab 1300 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Verb belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist als Beschreien der Wände die wahrnehmbare Lautgebung eines neugeborenen Menschen. Das Beschreien ist von dem Sachsenspiegel (1221-1224) bis zu dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) bezeugt. In vielen Rechtsquellen ist es ausreichende Voraussetzung der Rechtsfähigkeit.
Lit.: Brunner, H., Die Geburt eines lebenden Kindes, ZRG GA 16 (1896), 63; Kuyk, I. van, Het schreiend Kind, (in) TRG 2 (1920/1921), 63ff.
Beschwerde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und - ausgenommen Alltagsbeschwerde, Altersbeschwerde, Amtsbeschwerde, Atembeschwerde, Darmbeschwerde, Dienstbeschwerde, - Erdenbeschwerde, Erkältungsbeschwerde, Erstbeschwerde -, Föhnbeschwerde, Frauenbeschwerde, - Fußbeschwerde - nicht in DW2 (!) – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [ArnstadtUB. 36] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [N.] gravamen, Verb beschweren in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Salem] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist die Belastung, aus der sich ein verfahrensmäßiger Rechtsbehelf entwickelt (beispielsweise Italien 12. Jahrhundert). In dem Verhältnis zu Rechtsmitteln wie Appellation oder Revision bezieht sich die Beschwerde in der jüngeren Vergangenheit auf Beschlüsse und Verfügungen in Gegensatz zu Urteilen. Eine neue Sonderform ist die →Verfassungsbeschwerde zu Verfassungsgerrichten in der Bundesrepublik Deutschland. →Nichtigkeitsbeschwerde
Lit.: Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Kiefner, H., Zur Divergenzjudikatur des Reichsgerichts, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 585; Suppliche e „gravamina“, hg. v. Nubola, C., 2002
beschweren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt - 8. Jahrhundert/14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [SalemUB. II 400] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schwer machen, sich als beschwert erklären
beseitigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1742 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [Badisches Landrecht] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auf die Seite bewegen, entfernen
Beseitigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Staubbeseitigung und Störungsbeseitigung – nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Verb beseitigen 1742) ist die Entfernung eines Umstands, insbesondere die Entfernung einer Störung. Auf sie kann ein Anspruch bestehen. Er ist von einem möglichen Schadensersatzanspruch unabhängig.
Lit.: Kawasumi, Y., Von der römischen actio negatoria zum negatorischen Beseitigungsanspruch, 2001
Beseler, Georg (Rödemis bei Husum 2. 11. 1809-Bad Harzburg 28. 8. 1888), Kammerratssohn, wird nach dem Studium in Kiel, München, Göttingen und Heidelberg mit der streng geschichtlich die Einrichtung von den Anfängen bis zu der Gegenwart verfolgenden, auch Urkunden berücksichtigenden Lehre von den Erbverträgen in Heidelberg 1835 habilitiert und nach Basel, Rostock (1837), Greifswald (1842) und Berlin (1859) berufen. Sein System des gemeinen deutschen Privatrechts (1847ff.) versucht ein dem gemeinen römischen Recht gegenüber gleichwertiges deutsches System (allen nicht rein römischen Rechtes) zu entwickeln, in dem die Genossenschaft als juristische Person des deutschen Rechtes besonders bedeutsam ist. Vor 1831 bzw. ab 1848ff. wirkt er auch politisch (rechtsliberal). S. Google
Lit.: Beseler, G., System des gemeinen deutschen Privatrechts, Bd. 1 1847, Bd. 2 1853, Bd. 3 1855, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeselerSystemdesgemeinendeutschenPrivatrechts1847Bd1.pdf, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeselerSystemdesgemeinendeutschenPrivatrechts1853Bd2.pdf, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeselerSystemdesgemeinendeutschenPrivatrechts1855Bd3.pdf, Beseler, G., Erlebtes und Erstrebtes, 1884; Gierke, O., Georg Beseler, ZRG GA 10 (1889), 1; Kern, B., Georg Beseler, 1982 (mit Schriftenverzeichnis, 77 Titel); Kern, B., Georg Beselers Mitgliedschaft in der Berliner Mittwochs-Gesellschaft, ZRG GA 113 (1996), 279
besetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1227 [BrschwStR. § 40] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in Besitz nehmen
Besitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 [MarienrodeUB. 307] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb besitzen um 800 bezeugt und für das Germanische erschließbar sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die tatsächliche Gewalt einer Person über eine Sache. Das römische Recht bezeichnet dies als (lat. [F.]) possessio, die auf die tatsächliche Gewalt (lat. [M.] usus) und auf das Sitzen auf Land zurückgeht. Notwendig sind Gewalt über eine Sache ([lat.] corpus) und (nicht notwendig rechtsgeschäftlicher) Wille zu der Herrschaft ([lat.] animus). Nach dem allgemeinen Recht (lat. ius [N.] civile) muss die tatsächliche Gewalt auf einem Rechtsgrund beruhen, nach dem Amtsrecht (lat. ius [N.] praetorium) wird der Besitz (Interdiktenbesitz) durch bestimmte Klagen gegen Entziehung oder Störung (lat. vi, clam, mit Gewalt, heimlich) geschützt (beispielsweise Eigenbesitzer [Besitzer mit <lat.> animus <M.> domini, Eigenbesitzwillen wie Eigentümer oder Ersitzungsbesitzer] und gewisse Fremdbesitzer [unter Anerkennung eines fremden Besitzrechts besitzende Besitzer] wie Erbpächter, Prekarist, Pfandgläubiger oder Sequester). Nicht Besitz (in dem rechtlichen Sinne, sondern nur [lat.] possessio [F.] naturalis, natürlichen Besitz) hat der bloße Innehaber (beispielsweise nach römischem Recht Mieter). Von dem Besitz streng geschieden ist das Eigentum. Justinian schränkt den Besitz auf den rechtlichen Besitz mit Eigentümerbesitzwillen ein, nähert diesen Besitz aber einem Recht an. In dem deutschen Recht steht ursprünglich das schlichte Haben (ahd. haben, aigan) in dem Vordergrund. Später entwickelt sich vielleicht von der Kirche her die besondere Figur der →Gewere. Vielleicht aus dem kirchlichen Recht stammt die Anerkennung des Besitzes auch bestimmter Innehaber (beispielsweise Mieter, Pächter u. s. w.). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes verdrängt das Wort Besitz (als Lehnübertragung?) das Wort Gewere. Sachlich kommt es zu einer gegenseitigen, ziemlich verwirrenden und auch vielfältigen Beeinflussung. In den naturrechtlichen Kodifikationen ist Besitz grundsätzlich der Eigenbesitz, doch gewährt das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) auch dem Mieter, Pächter oder Pfandgläubiger Besitzschutz (nicht dem Prekaristen). Savigny versteht (1803) den Besitz als Tatsache, stellt ihn dem Eigentum (Recht) gegenüber, ordnet ihn in das Deliktsrecht ein und verrätselt das Recht des Besitzes hinsichtlich der Folgen als das Recht eines Faktums. Das (tatsächliche Gewalt und in § 309 Eigenbesitzwillen verlangende, von einem sehr weiten Begriff der Sache ausgehende) Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) kennt den Tabularbesitz des in dem Grundbuch Eingetragenen. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist unter Bruch mit dem gemeinen Recht der unmittelbare Besitz die tatsächliche Herrschaft über eine Sache (beispielsweise auch des Mieters [in Frankreich erst seit 1975] oder Diebes), neben welcher der durch ein Rechtsverhältnis (Besitzkonstitut) vermittelte mittelbare Besitz (beispielsweise des Vermieters) steht. Die Innehabung ist grundsätzlich beseitigt, der Gegensatz zu dem Eigentum betont.
Lit.: Kaser § 19; Hübner 221; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 25, 39, 60, 140, 162, 211; Savigny, F., Das Recht des Besitzes, 1803, 7. A. 1875, Neudruck 1990; Bruns, K., Das Recht des Besitzes, 1848; Randa, A., Der Besitz nach österreichischem Recht, 1865, 4. A. 1895; Pflüger, H., Die sogenannten Besitzklagen des römischen Rechts, 1890, Neudruck 2013; Kaser, M., Eigentum und Besitz im älteren römischen Recht, 1943, 2. A. 1956; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Benöhr, H., Der Besitzerwerb durch Gewaltabhängige, 1972; Wacke, A., Das Besitzkonstitut, 1974; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbs, 1977; Diurni, G., Le situazioni possessorie nel Medioevo, età langobardo-franca, 1988; Schnatenberg, P., Die Entstehung der Regeln des BGB über den mittelbaren Besitz, Diss. jur. Köln 1994; Ernst, W., Eigenbesitz und Mobiliarerwerb, 1992; Link, M., Possession, possessio und das Schicksal des common law, 2003; Moriya, K., Savignys Gedanke im Recht des Besitzes, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Choi, Y., Der Besitzerwerb des Erben, 2013
Besitzdiener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der die tatsächliche Gewalt für einen anderen (d. h. einen Besitzer) in dessen Haushalt oder Erwerbsgeschäft oder in einem ähnlichen weisungsgeprägten Verhältnis Ausübende (beispielsweise Chauffeur). Er ist nicht →Besitzer. Er dient der Überbrückung der Verschiedenheit von tatsächlichen Gegebenheiten und rechtlicher Bewertung.
Besitzeinweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1696 [Tessin/ZSchweizR.2 29 1910 276] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google) ist die Einweisung eines Menschen oder einer anderen Person in den Besitz einer Sache.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
besitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), haben, in tatsächlicher Gewalt haben
Besitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Seibertz, UB. I 531] in 39 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Verb besitzen um 800 und für das Germanische erschließbar sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Besitz habende Person.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Besitzerwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und - als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Erwerb des Besitzes. Er erfordert in dem römischen Recht die Begründung der tatsächlichen Gewalt über eine Sache und den Willen, diese für sich zu beherrschen. Er kann entweder ursprünglich (originär, erstmalig) oder (von einem anderen) abgeleitet (derivativ) erfolgen.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Besitzkonstitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1888, Besitzmittelungsverhältnis, § 868 BGB) ist das Verhältnis zwischen einem unmittelbaren Besitzer (nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des – zweiten - Deutschen Reiches von 1896/1900 beispielsweise Mieter) und einem mittelbaren Besitzer (beispielsweise Vermieter), in dem bzw. durch das der ursprüngliche Besitzer (beispielsweise Vermieter) seinen Eigenbesitzwillen bezüglich einer Sache durch Fremdbesitzwillen (für den Erwerber) ersetzt und der neue Besitzer (beispielsweise Mieter) Eigenbesitzwillen begründet. →Besitz
Lit.: Becker, E., De constitutio possessionis?, 1644?; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Besitzrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur [FschrÖstABGB. I 608] in 1 Stelle zu dem frühen 20. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Besitz
Besitzschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1891, M.) ist der dem zunächst rein tatsächlichen Herrschaftsverhältnis (Besitz) zugeordnete Schutz der Rechtsordnung gegen unrechtmäßige Entziehung oder Störung. Hierzu gewährt das römische Recht besondere →Interdikte gegen unerlaubte Eigenmacht (lat. vi [gewaltsam], clam [heimlich], precario [Zurückbehaltung bei bloßer Bittleihe]) zu Gunsten des verhältnismäßig rechtmäßigen Besitzers (Verbot der Gewaltanwendung und Gebot zu der richterlich überwachten Rückstellung zu Gunsten von Eigenbesitzer, Erbpächter, Prekarist, Faustpfandgläubiger und Sequester). Das kanonische Recht des Mittelalters entwickelt dies zu einem vorläufigen Besitzschutz weiter. Hierauf baut auch das Reichskammergericht (1495-1806) auf, das aber bereits bei der vorläufigen Entscheidung nach einem bestandskräftigen Ergebnis strebt. Die historische Rechtsschule erarbeitet einen rein possessorischen Schutz der besonderen Besitzklagen, bei dem wie in Rom eine Einrede aus dem Recht zu dem Besitz (beispielsweise Eigentum) ausgeschlossen ist. Er ist in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) übernommen.
Lit.: Kaser § 21; Söllner §§ 9, 23; Hübner 221ff.; Kroeschell, DRG 1; Wieling, H., Grund und Umfang des Besitzschutzes, (in) FG U. v. Lübtow, 1980; Dedek, H., Der Besitzschutz, (in) ZEuP 1997, 342; Jacobi, J., Besitzschutz vor dem Reichskammergericht, 1998; Beermann, C., Besitzschutz, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Besitzstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1787 [Rostock/Gesenius, Meierrecht I 129] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der rechtlich in gewisser Weise geschützte tatsächliche Stand der Verhältnisse, insbesondere des Besitzes.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Besitzstörung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1831) ist die rechtswidrige Störung des Besitzers in dem Besitz.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Besold, Christoph (Tübingen 22. 9. 1577-Ingolstadt 15. 9. 1638), aus einer Juristenfamilie (Hofgerichtsadvokatensohn), nach dem Rechtsstudium (1599 Tübingen Promotion) 1610 Professor in Tübingen sowie nach Annahme des katholischen Glaubens 1636 in Ingolstadt, entwickelt als Reichspublizist innerhalb der politischen Wissenschaft eigene Vorstellungen in dem Bereich des neuen öffentlichen Rechtes (Vorbereitung der Lehre von dem Bundesstaat). S. Google
Lit.: Meyer, F., Christoph Besold als Staatsrechtler, Diss. jur. Erlangen 1957; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 120; Synopse der Politik, hg. v. Boehm, L., 2000, 291ff.
besondere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1339 [HeilbronnUB. I 68] in 28 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) eigen, ungewöhnlich, hervorgehoben
Besonderes Gewaltverhältnis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Verhältnis, das, in Gegensatz zu dem allgemeinen Verhältnis des Inhabers von Hoheitsgewalt über den Bürger, zusätzliche Einwirkungen ohne weitere Rechtsgrundlage ermöglicht (beispielsweise Staat - Strafgefangener). Diese in dem 19. Jahrhundert entwickelte Vorstellung wird in dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts mit dem Ziel der Verrechtlichung auch dieser Gegebenheiten als Sonderrechtsverhältnis zunehmend abgelehnt.
Lit.: Wenninger, L., Geschichte der Lehre vom besonderen Gewaltverhältnis, 1982
Bessarabien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N..) östlicher, zwischen 1806 und 1812 von Russland der Türkei abgerungener Teil der Moldau zwischen Pruth und Dnjestr, in dem ab 1814 von Zar Alexander I. Deutsche angesiedelt wurden, 1918 Rumänien, 1940 in das Deutsche Reich umgesiedelt, ansonsten 1945 vertrieben). →Rumänien, Sowjetunion, Moldawien
Lit.: King, C., The Moldovans, 2000; Schmidt, U., Die Deutschen aus Bessarabien, 2003, 2. A. 2004, 3. A. 2006; Schröder, O., Die Deutschen in Bessarabien 1914-1940, 2012
bessere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 796 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. Komparativ) vorteilhaftere
bessern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verbessern, besser machen
Besserung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 532, 545, 764, II 105, 125, 166, 186, 187, 297] Anfang 9. Jh. und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1244, F., Verb bessern in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt, Adjektiv bessere in Grimm Deutsches Wörterbuch um 796 belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist allgemein die Vermehrung der Güte eines Zustands. Hierzu kann auch die wertsteigernde Aufwendung auf zu Leihe überlassenem Land gezählt werden. Sie ist teilweise eigenständiges, veräußerliches Gut.
Lit.: Arnold, W., Zur Geschichte des Eigentums in den Städten, 1861; Wolf, M., Der Bau auf fremden Gut, 1900; Stingel, M., Die bäuerliche Leihe im Recht des Würzburger Benediktinerklosters Sankt Stephan in Würzburg, Diss. jur. Erlangen 1962; Promnitz, C., Besserung und Sicherung, 2016
Bestand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1272 [MGroning. III 548] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der Zustand, Bestandkontrakt (1733, 1740) bzw. Bestandvertrag (1809) die deutsche Wiedergabe der (lat.) locatio conductio, Bestandteil (1811) der zu dem Bestand einer Sache gehörige Teil, Verb bestehen 10. Jahrhundert.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Bestandkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [Beck, Forstg. 36] in 2 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bestandvertrag
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Bestandteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Teil eines umfassenderen Bestands
Bestandvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [BadLR. 1809 Satz 1709] in 3 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bestandkontrakt
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
beste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Superlativ von gut) hervorragend
bestechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [FRAustr. 46 S. 120] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), mit einem Zeichen versehen (V.), einen Vorteil gewähren um eine Dienstpflichtverletzung zu erreichen
Bestechung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1740 [Klingner II 395] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bestechen in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 belegt) ist die Gewährung eines Vorteils an einen Amtsträger für eine Dienstpflichtverletzung. Sie ist sachlich als Wahlbestechung bereits dem römischen Recht bekannt. Besondere Bedeutung erlangt sie mit der Entwicklung des Beamtentums, weil der Beamte durch sein Amt Gestaltungsmöglichkeiten hat, die für Betroffene einen Vorteil bewirken können.
Lit.: Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Kulesza, R., Die Bestechung im politischen Leben Athens, 1995
bestehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 94] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durchstehen, stehen bleiben
Besthaupt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1232 [CoutFrancBruges II 49] in 45 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das bei dem Tode eines Bauern besonders in Grundherrschaften an einen Herrn abzuliefernde beste Stück Vieh. Das auch Hauptrecht oder Sterbfall genannte Besthaupt begegnet sachlich in Flandern und Lothringen in dem 9. Jahrhundert und ist in dem Hochmittelalter weit verbreitet. Bereits zu dieser Zeit schwindet es aber in den Städten, wird allgemein jedoch erst an dem Beginn des 19. Jahrhunderts aufgegeben.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bodmann, F., Historisch-juristische Abhandlung vom Besthaupte, 1794; Schultze, A., Seelgerät und Besthaupt, ZRG GA 38 (1917), 301; Mayer, E., Seelgerät und Besthaupt, ZRG GA 38 (1917), 301; Stutz, U., Zweitbesthaupt, ZRG GA 40 (1919), 282; Müller, W., Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei Sankt Gallen, 1961
bestimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagsp. Brant 5 ed. 1516] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Adjektiv bestimmt 15. Jh.) entscheiden, festsetzen
bestimmt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) festgesetzt, genau, entschieden
Bestimmtheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 – nicht in EDEL - und - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Entschiedenheit, Klarheit, Vorhersehbarkeit
Bestimmtheitsgebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gebot (an den Gesetzgeber), einen Rechtssatz insbesondere in dem Strafrecht so bestimmt oder eindeutig zu fassen, dass jeder mögliche Betroffene Tragweite und Anwendungsbereich erkennen kann. Es erwächst aus der Aufklärung. Es setzt sich seit dem 19. Jahrhundert grundsätzlich durch, auch wenn das Allgemeine Landrecht Preußens 1794 wie auch das Strafgesetzbuch Bayerns Feuerbachs 1813 dieses Ziel nicht wirklich erreicht haben.
Lit.: Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Krey, V., Keine Strafe ohne Gesetz, 1983; Müller-Dietz, H., Abschied vom Bestimmtheitsgrundsatz im Strafrecht? (in) FS T. Lenckner, 1998, 179
Bet, Josef →Karo
betäuben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, nicht in DW2 – 10./11. Jahrhundert in EDEL - und– als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) taub machen
Betäubung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt, nicht in DW2 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Taubmachung, Umnebelung
Betäubungsmittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das der Betäubung menschlicher Sinne dienende Mittel (beispielsweise natürliche Betäubungsmittel wie Opium, Morphium, Heroin, Kokain, Cannabis, Nikotin, Alkohol und synthetische Betäubungsmittel). Seit dem 16./17. Jahrhundert wird die Sucht nach Betäubungsmitteln als Krankheit erkannt, seit etwa 1850 breitet sich die Sucht allmählich, seit etwa 1965 rasch vor allem in westlichen Gesellschaften aus. Mit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt die gesetzliche Bekämpfung (Preußen, kaiserliche Verordnung von dem 25. 3. 1872, Opiumkonferenz von Schanghai 1909, Den Haag, Ausführungsgesetz von 1921, Opiumgesetz von dem 1. 1. 1930, Betäubungsmittelgesetz 1972).
Lit.: Wriedt, J., Von den Anfängen der Drogengesetzgebung bis zum Betäubungsmittelgesetz vom 1. 1. 1972, 2006
betreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1323 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1327 [Beekman, DijkR. I 130] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vorantreiben, machen
Betreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1604 [SolothurnStR. 70, bezogen auf Schuld] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb betreiben 1323) Vorantreibung, Machung, Vollstreckung
Lit.: Malamud, S. u. a., Die Betreibungs- oder Eingewinnungsverfahren der Stadt Zürich im Spätmittelalter, ZRG GA 116 (1999), 87
betreuen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 um 1265 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Walther, Tract/ZRG.1 Germ. 23 1902 277] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) versorgen, erhärten, ausstatten
Betreuer (M.) nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt und nicht als Ansatz in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt
Betreuung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1492 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [TirolLO. 1532 III 1] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb betreuen um 1265, Maskulinum Betreuer nicht als Ansatz in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) ist allgemein die Versorgung und in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 1. 1992 die staatliche Fürsorge für die Person und das Vermögen eines volljährigen Menschen, soweit er infolge einer Krankheit oder Behinderung seine Angelegenheiten nicht selbst besorgen kann, durch einen von dem zuständigen Vormundschaftsgericht bestellten Betreuer. Die Betreuung ersetzt unter gewisser Abwandelung die frühere gerichtliche Entmündigung
Lit.: Köbler, DRG 268; Damrau, J./Zimmermann, W., Betreuungsgesetz, 1991; Müller, B., Rechtliche und gesellschaftliche Stellung von Menschen mit einer geistigen Behinderung, 2001
Betrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1600 bezeugt – 16. Jahrhundert/19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [Sloet, OorkB. 854] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb betreiben in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1323 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) sind das Betreiben einer Tätigkeit und der dafür bestimmte Ort.
Lit.: Jakobi, C., Die vieldeutige Betriebsgemeinschaft, 2013
Betriebsrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1920 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das den Unternehmer beratende Organ der Arbeitnehmer eines Betriebs, das in bestimmten Angelegenheiten eines Betriebs mitwirkt und mitbestimmt. Der Betriebsrat entwickelt sich an dem Ende des 19. Jahrhunderts (1905 Bergbau, 1916 Kriegswirtschaft). Nach dem Betriebsrätegesetz von dem 4. 2. 1920 ist in Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten ein Betriebsrat zu bilden (Österreich 1919). Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus Adolf Hitlers wird der Betriebsrat beseitigt, 1946 (und in Österreich 1947) aber wieder eingeführt und danach gestärkt (11. 10. 1952, 15. 1. 1972).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 241, 273; Oertzen, P. v., Betriebsräte in der Novemberrevolution, 1963; Plumeyer, M., Die Betriebsrätegesetze, Diss. jur. Hannover, 1992; Schaub, G., Der Betriebsrat, 1973, 7. A. 2002, 8. A. 2005; Raedel, C., Amtsenthebungen und Kündigungen von Betriebsräten, 1999
Betriebsrisiko (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Italienische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Arbeitsrecht die in dem 20. Jahrhundert zunehmend verrechtlichte Gefahr des Erliegens bzw. Stillstands eines Betriebs ohne Verschulden eines Beteiligten.
Lit.: Tamm, M., Die Entwicklung der Betriebsrisikolehre, 2001
Betriebsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1925 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der Regeln, welche die Rechte des Arbeitgebers, der Arbeitnehmer und ihrer Organe in dem Betrieb in Bezug auf das Betriebsgeschehen ordnen. Die Betriebsverfassung wird in Deutschland nach einzelnen Vorläufern des späten 19. Jahrhunderts durch das Betriebsrätegesetz von dem 4. 2. 1920 eingerichtet und (nach Beseitigung während der Herrschaft des Nationalsozialismus) durch Gesetz von dem 17. 4. 1946 wiederhergestellt.
Lit.: Köbler, DRG 273; Adelmann, G., Quellensammlung zur Geschichte der sozialen Betriebsverfassung, Bd. 1f. 1960ff.; Reichold, H., Betriebsverfassung als Sozialprivatrecht, 1995; Mitbestimmung und Betriebsverfassung, hg. v. Pohl, H., 1996; Däubler, W./Kittner, M., Geschichte der Betriebsverfassung, 2020
Betriebswirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1928 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Absolvent des Studiums der Betriebswirtschaftslehre
Betriebswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1921 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wirtschaft des einzelnen Betriebs (Privatwirtschaftslehre in Gegensatz zu der Volkswirtschaftslehre der Wirtschaft des gesamten Volkes oder Staates), die seit 1898 (Leipzig, Aachen, Wien) wissenschaftlich gelehrt wird und nach steilem Aufstieg (1922 Tübingen Curt Eisfeld, 1923 23 Orte, 1924 43, 1939 70) an dem Ende des 20. Jahrhunderts jährlich mehr als 100000 Studierende für mehr als 1000 Professoren findet.
Lit.: Entwicklungen der Betriebswirtschaftslehre, hg. v. Gaugler, E./Köhler, R., 2002; Burr, W./Wagenhofer, A., Geschichte des VHB, 2011
Betrug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1050 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [MeppenUB. 217] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Betrüger vor 1259, Verb betrügen um 750) ist die durch Täuschung des einen verursachte Vermögensschädigung eines anderen (beispielsweise Universitätsassistent I. lässt sich in dem öffentlichen Dienst jahrelang krank schreiben und betreibt in dieser Zeit privatwirtschaftlich einen Verlag für Lügenbarone). Sachlich ist der Betrug mit der Entstehung des Vermögens des Menschen möglich, wobei der Entwicklung der Sprache und der Erfindung des Geldes in dem 7. vorchristlichen Jahrhundert besondere Bedeutung zukommt. In dem römischen Recht erfassen (lat. [N.]) falsum (Fälschung), stellionatus (M.) (Hinterhältigkeit) und (N.) furtum (Wegnahme) nur einzelne Fälle des nicht als solcher zusammengefassten Betrugs. Ähnlich verfährt auch das Mittelalter. Die durch Täuschung bewusst herbeigeführte Vermögensschädigung findet sich als Straftatbestand seit dem 16. Jahrhundert, ohne dass sie aber von der Fälschung bereits eindeutig geschieden werden kann. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts bzw. 1871 gelingt unter dem Einfluss des Code pénal (1810) Frankreichs eine klare Abgrenzung der Sicherung des Vermögens und des Rechtsverkehrs. Rechtstatsächlich begründet nicht jede gewollte Vermögensbeschädigung eines anderen Menschen durch Täuschung beispielsweise durch Werbung auch wirklich eine Bestrafung.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 158; Köstlin, C., System des deutschen Strafrechts, Bd. 2 1858, Neudruck 1978, 124ff.; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1955; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 318ff.; Naucke, W., Zur Lehre vom strafbaren Betrug, 1964; Hupe, E., Falsum, fraus und stellionatus im römischen und germanischen Recht bis zur Rezeption, Diss. jur. Marburg 1967; Kausch, W., Die Entwicklung des falsum, Diss. jur. Göttingen 1971; Schütz, S., Die Entwicklung des Betrugsbegriffs, 1988; Roth, J./Sokolowsky, K., Lügner, Fälscher, Lumpenhunde, 2000; Lügen und Betrügen, hg. v. Hochadel, O. u. a., 2000; Freller, T., Die Welt will betrogen sein, 2001; Die Autobiographie des Betrügers Luer Meyer 1833-1855, 2010; Lehmann, J., Zwischen Betrug und Gier, 2019
betrügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 565, 5676, II 11, 33, 57] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch Täuschung schädigen
Betrüger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1259 bezeugt - 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [Ostfries.UB. I 198] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) durch Täuschung eines anderen diesen Schädigender
Bettel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [NürnbPolO. 317] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bitten (N.) um Almosen, wertloses Zeug, Kleinigkeit
betteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 805 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11./12. Jahrhundert in 12 Stellen als Verb und substantiviertes Neutrum und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) um unentgeltliche Leistungen zu dem Lebensunterhalt bitten
Betteln (Verb in Grimm Deutsches Wörterbuch1 um 805 und nicht in DW2 als N. bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11./12. Jahrhundert [Wessobrunner Glaube/MSD. 297] in 12 Stellen als Verb und substantiviertes Neutrum und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das Bitten um unentgeltliche Leistungen zu dem Lebensunterhalt. Es wird sachlich wohl bereits in frühen Hochkulturen und dann in den Städten seit dem Hochmittelalter sichtbar. Zeitweise wird es mit polizeilichen Mitteln entschieden bekämpft (Bettelordnungen Nürnbergs von 1370, 1478, Reichspolizeiordnungen von 1530, 1548 und 1577, s. a. beispielsweise Graz 1996), überwiegend aber bei unaufdringlicher Form allgemein geduldet.
Lit.: Stamm, R., Theodor Konrad Hartleben (1770-1827) und seine Allgemeine deutsche Justiz- und Polizey-Fama, (in) ZGO 113 (1965), 45; Goglin, J., Les miserables, 1976; Scherner, K., Arme und Bettler, (in) ZNR 1988, 129; Rudersdorf, M., Das Glück der Bettler, 1995; Bindzus, D./Lange, J., Ist Betteln rechtswidrig? (in) JuS 1996, 482; Bräuer, H., … und hat seit hero gebetlet, 1996; Bettler in der europäischen Stadt der Moderne, hg. v. Althammer, B., 2007; Wagner, A., Gleicherweiß als wasser, 2011; Bettler und Vaganten in der Neuzeit, hg. v. Althammer, B. u. a., 2013 (eine kommentierte Quellenedition)
Betti, Emilio (Camerino 1890-1968), nach juristischen Studien in Parma und philosophischen Studien in Bologna seit 1917 Professor für römisches Recht in Camerino und in Macerata, Messina, Parma, Florenz, Mailand und Rom, bemüht sich unter Verknüpfung von Dogmatik und Geschichte vor allem um ein neues Verständnis der →Auslegung und der Hermeneutik insgesamt. S. Google
Lit.: Betti, E., Die Hermeneutik als allgemeine Methodik der Geisteswissenschaften, 1962; L’ermeneutica giuridica di Emilio Betti, hg. v. Frosini, V./Riccobono, F., 1994
Beunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 797 [MGDiplKarol. I 246 ob hierher?] bzw. 963 [SalzbUB. I 172] in 64 Stellen belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 963 ahd. piunta für lat. [N.] pratum, Wiese) ist das vielleicht seit Entstehung der Grundherrschaft durch Einzäunung („Bewindung“?) aus der Allmende ausgeschiedene, dorfnahe landwirtschaftliche Grundstück.
Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, Bd. 3 1973
Beute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1250 bezeugt und in einem weiteren Ansatz um 850 – 13. Jahrhundert und 790 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [QKulmbach 187] in 12 Stellen als Bienenstock und Backtrog und ab 1378 [MWirzib. VII 260] als Anteil und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft teilweise unklar und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gewinn, Bienenstock →Beuterecht
Beutel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [GoslarUB. II 218] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Tasche, Sack
Beutellehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [KremsmünsterUB. 347] in 18 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das an einen Bürger oder Bauern gelangende →Lehen (Bayern Ende 13. Jahrhundert), bei dem statt Kriegsdienst bei Herrenfall und Mannfall eine erhöhte Abgabe in den Beutel des Herrn zu leisten ist. In dem 18. Jahrhundert gibt es auch ritterliche Beutellehen. Durch Gesetz von dem 17. 12. 1862 wird in Österreich das Beutellehen in Eigentum umgewandelt.
Lit.: Klein, H., Ritterlehen und Beutellehen, (in) Mitteil. d. Ges. f. Salzburger Landesk. 80 (1940), 87ff.; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland, 2002, 2. A. 2009, 3. A. 2011
Beuterecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [MecklUB. XVI 299 Nr. 9744] in 8 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht auf Aneignung feindlichen Gutes in einem Krieg. Es besteht ursprünglich gegenüber der gesamten gegnerischen Bevölkerung, wenn auch 1179 durch das dritte Laterankonzil unter Christen die Versklavung verboten wird. In dem 19. Jahrhundert setzt sich für den Landkrieg die Beschränkung auf das für Kriegszwecke verwendbare Staatseigentum des Feindes durch (Haager Landkriegsordnung 1907).
Lit.: Redlich, F., De praeda militari, 1956; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Praeda, hg. v. Coudry, M. u. a., 2009
bewegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] st. V. und 12. Jahrhundert [Glosse] sw. V. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [HMeißenUB. II 298] in 17 Stellen und in 2 Ansätzen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) örtlich verändern, bewirken, veranlassen
beweglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1227 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Tomaschek, Trient 163] in 39 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bewegbar, veränderbar
bewegliche Sache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv beweglich um 1227, Wortfolge 1784), Fahrnis, Fahrhabe →Sache
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Beweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1464 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren Rechtsquellen ab 1438 [HanseRez.2 II 188] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb beweisen um 1125) ist die Darlegung der Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Vorstellung durch ein Verhalten. Besondere Bedeutung hat der Beweis in einem Streit zweier Menschen oder Personen um die Richtigkeit ihrer sich widersprechenden Behauptungen. In dem altrömischen und in dem klassischen römischen Recht würdigt dabei der (lat. [M.]) iudex (Richter) frei die mit beliebigen Mitteln vorgebrachten Beweisversuche. Demgegenüber dringt in dem spätantiken römischen Recht die Bindung an feste Beweisregeln und Beweislastregeln vor. Bei den Germanen erfolgt wahrscheinlich meist außerhalb einer Versammlung ein Beweis mit Eid, Zeugen oder Augenschein, wobei der Angegriffene ein Recht zu dem Beweis vor allem durch Eid (mit Eidhelfern) hat oder haben kann. In dem Frühmittelalter kann der in einem zweizüngigen Urteil auferlegte Beweis auch in dem Gericht erbracht werden, wobei der Beweis durch eine Urkunde mit zunehmender, durch die Kirche geförderter Schriftlichkeit vordringt. Wahrscheinlich unter christlichem Einfluss gewinnt zeitweise auch das Gottesurteil dann Bedeutung, wenn ein anderer Beweis nicht möglich ist. Der Kläger kann allmählich das Beweisrecht dadurch an sich ziehen, dass er ein stärkeres Beweismittel als den Eid anbietet. Möglich wird der Gegenbeweis. In dem spätmittelalterlichen Strafverfahren bemüht sich der Richter von sich aus um die Ermittelung der Wahrheit. Als sicherstes Beweismittel gilt dabei das Geständnis (lat. [F.] confessio), weil ein Täter einen Tathergang besonders kennen kann. Zu seiner Erreichung wird die Folter zulässig, wobei seit der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V. (1532) ihre Anwendung nur bei Vorliegen bestimmter Indizien (beispielsweise Aufenthalt in Tatnähe) gestattet wird (Indizienlehre). Hinzukommen feste Beweisregeln. Das Gottesurteil verschwindet. Mit dem über die Kirche schon seit dem Spätmittelalter eindringenden gelehrten Zivilprozess gelten unbestrittene Tatsachen als zugestanden. Bestrittene Tatsachen sind von dem Kläger durch Zeugen, Parteieid, Urkunden, Augenschein oder Sachverständige zu beweisen (Beweislast, s. [lat.] onus [N.] probationis reo non incumbit, Die Beweislast trifft nicht den Beklagten, Gratian um 1140), wobei feste Beweisregeln gelten. Bereits der (lat.) usus (M.) modernus (Cocceji, Leyer) befasst sich vertieft mit den entsprechenden Fragen. Nach französischem Vorbild (1791) setzt sich in dem 19. Jahrhundert die freie richterliche Beweiswürdigung wieder allgemein durch (Berlin 1846, Preußen 1849), wobei es auf die Überzeugung des Richters ankommt. Die Beweislast in dem Zivilprozess trägt grundsätzlich jede Partei für die ihr günstigen Tatsachen, doch kehrt die Rechtsprechung zu Gunsten schwacher Parteien verschiedentlich die Beweislast zu Lasten des Gegners um.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86, 116, 155, 167; Savigny, C., Über Schwurgerichte und Beweistheorie, (in) GA 6 (1858), 469; Hänel, A., Das Beweissystem des Sachsenspiegels, 1858; Kries, A. v., Der Beweis im Strafprozess des Mittelalters, 1878; Endemann, W., Die Entwicklung des Beweisverfahrens im deutschen Civilprozess seit 1495, 1895; Haff, K., Beweisjury und Rügeverfahren im fränkischen und altdänischen Recht, ZRG GA 38 (1917), 130; Mayer-Homberg, E., Beweis und Wahrscheinlichkeit nach älterem deutschem Recht, 1921; Stutz, U., Die Beweisrolle im altdeutschen Rechtsgang, ZRG GA 49 (1929), 1; Bechert, R., Recht oder Pflicht zur Beweisführung?, ZRG GA 49 (1929), 26; La preuve, 1963; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 2. A. 1996; Nagel, H., Die Grundzüge des Beweisrechts im euopäischen Zivilprozess, 1967; Ziller, H., Private Bücher des Spätmittelalters und ihre rechtliche Funktion, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess nach bayerischen Quellen, 1971; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1972; Walter, G., Freie Beweiswürdigung, 1979; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1555, 1981; Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1986; Schmitt, B., Die richterliche Beweiswürdigung im Strafprozess, 1992; Subjektivierung des justiziellen Beweisverfahrens, hg. v. Gouron, A. u. a., 1994; Allen, C., The Law of Evidence in Victorian England, 1997; Wißgott, V., Das Beweisantragsrecht im Strafverfahren, 1998; Macnair, M., The Law of Proof in Early Modern Equity, 1999; Stürner, R., Geschichtliche Grundlinien des europäischen Beweisrechts, (in) FS A. Söllner, 2000; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Nehlsen-von Stryk, K., Die Krise des irrationalen Beweises im Hoch- und Spätmittelalter, ZRG GA 117 (2000), 1; Sauer, M., Die Entwicklung des Ablehnungsgrundes der Wahrunterstellung, Diss. jur. Köln 2002; Perband, M., Der Grundsatz der freien Beweiswürdigung im Zivilprozess (§ 286 ZPO), 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung - Der Zeugenbeweis im gelehrten Recht, 2003; Deppenkemper, G., Beweiswürdigung als Mittel prozessualer Wahrheitserkenntnis, 2004; Bausteine eines europäischen Beweisrechts, hg. v. Marauhn, T., 2007; Mentz, D., Die Beweislastumkehr in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2010; Repgen, T., Qui dicit probare debet, ZRG GA 129 (2012), 76
beweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 ab um 1125 bezeugt – 13. Jahrhundert/15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nachweisen, erweisen, zeigen
Beweisinterlokut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem gemeinen deutschen Zivilprozessrecht eine gerichtliche Zwischenentscheidung über Beweislast, Beweisthema und Beweisfrist. Das Beweisinterlokut trennt den Prozess in zwei Teile und bildet den Beginn des besonderen Beweisverfahrens. Dessen Ergebnis bindet den Richter. Besonders ausgestaltet ist das Beweisinterlokut in dem sog. sächsischen Prozess (so noch Hannover 1850). In dem 18. Jahrhundert dringt das Beweisinterlokut allgemein in den gemeinen Prozess ein. Die preußische allgemeine Gerichtsordnung von 1793 kennt aber schon kein Beweisinterlokut mehr, ebensowenig das französische Zivilprozessrecht (1806) und die davon beeinflusste Zivilprozessordnung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879.
Lit.: Planck, J., Die Lehre vom Beweisurteil, 1848
Beweislast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1803 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Beweis
Beweismittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1700 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [PreußAssekuranz- u. HavereiO. § 62] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Beweis
Beweisurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das →Urteil über eine Beweisfrage. →Beweisinterlokut
Beyer, Georg (Leipzig 10. 9. 1665-Wittenberg 21. 8. 1714), Aktuarssohn, wird nach den Studien von Philosophie und Recht in Leipzig (Thomasius), Frankfurt an der Oder und Leipzig 1706 Professor in Wittenberg. Dort hält er als einer der ersten eine Vorlesung über deutsches Recht, die als Leitfaden des deutschen Rechtes ([lat.] Delineatio [F.] iuris Germanici, 1718) nach seinem Tod veröffentlicht wird. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BeyerGeorgSpecimenIurisGermanici1718.pdf; Köbler, DRG 144, 186, 205; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978, III, 1 137f.
Beyerle, Franz (Konstanz 30. 1. 1885-Wangen 22. 10. 1977), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Austritt aus der katholischen Kirche und dem Studium des Rechtes in Freiburg im Breisgau, Breslau (Konrad Beyerle) und Göttingen (Promotion 1910, Frensdorff) sowie der Habilitation in Jena (1913, Rauch) 1918 Professor in Basel, 1929 Greifswald, 1930 in Frankfurt am Main, 1934 in Leipzig und 1938 in Freiburg im Breisgau (bis 1953). Seine Arbeiten betreffen das Stadtrecht Freiburgs, den Entwicklungsgang in dem Recht, die Treuhand und Volksrechte. S. Google
Lit.: Dürselen, F., Franz Beyerle, 2005; Schützenmeister, A., Franz Beyerle, 2008; Jocus regit actum, hg. v. Riosus, F., 2011 [Oppitz]
Beyerle, Konrad (Konstanz 14. 09. 1882-München 26. 4. 1933), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg, der Promotion bei Richard Schröder (1895) und der Habilitation bei Ulrich Stutz (1899) Professor in Freiburg im Breisgau (1900), ordentlicher Professor Breslau (1903), Göttingen (1906) und München (1918). Als Abgeordneter der bayerischen Volkspartei wirkt er in der verfassunggebenden Nationalversammlung (1919) und in dem Reichstag. (bis 1924). Einzelne Arbeiten betreffen die Grundeigentumsverhältnisse in Konstanz, die Lex Baiwariorum und die Kultur der Abtei Reichenau. S. Google
Lit.: Hense, T., Konrad Beyerle, 2002
Bezirk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1487 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [WestdZErg. 13 1906 15] in 40 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bezirken um 1350, zu lat. [M.] circus, Kreis) ist das abgegrenzte Gebiet. Preußen wird zwischen 1808 und 1816 in (Provinzen und) Regierungsbezirke geteilt. Mit österreichisch-kaiserlicher Entschließung von dem 26. 6. 1849 (RGBl. 295) wird die Einteilung der Kronländer in Kreise und darunter in Bezirke bestimmt, wobei an der Spitze des Bezirks ein Bezirkshauptmann steht (1852-1868 Vereinigung der Bezirkshauptmannschaften mit den Bezirksgerichten zu gemischten Bezirksämtern) und der Bezirk 1925 von einer Zentralstaatsbehörde zu einer Landesbehörde umgestaltet wird. Die Deutsche Demokratische Republik ersetzt 1952 die Länder (bis 1990) durch 15 Bezirke.
bezirken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) umschließen, begrenzen
bi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Partikel als Präfix verwendet) zwei
Bibel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1252 bzw. 1254 bezeugt – um 1254 [Weltchronik des Rudolf von Ems] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1778 [ZVk. 5 1895 336 in abweichender Bedeutung als geistlicher Karzer in Stuttgart] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Phönizischen verbindbar, F., [griech.] Buch]) ist die Sammlung der für Juden und Christen das Wort (ihres) Gottes enthaltenden Schriften. Diese sind zwischen 1200 v. Chr. (10. Jahrhundert v. Chr.) und dem 2. Jahrhundert n. Chr. (50-120 n. Chr.) entstanden. Die jüdische Bibel gliedert sich in Tora (Weisung), Propheten und Schriften, die christliche Bibel ergänzt dieses um die Zeitenwende in seinem Bestand abgeschlossene alte Testament um das nachchristliche, in dem 4. Jahrhundert weitgehend abgeschlossene neue Testament. Die Übertragung der ursprünglich aramäischen bzw. hebräischen Texte in das Griechische erfolgt zwischen 250 v. Chr. und 100 n. Chr. (Septuaginta), die Übersetzung in das Lateinische in dem 4. Jahrhundert n. Chr., die Übersetzung in germanistische Volkssprachen seit dem ausgehenden 4. Jahrhundert n. Chr. (gotisch durch Bischof Wulfila, teilweise überliefert). Lateinisch enthält die von etwa 40 Verfassern hergestellte Bibel vielleicht 738765 Wörter, deutsch 800890 Wörter. Das älteste erhaltene Handschriftenbruchstück stammt von etwa 125 n. Chr. Die christliche Bibel ist das weitest verbreitete und häufigst gedruckte Buch der Welt und ist bisher in 704 Sprachen vollständig übersetzt (davon 66 Übersetzungsprojekte 2020 fertigestellt), während es in 1571 Sprachen eine vollständige Übersetzung des Neuen Testaments und in 3435 Sprachen die Übersetzung mindestens eines Buches der Bibel sowie in knapp 4000 weiteren Sprachen bisher noch keine Übersetzung eines Buches der Bibel gibt. Die Bibel enthält umfangreiches →biblisches Recht.
Lit.: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, 1966ff., Neudruck 2019; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Hattenhauer, H., Das Recht der Heiligen, 1976; Thyen, J., Bibel und Koran, 1989, 2. A. 1993, 3. A. 2000, 4. A. 2015; Klauck, H., Die apokryphe Bibel, 2008; The Biblical Models of Power and Law, hg. v. Biliarsky, I. u. a., 2008; Bibel und Exegese der Abtei Saint Victor zu Paris, hg. v. Berndt, R., 2009; The Cambridge Companion to the Bible, 2. A. hg. v. Chilton, B. u. a., 2008; Der Pentateuch, hg. v. Dozeman, T. u. a., 2011; Schöpflin, K., Die Bibel in der Weltliteratur, 2011; Die Septuaginta und das frühe Christentum, hg. v. Scott Caulley, T. u. a., 2011; Die Septuaginta - Entstehung, Sprache, Geschichte, 2012; Jaroš, K., Die ältesten griechischen Handschriften des Neuen Testaments, 2014 (weit mehr als 5000 Handschriften bekannt, hier 104 ediert); The New Cambridge History of the Bible, hg. v. Paget, H. u. a., 2013; Bezzel, H., Saul, 2015; The Formation of the Pentateuch, hg. v. Gertz, J. u. a., 2016; Die Septuaginta – Orte und Intentionen, hg. v. Kreuzer, S. u. a., 2016; Mugridge, A., Copying Early Christian Texts, 2016; Cline, E., Warum die Arche nie gefunden wird – Biblische Geschichten archäologisch entschlüsselt, 2016; Tiwald, M., Die Logienquelle 2016 (Die in etwa 80 kurzen Bruchstücken erschließbare Logienquelle Q von etwa 60 n. Chr. lag als nur indirekt erhaltener Text den Evangelien nach Matthäus und Lukas als schriftliche Quelle vor, verbindet Frühjudentum und Anfänge der Jesusbewegung und bildet die Brücke zwischen dem geschichtlichen Jesus und dem späteren Christentum.); Westerholm, S., Law and Ethics in Early Judaism and the New Testament, 2017 (= Aufsatzsammlung); Billings, D., Acts of the Apostles and the Rhetoric of Roman Imperialism, 2017; Tiwald, M., The Sayings Source – A Commentary on Q, 2020; The Q Hypothesis Unveiled, hg. v. Tiwald, M., 2020 (Sammelband)
Biberach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Riotte, A., Diese so oft beseufzte Parität. Biberach 1649-1825, 2018
bibliothēca, lat., F., Bibliothek, (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, gr. βιβλιοθήκη (bibliothḗkē), F., Büchersammlung, Bibliothek; vgl. gr. βιβλίον (biblíon), N., Büchlein, kleine Schrift; gr. βίβλος (bíblos), M., Bast aus der ägyptischen Papyrusstaude, Papier, Schrift, Buch; von der phönizischen Stadt Byblos, dem Hauptumschlagplatz von Papyrus; s. phön. Gebal, ON, Byblos; kanaan. Gubal, ON, Byblos; vgl. phön. bzw. kanaan. gb, Sb., Brunnen, Quelle, Ursprung; phön. Ēl, Sb., PN, El (höchster Gott, der Ugariter), göttliches Wesen; gr. θήκη (thḗkē), F., Kasten (M.), Behältnis, Gestell, Abstellplatz; vgl. idg. *dʰē- (2), *dʰeh₁-, V., setzen, stellen, legen
Bibliothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht und in DW2 1511 bezeugt – 1511 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Gewerbebibliothek, Handbibliothek, Klosterbibliothek, Kriegsbibliothek, Leibibliothek, Lesebibliothek, Regimentsbibliothek, Reisebibliothek, Romanbibliothek, Staatsbibliothek, Stadtbibliothek, Stadtbibliothekar, Stiftsbibliothek, Sudelbibliothek, Tollhausbibliothekar, Übersetzerbibliothek, Unterhaltungsbibliothek, Volksbibliothek, Wunderbibliothek und Zauberbibliothek und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen über das Griechische teilweise mit dem Indogermanischen sowie teilweise vielleicht mit dem Phönizischen verbindbar, F.) ist die Sammlung von Büchern und das ihr dienende Gebäude. S. Google
Lit.: Otto, J., Bibliothek des Bundesgerichtshofs, 1996 (rund 475000 Bände); Portale zu Vergangenheit und Zukunft, hg. v. Seefeldt, J. u. a., 2003, 2. A. 2003, 3. A. 2007, 4. A. 2011; Rösch, H. u. a., Bibliotheken und Informationsgesellschaft in Deutschland, 2006, 2. A. 2011, 3. A. 2019; Rekonstruktion und Erschließung mittelalterlicher Bibliotheken, hg. v. Rapp, A. u. a., 2008; Jochum, U., Geschichte der abendländischen Bibliotheken, 2009; Zur Erforschung mittelalterlicher Bibliotheken, hg. v. Rapp, A. u. a., 2009; Festschrift für Dietrich Pannier, hg. v. Fischer, D. u. a., 2010; Die Bibliothek des Mittelalters als dynamischer Prozess, hg. v. Embach, M. u. a., 2012; Huber-Frischeis, T. u. a., Die Privatbibliothek Kaiser Franz I. von Österreich 1784-1835, 2015; Jank, D., Bibliotheken von Frauen – Ein Lexikon, 2019 (770 Frauen zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert); Hoffmann, G./Lansky, R./Walter, R., Rechtsbibliothekarinnen und Rechtsbibliothekare im deutschsprachigen und im internationalen Bereich in Vergângenheit und Gegenwart, 2020; Lingnau, A., Lektürekanon eines Fürstendieners – Die Privatbibliothek des Friedrich Rudolf von Canitz (1654-1699), 2021
biblisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1521 bezeugt – 1521 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Phönizischen verbindbar, Adj.) Bibel betreffend
Biblisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Adjektiv biblisch 1521 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt) ist das aus den in der jüdisch-christlichen →Bibel (vor allem in den Büchern Moses) enthaltenen zahlreichen rechtlichen Sätzen gebildete Recht. Besonders bekannt hiervon sind die zehn Gebote des Alten Testaments. Noch wichtiger ist vielleicht die grundsätzliche Beschreibung des jüdisch-christlichen Gottes als eines Gottes des Rechtes, der die Einhaltung von Recht gebietet und die Verletzung von Recht verbietet und in dem so genannten Jüngsten Gericht den einzelnen Menschen nach Einhaltung der Gebote und Verbote beurteilt. Dieser Grundgedanke beeinflusst die europäischen Rechte und damit mittelbar wohl auch die übrige Welt in nachhaltiger Weise.
Lit.: Collatio legum Mosaicarum et Romanarum, (in) Fontes iuris Romani antejustiniani, Bd. 2 1940, 541; Hohenlohe-Schillingsfürst, C. v., Der Einfluss des Christentums auf das Corpus Juris, 1937; Kisch, G., Sachsenspiegel and Bible, 1941; Biondi, B., Il diritto Romano Cristiano, Bd. 1ff. 1952ff.; Verdam, P., Mosaic Law in Practice and Study throughout the Ages, 1959; Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Hattenhauer, H., Das Recht der Heiligen, 1976; Welch, J., A biblical law bibliography, 1990; Bibel und Recht, hg. v. Eckert, J. u. a., 1994; Calvocoressi, P., Who‘s who in der Bibel, 1992, 5. A. 1994, 16. A. 2009; Brand, J., Bibel und altes Recht im Bauernkrieg, 1996; Campenhausen, H. v., Die Entstehung der christlichen Bibel, Neudruck 2003; Ohler, A., dtv-Atlas Bibel, 2004; Kaden, D., Matthew, Paul, and the Anthropology of Law, 2016
Bielefeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Urkundenbuch der Stadt und des Stiftes Bielefeld, hg. v. Vollmer, B., 1937; Flügel, A., Kaufleute und Manufakturen in Bielefeld, 1990; Meineke, B., Die Ortsnamen der Stadt Bielefeld, 2013; Bielefeld und die Welt, hg. v. Büschenfeld, J. u. a., 2014; Linde, R. u. a., unglaublich bodenständig, 2014
Biene (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 950 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [CDPruss. I 174] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort Bien in Grimm Deutsches Wörterbuch um 800 bezeugt, M. sowie über das erschließbare Germanische in der weiteren Herkunft unklar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist grundsätzlich das aus Blütenstaub Honig erzeugende vormenschlich entwickelte Insekt.
Bienenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1682 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [BienenWB. 16] in 1 Stelle ohne Jahresangabe, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Bienen betreffende Recht. Dabei darf sachlich wohl seit der bewussten Pflege von Bienen durch Menschen der (unverzüglich) verfolgende Eigentümer (s)einen mit dem Schwärmen herrenlos werdenden Bienenschwarm auch auf einem fremden Grundstück einfangen (Aneignungsrecht). In dem deutschen →Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) gelten für das Bienenrecht die §§ 961ff.
Lit.: Rieth, J., Das gesamte deutsche Bienenrecht, 1910; Schüßler, A., Deutsches Bienenrecht, 1934; Haff, K., Zum Bienenrecht in den schwedischen und dänischen Landschaftsgesetzen, ZRG GA 60 (1940), 253; Schulz, S., Die historische Entwicklung des Rechts an Bienen, 1990; Stripf, R., Honig für das Volk. Geschichte der Imkerei in Deutschland, 2019
Biener, Friedrich August (Leipzig 5. 2. 1787-Dresden 1861) wird nach Rechtsstudien in Leipzig und Göttingen 1810 Professor in Berlin. S. Google
Bier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – EDEL 1. Viertel 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Förstemann, Nordhausen I 1 S. 58] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie etymologisch unklar und vielleicht über das erschließbare Germanische oder das Lateinische [bibere, V. trinken] des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Menschen seit 13000 Jahren aus stärkehaltiger Substanz (beispielsweise Gerste, Weizen) durch alkoholische Gärung gewonnene (gebraute, Alkohol enthaltende) Getränk. In dem Frühmittelalter wird es von Frauen hergestellt, später entsteht in den Städten eine gewerbliche Produktion, die seit etwa 1300 Hopfen als die Haltbarkeit erhöhenden Zusatz verwendet. In der frühen Neuzeit setzt sich in Bayern ein auf das Jahr 1516 zurückgeführtes Reinheitsgebot (Malz, Hopfen, Hefe, Wasser) durch.
Lit.: Moldenhauer, G., Das Göttinger Braurecht, Diss. jur. Göttingen 1956; Schlosser, H., Braurechte, Brauer und Braustätten in München, 1981; Hackel-Stehr, K., Das Brauwesen in Bayern vom 14. bis 16. Jahrhundert, 1988; Unger, R., A History of Brewing in Holland 900-1900, 2001; Blanckenburg, C. v., Die Hanse und ihr Bier, 2001; Oliver, G., The Oxford Companion to Beer, 2011; Hirschfelder, G. u. a., Bier – Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute, 2016
Biergelde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) oder Bargilde (M.) ist der in dem 8./9. Jahrhundert erscheinende (freie, aber trotzdem pflichtige) Mensch, der von der Forschung teils mit Wehrsiedlung, teils mit Rodungssiedlung verbunden wird. Der Inhalt des Wortes ist nicht völlig klar („Abgabenleister“?), obgleich die Biergelden noch in dem →Sachsenspiegel (1221-1224) als besonderer Stand erfasst sind.
Lit.: Köbler, WAS; Metz, W., Zur Geschichte der Bargilden, ZRG GA 72 (1955), 185; Hagemann, H., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Springer, M., Die Sachsen, 2004
Bifang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 791 [CDFuld. 59] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (in dem Mittelalter) das von einem Berechtigten durch tatsächlichen Zugriff neu (stärker) genutzte, meist eingefriedete Grundstück.
Lit.: Köbler, WAS; Bethge, O., Über Bifänge, (in) VSWG 20 (1928), 139ff.; Sorhagen, I., Die karolingischen Kolonisationsprivilegien, 1976
bigamia, mlat., F., Doppelehe, 2. Hälfte 11. Jahrhundert, vgl. lat. bigamus, Adj., zweifach verheiratet, zweimal verheiratet, wieder verheiratet; lat. bis, Adv., zweimal, auf doppelte Weise, (um 250-184 v. Chr.); idg. *du̯is, Adv., zweimal, entzwei, vgl. idg. *du̯ōu, *du̯ai, Num. Kard. (M.), zwei, gr. γαμειν (gamein), V., heiraten; idg. *g̑eme-, *g̑em-, V., Sb., heiraten, Verwandter
Bigamie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1525 als aus dem Mittellateinischen und mittelbar dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt - 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die weitere Eheschließung eines bereits verheirateten Menschen in einer nur die Einehe zulassenden Rechtsordnung. Das Christentum hält von Anfang an nur die Einehe für zulässig. Als Folge der Christianisierung der römischen Gesellschaft ist die Bigamie seit Diokletian strafbar und als Folge der Christianisierung der Germanen wird die bei ihnen erlaubte, aber aus wohl tatsächlichen Gründen seltene Mehrehe von der christlichen Kirche abgelehnt. In dem Frühmittelalter ist die Bigamie eine zunächst rein kirchliche Frage, für die nur die kirchlichen Gerichte zuständig sind. Seit dem Hochmittelalter sehen aber vor allem die Stadtrechte Enthaupten und Ertränken als peinliche Strafe vor. Die →Constitutio Criminalis Bambergensis (1507, Art. 146) behandelt unter dem Einfluss der augustinischen Ehebruchsgesetzgebung eine Frau bei Bigamie strenger als einen Mann, die →Constitutio Criminalis Carolina (1532, Art. 121, Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) ordnet die Bigamie stets als qualifizierten Ehebruch ein. Strafe ist zunächst die Todesstrafe, nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794 (II, 20 §§ 1066ff.) und nach dem Reichsstrafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1871 mehrjähriges Zuchthaus (§ 171 StGB, 5 Jahre Zuchthaus). Privatrechtlich ist die Bigamie Ehehindernis.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 56; Hälschner, H., Die Lehre vom Ehebruch und der Bigamie, (in) Gerichtssaal 22 (1870), 401; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts, 1928, 150f.; Erle, M., Die Ehe im Naturrecht des 17. Jahrhunderts, 1952; Buchholz, S., Der Landgraf und sein Professor, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Siebenhüner, K., Bigamie und Inquisition in Italien 1600-1750, 2006
Bilanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1549 als aus dem Italienischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bilanzieren 1668) ist die zusammengefasste Gegenüberstellung der aktiven und passiven Vermögenswerte einer Person. Sie entwickelt sich in dem spätmittelalterlichen Handelsgeschäft. Besonders seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert werden die rechtlichen Vorschriften betreffend eine Bilanz angesichts der wachsenden Größe der Unternehmen immer dichter (1937 Richtlinien zu der Vereinheitlichung des Buchhaltungswesens der Wirtschaft, § 266 HGB).
Lit.: Brönner, H., Die Bilanz nach Handels- und Steuerrecht, 1937, 2. A. 1940, 9. A. 1991, 10. A. 2011, 11. A. 2016
bilanzieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1688 – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Bilanz erstellen
Bild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [o. J. AhdGl. I 657] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, N., Verb bilden 9. Jahrhundert) ist die sichtbare Wiedergabe eines Umstands (durch menschliches Tun). Mittels der Augen und des Gehirns entstehen für den Menschen während seines Bewusstseins zahllose sehr flüchtige Bilder und in dem Schlaf Träume. Vielleicht zuerst in Höhlenmalereien (beispielsweise kurz vor 2019 in der Kalksteinhöhle Leang Bulu Sipong vier in dem Südwesten der Insel Sulawesi in Indonesien entdeckte, mindestens sieben Antilopen und mindestens drei Jäger mit Speeren wiedergebende, mindestens 43900 Jahre alte Darstellungen) versucht der Mensch die Vergänglichkeit dieser mit seinem Tode anscheinend endenden Eindrücke zu bekämpfen. Dem folgen viele Malereien und andere Abbildungen auf weiteren Stoffen. Zwischen 1835 und 1839 entwickelt der Maler Louis Jacques Mandé Daguerre in Frankreich die Möglichkeit unter Nutzung des Lichtes seitenverkehrte Abbildungen von körperlichen Gegebenheiten auf spiegelglatt polierten Metalloberflächen herzustellen. Die Rechte an dem Verfahren werden von Frankreich erworben. Aus der Daguerrotypie entwickelt sich die modernere Fotografie.
Lit.: Goerlitz, T., Die rechtliche Behandlung der gewerblichen Bildzeichen in Deutschland seit dem 14. Jahrhundert, ZRG GA 55 (1935), 216; Historische Bildkunde 2, 1935; Beyerle, F., Sinnbild und Bildgewalt im älteren deutschen Recht, ZRG GA 58 (1938), 788; Troescher, G., Weltgerichtsbilder, (in) Westdt. Jb. f. Kunstgeschichte 11 (1939), 139; Kisch, G., Recht und Gerechtigkeit in der Medaillenkunst, 1955; Brückner, W., Bildnis und Brauch, 1966; Ebel, F. u. a., Römisches Rechtsleben im Mittelalter, 1988; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Bild und Abbild, hg. v. Vavra, E., 1999; Schmoeckel, M., Auf der Suche nach der verlorenen Ordnung, 2004; Zitzlsperger, P., Dürers Pelz und das Recht im Bild, 2008; Poeschel, S., Handbuch der Ikonographie, 2005, 2. A. 2008, 3. A. 2009, 4. A. 2011, 5. A. 2014; Boehme-Neßler, V., BilderRecht, 2010; Hayduk, H., Rechtsidee und Bild, 2011; Elkins, J., What Photography is, 2011; Steinhauer, F., Das eigene Bild, 2013; Rechtsikonographie geistlicher und weltlicher Macht, hg. v. Gulczyński, A., 2012; Bild und Konfession im östlichen Mitteleuropa, hg. v. Deiters, M. u. a., 2013; Büttner, N., Einführung in die frühneuzeitliche Ikonographie, 2014; Poeschel, S., Starke Männer – schöne Frauen – Die Geschichte des Aktes, 2014; Cleaver, L., Illuminated History Books, in the Anlo-Norman World 1066-1272, 2018; Illuminierte Urkunden, hg. v. Bartz, G. u. a., 2018; Dreier, T., Bild und Recht, 2019
bilden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 867 – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schaffen, machen, gestalten
Bilderhandschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit sachlich auf den Text bezogenen Bildern ausgestattete Handschrift. Die umfänglichsten rechtlichen Bilderhandschriften sind mit bis zu 924 Bildstreifen zu dem Sachsenspiegel überliefert (Vorbild eine bebilderte Willehalmhandschrift? [1300 Miniaturen], 1270?/vor E. 13. Jahrhundert Harzvorland?, Stammhandschrift verloren, Anfang 14. Jahrhundert/um 1300 Heidelberger B. [nur zu einem Drittel erhalten, Druck 1971], vielleicht Meißen wohl 1347-1363/Mitte 14. Jahrhundert Dresdener Bilderhandschrift [Druck 1902, 2002], drittes Viertel 14. Jahrhundert Wolfenbütteler Bilderhandschrift [Tochterhandschrift der Dresdener Bilderhandschrift?, Druck 1993], 1336 Oldenburger Bilderhandschrift [mittelniederdeutsch, nur Landrecht bebildert, vielfach nur Vorzeichnungen, Druck 1995], insgesamt mindestens sieben Bilderhandschriften anzunehmen). Die Bedeutung der Bilder ist streitig. Mehr Bilderhandschriften als zu dem Sachsenspiegel gibt es zu dem Decretum Gratiani.
Lit.: Köbler, DRG 103; Amira, K. v., Die Dresdener Bilderhandschrift, Bd. 1ff. 1902ff.; Koschorreck, W., Die Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels, 1970; Text – Bild – Interpretation, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1986; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 24; Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters, hg. v. Ott, N., 1991ff.; Got ist selber Recht. Die vier Bilderhandschriften des Sachsenspiegels Oldenburg, Heidelberg, Wolfenbüttel, Dresden, hg. durch Schmidt-Wiegand, R. u. a., 1992; Scheele, F., die sal man alle radebrechen, 1992; Eike von Repgow Sachsenspiegel Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1993; Bloh, U. v., Die illustrierten Historienbibeln, 1993; Der Oldenburger Sachsenspiegel, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1995; Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, 1995; Repgow, Eike von, Sachsenspiegel. Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1998; Die Heidelberger Bilderhandschrift des Sachsenspiegels als digitale Edition auf CD-ROM, hg. v. Hüpper, D. u. a., 1999; Lück, H., Über den Sachsenspiegel, 1999, 2. A. 2005; Brunschwig, C., Visualisierung von Rechtsnormen, 2001; Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels. Interimskommentar, hg. v. Lück, H., 2002; Der Dresdener Sachsenspiegel. Faksimile-Ausgabe, 2002; Schmidt-Wiegand, R., Rechtsbücher als Ausdruck pragmatischer Schriftlichkeit, (in) Frühmittelalterliche Studien 37 (2003), 435ff.; http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg164; http://digital.slub-dresden.de/ppn272362328; http://www.sachsenspiegel-online.de/cms; Eike von Repgow, Sachsenspiegel. Die Heidelberger Bilderhandschrift Cod. Pal. Germ. 164, hg. v. Kocher, G., u. a., 2010; Rechtsikonographie geistlicher und weltlicher Macht, hg. v. Gulczyński, A., 2012
Bildnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als F. und in DW2 als N. um 1250 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [NÖLGO. 1656 II 87 § 4] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Gerrmanischen verbindbar, N.) Bild, Abbildung
Bildnisstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an einem Bild statt an einem Täter vollzogene Strafe (Strafe am Bildnis 1717). Sie findet sich sachlich für die Majestätsbeleidigung beispielsweise in Frankreich 1670, in Dänemark und Norwegen 1683 und 1687, in Brandenburg 1688 und 1717, in Sachsen 1712, in Preußen 1721 und 1794, in Österreich 1768 und in Baden 1809, wird aber nach 1848 beseitigt. Daneben bestehen verschiedene von der Bildnisstrafe in engerem Sinn verschiedene Einrichtungen.
Lit.: Hentig, H. v., Die Strafe, Bd. 1 1954, 320
Bildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bilden in DW2 um 867 bezeugt) ist die wesentliche Gestaltung, Herstellung oder Erziehung.
Lit.: Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 5 1989, Bd. 2 18. Jahrhundert 2005; Nonn, U., Mönche, Schreiber und Gelehrte, 2012; Bosse, H., Bildungsrevolution 1770-1830, hg. v. Ghanbari, N., 2012; Lesch, H./Forstner, U., Wie Bildung gelingt, 2012; Gramsch-Stehfest, R., Bildung, Schule und Universität im Mittelalter, 2019; Fichtner, A., Bildung vom deutschen Kaiserreich zur Bundesrepublik Deutschland – Entwicklungslinien der Bildungspolitik im Bereich Hochschulzugang, 2019; Mayer, A., „Freie Bahn dem Tüchtigen“ und „Aufstieg durch Bildung“, (in) HZ 312 (1921), 649 (ab etwa 1830-1840)
Billerbeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Geschichte der Stadt Billerbeck, hg. v. Freitag, W., 2012
billig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1060 [bzw. 1065] bezeugt – um 1065 [Hoheliedkommentar des Williram von Ebersberg] in EDEL - und und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1215/1216 [Thomasin 314] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Althochdeutschen nicht sicher mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) gerecht, günstig, angemessen
Billigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412 [Engelke, Gogericht Desum 75] in 37 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Althochdeutschen nicht sicher mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., Rechtmäßigkeit, Angemessenheit, Adjektiv billig in DW2 um 1060 bzw. in EDEL um 1065 bezeugt) ist die natürliche Gerechtigkeit vor allem in dem einzelnen Fall. Sie erscheint sachlich in der römischen Antike teils als (lat. [F.]) benevolentia des Kaisers, teils bei den nach der Billigkeit beurteilten Klagen oder Schuldverhältnissen (lat. →bonae-fidei-iudicia [N.Pl.]). In dem frühen Mittelalter bewirkt die Kirche die Aufnahme des Gedankens der Billigkeit (lat. →aequitas [F.] canonica), wobei Streit darüber besteht, ob der König nach Billigkeit urteilen konnte. Danach greift insbesondere das Naturrecht verstärkt die Billigkeit auf. Die Billigkeit steht grundsätzlich in einem Spannungsverhältnis zu der Gleichheit und zu der Rechtssicherheit.
Lit.: Kaser §§ 3, 33; Köbler, DRG 86; Rühl, P., Das aequitatis iudicium im fränkischen Königsgericht, ZRG GA 20 (1899), 207; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Kirn, P., Über die angebliche Billigkeitsjustiz des fränkischen Königs, ZRG GA 47 (1927), 115; Wohlhaupter, E., Aequitas canonica, 1931; Kirn, P., Aequitatis iudicium, ZRG GA 53 (1932), 53; Lange, H., Ius aequum und ius strictum bei den Glossatoren, ZRG RA 71 (1954), 319; Erler, A., Aequitas in Sprüchen des Ingelheimer Oberhofes, (in) FS G. Kisch, 1955, 53; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Schott, C., Billigkeit und Subjektivismus, (in) FS M. Keller, 1989, 745; Wesener, G., Aequitas naturalis, natürliche Billigkeit, (in) Der Gerechtigkeitsanspruch des Rechts, 1996, 81ff.; Jacoby, S., Allgemeine Rechtsgrundsätze, 1997; Schröder, J., Aequitas und rechtswissenschaftliches System, (in) ZNR 21 (1999), 29ff.; Schmidt, R., Zur Rechtsprechung Regensburger Gerichte im 14. Jahrhundert, ZRG GA 125 (2008), 82; Zwischen Formstrenge und Billigkeit, hg. v. Oestmann, P., 2009; Recht und Billigkeit – Zur Geschichte der Beurteilung ihres Verhältnisses, hg. v. Armgardt, M. u. a., 2021
Bill of Rights (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ne. [N.], Urkunde der Rechte) ist das englische Gesetz, das 1689 von dem König angenommen und von einem ordentlichen Parlament bestätigt wird. In 13 Artikeln verbietet es katholische Thronfolge, Steuererhebung, Gesetze und Heer ohne Zustimmung des Parlaments sowie geistliche Gerichte und gewährt Redefreiheit, Petitionsrecht und das grundsätzliche regelmäßige Geschworenengericht. In den Vereinigten Staaten von Amerika heißen Bill of Rights die zehn Artikel, die 1791 der Verfassung von 1787 hinzugefügt werden. →Virginia Bill of Rights
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; The complete Bill of Rights, hg. v. Cogan, N., 1997
binden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und1190/1230 [WaltherVogelw. 85, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schnüren, fesseln, fest machen
Binding, Karl (Frankfurt am Main 4. 6. 1841-Freiburg im Breisgau 7. 4. 1920), aus einer Juristenfamilie, wird nach dem Studium in Göttingen (1860-1863) Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht und Staatsrecht in Heidelberg (1865), Basel, Freiburg im Breisgau, Straßburg und Leipzig (1913 emeritiert). Er vertritt auf liberaler Grundlage ein formales Vergeltungsstrafrecht zwecks Aufrechterhaltung staatlicher und gesetzlicher Autorität und bekämpft abweichende Auffassungen (beispielsweise Franz von Liszt) entschieden. Nach seiner Normentheorie geht der Rechtsregel eine Sozialnorm voraus, deren Befehlswirkung der Täter missachtet, so dass er durch Bestrafung unter die Macht des Staates gebeugt werden muss (Die Normen und ihre Übertretung, Bd. 1ff. 1872ff.). Er lässt Analogie zu und befürwortet die Vernichtung lebensunwerten Lebens (Binding, K./Hoche, A. Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens, 1920, posthum). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 204; Binding, K., Die Geschichte des burgundisch-romanischen Königreichs, 1868; Kaufmann, A., Lebendiges und Totes in Bindings Normentheorie, 1954; Westphalen, D., Karl Binding, 1989; Jerouschek, G., Carl Binding, (in) JZ 2005, 514; „Eine gewaltige Erscheinung des positiven Rechts“ – Karl Bindings Normen- und Strafrechtstheorie, hg. v. Kubiciel, M. u. a., 2020
binnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1100 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) innerhalb, innen
Binnenmarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1815 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische und teilweise über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der innere Markt, insbesondere der Markt innerhalb der sich aus der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (seit 1957) entwickelnden Europäischen Gemeinschaft und Europäischen Union (1992). In ihm gibt es (jedenfalls grundsätzlich) keine Grenzen und Binnenzölle, während der Außenhandel mit Drittstaaten gemeinsam geregelt wird. In der Europäischen Union gelten Warenverkehrsfreiheit, Personenverkehrsfreiheit, Kapitalverkehrsfreiheit und Dienstleistungsverkehrsfreiheit.
Binnenschifffahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1812 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schifffahrt auf den schiffbaren Binnenwasserstraßen (eines abgegrenzten Gebiets) in Gegensatz zu der Seeschifffahrt auf dem Meer. Sie geht sachlich bereits weit in die Zeit der alten Völker zurück, wobei nach römischem Recht alle größeren Flüsse als öffentliche Sachen (lat. [F.Pl.] res publicae) von jedem Bürger zu Schifffahrt benutzt werden dürfen. In dem Mittelalter ist die Binnenschifffahrt durch Zölle stark belastet. In dem 19. Jahrhundert sichern nach dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 und dem Wiener Kongress (1815) besondere Schifffahrtsakten die freie Schifffahrt (1821 Elbe, 1823 Weser, 1831/1868 Rhein, 1857/1948 Donau). In der Bundesrepublik Deutschland ist die Binnenschifffahrt in der Gegenwart in einem besonderen Gesetz (1896) geregelt.
Lit.: Eckert, C., Rheinschifffahrt im 19. Jahrhundert, 1900; Rörig, F., Zur Rechtsgeschichte der Territorialgewässer, 1949; Wettstein, L., Die Schifffahrtsfreiheit auf dem Rhein, Diss. jur. Mainz 1963; Gerber, S., Die Ordnung auf den Wasserwegen, Diss. jur. Würzburg 1975; Kischel, D., Die Geschichte der Rheinschifffahrtsgerichtsbarkeit, 1990; Vortisch, O., Binnenschifffahrtsrecht, 4. A. 1991; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Quellen, 1992; Scherner, K., Handel, Wirtschaft und Recht in Europa, 1999; Frank, J., Die Ausgestaltung des Frachtrechts durch Vertragsbedingungen in der Rheinschifffahrt, 1999
Biographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1709 bezeugt als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet – 1709 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Lebensbeschreibung eines Menschen. Aussagen über sich selbst (Autobiographien) begegnen sachlich in Griechenland schon seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. (Hesiod, Xenophon, Isokrates, Platon, Augustinus), wobei die Zeit um 300 v. Chr. für die griechische Biographie besonders wichtig ist. In dem deutschen Sprachraum entsteht seit der Mitte des 14. Jahrhunderts eine umfangreiche weltliche Autobiographik (beispielsweise Ulman Stromer, Nikolaus Muffel, Anton Tucher, Elias Holl, Karl IV.).
Lit.: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Biographien enthielt an dem 21. Mai 2021 878148 deutschsprachige Biographien in vielen Teillisten; Berschin, W., Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter, Bd. 1ff. 1986ff.; Varnhagen von Ense, K., Denkwürdigkeiten des eignen Lebens, hg. v. Feilchefeldt, K., Bd. 1ff. 1987; Rüthers, B., Geschönte Geschichten – geschonte Biographien, 2001, 2. A. 2015; Biographisches Lexikon zur Weltgeschichte, hg. v. Danckelmann, O., 2001; Sonnabend, H., Geschichte der antiken Biographie, 2002; Meisterdenker der Welt, hg. v. Grabner-Haider, A. u. a., 2004; Biographisches Handbuch der deutschen Politik, bearb. v. Jahn, B., Bd. 1ff. 2004; Antike Autobiographien, hg. v. Reichel, M., 2005; Schmid, B., Schreiben für Status und Herrschaft, 2006; Hageneier, L., Jenseits der Topik, 2004; The Limits of Ancient Biography, hg. v. McGing, B. u. a., 2006; Handbuch Biographie, hg. v. Klein, C., 2009; Henning, E., Selbstzeugnisse, 2012; Etzemüller, T., Biographien, 2012; Life Writing and Political Memoir, hg. v. Brechtlen, M., 2012 (Sammelband)
Birkarecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) biaerkeraett, bjärköarätt) →Schonen, →Schweden
Bischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 750 bezeugt – 765 in EDEL - und aufgenommen aus lat. episcopus, griech. episkopos [M.] und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 179 ohne Jahr] und ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische [episcopus] und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Aufseher) ist in der katholischen Kirche der Obere, der in einem bestimmten Teil der Kirche als Nachfolger der Apostel in Einheit mit dem Papst das höchste Amt ausübt. Er setzt sich als Leiter einer Gemeinde von Kleinasien aus allmählich durch und hat in dem 3. Jahrhundert auch das Amt als Richter inne, wobei zu innergemeindlichen Aufgaben auch weltliche Aufgaben kommen (lat. [F.] episcopalis audientia, bischöfliche Anhörung als Gericht). Sein Sitz innerhalb seines Bistums ist grundsätzlich eine Stadt (lat. [F.] civitas). Ausgewählt wird er an sich durch Klerus und Volk, tatsächlich aber in dem Einzelfall von dem Vorgänger, durch das Priesterkollegium der Bischofskirche, durch die Gemeinde oder durch den Erzbischof. Kennzeichen sind Ring und Stab. In dem fränkischen Frühmittelalter wird der Bischof wichtiger Berater des Königs, wird deshalb das Interesse des Adels an dieser Stellung geweckt und beginnt der König allmählich mit der Einbeziehung der Bischöfe in sein Herrschaftssystem durch Beauftragung der Bischöfe mit weltlichen Aufgaben, weshalb neben die Wahl durch Klerus und Volk die Einsetzung durch den König tritt (ottonisch-salisches Reichskirchensystem). In dem Investiturstreit (ab 1073) setzt die Kirche (1122) die Wahl durch Klerus und Volk durch. Bis 1215 wird das Domkapitel zu dem Wahlgremium. Danach tritt neben den Bischof der vor allem mit geistlichen Aufgaben betraute Weihbischof. In dem Reich, für dessen Gebiet sich zwischen 1198 und 2001 rund 5500 Diözesanbischöfe (und seit der frühen Neuzeit Weihbischöfe und Generalvikare) nachweisen lassen, wird der Bischof (seit dem Investiturstreit) geistlicher Reichsfürst (bis zu der Säkularisation 1803). In dem evangelischen Kirchenwesen verdrängt der Superintendent bis 1918 (teilweise) den Bischof. Seit dem 19. Jahrhundert sind Staat und Kirche grundsätzlich getrennt, doch gewähren Konkordate (beispielsweise in Österreich 1855, 1933) der Kirche noch verschiedene Einflussmöglichkeiten. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 56, 87, 115, 152; Friedberg, E., Der Staat und die Bischofswahlen in Deutschland, 1874, Neudruck 2013; Stutz, U., Der neuste Stand des deutschen Bischofswahlrechts, 1909; Feine, H., Die Besetzung der Reichsbistümer, 1921; Hofmeister, P., Bischof und Domkapitel, 1931; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Brühl, C., Königspfalz und Bischofsstadt in fränkischer Zei, 1958; Merzbacher, F., Die Bischofsstadt, 1961; Claude, D., Die Bestellung der Bischöfe im merowingischen Reiche, ZRG KA 80 (1963), 1; Vescovi e diocesi, 1964; Ganzer, K., Papsttum und Bischofsbesetzungen, 1968; Heinzelmann, M., Bischofsherrschaft in Gallien, 1976; Kaiser, R., Bischofsherrschaft, 1981; Scheibelreiter, G., Der Bischof in merowingischer Zeit, 1983; Stadt und Bischof, hg. v. Kirchgässner, B. u. a., 1988; Die Bischöfe des Heiligen römischen Reiches, hg. v. Gatz, E., 1990; Landau, P., Der Papst und die Besetzung der Bischofsstühle, (in) Z. f. ev. Kirchenrecht 37 (1992), 241; Bührer-Thierry, G., Évêques et pouvoir dans le royaume de Germanie, 1997; Die früh- und hochmittelalterliche Bischofserhebung im europäischen Vergleich, hg. v. Erkens, F., 1998; Die Bischöfe des Heiligen römischen Reiches, hg. v. Gatz, E., 2000; Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945-2001, hg. v. Gatz, E., 2002; Freund, S., Von den Agilolfingern zu den Karolingern, 2004; Die Wappen der Hochstifte, Bistümer und Diözesanbischöfe im heiligen römischen Reich 1648-1803, hg. v. Gatz, E., 2007; Norton, P., Episcopal Elections 250-600, 2007; Peltzer, J., Canon Law, Carrers and Conquest, 2008; Patzold, S., Episcopus - Wissen über Bischöfe, 2009; Christopher, P., L’élection des évêques, 2009; Thier, A., Hierarchie und Autonomie, 2011; Patterns of episcopal power, hg. v. Körntgen, L. u. a., 2011; Jégou, L., L’évêque, juge de paix, 2011; Hirschmann, F., Die Anfänge des Städtewesens in Mitteleuropa – Die Bischofssitze des Reiches bis ins 12. Jahrhundert, 2011; Braun, B., Princeps et episcopus, 2012; Bode, T., König und Bischof in ottonischer Zeit, 2015; Kritzinger, P., Ursprung und Ausgestaltung bischöflicher Repräsentation, 2016; Ideal und Praxis – Bischöfe und Bischofsamt im Heiligen römischen Reich 1570-1720, hg. c. Walter, P. u. a., 2019; Die Bischöfe der Donaumonarchie 1804 bis 1918, hg. v. Klieber, R., 2020
Bismarck, Otto von (Schönhausen/Altmark/Brandenburg 1. 4. 1815-Friedrichsruh in Lauenburg an der Eisenbahnstrecke Berlin-Hamburg 30. 7. 1898) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft (1832-1835) in Göttingen und Berlin und Tätigkeit in dem Staatsdienst Landwirt (1839) und als Folge des Revolutionsversuchs von 1848 1849 für die Konservative Partei Mitglied der zweiten preußischen Kammer und des Erfurter Unionsparlaments (1850), Vertreter Preußens in dem Deutschen Bund (1851) in Frankfurt am Main, Gesandter in Sankt Petersburg (1859) und Paris (1862) und an dem 23. 9./8. 10. 1862 mit siebenundvierzig Jahren Ministerpräsident Preußens, als der er vier Jahre verfassungswidrig ohne förmliche Ausgabenermächtigung regiert. In dem Deutschen Bund setzt er sich für Preußen und damit gegen Österreich ein. Nach der Gründung des →Norddeutschen Bundes (1867) und des (zweiten) Deutschen Reiches (1871) wird er unter Aufnahme eines Kulturkampfs mit liberalen Kräften gegen die katholische Kirche bis 20. 3. 1890 (Entlassung durch den seit 1888 regierenden Kaiser Wilhelm II.) Reichskanzler (meist gleichzeitig Ministerpräsident und Außenminister Preußens) und betreibt eine Bündnispolitik (1879 Zweibund mit Österreich-Ungarn, 1882 zu dem Dreibund mit Italien erweitert, 1915 von Italien gekündigt). Besondere rechtliche Verdienste gewinnt er durch die grundsätzliche Herstellung der Rechtseinheit in dem Deutschen Reich und durch die Einführung der die Arbeiter sichernden und zugleich dauerhaft einbindenden →Sozialversicherung. In dem Mittelpunkt seines Denkens und Handelns steht der von einem Erbmonarchen mit starker Bürokratie gelenkte Staat, nicht die Idee der Nation. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 171, 177, 183, 194; Bismarck, O. v., Gesammelte Werke – Friedrichsruher Ausgabe – Bd. 1ff. 1924ff.; Meyer, A., Bismarcks Kampf mit Österreich, 1927; Kober, H., Studien zur Rechtsanschauung Bismarcks, 1961; Wehler, H., Bismarck und der Imperialismus, 1969; Gall, L., Bismarck, 1980; Engelberg, E., Bismarck, 1985; Pflanze, O., Bismarck, Bd. 1f. 1997f.; Krockow, C., Graf v., Bismarck, 1997; Thier, A., Steuergesetzgebung und Verfassung in der konstitutionellen Monarchie, 1999; Otto von Bismarck und die Parteien, hg. v. Gall, L., 2001; Schmidt, R., Otto von Bismarck (1815-1898), 2004; Brunck, H., Bismarck und das preußische Staatsministerium 1862-1890, 2004; Otto von Bismarck im Spiegel Europas, hg. v. Hildebrand, K. u. a., 2006; Gall, L., Bismarck, Preußen und die nationale Einigung, (in) HZ 285 (2007), 355; Althammer, B., Das Bismarckreich 1871-1890, 2008; Bismarcks Mitarbeiter, hg. v. Gall, L. u. a., 2009; Kolb, E., Bismarck, 2009; Haffer, D., Europa in den Augen Bismarcks, 2010; Thies, J., Die Bismarcks, 2013; Otto von Bismarck und die Wirtschaft, hg. v. Epkenhans, M. u. a., 2013; Kretschmann, C., Bismarck, 2014; Kraus, H., Bismarck, 2015; Nonn, C., Bismack, 2015; Bismarck, hg. v. Mayer, T., 2015; Bremm, K., 1866 – Bismarcks Krieg gegen die Habsburger, 2016; Otto von Bismarck und das „lange 19. Jahrhundert“, hg. v. Lappenküper, U., 2017; Lappenküper, U., Bismarck und Frankreich 1815 bis 1898, 2019; Lappenküper, U./Morgenstern, Überzeugungen, Wandlungen und Zuschreibungen, 2019; Keudell, Robert von, Fürst und Fürstin Bismarck. Erinnerungen aus den Jahren 1846 – 1872, 2020, Lucius von Ballhausen, R., Bismarck-Erinnerungen, 2020; Haardt, O., Bismarcks ewiger Bund, 2020
Bistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1122 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 379] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich der bereits dem griechichen und römischen Altertum bekannte kirchliche Herrschaftsbezirk des →Bischofs. Seit dem 12. Jahrhundert tritt ihm in dem Deutschen Reich bzw. Heiligen römischen Reich das Hochstift als weltlicher Herrschaftsbereich bis 1803/1806 zu der Seite. Neben dem Bischof steht in dem Bistum der Kathedralklerus (mit Archidiakon, Archipresbyter, Propst, Offizial, Generalvikar).
Lit.: Hinschius, P., Das System des katholischen Kirchenrechts, 1878; Gatz, E., Die Bistümer des Heiligen römischen Reiches, 2003; Die Bistümer der deutschsprachigen Länder, hg. v. Gatz, E., 2005; Bistümer und Bistumsgrenzen, hg. v. Klueting, E. u. a., 2006
Bitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F, Verb bitten um 765) Anliegen, Wunsch, Aufforderung
bitten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 805 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [Rother 82] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erbitten, fragen, verlangen
Bittleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [N.] precarium) ist wissenschaftssprachlich in dem römischen Recht die unentgeltliche, widerrufliche Gebrauchsüberlassung einer Sache. Sie ist kein Rechtsverhältnis und begründet keinen für eine Ersitzung ausreichenden Besitz, wohl aber Schutz gegenüber Dritten.
Bizone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bezeichnung für den Zusammenschluss von amerikanischer Besatzungszone und britischer Besatzungszone in Deutschland (1. 1. 1947-8. 4. 1949).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Pünder, T., Das bizonale Interregnum, 1966; Hubert, G., Die Diskussion um die rechtliche Natur der Bizone, 1996
Bjärköarätt (N.) →Birkarecht, →Schonen, →Schweden, s. Google
Blackstone, Sir William (London 10. 7. 1723-14. 2. 1780, aus Handwerkerfamilie und Kaufmannsfamilie) wird nach Studien in Oxford (als Fünfzehnjähriger 1738-1741) und einer Rechtsausbildung in Middle Temple in London 1746 Anwalt (barrister) in London, 1753 auf einen Rat des Solicitor General Murray Dozent mit Vorlesungen des englischen Rechtes (1754 Analysis of the Laws of England) und 1758 Professor für englisches Recht in Oxford, (eigenes Netz wichtiger Kontakte, 1759 The Great Charter, 1761-1770 Unterhaus, Anhänger des Hauses Hannover, Gegner der Unabhängigkeit der amerikanischen Kolonien), 1763 solicitor general to the Queen, 1766 Anwalt in London und 1770 Richter (Court of common pleas). Seine vier, ihn als überzeugten Reformer ausweisenden Bände Commentaries on the Laws of England (1765-1769, in dem letzten Kapitel eine Geschichte der Entwicklung des englischen Rechtes) bieten (beeinflusst von Matthew →Hale, Burlamaquis, Pufendorf, Locke und Montesquieu) in klarer verständlicher Sprache und übersichtlicher Gliederung eine umfassende knappe Darstellung des englischen Verfassungsrechts, Vermögensrechts, Schuldrechts und Strafrechts bzw. Privatrechts, Staatsrechts, Prozessrechts und Strafrechts (common law und equity), die sich in Anlehnung an ein Werk Hales in Personen, Sachen, Delikte und Straftaten gliedert, früh in Göttingen und Frankreich bekannt wird und bis in das 21. Jahrhundert in dem angloamerikanischen Bereich von großer Bedeutung bleibt. S. Google
Lit.: http://koeblergerhard.de/Fontes/BlackstoneWilliamCommentariesOnTheLawsOfEnglandBand1.pdf; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 12 1938, 702ff.; Benser, R., Die Systematik des Privatrechts, 1938; Warden, L., The Life of Blackstone, 1938; Simmonds, N., Reason, History and Privilege – Blackstone’s Debt to Natural Law, ZRG GA 105 (1988), 200; Harman, C., Critical Commentaries on Blackstone, 2002; Blackstone and his Commentaries, hg. v. Prest, W., 2009; Prest, W., William Blackstone, 2009
Blasius de Morcono (in Morcone vielleicht zwischen 1283 und 1293 geboren, 1350 an Pest gestorben) ist der letzte Erläuterer des langobardischen Rechtes als eines lebenden Rechtes (lat. [M.] Tractatus de differentiis inter ius Longobardorum et Romanorum, Abhandlung über die Unterschiede zwischen dem Recht der Langobarden und Römer, vielleicht zwischen 1323 und 1332 entstanden). S. Google
Lit.: Dom. Blasii de Morcono de differentiis inter ius Longobardorum et ius Romanorum tractatus, cura Abignente, J., 1912; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 513
Blasphemie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1300 bezeugt - vor 1350 [Augsburger Bibelhandschrift] in EDEL - aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Lästerung des christlichen Gottes, die seit dem 13. Jahrhundert auch in weltlichen Strafrechtstexten erfasst wird. Kirchliche wie weltliche Folgen sind vielfältig. In dem 20. Jahrhundert schwindet als Folge der Aufklärung die Bedeutung, weshalb in der Bundesrepublik Deutschland 1969 die Strafbarkeit der Blasphemie auf den Schutz des öffentlichen Friedens stark eingeschränkt und 2012 in den Niederlanden sowie 2018 in Irland beseitigt wird.
Lit.: Volker, G., History of the Crime of Blasphemy, 1928; Schwerhoff, G., Blasphemie vor den Schranken der städtischen Justiz, (in) Ius commune 25 (1998), 39; Cabatous, A., Geschichte der Blasphemie, 1999 (übersetzt von Wilczek, B.); Schwerhoff, G., Zungen wie Schwerter, 2005; Saint Victor, J. de, Blasphemie – Geschichte eines „imaginären Verbrechens“, 2017; Schwerhoff, G., Verfluchte Götter. Die Geschichte der Blasphemie, 2021
blau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 49] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen zwischen 460 und 490 Nanometern vorherrschen
bleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 750 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1510 [NrhAnn. 5 1857 6] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Verb bleichen um 800) fahl, blass
bleichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 800 – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bleich werden, bleich machen
Bleichgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ein spätmittelalterliches Gericht
Lit.: Das Chemnitzer Bleichgericht und die dortigen Bleichen vor 500 Jahren, ZRG GA 25 (1904), 345
blenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1311 [StraßbUB. IV 2 S. 24] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) blind machen
Blendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [DWB. II 10 und Richthofen, WB. 653] in 2 Stellen ohne Zeitangabe und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb blenden um 850) ist das Ausstechen oder Ausbrennen eines Auges oder beider Augen. Blendung ist eine Leibesstrafe in Altertum und Mittelalter. Mit der Aufklärung wird sie beseitigt.
Blick (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 9./10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb blicken um 850) Betrachtung, Aussicht
blicken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [KrakauStB. II 186] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Maskulinum Blick 9./10. Jh. bzw. vor 1022), schauen, sehen
blickender Schein →Augenschein, s. Google
Blijde Inkomst →Brabant, s. Google
blind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ohne Sehvermögen seiend, trübe
Blinder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275/1287 in 4 Stellen und in Zusammensetzungen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) nicht sehen könnender Mensch
Lit.: Laske, W., Zur Stellung des Blinden im Recht des Mittelalters, ZRG GA 97 (1980), 27; Krüger, J., Blindheit und Königtum, 1992
Block (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 231] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Klotz, auch eine Vorrichtung für Verschließen und Bestrafen
Blockade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1639 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1677 [Kluge, SeemSpr. 105 und 1691 Weigand-Hirt I 255] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb blockieren 1615) ist die Absperrung eines Gebiets von anderen Gebieten vor allem in dem Seekrieg (aus it. [F.] bloccata). 1584 verwenden die Holländer die Blockade als Kriegsmittel in dem Freiheitskampf gegen Spanien. Die Pariser Seerechtsdeklaration von dem 16. 4. 1856 und die nicht ratifizierte Londoner Deklaration von dem 26. 2. 1909 legen das Recht der Blockade fest, die Charta der Vereinten Nationen lässt die Blockade nur als kollektive Zwangsmaßnahme zu.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hogan, A., Pacific blockade, 1908; Schenk, R., Seekrieg und Völkerrecht, 1958; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007, §§ 42, 48
blockieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1615 bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) versperren, abschließen
Blume (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - Ende 8.? Jh. [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [Geschfrd. der 5 Orte 1 1844 316] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) eine schon vormenschlich entwickelte und verhältnismäßig kleine Blüten hervorbringende Pflanze
Blume des Sachsenspiegels (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Di blume ubir der Sachsen spigel …) ist die in 8 bzw. 10 Handschriften überlieferte ungedruckte, ein Abecedar (Incipiunt regulae juris Ad decus …) enthaltende Bearbeitung der →Blume von Magdeburg durch Nikolaus →Wurm (um 1397).
Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 67; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990
Blume von Magdeburg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das von Nikolaus →Wurm an dem Ende des 14. Jahrhunderts (um 1390) nach dem Vorbild des Richtsteig Landrechts unter Benutzung des Sachsenspiegels und des Magdeburger Weichbilds verfasste, in zwei Teile gegliederte, in einer Handschrift überlieferte Werk, das Sachsenrecht (Weichbildrecht) und gelehrtes gemeines Recht (lat. [F.Pl.] leges und canones) verbinden will.
Lit.: Böhlau, H., Die Blume von Magdeburg, 1868; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990
Bluntschli, Johann Kaspar (Zürich 7. 3. 1808-Karlsruhe 21. 10. 1881) wird nach dem Studium in Zürich, Berlin (1827-1829, Savigny) und Bonn (Hasse) Gerichtsschreiber in Zürich (1830) mit Lehre an dem politischen Institut, dann Professor in der 1833 gegründeten Universität Zürich (1836), München (1848) und Heidelberg (1861). Auf der Grundlage seiner Staats- und Rechtsgeschichte der Stadt und Landschaft →Zürich (1838/1839, 2. A. 1856) führt er das in Personenrecht, Sachenrecht, Obligationenrecht, Familienrecht und Erbrecht gegliederte Privatrechtliche Gesetzbuch für den Kanton Zürich zu einem Abschluss (1853-1855), das bis zu dem Zivilgesetzbuch von 1907/1911 (auch in Schaffhausen, Thurgau und Zug) gilt. S. Google
Lit.: Zürich, Privatrechtliches Gesetzbuch von Bluntschli, Johann Kaspar, Bd. 1ff. 1854ff., http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PrivatrechtlichesGesetzbuchfuerdenKantonZuerich1854Bd1.pdf Briefwechsel Johann Kaspar Bluntschlis mit Savigny, Niebuhr, Leopold Ranke, Jakob Grimm und Ferdinand Meyer, hg. v. Oechsli, W., 1915; Vontobel, J., Die liberal-konservative organische Rechts- und Staatslehre Joh(ann) Caspar Bluntschlis, Diss. jur. Zürich 1954; Schmidt, S., Die allgemeine Staatslehre Johann Caspar Bluntschlis, 1968 (Diss.); Elsener, F., Die Schweizer Rechtsschulen, 1975; Affentranger, M., Besitz und Besitzschutz im Züricher Privatrechtlichen Gesetzbuch Johann Caspar Bluntschlis, 1987; Senn, M., Rassistische und antisemitische Elemente im Rechtsdenken von Johann Caspar Bluntschli, ZRG GA 110 (1993), 372; Röben, B., Johann Caspar Bluntschli, Francis Lieber und das moderne Völkerrecht 1861-1881, 2003; Cavallar, G., Johann Caspar Bluntschlis europäischer Staatenbund in seinem historischen Kontext, ZRG GA 121 (2004), 504; Metzner, C., Johann Caspar Bluntschli, 2009
Blut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt - erste Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 [MecklUB. I 391] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die rote, das Leben von Wirbeltieren sichernde Körperflüssigkeit, auf die einzelne Rechtswörter (beispielsweise Blutbann, Blutrache, Blutschande) und Rechtsregeln (Das Gut fließt wie das Blut) Bezug nehmen.
Lit.: Strack, H., Das Blut im Glauben und Aberglauben, 7. A. 1900; Schenda, R., Gut bei Leibe, 1998; Schury, G., Lebensflut, 2001
Blutbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1474 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [JbMittelfrk. 1 1830 33] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Bezeichnung für die Zuständigkeit zu der Verhängung der Todesstrafe. →Hochgerichtsbarkeit
bluten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [RomForsch. 5 1889 224] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Blut aus dem Körper ausfließen lassen, Blut verlieren
Blutrache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1530 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in zwei Stellen ohne Jahreszahl mit Hinweisen auf Heerwagen, Bauernkr. 102 und Luther und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem älteren Recht in dem Rahmen rechtmäßiger Feindschaft erlaubte eigenmächtige Vergeltung einer Verletzung (Tötung) durch eine neue Verletzung (Tötung). Recht und Pflicht zu der Blutrache bzw. Fehde oder Selbsthilfe verschwinden bis zu der Neuzeit mit der Durchsetzung des Gewaltmonopols des Staates mittels des (ewigen) Landfriedens. Das Wort Bluträcher begegnet erstmals bei Martin Luther in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Lit.: Söllner § 8; Kroeschell, DRG 2; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Vlavianos, B., Zur Lehre der Blutrache, Diss. jur. München 1924; Zacharias, R., Die Blutrache im deutschen Mittelalter, Z. f. d. A. 91 (1962), 167 (Diss. phil. Kiel 1961); Miller, W., Bloodtaking and peacemaking, 1990; Diesselhorst, M., Die Fehde von Sichar und Chramnesind FS F. Wieacker, 1991, 187ff.; Het recht in eigen hand, Tijdschrift voor Geschiedenis 123 (2010), Nummer 2; Karauscheck, E., Fehde und Blutrache, 2011
Bluträcher (1. Hälfte 16. Jahrhhundert) →Blutrache
Blutschande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1510 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als erst neuhochdeutsch seit Luther mit zehn Stellen ab 1577 [MHungJurHist. IV 2 S. 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Geschlechtsverkehr zwischen nahen (leiblichen) Verwandten (Inzest), der sachlich sowohl in dem Alten Testament wie auch bei den Römern verboten ist. Von dem christlichen Einfluss wird das Frühmittelalter erfasst, das als Folgen die Tötung, die Verknechtung, das Exil oder das Gefängnis kennt. Häufiger erscheint die Blutschande an dem Ende des Mittelalters wohl unter dem Einfluss des römischen Rechtes (1507 [Constitutio Criminalis Bambergensis] Enthauptung). Eine Einschränkung auf die Verwandten und Verschwägerten aufsteigender und absteigender Linie bringt das Strafgesetzbuch Preußens von 1851.
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 165f.; Siebert, M., Das Inzestverbot, Diss. jur. Berlin 1997
blutsverwandt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1560 [BrandenbSchSt. I 362] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) leiblich über mindestens eine Zeugung und eine Geburt miteinander verwandt
Blutsverwandter, Blutsverwandte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 1498 bezeugt– nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 [SchlesLehnsUrk. II 572] in 13 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) leiblicher Verwandter
Blutsverwandtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1599 [NÖLREntw. II 2 § 9] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Blutsverwandter 1498, M., blutsverwandt 1531, Adj.) leibliche Verwandtschaft in Gegensatz zu bloßer rechtlicher Verwandtschaft
Bocksdorf, Dietrich (Theoderich) von (Zinnitz bei Calau um 1405 (bzw. um 1410)-Zeitz 9. 3. 1466, auch Bocksdorff) wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig (1425, 1426 baccalaureus) und Perugia (1436/1437, Dr. iur. utr.) Professor des kirchlichen Rechtes in Leipzig (1443-1463) und 1463 Bischof von Naumburg. Er verfasst wissenschaftliche Arbeiten zu dem →Sachsenspiegel (Informaciones 1433, 1451, Sippschaftsregeln, Erbschaftsregeln, Remissorium, Weise des Lehnrechts), nicht dagegen die sog. Bocksdorfsche (Erweiterung der) Glosse zu dem Sachsenspiegel. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 103; Distel, T., Eine Rechtsunterweisung Dittrich von Bocksdorfs, ZRG GA 4 (1833), 234; Kisch, G., Zur sächsischen Rechtsliteratur der Rezeptionszeit, Bd. 1 Dietrich von Bocksdorfs „Informaciones“, 1923; Verfasserlexikon, 2. A. Bd. 2 1980, 110 (Ulmschneider, H.); Wejwoda, M., Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere, 2012; Wejwoda, M., Sächsische Rechtspraxis und gelehrte Jurisprudenz, 2012; Wejwoda, M., Dietrich von Bocksdorf und seine Bücher, 2014
Bocksdorfsche Glosse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die wohl von Tammo von →Bocksdorf nur in einzelnen Besserungen veränderte Erweiterung der buchschen Glosse des Sachsenspiegels.
Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74
Bocksdorf, Tammo von (um 1385-nach 1460, wohl Onkel Dietrich von Bocksdorfs), verfasst nach dem Rechtsstudium in Prag als Domherr in Magdeburg 1426 ein (lat.) [N.] →Remissorium zu dem Sachsenspiegel und vielleicht die Bocksdorfschen (lat. [F.Pl.]) additiones (Zusätze) zu der Sachsenspiegelglosse. S. Google
Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74; Wejwoda, M., Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und kirchlicher Karriere, 2012
Böddeken (N., (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ein früheres Kloster bei Paderborn, s. Google
Lit. Probus, J., Cronica monasterii beati Meynulphi in Bodeken, hg. v. Rüthning, H., 2016
Boden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 825 bezeugt - 790 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 43, III 300] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Erdreich, Grundfläche
Bodenreform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1885 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus sozialpolitischen Gründen erfolgende Umwandlung von Großgrundeigentum in bäuerliche Betriebe in dem Anschluss an staatliche Umwälzungen teils liberalistischer, teils sozialistischer Zielsetzung (beispielsweise Sowjetunion 1929, 1945 sowjetische Besatzungszone 3,2 Millionen Hektar).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert, 121; Damaschke, A., Die Bodenreform, 1902; Hedemann, J., Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 2 1930; Kippes, O., Die Bestrebungen der Bodenreform, 1933; Weißbuch über die „Demokratische Bodenreform“, hg. v. Kruse, J., 1988; Werner, J., Die Bodenreform, 1997; Oppenheimer, F., Großgrundeigentum und soziale Frage, 1998; Fikentscher, R./Schmuhl, B./Breitenborn, K., Die Bodenreform in Sachsen-Anhalt, 1999; Zahnert, D., Das Recht der Bodenreform der sowjetischen Besatzungszone, 2000; Kempen, B./Dorf, Y., Bodenreform 1945-1949, 2004; Die rechtsstaatliche Bewältigung der demokratischen Bodenreform, hg. v. Kempen, B., 2005; Küppers, J., Die wahre Wahrheit über die Bodenreform, 2014
Bodenregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht und in Google in anderer Bedeutung belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem König in dem Frühmittelalter grundsätzlich geltend gemachte →Regal oder Recht an herrenlosem Grund und Boden, das sich in Frankreich erhalten (domaine public) und in Deutschland zu dem Aneignungsrecht des Staates (Fiskus) entwickelt hat.
Lit.: Köbler, DRG 90; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, § 27
Bodensee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) (zu dem Ortsnamen Bodman bzw. Bodungo 496/506)
Lit.: Stoffel, F., Die Fischereiverhältnisse des Bodensees, 1906; Münch, W., Das Fischereirecht des Bodensees im Mittelalter, Diss. jur. Graz 1943; Gönnenwein, O., Die Rechtsgeschichte des Bodensees, (in) Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees 69 (1950); Der Bodensee, hg. v. Maurer, H., 1982
Bodin, Jean (Angers 1530?-Laon 1596), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium (1548) und einer Lehrtätigkeit in Toulouse 1561 Advokat an dem Parlament von Paris, 1571 Bediensteter des Herzogs von Alençon, 1576 Staatsanwalt in Laon und schließlich königlicher Prokurator. In seinem empirisch entwickelten, für die politische Festigung Frankreichs gedachten Hauptwerk (Les six livres de la République, 1576, Die sechs Bücher über die Republik) beschreibt er rationalistisch das auf der von Gott gegebenen Souveränität (Unteilbarkeit, Unbeschränktheit, Ständigkeit) aufbauende moderne Staatswesen, in dem der Souverän zu dem Erlass des Gesetzes (lat. [F.] lex) befugt ist, aber den göttlichen und natürlichen Gesetzen (lat. [N.] ius) unterliegt. Die Monarchie kann für Bodin den Religionsfrieden und die Staatsordnung bestmöglich wieder herstellen. Hexerei ist Bodin das schwerste und damit streng zu bekämpfende Verbrechen (De la démonomanie des sorciers, 1580, später von Rom verboten). Streitig ist, inwieweit Bodin den →Absolutismus begründet. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BodinJeanLesSixLivresDeLaRepublique1576.pdf; Köbler, DRG 148f.; Fickel, G., Der Staat bei Bodin, 1934; Schmitz, A., Staat und Kirche bei Jean Bodin, 1939; Bodin, Jean, hg. v. Denzer, H., 1973; Goyard-Fabre, S., Jean Bodin et le droit de la république, 1989; Spitz, J., Bodin et la souveraineté, 1998; Couzinet, M., Jean Bodin, 2001; Mayer-Tasch, P., Jean Bodin, 2. A. 2011; Lloyd, H., Jean Bodin, 2017 (Standardwerk)
Bodman → Bodensee
Lit.: Bodman. Dorf, Kaiserpfalz, Adel, hg. v. Berner, H., 1977
Bodmann, Franz Josef (Groß-Aura 3. 5. 1754-Mainz 21. 10. 1820) wird nach dem Studium des Rechtes in Würzburg und Göttingen (Schlözer, gefördert durch Johann Stephan Pütter) 1780 außerordentlicher und 1783 ordentlicher Professor in Mainz und von 1807 bis 1814 Konservator der ehemals kurfürstlichen Bibliothek und Archivar. Er fälscht Quellen durch Änderung von Ort, Zeit und Namen (beispielsweise so genanntes Rheingauer Landrecht). Wegen dieser seit 1903 aufgedeckten Fälschungen sind alle nur durch ihn überlieferten Quellen verdächtig. S. Google
Lit.: Erler, A., Ingelheimer Urteile als Quellen Franz Josef Bodmanns, ZRG GA 69 (1952), 74ff., 77 (1960), 345ff.; Büttner, H., Zum Bodmann-Problem, (in) HJB 74 (1955), 363ff.
bodmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1401 bzw. in engerer Bedeutung 1698 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [HanseRez. VI 545] in 9 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über Boden mit dem Germanischen und Indogermanischen verbindbar, V.) Schiff beleihen, Fußboden legen
Bodmer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Lasch-Borchling I 305] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google wohl nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Beleiher eines Schiffes
Bodmerei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1698 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1549 [PlacBFland, I 370] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über Boden über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. Schiffsbeleihung, Verb bodmen 1401 und enger 1698 ein Schiff beleihen) ist die hochverzinste Beleihung eines Schiffes in der Form, dass mit seinem Verlust die Zahlungspflicht entfällt und die Rückzahlung von der sicheren Ankunft des Schiffes abhängt (seerechtliches Darlehen mit Gefahrtragung durch den Darlehensgeber, reine Sachhaftung). Der Bodmerei geht das griechisch-römische Seedarlehen voraus (lat. fenus [N.] nauticum), das möglicherweise durch indische oder babylonische Vorläufer beeinflusst ist. In dem Hochmittelalter wird auf Grund unbekannter Entwicklung die Verpfändung des der Seegefahr ausgesetzten Schiffes oder Schiffsteils (bodeme, Boden) vorausgesetzt (Rôles d’Oléron 2. Hälfte 13. Jahrhundert, Lübeck 1387, 1418 Bodmereiverbot der Hanse, 1591 Zulassung). Später wird sie durch die Seeversicherung verdrängt und auf die Notbodmerei des Schiffes (durch den Kapitän in Notfällen) eingeschränkt (HGB 1897). Als Folge der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung wird die Bodmerei durch Gesetz von dem 21. 6. 1972 in dem Handelsgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland ganz aufgehoben.
Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Mathiass, B., Das foenus nauticum und die geschichtliche Entwicklung der Bodmerei, 1881; Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005
Böhmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist das nach den keltischen Boiern (latinisiert Boiohaemum, Boierheim) benannte Land östlich des Bayerischen Waldes, in das seit dem 6. Jahrhundert Slawen eindringen. Seit 800 wird es christianisiert, wobei um 890 Herzog Boriwoi aus dem Geschlecht der →Przemysliden/Přemysliden getauft wird. Von dem ottonischen König Heinrich I. werden die Bewohner unterworfen. In dem 10. Jahrhundert wird der bisher nicht sicher gedeutete Name Čechy (Tschechen) und anscheinend auch Češi für die Bewohner erwähnt. 973 wird für das zunächst kirchlich Regensburg unterstellte Gebiet das Bistum Prag, 975 auch das Bistum Olmütz gegründet und Mainz unterstellt. Daneben entwickelt sich Böhmen zu einem Herzogtum (1002 Reichslehen, 1085 Königstitel, 1198/1212 dauerhaft für das Geschlecht gesichert) in dem Heiligen römischen Reich (1114 Schenk, Reichserzschenk, 1289/1290 bestätigt). Seit dem 12. Jahrhundert wandern deutsche Siedler in den Randgebieten und in den Städten ein. 1198/1212 wird Böhmen als Königreich ähnlich wie →Österreich in dem Reich verhältnismäßig verselbständigt. Der Sachsenspiegel (1221-1224) zählt den König von Böhmen zu den Kurfürsten, lässt ihn aber bei der Königswahl als Nichtdeutschen nicht wählen. Nach dem Aussterben der Babenberger in männlicher Linie in Österreich (1246) wird Ottokar II. aus der Familie der Przemysliden/Přemisliden (um 1232-26. 8. 1278) 1251 mit Zustimmung der Stände Herzog von Österreich (1252 Heirat mit der mehr als 30 Jahre älteren Margarete von Babenberg, 1261 annulliert zwecks Heirat mit möglicher Erbin Ungarns) und 1253 als Nachfolger seines Vaters König von Böhmen. 1260 erzwingt er von Ungarn die Übergabe der Steiermark. 1269 erwirbt er nach einem Erbvertrag die Herzogtümer Kärnten und Krain. 1273 unterliegt er Rudolf von Habsburg bei der Wahl zu dem deutschen König. 1276 muss er auf seine Erwerbungen verzichten und Böhmen und Mähren von Rudolf von Habsburg als Reichslehen nehmen. An dem 26. 8. 1278 wird er bei dem Versuch der gewaltsamen Rückgewinnung dieser Güter in der Schlacht von Dürnkrut (auf dem Marchfeld) getötet, wodurch Österreich als Reichslehen wieder frei wird. 1306 sterben die Przemysliden/Přemysliden aus (1307 Habsburg, 1311 Luxemburg, 1438-1457 Habsburg). 1314 erlangt Johann von Luxemburg als König von Böhmen das Nichtappellationsprivileg. Die Markgrafschaft Mähren und Fürstentümer in Schlesien werden angegliedert. 1344 wird Prag Erzbistum. 1348 erhält die Stadt eine Universität. Kaiser Karls IV. Plan eines böhmischen Landrechts (lat. [F.] →Maiestas Carolina) scheitert 1355. 1356 betrifft die Goldene Bulle auch das Kurfürstentum Böhmen. 1415 wird der tschechische Religionserneuerer Jan Hus durch Verbrennen hingerichtet. In dem 15. Jahrhundert wird Böhmen zu einer Adelsherrschaft. 1495 entsteht mit den Neun Büchern über die Rechtsordnung des Landes Böhmen das bedeutendste Werk der tschechischen spätmittelalterlichen Rechtswissenschaft. 1526 ernennt der Adel Ferdinand I. von Österreich auf Grund von Erbansprüchen zu dem König. 1527 gründet Ferdinand I. auf Drängen der böhmischen Stände eine böhmische Hofkanzlei. 1547 wird das Königreich Böhmen für Habsburg erblich und verselbständigt sich danach mehr und mehr von dem Reich. 1564 wird eine Landesordnung erlassen, die nach Niederschlagung der mit dem Prager Fenstersturz (1618) verbundenen Reformationsbewegung (1620 Winterkrieg, 8. 11. 1620 Schlacht an dem Weißen Berg, Verlegung der böhmischen Hofkanzlei nach Wien) 1627 absolutisierend als (v)erneuerte Landesordnung umgestaltet wird. In beachtlichem Umfang wird römisch-kanonisches Recht aufgenommen. In dem 17. Jahrhundert versucht Österreich eine Zentralisierung. 1707 wird Böhmen in die Halsgerichtsordnung Josephs I. von 1707 einbezogen. Böhmen erlangt eine Wiederzulassung (Readmission) in dem Kurfürstenkolleg. 1713 erfasst die Pragmatische Sanktion auch Böhmen. Maria Theresia hebt die böhmische Hofkanzlei 1748/1749 auf (lat. [N.] Directorium in publicis et cameralibus, Direktorium in Allgemeinsachen und Kameralsachen). 1761 entsteht die böhmisch-österreichische Hofkanzlei für die innere Verwaltung der böhmischen und österreichischen Erbländer. Joseph II. 1781 beseitigt die Leibeigenschaft in Böhmen, Mähren und Schlesien. 1812 wird das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs auch in Böhmen in Kraft gesetzt. An dem 8. 4. 1848 verspricht der österreichische Kaiser Ferdinand I. eine eigene Verfassung (Böhmische Charte, Böhmische Charta, internes Handschreiben des Kaisers mit dem Verfassungsversprechen an Minister Pillersdorf, das von tschechischer Seite in die Provinzialgesetzsammlung aufgenommen wird), löst dieses Versprechen aber nie ein und bezieht Böhmen tatsächlich in die Geltung der pillersdorfschen Aprilverfassung von dem 25. 4. 1848 ein. Die böhmisch-österreichische Hofkanzlei wird zu dem Innenministerium. 1866 scheidet Böhmen mit Österreich-Ungarn aus dem Deutschen Bund durch dessen Beendigung aus. 1918 löst sich das Kronland (Cisleithaniens) Böhmen, wie politisch seit 1848 gefordert, in der →Tschechoslowakei von Österreich. An dem 15. 3. 1939 errichtet das Deutsche Reich ein mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1945) beseitigtes Protektorat Böhmen und Mähren. Zu dem 1. 1. 1993 teilt sich die in dem Zweiten Weltkrieg aufgeteilte, danach wiederhergestellte Tschechoslowakei in die Tschechische Republik (Tschechien) und in die Slowakei auf. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 95, 109, 129; Palacky, F., Geschichte Böhmens, Bd. 1ff. 1836ff.; Rössler, E., Deutsche Rechtsdenkmäler aus Böhmen und Mähren, 1845ff.; Schmidt von Bergenhold, J., Geschichte der Privatrechtsgesetzgebung und Gerichtsverfassung, 1866; Codex juris municipalis regni Bohemiae, 1886; Werunsky, E., Die Maiestas karolina, ZRG GA 9 (1888), 64; Werunsky, E., Der Ordo iudicii terre Boemie, ZRG GA 10 (1889), 98; Grünberg, C., Die Bauernbefreiung in Böhmen, Bd. 1 1895; Lippert, J., Sozialgeschichte Böhmens in vorhussitischer Zeit, 1896ff.; Schreuer, H., Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte der böhmischen Sagenzeit, 1901; Codex diplomaticus et epistolaris regni Bohemiae, hg. v. Friedrich, G. u. a., Bd. 1ff. 1904ff.; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, 1912; Köster, A., Die staatlichen Beziehungen der böhmischen Herzöge und Könige zu den deutschen Kaisern, 1912; Stieber, M., Böhmische Staatsverträge, 1912; Zycha, A., Über den Ursprung der Städte in Böhmen, 1914; Peterka, O., Rechtsgeschichte der böhmischen Länder, Bd. 1f. 1923ff., Neudruck 1965; Perels, E., Zur Geschichte der böhmischen Kur, ZRG GA 45 (1925), 83; Weizsäcker, W., Die Fremden im böhmischen Landrechte, ZRG GA 45 (1925), 206; Weizsäcker, W., Nárok und sok im böhmisch-mährischen Landrecht, ZRG GA 53 (1933), 300; Stanka, R., Die böhmischen Konföderationsakte von 1619, 1932; Diels, P./Koebner, R., Das Zaudengericht in Böhmen, Mähren und Schlesien, 1935; Schubart-Fikentscher, G., Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa, 1942; Wegener, W., Die Přemysliden, 1957; Klabouch, J., (Die Rechtslehren des Aufklärungszeitalters in den böhmischen Ländern), 1958; Wegener, W., Böhmen/Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Das böhmische Staatsrecht in den deutsch-tschechischen Auseinandersetzungen des 19. und 20. Jahrhunderts, hg. v. Birke, E. u. a., 1960; Nový, R., Libri civitatum Bohemiae, 1963; Markov, J., Das landrechtliche Gerichtsverfahren in Böhmen und Mähren bis zum 17. Jahrhundert, ZRG GA 83 (1966), 144; Cultus pacis, hg. v. Vaněček, V., 1966; Siedlung und Verfassung Böhmens in der Frühzeit, hg. v. Graus, F./Ludat, H., 1967; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1967ff.; Russocki, S., Protoparlamentaryzm Czech do początku XV wieku (Der Protoparlamentarismus Böhmens bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts), 1973; Procházka, R. Frhr. v., Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandsfamilien, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,429; Hlavaček, I. u. a. Nichtbohemikale Originalurkunden in den böhmischen Ländern, 1977; Eberhard, W., Konfessionsbildung und Stände in Böhmen 1478-1530, 1981; Sasse, B., Die Sozialstruktur Böhmens in der Frühzeit, 1982, Hassenpflug-Elzholz, E., Böhmen und die böhmischen Stände, 1982; Prinz, F., Böhmen im mittelalterlichen Europa, 1984; Eberhard, W., Monarchie und Widerstand, 1985; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 3. A. 1997; Seltenreich, R., Das römische Recht in Böhmen, ZRG GA 110 (1993), 496; Čechura, J., Die Struktur der Grundherrschaften im mittelalterlichen Böhmen, 1994; Rentzow, L., Die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Vernewerten Landesordnung für das Königreich Böhmen von 1627, 1998; Kadlecová, M., Verneuerte Landesordnungen, ZRG GA 120 (2003), 150; Begert, A., Böhmen, die böhmische Kur und das Reich, 2003; Himl, P., Die armben Leüte und die Macht, 2003; Malý, K., Die böhmische Konföderationsakte und die verneuerte Landesordnung, ZRG GA 122 (2005), 285; Untertanen, Herrschaft und Staat in Böhmen und im alten Reich, hg. v. Cerman, M. u. a., 2005; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Votypka, V., Böhmischer Adel, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 973; Kejř, J., Die mittelalterlichen Städte in den böhmischen Ländern, 2010; Schelle, K., Recht und Verwaltung im Protektorat Böhmen und Mähren, 2009; Böhmen und das Deutsche Reich, hg. v. Schlotheuber, E. u. a., 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Höbelt, L., Böhmen, 2012; Religion und Politik im frühneuzeitlichen Böhmen - Der Majestätsbrief Kaiser Rudolfs II. von 1609, hg. v. Hausenblasová, J. u. a., 2014; Deutschland und das Protektorat Böhmen und Mähren, hg. v. Mund, G., 2014; Grant, J., For the Common Good. The Bohemian Land Law and the Beginning of the Hussite Revolution, 2015; Wewer, H., Postalische Zeugnisse zur deutschen Besatzungsherrschaft im Protektorat Böhmen und Mähren, 2018; Kalhous, D., Bohemi – Prozesse der Identitätsbildung in frühpřemyslidischen Ländern (bis 1200), 2018
Böhmer, Johann Friedrich (Frankfurt am Main 22. 4. 1795-Frankfurt am Main 22. 10. 1863), begüterter Kanzleidirektorssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Heidelberg und Göttingen und 1817 der Promotion Privatgelehrter, Stadtarchivar und Stadtbibliothekar in Frankfurt am Main, als welcher er das Urkundenbuch Frankfurts (lat. [M.] Codex Diplomaticus Moeno-Francofurtanus), deutsche Kaiserurkunden und die (lat. [N.Pl.]) Regesta imperii (1831ff., Regesten des Reiches) herausgibt. S. Google
Lit.: Jansen, J., Böhmers Leben, 1863; Kleinstück, E., Johann Friedrich Böhmer, 1959; Frankfurter Biographie 1, 1994, 84ff.
Böhmer, Johann Samuel Friedrich (Halle 19. 10. 1704-Frankfurt an der Oder 20. 5. 1772), Sohn Justus Henning Böhmers, wird nach dem Studium des Rechtes in Halle (ab 1719) dort 1726 ordentlicher Professor und nach dem Wechsel nach Frankfurt an der Oder (1750) Direktor der Universität und (lat. [M.]) praesens ordinarius. Er veröffentlicht 1733 (lat. [M.Pl.) Elementa jurisprudentiae criminalis (Grundlagen des Strafrechts), 1759 Observationes selectae ad B. Carpzovii Practicam novam rerum criminalium (ausgewählte Beobachtungeen zu Benedikt Carpzovs neuer Praxis von Strafrechtssachen) und 1770 Meditationes in Constitutionem Criminalem Carolinam (Überlegungen zu der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V.). Trotz systematischer und ausgleichender Bemühungen verändert er die bestehende Strafrechtspraxis nicht grundsätzlich. S. Google
Lit.: Boldt, G., Hohann Samuel Friedrich von Böhmer und die gemeinrechtliche Strafrechtswissenschaft, 1936, Neudruck 1997
Böhmer, Justus Henning (Hannover 29. 1. 1674-Halle 23. 8. 1749) wird nach dem Studium in Jena (1693-1695) Anwalt in Hannover und Hofmeister, seit 1698 Lizentiat in Halle, dann 1701 außerordentlicher und 1711 ordentlicher Professor. Hier verfasst er 1704 das beste Lehrbuch des römischen Rechtes in dem 18. Jahrhundert ([lat.] Introductio [F.] in ius digestorum, Einführung in das Recht der Digesten, 14. A. 1791), 1710 eine Einführung in das allgemeine öffentliche Recht bzw. Staatsrecht (lat. Introductio [F.] in ius publicum universale) und 1714-1737 eine umfassende geschichtlich-dogmatische Gesamtdarstellung des protestantischen Kirchenrechts ([lat.] Ius [N.] ecclesiasticum protestantium, z. T. 5. A. 1756ff.). Er präsidiert 139 Dissertationen, die mit der Einschränkung des Vorrangs protestantischer Bekenntnisschriften auch der Übertragung des (lat.) modernus usus (M.) pandectarum auf das Kirchenrecht dienen. Sein zivilrechtliches Werk umfasst 175 Titel in 50 Bänden. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BoehmerJustusHenningIntroductioInIusDigestorum1704.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BoehmerJustusHenningIntroductioInIusPublicumUniversale1710.pdf; Köbler, DRG 144, 159; Rütten, W., Das zivilrechtliche Werk Justus Henning Böhmers, 1981; Landau, P., Kanonistischer Pietismus bei Justus Henning Böhmer, (in) Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeitlichen Rechtswissenschaft, 1994, 317; Wall, H. de, Zum kirchenrechtlichen Werk Justus Henning Böhmers, ZRG KA 87 (2001), 455ff.; Schulze, R., Justus Henning Böhmer und die Dissertationen seiner Schüler, 2009
Boissonade de Fontarabie, Gustave Emile (1825-1910), nach dem Rechtsstudium seit 1864 Lehrer des römischen Rechtes in Grenoble und 1867 Paris, wechselt 1873 nach →Japan, wo er als Berater der Regierung französisches Recht lehrt und 1880 ein Strafgesetzbuch und eine Strafprozessordnung sowie 1890 einen nicht Gesetz gewordenen Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs erarbeitet. S. Google
Lit.: Carbonnier, J. u. a., Boissonade et la réception du droit français au Japon, (in) Revue internationale du droit comparé 43 (1991), 327
Bologna (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die auf etruskischen und römischen Grundlagen ruhende bedeutendste Stadt der oberitalienischen Landschaft Emilia an dem südöstlichen Rand der Ebene des Flusses Po, die sich seit 1115 von den von dem deutschen König eingesetzten Grafen von Bologna zu lösen vermag (und aus der für das elfte Jahrhundert 478 Urkunden und für die Zeit bis 1150 etwa 1300 städtische Urkunden erhalten sind). In Bologna wird vielleicht auf der Grundlage einer in dem 11. Jahrhundert bezeugten Artistenschule und wegen des Wissensbedarfs zahlreicher Notare und Investitoren (1057) als Rechtsschule (lat. [N.] studium) eine der ältesten Universitäten Europas gegründet. Ihr bekanntester Lehrer ist (nach Albertus [1067], Arianus, Geminianus und Pepo) zunächst →Irnerius mit der von ihm geprägten Schule der →Glossatoren (Bulgarus, Martinus, Jacobus, Hugo und viele andere bis Accursius). Um 1140 kommt auf der Grundlage des (lat. [N.]) Decretum Gratiani (Dekret Gratians, Concordia discordantium canonum) das Studium des kirchlichen Rechtes hinzu. Die fremden Studenten gründen an dem Ende des 12. Jahrhunderts als Mehrheit aus zwei (lat. [F.Pl.]) universitates (Einheiten, Universitäten) eine →universitas (Einheit, Universität). Ihre Zahl wird zu dieser Zeit auf etwa 1000 beziffert. Bruchstücke von Statuten der Universität sind aus dem Jahre 1252 überliefert. Zwischen 1265 und 1425 lassen sich rund 3600 deutsche, fast ausschließlich geistliche Rechtsstudenten in Bologna nachweisen (durchschnittlich 23 Erstnennungen je Jahr mit rückläufiger Tendenz).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 106, 159; Fitting, H., Die Anfänge der Rechtsschule von Bologna, 1888; Dallari, U., I Rotuli dei lettori, legisti e artisti dello studio bolognese dal 1384 al 1799, 1888ff.; Knod, G., Deutsche Studenten in Bologna (1289-1562), 1899; Schelb, W., Staatsverwaltung und Selbstverwaltung, 1911; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 39; Zanella, G., Bibliografia (in) Studi e memorie per la storia dell’università di Bologna N. S. 5, 1985; Wandruszka, N., Die Oberschichten Bolognas, 1993; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Schmutz, J., Juristen für das Reich, 2000; Le carte bolognesi del secolo XI, a cura di Feo, G., 2001; Soetermeer, F., Utrumque ius in peciis, 2002; Le carte bolognesi del secolo XI, Appendice hg. v. Modesti, M., 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 32; Bologna nel Medioevo, hg. v. Capitani, O., 2007; Behle, T., Der Magister Walfred von Bologna, 2008; Wray, S., Communities and Crisis, 2009; Blanshei, S., Politics and Justice in Late Medieval Bologna, 2010; I libri iurium del comune di Bologna, hg. v. Trombetti Budriesi, A. u. a., 2010; Bologna e il secolo XI, hg. v. Roversi Monaco, F., 2011
Bolschewik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1917 bezeugt – 1917 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Anhänger des Bolschewismus
Bolschewismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1919 bezeugt – 1. Viertel 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die bis etwa 1953 übliche Bezeichnung des Kommunismus in der Sowjetunion (zu Bolschewiki, russ., Mehrheitler).
Lit.: Köbler, DRG 226; Lösche, P., Der Bolschewismus im Urteil der deutschen Sozialdemokratie, 1967; Rogalla von Bieberstein, J., Jüdischer Bolschewismus, (2. A.) 2010
Bonae-fidei-iudicium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.], Klage nach Treu und Glauben) ist in dem klassischen römischen Recht die nach der →Billigkeit beurteilte freiere Klage bzw. das freier beurteilte Schuldverhältnis (beispielsweise Kauf, Miete, Leihe, Pacht, Dienstvertrag, Werkvertrag, Gesellschaft, Auftrag, Geschäftsführung ohne Auftrag, Verwahrung, Bruchteilsgemeinschaft [lat. fiducia], Vormundschaft bzw. Tutel, Treuhandschaft, Mitgiftrückgabe, Pfand, Innominatkontrakt). Bei einem bonae-fidei-iudicium ist zu leisten, was aus guter Treue (lat. ex fide bona) geschuldet wird. Für die diesbezügliche Feststellung hat der (lat.) iudex (Richter) auf Grund der Klagformel des Gerichtsmagistrats einen Ermessensspielraum. Er muss Nebenpflichten aus Abreden, Schutzpflichten und Treuepflichten beachten und Arglist auch ohne Einrede des Beklagten berücksichtigen. Der Gegensatz zu dem bonae-fidei-iudicium ist das (lat.) iudicium (N.) stricti iuris (strengrechtliche Klage, wie beispielsweise die →condictio).
Lit.: Kaser § 33; Wieacker, F., Zum Ursprung der bonae-fidei-iudicia, ZRG RA 80 (1963) 1; Honsell, H., Quod interest im bonae-fidei-iudicium, 1969; Platschek, J., Zur Rekonstruktion der bonae fidei iudicia, ZRG RA 127 (2010), 275
Bona fides ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] gute Treue) ist in dem klassischen römischen Recht zunächst die Pflicht zu dem Worthalten und danach ein Maßstab, nach dem der Richter das betreffende Rechtsverhältnis zu beurteilen hat. Für den Inhalt des Schuldverhältnisses findet dabei neben der formlosen Vereinbarung auch die Verkehrssitte Anwendung. Bei der Ersitzung ist bona fides (Gutgläubigkeit hinsichtlich der Rechtmäßigkeit des Erwerbs) des Erwerbers ([lat.] bonae fidei possessor [M.] gutgläubiger Besitzer) in dem Zeitpunkt des Erwerbs nötig ([lat.] mala fides superveniens non nocet, nachträgliche Bösgläubigkeit schadet nicht).
Lit.: Kaser § 33; Söllner §§ 8, 9, 12, 18; Köbler, DRG 40, 42; Köbler, LAW; Lombardi, L., Dalla fides alla bona fides, 1961; Hausmaninger, H., Die bona fides des Ersitzungsbesitzers im klassischen römischen Recht, 1965
Bonaparte (Buonaparte) →Napoleon
Bonellus de Barulo, Andreas ist ein wohl vor 1250 in Barletta bei Bari geborener, vor oder nach 1291 verstorbener neapolitanischer Jurist ([lat., N. Pl.] Commentaria super postremis libris codicis, Kommentare über die letzten Bücher des Codex, commentaria in leges Longobardorum, Kommentare über das Recht der Langobarden, Glossen zu den constitutiones Siculae, Glossen zu den sizilianischen Konstitutionen Friedrichs II.). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 502
Bönhase (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1508 bezeugt [bzw. 1547?], - 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [RevalStR. II 33] in 14 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vielleicht seit dem 15. Jahrhundert die in dem Mittelniederdeutschen entstandene Bezeichnung für den unzünftigen, bereits vereinzelt seit dem 14. Jahrhundert von den Zünften bekämpften Handwerker (wie ein Hase auf dem Boden arbeitend?, heimlich auf dem Dachboden arbeitend?, außerhalb der „Hanse“ arbeitend?, weitere Benennungen sind anscheinend Dachhase, Fretter, Pfuscher, Sudeler, Störer oder Zaunhase).
Lit.: Wissell, R./Hahm, K., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, 1928, 2. A. 1981; Ennen, R., Zünfte und Wettbewerb, 1971
Boni homines ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. M.Pl., Sg. bonus homo) oder auch (lat.) probi homines (M.Pl., franz. prud’hommes, gute Leute, gute Männer) sind (in Frankreich, Spanien, Italien, dem Alpenraum und dem späteren Heiligen römischen Reich) in dem Frühmittelalter (seit Anfang des 7. Jahrhunderts) und bis in das 13. Jahrhundert Zeugen, Gerichtsbeisitzer, Schätzer oder Vermittler, die Freiheit, guten Leumund sowie meist Grundeigentum und Ansässigkeit als Voraussetzung ihrer jeweiligen Tätigkeit erfüllen, aber sich nicht einem bestimmten Stand zuweisen lassen und kein bestimmtes Amt haben. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts treten sie in oberitalienischen Städten als Vertreter der Konsuln auf. S. Google
Lit.: Köbler, LAW; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines des frühen Mittelalters, 1981
Bonifatius bzw. Wynfreth (Wessex 672/675-bei Dokkum 5. 6. 754), aus niederem Adel, in dem Kloster Exeter erzogen, wird zunächst Lehrer und 718 Missionar in dem fränkischen Reich. In Rom an dem 30. 11. 722 nach Umbenennung zu einem Bischof geweiht, missioniert er unter einem Schutzbrief des Hausmeiers Karl Martell von 723 bis 732 in Thüringen und Hessen (u. a. Fällung der Donareiche bei Geismar und Gründung der Zelle Fritzlar). 732 wird er Erzbischof ohne besonderen Sitz, 737/738 Legat für Germanien. 738/739 erneuert er die Bistümer Regensburg, Passau, Salzburg und Freising. 741/742 gründet er die Bistümer Würzburg, Büraburg und Erfurt (später Eichstätt), 744 das Kloster Fulda. An dem 5. 6. 754 wird er bei Dokkum in Friesland von Räubern erschlagen. S. Google
Lit.: Schieffer, T., Winfrid-Bonifatius, 2. A. 1972; Schipperges, S., Bonifatius ac socii sui, 1996; Padberg, L. v., Bonifatius, 2003; Heidrich, I., Fälschung aus gelehrtem Eifer, (in) DA 67 (2011), 625; Clay, J., In the Shadow of Death, 2010
Bonifatius VIII. (Benedetto Caetani, Anagni um 1235-Rom 11. 10. 1303) wird nach dem Studium vermutlich des kirchlichen Rechtes in Todi, Spoleto und Bologna an dem 23. 1. 1295 Papst. 1298 lässt er die päpstlichen Dekretalen ab 1234 in dem (lat.) Liber (M.) sextus decretalium (sechsten Buch der Dekretalen) zusammenfassen. In der Dekretale (lat.) Unam sanctam (eine heilige) von dem 18. 11. 1302 fordert er die Unterordnung der weltlichen Gewalt unter den Papst, wird aber auf Veranlassung Wilhelms von Nogaret in Anagni an dem 7. 9. 1303 verhaftet und stirbt wenig später. S. Google
Lit.: Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Schmidt, T., Der Bonifaz-Prozess, 1989; Politische Reflexion der Welt des späten Mittelalters, hg. v. Kaufhold, M., 2004, 129ff.
bonitarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) auf (lat.) in bonis esse, „in den Gütern sein“ beruhend, in Gegensatz zu zivil (beispielsweise die in dem römischen Recht durch bloße Übergabe einer mancipium-Sache statt Manzipation seitens des Eigentümers erlangte, von dem Prätor geschützte Stellung des Erwerbers)
Bonn (Bonna 12-9 v. Chr., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) an dem Rhein (drei Viertel der Stadtteile linksrheinisch) gegenüber der Einmündung der Sieg ist ein auf keltisch-römischer Grundlage entstandener Ort, der in dem 11. Jahrhundert (von den Ezzonen) an das Erzstift →Köln gelangt. In dem 16. Jahrhundert wird er dessen Hauptort und erhält 1777/1786 eine 1797 aufgehobene, 1815/1816 jedoch wiedererrichtete Universität, in der 1928 die Staatswissenschaften fast vollständig aus der philosophischen Fakultät in die juristische Fakultät übergeführt werden. Von dem 1. 9. 1948 bis 23. 5. 1949 tagt in Bonn der Parlamentarische Rat zu der Vorbereitung der Bundesrepublik Deutschland, weshalb das →Grundgesetz auch als Bonner Grundgesetz bezeichnet wird. 1949 wird Bonn bis zu dem Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zu der Bundesrepublik Deutschland (1990) vorläufige Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, verliert diesen Rang aber 1990 an Berlin. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wiedemann, A., Geschichte Godesbergs und seiner Umgebung, 1920; Niessen, J./Ennen, E., Geschichte der Stadt Bonn, 1956ff.; Eisenhardt, U., Die weltliche Gerichtsbarkeit der Offizialate, 1966; Hübinger, P., Das historische Seminar, 1963; Schäfer, K., Verfassungsgeschichte der Universität Bonn 1818 bis 1960, 1969; Meier, J., Der Rechtsunterricht an den Universitäten Köln und Bonn, Diss. jur. Köln 1987; Geschichte der Stadt Bonn, hg. v. Höroldt, D. u. a., 1989ff.; 150 Jahre Landgericht Bonn, hg. v. Fassbender, H., 2000; Die Juristen der Universität Bonn im Dritten Reich, hg. v. Schmoeckel, M., 2004; 75-Jahr-Feier der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät, 2004; Schmoeckel, M. u. a., Stätten des Rechts in Bonn, 2004; Schmoeckel, M., Das Juridicum, 2016; Schadow, S., Rechtswissenschaft und praktische Bedürfnisse – Johann Christian Hasse 1779-1830, 2016; Sachsse, R., Bonn, 2016 (Fotografien 1850-1970)
Bonorum possessio ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] Güterbesitz, Nachlassbesitz) ist in dem klassischen römischen Erbrecht die Stellung, die der →Prätor auf Antrag dem zuweist, den er in dem Fall des Todes eines Erblassers für wahrscheinlich berechtigt hält. Der damit erreichte Schutz und die damit gewonnene Zuständigkeit für den Bereich des prätorischen Rechtes können sich durch Ersitzung und damit durch Zeitablauf in Eigentum nach zivilem Recht wandeln.
Lit.: Kaser §§ 65, 71, 73; Söllner § 25; Köbler, DRG 38; Ankum, H. u. a., Die verschiedenen Bedeutungen des Ausdrucks in bonis alicuius esse, ZRG RA 107 (1990), 155
bonum (N.) commune ([lat.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (lat.) gemeines Wohl, Gemeinwohl, Allgemeinwohl
bonus homo (lat. [M.]) →boni homines
Boppard (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Heyen, F., Reichsgut im Rheinland, 1956
Borgarthingsbók (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein ostnorwegisches Rechtsbuch. →nordisches Recht
Lit.: Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings, hg. v. Meißner, R., 1942
Borken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Korsmeier, C., Die Ortsnamen des Kreises Borken, 2021; Fritsch, B., Die höheren Schulen in Borken von 1417 bis 1955, 2021
Börse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 1585 als Handelsplatz und 1601 als Geldtasche bezeugt – 1603 als Geldtasche und nach 1531 als Handelsplatz in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 in acht Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google in zwei Bedeutungen belegt sowie zu lat. [F.] bursa, Beutel, Kasse?, Wort 1566, 1585 (Handelsplatz), 1573, 1603 (Geldtasche) aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Etymologie unklar und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die regelmäßig an einem bestimmten Ort stattfindende, nur von Kaufleuten besuchte Veranstaltung (Vorformen in dem 15. Jahrhundert in Sevilla, Cadiz und Lissabon [16. Jahrhundert]) zu dem Zweck des Abschlusses von Gattungskäufen vertretbarer Sachen. Geldbörsen entstehen seit dem 12. Jahrhundert in Oberitalien und Südfrankreich, eine Warenbörse ohne anwesende Waren ist in Antwerpen um 1500 bezeugt. Wichtige Börsen bestehen in Antwerpen, Lyon, Amsterdam, Paris, London, Frankfurt am Main, Berlin und Wien, später auch in New York oder Tokio. 2012 untersagt die Europäische Kommission die Verbindung von Deutscher Börse und New York Stock Exchange.
Lit.: Deutsche Börsengeschichte, hg. v. Pohl, H., 1992; Blumentritt, J., Die privatrechtlich organisierte Börse, 2003; Buchner, M., Die Spielregeln der Börse – Institutionen, Kultur und die Grundlagen des Wertpapierhandels in Berlin und London, ca. 1860-1914, 2019 (die Ausführungen am Ende der Arbeit sind nicht belastbar)
Börsengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das an dem 22. 6. 1896 geschaffene, das Recht des Wertpapierhandels an der Börse regelnde Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Boersengesetz1896.htm; Meier, J., Die Entstehung des Börsengesetzes, 1992; Schulz, W., Das deutsche Börsengesetz, 1994
böse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 (Notker) bezeugt – 4. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 19] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) schlecht, schädlich
bösgläubig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagsp. Brant 55 ed. 1516] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Wahrheit um einen rechtlich bedeutsamen Umstand kennend oder grobfahrlässig nicht kennend
Bösgläubigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv böse vor 1022, bösgläubig 1436) ist das Wissen oder grobfahrlässige Nichtwissen um einen rechtlich bedeutsamen Umstand. →guter Glaube
Bosnien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die östlich der mittleren Adria gelegene Landschaft, die 9 n. Chr. von den Römern erobert wird (Dalmatia) und bei der Reichsteilung des 4. Jahrhunderts an Ostrom gelangt. Zu Beginn des 7. Jahrhunderts siedeln sich Südslawen an. Das dort entstehende Königreich (1377) gerät mit Herzegowina 1463/1482 durch Eroberung unter die Herrschaft der Osmanen. Seit 1878 erlebt Bosnien unter dem Einfluss (Besetzung und Verwaltung) Österreich-Ungarns (1883 HGB, ZPO, Wechselgesetz u. a.) einen Aufschwung. 1908 wird Bosnien von →Österreich-Ungarn unter Verletzung des Grundsatzes, dass keine europäische Großmacht einseitige Vertragsveränderungen vornehmen durfte, annektiert und als weitere pragmatische Angelegenheit von Österreich und Ungarn gemeinsam verwaltet (1909 von der Türkei anerkannt). Nach dem Attentat auf den Thronfolger Österreich-Ungarns in Sarajewo von dem 28. 6. 1914 und dem Ersten Weltkrieg 1914-1918 wird es mit Slowenien und Kroatien Teil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenien und damit 1929 →Jugoslawiens (1941-1945 Kroatiens). Nach der Erklärung der Souveränität (1992) und einem Bürgerkrieg wird es 1995/1996 als Bosnien-Herzegowina (zwischen Kroatien, Serbien, Monenegro und Adria, 4,3 Millionen muslimische, orthodoxe und katholische Einwohner, 51129 Quadratkilometer, bosniakisch-kroatische Föderation und serbische Republik) verselbständigt. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,332; Balic, S., Das unbekannte Bosnien, 1992; Dzaja, S., Bosnien-Herzegowina, 1994; Bär, S., Der Zerfall Jugoslawiens, 1995; Babuna, A., Die nationale Entwicklung der bosnischen Muslime, 1996; Haselsteiner, H., Bosnien-Hercegovina, 1996; Malcolm, N., Geschichte Bosniens, 1996; Lovrenovic, I., Bosnien und Herzegowina, 1998; Jäger, F., Bosniaken, Kroaten, Serben, 2001; Gabriel, K., Bosnien-Herzegowina 1878, 2003; Classen, L., Der völkerrechtliche Status von Bosnien-Herzegowina, 2004; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Simon, T., 2017
Bote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 120, 251] bzw. 900 [MSD. 230] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] nuntius, Verb bieten 8. Jahrhundert) ist ein Mensch, der für einen anderen in Gegensatz zu einem Stellvertreter ohne eigene Willensbildung eine Erklärung (wie ein Brief) empfängt oder abgibt, also nicht schafft oder verändert, sondern nur befördert.
Lit.: Kaser § 11; Kroeschell, DRG 2
Botenwein ([bodewin] Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 unter Bodenwein 1420 als in Bodenurnen gemessener Wein bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Bodenwein ab 1225 [Kehrein, Samml. 33] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M., bodewyne) ist eine Leistung einer Partei in einem hochmittelalterlichen Gericht wie beispielsweise in Ingelheim an die Schöffen zwecks Festigung des Gedächtnisses, deren Annahme sie bei einer Unsicherheit aber auch ablehnen können.
Lit.: Loersch, H., der Ingelheimer Oberhof, 1885, Erler, A., Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Bd. 2 1958; Eigen, P., Die Verbotung in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1966
Bottrop (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Recklinghausen, der Stadt Bottrop und der Stadt Gelsenkirchen, 2021
Bourbone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der nach Bourbon-l’Archambault in dem französischen Departement Allier benannte Angehörige einer durch Graf Ludwig I. von Clermont (1270-1342, 1327 Herzog von Bourbon) begründeten Seitenlinie der →Kapetinger. Die jüngere Linie Bourbon-Vendôme erlangt von 1589 bis 1792 und von 1814 bis 1830 bzw. in der 1660 abgespaltenen Nebenlinie Orléans von 1830 bis 1848 das Königtum in →Frankreich. In Spanien wird die Linie Bourbon-Anjou 1700 Königsgeschlecht (ausgenommen 1808-1814, 1868-1875, 1931-1975). Sie herrscht auch von 1735 bis 1860 in Neapel-Sizilien sowie von 1748 bis 1802 und von 1847 bis 1859/1860 in Parma-Piacenza. S. Google
Lit.: Legual, A., Histoire du Bourbonnais, 1960; Malettke, K., Die Bourbonen 1589-1848, Bd. 1ff. 2008f.
Bourges (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die auf keltischen Grundlagen (Avaricum) beruhende zentralfranzösische Stadt an dem Zusammenfluss von Yèvre und Auron. Ihre Universität ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts Ausgangspunkt des gegenüber der hergebrachten Lehrweise des Rechtes moderneren →mos Gallicus (lat. [M.], gallische Art) der Rechtswissenschaft. →Budé, s. Google
Lit.: Devailly, G. u. a., Histoire du Berry, 1980
Boutillier, Jehan (Pernes/Pas-de-Calais vor 1350-Tournai [vor?] 24. 1. 1396) verfasst als Berater des Königs Frankreichs in Nordfrankreich (Tournai) wohl kurz vor 1396 das (französische) Rechtsbuch →Somme rural (ländliche Summe). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Dievoet, G. van, Jehan Boutillier en de Somme rural, 1951
Boykott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1891 bezeugt – 1891 [Hofmannsthal] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die nach dem englischen Gutsverwalter Charles Cunningham Boycott (Burgh Saint Peter/Norfolk/England 12. 3. 1832-Flixton/Suffolk 19. 6. 1897, Irland 1880) des Earl of Erne auf der Insel Achill benannte, mit dessen Verhalten begründete Ablehnung aller Rechtsbeziehungen aller Betroffenen zu einem möglichen Vertragspartner, dem dadurch die Möglichkeit der Teilnahme an dem Rechtsverkehr abgeschnitten wird.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Ahlheim, H., Deutsche, kauft nicht bei Juden, 2011
Boyneburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.)
Lit.: Diehl, T., Adelsherrschaft im Werraraum, 2010; Eckhardt, W., Reichsministerialen der Boyneburg, ZRG GA 129 (2012), 377
Bozen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Hauptort Südtirols
Lit.: Die Bozner Handelskammer vom Merkantilmagistrat bis zur Gegenwart, 1981; Das Urbar des Heilig-Geist-Spitals zu Bozen von 1420, bearb. v. Schneider, W., 2003; Obermair, H., Bozen Süd – Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung, Bd. 1 2005
Brabant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das aus dem fränkischen Gau Bracbantum in dem Nordwesten des Heiligen römischen Reiches (um Brüssel) unter den Grafen von Löwen (um 1188 Herzöge von Babant) entstandene, sich von dem Reich verselbständigende (1349 Goldene Bulle von Brabant), den Einwohnern in der Blijde Inkomst 1356 die Rechte des Fürsten begrenzende Herzogtum, das nach Johanna von Brabant (1355-1406) 1390/1430 an →Burgund und nach Maria von Burgund 1477 an →Habsburg (Spanien) kommt. Nach dem spanischen Erbfolgekrieg gelangt es 1723 an Österreich. Nach Ende der 1775 erfolgten Annexion durch Frankreich wird es 1815 Teil der →Niederlande, 1830 mit seinem südlichen Gebiet Teil →Belgiens. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Moll, W., De rechten van den Heer van Bergen op Zoom, 1915; Lousse, E., Les deux chartes romanes brabançonnes du 12 juillet 1314, (in) Bulletin de la Commission royale d’histoire 96 (1932), 1; Sturler, J. de, Les relations politiques et les échanges commerciaux entre le duché de Brabant et l’Angleterre, 1936; Willem van der Tanerijen, Boec van der loopender praktijken der raidtcameren van Brabant, hg. v. Strubbe, E., 1952; Ganshof, F., Brabant, 1938; Middeleeuwe rechtsbronnen van stad en heerlijkheid Breda, hg. v. Cerutti, F., Bd. 1f. 1956ff.; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Geschiedenis van Noord-Brabant, hg. v. Van den Eerenbeemt, H., Bd. 1ff. 1996f; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de Philippe le Bon (1430-1467), 1999; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Geschiedenis van Brabant, hg. v. Van Uytven, R. u. a., 2004; Tigelaar, J., Brabants historie ontvouwd, 2006
brachium (N.) saeculare (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) (der Staat als) weltlicher Arm (der Kirche) (kirchlicher Anspruch auf staatliche Unterstützung 1983 aufgegeben)
Bracton, Henry de (Bratton Fleming in Devon 1210-Exeter 1268) ist nach Ausbildung als Priester unter William Raleigh (und dem Studium des weltlichen und kirchlichen Rechtes wohl an der Domschule von Exeter) seit etwa 1229 Schreiber (clerk, [lat.] clericus) eines Richters, seit 1245 reisender Richter, von 1247 bis 1257 Richter an dem Gericht Coram rege (Court of King’s Bench) und seit 1264 Domkanzler in Exeter. Sein vielleicht nach 1230 von ihm verfasstes oder auch von ihm nur überarbeitetes, durch 48 Handschriften überliefertes, unvollendetes Werk (lat.) →De legibus et consuetudinibus Angliae (Über Gesetze und Gewohnheiten Englands) bietet auf Grund einer Sammlung von etwa 2000 wahrscheinlich in die Jahre zwischen 1220 und 1240 gehörenden Urteilen (precedents) des Königsgerichts die beste Darstellung des englischen →common law des Mittelalters. Der Traktat gliedert sich (wie die Institutionen des Gaius von etwa 160 n. Chr.) nach Personen, Sachen und Klagansprüchen. In dem dritten Teil behandelt er an Hand der verschiedenen Klageformeln (writs) das Privatrecht, Strafrecht und Lehnrecht. Eine gezielte Romanisierung des englischen Rechtes durch den Verfasser ist nicht nachweisbar. S. Google
Lit.: Bractons Note Book, hg. v. Maitland, F., 1887; Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 2 4. A. 1936, 230; Peter H., Actio and writ, 1957; Fesefeldt, W., Englische Staatstheorie des 13. Jahrhunderts, 1962; Richardson, H., Bracton, the problem of his text, 1965; Bracton, hg. v. Woodbine, G., übers. v. Thorne, S., 1968; Thorne, S., Henry de Bracton 1268-1968, 1970; Barton, J., The authorship of Bracton again, (in) Journal of Legal History 30 (2009), 117ff.
Brand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11./12. Jahrhundert [Wessobrunner Beichte] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb brennen um 796) Brennen, Feuer
Brand von Tzerstede (Lüneburg um 1400-Lüneburg 3. 10. 1451), Patrizierssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Leipzig (1414, 1417 baccalaureus) 1436 Ratsherr in Lüneburg. Er verfasst die in zwei Handschriften und einem Fragment überlieferte, 1442 abgeschlossene Glosse zu der Vorrede des Sachsenspiegels von der Herren Geburt und nach eigener Angabe weitere Glossierungen. S. Google
Lit.: Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht Buch’sche Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2002, 124ff.
Brandbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1396 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [BairFreibf. 45] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Germanischen und dem Lateinischen des Altertums und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Brief gegen Brandstifter, Fehdebrief mit Branddrohung, Mahnbrief, Sammelgenehmigung für durch Brand Geschädigte
Brandenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die nach der slawischen Brennaburg an der Havel (928/929, 948 Bistum, 983 Slawenaufstand) benannte Mark ([3. 10.] 1157) östlich der Elbe. Nach den Askaniern (1134-1319, 1165 Wiederbegründung des Bistums), Wittelsbachern (1323-1373), Luxemburgern (1373-1411, unter Kaiser Karl IV. 1375 Landbuch der Mark Brandenburg) gelangt es als Kurfürstentum (1356) an die Hohenzollern (1411/1417). 1473 legt die (lat. [F.]) →Dispositio (Verfügung) Achillea des Markgrafen Albrecht Achilles die Unteilbarkeit des Landes fest (1506 Universität Frankfurt an der Oder, 1516 Kammergericht in Berlin, 1535 zeitweise Teilung). 1614 fallen Kleve, Mark und Ravensberg an, 1618 →Preußen als Lehen Polens, 1648 Hinterpommern, Halberstadt, Minden, 1680 endgültig Magdeburg. Seit 1701 tritt Brandenburg hinter den Namen Preußen (wegen des dort möglichen Titels König in Preußen) zurück. 1815 wird die Provinz Brandenburg geschaffen. An dem 25. 2. 1947 wird Preußen aufgelöst. Der 1945 unter Verwaltung Polens gestellte Teil Brandenburgs östlich der Oder und Neiße wird 1990 Polen zugeteilt. 1952 wird das Land Brandenburg in der Deutschen Demokratischen Republik aufgelöst (Bezirke Potsdam, Frankfurt an der Oder, Cottbus), 1990 bei der Herstellung deutscher Einheit wieder begründet. Der Versuch der Vereinigung des Bundeslands Brandenburg mit Berlin scheitert bei einer Volksabstimmung an dem 5. 5. 1996 an Brandenburg. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Stölzel, H., Brandenburg-Preußens Rechtsverwaltung und Rechtsverfassung, Bd. 1f. 1888; Urkundliches Material aus den Brandenburger Schöppenstuhlsakten, hg. v. Stölzel, A., 1901; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, 1901f.; Spangenberg, H., Hof- und Zentralverwaltung der Mark Brandenburg im Mittelalter, 1908; Perels, K., Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Brandenburg-Preußen, 1908; Altmann, W., Ausgewählte Urkunden zur brandenburgisch-preußischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 2. A. 1914; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 1915, Neudruck 1980; Caemmerer, H. v., Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg, 1915; Luck, W., Die Prignitz, 1917; Werminghoff, A., Ludwig von Eyb der Ältere (1417-1502), 1919; Gley, W., Die Besiedlung der Mittelmark, 1926; Acta Brandenburgica, Bd. 1ff. 1927ff.; Tschirch, O., Geschichte der Chur- und Hauptstadt Brandenburg an der Havel, 1928; Schulze, B., Brandenburgische Landesteilungen, 1928; Schulze, B., Die Reform der Verwaltungsbezirke in Brandenburg und Pommern 1809-1918, 1931; Erläuterungen zur brandenburgischen Kreiskarte von 1815, v. Schulze, B., 1933; Die alten und neuen brandenburgischen Kreise nach dem Stande von 1815, bearb. v. Curschmann, F. u. a., 1933; Brandenburgische Ämterkarte, bearb. v. Schulze, B., 1935; Schulze, B., Besitz- und siedlungsgeschichtliche Statistik der brandenburgischen Ämter und Städte, 1935; Das Landregister der Herrschaft Sorau von 1381, hg. v. Schultze, J., 1936; Oestreich, G., Der brandenburgisch-preußische geheime Rat, 1937; Ruppel-Kuhfuß, E., Das Generaldirektorium unter der Regierung Friedrich Wilhelms II., 1937; Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375, hg. v. Schultze, J., 1940; Buchda, G., Über die verlorenen hallischen Konstitutionen zum Landrecht der Kurmark Brandenburg (1714), ZRG GA 69 (1952), 385; Die Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., Bd. 1ff. 1961, 2. A. 1989, 3. A. 2004, 4. A. 2010; Schultze, J., Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte, 1964 (Aufsätze); Hoppe, W., Die Mark Brandenburg, Wettin und Magdeburg, 1965 (Aufsätze); Engel, E./Zientara, B., Feudalstruktur, Lehnbürgertum und Fernhandel im spätmittelalterlichen Brandenburg, 1967; Geschichte von Brandenburg und Berlin, Bd. 3, hg. v. Herzfeld, H., 1968; Harnisch, H., Die Herrschaft Boitzenburg, 1968; Schmidt, E., Markgraf Otto I. von Brandenburg, ZRG GA 90 (1973), 1; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973; Podehl, W., Burg und Herrschaft in der Mark Brandenburg, 1975; Ein sonderbares Licht in Teutschland, hg. v. Heinrich, G., 1990; Brandenburgische Geschichte, hg. v. Materna, I./Ribbe, W., 1995; Justiz in Stadt und Land Brandenburg, hg. v. Clavée, K., 1998; Geschichte der brandenburgischen Landtage, hg. v. Adamy, K. u. a., 1998; Pohl, D., Justiz in Brandenburg 1945-1955, 2001; Neugebauer, W., Brandenburg im absolutistischen Staat, 2001; Bahl, P., Der Hof des Großen Kurfürsten, 2001; Brandenburgisches Biographisches Lexikon, hg. v. Beck, F. u. a., 2002; Das Domstift Brandenburg und seine Archivbestände, bearb. v. Schößler, W., hg. v. Neitmann, K., 2005; Beck, F., Regesten der Urkunden Kurmärkische Stände (Rep. 23 A), 2006; Partenheimer, L., Die Entstehung der Mark Brandenburg, 2007; Scheffczyk, F., Der Provinzialverband der preußischen Provinz Brandenburg 1933-1945, 2008; Baumgart, P., Brandenburg-Preußen unter dem Ancien régime, hg. v. Kroll, F., 2009; Wie die Mark entstand, hg. v. Müller, J., 2009; Müller, M., Besiegelte Freundschaft - Die brandenburgischen Erbeinungen, 2010; Winkelmann, J., Die Mark Brandenburg des 14. Jahrhunderts, 2011; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Enders, L., Die Altmark, 2. A. 2016; Radtke, W., Brandenburg im 19. Jahrhundert (1815-1914/18), 2016; Andresen, S., In fürstlichem Auftrag – Die gelehrten Räte der Kurfürsten von Brandenburg, 2017; Wieland, R., Protestantischer König im Heiligen Reich – Brandenburg-preußische Reichs- und Konfessionspolitik im frühen 18. Jahrhundert, 2020
brandenburgischer Landrechtsentwurf →Köppen, s. Google
Brandileone, Francesco (Buonabitacolo 1858-Neapel 1929) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Neapel Professor für italienische Rechtsgeschichte in Macerata, Sassari, Parma, Bologna und Rom. S. Google
Brandmarken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1393 bezeugt – 14. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1633 [CStSlesv. III 1 S. 70] in 5 Stellen in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Verb – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das sachlich schon den Römern (für Sklaven und Abhängige) bekannte Kennzeichnen eines Täters durch Brandzeichen der Haut (auf die Hand oder in das Gesicht oder Verstümmeln, Verbot des Brandmarkens in das Gesicht durch Kaiser Konstantin), das sich 726 bei den Langobarden (für rückfällige Diebe) und trotz Ablehnung durch die Aufklärung noch 1787 in Österreich, 1813 in Bayern und 1810 und 1832 in Frankreich findet (Verbot in England 1829, Frankreich 1834, Frankfurter Paulskirchenverfassung 1849 § 139). Möglicherweise hängt das Wort hirnverbrannt mit dem Brandmarken zusammen.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 495; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 530, Neudruck 1964; Chen, Y., Probleme der Strafe der Brandmarkung, 1948; Hentig, H. v., Die Strafe, Bd. 1 1954; Cate, C. ten, Tot glorie der gerechtigheit, 1975; Hattenhauer, H., Die Brandmarkung in das Gesicht, 1994
Brandstiftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1670 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1709 [Ulm/Lünig, CJMilit. 1263] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Inbrandsetzen einer (fremden) Sache. Die Brandstiftung ist in Rom eine Straftat, auf die der Feuertod steht. In dem Mittelalter wird sie vielleicht wegen ihrer Häufigkeit in der →Fehde eher gering gebüßt. Gottesfrieden (beispielsweise 1083) und Landfrieden lehnen sie ab (lat. [F.] Constitutio contra incendinarios 1187, Gesetz gegen Brandstifter). Der Sachsenspiegel (1221-1224) kennt Enthauptung oder (bei Mordbrand) Rädern als ihre Strafen (ähnlich so genannte Treuga He[i]nrici von 1224), die (lat.) Constitutio (F.) Criminalis Carolina (1532, Art. 126) Feuertod (bei boshaftiger Brandstiftung), das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) Enthauptung und Feuertod. Die fahrlässige Brandstiftung wird schon früh gesondert behandelt. Seit dem 19. Jahrhundert werden allgemein unterschiedliche Begehungsformen erfasst.
Lit.: Kaser §§ 36, 50; Kroeschell, DRG 1, 2; Osenbrüggen, E., Die Brandstiftung, 1854; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 348; Geerds, F., Die Brandstiftungsdelikte, 1962; Timcke, G., Der Straftatbestand der Brandstiftung, Diss. jur. Göttingen 1965; Spicker-Beck, M., Räuber, Mordbrenner, umschweifendes Gesind – zur Kriminalität im 16. Jahrhundert, 1995; Birklbauer, A. u. a., Die Entwicklung der Strafpraxis bei Brandkriminalität, 2010
Brant, Sebastian (Straßburg 1457/1458-Straßburg 10. 5. 1521), Gastwirtssohn und Ratsherrnsohn, wird nach dem Studium der (lat. [F. Pl.]) artes und des Rechtes (1477, 1480 [lat. M.] baccalaureus) in Basel Professor (1489 Dr. iur. utr.), lehrt seit 1483 römisches Recht, kirchliches Recht und Poetik, wechselt aber als Folge der Annäherung Basels an die Eidgenossen 1501 als Syndicus (bzw. 1503 Stadtschreiber) nach Straßburg. Neben (lat. [F.Pl.]) Expositiones [1490, Ausstellungen, ein Anfängerlehrbuch], 36 Auflagen) veröffentlicht er in dem Rahmen der populären Literatur eine Bearbeitung von Tenglers →Laienspiegel von 1495 (1509) und des →Klagspiegels (Conrad Heydens?, † 1443/1444) (Neuausgabe 1516) sowie die sehr erfolgreiche Moralsatire Narrenschiff (1494). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Staehelin, A., Sebastian Brant, (in) Professoren der Universität Basel, 1960, 18; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962, 127; Knape, J., Dichtung, Recht und Freiheit, 1992; Sebastian Brant, hg. v. Wilhelmi, T., 2002; Sebastian Brant (1457-1521), hg. v. Roloff, H., 2008; Knape, J./Wilhelmi, T., Sebastian Brant Bibliographie Werke und Überlieferungen, 2015; Knape, J./Wilhelmi, T., Sebastian Brant Bibliographie - Forschungsliteratur bis 2016, 2018
Brasilien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur mittelbar bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist der einzige portugiesischsprachige und zugleich größte Staat Südamerikas. Sein Recht ist stark durch die Kodifikationen Frankreichs beeinflusst. 2002 wird ein neues Zivilgesetzbuch geschaffen, welches das Handelrecht einbezieht, das Verbraucherschutzrecht ausgliedert und einen Allgemeinen Teil voranstellt.
Lit.: Schmidt, J., Zivilrechtskodifikation in Brasilien, 2009; Prutsch, U. u. a., Brasilien – Eine Kulturgeschichte, 2013; Blanc, J., Before the Flood – The Itaipu Dam and the Visibility of Rural Brazil, 2019; Reis, T., Die Brazilian civil code of 1916, ZRG GA 138 (2021), 178
Brauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – in EDEL um 1000 [Notker] - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 [Urkundio II 2 S. 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb brauchen um 800) Übung, Sitte, Gepflogenheit
brauchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 881 [MSD. 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) benutzen, benötigen
Brauchtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1931 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der tatsächlich innerhalb einer Menschenmehrheit geübten sozialverträglichen Verhaltensweisen, deren Gewicht aber angesichts des Vordringens zahlreicher rechtlicher Setzungen und Regelungen an Bedeutung verliert. Das Brauchtum weist viele Beziehungen zu dem Recht auf (beispielsweise Weistümer). Insbesondere kann dabei das Recht das Brauchtum beeinflussen.
Lit.: Köbler, DRG 5; Sartori, P., Sitte und Brauch, 1910; Bächtold, H., Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit, 1914; Künßberg, E. Frhr. v., Rechtsbrauch und Kinderspiel, 1920 (SB Heidelberg), 2. A. 1952; Künßberg, E. v., Rechtliche Volkskunde, 1936; Becker, A., Frühlingsbrauch und Sonnenkult, 1937; Fehrle, E., Deutsche Hochzeitsbräuche, 1937; Zipperer, F., Das Haberfeldtreiben, 1938; Lippert, E., Glockenläuten als Rechtsbrauch, 1939; Müller, G., Der Umritt, 1941; Dörrer, A., Brotspenden als Verlöbnis und Gemeinschaftsbrauch, ZRG GA 74 (1957), 266; Erler, A., Burschenbrauchtum vor den Schranken des Ingelheimer Oberhofes, ZRG GA 79 (1962), 254; Schädler, K., Die Lederhose in Bayern und Tirol, 1962; Brückner, W., Bildnis und Brauch, 1966; Cromberg, H., Die Knabenschaftsstatuten der Schweiz, (um 1976); Schieder, E., Das Haberfeldtreiben, 1983; Deimling, B., Ad rufam ianuam, ZRG GA 115 (1988), 498; Becker-Huberti, M., Lexikon der Bräuche und Feste, 2000; Althoff, G., Die Macht der Rituale, 2003; Rechtssymbole und Wertevermittlung, hg. v. Schulze, R., 2004; Investitur- und Krönungsritual – Herrschaftseinsetzung im kulturellen Vergleich, hg. v. Steinicke, M. u. a., 2005
brauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – um 1170 [Rolandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Nordhausen/Förstemann, Nordhausen I 1 S. 69] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Bier herstellen
Brauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – um 1170 [Rolandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Nordhausen/Förstemann, Nordhausen I 1 S. 69] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das Herstellen von Bier als beliebten einfachen Betäubungsmittels aus Getreide und Wasser(, 12. Jahrhundert Hopfen und in der Neuzeit Hefe). Es ist bereits dem Altertum bekannt und findet sich in den Grundherrschaften seit dem Frühmittelalter (1040 Bischof von Freising Braurecht für Weihenstephan bei bzw. in Freising). In der hochmittelalterlichen Stadt entwickelt es sich zu einem verrechtlichten, vielfach von Frauen ausgeführten Gewerbe. Die Herzöge von Bayern beschränken die Bierherstellung auf Gerste, Hopfen und Wasser (1493/1516, Reinheitsgebot, vgl. 1906 Biersteuergesetz § 9 I). Seit der Einführung der Gewerbefreiheit in dem frühen 19. Jahrhundert entstehen Bierfabriken, die als Großbrauereien zunehmend die älteren Hausbrauereien verdrängen.
Lit.: Brinkmann, H., Das Brauwesen der kaiserlich freien Reichsstadt Goslar, 1925; Schlosser, H., Braurechte, Brauer und Braustätten in München, 1981; Hackel-Stehr, K., Brauwesen in Bayern, 1988; Blanckenburg, C. v., Die Hanse und ihr Bier, 2001
braun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Weichb. Dan. 345 Art. 38] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen zwischen den Farben gelb und rot vorherrschen
Braunschweig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Oker wird 1031 erstmals (spät) erwähnt und wächst aus fünf älteren Siedlungen (Altstadt, Neustadt Ende 12. Jahrhundert, Sack zweite Hälfte 13. Jahrhundert westlich der Oker zwischen Altstadt, Neustadt und Burg, Hagen um 1160, Altenwiek östlich der Oker) zusammen. Schon früh steht der Ort unter der Herrschaft der Welfen, deren Reichsfürstentum von 1235 nach Braunschweig und Lüneburg benannt wird. Die vielleicht der Hanse seit deren Anfängen bis in das 17. Jahrhundert angehörend zeitweise ziemlich selbständige Stadt, die auf älteren Grundlagen (um 1130?) aufbauend 1227 das Hagenrecht und das so genannte (lat. [N.]) Ottonianum (in Mittelniederdeutsch) aufzeichnet, 1402 den Rechtsstoff neu ordnet und 1532 ihre Statuten einer 1675 aufgehobenen Reformation unterzieht, geht 1671 aus dem Gesamtgut der Linien an das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel über (1753 Residenz) und gelangt, wirtschaftlich mehr und mehr von Hannover und Magdeburg überholt, 1946 mit dem dabei aufgelösten Land Braunschweig an Niedersachsen.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, bearb. v. Dolle, J. u. a., Bd. 1ff. 1874ff. (Bd. 5 1994, Bd. 8 1388-1400 2008); Hanselmann, L., Die ältesten Stadtrechte Braunschweigs, (in) Hans. Geschbll. 1892, 3; Frensdorff, F., Das braunschweigische Stadtrecht bis zur Rezeption, ZRG GA 26 (1905), 195; Merkel, J., Der Kampf des Fremdrechtes mit dem einheimischen Rechte in Braunschweig-Lüneburg, 1904; Fahlbusch, O., Die Finanzverwaltung der Stadt Braunschweig, 1913; Busch, F., Beiträge zum Urkunden- und Kanzleiwesen der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg, 1921; Hüttebräuker, L., Das Erbe Heinrichs des Löwen, 1927; Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht Leineberg, 1927; Meier, P., Der Streit Herzog Heinrichs des Jüngeren von Braunschweig-Wolfenbüttel mit der Reichsstadt Goslar, 1928; Kleinau, H., Der Grundzins in der Stadt Braunschweig, 1929; Willecke, R., Das eheliche Güterrecht im Braunschweiger Stadtrecht, 1929; Timme, F., Die wirtschafts- und verfassungsgeschichtlichen Anfänge der Stadt Braunschweig, 1931; Germer, H., Die Landgebietspolitik der Stadt Braunschweig, 1937; Spieß, W., Die Heerstraßen auf Braunschweig, 1937; Spieß, W., Die Ratsherren der Hansestadt Braunschweig 1231-1671, 1940; Querfurth, H., Die Unterwerfung der Stadt Braunschweig im Jahre 1671, 1953; Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande Braunschweig, hg. v. Spieß, W., 1954; Piper, H., Testament und Vergabung von Todes wegen, 1960; Diestelkamp, B., Die Städteprivilegien Herzog Ottos des Kindes, 1961; Moderhack, R., Hundert Jahre Stadtarchiv und Stadtbibliothek, 1961; Spieß, W., Geschichte der Stadt Braunschweig im Nachmittelalter, 1966; Kleinau, H., Geschichtliches Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig, 1967, 1968 (2425 Namen); Pitz, E., Landeskulturtechnik, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2903; Garzmann, M., Stadtherr und Gemeinde in Braunschweig, 1976; Lockert, M., Die niedersächsischen Stadtrechte, 1978; Petersen, W., Verzeichnis der Einblattdrucke und Handschriften, 1984; Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, 1986; Bringmann, W., Die braunschweigische Thronfolgefrage, 1988; Henne, T., Verwaltungsrechtsschutz im Justizstaat, 1995; Heinrich der Löwe und seine Zeit, hg. v. Luckhardt, J. u. a., 1995; Hanse - Städte - Bünde, hg. v. Puhle, M., 1996; Hackel, C., Der Untergang des Landes Braunschweig, 2000; Die braunschweigische Landesgeschichte, hg. v. Jarck, H. u. a., 2000; Ohm, M., Das Braunschweiger Altstadtrathaus, 2002; Justiz und Anwaltschaft in Braunschweig, hg. v. Isermann, E. u. a., 2004; Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Leuschner, J. u. a., 2008; Weglage, S., Menschen und Vermächtnisse, 2011; Gudladt, K., Rechtswissenschaften an der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, 2013
Braurecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1748 [CCBrandenbCulmb. II 2 S. 764] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das das Brauen betreffende Recht.
Lit.: Peterka, O., Die bürgerlichen Braugerechtigkeiten in Böhmen, 1917; Schlosser, H., Braurechte, Brauer und Braustätten in München, 1981
Braut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 8.? Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [863-871 Otfrid II 13 § 9] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Zusammensetzungen 8. Jh.) ist zunächst die neuvermählte junge Frau und in jüngerer Zeit die durch ein – nicht einklagbares - Heiratsversprechen erst zu der Eheschließung verpflichtete (verlobte) Frau.
Bräutigam (M.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 um 830 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 863-871 [Otfrid] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch ein – nicht einklagbares - Heiratsversprechen erst zu der Eheschließung verpflichtete (verlobte) Mann.
Brautkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1753 [Hellfeld I 708] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Kind einer (unverheirateten) Braut. Es ist unehelich, kann aber innerhalb der unehelichen Kinder eine bessere Rechtsstellung haben.
Brautlauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 867 bezeugt – 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 160, MondseeFragm. 151] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in dem 13. Jahrhundert in dem Deutschen erloschene Bezeichnung für die Hochzeit.
Lit.: Krogmann, W., Brautlauf und Braut, (in) Wörter und Sachen 16 (1934), 81
Brautschatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [WestfUB. III 613] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Mitgift, Aussteuer
Bregenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Landeshauptstadt Vorarlbergs
Lit.: Helbok, A., Die Bevölkerung der Stadt Bregenz, 1912
Breisach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Beyerle, Franz, Das älteste Breisacher Stadtrecht, ZRG GA 39 (1918), 318; Haselier, G., Geschichte der Stadt Breisach am Rhein, 1969
Bremen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 782) südlich der Wesermündung in die Nordsee an einem Übergang an der höchsten Düne wird 787/789 Sitz eines Bischofs bzw. 845/864 eines Erzbischofs. In dem 13. Jahrhundert löst sich die Stadt weitgehend von der Herrschaft des Bischofs. Wahrzeichen wird der Roland. 1303/1304 wird das Recht aufgezeichnet. 1358 wird Bremen Mitglied der Hanse. 1541/1646 wird die Reichsfreiheit erlangt, die sich in der Stellung als Mitglied des Deutschen Bundes (1815, Gründung des Hafens Bremerhaven 1827) und als Land in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871) und in der Bundesrepublik Deutschland (1949, mit Bremerhaven) fortsetzt. 1970 entsteht in Bremen eine Universität. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StadtrechtBremen13031308.htm; Bremisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1873ff.; Kühtmann, A., Die Romanisierung des Zivilprozesses in der Stadt Bremen, 1891; Kühtmann, A., Geschichte der bremischen Stadtvogtei, 1900; Rehme, P., Über das älteste bremische Grundbuch (1438-1558), 1908; Gattjen, B., Der Rentenkauf in Bremen, 1928; Eckhardt, K., Die mittelalterlichen Rechtsquellen der Stadt Bremen, 1931; Das bremische Stadtrecht von 1303/08, hg. v. Eckhardt, K., 1931; Haase, C., Untersuchungen zur Geschichte des Bremer Stadtrechts, 1953; Hinte, P., Die hannoversche Gerichtsbarkeit in der Stadt Bremen von 1720-1803, Diss. jur. Göttingen 1957; Merker, O., Die Ritterschaft des Erzstifts Bremen im Spätmittelalter, 1969; 2; Lorenz, G., Das Erzstift Bremen und der Administrator Friedrich, 1969; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2905; Schwarzwälder, H., Geschichte der freien Hansestadt Bremen, Bd. 1ff. 1975ff.; Barkhausen, W., Erzbischof Adaldag und König Harald Gormsson, ZRG GA 111 (1994), 363; Kessler, A., Die Entstehung der Landesverfassung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1996; Bremer Freiheiten, bearb. v. Gerstenberger, H., 1997; Schwarzwälder, H., Das große Bremen-Lexikon, 2000; 700 Jahre Bremer Recht 1303-2003, hg. v. Elmshäuser, K., 2003; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justizverfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Elmshäuser, K., Geschichte Bremens, 2007; Rehder, A., Die Verfassung der freien Hansestadt Bremen von 1920, 2016
Bremgarten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Bürgisser, E., Geschichte der Stadt Bremgarten, 1937
brennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 796 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190/1230 [WaltherVogelw. 85, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verbrennen, in Brand sein (V.)
Breslau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Oder erscheint in dem 10. Jahrhundert als befestigte Siedlung und wird bei seiner Ersterwähnung 1000 Sitz eines Bischofs auf der Dominsel in der Oder. Seit 1163 ist es in Niederschlesien Sitz eines Herzogs aus der Familie der Piasten. 1225 erhält es eine Marktsiedlung nach deutschem Recht, 1241 deutsches Recht (1261 Magdeburger Recht). 1335 gelangt Breslau an Böhmen. In der Mitte des 14. Jahrhundert wird ein zunächst unsystematisches, gegen 1370 systematisiertes Stadtrechtsbuch zusammengestellt. An dem Ende des 15. Jahrhundert entstehen die Rechtsbücher Der rechte Weg und Remissorium. Breslau wird Oberhof für mindestens 65 Städte. 1505 missglückt eine Universitätsgründung. 1526 fällt Breslau mit Böhmen an Österreich. 1702 wird eine Universität eingerichtet (1811 zu der Schlesischen Universität umgestaltet). 1741 wird Breslau von Preußen erobert. An dem Anfang des Jahres 1933 waren an der juristischen Fakultät tätig Eugen Rosenstock-Huessy, Ernst Cohn, Hans Albrecht Fischer, Theodor Süss, Walter Schmidt-Rimpler, Johannes Nagler, Arthur Wegner, Hans Helfritz, Heinrich Pohl, Ludwig Waldecker (Axel Freiherr von Freytagh-Loringhoven und Friedrich Schöndorf). Über Preußen gelangt Breslau nach 1945/1990 an Polen. →Breslauer Landrecht
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Laband, P., Das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht, 1863; Breslauer Urkundenbuch, hg. v. Korn, G., 1870; Goerlitz, T., Die Übertragung liegenden Gutes, 1906; Rehme, P., Über die Breslauer Stadtbücher, 1909; Pfitzner, J., Besiedlungs-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte des Breslauer Bistumslandes, 1926; Pfeiffer, G., Das Breslauer Patriziat, 1929; Goerlitz, T., Die Breslauer Rechtsbücher des 14. Jahrhunderts, ZRG GA 59 (1939), 136; Lindgren, E., Die Breslauer Strafrechtspflege, 1939; Hermann, E., Das Abgabenrecht der Stadt Breslau, 1941, Goerlitz, T., Verfassung, Verwaltung und Recht der Stadt Breslau, 1962; Geschichte Schlesiens, hg. v. Petry, L. u. a., Bd. 1ff. 1988ff; Rabe, C., Alma mater Leopoldina, 1999; Encyklopedia Wrocławia (Enzyklopädie Breslaus), hg. v. Harasimowicz, J., 2000; Der rechte Weg, hg. v. Ebel, F., 2000; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Breslau 1702 bis 1811, hg. v. Conrads, N., 2002; Davies, N. u. a., Die Blume Europas, 2002; Eschenloer, P., Geschichte der Stadt Breslau, hg. v. Roth, G., 2003; Thum, G., Die fremde Stadt, 2003; Quellenbuch zur Geschichte der Universität Breslau 1702 bis 1811, hg. v. Conrads, N. u. a., 2004; Ditt, T., Die Stoßtruppfakultät Breslau, 2010; Garber, K., Das alte Breslau, 2014; Mühle, E., Breslau, 2015; Friedla, K., Juden in Breslau/Wrocław 1933-1949, 2015
Breslauer Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die durch den später blinden König Johann von Böhmen (1311-1346) veranlasste, in 351 Kapitel mit 13 Anhangskapiteln gegliederte, in dem Fürstentum Breslau und Teschen gebrauchte Bearbeitung des Landrechts des →Sachsenspiegels (1346/1356).
Lit.: Köbler, DRG 103; Gaupp, E., Das schlesische Landrecht, 1828, Neudruck 1966, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GauppErnstTheodorDasschlesischeLandrechtodereigentlichLandrechtdesFuerstentumsBreslauvon135618281966.pdf; Goerlitz, T., Die Breslauer Rechtsbücher, ZRG 59 (1934), 155; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 30
Bretagne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die schon früh von Kelten besiedelte westliche Halbinsel Mittelwesteuropas, die 56 v. Chr. von Caesar unter die Herrschaft der Römer gebracht wird. Von dem 5. Jahrhundert n. Chr. an wandern keltische Briten von Britannien aus ein, die unter die Herrschaft der Franken geraten. Um 845/846 wird die Bretagne von dem fränkischen Reich unabhängig, steht bald aber wieder unter französischer und seit 1113 englischer Lehnsherrschaft. Zwischen 1312 und 1325 wird die (franz.) Très ancienne coutume de Bretagne (Sehr alte Gewohnheit der Bretagne) aufgezeichnet. 1515 wird die Bretagne Krondomäne Frankreichs.
Lit.: La très ancienne coutume de Bretagne, hg. v. Planiol, M., 1896; Poisson, H., Histoire de la Bretagne, 1966; Fleuriot, L., Les origines de la Bretagne, 1980
Breviarium (N.) Alarici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Kurzbuch Alarichs) ist die von dem Westgotenkönig Alarich II. vor 507 geschaffene Kurzfassung des nachklassischen römischen Rechtes, die für die Romanen in dem westgotischen Reich gilt und bis in das Hochmittelalter Bedeutung behält. →Lex Romana Visigothorum
Lit.: Söllner § 20; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 53, 82; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953
brevis, lat., Adj., kurz, klein; Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *mreg̑ʰu-, *mr̥g̑ʰu-, Adj., kurz, latein_a_z.docx
Brevium exempla (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.Pl.]) (ad describendas res ecclesiaticales et fiscales, kurze Auszüge über Kirchensachen und Herrensachen) ist die moderne Bezeichnung eines frühmittelalterlichen Güterverzeichnisses (825-850) für königliche Güter in Staffelsee, Weißenburg und bei Lille.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Metz, W., Das karolingische Reichsgut, 1960, 18
Briand-Kellogg-Pakt →Kellogg-Pakt
Brief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 850 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., aufgenommen aus lat. breve, kurze [Mitteilung] sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (kurze) schriftliche, später durch einen Umschlag besonders verschlossene Mitteilung. In Hessen wird 1831 das Briefgeheimnis erstmals durch die Verfassung geschützt. Die unerlaubte Öffnung eines fremden Briefes ist seit dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) ein Straftatbestand.
Lit.: Die Tegernseer Briefsammlung des 12. Jahrhunderts, hg. v. Plechl, H., 2002; Schaller, H., Handschriftenverzeichnis zur Briefsammlung des Petrus de Vinea, 2002; Furger, C., Briefsteller, 2009; Garfield, S., Briefe, 2015; Codex Udalrici, hg. v. Naß, K., 2017 (113 Urkunden, 228 Briefe, 22 Gedichte, insgesamt 395 Dokumente, vielleicht die wichtigste Quelle für die deutsche Geschichte des Investiturstreits, Domkustos Udalrich von Bamberg?, Ende August bis Ende Dezember 1125); Briefe der Liebe, hg. v. Leuschner, I., 2018
Briefadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1760 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch Urkunde (Brief) erlangte Adelsstand und die Gesamtheit der durch Urkunde in den →Adel erhobenen Menschen. Briefadel ist (auch in dem deutschen Sprachraum) seit 1346 unter französischem Einfluss möglich (bis 1918), in Moarchien wie Großbritannien auch darüber hinaus.
Lit.: Köbler, DRG 98
Briefgeheimnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1838/1839 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Geheimheit der in einem Brief (Schriftstück) niedergeschriebenen Gedanken eines Menschen. Bereits in dem römischen Recht (einer Lex Cornelia Sullas von 82-79 v. Chr.) ist sachlich das unbefugte Öffnen von Urkunden mit Strafe bedroht. Mittelalterliche Botenordnungen und frühneuzeitliche Landesordnungen (Tirol 1532) schützen Briefe. II 10 § 1370 ALR (1794) stellt für Preußen das unerlaubte Öffnen von Briefen überhaupt unter Strafe. Der verfassungsrechtliche Schutz des Briefgeheimnisses ist eine Errungenschaft des 19. Jahrhunderts (Verfassung Kurhessens von 1831 § 38).
Lit.: Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 7. A. 2019; Geschichte der deutschen Post, hg. v. Sautter, K., Teil 1ff. 1928ff.; Krauß, M., Das kursächsische Postrecht, 1998; Vellusig, R., Geschichte des Briefes, 2000
Briefmarke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1858 bezeugt – 1860 [Gottfried Keller] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das als Quittung für vorausgezahlte Postbeförderungsgebühr verkaufte aufklebbare Wertzeichen. Die Briefmarke ist Inhaberpapier (Josef Kohler, § 807 BGB), wobei streitig ist, ob sie amtliches →Wertzeichen (§ 148 StGB) ist. Rechtstatsächlich werden an dem 21. 9. 1847 die ersten (blauen) Briefmarken der britischen Kronkolonie Mauritius ausgegeben, deren beide Exemplare für 1 Penny und 2 Pence 1993 für etwa 5 Millionen Euro versteigert werden.
Lit.: Weipert, S., Die Rechtsnatur der Briefmarke, Diss. jur. Kiel 1996; Bohnert, J., Briefmarkenfälschung, (in) NJW 1998, 2879; Gezähnte Geschichte – Die Briefmarke als historische Quelle, hg. v. Smolarski, P. u. a., 2019
bringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) befördern, tragen, herbeischaffen
Bringschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1873 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nach Vereinbarung oder nach den Umständen an dem Wohnsitz des Gläubigers zu erfüllende Schuld. Da Abgaben in der Regel bei dem Berechtigten abzuliefern sind, ist die Bringschuld schon vor dem Frühmittelalter weit verbreitet. Ihre Bedeutung wächst nach dem Aufkommen der Geldwirtschaft noch.
Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, § 28
Brinz, Alois Ritter von (Weiler in dem Allgäu 25. 2. 1820-München 13. 9. 1887), Sohn eines Landgerichtsaktuars, wird nach dem Studium von Sprachen und Recht in München und Berlin 1851 außerordentlicher Professor und 1854 ordentlicher Professor in Erlangen, Prag (1857), Tübingen (1866) und München (1871). Sein wichtigstes Werk ist ein Pandektenlehrbuch (1857ff.), in dem er die juristische Person als Zweckvermögen versteht. S. Google
Lit.: Rascher, J., Die Rechtslehre des Alois von Brinz, 1975
Britannien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Brite
Brite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Adjektiv britisch um 1755) ist der Angehörige eines keltischen, schon in dem Altertum die so genannten britischen Inseln in der südlichen Nordsee bewohnenden Volkes, das 43 n. Chr. unter die Herrschaft der Römer gerät und 409 n. Chr. von dieser Herrschaft frei wird, aber wenig später aus nicht genau feststellbaren Gründen (Ausrottung bzw. Akkulturation?) gegenüber der Bedrohung durch aus dem späteren deutschen und dänischen Sprachraum kommenden Angeln, Sachsen und Jüten in die →Bretagne bzw. nach Wales, Cornwall und Schottland zurückweicht. →England, Großbritannien, Kelte
Lit.: Ross, A., Pagan Celtic Britain, 2. A. 1974; Brodersen, K., Das römische Britannien, 1998; A Companion to Roman Britain, hg. v. Todd, M., 2004; Birley, A., The Roman Government of Britain, 2005; Creighton, J., Britannia, 2006; Britons in Anglo-Saxon England, hg. v. Higham, N., 2007; Kleinschmidt, H., Migration und Identität, 2009; Hobbs, R./Jackson, R., Das römische Britannien, 2011
britisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 um 1755 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das Keltische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), Briten betreffend, Großbritannien betreffend
Britische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische und Germanische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Britische Besatzungszone) ist die 1945 an dem Ende des Zweiten Weltkriegs der alliierten Siegermacht Großbritannien zugeteilte →Besatzungszone des besiegten Deutschen Reiches. Sie geht an dem 1. 1. 1947 in der →Bizone und mit ihr an dem 23. 5. 1949 in der Bundesrepublik Deutschland auf. Von 1948 bis 1950 hat sie einen Obersten Gerichtshof.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Trittel, G., Die Bodenreform in der britischen Zone 1945-1949, 1975; Zimmermann, R., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone, (in) ZNR 3 (1981), 158; Großekathöfer, S., Besatzungsherrschaft und Wiederaufbau – Staatliche Strukturen in der britischen Zone 1945-1949, 2016; Ohlenroth, J., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone, 2020
Brixen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Fajkmajer, K., Studien zur Verwaltungsgeschichte des Hochstiftes Brixen im Mittelalter, (in) Forschungen und Mitteilungen zur Geschichte Tirols und Vorarlbergs 6 (1909); Schwüppe, H., Das Bürger- und Inwohnerbuch der Stadt Brixen 1500-1709, Diss. phil. Innsbruck 1955 (masch.schr.); Kustatscher, E., Die Städte des Hochstifts Brixen im Spätmittelalter, 2007
Brocarda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische oder das Lateinische vielleicht mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) oder Brocardica (lat. [F.], Herkunft streitig, zu Burchard?, zu pro - contra?, zu mlat. broccus, Adj., hervorstehend, roman. Spieß?) ist in dem Hochmittelalter seit den ältesten Glossenapparaten der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die in der Kompilation Justinians noch nicht enthaltene, gelehrte Rechtsregel, aus der man durch logisches Schließen Rechtsfolgen ableiten kann (Pilius, Damasus Boemus um 1215).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Meyer, E., Brocardica, ZRG KA 69 (1952), 453; Schwaibold, M., Brocarda „Dolum per subsequentia purgari“, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997
Brücke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [SalzbUnpAbh. 268] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Dauer angelegte Verbindung zweier Landgebiete über ein Gewässer durch ein überirdisches Bauwerk. Sie ersetzt die natürliche, von der Bodenform ermöglichte Furt und die nach Bedarf von Menschen betriebene Fähre. Sachlich entwickeln bereits die Römer eine überzeugende Brückenbaukunst.
brücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in dem 10. Jahrhundert bezeugt - 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [NÖsterr./ÖW. VIII 836] in 6 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar. V.) Brücke bauen, überführen
Bruder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 881 bezeugt - drittes Viertel achtes Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) männliches Geschwister eines Menschen, übertragen auch für nicht verwandte Mitglieder von Gemeinschaften verwendet
Bruderschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nur Brüderschaft 863 und Ehrenbruderschaft bezeugt – Brüderschaft, Bruderschaft 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [1066 MSD. 269] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stellung und Gesamtheit leiblicher und ihnen gedanklich nachgebildeter nichtleiblicher Brüder
Lit.: Hinojosa, E. de., La fraternidad artificial en España, (in) Revista de Archivos 1905; Moeller, E. v., Die Elendenbrüderschaften 1906; Le mouvement confraternel, 1987; Einungen und Bruderschaften in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Johanek, P., 1993; Rosenplenter, K., Saeculum pium, 2003; Mittelalterliche Bruderschaften in europäischen Städten, hg. v. Escher-Apsner, M., 2009; Laqua, B., Bruderschaften und Hospitäler während des hohen Mittelalters, 2011
Brüderschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der dem Verhältnis leiblicher Brüder nachgebildete Verband von Priestern oder Handwerkern.
Lit.: Hinojosa, E. de., La fraternidad artificial en España, (in) Revista de Archivos 1905; Moeller, E. v., Die Elendenbrüderschaften 1906; Le mouvement confraternel, 1987; Rosenplenter, K., Saeculum pium, 2003
Brügge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) in Flandern wird trotz römischer Vorläufersiedlung erst in dem 11. Jahrhundert als Sitz flämischer Grafen bedeutsam. 1127 erhält es Stadtrechte. In dem Hochmittelalter wird es durch Handel reich. Trotz wirtschaftlichen Niedergangs wird es 1559 Bischofssitz.
Lit.: Van Houtte, J., De geschiedenis van Brugge, 1982; Murray, J., Bruges, Cradle of Capitalism, 2005
Brünn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) in Südmähren ist der seit 800 erscheinende, in dem Hochmittelalter von Deutschen aufgesiedelte Ort, der 1243 das Stadtrecht →Iglaus erhält. Brünner Schöffenbuch ist ein nach Stadtrechten der Babenberger und einem Privileg König Wenzels I. (1243) von einem Stadtschreiber Johann(es) (von Gelnhausen) (urkundlich belegt 1343-1387) in Brünn um 1350 verfasstes, sachlich-alphabetisch von (lat. [F.Pl.]) actiones (Klagansprüche) bis vulnera (Wunden) geordnetes →Rechtsbuch in 730 Artikeln, das (etwa mit der lateinischen Wendung lex dicit, das Gesetz besagt) in das einheimische deutsche Recht einzelne römisch-rechtliche Zutaten beispielsweise aus der Glosse des Accursius von etwa 1215 bis 1230 einfügt. Ihm folgt in selbständiger Bearbeitung in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vielleicht um 1380 ein (lat. [M.]) Manipulus vel directorium iuris civilis (Handbuch des Zivilrechts) mit 1389 Artikeln.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bretholz, B., Geschichte der Stadt Brünn, 1911, Schubart-Fikentscher, G., Das Brünner Schöffenbuch, (in) DA 1 (1937), 457; Schubart-Fikentscher, G., Römisches Recht im Brünner Schöffenbuch, ZRG GA 65 (1947), 86; Weizsäcker, W., Wien und Brünn in der Stadtrechtsgeschichte, ZRG GA 70 (1953), 125; Flódr, M., Právni kniha města Brna z poloviny 14. století 1 (Das Rechtsbuch der Stadt Brünn aus der Mitte des 14. Jahrhunderts 1), 1990ff.; Der Brünner Todesmarsch 1945, hg. v. Hertl, H. u. a., 1998; Lexikon bedeutender Brünner Deutscher, hg. v. Fehige, C. u. a., 2000; Pfeifer, C., Jus regale Montanorum, 2002; Sulitková, L., Vyvoj mestskych knih v Brne, 2004; Flodr, M., Nálezy Brněnského městského práva, 2007; Jan z Gelnhausenu, Příručka práva městského (Manipulus vel directorium iuris civilis) K vydání připravil Flodr, M. [Johann von Gelnhausen, Handbuch des Stadtrechts „Manipulus vel directorium iuris civilis“, hg. v. Flodr, M., 2008
Brunnemann, Johann (Cölln bei Berlin 7. 4. 1608-Frankfurt an der Oder 15. 12. 1672), Pfarrerssohn wird nach dem Studium der Theologie in Wittenberg (1627) und in Frankfurt an der Oder (1632) dort 1636 ordentlicher Professor der Logik. 1638 promoviert er zu einem Dr. iur. utr. und wird 1640 Professor der Institutionen, dann der Pandekten, des Codex und der Dekretalen und 1653 Ordinarius. Bedeutsam ist sein Pandektenkommentar (1670). Kennzeichnend ist sein Übergang von der exegetischen zu der synthetisch-praktischen Stoffdarstellung. Nachhaltige Wirkung erzielt er mit seinem (lat.) Tractatus (M.) iuridicus de inquisitionis processu (Rechtlicher Traktat über den Inquisitionsprozess) von 1648. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BrunnemannJohannTractatusiuridicusdeinquisitionisprocessu1648.pdf; Hornung-Grove, M., Beweisregeln im Inquisitionsprozess, Diss. jur. Göttingen 1974
Brunnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [BremgartenStR. 34] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die meist von Menschen schon seit den frühen Hochkulturen künstlich eingefasste Stelle zu der Entnahme möglichst reinen Wassers von der Erdoberfläche. An Brunnen können unterschiedliche Rechte und damit auch Brunnengemeinschaften bestehen. Seit dem 19. Jahrhundert sind die einzelnen Brunnen allmählich weitgehend durch öffentlich verwaltete und danach gebührenpflichtige Wasserleitungen ersetzt, doch bestehen in Mitteleuropa auch in der Gegenwart an verschiedenen Orten noch jedermann kostenlos zugängliche Brunnen.
Lit.: Spindler, H., Der Brunnen im Recht, Diss. jur. Heidelberg 1938; zum allgemeinen statt nutzen, hg. v. Rippmann, D. u. a., 2008
Brunner, Heinrich (Wels 21. 6. 1840-Bad Kissingen 11. 8. 1915) wird nach dem Rechtsstudium in Wien (1864 Institutsprüfungsarbeit über das gerichtliche Exemtionsrecht der Babenberger, 1865 Habilitation über Zeugen und Inquisitionsbeweis der karolingischen Zeit) Professor in Lemberg (ao. 1866, o. 1868), Prag (1870), Straßburg (1872) und Berlin (1873, Nachfolge Homeyer). Unter genauer Quellenkenntnis durchdringt er den geschichtlichen Stoff betont juristisch und legt nach zahlreichen Einzelarbeiten (beispielsweise über Schwurgericht, Urkunde, Landschenkung) und einer Bearbeitung der Wertpapiere (1882) 1887 den ersten Band seiner (nur) die germanische und fränkische Zeit umfassenden deutschen Rechtsgeschichte vor. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 221; Brunner, H., Forschungen zur Geschichte des deutschen und französischen Rechtes, 1894; Festschrift Heinrich Brunner, 1910; Brunner, H., Grundzüge der deutschen Rechtsgeschichte, 8. A. 1930; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, hg. v. Rauch, K., 1931; Stutz, U., Heinrich Brunner, ZRG GA 36 (1915), IX; Liebrecht, J., Brunners Wissenschaft, 2014
Brunner, Otto (Mödling/Niederösterreich 21. 4. 1898-Hamburg 12. 6. 1982) wird nach dem Studium der Geographie und Geschichte in Wien 1931 Professor und nach Erscheinen seines die Bedeutung des geltenden Staatsrechts für das Mittelalter zurückdrängenden, auf Quellenbegriffe setzenden Werkes Land und Herrschaft (1939, 5. A. 1965) von 1942 bis 1945 Leiter des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. 1954 wechselt er nach Hamburg. Gemeinsam mit W. Conze und R. Koselleck veröffentlicht er seit 1972 ein grundlegendes Sammelwerk über Geschichtliche Grundbegriffe. S. Google
Lit.: Algazi, G., Herrengewalt und Gewalt der Herren im späten Mittelalter, 1996; Deutsche Historiker im Nationalsozialismus, hg. v. Schulze, W. u. a., 1999; Alteuropa oder frühe Moderne?, hg. v. Schorn-Schütte, L., 1999; Kortüm, H., Otto Brunner über Otto den Großen, (in) HZ 299 (2014) 297
Brüssel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Zenne erscheint an dem Ende des 7. Jahrhunderts. Es entwickelt sich zu dem Vorort der burgundischen Niederlande. 1830 wird es Hauptstadt des neuen Königreichs →Belgien. 1834 erhält es eine Universität. Innerhalb der europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Union ist die mehrheitlich frankophone Stadt Sitz der Europäischen Kommission.
Lit.: Favresse, F., Le conseil de Bruxelles 1282-1521, (in) Revue Belge de Philologie 9 (1930), 139; Godding, P., Le droit foncier á Bruxelles, 1960; Histoire de Bruxelles, hg. v. Martens, M., 2. A. 1979; Majerus, B., Occupations et logiques policières, 2008; Coppein, B. u. a., Histoire du barreau de Bruxelles - Geschiedenis von de balie van Brussel (1811-2011), 2012
buccellarius (lat. [M.]), Stationssoldat, „Bissennehmer“, freier grundsätzlich erblicher Anhänger eines Herrn (Codex Euricianus [um 475?] 310, Lex Visigothorum [7. Jahrhundert?] V, 3. 1), s. latein_a_z.docx
Lit.: Claude, D., Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich, 1971; Wolfram, H., Geschichte der Goten, 1979, 2. A. 1980; Wolfram, H., Die Goten, 3. A. 1990, 5. A. 2009
Buch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [Hach, LübR. 167] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (aus anfangs losen Teilen statt zu einer Rolle) zu einem Band zusammengefasste Schriftstück. Sein Inhalt kann alle Lebensbereiche des menschlichen Denkens erfassen. Rechtlich bedeutsam sind etwa Achtbuch, Gesetzbuch, Grundbuch, Lehrbuch, Rechtsbuch oder Stadtbuch. Bereits in der Antike entstehen Textsammlungen oder Bibliotheken mit bis zu einer halben Million katalogisierter Schriftrollen (Alexandria um 300 v. Chr., um 350 n. Chr. vielleicht 30 öffentliche Bibliotheken in Rom), wobei die Papyrusrolle seit der Zeitenwende durch den aus mehreren, zweiseitig fortlaufend beschriebenen, in der Mitte gefalteten und mit einem Faden aneinander befestigten und später mit einem festen Umschlag versehenen Lagen Pergament verdrängt wird und als Beschreibstoff dem Pergament seit dem 14. Jahrhundert auch in Europa das in China erfundene, billigere und einfacher herzustellende Papier folgt. Mit dem Übergang (von der vielfach in ausgeliehenen Lagen oder [lat.] peciis) abgeschriebenen Handschrift zu der Drucktechnik mit beweglichen Lettern (um 1250 in Korea vermutlich als Weiterentwicklung chinesischer Drucktechnik mit Lettern aus Ton (M.) (1), aber wenig genutzt, danach Johannes Gensfleisch genannt Gutenberg [Mainz um 1400-Mainz 3. Februar 1468] in Mainz zwischen 1440 und 1454, 1448?, Beginn mit Kalenderblättern und Sibyllenweissagungen (lat. [N.Pl.] oracula Sibyllina], ab 1451 42zeilige Bibel mit 48 erhaltenen von ursprünglich 180 mit Hilfe zwanziger Mitarbeiter gedruckten Exemplaren zu je 1282 Seiten in Mons, Kopenhagen, Aschaffenburg, Berlin, Frankfurt am Main, Fulda, Göttingen, Kassel, Leipzig, Mainz, Mainz, München, Rendsburg, Schweinfurt, Stuttgart, Trier, Paris, Paris, Paris, Saint Omer, Cambridge, Edinburgh, Eton, London, London, London, Manchester, Oxford, Vatikan, Vatikan, Tokio, Wien, Pelplin/Polen, Lissabon, Moskau, Moskau, Cologny/Schweiz, Burgos, Sevilla, Austin/Texas, Cambridge/Massachusetts, New Haven/Connecticut, New York, New York, New York, New York, Princeton, San Marino/Kalifornien, Washington D. C., nach einem Brief Enea Silvio Piccolominis von dem 12. März 1455 und dem Rubrikatorenvermerk in einem Pariser Exemplar der Gutenbergbibel Vollendung des ersten gedruckten Buches – Europas? - zwischen Frühjahr 1455 und Sommer 1456 oder nach Meuthen wohl auf Oktober 1454 anzusetzende Datierung des ältesten Bibeldrucks) wird es (nach Erstdrucken der Clementinae Mainz 1460, des Liber Sextus Mainz 1465, der Institutiones Mainz 1468, des Liber Extra Straßburg 1468/1471, des Decretum Gratiani Straßburg 1471, des Sachsenspiegels Landrecht Basel 1474, des Codex Mainz 1475, des Digestum vetus Rom 1476 und des Infortiatum und des Digestum novum 1476) zu einer Massenware (um 1500 in dem deutschen Reich 62 Druckorte, rund 29000 Titel in Europa - davon 6000 lateinisch, mit vielleicht 17 Millionen Exemplaren, davon etwa 520000 erhalten -, darunter viele Nachdrucke und Neuauflagen), wobei seit 1473 Bücherverzeichnisse geschaffen werden (Vocabularius juris utriusque [1473], Bertachinus, J., Repertorium, 1481), seit etwa 1500 Auflagen sich in dem Inhalt unterscheiden (sog. Inkunabeln, Wiegendrucke) und in dem 16. Jahrhundert (um 1525 Schwerpunktverlagerung nach Lyon, Paris, 1550 Basel, 1570 Frankfurt am Main, Venedig) bereits 70 bis 90 Millionen einzelne Bücher (d. h. fast eine Million einzelne Bücher je Jahr) in dem deutschen Sprachraum (durch [in dem 16. und 17. Jahrhundert] mehr als 2662 Buchdrucker in 381 Druckorten mit rund 130000-150000 Drucken, seit 1530 Titelblatt mit Drucker und Druckort durch den Augsburger Reichstag vorgeschrieben, seit 1548 Angabe des Verfassers) hergestellt werden. Zur Sicherung gegen (billigere) Nachdrucke auf einem internationalen Markt ohne zünftischen Schutz erstreben die Drucker Privilegien von Landesherren mit strafbewehrten Verboten gegen den unerlaubten Nachdruck, deren Geltung aber grundsätzlich auf das jeweilige Territorium beschränkt ist. Der große Erfolg des Buches verstärkt seit der Reformation (1517) Martin Luthers (1521) die in dem 13. Jahrhundert beginnende Zensur (Vorzensur, in dem Heiligen römischen Reich durch einen Bücherkommissar, in Frankfurt am Main 1579, ab etwa 1700 in Leipzig). Die Zahl der Drucke des 17. Jahrhunderts wird auf 250000 geschätzt, die des 18. Jahrhunderts auf 600000, die des 19. Jahrhunderts auf rund 1,5 Millionen, so dass man mit 17,5 Millionen deutschsprachigen Drucken seit dem 15. Jahrhundert (bis 2007) rechnet. 1871 werden in dem (zweiten) Deutschen Reich etwa 10750 Bücher und Karten verlegt. Von 1913 bis 2010 erscheinen rund 15 Millionen Drucke, wobei (in Deutschland) 1901 27998 Neuerscheinungen veröffentlicht werden, 1990 45000 und 2007 96479. Die Zahl der Einzelexemplare beträgt dabei in dem Jahr 2005 rund 981 Millionen. Die Zahl allein der rechtswissenschaftlichen Monographien steigt zwischen 1952 und 2002 von 667 auf 3634 pro Jahr. Die Zahl der Bücher schätzt der Internetkonzern Google in Abhängigkeit von der Definition weltweit 2010 auf rund 130 Millionen ein. Der 15. Dezember 1946 gilt als Geburtsstunde der Rowohlts-Rotations-Romane, durch die das bereits vor dem zweiten Weltkrieg durch die Verlage Penguin in England (1935, mit Vertrieb über Woolworth), Goldmann und Scherz verwendete Taschenbuch (handliches Format und Fächer-Klebebindung, aber niedriger Preis und dementsprechend geringe Gewinnspanne) zu Erfolg geführt wird (beispielsweise Dornenvögel, BGB-Text). Seit etwa 2000 erscheint das digitale und dementsprechend papierlose Buch auf einem eigenen Onlinemarkt.
Lit.: Reusch, F., Der Index der verbotenen Bücher, 1883ff., Neudruck 2019; Schottenloher, K., Bücher bewegten die Welt - Eine Kulturgeschichte des Buches, Bd. 1f., 1951f., 2. A. 1968; Bieber, H., Die Befugnisse und Konzessionierungen der Münchner Druckereien und Buchhandlungen, Diss. jur. München 1956; Hagemann, H., Rechtswissenschaft und Basler Buchdruck, ZRG GA 77 (1960), 241; Fischel, L., Bilderfolgen im frühen Buchdruck, 1963; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970; Holthöfer, E., Funktionsweisen gemeinrechtlicher Kommunikation, 1972; Presser, H., Buch und Druck, 1978; Eisenstein, E., The Printing Press as an Agent of Change, Bd. 1f. 1979; Röhring, H. Wie ein Buch entsteht, 1983, 8. A. 2008, 9. A. 2011, 10. A. 2019; Lexikon des gesamten Buchwesens, hg. v. Corsten, S., 2. A. 1987; Hoffmann, H., Buchkunst und Königtum, 1986; Bülow, M., Buchmarkt und Autoreneigentum, 1990; Giesecke, M., Der Buchdruck in der frühen Neuzeit, 1991; Rationalisierung der Buchherstellung im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, 1994; Gramlich, J., Rechtsordnungen des Buchgewerbes im Alten Reich, 1994; Janzin, M./Güntner, J., Das Buch vom Buch, 1995; Laienlektüre und Buchmarkt im späten Mittelalter, hg. v. Kock, T. u. a., 1997; Neddermeyer, U., Von der Handschrift zum gedruckten Buch, 1998; Geschichte der Buchkultur, Bd. 1ff., hg. v. Mazal, O. u. a., 1999; Füssel, S., Gutenberg und seine Wirkung, 1999; Zimmer, D., Die Bibliothek der Zukunft, 2000; Osler, D., Catalogue of Books printed, 2000; Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Jäger, G. u. a., 2001ff.; Haegen, P. van der, Der frühe Basler Buchdruck, 2001; Soetermeer, F., Utrumque ius in peciis, 2002; Casson, L., Bibliotheken in der Antike, 2002; Antike Bibliotheken, hg. v. Hoepfner, W., 2002; Hiller, H./Füssel, S., Wörterbuch des Buches, 6. A. 2002, 7. A. 2007; Juristische Buchproduktion im Mittelalter, hg. v. Colli, V., 2002; Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland, Handbuch der historischen Buchbestände in Österreich, Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa, 1992ff., CD-ROM-Edition 2003; Agati, M., Il libro manoscritto, 2003; Darnton, R., Die Wissenschaft des Raubdrucks, 2003; Meyer, S., Bemühungen um ein Reichsgesetz gegen den Büchernachdruck, 2004; Wadle, E., Goethes Wünsche zum Nachdruckschutz, ZRG GA 122 (2005) 301; Reclams Sachlexikon des Buches, hg. v. Rautenberg, U., 2. A. 2003; Haus- und Familienbücher in der städtischen Gesellschaft, hg. v. Studt, B., 2006; Verbergen – Überschreiben – Zerreißen, hg. v. Körte, M. u. a., 2007; Reske, C., Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, 2007; Koppitz, H., Die kaiserlichen Druckprivilegien, 2007; Empell, H., Gutenberg vor Gericht, 2008; Osler, D., Bibliographica Iuridica Jurisprudence of the Baroque, Bd. 1ff. 2009; Löhr, I., Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte, 2010; Mintzel, A., Von der schwarzen Kunst zur Druckindustrie, 2011; Eichacker, T., Die rechtliche Behandlung des Büchernachdrucks im Nürnberg des 17. Jahrhunderts, 2013; Hauschild, S. Skriptorium - Die mittelalterliche Buchwerkstatt, 2013; Hoffmann, G. u. a., Neue juristische Bibliographien und andere Informationsmittel, 2013; A Companion to the Early Printed Book in Britain 1476-1558, hg. v. Gillespie, V. u. a., 2014; Ochs, H., Gutenberg und sine frunde, 2014; Völker, D., Das Buch für die Massen – Taschenbücher und ihre Verlage, 2014; Jochum, U., Bücher – Vom Papyrus zum Ebook, 2015; Adam, C., Der Traum vom Jahre Null – Autoren, Bestseller, Leser - Die Neuordnung der Bücherwelt in Ost und West nach 1945, 2016; Textkünste, hg. v. Schneider U., 2016; Andersch, U., Die Diskussion über den Büchernachdruck in Deutschland um 1700 bis 1815, 2018; Flachowsky, S., Zeughaus für die Schwerter des Geistes – Die Deutsche Bücherei in Leipzig 1912-1945, 2018; Rau, C., Nationalbibliothek im geteilten Land – Die Deutsche Bücherei 1945-1990, 2018; Der Papst und das Buch im Spätmittelalter, hg. v. Berndt, R., 2018; Boardley, J., Die Erfindung des Buchs. Zwölf Innovationen der frühen Druckgeschichte, 2020; Bellingradt, D., Vernetzte Papiermärkte, 2020; Schmitz, C., Buchbesitz und Buchbewegungen im Mainz der frühen Neuzeit, 2020 (48 Buchsammler mit 1383 Bucheinheiten); Scholtyseck, J., Reinhard Mohn – Ein Jahrhundertunternehmer, 2021
Buch, Johann von (um 1290 oder vor 1305-nach oder um 1356), aus einer seit 1194 als Herren von Buch (bei Tangermünde) bezeugten altmärkischen ritterlichen Familie, ist nach dem Studium in Bologna (1305) Ratgeber und Richter des Markgrafen von Brandenburg (1332 Hauptmann der Mark, 1336 [lat.] capitaneus [M.] generalis, Generalhauptmann, zwischen 1321 und 1356 in vielen Urkunden belegt). Er teilt das Landrecht des →Sachsenspiegels in drei Teile, versieht es mit einer die Übereinstimmung mit dem römischen und kirchlichen Recht darlegenden Glossierung (buchsche Glosse, Konkordanzliteratur) und verfasst um 1335 den →Richtsteig Landrechts. S. Google
Lit.: Steffenhagen, E., Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels, (in) SB. d. Akad. Wien 114 (1887), 309; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 29; Kannowski, B., Zwischen Appellation und Urteilsschelte - Über das Rechtsdenken des Johann von Buch, ZRG 123 (2006), 110
Buchau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500, bearb. v. Seigel, R. u. a., 2009
Buchda, Gerhard ([Stadt]Roda/Thüringen 22. 10. 1901-Stadtroda/Thüringen 20. 12. 1977), Verwaltungsamtmannssohn, wird nach kaufmännischer Lehre in Hannover und Studium der Rechtswissenschaft in Jena (1923-1926) 1930 promoviert (Das Privatrecht Immanuel Kants) und 1934 habilitiert (Geschichte und Kritik der deutschen Gesamthandslehre, betreut von Rudolf Hübner). 1937 wird er zu einem außerordentlichen Professor an die Universität Halle-Wittenberg berufen und 1939 zu einem ordentlichen Professor ernannt, 1945 entlassen. 1949 wird er nach Jena berufen, wo er 1967 emeritiert wird. S. Google
Lit.: Lieberwirth, R., Nachruf, ZRG GA 95 (1978), 492; Gedächtnisschrift für Gerhard Buchda, hg. v. Krahner, L. u. a., 1997
Buchdruck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 um 1530 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Buch
Bücherkommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1705 [Schudt, JüdMerw. III 2] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort büchercommissario um 1530, M.) ist der mit der Bücherzensur beauftragte Amtsträger (durch Papst Sixtus IV. für Universität Köln 1479), dem päpstliche Beauftragte seit dem 13. Jahrhundert (Paris 1323) vorausgehen. 1579 wird für das Reich ein ständiges Bücherkommissariat (Reichsfiskalprokurator an dem Reichskammergericht) in Frankfurt am Main eingerichtet (um 1725 dem Reichshofrat angegliedert), das ohne geringe tatsächliche Bedeutung bis 1792 als Bücherschätzer wirkt.
Lit.: Widmann, F., Geschichte des Buchhandels, 1952; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970
Buchführer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1523 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [BernMand. XVII 17 P 49 und TirolLO. 1532 Privilegium] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Buchhändler, Führer eines Buches, Führer eines Geschäftsbuchs
Buchführung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1805 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Buchhaltung
Buchhalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1536 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in verschiedenen Bedeutungen ab 1548 [Schmeltzl, Lobspruch 1075] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Führer eines Geschäftsbuchs
Buchhaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1693 [AbhSchweizR. 28 S. 164] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufzeichnung von Geschäftsvorfällen eines Unternehmers in Büchern zwecks Erlangung von Übersicht. Älteste Versuche in dieser Richtung finden sich bereits in dem dritten vorchristlichen Jahrtausend in dem Vorderen Orient. In dem Mittelalter erscheinen die ersten Anfänge unter byzantinisch-arabischem Einfluss in Venedig in dem 10. Jahrhundert (Genua 1157, Bologna, Lübeck 13. Jahrhundert, Regensburg 14. Jahrhundert). Das älteste erhaltene Kaufmannsbuch Oberdeutschlands ist das Schuldbuch der Familie Holzschuher (Nürnberg 1304). In dem 14. Jahrhundert entwickelt sich die doppelte Buchführung mit doppelter Eintragung unter Soll und Haben (Genua 1327). Lehrwerke der Buchhaltung erscheinen seit 1494 (Pacioli, L. [Borgo San Sepolcro/Toskana um 1445-Rom? 1514 oder 1517, Mathematiker] in Venedig). In Frankreich schreiben Ordonnance du commerce (1673) und Code de commerce (1807) Art und Weise der Buchhaltung vor. In dem 19. Jahrhundert führt die Industrialisierung zu der technischen Verfeinerung und greift der Staat ordnend ein. Hinter dem privaten Kaufmann bleibt dabei die öffentliche Verwaltung (kameralistische Buchhaltung, Österreich 18. Jahrhundert) jeweils deutlich zurück. Auf Grund Richtlinien der Europäischen Gemeinschaften wird in der Bundesrepublik Deutschland mit dem Bilanzrichtliniengesetz ein eigenes Buch des Handelsgesetzbuchs für das Buchführungsrecht und Bilanzrecht geschaffen. Daneben finden internationale Grundsätze vielfache Anerkennung (Generally accepted accounting principles, International Accounting Standards, International Financial Reporting Standards).
Lit.: Jäger, E., Beiträge zur Geschichte der Doppelbuchführung, 1874, Neudruck 1978; Penndorf, B., Geschichte der Buchhaltung in Deutschland, 1913; Sykora, G., System und Methoden der Buchführung, 1952; Melis, F., Aspetti della vita economica medievale, 1962; Thomson, H. u. a., Foreign Books in Bookkeeping and Accounts – 1494-1750 – A Bibliography, 1968; Chatfield, M., A History of Accounting Thought, 1977; Rehse, E., Der Bilanzbuchhalter, 1986; Edwards, J., A History of Financial Accounting, 1989; Weiss, S., Buchhaltung und Rechnungswesen des Avignoneser Papsttums (1316-1378), 2003; Gleeson-White, J., Soll und Haben – Die doppelte Buchführung und die Entstehung des modernen Kapitalismus, 2015
Bückeburg (Wort Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Sommer, R., Bückeburger Häuserbuch – Bürger gestalten ihre Stadt 1419-1918, 2021
Bückler, Johannes (1778? oder um 1780-1803) →Schinderhannes, s. Google
Budaeus →Budé, s. Google
Budapest an der Donau entsteht 1872 durch Zusammenlegung der auf antiken Grundlagen ruhenden, 1148 erstmals erwähnten Städte Buda (Ofen) und Pest (kurz nach 1230 deutsche Gründung), die 1526 bzw. 1541 von den Osmanen erobert werden (bis 1686). 1635 wird eine Universität eingerichtet. 1872 wird Budapest Hauptstadt der transleithanischen Reichshälfte Österreich-Ungarns, 1918 Hauptstadt Ungarns. S. Google
Lit.: Das Ofner Stadtrecht, hg. v. Mollay, K., 1959; Mesterházi, L., Tausendjähriges Budapest, 1970; Blazovich, L. u. a., Buda város jogkönyve, 2001; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum Ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007
Budé (Budaeus), Guillaume (Paris 26. 1. 1468-23. 8. 1540) tritt nach dem Rechtsstudium in Orléans (1483-86) in den Dienst des Königs Frankreichs. Nach einer Plutarchübersetzung aus dem Spanischen (1503) legt er 1508 (lat.) Annotationes (F.Pl.) in pandectas (Anmerkungen zu den Pandekten) vor, in denen er die Pandekten philologisch-historisch untersucht und das erste Beispiel des (lat.) →mos (M.) Gallicus (gallische Art) gibt. Die Anwendbarkeit der in sich uneinheitlichen Rechtssammlung auf seine Gegenwart verneint er. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Delaruelle, L., Guillaume Budé, 1970
Buer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) 1003 erstmals erwähnt, 1911 Stadtrecht, 1928 mit Horst in Gelsenkirchen eingemeindet, s. Google
Lit.: Buer 1911, hg. v. Goch, S. u. a. 2013
Budget (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1798 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1798 [Zeitung] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische aus dem Lateinischen des Altertums – zu lat. [F.] bulga, Tasche - und dem Gallischen kommend teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Haushalt, Gesamtheit verfügbarer Geldmittel
Budgetrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische, Lateinische des Altertums, das Gallische bzw. Keltische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das Recht, Einnahmen und Ausgaben in dem Staatshaushalt (Budget, zu lat. [F.] bulga, Tasche) durch Gesetz festzulegen. Es geht in dem 19. Jahrhundert von dem Landesherrn auf das →Parlament über (Preußen 1850).
Lit.: Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019
Büdingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.). S. Google
Lit.: Philippi, H., Territorialgeschichte der Grafschaft Büdingen, 1954
Bugenhagen, Johannes (Wollin/Pommern 24. 6. 1485-Wittenberg 19. 4. 1558) wird nach artistischem Studium in Greifswald 1504 Rektor der Ratsschule in Treptow an der Rega, der zu einem Priester geweiht wird und als Notar amtet. 1517/1518 verfasst er die erste auf Quellen gestützte Geschichte Pommerns. 1521 schließt er sich der Reformation Martin Luthers in Wittenberg an, wird 1523 Stadtpfarrer Wittenbergs und verfasst nach einem teilweisen Wechsel von Braunschweig (Mai 1528) aus Kirchenordnungen für Hamburg (1528/1529), Lübeck (1530/1532), (nach der Promotion von 1533) Pommern (1534/1535), Dänemark (1537/1539), Holstein, Braunschweig-Wolfenbüttel und Hildesheim (1542). S. Google
Lit.: Sehling, E., Die evangelischen Kirchenordnungen, 1ff. 1911ff.; Johannes Bugenhagen, hg. v. Leder, H., 1984; Leder, H., Johannes Bugenhagen, 2002; Lorentzen, T., Johannes Bugenhagen als Reformator der öffentlichen Fürsorge, 2008
Bukarest erscheint auf antiken Siedlungsspuren in dem 13. Jahrhundert als Marktflecken. 1862 wird es Hauptstadt Rumäniens. 1864 erhält Bukarest eine Universität. S. Google
Bukowina (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Buchenland) an dem Osthang der Karpaten ist in dem Altertum von Dakern und Bastarnen, seit dem 7. Jahrhundert von Slawen besiedelt. Über das Reich von Kiew und das Fürstentum Halitsch-Wolhynien kommt das Gebiet seit dem 14. Jahrhundert zu dem Fürstentum Moldau, das ab 1512 unter den Einfluss des Osmanischen Reiches gerät. 1775 gelangt die Bukowina nach Besetzung (1774) durch Vertrag an →Österreich (Teil Galiziens), wo sie 1849 eigenes Kronland wird. 1919 fällt sie an →Rumänien, 1940 in dem Norden an die Sowjetunion, nach deren Auflösung 1991 an die Ukraine. Die unter der Herrschaft Österreichs zugezogenen, seit etwa 1780 dort lebenden rund 96000 Deutschen werden 1940 als Folge einer Vereinbarung Adolf Hitlers mit Josef Stalin in das Deutsche Reich umgesiedelt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Scharr, K., Die Bukowina, 2007; Scharr, K., Die Landschaft Bukowina, 2010; Der franziszeische Kataster im Kronland Bukowina, hg. v. Rumpler, H. u. a., 2015
Bulgarien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) südlich der unteren Donau ist anfangs von Thrakern besiedelt, die in dem 5. Jahrhundert v. Chr. unter die Herrschaft der Makedonier und in dem 2. Jahrhundert v. Chr. der Römer kommen. In dem 7. Jahrhundert entsteht aus Slawen, Thrakern, Awaren und Turkvölkern das Volk der Bulgaren, das 681 und 1185 zu einem eigenen Reich findet. 1393/1396 fällt Bulgarien an die Osmanen (Türken). 1877/1878 löst sich Bulgarien teilweise, 1908 als eigenes Zarenreich vollständig von der türkischen Herrschaft. 1892 wird eine juristische Fakultät in Sofia gegründet. 1945 wird Bulgarien kommunistisch. Sein Recht ist entsprechend dieser Entwicklung römisch, slawisch, osmanisch, westlich (französisch, deutsch, aber auch russisch), sozialistisch (1951 Außerkraftsetzung aller vor 1944 verabschiedeten Gesetze) und nach 1990 demokratisch geprägt. 2007 wird Bulgarien Mitglied der Europäischen Union.
Lit.: Angelov, D. u. a., Istorija na bulgarskata feodalna darzhava i pravo, 1972; Stefanov, I. u. a., Bulgarien, 1975; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,243; Revolution auf Raten – Bulgariens Weg zur Demokratie, hg. v. Höpken, W., 1996; Knaus, G., Bulgarien, 1997; Crampton, R., A Concise History of Bulgaria, 1997; Härtel, H. u. a., Bulgarien, 1998; 100 Jahre Handelsgesetzbuch, hg. v. Paschke, M. u. a., 1998; Manolova, M., Istorija na darzhvata i pravoto, 2001; Tokuschev, D., Istorija na novobulgarskata darzhava i pravo, 2001; Öffentlichkeit ohne Tradition, hg. v. Heppner, H., 2003; Ziemann, D., Vom Wandervolk zur Großmacht, 2006; Köbler, G., Rechtsbulgarisch, 2006; Brunnbauer, U., Die sozialistische Lebensweise, 2007; Ziemann, D., Vom Wandervolk zur Großmacht, 2007; Stepanov, C., The Bulgars, 2010; Draganova, V., Recht durch Transfer – Der Anfang des bulgarischen Rechtssystems 1878-1920, 2015; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Stolleis, M. u. a., 2015
Bulgarus (Bologna? vor 1100?-1. 1. 1166?) ist ein Glossen zu allen Teilen der justinianischen Kompilation, einen Apparat zu (lat.) De regulis iuris (über die Rechtsregeln), einen (lat.) Tractatus de iudiciis (Traktat über Gerichte), Quaestiones (Fragen), Summulae (kleine Summen), Distinktionen, Casus Codicis (Fälle aus dem Codex) und anderes verfassender Glossator. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 162
Bulle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um1000 bezeugt – um 1250 [Die Statuten des Deutschen Ordens] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250 [DOrdStat. 103] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die ein Siegel umschließende Kapsel, das (vorwiegend päpstliche) Siegel (meist aus Gold oder Blei) sowie die mit ihm versehene Urkunde (zwischen [lat. F.Pl.] litterae und [N.] privilegium oder einfachem Brief und feierlichem Privileg). Aus Byzanz kommt die Bleibulle in dem 6. Jahrhundert in die päpstliche Kanzlei und von dort an dem Ende des 8. Jahrhunderts an den fränkischen Hof (1226 Goldene Bulle von Rimini, 1356 →Goldene Bulle Karls IV.). In der Bulle (lat.) Unam sanctam (ecclesiam, eine heilige Kirche) von dem 18. 11. 1302 begründet (Papst) Bonifaz VIII. einen Anspruch des Papstes auf Universalherrschaft auch in weltlichen Angelegenheiten (Es ist zu dem Heile für jedes menschliche Wesen durchaus unerlässlich, dem römischen Papst unterworfen zu sein).
Lit.: Eitel, A., Über Blei- und Goldbullen im Mittelalter, 1912; Ewald, W., Siegelkunde, 1914; Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. 1356, bearb. v. Müller, K., 1970; Frenz, T., Papsturkunden, 1986, 2. A. 2000; Stieldorf, A., Basiswissen Siegelkunde, 2004
Bund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – um 1185 [Klagebüchlein des Hartmann von Aue] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 13. Jahrhundert [NürnbPolO. 304] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb binden mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) ist die (gewollte) Verbindung (von Menschen) zu einer übergeordneten Einheit. Politisch bedeutsam sind beispielsweise der →Rheinbund von 1806 oder der →Deutsche Bund (1815-1866). In dem Bundesstaat kann auch der Gesamtstaat als Bund bezeichnet werden.
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 582; Bünde - Städte - Gemeinden, hg. v. Freitag, W. u. a., 2009; Gellinek, C., Bundesordnung in der deutschen Geschichte, 2019
Bundesakte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz -und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie 1815 verwendet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Deutsche Bundesakte
Bundesarbeitsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie 1953 verwendet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in arbeitsrechtlichen Streitigkeiten mit Sitz in Kassel bzw. Erfurt (1996).
Lit.: 25 Jahre Bundesarbeitsgericht, hg. v. Gamillscheg, F. u. a., 1975; Grunsky, W., Arbeitsgerichtsgesetz, 6. A. 1990; 50 Jahre Bundesarbeitsgericht, hg. v. Oetker, H. u. a., 2004; Dieterich, T., Ein Richterleben im Arbeits- und Verfassungsrecht, 2016
Bundesexekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Deutschen Bund (1815-1866) die Ausführung der Bundesakte, der Bundesbeschlüsse und gerichtlicher und gerichtsähnlicher Entscheidungen durch den Deutschen Bund gegenüber einem Bundesglied (beispielsweise 1830 gegen Braunschweig, 1834 gegen Frankfurt, 1864 gegen Dänemark sowie formlos 1866 gegen Preußen).
Bundesfinanzhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1950, M.) ist seit 1950 das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in Finanzstreitigkeiten mit Sitz in München. Der Bundesfinanzhof ist Nachfolger des zu dem 1. 10. 1918 eingerichteten Reichsfinanzhofs.
Lit.: Offerhaus, K., Der Bundesfinanzhof, 1985, 3. A. 1993, 7. A. 2009; 60 Jahre Bundesfinanzhof, hg. v. Bundesfinanzhof, 2010
Bundesgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gericht eines Bundes
Bundesgerichtshof (Wort [M.] in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1934 bzw. 1950) ist seit 1. 10. 1950 als Nachfolger des 1945 bei Ende des Zweiten Weltkriegs aufgelösten Reichsgerichts das oberste Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz (nicht wie von [der Regierung] Konrad Adenauer gewünscht in Köln, sondern) in Karlsruhe (Präsidenten 1950 Hermann Weinkauff, [zwischen 1954 und 1964 mehr als 70 Prozent aus der Zeit vor 1945 übernommene Richter und Staatsanwälte,] 1960 Bruno Heusinger, 1968 Robert Fischer, 1977 Gerd Pfeiffer, 1988 Walter Odersky 1996 Karlmann Geiß, 2000 Günther Hirsch, 2008 Klaus Tolksdorf, 2014 Bettina Limperg). Wichtige Entscheidungen betreffen die Strafbarkeit der Kuppelei, die Anerkennung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, die Anerkennung der finalen Handlungslehre in dem Strafrecht, die Anerkennung des Anwartschaftsrechts und des Sicherungseigentums oder die Anerkennung der Produzentenhaftung).
Lit.: Möhring, P., 25 Jahre Bundesgerichtshof, (in) NJW 1975, 1820; 25 Jahre Bundesgerichtshof, hg. v. Krüger-Nieland, G., 1975; Otto, J., Bibliothek des Bundesgerichtshofs, 1996 (rund 475000 Bände); Pieper, K., Palais im Park, 1999; Medicus, D., Entscheidungen des BGH als Marksteine für die Entwicklung des allgemeinen Zivilrechts, (in) NJW 2000, 2921; Die Praxis des Bundesgerichtshofes im deutschen Rechtsleben, hg. v. Canaris, C. u. a., Bd. 1ff. 2000; Schubert, W./Glöckner, H., Vom Reichsgericht zu dem Bundesgerichtshof, (in) NJW 2000, 2971; Fortitudo temperantia - Die Rechtsanwälte am Reichsgericht und beim Bundesgerichtshof, hg. v. d. Verein der beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwälte, 2000; Geiß, K., Fünfzig Jahre Bundesgerichtshof, 2001; Ohe, A. v. d., Das Gesellschaftsbild des Bundesgerichtshofs, 2010
Bundesgerichtshof ([M.] in Österreich, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das ab 15. 7. 1934 den Verfassungsgerichtshof und den Verwaltungsgerichtshof ersetzende Gericht, das 1938 durch den Anschluss seine verfassungsgerichtliche Zuständigkeit verliert, durch Verordnung von dem 11. 1. 1940 in Verwaltungsgerichtshof in Wien umbenannt wird und 1941 in dem Reichsverwaltungsgericht (bis 1945) aufgeht.
Bundesgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen in Bundesgesetzblatt – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gesetz eines Bundes
Bundesgesetzblatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und 1867 verwendet, N.) ist das Gesetzblatt für Bundesgesetze (beispielsweise für den Norddeutschen Bund, in Deutschland oder in Österreich).
Bundesintervention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Deutschen Bund (1815-1866) die Möglichkeit des Eingreifens des Bundes in die inneren Angelegenheiten eines Mitgliedstaats zu der Wahrung der inneren Sicherheit auf Ersuchen oder bei Handlungsunfähigkeit der Regierung.
Bundeskanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der politische Führer der Regierung in Deutschland (1949, Richtlinienkompetenz) und Österreich (1920, seit 1929 durch Bundespräsidenten ernannt) sowie die Amtsbezeichnung Otto von Bismarcks in dem Norddeutschen Bund (von 1867 bis 1870/1871).
Lit.: Die Bundeskanzler und ihre Ämter, hg. v. d. Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland u. a., 2006; Milde, G., Entscheidungsprozesse von Spitzenpolitikern, 2016
Bundeskartellamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums und das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar - 1957, N.) ist das 1957 in Deutschland gegründete Bundesamt für Kartellangelegenheiten.
Lit.: 50 Jahre Bundeskartellamt, 2007
Bundesoberhandelsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gengenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar - 1869, N.) ist das für Handelssachen durch Gesetz des Norddeutschen Bundes von dem 12. 6. 1869 gegründete und in Leipzig eingerichtete, nationalliberal besetzte Gericht (Präsident Heinrich Eduard Pape 1816-1888). 1871 wird es zu dem auch die süddeutschen Staaten erfassenden Reichsoberhandelsgericht des (zweiten) Deutschen Reiches, das 1879 in dem →Reichsgericht aufgeht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 195; Behrend, J., Das Bundesoberhandelsgericht, (in) Z. f. Gesetzgebung und Rechtspflege in Preußen, 3, 200; Müller, K., Der Hüter des Rechts, 1997; Weiss, A., Die Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts in Strafsachen, 1997; Winkler, S., Das Bundesoberhandelsgericht und das spätere Reichsoberhandelsgericht, 2001; Henne, T., Rechtsharmonisierung durch das „Reichsgericht“ in den 1870er Jahren, 2005
Bundespräsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Staatsoberhaupt in der Bundesrepublik Deutschland (1949, Wahl durch besondere Bundesversammlung) und Österreich (1920, Wahl durch den Nationalrat, seit 1929 Wahl durch das Volk).
Bundesrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1504 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (von 1867 bis 1870/1871 in dem →Norddeutschen Bund [eigentlich eher ein Fürstenhaus] und) in dem Deutschen Reich von 1871 das die Mitwirkung der Einzelstaaten an dem Bundesgeschehen ermöglichende Organ, das als Träger der obersten Gewalt den Gesamtstaat als Einheit repräsentiert (Staatenhaus der gescheiterten Reichsverfassung von 1848/1849). Von seinen 58 Stimmen entfallen 17 auf Preußen (Möglichkeit der Verhinderung jeder Verfassungsänderung), 24 auf 7 mittlere Staaten und je eine auf die übrigen 17 kleinen Länder. Mit dem →Reichstag erlässt der Bundesrat Gesetze, wobei ein komplexes Vertretungssystem unter den Kleinstaaten sicherstellt, dass ein Großteil der kleinen Fürstentümer stets mit Preußen stimmt und dadurch zuverlässige Mehrheiten für Preußen bereitstellt, so dass die Reichsleitung den Bundesrat fest in den Griff bekommt, was die Zentralisierung der föderalen Kompetenzstruktur ermöglicht. In dem Februar 1919 wird dieser Bundesrat durch den Staatenausschuss und nach der Verfassung des Deutschen Reiches an dem 14. 8. 1919 an durch den Reichsrat ersetzt, der 1934 aufgelöst wird. Auch die Bundesrepublik Deutschland kennt einen Bundesrat als (weisungsgebundene) Vertretung der (11 bzw. seit 1990) 16 Länder, ebenso Österreich (Art. 24 Bundes-Verfassungsgesetz, mindestens drei Mitglieder für jedes Bundesland, Abstimmung regelmäßig nach Parteizugehörigkeit, bei Berührung von Länderinteressen absolutes Vetorecht gegenüber Beschlüssen des Nationalrats).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 174, 195, 220, 248, 257; Reincke, H., Der alte Reichstag und der neue Bundesrat, 1906; Maunz, T., Der Bundesrat in Vergangenheit und Gegenwart, (in) Hist. Jb. 74 (1955), 446; Ziller, G. u. a., Der Bundesrat, 10. A. 1998; Der Bundesrat, hg. v. Bundesrat, 1974; Scholl, Udo, Der Bundesrat in der deutschen Verfassungsentwicklung, 1982; Vierzig Jahre Bundesrat, hg. v. Bundesrat, 1989; Klein, E., Die Rolle des Bundesrates und der Länder, 1998; Lilla, J., Föderalismus in historisch-vergleichender Perspektive, 2014 (725 Kurzbiographien); Haardt, O., Innenansichten des Bundesrates im deutschen Kaiserreich 1871-1918, (in) HZ 310 (2020), 333
Bundesrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, vor 1841, N.) ist vor allem das von dem Bund der Bundesrepublik Deutschland geschaffene bzw. übernommene Recht, in einem weiteren Sinn das Recht jeden Bundes.
Lit.: Zachariä, H., Deutsches Staats- und Bundesrecht, Bd. 1f. 1841, 3. A. 1867; Bluntschli, J., Geschichte des schweizerischen Bundesrechts, 1875
Bundesregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1848 bezeugt – nicht in EDEL und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die Regierung eines Bundesstaats.
Lit.: Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, hg. v. Booms, H., 1953ff.; Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung, hg. v. Bundesarchiv, Bd. 1ff. 1979ff. (http://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0000/index/html ; Die Mitglieder der Bundesregierungen, hg. v. Kempf, U. u. a., 2000; Kanzler und Minister 1949-1998, hg. v. Kempf, U., 2001
Bundesrepublik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1949 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die föderalistische Republik (beispielsweise Österreich, Deutschland).
Bundesrepublik Deutschland (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der nach der Niederlage der Achsenmächte Deutsches Reich, Italien und Japan gegen die Alliierten (Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich) in dem Zweiten Weltkrieg (8. Mai 1945 Kapitulation des Deutschen Reiches), nach der Wiederverselbständigung des sich 1938 an das Deutsche Reich anschließenden Österreich und nach der Einteilung des Deutschen Reiches in vier Besatzungszonen aus diesen Besatzungszonen der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritanniens und Frankreichs über die Bizone der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritanniens (1946 bzw. 1. 1. 1947) und die Trizone (einschließlich der Besatzungszone Frankreichs 8. 4. 1948) auf Grund einer Londoner Konferenz zu dem 23. 5. 1949 gebildete deutsche Bundesstaat mit den Ländern Baden (bis 1951/1952), Württemberg (bis 1951/1952, dann Baden-Württemberg), Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und (West-Berlin sowie ab dem 1. 1. 1957) Saarland und (ab 1990) (Berlin,) Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt sowie Thüringen. Seine Verfassung ist das auf Aufforderung der westlichen Besatzungsmächte (über die Ministerpräsidenten der westlichen Länder) von einem Verfassungskonvent in Herrenchiemsee (1948) und einem Parlamentarischen Rat (ab 1. 9. 1948) erarbeitete, an dem 23. 5. 1949 verkündete Grundgesetz, dem gegenüber ein Besatzungsstatut wichtige Bereiche den Besatzungsmächten vorbehält (eingeschränkt durch Deutschlandvertrag von 1955, beendet 1990). Auf Grund des Gewichts des Verhältniswahlrechts in dem gemischten Wahlrechtssystem stehen sich Bundesregierung und Koalitionsparteien einerseits und Oppositionsparteien andererseits gegenüber. Jedes Gesetz kann von dem Bundesverfassungsgericht auf seine Verfassungsmäßigkeit überprüft werden. Seit 1951 verbindet sich die Bundesrepublik Deutschland mit Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg sowie später weiteren europäischen Staaten zu europäischen Gemeinschaften (für Kohle und Stahl, 1957 für Atomwesen und für Wirtschaft), zu der Europäischen Gemeinschaft bzw. 1992 zu der Europäischen Union. Nach dem Grundlagenvertrag von dem 21. 12. 1972 treten Bundesrepublik Deutschland und Deutsche Demokratische Republik 1973 den Vereinten Nationen bei. An dem 11. September 1989 kurz nach Mitternacht öffnen Ungarn und Österreich durch die Außenminister mit Drahtscheren den verrosteten Eisernen Vorhang zwischen Ostblock und westlichen Staaten, so dass etwa 7000 in Ungarn versammelte Staatsangehörige der Deutschen Demokratischen Republik nach Österreich gelangen können, womit die Herstellung einer deutschen Einheit einsetzen kann. An dem 3. 10 1990 tritt die Deutsche Demokratische Republik auf Grund (des Vertrags über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik von dem 18. 5. 1990 und) des Einigungsvertrags von dem 31. 8. 1990 der Bundesrepublik Deutschland bei. Die Übertragung des bundesdeutschen Sozialstaats auf die neuen Bundesländer ist politisch alternativlos, verschärft aber die latente Krise des Sozialstaats. Die Finanzierung belastet besonders die unteren und mittleren Bevölkerungsschichten. Die sozialpolitisch begründete Erhöhung der Entgelte verschlechtert die Wettbewerbsfähigkeit. Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland wird das Recht vielfach verändert. 2021 verlieren nach einer großen Koalition mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und kurzsichtiger Personalentscheidung die Christlich Demokratische Union und die Christlich Soziale Union die Stellung als stärkste Bundestagsfraktionsgemeinschaft an eine Mehrheit von Sozialdemokratischer Partei Deutschlands, Grüne und Freie Demokratische Partei Deutschlands, die angeblich Modernisierung, Ökologisierung und Digitalisierung anstrebt, vermutlich aber hauptsächlich den Bürger weiter belasten und deswegen auf Preissteigerungen zu Lasten des Bürgers setzen wird.
Lit.: Schwarz, H., Vom Reich zur Bundesrepublik, 1966; Akten zur Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 1ff. 1976ff.; Bewegt von der Hoffnung aller Deutschen, hg. v. Benz, W., 1979; Rupp, H., Politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 1979, 4. A. 2009; Roßnagel, A., Die Änderungen des Grundgesetzes, 1981; Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Bracher, K., Bd. 1ff. 1982ff.; Benz, W., Von der Besatzungsherrschaft zur Bundesrepublik, 1984; Morsey, R., Die Bundesrepublik Deutschland, 4. A. 2000; Schröder, J., 40 Jahre Rechtspolitik im freiheitlichen Rechtsstaat, 1989; 40 Jahre Bundesrepublik, hg. v. Nörr, K, 1990; Thränhardt, D., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2. A. 1996; Kröger, K., Einführung in die Verfassungsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, 1993; Geschichte der deutschen Einheit, Bd. 1ff. 1997ff.; Birke, A., Die Bundesrepublik Deutschland, 1997, 2. A. 2011; Ritter, G., Über Deutschland, 1998; Schäfer, J., Deutsche Geschichte (CD-ROM), 1998; ZEIT-Geschichte der Bonner Republik, hg. v. Dönhoff, M. u. a., 1999; Görtemaker, M., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 1999; Nörr, K., Die Republik der Wirtschaft, Teil 1 1999, Teil 2 2007; Fünfzig Jahre Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Conze, E. u. a., 1999; Frei, N., Vergangenheitspolitik, 1999; Baring, A., Es lebe die Republik, 1999; Dippel, H., Die Konstitutionalisierung des Bundesstaats, (in) Der Staat, 1999, 221; Deutschland unter alliierter Besatzung 1945-1949/55. Ein Handbuch, hg. v. Benz, Wolfgang, 1999; Rupp, K., Politische Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 3. A. 2000; Kielmannsegg, P. Graf, Nach der Katastrophe, 2000; Reichel, P., Vergangenheitsbewältigung in Deutschland, 2001; Recker, M., Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2002; Utz, F., Preuße, Protestant, Pragmatiker - Der Staatssekretär Walter Strauß und sein Staat, 2003; Rödder, A., Die Bundesrepublik Deutschland 1969-1990, 2004; Die Bundesrepublik Deutschland. Staatshandbuch, 2003; Wolfrum, E., Die Bundesrepublik Deutschland (1949-1990), 2005; Book, A., Die Justizreform in der Frühzeit der Bundesrepublik, 2005; Lappenküper, U., Die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1949 bis 1990, 2008; Ipsen, J., Der Staat der Mitte, 2009; Bevers, J., Der Mann hinter Adenauer, 2009; Ritter, G., Wir sind das Volk, 2009; Weizsäcker, R., Der Weg zur Einheit, 2009; Benz, W., Auftrag Demokratie, 2009; Pierson, T., 1968 und das Recht, ZRG GA 128 (2011), 391; Gehler, M., Deutschland, 2010; Hesse, E., Systemwechsel in Deutschland, 2010; Rechtsentwicklungen im vereinten Deutschland, hg. v. Weiß, N., 2011; Staat und Recht in Teilung und Einheit, hg. v. Krüper, J. u. a., 2011; Fichtner, T. u. a., Dutschkes Deutschland, 2011; Reform und Revolte, hg. v. Löhnig, M. u. a., 2012; Hilpert, D., Wohlfahrtsstaat der Mittelschichten?, 2012; Schwarz, P., Helmut Kohl, 2012; Heumann, H., Hans-Dietrich Genscher, 2012; Imgrund, B. 101 deutsche Orte die man gesehen haben muss, 2012, 4. A. 2014; Herold, M., Die rechtliche Entstehung der Bundesländer, 2012; Rigoll, D., Staatsschutz in Westdeutschland, 2013; Michels, E., Guillaume, der Spion, 2013; Wolfrum, E., Rot-Grün an der Macht. Deutschland 1998-2005, 2013; Wiegeshoff, A., Wir müssen alle etwas umlernen, 2013; Die Rosenburg - Das Bundesministerium der Justiz und die NS-Vergangenheit, hg. v. Görtemaker, M. u. a., 2013, 2. A. 2013; Koerfer, D., Diplomatenjagd, 2013; Ritter, G., Hans-Dietrich Genscher, 2013; Radkau, J., Theodor Heuss, 2013; Intellektuelle in der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Kroll, T. u. a., 2013; Buchna, K., Ein klerikales Jahrzehnt?, 2014; Gehler, M., Modellfall für Deutschland? Die Österreichlösung mit Staatsvertrag und Neutralität 1945-1955, 2014; Vogel, H. u. s. Was zusammengehört – Die SPD und die deutsche Einheit 1989/90, 2014; Creuzberger, S., Willy Brandt und Michail Gorbatschow, 2015; Schmidt, H., Was ich noch sagen wollte, 2015; Möller, H., Franz Josef Strauß, 2015; Die Einheit, hg. v. Möller, H. u. a., 2015; Rupps, M., Der Lotse. Helmut Schmidt, 2015; Der halbierte Rechtsstaat, hg. v. Begalke, S. u. a., 2015; Zick, A., Wut, Verachtung, Abwertung – Rechtspopulismus in Deutschland, 2015; Jaggi, S., The 1989 Revolution in East Germany and its Impact on Unified Germany’s Constitutional Law, 2016; Lambertz-Pollan, R., Auf dem Weg zu Souveränität und Westintegration (1948-1955) – Der Beitrag des Völkerrechtlers und Diplomaten Wilhelm Grewe, 2016; Deutschland einig Vaterland? Eine Bilanz nach 25 Jahren, hg. v. Müller, R., 2016; Spohr, K., Helmut Schmidt, 2016 (sieht einen Lenker einer Weltmacht, der tatsächlich aber nur ein bedeutender Bundeskanzler war); Sälter, G., Phantome des kalten Krieges – Die Organisation Gehlen, 2016; Nowack, S., Sicherheitsrisiko NS-Belastung, 2016; Keßelring, A., Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik, 2017; Meifort, F., Ralf Dahrendorf – eine Biographie, 2017; Die Ämter und ihre Vergangenheit – Ministerien und Behörden im geteilten Deutschland 1949-1972, hg. v. Creuzberger, C. u. a., 2018; Recker, M., Parlamentarismus in der Bundesrepublik Deutschland, 2018; Jakob, K., Assu is gween, 2018; Vonyó, T., The Economic Consequences of the War, 2018; Mätzing, H., Georg Eckertz 1912-1974, 2018; Apostolow, M., Der „immerwährende Staatssekretär“ – Walter Strauß und die Personalpolitik im Bundesministerium der Justiz 1949-1963, 2018; Gassert, P., Bewegte Gesellschaft – Deutsche Protestgeschichte seit 1945, 2018; Bästlein, K., Der Fall Globke, 2018; Häberlen, J., The Emotional Politics of the Alternative Left, 2018; Schwarz, H., Von Adenauer bis Merkel - Lebenserinnerungen, 2018; Wolf, T., Die Entstehung des BND, 2018; Mehring, R., Die neue Bundesrepublik, 2019; Waigel, T., Ehrlichkeit ist eine Währung, 2019; Stanzel, V., Die ratlose Außenpolitik und warum sie den Rückhalt der Gesellschaft braucht, 2019; Hett, B. u. a., Otto John, 2019; Wesel, U., Rechtsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, 2019; Wambach, K., Rainer Barzel, 2019; Hammerich, H., „Stets am Feind!“ Der Militärische Abschirmdienst (MAD) 1956-1990, 2019; Bähr, J. u. a., Industrie, Politik und Gesellschaft – Der BDI und seine Vorgänger 1919-1990, 2019; Wintgens, B., Treibhaus Bonn, 2019; Adenauer – Rhöndorfer Ausgabe. Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und die soziale Marktwirtschaft, bearb. v. Löttel, H., hg. v. Geppert, D. u. a., 2019; Mödinger, D., Vom Freiheitskämpfer zum Friedenspolitiker – Willy Brandt als amtierender Bürgermeister von Berlin, 2019; Niedhart, G., Durch den Eisernen Vorhang – Die Ära Brandt und das Ende des Kalten Krieges, 2019; Biess, F., Republik der Angst. Eine andere Geschichte der Bundesrepublik, 2019; Romberg, D., Atomgeschäfte – Die Nuklearexportpolitik der Bundesrepublik Deutschland 1970-1979, 2020; Ridley, H., Law in West German Democracy – Seventy Years of History as Seen Through German Courts, 2020; Weber, P., Getrennt und doch vereint – Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/1990, 2020; Trautsch, J., Vom „Abendland“ in „den Westen“? – Die Liberalisierung der Bundesrepublik in der Nachkriegszeit in begriffsgeschichtlicher Sicht, (in) HZ 311 (2020), 633; Frey, M., Vor Achtundsechzig. Der Kalte Krieg und die Neue Linke in der Bundesrepublik und den USA, 2020; Entspannung im Kalten Krieg. Der Weg zum Moskauer Vertrag, hg. v. Borchard, M. u. a., 2020; Fritz Bauer und „Achtundsechzig, hg. v. Rauschenberger, K. u. a., 2020; Wolfrum, E., Der Aufsteiger – Eine Geschichte Deutschlands von 1990 bis heute, 2020; Goeke, S., „Wir sind alle Fremdarbeiter“, 2020
Bundessozialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1954) ist das an dem 11. 9. 1954 eröffnete oberste Gericht der Sozialgerichtsbarkeit der Bundesrepublik Deutschland mit Sitz in Kassel.
Lit.: Grundlagen und Herausforderungen des Sozialstaats – Denkschrift 60 Jahre Bundessozialgericht, hg. v. Masuch, P. u. a., 2014
Bundessozialhilfegesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1962) →Sozialhilfe
Bundesstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1808 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich der Zusammenschluss (Bund) von Staaten zu einem neuen Staat (beispielsweise [Vorformen Städtebünde, Heiliges römisches Reich, holländische Generalstaaten, theoretische Begründung durch Althusius [1563-1638], Leibniz [1646-1717], Vereinigte Staaten von Amerika 1787, Schweiz 1848, Norddeutscher Bund 1867, Deutsches Reich 1871, Österreich 1920, Russland). Die staatlichen Aufgaben, Rechte und Pflichten sind jeweils zwischen Gesamtstaat (Oberstaat) und Gliedstaaten (beispielsweise Bundesland, Kanton, Land) aufgeteilt. Nach dem Subsidiaritätsprinzip hat in der Zuständigkeit die kleinere Einheit grundsätzlich den Vorrang vor der größern Einheit. Die Gliedstaaten sind zwar Staaten, haben aber nur in den von der Verfassung eingeräumten Ausnahmefällen Souveränität. Gegensatz des Bundesstaats ist der Einheitsstaat (beispielsweise Frankreich, Italien, Ungarn, Österreich 1862-1918, Deutsches Reich 1933-1945), doch nähern sich beide in der Wirklichkeit einander an (beispielsweise ist der Bundesstaat Österreich stärker zentralisiert und auf Wien ausgerichtet).
Lit.: Grzeszick, B., Vom Reich zur Bundesstaatsidee, 1996; Holste, H., Der deutsche Bundesstaat im Wandel (1867-1933), 2002; Baier, C., Bundesstaat und europäische Integration, 2006; Fassbender, B., Der offene Bundesstaat, 2007; Becker, M., Max von Seydel und die Bundesstaatstheorie des Kaiserreichs, 2009; Brandt, P., Mit anderen Augen, 2013
Bundestag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1499 bezeugt – nicht in EDEL - und – in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein die Versammlung der Mitglieder eines Bundes (beispielsweise Deutscher Bund 1815-1866 in Frankfurt am Main), insbesondere das Parlament der Bundesrepublik Deutschland (1949ff.), aber auch Österreichs zwischen 1934 und 1938.
Lit.: Schäfer, W., Der Bundestag, 4. A. 1982; Vierzig Jahre Deutscher Bundestag, hg. v. Neske, G., 1989; Ismayr, W., Der deutsche Bundestag, 1992; Die Mitglieder des Deutschen Bundestages, 1998; Der Deutsche Bundestag 1949-1999, hg. v. Deutschen Bundestag, 1999; Schindler, P., Datenhandbuch zur Geschichte des Deutschen Bundestages, 1949–1999, 1999; Reker, S., Der Deutsche Bundestag, 1999; M. d. B. Volksvertretung im Wiederaufbau 1946-1961, hg. v. Schumacher, M., 2000; Biographisches Handbuch der Mitglieder des deutschen Bundestages 1949-2002, hg. v. Vierhaus, R. u. a., 2002f.; Becker, M., Max von Seydel und die Bundesstaatstheorie des Kaiserreichs, 2009
Bundesverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1812 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verfassung eines Bundes
Bundesverfassungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1951) ist das nach dem vorangehenden Verfassungsgerichtshof Bayerns an dem 7. 9. 1951 mit Sitz in Karlsruhe errichtete Verfassungsgericht (des Bundes) der Bundesrepublik Deutschland (, erste Entscheidungen 9. 9. 1951, bis 2001 132000 Verfahren, davon 127000 Verfassungsbeschwerden).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 257, 261; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GesetzueberdasBundesverfassungsgericht1951.pdf; Schlaich, K./Korioth, S., Das Bundesverfassungsgericht, 6. A. 2004, 7. A. 2007, 11. A. 2028; Häußler, R., Der Konflikt zwischen Bundesverfassungsgericht und politischer Führung, 1994, Neudruck 2014; Haltern, U., Verfassungsgerichtsbarkeit, Demokratie und Misstrauen, 1998; Das Bundesverfassungsgericht, hg. v. Limbach, J., 2000; Limbach, J., Das Bundesverfassungsgericht, 2001; Limbach, J., Das Bundesverfassungsgericht und der Grundrechtsschutz in Europa, (in) NJW 2001, 2913; Festschrift 50 Jahre Bundesverfassungsgericht, hg. v. Badura, P. u. a., 2001; Grigoleit, K., Bundesverfassungsgericht und deutsche Frage, 2004; Wesel, U., Der Gang nach Karlsruhe, 2004; Das Bundesverfassungsgericht im politischen System, hg. v. Ooyen, R. van u. a., 2006; Lembcke, O., Hüter der Verfassung, 2007; Das entgrenzte Gericht. Eine kritische Bilanz nach sechzig Jahren Bundesverfassungsgericht, hg. v. Jestaedt, M. u. a., 2011; Rüthers, B., Die heimliche Revolution vom Rechtsstaat zum Richterstaat, 2014; Doering-Manteuffel, A. u. a., Der Brokdorf-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts 1985, 2015; Lübbe-Wolff, G., Wie funktioniert das Bundesverfassungsgericht?, 2015; Gehrig, S., Recht im Kalten Krieg, (in) HZ 303 (2016), 64; Verfassungsgerichtsbarkeit in der Bonner Republik, hg. v. Meinel, F., 2019; Darnstädt, T., Verschlusssache Karlsruhe – Die internen Akten des Bundesverfassungsgerichts, 2019, 2. A. 2019
Bundes-Verfassungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1920, N.) ist das von Hans Kelsen wesentlich geprägte, von der konstituierenden Nationalversammlung beschlossene Gesetz zu der Einrichtung der Republik Österreich als Bundesstaat von dem 1. Oktober 1920 (B-VG, womit die Republik Österreich als Bundesstaat eingerichtet wird, Staatsgesetzblatt 1920, 450, authentisch kundgemacht unter BGBl. 1920, 1, ohne Präambel, Staatszielbestimmungen oder Grundrechte). 1925 wird die mittelbare Bundesverwaltung eingeführt und werden Zuständigkeiten des Bundes erweitert. 1929 wird die unmittelbare Volkswahl des Bundespräsidenten festgelegt. Danach wird das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 kundgemacht (BGBl. 1930, 1). 1934 wird es durch Verordnung der Regierung Dollfuß außer Kraft gesetzt und eine neue Verfassung (Maiverfassung) erlassen. Auf Grund des zweiten Verfassungs-Überleitungsgesetzes von 1945 (StGBl 1945, 232) tritt es nach dem Stand von dem 5. 3. 1933 wieder in Kraft. 1981 wird die Volksanwaltschaft eingefügt, 1988 der unabhängige Verwaltungssenat. 1994 wird das Bundes-Verfassungsgesetz neu gefasst.
Lit.: Die Bundesverfassung vom 1. Oktober 1920, hg. i. V. m. Froelich, G./Merkl, A. v. Kelsen H., 1922, hg. v. Walter, R., Neudruck 2010; Polaschek, M., Die Rechtsentwicklung in der ersten Republik, 1992
Bundesversammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Versammlung von Mitgliedern eines Bundes (beispielsweise Deutscher Bund 1815-1866 mit Sitz in Frankfurt am Main, Art. 38ff. Bundes-Verfassungsgesetz Österreich, Maiverfassung 1934 Österreich in jeweils besonderer Zusammensetzung mit jeweils besonderer Zuständigkeit). In der Bundesrepublik Deutschland wählt eine besondere Bundesversammlung (nur) den Bundespräsidenten.
Lit.: Dublin-Honegger, J., Die Anfänge der schweizerischen Bundesversammlung, Diss. jur. Basel 1978; Moldenhauer, R., Aktenbestand und Geschäftsverfahren der deutschen Bundesversammlung, (in) Archival. Z. 1978, 35
Bundesverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verwaltung eines Bundes
Bundesverwaltungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache 1 nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1952, N.) ist das oberste Gericht der Bundesrepublik Deutschland in Verwaltungsstreitigkeiten mit Sitz in (Berlin [1952] bzw. seit 1997) Leipzig sowie seit 2014 auch ein Gericht in Österreich.
Lit.: Festgabe 50 Jahre Bundesverwaltungsgericht, hg. v. Schmidt-Aßmann, E., 2003
Bundeswehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1958 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das (rund 13000 Offiziere der Wehrmacht des Deutschen Reiches übernehmende) Heer der Bundesrepublik Deutschland seit 1955 (1956).
Lit.: 50 Jahre Bundeswehr, hg. v. Clement, R. u. a., 2005; Die Bundeswehr 1955 bis 2005, hg. v. Nägler, Frank, 2007; Loch, T., Das Gesicht der Bundeswehr, 2008; Bundeswehr und Gedenkstätten des NS-Unrechts, hg. v. Wrochem, O. v. u. a., 2009; Pauli, F., Wehrmachtsoffiziere in der Bundeswehr, 2010; Militärische Aufbaugeneration der Bundeswehr 1955 bis 1970, hg. v. Hammerich, H. u. a., 2010; Auslandseinsätze der Bundeswehr, hg. v. Chiari, B. u. a., 2010; Streitkräfte im Nachkriegsdeutschland, hg. v. Bücking, H. u. a., 2011; 60 Jahre Bundeswehr (Auswahlbibliographie), erarb. v. Lehmann, C. u. a., 2015; Kilian, D., Generale und Admirale der Bundeswehr 1955-2015, 2015; Wanner, M., Das Ansehen der Bundeswehr, 2019; Hammouti-Reinke, N., Ich diene Deutschland, 2019; Einsatz ohne Krieg?, hg. v. Maurer, J. u. a., 2021
Bündnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1290 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [MZoll. I 110] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der politische Zusammenschluss zu einer größeren Einheit.
Lit.: Rauch, G., Die Bündnisse deutscher Herrscher mit Reichsangehörigen, 1966; Verosta, S., Theorie und Realität von Bündnissen, 1971; Frehland-Wildeboer, K., Treue Freunde? Das Bündnis in Europa 1714-1914, 2010 (114 früh veröffentlichte Vertragstexte)
Bündnisrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht, Bündnisse mit anderen einzugehen. Ursprünglich jedem Inhaber herrschaftlicher Gewalt offen, wird es in England und Frankreich durch den Staat beseitigt. In dem Heiligen römischen Reich eröffnen es die Goldene Bulle (1356) und der Westfälische Friede von Münster und Osnabrück (1648) für die Reichsstände, sofern es sich nicht gegen Kaiser und Reich richtet. In dem →Deutschen Bund ist es nur durch die Verpflichtung beschränkt, die Sicherheit des Bundes oder einzelner seiner Glieder nicht zu beeinträchtigen. Allmählich engt sich in der späteren Neuzeit das Bündnisrecht auf souveräne Staaten ein.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bezold, F. v., Das Bündnisrecht, 1904; Böckenförde, E., Der Westfälische Friede und das Bündnisrecht der Reichsstände, (in) Der Staat 8 (1969), 449
Bundschuh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1296/1298 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [ZGO 16 1864 244] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Bauernkrieg
Bunge, Friedrich Georg von (Kiew 13. 3.1802-Wiesbaden 9. 4. 1897) wird nach dem Studium des Rechtes in Dorpat (1818-1822) Lektor für die russische Sprache, 1823 Privatdozent für Provinzialrecht sowie 1825 Ratsherr und nach der Promotion als Dr. iur. in Heidelberg (1826) außerordentlicher Professor für Provinzialrecht in Dorpat (1831, 1832 ordentlicher Professor) sowie 1839 Bibliotheksdirektor. Nach einer Studienreise in deutsche Länder (1840) wird er 1842 entlassen und Stadtsyndikus Revals sowie von 1843 bis 1854 Bürgermeister. 1856 tritt er in die Kanzlei des Zaren in Sankt Petersburg ein, in der er bis 1864 das Provinzialrecht der Ostseegouvernements Dritter Teil, Privatrecht, Liv-, Est- und Curländisches Privatrecht verfasst, das in Lettland bis 1937 und in Estland bis 1945 als Zivilgesetzbuch gilt. 1865 wandert er nach Gotha aus, wo er Staatsrat wird. 1878 wechselt er nach Wiesbaden. Auf Grund seiner vielfältigen Arbeiten wird er als Begründer der baltischen Rechtsgeschichte angesehen. S. Google
Lit.: Recke, J./Napiersky, C., Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrtenlexikon, 1827, 303, 1859, 112; Geschichte und Perspektiven des Rechts im Ostseeraum, hg. v. Eckert, J. u. a., 2002, 147ff.; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005
Burchard von Ursberg s. Google
Lit.: Wulz, W., Der spätstaufische Geschichtsschreiber Burchard von Ursberg, 1982
Burchard von Worms (965-Worms 20. 8. 1025), aus dem Hause der Grafen von Reichenbach-Ziegenhain (Güter bei Fritzlar und Frankenberg?), wird nach seiner Erziehung in Koblenz aus der Nähe Erzbischof Willigis‘ von Mainz durch Kaiser Otto III. 1000 Bischof von Worms. Sein wohl zwischen 1008 und 1012 (und damit vor 1022) verfasstes, eigenständige Ansätze enthaltendes Handbuch ([lat., N.] Decretum) in 20 Büchern und 1785 Kapiteln (davon 163 noch herkunftmäßig ungeklärt, 45 Prozent der Texte gegenüber den Vorlagen inhaltlich geändert, vor allem in den Rubriken) ist die wichtigste vorgratianische Kanonessammlung. Sie beruht auf der (lat.) Collectio (F.) Anselmo dedicata (dem Anselm gewidmete Sammlung), dem (lat.) Liber (M.) de synodalibus causis (Buch über Synodalsachen) des →Regino von Prüm und einzelnen Kanones und Dekretalen sowie Bußbüchern und Kirchenschriften. Sie stellt gegenüber den Vorgängerarbeiten einen erheblichen Fortschritt dar und erreicht mit dem Ziel einer durch Auswahl der Quellen (Bibel, Dekrete der Konzilien und Päpste, Schriften siebener Kirchenväter, drei Bußbücher) in sich konsistenten widerspruchsfreien Sammlung autoritativer Texte für die kirchenrechtliche Praxis die Schwelle zu wissenschaftlicher Kanonistik. Burchards (lat.) Lex (F.) familiae Sancti Petri, Recht der Angehörigen der Grundherrschaft der Kirche Sankt Peter (1023-1025) ist ein frühes Beispiel eines grundherrschaftlichen Hofrechts. S. Google
Lit.: Burchardi Wormatiensis episcopi Decretorum Libri XX, hg. v. Kölzer, T. u. a., 1992 Neudruck gegenüber 1983 und 1549; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/DecretorumlibriXX1548.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/LexFamiliae1023-1025.pdf; Meyer, G., Überlieferung und Verbreitung des Dekrets des Bischofs Burchard von Worms, ZRG KA 55 (1935), 141; Theuerkauf, G., (in) Frühmittelalterliche Studien, Bd. 2, 1968; Metz, W., Zur Herkunft und Verwandtschaft, (in) Hess. Jb. f. Landesgeschichte 26 (1976), 27ff.; Kerner, M., Studien zum Dekret des Bischofs Burchard von Worms, Diss. phil. Aachen 1971; Hoffmann, H./Pokorny, R., Das Dekret, 1991; Bischof Burchard von Worms 1000-1025, hg. v. Hartmann, W., 2000; Corbet, P., Autour de Burchard de Worms, 2001; Bischof Burchard I, in seiner Zeit, hg. v. Müller, T. u. a., 2001; Austin, G., Law, Theology and „Forgery“ around the year 1000, 2005; Austin, G., Shaping Church Law around the Year 1000, 2009
Bure (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Nachbar, Bauer (M.) (1), Niederländer in Südafrika seit etwa dem Ende des 18. Jahrhunderts (rund drei Millionen)
Lit.: Bossenbroek, M., Tod am Kap. Geschichte des Burenkriegs, 2016
Burg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 800 bezeugt – 2. Hälfte 7. Jahrhundert [Fredegar] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Gotischen und dem Althochdeutschen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und in der weiteren Herkunft unklar, F.) ist der befestigte Ort, der anfangs wohl nur der Zuflucht dient (Fluchtburg). In dem Frühmittelalter wird wegen ihrer Befestigung auch die antike Stadt oder das Kastell als Burg bezeichnet. Vielleicht nach deren Vorbild entstehen an vielen Stellen (vor allem in dem 12. und 13. Jahrhundert) Burgen, von denen nur ein Teil auch urkundlich belegt ist. Wohl seit dem 11. Jahrhundert sondern sich (wesentlich auf die Befestigung beschränkte) Burg (mit Graben, Wall, Ringmauer, Turm, Tor und untergeordneten Wohnbauten wie Kemenate oder Palas) und (außer Befestigungen überwiegend andere bauliche Anlagen aufweisende) Stadt. Seit dem 15. Jahrhundert beziehungsweise in der Neuzeit ersetzt der Adel die Burg durch das Schloss oder auch die Festung. In der Gegenwart sind fünfzig Prozent aller namentlich bekannten mitteleuropäischen Burgen durch Zerstörung oder Verfall verschwunden, von dem Restbestand drei Viertel nur noch Ruinen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 68, 79, 96; Merz, W., Mittelalterliche Burganlagen und Wehrbauten des Kantons Aargau, 1906; Koehne, C., Mühlenbann und Burgenbau, ZRG GA 28 (1907), 63; Fischer, H., Burgbezirk und Stadtgebiet im deutschen Süden, (1956); Burgen, Schlösser und Burgherrengeschlechter der Ostschweiz, hg. v. Meili, H., 1970; Jäschke, K., Burgenbau und Landesverteidigung um 900, 1975; Die Burgen im deutschen Sprachraum, hg. v. Patze, H., 1976; Binding, G. u. a., Burg, (in) Lexikon des Mittelalters, Bd. 2 1983, 927; Streich, G., Burg und Kirche, 1984; Allen Brown, R., Castles, Conquest & Charters, 1989; Biller, T., Die Adelsburg in Deutschland, 1993, 2. A. 1998; Burg – Burgstadt - Stadt, 1994; Burgen im Spiegel der Überlieferung, hg. v. Ehmer, H., 1998; Burgen in Mitteleuropa, hg. v. Böhme, H. u. a., 1999; Spazier, I., Mittelalterliche Burgen zwischen mittlerer Elbe und Bober, 1999; Pfälzisches Burgenlexikon, hg. v. Keddigkeit, J. u. a., Bd. 1 1999; Krahe, F., Burgen und Wohntürme, 2002; Böhme, H. u. a., Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen, 2004; Zur Sozial- und Kulturgeschichte der mittelalterlichen Burg, hg. v. Clemens, L. u. a., 2009; Die Burg, hg. v. Großmann, G., 2010; Befestigungen und Burgen am Rhein, hg. v. Felten, F., 2011; Die Burg im 15. Jahrhundert, hg. v. Zeune, J., 2011; Burgen im Breisgau, hg. v. Beck, E. u. a., 2012; Burgen Perspektiven, hg. v. Südtiroler Burgeninstitut, 2013; Großmann, U., Die Welt der Burgen, 2013; Raumstrukturen und Raumausstattung auf Burgen in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Schmid, C. u. a., 2015
Burg (Stadt nordwestlich Magdeburgs, bäuerlich-ländliches Landrecht [burges lantrecht, Erbrecht, Ehegüterrecht, Sachenrecht, Friedensrecht, Verfahrensrecht] auf elf Seiten in einer mittelniederdeutsch-elbostfälisch gehaltenen Sammelhandschrift des frühen 15. Jahrhunderts [1310-1330] überliefert, vielleicht auf flämischen Siedlern des 12. Jahrhunderts beruhend), s. Google
Lit.: Das Burger Landrecht hg. v. Markmann F. u. a., 1938; Zimmer, K., Das Burger Landrecht, 2003; Das Burger Landrecht und sein rechtshistorisches Umfeld, hg. v. Pötschke, D. u. a., 2014
Bürge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 800 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen in dem 9. Jahrhundert und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb bürgen um 1274 bzw. 1275) ist, wer sich durch Vertrag mit einem Gläubiger eines Dritten verpflichtet, dem Gläubiger gegenüber für die Erfüllung der Verbindlichkeit des Dritten einzustehen. Das Rechtssprichwort Bürgen muss man würgen, aber nicht an den Leib reden, will besagen, dass in Gegensatz beispielsweise zu schwäbischem Landrecht nach römischem Recht der Bürge zwar für den Schuldner einstehen muss, aber bei Nichtleistung von Strafen verschont bleiben soll. →Bürgschaft
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 44, 74, 128; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, 272; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
bürgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1274 und 1275 bezeugt – 10./11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 37, AhdGl. II 685] und ab 1200 [KölnSchrUrk. I 324] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) für die Erfüllung der Schuld eines Schuldners einstehen
Burgenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit 895 (862 bzw. 894-900) von dem aus Asien östlich des Urals in das Donaubecken (Karpatenbecken) vordringenden, finno-ugrisch sprechenden Volk (Reitervolk) der Ungarn beanspruchte, seit dem 11. Jahrhundert zunehmend von Deutschen besiedelte, durch viele Burgen gekennzeichnete Gebiet (Deutsch-Westungarn mit Pressburg, Wieselburg, Ödenburg und Eisenburg) an der Grenze (zwischen dem gegenwärtigen Österreich und Ungarn), das 1919 (trotz Widerstands Ungarns) (ohne Ödenburg/Sopron [Mehrheit von 64 Prozent für Verbleib]) →Österreich als Bundesland zugesprochen, in dem November 1921 von Ungarn besetzt, aber dann kampflos zurückgegeben wird (1939-1945 zwischen Niederdonau/Niederösterreich und Steiermark aufgeteilt, Hauptstadt die Freistadt Eisenstadt mit knapp 15000 Einwohnern).
Lit.: Urkundenbuch des Burgenlandes, Bd. 1ff. 1955ff.; Burgenland 1938, 1988; Ernst, A., Geschichte des Burgenlandes, 2. A. 1991; Baumgartner, G./Brettl, H., Einfach weg. Verschwundene Romasiedlungen im Burgenland, 2020; 100 Jahre Burgenland, hg. v. Menasse, P./Wagner, W., 2021
Bürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 800 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 8. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Burg teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Bewohner der →Burg oder der →Stadt. Ihm entspricht lateinisch vor allem civis (M.), das ursprünglich hauptsächlich den Angehörigen des römischen Volkes (Quiriten) in Gegensatz zu dem Nichtrömer und zu dem Sklaven meint. Seit dem deutschen Frühmittelalter engt sich der anfangs weitere Begriff des ahd. burgari, Burgbewohner wohl seit dem 11. Jahrhundert mit der Neubelebung der bereits den antiken Hochkulturen bekannten Stadt auf den Bürger ein. Dieser Bürger hat →Bürgerrecht und ist trotz unterschiedlicher ständischer Herkunft meist oder grundsätzlich frei (Stadtluft macht frei), wenn auch vielfach auf Grund eines besonderen Bürgereids (Wort 1474 und 1513/1514 belegt) seiner Stadt besonders verpflichtet. In der Neuzeit, für die beispielsweise auf Samuel Pufendorfs 1673 veröffentlichten Buchtitel (lat.) De officiis hominis et civis, Über die Aufgaben des Menschen und Bürgers oder die 1789 vorgelegte (franz.) Déclaration des droits de l’homme et du citoyen, Erklärung der Rechte des Menschen und Bürgers, hingewiesen werden kann, wird Bürger dagegen darüberhinaus in einem Staat jeder, der nicht zu dem Adel oder zu den Bauern gezählt wird (Preußen 1794, ALR II, 8, § 1). Er ist der Vorläufer des modernen Staatsbürgers.
Lit.: Maurer, G., Geschichte der Städteverfassung in Deutschland, Bd. 2 1879, 191ff.; Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner nach Magdeburger Recht, ZRG GA 56 (1936), 150; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 251ff.; Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Struck, W., Die Neubürger von Großalsleben 1604-1874, 1962; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 672; Felser, R., Herkunft und soziale Schichtung der Bürgerschaft obersteirischer Städte und Märkte, 1977; Über Bürger, Stadt und städtische Literatur im Spätmittelalter, hg. v. Fleckenstein, J. u. a., 1980; Res publica, Bürgerschaft in Stadt und Staat, hg. v. Dilcher, G., 1988; Schulz, K., Denn sie lieben die Freiheit so sehr?, 1992; Bürgertum im 19. Jahrhundert, hg. v. Kocka, J., 1995; Dilcher, G., Bürgerrecht und Stadtverfassung, 1996; Bürgertum und bürgerlich-liberale Bewegung, hg. v. Gall, L., 1997; Ruppert, K., Bürgertum und staatliche Macht in Deutschland zwischen französischer und deutscher Revolution, 1997; Haupt, H./Crossick, G., Die Kleinbürger, 1998; Reidegeld, E., Bürgerschaftsregelungen, Freizügigkeit, Gewerbeordnung und Armenpflege, ZRG 116 (1999), 87; Sozial- und Kulturgeschichte des Bürgertums, hg. v. Lundgreen, P., 2001; Neubürger im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R. u. a., 2002; Bürgertum in Thüringen, hg. v. Hahn, H. u. a., 2001; Lässig, S., Jüdische Wege ins Bürgertum, 2004; Schulz, A., Lebenswelt und Kultur des Bürgertums im 19. und 20. Jahrhundert, 2005; Roeck, B., Lebenswelt und Kultur des Bürgertums in der frühen Neuzeit, 2. A. 2010; Bürgertum nach dem bürgerlichen Zeitalter, hg. v. Budde, G. u. a., 2010; Breustadt, S., Inklusion und Exklusion – Die Rechtsstellung der Bürger und Beisassen, Einwohner und Auswärtigen im spätmittelalterlichen Frankfurt am Main, ZRG GA 133 (2016), 110; Bürgertum, hg. v. Hettling, M. u. a., 2019; The Global Bourgeoisie, hg. v. Dejung, C. u. a., 2019
Bürgerbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [ArchFrankfG. 2, 7 1855 129] in 8 Stellen belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die →Bürger der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadt verzeichnende, älteren Listen (beispielsweise Köln 1130-1140, Rostock 1258, Lübeck 1259) folgende besondere Buch (beispielsweise Frankfurt am Main 1311, Cölln 1508, Hersfeld 1587, insgesamt 228 Bürgerbücher aus dem Heiligen römischen Reich bekannt, dazu 82 Bürgerlisten).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Andernacht, D./Stamm, O., Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt, 1955; Das älteste Bürgerbuch der Stadt Soest, hg. v. Rothert, H., 1958; Taschenbuch für Familiengeschichtsforschung, hg. v. Ribbe, W., 12. A. 2001, 186ff.; Neubürger im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R., 2002; Morita, N., Wie wurde man Stadtbürger?, 2008
Bürgereid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1513/1514 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [Wiener Neustadt/JbKunsthistKaiserh. 14 1893 p. 235] in 11 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) von dem Bürger gegenüber seiner Stadt abgelegter Eid
Bürgerlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Zycha, BöhmBgr. II 21] in 5 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das →Lehen eines →Bürgers. Es entsteht meist durch Verkauf durch den Adel. Der älteste Beleg für das Bürgerlehen reicht bis in das 11. Jahrhundert (Regensburg 1072/1073). Bis in das 15. Jahrhundert nimmt die Zahl der Bürgerlehen zu, dann infolge des Widerstands des landständigen Adels ab. Zumindest in dem Nordosten des Heiligen römischen Reiches scheint das Bürgerlehen dem ritterlichen Lehen nicht völlig gleichwertig gestellt zu sein. Die in der Neuzeit noch bestehenden Bürgerlehen gleichen sich an Miete und Pacht an.
Lit.: Frensdorff, F., Die Lehnsfähigkeit der Bürger, 1895; Grabscheid, D., Die Bürgerlehen im altdeutschen Reichsgebiet, Diss. phil. Frankfurt am Main 1957; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979; Schwarz, U., Bürgerlehen und adelige Lehen der Herzöge von Braunschweig-Grubenhagen, (in) Braunschweigisches Jahrbuch 66 (1985), 9ff.
bürgerlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 vor 1363 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1338 [Tomaschek, Trient Art. XLI] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Bürger betreffend
Bürgerlicher Tod (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der rechtliche Tod (zivile Tod, fingierte Tod, lat. mors ([F.] civilis, Johannes Teutonicus [vor 1245], Glosse mortuus zu C 16 q. 1 c. 8) in Gegensatz zu dem natürlichen Tod. Er bewirkt den Verlust der bürgerlichen Rechtsfähigkeit (Fähigkeit, Eigentümer zu sein, eine Ehe einzugehen oder aufrechtzuerhalten, zu schenken, zu testieren, Vormund zu sein, Zeuge zu sein u. s. w.). Er ist wohl aus unterschiedlichen Wurzeln (Acht, Exkommunikation, Infamie) entstanden (16. Jahrhundert [franz.] mort civile als Bezeichnung bestimmter Kapitalstrafen mit Bürgerrechtsverlust). In dem 17. Jahrhundert ist er die Folge des Gerichtsungehorsams, in dem 18. Jahrhundert die Folge jedes Urteils auf Todesstrafe und vieler lebenslänglicher Strafen (vgl. § 7 StGB Bayern 1813). In der Mitte des 19. Jahrhunderts tritt der bürgerliche Tod zurück (Bayern 1849, Preußen 1850, Frankreich 1854). Ähnliche Folgen wie der bürgerliche Tod zieht zeitweise auch die Ablegung des klösterlichen Armutsgelübdes (Klostertod) nach sich.
Lit.: Hübner 56; Weithase, F., Über den bürgerlichen Tod als Straffolge, Diss. jur. Berlin (FU) 1966; Borgmann, B., Mors civilis, 1969; Borgmann, B., Mors civilis, (in) Ius commune 4 (1972), 81; Hubmann, V., L’image de la mort, 1990
Bürgerliches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1786 belegt, Wortfolge bürgerliches Recht 1349, Adjektiv bürgerlich ab 1338) ist allgemein das von dem politischen Bürgertum in dem 18. Jahrhundert für die gesetzliche Regelung des Privatrechts geforderte Gesetzbuch. Es wird in Frankreich 1804 (Code civil), in Österreich 1811/1812 (Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch) und in Sachsen 1863 (Bürgerliches Gesetzbuch) verwirklicht, während es andernorts nur zu Entwürfen kommt (Preußen 1842, Hessen-Darmstadt 1842, Bayern 1861/1864). In Deutschland erreichen nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) und des Deutschen Bundes (1866) nach vergeblichen Gesetzgebungsanträgen der Jahre zwischen 1867 und 1872 die nationalliberalen Abgeordneten Miquel und Lasker an dem 20. 12. 1873 (mittels der [lat.] lex [F.] Miquel-Lasker, RGBl. 1873, 379), dass die Gesetzgebungszuständigkeit des Deutschen Reiches von dem Schuldrecht auf das gesamte bürgerliche Recht (sowie das gerichtliche Verfahren) ausgedehnt wird. Auf ein Gutachten des Handelsrechtlers Levin Goldschmidt und den Vorschlag einer später so genannten Vorkommission (28. 2. 1874, Levin Goldschmidt, Franz Philipp von Kübel, Anton von Weber, Hermann von Schelling) von dem 15. 4. 1874 wird eine (erste) Kommission (17. 9. 1874) mit 11 Mitgliedern (Eduard Pape Vorsitzender, Albert Gebhard Allgemeiner Teil, Franz von Kübel Schuldrecht, Reinhold Johow Sachenrecht, Gottfried Planck Familienrecht, Gottfried von Schmitt Erbrecht, Gustav Derscheid, Karl Kurlbaum, Anton von Weber, Paul von Roth, Bernhard Windscheid [bis 1883]) eingesetzt. Seit 1. 10. 1881 berät sie Teilentwürfe. Ihr an dem 27. 12. 1887 mit Motiven vorgelegter, 1888 veröffentlichter Entwurf wird von verschiedenen Seiten (u. a. Anton Menger, Otto von Gierke) vor allem als zu wenig volkstümlich und zu wenig sozial angegriffen (insgesamt rund 700 Stellungnahmen). Daraufhin wird nach Vorbereitung durch eine interne Vorkommission des Reichsjustizamts 1890 eine zweite Kommission (25 Juristen, u. a. Gottlieb Planck, Karl von Jacubezky, Alexander Achilles, Heinrich Börner, Hermann Struckmann, Arbeitsbeginn 1. 4. 1891) mit der Umarbeitung beauftragt, die nach einigen Veränderungen 1895 den zweiten Entwurf mit Protokollen dem Bundesrat vorlegt. Der nach Umarbeitung durch das Reichsjustizamt 1896 in dem Reichstag mit einer Denkschrift eingebrachte dritte Entwurf wird nach drei Lesungen an dem 1. 7. 1896 (u. a. mit 53 der 97 Stimmen der ihre gesellschaftspolititsch relevanten Grundlagen wahrenden konservativen Parteien) beschlossen, an dem 14. 7. 1896 von dem Bundesrat gebilligt, an dem 18. 8. 1896 ausgefertigt, an dem 24. 8. 1896 verkündet und zu dem 1. 1. 1900 in Kraft gesetzt (2385 Paragraphen mit etwa 130000 Wörtern), wobei neben einem besonderen Einführungsgesetz für Übergangsregeln, das internationale Privatrecht und die dem Landesrecht vorbehaltenen Gegenstände wie Gesinderecht, Bergrecht oder Familienfideikommisse sowie flankierend das Handelsgesetzbuch, die Reichsjustizgesetze, die Grundbuchordnung und das Zwangsversteigerungsgesetz angepasst bzw. erlassen werden. Das die Geltung des preußischen Allgemeinen Landrechts, des französischen Code civil und des gemeinen Rechtes in dem Deutschen Reich beendende Gesetzbuch ist ein für neue Anforderungen durchaus offenes, recht begriffliches, ziemlich abstraktes, nach den Erscheinungsformen des subjektiven Rechtes und von dem Allgemeinen zu dem Besonderen fortschreitend in fünf Bücher nach dem sog. Pandektensystem gegliedertes Erzeugnis technisch geschulter Juristen (ohne eine einzelne überragende schöpferische Persönlichkeit). Inhaltlich überwiegen die den bürgerlichen Kreisen angemessenen und vorteilhaften liberalen Züge, zu denen patriarchalisch-konservative und soziale, dem Schutz des Schwächeren dienende Elemente hinzukommen. Das Bürgerliche Gesetzbuch beeinflusst das Privatrecht verschiedener Länder (Japan 1898, Schweiz 1907, Österreich 1914, 1915, 1916, China 1912, Brasilien 1916, Thailand 1925, (Türkei 1926,) Peru 1936, Griechenland 1940/1946, Italien 1942, Frankreich, Portugal 1966), verliert aber als Folge der Niederlage des Deutschen Reiches in dem Ersten Weltkrieg an internationaler Bedeutung. Sein Inhalt ist inzwischen vor allem in dem Familienrecht erheblich verändert (Erbbaurechtsverordnung von dem 15. 1. 1919, Ehegesetz von dem 6. 7. 1938, positive Vertragsverletzung, Wegfall der Geschäftsgrundlage, Arbeitsrecht, Wohnungsmietrecht, Verbraucherschutz, Schuldrechtsreform 2001/2002, allgemeines Persönlichkeitsrecht, Verkehrssicherungspflichten, Wohnungseigentum, Gleichberechtigungsgesetz 18. 6. 1957, Mietrechtsänderungen, 1969 Dienstvertragsrecht, Nichtehelichengesetz 19. 8. 1969, Eherechtsreformgesetz von dem 14. 6. 1976 mit Zerrüttungsprinzip, allgemeine Geschäftsbedingungen, Reisevertrag, Betreuungsrecht, Namensrecht, Kindschaftsrechtsreform, 1. 1. 2002 Aufnahme des Gesetzes über die allgemeinen Geschäftsbedingungen, des Haustürgeschäftswiderrufsrechts, des Verbraucherkreditgesetzes, des Teilzeit-Wohnrechtegesetzes und des Fernabsatzgesetzes sowie Änderung des Leistungsstörungsrechts durch das von Richtlinien der Europäischen Union veranlasste Gesetz zu der Modernisierung des Schuldrechts 2001/2002).
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BGBDR18961900.htm; Söllner §§ 1, 16, 25; Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 181, 182, 207, 212; Motive zu dem Entwurfe eines Bürgerlichen Gesetzbuchs für das deutsche Reich, Bd. 1ff. 1888; Zusammenstellung der gutachtlichen Äußerungen zu dem Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuches, gefertigt im Reichsjustizamt, Bd. 1ff., 1890f.; Stenographische Berichte über die Verhandlungen des Reichstags, 1895/1996; Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Bd. 1ff. 1897ff.; Gradenwitz, O., Wörterverzeichnis zum bürgerlichen Gesetzbuche, 1902; Bürgerliches Gesetzbuch, hg. v. Palandt, O., 1939, 75. A. 2016, 76. A. 2017, 80. A. 2021, danach politisch motivierter Herausgeberwechsel; Wieacker, F., Das Sozialmodell der klassischen Privatrechtsgesetzbücher, 1953; Gmür, R., Das schweizerische Zivilgesetzbuch verglichen mit dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch, 1965; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Brandt, D., Die politischen Parteien und die Vorlage des Bürgerlichen Gesetzbuches im Reichstag, 1975 (Diss.); Die Beratung des BGB in systematischer Zusammenstellung der unveröffentlichten Quellen, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1978ff.; Die Vorentwürfe der Redaktoren zum BGB, hg. v. Schubert, W., 1980ff.; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., 1981ff.; Behn, M., Der Generalbericht der badischen Kommission zur Begutachtung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches für das deutsche Reich, ZRG GA 99 (1982), 113; Caroni, P., Liberale Verfassung und bürgerliches Gesetzbuch im 19. Jahrhundert, 1988; John, M., Politics and the Law in the late nineteenth century Germany. The Origins of the Civil Code, 1989; Schroeder, K., Deutsches Recht und Bürgerliches Gesetzbuch, ZRG GA 109 (1992), 152; Muscheler, K., Die Rolle Badens in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuches, 1993; Schmoeckel, M., 100 Jahre BGB, (in) NJW 1996, 1697; Schulte-Nölke, H., Das Reichsjustizamt und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 1995; Schulte-Nölke, H., Die schwere Geburt des Bürgerlichen Gesetzbuches, (in) NJW 1996, 1784; Knieper, R., Gesetz und Geschichte, 1996; Die Sozialdemokratie und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Vormbaum, T., 1996; Bürgerliches Gesetzbuch 1896-1996, hg. v. Schlosser, H., 1997; Schubert, W., Das Bürgerliche Gesetzbuch im Urteil französischer Juristen bis zum ersten Weltkrieg, ZRG GA 114 (1997), 128; Das deutsche Zivilrecht 100 Jahre nach Verkündung des BGB, 1997; Kern, B., Der preußische BGB-Entwurf von 1842, 1998; BGB-Synopse 1896-1998, hg. v. Strätz, H., 1998; Eiffler, S., Die Feuertaufe des BGB, (in) ZNR 1998, 238; Horn, N., Ein Jahrhundert Bürgerliches Gesetzbuch, (in) NJW 2000, 40; Schwab, D., Das BGB und seine Kritiker, (in) ZNR 22 (2000), 325ff.; Gast, B., Der Allgemeine Teil und das Schuldrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches im Urteil von Raymond Saleilles, 2000; Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, hg. v. Falk, U. u. a., 2000; Kramer, E., Der Einfluss des BGB auf das schweizerische und österreichische Privatrecht, (in) AcP 200 (2000), 365; Wolters, M., Die Zentrumspartei und die Entstehung des BGB, 2000; Damnitz, M., Bürgerliches Recht zwischen Staat und Kirche. Mitwirkung der Zentrumspartei, 2001; Dittmann, M., Das Bürgerliche Gesetzbuch aus der Sicht des Common Law, 2001; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Depping, A., Das BGB als Durchgangspunkt. Privatrechtsmethode und Privatrechtsleitbilder bei Heinrich Lehmann (1876-1963), 2002; Das BGB im Wandel der Epochen, hg. v. Sellert, W. u. a., 2002; Historisch-kritischer Kommentar zum BGB, hg. v. Schmoeckel, M./Rückert, J./Zimmermann, R., Bd. 1 2003, Bd. 2 2007, Bd. 3 (§§ 433-853) 2013; Bd. 4 (§§ 1297-1921) 2018; Thiessen, J., Das unsoziale BGB, 2003; Die soziale Dimension des Zivilrechts, hg. v. Peer, G. u. a., 2004; Staudinger, J. v., Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch – Eckpfeiler des Zivilrechts, 2005, Neubearb. 2011; Symposion Hundert Jahre BGB, hg. v. Hamza, G., 2006; Hensel, R., Jurisprudenz und Nationalökonomie, 2006; Riedel, T., Gleiches Recht für Mann und Frau, 2008; Zrenner, P., Die konservativen Parteien und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 2008; Weller, A., Die Einführung des BGB im französischen Rechtsgebiet der preußischen Rheinprovinz, 2011; Boente, W., Nebeneinander und Einheit im Bürgerlichen Recht – Zur Gliederung des Rechtsstoffs im Bürgerlichen Gesetzbuch, (Diss. jur. Basel 2011,) 2013; Finkenauer, T., Karl Jacubezky und das BGB, ZRG GA 131 (2014), 325; Festschrift Palandt, 2015; Haferkamp, H., Das Bürgerliche Gesetzbuch während des Nationalsozialismus und in der DDR, (in) Festschrift 30 Jahre Kölner Juristische Gesellschaft, 2015; Kozielski, W., Der Kaiserparagraph - § 1588 BGB, 2020
Bürgerliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1349 belegt) ist das von den Bürgern in der Französischen Revolution (1789) als Recht einer egalitären Gesellschaft errungene Privatrecht. Es leitet sich sprachlich von (lat.) ius (N.) civile, bürgerliches Recht (eigentlich der römischen Bürger in Gegensatz zu dem prätorischen Recht), Zivilrecht, allgemeines Privatrecht ab. Neben ihm steht beispielsweise das Handelsrecht als Sonderprivatrecht (wie in Frankreich neben dem Code civil der Code de commerce).
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Schack, H. u. a., Das Bürgerliche Recht, 2011; Pokrovskij, J., Grundprobleme des bürgerlichen Rechts (1917), hg. v. Avenarius, M. u. a., 2015
Bürgermeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1258 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 [RegensbStat. 90] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit der Mitte des 13. Jahrhunderts (Köln 1258, Basel 1261) der Vorsitzende des kollegialen Verwaltungsorgans und Repräsentant der Gemeinschaft zunächst in der →Stadt, später auch an anderen Orten, dem ein etwas älterer lateinischer →magister (M.) civium (Köln) bzw. magister civilis (Hildesheim-Dammstadt 1196) vorausgehen. Der Bürgermeister wird teils gewählt, teils eingesetzt. Er hat sowohl verwaltende wie auch richterliche Aufgaben und Befugnisse. An vielen Orten gelingt ihm ein allmählicher Ausbau seiner Stellung. Oft finden sich mehrere Bürgermeister nebeneinander. →Selbstverwaltung
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 41; Köbler, DRG 111, 198; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 323; Rabus, K., Der Ulmer Bürgermeister bis 1548, Diss. jur. Tübingen 1952; Rörig, W., Die Entwicklung der rheinischen Bürgermeistereiverfassung, Diss. jur. Mainz 1957; Stemmler, G., Die Amtskette des Bürgermeisters, 2002; Weil, F., Entmachtung im Amt, 2004
Bürgerrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1272 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Schsp. L. LR. Art. 44 und 42] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Mitgliedschaft in der Gemeinschaft der →Bürger. Schon in Rom vermittelt die in erster Linie durch Geburt erlangbare Stellung als civis (M.) Romanus ([lat.] römischer Bürger) ein Bündel von Rechten (Stimmrecht in der Volksversammlung, passives Wahlrecht für Ämter, Berufungsrecht gegen Todesstrafe, gültige Ehe, Rechtsgeschäfte nach Zivilrecht, Legisaktionenverfahren) und Pflichten (Steuerpflicht, Wehrdienstpflicht), weil nur für den civis Romanus das römische (lat.) →ius (N.) civile gilt. In gleicher Weise sondert das Bürgerrecht den Bürger zunächst der →Stadt (seit dem Hochmittelalter) aus der Allgemeinheit aus. Der Erwerb des Bürgerrechts erfolgt dabei meist durch Geburt, daneben durch einen besonderen Akt der Aufnahme. In der späteren Neuzeit ist das Bürgerrecht das nur dem Staatsbürger zukommende Recht in Gegensatz zu dem für alle Menschen geltenden Recht. →Grundrecht, Menschenrecht
Lit.: Kaser §§ 3, 13, 58; Söllner § 12; Kroeschell, DRG 1, 2; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Hartung, F./Commichau, G., Die Entwicklung der Menschen- und Bürgerrechte, 5. A. 1985; Julen, T., Das Bürgerrecht im Oberwallis, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1978; Deeters, J., Das Bürgerrecht der Reichsstadt Köln, ZRG GA 104 (1987), 1; Menschen- und Bürgerrechte, hg. v. Klug, U., 1988; Dilcher, G., Bürgerrecht und Stadtverfassung, 1996; Migration und Bürgerrecht in der hellenistischen Welt, hg. v. Günther, L., 2012; Citizenship and Empire in Europe 200-1900 – the Antonine Constitution after 1800 years, hg. v. Ando, C., 2016
Burgfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1287 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M. [Burgfried um 1150]) ist in dem Hochmittelalter der in einer Burg zu wahrende Friede.
Lit.: Die Burgen im deutschen Sprachraum, hg. v. Patze, H., 1976
Burggraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 77] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine Burg (und damit anfangs auch eine Stadt) verwaltende Graf (beispielsweise Regensburg 970, Köln, Mainz, Trier, Straßburg, Worms, Speyer, Utrecht, Toul, Cambrai, Augsburg, Würzburg, Magdeburg, Burggraf von Nürnberg), der auch gerichtliche Aufgaben haben kann.
Lit.: Rietschel, S., Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit, 1905; Peterka, O., Das Burggrafentum in Böhmen, 1906; Brünneck, W. v., Das Burggrafenamt und Schultheißentum in Magdeburg und Halle, 1908; Sander, P., Stadtfestungen und Burggrafenamt im früheren Mittelalter, (in) HV 13 (1910), 70ff.; Eckhardt, K., Präfekt und Burggraf, ZRG GA 46 (1926), 163; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1955, 204
Burghausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Leidl, G., Rechtsgeschichte der Stadt Burghausen an der Salzach, 1960
Burglehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1220 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1220 belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das eine Burg betreffende Lehen, das den Burgmann zu der Burghut verpflichtet. Es findet sich von dem 12. bis zu dem 15. Jahrhundert Der sich festigende Territorialstaat drängt das Burglehen zurück.
Lit.: Klebel, E., Studien zum mittelalterlichen Lehnswesen, 1960; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, 1978
Burgrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022[Notker] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1022 und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) erscheint seit der ersten Jahrtausendwende bei Notker von Sankt Gallen als Lehnübersetzung (ahd. burgreht) des lateinischen ius (N.) civile (Recht der römischen Bürger). In Süddeutschland bezeichnet es seit 1167 eine Landleihe zu freiem Erbzins (und in Österreich auch den Rentenkauf). Daneben findet es sich etwas später als Benennung des →Stadtrechts und des →Bürgerrechts.
Lit.: Köbler, DRG 104; Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich im Mittelalter, 1906; Fischer, H., Burgbezirk und Stadtgebiet im deutschen Süden, 1956; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Illichmann, E., Recht und Besitz der Bauern und Hintersassen des Mittelalters in Österreich, 1983; Speich, H., Burgrecht – Von der Einbürgerung zum politischen Bündnis im Spätmittelalter, 2019
Bürgschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Ahd.Gl. IV 325] in 45 Stellen (950) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb bürgen 10./11. Jahrhundert bzw. um 1275) ist der einseitig verpflichtende Vertrag zwischen einem Gläubiger eines Dritten und einem →Bürgen, in dem sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger des Dritten (akzessorisch) verpflichtet, für die Erfüllung der Verbindlichkeit des Dritten einzustehen. Bei den Römern ist die Bürgschaft das wichtigste Mittel zu der Sicherung einer Forderung. Vermutlich verbürgen sich dabei (lat. [M.]) vas bzw. praes (Bürge) zunächst noch nicht für die Leistung des Schuldners, sondern übernehmen nur eine Haftung dafür, den Schuldner (oder eine Sache) zu bestimmter Zeit an bestimmtem Ort zu stellen (Gestellungsbürge). Erst aus der Verschmelzung dieser Einrichtung mit einem Leistungsversprechen (lat. [F.] sponsio) erwächst der (Leistungs-)Bürge (lat. [M.] adpromissor, sponsor, fidepromissor, fideiussor [1. Jahrhundert v. Chr.]). Die Verpflichtung des Bürgen als eines Nebenschuldners ist von dem Bestand der Hauptschuld abhängig (Akzessorietät). Für das deutsche Recht steht ebenfalls die Herkunft der Bürgschaft nicht sicher fest (Pfandrecht?, Gestellung zwecks Vermeidung der Festnahme des Schuldners?). In dem späten Mittelalter tritt die Bürgschaft gegenüber dinglichen Sicherheiten zurück. Teils haftet der Bürge dem Gläubiger ausschließlich, teils haftet auch der Schuldner. Verschiedentlich haften beide gesamtschuldnerisch. Zuerst begegnet die heutige Gestaltung, dass der Schuldner primär und der Bürge grundsätzlich nur subsidiär haftet (Einrede der Vorausklage), in Norddeutschland. Während nach dem Code civil Frankreichs von 1804 und dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs von 1811/1812 die Bürgschaftserklärung keiner Form bedarf, verlangen das Allgemeine Landrecht Preußens (1794), das Obligationenrecht der Schweiz (1881) und das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900, vgl. §§ 1346ff. ABGB) Schriftform der Bürgschaftserklärung. Aus dem Recht des leistenden Bürgen gegen den Gläubiger auf Abtretung der Hauptforderung in dem gemeinen Recht (lat. beneficium [N.] cedendarum actionum, Wohltat der abzutretenden Klagansprüche) entsteht ein gesetzlicher Forderungsübergang (Legalzession).
Lit.: Kaser §§ 50, 57; Hübner 508; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 44, 74, 128; Beyerle, F., Der Ursprung der Bürgschaft, ZRG GA 47 (1927), 567; Kaufmann, E., Die Bürgschaft im Recht des Ingelheimer Oberhofes, ZRG GA 74 (1957), 199; Martin, R., Das Bürgschaftsrecht Nord- und Ostdeutschlands, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Eggert, R., Die Bürgschaft im süddeutschen Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1962; Mückenheim, U., Die Bürgschaft in den Lübecker Ratsurteilen, Diss. jur. Hamburg 1964; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140ff.; Reimer, K., Treuhandbürgschaft und Sicherungsbürgschaft, ZRG GA 85 (1968), 194; Les sûretés personelles, 1971; Walliser, P., Das Bürgschaftsrecht in historischer Sicht, 1974; Feenstra, R., Die Bürgschaft, (in) Rec. Soc. J. Bodin 28 (1974), 295; Walliser, P., Die Amtsbürgschaft im schweizerischen Recht, ZRG GA 96 (1979), 100; Maier, K., Die Bürgschaft in süddeutschen und schweizerischen Gesetzbüchern des 16.-18. Jahrhunderts, 1980; Hoppe, C., Die Bürgschaft im Rechtsleben Hamburgs, 1997; Jenks, S., Die Bürgschaft im mittelalterlichen englischen Strafrecht, Diss. phil., Berlin 1998; Kowolik, Y., Interzessionen von Nahbereichspersonen, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Burgund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Burgunder und in DW2 nur in Burgunder bezeugt – nicht in EDEL, nur Burgunder – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., franz. Bourgogne) ist zunächst die von den ostgermanischen →Burgundern in der Völkerwanderung besiedelte Landschaft (zwischen 400 und 436 Mainz bis Worms, nach 436 [Niederlage gegen Römer oder Hunnen?] bzw. 443 um Genf und Lyon). 534 gelangt Burgund an die Franken und ist zweitweise ein fränkisches Teilreich. 843 wird das Gebiet entlang der Saône zwischen westfränkischem Reich und lotharischem Reich geteilt. 879 entsteht ein Königreich Burgund (Niederburgund), das von dem 888 errichteten Königreich Burgund (Hochburgund) um 931/933 bzw. 950 aufgesogen wird und mit diesem einschließlich der Grafschaft Burgund (Franche-Comté) 1032/1033 an das deutsche Reich fällt. Das westlich der Saône entwickelte, 963 an die →Kapetinger gelangte Herzogtum Burgund gewinnt in dem 14. und 15. Jahrhundert große Bedeutung (1363 Philipp der Kühne, Erweiterung um Flandern, Artois, Rethel, Nevers, Freigrafschaft, Brabant, Limburg, Hennegau, Holland, Seeland), bis es über die Erbtochter Maria von Burgund 1477/1482 großteils (Niederlande, Franche-Comté) an die →Habsburger kommt (und dort von 1512 bis 1806 den burgundischen Reichskreis bildet), in seinem Kern (Herzogtum Burgund und Pikardie) aber 1493 →Frankreich zugeschlagen wird. Das übrige Burgund wird zwischen 1674 und 1678 (Freigrafschaft) von Frankreich erobert. 1459 werden die Coutumes générales du Comté de Bourgogne aufgezeichnet.
Lit.: Köbler, DRG 95, 76, 129; Köbler, Historisches Lexikon; Seignobos, C., Le régime féodal en Bourgogne, 1882; Stouff, L., Les origines de l’annexion de la Haute-Alsace à la Bourgogne en 1469, 1901; Poupardin, R., Le royaume de Bourgogne (888-1038), 1907; Walther, A., Die burgundischen Zentralbehörden, 1909; Chaume, M., Les origines du duché de Bourgogne, Bd. 1ff. 1925ff.; Richard, J., Les ducs de Bourgogne, 1954; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, ZRG GA 79 (1962), 106; Vaughan, R., Philip the Bold, 1962, 2. A. 1979, 3. A. 2002; Vaughan, R., Philip the Good, 1970, 2. A. 2002; Boehm, L., Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979 bzw. 1998; Vaughan, R., Charles the Bold, 1973, 2. A. 2002; Rompaey, J. van, De grote raad van de hertogen van Borgondië, 1973; Die Urkunden der burgundischen Rudolfinger, bearb. v. Schieffer, T., 1977; Jeanclos, Y., L’arbitrage en Bourgogne et en Champagne, 1977; Histoire de la Bourgogne, hg. v. Richard, J., 1978; Bart, J., La liberté ou la terre, 1984; Pridat, H., Nicolas Rolin, 1995; Esders, D., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997; Schnerb, B., L’état bourguignon 1363-1477, 1999; Ehm, P., Burgund und das Reich, 2002; Gresser, P./Richard, J., La gruerie du comté de Bourgogne aux XIV et XVe siècles, 2004; Hofordnungen der Herzöge von Burgund, hg. v. Kruse, H. u. a., Bd. 1 2005; Godding, P., La législation ducale en Brabant sous le règne de Philippe le Bon, 2006; Oschema, K., Freundschaft und Nähe im spätmittelalterlichen Burgund, 2006; Kamp, H., Burgund, 2007; Kraume, H., Glanzvolles Burgund, 2010; Bourgondië vorbij – De Nederlanden 1250-1650, hg.v. Damen, M. u. a., 2010; Karl der Kühne von Burgund, hg. v. Oschema, K. u. a., 2012; Paravicini, W., Colleoni und Karl der Kühne, 2014; Berlin, A., Magie am Hofe der Herzöge von Burgund – Aufstieg und Fall der Grafen von Étampes, 2016; Zwischen Basel und Marseille – Das Burgund der Rudolfinger (9.-11. Jahrhundert), hg. v. Nowak, J. u. a., 2019
Burgunde → Burgunder
Burgunder oder Burgunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 1751 in besonderer Bedeutung in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Angehörige eines (vielleicht) von der Ostsee (möglicherweise Bornholm) über die Oder und Weichsel (um 57 n. Chr. bei Plinius dem Älteren und um 150-170 n. Chr. bei Ptolemäus erwähnt) an den mittleren Rhein gelangten ostgermanischen Volkes. Das Recht der Burgunder ist in der (lat. [F.]) →Lex Burgundionum (Recht der Burgunder) bzw. →Lex Romana Burgundionum (römisches Recht der Burgunder) überliefert. Von der vielleicht in dem 7. oder 8. Jahrhundert untergegangenen Sprache ist anscheinend außer dem Namen nichts sicher bekannt. In der Neuzeit ist Burgunder vor allem der aus der Landschaft Burgund kommende Rotwein.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 57, 75, 86; Jahn, A., Geschichte der Burgundionen und Burgunder, 1874; Saleilles, R., De l’établissement des Burgundes, 1891; Kienast, W., Studien über die französischen Volksstämme des Frühmittelalters, 1968, 23; Perrin, O., Les Burgondes, 1968; Favrod, J., Les Burgondes, 2002; Kaiser, R., Die Burgunder, 2004
Burgundio von Pisa ist ein seit 1136 erwähnter Übersetzer griechisch geschriebener Digestenstellen. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 242
Burgus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) bezeichnet als lateinisches Lehnwort wohl aus dem Germanischen (str.) seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. ein kleines Kastell, danach (5. Jahrhundert) allgemeiner eine Siedlung. In dem frühen Mittelalter ist es teils die an eine (lat. [F.]) civitas, Stadt angelehnte, teils die davon unabhängige Siedlung. In dem Deutschen Reich erscheint burgus 1120 (Mühldorf an dem Inn). Der Bewohner heißt (lat. [M.]) burgensis (Frankreich 10. Jahrhundert, Spanien 11. Jahrhundert, Freiburg im Breisgau 1120). Streitig ist, inwieweit burgus oder burgum die besondere Marktsiedlung und burgensis eine besondere Art von →Bürger anzeigt. In dem 14. Jahrhundert schwindet burgus wieder.
Lit.: Beyerle, F., Zur Typenfrage in der Stadtverfassung, ZRG GA 50 (1930), 1ff.; Ennen, E., Frühgeschichte der europäischen Stadt, 1953, 3. A. 1981; Schlesinger, W., Burg und Stadt, (in) Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte, Bd. 2 1963, 124; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Werveke, H. van, Burgus, 1965
Burgward (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 946 [Havelberg/MGDipl. I 306] in 16 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, lat. burgwardium, burgwardum 961, M.) ist vor allem in der frühhochmittelalterlichen Zeit der Ostsiedlung das Gebiet um die befestigte Siedlung (→Burg) als Verteidigungsbereich und Verwaltungsbereich (beispielsweise Biederitz, Möckern, Magdeburg, Frohse, Barby, Calbe an der Saale, Haldensleben, Wanzleben, Unseburg, erste Hälfte 11. Jahrhundert Merseburg, Ritteburg, Wallhausen, Sulza).
Lit.: Knüll, B., Die Burgwarde, Diss. phil. Tübingen 1895; Schlesinger, W., Burgen und Burgbezirke, (in) Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte, 1961, 158; Billig, C., Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meißnischen Raum, 1989
Burgwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1158 [MecklUB. I 58] in 23 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Frühmittelalter die beispielsweise in dem Edikt von Pîtres von 864 behandelte Verpflichtung von Umwohnern zu der Unterhaltung von Burgen und ähnlichen Befestigungsanlagen. In dem Hochmittelalter begegnet hauptsächlich die Befreiung hiervon.
Lit.: Schlesinger, W., Burgen und Burgbezirke, (in) Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 1961, 158ff.
Büro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1741 als aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach EDEL über altfranzösisch bure, burel, lat. burra, F., zottiges Gewand vielleicht mit der idg. Wurzel *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben, verbindbar, N.) Arbeitszimmer, leitender Ausschuss
Bürokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1819 bezeugt – 1819 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) penibler fachlich gebildeter Büroangestellter
Bürokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht bezeugt, aber um 1750 von Vincent de Gournay gebildet und in DW2 aus dem Französischen aufgenommen – 1790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die durch hauptberuflich tätiges, fachlich ausgebildetes Personal bzw. durch Trennung von Amt und Person bzw. durch Regelgebundenheit und durch Schriftlichkeit aller wesentlichen Amtsvorgänge gekennzeichnete Verwaltungsgestaltung. Sie wird gedanklich in der Mitte des 18. Jahrhunderts erfasst. Der frühe Liberalismus lehnt die Bürokratie ab, Max Weber versachlicht die Bedeutung des Wortes.
Lit.: Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, 5. A. 1986; Wunder, B., Geschichte der Bürokratie in Deutschland, 1986; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Treichel, E., Der Primat der Bürokratie, 1991; Heindl, W., Gehorsame Rebellen, 1991; Herrschaftsverdichtung, Staatsbildung, Bürokratisierung, hg. v. Hochedlinger, M. u. a., 2011; Kneucker, R., Bürokratische Demokratie – demokratische Bürokratie – Ein Kommentar zu Struktur, Gestalt und System der Bürokratie in Europa, 2019
Bursche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 bezeugt und in DW2 um 1450 bezeugt – 1454 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1510 [MittErfurt 5 1871 183] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit mlat. bursa, F. Geldbeutel, lat. byrsa, F., Fell und dem Griechischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Herkunft unklar und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) junger Mann
Burschenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1792 [1791?] bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das Lateinische und Griechische des Altertums und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der in dem frühen 19. Jahrhundert (1813/1815) neben die älteren Landsmannschaften tretende, national und liberal ausgerichtete Zusammenschluss (Verbindung) von Studenten (1811 von Jahn, F./Friesen, K., Ordnung zu der Einrichtung von Burschenschaften entworfen, in dem Gasthaus Grüne Tanne an der Saale in Jena an dem 12. 6. 1815 unter Niederlegung der landsmannschaftlichen Fahnen Urburschenschaft mit Einsatz für einen deutschen Einheitsstaat gegründet, 1819 Verbot der Burschenschaften, aber geheime Wirksamkeit, 1848/1849 150 Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung Burschenschaftler, 1935 erzwungene Selbstauflösung der Deutschen Burschenschaft, 1950 wieder begründet, in dem Jahre 2015 rund 1000 studentische Verbindungen in dem deutschsprachigen Raum).
Lit.: Bayer, E., Die Entstehung der deutschen Burschenschaft, 1883; Quellen und Darstellungen zur Geschichte der Burschenschaft, hg. v. Haupt, H., Bd. 1ff. 1910ff.; Brunck, H., Die deutsche Burschenschaft, 1999; Roeseling, S., Burschenehre und Bürgerrecht, 1999; ein großes Ganzes, hg. v. Brunck, H. u. a., 2011; Schermaul, S., Der Prozess gegen die Leipziger Burschenschaft 1835-38, 2015; Deutschland immer gedient zu haben ist unser höchstes Lob. Zweihundert Jahre deutsche Burschenschaften. Eine Festschrift, hg. v. Lönnecker, H., 2015; Rode, F., Die Universitätsburschenschaften im Kaiserreich (1871-1918), 2020
Bursprake (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und – in älteren deutschen Rechtsquellen - unter Bauersprache eingeordnet sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Hamburg 1270, F.) ist in Norddeutschland in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter (in dem Mittelniederdeutschen) die Versammlung der Nachbarn in Stadt und Land. Bursprake kann auch das dort verlesene oder geschaffene Recht bezeichnen (beispielsweise Lübeck, Wismar). Verschiedentlich gewinnt die Bursprake gerichtliche Befugnisse.
Lit.: Bolland, J., Zur städtischen Bursprake im hansischen Raum, (in) ZLGA 36 (1956), 96
Bußbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [KölnZftUrk. II 490] in 3 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ein System kirchlicher →Bußen für Sünden enthaltende Buch ([→lat.] →Paenitentiale, liber paenitentialis). Es erscheint seit dem 6. Jahrhundert in Irland und England ([lat.] Iudicia [N.Pl.] Cummeani, Kolumban, (lat.) Liber [M.] de poenitentiarum mensura taxantium, Theodor von Canterbury, [lat.] Canones [M.Pl.]), bald danach mit der irischen Mission auf dem Festland (rund 400 Handschriften, u. a. Buch 19 von →Burchard von Worms, Decretum). In dem 13. Jahrhundert tritt an die Stelle des Bußbuchs die (lat.) Summa (F.) confessorum (Summe der Bekenner) der →Beichtstuhljurisprudenz.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Wasserschleben, E., Die Bußordnungen der abendländischen Kirche, 1851; Schmitz, H., Die Bußbücher und die Bußdisziplin der Kirche, 1888; Schmitz, H., Die Bußbücher und das kanonische Bußverfahren, 1898; Finsterwalder, P., Die Canones Theodori Cantuarienses, 1929; Spindler, E., Das altenglische Bußbuch, 1934; Bieler, L., The Irish Penitential, 1963; Vogel, C., Les libri poenitentiales, 1978; Kottje, R., Die Bußbücher Halitgars von Cambrai und des Hrabanus Maurus, 1980; Körntgen, L., Studien zu den Quellen der frühmittelalterlichen Bußbücher, 1993; Kottje, R., Bußbücher in mittelalterlichen Bibliotheksverzeichnissen, (in) Sacris erudiri 45 (2006), 305ff.; Meens, R., Penance in Medieval Europe 600-1200, 2014
Buße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 790/802 bezeugt – 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 881 [MSD. 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ursprünglich der Ausgleich eines einem anderen schadenden Unrechtserfolgs durch eine Leistung an den Verletzten oder seine Angehörigen zu dem Zweck der Besserung seiner Lage. Sie ist dem römischen Recht als die Geldsumme bekannt, mit der anfangs (in festen Sätzen) das vergeltende Racherecht des Verletzten etwa bei Körperverletzung oder Sachbeschädigung abgelöst wird (lat. [F.] poena). Die (lat. [F.]) lex Aquilia de damno (aquilisches Gesetz über den Schaden, [vielleicht] von 286 v. Chr.) stellt auf den Wert der beschädigten Sache ab. In der jüdisch-christlichen Kirche ist die Buße die Abwendung von einer sündhaften Vergangenheit. Tacitus bezeugt wohl die Buße für die Germanen, bei denen ein Teil der Buße auch an die Allgemeinheit fällt. In den →Volksrechten des Frühmittelalters wird ein ganzes System von mehreren Zielen dienenden Bußen (lat. [F.Pl.] compositiones) festgehalten (→Kompositionensystem), zu dem insbesondere auch das →Wergeld für den Fall einer Tötung eines Menschen gehört. Ihnen entsprechen die Bußen der →Bußbücher. Dieses Bußensystem wird seit dem Hochmittelalter durch die →Strafe zurückgedrängt, wobei die öffentliche Buße etwa in dem Bistum Konstanz noch in dem 15. und frühen 16. Jahrhundert erkennbar ist (, vgl. auch noch § 1497 Bürgerliches Gesetzbuch Sachsens von 1863). Die Leistung an den Verletzten wird mehr und mehr als →Schadensersatz verstanden. Buße wird aber teils als an den Verletzten, teils als an den Staat (für Ordnungswidrigkeiten) zu erbringende Geldleistung weiter fortgeführt, wobei eine an eine Gemeinschaft zu leistende Buße öfter gemeinsam vertrunken wird. Das Reichsstrafgesetzbuch des Deutschen Reiches von 1871 kennt (neben der Strafe) die Zahlung einer Buße für Beleidigungen und Körperverletzungen in den §§ 188, 231 StGB (in der Deutschen Demokratischen Republik bis 1968, in der Bundesrepublik Deutschland bis 1974). Ähnliche Regeln enthalten das Urhebergesetz, das Patentgesetz und das Markenschutzgesetz bis 1965/1974.
Lit.: Kaser §§ 35, 50; Söllner § 8; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 43ff., 2, 207ff.; Waechter, C. v., Die Buße bei Beleidigungen und Körperverletzungen, 1874; Dochow, A., Die Buße im Strafrecht und Strafprozess, 1875; Dohna, A. zu, Die Stellung der Buße im reichsrechtlichen System des Immaterialgüterschutzes, 1902; Pappenheim, M., Scheinbuße und Selbsturteil, ZRG GA 29 (1908), 334; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, 95; Weisweiler, J., Buße, ZRG GA 51 (1931), 541; Vogel, C., Le pécheur et la pénitence, 1969; Rüping, H., Geldstrafe und Buße, (in) Z. f. s. ges. StW 85 (1973), 672; Hattenhauer, H., Über Buße und Strafe, ZRG GA 100 (1983), 53; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995), 1ff.; Mansfield, M., The Humiliation of Sinners, 1995; Hamilton, S., The Practice of Penance, 2001; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, 2003 (ungedruckte Habilitationsschrift); Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Bauer, K., Frühmittelalterliche Bußkataloge – Bewertungen des menschlichen Körpers und seiner Teile – eine Untersuchung anhand der Lex Salica, des Edictum Rothari und der Lex Saxonum, 2019; Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021
büßen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 790/802 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bessern, ausgleichen, ersetzen
Bußgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1377 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1380 [JenaUB. I 377] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die an den Staat zu erbringende Geldleistung für eine an die Stelle der früheren Übertretung gesetzte Ordnungswidrigkeit.
Bussi, Emilio (Rovigo 13. 4. 1904-Rom 14. 11. 1997) wird nach dem Studium des Rechtes in Modena 1933 in Mailand für italienische Rechtsgeschichte habilitiert, 1940 Professor in Cagliari, 1958 in Modena und widmet sich zunächst dem gemeinen Recht (La formazione dei dogmi di diritto nel diritto comune, Bd. 1f. 1937ff.), danach dem Heiligen Römischen Reich der frühen Neuzeit (Il diritto pubblico del Sacro Romano Impero, Bd. 1f. 1957ff.). S. Bussi
Lit.: Dilcher, G., Nachruf ZRG GA 116 (1999), 707ff.
Buteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Bauteil ab 1111 [Inama, WG. II 287, Worms] in 11 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Frühmittelalter eine grundherrschaftliche Abgabe bei einem Erbfall. Sie besteht teils in der Hälfte des Viehes, teils in dem so genannten →Besthaupt. Sie schwindet schon an dem Ende des Frühmittelalters.
Lit.: Hübner 676; Kroeschell, DRG 1, 2
Büttel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 1253 bezeugt – in EDEL 3. Viertel 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 3. Viertel 9. Jahrhundert [AhdGl. I 297, 378, 404] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gebietende Mensch, insbesondere der Gerichtsdiener. Er lädt, verhaftet, pfändet, urteilt gelegentlich und vollstreckt häufig eine Strafe. Wegen seines niedrigen Ansehens wird die Bezeichnung Büttel in dem 19. Jahrhundert (euphemistisch) aufgegeben. →Gerichtsvollzieher
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Angstmann, E., Der Henker in der Volksmeinung, 1928; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Peters, W., Bezeichnungen und Funktionen des Fronboten, 1991; Metzke, H., Zur lokalen und sozialen Mobilität der Amts- und Gerichtsdiener im 17./18. Jahrhundert, ZRG GA 113 (1996), 412; Pauser, J., Der Zwettler Gerichtsdiener, 2002
Butzbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Bachmann, B., Die Butzbacher Stadtrechnungen im Spätmittelalter, 2011
Bützow (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist von 1760 bis 1789 Sitz einer von Rostock abgeteilten Universität.
Lit.: Asche, M., Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule, 2000, 2. A. 2008
Buxtehude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Schindler, M., Buxtehude, 1959
Bynkershoek (Bijnkershoeck), Cornelis van (Middelburg/Seeland 29. 5. 1673-Den Haag 16. 4. 1743) wird nach dem Rechtsstudium in Franeker Anwalt in Den Haag und 1704 Richter des Hoge Raad van Holland en Zeeland (1723 Präsident). In seiner Dissertation (lat.) De dominio maris (1703, Über das Eigentum an dem Meer) begründet er für den Landesherrn das Eigentum vor der jeweiligen Küste, soweit es beispielsweise in einer Dreimeilenzone mit Waffen beherrscht wird. Seine (lat.) Observationes (F.Pl., Beobachtungen) zu vielen Verfahren sind seit 1923 veröffentlicht. S. Google
Lit.: Star Numan, O., Cornelis van Bynkershoek, 1869; Krikke, A./Faber, S., Cornelis van Bynkershoek, (in) Zestig juristen, 1987, 141; Bergh, C. van den, Der Präsident Cornelis van Bijnkershoek, (in) Zs. f. europ. Privatrecht 3 (1995), 423
byzantinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1845 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) Byzanz betreffend
Byzantinisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Adjektiv byzantinisch in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1845 bezeugt) ist das in Ostrom (Byzanz, 326/330 Konstantinopel) gepflegte römische Recht in griechischer Sprache auf der Grundlage der Kompilationstätigkeit Kaiser Justinians (527-565). Wichtigste Werke sind Theophils Paraphrase der Institutionen, Nomos georgikos (Ende 9. Jahrhundert), Nomos nautikos (Ende 9. Jahrhundert), Eisagoge (um 900), Prochiron 907, eparchikon biblion (nach 907), Ekloge ton nomon (941), 113 Novellen Kaiser Leons VI., Basiliken (888?) mit Scholien (11. Jahrhundert) und Kurzfassungen (beispielsweise synopsis Basilicorum 10. Jahrhundert), Peira (Mitte 11. Jahrhundert), Nomokanones, Tipukitos (12. Jahrhundert), Hexabiblos (14. Jahrhundert, endgültig erst durch das Zivilgesetzbuch Griechenlands von 1946 abgelöst).
Lit.: Ius Graeco-Romanum, hg. v. Zachariae von Lingenthal, H. v., Bd. 1ff. 1856ff.; Zachariae von Lingenthal, H. v., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892; Jus Graeco-Romanum, hg. v. Zepos, J. u. a., Bd. 1ff. 1931ff.; Wenger. L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Simon, D., Rechtsfindung am byzantinischen Reichsgericht, 1973; Beck, H., Nomos, Kanon und Staatsräson in Byzanz, 1981; Van der Wal, N. u. a., Historiae iuris graeco-romani delineatio, 1985; Schminck, A., Studien zu mittelbyzantinischen Rechtsbüchern, 1986; Simon, D., Die Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, (in) Ius commune 15 (1988), 73ff.; Das Eparchenbuch Leons des Weisen, hg. v. Koder, J., 1991; Burgmann, L. u. a., Repertorium der Handschriften des byzantinischen Rechts, Bd. 1f. 1995ff.; Letsios, D., Nomos Rhodiôn nautikos, 1996; Burgmann, L., Das byzantinische Recht und seine Einwirkung auf die Rechtsvorstellung der Nachbarvölker, (in) Südosteuropa-Jahrbuch 26 (1996), 277ff.
Byzanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die nach einem sagenhaften Gründer Byzas benannte, 326/330 von dem römischen Kaiser Konstantin von Byzantion in Konstantinopel umbenannte Stadt an dem Bosporus als dem Ausfluss des Schwarzen Meeres in das Mittelmeer, die 395 Hauptstadt des östlichen Teiles des römischen Weltreichs wird und damit zugleich für das von hier aus beherrschte (oströmische) Reich. Der von Kaiser Justinian (527-565) unternommene Versuch, die weströmischen Gebiete zurückzugewinnen, bleibt ohne nachhaltige Wirkung in dem seit Herakleios (610-641) verstärkt griechisch geprägten Land. Vielmehr wird das byzantinische Reich, das um 800 etwa 10 Millionen Einwohner gehabt haben könnte, in der Folge von Persern, Arabern und Bulgaren nachhaltig bedroht und verliert nach der kirchlichen Trennung der griechisch-orthodoxen Kirche von der katholischen Kirche (1054) 1176 in dem Kampf gegen die Rum-Seldschuken seine Stellung als Großmacht. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer (1203/1204) wird das byzantinische Reich unter die Venezianer und die übrigen Kreuzfahrer aufgeteilt. Osmanen, Serben und Bulgaren bedrohen den verbleibenden Rest von mehreren Seiten. Mit der Eroberung Konstantinopels an dem 29. 5. 1453 durch die Osmanen gerät Byzanz bzw. das Byzantinische Reich an die Türken, die bis in die Gegenwart auch ein kleines Gebiet in dem Südosten Europas in ihrer vor allem in Kleinasien gelegenen Türkei halten können. S. Google
Lit.: Zachariae von Lingenthal, K., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892; Neudruck 1955; Krumbacher, K., Geschichte der byzantinischen Literatur, 1897; Ball, H., Byzantinisches Christentum, hg. v. Wacker, B., 2011; Karajannis, C., Die Zentralverwaltung des mittelbyzantinischen Reiches, 1949; Ohnsorge, W., Das Zweikaiserproblem im früheren Mittelalter, 1947; Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Pieler, P., Byzantinische Rechtsliteratur, (in) Handbuch der Altertumswissenschaft, XII, 5, 2, 1978, 343; Ohnsorge, W., Abendland und Byzanz, 1979 (Aufsätze); Beck, H., Das byzantinische Jahrtausend, 2. A. 1994; Winkemann, F., Byzantinische Rang- und Ämterstruktur, 1985; Simon, D., Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, (in) Ius commune 15 (1988), 73; Schreiner, P., Byzanz, 2. A. 1994, 3. A. 2007, 4. A. 2011; Simon, D., Die Epochen der byzantinischen Rechtsgeschichte, (in) Ius commune 15 (1988), 73; Wirth, P., Grundzüge der byzantinischen Geschichte, 2. A. 1989; Ostrogorsky, G., Byzantinische Geschichte 324 bis 1453, 3. A. 1996; Cutler, A./Spieser, J., Das mittelalterliche Byzanz, 1997; Haldon, J., Byzantium in the Seventh Century, 1997; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Norwich, J., Byzanz, 1998; Lilie, R., Byzanz, 1999; Avenarius, A., Die byzantinische Kultur und die Slawen, 2000; Matschke, K./Tinnefeld, F., Die Gesellschaft im späten Byzanz, 2000; Matschke, K. u. a., Die Gesellschaft im späten Byzanz, 2001; Haldon, J., Das byzantinische Reich, 2002; Brandes, W., Finanzverwaltung in Krisenzeiten, 2002; Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565-1453, bearb. v. Dölger, F., 2. A. 2003; Lilie, R., Byzanz, 2003; Lilie, R., Byzanz und die Kreuzzüge, 2004; Der Beitrag der byzantinischen Gelehrten zur abendländischen Renaissance des 14. und 15. Jahrhunderts, hg. v. Konstantinou, E., 2006; Lilie, R., Einführung in die byzantinische Geschichte, 2007; Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilisation, hg. v. Savvides, A. u. a., 2007ff.; The Cambridge History of the Byzantine Empire, hg. v. Shepard, J., 2008; The Oxford Handbook of Byzantine Studies, hg. v. Jeffreys, 2008; Meier, N., Anastasios I. - Die Entstehung des byzantinischen Reiches, 2009; Sommer, A., Die Münzen des byzantinischen Reiches 491-1453, 2010; Schreiner, P., Byzanz zwischen Systematisierung und Atomisierung, (in) HZ 292 (2011), 425; Trade and Markets in Byzantium, hg. v. Morrion, C., 2012; Authority in Byzantium, hg. v. Armstrong, P., 2013; Byzanz, hg. v. Damals, 2014; Schreiner, P., Prosopographie und Gesellschaft, (in) HZ 300 (2015) 103; The Cambridge Intellectual History of Byzantium, hg. v. Kaldellis, A. u. a., 2017; Kaldellis, A., Streams of Gold, Rivers of Blood – The Rise and Fall of Byzantium, 955 A. D. to the First Crusade, 2017
C
Caccialupus, Johann Baptista ist ein in San Severino in der Mark Ancona um 1420 geborener, in Perugia ausgebildeter, seit 1452 in Siena lehrender Jurist (Tractatus de modo studendi in utroque iure, Traktat über die Art des Studierens in beiden Rechten, De modis arguendi, Über die Arten des Erörterns, consilia, Gutachten). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 849
Caemmerer, Ernst von (Berlin 17. 1. 1908-Freiburg im Breisgau 23. 6. 1985), Historikerssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in München und Berlin und der Promotion über gesetzliche Erbfolge (Berlin 1931, Martin Wolff) Assistent und Referent an dem Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Berlin (Ernst Rabel) sowie nach der Habilitation in Frankfurt am Main (1946 Walter Hallstein) 1947 Professor in Freiburg im Breisgau. Er wird sehr bedeutsam für die Rechtsvergleichung. S. Google
Lit.: Festschrift Ernst von Caemmerer, 1978
Caepolla, Bartholomäus ist ein in Verona um 1420 geborener, in Bologna und Padua ausgebildeter, 1445 promovierter, in Padua, Ferrara, Verona und Padua lehrender, 1475 oder 1477 verstorbener Jurist (De servitutibus, Über Dienstbarkeiten, De contractibus emptionum et locationum, Über Kaufverträge und Lokationsverträge, consilia, Gutachten). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 843
Caesar (Cäsar), Gaius Iulius (Rom 13. 7. 100–Rom 15. 3. 44 v. Chr.), Neffe des Marius, wird nacheinander Quästor, Ädil, Prätor und Konsul. Zwischen 58 und 51 v. Chr. erobert er Gallien, wobei er kurz auch den Rhein überschreitet und außerdem auf die britischen Inseln übersetzt. Nach einem erfolgreichen Bürgerkrieg wird er in dem Februar 44 Diktator auf Lebenszeit. An den Iden des März (15. 3) 44 wird er ermordet. Durch ihn endet die 510 v. Chr. begonnene römische Republik. Literarisch bedeutsam sind seine Kommentare über den gallischen Krieg, die auch kurz über die Germanen berichten. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CaesarGaiusIuliusCommentariiDeBelloGallicoLiberI.htm; Köbler, DRG 32, 66; Caesar, Der gallische Krieg - Bellum Gallicum - lateinisch-deutsch 6. A. 2011; Caesar, Der Gallische Krieg, hg. v. Schönberger, O., 4. A. 2013; Gelzer, M., Caesar, 1921, Neudruck 1983, mit Einführung v. Baltrusch, E., 2008; Walser, G., Caesar und die Germanen, ZRG GA 57 (1974), 275; Meier, C., Caesar, 1982; Julius Caesar, 1992; Christ, K., Caesar, 1994; Jehne, M., Caesar, 1997; Etienne, R., Jules César, 1997; Canfora, L., Caesar, 2001; Zecchini, C., Cesare e il mos maiorum, 2001; Baltrusch, E., Caesar und Pompeius, 2004, 2. A. 2010; Dahlheim, W., Julius Cäsar, 2005, 3. A. 2011; Caesar, hg. v. Baltrusch, E., 2007; Will, W., Veni, vidi, vici. Caesar und die Kunst der Selbstdarstellung, 2008; Will, W., Caesar, 2009; Jehne, M., Der große Trend, 2009; Meier, M., Caesar und das Problem der Monarchie in Rom, 2014; Meier, C., Die Ohnmacht des allmächtigen Dictators Caesar, 2015; Strauss, B., Die Iden des März, 2016; Schauer, M., Der gallische Krieg, 2016; Girardet, K., Januar 49 v. Chr. – Caesars Militärputsch, 2017
cahier (franz., M.) Heft
Cahier (M.) de doléances (franz., M.) ist das vielleicht schon auf hochmittelalterliche Ansatzpunkte zurückgehende, seit 1427 in ersten Anfängen, 1484 in gedruckter Form erkennbare „Beschwerdeheft“ (Anweisungen der Wähler) der ständischen Delegierten der Generalstände (états généraux) in Frankreich (etwa 60000 erhalten).
Lit.: Marion, M., Dictionnaire des institutions de la France, 1923, 66
Calenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein sächsisch-welfisches Teilfürstentum Braunschweig-Lüneburgs, das in verwickelten Nachfolgen in dem Land →Hannover und damit über Preußen (1866) in Niedersachsen (1946) aufgeht.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Spieß, W., Die Großvogtei Calenberg, 1933; Turner, G., Das Calenberger Meierrecht, 1960; Das Calenberger Hausbuch von 1592, bearb. v. Lathwesen, H., 1980
Calonius →Turku
calumnia, lat., F., Ränke, Betrug, Verleumdung, Verdrehung, Fälschung, Lex repet. (123/122 v. Chr.), vgl. idg. *kēl-, *kōl-, *kəl-, V., betören, vorspiegeln, schmeicheln, betrügen, →Kalumnie, Kalumnieneid
Calvin, Johannes (Jean) (Noyon 10. 7. 1509-Genf 27. 5. 1564) wird nach dem Rechtsstudium in Orléans und Bourges (1528-1532) und dem Lizentiat in Paris Anhänger der Reformation Martin →Luthers (1533 Flucht aus Frankreich) und beeinflusst von Genf aus Europa von Schottland bis Siebenbürgen. Sein Hauptwerk ist die (lat.) Institutio (F.) religionis christianae (Einrichtung der christlichen Religion, 1536, Endfassung 1559). Der von ihm begründete Calvinismus wirkt sich vor allem wegen der Verbindungen mit dem Humanismus und der positiven Haltung gegenüber der humanistischen Ethik (über Hugo Donellus und Dionysius Gothofredus) auf die Entstehung des weltliche Machtansprüche der Kirche und die Unterscheidung von Klerikern und Laien ausschließenden öffentlichen Rechtes und auf Gedanken der →Demokratie und des →Widerstandsrechts sowie subjektiver Rechte auf Leben, körperliche Unversehrtheit, Freiheit und Achtung der Menschenwürde bedeutsam aus. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 153; Schulthess-Rechberg, G. v., Luther, Zwingli und Calvin in ihren Ansichten über das Verhältnis von Staat und Kirche, 1909; Bohatec, J., Calvin und das Recht, 1934; Müller, W., Church and State in Luther and Calvin, 1954; Pfisterer, E., Calvins Wirken in Genf, 1957; Staedtke, J., Johannes Calvin, 1969; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Die Schüler Calvins in der Diaspora, hg. v. Lüthi, K. u. a., 1989; Territorialstaat und Calvinismus, hg. v. Schaab, M., 1993; Naphy, W., Calvin, 1994; Spijker, W. v., Calvin, 2001; Heise, V., Der calvinistische Einfluss auf das humanistische Rechtsdenken, 2004; Persecution and Pluralism, hg. v. Bonney, R. u. a., 2006; Strohm, C., Calvinismus und Recht, 2007; Calvin Handbuch, hg. v. Selderhuis, H., 2008; Plath, U., Der Fall Servet, 2014
Cambacérès, Jean-Jacques-Regis de (Montpellier 1753-1824), Bürgermeisterssohn, legt nach Tätigkeiten als Anwalt und Richter in dem Zuge seiner Mitgliedschaft in dem Konvent (1792) bzw. in dem Wohlfahrtsausschuss (1794) der französischen Revolution drei Entwürfe (1793, 1794, 1796/1797) für einen →Code civil vor, die sich auch wegen seiner engen Verbindung zu Napoleon maßgeblich auf den 1804 entstandenen Code civil Frankreichs auswirken. S. Google
Lit.: Papillard, F., Cambacérès, 1961
cambium (lat. [N.], nicht in latein_a_z.docx, dort nur cambiāre, lat., V., wechseln, tauschen, Apul. (um 125-175 n. Chr.), aus dem Gallischen, vgl. idg. *skamb-, *kamb-, V., krümmen, biegen, cambiātio, lat., F., Veränderung, Wechsel, Gl) →Wechsel
Cambrai (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Gemeinde in Nordfrankreich, früher deutsch Kamerich
Lit.: Meijers, E./Blécourt, A., Le droit coutumier de Cambrai, Bd. 1f. 1932ff.; Hüttebräuker, Cambrai, Deutschland und Frankreich 1308-1378, ZRG GA 59 (1939), 88
Cambridge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Fluss Cam ist seit 1066 Vorort einer Grafschaft. Seit 1209 erwächst in Cambridge aus der Abwanderung von Lehrern und Studenten aus →Oxford eine Universität. In ihr entstehen 1284 weltliche Studien. Kennzeichnend für den Grundsatz der Bildung durch persönlichen Umgang sind die zahlreichen Colleges (1997 27, ca. 12000 Studenten).
Lit.: Emden, A., A biographical register of the University of Cambridge, 1963; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; A History of the University of Cambridge, hg. v. Leader, D. u. a., Bd. 1ff. 1988ff.; Sager, P., Oxford and Cambridge, 2003
camera, camara, lat., F., gewölbte Decke, Gewölbe, Cic. (81-43 v. Chr.), s. idg. *kamer-, V., wölben, biegen, s. latein_a_z.docx
camerarius, camerārius (2), mlat., M., Kämmerer, Greg. Tur. (538/539-594 n. Chr.), s. camera, →Kämmerer
Canon (canōn, lat., M., Regel, Norm, Richtschnur, Vitr. [um 84-um 25 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, Lw. gr. κανών kanṓn, s. gr. κανών (kanṓn), N., Stange, Rohrstab; zu gr. κάννα (kánna), F., Rohr; vgl. hebr. kaneh, lat.-griech. [M.], Regel, Richtschnur, Norm) ist die einzelne Vorschrift in kirchlichen Rechtsquellen. Hiervon leitet sich neben Kanon die Bezeichnung →kanonisches Recht ab.
Lit.: Köbler, LAW; Zechiel-Eckes, K., Die Concordia canonum des Cresconius, 1992; Fowler-Magerl, L., Kanones. Ausgewählte Kanonessammlungen außerhalb Italiens zwischen 1000 und 1140, 1998 (CD)
Canossa s. Google, →Investiturstreit
Lit.: Weinfurter, S., Canossa, 2006; Canossa 1077, hg. v. Stiegemann, C., 2006; Fried, J. Canossa, 2012; Canossa, hg. v. Hasberg, W. u. a., 2012; Fried, J., Canossa - Entlarvung einer Legende, 2012 (Frieds Hypothese von Stefan Weinfurter und Wilfried Hartmann als völlig abwegig eingestuft); Hehl, E., Gregor VII. und Heinrich IV. in Canossa 1077, 2019
Cantiuncula (Chansonette), Claudius (Metz um 1490-Ensisheim 1549) wird nach dem Rechtsstudium in Löwen und Basel von 1518 bis 1524 in Basel Professor des weltlichen Rechtes und übernimmt danach verschiedene Verwaltungsaufgaben und Gerichtstätigkeiten. Seine Schrift (lat.) De ratione studii legalis paraenesis (1522, Abhandlung über den Grund des Rechtsstudiums) bietet erstmals einen Plan zu der Verbesserung des Rechtes in Deutschland nach den Grundsätzen des →Humanismus. S. Google
Lit.: Wieacker, F., Gründer und Bewahrer, 1959, 44; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel, 1962, 355; Kisch G., Claudius Cantiuncula, 1970
capella 2, lat., F., Heiligtum, kleines Gotteshaus, kleiner Mantel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cappa, lat. [F.]) Mäntelchen, Kapelle
Capella (F.) regia (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Hofkapelle, aber in Google) ist zunächst die seit etwa 650 den Merowingerkönigen eigene Reliquie des Mantels des heiligen Martin, danach der Gebetsraum der Königspfalz und schließlich die Gesamtheit der mit dem König ziehenden Geistlichen (capellani [M.Pl.] Kapellane, bald auch bei anderen Großen). In dem ostfränkischen Teilreich wird 965 der Erzbischof von Mainz Erzkaplan und die Hofkapelle zu dem personalen Ausgangspunkt des ottonisch-salischen →Reichskirchensystems. Mit dem →Investiturstreit verliert die capella regia ihre darauf gegründete Bedeutung, bleibt aber als solche bis 1806 bestehen.
Lit.: Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, Bd. 1f. 1959ff.
capitaneus, capitāneus, lat., Adj.: nhd. durch Größe hervorstechend, Gromat., s. Latein_a_z.docx, s. caput
Capitaneus (lat. [M., Adj.], zu lat. [N.] caput, Haupt, schon um etwa 800) ist in dem Frühmittelalter allgemein eine Bezeichnung für einen hervorragenden Menschen, die beispielsweise in Oberitalien (Lombardei bis Toskana) an dem Beginn des Hochmittelalters (11. Jahrhundert) für höhere (städtische) Adelige Verwendung findet (daneben auch in Schwaben, Friesland oder Brandenburg).
Lit.: Köbler, LAW; Meyer, K., Die capitanei von Locarno im Mittelalter, 1916; Stahl, B., Adel und Volk im Florentiner Dugento, 1968; Kamp, N., Konsuln und Podestà, 1969; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, 1970f.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien, 1979; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; La vassallità maggiore del Regno Italico, hg. v. Castagnetti, A., 2001
capitis deminutio, capitis dēminūtio, capitis dīminūtio, lat., F. (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx), Vermindern der Rechtspersönlichkeit, Verringern der Rechtspersönlichkeit, Schmälern der Rechtspersönlichkeit; s. dēminuere, abgestuft bezüglich der Freiheit, des römischen Bürgerrechts oder der Familienzugehörigkeit in dem römischen Recht
capitula (lat. [N.Pl.]) Kapitel (N.Pl.) →capitulum
Capitula (N.Pl.) Angilramni (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Angilrams Kapitel, aber in Google) sind die mit mehr als 230 Zitaten in zwei Dutzend der wichtigsten Kirchenrechtssammlungen zwischen etwa 850 und 1150 besonders stark rezipierte Fälschung Pseudoisidors und bilden eine wichtige Grundlage für das kirchliche Strafprozessrecht bis zu der Gegenwart.
Lit.: Schon, K., Die Capitula Angilramni. Eine prozessrechtliche Fälschung Pseudoisidors, 2006; Schon, K., Unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudoisidors. Die Collectio Danieliana, 2006
Capitula (N.Pl.) Remedii (episcopii Curiensis) (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Kapitel des Remedius, aber in Google) sind die in dem Südwesten des fränkischen Reiches um 800 erfolgte verkürzende Aufzeichnung des spätrömischen Rechtes.
Lit.: Köbler, DRG 81; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953
capitulare (lat. [N.]) →Kapitular, in Kapitel gegliederter Text des Frühmittelalters (erstmals in dem März 779 das Capitulare Haristallense so bezeichnet)
Capitulare (N.) de villis (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google), Kapitular über Höfe bzw. Königshöfe, ist das in einer in Wolfenbüttel aufbewahrten Handschrift des zweiten Viertels des 9. Jahrhunderts abschriftlich überlieferte, in 70 Kapitel eingeteilte (berühmteste) Kapitular König Karls (des Großen) aus dem letzten Jahrzehnt des 8. Jahrhunderts, das zu der Beseitigung von Missständen die Verwaltung der Königshöfe des gesamten fränkischen Reiches ordnen will (Forst, Ackerbau, Viehzucht, Weinbau, Gärten, Handwerk, Haushaltung, Rechnungslegung).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Capitularedevillis795deutsch.htm; Dopsch, A., Westgotisches Recht im Capitulare de villis, ZRG GA 36 (1915), 1; Mayer, T., Das Capitulare de villis, ZRG GA 79 (1962), 1; Brühl, C., Capitulare de villis, 1971; Metz, W., Zur Erforschung des karolingischen Reichsgutes, 1971; Tautscher, A., Betriebsführung und Buchhaltung in den karolingischen Königsgütern, (in) Vierteljahrschrift f. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte 61 (1974), 1ff.
Capitulare (N.) Haristallense (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Kapitular von Herstal bei Lüttich, aber in Google) ist das in dem März 779 auf einer Reichsversammlung geschaffene, in vielen jüngeren Abschriften überlieferte, sich erstmals als (lat.) Capitulare (N.) bezeichnende Kapitular. Es enthält kirchliche und weltliche Bestimmungen. Es versucht die Einschränkung der Fehde.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CapitulareHaristallense779latein.htm; Schneider, R., Zur rechtlichen Bedeutung der Kapitularientexte, (in) DA 23 (1967), 273; Mordek, H., Karls des Großen zweites Kapitular von Herstal, (in) DA 61 (2005), 1
Capitulare (N.) Saxonicum (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, sächsisches Kapitular, aber in Google) ist das nach streitiger Ansicht die (lat. [F.]) →Capitulatio de partibus Saxoniae mildernde, in zwei Handschriften überlieferte Kapitular Karls (des Großen) für Sachsen von dem 28. 10. 797.
L.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CapitulareSaxonicum.htm; Theuerkauf, G., Lex, Speculum, Compendium iuris, 1968; Springer, M., Die Sachsen, 2004
Capitulatio (F.) de partibus Saxoniae (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, Festlegung über Teile Sachsens) ist die in einer Handschrift überlieferte, in Kapitel gegliederte, (nach?) 782 entstandene Anordnung Karls (des Großen) gegenüber den unterworfenen, noch heidnischen Bräuchen (Verbrennen der Hexe, Verbrennen der Leiche [archäologisch für das 8. Jahrhundert kaum nachgewiesen], Menschenopfer [nicht nachgewiesen]) anhängenden →Sachsen, die auffälligerweise statt sonstiger Bußen und Wergelder sehr häufig die →Todesstrafe androht. Vielleicht ist ihr zweiter Teil erst 803 entstanden.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CapitulatiodepartibusSaxoniae.htm; Die Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich, hg. v. Lammers, W., 1970; Schubert, E., Die Capitulatio pro partibus Saxoniae (in) Geschichte in der Region, 1993, 3ff.; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Häßler, H., 1999; Springer, M., Die Sachsen, 2004
capitulum, capedulum, capiclum, lat., N., „Köpflein“, Köpfchen, Abschnitt, Kapitel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. caput
Cappenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Die Viten Gottfrieds von Cappenberg, hg. v. Niemeyer, G. u. a., 2005
Capua s. Google
Lit.: Le pergamene di Capua, hg. v. Mazzoleni, J, Bd. 1f. 1957ff.
caput (lat. [N.]) Haupt, Kopf, Kuppe, Quelle, Ursprung, s. anceps, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *kaput, *kapē̆lo-, *kaplo-, Sb., Schale (F.) (1), Kopf, Kniescheibe, s. latein_a_z.docx
Carbonaria silva (lat. [F.] Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Kohlenwald, Erstbeleg 388 n. Chr. bei Sulpicius Alexander, belegt in Google) ist der in dem Frühmittelalter als Grenze bedeutsame Wald von südlich der Sambre bis etwa der Gegend von Löwen (zwischen Charleroi, Tournai und Cambrai oder vielleicht sogar zwiachen Arras in dem Westen und Lüttich in dem Osten). Aus den in dem (lat.) Pactus (M.) legis Salicae, Vertrag des salischen Rechtes (Tit. 47) genannten unterschiedlichen Fristen wird geschlossen, dass die Aufzeichnung erst nach 507 erfolgt ist, weil erst zu dieser Zeit das Gebiet jenseits der Loire Teil des Reiches der Franken wird. In dem 8. Jahrhundert verliert der Wald auch durch Rodungen seine frühere Bedeutung.
Lit.: Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1997
Cardiff an dem Taff in Wales ist 75 n. Chr. Sitz eines römischen Lagers. 1350 gewinnt es Stadtrecht. 1883 erhält es eine Universität. S. Google
Carl August (Weimar 3. 9. 1757-Graditz bei Torgau 14. 6. 1828) Herzog von Sachsen-Weimar(-Eisenach) in (dem späteren) Thüringen, Förderer Goethes, Schillers, Wielands und Herders, s. Google
Lit.: Ebersbach, V., Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach – Goethes Herzog und Freund, 1998; Ventzke, M., Das Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1775-1883, 2004
Carl Theodor (Schloss Droogenbosch bei Brüssel 11. 12. 1724-München 16. 2. 1799) aus der Nebenlinie Sulzbach-Hilpoltstein nacheinander Erbe der Markgrafschaft Bergen op Zoom, Pfalz-Sulzbach, des Herzogtums Neuburg, der Kurpfalz und Bayerns (1777) sowie über die Heirat seiner Cousine Elisabeth Auguste (1742) Gewinner der Herzogrtümer Jülich und Berg. Ihm folgt 1799 Max Joseph von Pfalz-Zweibrücken, der unter Graf Maximilian Montgelas umfangreiche Reformen verwirklicht. S. Google
Lit.: Weber, H., Die Politik des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz während des österrreichischen Erbfolgekriegs (1742-1748), 1956; Rall, H., Kurfürst Karl Theodor – Regierender Herr in sieben Ländern 1993, Neudruck 1994
Carmer, Johann Heinrich Casimir von (Bad Kreuznach 29. 12. 1721-Gut Rützen in dem Kreis Guhrau in Schlesien 23. 5. 1801), reformierter Hofratssohn aus ursprünglich niederländischer Familie, wird nach dem Rechtsstudium in Jena und Halle 1749 Kammergerichtsreferendar in Preußen, 1763 Präsident der Oberamtsregierung Breslau, 1768 Chefpräsident sämtlicher Oberamtsregierungen in Schlesien und 1779 als Folge der Müller-Arnold-Prozesse Großkanzler und Erster Minister des Justizdepartements (bis 1795). Infolge seines Wirkens wird 1781 das Prozessrecht in dem (lat.) →Corpus (N.) iuris Fridericianum ([Friedrichsches Rechtskorpus,] Erstes Buch 1793 überarbeitet in der Form der Allgemeinen Gerichtsordnung) neu geordnet und vor allem durch Svarez die Entstehung des →Allgemeinen Landrechts entscheidend gefördert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 140; Thieme, H., Die preußische Kodifikation, ZRG GA 57 (1937), 362; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Houwald, G. Frhr. v., Ahnen und Enkel des Johann Heinrich Casimir Graf von Carmer, 1977
Carolina (lat. [F.]) →Constitutio Criminalis Carolina, Peinliche Gerichtsordnung (Kaiser) Karls V. von 1532, s. Google
Carpzov, Benedikt (Wittenberg 27. 5. 1595-Leipzig 30./31. 8. 1666), Sohn eines gleichnamigen Professors der Rechte in Wittenberg, wird nach dem Rechtsstudium in Jena, Leipzig und Wittenberg (Wittenberg 1618 Promotion) 1620 Mitglied des Leipziger Schöffenstuhls, 1644 Hofrat in Dresden, 1644/1645 Professor in Leipzig und 1653 Geheimer Rat in Dresden. In seiner auf sächsische Urteile wie gemeinrechtliche Lehre gegründeten (lat.) Practica (F.) nova imperialis Saxonica rerum criminalium (1635, 9. A. 1695, 12. A. 1751, Neue kaiserlich-sächsische Praxis der Strafsachen) bietet er die erste systematische Darstellung des (deutschen) Strafrechts unter Bemühung um Abgrenzung der harten ordentlichen Strafen von den in dem Ermessen des Gerichts stehenden arbiträren Strafen. Seine (lat.) Iurisprudentia (F.) Romano Saxonica secundum ordinem Constitutionum D. Augusti Electoris Saxoniae (1638, 8. A. 1721, Römisch-sächsische Rechtswissenschaft nach den kursächsischen Konstitutionen) erklärt die kursächsischen Konstitutionen an Hand der entschiedenen Fälle. Die (lat.) Iurisprudentia (F.) ecclesiastica consistorialis (1649, 8. A. 1721, konsistorialkirchliche Rechtswissenschaft) ordnet einheitlich erstmals das Recht der protestantischen Kirche. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CarpzovBenediktIurisprudentiaEcclesiasticaConsistoralis1649(1652).pdf http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CarpzovBenediktIurisprudentiaRomanoSaxonica1638(9A1703).pdf http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CarpzovBenediktPracticaNovaImperialisSaxonicaRerumCriminalium1635(1684).pdf ; Köbler, DRG 144; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Köckritz, S. v., Die Bedeutung des Willens für den Verbrechensbegriff Carpzovs, 1955; Merzyn, G., Der Beitrag Benedikt Carpzovs zur Entwicklung des Kollisionsrechts, 1963; Schieckel, H., Benedict I. Carpzov (1565-1624) und die Juristen unter seinen Nachkommen, ZRG GA 83 (1966), 310; Schieckel, H., Alexander Graf zu Dohna als Nachkomme von Benedikt I. Carpzov, ZRG GA 89 (1972), 212; Benedikt Carpzov, hg. v. Schild, W., 1997; Benedict Carpzov, hg. v. Jerouschek, G. u. a., 2000; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003
Carta, charta (lat. [F.] Blatt, Urkunde, Wort bei Cicero (81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, aus gr. χάρτης (chártēs) ist die Urkunde, vor allem die (von dem Veräußerer) subjektiv gefasste (und unterschriebene) Geschäftsurkunde (Verfügungsurkunde) des frühmittelalterlichen Rechtsverkehrs (beispielsweise des Klosters Sankt Gallen) in Gegensatz zu der (lat. [F.] notitia) Beweisurkunde. Seit dem 9. Jahrhundert schwindet die carta. Ihre Aufgabe übernimmt in dem 12. Jahrhundert die Siegelurkunde. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, LAW; Brunner, H., Zur Rechtsgeschichte der römischen und germanischen Urkunde, Bd. 1 1880, Neudruck 1961; Zeumer, K., Cartam levare, ZRG GA 4 (1883), 113; Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911; Steinacker, H., Die antiken Grundlagen der frühmittelalterlichen Privaturkunde, 1951; Classen, P., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977, 190; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977
cartularius, chartularius (lat. [M.] Wort Cod. Iust. 528-534 n. Chr.), Archivar, mittels Urkunde (lat. carta, charta) Freigelassener
Lit.: Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum, 1991
case law, case-law (engl. [N.]) →Fallrecht, s. Google
Cassiodor, Flavius Magnus Aurelius Senator (Bruttium vor 490-nach 580), aus in Kalabrien begüterter Familie senatorischen Ranges, 507 (lat.) quaestor, 514 (lat.) consul, 523-527 (lat.) magister officiorum, 533-537 (lat.) praefectus praetorio, ist einer der bedeutendsten Schriftsteller der Spätantike, der auf Grund seiner vorangehenden Verwaltungstätigkeit in seinen Variae (lat. [F.Pl.] [epistulae] verschiedene [Briefe]) die ostgotische Herrschaftspraxis in Italien bis 537 erkennen lässt (um 555 Rückzug in das von ihm gegründete Kloster Vivarium). S. Google
Lit.: O‘Donnell, J., Cassiodor, 1979; Krautschick, S., Cassiodor und die Politik seiner Zeit, 1983; Meyer-Flügel, B., Das Bild der ostgotisch-römischen Gesellschaft bei Cassiodor, 1992; Stüven, A., Rechtliche Ausprägungen der civilitas im Ostgotenreich, 1995; Kakridi, C., Cassiodors Variae – Literatur und Politik im ostgotischen Italien, 2005
Cassius, Longinus (1. Jahrhundert n. Chr.), aus alter senatorischer Familie, wird als Schüler des →Sabinus Haupt der römischen Rechtsschule der Sabinianer oder Cassianer. Seine (mindestens 10 Bücher umfassenden) Libri (M.Pl.) iuris civilis (Bücher des römischen Zivilrechts) sind nur mittelbar durch Auszüge überliefert. Gleichnmig und verwandt ist der an der Ermordung Caesars beteiligte Gaius Cassius Longinus. S. Google
Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 130
casum sentit dominus (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, lat., aber in Google). Den (Fall bzw.) Zufall fühlt der Herr oder der Eigentümer (d. h. seinen Schaden trägt – schon nach dem römischen Recht - grundsätzlich jeder [als Herr der Sache] selbst, sofern nicht ausnahmsweise ein einzelner Rechtssatz den Schaden aus einem besonderen Rechtsgrund auf einen anderen Menschen überwälzt).
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
casus, cāsus, cāssus, lat., M., Fallen, Fall, Herabfallen, Einfallen, Sturz, Kasus, Acc. (170-um 90 v. Chr.), auch Zufall, s. latein_a_z.docx
caupo, cōpo, cūpo, lat., M., Krämer, Schankwirt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.); I.: Lw. gr. κάπηλος (kápēlos), s. latein_a_z.docx, s. Google, s. Kauf
causa, caussa, cūsa, lat., F., Grund, Ursache, Fall, Quelle, Schuld, XII tab. (um 450 v. Chr.), Etymologie ungeklärt, vielleicht zu cūdere, s. latein_a_x.docx
Lit.: Kaser §§ 19, 24, 25, 27, 33, 40, 48; Söllner § 8; Köbler, DRG 44, 61; Fuchs, J., Justa causa traditionis, 1952; Bremkamp, T., Causa. Der Zweck als Grundpfeiler des Privatrechts, 2008; Fu, G., Das Causaproblem im deutschen Bereicherungsrecht, 2010
causae (F.Pl.) civiles (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) bürgerliche Sachen, Zivilsachen
causae (F.Pl.) criminales (lat. Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) Strafsachen, Kriminalsachen
causae (F.Pl.) maiores (lat. Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) wichtigere Angelegenheiten
causae (F.Pl.) minores (lat. Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) mindere Angelegenheiten
cautela, cautēla, lat., F., Behutsamkeit, Sicherstellung, Schutz, Schutzmittel, Kaution, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. cavēre, s. latein_a_z.docx, s. Google
Cautela (lat. [F.], Behutsamkeit) ist die von dem magdeburgischen Bürger Hermann von Oesfeld um 1350 deutsch (mit lateinischen Zitaten) verfasste, handschriftlich seit 1382 (8 Handschriften bis 1483) belegte kleine Sammlung von Anweisungen zu dem vorsichtigen Verhalten vor Gericht (14 Zeilen Vorrede, 97 Zeilen Text, 11 Zeilen Nachrede). →Premis
Lit.: Unger, F., Des Richtes Stig, 1847; Homeyer, C., Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis, 1857, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/RichtsteigLandrechtnebstCautelaundPremis1857.pdf; Die Cautela, hg. v. Ovesfelde, H. v., 1939 (2 Blätter); Oppitz, U., Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66
cautio, cavitio, lat., F., Behutsamkeit, Vorsicht, Sicherheit, Gewährleistung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z. docx, s. cavēre (lat. [F.], Sicherheitsleistung bzw. das als Stipulation für den Fall eines künftigen Schadens aus einem bestimmten Umstand (beispielsweise Einsturz eines Gebäudes) abgegebene Leistungsversprechen des römischen Rechtes
Lit.: Kaser § 7; Söllner § 9; Köbler, DRG 29; Köbler, LAW; Salmen-Everinghoff, C., Zur cautio damni infecti, 2009
cautio (F.) Muciana (lat., Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) mucianische →Sicherheitsleistung, →Mucius Scaevola (um 140-82 v. Chr.)
cedere, cēdere, lat., V., gehen, treten, passieren, schreiten, einhergehen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Google, s. idg. *sed- (B), V., gehen
Celle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) wird nach Erhebung des Fürstentums Calenberg-Grubenhagen zu einem Kurfürstentum 1692 wegen dadurch entstehender Notwendigkeit eines Oberappellationsgerichts 1711 dessen Sitz als Ausgleich für den Verlust der Residenz eines Teilherzogtums
Lit.: Figge, R., Altes Recht in Celle, 1938; Jessen, P., Der Einfluss von Reichshofrat und Reichskammergericht auf die Entstehung und Entwicklung des Oberappellationsgerichts Celle, 1986; Rüping, H., Rechtsanwälte im Bezirk Celle, 2006; Stodolkowitz, S., Das Oberappellationsgericht Celle, 2011; Dreihundert Jahre Oberlandesgericht Celle, 2011; Rohde, R. u. a., Celle im Nationalsozialismus, 2012; Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Handschriften der Stiftungsbibliothek am Oberlandesgericht Celle, bearb. v. Kümper, H., 2018 (rund 150 Handschriften, Grundstock die Bibliothek Ulrich Grupens)
Celsus, Iuventius (pater) (1. Jahrhundert n. Chr.) ist der als ein Haupt der Prokulianer und als Vater des →Celsus (filius) bekannte klassisch-römische Rechtskundige. S. Google
Lit.: Söllner § 16; Köbler, DRG 30; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 137
Celsus, Iuventius Publius (filius) (2. Jahrhundert), Sohn des Iuventius Celsus (pater), ist der bedeutende Vertreter des hochklassischen römischen Rechtes (u. a. [lat.] Libri [M.Pl.] digestorum, Bücher der Digesten) der Zeit Kaiser Hadrians (117-138 n. Chr.), von dem etwa die lateinischen Wendungen Ius est ars boni et aequi (Das Recht ist die Kunst des Guten und Gerechten) und Scire leges non hoc est verba earum tenere, sed vim ac potestatem (Gesetze kennen bedeutet nicht, ihre Worte zu wahren, sondern ihren Sinn und Zweck) und das (lat.) Senatusconsultum (N.) Iuventianum (129, Senatsratschlag des Iuventius) mit einer Bevorzugung des gutgläubigen Bereicherungsschuldners in dem Erbrecht stammen. S. Google
Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 146; Hausmaninger, H., Publius Iuventus Celsus, (in) Prescriptive formality, 1994
Centena (lat. [F.], Hundertschaft, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) ist bei den frühmittelalterlichen Franken und Alemannen eine Verwaltungseinheit streitigen Inhalts (Erstbeleg 511/558).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Dannenbauer, H., Hundertschaft, centena und huntari,(in) Hist. Jb. 62-69 (1949), 155; Metz, W., Zur Geschichte der fränkischen centena, ZRG GA 74 (1957), 234; Schulze, K., Die Grafschaftsverfassung in den Gebieten östlich des Rheins, 1974; Murray, A., From Roman to Frankish Gaul, (in) Traditio 44 (1988), 59ff.
centenarius, centēnārius, lat., Adj., hundert enthaltend, aus hundert bestehend, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. centum
Centenarius (lat. [M.], Hunderter, Hundertführer, nicht in latein_a_z.docx, aber in Google) ist in der römischen Spätantike der kaiserliche Beamte mit 100000 Sesterzen Jahresgehalt, in dem Frühmittelalter bei Westgoten, Langobarden, Bayern, Franken und Alemannen ein niederer königlicher Amtsträger.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Krug, H., Untersuchungen zum Amt des centenarius - Schultheiß, ZRG GA 87 (1970), 1, 88 (1971), 29 (Diss. phil. Wien 1968); Murray, A., From Roman to Frankish Gaul, Traditio 33 (1988), 59ff.
Cessante ratione legis cessat ipsa lex (lat., Wortfolge nicht in latein_a-z.docx, aber in Google). Fällt der Sinn eines Gesetzes weg, fällt das Gesetz selbst weg.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Glosse zu Digesten 35, 1, 72, § 6); Krause, H., Cessante causa cessat lex, ZRG KA 46 (1960), 81
cessio (lat. [F.] Abtreten, Übergeben, Cic. 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. Google, s. cedere, cēdere) Abtretung (einer Forderung) →Zession
Chamave, s. Google, →Ewa Chamavorum
Chambéry in den Voralpen in dem Südosten Frankreichs gelangt 1232 an Savoyen. 1761 erhält es eine Universität. 1860 kommt es zu Frankreich. S. Google
Champagne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Frankreich südwestlich vor den Ardennen liegende Landschaft. Sie fällt 486 n. Chr. von den Römern an die Franken und wird 814 Grafschaft. Diese wird 1314/1361 Krondomäne Frankreichs. Unter Rückgriff auf eine um 1253 entstandene Sammlung der Usages de Champagne und Einfügung verschiedener höchstgerichtlicher Urteile der Jahre 1270 bis 1295 verfasst wahrscheinlich Guillaume de Châtelet zwischen 1295 und 1300 den Ancien coutumier de Champagne. S. Google
Lit.: Portejoie, P., L’ancien coutumier de Champagne, 1956; Bur, M., La formation du comté de Champagne, 1977
Chance (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Glückschance nicht und in DW2 1831 bezeugt – 1831 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische (cadere) des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gelegenheit, Erfolgsaussicht
Chancengleichheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1956 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus dem Gleichheitsgrundsatz entwickelte Vorstellung, dass in bestimmten Wettbewerbslagen Chancengleichheit für Interessenten bestehen oder notfalls hergestellt werden müsse.
Lit.: Bender, R./Schumacher, R., Erfolgsbarrieren vor Gericht, 1980
charavaricum, chalvaricum, lat.?, N., Tohuwabohu, Wirrwarr, Lärm, nicht in latein_a_z.docx, s. Google
charisma, lat., N., Geschenk, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. gr. χάρισμα (chárisma), N., göttliche Gabe; vgl. gr. χαρίζεσθαι (charízesthai), V., schenken, sich freundlich zeigen; gr. χάρις (cháris), F., Anmut, Gunst, Gnade, Freude; vgl. idg. *g̑ʰer- (1), *g̑ʰerh₁-, V., begehren, gern haben, s. latein_a_z.docx, s. Google
Charisma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1666 aus dem Lateinisch-Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1666 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gnadengabe, Heil, Ausstrahlungskraft
Lit.: Das Charisma, hg. v. Rychterova, P., 2008
Charivari (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1800 bezeugt – 1800 in EDEL als über das Französische vielleicht aus dem etymologisch ungeklärten charavaricum, chalvaricum, lat., N., Tohuwabohu, Wirrwarr, Lärm, aufgenommen – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Tohuwabohu, Durcheinander, Wirrwarr, Katzenmusik
Lit.: Kramer, K., Grundriss einer rechtlichen Volkskunde, 1974
Charta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1819 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16.? Jahrhundert als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) Urkunde
Charta (F.) der Grundrechte der Europäischen Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die mit dem Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an dem 1. 12. 2009 in ihrer überarbeiteten Fassung von dem 12. 12. 2007 den Gemeinschaftsverträgen der europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Union rechtlich gleichgestellte und damit rechtsverbindliche, neben den ungeschriebenen, als allgemeine Rechtsgrundsätze des Unionsrechts fortgeltenden Unionsgrundrechten geltende Charta der Grundrechte in der Europäischen Union in dem Sinne eines formellen Systems europäischer Wertnormen. Diese objektive europäische Werteordnung nimmt an dem Anwendungsvorrang des Gemeinschaftsrechts Teil. Die letzverbindliche Kontrollzuständigkeit hat der Europäische Gerichtshof bzw. der Gerichtshof der Europäischen Union.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ChartaderGrundrechtederEU2010.pdf
Charta (F.) der Vereinten Nationen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Vereinte Nationen
Charte (F.) constitutionelle (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, franz. [F.] Verfassungsurkunde) ist die oktroyierte(, bis Juli 1830 geltende) Verfassung des Jahres 1814 in Frankreich.
Chartepartie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus [lat.] carta [F.] partita, geteilte Urkunde, F., gebildet) ist in dem Seehandelsrecht seit dem Hochmittelalter die in zwei Hälften teilbare Urkunde über die (teilweise) Befrachtung eines Schiffes (vgl. ab 1375 franz. [F.] charte de fret ou endenture, ADHGB von 1861).
Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Lewis, W., Das deutsche Seerecht, 1883; Wattenbach, W., Das Schiffswesen im Mittelalter, 1896, Neudruck 1958; Scrutton, T., The contract of affreightment, 1939; Morisset, J., Der Frachtvertrag in der Ordonnance de la marine von 1681, 1996; Landwehr, G., Das Seerecht der Hanse (1365-1614), 2003
chartern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 1863 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mieten, durch entgeltlichen Vertrag nutzen
chartularius, chartulārius, cartulārius, lat., M.: nhd. Archivar; Hw.: s. chartula; Q.: Cod. Iust. (528-534 n. Chr., s. latein_a_z.docx, s. charta
checks and balances (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.Pl..) Kontrollen und Ausgleiche durch Gewaltenteilung in der Verfassung
chemeía, chēmeía, χημεία (chēmeía), χυμεία (chymeía), griech., F., Kunst der Metallverarbeitung; weitere Herkunft ungeklärt, s. Google
Chemie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Steinchemie – nicht und in DW2 1586 bezeugt – 1586 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) Lehre von dem Aufbau, den Eigenschaften und der Umwandlung der (chemischen) aus Atomen, Molekülen und Ionen bestehenden Stoffe
Lit.: Priesner, C., Chemie – Eine illustrierte Geschichte, 2015
Chemnitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., Steinbach) →Hippolithus a Lapide (Chemnitz, Bogislaus Philipp von, Stettin 1605-Gut Halstaed in Vestmanland/Schweden 1678)
Lit.: Das Chemnitzer Bleichgericht und die dortigen Bleichen vor 500 Jahren, ZRG GA 25 (1904), 345; Schlesinger, W., Die Anfänge der Stadt Chemnitz, 1952
China (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Sina und in DW2 - ausgenommen Chinarinde und chinesisch – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.). Der Name China – Reich der Mitte – für eine mindestens 5000 Jahre geschichtliche Entwicklung aufweisende Gesellschaft in Ostasien erscheint 1537 auf einer spanischen Weltkarte. Unter anderem wurden 1983/1984 in Zhangjiashan in dem Grab M 247 mehr als 1000 Bambusleisten aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. entdeckt mit 70 Prozent Rechtstexten und 227 Bambusleisten mit einem Textkorpus Zouyanshu. 1271-1291 erfolgte ein Aufenthalt Marco Polos aus Venedig in dem mongolischen China. Uum 1900 starker Einfluss des deutschen Rechtes. 1978 offizielle Übernahme westlichen bzw. westeuropäischen Rechtes begonnen, anfangs angloamerikanisch, später auch deutsch)
Lit.: Senger, H. v., Kaufverträge im traditionellen China, Diss. jur. Zürich 1970; Köbler, G., Rechtschinesisch, 2001; Recht und Rechtsgeschichte Chinas, 2002; Lexikon der chinesischen Literatur, hg. v. Klöpsch, V. u. a., 2004; Seyock, B., Auf den Spuren der Ostbarbaren, 2004; Kim, C., Deutscher Kulturimperialismus in China, 2004; Yangwen, Z., The Social Life of Opium in China, 2005; Falkenhausen, L. v., Chinese Society in the Age of Confucius, 2006; Dabringhaus, S., Geschichte Chinas 1279-1949, 2. A. 2009; Schoettli, U., China, 2007; China, hg. v. Staiger, B. u. a., 2006; Schmidt-Glintzer, H., Kleine Geschichte Chinas, 2008; Höllmann, T., Das alte China, 2008; Schmieder, F., Marco Polo (1254-1324), 2009; Weiers, M., Geschichte Chinas, 2009; Lei, Y., Auf der Suche nach dem modernen Staat, 2010; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Kangying, L., The Ming Maritime Policy in Transition. 2010; Kroll, S., Normgenese durch Re-Interpretation. China und das europäische Völkerrecht, 2012; Zhang, Q., The Constitution of China, 2012; Simon, K., Civil Society in China, 2013; Pantsov, A. u. a., Mao, 2014; Yang, R., Die Rezeption der europäischen Privatrechte in China und die konfuzianische Tradition – Das Beispiel des Deliktsrechts, 2015; Brook, T., Wie China nach Europa kam – Die unerhörte Karte des Mr. Selden, 2015; Leese, D., Die chinesische Kulturrevolution 1966-1976, 2016; Glahn, R. v., The Economic History of China, 2016; Dikötter, F., Mao und seine verlorenen Kinder – Chinas Kulturrevolution, 2017; Hecheng, T., The Killing Wind, 2017; Mühlhahn, K., Die Volksrepublik China, 2017 (1949-1956, 1957-1976, 1977-1990, ab 1990 Aufstieg zu einer Weltmacht); Lee, K., AI Superpowers - China, Silicon Valley and the New World Order, 2018; Brown, K., Die Welt des Xi Jinping, 2018; Forster, E., 1919 – The Year that changed China, 2018; Frankopan, P., Die neuen Seidenstraßen, 2019; Irvinc, T., Listening to China. Sound and the Sino-Western Encounter 1770-1839, 2020; Mitter, R., China’s Good War, 2020
chirographum, chīrographum, chīrografum, cȳrografum, lat., N., Handschrift, eigenhändige Schrift, Wechsel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. χειρόγραφον (cheirógraphon), N., Handschrift, Schuldbrief; vgl. gr. χείρ (cheír), F., Hand, Faust, Arm, Seite; idg. *g̑ʰesor-, *g̑ʰesr-, Sb., Hand, gr. γράφειν (gráphein), V., einritzen, schreiben; idg. *gribʰ‑, V., ritzen, kribbeln, s. latein_a_z.docx, s. Google
Chirographum (lat.-gr. [N.] Handgeschriebenes, Wort bei Cicero 81-43 v. Chr.) ist in der römischen Antike die (eigenhändig geschriebene, subjektiv gefasste) Papyrusurkunde. Von England (Mitte 9. Jahrhundert) aus wird chirographum später zu der Bezeichnung für die in zwei Ausfertigungen auf einem danach zerschnittenen Blatt hergestellte Urkunde über ein mehrseitiges Rechtsgeschäft (854/855?, Saint Bertin 944, Trier 967). Seit dem 14. Jahrhundert wird das chirographum bei siegelführenden Beteiligten durch die Siegelurkunde, ansonsten durch die Urkunde öffentlicher Notare zurückgedrängt, bleibt aber bis zu dem 18. Jahrhundert in Gebrauch. →Chartepartie, s. Google
Lit.: Kaser §§ 7, 40; Köbler, DRG 43; Köbler, LAW; Redlich, O., Die Privaturkunde des Mittelalters, 1911; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1, 2. A. 1912, 699; Trusen, W., Chirographum und Teilurkunde im Mittelalter, (in) Archival. Z. 75 (1979), 233; Parisse, M., Remarques sur les chirographes, (in) AD 32 (1986), 546ff.; Anglo-Saxon Manuscripts and their Heritage, hg. v. Pulsiano, P. u. a., 1998, 161ff.
Chlodwig (Chlodowech, 466-511), merowingischer König der Franken (482-511), „Ludwig“, s. Google
Lit.: Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1988, 3. A. 1997; Chlodwigs Welt, hg. v. Meier, M. u. a., 2014
Chor (M.) Land →Chorbischof
chora, chōra (1), lat., F., Distrikt, Inschr, s. gr. χώρα (chṓra), F., Land, Gegend, Ort, Platz, Heimatland; vgl. idg. *g̑ʰē- (1), *g̑ʰēi-, *g̑ʰeh₁-, V., leer sein (V.), fehlen, verlassen (V.), gehen, s. latein_a_z.docx, s. Google
Chorbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als um 1150 aus dem Mittellateinischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 378] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Landbischof) ist in dem oströmischen Reichsteil der ursprünglich gleichberechtigte Gehilfe des städtischen Bischofs für das Landgebiet der Diözese. Seit der Mitte des 8. Jahrhunderts erscheint unter angelsächsischem Einfluss ein Chorbischof in dem Westen, der seit dem 9. Jahrhundert aber wieder schwindet (Konzil von Metz 888).
Lit.: Gottlob, T., Der abendländische Chorepiskopat, 1928, Neudruck 1963; Müller, J., Gedanken zum Institut der Chorbischöfe, (in) FS K. Pennington, 2006, 77ff.
Chorherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1253 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 13 § 3] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (Kanoniker bzw.) Kleriker, der Mitglied eines an einer Kirche bestehenden Kapitels (mit Sitz in dem Chor) ist. Ansätze zu einer solchen Gemeinschaft zeigen sich schon bei Bischof Eusebius von Vercelli (um 283-371). Das Frühmittelalter entwickelt hierfür besondere Regeln bzw. canones (beispielsweise Chrodegang von Metz um 755 [lat.] F. regula canonicorum, Regel der Kanoniker, Konzil von Aachen 816). Die frühhochmittelalterliche Kirchenreform führt zu der stärkeren Regulierung (gregorianische Reform). In dem 12. Jahrhundert werden Empfehlungen des heiligen Augustinus besonders aufgegriffen (Augustinerchorherr).
Lit.: Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln in Deutschland, 1976; Lawrence, C., Medieval Monasticism, 2. A. 1989, 163; Crusius, I., Studien zum weltlichen Kollegiatstift in Deutschland, 1985; Die Stiftskirche in Südwestdeutschland, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003
Chrenecruda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [Lex Salica/Hessels-Kern Tit. 58 Cod. 1 Sp. 370 Hs. Anf. 9. Jh. in 3 Stellen], aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, afrk., Sb., „reine Erde“?) ist die zuerst in Titel 58 des salfränkischen Volksrechts (Pactus legis Salicae, 507-511?) erwähnte, den leistungsunfähigen Wergeldschuldner betreffende →malbergische Glosse, die sich auf ein vielleicht neu geschaffenes, nur kurze Zeit bezeugtes oder vielleicht auch aus einer magischen Zauberhandlung übernommenes Formalverhalten bezieht.
Lit.: Gierke, J., Chrene cruda und Spatenrecht, ZRG GA 28 (1907), 290; Goldmann, E., Chrenecruda-Studien zum Titel 58 der Lex Salica, 1931; Schmidt-Wiegand, R., Chrenecruda, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 252
Christ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DRW2 nach 1100 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert [Glosse] und 1060-1065 [Williram von Ebersberg] in EDEL in 2 Ansätzen bzw. Bedeutungen - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen ab 1276 [AugsbStR. Art. 57 § 1] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Religionsstifter Jesus Christus und an den Religionsstifter Jesus Christus glaubender Mensch
Christentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit des christlichen Glaubens und seiner (in der Gegenwart etwa 2,2 Milliarden) Anhänger. Unter Fortführung jüdischer Vorstellungen des so genannten Alten Testaments geht das Christentum davon aus, dass sein Stifter Jesus Christus (um 4 v. Chr. – um 30 n. Chr.) als Sohn (eines einzigen) Gottes durch seinen Tod an dem Kreuz die Menschen von ihrer Sündigkeit erlöst hat. Die daran anknüpfenden Gedanken (Urchristentum 30-150 n. Chr.) breiten sich in dem römischen Reich wegen ihrer Anziehungskraft vor allem auf ärmere Gesellschaftssschichten so rasch aus, dass der Staat seit dem zweiten Jahrhundert und entschieden seit der Mitte des dritten Jahrhunderts das Christentum verfolgt, ohne den gewollten Erfolg zu erreichen. Durch das Toleranzedikt Kaiser Konstantins (311) wird das Christentum gleichberechtigter Kult, durch Kaiser Theodosius I. 380 Staatsreligion. Seit dem Ausgang des Altertums greift das Christentum vor allem auf die germanischen Völker über (in dem 5. und 6. Jahrhundert Bischofskirchen in den Bischofsstädten, während beispielsweise in dem Rheinland die Zeugnisse für die ländlichen Gebiete noch spärlich bleiben, beispielsweise Flonheim nordwestlich Alzeys) und Belege für Heidentum noch reichlich zu finden sind. Spaltungen (1054 und 1517) führen zu den besonderen Bekenntnissen der Katholiken, Orthodoxen und Protestanten (Lutheraner, Evangelischen). In der Neuzeit verbreitet sich das Christentum mit der Entdeckung neuer Länder und der Gewinnung von Kolonien durch Mächte Europas über die ganze Erde, doch bedeutet die französische Revolution von 1789 eine Wende hin zu einer Säkularisierung. Bereits kurz nach seiner Entstehung entwickelt das Christentum in Anlehnung an römisches Recht ausgeprägte rechtliche Regeln (→kirchliches Recht), die danach wiederum in vielen Hinsichten das weltliche Recht mitgestalten.
Lit.: Söllner §§ 19, 20, 21; Köbler, DRG 51, 68, 99, 146; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 772; Bultmann, R., Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen, 1949, 4. A. 1976, 6. A. 1998; Moeller, B., Geschichte des Christentums in Grundzügen, 1965, 10. A. 2011, 8. A. 2004; Biondi, B., Il diritto romano cristiano, 1952ff.; Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 1953ff., 2. A. 1960ff.; Christentum, Säkularisation und modernes Recht, hg. v. Lombardi-Vallauri, L. u. a., 1981; Deschner, K., Kriminalgeschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1988ff., (Band 10 2013); Die Geschichte des Christentums, hg. v. Mayeur, J. u. a., Bd. 8 1992, Bd. 10 1999; Geschichte des Christentums, hg. v. McManners, J., 1993; Andresen, C./Ritter, A., Geschichte des Christentums, Bd. 1ff. 1993ff.; Crossan, J., Der historische Jesus, 1994; Drobner, H., Lehrbuch der Patrologie, 1994, 2. A. 2004, 3. A. 2011; Fontes christiani, hg. v. Brox, N. u. a., 1995ff.; Winkelmann, F., Geschichte des frühen Christentums, 1996; Glaser, F., Frühes Christentum im Alpenraum, 1997; Barton, P., Geschichte des Christentums in Österreich und Südostmitteleuropa, 1997; Padberg, L. v., Die Christianisierung Europas, 1998; Lang, B., Heiliges Spiel, 1998; Gnilka, J., Die frühen Orden, 1999; Lexikon der christlichen Antike, hg. v. Bauer, J. u. a., 1999; Metzler Lexikon christlicher Denker, hg. v. Vinzent, M., 2000; Die Geschichte des Christentums, hg. v. Pietri, L., Bd. 3 2000; Lee, A., Pagans and Christians in Late Antiquity, 2000; Mission und Christianisierung am Hoch- und Oberrhein, hg. v. Berschin, W. u. a., 2000; Lüdemann, G., Das Urchristentum, 2002; Jensen, A., Frauen im frühen Christentum, 2002; Die Alemannen und das Christentum, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Koch, S., Rechtliche Regelung von Konflikten im frühen Christentum, 2003; Tamcke, M., Das orthodoxe Christentum, 2004; Hasenfratz, H., Die antike Welt und das Christentum, 2004; Zschoch, H., Die Christenheit im Hoch- und Spätmittelalter, 2004; Bonifatius, hg. v. Felten, F., 2004; The Spread of Christianity in the first four Centuries, hg. v. Harris, W., 2005; Angenendt, A., Toleranz und Gewalt, 2006; Markschies, C., Das antike Christentum, 2006; Seebaß, G., Geschichte des Christentums, Bd. 3 2006; Engberg, J., Impulsore Chresto, 2007; Terrien, M., La christianisation de la région rhénane du IVe au milieu du VIIIe siècle, 2007; Fonti per la storia della cristianizzazione dei Germani, hg. v. Mico, N. de u. a., 2007; Judge, E., The First Christians in the Roman World, 2008 (Aufsätze); Habermas, R., Mission im 19. Jahrhundert, (in) HZ 287 (2008), 629; Gender and Christianity in Medieval Europe, hg. v. Bitel, L., 2008; The Oxford Handbook of Early Christian Studies, hg. v. Ashbrook, S. u. a., 2008; Koch, D., Bilder aus der Welt des Urchristentums, 2009; Cook, J., Roman Attitudes Toward the Christians, 2010; Erinnerungsorte des Christentums, hg. v. Markschies, C. u. a., 2010; Athanasius Handbuch, hg. v. Gemeinhardt, P., 2011; Hume, D., The Early Christian Community, 2011; Wendt, H., Die missionarische Gesellschaft, 2011; Lange, C., Eine kleine Geschichte des Christentums, 2012; Leppin, V., Geschichte des mittelalterlichen Christentums, 2012; Brunner, K., In Freiheit glauben, 2013; Schwertmission, hg. v. Kamp, H. u. a., 2013; Koch, D., Geschichte des Urchristentums, 2013 (ca. 30 n. Chr.-150 n. Chr.), 2. A. 2014; Schlögl, R., Alter Glaube und moderne Welt - Europäisches Christentum im Umbruch 1750-1850, 2013; Schieffer, R., Christianisierung und Reichsbildungen – Europa 700-1200, 2013; Credo – Christianisierung Europas im Mittelalter, Bd. 1f. hg. v. Stiegemann, C. u. a., 2013; Lauster, J., Die Verzauberung der Welt – Eine Kulturgeschichte des Christentums, 2014, 3. A. 2015; Tiwald, M., Das Frühjudentum und die ersten Christen, 2015; Schnelle U., Die ersten 100 Jahre des Christentums, 2015; Kermani, D., Ungläubiges Staunen, 2015, 2. A. 2015; Holzem, A., Christentum in Deutschland (1550-1850), 2015; Geelhaar, T., Christianitas, 2015; The Routledge History of Medieval Christianity, hg. v. Swanson, R., 2015; Wolter, M., Theologie und Ethos im frühen Christentum, 2016; Barnes, T., Early Christian Hagiography and Roman History, 2016; Öhler, M., Geschichte des frühen Christentums, 2017; Pilhofer, P., Das frühe Christentum im kilikisch-isaurischen Bergland, 2018; Andrade, N., The Journey of Christianity to India in Late Antiquity, 2018; Windler, C., Missionare in Persien, 2018; McKechnie, P., Christianizing Asia Minor, 2019; Kraemer, R., The Mediterranean Diaspora in Late Antiquity. What Christianity Cost the Jews, 2020; Neu, R., Willibrord und die Christianisierung Europas im Frühmittelalter, 2021
Christus, Chrīstus, lat.-gr., PN, nhd. „Gesalbter“, Christus, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. gr. χρίειν (chríein), V., bestreichen, salben, färben; s. idg. *gʰrēi-, *gʰrei-, *gʰrəi-, *gʰrī-, V., streichen, streifen, beschmieren, s. latein_a_z.docx, s. Google
chronicus, lat., Adj., Zeit betreffend, zu der Zeit gehörig, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. gr. χρονικός (chronikós), Adj., die Zeit betreffend; vgl. gr. χρόνος (chrónos), M., Zeit, Zeitdauer; weitere Etymologie unklar, s. latein_a_z.docx, s. Google
Chronik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Etymologie unklar, F.) zeitlich geordnete Aufzeichnung (beispielsweise Eusebius [um 325], Hieronymus [um 378], Paulus Orosius [417], Isidor von Sevilla [um 627], Regino von Prüm (907), Frutolf von Michelsberg (1099?), Kaiserchronik [1140/1150], Otto von Freising (1132-1157), sächsische Weltchronik [um 1230?], Magdeburger Weichbildchronik [1235-1250], Martin von Troppau [vor 1278], Hartmann Schedel, Weltchronik, 1493)
Lit.: Schmidt, H., Die deutschen Städtechroniken, 1958; Krüger, K., Die Universalchronik, 1976ff.; Schwäbische Chroniken der Stauferzeit, 1978; Schmale, F., Funktion und Formen mittelalterlicher Geschichtsschreibung, 1985; Sprandel, R., Chronisten als Zeitzeugen, 1994; Van Houts, E., Local and Regional Chronicles, 1995; Naß, K., Die Reichschronik des Annalista Saxo, 1996; Hauptwerke der Geschichtsschreibung, hg. v. Reinhardt, V., 1997; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im hohen Mittelalter, 1999; Städtische Geschichtsschreibung im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, 2000; Die Chroniken Bertholds von Reichenau und Bernolds von Konstanz 1054-1100, hg. v. Robinson, I., 2003; Hessische Chroniken zur Landes- und Stadtgeschichte, hg. v. Menk, G., 2003; Ebendorfer, Thomas, Chronica regum Romanorum, hg. v. Zimmermann, H., 2003; Von Fakten und Fiktionen, hg. v. Laudage, J., 2003; Die Reichschronik des Annalista Saxo, hg. v. Naß, K., 2006; Gutmann, A., Die Schwabenkriegschronik des Kaspar Frey, 2010; Encyclopedia of the Medieval Chronicle, hg. v. Dunphy, G., Bd. 1f. 2010; Nuhn (von Hersfeld), J., Die „Wallensteiner Chronik“, hg. v. Krafft, O., 2013; Posselt, B., Konzeption und Kompilation der Schedelschen Weltchronik, 2015; Chronik der Pfarrei und Kirchengemeinde Meerholz, geführt v. Pfarrer Lorenz Kohlenbusch, bearb v. Lapp, M., 2019
Chronologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1568 bezeugt – 1568 in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie chronologia nicht in latein_a_z.docx und aus dem Griechischen des Altertums gebildet und teilweise in der weiteren Herkunft unklar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das geordnete Wissen um die Zeit (Zeitkunde). In der Chronologie wird die Zeit der Jahre vielfach von einem mythischen Beginn an gezählt (beispielsweise von der angeblichen, zeitlich unbekannten Schöpfung an oder von dem angeblichen Gründungsdatum Roms [753 v. Chr.]). Julius Caesar geht dabei (46 v. Chr.) von drei Jahren zu 365 Tagen und einem Jahr von 366 Tagen, einem Jahresbeginn an dem ersten Januar und 12 Monaten aus. Die Rechnung der Jahre nach Christi Geburt leitet sich von Eusebius von Caesarea (frühes 4. Jahrhundert) oder von den Ostertafeln des Dionysius Exiguus (525) her, setzt sich zu Beginn des 8. Jahrhunderts in England (Beda) durch und greift von dort aus auf das Reich der Franken über. Regino von Prüm datiert ab Christi Geburt und wendet damit als erster in der Weltgeschichtsschreibung die durchgehende Zählung nach Inkarnationsjahren an. Wegen der 11 Minuten und 14 Sekunden das Sonnenjahr überschreitenden tropischen Jahres des julianischen Kalenders (ein Tag in 128 Jahren), folgt in der Reform des Jahres 1582 (gregorianische Kalenderreform mit einer fehlerhaften Abweichung von einem Tag in 3323 Jahren) auf den 4. Oktober der 15. Oktober (10 Tage fehlen). Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts werden auch die vorchristlichen Jahre (ohne ein Jahr 0) nach dem Zeitpunkt Christi Geburt gezählt. Eine internationale Standardiserung geht in der Gegenwart von der Schreibweise Jahr, Monat, Tag (beispielsweise 1983-10-08 oder 2007-09-30 oder 2018.01-20) aus.
Lit.: Grotefend, H., Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 1891ff., Neudruck 1970; Grotefend, H., Taschenbuch der Zeitrechnung, 1898, 14. A. 2007; Rühl, F., Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit, 1897; Mahler, E., Handbuch der jüdischen Chronologie, 1919, Neudruck 1967; Sonntag, R., Studien zur Bewertung von Zahlenangaben in der Geschichtsschreibung des frühen Mittelalters, 1987; Brincken, A. v. d., Historische Chronologie des Abendlandes, 2000; Bäbler, B., Archäologie und Chronologie, 2004
Chur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Hauptort des Kantons Graubündens in der Schweiz
Lit.: Casparis, H., Der Bischof von Chur als Grundherr, 1910; Jecklin, F., Die Churer Waisenpflege, 1920; Deplazes, L., Reichsdienste und Kaiserprivilegien, 1973
Cicero, Marcus Tullius (Arpinum 3. 1. 106-bei Formiae 7. 12. 43 v. Chr.), aus der Ritterschicht (eques) seines Geburtsorts stammender, 104 v. Chr. nach Rom gelangender und dort römisch-griechisch erzogener Schüler des Mucius augur und des Mucius Scaevola, ist nicht nur ein machtbewusster und ehrgeiziger, beweglicher, aber mit Vorsicht zu benutzender und kaum an die tatsächliche Macht gelangter Politiker (63 v. Chr. Konsul), sondern in erster Linie der bedeutendste Gerichtsredner und politische Schriftsteller der römischen Antike, der vor allem das griechische Rechtsdenken aufgreift und weitergibt. Insbesondere mit der Schrift De officiis (Von Pflichten) gelingt Cicero die Vermittlung der Naturrechtsidee an die spätere Zeit. S. Google
Lit.: Söllner §§ 7, 9, 11, 12; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Cicero als Advokat, 1965; Gelzer, M., Cicero, 1969, 2. A. 2014; Mitchell, T., Cicero, 1991; Fuhrmann, M., Cicero und die römische Republik, 1989, 4. A. 1997; Marcus Tullius Cicero, Die Prozessreden, hg. v. Fuhrmann, M., 1997; Kurczyk, S., Cicero und die Inszenierung der eigenen Vergangenheit, 2006; Res publica und Demokratie, hg. v. Richter, E. u. a., 2007; Fox, M., Cicero’s Philosophy of History, 2007; Lintott, A., Cicero as Evidence, 2008; Bringmann, K., Cicero, 2010, 2. A. 2014; Pina Polo, F., Rom, das bin ich, 2010; Pflüger, H., Ciceros Rede pro Q. Roscio comoedo, 2013; Schermann, E., Cicero und das Geld, 2015; Cicero’s Law, hg. v. du Plessis, P., 2016 (ordnet Cicero als Rechtskenner ein)
Cinus (de Sighibuldis) da Pistoia (Pistoia 1270-1336/1337), Sohn eines Notars, wird nach dem Studium des weltlichen Rechtes in Bologna Anhänger des deutschen Königs Heinrich VII. Nach der Promotion (1314) schließt er sich der päpstlichen Partei an und wird Professor in Siena (1321-1323, 1324-1326), Perugia (1326-1330, 1332-1333), Neapel (1330-1331) und Bologna (1333-1334). Sein Hauptwerk ist der um 1312 bis 1314 verfasste Kommentar zu dem Codex, neben dem Glossen, quaestiones, consilia und ein Traktat De successione ab intestato stehen. S. Google
Lit.: Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. 1834ff., 6, 7; Chiapelli, L., Vita e opere, 1881; Libertini, V., Cino da Pistoia, 1974; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 633
Cisleithanien, Zisleithanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die nichtamtliche Bezeichnung der Länder Österreichs diesseits des Flusses Leitha (Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten, Krain, Küstenland, Dalmatien, Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Böhmen, Mähren, Schlesien, Galizien und Bukowina [in Gegensatz zu Transleithanien]), die bis 1915 als die in dem Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder umschrieben und dann als Kaisertum Österreich benannt werden.
Lit.: Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988
Civilian ist in dem englischen Recht die Bezeichnung für den in dem römischen Recht (civil law) ausgebildeten Juristen. S. Google
Lit.: The Civilian Tradition and Scots Law, hg. v. Carey Millar, D. u. a., 1997
civis, cīvis, ceivis, cīs, cīves, lat., M., F., Bürger, Bürgerin, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *k̑ei- (1), V., Sb., Adj., liegen, Lager, vertraut lat. [M.]) Bürger
Lit.: Kaser; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964
civis (M.) Romanus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) römischer →Bürger
civitas, cīvitās, ceivitās, lat., F., Zustand eines Bürgers, Bürgerrecht, Bürgerschaft, Staat, Gemeinde, Volk, Stadt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. Google, s. cīvis, lat., M.
Lit.: Rietschel, S., Die civitas auf deutschem Boden, 1894, Neudruck 1978; Brühl, C., Palatium und civitas, 1975
civitas (F.) imperii (mlat.) Reichsstadt
clam, calim, callim, lat., Adv., verhohlen, heimlich, insgeheim, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑el- (4), V., bergen, verhüllen
clausula, lat., F., Schluss, Ende, Schlusssatz, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. claudere (1), Klausel
clausula (lat. [F.]) arbitraria (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Ermessensklausel des römischen Rechtes (beispielsweise auf Herausgabe einer Sache) in der Klageformel, s. Google
Clausula (F.) rebus sic stantibus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist die für Einzelfälle bereits in dem Altertum angesprochene, in dem Hochmittelalter auf dieser Grundlage gebrauchte Vorbehaltsklausel der unveränderten Sachlage (Augustin von Leyser [1683-1752] omne pactum rebus sic stantibus intelligendum est, jeder Vertrag muss unter gleichbleibenden Voraussetzungen betrachtet werden). Sie geht in dem 20. Jahrhundert in der Lehre von dem Fehlen bzw. Wegfall der Geschäftsgrundlage auf.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Dießelhorst, M., Die Geschäftsgrundlage, (in) Rechtswissenschaft und Rechtsentwicklung, 1980, 153; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985; Köbler, R., Die clausula rebus sic stantibus, 1991; Gieg, C., De tacita conditione rebus sic stantibus, Diss. jur. Würzburg 1991; Rummel, M., Die clausula rebus sic stantibus, 1991
Clementinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., [lat.] F.Pl. Clementinae) sind die von dem namengebenden Papst Clemens V. (1305-1314) unter Verzicht auf Ausschließlichkeit gesammelten, meist auch von ihm erlassenen, von Papst Johannes XXII. (1316-1334) an dem 23. 10. 1317 (Bulle [lat.] Quoniam nulla, Weil keine) in 106 Kapiteln herausgegebenen →Dekretalen, die den letzten Teil des (lat.) →corpus (N.) iuris canonici, Gesamtheit des kanonischen Rechtes bilden (Zitierweise Clem. 2. 11. 2). Die 1326 abgeschlossene Bearbeitung durch Johannes Andreae wird zu der (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentlichen Glosse).
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Clementinae1314.pdf; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 102; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Tarrant, J., Constitutiones Clementinae, ZRG KA 70 (1984), 67ff., 71 (1985), 76ff.
cliens, cliēns, cluēns, lat., M., Höriger, Klient, sich des Schutzes halber an jemanden Anlehnender, Schutzgenosse, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑lei-, V., neigen, lehnen (V.) (1), s. Google
clientes, clientēs (lat. [M.Pl.]) Klientel, geschützte Abhängige, Anhänger, Dienstleute, s. cliēns, s. Google
Lit.: Herrschaft und Staat im Mittelalter, hg. v. Kämpf, H. 1956, 66f.; Patronage in Ancient Society, hg. v. Wallace-Hadrill, A., 1990
Cluny (nordwestlich Mâcons) in Burgund ist die von dem Herzog von Aquitanien an dem 11. 9. 910 gegründete Benediktinerabtei, die in dem 10. Jahrhundert zu dem Mittelpunkt einer kirchlichen Reformbewegung (kluniazensische Kirchenreform) mit rund 300 angeschlossenen Männerklöstern und Frauenklöstern in Frankreich, dem Heiligen römischen Reich, Italien, Spanien, Portugal und England wird. Mit der Umformung zu einem Orden und der Einführung von Generalkapiteln verliert Cluny um 1200 seine besondere Stellung. Das Kloster wird 1790 in dem Zuge der französischen Revolution aufgehoben. Die Kirche wird anschließend bis auf einen Querhausarm abgerissen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hallinger, K., Gorze-Kluny, Bd. 1f. 1950, Neudruck 1971; Cluny im 10. und 11. Jahrhundert, hg. v. Wollasch, J., 1970; Kohnle, A., Abt Hugo von Cluny (1049-1100), 1993; Wollasch, J., Cluny, 1996; Les plus anciens documents originaux, hg. v. Atsma, H. u. a., 1997ff.; Racinet, P., Crises et renouveau, 1997; Poeck, D., Cluniacensis ecclesia, 1998; Die Cluniazenser in ihrem politisch-sozialen Umfeld, hg. v. Constable, G. u. a., 1998; Prat, D., Études clunisiennes, 2002; Baud, A., Cluny, 2003; Barret, S., La mémoire et l’écrit, 2004; Rosé, I., Construire une société seigneuriale, 2008; Lamke, F., Cluniacenser am Oberrhein, 2009; Hurel, O./Riche, D., Cluny, 2010; Die Geschichte von Cluny in den fünf großen Abtbiographien, eingeleitet v. Klüppel, T., 2018
co-, lat., Präf., mit…, s. con, cum, auch col, com, cor
Coburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Das älteste Coburger Stadtbuch 1388-1453, bearb. v. Andrian-Werburg, K. Frhr. v., 1977
Cocceji, Samuel von (Heidelberg 20. 10. 1679-Berlin 4. 10. 1755, Name von dem Ratsherrn Gerhard Coch in Bremen 1532-1589), Sohn des Völkerrechtsprofessors Heinrich von Cocceji (Bremen 25. 3. 1644-Frankfurt an der Oder 18. 8. 1719), wird nach dem Rechtsstudium in Frankfurt an der Oder dort (1702) Professor, tritt aber wenig später in den Justiz- und Verwaltungsdienst Preußens (1711-1713 Delegierter Preußens an dem Reichskammergericht in Wetzlar, 1713 Präsident des Kammergerichts in Brandenburg, 1727 Etatminister, 1731 Präsident des Oberappellationsgerichts, 1. Juni 1738 chef de justice, Justizminister), wo er 1747 Großkanzler wird. Auf ihn gehen die 1747/1748 erschienenen Gerichtsordnungen (Projekt des Codicis Fridericiani Pomeranici, Projekt des Codicis Fridericiani Marchici) zurück (1746 Abschaffung der Aktenversendung), während der Versuch einer Neuordnung des materiellen Rechtes auf der Grundlage der dem römischen Recht entnommenen naturrechtlichen Grundsätze (Projekt des Corpus juris Fridericiani, Personenrecht 1749, Sachenrecht 1751, Obligationenrecht 1753 bei Versendung verloren) in dem Ergebnis scheitert. Von beachtlichem Erfolg gekrönt ist die praktische Vereinheitlichung der bestehenden Gerichtsverfassung (u. a. feste Richterbesoldung, 1755 Justizprüfungskommission, Verbot der Aktenversendung, geordneter dreistufiger Instanzenzug). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 140; Neufeld, H., Die fridericianische Justizreform, Diss. jur. Göttingen 1910; Springer, M., Die Coccejische Justizreform, 1914; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Weill, H., Frederick the Great and Samuel von Cocceji, 1961; Trendelenburg, F., Friedrich der Große und sein Großkanzler Samuel von Cocceji, 1964; Sellert, W., Samuel von Cocceji, (in) JuS 1979, 770ff.; Codex Fridericianus Marchicus, 2000 (Einführung durch Mohnhaupt, H.)
code (franz. {M.]) Gesetzbuch →codex
Code civil (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bürgerliches Gesetzbuch) ist das (an dem 24. 3.) 1804 in Kraft gesetzte Bürgerliche Gesetzbuch Frankreichs. Nach ersten vergeblichen Versuchen unter König Heinrich III. (1574-1589), das hinsichtlich einer Linie Bordeaux-Lyon-Genf südliche (franz. [M.]) droit écrit (Schriftrecht römischer bzw. westgotischer bzw. burgundischer Herkunft) mit dem nördlichen (franz. [M.]) droit coutumier (Gewohnheitsrecht überwiegend fränkischer Herkunft) zu verbinden, greift die französische Revolutionsbewegung trotz Fehlens von Vorarbeiten auch die Forderung nach bürgerlicher Neuordnung des Rechtes auf und bestimmt in der Verfassung des Jahres 1791, dass ein Code des lois civiles communes à tout le royaume (Buch der dem gesamten Königreich gemeinsamen bürgerlichen Gesetze) geschaffen werden soll (il sera fait). Nach erfolglosen Entwürfen (1793 [719 Artikel, Gleichberechtigung der Ehegatten, einfache Scheidung, Zersplitterung der Erbschaft durch gesetzliche Erbfolgeteilung, Adoption], 1794 [297 Artikel] und 1796 [Projet de Code civil] durch Cambacérès, 1798-1799 privat durch Target) wird nach dem Beginn des Konsulats Napoleon Bonapartes in dem November 1799 von ihm hierfür an dem 12. 8. 1800 eine von der Regierung und damit nicht von dem Parlament abhängige Kommission (vier ehemalige Rechtsanwälte Tronchet, Portalis [römisches Recht], Bigot de Préameneu, Maleville [römisches Recht, traditionell]) eingesetzt, die in fünf Monaten einen Entwurf anfertigt. Napoleon selbst nimmt an 59 bzw. 55 von 102 bzw. 107 Sitzungen des Staatsrats Teil, bezieht zu 89 Themenbereichen Stellung und setzt sich in 59 Fragen durch. Die nach Beratung seit 1803 erscheinenden 36 Einzelgesetze (Verordnungen) fasst ein Gesetz von dem 21. 3. 1804 (unter Abschaffung des alten Rechtes) als Code civil des Français (Zivilgesetzbuch der Franzosen) zusammen (1807 Code Napoléon, 1816 Code civil, 1852 Code Napoléon, 1870 Code civil). Der Code civil umfasst 2281 Artikel ([2010] 2285), die in (einen Titre préliminaire und ausgehend von dem Institutionensystem in) drei Bücher (Personen [keine Bestimmungen über juristische Personen], Güter und Eigentumsabwandlungen, Eigentumserwerbsgründe (u. a. Erbrecht, Schuldrecht]) geteilt sind. Die Bestimmungen verwirklichen antifeudalistische, egalitäre und zentralistische Grundsätze der Revolution, bewahren aber auch in gewissem Umfang fränkisches bzw. germanisches/germanistisches/einheimisches Gedankengut (Grundwerte Rechtseinheit, Gleichheit vor dem Gesetz, Laizität, kennzeichnend sind Säkularisierung des Zivilstands und der Ehe, beschränkte Scheidungsfreiheit, starke väterliche Gewalt, ungleiche Stellung unehelicher Kinder, Verbot der Vaterschaftsuntersuchung, Eigentum, Vertragsfreiheit, Deliktshaftungsgeneralklausel, Gleichheit der Erbschaft, großer Pflichtteil). Sie treten außer in Belgien, Genf, Piemont, Italien (bis 1813) und Holland sowie in dem Großherzogtum Warschau (später Königreich Polen) und kurzfristig in dem Villacher Kreis und in Osttirol auch in den linksrheinischen deutschsprachigen Annexionsgebieten in Kraft, sowie überwiegend nur kurzzeitig 1810 (13. 12. 1810/29. 5. 1811-1. 10. 1814 [Oldenburg], 27. 5. 1814 [Hamburg], 4. 5. 1814 [Lübeck], 13. 8. 1814 [Bremen]) in dem Lippe-Departement und in dem Hansischen Departement, 1808 in dem Königreich Westphalen (1. 1. 1808-9. 9. 1814), 1810 in dem Großherzogtum Berg (1. 1. 1810), 1808 in Aremberg (1. 7. 1808-11. 9. 1814), 1810 in Baden (1. 1. 1810), 1811 in Frankfurt am Main (1. 10. 1811-1. 2. 1814) und Anhalt-Köthen (1. 3. 1811-1. 1. 1812), 1812 in Nassau (1. 1. 1812-1. 1. 1814) und 1808 in Danzig (21. 7. 1808-1815). Bis zu dem 31. 12. 1899 bleibt der Code civil in Geltung (linksrheinisch) in der preußischen Rheinprovinz, in Rheinhessen, Birkenfeld, Rheinbayern, (rechtsrheinisch) in Berg und in Baden (ein Sechstel des Reichsgebiets mit ca. 8 Millionen Einwohnern). Darüber hinaus beeinflusst der Code civil mehr oder weniger stark die gesamte spätere privatrechtliche Gesetzgebung vieler Länder (Luxemburg, Belgien 1830, Niederlande bis 1838, Italien 1865-1940, Schweiz, Spanien 1889, Portugal 1867, Südamerika und Mittelamerika [Haiti 1825, Mexiko-Oaxaca 1828, Bolivien 1830, Costa Rica 1841, Peru 1852, Chile 1855, Mexiko 1870, Argentinien 1871, Brasilien 1916, Peru 1936], Louisiana 1808, 1825, Rumänien 1863/1865, Ägypten 1865, Quebec 1866, französische Kolonien in Afrika). Wichtige Kommentare stammen von Charles-Bonaventure Toullier und Alexandre Duranton. In dem Vordergrund steht in dem 19. Jahrhundert die Exegese des Gesetzeswortlauts mit Hilfe der Gerichtspraxis. Durch Novellen ist der Code civil an geänderte Vorstellungen angepasst (beispielsweise 1807 Majorat, 1816 Verzicht auf die Scheidung, 1819 Streichung des Erbverbots für Ausländer, dann Aufhebung des bürgerlichen Todes und des körperlichen Zwanges, 1884 Ehescheidung, 1896 und 1912 Verbesserung der Rechtsstellung unehelicher Kinder, 1907 Recht der Ehefrau auf Arbeitslohn, 1938 Geschäftsfähigkeit und Prozessfähigkeit der Ehefrau, Familienrecht, Gleichheitsgrundsatz, 1999 pacte civil de solidarité, 200 Jahre nach Inkrafttreten noch etwa die Hälfte des ursprünglichen Textes in manchmal destrukturierter Fassung in Kraft), durch neue Codes (beispielsweise Code de la propriété intellectuelle, Code de consommation, Code de assurances) in seiner Bedeutung geschwächt. 2002 wird ein viertes Buch für das Überseegebiet Mayotte angefügt, das 2006 nach Schaffung eines vierten Buches über Sicherheit zu dem fünften Buch wird. S. Google
Lit.: Söllner §§ 1, 16; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 141, 180, 184, 205; Zachariae von Lingenthal, K., Handbuch des französischen Civilrechts, 1808, 8. A. 1894; Fenet, P., Recueil complet des travaux préparatoires du Code civil, 1827; Mitteis, H., Die germanischen Grundlagen des französischen Rechts, ZRG GA 69 (1943), 137; Böhmer, G., Der Einfluss des Code civil auf die Rechtsentwicklung in Deutschland, (in) AcP 151 (1950/1951), 289; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wilhelm, W., Gesetzgebung und Kodifikation in Frankreich, (in) Ius commune 1 (1967), 241; Arnaud, A., Les origines doctrinales du Code civil français, 1969; Arnaud, A., Essai d’analyse structurale du Code civil français, 1973; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 1974; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts, 1977; Theewen, E., Napoleons Anteil am Code civil, 1991; Bürge, A., Das französische Privatrecht im 19. Jahrhundert, 1991, 2. A. 1995; Gross, N., Der Code Civil in Baden, 1993; Halpérin, J., Le Code civil, 1996, 2. A. 2003; Code Napoléon. Badisches Landrecht, bearb. v. Müller-Wirth, C. u. a., 1997; Caroni, P., Saggi sulla storia della codificazione, 1998; Bürge, A., Zweihundert Jahre Code civil des Français, (in) ZeuP 2004, 5; Le Code civil 1804-2004. Livre du bicentenaire, 2004; Le code civil 1804-2004. Un passé, un présent, un avenir, hg. v. Lequette, Y., 2004; Les Français et leur Code civil. Bicentenaire du Code civil 1804-2004, 2004; Code civil (Text imprimé). Les défis d’un nouveau siècle, 2004; Witz, C. u. a., Der französische Code civil, (in) NJW 2004, 3757; Le Code Napoléon, hg. v. Beauthier, R., 2004; Richterliche Anwendung des Code civil in seinen europäischen Geltungsbereichen außerhalb Frankreichs, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 2006 (S. 21 Angabe der Übersetzungen in das Deutsche); Zweihundert (200) Jahre Code civil, hg. v. Schubert, W. u. a., 2006; Le Bicentenaire du Code civil, hg. v. Witz, C., 2006; Geyer, S., Den Code civil richtiger auslegen, 2008; Peters, V., Der „germanische“ Code civil, 2018
Code de commerce (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das den Code Savary (Ordonnance) von 1673 und die Ordonnance de la marine von 1681 verwendende, von Gorneau, Vital Roux und Morgues redigierte, 1807 geschaffene Handelsgesetzbuch Frankreichs. S. Google
Code de procédure civile (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das die ersten den gemeinsamen römisch-kanonischen Prozess seit 1667 durch mündliche Verfahren und integriertes Beweisverfahren reformierenden königlichen Gesetze (ordonnances) verstärkende Zivilprozessgesetzbuch Frankreichs von 1806 (öffentliches, mündliches Verfahren, Verhandlungsmaxime, passive Rolle des Richters, unmittelbare Beweisaufnahme, Anwaltszwang, Prinzip zweier Instanzen, obligatorischer Vergleichsversuch, Notwendigkeit der Urteilsbegründung, in Kraft 1807), das 1958 tiefgreifend verändert und 1976/1981 durch einen Nouveau Code de procédure civile (Neues Zivilptozesgesetzbuch) mit erheblichen Erweiterungen der richterlichen Befugnisse ersetzt wird. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 141; Boncenne, P., Théorie de la procédure civile 1828; Endres, P., Die französische Prozessrechtslehre, 1985; Conod, P., Le Code de procedure civile vaudois, Diss. jur. Lausanne 1986; 1806 - 1976 – 2006; De la commémoration d’un code à l’autre, hg. v. Cadiet, L. u. a., 2006
Code d’instruction criminelle (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar]) ist das seit 1801 geplante Strafprozessgesetzbuch Napoleons für Frankreich von dem 16. 11. 1808 (in Kraft getreten an dem 1. 1. 1811), das 1958 durch den (franz. [M.]) Code de procédure pénale (Strafprozessgesetzbuch) ersetzt wird. S. Google
Lit.: 200 Jahre Code d’instruction criminelle, hg. v. Jung, H. u. a., 2010
Code Napoléon (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, napoleonisches Gesetzbuch) ist der zu Ehren Napoleons vergebene, kurzzeitig (1807-1811, 1852-1870) gültige, danach aber wieder aufgegebene Name des →Code civil (Bürgerlichen Gesetzbuchs [Frankreichs]). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 141; Andreas, W., Die Einführung des Code Napoléon in Baden, ZRG GA 31 (1910), 182; Astuti, G., Il „Code Napoléon“ in Italia, (in) ASD 14-17 (1970-3), 1; Fehrenbach, E., Der Kampf um die Einführung des Code Napoléon in den Rheinbundstaaten, 1973; Cabanis, A./Cabanis, D., Code Napoléon et Code Civil vaudois, (in) Mélanges dédiés à Marty, G., 1978; Gross, N., Der Code Napoléon in Baden, 1997
Code pénal (franz. [M.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Strafgesetzbuch) ist das (einem Code pénal von 1791 und des Jahres IV der revolutionären Jahreszählung sowie einem Entwurf eines Code criminel, Kriminalgesetzbuchs, von 1804 folgende) Strafgesetzbuch Frankreichs von 1810 (in Kraft getreten zu dem 1. 1. 1811), das seit 1989 erneuert wird (neuer Code pénal 1992/1994). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 141; Brandt, C., Die Entstehung des Code pénal von 1810 und sein Einfluss, 2002
codex, cōdex (lat. [M.]) Klotz, Scheit Holz, von Holzbrettchen umschlossener Beschreibstoff, Beschriftungstafel für Schriftrollen, Tafel, verbundene Mehrheit von Tafeln oder Pergamentstücken, Buch (Wort Cato [234-149 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, sachlich als günstige Alternative zu der Schriftrolle, bereits in dem 2. Jahrhundert n. Chr. in der christlichen Literatur ziemlich verbreitet, für Texte von Rechtskundigen vielleicht seit Anfang des 4. Jahrhunderts, etwa seit dieser Zeit weitgehend durchgesetzt).
Lit.: Codex im Diskurs, hg. v. Haye, T. u. a., 2014
Codex (lat. [M.]) ist allgemein das umfassende Buch besonders von Gesetzen bzw. Konstitutionen (Gesetzbuch) in Gegensatz zu dem Einzelgesetz (lat. [F.] constitutio). Insbesondere ist Codex das kompilatorische, (römischrechtliche) Buch der Gesetze (Konstitutionen) (Gesetzbuch) des oströmischen Kaisers →Justinian (527-565). Dieser lässt ab 13. 2. 528 (Konstitution [lat.] De novo codice componendo, Über den neu zusammenzustellenden Codex) von einer zehnköpfigen Kommission unter der Leitung Tribonians aus dem Codex Gregorianus, dem Codex Hermogenianus und dem Codex Theodosianus die als noch brauchbar angesehenen Konstitutionen (Gesetze) der römischen Kaiser (ab Hadrian) unter Tilgung von Widersprüchen in einem nur in dem Index der Titelrubriken und Inskriptionen von Buch 1, 11-16 (in dem Papyrus Oxyrhynchus [aus der bei Oxyrhchus in Ägypten ausgegrabenen Textsammlung] 15, 1814) und ansonsten nicht erhaltenen Codex (Iustinianeus) (vetus) (veröffentlicht unter dem 7. 4. 529) zusammenstellen und 534 durch Tribonian, Dorotheus und drei Anwälte überarbeiten (Codex repetitae praelectionis, Gesetzbuch der wiederholten Vorlesung, 16. 11. 534). Dieser durch Bruchstücke eines Palimpsests des 6. oder 7. Jahrhunderts und jüngere, ebenfalls jeweils unvollständige Handschriften (Ende 11. Jahrhundert) fast vollständig handschriftlich überlieferte Codex enthält, eingeteilt in 12 Bücher (Buch 1 Kirche, Staat, Verfahren, Bücher 2-8 Privatrecht, Buch 9 Strafe, Bücher 10-12 Verwaltung) und (insgesamt 763 bzw. 765) Titel (zitiert als C. nach Buch, Titel [in Ediktsordnung] und Konstitution sowie gegebenenfalls Paragraph, beispielsweise C. 6, 30, 1) in chronologischer Reihenfolge ungefähr 4600 Konstitutionen hauptsächlich Diokletians (284-305, 1200, der Severerkaiser 880, Konstantins 200, Theodosius‘ I. und Theodosius‘ II. 550, Justinians 400) mit insgesamt etwa 400000 (407860?) Wörtern. In dem Mittelalter werden als Codex nur die ersten neun Bücher gezählt, während die übrigen drei Bücher zu dem (besonderen) →Volumen (parvum) (kleinen Band) gerechnet werden, was später aber aufgegeben wird. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Söllner § 15; Dolezalek, G., Repertorium manuscriptorum veterum Codicis Iustiniani, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Codex und Geltung, hg. v. Heinzer, F. u. a., 2015; The Codex of Justinian, a new annotated translation, hg. v. Frier, B., 2016
Codex (M.) Austriacus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., österreichisches Gesetzbuch, 1704, 1748, 1752, 1777) ist die erste noch private und unvollständige Gesetzessammlung für →Österreich (unter und ob der Enns).
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/codexaustriacus1704bd1.pdf http://www.koeblergerhard.de/Fontes/codexaustriacus1704bd2.pdf ; Köbler, DRG 145; Baltl/Kocher; Guarient, F. v., Codex Austriacus, Bd. 1f. 1704
Codex (M.) Euricianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lasteinische des Altertums [und das erschließbare Germanische] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Eurichs, Bezeichnung seit etwa 1900 üblich) ist das möglicherweise nach älteren Einzelgesetzen vielleicht um 475/476 unter dem westgotischen König Eurich entstandene, in einer Palimpsesthandschrift wohl des siebten Jahrhunderts (Paris, Bibliothèque Nationale, Cod. Lat. 12161) teilweise in 63 Kapiteln (zwischen dem nummerierten Kapitel 274 und dem nummerierten Kapitel 336) erhaltene Gesetzbuch (eines namentlich nicht sicher bekannten Königs) der Westgoten, das formal wie inhaltlich von dem römischen Recht beeinflusst ist. →Lex Visigothorum, s. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Gaudenzi, A., Nuovi frammenti, (in) Rivista italiana per le scienze giuridiche 6 (1888); Schiller, F., Das erste Fragment des Codex Euricianus, ZRG GA 30 (1909), 18; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; El codigo del Eurico, hg. v. Ors, A. d’, 1960
Codex (M.) Fridericianus Marchicus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Friedrichs für die Mark) s. Project des Codicis Fridericiani Marchici, s. Google
Codex (M.) Gregorianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Gregorius‘) ist die vermutlich von einem Amtsträger Gregorius (Leiter der Kanzlei a libellis von 284 bis 287 und von 289 bis 290?) privat erstellte, in Bücher und Titel gegliederte, dort chronologisch gereihte, nur bruchstückweise - in den fragmenta Vaticana, vatikanischen Fragmenten, und in Auszügen in der Lex Romana Visigothorum, römisches Recht der Westgoten) erhaltene - bis Mai 291 reichende Sammlung von Konstitutionen (Gesetzen) der römischen Kaiser von Hadrian (117-138) bis Diokletian (284-305). Der Codex Gregorianus ist in späteren Werken (u. a. →Codex bzw. Gesetzbuch [Justinians]) verwertet. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 42; Söllner §§ 19, 22; Köbler, DRG 52, 80
Codex (M.) Hammurapi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Hammurapis, s. Google) →Hammurapi
Codex (M.) Hermogenianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gersetzbuch Hermogenians) ist die vermutlich von einem Amtsträger (Leiter der Kanzlei a libellis in dem Osten von 293 bis 295 und vielleicht auch in dem Westen 291 und von 295 bis 298) und bekannten Rechtskundigen namens →Hermogenian privat erstellte, in Titel gegliederte, später ergänzte, nur bruchstückweise erhaltene, die Jahre 293 und 294 erfassende Sammlung von Konstitutionen (Gesetzen) des römischen Kaisers Diokletian (284-305). Der Codex Hermogenianus ist in späteren Werken (u. a. →Codex) verwertet. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 42; Söllner §§ 19, 22; Köbler, DRG 52, 80
Codex (M.) iuris Bavarici criminalis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch des bayerischen Strafrechts) ist das von →Kreittmayr in deutscher Sprache geschaffene, an dem 7. 10. 1751 für →Bayern veröffentlichte Gesetzbuch des Strafrechts (Teil 1) und Strafprozessrechts (Teil 2). Der Codex iuris Bavarici criminalis beseitigt zwar die Rechtszersplitterung in Bayern, hält aber an Ketzerei, Zauberei, Hexerei und Aberglauben als Straftaten, an grausamen Strafen und an der Folter fest. Er gilt bis zu Feuerbachs Strafgesetzbuch Bayerns von 1813. S. Google
Lit.: Pfeitzsch, W., Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Schütz, S., Die Entwicklung des Betrugsbegriffs, 1988
Codex (M.) iuris Bavarici iudiciarii (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch des bayerischen Prozessrechts) ist das von →Kreittmayr in deutscher Sprache aus bayerischem Recht (meist von 1616) und gemeinem Recht (beispielsweise über Klage, Provokationsprozess, Wirkungen der Ladung, Urheberbenennung, Rechtskraft, Restitution, Syndikatsklage, Immission) geschaffene, gegenüber einem Entwurf deutlich veränderte, 1753 in Kraft gesetzte, klare und fast lückenlose, Prozesse erfolgreich abkürzende Zivilprozessgesetzbuch →Bayerns, das sich um eine Abkürzung des gemeinen Zivilprozesses bemüht und bis 1. 7. 1870 (Ersetzung durch Zivilprozessordnung Bayerns) gilt. S. Google
Lit.: Schwartz, J., 400 Jahre deutsche Civilprozessgesetzgebung, 1898, 254; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schöll, W., Der Codex iuris bavarici iudiciarii, Diss. jur. München 1965; Codex iuris Bavarici judiciarii, hg. v. Schubert, W., 1993; Seuffert, J. u. a., Kommentar über die bayerische Gerichtsordnung, Bd. 1ff. 2. A. 1853ff., Neudruck 1993
Codex (M.) iuris canonici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch des Kirchenrechts) ist das in dem 20. Jahrhundert geschaffene Gesetzbuch der katholischen Kirche. Nach seit 1869/1870 vorgetragenen Wünschen von Papst Pius X. 1904 durch Pietro →Gasparri in die Wege geleitet und von einer Kommission ausgearbeitet, wird es an dem 27. 5. 1917 zu dem 18./19. 5. 1918 in fünf Büchern (allgemeiner Teil, Personenrecht, Sachenrecht, Prozessrecht, Strafrecht) in Kraft gesetzt. Hieran schließt sich (25. 1. 1983 promulgiert, 27. 11. 1983 in Kraft) 1983 eine seit 1959 vorbereitete Neufassung an (allgemeine Normen, Kirchenverfassung, Verkündigungsdienst der Kirche, Sakramente, Kirchenvermögen, Strafen, Prozess). Daneben steht für 29 katholische Ostkirchen der an dem 18. 10. 1990 promulgierte und an dem 1. 10. 1991 in Kraft getretene (lat.) Codex (M.) canonum ecclesiarum orientalium (Gesetzbuch der Bestimmungen der östlichen Kirchen). S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/codexiuriscanonici1917.htm Söllner § 16; Köbler, DRG 205, 266; Codex iuris canonici, hg. v. Gasparri, P., 1917; Stutz, U., Der Geist des Codex iuris canonici, 1918; Codicis iuris canonici fontes, cura Gasparri, P., Bd. 1ff. 1923ff.; Le droit et les institutions de l’église catholique latine de la fin du XVIIIe siècle a 1878, 1981; Codex des kanonischen Rechtes, hg. im Auftrag der deutschen und Berliner Bischofskonferenz, 1983, 2. A. 1984; Zapp, H., Codex iuris canonici, Stichwortverzeichnis, 1986
Codex (M.) Iustinianeus →Codex (Justinians)
Codex (M.) Maximilianeus Bavaricus civilis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Bayerisches Zivilgesetzbuch Maximilians) ist das von →Kreittmayr auf der Grundlage des vorangehenden Landrechts Bayerns von 1616 und des gemeinen Rechtes in Zusammenwirken mit der Ständevertretung und den Justizbehörden in München, Landshut, Burghausen, Straubing und Amberg in deutscher Sprache geschaffene, an dem 2. 1. 1756 veröffentlichte, alle zu der bürgerlichen Rechtsgelehrsamkeit gehörigen Materien samt Jagdrecht, Fischereirecht, Forstrecht und Gewerberecht nach gemeinrechtlichen und statutarischen Rechtsgrundsätzen zusammenfassende Gesetzbuch („neu verbessertes und ergänztes kurbayerisches Landrecht“, Kompilation). Der Codex Maximilianeus Bavaricus civilis gliedert sich nach Personen, Sachen und Ansprüchen in vier Teile (Personenrecht, Sachenrecht, Erbrecht, Vertragsrecht). Er löst das bayerische Landrecht von 1616 ab, lässt das gemeine Recht subsidiär fortgelten, wird auf die 1815 erworbenen Gebiete (außer Rheinpfalz) erstreckt und wird zu dem 31. 12. 1899/1. 1. 1900 durch das →Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches abgelöst. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; (Kreittmayr, W. Frhr. v.,) Anmerkungen zum Codex civilis Maximilianeus Bavaricus, Bd. 1ff. 1758ff., Neudruck; Friedl, H., Codex Maximilianeus Bavaricus civilis, Diss. jur. Erlangen 1934; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Pöppel, P., Quellen und System des Codex Maximilianeus Bavaricus civilis, 1967; Zimmermann, K., Die Monita zum Entwurf des Codex Maximilianeus Bavaricus civilis, 2008
Codex (M.) Theodosianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Theodosius‘) ist das 429 in einem umfassenden, nur teilweise verwirklichten Plan (eines Codex Theodosianus aus einerseits kaiserlichen Konstitutionen und andererseits Schriften Rechtskundiger) in Angriff genommene, 435 begonnene, an dem 15. 2. 438 veröffentlichte und an dem 1. 1. 439 in der östlichen Hälfte des römischen Reiches in Kraft gesetzte sowie von Kaiser Valentinian an dem 25. 12. 439 auch für die westliche Hälfte verkündete (amtliche) Buch der Gesetze (Gesetzbuch) Kaiser Theodosius‘ II. (408-450) mit vielleicht 294054 Wörtern. Der dem Vorbild des (lat.) Codex (M.) Gregorianus (Gesetzbuch Gregorius‘) und Codex Hermogenianus (Gesetzbuch Hermogenians) folgende Codex Theodosianus enthält ungefähr 2500 kaiserliche Konstitutionen (Gesetze) von 313 (Konstantin) bis 437 (Theodosius II.) aufgeteilt in etwa 3250 Stücke. Er gliedert sich in der Ordnung des Edikts in 16 Bücher (1,1-1,4 Rechtsquellen, 1,5-1,35 Staatsverfassung Gerichtsverfassung, 1,1-18a Verfahren, 1,19-5 Privatrecht, 6 Standesrecht, 7 Militärrecht, 8,1-11 Subalternbeamte, 8,12-19 unentgeltlicher Erwerb, 9 Strafrecht mit Strafverfahren und Strafvollstreckung, 10 Fiskalrecht, 11,1-28 Steuerrecht, 11,29-39 Verfahren, 12 Gemeinderecht, 13 Berufskörperschaften, 14 Sozialleistungen in großen Städten, 15 Lustbarkeiten, 16 Kirchenrecht bzw. 1, 6-8,11, 10-15 Verwaltung, 2-5 und 8,12-19 Privatrecht, 9 Strafe, 16 Kirche) sowie insgesamt rund 450 (systematisch angeordnete?) Titel und ist innerhalb dieser Titeleinteilung (nicht sachlich, sondern nur) zeitlich geordnet. Die Bücher 1 bis 5 sind mit etwa 400 Konstitutionen hauptsächlich durch das (lat.) →Breviarium (M.) Alaricianum (506, „Kurzbuch“ Alarichs) auszugsweise überliefert (ein Drittel?), die Bücher 6-16 durch zwei frühe Handschriften (Rom, Biblioteca Vaticana, Vat. reg. 886, Paris, Bibliothèque Nationale Cod. 9643) und Papyri (P. Oxy 15, 1913 u. a.). Der Codex Theodosianus wird in Ostrom ab 527-534 von den Kompilationen Kaiser Justinians (Codex) verdrängt, in den westgotischen Gebieten durch das Breviar Alarichs II. (lat. [N.] Breviarium Alaricianum). S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 42; Söllner §§ 19, 21, 22; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 52, 80; Theodosiani libri XVI, ed. Mommsen, T., 1905; Krüger, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechtes, 1888, 2. A. 1912; Seeck, O., Regesten der Kaiser und Päpste für die Jahre 311 bis 476 n. Chr., 1919; Codex Theodosianus, hg. v. Krüger, P., 1923 (etwas vollständiger durch in dem Codex Justinians übernommene, veränderte Stellen); Gradenwitz, O., Heidelberger Index zum Theodosianus, 1925, Ergänzungsband 1929; The Theodosian Code and novels, and the Sirmondian constitutions, übers. v. Pharr, C., 1952; Gaudemet, J., La formation du droit séculier et du droit de l’Église aux IVe et Ve siècles, 2. A. 1979; Dilger, A., Herkunft und Rechtsnatur einer Handschrift aus dem theodosianischen Gesetzbuch, ZRG GA 94 (1977), 184; Archi, G., Theodosio II e il suo tempo, 1978; Dilger, A., Die Stuttgartensis und ihre Bedeutung, ZRG GA 99 (1982), 298; Voß, W., Recht und Rhetorik in den Kaisergesetzen der Spätantike, 1982; Moscati, L., Nuovi studi sul codice teodosiano, 1983; The Theodosian Code, hg. v. Harries, J. u. a., 1993; Dovere, E., Ius principale e catholica lex, 1995; Matthews, J., Laying down the law, 2000; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002; Sirks, A., The Theodosian code, 2007; Atzeri, L., Gesta senatus Romani de Theodosiano publicando, 2008
Codex (M.) Theresianus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Theresianisches Gesetzbuch) ist der Entwurf eines einheitlichen österreichischen Gesetzbuchs (Privatrecht, Zivilprozessrecht, ohne Strafrecht) unter Maria Theresia (von dem 25. 11. 1766 mit mehr als 8000 Bestimmungen, 115114 Wörtern, 23145 Wortformen, 10682 Lemmata). Er beruht auf der Arbeit einer zu dem 14. 2. 1753 eingesetzten Kompilationskommission, die ein auf natürliche Billigkeit gegründetes volkstümliches Recht schaffen und dabei die einzelnen Provinzialrechte, das gemeine Recht und die Gesetze anderer Staaten heranziehen soll. Das von Josef Azzoni (1712-1760) und Johann Bernhard von Zencker geförderte, hauptsächlich seit 1766 in Brünn tätige Unternehmen endet 1776 wegen seiner Dickleibigkeit, erleichtert aber als wertvolle Vorarbeit das →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811/1812. S. Google
Lit.: Codex Theresianus, hg. v. Harras von Harrasowsky, P., Bd. 1ff. 1883ff.; Höslinger, R., Die gemeinrechtlichen Quellen des Codex Theresianus, (in) Österreich. Archiv f. Kirchenrecht 1 (1950), 72; Wesener, G., Die Rolle des usus modernus pandectarum im Entwurf des Codex Theresianus, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CodexTheresianus.htm, dazu Wortformenliste und Lemmaliste
Codex (M.) Urnammu (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugtund in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetzbuch Urnammus) ist der 1948 entdeckte sumerische Rechtstext des Königs Urnammu von Lagusch (Ur) (um 2100 v. Chr.), von dem wenigstens 40 Bestimmungen (über Mord, Raub, falsche Anschuldigung, Ehebruch, Vergewaltigung, Ehe, Scheidung, Hexerei, Körperverletzung, Miete, Arztbehandlung, Darlehen, Erbe, Sklaven, Wasserdiebstahl und Vernachlässigung von Land) in fünf Abschriften in Nippur, Ur und Sippar erhalten sind. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CodexUrNamu.pdf; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013
Codice civile (ital. [M.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italieniesche und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) bürgerliches Gesetzbuch →Italienisches Recht
codicillus, cōdicillus, cōdicellus, lat., M., kleiner Stamm, Schreibtafel, Handschreiben, Brief, Brieflein, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōdex
Codicillus, cōdicillus, (Wort Cato 234-149 v. Chr., lat. [M.] Büchlein, grundsätzlich Plural codicilli verwendet) ist in dem klassischen römischen Recht die letztwillige Verfügung, die entweder als Bestandteil eines →Testaments zählt oder (außerhalb eines Testaments) nur Fideikommisse und fideikommissarische Freilassungen (nicht dagegen Erbeinsetzungen und Enterbungen) enthalten darf. Durch die so genannte Kodizillarklausel eines Testaments kann der Erblasser bestimmen, dass eine als Testament unwirksame Erklärung wenigstens als codicillus gelten soll. S. Google
Lit.: Kaser § 68; Söllner §§ 15, 17; Köbler, DRG 38
código (span. [M.]) Gesetzbuch
Código (M.) civil (span., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das spanische Zivilgesetzbuch von 1888/1889, das maßgeblich von Manuel Alonso Martínez (1827-1891) geprägt ist. Es vereinheitlicht das Privatrecht, belässt aber mit dem Mittel seiner Subsidiarität landschaftliche, auf den Foralrechten (fueros) beruhende Unterschiede in dem Verhältnis zu →Kastilien.
Código (M.) de comercio (span., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Handelsgesetzbuch
Código (M.) do processo civil (portug., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Portugiesische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F) ist das portugiesische Zivilprozessgesetzbuch des Jahres 1939, das maßgeblich von José Alberto dos Reis geprägt ist. S. Google
coemere, coimere, lat., V., zusammenkaufen, aufkaufen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, emere coemptio
coemptio, coēmptio, cōmptio, lat., F., Zusammenkaufen, Aufkauf, Kaufehe, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. coemere
Coemptio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]), Zukauf, ist in dem römischen Recht eine der (lat. [F.]) mancipatio, Manzipation nachgeformte Handlung zu der Begründung der Hausgewalt (lat. [F.] manus) des Hausvaters über die Frau unter Zahlung eines symbolischen Kaufpreises zwecks Eheschließung.
coercere, coercēre, cohercēre, comercēre, lat., V., völlig einschließen, zusammenhalten, einschränken, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, arcēre
coercitio, coërctio, cohercitio, lat., F., Einschließung, Einschränkung, Beschränkung, Zwangsmaßregel, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. coercēre
Coercitio (Wort Livius 59 v. Chr.-17 n. Chr., lat. [F.] Einschließung, Einschränkung, Beschränkung, Zwangsmaßregel) ist in dem altrömischen Recht die allgemeine, Unrechtstaten verfolgende magistratische Zuchtgewalt.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner § 6; Köbler, DRG 18, 20
cognatus (Wort Plautus um 250-184 v. Chr.), lat. [M.]) Blutsverwandte, →Verwandter, Verwandte, s. latein_a_z.docx
cognitio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Erkenntnis, s. latein_a_z.docx, →cognitio (F.) extra ordinem
Cognitio (lat. [F.]) extra ordinem (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, Erkenntnis außer der Ordnung) ist in dem klassischen römischen Recht das – anfangs - außerordentliche Verfahren, das durch allmähliche behördliche Verfestigung die altrömische Gerichtsverfassung und das zugehörige Formularverfahren ersetzt. →Kognitionsverfahren, s. Google
Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 14, 15, 16; Köbler, DRG 34; Köbler, LAW
cognitor (Wort Cicero 81-43 v. Chr, lat. [M.], s. latein_a_z.docx) Prozessvertreter →Stellvertreter
Coimbra an dem Mondego in Portugal beruht auf römischer Grundlage (Conimbriga bzw. Aeminium). 878/1064 wird es den Mauren entzogen (in dem 12./13. Jahrhundert Hauptstadt →Portugals). Die 1290 in Lissabon gegründete Universität wird 1308 nach Coimbra verlegt (1338-1354, 1377-1537 nochmals Lissabon). S. Google
Lit.: Almeida, A./Brandao, M., A Universidade de Coimbra, 1937; Merêa, P., Sôbre as origens do concelho de Coimbra, (in) Revista Portuguesa de história 1 (1940), 49
Coing, Helmut (Celle 28. 02. 1912-Kronberg im Taunus 15. 08. 2000) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Kiel, München, Göttingen und Lille in Göttingen 1935 promoviert (Wolfgang Kunkel) und in Frankfurt am Main 1938 habilitiert (Erich Genzmer). 1940 wird er außerordentlicher Professor in Frankfurt am Main, nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft 1948 ordentlicher Professor. Von 1964 bis 1980 ist er Direktor des von Erich Genzmer (für das Mittelalter) geplanten Max-Planck-Instituts für europäische Rechtsgeschichte in Frankfurt am Main. S. Google
Lit.: Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939; Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, hg. v. Wilhelm, W., 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschicht, hg. v. Coing, H., 1973ff.; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Luig, K., Helmut Coing, (in) Juristen im Portrait, 1988, 215ff.; Simon, D., Zwischen Wissenschaft und Wissenschaftspolitik, (in) NJW 2001, 1029ff.; Coing, H., Für Wissenschaften und Künste – Lebensbericht eines europäischen Rechtsgelehrten, hg. v. Feldkamp, M., 2014
Coke, Sir Edward (Mileham/Norfolk 1. 2. 1552-Stoke Poges 3. 9. 1634), Norfolker Landadeligensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Cambridge (Trinity College) und der praktischen Ausbildung in Clifford’s Inn und Inner Temple in London 1578 Anwalt, 1589 Parlamentsmitglied, 1592 Kronanwalt und 1594 Justizminister (Attorney General, Generalstaatsanwalt). Zunächst entschiedener Anhänger des Königs, behauptet er seit 1606 als Chief Justice of the Court of Common Pleas (1613 Privy Councillor, Vorsitzender von King’s Bench) die Unterordnung des Monarchen (bzw. dessen Chancery, Star Chamber und High Commission) unter das (von der Vernunftkonzeption geprägte) common law und wird deswegen schließlich 1616 entlassen. Seit 1620 verstärkt er aus dem Parlament heraus den Widerstand gegen den König (1622/1623 in Haft, an dem 7. 6. 1628 Annahme der Beschwerden des Parlaments wegen rechtswidriger Besteuerungen, Zwangsanleihen und Verhaftungen durch den König). Daneben veröffentlicht er nach einer umfassenden Sammlung von Entscheidungen (Reports, 1600-1615, Ausgangspunkt der doctrine of precedent) und einer Sammlung von Einträgen (A Book of Entries, 1614) seit 1628 seine vierbändigen Institutes, die das erste Lehrbuch des neuzeitlichen →common law bilden. Davon stellt das als Commentary upon Littleton‘s Tenures gestaltete erste Buch (Coke upon Littleton) eine Rechtsgrundlegung (Enzyklopädie) dar. Die weiteren drei Bücher (1641) begründen verfassungsmäßig den Vorrang von Parlament und Recht in dem Staat (in dem Wege der Politisierung des Rechtes und der Verrechtlichung der Politik). In dem Ergebnis verdrängen Cokes Reports und Institutes, in denen er das Recht politisert und die Politik verrechtlicht, in kurzer Zeit die in Law French abgefassten älteren Year Books (Jahrbücher) und Rechtsdarstellungen. S. Google
Lit.: Johnson, C., Life of Sir Edward Coke, 1837; Block, H., Edward Coke, 1929, Neudruck 1992; Mosse, G., The Struggle for Sovereignty in England, 1950; Thorne, S., Sir Edward Coke, 1957; Bowen, C., The Lion and the Throne, 1957; Beauté, J., Un grande juriste anglais, 1975; Hostettler, J., Sir E. Coke, 1997; Boyer, A., Sir E. Coke and the Elizabethan Age, 2003
collatio, collātio, lat., F., Zusammenbringen, zusammenbringung, Vereinigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnferre, →Vergleich
Collatio (F.) bonorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar [Wort collatio Cicero (81-43 v. Chr.,] lat., Zusammenbringen der Güter) ist in dem klassischen römischen Recht die Verrechnung des Vorausempfangs (Abfindung, Mitgift) eines Hauserben mit seinem Erbteil vor dem Prätor.
Lit.: Kaser § 65, 73; Köbler, DRG 37, 59
Collatio (F.) legum Mosaicarum et Romanarum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Benennung in dem 16. Jahrhundert, Vergleich der mosaischen und römischen Gesetze) ist die spätantike, unter dem Titel (lat.) lex (F.) Dei quam praecepit Dominus ad Moysen (Gesetz Gottes, das der Herr Moses gebot,) in drei Handschriften überlieferte Schrift eines unbekannten Verfassers (des späten 4. Jahrhunderts?), die Stellen der Bibel mit Stücken des →Gaius, der Spätklassiker, des →Codex Gregorianus (Gesetzbuch Gregorius‘) und des →Codex Hermogenianus (Gesetzbuch Hermogenians) mit dem Ziel des Nachweises der Übereinstimmung vergleicht.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CollatiolegumMosaicarumetRomanorum390.htm; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Söllner §§ 5, 16; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961, 394; Frakes, R., Compiling the Collatio Legum Mosaicarum et Romanorum, 2011
collectio, collēctio, lat., F., Zusammenlesen, Aufsammeln, kurze Wiederholung, Vernunftschluss, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. colligere, auch Sammlung
Collectio (F.) Anselmo dedicata (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., dem Anselm gewidmete Sammlung) ist die vielleicht in Mailand (oder Reims) um 900 von einem unbekannten Verfasser geschaffene, fast 2000 Kapitel (vor allem aus den pseudoisidorischen Dekretalen) enthaltende, systematische Sammlung von Kirchenrecht.
Lit.: Zechiel-Eckes, K., Quellenkritische Anmerkungen zur Collectio Anselmo deidicata, (in) Recht und Gericht in der Kirche und Welt, hg. v. Hartmann, W., 2007
Collectio (F.) Danieliana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Sammlung Daniels) ist eine in einer Berner, früher François Daniel gehörigen Handschrift überlieferte Kirchenrechtssammlung, die eine Frühform der Capitula Angilramni (Kapitel Angilrams) enthält.
Lit.: Schon, K., Unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudoisidors. Die Collectio Danieliana, 2006
Collectio (F.) Francofurtana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Frankfurter Sammlung) ist eine wohl an dem Ende des 12. Jahrhunderts in dem nördlichen Frankreich (Champagne) entstandene, mehr als 700 Kapitel umfassende, in vier Handschriften bezeugte Dekretalensammlung.
Lit.: Die Collectio Francofurtana, hg. v. Landau, P./Drossbach, G., 2008 (Edition hat ziemliche Mängel)
Collectio (F.) vetus Gallica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., alte gallische Sammlung) ist eine in Lyon um 600 entstandene kirchenrechtliche Sammlung, die bis in die Zeit um 800 auf Einteilung und Themen kirchenrechtlicher Werke einwirkt.
Lit.: Mordek, H., Kirchenrecht und Reform im Frankenreich, 1975
collegantia (Wort 976, lat. [F.) Teilhaberschaft, nicht in latein_a_z.docx)
Lit.: Condanari-Michler, S., Zur frühvenezianischen collegantia, 1937
colligere, lat., V., sammeln, zusammenlesen, zusammensammeln, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, legere
colonia, colōnia, quolōnia, lat., F., Länderei, Ansiedlung, Kolonie, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. colere, gegründete, später auch erhobene römische Stadt außerhalb Roms (beispielsweise colonia Agrippinensis, Köln)
colonus, colōnus, lat., M., Bebauer, Landwirt, Bauer (M.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. colere
Colonus (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [M.]) ist in dem spätantiken römischen Recht der erblich an die Scholle gebundene Landpächter.
Lit.: Kaser § 16; Söllner § 19; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 27, 50, 57; Köbler, LAW; Schipp, O., Der weströmische Kolonat, 2010
Comecon (engl. Abkürzung für Council for Mutual Economic Assistance) ist die an dem 25. 1. 1949 in Moskau von der Union der sozialistischen Sowjetrepubliken/Sowjetunion, Polen, der Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien gegründete, mehrfach erweiterte Organisation zu der wirtschaftlichen Vereinigung Osteuropas innerhalb der internationalen sozialistischen Arbeitsteilung(, N., Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe). S. Google
Lit.: Ribi, R., Das Comecon, 1970; Uschakow, A., Integration im RGW, 1983
comenda (lat. [F.]) →commenda
comes, lat., M., F., Begleiter, Begleiterin, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, īre
Comes (Wort bei Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [M.]) ist in der Spätantike der Begleiter und Amtsträger des Kaisers und in dem Frühmittelalter der →Graf als Amtsträger des Königs.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 84; Köbler, LAW; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Ebling, H., Prosopographie der Amtsträger, 1974; Borgolte, M., Die Grafen Alemanniens, 1986; Scharf, R., Comites, 1994; Comitatus, hg. v. Winterling, A., 1998
Comitia (lat. [N.Pl.]) ist in dem altrömischen Recht die unterschiedlich gegliederte Volksversammlung. →comitium
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 18
Comitia (N.Pl.) curiata (lat.) ist die nach Kurien gegliederte römische Volksversammlung. →comitium
Comitatus (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [M.]) Begleitung, s. latein_a_z.docx, →comes, (mlat.) Grafschaft
Lit.: Wagner, G., Comitate um den Harz, (in) Harzzeitschrift 1 (1948), 1; Wagner, G., Comitate im karolingischen Reich, 1952; Wagner, G., Comitate in Franken, (in) Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 6 (1954), 3; Wagner, G., Comitate im Bistum Paderborn, (in) Westfälische Zeitschrift 103/104 (1954), 221; Wagner, G., Comitate zwischen Rhein, Main und Neckar, (in) ZGO 103 (1955), 1; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz, 1957; Claude, D., Untersuchungen zum frühfränkischen Comitat, ZRG GA 81 (1964), 1; Sprandel, R., Bemerkungen zum frühfränkischen Comitat, ZRG GA 82 (1965), 288; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994
comitium, lat., N., Komitium, Versammlungsplatz, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, īre
Commenda (Wort 910-927, lat. [F.], nicht in latein_a_z.docx), comenda, ist eine mittelalterliche Vorform der Kommanditgesellschaft.
Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Silberschmidt, W., Die italienische Commendaforschung der jüngsten Zeit, (in) Studi in memoria di Aldo Ekbertoni 3, 1936; Pryor, J., The Origins of the commenda contract, (in) Speculum 52 (1977), 5
commendare, commendāre (1), lat., V., anvertrauen, aufzugehen geben, übergeben (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, mandāre
commendatio, commendātio, lat., F., Empfehlung, Vermittlung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. commendāre (1)
Commendatio (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.], Empfehlung, Vermittlung) ist in dem Mittelalter die Handlung (Kommendation), mit der sich der Lehnsmann dem Lehnsherrn anvertraut.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 63; Köbler, LAW
commentarium, commentārium, lat., N., Notiz, Entwurf, Abriss, Skizze, Heft (N.) (1), Nachricht, Papier, Tagebuch, Crass. (Ende 1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. comminiscī
commentary (engl. [N.]), Kommentar, Erklärung
Commentaries on the Laws of England (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, engl., N.Pl., Kommentare über die Gesetze Englands, 1765ff.) ist die auch naturrechtlich beeinflusste Zusammenfassung des →englischen Rechtes durch →Blackstone (1723-1780).
Commercium (Wort bei Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.], Verkehr, Handelsverkehr, Handel, s. latein_a_z.docx,) ist in dem altrömischen Recht die dem Fremden durch Verleihung zu eröffnende Teilrechtsfähigkeit in dem Verkehrsrecht.
Lit.: Kaser § 3, 68; Söllner § 12; Köbler, DRG 21
comminisci, comminiscī, lat., V., sich etwas ins Gedächtnis zurückrufen, sich auf etwas besinnen, ersinnen, App. Claud., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, meminisse
commixtio (Wort bei Apuleius um 125-175 n. Chr., lat. [F.], Vermischung, Mischung) Vermengungs. latein_a_z.docx
commodare, commodāre, lat., V., gehörig einrichten, zurecht machen, herrichten, sich gefällig erweisen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. commodus (1)
commodastum, commodātum, lat., N., Darlehen, Geliehenes, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. commodāre
Commodatum (lat. [N.], in Inschrift belegt, Darlehen, Geliehenes, s. commodare) ist die in dem jüngeren klassischen römischen Recht anerkannte →Leihe (Realkontrakt).
Lit.: Kaser § 39 II; Köbler, DRG 45, 63; Berndt, B., Das commodatum, 2005
common (engl. [Adj.]) gemein, allgemein
Common law (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., engl., gemeines Recht) ist in England das für alle einheitlich geltende Recht in Gegensatz zu dem örtlich oder persönlich unterschiedlichen Recht bzw. das in England seit dem Hochmittelalter entwickelte Recht in Gegensatz zu dem aus dem römischen Recht entwickelten Recht bzw. das von Gerichten in England geschaffene Recht in Gegensatz zu dem gesetzten Recht.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Caenegem, R. van, The Birth of the English Common Law, 1973, 2. A. 1988; Simpson, A., Biographical Dictionary of the Common Law, 1984; The Reception of Continental Ideas in the Common Law World, hg. v. Reimann, M., 1993; Martinez-Torron, J., Anglo-American Law and Canon Law, 1998; Baker, J., The Common Law Tradition. Lawyers, Books and the Law. 2000; Rudolph, J., Common Law and Enlightenment in England, 2013; Potter, H., Law, Liberty and the Constitution, 2015
Commonwealth (1926, engl., N.) gemeinsamer Reichtum, Weltreich. 1649 wird König Karl I. hingerichtet, die Monarchie abgeschafft und England zu dem Commonwealth (bis 1660) erklärt. Später ist das (British) Commonwealth of Nations eine lose Staatenverbindung Großbritanniens mit vielen früheren Kolonien
communio, commūnio, lat., F., Gemeinschaft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. commūnis
Communio (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die →Gemeinschaft (beispielsweise mehrerer Erben), in der jeder Gemeinschafter einen rechnerischen Anteil hat, über den er verfügen kann.
Lit.: Kaser § 23; Kroeschell, DRG 1
communis, commūnis, commoenis, commoinis, comoinis, comūnis, lat., Adj., gemeinsam, allen gemeinsam, gemeinschaftlich, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kommoini-, Adj., gemeinsam, s. Google
communis opinio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) gemeinsame Meinung, öffentliche Meinung (beispielsweise communis opinio doctorum [der Rechtslehrer] vor allem von dem 16.-18. Jahrhundert als Argument für die Wahrscheinlichkeit der Richtigkeit einer Auffassung)
Lit.: Schröder, J., Communis opinio, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 404
Como (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) Ort in Norditalien an dem Comer See
Lit.: Campiche, C., Die Comunalverfassung von Como, 1929
compendere, lat., V., zusammen wägen, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, pendere
compendium, lat., N., Ersparnis, Gewinn, Vorteil, Profit, Richtweg, Abkürzung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. compendere
compendium (N.) iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Rechtshandbuch
Lit.: Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium juris, 1968
Compensatio (Wort bei Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.], (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist die in dem klassischen römischen Recht grundsätzlich nur in dem Verfahren oder bei Einverständnis wirksame Verrechnung mit einer Gegenforderung. →Aufrechnung
Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 43, 62; Dernburg, H., Die Compensation nach römischem Rechte, 1854; Dernburg, H., Geschichte und Theorie der Compensation, 2. A. 1868, Neudruck 1965; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
Compilación de Leyes (Sammlung der Gesetze, F., Ordenanzas reales de Castilla) ist die erste, 1480 von Alonso Díaz de Montalvo (1405-1499) zusammengestellte Sammlung kastilischer Vorschriften in 8 Büchern (ordenamiento von 1484). Ihr folgen Sammlungen von (1485,) 1567 und 1805. →Libro do Leyes
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 1,558,674
compilare, compīlāre, lat., V., enthaaren, ausplündern, berauben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, pīlāre
compilatio, compīlātio, lat., F.: Plünderung, Ausbeute, Kompilation, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. compīlāre
Compilatio (F.) maior (Wort compilatio Cic. 81-43 v. Chr., Plünderung, Ausbeute, Kompilation, lat., größere Sammlung) ist die nach justinianischem Vorbild (des Codex) in neun Bücher gegliederte Sammlung des aragonesischen Rechtes durch Vidal de Canellas († 1252) in aragonesischer Sprache.
Lit.: Pérez Martìn, A., Einleitung zu Fori Aragonum, 1979, 1
componere, compōnere, lat., V., zusammenlegen, zusammensetzen, vergleichen, gestalten, verfassen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, pōnere
compositio, lat., F., Zusammenstellung, Zusammensetzung, Vergleich, Komposition, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. compōnere
Compositio (Wort bei Rhet. Her. 86/82 v. Chr., lat. [F.], Zusammenstellung, Zusammensetzung, Vergleich, Komposition) ist in den lateinischen Texten des Frühmittelalters die →Buße. →Kompositionensystem
Lit.: Köbler, DRG 65, 91; Köbler, LAW; Jaekel, H., Weregildus, ZRG GA 28 (1907), 107
Computer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1955 aus dem Neuenglischen aufgenommen bezeugt – 1955 [Spiegel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Rechner
Lit.: Bösch, F., Wege in die digitale Gesellschaft – Computernutzung in der Bundesrepublik 1955-1990, 2018; Rankin, J., A People’s History of Computing in the United States, 2018
Conchyleus →Coquille
concilium (Wort Lucr. 96-55 v. Chr., lat. [N.]) Zusammenrufung?, Vereinigung, Versammlung (beispielsweise der Plebejer in Rom), →Konzil
concludere, conclūdere, lat., V., verschließen, einschließen, einsperren, absperren, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, claudere
conclusio, conclūsio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]), Verschließung, Einschließung, Abschließung, Schluss, Folgerung, s. latein_a_z.docx, s. conclūdere
conclusum, conclūsum, lat., N.: nhd. Zusammenschluss?, Verschluss?, s. conclūdere
Conclusum (N.) imperii (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Reichsschluss) ist seit dem Spätmittelalter das von dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches angenommene Reichsgutachten der Reichsstände, das (nur) noch der Verkündung bedarf, um Gesetz zu werden.
Lit.: Rauch, K., Traktat über den Reichstag im 16. Jahrhundert, 1905
concordia, lat., F., Eintracht, Einträchtigkeit, gutes Einvernehmen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. concors
Concordia (F.) discordantium canonum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Einheit widersprüchlicher Bestimmungen) ist der Titel des →Decretum Gratiani (Dekret Gratians) von etwa 1140.
concors, lat., Adj., einträchtig, einig (Adj.), Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, cor
concussio (Wort Colum. 1. Jh. n. Chr., lat. [F.]) s. latein_a_z.docx, →Erpressung
condemnare, condemnāre, lat., V., schuldig sprechen, verurteilen, verdammen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, damnāre
condemnatio, condemnātio, lat., F., Verurteilung, Strafgeld, Cic. (81-43 v. Chr.), Inschr., s. latein_a_z.docx, s. condemnāre
condemnatio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Verurteilung (in dem römischen Recht grundsätzlich auf Leistung von Geld, bei der Noxalhaftung wahlweise auf Geld oder Preisgabe des Schädigers)
condicere, condīcere, lat., V., gemeinschaftlich verabreden, sich verständigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, dīcere
Condicio (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx,) ist in dem römischen Recht die →Bedingung.
Lit.: Kaser § 10; Willvonseder, R., Die Verwendung der Denkfigur der condicio sine qua non, 1984; Effer-Uhe, D., Die Wirkung der condicio im römischen Recht, 2008
condictio, lat., F., Ankündigung, Kündigung, Zurückforderung, Serv. (um 400 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. condīcere
Condictio (Wort Servius um 400 n. Chr., lat. [F.]) ist in dem Formularverfahren des klassischen römischen Rechtes die strengrechtliche Klagformel (lat. actio in personam) auf Übereignung einer bestimmten Sache oder Geldsumme (beispielsweise aus Darlehen, Litteralkontrakt, Diebstahl), die in dem spätantiken römischen Recht besonders mit dem Fall grundloser Vorenthaltung (beispielsweise des auf eine Nichtschuld Geleisteten) verbunden wird. →Kondiktion
Lit.: Kaser §§ 32, 33, 38, 39, 40, 48, 83; Söllner § 9; Köbler, DRG 33, 45, 67; Koschembahr-Lyskowsky, I. v., Die condictio als Bereicherungsklage, Bd. 1f. 1903ff.; Schwarz, F., Die Grundlage der condictio, 1952
condictio (F.) causa data causa non secuta (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen nicht (geschuldeter, erwarteter und nicht) erbrachter Gegenleistung, →Bereicherung, s. Google
condictio (F.) ex lege (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch aus gesetzlicher Obligation, →Bereicherung, s. Google
condictio (F.) furtiva (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch gegen den Dieb auf einfachen Sachwert, →Bereicherung, s. Google
condictio (F.) indebiti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen irrtümlicher Zahlung einer Nichtschuld, →Bereicherung, s. Google
condictio (F.) ob causam datorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen nicht entstandenen Rechtsgrunds, →Bereicherung, s. Google
condictio (F.) ob causam finitam (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen weggefallenen Rechtsgrunds, →Bereicherung, s. Google
condictio (F.) ob turpem vel iniustam causam (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen eines sittenwidrigen oder unzulässigen Rechtsgrunds, →Bereicherung, s. Google
condictio (F.) sine causa (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) Bereicherungsanspruch wegen rechtsgrundloser Leistung, →Bereicherung, s. Google
conditio (Wort Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [F.]) Bedingung, s. latein_a_z.docx, [beispielsweise conditio sine qua – non -], Bedingung ohne die - nicht - wie beispielsweise Schaden für Schadensersatzanspruch)
condominium (Wort 1289, mlat. [N.] Miteigentum, Mitherrschaft - beispielsweise condominium plurium in solidum [17. Jahrhundert] ohne ideellen Anteil an dem Gesamtgut, Verfügung nur durch Gesamtheit -)
conductio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Mietvertrag, Pachtvertrag, Dienstvertrag und Werkvertrag, s. latein_a_z.docx,, s. locatio conductio
Lit.: Mayer-Maly, T., Locatio conductio, 1956
Confarreatio (Wort Plinius (23/24-79 n. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx) ist die altrömische Eheschließung unter Speltbrotopferung (für Patrizier?). S. con, cum, far, s. Google
Confessio est regina probationum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht. aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Das Geständnis ist die Königin der Beweise (als Grundsatz des Beweisrechts des Inquisitionsprozesses in den Quellen wörtlich anscheinend nicht wirklich belegt).
Lit.: Foth, A., Gelehrtes römisch-kanonisches Recht in deutschen Rechtssprichwörtern, 1971; Kleinheyer, G., Zur Rolle des Geständnisses (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 367ff.; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
confin →Militärgrenze
Confoederatio (lat. [F.]) cum principibus ecclesiasticis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bündnis mit den geistlichen Fürsten) ist die in dem 19. Jahrhundert aufgekommene lateinische Bezeichnung für das in einem Original und fünf Abschriften überlieferte, elf Artikel umfassende, wohl nur die bereits eingetretene Rechtswirklichkeit anerkennende Privileg König Friedrichs II. für die geistlichen Reichsfürsten von dem 26. 4. 1220 als Gegenleistung für die Wahl Heinrichs (VII.) zu dem König an dem 23. 4. 1220 (beispielsweise Verzicht auf den Nachlass bzw. das Spolienrecht und Regalien bei den geistlichen Reichsfürsten, Verzicht auf neue Zollstätten und Münzstätten, Testierfreiheit, Verfügungsfreiheit über Kirchenlehen, Verstärkung des Kirchenbanns durch Reichsacht). An dem 12. 3. 1275 und an dem 9. 11. 1292 wird die Confoederatio cum principibus ecclesiaticis erneuert.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Confoederatiocumprincipibusecclesiasticis1220.htm; Kroeschell, DRG 1; Klingelhöfer, E., Die Reichsgesetze, 1955; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 1966, 2. A. 1982, 420; Eickels, K. v./Brüsch, T., Kaiser Friedrich II., 200
confusio, cōnfūsio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Zusammengießung, Vermischung beispielsweise zweier gleichartiger Flüssigkeiten verschiedener Eigentümer, von Gläubigerstellung und Schuldnerstellung in einem Menschen oder von Eigentum und Inhaberschaft an einem beschränkten dinglichen Recht in einem Menschen, s. Google
Lit.: Kiess, P., Die confusio im klassischen römischen Recht, 1995
coniunctio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Verbindung (beispielsweise von dem Erblasser durch testamentarische Verfügung geschaffene Verbindung einzelner Erben oder Vermächtnisnehmer), s. latein_a_z.docx, s. Google, s. con, cum, iungere, s. Google
Lit.: Lösch, S., Die coniunctio in testamentarischen Verfügungen des klassischen römischen Rechts, 2013
coniuratio, coniūrātio, lat., F., Zusammenschwörung, Verschwörung, allgemeines Aufgebot, eidliche Verbindung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx
coniuratio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) gemeinschaftlicher Schwur, Verschwörung) ist in dem Mittelalter die Schwurgemeinschaft und usurpatorische Verbrüderung (beispielsweise Cambrai 1076, Köln 1114)
Lit.: Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Körner, T., Juramentum und frühe Friedensbewegung, 1977; Kolmer, L., Promissorische Eide im Mittelalter, 1989; Distler, E., Städtebünde, 2006
Connan, François (Paris 1508-Paris 1. 9. 1551), Sohn eines maître des comptes, wird nach dem Studium in Paris und dem Rechtsstudium (1529) in Orléans und Bourges (mit Bekanntschaft zu Calvin) um 1533 Parlamentsadvokat und 1539 königlicher Rat. In einer Gesamtdarstellung des geltenden Rechtes in zehn Büchern ([lat.] Commentariorum iuris civilis libri [M.Pl.] X, 1553ff. Zehn Bücher Kommentare des weltlichen Rechtes) versucht er die tatsächliche Ordnung der römischen Rechtsquellen durch ein wissenschaftliches System (lat. [F.] ars, Kunst) zu ersetzen. Bei diesem wenig erfolgreichen Bemühen deutet er die römischrechtliche (lat. [F.]) →actio (Klaganspruch) als ein rechtserhebliches Verhalten und legt damit einen ersten Grund für den Gedanken der →Willenserklärung. S. Google
Lit.: Bergfeld, C., Franciscus Connanus, 1968
Conrad, Hermann (Köln 21. 10. 1904-Bonn 18. 3. 1972 nach Operation), katholisch, Oberlandesgerichtsratsenkel, Verwaltungsbeamtensohn, wird nach dem Abitur (1925) und dem Studium des Rechtes in Köln 1930 über die (lat.) iurisdictio [F.] delegata im römischen und kanonischen Recht promoviert (Franz Gescher, Kanonist) und 1935 mit einer Untersuchung über Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln während des Mittelalters habilitiert (Hans Planitz). Nach Lehraufträgen in Rostock, Köln, Freiburg im Breisgau, Lausanne, Genf und Breslau und einer Darstellung der Geschichte der deutschen Wehrverfassung (1939) wird er 1941 nach Marburg und 1948 nach Bonn berufen. Er versucht eine in Bezug auf die Privatrechtsgeschichte der Neuzeit und das neunzehnte Jahrhundert unvollendet gebliebene Gesamtdarstellung deutscher Rechtsgeschichte. S. Google
Lit.: Kleinheyer, G., In memoriam, ZRG GA 90 (1973), 487ff.; Gedächtnisschrift Hermann Conrad, hg. v. Kleinheyer, G. u. a., 1979 (Schriftenverzeichnis 621-634)
Conring, Hermann (Norden 9. 11. 1606-Helmstedt 12. 12. 1681), aus gelehrter ostfriesischer Familie, geboren und aufgewachsen in einem Pfarrhaus, wird nach dem 1620 begonnenen Studium von Medizin und Politik in Helmstedt und Leiden (seit 1625) 1632 Professor für Naturphilosophie (Physik und Rhetorik) bzw. Medizin (1637) und Politik (1650) in Helmstedt. Er hält auch juristische Vorlesungen und erstattet Rechtsgutachten. In seinem in dem Ergebnis bereits 1635 feststehenden Buch (lat.) De origine iuris Germanici (1643, Von dem Ursprung des deutschen Rechtes) widerlegt er die Ansicht, dass das römische Recht in Deutschland 1135 durch ein Gesetz Kaiser Lothars III. von Süpplingenburg/Supplinburg in Kraft gesetzt worden sei (sog. →lotharische Legende) und erfasst im Blick auf Erkenntnis der eigenen Gegenwart damit deutsche Rechtsgeschichte von den frühmittelalterlichen Volksrechten über den Sachsenspiegel bis zu einem Plan einer zeitgenössischen Gesetzgebung. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ConringHermannDeorigineiurisGermanici1643.pdf; Köbler, DRG 139, 142, 186; Dahl, F., Zu den Beziehungen Conrings zu Dänemark, ZRG GA 37 (1916), 507; Hermann Conring, hg. v. Stolleis, M., 1983; Conring, H., De origine iuris germanici (deutsche Übersetzung), hg. v. Stolleis, M., 1994; Oestmann, P., Kontinuität oder Zäsur, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 191; Arnswaldt, A. v., De vicariatus controversia, 2004; Jori, A., Hermann Conring (1606-1681), 2006
consensus, cōnsēnsus, lat., M., Übereinstimmung, Einstimmigkeit, Einhelligkeit, übereinstimmendes Urteil, Zeugnis, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, →Konsens
Consensus (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [M.] Zustimmung, Willensübereinstimmung) ist seit dem klassischen römischen Recht Voraussetzung des Konsensualvertrags. S. Google
Lit.: Kaser §§ 8, 38, 58; Köbler, LAW; Hannig, J., Consensu fidelium, 1982
Consensus (M.) facit nuptias (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., die Willensübereinstimmung bewirkt die Eheschließung) gilt als Grundsatz bereits in dem römischen Recht (Ulpian), kann aber gegenüber den von dem Vertrag zwischen Brautvater und Bräutigam ausgehenden Vorstellungen der Germanen und germanistischen Nachfolgevölker erst in dem Frühmittelalter von der Kirche durchgesetzt werden, wobei bei Beschränkung auf die bloße Willensübereinstimmung von Bräutigam und Braut Beweisprobleme bestehen, denen die katholische Kirche 1563 auf dem Konzil von Trient [Decretum Tametsi] mit Formvorschriften in Gestalt der notwendigen Mitwirkung eines Geistlichen und zweier Zeugen begegnet).
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Julian um 100-um 170 n. Chr.); Freisen, J., Geschichte des kanonischen Eherechts, 2. A. 1893, Neudruck 1963; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Brundage, J., Law, Sex and Christian Society in Medieval Europe, 1987; Weigand, R., Liebe und Ehe im Mittelalter, 1993; Weber, I., Consensus facit nuptias, ZRG KA 118 (2001), 31
consilium (Wort Ennius 204-169 v. Chr., lat. [N.]) Rat, Gutachten, s. latein_a_z.docx, span. consejo, it. consiglio, als consilium principis (Rat des Prinzeps‘) fallweise beratendes Gremium in Rom seit Kaiser Augustus (31 v. Chr.-14 n. Chr.)
Lit.: Kaser § 2; Söllner §§ 6, 9, 12, 15; Köbler, DRG 18, 106; Kisch, G., Consilium, 1970; Consilia im späten Mittelalter, hg. v. Baumgärtner, I., 1995; Falk, U., Consilia. Studien zur Praxis der Rechtsgutachten in der frühen Neuzeit, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 395; Lange, H., Recht und Macht, 2010
consilium, cōnsilium, lat., N., Rat, Ratschlag, Beratschlagung, Versammlung, Gerichtshof, Staatsrat, Kriegsrat, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsulere
consistorium, cōnsistōrium (Wort Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [N.]) Versammlungsort, Bedientenzimmer, Versammlung, s. latein_a_z.docx
Consolat del Mar (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google, F., Llibre del Consolat del Mar, Buch über das Seekonsulat) ist die nach dem Seekonsulat von Barcelona (1282 consules del mar) benannte, mittelalterliche, in Barcelona zwischen 1266 und 1268 begonnene, später andernorts erweiterte und 1348 von dem Seekonsulat in Barcelona eingeführte Zusammenfassung des mittelmeerischen Seegewohnheitsrechts. →Seerecht, s. Google
Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Wagner, R., Beiträge zur Geschichte des Seerechts, (in) ZHR 29 (1884), 413; Valls i Taberner, F., Consolat de Mar, 1930ff.; García, A., Llibre del Consolat, Bd. 1ff. 1981ff.; Hernández Izal, S., Els costums marítims de Barcelona, Bd. 1f. 1986ff.; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007
consors, cōnsors, lat., M.: nhd. Teilhaber, Mitgenosse, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, sors, s. Google
consortium, cōnsortium, lat., N., Teilhaberschaft, Mitgenossenschaft, Gemeinschaft, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsors, s. Google
Consortium (Wort cōnsortium Livius (59 v. Chr.-17 n. Chr., lat. [N.] Gemeinschaft) ist in dem altrömischen Recht der Zusammenschluss von Erben nach der Nachlassteilung zu einer vereinbarten →Gemeinschaft. S. Google
Lit.: Kaser § 66; Söllner § 8; Köbler, DRG 22, 47
constituere, cōnstituere, cōstituere, lat., V., hinstellen, hinsetzen, aufstellen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, statuere
constitutio, cōnstitūtio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) Hinstellung, Einrichtung, Beschaffenheit, Beschluss, Gesetz, s. latein_a_z.docx, s. constituere, cōnstituere, cōstituere
Lit.: Les constitutions des Sévères, hg. v. Coriat, J., 2014 (nicht problemlos)
Constitutio (F.) Antoniniana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Antoninische Festsetzung) ist das in einem stark zerstörten, nach einem Erwerb in Eschmunen in Ägypten seit 1901 in Gießen aufbewahrten Papyrus von etwa 215 n. Chr. überlieferte Gesetz (constitutio) Kaiser (Marcus Aurelius Severus) Antoninus‘ genannt Caracalla (Lugdunum/Lyon 4. 4. 188 [als Lucius Septimus Bassianus]-Mesopotamien 8. 4. 217, Kaiser ab 211) aus dem Jahre 212, in dem er zwecks Ausdehnung der Steuerpflicht allen freien Bewohnern des römischen Reiches das römische Bürgerrecht gibt.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ConstitutioAntoniniana212(FragmentGiessen).htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ConstitutioAntoniniana212(deutsch).htm; Kaser § 3; Söllner §§ 14, 18; Köbler, DRG 35; Sasse, C., Die Constitutio Antoniniana, 1958; Wolff, H., Die Constitutio Antoniniana und Papyrus Gissensis 40 I, Diss. jur. Köln 1976; Citizenship and Empire in Europe, hg. v. Ando, C., 2016; Besson, A., Constitutio Antoniniana, 2020
Constitutio (F.) Criminalis Bambergensis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Bamberger Strafgesetz[buch]) →Bamberger Halsgerichtsordnung (1507)
Constitutio (F.) Criminalis Carolina (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Des Kaisers Karl V. und des Heiligen Römischen Reiches Gerichtsordnung, Strafgesetz[buch] Karls V.) ist die (frühneuhochdeutsch verfasste) reichseinheitliche Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. von 1532 (27. 7. 1532). Sie geht auf in einem Gutachten des 1495 errichteten Reichskammergerichts festgehaltene Missstände und Beschwerden über die sich häufenden ungerechten Strafverfahren, die ihrerseits die Antwort auf die in dem Mittelalter vor allem infolge des Bevölkerungswachstums, der Urbanisierung und Emanzipierung von der herkömmlichen Ordnung sowie wohl auch der Verstärkung der Staatlichkeit anschwellende Kriminalität sind, vor dem Reichstag (von Lindau 1496/1497) zurück. In Freiburg im Breisgau wird 1497/1498 vorgeschlagen, eine gemeine Reformation und Ordnung in dem Reiche vorzunehmen, wie man in Criminalibus prozedieren solle (Reichsabschied § 34). Der Reichstag in Augsburg überträgt die Aufgabe dem neu geschaffenen Reichsregiment, das mit dem Reichskammergericht zusammenarbeiten soll, doch enden die Arbeiten wegen der Auflösung des Reichsregiments 1502. Ab 1521 legt eine Kommission Entwürfe vor (Worms 1521, Nürnberg 1524, Speyer 1529, Augsburg 1530). Dabei wird wesentlich der Inhalt der von dem Vorsitzenden des Hofgerichts des Bischofs von Bamberg, Johann Freiherr von →Schwarzenberg, der bis zu seinem Tode 1528 als Mitglied des 1521 wieder errichteten Reichsregiments an den Arbeiten mitwirkt, auf Grund seiner Kenntnisse der praktischen Probleme und unter Einarbeitung des aus Oberitalien kommenden römisch-kanonischen Strafprozessrechts geschaffenen (lat.) Constitutio (F.) Criminalis Bambergensis (→Bamberger Halsgerichtsordnung) von 1507 in 219 Artikeln aufgenommen. Nach Bernd Mertens kommt dem rechtsgelehrten Sebastian von Rotenhan (Rentweinsdorf um 1478-Rentweinsdorf 1543), der wahrscheinlich bereits an dem ersten Entwurf und sicher an dem zweiten Entwurf beteiligt war, erhebliche Bedeutung zu. Die schließlich in Regensburg von dem Reichstag 1532 geschaffene Constitutio Criminalis Carolina will wegen des Widerstands einzelner Reichsglieder (beispielsweise Sachsen, Brandenburg, Pfalz) grundsätzlich nur subsidiär gegenüber den alten wohlhergebrachten, rechtmäßigen und billigen Gebräuchen gelten (sog. salvatorische Klausel), wird aber tatsächlich allgemein angewendet. Sie beherrscht das gesamte Strafverfahrensrecht und Strafrecht (Art. 104-180) des Heiligen römischen Reiches bis in das von der Aufklärung bestimmte 18. Jahrhundert, in dem noch die (lat.) Constitutio (F.) criminalis Theresiana (theresianisches Strafgesetz) Maria Theresias für die deutschen (d. h. nichtungarischen) Erbländer Österreichs einschließlich Böhmens (1768) von der Constitutio Criminalis Carolina beeinflusst ist. Die Constitutio Criminalis Carolina geht von dem Anklageprozess (Akkusationsprozess) aus (Art. 11ff.), demgegenüber der Inquisitionsprozess (Art. 6ff.) die Ausnahme darstellt, doch setzt sich wegen der abschreckenden hohen Belastungen des möglichen Anklägers tatsächlich der Inquisitionsprozess durch, in dem der Richter Ankläger und Entscheider (Art. 81) zugleich ist. Der geheimen Inquisition (Untersuchung) folgt der endliche Rechtstag als öffentliche, aber inhaltlich fast bedeutungslose Formalhandlung. Besonders bedeutsam sind die Lehre von den für die Anwendung der →Folter von nun an gegenüber einem Tatverdächtigen erforderlichen →Indizien (Anzeichen, beispielsweise blutige Kleider, sog. Indizienlehre) und die Ansätze zu allgemeinen Lehren (Schuld, Teilnahmeformen, Notwehr, Versuch).
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PeinlicheGerichtsordnungKarlsV.pdf; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 136, 156; Güterbock, Die Entstehungsgeschichte der Carolina, 1878; Dargun, L., Die Rezeption der peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. in Polen, ZRG GA 10 (1889), 168; Die Carolina und ihre Vorgängerinnen, hg. v. Kohler, J. u. a., Bd. 1ff. 1900ff., Neudruck 1968; Schoetensack, A., Der Strafprozess der Carolina, Diss. jur. Heidelberg, 1904; Kantorowicz, H., Goblers Karolinen-Kommentar, 1904; Saueracker, K., Wortschatz der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V., 1929; Schmidt, E., Die Carolina, ZRG GA 53 (1933), 1; Weber, H. v., Die peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V., ZRG GA 77 (1960), 288; Kusch, G., Der Indizienbeweis des Vorsatzes im gemeinen Strafverfahrensrecht, Diss. jur. Hamburg 1963; Schmidt, G., Sinn und Bedeutung der Constitutio Criminalis Carolina, ZRG GA 83 (1966), 239; Dreisbach, H., Der Einfluss der Carolina auf die Rechtsprechung norddeutscher Oberhöfe, Diss. jur. Marburg 1969; Kleinheyer, G., Zur Rolle des Geständnisses im Strafverfahren, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1969, 367ff.; Strafrecht, Strafprozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a. 1984; Mertens, B., Gesetzgeber und Verfasser der Carolina, ZRG GA 138 (2021), 120
Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist das unter Maria Theresia an dem 31. 12. 1768 (zu dem 1. 7. 1770) zwecks Vereinheitlichung für die österreichischen Erbländer (außer Ungarn) erlassene, 1082 Paragraphen umfassende (deutsch gefasste) Strafgesetzbuch (und Strafverfahrensgesetzbuch) (Allgemeine peinliche Gerichtsordnung) mit etwas verbesserter Stellung des Beschuldigten, Inquisitionsverbot, freier richterlicher Beweiswürdigung, festen Tatbestandsbeschreibungen (u. a. Zauberei, Hexerei), Möglichkeit der Analogie von Straftatbeständen und Folter (bis 1796), das aber bereits an dem 13. 1. 1787 durch ein Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und derselben Bestrafung ersetzt wird (für das Militärstrafrecht 1855). Die auch als (lat.-griech.) nemesis Theresiana (Rache Maria Theresias) bezeichnete Constitutio Criminalis Theresiana beruht wesentlich auf einer von der →Constitutio Criminalis Carolina von 1532 geprägten Halsgerichtsordnung Josephs I. von 1707.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Constitutio%20Criminalis%20Theresiana1768_komplett.pdf; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 142, 157; Baltl/Kocher; Maasburg, M. v., Zur Entstehungsgeschichte der theresianischen Halsgerichtsordnung, 1880; Kwiatkowski, E. v., Constitutio Criminalis Theresiana, 1903; Moos, R., Der Verbrechensbegriff in Österreich, 1968; Hartl, F., Das Wiener Kriminalgericht, 1973; Grundlegende Strafrechtsquellen, hg. v. Reiter, I., 1996; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011
Constitutio (F.) de expeditione Romana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetz über den Romzug) ist eine um 1158 als Gesetz (König) Karls (des Großen) von 790 ausgegebene, auf der Reichenau entstandene Fälschung (Privatarbeit). Sie beschreibt Rechte und Pflichten von Reichsfürsten auf dem Romzug des Königs. Sie begünstigt die Reichsfürsten gegenüber dem König.
Lit.: Constitutiones, Bd. 1, hg. v. Weiland, L., 1893, 661, Nr. 447 (MGH); Klapeer, G., Zur Überlieferung der Constitutio de expeditione Romana, (in) MIÖG 35 (1914), 725ff.
Constitutio (F.) Joachimica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Joachimisches Gesetz) ist die verhältnismäßig kurze, auf Erbrecht beschränkte, römisches Recht zu Lasten sächsischen Rechtes übernehmende „Constitution, Wilkoer und Ordnung der Erbfelle und anderer Sachen“ des Markgrafen Joachim I. von Brandenburg (1499-1535) von dem 9. 10. 1527 (Reformation des Landrechts, Erstdruck Frankfurt an der Oder 1528).
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ConstitutioJoachimica1527.htm; Heydemann, L., Die Elemente der Joachimischen Konstitution von 1527, 1841, Neudruck 1972; Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973
Constitution (N., zu lat. [F.] constitutio, Festsetzung, Gesetz) wird in England seit dem 17. Jahrhundert zu der Bezeichnung des Zustands eines Staates (bodie politique), in dem 18. Jahrhundert zu der Bezeichnung der Bestimmungen, die diesen Zustand herstellen oder festlegen (Verfassung).
Constitution, Wilkoer und Ordnung der Erbfelle und anderer Sachen (1527) s. Constitutio Joachimica
constitutum (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [N.], s. latein_a_z.docx) →Beschluss, Festsetzung, s. Google
constitutum (N.) debiti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Schuldzusage, s. Google
constitutum (N.) possessorium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Besitzkonstitut, s. Google
consuescere, cōnsuēscere, lat., V., die Gewohnheit annehmen, sich daran gewöhnen, gewohnt sein (V.); Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum, suēscere
consuetudo, cōnsuētūdo, lat., F., Gewöhnung, Gewohnheit, Brauch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsuēscere
Consuetudo (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.]) ist die Gewohnheit. In der römischen Spätantike wird sie zu einer Rechtsquelle erklärt. Die gute consuetudo ist auch in dem späten ius commune Italiens eine beliebte und praktisch-relevante Rechtsquelle. S. Google, →Gewohnheitsrecht
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 22; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 52; Köbler, LAW; Garré, R., Consuetudo, 2005
consul, cōnsul, cōnsol, cōsol, cōsul, lat., M., Konsul, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum; vgl. idg. *sel- (3), V., nehmen, ergreifen
Consul (Wort Varro 116-27 v. Chr., lat. [M.]) ist in dem altrömischen Recht der Republik der Höchstmagistrat. Zwei gleichzeitige Konsuln (consules, Kollegialität) erlangen seit dem Übergang von dem Königtum zu der Republik (510 v. Chr.) die Führung des Gemeinwesens durch eine Wahl auf Vorschlag ihrer Vorgänger hin für jeweils ein Jahr (Annuität), wobei seit 367 v. Chr. (lex Licinia) auch Plebejer consul werden können. Einzelne Aufgaben (beispielsweise Gerichtsbarkeit) sind anderen Magistraten (beispielsweise Prätoren) zugeteilt. Mit dem Ende der Republik (27 v. Chr.) gehen die Aufgaben der Konsuln auf den Prinzeps bzw. Kaiser über, doch werden consules bis 534 in dem Westen und bis 541 in dem Osten fortgeführt. Seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert (1090) ist consul der städtische Ratsherr.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner §§ 6, 11, 14, 23; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 111; Köbler, LAW; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Keller, H., Mailand im 11. Jahrhundert, (in) Die Frühgeschichte der europäischen Stadt, hg. v. Jarnut, J., 1998, 81; Consuls and Res Publica, hg. v. Beck, H. u. a., 2011; Squaitamatti, L., Der spätantike Konsulat, 2012
consulere, cōnsulere, cōnsulēre, cōsulere, lat., V., zu Rate gehen, beratschlagen, sich beraten (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cum; s. idg. *sel- (3), V., nehmen, ergreifen
consultatio, cōnsultātio, lat., F., Begutachtung, Beratung, Beratschlagung, Konsultation, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cōnsulere
Consultatio (F.) cuiusdam veteris iuris consulti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Begutachtung eines gewissen alten Rechtskundigen) ist die an dem Ende des 5. Jahrhunderts oder in dem 6. Jahrhundert vermutlich in Gallien entstandene, durch einen Druck des 16. Jahrhunderts überlieferte Sammlung von Rechtsgutachten mit Zitaten aus den Paulussentenzen, dem →Codex Gregorianus, dem →Codex Hermogenianus und dem →Codex Theodosianus.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961, 408
contempt (engl. [N.]) Missachtung, Verachtung
Contempt of court (engl. [N.], Missachtung des Gerichts) ist in dem angloamerikanischen Recht die gewohnheitsrechtlich als rechtswidrig (crime bzw. tort) anerkannte Störung der Gerichtstätigkeit. S. Google
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
Contius s. Google, →Le Conte
Contractus (Wort Varro 116-27 v. Chr., lat. [M.], Zusammengezogenes, Zusammenziehen, Eingehen, s. latein_a_z.docx,) ist in dem klassischen römischen Recht der Vertrag, aus dem eine Obligation (Schuld) entsteht. Er kann Realkontrakt, Verbalkontrakt, Litteralkontrakt oder Konsensualkontrakt sein. Demgegenüber ist das für sich allein unverbindliche (lat. [N.]) pactum kein contractus. Seit dem Hochmittelalter wird in der Kirche auch das bloße (lat. [N.]) pactum klagbar (pacta sunt servanda), so dass sich allmählich ein allgemeiner Begriff des (Kontrakts oder) Vertrags entwickelt.
Lit.: Kaser §§ 5, 38; Kroeschell, DRG 1; Wunner, S., Contractus, 1964; Wieacker, F., Contractus und obligatio im Naturrecht zwischen Spätscholastik und Aufklärung, (in) Scholastica 1973, 223; Feenstra, R./Ahsmann, M., Contract, 1980; Pacte, convention, contrat, hg. v. Dufour, A., 1998
Contractus (M.) mohatrae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.] Wagnisvertrag, zu arab. muchâtarah, Gefahr, Wagnis) ist der Vertrag, bei dem eine (meist unvertretbare) Sache zu dem Verkauf übergeben wird und der Empfänger bei Verkauf den erhaltenen Preis als Darlehen haben soll. Der contractus mohatrae dient in dem Mittelalter der Umgehung des kanonischen Zinsverbots.
contrarius consensus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.], gegenteilige Übereinstimmung) Aufhebungsvertrag
Lit.: Knütel, R., Contrarius consensus, 1968
contrat (M.) social (franz.) Gesellschaftsvertrag
Contumacia, contumācia (Wort Cicero (81-43 v. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx) ist in dem klassischrömischen Kognitionsverfahren die Prozessweigerung (Ladungsungehorsam, Kontumaz), die in einem Versäumnisverfahren dazu führen kann, dass der Geladene gemäß dem Klagebegehren verurteilt wird.
Lit.: Kaser § 87; Kroeschell, DRG 1, 2
conubium, cōnūbium, cōnnūbium, lat., N., Vermählung, Eheverbindung, Licin., Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. cum, nūbere
Conubium (Wort Licin., Tertullian um 160-220 n. Chr., lat. [N.]) ist in dem altrömischen Recht die (allen Römern untereinander zustehende,) dem Fremden (Nichtrömer) durch Verleihung zu eröffnende Teilrechtsfähigkeit in dem Eherecht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 3, 58, 60
conventio (Wort Cicero 81-43 v. Chr., lat. [F.], s. latein_a_z.docx) Zusammenkunft, Vereinbarung, Willensübereinstimmung, Einigung über den Zweck einer Sachhingabe, stillschweigend (tacitus) möglich
copula, cōpula, cōpla, cūpla, cūpula, lat., F.: nhd. Band (N.), Riemen (M.) (1), Fessel (F.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ap- (1), *əp-, *ēp-, *h₁ep-, V., fassen, nehmen, erreichen, auch Verbindung, Band, Vereinigung (beispielsweise copula carnalis, fleischliche bzw. körperliche Vereinigung der Ehegatten)
copy right (engl. [N.]) →Urheberrecht
Coquille (Conchyleus), Guy (Decize 1523-1603), Sohn eines adeligen Salzrichters, wird nach dem Rechtsstudium in Padua (1539) und Orléans (Du Moulin) Anwalt. In posthum veröffentlichten Schriften stellt er das Gewohnheitsrecht (franz. droit coutumier) nach dem Vorbild der Institutionen Justinians dar (Institutions au droit des François, 1607). S. Google
Lit.: Maumigny, J., Étude sur Guy Coquille, 1910, Neudruck 1971
Cork in dem Südosten Irlands wird in dem 9. Jahrhundert von Normannen bei einem Kloster des 6. Jahrhunderts gegründet. 1172 wird es unter der Herrschaft Englands Stadt. 1845 erhält es eine Universität. S. Google
Cornberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.). S. Google
Lit.: Urkunden und Regesten des Klosters Cornberg, hg. v. Burkardt, J., 2010
corpore (lat. [N., Ablativ) durch tatsächliche Sachherrschaft, →Besitz, →corpus, →possessio
corpus (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.], s. latein_a_z.docx) Körper, s. Google
Lit.: Groten, A., corpus und universitas, 2015
Corpus (N.) catholicorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F), Körper der katholischen (Reichsstände), ist in der frühen Neuzeit die Gesamtheit der katholischen →Reichsstände. S. Google, →corpus evangelicorum
Corpus (N.) delicti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist der Gegenstand der Straftat, mit dem sich die gemeine Prozessrechtswissenschaft allgemein befasst.
Lit.: Hall, A., Die Lehre vom corpus delicti, 1933
Corpus (N.) evangelicorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F), Körper der evangelischen (Reichsstände), ist in der frühen Neuzeit die Gesamtheit der evangelischen →Reichsstände. S. Google, →corpus catholicorum
Lit.: Schauroth, E., Vollständige Sammlung aller conclusorum des corpus evangelicorum, Bd. 1ff. 1751ff.; Belstler, U., Die Stellung des corpus evangelicorum, Diss. jur. Tübingen 1968; Kalipke, A., Verfahren im Konflikt, 2015 (nichts wirklich Neues)
Corpus (N.) iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Körper des Rechtes, Gesamtheit der Rechtsordnung, s. Codex Justinians 5. 13. 1 pr.)
Corpus (N.) iuris canonici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Körper des kanonischen Rechtes) ist die um 1500 von dem Pariser Kirchenrechtler Jean Chappuis erstmals benützte und von Papst Gregor XIII. (1572-1585) an dem 1. 7. 1580 ([Breve] Cum pro munere pastorali, weil für das Hirtenamt) amtlich verwendete Bezeichnung für die seit etwa 1140 allmählich geschaffenen und anerkannten, 1582 gemeinsam herausgegebenen vier (bzw. sechs) Rechtsquellen der (katholischen) Kirche. Das corpus iuris canonici besteht aus dem Decretum Gratiani (Dekret Gratians, Concordantia discordantium canonum, um 1140), den auf Antrag Papst Gregors IX. von seinem Kaplan Raymundus de Penyafort von 1230 bis 1234 in 5 Büchern gesammelten, alle nicht aufgenommenen Stücke ausschließenden päpstlichen →Dekretalen (→Liber [decretalium] extra [decretum]), den auf Veranlassung Papst Bonifaz’ VIII. 1298 zusammengestellten Dekretalen (→Liber sextus [sechstes Buch in Bezug auf die fünf Bücher des Liber extra]) und den →Clementinen (Texte Papst Clemens V., vorgelegt 1317) (sowie privat gesammelten Extravaganten Papst Johannes XXII. und Extravagantes communes). Es gilt - in der 1582 veröffentlichten Gestalt der sog. (lat.) editio (F.) Romana (römischen Ausgabe) - bis zu dem Inkrafttreten des →Codex iuris canonici an dem 19. 5. 1918.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102; Corpus iuris canonici, ed. Friedberg, E., Bd. 1f. 1879ff., Neudruck 1955, 1959, 2. A. 1995; Stickler, A., Historia iuris canonici latini, 1950; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973; Gaudemet, J., Les sources du droit canonique, 1993; Bellomo, M., The Common Legal Past of Europe, 1995; Brundage, J., Medieval canon law, 1995; Dickehof-Borello, E., Ein Liber septimus für das corpus iuris canonici, 2002; Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2006
Corpus (N.) iuris civilis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Körper des zivilen Rechtes) ist die Gesamtheit der von dem oströmischen Kaiser Justinian (527-565) zwischen 527 und 534 mittels Kompilation aus älteren Konstitutionen seiner kaiserlichen Vorgänger und Schriften Rechtskundiger in Kraft gesetzten Rechtsquellen einschließlich seiner nachfolgenden Novellen. Er besteht aus dem die Konstitutionen aufnehmenden →Codex (repetitae praelectionis, wiederholter Vorlesung oder Erarbeitung) von 534, den die Schriften Rechtskundiger verwertenden (lat.) →Digesten oder (griech.) →Pandekten (533) und zusätzlich den dem Rechtskundigen Gaius folgenden →Institutionen von 533 sowie den (nach 534) privat gesammelten →Novellen (Justinians selbst). In Byzanz wird um 900 n. Chr. die Hauptmasse dieser Texte in die griechische Sprache übersetzt (Basilika, Basiliken), wobei seit dem 11. Jahrhundert Handschriften hergestellt werden, die an dem Rand Ausschnitte aus Lehrbüchern und Vorlesungsschriften (Scholien) enthalten. Die Bezeichnung corpus iuris civilis entspricht dem Namen (lat.) →corpus (N.) iuris canonici für die kirchlichen Rechtsquellen. Sie wird seit der Gesamtausgabe der justinianischen Gesetzgebungswerke durch Dionysius Gothofredus (1583) üblich. Auf dem sachlich bereits vor dieser Benennung seit dem 12. Jahrhundert in Bologna und danach auch in allen anderen Rechtsfakultäten Europas gelehrten (Teilen des) corpus iuris civilis beruhen der Universitätsunterricht in dem römischen Recht und die Rezeption des römischen Rechtes, wobei sich in der Neuzeit allmählich ein (lat. [M.]) usus modernus (moderner Gebrauch) pandectarum (der Pandekten) durchsetzt. Mit den Kodifikationen Allgemeines Landrecht (Preußen 1794), Code civil (Frankreich 1804) und Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch (Österreich 1811/1812) sowie Bürgerliches Gesetzbuch (Deutsches Reich 1896/1900) wird das corpus iuris civilis als geltendes Recht grundsätzlich abgelöst.
Lit.: Kaser § 1; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 137, 142; Corpus iuris civilis, hg. v. Krüger, P. u. a., Bd. 1ff. z. T. 22. A. 1973; Corpus iuris civilis Iustinianei, hg. v. Fehus, J., Bd. 1ff. 1672ff., Neudruck 1966 (mit Glosse); Spangenberg, E., Einleitung in das römisch-justinianische Rechtsbuch, 1817, Neudruck 1970 (mit Bibliographie der älteren Ausgaben); Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 3 2. A. 1834; Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953, 562; Ochoa, X./Diez, A., Indices titulorum et legum corporis iuris civilis, 1965; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Thilo, R., Drucke des Corpus iuris civilis im deutschen Sprachraum, (in) Gutenberg-Jahrbuch 59 (1984), 52
Corpus (N.) iuris feudalis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Körper des Lehnrechts) ist die Bezeichnung für private Sammlungen des Lehnsrechts in dem 18. Jahrhundert.
Lit.: Lünig, J., Corpus iuris feudalis Germanici, Bd. 1ff. 3. A. 1727
Corpus (N.) juris Fridericiani (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des friderizianischen Rechtes) ist der gescheiterte Versuch einer materiellrechtlichen Gesetzgebung Preußens (Kabinettsordre von dem 31. Dezember 1746 für ein Teutsches Allgemeines Landrecht) unter Samuel von Cocceji. Der König will ein Werk, das sich „bloß auf die Vernunft und Landesverfassungen gründet, damit einmal ein gewisses Recht in dem Lande etabliret und die unzähligen Edikte aufgehoben werden mögen“. 1749 erscheint ein Entwurf des Personenrechts, 1751 ein Entwurf des Sachenrechts. Das Manuskript des dritten Teils (Obligationenrecht) geht (1753) in dem Postversand verloren, woraufhin das Vorhaben insgesamt gefährdet ist. Der Tod Samuel von →Coccejis (1755) und die Wirren des siebenjährigen Krieges beenden die Arbeiten. Das zweite und dritte Buch des ersten Teiles über das Eherecht und das Vormundschaftsrecht erlangen in einigen Landesteilen Gesetzeskraft, obwohl sie sehr dem römischen Recht verhaftet sind. S. Google
Lit.: Wenzel, A., Das Gewährleistungsrecht in der Spruchpraxis des preußischen Kammergerichts von 1784-1810, 2006; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProjectdesCorporisJurisFridericiani1-1749.pdf
Corpus (N.) iuris Fridericianum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, friderizianischer Körper des Rechtes ), Erstes Buch, ist das nach dem Müller-Arnold-Prozess (1779) und einer Kabinettsordre von dem 14. 4. 1780 an dem 26. April 1781 in Preußen in Kraft gesetzte Prozessrechtsgesetzbuch Friedrichs des Großen bzw. seines Großkanzlers Johann Casimir von →Carmer, das den Untersuchungsgrundsatz in den Zivilprozess einführt, die Advokaten durch Assistenzräte ersetzt und die Beendigung aller Prozesse innerhalb eines Jahres anstrebt. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CorpusIurisFridericianum1781.pdf, Kroeschell, DRG 3; Ebel, F., 200 Jahre preußischer Zivilprozess, 1982
Corpus (N.) iuris militaris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des Militärrechts) ist die Bezeichnung für private Sammlungen militärrechtlicher Vorschriften zwischen 1632 und 1723. S. Google
Lit.: Dangelmaier, E., Geschichte des Militärstrafrechts, 1891; Handbuch zur deutschen Militärgeschichte, hg. v. militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 1 1979
Corpus (N.) iuris publici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des öffentlichen Rechtes) ist die Bezeichnung für private Sammlungen des öffentlichen Rechtes des Heiligen römischen Reiches in dem 18. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Schmauss, J., Corpus iuris publici Sancti Romani imperii academicum, 1722
Corpus (N.) iuris Saxonici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Körper des sächsischen Rechtes) ist die Bezeichnung für eine private Sammlung des sächsischen Rechtes. S. Google
Lit.: Lünig, J., Codex Augusteus oder neuvermehrtes corpus iuris Saxonici, Bd. 1f. 1724
corpus (lat. [N.]) possidendi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Herrschaftsgewalt über eine Sache durch Übergabe einer beweglichen Sache oder Betreten einer unbeweglichen Sache oder bei originärem Erwerb durch deutliche Kundgabe
Corrigere (Wort Cato 234-149 v. Chr., lat., [V.] zurecht richten, gerade richten, gerade machen, in Ordnung bringen, bestrafen, verbessern, s. latein_a_z.docx, s. cum, regere) ist ein Ausdruck, der unter Kaiser Trajan (98-117) in das römische Strafverfahren eindringt. Danach geht es dort darum, Unrecht wieder recht zu machen. Diese Vorstellung steckt wohl auch hinter dem germanistischen „richten“.
Lit.: Köbler, DRG 34, 46; Köbler, G., Richten, Richter und Gericht, ZRG GA 87 (1970), 59
Cortes (span. [Pl.], Höfe) ist die den König beratende Versammlung der Geistlichen, Adeligen und Städtevertreter in Kastilien, León, Portugal, Aragón und Navarra seit der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Lit.: Gonzáles Antón, L., Las Cortes de Aragón, 1978; Procter, E., Curia and cortes, 1980
Corvey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Krüger, H., Höxter und Corvey, 1931; Prinz, J., Die Corveyer Annalen, 1982; Hoffmann, H., Bücher und Urkunden aus Helmarshausen und Corvey, 1992
court (engl. [N.]) Hof, Gericht, s. Google
Court of Chancery (engl., [N.] Gericht der Kanzlei) ist das Gericht des Kanzlers (chancellor) des →englischen Rechtes. Es geht darauf zurück, dass der zunächst geistliche Kanzler schon in dem 13. Jahrhundert Bitten hilfesuchender Engländer an den König hinsichtlich der Möglichkeit der Bildung neuer Klageformeln begutachtet und in dem 15. Jahrhundert in Einzelfällen Rechtsschutz gewährt, wenn das →common law zu unangemessenen Ergebnissen führt. Die seit 1529 tätigen weltlichen Kanzler führen dieses Verhalten fort und begründen bald ein System anerkannter Sätze des positiven Rechtes, das an der Billigkeit (→equity) ausgerichtet ist. S. Google
Lit.: Jones, W., The Elizabethan Court of Chancery, 1967; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Harbecke, D., Modernisation through Process – The Rise of the Court of Chancery in the European Perspective, 2018
Court of Common Pleas (engl., [N.] Gericht der allgemeinen Bitten) ist das seit 1234 sicher belegte, für Zivilsachen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster mit einem Oberrichter und 3 nachgeordneten Richtern. S. Google
Lit.: Hastings, M., The Court of Common Pleas, 1947
Court of Exchequer (engl., [N.] Gericht des Schatzkanzlers) ist das für Verwaltungsangelegenheiten und Finanzsachen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster. S. Google.
Court of King‘s Bench (engl., [N.] Gericht der Königsbank) ist das für Strafsachen und Appellationen zuständige königliche Gericht des →englischen Rechtes in Westminster. S. Google
Cousin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1598 bezeugt – 1598 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Sohn eines Geschwisters eines Elters, Vetter
Cousine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1663 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Kusine (F.)
Coutume (franz. [F.] Gewohnheit) ist die rechtlich bedeutsame Gewohnheit (lat. [F.] consuetudo, Gewohnheit), die auch in einer Abgabe oder Leistung bestehen kann. Die coutume(s) als eine Mehrheit (solcher) rechtlich bedeutsamer Gewohnheiten erlangt in Frankreich seit dem 10./11. Jahrhundert Gewicht und wird in dem Norden seit Beginn des 13. Jahrhunderts mit örtlichen Bezügen auf Grund der Aussagen von Sachkennern in Rechtsbüchern (nichtamtliche coutume, amtliche coutumiers) schriftlich aufgezeichnet, wobei sich eine grundsätzliche, nicht immer in jeder Hinsicht durchgehaltene Trennung in das nördliche Gebiet des droit (M.) coutumier (Nordfrankreich, Belgien, Niederlande, Genf, Waadt, Neuenburg, Fürstbistum Basel) und das südliche Gebiet des (römischen) droit (M.) écrit (geschriebenen Rechtes, Südfrankreich) bildet und wobei Entscheidungen, Gesetze (Ordonnanzen) und teilweise auch römisches Recht und kirchliches Recht in die coutumiers einbezogen werden ([ursprünglich lateinisch] Très ancien coutume [bzw. coutumier] de Normandie [lat. Statuta et consuetudines Normanniae] 1199/1200 bzw. 1220 bzw. 1200/1204 [nach 1220 in das Französische übersetzt], Grand coutumier de Normandie 1254-1258 [Summa de legibus Normanniae in curia laicali], Conseil à un ami [in dem Vermandois] des Pierre de Fontaine für Philipp III. 1253 bzw. 1254-1258, Livre de justice et de plet [um] 1260 [Gegend von Orléans], Facet von Saint Armand-en-Prévèlet/Belgien 1265, Etablissements de Saint Louis um 1270 [Tourraine-Anjou, Orléanais], Coutumes de Beauvaisis [nördlich von Paris] 1283 des Philippe de Beaumanoir [Philippe de Rémi Beaumanoir], Ancien coutumier de Champagne des Guillaume du Châtelet 1295-1300 [auf der Grundlage von Usages de Champagne von etwa 1253], Recht von Uccle/Brüssel/Belgien 1300, Très ancienne coutume de Bretagne 1312/1316-1325, Stilus curie Parlamenti des Guillaume du Breuil um 1330, Grand coutumier [de France bzw. Île de France] des Jacques d’Ableiges um 1388, Somme rural des Jehan Boutillier vor 1395, Vieux coutumier de Poitou/Poictou 1417, insgesamt schätzungsweise 360 verschiedene coutumes). 1454 befiehlt König Karl VII. wegen zahlreicher Streitigkeiten hinsichtlich des Bestehens behaupteter Rechtssätze in der Ordonnance von Montils-les-Tours die amtliche Aufzeichnung aller coutumes jeder bailliage mit anschließender Inkraftsetzung, was bis 1545 zu 20 redigierten coutumes und bis 1750 zu 681 coutumes, von denen 88 von dem König gebilligt sind, führt. Auf der Grundlage der Coutume de Paris (1510 bzw. 1580) entwickelt sich (hieraus) mit Hilfe der von dem König dem Parlement de Paris übertragenen Prüfungszuständigkeit ein gemeines Gewohnheitsrecht (franz. droit commun coutumier).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Nouveau coutumier général, hg. v. Bourdot de Richebourg, C., Bd. 1ff. 1724ff.; Brunner, H., Die coutumiers der Hamiltonsammlung, ZRG GA 4 (1883), 232; Favey, J., Le coutumier de Moudon de 1577, 1924; Declareuil, J., Histoire générale du droit français, 1925, 851; Filhol, R., Le premier président Christoffe de Thou et la réformation des coutumes, 1937; Olivier-Martin, F., Le roi de France et les mauvaises coutumes au moyen âge, ZRG GA 58 (1938), 108; La rédaction des coutumes, 1962; Poudret, J., Enquêtes sur la coutume du pays de Vaud, 1967; La coutume de Vaudémont, hg. v. Centre Lorrain, 1970; Le style de Vaudémont, hg. v. Centre Lorrain, 1972; Gräfe, R., Das Eherecht in den coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 1,633,2,2,200; Gouron, A./Terrin, O., Bibliographie des coutumes de France, 1975; Les coutumes de l’Agenais, hg. v. Ourliac, P./Gilles, M., 1976; La coutume, hg. v. Gilissen, J., 1982; Walkens, L., La théorie de la coutume chez Jacques de Révigny, 1984; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 1992; Gouron, A., Droit et coutume en France aux XIIe et Xiiie siècles, 1993; Poudret, J., Coutumes et coutumiers, 1998
Coutumes de Beauvaisis (franz. [F.Pl.] Gewohnheiten von Beauvaisis) sind das bedeutendste Rechtsbuch des mittelalterlichen Frankreich. Die Coutumes de Beauvaisis. stammen von Philippe de →Beaumanoir. Er bemüht sich um eine Darstellung des Gewohnheitsrechts in Beauvaisis, verwendet dazu aber auch Sätze der Coutumes von Champagne, Vermandois, Artois, Normandie und Paris, die Rechtsprechung des Parlaments de Paris, königliche Verordnungen, römisches Recht und kirchliches Recht. Die systematisierende, vor eigenen Lösungen nicht zurückschreckende Privatarbeit, die der Rechtswirklichkeit nicht vollständig entspricht, bleibt trotz hohen gedanklichen Wertes von geringem tatsächlichem Einfluss auf die Rechtspraxis.
Lit.: Coutumes de Beauvaisis, hg. v. Salmon, A., Bd. 1f. 1899f., Neudruck 1970, Bd. 3; Commentaire historique, hg. v. Hubrecht, G., 1974; Actes du colloque international Philippe de Beaumanoir et les coutumes de Beauvaisis 1283-1293, hg. v. Bonnet-Laborderie, P., 1983
Coutumier (franz. [M.]) ist die private Aufzeichnung der →coutume in dem mittelalterlichen Frankreich.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Le vieux coustumier (!) de Poictou, hg. v. Filhol, R., 1956; Petitjean, M. u. a., Le coutumier bourguignon glosé, 1982; Poudret, J., Coutumes et coutumiers, 1998
Covarubias y Leyva, Diego de (1512-1577) wird nach dem Rechtsstudium 1533 Professor für kirchliches Recht in Salamanca, 1565 Bischof von Segovia und 1574 Präsident des Staatsrats. Auf ihn geht die strafrechtliche Vorstellung des bedingten Vorsatzes oder indirekten Vorsatzes (lat. dolus [M.] indirectus) zurück. S. Google
Lit.: Merzbacher, F., Azpilcueta und Covarruvias, (in) Merzbacher, F., Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989, 275; Peressa, V., Diego de Covarubias, 1957
Cowell, John (1554-1611), nach dem Studium des römischen Rechtes in Cambridge 1594 Professor in Cambridge, versucht 1605 eine erfolglose Darstellung des englischen Rechtes nach dem Aufbau der Institutionen Justinians ([lat.] Institutiones [F.Pl.] iuris Anglicani, Einrichtungen des englischen Rechtes) und muss wegen seiner in seinem erfolgreichen Wörterbuch The Interpreter (1607) vertretenen absolutismusfreundlichen und parlamentsfeindlichen Haltung 1611 seine Professur aufgeben. S. Google
Lit.: Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 1903ff., Bd. 5, 20
credere, crēdere, crēduere, lat., V.: nhd. glauben, vertrauen auf, meinen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑redʰē-, V., glauben, vertrauen, s. idg. *k̑ered-, *k̑erd-, *k̑ērd-, *k̑r̥d-, *k̑red-, N., Herz
creditor, crēditor, lat., M. (Wort Zwölftafelgesetz 451/450 v. Chr.), s. credere →Gläubiger
crimen, crīmen, lat., N., Beschuldigung, Anklage, Verleumdung, Verbrechen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vielleicht von cernere oder von idg. *ker- (1), *kor-, *kr-, V., krächzen, krähen
Crimen (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [N.]) ist in dem römischen Recht das Verbrechen in Gegensatz zu (lat.) delictum (N.), Delikt. Für die crimina (N.Pl.) entwickelt sich das besondere Strafrecht und Strafprozessrecht. Schon früh wird dabei das crimen (publicum, öffentliche [Verbrechen]) mit der von der Allgemeinheit (mit dem Beil) vollstreckten Todesstrafe geahndet. Zu den lange noch durch den Verletzten mittels Strafe zu vergeltenden crimina zählen Mord (lat. [N.] parricidium), Brandstiftung, handhafter Diebstahl, nächtliches Abweiden eines fremden Feldes und falsches Zeugnis.
Lit.: Kaser §§ 32, 41, 50; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 12; Köbler, DRG 65; Köbler, LAW
Crimen (N.) laesae maiestatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Verbrechen der Majestätsbeleidigung) ist in dem älteren römischen Recht die Verletzung des Ansehens zunächst der plebejischen Magistrate. Seit Augustus (31 v. Chr.-14 n. Chr.) geht die (lat. [F.]) maiestas von dem römischen Volk und seinen Magistraten auf den Prinzeps und damit später den Kaiser über. Seit den Kaisern Arcadius und Honorius kann zu dem Schutz des Kaisers und seiner Günstlinge jeder politische Vorwurf mit der Todesstrafe und der Vermögensentziehung verfolgt werden. Diese Vorstellung übernimmt das Frühmittelalter allmählich mit gewissen Abwandlungen. In dem weiteren Verlauf findet das crimen laesae maiestatis Eingang in den →Mainzer Reichslandfrieden von 1235, die →Goldene Bulle (1356), die →Constitutio Criminalis Bambergensis (1507) und die →Constitutio Criminalis Carolina (1532). Erst Carpzov (1635) schränkt differenzierend ein. Danach wird Inhalt des crimen laesae maiestatis die Beleidigung des Monarchen als Regenten, die 1918 ihren Bezugspunkt verliert.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 20; His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967 113; Kellner, O., Das Majestätsverbrechen, Diss. phil. Halle 1911; Tietz, K., Perduellio und maiestas, Diss. jur. Halle 1935; Hageneder, O., Das crimen maiestatis, (in) FS F. Kempf, 1983
Crimen (N.) magiae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in der frühen Neuzeit das Verbrechen der Zauberei. →Hexerei
Lit.: Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902
criminal (engl. [Adj.]) kriminell, Straf…
Criminal Code (engl. [N.], 1879) ist der an dem 1860 verfassten indischen Strafgesetzbuch (Indian Penal Code) ausgerichtete Entwurf eines englischen Strafgesetzbuchs, der aber von dem Parlament nicht angenommen wird.
Criminal Law Consolidation Acts (engl. [Pl.] 1861) ist die das Strafrecht betreffende Zusammenfassung verstreuter gesetzlicher Vorschriften in dem →englischen Recht.
Cui bono? (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Wem zu dem Guten? Wem nützte die Tat? ist ein von Cicero (106-43 v. Chr.) geprägtes lateinisches Rechtssprichwort.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Cuius regio eius religio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., wessen Gebiet, dessen Religion) ist die von dem Greifswalder protestantischen Kirchenrechtler J. Stephani (1544-1623) (in seinen [lat.] Institutiones [F.Pl.] iuris canonici, Institutionen des Kirchenrechts von 1599 mit dem Satz [lat.] ut cuius sit regio, hoc est ducatus, principatus seu ius territorii, eius etiam sit religio, hoc est ius episcopale seu iurisdictio spiritualis) geschaffene Formulierung für die der Sache nach bereits in dem →Augsburger Religionsfrieden von 1555 angewandte geistliche Gerichtsbarkeit des reichsunmittelbaren Landesherrn in dem Heiligen römischen Reich ([lat.] ubi unus dominus, ibi una religio, wo ein Herr, da eine Religion). Der ihr zugrundeliegende Gedanke wird danach von den protestantischen Reichsständen beansprucht, in der Gegenreformation auch von den katholischen Reichsständen. Insgesamt fördert und ermöglicht der dann auf das Normaljahr 1624 abstellende Satz zu Lasten der Untertanen die Wahrung der Reichseinheit und der monarchisch-aristokratischen Verfassung sowie die Ausbildung des Territorialstaatskirchenrechts und damit des →Absolutismus und der →Souveränität.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130; Heckel, M., Staat und Kirche nach den Lehren der evangelischen Juristen Deutschlands, ZRG KA 42 (1956), 117, 43 (1957), 202; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, 8. A. 2019; Schneider, B., Der Westfälische Friede in der Deutung der Aufklärung, 1989; Schneider, B., Ius reformandi, 2001
Cujas, Jacques (Toulouse 1522?-Bourges 4. 10. 1590) wird nach dem Rechtsstudium in Toulouse zunächst dort Rechtslehrer (1547-1554), danach in Cahors, Bourges (1555-1557, 1559-1566, 1575-1590), Valence (1567-1575) und Turin (1566-1567). Er vertieft die Verwendung humanistischer Methoden in dem Recht in seinen Textausgaben (J. Pauli receptae sententiae, 1559, Institutiones Justiniani, 1585) und seinen zahlreichen exegetischen Einzelarbeiten. In seinen (lat.) Paratitla (N.Pl.) in libros digestorum (1570, kurze Erklärungen zu den Büchern der Digesten) stellt er eine gegliederte Ordnung von Klagen und Rechtsbehelfen dar. S. Google
Lit.: Spangenberg, E., Jacob Cujas und seine Zeitgenossen, 1822, Neudruck 1967; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Troje, H., Graeca leguntur, 1971, 108
culpa, colpa (ält.), lat., F., Schuld, Verschulden, Verschuldung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Etymologie unklar
Culpa (Wort Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Schuld oder Nachlässigkeit, die vorsätzliches wie fahrlässiges Handeln erfasst. Culpa ist ausgeschlossen bei Geisteskranken (furiosi) oder Kindern (infantes). Bei culpa auch des Geschädigten wird die culpa des Schädigers aufgehoben (Kulpakompensation).
Lit.: Kaser § 36; Söllner §§ 8, 15; Köbler, DRG 44, 49, 61, 216; Köbler, LAW
culpa (F.) in concreto (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Verletzung der Sorgfalt, die in eigenen Angelegenheiten beachtet würde, durch den Schuldner
Culpa (F.) in contrahendo (lat., Wortfolge 1857 bei Brinz) ist das von Rudolf von Ihering (Jhering, 1818-1892) 1861 als Haftungsgrund herausgearbeitete, in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) (noch) nicht besonders berücksichtigte Verschulden bei Vertragsschluss (2002 § 311 II BGB).
Lit.: Ihering, R., Culpa in contrahendo, (in) Jb. f. d. Dogmatik 4 (1861) 1; Medicus, D., Zur Entdeckungsgeschichte der culpa in contrahendo, (in) FS M. Kaser 1986, 189; Choe, B., Culpa in contrahendo bei Rudolf von Ihering, 1988; Giaro, T., Culpa in contrahendo, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 113; Keller, M., Schuldverhältnis und Rechtskreisöffnung, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Benedict, J., Culpa in Contrahendo, Bd. 1 2018
culpa (F.) in eligendo (lat.) Auswahlverschulden, s. Google
culpa (F.) lata (lat.) grobe →Fahrlässigkeit, s. Google
culpa (F.) levis (lat.) leichte →Fahrlässigkeit, s. Google
culpa (F.) levissima (lat.) leichteste →Fahrlässigkeit, s. Google
Lit.: Hoffmann, H., Die Abstufung der Fahrlässigkeit in der Rechtsgeschichte, 1968
cura, cūra, coera, lat., F., nhd. Sorge, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kois-?, V., sorgen?
Cura (Wort Ennius 204-169 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die bei Geisteskranken ([lat., M.Pl.] furiosi), Verschwendern ([lat., M.Pl.] prodigi), Tauben, Stummen, Altersschwachen, (Leibesfrüchten bzw. nascituri) sowie gegebenenfalls Unmündigen und Frauen, auf Antrag auch bei Mündigen unter 25 Jahren ([lat., M.Pl.] minores XXV annis), mögliche →Pflegschaft, bei welcher der Pflegling für die rechtliche Wirksamkeit eigener Handlungen der Zustimmung des Pflegers (lat. [M.] curator) bedarf.
Lit.: Kaser §§ 4, 11, 44, 58, 62, 64, 82; Söllner § 8; Köbler, DRG 36, 57; Rosa, A. dalla, Cura et tutela, 2014
curare, cūrāre, coerāre, coirāre, cōrāre, courāre, lat., V., sich angelegen sein lassen, sich kümmern, sich sorgen, s. latein_a_z.docx, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *kois-?, V., sorgen?
curator, cūrātor, coerātor, lat., M., Fürsorger, Pfleger, Wärter, Aufseher, Bevollmächtigter, Cicero 81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, Pfleger →cura
curia, curia, lat., F., Kurie, Kuriengebäude, Plautus um 250-184 v. Chr., lat. [F.]) Hof, Herrscherhof, Hofrat
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1965; Lalinde Abadía, J., El curia o cort, Anuario de estudios medievales 4 (1967), 169; Bournazel, E., Le gouvernement capétien, 1975; Loyn, H., The Governance of Anglo-Saxon-England, 1984; Hillen, C., Curia regis, 1999
cursus (M.) honorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Lauf der Ehren, Stufenfolge der Ämterlaufbahn der römischen Republik (Quästor, Ädil, Prätor, Konsul)
curtis (Wort nicht in latein_a_z.docx) Gregor von Tours. (538/539-594 n. Chr.), mlat. [F.]) Hof, Herrenhof, s. Google
Lit.: Althessen im Frankenreich, hg. v. Schlesinger, W., Nd. 2 1975; Villa, curtis, grangia, hg. v. Janssen, W. u. a., 1983
curtis (F.) dominica (mlat.) Herrenhof
curtis (F.) indominicata (mlat.) Herrenhof
curtis (F.) salica (mlat.) Herrenhof
Cusanus →Nikolaus von Kues
custodia, cūstōdia, lat., F., Wache, Hut (F.), Bewachung, Überwachung, Obhut, Aufsicht, Beaufsichtigung, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cūstōs
Custodia (Wort Naev., um 235-200 v. Chr., lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Aufsicht. Wer eine Sache eines Gläubigers in Händen hat (beispielsweise Verwahrer, Entleiher, Mieter, Werkunternehmer, Pfandgläubiger, möglicherweise Verkäufer), muss danach für das Abhandenkommen der Sache (beispielsweise durch Diebstahl) und solche Schäden, die gerade bei unzureichender Aufsicht üblicherweise entstehen können, einstehen. Nur in bestimmten Sonderfällen (höhere Gewalt) wird er frei. →Garantie
Lit.: Kaser § 36; Köbler, DRG 45, 63; Köbler, LAW
custos, cūstōs, lat., M., Wächter, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *skeus-, *keus-, V., bedecken, umhüllen, s. idg. *skeu- (2), *keu- (4), *skeu̯ə-, *keu̯ə-, *skū-, *kū-, *skeuH-, *keuH-, V., bedecken, umhüllen
Cyprianus ist ein in Florenz geborener, an dem Ende des 12. Jahrhunderts verstorbener Glossator mit Glossen zu allen Teilen der justinianischen Kompilation. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 236
Czernowitz an dem Pruth wird 1408 als Zollstätte des Fürstentums Moldau erstmals erwähnt. Über die Osmanen gelangt es 1774/1775 an Österreich (Galizien, Bukowina), wo es 1875 eine Universität erhält (u. a. Eugen Ehrlich). 1918 fällt es an Rumänien, 1940 an die Sowjetunion bzw. danach an die Ukraine. S. Google
Lit.: Jüdisches Städtebild Czernowitz, hg. v. Corbea-Hoisie, A., 1998; Czernowitz, hg. v. Heppner, H., 2000; Yavetz, Z., Erinnerungen an Czernowitz, 2007
D
Da mihi factum, dabo tibi ius (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Gib mir das Geschehene (bzw. den Tatbestand), ich werde dir das (daraus folgende) Recht (bzw. die Rechtsfolge des darauf anwendbaren Rechtssatzes) geben.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Alexander III. 1100-1181, Dekretalen 2, 1, 6)
Dabelow, Christoph Christian Frhr. v. (Neubuckow bei Wismar 19. 7. 1768–Dorpat 27. 4. 1830), Justizratssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Rostock und Jena 1787 Advokat, 1791 außerordentlicher Professor, 1792 ordentlicher Professor in Halle (bis 1806 bzw. 1809), 1811 Staatsrat in Anhalt-Köthen (bis 1813) und 1819 Hofrat und Professor in Dorpat. S. Google
Lit.: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 4 685
Dacheriana (lat. collectio [F.] Dacheriana) ist die nach ihrem ersten Herausgeber ([Jean-Luc] d’Achery 1609-1685) benannte, um 800 in Lyon entstandene und in mehr als 50 Handschriften überlieferte systematische Kirchenrechtssammlung mit etwa 400 canones. S. Google
Lit.: Mordek, H., Kirchenrecht und Reform, 1975, 259
Dahn, Felix (Hamburg 9. 2. 1834-Breslau 3. 1.1912), Sohn eines deutsch-französischen Schauspielerehepaars, wird nach dem Studium der Philosophie und des Rechtes in München und Berlin 1857 mit Studien zu der Geschichte der germanischen Gottesurteile in München habilitiert. 1863 wird er Professor in Würzburg, 1872 in Königsberg und 1888 in Breslau. Sein größter literarischer Erfolg ist der in 30 Auflagen (1900) veröffentliche Roman Ein Kampf um Rom (1876ff.), während das zwölfbändige wissenschaftliche Hauptwerk Die Könige der Germanen (1861ff.) weniger Anerkennung findet. S. Google
Lit.: Meyer, H., Friedrich Dahn, 1913; Wohlhaupter, E., Dichterjuristen, Bd. 3 1957, 285; Osterkamp, E., Felix Dahn oder Der Professor als Held, 2019
Dalberg, Karl Theodor Reichsfreiherr von (Herrnsheim bei Worms 10. 2. 1744-Regensburg 8. 2. 1817) wird nach dem Studium des Rechtes in Heidelberg 1768 als Priester geweiht, 1772 Statthalter des Erzbischofs von Mainz in Erfurt, 1780 Rektor der Universität Würzburg, 1787 Koadjutor in Mainz, 1788 Koadjutor in Konstanz, 1800 Bischof von Konstanz, 1802 Erzbischof von Mainz und 1806 Fürstprimas von Deutschland (in dem Rheinbund). In dem Reichsdeputationshauptschluss erhält er 1803 Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar, dann 1806 Frankfurt am Main und 1810 Fulda und Hanau für das an Bayern gelangte Regensburg. 1813 muss er nach der Niederlage Napoleons zwar abdanken, bleibt aber Erzbischof von Regensburg. S. Google
Lit.: Färber, K., Kaiser und Erzkanzler, 1988; Carl von Dalberg, hg. v. Färber, K. u. a., 1994; Carl von Dalberg, hg. v. Hausberger, K., 1995; Hein, N., Der Staat Karl Theodor von Dalbergs, Diss. phil. Frankfurt am Main 1996; Hömig, H., Karl-Theodor von Dalberg, 2011
Dalloz, Désiré (1795-1869) wird nach dem Rechtsstudium Anwalt und 1814 Mitarbeiter an dem (franz.) Journal des audiences de la cour de cassation et des cours d’‘appel (1824 Jurisprudence générale du royaume). Danach veröffentlicht er bis 1832 in einem Répertoire de jurisprudence générale (allgemeinen rechtswissenschaftlichen Repertorium) nach Materien geordnet in alphabetischer Reihenfolge wichtige Entscheidungen mit Anmerkungen. Dieses Werk legt er von 1845 bis 1870 in verbesserter und erweiterter Fassung neu auf. Sein Name lebt in dem Verlagshaus fort, das als den „Dalloz“ eine fortlaufende Sammlung von Entscheidungen, Gesetzen und wissenschaftlichen Stellungnahmen vertreibt. S. Google
Lit.: Papillard, F., Désiré Dalloz (1795-1869), 1964
Dalmatien ist das zunächst von illyrischen Dalmatern besiedelte Ostufer der Adria mit den davorliegenden Inseln, das 9 n. Chr. zu der römischen Provinz Dalmatia wird. Seit dem Ende des 6. Jahrhunderts dringen Slawen und Awaren ein, seit dem 11. Jahrhundert bemüht sich Venedig um die 1420 tatsächlich erreichte Herrschaft. In dem 16. Jahrhundert fällt ein Teil Dalmatiens an die Türken. Über Venedig (Auflösung der Republik 1797) bzw. (nach Auflösung der illyrischen Provinzen Napoleons) über den Wiener Kongress (1815) erlangt →Österreich das 1816 zu einem Königreich erhobene Dalmatien. 1920 wird es →Jugoslawien zugeteilt, aus dem es 1991 vor allem an →Kroatien fällt. In der Gegenwart bekannteste Städte dieses Gebiets sind Split und Dubrovnik. S. Google
Lit.: Mayer, E., Die dalmatisch-istrische Munizipalverfassung im Mittelalter und ihre römischen Grundlagen, ZRG GA 24 (1903), 211; Stanic, M., Dalmatien, 1984; Steindorf, L., Die dalmatischen Städte, 1984; Clewing, C., Staatlichkeit und nationale Identitätsbildung, 2000; Cetnarowicz, A., Die Nationalbewegung in Dalmatien im 19. Jahrhundert, 2008
Damasus ist ein um 1210 bis 1220 in Bologna wirkender Lehrer des kirchlichen Rechtes. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 300
Damme (Stadt in Westflandern/Belgien, in dem Mittelalter zeitweise der Vorhafen für das versandete und damit für Schiffe unzugängliche Brügge), s. Google, →Vonnisse von Damme
damnare, damnāre, dampnāre, lat., V.: nhd. büßen, büßen lassen, XII tab. (um 450 v. Chr.)?, Plaut.?, s. latein_a_z.docx, s. damnum
damnatio, damnātio, lat., F., Schuldigsprechung, Verdammung, Verurteilung, Zahlpflicht, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. damnāre
Damnation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verdammung, Verurteilung
Damnationslegat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das sachlich bereits dem jüngeren altrömischen Recht bekannte Vermächtnis, bei dem vielleicht der treuhänderische Vermögenskäufer (lat. familiae emptor [M.]) dem oder den Bedachten für eine bestimmte Geldsumme, später auch für andere Leistungen einstehen soll. Gegensatz hierzu ist das Vindikationslegat.
Lit.: Kaser §§ 32, 33, 76; Köbler, DRG 23
damnum, dampnum, lat., N., Einbuße, Verlust, Schade, Schaden (M.), Nachteil, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dāp-, *dəp-, Sb., Opfermahl
Damnum (lat. [N.], Wort teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) (iniuria datum) ist in dem klassischen römischen Recht der rechtswidrig zugefügte Schaden, zu dessen Ausgleich bereits 286 v. Chr. die (lat.) lex (F.) Aquilia de damno (aquilisches Gesetz über den Schaden) ergeht. S. Google
Lit.: Kaser § 51; Köbler, DRG 65
Danelaw (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Bezeichnung für das von dem späten 9. Jahrhundert bis 1066 von dem Recht der Dänen beherrschte Gebiet →Englands (beispielsweise Northumbria, Ostanglien).
Lit.: Loyn, H., The Vikings in Britain, 1977
Däne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt und – als Ansatz - nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Dänemark
Dänemark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der in dem Norden an Deutschland grenzende skandinavische Staat. Die Festigung einer eigenständigen Herrschaft über die Dänen (6. Jahrhundert) durch einen König gelingt in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts unter Gorm dem Alten (ab etwa 940 ununterbrochene Königsreihe). Wenig später setzt sich das Christentum in Dänemark durch. Zeitweise herrschen die Könige Dänemarks über große Teile Englands (Knut der Große 1018-1035), der Ostsee (Waldemar der Große 1157-1182) und →Norwegen, →Schweden sowie →Finnland (Margarete I. 1387/1389-1412). Um 1200 wird erstmals das Recht (für Schonen [kurz nach 1200, dänisch, lateinisch als Liber legis Scaniae, Rechtsbuch Schonens Erzbischof Andreas Sunesens], Seeland [Waldemar, Erik] und Jütland [März 1241 unter König Waldemar II.] erhalten) schriftlich aufgezeichnet, wobei kirchlicher Einfluss nachweisbar ist. Dementsprechend wird bereits in dem 13. Jahrhundert inhaltlich ergänzend gelehrtes Recht erkennbar. 1479 wird in Kopenhagen eine Universität gegründet. Seit dem 16. Jahrhundert wird in Einzelfällen die Folter verwendet. 1536 wird unter dem Hause Oldenburg (1448-1863) die lutherische Reformation durchgeführt. Von dem Einfluss der katholischen Kirche befreit beherrscht der König zusammen mit dem Adel das Land. In dem Gefolge des Dreißigjährigen Kriegs wird Dänemark von Schweden zurückgedrängt (Ostgebiete Schonen, Halland, Blekinge sowie Südschleswig). 1660 erzwingen Bürger und Bauern gegen den Adel die Umwandlung Dänemarks in eine Erbmonarchie (mit einem 1661 eingerichteten Höchstgericht), die sich 1665 (durch lat. [F.] lex regia, königliches Gesetz) dem Grundsatz des Absolutismus zuwendet und 1683 unter Christian V. das dänische Recht (Danske Lov 15. 4. 1683, Prozessrecht, Kirchenrecht, Ständerecht mit Eherecht und Unmündigenrecht, Seerecht, Schuldrecht, und Sachenrecht, Strafrecht, 6 Bücher, ersetzen jütisches, seeländisches und schonisches Recht, in dem 19. Jahrhundert weitgehend aufgehoben, eine Reihe von Grundnormen aber noch in Kraft, ähnlich 1687 für das von 1380 bis 1814 mit Dänemark verbundene Norwegen) in einem Buch (Gesetzbuch?) zusammenfasst. In dem 18. Jahrhundert, in dem 1736 eine juristische Prüfung eingeführt und innerhalb der erwachsenden Rechtswissenschaft die Rechtsgeschichte erfasst wird (Peder Kofod Ancher, En Dansk Lov-Histoire 1789ff.), dringt mit Aufklärung und Naturrecht die Lehre von der Gewaltenteilung ein und wird das Strafrecht gesetzlich geändert. 1788 beginnt die Befreiung der Bauern. 1814 gelangt Norwegen an Schweden. 1849 wird die absolute Monarchie unter Einführung einer Verfassung (Entwurf einer Verfassungsurkunde für das Königreich Dänemark und die Herzogtümer Schleswig und Holstein von Anfang 1848, Danmarks Riges Grundlov 5. Juni 1849) nach dem Vorbild Belgiens bis 1866 durch eine konstitutionelle Monarchie abgelöst. 1864 gehen Schleswig, Holstein und Lauenburg an den →Deutschen Bund beziehungsweise 1866 nach der Auseinandersetzung mit Österreich-Ungarn an Preußen verloren (ein Drittel der Einwohner, zwei Fünftel des Gebiets). 1866 wird die Verfassung verändert. Seit 1872 arbeitet Dänemark mit den anderen nordischen Ländern trotz sprachlicher Sonderung des Westnordischen von dem Ostnordischen vereinheitlichend zusammen. 1866/1930 wird das Strafrecht, 1916/1919 das Prozessrecht geändert. Ab 1891 wird die Sozialversicherung eingeführt. 1901 setzt sich der Gedanke der parlamentarischen Kontrolle durch. 1915 wird erneut die Verfassung verändert. 1920 kehrt als Folge des Ersten Weltkriegs nach einer Volksabstimmung Nordschleswig zu Dänemark zurück. Nach der Besatzung durch das Deutsche Reich Adolf Hitlers werden rund 14000 Kollaborateure zu Haft und 46 zu dem Tode verurteilt. 1953 ermöglicht ein Thronfolgegesetz die weibliche Erbfolge in der Erbmonarchie mit demokratisch-parlamentarischer Regierungsform, die sich zu einem Sozialstaat wandelt. Das Einkammersystem wird eingeführt. 1960 tritt Dänemark der Europäischen Freihandelszone bei, 1973 der Europäischen Gemeinschaft (bzw. 1993 Europäischen Union). 1979 erhält →Grönland Autonomie. S. Google
Lit.: Hasse, P., Die Quellen des Ripener Stadtrechts, 1883; Repertorium diplomaticum regni Danici mediaevalis, hg. v. Christensen, W. u. a., 1894ff.; Haandværksskik i Danmark, hg. v. Nyrop, C., 1903; Danske vider og vegtægter eller gamle landsbylove, hg. v. Bjerge, P. u. a., 1904ff.; Haff, K., Die Theorie des dänischen Grundregals, ZRG GA 30 (1909), 290; Haff, K., Die dänischen Gemeinderechte, 1909; Haff, K., Beweisjury und Rügeverfahren im fränkischen und altdänischen Recht, ZRG GA 38 (1917), 130; Scriptores minores historiae danicae medii aevi, rec. Gertz, M., 1917ff.; Dahl, F., Juridiske profiler, 1920; Danemarks gamle lanskabslove med kirkelovene, hg. v. Brøndum-Nielsen, J., 1920f.; Annales Danici medii aevi, neu hg. v. Jørgensen, E., 1920; Dahl, F., Frederik VI og Anders Sandøe Ørsted, 1929; Dahl, F., Hovedpunkter af den danske retsvidenskabs historie, 1937; Dänische Rechte, übers. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1938; Juul, S., Fællig og hovedlod, 1940; Dahl, F., Geschichte der dänischen Rechtswissenschaft, 1940; Jørgensen, P., Dansk Retshistorie, 1940, 2. A. 1947; Fussing, H., Herremand og Fæstebonde, 1942; Olsen, G., Traehesten, hundehullet og den spanske kappe, 1960; Højesteret 1661-1961, 1961; Imhof, A., Grundzüge der nordischen Geschichte, 1970; Fenger, O., Fejde og mandebod, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,991, 2,2,506,1005, 3,4,21; Hoffmann, E., Königserhebung und Thronfolgeordnung in Dänemark, 1976; Sprandel-Krafft, L., Rechtsverhältnisse in spätmittelalterlichen Städten am Beispiel Viborgs (Dänemark), ZRG GA 93 (1976), 257, 94 (1977), 20; Tamm, D., Fran lovkyndighed til retsvidenskab, 1976; Kroman, E., Dänemarks alte Rechte – Ihr Alter und ihre Verwandtschaft, ZRG GA 94 (1977), 1; Riis, T., Les Institutions Politiques Centrales du Danemark 1100-1332, 1977; Danmarks historie, Bd. 1ff. 1977ff.; Dübeck, I., Købekoner og konkurrence, 1978; Ekbom, C., Ledung och tidig jordtaxering i Danmark, 1979; Danske og Norske Lov i 300 år, hg. v. Tamm, D., 1983; Tamm, D., Retsopgøret efter besættelsen, 1984; Thygesen, F., Das Verhältnis zwischen dänischem und deutschem Recht, ZRG GA 105 (1988), 289; Den Danske rigslovgivning 1397-1513, hg. v. Andersen, A., 1989; Tamm, D., Laerebog i Dansk retshistorie, 1989; Tamm, D., Retshistorie 1 Dansk retshistorie, 1990; Tamm, D., Med lov skal land bygges, 1990 (Aufsätze); Den Danske rigslovgivning 1513-1523, hg. v. Andersen A., 1991, Jyske Lov i 750 år, 1991; Tamm, D., Retsvidenskaben i Danmark, 1992; Danmark i senmiddelalderen, hg. v. Ingesman, P. u. a., 1994; Stevnsborg, H., Besaßen die dänischen Könige der vorchristlichen Zeit Gesetzgebungsgewalt, ZRG GA 112 (1995), 423; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Bohn, R., Dänische Geschichte, 2001; Hammerslev, O., Danish judges in the 20th century, 2003; Andersen, S., Danmark i det tyske storrum, 2003; Dänemark, Norwegen und Schweden im Zeitalter der Reformation, hg. v. Asche, M. u. a., 2003; Geiger, T., Die dänische Intelligenz von der Reformationszeit bis zur Gegenwart, 2005; Tamm, D., Retshistorie, 2005; Bellamy, M., Christian IV and his Navy, 2006; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Quellen zur dänischen Rechts- und Verfassungsgeschichte (12.-20. Jahrhundert), hg. v. Tamm, D. u. a., 2008; Zwischen Grenzkonflikt und Grenzfrieden, hg. v. Henningsen, L., 2011; Andersen, P., Legal Procedure and Practice in Medieval Denmark, 2011; Loebert, S. u. a., Die Entstehung der Verfassungen der dänischen Monarchie (1848-1849)., 2012; Greßhake, F., Deutschland als Problem Dänemarks, 2013; Liedegaard, B., Die Ausnahme - Oktober 1943 - Wie die dänischen Juden, 2013; Findeisen, J., Christian IV., 2014; Bohn, R., Werner Best und die deutsche Besatzungsherrschaft in Dänemark 1940-1945, (in) HZ 300 (2015), 416; Jahnke, C., Geschichte Dänemarks, 2017; Riis, T., Kongen og hans mænd. Danmarks politiske rigsinstitutioner ca. 1100-1332, 2018; Neustadt, C., Kommunikation im Konflikt – König Erik VII. von Dänemark und die Städte im südlichen Ostseeraum (1423-1435), 2018
Daniels, Heinrich Gottfried Wilhelm (Köln 25. 12. 1754-Köln 28. 3. 1827), wird nach dem Studium der Mathematik und des Rechtes in Köln 1770 in der Philosophie und 1775 in der Rechtswissenschaft promoviert. 1776 wird er Advokat bei dem Hofrat des Erzbischofs von Köln, 1783 ordentlicher Professor der Universität Bonn und 1792 Richter an dem kurkölnischen Appellationsgerichtshof in Bonn. Nach dem Verlust aller Ämter infolge des Einmarschs Frankreichs lehrt er seit 1798 Gesetzgebung an der neuen Zentralschule in Köln, wird aber 1804 Substitut des Procureur Général an dem Kassationshof in Paris, 1813 Generalprokurator an dem Appellationshof in Brüssel, 1817 geheimer Staatsrat in Berlin und 1819 erster Präsident des rheinischen Appellationsgerichtshofs in Köln. S. Google
Lit.: Weisweiler, W., Geschichte des rheinpreußischen Notariats, Bd. 2 1925; Recht und Rechtspflege in den Rheinlanden, hg. v. Wolffram, J. u. a., 1969; Reisinger-Selk, N., Heinrich Gottfried Daniels, 2008; Daniels, H., Vorlesungen, hg. v. Becker, C., 2009
Dank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 822/840 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Anerkennung, Dankbarkeit
Lit.: His, R., Dank, ZRG GA 57 (1937), 474
danken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863/871 bezeugt – 790 [Weißenburger Katechismus] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [FreibergStR. XIX § 14] bzw. 1360 [BremGQ. L. 102] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Dank über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Dank aussprechen, Dank sagen
Dante (eigentlich Durante mit verkürzter Aussprache, Beiname Alighieri nach dem Vater Alighiero) (Florenz zwischen 14. 5. 1265 und 13. 6.1265-Ravena 13./14. 9. 1321) wird nach einer Ausbildung bei dem Redner Brunetto Latini und vielleicht Studien des Rechtes in Siena oder Bologna sowie (nach 1290) Unterricht in Florenz in den Schulen der Franziskaner und Dominikaner durch Werke wie die wohl zwischen 1307 und 1320 in Abkehr von der lateinischen Sprache auf Toskanisch oder Altitalienisch verfasste (ital.) Commedia (F., Komödie, später durch Giovanni Boccaccio um das Adjektiv divina, lat., göttlich erweitert) mit der Schilderung seiner Reise durch die Hölle über den Läuterungsberg bis in das Paradies einer der Begründer der Literatur des Italienischen und einer der bekanntesten Dichter des europäischen Mittelalters, der so oft, umfangreich und gelehrt wie kaum ein anderer kommentiert wird. S. Google
Lit.: Padoan, G., Introduzione a Dante, 2. A. 1995; Wittschier, H., Dantes Divina Commedia, 2004
Danzig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Westrand der Mündung der Weichsel in die Ostsee wird an dem Ende des 10. Jahrhunderts (997) als (pommerellische) Burg (Gyddanyze) genannt. Seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert bringen deutsche Zuwanderer, die sich hauptsächlich beiderseits der Langgasse niederlassen, in den 1236 (lat. civitas) Danczik genannten Ort →lübisches Recht (1263) mit. Nach Zerstörung der Stadt durch den Deutschen Orden in Kämpfen um die Erbfolge in dem Herzogtum Pommerellen in dem Jahre 1308 erhält Danzig von dem Hochmeister des Deutschen Ordens 1342/1343 →Kulmer Recht. 1454 löst sich das in vier Teile (Rechtsstadt mit Johannesviertel, Altstadt um Sankt Katharina, Hakelwerk, Jungstadt des Deutschen Ordens) gegliederte Danzig von dem Deutschen Orden und unterstellt sich Polen, wofür es verschiedene Vorrechte erhält. 1792 kommt Danzig bei der zweiten Teilung Polens an Preußen. Nach dem Versailler Vertrag von dem 20. 6. 1919 wird es, um Polen einen Ostseehafen zu sichern, an dem 15. 11. 1920 Freie Stadt (400000 Einwohner, 5 Prozent Polen, 1966 Quadratkilometer), in der weiter deutsche Gesetze gelten. Diese freie Stadt Danzig ist ein Staatsgebilde mit beschränkter Souveränität ohne Staatsoberhaupt, aber mit Regierungsoberhaupt. An dem 1. 9. 1939 wird Danzig in das Deutsche Reich Adolf Hitlers eingegliedert. 1945/1990 fällt es an Polen. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Simson, P., Geschichte der Danziger Willkür, 1904; Keyser, E., Danzigs Geschichte, 1921, 2. A. 1928; Keyser, E., Die Entstehung von Danzig, 1924; Loening, O., Untersuchungen zum ältesten Recht von Danzig, ZRG GA 46 (1926), 206; Keyser, E., Der Streit um ein Danziger Aufwertungsgesetz am Ende des 18. Jahrhunderts, ZRG GA 46 (1926), 383; Keyser, E., Das älteste Danziger Stadtrecht, ZRG GA 48 (1928), 194; Methner, A., Zwei alte Danziger Rechtssymbole, ZRG GA 57 (1937) 456; Hahlweg, W., Das Kriegswesen der Stadt Danzig, 1937; Gierke, J. v., Danzigs deutsches Recht, (in) ZHR 107 (1940), 161; Samsonowicz, H., Untersuchungen über das Danziger Bürgerkapital in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, 1969; Ruhnau, R., Danzig, 1971; Lingenberg, H., Die Anfänge des Klosters Oliva und die Entstehung der deutschen Stadt Danzig, 1982; Ruhnau, R., Die Freie Stadt Danzig, 1979, 2. A. 1988; Wittreck, F., Die Anfänge der verfassungsgerichtlichen Normenkontrolle in Deutschland, ZRG GA 121 (2004), 415; Das Danziger Pfundzollbuch der Jahre 1409 und 1411, bearb. v. Jenks, S., 2012; Hagemann, A., Hermann Rauschning, 2018; Brämer, B., Das Obergericht der freien Stadt Danzig und seine Rechtsprechung als Verfassungsgerichtshof, 2019
dar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv. als Präfix verwendet) hin
darauf →drauf
dare, lat., V., geben, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *dō-, *də-, *deh₃-, V., geben, s. latein_a_z.docx, s. Google
Lit.: Ehmig, U., Donum dedit, 2017
Darjes, Joachim Georg (1714-1791), Schüler Christian Wolffs, bemüht sich in Jena und Frankfurt an der Oder um eine systematische Gliederung des Privatrechts und entwickelt auf römischrechtlicher Grundlage systematisch (1740) das erbrechtliche, für die Reihenfolge innerhalb der Verwandtschaft eines Erblassers bestimmende Parentelensystem der Elternschaften oder Familienschaften. S. Google, →Parentel
Lit.: Köbler, DRG 159, 162; Gärtner, F., Joachim Georg Darjes und die preußische Gesetzesreform, 2007; Lötzsch, U., Joachim Georg Darjes (1714-1791), 2016
darlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als darleihen und in DW2 1518 bezeugt [ält.] – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinleihen
Darlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1581 bezeugt – 15./16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [NÖLTfl. II 8 § 17] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1507) ist ein je nach Gestaltung entweder einseitig verpflichtender Vertrag oder ein gegenseitiger Vertrag, in dem sich der eine Teil (Darlehensnehmer) verpflichtet, Geld oder andere vertretbare Sachen in gleicher Art, Güte und Menge, wie er sie von dem anderen Teil (Darleiher, Darlehensgeber) (in Gegensatz zu der Leihe zu Eigentum) erhält, zurückzuerstatten. Das (von dem →Lehen klar zu trennende) Darlehen ist in der Form des (lat. [N.]) →nexum wohl bereits dem altrömischen Recht bekannt (Selbstverpfändung für ein Darlehen). Daneben besteht das formfreie, grundsätzlich unentgeltliche →mutuum (lat. [N.]) als →Realkontrakt, aus dem der Gläubiger die (lat. [F.]) →condictio als abstrakte Klage erhält, wobei Zinsen besonders vereinbart werden müssen. In dem weitgehend geldlosen frühmittelalterlichen Recht ist Darlehen nur ein Fall der allgemeineren →Leihe. Gegen das Nehmen eines Entgelts für das Darlehen wendet sich schon in karolingischer Zeit die christliche Kirche (Lukas 6,35 [lat.] mutuum date nihil inde sperantes, gebt Darlehen ohne etwas davon zu erhoffen). Gegen den Widerstand der Kirche setzt sich aber mit der Geldwirtschaft wohl wegen ihrer tatsächlichen Vorteile das Darlehen durch. Es wird zunächst für Juden, dann auch für andere insofern bevorrechtigte Menschen, schließlich 1654 durch den jüngsten Rechtsabschied sogar allgemein erlaubt, wobei römisches Recht des Darlehens (lat. [N.] mutuum) unter Abänderung aufgenommen wird. Allerdings werden Höchstzinssätze (oft sechs Prozent) festgesetzt und wird die Berechnung von Zinseszinsen verboten. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) trennt das Darlehen eindeutig von der Leihe (lat. [N.] commodatum). Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) versteht das Darlehen als Realvertrag, doch entwickelt sich daneben auch ein konsensualer Darlehensvertrag. In dem Gefolge des Liberalismus fallen in dem 19. Jahrhundert die Zinsschranken (ADHGB, 1861), doch bewirkt ein wuchermäßiges Verhalten Unwirksamkeit einer entsprechenden Vereinbarung. 2002 wird in der Bundesrepublik Deutschland das Darlehen (Gelddarlehen, 488 BGB) von dem Darlehen anderer vertretbarer Sachen (Sachdarlehen) getrennt. Seit etwa 2015 verlangen die infolge von Wahlgeschenken für Wiederwahl besonders stark verschuldeten Mitgliedstaaten der Europäischen Union wie Italien und Spanien aus kurzfristigen Überlegungen und ohne wirklichen Widerstand der (nur) etwas weniger starkverschuldeten Mitgliedstaaten wie die Bundesrepublik Deutschland die Verringerung oder Beseitigung von Zinsen für Gelddarlehen, so dass Gelddarlehen in Hülle und Fülle für jedermann verfügbar werden und Geld an Bedeutung verliert, so dass eine Flucht in Sachwerte mit erheblichen Inflationsgefahren an Bedeutung gewinnt.
Lit.: Kaser §§ 6, 31, 32, 38, 39; Söllner §§ 9, 16, 18; Hübner 591; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 27, 45, 125, 127, 166, 213, 120, 241; Schulz, H., Darlehen und Leihe, Diss. jur. Göttingen 1922; Lübtow, U. v., Die Entwicklung des Darlehensbegriffs, 1965; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Dehesselles, T., Policey, Handel und Kredit im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel, 1999; Sturm, B., wat ich schuldich war - Privatkredit im frühneuzeitlichen Hannover (1550-1750), 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
dasein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nach 1172 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vorhanden sein
Dasein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 zweite Hälfte 15. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb dasein nach 1172) Bestand, Vorhandensein
Daseinsvorsorge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1965 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist als Vorsorge für das weitere Dasein die vorausplanende Gestaltung menschlichen Seines. Sie wird sachlich schon spätestens seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend Gegenstand der öffentlichen, ihrerseits auch von dieser Aufgabe zehrenden Verwaltung. →Leistungsverwaltung
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 197, 259; Forsthoff, E., Der totale Staat, 1833; Forsthoff, E., Die Verwaltung als Leistungsträger, 1938; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Stolleis, M., Die Entstehung des Inverentionsstaates und das öffentliche Recht, (in) ZNR 1989, 129ff.; Scheidemann, E., Der Begriff Daseinsvorsorge, 1991; Hermes, G., Staatliche Infrastrukturverantwortung, 1998; Laak, D. van, Der Begriff Infrastruktur, (in) Archiv für Begriffsgeschichte 41 (1999), 280; Kersten, J., Die Entwicklung des Konzepts Daseinsvorsorge im Werk von Ernst Forsthoff, (in) Der Staat 44 (2005); Jellinghaus, L., Zwischen Daseinsvorsorge und Infrastruktur, 2006; Ringwald. R., Daseinsvorsorge als Rechtsbegriff, 2008
Daten (Wort [Pl. von Datum, N.] als Ansatz in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt - in EDEL 17. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Datenverarbeitung – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie seit Beginn des 19. Jahrhunderts verbreitet und über dare, lat., V., geben, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) Gegebenheiten
Datenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und ab etwa 1970 aus dem Angloamerikanischen als Lehnübersetzung aufgenommen) ist der Schutz der Daten einer Person vor Missbrauch durch eine andere Person. Er entwickelt sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als Folge der Verbreitung der elektronischen Datenverarbeitung, wobei das weltweit erste Datenschutzgesetz 1970 in Hessen erlassen wird. Zu seiner Ausführung sind besondere staatliche Datenschutzbeauftragte bestellt (Hessen 18. 6. 1975-22. 10 1991 Spiros Simitis).
Lit.: Köbler, DRG 260; Vierzig Jahre Datenschutz in Hessen, hg. v. Kartmann, N. u. a., 2012
datio (lat., Wort Cic. (81-43 v. Chr.), [F.]) Gabe, Hingabe (beispielsweise bei Leihe, Verwahrung, Pfand), s. dare, lat., V., geben, s. Google
Datio (F.) in solutum (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat.) ist die Leistung (etwas anderen als des eigentlich Geschuldeten) an Erfüllungs Statt (statt der Erfüllung durch Leistung des an sich Geschuldeten). Bei ihr wird schon in dem klassischen römischen Recht sachlich der Schuldner nur befreit, wenn sie der Gläubiger als Erfüllung anerkennt.
Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 62
datum, lat., N.: nhd. Gegebenes; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. dare
Dauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1230 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1709 [Kock, Schwansen 205] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. und von dem Verb dauern abgeleitet sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bestand
Lit.: Krause, H., Dauer und Vergänglichkeit im mittelalterlichen Recht, ZRG GA 75 (1958), 206
dauern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1150 bezeugt – in EDEL 1140-1160 [Vom Glauben, der arme Hartmann] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1387 [Aachen/NrhAnn. 28/29 1876 89] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über dūrāre, lat., V., hart machen, härten, abhärten, dauern (V.) (1), währen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *deu- (3), *deu̯ə-, *du̯ā-, *dū-, V., bewegen, vordringen, sich entfernen, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) währen, fortbestehen
DDR (Wort [Abkürzung] in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 – als Ansatz – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Deutsche Demokratische Republik ([auch abwertend verstehbare] Abkürzung für die vollständige Wortfolge Deutsche Demokratische Republik von etwa 1949
de, dē, lat., Präp., von, ab, weg, vielfach als Vorsilbe verwendet, s. latein_a_z.docx, s. idg. *de-, *do-, Partikel, dies hier, dann, hierzu
decalogus, lat., M., Dekalog, die zehn Gebote, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, Lw. gr. δεκάλογος (dekálogos), s. gr. δεκάλογος (dekálogos), M., Dekalog, die zehn Gebote, vgl. gr. δέκα (déka), Num. Kard., zehn; idg. *dek̑m̥, *dek̑m̥t, *dek̑u-, Num. Kard., zehn, Pokorny 191; gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Erzählung, Ausspruch; idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen
decanus, decānus, lat., M., Dekan, Vorsteher von zehn, Veg. (um 400 n. Chr.), s. decem
decem (Wort Plaut. um 250-184 v. Chr., für das Indogermanische erschließbar, lat. [Num. Kard.]) zehn, s. latein_a_z.docx, s. Google
December, lat., M., Dezember, zehnter Monat, Inschr. (1. Jh. v. Chr.), s. decem, s. Google
Decemviri (Wort decemvir Cic., 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. decem, s. vir, lat. [M.Pl.]) ist in dem altrömischen Recht ein Ausschuss von 10 Männern zu der Erledigung allgemeiner Angelegenheiten (beispielsweise →Zwölftafelgesetz).
Lit.: Kaser § 82; Köbler, DRG 17, 19
decennalis, decennālis (1), lat., Adj., zehnjährig, Amm. (um 390 n. Chr.), s. latein_a_z.doc, s. decem, annus
decennalis, decennālis (2), lat., M., Dauer von zehn Jahren, Prob. (4. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. decem, annus
decernere, dēcernere, lat., V., entscheiden, entscheidend bestimmen, beschließen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, cernere
De Chasseneuz, Bartholomaeus (1480-1541) veröffentlicht nach dem Rechtsstudium in Dôle, Poitiers, Turin (1497) und Pavia (1499-1502) als Kronanwalt in Autun 1517 (lat.) Commentaria (N.Pl.) in consuetudines ducatus Burgundiae, den ersten großen Kommentar zu dem partikularen Gewohnheitsrecht (franz. droit coutumier) in Frankreich. S. Google
Lit.: Pignot, J., Bartholomaeus de Chasseneuz, 1880, Neudruck 1970; Dugas della Boissony, C., Bartholomaeus de Chasseneuz, Diss. jur. Dijon 1977
Deciani, Tiberio (Udine 1509-Padua 1582), Patrizierssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Padua (1523-1529) Anwalt in Udine und Venedig (1544). In seinem posthum veröffentlichten (lat.) Tractatus (M.) criminalis (1590, Straftraktat) entwickelt er ansatzweise einen allgemeinen Teil des Strafrechts mit einem allgemeinen Straftatbestand. S. Google
Lit.: Schaffstein, F., Tiberio Deciani, (in) Dt. Recht 3 (1938), 121
decisio, dēcīsio, lat., F., Verminderung, Abkommen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēcīdere
decidere, dēcidere, dēcadere, lat., V., herabfallen, herunterfallen, niederfallen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, cadere
Decius, Philippus ist ein in Mailand 1454 geborener, in Pavia und Pisa ausgebildeter, 1475 promovierter, dort, 1484 in Pisa, 1487 in Siena, 1487 in Pisa, 1502 in Padua und später in Pavia und Pisa lehrender, vielleicht in Siena 1536 verstorbener Jurist (lectura zu Digesten 50, 17, commentaria zu den Digesten, consilia, Gutachten). S. Google
L.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 875
declarare, dēclārāre, lat., V., deutlich an den Tag geben, deutlich kundgeben, deutlich offenbaren, öffentlich verkündigen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, clārāre, clārus
declaratio, dēclārātio, lat., F., Kundgebung, Offenbarung, Erklärung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēclārāre
déclaration (franz. [F.]) Erklärung, s. declaratio
Déclaration (F.) des droits de l‘homme et du citoyen (franz., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist die von der Nationalversammlung in Frankreich an dem 26. 8. 1789 angenommene Erklärung der Menschenrechte bzw. Bürgerrechte, die 1791 der Verfassung vorangestellt wird. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ErklaerungderMenschenundBuergerrechte1789.pdf; Zur Geschichte der Erklärung der Menschenrechte, hg. v. Schnur, R., 1964
Declaratio (F.) voluntatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die in der frühen Neuzeit (seit Connan 1508-1551) allmählich ausgebildete allgemeine Grundfigur der →Willenserklärung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 164; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
Declaration (N.) of Rights (England 1689), s. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ofRights1689.htm
decreta (lat. [N.Pl.]) (beispielsweise sog. decreta Tassilonis oder decretum Tassilonis von 756?-772?, 45 bayerische Synodalbestimmungen aus Aschheim 756? [15], Dingolfing vor 771 [12] und Neuching 771 oder 772 [18]), Entscheidungen →Dekret, decretum
Lit.: Hartmann, W., Die Synoden der Karolingerzeit, 1989
decretio, dēcrētio, lat., F., Entscheidung, Beschluss, Mart. Cap. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēcernere
Decretio (F.) Childeberti (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat., auch decretus, decretum) ist ein spätestens an dem 1. 3. 596 verkündetes, vielleicht in verschiedenen Teilen aus verschiedenen Jahren stammendes, in 24 Textzeugen durch 21 noch greifbare Handschriften überliefertes Dekret (Kapitular) des fränkischen Königs Childebert II. für Austrasien mit gemischten Inhalten (beispielsweise Eintrittsrecht der Enkel, mehrfach Todesstrafe), das überwiegend mit der für Neustrien bezeugten Lex Salica überliefert ist.
Lit.: Eckhardt, W., Die Decretio Childeberti und ihre Überlieferung, ZRG GA 83 (1966), 1; Woll, I., Untersuchungen zu Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien, 1995; Mordek, H., Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta, 1995; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002; Kölzer, T., Die merowingischen Kapitularien in diplomatischer Sicht, (in) Scientia veritatis, 2004, 16ff.
decretum, dēcrētum, lat., N., Entscheidung, Beschluss, Dekret, Bescheid, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēcernere
Decretum (lat. [N.]) ist in dem römischen Prinzipat die Entscheidung (Urteil) des Prinzeps, mit der er unmittelbar Recht setzt. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 32
Decretum (N.) Burchardi (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Dekret Burchards) ist die wohl zwischen 1008 und 1012 verfasste Kanonessammlung →Burchards von Worms.
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Decretum (N.) Gratiani (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die zwischen 1125 und 1140 (erste, durch vier bzw. fünf Handschriften überlieferte, eher lehrbuchartige Fassung, um 1140 [1139?] mit 1860 canones, zweite, stärker quellensammelnde und rechtlich argumentierende, aber keine Texte aus bisher nicht verwendeten Sammlungen aufnehmende oder Ergänzungen aus schon benutzten Quellen einfügende Fassung um 1144/1145?, erste gesicherte Benutzung 1158, insgesamt mehr als 600 mittelalterliche Handschriften, noch ältere Vorstufe „Rohfassung“ möglicherweise in Handschrift Sankt Gallen, Stiftsbibliothek MS 673) in Bologna von dem nicht näher bekannten Mönch →Gratian auf Grund zahlreicher älterer Sammlungen zusammengestellte (lat.) Concordia (F.) discordantium canonum (Übereinstimmung widersprüchlicher Regeln). Das in seinen rund 450000 Wörtern Quellensammlung und Lehrbuch in sich vereinende Decretum Gratiani stellt als Ergebnis einer bereits in dem vierten nachchristlichen Jahrhundert beginnenden Sammlungstätigkeit ohne strenge Systematik bzw. in schwer verständlicher Systematik die bis zu dem dritten lateranischen Konzil (1139) entstandenen kirchlichen Rechtssätze (Konzilscanones, päpstliche Dekretalen, Texte von Kirchenvätern [etwa 25%?], Auszüge aus Bußbüchern, römische Rechtssätze sowie biblische Sätze, insgesamt 3945 [lat. M.Pl.] canones, Regeln, oder [lat. N.Pl.] capitula, Kapitel) zusammen. Sein erster Teil enthält 101 in Kapitel (c.) geteilte Distinktionen (D.) oder allgemeine Bestimmungen über allgemeine Rechtslehre und Kleriker. Der zweite Teil befasst sich mit 36 in Untersuchungen (lat. [F.Pl.] quaestiones) und Kapitel (lat. [N.Pl.] capitula) gegliederten (fiktiven) Fällen oder (lat.) causae (C.), die beispielsweise das Prozessrecht, Strafrecht, kirchliche Vermögensrecht, Recht der Mönche, Eherecht (C. 27ff.) oder die Buße (C. 33, quaestio 3 als Traktat ausgestaltet) betreffen. Der dritte, wohl erst in der zweiten Fassung eingefügte Teil stellt in 5 Distinktionen (und Kapiteln) unter der Überschrift (lat.) De consecratione (Von der Weihe) das Recht der Weihe und anderer Sakramente dar. Kommentiert wird die Konzilskanones und päpstliche Dekretalen bereits aus dem 4. Jahrhundert enthaltende Sammlung durch die Dicta Gratiani. Materielle Quellen sind Konzilskanones (davon rund 400 Kapitel aus den pseudoisidorischen Fälschungen), päpstliche Dekretalen, etwa 1200 Texte der Kirchenväter, vielleicht erst spät eingefügtes weltliches, vor allem römisches Recht (aus der justinianischen Kompilation) und Texte der (lat.) Glossa (F.) ordinaria des 12. Jahrhunderts zu der Bibel. Eine wichtige unmittelbare Quelle sind die Sammlungen des Ivo von Chartres (Panormia, nach 1095, Tripartita um 1100), ein bedeutsames Vorbild Alger von Lüttichs (lat.) De misericordia et iustitia (Von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, um 1100). Hinzu kommen Anselm von Lucca (um 1083), Sententiae magistri A. (um 1110), Sammlung Polycarpus (um 1111) und Drei-Bücher-Sammlung (um 1120). Um 1150 beginnt die europäische Verbreitung, die bis 1160 das gesamte damals bekannte Abendland umfasst. An das Decretum Gratiani schließt sich bald (in Bologna um 1145? [Paucapalea], vor 1150?) eine wissenschaftliche Behandlung (Dekretistik in der Form von Glossen und Summen beispielsweise Huguccios von Pisa) an, deren Glossen →Johannes Teutonicus um 1215 zu einer (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentlichen Glosse) zu dem Decretum Gratiani zusammenfasst (um 1245 von Bartholomaeus Brixiensis überarbeitet). Später bildet das Decretum Gratiani den ersten Teil des (lat.) →corpus (N.) iuris canonici (Körper des kanonischen Rechtes). Vielleicht stammt die Gliederung in Distinktionen von dem auch Zusätze verfassenden Schüler Paucapalea. Zitierweisen sind seit der Nummerierung der Kapitel in der Ausgabe Charles Dumoulins von 1553/1554 (nicht mehr die lateinischen Textanfänge der Stellen, sondern) beispielsweise für den ersten Teil D. (Distinktion) 20. C. (Kapitel) 2, für den zweiten Teil C. (Causa) 9 q. (quaestio) 3 c. (capitulum) 11 und für den dritten Teil De cons(ecratione) D. (Distinktion) 1 c. (Kapitel) 5.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102; Studia Gratiana, Bd. 1ff. 1953ff.; Gaudemet, J., Das römische Recht in Gratians Dekret, (in) Österreich. Archiv f. Kirchenrecht 12 (1961), 177; Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983; Landau, P., Forschungen zu vorgratianischen Kanonessammlungen und den Quellen des gratianischen Dekrets, (in) Ius commune 11 (1984), 81; Winroth, A., The Two Recensions of Gratian’s Decretum, ZRG KA 83 (1997); Weigand, R., Das kirchliche Wahlrecht im Dekret Gratians, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997, 1331; Landau, P., Kanones und Dekretalen, 1997; Beyer, A., Lokale Abbreviationen des Decretum Gratiani, 1998; Larrainzar, C., El borrador de la „Concordia“ de Graciano – Sankt Gallen Stiftsbibliothek MS 673, (in) Ius Ecclesiae 11 (1999), 593; Winroth, A., The Making of Gratian’s Decretum, 2000; Larrainzar, C., La formacion del Decreto de Graciano par etapas, ZRG KA 87 (2001), 67; Winroth, A., Recent Work on the Making of Gratian’s Decretum, (in) Bulletin of Medieval Canon Law 26 (2004-2006), 2; Décret de Gratien. Causes 27 à 36 Le mariage, hg. v. Werckmeister, J., 2011
decretum (lat. [N.]) principis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Entscheidung des (römischen) Kaisers (in Zivilprozessen und Strafprozessen)
Decretum (N.) Tassilonis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) (oder Decreta Tassilonis) ist die zusammenfassende Bezeichnung für die 15, 12 und 18 Beschlüsse der Synoden (Versammlungen) von Aschheim, Dingolfing und Neuching, die unter Herzog Tassilo III. von Bayern (748-788) um 756, um 770 und 771/772 zu der Regelung kirchenrechtlicher Fragen getroffen werden.
Lit.: Barion, H., Die Verfassung der bayerischen Synoden des 8. Jahrhunderts, (in) Röm. Quartalschrift 38 (1930), 90; Hartmann, W., Die Synoden der Karolingerzeit, 1989; Landau, P., Kanonessammlungen in Bayern, (in) FS K. Reindel, 1995, 137
Decurio (M.) de gradus (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine spätantike (6./7. Jahrhundert?), systematische, an unbekanntem Ort geschaffene, relativ reich und erheblich unterschiedlich überlieferte, etwa eine Seite umfassende Übersicht über ein staatliches Ämterwesen (Kommandos, Staatsämter und Herrscher, Hofämter und städtische Ämter, soziale Klassen und grundherrliche Amtsträger [Ämtertraktat]), die vielleicht nur Lehrzwecken dient und keiner bekannten Wirklichkeit vollständig entspricht.
Lit.: Conrat, M., Ein Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 29 (1908), 239; Beyerle, F., Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; Barnwell, P., Epistula Hieronimi de gradus Romanorum, (in) Historical Research 64 (1991), 77; Baumann, A., Freiheitsbeschränkungen der Dekurionen in der Spätantike, 2014
dediticius, dēditīcius, dēditītius, lat., Adj. und substantiviert M., der Gnade ergeben (Adj.), unterworfen, Caes. (um 50 v. Chr.), s. dēditio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der gewaltunterworfene Reichsangehörige (str.), s. latein_a_z.docx, s. Google
Lit.: Kaser §§ 3, 13, 16; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 30; Köbler, DRG 35, 57
defendere, dēfendere, lat., V., nhd. fernhalten, abhalten, abwehren, abweisen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, *fendere
defensor, dēfēnsor, lat., M., Abwehrer, Verteidiger, Besatzung, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēfendere
Defensor (M.) pacis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Verteidiger des Friedens) (1324) ist die wichtigste staatsrechtliche Schrift des →Marsilius von Padua, in der er von der Herrschaft des Kaisers über die christliche Kirche ausgeht.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Defensorpacis1324(1522).pdf; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 109; Segall, H., Der „Defensor pacis“ des Marsilius von Padua, 1959; Marsilius von Padua, Defensor pacis, übers. v. Kunzmann, W., eingel. v. Miethke, J., 2017 (1339 S.)
definieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1301 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und 1521 bzw. 14. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums (definire) aufgenommen sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) begrenzen, bestimmen
definire, dēfīnīre, diffinīre, lat., V., abgrenzen, begrenzen, Cic. (81-43 v. Chr.), Gl, Lüs. gr. ὁρίζειν (horízein), s. latein_a_z.docx, s. dē, fīnīre
definitio, dēfīnītio, diffīnītio, lat., F., Abgrenzung, Bestimmung, Erörterung, Erläuterung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēfīnīre
Definition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ansatz nicht bezeugt und nur in Grunddefinition und in DW2 1522 bezeugt – 1464 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google, F., Verb definieren 1301, ist die Inhaltsbestimmung eines (zu bestimmenden und insofern als verhältnismäßig unbekannt angesehenen) Begriffs. Sie erfolgt tatsächlich meist durch (als bekannt angesehene bestimmende) Angabe einerseits des übergeordneten Gattungsbegriffs und andererseits des innerhalb der Gattung aussondernden oder kennzeichnenden Einzelmerkmals (beispielsweise Frau ist [innerhalb] der [Gattung] Mensch, der [Mensch, welcher der Art nach] weiblich ist, F = Mw). Insbesondere seit dem 18. Jahrhundert werden diese Anforderungen präzisiert und sind in den Einzelheiten auch einigermaßen umstritten.
Lit.: Schröder, J., Definition und Deskription, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Forgó, N., Omnis definitio in iure civili periculosa est, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 23
Dei gratia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] durch Gnade Gottes) ist eine von dem König Karl (dem Großen) der Franken 768 nach biblischem und auch kirchlichem Vorbild (6. Jahrhundert) aufgegriffene, zunächst nur religiös zu verstehende Wendung, mit welcher der irdische Herrscher sagen will, dass seine Stellung von Gottes Gnade herrührt. Ob die Vermittlung durch den Papst erfolgen muss, ist zeitweise streitig.
Lit.: Köbler, DRG 83; Kern, F., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im frühen Mittelalter, 1912, 7. A. 1980; Schmitz, K., Ursprung und Geschichte der Devotionsformeln, 1913; Körntgen, L., Königsherrschaft und Gottes Gnade, hg. v. Goetz, H. u. a., Bd. 2 2000
Deich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [MGroning. I 57] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Damm, Erdaufschüttung gegen Wasser
Deichrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1455 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1245 [CartMichielAntwerp. 349] in 19 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der den Deich (als die Land gegen Wasser schützende Erdaufschüttung) betreffenden Rechtssätze, wie sie sich seit dem 10. oder 11. Jahrhundert vor allem an der Nordsee entwickeln. Dazu bildet sich zunächst teils freiwillig, teils herrschaftlich ein Deichverband als Zwangsgenossenschaft der durch den Deich unmittelbar geschützten Grundstücksberechtigten. Der Deichverband ist Eigentümer des Deiches und verwaltet ihn durch eigene Organe (Deichgraf, Deichschöffe, Deichgericht), sofern hierfür nicht die Gesamtheit zuständig ist. Der Deich ist in Teile (Kabeln, Pfänder, Lose) gegliedert, für die ein jeweiliges Grundstück (beziehungsweise sein Nutzer oder Eigentümer) zu sorgen hat (Deichlast als eine Art Reallast). Wer sein Kabel nicht ordnungsgemäß unterhält, muss mit dem Verlust seines Grundeigentums rechnen (Wer nicht kann deichen, muss weichen bzw. wer nicht will deichen, darf weichen). Seit dem 16. Jahrhundert wird der Deichverband zu einer Staatsanstalt, die Deichbaupflicht zu einer öffentlichen Last gegenüber dem Deichregalträger. Es werden Deichordnungen aufgezeichnet oder auch erlassen (Kleve 1448, Eiderstedt 1592, Hamburg 1639, Wursten 1661, Braunschweig-Lüneburg 1664, Bremen 1693). Das 19. Jahrhundert kehrt zu der Selbstverwaltung der Deichverbände zurück (Preußen Deichgesetz 1848). Bei der Schaffung der deutschen Rechtseinheit durch das Bürgerliche Gesetzbuch (1896/1900) wird das Deichrecht dem Landesgesetzgeber überlassen. Seit dem preußischen Wassergesetz des Jahres 1913 werden die Deichverbände als Wassergenossenschaften behandelt.
Lit.: Schrader, C., Systematische Übersicht über das Deichrecht, 1805; Harnisch, R., Deichgesetzgebung, 1886; Gierke, J. v., Die Geschichte des deutschen Deichrechts, Teil 1f. 1901ff., Neudruck 1967; Beckmann, A., Dijk- en Waterschapsrecht, Bd. 1f. 1905ff.; Gierke, J., Chrene cruda und Spatenrecht, ZRG GA 28 (1907), 290; Bochalli, A., Wassergenossenschafts- und Deichrecht nach dem preußischen Wassergesetz, 2. A. 1925; Fockema Andreae, S., Het hoogheemraadschap van Rijnland, 1934; Felkes, E., Die geschichtliche Entwicklung der Deichlast in Nordfriesland, 1937; Albers, E., Das Deichrecht im Amt Ritzebüttel, 1938; Römer, H., Die Rechtsgeschichte der Koogs- und Deichverbände, 1938; Winsemius, J., De historische ontwikkeling van het waterstaatsrecht in Friesland, 1947; Linden, H. van der, De Cope, 1955; Obreen, H., Dijkplicht en Waterschappen aan Frieslands Westkust, (1956); Buijtenen, M. u. a., Westergo’s Ysselmeerdijken, 1956; Djuren, H., Das Deichrecht im Lande Wursten, Diss. jur. Göttingen (um 1960); Ostfriesland im Schutze des Deiches, hg. v. Ohling, J., 1969; Blok, D., Wie alt sind die ältesten niederländischen Deiche, (in) Probleme der Küstenforschung 15 (1984), 1; Gottschalck, M., Deich- und Wasserbau, 1985; Petersen, S., Deutsches Küstenrecht, 1989; Ehrhardt, M., Ein guldten Bandt des Landes, 2003; Fischer, N., Wassersnot und Marschengesellschaft, 2003; Nawotki, K., Die schleswigsche Deichstavengerechtigkeit, 2004
Dekalog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1842 bezeugt – 1525 als aus lateinisch decalogus aufgenommen in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) sind die zehn Gebote, die nach den Aussagen der Bibel Moses auf dem Berg Sinai (von Gott) empfängt (2. Moses 20,2-17, 5. Moses 5,6-21). Der Dekalog enthält klare Regeln für wichtige Störungen des Zusammenlebens jüdischer Menschen. Die zugehörigen, den Nichtjuden durch das Christentum vermittelten Lösungen beeinflussen das weltliche Recht großer Teile der gesamten Menschheit bis in die Gegenwart.
Lit.: Weber, H. v., Der Dekalog als Grundlage der Verbrechenssystematik, (in) FS W. Sauer, 1949, 44; Hossfeld, F., Der Dekalog, 1982
Dekan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in zwei Ansätzen teilweise ohne Zeitangabe bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 378] und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus lat. decanus, M. aufgenommen, M., zu lat. decem, Num. Kard., zehn sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) ist ein kirchlicher wie weltlicher Amtsträger.
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
Dekret (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1200 bezeugt – 2. Hälfte 12. Jahrhundert [Die Kindheit Jesu des Konrad von Fussesbrunnen] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist allgemein die obrigkeitliche Entscheidung. In dem Kirchenrecht ist Dekret (grundsätzlich) das (lat.) →Decretum (N.) Gratiani.
Lit.: Söllner § 15; Köbler, DRG 102; Dekrete der ökumenischen Konzilien, hg. v. Wohlmuth, J., Bd. 1ff. 1997ff.
Dekretale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 als Dekretal um 1280 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über dēcrētālis, lat., Adj., ein Dekret enthaltend, durch ein Dekret bewilligt, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. dēcrētum, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. (385 n. Chr. [lat.] Directa ad decessorem, Papst Siricius an Bischof Himerius von Tarragona) sichtbare, vor allem in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit rund 1100 erhaltenen Zeugnissen zahlenmäßig sehr häufige Entscheidung des Papstes in einem einzelnen Fall sowie später der sie verkündende feierliche Erlass. Sammlungen von Dekretalen sind beispielsweise die Sammlung des Dionysius Exiguus, die pseudoisidorischen Fälschungen, die (lat.) Collectio (F.) Wigorniensis (um 1173/1174, noch unsystematisch), der (lat.) Appendix (M.) concilii Lateranensis III (England um 1183, bereits systematisch nach Titeln geordnet und teilweise auch in einzelne Blöcke zerlegt), die Collectio Britannica oder die zwischen 1187 und 1226 (bzw. 1188/1190 und 1226) entstandenen 5 sog. compilationes antiquae (lat. [F.Pl.] alte Sammlungen, später sog. compilatio prima, erste Kompilation [= Breviarium extravagantium, geteilt in fünf Bücher iudex, iudicium, clerus, conubia, crimen h. h. Richter, Gericht, Klerus, Ehe, Verbrechen] 1188-1191 bzw. um 1188/1190 Bernardus Balbi von Pavia bzw. Bernardus Papiensis [vor allem Dekretalen Alexanders III.] in 5 Büchern, compilatio secunda, zweite Kompilation, des Johannes Galensis 1210-1212 [Dekretalen zwischen 1191 und 1198], compilatio tertia, dritte Kompilation, 1209/1210 [Papst Innozenz III. durch] Petrus Beneventanus bzw. Petrus Collivaccinus [erste authentische Sammlung, Dekretalen Papst Innozenz’ III.], compilatio quarta, vierte Kompilation, 1216 Johannes Teutonicus (mit Texten insbesondere des vierten Laterankonzils, von Papst Innozenz III. zurückgewiesen), compilatio quinta, fünfte Kompilation, 1226 [Papst Honorius III. 1216-1227 durch] Tancred bzw. Tancredus Bononiensis). Sie werden auf Grund eines von Papst Gregor IX. (1227-1241) 1230 erteilten Auftrags von dem spanischen Kirchenrechtler →Raymundus de Penyafort (1180-1275) zu einer neuen ergänzten Dekretalensammlung (mit 2139 Kapiteln zwischen 1140 und 1234) vereinigt, die an dem 5. 9. 1234 als (lat.) Liber (M.) (decretalium) extra (Decretum Gratiani, Buch der Dekretalen außerhalb des Dekrets Gratians) veröffentlicht wird. Sie gliedert sich in fünf Bücher (Richter, Gericht, Klerus, Ehe, Verbrechen). Sie ersetzt alle älteren Sammlungen der Dekretalen. Eine zugehörige (lat.) glossa (F.) ordinaria stammt von Bernardus Parmensis († 1266) beziehungsweise →Johannes Andreae († 1348). Die bedeutendste Summe ist die 1253 abgeschlossene, seit 1477 so bezeichnete (lat. [F.]) Summa aurea (goldene Summe), die wichtigste Kommentierung die zwischen 1262 und 1265 entstandene (lat.) Lectura (F.), Lesung, des Hostiensis (Heinrich von Segusia, Susa vor 1200-Lyon 1270). Zitiert wird dieser Liber extra beispielsweise als X 1. 2. 13.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102, 108; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Landau, P., Die Entstehung der systematischen Dekretalensammlungen, ZRG KA 66 (1979), 120; Kuttner, S., Medieval Councils, Decretals and Collections, 1980; Landau, P., Kanones und Dekretalen, 1997; Landau, P., Rechtsfortbildung im Dekretalenrecht, ZRG KA 117 (2000), 86; Jasper, D./Fuhrmann, H., Papal letters in the early middle ages, 2001; Zechiel-Eckes, K., Die erste Dekretale - Der Brief Papst Siricius’ an Bischof Himerius von Tarragona vom Jahr 385 (JK 255), 2013
Dekretalist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der die →Dekretalen (1234 nach Erscheinen des Liber extra) bearbeitende Kirchenrechtslehrer (beispielsweise Johannes Andreae, Tancred, Innozenz IV., Hostiensis [Summa aurea, goldene Summe], Durantis, Baldus, Zabarella, Nikolaus de Tudeschis [Panormitanus]). Die Gesamtheit der Dekretalisten wie die Tätigkeiten der Dekretalisten werden als Dekretalistik bezeichnet.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983
Dekretist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 um 1480 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der das →Dekret Gratians bearbeitende Kirchenrechtslehrer (beispielsweise Paucapalea, Rufinus, Stephan von Tournai, Huguccio, Johannes Teutonicus).
Lit.: Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983
delatura (lat. [F.], Anzeigelohn?) →dilatura
delatura, dēlātūra, lat., F., Anklage, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēferre
De laudibus legum Angliae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Über die Vorzüge des englischen Rechtes) ist eine 1470 von dem Richter Sir John →Fortescue verfasste Darstellung des →englischen Rechtes in dem Vergleich zu dem festländischen Recht.
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
delegare, dēlēgāre, lat., V., gesetzlich verfügen, überweisen, verweisen, beauftragen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, lēgāre, delegieren
delegatio, dēlēgātio, lat., F., Beauftragung, Anweisung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēlēgāre
Delegation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1544 bezeugt – 1532 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb delegieren 1516) ist die Übertragung einer Aufgabe oder Zuständigkeit auf einen anderen oder auf mehrere andere sowie die Gesamtheit der damit betrauten Menschen. Sie ist bereits der römischen Kaiserzeit bekannt. In dem Mittelalter erfolgt die Delegation weltlicher oder geistlicher Gerichtsbarkeit seit dem 11./12. Jahrhundert (lat. iurisdictio [F.] delegata). In dem Heiligen römischen Reich wird die Delegation wegen des damit verbundenen Zuständigkeitsverlusts des Delegierenden seit der Errichtung des Reichskammergerichts eingeschränkt, in der Kirche seit den Konzilen von Konstanz (1414-1418), Basel (1431-1437) und Trient (1545-1563) sowie in den deutschen Ländern seit dem 18. Jahrhundert. Trotzdem ist die Delegation als Übertragung einer Zuständigkeit eines staatlichen Organs auf ein anderes, das danach die Zuständigkeit neben dem oder statt des Delegierenden ausübt, möglich. In Österreich sind die Delegationen 1867 ein 120 Mitglieder umfassendes Gesetzgebungsorgan für die pragmatischen Angelegenheiten der österreichisch-ungarischen Monarchie, das rechtstatsächlich auf die Erstellung des entsprechenden Haushaltsplans beschränkt ist.
Lit.: Kaempfe, W., Die Begriffe der Jurisdictio Ordinaria, Quasiordinaria, Mandata und Delegata, 1876; Canstein, R. v., Jurisdictio delegata und mandata im justinianischen und kanonischen Rechte, ZRG 13 (1878), 491; Kümpel, J., Begriff und Abstufung der iurisdictio ordinaria und delegata, 1922; Triepel, H., Delegation und Mandat im öffentlichen Recht, 1942, Neudruck 1995; Endemann, W., Der Begriff der delegatio, 1959; Müller, H., Päpstliche Delegationsgerichtsbarkeit in der Normandie, 1997; Reichard, I., Delegation und Novation im klassischen römischen Recht, 1998; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreich-ungarischen Monarchie, 2001; Pfeiffer, U., Untersuchungen zu den Anfängen der päpstlichen Delegationsgerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert, 2011
De legibus et consuetudinibus regni Angliae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (Treatise on the Laws and Customs of England, Über die Gesetze und Gewohnheiten des Königreichs England) ist eine kurze, in lateinischer Sprache abgefasste Darstellung des englischen Rechtes (common law) des 12. Jahrhunderts (1187-1189?) auf der Grundlage der Rechtsprechung der königlichen Gerichte (ausgenommen das siebente, Erbrecht behandelnde Buch). Als Verfasser gilt Ranulf de →Glanvill. Ein Einfluss des römischen Rechtes ist nur in terminologischer Hinsicht zweifelsfrei.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
delegieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1516 bezeugt – 1532 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abgeben, übertragen (V.)
Delegierter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1630 – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abgeordneter
delere, dēlēre, lat., V., zerstören, zugrunde richten, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, lēvāre
delictum, dēlictum, lat., N., Gefehltes, Fehler, Versehen, Vergehen, Übertretung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēlinquere
Delictum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die den Einzelnen, seine Familie oder sein Vermögen verletzende Tat (zu lat. delinquere, V., zurücklassen, ausgehen, fehlen, sich vergehen, beispielsweise Diebstahl, Sachbeschädigung, Persönlichkeitsverletzung) – in Gegensatz zu dem Verbrechen. Voraussetzung ist Rechtswidrigkeit und regelmäßig Vorsatz. Rechtsfolge ist anfangs die Vergeltung an dem Täter selbst (beispielsweise Tötung, Körperverletzung), später die an die Stelle des Racherechts tretende Buße in Geld (lat. [F.] poena), die entweder in einem bestimmten Metallwert oder in einem Vielfachen des Wertes des betroffenen Gegenstands bestehen kann. Hinzukommen können sachverfolgende Klagen. In der Spätantike wird in dem Westen seit dem 4. Jahrhundert zwischen Verbrechen und →Delikt (begrifflich) nicht mehr unterschieden und das Ziel des nichtkriminellen Verfahrens mehr und mehr als Schadensersatz verstanden. Justinian (527-565) hält demgegenüber strenger an dem klassischen Gedankengut fest, setzt aber je nach Nützlichkeit der Angelegenheit für den Handelnden für die Ersatzpflicht meist einen der verschiedenen Grade von Schuld voraus.
Lit.: Kaser § 50; Köbler, DRG 26, 48, 65; Köbler, LAW; Jentsch, H., Die Entwicklung von den Einzeltatbeständen des Deliktsrechts zur Generalnorm, 1939; Caemmerer, E. v., Wandlungen des Deliktsrechts, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Juristentages, 1964, 49
Delikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Pressdelikt und Unzuchtsdelikt - nicht und in DW2 1559 – als Lehnwort zu [lat., N.] delictum - bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die rechtswidrige schuldhafte Tat. Ihr folgt teils →Strafe, teils Buße. Dabei wird mit der Aufnahme des römischen Rechtes auch die Figur des (lat. [N.]) →delictum übernommen. In dem Strafrecht ist Delikt die mit öffentlicher Strafe bedrohte Handlung, in dem Privatrecht die unerlaubte, zu Schadensersatz verpflichtende Handlung (§§ 823ff. BGB).
Lit.: Köbler, DRG 48, 65, 166, 264; Jentsch, H., Die Entwicklung von den Einzeltatbeständen des Deliktsrechts zur Generalnorm, 1939; Caemmerer, E. v., Wandlungen des Deliktsrechts, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Juristentages, 1964, 49; Kötz, H., Deliktsrecht, 1976, 9. A. 2001, 10. A. 2006, 14. A: 2021; Bar, C. v., Gemeineuropäisches Deliktsrecht, 1996; Zimmermann, R./Verse, D., Die Reaktion des Reichsgerichts auf die Kodifikation des deutschen Deliktsrechts, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 319; Mohnhaupt-Wolf, U., Deliktsrecht und Rechtspolitik, 2004; Immenhauser, M., Das Dogma von Vertrag und Delikt, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; La faute et sa punition dans les sociétés orientales, hg. v. Furand, J. u. a., 2012
deliktsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1877 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu einer unerlaubten Handlung oder zu einer Straftat fähig
Deliktsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv deliktsfähig 1877 bezeugt) ist die Fähigkeit, für eine unerlaubte Handlung zu Verantwortung gezogen werden zu können. Sie fehlt schon in dem römischen Recht den Geisteskranken (lat., M.Pl., furiosi) und Kindern (lat., M.Pl., infantes). Für das ältere deutsche Recht ist die tatsächliche Handhabung in dem Einzelfall eher unklar. Mit der Rezeption wird die Mündigkeit (Vollendung des 14. Lebensjahrs) maßgeblich für die Deliktsfähigkeit.
Lit.: Loheit, S., Die Deliktsfähigkeit Minderjähriger, 2008
Delinquent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1559 – 1559 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Straftäter
delinquere, dēlinquere, lat., V., zurücklassen, bleiben, hinterlassen (V.), aufgeben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, linquere
Demagoge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1765 bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Volksführer, Volksverführer
Demagogenverfolgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1916 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die staatliche Verfolgung „revolutionärer Umtriebe und demagogischer Verbindungen“ durch den →Deutschen Bund auf Grund der an dem 20. 9. 1819 von dem Deutschen Bundestag einstimmig angenommenen →Karlsbader Beschlüsse mit Hilfe einer in Mainz eingesetzten Zentraluntersuchungskommission. Die Demagogenverfolgung besteht beispielsweise in der Aufhebung der Zensurfreiheit von Universitätsprofessoren, in der Beseitigung von Rechtshindernissen für die Entlassung von Geistlichen und in der Schaffung von Rechtsgrundlagen für die Entfernung von Studenten von der Universität. In diesem Zusammenhang werden etwa in Preußen 1836 192 Studenten verurteilt, davon einige zu der Todesstrafe. Bekannte Verfolgte sind Friedrich Ludwig Jahn, Ernst Moritz Arndt, Joseph von Görres, Karl Friedrich Eichhorn, Friedrich Schleiermacher oder E. T. A. Hoffmann.
Lit.: Toll, H., Akademische Gerichtsbarkeit und akademische Freiheit, 1979; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 30; Brümmer, M., Staat kontra Universität, 1991; Mann, C., Die Demagogen und das Volk, 2007
Demokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1760 bezeugt – 1760 [Klopstock] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Demokratie
Demokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1592 als Lehnwort zu demokratia, griech., F., Volksherrschaft bezeugt – 1592 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Maskulinum Demokrat 1760, Adjektiv demokratisch 1592) ist die erstmals in →Athen unter Kleisthenes (508 v. Chr.) in gewisser Weise verwirklichte Herrschaft des Volkes in einem Gemeinwesen, die von Aristoteles als Entartung der Herrschaftsform Politie (griech., F., politeia) angesehen wird. Nach der Antike gewinnt die Demokratie trotz Erwähnung bei Martin Luther (1539 für Schweiz und Dithmarschen), Samuel Pufendorf (1667 als Gegensatz zu dem Reichstag) oder Johann Stephan Pütter (1787 für Reichsstädte) erst wieder seit der französischen Revolution des Jahres 1789 tatsächliche Bedeutung. Dabei wird teils auf die vollständige Gleichheit und Beteiligung aller an der Herrschaft abgestellt, teils auf die Volkssouveränität, teils auf Gewaltenteilung, Grundrechte, Rechtsstaatlichkeit und Repräsentativsystem. In dem Einzelnen sind die Formen der verwirklichten Demokratie dementsprechend verschieden (beispielsweise 1919 in dem Deutschen Reich eine mit plebiszitären Merkmalen angereicherte parlamentarische Demokratie mit von dem Volk gewähltem Reichspräsidenten, 1949 Volksdemokratie der Deutschen Demokratischen Republik, 1990 beseitigt).
Lit.: Köbler, DRG 256; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 821; Blumer, J., Staats- und Rechtsgeschichte der schweizerischen Demokratien, 1850ff.; Schmitt, C., Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, 2. A. 1926; Kelsen, H., Von dem Wesen und Wert der Demokratie, 2. A. 1929; Schefold, D., Volkssouveränität und repräsentative Demokratie, 1966; Boldt, W., Konstitutionelle Monarchie oder parlamentarische Demokratie, (in) HZ 216 (1973), 553; Tormen, W., Zwischen Rätediktatur und sozialer Demokratie, 1951; Schiffers, R., Elemente direkter Demokratie im Weimarer Regierungssystem, 1971; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 1986, 4. A. 1995; Biographisches Lexikon zur Geschichte der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa, hg. v. Reinalter, H. u. a., Bd. 1 1992; Kurz, A., Demokratische Diktatur?, 1992; Lepsius, M., Demokratie in Deutschland, 1993; Die athenische Demokratie, hg. v. Eder, W., 1995; Hansen, M., Die athenische Demokratie, 1995; Demokratie in Rom?, hg. v. Jehne, M., 1995; Rudolph, K., Bibliographie zur Geschichte der Demokratiebewegung, 1997; Kirchgässner, G. u. a., Die direkte Demokratie, 1999; Backes, U., Liberalismus und Demokratie, 2000; Riethmüller, J., Die Anfänge des demokratischen Denkens in Deutschland, 2001; Die Anfänge des Liberalismus und der Demokratie in Deutschland und Österreich 1830-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2002; Fisahn, A., Demokratie und Öffentlichkeitsbeteiligung, 2002; Lamprecht, O., Das Streben nach Demokratie, Volkssouveränität und Menschenrechten in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts, 2002; Wegbereiter der Demokratie, hg. v. Asendorf, M., 2006; Canfora, L., Eine kurze Geschichte der Demokratie, 2006; Raaflaub, K. u. a., Origins of Democracy, 2007; Verachtet, verfolgt, verdrängt - Deutsche Demokraten, hg. v. Bockhofer, R., 2007; Nippel, H., Antike oder moderne Freiheit?, 2008; Robinson, E., Democracy beyond Athens, 2011; Nolte, P., Was ist Demokratie?, 2012; Braunschweig, C., Die demokratische Krankheit, 2012; Gesichter der Demokratie, hg. v. Hein, B., 2012; Postnationale Demokratie, Postdemokratie, Neoetatismus, hg. v. Heinig, H. u. a., 2013; Kämper, H., Wörterbuch zum Demokratiediskurs 1967/68, 2013; Talmon, J., Die Geschichte der totalitären Demokratie, hg. v. Backes, U., 2013; Biographisches Lexikon der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa 1770 bis 1848/49, hg. v. Reinalter, H. u. a., 2015; Alexis de Tocqueville – Analytiker der Demokratie, hg. v. Bluhm, H. u. a., 2015; Die Wiedergewinnung des Menschen als demokratisches Projekt, hg. v. Rixen, S., 2015; Ober, J., Demopolis oder was ist Demokratie?, 2017; Thalainen, P., The Springs of Democracy, 2017; Vertrauensfragen - Der Anfang der Demokratie im Südwesten 1918-1924, 2018; Hacke, J., Existenzkrise der Demokratie – zur politischen Theorie des Liberalismus in der Zwischenkriegszeit, 2018; Reinalter, H., Die Geschichte der frühen Demokratie in Europa – Ideengeschichtliche Studien und Biografien, 2018; Re-Imagining Democracy in the Mediterranean, 1780-1860, hg. v. Innes, J. u. a., 2018; Politik des Zusammenhalts – Über Demokratie und Bürokratie, hg. v. Kersten, J. u. a., 2019; Bringmann, Klaus, Das Volk regiert sich selbst – eine Geschichte der Demokratie, 2019; Sobiella, J., Weimar 1919 – Der lange Weg zur Demokratie, 2019; Demokratie und Gesellschaft, hg. v. Brechtken, M. u. a., 2019; Gatzka, C., Die Demokratie der Wähler, 2019; Neumann, V., Volkswille – Das demokratische Prinzip in der Staatsrechtslehre vom Vormärz bis heute, 2020; Richter, H., Demokratie – Eine deutsche Affäre, 2020?, 3. A. 2020; Demokratisierung der Deutschen. Errungenschaften und Anfechtungen eines Projekts, hg. v. Schanetzky, T. u. a., 2020; Wie Demokratien enden, hg. v. Nonn, C., 2020
Demolombe, Jean Charles Florent (1804-1887) verfasst als Zivilrechtslehrer in Caen einen eindunddreißig Bände umfassenden, unvollendeten Kommentar (Cours) zu dem →Code civil (1845ff.). S. Google
Lit.: Jouen, L., Demolombe et ses œuvres, 1888
Demonstrant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1910 und 1876 in 2 Bedeutungen bezeugt – 1769 [Herder] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Demonstrierender
Lit.: Dostal, C., 1968 – Demonstranten vor Gericht, 2006
Demonstration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1531 bezeugt – 1573 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das der Aufnahme zugrundeliegende lateinische demonstratio, dēmōnstrātio, F., Hinweisen, Hinzeigen, Zeigen, Veranschaulichung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. demonstrare, dēmōnstrāre, des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Maskulinum Demonstrant 1876, Verb demonstrieren 1525) Aufzeigung, Protestzug
Lit.: Dostal, C., 1968 – Demonstranten vor Gericht, 2006
demonstrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1525 bezeugt – 1525 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das der Aufnahme zugrundeliegende lateinische demonstrare, dēmōnstrāre, V., nachweisen, hinweisen, hinzeigen, kennzeichnen, kenntlich machen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, mōnstrāre des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., zeigen, vorzeigen
Demoskopie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1953 bezeugt – 1953 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das der Aufnahme zugrundeliegende Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Volksbefragung, Meinungsforschung
Lit.: Kruke, A., Demoskopie in der Bundesrepublik Deutschland, 2007
Denar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 11. Jahrhundert bezeugt – 11.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [OÖUB. VIII 562] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (dēnārius (2), dīnārius, lat., M., Denar, Cic. [81-43 v. Chr.], s. latein_a_z.docx, s. dēnī, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zehner
Denarius, dēnārius (lat. [M.] Zehner, zehn As) ist eine römische, in dem Mittelalter (Denar 11. Jh.) sprachlich weitergeführte Münze. S. latein_a_z.docx
Lit.: Luschin von Ebengreuth, A., Der Denar der Lex Salica, 1910; Reverchon, A., Metzer Denare, 2006
denegare, dēnegāre, lat., V., durchaus verneinen, völlig ableugnen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, negāre (1)
denegatio, dēnegātio, lat., F., Verweigerung, Entziehung, Serv. (um 400 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēnegāre
denegatio (F.) actionis (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Verneinung des Klaganspruchs
denken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1429 [Hamburg] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gesinnt sein (V.), überlegen (V.), beabsichtigen
Denkmal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 bezeugt – 1523 [Luther] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Mal oder Zeichen des Denkens oder Erinnerns
Denkmalsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber als Denkmalrecht in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die überlieferten Zeugnisse eines Vorgangs oder einer Erscheinung betreffenden Rechtssätze. Vorformen des modernen Denkmalrechts gibt es vereinzelt bereits in dem Altertum und in dem Mittelalter. Die eigentliche Denkmalpflege beginnt aber wohl erst mit der Einsetzung Raffaels (1483-1520) als Leiter der Ausgrabungen Roms durch Papst Leo X. (1513-1521) 1516, wobei umfassende gesetzliche Regelungen erst der jüngeren Neuzeit angehören.
Lit.: Hammer, F., Die geschichtliche Entwicklung des Denkmalrechts in Deutschland, 1995; Wolf Di Cecca, C., Belege für denkmalpflegerische Gesetze und Maßnahmen in Antike und Mittelalter, ZRG GA 112 (1995), 440; Denkmalpflege, hg. v. Huse, N., 1996; Speitkamp, W., Die Verwaltung der Geschichte, 1996; Mieth, S., Die Entwicklung des Denkmalrechts in Preußen, 2005
denuntiare, dēnūntiāre, dēnōntiāre, lat., V., ankündigen, kundtun, anzeigen, Meldung machen, erklären, Lex Bant., s. latein_a_z.docx, s. dē, nūntiāre
denuntiatio, dēnūntiātio, lat., F., Ankündigung, Anzeige, Ansinnen, Erklärung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēnūntiāre
Denuntiatio (F.) evangelica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die lateinische Bezeichnung des auf das Evangelium Matthäus 18,15-17 zurückgehenden kirchlichen Anzeigeverfahrens über ein Fehlverhalten. Dieses setzt seit Innozenz III. (1160/1161-1216, 1199/1209) ein Verhalten gegen die Interessen der Kirche voraus, das der Vorgesetzte nach vergeblichen Ermahnungen anzeigen darf, wobei der Anzeigende weder nachweisen noch Kosten tragen muss. Die Auferlegung einer Buße erfolgt in einem freien Verfahren. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts verliert die denuntiatio evangelica als besonderes Verfahren ihre Bedeutung wieder.
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 439; Sauerland, K., 30 (Dreißig) Silberlinge, 2000
Denunziation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1522 bezeugt – nicht in EDEL ausgenommen Denunziant 1542 [evangelische Kirchenordnungen] und denunzieren 1509 [Laienspiegel] - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist allgemein die Mitteilung oder Anzeige. Ausgehend von der (lat.) →denuntiatio (F.) evangelica wird in dem gemeinen Strafrecht (Clarus, Practica criminalis, 1578) darunter die Strafanzeige mit dem Ziel der Wahrheitsermittlung verstanden, wobei Vorteile und Gefahren der Denunziation durchaus gesehen und erörtert werden. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, verstärkt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, entwickelt sich unter dem Einfluss der Aufklärung und des Liberalismus die Bedeutung der böswilligen, hinterlistigen und verräterischen Anzeige an die Polizei.
Lit.: Denunziation, hg. v. Jerouschek, G. u. a., 1997; Sauerland, K., 30 Silberlinge, 2000; Koch, A., Denunciatio, 2006; Nolte, J., Demagogen und Denunzianten, 2007; Böske, S., Denunziationen in der Zeit des Nationalsozialismus, Diss. jur. Bielefeld 2008; Hornung, E., Denunziation als soziale Praxis, 2010; Sauerland, K., Dreißig Silberlinge - Das Phänomen Denunziation, 2012; Hinter vorgehaltener Hand – Studien zur historischen Denunziationsforschung, hg. v. Krätzner, A., 2015; Bergemann, P., Judge Thy Neighbour – Denunciations in the Spanish Inquisition, Romanov Russia, and Nazi Germany, 2019
deponere, dēpōnere, dīpōnere, lat., V., abstellen, niederstellen, absetzen, ablegen, gebären, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, pōnere
deponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1491 und 1572 in zwei Bedeutungen bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abstellen, aufbewahren
depositio, dēpositio, dēpossio, lat., F., Niederlegen, Ablegen, Einreißen, Absetzung, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēpōnere
Depositio (lat. [F.]) ist die →Hinterlegung an einer bestimmten öffentlichen Stelle, die bereits in dem klassischen römischen Recht bei Gläubigerverzug dem Schuldner bestimmte Erleichterungen verschafft. S. latein_a_z.docx
Lit.: Kaser § 53 I; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
depositum, dēpositum, lat., N., Niederlegung, s. latein_a_z.docx, s. dēpōnere
Depositum (lat. [N.] Verwahrung, s. latein_a_z.docx,) ist in dem römischen Recht die →Hinterlegung (Besitzübertragung) einer beweglichen Sache, die der Verwahrer zurückzugeben hat, sobald es der Hinterleger verlangt. Gibt der Verwahrer nicht zurück, so hat nach dem Zwölftafelgesetz der Hinterleger eine Klage wegen Unterschlagung auf das Doppelte. Später entwickelt sich hieraus eine Klage aus Vertrag auf grundsätzlich nur den einfachen Wert. Depositum irregulare (unregelmäßige Verwahrung) ist die Verwahrung, bei welcher der Verwahrer das verwahrte Geld gebrauchen darf, aber zu der Rückzahlung desselben Betrags und gegebenenfalls vereinbarter Zinsen verpflichtet ist.
Lit.: Kaser § 39 III; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 45
Depot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1756 bezeugt – 1756 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb deponieren 1572, aber – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) Verwahrung, Verwahrungsort
Depotgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für das Deutsche Reich 1896 geschaffene Gesetz über die Verwahrung von Wertpapieren.
Lit.: Buxbaum, C., Anlegerschutz zwischen Bankbedingungen und Rechtsnormen, 2002
deputare, dēputāre, lat., V., genau abschätzen, entschieden halten, bestimmen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, putare (2)
Deputat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb deputieren 1479, aber in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) Zugeschriebenes, Arbeitsentgelt in Sachleistung
deputatum, dēputātum, lat., N., Bestimmtes, Zugeteiltes, s. latein_a_z.docx, s. dēputāre
deputieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1479 bezeugt – 1479 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) abordnen
Derby (ae. Northworthige) an dem Derwent geht auf das römische Lager Derventio zurück. 1204 erlangt es Stadtrecht. 1841 wird es Sitz einer Universität. S. Google
Lit.: Wright, S., The Derbyshire Gentry, 1983
Der Ältere teilt, der Jüngere wählt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist ein bereits bei Seneca (1-65 n. Chr.), Controv. 6, 3 ([lat.] maior frater dividat patrimonium, minor eligat, der größere Bruder soll das Vatergut teilen, der kleinere aus den Teilen auswählen), Augustinus (354-430), De civitate Dei cap. 20 ([lat.] quando terrenorum aliquid partiendum est, maior dividat, minor eligat, wenn etwas Irdisches zu teilen ist, soll der Größere bzw. Ältere teilen und der Kleinere bzw. Jüngere wählen) und in dem Sachsenspiegel Eike von Repgows (1221-1224, Wo zwei zu der Erbschaft kommen, soll der Ältere teilen und der Jüngere wählen) belegter Satz. Hinter ihm steht die Einsicht, dass der Teilende nur dann so gut wie möglich teilen wird, wenn er befürchten muss, dass eine ungleiche Teilung durch das Wahlrecht des anderen sich gegen ihn selbst wenden kann. Dementsprechend wird nur ein hinterhältiger, skrupelloser Betrüger (beispielsweise ein E. in einem Lügenreich) als Jüngerer beispielsweise eine Zahl von Prüflingen absichtlich (beispielsweise nach den Anfangsbuchstaben der ungleich auf das Alphabet verteilten Familiennamen der Prüflinge) ungleich teilen, wahrheitswidrig die Gleichheit der offensichtlich grob ungleichen Teile behaupten und sich selbst den größeren Teil nehmen.
Lit.: Voltelini, H. v., Der Ältere teilt, der Jüngere wählt, ZRG GA 36 (1915), 478; Krenz, U., Modelle der Nachlassteilung, 1994
Der Hehler ist nicht besser als der Stehler (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 170 (Graf/Dietherr 1864)
Der König ist gemeiner Richter überall (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 211 (Sachsenspiegel, 1221-1224, Landrecht III 26 § 1)
Der rechte Weg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber abgewandelt in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)
Lit.: Der rechte Weg. Ein Breslauer Rechtsbuch des 15. Jahrhunderts, hg. v. Ebel, F., 2000
Der Schlüssel des sächsischen Landrechts (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine (in 17 Handschriften und Fragmenten überlieferte), 1421 vorliegende Gesamtverarbeitung des in Sachsenspiegel, Sachsenspiegelglosse und Schwabenspiegel enthaltenen Rechtes in alphabetischer Reihenfolge durch einen unbekannten Verfasser. S. Google
Lit.: Sinauer, E., Der Schlüssel des sächsischen Landrechts, 1928
derelictio, dērelictio, lat., F., Hintansetzung, Zurücklassung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dērelinquere
Derelictio (lat. [F.], Hintansetzung, Zurücklassung, Cic. 81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. dērelinquere) ist in dem römischen Recht die Aufgabe von →Eigentum und →Besitz durch einen bisherigen Eigentümer ohne Zuwendung an einen neuen Eigentümer. Das Eigentum erlischt nach den Sabinianern mit der Preisgabe, nach den Prokulianern mit der Aneignung durch einen anderen. Nachfolgender ursprünglicher Erwerb von Eigentum und Besitz durch jedermann (als ersten) sind grundsätzlich rechtmäßig.
Lit.: Kaser § 26; Meyer-Collings, J., Derelictio, 1932; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985; Hoyer, H., Die Dereliktion von Liegenschaften, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 181
Dereliktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1774 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb derelinquieren 1756, aber in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, Eigentum aufgeben) ist die bewusste und gewollte Aufgabe des Eigentums und Besitzes einer Person an seiner Sache (ohne abgestimmten Erwerb des Eigentums und Besitzes durch einen anderen).
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
derelinquieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1756 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zurücklassen, Eigentum aufgeben
Derivat (Wort ín Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1912 bezeugt – in EDEL Ende 19. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb derivieren 1580, ableiten) Abgeleitetes
Lit. Derivate und Finanzstabilität - Erfahrungen aus 4 Jahrhunderten, hg. v. Institut für bankhistorische Forschung e. V., 2013
derivativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1791 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) abgeleitet
derivativer Erwerb (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), abgeleiteter →Eigentumserwerb (in dem römischen Recht beispielsweise durch (lat.) mancipatio, in iure cessio oder traditio möglich, in der Gegenwart durch Übereignung)
Dernburg, Heinrich (Mainz 3. 3. 1829-Berlin 23. 11. 1907), Sohn eines jüdischen, 1841 getauften Gießener Rechtsprofessors, wird nach dem Studium in Gießen und der Habilitation in Heidelberg (1852, Vangerow) Professor in Zürich, Halle (1862) und Berlin (1872) und Mitglied des Herrenhauses Preußens. 1871 veröffentlicht er ein dreibändiges Lehrbuch des preußischen Privatrechts, 1884 ein dreibändiges Lehrbuch des Pandektenrechts und 1898 ein dreibändiges Lehrbuch des bürgerlichen Rechtes des Deutschen Reiches und Preußens. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/DernburgHeinrichPandekten1884Band1.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/DernburgHeinrichDasbuergerlicheRechtdesDeutschenReichsundPreussensBand13A1906.pdf; Süss, W., Heinrich Dernburg, 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 231
Descartes (Cartesius), René (La Haye 31. 3. 1596–Stockholm 11. 2. 1650), wird nach dem Besuch der Jesuitenschule La Flèche Mathematiker und Philosoph, mit dessen (lat.) Meditationes (Betrachtungen) eine neue Epoche der Philosophie beginnt. Als einzige Gewissheit gilt ihm die Selbstgewissheit in dem Denken (lat. cogito, ergo sum, ich denke, also bin ich). Hieraus entwickelt er durch vernunftbezogene Ableitung (deduktiv) das systematische Gedankengebäude des Rationalismus, der die Aufklärung fördert. S. Google
Lit.: Röd, W., Die Genese des Cartesianischen Rationalismus, 3. A. 1995; Schütt, H., Die Adoption des Vaters der modernen Philosophie, 1998; Descartes im Diskurs der Neuzeit, hg. v. Niebel, W. u. a., 1999; Schultz, U., Descartes, 2001; Descartes und Deutschland, hg. v. Ferrari, J. u. a., 2009; Herrmann, F., Descartes’ Meditationen, 2011; Kellerer, S., Zerrissene Moderne, 2012
descendens, dēscendēns, lat., (Part. Präs.=)M., Herabsteigender“, Anverwandter in absteigender Linie, Paul. (1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēscendere, Deszendent
descendere, dēscendere, lat., V., herabsteigen, herabkommen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, scandere
desertieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1702 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) überlaufen
Desertion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1531 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb desertieren 1702, weglaufen) Fahnenflucht (zwischen 1939 und 1945 in der deutschen Wehrmacht etwa 30000 Todesurteile wegen Desertion, Wehrkraftzersetzung u. s. w., davon rund 20000 vollstreckt)
Lit.: Fritsche, M., Entziehungen, 2004; Salisch, M. v., Treue Deserteure, 2008; Wolff, C., Deserteurs et transfuges dans l’armée romaine, 2009; Deserteure, Wehrkraftzersetzer und ihre Richter, hg. v. Kirschner, A., 2010
Design (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt und in DW2 1963 bezeugt – 1962 [SPIEGEL] in EDEL als aus dem Neuenglischen aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über die Bestandteile des Neuenglischen und mittelbar des Lateinischen des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), Gestaltgebung
Lit.: Schmelzer-Ziringer, B., Mode Design Theorie, 2015; Zentek, S., Geschichte des Designschutzes, 2016
designare, dēsīgnāre, lat., V., bezeichnen, abgrenzen, angeben, bestimmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, sīgnāre
designatio, dēsīgnātio, dēsīnātio, lat., F., Bezeichnung, Abgrenzung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dēsīgnāre
Designation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1569 bezeugt – 1569 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Bezeichnung, Verb designieren 1569, bestimmen) ist die (während einer Amtszeit erfolgende) Berufung eines Menschen in ein Amt oder eine Herrschaft (als Nachfolger). Sie kann dort stattfinden, wo Erblichkeit nicht gilt oder grundsätzlich mehrere Erben nebeneinander berechtigt sind. Bedeutung erlangt die Designation in der Form der Einigung des Königs mit den Großen insbesondere für das Königtum in dem fränkisch-deutschen Reich zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert (beispielsweise Bestimmung Ludwigs des Frommen zu dem Mitkaiser Karls des Großen 813, Bestimmung Lothars I. zu dem Mitkaiser Ludwigs des Frommen 817).
Lit.: Heinze, O., Designation, Diss. phil. Göttingen 1913; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981, 36; Schreyer, B., Zum Begriff der Designation bei Widukind, ZRG GA 67 (1950), 407; Wolf, G., Designation und designare bei Widukind von Corvey, ZRG GA 73 (1956), 372; Wolf, G., Über die Wort- und Rechtsbedeutung von „designare“, ZRG GA 75 (1958), 367; Giese, W., Zu den Designationen, ZRG GA 92 (1975), 174; Giese, W., Designative Nachfolgeregelungen in germanischen Reichen der Völkerwanderungszeit, ZRG GA 117 (2000), 39; Giese, W., Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge in langobardischen Herzogtümern und Fürstentümern, ZRG GA 119 (2002), 44; Giese, W., Die designativen Nachfolgeregelungen der Karolinger, (in) DA 64 (2008), 437; Giese, W., Ein zweiter Versuch, ZRG GA 131 (2014), 1
designieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1569 bezeugt – 1569 [Wittgensteiner Landrecht] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums - dēsīgnāre, lat., V., bezeichnen, abgrenzen, angeben, bestimmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dē, sīgnāre - in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bezeichnen, bestimmen, auswählen
Deszendent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1541 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das lateinische descendens des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Abkömmling, Verwandter in absteigender Linie wie beispielsweise Tochter, Enkel, Urenkelin, Gegensatz Aszendent
detentio, dētentio, lat., F., Zurückbehalten, Aufhalten, Behalten, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dētinēre, →Innehabung
detentor, dētentor, lat., M., Zurückbehaltender, Avell. (367-553 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dētinēre, Inhaber, Innehaber, →Innehabung
detinere, dētinēre, dētenēre, lat., V., festhalten, aufhalten, zurückhalten, Bell. Afr. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?), s. latein_a_z.docx, s. dē, tenēre
Detmold (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: 50 Jahre „neue“ Stadt Detmold, hg. v. Brakemeier, F. u. a., 2020
Deutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – EDEL drittes Drittel 9. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das zu ahd. diot, F., Volk -bzw. vielleicht schon in der Völkerwanderungszeit zu germ. *theuda, F., Volk, idg. *teuto, F., Volk - gebildete Adjektiv – diotisk -, das zunächst in seinen ältesten Belegen - 8. Jahrhundert - den sprachlichen Gegensatz der Volkssprache zu dem Lateinischen auszudrücken scheint und erst gegen Ende des Frühmittelalters auf ein neues, aus Alemannen, Bayern, Franken, Sachsen, Thüringern und Friesen entstandenes, einheitliches Volk - der Deutschen - bezogen wird, mit dem Indogermanischen verbindbar). Die deutsche Sprache gliedert sich in hochdeutsch in dem (in Vergleich zu dem Meeresspiegel hohen) Süden und niederdeutsch in dem (niederen) Norden und in die zeitlichen Abschnitte Altdeutsch (Althochdeutsch 500- etwa 1065, daneben Altsächsisch, Altniederfränkisch), Mitteldeutsch (Mittelhochdeutsch ab etwa 1065-1500, - daneben - Mittelniederdeutsch) und Neudeutsch (Neuhochdeutsch ab 1500 bzw. 1350, Neuniederdeutsch als Schriftsprache nicht mehr wirklich entwickelt). Seit dem 18. Jahrhundert löst es in seinem Bereich Latein als Wissenschaftssprache ab. Nach dem Ersten Weltkrieg (1918) wird Deutsch als internationale Wissenschaftssprache auf Betreiben der alliierten Siegermächte boykottiert, nach dem Zweiten Weltkrieg verliert es sein bisheriges Einflussgebiet nahezu vollständig an das Angloamerikanische. Die aus anderen Sprachen in das Deutsche aufgenommenen Wörter (Fremdwörter, Lehnwörter) verzeichnet das 1913 von Hans Schulz begonnene, später von Otto Basler fortgeführte, 1988 abgeschlossene und seit 1990 für die Buchstaben von A bis O neu in Bearbeitung genommene, bis 2010 bis hysterisch vorangekommene Deutsche Fremdwörterbuch (http://www.ids-mannheim.de/Lexik/fremdwort/). Ein den Wortschatz des Deutschen der Gegenwart korpusgestützt dokumentierendes Online-Informationssystem (Wörterbuch) ist elexiko (http://www.ids-mannheim.de/lexik/elexiko).
Lit.: Köbler, DRG 76; Köbler, WAS; Schmidt, E., Geschichte des Deutschtums im Lande Posen unter polnischer Herrschaft, 1904; Kaindl, R., Geschichte der Deutschen in Galizien bis 1772, 1907; Aubin, H., Von Raum und Grenzen des deutschen Volkes, 1938; Deutsch als Wissenschaftssprache, hg. v. Kalverkämper, H. u. a., 1986; Thomas, H., Der Ursprung des Wortes theodiscus, (in) HZ 247 (1988), 295; Ammon, U., Die internationale Stellung der deutschen Sprache, 1991; Jarnut, J., Teotischiis homines (a. 816), (in) MIÖG 104 (1996), 26; Jacobs, H., Theodisk im Frankenreich, 1998; Bein,T., Germanistische Medävistik, 1998, 2. A. 2005; Bein, T./Goblirsch, K., Lautverschiebungen in den germanischen Sprachen, 2005; Schmidt, W., Geschichte der deutschen Sprache, 10. A. 2006; Reinbothe, R., Deutsch als internationale Wissenschaftssprache, 2006; Schneider, R., Die Anfänge der deutschen Geschichte, ZRG GA 124 (2007), 1; Casemir, K. u. a., Deutsch, 2013; Vogel, R., Einführung in die Morphologie des Deutschen, 2013; Hill, E., Einführung in die historische Sprachwissenschaft des Deutschen, 2013; Paronymwörterbuch Projekt elexiko, (in) Sprachreport 2014, 1ff. (Institut für deutsche Sprache); Die Wörterbücher des Deutschen, hg. v. Calañas Continente, J. u. a., 2015; Pichler, I., Bundesdeutsches Wortgut in der österreichischen Pressesprache – Von Abitur bis Zicken-Zoff, 2015; Kaehlbrandt, R., Logbuch Deutsch, 2015; Khider, A., Deutsch für alle, 2019 (wegen Simplifizierung kaum weiterführend); Bein, T., Deutsche Literatur des Mittelalters, 2020
Deutschböhmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Böhmen
Deutsche Arbeiterpartei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf der Grundlage des 1918 von dem Münchener Werkzeugschlosser Anton Drexler gegründeten Freien Arbeiterausschusses für einen guten Frieden in München in dem Fürstenfelder Hof an dem 5. 1. 1919 u. a. von Anton Drexler (Drechsler) aus den Eisenbahnwerken München mit wenigen Gleichgesinnten (Sportjournalist Karl Harrer, Dietrich Eckart, Gottfried Feder, Alfred Rosenberg sowie 19 weiteren Anwesenden, meist Arbeitskollegen Drexlers aus den Eisenbahnwerken München) geschaffene Partei, die nach dem Eintritt des österreichischen berufslosen Gefreiten Adolf →Hitler wohl an dem 19. September 1919 an dem 24. 2. 1920 in 25 Punkten ihr politisches Programm veröffentlicht und zu der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei umbenannt wird.
Lit.: Broszat, M., Die Machtergreifung, 1994; Maser, W., Der Sturm auf die Republik – Frühgeschichte der NSDAP, 1994; Kershaw, I., Hitler, 1998; Pätzold, K. u. a., Geschichte der NSDAP 1920-1945, 2002; Seligmann, R., Hitler, die Deutschen und ihr Führer, 2006
Deutsche Arbeitsfront (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., DAF) der Unternehmer und Lohnabhängigen ist die in der nationalsozialistisch geprägten Zeit ab 10. 5. 1933 die Gewerkschaft(en) ersetzende nationalsozialistische Einrichtung des Arbeitswesens, die 1936 rund 20 000 000 (freiwillige) Mitglieder hat.
Lit.: Köbler, DRG 242
Deutsche Bank (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die führende, 1870 gegründete Aktiengesellschaft des Bankwesens in Deutschland ohne besondere Bedeutung für die Weltwirtschaft.
Lit.: Gall, L. u. a., Die Deutsche Bank 1870-1995, 1995; James, H., Die Deutsche Bank und die Arisierung, 2001; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Bakrai, A., Oscar Wassermann und die Deutsche Bank, 2005; Hetzer, W., Ist die Deutsche Bank eine kriminelle Vereinigung?, 2015 (ohne überzeugende Antwort)
Deutsche Bundesakte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 8. 6. 1815) ist die auf völkerrechtlicher Vereinbarung beruhende Grundlage (Verfassung) des →Deutschen Bundes, deren Grundrechte aber nur die Staaten und ihre Regierungen zu Beachtung verpflichten.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/DeutscheBundesakte1815.htm
Deutsche Demokratische Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., DDR) ist der an dem 7. 10. 1949 durch Beschluss des Volkskongresses aus der sowjetisch besetzten Ostzone des Deutschen Reiches als Volksrepublik nach sowjetischem Muster entstandene, von der Sowjetunion gegen einen Volksaufstand von dem 17. 6. 1953 gewaltsam gesicherte, mit der Deklaration der Regierung der Sowjetunion von dem 25. 3. 1954 formell aus dem Besatzungsstatus in die Souveränität entlassene, vertraglich und tatsächlich aber an die Sowjetunion gebundene, nach dem Mauerbau in Berlin seit 13. 8. 1961 künstlich abgeschlossene, mit einer reinen Binnenwährung wirtschaftende und dadurch von dem Weltmarkt abgeschottete, aber wegen der Einfuhr wettbewerbsfähiger westlicher Industrieanlagen 1981/1982 mit rund 23 Milliarden D-Mark (1985 15,5 Milliarden) in dem Westen verschuldete, nach Protesten des Volkes durch Öffnung der Mauer an dem 9. 11. 1989 wieder frei zugängliche, (nach Einigungsvertrag von dem 31. 8. 1990) zu dem 3. 10. 1990 durch Beitritt in der Bundesrepublik Deutschland aufgegangene deutsche Staat. Die Deutsche Demokratische Republik ist von der 1946 aus Kommunistischer Partei und Sozialdemokratischer Partei hervorgegangenen Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) beherrscht (24. 1. 1950 Beschluss zu der Gründung eines eigenen Kabinettsressorts für Staatssicherheit, 1989 91000 Mitarbeiter, 173000 informelle Mitarbeiter, 110000 politische Häftlinge). Die Wirtschaft ist (anfangs noch nicht vollständig) zentralistische Planwirtschaft (1970 noch 15 Prozent mittlere und kleinere Privatunternehmen, 1972 noch 11400 zumindest teilweise private Betriebe), die Gesellschaft egalitär und die Geisteshaltung materialistisch ausgerichtet. Die äußerlich konservative, an die →Weimarer Reichsverfassung von 1919 angelehnte, gesamtdeutsch geplante, aber weder Gewaltenteilung (stattdessen Gewalteneinheit) noch Opposition (stattdessen Blocksystem der Parteien) kennende, einen Einparteienstaat ohne freie Wahlen bewirkende Verfassung von dem 7. 10. 1949 wird durch eine zweite, die sozialistischen Errungenschaften absichernde, an dem 7. 10. 1974 die Vorstellung einer deutschen Nation preisgebende Verfassung abgelöst. Wichtigste Staatsorgane sind (seit 1960) Staatsrat (9 Mitglieder), Ministerrat (7 Mitglieder), Volkskammer (sowie Sekretariat des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und Politbüro des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (mit den zusätzlichen Einrichtungen Nationaler Verteidigungsrat, Freier Deutscher Gewerkschaftsbund, Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft und Präsidium des Nationalrats der Nationalen Front). Die Verwaltung kennt weder Föderalismus noch kommunale Selbstverwaltung noch Berufsbeamtentum. Die in das Oberste Gericht, Bezirksgerichte und Kreisgerichte gegliederte Gerichtsbarkeit entbehrt einer Verfassungsgerichtsbarkeit und einer Verwaltungsgerichtsbarkeit, ist aber von besonderen gesellschaftlichen Gerichten ergänzt. In den ersten zehn Jahren des Bestands des Staates fliehen 2,7 Millionen Einwohner in den Westen. Zwischen 1963 und 1989 werden 31755 Menschen für rund 2,5 Milliarden Deutsche Mark von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft. Das Reichsstrafgesetzbuch des Jahres 1871 wird von einem eigenen Strafgesetzbuch (12. 1. 1968) abgelöst, das bis 1987 an der 1981 letzmals vollstreckten Todesstrafe festhält. Das Bürgerliche Gesetzbuch, dessen Bedeutung durch die Aussonderung des Vertragsrechts und des Wirtschaftsrechts verringert wird, wird zu dem 1. 1. 1976 durch ein vereinfachendes, nur 480 Paragraphen umfassendes Zivilgesetzbuch (19. 6. 1975, ohne allgemeinen Teil und ohne Abstraktionsprinzip) ersetzt, in dem Vertrag, Eigentum und Erbrecht von geringer Bedeutung sind (Versorgungsrecht für die Bürger). Das Familienrecht ist durch ein Familiengesetzbuch von dem 20. 12. 1965 geordnet, das Arbeitsrecht durch ein Arbeitsgesetzbuch (12. 4. 1961). Für den Zivilprozess wird 1975 eine neue Zivilprozessordnung geschaffen (Amtsermittlungsgrundsatz). Aus rechtsstaatlicher Sichtweise wird die Deutsche Demokratische Republik insgesamt sehr kritisch, wenn auch günstiger als die nationalsozialistisch beherrschte Zeit zwischen 1933 und 1945 beurteilt. Dem wohl noch in dem Sommer 1989 trotz teuerer Nachrichtendienste von niemandem tatsächlich vorhergesehenen Ende der Deutschen Demokratischen Republik, die - nach dem nachträglichen Wissen des Jahres 2014 - ineffizient und nicht konkurrenzfähig herstellte, zunehmend von der Substanz und westlichen Krediten lebte und bereits ab etwa 1980 praktisch zahlungsunfähig war und allmählich vor dem unausweichlichen Zusammenbruch stand, geht seit Mai 1989 der von Ungarn aus Kostengründen vorgenommene Abbau der Grenzsicherungsanlagen zu Jugoslawien und Österreich voraus, während dessen die Außenminister Österreichs (Mock) und Ungarns (Horn) an dem 27. Juni 1989 vor Kameras dramatisierend den Stacheldraht mit Eisenscheren durchschneiden und an dem 19. August 1989 in dem Rahmen eines Europapicknicks nordwestlich Ödenburgs bzw. Soprons fast 700 kaum zufällig dorthin gelangte Urlauber aus der Deutschen Demokratischen Republik wenig behindert aus Ungarn nach Österreich wechseln. Seit dem 11. September 1989 kommen vor allem junge und gut ausgebildete Bürger über Ungarn nach Österreich und damit in den Westen. In dem Herst 1989 läuft die Sanduhr des Getriebes ab, obwohl trotz des Verfalls der Häuser und der Schwäche der Wirtschaft die greise Führung den lähmenden Stillstand noch immer als Erfolg preist. Unter dem Eindruck der Veränderungen in Polen, in Ungarn und in der Sowjetunion unter Michael Gorbatschow gründen – auch Wendehälse bergende - Oppositionelle einige Vereinigungen wie Neues Forum, Demokratie Jetzt, Vereinigte Linke, Demokratischer Aufbruch oder Sozialdemokratische Partei. Während noch an dem 7. Oktober Erich Mielke Staatssicherheit und Polizei auf erst Hunderte und dann Tausende Demonstranten auf den Straßen hetzt und viele Festgenommene entwürdigenden Behandlungen unterziehen lässt, wagen er und seine Genossen wegen des schnell um sich greifenden Schwundes der Loyalität der Bevölkerung an dem 9. Oktober gegen 70000 Demonstranten in Leipzig trotz 11000 bestens ausgerüsteter Soldaten des Wachregiments und 91000 hauptamtlicher Mitarbeiter der Staatssicherheit keine Gewalt mehr, so dass an dem 17. Oktober 1989 Erich Honecker gehen muss, an dem 7. November 1989 Politbüro und Regierung mit Erich Mielke zurücktreten, in Berlin an dem 9. November 1989 die Mauer fällt, an dem 1. Dezember 1989 die Volkskammer die führende Rolle der Sozialistischen Partei aus der Verfassung tilgt, das seinen Namen in Amt für nationale Sicherheit ändernde Ministerium für Staatssicherheit mit der hektischen Vernichtung von Beweisen seiner Verbrechen beginnt, bis mutige Bürger zwecks Sicherung der Dokumente die Dienststellen besetzen und an dem 18. März 1990 die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik nach 40 Jahren Diktatur ihre erste freie Volksvertretung wählen. Strafrechtlich werden nach rund 75000 Ermittlungsverfahren gegen rund 100000 Beschuldigte an dem Ende 753 Angeklagte als Täter zu verhältnismäßig geringen Strafen verurteilt.
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Hirscher, G., 2016; Bispinck, H., Die DDR im Blick der Stasi 1956, 2016; Heidemeyer, H., „Akten-Einsichten“, 2016; Herbstritt, G., Entzweite Freunde – Rumänien, die Securitate und die DDR-Staatssicherheit, 2016; Bienert, M., Zwischen Opposition und Blockpolitik, 2016; Boeger, P. u. a., Stasi in Sachsen-Anhalt, 2016; Engelmann, R. u. a., Anatomie der Staatssicherheit, 2016; Kaminsky, A., Frauen in der DDR, 2016 (Ausbeutung ohne inhaltliche Gleichheit); Bange, O., Sicherheit und Staat – Die Bündnis- und Militärpolitik der DDR im internationalen Kontext 1969 bis 1990, 2017; Lüscher, C., Mauerschützen-Urteile des BGH, BVerfG und EGMR revisited, 2017; Schroeder, K. u. a., Die Todesopfer des DDR-Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze 1949-1989, 2017, 2. A. 2018; Lenski, K., Geheime Kommunikationsräume? Die Staatssicherheit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, 2017; Gehler, M./Steininger, R., 17. Juni 1953 – Der unterdrückte Volksaufstand, 2018; Deutsche Diktatorische Rechtsgeschichten? Perspektiven auf die Rechtsgeschichte der DDR, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2018; Weichert, M., Kunst und Verfassung in der DDR, 2018; Dietze, F., Die Verfassung der DDR, 2018; Dürkop, O./Gehler, M., In Verantwortung - Hans Modrow und der deutsche Umbruch 1989/1990, 2018; Appelius, S., Die Spionin – Olga Raue, 2018; Wieczoreck, S., Der Generalstaatsanwalt der DDR in der Honecker-Ära, 2018; Die DDR im Blick der Stasi 1989, bearb. v. Schiefer, M. u. a., 2019 (bis dahin erschienen 1953, 1961, 1965, 1976, 1981, 1956, 1964, 1968, 1977, 1988 und 1989); Dietrich, G., Kulturgeschichte der DDR, Bd. 1ff. 2018; Möller, C., Umwelt und Herrschaft in der DDR, 2019; Die LDPD und das sozialistische „Mehrparteiensystem“ in der DDR, hg. v. Pohlmann, T., 2019; Leide, H., Auschwitz und Staatssicherheit, 2019; Bürgerkomitee des Landes Thüringen e. V., Lexikon der innerdeutschen Grenze, 2019 (fast 2000 Kilometer Absperrelemente, 716 Beobachtungstürme, 845 Kilometer Sperrgräben); Weber, G. u. a., Nun falten Sie den Zettel – Wahlen in der DDR in der Überlieferung der Staatssicherheit (1949-1961), 2019; Bahrmann, H. u. a., Finale – Das letzte Jahr der DDR, 2019; Hertle, H. u. a. Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961-1989, 3. A. 2019; Selvage, D./Süß, W., Staatssicherheit und KSZE-Prozess, 2019; Catrain, E., Stasi in Mecklenburg-Vorpommern, 2019; Schröter, A./Voigtländer, H., Ehe und Scheidung in der DDR, 2019; Stief, M., „Stellt die Bürger ruhig“, 2019; Möller, C., Umwelt und Herrschaft in der DDR, 2019; Keßler. M., Westimmigranten – Deutsche Kommunisten zwischen USA-Exil und DDR, 2019 (etwa 40); Wahl, M., Medical Memories and Experiences in Postwar East Germany – Treatments of the Past, 2019; Heyden, U. van der, Das gescheiterte Experiment – Vertragssarbeiter aus Mosambik, 2019; Maeke, L., Carl Steinhoff erster DDR-Innenminister, 2020; Markovits, I. Diener zweier Herren – DDR-Juristen zwischen Recht und Macht, 2020 (die DDR bewegte sich auf einen Rechtsstaat zu, wurde es aber nicht, weil die Partei die Macht lieber wollte als das Recht, unbekümmerter Glaube an die Trennung von Recht und Politik); Weber, P., Getrennt und doch vereint – Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/90, 2020; Schlosser, H., Notabene DDR – Ein historisch-kritisches Lexikon, 2020; Das Recht der DDR als Gegenstand der Rechtsgeschichte, hg. v. Schmidt-Recla, A./Seifert, A., 2020; Riege, I., Ambulante Interventionen der DDR - Jugendhilfe in die Familien, 2020; Möller, C., Umwelt und Herrschaft in der DDR, 2020; Volkseigene Gesundheit, hg. v. Wahl, M., 2020; Langelüddecke, I., Alter Adel – neues Land? Die Erben der Gutsbesitzer, 2020; Disziplinieren und Strafen, hg. v. Baberowski, J. u. a., 2021
Deutsche Nationalgesetzgebung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Kodifikationsstreit, →Allgemeine Deutsche Wechselordnung, →Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch, →Dresdener Entwurf
Deutschenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das durch eine einzige vollständige, aus dem frühen 14. Jahrhundert stammende, aus Neustift bei Brixen kommende Handschrift (Universitätsbibliothek Innsbruck cod. 922) und einige verstreute Artikel (in 18 Handschriften des so genannten Schwabenspiegels) überlieferte, mittelbayerische Rechtsbuch, das sich selbst als spiegel aller tiuscher liute benennt. Der (von Julius Ficker so genannte) Deutschenspiegel beruht wahrscheinlich auf einer mitteloberdeutschen Übersetzung einer Handschrift der Klasse Ib des →Sachsenspiegels (und vielleicht einer weiteren, wohl in dem mit Magdeburg eng verbundenen Minoritenkonvent in Augsburg erfolgten Bearbeitung des Sachsenspiegels), wobei die Artikel 1 bis 109 des Landrechts unter Verwendung der Kaiserchronik, des Buches der Könige und zweier Gedichte des Strickers, der (römischrechtlichen) Institutionen, der (kirchenrechtlichen) Summa Raymundi (von Penyafort) und des Mainzer Reichslandfriedens, zweier Reichsgesetze von dem 19. 2. 1274 sowie vor allem Augsburger Gewohnheitsrechts umgestaltet sind, die Art. 110ff. und das Lehnrecht dagegen in dem Wesentlichen unbearbeitet ihre Vorlage(n) übernehmen, aber jeweils Sachsen durch deutsche Lande oder deutsche Leute ersetzen. Als Quelle werden statt der guten Vorfahren die Könige mit weiser Meister Lehre genannt. Vermutlich ist der Deutschenspiegel 1275/1276 in Augsburg als Privatarbeit (eines Minoriten) entstanden. Das Verhältnis zwischen Deutschenspiegel und Schwabenspiegel ist durch neuere Überlegungen streitig geworden. →Schwabenspiegel
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Spiegel%20Deutscher%20Leute_Ficker.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Deutschenspiegel-Eckhardt-Huebner.pdf; Köbler, DRG 103; Der Spiegel deutscher Leute, hg. v. Ficker, J., 1859; Müller, E. Frhr. v., Der Deutschenspiegel, 1908; Pfalz, A., Die Überlieferung des Deutschenspiegels, 1919; Eckhardt, K., Heimat und Alter des Deutschenspiegels, ZRG GA 45 (1925), 13; Eckhardt, K., Der Deutschenspiegel, 1924; Eckhardt, K., Rechtsbücherstudien 1, 1927; Eckhardt, K., Zur Schulausgabe des Deutschenspiegels, ZRG GA 50 (1930), 115; Deutschenspiegel mit Augsburger Sachsenspiegel und ausgewählten Artikeln der oberdeutschen Sachsenspiegelübersetzung, hg. v. Eckhardt, K./Hübner, A., 1930; Schwerin, C. Frhr. v., Zum Problem des Deutschenspiegels, ZRG GA 53 (1932), 260; Hübner, A., Vorstudien zur Ausgabe des Buches der Könige, 1932 (in SB Göttingen); Deutschenspiegel, hg. v. Eckhardt, K., 1971; Trusen, W., Die Rechtsspiegel und das Kaiserrrecht, ZRG GA 102 (1985), 12ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 33ff.
Deutsche Rechtsgeschichte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein die Geschichte des in Deutschland geltenden Rechtes einschließlich der Geschichte seiner Wurzeln (oder bei engerer Betrachtungsweise die Geschichte des aus germanistischer Wurzel stammenden Rechtes) (in Deutschland).
Lit.: Kroeschell, DRG; Köbler, DRG; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 19. A. 1992
Deutscher Bund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (6. 8. 1806) als unauflöslich geplante völkerrechtliche Zusammenschluss (Verein, Staatenbund, aber mit einigen bundesstaatlichen Zügen) von (nach der Deutschen Bundesakte von dem 8. 6. 1815 38) souveränen deutschen Einzelstaaten (34 Fürstentümer, 4 freie Städte mit einem Gebiet von 630100 Quadratkilometern und einer Bevölkerung von 29,2 Millionen, Österreich etwa 31 Prozent, Preußen etwa 26 Prozent) auf der Grundlage der →Deutschen Bundesakte (8. 6. 1815, Wiener Kongressakte 9. 6. 1815) und der Wiener Schlussakte (15. 5. 1820). Er folgt auf die Erkenntnis, dass mit der Niederlegung der Krone des →Heiligen römischen Reiches durch Kaiser Franz II. an dem 6. 8. 1806 das Reich auch rechtlich untergegangen ist und eine Restauration wegen der egoistischen Interessen der damit souverän gewordenen deutschen Fürsten (vor allem Österreich, Preußen, Sachsen, Hannover, Baden, Württemberg, Bayern) und der außerdeutschen Staaten Europas (Frankreich, England, Russland) ebensowenig Aussicht auf Erfolg hat wie das Streben der überwiegend bürgerlichen deutschen Nationalbewegung nach einem national-deutschen Einheitsstaat. Deswegen schließen sich 38 (1817 39 [Hessen-Homburg], dann 41, 1863 35, 1864 nur noch 34) weltliche Mitgliedstaaten (Österreich und Preußen mit ihren 1803 zu dem Reich gehörigen Gebieten, 1848 für Preußen geändert, Bayern, Sachsen, England wegen Hannover, Württemberg, Baden, Kurhessen, Großherzogtum Hessen, Dänemark wegen Holstein, Niederlande wegen Luxemburg, Sachsen-Weimar, Sachsen-Gotha, Sachsen-Coburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Hildburghausen, Braunschweig, Nassau, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Holstein-Oldenburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Liechtenstein, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Waldeck und die 4 selbständig gebliebenen Städte (Reichsstädte bzw. freien Städte) Lübeck, Frankfurt – am Main -, Bremen und Hamburg) in einer Art Zwischenstufe auf dem Weg zu einem möglichen, für Europa annehmbaren deutschen Bundesstaat (zumindest) zu dem Deutschen Bund als einem Staatenbund mit einigen bundesstaatlichen Merkmalen zusammen. Als seine Ziele sind festgelegt die Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit Deutschlands und der Unabhängigkeit und Unverletzbarkeit der einzelnen deutschen Staaten. Sein Organ ist der selbständige Bundestag (Bundesversammlung, Gesandtenkongress) in Frankfurt am Main (Palais Thurn und Taxis) (von dem 12. 7. 1848 bis September 1850 ohne Befugnisse). In dessen selten zusammentretendem Plenum hat jeder Staat mindestens eine, höchstens aber vier Stimmen, in dem engeren Rat (mit 17 Stimmen) führen die elf größten Staaten je eine Stimme, die anderen 27 Staaten die übrigen 6 Stimmen. Den Vorsitz übt →Österreich aus. Der Deutsche Bund hat wegen seiner gewollten Gestaltung als bloßer Staatenbund (in Gegensatz zu seinen Mitgliedern in ihren jeweiligen Staatsgebieten) grundsätzlich nur sehr geringe gesetzgebende, vollziehende und richterliche Gewalt in seinem Gesamtbundesgebiet, doch wirken seine Mitglieder vereinzelt in Gesetzgebung (Urheberrecht, Wechselrecht, Handelsrecht, gescheitert in dem Schuldrecht, Patentrecht und Verfahrensrecht), Vollzug (beispielsweise Karlsbader Beschlüsse) und Rechtsprechung (Austrägalgerichtsbarkeit, Dreistufigkeit der Gerichtsbarkeit) bei Anerkennung eines Bedarfs zusammen. Nach den revolutionären Unruhen um 1848 geraten Österreich und Preußen 1850/1851 in verstärkten Gegensatz, doch einigt man sich auf den Dresdener Konferenzen (23. 12. 1850-15. 5. 1851) auf eine Fortführung des Deutschen Bundes. An der Verwaltung des durch Bundesexekution von dem 1. 2.-1. 8. 1864 Dänemark abgewonnenen Schleswig-Holsteins entzündet sich dann wegen der Einberufung des holsteinischen Landtags (an dem 8. 4. 1866) ein Streit, der damit endet, dass Preußen Holstein an dem 9. 6. 1866 besetzt, Österreich ohne förmliche Bundesexekution die Mobilmachung des Bundesheers gegen Preußen erwirkt, Preußen den Deutschen Bund für erloschen erklärt, Österreich nach militärischer Niederlage des Deutschen Bundes (oder tatsächlich Österreichs und Sachsens) gegen Preußen bei Königgrätz bzw. Sadowa (3. 7. 1866) an dem 26. 7. 1866 die Auflösung des Deutschen Bundes anerkennt und auf Holstein (und gegenüber Italien auf Venetien) verzichtet und die Bundesversammlung an dem 24. 8. 1866 letztmals tagt. Allgemein anerkannt wird die friedensichernde Wirkung des Deutschen Bundes während der Zeit seines Bestands.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 169, 192, 196; Acten des Wiener Kongresses, hg. v. Klüber, J., Bd. 1ff., 1815ff.; Protocolle der deutschen Bundesversammlung, 1816-1848, 1850-1866; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 1ff. 1957ff.; Heßler, R., Das Durchzugsrecht innerhalb des Deutschen Bundes, Diss. jur. Berlin (FU) 1966; Darmstadt, R., Der Deutsche Bund in der zeitgenössischen Publizistik, 1971; Gruner, W., Der Deutsche Bund, 1982; Deutscher Bund und deutsche Frage, hg. v. Rumpler, H., 1990; Fehrenbach, E., Verfassungsstaat und Nationsbildung 1815-1871, 1992; Die Dresdener Konferenz und die Wiederherstellung des Deutschen Bundes 1850/1851, bearb. v. Müller, J., 1996; Quellen zur Geschichte des Deutschen Bundes, Bd. 1ff. 1996ff.; Der Deutsche Bund zwischen Reaktion und Reform 1851-1858, bearb. v. Müller, J., 1998; Die Entstehung des Deutschen Bundes 1813-1815, hg. v. Treichel, E., 2000; Kotulla, M., Die Entstehung der Kriegsverfassung des Deutschen Bundes, ZRG GA 117 (2000), 122; Steinmetz, C., Deutscher Bund und europäische Friedensordnung, 2002; Angelow, J., Der Deutsche Bund, 2003; Bieker, E., Die Interventionen Frankreichs und Großbritanniens anlässlich des Frankfurter Wachensturms 1833, 2003; Ham, R., Bundesintervention und Verfassungsrevision, 2004; Müller, J., Deutscher Bund und deutsche Nation 1848-1866, 2005; Müller, J., Der Deutsche Bund 1815-1866, 2006; Werner, E., Die Märzministerien, 2009; Doering-Manteuffel, A., Die deutsche Frage und das europäische Staatensystem 1815-1871, 3. A. 2010; Hahn, H. u. a., Reformen, Restauration und Revolution, 2010; Schmidt, S., Der Frankfurter Wachensturm, 2011 (3. 4. 1833); Gruner, W., Der Deutsche Bund 1815-1866), 2012; Jansen, S., Die Souveränität der Gliedstaaten im Deutschen Bund, 2014; Weber, C., Der Wiener Frieden von 1864, 2015; Treichel, E., Organisation und innere Ausgestaltung des Deutschen Bundes 1815-1819, 2016; 1866 – Von dem Deutschen Bund zum Deutschen Reich, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2017; Der preußisch-österreichische Krieg 1866, hg. v. Heinemann, W. u. a., 2018; Zimmermann, H., Ein deutscher Gotteskrieger? Der Attentäter Carl Ludwig Sand – Die Geschichte seiner Radikalisierung, 2020 (Wunsiedel 5. 10. 1795-Mannheim 20. 5. 1820, Ermordung des Dichters August von Kotzebue in Mannheim an dem 13. März 1819)
Deutscher Juristentag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1860 auf Vorschlag der juristischen Gesellschaft zu Berlin gegründete, früh Nationsbildung durch Rechtsvereinheitlichung und Rechtsvereinheitlichung durch Nationsbildung anstrebende Verein deutscher Juristen mit dem Zweck, auf wissenschaftlicher Grundlage die Notwendigkeit von Änderungen und Ergänzungen der deutschen Rechtsordnung (bürgerliches Recht, Handelsrecht, Wechselrecht, Strafrecht, Prozessrecht, 1906 Verwaltungsrecht, 1921 Verfassungsrecht) zu untersuchen beziehungsweise seit 1921 das Recht parteipolitisch unabhängig fortzubilden. An seine Stelle tritt 1933 der 1928 gegründete Bund nationalsozialistischer deutscher Juristen, 1936 der nationalsozialistische Rechtswahrerbund. 1949 wird der deutsche Juristentag wieder tätig. Seit 2001 führen deutscher Juristentag, österreichischer Juristentag und Schweizer Juristenverein einen europäischen Juristentag (in Nürnberg, Athen, Wien, Genf, Budapest, Luxemburg, Barcelona 2013) durch.
Lit.: Conrad, H., Der deutsche Juristentag 1860-1960, (in) Hundert Jahre deutsches Rechtsleben, Bd. 1 1960, 1; Dilcher, G., Der deutsche Juristentag 1960 bis 1980, 1980; Landau, P., Die deutschen Juristen und der nationalsozialistische Juristentag 1933, 1996; Conrad, H. u. a., Der Deutsche Juristentag 1860-1994, 1997; Hartwich, E., Der deutsche Juristentag, 2008; Festschrift 150 Jahre deutscher Juristentag, hg. v. Deutschen Juristentag, 2010
Deutscher Orden (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in dem Februar 1199 (durch Papst Innozenz III. unter Verleihung der Johanniterregel für die karitativen Aufgaben und der Templerregel für die militärischen Tätigkeiten) aus einer Lübeck-Bremer Spitalsbruderschaft (erster Ansatzpunkt Marienhospital in Jerusalem zwischen 1118 und 1127, [fortgeführt?] 1190 Hospital vor Akkon, September 1190 Privileg König Guidos von Jerusalem, Februar 1191 päpstlicher Schutz, Juli 1191 Hospital in der rückeroberten Stadt) zu einem geistlichen (Ritter-)Orden mit Sitz in Montfort bei Akkon umgeformte Vereinigung. Von 1211 bis 1225 wirkt der Deutsche Orden auf Anforderung König Andreas‘ II. von Ungarn in Siebenbürgen (Burzenland). 1225/1226 ruft Herzog Konrad von Masowien den Deutschen Orden gegen die heidnischen Pruzzen zu Hilfe und überlässt ihm dafür 1230 das Kulmer Land (zwischen 1228 und 1309 590 Brüder in Preußen nachweisbar). Der 1226 mit reichsfürstlichen Rechten begabte Deutsche Orden, der nach dem Verlust Akkons 1291 seinen Sitz nach Venedig, 1309 nach Marienburg in Westpreußen und (nach der Niederlage gegen den König von Polen und den Großfürsten von Litauen bei Tannenberg/Grunwald 1410) 1457 nach Königsberg verlegt, erreicht durch umfangreiche Eroberungen zu Beginn des 15. Jahrhunderts die größte Ausdehnung, muss aber 1466 durch seinen Hochmeister die Schirmherrschaft des Königs von →Polen anerkennen. Die Güter in dem Mittelmeerraum gehen verloren. 1525/1561 wird das Deutschordensgebiet in Preußen in das Herzogtum Preußen und Kurland umgewandelt, das 1618/1619 mit Brandenburg in Personalunion vereinigt und 1657/1660 vertraglich von der Lehnshoheit Polens befreit wird. 1803 bleibt der Deutsche Orden in dem Reich, wo er durch zahlreiche einzelne Gaben zu beträchtlichen, von dem Deutschmeister (1494 Reichsfürst) verwalteten Gütern gekommen war, bestehen. 1809 wird das 1805 aus dem Deutschen Orden geschaffene Fürstentum Mergentheim von Napoleon beseitigt, so dass dem Deutschen Orden unter dem Hochmeister Anton Viktor von Österreich nur die Häuser in dem Habsburgerreich verbleiben. 1834 wird in Österreich der Deutsche Orden unter Erzherzögen als Hoch- und Deutschmeistern wiederbelebt. Nach Ende der Herrschaft der Habsburger in Österreich (1918) wird 1923 der Ritterbruderzweig abgeschafft, während die geistliche und karitative Tätigkeit fortgeführt wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 93; Köbler, Historisches Lexikon; Müller, G., Die Ursachen der Vertreibung des deutschen Ordens aus dem Burzenlande und Kumanien, (in) Korrespondenzblatt des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 48 (1925), 41; Stengel, E., Hochmeister und Reich, ZRG GA 58 (1938), 178; Milthaler, F., Die Großgebietiger des deutschen Ritterordens bis 1440, 1940; Schmidt, G., Die Handhabung der Strafgewalt gegen Angehörige des deutschen Ordens, 1954; Hofmann, H., Der Staat des Deutschmeisters, 1964; Forstreuter, K., Der Deutsche Orden am Mittelmeer, 1967; Wunder, H., Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte der Komturei Christburg, 1968, Kisch, G., Forschungen und Quellen zur Rechts- und Sozialgeschichte des Deutschordenslandes, 1973; Tumler, M./Arnold, U., Der Deutsche Orden, 1974, 4. A. 1986; Boockmann, H., Johannes Falkenberg, 1975; Sperling, F., Gerichtsorganisation und Prozesspraxis des Mergentheimer Stadtgerichts unter dem Deutschen Orden von 1780-1801, 1981; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981, 4. A. 1994; Neitmann, K., Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preußen 1230-1449, 1986; Braasch-Schwersmann, U., Das Deutschordenshaus Marburg, 1989; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998; Militzer, K., Von Akkon zur Marienburg, 1999; Zimmermann, H., Der Deutsche Orden im Burzenland, 2000; Demel, B., Der Deutsche Orden im Spiegel seiner Besitzungen und Beziehungen in Europa, 2004; Militzer, K., Die Geschichte des Deutschen Ordens, 2005; Demel, B., Unbekannte Aspekte der Geschichte des Deutschen Ordens, 2006; Sarnowsky, J., Der Deutsche Orden, 2007; Ehlers, A., Die Ablasspraxis des Deutschen Ordens im Mittelalter, 2007; Morton, N., The Teutonic Knights in the Holy Land, 2009; Salch, D., Vestis Alba et Crux Nigra, 2010; Demel, B., 1190-2010 - 820 Jahre Deutscher Orden, 2011; Radzimiński, A., Kirche und Geistlichkeit im Mittelalter – Polen und der Deutsche Orden in Preußen, 2011; Dorna, M., Die Brüder des Deutschen Ordens in Preußen 1228-1309. Eine prosopographische Studie, 2012 (590, dabei 456 Ritter, 116 Kleriker, 19 Sarianten, vor allem aus Thüringen, dem Südwesten und Westfalen, Werk 2004 polnisch erschienen); Generalprobe Burzenland, hg. v. Gündisch, K., 2013; Die Marienburg, hg. v. Hucker, B. u. a., 2013; Schaal, K., Zwischen geistlichem Auftrag und Politik – Der Deutsche Orden in Hessen 1207-1809, 2014; Crowley, R., Der Fall von Akkon, 2020
Deutscher Rechtshistorikertag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die auf eine Anregung Heinrich Mitteis‘ (Prag 26. 11. 1889-München 23. 7. 1952) in Heidelberg 1927 erstmals zusammengetretene Versammlung der deutschsprachigen oder an der Rechtsgeschichte Deutschlands interessierten Rechtshistoriker. Diesem Treffen folgen Tagungen in Göttingen 1929, Jena 1932, Köln 1934, Tübingen 1936, (Marburg 1947,) Heidelberg 1949, Wien 1951, Würzburg 1952, Hamburg 1954, Freiburg im Breisgau 1956, München 1958, Saarbrücken 1960, Mainz 1962, Wien 1964, Basel 1966, Münster 1968, Salzburg 1970, Nürnberg-Erlangen 1972, Tübingen 1974, Linz 1976, Berlin 1978, Augsburg 1980, Zürich 1982, Graz 1984, Frankfurt am Main 1986, Bielefeld 1988, Nimwegen/Nijmegen 1990, Köln 1992, Bern 1994, Wien 1996, Regensburg 1998, Jena 2000, Würzburg 2002, Bonn 2004, Halle 2006, Passau 2008, Münster 2010, Luzern 2012, Tübingen 2014, Saarbrücken 2016, Trier 2018, Zürich 2022 (Coronakrise). Seit 1994 gibt es auch ein jährlich tagendes europaweites Forum junger Rechtshistoriker zwecks wissenschaftlichen Austauschs.
Lit.: Geschichte – ein Grundkurs, hg. v. Goertz, H., 1998, 2. A. 2007
Deutscher Richterbund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine privatrechtliche Vereinigung deutscher Richter.
Lit.: Wrobel, H., Der Deutsche Richterbund im Jahre 1933, (in) Krit. Justiz 1982, 323
Deutsches Privatrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das in dem deutschen Sprachraum geltende Privatrecht und herkömmlicherweise eingeengt das ältere aus germanistischer oder deutschrechtlicher, also nicht aus römischrechtlicher oder kirchenrechtlicher Wurzel stammende, vor Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches (1896/1900), des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs Österreichs (1811/1812) sowie des Zivilgesetzbuchs und des Obligationenrechts der Schweiz auch ohne gesetzgeberischen Akt unmittelbar geltende Privatrecht dieses Gebiets. In diesem engeren Sinn wird es als wissenschaftlich erfassbare Einheit vielleicht seit dem Spätmittelalter (beispielsweise Lüneburg 1401) gesehen, jedoch insgesamt erst anerkannt, als Hermann →Conring (1635/1643) den Ursprung des deutschen Rechtes ([lat.] De origine iuris Germanici, Über den Orsprung des deutschen Rechtes) erörtert und 1649 eine geschlossene Darstellung des gesamten tatsächlich in dem Heiligen römischen Reich geltenden Rechtes fordert, wie sie etwa Georg Adam Struves (lat. [F.] Iurisprudentia Romano-Germanica (Römisch-deutsche Rechtswissenschaft, 1670) oder Joachim Hoppes (lat. [F.]) Commentatio succincta zu den Institutionen Justinians (1715) bieten. In Gegenüberstellung zu dem durch gewohnheitsrechtlichen Vorgang aufgenommenen gemeinen römischen (Privat-)Recht wird das gemeine deutsche Privatrecht zuerst 1675 durch Johann →Schilter (1632-1705) erfasst und seit 1701 bzw. 1705 durch Christian →Thomasius (1655-1728), der in seinen 1713 erschienenen (lat. [F.Pl.]) Notae ad singulos Institutionum et Pandectarum titulos (Bemerkungen zu den einzelnen Titeln der Institutionen und Pandekten) alles nichtrezipierte römische Recht ausscheidet, auf Grund der Reichsgesetze und deutschen Gewohnheiten behandelt und vorgetragen (lat. [F.Pl.] Institutiones iuris Germanici, Einrichtungen des deutschen Rechtes) und nach Vorlesungen seit 1707 erstmals von Georg →Beyer (1665-1714) in einem posthum von Michael Heinrich Gribner veröffentlichten Leitfaden (nach der romanistischen Systematik der Institutionen) dargestellt (beispielsweise Recht des Adels, der Kaufleute und Handwerker, Leibeigene, morganatische Ehe, Einkindschaft, Hand muss Hand wahren, Erbvertrag, Gerade, Morgengabe, Musteil, Leibgedinge, Versicherungsvertrag, Retraktrecht, Verlobung, Ehe, Adoption, Emanzipation, Einlager, Majorat, Fideikommiss, Ganerbschaft, Gesellschaft, Emphyteuse [Erbpacht], Überbau, Schenkung). Danach wird es in dem 18. Jahrhundert teils antiquarisch, teils praktisch ausgerichtet (vgl. beispielsweise Heineccius, Johann Gottlieb [1681-1741], Elementa iuris Germanici 1735ff., Elemente des deutschen Rechtes, Pütter, Johann Stephan [1725-1807], Elementa iuris Germanici privati hodierni, Elemente des heutigen deutschen Privatrechts, 1756, Runde, Justius Friedrich [1741-1807] 1791, weiter später Eichhorn [1823], Mittermaier [1821] Reyscher [1837ff.], Beseler [1847ff.], Gerber [1848f.], Stobbe [1871], Gierke [1895ff.], Mitteis u. a.). Als wissenschaftliches Prinzip des deutschen Privatrechts gilt dabei zunächst die (ungefähre) Übereinstimmung (unterschiedlichster) partikulärer Rechtssätze (beispielsweise Pütter), dann die aus den Rechtsverhältnissen vermöge der natürlichen Vernünftigkeit abstrahierte Regel (Natur der Sache, beispielsweise Runde) und danach die gemeinsame Nationaleigentümlichkeit und Volkssitte (beispielsweise Eichhorn). Der Ansicht Carl Friedrich →Gerbers (1846), dass das auf Freiheit und Fehderecht zu gründende deutsche Privatrecht nur eine wissenschaftlich gewonnene, nicht unmittelbar anwendbare Summe von Rechtssätzen sei, widersprechen Georg →Beseler (Volksrecht) und Otto von →Gierke (gemeindeutsche Gewohnheiten). Mit der Schaffung (des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs 1811/1812,) des Bürgerlichen Gesetzbuchs (1896/1900) (sowie des Obigationenrechts und des Zivilgesetzbuchs der Schweiz) hat diese, nicht durch einen überzeugenden Nachweis einer einheitlichen Quelle eines gemeinen deutschen Privatrechts entschiedene Streitfrage ihre praktische Bedeutung verloren. Mehr und mehr wird das geschichtliche Privatrecht in seiner tatsächlichen Vielfalt sinnvollerweise insgesamt in die allgemeine Rechtsgeschichte eingefügt.
Lit.: Köbler, DRG 205; Gerber, C., Das wissenschaftliche Prinzip des gemeinen deutschen Privatrechts, 1846; Gierke, O. v., Deutsches Privatrecht, Bd. 1ff. 1895ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967(, 3. A. 2016); Luig, K., Die Anfänge der Wissenschaft vom deutschen Privatrecht, (in) Ius Commune 1 (1967), 195; Luig, K., Die Theorie der Gestaltung eines nationalen Privatrechtssystems aus römisch-deutschem Rechtsstoff, (in) Wissenschaft und Kodifikation, 1974, 217; Kroeschell, K., Zielsetzung und Arbeitsweise der Wissenschaft vom gemeinen deutschen Privatrecht, (in) Wissenschaft und Kodifikation 1974, 249; Rückert, J. A. L. Reyschers Leben und Rechtstheorie 1801-1880, 1974; Schlosser, H., Das wissenschaftliche Prinzip der germanistischen Privatrechtssysteme, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 491; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981; Kroeschell, K., Verfassungsgeschichte und Rechtsgeschichte, (in) Der Staat Beiheft 6 1983, 47; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts und die Fachtradition der deutschen Rechtsgeschichte, ZRG GA 101 (1984), 1; Luig, K., Die sozialethischen Werte des römischen und germanischen Rechts in der Privatrechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, 1987, 281; Luig, K., Begriff und Aufgabe des deutschen Privatrechts in der Sicht von Heinrich Mitteis, (in) Heinrich Mitteis nach hundert Jahren, 1991, 91; Scherner, K., Das deutsche Privatrecht und seine Darstellbarkeit, ZRG GA 118 (2001), 346; Dannhorn, W., Römische Emphyteuse und deutsche Erbleihe, 2003; Christian Thomasius (1655-1728), hg. v. Lück, H., 2006; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008
Deutsches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das in Deutschland geltende Recht (Gesetzesrecht, Richterrecht, Gewohnheitsrecht) und in einem engeren Sinn das aus germanistischer Wurzel stammende Recht in Deutschland (vor allem in Gegensatz zu dem aus römischer Wurzel stammenden Recht in Deutschland), wobei mit Savigny teilweise das rezipierte römische Recht nach seiner Rezeption (in dem Sinne eines entlehnten Rechtes) (auf Grund des natürlichen Rechtsgefühls und der analogen Heranziehung römischrechtlicher Quellen nach seiner Entlehnung und wegen seiner Entlehnung) als deutsches Recht angesehen wird. Wissenschaftsgeschichtlich haben sich um deutsches Recht besonders Hermann Conring (1643), Johann Schilter (1672), Christian Thomasius (1701), Johann Heinrich Christian von Selchow und Johann Stephan Pütter (1770) verdient gemacht.
Lit.: Deutsches Recht, 1934; Halban, A. v., Zur Geschichte des deutschen Rechtes in den Gebieten von Tschernigow und Poltawa, ZRG GA 19 (1898), 1; Kaindl, R., Zur Geschichte des deutschen Rechtes im Osten, ZRG GA 40 (1919), 275; Merk, W., Von dem Werden und Wesen des deutschen Rechtes, 3. A. 1935; Jakowliw, A., Das deutsche Recht in der Ukraine, 1942; Kötzschke, R., Die Anfänge des deutschen Rechtes in der Siedlungsgeschichte des Ostens (Ius teutonicum), 1941 (SB Leipzig); Dahm, G., Deutsches Recht, 1951; Ebel, W., Deutsches Recht im Osten, 1952; Getz, H., Die deutsche Rechtseinheit im 19. Jahrhundert als rechtspolitisches Problem, 1966; Fließ, W., Die Begriffe germanisches Recht und deutsches Recht bei den Rechtshistorikern des 19. und 20. Jahrhunderts, Diss. Freiburg im Breisgau 1968 (masch.schr.); Krause, H., Der deutschrechtliche Anteil an der heutigen Privatrechtsordnung, (in) JuS 1970, 313; Gudian, G., Zur Situation der Germanistik, ZRG GA 89 (1972), 215; Keller, O., Forschungsbericht - deutsches Recht im Osten, ZRG GA 129 (2012), 376
Deutsches Rechtswörterbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1896 von einer Kommission der preußischen Akademie der Wissenschaften (Karl von Amira, Heinrich Brunner, Ferdinand Frensdorff, Otto Gierke, Richard Schröder, Ernst Dümmler, Karl Weinhold) vorgeschlagene, alphabetisch geordnete Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache (der vor 1815 belegten Grundwörter und der vor 1700 belegten Zusammensetzungen), das von Heidelberg (Richard Schröder) aus seit 1914 erscheint, seit etwa 2000 (retro)digitalisiert ist und in 16 Bänden mit etwa 120000 Stichwörtern bis 2036 abgeschlossen sein soll (Band 1 Aachenfahrt - Bergkasten 11224 Artikel 1914-1932, Band 2 Bergkaue - entschulden 12314 Artikel 1932-1936, Band 3 entschuldigen – Geleitleute 9897 Artikel 1935-1938, Band 4 geleitlich – Handangelobung 7559 Artikel 1939-1951, Band 5 Handanlegen – Hufenweizen 9635 Artikel 1953-1960, Band 6 Hufenwirt – Kanzleizehnt 7368 Artikel 1961-1972, Band 7 Kanzlei – Krönung 5684 Artikel 1974-1983, Band 8 Krönungsakt – Mahlgenosse 5531 Artikel 1984-1991, Band 9 Mahlgericht – Notrust 6155 Artikel 1992-1996, Band 10 Notsache – Raeswa 5858 Artikel 1997-2001, Band 11 Rat – Satzzettel 5060 Artikel 2003-2007, Band 12 Sau – schwedisch 5299 Artikel 2009-2013, Band 13 Schwefel – Stegrecht 2014ff., bis 2019 insgesamt 97196 Artikel), Band 14 Heft 1/2 Stegreif – Stocherwort, Heft 3/4 (Stock-Subhypothek, 1293 Artikel, außerdem 2348 Wortbelegungen für die Internetfassung mit Ausweis des jeweils ältesten verfügbaren Belegs) 2020, so dass an dem Ende des Jahres 2020 das Deutsche Rechtswörterbuch von Aachenfahrt bis Stocherwort 98316 Artikel sowie annähernd 100000 Wortartikel von A bis Subhypothek und die Internetversion zusätzlich rund 54000 Wortbelegungen aufweist. Dabei umfasst das Quellenheft von 1912 vielleicht schätzungsweise 4386 Siglen, das Quellenergänzungsheft von 1930 vielleicht weitere 1012 Siglen, das Quellenergänzungsheft von 1953 697 und das Quellenergänzungsheft von 1970 zusätzliche 1692 Siglen, was zu einer Gesamtsumme von rund 7800 Siglen führt, die bis 2000 durch einzelne Änderungen und Neuaufteilungen von Sammelsiglen in Einzelsiglen zu einer Zahl von rund 8000 und bis 2018 zu einer geschätzten Gesamtzahl von 8500 Siglen bzw. einem Quellencorpus von 8500 Titeln führt, die aber nicht alle exzerpiert sind. Das vor allem durch externe Kräfte bis 1932 zu etwa 1209000 Belegzetteln führende Ausgangsmaterial hat sich trotz der grundsätzlichen Aufgabe des Exzerpierens in dem Jahre 1971 auf etwa zweieinhalb Millionen Belegzettel vermehrt. Von den bis 2018 gedruckten 97196 Artikeln haben anscheinend 7292 beziehungsweise siebeneinhalb Prozent keinen hochdeutschen Beleg, so dass für sie ein künstliches hochdeutsches Konstruktlemma gebildet ist und das deutsche Rechtswörterbuch vielleicht in etwa dieser Größenordnung um nichtdeutsche westgermanische Elemente bereichert sein könnte. info@metzlerverlag.de. In dem Internet bietet die Adresse https//drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige neben der wichtigsten Suchmöglichkeit (Recherchemöglichkeit) Wortartikel (nach Stichwörtern der Druckversion) (anscheinend ab etwa dem Buchstaben H) die weitere Suchmöglichkeit Wortartikel-PLUS (Suche nach Stichwörtern und zusätzlich nach Kurznachweisen zu in den verwendeten Quellen belegten, aber – wegen der nicht erfüllten Aufnahmevoraussetzungen [Belege vor den festgesetzten Zeitgrenzen, hinreichend feststellbare rechtliche Verwendung] – nicht in das Deutsche Rechtswörterbuch beziehungsweise seine Druckversion aufgenommenen Wörtern, die Suchmöglichkeit Schreibformen (Suche nach den in den Belegzitaten rot hervorgehobenen Schreibformen der Stichwörter), die Suchmöglichkeit Belegtexte (Volltextsuche in den Belegzitaten) und die Suchmöglichkeit Worterklärungen (Volltextsuche in den Erklärungen innerhalb der Wortartikel). Genaue aktuelle Zahlen über den Stand jeweils an dem Ende eines in dem Druck fertiggestellten Bandes, Heftes oder Doppelhefts bietet der Internetauftritt des Deutschen Rechtswörterbuchs in Gegensatz zu dem von Heino Speer für das Handwörterbuch zur Deutschen Rechtsgeschichte mit dem Stand des Bandes 10 (Notsache bis Ræswa) in dem Jahre 2001 verfassten Artikel Deutsches Rechtswörterbuch (wenigstens für alle bis dahin in dem Druck fertiggestellten zehn Bände Zahl der Wortartikel) bisher leider anscheinend noch nicht, so erwünscht dies aus der Sicht der Nutzer auch sein könnte.
Lit.: Wissenschaftliches Wörterbuch der deutschen Rechtssprache, ZRG GA 18 (1897), 211; Lemberg, I./Speer, H., Bericht über das deutsche Rechtswörterbuch, ZRG GA 114 (1997), 679; Speer, H., Rechtssprachlexikographie und neue Medien, (in) Das Wort, 2002, 89; http;//www.deutsches-rechtswoerterbuch.de; Das Deutsche Rechtswörterbuch - Perspektiven, hg. v. Deutsch, A., 2010; https//drw-www.adw.uni-heidelberg.de/drw-cgi/zeige
Deutsches Reich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine Bezeichnung für verschiedene verfassungsrechtliche Organisationsformen der Deutschen. Dabei wird als (erstes) Deutsches Reich das aus dem fränkischen Reich in dem Laufe des 10. Jahrhunderts erwachsene ostfränkische Königreich verstanden, das gegen die Jahrtausendwende anscheinend von Italien (lat. [N.] Chronicon Venetum, Chronik der Veneter, Brixener Urkunde Heinrichs II. von 1020, [N.Pl.) Miracula Severi, Wunder des Severus) ausgehend (lat.) regnum (N.) Teutonicum (Deutsches Reich) genannt wird. Es wird seit der Mitte des 12. Jahrhunderts (Lothar III., Konrad III.) hauptsächlich als römisches Reich, alsbald auch als heiliges Reich und 1474 als →Heiliges römisches Reich bezeichnet und führt diesen Namen 1512 erstmals auch offiziell. Demgegenüber wird die frühere Benennung als Deutsches Reich erst wieder gegen sein Ende (1806) hin allgemeiner üblich. (Zweites) Deutsches Reich nennt sich danach ebenfalls der 1848/1849 vergeblich angestrebte, an dem Widerstand der partikularen Fürsten gescheiterte deutsche Nationalstaat. Für den Namen (zweites) Deutsches Reich entscheiden sich dann auch in dem Dezember 1870 die Staaten des Norddeutschen Bundes bei der Benennung des nach dem Sieg des Norddeutschen Bundes über Frankreich in dem deutsch-französischen Krieg von dem 19. 7. 1870 bis 26. 2. 1871 (Kriegserklärung Frankreichs an dem 19. 7. 1870 wegen der Ablehnung eines öffentlichen Verzichts auf eine Thronfolge in Spanien für die Zukunft durch Preußen bzw. Hohenzollern, etwa 200000 Tote) auf Betreiben Otto von Bismarcks an dem 15. 11. 1870, 23. 11. 1870 und 25. 11. 1870 mit Bayern, Württemberg, Baden und Hessen(-Darmstadt) auf neuen Grundlagen vereinbarten, an dem 1. 1. 1871 in das Leben tretenden bzw. erweiterten (str.) Bundesstaats (, dem Österreich, Luxemburg, Limburg und Liechtenstein fernbleiben). Dieses Deutsche Reich (540742 qkm, 56,37 Mill. Einwohner) umfasst (25 Bundesstaaten, darunter die 22 monarchischen Staaten) Preußen (65 Prozent oder fast zwei Drittel des Reichsgebiets, 62 Prozent oder mehr als drei Fünftel der Reichsbevölkerung, tatsächliche Vorrangstellung, seit etwa 1895 gegenüber der Reichsverwaltung allmählich schwindend), Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Sachsen-Weimar-Eisenach, Oldenburg, Braunschweig, Anhalt, Schaumburg-Lippe, Lippe, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Schwarzburg-Sondershausen, Schwarzburg-Rudolstadt, Waldeck, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, (die drei Stadtrepubliken) Bremen, Hamburg, Lübeck sowie (das an dem 10. 5. 1871 von Frankreich gewonnene, durch Gesetz von dem 9. 6. 1871 vereinigte Reichsland) Elsass-Lothringen und seit 1884 als Nebenländer die überseeischen deutschen →Schutzgebiete (Kolonien) Südwestafrika, Togo, Kamerun u. s. w. Nach seiner an dem 16. 4. 1871 in Kraft tretenden Verfassung ist (in dieser eingeschränkten Monarchie) der Kaiser (König von Preußen) der (erbliche) Inhaber der Präsidialrechte. Träger der Souveränität ist die Gesamtheit der Fürsten und freien Städte (Bundesrat), die ihre starke Stellung aber auf dem Wege zu einem unitarischen Bundesstaat infolge der Reichsgesetzgebung allmählich verliert. Der Kaiser regiert durch den von ihm frei ernannten und entlassenen Reichskanzler (1871-1890 Otto von Bismarck), der jedoch alle Anordnungen gegenzeichnen muss und dadurch die Verantwortung übernimmt (und dem die obersten Reichsbehörden bzw. Reichsämter untergeordnet sind). (Nach Ländergröße gewichteter) Bundesrat und (in allgemeiner, unmittelbarer sowie geheimer Wahl wie in Frankreich und Griechenland und später auch anderen Staaten gewählter) Reichstag beschließen (gleichrangig) die Gesetze, die dann der Kaiser ausfertigt und verkündet. Höchstes Gericht ist das Reichsgericht in Leipzig. Dieses Deutsche Reich erklärt nach dem Attentat Gavrilo Princips von dem 28. 6. 1914 auf den Thronfolger Österreich-Ungarns in Sarajewo in Unterstützung Österreich-Ungarns an dem 1. 8. 1914 Russland und an dem 3. 8. 1914 Frankreich den Krieg, woraus der Erste Weltkrieg entsteht. Nach Entlassung des auf Ausgleich bedachten Reichskanzlers Bethmann Hollweg an dem 13. 7. 1917 entsteht eine Art Kriegsdiktatur (Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, Stellvertreter Erich Ludendorff), bis an dem Ende des Oktober 1918 General Erich Ludendorff gestürzt wird. An dem 9. 11. 1918 wird an dem Ende des Ersten Weltkriegs ein Verzicht des Kaisers auf den Thron bekanntgegeben und von Philipp Scheidemann in dem Rahmen des bestehenbleibenden Deutschen Reiches die Republik (Weimarer Republik) ausgerufen, die Adolf Hitler nach seiner von dem Reichspräsidenten Hindenburg vorgenommenen Ernennung zu dem Reichskanzler (30. 1. 1933) rasch in das nationalsozialistische, totalitäre → „Dritte“ (Deutsche) Reich (zentralistischer Einheitsstaat, nach dem Anschluss Österreichs 1938 inoffiziell, 1943 offiziell Großdeutsches Reich) umgestaltet. An dem 8. 5. 1945 bricht dieses Deutsche Reich mit der vollständigen Kapitulation gegenüber den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkriegs (Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien, Sowjetunion, Frankreich) zusammen. Nach herrschender Ansicht setzt die aus den Besatzungszonen der Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich gebildete Bundesrepublik Deutschland (BRD) ab 1949 das (zweite) Deutsche Reich fort, ist also mit ihm rechtlich identisch und wird 1990 durch den in Herstellung einer deutschen Einheit erfolgenden Beitritt der in und aus der Besatzungszone der Sowjetunion 1949 gebildeten Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nur vergrößert.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 76, 172, 196, 220, 256; Jahrbücher des deutschen Reiches, Bd. 1ff. 1862ff.; Acta imperii, hg. v. Kern, F., 1911; Laband, P., Das Staatsrecht des deutschen Reiches, 1887, 5. A. 1911ff.; Constitutiones et acta publica imperatorum et regum (MGH), Band 1ff. 1893ff. (2013 bis 1359 ediert); Brandenburg, E., Die Reichsgründung, 2. A. 1924, Neudruck 2005; Handbuch des deutschen Staatsrechts, hg. v. Anschütz, G. u. a., 1930; Anschütz, G., Die Verfassung des deutschen Reiches vom 11. August 1919, 14. A. 1933; Herding, O., Das römisch-deutsche Reich in deutscher und italienischer Beurteilung, 1937; Tellenbach, G., Die Entstehung des deutschen Reiches, 1940, 2. A. 1942; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 3 1963; Müller-Mertens, E., Regnum Teutonicum, 1970; Brühl, C., Die Anfänge der deutschen Geschichte, 1972; Dokumente zur Geschichte des deutschen Reiches und seiner Verfassung 1349, hg. v. d. Akad. d. Wiss. d. DDR, 1974ff.; Eggert, W., Das ostfränkisch-deutsche Reich, 1975; Töpfer, B./Engel, E., Von dem staufischen Imperium zum Hausmachtkönigtum, 1976; Bracher, K., Die deutsche Diktatur, 7. A. 1993; Hanisch, W., Als weit das Römische reiche in allen den egenanten Tewtschen landen begriffen ist, ZRG GA 101 (1984), 47; Schilling, Heinz, Höfe und Allianzen. Deutschland 1648-1763, 1989; Duchhardt, H., Altes Reich und europäische Staatenwelt, 1990; Ehlers, J., Die Entstehung des deutschen Reiches, 1994, 2. A. 1998, 3. A. 2010, 4. A. 2012; Fried, J., Der Weg in die Geschichte, 1994; Das Deutsche Reich im Urteil der großen Mächte, hg. v. Hildebrand, K., 1995; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005; Reitemeier, A., Außenpolitik im Spätmittelalter, 1999; Berghahn, V., Das Kaiserreich 1871-1914, 2003; Frie, E., Das deutsche Kaiserreich, 2004; Frotscher, W./Pieroth, B., Verfassungsgeschichte, 10. A. 2011, 11. A. 2012, 13. A. 2014; Mertens, E., Römisches Reich im Besitz der Deutschen, (in) HZ 282 (2006), 1; Zachau, P., Die Kanzlerschaft des Fürsten Hohenlohe 1894-1900, 2007; Hildebrand, K., Das vergangene Reich, 2008; Röhl, W., Wilhelm II., Bd. 3 2008; Stalmann, v., Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst 1819-1901, 2009; Politische Versammlungen und ihre Rituale, hg. v. Peltzer, J. u. a., 2009; Wilhelm, U., Das deutsche Kaiserreich und seine Justiz, 2010; Obst, M., Einer nur ist Herr im Reiche - Kaiser Wilhelm II. als politischer Redner, 2010; Canis, C., Der Weg in den Abgrund, 2011; Winzen, P., Im Schatten Wilhelms II., 2011 (schwaches Werk); Kaiser Friedrich III. Tagebücher 1866-1888), hg. v. Baumgart, W., 2012 (sehr schwacher Herrscher); Hirschfeld, M., Die Bischofswahlen im Deutschen Reich 1887 bis 1914, 2012; Kroll, F., Geburt der Moderne, 2013; Conze, E., Das Auswärtige Amt, 2013; Machtan, L., Prinz Max von Baden – Der letzte Kanzler des Kaisers, 2013; Andriessen, H. u. a., Het proces tegen Wilhelm II., 2016; Friedrich Wilhelm von Loebell, Erinnerungen, hg. v. Winzen, P., 2016; 1866 – Von dem Deutschen Bund zum Deutschen Reich, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2017; Fuhrmann, B., Deutschland im Mittelalter, 2017; Fenske, H., Auf dem Weg zur Demokratie – Das Streben nach deutscher Einheit 1792-1871, 2018; Hewitson, M., Germany and the Modern World 1880-1914, 2018; Fröhlich, P., Der unterirdische Kampf – Das Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt 1924-1943, 2018; Machtan, L., Kaisersturz, 2018; Freytag, N., Das wilhelminische Kaiserreich 1890-1914, 2018; November 2018 – Revolution an der Ostsee und im Reich, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2019, 2019; Keyserlingk-Rehbein, L. v., Nur eine „ganz kleine Clique“? Die NS-Ermittlungen über das Netzwerk vom 20. Juli 1944, 2018 (Kontakte zwischen 132 Regimegegnern); Arand, T., 1870/71 – Die Geschichte des deutsch-französischen Krieges, 2019, 2. A. 2019; Bremm, K., 70/71. Preußens Triumph über Frankreich und die Folgen, 2019; Solem, E., Learning Empire, 2019; Heinemann, W., Unternehmen „Walküre“ – Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, 2019; Gendering Post - 1945 German History, Entanglements, hg. v. Hagemann, K. u. a., 2019; Haardt, O., Bismarcks ewiger Bund, 2020; Bauer, G./Protte, K./Wagner, A., Krieg Macht Nation – Wie das Deutsche Kaiserreich entstand, 2020, Fischer; R., Wilhelm I. Vom preußischen König zum ersten deutschen Kaiser, 2020; Epkenhans, M., Die Reichsgründung 1870/71, 2020; Conze, E., Schatten des Kaiserreichs, 2020
Deutschland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jahrhundert bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1347 [MGConst. VIII 299, HistZ. 132 1925 459ff., 1398 CDPruss. VI 69] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine durch Zusammenziehung aus (mhd.) daz diutsche lant entstandene, in dem 14. Jahrhundert allgemeiner verwendete Bezeichnung für das Gebiet des →Deutschen Reiches bzw. das von Deutschen überwiegend besiedelte Gebiet.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gebhardt, B., Handbuch der deutschen Geschichte, 1891f., 3. A. 1906, 4. A. 1910, 5. A. 1913, 6. A. 1922f., 7. A. 1930, 8. A. 1954ff., 9. A., hg. v. Grundmann, H., 1970; Andreas, W., Deutschland vor der Reformation, 1932; Keyser, E., Bevölkerungsgeschichte Deutschlands, 1938; Kienast, W., Deutschland und Frankreich in der Kaiserzeit (900-1270), 1974f.; Raumer, K. v. u. a., Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, 1980; Deutschlands Grenzen, hg. v. Demandt, A., 3. A. 1993; Haverkamp, A., Aufbruch und Gestaltung, Deutschland 1056-1273, 1984; Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung, 1985; Angermeier, H., Deutschland zwischen Reichstradition und Nationalstaat, ZRG GA 107 (1990), 19; Nipperdey, T., Deutsche Geschichte 1866-1918, Bd. 1f. 1990ff.; Brühl, C., Deutschland – Frankreich, 1990; Baum, W., Reichs- und Territorialgewalt, 1994; Fried, J., Der Weg in die Geschichte, 1994; Steininger, R., Deutsche Geschichte seit 1945, 1996ff.; Ritter, G., Über Deutschland, 1998; Schulze, H., Kleine deutsche Geschichte, 1998; Staatliche Vereinigung – fördernde und hemmende Elemente in der deutschen Geschichte, hg. v. Brauneder, W., 1998; Reich oder Nation?, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1998; Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Institut für Länderkunde, Bd. 1ff. 1999ff.; Stürmer, M., Das Jahrhundert Deutschlands, 1999; Dirlmeier, U. u. a., Deutsche Geschichte, 1999; Laufs, A., Ein Jahrhundert wird besichtigt, (in) JuS 2000, 1; Winkler, H., Der lange Weg nach Westen, Bd. 1f. 2000; Seibt, F., Das alte böse Lied, 2000; Föderative Nation. Deutschlandkonzepte von der Reformation bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Langewiesche, D. u. a., 2000; Kielmannsegg, P. Graf, Nach der Katastrophe, 2000; Küsters, H., Der Integrationsfriede, 2000; Green, A., Fatherlands – State Building and Nationhood in Nineteenth Century Germany, 2001; Holste, H., Der deutsche Bundesstaat im Wandel (1867-1933), 2001; Laufs, A., Ein Jahrhundert wird besichtigt – Rechtsentwicklungen in Deutschland im 20. Jahrhundert, ZRG GA 118 (2001), 1; Kocka, J., Das lange 19. Jahrhundert, 2001; Köhler, H., Deutschland auf dem Weg zu sich selbst, 2002; Fenske, H., Deutsche Geschichte, 2002; Schabert, T., Wie Weltgeschichte gemacht wird. Frankreich und die deutsche Einheit, 2002; Plato, A. v., Die Vereinigung Deutschlands, 2002; Lexikon der deutschen Geschichte von 1945 bis 1990, hg. v. Behnen, M., 2002; Holste, H., Der deutsche Bundesstaat im Wandel, 2002; Deutschland 1949-1989, hg. v. Elvert, J. u. a., 2003; Wolfrum, E., Die Deutschen im 20. Jahrhundert, 2004; Goertz, H., Deutschland 1500-1648, 2004; Grigoleit, K., Bundesverfassungsgericht und deutsche Frage, 2004; Pagenkopf, O., Die Hauptstadt in der deutschen Rechtsgeschichte, 2004; Ehmer, J., Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie 1800-2000, 2004; Weichlein, S., Nation und Region, 2004; Rexroth, F., Deutsche Geschichte im Mittelalter, 2005; Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, hg. v. Schildt, A., 2005; Helm, I. u. a., Die Geschichte Norddeutschlands, 2005; Weber-Fas, R., Epochen deutscher Staatlichkeit, 2006; Kühne, J., Zu Veränderungsmöglichkeiten der Oder-Neiße-Linie nach 1945, 2006, 2. A. 2008; Glaser, R. u. a., Geographie Deutschlands, 2007; Wagner, A., Die Entwicklung des Lebensstandards in Deutschland zwischen 1920 und 1960, 2008; Langewiesche, D., Reich, Nation, Föderation, 2008; Das Deutsche Kaiserreich in der Kontroverse, hg. v. Müller, S. u. a., 2009; Rödder, A., Deutschland einig Vaterland, 2009; Uhl, M., Die Teilung Deutschlands, 2009; Gehler, M., Deutschland, 2010; Staat und Recht in Teilung und Einheit, hg. v. Krüper, J. u. a., 2011; Müller, C., US-Truppen und Sowjetarmee in Deutschland, 2011; Mittler, G., Geschichte im Schatten der Mauer, 2011; Stangel, M., Die Neue Linke und die nationale Frage, 2013; Wien, B., Weichensteller und Totengräber – Ludendorff, von Hindenburg und Hitler 1914-1927, 2013; Herbert, U., Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, 2014; Möglich, M., Deutschland überall, 2015; Die physische Geographie Deutschlands, hg. v. Zöller, L., 2017; Brenner, W., Das deutsche Datum – Der neunte November, 2019; Weber, P., Getrennt und doch vereint. Deutsch-deutsche Geschichte 1945-1989/90, 2020
Deutschlandvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der das Besatzungsstatut der westlichen alliierten Siegermächte für ihre Besatzungszonen aufhebende Vertrag der Westmächte mit der Bundesrepublik Deutschland von dem 26. 5. 1952/5. 5. 1955. Er löst die →Alliierte Hohe Kommission auf und schreibt der Bundesrepublik Deutschland die volle Macht eines souveränen Staates über ihre inneren und äußeren Angelegenheiten zu.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Die Rechtsstellung Deutschlands, hg. v. Rauschning, D., 1985; Kohl, H., Ich wollte Deutschlands Einheit, 1996
Deutschösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (in dem 19. Jahrhundert die inoffizielle Bezeichnung für die deutschsprachigen Gebiete Österreich-Ungarns und danach) die an dem 30. Oktober 1918 (str., Staatsgründungsbeschluss) entstandene, an dem 12. 11. 1918 (Beschluss über die republikanische Regierungs- und Staatsform) von der provisorischen Nationalversammlung der deutschsprachigen Teile →Österreichs ausgerufene Republik, die ein Bestandteil der Deutschen Republik sein und nach dem Grundsatz der Selbstbestimmung das geschlossene Siedlungsgebiet der Deutschen innerhalb der bisher in dem Reichsrat Österreichs vertretenen Königreiche und Länder umfassen soll (einschließlich Deutschsüdmähren, Deutschsüdböhmen, Sudetenland, Brünn, Iglau, Olmütz). Der an dem 10. 9. 1919 zwischen Österreich und den alliierten Mächten geschlossene Vertrag von Saint Germain(-en-Laye) schließt dies auf Grund der Interessen der nichtdeutschen (Welt-)Mächte in Art. 88 aus beziehungsweise macht es von der nie erteilten Zustimmung des Völkerbunds abhängig. Das Deutsche Reich anerkennt in dem Vertrag von Versailles von dem 28. 6. 1919 notwendigerweise die Unabhängigkeit Österreichs. Mit Gesetz von dem 21. 10. 1919 ändert Österreich seinen Namen in Republik Österreich und lehnt (wegen des damit verbundenen Einstehenmüssens) die Rechtsnachfolge nach der Monarchie (nochmals) ab.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 220; Baltl/Kocher; Merkl, A., Die Verfassung der Republik Deutschösterreich, 1919; Brauneder, W., Eine Republik entsteht, 1999; Brauneder, W., Deutsch-Österreich 1918, 2000; Krämer, K., Die Bestrebungen für einen Zusammenschluss zwischen Österreich und Deutschland, Diss. phil. Hannover 2003
Deutschtirol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in Gegensatz zu Welschtirol der deutschsprachige Teil der verschiedensprachige Gebiete unter einer Herrschaft zusammenfassenden Grafen von Tirol bzw. Grafschaft Tirol. Deutschtirol reicht südlich in dem Tal der Etsch 1 bis zu der Salurner Klause.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der freien bäuerlichen Erbleihe Deutschtirols im Mittelalter, 1903; Stolz, O., Deutschtirol, 1910; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 1983, 2. A. 1988, 3. A. 2001
devestieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar) entkleiden, Gewere entziehen
Devestierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., Verb devestieren) ist in dem kirchlichen Recht die das Gegenstück zu der sichtbar gemachten Bekleidung (Investierung oder Investitur) mit einem Amt bei dessen Übertragung bildende, ebenfalls sichtbar gemachte Entkleidung von dem Amt bei dessen Entzug (beispielsweise Papst Formosus 897, Petrus Leonis 1139, Jan Hus auf dem Konstanzer Konzil 1414-1418, Alfred Dreyfus Frankreich 1894). In der Gegenwart wird die Devestierung wie die Investierung nicht mehr durchgeführt.
Lit.: Kober, F., Die Deposition und Degradation, 1867; Kantorowicz, E., The King’s Two Bodies, 1957
Devolution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1832 bezeugt – nicht in EDEL – und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist der Übergang eines Rechtes von einer Person auf eine andere, insbesondere in der Kirche der Übergang des Rechtes zu der Verleihung eines Amtes auf den nächsthöheren Oberen, wenn der an sich zuständige Berechtigte sein Recht nicht oder nicht rechtmäßig ausübt. Die Devolution findet sich sachlich bereits bei Justinian. Seit dem 13. Jahrhundert schränkt die Kirche den Anwendungsbereich ein.
Lit.: Ebers, G., Devolutionsrecht, 1906, Neudruck 1965; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 343
Dezember (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1290 bezeugt – um 1200 [Arzneibuch Ipocratis] in EDEL aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M.) zehnter Monat der Römer bzw. später zwölfter Monat
Dezemberverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in →Österreich eine Gesamtheit von sechs an dem 21. 12. 1867 erlassenen Gesetzen (Gesetz über die Ministerverantwortlichkeit, Staatsgrundgesetz über die Reichsvertretung [Novellierung des Grundgesetzes der Februarverfassung von 1861 mit Herrenhaus, Abgeordnetenhaus, kaiserlichem Vetorecht und Notverordnungsrecht], Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger [übernimmt Gesetz zu dem Schutze der persönlichen Freiheit und Gesetz zu dem Schutz des Hausrechts aus dem Jahr 1862], Staatsgrundsetz über die Einsetzung eines Reichsgerichts [verfassungsgerichtliche und verwaltungsgerichtliche Zuständigkeiten des Reichsgerichts], Staatsgrundgesetz über die richterliche Gewalt [Trennung von Rechtspflege und Verwaltung, Unabhängigkeit des Richters, Mündlichkeit, Öffentlichkeit, Anklageverfahren, Geschworenengerichte, Ankündigung eines Verwaltungsgerichtshofs], Staatsgrundgesetz über die Ausübung der Regierungs- und Vollzugsgewalt [beispielsweise Bindung an die Gesetze], Delegationsgesetz über das Verhältnis zwischen der österreichischen und der ungarischen Reichshälfte und deren Beziehung zu dem gemeinsamen Monarchen), die beispielsweise einen Reichsrat mit Herrenhaus und Abgeordnetenhaus, Grundrechte in neunzehn Artikeln, ein Reichsgericht als Verfassungsgerichtshof sowie Trennung von Verwaltung und Justiz vorsehen.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfOeDezember1867.doc; Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; Haider, B., Die Protokolle des Verfassungsausschusses des Reichsrates von 1867, 1997
Dezennalrezess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zehn Jahre laufende Steuerbewilligungsbeschluss der Landstände, den Maria Theresia seit 1749 (außer in Kärnten) in ihren Ländern politisch erzwingt.
Dezision (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1555 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Entscheidung, Urteil
Diakon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in besonderer Bedeutung 1964 – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. 119, 1339 HHildeshUB. IV 821, Richofen, WB. 686] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Lehnwort aus dem Griechischen, „Diener, Helfer“) ist in der Antike ein dem Bischof untergeordneter Diener oder Gehilfe, danach eine Vorbereitungsstufe (Weihegrad) auf dem Weg zu der Priesterschaft. In der protestantischen Kirche gewinnt der Diakon seit dem 19. Jahrhundert, in der katholischen Kirche seit dem zweiten Vatikanischen Konzil an Bedeutung. Hier ist der Diakon, der auch verheiratet sein kann, ermächtigt, viele liturgische Handlungen selbständig vorzunehmen (ausgenommen Eucharistie und Bußsakramenterteilung).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Reynolds, R., The Ordinals of Christ, 1978; Der Diakon, hg. v. Plöger, J. u. a., 1980; Landau, P., Officium und libertas christiana, 1991; Will, J., Die Rechtsverhältnisse zwischen Bischof und Klerus im Dekret des Bischofs Burchard von Worms, 1992; Handbuch Geschichte der deutschen evangelischen Diakonie, hg. v. Kaiser, J., 2000; Schmuhl, H. u. a., Diakonie in der Diaspora, 2015; Geschichte der Diakonie in Quellen, hg. v. Schäfer, G. u. a. 2019
Dialogus (M.) de scaccario (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,Gespräch über das Schatzamt) des Schatzmeisters Richard von Ely (um 1178) ist ein Lehrgespräch (Dialog) zwischen Lehrer und Schüler über die von dem Schatzamt (lat. [N.] scaccarium, engl. exchequer) in Finanzangelegenheiten angewandten Rechtssätze des englischen Rechtes. S. Google
Lit.: Busz, H., Zur Entstehungsgeschichte des Scaccarium, ZRG GA 35 (1914), 437; Richard von Ely, Dialog über das Schatzamt, übers. v. Siegrist, M., 1963; Dialogus de Scaccario, hg. v. Carter, F. u. a., 1983
Diät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Reisediät und Seelendiät - nicht bezeugt und in DW2 1230 als Lebensweise und 1647 als Taggeld bezeugt – um 1230 [Diu Crône von Heinrich von dem Türlin] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [CoutSPierreGand 319] in drei Stellen als Tagfahrt und Taggeld [1731 ÜberlingenStR. 676] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ursprünglich die geregelte Lebensweise oder der Aufenthaltsort. Diäten sind seit dem 20. Jahrhundert die (in leichter gesetzgeberischer Selbstbedienung zunehmend höhere) Entschädigung des Abgeordneten für die von ihm anfangs ohne Entgelt für politische Arbeit aufgewandte Zeit (Gesetz des Deutschen Reiches von dem 21. 5. 1906).
Lit.: Butzer, H., Diäten und Freifahrt, 1999; Urban, N., Die Diätenfrage, 2003
dichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1790 bezeugt - 2. Hälfte 8. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [SächsWChr. 313] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schaffen, erfinden, in Wörtern ein Kunstwerk bilden
Dichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1160 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1421 [HildeshUB. III 432] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb dichten 2. Hälfte 8. Jh.) ist der Verfasser eines in Wörtern gefassten Kunstwerks wie beispielsweise des Hildbrandslieds.
Dichterkrönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1886 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich von 1315 (Albertino Mussato Universität Padua) bis 1804 (Karl Reinhard) nachweisbare Ehrung von Dichtern durch Krönung seitens der Päpste und Fürsten.
Lit.: Broadus, E., The Laureateship, 1921; Konrad Celtis und Nürnberg, hg. v. Fuchs, F., 2004
Dichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1386 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1890 [Badisches Landrecht] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das in Wörtern gebildete Kunstwerk, das auch vielfältige Bezüge zu dem Recht aufweisen kann.
dictare, dictāre, lat., V., wiederholt sagen, vorsagen, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *deik̑-, V., zeigen, weisen, sagen
dictator, dictātor, lat., M., Befehlshaber, Diktator, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre
dictatura, dictātūra, lat., F., Diktatur, Amt des Diktators, Geschäft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre
dictatus, dictātus, lat., M., Diktieren, gr. ὑπαγόρευσις (hypagóreusis) Gl, ὑπηγορία (hypēgoría) Gl, Gennad. (Ende 5. Jh. n. Chr.), Gl, s. dictāre
Dictatus (M.) papae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) sind fünf in dem ersten und zweiten Buch des Registers der Briefe Papst Gregors VII. als Dictatus papae bezeichnete Stücke bzw. genauer 27 undatierte Sätze Gregors VII. (1073-1085), die zwischen zwei Briefen von dem 3. und 4. 3. 1075 in das Register eingetragen sind und ohne erkennbare Ordnung Vorrang und Vorrechte der römischen Kirche und des Papstes betonen, jedoch keine zeitgenössische Wirksamkeit entfalten.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Dictatuspapae1073-1085(latein).htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Dictatuspapae1073-1085(deutsch).htm; Kroeschell, DRG 1; Caspar, E., Das Register Gregors VII., (in) Monumenta Germaniae Historica, Epistolae selectae Bd. 2,1 1920, 201; Hofmann, K., Der Dictatus papae, 1933; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hoffmann, H., Zum Register und zu den Briefen Papst Gregors VII., DA 32 (1976), 86; Fuhrmann, H., Papst Gregor VII. und das Kirchenrecht, (in) Studi Gregoriani 13 (1898), 123
Dieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt - drittes Viertel 8. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 162, II 472, III 186, 382] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich wohl seit Entstehung von Besitz und Eigentum des Menschen mögliche Täter des →Diebstahls.
Lit.: Blauert, A./Wiebel, E., Gauner- und Diebslisten, 2001; Siciliano, D., Das Leben des fliehenden Diebes, 2003, 2. A. 2013; Gehrlach, A., Diebe, 2016
Diebstahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jh. bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [DspLR. Art. 110] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die (gewaltlose) Wegnahme einer fremden beweglichen Sache in der Absicht, sich (oder einem Dritten) dieselbe rechtswidrig zuzueignen (bzw. ganz allgemein eine Form der Vermögensschädigung). In dem altrömischen Recht hat die Sachentziehung (lat. [N.] furtum) grundsätzlich die Leistung des Doppelten des Wertes und die Infamie als Folgen. In der klassisch-römischrechtlichen Zeit wird der Diebstahl zunehmend öffentlich verfolgt und mit Strafe geahndet. Justinian betont daneben den Ausgleich mit dem Doppelten. In dem Mittelalter wird zunächst der Diebstahl, dessen Kennzeichen die Heimlichkeit ist, mit einer →Buße geahndet. Mit der Landfriedensgesetzgebung wird der große Diebstahl einer wertvolleren Sache mit der →Todesstrafe (Hängen), der kleine Diebstahl einer geringerwertigen Sache mit der →Leibesstrafe (Haut und Haar) bedroht, wobei die Grenze zwischen groß und klein an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten verschieden gesetzt wird. Die →Constitutio Criminalis Carolina (1532) scheidet Diebstahl, Raub und Unterschlagung, doch setzt sich dies nicht vollständig durch und werden Diebstahl und rezipiertes (lat. [N.]) furtum vielfach vermengt. Erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird der Diebstahl endgültig eingeengt und die Todesstrafe für Diebstahl allmählich beseitigt. 1851 wird in Preußen auch die Trennung von großem Diebstahl und kleinem Diebstahl aufgegeben.
Lit.: Kaser § 51 I; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 27, 48, 65, 86, 119, 158; Hälschner, H., System des preußischen Strafrechts, 1868, 2, 388ff.; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931, 459ff.; Fischer, H., Der Diebstahl in den Volksrechten, 1942; Janßen, H., Der Diebstahl, Diss. jur. Göttingen 1969; Hagemann, H., Von dem Diebstahl im altdeutschen Recht, (in) FS H. Krause 1975, 1; Wirtz, H., Versuch und Vollendung beim einfachen Diebstahl in Rechtsprechung und Dogmatik der Partikularrechte, Diss. jur. Kiel 1976; Stackmann, N., Die Rechtsprechung des preußischen Obertribunales zum Diebstahl, Diss. jur. München 1989; Schnyder, S., Tötung und Diebstahl, 2010; Gehrlach, A., Diebe, 2016
dienen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [Ahd.Gl. I 104, 206f., 207] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) folgen, unterstützen, für einen anderen tun
Dienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [Ahd.Gl. I 148] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb dienen 765) ist die Tätigkeit eines Menschen für einen anderen. Die Grundlage hierfür ist verschieden, kann aber auch in dem römischen Recht und ab dem Hochmittelalter in einem →Dienstvertrag bestehen.
Lit.: Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Biographisches Handbuch des deutschen auswärtigen Dienstes 1871-1945, hg. v. Auswärtigen Amt, Bd. 1ff. 1999ff.; Concepts and Patterns of Service in the Later Middle Ages, hg. v. Curry, A. u. a., 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Bartmann, C., Die Rückkehr der Diener, 2016
Dienstadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und ohne Zeitangabe in älteren deutschen Rechtsquellen [DWB, II 1120, Gutzeit, Livl. I 187], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, M.) ist sachlich der durch Dienst für einen Herrn entstehende Adel beispielsweise der zunächst unfreien Dienstmannen aber auch ursprünglich Freier in dem ausgehenden Frühmittelalter.
Lit.: Bosl, K., Die Reichsministerialität, 1950/1; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1989; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstiftes Konstanz, 1999; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005
dienstbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jh. [Mone, QS. III 482] bzw. 1369 [BadenArgStR. 18] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu Dienst pflichtig, zu Dienst bereit
Dienstbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 14. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Tomaschek, Trient 114] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Lehnübertragung von lat. [F.] servitus, Adjektiv dienstbar 1200) ist das beschränkte dingliche Recht an einer Sache, das den Eigentümer in einzelnen Beziehungen in der Benutzung der Sache oder in der Ausübung seiner Rechte zu Gunsten eines anderen oder des Berechtigten einer anderen Sache beschränkt. In dieser Beziehung kennt das altrömische Recht bereits (lat. [N.]) iter (Pfad), [M.] actus (Trift), [F.] via (Weg) und [M.] aquaeductus (Wasserleitung), die als handgreifbare Sachen (lat. [F.Pl.] res mancipi) behandelt werden. Dabei werden eine in einem Tun bestehende Dienstbarkeit, eine Dienstbarkeit an einer eigenen Sache und die Ersitzung einer Dienstbarkeit abgelehnt. Spätestens Justinian (527-565) lässt auch die Personalservitut zu. Nach diesen römischen (lat. [F.Pl.]) servitutes finden sich verschiedene beschränkte dingliche Nutzungsrechte vor allem an Liegenschaften seit dem Hochmittelalter auf unterschiedlicher Grundlage. Seit dem Spätmittelalter werden die römischen Regeln über Servituten in abgeänderter Form aufgenommen. Danach kann jede Nutzung beliebiger Art Gegenstand einer Dienstbarkeit sein, auch ein Tun (sog. deutschrechtliche Dienstbarkeit). Sie kann sogar dem Eigentümer der Sache zustehen. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) folgt weitgehend dem römischen Recht.
Lit.: Kaser § 28; Hübner; Köbler, DRG 26, 125, 163; Naendrup, H., Zur Geschichte deutscher Grunddienstbarkeiten, 1900; Birzer, B., Altrechtliche Dienstbarkeit in der Oberpfalz, Diss. jur. Regensburg 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Dienstleistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1528 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1684 [Lünig, CJMilit. Anh 177] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Leistung eines Dienstes für einen anderen durch einen Menschen.
Lit.: Dienstleistungen, hg. v. Gilomen, H. u. a., 2007
Dienstmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 402, 441, II 77, III 134, 183, 396] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der durch Dienst allmählich in den Adel aufsteigende Unfreie. Dies ist sowohl in dem Dienst des Königs (Reichsdienstmann) wie auch in dem Dienst eines anderen Herrn möglich. In dem 19. Jahrhundert ist Dienstmann die Bezeichnung eines amtlich angestellten Gepäckträgers.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Loesch, H. v., Das kürzere Kölner Dienstmannenrecht, ZRG GA 44 (1924), 298; Haendle, O., Die Dienstmannen Heinrichs des Löwen, 1930; Bumke, J., Studien zum Ritterbegriff, 1964, 2. A. 1977; Jendorff, A., Verwandte, Teilhaber und Dienstleute, 2003
Dienstrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1310 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1310?, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für eine Diensttätigkeit geltende Recht. In dem Mittelalter gibt es für die Dienstmannen eines Herrn verschiedentlich ein besonderes, manchmal schriftlich niedergelegtes Recht (beispielsweise Limburg 1035, Bischof von Bamberg [1057-64], Sankt Maximin bei Trier, Grafen von Ahr, Erzbischof von Köln [um 1154], Bischof von Basel, Grafen von Tecklenburg), das mit dem Aufstieg der Dienstmannen in den niederen Adel in dem allgemeinen Lehnrecht aufgeht. In der jüngeren Neuzeit ist unter Dienstrecht vor allem das Recht des öffentlichen d. h. staatlichen Dienstes zu verstehen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 104; Loesch, H. v., Das kürzere Kölner Dienstmannenrecht, ZRG GA 44 (1924), 298; Stech, L., Die Dienstrechte von Magdeburg und Hildesheim, Diss. jur. Göttingen 1965
Dienstvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1832 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Gutzeit, Livl. I 188] in 1 Stelle belegt - nach U. Köbler 1794 – und in Google sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegenseitige Vertrag, in dem sich der eine Teil (Dienstverpflichteter) zu der Leistung vereinbarter Dienste irgendeiner Art, der andere Teil (Dienstberechtigter) zu der Entrichtung der vereinbarten Vergütung verpflichtet. In dem klassischen römischen Recht gehört dieser Vertrag zu der Gruppe von Verhältnissen, die in dem in seiner Vorgeschichte unklaren Konsensualkontrakt (lat.) →locatio conductio ([F.] Hinstellung - Mitführung) zusammengefasst sind (→locatio conductio operarum, locator ist Dienstnehmer, conductor ist Dienstgeber, grundsätzlich auf bestimmte Zeit gegen Entgelt). Er hat deswegen aber nur einen geringen Anwendungsbereich, weil die sehr häufigen Dienste der Sklaven auf Grund ihres Status als Sklave und damit nicht auf Grund eines Vertrags erbracht und höhere Dienste (lat. artes [F.Pl.] liberales) nicht durch Entgelt entlohnt, sondern durch Ehrengaben (lat. [N.] honorarium) anerkannt werden. Auch in dem Frühmittelalter werden Dienste besonders auf Grund grundherrschaftlicher Abhängigkeit oder lehnsrechtlicher Verbindung geleistet. Diese personenrechtlichen Abhängigkeitsverhältnisse werden nur in der hochmittelalterlichen Stadt durch den Dienstvertrag ersetzt (Gesinde, Gesellen). In der frühen Neuzeit werden auch höhere Dienste entgeltlich. Das 19. Jahrhundert hebt die personenrechtlichen Abhängigkeitsverhältnisse auf, regelt den Dienstvertrag in dem Wesentlichen römischrechtlich und erhofft sich von dem freien Spiel der Kräfte den gerechten Ausgleich (beispielsweise §§ 611ff. BGB). Da dieser wegen der ungleichen wirtschaftlichen Gewichtigkeit von Dienstgeber und Dienstnehmer ausbleibt, entwickelt sich der besondere →Arbeitsvertrag für das abhängige, fremdbestimmte Dienstverhältnis, so dass der Dienstvertrag sich auf wenige Anwendungsfälle beschränkt.
Lit.: Kaser § 42; Söllner §§ 10, 17; Hübner; Köbler, DRG 45, 127, 166, 215, 240, 271; Gierke, O., Die Wurzeln des Dienstvertrags, (in) FS H. Brunner, 1914, 37; Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im deutschen Mittelalter, 1934; Schmelzeisen, G., Die Arbeitsordnungen in den jüngeren Berggesetzen, ZRG GA 72 (1955), 111; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Amann, P., Abgrenzung und Anwendungsbereich von Dienstvertrag, Werkvertrag und Auftrag in der Entstehungsgeschichte des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Diss. jur. Bielefeld 1987; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Stähler, M., Der freie Dienstvertrag in der Rechtsprechung seit 1900, 2010; Pierson, T., Vom Vertrag zum Status – Das Dienstvertragsrecht der Frankfurter Dienstbriefe im alten Reich, 2019
Diepholz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Moormeyer, W., Die Grafschaft Diepholz, 1938
Dies interpellat pro homine (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., der Termin mahnt für den Menschen) ist eine Regel des Rechtes des Verzugs, die sich für das klassische römische Recht (noch) nicht nachweisen lässt. Nach mittelalterlichem deutschem Recht muss der Schuldner eine Verbindlichkeit, deren Fälligkeit durch eine Zeitangabe bestimmt ist, an diesem Zeitpunkt erfüllen. Hieraus bildet der (lat.) →usus (M.) modernus pandectarum (moderne Gebrauch der Pandekten) den Satz dies interpellat pro homine., der jedoch nicht überall anerkannt wird. Der Code civil (1804) lehnt ihn ab.
Lit.: Kaser § 37 II; Hübner 556ff.; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gregor IX. um 1170-1241, Dekretalen 3, 18, 4, an dem Ende)
Die Tat tötet den Mann (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) d. h. der äußere Erfolg – der Handlung – entscheidet -, nicht dagegen die innere Einstellung des Handelnden -).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 315 (Simrock 1846); Schildt, B., Die Tat tötet den Mann, ZRG GA 114 (1997), 380
Dietrich von Bern →Theoderich
Dietrich von Bocksdorf →Bocksdorf, Dietrich von
Dietrich von Nieheim (Nieheim/Brakel bei Paderborn um 1345-Maastricht 22. 3. 1418)
Lit.: Dietrich von Nieheim, Viridarium imperatorum et regum Romanorum, hg. v. Lhotsky, A. u. a., 1956
differentia, lat., F., Unterschied, Verschiedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. differre
Differentien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 und in DW2 nicht, aber in DW2 Wortarchiv 1628 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über differentia, lat., F., Unterschied, Verschiedenheit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. differre, des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) Unterschiede
Differentienliteratur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die ansatzweise schon in der Spätantike vorhandene, dann von den Glossatoren verbreitete Vergleichsliteratur zwischen den unterschiedlichen, gleichen Gerechtigkeitsgehalt ermöglichenden Lösungen verschiedener Rechte. Dabei wird insbesondere das römisch-weltliche Recht mit dem kirchlichen Recht oder mit den einheimischen Partikularrechten verglichen (beispielsweise Berhard Walther 1516-1584, Johann Baptist Suttinger 1662 [lat. M.Pl. Consuetudines Austriacae, österreichische Gewohnheiten], Nikolaus Beckmann 1634-1689, Johann Weingärtler 1674, Benedikt Finsterwalder).
Lit.: Köbler, DRG 143; Fontana, A., Amphitheatrum legale, 1688, Neudruck 1961, Teil III, 13; Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur, 1867, Neudruck 1957; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 1,345
differieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1596 bezeugt – 1627 [Kepler] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das lateinische differrre des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) unterscheiden
Differenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Wertdifferenz und Werthöhendifferenz nicht und in DW2 um 1270 bezeugt – 3. Viertel 13. Jahrhundert [Der Jüngere Titurel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über differentia, lat., F., Unterschied, Verschiedenheit; Cic. (81-43 v. Chr.), s. differre mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb differieren 1596 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) Unterschied
Differenzgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 1880 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf der Preisdifferenz zweier zu unterschiedlicher Zeit geschlossener Rechtsgeschäfte beruhende Rechtsgeschäft.
Lit.: Duderstadt, D., Spiel, Wette und Differenzgeschäft (§§ 762-764 BGB) in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2007
differre, lat., V., auseinander tragen, nach verschiedenen Seiten tragen, ausbreiten, verbreiten, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, ferre
dīgerere, lat., V., auseinander tragen, zerteilen, verteilen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis‑, gerere
dīgesta, lat., N. Pl., Digesten, Bibel; Q.: Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. dīgestus (1), dīgerere
Digesten (Wort – Digest – in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 in dem 14. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb., Durchgearbeitetes) (oder griech. Pandekten) sind (allgemein Gesamtdarstellungen [des römischen Rechtes] und besonders) die (9142 bzw. 9950 Fragmente) Auszüge aus (mehr als 200 von rund 2000 damals noch vorhandenen) Schriften bzw. 1528 Büchern (wahrscheinlich 39) klassischer Rechtskundiger des römischen Rechtes, die (in einem Umfang von vielleicht 1000354 Wörtern) der oströmische Kaiser Justinian 530/533 unter Beseitigung der unmittelbaren Geltung aller nicht erfassten Texte zu einem als Kompilation entstandenen Gesetz erhebt (16. 12. 533 [lat. F. Constitutio Tanta Festsetzung so groß] bzw. 30. 12. 533). Sie werden von einer Kommission vorbereitet, welcher der Rechtskundige und Justizminister Tribonian vorsitzt und welcher die vier Professoren Dorotheus und Anatolius aus Berytos (Beirut) sowie Theophilus und Cratinus aus Konstantinopel, der magister officiorum und elf Anwälte angehören (insgesamt siebzehn? Mitglieder mit unbekannt vielen Mitarbeitern). Über die erstaunlich rasche Arbeitsweise besteht keine völlige Klarheit, doch wird seit Bluhme (1820) davon ausgegangen, dass die Kommission in (4) Untergruppen einzelne Stoffmassen (Sabinusmasse aus den Kommentaren zu dem lat.[N.] ius civile, Zivilrecht, Ediktmasse aus den Ediktskommentaren, Papinianmasse aus den Werken der Spätklassiker, Appendixmasse) vielleicht auf Grund schon vorhandener vergleichender Literatur verwertet und dabei (rund 2000 Schriften mit 3000000 versus [Zeilen]) zumindest mittelbar berücksichtigt. In dem Vordergrund stehen Rechtskundige der klassischen Zeit (Ulpian [zwei Fünftel], Paulus [ein Fünftel], Papinianus, Gaius und Modestinus [zusammen ein Fünftel]). Vermutlich sind etwa fünf bis sieben Prozent (beziehungsweise fünf bis zehn Prozent) dessen aufgenommen, was zu der Zeit Justinians von den Schriften der Rechtskundigen noch vorhanden ist. Die Reihenfolge schließt sich an das prätorische Edikt an. Das Gesamtwerk ist in 50 Bücher (mit 432 Titeln und 150000 versus, Zeilen) gegliedert (Buch 1 Rechtsquellen, Bücher 2 bis 46 Privatrecht, Bücher 47, 48 Strafrecht, Buch 49 Appellation Buch 50 Verwaltungsrecht und Bedeutung von Wörtern). Die sachlichen, teilweise allerdings schon vor Justinian erfolgten Eingriffe in die Schriften werden in der Neuzeit als →Interpolationen bezeichnet, deren Umfang streitig ist. Die wohl wegen ihrer Schwierigkeit oder schwereren Verständlichkeit zwischen 603 und 1076 (erste Wiedererwähnung) in dem Westen kaum genannten Digesten sind in (zwei) Handschriften des 6. oder frühen 7. Jahrhunderts (907 Blätter umfassende, in zwei Bände 1-29 und 30-50 getrennte, vermutlich in Konstantinopel/Byzanz in dem 6. oder frühen 7. Jahrhundert zweispaltig geschriebene, spätestens in dem 9. oder 10. Jahrhundert in Italien liegende, in dem späteren 11. Jahrhundert in Süditalien wiederentdeckte, wahrscheinlich 1155 von Amalfi nach Pisa – littera Pisana Schrift aus Pisa –, 1406 von Pisa nach Florenz gebrachte [Codex Florentinus, Florentiner Handschrift] und 1553 erstmals gedruckte Handschrift) und 11. Jahrhunderts (verlorene, von der Florentina abhängige, aber nach einer von dieser unabhängigen Vorlage durchkorrigierte, vielleicht in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts möglicherweise in Süditalien geschaffene Stammform [lat. M. Codex Secundus, zweite Handschrift] der in drei Teile geteilten Vulgathandschriften) sowie drei Fragmenten des 7./8. Jahrhunderts und zwei Fragmenten des 9. Jahrhunderts (insgesamt dreigeteilt in Digestum vetus, altes Durchgearbeitetes 1-24,2, Digestum infortiatum 24,3-38,2, gestärktes beziehungsweise geschwächtes Durchgearbeitetes und Digestum novum, neues Durchgearbeitetes 39-50) überliefert. Diese Quellen ermöglichen die Aufnahme (Rezeption) der Gedankenwelt der römischen Rechtskundigen in dem Mittelalter. Zitiert werden die Digesten nach Buch, (meist) Titel, Fragment (oder Gesetz) (lat. [F.] lex) und Anfang (lat. [N.] principium = eigentlich Paragraph 1) bzw. Paragraph (der zweite Abschnitt wird als § 1 gezählt) (beispielsweise D. 8,3,23,2, früher [als ff. für Digesten] nach Titelrubrik und Anfangsworten der Fragmente). Bekannte Drucke stammen von 1523, 1553 Lelio Torelli in Florenz und 1583. S. Google
Lit.: Kaser §§ 1, 2; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Söllner §§ 22, 23; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 50, 53, 105; Digestorum seu pandectarum libri quinquaginta, hg. v. Haloander, G., 1529, Neudruck 2004; Digestorum seu Pandectarum libri quinquaginta, 1553, Neudruck 2004; Digesta et Institutiones, rec. Gebauer, G./Spangenberg, G., 1776, Neudruck 2004; Spangenberg, E., Einleitung in das Römisch-Justinianeische Rechtsbuch, 1817, 650ff.; Bluhme, F., Die Ordnung der Fragmente in den Pandektentiteln, ZRG 4 (1818), 257; Kantorowicz, H., Über die Entstehung der Digestenvulgata, ZRG RA 30 (1909), 183ff., 31 (1910), 14ff.; Schulz, F., Einführung in das Studium der Digesten, 1916; Krüger, H., Die Herstellung der Digesten Justinians, 1922; Schindler, K., Justinians Haltung zur Klassik, 1966; Archi, G., Giustiniano legislatore, 1970; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Honoré, T., Tribonian, 1978; Kaser, M., Ein Jahrhundert Interpolationenforschung, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 1979; Van de Wouw, H., Zur Textgeschichte des Infortitatum, (in) Ius Commune 11 (1984), 231ff.; Manrovani, D., Digesto e masse bluhmiane, 1987; Digesten 1-10, übersetzt v. Behrends, O. u. a., 1995, 11-20 1999, 21-27 2005, 28-34 2012; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Kaiser, W., Schreiber und Korrektoren des Cod. Florentinus, ZRG GRA 118 (2001), 133ff.; Radding, C., The Corpus Iuris Civilis in the Middle Ages – manuscripts and transmission from the sixth century to the juristic revival, 2007; Troje, H., Crisis digestorum. Studien zur historia pandectarum, 2011; Reinoso-Barbero, F., Modus allegandi textus qui in pandectis continentur, 2013; Martín Minguijón, A., Digesto, 2013
Digestum (N.) infortiatum (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat., gestärktes bzw. geschwächtes bzw. unter Verschluss gehaltenes bzw. in Kraft gesetztes Durchgearbeitetes) sind die Bücher 24,3 bis 38 der Vulgatafassung der →Digesten, wobei das in D. 38, 2, 82 beginnende Schlussstück tres partes (lat. [F.Pl.] drei Teile) heißt. S. Google
Lit.: Accursii Glossa in Digestum vetus, in Digestum infortiatum, in Digestum novum, in Codicem, in Volumen, 1487ff.; Wouw, H. van de, Zur Textgeschichte des Infortiatum, (in) Ius commune 11 (1984), 231; Whitman, J., A Note on the medival Division, (in) TRG 59 (1991), 269
Digestum (N.) novum (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat., neues Durchgearbeitetes) sind die Bücher 39-50 der Vulgatafassung der →Digesten. S. Google
Digestum (N.) vetus (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, aber in Google, lat., altes Durchgearbeitetes) sind die Bücher 1-24,2 der Vulgatafassung der →Digesten. S. Google
Dijon ist als gallorömisches Divio in dem 2. Jahrhundert n. Chr. nachweisbar. 1182 erlangt es unter den Herzögen von Burgund Stadtrecht. 1477 kommt es an Frankreich und erhält 1737 eine Universität. S. Google
Lit.: Humbert, F., Les finances municipales de Dijon, 1961; Didier, P., Les statuts de métier à Dijon aux 14e et 15e siècles, ZRG GA 94 (1977), 63; Histoire de Dijon, hg. v. Gras, P., 1981
Dikasterium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1693 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gerichtshof
Diktator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1490 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums - dictātor, lat., M., Befehlshaber, Diktator, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre - mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar
Diktatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1531 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums - dictatura, dictātūra, lat., F., Diktatur, Amt des Diktators, Geschäft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dictāre - mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb diktieren 15. Jh.) ist in dem altrömischen Recht das Amt eines von einem →Konsul in einer Notlage für eine streng befristete Zeit ernannten außerordentlichen Magistrats (Diktators) (ohne kontrollierenden Kollegen, beispielsweise T. Larcius 501 v. Chr., von Sulla und Caesar ohne zeitliche Beschränkung ausgeübt, 44 v. Chr. abgeschafft). In dem Anschluss hieran entwickeln sich unter Wiederbelebung von Diktatur in der Renaissance verschiedene Formen unbeschränkter Herrschaft eines Einzelnen oder einer Gruppe, die vielfach totalitäre Züge zeigen (beispielsweise unter Josef Stalin, Adolf →Hitler, Diktatur des Proletariats). Von 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union weisen 17 Erfahrungen mit Diktaturen (u. a. 1919 Ungarn, 1922 Italien, 1923 Spanien, 1926 Portugal, Polen, 1933 Deutsches Reich, 1934 Estland, Lettland, Österreich, Bulgarien, 1936 Griechenland, 1938 Rumänien, 1939 Spanien, daneben 1917 Sowjetunion, 1925 Albanien, 1929 Jugoslawien) auf.
Lit.: Söllner §§ 6, 13; Köbler, DRG 222; Kautsky, Z., Die Diktatur des Proletariats, 1918; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1 1972, 900; Schmitt, C., Die Diktatur, 1928, 6. A. 1994; Arendt, H., Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, 1957, 13. A. 2011; Bracher, K., Die deutsche Diktatur, 1973, 7. A. 1993; Korporativismus in den südosteuropäischen Diktaturen, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 2005; Diktaturüberwindung in Europa, hg. v. Hofmann, B. u. a., 2010; Erinnerung und Gesellschaft, hg. v. Assmann, W. u. a., 2011; Kellerhoff, S., Aus der Geschichte lernen, 2013; Diktaturen, hg. v. Hürter, J./Wentker, H., 2019
diktieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – dictieren – und in DW2 15. Jh. bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sagen, befehlen
Dilatura (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) lat. [F.], delatura, zu mlat. dilatura, F., Verzögerung, Aufschub) ist eine besondere frühmittelalterliche Buße bei Vermögensverletzung (Weigerungsbuße?).
Lit.: Köbler, LAW; Brunner, H./Schwerin, C., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 2 2. A. 1928, § 138; Goldmann, E., Zum Problem der dilatura, ZRG GA 53 (1932), 43
diligentia, dīligentia, lat., F., Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Umsicht, Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīligere
Diligentia (lat. [F.]) ist in dem spätrömischen Recht die dem sorgsamen Familienvater angemessene Sorgfalt, deren Einhaltung Schuld ausschließt, deren schuldhafte Verletzung aber eine Nachlässigkeit bedeutet.
Lit.: Kaser § 36; Köbler, DRG 63; Köbler, LAW
diligentia quam in suis (rebus) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) (Beachtung der) Sorgfalt wie in eigenen (Angelegenheiten) (schließt Verschulden etwa bei unentgeltlicher Verwahrung, Gesellschaft oder Miteigentum aus).
Dillingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Donau ist von 1549/1554 bis 1804 Sitz einer Universität.
Ding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [AhdGl. I 64, 66, 248, 300, 354, 374, 415, 452 und öfter] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen - *tenkos, Zeit – verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter und vielleicht schon vorher die (zu einer bestimmten Zeit stattfindende) Versammlung (der erwachsenen freien Männer ursprünglich eines Stammes, in dem fränkischen Reich wegen dessen großer Ausdehnung wohl bald nur noch kleinerer Gruppen oder Gebiete), in der über verschiedene Angelegenheiten gesprochen und verhandelt werden kann. Dementsprechend ist Ding die wichtigste Bezeichnung für das Gericht. Unterschieden werden dabei (bei Franken und Sachsen) echtes (ungebotenes, an festen Zeitpunkten in einer Grafschaft alle sechs Wochen und damit an jeder der drei oder vier Gerichtsstätten einer Grafschaft zweimal oder dreimal je Jahr stattfindendes) Ding und (je nach Bedarf besonders) gebotenes Ding. Das jeweils durch die besondere Hegung eröffnete Ding wird (unter freiem Himmel auf leicht sichtbaren und gut erkennbaren Hügeln oder Malbergen oder auch bei großen Bäumen oder Steinen an dem Tag) von dem König, Grafen oder von sonstigen (zunächst Thunginen, seit karolingischer Zeit) Richtern geleitet. Die inhaltlichen Entscheidungen werden von dem Umstand (Dinggenossenschaft, Genossenschaft der Dingangehörigen) oder besonderen Urteilern (Rachinburgen, Schöffen) gefällt. Diese Aufgabenteilung wird auch von den kirchlichen Sendgerichten übernommen. Dagegen erscheint seit dem 13. Jahrhundert in der Kirche der berufsmäßige Einzelrichter, der seit dem frühen 15. Jahrhundert die Laienurteiler verdrängt. In dem 16. Jahrhundert tritt dementsprechend die Verwendung von Ding in dem Sinne von Gericht zurück, hält sich aber in ländlichen Weistümern bis in das 18. Jahrhundert. In der Umgangssprache bleibt Ding in blasser, allgemeiner Bedeutung (Sache, Angelegenheit, Gegenstand, Gegebenheit) erhalten.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 85, 116; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Amira, K. v., Die Dingzeiten des Schultheißen zu Magdeburg, ZRG GA 28 (1907), 437, 29 (1908), 337; Buchwald, G., Das thüringische Hegemahl, ZRG GA 28 (1907), 444; Loening, O., Die Gerichtstermine im Magdeburger Stadtrecht, ZRG GA 30 (1909), 37; Amira, K. v., Die Dingzeiten des Schultheißen zu Magdeburg, ZRG GA 30 (1909), 310; Rietschel, S., Nochmals die Dingzeiten des Magdeburger Schultheißen, ZRG GA 30 (1909), 313; Stölzel, A., Geding und Appellation, 1911;Weber, M., Wirtschaft und Gesellschaft, 1921; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Karg-Gasterstädt, E., Althochdeutsch Thing - neuhochdeutsch Ding, (in) Verh. d. Sächs. Akad. d. Wiss. 104,2, 1958; Landwehr, G., Urteilfragen und Urteilfinden, ZRG GA 96 (1979), 1; Weitzel, J., Über Oberhöfe, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985
dingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 8. Jahrhundert [AhdGl. I 301, 626, 684, II 116, 377, 510, III 420, IV 247] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verhandeln
Dingfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1, aber in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1462 [SchleswHUSamml. IV 520] in 6 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem →Ding und auf dem Weg zu dem Ding und zurück einzuhaltende (besondere) →Friede.
dinglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jh. und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), das Ding oder die Sache betreffend
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Dinglicher Vertrag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem 19. Jahrhundert von Friedrich Carl von Savigny gedanklich entwickelte, 1872 in dem Eigentumserwerbsgesetz Preußens und 1896/1900 in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches anerkannte, sachenrechtliche Rechtsveränderungen betreffende Vertrag (Einigung über den Rechtsübergang oder die Rechtsentstehung an einem Gegenstand beispielsweise bei Übereignung oder Verpfändung) in Gegensatz zu dem schuldrechtlichen Vertrag (beispielsweise Kauf, Schenkung).
Lit.: Köbler, DRG 212; Felgenträger, W., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927
Dingliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (seit dem 16. Jahrhundert, 1548, bisheriger Erstbeleg kurmärkische Ständeakten 1551) das eine Sache (als körperlichen Gegenstand) betreffende, gegen jedermann wirkende Recht (beispielsweise [Besitz,] Eigentum, Pfand, Dienstbarkeit[, Reallast, Bergwerkseigentum, Erbbaurecht, früher vielleicht auch Bodenleihe, Lehen, Untereigentum]) in Gegensatz zu dem (persönlichen Sachenrecht bzw. zu dem) schuldrechtlichen. nur in dem Verhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner wirkenden Recht (beispielsweise Kaufpreisforderung).
Lit.: Köbler, DRG 212; Wiegand, W., Numerus clausus der dinglichen Rechte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 623; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Dingpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1328 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1331 [HannovStR. 257] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische bzw. Westgermanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Anwesenheitspflicht in dem mittelalterlichen →Ding. In welchem Umfang sie jeweils tatsächlich bestanden hat und auch verwirklicht ist, lässt sich nicht sicher bestimmen. Jedenfalls verringert König Karl (der Große) in einer wohl zwischen 770 und 780 vorgenommenen Veränderung ihren Umfang auf jährlich drei Dinge und sind einzelne verfolgte Fälle ihrer Verletzung nicht bekannt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985
Dinus de Rossonis Mugellanus ist ein bei Florenz um 1250 geborener Jurist in Bologna (commentaria, Kommentare, additiones, Zusätze, glossae contrariae, Gegenglossen, tractatus Abhandlungen beispielsweise (lat.) de successionibus ab intestato, über Erbfolgen ohne Testament, de modis arguendi, über Vorbringensweisen, ordo iudiciorum, Ordnung des Verfahrens, erste erhaltene - mit 53 Stücken umfangreiche - Sammlung von consilia, Gutachten). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 445
dioecesis, dioecēsis, diocēsis, lat., F., Diözese, Distrikt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. gr. διοίκησις (dioíkēsis), F., Diözese, Haushaltung, Verwaltung, s. latein_a_z.docx, vgl. gr. διοικειν (dioikein), V., getrennt wohnen, verwalten, besorgen
Dionysius Exiguus (Skythien um 475?-Rom um 545) ist ein skythischer Mönch, der in Rom nach dem 21. 11. 496 als Übersetzer griechische Kultur dem lateinischen Westen vermittelt und eine klar geordnete lateinische Sammlung der griechischen Quellen des Kirchenrechts (lat. [M.Pl.] canones) und der Konzilsakten (lat. [N.Pl.] decreta) herstellt ([lat.] Liber [M.] canonum, Buch der Regeln und Liber [M.] decretorum. Buch der Dekrete). Seine vielfach abgeänderte Sammlung ist durch zahlreiche Handschriften überliefert. 774 überreicht Papst Hadrian König Karl (dem Großen) die so genannte Dionysio-Hadriana, dionysisch-hadrianische Sammlung. Bei der Übernahme der alexandrinischen Berechnung des Osterdatums führt Dionysius Exiguus (nach Eusebius von Caesarea) die Jahreszählung von Christi Geburt an (um 5 bzw. 4 Jahre zu spät beginnend) ein. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 53, 80; Strewe, A., Die Canones-Sammlung des Dionysius Exiguus, 1931; Wurm, H., Studien und Texte zur Dekretalensammlung des Dionysius Exiguus, 1939; Peitz, W., Dionysius Exiguus als Kanonist, 1945; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Mordek, H., Kirchenrecht und Reform, 1975
Diözese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1524 aus dem Griechischen aufgenommen - 1510/1530 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Amtsgebiet eines Bischofs (der katholischen Kirche, Bistum)
Diplom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1610 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. latein_a_z.docx, lat. [N.] diploma, Verdoppeltes) ist in dem römischen Altertum zunächst die durch einfaches Falten doppelt gelegte Urkunde, danach die von dem Senat, einem höheren Magistrat oder von dem Kaiser ausgestellte Urkunde. Das Mittelalter nennt Urkunden beispielsweise (lat.) charta, instrumentum, litterae, pagina, testamentum. Seit dem 17. Jahrhundert (Jean Mabillon 1632-1707) ist Diplom die Herrscherurkunde, die nach dem Ausstellerwillen dauernde Rechtskraft haben soll. In der Gegenwart ist Diplom der Abschluss einer höheren Ausbildung und die darüber erteilte Urkunde.
Lit.: Monumenta Germaniae Historiaca, Diplomata; Erben, W., Die Kaiser- und Königsurkunden des Mittelalters, 1907, 181, 238; Classen, W., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977; Kölzer, D., Merowingerstudien, Bd. 1f. 1998f.
diploma, diplōma, duplōma, lat., N., Urkunde, Handschreiben, Diplom, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. δίπλωμα (díplōma), N., zusammengelegtes Schreiben, Geleitsbrief, Reisepass; vgl. gr. διπλόος (diplóos), Adj., doppelt, zwiefach, zweifach
Diplomat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1580 bezeugt – 1811 [Goethe] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Französischen aufgenommen sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv diplomatisch 1748, auf Urkunden beruhend) ist der (durch Diplom ausgewiesene, geschickt handelnde) Vertreter eines Staates in politischen Angelegenheiten meist in, gegenüber und mit anderen Staaten.
Lit.: Le diplomate au travail, hg. v. Babel, R., 2005; Wohlan, M., Das diplomatische Protokoll im Wandel, 2013; Widmer, P., Diplomatie, 2014; Rack, K., Unentbehrliche Vertreter – Deutsche Diplomaten in Paris 1815-1870, 2017; Diplomatie et „relations internationales“ au Moyen Âge, hg. v. Moeglin, J. u. a., 2017; Fedele, D., Naissance de la diplomatie moderne, 2017
Diplomatik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1761 bezeugt – 1748 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., [in dem 17. Jahrhundert entwickelte] Urkundenlehre [zwecks Unterscheidung echter und gefälschter Urkunden an Hand äußerer und innerer Merkmale]) →Diplom, Urkunde
Lit.: Mabillon, J., De re diplomatica, 1681; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, 1889, 2. A. 1912ff.; Rosenmund, R., Die Fortschritte der Diplomatik seit Mabillon, 1897; Diplomatik im 21. Jahrhundert, (in) Archiv für Diplomatik 52 (2006), 233; Vogtherr, T., Urkundenlehre, 2007; Digitale Diplomatik, hg. v. Vogeler, G., 2009
diplomatisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1748 bezeugt – 1748 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Mittellateinischen aufgenommen und über das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Diplomat und Diplomatik betreffend
Diplomjurist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der Gegenwart der seine wissenschaftliche Berufsvorbildung mit einem Diplom abschließende Jurist (beispielsweise in der früheren Deutschen Demokratischen Republik, an Fachhochschulen oder seit 2001 auch an einigen juristischen Fakultäten der Bundesrepublik Deutschland).
Lit.: Kutschke, T., Diplom-Jurist für jedermann, (in) JuS 2003, 205
Diplovatacio, Tommaso (Korfu 25. 5. 1468-Pesaro 29. 5. 1541) verfasst nach dem Studium (des Rechtes) in Salerno, Neapel, Padua (Jason de Mayno), Perugia und Ferrara (1490) bis 1511 einen unvollständig geschriebenen (lat.) Tractatus (M.) de praestantia doctorum (Abhandlung über den Vorrang der Doktoren), in dem er die bedeutendsten Rechtskundigen des Altertums und Juristen des Mittelalters beschreibt (De claris iuris consultis, Über bedeutende Rechtskundige). S. Google
Lit.: Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995, 172
directorium, dīrēctōrium, lat., N., vorgeschriebener Reiseweg, Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīrigere
Directorium in publicis et cameralibus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) ist die nach Vorstufen (seit 1744 Repräsentationen und Kammern, 1748 dem Herrscher unmittelbar unterstellt) 1749 unter Maria Theresia für Österreich geschaffenene Behörde, in der unter Ausschluss der Stände die innere Verwaltung und die Finanzverwaltung für alle Erbländer vereinigt werden. Zugleich werden die Hofkanzleien aufgelöst und ihre verbliebenen Zuständigkeiten der obersten Justizstelle übertragen. 1761 wird das Directorium in publicis et cameralibus zerschlagen (beispielsweise Verwaltungsrechtspflege an oberste Justizstelle, Anderes an Böhmisch-Österreichische Hofkanzlei), von 1792 bis 1797 unter anderem Namen nochmals kurzfristig hergestellt.
Lit.: Walter, F., Die österreichische Zentralverwaltung, 1938
directus, dīrēctus, dērēctus, lat., Adj., gerade gerichtet, in gerader Richtung laufend, gerade (Adj.) (2), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z_docx., s. dīrigere
direkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt – 1497 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.), unmittelbar (beispielsweise direkte, ohne abgeordnete, repräsentierende Organe bestehende Demokratie)
dirigere, dīrigere, dērigere, dīriguere, lat., V., gerade richten, gerade machen, geradeaus laufen lassen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, regere
disciplina, disciplīna, discipleina, discipulīna, lat., F.: nhd. Schule, Lehre, Unterricht, Unterweisung, Wissenschaft, Kunst, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx., s. discipulus, →Disziplin
discipulus, lat., M., Schüler, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. *discipere, lat., V., erfassen, begreifen, s. dis-, capere
Dispens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nach 1504 bezeugt – nach 1504 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und nach 1504 aus dem Lateinischen aufgenommen sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. auch F., zu lat. [F.] dispensatio, Abwiegen, Zuteilen) ist die Befreiung, insbesondere in dem katholischen Kirchenrecht die durch die zuständige Autorität auf Grund Billigkeit erteilte Befreiung von der Geltung eines Rechtssatzes in dem begründeten Sonderfall.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hove, A. van, De privilegiis et dispensationibus, 1939; Bindschedler, U., Die Dispensation, 1958; Mussgnug, R., Der Dispens von gesetzlichen Vorschriften, 1964; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Schmugge, L., Kirche, Kinder, Karrieren, 1995; May, G., Die Auseinandersetzungen zwischen den Mainzer Erzbischöfen und dem Heiligen Stuhl um die Dispensbefugnis im 18. Jahrhundert, 2007
Dispensehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1919) ist die auf Grund eines (evtl. weltlichen) Dispenses von einem kirchenrechtlichen Ehehindernis (beispielsweise bestehende Ehe) geschlossene Ehe (beispielsweise seit 1919 Dispense einzelner sozialistischer Länderregierungen österreichischer Bundesländer [beispielsweise Niederösterreich durch Landeshauptmann Sever] von dem Ehehindernis der bestehenden unauflöslichen Ehe, woraufhin bis 1938 mehr als 50000 Dispensehen entstehen).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
disponere, dispōnere, lat., V., an verschiedenen Punkten aufstellen, verteilen, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, pōnere
disponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1501 bezeugt – 1529 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verfügen. bestimmen
dispositio, lat., F.: taktische Aufstellung, Anordnung, Anlage, Stellung, Einrichtung, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dispōnere
Dispositio (F.) Achillea (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lasteinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., achillische Verfügung) ist die Verfügung bzw. das Hausgesetz (str.) des Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg (1414-1486) von dem 24. 2. 1473, das nur noch höchstens drei regierende Linien (Brandenburg, Franken, Obergebirg um Kulmbach) zulässt und 1791 zu dem Rückfall der Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an die Hauptlinie Preußen der Hohenzollern führt.
Lit.: Schulze, H., Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstentümer, Bd. 3 1883; Caemmerer, H. v., Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg, 1915; Ulshöfer, W., Das Hausrecht der Grafen von Zollern, 1969; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft Brandenburg-Ansbach (1440-1530), 2005
Disposition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1509 bezeugt – 1521 [Luther] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb disponieren 1501) Verfügung
Dispositionsmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar - 20.? Jahrhundert, F.) ist der Grundsatz der Verfügungsfreiheit der Parteien in dem Zivilprozess. Die Dispositionsmaxime stammt sachlich aus dem kirchlichen Prozessrecht, aus dem sie in den Prozess vor dem Reichskammergericht übergeht.
Lit.: Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975
disputare, disputāre, lat., V., ins Reine bringen, streiten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, putāre (1)
disputatio, disputātio, lat., F., Berechnung, Abhandlung, Untersuchung, Erörterung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. disputāre
Disputation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1343 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert [Das alte Passional] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb disputieren 12. Jh.) Erörterung
Lit.: Horn, E., Disputationen und Promotionen an den deutschen Universitäten, 1893; Mommsen, K., Katalog der Basler juristischen Disputationen 1558-1818, hg. v. Kundert, W., 1978; Katalog der Helmstedter juristischen Disputationen, Programme und Reden, hg. v. Kundert, W., 1984; Die Kunst der Disputation, hg. v. Bellomo, M., 1997; Ahsmann, M., Collegium und Kolleg, 1998; Leinsle, U., Dilinganae Disputationes, 2006
disseisin (mengl.) Besitzentzug →novel disseisin
Dissens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1640 bezeugt – 1639 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen– als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die fehlende Übereinstimmung zweier Willenserklärungen bei einem Vertragsschluss. Schon in dem klassischen römischen Recht kommt dabei ein Vertrag dann nicht zustande, wenn der Vertragsinhalt mehrdeutig ist, oder, wenn er zwar eindeutig ist, aber ein Teil ihn nachweislich einseitig missdeutet hat. Zwischen Irrtum und Dissens wird dann dabei auch in dem älteren gemeinen Recht nicht unterschieden.
Lit.: Kaser § 8 II; Hübner; Wesenberg, G./Wesener, G., Neue deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985 § 18; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
dissensus, dissēnsus, lat., M., Nichtübereinstimmen, Meinungsverschiedenheit, Misshelligkeit, Spaltung, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dissentīre
dissentire, dissentīre, lat., V., in der Meinung verschieden sein (V.), nicht übereinstimmen, abweichen (V.) (3), Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis-, sentīre
disserere, lat., V., auseinander reihen, erörtern, entwickeln, einen Vortrag halten, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dis, serere
dissertare, dissertāre, lat., V., auseinandersetzen, entwickeln, erörtern, ausführlich besprechen, disputieren, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. disserere
dissertatio, dissertātio, lat., F.: nhd. Erörterung, Vortrag, Gell. (um 165 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dissertāre
Dissertation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1676 bezeugt – 1572 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb dissertieren 1786, erörtern) ist die wissenschaftliche Erörterung einer Frage, die seit dem Mittelalter Prüfungsverfahren wissenschaftlicher Befähigung wird. Die Zahl juristischer Dissertationen in Deutschland bzw. in dem Heiligen römischen Reich steigt dabei in dem 17./18. Jahrhundert auf durchschnittlich mindestens 500 je Jahr (120000 zwischen 1600 und 1800 nachweisbar, abzüglich Doubletten u. s. w. möglicherweise 40000, davon rund vierzig Prozent Zivilrecht, zwanzig Prozent Verfassungsrecht und Verwaltungsrecht, fünfzehn Prozent Verfahrensrecht, fünf Prozent Strafrecht, fünf Prozent Lehnrecht, drei Prozent Kirchenrecht, zwölf Prozent Gemischtes, Grundherrschaft, Rechtsphilosophie, Rechtsgeschichte, Rechtsquellen). Später nimmt sie infolge der Einführung der Staatsprüfung in dem Verhältnis zu der Zahl der Studierenden ab. Vermutlich wirkt sich auch die Entstehung juristischer Fachzeitschriften auf die Zahl aus, weil die Professoren damit neue Veröffentlichungsmöglichkeiten erlangen. An dem Ende des 20. Jahrhunderts gewinnt sie wegen der schwierigeren Arbeitsmarktlage der wachsenden Zahl vor allem auch weiblicher Juristen wieder an Bedeutung (fast 2000 pro Jahr).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 143; Horn, E., Die Disputationen und Promotionen an den deutschen Universitäten, 1893, Neudruck 1968; Bibliographisches Verzeichnis von Universitäts- und Hochschuldrucken, hg. v. Wickert, K., Bd. 1ff. 1936ff.; Schubart-Fikentscher, G., Untersuchungen zur Autorschaft von Dissertationen im Zeitalter der Aufklärung, 1970; Dissertationen in Wissenschaft und Bibliotheken, hg. v. Jung, R. u. a., 1979; Juristische Dissertationen deutscher Universitäten 17.-18. Jahrhundert, zusammengestellt von Ranieri, F., 1986; Katalog juristischer Dissertationen, hg. v. Tsuno, R., 1988; Härter, K., Ius publicum und Reichsrecht in den juristischen Dissertationen mitteleuropäischer Universitäten der frühen Neuzeit, (in) Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes, hg. v. Krynen, J. u. a., 2008, 485; Kraushaar, F., Aufbruch zu neuen Ufern – Die privatrechtlichen und rechtshistorischen Dissertationen der Berliner Universität im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts, 2014; Klippel, D., Die rechtswissenschaftliche Dissertation, 2020
dissertieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1786 bezeugt– 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erörtern →Dissertation
distinctio, dīstinctio, lat., F., Absonderung, Scheidung, Unterscheidung, Bestimmung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīstinguere
distinguere, dīstinguere, dēstinguere, lat., V., absondern, trennen, abteilen, unterscheiden, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, dis-, stinguere (2)
distinguieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1523 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen distinguiert – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) auszeichnen, hervorheben
Distinktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1317 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) (Unterscheidung, Aufteilung, Unterschied, Auszeichnung) ist die sachlich schon der Antike bekannte, als Ergebnis eines Aneignungsvorgangs antiker Bildung in Nutzung von Kenntnissen des Triviums in dem 12. Jahrhundert zu dem Kennzeichen der Wissenschaften, insbesondere der Kanonistik, werdende Untersuchungsweise.
Lit.: Söllner §§ 3, 16; Lange H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Meyer, C., Die Distinktionstechnik in der Kanonistik des 12. Jahrhunderts, 2000
Disziplin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Kriegsdisziplin, Schiffsdisziplin und Schröpfdisziplin – nicht und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – 12.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Belehrung, Erziehung, Zurechtweisung
disziplinar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1790 bezeugt – EDEL 19. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), Disziplin betreffend
Disziplinarverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1850 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das außerstrafrechtliche Verfahren bei fehlerhaftem Verhalten eines Beamten (, Soldaten, Klerikers, Studenten, Schülers oder Vereinsmitglieds). Es wird in dem 19. Jahrhundert von dem Strafrecht geschieden (Preußen 1841). 1850 sieht die Verfassung Preußens bei Diszipinarverfahren in der Justiz eine gerichtliche Entscheidung vor, seit 1873 können auch Disziplinarverfahren gegen andere Beamte des (zweiten) Deutschen Reiches disziplinargerichtlich überprüft werden. Die Disziplinarmaßnahmen reichen von dem Verweis bis zu der Entfernung aus dem Dienst. Deswegen muss das Verfahren rechtsstaatlichen Anforderungen genügen und darf nicht von Rechtsbrechern zu der Unterdrückung der Aufdeckung ihrer Machenschaften und Missstände missbraucht werden. Das 1967 errichtete Bundesdisziplinargericht Deutschlands in Frankfurt am Main ist unter Übertragung seiner Aufgaben auf die Verwaltungsgerichte der Länder zu dem 31. 12. 2003 wieder aufgelöst.
Lit.: Wunder, B., Privilegierung und Disziplinierung, 1978
Dithmarschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die zwischen Nordsee, Elbemündung und Eidermündung gelegene Landschaft, deren Recht erstmals 1447 nach einer Landesversammlung mit etwa fünfundert Beteiligten aus dem Gewohnheitsrecht (mit Wergeldern, ohne Strafen für Tötungen) als Landesboek aufgezeichnet, 1483 gedruckt und 1539 revidiert sowie nach der Unterwerfung von 1559 unter Einführung des Inquisitionsprozesses 1567 wissenschaftlich gefasst wird (Dithmarscher Landrecht).
Lit.: Sammlung altdithmarscher Rechtsquellen, hg. v. Michelsen, A., 1842, Neudruck 1969; Hoppe, J., Das Strafensystem des Dithmarscher Rechts im Mittelalter, 1933; Boie, K., Die mittelalterlichen Geschlechter Dithmarschens, 1937; Carstens, C., Bündnispolitik und Verfassungsentwicklung in Dithmarschen, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinsche Geschichte 66 (1938), 1; Carstens, W., Geschlecht und Beweisrecht in den Dithmarscher Landrechten, (in) Zs. d. Gesellschaft f. schleswig-holsteinische Geschichte 60 (1941), 1; Stoob, H., Die dithmarsischen Geschlechterverbände, 1951; Das Dithmarscher Landrecht, hg. v. Eckhardt, K., 1960; Eickmeyer, G., Das Strafverfahren in Dithmarschen von 1447 bis 1559, 1963; Witt, R., Die Privilegien der Landschaft Norderdithmarschen, 1975; Alberts, K., Friede und Friedlosigkeit nach den Dithmarscher Landrechten von 1447 und 1539, 1978; Eggers, P., Das Prozessrecht nach dem Dithmarscher Landrecht von 1567, 1986
dividere, dīvidere, lat., V., zerlegen, trennen, teilen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯eidʰ‑, *u̯idʰ‑, V., trennen
divisio, dīvīsio, lat., F., Teilung, Teilen, Dividieren, Einteilung, Schlussfolge, Zerlegung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīvidere
Divisio regnorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.], Teilung der Reiche) ist die in Diedenhofen an dem 6. 2. 806 auf einem Reichstag festgelegte, in vier Handschriften und einem Erstdruck überlieferte Nachfolgeordnung (lat. [N.] testamentum, Testament) Kaiser Karls (des Großen) für seine drei ehelichen Söhne, die infolge des Todes des Sohnes Pippins (810) und des ältesten Sohnes Karl (811) sowie des alleinigen Überbleibens des Sohnes Ludwig (des Frommen) keine unmittelbare Wirkung entfaltet.
Lit.: Capitularia, hg. v. Boretius, A. u. a., Bd. 1 1883, 126; Schieffer, R., Die Karolinger, 1992, 106f.
divortium, dīvortium, dīvertium, lat., N., Sich-Scheiden, Wegscheide, Flussscheide, Wasserscheide, Grenzscheide, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dīvertere
Divortium (lat. [N.]) ist die in dem altrömischen Recht noch nicht rechtlich geregelte Scheidung der Ehe, für die der Wille des Mannes oder beider Eheleute (die Ehe zu beenden) und ein dies begründender Anlass (beispielsweise Ehebruch der Frau, Kinderlosigkeit) bestehen muss. →Ehescheidung
Lit.: Kaser § 58; Köbler, DRG 22
docere, docēre, lat., V., lehren, belehren, unterrichten, unterweisen, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dek̑- (1), V., nehmen, aufnehmen, begrüßen, sich schicken, ziemen, lehren, lernen
doctor, lat., M., Lehrer, Lehrmeister, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. docēre
Doctor (lat. [M.]) ist seit dem 12. Jahrhundert der auch als (lat. [M.]) magister, Meister oder (lat. [M.]) professor, Bekenner) bezeichnete Lehrer, insbesondere der wissenschaftlich gebildete Lehrer an der Universität (beispielsweise quattuor doctores, vier Doktoren 1158). In dem Recht ist der doctor dabei meist doctor legum (Lehrer des weltlichen Rechtes, Lehrer der Gesetze) oder doctor decretalium (Lehrer des kirchlichen Rechtes, Lehrer der Dekretalen). Seit dem späten 13. Jahrhundert erscheint in Orléans und Italien der doctor utriusque iuris (Doktor beider Rechte d. h. des →ius civile und des →ius canonicum, 1402 Prag). Der Titel folgt auf das Lizentiat und wird in einer kostspieligen, manchem Erwerber zu teueren Feier verliehen. Der Grad berechtigt grundsätzlich zu dem Abhalten von Lehrveranstaltungen und sichert gesellschaftliche Wertschätzung. An dem Ende des Mittelalters gerät er in Verfall. Seit dem 18./19. Jahrhundert wird deswegen die Habilitation als (neue zusätzliche) Voraussetzung der Lehrbefugnis entwickelt, deren regelmäßige Notwendigkeit an dem Beginn des 21. Jahrhundert ohne bisherige tatsächliche Auswirkung gesetzlich beseitigt wird. Zwischen 1933 und 1945 wird in dem Deutschen Reich in rund 2000 Fällen der Doktorgrad aberkannt (davon etwa 70 Prozent jüdische oder jüdisch versippte Emigranten, häufig aber auch wegen Straftaten, in München nur wenige Juristen). Der ehrenhalber verliehene Doktorgrad Dr. h. c. (honoris causa, ehrenhalber) findet sich seit etwa 1820/1830.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, LAW; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973; Fischer, A., Das österreichische Doktorat der Rechtswissenschaften und die Rechtsanwaltschaft, 1974; Horn, N., Bologneser Doctores und Judices, (in) ZHF 3 (1976); Lange, H., Von dem Adel des doctor, (in) Das Profil des Juristen, 1980, 279; Lemberg, M., … eines deutschen akademischen Grades unwürdig, 2002; Harrecker, S., Degradierte Doktoren, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 65
doctor (M.) iuris (lat.) →Rechtsgelehrter, Rechtslehrer
doctor (M.) iuris utriusque (lat.) Doktor beider Rechte
doctor (M.) legum (lat.) Doktor des weltlichen Rechtes
doctrina, doctrīna, lat., F., Belehrung Unterricht, Unterweisung, Lehre, Kunst, Wissenschaft, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. docēre
dogma, lat., N., Meinung, Lehrsatz, Cic. (81-43 v. Chr.), s. gr. δόγμα (dógma), N., Meinung, Beschluss, Verordnung; s. latein_a_z.docx, vgl. gr. δοκειν (dokein), V., Meinung annehmen, meinen, glauben, beschließen; idg. *dek̑- (1), V., nehmen, aufnehmen, begrüßen, sich schicken, ziemen, lehren, lernen
Dogma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen die Zusammensetzungen Grunddogma, Kunstdogma, Unfehlbarkeitsdogma - nicht und in DW2 1565 bezeugt – vor 1564 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Lehrsatz, Lehrmeinung, Grundsatz
Lit.: Parent, J., La notion de dogme, 1932; Piano-Mortari, V., Dogmatica e interpretazione, 1976; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Dogmatisierungsprozesse in Recht und Religion, hg. v. Essen, G. u. a., 2011; Bumke, C., Rechtsdogmatik, 2017
Doktor →doctor
Doktorgrad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1701 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →doctor
Doktrin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 6,1208,60 8.? Jahrhundert belegt – 1504 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lehre, Festlegung
Dolmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1879 bezeugt – 1879 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1879 aus dem Französischen aufgenommen, M., zu bret. tol, Tisch, men, Stein) ist die wissenschaftliche Bezeichnung für das in Europa zwischen 4000 v. Chr. und dem Frühmittelalter nachweisbare, bis zu 168 Meter lange, mittels aufgestellten Steinen und einer Überdeckung (mit Steinen) gebildete Grab /Steintisch).
Lit.: Körn, W., Megalithkulturen, 2005
Dolo facit, qui petit, quod restiturus est bzw. quod restituere oportet eundem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Arglistig handelt, wer fordert, was er demnächst zurückgibt bzw. was er selbst zurückerstatten muss.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 44, 4, 8, pr.)
dolus, dulus, lat., M., Täuschung, Betrug, List, Itala (nach 220 n. Chr.), Lex reg., s. latein_a_z.docx, s. gr. δόλος (dólos), M., Trugmittel, Trug, böse Absicht; idg. *del- (1), V., zielen, berechnen, nachstellen, schädigen, zählen
Dolus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht die Arglist, nach Anerkennung eines Einstehenmüssens für fahrlässiges Verhalten der →Vorsatz, dolus malus. Das durch Arglist herbeigeführte oder beeinflusste Rechtsgeschäft ist zwar an sich gültig. Auf Anregung des Rechtskundigen Gaius Aquilius Gallus gibt der Prätor in dem 1. Jahrhundert v. Chr. aber dem, der durch Arglist beeinträchtigt ist, dann, wenn keine andere Klage gegeben ist, einen Klaganspruch (lat. actio [F.] de dolo) auf den einfachen Schadensbetrag. Gegenüber einer möglichen Verpflichtung (stricti iuris, strengen Rechtes) kann der Verpflichtete eine Einrede erheben (lat. exceptio [F.] doli).
Lit.: Kaser §§ 8 V, 33, 36, 37; Söllner §§ 9, 15; Köbler, DRG 42f., 61, 63, 65; Köbler, LAW
Dom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1344 bezeugt– Ende 8. Jahrhundert [althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1309 [MagdebUB. I 133] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort 1344 entlehnt aus lat. [F.] domus, Haus) ist meist die Hauptkirche des Bistums.
Lit.: Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln, 1976
Domäne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1614 bezeugt – 1586 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1723 [Friedr. Wilh. I/ZPreußG. 17 1880 357] in 3 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16./17. Jahrhundert – 1644 - aus dem Französischen und damit mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist sachlich in der Spätantike das kaiserliche Grundeigentum. Die Domäne ist Vermögen des Kaisers und geht auf den jeweiligen Nachfolger über. Sie wird getrennt von den Staatseinkünften (von dem (lat. M.] comes rerum privatarum, Amtsträger für die privaten Sachen) verwaltet. Mit dem Untergang des weströmischen Kaisertums (476 n. Chr.) fällt die Domäne vor allem in dem Herrschaftsbereich der Franken an den König (→Königsgut). Infolge umfangreicher Vergabungen gelangt dieses Gut bis zu dem 13. Jahrhundert in großem Ausmaß an die Landesherren. In Preußen umfassen die Domänen dabei schließlich etwa ein Drittel des Landes. In Hessen-Kassel bzw. Kurhessen versorgen beispielsweise die etwa 300 zwischen 1600 und 1866 nachweisbaren Domänen den Hof mit Lebensmitteln, sichern die Mitglieder des Fürstenhauses wirtschaftlich ab und dienen der fürstlichen Agrarpolitik ebenso wie der Finanzierung lokaler und zentraler Behörden. Seit dem 18. Jahrhundert wird in dem Land das Staatsgut von dem fürstlichen Hausgut getrennt, wobei die Domänen überwiegend dem Staatsgut und nur in geringerem Maß dem Hausgut zugeteilt werden, der Landesherr aber die Nutzungen der Domänen als Einkunft erhält. Der Höhe nach betragen die Einkünfte dabei fast die Hälfte der gesamten Staatseinkünfte. In dem 19. Jahrhundert erlangen vor allem die deutschen Fürstentümer Rechtspersönlichkeit, die staatliches Domäneneigentum kennen. In den Fürstentümern ohne staatliches Domäneneigentum haben die Stände das Steuerbewilligungsrecht und gelegentlich bereits vor 1848 ein Ausgabenbewilligungsrecht hinsichtlich der aus Steuern zu tätigenden Ausgaben in Gegensatz zu den Ausgaben der fürstlichen Kammer. Seit dem Ende der Monarchie (Deutsches Reich 1918) fließen die Einkünfte aus den Domänen dem Staat zu. 1945 werden in der sowjetischen Besatzungszone die Domänen fast ganz aufgeteilt. In der Bundesrepublik Deutschland (vor allem in Niedersachsen) umfassen sie nur noch weniger als ein halbes Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Wendt, E., Die staatliche Selbstbewirtschaftung von Domänen, 1925; Corsten, S., Das Domanialgut im Amt Heinsberg, 1953; Facius, F., Wirtschaft und Staat, 1959; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1962; Hoffmann, R., Die Domänenfrage in Thüringen, 2006; Klein, W., Die Domänenfrage im deutschen Verfassungsrecht des 19. Jahrhunderts, 2007; Ebert, J., Domänengüter im Fürstenstaat, 2013
Domat, Jean (Clermont-Ferrand 30. 11. 1625-Paris 14. 3. 1696), Notarssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bourges 1645 Anwalt, 1655 Kronanwalt und 1683 Privatgelehrter. Sein 1689 veröffentlichtes, →Grotius verpflichtetes Hauptwerk ([franz.] Les lois civiles dans leur ordre naturel, Die weltlichen Gesetze in ihrer natürlichen Ordnung) ordnet das römische Recht und das dieses ergänzende französische Recht in der Art eines Lehrbuchs des Naturrechts nach den grundlegenden Sätzen. Domat verselbständigt das Erbrecht innerhalb des Sachenrechts und verwendet erstmals den Ausdruck (franz.) ésprit des lois (M., Geist der Gesetze). S. Google
Lit.: Voeltzel, R., Jean Domat (1625-1696), 1936; Baudelot, B., Un grand jurisconsulte du 17e siècle, 1938
Domesdaybook ist eine zweibändige, unvollständige Landesaufnahme Englands (Bd. 1 31 einzelne Grafschaften, Bd. 2 Essex, Norfolk, Suffolk) auf der Grundlage von Angaben der Grundstücksberechtigten von 1066 und 1086. Das Domesdaybook dient dem König als Grundlage seiner Herrschaft. Von 596 in dem Domesdaybook genannten Familien sind in dem Jahre 1166 noch 437 in den (lat. [F.Pl.] Cartae baronum, Urkunden der Barone) erwähnt.
Lit.: Maitland, F., Domesday Book and Beyond, 2. A. 1907; Galbraith, V., The Making of Domesday Book, 1961; Darby, H., Domesday England, 1978; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Domesday names, compiled by Keats-Rohan, K. u. a., 1997; Fleming, R., Domesday Book and the Law, 1998; Keats-Rohan, K., Domesday People, 1999; Roffe, D., Domesday, 2000; Keats-Rohan, K., Domesday Descendants, 2002; Roffe, D., Decoding Domesday, 2007
Domicellar, Domizellar, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1803 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z,docx nicht, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen aufgenommen, M.) in dem Domkapitel in Gemeinschaft lebender, meist adeliger junger Domherr der Domschule ohne Sitz in dem Chor und ohne Stimmrecht
Dominat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1587 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie teilweise über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (nach Mommsen) die von dem Kaiser als absolutem Herrn und Gott (lat. [M.] dominus et deus) bestimmte Herrschaftsform der römischen Spätantike seit Diokletian (284-313/316).
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Söllner § 19; Köbler, DRG 55; Bleicken, J., Prinzipat und Dominat, 1978
dominatus, dominātus, lat., M., Herrschaft, Beherrschung, Oberherrschaft, Alleinherrschaft, Afran. (2. Hälfte 2. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dominārī, dominus (1), domus
dominicalis, dominicālis, lat., Adj.: Herrn betreffend?, Colum. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dominicus (1), dominus (1)
dominikal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv ab 1647 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Herrn betreffend
Dominikalland (in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Rechtssprache nicht belegt sowie teils über das Lateinische des Altertums (dominicalis) und teils das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adjektiv dominikal 1647 aufgenommen, N.) Herrenland, von dem Grundherrn selbst bewirtschaftetes Land in Gegensatz zu dem von den abhängigen Hintersassen bewirtschafteten Rustikalland
Lit.: Feigl, H., Die niederösterreichische Grundherrschaft, 1964, 2. A. 1998
Dominikaner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1628 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (seit dem 15. Jahrhundert) der Angehörige des von dem Spanier Dominikus (Caleruega nach 1170-Bologna 1221, aus dem Geschlecht der Guzmán) in Toulouse 1215 begründeten, an dem 22. 12. 1216 von dem Papst unter seinen Schutz gestellten (Bettel-)Ordens (lat. [M.] ordo praedicatorum, Predigerorden, in Frankreich Jakobinerorden) der Prediger, dem von Papst Gregor IX. 1232 die Inquisition übertragen wird und dem 1990 677 Klöster mit 6775 Mitgliedern bzw. 226 Dominikanerinnenklöster mit 4225 Schwestern (2004 626 Klöster, 6262 Mitglieder, 227 Frauenklöster, 3488 Mitglieder) angehören.
Lit.: Altaner, B., Der heilige Dominikus, 1922; Walz, A., Wahrheitskünder, 1960; Hinnebusch, W., The History of the Dominican Order, 1966ff.; Hertz, A., Domenikus und die Dominikaner, 1981; Vicaire, M., Histoire de Saint Dominique, 1982; Springer, K., Die deutschen Dominikaner in Widerstand und Anpassung, 1999; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2003, 156; Schütz, J., Hüter der Wirklichkeit – Der Dominikanerorden in der mittelalterlichen Gesellschaft Skandinaviens, 2014
dominium, lat., N., Herrschaft, Besitz, Eigentum, Eigentumsrecht, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dominus, domus
Dominium (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht (wie proprietas) das Eigentum, wobei das (lat.) dominium ex iure Quiritium (quiritisches Eigentum) römischen Bürgern vorbehalten und nur an beweglichen Sachen und italischen (in Italien gelegenen) Grundstücken möglich ist (dominium dormiens, ruhendes Eigentum beispielsweise an einem fremden Balken während des Bestands des ihn aufnehmenden Gebäudes). Nach Ernst Levy verfällt dieses klassische dominium in der Spätantike, doch ist diese Ansicht inzwischen wieder streitig geworden. In dem Mittelalter bezeichnet dominium (ahd. giwaltida, herskaf, hertuom) die Herrschaft (oder Gewalt über ein Gebiet einerseits und die Herrschaft über einzelne Sachen andererseits). Zugleich wird von Italien ausgehend ab dem Ende des 12. Jahrhunderts (Johannes Bassianus, 1204 Bischof Huguccio von Ferrara) ein (lat.) dominium directum (Obereigentum beispielsweise des Lehnsherrn) von einem dominium utile (Untereigentum beispielsweise des Lehnsmanns) geschieden. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes dringen römischrechtliche Vorstellungen durch und werden insbesondere gewisse ältere Bindungen des Eigentums (beispielsweise gegenüber Erben oder Nachbarn) aufgegeben und dominium, beschränkte dingliche Rechte sowie Besitz von einander klar geschieden, wird freilich in dem 20. Jahrhundert das Eigentum auch wieder einer sozialen Bindung unterworfen und etwa in dem Verfassungsrecht in dem Rahmen der Enteignung die Beziehung zwischen Eigentum und Sache als einem körperlichen Gegenstand gelockert.
Lit.: Kaser § 22 II; Hübner 241ff.; Köbler, LAW; Schmidt, C., Der prinzipielle Unterschied zwischen dem römischen und germanischen Recht, Bd. 1 1853, 223; Lautz, K., Entwicklungsgeschichte des dominium utile, Diss. jur. Göttingen 1916; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Willoweit, D., Dominium und proprietas, (in) Hist. Jb. 94 (1974), 131; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1; Mayer-Maly, T., Das Eigentumsverständnis der Gegenwart, (in) FS H. Hübner, 1984, 145; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium in den Rechtslehren des 13. und 14. Jahrhunderts, 1996; Diestelkamp, B., Frühe urkundliche Zeugnisse für dominium directum und dominium utile im 13. Jahrhundert, (in) Grundlagen des Rechts [FS P. Landau], 2000, 391ff.; Vandendriessche, S., Possessio und Dominium im postklassischen römischen Recht, 2006
dominium (N.) directum (lat.) Obereigentum →dominium, Eigentum
dominium (N.) plurium in solidum (lat.) Gesamteigentum →Miteigentum
dominium (N.) utile (lat.) (vielleicht erstmals bei Johannes Bassianus an dem Ende des 12. Jahrhunderts belegt, 1204 Bischof Huguccio von Ferrara) Nutzungseigentum →dominium, Eigentum
dominus, domnus, lat., M., Herr, Hausherr, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. domus, Eigentümer
dominus (M.) terrae (lat.) →Landesherr
Dominus imperator in territorio suo (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Mitte 13. Jahrhunderts) belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der Landesherr ist Kaiser in seinem Land.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Eyben 1660)
Domkapitel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1473 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [DuderstadtUB. 99] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sachlich seit der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts aus dem verpflichtend werdenden gemeinschaftlichen klösterlichen Leben der Geistlichen einer Domkirche erwachsene, seit der Mitte des 9. Jahrhunderts gegenüber dem Bischof autonom werdende Gremium von Geistlichen, das den Bischof unterstützt und nach seinem Tod das Bistum vorübergehend verwaltet und den neuen Bischöf wählt (lat. [N.] capitulum [10. Jahrhundert] in domo episcopi, Kapitel in dem Hause des Bischofs). Es erlangt seit dem 9. Jahrhundert Güter (beispielsweise Bamberg 1007) und wird in dem Hochmittelalter Verbandsperson. Es enthält eine Reihe von Ämtern (Dompropst, Domdekan, Domscholaster, Kantor, Kustos). Der Sicherung des Unterhalts dient das in Pfründen geteilte Kapitelsgut. Das Domkapitel steht bis in das 19. Jahrhundert grundsätzlich nur Adeligen offen. In den Hochstiften erlangen die Domkapitel vielfach die Stellung von Landständen. Die Säkularisation von 1802/1803 bewirkt einen deutlichen Einschnitt. Bis dahin gibt es in dem Heiligen römischen Reich in der Neuzeit 74 Domkapitel in Augsburg, Bamberg, Basel, Brandenburg, Bremen, Breslau, Brixen, Brünn, Budweis, Cammin, Chiemsee, Chur, Corvey, Eichstätt, Ermland, Freising, Fulda, Görz, Gradisch, Graz, Gurk, Halberstadt, Hamburg, Havelberg, Hildesheim, Köln, Königgrätz, Konstanz, Kulm, Laibach, Lausanne, Lavant, Lebus, Leitmeritz, Leitomischl, Leoben, Linz, Lübeck, Lüttich, Magdeburg, Mainz, Meißen, Merseburg, Metz, Minden, Münster, Naumburg, Olmütz, Osnabrück, Paderborn, Passau, Pomesanien, Prag, Ratzeburg, Regensburg, Salzburg, Samland, Sankt Pölten, Schleswig, Schwerin, Seckau, Sitten, Speyer, Straßburg, Toul, Trient, Trier, Utrecht, Verden, Verdun, Wien, Wiener Neustadt, Worms und Würzburg. Danach wird das Domkapitel zu einem kirchlichen, von dem Staat dotierten Gremium mit geringeren Rechten und Aufgaben, wobei das Erfordernis des Adels abgeschafft wird. Nach dem geltenden Kirchenrecht haben die Domkapitel der Diözesen Deutschlands, Salzburgs, Churs, Sankt Gallens und Basels gegenüber dem Bischofsernennungsrecht des Papstes ein Beteiligungsrecht.
Lit.: Gehring, G., Die katholischen Domkapitel Deutschlands als juristische Personen, 1851; Kisky, W., Die Domkapitel der geistlichen Kurfürsten, 1906; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter Preußens, 1924, Neudruck 1964; Hofmeister, P., Bischof und Domkapitel, 1931; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Trippen, N., Das Domkapitel und die Erzbischofswahlen in Köln, 1972; Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln in Deutschland, 1976; Hersche, P., Die deutschen Domkapitel im 17. und 18. Jahrhundert, Bd. 1ff. 1984; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz, 1990; Haas, R., Domkapitel und Bischofsstuhlbesetzungen in Münster 1813-1846, 1991; Jüsten, E., Das Domkapitel nach dem Codex Iuris Canonici von 1983, 1993; Miele, M., Sui capitoli cattedrali in Italia, 1999; Burkhard, D., Staatskirche, Papstkirche, Bischofskirche, 2000; Krüger, T., Leitungsgewalt und Kollegialität. Von dem benediktinischen Beratungsrecht zum Konstitutionalismus deutscher Domkapitel und des Kardinalkollegs (ca. 500-1500), 2013; Thaler, M., Die Domkapitel der Reichskirche vom Wiener Konkordat bis zur Säkularisation (1448-1803), 2017
Domscholaster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1612 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Buch Weinsberg II 382] in 2 Stellen und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leiter der Domschule (seit 816, seit der Neuzeit allmählich, beispielsweise Österreich 1787, aufgegeben)
domus, lat., F., Haus, Geschlecht, Schule, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dem-, *demə-, *demh₂-, V., bauen, zusammenfügen
donare, dōnāre, lat., V., schenken, übergeben (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. dare
donatio, dōnātio, lat., F., Schenkung, Gabe, Geschenk, Ehrengeschenk, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dare
Donatio (lat. [F.] →Schenkung) ist in dem römischen Recht die unentgeltliche Zuwendung oder Gabe. Sie ist zunächst nur ein Rechtsgrund, der einen Zuwendungsvorgang rechtfertigt. Erst unter Kaiser Konstantin (337-361) wird die donatio zu einem eigenen Geschäft. Besondere Fälle sind die donatio mortis causa (Schenkung von Todes wegen), die donatio post obitum (Gabe nach dem Tod), die donatio propter nuptias (Ehegabe, Widerlage) und die donatio reservato usufructu (Gabe unter Vorbehalt eines Nutzungsrechts).
Lit.: Kaser § 47; Köbler, DRG 41, 37; Köbler, LAW; Cappon, C., Eine donatio post obitum mit Treuhändern – die Schenkung von Dietrich von Ulft zugunsten des Klosters Camp (um 1138), ZRG GA 112 (1995), 245; Gade, G., Donationes inter virum et uxorem, 2001
Donau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1559 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Donaumonarchie – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., indogermanisch *danu- Sb., Fluss?) ist der auf fast 3000 Kilometern von dem Schwarzwald in dem Westen zu dem Schwarzen Meer in dem Osten fließende Fluss, der für die Römer zeitweise einen Teil ihrer Nordgrenze zu den Germanen bildet und seit dem 19. Jahrhundert zunehmend europäischen Rechtsregeln (Pariser Friede 1856, internationale Donaukommission 1922, NAIDES-Aktionsprogramm der Europäischen Kommission) unterworfen ist.
Lit.: Wegener, W., Die internationale Donau, 1951; Neweklowsky, E., Die Schifffahrt und Flößerei im Raume der oberen Donau, 1952ff.; Weithmann, M., Die Donau, 2000
Donaumonarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die dem Einzugsbereich der mittleren und unteren Donau weitgehend entsprechende, von der Donau auf 1300 Kilometern durchflossene Monarchie Österreich-Ungarn.
Doneau (Donellus), Hugo (Chalon-sur-Saône 23. 12. 1527-Altdorf 4. 5. 1591), aus patrizischer Familie, wird nach dem Rechtsstudium in Toulouse (1544) und Bourges (1546) dort Professor (1551). Als Calvinist flieht er 1572 nach Genf, geht 1572 nach Heidelberg, 1579 nach Leiden und 1588 nach Altdorf. In seinem Hauptwerk (lat. [M.Pl.] Commentarii de iure civili, Kommentare zu dem weltlichen Recht, 1589ff.) ordnet er das überlieferte römische Recht losgelöst von der Reihenfolge der Digesten nach einem aus ihm selbst gewonnenen System, um durch die innere Ordnung die verstreuten Einzelsätze besser zu verstehen, wobei er als einer der ersten das Recht der Obligationen in dem Allgemeinen zu erfassen sucht und vielleicht das Erfordernis der Kausalität von Verpflichtungen begründet. Dabei gelingen über die Darstellung hinaus weiterführende Erkenntnisse (beispielsweise Ausdehnung des Satzes [lat.] impossibilium nulla est obligatio, zu Unmöglichem besteht keine Pflicht, Beiträge zu der Entwicklung des subjektiven Rechtes, des Besitzrechts, des Vertragsrechts und des Persönlichkeitsrechts). S. Google
Lit.: Eyssell, A., Donellus, 1860; Bergfeld, C., Savigny und Donellus, (in) Ius commune 8 (1980), 24; Cannata, C., Systématique et dogmatique dans le Commentarii iuris civilis des Hugo Doneau, (in) Jacques Godefroy, 1991, 217; Schermaier, M., Die Bestimmung des wesentlichen Irrtums, 2000, 102f.; Heise, V., Der calvinistische Einfluss auf das humanistische Rechtsdenken, 2004
Donellus →Doneau
dopen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1956 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Angloamerikanischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, V.) durch Rauschmittelgebrauch zwecks Leistungssteigerung vor allem in dem Sport aufputschen
Doping (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1965 aus dem Angloamerikanischen aufgenommen bezeugt - 1908 in EDEL - und in der weiteren Herkunft ungeklärt sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, Verb dopen 1956) Rauschmittelgebrauch zwecks Leistungssteigerung vor allem in dem Sport
Lit.: Engel, R., Doping in der DDR, 2010
Dorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 242] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die aus einer nicht ganz geringen Zahl beieinander liegender Häuser gebildete, landwirtschaftlich geprägte Siedlung. Das Dorf setzt die Sesshaftwerdung voraus. Sein zeitliches Verhältnis zu Einzelhaus bzw. kleiner Hausgruppe (Weiler, Drubbel) steht nicht sicher fest. Örtlich findet sich das Dorf in Mitteleuropa in dem gesamten Gebiet, ausgenommen den Nordwesten, den Schwarzwald und die Alpen. Vorherrschend ist das Haufendorf, doch prägen auch Marschhufendorf und Waldhufendorf kleinere Räume. Das Dorf kann vor allem Nutzungsverband oder auch Gerichtsverband (mit Richter und Schöffen) sein, wobei an dem Nutzungsverband meist nur die Inhaber vollbäuerlicher Hofstellen berechtigt sind. Der Dorfvorsteher und gegebenenfalls neben ihm stehende Gremien sind unterschiedlich strukturiert und bezeichnet, die juristische Persönlichkeit ist lange Zeit nur undeutlich ausgeprägt. Seit dem 19. Jahrhundert werden Dorf und Stadt grundsätzlich einheitlich als →Gemeinde in dem Sinne eines staatlichen Verwaltungsbezirks (1935 Deutsche Gemeindeordnung) angesehen, zu dem allerdings örtliche Selbstverwaltungszüge hinzutreten.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, WAS; Frey, K., Wollmatingen, 1910; Mayer, E., Dorf-Geschlechtsverband, ZRG GA 41 (1920), 375; Bolleter, E., Geschichte eines Dorfes (Fisibach, jetzt Bachs, Kanton Zürich), 1921; Maßberg, K., Die Dörfer der Vogtei Groß-Denkte, 1930; Steinemann, H., Geschichte der Dorfverfassungen im Kanton Zürich, 1932; Dinklage, K., Fünfzehn Jahrhunderte Münnerstädter Geschichte, 1935; Ganahl, K., Langen-Erchingen (Langdorf), ZRG GA 58 (1938), 389; Bader, K., Entstehung und Bedeutung der oberdeutschen Dorfgemeinde, (in) Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 1 (1937), 265; Frölich, K., Rechtsdenkmäler des deutschen Dorfes, 1947; Zimmermann, F., Die Rechtsnatur der altbayerischen Dorfgemeinde und ihrer Gemeindenutzungsrechte, 1950; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff. (Bd. 2 Dorfgenossenschaft und Dorfgemeinde, 1962, Bd. 3 Rechtsformen und Schichten der Liegenschaftsnutzung im mittelalterlichen Dorf, 1973); Buijtenen, M., Het friese dorp, 1961; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Mayer, T., Bd. 1f. 1964; Tütken, H., Geschichte des Dorfes und Patrimonialgerichtes Geismar, 1967; Lippert, W., Geschichte der 110 Bauerndörfer in der nördlichen Uckermark, 1968; Ardelt, R., Das Dorf Edelbruck im Mühlviertel, 1972; Ossfeld, W., Obergrombach und Untergrombach, 1975; Zeller, G., Rechtsgeschichte der ländlichen Siedlung, 1975; Das Dorf der Eisenzeit und des frühen Mittelalters, hg. v. Jankuhn, H., 1977; Donat, P., Haus, Hof und Dorf, 1980; Arnold, K., Niklashausen 1476, 1980; Wunder, H., Die bäuerliche Gemeinde in Deutschland, 1986; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996; Troßbach, W. u. a., Die Geschichte des Dorfes, 2006; Grüne, N., Dorfgesellschaft, 2011; Krauß, J., Ländlicher Alltag und Konflikt in der späten frühen Neuzeit – Lebenswelten erzgebirgischer Rittergutsdörfer, 2012; Hagner, U., Zwischen Heimbürge und Schultheiß, 2014; Mattern, J., Dörfer nach der Gebietsreform, 2020
Dorfgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1277 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 [Tirol/Hormayr, Beitr. II 369] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in einem →Dorf und häufig auch nur für Angelegenheiten des Dorfes meist unter der Linde (Gerichtslinde, Dorflinde) tätige Gericht. Es ist in vielen Fällen ein Gericht des Grundherrn und grundsätzlich nur Niedergericht. Spätestens in der Mitte des 19. Jahrhunderts verschwindet es zugunsten des Amtsgerichts oder Bezirksgerichts.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Müller, K., Das Gericht zu Ottendorf, ZRG GA 44 (1924), 168; Mitter, F., Die Grundlagen der Gerichtsverfassung und das Eheding der Zittauer Ratsdörfer, 1928; Frölich, K., Alte Dorfplätze, 1938; Herrmann, W./Schründer, H., Greven an der Ems, 1938; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Fried, P., Grundherrschaft und Dorfgericht im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, (in) Vorträge und Forschungen 27 (1983), 277; Kroeschell, K., Dorfgerichtsplätze, (in) FS K. Bader, 1986, 1
Dorfordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 6,1265,20 1509 [Tirol] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Argovia 9 1876 153] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die das Dorf betreffende Ordnung, wie sie als Rechtsquelle seit dem Übergang von dem Mittelalter zu der Neuzeit erscheint. S. Dorfrecht, Weistum
Lit.: Stöhr, K., Erläuterungen und Anlagen zur Altenburger Dorfordnung vom 13. Juni 1876, 1885; Robert, H., Als sich die Eberstädter eine Dorfordnung gaben, 1982; Kunz, R., Die Dorfordnung von Schwanheim, 1985; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtum Schleswig, 1999
Dorfrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1222 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besondere Recht eines →Dorfes bzw. subjektiv die besondere Mitgliedschaft in einer Dorfgemeinde. Das beispielsweise durch den →Sachsenspiegel (Landrecht III, 79, 2) bezeugte besondere Dorfrecht entsteht teils durch Gewohnheit, teils durch Anordnung oder Satzung mit der Territorialisierung bzw. Lokalisierung des Rechtes in dem Hochmittelalter und verschwindet mit der staatlichen Vereinheitlichung in der Neuzeit, in der es freilich auch vielfach erst aufgezeichnet wird (zeitlicher Schwerpunkt in Schleswig-Holstein 1675-1774). Überliefert ist es hauptsächlich in einem →Weistum.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Alberti, W., Der Rheingauer Landbrauch von 1643, 1913; Badische Weistümer und Dorfordnungen, Bd. 1 1917; Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996; Rheinheimer, M., Die holsteinischen Dorfordnungen, ZRG 115 (1998), 529; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtum Schleswig, Bd. 1f. 1999
Dorpat (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, 1919 in Estland estnisch Tartu) wird 1030 erstmals erwähnt, 1224 als (lat. [N.] castrum tarbatum) durch den Deutschen Orden erobert, gelangt 1558 an Russland, 1582 an Polen, 1625 bzw. 1629 an Schweden, erhält neben einem Obergericht 1632 durch König Gustav Adolf von Schweden eine Universität (Akademie mit deutsch-lateinischer Unterrichtssprache und schwedisch-finnischen Lehrern) (1656 geschlossen, 1690-1710 als deutschbaltische Anstalt in Pernau), die 1802 (nach der Angliederung Livlands an Russland in dem Jahre 1721) als einzige deutschsprachige Universität Russlands von Deutschbalten neu gegründet, ab 1867 allmählich und 1893 entschieden russifiziert (Jurév) und unter Besatzungsregime des Deutschen Reiches erfolglos regermanisiert wird (Rechtslehrer Johann Ludwig von Müthel, Karl Friedrich Meyer, Christian Daniel Rosenmüller, Friedrich Kasimir Kleinenberg, Johann Georg Neumann, Karl Schröter, Walter Friedrich Clossius, Friedrich von Bunge, Gustav Bröcker, Otto Karl von Madai, Karl Eduard von Otto, Eduard Osenbrüggen, Alexander von Reutz, Ewald Tobien, Johannes Engelmann, Karl von Rummel, Viktor Ziegler, August von Bulmerincq, Karl Bergbohm, Ottomar Meykov, Karl Erdmann, Woldemar von Rohland, Alexander [Axel] Baron von Freytagh-Loringhoven, Vladimir Grabar, Michail Djakonov, Aleksej Guljaev, Evgenij Passek, Peter Pustoroslev, Ivan Ditjatin, Alexander Filippov, Lev Schalland, Alexander Nevzorov). S. Google
Lit.: Gernet, A. v., Verfassungsgeschichte des Bistums Dorpat, 1896; Lemm, R., Dorpater Ratslinie, 1960; Luts, M., Eine Universität für unser Reich, ZRG GA 117 (2000), 607; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Donnert, E., Die Universität Dorpat-Jurév 1802-1918, 2007
Dorstadt (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, Augustinerchorfrauenstift). S. Google
Lit.: Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Dorstadt, hg. v. Ohainski, U., 2011 (324 Urkunden 1143-1660)
Dortmund (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt) wird 880-884 (Throtmanni, Siedlung an dem gurgelnden Wasser?, nach Udolph 2009/2010 zu mons, lat., M., Berg?, „Berg mit einem Einschnitt?“) erstmals erwähnt, erhält in dem 10. Jahrhundert eine königliche Pfalz, wird Reichsstadt (Privilegien Konrads III., Friedrichs I., Friedrichs II. [1236 bzw. 1220]) und Mitglied der Hanse und kommt mit etwa 4000 Einwohnern 1802 an die Fürsten von Oranien-Nassau und 1815 an Preußen, in dem es zu einer industriell geprägten Großstadt (1910 214000 Einwohner, in Nordrhein-Westfalen 2020 rund 588000 Einwohner) heranwächst. S. Google
Lit.: Rübel, K., Dortmunder Urkundenbuch, Bd.1ff. 1881ff.; Frensdorff, F., Dortmunder Statuten und Urtheile, 1882; Meininghaus, A., Die Grafen von Dortmund, 1905; Meininghaus, A., Die Dortmunder Freistühle und ihre Freigrafen, Beiträge zur Geschichte Dortmunds 19 (1910); Stahm, G., Das Strafrecht der Stadt Dortmund, 1910; Rübel, K., Geschichte der Grafschaft und der freien Reichsstadt Dortmund, Bd. 1 1917; Winterfeld, L. v., Reichsleute, Erbsassen und Grundeigentum in Dortmund, 1917; Meininghaus, A., Die Entstehung von Stadt und Grafschaft Dortmund, 1920; Berken, R. von den, Dortmunder Häuserbuch von 1700 bis 1850, 1927; Winterfeld, L. v., Geschichte der freien Reichs- und Hansestadt Dortmund, 1934; Luntowski, G. u. a., Geschichte der Stadt Dortmund, 1994; Ferne Welten, freie Stadt. Dortmund im Mittelalter, hg. v. Ohm, M. u. a., 2006; Dortmund und die Hanse, hg. v. Schilp, T. u. a., 2012; Franke, B. u. a., Dortmund entdecken, 2016; Flöer, M., Die Ortsnamen der Stadt Dortmund und der Stadt Hagen, 2021
dos, dōs, lat., F., Gabe, Mitgabe, Mitgift, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dare
Dos (lat. [F.], zu lat. dare, geben) ist bereits in dem altrömischen Recht die von dem Hausvater der Frau bei der Verehelichung dem Ehemann grundsätzlich gegebene, der Unterhaltssicherung dienende →Mitgift, die nach dem Tod der Frau oder einer auf ihrer Seite schuldlosen Ehescheidung aus dem Vermögen des Mannes an den ursprünglichen Geber zurückfällt. In dem Jahre 18 v. Chr. verbietet die (lat.) lex (F.) Iulia de dote fundali (julisches Gesetz über Grundstücksmitgift) die Veräußerung eines Mitgiftgrundstücks ohne Zustimmung der Frau. In der Spätantike wird die Bestellung einer dos durch den Brautvater zu einer Rechtspflicht. Das römische Recht der dos wird in dem Mittelalter und in der Neuzeit (nur) teilweise aufgenommen (Kurhessen, Hannover, Braunschweig, Pommern, Teile Mecklenburgs, Dotalsystem). Nach dem germanisch-germanistischen Recht gibt dagegen der Mann (bzw. seine Familie) der Frau (bzw. ihrer Familie) eine Gabe (vielleicht als Gegenleistung für die bei der Eheschließung von dem Brautvater gegebene Personalgewalt des Mannes über die Frau).
Lit.: Kaser § 59; Söllner §§ 8, 12, 15, 18, 24; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 22, 37, 58; Köbler, LAW; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Teil 1f. 1863ff., Neudruck 1967; Brunner, H., Die fränkisch-romanische dos, SB. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1894, 545; Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Lorenz, E., Das Dotalstatut in der italienischen Zivilrechtslehre des 13. bis 16. Jahrhunderts, 1965; Stagl, J., Favor dotis, 2009
dotal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 als 1750 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die (lat. [F.] dos) Mitgift betreffend
dotalis, dōtālis, lat., Adj., Mitgift betreffend, zu der Mitgift gehörig, zu dem Heiratsgut gehörig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dōs
Dotalitium (Wort nicht in EDEL und nicht in latein_a_z.docx und – als Ansatz – nicht in älteren deutschen Rechtsquellen, aber in Google belegt, lat. [N.]) ist meist die →Leibzucht oder das →Wittum.
Lit.: Heusler, A., Deutsches Privatrecht, Bd. 1 1885, 370; Bellomo, M., Ricerche sui rapporti patrimoniali, 1961
Dotalsystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert verwendet und in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das auf der römischrechtlichen →dos aufbauende Ehegüterrecht, das von der Gütertrennung ausgeht, bei der die Lasten der Ehe das Vermögen des Ehemanns treffen, die Ehefrau aber mit ihrer in das Eigentum des Ehemanns übergehenden dos die Ehelasten mittragen soll. Die Rezeption ändert das römische Dotalsystem ab, soweit es überhaupt aufgenommen wird. Mit den Kodifikationen geht das in dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) bereits nicht mehr erwähnte Dotalsystem unter (Bürgerliches Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900, ZGB der Schweiz 1907).
Lit.: Söllner §§ 5, 9, 12, 18, 24; Hübner 664, 694; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 239f.
dotare, dōtāre, lat., V.: nhd. aussteuern, ausstatten, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. dōs, dare
Dotation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb dotieren um 1500) Ausstattung, Zuwendung, Aussteuer
Lit.: Landau, P., Ius patronatus, 1975; Dröge, M., Staatsleistungen an Religionsgemeinschaften, 2004
dotieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1500 bezeugt – 1378/1379 [Mecklenburgische Reimchronik von Ernst von Kirchberg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1514 [QuedlinbUB. II 109] und 1535 [IlsenburgUB. II 217] in 2 Stellen und – ausgenommen dotiert und Dotierung – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) geben, ausstatten
Dou de Bassols, Ramón Llàtzer de (1742-1832) verfasst nach dem Rechtsstudium in Cervara (1760-1764) und einer anwaltlichen Tätigkeit als Professor in Cervara die erste systematische Darstellung des spanischen öffentlichen Rechtes (Instituciones del derecho público general en España, 1800ff., Einrichtungen des allgemeinen öffentlichen Rechtes in Spanien), die sich in die drei Bücher Person, Sache, Gericht und jeweils einen allgemeinen Teil und einen besonderen Teil gliedert. S. Google
Lit.: Elias de Molins, A., Diccionario biográfico, Bd. 1 1889, 532
Do ut des (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Ich gebe, damit du gibst.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 19, 5, 5, §1)
Douai, s. Google
Lit.: Espinas, G., La vie urbaine de Douai, Bd. 1ff. 1913
Dr. →doctor (lat. [M.]), Doktor, Lehrer
Drakon ist der Gesetzgeber (Thesmothet) in Athen, der 624 (bzw. 621/620) v. Chr. (?) das geltende Recht veröffentlicht, in dem die Selbsthilfe (Blutrache) durch strenge Strafen (drakonische Strenge, drakonische Strafe) für Verbrechen ersetzt und die gewollte Tötung von der ungewollten Tötung und der gerechtfertigten Tötung unterschieden ist. S. Google
Lit.: Söllner § 7; Köbler, DRG 17; Stroud, R., Drakon´s Law on Homicide, 1968; Gagarin, M., Drakon and Early Athenian Homicide Law, 1981; Biscardi, A., Diritto greco antico, 1982; Bleicken, J., Die athenische Demokratie, 4. A. 1995; Carawan, E., Rhetoric and the Law of Draco, 1998
drauf, darauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 14. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) oben, zusätzlich
Draufgabe, Daraufgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1791 bezeugt – nicht in EDEL - und in der ursprünglicheren Schreibweise Daraufgabe in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1794 [PreußALR. I 5 §205 und Bächtold, Verlobung 124] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] →arrha) ist eine Leistung bei Eingehung eines Vertrags, die als Zeichen des Abschlusses des Vertrags gilt und in dem Zweifel auf die geschuldete Leistung anzurechnen oder bei Erfüllung zurückzugeben ist. Sie besteht in dem gemeinen Recht, ist in der Gegenwart aber nur von geringer Bedeutung.
Lit.: Kaser § 41; Hübner 543; Jagemann, E. v., Die Draufgabe (arrha), 1873; Gastreich, F., Die Draufgabe, Diss. jur. Erlangen 1932
Drei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Kard.) ist die in dem Recht häufiger verwendete Grundzahl zwischen zwei und vier (beispielsweise aller guten Dinge [Gerichte] sind drei).
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 285; Usener, H., Die Dreiheit, 2. A. 1922; Meyer, H./Suntrup, R., Lexikon der mittelalterlichen Zahlenbedeutungen, 1987, Neudruck 1999; Großfeld, B., Zeichen und Zahlen im Recht, 2. A. 1995
Dreibund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1785 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1789 [Kluge11 113] in 1 Stelle als Übersetzung von franz. triple-alliance und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Bund dreier Beteiligter wie der den 1879 zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn geschlossenen Bund 1882 um Italien erweiternde Bund (1883 Beitritt Rumäniens, in dem Ersten Weltkrieg Kündigung durch Italien, das 1915 nach Zusage des Erhalts Südtirols den Alliierten beitritt, Rumänien 1916)
Dreifelderwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1803 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Mitteleuropa von dem 8. bis zu dem 19. Jahrhundert verbreitete Form der Landwirtschaft, bei der jeweils ein Drittel des Ackerlands mit Winterfrucht oder mit Sommerfrucht bebaut oder als Brache gelassen wird. Bei der Dreizelgenwirtschaft ist dabei die gesamte Flur eines Dorfes in drei etwa gleich große in dem Wechsel bewirtschaftete Teile aufgegliedert.
Lit.: Köbler, DRG 77, 174; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 46; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985; Brakensiek, S., Agrarreform, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992
Dreiklassenwahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Wähler bewusst unterscheidend in drei Klassen einteilende Wahlrecht (kopfzahlbezogenes Dreiklassenwahlrecht erstmals in dem Gemeindegesetz Badens von dem 23. 8. 1821). Es widerspricht dem Grundsatz der Stimmengleichheit, indem es bei dem steueranteilbezogenen Dreiklassenwahlrecht beispielsweise Wählern mit höherem Steueraufkommen mehr politischen Einfluss in einem zu wählenden Gremium gewährt (beispielsweise wählen in Preußen 1849 bis 1918 etwa 4,7%, 12,6% und 82,6% der Wähler mittelbar je ein Drittel der Abgeordneten). 1918 wird das Dreiklassenwahlrecht - bewusst demokratisierend und egalisierend - spätetens aufgegeben (Preußen, Braunschweig, Lippe, Sachsen-Altenburg, Waldeck). In Österreich besteht von 1849 bis 1918 ein Dreiklassenwahlrecht für das Gemeindewahlrecht, bei dem ein Zensus den Kreis der Wahlberechtigten einengt und die Wahlkörper eine unterschiedliche Zahl von Gemeinderäten wählen.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 197; Gerlach, D., Die Geschichte des preußischen Wahlrechts, 1908; Boberach, H., Wahlrechtsfragen im Vormärz, 1959; Kühne, T., Dreiklassenwahlrecht und Wahlkultur in Preußen, 1994; Gerhards, J./Rössel, J., Interessen und Ideen im Konflikt um das Wahlrecht, 1999
Dreiliniensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Erbfolgeordnung in den drei Linien Abkömmlinge, Aszendenten, Seitenverwandte.
dreißig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num Kard.) dreimal zehn (Zehnerzahl zwischen zwanzig und vierzig)
dreißigjährig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dreißig Jahre betreffend
Dreißigjähriger Krieg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, ab 1648 möglich und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von 1618 ([zweiter] Prager Fenstersturz 23. 5. 1618, 8. 11. 1620 Schlacht an dem Weißen Berg mit Niederlage der aufständischen protestantischen Landstände Böhmens, 10. 5. 1627 Verneuerte Landesordnung für Böhmen) bis 1648 (Friede von Münster und Osnabrück, →Westfälischer Friede) unter protestantenfreundlicher Beteiligung europäischer Mächte (Dänemark 1625, Schweden 1630, Frankreich 1635) währende Religionskrieg in dem Heiligen römischen Reich.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Franz, G., Der dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk, 1940, 3. A. 1961, 4. A. 1979; Schormann, G., Der Dreißigjährige Krieg, 1985; Burkhardt, J., Der Dreißigjährige Krieg, 1991; Kampmann, C., Reichsrebellion und kaiserliche Arbeit, 1993; Wedgwood, C., Der 30jährige Krieg, 1978, 8. A. 1995, 9. A. 1996; Oschmann, A., Der Nürnberger Exekutionstag 1649-1650, 1991; Schmidt, G., Der Dreißigjährige Krieg, 1995, 4. A. 1999, 8. A. 2010; Englund, P., Die Verwüstung Deutschlands, 1998; Findeisen, J., Der Dreißigjährige Krieg, 1998; Zwischen Alltag und Katastrophe, hg. v. Krusenstjern, B. v. u. a., 1999; Bedürftig, F., Der Dreißigjährige Krieg, 2006; Kampmann, C., Europa und das Reich im Dreißigjährigen Krieg, 2007; Sack, H., Der Krieg in den Köpfen, 2008; Fuchs, R., Ein Medium zum Frieden, 2008; Brockmann, T., Dynastie, Kaiseramt und Konfession, 2009; Arndt, J., Der Dreißigjährige Krieg, 2009; Krüssmann, W., Ernst von Mansfeld (1580-1626), 2010; Crowne, W., Blutiger Sommer (1636), hg. v. Ritter, A. u. a., 2011; Neuburger, A., Konfessionskonflikt und Kriegsbeendigung im Schwäbischen Reichskreis, 2011; Duchhardt, H., 1648 – Das Jahr der Schlagzeilen, 2015; Gotthardt, A., Der Dreißigjährige Krieg, 2016; Duchhardt, H., Der Weg in die Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges. Die Dekade 1608-1618, 2017; 1618 - Der Beginn des Dreißigjährigen Krieges, hg. v. Rebitsch, R., 2017; Wilson, P., Der Dreißigjährige Krieg, 2017; Münkler, H., Der Dreißigjährige Krieg, 2017; Burkhardt, J., Der Krieg der Kriege, 2018; Schmidt, G., Die Reiter der Apokalypse, 2018; Medick, H., Der Dreißigjährige Krieg, 2018; Wallenstein, hg. v. Emich, B. u. a., 2018
dreißigste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Ord.) zwischen dem neununzwanzigsten und dem einunddreißigsten stehende Ordnungszahl
Dreißigster (Wort ab 1221-1224 [Sachsenspiegel] belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der dreißigste Tag nach dem Tod eines Menschen und die als gesetzliches Vermächtnis daraus grundsätzlich sich ergebende Verpflichtung der →Erben, bestimmten Familienangehörigen des →Erblassers während der ersten 30 Tage nach dem selten genau vorherbestimmten Erbfall Unterhalt zu gewähren und die Benutzung der Wohnung und der Haushaltsgegenstände zu gestatten. Eine dreißigtägige Beweinung kennt bereits das alte Testament (5. Moses 34,8). Danach erscheint der Dreißigste beispielsweise in dem →Sachsenspiegel (1221-1224). In der Zeit des Dreißigsten ist der Erbe zwar schon Eigentümer, darf aber nicht in dem Widerspruch zu dem Dreißigsten verfügen. Teilweise setzt das gemeine Recht den bis zu dem Dreißigsten ruhenden Nachlass der römischrechtlichen (lat.) hereditas (F.) iacens (ruhenden Erbschaft) gleich. Der Dreißigste ist noch geltendes Recht (§ 1969 BGB).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hübner 676f.; Hennecke, G., Das Recht des Dreißigsten, Diss. jur. Heidelberg 1909; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Dreizelgenwirtschaft s. Google, s. Dreifelderwirtschaft
Dresden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Elbe (sorb., Sumpfgebiet, steinzeitliche Besiedlungsspuren, Ersterwähnung 1206, 1201?) erhält vielleicht um 1150 eine Burg der wettinischen Markgrafen von Meißen. 1299 wird ihm das Stadtrecht von Magdeburg bestätigt. Stadtbücher sind seit 1404 erhalten. Seit 1485 wird es Vorort der albertinischen Linie der Herzöge von Sachsen. 1828 wird eine Technische Universität eingerichtet. 1945 wird Dresden durch Bombenabwürfe Großbritanniens weitgehend zerstört (25000 Todesopfer). An der Technischen Universität wird 1991eine juristische Fakultät eingerichtet, deren Auflösung 2004 beschlossen wird. Zu dem 1. Oktober 2020 wird ein Institut für internationales Recht, geistiges Eigentum und Technikrecht mit sechs Professuren gegründet.
Lit.: Richter, O., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt Dresden, Bd. 1ff. 1885ff.; Butte, H., Geschichte Dresdens, 1967; Streifzüge durch die Dresdener Justiz, 1999; Die Professoren der TU Dresden 1828-2003, bearb. v. Petschel, D., 2003; Pommerin, R., Geschichte der TU Dresden 1828-2003, 2003; Hädecke, W., Dresden, 2006; Geschichte der Stadt Dresden, hg. v. Blaschke, K. u. a., Bd. 1-3, 2005f.; Die Stadtbücher Dresdens, hg. v. Kübler, T. u. a., Bd. 1ff. 2007ff.; Meinhardt, M., Dresden im Wandel, 2009; Die Zerstörung Dresdens, hg. v. Müller, R. u. a., 2010
Dresdener Entwurf (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der - der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung von 1847/1848 und dem Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch von 1861 folgende - in →Dresden in Sachsen auf Grund der nach dreijährigen Beratungen 1862 beschlossenen Schaffung eines einheitlichen Obligationenrechts (→Allgemeines Deutsches Gesetz über Schuldverhältnisse) der Staaten des →Deutschen Bundes in einer Kommission beratene, 1866 noch der Bundesversammlung zugeleitete, dort aber wegen der Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Preußen um Schleswig-Holstein nicht mehr behandelte Entwurf, der infolge der Auflösung des Deutschen Bundes (1866) nicht Gesetz bzw. allgemeines deutsches Recht wird, sich aber auf das Obligationenrecht der Schweiz (1881) und den Allgemeinen Teil und das Schuldrecht des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) auswirkt.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 182; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/DRE1866-EntwurfeinesallgemeinendeutschenGesetzesueberSchuldverhaeltnisse.pdf; Hedemann, J., Der Dresdener Entwurf von 1866, 1935; Dresdener Entwurf eines allgemeinen deutschen Gesetzes über Schuldverhältnisse von 1866, hg. v. Francke, B., 1973; Protocolle der Commission zur Ausarbeitung eines allgemeinen deutschen Obligationenrechts, Dresden 1866, 1984; Benöhr, H., Der Dresdener Entwurf von 1866 und das Schweizerische Obligationenrecht von 1881, (in) Hundert Jahre Schweizerisches Obligationenrecht, 1982, 57
Drews, Bill (Drews, Wilhelm Arnold, Berlin 11. 02. 1870-Berlin 17. 02. 1938) wird 1917 Minister des Inneren in Preußen, 1919 Staatskommissar für die Vorbereitung einer Verwaltungsreform Preußens und 1921 Präsident des Oberverwaltungsgerichts Preußens (bis 1937). 1927 legt er ein Preußisches Polizeirecht vor. Er nimmt maßgeblichen Einfluss auf das Polizeiverwaltungsgesetz Preußens von 1931.
Lit.: Naas, S., Die Entstehung des preußischen Polizeiverwaltungsgesetzes von 1931, 2003
dritte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische für das Indogermanische erschließbar, Num. Ord.) die drei oder die Stelle zwischen dem Zweiten und dem Vierten betreffende Ordnungszahl
Dritter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht - als Ansatz - und in DW2 nach 1150 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist die an einem Verhältnis zweier Personen mittelbar beteiligte weitere Person.
Lit.: Barnert, E., Der eingebildete Dritte, 2008
Drittes Reich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die (problematische) Bezeichnung des →Deutschen Reiches in der von (dem →Nationalsozialismus) Adolf →Hitler(s) beherrschten Zeit zwischen dem 30. 1. 1933 und dem 30. 4. 1945 bzw. 8. 5. 1945. Sie geht in möglichen Anfängen auf Joachim von Fiore (Celico um 1130-Fiore 1202), der drei Reiche des Vaters, des Sohnes und des Geistes unterscheidet, zurück. 1923 weist A. Moeller van den Bruck (1876-1925) auf ein dem Heiligen römischen Reich und dem Reich Bismarcks folgendes Drittes Reich hin. Dieses entwickelt sich in der Wirklichkeit zu einer totalitären Diktatur, in der das Recht an vielen Stellen zu einem Instrument der Durchsetzung des Nationalsozialismus wird, der die private Lebenswelt umfangreicher sozialer Überwachung unterwirft. In ihm wird in einer Presseanweisung von dem 10. 7. 1939 der Ausdruck Drittes Reich verboten, weil die darin zwecks Sinnstiftung für das Ungewisse verwendete Tradition inzwischen als entbehrlich angesehen wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 234, 242; Wust, N., Das Dritte Reich, 1905; Mutius, G. v., Die drei Reiche, 1916; Neurohr, J., Der Mythos vom Dritten Reich, (1933, veröff. 1957); Hertel, H., Das Dritte Reich in der Geistesgeschichte, 1934; Rühle, G., Das Dritte Reich, Bd. 1ff. 1934ff.; Kobé, E., Die Idee eines Dritten Reiches im deutschen Idealismus, Diss. phil. Wien 1939; Fraenkel, E., The Dual State, 1941; Schorn, H., Der Richter im Dritten Reich, 1959; Diehl-Thiele, P., Partei und Staat im Dritten Reich, 1960, 2. A. 1971; Mähl, H., Die Idee des goldenen Zeitalters im Werk des Novalis, 1965; Hansen, R., Das Ende des Dritten Reiches, 1966; Scheffler, W., Judenverfolgung im Dritten Reich, 1966; Adam, U., Judenpolitik im Dritten Reich, 1972, Neudruck 1979; Scholder, K., Die Kirche und das Dritte Reich, Bd. 1f. 1977ff.; Justiz im Dritten Reich, hg. v. Staff, I., 1979; Hildebrand, K., Das Dritte Reich, 1979, 6. A. 2003, 7. A. 2009; Schönbaum, D., Die braune Revolution, 1980; Majer, D., Fremdvölkische im Dritten Reich, 1981; Broszat, M./Möller, H., Das Dritte Reich, 1983; Wistrich, R., Wer war wer im Dritten Reich, 1983; Hochschule und Wissenschaft im Dritten Reich, hg. v. Tröger, J., 1984; Shirer, W., Aufstieg und Fall des Dritten Reiches, 1984; Strafjustiz und Polizei im Dritten Reich, hg. v. Reifner, U. u. a., 1984; Das große Lexikon des Dritten Reiches, hg. v. Zentner, C. u. a., 1985; Wissenschaft im Dritten Reich, hg. v. Lundgren, P., 1985; Schumacher, U., Staatsanwaltschaft und Gericht im Dritten Reich, 1985; Staatsrecht und Staatslehre im Dritten Reich, hg. v. Böckenförde, E., 1985; Justizalltag im Dritten Reich, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1988; Gruchmann, L., Justiz im Dritten Reich 1933-1940, 1988, 2. A. 1990, 3. A. 2001; Kropat, W., Kristallnacht in Hessen, 1988; Puppo, R., Die wirtschaftliche Gesetzgebung des Dritten Reiches, 1988; Schröder, R., …aber im Zivilrecht sind die Richter standhaft geblieben!, 1988; Rüthers, B., Entartetes Recht, 1988, 2. A. 1994; Michelberger, H., Berichte aus der Justiz des Dritten Reiches, 1989; Recht und Justiz im Dritten Reich, hg. v. Dreier, R. u. a., 1989; Werle, G., Justiz - Strafrecht und polizeiliche Verbrechensbekämpfung im Dritten Reich, 1989; Rebentisch, D., Führerstaat und Verwaltung im Zweiten Weltkrieg, 1989; Ortner, H., Der Hinrichter, 1993, 2. A. 2012, 3. A. 2014 (Roland Freisler); Schmoeckel, M., Die Großraumtheorie, 1994; Fürst, M., Politisches Strafrecht im Dritten Reich, 1995; Die deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit, hg. v. Rückert, J. u. a., 1995; Koenen, A., Der Fall Carl Schmitt, 1995; Schindler, F., Paulus van Husen im Kreisauer Kreis, 1996; Nunweiler, A., Das Bild der deutschen Rechtsvergangenheit und seiner Aktualisierung im Dritten Reich, 1996; Herbert, U., Best, 1996, 6. A. 2016; Trott zu Solz, L. v., Hans Peters und der Kreisauer Kreis, 1997; Die deutsche Herrschaft in den „germanischen“ Ländern, hg. v. Bohn, R., 1997; Bedürftig, F., Lexikon Drittes Reich, 1997; Kroll, F., Geschichtsdenken und politisches Handeln im Dritten Reich, 1997; Schiller, C., Das Oberlandesgericht Karlsruhe im Dritten Reich, 1997; Friedländer, S., Das Dritte Reich und die Juden, 1998; Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, hg. v. Weiß, H., 1998; Michelberger, H., Berichte aus der Justiz des Dritten Reiches, 1998; Hummel, K., Deutsche Geschichte 1933-1945, 1998; Die juristische Aufarbeitung des Unrechtsstaats, hg. v. d. Redaktion Kritische Justiz, 1998; Klaus, M., Mädchen im Dritten Reich, 1998; Perels, J., Das juristische Erbe des Dritten Reiches, 1999; Wendt, B., Das Dritte Reich, 1999; Schwerin, F. Graf v., Helmuth James Graf von Moltke, 1999; Benz, W., Geschichte des Dritten Reiches, 2000; Ellmann, M., Hans Lukaschek im Kreisauer Kreis, 2000; Die tödliche Utopie, hg. v. Dahm, V. u. a., 3. A. 2001; Klee, E., Deutsche Medizin im Dritten Reich, 2001; Science in the Third Reich, hg. v. Szöllösi-Janze, M., 2001; Schott, A., Adam Trott zu Solz, 2001; Studt, C., Das Dritte Reich in Daten, 2002; Zwangsarbeit im Dritten Reich, hg. v. Zumbansen, P., 2002; Rauh-Kühne, C., Hitlers Hehler?, (in) HZ 275 (2002), 54; Beevor, A., Berlin 1945, 2002; Hilger, C., Rechtsstaatsbegriffe im Dritten Reich, 2003; James, H., Die Deutsche Bank im Dritten Reich, 2003; Hildebrand, K., Das Dritte Reich, 6. A. 2003; Schreckenberg, H., Ideologie und Alltag im Dritten Reich, 2003; Unschuld, P., Chronik des Rotary Clubs München, 2003; Klee, E., Das Personenlexikon zum Dritten Reich, 2003, 5. A. 2015; Tofahrn, K., Chronologie des Dritten Reiches, 2003; Pohl, D., Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933-1945, 2003, 3. A. 2011; Malinowski, S., Von dem König zum Führer, 2003; Angrick, A., Besatzungspolitik und Massenmord, 2003; Ciernoch-Kujas, C., Ministerialrat Franz Massfeller (1902-1966), 2003; Regimekritik, Widerstand und Verfolgung in Deutschland und den besetzten Gebieten, hg. v. Boberach. H. - Erschließungsband zur Mikroficheedition 2003; Heinemann, I., Rasse, Siedlung, deutsches Blut, 2003; Stufen zum Galgen, hg. v. Pätzold, K. u. a., 2004; Kater, M., Hitler-Jugend, 2004; Evans, R., Das Dritte Reich, Bd. 1 2004; Mühlberger, D., Hitler’s Voice, 2004; Bartels, U., Die Wochenschau im Dritten Reich, 2004; Hayes, P., Die Degussa im Dritten Reich, 2004; Ley, A., Zwangssterilisation und Ärzteschaft, 2004; Gall, L., Elitenkontinuität in Wirtschaft und Wissenschaft, (in) HZ 279 (2004) 659; Huppuch, W., Eugen-Rosenstock-Huessy (1888-1973), 2004; Frei, N., 1945 und wir, 2005; Das Europa des Dritten Reichs, hg. v. Bähr, J./Banken, R., 2005; Finger, T., Die Nürnberger Gesetze, (in) JURA 27 (2005), 161; Hamburg im Dritten Reich, hg. v. d. Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg, 2005; Lindner, S., Hoechst, 2005; Bastian, T., High Tech unterm Hakenkreuz, 2005; Stürickow, R., Kriminalfälle im Dritten Reich. Berlin, 2005; Werner, C., Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit bei BMW, 2005; Braun, K., Dr. Otto Thierack (1889-1946), 2005; Confront! Resistance in Nazi Germany, hg. v. Michalczyk, J., 2. A. 2005; Köhler, I., Die Arisierung der Privatbanken, 2005; Kißener, M., Das Dritte Reich, 2005; Olick, J., In the House of the Hangman, 2005; Gesche, K., Kultur als Instrument der Außenpolitik totalitärer Staaten, 2006; Voß, R., Johannes Popitz, 2006; Einhaus, C., Zwangssterilisation in Bonn (1934-1945), 2006; Winstel, T., Verhandelte Gerechtigkeit, Rückerstattung und Entschädigung für jüdische NS-Opfer, 2006; Schenk, D., Hans Frank, 2006; Schäfer, K., Werner von Blomberg, 2006; Zwicker, S., Nationale Märtyrer - Albert Leo Schlageter und Julius Fučik, 2006; Tent, J., Im Schatten des Holocaust. Schicksale deutsch-jüdischer „Mischlinge“, 2007; Die NS-Gaue - regionale Mittelinstanzen, hg. v. John, J., 2007; Rohrer, F., Strafjustiz im Dritten Reich und in der SBZ/DDR, 2007; Hürter, J., Hitlers Heerführer, 2006, 2. A. 2007; Lübbe, H., Von dem Parteigenossen zum Bundesbürger, 2007; Schmerbach, F., Das Gemeinschaftslager Hanns Kerrl für Referendare in Jüterbog 1933-1939, 2008 (rund 20000 Referendare, systemstabilisierende Wirkung); Bähr, J. u. a., Der Flick-Konzern im Dritten Reich, 2008; Stirken, H., Der Kölner Justizalltag im Zweiten Weltkrieg, 2008; Orte der Bücherverbrennungen in Deutschland 1933, hg. v. Schoeps, J. u. a., 2008 (ab März 1933 94 Bücherverbrennungen in 62 Städten); Ribbentrop, R. v., Mein Vater Joachim von Ribbentrop, 2008; Universitäten und Studenten im Dritten Reich, hg. v. Scholtyseck, J. u. a., 2008; Kontinuitäten und Zäsuren. Rechtswissenschaft und Justiz im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit, hg. v. Schumann, E., 2008; Harris, W., Tyrannen vor Gericht, 2008; Longerich, P., Heinrich Himmler, 2008; Schlick, C., Apotheken im totalitären Staat, 2008; Das Dritte Reich, hg. v. Süß, D. u. a., 2008; Die Charité im Dritten Reich, hg. v. Schleiermacher, S. u. a., 2008; Drecoll, A., Der Fiskus als Verfolger, 2009; Tofahrn, K., Das dritte Reich und der Holocaust, 2008; Koop, V., Himmlers letztes Aufgebot, 2008; Schleusener, J., Eigentumspolitik im NS-Staat, 2009; Bevers, J., Der Mann hinter Adenauer, 2009; Gathmann, P. u. a., Narziss Goebbels, 2009; Ladwig-Winters, S., Ernst Fraenkel, 2009; Lüdicke, L., Griff nach der Weltherrschaft, 2009; Die Katholiken und das Dritte Reich, hg. v. Hummel, K./Kißener, M., 2009, 2. A. 2010; Nie mehr zurück in dieses Land, hg. v. Gerhardt, U. u. a., 2009; Zelle, K., Hitlers zweifelnde Elite, 2010; Verfemt und verboten, hg. v. Schoeps, J. u. a., 2010; Kasseckert, C., Straftheorie im Dritten Reich, 2010; Conze, E. u. a., Das Amt und die Vergangenheit, 2010; Koop, V., In Hitlers Hand, 2010; Iselt, K., Sonderbeauftragter des Führers, 2010; Longerich, P., Joseph Goebbels, 2010; Selbstmobilisierung im Dritten Reich, hg. v. Dinckal, N. u. a., 2010; Rüstung, Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit im „Dritten Reich“, hg. v. Heusler, A. u. a., 2010; Allert, T., Der deutsche Gruß, 2010; Buddecke, J., Endstation Anatomie, 2010; Hausmann, M., Die Geisteswissenschaften im „Dritten Reich“, 2011; Reichskommissariat Ostland, hg. v. Lehmann, S., 2011; Blatman, D., Die Todesmärsche 1944/45, 2011 (mit etwa 250000 Toten); Kramer, N., Volksgenossinnen an der Heimatfront, 2011; Jasch, H., Staatssekretär Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik, 2011; Brinkhus, J., Luftschutz und Versorgungspolitik, 2012; Lustiger, A., Rettungswiderstand, 2011 (200 Retter aus insgesamt 100000 Rettern verfolgter Juden in 30 Ländern); In Nürnberg machten sie ein Gesetz, hg. v. Beutin, L. u. a., 2011; Steiner, Z., The Triumph of the Dark, 2011; Fremde Blicke auf das Dritte Reich, hg. v. Bajohr, F. u. a., 2011; Schmelz, C., Der Völkerrechtler Gustav Adolf Walz, 2011; Kellner, F., Vernebelt, verdunkelt sind alle Hirne – Tagebücher 1939-1945, 2011; Hachtmann, R., Das Wirtschaftsimperium der Deutschen Arbeitsfront 1933-1945, 2012; Herzer, M., Auslandskorrespondenten und auswärtige Pressepolitik im Dritten Reich, 2012; Eichmann in Jerusalem, hg. v. Ambos, K. u. a., 2012; Interessen um Eichmann, hg. v. Renz, W., 2012; Koop, V., Martin Bormann Hitlers Vollstrecker, 2012; Galler, C., Die Spinnhütte Celle im Nationalsozialismus, 2012; Pahl, M., Fremde Heere Ost, 2012; Ungleichheiten im „Dritten Reich“, hg. v. Kramer, N. u. a., 2012; Broichmann, C., Der außerordentliche Einspruch im Dritten Reich, 2013 (21 Fälle von Verfahren vor dem besonderen Strafsenat des Reichsgerichts, 92 Fälle vor dem besonderen Senat des Volksgerichtshofs, jeweils hohe Zahl von Todesurteilen); Grenzen des katholischen Milieus, hg. v. Kuropka, J., 2013; Schlosser, H., Sprache unterm Hakenkreuz, 2013; Kuwalek, R., Das Vernichtungslager Belzec, 2013 (rund 450000 Vernichtungen); Scheil, S., Ribbentrop, 2013; Sassin, H., Carl Goerdeler, 2013; Weis, S., Leben und Werk des Juristen Karl Hermann Friedrich Julius Geiler (1878-1953), 2013; Gross, R., November 1938, 2013; Vollmer, A. u. a., Stauffenbergs Gefährten, 2013; Bahro, B., Der SS-Sport, 2013; Der Tag von Potsdam, hg. v. Kopke, C. u. a., 2013 (21. März 1933); Benz, W., Theresienstadt, 2013; Nonn, C., Theodor Schieder, 2013; Becker, M., Mitstreiter im Volkstumskampf, 2014; Lüdicke, L., Constantin von Neurath, 2014; Roos, D., Julius Streicher und „Der Stürmer“ 1923-1945, 2014; Kukowski/M./Boch, R., Kriegswirtschaft und Arbeitseinsatz bei der Auto Union AG Chemnitz, 2014; Das Auswärtige Amt und seine umstrittene Vergangenheit, hg. v. Sabrow, M. u. a., 2014; Nagel, A., Johannes Popitz, 2015; Kulish, N., Dr. Tod, 2015; Wolz, A., Ribbentrop und die deutsche Außenpolitik 1934-1936, (in) HZ 300 (2015) 374; Schaub, H., Abwehr-General Erwin Lahousen, 2015; Tesch, S., Albert Speer (1905-1981), 2015; Das Reichsjustizministerium und die höheren Justizbehörden in der NS-Zeit (1935-1944), hg. v. Schubert, W., 2015; Hans von Dohnanyi, Verschwörer gegen Hitler, hg. v. Meyer, W., 2015; Eid und Gewissen – Zwischen Hitlers Mühlsteinen, hg. v. Schmidt von Altenstadt, U. v. u. a., 2015; Gab es einen Stalin-Hitler-Pakt?, hg. v. Koch, C., 2015; Gafke, M., Heydrichs „Ostmärker“, 2015; Schanetzky, T., Kanonen statt Butter, 2015; Heller, H., Die Zivilrechtsgesetzgebung im Dritten Reich. 2015; Nehmer, B., Das Problem der Ahndung von Einsatzgruppenverbrechen durch die deutsche Justiz, 2015; Möller, H., Regionalbanken im Dritten Reich, 2015 (hauptsächlich Bayern); Darnstädt, T., Nürnberg. Menschheitsverbrechen vor Gericht 1945, 2015; Roth, M., Ihr wisst, wollt es aber nicht wissen – Verfolgung, Terror und Widerstand m Dritten Reich, 2015; Hoffmann, M./Kuhn, N., Hitlers Kunsthändler – Hildebrand Gurlitt 1895-1956, 2016; Wegener, T., Die Bevölkerung hat größtes Vertrauen zum Führer, 2016; Gross, N., Reinhold Frank, 2016; Herbert, U., Das Dritte Reich, 2016; Sallek, B., Strafverteidigung in den Nürnberger Prozessen, 2016; Götzen – Die Autobiographie von Adolf Eichmann, hg. v. Ben Nescher, R., 2016; Trommer, I., Rechtfertigung und Entlastung – Albert Speer in der Bundesrepublik, 2016; Büschel, H., Hitlers adliger Diplomat, 2016 (Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha); Evans, R., Das Dritte Reich – Geschichte und Erinnerung im 21. Jahrhundert, 2016 (28 Essays); Bera, M., Lobbying Hitler, 2016; Orth, R., Der Amtssitz der Opposition?, 2016; Das „Dritte Reich“ nach Hitler, hg. v. Hesse, K., 2016; Georg Schreiber (1882-1963), hg. v. Morsey, R., 2016; Urwand, B., Der Pakt – Hollywoods Geschäfte mit Hitler, 2017; Kilian, J., Finanzkontrolle und Ausbeutung – Das Reichsfinanzministerium und die wirtschaftliche Mobilisierung Europas für Hitlers Krieg, 2017 (ab 1941 wurde etwa ein Drittel der deutschen Kriegskosten durch besetzte Länder gedeckt); Römer, F., Die narzisstische Volksgemeinschaft – Theodor Habichts Kampf 1914 bis 1944, 2017; Süß, D., „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“ – Die deutsche Gesellschaft im Dritten Reich, 2017; Koop, V., Hans-Heinrich Lammers – Der Chef von Hitlers Reichskanzlei, 2017 (schwach und unsorgfältig); Kellmann, K., Dimensionen der Mittäterschaft – Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich, 2018, 2. A. 2019; Zwischen Seelsorge und Politik – Katholische Bischöfe in der NS-Zeit, hg. v. Zumholz, M. u. a., 2018; Orth, K., Vertreibung aus dem Wissenschaftssystem – Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus vertriebenen Gremienmitglieder der DFG, 2018; Echternkamp, J., Das Dritte Reich – Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg, 2018 (Flüchtigkeitsfehler); Angrick, A., Aktion 1005 – Spurenbeseitigung von NS-Massenverbrechen 1942-1945, 2018; Banken, R., Hitlers Steuerstaat, 2018; Gies, H., Richard Walther Darré – Der Reichsbauernführer, 2019; Karlauf, T., Stauffenberg – Porträt eines Attentäters, 2019; Polster, B., Walter Gropius – Der Architekt seines Ruhms, 2019; Ziemann, B., Martin Niemöller – Ein Leben in Opposition, 2019; Neue Heimat – Das Gesicht der Bundesrepublik - Bauten und Projekte 1947-1985, 2019; Müller, A., Reinhard Höhn, 2019; Schmidt-Klügmann, A., Bernhard Wilhelm von Bülow (1885-1939), 2019; Gückel, J., Klassenfoto mit Massenmörder – Das Doppelleben des Artur Wilke, 2019; Kater, M., Culture in Nazi Germany, 2019; Fehlhaber, N., Netzwerke der „Achse Berlin-Rom“ – Die Zusammenarbeit faschistischer und nationalsozialistischer Führungseliten 1933-1943, 2019; Greve, S., Das System „Sauckel“ – Der Generalbevollmächtigte für den Arbeitseinsatz und die Arbeitskräftepolitik in der besetzten Ukraine 1942-1945, 2019; Die Organisation des Terrors – Der Dienstkalender Heinrich Himmlers 1943-1945, hg. v. Uhl, M. u. a., 2020; Michaels, C., Rüstungsmanagement der Ministerien Todt und Speer – Das Beispiel Panzerentwicklung/Panzerkommission, 2020; Tümmers, H., Nach Verfolgung und Vernichtung – Das Dritte Reich und die Deutschen nach 1945, 2020; Rohkrämer, T., Martin Heidegger, 2020; Rathkolb, O., Schirach – Eine Generation zwischen Goethe und Hitler, 2020; Machtan, L., Der Kronprinz und die Nazis - Hohenzollerns blinder Fleck, 2021; Evans, R., Das Dritte Reich und seine Verschwörungstheorien, 2021
Drittschade, Drittschaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Schaden eines Dritten
Drittschadensliquidation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ersetzung eines einem Dritten entstandenen Schadens durch den Schuldner eines Schuldverhältnisses. Sie ist dem römischen Recht und dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) an sich fremd, für bestimmte Fallgestaltungen der Schadensverlagerung auf einen Dritten seit einer Entscheidung in Lübeck von dem 20. 1. 1855 und einer dogmatischen Erörterung Zimmermanns (1858) aber gewohnheitsrechtlich anerkannt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 184; Reichard, I., Die Frage des Drittschadensersatzes im klassischen römischen Recht, 1992; Schroeter, H., Die Drittschadensliquidation in europäischen Privatrechten, 1995; Neuner, J., Die Entwicklung der Haftung für Drittschäden, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 193
Drittschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schutz eines Dritten durch ein Verhältnis zwischen zwei anderen.
Lit.: Hofer, S., Drittschutz und Zeitgeist, ZRG GA 117 (2000), 377
Drittwiderspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Widerspruch eines Dritten
Drittwiderspruchsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die als Interventionsklage entwickelte Klage des angeblichen oder wirklichen Inhabers eines die Veräußerung hindernden Rechtes an einem Gegenstand (beispielsweise Eigentum) gegen die Zwangsvollstreckung eines Gläubigers in den betreffenden Gegenstand des Schuldners.
Lit.: Picker, E., Die Drittwiderspruchsklage, 1981
Drittwirkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1963 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wirkung gegenüber Dritten. Grundsätzlich wirken sich Rechte in einem Schuldverhältnis nur zwischen Gläubiger und Schuldner (relativ) aus, so dass in dem römischen Recht sogar Stellvertretung, Abtretung und Schuldübernahme Schwierigkeiten bereiten. Dagegen wirken Sachenrechte gegenüber jedermann (absolut). Die Drittwirkung von Grundrechten wird in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erörtert (beispielsweise von Nipperdey), aber überwiegend verneint.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Fabisch, D., Die unmittelbare Drittwirkung der Grundrechte im Arbeitsrecht, 2010
drohen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [HeinrTürlinCrône 15471] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bedrängen, einschüchtern, nötigen
Drohung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 15. Jahrhundert bezeugt - 8. Jahrhundert in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11./12. Jahrhundert [MSD. 297] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb drohen in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 9. Jahrhundert und in EDEL 765) ist das Inaussichtstellen eines Übels.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
droit (M., franz.) Recht
droit (M.) commun (franz.) gemeines Recht
Lit.: Bourjon, F., Le droit commun de la France et la coutume de Paris reduits en principes, 1747; Petot, P., Le droit commun en France selon les coutumiers, (in) RH 38 (1960), 412
Droit (M.) coutumier (franz.) ist das in →coutumiers aufgezeichnete Gewohnheitsrecht (coutume) (in dem Norden Frankreichs).
droit (M.) écrit (franz.), Schriftrecht, römisches Recht (in dem Süden Frankreichs)
droit (M.) intermédiaire (franz.) das zwischen französischer Revolution von 1789 und den Kodifikationen Napoleons (1804ff.) durch Einzelgesetze geschaffene französische Recht
Drost (M., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1261 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [OstfriesUB. I 62] in zehn Stellen, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) aus mnd. drossete (Truchsess) gebildete Bezeichnung eines örtlichen Verwaltungsamtsträgers in Norddeutschland und Westdeutschland von dem 13. bis zu dem 19. beziehungsweise 20. Jahrhundert
Lit.: Bornhak, C., Geschichte des preußischen Verwaltungsrechts, Bd. 1ff. 1884ff.; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Blazek, M., Von der Landdrostey zur Bezirksregierung, 2004
Druck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 [Notker] bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [TirolLO. 1573 Privileg] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Einwirken auf einen Gegenstand mit Gewicht oder Kraft. Seit etwa 1440 (1454?) werden – nach Vorläufern in China - in Mitteleuropa Texte durch farbigen Abdruck einer Vorlage auf Papierblätter (Buchdruck mit beweglichen Lettern seitens Johannes Gutenbergs schneller und billiger) vervielfältigt (beispielsweise Bibel in 42 Zeilen je Seite). Einblattdrucke (beispielsweise Ablassbriefe, Gebete, Mahnschreiben) werden ab 1475 häufig.
Lit.: Eisermann, F., Verzeichnis der typographischen Einblattdrucke im Heiligen römischen Reich deutscher Nation, Bd. 1ff. 2004; Westphal, J., Die Darstellung von Unrecht in Flugblättern der frühen Neuzeit, 2008
drucken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 15. Jahrhundert bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [Knapp, Reggensb. 267] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Druck ausüben, als Buchdruck mit beweglichen Lettern sachlich seit etwa 1450
drücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [Langenstein, Martina 558] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Druck ausüben, pressen, hervortreiben
Druckprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und in Bestandteilen über das erschließbare Germanische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit (Aufnahme bzw.) Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in Mitteluropa (ab 1440?) auf Grund des von dem Kaiser beanspruchten Buchregals in Übung kommende herrscherliche, meist zeitlich begrenzte, mit Strafgeldern und Vermögenseinziehung bewehrte Privileg, zum Schutz vor allem der Drucker und auch Verleger sowie mittelbar letztlich auch vielleicht der Urheber ein bestimmtes Buch ausschließlich zu drucken und dementsprechend Nachdrucke Nichtprivilegierter zu bekämpfen (Venedig 1469 auf fünf Jahre befristetes, ausschließliches Privileg Bücher zu drucken für Johan von Speyer [† 1470]], Herzog von Mailand 1481 Nachdrucksverbotsprivileg, in dem Heiligen römischen Reich 1501 Nachdruckprivileg für Conrad Celtis, Frankreich 1507, England 1518). Das vielfach erteilte und meist in dem jeweiligen Werk auch abgedruckte Druckprivileg wird auf Drängen der Buchhändler und Verleger seit dem 19. Jahrhundert durch das sie und mittelbar auch die Urheber vollkommener schützende →Urheberrecht (Preußen 11. 6. 1837 Gesetz zum Schutze des Eigentums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck) abgelöst.
Lit.: Pütter, J., Der Büchernachdruck, 1774; Bluntschli, J., Deutsches Privatrecht Bd. 1, 1853; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über den Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970; Gieseke, L., Von dem Privileg zum Urheberrecht, 1995; Wadle, E., Geistiges Eigentum, 1996; Gergen, T., Die Nachdruckprivilegienpraxis Württembergs im 19. Jahrhundert, 2007
dual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1924 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache – als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zweiseitig
dualis, duālis, lat., Adj., von zweien stammend, zwei enthaltend, zwei betreffend, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duo
Dualismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1781 bezeugt – 1781 – als Neubildung - in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist grundsätzlich jede Lehre, die von zwei voneinander unabhängigen meist gegensätzlichen Gegebenheiten ausgeht. In diesem Sinne besteht seit dem 14. Jahrhundert ein (durch gegenseitige vertragliche Treuebindung befriedeter) ständisch-monarchischer Dualismus (Otto von Gierke 1868) zwischen Landesherr und Landständen, der in dem Absolutismus zu Lasten der Landstände (vor allem in Österreich und Preußen) weitgehend verschwindet. In Österreich sind nach 1867 dualistische Angelegenheiten die in übereinstimmenden Beschlüssen des österreichischen Reichsrats und des ungarischen Reichstags geregelten Angelegenheiten (Münzwesen, Zollgesetzgebung, Eisenbahnlinien, Wehrsystem), deren Verwaltung in Österreich und Ungarn jeweils eigenständig erfolgt.
Lit.: Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1 1868, Neudruck 1954; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Thouzellier, C., Livre de deux principes, 1973; Rosenau, K., Hegemonie und Dualismus, 1986; Stollberg-Rilinger, B., Vormünder des Volkes?, 1999; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreichisch-ungarischen Monarchie, 2001
Duaren, François (Bourges 1509-1559), adeliger Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bourges und nach weiteren Studien bei Budé Advokat an dem Parlament von Paris und 1538 Nachfolger Alciats in Bourges. 1544 setzt er sich in der Schrift (lat.) De ratione docendi discendi iuris (Von der richtigen Art Recht zu lehren und zu lernen) für eine moderne Studiengestaltung (lat. →mos [M.] Gallicus) mit Einführungslehrveranstaltungen, guten Sprachkenntnissen und neuer Methodik ein. Sein gleichzeitig erscheinender Kommentar über Verträge beeinflusst die Entwicklung des Schuldrechts (u. a. Grundsatz der Beschränkung der Herausgabe des ungerechtfertigt Erlangten auf die noch vorhandene Bereicherung). S. Google
Lit.: Vogt, W., Franciscus Duarenus, 1971
Dublin in Irland erscheint in dem 3. Jahrhundert. 1171 erhält es das Stadtrecht von Bristol. 1591 bzw. 1909 werden Universitäten gegründet. Seit 1922 ist Dublin Hauptstadt Irlands. S. Google
Lit.: Stewig, R., Dublin, 1959
Duderstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Bilgenroth-Barke, H., Kriminalität und Zahlungsmoral im 16. Jahrhundert, 2010
Duell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Pistolenduell, Säbelduell, Trauerduell und Trinkduell - und in DW2 – ausgenommen Degenduell und Ehrenduell sowie Flugduell in Wortarchiv nicht bezeugt – 1590 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1590 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb duellieren 1621 aufgenommen) ist der geordnete Waffenkampf zweier Streitender (zu der Sühnung einer Ehrverletzung). Wurzeln des Duells reichen vielleicht in die Vorzeit zurück. In dem Frühmittelalter möglicherweise allgemeiner häufig, tritt in dem Hochmittelalter der ritterliche Zweikampf zu Ross mit Schild und Lanze in den Vordergrund. In dem engeren Sinn entwickelt sich das Duell erst in der Neuzeit. Von dem 17. Jahrhundert an wird es unter strenger Strafandrohung ohne besonderen Erfolg verboten. Erst nach Ende der adelsgeprägten Gesellschaft (1918) verschwindet das ernsthafte Duell gänzlich. Seit 1969 gelten die allgemeinen Strafrechtsnormen, wovon freilich rechtstatsächlich die studentische Mensur noch nicht wirklich vollständig erfasst wird.
Lit.: Below, G. v., Das Duell in Deutschland, 1896; Fehr, H., Der Zweikampf, 1908; Prokowsky, D., Die Geschichte der Duellbekämpfung, Diss. jur. Bonn 1965; Slawig, J., Der Kampf gegen das Duellwesen, Diss. jur. Münster 1986; Kiernan, V., The Duel in European history, 1988; Dieners, P., Das Duell, 1992; MacAleer, K., Dueling, 1994; Bringmann, T., Reichstag und Zweikampf, 1997; Schmiedel, H., Berüchtigte Duelle, 2000; Schlink, B., Das Duell im 19. Jahrhundert, (in) NJW 2002, 537; Walter, W., Das Duell in Bayern, 2002; Baumgarten, R., Zweikampf, 2002; Das Duell, hg. v. Ludwig, U. u. a., 2011; Geifes, S., Das Duell in Frankreich 1789-1830, 2013; Ingold, F., Das russische Duell, 2015; Ludwig, U., Das Duell im alten Reich, 2016
duellare, duellāre, lat., V., Zweikampf führen, duellieren, Fulg. (um 500 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duellum
duellieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 1621 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Duell
duellum, lat., N., Zweikampf, Duell, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. bellum, s. duo
Duguit, Léon (Libourne/Frankreich 1859-Bordeaux 1928), Professor des öffentlichen Rechtes in Caen und Bordeaux (1892), sieht den Staat positivistisch-realistisch als bloße Gruppe von an einer Aufgabe arbeitenden, von Regierenden gelenkten und kontrollierten Menschen an.
Lit.: Dumas, u. a., A la mémoire de Léon Duguit, 1929; Grimm, D., Solidarität als Rechtsprinzip, 1973
Duisburg (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Mündung der rechtsrheinischen Ruhr in den Rhein ist (883/884) Pfalz (Dispargum) des fränkischen Königs, wird 1129 (?) Stadt (regia villa) und kommt 1290 als Pfand von dem König an Kleve und damit 1614 an Brandenburg. Von 1655 bis 1818 (dann Bonn) ist es Sitz einer von Preußen gegründeten Universität, seit 1972 Sitz einer Gesamthochschule (1980 Universität). S. Google
Lit.: Geschichte der Universität Duisburg, hg. v. Ering, W., 1920; Ahrens, T., Aus der Lehr- und Spruchtätigkeit der alten Duisburger Juristenfakultät, 1962; Roden, P. v./Jedin, H., Die Universität Duisburg, 1968; Roden, P. v., Geschichte der Stadt Duisburg, 1970ff.; Komorowski, M., Bibliographie der Duisburger Universitätsschriften (1652-1817), 1984; Born, G./Kropatschek, F., Die alte Universität Duisburg, 1992; Die Protokolle des Duisburger Notgerichts 1537-1545, hg. v. Mihm, M., 1994; Zur Geschichte der Universität, hg. v. Hantsche, I., 1997; Jägers, R., Duisburg im 18. Jahrhundert, 2001; Zur Geschichte der Universität Duisburg 1655-1818, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2007; Mihm, M. u. a., Mittelalterliche Stadtrechungen im historischen Prozess, Bd. 1f. 2007f.
Du Moulin (Molinaeus, Dumoulin), Charles (1500-1566), aus einer Juristenfamilie, wird nach dem Sprachstudium bei Budé und dem Rechtsstudium in Poitiers und Orléans 1522 Advokat in Paris und gelangt nach seiner Vertreibung wegen seiner Zugehörigkeit zu dem Calvinismus über Basel, Genf und Straßburg 1553-1555 als Rechtslehrer nach Tübingen. 1539 kommentiert er die (franz. [F.]) Coutume von Paris von 1510, 1567 zahlreiche französische Gewohnheitsrechte (Le grand coutumier). S. Google
Lit.: Gamillscheg, F., Der Einfluss Du Moulins auf die Entwicklung des Kollisionsrechts, 1955; Thireau, J., Charles Du Moulin, 1980
Dundee in Schottland wird 1200 erwähnt. 1883/1967 erlangt es eine Universität. Seit 1889 ist es Stadt. S. Google
Lit.: Maxwell, A., Old Dundee, 1891
duo, lat., Num. Kard., zwei, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *du̯ōu, *du̯ai, Num. Kard. (M.), zwei (Grundzahl zwischen eins und drei)
Duoviri (lat. [M.Pl.] Zweimänner) sind in dem altrömischen Recht ein Organ des Strafverfahrens, in dem spätantiken römischen Recht ein gemeindliches Verwaltungsorgan. →duumvir
Lit.: Kaser § 80; Köbler, DRG 20, 55
duplum (lat. [N.]) Doppeltes, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duplus
Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 27, 65
duplus, lat., Adj., doppelt, zweifach, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duo
Durantis (Duranti), Guilelmus der Ältere (Speculator) (Puimoisson/Languedoc (1230?) 1237-Rom 1. 11. 1296) wird nach dem Rechtsstudium in Lyon? und Bologna (1255, doctor decretorum) Rechtslehrer in Modena und vielfältiger päpstlicher Amtsträger (1271 Richter, 1279 Dekan in Chartres, 1286 Bischof von Mende/Südfrankreich). Sein vierbändiges, in mindestens 130 Handschriften überliefertes Hauptwerk (lat. →Speculum [N.] iudiciale, Gerichtsspiegel, 1271-vor 1276, 2. A. 1289-1291, Druck Straßburg 1473, Neudruck 1975) behandelt, dem Ablauf eines Prozesses folgend, in vier Teilen (Personen, Zivilsachen, Kriminalsachen, einzelne Klagen) in erschöpfender Sammlung und Verwaltung der prozessrechtlichen Literatur das gesamte geistliche Gerichtsrecht unter Berücksichtigung vieler Formulare. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107; Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, 2. A. Bd. 5 1850, 571; Guillaume Durand, hg. v. Gy, P., 1992; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 478
durch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863-871 [Otfrid] bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) hindurch
durchbohren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8./9. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hindurchbohren
Durchbohrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1603 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb durchbohren 8./9. Jh.) ist das Bohren durch einen Stoff. Die Durchbohrung einer (nichtköniglichen) Urkunde ist in dem Recht der Salfranken und der Ripuarier eine förmliche Urkundenschelte.
Lit.: Breßlau, H., Handbuch der Urkundenlehre, 2. A. 1912, 648
Durchgang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 [Notker] bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1437 [HalberstUB. II 185] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb durchgehen 863) Durchlass, Hindurchgehen
Durchgangserwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nur durchgangsweise erfolgende Erwerb eines Rechtes, das unmittelbar nach Eingang in das Vermögen des Durchgangserwerbers aus diesem wieder ausscheidet.
Lit.: Weyand, S., Der Durchgangserwerb, 1989
durchgehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863-871 [Otfrid] bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hindurchgehen
Durch zweier Zeugen Mund wird die Wahrheit kund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 360 (Simrock 1846)
Durlach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Mührenberg, A., Kleine Geschichte Durlachs, 2009
duumvir, duovir, lat., M., einer der Zweimänner, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. duo, vir
dux (lat. [M.]) Feldherr, Führer, Leiter (M.), (in dem Mittelalter) Herzog, Enn. 204-169 v. Chr., s. ducere, (beispielsweise in dem westfränkischen Reich dux Britonum 860, dux Aquitanorum 909, dux Burgundiae 918, dux Francorum 937, dux Normannorum 1006, dux Gasconum 1022, dux Narbonae 1088), s. latein_a_z.docx, s. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 55; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Kienast, W., Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968; Ebling, H., Prosopographie der Amtsträger, 1974; Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1977; Gasparri, S., I duchi longobardi, 1978; Holzfurtner, L., Gloriosus dux, 2003; Geist, S., Der gescheiterte Feldherr, 2009
Dynastie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1539 bezeugt – 1539 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Herrschergeschlecht) →Merowinger, →Karolinger, →Ottonen (bzw. Sachsen), →Salier, →Staufer, →Welfen, Konradiner, →Babenberger, →Wittelsbacher, Luxemburger, →Wettiner, →Hohenzollern, →Habsburger, Kapetinger, Bourbonen, Stuart u. a.
Lit.: Schmid, K., Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie, (in) ZGO 105 (1957); Sokop, B., Stammtafeln europäischer Herrscherhäuser, 1976, 2. A. 1989, 3. A. 1993; Thoma, G., Namensänderungen in Herrscherfamilien des mittelalterlichen Europa, 1985; Hlawitschka, E., Der Thronwechsel des Jahres 1002 und die Konradiner, ZRG GA 110 (1993), 149; Durschmied, E., Der Untergang großer Dynastien, 2000; Bedrohte Ordnungen - Geboren um zu herrschen?, hg. v. Widder, E. u. a., 2014
E
e (lat. [Präp.]) aus, heraus, →auch ex, s. latein_a_z.docx
Ebel, Wilhelm (Garsuche/Kreis Ohlau/Schlesien 7. 6. 1908-Göttingen 22. 6. 1980), Vater Zimmermann, wird nach dem Abitur in Rößel (1927) und dem Studium von Rechtswissenschaft, Geschichte und Sprachen in Königsberg, Heidelberg und Bonn sowie Eintritt in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 1933 bei Adolf Zycha in Bonn promoviert, 1935 habilitiert und nach Lehrstuhlvertretungen in Marburg, Königsberg und Rostock 1938 nach Rostock berufen. 1939 wechselt er als Nachfolger Herbert Meyers nach Göttingen (bis 1945, ab 1954), wo er nach Herzinfarkten 1965 vorzeitig emeritiert wird. Besonders verdient macht er sich durch Arbeiten zu dem lübischen Recht und durch Quelleneditionen. S. Google
Lit.: Landwehr, G., Wilhelm Ebel, ZRG GA 98 (1981), 467; Die deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit, hg. v. Rückert, J. u. a., 1995
Ebenburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1460 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1553 [ohne Jahr SspGl. Dresden 1553 zu III 73] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber n Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Ebenbürtigkeit
ebenbürtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1261 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) (bezüglich der Geburt) gleichwertig
Ebenbürtigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 um 1348 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rb. n. Dist. I 5 Dist. 6 Anm.] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Femininum Ebenburt 1460, Adjektiv ebenbürtig 1261) ist die von der Gleichheit des (Geburts-)Standes abhängige rechtliche Gleichheit. Ihr ähnelt in dem römischen Recht das →conubium. Wann in dem Mittelalter Ebenbürtigkeit eine Voraussetzung einer Rechtsfolge wird, lässt sich nicht eindeutig feststellen. Immerhin ist erkennbar, dass seit der karolingischen Zeit der Hochadel nahezu ausnahmslos unter sich heiratet. Später zeigen sich Auswirkungen auch in dem Verfahrensrecht (Ebenbürtigkeit der Urteiler, der Zeugen, des kampflich Ansprechberechtigten). Mit dem Verlust der Vorrangstellung des Adels verschwindet (spätestens 1918) auch die rechtliche Bedeutung der Ebenbürtigkeit weitgehend.
Lit.: Köbler, DRG 120; Pütter, J., Über Missheiraten teutscher Fürsten und Grafen, 1796; Göhrum, C., Geschichtliche Darstellung der Lehre von der Ebenbürtigkeit, 1846; Dungern, O. v., Das Problem der Ebenbürtigkeit, 1905; Anschütz, G., Das Reichskammergericht und die Ebenbürtigkeit, ZRG GA 27 (1906), 172; Minnigerode, H. v., Ebenburt und Echtheit, 1912; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993; Willoweit, D., Standesungleiche Ehen des regierenden hohen Adels in der neuzeitlichen deutschen Rechtsgeschichte, 2004; Detzer, J., Faber und Castell – eine passende Verbindung?, 2018
Ebenteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1120? bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 [Schuster, RLebWien 469] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Sicherstellung (beispielsweise des Erwerbers eines ohne Erbenlaub veräußerten Gutes unmündiger Kinder) durch gleichen Wert (beispielsweise Pfand)
Lit.: Mayer-Maly, T., Ebenteuer, ZRG GA 72 (1955), 216
Ebstorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Urkundenbuch des Klosters Ebstorf, hg. v. Jaitner, K., 1985; Die Ebstorfer Weltkarte, hg. v. Kugler, H., 2007
ecclesia, ecclēsia, aclēsia, lat., F., Volksversammlung, christliche Gemeinde, Kirche, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐκκλησία (ekklēsía), F., Volksversammlung, christliche Gemeinde, Kirche, vgl. gr. ἐκκαλειν (ekkalein), V., herausrufen, aufregen, gr. ἐξ (ex), Präp., aus, hinaus, idg. *eg̑ʰs, *eg̑ʰz, Präp., aus, gr. καλεῖν (kalein), V., rufen, nennen, herbeirufen, idg. *kel- (6), *kₑlē-, *klē-, *kₑlā-, *klā-, *kl̥-, *kelh₁-, *kleh₁-, V., rufen, schreien, lärmen, klingenecclesia (lat. [F.]) Kirche
Ecclesia non sitit sanguinem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., die Kirche dürstet nicht nach Blut) ist eine mittelalterliche Rechtsregel unbekannter Herkunft, die begründet, weshalb Geistliche nicht an Verfahren teilnehmen dürfen, die zu einer →Todesstrafe oder Verstümmelungsstrafe führen können. Sie wird in dem Hochmittelalter sichtbar (Westminster 1173, Rouen 1190, Dublin 1214). Sie hat zu der Folge, dass die Kirche in ihren weltlichen Herrschaftsgebieten Gerichtshalter (Vögte) einsetzen muss, die für sie das Blutgericht ausführen. Zumindest inhaltlich nicht an ihre Selbstbeschränkung hält sich die Kirche gegenüber Ketzern, Zauberern und Hexen. Auch bei Kreuzzügen scheut die Kirche vor dem Blutvergießen nicht zurück.
Lit.: Stickler, A., Il gladius negli Atti dei concili, (in) Salesianum 13 (1951), 414; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Ecclesia vivit lege Romana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., die Kirche lebt nach römischem Recht) ist eine beispielsweise in der (lat.) →Lex (F.) Ribvaria (61) des 7. oder 8. Jahrhunderts bezeugte mittelalterliche Rechtsregel, nach der die christliche Kirche grundsätzlich römische Rechtsgedanken angenommen hat und ihre Geltung für ihre Angehörigen einfordert. Stellenweise grenzt sich die Kirche aber auch bewusst von dem römischen Recht ab.
Lit.: Biondi, B., Il diritto Romano Cristiano, 1952ff.; Feine, H., Vom Fortleben des römischen Rechtes in der Kirche, ZRG KA 73 (1956), 1; Fürst, C., Ecclesia vivit lege Romana?, ZRG KA 92(1975), 17; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Lex Ribvaria 763/764)
echt (Wort in Grimm Deutsches WörterbuchDW1 und in DW2 um 830 als Adv. und 1261 als Adj. bezeugt – 1060-1080 [frühmittelhochdeutsche Genesis] in EDELals Adverb - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 257, 545, III 5, II 99] in mindestens 4 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) richtig, rechtmäßig
Echte Not (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von der mittelalterlichen Rechtsordnung als Ausnahmetatbestand einer Rechtsregel anerkannte besondere Lage (beispielsweise ist Säumnis in dem Verfahren bei echter Not [wie etwa Krankheit, Haft, Unwetter, Krieg, Kreuzzug] entschuldigt), deren Wirkung in dem Satz Echte Not kennt kein Gebot ausgedrückt wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Schmidt, A., Echte Not, 1888; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993, 151
Echtes Ding (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nicht besonders gebotene, sondern regelmäßig zu einem bestimmten Zeitpunkt (ohne Gebot) stattfindende →Ding (Echteding Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1829 bezeugt).
Eckhardt, Karl August (Witzenhausen 5. 3. 1901-Witzenhausen 29. 1. 1979), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Marburg 1922 vier Wochen nach der ersten juristischen Staatsprüfung bei Walther Merk mit einer Dissertation über die Witzenhäuser Schwabenspiegelhandschrift promoviert und 1924 mit 23 Jahren in Göttingen bei Herbert Meyer mit einer Schrift über den Deutschenspiegel für deutsches Recht habilitiert. 1928 wird er ordentlicher Professor in Kiel, 1932 (mit bereits mehr als 70 Veröffentlichungen) an der Handelshochschule Berlin, dann in Bonn, 1933 in Kiel, 1934 für Geschichte in Berlin und Hauptreferent für Recht, Staat, Politik, Wirtschaft und Geschichte der Hochschulabteilung des Reichs- und preußischen Ministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (Eckhardtsche juristische Studienreform). 1936 wechselt er an die juristische Fakultät, 1937 nach Bonn, zeitweise ist er in Paris. 1945 wird er als entschiedener Anhänger der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (Oktober 1933 Mitglied der SS, 1935 zu dem persönlichen Stab des Reichsführers SS abkommandiert) (mit 44 Jahren) seines Amtes enthoben, 1948 in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, eine Emeritierung wird von seiner Fakultät verhindert. Als Privatgelehrter führt er seine Editionstätigkeit mittelalterlicher Rechtsquellen mit starkem persönlichem Einsatz fort.
Lit.: Festschrift zum 60. Geburtstag von Karl August Eckhardt, hg. v. Perst, O., 1961; Werksverzeichnis Karl August Eckhardt, zusammengestellt v. Eckhardt, A., 1979; Krause, H., Karl August Eckhardt, (in) DA 35 (1979), 1; Die Juristen der Universität Bonn im Dritten Reich, hg. v. Schmoeckel, M., 2004, 160
Edda (an. Urgroßmutter?, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1868? bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Name für eine in einer um 1270 (anonym) verfassten isländischen Handschrift (lat. [M.) Codex regius) überlieferten altnordischen Liedersammlung (Götterlieder und Heldenlieder) in Stabreimen (Liederedda, mit der noch weitere Texte anderer Handschriften als [lat. N. Pl.] Eddica minora verbunden werden,) und vor allem für ein überwiegend in Prosa gehaltenes, um 1225 entstandenes altnordisches Werk des Isländers Snorri Sturluson (1179-1241) über altnordische Dichtung und Mythologie (Snorra Edda), von denen die möglicherweise erheblich ältere Geschehnisse verarbeitende Liederedda auch als rechtsgeschichtlich ertragreich angesehen wird.
Lit.: Snorra Edda, hg. v. Jónsson, F., 1900; Eddica minora, hg. v. Heusler, A. u. a., 1903, Neudruck 1974; Edda - Die Lieder des Codex regius nebst verwandten Denkmälern, hg. v. Neckel, G., 5. A. 1936; Kommentar zu den Liedern der Edda. hg. v. See, K. v. u. a., Bd. 2ff. 1997ff. (siebenbändiger Kommentar, 2019 abgeschlossen); Fidjestøl, B., The Dating of Eddic Poetry, 1999; Krause, A., Die Götter- und Heldenlieder der älteren Edda, 2004; Gudmundsson, Ó., Snorri Sturluson, 2011
Eddach (mnd., M.) Eidtag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 40] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.)
Lit.: Ebel, W., Bursprake, echteding, eddach, (in) FS H. Niedermeyer, 1953, 53
edere, ēdere, lat., V.: nhd. herausgeben, heraustun, zur Welt bringen, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, dāre
edicere, ēdīcere, lat., V., ansagen, bekanntmachen, festsetzen, verordnen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, dīcere
edictum, ēdictum, lat., N., Aussage, Satz, Edikt, öffentliche Bekanntmachung, Kundgebung, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēdīcere, (beispielsweise edictum des römischen Prätors, in dem er angibt, nach welchen Grundsätzen er in seinem Amt Recht sprechen wird, oder der kurulischen Ädilen über die Folgen eines Mangels bestimmter Sachen wie Sklaven, Zugtieren und Lasttieren)
Edictum (N.) Chilperici (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Edikt Chilperichs) ist das von dem merowingischen König Chilperich I. (561-584, Enkel Chlodwigs, Reichsteil um Soissons) verfasste, in einer karolingischen Handschrift überlieferte Edikt bzw. Kapitular.
Lit.: Beyerle, F., Das legislative Werk Chilperichs I., ZRG GA 78 (1961), 1; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, Tit. 106-116
Edictum (N.) Theoderici (lat.,Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Edikt Theoderichs) ist der nur durch einen frühneuzeitlichen Druck (Pierre Pithous [1579] aus zwei seitdem verschollenen Handschriften) überlieferte Rechtstext der ausgehenden Spätantike (2. Hälfte 5. Jahrhundert?, um 500?), der in 154 bzw. 155 kurzen, zeitlich geordneten Kapiteln unter Verwendung des (vulgar umgeformten römischen) Codex Theodosianus, des Codex Gregorianus und des Codex Hermogenianus sowie der so genannten Paulussentenzen und der Responsen des Paulus verschiedenste Gegenstände behandelt und dabei in 26 Kapiteln die Todesstrafe androht. Streitig ist, ob das Edictum Theoderici dem Gotenkönig →Theoderich dem Großen (493-526) und der Zeit um 500 zugeschrieben werden kann (oder älter ist).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 53, 80; Bluhme, F., MGH LL (in folio) 5, 1, 145-168, 176-179; Gaudenzi, A., Die Entstehungszeit ZRG GA 7 (1886), 29; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Vismara, G., Edictum Theoderici, 1967, Ius Romanum Medii Aevi I 2 b aa α, dazu Nehlsen, H., ZRG GA 86 (1969), 246; Stelzer, W., Gelehrtes Recht, 1982; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987; Kohlhas-Müller, D., Untersuchungen zur Rechtsstellung Theoderichs des Großen, 1995; Lafferty, S., Law and Society in the Age of Theoderic the Great, 2013
Edictum (N.) tralaticium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, nach und nach übertragenes Edikt) ist das überlieferte →Edikt des römischen Prätors. Um 130 n. Chr. beauftragt Kaiser Hadrian den Rechtskundigen Julian mit der Festlegung des bis dahin jährlich neu angenommenen Edikts in einem (lat.) edictum (N.) perpetuum (dauernden, unveränderlichen Edikt mit rund 500 Sachpunkten in fünf Teilen). Nach diesem Zeitpunkt übernehmen die kaiserlichen Konstitutionen die bis dahin von den Prätoren wahrgenommene Aufgabe der Rechtsfortbildung.
Lit.: Köbler, DRG 30; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EdictumPerpetuumPraetorisUrbani_Lenel.htm
Edictus (M.) Rothari (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Edikt Rotharis) ist das unter der Herrschaft König Rotharis 643 in 388 Kapiteln lateinisch aufgezeichnete Recht der Langobarden (→Volksrecht). Es berücksichtigt neben den hergebrachten Gewohnheiten (langobardisch cawarfide) römisches Recht, biblische Gedanken und vielleicht westgotisches, bayerisches, alemannisches und fränkisches Recht. Die Nachfolger Rotharis fügen Ergänzungen an (→Leges Langobardorum).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Edictus ceteraeque Langobardorum leges, ed. Bluhme, F., 1869; Njeussychin, A., Der Freiheitsbegriff im Edikt des Rothari, ZRG GA 66 (1948), 64; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Dold, A., Zur ältesten Handschrift des Edictus Rothari, 1955; Cavanna, A., Nuovi problemi intorno alle fonti, (in) Studia et documenta 34 (1968), 269; Cavanna, A., La civiltà giuridica longobarda, 1978; Vismara, G., Il diritto in Italia nell’ alto medioevo, 1981
Edikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als nach 1150 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1190-1200 [Trierer Silvester] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, N., „Ausspruch“) ist allgemein die Bekanntmachung oder der Erlass. In dem römischen Recht ist das Edikt des Gerichtsmagistrats (Prätors) die Bekanntmachung vor allem der Grundsätze, die der Gerichtsmagistrat während der gesamten Dauer seiner Amtszeit beachten will (lat. edictum [N.] perpetuum, dauerhafte Bekanntmachung oder auch lat. edictum [N.] tralaticium beispielsweise einer Prozessformel, einer Rechtsschutzverheißung). Kaiser Hadrian lässt um 130 n. Chr. das Edikt der Prätoren (lat. praetor [M.] urbanus und praetor peregrinus) und der kurulischen Ädilen durch den Rechtskundigen Salvius →Iulianus in eine endgültige, nur mehr durch den Kaiser abänderbare oder ergänzbare Fassung bringen.
Lit.: Kaser §§ 2, 80; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 22; Söllner §§ 9, 15, 16, 23; Köbler, DRG 31, 161; Lenel, O., Das Edictum perpetuum, 3. A. 1927, Neudruck 1956; Selb, W., Das prätorische Edikt, (in) FS M. Kaser, 1986, 259
Ediktalzitation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1710 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch öffentliche Bekanntmachung erfolgende Ladung eines Beklagten, den eine persönliche Ladung nicht oder schwer erreicht (beispielsweise durch Anschlag an einem öffentlichen Gebäude wie einem Rathaus oder einer Kirche). Sie stammt sachlich aus dem römischen Recht. Sie erscheint inhaltlich in dem 13. Jahrhundert auch in dem deutschen Reich (Reichsabschied von dem 19. 11. 1274) und wird danach in dem Kameralprozess als subsidiäre Einrichtung aufgenommen. Sie ist in der öffentlichen Zustellung der Gegenwart erhalten (§§ 186 II 1, 187 ZPO, § 40 I StPO). Von der Ediktalzitation zu unterscheiden ist die Feststellung, dass der Beklagte vor Gericht nicht erschienen ist.
Lit.: Haase, C., Über Edictalladungen und Edictalprozeß, 1817; Meyer, H., Das Strafverfahren gegen Abwesende, 1869; Bethmann Hollweg, M. v., Der Zivilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 5 1873, 111; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 339; Opet, O., Geschichte der Prozesseinleitungsformen, 1891; Sellert, W., Die Ladung des Beklagten vor das Reichskammergericht, ZRG GA 84(1967), 202; Reinschmidt, T., Die Einleitung des Rechtsganges und des Versäumnisverfahrens im salfränkischen Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1968; Kaser, M./Hackl, K., Das römische Zivilprozessrecht, 2. A. 1996, § 71
Edikt von Nantes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 13. 4. 1598 von König Heinrich IV. von Frankreich erlassene Edikt, welches das katholische Bekenntnis als Staatsreligion bestätigt sowie den Hugenotten (französischen Protestanten) Gewissensfreiheit und ungefähr 100 sichere Orte gewährt.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EdiktVonNantes1598.htm
Edinburgh ist die an dem Firth of Forth sich unterhalb einer seit dem 6. Jahrhundert nachgewiesenen Burg entwickelnde Siedlung, in der seit dem Ende des 11. Jahrhunderts die Könige der Schotten sitzen (um 1470-1707 Hauptstadt). 1583 erlangt es eine Universität.
Lit.: Arnot, H., The History of Edinburgh, 1779
editio, ēditio, lat., F., Gebären, Geburt, Herausgabe, Ausgabe, Mitteilung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēdere
Edition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1537 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1527 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb edieren 1555, herausgeben) Ausgabe, Herausgabe, Bekanntgabe von Klagemitteilung und Beweisurkunde in dem römischen und frühneuzeitlichen Zivilprozess
Lit.: Bresslau, H., Geschichte der Monumenta Germaniae Historica, 1921; Richtlinien für die Edition landesgeschichtlicher Quellen, hg. v. Heinemeyer, W., 2. A. 2000; Vom Nutzen des Edierens, hg. v. Merta, B. u. a., 2005; Editiones principes delle opere dei padri greci e latini, hg. v. Cortesi, M., 2006; Editionen - Wandel und Wirkung, hg. v. Sell, A., 2007; Erlanger Editionen, hg. v. Neuhaus, H., 2009
Eferding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Oberösterreich
Lit.: Die Rechtsquellen der Stadt Eferding, hg. v. Wutzel, O., 1954
Eger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt (Cheb) in dem Westen Tschechiens an der Eger
Lit.: Siegl, K., Alt-Eger, 1927; Sturm, H., Eger, (1951); Šimek, E., Chebsko (Das Egerland), 1955; Das Egerer Urgichtenbuch, hg. v. Skála, E., 1972; Sturm, H., Districtus Egranus, 1981
Ehaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, zu dem Adj. ehaft, echt, rechtmäßig) ist vor allem in Bayern eine örtlich verbreitete Bezeichnung für →Weistum.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Meyer, C., Ehaften des Klosters Heidenheim, ZRG GA 14 (1894), 168; Eisenbrand, T., Ehehaftsordnungen im Hochstift Eichstätt, 1938; Trauchburg, G. v., Ehehaften und Dorfordnungen, 1995
Ehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht (, aber in Google) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.) ist eine örtlich verbreitete Bezeichnung für →Gesinde.
Ehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 - 796 und - um 1180 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - sowie mit anderer Bedeutung in älteren deutschen Rechtsquellen ab 712/725 [LAlam.2 72] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie schon für das Germanische und das Indogermanische zu erschließen, F.) ist die mit Eheschließungswillen eingegangene anerkannte Lebensgemeinschaft zwischen Mann und Frau sowie seit etwa 2020 in vielen Staaten weltweit auch zwischen zwei Menschen desselben Geschlechts. Bei den Indogermanen gibt vermutlich der Vater die Tochter dem Mann, der sie (in das eigene Haus) führt, aber zu den Eltern der Frau in keine (verwandtschaftliche) Beziehung tritt. In dem altrömischen Recht, in dem die Ehe ein hauptsächlich sozial geordnetes Verhältnis (gewollte tatsächliche Lebensgemeinschaft mit Rechtsfolgen) ist, verspricht der Gewalthaber der Braut diese dem Bräutigam. Daneben kann der Bräutigam seinerseits die Heimführung zusagen. Beides kann durch Geldversprechen gesichert werden und wird regelmäßig danach erfüllt. Die Eheschließung selbst erfordert den übereinstimmenden Willen, die Ehe einzugehen. Kaiser Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) stellt Eheverbote und Ehegebote auf (lex Iulia de maritandis ordinibus 18 v. Chr. Eheverbote, Lex Iulia de adulteriis 18 v. Chr. Ehebruchsstrafen, lex Papia Poppaea 9 n. Chr. Ehegebote). Vielleicht schon in dem klassischen römischen Recht, jedenfalls in der Spätantike wird die Ehe unter vorwiegend christlichem Einfluss ein stärker rechtlich geprägtes Verhältnis, wobei die Kirche ihrerseits die Gegensätze zwischen alttestamentarischem Eheverständnis (Mehrehe, Ehescheidung) und neutestamentarischen Eheverständnis (Einehe auf Lebenszeit) ausgleichen muss. Für den Eheschluss der mündigen Brautleute genügt der jetzt rechtlich eingeordnete Konsens (lat. solus consensus facit nuprias), der aber in der Regel nur durch Urkunden über eine Mitgiftbestellung bewiesen wird. In dem Frühmittelalter setzen sich die kirchlichen Vorstellungen gegenüber den germanischen Gestaltungen (Vertrag zwischen Brautvater und Bräutigam [Muntehe, daneben vielleicht Entführungsehe und angeblich Raubehe und Kebsehe], Möglichkeit der Mehrehe) durch. Wohl seit dem 12. Jahrhundert gilt der bereits den Kirchenvätern des Altertums bekannte Satz, dass allein die Vereinbarung die Ehe begründet ([lat.] solus consensus facit nuptias, allein der Konsens bewirkt die Ehe). Seit dem 12./13. Jahrhundert soll aus Gründen der Rechtssicherheit ein vorheriges Aufgebot (1215) und die Erfragung des Ja-Worts durch den Priester erfolgen. Die Ehe, die in dem 13. Jahrhundert unter Einengung einer ursprünglich weiteren Bedeutung (ahd. ewa, Recht) ihren Namen Ehe erhält und die vor kirchlichen Gerichten hauptsächlich von Frauen eingeklagt wird, wird christliches Sakrament. Die durch Martin Luthers Reformation von 1517 begründete protestantische Kirche lehnt dies ab und sieht die Ehe als Vertrag. In der frühen Neuzeit wendet sich die Aufklärung überhaupt gegen das kirchliche Wesen der Ehe. Es wird die Schließung der Ehe vor einer staatlichen Stelle zugelassen oder vorgeschrieben (England 1653, Frankreich 1792). In dem Kulturkampf wird in dem (zweiten) deutschen Reich die obligatorische Zivilehe in der Form gegenseitiger Willenserklärungen vor dem Standesbeamten festgesetzt (Preußen 1874, 6. 2. 1875 Personenstandsgesetz des Reiches). Daneben besteht die Möglichkeit der (zusätzlichen, nachträglichen) kirchenrechtlichen Ehe fort. Das Bürgerliche Gesetzbuch von 1896/1900 geht von der auf Lebenszeit von den Eheleuten vor dem Standesbeamten geschlossenen Ehe aus, sieht aber die Möglichkeit der Ehescheidung durch gerichtliches Urteil bei Vorliegen bestimmter Gründe vor. An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird die Ehe rechtstatsächlich durch viele nichteheliche Lebensgemeinschaften und gesetzlich durch die Zulässigkeit der eingetragenen gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft ergänzt bzw. ersetzt. Dementsprechend wird auch auf die Priorität der staatlichen Eheschließung vor der kirchenrechtlichen Eheschließung verzichtet. Seit 2017 ist (auch in Deutschland nach dem Vorbild einiger anderer Staaten) durch deutliche Mehrheit in dem Bundestag in Abkehr von natürlichen Verhältnissen und in Zuwendung zu zivilisatorischen Begehrlichkeiten die Ehe (für alle) auch zwischen zwei Männern und zwischen zwei Frauen eröffnet.
Lit.: Kaser § 58; Söllner §§ 5, 6, 7, 8, 12, 14, 18, 23; Hübner 624ff.; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 15, 22, 36, 58, 114, 120, 161, 209, 238, 267; Baltl/Kocher; Schulte, J. v., Handbuch des katholischen Eherechts nach dem gemeinen katholischen Kirchenrecht, 1855; Friedberg, E., Das Recht der Eheschließung in seiner geschichtlichen Entwicklung, 1865, Neudruck 1965; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875; Kawerau, W., Die Reformation und die Ehe, 1892; Köstler, R., Muntwalt und Ehebewilligung, ZRG GA 29 (1908), 78; Schlatter, A., Der Schutz der ehelichen Gemeinschaft, 1920; Hoyer, E., Die Ehen minderen Rechts, 1926; Preisker, H., Christentum und Ehe in den ersten drei Jahrhunderten, 1926, Neudruck 1979; Joyce, G., Die christliche Ehe, 1934; Plöchl, W., Das Eherecht des Magisters Gratian, 1935; Vaccari, P., Il matrimonio germanico, 1935; Schubart-Fikentscher, G., Das Eherecht im Brünner Schöffenbuch, 1935; Goern, H., Das Ehebild im deutschen Mittelalter, 1936; Köhler, W., Die Anfänge des protestantischen Eherechts, ZRG KA 61 (1941), 271; Köstler, R., Raub-, Kauf- und Friedelehe bei den Germanen, ZRG GA 63 (1943), 92; Conrad, H., Die Grundlegung der modernen Zivilehe durch die französische Revolution, ZRG GA 67 (1950), 336; Erle, M., Die Ehe im Naturrecht, Diss. jur. Göttingen 1952; Ziegler, J., Die Ehelehre der Poenitentialsummen, 1956; Lettmann, R., Die Diskussion über die klandestinen Ehen, 1966; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Tietz, G., Verlobung, Trauung und Hochzeit in den evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, 1969; Schulze-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, 1970; Gräfe, R., Das Eherecht in den Coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Dufour, A., Le mariage dans l’École allemande du droit naturel moderne, 1972; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts, 1975; Huber, J., Der Ehekonsens im römischen Recht, 1977; Mikat, P., Dotierte Ehe – rechte Ehe, 1978; Die nichteheliche Lebensgemeinschaft, hg. v. Landwehr, G., 1978; Fricke, F., Das Eherecht des Sachsenspiegels, 1978; Raiser, B., Die Rechtsprechung zum deutschen internationalen Eherecht im Dritten Reich, 1980; Hauser, H., Die geistigen Grundlagen des Eherechts an der Wende des 18. zum 19. Jahrhundert, 1980; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Ehen ohne Ring, hg. v. Böhme, W., 1981; Buchholz, S., Recht, Religion und Ehe, 1988; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, 1990; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Marriage, property and succession, ed. by Bonfield, L., 1992; Krüger, J., Die Ehegesetzgebung des Kaisers Augustus, 1994; Seehase, H., Ehesachen vor dem Reichskammergericht, Diss. jur. Münster 1998; Fuhrmann, I., Die Diskussion über die Einführung der fakultativen Zivilehe in Deutschland und Österreich seit Mitte des 19. Jahrhunderts, 1998; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999; Ehe und Familie, hg. v. Hecker, H., 1999; Göwer, K., Wilde Ehen, 1999; Blümel, K., Die Aufhebung der sog. Rassenmischehe, Diss. jur. Regensburg 1999; Eisenring, G., Die römische Ehe als Rechtsverhältnis, 2000; Das älteste Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schiek, S. u. a., 2000; Matrimoni in dubbio a cura di Seidel Menchi S. u. a., 2001; Schwab, C., Das Augsburger Offizialatsregister 1348-1352, 2001; Schnell, R., Sexualität und Emotionalität in der vormodernen Ehe, 2002; Saar, S., Ehe – Scheidung - Wiederverheiratung, 2002; Mammeri-Latzel, M., Justizpraxis in Ehesachen im Dritten Reich, 2002; Eisenring, G., Die römische Ehe als Rechtsverhältnis, 2002; Fischer, G., Die Problematik der Ehe, 2003; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Arni, C., Entzweiungen, 2004; Grahn-Hoek, H., Zu Mischehe, Namengebung und Personenidentität im frühen Frankenreich, ZRG GA 121 (2004), 100; Jacobi, K., Der Ehetraktat des Magisters Rolandus von Bologna, 2004; Karl, A., Castitas temporum meorum, 2004; McCarthy, C., Marriage in Medieval England, 2004; Lang, M., Das Eheverbot wegen Glaubensverschiedenheit, 2004; D’Avray, D., Medieval Marriage, 2005; Eisfeld, J., Die Scheinehe, 2005; Frassek, R., Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005; Lutz, A., Ehepaare vor Gericht, 2006; Lumpp, S., Die Scheinehenproblematik, 2007; Kaiser, D., Die elterliche Eheeinwilligung, 2007; Westphal, S., Ehen vor Gericht, 2008; Weber, I., Ein Gesetz für Männer und Frauen, 2009; Ehe - Haus - Familie, hg. v. Schmidt-Voges, I., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Walther, S., Die (Un-)Ordnung der Ehe, 2010; Rabaa, A., Die Ehe als Rechtsinstitut im Badischen Landrecht von 1810, 2011; Venus und Vulcanus, hg. v. Westphal, S. u. a., 2011; Signori, G., Von der Paradiesehe zur Gütergemeinschaft, 2011; Joye, S., La femme ravie, 2012; Szymanski, H., Theorie und Lebenswirklichkeit, 2013; Freist, D., Glaube - Liebe - Zwietracht - Konfessionell gemischte Ehen in Deutschland in der frühen Neuzeit, 2013; Angenendt, A., Ehe, Liebe und Sexualität im Christentum, 2015; Haas, P., Fürstenehe und Interessen, 2017; Houts, E. van, Married Life in the Middle Ages, 2019; Kulturkampf um die Ehe, hg. v. Löhnig, M., 2020; Stöferle, D., Ehe als Nationalfiktion – Dargestelltes Recht im Roman der Moderne, 2020
ehebrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1264 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Berth. v. Regensb. I 131] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Ehebruch
Ehebrecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1250 bezeugt – 3. Viertel 13. Jahrhundert [Der Jüngere Titurel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Berth. v. Regensb. I 3] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ehebruch Begehender
Ehebruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1338 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1385 [Alemannia 6 1878 252] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb ehebrechen 1264, Maskulinum Ehebrecher 13. Jahrhundert) ist der zumindest bedingt vorsätzliche Vollzug des Beischlafs eines Ehegatten mit einem dritten Menschen anderen Geschlechts. Der wohl zunächst privat geahndete Ehebruch (der Frau), dem nach der Bibel die Steinigung folgt (1. Moses 38,24), wird seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) strafbar. Bei den Germanen darf der Mann nach Tacitus die Frau nackt und geschoren durch die Siedlung treiben und damit dem Untergang preisgeben oder überhaupt töten. Ihr männlicher Partner darf in handhafter Tat bußlos getötet werden und unterliegt ansonsten der Rache und später der Buße. Die christliche Kirche verlangt die Gleichbehandlung von Mann und Frau (unter Ausschluss der Wiederheirat), setzt sie aber erst seit dem 14. Jahrhundert in den Städten durch. Dem folgt in Gegensatz zu dem Sachsenspiegel (1221-1224) und zu der Constitutio Criminalis Bambergensis (1507) die Constitutio Criminalis Carolina (1532), äußert sich aber zu der Strafe selbst nicht. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) bestraft die Ehebrecher nur in dem Fall der Eheschließung auf Antrag des beleidigten Ehegatten mit höchstens einjähriger Gefängnisstrafe. Je nach dem Religionsbekenntnis ist in dem Josephinischen Gesetzbuch (1787) und in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) der Ehebruch Ehescheidungsgrund. 1969 wird in Deutschland die Strafbarkeit beseitigt (Österreich 1996, aber schwere Eheverfehlung). Mit dem Übergang zu dem Zerrüttungsprinzip (1976) ist Ehebruch als solcher auch kein Grund mehr für eine Ehescheidung (in Österreich seit 1999 kein absoluter Ehescheidungsgrund mehr).
Lit.: Söllner §§ 10, 14; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 35, 119, 264; Hälschner, H., Die Lehre vom Ehebruch, (in) Gerichtssaal 22 (1870), 401; Bennecke, H., Die strafrechtliche Lehre vom Ehebruch, 1884; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 691; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931, 424; Bruns, B., Ehescheidung und Wiederheirat im Fall von Ehebruch, 1976; Bullough, V./Brundage, J., Sexual Practices, 1982; Graf, W., Der Ehebruch im fränkischen und deutschen Mittelalter, Diss. jur. Würzburg, 1983; Schmitz, W., Der nomos moicheias, ZRG RA 114 (1997), 233; Kossak, W., Ehebruch, 2000; Melchior-Bonnet, S./Tocqueville, A. de, In flagranti, 2000; Mader, K., Ehebruch als Scheidungstatbestand, 2002; Trasgressioni, hg. v. Seidel Menchi, S., 2004; Kümper, H., Ein spätmittelalterlicher Kurztraktat über die Tötung der Ehebrecherin, ZRG GA 126 (2009), 223; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ehefrau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – nicht in EDEL -– und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1389 [BernTellb. 587] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1287) →Frau
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ehegatte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1409 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1531 [RügenLR. Kap. 47 § 1] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Eheleute, Pl., 1264)
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ehegattenerbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Erbrecht eines Ehegatten bei dem Tode des anderen Ehegatten. In Rom führt die wachsende Häufigkeit der gewaltfreien Ehe schließlich zu der Einführung einer (allen Verwandten nachgeordneten) Erbfolge zwischen Ehegatten. Justinian spricht der bedürftigen undotierten Witwe neben Kindern ein Viertel des Erbes ihres Mannes zu (Novellen 53). In dem deutschen Reich fehlt anfangs ebenfalls ein Ehegattenerbrecht, doch erkennen Stadtrechte in dem Hochmittelalter als Folge der Gütergemeinschaft allmählich ein Ehegattenerbrecht an. In der Neuzeit wird vielerorts unabhängig von dem Güterstand ein bestimmter Anteil an dem Nachlass des erstversterbenden Ehegatten gewährt. Teilweise wird das justinianische Recht aufgenommen. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) erhält der Ehegatte mindestens ein Viertel des Nachlasses (Österreich 1914). Dieser Erbteil erhöht sich in dem Falle der Zugewinngemeinschaft (1957) um ein Viertel. Seit 2004 erbt der hinterbliebene Ehegatte in Österreich bereits neben Neffen oder Nichten den gesamten Nachlass
Lit.: Kaser §§ 65, 66; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 123, 210, 269; Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich seit der Rezeption, 1956; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Heyse, G., Mulier non debet abire nuda, 1994; Fröschle, T., Die Entwicklung der gesetzlichen Rechte des überlebenden Ehegatten, 1996
Ehegattenschenkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schenkung von Gütern unter Hausverbänden von Ehegatten. Sie wird in dem römischen Recht (vielleicht in dem 3. Jahrhundert v. Chr. unter dem Einfluss der Stoa entwickelt und) unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) verboten. Später wird sie allgemein zulässig.
Lit.: Köbler, DRG 37; Misera, K., Der Bereicherungsgedanke bei Schenkungen unter Ehegatten, 1974; Schenkungen unter Ehegatten, (in) Familie und Recht, 1995, 177; Kemner, D., Schenkungen unter Ehegatten, 1998; Gade, G., Donationes inter virum et uxorem, 2001
Ehegesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1764 bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 384 a S. 101] in 1 Stelle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein die →Ehe betreffendes Gesetz, insbesondere das an dem 6. 7. 1938 auf Grund des Anschlusses Österreichs an das Deutsche Reich erlassene, zu dem 1. 8. 1938 in Kraft gesetzte Gesetz (zu der Vereinheitlichung des Rechtes der Eheschließung und Ehescheidung in dem Lande Österreich und in dem übrigen Reichsgebiet), welches das Recht der Eheschließung und Ehescheidung aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 und dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch von 1811/1812 Österreichs (unter Beendigung des konfessionell gegliederten Eherechts Österreichs, des Konkordatsrechts von 1933 und des Sonderrechts des Burgenlands) herausführt und die Ehescheidung erleichtert. 1946 wird das Ehegesetz in dem Gerbiet des Deutschen Reiches durch Gesetz des Alliierten Kontrollrats von nationalsozialistischem Gedankengut gereinigt (ähnlich in Österreich), 1976 das Ehescheidungsrecht und (nach Wiedererlangung der vollständigen Souveränität in dem Jahre 1990) bis 1. 7. 1998 in der Bundesrepublik Deutschland das gesamte Eherecht wieder in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 239, 254; Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Ehegesetz1938.pdf; Grachl, P., Die geschichtliche Entwicklung des § 48 Ehegesetzes, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1965; Wolff, A., Das Zerrüttungsprinzip im Ehescheidungsrecht und die Nationalsozialisten, (in) FamRZ 1988, 1271; Gruchmann, L., Das Ehegesetz, (in) ZNR 11 (1989), 63; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999
Ehegut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1564 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [Mergentheim 176] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gut in einer Ehe
Ehegüterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Güter der Ehegatten betreffende Recht. In dem altrömischen Recht gibt der Hausvater der Frau dem Ehemann in der Regel eine (lat. [F.]) →dos, die nach ihrem Tod grundsätzlich aus dem Vermögen des Mannes an den Geber zurückfällt. Bei den später immer häufiger werdenden gewaltfreien Ehen bleibt das Vermögen der Ehegatten rechtlich getrennt, wird aber tatsächlich weiter (wohl unter unter der Verwaltung des Ehemanns) gemeinsam genützt. Die Schenkung unter Ehegatten (bei gewaltfreier Ehe) ist verboten. Bei den Germanen wird wohl ein eingebrachtes Gut von dem Ehemann verwaltet. In dem Frühmittelalter wird neben dieser grundsätzlichen →Gütertrennung mit Verwaltungseinheit bei Franken und Westfalen eine Gemeinschaft an dem in der Ehe gewonnenen Gut sichtbar (→Errungenschaftsgemeinschaft). In dem Hochmittelalter dringt in dem weltlich bleibenden Ehegüterrecht die →Gütergemeinschaft in verschiedenen Formen weiter vor (allgemeine Gütergemeinschaft, Fahrnisgemeinschaft), wobei die örtlichen Regeln sehr unterschiedlich sind und vertragliche Gestaltungen häufig werden. In der frühen Neuzeit wird das römische →Dotalsystem abgewandelt in einzelnen Gebieten aufgenommen (Braunschweig, Kurhessen). Die naturrechtlichen Kodifikationen sehen nur gewisse Regelgüterstände vor (ALR von 1794 grundsätzliche Verwaltung und Nutzung des gesamten Vermögens der Frau durch den Mann, § 1237 ABGBvon 1811/1812 Gütertrennung mit Verwaltungsgemeinschaft). Die fünf noch in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) enthaltenen, erstmals reichseinheitlichen Güterstände (Regelgüterstand Verwaltungsgemeinschaft) werden später auf Zugewinngemeinschaft (18. 6. 1957) als gesetzlicher Güterstand, Gütertrennung und Gütergemeinschaft als durch Ehevertrag vereinbare Wahlgüterstände verringert. Gesetzlicher Güterstand des Zivilgesetzbuchs der Schweiz (1907/1911) ist die Güterverbindung.
Lit.: Kaser § 59; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 161, 209; Baltl/Kocher; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Adler, S., Eheliches Güterrecht und Abschichtungsrecht, 1893; Mottloch, T., Traktat über das eheliche Güterrecht in Österreich ob der Enns, ZRG GA 23 (1902), 275; Behre, E., Die Eigentumsverhältnisse im ehelichen Güterrecht, 1904; Arnold, H., Das eheliche Güterrecht von Mülhausen im Elsass, 1906; Hradil, P., Beiträge zur Geschichte des süddeutschen Ehegüterrechts, ZRG GA 30 (1909), 304; Hradil, P., Untersuchungen zur spätmittelalterlichen Ehegüterrechtsbildung nach bayrisch-österreichischen Rechtsquellen, 1908; Steiner, H., Das eheliche Güterrecht des Kantons Schwyz, 1910; Bartsch, R., Das eheliche Güterrecht in der Summa Raymunds von Wiener Neustadt, 1912; Merz, H., Die historische Entwicklung des aargauischen ehelichen Güterrechts, 1923; Willecke, R., Das eheliche Güterrecht im Braunschweiger Stadtrecht, 1929; Schubert, K., Die Hamburger ehelichen Güterrechtsverhältnisse, 1934; Winter, G., Das eheliche Güterrecht im älteren hamburgischen Recht, Diss. jur. Hamburg 1958; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Protokolle der Ausschüsse 3,2, Familienrechtsausschuss, Unterausschuss für eheliches Güterrecht, hg. v. Schubert, W., 1989; Schmid, K., Die Entstehung der güterrechtlichen Vorschriften im Bürgerlichen Gesetzbuch, 1990; Mehnert, S., Entwicklungen im gesetzlichen Güterrecht, 2002; Obladen, M., Magdeburger Recht auf der Burg zu Krakau, 2005; Lehmann, J., Die Ehefrau und ihr Vermögen, 2006; Sellschopp, T., Der Weg zum Revokationsrecht der Ehegatten nach § 1368 BGB, 2009; Stierstorfer, S., Das erste einheitliche eheliche Güterrecht, 2010; Kitsakis, S., Breadwinners und Housekeepers, 2012
Ehehindernis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1669 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der einer Eheschließung entgegenstehende Umstand. Anscheinend können bei den Germanen Kinder von (in dem gleichen Haus lebenden) Brüdern nicht heiraten. In dem altrömischen Recht ist die Ehe ausgeschlossen unter Verwandten bis zu dem sechsten Grad, mit einem Verheirateten sowie bei einem Fehlen des →conubium. Witwen sollen zu der Vermeidung von Unklarheiten über die Vaterschaft von Kindern 10 Monate nach dem Tod des Mannes nicht heiraten. In dem spätantiken römischen Recht sind christliche Ehehindernisse zu beachten. Seit dem 6. Jahrhundert wirkt sich dies auf das fränkische Recht aus, das ursprünglich wohl nur wenige tatsächliche Ehehindernisse kennt. Danach setzt die Kirche ihr Recht der Ehehindernisse durch. Ein staatliches Recht der Ehehindernisse begegnet ansatzweise in dem Verlauf der frühen Neuzeit (Frankreich 1629 Entwurf, Österreich 1783, Frankreich 1804) und wird danach allgemein aufgegriffen. Verboten ist die Ehe nach § 4 Ehegesetz von 1938 auch zwischen Staatsangehörigen deutschen oder artverwandten Blutes mit Menschen artfremden Blutes (1945 aufgehoben).
Lit.: Kaser § 58; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 58, 88, 122, 161, 209, 239; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Fischer, A., Die verhinderte Ehe, 2013; Ganster, S., Religionsverschiedenheit als Ehehindernis, 2013
ehelich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 244, I 202, 203, IV 681] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtmäßig, Ehe betreffend (Ehelichkeit um 1210, Ehelichkeitserklärung 1875)
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ehemakler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegen (nicht einklagbares) Entgelt tätige Vermittler von Ehen.
Lit.: Jung, K., Der Ehemaklerlohn, 1991
Ehemann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1200-1254 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [DspLR. Art 50] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mann in einer Ehe, verheitrateter Mann, rechtmäßiger Mann
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
ehemündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1809 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 144] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ehefähig, zu Eheschluss gaeschäftsfähig
Ehemündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [BadLR. 1809 Satz 185] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das für den Eheschluss frühest mögliche Alter von Ehemann und Ehefrau.
L.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ehepakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1646 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1704 [BaselRQ. I 2 S. 655 Nr. 447] in 3 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Ehevertrag
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ehepatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die an dem 16. 1. 1783 von Joseph II. für Österreich veröffentlichte Regelung, welche die Ehe als bürgerlichrechtlichen Vertrag (vor dem Geistlichen [als Staatsbeamten]) ansieht, die Ehescheidung erleichtert und für Ehestreitigkeiten die Zuständigkeit der weltlichen Gerichte anordnet.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Ehepatent1783.htm; Köbler, DRG 142, 161; Baltl/Kocher; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Mühlsteiger, J., Der Geist des josephinischen Eherechts, 1967
Eherecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1282 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1295 [BaselUB. III 204] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der →Ehe. Es betrifft vor allem die Eheschließung, die Ehehindernisse, die Ehewirkungen, die Ehescheidung und das Ehegüterrecht. Nach M. Schmoeckel entsteht das kirchliche Eherecht rechtstatsächlich in dem 9. Jahrhundert gelegentlich des Ehestreits König Lothars II.
Lit.: Söllner §§ 8, 14; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Fricke, F., Das Eherecht des Sachsenspiegels, 1898; Emge, C., Das Eherecht Immanuel Kants, (in) Kant-Studien 29 (1924), 243ff.; Schönsteiner, F., Grundriss des kirchlichen Eherechts, 1925, 2. A. 1937; Plöchl, W., Das Eherecht des Magisters Gratianus, 1935; Pappe, H., Methodische Strömungen in der eherechtsgeschichtlichen Forschung, 1934; Schubart-Fikentscher, G., Das Eherecht im Brünner Schöffenbuch, 1935; Schultze, A., Das Eherecht in den älteren angelsächsischen Königsgesetzen, 1941 (SB Leipzig); Dieterich, H., Das protestantische Eherecht, 1970; Gräfe, R., Das Eherecht in den Coutumiers des 13. Jahrhunderts, 1972; Ramm, T., Eherecht und Nationalsozialismus, (in) FS Fraenkel, 1973; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts, 1975; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Schäfer, J., Die Entstehung der Vorschriften über das persönliche Eherecht, 1983; Zur Geschichte des Ehe- und Familienrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Eherecht und Familiengut, hg. v. Simon, D., 1992; Gmür, R., Betrachtungen zur Entwicklung des Eherechts, (in) FS W. Stree/J. Wessels, 1993, 1227; Sibeth, U., Eherecht und Staatsbildung, 1994; Jackman, D., Das Eherecht und der frühdeutsche Adel, ZRG GA 112 (1995), 158; Schwab, D., 20 Jahre „Erstes Eherechtsreformgesetz“, (in) JuS 1997, 587; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999; Deutsch, C., Ehegerichtsbarkeit im Bistum Regensburg (1480-1538), 2005; Frassek, R., Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005; Aspecten van het Middeleeuwse Romeinse Recht, hg. v. Waelkens, L., 2008, 109ff.; Verfassungsrechtliche Grenzen der Gestaltungsmöglichkeiten im Familien-, Erb- und Gesellschaftsrecht, hg. v. Schmoeckel, M., 2008; Regional Variations in Matrimonial Law and Custom in Europe (1150-1600), hg. v. Korpiola, M., 2011; Eherecht 1811-2011, hg. v. Kohl, G. u. a., 2012; Kapfelsberger, V., Eheverfahren und Eheprozesse in Staat und Kirche, 2015; Lanzinger, M., Verwaltete Verwandtschaft – Eheverbote, kirchliche und staatliche Dispenspraxis im 18. und 19. Jahrhundert, 2015
Ehering (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1641 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1785 [Tessin/ZSchweizR.2 27 1808 254] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der als Zeichen eines Eheschließungswillens gegebene Fingerring. Er geht wohl auf den (lat.) anulus (M.) pronubus (Verlobungsring) der Römer zurück, den das Christentum als Symbol der Treue fördert. Er ist in dem Frühmittelalter zuerst in den Volksrechten der Westgoten und Langobarden belegt. Unter kirchlichem Einfluss entwickelt sich die einseitige Gabe des Bräutigams an die Braut bei der Verlobung und dann auch bei der Trauung seit dem Mittelalter allmählich zu dem gegenseitigen Ringwechsel. Der Ehering ist bis in das 19. Jahrhundert aber nur in einer dünnen vermögenderen Oberschicht tatsächlich üblich.
Lit.: Bächtold, H., Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit, 1914; Köstler, R., Ringwechsel und Trauung, ZRG KA 53 (1933), 1; Mühl, M., Anulus pronubus, 1961; Ehen ohne Ring, hg. v. Böhme, W., 1981; Schott, C., Trauung und Jawort, 1992
Ehescheidung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1489 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1549 [SchweizId. VIII 262] in 15 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Ehescheidungsgrund 1824, Ehescheidungsklage 1701, Ehescheidungsstrafe 1794) ist die Auflösung der Ehe aus nach der Eheschließung eingetretenen Gründen. Sie ist bei den Römern (lat. [N.] →divortium) einseitig wie einvernehmlich zunächst ebenso möglich wie bei den Germanen, ohne dass sie in der Rechtswirklichkeit allzu häufig gewesen sein dürfte. In der Spätantike führen die christlichen Vorstellungen zu der allmählichen Einschränkung der freien Ehescheidung. In dem Frühmittelalter wird die Ehescheidung. von der Kirche auf Grund von 1. Korinther 7,39ff. seit dem 8. Jahrhundert, verstärkt seit 829, bekämpft und bald gänzlich ausgeschlossen. Demgegenüber lässt die protestantische Religion, in der die Ehe kein Sakrament mehr ist, (seit 1517) allmählich die Ehescheidung aus bestimmten Gründen (Matthäus 5,31ff., 19,3, 1. Korinther 7,15), die Stadtgericht oder Landpfarrer sowie später die Konsistorien in einem förmlichen Verfahren überprüfen, zu. Die Aufklärung versucht dies auszudehnen (Preußen 1749, Frankreich 1792, Österreich 1783 für Protestanten). In dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und in dem Code civil Frankreichs (1804) ist die Ehescheidung auf Grund Vereinbarung möglich. In England wird 1857 erstmals die Ehescheidung mit gerichtlicher Mitwirkung möglich. In dem (zweiten) Deutschen Reich lässt das Personenstandsgesetz von dem 6. 2. 1875 die Ehescheidung durch ein staatliches Gericht aus bestimmten Gründen zu, doch wird zu der Verhinderung von Ehescheidungen ein Verschulden als Ehescheidungsgrund gefordert. 1976/1977 wird das grundsätzlich erforderliche Verschulden durch die Zerrüttung ersetzt. Bei der Ehescheidung erfolgt nunmehr auch ein Ausgleich der Versorgungsansprüche (Versorgungsausgleich). An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird in der Bundesrepublik Deutschland in dem Durchschnitt jede dritte Ehe geschieden. In Österreich lassen das josephinische Ehepatent (1783) und das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811) nur die Ehescheidung von Protestanten und Juden zu. In Gegensatz hierzu dispensiert Albert Sever (Agram 1867-Wien 1942) ab 1919 als Landeshauptmann Niederösterreichs auf Grund einer Verordnung in Einzelfällen von dem Ehehindernis des bestehenden Ehebands, um Ehescheidungen von Katholiken und anschließende Wiederverheiratung tatsächlich zu ermöglichen (so genannte Sever-Ehen, rund 15000 Fälle, Verordnung und ihre Folgen von dem Obersten Gerichtshof als ungültig beurteilt, von dem Verfassungsgerichtshof als gültig betrachtet). 1938 gestattet das nach dem Anschluss in dem gesamten Deutschen Reich eingeführte Ehegesetz die Ehescheidung und wird 1978 die einvernehmliche Ehescheidung vor dem Außerstreitgericht eingeführt (§ 55a EheG).
Lit.: Kaser § 58 II 2a; Söllner §§ 5, 8, 12, 23; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 58, 72, 88, 122, 161, 219, 239, 267; Baltl/Kocher; Richter, Ä., Beiträge zur Geschichte des Ehescheidungsrechts in der evangelischen Kirche, 1858; Hubrich, E., Das Recht der Ehescheidung in Deutschland, 1891; Geffcken, H., Zur Geschichte der Ehescheidung vor Gratian, 1894; Damas, P., Les origines du divorce en France, 1897; Wehrli, P. Die Ehescheidung zur Zeit Zwinglis, (in) Zürcher Taschenbuch, 1934, 61; Rost, S., Die Einführung der Ehescheidung in Zürich, 1935; Wolf, E. u. a., Scheidung und Scheidungsrecht, 1959; Hesse, H., Evangelisches Ehescheidungsrecht in Deutschland, 1960; Escher, K., Die Entwicklung des Ehescheidungsrechts in Kleve und Mark 1532-1874, 1967; Hecker, A., Die historische Entwicklung des Ehescheidungsprozessrechts, 1967; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Dieterich, H., Das protestantische Eherecht, 1970; Mikat, P., Zur Bedeutung Friedrich Carl von Savignys für die Entwicklung des deutschen Scheidungsrechts, (in) FS W. Bosch, 1976, 671; Schnell, R., Praesumpta mors, ZRG GA 100 (1983), 181; Jensen, H., Die Ehescheidung des Bischofs Hans von Lübeck von Prinzessin Julia Felicitas von Württemberg-Weiltingen, 1984; Schubert, W., Die Projekte der Weimarer Republik, 1986; Blasius, D., Ehescheidung in Deutschland 1784-1945, 1987; Wolff, A., Das Zerrüttungsprinzip, (in) FamRZ 1988, 1271ff.; Blasius, D., Ehescheidung in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, 1992; Wadle, E., Ehescheidung vor dem Standesbeamten, (in) FS H. Herrmann, 1995, 291; Roßdeutscher, G., Privatautonomie im Scheidungsrecht, 1995; Horn, C., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts in Ehesachen, 1997; Nahmacher, K., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts und der Hamburger Gerichte, 1999; Hoffmann-Steudtner, V., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts zu dem Scheidungsgrund, 1999; Harmat, U., Ehe auf Widerruf? Der Konflikt um das Eherecht in Österreich 1918-1938, 1999; Saar, S., Ehe, Scheidung, Wiederverheiratung, 2003; Schubert, W., Die Abkehr vom Verschuldensprinzip im Ehescheidungsrecht, ZRG GA 120 (2003), 280; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2004; Humphrey, M., Die Weimarer Reformdiskussion über das Ehescheidungsrecht, 2006; Lutz, A., Ehepaare vor Gericht, 2006; Köhler, A., Die Sorgerechtsregelung bei Ehescheidung seit 1945, 2006, Försch, H., Die Scheidungsgründe im Wandel der Zeit, 2006; Die Reform des Ehescheidungsrechts von 1976, hg. v. Schubert, W., 2007; Mund, W., Das preußische Ehescheidungsrecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Birndorfer, F., Der erstinstanzliche Prozessalltag von 1938 bis 1949 anhand der Ehescheidungsakten, 2013; Scheidung ohne Schuld? Genese und Auswirkungen der Eherechtsreform 1977, hg. v. Löhnig, M., 2019; Etzold, R., Gleichberechtigung in erster Instanz – Deutsche Scheidungsurteile der 1950er Jahre im Ost/West-Vergleich, 2019
Eheschließung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1786 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort 1680) ist die Eingehung der →Ehe. Sie erfordert geschichtlich unterschiedliche Voraussetzungen und erfolgt in verschiedenen Formen. In dem Mittelalter wird sie allmählich von dem kirchlichen Recht ([lat.] consensus facit nuptias, die Willensübereinstimmung der Eheleute bewirkt die Ehe, seit 1563 Gegenwart des Priesters und zweier Zeugen nötig) bestimmt, in der Neuzeit setzt sich vor allem in dem 19. Jahrhundert (Kulturkampf) das weltliche bzw. staatliche Recht wieder durch.
Lit.: Kaser §§ 6, 58; Söllner §§ 5, 8, 12, 18; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 122, 161, 209; Friedberg, E., Das Recht der Eheschließung in seiner geschichtlichen Entwicklung, 1865; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875; Scheurl, C., Die Entwicklung des kirchlichen Eheschließungsrechts, 1877; Opet, O., Brauttradition und Konsensgespräch in mittelalterlichen Trauungsritualen, 1910; Zallinger, O., Die Eheschließung im Nibelungenlied, 1923; Schwerin, C. Frhr. v., Quellen zur Geschichte der Eheschließung, Bd. 1ff. 1925ff.; Frölich, K., Die Eheschließung des deutschen Mittelalters, (in) Hess. Bll. f. Volkskunde 1928, 144; Meyer, H., Die Eheschließung im Ruodlieb und das Eheschwert, ZRG GA 52 (1932), 276; Melicher, T., Die germanischen Formen der Eheschließung im westgotisch-spanischen Recht, 1940; Weltliche und kirchliche Eheschließung, hg. v. Dombois, H. u. a., 1952; Ritzer, K., Formen, Riten und religiöses Brauchtum der Eheschließung, 1962, 2. A. 1981; Landau, P., Hadrians IV. Dekretale „Dignum est“, (in) Studia Gratiana 12 (1967), 511; Schröter, M., Wo zwei zusammenkommen in rechter Ehe, 1990; Fuhrmann, I., Die Diskussion über die Einführung der fakultativen Zivilehe, 1998; Fassbender, M., Das Eheschließungsrecht im Herzogtum Berg, 1998 (Diss. jur. Köln 1998); Siffert, R., Verlobung und Trauung, 2004; Scholz Löhnig, C., Bayerisches Eherecht von 1756 bis 1875, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ehevertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1542 bezeugt bzw. sonst 1784/1794 – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Ehepakt 1704, Eheversprechen 1717) ist der zu der besonderen Gestaltung der abänderbaren ehelichen Rechtsverhältnisse geschlossene, vielfach formbedürftige Vertrag zwischen den Eheleuten. Er betrifft hauptsächlich das Ehegüterrecht. Er wird schon in den hochmittelalterlichen Städten häufiger, bleibt aber insgesamt eher auf vermögendere Menschen beschränkt.
Lit.: Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Hillenbrand, M., Fürstliche Eheverträge, 1996; Aushandeln von Ehe, hg. v. Lanzinger, M. u. a., 2010
Ehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 780 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 492, 533. 535, 797, II 123, 467] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Wert eines Menschen innerhalb der Gesellschaft. Die Verletzung der Ehre kann schon in dem altrömischen Recht eine Folge nach sich ziehen (bei [lat.] iniuria [F.] sind 25 Pfund Kupfer zu leisten). Ihr tatsächlicher Schutz bleibt aber weitgehend der Selbsthilfe und dem Strafrecht überlassen. Bestimmtes Verhalten führt zu dem rechtlichen Verlust der Ehre (Ehrlosigkeit, Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte). In dem Mittelalter ist die Ehre durch den Stand bestimmt. In der Neuzeit dient der Verteidigung verletzter Ehre besonders das →Duell. Nach Art. 1 GG ist die →Würde des Menschen unantastbar.
Lit.: Kaser § 13; Köbler, DRG 216; Marezoll, T., Bürgerliche Ehre, 1824; Osenbrüggen, E., Ehre im Spiegel der Zeit, 1872; Binding, K., Die Ehre im Rechtssinn und ihre Verletzbarkeit, 1890; Kisch, G., Ehrenschelte und Schandgemälde, ZRG GA 51 (1931), 514; Brauer, G., Die ehrenwörtliche Bekräftigungsform, ZRG GA 54 (1934), 117; Reiner, H., Die Ehre, 1956; Geipel, J., Die Konsiliarpraxis der Eberhard-Karls-Universität, 1965; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 1; Brenzina, M., Ehre und Ehrenschutz im nationalsozialistischen Recht, 1987; Müller-Burgherr, T., Die Ehrverletzung, Diss. jur. Freiburg i. Ü. 1987; Polay, E., Der Schutz der Ehre, ZRG RA 106 (1989), 502; Verletzte Ehre, hg. v. Schreiner, K. u. a., 1995; Backmann, S. u. a., Das Konzept der Ehre, 1997; Ehrkonzepte in der frühen Neuzeit, hg. v. Backmann, S. u. a., 1998; Hagemann, M., Iniuria bis zur justinianischen Kodifikation, 1998; Fuchs, R., Um die Ehre, 1999; Dülmen, R. van, Der ehrlose Mensch, 1999; Beher, K. u. a., Strukturwandel des Ehrenamts, 1999; Bastl, B., Tugend, Liebe, Ehre, 2000; Waldow, J., Der strafrechtliche Ehrenschutz in der NS-Zeit, 2000; Görich, K., Die Ehre Friedrich Barbarossas, 2001; Burkhart, D., Geschichte der Ehre, 2001; Fama, hg. v. Fenster, T. u. a., 2003; Lentz, M., Konflikt, Ehre, Ordnung – Untersuchungen zu den Schmähbriefen und Schandbildern, 2004; Burkhart, D., Eine Geschichte der Ehre, 2006; Brüggenbrock, C., Die Ehre in den Zeiten der Demokratie, 2006; Goldberg, A., Honor, Politics and the Law in Imperial Germany 1871-1914, 2010; Speitkamp, W., Ohrfeige, Duell und Ehrenmord, 2010
Ehrengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1615 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1615 [Haltaus 271] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gericht zu der Entscheidung von Fragen der Ehre. In Preußen wird nach längeren Erörterungen 1808 ein Ehrengericht zu der Überwachung des Verhaltens der Offiziere eingerichtet, in Bayern und Österreich wenig später, doch erklärt die Reichsverfassung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1919 die Ehrengerichte für aufgehoben. Ehrengericht ist auch das seit dem Mittelalter geführte Standesgericht der Zünfte, das in dem 19. Jahrhundert geschaffene Ehrengericht studentischer Verbindungen (Burschenschaften) und das Ehrengericht sonstiger Verbände oder Personengruppen.
Lit.: Dietz, H., Die Ehrengerichtsverordnungen, 3. A. 1912; Holly, G., Geschichte der Ehrengerichtsbarkeit der Rechtsanwälte, 1989; Voigt, E., Die Gesetzgebungsgeschichte der militärischen Ehrenstrafen und der Offizierehrengerichtsbarkeit im preußischen und deutschen Heer von 1806 bis 1918, 2004
Ehrenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1605 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Lünig, CJMilit. 1320] in 4 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine die →Ehre betreffende Strafe. Bereits das römische Recht lässt die Aberkennung bürgerlicher Vorrechte vor allem als Nebenfolge einer Verurteilung auf Grund bestimmter Straftaten zu. In dem Mittelalter sind als Ehrenstrafen beispielsweise anzusehen das Ausstellen an dem →Pranger, das Scheren der Haare oder das Tragen einer Schandmaske. In der frühen Neuzeit versucht man die Ehrenstrafe gesetzlich festzulegen. In dem 19. Jahrhundert werden ältere Formen der Ehrenstrafe wie Zurschaustellung an dem Pranger in Sachsen 1838 und in Preußen 1851 beseitigt, doch wird in Anlehnung an das römische Recht nach dem Vorbild des Code pénal (Strafgesetzbuchs) Frankreichs von 1810 die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte als zeitlich begrenzte Nebenstrafe aufgenommen. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland 1969) wird ihre Bedeutung gering, doch dürfen Amtsfähigkeit, Wählbarkeit und Stimmrecht auf bis zu fünf Jahre aberkannt werden (§ 45 StGB).
Lit.: Marcuse, O., Die Ehrenstrafe, 1899; Quanter, R., Die Schand- und Ehrenstrafen in der deutschen Rechtspflege, 1901, Neudruck 1970; Künßberg, E. Frhr. v., Über die Strafe des Steintragens, 1907; Kühne, E., Die Ehrenstrafe, 1931; Rannacher, H., Der Ehrenschutz in der Geschichte des deutschen Strafrechts mit besonderer Berücksichtigung der Ehrenstrafen, 1938; Voigt, E., Die Gesetzgebungsgeschichte der militärischen Ehrenstrafen, 2004; Lidman, S., Zum Spektakel und Abscheu, 2008
Ehrenwort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – 16. Jahrhundert/18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Mathesius II 80] in 12? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv ehrenwörtlich 1864) ist das die Ehre als Sicherungsmittel der Wahrheit oder der Verwirklichung einer Erklärung einsetzende Wort (18. Jahrhundert aus franz. parole d’honneur, Ehrenwort). Seine rechtliche Bedeutung ist gering.
Lit.: Lentz, M., Konflikt, Ehre, Ordnung, 2004
ehrenwörtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1864 bezeugt – nicht in EDEL -– und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) →Ehrenwort
ehrlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [BremGQ. L. 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ehrenmäßig, rechtschaffen
Ehrlich, Eugen (Czernowitz/Bukowina 14. 9. 1862-Wien 2. 5. 1922), Sohn eines Advokaten, wird nach dem Rechtsstudium in Wien Advokat und 1896 Professor für römisches Recht in Czernowitz. Schon seine frühe Schrift über Lücken im Recht (1888) wendet sich gegen die herrschende Vorstellung von der Unangreifbarkeit des staatlichen Rechtes. Der Vortrag Freie Rechtsfindung und freie Rechtswissenschaft (1903) folgert daraus, dass in dem Falle einer Lücke eine freie Rechtsfindung erforderlich sei, die sich auf überkommene Gerechtigkeitsvorstellungen und in dem Zweifel auf soziologische Überlegungen stützen müsse. 1909 richtet Ehrlich ein Seminar für lebendes Recht ein und bietet 1913 mit seinem Hauptwerk Grundlegung der Soziologie des Rechtes eine der wichtigsten Grundlagen für die Entwicklung der Rechtssoziologie. Eigentlicher Sitz der Rechtsentwicklung ist ihm die Gesellschaft, während Juristenrecht und staatliches Recht nur zu dieser Grundlage hinzukommen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 189, 228; Rehbinder, M., Die Begründung der Rechtssoziologie durch Eugen Ehrlich, 1967, 2. A. 1986; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 469; Vogl, S., Soziale Gesetzgebungspolitik, freie Rechtsfindung und soziologische Rechtswissenschaft, 2003; Ehrlich, E., Politische Schriften, hg. v. Rehbinder, M., 2007
Ehrlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [MnlWB. II 565] in 2 gleichen Stellen ohne Zeitangabe und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adj. ehrlich Ende 8. Jahrhundert) →unehrlich
ehrlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1531 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 800 [AhdIsidor 23,5] in 31 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unehrenhaft
Ehrlosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1480 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1730 [Leu, EidgR. III 59] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der ohne Ehre bestehende Zustand eines Menschen. Die in dem Mittelalter bestehende Ehrlosigkeit ist wohl auch auf die von der Kirche vermittelte römischrechtliche Figur der (lat. [F.) infamia zurückzuführen. Ehrlosigkeit besteht beispielsweise für Diebe, Räuber, Henker, mancherorts für Müller, Spielleute u. a. Seit der Neuzeit wird die Ehrlosigkeit zurückgedrängt und allmählich rechtlich beseitigt.
Lit.: Dülmen, R. v., Der ehrlose Mensch, 1999
eichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2? bezeugt – um 1331 [Daniel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [MWormat. 228] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem lateinischen aequare des Altertums aufgenommen, V.) abmessen, überprüfen
Eichhorn, Karl-Friedrich (Jena 20. 11. 1781-Köln 4. 7. 1854), Theologensohn, wird nach dem Rechtsstudium (mit 16 Jahren seit 1797) in Göttingen (Hugo, Pütter, 1801 Promotion, 1803 Habilitation) 1805 Professor in Frankfurt an der Oder, 1811 in Berlin, 1817-1829 in Göttingen sowie nach krankheitsbedingter Unterbrechung seit 1832-1834 in Berlin. 1808 veröffentlicht er ganz aus den Quellen geschrieben die erste Gesamtdarstellung der deutschen Rechtsgeschichte (Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte), seit 1823 die Einleitung in das deutsche Privatrecht, die das geltende deutsche Privatrecht systematisch-dogmatisch gegliedert (als innere Rechtsgeschichte) aussondert. Die Einheit des deutschen Rechtes wird dabei auf die Gemeinsamkeiten der mittelalterlichen Landrechte, sein System auf die ihnen angeblich zugrundeliegenden gemeinsamen Grundsätze gegründet. 1831-1835 folgen noch die zweibändigen Grundsätze des Kirchenrechts. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EichhornKarlFriedrichDeutscheStaatsUndRechtsgeschichte1808Bd1.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EichhornKarlFriedrichGrundsaetzedesKirchenrechts1831Band1.pdf; Köbler, DRG 188; Eichhorn, F., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 1823, 2. A. 1825, 3. A. 1829, 947, 5. A. 1845, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EichhornKarlFriedrichEinleitungindasdeutschePrivatrecht1823.pdf; Frensdorff, F., Karl Friedrich Eichhorn, 1881; Kerler, H., Zur Lebensgeschichte Karl Friedrich Eichhorns, ZRG GA 3 (1882), 177; Schulte, J. v., Karl Friedrich Eichhorn, 1884; Jelusic, K., Die historische Methode Karl Friedrich Eichhorns, 1936; Erler, A., Eine unbekannte Niederschrift nach Eichhorns Vorlesung „Deutsche Geschichte und Rechtsaltertümer“, ZRG GA 66 (1948), 537; Conradi, R., Karl Friedrich Eichhorn als Staatsrechtslehrer, 1987; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987, 166ff.; Dopke, F., Eichhorn als Rechtsgutachter, Diss. jur. Kiel 1992
Eichmann, Eduard (Hagenbach/Pfalz 14. 2. 1870-München 26. 4. 1946) wird nach dem Studium der Theologie (1888) und der Rechtswissenschaft (1898) in Würzburg, Straßburg und München (1904 Promotion Dr. iur., Freiburg 1909 Promotion Dr. theol.) 1905 Professor für Kirchenrecht in Prag, Wien (1913) und München (1918-1936, 1946 Vertretung) und veröffentlicht 1923 das führende Lehrbuch des Kirchenrechts seiner Zeit (13. A. 1991). S. Google
Lit.: Festschrift für Eichmann, hg. v. Laforet, W. u. a., 1940; Hofmann, K., Eduard Eichmann, ZRG KA 65 (1947), VII
Eichstätt ist der Ort an der mittleren Altmühl, in dem Bonifatius um die Mitte des 8. Jahrhunderts ein Bistum gründet. S. Google
Lit.: Das Bistum Eichstätt - Die Bischofsreihe bis 1535, hg. v. Wendehorst, A., 2006; Zürcher, P., Die Bischofswahlen im Fürstbistum Eichstätt von 1636 bis 1790, 2008; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012
Eichwesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt [Eichungswesen 1876] – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb eichen um 1331) ist die Sicherstellung redlicher Verwendung von Maßen (beispielsweise Längenmaßen, Hohlmaßen, Gewichten). Ansätze des Eichwesens finden sich bereits in der hochmittelalterlichen Stadt (beispielsweise Stadtelle). Mit verstärkter Genauigkeit wird die Eichung auf der Grundlage technisch-wissenschaftlich definierter Maße seit dem 19. Jahrhundert vorgeschrieben (1869 Normal-Eichungskommission, 1875 Pariser Meterkonvention, 1887 Physikalisch-Technische Reichsanstalt). S. Google
Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Vec, M., Recht und Normierung in der industriellen Revolution, 2006
Eid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 842 [Die Strassburger Eide/MSD. 231] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Anrufung einer (übermenschlichen) Macht (beispielsweise Gott, Feuer?) als Zeugen für die Wahrheit einer Aussage oder die Gültigkeit eines Versprechens. Der Eid ist weit verbreitet, aber beispielsweise in Matthäus 5,33ff. verboten. Er verbindet meist Worte mit besonderen Formen (beispielsweise Handerheben, Berühren der Bibel, eines Kreuzes, einer Waffe und so weiter). Er ist ein wichtiges Beweismittel in dem Verfahren (beispielsweise Reinigungseid des Beschuldigten [vielfach nicht als Eineid möglich, sondern Eidhelfer nötig], Zeugeneid). Strafbar ist der →Meineid. Eine umfassende Untersuchung des Eides fehlt bislang.
Lit.: Kaser §§ 84 I, 87; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70, 114, 116, 155, 202, 216, 235; Köbler, WAS; Strippelmann, F., Der Gerichtseid, 1855ff.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879; Loening, R., Der Reinigungseid, 1880; Göpfert, F., Der Eid, 1883; Siegel, H., Handschlag und Eid, 1894; His, R., Der Gleichheitseid, ZRG GA 27 (1906), 331; Thudichum, F. v., Geschichte des Eides, 1911; Pedersen, J., Der Eid bei den Semiten, 1914; Hartung, H., Der richterliche Eid, 1916, Neudruck 2013; Hirzel, T., Der Eid, 1922; Friesenhahn, E., Die politischen Eide, 1928; Gottlob, T., Der kirchliche Amtseid, 1936, Neudruck 1963; David, M., Le serment du sacre, 1951; Koller, F., Der Eid im Münchener Stadtrecht des Mittelalters, 1953; Bauernfeind, O., Eid und Frieden, 1956; Hofmeister, P., Die christlichen Eidesformen, 1957; Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Ebel, W., Das Ende der bürgerlichen coniuratio reiterata, ZRG GA 78 (1961), 319; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Giesey, R., If Not, Not, 1968; Lea, H., The Duel and the Oath, 1974; Eckhardt, U., Untersuchungen zu Form und Funktion der Treueidleistung im merowingischen Frankenreich, 1976; Vormbaum, T., Eid, Meineid und Falschaussage, 1990; Prodi, P., Il sacramento del potere, 1992 (deutsch 1997); Prodi, P., Das Sakrament der Herrschaft: Der politische Eid, 1997; Czeguhn, I., Der Herrschereid am Beispiel des Eides und der Eidesbekräftigung des spanischen Königs, ZRG GA 115 (1998), 589; Eid und Wahrheitssuche, hg. v. Esders, S. u. a., 1999; Esders, S./Mierau, H., Der althochdeutsche Klerikereid, 2000; Lange, S., Der Fahneneid, 2001; Symbolische Kommunikation vor Gericht in der frühen Neuzeit, hg. v. Schulze, R., 2006; Twellmann, M., Über die Eide, 2010; Harke, J., Der Eid im klassischen römischen Privat- und Zivilprozessrecht, 2013; Sommerstein, A. u. a., Oath and State in Ancient Greece, 2013; Oaths and Swearing in Ancient Greece, hg. v. Sommerstein, A. u. a., 2014; Scharff, S., Eid und Außenpolitik, 2016; May, A., Schwörtage in der frühen Neuzeit, 2019
Eidgenosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1251 [FRBern. II 339] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Genosse eines Eides, durch einen Eid verpflichteter Verbündeter
Eidgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1393 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1475 [SGallenOffn. II 97] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Eidgenosse um 1147) ist allgemein das eidlich bekräftigte genossenschaftliche Bündnis. Die wichtigste besondere Eidgenossenschaft ist die →Schweiz. Hier schließen die Länder →Uri und →Schwyz zwischen 1240 und 1273 einen ersten Bund, dem 1291 und 1315 sowie 1351ff. (Zürich, Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Glarus, Zug) weitere folgen und zu dem danach zusätzliche Orte hinzutreten. Von einer Schweizerischen Eidgenossenschaft wird dabei aber erst seit dem späten 18. Jahrhundert gesprochen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hilty, C., Die Bundesverfassung der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1891; Meyer, K., Italienische Einflüsse bei der Entstehung der Eidgenossenschaft, (in) Jahrbuch für schweizerische Geschichte 45 (1920), 1; Fehr, H., Die Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1929; Gasser, A., Entstehung und Ausbildung der Landeshoheit im Gebiet der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1930; Quellenwerk zur Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, hg. v. Schieß, T. u. a., Bd. 1ff. 1933ff.; Planitz, H., Kaufmannsgilde und städtische Eidgenossenschaft, ZRG GA 60 (1940), 1; Meyer, K., Der Ursprung der Eidgenossenschaft, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 21 (1941), 285; Pappard, W., Die Bundesverfassung der schweizerischen Eidgenossenschaft 1848-1948, 1948; Claussen, H., Der Zusammenschluss der schweizerischen Eidgenossen als Beispiel für die Ausübung des Widerstandsrechts, Diss. jur. Hamburg 1951; Abegg, R., Die alte Eidgenossenschaft, 1964; Laroche, P., Das Interregnum und die Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1971; Meyer, B., Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. Jahrhundert, 1972; Braun, B., Die Eidgenossen, 1997; Zürich 650 Jahre eidgenössisch, 2001; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige Römische Reich (1350-1798), 2008; Würgler, A., Die Tagsatzung der Eidgenossen, 2015; Günther, K., Sizilianer, Flamen, Eidgenossen, 2013
Eidhelfer (Wissenschaftsbegriff in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Eideshelfer Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1793 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, M.) ist sachlich in dem (früh)mittelalterlichen deutschen Recht der Mensch, der schwört, dass der Eid eines Eidesleistenden rein und nicht mein (falsch) sei (so genannter „Glaubwürdigkeitszeuge“). Häufig soll dabei ein Beschuldigter mit sechs oder zwölf (oder auch 72) Eidhelfern sich durch Eid von einer Beschuldigung reinigen. Der Eidhelfer ist von dem Zeugen (Wahrnehmungszeugen) grundsätzlich zu trennen, doch ist die Buße für einen Meineid eines Eidhelfers mit der für den Meineid eines Zeugen gleich. In dem Deutschen Reich bzw. Heiligen römischen Reich schwindet der Eidhelfer in dem Spätmittelalter. In England wird der Eidhelfereid erst 1833 aufgegeben.
Lit.: Cosack, K., Die Eidhelfer des Beklagten, 1885; Schwerin, C. Frhr. v., Zur altschwedischen Eideshilfe, 1919 (SB Heidelberg); Ruth, R., Zeugen und Eideshelfer, 1922, Neudruck 1973; Loschiavo, L., Figure di testimoni, 2004
Eidsivathingslög ist das Recht des ostnorwegischen Gebiets um Eid (Eidsvoll), das in seinem weltlichen Teil bruchstückhaft, in seinem kirchenrechtlichen Teil (Christenrecht) in vier Handschriften des frühen 14. Jahrhunderts überliefert ist (Eidsivathingsbok).
Lit.: Meißner, R., Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings, 1942
Eigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 699, 742, 790, II 111, 113, 116 u. ö.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adjektiv eigen 796) ist in dem deutschen Mittelalter das einem Menschen (uneingeschränkt) gehörige Gut. Es bildet meist den Gegensatz zu dem Gemeinland (→Allmende) und zu dem →Lehen als einem geliehenen Gut. Häufig wird neben Eigen auch das →Erbe wegen des Erwerbsvorgangs besonders genannt. In den schriftlichen Zeugnissen betrifft das Eigen überwiegend die Liegenschaft. Seit dem 13. Jahrhundert wird Eigen durch das vermutlich lateinisch beeinflusste →Eigentum (lat. [F.] proprietas) abgelöst.
Lit.: Hübner 241; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 116, 124; Puntschart, P., Das „Inwärts-Eigen“ im österreichischen Dienstrecht des Mittelalters, ZRG GA 43 (1922), 66; Buchda, G., Dursal (dursal eigen), ZRG GA 59 (1939), 194; Ebner, H., Das freie Eigen, 1969; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1
Eigener Herd ist Goldes wert (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Zuständigkeit begründet Gestaltungsmacht.
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 175 (Franck 1541)
eigenhändig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1633 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1670 [Abele, Unordn. III 87] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und wohl aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet, Adj.) mit eigener Hand geschehend
Eigenhändiges Testament (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort eigenhändig 1633) ist das mit der eigenen Hand geschriebene und unterschriebene →Testament.
Eigenkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1903 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. ecclesia [F.] propria) ist (nach der zeitgebundenen Vorstellung Ulrich Stutzs) die einem Einzelnen (auch hinsichtlich der vollen geistlichen Leitungsgewalt) gehörende Kirche. Sie hat ihren Ursprung darin, dass in der christlichen Frühzeit der Gottesdienst häufig in einem privaten Haus abgehalten wird (Unterscheidung zwischen [lat.] ecclesia [F.] publica und ecclesia privata, öffentlicher Kirche und privater Kirche, in dem Osten 388, in dem 5. Jahrhundert in dem weströmischen Reich, 441 in Orléans, 546 in Lérida/Spanien), und darin, dass auf dem Land oft der Grundherr besonders leicht in der Lage ist, ein Kirchengebäude zu errichten. In der Folge wählt der Gebäudeeigner vielfach den dort tätigen Geistlichen aus, verlangt die Teilhabe an den Einkünften und kann die Kirche übertragen, während der Bischof auf die bloße Weihe beschränkt wird. Demgegenüber sind nach Patzold Handlungsmöglichkeiten der Priester und Einflussnahme durch Bischöfe wichtiger als das Wirken der Gebäudeeigentümer. In dem →Investiturstreit seit dem späteren 11. Jahrhundert wird zudem die Eigenkirche als Form der Simonie bekämpft und danach seit dem 12. Jahrhundert durch Patronat und Inkorporation ersetzt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 90; Stutz, U., Die Eigenkirche, 1895, Neudruck 1955; Stutz, U., Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der Eigenkirche, ZRG KA 57 (1937), 1; Landau, P., Ius patronatus, 1975; Petke, W., Von der klösterlichen Eigenkirche zur Inkorporation, (in) RHE 87 (1993), 34ff., 375ff.; Oberholzer, P., Vom Eigenkirchenwesen zum Patronatsrecht Leutkirchen, 2002; Patzold, S., Presbyter. Moral, Mobilität und die Kirchenorganisation im Karolingerreich, 2020
Eigenleute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1275 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl., lat. homines [M.Pl.] proprii) sind in dem Mittelalter die einem anderen gehörenden und damit eigenen Menschen. Sie bilden keine in sich einheitliche Gruppe (beispielsweise Sachsenspiegel Landrecht III 44,3 Laten, Südwesten des Heiligen römischen Reiches 15. Jahrhundert, Westfalen bis in das 18. Jahrhundert). Teils schulden sie Abgaben, teils Dienste. In Gegensatz zu den viele →Sklaven haltenden Gesellschaften lässt das Mittelalter einen lebhaften Handel mit Eigenleuten nicht erkennen. →Hörige
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Wretschko, A., Über Eigenleute und Eigenleuteteilungen in Tirol, ZRG GA 46 (1926); Klein, H., Die bäuerlichen Eigenleute des Erzstifts Salzburg, (in) Mitteilungen d. Ges. f. salzburg. Landeskunde 73 (1933),109, 74 (1934),1; Demade, J./Morsel, J., Les eigenleute aux XIIIe-XVe siècles, (in) Forms of servitude in Northern and Central Europe, hg. v. Freedman, P. u. a., 2005, 75ff.
Eigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1230 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 [KölnSchrUrk, II 1 S. 5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie Köln 1170 - und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist nach § 903 BGB das Recht, mit einer Sache nach Belieben zu verfahren und andere von einer Einwirkung auf die Sache auszuschließen. In altrömischer Zeit ist Eigentum die Gewalt des Hausvaters über Sachgüter unter Einschluss der Vorläufer der beschränkten dinglichen Rechte (beispielsweise Servituten) und ohne scharfe Grenze gegenüber dem →Besitz. In dem klassischen römischen Recht entwickelt sich das Eigentum als (lat.) →dominium (N.) ex iure Quiritium (Eigentum nach quiritischem oder zivilem Recht) an beweglichen Sachen und italischen Grundstücken, neben dem das Eigentum nach prätorischem Recht (lat. →in bonis esse) steht. Einschränkungen bestehen auch hier (beispielsweise Baurecht, Nachbarrecht). Erworben werden kann Eigentum einerseits ursprünglich oder erstmalig (Aneignung, Fruchterwerb, Verbindung, Vermischung, Vermengung, Verarbeitung und Ersitzung) oder andererseits abgeleitet (von einem Berechtigten durch Rechtsgeschäft). Gleichbedeutend mit dominium (Lucil. um 180-102 v. Chr.) ist die erst etwas später belegte Bezeichnung (lat. [F.]) →proprietas (Cicero 81-43 v. Chr.). In dem nachklassischen römischen Recht wird die damit geschaffene Trennung von Eigentum und Besitz bzw. beschränkten dinglichen Rechten vielleicht weniger streng gehandhabt, doch verwendet Justinian unter Vereinheitlichung des Eigentums für jedermann an allen Sachen die begriffliche Schärfe des klassischen römischen Rechtes. In dem germanischen Bereich bildet das bloße Haben (germ. *aigan, *haben) den Ausgangspunkt des Eigentums. Dementsprechend ist in dem Mittelalter Eigen die Bezeichnung der Herrschaft über eine Sache, wobei die Herrschaft durch Zeichen (Eigentumsmarke, Hausmarke, Hofmarke, Ohrenmarke) dargestellt sein kann. Diesem Eigen stehen vor allem →Allmende und →Lehen gegenüber, während die →Gewere (nur) die äußere (sichtbare) Erscheinungsform („Kleid“) aller (wegen ihres gedanklichen Wesens notwendigerweise unsichtbaren) Sachenrechte und damit auch des Eigens ist. In dem 12./13. Jahrhundert erscheinen mhd. eigenschaft und mnd. (?) egendom (Köln 1170, Köln 1230 hegindum) wohl als Lehnübersetzungen von lat. proprietas. Das Eigentum hat aber keinen eindeutigen gleichbleibenden Inhalt. Es kann zeitlich und inhaltlich beschränkt sein. Neben einem (lat. dominium [N.] directum) Obereigentum (etwa des Lehnsherrn) kann selbst nach gelehrtem Recht (beispielsweise de Cabriano, Pilius [† 1213], Azo [zuerst nur bei der Emphyteuse, Erbpacht], Accursius) in Anknüpfung an eine dem einstigen bonitarischen Berechtigten des römischen Rechtes gewährte (lat.) rei vindicatio (F.) utilis ein Untereigentum (lat. dominium [N.] utile) (etwa des Ersitzungsbesitzers, Erbpächters, Erbbauberechtigten oder des Lehnsmanns) stehen. Nach Bartolus, der das Eigentum in dem Kern als das umfassende Recht der Verfügung über einen körperlichen Gegenstand (lat. ius de re corporali perfecte disponendi n. 4 ad D. 41. 2. 17) erfasst, kann Eigentum (dominium) in dem weiteren Sinn auch auf unkörperliche Gegenstände bezogen (und zwischen mehreren Berechtigten aufgeteilt) werden. Dies wird mit der Aufnahme des gelehrten Rechtes fortgeführt, wobei das (tatsächlich erkennbare) Untereigentum zu der Aufzehrung des (überwiegend gedanklich feststellbaren) Obereigentums neigt. Danach betrachtet das aufstrebende Bürgertum unter dem Einfluss des Protestantismus Eigentum als vorgesellschaftliches und damit unantastbares Recht und wirkt sich wohl auch der von Hugo Grotius gutachtlich begründete koloniale Zugriff europäischer Staaten auf den Rest der Welt auf die Eigentumsvorstellung aus. Unter dem Einfluss der Aufklärung und des Liberalismus wird das Eigentum (über Kant bzw. Fichte und Hegel) zu einem völlig freien, von Einschränkungen gelösten Recht einer Person an einer körperlichen Sache (Thibaut, A., Über dominium directum und utile, 1801 [Aufsatz]). Besonders entschieden zeigt sich dies (nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens von 1863) in § 903 BGB des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900 (trotz Otto von Gierkes vergeblichen Versuchs der Entwicklung eines besonderen deutschrechtlichen Eigentumsbegriffs). Die fragwürdigen Folgen schrankenloser Freiheit haben in dem 20. Jahrhundert zu der Anerkennung der Sozialbindung des Eigentums geführt. Außerdem hat sich in dem öffentlichen Recht die Ansicht durchgesetzt, die unter dem von der Verfassung garantierten Eigentum jede schützenswerte Vermögensposition versteht. Das sozialistische Eigentum der Deutschen Demokatischen Republik (1949ff.) ist mit deren Beitritt zu der Bundesrepublik Deutschland (1990) wieder aufgegeben.
Lit.: Kaser § 22; Söllner §§ 8, 23; Hübner 241ff., 453ff.; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 40, 124, 163, 174, 211, 269; Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 65; Arnold, W., Zur Geschichte des Eigentums in den deutschen Städten, 1861; Felix, L., Entwicklungsgeschichte des Eigentums, Teil 1ff. 1883ff.; Landsberg, E., Die Glosse des Accursius, 1883; Goldschmidt, H., Eigentum und Eigentumsteilrechte in ihrem Verhältnis zur Sozialisierung, 1920; Hedemann, W., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Teil 2, 1 1930; Dungern, O. Frhr. v., Über die Freiheit des Eigentums im Mittelalter, ZRG GA 53 (1933), 287; Keller, R. v., Freiheitsgarantien für Person und Eigentum im Mittelalter, 1933, Wieacker, F., Wandlungen in der Eigentumsverfassung, 1935; Kaser, M., Eigentum und Besitz im älteren römischen Recht, 1943, 2. A. 1956; Wagner, H., Das geteilte Eigentum, 1938; Eichler, H., Wandlungen des Eigentumsbegriffes in der deutschen Rechtsauffassung, 1938; Coing, H., Zur Eigentumslehre des Bartolus, ZRG RA 70 (1953), 348; Schacht, J., An Introduction to Islamic Law, 1964; Feenstra, R., Les origines du dominium utile, (in) Flores legum, 1971, 49; Eigentum und Verfassung, hg. v. Vierhaus, R., 1972; Brandt, R., Eigentumstheorien von Grotius bis Kant, 1974; Landau, P., Ius patronatus, 1975; Rittsteig, H., Eigentum als Verfassungsproblem, 1975; Floßmann, U., Eigentumsbegriff und Bodenordnung im historischen Wandel, 1976; Kroeschell, K., Die Lehre vom germanischen Eigentumsbegriff, (in) FS H. Thieme, 1977, 34; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1; Zenati, M., La nature juridique de la propriété, 1981; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Klemm, P., Eigentum und Eigentumsbeschränkungen in der Doktrin des usus modernus pandectarum, 1984; Kühl, K., Eigentumsordnung als Freiheitsordnung, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Eigentum, hg. v. Köhn, J., 1987; Kroeschell, K., Die nationalsozialistische Eigentumslehre, (in) Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, 1989, 43; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Hecker, D., Eigentum als Sachherrschaft, 1990; Property and Power in the Early Middle Ages, hg. v. Davies, W. u. a., 1995; Penner, J., The idea of property in law, 1997; Eigentum im internationalen Vergleich 18.-20. Jahrhundert, hg. v. Siegrist, H. u. a., 1999; Bertram, K., Die Gesetzgebung zur Neuregelung des Grundeigentums, 2000; Finkenauer, T., Eigentum und Zeitablauf, 2000; Diestelkamp, B., Frühe urkundliche Zeugnisse für dominium directum und dominium utile im 13. Jahrhundert, (in) Grundlagen des Rechts, 2000, 391ff.; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002; Ulmschneider, C., Eigentum und Naturrecht, 2003; Hoppe, K, Eigentum, Erbrecht und Vertragsrecht, 2003; Gottschalk, K., Eigentum, Geschlecht, Gerechtigkeit, 2003; Lehmann, J., Sachherrschaft und Sozialbindung, 2004; Keiser, T., Eigentumsrecht im Nationalsozialismus und Fascismo, 2005; Garnsey, P., Thinking about Property, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Müller, D., Adliges Eigentumsrecht und Landesverfassung, 2011; The Future of European Property Law, hg. v. Van Erp, S. u. a. 2012; Müller, D., Bodeneigentum und Nation – Rumänien, Jugoslawien und Polen im europäischen Vergleich 1918-1948, 2020
Eigentümer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1620 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [Taunus/GrW. I 572] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprach und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der an einer Sache unter grundsätzlichem Ausschluss aller anderen voll Berechtigte. →Eigentum
Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Eigentumserwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1809 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [Baden] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Erwerb des →Eigentums. Er erfolgt anfangs originär (ursprünglich) oder erstmalig vor allem durch Aneignung seitens des Menschen aus seiner herrenlosen Umgebung. Nach weitgehender Erschöpfung der dafür in der Umwelt vorhandenen Güter verdrängt der (abgeleitete) Eigentumserwerb durch Rechtsgeschäft (→Übergabe auf Grund eines Titels, →Einigung und Übergabe) den ursprünglichen Eigentumserwerb, der ansonsten auch durch Fruchterwerb, Verbindung, Vermischung, Vermengung und Verarbeitung möglich ist. Daneben steht der Eigentumserwerb durch Hoheitsakt. Gegründet auf Grotius’ Verständnis von Institutionen 2. 1. 40 lässt der Code civil (1804) Frankreichs bei dem abgeleiteten Erwerb das Eigentum (bereits) mit dem (schuldrechtlichen) Vertragsabschluss (beispielsweise Kaufvertrag) übergehen (Konsensprinzip). Umgekehrt verlangt Savigny zusätzlich zu dem schuldrechtlichen Grundgeschäft einen davon unabhängigen sachenrechtlichen Vertrag (Einigung).
Lit.: Kaser §§ 24ff.; Köbler, DRG 40, 61, 163; Brandt, H., Eigentumserwerb und Austauschgeschäft, 1940; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Köbler, G., Die rechtliche Regelung des Eigentumserwerbs an Grundstücken in Preußen, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976, 201; Zimmermann, M., Der Rechtserwerb hinsichtlich eigener Sachen, 2001; Klinck, F., Erwerb durch Übergabe an Dritte nach klassischem römischem Recht, 2004; Damler, D., Wildes Recht. Zur Pathogenese des Effektivitätsprinzips in der neuzeitlichen Eigentumslehre, 2008
Eigentumsübertragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1842 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Übertragung des →Eigentums von einem bisherigen Eigentümer auf einen neuen Eigentümer. Ihr geht in dem römischen Recht die Vorstellung voraus, dass dem Untergang eines Rechtes eines bisherigen Eigentümers die Entstehung des Eigentums als neues Recht bei einem neuen Berechtigten folgt, doch kennt bereits das klassische römische Recht den Gedanken der Übertragung. Die wichtigsten Wege hierfür sind die (lat. [F.]) →mancipatio, die (lat.) →in iure cessio (F.) und die formfreie Übergabe (lat. [F.] →traditio) bei Vorliegen eines Rechtsgrunds. Für die Germanen ist ein einfaches Handgeschäft zu vermuten. In dem Frühmittelalter stehen Einigung oder Übergabe (ahd. →sala, lat. traditio) und Besitzeinräumung oder Bekleidung (ahd. giwerida, lat. →investitura) in nicht völlig klarer Weise nebeneinander. Mit dem Beginn der Geldwirtschaft wird die Eigentumsübertragung sehr häufig. Sie erfolgt bei Liegenschaften vielfach vor Gericht und unter Verwendung von Schriftakten (→Schreinskarten). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes setzt sich die Lehre von dem vorausgesetzten (lat.) titulus (M.) acquirendi, Erwerbstitel) und von dem erfüllenden (lat.) modus (M.) acquirendi (Erwerbsart) weitgehend durch. In dem 19. Jahrhundert entwickelt Savigny die Rechtsfigur des dinglichen, neben dem schuldrechtlichen Vertrag (beispielsweise Kaufvertrag) stehenden Vertrags (abstrakte →Einigung). Sie findet Eingang in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900). Danach erfolgt die Eigentumsübertragung durch Einigung und Übergabe oder Übergabesurrogat sowie bei Grundstücken durch Einigung (Auflassung) und →Eintragung in das Grundbuch. In den übrigen europäischen Ländern ist die Eigentumsübertragung ein kausales Geschäft. S. Google
Lit.: Kaser § 24; Mitteis/Lieberich, Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 28; Dyckerhoff, E., Die Entstehung des Grundeigentums, 1909; Kleinbub, M., Das Recht der Übertragung und Verpfändung von Liegenschaften in der Reichsstadt Ulm, 1961; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Transfer of Title Concerning Movables, Teil 1ff., hg. v. Rainer, J. u. a., Bd. 1ff. 2006 ff.
Eigentumsvorbehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1809 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 1565] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vorbehalt des Verbleibens des Eigentums bei einem bisherigen Eigentümer trotz einer Verpflichtung zu der Eigentumsübertragung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. Der sachlich bereits dem klassischen römischen Recht (Ulpian D. 43, 26, 20 bekannte), in dem mittelalterlichen Italien durch die Glosse zu C. 4, 54, 3 übernommene, in Deutschland durch die Rente vertretene, aber zu Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst in Kursachsen und der Oberlausitz bei Kauf von Grundstücken ausdrücklich erwähnte und verbreitete Eigentumsvorbehalt gewinnt mit dem Vordringen des von der Industrie geförderten Abzahlungskaufs in dem ausgehenden 19. Jahrhundert erhebliche Bedeutung. Der die gekaufte Sache trotz Fortbestands des Eigentums des Eigentumsvorbehaltsverkäufers bereits tatsächlich nutzende Eigentumsvorbehaltskäufer erlangt mit Zahlung der ersten Kaufpreisrate eine Anwartschaft, die mit fortschreitender Bezahlung des Kaufpreises schließlich zu dem Vollrecht an der Sache erstarken soll.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Berger, W., Eigentumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht, besitzloses Pfandrecht und Eigentum, 1984; Misera, K., Eigentumsvorbehalt im klassischen römischen Recht, (in) FS R. Serick, 1992, 275; Maaß, M., Die Geschichte des Eigentumsvorbehalts, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Eike von Repgow (um 1180?-nach 1233?) ist der wahrscheinlich aus einer ostfälisch-sächsischen, in dem 12. Jahrhundert in das sorbische Gebiet Serimunt eingewanderten Familie stammende Verfasser des (zunächst lateinisch verfassten und dann durch Übersetzung in die eigene Muttersprache) mittelniederdeutschen Rechtsbuchs →Sachsenspiegel. Er benennt sich selbst (in den Versen 261-266 der Reimvorrede) nach dem Dorf Repchowe (Reppichau westlich Dessaus in dem Anhaltinischen). Er tritt in sechs Urkunden 1209 (Mettine), 1215 (Lippehna), 1218 (Grimma), 1219, 1224 (Delitzsch) und 1233 (Salbke) an unterschiedlichen Orten in der Nähe bedeutender Fürsten als Zeuge auf. Er ist schöffenbarfrei und bezeichnet Graf Hoyer von Falkenstein, den Stiftsvogt von Quedlinburg, als seinen Herrn. Da er den Sachsenspiegel zunächst in Latein schreibt und danach übersetzt, gehört er zu der dünnen Bildungsschicht der hochmittelalterlichen Gesellschaft, obgleich ein universitäres Studium für ihn nicht belegt ist. Sonstige Einzelheiten über ihn stehen nicht sicher fest. Nach Peter Landau könnte Abt Matthäus von Altzelle ein Lehrer Eike von Repgows sein.
Lit.: Köbler, DRG 102; Fehr, H., Die Staatsauffassung Eikes von Repgow, ZRG GA 37 (1915), 131; Voltelini, H. v., Der Verfasser der sächsischen Weltchronik, 1924; Möllenberg, W., Eike von Repgow und seine Zeit, 1934; Heck, P., Eike von Repgow, 1939; Lieberwirth, R., Eike von Repchow und der Sachsenspiegel, 1982; Ignor, A., Über das allgemeine Rechtsdenken Eikes, 1984; Johannek, P., Eike von Repgow, Hoyer von Falkenstein und die Entstehung des Sachsenspiegels, (in) Civitatum communitas 2, 1984, 716ff.; Kroeschell, K., Der Sachsenspiegel in neuem Licht, (in) Rechtsgeschichte in beiden deutschen Staaten, 1991, 232; Schroeder, K., Eike von Repgow, (in) JuS 1998, 776; Landau, P., Der Entstehungsort des Sachsenspiegels, (in) DA 61 (2005), 73ff.; Lück, H., Magdeburg, Eike von Repgow und der Sachsenspiegel, (in) Magdeburg, hg. v. Puhle, M. u. a., 2005, 155ff.; Eike von Repgow 800. Reppichau 850, hg. v. Lück, H. u. a., 2009; Das Eike-vonRepgow-Dorf Reppichau zwischen 1159 und 2009, hg. v. Lück, H. u. a., 2009; Weinert, J., Studien zur Sprache Eikes von Repgow, 2017
ein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv. und als Präfix verwendet) hinein
einantworten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1263 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [Kurz, Ottok. II 216], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) übertragen
Einantwortung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1317 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [MGConst. V 331] in 18 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Übertragung einer Gesamtheit von Rechten an einen Erwerber beispielsweise eines Landes (1317) oder eines Nachlasses (in den Besitz des Erben durch Gerichtsbeschluss, § 797 ABGB 1811) oder früher auch eines Mündels in dem Verhältnis zu dem Vormund.
Lit.: Wesener, G., Einantwortung, (in) FS G. Kocher, 2006, 485
einbenennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Einbenennung
Einbenennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb einbenennen in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt) ist die Erteilung des Ehenamens der Mutter und ihres Ehemanns oder die Erteilung des Namens des Vaters an das nichteheliche Kind.
Lit.: Engler, H., Der Familienname des nichtehelichen Kindes, (in) FamRZ 1971, 76
Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Bei geschenkten Sachen sind Mängel grundsätzlich hinzunehmen.
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 121 (Gruter 1612)
einen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1000 [Notker I 31 und I 103] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zu einer Einheit machen, vereinen, →Einung
einforsten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1646 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen (lat. inforestare) ab 988 [Frankfurt am Main/MGDipl. II 443] in 3 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einen Wald zu einem Forst erklären
Einforstung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb einforsten 1646 bzw. 988) ist die Beanspruchung eines Waldes als andere Menschen ausschließenden Forstes seit dem 7. Jahrhundert bis in die Neuzeit.
Lit.: Hasel, K., Forstgeschichte, 1985, 2. A. 2002; Günther, R., Der Arnsberger Wald im Mittelalter, 1994; Kieß, R., Forst-Namen und kleine Forsten, (in) Forstliche Forschungsberichte München 161 (1997), 66ff.; Dasler, C., Forst- und Wildbann im frühen deutschen Reich, 2001; Hasel, K./Schwartz, E., Forstgeschichte, 2. A. 2002
eingreifen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1344 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1399 [ZürichStB. I 333] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in etwas mit der Hand oder sonst hineingreifen
Eingriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 [BruggStR.] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Hineingreifen
Eingriffsverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Teil der öffentlichen →Verwaltung, der in die Rechte (beispielsweise Freiheit, Eigentum) des Untertanen bzw. Staatsbürgers eingreift. Er ist der von Anfang an bestehende Kernbestand der öffentlichen Verwaltung, zu dem seit dem 19. Jahrhundert die aus altruistischer Fürsorge wie aus egoistischem Beschäftigungsinteresse und Machtstreben von Politikern entstehende →Leistungsverwaltung des Staates hinzutritt.
Einheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1491 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesamtheit, Gleichheit
einheitlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1613 bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gleich
Einheitliche Europäische Akte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 17. 2. 1986 von den Mitgliedstaaten der europäischen Gemeinschaften beschlossene, an dem 1. 7. 1987 in Kraft getretene Abänderung der römischen Gemeinschaftsverträge von 1957. Sie legt die schrittweise Vollendung des Binnenmarkts bis 1992 und eine Wirtschafts- und Währungsunion fest, stellt die Europäische Politische Zusammenarbeit auf eine vertragliche Grundlage und richtet den Europäischen Rat ein.
einig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [SchrBodensee 10 1880 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pron.) vereinigt
einigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – 8./9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1402 [MosbachStR. 564] in 6? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) vereinigen
Einigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1280 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [InvNichtstaatlArchWestf. III 184] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb einigen um 1280) ist allgemein die Übereinkunft mehrerer Beteiligter. In dem 19. Jahrhundert wird die Einigung als Vereinbarung (dinglicher Vertrag) über den Eigentumsübergang von →Savigny entwickelt. Unterstützt von seit der Mitte des 19. Jahrhunderts spürbaren Bestrebungen, die umständlichen Formen des älteren Rechtes (beispielsweise Hypothekenordnung Preußens von 1783) zu vereinfachen, wird diese Vorstellung in Preußen 1872 und in dem Deutschen Reich 1896/1900 in dem Bürgerlichen Gesetzbuch anerkannt.
Lit.: Köbler, DRG 212; Felgentraeger, C., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Einigungsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar M.) ist der an dem 31. 8. 1990 zwischen der Bundesrepublik →Deutschland und der →Deutschen Demokratischen Republik abgeschlossene Vertrag über die – wegen der eigenstaatlichen Interessen von Margaret Thatcher (Großbritannien) eisern und von François Mitterand (Frankreich) wortlos (Deutschland zu mächtig, um nicht dominant zu werden) bekämpfte - Herstellung einer Einheit Deutschlands, auf dessen Grund an dem 3. 10. 1990 die Deutsche Demokratische Republik in Ländern der Bundesrepublik Deutschland beitritt.
Lit.: Köbler, DRG 247; Jackisch, K., Eisern gegen die Einheit, 2004; La diplomatie française face à l‘unification, hg. v. Vaïsse, M. u. A., 2011
Einkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – ausgenommen Einkammersystem - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) eine Kammer
Einkammersystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1838 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das politische System, in dem das Gesetzgebungsorgan (→Parlament) bzw. die Volksvertretung (vor allem in kleinen Staaten) nur aus einer Kammer besteht (beispielsweise Sachsen-Weimar 1816, Schwarzburg-Rudolstadt 1816, Sachsen-Hildburghausen 1818, Sachsen-Meiningen 1824, Sachsen-Altenburg 1831, Kurhessen 1831, Braunschweig 1832, Bayern zeitweise). Es bildet den Gegensatz zu dem Zweikammersystem.
Lit.: Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, Teil 2 1979, 451ff.; Essmann-Bode, C., Das Einkammer- und Zweikammersystem im deutschen Konstitutionalismus, 2015
Einkindschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1499 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [WormsRef. IV 4,4,1] in 20 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Ingelheim 1419, F.) ist die vertraglich vereinbarte erbrechtliche Gleichstellung von Kindern aus zwei Ehen eines Elters (lat. unio [F.] prolium). Sie findet sich sachlich in einer österreichischen Urkunde von 1275, in einem Stadtbucheintrag in Wismar von 1324, in Ingelheim 1378, Frankfurt am Main 1399, Wetzlar 1475, Worms 1498, Freiburg im Breisgau 1520 und Solms 1571. Dabei vereinbaren die Ehegatten der zweiten Ehe zwecks Abdingung des in dem Hochmittelalter entstehenden Ehegüterrechts (Verfangenschaftsrechts, Teilungsrechts, Teilrechts) meist bei oder kurz nach der Eingehung einer neuen Ehe vor Zeugen oder vor Gericht mit den Kindern einer vorangehenden Ehe, dass diese Kinder (Vorkinder) unter Verzicht auf ihr Erbrecht (Verfangenschaftsrecht, Teilungsrecht, Teilrecht) an dem Vermögen des verstorbenen ersten Ehegatten zugunsten der oder des neuen Ehegatten (wie die Kinder der neuen Ehe, Nachkinder) ein Erbrecht gegen diesen bzw. diese erhalten. Sie beerben also ihren erstverstorbenen Elter nicht, erhalten aber ein Erbrecht in Bezug auf den letztversterbenden Ehegatten der zweiten Ehe. Die Einkindschaft ist noch in dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794, II 2 §§ 717-752) enthalten, verschwindet danach jedoch.
Lit.: Hübner 509f.; Hertel, C., Über die Einkindschaft, 1818; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, 2, 1, 1868, Neudruck 1967; Mittelstein, M., Die Einkindschaft nach hamburgischem Recht, 1886; Meyer, H., Die Einkindschaft, Diss. jur. Breslau 1900; Meyer, H., ZRG GA 34 (1913), 610ff. (Besprechung); Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Bley, H., Das Erbrecht nach den Urteilen des Ingelheimer und des Neustädter Oberhofs, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977, 203ff.; Schartl, R., Zur Entstehung der fränkischen Einkindschaft, (in) Ius commune 16 (1989), 264
einkommen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 900 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1292 [HambStR. 114] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hereinkommen
Einkommen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1471 [ArnstadtUB. 343] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Einkunft
Einkommensteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1812 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem Einkommen eines Menschen als natürlicher Person als Steuerobjekt zu entrichtende Steuer. Sie wird in England (income tax zu der Finanzierung des Krieges gegen Napoleon) 1799, in Ostpreußen 1808 und nach dem Klassensteuergesetz von 1820 in Preußen 1851 eingeführt. 1878 beträgt sie in Sachsen bis fünf Prozent. 1891 wird unter Finanzminister Miquel in Preußen ein als fortschrittlich geltendes Einkommensteuergesetz erlassen, in dem die von dem Finanzbeamten Bernhard Fuisting vorgeschlagene Einkommensteuererklärung von besonderer Bedeutung ist (1893 Ergänzung um Vermögensteuer, Kommunalabgabengesetz). In dem 20. Jahrhundert wird die Einkommensteuer (unter Verselbständigung der Körperschaftsteuer für juristische Personen 1920) mit Spitzensteuersätzen um 50 Prozent der Einkommen zu einer der wichtigsten, von Politikern zwecks Umverteilung zu Gunsten der ärmeren Wählerschichten genutzten staatlichen Einnahmequellen.
Lit.: Köbler, DRG 198, 233, 251; Großfeld, B., Die Einkommensteuer, 1981; Linzbach, P., Der Werdegang der preußischen Einkommensteuer, 1984; Greim-Kuczewski, P., Die preußische Klassen- und Einkommensteuergesetzgebung, 1990; Mathiak, W., Die erste Einkommensteuer in Deutschland, (in) Steuer und Wirtschaft, 1995, 352; Mathiak, W., Das preußische Einkommensteuergesetz von 1891, 2011; Osmialowski, C., Bernhard Fuisting (1841-1908) und die Begründung der Steuererklärungspflicht, Diss. jur. Bonn 2011; Harris, P., Income Tax in Common Law Jurisdictions, Bd. 1 2012
Einlager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1313 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [Michelsen, Rdm. 507] in 32 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb einlagern 1471) ist die seit dem 12. Jahrhundert (mangels besserer Erfüllungsverwirklichungsmöglichkeiten) entstehende bzw. bekannte Form der Schuldsicherung, bei der sich der →Bürge oder →Schuldner (beispielsweise Adeliger, Stadt vielfach gegenüber Juden) verpflichtet, bei Fälligkeit der Schuld einen festgelegten Ort (beispielsweise ein Gasthaus) aufzusuchen und ohne Einwilligung des Gläubigers nicht wieder zu verlassen, was als Folge der entstehenden Kosten den Schuldner oder Bürgen zu der baldigen Leistung bewegen sollte. Die Kosten der Unterbringung fallen je nach Vereinbarung dem Hauptschuldner oder dem Bürgen zu der Last. 1572 verbietet Sachsen (Kursachsen), 1577 eine Reichspolizeiordnung das E., doch hat es zumindest örtlich bis in das 19. Jahrhundert tatsächlich Bestand. In dem Übrigen wird es durch die →Schuldhaft abgelöst.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 128; Friedlaender, E., Das Einlager, 1868; Lechner, A., Das Obstagium, 1906; Rintelen, M., Schuldhaft und Einlager im Vollstreckungsverfahren, 1908; Kisch, G., Das Einlager, 1912; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004; Lentz, M., Konflikt, Ehre, Ordnung, 2004
einlagern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1471 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen [DWB. III 220] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) einquartieren, hineinlegen
Einlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1527 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen datiert ab 1558 [Obersimmenthal 150] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Eingangsöffnung, Hineinlassen
einlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [DresdUB. 4] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineinkommen lassen
Einlassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1200 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [RheinfeldenStR. 1530 234] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bereitschaftserklärung eines Beklagten, mit dem Kläger über die Klage streiten zu wollen. Sie ist der Sache nach bereits Bestandteil des römischen Formularprozesses (förmliche Verneinung des Begehrens des Klägers, nicht Anerkenntnis oder Untätigkeit des Beklagten), wobei ein Zwang zu der Einlassung bei einer (lat.) actio in personam (Klaganspruch gegen Person) besteht, während bei einer (lat.) actio in rem (Klaganspruch auf Sache) der Gerichtsmagistrat erst Rechtsschutz (lat.) in personam (gegen Person) gewähren muss. In dem Heiligen römischen Reich wird die Einlassung mit der Aufnahme des gelehrten Prozesses ein Teil der Streitbefestigung (lat. litis contestatio [F.]). Eine klare Bestimmung der Einlassung in dem gemeinrechtlichen Verfahren des Reichskammergerichts ist nicht möglich, weil sowohl die Litiskontestationsbegründung wie auch die Einrede oder Antwort des Beklagten als Einlassung bezeichnet werden., obwohl die Reichskammergerichtsordnung von 1500 beides trennt. Die Reichskammergerichtsordnung von 1555 sieht in jeder Klageerwiderung eine Litiskontestation. Der jüngste Reichsabschied von 1654 übernimmt aus dem sächsischen Verfahren die besondere Litiskontestation und lässt die Einlassung als zusammenhängende Klageerwiderung in einem einfachen Klaglibell erfolgen. In der Gegenwart ist in dem Zivilprozess das Verhandeln zu der Hauptsache eine Zuständigkeitsvereinbarung (§§ 39, 504 ZPO). In dem Strafprozess ist Einlassung jede Äußerung des Beschuldigten zu der Sache.
Lit.: Kaser § 82; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. A. 1878, § 14; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 2. A. 1996; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981
Einmal ist keinmal (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Ein einmaliges Verhalten kann unbeachtlich sein.
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 88 (Hertius 1737, lat. unus actus nullus actus)
Ein Mann, ein Wort (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.). Der Mensch soll zu seinen Erklärungen stehen, so dass beispielsweise Verträge zu halten sind.
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 235 (Sachße 1856)
Einmann- (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1357 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache ausgenommen Einmannbetrieb und Einmannboot nicht, aber in Google in Zusammensetzungen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel für Zusammensetzungen)
Einmanngesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die zunächst bei einer bereits bestehenden Gesellschaft und danach auch für die Entstehung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung zugelassene, nur aus einem Gesellschafter bestehende Gesellschaft.
Einmauern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als Verb 1372 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Franklin, Zimmern 130, Ujland, Volksl. I 354] in 4 Stellen und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, in eine Mauer einfügen, durch eine Mauer einschließen, V. und substantiviert N.) ist in dem Altertum eine Todesstrafe und seit dem Mittelalter eine Art Freiheitsstrafe, die mit der Aufklärung aufgegeben wird.
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920
Einöde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [AugsbChr. II 148] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) abgeschiedener und deswegen öder Ort
Einödhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1500 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen in dem 16. Jahrhundert [Tirol/ÖW. III 37] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von Anfang an oder später allein liegende und deswegen öde Hof.
Lit.: Dorn, H., Die Vereinödung in Oberschwaben, 1904
Einrede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1187 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1304 [MecklUB. X 519 Nr. 7248] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das nicht in dem bloßen Leugnen bestehende, gegen den Klaganspruch gerichtete Vorbringen des Beklagten. Die Einrede ist sachlich schon dem römischen Zivilprozessrecht als (lat.) exceptio (F.) bekannt. Dementsprechend erscheint sie bei der Aufnahme des gelehrten Prozessrechts in Deutschland. Bereits in dem Hochmittelalter werden in Urkunden umfängliche romanistische Verzichtsformeln für Einreden aufgenommen.
Lit.: Kaser § 4 II; Söllner § 9; Köbler, DRG 155; Schlosser, H., Die Rechts- und Einredeverzichtsformeln (renuntiationes), 1963; Wesener, G., Nichtediktale Einreden, ZRG GA 112 (1995), 109; Ernst, W., Die Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
einreden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1420 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineinreden, widersprechen
einsprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1283 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [BremUB. IV 266] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) äußern, widersprechen
Einspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1367 bezeugt – in EDEL 15. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [HanseRez. VI 503] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Widerspruch
Lit.: Broichmann, C., Der außerordentliche Einspruch im Dritten Reich, 2013 (21 Fälle von Verfahren vor dem besonderen Strafsenat des Reichsgerichts, 92 Fälle vor dem besonderen Senat des Volksgerichtshofs, jeweils hohe Zahl von Todesurteilen, in zwei Fällen persönliche Einflussnahme Adolf Hitlers)
einst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) früher
einstweilig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1760 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vorübergehend, vorläufig
Einstweilige Anordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort einstweilig 1760) ist die vorläufige Anordnung des Gerichts in einem Rechtsstreit. Sie findet sich wohl sachlich notwendigerweise seit dem Beginn von Verfahren. Sie wird aber erst spät grundsätzlich geregelt.
Lit.: Rohmeyer, H., Geschichte und Rechtsnatur der einstweiligen Anordnung im Verwaltungsprozess, Diss. jur. Hamburg 1967
Einstweilige Verfügung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine vorläufige Verfügung eines Gerichts in einem Rechtsstreit zwecks einstweiliger Sicherung. →Mandatsprozess
Eintrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 1279 bezeugt – 13.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1388 [KaufungenUB. I 276] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Eintragung, Schaden
eintragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1330 [BrünnRQ. 368] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineintragen, Eintragung machen
Eintragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1794 in dem Allgemeinen Landrecht Preußens in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufnahme in ein Schriftstück oder Register. Sie ist an unterschiedlichen Stellen Voraussetzung für eine Rechtsfolge. In dem 19. Jahrhundert wird in Deutschland die Eintragung in das Grundbuch grundsätzlich Voraussetzung für das Entstehen eines dinglichen Rechtes oder die Eintragung einer Gesellschaft in das Handelsregister Voraussetzung für ihre Entstehung (Eintragungsgrundsatz, Intabulationsprinzip). In Österreich ist die Eintragung (lat.) modus des Rechtsübergangs für unbewegliche Sachen (auf Grund Eintragungsbewilligung bzw. Aufsandungserklärung).
Lit.: Köbler, DRG 125, 212; Planitz, H., Konstitutivakt und Eintragung in den Kölner Schreinsurkunden, (in) FS A. Schultze, 1934, 175; Grolle, N., Die Eintragungsbewilligung, Diss. jur. Münster 1989; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
eintreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1205 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [FrankfUB. Lau II 181] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineintreten, hineingehen
Eintritt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1330 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572/1597 [CoutBruges I 170] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Hineintreten in eine Lage oder einen Raum oder eine Personenmehrheit (beispielsweise auch in ein Haus oder in eine Gesellschaft).
Eintrittsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1608 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht zu dem Eintritt in einen Raum oder in eine Rechtslage oder in eine sonstige Gegebenheit. In dem Erbrecht ist insbesondere das Eintrittsrecht (Repräsentationsrecht) von Enkeln an Stelle vorverstorbener Kinder bedeutsam. Es findet sich in dem römischen Recht (Gaius, Institutionen 3,7, 3,8, I. 3. 1. 6, Nov. 118, 1). Dort kennt Justinian (527-565) nur das Eintrittsrecht der Geschwisterkinder. Das Eintrittsrecht wird bereits spätestens 596 von dem fränkischen König in der (lat.) Decretio (F.) Childeberti bestimmt und vielleicht an dem 17. Mai 938 auf einem Hoftag in Steele bei (bzw. heute in) Essen auf Grund eines Zweikampfs für Sachsen zugunsten von Sohnessöhnen bejaht (eingeschränkt nach Söhnen in dem Sachsenspiegel 1221-1224, abgelehnt in Augsburg 1276/1420). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes findet es allgemeine Anerkennung in dem Heiligen römischen Reich (Reichsabschied 1500, 1521, Jülich-Berg 1555/1564, Solms 1571, Kurköln 1663, Kurtrier 1668/1713, ALR 1794, Code civil 1804, ABGB 1811, ABGB Aargau 1856, BGB Sachsen 1863, PRG Schaffhausen 1864). In Österreich folgt der Entwurf Neue Satz- und Ordnung (1720) weitgehend, der Codex Theresianus (1766) Justinian.
Lit.: Hübner 766ff.; Kroeschell, DRG 1; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1ff., 1985; Wesener, G., Zum Weiterleben römischen Rechtes im Frühmittelalter, (in) Cinquante anni della Corte costituzionale della Repubblica italiana, 2006, 1751; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Kroeschell, K., König Otto I. und das Eintrittsrecht der Enkel, (in) Römische Jurisprudenz, 2011, 361
Einung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 820 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vereinbarung unter mehreren Menschen und auch deren dadurch geschaffener Zusammenschluss (beispielsweise Innung). Die Einung kann bindende Wirkung für eine Gesamtheit entfalten. Insofern werden etwa hochmittelalterliche Landfriedenseinungen als Gesetze eingeordnet.
Lit.: Köbler, WAS; Ebel, W., Die Willkür, 1953; Vogel, O., Die ländliche Einung, Diss. jur. Zürich 1953; Bader, K., Die städtische Einung, (in) Arch. d. hist. Ver. d. Kantons Bern 44 (1958), 159; Kulenkampff, A., Einungen mindermächtiger Stände, Diss. phil. Frankfurt am Main 1967; Kulenkampff, A., Einungen und Reichsstandschaft fränkischer Grafen und Herren, 1971; Spieß, P., Rüge und Einung, 1988; Einungen und Bruderschaften, hg. v. Johanek, P., 1993; Moraw, P., Die Funktion von Einungen und Bünden, (in) Alternativen zur Reichsverfassung, hg. v. Press, V., 1995, 1; Pitz, E., Bürgereinung und Städteeinung, 2001
Einwand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1585 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1585 [AppenzLB. 1585 113] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Widerspruch, Gegenvorstellung
einwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1462 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1556 [Graubünden/GraubdnRQ. II 169 und Moser, KreisAbsch. I 79] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vorbringen, entgegnen, widersprechen
Einwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1437 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Lori, BairBergr. 29] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vorbringen, Entgegnung, Widerspruch
einwerfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341 [FRBern. VI 598] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hineinwerfen
Einwerfung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [BeitrOÖLk. 52 1900 53] in 4 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) oder Ausgleichung ist die Berücksichtigung eines einem von mehreren Erben zu Lebzeiten des Erblassers von diesem zugeflossenen Vermögenswerts bei der Auseinandersetzung des Nachlasses (Teil der gesetzlichen Ausgestaltung der Erbauseinandersetzung). Sie ist sachlich dem römischen Recht als (lat.) →collatio (F.) bonorum (Zusammenbringen der Güter) bekannt. Sie findet sich in dem langobardischen Volksrecht (Edictus Rothari [643] 199) und in dem westgotischen Volksrecht (L. Vis. [7. Jahrhundert] IV, 5, 3) sowie in dem →Sachsenspiegel ([1221-1224] Landrecht I 10, 13) und in dem so genannten →Schwabenspiegel ([um 1275] 148a). Ausführlich ist die Einwerfung oder Ausgleichung in den neuzeitlichen Gesetzbüchern behandelt (ALR [1794] II 2 §§ 303ff., Code civil [1804] Art. 843ff., ABGB [1811] §§ 788, 790ff., BGB Sachsen [1863] §§ 2354ff., BGB [1896/1900] §§ 2050ff., ZGB [1907/1911] Art. 626ff.).
Lit.: Kaser § 73 IV; Hübner 750ff.; Reinhardt, K., Die Lehre von der Einwerfung, 1818; Rummel, C. v., Zur Lehre von der Einwerfung, 1843; Staudinger, J./Kipp, T./Coing, H., Erbrecht, 12. A. 1965, § 120; Eberl-Borges, C., Die Erbauseinandersetzung, 2000; Werbik, K., Lebzeitige Zuwendungen des Erblassers, 2004
einwilligen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1487 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Buch Weinsberg II 148] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zustimmen
Einwilligung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1555 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [FreibergUB. I 304] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (vorherige) Zustimmung zu einem Rechtsgeschäft oder sonstigen Verhalten.
Lit.: Kaiser, D., Die elterliche Einwilligung, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
einziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1180 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1319 [CDBrandenb. I 20 S. 133] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hereinziehen, einfügen
Einziehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1461 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1426 [GrW. I 182] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Hereinziehung, Beschlagnahme
Lit. Arnold, M., Verfall, Einziehung und Unbrauchbarmachung (§§ 73 bis 76a StGB), 2013
Eisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1210 [GottfrStraßb. 15731] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische aus dem Gallischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft unbekannt, N.) ist eines der wichtigsten Elemente des Universums, aus dem vor allem auch der Kern der Erde gebildet ist und dessen Verhüttung bereits bei den Hethitern für das 17. vorchristliche Jahrhundert nachgewiesen ist.
Eisenach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem nordwestlichen Fuß des Thüringer Waldes erhält 1283 Stadtrecht. Eisenacher Rechtsbuch ist ein in verschiedenen Fassungen überliefertes Rechtsbuch der Stadt Eisenach. Das bruchstückweise in einer einzigen in Kassel befindlichen Handschrift des ersten Viertels des 15. Jahrhunderts überliefert erhaltene ältere Eisenacher Rechtsbuch des Stadtschreibers Johannes →Rothe (Creuzburg 1350/60-Eisenach 1434) von 1384-1387 verbindet Teile des Meißener Rechtsbuchs, des glossierten Sachsenspiegels, des so genannten Schwabenspiegels und des Decretum Gratiani, der Digesten, der Dekretalen, des Liber Sextus und anderer gelehrter Quellen mit dem Eisenacher Stadtspiegel von 1283 und Eisenacher Gerichtsgewohnheiten des 14. Jahrhunderts (Buch 1 Erbrecht, Buch 2 Heergewäte, Leibgeding, Morgengabe [, Vormundschaft], Buch 3 Häuser, Äcker, Vieh). Quelle ist das an zwanzig Stellen in Bezug genommene Eisenacher Kettenbuch, das landgräfliche Privilegien und städtische Willküren verarbeitet. Von Rothe stammt ein weiteres, zehn Bücher umfassendes Rechtsbuch, das 1503/1504 der Stadtschreiber Johann →Purgold unter Einbeziehung der Institutionen und des Codex in den 8 wenig geordneten Büchern seines jüngeren Eisenacher Rechtsbuchs überarbeitet.
Lit.: Das Rechtsbuch nach Distinktionen. Ein Eisenacher Rechtsbuch, hg. v. Ortloff, F., 1836, 625-756; Die Stadtrechte von Eisenach, Gotha und Waltershausen, hg. v. Strenge, K. u. a., 1909; Helmoldt, H., Geschichte der Stadt Eisenach, 1936; Rondi, P., Eisenacher Rechtsbuch, 1950; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 57
Eisenbahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1802 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist - nach einer berühmten Begriffsbestimmung des Reichsgerichts des (zweiten) Deutschen Reiches von dem 17. 3. 1879 (RGZ 1, 247, 252) ein Unternehmen, gerichtet auf wiederholte Fortbewegung von Personen oder Sachen über nicht ganz unbedeutende Raumstrecken auf metallener Grundlage, welche durch ihre Konsistenz, Konstruktion und Glätte den Transport großer Gewichtmassen bzw. die Erzielung einer verhältnismäßig bedeutenden Schnelligkeit der Transportbewegung zu ermöglichen bestimmt ist, und durch diese Eigenart in Verbindung mit den außerdem zu der Erzeugung der Transportbewegung benutzten Naturkräften (Dampf, Electrizität, thierischer oder menschlicher Muskeltätigkeit, bei geneigter Ebene der Bahn auch schon der eigenen Schwere der Transportgefäße und deren Ladung, u. s. w.) bei dem Betriebe des Unternehmens auf derselben eine verhältnismäßig gewaltige (je nach den Umständen nur in bezweckter Weise nützliche, oder auch Menschenleben vernichtende und die menschliche Gesundheit verletzende) Wirkung zu erzeugen fähig ist - ist das in dem 19. Jahrhundert auf der Grundlage älterer Ansätze entwickelte, auf Schienen laufende, dem öffentlichen oder ihm ähnlichen Verkehr dienende Transportmittel. Die erste öffentliche Eisenbahn wird (21 Jahre nach der Inbetriebnahme der ersten Dampflokomotive) als Stockton and Sarlington Railway in England 1825 verwirklicht. Die erste Eisenbahnstrecke wird 1830 zwischen Manchester und Liverpool, die erste deutsche Eisenbahnstrecke 1835 zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet. Bereits an dem 3. 11. 1838 sieht Preußen auf Grund eines schriftlichen Votums des Staatsratsmitglieds (1817-1848) Friedrich Carl von Savigny in dem Gesetz über Eisenbahnunternehmungen (§ 25) für die Eisenbahn eine (abdingbare) →Gefährdungshaftung vor. Zu Gunsten der Eisenbahn werden in der Folge vielfach Grundstückseigentümer enteignet. Häufig erweisen sich übergeordnete Einheiten und Vereinbarungen als sinnvoll (Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen 1847, Reichseisenbahnamt 1873, internationale Vereinbarung über die technische Einheit in dem Eisenbahnwesen 1887, Union für den Eisenbahnfrachtverkehr 1890, Staatsvertrag zu der Gründung der deutschen Reichsbahngesellschaft 1920, Übereinkommen über den internationalen Eisenbahnverkehr 1980). Die aus militärischen Gründen (ab 1879 auch in Preußen) überwiegend verstaatlichten Eisenbahnen wirtschaften vor allem nach Erfindung des nicht an Schienen gebundenen, örtlich wie zeitlich flexibleren Automobils (Kraftfahrzeugs) grundsätzlich mit Verlusten, weshalb seit der Mitte des 20. Jahrhunderts Streckenstilllegungen erforderlich sind. Wegen der für den Staatshaushalt infolge hoher Ausgaben und geringer Einnahmen zunehmend untragbaren Verluste ist die auf Kernstrecken beschränkte Bundesbahn Deutschlands seit 1994 privatisiert (Deutsche Bahn AG, daneben viele wenig übersichtliche Einzelgesellschaften). Vor allem aus Umweltüberlegungen erwachsende Bestimmungen zu der zwangsweisen Verlagerung von Verkehr von der Straße auf die Schiene sind jedenfalls bisher nur bedingt erfolgreich.
Lit.: Köbler, DRG 176; Camphausen, L., Versuch eines Beitrags zur Eisenbahngesetzgebung, 1838; Endemann, W., Das Recht der Eisenbahnen, 1886; Anderegg, F., Schweizerische und bernische Eisenbahngesetzgebung, 1978; Albrecht, C., Bismarcks Eisenbahngesetzgebung, 1994; Heyn, F., Die Entwicklung des Eisenbahnfrachtrechts, 1996; Ziegler, D., Eisenbahnen und Staat im Zeitalter der Industrialisierung, 1996; Then, V., Eisenbahnen und Eisenbahnunternehmer, 1997; Bracht, C., Der Bau der ersten Eisenbahnen in Preußen, 1998; Julitz, L., Bestandsaufnahme Deutsche Bahn, 1998; Schubert, W., Das preußische Eisenbahngesetz von 1838, ZRG GA 116 (1999), 152; Die Eisenbahn in Deutschland, hg. v. Gall, L. u. a., 1999; Thomas, W., Lawyering for the railroads, 1999; Wachtel, R./Marxmüller, H./Heide, H., Eisenbahnunfälle, 2000; Mitchell, A., The Great Train Race, 2000; Delbanco, H., Ursprünge des europäischen Eisenbahnrechts, (in) Aktuelle Probleme des Eisenbahnrechts 5 (2000), 215; Ely (jr.), J., Railroads and American law, 2001; Prêtre, A., Eisenbahnverkehr als Ordnungs- und Gestaltungsaufgabe des jungen Bundesstaats, 2002; Usselman, S., Regulating railroad innovation, 2002; Raster, J., Enteignung und Eisenbahnbau, 2003; Bremm, K., Von der Chaussee zur Schiene, 2005; Auf eisernen Scheinen, hg. v. Hedwig, A., 2008; Across the Borders, hg. v. Roth, R. u. a., 2008; Eisenbahn zwischen Markt und Staat in Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Miram, F. u. a., 2015; Patt, M., Tarifbestimmungen im Eisenbahnsektor, 2018
Eisenbahnrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die auf Schienen laufenden, dem öffentlichen oder ihm ähnlichen Verkehr dienenden Transportmittel betreffenden Rechtssätze. Rechtlich wirkt sich die (Herrschaft über Raum und Zeit erleichternde) →Eisenbahn vor allem auf die Bildung von Aktiengesellschaften, die Enteignung von Grundstücken und die Entwicklung der Gefährdungshaftung (Preußen 1838) aus. 1920 übernimmt in Deutschland das Reich (bis 1924 und von 1937 an) die Eisenbahnverwaltung. Nach 1993 wird die verlustreiche Deutsche Bahn (ohne überzeugenden Erfolg) teilweise privatisiert.
Lit.: Loth, W., Verkehrsentwicklung in Deutschland seit 1800, 1920; Ogorek, R., Untersuchungen zur Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1975; Anderegg, F., Schweizerische und bernische Eisenbahngesetzgebung, 1978; Albrecht, C., Bismarcks Eisenbahngesetzgebung, 1994; Heyn, F., Die Entwicklung des Eisenbahnfrachtrechts, 1996; Küper, N., Entlastung des Straßengüterverkehrs durch den Schienengüterverkehr, 1997; Schubert, W., Das preußische Eisenbahngesetz von 1838, ZRG 116 (1999), 152; Roth, R., Das Jahrhundert der Eisenbahn, 2005; Sonderzüge in den Tod, hg. v. Kill, S. u. a., 2009
eisern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab um780 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1426? [Richth. 565] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) aus Eisen bestehend, Eisen betreffend
Eiserner Vorhang (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1926, Adjektiv eisern in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 ab um 780 bezeugt) ist eine Bezeichnung für die nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene Grenze zwischen sowjetisch-stalinistisch beherrschten Staaten in dem Osten (Europas) und den von den Vereinigten Staaten von Amerika geführten, Freiheiten verkündenden Staaten des Westens, die auch das ehemalige Deutsche Reich in zwei Stücke teilte. Die Bezeichnung wird Winston Churchill zugeschrieben. Bereits bei Ohnesseit, W., Unter der Fahne schwarz-weiß-rot, 1926 findet sich aber auf S. 146 in Bezug auf eine Reise des Verfassers nach Russland in dem Jahre 1908 die Wendung „die russische Grenze wirkte Rumänien gegenüber abschließend wie ein eiserner Vorhang“. Ab 1989 wird unter dem Einfluss langjähriger Entspannungsgespräche in der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa und der Politik Michael Gorbatschows als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion der Eiserne Vorhang in vielen Einzelschritten beseitigt. (1989 wird in Polen in dem Februar ein runder Tisch eingerichtet und werden unabhängige Gewerkschaften zugelassen, werden in Ungarn in dem Frühjahr ein Mehrparteiensystem, die Versammlungsfreiheit und andere Grundrechte zugelassen und wird mit dem Abbau veralteter Grenzanzlagen begonnen [nachträgliches Foto von dem 27. 6. 1989]. In Polen verlieren in dem Juni die Kommunisten bei Wahlen. An dem 19. 8. findet an der Grenze zwischen Ungarn und Österreich ein paneuropäisches Picknick statt, bei dem hunderte Bürger der Deutschen Demokratischen Republik in den Westen fliehen. In dem Spätsommer fliehen viele Bürger der Deutschen Demokratischen Republik in den Westen bis zu der Öffnung der Grenze an dem 11. September. Die Botschaften der Bundesrepublik Deutschland in Prag und Warschau werden durch ausreisewillige Bürger der Deutschen Demokratischen Republik besetzt und Sonderzüge von Prag in die Bundesrepublik Deutschland eingerichtet. Montagsdemonstrationen in Leipzig mit Fall der Mauer an dem 9. 11., Mitte November samtene Revolution in der Tschechoslowakei, Sieg der nationalistischen Parteien bei den Wahlen 1989/1990 in den Teilrepubliken Jugoslawiens). S. Google
Ekenberger, Blasius, s. Google
Lit.: Elucubratio Blasii Ekenbergers auer dat erste undt ander Koning Waldemari Lohbuch anno 1595, hg. v. Haff, K., 1932
Ekloge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1581 aus dem Griechischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, [F.] Auswahl) ist das vor allem das römische Strafrecht abändernde byzantinische Gesetz Kaiser Leos III. des Jahres 726, das erstmals ausdrücklich auf Generalprävention abzielt. Es ordnet viele verstümmelnde Körperstrafen an und weitet den Bereich der Straftaten gegen die Sittlichkeit aus.
Lit.: Sinogowitz, B., Studien zum Strafrecht der Ekloge, 1956
Elbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der von dem Riesengebirge in Böhmen auf 1100 Kilometern bei Hamburg in die Nordsee fließende Strom, der in dem frühen Mittelalter teilweise fränkisch-deutsches Reich und Slawen voneinander abgrenzt. 1821 wird von den Anrainerstaaten eine Elbschifffahrtsakte unterzeichnet (1844 Additionalakte). Von 1945 bis 1990 bildet die Elbe eine innerdeutsche Grenze.
Lit.: Schröder, D., Die Elb-Grenze, 1986, Jüngel, K., Die Elbe, 1993; Johne, K., Die Römer an der Elbe, 2006
Elbing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1237 in dem Land des Deutschen Ordens gegründete, 1466 an Polen, 1772 an Preußen (1905 94065 Einwohner deutschsprachig, 280 polnischsprachig), 1945/1990 wieder an Polen gefallene Stadt. Das Elbinger Rechtsbuch ist ein in einer 1825 in Elbing aufgetauchten, derzeit verschollenen Handschrift des frühen 15. Jahrhunderts überliefertes Rechtsbuch. Es enthält in mittelmitteldeutscher Sprache von einem unbekannten Verfasser aufgezeichnetes polnisches Recht von wahrscheinlich zwischen 1270 und 1320 in 27 Artikeln. Quellen sind der so genannte Schwabenspiegel, das Meißener Rechtsbuch, ein Magdeburger Schöffenbrief an Kulm und Magdeburger Recht. Mit der von dem lübischen Recht geprägten Rechtsentwicklung Elbings besteht kein Zusammenhang.
Lit.: Steffenhagen, E., Deutsche Rechtsquellen in Preußen vom 13. bis zum 16. Jahrhundert, 1875, 118ff.; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der Gerichtsverfassung Elbings, ZRG 36 (1915), 24; Schubart-Fikentscher, G., Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa, 1942; Grekow, B., Polskaja prawda, 1957; Najstarszy zwód prawa polskiego, hg. v. Matuszewski, J., 1959; Tischer, K., Das älteste polnische Gewohnheitsrechtsbuch, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1969; Maisel, W., Die Rätsel des Elbinger Rechtsbuchs, (in) Deutsches Recht zwischen Sachsenspiegel und Aufklärung 1991, 47ff.; Najstarszy zwód prawa polskiego, hg. v. Thieme, H./Matuszewski, J., 1995
elegant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1705 aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – 1705 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) wählerisch, fein, vornehm
Elegante Jurisprudenz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv elegant 1705 aus dem Französischen aufgenommen) ist die aus dem französischen (lat.) →mos (M.) Gallicus entwickelte niederländische Rechtswissenschaft des 17./18. Jahrhunderts.
Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Canoy-Olthoff/Nève, P., Holländische Eleganz, 1990; Van den Bergh, G., Die holländische elegante Schule, 2001
elektrisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1711 bezeugt – 1711 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen [elektron, N., Bernstein] des Altertums teilweise verbindbar und in der weiteren Herkunft unbekannt, Adj.) Elektrizität betreffend
Elektrizität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1744 bezeugt – 1744 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums teilweise verbindbar und in der weiteren Herkunft unbekannt) ist das in dem Universum wohl seit seinem Ursprung vorhandene, von Lebewesen in ihrem Denken in dem Gehirn benutzte und seit ihrer Entstehung in Blitzen gesehene und in seinem Wesen des Abstoßens gleichnamiger elektrischer und des Sich-Anziehens ungleicher elektrischer Ladungen von Menschen zuerst an und bei der Reibung von Bernstein erkannte Spannungsverhältnis zwischen einem geladenen Teilchen und seiner Umgebung. Seit dem 19. Jahrhundert wird die Elektrizität von dem Menschen mit größtem Erfolg (beispielsweise Licht, Heizung, Telefon, Elektromotor, Digitalisierung) wirtschaftlich nutzbar gemacht. Seitdem wird sie auch rechtlich erfasst.
Lit.: Stier, B., Staat und Strom, 1997; Kehrberg, J., Die Entwicklung des Elektrizitätsrechts in Deutschland, 1997; Schulz, T., Was Google wirklich will, 2015; Wilhelm, D., Die Kommunikation infrastruktureller Großprojekte – Die Elektrifizierung Oberschwabens, 2015
Element (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab vor 1022 - ab um 1185 (Erec des Hartmann von Aue) in EDEL - aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft unbekannt, N.) Grundbestandteil, Grundstoff, wobei rund drei Viertel und damit fast 70 aller etwa 90 natürlichen Elemente des bekannten Universums wie Eisen, Kupfer, Silber, Gold, Platin, Blei, Aluminium. Zinn, Zink oder Magnesium Metalle sind.
Elisabeth von Thüringen (Ungarn 1207-Marburg 16./17. 11. 1231) Hospitalheilige, s. Google
Lit.: Sankt Elisabeth, hg. v. d. Philipps-Universität Marburg, 1981; Elisabeth, hg. v. Blume, D. u. a., 2007
Elsass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1, aber in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., M.) ist die aus geographisch unterschiedlichen Teilen zusammengesetzte Landschaft zwischen Oberrhein und Vogesen, die – nach den Römern - seit 269 n. Chr. von Germanen besetzt wird, unter denen die Alemannen bestimmend werden. In dem 7. Jahrhundert entsteht unter der Familie der Etichonen ein Herzogtum, das in der Mitte des 8. Jahrhunderts unter Teilung in die Grafschaften Nordgau und Sundgau beseitigt wird. Das 768 Alemannien zugeordnete Elsass kommt 870 zu dem ostfränkischen Reich. In dem Hochmittelalter erringen neben den Staufern die Grafen von →Habsburg wichtige Rechte (beispielsweise Landgrafen in dem Sundgau), verpfänden ihre Güter 1469 aber an Burgund. 1648/1697 gelangt das Elsass an Frankreich, das es seit 1789/1790 zunehmend integriert. Von 1871 bis 1918 bildet das Elsass einen Teil des deutschen Reichslands Elsass-Lothringen. 1940-1945 wird nochmals eine deutsche Zivilverwaltung errichtet. Davon abgesehen wird das Elsass in dem 20. Jahrhundert von Frankreich weitgehend französisiert.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Stouff, L., Les origines de l’annexion de la Haute-Alsace à la Bourgogne en 1469, 1901; Schmidlin, J., Ursprung und Entfaltung der habsburgischen Rechte im Oberelsass, 1902; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogtei im Elsass, 1905; Hessel, A., Elsässische Urkunden, 1915; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935; Thieme, H., Staufische Stadtrechte im Elsass, ZRG GA 58 (1938), 654; Colmarer Stadtrechte, bearb. v. Finsterwalder, P., 1938; Büttner, H., Geschichte des Elsass, Bd. 1 1939; Atlas de villes médiévales d’Alsace, hg. v. Himly, F., 1970; Histoire de l’Alsace, hg. v. Dollinger, P., 1970, 4. A. 1984, neue A. 2001; Seidel, K., Das Oberelsass, 1980; Nouveau dictionnaire de biographie alsacienne, 1982ff.; Das Elsass, hg. v. Erbe, M., 2002; Hummer, H., Politics and Power in Early Medieval Europe, 2005; Igersheim, F., L’Alsace et ses historiens 1680-1914, 2006; Sütterle, H., Die Salier und das Elsass, 2009; Fischer, C., Alsace to the Alsatians? 2010; Weber, K., Die Formierung des Elsass im Regnum Francorum, 2011; Vogler, B., Geschichte des Elsass, 2012; Neue Forschungen zur elsässischen Geschichte im Mittelalter, hg. v. Buchholzer-Remy, L. u. a., 2012; Carrol, A., The Return of Alsace to France 1918-1939, 2018; Zeilinger, G., Verhandelte Stadt. Herrschaft und Gemeinde in der frühen Urbanisierung des Oberelsass vom 12. bis 14. Jahrhundert, 2018
Elsass-Lothringen →Elsass, →Lothringen
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Jacob, K., Das Reichsland Elsass-Lothringen, Bd. 1ff. 1898ff.; Hamburger, G., Die staatsrechtlichen Besonderheiten der Stellung des Reichslandes Elsass-Lothringen, 1901; Preibusch, S., Verfassungsentwicklungen im Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918, 2006
Elter (Wort – Eltern – in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [GoslarUB. III 294, Singular ab 1464 ZGO.2 3 1888 141] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Plural Eltern um 800)
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
elterlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1561 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1668 [TrierLR. 59, BernCGB. Art. 263 - 1824] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Eltern betreffend
elterliche Gewalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv elterlich 1561). An dem 18. 7. 1979 wird die elterliche Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland durch die elterliche Sorge ersetzt. →Eltern, →Kind
Lit.: Engel, T., Elterliche Gewalt unter staatlicher Aufsicht in Frankreich und Deutschland (1870-1924), 2011
elterliche Sorge (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt – an dem 18. 7. 1979 in der Bundesrepublik Seutschaland elterliche Gewalt durch elterliche Sorge ersetzt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Eltern, →Kind
Lit.: Schlüter, W., Elterliches Sorgerecht, 1985; Liebler-Fechner, M., Der ideologisch motivierte Entzug des elterlichen Sorgerechts in der Zeit des Nationalsozialismus, 2001; Andermann, M., Der ideologisch motivierte Entzug des elterlichen Sorgerechts im Dritten Reich und in der Deutschen Demokratischen Republik, 2003; Köhler, A., Die Sorgerechtsregelungen bei Ehescheidung seit 1945, 2006
Eltern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – um 800? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [GoslarUB. III 294] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) sind Vater und Mutter eines Kindes, von denen die durch mindestens eine Samenzelle eines Mannes befruchtete Eizelle einer Frau stammt. Von ihnen hat sachlich in dem römischen Recht der Hausvater (lat. [M.] pater familias) bis zu seinem Tode die fast unbeschränkte väterliche Gewalt (lat. patria potestas [F.]) über die Haussöhne und Haustöchter, die nur allmählich gemäßigt wird. In gleicher Weise untersteht bei den Germanen das Kind der Personalgewalt (germ. *mundiz) des Familienvaters. In dem späteren 19. Jahrhundert werden in Deutschland und Frankreich die elterlichen Rechte durch den Staat gesetzlich eingeschränkt. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) stehen die ehelichen Kinder bis zu der Volljährigkeit unter elterlicher Gewalt, die in erster Linie dem Vater und nur daneben der Mutter obliegt. Österreich führt ab 1970 die elterliche Obsorge statt der elterlichen Gewalt ein. An dem 18. 7. 1979 wird die elterliche Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland durch die elterliche Sorge ersetzt, bei der Kinder in gewissem Umfang an wichtigen Entscheidungen beteiligt und die Eltern stärker auf das Wohl der Kinder verpflichtet sind.
Lit.: Kaser § 60; Hübner; Krause, E., Die gegenseitigen Unterhaltsansprüche zwischen Eltern und Kindern, 1982; Zitscher, H., Elterlicher Status in Richterrecht und Gesetzesrecht, 1996; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000; Engel, T., Elterliche Gewalt unter staatlicher Aufsicht, 2011; Gemeinsames Sorgerecht nicht miteinander verheirateter Eltern, hg. v. Jurczyk, K. u. a., 2013
emancipare, ēmancipāre, ēmancupāre, lat., V., aus der väterlichen Gewalt entlassen (V.), zu der Selbständigkeit entlassen (V.), für selbständig erklären, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, manus, capere
emancipatio, ēmancipātio, lat., F., Entlassung aus der väterlichen Gewalt, Freilassung, Emanzipation, Abtretung, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēmancipāre
Emancipatio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die rechtsgeschäftliche Entlassung des Hauskinds aus der väterlichen Gewalt. Bei ihr werden Söhne dreimal, Töchter und Enkel einmal, von dem Hausvater an einen Vertrauensmann übertragen. Von diesem werden sie danach jeweils freigelassen, wodurch sie an den Hausvater zurückfallen. Nach der (letzten,) für die Beendigung der väterlichen Gewalt erforderlichen Übertragung wird das Hauskind von dem Vertrauensmann an den leiblichen Vater zurückübertragen, damit es von diesem endgültig freigelassen wird, ohne durch die Freilassung in die Patronatsgewalt des Vertrauensmanns zu fallen. S. latein_a_z.docx
Lit.: Kaser § 60 IV; Köbler, DRG 21
Emancipatio (lat. [F.]) Saxonica (sächsische Emanzipation) ist die in der frühen Neuzeit in dem Heiligen römischen Reich geübte Lösung des Haussohns aus der väterlichen Gewalt durch wirtschaftliche Verselbständigung (→Abschichtung).
Lit.: Hübner; Köbler, DRG 160
Emanzipation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1599 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 1599 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb emancipiren, emanzipieren 1536) ist die Befreiung aus einem Zustand der Beschränkung oder Abhängigkeit. Sie nimmt ihren Ausgang bei der römischrechtlichen →emancipatio. Seit dem 19. Jahrhundert richtet sich die Emanzipation demgegenüber hauptsächlich auf die Befreiung der Frau von der Vorherrschaft des Mannes, deren grundlegende Auswirkungen sich in dem Familienrecht der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkennen lassen.
Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 178, 252; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 153; Theurer, A., Emanzipation, 1996; Jenni, R., Die Emanzipation der mehrjährigen (!) Frauenzimmer, 1997; Grimme, M., Die Entwicklung der Emanzipation der Frau, 2003; Revolution und Emanzipation, hg. v. Rennhak, K. u. a., 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Engel, T., Elterliche Gewalt unter staatlicher Aufsicht in Frankreich und Deutschland (1870-1924), 2011
emanzipieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1536 als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 1536 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) befreien
Emden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Fritzschen, G., Die Entwicklung des Emder Stadtrechts, Diss. jur. Göttingen 1958
emendare, ēmendāre, lat., verbessern, ausbessern, heilen (V.) (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, mendum; W.: an. emendera, sw. V., verbessern; W.: an. emenda, sw. V., verbessern; W.: nhd. emendieren, sw. V., emendieren, berichtigen; L.: Georges 1, 2399, TLL, Walde/Hofmann 2, 69, Kluge s. u. emendieren, Kytzler/Redemund 158
emendatio, ēmendātio, lat., F., Verbesserung, Nachbesserung, Vervollkommnung, Strafe, Züchtigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Lüs. gr. διόρθωσις (diórthōsis), s. ēmendāre
Emendatio (lat. [F.] Besserung) ist eine lateinische Bezeichnung für die frühmittelalterliche →Buße.
Lit.: Köbler, DRG 91
emere, lat., V., nehmen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *em-, *ₑm-, V., nehmen
emigrare, ēmigrāre, lat., V., ausziehen, auswandern, scheiden, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, migrāre
emigratio, ēmigrātio, lat., F., Ausziehen, Wegziehen, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, s. ēmigrāre
Emigration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1646 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 1646 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Auswanderung
Lit.: Breunung, L. u. a., Biographisches Handbuch der Emigration deutschsprachiger Rechtswissenschaftler ab 1933, Bd. 1 2012 (Ball, Balogh, Baumgarten, Cohn, Darmstaedter, David, [Giles,] James Goldschmidt, Werner Goldschmidt, Grünhut, Hirsch, Kantorowicz, Leibholz, Lewald, Mannheim, Mendelssohn Bartholdy, Nawiasky, Prausnitz, Pringsheim, Schulz, Schwarz, Sinzheimer, Strupp, Wolff, kürzer erwähnt Ehrhardt, Haymann, Isay, Erich Kaufmann, Mann, Schöndorf, Schücking, Schwarzenberger, Wassermann, Wegner)
emigrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1633 als aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auswandern
Emilia Romagna (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zwischen Po, Apennin und Adria gelegene, ursprünglich von Etruskern besiedelte, nach der Konsularstraße (lat. [F.]) Via Aemilia des M. Aemilius Lepidus (187 v. Chr.) benannte Landschaft. In dem Mittelalter steht sie teils unter der Herrschaft der Langobarden, teils Byzanz‘ bzw. des Kirchenstaats. Die sich danach entwickelnden Herzogtümer Modena und Reggio sowie Parma und Piacenza kommen 1860 zu →Italien.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon (Modena, Parma); Storia della Emilia Romagna, hg. v. Berselli, A., 1976
Emminger → Emmingersche Justizreform
Emmingersche Justizreform (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nach dem seinerzeitigen Reichsjustizminister Erich Emminger (1880-1951) benannte Vereinfachung des Verfahrensrechts. Zwei Verordnungen von dem 4. 1. 1924 (Verordnung über Gerichtsverfassung und Strafrechtspflege, RGBl. I, 15, gesetzliche Grundlage Ermächtigungsgesetz von dem 8. 12. 1923) und 13. 2. 1924 schränken die Herrschaft der an dem Prozess beteiligten Partei über das Zivilverfahren zugunsten der Leitungsbefugnis des Richters ein und wandeln das in dem 19. Jahrhundert errichtete →Schwurgericht (mit 12 Geschworenen) unter Beibehaltung des Namens in ein großes →Schöffengericht (3 Berufsrichter, 6 Geschworene [Laien]) um.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EmmingerscheJustizreform1924.pdf; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Vormbaum, T., Die Lex Emminger vom 4. Januar 1924, 1988; Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozessrechts, Abteilung I Weimarer Republik, hg. v. Schubert, W., Bd. 4 1999; Zivilprozessreform in der Weimarer Zeit, hg. v. Schubert, W., 2005; Koch, A., Das bayerische Schwurgericht der Nachkriegszeit, ZRG GA 122 (2005), 242
emphyteusis, lat., F., Verpachtung eines Gutes, Erbpacht, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐμφύτευσις (emphýteusis), F., Erbpacht?, vgl. gr. ἐμφυτεύειν (emphyteúein), V., einpflanzen, einflößen, gr. ἐμφύειν (emphýein), V., anerschaffen, einpflanzen, hineinwachsen, gr. ἐν (en), Präp., in; idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in, Pokorny 311, gr. φύειν (phýein), V., erzeugen, wachsen (V.) (1) lassen, hervorbringen; idg. *bʰeu-, *bʰeu̯ə-, *bʰu̯ā-, *bʰu̯ē-, *bʰō̆u-, *bʰū-, *bʰeu̯h₂-, V., schwellen, wachsen (V.) (1), gedeihen, sein (V.), werden, wohnen
Emphyteusis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, lat. [F.] Einpflanzung) ist die Erbpacht (Erbleihe) des spätrömischen Rechtes, die auch in dem Wege der Rezeption Auswirkungen hat.
Lit.: Kaser § 30; Köbler, DRG 61; Cencetti, G., Il contratto di enfiteusi, 1933; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Theisen, F., Studien zur Emphyteuse, 2003
Empirie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1713 bezeugt – 1713 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv empirisch, durch Erfahrung erkannt, 1517) Erfahrung
empirisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1517 bezeugt – 1517 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) erfahrungsgemäß, auf Beobachtung begründet
Empirismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1787 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die von Francis →Bacon (1561-1626) in Fortführung des mittelalterlichen Nominalismus, dem Allgemeinbegriffe nur Sammelnamen für einzelne wirkliche Erscheinungen sind, begründete, neue, von kirchlicher Dogmatik befreite Erkenntnismethode (Begriff von Kant [1724-1804] eingeführt), die von der vorurteilslosen Beobachtung von Einzelvorgängen als Begreifen der Welt an Hand messbarer und zählbarer Größen induktiv zu allgemeinen Erkenntnissen führen soll. Die Erkenntnistheorie des Empirismus entwickelt John Locke (1632-1704).
Lit.: Köbler, DRG 136; Moody, E., Empiricism and Metaphysics, (in) Philosophical Revue 67 (1958), 145; Engfer, H., Empirismus versus Rationalismus, 1996
emptio, ēmptio, lat., F., Kauf, Ankauf, Erstehen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. emere
Emptio venditio, Ēmptio venditio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der →Kauf (Kauf Verkauf). Er ist ursprünglich wohl ein Handgeschäft, bei dem Abschluss und Ausführung des Austauschs einer Sache gegen einen in Geld bestehenden Preis zeitlich zusammenfallen, unabhängig davon, ob eine (lat. [F.]) →mancipatio erforderlich ist oder ein formfreies Geschäft (über eine [lat.] res nec mancipi oder mit einem Nichtrömer) zu der Sicherung des Erwerbers vor Diebstahlverdacht ausgeführt wird. Spätestens seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. werden Vereinbarung (Konsensualkontrakt) und Erfüllung getrennt, so dass die emptio venditio den Verkäufer zu der möglicherweise später erst erfolgenden Übertragung des Eigentums verpflichtet. In nachklassischer Zeit wird der Vertragsabschluss vielfach beurkundet und geht das Eigentum mit dem Abschluss und der Zahlung des Kaufpreises über. Justinian trennt Kauf und Übereignung wieder, lässt aber die Schriftform als Wirksamkeitsvoraussetzung zu. Möglich ist der Kauf einer Hoffnung (Chance) und einer erhofften Sache.
Lit.: Kaser §§ 38, 41; Söllner §§ 9, 15; Köbler, DRG 45; Emptio-Venditio, hg. v. Mattiangeli, D., 2014
Ems (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) →Emser Punktation
Emser Punktation (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Bad Ems an dem 25. 8. 1786 getroffene, nicht in Wirksamkeit getretene Vereinbarung der Erzbischöfe von Köln, Mainz, Trier und Salzburg mit dem Ziel, eine größere Selbständigkeit (der deutschen Kirche) von dem Papst zu erreichen.
Lit.: Des Kurtrierischen Geistlichen Rats H. A. Arnoldi Tagebuch über die zu Ems gehaltene Zusammenkunft, hg. v. Höhler, M.; 1915, 171ff.; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
emunire, ēmūnīre, lat., V., aufmauern, aufbauen, gangbar machen, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, mūnīre
emunitas, ēmūnitās, lat., F., Befreiung, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēmūnīre
Emunitas (lat. [F.]) ist die Freiheit von der Abgabenpflicht der kirchlichen Güter und der Kleriker seit Kaiser Konstantin (306-337). →Immunität
Lit.: Köbler, DRG 30
Ende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1000 [Notker I 71] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb enden um 700) Schluss, letzter Teil
enden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 900 [MSD. 230] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Ende
endlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [WirtUB. X 68] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) schließlich, letztlich
Endlicher Rechtstag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Adjektiv endlich vor 1022) (Art. 91, 123 CCB, 78 [, 82] CCC ist vor allem in dem von der Constitutio Criminalis Bambergensis (1507) und der →Constitutio Criminalis Carolina (1532) maßgeblich geprägten frühneuzeitlichen Strafverfahren der der heimlichen →Inquisition folgende (schließliche) Tag der öffentlichen Verhandlung, der angesichts des durch Folter erreichten Geständnisses für das Urteil weitgehend nur noch förmliche Bedeutung hat. Er entwickelt sich als Folge der Inquisition seit dem 14. Jahrhundert und verschwindet endgültig erst in dem frühen 19. Jahrhundert (endlicher Rechtstag noch in Dresden an dem 12. 7. 1821 über einen Mörder). An manchen Orten ist der endliche Rechtstag auf die Verkündung und Vollstreckung des Urteils beschränkt (Norditalien, Freiburg im Breisgau 1361, Worms 1498, Tirol 1499, Radolfzell 1506). In München ist eine Ordnung über den Ablauf des endlichen Rechtstags aus dem Jahre 1574 überliefert.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 118, 156; Müller, K., Zur Geschichte des peinlichen Prozesses in Schwaben, 1910; Ruoff, W., Der endliche Rechtstag in Zürich vor 1400, (in) Festschrift G. F. Pfenninger, 1956, 115ff.; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage im frühen 17. Jahrhundert, 1971; Leiser, W., Strafgerichtsbarkeit in Süddeutschland, 1971; Langbein, J., Prosecuting crime in the Renaissance, 1974; Alber, P., Die Geschichte der Öffentlichkeit im deutschen Strafverfahren, 1974; Plöger, R., Die Mitwirkungspflichten des Beschuldigten, 1982; Schild, W., Der entliche Rechtstag, (in) Strafrecht, Strafprozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a., 1984; Kocher, G., Der endliche Rechtstag der steirischen Landgerichtsordnung 1574, (in) Recht und Geschichte, 1988, 361ff.; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002
Endlösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1939 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von Adolf Hitler an dem 12. 12.1941 vor nationalsozialistischen Führern verkündete und von dem Nationalsozialismus u. a. mittels der nur zweistündigen Wannseekonferenz an dem 20. 1. 1942 (eines von 30 Protokollexemplaren Adolf Eichmanns erhalten) unter der Leitung Reinhard Heydrichs angestrebte und teilweise verwirklichte Vernichtung des Judentums (Holocaust) in besonderen Vernichtungslagern (beispielsweise Auschwitz, Bergen-Belsen, Dachau). Angesichts des Umstands, dass in den deutschen Verwaltungen in Europa mehrere zehntausend Menschen mit den Juden befasst sind, ist die Vorstellung, dass die Endlösung ein nur wenigen ausgewählten Menschen eindeutig bekanntes Geheimnis war, wenig überzeugend. Von daher ist die Angst vor der Strafe für die Endlösung möglicherweise auch ein Grund für die lange Unterstützung Adolf Hitlers seitens der Bevölkerung des Deutschen Reiches.
Lit.: Der Mord an den Juden im 2. Weltkrieg, hg. v. Jäckel, E. u. a., 1985; Verbrechen erinnern, hg. v. Knigge, V. u. a., 2002; Cesarani, D., Endlösung – Das Schicksal der Juden 1933 bis 1945. 2016
energia, energīa, lat., F., Wirksamkeit, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐνέργεια (enérgeia), F., Wirksamkeit, Tätigkeit; vgl. gr. ἐνεργής (energḗs), Adj., wirksam, tatkräftig; gr. ἐν (en), Präp., in; idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in, gr. ἔργον (érgon), N., Tat., Handlung, Ausführung; idg. *u̯erg̑- (2), *u̯reg̑-, V., wirken, tun
Energie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – nur in Strömungsenergie und in Urenergie – und in DW2 1586 bezeugt – 1732 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Kraft
Energiewirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1936 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Energie betreffende Wirtschaft
Energiewirtschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Energiewirtschaft 1936, in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die seit dem 19. Jahrhundert immer bedeutendere Energiewirtschaft betreffenden Rechtssätze.
Lit.: Kehrberg, J., Die Entwicklung des Elektrizitätsrechts, 1997; Grunwald, J., Das Energierecht der Europäischen Gemeinschaften, 2003; Büsch, P., Der Wettbewerbsgedanke im Energierecht, 2014 (zwischen 1948 und 1973); Schiffer, H., Energiemarkt Deutschland, 13. A. 2015; Dannenberg, M. u. a., Energien der Zukunft, 2015 (Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme)
Engadin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die möglicherweise nach dem Inn benannte Tallandschaft des oberen Innes in →Graubünden, die seit dem 10. Jahrhundert an den Bischof von Chur gelangt. S. Google
Lit.: Jecklin, F., Land und Leute des Unterengadins und Vintschgaus im 14. Jahrhundert, 1922; Stolz, O., Beiträge zur Geschichte des Unterengadins aus Tiroler Archiven, (in) Jahresbericht der hist. ant. Gesellschaft von Graubünden 53 (1924); Valèr, P., Die Entwicklung der hohen Gerichtsbarkeit, Diss. jur. Zürich 1927; Stolz, O., Zur Geschichte der Landeshoheit im Unterengadin und in Tirol, ZRG GA 49 (1929), 439; Schwarzenbach, A., Beiträge zur Geschichte des Oberengadins, 1931; Planta, P. v., Die Rechtsgeschichte des Oberengadins, 1931
Engelbert (Poetsch bzw. Pötsch) von Admont (Steiermark um 1250-Admont 16.? 5. 1331) wird nach dem 1267 erfolgten Eintritt in das Benediktinerstift Admont in der Steiermark und dem Studium in Prag (1271-1274) und Padua (1278?-1287 u. a. Recht) 1297 Abt in Admont (bis 1327) und verfasst, beeinflusst von Aristoteles, Cicero, Seneca und Augustinus, (mindestens 39) verschiedene staatspolitische Schriften (wie [lat.] De regimine principum [um 1300], Über die Herrschaft der Fürsten, [lat.] Speculum virtutum [um 1310] Tugendspiegel, [lat.] De ortu et fine Romani imperii [1312], Von dem Anfang und Ende des römischen Reiches). S. Google
Lit.: Fowler, G., Engelbert of Admont and the Universal Idea, 1958; Hamm, M., Engelbert von Admont als Staatstheoretiker, Diss. phil. Würzburg 1973; Engelbert von Admont, hg. v. Baum, W., 1998; Ubl, K., Engelbert von Admont, 2000; Engelbert von Admont, hg. v. Ubl, K., 2004; Engelbert von Admont, De ortu et fine Romani imperii, hg. v. Schneider, H., 2016
Engels, Friedrich (Barmen/Wuppertal 28. 11. 1820-London 5. 8. 1895), Textilfabrikantensohn, wird nach kaufmännischer Lehre und dem Besuch von Philosophievorlesungen Mitbegründer des →Marxismus (Die Lage der arbeitenden Klasse, 1845). S. Google
Lit.: Hirsch, H., Friedrich Engels, 1968; Herferth, W., Sachregister zu den Werken Karl Marx, Friedrich Engels, 1983; Marx-Engels Begriffslexikon, hg. v. Lotter, K., 1984
England (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und – ausgenommen engländisch - in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die vereinfachende Bezeichnung für die zunächst (3. Jahrhundert v. Chr.) von Kelten (Briten, Pikten) besiedelten, um die Zeitenwende (41-54 n. Chr.) zu einem Teil von Rom in sein Weltreich eingegliederten und gegen 470 n. Chr. von den Angeln, Sachsen und Jüten (→Angelsachsen) eroberten nordwesteuropäischen Inseln. 1066 geraten die erst an dem Ende des 9. Jahrhunderts unter (dem König von) Wessex geeinten Angelsachsen unter die Herrschaft der von Wilhelm dem Eroberer geführten →Normannen, woraus eine ziemlich unterschiedliche anglonormannische Oberschicht entsteht. Überschaubares Gebiet und Streulage adeliger Güter begünstigen anscheinend die Durchsetzung königlicher Gewalt, der gegenüber der Adel zwar nicht Landesherrschaft errichten, aber die königliche Macht in der (lat.) Magna charta libertatum, große Urkunde der Freiheiten (1215) durch urkundliche Sicherung grundlegender Rechte (des Adels) eingrenzen kann. Aus alljährlichen Abrechungen der Ausgaben und Einnahmen der Verwalter der königlichen Güter an dem Königshof entsteht in dem 12. Jahrhundert das Schatzamt als Behörde. Nacheinander regieren Könige aus den Häusern →Plantagenet (1154-1399, Verlust der meisten Güter in Frankreich in der Schlacht von Bouvines 1214 und in dem hundertjährigen Krieg zwischen 1337 und 1453), Lancaster (1399-1461), York (1461-1485), Tudor (1485-1603), →Stuart (1603-1649, 1660-1714), Hannover (1714-1901), Sachsen-Coburg (1901-1910) und Windsor (seit 1910), wobei 1536 Wales stärker mit England verbunden wird und sich König Heinrich VIII. auch zu dem König Irlands erklärt. Bereits 1614 gelingt es dem seit dem 13. Jahrhundert sichtbaren →Parlament, seine Stellung dauerhaft so zu stärken, dass es die Einberufung unabhängig von dem Willen des Königs, die Zuständigkeit für alle Steuergesetze und die Beseitigung aller Sondergerichte erreicht. 1649 wird König Karl I. hingerichtet, die Monarchie abgeschafft und England zu dem Commonwealth erklärt. 1660 wird der Sohn Karls I. als Karl II. zu dem König berufen, doch gelingt 1689 in der →Bill of Rights dem Parlament der Ausbau seiner Rechte. 1707 wird durch die Vereinigung des Parlaments →Schottlands mit dem englischen Parlament aus der seit dem Beginn der Herrschaft der Stuarts bestehenden Personalunion die Realunion →Großbritannien (1801 United Kingdom of Great Britain and Ireland, 1921 The United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland). Danach wird das über ein durch seinen hohen Anteil indirekter Steuern ertragreiches Steuersystem verfügende Land allmählich Weltmacht. In ihm beginnt in dem 18. Jahrhundert die vielleicht von puritanischem Unternehmergeist begünstigte so genannte industrielle Revolution. 1801 wird der Titel eines Königs von Frankreich aufgegeben. Das durch Wahlen bestimmte Unterhaus (→House of Commons) (Wahlrechtsänderungen 1832, 1867, 1884, 1918, 1948) setzt sich bis 1911 gegenüber dem weitgehend durch Erbrecht bestimmten Oberhaus (→House of Lords) durch und gestaltet allmählich die Monarchie zu einer bloß äußerlichen Staatsform. Mit dem Zweiten Weltkrieg endet die Stellung als Weltmacht, doch erhält der Staat noch ein Vetorecht in dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Die Kolonien (beispielsweise Indien) erlangen ganz überwiegend Selbständigkeit. 1973 tritt Großbritannien der Europäischen Gemeinschaft (1993 Europäischen Union) bei, tritt nach einer zu einer ziemlich knappen Mehrheit von 51,89 Prozent führenden Volksabstimmung von dem 23. 6. 2016 an dem 31. 1. 2020/1. 2. 2020 aber wieder aus.
Lit.: Köbler, DRG 175; Maitland, F., Roman Canon Law in the Church of England, 1898; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,62,1047, 3,2,2217,3650,3927; A Bibliography of English History, hg. v. 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englisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1265 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [LSchrP. 117] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) englisch, England betreffend, Engländer betreffend
Lit.: Wells, J., A Manual of the Writings in Middle English 1050-1400, Bd. 1ff. 1926ff.; The Dictionary of Old English Web Corpus 2007 http://www.doe.utoronto.ca/pages/pub/web-corpus.html; The Dictionary of Old English, hg. v. Paolo Healey, A. di u. a., 2008 CD-ROM (A-G)
Englisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in →England (seit 1330 auch in Wales, nicht dagegen ohne weiteres auch in Schottland und Irland) geltende Recht. Seinen Ausgangspunkt bilden die frühmittelalterlichen →Volksrechte (Gesetze) der →Angelsachsen. Mit dem Sieg der →Normannen unter Wilhelm dem Eroberer über die Angelsachsen (1066) wird das →angelsächsische Recht auf die örtlichen Gerichte beschränkt, während an dem Königsgericht (lat. curia [F.] regis, Königsrat, →Court of King‘s Bench [Ende 13. Jahrhundert] für Delikte, Strafen, Appellationen, →Court of Common Pleas für alle gewöhnlichen Klagen [1178], →Court of Exchequer für Abgabenstreitigkeiten [E. 13. Jahrhundert]) und bei den dieses bzw. diese unterstützenden Reiserichtern eine übergeordnete, französisch (Law French) gehaltene commune ley (lat. communis lex [F.], gemeines Recht) Anwendung findet (→common law). Besondere Bedeutung erlangt hier der von dem Kanzler des Königs dem Kläger ausgestellte, lateinisch abgefasste →writ (verfahrensrechtliche Weisung) an den Sheriff, von dem es bereits an dem Ende des 12. Jahrhunderts etwa 75 bzw. 1227 56 verschiedene Arten gibt, die Ranulf de Glanvill († 1190) in dem (lat.) Tractatus (M.) de legibus et consuetudinibus regni Angliae (Traktat über die Gesetze und Gewohnheiten des Königreichs England) und Henricus de Bracton († 1268) in seinem Werk (lat.) De legibus et consuetudinisbus Angliae (Über die Gesetze und Gewohnheiten Englands) ordnen und darstellen. Wegen des Gewichts des Königsgerichts und der grundlegenden Bedeutung der vor ihm durch den writ eröffneten Verfahrensarten rückt der praktisch geschulte, ab 1200 namentlich bekannt werdende, bis etwa 1300 professionalisierte Richter in dem Mittelalter in den Mittelpunkt des Rechtes. Dieses wird (neben allgemeinen Bestimmungen wie der Magna Charta von 1215 oder den Provisions of Westminster von 1259 vor allem) durch Einzelurteile fortgebildet, in denen nur ausnahmsweise von einem Präjudiz abgewichen wird (amtliche Aufzeichnungen in Latein als records, nichtamtliche Aufzeichnungen durch junge Anwälte in Lawfrench von etwa 1290 bis 1536 in reports bzw. year books). Dabei kommt zu dem königlichen Gericht seit dem Spätmittelalter das Gericht des Kanzlers (→Court of Chancery) hinzu, das nach Billigkeit (→equity) urteilt (beispielsweise Anspruch auf vorbeugende Unterlassung, Anspruch auf Vertragserfüllung). In den Auseinandersetzungen zwischen König und Parlament in dem 17. Jahrhundert stellen sich die praktisch in den inns of court ausgebildeten englischen Rechtskundigen (beispielsweise Edward Coke [1552-1643], der in seinen Institutes of the Laws of England [Einrichtungen des Rechtes in England] eine erste umfassende Darstellung des common law bietet) auf die Seite des Parlaments und festigen dadurch ihre Stellung. In dem 18. Jahrhundert entwickelt William Blackstone (1723-1380) in seinen Commentaries on the laws of England (Kommentare zu dem Recht Englands) erstmals eine nach materiellen Rechtssätzen geordnete Darstellung des englischen Rechtes, das auch durch die Gewinnung von Kolonien auf viele Teile der gesamten Welt verbreitet wird (beispielsweise Vereinigte Staaten von Amerika, Kanada, Australien, Neuseeland, Teile Afrikas und Asiens). Seit dem 19. Jahrhundert gewinnt gegenüber den richterlichen Fallentscheidungen nicht zuletzt auch unter dem Einfluss Jeremy Benthams (1748-1832) das Gesetz (beispielsweise Judicature Act 1873/1875, Verbindung von courts of law und court of chancery zu einem supreme court of judicature mit high court of justice und court of appeal, Zusammenfassung der writs in einem einleitenden writ of summons) ein gewisses, mit dem Beitritt zu den Europäischen Gemeinschaften (1973) bzw. Europäischen Union (1993) steigendes und mit dem Austritt (2020) wieder sinkendes Gewicht.
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Enkel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt - in Köln um 1170 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 73 § 1] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Althochdeutsche und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. Enkelin Wort 1318, F.) ist das (männliche) Kind eines Kindes. Der Enkel ist grundsätzlich von der Erbfolge nach seinen Großeltern durch seinen Vater oder seine Mutter ausgeschlossen. Ihm wird aber schon früh (beispielsweise 596 n. Chr.) bei Vorversterben seines die Verwandtschaft vermittelnden Elters ein →Eintrittsrecht zugesprochen.
Lit.: Hübner
Enkelin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1318 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [AugsbChr. I 76] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Tochter eines Kindes eines Menschen
Enklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1820 bezeugt – 1820 in EDEL als aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Einschlussgebiet) ist das von dem Gebiet eines anderen Staates oder mehrerer anderer Staaten (aus deren Sicht) eingeschlossene Teilgebiet eines anderen Staates (aus der Sicht dieses Staates Exklave bzw. Ausschlussgebiet) (beispielsweise Büsingen innerhalb der Schweiz, Campione an dem Luganer See innerhalb der Schweiz, bis 1797 päpstliches Avignon in Frankreich, nicht selbständige Staaten wie Vatikan, San Marino, Monaco, Liechtenstein, Andorra, Ceuta, Königsberg/Kaliningrad, kleines Walsertal [nur Quasienklave]). Für die zahlreichen Enklaven der Länder des Heiligen römischen Reiches ist ein allgemeines Durchzugsrecht anerkannt. Der Durchzug bewaffneter Kräfte bedarf ansonsten grundsätzlich einer besonderen Erlaubnis. 1928 bestehen in dem Deutschen Reich noch mehr als 200 Enklaven. S. Google
Lit.: Lancizolle, W. v., Übersicht der deutschen Reichsstandschafts- und Territorialverhältnisse, 1830; Ritter, E., Freie Reichsländer, 1927; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte 1994, 2. A. 2007
Enneccerus, Ludwig (Neustadt am Rübenberge 1. 4. 1843-Marburg 31. 5. 1928), Pastorensohn, wird nach dem Studium von Mathematik und Recht in Göttingen und Promotion (1868) und Habilitation (1870) 1872 außerordentlicher Professor für römisches Recht in Göttingen und 1873 ordentlicher Professor in Marburg, der von Bernhard Windscheid und Rudolf von Ihering beeinflusst ist (1921 emeritiert). Er verfasst 1898 ein während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts führendes Lehrbuch des bürgerlichen Rechtes (Allgemeiner Teil, 30.-34. A. bzw. 12. Bearbeitung 1928, Schuldrecht, 28.-30. A. bzw. zweiter Abdruck der 10. Bearbeitung 1928) des Deutschen Reiches. Von 1882 bis 1889 ist er Mitglied des Abgeordnetenhauses Preußens, von 1887 bis 1890 und 1893 bis 1898 als Vertreter der nationalliberalen Partei Mitglied des Reichstags. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 184; Jacobi, A., Ludwig Enneccerus 1843-1928, 1999
ent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – nicht selbständig - bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Partikel als Präfix verwendet) weg, fort
enteignen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1493 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1462 [WestfriesStR. I 117, LeidenK. 1658 Art. 117, MnlWB. V 1034, SchweizId. I 148] in 4 Stellen und in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Eigentum entziehen
Enteignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1678 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb enteignen 1493) ist die Entziehung oder Belastung des Eigentums durch staatlichen Hoheitsakt zu der Befriedigung öffentlicher Belange (beispielsweise zu dem Wohl der Allgemeinheit, zu dem allgemeinen Besten). Die Enteignung wird bereits in der römischen Spätantike bezüglich Grundstücke oder Lebensmittel geübt und als Zwangskauf verstanden. Danach kann in der hochmittelalterlichen Stadt (Oberitalien 12. Jahrhundert, Kopenhagen 1254, Schaffhausen 1380) eine bauliche Beschränkung festgelegt oder sogar das →Eigen gänzlich entzogen werden. Das Naturrecht anerkennt wegen der Entstehung des Eigentums des Einzelnen aus dem Recht der Allgemeinheit grundsätzlich die Enteignung gegen Entschädigung (→Grotius, Christian Wolff, Codex Maximilianeus Bavaricus civilis 1756, §§ 74, 75 Einleitung zu dem ALR Preußens 1794, § 365 ABGB Österreichs 1811, Zwangskauf). Seit der französischen Revolution (1789 [Art. 17 Menschenrechtserklärung]/1807/1810 Expropriationsgesetze) werden als grundlegende Voraussetzungen der Enteignung (franz. [F.] expropriation) ein öffentliches Bedürfnis, ein rechtmäßiges Verfahren sowie eine ausgleichende Entschädigung angesehen (Bayern 1818, Verfassung für ein Deutsches Reich 1848/1849, Preußen 1850). Die Enteignung wird als öffentlichrechtlicher Eingriff in ein privates Recht verstanden. In dem 20. Jahrhundert bildet in Deutschland die Verfassung (Art. 153 WRV, 14 GG) die Rechtsgrundlage für den Eingriff in das Eigentum.
Lit.: Kaser § 23 I 3; Hübner 272; Köbler, DRG 40, 124, 163, 212; Baltl/Kocher; Layer, M., Prinzipien des Enteignungsrechts, 1902; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Bd. 2, 1 1930, 225; Giese, F., Enteignung und Entschädigung, 1950; Mann, F., Zur Geschichte des Enteignungsrechts, (in) Hundert Jahre deutsches Rechtsleben, Bd. 2 1960, 291; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1770; Rittstieg, H., Eigentum als Verfassungsproblem, 1975; Grimm, D., Die Entwicklung des Enteignungsrechts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 121; Pennitz, M., Der Enteignungsfall, 1992; Schubert, W., Zur Entwicklung des Enteignungsrechts 1919-45, ZRG GA 111 (1994), 482; Jung, O., Volksgesetzgebung, Bd. 1f. 2. A. 1996; Raster, J., Enteignung und Eisenbahnbau, 2003; Paffrath, C., Macht und Eigentum, 2004; Niesler, A., Aufopferung und Enteignung vom ALR bis zur WRV, (in) Juristische Zeitgeschichte 8 (2007), 128ff.; Eigentumsrecht und Enteignungsunrecht, hg. v. Gornig, G. u. a., 2008; Reynolds, S., Before Eminent Domaine, Toward a History of Expropriation of Land for the Common Good, 2010; Menninger, L., Die Inanspruchnahme Privater durch den Staat, 2014; Schleusener, J., Die Enteignung Fritz Thyssens, 2017; Die Enteignung, hg. v. Depenheuer, O. u. a., 2017
enteignungsgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. 1952?) in der Wirkung einer Enteignung gleich
Enteignungsgleicher Eingriff (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in Deutschland durch die Rechtsprechung 1952 als entschädigungspflichtig eingeordnete rechtswidrige, einer rechtmäßigen Enteignung in den Wirkungen gleichkommende Eingriff in eine vermögenswerte Rechtsposition.
Lit.: Köbler, DRG 259
Entente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1865 bezeugt – 1865 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Einvernehmen, Staatenbündnis
enterben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 586] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vor allem Erbe (N.) oder Erbaussicht durch Willenserklärung (bereits vor dem Erbfall) entziehen
Enterbung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 erste Hälfte 14. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1431 [AachenZ. 1 1879 97] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem die sachlich bereits dem klassischen römischen Recht (lat. [F.] exheredatio) bekannte Entziehung (eines Erbes oder bereits) einer Erbaussicht eines (gesetzlich) Erbberechtigten durch →letztwillige Verfügung. Sie erscheint überall, wo letztwillige Verfügungen unbeschränkt zulässig sind.
Lit.: Kaser §§ 65, 67, 69; Hübner; Köbler, DRG 38; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Merkel, J., Die justinianischen Enterbungsgründe, 1908; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
entführen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1000 [Notker I 58] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wegführen, fortführen
Entführung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1420 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [KönigsbWillk. 62] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entführen 867) ist die rechtswidrige Fortführung eines Menschen, insbesondere einer (einwilligenden) Frau zu der Erreichung sexueller Ziele. In dem römischen Recht ist für Vergewaltigung, Frauenraub und Entführung Enthauptung angedroht (C. 9, 13, 1). In dem Frühmittelalter begründet die Entführung eine →Fehde. In dem Spätmittelalter wird für Entführung (ohne Einwilligung) wie für Frauenraub und Notzucht Enthauptung angedroht. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts tritt an die Stelle der Todesstrafe eine zeitliche Freiheitsstrafe. In dem 19. Jahrhundert geht die Entführung in der allgemeineren Freiheitsberaubung auf.
Lit.: His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, 145; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931
Entgelt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1464 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1464 [BayreuthStB.2 63] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb entgelten 881) ist die Gegenleistung in Geld für eine Leistung der Gegenseite wie beispielsweise der Kaufpreis oder der Arbeitslohn.
entgelten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 881 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Schwsp. (L.) LR. Art. 43] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Gegenleistung erbringen
Entgeltfortzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt [vor 1995] sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Fortzahlung von Entgelt
Entgeltfortzahlungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1995 das Lohnfortzahlungsgesetz ersetzende deutsche Gesetz über die Fortzahlung des Entgelts des Arbeitnehmers bei Krankheit.
Lit.: Köbler, DRG 273
entgeltlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1666 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Entgelt betreffend, gegen Entgelt erfolgend
enthaupten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 [Rockinger, Dm. 45] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Haupt entfernen, köpfen
Enthauptung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 zweite Hälfte 15. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [CTradWestf. IV 332] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Verb enthaupten um 1160) ist die bereits in dem römischen Recht durch Abtrennung des Hauptes eines Menschen von seinem Rumpf mittels Beil, Schwert oder (ab 1792) mittels Guillotine (Fallbeil) vollzogene Tötung bzw. →Todesstrafe.
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967
entmannen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1335 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen deutschen Rechtsquellen ab 1769 [CCTher. 88 § 2, 3 und in GrRA.4 II, 40, 297, 299, 344] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Keimdrüsen eines höheren männlichen Lebewesens entfernen
Entmannung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1766 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Kastration, Verb entmannen um 1335) ist die Entfernung der Keimdrüsen eines Mannes (oder eines anderen höheren männlichen Lebewesens). Sie führt in dem Frühmittelalter als Körperverletzung zu einer Buße (Wergeld). Sie kann in dem hohen Mittelalter auch als Strafe (bei Vergehen gegen die Sittlichkeit) eingesetzt werden. In dem (zweiten) Deutschen Reich wurden unter nationalsozialistischer Herrschaft in Umsetzung älterer Überlegungen rund 366000 Menschen zwecks Verhütung erbkranken Nachwuchses sterilisiert.
Lit.: His, R., Deutsches Strafrecht bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967; Tuchel, S., Kastration im Mittelalter, 1998; Kramer, S., Ein ehrenhafter Verzicht auf Nachkommenschaft, 1999; Schneider, C., Die Verstaatlichung des Leibes, 2000; Justiz und Erbgesundheit, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 2009
entmündigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 [ohne Jahr] bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 108] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Geschäftsfähigkeit entziehen
Entmündigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 515] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entmündigen 1809) ist die Entziehung oder Beschränkung der dem Entmündigten dem Alter nach an sich zustehenden →Geschäftsfähigkeit. In Rom kann nach dem Zwölftafelgesetz (5, 7c) der Verschwender durch (lat. [F.]) interdictio (Untersagung) (des Prätors) von allen Verpflichtungsgeschäften und Verfügungsgeschäften ausgeschlossen werden, wobei für das Vermögen des Verschwenders eine →Pflegschaft (lat. [F.] cura) eingesetzt wird. In dem Mittelalter wird die Familie tätig, welche die bei körperlichen und geistigen Gebrechen mögliche Entmündigung vor Gericht kundzugeben hat. Später greift die Obrigkeit ein. In dem 16. Jahrhundert kann der Verschwender für unmündig erklärt werden. Seit dem 18. Jahrhundert ist die Entmündigung ein besonderer Rechtsakt auf Grund eines eigenen gerichtlichen Verfahrens (1775 preuß. AGO I, 38, 1794 ALR I, 2 §§ 27ff., 1804 Code civil Art. 490ff., Code de procédure civile Art. 890ff., 1877 ZPO §§ 593ff.) Der Entmündigte erhält einen Vormund. Zur Erhebung einer Entmündigungsklage sind Ehegatte und Verwandte berechtigt, später auch der Staatsanwalt und gegebenenfalls die Gemeinde. Trunksucht und Rauschgiftsucht werden Grund für die Entmündigung, während körperliche Gebrechen die Entmündigung nicht mehr begründen können. 1971 stützt eine Resolution der Vereinten Nationen (2856/XXVI) die Rechte geistig behinderter Menschen. Österreich hebt die Entmündigungsordnung von dem 28. 6. 1916 durch das Sachwaltergesetz von dem 2. 2. 1983 auf. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Entmündigung 1992 (Gesetz von dem 12. 9. 1990) durch die →Betreuung ersetzt.
Lit.: Kaser §§ 14 V, 64 IV; Hübner; Rive, F., Geschichte der deutschen Vormundschaft, Bd. 1f. 1862ff.; Schwarz, A., Die Entmündigung des Verschwenders, Diss. jur. Tübingen 1891; Ent, H., Das Sachwalterecht für Behinderte, 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Trompetter, J., Die Entmündigung wegen Verschwendungssucht, 1996; Schmidt, T., Die Entmündigung, 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Bulling, S., Die zivilrechtliche Erwachsenenfürsorge des 19. Jahrhunderts, 2013
entnazifizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1947 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) von dem Gedankengut des Nationalsozialismus reinigen
Entnazifizierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1945 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entnazifizieren 1947) ist die Reinigung von nationalsozialistischem Gedankengut und die damit verbundene Entfernung von Anhängern des →Nationalsozialismus aus ihren beruflichen Stellungen (auf Grund des Kontrollratsgesetzes Nr. 10 von dem 20. 12. 1945 und beispielsweise des Gesetzes zu der Befreiung unseres Volkes von dem Nationalsozialismus von dem 5. 3. 1946). Sie erfasst in dem Gebiet der alten Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland mit Unterschieden in den einzelnen Besatzungszonen in drei zeitlichen Stufen 3,6 Millionen Menschen oder Fälle. Als Folge werden 486 Menschen hingerichtet, 1667 (oder 1654) als Hauptschuldige, 23060 (oder 22122) als Belastete, 150425 als Minderbelastete, 1500874 als Mitläufer und 1213873 als Entlastete eingestuft. Von den Professoren der Zeit zwischen 1933 und 1945 behalten oder erlangen ihr Amt etwa 90 Prozent wieder. Dabei entsteht bald eine überparteiliche Übereinstimmung dahin, Belastete rasch in die demokratische Gesellschaft einzugliedern. 1948 werden die Entnazifizierungsmaßnahmen der Alliierten eingestellt. In Westberlin werden aber zwischen 1955 und 1979 mehr als 1000 Sühneverfahren mit Geldstrafen von insgesamt mehr als 1,5 Millionen DM durchgeführt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245; Fürstenau, J., Entnazifizierung, 1969; Niethammer, L., Entnazifizierung in Bayern, 1972; Lange, J., Entnazifizierung in Nordrhein-Westfalen, 1976; Henke, K., Politische Säuberung unter französischer Besatzung, 1981; Niethammer, L., Entnazifizierung in Bayern?, 1982; Hornhardt, G., Die Stunde der Justiz, ZRG GA 106 (1989), 239; Entnazifizierung, hg. v. Vollnhals, C., 1991; Frei, N., Vergangenheitspolitik, 1996, 2. A. 1997; Kappelt, O., Die Entnazifizierung in der SBZ, 1997; Schuster, A., Die Entnazifizierung in Hessen, 1999; Borgstedt, A., Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951, 2001; Entnazifizierung im regionalen Vergleich, hg. v. Schuster, W. u. a., 2004; Deissler, D., Die entnazifizierte Sprache, 2004; Bedau, M., Entnazifizierung des Zivilrechts, 2004; Entnazifizierung, hg. v. Mesner, M., 2005; Hesse, H., Konstruktionen der Unschuld, 2005; Botor, S., Das Berliner Sühneverfahren, 2006; Löhnig, M., Die Justiz als Gesetzgeber, 2010; Bullinger, R., Belastet oder entlastet?, 2012; Guhl, A., Wege aus dem „Dritten Reich“ – Die Entnazifizerung der Hamburger Universität, 2019; Leßau, H., Entnazifizierungsgeschichten, 2020
Entscheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [GlatzGQ. I 280] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Entscheidung
entscheiden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1220 bezeugt – nach 1217 [Titurel des Wolfram von Eschenbach] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [BrandenbUrkS. I 363] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Entscheidung treffen, ein Ergebnis bestimmen, lösen
Entscheidung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1314 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [MagdebUB. I 151] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb entscheiden um 1220) ist die bewusste Schaffung eines zumindest vorläufig abschließenden Ergebnisses in einem Meinungsbildungsvorgang (beispielsweise Beschluss, Urteil, Verwaltungsakt).
Lit.: Herstellung und Darstellung von Entscheidungen, hg. v. Stollberg-Rilinger u. a., 2010
entsippen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aus einer Sippe lösen
Entsippung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1. Hälfte 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das sachlich in dem Frühmittelalter verschiedentlich erkennbare (freiwillige oder unfreiwillige) Ausscheiden (Lossagen oder Verstoßen) aus einem Verwandtschaftsverband (→Sippe).
Lit.: Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1906, 129
entweren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 entwähren und in DW2 entwähren2 um 1230 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [OÖUB. III 194], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Gewere aufgeben oder Gewere sonst verlieren
Entwerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 Entwährung und in DW2 1423 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1456 [Bocksdorf 523] in 11 Stellen, aber nicht in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der (freiwillige oder unfreiwillige) Verlust der →Gewere an einer Sache. Der Käufer einer Sache kann sich sachlich bereits in dem römischen Recht erst dann (wegen Nichterlangung des Eigentums) an den Verkäufer halten, wenn ihm die Sache von einem Dritten abgestritten worden ist.
Lit.: Kaser § 41 III 1; Söllner §§ 8, 9, 15; Meyer, H., Entwerung und Eigentum im deutschen Fahrnisrecht, 1902
Enzyklopädie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1706 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., eigentlich gewöhnliche Lehre) ist seit dem 18. Jahrhundert die sachlich bereits in dem ersten nachchristlichen Jahrhundert in der Form einer (lat.) naturalis historia (F.), Naturgeschichte erkennbare, anfangs noch handschriftliche und nach Erfindung des Buchdrucks in einem Druckwerk veröffentlichte Sammlung des Wissens zwecks Belehrung. Die von 1751 bis 1780 veröffentlichte Enzyklopädie aller Enzyklopädien Diderots und d’Alemberts enthält in 33 Bänden 71818 Artikel und Artikelfragmente mit 2885 Kupferstichen. Weitere bekannte Beispiele sind neben Johann Heinrich Zedlers (Breslau 1706-Leipzig 1751) in Halle und Leipzig von 1731 bis 1754 in 64 Bänden und vier Supplementbänden alphabetisch geordnet auf rund 63000Seiten etwa 284000 Einträge bietenden Großen vollständigen Universallexikon aller Wissenschaften und Künste in Großbritannien die (lat. [F.] Encyclopaedia Britannica, britannische Enzyklopädie ab 1768 und in dem deutschen Sprachraum Brockhaus Enzyklopädie (ab 1808). →Rechtsenzyklopädie
Lit.: Enzyklopädie der Rechtswissenschaft, hg. v. Holtzendorff, F. v., Teil 1ff. 1870ff., 2. A. 1873, 6. A. 1904, Neudruck 2013; Vulgariser la science - les encyclopédies médiévales, hg. v. Ribémont, B., 1999; Die Enzyklopädie im Wandel vom Hochmittelalter bis zur frühen Neuzeit, hg. v. Meier, C., 2002; Kiesow, R., Das Alphabet des Rechts, 2004; Blom, P., Das vernünftige Ungeheuer, 2005; Enzyklopädie der Neuzeit, hg. v. Jaeger, F., Bd. 1ff. 2005ff. (3340 Stichwörter in 16 Bänden mit mehr als 9000 Seiten); Seine Welt wissen. Enzyklopädien in der frühen Neuzeit, hg. v. Schneider, U., 2006; Prodöhl, I., Die Politik des Wissens, 2010
episcopalis, episcopālis, lat., Adj., bischöflich, Hil. (um 315-367/368 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. episcopus
Episcopalis audientia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] „bischöfliches Gehör“) ist die in der römischen Spätantike (zusätzlich) einsetzende besondere Gerichtsbarkeit des →Bischofs.
Lit.: Köbler, DRG 56
episcopus, lat., M., Bischof, Aufseher, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐπίσκοπος (epískopos), M., Aufseher, Hüter; vgl. gr. ἐπί (epí), Präp., auf, zu, an; idg. *epi, *opi, *pi, Präp., nahe, auf, hinter, gr. σκοπεῖν (skopein), V., beobachten, untersuchen, sehen; idg. *spek̑-, V., spähen, sehen, →Bischof
Episkopalismus (Wort Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv zweite Hälfte 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in dem Gefolge des Konzils von Trient (1545-1563) die Stellung der Bischöfe gegenüber dem Papst betonende Strömung in dem heiligen römischen Reich in dem 16. und 17. Jahrhundert (Nikolaus von Hontheim 1763, Emser Punktation 1786).
Lit.: Raab, H., Die Concordata nationis Germanicae, 1956
epitome, epitomē, epitoma, lat., F.: nhd. kurzer Auszug, Cic. (81-43 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. gr. ἐπιτομή (epitomḗ), F., Schnitt auf der Oberfläche, Verwundung, Ausschnitt, Auszug, vgl. gr. ἐπιτέμνειν (epitémnein), V., aufschneiden, verwunden, verkürzen, gr. ἐπί (epí), Präp., auf, zu, an, idg. *epi, *opi, *pi, Präp., nahe, auf, hinter, gr. τέμνειν (témnein), V., schneiden, zerschneiden, hauen, brechen, idg. *tem- (1), *tend-, V., schneiden
Epitome (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv in dem 16. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, griech. [F.]) Auszug (aus einem umfangreichen Text) (beispielsweise Epitome Iuliani, Epitome legum [Byzanz 920], Auszug der Gesetze, Epitome exactis regibus [Frankreich 12. Jahrhundert]).
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Landau, P., Der Traktat Lex est commune preceptum (in) Römische Jurisprudenz, 2011, 379
Epitome (F.) Iuliani (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist eine Einführungsvorlesung in lateinischer Sprache zu einer Sammlung von 124 Novellen Kaiser Justinians, die in dem Westen in dem Frühmittelalter die Kenntnis der justinianischen Novellen vermittelt und von François Pithou in Basel 1576 ediert wird.
Lit.: Hermeneutik der Quellentexte des römischen Rechtes, hg. v. Avenarius, M., 2008, 300
eques, lat., M., Reiter (M.) (2), Ritter, Reiterei, Ritterstand, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. equus
Lit.: Stemmler, M., Eques Romanus, 1997
Equity (engl. [N. bzw. F.]) ist allgemein die →Billigkeit und besonders die Gesamtheit der anerkannten Sätze, nach denen das Gericht des Kanzlers (→Court of Chancery) des →englischen Rechtes unter Rücksicht auf die Umstände des Einzelfalls, aber ohne unberechenbare Freiheit des Ermessens, verfährt. →aequitas
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Barbour, W., The history of contract in early English Equity, 1914; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Macnair, M., The Law of Proof in Early Modern Equity, 1999; Law and Equity – Approaches in Roman Law and Common Law, hg. v. Koops, E. u. a., 2013
equus, ecus, lat., M., Pferd, Ross, Hengst, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ek̑u̯os, *h₁ék̑u̯os, M., Pferd
er (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 1. Hälfte 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, Pers.Pron.,) er, weibliche Form sie, sächliche Form es, Pl. sie
er… (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, Präp.?, als Präfix verwendet) aus
er, …er (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) seit dem Frühmittelalter verwendete Nachsilbe zu der Berufsbezeichnung eines Menschen oder zu der geographischen Zuweisung eines Menschen oder zu der Bezeichnung eines Gegenstands mit dem etwas geschieht
Erasmus von Rotterdam (Rotterdam 28. 10. 1466? [uneheliches Kind eines Geistlichen] -Basel 12. 7. 1536), Studium an der Sorbonne in Paris 1495-1499, dann in England, Venedig, Rom, Löwen und Brüssel sowie ab 1521 meist in Basel, Humanist, s. Google
Lit.: Kisch, G., Erasmus und die Jurisprudenz seiner Zeit, 1960; Halkin, L., Erasme parmi nous, 1987, deutsch 1989; Ribhegge, W., Erasmus von Rotterdam, 2009; Christ-von Wedel, C., Erasmus of Rotterdam, 2013
Erbabfindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der vermögensmäßige Ausgleich für die Aufgabe einer Erbaussicht. →Abschichtung, →Aussteuer
Erbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist Hauptort einer Grafschaft in dem Odenwald, die um 1165 erstmals genannte ursprünglich ministerialische Herren von Erbach in dem allmählichen Aufstieg in die Reichsstandschaft (1422) gewinnen. Sie gelangt 1806 hauptsächlich an Hessen-Darmstadt und damit ihr Gebiet 1945 an Hessen. S. Google
Lit.: Killinger, G., Die ländliche Verfassung der Grafschaft Erbach, 1912; Steiger, U., Die Schenken und Herren von Erbach, 2007
Erbauseinandersetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1862 bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufteilung eines Erbes (N.) unter mehreren Erben (M.). Bereits in dem altrömischen Recht kann jeder Miterbe (lat. [M.] →coheres) die Aufhebung der ohne weiteres eintretenden Gemeinschaft an dem Erbe (lat. [N.] →consortium) jederzeit mit dem Erbteilungsklaganspruch (lat. →actio [F.] familiae erciscundae) fordern. Seit der jüngeren Republik erhält jeder Miterbe schon während bestehender Gemeinschaft ein quotenmäßig begrenztes Recht an den einzelnen Erbschaftsgegenständen, über das er jederzeit verfügen kann. Außerdem kann er uneingeschränkt die Erbteilung begehren. Eine Aufteilung ist wohl auch bei den Germanen möglich. Allerdings erben mehrere Erben vermutlich als Gemeinschaft zu der gesamten Hand, so dass der einzelne Beteiligte über seinen Anteil an dem Nachlass nicht verfügen kann. Jeder kann aber Teilung verlangen. In dem Hochmittelalter soll dabei nach einer auch schon bei Seneca (1-65 n. Chr.) und danach bei Plutarch sogar für das 8. Jahrhundert v. Chr. sowie bei dem Kirchenvater Augustin (354-430) bezeugten Regel der (eher zu einer gleichmäßigen Teilung fähige) Ältere teilen und der Jüngere (bei ungleichen Teilen den ihm günstiger erscheinenden Teil) wählen (→maior dividat, minor eligat). Die gesamthänderische Gestaltung wird 1896/1900 auch in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches aufgenommen, das allerdings die Verfügung jedes Miterben über seinen gesamten Erbteil zulässt.
Lit.: Kaser § 73; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Roth, D., Die Erbauseinandersetzungsklage, 2016
Erbbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 16. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1434 [DresdUB. 159 und 1449 FreibergUB. II 123] in 2 Stellen mit verschiedenen Bedeutungen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) erblicher Bau
Erbbaurecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1629 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Erbbau 1434) ist das veräußerliche und vererbliche Recht, auf oder unter fremdem Grund und Boden ein Bauwerk zu haben. Ihm entspricht sachlich in dem römischen Recht schon früh die Bürgern vererblich, aber zunächst wohl nicht veräußerlich erteilte Befugnis, auf städtischem Boden gegen Bezahlung eines Bodenzinses (lat. [N.] vectigal) ein Gebäude zu haben. Um die Zeitenwende tritt zu diesem als Pacht verstandenen Verhältnis das Recht hinzu, auf einem privaten Grundstück ein Gebäude (lat. [F.] →superficies) zu haben. Justinian erfasst dieses veräußerlich, vererblich und belastbar gestaltete Recht teils als Recht eigener Art, teils als Servitut und teils als Emphyteuse (Erbpacht). In dem Mittelalter entsteht unabhängig hiervon die →Erbleihe städtischer Grundstücke, die dem Beliehenen gegen jährlichen Zins ein vererbliches, unveräußerliches Recht an einem Grundstück gewährt, das jedoch allmählich zu →Eigentum erstarkt. Danach wird das römische Recht der superficies aufgenommen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) und ausführlicher die insofern das Gesetz ersetzende Verordnung über das Erbbaurecht (15. 1. 1919) schaffen ein besonderes veräußerliches und vererbliches, grundsätzlich grundstücksgleich bestehendes Nutzungsrecht auf Errichtung, Besitz und Benutzung eines Bauwerks an dem Grundstück, wobei ein Erbbauzins nicht unbedingt erforderlich ist. Der Erbbauberechtigte ist regelmäßig Eigentümer des einen wesentlichen Bestandteil des Erbbaurechts bildenden Gebäudes (auf dem ihm nicht gehörenden Grundstück). Das Erbbaurecht darf sich nicht auf einen Gebäudeteil beschränken. Die tatsächliche Bedeutung des Erbbaurechts ist gering. Österreich folgt der Regelung des Deutschen Reiches durch das Baurechtsgesetz von 1912, die Schweiz in dem Zivilgesetzbuch von 1907/1911. Die Deutsche Demokratische Republik kennt ein vergleichbares Recht in dem 1975 erlassenen und 1990 aufgehobenen Zivilgesetzbuch.
Lit.: Kaser § 30 II; Hübner; Köbler, DRG 41, 61, 240; Schiwek, D., Das Erbbaurecht, Diss. jur. Kiel 1969; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbbaurechtsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 2013) die Erbbaurechtsvoerordung von 1919 ab 1. 10. 2013 inhaltsgleich ablösendes Gesetz
Erbbaurechtsverordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1919, F.) Verordnung über das Erbbaurecht von dem 15. 1. 1919, durch Gesetz von dem 1. 10. 2013 mit gleichem Inhalt in Erbbaurechtsgesetz umbenannt, →Erbbaurecht
Erbe (M., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 60, 168, II 513, III 67, 176] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische bereits für das Indogermanische zu erschließen) ist der Vermögensnachfolger des Erblassers. Erben sind in den ältesten Zeiten die Kinder des Erblassers, die wohl tatsächlich meist das mit dem Tode des bisher Berechtigten eigentümerlos gewordene Gut ohne weiteres in ihrer Gewalt haben. In dem ältesten römischen Recht treten mit dem Tod des Familienvaters seine Hauskinder und seine gewaltunterworfene Ehefrau, die mit dem Tode des Familienvaters gewaltfrei werden, als Rechtsgemeinschaft (lat. [N.] →consortium) der (lat.) →sui heredes (M.Pl.) an seine Stelle. Fehlen Hauserben, gelangt das Gut an die Agnaten (beispielsweise Geschwister des Erblassers, Geschwister des Vaters des Erblassers u. s. w.) oder hilfsweise auch an die Gentilen als sog. Außenerben ([lat.] extranei heredes). Möglich sind aber Abschichtung und Abänderung durch ein Testament. Erbe (lat. [M.] →heres) ist dabei nur der Erbe nach dem Recht der römischen Bürger (lat. ius [N.] civile), dessen Berufung auf Gesetzen, Senatuskonsulten oder auf dem von dem Kaiser geschaffenen Recht beruht. Deswegen kann der Prätor auch keinen Erben schaffen, sondern nur den Güterbesitz (lat. bonorum possessio [F.]) bestimmter Menschen wie den eines Erben schützen (bonitarisches Erbrecht). Justinian beseitigt die Unterscheidung zwischen zivilem Erbrecht und bonitarischem Erbrecht, stellt Männer und Frauen sowie Hauskinder und emanzipierte Abkömmlinge gleich und schließt die Agnaten 543/548 als solche von der Erbfolge aus. Er bildet vier neue Erbklassen (Abkömmlinge [wobei die Kinder nach Stämmen teilen], dann Eltern [Trennung in väterlichen Stamm und mütterlichen Stamm], Vorfahren und vollbürtige Geschwister, dann halbbürtige Geschwister und Kinder, und schließlich übrige Seitenverwandte), von denen jede frühere jede spätere verdrängt. Die christliche Kirche fordert vielleicht aus heidnischen Kultbräuchen und philosophischen Gerechtigkeitsvorstellungen heraus für sich allmählich einen Anteil an jedem Erbe (→Freiteil). Bei den Germanen geht das einem Hausvater (während seines Lebens als Verwalter für die Familie oder den Verwandtschaftsverband) besonders zustehende Gut mit seinem Tode auf seine Kinder über, Grund und Boden vielleicht nur auf die Söhne. Mehreren gehört es bis zu einer Aufteilung gemeinschaftlich. Fehlen Kinder, so gelangt das Gut, da der Vater des Verstorbenen meist (tatsächlich) vorverstorben ist, als Erbe an Brüder, sonst Onkel u. s. w. Stirbt die Frau, so fällt das von ihr möglicherweise mitgebrachte wie das ihr gegebenenfalls von dem Mann zugewandte Gut an die Kinder, bei deren Fehlen aber an den (ursprünglich) Berechtigten ihrer väterlichen Familie zurück. Auch in dem Frühmittelalter haben Möglichkeiten zu der Veränderung dieser Regeln noch keine wirkliche Bedeutung. Erst in dem Hochmittelalter wird das →Testament aus dem römischen Recht aufgenommen. Seitdem stehen neben den gesetzlichen Erben (Verwandten) die gewillkürten Erben. Die Erbfolge ist in den Einzelheiten von Recht zu Recht unterschiedlich. An vielen Stellen dringt die justinianische Ordnung allmählich ein. In dem 18. Jahrhundert wird hieraus das →Parentelensystem entwickelt (Joachim Georg Darjes 1714-1791). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verbessert sich die rechtliche Stellung der Ehegatten (Bundesrepublik Deutschland 1957). Das nichteheliche Kind erhält in der Bundesrepublik Deutschland 1969 ein Erbrecht oder zumindest einen Erbersatzanspruch, 1998 wird es anderen Kindern gleichgestellt. Auch in Österreich werden die rechtlichen Unterschiede zwischen ehelichen und unehelichen Kindern beseitigt.
Lit.: Kaser § 65; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 15, 23, 37, 59, 73, 88, 116, 122, 162, 210, 239, 268; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Ebel, W., Über die Formel „für mich und meine Erben“, ZRG GA 84 (1967), 236; Signori, G., Vorsorgen – Vererben – Erinnern. Kinder- und familienlose Erblasser in der städtischen Gesellschaft des Spätmittelalters, 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbe (N., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 780 bezeugt – 8.? Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 148, III 253] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische bereits für das Indogermanische zu erschließen, N., lat. [F.] hereditas) ist der Nachlass eines verstorbenen Menschen. Er umfasst anfangs nur Werte (Vermögen), später auch Schulden. Manche Gegenstände können dabei zeitweise einer →Sondererbfolge unterfallen (beispielsweise Gerade, Heergewäte, Erbhof, Gesellschaftsanteil).
Lit.: Kaser § 65 I; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Erbe – Übertragungskonzepte zwischen Natur und Kultur, hg. v. Willer, S. u. a., 2013; Krupa, M., Blutige Hand nimmt kein Erbe – Eine rechtshistorische und vergleichende Studie zum Rezeptionsweg der römischen indignitas in den französischen, österreichischen und deutschen Privatrechtskodifikationen, 2019
Erbebuch, Erbbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Erbbuch – und in DW2 1270 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 4 erue bock] in 19 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google (Erbbuch) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Art des Amtsbuchs seit dem 16. Jahrhundert bzw. eine Art des Stadtbuchs seit dem 13. Jahrhundert.
Lit.: Homeyer, G., Die Stadtbücher des Mittelalters, 1860; Die Erbebücher der Stadt Riga 1384-1579, bearb. v. Napiersky, J., 1888; Thieme, A., Die kursächsischen Amtsbücher, (in) Familie und Geschichte 6/16 (2007), 1ff.
Erbeinsetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als Lehnübersetzung 1538 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [NÖLTfl. III 9 § 3] in 9 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die besondere Bestimmung (Einsetzung) zu dem Erben durch einen anderen Menschen. Sachlich vielleicht schon in dem altrömischen Recht ist die Erbeinsetzung (lat. heredis institutio [F.]) das Kernstück jeden (römischen) Testaments. Jedes Testament muss eine Erbeinsetzung enthalten, die (bis zu Kaiser Konstantin [306-337]) an dem Anfang stehen muss (lat. beispielsweise Titius heres esto, Titius soll Erbe sein). Die Erbeinsetzung schafft entweder einen einzigen Erben oder lautet auf einen Bruchteil der Erbschaft. In dem mittelalterlichen Recht gibt es eine besondere Erbeinsetzung des Enkels an dem Grabe oder an der Bahre eines vorverstorbenen Kindes, die ein fehlendes →Eintrittsrecht ersetzt. In der Neuzeit übernehmen (lat. [M.]) Codex Maximilianeus Bavaricus civilis (1756), Allgemeines Landrecht Preußens (1794) und Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811) die Notwendigkeit der Erbeinsetzung in dem Testament, während Code civil Frankreichs (1804), Bürgerliches Gesetzbuch Sachsens (1863), Bürgerliches Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) und Zivilgesetzbuch der Schweiz (1907/1911) hierauf verzichten.
Lit.: Kaser § 68; Köbler, DRG 23, 38; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
erben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1165 [KölnSchrUrk. I 230] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Erbe (M.) werden, Erbe (N.) erlangen
Erbengemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (!) und in DW2 1908 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht, ausgenommen erbgemeinschaft 1396 MemmingenStR. 305- – aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1900,) ist die in dem Falle mehrerer Erben (Miterben) entstehende Gemeinschaft (lat. [N.] →consortium [ercto non cito]). Sie ist in dem klassischen römischen Recht sowie in dem neuzeitlich aufgenommenen römischen Recht Bruchteilsgemeinschaft, bei der Forderungen und Verbindlichkeiten anteilmäßig geteilt sind (beispielsweise § 555 ABGB Österreichs 1811), sonst seit dem 19. Jahrhundert meist Gesamthandsgemeinschaft (BGB des Deutschen Reiches 1896/1900 §§ 2032ff., ZGB Schweiz 1907/1911, ähnlich Allgemeines Landrecht Preußens 1794). Sie endet durch →Erbauseinandersetzung. Vorempfänge sind meist rechnerisch auszugleichen.
Lit.: Kaser § 73; Söllner § 8; Hübner 749ff.; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 23, 122, 162, 207; Lange, H., Lehrbuch des Erbrechts, 1962, 5. A. 2001; Jäkel, H., Die Rechtsfähigkeit der Erbengemeinschaft und ihre Beteiligungsfähigkeit an Personengesellschaften, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Greil-Lidl, S., Die Verfügungsverwaltung in der Erbengemeinschaft, 2014; Schmidt, C., Von der Rechtsfähigkeit der Erbengemeinschaft, 2015
Erbenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1898, F.) ist die Haftung des Erben für Schulden des Erblassers (und der Erbschaft). Wohl schon das römische →Zwölftafelgesetz (451/450 v. Chr.) lässt die Haftung für Schulden des Erblassers auf den übergehen, der die Rechte des Erblassers erwirbt. Teilbare Schulden zerfallen mit der Erbfolge von selbst nach dem Verhältnis der Erbteile in selbständige Schulden. Der Erbe haftet unbeschränkt. Er muss also notfalls auch sein vor dem Erbfall bestehendes Vermögen zu der Tilgung der ererbten Schuld verwenden. Er kann sich aber als Hauserbe der Erbschaft enthalten oder als Außenerbe die Erbschaft ausschlagen. Dagegen können sich die Nachlassgläubiger gegen die Nachteile, die ihnen aus der Überschuldung des Erben drohen, durch Verlangen einer Sicherheitsleistung oder durch eine Scheidung von dem Nachlass und Erbenvermögen (lat. separatio [F.] bonorum) schützen. Justinian (527-565) gewährt dem Erben die Wohltat des →Inventars (lat. →beneficium [N.] inventarii), wonach der Erbe durch die Errichtung eines Verzeichnisses der Erbschaftsgegenstände die Haftung für Schulden des Erblassers auf die Gegenstände der Erbschaft beschränken kann (Haftung cum viribus hereditatis, Haftung nur mit den Mitteln der Erbschaft). In dem deutschen Recht haftet für Schulden des Erblassers noch in dem →Sachsenspiegel nur die Fahrnis des Nachlasses, wobei bestimmte Schulden (beispielsweise aus Raub, Diebstahl, Spiel) überhaupt ausgenommen sind. Später ist für alle Schulden und mit dem ganzen Nachlass einzustehen. In der Neuzeit wird die justinianische Rechtswohltat des Inventars übernommen. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) geht von der beschränkten Haftung des Erben aus, verwandelt diese aber in eine unbeschränkte Haftung, wenn der Erbe nicht fristgerecht ein Inventar errichtet. Das Bürgerliche Gesetzbuch Sachsens (1863) sieht beschränkte Haftung vor. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des deutschen Reiches (1896/1900) ist die Haftung des Erben unbeschränkt, aber auf den Wert des Nachlasses beschränkbar (Haftung pro viribus hereditatis, Haftung mit dem Wert der Mittel der Erbschaft, Nachlassverwaltung, Nachlasskonkurs, Inventarerrichtung).
Lit.: Kaser § 74; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Lewis, W., Die Succession des Erben, 1864; Freytagh-Loringhoven, A. v., Die Schuldenhaftung der Erben nach den livländischen Rechtsbüchern, ZRG GA 27 (1906), 92; Freytagh-Loringhoven, A. v., Beispruchsrecht und Erbenhaftung, ZRG GA 28 (1907), 69; Enneper, C., Die Reform der Erbenhaftung im Erbrechtsausschuss, 1993; Peer, R., Die Vorschläge der Akademie für Deutsches Recht, Diss. jur. Mannheim 1995; Muscheler, K., Die Haftung der Erben im preußischen ALR, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbenlaub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 5] in 16 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, Femininum Erbenlaube DW2 8,1588, 8 um 1280, N.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht (beispielsweise →Sachsenspiegel 1221-1224) die (aus der Gebundenheit des Familienguts erwachsende Notwendigkeit der) Zustimmung (Erlaubnis) des (zu der Zeit einer Verfügung) nächsten Erben zu einer Verfügung des (künftigen) Erblassers über ein Grundstück. Damit gibt der Erbe seine Erbaussicht auf Erbgut (in Gegensatz zu Kaufgut) auf. Fehlt das Erbenlaub, ist das Geschäft zwischen Erblasser und Dritten gegenüber dem Erben unwirksam. Dieser kann es angreifen und das veräußerte Gut teils ohne Gegenleistung, teils gegen Erstattung des Kaufpreises (→Erbenlosung) verlangen. Der unmündige Erbe hat diese Rechte bis zu einer bestimmten Frist nach Erreichen der Mündigkeit. Zuerst in den Städten, dann auch allgemeiner schwindet das Erbenlaub, wird aber teilweise als Vorkaufsrecht fortgeführt.
Lit.: Heusler, A., Deutsches Privatrecht, Bd. 2 1886, 54; Partsch, G., Das Mitwirkungsrecht der Familiengemeinschaft im älteren Walliser Recht, 1955
Erbenlosung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die Befugnis eines Erben, ein ohne seine Zustimmung abgeschlossenes Verfügungsgeschäft über ein Grundstück des Erblassers gegen Erstattung des Kaufpreises an den Erwerber rückgängig zu machen.
Lit.: Hübner 428; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853
Erbenwartrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Anrecht (Wartrecht) des nächsten künftigen Erben (beispielsweise der Söhne) auf das Vermögen eines künftigen Erblassers. Es ist eine Art Anwartschaft auf die zunächst nur in Aussicht stehende Erbschaft. Es beruht auf der Familiengebundenheit des Hausguts. Es wirkt sich (allmählich nur noch) in dem →Erbenlaub und der →Erbenlosung bzw. dem ausgleichsfreien Herausgabeanspruch (Revokationsrecht) aus. In der frühen Neuzeit wird es durch den Grundsatz der Testierfreiheit verdrängt.
Lit.: Hübner 328; Köbler, DRG 124; Schröder, R., Zur Geschichte des Warterechts der Erben, ZRG 9 (1870), 410; Adler, S., Über das Erbenwartrecht nach den ältesten bairischen Rechtsquellen, 1891; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, Bd. 2 1931, 217
erbfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1555 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [WürtLR. 1555 S. 314] in 4 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) fähig Erbe (M.) zu sein, erbberechtigt
Erbfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 1783 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1783 [Basel] in 1 Stelle, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv erbfähig 1555) ist die Fähigkeit Erbe zu sein.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1350 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1421 [EidgAbsch,. II 722] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der für die Zuordnung vermögenswerter Rechte und Pflichten zu Rechtsträgern bedeutsame Tod eines Menschen.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1365 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1655 [GraubdnRQ. I 308] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Erbfolgeordnung 1729, Erbfolger 1395) ist der Übergang des Vermögens des Erblassers auf den Erben. Für die Erbfolge entwickeln sich sachlich bereits früh vor allem in der Hinsicht Regeln, wer der →Erbe (oder die gemeinschaftlichen Erben) innerhalb der Gesamtheit (der Menschen beziehungsweise) der Verwandtschaft des Erblassers ist (oder sind). Dabei unterscheidet das römische Recht zunächst zwischen von selbst erbenden Hauserben (lat. →sui heredes [M.Pl.) und nach besonderer Annahme erbenden Außenerben (lat. heredes extranei) und legt danach eine genauere Reihenfolge fest, die in der justinianischen Novelle 118 zu den vier einander sukzessive ausschließenden Klassen der Abkömmlinge (1), der Eltern und sonstigen Vorfahren sowie der vollbürtigen Geschwister (2), der halbbürtigen Geschwister und ihrer Kinder (3) und aller übrigen Seitenverwandten (4) führt. Das germanische Recht trennt zwischen Hausgemeinschaft und der (ansatzweise in Familienschaften gegliederten übrigen) Verwandtschaft. Der Sachsenspiegel (Landrecht I 3 § 3 [1221-1224]) verwendet hierfür das Bild des menschlichen Körpers, bei dem der Erblasser durch den Kopf, die Kinder, Eltern und Geschwister durch den Hals, die Enkel, Großeltern, Elterngeschwister und Geschwisterkinder durch die Schulter, die Urenkel, Urgroßeltern, Großelterngeschwister, Elterngeschwisterkinder und Geschwisterenkel durch die Ellenbeuge, die Ururenkel, Ururgroßeltern, Urgroßelterngeschwister, Großelterngeschwisterkinder, Elterngeschwisterenkel und Geschwisterurenkel durch das Handgelenk und so weiter versinnbildlicht werden und ausgenommen die Angehörigen des ersten Gliedes die gleich nah Geborenen zu gleichen Teilen erben. Ansonsten sind die Ordnungen der Erbfolge in den Einzelheiten landschaftlich und örtlich sehr unterschiedlich. Allgemein wird ein →Eintrittsrecht der Enkel bei Vorversterben des betreffenden Kindes des Erblasses zunehmend bejaht und die Schlechterstellung der Frau verringert. In der Neuzeit dringen verschiedene Gedanken des römischen Rechtes in das deutsche Recht ein. Joachim Georg Darjes entwickelt (1740) das geometrisierende System von Parentelen (Familienschaften). Das Erbfolgepatent Kaiser Josphs II. von dem 11. 5. 1786 legt eine einheitliche Intestaterbfolge für die österreichischen Erbländer nach dem Parentelsystem fest, wobei bei Fehlen eines Verwandten der (6) Parentelen der Ehegatte erbt. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) verbindet die Erbfolge nach Stämmen mit dem Eintrittsrecht der Abkömmlinge (II 2 §§ 348ff.). Der Code civil (1804) unterscheidet Deszendenten, Aszendenten und Seitenverwandte (Art. 731ff.), so dass den Deszendenten die Eltern und Geschwister mit sämtlichen Abkömmlingen folgen. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) wendet das Parentelensystem durchgehend an (§§ 730ff., Abkömmlinge, Eltern und deren Abkömmlinge, Großeltern und deren Abkömmlinge, Urgroßeltern) und knüpft den Erbgang an die gerichtliche Einantwortung in den Nachlass. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) geht die gewillkürte Erbfolge der gesetzlichen Erbfolge vor und werden (jeweils außer dem Ehegatten) fünf Ordnungen von gesetzlichen Erben nach einem →Parentelensystem unterschieden (Abkömmlinge, Eltern und deren Abkömmlinge, Großeltern und deren Abkömmlinge und so weiter). Fehlen Verwandte und Ehegatte, so erbt der →Fiskus als gesetzlicher Erbe. Zusätzliche Besonderheiten gelten für die Erbfolge in die Stellung eines Monarchen.
Lit.: Kaser § 66; Hübner 752; Danz, W., Versuch einer Entwicklung der gemeinrechtlichen Erbfolgeart in Lehen, 1793; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Wasserschleben, H., Das Prinzip der Successionsordnung nach deutschem und insbesondere sächsischem Rechte, 1860; Stobbe, O., Die Erbfolgeordnung nach den Magdeburger Schöffensprüchen, 1865; Brunner, H., Das anglonormannische Erbfolgesystem, 1869; Wasserschleben, H., Das Prinzip der Erbenfolge, 1870; Schanz, F., Das Erbfolgeprinzip des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts, 1883; Gál, A., Der Ausschluss der Aszendenten von der Erbfolge und das Fallrecht, 1904; Freytagh-Loringhoven, A. Frhr. v., Der Sukzessionsmodus des deutschen Erbrechts, 1908; Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preußen, hg. v. Sering, M., Bd. 7 1908; Fritz, M., Die gesetzliche Verwandtenerbfolge des älteren schwedischen Rechts, ZRG GA 36 (1915), 137; Kühn, O., Die kaiserliche Konstitution von 1529 über die Erbfolge der Geschwisterkinder und Ulrich Zasius, ZRG GA 78 (1961), 310; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge und das Pflichtteilsrecht, 1970; Mertens, H., Überlegungen zur Herkunft des Parentelensystems, ZRG GA 90 (1973), 149ff.; Diestelkamp, B., Das Verhältnis von Gesetz und Gewohnheitsrecht im 16. Jahrhundert, (in) FS H. Thieme 1977, 1; Kroeschell, K., Söhne und Töchter im germanischen Erbrecht, Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 87; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Buchholz, S., Erbfolge und Wiederverheiratung, 1986; Olzen, D., Vorweggenommene Erbfolge, 1988; Meuten, L., Die Erbfolgeordnung des Sachsenspiegels und des Magdeburger Rechts, 2000; Hartmann, P., Das Recht der vertraglichen Erbfolgeregelung in der neueren Privatrechtsgeschichte, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbfolgekrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1786 bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus Anlass eines Streites um die →Erbfolge in einem Erbfall entstehende Krieg (beispielsweise bayerischer Erbfolgekrieg, schlesischer Erbfolgekrieg, spanischer Erbfolgekrieg). Er endet vielfach mit einer (in den Einzelfällen durchaus unterschiedlichen einvernehmlichen) Güteraufteilung.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon
Erbfolgeordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1729 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des ALtertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ordnung der Erbfolge
Erbfolgepatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich das die Erbfolge ordnende Patent wie beispielsweise das Patent Josephs II. von dem 11. 5. 1786, mit dem eine einheitliche gesetzliche Erbfolge für die österreichischen Erbländer festgesetzt wird (6 Parentelen, subsidiäres Erbrecht des Ehegatten, der bis zu der Wiederverheiratung außerdem ein Fruchtgenussrecht an einem Viertel des Nachlasses erhält).
Erbfolger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1395 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1395 [InvNichtstaatlArchWestf I 538] in 8 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Erbe (M.)
Erbgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1227 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem deutschen Mittelalter das durch Erbfolge erworbene Gut in Gegensatz zu dem durch Kauf erlangten Gut (Kaufgut). Für das Erbgut gelten bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts verschiedentlich besondere Regeln (beispielsweise →Erbenwartrecht).
Lit.: Hübner 747; Kroeschell, DRG 1f.
Erbhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1316 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1316 [HHildeshUB. IV 166] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der durch lange →Erbfolge in dem Eigentum einer Familie stehende bäuerliche Hof. In dem unter der nationalsozialistischen Herrschaft Adolf Hitlers stehenden Deutschen Reich (1933-1945) wird für den Eigentümer des von dem →Reichserbhofgesetz (von dem 29. 9. 1933, aufgehoben durch Art. I 1 Kontrollratsgesetz Nr. 45 zu dem 23. 4. 1947) erfassten Erbhofs (fünfunddreißig Prozent der Höfe) (sog. Bauer in Gegensatz zu den sonstigen Landwirten) die →Testierfreiheit des Erblassers zu Gunsten gesetzlicher Erben eingeschränkt.
Lit.: Köbler, DRG 239; Weitzel, J., Sonderprivatrecht aus konkretem Ordnungsdenken, (in) ZNR 1992, 55ff.; Buchenroth, A., Die Heimatzuflucht, 2004
Erbhuldigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1356 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1356 [MWittelsb. II 449] in 17 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist (vor allem in den österreichischen Erbländern) der besondere Akt der →Huldigung (der Landleute gegenüber dem Landesherrn), der in Niederösterreich auf das Jahr 1282, in der Steiermark auf das Jahr 1186 und in Kärnten auf die Herzogseinsetzung auf dem Herzogsstuhl bei Maria Saal zurückgeführt wird.
Lit.: Puntschart, P., Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten, 1899; Holenstein, A., Die Huldigung der Untertanen, 1991; Brademann, J., Autonomie und Herrschaft, 2006
Erblande (Erbland Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1120 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [MZoll. III 233] in 25 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) sind (als Mehrzahl) grundsätzlich die (seit alters) ererbten Länder gegenüber neueren Ländern. Zu den nach anderen älteren Zusammenfassung von 1336 oder 1364 seit dem 15. Jahrhundert so bezeichneten, sich in dem Lauf der Zeit wandelnden österreichischen Erblanden oder Erbländern zählen zunächst die Stammlande Habsburgs in der Schweiz und in Schwaben (1380 obere lande, 1480 vordere Lande, 16. Jahrhundert Vorderösterreich), das als Lehen König Rudolfs von Habsburg nach der Tötung Ottokars von Böhmen an die eigenen Söhne vergebene Herzogtum Österreich einschließlich vor allem der Steiermark (1282), Kärntens (1335, mit Krain) und Tirols (1363) sowie der Markgrafschaft Istrien und der windischen Mark (1374), Triests (1382) der Grafschaft Görz und der Herrschaft Gradiska (1500). Später kommen Burgund (selten) sowie Böhmen (und Ungarn selten) hinzu. Schließlich werden unter dem Begriff der Erblande alle österreichischen Gebiete einschließlich Böhmens von Ungarn, Galizien und den italienischen Ländern geschieden. Um 1800 erstrecken sich die deutschen Erblande der Habsburger auch auf Galizien, Bukowina, Dalmatien und Lombardo-Venetien. Der eher privatrechtlichen Vorstellung der Erblande entspricht dann (1848) die öffentlichrechtliche Vorstellung der Kronländer, innerhalb deren zwischen österreichischen Kronländern (mit Galizien) und ungarischen Kronländern getrennt wird. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden österreichische Erblande und Länder der ungarischen Krone gegenübergestellt, allerdings stark abnehmend, da die österreichischen Erblande bald nichtamtlich und ab 1915 auch amtlich einfacher als Österreich bezeichnet werden.
Lit.: Baltl/Kocher; Hellbling, E., Österreichische Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 1956, 65, 267, 275; Zöllner, E., Der Österreichbegriff, 1988; Brauneder, W., Die Habsburgermonarchie als zusammengesetzter Staat, (in) Zusammengesetzte Staatlichkeit, hg. v. Becker, H., 2006, 197ff.
Erblasser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1420 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [TirolLO. 1573 III 19 al. 2] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch, der bei seinem Tode ein Vermögen als sein Erbe (N.) (hinter)lässt.
Lit.: Immel, G., Die höchstpersönliche Willensentscheidung des Erblassers, 1965; Tschäppeler, H., Die Testierfreiheit, 1983; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1571 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [SolmsLR. 13] in 6 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen und neuzeitlichen deutschen Recht die erbliche, vielfach veräußerbare, meist entgeltliche →Leihe von Grundstücken. Sie entspricht in vielen Zügen der spätrömischen Emphyteuse (Erbpacht) und der Bittleihe (Prekarie). Sie entwickelt sich sowohl in der mittelalterlichen Stadt wie in der ländlichen Grundherrschaft. In der Stadt wird aus dem erblichen Zins allmählich eine privatrechtliche →Reallast an Eigentum. Auf dem Land treten zu dem privatrechtlichen Verhältnis die öffentlichrechtlichen Elemente der Herrschaft des Grundherrn über den Hintersassen hinzu. Die Erbleihe endet hier mit der Beseitigung der →Grundherrschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts, weshalb sie in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) und des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) nicht mehr enthalten ist.
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125; Gobbers, J., Die Erbleihe und ihr Verhältnis zum Rentenkauf, ZRG GA 4 (1883), 130; Schwind, E. v., Zur Entstehungsgeschichte der freien Erbleihen, 1891, Neudruck 1973; Rietschel, S., Die Entstehung der freien Erbleihe, ZRG GA 22 (1901), 181; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der freien bäuerlichen Erbleihe Deutschtirols im Mittelalter, 1903; Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich, 1906; Schreiber, O., Die Geschichte der Erbleihe in der Stadt Straßburg im Elsass, 1909; Hallermann, H., Die Erbleihe an Grundstücken in den westfälischen Städten bis 1500, 1925; Beer, K., Beiträge zur Geschichte der Erbleihe in elsässischen Städten, 1933; Fischer, K., Die Erbleihe in Köln, 1939
Erbmonarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1620 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch das Erbrecht einer Dynastie auf die (staatliche) Herrschaft gekennzeichnete Monarchie. Das Heilige römische Reich schwankt zwischen Erbrecht und Wahl, wobei der Versuch eines Erbreichsplans Heinrichs VI. in dem deutschen Reich 1196 scheitert. Tatsächlich kommen aber die Könige und Kaiser des Reiches seit (1273 überwiegend beziehungsweise) 1438 mit nur wenigen kurzen Ausnahmen fast durchweg aus der Familie der Habsburger bzw. dem Hause →Habsburg. In den Ländern setzt sich demgegenüber das Prinzip der Erblichkeit der Herrschaft durch, bis es an dem Ende des Ersten Weltkriegs 1918 beseitigt wird.
Lit.: Köbler, DRG 95; Perels, E., Der Erbreichsplan Heinrichs VI., 1927; Wallner, M., Zwischen Königsabsetzung und Erbreichsplan, 2004
Erbpacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1299 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [MagdebLiebFrauUB. 149] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., beispielsweise § 1122 ABGB, vgl. § 1123 ABGB Erbzinsrecht, ab 1848 leerlaufend) erbliche Pacht →emphyteusis
Lit.: Brunner, H., Die Erbpacht der Formelsammlungen, ZRG GA 5 (1884), 69; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1062 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1234 [DOrdHessenUB. I nr. 38] in 61 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der Rechtssätze, die das →Erbe betreffen, subjektiv die in dem Erbfall entstehende Berechtigung des Erben an dem Nachlass. Es ist sachlich von den erkennbaren Anfängen des Rechtes an ein wichtiger Bestandteil (des Privatrechts, lat. ius [N.] hereditarium). Kennzeichnend ist zunächst die vorgegebene (gesetzliche) →Erbfolge (der Verwandten nach verwandtschaftlicher Nähe zu dem Erblasser unter teilweiser Bevorzugung von Männern), die schon in dem altrömischen Recht und danach erneut spätestens in dem hochmittelalterlichen Recht um die Möglichkeit ergänzt wird, die gesetzliche Erbfolge gewillkürt abzuändern (gewillkürte Erbfolge, →Erbvertrag, →Testament). Allmählich erlangt auch der Ehegatte des Erblassers ein Erbrecht. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird das Erbrecht zunehmend durch die →Erbschaftsteuer (Deutsches Reich 1906/1911) beeinflusst, indem die den Staat beherrschenden Politiker und Parteien zwecks Sicherung ihrer Gunst der Wähler verheißenden Verteilungsmasse die vererbten Vermögen der wehrlosen Erblasser durch Besteuerung an sich zu ziehen versuchen.
Lit.: Kaser §§ 65ff.; Söllner §§ 8, 12, 18; Hübner 734; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 15, 23, 37, 162, 206, 210; Baltl/Kocher; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Zachariä von Lingenthal, K., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 3. A. 1892, Neudruck 1955, 133; Brunner, H., Der Totenteil in germanischen Rechten, ZRG GA 19 (1898), 107; Brunner, H., Kritische Bemerkungen zur Geschichte des germanischen Weibererbrechts, ZRG GA 21 (1900), 1; Dultzig, E. v., Das deutsche Grunderbrecht, 1899; Escher, A., Der Einfluss des Geschlechtsunterschiedes, 1899; Schultze, A., Der Einfluss der Kirche auf die Entwicklung des germanischen Erbrechts, ZRG GA 35 (1914), 75; Ferrari, G., Ricerche sul diritto ereditario, 1914; Fischel, A. v., Erbrecht und Heimfall auf den Grundherrschaften Böhmens und Mährens, (in) Archiv für österreichische Geschichte 106 (1915); Schultze, A., Augustin und der Seelteil des germanischen Erbrechts, 1928; Meyer, H., „Ligurisches Erbrecht“, ZRG GA 50 (1930), 354; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Hegglin, G., Das gesetzliche Erbrecht der Rechtsquellen Unterwaldens, Diss. jur. Bern 1930; Bruck, E., Kirchenväter und soziales Erbrecht, 1956; Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich, 1957; Rüdin-Bader, S., Die erbrechtliche Stellung der Stiefkinder und Halbgeschwister nach den zürcherischen Rechtsquellen, 1959; Besta, E., Le successioni, 2. A. 1961; Sheehan, M., The Will in Medieval England, 1963; Eisenmann, H., Konstanzer Institutionen des Familien- und Erbrechts, 1964; Arnold, J., Das Erbrecht der Reichsstadt Esslingen, 1965; Bart, J., Recherche sur l’histoire des successions, 1966; Ebel, W., Über die Formel „für mich und meine Erben“ in mittelalterlichen Schuldurkunden, ZRG GA 84 (1967), 236ff.; Hess, R., Familien- und Erbrecht im württembergischen Landrecht von 1555, 1968; Fedynskyj, J., Rechtstatsachen auf dem Gebiete des Erbrechts im Gerichtsbezirk Innsbruck 1937 bis 1941, 1968; Vismara, G., Famiglia e successioni nella storia del diritto, 1970; Hafström, G., Den svenska familjerättens historia, 1970; Bley, H., Das Erbrecht nach den Urteilen des Ingelheimer und Neustadter Oberhofs, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977; Schröder, R., Abschaffung oder Reform des Erbrechts, 1981; Müller-Eiselt, K., Divus Pius constituit, Diss. jur. Freiburg 1982; Kroeschell, K., Söhne und Töchter im germanischen Erbrecht, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 87; Hattenhauer, H., Zur Dogmengeschichte des Erbrechts, (in) Jura 1983, 9, 68; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Udina Abelló, A., La successió testado, 1984; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., Erbrecht, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Zur Geschichte des Familien- und Erbrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Waibel, T., Erbrecht und Familie, 1988; Kasten, B., Erbrechtliche Verfügungen des 8. und 9. Jahrhunderts, ZRG GA 107 (1990), 236; Baker, H., An Introduction to English Legal History, 4. A. 2002; Das Familien- und Erbrecht unter dem Nationalsozialismus, hg. v. Schubert, W., 1993; Andres, I., Der Erbrechtsentwurf von Friedrich Mommsen, 1996; Wacker, G., Der Erbrechtsausschuss der Akademie für Deutsches Recht, 1997; Bühler, T., Die Methoden der Rezeption des römisch-gemeinen Rechts in die Erbrechte der Schweiz, ZRG GA 120 (2003); Signori, G., Vorsorgen – Vererben – Erinnern, 2001; Heusen, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002; Beckert, J., Unverdientes Vermögen, 2004; Seif, U., Römisch-kanonisches Erbrecht in mittelalterlichen deutschen Rechtsaufzeichnungen, ZRG GA 122 (2005), 88; Wesener, G., Ephemere Besonderheiten des spätrömischen Erbrechts, (in) FS Rolf Knütel, 2009, 1401; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Der Einfluss religiöser Vorstellungen auf die Entwicklung des Erbrechts, hg. v. Zimmermann, R., 2012; Deblauwe, R., Het Recht van Terugkeer of de Anomale Erfopvolging, 2014; Mertens, B., Die Erbfolgegesetzgebung der Reichstage, ZRG GA 133 (2016), 81; Noda, R., Zum Städelschen Beerbungsfall, ZRG GA 133 (2016), 365
Erbschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1205 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1203 [MBoica XII 93] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Erbschaftsbesitz 1863, Erbschaftsbesitzer 1794, Erbschaftsgegenstand 1863, Erbschaftsklage 1687) ist das aus Rechten und Pflichten bestehende Vermögen des Erblassers, das bei seinem Tod als Ganzes auf eine(n) oder mehrere Menschen bzw. Personen übergeht. Lateinisch heißt die Erbschaft →hereditas (F.). Die Zugehörigkeit der Grundstücke, Rechte und Verpflichtungen zu der Erbschaft entwickelt sich anscheinend erst allmählich.
Lit.: Kaser §§ 65 I, 66 IV; Heuser, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002
Erbschaftsanfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 18. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Übergang der Rechte und Pflichten des Erblassers (Erbschaft) auf den Erben (in der Gesamtrechtsnachfolge). Er erfolgt beispielsweise bei den mit dem Tod des Hausvaters gewaltfrei werdenden römischen Hauserben (lat. sui heredes als necessarii heredes) grundsätzlich mit dem Tode des Erblassers, wobei eine Enthaltungsmöglichkeit ([lat.] beneficium abstinendi) besteht. Dagegen müssen in dem römischen Recht die Außenerben (Agnaten, Gentilen) einen besonderen Erwerbsakt (Erbschaftsantritt, lat. [F.] aditio hereditatis) vornehmen, so dass zwischen dem Tode des Erblassers und dem Erbschaftsantritt eine sog. ruhende Erbschaft (lat. hereditas [F.] iacens) vorliegt. Dieses Ruhen der Erbschaft wird in der Neuzeit in einigen Rechten (für alle Erben) übernommen. Daneben ist verschiedentlich eine Einweisung in die Erbschaft durch das zuständige Gericht erforderlich (§ 797 ABGB Österreichs [1811], vorher Erbantrittserklärung). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) und in dem schweizerischen Zivilgesetzbuch (1907/1911) wird (unter der Möglichkeit der Ausschlagung) die Erbschaft unmittelbar erworben.
Lit.: Kaser § 71 II; Hübner 734; Köbler, DRG 210; Huber, E., System und Geschichte des schweizerischen Privatrechts, Bd. 4 1893, 541; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Fischer, H., Vonselbsterwerb und Antrittserwerb, 1996; Bielefeld, C., Die Entwicklung des Erbschaftserwerbs nach österreichischem Recht, 1997; Heuser, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbschaftsanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1862 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist bereits in dem klassischen römischen Recht sachlich der eine (lat. actio in rem bildende) Klaganspruch des Erben (nach zivilem Recht) gegen den, der einen Vermögensvorteil aus der Erbschaft erlangt hat, auf Herausgabe (lat. hereditatis petitio [F.]), wobei ein gutgläubiger Besitzer nach dem →Senatusconsultum Iuventianum (129 n. Chr.) nur herauszugeben hat, worum er bereichert ist. Der Erbe nach prätorischem Recht (lat. bonorum possessor [M.]) kann die Herausgabe auf Grund eines (lat.) interdictum (N.) quorum bonorum verlangen. Der Erbschaftsanspruch wird in der frühen Neuzeit weitgehend übernommen (Erbschaftsklage).
Lit.: Köbler, DRG 37; Müller-Ehlen, M., Hereditatis petitio, 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbschaftsbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Besitz der Erbschaft
Erbschaftsbesitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 20. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1794) Besitzer der Erbschaft
Erbschaftsgegenstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 20. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Gegenstand der Erbschaft
Erbschaftskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1784 [PreußALR. I 11 § 447, ÖW. I 2 ohne Jahr] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Kauf einer Erbschaft.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbschaftsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 [8,1632,25] 1699 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. 1687) Klage auf Herausgabe der Erbschaft
Erbschaftsschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – anders als Erbschaftsschuldner - und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 19. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen nur bei Maurenbrecher II 318 ohne Jahr 19. Jahrhundert in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem Erblasser oder aus dem Erbfallsvorgang herrührende Schuld. Für sie haftet der Erbe nach römischem Recht mit der von Justinian gewährten Rechtswohltat des →Inventars. In dem Hochmittelalter haftet noch in dem Sachsenspiegel nur die Fahrnis des Nachlasses, wobei bestimmte Schulden (beispielsweise aus Raub, Diebstahl oder Spiel) überhaupt ausgenommen sind. Später ist für alle Schulden und mit dem ganzen Nachlass einzustehen, doch wird aus dem römischen Recht die Rechtswohltat des Inventars aufgenommen. →Erbenhaftung
Lit.: Kaser § 74; Hübner; Köbler, DRG 59, 123
Erbschaftsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1775 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die den Übergang eines Vermögens durch →Erbfolge erfassende →Steuer. Ihr gehen bereits in dem Mittelalter Sterbefallsabgaben etwa an den Grundherrn (→Besthaupt, →Buteil) voraus. In dem (zweiten) Deutschen Reich wird (an dem 3. 6.) 1906/1911 eine Erbschaftsteuer eingeführt. Ihre Höhe wird gestaffelt und führt bei sehr großen Vermögen zu sehr beachtlichen Steuern. Sie werden auf der unentwegten Suche nach Einkünften (des Staates bzw. der auf der Suche nach Wählerstimmen Vermögen anderer umverteilenden Abgeordneten des Parlaments) zu Lasten anderer in dem Laufe der Zeit (beispielsweise 1997 bis 30%, 2008) noch erhöht.
Lit.: Köbler, DRG 210; Hübner, H., Erbschaftsteuerreform 2009, 2009; Handbuch Erbschaftsteuer und Bewertung, 2010
Erbschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1896 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Preußen 1869, allgemein in dem Deutschen Reich 1896/1900, M.) ist das amtliche, von dem Nachlassgericht auf Antrag bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen auszustellende Zeugnis des Erben über sein Erbrecht und bei mehreren Erben auch über die Größe des jeweiligen Erbteils. Ein entsprechendes Zeugnis kennen bereits neuzeitliche Partikularrechte, die es allerdings auf den Fall der gesetzlichen →Erbfolge beschränken. Aus den Erbbescheinigungen in Mecklenburg und Neuvorpommern sowie seit 1869 (ganz) Preußen entwickelt sich der Erbschein des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900.
Lit.: Hübner; Köbler, DRG 211; Siegel, H., Das deutsche Erbrecht, 1853; Hirsch, M., Von der Erbbescheinigung des preußischen Rechts zum Erbschein des BGB, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbschulze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv 17. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1410 [CDSiles. I 91] in 4 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der erbliche Leiter (Schulze) der bäuerlichen Gemeinde (und Beauftragte der Herrschaft) der mittelalterlichen deutschen Ostsiedlung von dem 12. bis zu dem 19. Jahrhundert. Der Erbschulze hat meist einen besonderen Erbschulzenhof und oft auch weitere Vorrechte.
Lit.: Riedel, L., Über die Dorfschulzen, 1834; Schwineköper, B., Die mittelalterliche Dorfgemeinde in Elbostfalen, (in) Vorträge und Forschungen 8, 1964, Bd. 2 115
Erbteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nach 1172 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1115 [CDRhMos. I 184] in 46 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Anteil eines von mehreren Erben an dem Erbe, den sachlich bereits das römische Recht kennt.
Erbteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1334 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1334 (StendalUrt. 2] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufteilung eines Erbes unter mehreren Erben. Für sie kennt sachlich in einem Streitfall bereits das römische Recht Klagansprüche ([lat.] actio familiae erciscundae).
Lit.: Voltelini, H. v., Der Ältere teilt, der Jüngere wählt, ZRG GA 36 (1915), 478
Erbtochter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1400 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [1444 KärntLHdf. 21] in elf Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Tochter (evtl. auch eine weitere weibliche Verwandte) des letzten Mannes einer (adeligen) Familie. Über sie werden vielfach bedeutende Güter vererbt (beispielsweise Margarethe Maultasch 1363 in Tirol, Maria Theresia 1740 in Österreich).
Lit.: Hübner; Köbler, Historisches Lexikon; Wolf, A., Prinzipien der Thronfolge in Europa, (in) Vorträge und Forschungen, 1986
erbunfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur in Wortarchiv für das 19. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unfähig zu erben
Erbunfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur in Wortarchiv für das 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unfähigkeit, Erbe zu werden (beispielsweise in dem römischen Recht Personenverbände, später Ordensangehörige mit Armutsgelübde).
Erbuntertan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 (Erbunterthan) und in DW2 1524– nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1524 [Ulm/UrkSchwäbBund. II 281] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erblicher Untertan
erbuntertänig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Erbuntertänigkeit - nicht und in DW2 - ausgenommen Erbuntertan 1524 - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erblich untertänig
Erbuntertänigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 – ausgenommen Erbuntertan 1524 - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1672 [Böhmen/DRWArch. und PreußLR. 1685 II 4,9 § 2] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem neuzeitlichen deutschen Recht (in Preußen) die in Abschwächung der Leibeigenschaft entstehende erbliche grundherrschaftliche Abhängigkeit (Unfreiheit).
Lit.: Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004
erbunwürdig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu erben unwürdig
Erbunwürdigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nur in Wortarchiv für das 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Österreich 1786) ist die sachlich in dem spätrömischen Recht aus Einzelfällen (z. T. Tötung des Erblassers, Verhinderung, Unterdrückung oder Fälschung des Testaments) entwickelte Unwürdigkeit (lat. [F.] indignitas]), Erbe zu sein. Dem Erbunwürdigen wird das ererbte Gut von dem Staat zu Gunsten der Staatskasse (lat. [N.] aerarium, später [M.] fiscus) entzogen. Die Erbunwürdigkeit wird in dem neuzeitlichen Recht übernommen.
Lit.: Kaser § 71 V; Hempel, I., Erbunwürdigkeit, Diss. jur. Köln 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Nehmer, M., Erbunwürdigkeit und Elternunterhalt im internationalen Privatrecht, 2013; Krupa, M., Blutige Hand nimmt kein Erbe – Eine rechtshistorische und vergleichende Studie zum Rezeptionsweg der römischen indignitas in den französischen, österreichischen und deutschen Privatrechtskodifikationen, 2019
Erbverbrüderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1525 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1552 [Schilling, M., Quellenbuch zur Geschichte der Neuzeit 92] in 7 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Erbvertrag
Lit.: Loening, R., Erbverbrüderungen, 1867
Erbvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1535 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1535 [BrschwBericht I 191] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vertrag zwischen mindestens zwei Menschen, in dem mindestens einer der Vertragsschließenden (Erblasser) vertragsmäßige Verfügungen von Todes wegen (beispielsweise Erbeinsetzung, Vermächtnis, Auflage) trifft. Der Erbvertrag ist in dem römischen Recht (als sittenwidrig) unzulässig (D. 45, 1, 61), den griechischen Rechten dagegen geläufig und deswegen in der oströmischen Rechtswirklichkeit in Gegensatz zu dem gesetzlichen Verbot verbreitet. Das Frühmittelalter kennt mit der fränkischen →Affatomie und dem langobardischen Speergedinge die Möglichkeit, den Nachlass einem nicht verwandten Menschen durch Rechtsgeschäft zukommen zu lassen. Etwas später gewinnt die Gabe nach dem Tod (lat. donatio [F.] post obitum) an Bedeutung, für die es streitig ist, ob sie schon Erbvertrag ist. Hierher gehört dann insbesondere die seit dem 14. Jahrhundert vordringende Erbverbrüderung (adeliger Familien) zwecks Gestaltung der künftigen Güterzuordnung (beispielsweise 1373/1457 Braunschweig, Sachsen, Hessen, 1442 Brandenburg, Mecklenburg, 1537 Liegnitz). In der frühen Neuzeit werden seit der Mitte des 17. Jahrhunderts von dem (lat. [M.]) →usus modernus pandectarum bestimmte Arten von erwerbenden Erbverträgen auf deutschrechtlicher Grundlage bejaht. Eine allgemeine Anerkennung erfolgt in dem Naturrechtszeitalter bei Leyser (1683-1752), Böhmer (1674-1749) und Heineccius (1681-1741). Die Gesetzbücher seit dem 18. Jahrhundert lassen den Erbvertrag zu (Codex Maximilianeus Bavaricus civilis 1756 III, 11, § 1, Allgemeines Landrecht Preußens 1794 I 12 §§ 617ff.), wobei ihn das österreichische Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811/1812) auf Ehegatten und drei Viertel des Nachlasses beschränkt. Eine strenge wissenschaftliche Ausformung des Erbvertrags erfolgt durch Hasse 1828.
Lit.: Kaser § 65; Hübner 788; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 38, 123, 162, 211; Hasse, J., Ueber Erbvertrag, (in) Rhein. Museum für Jurisprudenz 2 (1828), Heft 2; Beseler, G., Die Lehre von den Erbverträgen, Bd. 1ff. 1835ff.; Hartmann, G., Zur Lehre von den Erbverträgen, 1860; Loening, R., Erbverbrüderungen, 1867; Kugelmann, G., Gemeinrechtliche Begründung des partikulären Erbvertrags, 1875; Vismara, G., Storia dei patti successori, Bd. 1f. 1941; Vismara, G., I patti successori nella dottrina di Bartolo, (in) Bartolo di Sassoferrato, Bd. 2 1962, 755; Battes, R., Gemeinschaftliches Testament und Ehegattenerbrecht, 1974; Wesener, G., Zur Lehre vom Erbvertrag, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 607; Jaeckel, G., Die Liegnitzer Erbverbrüderung von 1537, 1988; Kuttig, W., Der brandenburgisch-schlesische Erbverbrüderungsvertrag, 1988; Weimar, P., Erbvertrag und gute Sitten, (in) Misc. D. Maffei, Bd. 4 1995, 231; Christiansen, T., Die erbvertragliche Bindungswirkung in der Rechtsprechung des 20. Jahrhunderts, 2004; Hartmann, P., Das Recht der vertraglichen Erbfolgeregelung in der neueren deutschen Privatrechtsgeschichte, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Müller, M., Besiegelte Freundschaft - Die brandenburgischen Erbeinungen, 2010; Hirsch, E., Generationsübergreifende Verträge reichsfürstlicher Dynastien vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 2013 (elf Erbverbrüderungen, neun Erbbündnisse, 3 erbliche Verfahren zur Austragung von Streitigkeiten); Ulrich, J., Der Erbvertrag als Problem von Rechtswissenschaft, 2017
Erbverzicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1602 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1602 [CDSiles. 27 S. 246, 1696 ZSchweizR.2 29 1910 277] in 2 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Verzicht auf das Erbe. Er ist in dem römischen Recht ausgeschlossen. Später wird er zugelassen.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erbzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1270 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [ZHambG. 7 1883 431] in 27 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) erbliche Zinsverpflichtung, vielfach aus Erbleihe, von dem Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert
Lit.: Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich im Mittelalter, 1906; Dannhorn, W., Römische Emphyteuse und deutsche Erbleihe, 2003
Ercto non cito (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist die altrömische Erbengemeinschaft (lat. [N.] consortium).
Lit.: Kaser §§ 66 I 2
Erde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 700 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [HMS. II 136] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Heimat aller bisher dem Menschen bekannten Lebewesen) ist der dichteste, fünftgrößte und der Sonne drittnächst stehende Planet des Sonnensystems mit einem Durchmesser von mehr als 12700 Kilometern, einem Umfang von rund 40000 Kilometern, einer Masse von 5,974. 10 hoch 24 Kilogramm und einer siderischen Umlaufzeit von 365,256 Tagen um die Sonne sowie einem Alter von etwa 4,7 Milliarden Jahren (mit durchschnittlich 35 Kilometer dicker Erdkruste und einer beschränkten umgebenden Atmosphäre aus Stickstoff, Sauerstoff, Argon, Kohlenstoffdioxid und Neon). Geologisch gegliedert ist die Geschichte der Erde in Hadaikum (Erdentstehung vor schätzungsweise 4,7 Milliarden Jahren, Uratmosphäre vor allem aus Kohlendioxid und Wasser), Archaikum (Kontinente, Einzeller ohne Zellkern bzw. Bakterien und Archaeen, vor 2,5 Milliarden Jahren Sauerstoff), Proterozoikum (komplexe Einzeller mit Organellen, Ozon, Vielzeller, Urkontinent Rodinia, vor 541 Millionen Jahren immer mehr vielzellige Tiere, in dem Kambrium kleine hartschalige Fossilien, in dem Silur Riffgemeinschaften und älteste Überreste von Landpflanzen, in dem Devon erste Amphibien, vor 66 Millionen Jahren heutige Kontinente, Alpen, Himalaya, viele Säugetiere, vor 2,5 Millionen Jahren starke Vergletscherung, vor 11700 Jahren Holozän). Die ungefähre Kugelgestalt der Erde ist bereits dem Griechen Eratosthenes (276-194 v. Chr.) auf Grund des scheinbaren allmählichen Untersinkens eines Schiffes auf dem Meer bei seiner Fahrt von dem Hafen zu dem Horizont infolge der Erdkrümmung bekannt. Der erste Himmelsglobus ist wohl für Archimedes (287-218 v. Chr. belegt, der erste Erdglobus wahrscheinlich bei den Arabern (813-833), der erste belegte Erdglobus der Neuzeit 1477 bei Donnus Nicolaus Germanus für Papst Sixtus IV. Vergleichbare Planeten müssten stark genug sein, um bewohnbare Bedingungen zu fördern, aber gleichzeitig nicht so aktiv, dass alles Leben zerstört wird.
Lit.: Frisch, W. u. a., Plattentektonik, 1986, 4. A. 2011, 6. A. 2021; Rothe, P., Die Erde, 2015; Park, G., Die Geologie Europas, 2015, 2. A. 2018, 3. A. 2021; Hofbauer, G., Vulkane in Deutschland, 2016, Neuausgabe 2021; Kremer, B., Die Wiese, 2016; Henze, D., Deutschlands Anteil an der geographischen Erforschung der außereuropäischen Erdteile im 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 2016f.; Wilson, E., Die Hälfte der Erde, 2016 (will zwecks Verstetigung der Artenvielfalt statt auf dem Papier 17 Prozent in der Wirklichkeit vage 50 Prozent der Erdoberfläche als Schutzgebiete); Borsch, J., Erschütterte Welt, 2018; Pigafetta, A., Die erste Reise um die Welt – An Bord mit Magellan, 2020; Walter, J., Erdbeben im antiken Mittelmeerraum und im frühen China, 2019; Headrick, D., Macht euch die Erde untertan – Die Umweltgeschichte des Anthropozäns, 2021
erfinden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 92] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auffinden, entdecken
Erfinder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1290 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1528 [ZeigerLRb. 360 Lehnübersetzung von inventarium] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb erfinden 867) Erfindender, Entdeckender, Entdecker
Erfindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1282 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Tomaschek, Wien II Nr. 109] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erfinden 867, Maskulinum Erfinder um 1290) ist die erstmalige Herstellung eines neuen Werkes oder einer sonstigen von Menschen bewirkten Gegebenheit. In Altertum und Mittelalter erfährt die Erfindung (beispielsweise der Sprache, des Kleides, des Hauses, des Pfluges, des Rades, des Tisches, des Stuhles, des Topfes, des Messers, des Tellers, des Löffels, des Bogens, des Schwertes, der Beheizung, der Beleuchtung, der Entwässerung, der Bewässerung oder der Schrift) keinen rechtlichen Schutz, sondern darf von jedermann nachgebaut oder verwendet werden. Erst mit der (übernehmenden) Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern in Mitteleuropa durch Johannes Gutenberg (Mainz um 1450) entwickelt sich allgemeiner der vor allem von Verwertern wie beispielsweis Verlegern aus eigenem wirtschaftlichem Interesse vorangetriebene Schutz der Erfindung (beispielsweise durch Privilegien gegen den unerlaubten Nachdruck von Büchern). Hieraus entstehen in dem 19. Jahrhundert Urheberrecht, Patentrecht und weitere Erfinderrechte.
Lit.: Zycha, A., Beitrag zur Frühgeschichte des deutschen Erfinderrechts, ZRG GA 59 (1939), 208; Zycha, A., Zur älteren Geschichte und vergleichsweisen Bedeutung des niederländischen Erfindungsschutzes, ZRG GA 62 (1942), 294; Kurz, P., Weltgeschichte des Erfindungsschutzes, 2000; Vogel, F., Urheber- und Erfinderrechte im Rechtsverkehr, 2004; Schmidt, A., Erfinderprinzip und Erfinderpersönlichkeitsrecht im deutschen Patentrecht, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Flechsig, A., Frühneuzeitlicher Erfindungsschutz, 2013; Übler, R., Die Schutzwürdigkeit von Erfindungen. Fortschritt und Erfindungshöhe in der Geschichte des Patent- und Gebrauchsmusterrechts, 2014
Erfolg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1521 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [SchweizId. I 811, Schmeller2 I 714 1616] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb erfolgen um 1170) (erfreuliches) Ergebnis
erfolgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1170 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Erfolg ab 1521) durch Erfolg erreichen, durch Handeln geschehen
Erfolgshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das bei dem bloßen Verursachen eines Erfolgs ohne Rücksicht auf die Vorwerfbarkeit eines Verhaltens eintretende Einstehenmüssn (eines Menschen) (wie sie in dem spätmittelalterlichen Rechtssprichwort → „Die Tat tötet den Mann“ zu einem Ausdruck gebracht wird). In einem weiteren Sinn wird darunter auch die Strafbarkeit wegen eines bloßen verursachten Erfolgs verstanden. Erfolgshaftung in diesem Sinn ist für die Frühzeit in weitem Umfang wahrscheinlich, weil (wie bei der Rache) ein Anknüpfen an dem verursachten sichtbaren Erfolg geringere Schwierigkeiten bereitet als die Prüfung eines inneren unsichtbaren Gedankenvorgangs oder Entscheidungsablaufs und die Erfahrung zudem zeigt, dass bestimmte äußere Ergebnisse typischerweise bestimmten inneren Zielsetzungen entsprechen. Abweichend hiervon unterscheidet bereits das altrömische Recht (→Zwölftafelgesetz [451/450 v. Chr.] 8, 24a) zwischen gewolltem Erfolg und nicht gewolltem Erfolg. Hieraus entwickelt sich die grundsätzliche Beschränkung auf die Haftung für ein verschuldetes Verhalten. Allerdings ist auch eine Haftung für das Verschulden eines Gehilfen (bei Werkvertrag) oder aus deliktischem Verhalten eines Gewaltunterworfenen (→Noxalhaftung) anerkannt. Dieser Entwicklung entspricht es, dass das germanische Recht wohl zwar an dem äußeren Erfolg anknüpft, darin aber typisierend zugleich den schädigenden Willen erfassen will. Das frühmittelalterliche Recht unterscheidet zwischen vorsätzlicher Tat und so genanntem Ungefährwerk. Demgegenüber bedrohen hochmittelalterliche Strafrechtsquellen des öfteren Fälle von Ungefährwerk (ungewollte Tötung und Körperverletzung) mit peinlichen Strafen. Demnach entwickelt sich ein ausgeprägtes Schuldstrafrecht erst in der Neuzeit. In dem Privatrecht setzt sich zu Gunsten des handelnden Unternehmers und zu Lasten Betroffener das Verschuldensprinzip unter dem Einfluss des Liberalismus in dem 19. Jahrhundert (→Ihering) durch. Gleichzeitig gewinnt aber gerade in und seit dieser Zeit die (von dem Verschulden gelöste) →Gefährdungshaftung (Eisenbahn, Kraftfahrzug, Flugzeug und so weiter) erheblich an Bedeutung.
Lit.: Kaser § 36; Köbler, DRG 71, 128; Brunner, H., Forschungen zur Geschichte des deutschen und französischen Rechts, 1894, 487; Kaufmann, E., Die Erfolgshaftung, 1958; Mikat, P., Erfolgshaftung und Schuldgedanke im Strafrecht der Angelsachsen, (in) FS H. Weber, 1963, 9; Ogorek, R., Untersuchungen zur Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1975; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995) 1ff.; Schildt, B., Die Tat tötet den Mann, ZRG GA 114 (1997), 380ff; Stübinger, S., Schuld, Strafrecht und Geschichte, 2000; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, Habilitationsschrift 2003 (ungedruckt); Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Maihold, H., Strafe für fremde Schuld, 2005; Der Strafgedanke, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2007
erfüllen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 [Böhmer-Ficker 269 o. J. MSD. 276] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Erfüllung 1190) füllen, leisten
Erfüllung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1190 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [WienSchottenUB. 173] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Erfüllungsinteresse 1879, Erfüllungsort 1828, Verb erfüllen 867) ist das (Verwirklichen oder Einhalten einer Verpflichtung beziehungsweise) Bewirken der geschuldeten Leistung durch den Schuldner. Die Erfüllung ist in dem römischen Recht als (lat. [F.]) →solutio bekannt. Mit der vollständign Erfüllung wird der Schuldner von seiner Verpflichtung frei.
Lit.: Kaser § 53 I; Köbler, DRG 215; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 46; Heymann, E., Das Verschulden beim Erfüllungsverzug, 1913; Wieacker, F., Lex commissoria, 1932; Harder, M., Die Leistung an Erfüllungs Statt, 1976; Seong, S., Der Begriff der nicht gehörigen Erfüllung, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Platschek, J., Das Edikt de pecunia constituta. Die römische Erfüllungszusage, 2013
Erfüllungsgehilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1936 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch oder die Person, die mit Wissen und Wollen des Schuldners tatsächlich in dessen Pflichtenkreis tätig wird. Der Erfüllungsgehilfe wird als solcher besonders in dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900) des (zweiten) Deutschen Reiches erfasst. Nach § 278 BGB haftet der Schuldner für Verschulden seiner Erfüllungsgehilfen und gesetzlichen Vertreter ohne eigenes Verschulden.
Lit.: Köbler, DRG 214
Erfüllungsinteresse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1879) Interesse des Gläubigers an der Erfüllung durch den Schuldner
Erfüllungsort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1828 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ort der Erfüllung der Schuld durch den Schuldner
Erfurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Gera (742 Erphesfurt), das in dem 8. Jahrhundert durch Bonifatius kurzzeitig Bischofssitz ist und zu unbekannter Zeit (an dem Ende des 10. Jahrhunderts) von dem König an den Erzbischof von Mainz gelangt, ist von (1378/1389/) 1392 bis 1816 Sitz einer Universität. 1802/1814 fällt es an Preußen. 1850 berät in Erfurt ein Deutsches Parlament erfolglos über einen Bundesstaat „Deutsches Reich“. Eine von Preußen mit Sachsen und Hannover gegen Österreich gerichtetete Erfurter Union scheitert an dem Widerstand Österreichs und einiger Mittelstaaten (Olmützer Punktation). 1991 wird Erfurt Hauptstadt Thüringens. 1994 wird die Universität wiederbegründet. →Johannes von Erfurt
Lit.: Reuleaux, C., Das Erfurter Parlament, Diss. jur. Mainz 1953; Schubert, W., Die für das Reichsgericht der Erfurter Union bestimmten Organisations- und Verfahrensgesetze von 1849/50, ZRG GA 101 (1984), 169; Lorenz, S., Studium generale Erfordense, 1989; Erfurt 742-1992, hg. v. Weiß, U., 1992; Märker, A., Geschichte der Universität Erfurt, 1993; Moraw, P., Die ältere Universität Erfurt, (in) Erfurt. Geschichte und Gegenwart, hg. v. Weiß, U., 1995, 189; Die Erfurter Union und das Erfurter Unionsparlament 1850, hg. v. Mai, G., 2000; Lengemann, J., Das Deutsche Parlament (Erfurter Unionsparlament) von 1850, 2000; Große Denker Erfurts und der Erfurter Universität, hg. v. Pfordten, D. v. d., 2002; Gramsch, R., Erfurter Juristen im Spätmittelalter, 2003; Wolf, S., Erfurt im 13. Jahrhundert, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 169; Die Sitzungsprotokolle der Artistenfakultät der Universität Erfurt 1410-1521, hg. v. Stewing, F., 2019
ergänzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1370 bezeugt – in EDEL ohne Jahresangabe - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1567 [WürtLändlRQ. I 203] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ganz machen
Ergänzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1380 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1362 [Kurz, Rud. 376] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb ergänzen um 1370) ist das Hinzufügen in Richtung auf eine Ganzheit oder Vollständigkeit.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
erholen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) heranholen, gesunden
Erholung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1251 bezeugt - nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1249 [CDMorav. VII nr. 87] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb erholen 867) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die Rücknahme einer von einem →Fürsprecher durchgeführten fehlerhaften Rechtshandlung durch die Partei (→Sachsenspiegel Landrecht I 60 § 1). Sie ist möglicherweise vor 1200 gegen die vielleicht mögliche und vielfach angenommene Formenstrenge des Verfahrensrechts (auch in einfachen bäuerlichen Verhältnissen?) und zu der inhaltlichen Verbesserung nachteiliger Äußerungen (möglicherweise von der Kirche?) entwickelt und verschwindet in dem Spätmittelalter.
Lit.: Siegel, H., Die Erholung und Wandelung, 1863; Oestmann, P., Erholung am Ingelheimer Oberhof, (in) Symbolische Kommunikation vor Gericht, 2006, 29ff.
erkennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Schreiber, UB. I 74] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sehen, verstehen
Erkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1340 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (F.) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. oder N., Verb erkennen 796) Einsicht, Urteil
Erkenntnisverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das mit einer Entscheidung über einen Rechtsstreit endende Verfahren. Ihm kann ein Vorverfahren vorangehen und ein Vollstreckungsverfahren folgen. Es bildet seit den Anfängen des Verfahrensrechts dessen Kern.
Lit.: Köbler, DRG 19, 202
erklären (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1289 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [CDSiles. VIII 11] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) klar machen, erläutern, äußern, mitteilen
Erklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1474 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482 [FürstenbUB. VII 161] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb erklären 13. Jahrhundert) Erläuterung, Äußerung, Mitteilung
erlangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1062 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [PassauStR. 176] in 65 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erreichen, bekommen
Erlangen (1002 ersterwähnt, 1398 Stadtrecht) an der Regnitz wird an dem 4. 11. 1743 (in der Markgrafschaft Bayreuth) Sitz einer der Aufklärung verpflichteten Universität (1792 Preußen, 1810 Bayern, zwischen 1743 und 1885 332 juristische Promotionseinträge), die 1961 mit einer Wirtschaftshochschule in Nürnberg (1919) verschmolzen wird.
Lit.: Kolde, T., Die Universität Erlangen, 1910; Baumgärtel, G., Die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Erlanger Juristenfakultät, 1951, 2. A. 1962; Köbler, G., Erlanger juristische Vorlesungen, (in) Jb. f. fränk. Landesforschung 27 (1967), 241; Franze, M., Die Erlanger Studentenschaft 1918-1945, 1972; Beyer, A., Die Verfassungsentwicklung der Universität Erlangen, 1992; Wendehorst, A., Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg 1743-1993, 1993; Wittern, R., Die Professoren und Dozenten, Bd. 1f. 1993ff.; Willett, O., Sozialgeschichte Erlanger Professoren, 2001; Schieber, M., Erlangen, 2002; Wachter, C./Hoffmann-Randall, C., Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, 2004; Verzeichnis der Erlanger Promotionen 1743-1885, unter der Leitung v. Pohl, R., 2009; Kudlich, B., Juraprofessoren an der Universität Erlangen in den Jahren 1933-1945, 2015
Erlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1654 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1744 [SiebbLRKomm. 412] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Verwaltungsrecht eine innerdienstliche allgemeine Anweisung und in dem Schuldrecht ein Schuldaufhebungsvertrag zwischen Gläubiger und Schuldner. Der privatrechtliche Erlass ist bereits dem klassischen römischen Recht geläufig (lat. →solutio [F.] per aes et libram nummo uno, acceptilatio, ähnlich pactum de non petendo). Über die Aufnahme des römischen Rechtes findet er in das moderne Privatrecht Eingang.
Lit.: Kaser §§ 52, 52; Köbler, DRG 43, 215; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
erlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 800 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) loslassen, befreien, entbinden
erlauben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 92, 232] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gestatten, zulassen
Erlaubnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1303 bezeugt - um 1400 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [GrW. I 168] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb erlauben 796, nach 765?) ist in dem Verwaltungsrecht die Erklärung einer Behörde, dass sie ein bestimmtes Verhalten zulässt. Sie entsteht in dem Sinne von Regel und Ausnahme mit der Entwicklung obrigkeitlicher Verbote.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Becker, K., Die behördliche Erlaubnis, Diss. jur. Marburg 1970
Erler, Adalbert (Kiel 1. 1. 1904-Frankfurt am Main 19. 4. 1992), Admiralssohn, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Heidelberg und Berlin (Hans Fehr, Ulrich Stutz, Promotion Greifswald 1929) während einer Tätigkeit als Finanzbeamter in Frankfurt am Main (betreut durch Rudolf Ruth) 1939 habilitiert. Über Straßburg (1941) und Mainz (1946) wird er 1950 nach Frankfurt am Main berufen. Dort ediert er die Urteile des Ingelheimer Oberhofes und begründet auf Anregung Wolfgang Stammlers das Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte. S. Google
Lit.: Rechtsgeschichte als Kulturgeschichte, hg. v. Becker, H. u. a., 1976, Recht, Gericht, Genossenschaft und Policey, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986; Dilcher, G., Nachruf, ZRG GA 110 (1993), 680ff.; In memoriam Adalbert Erler, hg. v. Hennle, K. u. a., 1994
ermächtigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1684 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1420 [BremUB. V 151, 1750 Haltaus 401] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Macht erteilen, mit Befugnis ausstatten
Ermächtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1822 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1752 [DWB. III 909, 1752 Haltaus 401] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erteilung einer Macht zu einem Verhalten (für einen anderen).
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ermächtigungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und im DW2 1931 bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1914) ist das Gesetz, das ein Verfassungsorgan zu einem bislang nicht zulässigen Verhalten ermächtigt. Beispielsweise erlaubt es das deutsche Ermächtigungsgesetz von dem 4. 8. 1914 dem Bundesrat des Deutschen Reiches, (rund 1000) Notverordnungen zu erlassen. Zwischen 1919 und 1923 werden wegen der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage 7 Ermächtigungsgesetze (1919-1921 viermal Gesetzgebungsgewalt auf die Reichsregierung übertragen) verabschiedet. Zwischen 1923 und 1932 wird stattdessen das Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten verwendet. An dem 23. 3. 1933 (Beschluss) beziehungsweise 24. 3. 1933 (Verkündung und Inkrafttreten) wird das (mit notwendiger Zweidrittelmehrheit von dem Reichstag beschlossene) Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich erlassen bzw. verkündet, durch das der Reichstag seine Gesetzgebungsgewalt auf die Reichsregierung überträgt und diese damit zu der Gesetzgebung ermächtigt. 1937, 1939 und 1943 (durch Erlass des Führers) wird die Geltungsdauer verlängert. Die auf seiner Grundlage erlassenen Gesetze sind wirksam. Durch das Kontrollratsgesetz Nr. 1 wird dieses Ermächtigungsgesetz aufgehoben. In Österreich erlässt der Kaiser 1914 gemäß § 14 des Staatsgrundgesetzes über die Reichsvertretung eine Notverordnung, die zu notwendigen Verfügungen auf wirtschaftlichem Gebiet und zu der Versorgung der Bevölkerung ermächtigt und 1917 durch Beschluss der Reichsregierung zu dem kriegswirtschftlichen Ermächtigungsgesetz wird. Nach Ausschaltung des Verfassungsgerichtshofs durch Regierungsverordnung von dem 23. Mai 1933 wird an dem 30. 4. 1934 das bis 1938 geltende Bundesverfassungsgesetz über außerordentliche Maßnahmen in dem Bereich der Verfassung beschlossen, das Nationalrat und Bundesrat auflöst, ihre Befugnisse auf die Bundesregierung überträgt und das Erfordernis einer Volksabstimmung bei einer Gesamtänderung des Bundesverfassungsgesetzes aufhebt.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 170, 230; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 14. A. 1933; Schneider, H., Das Ermächtigungsgesetz vom 24. 3. 1933, 1955, 2. A. 1961, Neudruck 1968; Das „Ermächtigungsgesetz“ vom 24. März 1933, hg. v. Morsey, R., 1968; Huemer, P., Sektionschef Robert Hecht, 1975; Frehse, M., Ermächtigungsgesetzgebung im Deutschen Reich, 1985; Biesemann, J., Das Ermächtigungsgesetz, 1985, 2. A. 1988; Eilers, S., Ermächtigungsgesetz und militärischer Ausnahmezustand, Diss. jur. Köln 1988; Morsey, R., Das Ermächtigungsgesetz, 1992; Schnur, R., Die Ermächtigungsgesetze von Berlin 1933 und Vichy 1940, 1993; Mommsen, H., Entstehung und Bedeutung des Ermächtigungsgesetzes, 2003; Das Ermächtigungsgesetz, eingel. v. Laufs, A., 2003; Bickenbach, C., Vor 75 Jahren - Die Entmächtigung, (in) JuS 2008, 199; Das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933, hg. v. Morsey, R., 2010; Rieker, S., Das Ermächtigungsgesetz vom 24. 03. 1933 und die Konsequenzen des Grundgesetzes, 2013
ermessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1492 [Ulm/UrkSchwäbBund. I 142] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., substantiviertes Neutrum Ermesen um 1160) ausmessen, erfassen, beurteilen
Ermessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1160 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1522 [MittOsterland 6 1863/1866 68] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb ermessen vor 1022) ist der an der Vernünftigkeit des Ergebnisses ausgerichtete Maßstab für ein Verwaltungshandeln. Die dabei anfangs bestehende Entscheidungsfreiheit wird in dem Laufe des (19. und) 20. Jahrhunderts zunehmend verrechtlicht.
Lit.: Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1f. 1988ff.; Held-Daab, U., Das freie Ermessen, 1996
Ermessenspielraum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1933 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Spielaum für Entscheidung bei Ermessen
Ermessensstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) nach Ermessen bestimmte Strafe →poena (F.) arbitraria (lat.)
ermitteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1810 bezeugt – 1810 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erforschen, untersuchen
Ermittelung, Ermittlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1902 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (Ermittlung) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb ermitteln 1810) ist die Nachforschung oder Untersuchung.
Ermittelungsverfahren, Ermittlungsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1909 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (Ermittlungsverfahren) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verfahren zu der Ermittelung eines Täters einer Straftat. Es entwickelt sich seit dem Hochmittelalter. Seit dem 19. Jahrhundert wird es verrechtlicht.
Lit.: Roth, A., Kriminalitätsbekämpfung in deutschen Großstädten 1850-1914, 1996; Weinke, A., Eine Gesellschaft ermittelt gegen sich selbst – Die Geschichte der Zentralen Stelle Ludwigsburg 1958-2008, 2008, 2. A. 2009; Samel, E., Historische Entwicklung des Ermittlungsverfahrens als Vorverfahren innerhalb des Strafprozesses, 2012
Ermland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist als Fürstbistum die weltliche Landesherrschaft des 1243 bei der Eroberung Preußens durch den Deutschen Orden von dem Legaten Wilhelm von Modena gegründeten Bistums Ermland, das 1466 an Polen und 1722 an Preußen gelangt.
Lit.: Perk, H., Verfassungs- und Rechtsgeschichte des Fürstbistums Ermland, 1931; Thimm, W., Die Ordnungen der ermländischen Kapitelsburgen, (in) Zs. f. d. Gesch. und Altertumskunde Ermlands 33 (1969), 53
Ernestiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google ab der Leipziger Teilung des Hauses Wettin 1485 gebildet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv ernst 12. Jh., ernsthaft 9. Jahrhundert, Maskulinum Ernst Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente]) →Wettin (bzw. Wettiner)
erpressen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1595 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1707 [SudetenHGO. Art. 19 § 36] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Erpressung 1641) auspressen
Erpresser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1691 bezeugt - Ende 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb erpressen 1595, Erpressung 1641) Erpressender
Erpressung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1641 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1724 [CAustr. IV 176] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erpressen 1595, Maskulinum Erpresser 1691) ist die Beschädigung des Vermögens eines anderen durch Nötigung dieser oder einer anderen Person in der Absicht, sich oder einen anderen zu bereichern. Dem entspricht in dem klassischen römischen Recht die (lat. [F.]) →concussio. In der Neuzeit erscheint die Erpressung als Straftatbestand in dem 18. Jahrhundert
Lit.: Köbler, DRG 35; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011
errāre, lat., V., irren, in der Irre umherlaufen, umherlaufen, umherirren, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ers-, *r̥s-, *r̥sen, V., Adj., fließen, einsetzen, männlich
erringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482 [ZGO.2 3 1888 141 Oberrhein] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., Femininum Errungenschaft 1582) erkämpfen, gewinnen
error (1), lat., M., nhd. Irren, Umherirren, Umherstreifen, Irrfahrt, Schwanken, Ungewissheit, Fehlschluss, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. errāre
Error (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der Irrtum. Er wird zunächst bei den Konsensualkontrakten (beispielsweise Kauf) dann berücksichtigt, wenn er einen Konsens verhindert. Dies kann sich auf den Gegenstand (lat. [N.] corpus), den Preis, den Geschäftstyp oder (str.) eine wesentliche Eigenschaft (lat. [F.] substantia) beziehen, nicht dagegen auf die bloße Bezeichnung (lat. [N.] nomen).
Lit.: Kaser § 8 II; Köbler, DRG 43; Error iudicis. Juristische Wahrheit und justizieller Irrtum, hg. v. Gouron, A. u. a., 1998; Lotmar, P., Das römische Recht vom error, hg.v. Fargnoli, I, 2019
Errungenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1582 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Blumenegg S. 119] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erringen vor 1022) ist der durch Tätigwerden erlangte Wert.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Errungenschaftsgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen in Wortarchiv 19. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [BadLR. 1809 Satz 1504a, 1521a] in 2 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1809 Badisches Landrecht) ist die Gütergemeinschaft zweier Ehegatten an den während der Ehe erworbenen Gütern (Gesamtgut in Gegensatz zu dem Sondergut jedes Ehegatten). Die Errungenschaftsgemeinschaft erscheint in dem Frühmittelalter bei Franken und westfälischen Sachsen. Danach verbreitet sie sich besonders in Süddeutschland und bildet um 1900 für rund 10 Millionen Deutsche den Regelgüterstand. Bei dem Tode eines Ehegatten erwirbt der überlebende Ehegatte in beerbter Ehe das Sondergut des Verstorbenen, während bei unbeerbter Ehe das Sondergut des Verstorbenen an die Herkunftsseite zurückfällt und das Gesamtgut zwischen dem überlebenden Ehegatten und den Erben des verstorbenen Ehegatten meist hälftig geteilt wird. Die noch in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) beibehaltene Errungenschaftsgemeinschaft wird 1957 beseitigt. In Frankreich gilt die Errungenschaftsgemeinschaft in Form der Fahrnisgemeinschaft.
Lit.: Hübner 667; Köbler, DRG 88, 210; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1f. 1863ff.; Hradil, P., Über eheliche Errungenschaftsgemeinschaft, ZRG GA 36 (1915), 459
Ersatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1491 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1730 [Leu, EidgR. III 3] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Ersatzanspruch 1854, Verb ersetzen um 830) ist das an die Stelle etwas anderen Gesetzte oder Tretende.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ersatzanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1868 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Anspruch auf Ersatz
Ersatzerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1896 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Erblasser für den Fall des Wegfalls des Erben vor oder nach Eintritt des Erbfalls eingesetzte Erbe. Die Einsetzung eines Ersatzerben (lat. [F.] substitutio) in dem Testament ist bereits in dem klassischen römischen Recht möglich und wird von dort mit der Aufnahme des römischen Rechtes übernommen.
Lit.: Kaser § 68 II, V; Söllner § 11; Köbler, DRG 38; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985ff.
ersetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [ZürichUB. VII 192] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) an die Stelle setzen, erneuern
ersitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1383 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 49 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Femininum Ersitzung ab 1520) durch Sitzen oder Besitz erlangen
Ersitzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1520 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [FreiburgStR. I 13, 11] in 11 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb ersitzen 1383 bzw. 1358) ist der Erwerb des Eigentums durch Zeitablauf. Bereits in dem altrömischen Recht kann der Gewaltinhaber tatsächlich über eine Sache seine Berechtigung auf Gebrauchnahme (lat. [F.] usucapio) stützen, womit die Berufung auf einen Vormann (in dem Recht an der Sache) überflüssig wird. Damit ist jeder, der ein Grundstück 2 Jahre oder eine andere Sache 1 Jahr unangefochten gebraucht hat, gegen jedermann geschützt, sofern es sich nicht um eine gestohlene, geraubte oder von Unmündigen und Frauen ohne Mitwirkung des Vormunds veräußerte handgreifbare Sache handelt. Später muss der Eigenbesitz, der ein fremdes Besitzrecht ausschließen will, einen rechtsgültigen Erwerbsgrund haben und der Eigenbesitzer in dem Augenblick der Besitzerlangung gutgläubig sein (vgl. D. 41, 3, 1). Mit Ablauf der Ersitzungsfrist erwirbt der Ersitzungsbesitzer ziviles Eigentum. In dem deutschen Recht hat die →Verschweigung (in einer Frist von Jahr und Tag) eine vergleichbare Wirkung. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes wird die Ersitzung in der Form übernommen, wie sie sie unter Justinian durch Verbindung von (lat. [F.]) usucapio mit (lat.) longi temporis praescriptio (F.) (Ablauf langer Zeit) gefunden hat. Danach muss eine ersitzbare bewegliche Sache 3 Jahre (usucapio), ein ersitzbares Grundstück bei Anwesenheit in der gleichen Provinz 10 bzw. bei Abwesenheit 20 Jahre (longi temporis praescriptio) gutgläubig auf Grund eines rechtsgültigen Erwerbsgrunds oder wenigstens 30 Jahre (longissimi temporis praescriptio) gutgläubig besessen worden sein. Nach kanonischem Recht muss seit Papst Innozenz III. (1198-1216) (X 2, 26, 20) guter Glaube noch an dem Ende der Ersitzungsfrist vorliegen. Vielfach wird dabei die Ersitzung mit der Verjährung in der (lat. [F.]) praescriptio zusammengefasst. Savigny trennt beides wieder. Die Ersitzung verliert wegen der Möglichkeit des gutgläubigen Erwerbs und wegen der Einrichtung des Grundbuchs an tatsächlicher Bedeutung. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) erfordert die Ersitzung bei beweglichen Sachen 10 Jahre gutgläubigen Eigenbesitz (§ 937 BGB, Österreich 1452 ABGB, 3 bzw. 30 Jahre), bei Grundstücken 30 Jahre Besitz und Eintragung in dem Grundbuch (§ 900 BGB Tabularersitzung). Eine Ersitzung gegen das Grundbuch (Kontratabularersitzung) ist ausgeschlossen. S. Google
Lit.: Kaser § 25; Söllner §§ 8, 9; Hübner 271, 468; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 25, 40, 61, 163; Immerwahr, W., Die Verschweigung im deutschen Recht, 1895; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Bauer, K., Ersitzung und Bereicherung im klassischen römischen Recht, 1988; Finkenauer, T., Eigentum und Zeitablauf, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Erskine of Carnock, John (1695-1768), nach dem Studium in den Niederlanden 1719 Anwalt an dem Obergericht Schottlands und 1737 Professor für schottisches Recht in Edinburgh, veröffentlicht 1754 mit den systematisierenden (engl.) Principles of the Law of Scotland (Grundsätze des Rechtes Schottlands) das bis in das 20. Jahrhundert führende Lehrbuch des schottischen Rechtes. S. Google
Lit.: Walker, D., The Scottish Legal System, 3. A. 1969, 171; Walker, D., The Scottish Jurists, 1985, 202
Erstbitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen erste Bitte MGConst. VI 1 S. 714 1330 und MGConst. VIII 526 1348 - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google wohl nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erste Bitte
Erstbittrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. ius [N.] primariarum precum) ist sachlich das wohl nach dem Investiturstreit entstandene, 1191 erstmals belegte, seit 1437 allmählich an die Zustimmung des Papstes gebundene Recht des deutschen Königs (und dann auch der Landesherren) auf einen verbindlichen Besetzungsvorschlag für die erste nach seiner Krönung bzw. ihrem Herrschaftsantritt freigewordene Pfründe jedes Stiftes oder Klosters. Das Erstbittrecht ist von dem Panisbrief zu trennen.
Lit.: Bauer, H., Das Recht der ersten Bitte, 1919; Feine, H., Papst, Erste Bitten und Regierungsantritt des Kaisers, ZRG KA 51 (1931), 1; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 387
erste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab [1221-1224] in 56 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) früheste, vorderste
Erstgeburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1320 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweiter Hälfte 14. Jahrhundert [CTepl. Ep. a. d. Juden 12, 16] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erste Geburt, →Primogenitur
ertränken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 867 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1440 [SchlettstStR. 640] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ertrinken machen, durch gewaltsames Untertauchen in Wasser töten
Ertränken (N., Verb ertränken in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 867 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1440 [Schlettstadt], aber nicht in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die in dem gewaltsamen Untertauchen in dem Wasser bis zu dem Eintritt des Todes bestehende, von dem Altertum bis in das 18. Jahrhundert bekannte Form der Todesstrafe (ertränkt werden einerseits vor allem Frauen, andererseits die Täter von Diebstahl, Unterschlagung, Notzucht, Doppelehe, Gotteslästerung u. s. w.). Abgelehnt wird das später allgemein ausgeschlossene Ertränken von der Constitutio Criminalis Theresiana (Österreich 1768).
Lit.: Baltl/Kocher 127; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922
erwählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auswählen, wählen
Erwählter römischer Kaiser (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verb erwählen 796, lat. electus Romanorum imperator [M.]) ist seit dem 4./8. 2. 1508 (dem Scheitern der angestrebten Krönung Maximilians I. als Kaiser folgend) der die Unabhängigkeit von der Krönung durch den Papst ausdrückende Titel des →Kaisers des Heiligen römischen Reiches.
Lit.: Rabe, H., Reich und Glaubensspaltung, 1989; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 24 III 1
Erwerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1378 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1808 [Weber, Lehnr. II 27] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Neutrum Erwerbsgeschäft 1795, Maskulinum Erwerber 1587, Verb erwerben vor 1060) ist das durch Verhalten Erlangen und das durch Verhalten Erlangte.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Rieländer, F., Sachenrechtliche Erwerbsrechte, 2014
erwerben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1060 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 96] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., Maskulinum Erwerber 1587) erlangen, gewinnen
Erwerber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1587 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Erwerbender
Erwerbsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1795) Geschäft des Erwerbs, einem Erwerb dienendes Geschäft
Erz… (Wort vor 1140 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommene und wie ein Präfix in Zusammensetzungen verwendete Partikel zu einer Bezeichnung eines Vorrangs wegen des Alters oder der Würde, Sb.) Ober…, Alt…
Erzamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1643 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., 14. Jahrhundert?, lat. [N.] archiofficium) ist sachlich die aus dem frühmittelalterlichen Hofamt der Stammesherzöge in dem Laufe des Mittelalters (Erzkanzler 10. Jahrhundert) entwickelte, 1356 den sieben Kurfürsten für die Kurländer zugeteilte und später zahlenmäßig noch erweiterte oberste Reichswürde (Erzkanzler für das Reich [Mainz], Erzkanzler für Italien [Köln], Erzkanzler für Burgund [Trier], Erztruchsess [Pfalzgraf bei Rhein, dann Bayern, dann Hannover], Erzmarschall [Sachsen], Erzkämmerer [Brandenburg], Erz[mund]schenk [Böhmen]).
Lit.: Buchner, M., Die Entstehung der Erzämter, 1911; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main 1970; Wolf, A., Die Entstehung des Kurfürstenkollegs 1198-1298, 1998, 2. A. 2000; Erkens, F., Kurfürsten und Königswahl, 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter, hg. v. Moraw, P., 2002; Ertl, T., Alte Thesen und neue Theorien zur Entstehung des Kurfürstenkollegiums, (in) ZHF 30 (2003), 619ff.
Erzberger, Matthias (Buttenhausen/Württemberg 20. 9. 1875-bei Bad Griesbach/Schwarzwald 26. 8. 1921) wird 1903 für die (katholische) Zentrumspartei als jüngster Abgeordneter in den Reichstag gewählt und unterzeichnet als Staatssekretär der Regierung Prinz Max von Baden an dem 11. 11. 1918 den Waffenstillstand zu der Beendigung des Ersten Weltkriegs für das Deutsche Reich. Als Reichsfinanzminister (20. 6. 1919) setzt er eine umfassende Reichsfinanzreform durch, muss aber wegen nur teilweise entkräfteter Bereicherungsvorwürfe an dem 12. 3. 1920 zurücktreten. Bei einem Spaziergang wird er von Nationalisten erschossen. S. Google
Lit.: Epstein, K., Matthias Erzberger, 1962; Möller, A., Reichsfinanzminister Matthias Erzberger, 1971; Huber-Stentrup, E., Der Mord an Matthias Erzberger, (in) JuS 1981, 246ff.; Haehling von Lanzenauer, R., Der Mord an Matthias Erzberger, 2008; Dürr, B., Erzberger – Der gehasste Versöhner, 2021, Lindmeier-Jasch, I., Matthias Erzberger 1875-1921 – Aufstieg und Fall des Politikers aus Württemberg, 2021
Erzbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1140 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 179] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] archiepiscopus) ist in der katholischen Kirche (seit dem 3. Jahrhundert n. Chr.) (sowie in der anglikanischen, schwedischen und finnischen) Kirche der Titel des Leiters einer Kirchenprovinz (Erzbistum).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 109; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
Erzbistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1147 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1275 [ProsaKaiserchr. 146] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Erzdiözese, Kirchenprovinz
Erzherzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1360 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Mohr, Cod. III 131] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt beziehungsweise Pfalzerzherzog 1360 und 1530 [WienRQ. 131 und Schrötter, ÖStaatsr. I 226] in 2 Stellen in älteren deutschen Rechtsquellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, M., lat. archidux, erstmals für den Erzbischof Kölns in der Mitte des 10. Jahrhunderts verwendet) ist die durch das wohl auf Betreiben des Habsburgers Rudolf des Stifters um 1358 gefälschte lat. →privilegium (N.) maius entwickelte, 1442 von Friedrich III. bestätigte und 1453 von den Kurfürsten gebilligte Titulatur des Herzogs von →Österreich (1804 Kaiser).
Lit.: Baltl/Kocher; Lhotsky, A., Privilegium maius, 1957
erziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1310 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [WerdenStR. 51] in 14 Stellen und in Google belegt, V.) ziehen, ausziehen, bilden
Erziehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1499 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [FRBern. V 265, 1327 FRBern. V 580] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb erziehen 1310), Ziehung, Förderung, Bildung
Lit.: Schwanke, B., Die verfassungsrechtliche Entwicklung der staatlichen Erziehungsrechte und der allgemeinen Schulpflicht, 2010; Schreiber, H., Im Namen der Ordnung - Heimerziehung in Tirol, 2010; Marinello, R., Von der Arbeit zur Erziehung – Die Bedeutung der englischen Fabrikgesetzgebung für die Herausbildung der Jugend im 19. Jahrhundert, 2016; Levsen, S., Autorität und Demokratie – Eine Kulturgeschichte des Erziehungswandels, 2019
Erzkanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1262 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1326 [DortmUB. I 296] in 11 Stellen und in Google belegt, M.) ist der Inhaber der obersten, auf das Schreibwesen bezogenen Würde in dem Heiligen römischen Reich. Dies ist seit dem 9./10. Jahrhundert (für das Reich) der Erzbischof von Mainz (, für Italien seit 1031 der Erzbischof von Köln und für Burgund bzw. lat. [F.] Gallia seit 1308 der Erzbischof von Trier).
Lit.: Seeliger, G., Erzkanzler und Reichskanzler, 1889; Bärmann, J., Zur Entstehung des Mainzer Erzkanzleramtes, ZRG GA 75 (1958), 1; Der Mainzer Kurfürst als Reichserzkanzler, hg. v. Hartmann, P., 1997
Eschwege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Eckhardt, A., Eschweger Zunftverfassung und hessische Zunftpolitik, 1964; Eckhardt, K., Eschwege, 1964; Heinemeyer, K., Der Königshof Eschwege in der Germar-Mark, 1970; Speitkamp, W., Eschwege – Eine Stadt und der Nationalsozialismus, 2015; Eschwege-Lexikon, hg. v. Fritsche, H. u. a., 2015, 2. unv. A. 2015
Esel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [ab 1454] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist ein zu der Gattung der Pferde gehörendes, als Haustier seit dem Altertum genutztes Huftier, das von Menschen als dumm und störrisch eingestuft und als Versuch der Beleidigung eines anderen Menschen verwendet wird. S. Google
Eselreiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch- - ausgenommen Eselreiter – nicht und in DW2 1718 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ohne Zeitangabe [Horn, SoldatSpr. 123 und Schmeller1 I 159] in 2 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die aus Ostrom über Italien in das Heilige römische Reich kommende, für die Neuzeit bezeugte, teils (für Frauen) auf einem lebenden Esel, teils (für Soldaten) auf einem hölzernen Gestell mit scharfer Oberkante ausgeführte →Ehrenstrafe. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 2, 318; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920; Künßberg, R., Rechtliche Volkskunde, 1936; Lentz, M., Konflikt, Ehre und Ordnung, 2004
Esmein, Adhémar (Touvérac 1. 2. 1848-Paris 22. 7. 1913) wird nach dem Rechtsstudium in Paris und Lehrtätigkeiten in Douai und Paris 1890 Professor für Rechtsgeschichte Frankreichs (1892 Cours élémentaire d’histoire du droit français, daneben weitere Grundrisse und Einzelarbeiten). S. Google
Lit.: Weiss, A., Notice sur la vie et les travaux de Adhémar Esmein, (in) Séances et travaux de l’Académie des sciences morales 87, 1917, 437
essen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 780 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) für Menschen als Nahrung durch den Mund mittels der Zähne und Zunge in die Speiseröhre, den Magen sowie den übrigen Verdauungstrakt einnehmen, s. Google, s. fressen für Tiere
Essen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 796 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [EidgAbsch. I 302] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Verb essen in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 um 780 bezeugt und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), Nahrung, Speise, s. Google
Lit.: Schubert, E., Essen und Trinken im Mittelalter, 2006, 3. A. 2016; Tietz, W., Dilectus ciborum, 2013; Werner, A. u. a., Kochschätze aus dem Kessel – Speisen mit Wikingern, Franken und Slawen, 2015; Fischer, D. u. a., Kochen wie im Mittelalter, 2015; Donahue, J., Food and Drink in Antiquity, 2015; Treitel, C., Eating Nature in Modern Germany, 2017; Weinreb, A., Modern Hungers – Food and Power in Twentieth-Century Germany, 2017; Future Food –Die Zukunft der Welternährung, hg. v. Grossarth, J., 2019
Essen (N., Ortsname), s. Google
Lit.: Ribbeck, K., Geschichte der Stadt Essen, 1915; Vries, R. de, Die Landtage des Stiftes Essen, 1934; Stift Essen, die große Vogteirolle des Grafen Friedrich von Isenberg-Altena um 1220, hg. v. Bentheim-Tecklenburg-Rheda, M. Graf zu, 1955; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit, (in) Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 86 (1971); Gründerjahre, hg. v. Borsdorf, U. u. a., 2005; Aus der Nähe betrachtet – Regionale Vernetzungen des Essener Frauenstiftes, hg. v. Falk, B. u. a., 2017; Essen – Geschichte einer Großstadt im 20. Jahrhundert, hg. v. Wisotzky, K., 2019
Esslingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Das städtische Recht Esslingens in dem 13. Jahrhundert lässt sich vielleicht aus dem schwäbischen Landrecht (Schwabenspiegel) und einer 1280 an Brackenheim gegebenen Rechtsmitteilung erkennen, während ein vermutlich aufgezeichnetes Stadtrechtsbuch in Gegensatz zu einer in dem Statutenbuch von 1491 erhaltenen Regimentsordnung von 1392 nicht überliefert ist. S. Google
Lit.: Maier, K., Das Strafrecht der Reichsstadt Esslingen, Diss. jur. Tübingen 1960; Kirchgässner, B., Wirtschaft und Bevölkerung der Reichsstadt Esslingen im Spätmittelalter, 1964; Arold, J., Das Erbrecht der Reichsstadt Esslingen, 1965; Kittelberger G., Der Adelberger Freihof in Esslingen, 1970; Jerouschek, G., Die Hexen und ihr Prozess, 1992; Eichler, F., Das Esslinger Statutenbuch oder vom Landrecht zum Stadtrecht, 2014
Este (M.) →Estland, s. Google
Estland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der an dem Ostrand der mittleren Ostsee südlich Finnlands gelegene nordosteuropäische Staat mit der Hauptstadt Reval bzw. Tallinn. Estland geht auf ein von den finno-ugrischen Esten besiedeltes Gebiet an dem Finnischen und Rigaischen Meerbusen zurück, das 1207/1227 von dem Schwertbrüderorden und Dänemark erobert wird und bis 1346 an den →Deutschen Orden gelangt. 1315 entsteht unter dem Einfluss niederdeutscher Siedler das waldemar-erichsche Lehnrecht und das älteste livländische Ritterrecht. Das Recht der deutschen Herrschaftsschicht folgt dem Recht des Heiligen römischen Reiches, während die abhängigen Bauern nach ungeschriebenem Gewohnheitsrecht leben. 1561 (Norden)/1580 fällt das Gebiet an Schweden, das die Reformation einführt und in Dorpat eine Universität gründet. 1710/1721 kommt das Land (mit rund 430 Rittergütern etwa 160er landtagsfähiger Familien) an →Russland und wird dort in dem 19. Jahrhundert verstärkt russifiziert. 1864 wird das liv-, est- und kurländische Privatrecht in einem von Friedrich Georg von →Bunge erarbeiteten, zu mehr als der Hälfte römischrechtlich geprägten Gesetzbuch (Provinzialrecht des Ostseegouvernements Russlands, rund 4600 Bestimmungen) niedergelegt, das dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) nahesteht und in Estland bis 1945 gilt. Das Gerichtswesen wird 1889 modernisiert. Die an dem 24. 2. 1918 ausgerufene baltische Republik Estland (Strafgesetzbuch 1929/1935, Entwurf eines Zivilgesetzbuchs 1936), in der 1939 in Absprache Adolf Hitlers mit Josef Stalin die Deutschbalten ausgesiedelt werden, wird an dem 6. 8. 1940 der das sowjetische Recht in Kraft setzenden Sowjetunion eingegliedert (1941-1944 von dem Deutschen Reich besetzt), an dem 6. 9. 1991 aber von der Sowjetunion wieder als unabhängig anerkannt. Das sowjetische Recht wird danach unter Verwendung deutscher Vorbilder vor allem in dem Privatrecht und Strafrecht durch eigenes Recht ersetzt.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Bunge, F. v., Einleitung in die liv-, est- und kurländische Rechtsgeschichte, 1849; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Kraus, H., Grundriss der Geschichte des estnischen Volkes, 1935; Wedel, H. v., Die estländische Ritterschaft, 1935; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,545, 3,2,2076; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Stopinski, S., Das Baltikum im Patt der Mächte, Nordeuropäische Studien Bd. 11, 1997; Ludwig, K., Estland, 1999; Deutsch-estnische Rechtsfragen, hg. v. Recker, N. v., 2003; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Modernisierung durch Transfer im 19. und frühen 20. Jahrhundert, hg.v. Giaro, T., 2006; Modernisierung durch Transfer zwischen den Weltkriegen, hg. v. Giaro, T., 2007; Luts-Sootak, M., Der Fall Estland, ZRG GA 125 (2008), 276; Donnert, E., Agrarfrage und Aufklärung in Lettland und Estland, 2008
Estoppel (Verschweigung, [engl.] N.) ist in dem englischen Verfahrensrecht die Unzulässigkeit der Rechtsausübung (aus einem übergeordneten Grund). Die älteste Erscheinungsform der von franz. étouffer (vertuschen, niederschlagen) abgeleiteten Einrichtung zeigt sich in den Leges des englischen Königs Heinrich I. (um 1118), nach denen der Inhalt von Eintragungen in die Urkundenrolle (ne. record) des Königsgerichts nicht bestritten werden kann. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts ist dann anerkannt, dass Urteile zuständiger Gerichte in ihren rechtserheblichen Feststellungen von den Parteien und ihren Rechtsnachfolgern nicht angegriffen werden können (estoppel by record). Daneben erscheint seit dem Ende des 13. Jahrhunderts der Satz, dass eine Erklärung, die in einer unter Handsiegel abgegebenen Urkunde (ne. deed) enthalten ist, von dem nicht bestritten werden kann, dessen Handschrift und Siegel die Urkunde trägt, sofern die Urkunde rechtlich wirksam ist (estoppel by deed). Seit dem 15. Jahrhundert ist die vielleicht hieraus abgeleitete Regel bezeugt, dass eine Partei, die eine in dem Lande (mengl. pays) weithin bekannt gewordene Rechtshandlung vorgenommen hat, eine ihr notwendig als Voraussetzung dienende Tatsache (beispielsweise Mietvertrag für Mietzahlung) nicht bestreiten darf (estoppel by in pais, daraus entwickelt estoppel by conduct, estoppel by representation). In der Folge wird das Prinzip des estoppel erheblich verfeinert und wirkt über das englische Recht hinaus. Estoppel wird allerdings nicht von dem Richter von Amts wegen berücksichtigt, sondern nur auf Vortrag der Partei. S. Google
Lit.: Riezler, E., Venire contra factum proprium, 1912, 55; Holdsworth, W., History of English Law, 9 1926; Cohn, E., Die materielle Rechtskraft im englischen Recht, (in) FS H. Nipperdey 1965, Bd. 1, 875
Estor, Johann Georg (Schweinsberg/Hessen 8. 6. 1699-Marburg 25. 10. 1773) wird nach dem Studium des Rechtes und der alten Sprachen in Gießen, Jena (1719) und Halle (Johann Peter von Ludewig, Nikolaus Hieronymus Gundling) in Gießen 1726 außerordentlicher und 1728 ordentlicher Professor und promoviert. 1734 wechselt er nach Jena, 1742 nach Marburg. Seine dreibändige bürgerliche Rechtsgelehrsamkeit der Teutschen (1757) enthält erstmals eine systematische Zusammenstellung des gesamten geltenden einheimischen deutschen Rechtes und beeinflusst wie auch das übrige Werk Estors Schüler Johann Stephan Pütter. S. Google
Lit.: Sippel, C., J. G. Estor, 1874; 650 Jahre Stadt Schweinsberg, 1982; Buschmann, A., J. G. Estors System der bürgerlichen Rechtsgelehrsamkeit der Teutschen, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 77ff.; Buschmann, A., Estor, Pütter, Hugo, (in) Festgabe Elmar Wadle, 2004, 75ff.
état (franz., M.) Stand, Staat, s. Google
états généraux (franz.) Generalstände (1468), s. Google
ethisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1669 bezeugt – 1669 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Femininum Ethik Anfang 13. Jahrhundert) sittlich, moralisch, anständig
Ethik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber in DW2 als 1556 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – Anfang 13. Jahrhundert [Deutsches salernitanisches Arzneibuch) in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv ethisch 1669)) Sittenlehre
Lit.: Lexikon der Ethik, hg. v. Höffe, O., 5. A. 1997; Hauskeller, M., Geschichte der Ethik, 1999; Westerholm, S., Law and Ethics in Early Judaism and the New Testament, 2017 (= Aufsatzsammlung)
Ethnologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1883 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Völkerkunde (völkerkundliche Berichte antiker Autoren seit Hekataios von Milet 500 v. Chr., Völkerbeschreibung in dem Heiligen römischen Reich nach Gottfried Wilhelm Leibniz bei Georg Friedrich Müller, August Ludwig Schlözer und Adam František Kollár seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, wissenschaftliche Ethnologie in Frankreich und Großbritannien in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit Suche evolutionärer Gesetzmäßigkeiten, Feldforschung einfacher Stammesgesellschaften, Ethnographie traditioneller Streitschlichtungsverfahren, Rechtspluralismus). S. Google
Lit.: Post, A., Bausteine für eine allgemeine Rechtswissenschaft auf vergleichender ethnologischer Basis, Bd. 1f. 1880f., Neudruck 1995; Thurnwald, R., Werden, Wandel und Gestaltung des Rechts, 1934; Pospisil, L., Anthropology of Law, 1971; Panoff, M.(/Perrin, M.), Taschenwörterbuch der Ethnologie, 1975, 3. A. 1999; Moore, S., Law as process, 1978; Newman, K., Law and economic organization, 1983; Kohl, K., Ethnologie, 1993; Rouland, N., Legal anthropology, 1994; Fikentscher, W., Modes of thought, 1995, 2. A. 2004; Streck, B., Vom Wissen der Ethnologie, 1997; Wörterbuch der Ethnologie, hg. v. Streck, B., 2. A. 2000; Kaschuba, W., Einführung in die europäische Ethnologie, 2. A. 2003; Gingrich, A./Schweitzer, P., Geschichte der deutschsprachigen Ethnologie, 2004; Petermann, W., Die Geschichte der Ethnologie, 2004; Vermeulen, H., Before Boas, 2015
Etrusker (oder Tuszier, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines vielleicht vor den Römern und neben den Römern in Mittelitalien (Toskana) ansässigen, hochstehenden, in dem 8. Jahrhundert v. Chr. sichtbaren, aber vor allem auch in den Ursprüngen nicht näher bekannten, mit seinen letzten Stadtstaaten 89 v. Chr. in das römische Bürgerrecht aufgenommenen Volkes, dessen wichtiger, bei Rom gelegener Ort Veii 396 v. Chr. von den Römern anscheinend ohne weitgehende Zerstörung, aber auch ohne sichtbares wirtschaftliches Wachstum übernommen wird. Die Etrusker benenen sich selbst als Rasenna. S. Google
Lit.: Pfiffig, A., Einführung in die Etruskologie, 4. A. 1991; Torelli, M., Die Etrusker, 1988; Heurgon, J., Die Etrusker, 1993; Cristofani, M., Die Etrusker, 1995; Aigner-Foresti, L., Die Integration der Etrusker, 1998; Briquel, E., La civilisation étrusque 1999; Falchetti, F. u. a., Die Etrusker, 2001; Aigner-Foresti, L., Die Etrusker und das frühe Rom, 2003, 2. A. 2009; Entstehung von Staat und Stadt bei den Etruskern, hg. v. Aigner-Foresti, L u. a., 2006; Aigner-Foresti, L., Die Etrusker, 2010; Kulte - Riten - religiöse Vorstellungen bei den Etruskern und ihre Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft, 2012; Bubenheimer-Erhart, F., Die Etrusker, 2014; Etruscology, hg. v. Naso, A., 2 Bände, 2017; Veii, hg. v. Tabolli, J./Cerasuolo, O., 2019
Etter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [WirtUB. VIII 97 Württemberg], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (aus lebenden Gewächsen geflochtene) Zaun, der in dem Mittelalter die dörfliche Wohnsiedlung oder die einzelne Hofstatt (tatsächlich bzw. rechtlich) von dem Umland trennt.
Lit.: Köbler, WAS; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 74; Lieberich, H., Etterrecht und Ettergerichtsbarkeit in Bayern, (in) Z. f. bay. LG. 21 (1958), 472ff.
Etymologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 1520 bezeugt – um 1520 [Paracelsus] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wahrheitslehre) ist die seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. bei den Griechen erkennbare Lehre von dem Ursprung (gr. etymon, N., Stammwort) eines Wortes, die bei der Aufklärung der Entwicklungsgeschichte der sprachlichen Einheiten hilfreich ist.
Lit.: Kluge, F., Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 1881ff. (3900 Ansätze), 25. A. 2011 (11900 Ansätze); Klinck, R., Die lateinische Etymologie des Mittelalters, 1970; Seebold, E., Etymologie, 1981; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Köbler, G. Etymologisches deutsches Elementarlexikon, 2012ff. http://www.koeblergerhard.de/EDEL-HP/edel.htm
Etymon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1609 bezeugt – 1609 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. gr.-lat. etymon, N., wahre Bedeutung und Erklärung, Herleitung, Etymon, (116-27 v. Chr.), s. gr. ἔτυμον (étymon), N., wahre Bedeutung, vgl. gr. ἔτυμος (étymos), Adj., wahr, wirklich; vgl. idg. *es-, *h₁es-, V., sein (V.), s. Google
eu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber in DW2 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel [Adv.]) gut
Eugenik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1915 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erbgesundheitslehre
Lit.: Roth, A./Schlatmann, B., Eugenik im Recht, (in) Themen juristischer Zeitgeschichte (1) Schwerpunktthema - Recht und Nationalsozialismus, hg. v. Düwell, F. u. a., 1998, 152; Schneider, C., Die Verstaatlichung des Leibes, 2000; Merkel, C., „Tod den Idioten“, 2006; Wie nationalsozialistisch ist die Eugenik? hg. v. Wecker, R. u. a., 2008; Westermann, S., Verschwiegenes Leid, 2010 (mehr als 300000 Zwangssterilisationen in dem Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945); The Oxford Handbook of the History of Eugenics, hg. v. Bashford, A. u. a., 2010; Auslese der Starken – „Ausmerzung“ der Schwachen – Eugenik und NS - „Euthanasie“ im 20. Jahrhundert, hg. v. Hedwig, A./Petter, D., 2017 (um Ausstellung in Hadamar)
eugenisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Femininum 1915) erbgesundheitlich
Euratom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 um 1957 als aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Europäische Atomgemeinschaft, s. Google
Eurich (um 440?-484) ist der westgotische König (466) mit königlichem Vater (Theoderich I.), der große Gebiete erobert und dem von der rechtsgeschichtlichen Forschung – am ehesten - der (lat. [M.] so genannte →Codex Euricianus, Gesetzbuch Eurichs (um 475?) zugeschrieben wird. →Gote, s. Google
Lit.: Köbler, DRG 80; Stroheker, K., Eurich, 1937; El Codigo del Eurico, hg. v. Ors, A. d’, 1960
Euro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, um 1998 aus dem Namen Europa gebildet, M.) ist die seit 1. 1. 2002 in der seinerzeitigen Mehrzahl der Mitgliedstaaten der Europäischen Union geltende Währungseinheit. S. Google
Lit.: Grosjean, R., Was passiert mit unserem Geld?, 2003; Schön, G., Euro Münzkatalog, 13. A. 2014, 16. A. 2017; Die Euro-Münzen, bearb. v. Sonntag, K., 11. A. 2012, 13. A. 2013; Jopp/Tekin, Europas Wert, 2014; Piketty, T., Die Schlacht um den Euro, 2015; Die Euro-Münzen, 15. A. 2016, 16. A. 2017, 2019
Europa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 17. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt und vielleicht über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F. und N.) ist (die von Zeus in der Gestalt eines Stieres entführte Frau der griechischen Mythologie und namensgleich) die tief gegliederte westliche Halbinsel Asiens zwischen Atlantik und Ural (str., 10,5 Mill. Quadratkilometer). Von dem modernen, wohl in dem klimatisch günstigen Afrika entstandenen Menschen wird es rund 42000 Jahre vor der Gegenwart unter allmählicher Verdrängung des Neandertalers besiedelt. Die Einwanderer leben zunächst von Sammeln und Jagen. Vielleicht 8000-7500 Jahre vor der Gegenwart kommen in dem so genannten Silbernen Halbmond des Vorderen Orients zwischen dem Zweistromland und dem Mittelmeer erstmals sesshaft gewordene bzw. werdende Ackerbauern und Viehzüchter aus Anatolien nach Europa, die neben den Sammlern und Jägern leben und sich anscheinend erst nach mehreren tausend Jahren genetisch mit ihnen vermischen. Möglicherweise sind sie gegen Krankheiten weniger resistent. In die vielleicht durch Pesterreger entstehende verhältnismäßige Leere dringen möglicherweise seit vor 7000 bis 5000 Jahren aus der (pontischen) Steppe nördlich des Schwarzen Meeres und des Kaspischen Meeres (gegen die Pest) resistenter gewordene Steppenbewohner (Viehzüchter und Ackerbauern?) in dem Westen bis in die heutige Schweiz (und in dem Osten bis in das Altaigebirge) vor, deren Erbgut sich vor allem in Estland sehr dicht findet. Sie könnten Indogermanisch gesprochen haben. Dementsprechend sind nach den Erkenntnissen der modernen Genanalyse die Europäer das Ergebnis sowohl von Wanderung wie von Anpassung. In vielen Beziehungen entwickelt sich danach Europa seit dem Altertum verhältnismäßig übereinstimmend, obwohl Europa in dem Mittelalter, soweit es nicht für die lateinische Christenheit steht, grundsätzlich keinen fassbaren politischen Gehalt aufweist. Zwischen 1000 und 1800 vervierfacht sich die Zahl der Europäer auf knapp 200 Millionen Menschen. Insbesondere wird dabei in zahlreichen Gebieten seit dem Mittelalter das römische Recht des Altertums wieder aufgegriffen (→Rezeption). Auch Kirchenrecht, Aufklärung und Vernunftrecht wirken vereinheitlichend. In dem 19. Jahrhundert wird Europa zu einem überlegenen Raum des Fortschritts, aus dem die in dem Nationalstaat eingebundene Gesellschaft zu dem Zugriff auf die übrige Welt ausreichende Mittel zu der Verfügung stellt und zu der kriegerischen Auseinandersetzung bereit ist. Als Folge der so genannten industriellen Revolution vervierfacht sich die Zahl der Europäer nochmals. 1923 begründet der Schriftsteller Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi (Tokio 17. 11. 1894-Schruns 25. 7. 1972) eine Paneuropa-Bewegung (1947 Europäische Parlamentarier Union, später Reorganisation der Paneuropa-Bewegung). Zu einer festeren Ausbildung einheitlichen Rechtes kommt es jedoch erst seit den zu der Vermeidung weiterer Kriege (vor allem zwischen Frankreich und Deutschland geschaffenen) Europäischen Gemeinschaften der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1951/1952/1957, Europäische Union 1993, „Verfassung“ 2003/2004/2007/2008/2009).
Lit.: Coudenhove-Kalergi, R. Graf, Paneuropa, 1923, 4. A. 1926; Dawson, C., The Making of Europe, 1932; Reynold, G. de, L’Europe tragique, 1934; Reynold, G. de, La formation de l’Europe, 1942ff.; Curtius, E., Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, 1947, 5. A. 1965; Ritter, G., Europa und die deutsche Frage, 1948; Ritter, G., Die Neugestaltung Europas im 16. Jahrhundert, 1950; Chabod, F., Storia dell’idea di Europa, 1961; Foerster, R., Die Idee Europas 1300–1946, 1963; Koschaker, P., Europa und das römische Recht, 1947, 4. unv. A. 1966; Bosl, K., Frühformen der Gesellschaft im mittelalterlichen Europa, 1964; Vanderlinden, J., Le concept de code en Europe occidentale, 1967; Ständische Vertretungen in Europa im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Gerhard, D., 1969; Bosl, K., Europa im Mittelalter, 1970; Wagner, W., Europa zwischen Aufbruch und Restauration, 2. A. 1972; Luig, K., Zur Verbreitung des Naturrechts in Europa, (in) TRG 40 (1972), 539; La formazione storica del diritto moderno in Europa, Bd. 1ff. 1977; Craig, G., Geschichte Europas im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1f. 1978; Schoenberger, G., Der gelbe Stern, 1978; Diritto Comune e diritti locali nella storia dell’Europa, 1980; Gerhard, D., Old Europe, 1981; Bleckmann, A., Europarecht, 6. A. 1997; Geschichte der Verwaltungsrechtswissenschaft in Europa, hg. v. Heyen, E., 1982; Gall, L., Europa auf dem Weg in die Moderne, 1984, 5. A. 2009; Eichler, H., Verfassungsbewegungen in Amerika und Europa, 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Ambrosius, G./Hubbard, W., Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas im 20. Jahrhundert, 1986; Lansky, R., Bibliographisches Handbuch der Rechts- und Verwaltungswissenschaften, Bd. 1 Allgemeines und Europa, 1987; Republiken und Republikanismus im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Königsberger, H., 1988; Verosta, S., Kollektivaktionen der Mächte des europäischen Konzerts (1866-1914), 1988; Willoweit, D., Aufgaben und Probleme einer europäischen Verfassungsgeschichtsschreibung, 1990; Towards the United States of Europe, ed. by Ransome, P., 1991; Schulze, R., Die europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1991; Propyläen Geschichte Europas, Bd. 1ff. 1992f.; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Le Goff, J., Das alte Europa, 1994; Europaideen im 18. und 19. Jahrhundert in Frankreich und Zentraleuropa, hg. v. Reinalter, H., 1994; Fontana, J., Europa im Spiegel, 1995; Europa im Blick der Historiker, hg. v. Hudemann, R., 1995; Craig, G., Geschichte Europas, 1995; Europa im Umbruch 1750-1850, hg. v. Albrecht, D. u. a. 1995; Brown, P., Die Entstehung des christlichen Europa, 1996; Brandstetter, G., Chronologisches Lexikon der europäischen Integration, 1996; Bartett, R., Die Geburt Europas, 1996; Davies, N., Europe, 1996; Europäische Geschichte als historisches Problem, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1997; Das europäische Geschichtsbuch, hg. v. Delouche, F., 1998; Siedler, Geschichte Europas, Bd. 1ff. 1998ff.; Mieck, I., Europäische Rechtsgeschichte der frühen Neuzeit, 1998; Möller, H., Europa zwischen den Weltkriegen, 1998; Neumann, T., Die europäischen Integrationsbestrebungen in der Zwischenkriegszeit, 1999; Die Entstehung des modernen Europa, hg. v. Mörke, O. u. a., 1998; Schneider, R., Europas Einigung und das Problem Deutschland, 1999; Salewski, M., Geschichte Europas, 2000; Schümer, D., Das Gesicht Europas, 2000; Demel, W., Europäische Geschichte des 18. Jahrhunderts, 2000; Prinz, F., Von Konstantin zu Karl dem Großen, 2000; Schmale, W., Geschichte Europas, 2000; Bade, K., Europa in Bewegung, 2000; Winkler, H., Geschichte des Westens, Bd. 1ff. 2000ff.; Schulz, G., Europa und der Globus - Staaten und Imperien seit dem Altertum, 2001; Vom Mittelmeer zum Atlantik, hg. v. Feldbauer, P. u. a., 2001; Segl, P., Byzanz. Das andere Europa, 2001; Zimmermann, R., Roman Law, Contemporary Law, European Law, 2001; Seibt, F., Die Begründung Europas, 2002; Borgolte, M., Europa entdeckt seine Vielfalt, 2002; Fisch, J., Europa zwischen Wachstum und Gleichheit 1850-1914, 2002; Bernecker, W., Europa zwischen den Weltkriegen 1914-1945, 2002; Caenegem, R. van, European law, 2002; Brunn, G., Die europäische Einigung, 2002; Mitterauer, M., Warum Europa? 2003; Vogler, G., Europas Aufbruch in die Neuzeit 1500-1650, 2003; Duchhardt, H., Europa am Vorabend der Moderne 1650-1800, 2003; Reinhard, W., Lebensformen Europas, 2004; Le Goff, J., Die Geburt Europas im Mittelalter, 2004; James, H., Geschichte Europas im 20. Jahrhundert, 2004; Altrichter, H. u. a., Geschichte Europas im 20. Jahrhundert, 2004; Kleines Europa-Lexikon, hg. v. Gruner, W. u. a., 2004; Grabmayer, J., Europa im späten Mittelalter 1250-1500, 2004; Europa und seine Regionen. 2000 Jahre europäische Rechtsgeschichte, hg. v. Bauer, A. u. a., 2004; Gruner, W./Woyke, W., Europa-Lexikon, 2004; Postel, V., Die Ursprünge Europas, 2004; Reale, G., Kulturelle und geistige Wurzeln Europas, 2004; Landwehr, A./Stockhorst, S., Einführung in die europäische Kulturgeschichte, 2004; Etappen auf dem Weg zu einer europäischen Verfassung, hg. v. Hummer, W., 2004; Der europäische Konvent und sein Ergebnis. Eine europäische Verfassung, hg. v. Busek, E. u. a., 2004; Eine Verfassung für Europa, hg. v. Beckmann, K. u. a., 2004; Der Konvent zur Zukunft der Europäischen Union, hg. v. Mantl, W. u. a., 2004; Ehlers, J., Das westliche Europa, 2004; Prettenthaler-Ziegerhofer, A., Europäische Integrationsrechtsgeschichte, 2004, 3. A. 2012; Weiler, J., Ein christliches Europa, 2004; Schuller, W., Das erste Europa, 2004; Langewiesche, D., Europa zwischen Restauration und Revolution 1815-1849, 4. A. 2005; Blanning, T., Das alte Europa 1660-1789, 2005; Nolte, H., Weltgeschichte, 2005; Conze, V., Das Europa der Deutschen, 2005; Petersen, T., Europa – Eine Kulturgeschichte, 2006; Elvert, J., Die europäische Integration, 2006; Borgolte, M., Christen, Juden, Muselmanen, 2006; Wyrwa, U., Richard Nikolaus Graf Coudenhove-Kalergi, (in) HZ 283 (2006), 102; Krüger, P., Das unberechenbare Europa, 2006; Europa im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R. u. a., 2006; Gasteyger, C., Europa zwischen Spaltung und Einigung, 2006; Judt, T., Geschichte Europas, 2006; Boshof, E., Europa im 12. Jahrhundert, 2007; Chabert, G., L’idée européenne, 2007; Blickle, P., Das alte Europa, 2008; Europa im Weltbild des Mittelalters. Kartographische Konzepte, hg. v. Baumgärtner, I. u. a., 2008; Kohler, A., Expansion und Hegemonie, 2008; Darwin, J., After Tamerlane, 2008; Liedtke, R., Geschichte Europas von 1800 bis zur Gegenwart, 2009; Schorn-Schütte, L., Studienhandbuch frühe Neuzeit Europäische Geschichte 1500-1789, 2009; Schorn-Schütte, L., Konfessionskriege und europäische Expansion, 2010; Dirlmeier, U. u. a., Europa im Spätmittelalter 1215-1378, 2. A. 2009; Schulz, M., Normen und Praxis, 2009; Lundt, B., Europas Aufbruch in die Neuzeit 1500-1800, 2009; Doering-Manteuffel, A., Die deutsche Frage und das europäische Staatensystem 1815-1871, 3. A. 2010; Wesel, U., Geschichte des Rechts in Europa, 2010; How to (Re)Write European History, hg. v. Rathkolb, O., 2010; Schorn-Schütte, L., Konfessionskriege und europäische Expansion, 2010; Gehler, M., Europa, 2010; Schneidmüller, B., Grenzerfahrung und monarchische Ordnung - Europa 1200-1500, 2011; Modzelewski, K., Das barbarische Europa, 2011; Wirsching, A., Der Preis der Freiheit, 2012; Neue Wege in ein neues Europa, hg. v. Koopmann, M. u. a., 2012; Grunert, R., Der Europagedanke westeuropäischer faschistischer Bewegungen 1940-1945, 2012; Fuhrer, A. u. a., Eine Freundschaft für Europa, 2013; Fenske, H., Der Anfang vom Ende des alten Europa, 2013; Europäische Einigung im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Lappenküper, U. u. a., 2013; Prettenthaler-Ziegerhofer, A., Verfassungsgeschichte Europas, 2013; Langewiesche, D., Das Jahrhundert Europas, (in) HZ 296 (2013), 29; Oschema, K., Bilder von Europa im Mittelalter, 2013; Europas Aufstieg, hg. v. Ertl, T., 2013; Böttcher, Klassiker des europäischen Denkens, 2014; Simms, B., Kampf um die Vorherrschaft, 2014; Buschak, W., Die Vereinigten Staaten von Europa sind unser Ziel, 2014; Reinfeldt, A., Unter Ausschluss der Öffentlichkeit? Akteure und Strategien, 2014; Pelinka, A., Die unheilige Allianz, 2015; Hierarchie, Kooperation und Integration im europäischen Rechtsraum, hg. v. Schumann, E., 2015; Loth, W., Building Europe, 2015; Kielmannsegg, P. Graf, Wohin des Wegs, Europa?, 2015 (Sammelband); Grimm, D., Europa ja – aber welches? 2016 (Essays); Norwig, C., Die erste europäische Generation, 2016; Kershaw, I., Höllensturz - Europa 1914 bis 1949. 2016; Barth, B., Europa nach dem Großen Krieg, 2016; Heldmann, Konrad, Europa und der Stier oder der Brautraub des Zeus, 2016, Krause, J., Der Europäer ist auch genetisch ein Potpourri, (in) FAZ vom 7. Dezember 2016, N 2; Van Middelaar, L., Vom Kontinent zur Union, 2016; Horowski, L., Das Europa der Könige, 2017; Assmann, A., Der europäische Traum – Vier Lehren aus der Geschichte, 2018; Price, S. u. a., Die Geburt des klassischen Europa, 2018; Patel, K., Projekt Europa – Eine kritische Geschichte, 2018; Wegmaier, A., Europäer sein und Bayern bleiben, 2018; Greengrass, M., Das verlorene Paradies – Europa 1517-1648, 2018; Evans, R., Das europäische Jahrhundert, 2018; Bogner, I., „Wie ist Europa? – Schön, ja“, 2019; Seibert, H., Geschichte Europas im Mittelalter, 2019; Kershaw, I., Achterbahn, 2019; Die Neuerfindung Europas, hg. v. Franzius, C. u. a., 2019; Nuspliger, N., Europa zwischen Populisten-Diktatur und Bürokraten-Herrschaft, 2019; Europa – Die Gegenwart unserer Geschichte, hg. v. François, É. u. a., Bd. 1ff. 2019; Paulmann, J., Globale Vorherrschaft und Fortschrittsglaube – Europa 1850-1914, 2019; Kernelemente der europäischen Integration, hg. v. Müller-Graff, P., 2020; Heumann, H., Strategische Diplomatie – Europas Chance in der multipolaren Welt, 2020; Ambrosius, G./Franke, C., Diversität, Transformation, Kontinuität – Europa 1800-1870, 2020 (Industrialisierung, Staatsreform, aufgeklärte bürgerliche Gesellschaft); Asch, R., Vor dem großen Krieg –Europa 1598-1618, 2020; Patel, K./Röhl, H., Transformation durch Recht – Geschichte und Jurisprudenz europäischer Integration 1985-1992, 2020
europäisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1560 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht teilweise mit dem Griechischen des Altertums verbindbar und in der weiteren Herkunft ungeklärt, Adj.) Europa betreffend
Europäische Atomgemeinschaft (Euratom, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1957 bezeugt und in den Bestandteilen mit dem Griechischen des Altertums und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (nach Scheitern einer europäischen politischen Gemeinschaft und einer europäischen Verteidigungsgemeinschaft an der Ablehnung durch die Nationalversammlung Frankreichs 1954) an dem 25. 3. 1957 zwecks gegenseitiger Kontrolle geschaffene Gemeinschaft europäischer Staaten (zunächst Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Luxemburg) in Angelegenheiten der Kernspaltung. →Europäische Gemeinschaft
Lit.: Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Blockmans, W., Geschichte der Macht in Europa, 1998
Europäische Freihandelsassoziation (EFTA, European Free Trade Association, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (oder Europäische Freihandelszone, F., um 1960) ist der in Stockholm an dem 4. 1. 1960 von Dänemark, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz und dem vVereinigten Königreich) gegründete Zusammenschluss (anfangs siebener) europäischer Staaten (Großbritannien, Irland, Dänemark [alle bis 1973], Portugal [bis 1985], Finnland [1961/1986], Schweden, Österreich [alle bis 1994], Schweiz, Island (1970), Norwegen, Liechtenstein [1991]). Die Bedeutung der Europäischen Freihandelsassoziation ist infolge des Eintritts der wichtigsten Mitglieder in die →Europäische(n) Gemeinschaft(en) bzw. Europäische Union und der Gründung eines europäischen Wirtschaftsraums (1994, Liechtenstein 1. 5. 1995) gering.
Europäische Gemeinschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1950) ist die 1993 (Vertrag von Maastricht 7. 2. 1992) durch Umbenennung aus der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft entstehende europäische Gemeinschaft.
Lit.: Köbler, DRG 246, 248; Geiger, R., EG-Vertrag, 2. A. 1995; The Institutions and Dynamics of the European Community 1873-83, hg. v. Laursen, J., 2014; Les partis politiques européens, hg. v. Thiemeyer, H. u. a., 2015
Europäische Gemeinschaft(en) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) sind die Europäische Atomgemeinschaft (25. 3. 1957), die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (18. 4. 1951-2002) und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (25. 3. 1957) mit jeweils eigener Rechtspersönlichkeit. Sie haben seit dem Abkommen über gemeinsame Organe der Europäischen Gemeinschaften von dem 25. 3. 1957 ein gemeinsames Parlament und einen gemeinsamen Gerichtshof, und seit dem sie zu den Europäischen Gemeinschaften zusammenschließenden Fusionsvertrag (8. 4. 1965 unterzeichnet, 1. 1.1967 in Kraft getreten) eine gemeinsame Kommission, einen gemeinsamen Rat und einen gemeinsamen Rechnungshof. 1973 werden die europäischen Gemeinschaften um Dänemark, Großbritannien und Irland erweitert (Norderweiterung), 1981 um Griechenland, 1986 um Portugal und Spanien (Süderweiterung). Zu dem 7. 2. 1992 (Vertrag von Maastricht/Niederlande) werden sie zu der →Europäischen Gemeinschaft zusammengeschlossen, die 1993 in Europäische Union umbenannt wird (an dem 1. 11. 1993 in Kraft getretener Vertrag [von Maastricht] über die europäische Union). Mit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an dem 1. 12. 2009 ist die Europäische Union Rechtsnachfolgerin der Europäischen Gemeinschaft.
Lit.: Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Piela, I., Walter Hallstein, 2012; Rothacher, A., Die Kommissare, 2012; Thiele, M., Motor der Integration – Europageschichtliche Grundlegung der Europäischen Kommission, 2019
Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1950) ist die auf der Grundlage eines Planes Robert Schumans als Außenminister Frankreichs von dem 9. 5. 1950 an dem 18. 4. 1951 zwecks Kontrolle der deutschen Rüstungsindustrie zwischen der Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg unter Übertragung einzelstaatlicher Hoheitsrechte für die Montanindustrie (Kohle, Eisenerz) vereinbarte und später um zusätzliche Mitglieder erweiterte internationale Gemeinschaft (Montanunion mit hoher Behörde, Rat, Versammlung und Gerichtshof). In ihrem Rahmen wird auf der Konferenz von Messina an dem 1./2. 6. 1955 die Einsetzung von Arbeitsgruppen zu der Bildung weiterer europäischer Gemeinschaften beschlossen, deren Tätigkeit die Grundlage für die römischen Verträge von dem 25. 3. 1957 über die europäische Atomgemeinschaft und die europäische Wirtschaftsgemeinschaft bildet. Der an dem 23. Juli 2002 ausgelaufene Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl ist nicht erneuert und der Kohlesektor und Stahlsektor dem Vertrag über die Gründung der Europäischen Gemeinschaft unterstellt.
Lit.: Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996
Europäische Konvention (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1948) zu dem Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten ist der auf der Grundlage der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen von dem 10. 12. 1948 von dem →Europarat 1950 ausgearbeitete, in Rom an dem 4. 11. 1950 von 12 Staaten (Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Türkei und Großbritannien und an dem 28. 11. 1950 von Griechenland und Schweden) unterzeichnete, 1952 von der Bundesrepublik Deutschland als Gesetz angenommene, an dem 3. 9. 1953 allgemein in Kraft getretene, 1957 von Österreich mit Verfassungsrang und inzwischen von allen Staaten Europas anerkannte völkerrechtliche, um (14) Zusatzprotokolle ergänzte Vertrag, der in allen der Herrschaft der angeschlossenen Staaten unterstehenden Ländern die grundlegenden menschlichen Freiheiten sichern will. Dazu sind (bis 1998) eine Europäische Kommission für Menschenrechte und ein Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz in Straßburg gebildet.
Lit.: Seidel, P., Der Rang der Europäischen Menschenrechtskonvention in den Mitgliedstaaten, (in) DVBll. 1975, 747; Frowein, J./Peukert, W., Europäische Menschenrechtskonvention, 2. A. 1997; Grabenwarter, C., Europäische Menschrechtskonvention, 3. A. 2008
Europäische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1992) ist der aus den (drei) Europäischen Gemeinschaften durch den Vertrag von Maastricht (1992) und den Vertrag von Lissabon (2007) hervorgegangene Staatenverbund von 28 Staaten (2014, 2020 27 Staaten) in Europa, von dem sich Großbritannien 2020 durch den so genannten Brexit wieder gelöst hat.
Lit.: Weidenfeld, W., Die Europäische Union, 2010, 3. A. 2013, 4. A. 2015, 5. A. 2020; Kopeinig, M., Jean-Claude Juncker, 2014; Die EU als ethisches Projekt im Spiegel ihrer Außen- und Sicherheitspolitik, hg. v. Merkl, A. u. a., 2018; Weber, K., u. a., Reshaping the European Union, 2018; Weber, K. u. a., Neugestaltung der Europäischen Union, 2019; Thiele, M., Motor der Integration, 2019
Europäischer Gerichtshof (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., um 1952) in Luxemburg ist der 1952 gegründete und 1953 seine Tätigkeit aufnehmende gemeinsame Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft(en bzw. später der) →Europäischen Union, der die einheitliche Anwendung, Auslegung und Fortbildung des Europäischen Gemeinschaftsrechts sichern soll.
Lit.: Kenke, U., Der Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften, 1989; Drewes, E., Entstehung und Entwicklung des Rechtsschutzes vor den Gerichten der Europäischen Gemeinschaften, 2000; Davies, B., Resisting the European Court of Justice, 2012; Fritz, V., Juges et avocats généraux de la Cour de Justice de l’union europénne (1952-1972), 2018; Die Rechtsprechung des EuGH und ihr Einfluss auf die nationalen Privatrechtsordnungen, hg. v. Kindl, J. u. a., 2019
Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. um 1959) ist das gemäß der →Europäischen Konvention zu dem Schutz der Menschenrechte in Straßburg 1959 errichtete Gericht, das über die Einhaltung der in der Konvention gewährleisteten Menschenrechte wacht und von den (47) Mitgliedstaaten oder der Europäischen Kommission für Menschenrechte (, an die sich Bürger bei Bedarf besonders wenden müssen,) mit einem Fall befasst werden kann. 1998 wird der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte als ständiger Gerichtshof neu geordnet.
Lit.: Polakiewicz, J., Die Verpflichtungen der Staaten aus den Urteilen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, 1994; Haß, S., Die Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, 2006
Europäischer Rat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., um 1992) ist das aus den Präsidenten bzw. Ministerpräsidenten der Mitgliedstaaten der →Europäischen Union gebildete, die Richtlinien der Politik der Europäischen Union bestimmende Organ.
Europäischer Wirtschaftsraum (EWR, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., um 1994) ist der in Verhandlungen zwischen der →Europäischen Gemeinschaft und den Staaten der Europäischen Freihandelszone vereinbarte, 1994 mit Österreich, Schweden, Finnland (bis 31. 12. 1994), Norwegen und Island in Kraft getretene einheitliche europäische Wirtschaftsraum, dem die Staaten der Europäischen Union und Island, Norwegen und Liechtenstein angehören.
Lit.: Streit, A., Das Abkommen über den Europäischen Wirtschaftsraum, (in) NJW 1994, 555
Europäisches Gemeinschaftsrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., um 1951) ist das besondere, zwischen Völkerrecht und staatlichem Recht angesiedelte Recht der Europäischen Gemeinschaft(en) bzw. der Europäischen Union. Es setzt sich zusammen aus dem zu der Bildung der Europäischen Gemeinschaften geschaffenen Vertragsrecht (primäres Europäisches Gemeinschaftsrecht) und dem von den Organen der Europäischen Gemeinschaften erlassenen Recht (sekundäres Europäisches Gemeinschaftsrecht). Das Europäische Gemeinschaftsrecht gilt teilweise unmittelbar in den einzelnen Mitgliedstaaten und hat dann Vorrang vor dem Recht des einzelnen Staates. Nicht Europäisches Gemeinschaftsrecht ist das nationale, auf Grund gemeinsamen Beschlusses der Mitgliedstaaten geschaffene Recht.
Lit.: Nicolaysen, G., Europäisches Gemeinschaftsrecht, 1979; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996
Europäisches Parlament (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., um 1950, Europäische Versammlung) in Straßburg ist das gemeinsame parlamentarische Hauptorgan der →Europäischen Gemeinschaften bzw. Europäischen Union.
Lit.: Thöne-Wille, E., Die Parlamente der EG, 1984; Dialer, D. u. a. Handbuch zum Europäischen Parlament, 2015; Soldwisch, I., Das Europäische Parlament 1979-2004, 2021
Europäisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort europäisch in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1560 bezeugt, Adj.) ist das in →Europa geltende und das Europa betreffende Recht. Ein in ganz Europa einheitlich geltendes Recht gibt es bis zu der Gegenwart nicht. Vielmehr gilt in dem Altertum selbst das römische Recht nur innerhalb des römischen Weltreichs. In dem Frühmittelalter stehen zahlreiche Rechte einzelner Völker, in dem Hochmittelalter und in dem Spätmittelalter viele territoriale Landrechte und Stadtrechte nebeneinander. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes in andere Rechte kommt es zwar ebenso zu einer gewissen Europäisierung wie mit der Anwendung des einheitlichen kirchlichen Rechtes in dem christianisierten Europa, doch gelten beide gelehrten Rechte grundsätzlich nur subsidiär zu partikularen Rechten. Deren Geltungsgebiet erweitert sich mit der Bildung der europäischen Nationalstaaten. In sie finden zunehmend allgemeine Reformgedanken Eingang. Daneben wird europäisches Recht erst seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in dem Rahmen der →Europäischen Gemeinschaften bzw. der Europäischen Union in größerem Ausmaß (für große Gebiete Europas einheitlich) geschaffen und auch wissenschaftlich für einzelne Rechtsdgebiete wie Privatrecht, Zivilprozessrecht, Verwaltungsrecht, Vertragsrecht, Deliktsrecht oder Zivilverfahrensrecht zusammengefasst. →Europarecht, Europäisches Gemeinschaftsrecht
Lit.: Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Kropholler, J., Europäisches Zivilprozessrecht, 1985, 7. A. 2002, 8. A. 2005; Schwarze, J., Europäisches Verwaltungsrecht, Bd. 1 1988; Vers un droit privé commun? – Skizzen zum gemeineuropäischen Privatrecht, 1994; Europas universale rechtsordnungspolitische Aufgabe im Recht des dritten Jahrtausends, hg. v. Köbler, G. u. a., 2000; Jansen, N., Binnenmarkt, Privatrecht und europäische Identität, 2003; The need for a European contract law, hg. v. Smits, J., 2005; Europäisches Zivilverfahrensrecht in Österreich, hg. v. König, B. u. a., 2007; Metzger, A., Extra legem - intra ius, 2009
Europäisches Währungssystem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., nach 1950) ist das auf einer Entschließung des Rates der →Europäischen Gemeinschaften beruhende Währungssystem mit dem seinerzeitigen Ziel, bis zu dem Jahre 1999/2002 zu einer stabilen Währungszone in Europa zu gelangen (Währungseinheit Euro).
Lit.: Scharrer, H./Wessels, W., Das Europäische Währungssystem, 1983
Europäische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1992) ist die durch den Vertrag von Maastricht/Niederlande an dem 7. 2. 1992 gegründete, zu dem 1. 11. 1993 unter Ergänzung um die Politikbereiche gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik und Zusammenarbeit in dem Bereich Justiz und Inneres aus der Europäischen Gemeinschaft bzw. den Europäischen Gemeinschaften entwickelte Verbindung (Staatenverbund) der europäischen Staaten Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien, Luxemburg (1951), Großbritannien (1973 bis 2020), Irland, Dänemark, Griechenland, Spanien und Portugal, zu denen zu dem 1. 1. 1995 Österreich, Schweden und Finnland stoßen. Ihre (in der Form der Organleihe wirkenden [str.]) Organe sind Rat, Kommission, Versammlung und europäischer Gerichtshof bzw. Gerichtshof – der Europäischen Union -. Zu dem 1. 5. 2004 wird die Europäische Union um Estland, Lettland, Litauen, Polen, Slowakei, Tschechische Republik, Ungarn, Slowenien, Malta und Zypern (Südzypern), zu dem 1. 1. 2007 um Rumänien und Bulgarien erweitert. Außerdem äußern die Türkei, Kroatien, Serbien, Albanien, Russland und andere Staaten einen Wunsch nach Mitgliedschaft. Die Staatsbürger der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Unionsbürger 1993) dürfen sich der Freiheiten der Europäischen Union bedienen und sind in dem Wohnsitzstaat kommunalwahlberechtigt. Mit Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon an dem 1. 12. 2009 ist die Europäische Union Rechtsnachfolgerin der Europäischen Gemeinschaft. An dem 23. Juni 2016 entschied sich in einem von David Cameron als Premierminister bewirkten Volksentscheid eine knappe Mehrheit der Abstimmenden für eine Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, der nach neuen Wahlen zu dem 31. Januar 2020 vollzogen ist.
Lit.: Sachwörterbuch zur Europäischen Union, hg. v. Monar, J. u. a., 1993; Kommentar zur Europäischen Union, hg. v. Grabitz, E. u. a., 2. A. 1994; Brandstetter, G., Chronologisches Lexikon der europäischen Integration, 1996; Dedman, M., The origins and development, 1996; Pfeil, W., Historische Vorbilder und Entwicklung des Rechtsbegriffs der „Vier Grundfreiheiten“, 1998; Die Europäische Union als Prozess, hg. v. Hrbek, R. u. a., 1998; Die Europäische Union als Akteur der Weltpolitik, hg. v. Schubert, K. u. a., 2000; Der Europäische Konvent und sein Ergebnis, hg. v. Busek, E. u. a., 2004; Butschek, F., Vom Staatsvertrag zur EU, 2004; Dinan, D., Europe Recast, 2004; Schönberger, C., Unionsbürger, 2006; Thurner, P., Die graduelle Konstitutionalisierung der Europäischen Union, 2006; Kristoferitsch, H., Vom Staatenbund zum Bundesstaat?, 2007; Vom gemeinsamen Markt zur Europäischen Unionsbildung, hg. v. Gehler, M., 2007; Fünfzig Jahre römische Verträge, hg. v. Schulze, R. u. a., 2008; Thiemeyer, G., Europäische Integration, 2009; Weidenfeld, W., Die Europäische Union, 2010; Callies, C., Die neue Europäische Union nach dem Vertrag von Lissabon, 2010; Mangold, A., Gemeinschaftsrecht und deutsches Recht, 2011; Marschner, S., Die Geschichte und Entwicklung der Europäischen Union, 2011; Grüner, C., Quantität und Qualität der europäischen Rechtsetzung, 2011; Vom Ursprung und Ziel der Europäischen Union, hg. v. Kirchhof, G. u. a., 2016; Der Brexit und die Krise der europäischen Integration, hg. v. Winkelmann, T. u. a., 2018
Europäische Verteidigungsgemeinschaft (EVG, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1952) ist die durch Gründungsvertrag an dem 27. 5. 1952 beschlossene, auch die Schaffung einer europäischen politischen Gemeinschaft vorsehende, an dem 30. 8. 1954 an der Ablehnung durch die Nationalversammlung Frankreichs gescheiterte Verteidigungsgemeinschaft Deutschlands, Frankreichs, Italiens, der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs mit europäischer Gemeinschaftsarmee), deren Zielsetzung an dem 23. 10. 1954 in der Westeuropäischen Union zeitweise fortgeführt wird.
Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1985) ist die durch Verordnung des Rates der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft von dem 25. 7. 1985 bereitgestellte Unternehmensform. Sie beruht auf dem in Frankreich an dem 23. 9. 1967 als neue Gesellschaftsform geschaffenen Groupement d’Intérêt Economique.
Lit.: Bott, R./Rosener, W., Das Groupement d´Intérêt Economique, (in) NJW 1970, 364; Hatzig, C., Die Europäische Wirtschaftliche Interessenvereinigung, 1990
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1957) ist die an dem 25. 3. 1957 zwischen Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg vereinbarte und später auf weitere Mitglieder ausgedehnte, eine allgemeine wirtschaftliche Integration durch Herstellung eines gemeinsamen Marktes anstrebende europäische Gemeinschaft in Wirtschaftsangelegenheiten. Sie ist eine der →Europäischen Gemeinschaften. Nach Erweiterung ihrer Politiken (Aufgaben) durch die einheitliche Europäische Akte (1986) und den Vertrag von Maastricht (1992) wird sie in Europäische Gemeinschaft umbenannt, →Europäische Union.
Lit.: Kommentar zum EWG-Vertrag, hg. v. Grabitz, E., 1989; Thiemeyer, G., Vom „Pool Vert“ zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, 1999; Pitzer, F., Interessen im Wettbewerb, 2009; Patel, K., Europäisierung wider Willen, 2009; Ebert, V. u. a., Europa ohne Fahrplan?, 2010
Europarat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1956 bezeugt?,- nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M., um 1949, Sitz in Straßburg) ist der an dem 5. 5. 1949 in London von 10 Staaten (Belgien, Dänemark, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Schweden, Vereinigtes Königreich von Großbritannien) errichtete völkerrechtliche Zusammenschluss zunächst westeuropäischer, seit 1990 zunehmend auch osteuropäischer Länder (1999 41 Mitglieder, als erste Kaukasusrepublik wird Georgien an dem 27. 4. 1999 41. Mitgliedsland des Europarates, 2007 47 Mitglieder) mit dem Ziel, eine engere allgemeine und wirtschaftliche Verbindung der Mitgliedstaaten herzustellen. Die Organe sind das Ministerkomitee (der Außenminister), die beratende Versammlung (von Vertretern der Parlamente der Mitgliedstaaten) und das Ständige Sekretariat. Sie wirken hauptsächlich durch Empfehlungen und Konventionen. Auf den Europarat gehen die →Europäische Konvention zu dem Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten und der →Europäische Gerichtshof für Menschenrechte zurück.
Lit.: Carstens, K., Das Recht des Europarates, 1956; Österreich im Europarat 1956-1986, hg. v. Hummer, W. u. a., 1988; Council of Europe, hg. v. Streinz, R., 2000; Winkler, G., Der Europarat und die Verfassungsautonomie seiner Mitgliedstaaten, 2005; Österreich im Europarat 1956-2006, hg. v. Hummer, W., 2008; Wassenberg, B., Histoire du Conseil de l’Europe (1949-2009), 2012
Europarecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 20. Jahrhundert) ist das gesamte, eine europäische Organisation betreffende Recht. Dementsprechend wird zu dem Europarecht in dem weiteren Sinn insbesondere das Recht des Nordatlantikpakts (NATO), der Westeuropäischen Union (WEU), der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), des →Europarats, der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) und das →europäische Gemeinschaftsrecht gezählt. In einem engeren Sinn ist Europarecht nur das europäische Gemeinschaftsrecht (Unionsrecht).
Lit.: Bleckmann, A., Europarecht, 6. A. 1997; Streinz, R., Europarecht, 1994; Arndt, U., Europarecht, 1994; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Neueste Entwicklungen im Zusammenspiel von Europarecht und nationalem Recht der Mitgliedstaaten, hg. v. Hummer, W., 2010; Schwarze, J., Das Verhältnis von nationalem Recht und Europarecht im Wandel der Zeit, Bd. 1f. 2012f.
Euthanasie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 nicht bezeugt und in DW2 als 1804 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits dem griechisch-römischen Altertum bekannte Sterbehilfe durch Arzneimittel. Sie wird insbesondere in dem Deutschen Reich während der Herrschaft des Nationalsozialismus (1933-1945) planmäßig für gesellschaftspolitische Ziele verwendet (Euthanasiebefehl Adolf Hitlers von Ende Oktober 1939 mit [bis 24. 8. 1941] rund 100000 vergasten oder verhungerten Menschen „lebensunwerten Lebens“). Unter engen Voraussetzungen wird in der Gegenwart von einzelnen Staaten selbstbestimmte Sterbehilfe mit Arzneimitteln zugelassen.
Lit.: Nowak, K., Euthanasie und Sterilisierung im Dritten Reich, 1977, 2. A. 1980; Klee, E., „Euthanasie“ im NS-Staat, 1983; Schmuhl, H., Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie, 1987; Rainer, J., Zur Euthanasie, (in) Ethik und Recht, 1993, 19; NS-„Euthanasie“ vor Gericht, hg. v. Loewy, H. u. a., 1996; Bieber, E., Der Euthanasiebefehl Hitlers, 1996; Brass, C., Zwangssterilisation und „Euthanasie“ im Saarland 1935-1945, 2004; Die Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens, hg. v. Riha, O., 2005; Merkel, C., „Tod den Idioten“ – Eugenik und Euthanasie in juristischer Rezeption von Kaiserreich zur Hitlerzeit, 2006, 2. A. 2007; Die nationalsozialistische „Euthanasie“-Aktion „T4“, hg. v. Rotzoll, M. u. a., 2010; Hammon, K., Karl Binding, Alfred E. Hoche, 2011; Burkhardt, A., Das NS-Euthanasie-Unrecht vor den Schranken der Justiz, 2015; Schweizer-Martinschek, P., Die Strafverfolgung von NS-„Euthanasie“-Verbrechen in SBZ und DDR, 2016; Schulze, D., Auch der Gnadentod ist Mord, 2019; Beyond Hartheim – Täterinnen und Täter im Kontext von „Aktion T4“ und „Aktion Reinhard“, hg. v. Rohrbach, P. u. a., 2019; Christ, V., Täter von Grafeneck – Vier Ärzte als Angeklagte im Tübinger „Euthanasie“-Prozess 1949, 2020; Becker, D., Die Auslese der Asozialen, 2020
evangelisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 820 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellem – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen bezeugt und über das Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Evangelien betreffend, protestantisch, lutherisch
Lit.: Thiede, W., Evngelische Kirche – Schiff ohne Kompass?, 2017; Weber, W., Luthers bleiche Erben, 2017
Evangelisches Kirchenrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht der seit der Reformation Masrtin Luthers von 1517 entstandenen evangelischen bzw. protestantischen Kirchen. Es baut auf dem →kanonischen Recht auf. Es unterscheidet sich aber von diesem durch zahlreiche eigenständige Entwicklungen.
Lit.: Hinschius, P., Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten, Bd. 1ff. 1869ff., Neudruck 1959; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
evangelium, euangelium, lat., N., Evangelium, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. εύαγγέλιον (euangéllion), N., Lohn, gute Botschaft, vgl. gr. εὐάγγελος (euángelos), Adj., gute Kunde bringend, gr. εὖ (eu), Adv., gut, wohl; idg. *esus-, *su-, Adj., gut, tüchtig, gr. ἄγγελος (ángelos), M., Bote, Gesandter
Evangelium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt – 830-840 (Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) gute Botschaft, frohe Botschaft
evenire, ēvenīre, lat., V.: nhd. herauskommen, hervorkommen, hingelangen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ex, venīre
eventual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1714 bezeugt – ausgenommen Eventualität 19. Jahrhundert und eventuell 1781 nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Eventualfall und Eventualität – nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) möglicherweise eintretend
Eventualmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 Wortarchiv 19. Jh. bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Verfahrensgrundsatz, wonach eine Partei eines Zivilprozesses zu der Vermeidung des Ausschlusses ihres gesamten Vortrags diesen einschließlich aller (denkbaren) Möglichkeiten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in den Prozess einzubringen hat. Durch die Notwendigkeit des gleichzeitigen Vorbringens aller Klagetatsachen soll das Verfahren beschleunigt werden. Die Eventualmaxime gehört dem frühneuzeitlichen sächsischen Prozess an, wird aber von dem französischen Prozess des beginnenden 19. Jahrhunderts abgelehnt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 155, 201; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Schulte, J., Die Entwicklung der Eventualmaxime, 1980
eventus, ēventus, lat., M., Ausgang, Folge, Erfolg, Entscheidung, Katastrophe, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēvenīre
Evers, Johann Gustav (1781-1830), Professor für Rechtsgeschichte in Dorpat, stellt unter dem Einfluss Hegels 1826 in dem Werk „Das älteste Recht der Russen“ die Entwicklung des Rechtes in Russland - von dem patriarchalischen Zustand der bürgerlichen Gesellschaft - bis zu dem Territorialstaat der Neuzeit dar. S. Google
Lit.: Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961
evictio, ēvictio, lat., F.: gerichtliche Wiedererlangung, Gaius (um 159 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ēvincere
Eviktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv erste Hälfte 16. Jahrhundert nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., →Entwerung) ist die Wiedererlangung des Besitzes einer verkauften Sache durch den Berechtigten bzw. der Entzug des Besitzes auf Seiten eines Käufers. In dem klassischen römischen Recht kann der Käufer einer dem Verkäufer nicht gehörigen (beweglichen) Sache gegen den Verkäufer grundsätzlich Schadensersatz wegen Nichterfüllung nur verlangen kann (lat. [F.] actio auctoritatis), wenn die Sache dem Käufer auf Grund eines dinglichen Rechtes in dem Rechtsstreit entzogen wird. Diese Gestaltung ist in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen.
Lit.: Kaser § 41 III 1; Söllner §§ 8, 9, 15; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 46; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 452
evincere, ēvincere, lat., V., gänzlich besiegen, vollständig überwinden, Herr werden, Hor. (65-8 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, vincere
evocare, ēvocāre, lat., herausrufen, hervorrufen, zu sich rufen, heraustreiben, aufrufen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ex, vocāre
evocatio, ēvocātio, lat., F.: nhd. Herausrufen, Hervorrufen, Aufforderung, Vorladung des Schuldners, Bell. Alex. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?), s. ēvocāre
Evokation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv zweite Hälfte 18. Jahrhundert - nicht bezeugt – 1712? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herausrufung, Erweckung, Vorladung
Evokationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen Wortarchiv zweite Hälfte 19. Jahrhundert – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. ius [N.] evocandi, zu lat. evocatio [F.] Herausrufen) ist in dem mittelalterlichen und neuzeitlichen deutschen Recht die Befugnis des Königs, jeden noch nicht entschiedenen Rechtsstreit vor sein Hofgericht zu ziehen. Seit dem 13. Jahrhundert streben die Landesherren nach einem (lat.) privilegium (N.) de non evocando. Dieses wird 1356 den Kurfürsten allgemein erteilt. In der Folge verlagert sich die Gerichtsbarkeit mehr und mehr von dem König auf die Länder und Landesherren, 1487 wird das Evokationsrecht des Königs beseitigt.
Lit.: Kaser § 87; Köbler, DRG 114; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkung der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 97
Ewa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google auffindbar, aber für Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 8. Jh. [in lateinischer Umgebung] belegt, F.) ist die althochdeutsche Bezeichnung (8. Jahrhundert) für das (objektive) Recht (lat. [F.] lex). Die Etymologie des nur westgermanisch (ahd., mhd., as., afries., ae.) verbreiteten Wortes ist streitig (zu aind. éva, Lauf, Gang, Gewohnheit, zu lat. aevum, Ewigkeit, zu lat. aequum, Billigkeit, zu lat. ius?). Der Bezug zu dem religiösen Kult könnte unter dem Einfluss des Christentums entstanden sein (altiu ewa, lat. testamentum vetus, Altes Testament). In dem 13. Jahrhundert engt ewa seine Bedeutung auf (rechtmäßige) →Ehe ein.
Lit.: Köbler, DRG 80; Köbler, WAS; Weisweiler, J., Bedeutungsgeschichte, Linguistik und Philologie, (in) Stand und Aufgaben der Sprachwissenschaft, 1924, 419; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Seebold, E., Etymologie, 1981, 89; Schmidt-Wiegand, R., Recht und ewa, (in) Althochdeutsch, hg. v. Bergmann, R. u. a., 1987, 937
Ewa (F.) Chamavorum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Volksrecht (lat. [F.] lex) des fränkischen Teilstamms der an der Zuidersee siedelnden Chamaven (Ewa quae se ad Amorem habet). Es ist in zwei Handschriften überliefert und in 48 knappe Kapitel gegliedert. Vielleicht wird es 802/803 in Aachen durch einen Königsboten erfragt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953
ewig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 790 bezeugt – 790 [Weißenburger Katechismus] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1241 [SPöltenUB. I 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zeitlich unendlich, immerwährend
Ewiger Landfriede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 7. 8. 1495 in Worms von König Maximilian mit Rat der Reichstände auf der Grundlage von Landfrieden von 1486, 1474, 1471 und 1442 (sowie [1356 und] 1235) erlassene, dauerhafte Geltung beanspruchende und deswegen zwar nicht in dem Text, aber doch von den Zeitgenossen als ewig bezeichnete und tatsächlich bis 1806 geltende →Landfriede des Heiligen römischen Reiches. Er hebt das Fehderecht zugunsten der gerichtlichen Entscheidung jedes Rechtsstreits auf (Fehdeverbot unter Androhung der Reichsacht). Zugleich drängen damit die Stände den König in der Friedenswahrung zurück.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EwigerLandfriede1495.htm; Angermeier, H., Königtum und Landfriede im deutschen Spätmittelalter, 1966; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 15 II 4; 1495, 1995, 71ff.; Kaiser, Reich, Reformen – Der Reichstag zu Worms, 1995; Landfriede, hg. v. Buschmann, A. u. a., 2002
Ewigrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf Dauer und damit ohne zeitliche Begrenzung vereinbarte →Rente.
Lit.: Hübner
Ewigsatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf Dauer gedachte →Satzung eines →Pfandes.
Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981
ex, ec, ē, lat., Präp., aus; (lat.) Sonderform der Präposition e, s. latein_a_z.docx
exactio, exāctio, lat., F., Vertreibung, Eintreibung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. exigere
examen, exāmen, exagmen, lat., N., Bienenschwarm, Insektenschwarm, Schar (F.) (1), Haufe, Haufen, Zünglein an der Waage, Prüfung, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. exigere
Examen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1513 bezeugt – um 1513 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Prüfung
exceptio, lat., F., Ausnahme, Einschränkung, Bedingung, Klausel, Verwahrung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. excipere
Exceptio (lat. [F.] Ausnahme) ist die Einrede (als Verteidigung eines Beklagten gegen einen Klaganspruch [stricti iuris, strengen Rechtes]). Sie ist in dem römischen Recht ursprünglich die dem Beklagten günstige Ausnahme von den Bedingungen, unter denen er dem Klaganspruch (lat. [F.] →actio) zufolge zu verurteilen wäre. Aus dieser verteidigenden Einrichtung des Verfahrensrechts, die auf Antrag des Beklagten in die Klagformel eingefügt wird (beispielsweise lat. exceptio doli, exceptio pacti), entwickelt sich allmählich ein selbständiges Recht des Beklagten, das Begehren des Klägers zu verweigern. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes (in dem Heiligen römischen Reich) in dem Spätmittelalter wird die exceptio aufgenommen (beispielsweise 1721 mehr als 150 exceptiones unterschieden). In dem Laufe des 19. Jahrhunderts wird die exceptio durch Einrede und Einwendung ersetzt.
Lit.: Kaser §§ 4, 80; Söllner § 9; Köbler, DRG 33f.; Köbler, LAW; Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 18761, 3. A. 1878; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Litewski, W., Der römisch-kanonische Zivilprozess, 1999
Exceptio (F.) doli (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die Einrede der Arglist. Sie gilt in dem römischen Recht (bei den [lat., N.Pl.] iudicia stricti iuris) grundsätzlich nur bei besonderer Aufnahme in die Klagformel des Prätors auf Verlangen des Beklagten, bei den sog. →bonae-fidei-iudicia aber auch ohne diese. Sie kann auf die Vergangenheit oder die Gegenwart bezogen sein.
Lit.: Kaser §§ 4, 8, 9, 22, 26, 27, 33, 36, 37, 40, 53, 62, 65, 83; Söllner § 9; Köbler, DRG 42, 43, 45; Haferkamp, H., Die exceptio doli generalis in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 1
Exceptio (F.) iusti dominii (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht die Einrede des quiritischen Eigentümers gegenüber der (lat.) actio (F.) Publiciana des Ersitzungsbesitzers.
Exceptio (F.) non adimpleti contractus (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht (bei Kauf, Miete und Gesellschaft) die Einrede der Nichterfüllung (des Vertrags).
Lit.: Kaser § 38
Exceptio (F.) non numeratae pecuniae (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht die Einrede des nichtgezahlten Entgelts.
Lit.: Kaser §§ 40, 53; Litewski, W., Non numerata pecunia, (in) SDHI 60 (1994)
Exceptio (F.) rei sibi (ante bzw. quoque) pigneratae (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht bei einer Mehrfachverpfändung die Einrede eines vorrangigen oder besitzenden Pfandgläubigers gegen eine (lat.) actio (F.) Serviana eines nachrangigen oder anderen Pfandgläubigers.
Exceptio (F.) rei venditae et traditae (lat.) Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Recht die dem Käufer (einer nicht durch [lat.] mancipatio, sondern nur durch [lat.] traditio übertragenenen res mancipi als bloßem bonitarischem Eigentümer) seit Einführung des Formularverfahrens von dem Prätor gegenüber dem herausverlangenden Verkäufer und quiritischen Eigentümer gewährte Einrede der verkauften und übergebenen Kaufsache.
Lit.: Kaser §§ 22, 27
excipere, lat., V., herausnehmen, herausziehen, ausnehmen, eine Ausnahme machen, verordnen, bestimmen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, capere
excommunicare, excommūnicāre, lat., V., „aus der Gemeinschaft ausschließen“, in den Bann tun, Ambr. (um 340-397 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, commūnicāre
excommunicatio, excommūnicātio, lat., F., Kirchenbann, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. excommūnicāre
Exegese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1528 bezeugt – 1528 [Luther] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Auslegung eines Textes (beispielsweise Bibelexegese, Digestenexegese, Sachsenspiegelexegese). Sie ist notwendiger Bestandteil jeder wissenschaftlichen (und damit auch juristischen) Tätigkeit. Als eigene Lehrveranstaltung tritt die seit dem 18. Jahrhundert [Pütter] als Übung abgehaltene Exegese in dem ausgehenden 20. Jahrhundert zurück.
Lit.: Köbler, DRG 11; Lubac, H. de, Exégèse médiévale, 1959ff.; Schlosser, H./Sturm, F./Weber, H., Die rechtsgeschichtliche Exegese, 1972, 2. A. 1993; Hattenhauer, H., Die deutschrechtliche Exegese, 1975; Waßmer, M./Wittemann, F., Die verfassungsgeschichtliche Exegese, 1999; Blum, E., Grundfragen der historischen Exegese, 2014
Exeget (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1734 bezeugt – 1734 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Auslegender, Erklärender
exegetisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1744 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums (und das erschließbare Germanische) mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., auslegend) beispielsweise exegetische, eng an das Gesetz gebundene und dessen Fortbildung grundsätzlich dem Gesetzgeber überlassende Schule zu der Anwendung des Privatrechts nach gesetzlich [§§ 6, 7 ABGB] festgelegten Regeln in Österreich ab 1812 (tatsächlich aber Rechtsfortbildung beispielsweise durch verschämte Verwaltungsgemeinschaft und Gütergemeinschaft auf den Todesfall)
exekutieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1619 bezeugt – 1619 [Weistum] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ausführen, vollstrecken
Exekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Reichsexekution und Zollexekution - nicht und in DW2 1465 bezeugt – 1464/1466 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb exekutieren 1619) →Vollstreckung, →Zwangsvollstreckung
Lit.: Mally, A., Der österreichische Kreis in der Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967
exekutiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1630 bezeugt – 1630 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1630 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) →Exekutive
Exekutive (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Reichsexekutive - nicht und in DW2 1849 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv exekutiv 1630 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen aufgenommen) ist die ausführende Gewalt. Sie wird als solche von den Vertretern der Lehre von der →Gewaltentrennung (→Locke 1680, →Montesquieu 1748) von der Legislative (und der Judikative) getrennt.
Lit.: Köbler, DRG 190, 191
Exekutor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1511 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Femininum Exekution 1465), M., Vollstrecker
Lit.: Hitzbleck, K., Exekutoren, 2010
exempt, exemt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1299 bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ausgenommen, befreit, →eximere, s. latein_a_z.docx
Exemption, Exemtion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1484 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb eximieren um 1520), Herausnahme, Ausnahme (beispielsweise aus der Herrschaft eines kirchlichen Oberen, aus einer Gerichtszuständigkeit oder aus der Geltung des Rechtes eines Staates zu Gunsten von Geschäftsträgern eines anderen Staates)
exercere, exercēre, lat., V., nicht ruhen lassen, in Atem setzen, im Gang halten, abmühen, abtreiben, abhetzen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, arcēre
Exercitalis (lat. [M.]) Heermann, Arimanne, nicht in latein_a_z.docx, →exercēre
Lit.: Jarnut, J., Beobachtungen zu den langobardischen arimanni und exercitales, ZRG GA 88 (1971), 1
exercitor, lat., M., Übungsmeister, Verrichter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exercēre, (auch) Reeder
exigere, lat., V., abwägen, untersuchen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, agere
Exil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 um 820 bezeugt – 1567 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums (exsilium) aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist seit dem Altertum das (freiwillige oder zwangsweise) Ausscheiden eines oder mehrerer Menschen aus einem Staat. Seit dem 19. Jahrhundert können in dem Exil auch Regierungen beibehalten oder geschaffen werden.
Lit.: Die 48er, hg. v. Freitag, S., 1998; Auswanderung, Flucht, Vertreibung, Exil im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 2003; Exile in the Middle Ages, hg. v. Napran, L. u. a., 2007; Stini, F., Plenum exiliis mare, 2011; Exilerfahrung und Konstruktionen von Identität 1933 bis 1945, hg. v. Mittelmann, H. u. a., 2013
eximere, exemere, lat., V.: nhd. herausnehmen, wegnehmen, hinwegnehmen; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, emere
Exklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1921 als Neubildung nach dem Vorbild von Enklave bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Teilgebiet eines Staates (aus dessen Sicht), das von seinem übrigen Gebiet getrennt (Ausschlussgebiet) und vollständig von dem Staatsgebiet anderer Staaten eingeschlossen ist (beispielsweise deutsche Exklave Büsingen in der Schweiz, Russlands Gebiet um Königsberg). →Enklave
Exkommunikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1465 bezeugt – 1465 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb exkommunizieren 1523) ist in dem (katholischen) Kirchenrecht ursprünglich der strafweise Ausschluss eines Mitglieds aus der Gemeinschaft der Gläubigen. Seit der Wende zu dem 5. Jahrhundert wird die Exkommunikation auf den Entzug der mit der Mitgliedschaft verbundenen Rechte (ohne Entbindung von den Pflichten) eingeschränkt. Die Dekretisten entwickeln in dem Hochmittelalter ein differenziertes Regelwerk für die Exkommunikation. Wegen der starken Ausweitung verliert die Exkommunikation, abgesehen von dem klerikalen Bereich, später ihre Bedeutung. In der Gegenwart kann die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche nicht mehr verloren werden.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 56; Morel, M., L’Excommunication, 1926; Hyland, F., Excommunicatio, 1928; Siuts, H., Bann und Acht, 1959; Elsener, F., Die Exkommunikation als prozessuales Vollstreckungsmittel, (in) FS E. Kern, 1968, 69; Logan, F., Excommunication, 1968; Weigand, R., Zur Exkommunikation bei den Glossatoren, ZRG KA 56 (1970), 396; Vodola, E., Excommunication, 1986; Murray, A., Excommunication, 1991; Pauler, R., Dum esset catholicus – Zur Frage der Gültigkeit von Regierungshandlungen exkommunizierter und abgesetzter Kaiser, ZRG GA 112 (1995), 344; Helmholtz, R., The Spirit of the Classical Canon Law, 1996; Magnúsardottir, L., Bannfoering og Kirkjuvald, 2007
exkommunizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1523 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, V.) von den Rechten aus der Mitgliedschaft in der katholischen Kirche ausschließen, →Exkommunikation
Exlibris (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1906 bezeugt – 1906 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., aus lat. ex libris, aus den Büchern) ist das seit Erfindung des Buchdrucks in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zu der Bezeichnung des Eigentümers des einzelnen Buches meist auf die Innenseite des vorderen Buchdeckels geklebte, der besser gesicherten Bezeichnung des Berechtigten dienende Blatt.
Lit.: Kretz, H., Exlibris für Juristen, 2003
Ex nihilo nihil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Aus nichts wird nichts.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Anaxagoras, um 500-428 v. Chr.)
expeditio, expedītio, lat., F.: nhd. Erledigung, Abfertigung, Beseitigung, Einrichtung, Feldzug, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. expedīre, s. Spedition
exsecutio, exsecūtio, lat., F., Vollziehung, Vollstreckung, Ausführung, rechtliche Verfolgung, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. exsequī
extra (lat. [Präp.]) außer, s. latein_a_z.docx
exsecutor, exsecūtor, lat., M., Vollstrecker, Vell. (um 20 v. Chr.-30 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exsequī, s. Exekutor
exsequi, exsequī, exequī, lat., V., verfolgen, ausführen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, sequī
exsilium, exilium, lat., N., Verbannung, Exil, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exsul, s. Exil
exsul, exul, lat., Adj.: nhd. verbannt, heimatlos, Verbannter (= exsul subst.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex, solum
exter, exterus, lat., Adj., außen befindlich, äußerlich, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ex
extra, extrā, lat., Adv., außerhalb, außen, von außen, äußerlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exter
extrajudizial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 – ausgenommen in Zusammensetzungen ab 17. Jahrhundert - nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) außergerichtlich, nicht in latein_a_z.docx
Extrajudizialappellation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Appellation außerhalb gerichtlicher Endurteile. Sie ist in Lübeck 1296 bezeugt. Sie wird durch den Reichsabschied von 1594 für den Prozess des Reichskammergerichts in engen Grenzen eröffnet. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird sie eingeengt und durch die Reichsjustizgesetze des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879 beseitigt.
Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozeses, 1861, 3. A. 1878, 768ff.; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976; Seeger, T., Die Extrajudizialappellation, 1992; Oestmann, P., Hexenprozesse am Reichskammergericht, 1997
extraneus, extrāneus (1), extrānius, lat., Adj., äußere, äußerlich, außerhalb liegend, auswärtig, fremd, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. extrā, exter
Extranei heredes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.Pl.], Sg. extraneus heres) sind in dem römischen Recht die in Gegensatz zu den (lat. [M.Pl.]) →sui heredes (Hauserben) stehenden Außenerben (Agnaten, Gentilen).
Lit.: Kaser §§ 66, 71
Extraordinaria cognitio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht das ursprünglich außerordentliche, seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) das ältere zweigeteilte Verfahren vor Magistrat und ehrenamtlichem Richter ablösende einheitliche →Kognitionsverfahren eines einzigen öffentlichen Amtsträgers.
Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 14, 15, 16, 18
extraordinarius, extrāōrdinārius, lat., Adj., außerordentlich, außergewöhnlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. extrā, ōrdo
extravagans (lat.[Adj.]) umherschweifend, herumschweifend (nicht in latein_a_z.docx, aber in Google)
Extravagantes (lat. [M.Pl.] Umherschweifende, Herumschweifende) ist die in Google belegte Bezeichnung für die 20 (bereits 1325 in einer privaten Sammlung zusammengestellten) Dekretalen Papst Johannes‘ XXII. (1314ff., Extravagantes Johannis XXII.) und die 70 eher zufällig ausgewählten Dekretalen der Päpste Bonifaz‘ VIII. (1294-1303) bis Sixtus‘ IV. (1471-1484) (Extravagantes communes, allgemeine Extravaganten), die der Pariser Kirchenrechtler Jean Chappuis in seine Ausgabe des →corpus iuris canonici (1499ff., Korpus des kanonischen Rechtes) ohne amtlichen Auftrag aufnimmt. Zitiert werden sie beispielsweise als Extr. Joann. XXII. 4. 2 bzw. Extrav. com. 1. 7. 1.
Lit.: Bickell, J., Über die Entstehung und den heutigen Gebrauch der beiden Extravagantensammlungen, 1825; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 276; Tarrant, J., Extravagantes Iohannis XXII, 1983
extrem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Greifextremität – nicht und in DW2 1617 bezeugt – 1522/1523 [Reichstagsakten] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums (extremus) in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) äußerste
Lit.: Backes, U., Politische Extreme, 2006
Extremismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1937 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die inhaltlich an dem Rand stehende (äußerste und damit besonders abweichende und grundsätzliche) politische Strömung.
Lit.: Backes, U., Politische Extreme, 2006; Bergsdorf, H. u. a., Linksextrem, 2011; Bötticher, A. u. a., Extremismus, 2012; Rechtsextremismus und Rechtsterrorismus, hg. v. Lüttig, F. u. a., 2020
extremus, extrēmus, lat., Adj. (Superl.), äußerste, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. exter, ex
Eyre (engl. [N.]) ist die von lat. (N.) iter (Reise, Weg) abgeleitete, in Google belegte Bezeichnung für die Reise bzw. Sitzung der königlichen englischen Reiserichter zwischen 1086 bzw. 1166 und 1294.
Lit.: Harding, A., Rolls of the Shropshire Eyre of 1256, 1981
F
faber, lat., M, Verfertiger, Künstler, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰabʰ- (2), Adj., V., passend, fügen
Faber →Favre
Faber, Johannes ist der um 1270 geborene, in Montpellier und vielleicht Bologna ausgebildete, um 1340 verstorbene, praktisch tätige französische Jurist, der ein (lat. [N.]) Breviarium Codicis (Kurzfassung des Codex) und einen (lat. [M.]) Commentarius in institutiones (Kommentar zu den Institutionen) verfasst. S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 581
fabrica, lat., F., Bau, Gebäude, Kunstgriff, List, Ausübung, Beschäftigung, Bearbeitung, Werkstätte, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. faber
Fabrik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1367 bezeugt – 1367 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [ZofingenStR. 201] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gebäude, in dem industriemäßig aus Rohstoffen Erzeugnisse hergestellt werden. Die Fabrik entwickelt sich seit dem 18. Jahrhundert aus dem Verlagssystem. Kennzeichnend ist die Tätigkeit der Bediensteten außerhalb des eigenen Hauses. In dem 19. Jahrhundert wird die Fabrik Gegenstand besonderer rechtlicher Regelungen.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 175; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 229; Pfeiffer, H. v., Die Manufakturen und Fabriken Deutschlands, Teil 1f. 1781; Neumann, F., Zur Reform deutscher Fabrikgesetzgebung, 1873, Neudruck 2013; Anton, G., Geschichte der preußischen Fabrikgesetzgebung, 1891, Neudruck, 1953; Mises, L., Zur Geschichte der österreichischen Fabrikgesetzgebung, (in) Z. f. Volkswirtschaft, Sozialpolitik und Verwaltung 14 (1905), 230; Gellbach, H., Arbeitsvertragsrecht der Fabrikarbeiter im 18. Jahrhundert, 1939; Worring, H., Das fürstenbergische Eisenwerk Hammereisenbach, 1954; Dällenbach, H., Kantone, Bund und Fabrikgesetzgebung, Diss. jur. Bern 1961; Österreichische Fabriksprivilegien vom 16. bis ins 18. Jahrhundert, hg. v. Otruba, G., 1981; Ruppert, W., Die Fabrik, 1983, 2. A. 1993; Wadle, E., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, 1983; Bracher, H., Die Entwicklung der Fabrikhaftpflicht in der Schweiz, (in) ZNR 8 (1986), 157; Steinberg, S., Unternehmenskultur im Industriedorf – Die Papierfabriken Kübler & Niethammer, 2015; Mysliwitz-Fleiß, D., Die Fabrik als touristische Attraktion, 2021
Fabrikengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen 1815 [Kamptz, PreußProvR. I 37] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils mit dem Lateinischen des Altertums und teils mit dem erschließbaren Germanischen und mittelbar mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem späten 18. Jahrhundert in Preußen für einige Zeit aus der Polizeijurisdiktion entwickelte und danach in dem Rheinland geschaffene besondere Gericht für Rechtsstreitigkeiten in einer Fabrik zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern.
Lit.: Willoweit, D., Die Entstehung der preußischen Fabrikengerichtsbarkeit, (in) ZNR 4 (1982), 1; Schloßstein, K., Die westfälischen Fabrikengerichtsdeputationen, 1982; Schöttler, P., Die rheinischen Fabrikengerichte, (in) ZNR 7 (1985), 160
facere, lat., V., machen, tun, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *dʰē- (2), *dʰeh₁-, V., setzen, stellen, legen, s. latein_a_z.docx
factor, lat., M., Verfertiger, Schöpfer (M.) (2), Urheber, Ölmacher, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. facere, s. latein_a_z.docx
facul, alat., Adj., leicht, mühelos, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. facere, s. latein_a_z.docx
facultas, facultās, lat., F., Tunlichkeit, Kraft, Geschicklichkeit, Befähigung, Turpil. (2. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. facul, facere
facultās (F.) alternativa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Ersetzungsbefugnis
Faden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 439] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das dünne, längliche, meist durch Drehen entstehende und dem vielfach dauerhaften Verbinden von Geweben oder Lederstücken dienende menschliche Erzeugnis (Gespinst). Der Faden kann als Längenmaß verwendet werden (beispielsweise etwa 185 cm). Er ist auch Gegenstand der rechtlichen Volkskunde.
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1994; Gierke, O., Der Humor im deutschen Recht, 1887
fähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1481 bezeugt – 1481 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1481 [SchwäbWB. II 917] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fangen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) könnend, in der Lage seiend
Fähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1512 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1702 [Greneck] 276, 1709 Mutach 22] in 2 Stellen und in Google belegt sowie über fangen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv fähig 1481) ist die Eigenschaft des Erlangenkönnens bzw. Handelnkönnens.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
fahnden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1616 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1591 [BeitrEssen 20 1900 167 und 20 1900 165] in 4 Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen (verfolgen, besuchen) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) suchen nachforschen
Fahndung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1798 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie - über fahnden - über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb fahnden 1591 bzw. 1616) ist die Verfolgung möglicher Straftäter bei Bekanntwerden eines möglicherweise strafbaren Ergebnisses durch die Allgemeinheit, die seit der frühen Neuzeit und besonders seit dem 19. Jahrhundert ausgebaut und zu einer Staatsaufgabe erhoben wird.
Lit.: Blauert, A. u. a. Gauner- und Diebslisten, 2001; Benad, R., Geschichte der Fahndung, 2006
Fahne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1130 [Pfaffe Konrad 3119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das als Symbol verwendete, meist rechteckige und vielfach farbige Tuch. →Fahnenflucht, →Fahnenlehen, →Reichsfahne
Lit.: Meyer, H., Die rote Fahne, ZRG GA 50 (1930), 310; Meyer, H., Sturmfahne und Standarte, ZRG GA 51 (1931), 204; Meyer, H., Kaiserfahne und Blutfahne, ZRG GA 53 (1933), 291; Neubecker, O., Fahnen und Flaggen, (um 1940)
Fahnenflucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen fahnenflüchtig 1852 - und Fahnenflüchtling, ohne Zeitangabe - nicht und in DW2 1854 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das eigenmächtige auf Dauer angelegte Verlassen des Heeres, das schon in dem Altertum gewichtige Folgen nach sich ziehen kann. Das langobardische Volksrecht sieht die Tötung, das alemannische Volksrecht die Buße von 80 Schillingen vor. Auch später wird zumindest für schwere Fälle die Todesstrafe angedroht, während einfachere Fälle mit Gefängnis und Ehrenminderung bestraft werden. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dringt die Bezeichnung Desertion ein. In dem Zweiten Weltkrieg werden etwa zwei Drittel der als fahnenflüchtig bezeichneten deutschen Soldaten zu dem Tode verurteilt. Die Fahnenflucht in einer Unrechtsherrschaft (berechtigte Fahnenflucht in verbrecherischen Regimen) kann gerechtfertigter Widerstand sein. An dem 17. 5. 2002 beschließt der Bundestag Deutschlands die Aufhebung aller Urteile wegen Fahnenflucht (Desertion) in dem Zweiten Weltkrieg.
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 561; Sargmeister, M., Das Delikt der Fahnenflucht, Diss. jur. Erlangen 1908; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1ff. 1920ff., Neudruck 1964; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Haase, N., „Gefahr für die Manneszucht“, 1996; Armeen und ihre Deserteure, hg. v. Bröckling, U. u. a., 1998; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtsjustiz 1933-1945, 2005; Brümmer-Pauly, K., Desertion im Recht des Nationalsozialismus, 2006
Fahnenlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1217 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1217 [OÖUB. II 586 feudum vexilli] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), Fahnlehn, ist das mit einer Fahne als Symbol (einer besonderen Herrschaftsgewalt?) verliehene →Lehen. Nach verbreiteter hochmittelalterlicher Ansicht ist die königliche Belehnung mit einem Fahnenlehen Voraussetzung der Zugehörigkeit zu dem Fürstenstand. Das Fahnenlehen darf weder geteilt noch von dem König länger als Jahr und Tag einbehalten werden.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Bruckauf, J., Vom Fahnlehn, 1906; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979, 36
Fähre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1250 bezeugt - um 1230 [Diu Crōne von Heinrich von dem Türlin] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1249 [WestfUB. IV 2 S. 264] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das dem planmäßigen Übersetzen über einen Strom oder einen See meist an fester Stelle dienende Fahrzeug. Seit dem Hochmittelalter wird das Recht zu dem Betrieb einer Fähre auf öffentlichem Gewässer als →Regal verstanden. Von ihm leitet sich das einzelne Fährenrecht ab. In Deutschland gelten (über Art. 73 EGBGB) die früheren landesrechtlichen Vorschriften, sofern in den geltenden Landeswassergesetzen keine andere Regelung enthalten ist.
Lit.: Nordegg zu Rabenau, L. v., Das Recht der Fähren mit besonderer Berücksichtigung des Regierungsbezirks Danzig, Diss. jur. Leipzig 1910; Sandkaulen, J., Fährgerechtsame, Diss. jur. Köln 1925; Künßberg, E. v., Fährenrecht und Fährenfreiung, ZRG GA 45 (1925), 144; Riegler, B., Fährgerechtigkeiten, Diss. jur. Würzburg 1933; Elben, J., Die Deutz-Kölner Rheinfähre als Kurkölner Regal, 1933; Hahn, C., Das Fährenrecht am Niederrhein, 1949
fahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 830 bezeugt - zweites Viertel achtes Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sich - mit einem Fahrzeug - fortbewegen
fahrend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1150 bezeugt - 8./9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb fahren über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) beweglich
Fahrende Habe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv fahrend 1150 bzw. 8./9. Jahrhundert) →Fahrnis
Fahrende Leute (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl., Adjektiv fahrend 1150 bzw. 8./9. Jahrhundert) sind die in Ausnützung ursprünglich allgemein bestehender und verwendeter Freiheit der Ortsveränderung ohne festen Wohnsitz umherziehenden Menschen (in dem Mittelalter schätzungsweise 5-10 Prozent der Bevölkerung). Seit dem Spätmittelalter werden sie als Störung der Ordnung angesehen. Seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wird Umherziehen teilweise strafbar, wobei Rechtssätze und angedrohte Strafen nicht stets umgesetzt werden. Gegen fahrende Leute werden von dem Staate Pass und Meldepflicht eingesetzt, ohne dass angesichts des Bevölkerungszuwachses und der anonymen Bürokratisierung trotz Digitalisierung ein vollständiger Erfolg erreicht wird oder bisher erreicht werden kann.
Lit.: Mylius, A./Barthel, D., Iura vagabundorum, 1679; Enklaar, D., Varende Luyden, 1957; Schubert, E., Arme Leute, Bettler und Gauner im Franken des 18. Jahrhunderts, 1983, 2. A. 1990; Jütte, R., Poverty and Deviance, 1994; Schubert, E., Fahrendes Volk im Mittelalter, 1995; Rheinheimer, M., Arme, Bettler und Vaganten, 2000; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005
Fahrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fahrender, Fahrzeug Bewegender
Fahrhabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1587 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1615 [BernGS. 1615 Bl. 15 und Blatt 30] in 13 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Fahrnis (1479/1484)
fahrlässig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1510 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jh. [Walter, Ortenau/GengenbachStB. 7] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) fahren lassend, unachtsam, säumig
Fahrlässigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1480 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1480 [GengenbachStB. 49] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv fahrlässig [Ortenau bzw. Gengenbach] 15. Jahrhundert) ist in dem Privatrecht die Außerachtlassung der in dem Verkehr erforderlichen Sorgfalt, in dem Strafrecht für die wenigen auch fahrlässig begehbaren Straftaten der Vorwurf, dass der Täter eine objektive Sorgfaltspflicht nicht erkannt oder die daraus folgende Sorgfaltsanforderung nicht erfüllt hat, obwohl er dazu nach seinen persönlichen Fähigkeiten und dem Maß seines individuellen Könnens imstande gewesen wäre. In dem römischen Recht wird erst zu Beginn der klassischen Zeit an die an ein Handeln gebundene Fahrlässigkeit (lat. [F.] →culpa) die zunächst auf den Vorsatz beschränkte Folge angeknüpft. Dies gilt allmählich auch für Verträge. Bei Justinian hat der Schuldner eine allgemeine Pflicht zu der Sorgfalt (lat. [F.] →diligentia), mit deren schuldhafter Verletzung er eine Nachlässigkeit (lat. [F.] →neglegentia) begeht. Innerhalb der (lat. [F.]) culpa wird die grobe Fahrlässigkeit dem Vorsatz gleichgehalten. In dem Frühmittelalter kennen die Quellen eine Reihe von Beziehungen zwischen einer Tätigkeit und einem Erfolg, bei denen kein Vorsatz angenommen wird (Ungefährwerk). Die Folgen sind allerdings durchaus unterschiedlich, wobei an dem Ende des Mittelalters eine Tendenz zu der schwächeren Folge für den nicht gewollten Erfolg überwiegt. Ziemlich klar unterscheidet die (lat. [F.]) Constitutio Criminalis Carolina (1532, Peinliche Halsgerichtsordnung Karls V.) vorsätzliche Tötung, fahrlässige Tötung und zufällige Tötung. Daran knüpft die weitere Entwicklung an, in der wohl wegen der damit verbundenen Schwierigkeit seit dem 19. Jahrhundert eine Legaldefinition der strafrechtlichen Fahrlässigkeit vermieden wird.
Lit.: Kaser § 36; Söllner §§ 8, 15; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 158, 204; Bruck, F., Zur Lehre von der Fahrlässigkeit, 1885; Löffler, A., Die Schuldformen des Strafrechts, 1895; Hippel. R. v., Die Grenze von Vorsatz und Fahrlässigkeit, 1903; Exner, F., Das Wesen der Fahrlässigkeit, 1910, 12; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 90, Neudruck 1964; Wiegand, H., Rechtspolitische Untersuchungen über die Stufen der Fahrlässigkeit, 1925; Engisch, K., Untersuchungen über Vorsatz und Fahrlässigkeit, 1930, Neudruck 1964; Tobler, R., Fahrlässigkeit im Zivil- und Strafrecht, 1931; Plass, K., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts zur qualifizierten Fahrlässigkeit, 1932; Ziegler, W., Fahrlässigkeit und Gefährdung, 1935; Brehmer, I., Grenze zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit, 1935; Nörr, D., Die Fahrlässigkeit im byzantinischen Vertragsrecht, 1960; Deutsch, E., Fahrlässigkeit und erforderliche Sorgfalt, 1963; Jescheck, H., Aufbau und Behandlung der Fahrlässigkeit im modernen Strafrecht, 1965; Hoffmann, H., Die Abstufung der Fahrlässigkeit in der Rechtsgeschichte, 1968; Köbler, G., Mittlere Fahrlässigkeit und dogmatische Einordnung der Arbeitnehmerhaftung, (in) AcP 1969, 404; Holl, T., Entwicklungen der Fahrlässigkeitsdogmatik im Strafrecht von Feuerbach bis Welzel, 1992; König, V., Die grobe Fahrlässigkeit, 1998; Rösler, H., Haftungsgründe und -grenzen für fahrlässiges Verhalten, 1999; Schrage, E., Negligence, 2001; Mikus, R., Die Verhaltensnorm des fahrlässigen Erfolgsdelikts, 2002; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Bohrer, M., Der morsche Baum, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Fahrnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1543 bezeugt – 1479 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [NürnbRef. XIII 5] in 28 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über fahren über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Fahrhabe 1587, F.) ist die bewegliche (mobile) Sache, die ohne Verletzung von einem Ort zu einem anderen Ort gefahren bzw. bewegt werden kann (beispielsweise Kleid, Tier, Werkzeug, Geld, Wagen, Marktbude). Auf die Beweglichkeit einer Sache stellt das römische Recht nur in wenigen Einzelheiten (beispielsweise Ersitzung, Besitzschutz, später besondere Form des Kaufes unbeweglicher Sachen) ab. In dem mittelalterlichen deutschen Recht kann über Fahrnis schon früh frei verfügt werden, unterliegt Fahrnis in der Ehe vielfach anderen Regeln hinsichtlich der Nutzung, Verwaltung und Verfügung und gibt es an Fahrnis keine mehrfache und keine ideelle Gewere. Möglich sind aber Entliegenschaftung und Verliegenschaftung einer Sache. In der Neuzeit verblassen die Unterschiede unter dem Einfluss des römischen Rechtes, doch regelt beispielsweise noch das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) den Erwerb von Rechten an beweglichen Sachen (beispielsweise Einigung und Übergabe) einleuchtenderweise anders als den Erwerb von Rechten an unbeweglichen Sachen (beispielsweise Auflassung und Eintragung).
Lit.: Kaser § 15 I; Hübner 182, 430; Kroeschell, DRG 2; Estlander, E., Bidrag till en undersökning om klander, 1900; Meyer, H., Entwerung und Eigentum, 1902; Goldmann, E., Tertia manus und Intertertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Hübner, H., Der Rechtsverlust im Mobiliarsachenrecht, 1955
Fahrnisgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Wortbestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Ehegüterrecht die →Errungenschaftsgemeinschaft (betreffend Fahrnis und Liegenschaften), in der auch die voreheliche →Fahrnis den Eheleuten gemeinschaftlich zusteht. Sie ist in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen. Seit 1. 7. 1958 kann aber die Fahrnisgeminschaft in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr vereinbart werden.
Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 18
Fahrrad (Wort 1885 bzw. in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1894 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein von dem Forstbeamten Karl Drais in Baden 1817 - nach Ausbruch des Vulkans Tambora - erfundenes, durch Körperkraft des nutzenden Menschen oder in der Gegenwart auch mit Hilfe von in einem Akkumulator gespeicherter und mitgeführter Elektrizität vorwärts zu bewegendes kleineres, meist zweiräderiges Verkehrsmittel.
Lit.: Hochmuth, A., Kommt Zeit, kommt Rad – eine Kulturgeschichte des Radfahrens, 1991; Wandrey, G., Alles über das Fahrrad, 2017
Fahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 26] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb fahren 2. Viertel 8. Jahrhundert, Maskulinum Fahrer 1400) Reise, Fortbewegung, Krieg
faida (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur Hinweis auf Fehde und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., beispielsweise in dem [lat. M.] Edictus Rothari von 643 c. 162) →Fehde
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, Habilitationsschrift Leipzig 2003 (ungedruckt); Fruscione, D., Zur Frage eines germanischen Rechtswortschatzes, ZRG GA 122 (2005), 11ff.
Faktor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1451 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1542 [GraupenBergb. nr. 1081, Schirmer, KaufmWB. 58] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums - factor - teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Handelsagent, Macher
Faktorei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1520 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1642 [Beukemann, HambMäklerR. 545] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – factor - teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Spätmittelalter die kaufmännische Niederlassung außerhalb des Hauptsitzes des Unternehmens (beispielsweise Kontore der Hanse in dem Nordseeraum und Ostseeraum, Fondaco dei Tedeschi in Venedig, Zweigniederlassung), vor allem in dem Kolonialhandel.
Lit.: Bürger, R., Die Organisation der Fuggerschen Faktoreien, 1955; Wirtschaft und Handel der Kolonialreiche, hg. v. Schmitt, E., Bd. 4 1988
Fakultät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1478 [Köln] bezeugt – 1478 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums – facultas - teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Möglichkeit und die Fachabteilung der Universität. In dem Mittelalter ist die Universität meist in die vier Fakultäten der Artisten, Theologen, Juristen und Mediziner gegliedert. Ihre Geschäfte leitet der Dekan. Seit dem 19. Jahrhundert hat sich die Zahl der Fakultäten vermehrt. Seit 1970 sind in der Bundesrepublik Deutschland in dem (mittelbaren) Gefolge der allgemeinen Bildungspolitik und der zunehmenden Akademisierung der Ausbildung die Fakultäten an vielen Orten in Fachbereiche umbenannt und teilweise weiter in noch kleinere Einheiten aufgegliedert.
Lit.: Köbler, DRG 99, 143; Baltl/Kocher; Wretschko, A. v., Die Geschichte der juristischen Fakultät an der Universität Innsbruck, (in) FS zum 27. Deutschen Juristentag 1904, 101; Wohlhaupter, E., Die Spruchtätigkeit der Kieler juristischen Fakultät, ZRG GA 58 (1938); Dickel, G., Die Heidelberger juristische Fakultät, 1961; Kisch, G., Die Anfänge der juristischen Fakultät der Universität Basel, 1962; Finke, K., Die Tübinger Juristenfakultät 1477-1534, 1972; Schikora, A., Die Spruchpraxis der juristischen Fakultät zu Helmstedt, 1972; Cobban, A., The medieval University, 1975; Festschrift der juristischen Fakultät Heidelberg, 1986; Artisten und Philosophen – Wissenschafts- und Wirkungsgeschichte einer Fakultät, hg. v. Schwinges, R., 1999; Kriebisch, A., Die Spruchkörper Juristenfakultät und Schöppenstuhl zu Jena, Diss. jur. Jena 2007
fakultativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1840 bezeugt – 1840 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische mittelbar mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) möglich, nicht zwingend (beispielsweise Zivilehe)
Falkenstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber verschiedentlich in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Name einer Burg
Lit.: Codex Falkensteinensis, bearb. v. Noichl, E., 1978
Fall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1215 [WirtUB. III 24] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] casus) ist allgemein die durch die Anziehungskraft der Erde bewirkte senkrechte oft ungewollte Ortsveränderung. Wegen der damit vielfach verbundenen nachteiligen Folgen wird als Fall auch das einzelne rechtlich bedeutsame Geschehen bezeichnet. Einzelne Rechtsordnungen werden durch die gerichtlichen Entscheidungen der Fälle geprägt (beispielsweise römisches Recht, angloamerikanisches Recht). Als berühmte einzelne Fälle gelten etwa das Strafverfahren gegen Sokrates, die (lat. [F.]) causa Curiana (1. Jahrhundert v. Chr.), der Prozess Jesu, der Prozess der Iusta, der Ehestreit Lothars II. (ab 859), der Prozess gegen Heinrich den Löwen (1180), der Prozess gegen Galileo Galilei (1633), die Prozesse des Müllers Arnold (um 1779), das Strafverfahren gegen Alfred Dreyfus (1894), das Strafverfahren wegen Entziehung elektrischen Stromes (1896) u. a.
Lit.: Mit den Augen der Rechtsgeschichte - Rechtsfälle selbstkritisch kommentiert, hg. v. Luminati, M. u. a., 2008; Fälle aus der Rechtsgeschichte, hg. v. Falk, U. u. a., 2008; Haferkamp, H., Rechtsfälle in der juristischen Ausbildung der Pandektenwissenschaft, ZRG GA 138 (2021), 283
fallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL –und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250 [DOrdStat. 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) durch die Anziehungskraft der Erde bewirkt senkrecht meist ungewollt einen Ort verändern
fallere, lat., V., täuschen, einen Fehltritt tun lassen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *g̑ʰu̯el-, V., sich krümmen, abbiegen, s. latein_a_z.docx
fällig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1250 bezeugt – 9./10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1260 [BaselDienstR. 20 § 14] beziehungsweise um 900 beziehungsweise 1160 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fallen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fallend, abfallend, reif
Fälligkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1523 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1518 [KärntLHdf. 119] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fallen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv fällig um 900) ist der Zeitpunkt, in dem der Gläubiger von dem Schuldner Leistung verlangen kann.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Fallrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1373 [FürstenbUB. VI 109] in drei Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die auf richterlichen Entscheidungen von Fällen (Einzelfällen) beruhende Rechtsordnung. Fallrecht sind das klassische →römische Recht und das →englische Recht (case-law) sowie die päpstliche Rechtsprechung seit dem 12. Jahrhundert. Ansätze zu einem Fallrecht finden sich auch in dem deutschen Sprachraum (mittelalterliche Schöffensprüche, Entscheidungen des Reichskammergerichts), können sich jedoch wegen der Aufnahme des römisch-justinianischen Gesetzesrechts, des Gesetzgebungsanspruchs der Landesherren und des Fehlens einer durchsetzungsfähigen Höchstgerichtsbarkeit nicht ausreichend entwickeln und behaupten. Dennoch besteht Fallrecht auch nach Erlass der Vernunftrechtsgesetzbücher in der Praxis in den Fallsammlungen der Höchstgerichte (beispielsweise Reichsgericht, Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof, Europäischer Gerichtshof, Gerichtshof [der Europäischen Union]). Allerdings ist das Fallrecht auf dem europäischen Kontinent dem vor allem seit dem 18. Jahrhundert kodifikativ ausgebauten Gesetzesrecht grundsätzlich untergeordnet, während in England das Parlament kein Rechtsetzungsmonopol beansprucht und sich die stare-decisis-Vorstellung 1898 zu einem (1966 aufgehobenen) Prinzip verfestigt. Daneben ist Fallrecht auch das Rückfallrecht von Gütern bei Fehlen von Abkömmlingen an die Familie, aus der sie gekommen sind.
Lit.: Kaser § 2; Köbler, DRG 31; Gál, A., Der Ausschluss der Aszendenten von der Erbfolge und das Fallrecht, 1904; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 298ff., 468ff.; Esser, J., Grundsatz und Norm, 1956; Rüdin-Bader, S., Die erbrechtliche Stellung der Stiefkinder und Halbgeschwister nach den zürcherischen Rechtsquellen, 1959; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands, 1974; Weller, H., Die Bedeutung der Präjudizien im Verständnis der deutschen Rechtswissenschaft, 1979; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat, 1986; Case-Law in the Making, hg. v. Wijffels, A., 1997; Müßig, U., Geschichte des Richterrechts und der Präjudizienbildung auf dem europäischen Kontinent, (in) ZNR 28 (2006), 79ff.; Reimann, M., Die Erosion der klassischen Formen, (in) ZNR 28 (2006), 209ff.; Vogenauer, S., Zur Geschichte des Präjudizienrechts in England, (in) ZNR 28 (2006), 48ff.; Case Law in the Making, hg. v. Wijffels, A., Bd. 1f. 2013 e-book
Falsa demonstratio non nocet (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Eine (bloße) falsche Bezeichnung schadet nicht.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gaius, um 120-um 180, Digesten 35, 1, 17, pr.)
falsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und ab 1170 in DW2 bezeugt – um 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 bzw. um 1230 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab 1170 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) unwahr, hinterlistig
Falschaussage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1890 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Meineid
Lit.: Vormbaum, T., Eid, Meineid und Falschaussage, 1990
Falsche Verdächtigung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1871, F.) ist der 1871 in das Strafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches eingefügte, die wahrheitswidrige Verdächtigung eines anderen betreffende Tatbestand des § 164 StGB.
Lit.: Bernhard, L., Falsche Verdächtigung (§§ 164, 165 StGB) und Vortäuschen einer Straftat (§ 145d StGB), 2003
fälschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 um 1000 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 12. Jahrhundert [Rother 2799] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) falsch machen, rechtswidrig als echt nachbilden
Fälscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1185 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MainzRLFr. Const. 259 in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fälschender, Hersteller einer Fälschung
Falschmünzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1775 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [MittSGallen 2 1863 140] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Münzen (oder auch Papiergeld) fälschende Täter.
Lit.: Walz, K., Fälscher & Falschgeld, 2012
Fälschung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1400 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482[ZerbstFemb. 30] in 4 Stellen und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zu betrügerischem Zweck vorgenommene Veränderung oder Nachbildung eines Gegenstands (beispielsweise Münze, Bild). Einzelne Fälschungshandlungen erwähnt sachlich bereits das altrömische Zwölftafelgesetz (Falschaussage 8,23, Richterbestechung 9,3). Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. bilden sich Fälschungsdelikte (lat. crimina [N.Pl.] falsi) als besondere Gruppe (falsum) aus (Testament, Urkunde, Grenze, Münze, Maß, Gewicht und so weiter), neben die um 200 n. Chr. der „Betrug“ (lat. [M.] stellionatus, D. 47, 20, 3, 1) tritt. In dem Frühmittelalter verschmelzen die Tatbestände des römischen Rechtes zu Deliktsfiguren, die nur noch wenige Ähnlichkeiten mit ihren Vorbildern haben. In dem Hochmittelalter werden etwa falsche Maße und Gewichte oder der Verkauf verfälschter Waren wie Diebstahl behandelt. Dagegen fasst das spätmittelalterliche gelehrte Recht (beispielsweise Klagspiegel 1436/1442) die Fälschungsdelikte zu einem einheitlichen (lat. [N.]) crimen falsi (Fälschungsverbrechen) zusammen, zu dem (lat. [M.]) →stellionatus ein qualifizierter Sonderfall ist. In dem 19. Jahrhundert werden in dem Code pénal Frankreichs (1810) →Betrug und Fälschung voneinander getrennt. Dem folgen die Strafgesetzbücher deutscher Staaten und des (zweiten) deutschen Reiches grundsätzlich (Bayern 1813, Baden 1845, Preußen 1851, Deutsches Reich 1871).
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Binding, K., Lehrbuch des gemeinen deutschen Strafrechts, Teil 2, 2, 1901; Beyerle, K., Die Urkundenfälschungen des Kölner Burggrafen Heinrich III., 1913; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931; Fuhr, L., Zur Entstehung und rechtlichen Bedeutung der mittelalterlichen Formel ane argliste unde geverde, Diss. jur. Frankfurt am Main 1962; Fuhrmann, H., Die Fälschungen im Mittelalter, (in) HZ 197 (1963), 529; Kocher, E., Überlieferung und ursprünglicher Anwendungsbereich der Lex Cornelia de falsis, 1965; Hupe, E., Falsum, fraus und stellionatus, Diss. jur. Marburg 1968; Kausch, W., Die Entwicklung des Falsum von der Carolina zur Aufklärung, 1971; Lorenz, W., Die Falschbeurkundung, 1976; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1987ff.; Fuld, W., Das Lexikon der Fälschungen, 1999; Topper, U., Fälschungen der Geschichte, 2001; Fortschritt durch Fälschungen? hg. v. Hartmann, W. u. a., 2002; Fezzi, L., Falsificazione di documenti pubblici nella Roma tardorepubblicana, 2003; Deutsch, A., Der Klagspiegel und sein Autor Conrad Heyden, 2004; Faußner, H., Wibald von Stablo, 2006; Pokorny, R., Augiensia, 2010; Faußner, H., Wibald von Stablo auf der Spur, 2010 (Aufsatzsammlung); Partsch, S., Tatort Kunst, 2015; Fälschung als Mittel der Politik?, hg. v. Ubl, K. u. a., 2015
falsum, lat., N., Unwahres, Falsches, Irrtum, Unwahrheit, Lüge, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. falsus, s. fallere
Falsum (lat. [N.]) ist die in dem klassischen römischen Recht als Straftat erfasste →Fälschung, für die Sulla an der Wende von dem 2. zu dem 1. Jahrhundert eine eigene Untersuchungsbehörde einrichtet.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Kunkel, W., Untersuchungen zur Entwicklung des römischen Kriminalverfahrens, 1962; Kausch, W., Die Entwicklung des Falsum von der Carolina bis zur Partikulargesetzgebung der Aufklärung, 1971
falsus, lat., Adj., falsch, erdichtet; XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fallere (1)
familia, famelia, lat., F., Gesinde, Hausgenossenschaft, Familie, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *dʰē- (2), *dʰeh₁-, V., setzen, stellen, legen
Familia (lat. [F.]) ist in dem frühen Mittelalter nach antikem Vorbild vor allem der zu einer Grundherrschaft gehörige Personenverband.
Lit.: Kaser § 12; Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Baltl/Kocher; Weizsäcker, W., Die familia des Klosters St. Emmeram in Regensburg, (in) Verhandl. d. histor. Vereins v. Oberpfalz und Regensburg 92 (1951), 1; Bosl, K., Die „familia“, (in) Z. f. bay. LG. 38 (1975), 403; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert, 1978; Scherner, K., Ut propriam familiam nutriat, ZRG GA 111 (1994), 330; Paludan, H., Familia og Familie, 1995; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993
familiae emptor (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Erbschaftskäufer
Familie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1441 bezeugt - 1441/1452 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [LübUB. V 246] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische (familia) des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Kreis der durch Ehe, Verwandtschaft und Schwägerschaft verbundenen Menschen, insbesondere die Ehegatten und ihre Kinder. In dem Altertum wird die Familie als von der Natur des Menschen gegeben eingestuft. Vermutlich sind sich bereits die Indogermanen der Familie bewusst. Vielleicht mit der Sesshaftwerdung und dem Hausbau bildet sich in Rom die auf dem Einzelhof lebende, aus Familienvater, Ehefrau und Kindern (sowie Gesinde) bestehende Familie. Dem dürfte auch die Familie der Germanen entsprochen haben. Sie ist Wirtschaftsgemeinschaft. Die durchschnittliche Zahl der Geburten einer Frau dürfte wegen der hohen Sterblichkeit und der längeren Stillzeiten fünf nicht überschritten haben. Die Familie steht meist unter der Personalgewalt (munt) des Hausvaters, die mit Emanzipation, Abschichtung oder Verheiratung endet. Mit der Christianisierung verbessert sich die Stellung der Frau in der Familie. Seit der Neuzeit entdeckt der Staat sein Interesse an der Kindererziehung. Mit der Industrialisierung und der Arbeit außer Haus wird die Familie zu einer bloßen Verbrauchsgemeinschaft. Mit dem 19. Jahrhundert lockern sich auch die familienrechtlichen Bindungen, so dass das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) die Familie eher als Summe rechtlicher Einzelbeziehungen versteht. In dem 20. Jahrhundert ändert sich vielleicht als Folge des allmählichen Zurücktretens der körperlichen Arbeit die Familie grundlegend. Dementsprechend stellt Art. 199 I der Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 fest, dass Grundlage der Familie die auf der Gleichberechtigung der Geschlechter beruhende Ehe ist. Die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik hebt alle den Gleichberechtigungsgrundsatz verletzenden Bestimmungen auf. In der Bundesrepublik entsteht infolge Nichterfüllung eines Auftrags des Grundgesetzes zu dem 1. 4. 1953 ein gesetzloser Zustand, den das Bundesverfassungsgericht an dem 18. 12. 1953 durch Anerkennung der Gleichberechtigung hilfsweise schließt. An dem 18. 6. 1957 verabschiedet der Bundestag ein an dem 1. 7. 1958 in Kraft tretendes Gleichberechtigungsgesetz, das durch das Bundesverfassungsgericht an dem 29. 7. 1959 teilweise aufgehoben wird. Danach tritt in an die Stelle der väterlichen Gewalt die gemeinschaftliche Leitung der Familie durch Mann und Frau. 1979 wird die gemeinsame →elterliche Gewalt durch die elterliche Sorge ersetzt. Tatsächlich treten neben die durch die Ehe gekennzeichnete Familie die nichteheliche Lebensgemeinschaft eines Mannes und einer Frau und die gleichgeschlechtliche Partnerschaft zweier Männer oder zweier Frauen. Seit 2017 muss in der Bundesrepublik Deutschland wie in verschiedenen anderen Staaten der Welt eine Familie nicht mehr aus mindestens einem Mann und mindestens einer Frau bestehen.
Lit.: Kaser § 12; Söllner §§ 4, 5, 8, 12, 18; Hübner 615; Köbler, DRG 129, 209, 238, 252, 267; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 253; Bartsch, R., Die Rechtsstellung der Frau, 1903; Weber, M., Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung, 1907; Schulz, W., Die germanische Familie der Vorzeit, 1925; Kroeschell, K., Die Sippe im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 1; Möller, H., Die kleinbürgerliche Familie im 18. Jahrhundert, 1969; Vismara, G., Famiglia e successioni nella storia del diritto, 1970; Scheffler, E., Die Stellung der Frau in Familie und Gesellschaft im Wandel der Rechtsordnung seit 1918, 1970; Weber-Kellermann, I., Die deutsche Familie, 1974; Montanos, E., La familia en la Alta Edad Media española, 1980; Maschke, E., Die Familie in der deutschen Stadt des späten Mittelalters, 1980; Familie zwischen Tradition und Moderne, hg. v. Bulst, N., 1981; Gaunt, D., Familjelivi i Norden, 1983; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Fuhrmann, M., Volksvermehrung als Staatsaufgabe?, 2002; Burguière, A. u. a., Histoire de la famille, 1986; Weibel, T., Erbrecht und Familie, 1988; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, 1990; Rosenbaum, H., Formen der Familie, 5. A. 1990; Haushalt und Familie, hg. v. Ehlert, T., 1991; Dixon, S., The Roman Family, 1992; Rachel, C., Die Diskussion um den französischen Familienrat in Deutschland im 19. Jahrhundert, 1994; Geschichte der Familie, hg. v. Burguière, A. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Historische Familienforschung, hg. v. Ehmer, J. u. a., 1997; Rothenbacher, F., Historische Haushalts- und Familienstatistik, 1997; The Roman Family, hg. v. Rawson, B. u. a., 1997; Schumann, E., Die nichteheliche Familie, 1998; Gestrich, A., Geschichte der Familie, 1999, 2. A. 2010, 3. A. 2013; Ehe und Familie, hg. v. Hecker, H., 1999; Die jüdische Familie, hg. v. Keil, M. u. a., 1999; Peters, U., Dynastiegeschichte und Verwandtschaftsbilder, 1999; Gestrich, A. u. a., Geschichte der Familie, 2003; Heinemann, R., Familie zwischen Tradition und Emanzipation, 2004; Kuller, C., Familienpolitik im föderativen Sozialstaat, 2004; Schneiders, U., Hausväteridylle oder sozialistische Utopie?, 2004; Le médiéviste et la monographie familiale, hg. v. Aurell, M., 2004; Klippel, D., Familienpolizei, (in) FS Dieter Schwab, 2005; Köbler, G., Familienrecht im geschichtlichen Wandel, (in) Recht als Erbe und Aufgabe, 2005, 355ff; Bauszus, S., Der Topos von der Großfamilie, 2006; Familiensozialisation seit 1933, hg. v. Gebhardt, M. u. a., 2007; Gendering the Fertility Decline in the Western World, hg. v. Janssens, A., 2007; Haus- und Familienbücher, hg. v. Studt, B., 2007; Meller, H. u. a., Tatort Eulau, 2010 (älteste bislang je naturwissenschaftlich nachgewiesene Kernfamilie); Generationen, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2010; Koschorke, A./Ghanbari, N. u. a., Vor der Familie, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Die Familie in der Gesellschaft des Mittelalters, hg. v. Spieß, K., 2009; Haag, M. van, Recht in der Hausväterliteratur, 2014; Schumann, D., Bauarbeiten am „Fundament der Gesellschaft“, 2014; Tomaszewski, M., Familienbücher als Medien städtischer Kommunikation, 2017 (Basel)
Familienfideikommiss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., N.) ist die auf rechtsgeschäftlicher Stiftung beruhende Bindung des Vermögens (beispielsweise auch Grundstück, Haus, Bibliothek) einer Familie in dem Mannesstamm ohne Bildung einer eigenen Rechtspersönlichkeit. Solche Stiftungen des niederen Adels, die dieselben Wirkungen wie die auf Rechtsetzungsgewalt beruhenden Hausgesetze der späteren Landesherren anstreben, sind in England seit dem 8. Jahrhundert, in dem deutschen Reich seit dem 11. Jahrhundert bezeugt. Sie nehmen in der Neuzeit seit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zu. Philipp Knipschild formuliert 1654 (De fideicommissis familiarum nobilium, Über die Fideikommisse der adeligen Familien) die dafür aus dem römischrechtlichen (lat. [N.]) fideicommissum der justinianischen Novelle 159 und dem lehnrechtlichen Gedanken einer (lat.) successio (F.) ex pacto et providentia maiorum (Nachfolge aus Vertrag und Voraussicht der Vorfahren) entwickelte Theorie ansprechend. Danach ist Eigentümer des durch schriftliche Willenserklärung errichteten Familienfideikommisses (möglicherweise Eintragung und staatliche Genehmigung notwendig) der jeweilige Inhaber oder gesamthänderisch die Gesamtheit der jeweiligen Inhaber. Veräußerungen und Belastungen sind nichtig. Meist folgt der älteste Sohn nach. Schon Montesquieu (1748) bekämpft das Familienfideikommiss aus wirtschaftlicher Überlegung. 1804 wird das Familienfideikommiss in dem Geltungsgebiet des französischen Rechtes aufgehoben. Dem passt sich die (gescheiterte) deutsche Reichsverfassung von 1848/1849 an. In Preußen wird die 1850 verfügte Aufhebung später wieder beseitigt. Art. 155 II der Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 setzt die Auflösung fest, ein Reichsgesetz von dem 6. 7. 1938 beschleunigt sie (erloschen zu dem 1. 1. 1939, vgl. das Bundesgesetz von dem 28. 12. 1950/3. 8. 1967). Vielfach ist das Familienfideikommiss in eine Stiftung überführt.
Lit.: Kaser § 77; Söllner § 17; Hübner 337; Köbler, DRG 123, 162, 210, 231; Lewis, W., Das Recht der Familienfideikommisse, 1868, Neudruck 1969; Bruckner, F., Zur Geschichte des Fideicommisses, 1893; Hager, P., Familienfideikommiss, 1897; Kunsemüller, E., Zur Entstehung der westfälischen Fideikommisse, 1909; Sautier, A., Die Familienfideikommisse der Stadt und Republik Luzern, 1909; Meyer, H., Die Anfänge des Familienfideikommisses in Deutschland, (in) FG R. Sohm 1914, 225; Seelmann, W. u. a., Das Recht der Familienfideikommisse, 1920; Horsten, F., Die Familien-Fideikommiss-Politik in Preußen, 1924; Hausgeschichte und Diplomatarium der Reichs-Semperfreien und Grafen Schaffgotsch, hg. v. Kaufmann, J., 2, 2, 1925; Klässel, O./Köhler, K., Die Zwangsauflösung der Familienfideikommisse, Bd. 1 1932; Koehler, K./Heinemann, E., Das Erlöschen der Familienfideikommisse, 1940; Söllner, A., Zur Rechtsgeschichte des Familienfideikommisses, (in) FS M. Kaser, 1976, 657; Bar, C. v./Striewe, P., Die Auflösung der Familienfideikommisse, (in) ZNR 3 (1981), 184; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse, 1992; Eckert, J., Use, Trust, strict Settlement, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bayer, B., Sukzession und Freiheit, 1999; Trott zu Solz, T. v., Erbrechtslose Sondervermögen, 1999; Brandner, B., Die Auflösung der Familienfideikommisse in Thüringen, 2000
Familiengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 außer Familiengerichtsbarkeit nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, um 1977, N.) ist die in nach Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland an dem 1. 7. 1977 durch § 23b GVG geschaffene Gerichtsbarkeit in Familiensachen an dem →Amtsgericht. Das Familiengericht entwickelt sich an dem Beginn des 20. Jahrhunderts aus dem Jugendgericht in den Vereinigten Staaten. Nach 1920 wird es in Japan aufgenommen.
Lit.: Röhl, Das Familiengericht in Japan, (in) NJW 1957, 12; Erdsiek, G., Der Family Court in USA, (in) NJW 1961, 1066; Peschel-Gutzeit, L., 25 Jahre Familiengerichte in Deutschland, (in) NJW 2002, 2737
Familiengesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Angloamerikanische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, 1965, F.) ist das an dem 20. 12. 1965 zu der Neuordnung des Familienrechts in der →Deutschen Demokratischen Republik geschaffene, 1990 mit dem Beitritt (der DDR) zu der Bundesrepublik Deutschland endende Gesetzbuch (Egalisierung in dem Namensrecht, erleichterte Scheidung ohne Unterhaltsansprüche, Errungenschaftsgemeinschaft, Erziehung der Kinder zu Erbauern des Sozialismus).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Douma, E., Die Entwicklung des Familiengesetzbuches der DDR, ZRG GA 111 (1994), 592; Schneiders, U., Hausväteridylle oder sozialistische Utopie?, 2004; Fischer-Langosch, P., Die Entstehungsgeschichte des Familiengesetzbuches der DDR von 1965, 2006
Familienname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1748 bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wegen der begrenzten Zahl der Namen (Vornamen) seit dem Mittelalter in dem germanistischen Sprachraum allmählich durch Anfügung eines Beinamens oder Nachnamens entstehende, gemeinschaftliche Name der Angehörigen einer Familie. Herkömmlich wird er bis zu dem Ende des 20. Jahrhunderts durch den Namen des Mannes bestimmt. Mit der Gleichberechtigung der Geschlechter in dem ausgehenden 20. Jahrhundert löst sich der einheitliche Familienname allmählich mehr und mehr eher auf.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Familiennamen Österreichs (FAMOS) Online (Projekt); www.genealogienetz.de/vereine/VFWKWB; Familiennamen zwischen Maas und Rhein, hg. v. Gilles, P. u. a., 2014; Vogel, R., Familiennamen in der Altvaterregion, 2014
Familienrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1775 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Familie betreffenden Rechtssätze. Sachlich erfasst sind davon in erster Linie das Verhältnis von Mann und →Frau in der Ehe, die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern sowie die →Vormundschaft, →Pflegschaft und →Betreuung. Die Erfassung der gesellschaftlichen Gegebenheiten durch das Recht ist erst allmählich erfolgt. Einen bedeutsamen Anteil hieran hat die christliche Kirche mit ihrer sakramentalen Ehevorstellung. Als besonderes Rechtsgebiet innerhalb des Privatrechts und Personenrechts erscheint das Familienrecht erst in dem späten 18. Jahrhundert. Seitdem wird es zunehmend geprägt von der Emanzipation der Frau. Tatsächlich bedeutsam wird seit etwa 1970 die gesellschaftliche und wirtschaftliche Verwertbarkeit der medizinischen Entdeckung der medikamentösen Empfängnisverhütung. Seit 1. 7. 1977 ist das Familienrecht in Deutschland etwa geändert durch das erste Gesetz zur Änderung unterhaltsrechtlicher, verfahrensrechtlicher und anderer Vorschriften von dem 20. 2. 1986, das Gesetz zur Reform des Kindschaftsrechts von dem 16. 12. 1997, das Gesetz zur Vereinheitlichung des Unterhaltsrechts minderjähriger Kinder von dem 6. 4. 1998, das Gesetz zur Beendigung der Diskriminierung gleichgeschlechtlicher Gemeinschaften bzw. Lebenspartnerschaften von dem 16. 2. 2001, das Unterhaltsrechtsänderungsgesetz von dem 21. 12. 2007, das Gesetz zur Strukturreform des Versorgungsausgleichs von dem 3. 4. 2009, das Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit von dem 17. 12. 2008, das Familienverfahrensrecht seit 1. 9. 2009 (Abschaffung des Vormundschaftsgerichts, Erweiterung der Zuständigkeit des Familiengerichts) sowie grundlegend 2017 durch die Ehe für alle (also auch zwischen Frau und Frau sowie zwischen Mann und Mann).
Lit.: Kaser §§ 12, 58; Schulze, H., Erb- und Familienrecht der deutschen Dynastien des Mittelalters, 1871; Dargun, L., Studien zum ältesten Familienrecht, 1892; Boehmer, G., Die Teilreform des Familienrechts, 1962; Eisenmann, H., Konstanzer Institutionen des Familien- und Erbrechts, 1964; Schulte-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, 1970; Hafström, G., Den svenska familjerättens historia, 1970; Bextermöller, C., Das Familienrecht in den Systemen der Pandektistik, 1970; Dörner, H., Industrialisierung und Familienrecht, 1974; Buchholz, S., Savignys Stellungnahme zum Ehe- und Familienrecht, (in) Ius commune 8 (1979), 148; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Schubert, W., Familienrecht 3 Teile, 1983; Köbler, G., Das Familienrecht in der spätmittelalterlichen Stadt, (in) Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Ramm, T., Das nationalsozialistische Familien- und Jugendrecht, 1984; Zur Geschichte des Ehe- und Familienrechts, hg. v. Mohnhaupt, H., 1987; Das Familien- und Erbrecht unter dem Nationalsozialismus, hg. v. Schubert, W., 1993; Ramm, T., Familienrecht – Verfassung, Geschichte, Reform, 1996; Vaupel, H., Die Familienrechtsreform, 1999; Frank, R., 100 Jahre BGB, Familienrecht zwischen Rechtspolitik, Verfassung und Dogmatik, (in) AcP 200 (2000), 400; Franzius, C., Bonner Grundgesetz und Familienrecht, 2005; Wellenhofer, M., Das neue Familienrecht, (in) JuS 2009, 673; Gierke, O., Deutsches Privatrecht Bd. 4 Familienrecht, hg. v. Kroeschell, K./Nehlsen-von Stryk, K., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Family Law in Early Women’s Rights Debates, hg. v. Meder, S. u. a., 2013; Reformforderungen zum Familienrecht international, hg. v. Meder, S. u. a., Bd. 1f. 2013ff., Meder, S., Familienrecht, 2013; Küssner, J., Die familienrechtlichen Entscheidungen des Landgerichts Köln, 2013; Lennaerts, M., National Socialist Family Law, 2014; 40 Jahre Familienrechtsreform, hg. v. Götz, I. u. a., 2017
Familienstammgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit dem 13. Jahrhundert kraft Hausgesetzes des Hochadels (meist mit Zustimmung des Kaisers des Heiligen römischen Reiches) einer besonderen Erbfolge (ungeteilte Ältestenerbfolge) unterworfene Gut. Ziel ist die Wahrung der Herrschaftsstellung. Wem dabei das Eigentum zusteht, ist noch in dem 19. Jahrhundert streitig. Nach einem Gesetz des Deutschen Reiches von dem 6. 7. 1938 erlöschen alle bestehenden, nicht in Stiftungen umgewandelten Familienstammgüter mit dem 1. 1. 1939.
Lit.: Zimmerle, L, Das deutsche Stammgutsystem, 1857; Schulze, H., Erb- und Familienrecht der deutschen Dynastien des Mittelalters, 1871; Nöthiger, R., Familienfideikommisse, Stammgüter und standesherrliche Hausgüter, 1932; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse in Deutschland, 1992
Fara (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [EdRothari/LLangob. 41] in 10 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das langobardisch(-burgundisch)e Wort des 6./7. Jahrhunderts für die Fahrtgenossenschaft der Völkerwanderungszeit bzw. die Familie oder das Geschlecht.
Lit.: Köbler, WAS; Fasoli, G., I Langobardi in Italia, 1965, 50; Cavanna, A., Fara, 1967; Jarnut, J., Geschichte der Langobarden, 1982, 47; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum, 1991
Farbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1361 [BreslUB. 201] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Eindruck, den der Mensch mit einem unbewegten Auge über sein Gehirn von einem in Licht befindlichen Gegenstand wahrnimmt. Mit dem Eindruck kann der Mensch Vorstellungen verbinden (beispielsweise Nationalfarben, Rubrum des Urteilskopfs, rote Robe). Mit ihnen befasst sich vor allem die rechtliche Volkskunde.
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 4. A. 1899; Meyer, H., Die rote Fahne, ZRG GA 50 (1930), 310ff.; Haupt, G., Die Farbe in der sakralen Kunst des abendländischen Mittelalters, 1941; Lauffer, O., Farbe im deutschen Volksbrauch, 1948; Gage, J., Kulturgeschichte der Farbe, 1994; Schwartzkopff, A., Die Schutzfähigkeit von Farben als Marken, 2002; Münch, I. v., Farben und Recht, 2006; Thurn, H., Farbwirkungen, 2007; Farbe im Mittelalter, hg. v. Bennewitz, I., 2011; Meier, C. u. a., Handbuch der Farbenbedeutungen im Mittelalter, 2012
färben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1568 [BrfFriedrFromm. II 251 geferbter friedstand] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) mit Farbe versehen (V.), farbig machen
farbig, färbig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1565 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mit Farbe versehen (Adj.), gefärbt
Faschismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 1921 bezeugt – 1921 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums (fasces) mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die politische Bewegung mit nationalistischer totalitärer Zielsetzung, die ihren historischen Ausgang von Benito Mussolini (Dovia di Predappio 29. 7. 1863-Giulino di Mezzegra 29. 4.1945, Italien 23. 3. 1919 fasci di combattimento) genommen hat. Ihr verbunden fühlen sich rasch Adolf →Hitler in dem Deutschen Reich, Francisco Franco in Spanien und andere. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wird der Faschismus weltweit geächtet, doch bestehen vielerorts vielfältige Strömungen eines Neofaschismus.
Lit.: Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 329; Nolte, E., Der Faschismus in seiner Epoche, 1963, 5. A. 1985, 9. A. 2001; Turner, H., Faschismus und Kapitalismus in Deutschland, 1972; Wippermann, W., Faschismustheorien, 1972, 6. A. 1995, 7. A. 1997; Kühnl, R., Der deutsche Faschismus, 1975, 7. A. 2000; Payne, S., The History of Fascism, 1995; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 40 I; Faschismus und Gesellschaft in Italien, hg. v. Petersen, J. u. a., 1998; Sternhell, Z. u. a., Die Entstehung der faschistischen Ideologie, 1999; Payne, S., Geschichte des Faschismus, 2001; Reichardt, S., Faschistische Kampfbünde, 2002; Nietzsche, Godfather of Fascism?, hg. v. Golomb, J. u. a., 2002; Classen, C., Faschismus und Antifaschismus, 2004; Breuer, S., Nationalismus und Faschismus, 2005; Bauerkämper, A., Der Faschismus in Europa 1918-1945, 2006; Knox, M., To the Threshold of Power 1922/33, 2007; Somma, S., Nicht einen Nagel habt ihr entfernt, ZRG 125 (2008), 314; Dormagen, J., Logiques du Fascisme, 2008; Schieder, W., Faschistische Diktaturen, 2008 (Sammelband); Wippermann, W., Faschismus, 2009; The Oxford Handbook of Fascism, hg. v. Bosworth, R., 2009; Schieder, W., Der italienische Faschismus 1919-1945, 2010; Stepanek, F., Ich bekämpfte jeden Faschismus, 2010; Damm, M., Die Rezeption des italienischen Faschismus in der Weimarer Republik, 2013; Wenke, N., Führer und Duce, 2013; Der Faschismus in Europa, hg. v. Schlemmer, T., 2014; Kertzer, D., Der erste Stellvertreter, 2016; Fascist Warfare, 1922-1945. hg. v. Alonso, M. u. a., 2019
Fass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DRW2 790 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Tonne [F.] (1), Behältnis
fassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1060 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Beringen, Schachged. 8607] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bereiten, rüsten, greifen
Fassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 [BreslUB. 112] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb fassen 9. Jahrhundert) Gestalt, Gestaltung, Fass
Faust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1228 [CoutMaestricht 10] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), geballte Hand bei Menschen und anderen Primaten
Faustpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1742 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1742 [CCBrandenbCulmb. II 1 S. 228] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Pfandgläubiger zu unmittelbarem Besitz übergebene →Pfand, dessen Name sich von der unrichtigen Verbindung von (lat. [N.]) pignus, Pfand mit (lat. [M.]) pugnus, Faust ableitet. In dem römischen Recht ist das Pfand teils Besitzpfand, teils besitzloses Pfand. In dem deutschen Pfandrecht ist das Pfand zunächst Faustpfand, doch entwickelt sich in dem Hochmittelalter an einigen für den Schuldner schwer entbehrlichen Sachen auch ein besitzloses Pfand (neuere Satzung an Fahrnis). Trotz der Aufnahme des römischen Rechtes bleibt das (dadurch zurückgedrängte) Faustpfand bestehen und wird in die Hypothec- und Concursordnung Preußens (1722), das Allgemeine Landrecht Preußens (1794), das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) und in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen. Die deutsche Rechtswirklichkeit des 20. Jahrhunderts zieht demgegenüber wegen der Nutzungsmöglichkeiten für den verpfändenden Eigentümer die →Sicherungsübereignung vor.
Lit.: Kaser § 31 III; Köbler, DRG 126, 164, 213; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfandprinzips, 1971; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. 39
Faustrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1530 bezeugt - 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [teilweise in abweichender Bedeutung] ab 1467 [AlbrAchillesKaisB. Forts. 324] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für den Zustand der menschlichen Gesellschaft, in dem sich jeder (sein seinen Interessen entsprechendes) Recht mit eigener Faust (Selbsthilfe) zu erkämpfen versucht. Insofern ist ein rechtsfreier Urzustand ein Zustand des Faustrechts, dem als Gegensatz der moderne, zunehmend besser bewertete Rechtsstaat gegenübersteht, in dem alle Verhältnisse rechtlich geordnet sind und grundsätzlich alle einzelnen Interessen in dem Streit der Durchsetzung durch den gewaltmonopolistischen Staat bedürfen.
Lit.: Wendt, O., Das Faustrecht, 1883; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007
favere, favēre, lat., V., geneigt sein (V.), günstig sein (V.), gewogen sein (V.), fördern, begünstigen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *gʰou̯ē-, *gʰou̯-, V., wahrnehmen, beachten, sorgen
favor, lat., M., Geneigtheit, Gewogenheit, Hingebung, Vorliebe, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. favēre, beispielsweise in einem Zweifelsfall für Gültigkeit oder für Freiheit)
favor (M.) iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Rechtswohltat
Favor (M.) libertatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem spätrömischen Recht die in einem Zweifel in einem Rechtsstreit um die Freiheit gewährte Begünstigung der Freiheit.
Lit.: Kaser §§ 13, 15; Söllner § 12; Köbler, DRG 57
Favor (M.) testamenti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem römischen Recht die bei mehreren Auslegungsmöglichkeiten in einem Zweifel gewährte Begünstigung des nur unentgeltliche Verfügungen enthaltenden Testaments gegenüber Geschäften unter Lebenden.
Lit.: Kaser § 68 I; Köbler, DRG 60
Favre (Faber), Antoine (1557-1624) aus Savoyen wird nach dem Rechtsstudium in Paris und Turin 1585 Mitglied und 1610 Präsident des Gerichtshofs von Savoyen, dessen Entscheidungen er in dem nach dem justinianischen Codex systematisierten (lat. [M.]) Codex Fabrianus definitionum forensium (Faberschen Buch der gerichtlichen Erklärungen) 1609 veröffentlicht (Begründer der Interpolationenforschung). S. Google
Lit.: Chevalier, L., Le président Favre, (in) TRG 20 (1952), 263, 456
FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund [in der Deutschen Demokratischen Republik]) s. Google
Febronius, Justinus ist das Pseudonym Johann Nikolaus von Hontheims (Trier 27. 1. 1701-Montquintin/Luxemburg 2. 9. 1790, Weihbischof von Trier), unter dem 1763 das Werk (lat.) De statu ecclesiae (Von dem Zustand der Kirche) erscheint, in dem der Gedanke der den Papst beschränkenden Nationalkirchen unterstützt wird (Febronianismus). S. Google
Lit.: Mejer, O., Febronius, 2. A. 1885; Pitzer, V., Justinus Febronius, 1976
Februar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 vor 1022 bezeugt - 1299 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Monat zwischen Januar und März (jeden Jahres).
februare, februāre, lat., V., reinigen, sühnen, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰeu̯es-, *dʰu̯ē̆s-, *dʰeus-, *dʰū̆s-, V., stieben, stäuben, wirbeln, Pokorny 268?; vgl. idg. *dʰeu- (4), *dʰeu̯ə-, *dʰeu̯h₂-, *dʰuh₂-, V., Sb., stieben, wirbeln, wehen, stinken, schütteln, Dampf (M.) (1), Hauch, Rauch,
februarius, februārius (1), febrārius, feblārius, lat., Adj., zur Reinigung gehörig, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. februāre
Februarius, Februārius (2), lat., M., Februar, Reinigungsmonat, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. februāre
Februarpatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in →Österreich das dem →Oktoberdiplom folgende Patent von dem 26. 2. 1861, das als Verfassung (Februarverfassung) des österreichischen Reiches einen Inbegriff von Grundgesetzen (Pragmatische Sanktion, Oktoberdiplom, die anerkannten Teile der ungarischen Verfassung, Grundgesetz über die Reichsvertretung, neue Landesordnungen für die cisleithanischen Länder) versteht und für den Reichsrat zwei Kammern (Herrenhaus, Abgeordnetenhaus) vorsieht (, wobei die Abgeordneten von den Landtagen zu entsenden sind, 1873 Direktwahl) und damit den →Neoabsolutismus formal beendet. Das Februarpatent schafft ein zentrales System und bildet die erste Grundlage für den mit der →Dezemberverfassung 1867 begründeten Konstitutionalismus. In Ungarn wird das Grundgesetz über die Reichsvertretung von liberalen Kräften abgelehnt.
Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher; Rottenbacher, B., Das Februarpatent in der Praxis, 2001; Das Februarpatent 1861, hg. v. Bussjäger, P. u. a., 2011
Fehde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1150 bezeugt – 507-511 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach [langobardisch] faida [643 EdRothari/LLangobard. 52, 652, 654] und westgotisch in dem Althochdeutschen und dem Altsächsischen und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht der Zustand der rechtmäßigen, Verletzungen fremder Menschen und Sachen erlaubenden Feindschaft zwischen dem Verletzten (und seiner Verwandtschaft) und dem Verletzenden (und seiner Verwandtschaft) zwecks Durchsetzung eines bestehenden oder behaupteten Rechtes. Die Fehde lässt die Selbsthilfe zu und zwar auch in der Form der Blutrache. Neben ihr steht wohl schon früh die Möglichkeit des Erfolgsausgleichs durch Verhandlung bzw. Meinungsbildung oder Entscheidung Dritter. In dem Frühmittelalter beginnen König und Kirche die Fehde wegen ihrer unbefriedigenden, in der Nähe des Unrechts stehenden Folgen zurückzudrängen. Deswegen enthalten die (frühmittelalterlichen) Volksrechte umfangreiche Bußkataloge (→Kompositionensystem). In dem Hochmittelalter wird nach den Gottesfrieden in den Landfriedensbestimmungen das Mittel der peinlichen →Strafe gegen die Fehde eingesetzt. Die Fehde wird auf den Adel beschränkt. Dem römischen Recht und dem kanonischen Recht ist die Fehde unbekannt, so dass die Rezeption eher zu der Ablehnung der Fehde führt. Landfrieden von 1467, 1486 und schließlich der ewige Landfriede von 1495 verbieten die Fehde umfassend. Gleichzeitig wird das Reichskammergericht als Streitentscheidungsorgan verfügbar. Danach geht die wohl noch gewohnheitsrechtlich legitimierte oder zumindest gewohnheitsmäßig geübte Fehde, wie sie beispielsweise auch der Berliner Kaufmann Hans Kohlhase von 1534 bis 1538/1540 führt, in dem Heiligen römischen Reich tatsächlich allmählich zurück. →Duell und →Selbsthilfe bleiben aber Überreste auch in der Neuzeit.
Lit.: Köbler, LAW; Halban-Blumenstok, A., Königsschutz und Fehde, ZRG GA 17 (1896), 63; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 263, Neudruck 1964; Blockmans, F., Een patricische veete te Gent, (in) Bulletijn der koninkl. commissie van geschiedenis 99 (1935), 573; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Brunner, O., Land und Herrschaft, 1939, 2. A. 1942, 3. A. 1943, 4. A. 1959, 5. A. 1965; Genzmer, F., Rache, Wergeld und Klage, 1941; Asmus, H., Rechtsprobleme des mittelalterlichen Fehdewesens, 1951; Kaufmann, E., Die Fehde des Sichar, (in) JuS 1 (1961), 85; Fenger, O., Fejde og mandebod, 1971; Obenaus, H., Recht und Verfassung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild, 1961; Orth, E., Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt am Main im Spätmittelalter, 1973; Sendler, H., Über Michael Kohlhaas, 1985; Kaufmann, M., Fehde und Rechtshilfe, 1993; Terharn, C., Die Herforder Fehden, 1994; Ritzmann, P., Plackerey in deutschen Landen, 1995; Müller-Tragin, C., Die Fehde des Hans Kohlhase, 1997; Zmora, H., State and Nobility in Early Modern Germany, 1996; Althoff, G. Spielregeln der Politik im Mittelalter, 1997, 2. A. 2014; Vogel, T., Fehderecht und Fehdepraxis im Spätmittelalter, 1998; Dießelhorst, M./Duncker, A., Hans Kohlhase, 1999; Graf, K., Gewalt und Adel in Südwestdeutschland, 2000; Hoheitliches Strafen in der Spätantike und im frühen Mittelalter, hg. v. Weitzel, J., 2002; Reinle, C., Bauernfehden, 2003; Hyams, P., Rancor and Reconciliation in Medieval England, 2003; Bechstein, E., Die Tierberger Fehde, 2004; Kortüm, H., Wissenschaft im Doppelpass? Carl Schmitt, Otto Brunner und die Konstruktion der Fehde, (in) HZ 282 (2006), 561ff.; Feud in Medieval and Early Modern Europe, hg. v. Netterström, J. u. a., 2007; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007; Bernoth, C., Die Fehde des Sichar, 2008; Karauscheck, E., Fehde und Blutrache, 2011; Konzen, N., Aller Welt Feind – Fehdenetzwerke um Hans von Rechberg, 2014; Fehdehandeln und Fehdegruppen, hg. v. Prange, M. u. a., 2014; Wieland, C., Nach der Fehde, 2014; Dirks, F., Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts, 2015
fehlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 9, 251 (um 1185) bezeugt – um 1185 [Erec] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Nyrop, Saml. II 110] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische mit dem Lateinischen (fallere) des Altertums sowie teilweise dem Indogermanischen verbindbar, V.) mangeln, Ziel nicht erreichen, nicht vorhanden sein (V.)
Fehler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1470 bezeugt – 1470 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1502 [QFürstentBayreuth I 93] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fehlen über das Altfranzösische mit dem Lateinischen des Altertums sowie teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Kaufrecht die Abweichung von einer vereinbarten oder vorausgesetzten Beschaffenheit. Nach rezipiertem römischem Recht begründet der Fehler oder Mangel (M.) einer Kaufsache einen Anspruch auf Wandelung oder Minderung. S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Fehmarn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Insel der Ostsee
Lit.: Thon, H., Untersuchungen zur Rechtsgeschichte der Insel Fehmarn, (in) Zs. der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 70/71 (1943), 117; Kramer, K., Fehmarner Volksleben, 1982
Fehr, Hans (Sankt Gallen 9. 11. 1874-Muri bei Bern 21. 11. 1961) wird nach dem Rechtsstudium in Würzburg, Berlin (Heinrich Brunner, Otto von Gierke, Josef Kohler), Bern (Eugen Huber) und Leipzig (Rudolf Sohm, Gerhard Seeliger) Professor für deutsche Rechtsgeschichte in Jena (1907), Halle (1912), Heidelberg (1917, Nachfolge Richard Schröders) und Bern (1924-1944). Seine Hauptwerke betreffen das Recht im Bilde (1923), das Recht in der Dichtung (1933) und die Dichtung im Recht (1937). S. Google
Lit.: Kunst und Recht, hg. v. Beyerle, F./Bader, K., 1948; Bader, K., Hans Fehr, ZRG GA 80 (1963), XV; Jelowik, L., Tradition und Fortschritt, 1998, 125f.
Feier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische [feriae] des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Fest
feiern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2, 9, 272 (Tatian um 830) bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab 1365 [BreslUB. 208] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische [feriae] des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fröhlich sein (V.) und nicht arbeiten
Feiertag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 (Anfang 9. Jahrhundert Mondseefragmente) bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische [feriae] des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der kraft Rechtes arbeitsfreie Arbeitstag. Die Arbeitsfreiheit des siebenten Wochentags und der Feste Weihnachten, Ostern und Pfingsten geht auf die jüdisch-christliche Tradition zurück. 1642 schränkt Papst Urban VIII. die zu groß gewordene Zahl der katholischen Feiertage auf 34 jährlich ein. Seit dem 19. Jahrhundert wird die staatliche Gesetzgebung entscheidend, auf die auch die an bezahlter Arbeitsfreiheit zugunsten der Arbeitenden und zu Lasten der Allgemeinheit und der Verbraucher interessierten Gewerkschaften (Tag der Arbeit) und die ihr wegen der dadurch erhöhten Kosten und Preise ablehnend gegenüberstehenden Arbeitgeber Einfluss nehmen. In dem ausgehenden 20. Jahrhundert verringern wirtschaftliche Überlegungen (beispielsweise Maschinenauslastung, Konsumsteigerung, Freizeitmerkantilisierung, Digitalisierung) die Bedeutung des inzwischen auch durch Verfassungen geschützten Feiertags.
Lit.: Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 1953ff.; Krämer, J., Industrialisierung und Feiertage, 1999; Grube, A., Der Sonntag, 2003; Bürkle, M., Die Entwicklung des Sonn- und Feiertagsschutzes in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 2003
feige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt - ab 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 20, Otfrid I 11] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dem Tode verfallen, hassenswert, feindlich, mutlos, ängstlich
Feigheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1210 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1550 [Schöpper, Syn. 23] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Neigung des Menschen, sein Handeln von Furcht vor Gefahren bestimmen zu lassen. In dem Militärstrafgesetzbuch Preußens von 1845 wird Feigheit Straftatbestand. Auch nach § 6 Wehrstrafgesetz von 1957 entschuldigt Furcht vor persönlicher Gefahr ein Verhalten grundsätzlich nicht.
Lit.: Brinkkötter, H., Feigheit, Diss, jur. Marburg 1983
Feind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1000 [Notker] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gegner
Feine, Hans Erich (Göttingen 21. 3. 1890, Tübingen 6. 3. 1965), Theologensohn, wird 1913 in Halle bei Paul Rehme promoviert und nach Kriegsteilnahme (und Assistentenzeit bei seinem Schwiegervater Ulrich Stutz) 1920 bei Paul Rehme in Breslau habilitiert. 1922 wird er Professor in Rostock, 1931 in Tübingen, wo er wegen seiner Verbundenheit mit dem Gedankengut des Nationalsozialismus 1946 amtsenthoben und 1952 emeritiert wird, 1955 aber seinen früheren Lehrstuhl wieder erhält. Seine Verfassungsgeschichte der Neuzeit ist in dem Nationalsozialismus erfolgreich, seine kirchliche Rechtsgeschichte unvollendet.
Lit.: Tausend Jahre deutsche Reichssehnsucht und Reichswirklichkeit, 1935; Bader, K., Hans Erich Feine, ZRG KA 51 (1965), XIff.; Münchener rechtshistorische Studien zum Nationalsozialismus, hg. v. Nehlsen, H., 1996
Feld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jh. bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [FRBern. II 769] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Ackerbau durch Menschen unterworfene Grundstück (in Gegensatz zu Wiese und Wald).
Lit.: Hyginus, Das Feldmesserbuch, 1. Jh. n. Chr., lateinisch- deutsch hg. v. Lindermann, J., 2018
Feldbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht (in dieser Bedeutung) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Bach in einem Feld, auch als Ortsname
Lit.: Das Totenbuch des Zisterzienserklosters Feldbach (1279-1706), bearb. v. Signori, G., 2010
Feldfrevel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt, aber in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine ältere Sammelbezeichnung für die Beschädigung eines fremden Feldes (beispielsweise Reiten über fremdes Feld, Überpflügen, Übermähen). Der Feldfrevel ist vor allem in Weistümern und Polizeiordnungen behandelt (vgl. auch Art. 167f. CCC). Rechtsfolgen sind vielfach Bußen und Schadenseratz.
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 224ff.
Feldservitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. Servitut, Dienstbarkeit
Felonie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1530 bezeugt – 1430 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1673 [Lünig. CJFeud. II 352] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische, das Altfranzösische. das Galloromanische vielleicht teilweise mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Treuebruch (in dem mittelalterlichen Lehnswesen) durch Nichterfüllung der Lehnspflichten (beispielsweise heimlicher Verkauf des Lehens, Verweigerung der Einlassung in einen Lehnsprozess, Tötung des Lehnsherrn). Die Felonie des Lehnsmanns berechtigt den Lehnsherrn zu der Einziehung des Lehens, doch wird diese Folge in der Neuzeit abgemildert. Bei Felonie des Lehnsherrn kann der Lehnsmann eine →Fehde beginnen oder eine Klage erheben.
Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 542, 679; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Illmer, F., Treubruch, Verrat und Felonie, Diss. jur. Breslau 1937; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen, 1961; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafen von Katzenelnbogen, 1969; Bellamy, J., The Law of Treason, 1970; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983, 104; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979, 400
Feme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1140-1160 bezeugt – 1140-1160 [Vom Glauben des armen Hartmann] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [WestfUB. VII Nr. 767] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt, F., Bund?, Strafe?, mhd. veme) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht die auf die Verbesserung der Rechtspflege durch Femegerichte abzielende Bewegung innerhalb der Gerichtsbarkeit (vemenoten 1227, 1306, 1311 belegt). Zu diesem Zweck entstehen ab dem (13. oder) 14. Jahrhundert aus den westfälischen Freigerichten besondere Femegerichte, die mit einem Freigrafen und 7 Freischöffen besetzt sind. Die Angehörigen des Femegerichts sind in feierlicher Form in die Geheimnisse der Feme eingeweiht. Jeder Freischöffe ist verpflichtet, todeswürdiges Unrecht zu rügen (Diebstahl, Raub, Gewalt gegen Kirchen, Mord, Meineid). Bei Bedarf können die Freischöffen überall ein Notgericht durchführen und nach Überführung den Täter sofort mit dem Strang richten. Missachtet ein Beschuldigter eine Ladung, so wird das Verfahren in Abwesenheit des Betroffenen durchgeführt. Ohne dass er das Urteil kennt, muss er jederzeit mit der Vollstreckung rechnen, wenngleich anscheinend nur eine ziemlich geringe Zahl von Todesurteilen tatsächlich vollstreckt wird. Die allmählich mit teilweiser königlicher Unterstützung über das Reich (rund 15000-30000 Freischöffen) verbreitete Feme wird wegen der auftretenden Missbräuche seit der Mitte des 15. Jahrhunderts zurückgedrängt. Sie endet anscheinend in dem 18. Jahrhundert.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Wigand, P., Das Femgericht Westfalens, 1825, 2. A. 1893, Neudruck 1968; Tross, L., Sammlung merkwürdiger Urkunden für die Geschichte der Femgerichte, 1826; Usener, P., Die Frei- und heimlichen Gerichte Westphalens, 18323; Duncker, H., Kritische Besprechung der wichtigsten Quellen, ZRG GA 5 (1884), 116; Lindner, T., Die Veme, 1888, 2. A. 1896, Neudruck 1989; Schnettler, O., Die Veme, 1921, 2. A. 1933; Siedler, A., Geschichte des Niedergangs der westfälischen Femegerichte, 1935; Scherer, C., Die westfälischen Femegerichte und die Eidgenossenschaft, 1941; Veit, L., Nürnberg und die Feme, 1955; Harnisch, W., Anmerkungen zu neueren Ansichten über die Feme, ZRG GA 102 (1985), 247; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main, 1990; Fricke, E., Die westfälische Veme, 2002; Schwob, U., Spuren der Femgerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Tirol, 2009; Fricke, E., Die westfälische Veme Supplementband, 2011; Eckhardt, W., Die Waldecker Handschrift des Staatsarchivs Marburg in der Überlieferung der Femerechtsquellen, ZRG GA 133 (2016), 81; Eckhardt, W., Eine Waldecker Femerechtshandschrift in Marburg, (in) Zs. d. Ver. für hess. Gesch. 121 (2016), 1ff. (24 Blätter des 15. Jahrhunderts bzw. um 1478)
Femegericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Femgericht und in DW2 1421 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Femgericht und in Google als Femegericht belegt sowie in der weiteren Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Feme
Fememord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft teilweise ungeklärt und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) politischer Mord an Politikern in dem 20. Jahrhundert, beispielsweise an Matthias Erzberger (1921) oder an Walter Rathenau (1923)
feminin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 als 1848 aus dem Lateinischen aufgenommen bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) weiblich, eine Frau betreffend
femina, fēmina, foemina, lat., F., Frau, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen
femininus, fēminīnus, lat., Adj., weiblich, eine Frau betreffend, weiblichen Geschlechts, Titin. (Ende 2./Anfang 1. Jh. v. Chr.), s. fēmina
Feminismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Geistesströmung des ausgehenden 20. Jahrhunderts zu Gunsten des Femininen oder Weiblichen.
Lit.: Feministische Rechtswissenschaft, hg. v. Foljanty, L. u. a., 2006, 2. A. 2012
fenus, fēnus (1), faenus, lat., N., Ertrag, Wucher, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen
Fenus (N.) nauticum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem klassischen römischen Recht das aus dem griechischen Recht kommende, ohne weiteres in unbeschränkter Höhe verzinsliche →Darlehen in dem Seerecht. Gehen die auf dem Schiff verladenen Sachen unter, so wird der Darlehensnehmer frei.
Lit.: Kaser §§ 34 IV 2, 39 I 3; Mathiass, B., Das foenus nauticum und die geschichtliche Entstehung der Bodmerei, 1881; Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005
Ferdinand I. (Alcalá de Henares 10. 3. 1503-Wien 25. 7. 1564) ist der zweite Sohn Philipps von Burgund und Johannas von Kastilien. Er vertritt seit 1521 seinen älteren Bruder Kaiser Karl V. in dem Heiligen römischen Reich, erhält 1521/1522 die österreichischen Herzogtümer, wird über (Heirat mit) Anna Jagiello von Ungarn an dem 23. 10. 1526/17. 12. 1526 zu dem König von Böhmen bzw. Ungarn gewählt, wird an dem 5. 1. 1531 römischer König und an dem 14. 3. 1558 Kaiser des Heiligen römischen Reiches. Er begründet die österreichische Linie der Habsburger. Bei seinem Tode werden die österreichischen Länder in eine österreichische Linie, steirische Linie und Tiroler Linie geteilt. S. Google
Lit.: Buchholtz, F., Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten, Bd. 1ff. 1831ff.; Ferdinand I., hg. v. Fuchs, M. 2002; González Navarro, R., Fernando I., 2003; Kaiser Ferdinand I. 1503-1564, 2003
Ferdinand III. S. Google
Lit.: Hengerer, M., Kaiser Ferdinand III. (1608-1657), 2012
Ferdinandea (lat. [F.]), Ferdinandische, ist eine manchmal verwendete Bezeichnung für die Landgerichtsordnung für Österreich unter der Enns von 1656, die bereits einzelne Tatbestandsmerkmale aufführt.
feriae, fēriae, fēsiae, fēreae, lat., F. Pl., Feiertage, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, vgl. idg. *dʰēs-, *dʰəs-, *dʰeh₁s-, Sb., Heiliges, Göttliches
fern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen sowie ohne Jahr Nibelungennot 2023 II ab 1. Hälfte 14. Jh. [GoslarStat. 28,2] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), entfernt, weiträumig
Fernhandel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der weiträumige Handel (in Altertum und Mittelalter). In dem Frühmittelalter wird der Fernhandel in nicht wirklich genau bekannter Form vor allem von syrischen und jüdischen sowie auch friesischen, angelsächsischen und normannischen Händlern betrieben. Mit dem Aufkommen der Geldwirtschaft dehnt sich der auch technisch verbesserte Fernhandel über weite Teile Europas aus und geht in der Neuzeit in einen erdumspannenden (globalen) Fernhandel, Außenhandel oder Welthandel mit wirtschaftlichen Vorteilen vor allem weniger Unternehmer und die Umwelt schädigenden Nachteilen aller (anderen) Lebewesen über. S. Google
Lit.: Warnke, C., Die Anfänge des Fernhandels in Polen, 1964; Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, Teil 1ff. 1985ff.; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1995; Fernhandel und Geldwirtschaft, hg. v. Kluge, B., 1993; Mercati e Mercanti nell’alto medioevo, 1993; Stoob, H., Die Hanse 1995; Nagel, J., Abenteuer Fernhandel, 2007
Ferrara, s. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007
fertig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 4. Viertel 9. Jh. bezeugt – 4. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 368] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Fahrt mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vorbereitet, beendet
fertigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1273 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [Geschfrd. der 5 Orte 1 1844 378] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über fertig mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, V.) fertig machen, herstellen
Fertigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1277 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1288 [UrbMeinh. II 114] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Fahrt mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv fertig 9. Jh., Verb fertigen 1273) Herstellung, Erledigung
Lit.: Müller, W., Fertigung und Gelöbnis mit dem Gerichtsstab, 1976
Fertigungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht der Fertigung
Lit.: Escher, A., Zur Geschichte des zürcherischen Fertigungsrechtes, (in) Jb. f. schweiz. Geschichte 32 (1907), 89
fest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1241 [SPöltenUB. I 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hart, dicht
Fest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1285 bezeugt – 1281-1287 [Trojanischer Krieg des Konrad von Würzburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [WürzbZ. I 1 S. 90] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die gemeinschaftliche Feier eines Ereignisses. Verschiedentlich werden auch rechtliche bedeutsame Ereignisse durch ein Fest hervorgehoben (beispielsweise Friedensschluss, Heirat).
Lit.: Das Fest, hg. v. Schultz, U., 1988; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Fest und Festhistorik, hg. v. Kopperschmidt, J. u. a., 1999; Becker-Huberti, M., Lexikon der Bräuche und Feste, 2000; Das Fest, hg. v. Maurer, M., 2004; Festrituale in der römischen Kaiserzeit, hg. v. Rüpke, J., 2008; Feiern und Erinnern, hg. v. Beck, H. u. a., 2009; Greek and Roman Festivals, hg. v. Brandt, J. u. a., 2012; Le banquet du monarque dans le monde antique, hg. v. Grandjean, C. u. a., 2013; Akademische Festkulturen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Kintzinger, M. u. a., 2019
festen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1147 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 108] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) festigen, stärken, daneben anderer Ansatz für feiern
Festkrönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Mittelalter die (Wiederholung einer) Krönung an einem Fest.
Lit.: Klewitz, H., Die Festkrönung der deutschen Könige, ZRG KA 28 (1939), 48ff.; Brühl, C., Fränkischer Krönungsbrauch und das Problem der Festkrönung, (in) HZ 194 (1962), 265ff.; Jäschke, K., Frühmittelalterliche Festkrönungen?, (in) HZ 211 (1970), 556ff.; Ott, J., Krone und Krönung, 1998
Festschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1844 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., sachlich 1640 erste Festschrift der Welt mit vielen Beiträgen deutscher Dichter zu Ehren der 200. Wiederkehr der mitteleuropäischen Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gensfleisch genannt Gutenberg (Mainz um 1400-Mainz 3. Februar 1468) in Mainz zwischen 1440 und 1454.
Lit.: Bibliographie juristischer Festschriften, bearb. v. Dau, H., Bd. 1ff. (1945-1961ff.), 1962ff.
feststellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1584 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ermitteln, herausfinden
Feststellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1600 bezeugt – nicht in EDEL - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in älteren deutschen Rechtsquellen 1718 [Chorinsky, Mat. I 400] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb feststellen 1584) Ermittelung, Festlegung
Feststellungsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Feststellung eines Rechtsverhältnisses gerichtete Klage.
Lit.: Weismann, J., Die Feststellungsklage, 1879
festuca, fēstūca (1), fīstūca, lat., F., Halm, Grashalm, Freiheitsrute, s. ferula, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, Etymologie unbekannt
Festuca (lat. [F.]) ist der seit dem Frühmittelalter (→Lex Salica, →Lex Ribvaria) als Rechtssymbol verwendete Halm oder Stab. Eine festuca wird etwa geworfen, wenn jemand einseitig eine Bindung aufsagt (Exfestukation). Eine festuca wird überreicht, wenn ein Recht einverständlich übertragen werden soll. In der frühen Neuzeit verschwindet die festuca. S. a. Google für eine Pflanzengattung
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 23; Köbler, LAW; Michelsen, A., Über die festuca, 1856; Thévenin, M., Wadium et festuca, (in) Nouvelle Revue historique du droit, 1880, 69; Amira, K. v., Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik, 1909, 145; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1
Festung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jh. bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über festen [1147, bestärken] über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der zu dem Zweck der Verteidigung durch Bauwerke besonders (fest) gesicherte Ort in der frühen Neuzeit. Die Festung entsteht in dem 14./15. Jahrhundert in Italien, als schwerere und durchschlagskräftigere Geschütze die bisherigen Befestigungen von Burg und Stadt entwerten. Führend in dem Festungsbau wird danach Frankreich (Vauban 1633-1707). 1820 gibt es in Preußen noch 24 Festungen. Spätestens die Erfindung der Luftwaffe seit dem Ersten Weltkrieg lässt die nur horizontal gesicherten Festungen weitgehend wertlos werden.
Lit.: Menne, P., Die Festung des norddeutschen Raumes, 1942; Huber, R./Rieth, R., Festungen, 1979; Neumann, H., Festungsbaukunst und Festungsbautechnik, 1988; Böhme, H. u. a., Wörterbuch der Burgen, Schlösser und Festungen, 2004
Festungsbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1625 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Siegel, CJCamb. I 108h] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Bau einer Festung
Festungsbaustrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Femininum Festungsbau 1625) ist die in der zwangsweisen Mitwirkung an oder in dem Bau einer →Festung bestehende Strafe der frühen Neuzeit (teilweise bis 1867).
Lit.: Kleinschrod, G., Über die Strafe der öffentlichen Arbeiten, 1789; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999; Ivanovic, I., Zwangsarbeit als Strafe, 2002
Festungshaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1858 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in einer →Festung oder Festungshaftanstalt vollzogene Freiheitsstrafe der mittleren und neueren Neuzeit (beispielsweise Adolf Hitler in der Festungshaftanstalt Landsberg am Lech 1924). Sie zieht keine Ehrenminderung nach sich. 1954 wird sie von den Alliierten verboten, nach Wiederbelebung als Einschließung 1969 mit Einführung der Einheitsfreiheitsstrafe aufgegeben.
Lit.: Wächter, C., Lehrbuch des römisch-deutschen Strafrechts, Bd. 1 1825; Sonntag, K., Die Festungshaft 1872; Otto, W., Die Festungshaft, Diss. jur. Jena 1939; Uhl, K., Grundlagen der Festungshaft, Diss. jur. Tübingen 1940 (masch. schr.); Giesing, G., Entbehrlichkeit der Festungshaft?, Diss. jur. Tübingen 1948 (masch. schr.); Jennings, G., Die custodia honesta, Diss. jur. Köln 1965 (masch. schr.); Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999
fetus, fētus (1), foetus (1), lat., M.: nhd. Zeugen (N.), Gebären, Werfen, Ausbrüten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen
feudal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1641 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht über mittellateinische Vermittelung mit dem erschließbaren Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) herrschaftlich, lehnrechtlich, Lehnrecht betreffend
Feudalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1817 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, franz. féodalité 1722/1727, Adjektiv feudal 1641 sowie vielleicht über mittellateinische Vermittelung mit dem erschließbaren Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem Sinne eines idealtypischen Ordnungsbegriffs die soziale, wirtschaftliche und politische Ordnung einer Gesellschaft, in der eine (adelige) Oberschicht mit Rechten an Land und anderen Gegenständen als Ausgleich für Kriegsdienste und andere Dienste ausgestattet wird, in dem engeren Sinn das Lehnswesen. In Europa entsteht der Feudalismus vielleicht spätestens in dem Frühmittelalter. Er bleibt bis in das 19. Jahrhundert (1848) bestimmend, wenn er auch seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert gedanklich politisch bekämpft wird. →Lehen
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 174; Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 337; Beaudoin, E., Étude sur les origines du régime féodal, 1889; Bloch, M., La société féodale, Bd. 1f. 1939f.; Brunner, O., Feudalismus, Abh. d. Akad. d. Wiss. Mainz, 1958, 10; Graus, F., Die Gewalt bei den Anfängen des Feudalismus, (in) Jb. f. Wirtschaftsgeschichte 1 (1961), 61; Feudalismus, hg. v. Wunder, H., 1974; Feudalismus, hg. v. Kuchenbuch, L. u. a., 1977; Guerreau, A., Le féodalisme, 1980; Duby, H., Die drei Ordnungen, 1981; Zum Problem des Feudalismus in Europa, 1981; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, 1985; Feudalismus, hg. v. Müller-Mertens, E., 1985; Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, hg. v. Rösener, W., 1989; Kroeschell, K., Lehnrecht und Verfassung, 1997; Borgolte, M., Feudalismus, (in) ZHF 25 (1998), 245ff.; Bloch, M., Die Feudalgesellschaft, 1999; Blickle, P., Kommunalismus, 2000; Die Gegenwart des Feudalismus, hg. v. Fryde, N. u. a., 2002; Fiefs et féodalité, hg. v. Bonnassie, P., 2002; Castiglioni, B., L’altro feudalismo, 2010; Reynolds, S., The Middle Ages without feudalism, 2012
Feudistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwart nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über feudum mit dem Mittellateinischen und über Vieh über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wissenschaft von dem (mlat.) feudum (N.) bzw. von dem Lehnswesen bzw. von dem Lehnsrecht
feudum (mlat. [N.]) Lehen, nicht in latein_a_z.docx, wahrscheinlich zu ahd. fihu (N.) Vieh, Erstbeleg Sankt Gallen 786, in dem 13. Jahrhundert [GrW. II 377] häufiger als (lat.) beneficium (N.), feudum extra curtem (sachlich seit dem hohen Mittelalter, Wort 18. Jahrhundert) Lehen außerhalb der eigenen Landesherrschaft
Lit.: Köbler, LAW; Prausnitz, O., Feuda extra curtem, 1929; Krawinkel, H., Feudum, 1938; Tiefenbach, H., Studien zu Wörtern volkssprachiger Herkunft, 1973, 100ff.; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland, 2002, 2. A. 2009
Feuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab dem 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die sachlich schon vormenschlich seit dem Werden des Universums mögliche sichtbare Erscheinung eines Verbrennungsvorgangs durch Oxidation von Kohlenstoff mit Flammenbildung und Glutbildung. Seit der Verwendung durch von dem Menschen selbst hergestelltes Feuer können Menschen Mitmenschen mittels Feuer töten oder verletzen und zudem Rechtssätze Ausgleichsansprüche oder Strafen begründen. S. Google
Feuerbach, Paul Johann Anselm von (Hainichen bei Jena 14. 11. 1775-Frankfurt am Main 29. 5. 1833), unehelich geborenes Kind eines späteren Anwalts, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Jena (1795 Dr. phil., 1799 Dr. iur.) außerordentlicher Professor in Jena, 1801 ordentlicher Professor, 1802 in Kiel und 1804 in Landshut sowie nach Aufgabe seiner Lehrtätigkeit 1805 Verwaltungsbeamter in München, 1814 Appellationsvizegerichtspräsident in Bamberg und 1817 Appellationsgerichtspräsident in Ansbach. Auf Grund des 1801 erschienenen Lehrbuchs des gemeinen in Deutschland gültigen peinlichen Rechtes (Jede Zufügung einer Strafe setzt ein Strafgesetz voraus - die Zufügung einer Strafe ist bedingt durch das Dasein der bedrohten Handlung - die gesetzlich bedrohte Tat bedingt die gesetzliche Strafe) wird ihm (1804) die Erarbeitung eines modernen →Strafgesetzbuchs (1813) in →Bayern übertragen. Wegen seiner von der Aufklärung geprägten Theorie des psychologischen Zwanges will er mit genauen Tatbeständen ([lat.] →nullum crimen sine lege) jedermann von Verletzungen der Rechte anderer abschrecken (→Generalprävention durch Furcht vor Strafe) und dadurch die wechselseitige Freiheit des Bürgers schützen. In dem Verfahren setzt sich Feuerbach für Öffentlichkeit und Mündlichkeit ein. Daneben entwickelt er auch kriminalsoziologische Vorstellungen.
Lit.: Köbler, DRG 181, 204; Feuerbach, L., Anselm Ritter von Feuerbachs Leben, 1852; Döring, W., Feuerbachs Straftheorie, 1907, Neudruck 1958; Radbruch, G., Paul Johann Anselm Feuerbach, 1934, 2. A. 1957, 3. A. 1969, 4. A. 1998 (auch in Radbruch-Gesamtausgabe); Blau, G., P. J. A. Feuerbach, 1948; Wolf, E., Große Rechtsdenker, 1939, 4. A. 1963, 543; Naucke, W., Kant und die psychologische Zwangstheorie Feuerbachs, 1962; Gallas, W., P. J. A. Feuerbachs „Kritik des natürlichen Rechts“ 1964 (SB Heidelberg); Kipper, E., Johann Paul Anselm Feuerbach, 1969; Schubert, G., Feuerbachs Entwurf zu einem Strafgesetzbuch, 1978; Feuerbach, Paul Johann Anselm – Savigny, Friedrich Carl von, 12 Stücke aus dem Briefwechsel, hg. v. Kadel, H., 1990; Neh, S., Die posthumen Auflagen von Feuerbachs Lehrbuch, 1991; Küper, W., Das Verbrechen am Seelenleben, 1991; Feuerbach, P., Reflexionen, hg. v. Küper, W., 1993; Die Bedeutung P. J. A. Feuerbachs, hg. v. Haney, G., 2003; Feuerbachs Bayerisches Strafgesetzbuch, hg. v. Koch, A. u. a., 2014; Mertens, B., Gönner, Feuerbach, Savigny, 2018
feuern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt - Ende 8. Jahrhundert in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [OÖUB. II 544] in 4 Stellen in 2 Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Feuer über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Feuer machen, umgangssprachlich auch Arbeitnehmer kündigen
Feuerschau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1, aber nicht in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [SchwäbWB. II 1460] in 3 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nach Vorläufern in dem Altertum in dem Spätmittelalter in den Städten und danach auch in den Dörfern entwickelte regelmäßige amtliche Überprüfung aller Gebäude auf ihre Feuersicherheit, bei der auch Geldstrafe oder Gefängnis verhängt werden kann.
Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff., 2, 367ff.
Feuerstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [NÖLGO. 1656 I 48 § 1] in 4 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Verbrennen eines Straftäters. Die Feuerstrafe ist sachlich schon in dem Altertum bekannt. Sie ist in dem Frühmittelalter selten. Mit dem peinlichen Strafrecht wird sie für Brandstiftung, Ketzerei und Unzucht mit Tieren üblich (Sachsenspiegel Landrecht [1221-1224] II 13 § 7, CCC [1532] Art. 109, 111, 116, 125, 172). Seit der Wende von dem Mittelalter zu der Neuzeit werden insbesondere Hexen verbrannt. Als Folge der Aufklärung wird die Feuerstrafe seit dem 18. Jahrhundert aufgegeben.
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 639; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 502, Neudruck 1964; Behringer, W., Mit dem Feuer vom Leben zum Tod, 1988
Feuerversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1791 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens II 8 § 156] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Versicherung gegen Schäden (an Sachen) durch Feuer. Erste Ansätze finden sich bereits in dem Mittelalter. In der Neuzeit wird die Feuerversicherung von Gebäuden wegen der Gefährlichkeit des Feuers vielfach Zwangsversicherung.
Lit.: Kühn, R., Das Brandversicherungswesen im Königreich Sachsen 1913, Neudruck 2013; Helmer, G., Die Geschichte der privaten Feuerversicherung in den Herzogtümern Schleswig und Holstein, Bd. 1f. 1925f.; Ebel, W., Die Hamburger Feuerkontrakte und die Anfänge des deutschen Feuerversicherungsrechts, 1936; Zwierlein, C., Der gezähmte Prometheus - Feuer und Sicherheit, 2011
Feuerwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1850 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Abwehr von Gefahren des Feuers meist durch gemeinsame Anstrengung mehrerer Menschen. Sie beginnt sachlich als staatliche Leistung mit der Schaffung von Wächtern ([lat.] vigiles [M.Pl.] Wächter) in Rom unter Prinzeps Augustus (27. v. Chr.-14 n. Chr.). In dem 19. Jahrhundert treten freiwillige Feuerwehr in kleinen Gemeinden und berufsmäßige Feuerwehr in Großstädten einander gegenüber.
Lit.: Wallat, K., Sequitur clades – Die Vigiles im antiken Rom, 2004
Fiat iustitia et pereat mundus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Es muss (über kostbare Waffen oder Anmaßungen Hochgestellter gerichtet und) Gerechtigkeit geübt werden und der Hochmut zu Fall kommen (bzw. sinngemäß abgewandelt es muss Gerechtigkeit geschehen, selbst wenn die Welt darüber zugrunde gehen sollte).
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Anfang 16. Jahrhundert); Liebs, D., Das Rechtssprichwort Fiat iustitia et pereat mundus, (in) RIDA 61 (2014), 83 (Papst Hadrian bzw. Adriaan Floriszoon Dedel 1522)
Fichard, Johann (Frankfurt am Main 23. 6. 1512-Frankfurt am Main 7. 6. 1580) wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (1528), Freiburg im Breisgau (Ulrich Zasius) und Basel (1530) sowie der Promotion in Freiburg im Breisgau an dem 28. 11. 1531 Advokat in Frankfurt am Main, 1532/1533 an dem Reichskammergericht in Speyer und dann Syndikus in Frankfurt am Main und nach dem Studium in Padua 1536/1537 Anwalt und Berater in Frankfurt am Main. Seine wichtigsten Leistungen sind neben den 1539 in Fortführung eines Werkes des Bernhard Rutilius veröffentlichten (lat.) Vitae (F.Pl.) iurisconsultorum recentiorum (Lebensbeschreibungen neuerer Rechtsgelehrter) (stark romanisiert) die Gerichts- und Landesordnung der Grafschaften →Solms (1571) und die revidierte Reformation der Stadt →Frankfurt am Main (1578). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Jung, R., Dr. Johann Fichard, 1889; Rivier, A., Über die ars notariatus von Johann Fichard (1539), ZRG RA 13 (1892), 356
Fichte, Johann Gottlieb (Rammenau bei Bischofswerda 19. 5. 1762-Berlin 29. 1. 1814), Philosoph des deutschen Idealismus (Jena 1794-1799, Erlangen 1805-1806, Königsberg 1806-1807, Berlin 1810) bestimmt das Recht in dem Sinne eines Verhältnisses der wechselseitigen Freiheitsbeschränkungen, genannt Rechtsverhältnis, wobei schon in dem Naturzustand das Rechtsgesetz den Einzelnen verpflichtet und ein Urrecht auf Freiheit, Unantastbarkeit des Körpers und Eigentum verleiht. S. Google
Lit.: Verweyen, H., Recht und Sittlichkeit in Johann Gottlieb Fichtes Gesellschaftslehre, 1875; Fichte, J. G., Gesamtausgabe, Bd. 1ff. 1962ff. (42 Bände); Fichtes Lehre vom Rechtsverhältnis, hg. v. Kahlo, M., 1992; Pauly, W., Freiheit und Zwang in Fichtes Staatsphilosophie (in) Recht, Idee, Geschichte, 2000, 591ff.; Eisfeld, J., Erkenntnis, Rechtserzeugung und Staat bei Kant und Fichte, 2015; Weiss, M., Leben als Leben (!) – Johann Gottlieb Fichtes späte Wissenschaftslehre, 2019
Ficker, Julius (Paderborn 30. 4. 1826-Innsbruck 10. 7. 1902) wird nach dem Studium von Geschichte und Recht in Münster, Berlin und Bonn 1852 (bis 1879) Professor für Geschichte und zeitweise (1863) Rechtsgeschichte in Innsbruck, wo er zahlreiche unterschiedliche Fragen an Hand vorwiegend urkundlicher Quellen und später auch vergleichender Zielsetzungen untersucht. S. Google
Lit.: Puntschart, P., Julius Ficker, ZRG GA 23 (1902), XIV; Jung, J., Julius Ficker, 1907; Brechenmacher, T., Julius Ficker, (in) Geschichte und Region 5 (1996), 53ff.
fictio, lat., F., Bilden, Formen, Bildung, Gestaltung, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,s. fingere
fictus, lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. erlogen, erdacht, fingiert, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fingere, beispielsweise fictus possessor, fingierter Besitzer
fideicommissum, lat., N., Fideikommiss, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fideicommittere
Fideicommissum (lat. [N.] der Treue Anvertrautes) ist in dem römischen Recht zunächst die formlose, nur sittlich verpflichtende Anordnung (Bitte), die der Erblasser dem in einem Testament eingesetzten Erben erteilt bzw. mitteilt. Seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) wird das aus solchen Briefen entstehende Kodizill zusammen mit dem darin enthaltenen fideicommissum zu einer obligatorisch wirkenden Rechtseinrichtung, die der Bedachte vor dem Konsul, später vor einem besonderen (lat.) praetor (M.) fideicommissarius (Fideikommissprätor) geltend machen kann. Justinian (527-565) stellt fideicommissum und (lat. [N.]) legatum, Vermächtnis, gleich. Beschwert werden kann der Erbe, der Vermächtnisnehmer, ein anderer Fideikommissar oder der erbende Fiskus, betroffen sein kann ein einzelner Gegenstand oder die ganze Erbschaft.
Lit.: Kaser § 68 V
fideicommittere, lat., V., auf Ehrlichkeit vertrauen, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1), cum, mittere
fideiiubere, fideiubēre, lat., V., zusagen, Bürge sein, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1), iubēre
fideiussio, lat., F., Gutsagen, Bürgschaft, Firm. math. (334/337 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fideiubēre
Fideiussio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht eine in der späten Republik für jede Schuld zulässige Form der →Bürgschaft.
Lit.: Kaser § 57 II 2
Fideikommiss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1543 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →fideicommissum, Familienfideikommiss
Lit.: Kunsemüller, E., Zur Entstehung der westfälischen Fideikommisse, 1909; Heß, K., Junker und bürgerliche Großgrundbesitzer im Kaiserreich, 1990; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Fischer, H., Die Auflösung der Fideikommisse, 2013
fideikommissarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ein Fideikommiss betreffend
fidelis, fidēlis (1), lat., Adj., getreu, treu, ehrlich, zuverlässig, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1)
fidelis, fidēlis (2), lat., M., Getreuer, Vertrauter, Cic. (81-43 v. Chr.), s. fidēlis (1) s. latein_a_z.docx
Fidelis (lat. [M.]) Getreuer, Gläubigers, s. latein_a_z.docx, s. fides
Lit.: Gladiß, D. v., Fidelis regis, ZRG GA 57 (1937), 442; Hannig, J., Consensus fidelium, ZRG GA 102 (1985), 351
Fidepromissio (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Nachbildung der nur unter römischen Bürgern und neben einer Stipulation möglichen (lat. [F.]) sponsio (→Bürgschaft) für Nichtbürger. S. latein_a_z.docx, s. fides, promittere, pro, mittere
Lit.: Kaser § 57 II 2; Köbler, DRG 44, 63
fidepromittere, fideprōmittere, lat., V., Bürgschaft verheißen, gutsagen, Gaius (140-180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fidēs (1), prō (1), mittere
fidere, fīdere, lat., V., trauen, vertrauen, Vertrauen setzen, sich verlassen (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fides, s. idg. *bʰeidʰ- (1), V., zureden, zwingen
fides, fidēs, lat., F., Vertrauen, Überzeugung, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīdere, s. idg. *bʰeidʰ- (1), V., zureden, zwingen
Fides (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die anfangs nur sittliche, dann aber auch rechtliche Verpflichtung, zu einem gegebenen Wort zu stehen. Bona fides ist die gute Treue, mala fides die schlechte Treue, durch die sich beispielsweise redlicher Besitzer und unredlicher Besitzer voneinander unterscheiden. Auf die fides stützt das römische Recht vor allem die Fälle des →bonae-fidei-iudicium (Klage aus den wichtigsten formfrei begründeten Schuldverhältnissen).
Lit.: Kaser §§ 3 III 3, 13 I 2, 63 I 3; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 27, 45; Köbler, LAW; Lombardi, L., Della fides alla bona fides, 1961; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1; Honsell, H., Quod interest im bonae fidei iudicium, 1969; Nörr, D., Die fides im römischen Völkerrecht, 1991; Schneider, N., Uberrima fides, 2004; Fides virtus, hg. v. Forlivesi, M. u. a., 2014
fiducia, fīdūcia, lat., F., sicheres Vertrauen, Zuversicht, Selbstvertrauen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīdere, fides
Fiducia (lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Sicherungsübereignung, bei der dem Gläubiger (Fiduziar) als Sicherungsnehmer von dem Schuldner (Fiduziant) als Sicherungsgeber das Eigentum an einer Sache unter der Treuabrede (fiducia) verschafft wird, dass die Sache nach Erreichung des Sicherungszwecks (beispielsweise Tilgung der gesicherten Schuld) zurückzuübereignen sei. In dem spätantiken römischen Recht stirbt die fiducia ab.
Lit.: Kaser §§ 7 I 1, 24 II 2, 39 IV 2; Söllner § 9; Köbler, DRG 41, 62; Noordraven, B., Von der fiducia zur Treuhandschaft, (in) Österreich. Notariatszeitung 1995, 256; Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 1998; Noordraven, B., Die Fiduzia im römischen Recht, 1999
Fiktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 bezeugt - 1610 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das lateinische Verb fingere teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Rechtssatz, der eine in Wahrheit nicht bestehende Tatsache als bestehend behandelt (beispielsweise gilt lange Zeit das uneheliche Kind nicht als mit seinem es tatsächlich erzeugenden leiblichen Vater verwandt, obwohl es nach den allgemein anerkannten naturwissenschaftlichen Gegebenheiten tatsächlich mit ihm verwandt ist). Die Fiktion ist bereits dem römischen Recht an einzelnen Stellen bekannt (beispielsweise bei vereitelter Bedingung).
Lit.: Kaser § 10 I 1; Söllner § 9; Albrecht, K., Fiktionen im Recht, 2020
Fiktionstheorie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 19. Jahrhundert die von Savigny vertretene Ansicht, dass die →juristische Person nur eine →Fiktion sei.
Lit.: Kroeschell, DRG 3
filia, fīlia, feilia, lat., F., Tochter, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīlius
filius, fīlius, lat., M., Sohn, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰēi-, *dʰē-, V., saugen, säugen
Film (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 bezeugt – 1891 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altenglische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb filmen 1922) dünne Schicht
Lit.: Saekel, U., Der US-Film in der Weimarer Republik, 2011; Ackermann, A., Film und Filmrecht, 2013; Tiews, A., Fluchtpunkt Film, 2017; Aurich, R., Die Degeto und der Staat, 2019
filmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1922 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, →Film
final (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1735 bezeugt – 1735 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zweckgerichtet
Finale Handlungslehre (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von Hans Welzel (nach dem Rechtsstudium in Jena 1937 Professor in Göttingen und 1952 in Bonn) in der Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelte Lehre von dem zweckgerichteten (finalen) Handeln des (vorsätzlichen?) Straftäters, nach welcher der →Vorsatz (nicht als Art der Schuld, sondern) als subjektiver Teil des Tatbestands zu verstehen ist.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
finalis, fīnālis, lat., Adj., Grenzen betreffend, Ende betreffend, an dem Ende befindlich, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīnis
fīnantia, mlat., F., Finanz, Gezahltes, s. fīnāre, fīnis, →Finanz
Finanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1355 bezeugt – 1355 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1355 [KölnAkten I 69] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das mittlelateinische finare teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem mlat. Verb finare, festgesetzte Abgabe bezahlen, abgeleitete Vermögenslage einschließlich des dafür notwendigen Rechnungswesens. Der Ausdruck Finanz(en) wird in dem 16. Jahrhundert gebräuchlich, nachdem die Verfügbarkeit über Geldmittel als Grundlage von Herrschaftsverwirklichung erkannt wird. In dem 16. und 17. Jahrhundert bestehen landesherrliche und landständische Finanzverwaltung nebeneinander, doch bricht die landständische Finanzverwaltung in dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) vielerorts zusammen. Danach dienen alle öffentlichen Einnahmen der Befriedigung aller öffentlichen Ausgaben. In dem 19. Jahrhundert setzt sich die Steuer als Einnahmequelle gegenüber den Einnahmen aus Domänen und Regalien durch. Nach dem Ersten Weltkrieg wird zwecks tatsächlichen Vorteils für den Staat unter dem Reichsfinanzminister Matthias Erzberger die progressive Einkommensteuer mit unmittelbaren Lohnsteuerabzug bei dem Arbeitgeber eingeführt. Das ausgehende 20. Jahrhundert ist von der zunehmenden Bedeutung der allgemein weniger deutlich erkennbaren indirekten Steuer (Mehrwertsteuer), dem Haushaltsbewilligungsrecht des Parlaments, der öffentliche Haushaltsordnung sowie durch Kassenordnungen, Rechnungslegungsordnungen und Prüfungsbehörden und allgemeinem Streben zu individueller Bereicherung zu Lasten anderer gekennzeichnet.
Lit.: Brunner, O., Die Finanzen der Stadt Wien, 1929; Schnee, H., Die Hoffinanz und der moderne Staat, Bd. 1ff. 1963ff.; Schulz, H., Das System und die Prinzipien der Einkünfte im werdenden Staat der Neuzeit, 1982; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Witzleben, A. v., Staatsfinanznot und sozialer Wandel, 1985; Ullmann, H., Staatsschulden und Reformpolitik, 1986; Buchholz, W., Öffentliche Finanzen und Finnazverwaltung, 1992; Schremmer, E., Über gerechte Steuern, 1994; Economic Systems and State Finance, hg. v. Bonney, R., 1995; Alpers, M., Das nachrepublikanische Finanzsystem, 1995; Buchholz, W., Geschichte der öffentlichen Finanzen in Europa, 1996; Schwennicke, A., Ohne Steuer kein Staat, 1996; The Rise of the Fiscal State in Europe, hg. v. Bonney, R., 1999; Staatsfinanzen - Staatsverschuldung - Staatsbankrotte in der europäischen Staaten- und Rechtsgeschichte, hg. v. Lingelbach, G., 2000; Mersiowsky, M., Die Anfänge territorialer Rechnungslegung im deutschen Nordwesten, 2000; Finanzen und Herrschaft, hg. v. Edelmayer, F. u. a., 2003; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat - Eine Geschichte der öffentlichen Finanzen, 2005; Isenmann, M., Die Verwaltung der päpstlichen Staatsschuld, 2005; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte im 19. Jahrhundert, hg. v. Brandt, P., Bd. 1 2006; Städtische Finanzwirtschaft am Übergang vom Mittelalter zur frühen Neuzeit, hg. v. Seggern, H. v., 2007; Ullmann, H., Staat und Schulden, 2009; Lehmann, M., Finanzinstrumente, 2010; Vom Wohl und Wehe der Staatsverschuldung, hg. v. Beigel, T. u. a., 2013; Finanzpolitik und Schuldenkrisen 16.-20. Jahrhundert, hg. v. Hedwig, A., 2014; Pietschmann, D., Das preußische Finanzministerium unter Stein und Hardenberg, 2018
Finanzausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1937 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der finanzielle Ausgleich zwischen verschiedenen Personen, insbesondere zwischen Hoheitsträgern (beispielsweise Ländern, Gemeinden, Krankenkassen).
Lit.: Hidien, J., Der bundesstaatliche Finanzausgleich, 1998
Finanzgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das zu dem 13. 12. 1919 geschaffene Eingangsgericht der Finanzgerichtsbarkeit des (zweiten) Deutschen Reiches. In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 18 Finanzgerichte.
Finanzgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in dem (zweiten) Deutschen Reich 1918 aus der Verwaltungsgerichtsbarkeit gelöste (RGBl 1918, 959 Reichsfinanzhof, 13. 12. 1919 Finanzgericht, 28. 8. 1939 außer Tätigkeit gesetzt), vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hauptsächlich für Steuerstreitigkeiten eingerichtete Zweig der →Gerichtsbarkeit.
Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Kumpf, J., Die Finanzgerichtsbarkeit, (in) Justizalltag im Dritten Reich, 1988, 81
finanziell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Finanz betreffend
Finanzverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1781 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teils über das Mittellateinische und teils über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der die Einnahmen des Staates (und anderer öffentlichrechtlicher Körperschaften) betreffende Teil der Verwaltung. Die Finanzverwaltung erfolgt in Rom durch Verpachtung der Staatseinkünfte an meistbietende private Unternehmer (Steuerpächter). In dem Mittelalter gelangen trotz des besonderen Hofamts des →Kämmerers erst die Landesherren allmählich zu einer geordneten Finanzverwaltung (beispielsweise 1491 Raitkammer König Maximilians in Tirol, in dem Reich 1495 Versuch des Gemeinen Pfennigs). Diese gewinnt mit dem Ausbau der gesamten Staatstätigkeit in der Neuzeit immer größere Bedeutung, wobei in Preußen seit 1713 ein genauer und regelmäßiger Haushaltsvoranschlag aufgestellt und 1714 zu der Prüfung eine Oberrechnungskammer geschaffen wird. In dem 19. Jahrhundert wird das Finanzwesen weitgehend verrechtlicht, danach vor allem zunehmend zu Lasten des Einzelnen und zu Gunsten der Verwaltung und Politik erweitert. In der Bundesreüublik Deutschland ist die Finanzverwaltung in der Gegenwart in Finanzministerium, Oberfinanzdirektion und Finanzamt gegliedert.
Lit.: Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Schmoller, G., Preußische Verfassungs-, Verwaltungs- und Finanzgeschichte, 1921; Bamberger, E., Die Finanzverwaltung in den deutschen Territorien des Mittelalters 1200-1500, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 77 (1923), 168; Handbuch der Finanzwissenschaft, hg. v. Gerloff, W. u. a., Bd. 1 2. A. 1952; Kummer, J., Der Einfluss des Parlaments auf das Finanzwesen, 1964; Engelhardt, H., Landstände und Finanzwesen in Bayern im 15. und 16. Jahrhundert, 1967; Wolfe, M., The Fiscal System of Renaissance France, 1972; Küchler, W., Die Finanzen der Krone Aragón, 1983; Die Kontrolle der Staatsfinanzen, 1989; Die Verwaltung und ihre Ressourcen, hg. v. Dilcher, G., 1991; Finanzen und Staatsräson in Italien und Deutschland, hg. v. Maddalena, A. de u. a., 1992; 75 Jahre Reichsfinanzhof - Bundesfinanzhof, 1993; Kanther, M., Finanzverwaltung zwischen Staat und Gesellschaft, 1993; Schremmer, E., Steuern und Staatsfinanzen, 1994; The Rise of the Fiscal State in Europe, hg. v. Bonney, R., 1999; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Kempny, S., Die Staatsfinanzierung nach der Paulskirchenverfassung, 2011
finare, fīnāre, mlat., V., zahlen, s. a. latein_a_z.docx, s. fīnis
Finch, Heneage (1611-1682) wird nach dem Studium an dem Christ Church College 1638 Mitglied der Inn of Court Inner Temple in London und 1673 als Lord Chancellor Vorsitzender des →Court of Chancery, wo er eine zusammenfassende Gestaltung der →equity (des englischen Rechtes) bewirkt. S. Google
Lit.: Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 1ff. 1903ff., 6, 539
Findebuch, Findbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [EiderstLR./Mensing] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das archivalische Hilfsmittel zu dem Auffinden von Daten bzw. Überlieferungsträgern (beispielsweise Akten) vor allem in Archiven.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Eberling, H., Findbuch zu den Reichskammergerichtsakten 1551-1806, 1985; Stein-Stegemann, H., Findbuch der Reichskammergerichtsakten im Archiv der Hansestadt Lübeck, 1987
Findelkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1464 bezeugt – 15./18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1472 [Eyb I 94] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ohne sicheren Hinweis auf seine Eltern und genauere Umstände der Geburt gefundene Kind. Vielleicht anfangs rechtmäßig, wird die Aussetzung eines Kindes in Rom 374 n. Chr. mit Strafe bedroht. Ausgehend von Italien (Mailand 787, Siena 832) entstehen Findelhäuser für Findelkinder. Um 1800 wird die Zahl der Findelkinder in dem Heiligen römischen Reich auf rund 100000 jährlich geschätzt.
Lit.: Hügel, F., Die Findelhäuser und das Findelwesen, 1863; Hunecke, V., Die Findelkinder von Mailand, 1987; Meumann, M., Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, 1995; Gestrich, A. u. a., Geschichte der Familie, hg. v. 2003
finden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL -sowie in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab 1221-1224 und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entdecken, ermitteln
finis, fīnis, lat., M., F., Grenze, Gebiet, Land, Ziel, Ende, Abgabe, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. figere
Finnland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 16. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das zwischen Schweden, Russland und Estland gelegene nordosteuropäische, hauptsächlich von schon in dem 4. oder 3. Jahrtausend v. Chr. aus Asien kommenden Finnen besiedelte Land. In dem Hochmittelalter (1150-1323) wird das von Schweden aus christianisierte Gebiet zu einem Teil →Schwedens erklärt. In dem frühen 16. Jahrhundert wird die Reformation eingeführt. 1809 muss Schweden zugunsten →Russlands auf Finnland (autonomes Großfürstentum) verzichten, doch bleibt das von Schweden geprägte Recht bestehen. Helsinki wird 1812 statt des westlicheren Turku Hauptstadt und erhält 1827 auch die 1640 in Turku gegründete Universität. 1863 wird Finnisch neben Schwedisch zweite Amtssprache. Seit 1872 arbeitet Finnland mit den weiteren nordischen Länder Dänemark, Norwegen und Schweden in dem Recht verstärkt zusammen. Unter dem Einfluss der deutschen Rechtswissenschaft entsteht daneben eine besondere finnische Rechtswissenschaft. 1889/1894 wird ein Strafgesetzbuch geschaffen. 1906 wird in dem Rahmen eines allgemeinen Wahlrechts das Frauenwahlrecht eingeführt. Nach der Oktoberrevolution von dem (25. 10./)7. 11. 1917 in Russland ruft Finnland an dem 15. 11. 1917 die Selbständigkeit aus. 1920 erkennt Russland das an dem 21. 6. 1919 mit einer republikanischen Verfassung begabte Finnland an. In dem Zweiten Weltkrieg verliert das bis 1944 auf Seiten des Deutschen Reiches unter Adolf Hitler kämpfende Land Gebiete an die Sowjetunion und steht lange unter deren Einfluss. 1961 verbindet es sich mit der Europäischen Freihandelszone. 1975 findet in Helsinki eine Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa statt, deren Ergebnisse sich letztlich 1989 in der Aufgabe des so genannten Eisernen Vorhangs zwischen Ostmächten und Westmächten auswirken. 1991 ratifiziert Finnland die Europäische Menschenrechtskonvention. Zu dem 1. 1. 1995 tritt es aus der Europäischen Freihandelszone der →Europäischen Union bei. 2000 wird ein Grundgesetz angeommen.
Lit.: Getz, B., Das staatsrechtliche Verhältnis zwischen Finnland und Russland, 1900, Neudruck 2013; Der Stolypinsche Gesetzentwurf, hg. v. Habermann, W., 1911, Neudruck 2013; Jutikkala, E./Pirinen, K., Geschichte Finnlands, 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,542,1027, 3,4,485; Klinge, M., A brief history of Finland, 1984; Vahtola, J., Keskiaika. Suomen historia pikkujättiläinen, 1987; Jodhatus Suomen oikeushistoriaan, hg. v. Letto-Vanamo. P., 1990; Albrecht, W./Kantola, M., Finnland, 1992; Finlands Historia, hg. v. Edgren, T. u. a., Bd. 1ff. 1992ff.; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Finnland und Deutschland, hg. v. Menger, M. u. a., 1996; Finnisch-deutsche Kulturbeziehungen, hg. v. Jäntti, A. u. a., 1998; Endemann, H., Das Regierungssystem Finnlands, 1999; Ettmayer, W., Finnland, 1999; Pesonen, P./Riihinen, O., Dynamic Finland, 2002; Kohler, M., Die Entwicklung des schwedischen Zivilprozessrechts, 2002; Björne, L., Den Nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 3 1871-1910, 2002; Nesemann, F., Ein Staat, kein Gouvernement, 2003; Kähönen, A., The Soviet Union, Finland and the Cold War, 2006; Meinander, H., Finlands historia, 2006; Silvennoinen, O., Geheime Waffenbrüderschaft, 2010; Land unter dem Nordlicht, hg. v. Halmesvirta, A., 2013
Firma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1705 bezeugt – 1705 in EDEL - aus dem Italienischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [Banquier I 486/Schirmer, KaufmWB. 63] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der →Name des Kaufmanns, unter dem er in dem Handel seine Geschäfte betreibt, in einem weiteren Sinn auch das →Unternehmen. Die Firma entsteht aus dem mittelalterlichen Handel (Italien 12. Jahrhundert) und wird in den deutschen Sprachraum an dem Anfang des 18. Jahrhunderts entlehnt (Allgemeines Landrecht Preußens [1794] II, 8, 617). Sie kann mit dem Unternehmen übertragen werden.
Lit.: Erlanger, H., Über Ursprung und Wesen der Firma, Diss. jur. Tübingen 1891; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Bokelmann, G., Das Recht der Firmen- und Geschäftsbezeichnungen, 1974, 5. A. 2000; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Krause, O, Die Entwicklung des Firmenrechts im 19. Jahrhundert, 1995; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Fisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt - drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1332 [WasungenUB. 15] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein in zahlreichen Arten grundsätzlich in Wasser lebendes Wirbeltier, das von dem Menschen als wichtiges Nahrungsmittel verwendet wird.
Fischbeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Stift (N.)
Lit.: Oldermann, R., Stift Fischbeck, 2010, 2. A. 2014
fischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) (Fisch) fangen
Fischer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Hanauer, Constd’Alsace 40 in dem Elsass] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Fisch und fischen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Fischfänger
Fischerei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1251 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Bergh II 257] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Fischfang
Fischereirecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist subjektiv das Recht, in einem Binnengewässer Fische, Krebse und andere nutzbare Wassertiere, die nicht Gegenstand des Jagdrechts sind, zu hegen und sich anzueignen und objektiv die Gesamtheit der Fischerei betreffenden Rechtssätze. Die ursprünglich für jedermann freie Fischerei wird schon in dem Frühmittelalter an kleinen Gewässern von dem Anwohner als Eigentümer und an größeren Gewässern von dem König als Regal beansprucht. Von dem König geht das Regal seit dem Hochmittelalter auf den Landesherrn und damit später grundsätzlich auf den neuzeitlichen Staat als Eigentümer des Gewässers über. Der Inhaber des Fischereirechts kann das Fischereiausübungsrecht verpachten.
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Stoffel, F., Die Fischereiverhältnisse des Bodensees, 1906; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des altpreußischen Jagd- und Fischereirechts, ZRG GA 39 (1918), 88; Zumbach, E., Die Fischereirechte des Aegerisees, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1922; Kisch, G., Das Fischereirecht im Deutschordensgebiete, 1932, 2. A. 1978; Münch, W., Das Fischereirecht des Bodensees im Mittelalter, Diss. jur. Graz 1943; Cahn, E., Das Recht der Binnenfischerei, hg. v. Kaufmann, E., 1956; Kunz, R., Fischereirechte im Untersee und Seerhein, 1984; Jahnke, C., Das Silber des Meeres, 2000; Lampen, A., Fischerei und Fischhandel im Mittelalter, 2000; Schütt, E., Geschichte des Fischereirechts und der Fischerei im deutschen Ostseeraum, 2001; Sahrhage, D., Die Schätze Neptuns, 2002; Ostrawsky, K., Das Fischereirecht an Binnengewässern in seiner historischen Entwicklung, Diss. jur. Wien 2009; Zeheter, M., Die Ordnung der Fischer, 2014
fiscalis, fiscālis, lat., Adj., fiskalisch, Fiskus betreffend, dem Fiskus zustehend, Suet. (um 75-um 150 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fiscus
fiscus, lat., M.: geflochtener Korb, Geldsack, Geldkörbchen, Staatskasse, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *bʰidʰ-, Sb., Topf, Kübel, Fass, vgl. idg. *bʰeidʰ- (2), V., binden, flechten
Fiscus (lat. [M.] Korb) (Caesaris) ist in dem römischen Recht die Bezeichnung für die Kasse (des Kaisers), in welche die Einnahmen der Kaiserprovinz aus Steuern, Zöllen, Gebühren und Domänen fließen. Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) fasst die verschiedenen fisci zu einem einzigen fiscus zusammen. Zumindest später herrscht die Vorstellung, dass der fiscus gleichsam Eigentum des Kaisers ist. An dem Beginn des 4. Jahrhunderts geht die (von dem Senat verwaltete) Staatskasse (lat. aerarium [N.]) in dem fiscus auf, während das Privatvermögen des Kaisers (lat. [N.] patrimonium) getrennt bleibt. Der fiscus wird eine Art die Vermögensrechte des Staates in dem Privatrechtsverkehr wahrnehmender, vielfach privilegierter →juristischer Person.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 29 II B; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 36, 40, 57; Köbler, LAW; Alpers, M., Das nachrepublikanische Finanzsystem, 1995
Fiskal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1471 bezeugt – ausgenommen fiskalisch 1517 nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz – nicht, aber in Google belegt sowie über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem spätmittelalterlichen und neuzeitlichen Verwaltungsrecht der Interessenvertreter des (lat. fiscus [M.] bzw.) Staates. Er findet sich um 1225 in Sizilien unter Kaiser Friedrich II., von wo aus er nach Frankreich und Spanien ausstrahlt. 1421 ist Dr. Bartholus aus Pisa urkundlich als erster Fiskal des Heiligen römischen Reiches nachweisbar. Aufgaben des Fiskals sind der Schutz der Kronrechte und die Vertretung des Königs bzw. Kaisers bei der gerichtlichen Verfolgung der Übertretungen der reichsrechtlichen Rechtssätze (beispielsweise Durchsetzung der Ansprüche gegenüber Reichsständen). Neben dem Fiskal an dem königlichen Kammergericht des 15. Jahrhunderts und an dem Reichskammergericht und Reichshofrat entsteht auch in Österreich, Bayern, Sachsen und Preußen ein Fiskal (Landesfiskal). An dem Reichskammergericht wird der Fiskal in dem 16. Jahrhundert von einem Vertreter der Interessen des Kaisers zu einem in gewisser Hinsicht privilegierten, in den Gerichtsbetrieb eingegliederten Angehörigen des Gerichts. →Fiskalat
Lit.: Demel, H., Geschichte des Fiskalamtes in den böhmischen Ländern, 1909; Rautenberg, B., Der Fiskal am Reichskammergericht, 2008
Fiskalat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die spätmittelalterlich-neuzeitliche, vielleicht an den römischen (lat.) advocatus (M.) fisci angelehnte Behörde, die von Amts wegen die Rechte des Herrschers wahrnimmt. Das Fiskalat entwickelt sich um 1225 unter Kaiser Friedrich II. in Sizilien und gelangt von dort noch in dem 13. Jahrhundert nach Frankreich (ministère public) und Spanien sowie in dem frühen 15. Jahrhundert in das Heilige römische Reich (1421 Dr. Bartholus aus Pisa). Unabhängig hiervon wird in dem 19. Jahrhundert die Staatsanwaltschaft aus Frankreich übernommen.
Lit.: Ortloff, H., Die öffentliche Anklage in Deutschland, 16 (1865), 254ff.; Schmidt, E., Fiskalat und Strafprozess, 1921; Knolle, U., Studien zum Ursprung und zur Geschichte des Reichsfiskalats, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1964
fiskalisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 1517 belegt– 1517 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) desn Fiskus betreffend, steuerlich
Fiskus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1497bezeugt - 1516 [Brant, Klagspiegel] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Träger öffentlicher Verwaltung, soweit er in privatrechtlichen Formen tätig wird. Der Fiskus geht auf den römischen →fiscus zurück. Das lateinische Wort fiscus (M.) bezeichnet in dem Frühmittelalter (vereinzelt das herzogliche und) meist das königliche Vermögen (u. a. das einzelne Landgut). Bis zu dem 13. Jahrhundert werden Hausgut und Reichsgut und damit Person des Königs und Fiskus getrennt. In den Ländern entsteht ein Fiskus des Landes. Dort wird als Fiskus zunächst die landesherrliche Kasse als solche verstanden, danach das Finanzvermögen des Staates. Der Fiskus wird zu dem Träger der staatlichen Vermögensrechte. Bis zu dem frühen 19. Jahrhundert wird der Staat in die juristische Person des öffentlichen Rechtes „Staat“ und die juristische Person des privaten Rechtes „Fiskus“ aufgeteilt. Seit der Einführung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in dem späteren 19. Jahrhundert wird der Staat als einheitliche juristische Person des öffentlichen Rechtes verstanden, doch werden die Bereiche, in denen diese Person sich privatrechtlicher Formen bedient, weiterhin als Fiskus bezeichnet.
Lit.: Rüfner, W., Verwaltungsrechtsschutz in Preußen, 1962; Machleidt, M., Stellung und Funktion des Fiskus im deutschrechtlichen Bereich, Diss. jur. Hamburg 1965; Lechner, W., Das deutsche Verwaltungsrecht in den Kategorien von Res publica, Civitas und Fiscus, Diss. jur. Würzburg 1969; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Römermann, K., Der Rechtsschutz bei streitigen Polizei-, Kameral- und Fiskalsachen in Kurköln, Diss. jur. Bonn 1969; Metz, W., Zur Erforschung des karolingischen Reichsgutes, 1971; Fiskus, Kirche und Staat, hg. v. Kellenbenz, H. u. a., 1994; Maletzky, M., Das Erbrecht des Fiskus, 2001; Karst, J., Der Fiskus im liberalen Rechtsstaat, 2016
flach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1433 [NÖsterr./ÖW. VIII 674] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) eben, gerade
Fläche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1270 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1325 in besonderer Bedeutung in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv flach 830) Ebene
Flächenstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1914 bzw. 1913 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch sein ausgedehntes Gebiet ohne flächendeckende Bebauung gekennzeichnete und von dem Stadtstaat wie dem Personenverbandsstaat zu unterscheidende, seit dem Mittelalter entstehende →Staat.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 111
Flame (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mit Flandern und flach verbindbar) ist der fränkisch (bzw. altniederfränlisch bzw. mittelniederfränkisch) sprechende Bewohner der nordwestlichsten Gebiete (Flandern) des Heiligen römischen Reiches bzw. der Bürger Belgiens. Flämisches Recht ist das in Flandern ausgebildete Recht beziehungsweise das Flamen betreffende Recht. Seit dem Hochmittelalter wird moderneres flämisches (niederländisches) Recht in dem Zuge der Ostsiedlung verbreitet.
Lit.: Goerlitz, T., Das flämische und das fränkische Recht in Schlesien und ihr Widerstand gegen das sächsische Recht, ZRG GA 57 (1937), 138; Van Winter, J., Vlaams en Hollands recht bij de kolonisatie von Duitsland in de 12e en 13e eeuw, (in) TRG 21 (1953), 205ff.; Higounet, C., Die deutsche Ostsiedlung im Mittelalter, 1990; Lück, H., Flämische Siedlungen und flämisches Recht in Mitteldeutschland, (in) Sprachkontakte, hg. v. Stellmacher, D., 2004, 73ff.
Flandern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem frühen 8. Jahrhundert erstmals unter diesem Namen bezeugte Flachland des fränkischen Reiches an der Schelde. 843 kommt es zu dem westfränkischen Reichsteil, 1384/1385 an das Herzogtum Burgund, 1477 mit Burgund an Habsburg und innerhalb Habsburgs 1556 an die spanische Linie Habsburgs. Verkleinert gelangt Flandern 1714 wieder an →Österreich, 1794 an Frankreich, 1814 an die →Niederlande und 1830 überwiegend an →Belgien. Dementsprechend ist sein Recht anfangs fränkisch und später französisch geprägt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Nowé, H., Les baillis comtaux de Flandre, 1929; Ganshof, F., Recherches sur les tribunaux de châtellenie en Flandre, 1932; Sproemberg, H., Die Entstehung der Grafschaft Flandern, 1935, Neudruck 1965; Ganshof, F., Die Rechtsprechung des gräflichen Hofgerichtes in Flandern vor der Mitte des 13. Jahrhunderts, ZRG GA 58 (1938), 163; Caenegem, R. van, Geschiedenis van het strafrecht in Vlaanderen, 1954, Caenegem, R. van, Geschiedenis van het strafprocesrecht in Vlaanderen, 1956; Ganshof, F., Einwohnergenossenschaft und Graf, ZRG GA 74 (1957), 98; Koch, A., Die flandrischen Burggrafschaften, ZRG GA 76 (1959), 153; Roosbroeck, R. van, Geschichte Flanderns, 1968; Grotte, W. v., Praecones und Magnus Praeco in Flandern, ZRG GA 90 (1973), 165; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux du 12e au 18e siècle, 1987; Van Peteghem, P., De raad van Vlaanderen, 1990; Jacob, R., Les époux, le seigneur et la cité, 1990; Nicolas, D., Medieval Flanders, 1992; Opsommer, R., Omme dat leengoed, 1995; Meyer, H., Anwachs und Insel im hochmittelalterlichen Recht der Grafschaft Flandern, ZRG GA 113 (1996), 333; Heirbaut, D., Over lenen en families, 2000; Le parlement de Flandre à travers ses archives, (in) Revue du Nord Nr. 382; Hortal Muñoz, J., Los asuntos de Flandes, 2011
Flavius, Gnaeus (Gnaeus Flavius) ist der Schreiber des römischen Zensors Appius Claudius Caecus, der 304 v. Chr. die zuvor nur den Priestern (lat. [M.Pl.] pontifices) vertrauten Prozessformeln (Legisaktionen) veröffentlicht (sog. ius [N.] civile Flavianum, flavisches römisches Recht der Bürger).
Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 29; Wolf, J., Die literarische Überlieferung der Publikation der Fasten und Legisaktionen durch Gnaeus Flavius, (in) Nachr. d. Akad. d. Wiss. Göttingen 1980, Nr. 2
Fleisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert - 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1327 [BreslUB. 113] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das weiche organische, vor allem aus Wasser, Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen sowie kaum Fett bestehende Gewebe irdischer Lebewesen. S. Google
Lit.: Kassung, C., Fleisch – Die Geschichte seiner Industrialisierung, 2020 (beginnt in Berlin in dem 19. Jahrhundert)
Flensburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die schleswig-holsteinische Stadt, die 1436 ihr →Grundbuch nach dem Realfoliensystem gestaltet.
Lit.: Aubert, L., Beiträge zur Geschichte der deutschen Grundbücher, ZRG GA 14 (1893), 1, 49
Fleta ist das in lateinischer Sprache verfasste, bald nach 1290 vollendete, in einer mittelalterlichen Handschrift überlieferte englische Rechtsbuch eines unbekannten Verfassers, das den (lat.) Tractatus (M.) de legibus (Abhandlung von Gesetzen) →Bractons kommentierend fortführt. S. Google
Lit.: Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956, 265
fliegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt– 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [Nemann, Magdeb.W. 2] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich in der Luft bewegen
fliehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) weglaufen
Florentina (Codex Florentinus) ist die in zwei Bände (1-29, 30-50) getrennte, in dem 6. oder frühen 7. Jahrhundert vermutlich in Konstantinopel/Byzanz zweispaltig geschriebene, spätestens in dem 9. oder 10. Jahrhundert in Italien liegende, in Süditalien in dem späteren 11. Jahrhundert wiederentdeckte, wahrscheinlich 1155 von Amalfi nach Pisa (littera Pisana) und 1406 von Pisa nach Florenz (Florentina) gebrachte, 1553 erstmals gedruckte Handschrift der →Digesten Justinians mit insgesamt 907 Blättern. S. Google
Lit.: Söllner § 22; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997
Florenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Arno wird vermutlich in dem 2. Jahrhundert v. Chr. von den Römern auf älteren Grundlagen als Florentina neu gegründet. 962 ist es Teil Reichsitaliens. 1138 weist Florenz eigene (lat. [M.Pl.]) consules auf und wird mit bedeutender Tuchherstellung in dem 13. und 14. Jahrhundert führende Macht in dem mittleren Italien (Währung Florentiner bzw. Gulden). 1348 erlangt es erstmals eine Universität (1472 Pisa). 1354 erkennt es die Reichshoheit an. Seit dem 15. Jahrhundert erringt die Familie Medici die Macht. 1531 wird Florenz Herzogtum. 1718 wird bei dem Aussterben der Medici der spanische Infant Karl als Erbe eingesetzt, zugleich aber die gesamte Toskana zu einem Reichslehen erklärt. 1737 fällt Florenz an Österreich. In dem Frieden von Campo Formio (1797) verzichtet der Kaiser des Heiligen römischen Reiches auf alle Reichsrechte in Italien und damit auch auf Florenz. 1859 gelangt Florenz an Italien (1865-1871 Hauptstadt).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Davidsohn, R., Geschichte von Florenz, Bd. 1ff. 1896ff.; Doren, A., Studien aus der Florentiner Wirtschaftsgeschichte, Bd. 2 1908; Grote, A., Florenz, 2. A. 1968; Hale, J., Die Medici und Florenz, 1979; Firenze e la Toscana dei Medici nell’Europa, hg. v. Garfagnini, G., 1983; Panella, A., Storia di Firenze, 1984; Luzzati, M., Firenze e la Toscana nel Medioevo, 1986; Zorzi, A., L’amministrazione della giustizia penale nella republica fiorentina, 1988; Brucker, G., Florenz in der Renaissance, 1990; Turner, A., Renaissance in Florenz, 1997; Statuti della repubblica Fiorentina, hg. v. Pinto, G. u. a., Bd. 1f. 1999; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Dameron, G., Florence and Its Church, 2005; Najemy, J., A History of Florence 1200-1575, 2006; Höchli, D., Der Florentiner Republikanismus, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 34; Ciapelli, G., Fisco e società a Firenze nel Rinascimento, 2009
Floß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jahrhundert bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [PragEmaus I 46] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das aus mehreren verbundenen Baumstämmen gebildete Wasserfahrzeug, das vor allem dem Transport von Holz mittels der von der Anziehungskraft der Erde (Schwerkraft) bestimmten Strömung von Flüssen dient. Seit dem 13. Jahrhundert erscheint das Floß häufiger in Quellen. Die Flößerei ist Regal. 1895 regelt ein Reichsgesetz des (zweiten) Deutschen Reiches die Flößerei (vgl. auch Art. 65 EGBGB), die mit der Verbreitung der Eisenbahn und der Lastkraftfahrzeuge seit dem 19. Jahrhundert aber ihre wirtschaftliche Bedeutung vollständig verliert.
Lit.: Sponeck, C. Graf v., Handbuch des Floßwesens, 1825; Jägerschmid, K., Handbuch für Holztransport und Floßwesen, 1827f.; Herold, H., Trift und Flößerei in Graubünden, 1982; Hasel, K./Schwartz, E., Forstgeschichte, 1985, 2.A. 2002
flößen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 11. Jahrhundert bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1342 [HeilbronnUB. I 74] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Holz als Floß bewegen, fließen machen
Flucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um1200 [Hartmann, Kl. Wolfff S. 27 V. 327] und 1221-1224 in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Ausweichen vor einer Gefahr durch Ortsveränderung. Die Flucht ist ein Grundverhaltensmuster von Lebewesen bei Gefahr. Die Flucht eines Menschen kann je nach den Umständen unterschiedliche Rechtsfolgen haben. →Flüchtling
Lit.: Flucht, Vertreibung, Integration, red. v. Rösgen, P., 2. A. 2006; Schleppen, Schleusen, Helfen, hg. v. Anderl, G. u. a., 2016; Lotz, C., Die Deutung des Verlusts, 2007
flüchten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1450 [Burckardt, Hofr. 86] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) fliehen
flüchtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 437,38, IV 85,54] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fliehend
Flüchtling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1661 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch, der aus seiner jeweiligen Umgebung flieht. Er ist als nicht vertraut grundsätzlich Feind, kann aber als Gast aufgenommen werden. In dem 20. Jahrhundert entwickeln sich allgemeine Regeln über die rechtliche Behandlung der auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen auch auf Grund der Globalisierung des Wissens und der Beförderungsmöglichkeiten immer größer werdenden Zahl von Flüchtlingen.
Lit.: Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene u. s. w., Bd. 1ff. 1958; Hathaway, J., The Rights of Refugees, 2005; Nicola, A. di u. a., Bekenntnisse eines Menschenhändlers – Das Milliardengeschäft mit den Flüchtlingen, 2015; Und das ist erst der Anfang – Deutschland und die Flüchtlinge, hg. v. Reschke, A., 2015; Picker, C., Flüchtlingsethik, 2020
Flug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 11. Jahrhundert bezeugt – Ende 10. Jahrhundert/Anfang 11. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [GrW. II 378] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fliegen [N.]
Flugzeug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1912 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem Menschen mit Hilfe des Auftriebs gewölbter Tragflächen bei Bewegung oder auch durch leichte Gase das Fliegen ermöglichendes Gerät. S. Google
Flumet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Ort in Frankreich südöstlich Genfs
Lit.: Diestelkamp, B., Die Gründungsurkunde der Stadt Flumet (1228), ZRG GA 94 (1977), 204
Flur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 12. Jahrhundert bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 142] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der von dem Wald und dem Wasser getrennte einzelne Teil des bäuerlichen Wirtschaftslands eines Ortes (Wiese, Feld).
Lit.: Kirbis, W., Siedlungs- und Flurformen germanischer Länder, 1952; Westfälischer Flurnamenatlas, bearb. v. Müller, G. 2000ff.
Flurbereinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1896 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Zusammenlegung und Umgestaltung landwirtschaftlich genutzter Grundstücke in einem öffentlichrechtlichen Verfahren zu dem Zweck ertragreicherer Bewirtschaftung. Sie entwickelt sich in England und danach in Deutschland (19. Jahrhundert, Baden 1856, Hessen 1857, Bayern 1861) mit der Bauernbefreiung als Folge der Auflösung des Gemeinlands (→Allmende). An dem 16. 6. 1937 wird sie in dem Deutschen Reich durch eine Reichsumlegungsordnung und an dem 14. 7. 1953 in der Bundesrepublik Deutschland durch ein Flurbereinigungsgesetz geordnet. Ihre Ergebnisse sind wegen der sich an dem Ende des 20. Jahrhunderts rasch ändernden Betriebsstruktur der Landwirtschaft und ihrer Globalisierung von insgesamt eher bescheidener Bedeutung.
Lit.: Köbler, DRG 175, 250; Bornhak, C., Grundriss des deutschen Landwirtschaftsrechts, 1921; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1962, 3. A. 1978; Berkenbusch, F., Die Rechtsgeschichte der Flurbereinigung, Diss. jur. Göttingen 1972; Tayama, T., Die Entwicklungsgeschichte der Landeskultur, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 524; Vergleichende Studien über die japanische und mitteleuropäische Flurbereinigung, hg. v. Tayama, T., 1998; Quellen zur Entstehungsgeschichte des Flurbereinigungsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland von 1959, hg. v. Weiß, E., 2000
Flurname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1846 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besondere Name einer Flur oder eines Geländeteils (Berg, Tal, Wasser, Wald, Feld). Der Flurname ist Ortsname in einem weiteren Sinn (beispielsweise Lehfeld, Langgreid, Hungerwiese, Himmelreich, Paint, Kach, Hut, Füchsle, Holzacker, Judenbühel). Er kann Rechtsvorstellungen enthalten.
Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Flurnamen und Rechtsgeschichte, ZRG GA 51 (1931), 93ff.; Hänse, G., Die Flurnamen des Stadt- und Landkreises Weimar, 1970; Piirainen, E., Flurnamen in Vreden, 1984; Hessischer Flurnamenatlas, hg. v. Ramge, H. u. a., 1987; Westfälischer Flurnamenatlas, hg. v. Müller, G., Lief. 1ff. 2000ff.; Magdeburger Namenlandschaft, 2004; Mikrotyponyme, hg. v. Meineke, E. u. a., 2011; Scheuermann, U., Flurnamensammlung und Flurnamenforschung in Niedersachsen, 2011; Meineke, B., Die Flurnamen der Gemeinde Schlangen, hg. v. Wiemann, H., 2014
Flurschütze, Flurschütz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 142] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Flurschütz, Flurer, Flurknecht, Heye u. a.) ist der die Aufsicht über die Fluren führende niedere dörfliche Amtsträger.
Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtumm Schleswig, 1999
Flurzwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die durch Zwang erreichte einheitliche Bewirtschaftung der Flur. Der Flurzwang könnte mit der mittelalterlichen →Dreifelderwirtschaft entstanden sein. Er verschwindet mit der Bauernbefreiung des 19. Jahrhunderts.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 42.; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996; Rheinheimer, M., Die Dorfordnungen im Herzogtumm Schleswig, 1999
föderal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – abgesehen von Föeralismus, Föderalist, föderalistisch und Föderation - nicht und in DW2 1835 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie aus dem Franzözischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bundesmäßig, einen Bund betreffend
Föderalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1804 bezeugt – 1868 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv föderal 1835) ist die auf dem Bündnisgedanken (lat. [N.] foedus, Bund) beruhende gesellschaftliche Vorstellung, die sich besonders in der machtmäßigenden, mehrstufigen, relative Eigenständigkeit Beteiligter wahrenden Gestaltung eines Staates auswirkt (Bundesstaat in Gegensatz zu dem Einheitsstaat). Als älteste geschichtliche Form des Föderalismus gilt der Stammesföderalismus (beispielsweise der 12 Stämme Israels), als Geburtsstunde des politischen Organisationsprinzips Föderalismus die Entstehung der Vereinigten Staaten von Amerika 1787, deren Vorbild die Schweiz (1848), Kanada, Australien und in veränderter Form Österreich (1861) und der Norddeutsche Bund (1867) folgen. Eine völkerrechtliche Form des Föderalismus ist der Staatenbund, der verschiedentlich einem Bundesstaat vorausgeht.
Lit.: Baltl/Kocher; Hintze, H., Staatseinheit und Föderalismus im alten Frankreich, 1928, Neudruck 1989; Der österreichische Föderalismus, 1969; Rauch, H., Föderalismus und Parlamentarismus im Wilhelminischen Reich, 1972; Föderalismus, hg. v. Kisch, G., 1977; Héraud, G., Prinzipien des Föderalismus und die Europäische Föderation, 1979; Föderalismus in Deutschland, 1992; Föderalismus, hg. v. Kinsky, F., 1995; Konsens und Konsoziation, hg. v. Duso, G., 1997; Laufer, H./Münch, U., Das föderative System der Bundesrepublik Deutschland, 1998; Föderative Nation, hg. v. Langewiesche, G. u. a., 2000; German federalism, hg. v. Umbach, M., 2002; Föderalismus in der griechischen und römischen Antike, hg. v. Siewert, P. u. a., 2005; Baier, C., Bundesstaat und europäische Integration, 2006; Kaiser, A., Föderalismus, 2007; Funk, A., Föderalismus in Deutschland, 2008; Funk, A., Kleine Geschichte des Föderalismus, 2010; Franke, C., Wandlungen föderalen Regierens im Deutschen Kaiserreich, (in) HZ 293 (2011), 374; Das Februarpatent 1861, hg. v. Kriechbaumer, R. u. a., 2011; Föderalismus in historisch-vergleichender Perspektive, Bd. 1 Der Bundesrat 1867-1919, 2014 (725 Biogramme), Bd. 2 Föderale Systeme hg. v. Ambrosius, G. u. a., 2015; Bd. 3 Hähnel, P., Föderale Interessenvermittlung im Deutschen Kaiserreich am Beispiel der Nahrungsmittelregulierung, 2017; Jahrbuch des Föderalismus 2019 – Föderalismus, Subsidiarität und Regionen in Europa, hg. v. Vorstand des europäischen Zentrums für Föderalismusforschung Tübingen, 2019; Föderalismus in Deutschland, hg. v. Willoweit, D., 2019
Fodrum (Wort nicht in latein_a_z.docx, lat. [N.]) ist die frühmittelalterliche Abgabe (Aquileja 792) (für Futter) an den Grafen bzw. König. In norditalienischen Städten entwickelt sich das fodrum in dem 12. und 13. Jahrhundert zu (dem Namen) einer Art der direkten →Steuer.
Lit.: Köbler, LAW; Post, B., Über das Fodrum, Diss. phil. Straßburg 1880; Brühl, C., Das fränkische fodrum, ZRG GA 76 (1959), 53; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Grüninger, S., Grundherrschaft im frühmittelalterlichen Churrätien, 2006
foederare, foederāre, lat., V., durch ein Bündnis herstellen, durch ein Bündnis stiften, verbünden, Amm. (um 390 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. foedus
Foederati (lat. [M.Pl.], Sg. foederatus) sind in dem spätrömischen Recht die besoldeten Verbündeten (beispielsweise Goten 382 n. Chr.). S. latein_a_z.docx, s. foedus
Lit.: Köbler, DRG 67; Horn, H., Foederati, 1930; Imperium Romanum, hg. v. Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, 2005
foederaticus, foederāticus, lat., Adj., zu den Verbündeten gehörig, Bündnis..., Novell. Iust. (nach 534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. foederāre, foedus
foederatio, foederātio, lat., F., Verbindung, Vereinigung, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. foederāre, foedus (2)
foedus, foidus, fīdus (2), lat., N., Bündnis, Friedensvertrag, Bündnisvertrag, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fīdere, s. idg. *bʰeidʰ- (1), V., zureden, zwingen
foenus (N.) nauticum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Seedarlehen →fenus (N.) nauticum
foetus s. fetus, fētus (1), foetus (1), lat., M., s. latein_a_z.docx
folkland (ae. [858]) Allod?, verliehenes Königsland?
Folter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1440 bezeugt - 1400/1445 [Schwäbische Stadtrechte] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1406 [IsnyStR. 207] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über das Mittellateinische, das Spätlateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb foltern 14. Jh.) ist die Zufügung oder Ausnutzung vermeidbarer, nicht ganz unerheblicher Schmerzen oder Leiden, die von einem Staat oder einem entsprechenden Machtorgan selbst bzw. mit dessen Bewilligung oder Duldung eingesetzt wird, um den Gefolterten oder einen Dritten zu einer Aussage zu zwingen oder einzuschüchtern. Sie wird bereits seit Kaiser Tiberius (14-42 n. Chr.) gegenüber Freien angewendet, um ein Geständnis zu erreichen. Vielleicht wird sie in dem Frühmittelalter gegenüber Unfreien gebraucht. In dem Hochmittelalter (Verona 1228, Recht der Wiener Neustadt [1221/1230 str.], kirchliche Inquisition 1215/1231/1252 [Bulle Ad exstirpanda], Augsburg 1321, in München erstmals 1346 und danach erst 1434 wieder erwähnt) darf der verdächtigte Beschuldigte der Folter (zu spätlat. [5. Jahrhundert] poledrus [M.] „Fohlen“) auf einem Holzbock bzw. durch Gefängnis, Schläge, Hunger, Kälte, Daumenschrauben, Strecken, Feuer u. a. ausgesetzt werden (str., ob Rezeptionsvorgang). In dem 15. Jahrhundert wird die Folter auch ohne besondere Verdachtsgründe angewandt. Dagegen setzt die →Constitutio Criminalis Carolina (1532) mit der dort festgesetzten so genannten Indizienlehre das Vorliegen besonderer Indizien vor Anwendung der Folter voraus. In Hexenprozessen fragen örtliche Gerichte bei Fakultäten häufig nach der Anwendbarkeit der Folter, wogegen die Fakultäten anscheinend einen mäßigenden Einfluss ausüben. Die Aufklärung wendet sich erfolgreich gegen die Folter (Juan Luis Vives 1522, Michel de Montaigne, Pierre Bayle, Schweden 1734, Preußen 1740, Österreich [Beschränkung auf mit der Todesstrafe bedrohte Tatbestände 1768] 1776, Polen, Litauen 1776, Schweiz 1798, Bayern 1806, Baden 1831). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kämpft insbesondere die private Organisation Amnesty International gegen die nach wie vor (versteckt) gebrauchte Folter. Art. 3 der europäischen Menschenrechtskonvention von dem 4. 11. 1950 stuft die Folter als Verletzung der Menschenrechte ein. Mit der an dem 10. 12. 1984 beschlossenen, an dem 31. 12. 1990 in Kraft getretenen Konvention der Vereinten Nationen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe ist die Folter weltweit geächtet, wenn auch nicht vollständig beseitigt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 34, 118, 156; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Quanter, R., Die Folter in der deutschen Rechtspflege, 1900, Neudruck 1970; Heijnsbergen, P. van, De pijnbank in de Nederlanden, 1925; Fehr, H., Gottesurteil und Folter, (in) FS R. Stammler, 1926; Helbin-Bauer, F., Die Tortur, 1926; Morschel, M., Der Kampf um die Abschaffung der Folter, Diss. jur. Gießen 1926; Fehr, H., Zur Lehre vom Folterprozess, ZRG 53 (1933), 317; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses in Frankfurt am Main, ZRG GA 68 (1951), 234; Schünke, W., Die Folter im deutschen Strafverfahren, Diss. jur. Münster 1952; Fiorelli, P., La tortura giudiziaria nel diritto commune, Bd. 1f. 1953f.; Thomasius, C., Über die Folter (1705), hg. v. Lieberwirth, R., 1967; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1977; Ruthven, M., Torture, 1978; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Das Quälen des Körpers, hg. v. Burschel, P. u. a. 2000; Kramer, S., Die Folter in der Literatur, 2003; Baldauf, D., Die Folter, 2004; Hermann, H., Die Folter, 2004; Waltos, S., Die Abschaffung der Folter im Jahre 1776 in Polen und Litauen, 2004; Zagolla, R., Im Namen der Wahrheit, 2006; Gegen Folter und Todesstrafe, hg. v. Jacobs, H., 2007; Möhlenbeck, M., Das absolute Folterverbot, 2008; Sauter, M., Hexenprozess und Folter, 2010; Kimmelmann, A., Die Folter im Beweisverfahren der Leges Visigothorum, 2010; Quellen zur Aufhebung der Folter, hg. v. Zopfs, J., 2010; Schild, W., Folter, Pranger, Scheiterhaufen, 2010; Die Geschichte der Folter seit ihrer Abschaffung, hg. v. Altenhain, K. u. a., 2011; Die Wiederkehr der Folter?, hg. v. Altenhain, K. u. a., 2012; Folter vor Gericht, hg. v. Altenhain, K. u. a., 2012; Krey, V., Interrogational torture in criminal proceedings, 2014
foltern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als aus dem Mittellateinischen gebildet in dem 14. Jahrhundert bezeugt - um 1340 [Minneburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [Ennen, QKöln VI 436] in 6 Stellen (1416, 1419, 1478, 1567, 1689) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über das Mittellateinische, das Spätlateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) quälen, martern
Fondaco (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Arabischen verbindbar, M.) ist die auswärtige Kaufmannsniederlassung in dem Mittelalter (gr. pandocheton, Herberge, arab. funduq, Unterkunft). In Italien begegnet der Fondaco 1085 in Amalfi, 1191 in Genua, in dem 13. Jahrhundert in Pisa und Venedig (Fondaco dei Tedeschi, 1505 abgebrannt, bis 1800 Handelshaus deutscher Kaufleute).
Lit.: Simonsfeld, H., Der Fondaco dei Tedeschi, Bd. 1f. 1887, Neudruck 1968; Concina, E., Fondaci, 1997; Constable, O., Housing the Stranger in the Mediterranean World, 2003
Fonds (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1696 bezeugt – 1696 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), verwaltetes Kapital, für bestimmte Zwecke gebildeter Vermögensvorrat
fordern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verlangen
Forderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jahrhundert bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL bzw. nach U. Köbler 812 - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 551,50] und ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Forderungsrecht 1766, Verb fordern 8. Jh. bzw. 765) ist das Recht des Gläubigers gegen den Schuldner auf eine Leistung. Die ältesten Forderungen entstehen vermutlich bei den Unrechtserfolgen. Später tritt die rechtsgeschäftliche Forderung hinzu. Streitig ist, ob die Forderung bereits von Anfang an durch ein Einstehenmüssen (→Haftung) des Schuldners gesichert ist. Die Forderung erlischt grundsätzlich mit der Erfüllung.
Lit.: Kaser § 32; Hübner; Buch, G., Die Übertragbarkeit von Forderungen im deutschen mittelalterlichen Recht, 1912; Strohal, E., Schuldpflicht und Haftung, 1914; Fecht, W. v. d., Die Forderungspfändung im römischen Recht, 1999; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Forderungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1830 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 710 ia] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1766) Recht zu einer Forderung, Recht aus einer Forderung
forensis, forēnsis, lat., Adj.: nhd. zu dem Forum gehörig, zu dem Markt gehörig, auf dem Markt befindlich, Gerichts..., öffentlich, gerichtlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. forum
Forensium institutionum summa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.] Gesamtheit der gerichtlichen Einrichtungen) ist das von König Alfons VIII. (1158-1214) veranlasste höfische Werk über den (span. [M.] →Fuero viejo de Castilla.
Form (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1190 bezeugt – 1190-1220 [Herborts von Fritslâr liet von Troye] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [CDPruss. I 172, Preußen] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sinnlich wahrnehmbare Gestalt eines Gegenstands oder einer Vorstellung. Nach einem geflügelten Wort ist die Form die älteste Norm. Es ist aber fraglich, ob strenge Anforderungen an eine Form in die Anfänge einer Rechtseinrichtung einfacher Menschen (beispielsweise Frühmittelalter) oder erst in eine fortgeschrittenere Entwicklungsstufe gehören. Die Schriftform ist jedenfalls anfangs (vor Entwicklung der Schrift) bedeutungslos und noch in dem ausgehenden 20. Jahrhundert zwecks leichteren Beweises in dem Vordringen.
Lit.: Kaser § 6ff.; Hübner; Köbler, DRG 42, 126; Siegel, H., Erholung und Wandelung im gerichtlichen Verfahren, 1863; Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, 1866; Brunner, H., Wort und Form im altfranzösischen Prozess (1868) (in) Brunner, H., Forschungen zur Geschichte des deutschen und französischen Rechts, 1894, 260; Stutz, U., Das Stadtrecht gegen die Formstrenge im Strafverfahren, ZRG GA 38 (1917), 367; Henssler, O., Formen des Asylrechts, 1954; Ritzer, K., Formen, Riten und religiöses Brauchtum der Eheschließung, 1961; Ebel, W., Recht und Form, 1975; Gmür, R., Rechtswirkungsdenken in der Privatrechtsgeschichte, 1981; Eckhardt, U., Untersuchungen zu Form und Funktion der Treueleistung, 1976; Symbolische Kommunikation vor Gericht in der frühen Neuzeit, hg. v. Schulze, R., 2006; Zwischen Formstrenge und Billigkeit, hg. v. Oestmann, P., 2009; Schwenk, A., Die Formbestimmung des § 313 BGB a. F., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
forma, fōrma, lat., F., Gestalt, Form, Schönheit, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben
formal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1677 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Form betreffend, förmlich
formalis, fōrmālis, lat., Adj., formal, äußerlich, förmlich, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fōrma
Formalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1807 bezeugt – 1806 [Hegel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv formal 16. Jahrhundert) ist das Betonen einer Form. Nach überwiegender, aber nicht wirklich belegter oder erwiesener Ansicht ist das ältere Recht grundsätzlich durch Formalismus gekennzeichnet (beispielsweise lat. mancipatio [F.] in dem römischen Recht) und setzt sich die →Formfreiheit erst allmählich durch. In Gegensatz hierzu hält aber auch das Recht der Gegenwart in vielen Fällen an einer vorgeschriebenen Form fest und ist insofern nicht tatsächlich formfrei. Ein Kennzeichen des modernen Totalitarismus ist es dabei gerade, zwar nicht jede Form, aber jedenfalls die unerwünschte Form als bloßen Formalismus abzustufen.
Lit.: Kaser §§ 6, 7, 8, 68; Söllner §§ 9, 11; Kroeschell, DRG 1; Zallinger, O. v., Wesen und Ursprung des Formalismus, 1898; Kaufmann, E., Formalismus, HRG Bd. 1 1968, 1166; Dickhuth-Harrach, H. v., Gerechtigkeit statt Formalismus, 1986
Formalvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in seiner Entstehung von der Einhaltung einer vorgesehenen →Form abhängige Vertrag. Nach herkömmlicher Lehre ist in dem germanistischen Bereich der älteste Vertrag der Formalvertrag. (str.). Hier sind Eid, Wortformel und Gebärde die Vertragsform. In dem Mittelalter sollen sich die Formen vereinfacht haben. Allmählich soll die Tendenz zu formloser Beredung durchgedrungen sein.
Lit.: Köbler, DRG 74, 91, 126, 164; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981 Kap. 45; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875
Formel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1562 bezeugt – 1562 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die förmlich festgelegte häufig wiederkehrende Aussage. In dem altrömischen Recht beispielsweise bringen die Beteiligten eines Verfahrens vor dem Magistrat in einem ersten Verfahrensabschnitt regelmäßig in der jeweils erforderlichen Verfahrensform (lat. [F.] →legisactio), zu der genau vorgeschriebene Spruchformeln gehören, ihr Vorhaben vor. Das spätere Formularverfahren kennt statt der wenigen Legisaktionen viele, auf das jeweilige Rechtsverhältnis bezogene Klageformeln. Die Verbalkontrakte des klassischen römischen Rechtes erfordern für die Entstehung der Obligation bestimmte Worte. Außerdem entwickeln sich etwa für Eide, Gelöbnisse, Einsetzungen und so weiter häufig gewisse Formeln. Umfangreichere Formeln (lat. [F.] →formulae) werden in →Formelsammlungen gesammelt.
Lit.: Köbler, DRG 5, 33, 81, 116; Dilcher, G., Paarformeln in der Rechtssprache des frühen Mittelalters, 1961; Selb, W., Formeln mit unbestimmter intentio, 1974; Wiegand, W., Zur Herkunft und Ausbreitung der Formel „Habere fundatam intentionem“, (in) FS H. Krause, 1976, 126
formell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1647 bezeugt – 1647 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google doch belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), die Form betreffend (in Gegensatz zu den Inhalt bzw. die Materie betreffend bzw. materiell)
Formelles Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist das das Verfahren betreffende Recht (Verfahrensrecht, Prozessrecht) in Gegensatz zu dem materiellen Recht (beispielsweise Privatrecht, Strafrecht, Verwaltungsrecht, Verfassungsrecht).
Lit.: Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte, 1996
Formelsammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1843 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits in dem Altertum bekannte, besonders für das quellenarme Frühmittelalter bedeutsame Sammlung allgemeiner Formulare (Formeln, Formen) für Urkunden, wie sie auch in der Gegenwart kautelarjuristisch gepflegt wird. Die bekanntesten frühmittelalterlichen Formelsammlungen (31 Handschriften) sind die westgotischen (lat. [F.Pl.]) formulae (Cordoba 616-620), die formulae Andecavenses (Angers um 600), die formulae Marculfi (um 650?, 721-735?), die formulae Bituricenses (Bourges 8. Jahrhundert) und die formulae imperiales (vor 832), wobei das Fehlen von Formelsammlungen aus Italien bemerkenswert ist. Danach finden sich vielleicht unter dem Einfluss italienischer Notarskunst seit dem 11. Jahrhundert Formelsammlungen innerhalb der (lat.) ars (F.) dictandi (beispielsweise Breviarium de dictamine des Alberich von Montecassino, um 1080) oder der (lat.) ars (F.) notariae (Rainerius Perusinus [1185-1245] vor 1234, Rolandinus Passageri Summa artis notariae, 1255/1256, insgesamt schätzungsweise 3000 Handschriften und Frühdrucke). Für das spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Heilige römische Reich haben besonderes Gewicht der (lat.) Formularius (M.) de modo prosandi (Baumgartenberg bei Linz Anfang 14. Jahrhundert, 240 Stücke, Formularbuch) und Perneder, Andreas, Summa Rolandina (vor 1540, rolandinische Summe).
Lit.: Rockinger, L., Über Formelbücher, 1855; Rockinger, L., Briefsteller und Formelbücher des 11. bis 14. Jahrhuderts, 1863f.; Schröder, R., Über die fränkischen Formelsammlungen, ZRG GA 4 (1883), 75; Collectarius perpetuarum formarum Iohannis de Geylnhusen, hg. v. Kaiser, H., 1900; Liber Diurnus, hg. v. Foerster, H., 1958; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Uddholm, A., Marculfi formularum libri duo, 1962; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1964; Worstbrock, F./Klaes, M./Lütten, J., Repertorium der Artes dictandi des Mittelalters, Bd. 1 Von den Anfängen bis um 1200, 1992; Patt, S., Studien zu den „Formulae imperiales“, 2016 (kein Handbuch und nicht für Ausbildung, sondern Kompilation eines mit Saint-Martin in Tours verbundenen Notars für eigene Zwecke, wobei nur wenige Urkunden der vielen Schreiber den Formeln entsprechen, kein wesentlicher Unterschied zwischen frühmittelalterlichen und hochmittelalterlichen Herrscherkanzleien in dem Umgang mit der Formulierung von Urkundentexten und kein Legesskriptorium in dem Umkreis des Hofes Ludwigs des Frommen erkennbar ist).
Formenfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 19. Jahrhundert) →Formfreiheit (20. Jahrhundert)
Formfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Formenfreiheit 19. Jh. bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) ist die Freiheit einer rechtlich bedeutsamen Handlung von einer besonderen →Form. Es ist streitig, inwieweit an dem Beginn rechtlicher Entwicklung Formfreiheit besteht. Jedenfalls werden schon in den frühesten Quellen auch feste Formen sichtbar (beispielsweise lat. [F.] mancipatio). In dem Spätmittelalter setzt sich die Kirche für die Formfreiheit der Verträge ein. Auch der Liberalismus bejaht grundsätzlich die Formfreiheit. Dessenungeachtet entwickeln sich in dem 20. Jahrhundert neue Formen (beispielsweise allgemeine Geschäftsbedingungen, Verbraucherkreditverträge, Arbeitsverträge, Straßenverkehrszeichen).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Baltl/Kocher
formula, fōrmula, lat., F., Gestalt, Form, Norm, Maßstab, Formel, Vertragsformel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fōrma
formulae (lat. [F. Pl.]. Singular formula) →Formelsammlung, s. formula
Formular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Ende des 15. Jahrhunderts bezeugt – Ende des 15. Jahrhunderts in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die allgemeinen Angaben eines Typs von Urkunden zwecks leichter individueller Ergänzung enthaltende Schriftstück.
formularius, fōrmulārius, lat., Adj., zu den Rechtsformeln gehörig, Formeln betreffend, Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. fōrmula, fōrma
Formularprozess →Formularverfahren
Formularverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Formularprozess (in DW2 Wortarchiv 19. Jh., in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist das dem älteren Legisaktionenverfahren (→legisactio) in dem klassischen römischen Recht nachfolgende, dem späteren →Kognitionsverfahren vorausgehende Verfahren. Es ist vielleicht anfangs nur dem Fremden zugänglich und kennt statt weniger Legisaktionen viele, auf das jeweilige Rechtsverhältnis bezogene Klageformeln (Formulare). Sie werden auf den formlosen Vortrag der Parteien vor dem Prätor hin meist schriftlich in einer (lat. [F.]) formula (Schriftformel) niedergelegt, woraufhin der (lat. [M.]) iudex (Richter) gemäß der Formel Beweis erhebt und sein Urteil spricht. 17 v. Chr. wird das Legisaktionenverfahren bis auf geringe Reste abgeschafft.
Lit.: Kaser §§ 80, 82ff.; Söllner § 9; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002
Foro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Portugiesische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die portugiesische Bezeichnung für →Fuero. 1111 wird ein Foro an Coimbra verliehen, 1166 an Evora, um 1160 an Trancoso, 1179 an Lissabon (Foro von Santarém). Seit dem 14. Jahrhundert wird ein Foro. nur noch selten gewährt.
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 666
Forsman, Jaakko (1839-1899), aus einer schwedischen Theologenfamilie, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Helsinki 1879 Professor für Strafrecht und Rechtsgeschichte und verfasst 1896 eine Geschichte der finnischen Gesetzgebung (Suomen laindsäädännön historia). S. Google
Forst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt - Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 152, IV 158, IV 81] in 49 Stellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie trotz umstrittener Etymologie vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Etymologie unklar) ist seit dem Frühmittelalter der vielleicht dem römischen (lat. [M.]) saltus nachgebildete, durch →Bann abgesonderte herrschaftliche Wald (meist des Königs, Austrasien 648, Neustrien 657/661). In dem Hochmittelalter gehen die Forsten des Königs auf die Landesherren über. Örtlich unterschiedlich greift der absolutistische Fürst entschiedener auf die damit verbundenen Rechte zu. Der Liberalismus verlangt die Aufhebung der staatlichen Forsthoheit, doch verfahren die Forstgesetze des 19. Jahrhunderts unterschiedlich. In dem 20. Jahrhundert lebt trotz einer Rahmengesetzgebung durch das Gesetz zu der Erhaltung des Waldes und zu der Förderung der Forstwirtschaft (Bundeswaldgesetz) in der Bundesrepublik Deutschland der hergebrachte Föderalismus in dem Forstrecht fort. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, WAS; Roth, K., Geschichte des Forst- und Jagdwesens in Deutschland, 1879; Völker, A., Die Forsten der Stadt Goslar bis 1552, 1922; Goller, F., Die älteren Rechtsverhältnisse am Wald in Altbaiern, Diss. jur. München 1938; Kaspers, H., Comitatus nemoris, 1957; Mager, F., Der Wald in Altpreußen als Wirtschaftsraum, 1960; Rubner, H., Untersuchungen zur Forstverfassung des mittelalterlichen Frankreichs, 1965; Bothmer, H. v., Mirica, Forst und Gesellschaft, 1965; Rubner, H., Forstgeschichte im Zeitalter der industriellen Revolution, 1967; Young, C., The Royal Forests of Medieval England, 1979; Mantel, K., Forstgeschichte des 16. Jahrhunderts, 1980; Rubner, H., Deutsche Forstgeschichte 1933-1945, 1985, 2. A. 1997; Hasel, K., Forstgeschichte, 1986, 2. A. 2006; Knöppel, V., Forstnutzungsrechte, Diss. jur. Marburg 1988; Dasler, C., Forst- und Wildbann, 2001; Marquardt, B., Umwelt und Recht in Mitteleuropa, 2003
Forsthoff, Ernst (Laar bei Duisburg 13. 9. 1902-Heidelberg 13. 8. 1974) wird nach der Promotion bei Carl →Schmitt 1933 Professor für öffentliches Recht in Frankfurt am Main, Hamburg (1935), Königsberg (1936), Wien (1941) und Heidelberg (1943-1946, 1952-1967). Er setzt sich für den starken Staat ein, der allein die mit dem technischen Fortschritt eintretenden Probleme bewältigen könne, und steht einem Wertesystem, der Verfassungsgerichtsbarkeit, der umfassenden Verwaltungsgerichtsbarkeit und dem Sozialstaat zurückhaltend gegenüber. Trotz seines konservativen Verfassungsverständnisses ist sein Verwaltungsrechtsverständnis modern. Sein Lehrbuch des Verwaltungsrechts (1950, 10. A. 1973) ist längere Zeit in der Bundesrepublik Deutschland führend. S. Google
Lit.: Storost, U., Staat und Verfassung bei Ernst Forsthoff, 1978; Doehring, K., Ernst Forsthoff, (in) Juristen im Portrait, 1988, 341; Ernst Forsthoff Kolloquium, hg. v. Blümel, W., 2003; Schütte, C., Progressive Verwaltungswissenschaft auf konservativer Grundlage, 2006; Briefwechsel Ernst Forsthoff Carl Schmitt (1926-1974), hg. v. Mußgnug, D. u. a., 2007; Meinel, F., Der Jurist in der industriellen Gesellschaft – Ernst Forsthoff und seine Zeit, 2011; Luther, C., Hermeneutik und Metaphysik, ZRG GA 131 (2014), 481
Fortescue, Sir John (um 1385-um 1479), nach Ausbildung in Lincoln’s Inn 1442 oberster Richter an dem königlichen Gericht (King’s Bench), von 1463 bis 1471 in Exil in Frankreich, vergleicht in seinem in der Form eines Lehrgesprächs an Prinz Eduard von Lancaster gerichteten Hauptwerk ([lat.] De laudibus legum Angliae, 1470, Über die Vorzüge des englischen Rechtes) das englische Recht mit dem festländischen (französischen) Recht in einer für Laien verständlichen Weise. In (engl.) On the Governance of the Kingdom of England (Über die Beherrschung des Königreichs England) (1471/1473) stellt er den politischen Gesamtzustand seines Landes dar. S. Google
Lit.: The Works of Sir John Fortescue, hg. v. Clermont, T., 1869; Heymann, E., Fortescues Laudes legum Angliae, ZRG GA 58 (1938), 615; Kluxen K., Englische Verfassungsgeschichte, 1987
forum, lat., M., Vorhof des Grabes, Marktplatz, Gericht (N.) (1), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰu̯ē̆r-, *dʰur-, Sb., Türe, Tor (N.)
Forum (lat. [N.], Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1530 bezeugt – 1530 in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem römischen Recht der Marktplatz und das dort öffentlich abgehaltene Gericht. Das mittelalterliche Kirchenrecht bildet von daher die Vorstellung eines (lat.) forum externum und eines forum internum (Gewissen). Daneben bezeichnet forum auf Grund seiner tatsächlichen geschichtlichen Anfänge in Rom auch den Markt.
Lit.: Söllner §§ 4, 8; Köbler, DRG 19; Schlesinger, W., Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters, Bd. 1 1961, 275; Trusen, W., Forum internum und gelehrtes Recht im Spätmittelalter, ZRG KA 57 (1971), 83; Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Meneghini, R., Die Kaiserforen Roms, 2015; Packer, J. u. a., Das Forum Romanum, 2017
Forum (N.) externum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., äußeres Forum) oder (lat.) forum (N.) iudiciale ist seit dem Ende des 12. Jahrhunderts (Glossenapparat [lat.] Animal est substantia [vor 1210], Wilhelm von Auvergne um 1225) bzw. seit Thomas von Aquin (1225-1274) (forum exterius) in dem mittelalterlichen Kirchenrecht der Bereich des menschlichen Bußwesens und Gerichtswesens (kirchliche Gerichtshöfe) in Gegensatz zu dem nur Gott einsehbaren inneren Gericht des Gewissens ([lat.] forum [N.] paenitentiale in dem Beichtstuhl) (des einzelnen Menschen), das in der frühen Neuzeit (nach 1563) als (lat.) forum (N.) internum bezeichnet wird. Das Verfahren vor dem forum externum verläuft grundsätzlich streitig. Der Angeklagte muss erscheinen und die Wahrheit wird in einem von einem Richter (Archidiakon) geleiteten Ablauf erforscht. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Fries, B., Forum in der Rechtssprache, 1963; Trusen, W., Zur Bedeutung des geistlichen Forum internum und externum, ZRG KA 76 (1990), 254ff.
Forum (N.) internum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., inneres Forum) ist seit der frühen Neuzeit (nach 1563) der neuere Name für das zunächst als (lat.) forum (N.) paenitentiale bezeichnete, in dem Beichtstuhl erforschte Gewissen (des einzelen Menschen) in Gegensatz zu dem (lat.) →forum (N.) externum. In dem forum internum zu erscheinen, steht in der (freiwilligen) Entscheidung des Betroffenen. Allein auf seinem Bekenntnis beruht das „Urteil“ des Beichtpriesters (Penitentiars).
Lit.: Fries, B., Forum in der Rechtssprache, 1963; Trusen, W., Forum internum und gelehrtes Recht im Spätmittelalter, ZRG KA 57 (1971), 83; Trusen, W., Zur Bedeutung des geistlichen Forum internum und externum, ZRG KA 76 (1990), 254ff.; Goering, J., The Internal Forum and the Literature of Penance and Confession, (in) Traditio 59 (2004), 175ff.
Foto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Photograph, Werbephotograph und Zauberphotographie – nicht und in DW2 1862 als Abkürzung für Photographie [1839 belegt] bezeugt – foto… 19.? Jahrhundert, Fotofinish 20. Jahrhundert, fotogen 20. Jahrhundert, Fotograf 19. Jahrhundert, Fotografie 1839, fotografieren Mitte 19. Jahrhundert, fotografisch Mitte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), Lichtbild auf Papier
foto… (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 ab 18. Jahrhundert bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) als Präfix verwendete Partikel
Fotofinish (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das Angloamerikanische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) mit dem Auge des Menschen nicht mehr eindeutig, sondern nur durch eine Fotografie ziemlich sicher ermittelbares Ergebnis eines sportlichen Wettbewerbs
fotogen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) hübsch, bildlich vorteilhaft darstellbar
Fotograf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (aber Photograph), aber in DW2 1840 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar
Fotografie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1839 bezeugt – 1839 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lichtbild
fotografieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1840 bezeugt – Mitte 19. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Lichtbild abbilden
fotografisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht, aber in DW2 1840 bezeugt – Mitte 19. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Lichtbild betreffend
Fötus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1703 bezeugt – 1703 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leibesfrucht
Fracht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1399 bezeugt – 1399 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 79, 86, Hamburg] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie vielleicht für das Germanische erschließbar, F.) ist der Lohn für die Beförderung eines Gutes und das gegen Lohn beförderte Gut. Der die Fracht betreffende Vertrag entsteht in dem Hochmittelalter und ist Werkvertrag. Der Frachtführer ist Kaufmann. Seefrachtrecht wird vor allem in dem Libre del Consolat de Mar (1348), in den Rôles d’Oléron (kurz vor 1286?), in dem Blackbook of the Admiralty oder in dem Schiffsrecht von Hamburg (Seerecht von Hamburg 1301) aufgezeichnet. Wichtige gesetzliche Regelungen finden sich in dem dänischen Seegesetz (1561), in Ordonnanzen Kaiser Karls V. und Philipps II. für die Niederlande von 1551 und 1563, in der Ordonnance de la Marine Frankreichs (1681), in dem Seerecht Preußens (1727), in den Ordonanzas von Bilbao, in dem Codice per la Veneta Mercantile di Marina Venedigs (1786) oder in dem Code de commerce Frankreichs (1807) und den ihm folgenden Handelsgesetzbüchern. Ausführlich erörtert C. E. Münster 1798 das Frachtfahrer-Recht.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Pappenheim, M., Zur Entwicklung des Seefrachtvertrags, ZRG GA 51 (1931), 175ff.; Ohler, N., Reisen im Mittelalter, 1986; Basedow, J., Der Transportvertrag, 1987; Morisset, J., Der Frachtvertrag in der Ordonnance de la marine, 1996; Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) Wirkungen europäischer Rechtskultur, 1997, 595; Lopez, R./Raymond, I., Medieval Trade in the Mediterranean World, 2001; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007; Vahl, C., Die gesetzliche Regelung des Seefrachtvertrags im deutschen Recht, 2015
fractio, frāctio, lat., F., Brechen, Zerbrechen, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Fragment, frangere, Fraktion
Fragment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1472 bezeugt – 1472/1473 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bruchstück (beispielsweise in den Digesten, dort weitere Unterteilung in [principium und] Paragraphen)
Lit.: Fragmente, hg. v. Gastgeber, C. u. a., 2010
Fragmenta (N.Pl.) Gaudenziana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Italienische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gaudenzische Fragmente) sind die von dem Bologneser Professor Augusto Gaudenzi (1858-1916) in einer (um 900 geschriebenen) Handschrift der Bibliothek von Lord Leicester (Codex Holkhamensis Nr. 210, London, British Museum Add. Mss. 46676) entdeckten, bis dahin unbekannten, als (lat.) ordo mellifluus in expositione legum Romanarum (honigfließende Ordnung in der Auslegung römischer Gesetze betitelten 14 Kapitel (Privatrecht, Prozessrecht) des gotischen Rechtskreises des 6. Jahrhunderts (?, Provence?).
Lit.: Gaudenzi, A., Un’ antica compilazione di diritto romano e visigoto, 1886; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Vismara, G., Fragmenta Gaudenziana, (in) Ius Romanum medi aevi I 2 b aa, 1967; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002; Kaiser, W., Die Epitome Iuliani, 2004
Fragmenta (N.Pl.) Vaticana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. Pl.) vatikanische Fragmente, sind die auf einem Palimpsest in der vatikanischen Bibliothek in Rom 1821 von Angelo Mai entdeckten Bruchstücke einer Rechtssammlung wohl des 4. Jahrhunderts mit Auszügen aus Werken Paulus‘, Papinians und Ulpians sowie kaiserlicher Konstitutionen des (lat.) Codex (M.) Gregorianus und des Codex Hermogenianus.
Fraktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1770 bezeugt – 1770 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Bruchstück oder (seit 1848) die Vereinigung von Mitgliedern einer Partei in dem Parlament. In den Verfassungen erscheint die politische Fraktion in Gegensatz zu der Partei meist nicht, doch sind sie betreffende Grundsätze in Geschäftsordnungen geregelt. In Einparteiensystemen gibt es die Fraktion rechtlich oder rechtstatsächlich nicht.
Lit.: Kramer, H., Fraktionsbindungen in den deutschen Volksvertretungen 1819-1849, 1968; Die Fraktion als Machtfaktor, hg. v. Schwarz, H., 2009
Franciscus de Accoltis ist der in Arezzo spätestens 1418 geborene, vielleicht in Bologna ausgebildete und dort sowie in Ferrara, Siena, Ferrara, Mailand, Siena und Pisa lehrende, 1485, 1486 oder 1488 verstorbene Jurist, der commentaria (Kommentare) zu den Digesten, commentaria zu einzelnen Titeln, commentaria zu dem Codex, casus (Fälle), repetitiones (Wiederholungen) und consilia (Gutachten) verfasst. S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 854
Franche-Comté (Freigrafschaft) →Burgund, s. Google
Lit.: Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, ZRG GA 79 (1962), 106; Ein Raum im Umbruch?, hg. v. Nowak, J. u. a., 2019
Francia (lat. [F.]=ON), Frankia, fränkisches Gebiet, Frankenland, Auson. (um 310-340) →Franken, s. Google
Lit.: Georges 1,2834, Lugge, M., Gallia und Francia, 1960
Francicus, lat., Adj., fränkisch, s. Franciscus, Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. Francus
Franciscus, lat.?, Adj.: nhd. fränkisch, s. Francicus, Isid. (um 560-636 n. Chr.), s. Francus
Franckenstein →Franckensteinsche Klausel
Franckensteinsche Klausel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem Streit um die Verteilung der Finanzen zwischen dem (zweiten) Deutschen Reich und seinen Bundesstaaten an dem 12. 7. 1879 in zulässiger Verfassungsdurchbrechung verabschiedete, nach dem Abgeordneten der Zentrumspartei in dem Reichstag des Deutschen Reiches Georg Arbogast Freiherr von und zu Franckenstein (2. 7. 1825-22. 1. 1890) als ihrem Urheber bezeichnete Klausel (§ 8 I 1 des Gesetzes betreffend den Zolltarif des deutschen Zollgebiets und den Ertrag der Zölle und der Tabaksteuer), dass der Ertrag der Zölle und der Tabaksteuer (des Reiches), der die Summe von 130 Millionen Mark in einem Jahr übersteigt, den Bundesstaaten (des Reiches) entsprechend ihren Bevölkerungszahlen zu überweisen ist. An dem 14. 5. 1904 wird sie in dem Kern aufgehoben und der Ertrag aus Zöllen und Tabaksteuer ganz dem Reich zugeschlagen.
Lit.: Kittel, J., Franckensteinsche Klausel und die deutsche Finanzreform, 1894; Thier, A., Steuergesetzgebung, 1999; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat, 2005
Franco, lat., M., Franke, Prob. (4. Jh. n. Chr.), s. Francus (1)
Francus, lat., M., Franke, Eumen. (264-um 312 n. Chr.), s. germ. *frankaz, Adj., mutig, frei, frank, kampfbegierig; idg. *preg-?, Adj., gierig, heftig, idg. *spereg-, *pereg-, *sperəg-, *perəg-, *sprēg-, *prēg-, V., zucken, schnellen, streuen, sprengen, spritzen, idg. *sper- (5), *sperə-, V., zucken, stoßen, zappeln, schnellen
Franeker in den Niederlanden (Friesland) ist von 1585 bis 1811 Sitz einer juristischen Fakultät (Ulrich Huber, Johann Gottlieb Heineccius). S. Google
Lit.: Universiteit te Franeker 1585-1811, hg. v. Jensma, G. u. a., 1985; Ahsmann, M., De juridische faculteit te Franeker, (in) TRG 54 (1986), 39; Feenstra, R., Bibliografie van hoogleraren in de rechten aan de Franeker Universiteit tot 1811, 2003; Feenstra, R., Heineccius in den alten Niederlanden, (in) TRG 74 (2004), 297ff.
Frank und frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ist die in der frankophonen Schweiz 1461 (franc et libre de toutes taillés) erstmals nachweisbare Wendung bzw. Wortfolge (Paarformel) mit der ungefähren Bedeutung offen und frei heraus.
Franke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv um 500 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, „Kühner“, M.) ist der Angehörige einer 258 n. Chr. an dem Niederrhein erstmals sichtbaren germanischen Völkerschaft, die in dem 5. Jahrhundert allmählich in das südlich und südwestlich davon gelegene, römische Gallien zwischen Rhein und Somme eindringt (von dem 4. bis zu dem 8. Jahrhundert rund 36000 Personennamen schriftlich bezeugt). Die Franken besiegen unter ihrem sie gewaltsam einenden König Chlodwig ([* um 466,] 481/482-511) aus dem Geschlecht der nach König Merowech benannten →Merowinger den nach 476 trotz Untergangs Westroms noch weiter herrschenden römischen Statthalter Syagrius in Nordgallien (Soissons) (486), die an dem oberen Rhein und an der oberen Donau sitzenden Alemannen (496) und die in Südgallien siedelnden Westgoten (Vouillé 507). Danach bringen ihre merowingischen Könige von dem Kernraum zwischen Rhein und Loire aus die Thüringer (531/534), Burgunder (532/534), die Provence (536) und Bayern (bis 545) in eine gewisse Abhängigkeit. Das Recht der Franken wird in dem (lat.) →Pactus (M.) legis Salicae (507/511?) und in der (lat.) →Lex (F.) Ribvaria sowie der →Ewa Chamavorum (um 802) aufgezeichnet. Vielfach wird das Reich geteilt, kommt aber beispielsweise zwischen 558 und 561 unter Chlothar I. oder auch danach unter Chlothar II. wieder in eine Hand. Vielleicht erst in den dabei ausgelösten Wirren verfallen die römerzeitlichen Einrichtungen Galliens weitgehend. Seit dem späteren 7. Jahrhundert gewinnen die Hausmeier aus der Familie der (Arnulfinger oder) Pippiniden (oder später Karolinger) an Bedeutung (Pippin der Mittlere 687-714, Karl Martell 714-741, Pippin der Jüngere 741-768). 751 löst die Familie der Karolinger die Merowinger mit Unterstützung Papsts Zacharias‘ unter Akklamation seitens der Großen in dem Königtum ab ([lat.] consecratio [F.] durch die Bischöfe, 754 Salbung durch Papst Stephan II.). Unter Karl (dem Großen), der an Weihnachten 800 von dem Papst zu dem (west)römischen Kaiser gekrönt wird, gewinnt das Reich der Franken seine größte Ausdehnung (Sachsen, Italien 774). 843 wird es in (romanischsprachiges) Westreich, (in der Mitte gelegenes) Lotharingien – Lothringen – des Sohnes Lothar und (in deutschsprachiges) Ostreich geteilt, woraus sich unter zeitweisem Ausscheiden Italiens und Burgunds 887 eine Zweiteilung entwickelt, die in dem Heiligen römischen Reich (Deutschland) einerseits und in Frankreich andererseits endet. In Frankreich gehen die Franken wegen ihrer überschaubaren Zahl bald in der eigentlich von ihnen unterworfenen gallorömischen Bevölkerung auf. In dem deutschen Reich verlagert sich die Herrschaftsgewalt von den Franken 919 auf die Herzöge der Sachsen mit dem Leitnamen Otto. Das Herzogtum der Franken (ebenso wie ein Territorialherzogtum Franken [1168]) verschwindet infolge seiner späteren Königsnähe bald in vollständiger Zersplitterung und hinterlässt nur in den 1838 gebildeten bayerischen Regierungsbezirken Mittelfranken (Ansbach), Oberfranken (Bayreuth) und Unterfranken (Würzburg) eine schwache Erinnerung. Auch das fränkische Recht ist nur in dem Frühmittelalter deutlicher erkennbar (s. Pactus legis Salicae, Lex Ribvaria, Ewa Chamavorum).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 1, 3; Rübel, K., Die Franken, 1904; Petri, F., Germanisches Volkserbe in Wallonien und Nordfrankreich, 1937; Zöllner, E. Die politische Stellung der Völker im Frankenreich, 1950; Petri, F., Zum Stand der Diskussion über die fränkische Landnahme, 1954; Balon, J., Études franques 1, 1963; Zöllner, E., Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts, 1970; Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1980; Siedlung, Sprache und Bevölkerungsstruktur im Frankenreich, hg. v. Petri, F., 1973; Schneider R., Das Frankenreich 1982; Schulze, H., Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen, 1987; Périn, P./Feffer, C., Les Francs, 1987; James, E., The Francs, 1988; Fried, J., Der Weg in die Geschichte, 1994; Wood, I., The Merovingian Kingdoms, 1994; Franken, Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 9 1995, 373; Die Franken – Wegbereiter Europas, 1996; Clovis, hg. v. Rouche, M., 1997; Kasten, B., Königssöhne und Königsherrschaft, 1997; Franks and Alamanni, hg. v. Wood, I., 1998; Die Franken und die Alemannen, hg. v. Geuenich, D., 1998; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Hässler, H., 1999; Siegmund, F., Alemannen und Franken, 2000; Semmler, J., Der Dynastiewechsel, 2003; Schieffer, R., Die Zeit des karolingischen Großreichs, 2005; Collins, R., Die Fredegar-Chroniken, 2007; Uffelmann, U., Das frühe Frankenreich 482-687, 2008; Nonn, U., Die Franken, 2010
Franken (N.) ist das von dem 531/vor 720 von den Thüringern an die Franken gefallenen Gebiet um Würzburg (Herzogtum der Hedene, 10. Jahrhundert orientalis Francia) ausgehende Gebiet zwischen Rhön und Donau, das in dem Mittelalter in zahlreiche kleine Herrschaften zerfällt (Ansbach, Bayreuth, Hohenlohe, Würzburg, Bamberg, Eichstätt, Deutscher Orden, Reichsstädte, Reichsritter, insgesamt 43 Landesherren in dem fränkischen Reichskreis), an dem Beginn des 19. Jahrhunderts insgesamt aber an Bayern gelangt, das die drei Regierungsbezirke Unterfranken (Würzburg), Mittelfranken (Ansbach mit Nürnberg) und Oberfranken (Bayreuth) bildet. →Franke
Lit.: Stein, F., Geschichte Frankens, Bd. 1f. 1885f.; Hartung, F., Geschichte des fränkischen Kreises I, 1910, Neudruck 1973; Schmidt, G., Das Herzogtum Franken, 1913; Schaumberg, O. Frhr. v. u. a., Regesten des fränkischen Geschlechts von Schaumberg, 1930ff.; Franken, hg. v. Scherzer, C., Bd. 1f. 1955ff.; Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken; Bog, I., Dorfgemeinde, Freiheit und Unfreiheit in Franken, 1956; Merzbacher, F., Iudicium provinciale ducatus Franconiae. Das kaiserliche Landgericht des Herzogtums Franken im Spätmittelalter, 1956; Bosl, K., Franken um 800, 1959; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Schrader, E., Vom Werden und Wesen des würzburgischen Herzogtums Franken, ZRG GA 80 (1963), 27; Zimmermann, G., Vergebliche Ansätze zu Stammes- und Territorialherzogtümern in Franken, (in) Jb. f. fränkische Landesforschung 23 (1963), 379ff.; Wöppel, G., Prichsenstadt, 1968; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3 1971; Handbuch der bayerischen Geschichte, Bd. III/1, Franken, hg. v. Spindler, M. u. a., 3. A. 1997; Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert Bd. 2, hg. v. Patze, H., 1971, 255ff.; Moraw, P., Franken als königsnahe Landschaft im späten Mittelalter, (in) Bll. f. dt. Landesgeschichte 112 (1976), 123ff.; Andraschke, J., Arianische und fränkische Missionierung im Regnitz- und Obermaingebiet um 500 bis 800 n. Chr., (in) Bericht des hist. Vereins Bamberg 135 (1999), 89; Franken von der Völkerwanderungszeit bis 1268, bearb. v. Störmer, W., 1999; Merz, J., Fürst und Herrschaft. Der Herzog von Franken und seine Nachbarn 1470-1519, 2000; Riedenauer, E., Fränkische Landesgeschichte, hg. v. Wendehorst, A., 2001; Franken in Vorstellung und Wirklichkeit in der Geschichte, hg. v. Blessing, W. u. a., 2003; Franken im Mittelalter, hg. v. Merz, J. u. a., 2004; Edel und Frei, hg. v. Jahn, W. u. a., 2004; Petersohn, J., Franken im Mittelalter, 2008; Blessing, W., Kleine Geschichte Frankens, 2008; Wieser, E., Geschichte des Frankenreichs, 2013; Die Fränkische Schweiz, hg. v. Popp. H. u. a., 2019
Franken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1364 bezeugt – 1364 [oberrheinische Stadtrechte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1369 [InvBruges II 152] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) eine Geldeinheit der Schweiz 1881
Lit.: Baltensperger, E., Der Schweizer Franken, 2012
Frankenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1243 erstmals erwähnte Stadt an der oberen Eder, für die 1493 der in Erfurt (1454) und Leipzig (1457-1459) immatrikulierte, bakkalaurierte Bürgermeisterssohn und Schöffe Johannes Emmerich († 15. 11. 1494) ein Stadtrechtsbuch vollendet, das in seinem ersten Teil (Von den burgern) überwiegend auf Gewohnheitsrecht und (1476 verbrannten) Privilegien und in seinem zweiten Teil (Von dem gericht) vor allem auf dem (in etwa 190 Artikel geteilten meist so genannten) Schwabenspiegel und dem Kleinen Kaiserrecht (teilweise so genannter „Frankenspiegel“) beruht und wohl aus dem Gedächtnis auch die Dekretalen Gregors IX. und die Institutionen Justinians einbezieht. Es wird 1556 abgeändert nach Alsfeld übernommen.
Lit.: Diemar, H., Die Chroniken des Wigand Gerstenberg von Frankenberg, 1909; Spieß, W., Verfassungsgeschichte der Stadt Frankenberg, Diss. jur. Marburg 1922; Anhalt, E., Der Kreis Frankenberg, 1928; Spieß, W., Verfassungsgeschichte der Stadt Frankenberg, 1930; Gerhardt, H., Das Alsfelder Stadtrechtsbuch, Diss. Freiburg im Breisgau 1993; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 82; Eckhardt, W., Das Stadtgericht als Oberhof, (in) Zs. f. hess. Gesch. 110 (2005), 21ff.; Das Frankenberger Stadtrechtsbuch, bearb. v. Eckhardt, W., 2014
Frankenspiegel ist die an Sachsenspiegel, Deutschenspiegel und so genanntem Schwabenspiegel ausgerichtete, überwiegend aber eher abgelehnte Bezeichnung (Richard Schroeders) des zwischen 1344 und 1350 bei Frankfurt am Main verfassten, eng an den so genannten Schwabenspiegel angelehnten →Kleinen Kaiserrechts.
Lit.: Köbler, DRG 103; Eckhardt. K., Frankenspiegel-Studien, 1923; Stutz, U., Frankenspiegel-Studien, ZRG GA 44 (1924), 316; Hatzfeld, L., Frankenspiegel oder Kaiserrecht, (in) TRG 26 (1958), 15; Ochsenbein, P. u. a., Neue Bruchstücke einer alemannischen Frankenspiegelhandschrift, ZRG GA 95 (1978), 237; Munzel-Everling, D., Des keisers recht, 2003
Frankfurt am Main ist die 794 als Pfalz erstmals erwähnte Stadt an dem unteren Main. Seit 856 bzw. 1152 ist Frankfurt Ort der Königswahl (bis 1752 36 Könige in Frankfurt gewählt), wie dies die Goldene Bulle (1356) ausdrücklich festlegt, und seit 1562 auch Ort der Krönung. Um 1150 wird erstmals die Messe in Frankfurt erwähnt (seit dem Ende des 15. Jahrhunderts auch für [gedruckte] Bücher, Buchmesse). Bis 1372 (Erwerb des Pfandrechts an dem Schultheißenamt) wird Frankfurt, dessen Recht erstmals in einem Weistum für Weilburg über Pfahlbürger (1297) aufgezeichnet (und auch an Friedberg, Gelnhausen, Steinheim am Main, Hanau, Limburg und Wetzlar vermittelt) wird, tatsächlich reichsunmittelbar. 1509 reformiert die Stadt ihr Recht und erweitert diese römisches Recht aufnehmende Reformation 1578 durch Johann →Fichard noch. Die Zahl der danach in Frankfurt arbeitenden, häufig in Gießen ausgebildeten Anwälte ist überdurchschnittlich groß. Nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches 1806 wird Frankfurt Hauptstadt des Rheinbunds mit Residenz des Fürstprimas Carl Theodor von Dalberg in dem Palais Thurn und Taxis (1810 Großherzog von Frankfurt, 1811 Einführung des Code Napoléon). Nach dem Sturz Napoleons wahrt Karl Freiherr von dem Stein die auf dem Wiener Kongress 1815 gesicherte Selbständigkeit der (freien) Stadt. Von 1815 bis 1866 ist Frankfurt Sitz der Bundesversammlung des Deutschen Bundes (und von dem 31. 3.-3. 4. 1848 des die Wahl einer Nationalversammlung vorbereitenden Frankfurter Vorparlaments, dessen Beschlüsse von dem Deutschen Bund anerkannt werden, sowie ab 18. 5. 1848 bis 1849 Ort der deutschen Nationalversammlung mit 812 Abgeordneten, davon 491 Juristen, viele mit Studien in Göttingen, Heidelberg oder Berlin). 1866 wird es von Preußen annektiert. Wirtschaftlich entwickelt es sich zu einer Großstadt. 1914 wird es auf der Grundlage einer Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften Sitz einer Stiftungsuniversität (1932 Johann Wolfgang Goethe-Universität), in der 1964 das Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte (durch →Helmut Coing) gegründet wird. 1945 gelangt es (von Preußen) zu →Hessen.
Lit.: Köbler, DRG 171; Köbler, Historisches Lexikon; Böhmer, J., Codex diplomaticus Moenofrancofurtanus - Urkundenbuch der Reichsstadt Frankfurt am Main (794-1400), 1836; Thomas, J., Der Oberhof zu Frankfurt a. M., 1841; Hohenemser, P., Der Frankfurter Verfassungsstreit 1705 bis 1732, 1920; Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Cellarius, H., Die Reichsstadt Frankfurt und die Gravamina der deutschen Nation, 1938; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 1939; Ziehen, E., Frankfurt, Reichsreform und Reichsgedanke 1486-1504, 1940; Lenhardt, H., Feste und Feiern des Frankfurter Handwerks, 1950; Die Bürgerbücher der Reichsstadt Frankfurt 1311-1400, hg. v. Andernacht, D., 1955; Habich, W., Das Weinungeld der Reichsstadt Frankfurt am Main, 1967; Wolf, A., Gesetzgebung und Stadtverfassung, 1968; Die Gesetze der Stadt Frankfurt am Main, hg. v. Wolf, A., 1969; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Jahns, S., Frankfurt, Reformation und schmalkaldischer Bund, 1976; Orth, E., Frankfurt, (in) Die deutschen Königspfalzen Bd. 1 Hessen, 1985, 131ff.; Reformacion der Stat Franckenfort am Meine, hg. v. Köbler, G., 1984; Hammerstein, N., Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Bd. 1ff. 1985ff.; Zande, J. van der, Bürger und Beamter Johann Georg Schlosser 1739-1799, 1986; Bund, K., 1436-1986. 500 Jahre Stadtarchiv Frankfurt am Main, 1986; Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, hg. v. Koch, R., 1989; Die Frankfurter Reichsverfassung, hg. v. Neumann, F., 1989; Juristen an der Universität Frankfurt am Main, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1989; Ein Jahrhundert Frankfurter Justiz, Gerichtsgebäude, hg. v. Henrichs, H. u. a., 1989; Hammerstein, N., Die Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Bd. 1 1989, Bd. 2 2012; Gimbel, R., Die Reichsstadt Frankfurt am Main unter dem Einfluss der westfälischen Gerichtsbarkeit – Feme, 1990; Fischer, R., Frankfurts Beitrag für das heutige Hessen, 1990; Frankfurt am Main, hg. v. der Frankfurter historischen Kommission, 1991; Maly, K., Die Macht der Honoratioren, 1992; Dölemeyer, B., Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert, 1993 (737 Juristen); Frankfurter Biographie, hg. v. Klötzer, W., 1994; Frankfurt, hg. v. d. Frankfurter historischen Kommission, 1994; Frankfurt am Main 1200, hg. v. Gall, L., 1994; Regierungsakten des Primatialstaates und des Großherzogtums Frankfurt 1806-1813, bearb. v. Rob, K., 1995; Kraß, G., Das Arrestverfahren in Frankfurt am Main, 1996; Best, H./Weege, W., Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, 1996; Roth, R., Stadt und Bürgertum in Frankfurt/Main, 1996; Weber, M., Verfassung und Reform in Vormärz und Revolutionszeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1996; Ribhegge, W., Das Parlament als Nation, 1998; Laufs, A., Die Frankfurter Nationalversammlung, (in) JuS 1998, 385; Rothemann, M., Die Frankfurter Messen im Mittelalter, 1998; Recht und Juristen in der deutschen Revolution 1848/49, hg. v. Düwell, F., 1998; Johann, A., Kontrolle mit Konsens, 2001; Eibach, J., Frankfurter Verhöre, 2003; Körner, H., Frankfurter Patrizier, 2003; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit – Frankfurt am Main, hg. v. Halbleib, H. u. a., 2004; Ihrer Bürger Freiheit - Frankfurt im Mittelalter, hg. v. Müller, H., 2004; Schartl, R., Gerichtsverfassung und Zivilprozess in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, ZRG GA 123 (2006), 136; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Wintergerst, M., Franoconofurt, 2007; Die Reichsstadt Frankfurt am Main als Rechts- und Gerichtslandschaft, hg. v. Amend, A., 2008; Frankfurt im Schnittpunkt der Diskurse, hg. v. Seidel, R. u. a., 2010; Riemer, R., Frankfurt und Hamburg vor dem Reichskammergericht, 2011; Roth, R., Die Herausbildung einer modernen bürgerlichen Gesellschaft – Geschichte der Stadt Frankfurt am Main Band 3 1789-1866, 2013; Burger, T., Frankfurt am Main als jüdisches Migrationsziel zu Beginn der frühen Neuzeit, 2013; Das alte Frankfurt am Main 1855 bis 1890 – Photographien v. Mylius, C., 2014; Hundert Jahre Rechtswissenschaft in Frankfurt am Main, 2014; Hansert, A., Geburtsaristokratie in Frankfurt am Main, 2014; Gruenewaldt, A. v., Die Richterschaft des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in der Zeit des Nationalsozialismus, 2015; Stalljohann Schemme, M., Stadt und Stadtbild in der frühen Neuzeit – Frankfurt am Main, 2016; Falk, G., Entnazifizierung und Kontinuität – Der Wiederaufbau der hessischen Justiz am Beispiel des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main, 2017; Neue Stadtgeschichte(n) – Die Reichsstadt Frankfurt im Vergleich, hg. v. Schmidt-Funke, J. u. a., 2018; Falk, G. u. a., Willige Vollstrecker oder standhafte Richter? Die Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in Zivilsachen von 1933 bis 1945, 2020; Breustedt, S., Kaufmännische Rechtsgutachten des 18. Jahrhunderts, 2020
Frankfurt an der Oder wird in dem frühen 13. Jahrhundert als Handelssiedlung gegründet und erhält 1253 das Stadtrecht Berlins (der Magdeburger Stadtrechtsfamilie). Ab 1506 ist es Sitz der ersten brandenburgischen, 1811 nach Breslau verlegten, 1991 erneuerten Universität (Samuel Stryk, Johann Samuel Friedrich Böhmer, Johann Gottlieb Heineccius, Johann Brunnemann, Karl Friedrich Eichhorn).
Lit.: Haalck, J., Zur Spruchpraxis der Juristenfakultät Frankfurt, (in) Heimatkunde und Landesgeschichte, 1958, 151ff.; Kliesch, G., Der Einfluss der Universität Frankfurt (Oder) auf die schlesische Bildungsgeschichte, 1961; Bardong, O., Die Breslauer an der Universität Frankfurt/Oder, 1970; Huth, E., Die Entstehung und Entwicklung der Stadt Frankfurt, 1975; Jajesniak-Quast, D./Stoklosa, K., Geteilte Städte an Oder und Neiße, 2000; Höhle, M., Universität und Reformation, 2002; Frankfurt an der Oder 1253-2003, hg. v. Knefelkamp, U. u. a., 2003; Kilian-Buchmann, M., Frankfurt im Mittelalter, 2005
Frankfurter Nationalversammlung →Frankfurt am Main, s. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Siemann, W., Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, 1976; Die Protokolle des volkswirtschaftlichen Ausschusses der deutschen Nationalversammlung, hg. v. Konze, W. u. a., 1992
fränkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Franken betreffend
Fränkisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Adjektiv fränkisch 863) ist das für →Franken (personal) geltende Recht. Dem fränkischen Recht untersteht der deutsche König, der auf fränkischem Boden gewählt und gekrönt wird (Frankfurt am Main, Aachen), auch wenn er beispielsweise aus dem Volk oder Gebiet der Sachsen oder Schwaben kommt. Als besondere Einheit ist das fränkische Recht trotz gelegentlicher hochmittelalterlicher Bezugnahmen kaum fassbar (vielleicht Königsgericht, Königsbann, Königspfalz, Graf, Lehen, Kesselfang). →Pactus legis Salicae, Lex Ribvaria, Ewa Chamavorum, Decretio Childeberti, Pactus pro tenore pacis, Praeceptio Chlotharii, Kapitular
Lit.: Sohm, R., Fränkisches Recht und römisches Recht, ZRG GA 1 (1880), 1; Beaudoin, E., La participation des hommes libres au jugement dans le droit franc, 1888; Frommhold, G., Zur Geschichte des fränkischen Rechts in Schlesien, ZRG GA 13 (1892), 220; Schröder, R., Die Franken und ihr Recht, ZRG GA 2 (1881), 1; Egger, A., Vermögenshaftung und Hypothek nach fränkischen Recht, 1903; Gál, A., Der Zweikampf im fränkischen Prozess, ZRG GA 28 (1907), 236; Holtzmann, R., Französische Verfassungsgeschichte, 1910; Goldmann, E., Beiträge zur Geschichte des fränkischen Rechts 1, 1924; Goldmann, E., Neue Beiträge zur Geschichte des fränkischen Rechts, 1928; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Claude, D., Zu Fragen frühfränkischer Verfassungsgeschichte, ZRG GA 83 (1966), 273; Sizaret, L., Essai sur l’histoire de la dévolution successorale ab intestat, 1975; Mordek, H., Studien zur fränkischen Herrschergesetzgebung, 2000
Frankreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 17.? Jahrhundert bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Inogermanischen verbindbar, N.) ist der aus dem westlichen Teil des Reiches der →Franken seit 843 allmählich entstandene westeuropäische Staat, in dem sprachlich die Gallien ab 486 n. Chr. allmählich erobernden, zahlenmäßig aber unterlegenen Franken in der romanischen oder gallorömischen Mehrheit allmählich aufgehen. In ihm entwickeln sich unter den Karolingern zahlreiche ziemlich selbständige Herrschaften (Aquitanien, Normandie, Burgund, Blois-Tours, Anjou, Flandern, Toulouse). Seit 888 ist das Königtum zwischen Karolingern und Robertinern umstritten. Als nach dem Aussterben der westfränkischen →Karolinger 987 der Robertiner Hugo Capet, Graf von Paris, zu dem König ([lat.] rex [M.] Francorum, König der Franken) gewählt wird, setzt er die Erblichkeit des Königtums durch. Danach tritt an die Stelle des westfränkischen Reiches Frankreich (mit den Grenzflüssen Schelde, Maas, Saône, Rhône), das in Europa rasch kulturell führend wird. Der König ist zunächst auf die um 1180 nur ein Zehntel des Reiches ausmachende Krondomäne beschränkt und beherrscht neun Zehntel des Reiches nicht mehr selbst, drängt aber später die großen Lehnsträger (rund ein Dutzend Prinzipate) zurück (1328 zwei Drittel Frankreichs Krondomäne). Der seit 1154 aus dem Haus Anjou-Plantagenet stammende König von England muss bis 1214 (Schlacht von Bouvines) große Teile Frankreichs an den französischen König überlassen. Dazu kommen kleinere Erweiterungen (Toulouse nach 1213, Lyon 1312, Dauphiné 1349, Grafschaft Provence 1482). Zwar herrscht der König noch in dem Umherziehen durch sein Reich, doch bleiben ab der Herrschaft Philipps II. (1180-1233) Parlament und Kanzlei zunehmend in Paris. König Ludwig IX. (1226-1270, rex Franciae) gelingt die Schaffung wichtiger Verwaltungseinrichtungen (Staatsrat, Hofgericht, Rechenkammer). Auch die Gesetzgebung wird früh als Herrschaftsmittel erkannt. 1303 kann der König von Frankreich den Papst gefangennehmen und 1309 nach Avignon verbringen (bis 1376/1377). Bei dem Aussterben der →Kapetinger (1328) kommt es 1337 zu dem hundertjährigen Krieg mit England (Plantagenet), während dessen Dauer sich (nach anfänglichen großen Erfolgen Englands) unter dem Haus Valois (1328-1589) die Erbmonarchie festigt. Durch das Eingreifen der Bauerntochter Jeanne d’Arc gelingt der nationale Sieg über das sein kontinentales Gut verlierende England, so dass Frankreich 1453 trotz großer Verwüstungen gestärkt aus dem Krieg hervorgeht. Gegen 1440 wird das Steuerwesen zu einer festen Einrichtung, das Heer stehend. 1477 fallen die Lehen des Herzogs von Burgund (an den König) zurück. 1481 umfasst die Krondomäne des Königs (mit Nevers, Picardie, Anjou, Maine und Provence) drei Viertel Frankreichs (1491 Bretagne). 1492 wird nach Italien (Neapel) ausgegriffen. Die religiöse Bewegung des Calvinismus wird durch die Hugenottenkriege bis 1598 zurückgedrängt (Nacht zu dem 24. 8. 1572 Bartholomäusnacht mit rund 12000 Toten in Paris und 20000 Toten in Frankreich). Unter dem zu dem Katholizismus zurückgekehrten König Heinrich IV. aus dem Hause Bourbon (1589-1610) (13. 4. 1598 Edikt von Nantes [an der Loire nahe dem Atlantik] zu der Tolerierung der Hugenotten, Glaubensfreiheit, Gewissensfreiheit, politische Gleichberechtigung, 1685 aufgehoben) beginnt der Aufbau einer absolutistischen Herrschaft, in der dann die Generalstände (états généraux) seit 1614 nicht mehr einberufen werden, aber doch die Gesetzgebung des Königs nicht wirklich schrankenlos wird. Unter Kardinal Richelieu als erstem Minister Ludwigs XIII. wird Frankreich führende Macht Europas. An dem Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) erlangt Frankreich von Habsburg linksrheinische Gebiete in dem →Elsass, 1659 Roussillon und Artois. Der mit vier Jahren auf den Thron gelangte König Ludwig XIV. (1643-1715) wird als Sonnenkönig (mit Schloss Versailles) merkantilistisch tätiges, Ordonnanzen erlassendes absolutistisches Vorbild in Europa, muss aber an dem Ende des spanischen Erbfolgekriegs (1714) trotz sehr hoher Staatsverschuldung ein Gleichgewicht der Mächte in Europa anerkennen. Während des 18. Jahrhunderts wendet sich die bürgerliche Aufklärung gegen die absolute Herrschaft und stürzt nach außenpolitischen Misserfolgen in dem siebenjährigen Krieg und in dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und innenpolitischen Wirtschaftskrisen trotz Einberufung der Generalstände (1788, 1789) als auf Betreiben des Abgeordneten Emmanuel Sieyès an dem 17. 6. 1789 zu der Nationalversammlung erklärter (nichtadeliger und nichtgeistlicher) dritter Stand (tiers, état, rund 98 Prozent der Bevölkerung, davon 16 Prozent Bürger, 82 Prozent Bauern) an dem 14. 7. 1789 den König unter den Schlagworten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (27. 8. 1789 Erklärung der Menschenrechte, 3. 9. 1791 Verfassung, konstitutionelle Monarchie, 1792 erste Republik, Februar 1793 Gironde-Verfassungsentwurf., 1793 Jakobinerverfassung). Nach langjährigen revolutionären Wirren (Schreckensherrschaft unter Marat und Robespierre) erreicht an dem 9. 11. 1799 Napoleon Bonaparte (als einer von drei Konsuln) die Macht und bringt als selbstgekrönter Kaiser (2. 12. 1804) in kurzer Zeit große Teile Europas unter den Einfluss Frankreichs. Nach militärischen Niederlagen (Leipzig 16.-19. 10. 1813, Waterloo 18. 6. 1815) Napoleons wird Frankreich konstitutionelle Monarchie (Bourbon, 1814-1830 Restauration, Juli 1830 Revolution, 1830-1848 Juli-Monarchie, Bürgerkönig Louis Philippe, Zensuswahlrecht), 1848 (bis 1851) zweite Republik, 1853 (zweites) Kaiserreich) und 1871 (dritte) Republik). 1871 verliert Frankreich den wegen der Thronfolge in Spanien gegen Preußen und seine deutschen Verbündeten geführten Krieg. 1894 wird Frankreich durch die Affäre Dreyfus (Offizier Alfred Dreyfus [1859-1535] aus antisemitischen Gründen mit Hilfe gefälschter Beweise wegen Spionage zu lebenslanger Haft verurteilt, 1906 rehabilitiert) erschüttert, wodurch die Trennung von Staat und Kirche beschleunigt wird. Das 1871 verlorene Elsass-Lothringen gewinnt es an dem Ende des Ersten Weltkriegs (1918) zurück. Danach verliert es in blutigen Kämpfen allmählich in der Neuzeit auf anderen Kontinenten (Afrika, Asien, Amerika) eroberte Kolonien. Trotz vorläufiger Kapitulation gegenüber dem Deutschen Reich (1940) und Errichtung eines autoritären Regimes in dem nichtbesetzten Teil (État Français, so genanntes Vichyregime) wird es 1945 gleichberechtigte Besatzungsmacht Deutschlands und erhält einen ständigen Sitz in dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit Vetorecht. Rasch verliert es danach in Freiheitskämpfen die meisten seiner Kolonien (beispielsweise Indochina, Algerien). In der vierten Republik (1947-1958) schließt es sich seit 1952 mit Deutschland, Italien, Niederlande, Belgien und Luxemburg zwecks gegenseitiger Kontrolle (Frankreichs über Deutschland) zu Gemeinschaften (Staatenverbünden) der Montanindustrie (Montanunion), der Atomwirtschaft (Euratom) und der Wirtschaft (EWG) (1957) zusammen (1958 fünfte Republik unter Charles de Gaulle), aus denen nach Zusammenfügung zu einer Europäischen Gemeinschaft 1993 insgesamt die →Europäische Union erwächst.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 76, 131, 141, 149, 186, 191, 223, 246, 256; Flach, J., Les origines de l’ancienne France, 1886ff.; Pouffin, H., Essay sur l’organisation et la juridiction municipales au moyen age, 1886; Beauchet, L., Histoire de l’organisation judiciaire en France, 1886; Viollet, P., Histoire des institutions politiques et administratives de la France, 1890ff.; Epinas, G., Les finances de la communauté de Douai, 1902; Viollet, P., Histoire du droit civil français, 1905, Neudruck 1966; Histoire de France, hg. v. Lavisse, E., Bd. 1ff. 1900ff.; Viollet, P., Le roi et ses ministres pendant les trois derniers siècles de la monarchie, 1912; Wartburg, W. v., Französisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1922ff.; Dillay, M., Les chartes de franchises de Poitou, 1927; Dictionnaire de biographie française, Bd. 1ff. 1933ff.; Thomas, P., Textes historiques sur Lille et le Nord de la France, 1936; Gallet, L., Les traités de pariage dans la France féodale, 1935; Puttkammer, E. v., Frankreich, Russland und der polnische Thron 1733, 1937; Olivier-Martin, F., Le roi de France et les mauvaises coutumes au moyen âge, ZRG GA 58 (1938), 108ff.; Schramm, P., Der König von Frankreich, Bd. 1f. 1939; Malmezat, J., Le bailli des montagnes d’Auvergne, 1941; Lot, F., La France, 4. 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A.) 2009; Schmidt, S., Frankreichs Außenpolitik in der Julikrise 1914, 2009; Schilling, L., Frankreich im Zeitalter Ludwigs XIV., 2010; Geiss, P., Der Schatten des Volkes, 2010; Howald, C., Der Fall Nicolas Fouquet, 2010; List, C. v., Frauen in der Résistance 1940-1944, 2010; Braun, G., La connaissance du Saint-Empire en France du baroque aux lumières, 2010; Seibel, W., Macht und Moral. Die Endlösung der Judenfrage in Frankreich, 2010; Geiss, P., Der Schatten des Volkes, 2011; Schröer, C., Republik im Experiment, 2011; Gironde-Verfassungsentwurf (1793), hg. v. Kley, A., 2011; Boyron, S., The Constitution of France (von 1958), 2012; Pejko, D., Gegen Minister und Parlament, 2012; Koziol, G., The Politics of Memory and Identity in Carolingian Royal Diplomas - The West Frankish Kingdom, 2012; Libera, M., Un rêve de puissance – La France et le contrôle de l’économie allemande (1942-1949), 2012; Horowski, L., Die Belagerung des Thrones, 2012; Koller, C., Die Fremdenlegion, 2013; Braun, G., Maximilien de Robespierre, 2013; Loth, W., Charles de Gaulle, 2013; Weferling, S., Spätmittelalterliche Vorstellungen vom Wandel politischer Ordnung, 2014; Babel, R., Garde et protection, 2014; Kimmel, A., Das politische System der V. französischen Republik, 2014; Praus, A., Das Ende einer Ausnahme, 2014; Jakob, E., La Grâce des Juges, 2014; Steiner, B., Colberts Afrika, 2014; Wrede, M., Ludwig XIV., 2015; Das Zeitalter des Sonnenkönigs, hg. v. Erbe, M., 2015; Loth, W., Charles de Gaulle, 2015; Swann, J., Exile, Imprisonment or Death, 2017; Contamine, P., Charles VII., 2017; Woyciechowski, S., Haftungsgrenzen im französischen Deliktsrecht, 2017; Documents diplomatiques français 1916, 2017; Streck, M./Rieck, A., Die Akte Jeanne d’Arc, 2017 (problematisch); Semelin, J., Das Überleben von Juden in Frankreich 1940-1944, 2018; Joly, L., L’État contre les Juifs, 2018; Malettke, K., Richelieu – Ein Leben im Dienste des Königs und Frankreichs, 2018 (Standardwerk); Jostkleigrewe, G., Morarchischer Staat und „Société politique, 2018; Deinet, K., Napoleon III. – Frankreichs Weg in die Moderne, 2019; Hirschi, C., Skeptiker, Atheist, Fideist? – die erste Gesamtausgabe von Pierre Bayles Korrespondenz, (in) HZ 309 (2019), 122; Waechter, M., Geschichte Frankreichs im 20. Jahrhundert, 2019 (republikanische Monarchie mit traditionellen Revolten – Standardwerk); Willms. J., Der General – Charles de Gaulle, 2019: Schotters, F., Frankreich und das Ende des Kalten Krieges, 2019; Jackson, J., A Certain Idea of France – The Life of Charles de Gaulle, 2019 (hochfahrender, kalter, abweisender und bei Bedarf skrupelloser Egomane); Deinet, K., Napoleon III., 2019; Ingram, N., The War Guilt Problem and the Ligue des droits de l’homme 1914-1944, 2019; Klesmann, B., Die Notabelnversammlung 1787 in Versailles, 2019; Heyer, A., Die Verfassung der Jakobiner von 1793 und ihr historischer Kontext, 2019; Jordanov, D., Arrêts de règlement – Gerichtliche Gesetzgebung im frühneuzeitlichen Frankreich am Beispiel des Parlements de Provence, 2020; Babel, R., Franz I. – Der Renaissancekönig, 2021
Franz I. (Franz Stephan, Nancy 8. 12. 1708-Innsbruck 18. 8. 1765), 1723 in Wien erzogen, 1729 Herzog von Lothringen, 1732 Statthalter Ungarns, 12. 2. 1736 Heirat mit Maria Theresia, nach Ländertausch 1737 Großherzog von Toskana, 1745 Kaiser des Heiligen römischen Reiches. S. Google
Lit.: Die Kaiser der Neuzeit, hg. v. Schindling, A. u. a., 1990, 232ff.
Franz II. (Florenz 12. 2. 1768-Wien 2. 3. 1835), Sohn Kaiser Leopolds II., in Toskana aufgewachsen, 1784 Wien, 1792 Kaiser des Heiligen römischen Reiches, 1797 Westgalizisches Gesetzbuch, 1803 Strafgesetz, 1804 auch selbst verfassungswidrig ernannter (erblicher) Kaiser Österreichs, 6. 8. 1806 Niederlegung der Krone des Heiligen römischen Reiches, 1811/1812 Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch. S. Google
Lit.: Die Kaiser der Neuzeit, hg. v. Schindling, A. u. a., 1990, 286ff.; Hattenhauer, C., Wahl und Krönung Franz II., 1995
Franz Joseph I. (Schönbrunn 18. 8. 1830-Schönbrunn 21. 11. 1916) folgt an dem 2. 12. 1848 seinem Onkel Ferdinand I. als Kaiser Österreichs. S. Google
Lit.: Conte Corti, E., Der alte Kaiser, 3. A. 1956; Höbelt, L., Franz Joseph I., 2009
Franziskaner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1620 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des von Franz von Assisi (1181/1182-1226) begründeten Ordens der Minoriten (Minderbrüder, einschließlich der Kapuziner). Bekannter sind vielleicht Heinrich von Merseburg (um 1242 [lat.] Summa super V libros decretalium, Summe über fünf Bücher Dekretalen), Balduin von Brandenburg (um 1270 [lat.] Summa titulorum), Johannes von Erfurt (Ende 13. Jahrhundert [lat.] Tabula iuris utriusque, Summa confessorum), Bonagratia von Bergamo, Wilhelm von Ockham, Anaklet Reiffenstuel (1700ff. [lat.] Ius canonicum universum) und Lucius Ferraris (1746ff. Prompta bibliotheca canonica). Vermutlich sind Deutschenspiegel und so genannter Schwabenspiegel von Franziskanern beeinflusst.
Lit.: Ertl, T., Religion und Disziplin, 2006; Feld, H., Die Franziskaner, 2008; Grieb, C., Die Selbst- und Fremdwahrnehmung der Franziskaner, 2010; Franciscan Organisation, hg. v. Robson, M. u. a., 2010; Die Klöster der Franziskaner im Mittelalter, hg. v. Melville, G. u. a., 2015 (Sammelband); Schumacher, L., Early Franciscan Theology, 2019
Franzose (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 Wortarchiv 16. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google sowie über das Französische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Einwohner Frankreichs
Französisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 als 1210 aus dem Französischen aufgenommen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1618 [Wittrup, RheinbergRG. Qu. 108] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Frankreich und seine Einwohner betreffend
Lit.: Tobler, A./Lommatzsch, E., Altfranzösisches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1954ff. (842 bzw. 11.- Mitte 14. Jahrhundert) 2020 bei dem Stichwort enclus
Französische Revolution (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die revolutionäre Veränderung des politischen Systems (ancien régime) in →Frankreich 1789/1799. Sie erwächst aus der zunehmenden Spannung zwischen dem durch Krieg und Hofhaltung die Staatsverschuldung mehrenden König und dem nach politischen Rechten strebenden, mit der wirtschaftlichen Lage und wohl auch der mangels eines Steuerkatasters willkürlichen Steuererhebung unzufriedenen dritten Stand (der →Bürger [16 Prozent, Bauern 82 Prozent]). Als nach sehr strengen Wintern (1787, 1788) die zu dem 1. 5. 1789 nach fast 175 Jahren von dem König erstmals wieder zusammengerufenen Generalstände (états généraux, 300, 300 und 600 Mitglieder der drei Stände) nach ergebnislosen Beratungen über ein Stimmrecht nach Köpfen sich an dem 17. 6. 1789 zu der Nationalversammlung (des dritten, hauptsächlich aus Verwaltungsbeamten, Juristen und Kaufleuten zusammengesetzten Standes) erklären, versucht der König erfolglos, sie aufzulösen. Nach ihrer Inbesitznahme des politischen Gefängnisses (Bastille, Stadttorburg in dem Osten von Paris) an dem 14. 7. 1789 muss er sie als verfassunggebende Nationalversammlung bestätigen. Die feudalen Rechte des ancien régime werden aufgehoben (4./5. 8. 1789). An dem 26. 8. 1789 werden von der Nationalversammlung Menschenrechte und Bürgerrechte verkündet. An dem 2. 11. 1789 wird die Kirche enteignet. An dem 3. 9. 1791 wird eine erste →Verfassung geschaffen (konstitutionelle Monarchie mit Zensuswahlrecht, König als Spitze der ausführenden Gewalt). Die Schulen werden verstaatlicht. Die zivile Eheschließung wird eingeführt. Der Staat wird in 83 Departements eingeteilt. 1792 wird eine neue Nationalversammlung gewählt (radikale Jakobiner, gemäßigte Girondisten). Gegenüber Österreich und Preußen wird der Krieg erklärt. An dem 21. 9. 1792 wird die Republik ausgerufen. Der König wird wegen Verschwörung gegen die öffentliche Freiheit und die allgemeine Sicherheit des Staates zu dem Tode verurteilt und an dem 21. 1. 1793 hingerichtet. An dem 10. 3. 1793 entsteht ein Revolutionstribunal. Die darauf folgende Schreckensherrschaft eines Sicherheits- und Wohlfahrtsausschusses (Robespierre, Marat, Danton) wird mit dem Sturz Robespierres an dem 27. 7. 1794 beendet. An dem 22. 8. 1795 wird eine liberale Verfassung geschaffen. An dem 9. 11. 1799 stürzt der militärisch erfolgreiche Heerführer Napoléon Bonaparte das diktatorisch herrschende fünfköpfige Direktorium.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Redslob, R., Völkerrechtliche Ideen der französischen Revolution, (in) FS O. Mayer, 1916, 773; Stern, A., Der Einfluss der französischen Revolution auf das deutsche Geistesleben, 1928; Göhring, M., Geschichte der großen Revolution, Bd. 1f. 1950f.; Garaud, M., La révolution et la propriété fonciere, 1959; Schmitt., E., Einführung in die Geschichte der französischen Revolution, 1976; Vovelle, M., Die französische Revolution, 1982; Die französische Revolution, hg. v. Günther, H., 1985; Vom alten Reich zu neuer Staatlichkeit, hg. v. Gerlich, A., 1982; Furet, F./Richet, D., Die französische Revolution, 1987; Schulin, E., Die französische Revolution, 4. A. 2004; Die französische Revolution als Bruch des gesellschaftlichen Bewusstseins, hg. v. Koselleck, R. u. a., 1988; Soboll, A., Die große französische Revolution, 1988; Berteau, J., Alltagsleben während der französischen Revolution, 1989; Die französische Revolution, hg. v. Reinalter, H., 1991; Botsch, E., Eigentum in der französischen Revolution, 1992; Meinzer, M., Der französische Revolutionskalender (1792-1805), 1992; Schmidt, U., Südwestdeutschland im Zeichen der französischen Revolution, 1993; Stone, B., The Genesis, 1994; Die französische Revolution und das Projekt der Moderne, hg. v. Pelinka, A. u. a., 2002; Thamer, H., Die französische Revolution, 2004; Kuhn, A./Schweigard, J., Freiheit oder Tod!, 2005; Schultz, U., Der König und sein Richter, 2012; Lachenicht, S., Die französische Revolution, 2012; Edelstein, M., La révolution française et la naissance de la démocratie électorale, 2013; Willms, J., Tugend und Terror, 2014; Schröer, C., Republik im Experiment, 2014; Karla, A., Revolution als Zeitgeschichte, 2014
Französisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in Frankreich geltende Recht bzw. das in Frankreich geschaffene Recht. Es ist aus zwei großen Teilgebieten erwachsen. In dem Süden Frankreichs (Gascogne, Roussillon, Navarra, Béarn, Guyenne, Saintogne, Limousin, Lyon, Languedoc, Provence, [überwiegend] Burgund [sowie Savoyen]) gilt seit dem Untergang des weströmischen Reiches (476) das in vereinfachter Form (→Breviarium Alaricianum, Breviar Alarichs) fortgeführte römische Recht als Schriftrecht fort (franz. droit [M.] écrit) und wird an den in dem Hochmittelalter entstehenden Universitäten (Montpellier, Toulouse und Orléans) gelehrt. Nördlich der Loire bilden sich auf der Grundlage der fränkischen Volksrechte (→Pactus legis Salicae) schätzungsweise 360 örtliche oder gebietliche Gewohnheiten (franz. [F.Pl.] →Coutumes, pays de droit coutumier). Sie werden seit dem 13. Jahrhundert nichtamtlich aufgezeichnet. Besonders bekannt sind die →coutumes de Beauvaisis des Philippe de →Beaumanoir (1283). 1454 wird die amtliche Aufzeichnung von dem König geboten. In dem 16. Jahrhundert entsteht eine glanzvolle französische Rechtswissenschaft (lat. →mos [M.] Gallicus) mit dem Mittelpunkt in Bourges (Budé, Duarenus, Cujas/Cuiacius, Doneau/Donellus, Favre, Gothofredus, Du Moulin, Domat, Charondas, Bourjon, Pothier). Gewicht gewinnen einzelne königliche ordonnances (1510, 1539, 1566, 1579, 1667, 1673, 1681, 1731, 1735, 1745, 1747). Mit dem Edikt von Saint-Germain (1679) erhält jede juristische Fakultät eine Professur für französisches Zivilrecht. Die Aufklärung erweckt ein Streben nach allgemeinen Rechtsregeln. An dem 3. 9. 1791 kündigt die Verfassung ein einheitliches bürgerliches Gesetzbuch (franz. Code [M.] des lois civiles communes) an, doch werden drei Entwürfe nicht verabschiedet und nur Einzelgesetze gegen Kirche und Adel erlassen (sog. droit [M.] intermédiaire). Nach der Machtergreifung Napoléons (9. 11. 1799, zunächst als erster Konul) entstehen binnen weniger Jahre ein →Code civil des Français (Bürgerliches Gesetzbuch 1804), ein einer ordonnance von 1667 eng folgender, das europäische Zivilprozessrecht des 19. Jahrhunderts wesentlich bestimmender →Code de procédure civile (Zivilverfahrensgesetzbuch, in Kraft zu dem 1. 1. 1807), ein Code de commerce (Handelsgesetzbuch 1807), ein Code de l’instruction criminelle (Strafverfahrensgesetzbuch 1808) und ein →Code pénal (Strafgesetzbuch 1810). Sie beeinflussen das Recht vieler Staaten (u. a. des linksrheinischen deutschsprachigen Gebiets) und gelten trotz erheblicher Abänderungen (beispielsweise Loi Naquet 1884, Reformen von 1975 und 2004 in dem Ehescheidungsrecht, 1999 Gesetz über den Pacte civil de solidarité, Relativierung des Eigentums, Höchstpreise, Verbraucherschutz, Gefährdungshaftung) teilweise noch in der Gegenwart. Allerdings ist der Versuch Napoleons, das partikulare Recht der europäischen Länder durch einheitliche französische Gesetzbücher zu ersetzen, nicht wirklich erfolgreich. 1958 wird ein neuer Code de procédure pénale (Strafprozessgesetzbuch) geschaffen, (1975 bzw.) 1976/81 ein Nouveau code de procédure civile (Neues Zivilprozessgesetzbuch), seit 1989 ein neues Strafgesetzbuch. Das Handelsgesetzbuch erfährt schon seit 1867 erhebliche Veränderungen.
Lit.: Boucher D’Argis, A., Lettres d’un magistrat de Paris à un magistrat de province sur le droit Romain, 1782, hg. v. Wolodkiewicz, W., 1984; Glasson, E., Histoire du droit et des institutions de la France, Bd. 1ff. 1887ff.; Brissaud, J., Manuel d’histoire du droit français, 1898; Eberstadt, R., Das französische Gewerberecht, 1899; Lefebvre, C., Leçons d’introduction à l’histoire du droit matrimonial français, 1899; Caillemer, R., Études sur les successions au moyen-âge, 1901; Egger, A., Vermögenshaftung und Hypothek nach fränkischem Recht, 1903; Bauchond, M., La justice criminelle du magistrat de Valenciennes, 1904; Euler, H., Recht und Staat in den Romanen des Crestien von Troyes, 1906; Senn, F., L’institution des vidamies en France, 1907; Perrot, E., Les cas royaux, 1910; Laplanche, J. de, La réserve coutumiaire, 1925; Chénon, E., Histoire générale du droit français public et privé, Bd. 1f. 1926ff.; Regnault, H., Les ordonnances civiles du chancelier Daguesseau, 1929; Mitteis, H., Die germanischen Grundlagen des französischen Rechts, ZRG GA 63 (1943), 136; Viard, P., Histoire du droit privé français (1789-1830), 1931; Bloch., M., Les caractères originaux de l’histoire rurale française 1931; Les lois et coutumes de Saint-Amand, hg. v. Meijers, E. u. a., 1934; Olivier-Martin, F., L’organisation corporative de la France d’ancien régime, 1938; Mitteis, H., Die germanischen Grundlagen des französischen Rechtes, ZRG GA 63 (1943), 137; Decugis, H., Les étapes du droit, 1942; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 1948, Neudruck 1988; Bongert, Y., Recherches sur les cours, 1949; Woopen, A., Die neuere Entwicklung des französischen Familienrechts, Diss. jur. Bonn 1953; Buisson, L., König Ludwig IX., der Heilige, und das Recht, 1954; Waldersee, J. Graf v., Ehe und Familie in der großen französischen Revolution, Diss. jur. Bonn 1957; Sicard, G., Le métayage, (um 1958); Timbal, P. u. a., Histoire des institutions publiques et des faits sociaux, 2. A. 1961, 10. A. 2000; Guenée, B., Tribunaux et gens de justice dans le bailliage de Senlis, 1963; Lohmann, F., Jean Paul Marat und das Strafrecht in der französischen Revolution, 1963; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Rasenack, C., Gesetz und Verordnung in Frankreich seit 1789, 1967; Timbal, P. u. a., Les obligations contractuelles dans le droit français des 13e et 14e siècles, Bd. 1f. 1973ff.; Kölsch, M., Recht und Macht bei Montaigne, 1974; Basdevant-Gaudemet, B., Aux origines de l’Ètat moderne, Charles Loyseau 1564-1627, 1977; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts, 1977; Lafon, J., Les députés du commerce et l’ordonnance de Mars 1673, 1979; Gouron, A., La science du droit dans le midi, 1984; Endres, P., Die französische Prozessrechtslehre, 1985; Ourliac, P./Gazzaniga, J., Histoire du droit privé, 1985; Le cartulaire de la Selve, hg. v. Ourliac, P. u. a., 1985; Harouel, J. u. a., Histoire des institutions de l’époque Franque à la Revolution, 1987, 9. 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Schulze, R., 1994; Hilaire, J., La vie du droit, 1994; Recht im frühmittelalterlichen Gallien, hg. v. Siems, H., 1995; Verwaltung und Verwaltungsrecht in Frankreich und England, hg. v. Heyen, E., 1996; Halpérin, J., Histoire du droit privé français depuis 1804, 1996; Köbler, G., Rechtsfranzösisch, 4. A. 2004; Gläser, M., Lehre und Rechtsprechung im französischen Zivilrecht des 19. Jahrhunderts, 1996; Kern, B., Die französische Gesetzgebung unter Napoleon, (in) JuS 1997, 11; Gaudemet, J., Les naissances du droit, 1997, 4. A. 2006; Bart, J., Histoire du droit privé, 1998; Wandel von Recht und Rechtsbewusstsein in Frankreich und Deutschland, hg. v. Jurt (!), J. u. a., 1999; Thireau, J., Introduction historique au droit, 2001; Wadle, E., Französisches Recht in Deutschland, 2002; Carbasse, J., Introduction historique au droit, 2003; Guillot, O./Rigaudière, A./Sassier, Y., Pouvoirs et institutions dans la France médiévale, Bd. 1f. 2003; Bart, J., Du droit de la province au droit de la nation, 2004; Pfister, L., Introduction historique au droit privé, 2004; Halpérin, J., Rechtsgeschichte in Frankreich (1982-2003), (in) ZNR 26 (2004), 282; Descamps, O., Les origines de la responsabilité pour faute personnelle dans le code civil de 1804, 2005; 1806 - 1976 – 2006; De la commémoration d’un code à l’autre, hg. v. Cadiet, L. u. a., 2006; Leuwers, H., L’invention du barreau français 1660-1830, 2006; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justizverfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Dictionnaire historique des juristes français, hg. v. Arabeyre, P. u. a., 2007; Hamza, G., Die römischrechtliche Tradition und die Entwicklung des Privatrechts in Frankreich, (in) Ius Romanum Schola Sapientiae, 2009, 167ff.; Kaucher, M., Die französische Spezialgerichtsbarkeit unter Napoleon, 2010; Klein, J., Die Unwirksamkeit von Verträgen nach französischem Recht, 2010; Grilli, A., Il difficile amalgama, 2012; Petersen, J., Montaignes Erschließung der Grundlagen des Rechts, 2019; Vogl, T., Der Einfluss des französischen Rechts auf die Entwicklung der Handelsgerichtsbarkeit in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2021
Französische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische sowie das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 in dem Deutschen Reich eingerichtete Besatzungszone Frankreichs (vor allem in Südbaden, Südwürttemberg-Hohenzollern, Rheinland-Pfalz), die an dem 8. 4. 1949 der Bizone angeschlossen wird und an dem 23. 5. 1949 in der →Bundesrepublik Deutschland aufgeht.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Frau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. I 126,25, 629,31) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der erwachsene weibliche Mensch. In einer patriarchalischen Gesellschaft ist die Frau dem Mann als Folge durchschnittlich geringerer Körperkraft und zusätzlicher Belastung durch Schwangerschaft(en) rechtlich nicht in jeder Beziehung gleichgestellt. In dem altrömischen Recht steht die Frau grundsätzlich in der Hausgewalt (lat. [F.] manus, Hand) des Ehemanns (, die mündige Frau sui iuris unter Geschlechtsvormundschaft, lat. tutela [F.] iuris), in dem Frühmittelalter in der Hausgewalt (ahd. munt) des Ehemanns oder der Vormundschaft des nächsten mündigen männlichen Verwandten. Ihre durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 21 Jahre. Auch das Christentum unterstellt auf der Grundlage der wohl von Männern geformten Schöpfungsgeschichte der jüdisch-christlichen Bibel die Frau grundsätzlich dem Mann. In dem Alemannien des Frühmittelalters können Töchter Grundstücke erben, doch scheint ihr Erbrecht gesellschaftlich weniger fest verankert zu sein, und können verheiratete Frauen teils mit und teils ohne Ehemann über Erbgut verfügen. Die Stellung der Frau bessert sich mit ihrem Eintritt in die Marktwirtschaft als Erbin eines Kaufmanns (Kauffrau). In dem 16. Jahrhundert bricht, wenn auch noch ohne bestimmte rechtliche Folgen, die Erörterung über die Gleichrangigkeit der Geschlechter auf. In dem Zuge der Aufklärung verlangen zuerst einzelne Frauen die Angleichung bzw. die grundsätzliche Gleichstellung (Dorothea Erxleben geborene Leporin in Halle 1754, Mary Wollstonecraft). Dies verstärkt sich mit der französischen Revolution von 1789 (Olympe de Gouges 1791 Erklärung der Frauen- und Bürgerinnenrechte). Vereinzelt treten in Deutschland Frauen auch in dem Umkreis der politischen Unruhen des Jahres 1848 hervor. 1865 wird ein Allgemeiner Deutscher Frauenverein gegründet. Danach werden 1869 in Preußen die Schranken der Handlungsfähigkeit aufgehoben und wird 1877 in dem (zweiten) Deutschen Reich den Frauen Prozessfähigkeit gewährt. 1869 beginnt zwar das Studium von Frauen in Deutschland, doch lehnt noch 1892 die medizinische Fakultät der Universität Berlin die Zulassung von Frauen wegen des in der Natur der Dinge begründeten Unterschieds in den geistigen Gewohnheiten und der Lebensauffassung ab, obwohl seit 1878 Frauen in Cambridge und Oxford mit Einschränkungen studieren dürfen. 1894 erwächst aus unterschiedlichen Flügeln der Frauenbewegung (Helene Lange, Gertrud Bäumer, Minna Cauer, Anita Augspurg 1857-1943 Dr. iur. Zürich 1897/1898) der Bund deutscher Frauenvereine. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch (des Deutschen Reiches von 1896/1900) erhält die Frau Anteil an der elterlichen Gewalt. Sie wird ab 1900 zu dem Studium (1900 Baden, 1903 Bayern, 1904 Württemberg, 1906 Sachsen, Preußen 1908, Mecklenburg 1909, Österreich 1919, in dem Deutschen Reich 1911 43 Rechtsstudentinnen, 1917 117, 1920/1921 2,58 Prozent der juristischen Studierenden, 1932/1933 6 Prozent, Anita Augspurg erste deutschsprachige juristische Doktorin, erste habilitierte deutsche Juristin Magdalene Schoch, erste Habilitation der Anatomin Dr. Adele Hartmann in München 1918, erste Dr. h. c. der Rechte Marianne Weber, 1919 gleichberechtigte Zulassung zu allen öffentlichen Ämtern, erste planmäßige Richterin Maria Hagemayer Juni 1928 Landgericht Bonn, erste Habilitation einer Juristin 1932 bei Albrecht Mendelssohn-Bartholdy in Hamburg, 1948 erste ordentliche Professorin der Rechtswissenschaft in dem deutschen Sprachraum Gertrud Schubart-Fikentscher in Halle), 1919 zu Wahlen (New Jersey 1776-1807, Pitcairn 1838, Wyoming 1869, Pariser Kommune 1871-1871, Neuseeland 1893/1919, Südaustralien 1894, Australien 1902, Finnland 1906, Norwegen 1913, Island 1915, Dänemark 1915, Sowjetunion 1917, Kanada 1918, Österreich 1919, Vereinigte Staaten von Amerika 1920, Großbritannien 1928, Türkei 1930/1934, Spanien 1931, Frankreich 1944, Italien 1945/1946, Ungarn 1945, Japan 1945, Belgien 1946, China 1949, Indien 1950, Schweiz 1971, Liechtenstein 1984, Südafrika 1994, Afghanistan 2003, Kuweit 2005) und (1. 7.) 1922 zu den Ämtern der Rechtspflege (1924 erste Gerichtsassessorin) zugelassen. Die Verfassung des Deutschen Reiches (1919) und das Bundesverfassungsgesetz Österreichs (1920) erkennen die Gleichberechtigung der Geschlechter grundsätzlich an. Zu dem 31. 3. 1953 erklärt das Bundesverfassungsgericht alles dem Gleichberechtigungsgrundsatz des Grundgesetzes entgegenstehende Recht als außer Kraft. Weitere wichtige rechtliche Veränderungen schließen sich an (1965 Berufung der ersten Professorin in der Rechtswissenschaft, 1973 Strafrecht, 1976 Familienrecht, 1980 Arbeitsrecht, 1983, 1987, 1992 Rentenrecht). 1979 wird weltweit eine Vereinbarung zu der Abschaffung aller Formen der Diskriminierung von Frauen beschlossen. 1995 erklärt der Europäische Gerichtshof eine Bevorzugung einer Frau nur wegen ihrer Eigenschaft als Frau für rechtswidrig. Auf die Länge scheint das veränderte Weltbild der Frau das durch den medizinischen Fortschritt ermöglichte Wachstum der Menschheit auszugleichen.
Lit.: Kaser § 12; Hübner; Köbler, WAS; Weinhold, K., Die deutschen Frauen im Mittelalter, 1882, 3. A. 1887; Bartsch, R., Die Rechtsstellung der Frau, 1903; Weber, M., Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung, 1907; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Schubart-Fikentscher, G., Das Recht der Frau nach dem Sachsenspiegel, (in) Die Frau 41 (1933/1934), 28; Schmelzeisen, G., Die Stellung der Frau in der deutschen Stadtwirtschaft, 1935; Barchewitz, J., Von der Wirtschaftstätigkeit der Frau, 1937; Merschberger, G., Die Rechtsstellung der germanischen Frau, ZRG GA 58 (1938), 824; Heß, L., Die deutschen Frauenberufe des Mittelalters, 1940; Pesle, O., La femme musulmane, 1946; Vogelsang, T., Die Frau als Herrscherin im hohen Mittelalter, 1954; Scheffler, E., Die Stellung der Frau, 1970; Pauli, L., Infirmitas sexus, 1975; Schwanecke, I., Die Gleichberechtigung der Frau unter der Weimarer Reichsverfassung, 1977; Frauen in der Geschichte, hg. v. 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Kleiner, D./Matheson, S., 1996; Walther, W., Die Frau im Islam, 1997; Rosenbusch, U., Die Belagerung der männlichen Rechtsburg, (in) JuS 1997, 1062; Frauen in der Geschichte des Rechts, hg. v. Gerhard, U., 1997; Ziegler, S., Frauennachtarbeit, 1997; Frauen arbeiten, hg. v. Budde, G., 1997; Ziolkowski, K., Frauendiskriminierung, 1997; Byok, N., Die rechtliche Stellung der Frau im alten Ägypten, Diss. jur. Berlin 1997; Nave-Herz, R., Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland, 1997; Stretton, T., Women waging law, 1998; Rosenbusch, U., Der Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland, 1998; Hufton, O., Frauenleben, 1998; Recht, Geschlecht und Gerechtigkeit, hg. v. Floßmann, U., 1998; Bors, M., Bescholtene Frauen vor Gericht, 1998; Esser, C., Rechtsstellung und Ansprüche der Ehefrau, Diss. jur. 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Temporini-Gräfin Vitzthum, H., 2002; Lauterer, H., Parlamentarierinnen in Deutschland 1918/19 bis 1949, 2002; Schulz, K., Der lange Atem der Provokation, 2002; Lauterer, H., Geschichte des Frauenstimmrechts, (in) Universitas 2003, 801; Frauen und Kirche, hg. v. Schmitt, S., 2002; Die Macht der Frauen, hg. v. Finger, H., 2003; Geldsetzer, S., Frauen auf Kreuzzügen 1096-1291, 2003; Höbenreich, E./Rizzelli, G., Fragmente einer juristischen Geschichte der Frauen im antiken Rom, 2003; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Les femmes antiques, hg. v. Frei-Stolba, R., 2003; Malamud, S., Die Ächtung des Bösen, 2003; Godineau, D., Les femmes dans la société française 16e-18e siècle, 2003; Wischermann, U., Frauen und Öffentlichkeiten um 1900, 2003; Barth, R., Frauen die Geschichte machten, 2004; Schötz, S., Handelsfrauen in Leipzig, 2004; Frauen in der frühen Neuzeit, hg. v. Bonnet, A., u. a., 2004; Frauenrechtsgeschichte, hg. v. 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Meder, S. u. a., 2006; Schaser, A., Frauenbewegung in Deutschland 1815-1933, 2006; Ilan, T., Jewish Women in Greco-Roman Palestine, 2006; Rottloff, A., Lebensbilder römischer Frauen, 2006; Lindner, A., 100 Jahre Frauenkriminalität, 2006; Stavrianopoulou, S., Gruppenbild mit Dame, 2006; Die Stellung der Frau im islamischen Religionsunterricht, hg. v. Oebbecke, J. u. a., 2006; Röhrig, A., Klug, schön, gefährlich – Die hundert berühmtesten Frauen der Weltgeschichte, 2007; Die Vereinten Nationen und neuere Entwicklungen der Frauenrechte, hg. v. Schorlemer, S. v., 2007; Balaş, O., Reprezentǎri ale feminitǎţii în eposul germanic medieval (Die Darstellung der Weiblichkeit im mittelalterlichen germanischen Epos), 2007; Beattie, C., Medieval Single Women, 2007; Hartmann, E., Frauen in der Antike, 2007; Vogt, A., Vom Hintereingang zum Hauptportal?, 2007; Riedel, T., Gleiches Recht für Mann und Frau, 2008; Majer, D., Frauen - Revolution - Recht, 2008; Grochowina, N., Das Eigentum der Frauen, 2009; Hauch, G., Frauen bewegen Politik - Österreich 1848-1938, 2009; Une démographie au féminin, hg. v. Oris, M. u. a., 2009; Diewald-Kerkmann, G., Frauen, Terrorismus und Justiz, 2009; Ross, S., The Birth of Feminism, 2009; Die Rechtsstellung der Frau um 1900, hg. v. Meder, S., 2010; Augustae. Machtbewusste Frauen am römischen Kaiserhof, hg. v. Kolb, A., 2010; Der Weg an die Universität, hg. v. Maurer, T., 2010; Breith, A., Textaneignung - Das Frauenlegendar der Lichtenthaler Schreibmeisterin Schwester Regula, 2010; Störgröße „F“ - Frauenstudium, hg. v. Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, 2010; Zellmer, E., Töchter der Revolte?, 2011; Koloch, S., Frauen im Kulturprozess der frühen Neuzeit, 2011; Röwekamp, M., Die ersten deutschen Juristinnen, 2011; Karl, M., Die Geschichte der Frauenbewegung, 2011; Die Kaiserinnen des Mittelalters, hg. v. Fössel, A., 2011; Female vita religiosa between Late Antiquity and the High Middle, hg. v. Melville, G. u. a., 2011; Cordes, O., Frauen als Wegbereiter des Rechts, 2012; The Struggle for Female Suffrage in Europe, hg. v. Rodrigues Ruiz, B. u. a., 2012; Carius, H., Recht durch Eigentum - Frauen vor dem Jenaer Hofgericht, 2012; A Companion to Women in the Ancient World, hg. v. James, S. u. a., 2012; Reuthner, R., Platons Schwestern, 2013; Gerhard, U., Die Frau als Rechtsperson, ZRG GA 130 (2013), 281; Augsburg, A., Rechtspolitische Schriften, hg. v. Henke, C., 2013; Meiners, A., Die Stunde der Frauen, 2013; Biographia – Lexikon österreichischer Frauen, hg. v. Korotin, I., 2014; Bock, G., Geschlechtergeschichten der Neuzeit, 2014; Schulz, K., Sozialistische Frauenorganisationen, (in) HZ 299 (2013), 653; Die Anfänge des Frauenstudiums in Württemberg, hg. v. Hardtmann, G. u. a., 2014; Lifshitz, F., Religious Women in Early Carolingian Francia, 2014; Eingreifende Denkerinnen, hg. v. Gilcher-Holtey, I., 2015; Busch, A., Die Frauen der theodosianischen Dynastie, 2015; Mächtige Frauen?, hg. v. Zey, C., 2015; Frauen in Sachsen-Anhalt, hg. v. Labouvie, E., 2015; Birn, M., Die Anfänge des Frauenstudiums in Deutschland, 2015 (1869-1918); Cordes, O., Marie Munk (1885-1978), 2015; Stöcker, H., Lebenserinnerungen, 2015; Eichel, H., Elisabeth Seibert und die Gleichstellung der Frauen, 2015; Greschat, K., Gelehrte Frauen des frühen Christentums, 2015 (12); Limbach, J., „Wahre Hyänen“ – Pauline Staegemann, 2016 (Urgroßmutter Limbachs); Nash, P., Empress Adelheid and Countess Matilda, 2017 (kaum Neues); Ramos Núñez, C. u. a., Trinidad María Enriquez – Una abogada en los Andes, 2017; Richter, H. u. a., Frauenwahlrecht, 2018; Aubele, K., Vertriebene Frauen in der Bundesrepublik Deutschland, 2018; Peck, L., Women of Fortunes – Money, Marriage and Murder in Early Modern England, 2018; Hansen, M., Erna Scheffler (1893-1983), 2019; Erinnern, vergessen, umdeuten?, Europäische Frauenbewegungen im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Schaser, A, u. a., 2019; Kernbauer, A. u. a., Frauen in den Rechts- und Staatswissenschaften der Universität Graz, 2019; Briatte, A., Bevormundete Staatsbürgerinnen –Die „radikale“ Frauenbewegung im Deutschen Kaiserreich, 2020; Liebig, S./Übel, B., 19. Januar 1919 – Frauenwahlrecht, 2020; Frauenbewegungen des 19. Jahrhunderts, hg. v. Fischer/Berlis/De Groot, 2020; Schalk, C. van/Michel, K., Die Wahrheit über Eva – Die Erfindung der Ungleichheit von Frauen und Männern, 2020 (als Folge der Landwirtschaft Zunahme der Geburtenzahl und ausschließliche Zuordnung der Nachwuchspflege an die Frau mit religionskultureller Unterstützung); Women Intellectuals and Leaders in the Middle Ages, hg. v. Kerby-Fulton, K. u. a., 2020; Conrad, R., Salus in manu feminae – Herrschaftsteilhabe und Memoria der Kaiserin Richenza (1087/89-1141), 2020; 100 Jahre Frauenwahlrecht im deutschen Südwesten, hg. v. Holtz, S. u. a., 2021; Frauenwahlrecht – umstrittenes Erinnern, hg. v. Bader-Zaar, B./Bosch, M., 2021; Pelinka, S., Der politische Aufstieg von Frauen – am Beispiel von Eleanor Roosevelt, Indira Gandhi und Margaret Thatcher, 2021
Fraubrunnen (1246-1528) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort in der Schweiz bei Bern
Lit.: Leuzinger, J., Das Zisterzienserinnenkloster Fraubrunnen, 2008
Frauenarbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1534 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Arbeit der →Frau außerhalb des Haushalts und der Familie. Sie gewinnt vor allem seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert angesichts der allgemeinen Kommerzialisierung und Monetarisierung des menschlichen Lebens in den Industriegesellschaften an Bedeutung. Politisches Ziel ist seitdem die Gleichheit der Arbeit von Frau und Mann sowie ihrer Entlohnung.
Lit.: Baltl/Kocher; Müller, W./Willms, A./Handl, J., Strukturwandel der Frauenarbeit 1880-1980, 1983; Werkstetter, C., Frauen im Augsburger Zunfthandwerk, 2001
Frauenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 15. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1446 [KonstanzHäuserb. II 534] in 9 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in deutschen Städten seit dem Spätmittelalter als stadteigene Einrichtung erkennbare Bordell. In der Gegenwart ist Frauenhaus die Zufluchtsstätte misshandelter Frauen.
Lit.: Schuster, P., Das Frauenhaus, 1992
Frauenraub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1516 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die gewaltsame Entführung einer Frau (zwecks Eheschließung). Der Frauenraub führt in der Frühzeit wohl oft zu Fehde und begründet keine Ehe (str.). In dem Frühmittelalter ist Buße zu leisten. Die →Constitutio Criminalis Carolina (1532) übernimmt die Todesstrafe des römischen Rechtes (C. 9, 13). Die Aufklärung sieht den Frauenraub als Freiheitsdelikt an.
Lit.: Dargun, L., Mutterrecht und Raubehe, 1883; Gössler, Die Entführung, Diss. jur. Rostock, 1903; Köstler, R., Raub-, Kauf- und Friedelehe bei den Germanen, ZRG GA 63 (1943), 92; Boes, W., Frauenraub und Raubehe bei den westgermanischen Stämmen des Merowingerreiches, Diss. jur. Bonn 1956
Frauenstimme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in dem 13. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stimme einer Frau
Frauenstimmrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1897 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Frau, Wahlrecht
fraus, frūs, lat., F., Betrug, Hinterlist, hinterlistige Täuschung, Bosheit, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *dʰu̯er‑, *dʰu̯erə-, V., täuschen, schädigen, (actio de dolo, exceptio doli möglich)
Lit.: Behrends, O., Die fraus legis, 1982
Freckenhorst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Kloster in Warendorf in dem Münsterland mit einer altsächsischen Heberolle des 11. Jahrhunderts oder von 1116/1119
fredus, fritus, anfrk.-lat., N., Friede, Friedensgeld, PLSal (507-511?), s. (anfrk.-)latein_a_z.docx,vgl. germ. *friþu-, *friþuz, st. M. (u), Liebe, Freundschaft, Friede, vgl. idg. *peri-, Adv., nahe, bei
Fredus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt- nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 6. Jahrhundert [Cap. I 1 S. 6] in 25 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in dem →Kompositionensystem des Frühmittelalters (Franken, Alemannen, Bayern, Sachsen, Thüringer, Friesen) bei einem Unrechtserfolg in verschiedenen Fällen (nicht an den Verletzten, sondern) an den König, Grafen, Fiskus oder die Kirche in unterschiedlicher Höhe zu entrichtende Friedensgeld (beispielsweise ein Drittel der Buße oder des Wergelds)
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 91; Köbler, LAW; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, Habilitationsschrift Leipzig 2003 (ungedruckt)
Freher, Marquard (Augsburg 26. 7. 1565-Heidelberg 13. 5. 1614), Sohn des Kanzlers der Kurpfalz, wird nach dem Rechtsstudium in Altdorf und Bourges (Cujas) Rat in der Pfalz und von 1596 bis 1598 Professor in Heidelberg, danach Hofgerichtsvizepräsident. Er veröffentlicht eine Reihe deutscher Geschichtsquellen und verfasst daneben eigene Abhandlungen. S. Google
Lit.: Freher, M., Germanicarum rerum scriptores, 1600ff.; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1 1880, Neudruck 1957, 1978, 680; Schwan, B., Das juristische Schaffen Marquard Frehers, 1984
frei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jh. bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibung] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Langobardischen und dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 283, I 568, II 488] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ungebunden, eigenständig
Freibauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1619 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1531 [Laijische Anzeigung Bv] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Freier, Bauer
Lit.: Bader, K., Die freien Bauern im Breisgau und die freien Bauern am Oberrhein, 1936; Wernli, F., Die mittelalterliche Bauernfreiheit, 1959; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992
Freiberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [NÖsterr./ÖW. VIII 190] in allgemeiner Bedeutung in 5 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. bzw. N.) ist die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründete sächsische Stadt, deren zwischen 1210 und 1218 verliehenes, ziemlich selbständiges Stadtrecht in einer 1296-1307 entstandenen Prachthandschrift und 4 weiteren Handschriften überliefert ist. In dem Stadtrecht finden sich erste zusammenhängende Regelungen des erstmals in der Kulmer Handfeste (1233) erwähnten Freiberger Bergrechts ([lat.] ius [N.] Frybergense mit freiem Schürfrecht), die in Bergrechten von 1307-1328 bzw. 1346-1375 vertieft werden. 1572 wird das Stadtrecht von den kursächsischen Konstitutionen verdrängt.
Lit.: Ermisch, H., Das sächsische Bergrecht des Mittelalters, 1887; Ermisch, H., Das Freiberger Stadtrecht, 1889; Retzlaff, H., Die Entwicklung des Rechtsgangs nach dem Freiberger Stadtrechtsbuch, 1929; Unger, M., Stadtgemeinde und Bergwesen Freibergs, Diss. phil. Leipzig 1957; Clauss, H./Kube, S., Freier Berg und vermessenes Erbe, 1957; Löscher, H., Zur Frühgeschichte des Freiberger Bergrechts, ZRG GA 76 (1959), 343ff.; Unger, M., Stadtgemeinde und Bergwesen Freibergs im Mittelalter, 1963; Geschichte der Bergstadt Freiberg, hg. v. Kasper, H. u. a., 1986; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 81; Stadt Freiberg, hg. v. Hoffmann, Y. u. a., 2003
Freibrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1290 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1321 [Burghausen Huber 36] in 46 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die (mindestens) eine Freiheit enthaltende Urkunde (Brief).
Lit.: Lerchenfeld, G. v., Die altbayerischen landständischen Freiheitsbriefe, 1853; Nebinger, G., Geburts- und Freibriefe 1543-1700 der Reichsstadt Kempten, (in) Blätter des bay. Landesvereins für Familienkunde 51 (1988), 60ff.
Freiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) im Breisgau ist der möglicherweise 1091 durch Herzog Berthold II. von Zähringen neben einem bereits römerzeitlich besiedelten Burgberg (Schlossberg) gegründete, vielleicht 1120 durch Herzog Konrad von Zähringen um (oder auf) einen Markt (lat. [N.] forum) oder eine Stadt (lat. [F.] civitas) erweiterte, (Gewerbetätigkeit bezeugende?,) wohl um 1150 ummauerte Ort an dem Ausfluss der Dreisam aus dem Schwarzwald, dem der Herzog von Zähringen als Ortsherr bei Gelegenheit der Erweiterung ein berühmtes Stadtrechtsprivileg für die (lat.) mercatores (M.Pl.) personati (namhaften Kaufleute) erteilt (str., Diessenhofen 1178, Freiburg im Üchtland um 1175, Flumet 1228, Kenzingen 1249). 1368 unterstellt sich Freiburg (1385 rund 9000 Einwohner, 1500 rund 7000 Einwohner) Habsburg (1415-1457 Reichsstadt). 1457 wird eine Universität eingerichtet. 1520 tritt ein von Ulricus Zasius (Ulrich Zäsy) verfasstes, fünfteilig in Prozess, Schulden und Sachen, Familien und Erbe, Baurecht und Strafrecht gegliedertes, reformiertes Stadtrecht in Kraft, das bis 1781 (Allgemeine Gerichtsordnung)/1787 (Josephinisches Gesetzbuch)/1810 (Badisches Landrecht) gilt und auf Tirol (1526), Rheinfelden (1530), Württemberg (1555), Solms 1571, Frankfurt am Main (1578), Pfalz (1582), Katzenelnbogen (1591), Solothurn (1604), Baden (1654), Basel (1719) und Mainz (1755) ausstrahlt. 1805/1806 fällt Freiburg von Habsburg bzw. Vorderösterreich an Baden und damit 1951/1952 an Baden-Württemberg.
Lit.: Schreiber, H., Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, 1857; Flamm, H., Geschichtliche Ortsbeschreibung der Stadt Freiburg im Breisgau, Häuserstand 1400-1806, 1903; Flamm, H., Der wirtschaftliche Niedergang Freiburgs, 1905; Joachim, H., Gilde und Stadtgemeinde in Freiburg im Breisgau, (in) FG A. Hagedorn, 1906, 25; Rietschel, S., Neue Studien über die älteren Stadtrechte von Freiburg im Breisgau, 1907; Beyerle, F., Untersuchungen zur Geschichte des älteren Stadtrechtes von Freiburg i. Br. und Villingen a. Schw., 1910; Rietschel, S., Das Freiburger Stadtrecht, ZRG GA 33 (1912), 471; Albert, P., Achthundert Jahre Freiburg im Breisgau, 1920; Below, G. v., Deutsche Städtegründung, 1920; Below, G. v., Zur Deutung des ältesten Freiburger Stadtrechts, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für Geschichte zu Freiburg 36 (1920); Müller, K., Geschichte der Getreidehandelspolitik, 1926; Bastian, J., Der Freiburger Oberhof, 1934; Schindler, G., Verbrechen und Strafen im Recht der Stadt Freiburg, 1937; Freiburger Urkundenbuch, bearb. v. Hefele, F., Bd. 1ff. 1938ff.; Gerber, H., Der Wandel der Rechtsgestalt der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg im Breisgau, (1957); Aus der Geschichte der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät zu Freiburg im Breisgau, hg. v. Wolff, H., 1957; Knoche, H., Ulrich Zasius und das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1957; Freiburg im Breisgau, hg. v. statistischen Landesamt Baden-Württemberg, 1965; Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Schlesinger, W., Das älteste Freiburger Stadtrecht, ZRG GA 83 (1966), 63; Heinemeyer, W., Der Freiburger Stadtrodel, ZRG GA 83 (1966), 116; Nehlsen, H., Die Freiburger Familie Snewlin, 1967; Sauter, H., Studien zum mittelalterlichen Privatrecht der Stadt Freiburg, 1969; Brandl, H., Der Stadtwald von Freiburg, 1970; Diestelkamp, B., Gibt es eine Freiburger Gründungsurkunde aus dem Jahr 1120?, 1973; Nüwe Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg, hg. v. Köbler, G., 1986, 2. A. 2008 (Internet http://www.koeblergerhard.de/Fontes/NueweStattrechtenundStatutenFreiburgimBreisgau1520.pdf); Köbler, G., Mercatores personati, (in) FS L. Carlen, 1989, 157; Nasall, W., Das Freiburger Stadtrecht von 1520, 1989; Die Freiburger Universität in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. John, E. u. a., 1991; Blattmann, M., Die Freiburger Stadtrechte zur Zeit der Zähringer, 1991; Speck, D., Die vorderösterreichischen Landstände, Bd. 1f. 1994; Freiburg 1091-1120. Neue Forschungen zu den Anfängen der Stadt, hg. v. Schadek, H. u. a., 1995, 2. A. 2001; Geschichte der Stadt Freiburg, hg. v. Haumann, H. u. a., Bd. 1ff. 1996, 2. A. 2001; Kälble, M., Zwischen Herrschaft und bürgerlicher Freiheit, 2001; Bubach, B., Richten, Strafen, Vertragen, 2005; Speck, D., Eine Universität für Freiburg, 2006; Hollerbach, A., Jurisprudenz in Freiburg, 2007; Hundertfünfzig Jahre Amtsgericht Freiburg, hg. v. Kummle, T., 2007
Freiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) im Üchtland wird 1157 von Herzog Berthold IV. von Zähringen gegründet. An dem 28. 6. 1249 erhält es von den Grafen von Kyburg (1218) eine (erneuerte) Stadtrechtsurkunde. 1277 wird es von Habsburg gekauft. 1452 fällt es an Savoyen. 1478 wird es freie Reichsstadt. 1481/1502 tritt es der Eidgenossenschaft der Schweiz bei. 1763 wird eine Rechtsschule geschaffen, die 1889 in einer neuen Universität aufgeht.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Welti, F., Beiträge zur Geschichte des älteren Stadtrechtes von Freiburg im Üchtland, 1908; Vevey, B. de, Les sources du droit du canton de Fribourg, 1932; Vevey, B. de, Le droit de Bulle, 1935; Das Notariatsformularbuch des Ulrich Manot, hg. v. Bruckner, A., 1958; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,449, 3,2,1898; Geschichte des Kantons Freiburg, 1981; Carlen, L. u. a., Hundert Jahre Rechts- und Wirtschaftsgeschichte, 1982; Histoire de l’université de Fribourg/Suisse, hg. v. Ruffieux, R., Bd. 1ff. 1991; Pahud de Mortanges, R./Siffert, R., Das Zivilgesetzbuch für den Kanton Freiburg, (in) Freiburger Zeitschrift für Rechtsprechung 3 (1998), 247ff.; Die Freiburger Handfeste von 1249, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Utz Tremp, K., Fiat littera ad dictamen sapientum, 2012
Freidorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1510 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1515 [RhW. II 1 S. 176] in 6 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google als Ortsname belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) freies und damit reichsunmittelbares Dorf in dem Heiligen römischen Reich, das von dem Mittelalter bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) immer seltener wird
Freier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Adjektiv frei 8. Jh.) ist der nicht von einem anderen Menschen unmittelbar abhängige Mensch. In dem römischen Recht ist insbesondere der römische Bürger (lat. civis [M.] Romanus) frei. Für die Germanen ist es streitig, ob den Kern des einzelnen Volkes eine Vielzahl von Freien bildet. In dem Frühmittelalter stehen sich Adel, Freie, Halbfreie und Unfreie in den Volksrechten vielfach gegenüber, doch ist unklar, wie groß die Zahl der Freien in der wirtschaftlich zunehmend von der →Grundherrschaft gekennzeichneten Gesellschaft ist. Die zeitweise allgemeiner angenommene Lehre von den Königsfreien sieht in den Freien geradezu Abhängige des Königs. In dem Hochmittelalter erwächst für den Bürger der Stadt und vielfach auch den Rodungssiedler eine neue Freiheit (→Stadtluft macht frei, Luft macht frei). In dem frühen 19. Jahrhundert verschafft die Bauernbefreiung (Preußen Edikt von dem 9. 10. 1807 die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner betreffend) allgemeine Freiheit. Damit ist der Begriff des besonderen Freien entbehrlich.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 68, 71, 87, 98; Köbler, WAS; Heck, P., Die Gemeinfreien der karolingischen Volksrechte, 1900; Heck, P., Der Sachsenspiegel und die Stände der Freien, 1905; Molitor, E., Die Stände der Freien in Westfalen und der Sachsenspiegel, 1910; Schweikert, E., Die deutschen edelfreien Geschlechter des Berner Oberlandes, 1911; Ernst, V., Mittelfreie, ZRG GA 41 (1920), 410; Diehl, A., Die Freien der Weibelhube und das Gericht der Siebzehner, (in) Zs. f. württembergische Landesgeschichte 7 (1943), 209; Bosl, K., Frühformen der Gesellschaft im mittelalterlichen Europa, 1964; Wittmann, R., Die Körperverletzung an Freien im klassischen römischen Recht, 1972; Köbler, G., Zur Lehre von den Ständen in fränkischer Zeit, ZRG 89 (1972), 171; Schmidt-Wiegand, R., Fränkische und franko-lateinische Bezeichnungen für soziale Schichten, 1972; Müller, W., Freie Gotteshausleute, ZRG GA 92 (1975), 89; Köbler, G., Die Freien im alemannischen Recht, (in) Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978, 38; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Die abendländische Freiheit, hg. v. Fried, J., 1991
Freie Rechtsschule (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Freirechtsschule, F.) ist die von wenigen unterschiedlichen Forschern bzw. Gruppen vor allem zwischen 1903 und 1914 geprägte Richtung (Schule) der Rechtswissenschaft (Ernst Stampe [1856-1942], Unsere Rechts- und Begriffsbildung, 1907, Freirechtsbewegung, 1911, Ernst Fuchs [1859-1929], Die Gemeinschädlichkeit der konstruktiven Jurisprudenz, 1907, Eugen →Ehrlich [1862-1922], Freie Rechtsfindung und freie Rechtswissenschaft, 1903, H. U. Kantorowicz [1877-1940]), die davon ausgeht, dass die einzelne Fallentscheidung des Richters nicht auf logisch-verstandesmäßiger Unterordnung (Subsumtion) des Sachverhalts unter den Tatbestand der Norm, sondern in Wahrheit auf dem Rechtsgefühl des oder der für die Entscheidung zuständigen Menschen beruhe. Deshalb dürfe und müsse der Richter von dem Gesetz abweichen, sobald dieses bei bloßer Subsumtion zu ungerechten Ergebnissen führen würde, und das lebende Recht nach Maßgabe des Sozialverhaltens in der Gesellschaft feststellen. Seine Aufgabe bestehe mehr in der an dem allgemeinen Wohl ausgerichteten Gesellschaftsgestaltung (Rechtsschöpfung) als in der strengen Normanwendung. Diese Ansichten setzen sich vor allem wegen der durch die Gewaltenteilung und damit die Verfassung vorgegebenen eingeschränkten Aufgabe und Zuständigkeit des Richters nicht wirklich durch. →Freirechtsbewegung (um 1912)
Lit.: Kanigs, H., 25 Jahre Freirechtsbewegung, 1932; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Riebschläger, K., Die Freirechtsbewegung, 1968; Moench, D., Die methodologischen Bestrebungen der Freirechtsbewegung, 1971; Fuchs, E., Gesammelte Schriften, Bd. 1ff. 1970ff.; Muscheler, K., Relativismus und Freirecht, 1984; Rückert, J., Autonomie des Rechts in historischer Perspektive, 1988; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 9. A. 2001, 10. A. 2005; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit, 1996; Bartels-Ishikawa, A., Theodor Sternberg, 1998; Depping, A., Das BGB als Durchgangspunkt, 2002; Vogl. S., Soziale Gesetzgebungspolitik, 2003; Rückert, J., Vom „Freirecht“ zur freien „Wertungsjurisprudenz“, ZRG GA 125 (2008), 199
Freie Stadt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von der ursprünglich bestehenden Herrschaft des Bischofs frei (und damit reichsunmittelbar) gewordene Stadt (Regensburg 1255-1800, Straßburg 1263-1681, Speyer 1294-1801, Worms 1247/73-1801, Mainz 1244/1331-1462, Köln 1288/1475-1801, Bremen 1541/1646, Hamburg 1510-1768, Bescançon 1290/1364-1648, Metz 1180/1210-1552, Toul 1271/1278-1552, Verdun 1156-1552, Cambrai 12. Jahrhundert-1552) des Heiligen römischen Reiches. Die Benennung als freie Stadt wird seit der Mitte des 14. Jahrhunderts, die Benennung als (freie) Reichsstadt an dem Ende des Mittelalters üblich.
Lit.: Arnold, W., Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte, 1854; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967; Möncke, G., Bischofsstadt und Reichsstadt, 1971; Heinig, P., Reichsstädte, freie Städte und Königtum 1389-1450, 1983
Freigelassener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Adjektiv freigelassen - nicht und in DW2 in dem 12. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] libertus) ist der von seinem Herrn durch Rechtsgeschäft mit der Freiheit begabte Unfreie. Der Freigelassene ist in dem römischen Recht rechtsfähig, verbleibt aber unter einer Schutzgewalt (Patronat mit gewisser Abhängigkeit) des bisherigen Herrn. Auch in dem mittelalterlichen Recht steht der Freigelassene dem Freigeborenen nicht in jeder Hinsicht gleich.
Lit.: Kaser §§ 16 II, 58, 62, 66, 69; Söllner §§ 8, 12, 14; Hübner; Köbler, DRG 21, 35, 68, 78, 88, 98; Sohm, R., Die liberti der altgermanischen Zeit, ZRG GA 21 (1900), 20; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges barbarorum, 1991; Mihailescu-Birliba, L., Les affranchis dans les provinces romaines d’illyricum, 2006; Barschdorf, J., Freigelassene in der Spätantike, 2012
Freigericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1405 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Winterswick/Lindner, Veme 333] in 41 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für ein in dem (ersten) Deutschen Reich und dem Heiligen römischen Reich von dem Reich abgeleitetes Gericht (bzw. Gebiet eines solchen Gerichts).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Thudichum, F., Geschichte des freien Gerichts Kaichen, 1858; Herold, F., Gogerichte und Freigerichte in Westfalen, 1909; Müller, W., Das Freigericht Thurlinden, (in) Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte 103 (1966); Hardt-Friederichs, F., Das königliche Freigericht Kaichen, 1975 (mit etwa einem Dutzend Dörfern, 1293 erstmals erwähnt)
Freigraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1398 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1186 in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Graf eines Freigerichts
Freigrafschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [Seibertz, UB. I 343] in 15 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Freigraf 1186 bzw. 1398) ist eine in verschiedenen Teilen des (ersten) Deutschen Reiches und Heiligen römischen Reiches seit dem 12. Jahrhundert auftretende Art der Grafschaft, deren Herkunft ungeklärt ist. Sie ist vielfach mit der Hochgerichtsbarkeit verknüpft. In Westfalen entsteht aus der Freigrafschaft die →Feme.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Brode, R., Freigrafschaft und Vehme, 1886; Herold, F., Gogerichte und Freigerichte in Westfalen, 1908; Waas, A., Zur Frage der Freigrafschaften, vornehmlich in der Wetterau, ZRG GA 38 (1917), 146; Hömberg, A., Grafschaft, Freigrafschaft und Gografschaft, 1949; Metz, W., Studien zur Grafschaftsverfassung Althessens, ZRG GA 71 (19545), 167; Hömberg, A., Die Entstehung der westfälischen Freigrafschaften, 1953
Freigut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1289 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 44 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in unterschiedlicher Weise freie Gut.
Lit.: Wilde, M., Die Ritter- und Freigüter in Nordsachsen, 1997
Freihafen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1769 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1789 [QHambSchiffahrt 393] in 1 Stelle und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der außerhalb des Zollgebiets liegende Hafen (Hamburg 1789).
Freiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Möglichkeit der uneingeschränkten Entfaltung (des Menschen). Für viele Menschen besteht von der Bildung umfangreicherer Gesellschaften an bis in das 19. Jahrhundert keine Freiheit, weil sie nicht dem Stand der →Freien (oder des Adels) angehören, was von grundsätzlich sehr großer Bedeutung ist. Andere erlangen durch Privileg einzelne besondere Freiheiten. In England ist bereits 1215 in der (lat.) Magna Charta (F.) Freiheit vor allem der Schutz (zunächst vor allem der Barone) vor rechtswidriger Verhaftung. (ähnlich Habeas-Corpus-Akte von 1679). Von hier aus fordert John Locke (1632-1704) Leben, Freiheit und Eigentum als unveräußerliche Rechte ein. Erst in der französischen Revolution des Jahres 1789 aber setzt sich unter dem Einfluss der Aufklärung der politische Gedanke einer allgemeinen Freiheit (franz. liberté) des Menschen durch (, die vermutlich in einem vorgeschichtlichen Urzustand ohne weiteres bestand). Umstritten ist die Erklärung der Freiheit als eines Zustands des von einem Herrn Geschütztseins. Die Privatrechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts geht von einer Freiheit in Grenzen aus.
Lit.: Kaser § 16; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 425; Köbler, WAS; Hölzle, E., Die Idee einer altgermanischen Freiheit vor Montesquieu, 1925; Keller, R. v., Freiheitsgarantien für Person und Eigentum im Mittelalter, 1933; Tellenbach, G., Libertas, 1936, Neudruck 1996; Voltelini, H. v., Der Gedanke der allgemeinen Freiheit in den deutschen Rechtsbüchern, ZRG GA 57 (1937), 182; Otto, E., Adel und Freiheit, 1937; Waas, A., Die alte deutsche Freiheit, 1939; Njeussychin, A., Der Freiheitsbegriff im Edikt des Rothari, ZRG GA 66 (1948), 66; Mayer-Maly, T., Zur Rechtsgeschichte der Freiheitsidee in Antike und Mittelalter, (in) Z. f. öff. Recht 6 (1954), 425; Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte, hg. v. Mayer, T., 1955, 4. unv. A. 1981; Roche, J., Libertés publiques, 1968, 12. A. 1997, 14. A. 2002; Reibstein, E., Volkssouveränität und Freiheitsrechte, Bd. 1f. 1972; Hunke, H., Germanische Freiheit im Verständnis der deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichtsschreibung, Diss. jur. Göttingen 1972; Immink, P., La liberté et la peine, 1973; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981; Pleister, W., Persönlichkeit, Wille und Freiheit im Werk Iherings, 1982; Chaimowicz, T., Freiheit und Gleichheit im Denken Montesquieus und Burkes, 1985; Schott, C., Freiheit und libertas, ZRG GA 104 (1987), 84; Battisti, S., Freiheit und Bindung, 1987; Grund- und Freiheitsrechte, hg. v. Birtsch, G., 1987; Lübtow, U. v., Die Freiheit, 1988; Die abendländische Freiheit, hg. v. Fried, J., 1991; Fairén-Guillen, V., Die rechtlichen Mittel gegen Angriffe und Eingriffe in die persönliche Freiheit, ZRG GA 109 (1992), 335; Maier, H., Das Freiheitsproblem in der deutschen Geschichte, 1992; Birtsch, G. u. a., Grundfreiheiten, Menschenrechte 1500-1850, Bd. 1ff. 1991f.; Klementowski, M., Studia nad kszałtowaniem się gwarancji ochrony wolności osobistej w państwie niemieckim (10-14 wiek) (Studien zur Entstehung der Freiheitsgarantien für die Person im deutschen Staat) (10.-14. Jahrhundert), 1994; Gesellschaftliche Freiheit und vertragliche Bindung, hg. v. Kervégan, J. u. a., 1998; Cafagna, E., La libertà, 1998; Kukk, A., Verfassungsgeschichtliche Aspekte zum Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit, 2000; Hofer, S., Freiheit ohne Grenzen? 2001; Schneider, R., Appetitus libertatis – Mittelalterliches Freiheitsstreben ZRG 119 (2002), 27; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003; Altes Reich und Neues Recht, hg. v. Schmidt-von Rhein, G., 2006; Rückert, J., Frei und sozial als Rechtsprinzip, 2006; Binkelmann, C., Theorie der praktischen Freiheit, 2007; Wirsching, A., Der Preis der Freiheit, 2012; Wehrs, N., Protest der Professoren. Der „Bund Freiheit der Wissenschaft“, 2014; Freiheit als Rechtsbegriff, hg. v. Kaufmann, M. u. a., 2016; Würtenberger, T., Symbole der Freiheit – Zu den Wurzeln westlicher politischer Kultur, 2017; Oppelt, M., Gefährliche Freiheit – Rousseau, Lefort und die Ursprünge der radikalen Demokratie, 2017; Leutheusser-Schnarrenberger, S., Angst essen Freiheit auf, 2019
Freiheit (F.) der Meere (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die Freiheit der Nutzung der Meere beispielsweise für Schifffahrt oder Fischfang. Sie wird an dem Beginn der Neuzeit in dem allgemeinen Wetteifer um Macht und Reichtum zu einer Rechtsfrage zwischen den europäischen Großmächten. Dabei nimmt die rechtswissenschaftliche Literatur teils für Holland (Hugo Grotius 1609), teils für Portugal oder für England Partei. Seit dem frühen 18. Jahrhundert entstehen Grundsätze über die Rechte der Uferstaaten, während in der Gegenwart das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen von dem 10. 12. 1982 (1994 in Kraft) entscheidend ist.
Lit.: Davenport, G., European Treaties, 1917; García Arias, L., De la libertad de los mares, 1946; Fahl, G., Der Grundsatz der Freiheit der Meere, 1969; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007
Freiheitsberaubung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1815 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der rechtswidrige Entzug der körperlichen Bewegungsfreiheit eines Menschen durch einen anderen Menschen oder eine andere Person.
Freiheitsrechte (Wort Freiheitsrecht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1666 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N. [Pl.]) ist die Gesamtheit der Rechte des Menschen auf Freiheit in der Entfaltung seiner Persönlichkeit in bestimmter Hinsicht. Die Freiheitsrechte werden auf Grund der gegen den Absolutismus gerichteten Aufklärung seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Schutzrechte des Einzelnen gegenüber dem Staat verstärkt anerkannt. Seit etwa 1780 werden Freiheitskataloge erstellt. Sie betreffen beispielsweise die Meinung, die Presse, die Lehre, das Gewissen, die Religion oder die Versammlung.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Neumann, F., Freiheitsrechte in Deutschland, 1957; Klippel, D., Politische Freiheit und Freiheitsrechte im deutschen Naturrecht des 18. Jahrhunderts, 1976; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981; Weitzel, J., Das Reichskammergericht und der Schutz von Freiheitsrechten, (in) Die politische Funktion des Reichskammergerichts, 1993, 157; Krug, G., Die Entwicklung ökonomischer Freiheitsrechte, 1995
Freiheitsstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1815 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Entzug der körperlichen Bewegungsfreiheit durch Zuweisung von Zwangsaufenthalt in Haftanstalten bestehende Strafe. Sie ist in dem römischen Altertum nur als Begleitfolge anderer Strafen bedeutsam (D. 48. 19. 8. 9) und begegnet auch in dem Frühmittelalter kaum. Erst in dem 14. Jahrhundert gewinnt sie als Gefängnis (wohl nicht zuletzt auf Grund des Zuwachses wirtschaftlicher Mittel für öffentliche Bauwerke) in den Städten (Brünn bereits 1243) vielleicht in Anlehnung an Kloster und Spital an Bedeutung. In der Constitutio Criminalis Carolina (1532) wird sie ersatzweise bei kleinem Diebstahl angedroht (Art. 101) und als sichernde Maßnahme vorgesehen (Art. 176, 195). Seit dem 16. Jahrhundert werden in England (Schloss Bridewell bei London 1555) und dann in den Niederlanden (Amsterdam 1595) aus religiöser Fürsorge Häuser errichtet, in denen zunächst Bettler und Arbeitsflüchtlinge und später auch Straftäter durch Zwangserziehung zu Arbeit angehalten werden können (Bremen 1609, Lübeck 1613, Hamburg 1622, Danzig 1629). In dem ausgehenden 17. Jahrhundert wird das Zuchthaus (Erziehungshaus) allgemein als sinnvoll anerkannt. In dem 18. Jahrhundert (1721) werden in Preußen dort auch Straftäter untergebracht. 1776 wird in Philadelphia die nächtliche Trennung der Gefangenen angestrebt. 1777 veröffentlicht John Howard eine Aufsehen erregende Studie über den (sehr schlechten) Zustand der Gefängnisse in Europa. An dem Ende des 18. Jahrhunderts werden Arbeitshaus (für Bettler und Müßiggänger) und Zuchthaus (für Verurteilte) getrennt. Vielleicht erst in dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wird die Freiheitsentziehung voll als eigenständige Strafengruppe dem Strafensystem eingeordnet. In England wird 1842 das erste Zellengefängnis errichtet. Danach wird die Freiheitsstrafe (unter Zurücktreten der Todesstrafe und Leibesstrafe) bis in das 20. Jahrhundert zu der vorherrschenden Strafe, die später jedenfalls hinsichtlich der Zahl aus einleuchtendem Grund hinter der Geldstrafe zurücktritt.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 119, 158, 205, 236, 265; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Schmidt, E., Entwicklung und Vollzug der Freiheitsstrafe in Brandenburg-Preußen, 1915; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Doleich von Dolsberg, F., Die Entstehung der Freiheitsstrafe, 1928, Neudruck 1970; Hippel, R. v., Die Entstehung der modernen Freiheitsstrafe, 1932; Krebs, A., Freiheitsentzug, hg. v. Müller-Dietz, H., 1978; Kröner, W., Freiheitsstrafe und Strafvollzug, 1988; Kleinheyer, G., Freiheitsstrafen, ZRG GA 107 (1990), 102; Stapenhorst, H., Die Entwicklung des Verhältnisses von Geldstrafe zu Freiheitsstrafe seit 1882, 1993; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999; Schidorowitz, M., H. B. Wagnitz und die Reform des Vollzugs, 2000; Bretschneider, F., Gefangene Gesellschaft, 2008; Schäfer-Richter, U., Hinter Schloss und Riegel – An der Wiege zur Freiheitsstrafe – das „Zucht- und Tollhaus“ zu Celle in seinen Gründungsjahren (1706-1732), 2018
Freiherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt, 1359 Ulmisches Urkundenbuch 2, 2 Nr. 549 – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1336? [GöttingenUB. I 128] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der unter dem Grafen stehende niedere Adelige (beispielsweise Reichsritter), dem seit dem späten 17. Jahrhundert Baron entspricht.
Lit.: Roth von Schreckenstein, K. Frhr. v., Der Freiherrentitel, 1888; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, 2005
Freijahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1523 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1667 [ÖLOProt. 109] in 14 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) beispielsweise von Abgaben freies Jahr (sachlich seit dem 12. Jahrhundert, antike Vorbilder in dem Alten Testament der Bibel)
Lit.: Reglement, wie es wegen der Frey-Jahre Vor die Abgebrandte und Neuanbauende auf dem platten Lande im Herzogthum Magdeburg gehalten werden soll, 1730
freilassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 12. Jh. bezeugt – nicht in EDEL - sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1130 [Pfaffe Konrad] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bewusst Freiheit gewähren
Freilassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 - als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in verschiedenen Bedeutungen ab 1479 bzw. 1631 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb freilassen 12. Jh., lat. [F.] manumissio) ist in der ständischen Gesellschaft das Rechtsgeschäft, durch das der Unfreie aus der Unfreiheit entlassen wird, daneben auch die Beendigung eines Freiheitsentzugs. Das römische und das mittelalterliche Recht kennen verschiedene Formen der Freilassung (→mancipatio, Schatzwurf, Speergedinge, Freilassungsbrief). Der Freigelassene steht dem Freigeborenen nicht in jeder Hinsicht gleich.
Lit.: Kaser § 16 I; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 21, 57, 71, 88; Fournier, M., Essai sur les formes et les effets de l’affranchissement, 1885; Goldmann, E., Beiträge zur Geschichte der germanischen Freilassung durch Wehrhaftmachung, 1904; Fabbrini, F., La manumissio in ecclesia, 1965; Nitschke, A., Die Freilassung, ZRG GA 99 (1982), 220; Štaerman, E., Sklaverei und Freilassung in der griechisch-römischen Welt, 2009
Freimarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1360 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1240 [Liesegang, Rees 102], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), freier Markt
Lit.: Lautenschläger, K., Der Freimarkt, Diss. jur. Frankfurt am Main 1958
Freimaurer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1733 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das einzelne Mitglied und die Gesamtheit einer in dem 18. Jahrhundert entwickelten, sich entsprechend den menschlichen Eigenheiten gegenseitig fördernden und seitdem international verbreiteten Vereinigung, die unter Achtung der Würde des Menschen für Toleranz, freie Entwicklung der Persönlichkeit und allgemeine Menschenliebe eintritt, den einzelnen Menschen vervollkommnen will, aber keine ethischen Lehrsätze aufstellt, weil sittliche Regeln sich ständig wandeln. Mitglied kann man nur durch Aufnahme werden, die in die Regeln einführt. Deswegen hat sich um die Freimaurer ein Mythos des Geheimbunds gebildet, der aber sachlich (wohl) nicht gerechtfertigt ist und die Mitglieder zu größtmöglicher Offenheit bzw. Transparenz veranlassen sollte.
Lit.: Aufklärung und Geheimgesellschaften, hg. v. Reinalter, H., 1989; Dosch, R., Deutsches Freimaurerlexikon, 1999, 2. A. 2011; Schuster, J., Freimaurer und Justiz in Norddeutschland unter dem Nationalsozialismus, 2007; Wistinghausen, H. v., Freimaurer und Aufklärung im russischen Reich, 2015; Huber, J., Mythos Freimaurer, 2017; Freimaurerei – Geheimnisse – Riuale – Symbole, hg. v. Reinalter, H., 2017; Reinalter, H., Freimaurerei, Politik und Gesellschaft. Die Wirkungsgeschichte des diskreten Bundes, 2018; Berger, J., Mit Gott, für Vaterland und Menschheit?, 2020
Freirechtsbewegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, um 1912, F.) →freie Rechtsschule
Lit.: Riebschläger, K., Die Freirechtsbewegung, 1968
Freischöffe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1439 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [DortmStat. 99] in 22 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schöffe an dem Freigericht, dessen Zahl auf bis zu 15000 bis 30000 geschätzt wird. →Feme
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Freising (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Sitz eines um 738 von Bonifatius in Bayern eingerichteten Bistums, das als Hochstift 1220 reichsunmittelbar wird. Nach Freising benannt ist das zu dem eigenen Gebrauch des in einer Münchener Urkunde von dem 14. 8. 1319 erwähnten Fürsprech Rupprecht (von Freising) 1328 geschaffene, in 13 (beziehungsweise noch 10) Handschriften überlieferte, (zu etwa einem Drittel) auf dem so genannten Schwabenspiegel (um 1275), daneben auf Augsburger Stadtrecht (1276/1281) und bayerischem Landfrieden von 1300 aufbauende (Freisinger) →Rechtsbuch, das in 278 Artikeln vorwiegend Strafrecht und Pflichten des Fürsprechers behandelt. Es wird bald (vor 1359) von dem oberbayerischen Landrecht (1335/1346) verdrängt.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/FreisingerRechtsbuch1328.pdf; Knapp, H., Das Rechtsbuch Ruprechts von Freising, 1916; Freisinger Rechtsbuch, bearb. v. Claußen, H., 1941; Stahleder, H., Hochstift Freising, 1974; Mass, J., Das Bistum Freising, 1986; Festschrift aus Anlass der Einweihung des Ämtergebäudes für das Amtsgericht und das Vermessungsamt am Domberg in Freising am 21. 7. 1989, zusammengestellt v. Gössl, H., 1989; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 58; http://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/hsta-freisingertraditionen/; Ehlers, J., Otto von Freising, 2013
Freistaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1723 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1768 [Fäsi I 62, 1774 Kluge18 217] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Lehnschöpfung für lat. (F.) res publica (engl. 1646 free state). 1731 bezeichnet J. Moser die Schweiz als Freistaat. Als Freistaat in Deutschland benennen sich (1848 Lübeck und seit 1918) Bayern, Sachsen und Thüringen.
Lit.: Dornheim, A., Entwicklung und Bedeutung des Begriffes Freistaat, 2001
Freistatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1606 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1737 [Fuhrmann, Öst. IV 739] in 12? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) freie Stätte beispielsweise von Strafverfolgung freier Asylort
Freistuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1279 [WestfUB. III 555 liberam sedem] in 27 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Freigericht
Lit.: Fricke, E., Die westfälische Veme, 2002
Freiteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1429 [Steintal/StraßbBezArch.] in 3? Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Seelteil) ist der seit dem Altertum von der christlichen Kirche (beispielsweise Augustinus 354-430) vielleicht aus heidnischen Kultbräuchen und philosophischen Gerechtigkeitsvorstellungen oder auch allgemeinverständlichen Begehrlichkeitsvorstellungen allmählich als Kindesteil oder fester Bruchteil (beispielsweise Drittel, Fünftel) geforderte Anteil an jedem Erbe. Er wird in dem Frühmittelalter (außer bei Sachsen und Thüringern) übernommen (lat. donatio [F.] reservato usufructu, donatio post obitum) und bildet unter allmählicher Erweiterung auf sonstige Begünstigte und Entfall mancher Einschränkungen einen wichtigen Ansatzpunkt für die Zurückdrängung des Anrechts der nächsten Verwandten auf das Erbe nach einem Erbfall. An dem Ende des Mittelalters besteht allgemeine und grundsätzliche, vielfach aber tatsächlich nicht genutzte Testierfreiheit.
Lit.: Köbler, DRG 89; Gál, A., Totenteil und Seelteil nach süddeutschen Rechten, ZRG GA 29 (1908), 225; Schultze, A., Der Einfluss der Kirche auf die Entwicklung des germanischen Erbrechts, ZRG GA 35 (1914), 75; Schultze, A., Augustin und der Seelteil des germanischen Erbrechts, ZRG GA 50 (1930), 1928; Bruck, E., Kirchenväter und soziales Erbrecht, 1956
Freiung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 13. Jahrhundert bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [SteirGBl. 1 1880 113] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Freimachung, Ort von Freimachung
freiwillig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1375 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [MansfeldKlUB. 435] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) freien Willen des Menschen betreffend
Freiwillige Gerichtsbarkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Adjektiv freiwillig 1302 bzw. 1375, Gerichtsbarkeit 1520, Bestandteile über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist (als Teil der →Gerichtsbarkeit) eine staatliche Organisation und ein staatliches Verfahren zu amtlicher Hilfe in privatrechtlichen Angelegenheiten. Die freiwillige Gerichtsbarkeit schließt an den Ausdruck (lat. iurisdictio [F.] voluntaria) der justinianischen Digesten (D. 1, 16, 2 principium) an. Sie erwächst aus dem Gedanken herrschaftlicher Fürsorge, aber auch Kontrolle seit dem Hochmittelalter vor allem in Nachlasssachen, Vormundschaftssachen, Beurkundungssachen, Liegenschaftsrechtsübertragungen und Aufgeboten. Zuständig werden in Anlehnung an streitige Verfahren die Gerichtsbarkeit, verschiedene Verwaltungsbehörden und die Notare. Allgemeine Vorschriften bringen in zunehmendem Umfang nach Reichspolizeiordnungen von 1548 und 1577 die Hypothekenordnung Preußens von 1783, die preußische Allgemeine Gerichtsordnung (1793), das österreichische Gesetz über das Verfahren in Außerstreitsachen von 1854 (geändert 2003/2005) und das deutsche Reichsgesetz über Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (17. 5. 1898, jüngere Neuregelung in FamFG).
Lit.: Köbler, DRG 184, 292; Claproth, J., Primae lineae jurisprudentiae extrajudicialis, 1759; Oesterley, F., Versuche aus dem Gebiete der sog. freiwilligen Gerichtsbarkeit, 1830; Puchta, W., Handbuch des gerichtlichen Verfahrens in Sachen der freiwilligen Gerichtsbarkeit, 1821, 2. A. 1831f.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1879; Ott, E., Geschichte und Grundlehren des österreichischen Rechtsfürsorgeverfahrens, 1906; Hofmann, K., Die freiwillige Gerichtsbarkeit (jurisdictio voluntaria) im kanonischen Recht, 1929; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 173; Jansen, P., Wandlungen im Verfahren der freiwilligen Gerichtsbarkeit, 1964; Brehm, N., Freiwillige Gerichtsbarkeit, 2. A. 1993; Außerstreitverfahren, 1996; Außerstreitverfahren zwischen 1854 und 2005, hg. v. Rechberger, W., 2006; Wanke, H., Zwischen geistlichem Gericht und Stadtrat, 2007; Freiwillige Gerichtsbarkeit und Zivilprozess 2 (1925-1942), hg. v. Schubert, W., 2013; Schmitt, S., Die Herausbildung der freiwilligen Gerichtsbarkeit in Deutschland, 2014
Freiwilligkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1599 [NÖLREntw. II 13 § 1] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) freiwilliges Handeln
Freizeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1823 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen frei zeit - Bär, Koblenz 99 1400 – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt - sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) frei gestaltbare Lebenszeit eines Menschen in der arbeitsteiligen Industriegesellschaft
freizügig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1452 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1491 [FürstenbUB. IV 115 in 7 Stellen zu Aargau, Brugg, Rheinfelden, Nassau, Fürstenberg und Baden) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) frei, ungehindert
Freizügigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1722 [MittBirkenf. 3 1929 55] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv freizügig 1452) ist das Recht der freien Ortsveränderung (Abzugsfreiheit, Zuzugsfreiheit, Aufenthaltsfreiheit). Freizügigkeit besteht nicht für Unfreie und bei fehlendem Zuzugsrecht. Der →Augsburger Religionsfriede von 1555 gewährt Abzugsfreiheit (für Andersgläubige) gegen Zahlung von Abzugsabgaben, das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) das Recht zu freier Auswanderung, die Deutsche Bundesakte (1815) Freizügigkeit innerhalb des Bundesgebiets, die Verfassung von 1848/1849 (Art. 133) Niederlassungsfreiheit innerhalb des Reichsgebiets und Auswanderungsfreiheit (1867 Gesetz über die Freizügigkeit). In den Europäischen Gemeinschaften bzw. in der Europäischen Union gilt die von dem Europäischen Gerichtshof bejahte und in dem Vertrag von Maastricht von dem 7. 2. 1992 politisch geregelte Freizügigkeit der Arbeitnehmer bzw. die Niederlassungsfreiheit für die Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Möhlenbruch, R., Freier Zug, 1977; Scheuner, U., Die Auswanderungsfreiheit, (in) FS R. Thoma 1950, 199; Neubürger im späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R., 2002; Freedom of movement in the middle ages, hg. v. Horden, P., 2007; Stewen, S., Die Entwicklung des allgemeinen Freizügigkeitsrechts der Unionsbürger, 2011
fremd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 38, II 77] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unbekannt, andere
Fremdbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv fremd 8. Jahrhundert, Besitz in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 belegt) ist der das Eigentum eines anderen an einer Sache anerkennende Besitz (beispielsweise des Mieters, nicht des Diebes). Fremdbesitzer ist, wer eine Sache als nicht ihm gehörig besitzt. Gegensatz des Fremdbesitzes ist der Eigenbesitz (beispielsweise des Eigentümers oder des Diebes). In dem römischen Recht ist an Fremdbesitz keine Rechtserwerbswirkung und kein Besitzschutz des Prätors geknüpft (beispielsweise für Mieter, Entleiher, Verwahrer, Ausnahmen Erbpächter, Prekarist, Faustpfandgläubiger, Sequester).
Fremdbesitzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der das Eigentum eines anderen an einer Sache anerkennende Besitzer. →Fremdbesitz
Fremder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 830 bezeugt – 15.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) in dem Verhältnis zu einer Gemeinschaft von Menschen ist der Mensch, der nicht der Gemeinschaft angehört. Er ist rechtlos (Feind), kann aber als Gast in das Recht aufgenommen werden. In Rom entwickelt sich für den freien Nichtbürger (lat. [M.] peregrinus) das besondere (lat.) →ius (N.) gentium (Fremdenrecht). In dem Frühmittelalter verbietet Kaiser Karl (der Große) 802, dem Fremden das Gastrecht vorzuenthalten. Die territoriale Rechtspartikularisierung des Hochmittelalters ist dem Fremden nicht günstig. Dagegen verlangt das frühneuzeitliche Naturrecht die völlige Gleichstellung des Fremden mit dem Einheimischen und erfasst den Fremden grundsätzlich (Brunnemann, J./Movius, F., De iure peregrinorum [Über das Recht der Fremden], Frankfurt an der Oder 1662, Dissertation). Als Folge des Erstarkens des Staates entsteht das Meldewesen. Der Nationalstaat des 19. Jahrhunderts lehnt Fremde grundsätzlich ab. 1871 werden alle Deutschen in dem (zweiten) Deutschen Reich zu Inländern. Der Nationalsozialismus Adolf Hitlers benachteiligt alle Fremdvölkischen grundsätzlich. Wegen des starken Zustroms von Fremden infolge oft ökonomisch motivierter internationaler Mobilisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden detaillierte Ausländergesetze nötig. →fremd
Lit.: Söllner §§ 6, 7, 8, 9; Hübner 83, 460; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 88, 120; Köbler, WAS; Bar, L. v., Das Fremdenrecht und seine volkswirtschaftliche Bedeutung, 1892; Frisch, H. v., Das Fremdenrecht, 1910; Isay, E., Das deutsche Fremdenrecht, 1923; Weizsäcker, W., Die Fremden im böhmischen Landrechte, ZRG GA 45 (1925), 206; L’Étranger, 1958; Scholla, P., Untersuchungen zur Rechtsstellung der Fremden in der Schweiz des 19. Jahrhunderts, Diss. jur. Freiburg i. Ü. 1987; Die Begegnung mit dem Fremden, hg. v. Schuster, M., 1996; Seiring, C., Fremde in der Stadt (1300-1800), 1999; Keechang, K., Aliens in Medieval Law, 2000; Fahrmeir, A., Citizens and Aliens, 2000; Lübke, C., Fremde im östlichen Europa, 2001; Cavallar, G., The rights of strangers, 2002; Gosewinkel, D., Einbürgern und Ausschließen, 2003; Der Fremde, hg. v. Dummer, J. u. a., 2004; Rici, C., Orbis in urbe, 2005; Schwanke, I., Fremde in Offenburg, 2005; Zuwanderungsland Deutschland, 2005; Strangers and Poor People, hg. v. Gestrich, A. u. a., 2009; Gammerl, B., Untertanen, Staatsbürger und andere, 2010; Fremde in der Stadt, hg. v. Bell, P. u. a., 2010; Raphael, L., Zwischen Duldung, Einbürgerung und Privileg, ZRG GA 129 (2012), 183; The Foreigner and the Law, hg. v. Achenbach, R. u. a., 2012; Fremd und rechtlos, hg. v. Coskun, A. u. a., 2014; Personnes déplacées, hg. v. Defrance, S. u. a., 2015 (mehr als 12 Millionen Displaced Persons an dem Ende des Zweiten Weltkriegs)
Freund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch und in DW2 863 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 5] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Feminimum Freundschaft 8. Jahrhundert) ist der einem Menschen innerlich nahestehende Mensch, vielfach auch der Verwandte (Blutsfreund). Er ist gesellschaftlich von größerer Bedeutung als rechtlich.
Lit.: Reinhard, W., Freunde und Kreaturen, 1979; McGuire, B., Friendship and Community, 1988; Althoff, G., Verwandte, Freunde und Getreue, 1990; Garnier, C., Amicus amicis, inimicus inimicis, 2000; Seidel, K., Freunde und Verwandte, 2009; Rollinger, C., Amicitia sanctissima colenda, 2014
Freundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 152] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verbundenheit unter Menschen, Zuneigung zu anderen Menschen, früher auch Verwandtschaft
Lit.: Nötzold-Linden, U., Freundschaft, 1994
Frevel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1160 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [LAlam. I 2, 64, AhdGl. II 214, II 29] in rund 120 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem mittelalterlichen Recht die Waghalsigkeit, die eine Unrechtstat bedeuten kann und die sich daraus ergebende Rechtsfolge (Buße bzw. Geldstrafe).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, WAS; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 48, Neudruck 1964; Ruoff, W., Die Züricher Räte als Strafgericht, Diss. jur. Zürich 1941; Kretschmer, B., Der Grab- und Leichenfrevel, 2000
Friedberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Hessen wird nach keltischer, römischer und germanischer Besiedelung 1216 als Burg (staufische Reichsburg) und 1218 oder 1219 als Stadt (1257 als Reichsstadt bestätigt) genannt. Das Recht der Stadt stimmt mit dem Recht Frankfurts am Main weitgehend überein. 1802 fällt die Stadt, 1806 die Burg an Hessen. Seit 1834 bilden Stadt und Burg eine Gemeinde.
Lit.: Fertsch, W., Der Rat der Reichsstadt Friedberg, 1913, Schartl, R., Das Privatrecht der Reichsstadt Friedberg im Mittelalter, Diss. jur. Gießen 1987; Friedberg in Hessen, hg. v. Keller, M., 1997ff.; Hoos, H., Kehillah Kedoschah - Spurensuche, 2002, 2. A. 2009
Friedberg, Emil (Konitz 22. 12. 1837-Leipzig 7. 9. 1910), Sohn eines 1824 von der jüdischen Religion zu der evangelischen Kirche übergetretenen Richters, wirkt nach Promotion (1861 Emil Ludwig Richter) und Habilitation (1862) als außerordentlicher Professor für Kirchenrecht, Staatsrecht und Handelsrecht in Halle (1865), Freiburg im Breisgau (1868) und als ordentlicher Professor in Leipzig (1869). Politisch tritt er für die Trennung von Staat und Kirche und die Aufsicht des Staates über die Kirche ein (Die Grenzen zwischen Staat und Kirche 1872). Bedeutsam sind seine kirchenrechtsgeschichtlichen Editionen (→Corpus iuris canonici, 1879ff., Neudruck 1955, Quinque compilationes antiquae, 1882, Neudruck 1956, Canonessammlungen zwischen Gratian und Bernhard von Pavia, 1897, Neudruck 1958) und sein Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts (1879, 6. A. 1909). Er ist Anhänger der historischen Rechtsschule. S. Google
Lit.: Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 283
Friedberg-Scheer →Thurn und Taxis
Friede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 4 Viertel 8. Jahrhundert bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (Stelle nicht gefunden) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Zustand ungestörter Ordnung, in dem sich niemand der Gewalt bedient, um seine besonderen Interessen zu verwirklichen. Ob Friede unter Menschen außer als Ziel auch als Wirklichkeit jemals herrscht, ist wegen der egoistischen Grundausrichtung des individuellen Menschen fraglich. Der Friede innerhalb des Volkes lässt sich zunächst als Aufgabe aller Einzelnen vorstellen. Erst in dem Laufe des Mittelalters drängt der Staat mit Unterstützung der Kirche (→Gottesfriede) die →Fehde durch die Durchsetzung des Gewaltmonopols (→Strafrecht, →Polizeirecht) zurück. Außerhalb des Volkes bildet der →Krieg zweier oder mehrerer Völker den Gegensatz zu dem Frieden. Zu einer Beendigung des Krieges bedarf es grundsätzlich eines (völkerrechtlichen) Friedensvertrags (beispielsweise Friede von Münster und Osnabrück 1648, mehr als 2000 Friedensverträge in Europa zwischen 1450 und 1789). Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist der Angriffskrieg zu Gunsten des Weltfriedens völkerrechtlich verboten, doch ist das Verbot gegenüber dem Mächtigen bisher nicht wirklich durchsetzbar.
Lit.: Köbler, DRG 84; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 543; Köbler, WAS; Osenbrüggen, E., Der Hausfrieden, 1863, Neudruck 1968; Rosenstock, E., Herzogsgewalt und Friedensschutz, 1910; Wilke, K., Das Friedegebot, 1911; His, R., Gelobter und gebotener Friede im deutschen Mittelalter, ZRG GA 33 (1912), 139; Schneider, B., Friedewirkung und Grundbesitz, 1913; Prutz, H., Die Friedensidee im Mittelalter, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. München, 1920; Nestle, W., Der Friedensgedanke in der antiken Welt, 1938; Wiesenthal, F., Die Wandlung des Friedensbegriffs, Diss. phil. München 1949; Raumer, K., Ewiger Friede, 1953; Achter, V., Über den Ursprung des Gottesfriedens, 1955; Hattenhauer, H., Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden für die Gesetzgebung in Deutschland, Diss. jur. Marburg, 1958; La Paix, 1961 (Recueils de la Société Jean Bodin 15); Dickmann, F., Der Westfälische Frieden und die Reichsverfassung, 1965; Weimann, K., Der Friede im Altenglischen, 1966; Åqvist, G., Frieden und Eidschwur, 1968; Justus, W., Die frühe Entwicklung des säkularen Friedensbegriffs, 1975; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfriede 1550-1600, 1976; Körner, T., Iuramentum und frühe Friedensbewegung, 1977; Duchhardt, H., Studien zur Friedensvermittlung in der frühen Neuzeit, 1979; Fisch, J., Krieg und Frieden im Friedensvertrag, 1979; Renna, T., The Idea of Peace, (in) Journal of Medieval History 6 (1980) 143; Hattenhauer, H., Pax et iustitia, 1983; Ermacora, F., Der unbewältigte Friede. St. Germain und die Folgen, 1989; Schildt, B., Der Friedensgedanke im frühneuzeitlichen Dorfrecht – Das Beispiel Thüringen, ZRG GA 107 (1990), 188; Hartmann, W., Der Friede im früheren Mittelalter, 1992; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Erkens, M., Die französische Friedensgerichtsbarkeit, 1994; Träger und Instrumentarien des Friedens, hg. v. Fried, J., 1996; Tuck, R., The rights of war and peace, 1999; Suche nach Frieden, hg. v. Brieskorn, N. u. a., Bd. 1ff. 2000ff.; Howard, M., Die Erfindung des Friedens, 2001; Kamp, H., Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter, 2001; Koppe, K., Der vergessene Friede, 2001; Schmidt, K., Friede durch Vertrag, 2002; Frenz, B., Frieden, Rechtsbruch und Sanktion in deutschen Städten vor 1300, 2003; Irenik und Antikonfessionalismus im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Klueting, H., 2003; Frieden stiften, hg. v. Althoff, G., 2010; Raaflaub, K., Friedenskonzepte, (in) HZ 290 (2010), 593; Pax perpetua, hg. v. Schmidt-Voges, I. u. a., 2010; http://www.friedensvertraege.de; Duchhardt, H., Frieden im Europa der Vormoderne, 2011; Frieden schaffen und sich verteidigen im Spätmittelalter, hg. v. Naegle, G., 2012; Frieden und Friedenssicherung in der frühen Neuzeit, hg. v. Braun, G. u. a., 2013 (Festschrift Lanzinner); Gotthard, A., Der liebe vnd werthe Fried, 2014; Bockel, R. v., Kurt Hiller und die Gruppe Revolutionärer Pazifisten (1926-1933), 2019; Rastatt 1714 und der Traum vom Frieden, hg. v. Fieg, O., 2019
Friedebann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der besonders auf den Frieden abstellende Königsbann.
Friedel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 310, II 304, II, 406] in 7 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar?, M., F.) Geliebter, Geliebte, Ehegatte, (selten) Ehegattin
Friedelehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist (nach umstrittener Ansicht Herbert Meyers) die durch bloße Vereinbarung der Brautleute (und Aufnahme einer auf Dauer angelegten Lebensgemeinschaft) geschlossene Ehe (des mittelalterlichen Rechtes), bei welcher der Mann in Gegensatz zu der Eheschließung unter Mitwirkung des Vaters der Braut keine Personengewalt (munt) über seine Friedel (Geliebte) gewinnt. Ihre tatsächliche Bedeutung ist ganz unsicher. Von der Kirche wird sie abgelehnt. Möglicherweise geht die morganatische Ehe des Adels auf eine ähnliche Vorstellung zurück.
Lit.: Hübner 642; Meyer, H., Friedelehe und Mutterrecht, ZRG GA 47 (1927), 198; Haff, K., Das „Werven der echtinge“ des Friedelkindes, ZRG GA 53 (1933), 316; Köstler, R., Raub-, Kauf- und Friedelehe bei den Germanen, ZRG GA 63 (1943), 92; Meyer, H., Friedelehe und Mutterrecht, ZRG GA 47 (1927), 198; Ebel, E., Der Konkubinat nach altwestnordischen Quellen, 1993; Esmyol, A., Geliebte oder Ehefrau?, 2002
Friedensgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →fredus
Lit.: Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, 2003 (ungedruckt)
Friedensgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1772 bezeugt – nicht in EDEL – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in anderer Schreibweise Friedgericht in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [RegensbStat. 154] in 5 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Frieden anstrebendes Gericht, teilweise dem juge de paix Frankreichs angeglichen
Lit.: Erkens, M., Die französische Friedensgerichtsbarkeit 1789-1814 unter besonderer Berücksichtigung der vier rheinischen Departements, 1994
Friedensgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 in dem 17. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [bei Faber, Staatskanzlei 109 S. 725] in 1 Stelle, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Frieden anstrebendes Gesetz →Landfriede
Friedensgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) auf Frieden angelegte Gesetzgebung →Landfriede
Friedensrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1317 [MGConst. V 356] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Friedensgericht, Richter
Friedensvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1533 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der den Kriegszustand zwischen mehreren Staaten beendende, vor allem seit Beginn der Neuzeit formalisierte völkerrechtliche Vertrag an dem Ausgang eines Krieges (beispielsweise Friedensvertrag zwischen Ägyptern und Hethitern 1270 v. Chr., zwischen Rom und Karthago 201 v. Chr., von Troyes 1420, von Münster und Osnabrück 1648, von Nimwegen 1678/1679, von Rijswijk 1697, von Lunéville 1801, Vertrag von Versailles 1919, Vertrag von Saint Germain 1919).
Lit.: Fisch, J., Krieg und Frieden im Friedensvertrag, 1979; Zwischenstaatliche Friedenswahrung, hg. v. Duchhardt, H., 1991; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Peace treaties and international law, hg. v. Lesaffer, R., 2004
Friedhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1022 bezeugt – 9./16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Otfrid III 25,6 frithof d. h. freithof] bzw. ab 1300 [Rockinger, Dm. 73] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Ort, an dem Menschen Tote bestatten. Die Totenbestattung geschieht anfangs nach unterschiedlichem Brauchtum (Hügelgräber, Reihengräberfelder mit reichhaltigen Grabbeigaben an Schmuck und Waffen seit der Mitte des 5. Jahrhundert n. Chr. nach römischem Vorbild der Körperbestattung bis in das frühe 8. Jahrhundert als Zeichen des Übergangs von dem Altertum in das Mittelalter bzw. als Ausdruck der Selbsteinschätzung einer sich neu formierenden Gesellschaft aus Römern und Germanen mit einem besonderen kriegerischen Aspekt). Mit der Christianisierung entwickelt sich in Erwartung von Auferstehung der Toten zu ewigem Leben der Friedhof um die Kirche, auf dem Verbrechern, Selbstmördern, Ketzern oder Fremden die Bestattung verweigert wird. Mit der neuzeitlichen Bevölkerungszunahme wird der (mehr und mehr gemeindlich und damit nicht mehr besonders kirchlich verwaltete) Friedhof meist unter Vergrößerung an den jeweiligen Ortsrand verlegt. Nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) ist eine Beerdigung nur auf dem öffentlichen Friedhof zulässig. Es werden besondere Satzungen oder Ordnungen zu der rechtlichen Regelung des Friedhofswesens einschließlich steigender Benutzungsgebühren geschaffen. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts nimmt die Verbrennung der Toten und die Bestattung der Asche in einer Urne – auch aus Kostengründen - stark zu.
Lit.: Cohen, G., Der jüdische Friedhof, 1930; Derwein, H., Geschichte des christlichen Friedhofs, 1931; Gaedke, J., Handbuch des Friedhofs- und Bestattungsrechts, 1954, 6. A. 1992, 10. A. 2010; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957; Fischer, N., Vom Gottesacker zum Krematorium, 1996; Brademann, J., Mit den Toten und für die Toten, 2013
friedlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1227 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Frieden entbehrend, geächtet
Friedlosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv in dem 19. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv friedlos ab 1221-1224) ist in dem mittelalterlichen Recht vermutlich der Zustand des Ausgestoßenseins aus der Rechtsgemeinschaft. Wer friedlos ist, darf bußlos getötet werden. Das tatsächliche Vorkommen der Friedlosigkeit ist nicht gut bezeugt, so dass die Friedlosigkeit als allgemeine rechtliche Einrichtung zweifelhaft ist. →Acht, →Gottesfriede, →Landfriede
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 87; Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842; Brunner, H., Abspaltungen der Friedlosigkeit, ZRG GA 11 (1890), 62; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 2. A. 1906ff.; Haff, K., Zur Friedlosigkeit nach holsteinischem Recht, ZRG GA 62 (1942), 375; Kaufmann, E., Zur Lehre von der Friedlosigkeit im germanischen Recht, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad 1980, 32
Friedrich I. →Friedrich I. Barbarossa
Friedrich II. (Iesi bei Ancona 26. 12. 1194-Castel Fiorentino bei Lucera 13. 12. 1250), Sohn des Staufers Heinrich VI. und Konstanzes von Sizilien sowie Enkel →Friedrich Barbarossas, wird 1198 König von Sizilien und (1196/)1211/1212 König des deutschen Reiches (an dem 27. 7. 1214 Sieg über den Welfen Otto IV. in der Schlacht von Bouvines, 22. 11. 1220 Kaiserkrönung, 1227 exkommuniziert, 1230 Aufhebung der Exkommunikation, 1245 auf dem Konzil von Lyon für abgesetzt erklärt). Er errichtet in Sizilien mit Hilfe rechtlicher Regelungen ([20] Assisen von Capua 1220, Konstitutionen von Melfi September? 1231) eine fortschrittliche Verwaltung. In dem eher von ihm vernachlässigten deutschen Reich verbrieft er vielleicht mit ähnlicher Zielsetzung die von den Fürsten errungenen Rechte (→Confoederatio cum principibus ecclesiasticis, Bund mit den geistlichen Füsten 1220, →Statutum in favorem principum, Festsetzung zu Gunsten der Fürsten 1231) und erreicht 1235 einen Landfrieden (Mainzer Reichslandfriede). Seine Mitwelt versetzt er als (lat.) stupor (M.) mundi (Staunen der Welt, „Weltwunder“) in vieler Hinsicht in Erstaunen. Bald nach seinem Tode enden die Staufer und beginnt das Interregnum. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 94, 101, 106, 108; Historia diplomatica Friderici secundi, hg. v. Huillard-Bréholles, J., 1852ff.; Blondel, G., Étude sur la politique de l’empereur Frédéric II, 1892; Kantorowicz, E., Kaiser Friedrich II. 1927 (Materialband 1931), 6. unv. A. 1985 (Ergänzungsband 2. A. 1980); Schrader, E., Ursprünge und Wirkungen der Reichsgesetze Friedrichs II. von 1220, 1231/32 und 1235, ZRG GA 68 (1951), 354; Zinsmaier, P., Zur Diplomatik der Reichsgesetze Friedrichs II. (1216, 1220, 1231/32, 1235, ZRG GA 80 (1963), 82; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 1966, 2. A. 1982; Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit, hg. v. Heinisch, J., 1968, 6. A. 1978; Die Konstitutionen Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien, hg. v. Conrad, H. u. a., 1973; Probleme um Friedrich II., hg. v. Fleckenstein, J., 1974; Ipser, K., Kaiser Friedrich der Zweite, 1977; Federico II, 1980; Wolf, G., Kaiser Friedrich II. und das Recht, ZRG RA 102 (1985), 327; Zinsmaier, P., Beiträge zur Diplomatik der Urkunden Friedrichs II., (in) DA 41 (1985), 101; Bibliographie zur Geschichte Kaiser Friedrichs II. und der letzten Staufer, 1986 (212 Quellentitel, 2014 Monographien und Aufsätze); Martino, F., Federico II, 1988; Lammers, W., Friedrich II. (1212-1250), (in) Kaisergestalten des Mittelalters, hg. v. Beumann, H., 3. A. 1991, 199; Stürner, W., Friedrich II., 1992, 2. A. 2003, 3. A. 2010; Federico II., hg. v. Toubert, P., 1994; Rösch, E./Rösch, G., Kaiser Friedrich II., 1995; Friedrich II., hg. v. Esch, A. u. a., 1996; Die Konstitutionen Friedrichs II. für das Königreich Sizilien, hg. v. Stürner, W., 1996; Sommerlechner, A., Stupor mundi?, 1999; Kaiser Friedrich II., hg. v. Eickels, K. van u. a., 2000; Rotter, E., Friedrich II. von Hohenstaufen, 2000; Die Urkunden Friedrichs II. 1198-1212, bearb. v. Koch, W., Teil 1 2002, Teil 2 2007, Teil 3, Teil 4 2014; Fumagalli, M., Federico II., 2004; Thomsen, M., Ein feuriger Herr des Anfangs, 2005; Federico II., hg. v. Zecchino, O. u. a., 2005; Gleixner, S., Sprachrohr kaiserlichen Willens, 2006; Houben, H., Kaiser Friedrich II. (1194-1250), 2008; Federico II nel Regno di Sicilia, hg. v. Houben, H. u. a., 2008; Kaiser Friedrichs Welt, hg. v. Fansa, M. u. a., 2008; Von der Kunst mit Vögeln zu jagen, hg. v. Fansa, M., 2008; Rader, O., Friedrich II., 2010; Stürner, W., Staufisches Mittelalter, 2012; Pacifico, M., Federico II e Gerusalemme, 2012; Delle Donne, F., Federico II, 2012; Vogeler, G., Rechtstitel und Herrschaftssymbol – Studien zum Umgang de Empfänger in Italien mit Verfügungen Friedrichs II. (1194-1250), 2019
Friedrich I. Barbarossa (Rotbart) ([Geburtsort unsicher] um oder nach 1122-Fluss Saleph/Kleinasien 10. 6. 1190) aus der Familie der →Staufer ist der zwischen 1152 und 1190 in dem (ersten) deutschen Reich herrschende König (1155 Kaiser). Er führt 1156 in dem sog. (lat.) →privilegium minus (kleineren Privvileg einen Ausgleich zwischen den bei der Königswahl siegreichen Staufern und den unterlegenen →Welfen herbei, indem er den Welfen 1156 das 1138 von dem staufischen König Konrad III. entzogene Herzogtum →Bayern, vermindert um das dabei,verselbständigte und den Babenbergern belassene Herzogtum →Österreich, zurückgibt. 1158 lässt er auf dem Reichstag von Roncaglia die →Regalien durch Juristen feststellen. Durch Landfriedensgesetze geht er gegen Rechtsbruch vor. Eine konstante römisch-rechtliche, Rechtsdenken oder Rechtspraxis prägende Komponente lassen seine Urkunden noch nicht erkennen. Unter ihm beginnt die Zerschlagung der dem König zu mächtigen Herzogtümer (1156 Bayern, 1180 Sachsen, vgl. auch 1168 Herzogtum Würzburg, 1184 Markgrafschaft Hennegau) in die das Reich letztlich auflösenden →Länder. (Mit seiner ersten Frau – Adela von Vohburg - scheint er in dem siebten Grad verwandt gewesen zu sein, so dass die Ehe aufgelöst werden musste.) S. Google
Lit.: Köbler, DRG 94, 101, 106; Rassow, P., Honor imperii, 1940; Heimpel, H., Kaiser Friedrich Barbarossa, 1942; Hess-Gotthold, J., Hausmacht und Politik Friedrich Barbarossas im Raume des heutigen Pfälzer Waldes, 1962; Die Urkunden Friedrichs I., hg. v. Appelt, H., Bd. 1ff 1975ff.; Friedrich Barbarossa, hg. v. Wolf, G., 1975; Opll, F., Das Itinerar Kaiser Friedrich Barbarossas, 1978; Georgi, W., Friedrich Barbarossa und die auswärtigen Mächte, 1990; Opll, F., Friedrich Barbarossa, 3. A. 1998, 4. A. 2010; Friedrich Barbarossa, hg. v. Haverkamp, A., 1992; Kaiser Friedrich Barbarossa, hg. v. Engel, E./Töpfer, B., 1994; Petrus de Ebulo, Liber ad honorem Augusti, 1994; Plassmann, A., Die Struktur des Hofes, 1998; Richter, K., Friedrich Barbarossa hält Gericht, 1999; Görich, K., Die Ehre Friedrich Barbarossas, 2001; Dick, S., Die Königserhebung Friedrich Barbarossas, ZRG GA 121 (2004), 200; Laudage, J., Friedrich Barbarossa, hg. v. Hageneier, L. u. a., 2009; Friedrich Barbarossa und sein Hof, red. v. Ruess, K., 2009; Görich, K., Friedrich Barbarossa, 2011 (unversöhnlich, rangbewusst, dünkelhaft); Pohl, M., Rationales Handeln im Zeitalter Friedrich Barbarossas, 2013; Friedrich Barbarossa in den Nationalgeschichten Deutschlands und Ostmitteleuropas (19.-20. Jahrhundert), hg. v. Görich, K. u. a., 2017
Friedrich II. (der Große) (Berlin 24. 1. 1712-Potsdam 17. 8. 1786) ist der bedeutendste König in Preußen (1740-1786). Seine militärischen Erfolge (Eroberung Schlesiens von Österreich) begründen Preußens Stellung als Großmacht in Europa. Der Samuel von Cocceji übertragene Plan eines deutschen allgemeinen, sich nur auf die Vernunft und die Landesverfassung gründenden Landrechts ([Prozessordnung] Codex Fridericianus Marchicus 1747 verwirklicht, Projekt des Corporis juris Fridericiani 1749-1754, gescheitert) und die nach dem Müller-Arnold-Prozess (1779) gelungene Schaffung des Allgemeinen Landrechts Preußens (1794) gehen maßgeblich auf den dem aufgeklärten Absolutismus (1740/1754 Abschaffung der Folter, planvolle Kriminalpolitik, Bauernschutz, Toleranz) verpflichteten Monarchen zurück. S. Google
Lit.: Heymann, E., Über die Bedeutung der Philosophie Friedrichs des Großen für seine Rechtspolitik, 1934 (SB Berlin); Ritter, G., Friedrich der Große, 1936; Jacobs, H., Friedrich der Große und die Idee der Vaterlandsliebe, 1939; Jessen, H., Friedrich der Große und Maria Theresia, 1965; Merten, D., Der Katte-Prozess, 1980; Hubatsch, W., Friedrich der Große und die preußische Verwaltung, 2. A. 1982; Schieder, T., Friedrich der Große, 1983; Dießelhorst, M., Die Prozesse des Müllers Arnold und das Eingreifen Friedrichs des Großen, 1984; Aretin, K. Frhr. v., Friedrich der Große, 1985; Panorama der fridericianischen Zeit, hg. v. Ziechmann, J., 1985; Ausstellung des geheimen Staatsarchivs, 2. A. 1986; Analecta Fridericiana, hg. v. Kunisch, J., 1987; Friedrich der Große und seine Zeit, hg. v. Hauser, O., 1987; Fridericianische Miniaturen 2, hg. v. Ziechmann, J., 1991; Kunisch, J., Friedrich der Große und die preußische Königskrönung von 1701, 2002; Duffy, C., Friedrich der Große, 1994; Tagebuch oder Geschichtskalender aus Friedrichs des Großen Regentenleben, Bd. 1ff. 2003ff.; Kunisch, J., Friedrich der Große, 2004, 5. A. 2005; Wehinger, B., Geist und Macht, 2004; Hahn, P., Friedrich der Große und die deutsche Nation, 2007; Heinrich, G., Friedrich II. von Preußen, 2009; Friedrich der Große als Leser, hg. v. Lottes, G. u. a., 2010; Burgdorf, W., Friedrich der Große, 2011; Friedrich der Große in Europa, hg. v. Sösemann, B. u. a., 2012, 2. unv. A. 2013; Hahn, P., Friedrich der Große, 2012; Deutsches Historisches Museum, Friedrich der Große, 2012; Macke, P., Suum cuique - Jedem das Seine, 2012; Blanning, T., Friedrich der Große – König von Preußen 2019 (kranker einsamer Königsdarsteller)
Friedrich III. (Innsbruck 21. 9. 1415-Linz 19. 8. 1493), Habsburger, (1424 bzw.) 1435 Erzherzog von Steyr, Kärnten und Krain, 2. 2. 1440 (nach seinem Vetter Albrecht II.) König des Deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches, 19. 3. 1452 Kaiser, anerkennt 1453 das gefälschte (lat. [N.]) privilegium maius, größere Privileg, s. Google
Lit.: Heinig, P., Kaiser Friedrichs III. Hof, 1997; Koller, H., Kaiser Friedrich III. 2005; In Hoc Precioso Monomento. Die Bestattung Kaiser Friedrichs III. im Wiener Stephansdom, hg. v. Kirchweger, F. u. a., 2019
Friedrich III., der Weise (Torgau 17. 1. 1463-Lochau [Annaburg] 5. 5. 1525), 1486 Kurfürst von Sachsen (Ernestiner), Beschützer Martin Luthers, unverheiratet, s. Google
Lit.: Ludolphy, I., Friedrich der Weise, 1984, Neudruck 2006
Friedrich August I. (Dresden 12. 5. 1670-Warschau 1. 2. 1733, August der Starke), 1694 Kurfürst von Sachsen, 1697 mit Hilfe von Bestechungsgeldern (unter Übertritt zu dem Katholizismus) König von Polen, 1724 Codex Augusteus, Gesetzbuch Augusts, (hg. v. Lünig, J.), Förderer der Porzellanherstellung in Meißen, s. Google
Lit.: Czok, K., August der Starke und Kursachsen, 1987; Czok, K., August der Starke und seine Zeit, 4. A. 2004; Groß, W., Die Wettiner, 2007
Friedrich Wilhelm (Cölln an der Spree 16. 02. 1620-Potsdam 09. 05. 1688) stärkt als Kurfürst von Brandenburg (der große Kurfürst) und Herzog in Preußen in Kriegen die monarchische Gewalt (geheimer Rat 4. 12. 1651 neu geordnet, Übergang zu Realunion, stehendes Heer) unter Schwächung der Stände und privilegiert in dem Edikt von Potsdam (29. 10. 1685) die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten in Preußen. S. Google
Lit.: Opgenorth, E., Friedrich Wilhelm, 1971ff.; Oestreich, G., Friedrich Wilhelm, 1971; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, 1996
Friese (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1476 in abgewandelter Bedeutung in sechs Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des an der (südlichen) Nordsee siedelnden, in dem 1. Jahrhundert n. Chr. durch Plinius (23-77 n. Chr.) erwähnten, friesisch sprechenden (west)germanischen Volkes. 734/785 werden die Friesen von den →Franken unterworfen. Um 802 wird in der →Lex Frisionum ihr Recht aufgezeichnet. Dem folgen in dem Hochmittelalter zahlreiche weitere Quellen des →friesischen Rechtes. 1464 wird Ostfriesland zu einer Reichsgrafschaft erhoben. In dem ausgehenden 20. Jahrhundert sprechen noch rund 300000 Menschen in Deutschland und den Niederlanden die friesische Sprache. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 76; Köbler, Historisches Lexikon; Heck, F., Die altfriesische Gerichtsverfassung, 1894; Jaekel, H., Abba, asega und redjeva, ZRG GA 27 (1906), 114; Jaekel, H., Êtheling, Frîmon, Frîling und Szêremon, ZRG GA 27 (1906), 275; His, R., Friesisches, ZRG GA 28 (1907), 439; Jaekel, H., Die münzmetrologischen Anhaltspunkte für die Erkenntnis der altfriesischen Ständeverfassung, ZRG GA 30 (1909), 49; Jaekel, H., Chumas und twalepti, ZRG GA 30 (1909), 251; Mayer, E., Friesische Ständeverhältnisse, (in) FS H. von Burkard, 1910; Die Friesen, hg. v. Borchling, C. u. a., 1931; Siebs, B., Grundlagen und Aufbau der altfriesischen Verfassung, 1933; Gosses, J., De friesche hoofdeling, 1933; Buijtenen, M., Het friese dorp, 1961; Schmidt, H., Politische Geschichte Ostfrieslands, 1975; Handbuch des Friesischen, hg. v. Munske, H., 2001; Die friesische Freiheit des Mittelalters, hg. v. Lengen, H. van, 2003; Van der Velden, B., Waar gaan wij heen met het Fries?, 2004; http://www.koeblergerhard.de/afrieswbhinw.html; Bremmer, R./Vries, O./Laker, S., Advances in Old Frisian Philology, 2007; Hofmann, D. u. a., Altfriesisches Handwörterbuch, 2008; Directions for Old Frisian Philology, hg. v. Bremmer jr., R. u. a., 2014
friesisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [OstfriesUB. II 683] in 7? Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Friesen betreffend, Friesland betreffend
Friesisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Recht der Friesen. Es begegnet zuerst in der →Lex Frisionum (um 802). Vielleicht seit dem 11. Jahrhundert entwickeln die Friesen 17 Küren, 24 Landrechte, 7 Überküren und die Wundtaxen, die in 16 nach 1276 einsetzenden Handschriften und einem Druck von 1485 (?) teils amtlich, teils nichtamtlich in meist friesischer Sprache für das gemeinfriesische Gebiet aufgezeichnet werden. Daneben stehen für einzelne Landschaften etwa die Westerlauwerschen Schulzenrechte (Westfriesland 12. Jahrhundert), die Hunsigoer Küren (Hunsigo, nördlich von Groningen, 1252), das Rüstringer Recht (Rüstringen, westlich der Wesermündung 12./13. Jahrhundert), das Brokmer Recht (Brokmerbrief, um Aurich 1300-1345), das Emsiger Pfennigschuldbuch (1300) und verschiedene Beliebungen (→Siebenhardenbeliebung 1426) (altostfriesisch Rüstringer Recht, Brokmer Recht, Emsinger Recht). In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts verfasst ein Geistlicher ein auf Rudolf von Schwaben bezogenes Rechtsbuch (Rudolfsbuch). In dem 14. und 15. Jahrhundert entstehen unter Einfluss der gelehrten Rechte Processus iudicii (Gerichtsprozess), Jurisprudentia Frisica (Friesische Rechtswissenschaft) und die Excerpta Legum (Gesetzesexzerpte). Ergänzt werden die allgemeinen Bestimmungen durch rund 1300 Urkunden der Jahre 1329 bis 1573. Seit dem 16. Jahrhundert wird das friesische Recht allmählich zurückgedrängt und 1744/1794 durch Preußen in Ostfriesland beseitigt.
Lit.: Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840, Neudruck 1960, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/RichthofenKarlVonFriesischeRechtsquellen1840.pdf; Telting, A., Het oud-friesche Stadrecht, 1882; De friesche Stadrechten, hg. v. Telting, A., 1883; His, R., Die Überlieferung der friesischen Küren und Landrechte, ZRG GA 20 (1899), 39; His, R., Das Strafrecht der Friesen im Mittelalter, 1901; Jaekel, H., Hêmêthoga, Liudamon, Ked, Koninges-orkene und Tolevabôth, ZRG GA 28 (1907), 164; Jaekel, H., Foged, Skelta, Frâna und Bon, ZRG GA 28 (1907), 205; Die niederdeutschen Rechtsquellen Ostfrieslands, hg. v. Borchling, C., Bd. 1 1908; Steller, W., Das altwestfriesische Schulzenrecht, 1926; His, R., Untersuchungen zu den älteren Rechtsquellen Ostfrieslands, ZRG GA 57 (1937), 58; Tägert, H., Familienerbe in Friesland, 1937; Oosten, M. van, De ambtshalve vervolging naar oudfriesch recht, 1938; Fairbanks, S., The old west Frisian skeltana riucht, 1939; Oudfriese Taal- en Rechtsbronnen, hg. v. Sipma, P. u. a., Bd. 1ff. 1943ff.; Krogmann, W., Zu den Emsgauer Bußen, ZRG GA 69 (1952), 345; Krogmann, W., Eine lateinische Vorstufe ostfriesischer Bußregister, ZRG GA 75 (1958), 352; Gerbenzon, P., Excerpta Legum, 1956; Snitser Recesboken 1490-1517, hg. v. Osterhout, M., 1960; Ebel, W., Das Ende des friesischen Rechts in Ostfriesland, 1961; Das Rüstringer Recht, hg. v. Buma, W./Ebel, W., 1963; Das Brokmer Recht, hg. v. Buma, W./Ebel, W., 1965; Ostfriesische Bauerrechte, hg. v. Ebel, Wilhelm 1964; Krogmann, W., Volksetymologische Umdeutungen einer friesischen Bußtaxe, ZRG GA 82 (1965), 298; Krogmann, W., Die friesische Sage von der Findung des Rechts, ZRG GA 84 (1967), 72; Krogmann, W., Die friesische Vorstufe des „Vetus Ius Frisicum“ (17 Küren, 24 Landrechte, allgemeine Bußtaxen), ZRG GA 89 (1972), 33, 90 (1973) 31; Meijering, H., De Willekeuren van de Opstallsbom (1323), 1974; Westerlauwerssches Recht 1 Jus municipale Frisonum, hg. v. Buma, W. u. a., 1977; Köbler, G., Verzeichnis der Übersetzungsgleichungen früher friesischer Quellen, 1974; Gerbenzon, P., Apparaat voor de Studie van oudfries Recht, 1981; Köbler, G., Altfriesisch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-altfriesisches Wörterbuch, 1983; Codex Aysma, hg. und übersetzt v. Buma, W. u. a., 1993; Lokin, J. u. a., Het Rooms-Friese recht, 1999; Algra, N., Oudfries recht 800-1256, 2000; Lokin, J. u. a., Roman-Frisian Law of the 17th and 18th Century, 2003; http://www.koeblergerhard.de/afrieswbhinw.html; Hempenius-van Dijk, B., Hof van Friesland, 2004; Nijdam, H., Lichaam, eer en recht in middeleeuws Friesland, 2008; Vries, O., Asega, is hetgingzijd?, 2010; Vries, O., Thet is ac londriucht – Landrechte und Landrecht im mittelalterlichen Friesland (in) Directions for Old Frisian Philology, hg. v. Bremmer jr., R u. a., 2014, 571
Friesland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (kontinentale) Siedlungsgebiet der Friesen an der südlichen Nordsee.
Lit.: Iterson, W. van, Feudalisierungsversuche im westerlauwerschen Friesland, ZRG GA 97 (1962), 72; Agena, G., Eine Studie über die verfassungs- und verwaltungsrechtlichen Verhältnisse des Norderlandes, 1962; Le Bailly, M., Hof van Holland, Zeeland en West-Friesland, 2008
Frist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 147] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der bestimmte oder bestimmbare Zeitraum. Die Frist spielt in jeder Gesellschaft, in der die Zeit berechnet werden kann, eine Rolle. Für die Germanen wird in diesem Zusammenhang davon berichtet, dass sie nach Nächten zählen und den Zeitpunkt einer Versammlung nach Vollmond und Neumond bestimmen. Mit der Verrechtlichung aller Lebensverhältnisse gewinnt die genaue Bestimmung von Fristen (beispielsweise für Leistungen, Prozesshandlungen, Verjährung u. s. w.) auf römischrechtlicher Grundlage in der Pandektistik des 19. Jahrhunderts ein immer größeres Gewicht (gesetzliche, richterliche oder gewillkürte Frist).
Lit.: Köbler, DRG 235; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 505; Grotefend, H., Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, 13. A. 1991; Landes, D., Revolution in Time, 1983; Ziegeltrum, A., Grundfälle zur Berechnung von Fristen, (in) JuS 1986, 705; Kirste, S., Die Zeitlichkeit des positiven Rechts und die Geschichtlichkeit des Rechtsbewusstseins, 1998; Schmitz, M., Die Fristberechnung nach römischem Recht, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Fristenlösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1974 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch eine Frist gekennzeichnete Lösung für die Zulässigkeit einer →Abtreibung.
fristlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1907 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ohne eine Frist erfolgend, sofortig
Fritzlar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort an der Eder südwestlich Kassels in Hessen
Lit.: Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Fritzlar, hg. v. Demandt, K., 1939; Fritzlar im Mittelalter, 1974
Frölich, Karl (Oker/Harz 14. 4. 1877-Gießen 29. 4. 1953), 1924-1945 Rechtshistoriker in Gießen, Rechtsarchäologe, S. Google
Lit.: Köbler, G., Gießener Gelehrte, 1982, 242
Fron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1150 bezeugt – nach 1150 [Litanîe] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [MGDiplKarol. I 126, AhdGl. I 470] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist (als Ableitung zu ahd. fro [M.] Herr) in dem mittelalterlichen deutschen Recht der (Dienst in) Bezug auf einen Herrn. →Fronbote, Frondienst, Fronhof
Fronbote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 ab 12. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1195 [HHalberstUB. I 330], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht der Gehilfe eines Richters für tatsächliche Aufgaben (Botendienste, Ladungen, Wachdienste, Vollstreckungen). Nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) steht er nach Wahl durch den Richter auf Lebenszeit in dem Dienst des Königs und ist durch doppelte Buße geschützt. Ihm entsprechen andernorts Büttel, Scherge oder Weibel. S. Google
Lit.: Eggert, C., Der Fronbote im Mittelalter, 1897; Peters, W., Bezeichnungen und Funktionen des Fronboten, 1991
Frondienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1334 bezeugt – 1334 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [WasungenUB. 34] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter und in der frühen Neuzeit vor allem der einem Grundherrn oder Gerichtsherrn zu erbringende Dienst (beispielsweise Pflügen, Säen, Eggen, Ernten, Mahlen, Backen, Brauen, Spinnen, Weben, Fahren, Reiten, Bauen u. s. w.). Der so genannte gemessene Fondienst umfasst selten mehr als die Hälfte der jährlichen Arbeitszeit. Seit dem Frühmittelalter geht der tatsächlich geleistete Frondienst auch wegen des Aufkommens der Geldwirtschaft zurück und wird bis zu der Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Bauernbefreiung beseitigt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Siebeck, O., Der Frondienst als Arbeitssystem, 1904; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer in der deutschen Kaiserzeit, 1939, 46ff.; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1962, 93ff., 126ff.; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft, 1978, 124; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985, 2. A. 1986, 3. A. 1987, 25ff.
fronen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 659] bzw. ab dem 11. Jahrhundert [GenesisW. 60,37] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Dienst leisten, beschlagnahmen
Fronhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. III 238, III 629] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Haupthof (Salhof) des Grundherrn in der mittelalterlichen →Grundherrschaft. Er wird von dem Grundherrn selbst oder durch Verwalter bewirtschaftet. Zu ihm gehört das umgebende Salland (Herrenland). Seit dem Hochmittelalter verliert der Fronhof mit dem Übergang zu der →Rentengrundherrschaft einerseits und zu der →Gutsherrschaft andererseits seine Bedeutung und verschwindet mit der Beseitigung der Grundherrschaft in dem 19. Jahrhundert ganz.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 77, 96; Maurer, G. v., Geschichte der Fronhöfe, Bd. 1ff. 1862f., Neudruck 1961; Kötzschke, R., Salhof und Siedelhof, 1953; Lütge, F., Geschichte der deutschen Agrarverfassung, 1963
Fronung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1320 [CDBrandenb. I 9 S. 19] in 21 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die öffentliche →Beschlagnahme von Gegenständen (Grundstücken) in dem Zuge der Zwangsvollstreckung (zugunsten des Königs). In der (lat. [F.]) Capitulatio de partibus Saxoniae (782/785) wird die Beschlagnahme (Fronung) angeordnet, falls ein Verurteilter ein Urteilserfüllungsgelöbnis mangels eines Bürgen nicht ablegen kann, in einem weiteren Kapitular (803), falls der Beklagte auf viermalige Ladung nicht vor Gericht erscheint. In dem Hochmittelalter ist die Fronung nur in Ostfalen (Sachsenspiegel, Stadtrechte) gebräuchlich. Sie soll den Schuldner zu der Leistung veranlassen. In dem 16. Jahrhundert ist sie allgemein geschwunden.
Lit.: Planitz, H., Die Fronung, ZRG GA 78 (1961), 39ff.; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004
Frostathingslög (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in 16 Teile gegliederte Rechtsbuch des um den Drontheimfjord gelegenen norwegischen Gebiets, dessen erhaltener Text durch eine zwischen 1260 und 1269 entstandene, 1728 verbrannte Handschrift überliefert ist (Frostothingsbok). Der Frostathingslög geht die →Gragas voraus. Ihrerseits ist sie Vorbild für →Jarnsida und für das Reichsrecht König Magnus Hakonarsons (1274).
Lit.: Meissner, R., Germanenrechte, 1939; Sveaas Andersen, P., Samlingen av Norge, 1977
Frucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 830 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [M.] fructus) ist das Erzeugnis (beispielsweise Kalb, Apfel) einer Sache (beispielsweise Kuh, Baum bzw. Grundstück) und die sonstige ihrer Bestimmung gemäß aus ihr gewonnene Ausbeute (beispielsweise Sand) sowie der seiner Bestimmung gemäß aus einem Recht gewonnene Ertrag (beispielsweise Dividende). In dem klassisch-römischen Recht wird die Frucht, zu der nicht das folglich dem Eigentümer der Mutter gehörende Kind der Sklavin und auch nicht der Zins für ein Kapital zählen, (erst) mit der Trennung von der Muttersache rechtlich selbständig. Sie wird Eigentum des Eigentümers der Muttersache (Substantialprinzip), sofern diesem nicht ein anderer Berechtigter (beispielsweise Erbpächter) vorgeht. In dem mittelalterlichen deutschen Recht fällt die natürliche Frucht grundsätzlich dem zu, der die zu ihrer Gewinnung erforderlichen Aufwendungen erbracht hat (Wer sät, der mäht, Produktionsprinzip). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter dringen die romanistischen Regeln ein. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) gibt dem Fruchtziehungsberechtigten Eigentum bereits an der hervortretenden Frucht. Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) und Bürgerliches Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) folgen dem römisch-gemeinen Recht.
Lit.: Kaser § 18 III; Hübner 463; Köbler, DRG 39; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 55; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Fernandes Fortunato, S., Früchte und Nutzungen, 2012
fructus, frūctus, lat., M., Nutzung, Genuss, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx,, s. idg. *bʰrūg-, Sb., V., Frucht, genießen, gebrauchen, s. idg. *bʰer- (3), V., ritzen, schneiden, spalten, reiben
früh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1421 [Danzig Hirsch 289] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zeitig, morgendlich
Frühkapitalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1913 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Anfangsstufe des →Kapitalismus an dem Beginn der frühen Neuzeit (beispielsweise Fugger, Welser). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 134; Baltl/Kocher 109, 145; Strieder, J., Zur Genesis des modernen Kapitalismus, 1904; Sombart, W., Der moderne Kapitalismus, Bd. 2 1916; Trusen, H., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik, 1961; Fuchs, G., Gewinn als Umbruch der Ordnung?, 2019
Frühkonstitutionalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die eine Verfassung (Konstitution) erstrebende bzw. modernisierend-kontrolliert gewährende (oktroyierende) politische Bewegung des beginnenden 19. Jahrhunderts (nach französischem Vorbild der Charte Constitutionelle von dem 4. 6. 1814 Nassau 1./2. 9. 1814, 1816 Schwarzburg-Rudolstadt, Schaumburg-Lippe, Waldeck, Sachsen-Weimar, 1818/1819 Sachsen-Hildburghausen, Bayern 26. 5. 1818, Baden 22. 8. 1818, Württemberg 25. 9. 1819, Hannover 1819, Braunschweig 1820, Hessen-Darmstadt 1820, Sachsen-Coburg 1821, Sachsen-Meiningen 1824). Der Frühkonstituionalismus hält an der Vorherrschaft des Monarchen fest, gewährt aber den Ständen begrenzte Mitwirkungsrechte unter Einführung des Repäsentationsprinzips in dem Landtag (konstitutionelle Monarchie). In Gegensatz zu der vorangehenden landständischen Verfassung ist der Repräsentant nicht an die Anweisung oder Interessen seines Standes gebunden, sondern soll seine Entscheidung unter Berücksichtigung des Wohles des gesamten Landes treffen. (Praktisch wenig bedeutsame) Staatsbürgerrechte zu der Sicherung einer dem unmittelbaren staatlichen Einfluss entzogenen gesellschaftlichen Sphäre sind anerkannt, obwohl der Vorrang der Verfassung noch fehlt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Brandt, H., Der deutsche Frühkonstitutionalismus, (in) Hessen, 1997, 39; Schulze, C., Frühkonstitutionalismus in Deutschland, 2002; Hilker, J., Grundrechte im deutschen Frühkonstitutionalismus, 2005
frühkonstitutionell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) frühe Konstitutionen betreffend
Frühmittelalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und – als Ansatz – in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv frühmittelalterlich 1856) ist der etwa zwischen dem Untergang des weströmischen Reiches (476 n. Chr.) und dem (Aussterben der ostfränkischen Karolinger [911] und westfränkischen Karolinger [987] bzw. dem) →Investiturstreit ab 1073, also zwischen etwa 500 und 1000 n. Chr. liegende Abschnitt des Mittelalters.
Lit.: Köbler, DRG 75; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, 1972; Bund, K., Thronsturz und Herrscherabsetzung im Frühmittelalter, 1979; Prinz, F., Von Konstantin zu Karl dem Großen, 2000; Buc, P., The Dangers of Ritual, 2001; The Early Middle Ages, hg. v. McKitterick, R., 2001; Grant, M., Die Welt des frühen Mittelalters, 2003; Goetz, H., Europa im frühen Mittelalter, 2003; Wickham, C., Framing the Early Middle Ages, 2005; Von der Spätantike zum frühen Mittelalter, hg. v. Kölzer, T. u. a., 2009; Recht und Konsens im frühen Mittelalter, hg. v. Epp, V. u. a., 2017
frühmittelalterlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 – 9,1163,33 - 1856 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Frühmittelalter betreffend
Frühneuhochdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv in dem 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die (in Gegensatz zu einer einfacheren und klareren älteren Abgrenzung von Germanisten des 20. Jahrhunderts in althochdeutsch, mittelhochdeutsch und neuhochdeutsch modernisierend zusätzlich ausgesonderte,) zwischen 1350 (Mittelhochdeutsch) und 1650 (Neuhochdeutsch) gesprochene, frühe Stufe der neuhochdeutschen Sprache (zeitliche Abgrenzung zu dem Mittelhochdeutschen und wohl auch zu dem Neuhochdeutschen streitig).
Lit.: Götze, A., Frühneuhochdeutsches Glossar, 1912, 2. A. 1920, 7. A. 1967; Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Anderson, R. u. a., Bd. 1ff. 1986ff. (bis vielleicht 2027 wohl 16 Bände mit schätzungsweise rund 8000 Seiten und 100000 Lemmata); Baufeld, C., Kleines frühneuhochdeutsches Wörterbuch, 1996, Neudruck 2012
Frühneuzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv frühneuzeitlich DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert) frühe Neuzeit – vielleicht zwischen 1492 oder 1500 und 1648 oder 1650
Lit.: Vocelka, K., Frühe Neuzeit 1500-1800), 2013
frühneuzeitlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 Wortarchiv 20. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Adj., frühe Neuzeit betreffend
Frührezeption (des römischen Rechtes) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der erste zeitliche Abschnitt der Aufnahme (→Rezeption) des römischen Rechtes in mittelalterliche Rechtsordnungen. Angesichts der Übernahme römischrechtlicher Vorstellungen bereits in frühmittelalterliche Volksrechte lässt sich von Frührezeption auch schon für das Frühmittelalter sprechen. In einem engeren Sinn schließt Frührezeption aber erst an die Wiederaufnahme der Beschäftigung mit dem justinianischen Rechtstexten seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert an und dauert in dem Heiligen römischen Reich vielleicht bis zu der Reichskammergerichtsordnung von 1495.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Hageneder, O., Zur Frührezeption des römisch-kanonischen Prozessverfahrens im Lande ob der Enns, (in) FS K. Pivec, 1966, 131; Köbler, G., Zur Frührezeption der consuetudo, (in) Hist. Jb. 89 (1969), 337
Frühsozialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der erste zeitliche Abschnitt des Sozialismus. Er lässt sich in seinem Beginn in die Mitte des 16. Jahrhunderts setzen. Er endet um 1848. Seine Zielsetzungen sind zumindest anfangs noch sehr allgemein und ziemlich unterschiedlich.
Lit.: Der Frühsozialismus – ausgewählte Quellentexte, hg. v. Ramm, T., 1956, 2. A. 1968; Heis, R., Das Recht im frühen Sozialismus, Diss. jur. Innsbruck 1995
Fuchs, Ernst (Weingarten 15. 10. 1859-Karlsruhe 10. 4. 1929), Rechtsanwalt, entschiedener Vertreter der freien Rechtsschule, s. Google
Lit.: Fuchs, E., Die Gemeinschädlichkeit der konstruktiven Jurisprudenz, 1909
Fuero (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbarM., zu lat. [N.] forum, Markt, Gericht) bzw. foro oder (katalanisch) fur ist in →Spanien (bzw. Portugal) das teilweise bis in das 20. Jahrhundert geltende landschaftliche Recht des Hochmittelalters (in engerem Sinne das aufgezeichnete Stadtrecht oder Gebietsrecht). Vor allem in Aragón und Valencia steht der besondere Fuero in Gegensatz zu dem allgemeinen Recht. Der Name Fuero erwächst erst allmählich. Die ersten überlieferten Fueros sind nicht umfangreich (Vorläufer cartas de población, Veröffentlichungsurkunden, wie beispielsweise für Valpuesta 804, dann Fuero von Castrojeriz 974, Sepúlveda 1076, bekannt Fuero juzgo 13. Jahrhundert, Fuero de Aragón 1247, Llibre de les Costumes de Tortosa, Ende 13. Jahrhundert). Von besonderer Bedeutung ist die Bewahrung von aus dem westgotischen Volksrecht (→Lex Visigothorum, Recht der Westgoten) rührendem germanistischem Rechtsgut. Unterscheiden lassen sich vor allem Privilegien, Urkunden über Abgaben und Stadtrechte.
Lit.: Wohlhaupter, E., Die localen Fueros Aragons und ihre Verbreitung, (in) FS E. Heymann, 1940, 108; Hierneis, O., Das besondere Erbrecht der sog. Foralrechtsgebiete Spaniens, 1966; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 681; Barrero García, A./Alonso Martín, M., Textos de derecho local español en la Edad Media, 1989; Suárez Bilbao, F., El fuero judiego en la España cristiana, 2000
Fuero (M.) de Aragón ist die Sammlung von Gesetzen oder Verordnungen, die besonders Aragón betreffen. Den Auftrag hierzu erteilt König Jakob I. an den Bischof von Huesca und ehemaligen Bologneser Scholasten Vidal de Canellas. Von dessen zwei Kompilationen billigen die Cortes von Huesca 1247 die kleinere, weniger romanistische. 1283 wird sie in das von dem Adel König Peter III. abgerungene (span. [M.]) Privilegio general (allgemeine Privileg) aufgenommen. In dem 14. und frühen 15. Jahrhundert wird sie um je ein Buch der vier in dieser Zeit herrschenden Könige erweitert. S. Google
Lit.: Tilander, G., Los fueros de Aragón, 1937; Wohlhaupter, E., Die localen Fueros Aragóns, (in) FS E. Heymann, 1940, 108; Wohlhaupter, E., Das Privatrecht der fueros de Aragón, (in) TRG GA 62 (1942), 89, 63 (1943), 214, 64 (1944), 173; Lalinde Abadía, J., Los Fueros de Aragón, 1976, 4. A. 1985
Fuero (M.) de Burgos ist ein die Hauptstadt der Grafschaft →Kastilien betreffender Text des spanischen Rechtes. S. Google
Lit.: Martínez Díez, G., Fueros en el territorio de la provincia de Burgos, 1982
Fuero (M.) de Castiella ist das älteste Rechtsbuch Kastiliens, in dem durch einen unbekannten Verfasser in Burgos nicht lange nach 1248 das kastilische Recht des 13. Jahrhunderts aufgezeichnet wird. S. Google
Lit.: Libro de los Fueros de Castiella, hg. v. Sánchez, S., 1924
Fuero (M.) de Cuenca ist der ziemlich ausführliche, in 43 Kapitel gegliederte Fuero des spanischen Rechtes in dem Königreich Leon und Navarra, den König Alfons VIII. (1189/1190 bzw. zwischen November 1189 und März 1193 oder in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts) der 1177 zurückeroberten Stadt Cuenca gewährt. S. Google
Lit.: The Code of Cuenca, übers. v. Powers, J., 2000
Fuero (M.) de Francos ist der 1095 von König Alfons VI. von Kastilien dem Dorf Logroño bei der Erhebung zu einer Stadt verliehene Fuero des spanischen Rechtes, der später auch anderen Städten gewährt wird (Miranda 1099, Toledo). S. Google
Fuero (M.) de Jaca ist das 1063 von Sancho Ramírez bei der Erhebung des Ortes von einer villa zu einer Stadt verliehene Recht von →Jaca. S. Google
Lit.: Ramos y Loscertales, J., Fuero de Jaca, 1927; Molho, M., El Fuero de Jaca, 1964
Fuero (M.) de la Novenera ist die Sammlung des aragonesisch-navarrischen Gewohnheitsrechts, in die auch bäuerliches Gewohnheitsrecht Eingang findet. S. Google
Fuero (M.) de León ist ein von 1017(-1020) stammender, sich selbst als (lat. [N.]) Decretum, Dekret, bezeichnender Text des spanischen Rechtes aus dem Königreich →Leon. Er geht auf König Alfons V. zurück. Seine ersten 20 Artikel betreffen das ganze Land, die übrigen 28 nur einzelne Orte. S. Google
Lit.: García-Gallo, A., El fuero de León, (in) AHDE 39 (1969), 5
Fuero (M.) del trabajo ist das 1938 erlassene, 1967 abgeänderte Arbeitsgesetzbuch →Spaniens. S. Google
Fuero (M.) de Madrid von 1202 ist ein das Recht →Madrids aufzeichnender Text. S. Google
Lit.: Sánchez, G., El Fuero de Madrid, (in) El Fuero de Madrid, 2. A. 1963
Fuero (M.) de Sepúlveda ist der in einem Privileg König Alfons VI. von Kastilien (1072-1109) enthaltene Fuero des spanischen Rechtes der südlichen Grenzgebiete des Königreichs Kastilien (1076), den die Könige Alfons I. und Alfons II. von Aragón auch in Teilen Aragoniens einführen. S. Google
Fuero (M.) de Soria ist das Recht von Soria in Kastilien. S. Google
Lit.: Sánchez, G., Historia del Fuero de Soria, (in) Fueros castellanos de Soria de León y Castilla, 1919, 227
Fuero (M.) de Teruel ist der ausführliche Fuero des spanischen Rechtes der 1171 von Alfons II. von Aragón zurückeroberten Stadt Teruel. S. Google
Fuero (M.) de Toledo ist der die städtischen Privilegien Toledos zusammenfassende Fuero des spanischen Rechtes, die allen Bewohnern gemeinsam sind. Er folgt dem nach der Eroberung 1085 gewährten Fuero de Juzgo (der [westgotischen] Mozaraber) bzw. Fuero der Kastilier bzw. Fuero de Francos nach. S. Google
Lit.: García-Gallo, G., Los Fueros de Toledo, (in) AHDE 45 (1975), 341
Fuero (M.) de Zaragoza ist der Fuero des spanischen Rechtes, der die Interessen der sog. Infanzones (ritterlichen Adeligen) stärker berücksichtigt als die der Bürger. S. Google
fuero (M.) ecclesiastico (span.) kirchliche Gerichtsbarkeit in Spanien
Fuero (M.) general ist die umfassende private Sammlung des spanischen Gewohnheitsrechts des Adels und seiner Bauern in Aragón und Navarra aus dem 13. Jahrhundert. S. Google
Fuero (M.) Juzgo ist die in verschiedenen Fassungen in das Kastilische übertragene (lat.) →Lex (F.) Visigothorum, die auch nach der Zerstörung des Westgotenreichs in Spanien durch die Araber für die unterworfenen Westgoten (Mozaraber) gilt. Der Fuero Juzgo ist auch das von der königlichen Rechtsprechung des vereinigten Königreiches von Leon und Navarra in Leon - nicht in Kastilien - angewendete Recht. Nach 1240 verleiht König Ferdinand III. den zwölfteiligen Fuero Juzgo an eroberte Städte in Andalusien und Levante (Córdoba, Sevilla, Jaén, Murcia, Alicante, Jerez). 1263 wird der Fuero Juzgo von König Alfons X. in den →Fuero real (bzw. den Libro de las Leyes) modernisiert. S. Google
Fuero (M.) militar (span.) Militärgerichtsbarkeit in Spanien, s. Google
fuero (M.) municipal (span.) Stadtrecht in Spanien, s. Google
Fuero (M.) real (bzw. Libro de las Leyes) ist der 1255 oder 1263 von König Alfons X. dem Weisen von Leon und Navarra aus dem →Fuero Juzgo modernisierte →Fuero des spanischen Rechtes. Er passt den aus der frühmittelalterlichen (lat.) Lex (F.) Visigothorum entwickelten Fuero Juzgo den hochmittelalterlichen Bedürfnissen an und nimmt verschiedene römischrechtliche und kirchenrechtliche Sätze auf. Er ist in vier Bücher gegliedert (Verfassung, Verfahren, Familie, Erbe und Schulden sowie Strafe). Er wird bestimmten Städten in Leon und Kastilien (Valladolid 1255, Madrid 1262) sowie Burgos und Soria verliehen, doch muss der König 1272 die Fortgeltung der alten städtischen Fueros anerkennen. Von ihnen werden viele bis 1340 neu aufgezeichnet. S. Google
Lit.: Martínez Díez, G., Leyes de Alfonso X.: Fuero Real, 1988
Fuero (M.) viejo de Castilla ist die umfassende private Zusammenstellung des kastilischen Gewohnheitsrechts. Eine um 1248 entstandene Fassung ist unsystematisch. Der Fuero viejo de Castilla erhält seine endgültige systematische und in fünf Bücher gegliederte Gestalt um 1356. Seine wichtigste Quelle ist der Libro de los Fueros. S. Google
Lit.: García González, F., El fuero viejo assistemático, (in) AHDE 41 (1971), 767
Fugger ist der Angehörige einer aus dem zwischen Augsburg und Landsberg am Lech gelegenen Dorf Graben kommenden, 1367 in Augsburg als Weber genannten Familie, die in der Linie von der Lilie durch die Fuggersche Handelsgesellschaft, das Kupfermonopol und den Ablasshandel Weltgeltung erreicht. Als Bankiers der Päpste und der Habsburger erlangen sie 1504 den Adel und 1511 den Grafenrang und finanzieren 1519 die Wahl Karls V. zu dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches. Sie sind ein anschauliches Beispiel des →Frühkapitalismus. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pölnitz, G. Frhr. v., Jakob Fugger, Bd. 1f. 1949ff.; Pölnitz, G. Frhr. v., Fugger und Hanse, 1953; Simnacher, G., Die Fuggertestamente, 1960; Pölnitz, G. Frhr. v., Die Fugger, 2. A. 1960, 6. A. 1999; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Nebinger, G./Rieber, A., Genealogie des Hauses Fugger, 1978; Tietz-Strödel, M., Die Fuggerei, 1982; Mandrou, R., Die Fugger, 1997; Häberlein, M., Fugger und Welser, 2002; Häberlein, M., Die Fugger, 2006; Die Welt des Hans Fugger, hg. v. Burkhardt, J. u. a., 2007; Dauser, R., Informationskultur und Beziehungswissen, 2008; Die Fugger im Bild, hg. v. Bayerische Staatsbibliothek, 2010; Düvel, T., Die Gütererwerbungen Jacob Fuggers des Reichen (1494-1525), 2013; Häberlein, M., Aufbruch ins globale Zeitalter, 2016
Fuhre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1287 [FriedbergUB. I 40 bzw. AhdGl. II 729 in den Bedeutungen Fahrt und Nutzen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fahrt, Ladung
führen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 863 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) leiten, lenken, steuern
Führer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 765 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert [BambEchtb. 108 bzw. 1410 FreiburgÜÜbers. 52] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über führen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (der von Adolf →Hitler in dem Nationalsozialismus beanspruchte) anführende Rang innerhalb einer Gemeinschaft. Der Führer Adolf Hitler steht außerhalb der Verfassung. Er vereinigt nacheinander unterschiedliche Verfassungsstellungen in sich (Parteivorsitzender, Reichskanzler, Reichspräsident). Sein Wille wird als Gesetz angesehen. Nach dem Prinzip des Führers wird das so genannte → „Dritte Reich“ organisiert. Allgemeiner ist Führer der Lenker eines Geschehens oder Gegenstands.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 222, 226, 229; Das deutsche Führerlexikon, 1934; Fauser, M., Das Gesetz im Führerstaat, (in) Arch. f. öff. Recht 1965, 129; Majer, D., Grundlagen des nationalsozialistischen Rechtssystems, 1987; „Führer—Erlasse – 1939-1945“, hg. v. Moll, M., 1997; Radtke, H. u. a., Straffreiheit durch Führerbefehl?. ZRG GA 129 (2012), 214
Führerschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1909 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Urkunde über die Berechtigung zu dem Lenken von Kraftfahrzeugen. Führerscheine werden kurz nach Erfindung der Kraftfahrzeuge (1876 N. A. Otto stationärer Viertaktverbrennungsmotor, 1885 C. F. Benz verkehrsfähiges Kraftfahrzeug, 1886 G. Daimler) ausgestellt und vorgeschrieben. Die vorläufigen und regional unterschiedlichen Berechtigungen löst 1910 auf Grund des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen (3. 5. 1909) der Führerschein in Preußen ab (1910 in Deutschland 36077 Führerscheine, 1924 121431 neue Führerscheine, 1957 rund 1081000, 1991 2122706). Seit 1. 1. 1999 ist der Führerschein in der Europäischen Union vereinheitlicht.
Führung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 10. Jh. bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 77] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ernährung, Leitung, Verhalten
Führungsaufsicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1975, Vorgänger seit dem 18. Jahrhundert, nach Code pénal von 1810 Polizeiaufsicht)
Lit.: Ruderich, D., Führungsaufsicht, 2015
Führungsschicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1950 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die politische oder geistig führende Gruppe von Menschen einer bestimmten Gesellschaft. In dem Mittelalter stellt der Adel die Führungsschicht, zu dem bildungsmäßig die Geistlichkeit dazukommt. In der Aufklärung tritt der durch die Schule vor allem in Lesen, Schreiben und Rechnen gebildete Bürger hinzu. In der angesichts des Wachstums der Menschheit und der Zunahme ihrer Mittel für den Einzelnen zunehmend verwickelteren und unüberschaubareren Gegenwart wird die allgemeine Meinung in erheblichem Maß durch die Medien Zeitung, Radio, Fernsehen und Internet bestimmt, deren Träger die politische Führung wesentlich mitgestalten, wofür sie von der politischen Führung ein beträchtliches Gebührenaufkommen zu Lasten der Allgemeinheit gesichert erhalten.
Lit.: Preradovich, N. v., Die Führungsschichten in Österreich und Preußen 1804-1918, 1955; Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit, hg. v. Hofmann, H. u. a., 1980; Wildenmann, R. u. a., Führungsschicht in der Bundesrepublik Deutschland 1981, 1982; Rösch, G., Der venezianische Adel, 1989
Führungszeugnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1885 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein amtliches Zeugnis über die rechtlich bedeutsame allgemeine Lebensführung eines Menschen.
Lit.: Burchardi, K., Strafregister und polizeiliches Führungszeugnis, 1943, 2. A. 1944
Fulgosius, Raphael ist der in Piacenza 1367 geborene, in Bologna und Pavia ausgebildete, ab 1388 in Pavia, Siena und Padua lehrende, an dem 12. 9. 1427 verstorbene Jurist (commentarium in Digestum vetus, commentarium zu dem Codex, Gutachten). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 802
Fulda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die an dem 12. 3. 744 von dem Schüler Sturmi des Bischofs Bonifatius in Hessen gegründete, 765 reichsunmittelbar (Reichsabtei) werdende Abtei mit sehr großer Grundherrschaft und bedeutender Schriftkultur (aber in dem zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts auch Fälschungen durch den Mönch Eberhard). Die dort 1723/1734 gegründete Universität wird nach der Säkularisation (1802, Fürst von Oranien-Nassau, dann Königreich Westphalen, danach Hessen) aufgehoben.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Roller, O., Eberhard von Fulda, Diss. phil. Marburg 1901; Urkundenbuch des Klosters Fulda, Bd. 1 1913; Werner-Hasselbach, T., Die älteren Güterverzeichnisse der Reichsabtei Fulda, 1942; Lübeck, K., Die Hofämter der Fuldaer Äbte im frühen Mittelalter, ZRG GA 65 (1947), 177; Lübeck, K., Die Fuldaer Bürgeraufstände, ZRG GA 68 (1951), 410; Mauersberg, H., Die Wirtschaft und Gesellschaft Fuldas, 1969; Jäger, B., Das geistliche Fürstentum Fulda in der frühen Neuzeit, 1986; Rathsack, M., Die Fuldaer Fälschungen, 1989; Heinemeyer, W. u. a., Fulda in seiner Geschichte, 1995; Meyer zu Ermgassen, H., Der Codex Eberhardi des Klosters Fulda, 1995f., (1995, 1996, Index 2007, Bd. 4 Der Buchschmuck, 2009); Theisen, F., Mittelalterliches Stiftungsrecht, 2002; Codex Diplomaticus Fuldensis, Index and Introduction, hg. v. Hofmann, J., 2010; Das Kloster Fulda und seine Urkunden, hg. v. Zwies, S., 2014 (2439 Urkunden)
füllen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 6] und nach dem Altfriesischen ab 1276 [AugsbStR. Art. 56 § 2] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) voll machen
Fund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1187 bezeugt - in dem 3. Viertel des 9. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1308 [Lori, BairBergr.5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über finden mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb finden 765 bzw. 1022) ist das Entdecken und Ansichnehmen einer verlorenen (besitzlosen, aber nicht eigentümerlosen) beweglichen Sache eines anderen. Der (redliche) Finder muss den Fund kundtun. Der Eigentümer muss dem Finder nach einzelnen mittelalterlichen Rechtsquellen einen Lohn für das Finden (Finderlohn) zahlen. Meldet sich der Eigentümer innerhalb einer Frist (nach Aufgebot) nicht, so fällt die Sache teils an den Finder, teils an den König, die Kirche, die Gemeinde oder den Grundherrn, seit der Neuzeit an den Finder. Erst das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) und das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) schaffen hierfür einheitliche Regeln für ihr Geltungsgebiet.
Lit.: Hübner 457; Delbrück, B., Vom Finden verlorener Sachen, (in) Jahrhundert Jb. 3 (1859), 1ff.; Hopmann, G., Der Eigentumserwerb an der gefundenen Sache nach deutschen Rechtsquellen, 1905; Vobach, G., Die Lehre vom Funde, 1910; Hübner, J., Der Fund, 1914; Lins, S., Das Fundrecht des BGB, 1994; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
fünf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 790 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 49 §1, Art. 70 § 3] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, Num. Kard.) die Zahl zwischen vier und sechs
Fünfkirchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Pécs) ist bereits in römischer Zeit ein wichtiger Ort (Sopianae, später Quinque ecclesiae) in Ungarn und seit 1367 Sitz einer Universität, von 1833 bis 1923 Sitz eines Rechtsgymnasiums.
Lit.: Pécsi jogászprofesszorok emlékezete (1923-2008). Antológia [Das Gedächtnis der Juraprofessoren zu Fünfkirchen. Eine Anthologie], hg. v. Kajtár, I. 2008; A Pécsi Püspöki Joglyceum emlékezete 1833-1923, hg. v. Kajtár, I. u. a., 2009; Roth, H. u. a., Geschichte einer europäischen Kulturhauptstadt, 2010
fur, fūr, lat., M., F., Dieb, Diebin, Spitzbube, Spitzbübin, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, zu lat. ferre, V., tragen, s. idg. *bʰer- (1), V., tragen, bringen
Fur (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der (eine fremde bewegliche Sache forttragende) →Dieb. Der auf frischer Tat ertappte (und damit handhafte) freie Dieb (lat. [M.] fur manifestus) darf in dem altrömischen Recht getötet werden und wird später als Sklave zugesprochen, der unfreie fur manifestus darf von dem tarpeischen Felsen gestürzt werden. Jeder andere fur hat das Doppelte des Wertes zu leisten und wird infam.
Lit.: Kaser §§ 32 II, 51 I
fur (M.) manifestus (lat.) →fur, →handhafter →Dieb, →Diebstahl
Fur semper in mora (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der Dieb ist immer in Verzug (und muss deshalb bei Untergang der entwendeten Sache durch Zufall ohne Verschulden Schadensersatz leisten).
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Tryphoninus um 160-um 220, Digesten 13, 1, 20)
für (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [DspLR. Art. 87] bzw. 1276 [AugsbStR. Art. 61,9] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) vor, an Stelle von
furere, lat., V., rasen, wüten, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. θυάζειν (thyázein), idg. *dʰeu̯es-, *dʰu̯ē̆s-, *dʰeus-, *dʰū̆s-, V., stieben, stäuben, wirbeln, vgl. idg. *dʰeu- (4), *dʰeu̯ə-, *dʰeu̯h₂-, *dʰuh₂-, V., Sb., stieben, wirbeln, wehen, stinken, schütteln, Dampf (M.) (1), Hauch, Rauch
furia (1), lat., F., Wut, Raserei, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. furere, furiosus
furiōsus, lat., Adj., voll Wut seiend, wütend, rasend, unsinnig, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. furia, furere
Furiosus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der →Geisteskranke, der ohne weiteres geschäftsunfähig und deliktsunfähig ist und einen (lat. [M.]) curator (Pfleger) hat.
Lit.: Kaser § 14 IV; Boari, M., Qui venit contra iura. Il furiosus, 1983
Fürkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem 13. bis 16. bzw. 19. Jahrhundert der Vorkauf (unter Umgehung des Marktes und in großen Mengen zwecks künstlicher Verknappung und Verteuerung). Er wird zeitweise verboten. Der Liberalismus beseitigt die der Bekämpfung des Wuchers dienenden Einschränkungen grundsätzlich.
Lit.: Crebert, H., Künstliche Preissteigerung, 1916; Blaich, F., Die Reichsmonopolgesetzgebung im Zeitalter Karls V., 1967; Hof, H., Wettbewerb im Zunftrecht, 1983
Furs de Valencia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.Pl.) sind die nach 1240 abgefassten →Fueros (Gesetze bzw. Verordnungen) des Königreichs von Valencia des spanischen Rechtes, die in einer 1330 entstandenen, völlig romanisierten Fassung Alfons’ IV. bekannt sind. 1482 wird eine erweiterte, chronologisch geordnete Sammlung von Gabriel de Riucech unter dem Titel Furs e ordinacions de València veröffentlicht, 1707 wird der Furs de Valencia von König Philipp V. abgeschafft. 1708 werden die Fueros alfonsinos in Valencia für weitergeltend erklärt.
Lit.: Barrero, A., El Derecho romano en los Furs de Valencia de Jaime I, (in) AHDE 41 (1971), 639
Fürsorge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1194 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1627 [BöhmLO. O 13] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist zunächst allgemein die Sorge für das Wohl eines Lebewesens, danach insbesondere die Unterstützung Einzelner aus allgemeinen Mitteln in Notlagen. Fürsorge tätigt anfangs die Familie, dann die Kirche und die Grundherrschaft, seit der frühen Neuzeit auch der davon seine Daseinsberechtigung ableitende und Einkünfte erzielende Wohlfahrtsstaat (Armenpflege für Waisen, Bettler, Witwen, Alte, Kranke, Straftäter, Verwahrloste, Wohlfahrtspolitik, Sozialpolitik). In Preußen (ALR II, 19 § 1) wird hierfür das Gesetz über die Verpflichtung zu der Armenpflege von dem 31. 12. 1842 (Unterstützungswohnsitz) erlassen, in dem (zweiten) Deutschen Reich das Reichsgesetz über den Unterstützungswohnsitz von dem 6. 6. 1870 (preußisches Ausführungsgesetz von dem 8. 3. 1871)(, die Sozialversicherungsgesetzgebung) und die Verordnung über die Fürsorgepflicht von dem 13. 2. 1924, ergänzt durch die Reichsgrundsätze über Voraussetzung, Art und Maß der öffentlichen Fürsorge von dem 4. 12. 1924 (kein Rechtsanspruch, Träger Ortsarmenverbände bzw. Gemeinden, in Städten 5,6-8% Unterstützungsempfänger, auf dem Land 0,5-0,8%) (gehobene Fürsorge) (1. 4. 1924 Reichsjugendwohlfahrtsgesetz mit wegen der Inflation verringertem Leistungsumfang). In Deutschland bzw. dem Deutschen Reich, in dessen östlichem Teil (Deutsche Demokratische Republik) 1956 die überkommene Fürsorge in der Verordnung über die allgemeines Sozialfürsorge des Jahres 1956 zusammengefasst und als Übergangserscheinung auf dem Weg zu dem Sozialismus angesehen wird, wird in der Bundesrepublik Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Fürsorge die seit einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts von dem 24. 6. 1954 Ansprüche anerkennende →Sozialhilfe (Hilfe, Förderung, Bundessozialhilfegesetz zu dem 1. 6. 1962, zu dem 1. 1. 2005 Sozialgesetzbuch XII, für Jugendliche Jugendschutzgesetz von dem 4. 12. 1951, Jugendwohlfahrtsgesetz von dem 11. 8. 1961, Kinder- und Jugendhilfegesetz zu dem 1. 1. 1991).
Lit.: Moeller, E. v., Die Elendenbrüderschaften, 1906; Dilger, A., Die Grundlagen des Fürsorgerechts, Diss. jur. Tübingen 1945 masch.schr.; Scherpner, H., Geschichte der Jugendfürsorge, 1966, 2. A. 1979; Sachße, C./Tennstedt, F., Geschichte der Armenfürsorge, Bd. 1ff. 1980ff.; Jutte, R., Obrigkeitliche Armenfürsorge, 1984; Hauser, S., Geschichte der Fürsorgegesetzgebung in Bayern, Diss. jur. München 1986; Peukert, D., Grenzen der Sozialdisziplinierung, 1986; Breitenhorn, A., Randgruppen im ALR, 1994; Boldorf, M., Sozialfürsorge in der SBZ/DDR 1945-1953, 1998; Armengesetzgebung und Freizügigkeit (1867-1881), hg. v. Sachße, C. u. a., 2000; Stolleis, M., Geschichte des Sozialrechts in Deutschland, 2003; Willing, M., Das Bewahrungsgesetz (1918-1967), 2003; Föcking, F., Fürsorge im Wirtschaftsboom, 2007; Medizin und Sozialwesen in Mitteldeutschland zur Reformationszeit, hg. v. Oehmig, S., 2007; Marx-Jaskulski, K., Armut und Fürsorge auf dem Land, 2008; Bulling, S., Die zivilrechtliche Erwachsenenfürsorge des 19. Jahrhunderts, 2013; Foege, L., Wessenbergs Herzenskind, 2014; Sorge, hg. v. Melville, G. u. a., 2015
Fürsprech (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 9. Jahrhundert bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 218] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Fürsprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch DW2 1341, M.), Vorsprecher, ist in dem hochmittelalterlichen und spätmittelalterlichen deutschen Recht der Vertreter eines Menschen in dem Wort vor Gericht (ahd. [einmal] furisprehho um 790 für lat. orator, M., Redner). Er wird vielleicht entwickelt, um die möglicherweise allmählich in bestimmten Verfahrenslagen entstehende Gefahr zu vermeiden, durch einen bloßen Fehler in dem Wort (beispielsweise Husten, Räuspern, Versprechen) einen Rechtsstreit zu verlieren. Seine Rede kann die in dem Wort vertretene Partei billigen oder verwerfen und selbst richtig ausführen. Der Fürsprech ist erst in dem 12. Jahrhundert in deutschen, französischen und englischen Quellen belegt und könnte eine Antwort auf das Eindringen gelehrter Genauigkeit in das Verfahren sein. Ein Zwang, einen Fürsprech zu nehmen, erscheint erst in dem 15. Jahrhundert. Ansonsten kann die Partei einen Fürsprech wählen oder nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) den Richter um einen Fürsprech bitten. Wirkung hat der Vortrag des Fürsprech(er)s nur nach Billigung durch die Partei. 1255 gibt es in Lübeck bereits 5 berufsmäßige Fürspreche (Vorspraken). Seit dem 15. Jahrhundert wird der Fürsprech zu dem frei handelnden Beistand, seit dem 16. Jahrhundert verschmilzt er mit dem Anwalt zu dem Vertreter in der Sache. In der Schweiz ist der Fürsprecher in manchen Kantonen in der Gegenwart noch der Rechtsanwalt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 116; Siegel, H., Die Erholung und Wandelung, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 42 1853; Laß, L., Die Anwaltschaft im Zeitalter der Volksrechte und Kapitularien, 1891; Bauhofer, A., Fürsprechertum und Advokatur im Kanton Zürich, (in) Zürcher Taschenbuch 1926; Bader, K., Vorsprecher und Anwalt in den fürstenbergischen Gerichtsordnungen, 1931; Schudel, H., Fürsprecher und Anwälte im schaffhauserischen Recht, Diss. jur. Zürich 1940; Müller, L., Die Freiheit der Advokatur, 1972; Failenschmid, H., Anwalt und Fürsprech nach altwürttembergischen und benachbarten Rechtsquellen, 1981; Meyer, T., Gefahr vor Gericht, 2009
Fürsprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1341 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [MBoica XVII 26] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar →Fürsprech
Fürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Pfaffen Konrad [V. 820] um 1172 und 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Vorderster, Erster) ist in dem mittelalterlichen und neuzeitlichen deutschen Recht der Adelige, dessen Stellung (die des Königs oder) ursprünglich durch die unmittelbare Belehnung durch den König gekennzeichnet ist. Er ist also Erster oder bei mehreren Ersten einer von diesen. Dazu zählen in dem Frühmittelalter die Großen des Reiches und des Königs (Herzöge, Grafen, Pfalzgrafen, Markgrafen, Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Äbtissinnen). Kennzeichen sind Teilhabe an dem Reich und Herrschaft über einen Teil (beispielsweise eine Grafschaft), doch ist die Abgrenzung nach unten nicht eindeutig (in dem 13. Jahrhundert etwa 110-120 Reichsfürsten, davon etwa 90 geistlich, davon etwa 45 Äbte und Äbtissinnen). Der Fürst kann unter besonderen Umständen abgesetzt werden (zwischen 768 und 1056 in 177 Fällen erfolgreich, immerhin durchschnittlich alle zwei Jahre ein Fall). Das wichtigste Recht der Fürsten ist die Wahl des Königs, die sich aber in dem 13. Jahrhundert auf die wenigen besonderen →Kurfürsten (Wahlfürsten) beschränkt. Etwa gleichzeitig wird die Stellung als Reichsfürst genauer festgelegt auf die meisten Herzöge, einen Teil der Markgrafen, Pfalzgrafen und Landgrafen und einzelne Grafen (herzogsgleiche Landesherrschaft und reichsunmittelbares Lehen) sowie die geistlichen Reichsfürsten (Erzbischöfe, viele Bischöfe, viele Äbte und Äbtissinnen, einzelne Pröpste). 1184/1188 wird der Graf von Hennegau bzw. Namur als erster förmlich zu einem Reichsfürsten erhoben (Braunschweig-Lüneburg 1235). Demgegenüber wird in Frankreich die Zahl der Fürsten verringert und in England auf den Prinzen von Wales beschränkt. Als Landesherr gerät der Fürst in dem Laufe der Zeit in einen Interessengegensatz zu dem König. In dem Reichstag des Heiligen römischen Reiches gibt es 1582 53 Virilstimmen weltlicher und 46 Virilstimmen geistlicher Fürsten, 1792 64 Virilstimmen weltlicher Fürsten und 38 geistlicher Fürsten. Seit 14. 8. 1919 darf der Titel Fürst in Deutschland nicht mehr verliehen werden und gilt der überkommene Titel Fürst als Teil des Namens.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 98, 111, 130, 149, 154, 167, 195; Köbler, WAS; Seckendorff, V. v., Teutscher Fürstenstaat, 1656, Neudruck 1976; Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt in den deutschen Fürstenhäusern, 1851; Boerger, R., Die Belehnungen der deutschen geistlichen Fürsten, 1901; Fehr, H., Fürst und Graf im Sachsenspiegel, (in) SB. d. sächs. Ges. d. Wiss. 58, 1906; Schulte, A., Fürstentum und Einheitsstaat in der deutschen Geschichte, 1921; Schröder, E., Herzog und Fürst, ZRG GA 44 (1924), 1; Kraemer, H., Der deutsche Kleinstaat des 17. Jahrhunderts im Spiegel von Seckendorffs Fürstenstaat, 1922, Neudruck 1974; Schroeder, E., Herzog und Fürst, ZRG GA 44 (1924), 1; Kienast, W., Die deutschen Fürsten im Dienste der Westmächte, Bd. 1f. 1924ff.; Mayer, T., Fürsten und Staat, 1950; Petersohn, J., Fürstenmacht und Ständetum in Preußen, 1963; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1977; Lanzinner, M., Fürst, Räte und Landstände, 1980; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Hergemöller, B., Fürsten, Herren und Städte zu Nürnberg 1355/56, 1983; Klein, T., Die Erhebungen in den deutschen Fürstenstand 1550-1806, (in) Bll. f. dt. LG. 122 (1986), 137; Krah, A., Absetzungsverfahren als Spiegelbild von Königsmacht, 1987; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 1988; Der Fürst, hg. v. Weber, W., 1998; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Schlick, J., König, Fürsten und Reich 1056-1159, 2001; Principes, hg. v. Nolte, C., 2002; Fürstin und Fürst, hg. v. Rogge, J., 2004; Gottwald, D., Fürstenrecht und Staatsrecht im 19. Jahrhundert, 2009; Hammes, B., Ritterlicher Fürst und Ritterschaft, 2010; Entsagte Herrschaft – Mediale Inszenierungen fürstlicher Abdankungen im Europa der Frühneuzeit, hg. v. Richter, S., 2019; Peltzer, J., Fürst werden. Rangerhöhung im 14. Jahrhundert, 2019
Fürstenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Barth, F., Die Verwaltungsorganisation der gräflich fürstenbergischen Territorien, (in) Schriften des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar 16 (1926), 48; Link, R., Verwaltung und Rechtspflege im Fürstentum Fürstenberg, 1944; Bieberstein-Krasicki, D. Graf v., Das Prozessrecht der Gerichts- und Landesordnungen der fürstenbergischen Territorien, 1948; Bader, K./Platen, A. v., Das große Palatinat des Hauses Fürstenberg, 1954; Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum, 1986
Fürstenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein Ortsname
Lit.: Fürstenbergische Geschichte, Bd. 1ff. bearb. v. Klocke, F. v. 1971; Die Tagebücher Kaspars von Fürstenberg, hg. v. Bruns, A., 1985, 2. A. 1987
Fürstenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 1566 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die literarische Darstellung der Pflichten eines Fürsten. Die älteren Quellen des Fürstenspiegels sind hauptsächlich Xenophons (430-354 v. Chr.) Beschreibung der Erziehung des Kyros, die aus Plutarch (46-125) erstellte (lat.) Institutio (F.) Traiani (Einrichtung Trajans), die Selbstbetrachtungen Marc Aurels (121-180) und Augustinus‘ Bild von dem glücklichen Herrscher in dem Gottesstaat (413-426). Zunächst christlich, später humanistisch betont bauen auf ihnen Fürstenspiegel von dem 9. Jahrhundert bis in die Neuzeit (Fürstenlehre) auf (beispielsweise Jonas von Orléans, Sedulius Scotus, Hinkmar von Reims, Gottfried von Viterbo und Johannes von Viterbo, Johann von Salisbury, Polycratius 1159, Gilbert von Tournais, Vincenz von Beauvais, Thomas von Aquin, De regimine principum [über Herrschaft der Fürsten] 1265/1266, Fortescue J., De laudibus legum Angliae (über das Lob der Gesetze Englands), um 1470, Machiavelli, N., Il principe [Der Fürst], 1532 oder Fénelon, Les aventures de Télémaque (die Abenteuer Telemachs, 1699), wobei seit der frühen Neuzeit der Landesherr an die Stelle des Königs tritt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts werden die konservativen Regierungshandbücher entbehrlich.
Lit.: Kleineke, W., Englische Fürstenspiegel, 1937; Berges, W., Die Fürstenspiegel des hohen und späten Mittelalters, 1938; Anton, H., Fürstenspiegel und Herrscherethos in der Karolingerzeit, 1968; Singer, B., Die Fürstenspiegel, 1981; Politische Tugendlehre und Regierungskunst, hg. v. Mühleisen, H. u. a., 1990; Fürstenspiegel der frühen Neuzeit, hg. v. Mühleisen, H. u. a., 1996; Graßnick, U., Ratgeber des Königs, 2004; Ahl, I., Humanistische Politik zwischen Reformation und Gegenreformation, 2004; Fürstenspiegel des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Anton, H., 2006; Historische Exempla in Fürstenspiegeln und Fürstenlehren, hg. v. Reinle, C. u. a., 2011
Fürstentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in dem 10. Jahrhundert bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 70] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Herrschaftsgebiet und die Stellung eines →Fürsten.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schotte, W., Fürstentum und Stände in der Mark Brandenburg, 1911; Dunkhase, H., Das Fürstentum Krautheim, 1968; Werner, K., Die Entstehung des Fürstentums, Bd. 1f. 1970; Thomas, H., Zwischen regnum und imperium, 1973; Geistliche Staaten in Oberdeutschland, hg. v. Wüst, W., 2002
Fürstprimas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der Rheinbundakte von 1806 für den bisherigen Reichserzkanzler Karl Theodor von Dalberg (1744-1817) vergebene geistlich-weltliche Titel. Das Fürstentum des Fürstprimas (Regensburg mit Aschaffenburg und Wetzlar) wird durch Napoleon (1808) in ein weltliches Großherzogtum umgewandelt, das mit Napoleons Niederlage 1813 endet.
Lit.: Färber, K., Der Übergang des dalbergischen Fürstentums Regensburg an das Königreich Bayern, 1985
Furt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 8. Jahrhundert bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 14. Jahrhundert [GörlitzLR. 187] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) seichte Stelle in einem fließenden Gewässer als einfache Durchgangsmöglichkeit
Fürth (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) abgeleitet von Furt, das über den für das Germanische erschließbaren Ansatz mit dem Indogermanischen verbindbar ist)
Lit.: Hofmann, M., Die mittelalterliche Entwicklung der Gerichtsverhältnisse im alten Amt Fürth, 1932; Mauersberg, H., Wirtschaft und Gesellschaft Fürths, 1974; Windsheimer, B., Geschichte der Stadt Fürth, 2007
furtum, fūrtum, lat., N., Diebstahl, Gestohlenes, geheime Handlung, Schelmerei, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ferre, fūr
Furtum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die Sachentziehung bzw. der Diebstahl ([lat.] contrectatio rei fraudulosa lucri faciendi gratia, tückische Ergreifung einer Sache zwecks Gewinnerzielung). →fur
Lit.: Kaser § 51 I; Söllner § 8; Köbler, DRG 27, 48; Köbler, LAW
Fusion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 1526 [Paracelsus] bezeugt – 1526/1527 [Paracelsus] in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gießung, Verbindung
Fusionsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (1965) belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine Fusion anstrebende oder bewirkende Vertrag (beispielsweise 8. 4. 1965 Vertrag zu der Einsetzung eines gemeinsamen Rates und einer gemeinsamen Kommission der Europäischen Gemeinschaften mit Wirkung von dem 1. 7. 1967).
Fuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 in der ersten Hälfte 8. Jahrhundert bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, M.) als der unterste Teil des stehenden menschlichen Körpers wird bis in die Gegenwart an verschiedenen Stellen trotz aller Verwissenschaftlichung des menschlichen Lebens als naheliegende natürliche Maßeinheit (zwischen 250 und 429 mm) verwendet (beispielsweise engl. foot 304,8 mm).
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 141, 196, 213
Füssen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort an dem Lech in dem Allgäu
Lit.: Das Füssener Bürgerbuch, hg. v. Weitnauer, S., 1940; Das Füssener hochstiftische Urbar von 1398, bearb. v. Dertsch, R., 1940; Rump, H., Füssen, 1977
Futhark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die der herkömmlichen Reihenfolge der Zeichen (f, u, th, a, r, k, danach g, w bzw. v, h, n, i, j bzw. y, e, p, a, s, t, b, e, m, l, ng, o, d) entsprechende, dem Namen Alphabet der üblichen Zeichenfolgen anderer europäischer Schriften gleichwertige Benennung der aus einem nicht genau bekannten Zeichensystem in Italien aufgenommenen, 24 Buchstaben umfassenden (älteren) germanischen Runenschrift („Runenalphabet“).
Lit.: Krause, W., Die Runeninschriften im älteren Futhark, 1966
G
Gabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 80,20, II 259,50 und um 810 in MonseeFragm. 167] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Verb geben um 765) ist der Vorgang und der Gegenstand der gewollten Übergabe einer Sache oder eines Menschen von einem Menschen oder einer Person an einen anderen Menschen oder an eine andere Person. Nach einem jüngeren Rechtssprichwort soll in der älteren Zeit gegolten haben: Gabe schielt nach Entgelt. Demgegenüber kennt das römische Recht die unentgeltliche Gabe (→Schenkung). Sie wird allgemein anerkannt, ohne dass sie entsprechend der grundsätzlich egoistischen Natur des Menschen größere wirtschaftliche Bedeutung erlangt.
Lit.: Kaser; Hübner 575; Köbler, DRG 74; Heusler, A., Institutionen, Bd. 2 1885f., 370ff.; Mauss, M., Essai sur le don, 1923 (= Die Gabe, 1968); Pappenheim, M., Über die Rechtsnatur der altgermanischen Schenkung, ZRG GA 53 (1933), 35; Hyland, R., Gifts, 2009
gabella (mlat. [F.]) Abgabe, Steuer (F.), nicht in latein_a_z.docx belegt, aber in Google belegt
Gabella (F.) emigrationis (mlat., nicht in latein_a_z.docx belegt, aber in Google belegt) ist die in dem 11./12. Jahrhundert erscheinende, vor allem in der frühen Neuzeit verbreitete Auswanderungsabgabe (Abfahrtsgeld, vgl. Preußen 1794 ALR II 17 §§ 141ff.) in Höhe von meist rund zehn Prozent des inländischen Vermögens.
Gabella (F.) hereditaria (mlat., nicht in latein_a_z.docx, aber in Google belegt) ist in dem Mittelalter die Erbschaftsabgabe bei einem Erbfall Fremder an König, Landesherrn oder Stadt. Ein Gesetz Kaiser Friedrichs II. von 1220 hebt sie auf, wird aber rechtstatsächlich nicht beachtet.
Lit.: Meynal, E., Études sur la gabelle, (in) TRG 3 (1922), 119
gafol (ae.) Abgabe, Zins, in Google belegt
Gage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1616 [Jones, LexFrenchBorrow. 353] in 9 Stellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in erster Hälfte 17. Jahrhunderts aus dem Französischen aufgenommen, zunächst in Heer und Marine, danach an dem Theater, sowie über das erschließbare Altwestfränkische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Entlohnung
Lit.: Jones, W., A Lexicon of French Borrowings in the German Vocabulary, 1976
Gagern, Wilhelm August Heinrich Freiherr von (Bayreuth 20. 8. 1799-Darmstadt 22. 5. 1888) wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg und Jena (Burschenschaft) 1821 Regierungsrat in Hessen, an dem 5. 3. 1848 Leiter des Staatsministeriums Hessen-Darmstadts und an dem 19. 5. 1848 Präsident der deutschen Nationalversammlung. S. Google
Lit.: Buchner, K., Heinrich von Gagern, 1848; Schücking, L., Heinrich von Gagern, 1849; Wentzcke, P., Anfänge und Aufstieg Heinrich von Gagerns 1799 bis 1836, 1957; Möller, H., Heinrich von Gagern, 2004
Gagnér, Sten (Uppsala 3. 3. 1921-München 24. 5. 2000) wird nach dem Studium von Recht, Philosophie, Geschichte und Philologie in Uppsala und praktischer Tätigkeit bei Polizei und Justiz 1964 Professor für Rechtsgeschichte in München. S. Google
Lit.: Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Rückert, J., Sten Gagnér zum Gedächtnis, ZRG GA 119 (2000), 1094ff.; Abhandlungen zur europäischen Rechtsgeschichte, hg. v. Rückert, J./Stolleis, M./Kriechbaum, M., 2004
Gaill, Andreas (Köln 12. 11. 1526-Köln 11. 12. 1587), Patrizierssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Köln, Orléans, Löwen und Bologna (Promotion 1555) Anwalt in Köln, 1558 Beisitzer an dem Reichskammergericht in Speyer, 1569 Reichshofrat in Wien (1573 von Gaill) und 1584 Kanzler in dem Erzstift Köln. In seinen (lat.) Practicarum observationum libri (M.Pl.) duo (Zwei Bücher praktischer Beobachtungen) (1578) bemüht er sich wie schon zuvor →Mynsinger (Singularium observationum …, einzelner Beobachtungen …) um eine systematische Darstellung der Entscheidungen des →Reichskammergerichts und gewährt dabei auch einheimischen Statuten und Gewohnheitsrechtssätzen Raum. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Schröder, R., Gairethinx, ZRG GA 7 (1886), 53; Burckhard, H., Andreas Gaill, 1887; Kempis, K. v., Andreas Gaill, 1988
Gairethinx (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [EdRothari/LLangob. 40] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Speergedinge →Launegild
Gaius ist der in der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. lebende, hauptsächlich in der Provinz tätige, nicht mit dem (lat.) ius (N.) respondendi (Antwortrecht) begabte und in Einzelheiten kaum bekannte Verfasser (eines Kommentars zu dem in den Provinzen üblichen Rechtsschutzregister des Privatrechts und) des in vier Bücher (lat. [M.Pl.] commentarii, Kommentare) über personae (Personen), res (Sachen, 2 Bücher, Sachenrecht, Erbrecht, Schuldrecht) und actiones (Klagansprüche, Zivilprozess) gegliederten Lehrbuchs →Institutionen (159?, 161?). Er gehört der Rechtsschule der Sabinianer (→Julian) an. Sein auf (lat.) →ius (N.) civile (römisches Recht) und (lat.) →ius (N.) gentium (Fremdenrecht) als Rechtsquellen beschränktes, in einer späteren Fassung vor allem durch eine wohl dem 5. Jahrhundert entstammende, 1816 in Verona von Barthold Georg Niebuhr aufgefundene Palimpsesthandschrift und zwei in Ägypten entdeckte Handschriftenbruchstücke unmittelbar überliefertes Buch (oder System) der Einrichtungen (lat. institutiones) des Rechtes wird in dem Kern von dem oströmischen Kaiser Justinian in dessen Institutionen (533) übernommen und liegt dem so genannten Institutionensystem zugrunde. In den Digesten Justinians sind 542 Fragmente aus Werken des Gaius verwertet. S. Google
Lit.: Kaser § 2; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 34; Söllner §§ 5, 7, 16, 19, 20, 22, 23; Köbler, DRG 30, 52, 54; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GaiInstitutiones(160nChr).pdf, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GoeschenJohannFriedrichLudwigGaiiInstitutionumCommentariiIV1820.pdf; Honoré, A., Gaius, 1962; Nelson, H./David, M., Überlieferung, Aufbau und Stil von Gai Institutiones, 1981; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988, 131; Nelson, H./Manthe, U., Gai Institutiones III 1-87, 1992; Vano, C., Il nostro autentico Gaio, 2000; Gaius, Institutiones. Lateinisch und deutsch, hg. v. Manthe, U., 2004, 2. unv. A. 2010; Vano, C. Der Gaius der historischen Rechtsschule, 2008
Gaius von Autun (lat. Gaius [M.] Augustodunensis) ist der in größeren Fragmenten einer Palimpsesthandschrift aus Autun erhaltene klassizistisch-spätnachklassische Kommentar wohl des 5. Jahrhunderts zu →Gaius, Institutionen. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39 II 2; Köbler, DRG 52
Galater →Kelte, s. Google
Galeere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 1582 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1582 [Tomaschek, Wien I nr. 188 und 1717 BernMnd. 12, 21] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Italienischen aufgenommen und über das Mittellateinische und Mittelgriechische sowie das Griechische des Altertums γαλέη (galéē), F., Wiesel, Marder mit idg. *gₑli-, *glī-, Sb., Maus, Wiesel verbindbar, F.) mit Rammsporn, Rudern und Segeln ausgestattetes Kriegsschiff
Galeerenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und – ausgenommen Galeerensträfling – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem 15. Jahrhundert in dem Mittelmeerraum (Rom 1471, Spanien 1502, Kirchenstaat 1511, Frankreich 1516) verhängte Strafe, auf einer Galeere angekettet zu rudern. In den österreichischen Erblanden und Böhmen wird die Galeerenstrafe von 1556 bis 1768 verwendet. In Frankreich endet sie sachlich mit der Aufgabe der Galeeren (1749), wird aber rechtlich erst an dem 27. 3. 1852 abgeschafft. In der Türkei wird sie bis zu dem 20. Jahrhundert gebraucht.
Lit.: Frauenstädt, P., Zur Geschichte der Galeerenstrafe in Deutschland, (in) Z. f. ges. StrafRWiss. 16 (1896), 518; Carlen, L., Die Galeerenstrafe im Militärstrafrecht, ZRG GA 92 (1975), 210; Carlen, L., Die Galeerenstrafe in der Schweiz, (in) Z. f. d. ges. StrafRWiss. 88 (1976), 557; Schlosser, H., Die Strafe der Galeere, (in) ZNR 10 (1988), 19; Tournier, G., Les galères de France, 2005
Galgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 287, III 235, III 382, III 716] und in Wörterbuch der deutschen Gewgenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische als Zweig, Staude auch mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die meist aus zwei Pfosten (oder Astgabeln) und einem Querholz bestehende künstliche Vorrichtung (lat. [N.] patibulum, [M.] bargus, [F.] furca) zu der Tötung von Menschen durch Aufhängen an einem Strick. Bereits die Germanen hängen (nach Tacitus) den Volksverräter. Seit wann dazu der Galgen verwendet wird, ist (nicht zuletzt wegen der tatsächlichen Vergänglichkeit der verwendeten Mittel) unklar. In dem Hochmittelalter, in dem der Sachsenspiegel Diebstahl mit Hängen bedroht, ist Erhängen an dem Galgen eine ehrenmindernde Strafe, wobei beispielsweise in München ein Galgen zwischen 1367 und 1804 erwähnt wird. Seit 1871 ist die →Todesstrafe in Deutschland durch Enthaupten zu vollziehen. Die Alliierten bestrafen nationalsozialistische Kriegsverbrecher 1946 durch Erhängen (ähnlich in dem Irak 2006). Überreste ehemaliger Galgen sind beispielsweise in Beerfelden, Hopfmannsfeld, Kleinschierstedt, Münzenberg, Pfungstadt, Rixfeld, Seeburg und Wörth am Main in der Gegenwart noch vorhanden.
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 257f.; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege, 1940; Wohlhaupter, E., Haargalgen, Müllergalgen, ZRG GA 63 (1943), 324; Frank, H., Im Angesicht des Galgens, 1953; Martschukat. J., Inszeniertes Töten, 2000; Over galg en rad, hg. v. Luning, H. u. a., 2010
Galicien (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 belegt, aber in Google belegt, N.) ist die in dem Nordwesten der iberischen Halbinsel gelegene Landschaft, die zunächst von Kelten besiedelt ist. Nach dem Ende der römischen Herrschaft dringen in dem 5. und 6. Jahrhundert Sweben (Sueben) und Westgoten sowie 711/718 Araber ein. Mit der Lösung von den Arabern fällt Galicien meist an →Leon und mit diesem an →Kastilien. 1979 erhält Galicien in Spanien Autonomie. S. Google
Lit.: Tranoy, A., La Galice Romaine, 1981; García Oro, J., Galicia, 1987; Galicia, hg. v. Hann, C. u. a., 2005
Galizien (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 belegt, aber in Google belegt, Halic-Volhynien, →Wolhynien) ist die nördlich der Karpaten gelegene Hügellandschaft, die nach dem Abzug der Germanen in dem 6. Jahrhundert von Slawen (Polen in dem Westen, Ukrainer in dem Osten) besetzt wird. In dem 11. bzw. 12. Jahrhundert entsteht ein Fürstentum Galizien (Galitsch bzw. Halitsch). Galizien gelangt in dem Spätmittelalter (1349/1387) an →Polen. 1772 wird das östliche Galizien dem Königreich Galizien und Lodomerien Österreichs zugeteilt. 1795 kommen weitere Gebiete hinzu (→Westgalizien, für das 1797 ein Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch erlassen wird). Hauptstadt von Galizien-Lodomerien ist Lemberg. 1846 wird das seit 1815 selbständige Krakau annektiert und mit Galizien-Lodomerien vereinigt, welches das größte Kronland Zisleithaniens ist. 1918 annektiert das wiedergebildete Polen Galizien. Ostgalizien wird 1939 von der Sowjetunion in Besitz genommen. Nach deren Auflösung (1991) ist das seit 1918 als Verwaltungseinheit nicht mehr bestehende Galizien nur noch in Kultur, Sprache und Gedächtnis vorhanden. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 131; Köbler, Historisches Lexikon; Baltl/Kocher; Stupnicki, H., Das Königreich Galizien und Lodomerien, 1853; Pohl, D., Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, 1996; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; Bachmann, K., Ein Herd der Feindschaft gegen Russland, 2001; Fellerer, J., Mehrsprachigkeit im galizischen Verwaltungswesen, 2004; Struve, K., Bauern und Nation in Galizien, 2005; Maner, H., Galizien, 2007; Wolff, L., The Idea of Galicia, 2010; Kuzmany, B., Brody, 2011; Shanes, J., Diaspora Nationalism and Jewish Identity in Habsburg Galicia, 2012; Galizien als Kultur- und Gedächtnislandschaft, hg. v. Hanus, A. u. a., 2015
Gallia, lat., F.=ON, Gallien, Caes. (um 50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Gallus (1)
Gallicus (lat. [Adj.] gallisch) →mos Gallicus
Gallien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., lat. [F.] Gallia) ist das Gebiet zwischen Apennin und Alpen (Gallia citerior, diesseitiges Gallien) und seit Eroberung durch Caesar (58-51 v. Chr.) das Land der Gallier zwischen Rhein, Alpen, Mittelmeer, Pyrenäen und Atlantik (Gallia ulterior, jenseitiges Gallien). Nach der Eroberung Galliens durch die Römer (225-51 v. Chr.) wird Gallien romanisiert. Um 500 ist es fast vollständig in dem Besitz der rasch romanisierten →Franken und geht mit ihrem linksrheinischen Reichsteil während des Frühmittelalters allmählich in →Frankreich auf. S. Google
Lit.: Stroheker, K., Der senatorische Adel im spätantiken Gallien, 1948 (5 bzw. 8 Namen von insgesamt 411 Menschen); Lugge, M., Gallia und Francia, 1960; Lerat, L., La Gaule romaine, 1977; Gallien in der Spätantike, hg. v. dem Römisch-germanischen Zentralmuseum, 1980; Wightman, E., Gallia Belgica, 1985; King, A., Roman Gaul, 1990; Recht im frühmittelalterlichen Gallien, hg. v. Siems, H. u. a., 1995; Woolf, G., Becoming Roman, 1998; Freyberger, B., Südgallien, 1999; Wierschowski, L., Fremde in Gallien, 2001; Botermann, H., Wie aus Galliern Römer wurden, 2005; Mériaux, C., Gallia irradiata, 2006; Reddé, M., L‘architecture de la Gaule romaine, 2006; Müller, H., Herrschaft in Gallien, 2013; Johnston, A., The Sons of Remus – Identity in Roman Gaul and Spain, 2017; Gallische Chroniken, beab. v. Kötter, J. u. a., 2017
Gallus (1), lat., M., PN, Gallier (M. Sg.), Caes. (um 50 v. Chr.), keltischer Herkunft, s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *gal- (3)?, *gʰal-?, V., können
Galway an einer irischen Atlantikbucht erscheint 1124 erstmals. In dem 14. Jahrhundert wird es Stadt. 1845 erlangt es eine Universität. S. Google
Gandinus (de Gandino), Albertus (Crema/Lombardei um 1245-nach [?] 1311) wird nach dem Rechtsstudium in Padua (1265-1275, Schüler Guido da Suzzaras) Richter in Lucca (1281), Bologna (1284), Perugia (1286/1287), Florenz (1288), Bologna (1289, 1294/1295), Siena (1299) und Perugia (1300), 1305 Herr (Podestà) in Fermo und 1310 Höchstrichter in Florenz. Eine universitäre Tätigkeit übt er nicht aus. 1286/1287 veröffentlicht er eine in erster Fassung in Perugia erarbeitete Sammlung berühmter Rechtsfragen (lat. libellus de maleficiis, Büchlein über Übeltaten, vor allem des Odofredus und des Guido da Suzzara), die erweitert und erstmals systematisiert (5 Verfahrensarten [lat. accusatio, denunciatio, inquisitio, exceptio, notorium, Anklage, Anzeige, Untersuchung, Einrede, Bekanntes], gemeinsame Fragen dieser Verfahrensarten [Ladung, Stellvertretung, Bann u. s. w.], Strafrecht) 1299 in Siena und 1300 in Perugia erscheint, als (lat.) Tractatus (M.) de maleficiis (Abhandlung von Verbrechen) bekannt ist und in dem Heiligen römischen Reich in dem 15. Jahrhundert (→Klagspiegel, →Constitutio Criminalis Bambergensis 1507) aufgenommen wird. Daneben stellt er (lat.) Quaestiones (F.Pl.) statutorum (Fragen der Statuten) zusammen (Bologna 1289). S. Google
Lit.: Albertus Gandinus, Quaestiones, hg. v. Solmi, A., (in) Bibliotheca Iuridica medii aevi 3, 1901, 155ff.; Kantorowicz, H., Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik, 1907ff. (in Bd. 2 Ausgabe des Tractatus); Kantorowicz, H., Geschichte des Gandinus-Textes, ZRG RA 42 (1921), 1, und 43 (1922), 1; Kantorowicz, H., Leben und Schriften des Albertus Gandinus, ZRG RA 44 (1924), 224; Vallerani, M., La giustizia pubblica medievale, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 468
Ganerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 819 bezeugt – 3. Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 819 [Cap. I 2 S. 380] in 20 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige einer rechtlich ungeteilten Erbengemeinschaft, insbesondere in der Ritterschaft. Eine solche Ganerbschaft kann außer durch Erbfall auch durch Vertrag begründet werden. Ziel ist dabei möglichst die Erhaltung des Familienguts, weswegen eine Teilung oft nur hinsichtlich der Nutzung erfolgt. Der Erhaltung dient auch die Begründung eines →Familienfideikommisses. Trotz dessen Vordringens bestehen ritterliche Ganerbschaften bis zu dem 19. Jahrhundert
Lit.: Hübner 157f., 251, 429; Köbler, WAS; Wippermann, E., Über Ganerbschaften 1873; Zimmermann, J., Ritterschaftliche Ganerbschaften in Rheinhessen, Diss. phil. Mainz, 1957; Alsdorf, F., Untersuchungen zur Rechtsgestalt und Teilung der Ganerbenburgen, 1980
Gans, Eduard (Berlin 23. 3. 1797-5. 5. 1839), aus alter norddeutscher jüdischer Hoffaktorenfamilie, wird nach dem Studium von Rechtswissenschaft, Philosophie und Geschichte in Berlin, Göttingen und Heidelberg (Promotion), Ablehnung der Zulassung zu Lehrtätigkeit in Berlin (1822, Savigny) und nach der Taufe (1825) 1826 in Berlin außerordentlicher, 1828 ordentlicher Professor für römisches und bürgerliches Recht (mit großem studentischem Zulauf). In dem Streit mit →Savigny (u. a. über Besitz) tritt er gegen die Erforschung geschichtlicher Einzelheiten und für der Aufklärung verpflichtete philosophisch-universalgeschichtliche Studien (Scholien zu dem Gajus 1819, Das Erbrecht in weltgeschichtlicher Entwicklung, Bd. 1ff. 1824ff., Neudruck 1963) ein. Er betreibt Rechtsvergleichung und vertritt Georg Willhelm Friedrich Hegels Philosophie. Einer seiner Schüler ist Karl Marx. S. Google
Lit.: Reissner, H., Eduard Gans, 1965; Braun, J., Die „Lex Gans“ – ein Kapitel aus der Geschichte der Judenemanzipation in Preußen, ZRG GA 102 (1985), 60; Eduard Gans, hg. v. Waszek, N., 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 45; Braun, J., Judentum, 1997; Eduard Gans 1797-1839, hg. v. Blänkner, R. u. a., 2002; Gans, E., Naturrecht und Universalrechtsgeschichte, hg. v. Braun, J., 2005; Nielsen, E., Ehe, väterliche Gewalt und Testierfreiheit in „weltgeschichtlicher Betrachtung“, 2006; Gans, E., Briefe und Dokumente, hg. v. Brun, J., 2011
Ganshof, François-Louis (Brügge 14. 3. 1895-Brüssel 26. 6. 1980), Schüler Henri Pirennes, Professor für mittelalterliche Geschichte in Gent (Was waren die Kapitularien?, Qu’est-ce que la féodalité?, 1944, 2. A. 1947, 3. A. 1957, (deutsch) Was ist das Lehnswesen? 1961, 6. A. 1983). S. Google
Lit.: Caenegem, R. van, François-Louis, Persoonlijke herinneringen, (in) TG 119 (2006), 516; Trüper, H., Topography of a Method. François Louis Ganshof and the Writing of History, 2014
Gant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 1372 [Zürich], 1399 [Feldkirch] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [Zürich] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F., zu lat. [in] →quantum, [zu] wieviel) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die Versteigerung eines (verpfändeten) Gegenstands in dem Wege der Zwangsvollstreckung. Sie entsteht in der (oberdeutschen) Stadt (Zürich 1372, Leutkirch 1382, Bremgarten 1417, Augsburg 1447, Nürnberg 1479, Freiburg im Breisgau 1520), wird dann aber auch von dem Land übernommen (Württemberg 1555, Bayern 1611). Sie will die Selbsthilfe eindämmen und den Schuldner vor übermäßigem Wertverlust sichern. Zu diesem Zweck werden besondere Gantordnungen (beispielsweise Augsburg 1447) erlassen. Danach muss das von dem Büttel oder Fronboten verwahrte (bewegliche) Pfand öffentlich zu dem Kauf angeboten und an den Meistbietenden gegen Barzahlung ausgehändigt werden. In dem 19. Jahrhundert unterliegt die Gant als Einrichtung des Verfahrens dem Konkurs, der 1. 1. 1999 zu der den Gemeinschuldner nach Möglichkeit schützenderen Insolvenz wird. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 116; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, Bd. 1 1912, 680; Leisner, L., Das bayerische Gantrecht, 1971; Bornhorst, R., Das bayerische Insolvenzrecht im 19. Jahrhundert, 2002; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004
Garant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfranzösische und das Altwestfränkische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gewährsmann →Garantie
Garantie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - nach 1650 in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfranzösische und das Altwestfränkische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die einem anderen gegenüber abgegebene Beteuerung der Richtigkeit einer Erklärung. Sachlich wirkt sich der Gedanke der Garantie bereits in der (lat. [F.]) →custodia, Aufsicht, Sorgfalt des römischen Rechtes aus. Als eigener Vertrag erscheint der Garantievertrag wohl erst in dem 20. Jahrhundert.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Mager, U., Einrichtungsgarantien, 2003
garantieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - erste Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfranzösische und das Altwestfränkische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gewährleisten, zusichern
Garantievertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vertrag über eine Garantie.
Garantismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine Form des Wohlfahrtsstaats, bei der auf dem angestrebten Wege zu allgemeiner Gleichheit jedermann ein Grundeinkommen garantiert wird. S. Google
Lit.: Opielka, M., Sozialpolitik, 2004
García Goyena, Florencio (1783-1835) wird nach dem Rechtsstudium in Madrid und Salamanca Verwaltungsbeamter, Richter und Justizminister (1847). 1851 legt er einen an dem Zivilrecht in den Kodifikationen in Frankreich, Preußen und Österreich orientierten, das partikulare Recht Spaniens missachtenden Entwurf eines (span.) Codigo civil (Zivilgesetzbuchs) vor. Erst 1888/1889 gelingt ein spanisches Zivilgesetzbuch.
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,1,497
Gareis, Karl (Bamberg 24. 4. 1844-München 15. 1. 1923) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Bern, Gießen, Königsberg und München (Das deutsche Handelsrecht, 9. A. 1909, Enzyklopädie und Methodologie der Rechtswissenschaft, 5. A. 1920). S. Google
Lit.: Schwab, D., Geschichtliches Recht und moderne Zeiten, (in) FS H. Hübner, 1984, 215; Rehbinder, M., Karl Gareis und Felix Dahn zur Theorie des Urheberrechts, (in) Gedächtnisschrift H. Hofmeister, 1996, 621
Garsten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) ist die in dem Siedlungsgebiet der Bayern 985 urkundlich erwähnte spätere Marktgemeinde Oberösterreichs, in der 1107 ein 1787 aufgelöstes Benediktinerkloster errichtet wird, aus dem zwei Traditionsbücher des späteren 12. Jahrhunderts bekannt sind.
Lit.: Haider, S., Studien zu den Traditionsbüchern des Klosters Garsten, 2008
Garten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 2. Hälfte achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische für das Indogermanische erschließbar) ist das kleinere, durch Hecke oder Zaun von dem Umland abgegrenzte, intensiv durch Pflanzenanbau bewirtschaftete Grundstück. Da der Garten die Allgemeinheit von der Mitbenutzung ausschließt, bedarf seine Einrichtung zeitweise der Zustimmung der Grundherrschaft oder Gemeinde.
Lit.: Bader, K., Gartenrecht, ZRG GA 75 (1958), 252; Weymuth, H., Erscheinungsformen und Bedeutungen der extramuralen Rechtsbereiche nordostschweizerischer Städte, Diss. jur. Zürich 1967
Gas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und aus dem Neuniederländischen und mittelbar aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der sachlich wohl seit Entstehung des Universums mögliche Zustand eines Körpers und der Körper, in dem sich alle Moleküle vollkommen frei bewegen und der Körper jeden verfügbaren Raum vollständig und gleichmäßig ausfüllt.
Lit.: L’industrie du gaz en Europe, hg. v. Paquier, S. u. a., 2005; Auf der Suche nach Eden, hg. v. Stolberg, E., 2008
Gascogne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) in dem Südwesten des Frankenreichs ist ein nach den mit den Basken verwandten Wasconen benanntes, seit 768 selbständiges Herzogtum, das 1052 an Aquitanien fällt. S. Google
Lit.: Histoire de la Gascogne, hg. v. Bordes, M., 1978
Gasparri, Pietro (Ussita 5. 5. 1852-Rom 18. 11. 1934) wird nach der Ausbildung in Rom Doktor der Philosophie, Theologie und Kanonistik, 1880 Professor für kanonisches Recht und 1901 Sekretär einer Kurienkongregation. Auf seine Anregung, ein neues kirchliches Gesetzbuch zu schaffen, ernennt ihn Papst Pius X. 1904 zu dem Sekretär der für die Gesetzgebung eingerichteten Kardinalskommission. 1917 wird der von ihr erarbeitete (lat. [M.] →Codex iuris canonici (Gesetzbuch des kanonischen Rechtes) veröffentlicht. S. Google
Lit.: Stickler, A., Historia iuris canonici latini, Bd. 1 1950, 376; Müller, A./Elsener, F./Huizing, P., Vom Kirchenrecht zur Kirchenordnung?, 1968, 29
Gast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 765? [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Germanische für das Indogermanische zu erschließen) ist der in den Schutz eines Gastgebers aufgenommene Mensch, insbesondere der Fremde. Auf Grund des menschlichen Egoismus wird der Fremde grundsätzlich eher als Feind betrachtet. Als Folge einer Aufnahme als Gast entwickeln sich aber für diesen Fremden schon früh einige besondere, vorwiegend schützende Rechtssätze. S. Google
Lit.: Kaser § 13 I 2b; Köbler, DRG 15; Rudorff, H., Zur Rechtsstellung der Gäste im mittelalterlichen städtischen Prozess, 1907; Schultze, A., Über Gästerecht und Gastgerichte, (in) HZ 101 (1908), 473; Hellmuth, L., Gastfreundschaft und Gastrecht bei den Germanen, 1984; Peyer, H., Von der Gastfreundschaft zum Gasthaus, 1987; Hartmann, J., Staatszeremoniell, 1988, 4. A. 2007; Berger, J., Die Geschichte der Gastfreundschaft im hochmittelalterlichem Mönchtum 1999; Stein-Hölkeskamp, E., Das römische Gastmahl, 2005
Gastalde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie zu lang. *gastald, Sb., Erwerb, Gewinn?) ist in dem frühmittelalterlichen Italien der vielleicht um 590 (584?) geschaffene langobardische Amtsträger teils des Königs, teils der Herzöge. Er bleibt in Oberitalien trotz der teilweisen Umwandlung in den Grafen bis in das Hochmittelalter bedeutsam.
Lit.: Schneider, F., Die Reichsverwaltung der Toscana, 1914; Mor, C., Lo stato longobardo nel VII secolo, (in) Sett. di Spoleto V 1969, Bd. 1, 271; Conti, P., Il ducato di Spoleto, 1982; Priester, K., Geschichte der Langobarden, 2004
Gaster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt)
Lit.: Gmür, E., Rechtsgeschichte der Landschaft Gaster, 1905
Gastung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [Stülz, Wilhering 584] in 12 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mit Gast verbindbar) ist die einem →Gast meist auf Grund einer Verpflichtung zu erbringende Leistung.
Lit.: Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, Bd. 1f. 1968
Gastwirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1551 [Zuzenhausen 734] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der geschäftsmäßig andere Menschen beherbergende und mit Speisen und Getränken bedienende Unternehmer. Für ihn gilt bereits in dem römischen Recht das wohl aus Vertragsgewohnheit entstandene besondere (lat. [N.]) receptum nautarum cauponum et stabulariorum, das der Gefährdung der vielfach fremden Gäste durch den bodenständigen Gastwirt Rechnung trägt. Der geschädigte Gast hat die (lat.) actio de recepto (Klaganspruch aus Aufnahme). Den nach Aufnahme des römischen Rechtes entwickelten gemeinrechtlichen Lehren folgend wird an dem Ende des 19. Jahrhunderts noch eine vertragliche Haftung angenommen, später die Haftung als gesetzlich angesehen.
Lit.: Immenhauser, M., Das Dogma von Vertrag und Delikt, 2006; Zimmermann, R., Geschichte der Gastwirtshaftung in Deutschland, (in) Usus modernus pandectarum, 2007, 271ff.; Hellwege, P., Der formularmäßige Ausschluss der Haftung der Gastwirte, (in) ZNR 2007, 240ff.; Girtler, R., Herrschaften wünschen zahlen, 2008
Gatte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [HeinrTürlinCrône 27] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Genosse, Ehemann
gatten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL– und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [Cleve/ZRG. 9 1870 431] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar. V.) verbinden, paaren
Gatter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 790? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [MittErfurt 6 1873 231] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., M.?) Gitter, Lattenzaun
Gatterzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [BürgelUB. 274] in 8 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in Mittelalter und früher Neuzeit der von dem Zinsberechtigten an dem Zaun (Gatter) des Zinspflichtigen (Freien) abzuholende Zins.
Gattin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Gatte teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Genossin, Ehefrau
Gattung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1483 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1445 [HildeshUB. IV 487] in 9 Stellen und in Wörterbuch deer deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Gatte und gatten teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Gesamtheit von mehreren Arten von Gegebenheiten.
Gattungskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der →Kauf einer nur der Gattung nach bestimmten Sache. Er ist dem römischen Recht erst in der Form des Kaufes einer zu einem Vorrat gehörigen Sache bekannt. Gegensatz ist der Stückkauf als Kauf eines einzelnen bestimmten Stückes der Gattung. S. Google
Lit.: Kaser § 41 II 2; Ernst, W., Gattungskauf und Lieferungskauf, ZRG RA 114 (1997), 272; Ernst, W., Kurze Rechtsgeschichte des Gattungskaufs, ZEuP 1999
Gattungsschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits dem römischen Recht bekannte, auf die Leistung eines nur der Gattung (lat. [N.] genus) nach bestimmten Gegenstands gerichtete →Schuld. Bei ihr trägt die Gefahr des zufälligen Untergangs der Schuldner, der so lange leisten muss, wie die Gattung nicht erschöpft ist ([lat.] genus non perit bzw. →genus perire non censetur, Gattung geht nicht unter). Gegensatz ist die Schuld eines einzelnen bestimmten Stückes der Gattung (Stückschuld). S. Google
Lit.: Kaser § 34 III 2
Gau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 bezeugt – Anfang neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 110, II 563] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, M., N.) ist die als besondere Einheit angesehene kleinere (, wasserreiche, siedlungsgünstige) Landschaft (lat. [M.] pagus, beispielsweise Aargau, Breisgau, Pongau, Rangau, Rheingau, Thurgau, in den Quellen bis zu dem 12. Jahrhundert etwa 150 von insgesamt 500 Landschaftsnamen). Sie hat insbesondere in dem Frühmittelalter Bedeutung, in dem der Gau nach umstrittener Ansicht den örtlichen Tätigkeitsbereich eines →Grafen (lat. comes, →comitatus) bezeichnet, ohne dass auch in nur einem einzigen Fall die Deckungsgleichheit der Gauangaben der Quellen und der jeweils gegebenen Bezirke der Grafen erwiesen und ohne dass von einem lückenlosen unveränderlichen Netz von Gauen ausgegangen werden kann. Es lassen sich mehrere Grafschaften innerhalb eines pagus und verschiedene pagi innerhalb einer Grafschaft nachweisen. In dem Nationalsozialismus wird - vorbereitet durch die Romantik des 19. Jahrhunderts - vor allem ab 1928 der Gau unter einem Gauleiter künstlich wiederbelebt (Baden, bayerische Ostmark, Berlin, Düsseldorf, Essen, Franken, Halle-Merseburg, Hamburg, Hessen-Nassau, Koblenz-Trier/Moselland, Köln-Aachen, Kurhessen, Kurmark, Magdeburg-Anhalt, Mainfranken, Mecklenburg, München-Oberbayern, Ost-Hannover, Ostpreußen, Pommern, Saarpfalz/Westmark, Sachsen, Schlesien, Schleswig-Holstein, Schwaben, Süd-Hannover-Braunschweig, Thüringen, Weser-Ems, Westfalen-Nord, Westfalen-Süd, Württemberg-Hohenzollern, (1939) Kärnten, Niederdonau, Oberdonau, Salzburg, Steiermark, Tirol-Vorarlberg, Wien, Sudetenland, Danzig-Westpreußen, Wartheland). S. Google
Lit.: Köbler, WAS; Baumann, F., Die Gaugrafschaften im Wirtembergischen Schwaben, 1879; Curs, O., Deutschlands Gaue im 10. Jahrhundert, Diss. phil. Göttingen 1908; Werneburg, R., Gau, Grafschaft und Herrschaft in Sachsen, 1910; Bauer, A., Gau und Grafschaft in Schwaben, 1927; Prinz, J., Pagus und comitatus in den Urkunden der Karolinger, (in) AUF 17 (1941), 329; Bohnenberger, K., Frühalemannische Landstrichsnamen, (in) Z. f. württ. Landesgesch. 7 (1943), 99; Bohnenberger, K., Landstrichs- und Gebietsbezeichnungen in den südwestdeutschen Urkunden des 8.-10. Jahrhunderts, (in) ZGO N. F. 56 (1943), 1; Hamm, E., Herzogs- und Königsgut, Gau und Grafschaft im frühmittelalterlichen Bayern, Diss. phil. München 1949 (masch.schr.); Krüger, S., Studien zur sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, 1950; Metz, W., Bemerkungen über Provinz und Gau, ZRG GA 73 (1956), 361; Diepolder, G., Die Orts- und in-pago-Nennungen im bayrischen Stammesherzogtum, (in) Z. f. bay. LG. 20 (1957), 364; Hessler, W., Mitteldeutsche Gaue, 1957; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961; Wagner, G., Die Verwaltungsgliederung im karolingischen Reich, 1963; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Hüttenberger, P., Die Gauleiter, 1969; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, 1984; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999; Bauer, T., Die mittelalterlichen Gaue, 2000; Rumschöttel, H./Ziegler, W., Staat und Gaue in der NS-Zeit in Bayern, 2003; Springer, M., Die Sachsen, 2004; Die NS-Gaue, hg. v. John, J. u. a., 2007
Gaudenzi →Fragmenta Gaudenziana
Gauner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1695 [WürtLändlRQ. II 826] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die vielleicht auf Ionier (Griechen) anspielende, aus dem Westjiddischen kommende Bezeichnung (16. Jahrhundert, lat. [M.] Liber vagatorum 1510, Buch der Nichtsesshaften) für Spieler oder Straftäter, die zeitweise eine aus unterschiedlichen Gegebenheiten erwachsende Schicht von nichtsesshaften Rechtsbrechern bilden, die in dem 18. und 19. Jahrhundert eine gewisse Dichte erreicht. S. Google
Lit.: Ave-Lallemant, F., Das deutsche Gaunertum, Bd. 1ff. 1858ff.; Frauenstädt, P., Das Gaunertum des deutschen Mittelalters, (in) Z. f. d. ges. StrafRWiss. 18 (1898), 331; Günther, L., Die deutsche Gaunersprache, 1919; Radbruch, G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951, 291; Wolf, S., Wörterbuch des Rotwelschen, 1956, 2. A. 1985; Küther, C., Räuber und Gauner in Deutschland, 1976; Schubert, E., Arme Leute, Bettler und Gauner, 1983; Jütte, R., Abbild und soziale Wirklichkeit, 1988; Blauert, A./Wiebel, E., Gauner- und Diebslisten, 2001; Danker, U., Die Geschichte der Räuber und Gauner, 2001; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005
ge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als nicht abtrennbares Präfix verwendet) zusammen, gemeinsam
Gebärde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor Ende achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 36, 28] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die eine innerliche Einstellung ausdrückende äußerliche Haltung eines Menschen, insbesondere des Gesichts und der Hände. Bestimmte Gebärden können in bestimmter Umgebung eine rechtliche Bedeutung haben (beispielsweise Erheben der Schwurhand bei einem Eid). Der schwierigen Untersuchung rechtsgeschichtlicher Gebärden widmet sich die Rechtsarchäologie. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899ff., Neudruck 1922, 1989, 1994; Sittl, C., Die Gebärden, 1890; Amira, K. v., Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, 1905; Panzer, M., Tanz und Recht, 1938; Künßberg, E. Frhr. v., Schwurgebärde und Schwurfingerdeutung, 1941; Schwerin, C. Frhr. v., Einführung in die Rechtsarchäologie, 1943; Garnier, F., Le langage de l’image, 1981; Schmidt-Wiegand, R., Gebärdensprache im mittelalterlichen Recht, (in) Frühmittelalterliche Studien 16 (1982), 363; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Schmidt, J., Die Logik der Gesten, 1992; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Kresse, D./Feldmann, G., Handbuch der Gesten, 1999
Gebäude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314 [BreslUB. 90] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Menschen geschaffene Bauwerk. Es ist in dem älteren deutschen Recht Fahrnis und kann daher einen anderen Eigentümer haben als das Grundstück, auf dem es errichtet ist. Mit der Aufnahme des römischen, auch besondere Gebäudeservituten kennenden Rechtes seit dem Spätmittelalter wird es mehr und mehr als wesentlicher Bestandteil des Grundstücks angesehen. Seit dem 17. Jahrhundert wirkt sich das →Baurecht immer stärker einschränkend auf die Errichtung von Gebäuden aus. S. Google
Lit.: Hübner 188f.
geben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen ab 1221-1224 - bzw. ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 342] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) reichen, übergeben
Gebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Lutwin, Adam u. Eva 345] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bereich
Gebietsgemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf ein (größeres) Gebiet bezogene Gemeinde (beispielsweise österreichisches provisorisches Gemeindegesetz von dem 17. 3. 1849, später wieder aufgegeben). S. Google
Geblüt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [Steinen, WestfGesch. I 1333] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Geschlecht, s. Google
Geblütsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Besatndteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf Grund der Verwandtschaft bestehende Recht oder Anrecht auf einen Gegenstand. In Bezug auf das deutsche Königtum kann sich ein Geblütsrecht gegenüber dem Wahlgrundsatz nicht entscheidend durchsetzen. Dagegen steigert sich in den einzelnen Ländern des Reiches und in anderen Staaten Europas wie Frankreich oder England das Geblütsrecht sogar zu dem Erbrecht (Erbmonarchie). S. Google
Lit.: Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981, 28; Rörig, F., Geblütsrecht und freie Wahl, Abh. d. Akad. d. Wiss. Berlin, 1948; Das Charisma, hg. v. Rychterová, P. u. a., 2007
Gebot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 571, I 662, I 747, II, 289 und um 1000 Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die (hoheitliche) Anordnung eines bestimmten Verhaltens (, in dem Zivilverfahrensrecht in dem Rahmen der Zwangsvollstreckung das Angebot zu einem öffentlichrechtlichen Vertrag). Das Gebot findet sich, wo immer Herrschaftsgewalt oder Hoheitsgewalt besteht. Seine besondere Bedeutung zeigt sich bei der Entstehung des →Staates. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 139; Willoweit, D., Gebot und Verbot im Spätmittelalter, (in) Hess. Jb. f. LG. 30 (1980), 94; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Schildt, B., Bauer, Gemeinde, Nachbarschaft, 1996
geboten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen?, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) angeordnet, befohlen
Gebotenes Ding (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1325 Hessen) ist das durch einzelnes →Gebot besonders festgesetzte →Ding.
Gebotsgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gewalt zu dem Erlass von Geboten.
Gebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1304 [MecklUB. X 519 nr. 7248] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, (lat.) usus (M.) Benutzung, Übung
Gebrauchsmuster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Italienische und Mittellateinische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort um 1891 gebildet, N.) ist die Gestaltung einer Arbeitsgerätschaft oder eines Gebrauchsgegenstands oder eines Teiles davon, die dem Arbeitszweck oder Gebrauchszweck durch eine neue Gestaltung, Anordnung oder Vorrichtung dienen soll. In Deutschland wird nach dem Geschmacksmuster (1876) 1891 das erste Gebrauchsmustergesetz erlassen. S. Google
Lit.: Müller, E., Die Entwicklung des Erfindungsschutzes, 1898; Übler, R., Die Schutzwürdigkeit von Erfindungen. Fortschritt und Erfindungshöhe in der Geschichte des Patent- und Gebrauchsmusterrechts, 2014
Gebühr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Geldleistung, die als Gegenleistung für eine besondere, von dem Einzelnen veranlasste Inanspruchnahme der Verwaltung verlangt wird (Otto Mayer 1895). Eine solche Gegenleistung ist als (lat. [F.]) sportula bereits dem römischen Recht bekannt. In dem Mittelalter entwickeln die Landesherren, auf welche die Regalien übergehen, und die Grundherren vielfältige Einnahmequellen. Auch die Kirche verlangt für bestimmte Handlungen Gegenleistungen, selbst für den besonderen Sündenerlass. Eine eindeutige Trennung zwischen Gebühr und Steuer (F.) vollzieht erst das späte 19. Jahrhundert (Preußen Landgemeindeordnung von dem 3. 7. 1891, Kommunalabgabengesetz von dem 14. 7. 1893). In gewisser Weise spiegelt die Gebühr die Geschichte des Staates, seiner Finanzierung und allgemein die Verrechtlichung menschlichen Lebens wider. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 36 II 4; Moll, W., Über Gebühren, 1916; Domschke, M., Der Gebührenbegriff, 1928; Waitz, H., Die Entwicklung des Begriffs der Regalien, Diss. jur. Frankfurt am Main 1939; Hansmeyer, K./Fürst, D., Die Gebühr, 1968; Sackofsky, U., Umweltschutz durch nichtsteuerliche Abgaben, 2000; Vom Steuerstaat zum Gebührenstaat, hg. v. Sackofsky, U. u. 1., 2000
gebunden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Form von binden 765 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Gebundenheit – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) festgelegt, ausschließend
Gebundener Tag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist (in dem Mittelalter) ein bestimmte rechtlich bedeutsame Handlungen ausschließender Tag (beispielsweise Sonntag, vgl. Sachsenspiegel Landrecht II 66,2 [1221-1224]).
Geburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 130, II 133, II 134, II 345, Otfrid I 3,23] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Vorgang, durch den die Leibesfrucht des Menschen (oder eines höheren Tieres) aus dem mütterlichen Körper an die Außenwelt gelangt. Nach dem römischen Recht wird zwar das noch ungeborene Kind (lat. →nasciturus) für die Erbfolge nach seinem Vater als bereits geboren fingiert, doch beginnt ansonsten erst mit der Geburt die →Rechtsfähigkeit. Nach (germanischem? und) mittelalterlichem Recht muss das Kind nach der Geburt von dem Vater bzw. der Familie besonders aufgenommen werden. Verschiedentlich wird auch eine gewisse Lebenskraft als Voraussetzung für einen Rechtserwerb verlangt. Für die christliche Kirche wird der Mensch erst durch die Taufe zu einer Person. Seit etwa 1800 wird die Geburt (auf bestimmtem Gebiet oder von bestimmten Eltern) für den Erwerb der Staatsangehörigkeit wichtig. In dem (zweiten) Deutschen Reich führt das Reichspersonenstandsgesetz von dem 6. Februar 1875 die öffentliche Beurkundung jeder Geburt durch den Standesbeamten ein. Nach § 1 BGB (1896/1900) beginnt mit Vollendung der Geburt die Rechtsfähigkeit. S. Google
Lit.: Kaser § 13 II; Hübner § 6; Köbler, DRG 75, 120, 129; Brunner, H., Die Geburt eines lebenden Kindes und das eheliche Vermögensrecht, ZRG GA 16 (1895), 63; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 248, 253; Peters, R., Der Schutz des neugeborenen, insbesondere des missgebildeten Kindes, 1988; Labouvie, E., Andere Umstände, 1998, 2. A. 2000; Uebe, A., Die rechtliche Situation der Hebammen in der Geburtshilfe, 2000; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, ungedruckte Habilitationsschrift Leipzig 2003; Drescher, T., Beginn des Menschseins, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Schlumbohm, J., Lebendige Phantome - Ein Entbindungshospital, 2012 (Göttingen 1751); Birke, R., Geburtenkontrolle als Menschenrecht – Die Diskussion um globale Überbevölkerung seit den 1940er Jahren, 2020
Geburtenregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nur Geburtregister[, das in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen fehlt -] – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das durch das Konzil von Trient (1545-1563) in der Kirche vorgesehene, die →Geburten festhaltende Register oder Verzeichnis. Es geht an dem Ende des 19. Jahrhunderts auf den Staat über. In dem (zweiten) Deutschen Reich führt das Reichspersonenstandsgesetz von dem 6. Februar 1875 die öffentliche Beurkundung jeder Geburt durch den Standesbeamten ein. (→Personenstandsgesetz). S. Google
Geburtsstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem römischen und mittelalterlichen Recht der durch die →Geburt erworbene Stand (beispielsweise Adeliger, Freier, Unfreier, Sklave). S. Google
Gedächtnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erstes Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1344 [Rockinger] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der Vorgang und der Ort der Speicherung von Erfahrung in dem Gehirn vor allem des Menschen, das sich von der Geburt bis zu dem Tode eigentlich nur durch einfaches Vergessen vor seiner völligen Überfrachtung mit Sinneseindrücken bewahren kann. S. Google
Lit.: Assmann, A., Formen des Vergessens, 2016
Gedächtniszeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zu einem Geschehen bewusst beigezogene Zeuge in Gegensatz zu dem zufälligen Zeugen eines Geschehens.
Lit.: Wetzell, G., Systm des ordentlichen Zivilprozesses, 3. A. 1878, 230ff.
Gedanke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert [MSD. 241] an 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Einfall, Überlegung, s. Google
Gedanken sind frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 123 (Franck 1541)
gedenken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert [MSD. 236] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) denken, sich erinnern
Gedinge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 305, 421, 710, 715, II 65, 248, 432, 609, 612, 762, III 239, IV 177] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 3. Viertel 9. Jh., N.) ist in dem mittelalterlichen Recht die Vereinbarung oder auch die Verhandlung. In Frankreich und England wird in dem 12. Jahrhundert der Vereinbarung der Vorrang vor dem allgemeinen Recht gewährt (Gedinge bricht Landrecht), in Deutschland anscheinend in dem 14. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, WAS; Stölzel, A., Geding, Appellation, Hof, Hofgericht und Räte, Abschied und Urteil, 1912; Hagemann, H., Gedinge bricht Landrecht, ZRG 87 (1970), 114
Gefahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1275 belegt in dem so genannten Schwabenspiegel und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Wahrscheinlich→keit des Eintritts eines Schadens. Grundsätzlich muss jeder Mensch sich selbst vor Schaden schützen, weshalb in dem römischen Recht der Grundsatz gilt (lat.) casum sentit dominus (den Fall spürt der Herr). Vor der Gefahr des Verfahrensverlusts durch Verfahrensfehler soll in dem hochmittelalterlichen Recht der besondere, in nicht näher bekannter Weise üblich werdende →Fürsprech schützen. Bei einem Kauf teilt das römische Recht die Gefahr (lat. [N.] periculum) des zufälligen Untergangs der Kaufsache zwischen Kaufvertragsabschluss und Vertragserfüllung grundsätzlich dem Käufer zu, der den Kaufpreis zahlen muss, obwohl er wegen Freiwerdens des Schuldners von der Leistungspflicht die Kaufsache nicht erhält (periculum est emptoris, Preisgefahr). S. Google
Lit.: Kaser §§ 34, 41, 42, 62; Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 51, 1866; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzugs beim Kaufvertrag, 1913; Ernst, W., Das klassische römische Recht der Gefahrtragung, Diss. jur. Bonn 1981; Bauer, M., Periculum emptoris, 1998; Pennitz, M., Das periculum rei venditae, 2000; Müller, C., Gefahrtragung bei der locatio conductio, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Gefährde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Deutschenspiegel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Trient 1306) List, gefährliche Lage, s. Google
Gefährdeeid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 16. Jahrhundert [calumnien- oder gefärdeid SchwäbWB. VI Nachtr. 1988, Gefährdeeid? 1691 Stieler 364] in 2 Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kalumnieneid
gefährden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507 [BambHGO, Art. 96] – in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in Gefahr bringen
Gefährdung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1794) ist die Schaffung der Möglichkeit eines Schadenseintritts.
Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Gefährdungshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Rümelin 1896) ist das einseitig verpflichtende gesetzliche Schuldverhältnis, in dessen Rahmen der Schaden zu ersetzen ist, der durch eine erlaubte, abstrakt gefährliche und konkret Schaden verursachende Betätigung oder Anlage entsteht. Die Gefährdungshaftung ist eine Art der Erfolgshaftung. Einzelne Fälle von Erfolghaftung kennt bereits das ältere Recht. Die Erfolgshaftung entsteht als Gefährdungshaftung in der Zeit, in der sich auf der Grundlage des Liberalismus zu Gunsten des Unternehmers und damit zu Lasten des Geschädigten der Verschuldensgrundsatz des Schadensersatzrechts durchsetzt. Beispielhaft verwirklicht wird die Gefährdungshaftung durch den von Friedrich Carl von Savigny mittels eines schriftlichen Votums fördernd beeinflussten § 25 des preußischen Eisenbahngesetzes von dem 3. 11. 1838. Vielleicht vor allem mit der sozialversicherungsrechtlichen Lösung der Haftung bei Arbeitsunfall durch pauschale Versicherungsbeiträge des Arbeitgebers schwindet das Bedürfnis nach einer allgemeinen Regelung der Gefährdungshaftung. Diese wird seitens des infolge des Liberalismus gegenüber Unternehmern günstig eingestellten Gesetzgebers nicht in dem Bürgerlichen Gesetzbuch von 1896/1900 allgemein geordnet, sondern eher unübersichtlichen Einzelgesetzen überlassen (1871 Reichshaftpflichtgesetz, 1900 Wildschaden, Tierhaltung [in dem Bürgerlichen Gesetzbuch von 1896/1900, 30. 5. 1908 gemildert], 1909 Automobilgesetz/Kraftverkehrsgesetz, 1. 8. 1922 Luftfahrzeuge, 29. 4. 1940 Sachschäden durch Eisenbahn und Straßenbahn, 15. 8. 1943 Energieanlagen, 1957 Wasserhaushaltsgesetz, 1959 Atomgesetz, 1961 Arzneimittelgesetz 1961, 1980 Bundesberggesetz, 1989/1990 Produkthaftungsgesetz, 1990 Bundesdatenschutzgesetz, 1990 Gentechnikgesetz, 1991 Umwelthaftungsgesetz, 2007 Umweltschadensgesetz). In der Regel ist dabei auch noch zu Gunsten des Schuldners und damit zu Lasten des Opfers der Umfang der Haftung summenmäßig beschränkt. Ausgeschlossen ist die Gefährdungshaftung meist bei höherer Gewalt oder Verschulden des Geschädigten. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 216, 242; Ogorek, R., Untersuchungen zur Entwicklung der Gefährdungshaftung, 1975; Baums, T., Die Einführung der Gefährdungshaftung durch F. C. von Savigny, ZRG GA 104 (1987), 277; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 2 1989, 524ff.; Gadow, O. v., Die Zähmung des Automobils, 2002; Jansen, N., Die Struktur des Haftungsrechts, 2003; Bürge, A., Die Entstehung und Begründung der Gefährdungshaftung im 19. Jahrhundert, (in) FS Canaris 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Gefahrenabwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Gefahr, →Polizei
gefahrgeneigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsdsprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gefährlich, zu Gefahr geneigt
Gefahrgeneigte Tätigkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 20. Jahrhundert in Deutschland die Tätigkeit eines Arbeitnehmers, die mit einer gewissen übersurchschnittlichen Wahrscheinlichkeit zu einem Schaden des Arbeitnehmers, Arbeitgebers oder eines Dritten führt, für die der Schädigende aus sozialen Gründen nicht nach den allgemeinen Schadensersatzgrundsätzen einstehen soll, so dass der Arbeitgeber ohne Verschulden einstehen muss. 1995 dehnt das Bundesarbeitsgericht diese Risikoverteilung auf alle Arbeitsverhältnisse aus, so dass die gefahrgeneigte Tätigkeit als solche überflüssig wird.
Lit.: Köbler, G., Mittlere Fahrlässigkeit und dogmatische Einordnung der Arbeitnehmerhaftung, AcP 1969, 404; Ehrenberg, S., Die rechtshistorischen Wurzeln des Begriffs der gefahrgeneigten Arbeit, Diss. jur. Frankfurt am Main 1998; Brandt, P., Geschichtliche Entwicklung, 1998
gefährlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [MWittelsb. II 51] in 63 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Gefahr bedeutend
Gefahrtragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Tragung der Leistungsgefahr bzw. Preisgefahr →Gefahr
Lit.: Heuer, P., Der Annahmeverzug, 1911; Thielmann, G., Traditio und Gefahrübergang, ZRG RA 106 (1989), 292; Bauer, M., Periculum emptoris, 1998
Gefahrübergang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Übergang der Gefahr der Tragung eines Verlusts von einer Person auf eine andere Person (beispielsweise bei einem Kauf). S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Gefälle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) sind – neben Gefälle (N.) - in dem mittelalterlichen deutschen Recht Abgaben auf der Seite des Leistenden und Einkünfte auf der Seite des Empfängers. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2
gefangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Form von fangen bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen auch als Form von fangen und als Ansatz nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gegen den Willen festgehalten
Gefangenenbefreiung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (Überschrift zu § 120 StGB) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google
Lit.: Hofmann, H., Die Gefangenenbefreiung, 1903
Gefangener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Gefangene – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Gefangene [SspLR. III 9 § 4, III 41 § 1] 1221-1224, M.) ist der gegen seinen Willen von anderen von der Bewegungsfreiheit ausgeschlossene Mensch (beispielsweise Kriegsgefangener, Strafgefangener, Untersuchungsgefangener). S. Google
Gefängnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1150 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 140] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., „Gefangennahme, Gefangenschaft“) ist das für einen meist hoheitlich angeordneten Freiheitsentzug eines Menschen verwendete Gebäude und der für den Betroffenen dort entstehende und bestehende Zustand. In Gegensatz zu dem deutlich älteren Freiheitsentzug durch Kriegsgefangenschaft oder zu einer Untersuchung wird der auch in Rom unbekannte Freiheitsentzug als Strafe (in verschlossenen oder vergitterten Gebäuden) erst zwischen 1250 und dem 15. Jahrhundert bedeutsamer (beispielsweise Venedig, Florenz, Bologna, Siena). Das seit etwa 1400 verbreitete Gefängnis dieser Zeit ist einfach und aus späterer Sicht zumindest teilweise unmenschlich, wogegen sich erstmals John Howard ([engl.] State of prisons in England and Wales, 1777, Der Zustand der Gefängnisse in England und Wales) wendet. Mit dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) wird die Freiheitsstrafe die wichtigste Strafe. An dem 7. 6. 1923 vereinbaren die Länder des (zweiten) Deutschen Reiches Grundsätze für den Vollzug von Freiheitsstrafen. Einzelne Ansätze zu einer beschränkten Gefangenenmitverantwortung verdichten sich nur allmählich. 1969 wird das Gefängnis verbal beseitigt (durch Justizvollzugsanstalt). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 205; Quanter, R., Deutsches Zuchthaus- und Gefängniswesen, 1905, Neudruck 1970; Bohne, G., Die Freiheitsstrafe, Bd. 1f. 1922ff.; Hippel, R. v., Deutsches Strafrecht, Bd. 1 1925; Appenzeller, G., Strafvollzug und Gefängniswesen im Kanton Solothurn, 1957; Blesken, H., Ältere deutsche Gefängnisnamen, ZRG GA 80 (1963), 357; Foucault, M., Überwachen und Strafen, 1976; Lawn, E., Gefangenschaft, 1977; Zwicky, J., Das Gefängniswesen zur Zeit der Helvetik, Diss. jur. Zürich 1982; The Oxford History of the Prison, ed. by Morris, N., 1996; Schildt, B., Tumult und Aufruhr in Bernburg, (in) Rechtsgeschichte in Halle, hg. v. Lieberwirth, R., 1998, 53; Krause, J., Gefängnisse im römischen Reich, 1996; Krause, T., Geschichte des deutschen Strafvollzugs, 1999; Sidorowitz, M., H. B. Wagenitz und die Reform des Vollzuges der Freiheitsstrafe an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, 2000; Nutz, T., Strafanstalt als Besserungsmaschine, 2001; Dunbabin, J., Captivity and Imprisonment in Medieval Europe 1000-1300, 2002; Gefängnis und Gesellschaft, hg. v. Ammerer, G., 2003; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004; Schäfer, J., Nicht-monetäre Entlohnung von Gefangenenarbeit, 2006; Ohlemann, K., Historische Entwicklung der Gefangenenmitverantwortung in den deutschen Gefängnissen, 2007; Bretschneider, F., Gefangene Gesellschaft, 2008; Rosenblum, W., Beyond the Prison Gates, 2008; Geltner, G., The Medieval Prison, 2008; Maes, E., Van gevangenisstraf naar vrijheidsstraf, 2009; Fülberth, J., Das Gefängnis Spandau 1918-1947, 2014; Vander Beken, T., The Role of Prison in Europe, 2016; Incarceration and regime change, hg. v. De Vito C. u. a. 2016; Bergstermann, S., Stammheim, 2016; Ramsbrock, A., Geschlossene Gesellschaft – Das Gefängnis als Sozialversuch, 2020
Geffcken, Heinrich Otto Wilhelm (Berlin 27. 6. 1865-Köln 5. 2. 1916) wird nach dem Studium von Geschichte und Rechtswissenschaft in Freiburg im Breisgau, Leipzig (Friedberg, Sohm) und Berlin, der Promotion (1890, 1892) und der Habilitation (1894) 1898 Professor in Rostock, 1903 der Handelshochschule Köln. S. Google
Lit.: Stutz, U., ZRG GA 37(1916), 731
Gefolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [Willems, Brab. I 697] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gefolgschaft, Anhängerschaft, s. Google
Gefolgschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar 19. Jahrhundert, F., Gefolge, Anhängerschaft) ist in dem germanischen Recht möglicherweise die Gruppe (lat. [M.] comitatus, Begleitung) um einen Adeligen gescharter junger Krieger (Tacitus, Germania c. 13, 14). Die Verbindung zu jüngeren Erscheinungen (beispielsweise Vasallität) ist ungesichert. Weiterreichende Vorstellungen (Georg Waitz 1844, Otto von Gierke 1868, Heinrich Brunner 1906, Richard Schröder 1932) sind fragwürdig. S. Google
Lit.: Brunner, H., Zur Geschichte des fränkischen Gefolgswesens, ZRG GA 9 (1888), 210; Seeck, O., Das deutsche Gefolgswesen auf römischem Boden, ZRG GA 17 (1896), 97; Kienle, R. v., Germanische Gemeinschaftsformen, 1939; Naumann, H., Germanisches Gefolgschaftswesen, 1939; Rehfeldt, B., König, Gefolgschaft und Volk im germanischen Altertum, 1942; Bretschneider, G., Die altnordische Gefolgschaft, Diss. jur. Bonn 1950; Schlesinger, W., Herrschaft und Gefolgschaft in der deutschen Verfassungsgeschichte, (in) HZ 176 (1953), 225; Kuhn, H., Die Grenzen der germanischen Gefolgschaft, ZRG GA 77 (1960), 1; Kroeschell, K., Haus und Herrschaft im frühen deutschen Recht, 1968; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Kristensen, A., Tacitus‘ germanische Gefolgschaft, 1983; Kroeschell, K., Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht, 1995, 183
gegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, Präp.) entgegen, wider
Gegen den Lügner gibt es keine Redlichkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.) →Lüge
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 231 (Graf/Dietherr 1864)
Gegenkönig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen Hinweis auf Grimm – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach Abschwächung des frühmittelalterlichen Geblütsrechts und vor Verfestigung des spätmittelalterlichen Wahlrechts gegenüber einem ersten gewählten König zusätzlich gewählte zweite König des 11. bis 14. Jahrhunderts (Rudolf von Rheinfelden 1077, Hermann von Salm 1081, Konrad von Franken 1127, Friedrich II. 1212, Heinrich Raspe 1246, Wilhelm von Holland 1248, Alfons von Kastilien 1257, Karl IV. 1346, Günther von Schwarzburg 1349). S. Google
Lit.: Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944; Muylkens, M., Reges geminati - Die Gegenkönige in der Zeit Heinrichs IV., 2012
Gegenpapst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbare und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegenüber einem gewählten Papst gewählte zweite Papst (lat. antipapa 1127, etwa insgesamt 25-40 Gegenpäpste von Natalis um 200 bis Felix V. von 1439 bis 1449 sowie Vigilius, der zu Beginn seines anerkannten Pontifikats nur Gegenpapst war, und Sergius III., der 898 zwar Gegenpapst war, aber 904 – rechtmäßiger Papst wurde). S. Google
Lit.: Anastasio, L., Istoria degli Antipapi, 1754; Der Verlust der Eindeutigkeit, hg. v. Müller, H., 2017
Gegenreformation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1776 [Pütter] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit Hilfe staatlicher Gewalt (Religionsbann, lat. ius reformandi) ausgeführte Gegenbewegung der katholischen Kirche gegen die kirchliche Reformation Martin →Luthers (1517) zwischen 1555 und 1648 bzw. die gewaltsame Rekatholisierung protestantisch gewordener Gebiete hauptsächlich durch Jesuiten (in dem so genannten Zeitalter der Konfessionalisierung). Sie beruht gedanklich auf dem in dem Augsburger Religionsfrieden (1555) gesicherten Grundsatz (lat.) →cuius regio, eius religio, wessen Gebiet, dessen Religion. Sie wirkt sich deutlich in Bayern, Fulda, Würzburg, Österreich (Böhmen, Oberösterreich, Niederösterreich), Oberpfalz und Kurpfalz aus, bis der Friede von Münster und Osnabrück 1648 den Untertanen den Bekenntnisstand des Jahres 1624 gewährt. In Spanien, Italien und Frankreich, Ungarn, Polen und dem Baltikum ist die dem Absolutismus verbundene Gegenreformation ebenfalls erfolgreich, in England, den Niederlanden und Skandinavien scheitert sie. Die von der Kirche in der Gegenreformation in Anspruch genommene Hilfe des Staates bewirkt das Staatskirchentum des Absolutismus. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 130; Elkan, A., Entstehung und Entwicklung des Begriffs Gegenreformation, (in) HZ 112 (1914), 473; Brandi, K., Gegenreformation und Religionskriege, 1930, 2. A. 1941; Zeeden, E., Das Zeitalter der Gegenreformation, 1967; Die Territorien des Reiches im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung 1500-1650, hg. v. Schindling, A. u. a., 1989ff.; Lutz, H., Reformation und Gegenreformation, 1991, 4. A. 1997, 5. A. 2002; Herzig, A., Der Zwang zum rechten Glauben, 2000; Pörtner, R., The Counter-Reformation in Central Europe, 2001; Lotterer, J., Gegenreformation als Kampf um die Landesherrschaft, 2003; Deventer, J., Gegenreformation in Schlesien, 2003; Weiß, D., Katholische Reform und Gegenreformation, 2005; Staatsmacht und Seelenheil, hg. v. Leeb, R. u. a., 2007
Gegenstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL Lehnübertragung von lat. [oculo] obiectum [dem Auge Entgegengesetztes] - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – gut - belegt – nur 2 Hinweise ohne Zeitangabe [SchwäbWB. III 180, Almén-Neubecker III p. 18f.] – aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1579, M.) ist die von dem Menschen wahrgenommene oder behandelte Gegebenheit oder der beliebige Ausschnitt aus der wahrnehmbaren oder vorstellbaren Welt. Der Gegenstand kann körperlich oder unkörperlich und damit räumlich oder unräumlich sein. S. Google
Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Gegenwart (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zeit zwischen Vergangenheit und Zukunft, Augenblick, Anwesenheit
gegenzeichnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zusätzlich unterschreiben
Gegenzeichnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unterschrift eines zweiten Menschen nach der Unterschrift eines zu einer Handlung in erster Linie zuständigen Menschen. Sie wird seit dem 19. Jahrhundert als Gegenzeichnung eines Ministers (Preußen 1808) zu einer Einschränkung der Rechte des Monarchen verwendet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 193, 194; Schulz, A., Die Gegenzeichnung, 1978; Weber, C., Das Gegenzeichnungsrecht, 1997
Gehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Viertel vierzehntes Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [UtrechtRBr. I 256] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar -, M., N.) ist der Inhalt und die alimentierende Vergütung des →Beamten und Angestellten (Westfalen 1571, Zuordnung zu Tätigkeitsgruppen seit 19. Jahrhundert), die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkt in das allgemeine Entgelt eingeordnet wird. S. Google
Lit.: Schulz, G., Die Angestellten seit dem 19. Jahrhundert, 2000
gehegt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nur Form von hegen auch in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gepflegt
gehegtes Ding (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) rechtmäßig begonnenes Gericht, →Hegung, Ding, s. Google
geheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1301 [Kreuzfahrt Landgraf Ludwigs des Frommen des Frommen] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1442 [Danzig Hirsch 183 Anm. 631] in 44 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar (1301), Adj.) nicht öffentlich, vertraulich, s. Google
Lit.: Jütte, D., Das Zeitalter des Geheimnisses, 2. A. 2012; Deutsche Geheimgesellschaften, hg. v. Hermand, J. u. a., 2013
Geheimdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die sachlich wohl schon in den Hochkulturen des Altertums bekannte staatliche Einrichtung zu der geheimen Ermittlung gegen die einem Staat oder seinen Führern drohenden Gefahren. S. Google
Lit.: Krieger, W., Geschichte der Geheimdienste - von den Pharaonen bis zur CIA, 2009; Secret Intelligence in the European States System 1918-1989, 2013; Heidenreich, R. u. a., Geheimdienstkrieg in Deutschland, 2016; Henke, K., Geheime Dienste – Die politische Inlandsspionage der Organisation Gehlen 1946-1953, 2018; Dülffer, J., Geheimdienst in der Krise – Der BND in den 1960er Jahren, 2018
Geheimer Rat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Gesamtheit der den Fürsten nichtöffentlich beratenden Menschen. Der sachlich 1526 erstmals nachweisbare geheime Rat entsteht zu Beginn der frühen Neuzeit aus dem Hofrat in Österreich (1527), Bayern (vor 1550, 1579), Kursachsen (1547/1574), Brandenburg (1604), Württemberg (1629), Baden (1655), Frankreich und Burgund (1604). Er berät oder entscheidet in den wichtigsten Angelegenheiten mit dem Herrscher (und mit anderen Behörden). Er wird seit dem späten 17. Jahrhundert durch das Kabinett (Konferenz, Staatsrat) und in dem 19. Jahrhundert durch das Ministerium verdrängt. Der Titel Geheimer Rat wird 1919 aufgegeben. →Geheimrat, s. Google
Lit.: Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 19. A. 1992, §§ 35, 41; Hess, U., Geheimer Rat und Kabinett in den ernestinischen Staaten Thüringens, 1962; Matthias, E., Zwischen Räten und Geheimräten, 1970; Die Rolle des Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, hg. v. Schnur, R., 1986; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2005; Das geheime Consilium von Sachsen-Weimar-Eisenach, hg. v. Wahl, V., 2014 (Regesten von 20500 Vorgängen zwischen 1776 und 1786)
geheimer Vorbehalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Mentalreservation, s. Google
geheime Staatspolizei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Gestapo, s. Google
Lit.: Heuer, H., Geheime Staatspolizei, 1995
Geheimnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1606/1740 [DOrdStat. 1606/1740 130] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Vertraulichkeit, nur Vertrauten bekanntes Wissen, s. Google
Geheimrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) geheimer Ratgeber →geheimer Rat, s. Google
Geheimschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bereits früh entwickelte, der Abwehr der Kenntnis unbefugter Dritter von einem Inhalt einer verkörperten Erklärung dienende Schrift. S. Google
Lit.: Meister, A., Die Anfänge der modernen diplomatischen Geheimschrift, 1902; Dröscher, E., Die Methoden der Geheimschrift, 1921; Beutelspacher, A., Kryptologie, 1987, 7. A. 2005; Singh, S., Geheime Botschaften, 2002
gehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) laufen, schreiten, sich bewegen
Gehilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [Biberach 193] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der einem anderen Menschen helfende, eher nachgeordnete Mensch. S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Gehilfenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Haftung eines Herrn für einen Gehilfen. Sie findet sich sachlich schon in dem römischen Recht ([lat.] →noxae datio [F.]). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird zwischen dem →Erfüllungsgehilfen des rechtsgeschäftlichen Bereichs und dem →Verrichtungsgehilfen des außerrechtsgeschäftlichen Bereichs unterschieden.
Lit.: Köbler, DRG 27, 214; Seiler, Die deliktische Gehilfenhaftung, (in) JZ 1967, 525; Bodenhausen, E. Frhr. v., Haftung des Geschäftsherrn für Verrichtungsgehilfen, 2000; Horn, J., Die Entstehung der Vorschriften zur Gehilfenhaftung im Bürgerlichen Gesetzbuch, 2007 (kaum neue Erkenntnisse)
Gehirn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Hirn ist das über Nervenzellen und schwache Elektrizität in dem Menschen nicht wirklich bereits bekannter Weise wirkende wichtigste Steuerungsorgan höherer (tierischer) Lebewesen
Lit.: Monyer, H./Gassmann, M., Das geniale Gedächtnis. Wie das Gehirn aus der Vergangenheit unsere Zukunft macht, 2015; Markus, M., Das nackte Gehirn, 2016; Scheurle, H., Das Gehirn ist nicht einsam – Resonanzen zwischen Gehirn, Leib und Umwelt, 2. A. 2016; Fuchs, T. Das Gehirn – ein Beziehungsorgan, 6. A. 2020
Geisel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen langobardisch – 643 - und ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 647, II 6, II, 614] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., M.) ist der in Gewahrsam genommene Mensch, der mit Freiheit oder Leben für die Erfüllung bestimmter Pflichten (oder das Erreichen eines sonstigen Zieles) einstehen muss. Das vereinbarte Stellen und das einseitige Nehmen einer Geisel sind sachlich sehr alt. Sie finden sich sowohl unter Völkern wie auch unter Einzelnen. Der bzw. die Geisel darf anfangs bei Nichterfüllung getötet oder verknechtet werden. In dem Privatrecht endet das Tötungsrecht bereits früh und wird das Stellen oder Nehmen von Geiseln schon in dem frühen Mittelalter durch andere Sicherungsmittel ersetzt. In dem Völkerrecht schließt das Genfer Abkommen zu dem Schutz der Kriegsopfer von 1949 die Geiselnahme aus. Das gewaltsame Nehmen einer Geisel durch Straftäter findet sich bis zu der Gegenwart. S. Google
Lit.: Hübner; Köbler, DRG 74, 128; Köbler, WAS; Lechner, A., Das Obstagium oder die Geiselschaft nach schweizerischen Quellen, 1906; Gierke, O., Schuld und Haftung im älteren deutschen Recht, 1910, 50, 127; Lutteroth, A., Der Geisel im Rechtsleben, 1922; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140; Allen, J., Hostages and Hostage-Taking in the Roman Empire, 2006; Thijs, S., Obsidibus imperatis, 2019
Geist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 766-800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1296 [Nowgorod 33] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Seele, Verstand, Gespenst, s. Google
geisteskrank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert, 1807, in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) geistig krank, s. Google
Geisteskranker (Wort in GrimmDeutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., geisteskrank 1807, Geisteskrankheit 1846) ist der an einer erheblichen Störung der Geistestätigkeit leidende Mensch. Er ist sachlich als (lat. [M.]) →furiosus in dem römischen Recht ohne weiteres geschäftsunfähig und deliktsunfähig und erhält einen (lat.) curator (M., Pfleger). Auch das mittelalterliche deutsche Recht schließt den Geisteskranken von dem Handeln in dem Rechtsverkehr aus. An dem Ende des Spätmittelalters wird das römische Recht aufgenommen. Der Geisteskranke kann durch →Entmündigung unter Vormundschaft gestellt werden. Zu dem 1. 1. 1992 wird in Deutschland die Entmündigung durch die →Betreuung ersetzt.
Lit.: Kaser § 14 IV; Hübner; Köbler, DRG 36; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 9. A. 1981, Kap. III 6; Selesnick, S., Geschichte der Psychiatrie, 1969; Jetter, D., Grundzüge der Geschichte des Irrenhauses, 1981; Kuban, S., Das Recht der Verwahrung und Unterbringung, 1997; Platen-Hallermund, A., Die Tötung Geisteskranker, 3. unv. A. 1998; Dettling, A., Von Irren und Blödsinnigen, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Griebl, L., Die Behandlung von Verschwendern und Geisteskranken, 2010; Madness in Medieval Law and Custom, hg. v. Turner, W., 2010
Geisteskrankheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) geistige Krankheit, s. Google
Geisteswissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf den Geist des Menschen in Gegensatz zu der Natur des gesamten Universums (Naturwissenschaft) bezogene Wissenschaft (beispielsweise Sprachwissenschaft, Religionswissenschaft, Sozialwissenschaft, Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft). S. Google
Lit.: Eckel, J., Geist der Zeit, 2008; Rosenwein, B., Generations of Feeling – A History of Emotions 600-1700, 2015
geistig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Geist betreffend
geistiges Eigentum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google (intellectual property) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist seit dem Ende des 18. Jahrhunderts eine in Naturrecht und Rechtsphilosophie vertretene, aber bisher in dem deutschen Gedankengut nicht herrschend gewordene Auffassung des eigentumsgleichen Erfinderrechts, intellectual property, Johann Gottlob Fichte 1793, N.) →Urheberrecht
Lit.: Lamprecht, G., Versuch eines vollständigen Systems der Staatslehre, 1784; Fichte, J., Sämtliche Werke, Bd. 8 19846, 223; Klostermann, R., Das geistige Eigentum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen, 1867ff.; Kohler, J., Das Autorrecht, 1880; Wadle, E., Das geistige Eigentum in der Reichsverfassung, (in) Verfassungsrecht und Völkerrecht, 1989, 929; Wadle, E., Geistiges Eigentum, Bd. 1f. 1996ff.; Löhnig, M., Der Schutz des geistigen Eigentums von Autoren im preußischen Landrecht von 1794, (in) ZNR 2007, 197ff.; Grundlagen und Grundfragen des geistigen Eigentums, hg. v. Pahlow, L. u. a., 2008; Ahrens, H. u. a., Modellgesetz für geistiges Eigentum, 2011; Von Goethe zu Google, hg. v. Götz von Olenhusen, I. u. a., 2011; Richardson, M./Thomas, J., Fashioning Intellectual Property, 2012; Ahrens, H. u. a., Modellgesetz für geistiges Eigentum. Normtext und Begründung. 2012; Biographisches Handbuch des geistigen Eigentums, hg. v. Apel, S. u. a., 2017; Hohendorf, T., Know-how-Schutz und geistiges Eigentum, 2020
geistlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1215/1216 [Thomasin 12961] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Geist betreffend, kirchlich
Geistliche Bank (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der geistlichen Fürsten eines Verfassungsgremiums (insbesondere des Reichstags des Heiligen römischen Reiches). 1521 enthält die Reichsmatrikel 50 geistliche Fürsten und 83 Reichsprälaten. 1792 umfasst die geistliche Bank dort 35 Virilstimmen und 2 Kuriatstimmen der schwäbischen und rheinischen Prälatenbank mit zusammen zuletzt etwa 40 Mitgliedern und Vorsitz Österreichs bzw. Salzburgs.
Lit.: Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat von 1495-1654, 1882; Conrad, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 2 1966, 97; Neuhaus, H., Das Reich in der frühen Neuzeit, 1997, 2. A. 2003, 27ff.
Geistliche Gerichtsbarkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem die Gerichtsbarkeit der christlichen Kirche. Sie geht auf den Apostel Paulus (1. Kor. 5, 12-13, 6, 1-8, 2. Kor. 13, 10) und Kirchenväter (beispielsweise Tertullian, Cyprian) zurück. In den ersten drei Jahrhunderten n. Chr. entsteht die (lat. [F.]) episcopalis audientia (bischöfliche Anhörung). 318 verleiht Kaiser Konstantin den Bischöfen Gerichtsbarkeit in bürgerlichen Sachen (auch über Nichtchristen) (CT 1, 27, 1). 323 stellt Kaiser Konstantin in einem Reskript (Const. Sirmond. 1) das Urteil des Bischofs dem Urteil des Präfekten gleich und sieht Vollstreckung durch weltliche Amtsträger vor. Gegen die Entscheidung des Bischofs ist Berufung an die Provinzialsynode möglich. Vielleicht seit dem 4./5. Jahrhundert übernimmt der Bischof außer dem Schutz der Geistlichen auch den Schutz der Armen, Witwen, Waisen und Fremden. Diese römischrechtlich geprägte geistliche Gerichtsbarkeit dauert unter Aufnahme einheimischer Gegebenheiten (beispielsweise Reinigungseid, Gottesurteil) in dem Mittelalter fort. Hinzukommen grundherrliche Gerichtsbarkeit und aus dem bischöflichen Visitationsrecht hervorgehende Sendgerichtsbarkeit (Sendhandbuch Abt Reginos von Prüm um 906). Seit Papst Innozenz II. (1130-1143) ist die Berufung an den Papst möglich, der unabhängig von der Gerichtsbarkeit der Bischöfe, die ihrerseits einen Teil ihrer Gerichtsbarkeit an Archidiakone abgeben, wegen der Vielzahl der Fälle delegierte Richter (in der örtlichen Nähe der Parteien) einsetzt. In Frankreich in dem ausgehenden 12. Jahrhundert, in dem Heiligen römischen Reich seit dem 13. Jahrhundert wird der Offizial als Einzelrichter Stellvertreter des Bischofs in der Gerichtsbarkeit. Die geistlichen Gerichte wenden das in dem 12. Jahrhundert ausgebildete römisch-kanonische Verfahren (mit Schriftlichkeit) an, beachten die Verhandlungsmaxime und sichern die Vollstreckbarkeit. Sie entwickeln ein von Papst Clemens (1305-1314) festgeschriebenens, summarisches und deswegen schnelleres Verfahren (Clem. 2. 1. 2), ein besonderes Verfahren in Ehesachen und ein Schiedsgerichtsverfahren. Seit Papst Innozenz III. (1198-1216) entwickelt sich ein Offizialmaxime und Instruktionsmaxime verbindendes Inquisitionsverfahren, das seit dem 15. Jahrhundert das Akkusationsverfahren verdrängt. Papst Gregor IX. ordnet 1231 die Ketzerverfolgung durch Inquisitoren (Dominikaner, Franziskaner) an, Papst Innozenz IV. lässt 1252 unter Berufung auf die Rechtssetzung Kaiser Friedrichs II. die Folter durch weltliche Amtsträger zu.
Lit.: Jacobi, E., Der Prozess im Decretum Gratiani, ZRG KA 3 (1913), 223ff.; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Hageneder, O., Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich, 1967; Schwab, C., Das Augsburger Offizialatsregister (1348-1352), 2001; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Nörr, K., Über die mittelalterliche Rota Romana, ZRG KA 93 (2007), 220ff.
Geistlicher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber als Geistliche in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und als Geistliche, Geistlicher in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oder Kleriker ist der Inhaber eines höheren kirchlichen Amtes der anerkannten öffentlichrechtlichen Religionsgemeinschaften (beispielsweise Priester). Er wird schon in dem Altertum von dem Laien durch besonderes Recht geschieden. Infolge seiner Schriftkundigkeit ist er seinen Mitmenschen auch in dem Mittelalter überlegen. Zahlreiche Rechtsvorschriften gewähren ihm besonderen Schutz.
Lit.: Köbler, DRG 99; Prochnow, F., Das Spolienrecht und die Testierfreiheit der Geistlichen, 1919, Neudruck 1965; Reinhard, U., Untersuchungen zur Stellung der Geistlichkeit bei den Königswahlen, 1975; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Geistlicher Fürst (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Landesherr (→Fürst) des Heiligen römischen Reiches, dem seine Landesherrschaft auf Grund seines geistlichen Amtes zusteht (beispielsweise Erzbischof von Mainz). An dem Beginn des 19. Jahrhunderts umfassen die weltlichen Herrschaftsgebiete der (66) geistlichen Fürsten des Heiligen römischen Reiches rund 95000 Quadratkilometer mit mehr als drei Millionen Einwohnern.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Geistliche Staaten in Oberdeutschland im Rahmen der Reichsverfassung, hg. v. Wüst, W., 2003
Geistlicher Vorbehalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwart nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. reservatum [N.] ecclesiasticum) ist der für den Fall eines Übertritts eines Inhabers eines geistlichen Amtes (beispielsweise Fürstbischofs, Fürstabts) von dem katholischen Glauben zu dem protestantischen Glauben in dem Augsburger Religionsfrieden (1555, § 18) durch einseitige, von den protestantischen Reichsständen nur geduldete Anordnung des Kaisers festgelegte Vorbehalt gegenüber dem Grundsatz (lat.) cuius regio, eius religio (ius reformandi), dass der Inhaber des geistlichen Amtes zwar seine persönliche Rechtsstellung behält, aber sein geistliches Amt und die damit verbundenen (weltlichen Herrschafts-)Rechte aufgeben muss und das für die Besetzung der Stelle zuständige Gremium einen katholischen Nachfolger wählen kann. Damit werden auch die Mehrheitsverhältnisse in dem Fürstenrat und in dem Kurfürstenrat des Reichstags zu Gunsten der katholischen Mehrheit gefestigt und wird die Wahl eines protestantischen Königs bzw. Kaisers (eigentlich) ausgeschlossen. 1648 wird eine Garantie des Besitzstands von dem 1. 1. 1624 vereinbart.
Lit.: Brandi, K., Reformation und Gegenreformation, 1927; Gotthard, A., Der Augsburger Religionsfriede, 2004; Als Frieden möglich war, hg. v. Hoffmann, C. u. a., 2005; Der Augsburger Religionsfriede, hg. v. Schilling, H. u. a., 2007
Geistliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. ius [N.] canonicum) ist das die christliche(n) Kirche(n) betreffende, von dem weltlichen Recht (lat. ius [N.] civile) grundsätzlich zu trennende Recht. →Kirchenrecht
Lit.: Köbler, DRG 106; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Geistlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1403 [Wigand, Beitr. 152] in 10? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesamtheit und Zustand der Geistlichen
Geld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 72] bzw. 1200 [Nyrop, Saml. I 15} bzw. 1221-1224 bzw. 1292 [WirtUB. X 38] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Geldrente 1507) ist das (grundsätzlich von einem Staat oder einer durch ihn ermächtigten Stelle beglaubigte,) zu dem Umlauf in der Öffentlichkeit bestimmte Zahlungsmittel. Seine Zwecke (Tauschmittel, Wertaufbewahrungsmittel, Recheneinheit), Stoffe (Nichtmetall, Metall, Papier, elektrischer Strom) und seine Übertragungsformen (Übereignung, Abtretung) ändern sich in dem Laufe der Zeit. Die Geschichte der Metallmünzen beginnt wohl bei den indogermanischen Lydern in dem Westen Kleinasiens um 670 v. Chr. In dem altrömischen Recht ist Tauschmittel anfangs das Vieh (lat. [N.] pecus →lat. pecunia [F.] Geld). Dann wird Rohkupfer zuerst gewichtsmäßig gehandelt und in dem 4. Jahrhundert v. Chr. nach kleinasiatischem Vorbild (7. Jahrhundert, Griechenland 6. Jahrhundert v. Chr.) in feste Größen mit zugehörigen Gewichtsangaben gebracht. Um 300 v. Chr. werden Münzen von 330 g (lat. libra [F.] Pfund mit 12 Unzen oder 72 Solidi) geschaffen, denen später Silbermünzen (281 v. Chr., 187 v. Chr. Silberdenar mit 10 As = Ganzes von anfangs 4,55 g Gewicht) und seit Caesar († 44 v. Chr.) Goldmünzen (lat. [M.Pl.] aurei) folgen. Die Germanen kennen zwar römische Münzen, verwenden sie aber nicht als Geld, sondern nur als Kostbarkeit oder Zierrat. In dem Frühmittelalter sind Pfennig, Schilling und Pfund hauptsächlich Rechnungseinheiten, wenn auch in karolingischer Zeit ein königlicher Silberdenar geprägt wird (wohl ältester erhaltener mittelalterlicher Denar bzw. Pfennig des deutschen Raumes zwischen 747 und 751 unter dem Hausmeier Pippin in Silber aus 1,18 Gramm geschlagen, 1981 in Trier gefunden, ein Pfund = 20 Schillinge, 240 Pfennige). Als Grabbeigaben aufgefundene Feinwaagen deuten darauf hin, dass auch bei Münzen das Gewicht des Metalls noch entscheidend ist. Um 1000 sind etwa (in) Goslar, Köln, Dortmund, Duisburg, Aachen und Regensburg Münzstätten. In dem Hochmittelalter bewirkt das als (bisher) einfachstes Tauschmittel anerkannte und damit als Zahlungsmittel wieder vorherrschende Geld die Umwandlung der Naturalwirtschaft in die Geldwirtschaft. Etwa seit dem 12. Jahrhundert reichen dabei die gewonnenen Edelmetallbestände (beispielsweise Silber in Freiberg, Friesach, Iglau oder Kuttenberg) für den Geldverkehr breiterer Bevölkerungsschichten aus (Venedig 1194 grosso mit 2,19 Gramm, Frankreich 1266 gros turnois, um 1300 Prager Groschen, 1242 Goldprägung in Genua und Florenz [fiorino, Gulden, seit etwa 1340 auch in dem Rheinland], Venedig 1284 Dukaten bzw. Zechinen), wobei das Münzrecht von dem König auf die Landesherren übergeht. Seit der frühen Neuzeit, in der in dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa der Silberbergbau wiederbelebt wird (Schwaz, Schneeberg, Annaberg, Buchholz, Joachimsthal bzw. Joachimstal, große Silbermünze Taler) und große Silbermengen zwischen 1550 und 1650 aus dem neu entdeckten Amerika eingeführt werden, tritt nach vielen Münzkrisen vor allem als Folge zahlreicher Kriege in dem 18. Jahrhundert zu dem Metallgeld (Münze) das Papiergeld hinzu (Österreich, Frankreich, Preußen, England, gesetzliches Zahlungsmittel England 1833, Frankreich 1870), seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu dem Hartgeld (in dem Deutschen Bund in dem Norden Taler, in dem Süden Gulden, in dem Deutschen Reich 1873 Goldwährung mit Mark) und Zeichengeld das durch Guthaben bei einer Kontostelle gebildete unkörperliche Buchgeld (Giralgeld), seit dem Ende des 20. Jahrhunderts das elektronisch gespeicherte Guthaben (Plastikgeld, Netzgeld). 1914 wird in dem Deutschen Reich die Pflicht der Reichsbank aufgehoben, ihre Banknoten in Gold einlösen zu müssen. In dem Juli 1944 einigen sich die Vertreter von 44 Staaten in Bretton Woods auf eine neue Weltwährungsordnung fester Wechselkurse, die bis 1959 grundsätzlich umgesetzt wird, aber 1971 zusammenbricht. In dem März 1979 verabschieden acht Staaten der europäischen Gemeinschaften ein europäischen Währungssystem, aus dem auf Grund des Vertrags von Maastricht von 1992 zu dem 1. 1. 1999 eine europäische Währungsunion hervorgeht (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal, Spanien, 2001 Griechenland, 2004 Slowenien, weiter Estland, Lettland, Malta, Slowakei, Zypern, assoziiert Andorra, Monaco, San Marino, Vatikanstadt, 2015 Litauen), die zu dem 1. 1. 2002 Euro und Cent in Münzen und Banknoten einführt. Für Münzen und Geldscheine gilt grundsätzlich das Recht der Sachen. Ungelöst ist die Problematik der Geldentwertung (Inflation), die aus dem Ungleichgewicht zwischen Geldmenge und Gütermenge erwächst bzw. von daran Interessierten angestrebt und in dem Rahmen ihrer jeweiligen Durchsetzungskraft auch verwirklicht wird. Da die gut bezahlten Politiker sich weltweit mit Wohltaten Wählerstimmen vor allem der zahlenmäßig überwiegenden ärmeren Schichten verschaffen oder zu verschaffen versuchen, verschuldet sich der Staat überall zunehmend und versucht aus eigenstem Interesse zunehmend Schuldzinsen möglichst niedrig zu halten, weshalb seit etwa 2015 für Gelddarlehen kaum noch Zinsen erhältlich sind.
Lit.: Kaser §§ 26 III, 32 II; Hübner; Köbler, DRG 96, 97, 119; Köbler, WAS; Taeuber, W., Geld und Kredit im Mittelalter, 1933; Mickwitz, G., Die Systeme des römischen Silbergeldes im 4. Jahrhundert nach Christus, 1933; Laurent, H., La loi de Gresham au moyen âge, 1933; Gaettens, R., Das Geld- und Münzwesen der Abtei Fulda, 1957; Völlmy, H., Zur Geschichte des schweizerischen Papiergeldes, Diss. staatswiss. Basel 1966; Nau, E., Epochen der Geldgeschichte, 1972; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Kiefner, H., Geld und Geldschuld in der Privatrechtsdogmatik des 19. Jahrhunderts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 5 1980, 27; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; La repubblica internazionale del denaro tra 15 e 16 secolo, hg. v. Maddalena, A. de u. a., 1986; Spufford, P., Money, 1988, 2. A. 1989, 3. unv. A. 1993; Sprenger, B., Das Geld der Deutschen, 1991, 2. A. 1995, 3. A. 2001; North, M., Das Geld, 1994; Duncan-Jones, R., Money and Government, 1994; Howgego, C., Geld in der antiken Welt, 2000, 2. A. 2009; Ott, K., Geld und Geldwerttheorien, 1998; Weatherford, J., Eine kurze Geschichte des Geldes, 1999; Geldgeschichte vs. Numismatik, hg. v. Kaenel, H. u. a., 2004; Geld im Mittelalter, hg. v. Grubmüller, K. u. a., 2005; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Steinbach, S., Das Geld der Nonnen und Mönche, 2007; Gray, R., Money Matters, 2008; The Monetary Systems of the Greeks and the Romans, hg. v. Harris, W., 2008; Brodbeck, K., Die Herrschaft des Geldes, 2009, 2. A. 2011; Giesecke & Devrient - Banknotendruck 1854-1943, 2009; Grabowski, H., Kleiner deutscher Papiergeldkatalog von 1871 bis heute, 2010; Schnaas, D., Kleine Kulturgeschichte des Geldes, 2010, 2. A. 2012; Gerber, J. u. a., Gedenkbanknoten der Welt 2011; Le Goff, J., Le Moyen Age et l’argent, 2010 bzw. Geld im Mittelalter, 2011; Devrient, L. u. a., Giesecke & Devrient - Banknotendruck 1955-2002, 2014; Bongartz, O., Deutsche Geldgeschichte – dargestellt am Beispiel Bremens, 2014; Desan, C., Making Money, 2014; Türcke, C., Mehr! Philosophie des Geldes, 2015; Klüßendorf, N., Das Notgeld der Stadt Melsungen seit 1917, 2016; Geld, Gott und Glaubwürdigkeit, hg. v. Abmeier, K., 2016; Sahr, A., Das Versprechen des Geldes – Eine Praxistheorie des Kredits, 2017 (Geld ist keine Ware, sondern ein Zahlungsversprechen); Scholz, C., Geldmarktsteuerung und Krisenprävention, 2016; Pettifor, A., Die Produktion des Geldes – Ein Plädoyer wider die Macht der Banken, 2018; Skidelsky, R., Money and Government, 2018; Die römische Kurie und das Geld, hg. v. Maleczek W., 2018 (die Geldwirtschaft des Mittelalters hat durch die Päpste und die Kurie einen erheblichen Aufschwung erlebt); Hagelüken, A., Das Ende des Geldes, wie wir es kennen, 2020; Geld und Glaube in Judentum, Christentum und Islam, hg. v. Schöne, A./Drees, M., 2021; Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021
Geldbuße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Zycha. BöhmBgr. II 257] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 20. Jahrhundert die für eine Ordnungswidrigkeit (§ 1 Ordnungswidrigkeitengesetz von 1952) an den Staat zu entrichtende Geldleistung (Verwaltungssanktion für rechtswidrige Handlungen mit geringerem Unrechtsgehalt ohne sozialethisches Unwerturteil über die Tat und die Person des Täters). Die inhaltliche Abgrenzung zu der Geldstrafe ist schwierig.
Lit.: Goldschmidt, J., Das Verwaltungsstrafrecht, 1902, Schmidt, E., Das neue westdeutsche Wirtschaftsstrafrecht, 1950; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Geldern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,
Lit.: Jappe Alberts, W., De Staten van Gelre en Zutphen, 1950; Geldersche Wyssenissen van het Hoofdgerecht te Roermond, hg. v. Janssen de Limpens, K., 1953; Reichsarchiv der Provinz Gelderland in Arnheim, bearb. v. Vollmer, B., 1957; Nikolay, W., Die Ausbildung der ständischen Verfassung in Geldern und Brabant während des 13. und 14. Jahrhunderts, 1985; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Berkvens, A., Plakkaten, Ordonnanties en Circulaires voor Pruisisch Gelre 1713-1798, 2012
Geldkondemnation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. condemnatio [F.] pecuniaria) ist in dem klassischen römischen Recht die (notwendige) Verurteilung des Schuldners auf den Schätzwert (lat. quanti ea res erit, was die Sache wert ist) einer streitigen bestimmten Sache in dem →Formularverfahren. Sie soll es auch einem Dritten gestatten, den Beklagten auszulösen. Sie tritt in dem →Kognitionsverfahren zurück.
Lit.: Kaser § 35 I 2; Söllner § 9; Köbler, DRG 33, 34, 42
Geldrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und ab 1507 bzw. in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1575 [GrW. VI 550] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Geldabgabe, in Geld geleistete Rente
Geldschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [StraßbUB. I 467] bzw. 1215/1216 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Geld zu erfüllende Schuld. Die Geldschuld wird schon in dem römischen Recht als Gattungsschuld angesehen. Mit Ausweitung der Geldwirtschaft wird sie immer häufiger.
Lit.: Kiefner, H., Geld und Geldschuld in der Privatrechtsdogmatik des 19. Jahrhunderts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H., Bd. 2 1977, 74ff.; Ahrens, M., Der mittellose Geldschuldner, 1994
Geldstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagspiegel] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Geldleistung an den Staat lautende →Strafe, wird teilweise aber auch als jede als Sanktion für ein Unrecht von dem Täter an die öffentliche Gewalt oder das Opfer (Privatstrafe) zu zahlende, nicht nur Schaden ausgleichende Geldsumme verstanden. Vielleicht aus dem plebejischen Bereich stammend, ist sie bereits dem späteren altrömischen Recht bekannt. In dem Frühmittelalter herrscht die davon zu unterscheidende, in Geld nur berechnete Buße des →Kompositionensystems vor, von der nur ein Teil (lat. [M.]→fredus) an die Allgemeinheit fällt, doch wird beispielsweise in einem Neungeld, Achtgeld oder Gewette auch eine besondere Einwirkung auf den Täter gesehen. Die hochmittelalterlichen und spätmittelalterlichen peinlichen Strafen sind in Geld nur ablösbar. In der frühen Neuzeit schließt zwar die Constitutio Criminalis Carolina (1532) die Geldstrafe aus, doch sehen die Reichspolizeiordnung von 1530, Landesordnungen und Stadtrechte in vielen Fällen Geldstrafen vor. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) droht Geldstrafe bei Münzdelikten, Bestechung, Wucher, Fälschung und Betrügerei an. Das Strafgesetzbuch Preußens (1851) und das Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches (1871) dehnen die für den Staat kostengünstige Geldstrafe aus, sind aber hauptsächlich noch durch die Freiheitsstrafe gekennzeichnet. Die Strafrechtsreformen (21. 12. 1921/1. 1. 1922, 9. 4. 1923, 1969, 1975) des 20. Jahrhunderts verstärken vor allem wegen der Einfachheit für den Staat und auch wegen der ungünstigen Auswirkungen kurzer Freiheitsstrafen (43 Prozent aller Verurteilungen) auf die Täter diese Entwicklung (um 1980 mehr als 80 Prozent aller Strafurteile). Dabei wird aus relativen Gleichheitsvorstellungen nach skandinavischem Vorbild die Höhe der Geldstrafe von den wirtschaftlichen Verhältnissen (Einkünften) des Täters abhängig (sog. Tagessätze, 1975). Eine besondere Art der Geldstrafe ist die Vermögensstrafe (anteiliger oder vollständiger Einzug des Vermögens des Täters, beispielsweise § 43a StGB zwischen 1992 und 2002).
Lit.: Köbler, DRG 20, 119, 158, 205, 236; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Neumaier, R., Die geschichtliche Entwicklung der Geldstrafe, Diss. jur. Tübingen 1947; Gudian, G., Geldstrafrecht und peinliche Strafe im späten Mittelalter, (in) FS A. Erler 1977, 273; Die Geldstrafe im deutschen und ausländischen Recht, hg. v. Jescheck, H. u. a., 1978; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Stapenhorst, H., Die Entwicklung des Verhältnisses von Geldstrafe zu Freiheitsstrafe seit 1882, 1993; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Malolepszy, M., Geldstrafe und bedingte Freiheitsstrafe nach deutschem und polnischem Recht, 2007
Geldwäsche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem Ende des 20. Jahrhunderts weltweit der Umtausch des aus rechtswidrigem Verhalten erlangten, „schmutzigen“ Geldes in nicht erkennbar rechtswidrig erlangtes „sauberes“ Geld (in der Bundesrepublik Deutschland seit 1992 strafbar).
Lit.: Remmers, B., Die Entwicklung der Gesetzgebung zur Geldwäsche, 1998; Hartmann, A., Geldwäsche in Europa, 2018
Geldwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf den Gebrauch von →Geld als Zahlungsmittel aufbauende Wirtschaft (beispielsweise in dem späteren antiken Rom oder seit dem Hochmittelalter vor allem in Städten). Die Geldwirtschaft verdrängt wegen der mit ihr verbundenen tatsächlichen Leichtigkeit des Handels und wegen des auch durch Werbung gesteigerten Interesses vieler Menschen an vielen unterschiedlichen Gütern in dem Laufe der Geschichte weitgehend die Naturalwirtschaft.
Lit.: Köbler, DRG 29, 96, 97; Dopsch, A., Naturalwirtschaft und Geldwirtschaft, 1930
gelegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – neben einem Verb - ab 1392 [PaulinzelleUB. 294] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) günstig, geeignet
Gelegenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 1150-1170 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1337 [ArchUFrk. 22 1874 691] in 79 Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F..) Möglichkeit, Lage
Gelegenheit macht Diebe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab [] in Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 71 (Pistorius 1716)
gelehrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 11. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) wissenschaftlich ausgebildet
Gelehrter Richter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv gelehrt 11. Jahrhundert bzw. 1221-1224) ist der durch universitäre Ausbildung gekennzeichnete Richter. Der gelehrte Richter erscheint nach dem Beginn der Universität in dem 12. Jahrhundert in Bologna in dem 13. Jahrhundert in dem kirchlichen Gericht (als →Offizial). In dem königlichen Kammergericht des Reiches begegnen Doktoren der Rechte seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts. In dem Reichskammergericht muss ab 1495 die Hälfte der Beisitzer gelehrt sein. Erst später wird es üblich, dass (auch) der Richter als der Vorsitzende des Gerichts gelehrt ist. Ansonsten sind die Mitglieder der Gerichte (Urteiler, Schöffen) bis in das 18. Jahrhundert vielfach Laien. In dem 18. Jahrhundert werden die Assessorstellen der Obergerichte der einzelnen Länder mit nach besonderen Vorschriften geprüften Juristen besetzt.
Lit.: Stölzel, A., Die Entwicklung des gelehrten Richtertums in deutschen Territorien, Bd. 1f. 1872; Lenel, P., Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG RA 34 (1913), 440; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 53; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Gelehrte im Reich, hg. v. Schwinges, R., 1996; Verger, J., Le gens de savoir, 1997; Jahns, S., Das Reichskammmergericht und seine Richter, 2003; Polgar, K., Das Oberappellationsgericht der vier freien Städte Deutschlands, 2007; Battenberg, J., Königliche Kammergerichtsbarkeit im späteren 15. Jahrhundert, (in) Akten des 36. Deutschen Rechtshistorikertages, hg. v. Lieberwirth, R. u. a., 2008, 525ff.
Gelehrtes Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort gelehrt 11. Jahrhundert bzw. 1221-1224) ist das an der Universität durch Lehre vermittelte Recht. Gelehrtes Recht ist demnach das römische (weltliche) Recht und das kirchliche (geistliche) Recht. Dem gelehrten Recht steht das einheimische Recht der einzelnen Rechtsgebiete gegenüber. In den Rechtsquellen der Neuzeit werden gelehrtes Recht und einheimisches Recht in vielfältiger Weise zu neuen Einheiten verknüpft (→Reformation, →Kodifikation).
Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1962; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess in der Praxis geistlicher Gerichte, 1974; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Nörr, K., Zum institutionellen Rahmen der gelehrten Rechte im 12. Jahrhundert, (in) FS H. Coing 1982, 233; Gouron, A., Zu den Ursprüngen des gelehrten Strafrechts, (in) FS H. Thieme 1986, 43; Trusen, W., Gelehrtes Recht, 1997; Rossi, G., Representation and Ostensible Authority in Medieval Learned Law, 2019
Geleit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1060-1080 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 bzw. um 1230 [MühlhsnRb. 164] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Begleitung und meist auch sichere Führung eines Reisenden (oder einer Sache durch Bewaffnete gegen Entgelt, lat. [M.] conductus). Das Geleit zu gewähren ist in dem Mittelalter ein bedeutsames, Einkünfte und Gewalt vermittelndes Recht, das von dem König auf die einzelnen Landesherren übergeht (Regal, Westfalen 1180). Dabei werden viele Arten von Geleit unterschieden. In dem 19. Jahrhundert schwindet das Geleit (Reichsdeputationshauptschluss für Frankfurt, Deutscher Zollverein 1833/1834, Schweiz 1848). Freies Geleit ist das Recht auf ungehinderte Hinreise und Rückreise (beispielsweise in dem Rahmen eines Prozesses).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 113; Kalisch, H., Über das Verhältnis des Geleitsregals zum Zollregal, Diss. jur. Berlin 1901; Fiesel, L., Zum früh- und hochmittelalterlichen Geleitsrecht, ZRG GA 41 (1920), 1; Wilhelm, R., Das Zollgeleit in der Grafschaft und im Herzogtum Württemberg, Diss. jur. Tübingen 1957; Wiederkehr, G., Das freie Geleit, 1977; Müller, U., Das Geleit, 1991; Straube, M., Geleitswesen und Warenverkehr im thüringisch-sächsischen Raum zu Beginn der frühen Neuzeit, 2014
Gelnhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist der 1133 erstmals bezeugte Ort (der Reginbodonen, 1158 Erzbischof von Mainz, 1160 Kaiser Friedrich Barbarossa, 1170 Stadtrecht) in dem unteren Kinzigtal, in dessen Pfalz 1180 das Verfahren gegen Herzog →Heinrich den Löwen stattfindet, in dem dieser nach Landrecht in Acht getan und nach Lehnrecht seiner Herzogtümer →Sachsen und →Bayern verlustig erklärt wird, so dass die Herzogtümer in →Länder aufgeteilt werden können. Die Reichsstadt Gelnhausen wird mehrfach verpfändet und verliert 1803 die Reichsunmittelbarkeit. →Konrad von Gelnhausen.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Junghans, F., Versuch einer Geschichte der freien Reichsstadt Gelnhausen, 1886; Güterbock, F., Die Gelnhäuser Urkunde und der Prozess Heinrichs des Löwen, 1920; Schmerbach, K., Der Oberhof Gelnhausen, (in) Geschichtsbll. f. Gelnhausen 1966, 13ff.; Der Reichstag von Gelnhausen, hg. v. Patze, H., 1981; Zunft- und Handwerksurkunden der freien Reichsstadt Gelnhausen, hg. v. Weyrauch, T., 1996; Zieg, M., Gelnhäuser Regesten, 2008
geloben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 723] bzw. 1120 [Pfaffe Lamprecht V. 4734] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) versprechen
Gelöbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [CDRhMos. III 1 S. 94] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Erklärung, mit der jemand zustimmt (beispielsweise →Erbenlaub) oder verspricht. Das Gelöbnis, dem in dem römischen Bereich die (lat.) sponsio (F.) entspricht, erscheint bereits in dem Frühmittelalter (beispielsweise Urteilserfüllungsgelöbnis) und kann von Gebärden begleitet sein. Die Folgen des Bruches des Gelöbnisses hängen von verschiedenen Umständen ab und reichen von der Leistungsklage über die Schadensersatzklage, die Buße und die Geldstrafe bis zu der →Strafe an Leib und Leben. In der Neuzeit wird das Gelöbnis durch die Bezeichnung Versprechen zurückgedrängt, doch werden noch immer (feierliche) Gelöbnisse (beispielsweise von Soldaten) abgegeben.
Lit.: Hübner 521, 632, 677; Köbler, DRG 15; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treugelöbnis, 1896; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910; Reincke, H., Die Bedeutung der Gelöbnisgebärde, ZRG GA 40 (1919), 280; His, R., Schlichtes Gelöbnis und Gelöbnis auf Treue, ZRG GA 41 (1920), 386; Strätz, H., Treu und Glauben, 1974; Nanz, K., Die Entstehung des allgemeinen Vertragsbegriffs im 16. und 18. Jahrhundert, 1985
Gelsenkirchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Recklinghausen, der Stadt Bottrop und der Stadt Gelsenkirchen, 2021
gelten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [LexSalica/MSD. 229, Graff IV 186] bzw. dem 8. Jahrhundert [AlthIsidor 7, 1] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wert sein (V.), entgelten
Geltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12./13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1328? [Haltaus 635] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb gelten 790) ist die Anwendbarkeit und die Anwendung. Ein Rechtssatz gilt rechtsdogmatisch, wenn eine entsprechende Sollensanforderung besteht. Er gilt rechtssoziologisch, wenn er tatsächlich angewendet wird.
Lit.: Vienken, T., Die Geltungsdauer rechtlicher Dokumente im früh- und hochmittelalterlichen Reich, 1942; Luig, K., Der Geltungsgrund des römischen Rechtes im 18. Jahrhundert, (in) Formazione storica, Bd. 2 1977, 819; Nehlsen, H., Aktualität und Effektivität der ältesten germanischen Rechtsaufzeichnungen, (in) Vorträge und Forschungen 23 1977, 449; Wagner, W., Geltungsbereiche ausländischer Kodifikationen im Deutschen Reich, (in) Ius commune 14 (1987), 203; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern, 1989
Gemara (F.) →Mischna
gemein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 56, 146] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein, öffentlich, einfach
Gemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Otfrid 863-871 IV 11,32] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist – in der Gegenwart - die einfache unmittelbare kommunale(, dem Staat eingegliederte) Gebietskörperschaft mit (von dem Staat abgeleiteter) Gebietshoheit zu der Selbstverwaltung universal überlassener örtlicher (eigener) Aufgaben und zu der Fremdverwaltung zugewiesener (staatlicher) Aufgaben. Als solche Gemeinden sind in dem Altertum außer Rom (und anderen Stadtstaaten) die Provinzstädte anzusehen, für welche die Kaiser Gemeindeordnungen erlassen (beispielsweise Salpensa, Malaca, Irni[um]). In dem Mittelalter findet sich die Gemeinde wohl zuerst in Italien (Mailand 11. Jahrhundert). In dem Heiligen römischen Reich erscheint die Gemeinde (Stadt, Dorf) seit dem Hochmittelalter (12./13. Jahrhundert). Sie hat eigene Organe, Befugnisse und Mittel (beispielsweise Allmende). In der frühen Neuzeit verliert sie ihre älteren Rechte durch (vereinheitlichende) Maßnahmen des absoluten Staates (und der Grundherrschaft). Insbesondere unter Napoleon werden in den von ihm beherrschten Gebieten (1797-1813) die Gemeinden zu untersten Behörden des Staates. In dem 19. Jahrhundert erhält die Gemeinde (wieder) →Selbstverwaltung (Preußen 19. 11. 1808 Städteordnung, 17. 3. 1831 revidiert, Bayern 1818/1839, Württemberg 1822, Baden 1831 Gemeindegesetz, Sachsen 1832, Kurhessen 1834, Braunschweig 1834, Hannover 1851, Westfalen 1841 Landgemeindeordnung, Rheinprovinz 1845 Gemeindeordnung, Preußen 30. 9. 1853 Städteordnung, Bayern 1869 Gemeindeordnung, Preußen 1872 Kreisordnung, 1875 Provinzialordnung, 3. 7. 1891 Landgemeindeordnung [, Österreich 4. 3. 1849 provisorisches Gemeindegesetz, 5. 3. 1862 Reichsgemeindegesetz], Neuregelung Art. 115-120 B-VG 12. 7. 1962). Vorübergehend beseitigen das Deutsche Reich, in dem sich anscheinend die Gemeinden den Zielen des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 zumindest teilweise öffnen, und die Deutsche Demokratische Republik (1949-1990) die in Art. 127, 17 II WRV (und 28 GG) verfassungsmäßig garantierte Selbstverwaltung. Insgesamt bleibt die Gemeinde aber in durch Verwaltungsreformen vergrößertem Umfang bestehen.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 32 I 4; Köbler, DRG 197; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 726; Köbler, WAS; Gierke, O., Das deutsche Genossenschaftsrecht, 1868ff.; Bilinski, L. v., Die Gemeindebesteuerung und deren Reform, 1878, Neudruck 2013; Ryffel, H., Die schweizerischen Landsgemeinden, 1904; Schrötter, R., Die rechtliche Natur der sogenannten Gemeindenutzungen in Bayern, 1934; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Heider, J., Von der Gemain zur politischen Gemeinde, (in) Schwäbische Blätter für Heimatkunde 9 (1958), 70; Siegrist, J., Die Gemeinde Unterkulm, 1957; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Mayer, T., Bd. 1f. 1964; Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1969; Ennen, E., Die europäische Stadt des Mittelalters, 1972, 4. A. 1987; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980, hg. v. Volkert, W., 1983; Ogris, W., Die Entwicklung des österreichischen Gemeinderechts im 19. Jahrhundert, (in) Die Städte Mitteleuropas, hg. v. Rausch, W., 1983, 83; Blickle, P., Gemeindereformation, 1985; Steiner, P., Die Gemeinden, Räte und Gerichte im Nidwalden des 18. Jahrhunderts, Diss. jur. Basel 1986; Weiß, J., Die Integration der Gemeinden in den modernen bayerischen Staat, 1986; Wunder, H., Die bäuerliche Gemeinde in Deutschland, 1986; Goetz, H., Gottesfriede und Gemeindebildung, ZRG GA 105 (1988), 122; Landgemeinde und Stadtgemeinde, hg. v. Blickle, P., 1991; Nolte, P., Gemeindebürgertum und Liberalismus in Baden 1800-1850, 1994; Schachner-Blazizek, A., Gemeinderecht und Gemeindeverwaltung, 1995, Gemeinde und Staat im alten Europa, hg. v. Blickle, P., 1998; Information, Kommunikation und Selbstdarstellung in mittelalterlichen Gemeinden, hg. v. Haverkamp, A., 1998; Gemeindeleben, hg. v. Rudert, T. u. a. 2001; Gotto, B., Nationalsozialistische Kommunalpolitik, 2006; Troßbach, W. u. a., Die Geschichte des Dorfes, 2006; Die Gemeinde - FS H. Faber, hg. v. Frank, F. u. a., 2007; Land, Dorf und Kirche - Gemeindebildung vom Mittelalter bis zur Neuzeit in Nordwestdeutschland, hg. v. Vogtherr, T. u. a., 2009; Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte als Geschichte administrativer Praxis, 2011; Roth, P., Korporativ denken, genossenschaftlich organisieren, feudal handeln – Die Gemeinden und ihre Praktiken im Bergell, 2018
Gemeinderat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [ChrKaiserslautern 46] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) beratendes und beschließendes Organ der Gemeinde
Gemeinderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1339 [Mohr, Cod. II 343] in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Gemeinde betreffenden Rechtssätze. In dem römischen Altertum erhalten die einzelnen Gemeinden in Italien zunächst eine ziemlich verschiedene Stellung als (lat.) oppidum (N.), colonia (F.) oder municipium (N.) mit teils eigener, teils römischer Verwaltung, bis vermutlich unter Caesar eine in Magistrate, Senat (lat. ordo [M.] decurionum, Gemeinderat) und Volksversammlung gegliederte, einheitliche Kommunalverfassung eingerichtet wird ([lat.] lex [F.] Iulia municipalis, julisches Stadtgesetz, 45 v. Chr.). In dem Heiligen römischen Reich, in den Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes und in dem (zweiten) Deutschen Reich ist das Gemeinderecht unterschiedlich. Umfassende staatliche Regelungen werden erst in dem 19. Jahrhundert geschaffen. 1935 wird eine einheitliche Deutsche Gemeindeordnung erlassen. Nach 1945 ist das Gemeinderecht wieder Landesrecht, so dass es sich von Land zu Land unterscheidet.
Lit.: Köbler, DRG 197, 198, 234, 259; Haase, C., Die oldenburgische Gemeindeordnung von 1855, (in) Oldenburger Jahrbuch 55 (1955), 1; Oberndorfer, P., Gemeinderecht und Gemeindewirklichkeit, 1971; Engeli, C./Haus, W., Quellen zum modernen Gemeindeverfassungsrecht in Deutschland, 1975; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Low, P., Kommunalgesetzgebung im NS-Staat, 1992; Die bayerischen Gemeindeordnungen, hg. v. Knemeyer, F., 1994
Gemeinderschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus der (von Brüdern gebildeten) Erbengemeinschaft der bäuerlichen Miterben entwickelte gesamthänderische Personenvereinigung des deutschen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Rechtes (beispielsweise Ganerbschaft). Sie wird später weitgehend durch den Teilungsgrundsatz einerseits und durch das Anerbenrecht andererseits verdrängt. Gemeinderschaftliche Vorstellungen leben in der offenen Handelsgesellschaft und in der Kommanditgesellschaft bzw. der Gesamthand fort.
Lit.: Hübner 154ff.; Huber, M., Die Gemeinderschaft der Schweiz, 1897
Gemeindeverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1786 [TrierChr. 10 1914 119] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwaretssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Verfassung der →Gemeinde.
Gemeindezeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (nach Heinrich Brunner) der als Nachbar oder Genosse über ihm bekannte Verhältnisse in der Gemeinde aussagende Zeuge, dessen Bedeutung seit dem Spätmittelalter schwindet.
Lit.: Ruth, H. Zeugen und Eideshelfer, 1922; Kornblum. U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofs. Diss. jur. Frankfurt 1960
Gemeiner Pfennig (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die an dem 7. 8. 1495 in dem Heiligen römischen Reich (in Rückstand gegenüber der weiter fortgeschrittenen Steuergesetzgebung der Nachbarländer, besonders Frankreichs) für vier Jahre eingeführte Abgabe (versuchte Kopfsteuer für die gesamte Bevölkerung). Der gemeine Pfennig ist je nach Vermögen auf einen vierundzwanzigstel Gulden, einen halben Gulden und einen Gulden festgesetzt. Er wird nur teilweise eingesammelt und nur teilweise an die sieben dazu bestimmten Schatzmeister abgeliefert (43254 Gulden statt 2 Millionen erwarteter Gulden). Ähnliche Versuche der Jahre 1512, 1542 (700000 Gulden) und 1544 400000 Gulden) scheitern gleichfalls weitgehend.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Gothein, E., Der gemeine Pfennig auf dem Reichstage von Worms, 1877; Lanzinner, M., Friedenssicherung, 1993; Schmidt, P., Der gemeine Pfennig von 1495, 1989; Rauscher, P., Zwischen Ständen und Gläubigern, 2004; Das Steuerregister des gemeinen Pfennigs für das Bistum Worms, hg. v. Lohmann, E., 2005
Gemeines deutsches Privatrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem gemeinen (römischen Privat-)Recht seit dem 17. Jahrhundert (Conring, Thomasius, Beyer) gegenübergestellte gemeine Privatrecht deutschrechtlicher Herkunft (→deutsches Privatrecht). Mit der Schaffung des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) verliert es seine unmittelbare Geltung.
Lit.: Köbler, DRG 186, 205; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Borrmann, K., Gemeines deutsches Privatrecht bei Carl Joseph Anton Mittermaier, 2009
Gemeines Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das allgemeine Recht in Gegensatz zu einem besonderen Recht. Schon (in der Philosophie des Aristoteles, 384-322 v. Chr. und) in dem römischen Recht (beispielsweise Institutionen des Gaius [um 160 n. Chr.] 1, 1, Institutionen Justinians [534 n. Chr.] 1, 2, 1) ist eine derartige Gegenüberstellung eines (lat.) ius (N.) commune und mehrerer besonderer Rechte etwa der römischen Bürger oder eines räumlich bzw. ständisch bzw. personal abgegrenzten Bereichs bekannt, wobei meist dem besonderen Recht der Vorrang eingeräumt wird. Sie findet sich vereinzelt auch in dem frühen Mittelalter, häufiger seit dem Hochmittelalter. Als gemeines Recht kann dabei das römische Recht, das kirchliche Recht, das römische und (mit abnehmendem Gewicht das) kirchliche Recht oder auch ein sonstiges allgemeines Recht in Gegensatz zu einem besonderen Recht (einschließlich eines Privilegs) bezeichnet werden. In dem Verhältnis beider entwickeln die Juristen der oberitalienischen Städte in dem Hochmittelalter den grundsätzlichen Vorrang des eigenen besonderen Stadtrechts (Statutes) vor dem gemeinen Recht (römisch-kanonischen Recht). Dem folgt § 3 der Reichskammergerichtsordnung von 1495, der wohl die redlichen ehrbaren und leidlichen Ordnungen, Statuten und Gewohnheiten der Fürstentümer, Herrschaften und Gerichte dem gemeinen Recht vorgehen lässt. Allerdings müssen sie redlich, ehrbar und leidlich sein und besonders vorgebracht, das heißt nachgewiesen werden. Weil die Anforderungen an diese Voraussetzungen verschärft werden, hat in dem 17. Jahrhundert das gemeine Recht in der Form des römischen Rechtes die Vermutung der Anwendbarkeit für sich. Zusätzlich wird vor allem für bestimmte Sachgebiete ein gemeines deutsches Privatrecht erarbeitet (beispielsweise Johann Stephan Pütter 1725-1809, Justus Friedrich Runde 1741-1807), dessen Anwendbarkeit in dem Verhältnis zu dem gemeinen Recht in dem Einzelfall geklärt wird. Seit dem 18. Jahrhundert werden das gemeine Recht und das gemeine deutsche Privatrecht durch die inhaltlich von ihnen mitgeprägten Kodifikationen (Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811/1812) zurückgedrängt. Mit dem Inkrafttreten des →Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1. 1. 1900) endet für 16,5 Millionen Menschen in Hessen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Mecklenburg, Neuvorpommern, Rügen, Schleswig-Holstein und weiteren Territorien (insgesamt in 93 verschiedenen Gebieten) die unmittelbare Geltung des gemeinen Rechtes in Deutschland. →Allgemeines deutsches Recht, →common law
Lit.: Söllner §§ 2, 3, 25; Köbler, DRG 107, 137, 184; Linck, H., De dubia ac difficili iuris communis definitione, 1680; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wiegand, W., Zur Herkunft und Ausbreitung der Formel habere fundatam intentionem, (in) FS H. Krause 1975, 126ff.; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Bellomo, M., L’Europa del diritto comune, 1988; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern in der Neuzeit, 1989; Gemeines Privatrecht in der Europäischen Gemeinschaft, hg. v. Müller-Graf, 1993; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 9. A. 2001, 10. A. 2005; Nève, P., (Europäisches) ius commune und (nationales) gemeines Recht, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, 1997ff.; Watson, A., Legal history and a common law for Europe, 2001; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002; Daniel, A., Gemeines Recht, 2003; Bellomo, M., Europäische Rechtseinheit, 2005; Usus modernus pandectarum – Römisches Recht, Deutsches Recht und Naturrecht in der frühen Neuzeit, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2007
Gemeines Sachsenrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort Sachsenrecht 1385/1386, Adjektiv sächsisch 1221-1224) ist das auf der Grundlage des →Sachsenspiegels (1221-1224), der Glosse zu dem Sachsenspiegel und der sog. Richtsteige (sowie des sächsischen Weichbildrechts Magdeburgs [str.]) entwickelte, in Sachsen mehr oder weniger allgemein anerkannte Recht, dessen Durchsetzung vor allem die Schöffenstühle von Magdeburg, Leipzig, Dohna, Halle und (1529) Wittenberg, die juristischen Fakultäten in Leipzig, (1502) Wittenberg und Jena sowie die verschiedenen Hofgerichte (Leipzig, Wittenberg, Jena) fördern. Die Gesetze einzelner Länder engen zwar den Geltungsbereich des gemeinen Sachsenrechts ein, entwickeln dieses aber auch durch ihre Grundgedanken fort (beispielsweise Kursächsische Konstitutionen). Die Geltung des gemeinen Sachsenrechts betrifft das Kurfürstentum Sachsen (bis 1863/1865), Schlesien, Brandenburg, die sachsen-ernestinischen Teilfürstentümer (beispielsweise Sachsen-Weimar-Eisenach, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg: „Thüringen“ bis 1900), Schwarzburg, Reuß, Anhalt (bis 1900), Hannover, Lüneburg, Lauenburg, Holstein, Braunschweig (bis 16. Jahrhundert) und dazwischenliegende kleinere Länder. Gegen 1700 wird das gemeine Sachsenrecht auch bescheidener Lehrgegenstand an den Universitäten Sachsens. Die Rechtsakte Kursachsens werden 1724 von Johann Christian Lünig in einer amtlichen Sammlung (Codex Augusteus, Teil 1, augusteisches Gesetzbuch) veröffentlicht. Mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863/1865) und dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1. 1. 1900) wird die Geltung des gemeinen Sachsenrechts (zuerst in Sachsen und dann auch in Thüringen und Anhalt) beendet.
Lit.: Weiske, J., Die Quellen des gemeinen sächsischen Rechts, 1846; Haubold, C., Lehrbuch des königlich-sächsischen Privatrechts, 3. A. 1847; Heimbach, C., Lehrbuch des partikulären Privatrechts, 1848; Emminghaus, G., Pandekten des gemeinen sächsischen Rechts, 1848; Schultze von Lasaulx, H., Die Krise des gemeinen Sachsenrechts, (in) FS J. Hedemann, 1938, 51; Günther, G., Römisches Recht in Thüringen, Diss. jur. Jena 1957 (Druck 2008); Sachsen im Spiegel des Rechts, hg. v. Schmidt-Recla, A. u. a., 2001; Kroeschell, K., recht und unrecht der sassen, 2005; Grundlagen für ein neues Europa, hg. v. Lück, H. u. a. 2009
Gemeines Strafrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf der Grundlage der →Constitutio Criminalis Carolina (1532), die selbst eigentlich den örtlichen Gewohnheiten und Satzungen nachgehen will, gebildete deutsche Strafrecht des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Lit.: Kroeschell, DRG 2
gemeinfrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1729 [Leu] und nicht quellenmäßig und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allgemein frei
Gemeinfreier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und wohl auch in Google nicht, belegt, seit dem späten 18. Jahrhundert wissenschaftlich verwendet) ist der allgemeine →Freie der germanischen Zeit und des frühen Mittelalters. In Gegensatz zu der klassischen Lehre der deutschen Rechtsgeschichte ist es in der Gegenwart streitig geworden, ob es in der fraglichen Zeit eine breite, „den Staat tragende“ Schicht freier Leute unter einem Adel mit schwach ausgeprägten Vorrechten gegeben hat. In jedem Fall nimmt wohl die Zahl der Freien in dem Frühmittelalter infolge der Ausbreitung der →Grundherrschaft ab.
Lit.: Köbler, DRG 71; Brunner, H., Nobiles und Gemeinfreie, ZRG GA 19 (1898), 76; Heck, P., Die Gemeinfreien der karolingischen Volksrechte, 1900; Mayer, T., Königtum und Gemeinfreiheit im frühen Mittelalter, DA 6 (1943), 239; Das Problem der Freiheit, hg. v. Mayer, T., 4. unv. A. 1981
Gemeingebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., um 1830 bei Maurenbrecher) ist der saschlich aus mehreren Wurzeln (beispielsweise Allmende, römisches Recht) erwachsene, grundsätzlich jedermann gebührenfrei offenstehende bestimmungsgemäße Gebrauch einer der Allgemeinheit gehörenden oder gewidmeten Sache (beispielsweise Fluss, Straße, Wald?). Gegensatz hierzu ist die gebührenpflichtige Sondernutzung öffentlicher Sachen.
Lit.: Ubbelohde, A., Die Interdikte zum Schutz des Gemeingebrauchs, 1893; Lewy, R., Zur Geschichte und heutigen Berechtigung des Begriffs öffentliche Sachen im Gemeingebrauch, Diss. jur. Greifswald 1910; Knapp, M., Gemeingebrauch und Staatseigentum, 2003
Gemeinnutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Kurz, Rud. 252] – Wörter gemain nutz - in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv gemeinnutzig 1523, gemeinnützig 16. Jahrhundert) ist der allgemeine Nutzen in Gegensatz zu dem besonderen Nutzen Einzelner. Gemeinnützigkeit eines Verhaltens kann Vorteile in dem Steuerrecht begründen.
Lit.: Musil, A., Die Entwicklung des Gemeinnützigkeitsrechts in der AO, (in) StuW 2020, 171
Gemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 76] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adjektiv gemeinschaftlich 1691, gemeinschaftliches Testament 1766) ist die durch eine Gemeinsamkeit verbundene Mehrheit von Menschen, insbesondere in dem Schuldrecht die gemeinschaftliche Inhaberschaft eines einzelnen Rechtes durch mehrere. Gemeinschaft ist in dem klassischen römischen Recht die vielleicht in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten aus wirtschaftlichen Gründen entwickelte (lat.) →communio (F.) pro indiviso (Gemeinschaft für Ungeteiltes), bei der über die ganze Sache alle Gemeinschafter zusammen verfügen können und jeder Gemeinschafter unabhängig von den anderen über seinen (rechnerischen) Anteil. Aufgelöst wird diese Gemeinschaft mit Hilfe der jederzeit möglichen allgemeinen Teilungsklage (lat. actio [F.] communi dividundo). Seit dem Spätmittelalter wird die römischrechtliche, dem Gesamthandsgrundsatz widersprechende Gemeinschaft in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen.
Lit.: Kaser § 23 IV; Köbler, DRG 25; Schultze, A., Zur Rechtsgeschichte der germanischen Brüdergemeinschaft, ZRG GA 56 (1936), 264; Conrad, H., Individuum und Gemeinschaft in der Privatrechtsordnung des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, 1956; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 293, 549; Person und Gemeinschaft im Mittelalter, hg. v. Althoff, G. u. a., 1988; Schnorr, R., Die Gemeinschaft nach Bruchteilen, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
gemeinschaftlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1714 [Tirol/ÖW. III 95] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., 1691, gemeinschaftliches Testament 1766) gemeinsam
Gemeinschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1728 [Leu, EidgR. II 559, BadLR. 1809 Satz 1408] in 2 Stellen belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht einer Gemeinschaft, →Europäische Gemeinschaft
Lit.: Emmerich, W., Gemeinschaftsrecht und nationale Rechte, 1971; Nicolaysen, G., Europäisches Gemeinschaftsrecht, 1979
Gemeinwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [GrW. I 67] in 20 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die vielleicht aus der mittelalterlichen Grundherrschaft entwickelte Pflicht der Mitglieder einer örtlichen Gemeinschaft zu der tatsächlichen Leistung persönlicher Dienste zu Gunsten der Gemeinschaft und das daraus entstehende Werk (beispielsweise Mauer, Deich, Straße, Brücke). Das Gemeinwerk ist vor allem in dem mittelalterlichen Dorf bedeutsam. Seit dem 18. Jahrhundert wird als Ergebnis der Geldwirtschaft das Gemeinwerk weitgehend durch Abgaben bzw. Steuern ersetzt.
Lit.: Gremler, F., Die Naturaldienste im preußischen Gemeinderecht, Diss. jur. Bonn 1912; Durgiai, E., Das Gemeinwerk, Diss. jur. Bern 1943; Bader, K., Dorfgenossenschaft und Dorfgemeinde, 1962
Gemeinwohl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. salus [F.] publica, bonum (N.) commune) ist das allgemeine Wohl einer Gesellschaft. Das Gemeinwohl ist vielfach zumindest in Selbstdarstellungen Ziel eines Staates (Wohlfahrtsstaat). Es kann dabei rechtstatsächlich sowohl zu der Unterdrückung anderer wie auch zu dem eigenen Nutzen missbraucht werden. In dem Liberalismus soll es sich durch eigennütziges Handeln aller von selbst einstellen.
Lit.: Merk, W., Der Gedanke des gemeinen Besten, (in) FS A. Schultze 1940, 2. A. 1968; Stolleis, M., Gemeinwohlformeln im nationalsozialistischen Recht, 1974; Honsell, T., Gemeinwohl und öffentliches Interesse, ZRG RA 95 (1978), 93; Hibst, P., Utilitas publica, 1991; Gemeinwohl, Freiheit, Vernunft, Rechtsstaat, hg. v. Ebel, F., 1995; Gemeinwohl und Gemeinsinn. Historische Semantiken politischer Leitbegriffe, hg. v. Münkler, H. u. a., 2001; Biehler, B., Der Eigennutz, 2011; Gemeinsinn und Gemeinwohl in der römischen Antike, hg. v. Jehne, M. u. a., 2013
Gemenge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsäschsischen ab 1330 [Schiller-Lübben II 54] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gemisch
gemischt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vermischt, verbunden, gemeinschaftlich
Gemischtes Bezirksamt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist in Österreich von etwa 1852 bis 1868 die staatliche, durch Zusammenlegung von Bezirkshauptmannschaft und Bezirksgericht entstehende Verwaltungs- und Gerichtsbehörde erster Instanz.
Gen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1909 von Wilhelm Johannsen aus Dänemark verwendet) ist eine Einheit der in dem Erbgut von Lebewesen enthaltenen Erbgrundinformationen für die Entwicklung von Eigenschaften eines Einzelwesens. Die Zahl der Gene beträgt bei dem Blattfloh-Endosymbionten 182, bei dem Menschen 23000 und bei dem Gemüsekohl 100000. Die gesamte Erbinformation einer Zelle wird als Genom bezeichnet.
genannt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe auch in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in 7 Stellen und substantiviert in 11 weiteren Stellen in vier Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, zugehöriges Verb nennen, Adj.) erwähnt, bestimmt
Genannter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1328, zugehöriges Verb nennen) Erwähnter, Bestimmter
Lit.: Schall, K., Die Genannten in Nürnberg, 1971
Genealogie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Familienkunde
Lit.: Köbler, DRG 2; Forst de Battaglia, O., Wissenschaftliche Genealogie, 1948; Melville, G., Vorfahren und Vorgänger, (in) Die Familie als sozialer und historischer Verband, 1987, 203; Europäische Stammtafeln, hg. v. Schwennicke, D., 1998, 2. A. 2005, N. F. Bd. 26 2008; Hlawitschka, E., Die Ahnen der hochmittelalterlichen deutschen Könige, Kaiser und ihrer Gemahlinnen 1 (911-1137), 2007, 2 (1138-1197) 2009, 3 (1198-1250) 2014; Holladay, J., Genealogy and the Politics of Representation, 2019
genehm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1165 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1348 [MGConst. VIII 648] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) angenehm, willkommen
genehmigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erlauben, gestatten, billigen, einverstanden sein (V.)
Genehmigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1801 (Gesenius, Meierrecht I 100] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erklärung des Einverständnisses mit dem Verhalten eines anderen. Sie ist sachlich bereits dem römischen Recht bekannt. Sie entwickelt sich in dem Verwaltungsrecht zu einer Erlaubnis oder zu einer nachträglichen Billigung, in dem Privatrecht zu der nachträglichen Zustimmung zu einem Rechtsgeschäft.
Lit.: Kaser §§ 11 IV, 49 II, 53 I; Kroeschell, DRG 2; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
General (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M. aus allgemeinerem Adjektiv [lat.] generalis, allgemein, gebildet) ein hoher militärischer Rang, Oberbefehlshaber
Generalauditeur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem 17. Jahrhundert nach spanisch-niederländischem (1587) und schwedischem (1621) Vorbild in dem Heiligen römischen Reich der Leiter der Rechtspflege des Heeres (1638/1651 Brandenburg, vor 1649 Reich). 1898 wird der Generalauditeur durch die Militärstrafgerichtsordnung beseitigt.
Lit.: Meyer, O., Die Stellung des preußischen Generalauditeurs, (in) Arch. Mil.R. 3 (1911/1912), 138, 4 (1912/1913), 349; Hülle, W., Das Auditoriat in Brandenburg-Preußen, 1971; Modéer, K., Gerichtsbarkeit der schwedischen Krone, 1975
Generaldirektor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) allgemeiner Leiter
Generaldirektorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) allgemeine Leitung, genauer Generaloberfinanzkriegs- und -domänendirektorium) ist die aus einer zentralen Fachbehörde der Domänenverwaltung und aus dem Generalkriegskommissariat erwachsene oberste Behörde in →Preußen in dem 18. Jahrhundert (1722/1723-1806/1807), die 1749 Österreich als Vorbild dient.
Lit.: Hartung, F., Die Entwicklung des Generaldirektoriums in Preußen 1723-1876, (in) FuF 18 (1942), 110; Neugebauer, W., Residenz, Verwaltung, Repräsentation, 1999
Generalgouvernement (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine in dem frühen 19. Jahrhundert und mit Sitz in Krakau von dem 12. 10. 1939 bis 1945 verwendete Bezeichung für eine umfassendere Verwaltungseinrichtung.
Lit.: Schenk, D., Hans Frank – Hitlers Kronjurist und Generalgouverneur, 2006; Napoleon, hg. v. Veltzke, V., 2007
Generalhypothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegnwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem römischen Recht sachlich mögliche →Hypothek an dem ganzen Vermögen eines Pfandschuldners. Sie wird teilweise in der Neuzeit in Deutschland aufgenommen. Sie verunsichert durch fehlende Offenkundigkeit das Kreditwesen, weshalb sie später beseitigt wird.
Lit.: Kaser § 31; Köbler, DRG 41; Wagner, H., Voraussetzungen, Vorstufen und Anfänge der römischen Generalverpfändung, 1967; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
Generalklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der nur einen allgemeinen Grundsatz aufstellende, die konkrete Bestimmung in dem Einzelfall den Gerichten überlassende Rechtssatz (beispielsweise §§ 138, 157, 242, 826 BGB, [lat.] generalis clausula [F.], D. 4. 6. 26. 1 und 4. 6. 33 pr.). Die Generalklausel hat (wie Billigkeit oder Naturrecht) den Vorzug der Offenheit für nichtvorhersehbare Umstände zu Gunsten inhaltlicher Gerechtigkeit für sich und den Nachteil der Rechtsunsicherheit gegen sich. In dem 20. Jahrhundert wird dem Gesetzgeber die Flucht in die Generalklauseln vorgehalten.
Lit.: Köbler, DRG 229; Hedemann, J., Die Flucht in die Generalklauseln, 1933; Börner, F., Die Bedeutung der Generalklauseln, 1989; Nowak, C., Die praktische Bedeutung der Generalklauseln und unbestimmten Rechtsbegriffe in den großen Kodifikationen der DDR, Diss. jur. Köln 1993; Die Generalklausel im europäischen Privatrecht, hg. v. Baldus, C. u. a., 2006
Generalkriegskommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinisches des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort beispielsweise Brandenburg-Preußen 1609-1722)
Generalpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Generalpfandzettel Hamm 1714, allgemeines Pfand) ist das in dem römischen Recht mögliche Pfand an dem gesamten gegenwärtigen Vermögen eines Pfandschuldners. →Generalhypothek
Generalpfandzettel (Hamm 1714) →Generalpfand
Generalprävention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der →Strafzweck, der auf allgemeine Vorbeugung gegenüber Straftaten durch Abschreckung auch unbekannter Dritter gerichtet ist (Feuerbach 1813).
Lit.: Köbler, DRG 204; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011
Generalstaatsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der oberste Leiter (M.) einer gesamten Staatsanwaltschaft (beispielsweise der Deutschen Demokratischen Republik).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Generalstände (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.Pl.) allgemeine →Stände, états généraux, auch Singular Generalstand nicht bezeugt und nicht belegt
Lit.: Soule, C., Les États généraux de France (1302-1798), 1968; Bulst, L., Die französischen Generalstände, 1992
Genf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Ausfluss der Rhone aus dem Genfer See wird nach bereits vorgeschichtlicher Besiedelung unter den 121 v. Chr. den Kelten folgenden Römern um 400 Sitz eines Bischofs und gelangt 1033 mit Burgund an das deutsche Reich/Heilige römische Reich. Seit 1536 wirkt in Genf Calvin reformatorisch. 1559 erhält es eine Akademie für Theologie und humanistische Fächer. 1815 wird Genf Mitglied der Eidgenossenschaft der →Schweiz. In dem frühen 19. Jahrhundert werden Privatrecht und Prozessrecht (1819) gesetzlich geregelt (→Bellot). 1873 erlangt Genf durch Aufnahme der Medizin eine Universität.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Cramer, J., Précis de l’histoire du droit genevois, 1761; Borgeaud, C. u. a., Histoire de l’Université, Bd. 1ff. 1900ff.; Rivoire, É. u. a., Les sources du droit du canton du Genève, Bd. 1f. 1927ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,450, 3,2,1866; Histoire de Genève, hg. v. Guichonnet, P., 1974, 3. A. 1986
Genfer Konvention (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (seit dem 22. 8. 1864) in Genf abgeschlossene völkerrechtliche Vereinbarung (beispielsweise zu der Humanisierung des Kriegsrechts).
Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007
Genom (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie 1920 von Hans Winkler aus Gen und Chromosom geprägt, N.) als Erbgut eines Lebewesens oder Virus ist die Gesamtheit der materiellen Träger der vererbbaren Informationen einer Zelle oder eines Viruspartikels. Die Genomgröße beträgt bei HIV 9700, bei dem Menschen 3,27 x 109 (3,2 Milliarden Bausteine pro Zelle) und bei dem Lungenfisch 7,8 - 1010, die Zahl der Gene bei dem Blattfloh-Endosymbionten 182, bei dem Menschen 23000 und bei dem Gemüsekohl 100000.
Lit.: Rutherford, A., Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat, 2018
Genosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 492, 676, 772, III 227] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mitnutzer, Mitglied einer →Genossenschaft
Genossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 11, 76, 557, 696, II 49] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Personenvereinigung zu der Erfüllung der von ihren Mitgliedern (Genossen, Mitnutzern) angestrebten Zwecke, insbesondere der Förderung des Erwerbs oder der Wirtschaft mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebs. Sie ist in Gegensatz zu der Herrschaft durch Gleichheit gekennzeichnet. Ihre ältesten Formen betreffen die vielleicht von Verwandtschaften ausgehende gemeinsame Nutzung von Land. Tatsächlich bedeutsam ist die möglicherweise noch in das Frühmittelalter zurückreichende →Markgenossenschaft. Besondere Erwähnung verdient auch die durch eidlich bestärkte Vereinbarung entstehende →Eidgenossenschaft. Eine stärkere Verfestigung zeigt die in dem 12. Jahrhundert sichtbare (als Genossenschaft erklärbare) Stadtgemeinde. Genossenschaftlich organisiert sind in dem Hochmittelalter auch →Gemeinderschaft, →Zunft, Bruderschaft, →Universität, bergrechtliche →Gewerkschaft, Waldgenossenschaft und Deichgenossenschaft. In der frühen Neuzeit drängt der Einfluss der gelehrten Rechte die Genossenschaft zugunsten der römischrechtlichen (lat. [F.]) →societas bzw. (lat. [F.]) →universitas zurück. Die Genossenschaft neigt zu der Verselbständigung und zu der Ersetzung der Einstimmigkeit durch die Mehrheit. Die hierauf gegründete Theorie des 19. Jahrhunderts, dass die →juristische Person eine Fiktion sei (Savigny), wird von Georg von →Beseler (1809-1888, 1843) und Otto von →Gierke (1841-1821) (Theorie der realen Verbandspersönlichkeit 1868ff.) bekämpft. In Preußen bzw. dem Norddeutschen Bund wird 1867/1868, in Österreich an dem 9. 4. 1873 ein Gesetz betreffend die Genossenschaften (Gesellschaft mit offener Mitgliederzahl, bei Eintragung in das Genossenschaftsregister juristische Person) geschaffen (Konsumgenossenschaft, Raiffeisengenossenschaft, Wohnungsbaugenossenschaft).
Lit.: Hübner 123ff.; Köbler, DRG 96, 121, 174, 177, 207, 218; Köbler, WAS; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Gierke, O. v. Die Genossenschaftstheorie, 1887; Solmi, A., Le associazioni in Italia, 1898; Haff, K., Zur Rechtsgeschichte der mittelalterlichen Transportgenossenschaften, ZRG GA 31 (1910), 253; Weimann, K., Die Mark- und Walderbengenossenschaften des Niederrheins, 1911; Bader, K., Das mittelalterliche Dorf, Bd. 1ff. 1957ff.; Schlosser, M., Genossenschaften in der Grafschaft Ysenburg, 1956; Faust, H., Geschichte der Genossenschaftsbewegung, 1965; Bludau, K., Nationalsozialismus und Genossenschaften, 1968; Laufs, A., Genossenschaftsdoktrin und Genossenschaftsgesetzgebung vor 100 Jahren, (in) JuS 1968, 311; Spindler, H., Von der Genossenschaft zur Betriebsgemeinschaft, 1982; Schröder, J., Zur älteren Genossenschaftstheorie, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 399; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Gericht, Genossenschaft und Policey, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986; Schubert, W., Zur Entstehung der Genossenschaftsgesetze Preußens und des Norddeutschen Bundes (1863-1868), ZRG GA 105 (1988), 97; Hundert Jahre Genossenschaftsgesetz, hg. v. Institut für Genossenschaftswesen u. a., 1989; Akademie für deutsches Recht 1933-1945, Protokolle der Ausschüsse 4, Ausschuss für Genossenschaftsrecht, hg. v. Schubert, W., 1989; Hettrich, E./Pöhlmann, P., Genossenschaftsgesetz, 1995; Hardtwig, W., Genossenschaft, Sekte, Verein, 1997; Helin, I., Vom Brodverein zur co op, 1998; Zinke, J., Die Entwicklung der landwirtschaftlichen Genossenschaften in der Weimarer Republik, 1999; Kattinger, D., Die gotländische Genossenschaft, 1999; Wilcken, C., Die Reformbestrebungen zum Genossenschaftsgesetz in der Frühzeit der Bundesrepublik, 2000; Peters, M., Die Genossenschaftstheorie Otto von Gierkes, 2002; Schneider, R., Altrechtliche Personenzusammenschlüsse, 2003; Janssen, A., Die bleibende Bedeutung des Genossenschaftsrechts Otto von Gierkes, ZRG GA 122 (2005), 352; Schlütz, F., Ländlicher Kredit, 2013; Roeckl, P., Geschichte der Genossenschaftsgesetzgebung im Königreich Bayern, 2015
Genossenschaftsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., nach 1869) →Genossenschaft
Genozid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., M.,) →Völkermord
Lit.: Grenke, A., Der Genozid in der Weltgeschichte, 2001; Genesis des Genozids, hg. v. Mallmann, K. u. a., 2004; Barth, B., Genozid, 2006; Kallis, A., Genocide and Fascism, 2009; The Genocide Convention, hg. v. Wilt, H. van der u. a., 2012
gens, gēns, lat., F.: nhd. Geschlecht, Stamm, Familie, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₁-, *g̑n̥h₁-, V., erzeugen
Gent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Leie (kelt. ganda Zusammenfluss, 7./8. Jahrhundert [lat.] pagus [M.] Gandao) erscheint in dem 10. Jahrhundert als Handelsort. Nach Paris wird es die zweitgrößte Stadt nördlich der Alpen. In dem 12. Jahrhundert erlangen die Kaufleute wichtige Rechte. Über Flandern und Burgund (1384) gelangt Gent an Habsburg (1477)/Spanien (Mitte 16. Jahrhunderts) (1568 Freiheitskampf der Niederlande). Von den Niederlanden löst sich 1830 Belgien (mit Gent). 1879 wird Gent Sitz einer Universität.
Lit.: Oppermann, O., Die älteren Urkunden des Klosters Blandinium und die Anfänge der Stadt Gent, 1928; Werveke, H. van, Kritische studiën betreffende de oudste geschiedenis van de stad Gent, 1933; Werveke, H. van, De gentsche stadsfinanciën, 1934; Verhulst, A., De Sint-Baafsabdij te Gent en haar grondbezit, 1958; Koch, A., Gentse keuren van vóór 1240, 1960; Verhulst, A., Die Frühgeschichte der Stadt Gent, (in) FS Edith Ennen, 1972, 108; Gent, red. Decavele, J., 1989; Tweehonderd jaar rechtsfaculteiten Gent en Luik – Deux-centième anniversaire des facultés de droit de Gand et Liège, hg. v. Cools, M. u. a. 2019
Gentechnologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Ende 20. Jahrhundert) ist die auf die Gene der Lebewesen bezogene, in Deutschland seit 20. 6. 1990 gesetzlich geregelte Technologie.
Lit.: Salem, S., Die öffentliche Wahrnehmung der Gentechnik in der Bundesrepublik Deutschland seit den 60er Jahren, 2013
Gentile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines Sippenverbands (lat. [F.] gens) in dem römischen Recht. Er ist bei Fehlen vorrangiger Erben nachrangig Erbe.
Lit.: Kaser § 12 I 1; Söllner §§ 4, 8; Köbler, DRG 21
Gentili, Alberico (1552-1608) wird nach dem Rechtsstudium in Perugia Richter in Ascoli. Auf der Flucht der Familie vor der Inquisition gelangt er 1581 nach Oxford (1587 Professor für civil law) und veröffentlicht vor allem bedeutende völkerrechtliche (kriegsrechtliche) Werke (De iure belli commentationes [F.Pl.] tres, 1588f., Drei Abhandlungen zu dem Kriegsrecht). Nach 1590 wird er als Anwalt tätig.
Lit.: Hugo Grotius and International Relations, hg. v. Bull, H. u. a., 1990, 133
gentry (engl.) Landadel (seit 15. bzw. 16. Jahrhundert)
Lit.: Gentry, hg. v. Jones, M., 1986
genu, lat., N., Knie, Lex reg., XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑enu- (1), *g̑neu-, N., Knie, Ecke, Winkel
Genua (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) an dem südlichen Steilabfall der Alpen zu dem Mittelmeer kommt über Römer, Ostgoten, Byzantiner und Langobarden 774 an die Franken. Seit dem 10. Jahrhundert erlangt es eine eigene Verwaltung. Vielfach unter fremder Herrschaft, wird es 1815 mit dem Königreich Sardinien-Piemont (1861 Italien) vereinigt.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Chiaudano, M., Contratti commerciali Genovesi, 1925; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,162; Airaldi, G., Genova, 1986; Schweppenstette, F., Die Politik der Erinnerung, 2003; Veronesi, M., Oberdeutsche Kaufleute in Genua 1350-1490, 2014
genus, lat., N., Geburt, Abstammung, Herkunft, Geschlecht, Stand, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑énos, *g̑n̥i̯os, *g̑énh₁os, N., Geschlecht; s. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₁-, *g̑n̥h₁-, V., erzeugen
Genus perire non censetur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Von einer Gattung wird nicht angenommen, dass sie untergeht (, so dass eine Gattungsschuld grundsätzlich immer zu erfüllen ist, weil in Gegensatz zu einem Einzelstück wie einem einzelnen Apfel eine Gattung wie Apfel grundsätzlich immer besteht). →Gattungsschuld
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Genuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [KölnChr. I 286, 289] bzw. 1364 [UtrechtRBr. I Bl. 51] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Annehmlichkeit, Genehmheit, Nutzung
Lit.: Menninger, A., Genuss im kulturellen Wandel, 2004, 2. A. 2008
Gény, François (Baccarat 17. 12. 1861-Nancy 16. 12. 1959), Sohn eines Forstaufsehers aus Lothringen, kommt über Algier (1887) und Dijon (1892) nach Nancy (1901, 1905 ordentlicher Professor für bürgerliches Recht) und verfasst bedeutsame Studien über Natur und Methode des Privatrechts (Méthode d’interprétation et sources en droit privé positif, 1899, Science et technique en droit privé positif, 1913ff.).
Lit.: Dabin, J. u. a., Le centenaire du doyen François Geny, 1963
geometricus, geōmetricus (1), lat., Adj., geometrisch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. γεωμετρικός (geōmetrikós), Adj., geometrisch, mathematisch, vgl. gr. γῆ (gē), F., Erde, Erdreich, Boden, Land, Landschaft; ohne bekannte Etymologie, s. gr. μέτρον (métron), N., Maß, Metrum; vgl. idg. *mē- (3), *meh₁-, V., messen, abmessen, →mos geometricus
Georgenberger Handfeste (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die umfangreichere (von mehreren) Urkunde(n) über den an dem 17. 8. 1186 auf dem in dem Bereich der Stadt Enns liegenden Sankt Georgsberg (Georgenberg) (mündlich) abgeschlossenen Erbvertrag zwischen dem kinderlosen, kranken Herzog Otakar IV. von →Steiermark und Herzog Leopold V. von →Österreich, auf Grund dessen mit dem Tod Otakars IV. 1192 die Steiermark an Österreich fällt.
Lit.: Köbler, DRG 94; Baltl/Kocher; Spreitzhofer, K., Die Georgenberger Handfeste, 1986
Gerade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1118 [Paderborn/WestfUB. Additamenta 32] und in Google in anderer Bedeutung belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vielleicht schon in dem germanischen Recht (als Hausrat) die Ausstattung der Braut für die Verheiratung (vgl. rhedo in der [lat.] Lex [F.] Thuringorum [802, 35] und mahalareda in der [lat.] Lex [F.] Burgundionum [um 500, 86]). In dem Hochmittelalter umfasst sie in dem Verbreitungsgebiet des Sachsenspiegels (Ssp LdR I 5, 24, 27, 28, III 38) Schmuck, Kleider, Gefäße und Hausrat (Bett, Kiste, Gebetbuch, vielleicht Gänse, Enten, Schafe). Bei dem Tode des Hausvaters fällt sie (vor allem in der Stadt) als Voraus an die Ehefrau, bei dem Tode der Frau (vor allem auf dem Land) an eine bestimmte nichtverheiratete weibliche (nächste) Verwandte (oder einen Geistlichen). Seit dem Spätmittelalter (Lübeck 1275) tritt die Gerade zurück (Braunschweig-Lüneburg 1618, Sachsen 1814). Letzte Spuren finden sich noch in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863/1865) und des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900, Hausrat).
Lit.: Hübner 664, 739; Köbler, DRG 89, 123, 162; Hradil, P., Zur Theorie der Gerade, ZRG GA 31 (1910), 67; Heukamp, B., Die Gerade, 1912; Schmitt, A., Das Fortleben der Gerade, 1913; Frommhold, E., Das Recht der Gerade, Diss. jur. Leipzig 1934; Bungenstock, W., Heergewäte und Gerade, Diss. jur. Göttingen 1966; Ottenjohann, H., Das Sondervermögen „Gerade“, (in) Aus dem Leben gegriffen, 1995, 379; Gottschalk, K., Streit um Frauenbesitz, ZRG GA 114 (1997), 182; Gottschalk, K., Eigentum, 2003
Gerber, Karl Friedrich Wilhelm (Ebeleben 11. 4. 1823-Dresden 23. 9. 1891), Gymnasialdirektorssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig und Heidelberg (Mittermaier, Vangerow, Puchta, Hänel, Albrecht), der Promotion in Heidelberg (2. 2. 1843), einer praktischen Tätigkeit in Sondershausen und der Habilitation in Jena (1844) 1846 außerordentlicher Professor in Jena, 1847 ordentlicher Professor in Erlangen, 1851 Tübingen, 1862 Jena und 1863 Leipzig. 1871 wird er Kultusminister Sachsens. 1846 legt er eine von Puchta beeinflusste Untersuchung über das wissenschaftliche Prinzip des →gemeinen deutschen Privatrechts vor, in der er das deutsche Recht statt als Rechtsquelle als bloßes System von Rechtsgedanken (Geist des deutschen Rechtes) auf der Grundlage des freien Willens versteht. Hierauf gründet er sein erfolgreiches romanistisch beeinflusstes Lehrbuch System des deutschen Privatrechts (1848/9, 17. A. 1898), in dem er den Geist des deutschen Rechtes in konkrete juristische Sätze fasst. 1852 lässt er die auf den Willensäußerungen der Einzelnen als Glieder der Volksverbindung beruhende Untersuchung über öffentliche Rechte folgen, die 1865 zu Grundzügen eines Systems des deutschen Staatsrechts (mit den vier Abteilungen Staatsgewalt [Willensmacht des Staates], Organe des Staates, [Formen der] Willensäußerungen des Staates, Rechtsschutz) werden, die den →Staat als →juristische Person verstehen und in Ersetzung der staatswissenschaftlichen Betrachtung durch konsequent juristisches Denken die moderne deutsche Staatsrechtswissenschaft begründen (3. A. 1880).
Lit.: Köbler, DRG 205; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GerberCarlFriedrichSystemdesdeutschenPrivatrechtsErsteAbtheilung1848.pdf¸ http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GerberCarlFriedrichGrundzuegedesSystemseinesdeutschenStaatsrechts1865.pdf; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Pauly, W., Der Methodenwandel im deutschen Spätkonstitutionalismus, 1993; Pöggeler, W., Einleitung zu Gerber, C., Das wissenschaftliche Prinzip des gemeinen deutschen Privatrechts, Neudruck 1998; Lewinski, K. v., Deutschrechtliche Systembildung im 19. Jahrhundert, 2001; Briefe deutscher und Schweizer Germanisten an Karl Josef Anton Mittermaier, hg. v. Jelowik, L., 2001; Schmidt-Radefeldt, S., Carl Friedrich von Gerber (1823-1891), 2003; Bürger, J., Carl Friedrich Wilhelm von Gerber als sächsischer Kultusminister, 2007; Kremer, C., Die Willensmacht des Staates - Die gemeindeutsche Staatsrechtslehre des Carl Friedrich von Gerber, 2008
gerecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 3. Viertel 13. Jahrhundert [Friedr.v.Sonnenb. IV 34] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtmäßig, billig, angemessen, richtig, redlich
Gerechter Krieg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. bellum [N.] iustum) ist der gerechtfertigte Fall einer gewaltsamen Auseinandersetzung von Völkern oder Staaten. Nach Cicero (106-43 v. Chr., De re publica 3, 23) begründen Rache und Vertreibung von Feinden allein den gerechten Krieg. In gleicher Weise anerkennt das Christentum (Augustinus 354-430) Verteidigung und Strafe als Grund eines gerechten Krieges, zu dem jedoch noch die rechte Gesinnung des Kriegführenden hinzukommen muss. Thomas von Aquin (um 1270) fordert die (lat. [F.]) auctoritas des Herrschers, den gerechten Grund und die rechte Einstellung (Summa Theologiae [Summe der Theologie] 2, 2, q. 40 a. 1). Fehde und Krieg lassen sich allerdings kaum trennen. Bei Bartolus (Tractatus represaliarum, 1354, Traktat über Repressalien) steht das Recht der Kriegführung auch selbständigen Fürsten und Stadtstaaten zu. Francisco de Vitoria († 1546) begründet mit Hinweis auf den in einem unüberwindlichen Irrtum Befangenen die Lehre von dem beiderseits gerechten Krieg. Nach Alberico Gentili (1588) schränkt Grotius (1583-1643) demgegenüber dahin ein, dass zwar nur einer der Kriegsführenden berechtigt sein könne, beide aber in gutem Glauben streiten könnten. In dem 18. Jahrhundert wird auf eine Untersuchung von ungerechten Kriegen und gerechten Kriegen verzichtet. In dem 19. Jahrhundert herrscht die Lehre von dem freien Kriegsführungsrecht der souveränen Staaten. Dagegen erfolgt nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) eine Rückkehr zu der Lehre von dem gerechten Krieg (Satzung des Völkerbunds 28. 4. 1919, Briand-Kellogg-Pakt 1928, Satzung der Vereinten Nationen 26. 6. 1945), so dass der Angriffskrieg verboten wird.
Lit.: La Paix, 1961, Recueils de la Société Jean Bodin 15; Tooke, J., The Just War in Aquinas and Grotius, 1965; Russel, F., The Just War, 1975; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Stumpf, C., Vom heiligen Krieg zum gerechten Krieg, ZRG KA 118 (2001), 1; Loreto, L., Il bellum iustum e i suoi equivoci, 2001; Guerra giusta?, hg. v. Calore, A., 2003; From Just War to Modern Peace Ethics, hg. v. Justenhoven, H. u. a., 2012
gerechter Preis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL -und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar→Preis, [lat.] iustum pretium (N.)
Gerechtigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in Edel - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Berth.v.Regensb. I 397, 13. Jahrhundert Lutwin, Adam u. Eva V. 3194] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. iustitia nachgebildet) ist das zeitlos gültige Maß richtigen Verhaltens. Bereits Aristoteles (384-322 v. Chr.) unterscheidet die ausgleichende Gerechtigkeit (lat. iustitia [F.] commutativa) zwischen den verschiedenen Einzelnen und die austeilende Gerechtigkeit (lat. iustitia [F.] distributiva) zwischen der Allgemeinheit und Einzelnen. Ulpian (170-223) erklärt die Gerechtigkeit (lat. [F.] iustitia) als den ständigen Willen, jedem sein Recht dadurch zu gewähren, dass man ehrbar lebt (honeste vivere), den anderen nicht verletzt (neminem laedere) und jedem das Seine gibt (suum cuique tribuere). Das Christentum bestimmt die Gerechtigkeit durch die in der Natur sich zeigende göttliche Ordnung. Seit der Neuzeit versucht der Mensch die Gerechtigkeit mit Hilfe der (eigentlich der Natur des Menschen entsprechenden) Vernunft zu ermitteln. Die Gerechtigkeit vollkommen zu verwirklichen, muss dabei wohl als wünschenswertes Ideal angesehen werden, das wegen der egozentrischen Natur des Individuums tatsächlich nicht oft genug erreicht wird. Wie vieles andere Unsichtbare versucht der Mensch auch, die Gerechtigkeit in Bildern (Gerechtigkeitsbildern) hilfsweise sichtbar zu machen.
Lit.: Köbler, DRG 2, 254; Frommhold, G., Die Idee der Gerechtigkeit in der bildenden Kunst, 1925; Simon, K., Abendländische Gerechtigkeitsbilder, 1948; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 231; Welzel, H., Naturrecht und materiale Gerechtigkeit, 1951, 4. A. 1962; Kissel, O., Die Justitia, 1984, 2. A. 1997; Schimmler, B., Recht ohne Gerechtigkeit, 1984; Dickhuth-Harrach, H. v., Gerechtigkeit statt Formalismus, 1986; Recht und Gerechtigkeit im Spiegel der europäischen Kunst, hg. v. Pleister, W. u. a., 1988; Rüthers, B., Das Ungerechte an der Gerechtigkeit, 1991, 3. A. 2009; Sutter, C., Flämische Gerechtigkeitsbilder, 2009; Sen, A., Die Idee der Gerechtigkeit, 2010; Sellert, W., Recht und Gerechtigkeit in der Kunst, 1993; Schild, W., Bilder von Recht und Gerechtigkeit, 1995; Manthe, U., Beiträge zur Entwicklung des antiken Gerechtigkeitsbegriffes, ZRG RA 114 (1997), 1; Gerechtigkeit, hg. v. Assmann, J. u. a., 1998; Justiz und Gerechtigkeit, hg. v. Griesebner, A., 2002; Prodi, P., Eine Geschichte der Gerechtigkeit, 2003; Hayek, F. v., Recht, Gesetz und Freiheit, 2003; Brüschweiler, A., Gerechtigkeit durch Ironisierung, 2003; Duvanel, L., La justice contractuelle, 2004; Schröder, J., Verzichtet unser Rechtssystem auf Gerechtigkeit?, 2005; Petersen, J., Nietzsches Genialität der Gerechtigkeit, 2008; Schlotmann, K., Recht und Gerechtigkeit im Werk Heinrich Bölls, 2008; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, Diss. jur. Heidelberg 2008; Gerechtigkeit im gesellschaftlichen Diskurs des späteren Mittelalters, hg. v. Schulte, P. u. a., 2012; Justice in Wartime and Revolutions. Europe 1795-1950, hg. v. De Koster, M. u. a., 2012; Straube, S., Zum gemeinsamen Ursprung von Recht, Gerechtigkeit und Strafe in der Philosophie Friedrich Nietzsches, 2012; Soziale Gerechtigkeit heute, hg. v. Tschentscher, A. u. a., 2015; Justice within the State without the State – Judicial Self-Regulation in the Past and Present, hg. v. Collin, P., 2016; Janssen, A., Die Kunst des Unterscheidens zwischen Recht und Gerechtigkeit. 2016; Weisbord, N., The Crime of Aggression – The Quest for Justice in an Age of Drones, Cyberattacks, Insurgents and Autocrats, 2019; Müßig, U., Reason and Fairness – Constituting Justice in Europe, from Medieval Canon Law to ECHR, 2019
gerere, lat., V., tragen, sich betragen, sich benehmen, ausführen, besorgen, betreiben, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Etymologie unbekannt, →Digesten
Gerhabe, Gerhab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1319 [SteierLArch.] in 36 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist an manchen Orten eine mittelalterliche Bezeichnung für den →Vormund.
Lit.: Haff, K., Gerhaben-Stellen aus unveröffentlichten Urkunden des Allgäus, ZRG GA 51 (1931), 512
Gericht (1) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – EDEL 10. Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 420, III 416] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., daneben Gericht in der Bedeutung Speise 12./13. Jahrhundert) ist die (staatliche) Einrichtung, welche die Entscheidung in Streitigkeiten durch Rechtsanwendung auf die Wirklichkeit ausüben soll. Das altrömische Recht unterscheidet dabei (in dem Zivilverfahren) zwischen dem Gericht (lat. [N.] ius) und dem Richter (lat. [M.] iudex). Das Gericht findet (in Rom) auf dem Markt (lat. [N.] forum) vor dem zuständigen Magistrat (seit 367 v. Chr. lat. [M.] praetor) statt, der darüber entscheidet, ob die Rechtsordnung für das Begehren des Verfolgers einen Schutz (lat. [F.] actio) enthält und danach gegebenenfalls unter Auswahl oder Auslosung seitens der Parteien den Richter ermittelt. Seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) tritt an die Stelle von Magistrat und Richter der einheitliche öffentliche Amtsträger des →Kognitionsverfahrens, der selbst untersucht und danach entscheidet. Bei den Germanen finden demgegenüber die Entscheidungen in Streitigkeiten anfangs vermutlich in der von dem König oder mehreren Großen geleiteten →Volksversammlung unter freiem Himmel statt, wobei vielleicht ein Entscheidungsvorschlag aus dem →Umstand oder wohl später von Rachinburgen? vorgebracht wird. In dem Frühmittelalter leitet zunächst der König oder der (fränkische) (lat.-ad. [M.]) →thunginus (Dingmann) die Versammlung auf dem →Malberg und →Rachinburgen schlagen ein Urteil vor. Später verdrängt der →Graf den thunginus. Zwischen 770 und 780 ersetzt König Karl (der Große) die Rachinburgen durch →Schöffen als Urteiler. In dem geistlichen Gericht (Lehnübersetzung aus lat. [F.] correctio?) des fränkischen Reiches entsprechen dem Grafen und den Schöffen der Bischof beziehungsweise Archidiakon beziehungsweise Archipresbyter und die Sendschöffen, bis seit dem späten 12. Jahrhundert (Reims, Mainz), allgemeiner seit 1246 der gelehrte →Offizial des Bischofs als ständiger, ordentlicher (berufsmäßiger) sowie selbst entscheidender Einzelrichter erscheint. Noch in dem Reichskammergericht (1495) ist der Richter grundsätzlich nur Verhandlungsleiter und ist die Hälfte der Beisitzer (Assessoren) nur adelig und (zunächst) nicht rechtsgelehrt. In dem Laufe der frühen Neuzeit wird das mehr und mehr in festen Gebäuden tagende, bei anderen Einrichtungen (beispielsweise rechtswissenschaftlichen Fakultäten) unter Aktenversendung Rat erbitten könnende Gericht aber zu Lasten der Laien zunehmend mit rechtsgelehrten Berufsjuristen besetzt und entscheidet (auch) der Richter (zumindest mit). Demgegenüber belebt der Liberalismus des 19. Jahrhunderts das Laienelement wieder (→Schwurgericht). Zugleich ordnet er die Gerichte durch Gesetz (Gerichtsverfassungsgesetz, Gerichtsorganisationsgesetz) und verdrängt grundsätzlich die nichtstaatliche Streitentscheidung. In der Gegenwart ist in Deutschland die →Gerichtsbarkeit in unterschiedliche Zweige von Gerichten (ordentliches Gericht für Zivilsachen und Strafsachen, Arbeitsgericht, Finanzgericht, Sozialgericht, Verfassungsgericht, Verwaltungsgericht, Patentgericht) gegliedert. Diese sind in mehrere Instanzen gestuft (beispielsweise Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht, (besonderes Bayerisches Oberstes Landesgericht,) Bundesgerichtshof). Die meisten der sehr vielen Rechtsstreitigkeiten werden durch Berufsrichter entschieden. Neben der Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten übernimmt das Gericht bereits in dem Mittelalter auch Verwaltungsaufgaben (Registergericht, freiwillige Gerichtsbarkeit).
Lit.: Kaser §§ 80ff.; Köbler, DRG 111, 116, 150; Köbler, WAS; Luschin von Ebengreuth, A., Geschichte des älteren Gerichtswesens in Österreich, 1879; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Baierns, Bd. 1 1889, Neudruck 1968, 1984; Das älteste Gerichtsbuch der Stadt Wiesbaden, hg. v. Otto, F., 1900; Funk, M., Die lübischen Gerichte, ZRG GA 26 (1905), 53; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG RA 34 (1913), 440; Brünneck, W. v., Zur Geschichte der Gerichtsverfassung der Stadt Frauenburg (im Ermlande), ZRG GA 37 (1916), 313; Jecklin, C., Das Chorherrengericht zu Schiers, (in) Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft Graubündens 49 (1919); Pöhlmann, C., Gerichtssäule, ZRG GA 41 (1920), 387; Schlesinger, P. (alias Sling), Richter und Gerichtete, 1929, Neudruck 2018; Hillmann, H., Das Gericht als Ausdruck deutscher Kulturentwicklung im Mittelalter, 1930; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege auf südwestdeutschem Boden, 1938; Grosse, W., Land- und Godingstätten in den Schwabengaugrafschaften, (in) Festschrift für W. Möllenberg, 1939, 53; Grosse, W., Die mittelalterlichen Gerichte und Dingstätten im Harzgau, (in) Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde 72 (1939), 1; Braun, E., Die Entwicklung der Gerichtsstätten in Deutschland, Diss. jur. Erlangen 1944; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Eberhard, H., Die Gerichtsorganisation der Landgrafschaft Thüringen im Mittelalter, ZRG 75 (1958), 108; Köbler, G., Richten, Richter, Gericht, ZRG GA 87 (1970), 57; Müller-Volbehr, J., Die geistlichen Gerichte in den Braunschweig-Wolfenbüttelschen Landen, 1972; Krause, H., Mittelalterliche Anschauungen vom Gericht, 1974 (SB München); Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 166; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung 1869-1877, 1981; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; Keller, O., Die Gerichtsorganisation des Raumes Marburg im 19. und 20. Jahrhundert, 1982; Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte, hg. v. Volkert, W., 1983; Schumacher, U., Staatsanwaltschaft und Gericht im Dritten Reich, 1985; Turner, R., The English Justiciary, 1985; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Dülmen, R. van, Theater des Schreckens, 1985; Recht, Gericht, Genossenschaft und Policey, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Prozessflut?, hg. v. Blankenburg, E., 1989; Franz, E./Hofmann, H./Schaab, M., Gerichtsorganisation in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen im 19. und 20. Jahrhundert, 1989; Das Oberste Gericht der DDR, 1989; Ackermann, R., Mittelalterliche Kirchen als Gerichtsorte, ZRG GA 110 (1993), 530; Rose, M., Das Gerichtswesen des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken im 18. Jahrhundert, 1994; Klemmer, K./Wassermann, R./Wessel, T., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Justizgebäude in Sachsen, 1995; Ishikawa, T., Das Gericht im Sachsenspiegel, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung, 1997; Richter, K., Friedrich Barbarossa hält Gericht, 1999; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Zehetmayer, R., Kloster und Gericht, 2001; Lenzing, A., Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland, 2005; Höchstgerichte in Europa, hg. v. Auer, L. u. a., 2007; Gerichtskultur im Ostseeraum, hg. v. Knothe, H. u. a., 2007; Deutsche Justizinstitutionen in Geschichtswerken und Festschriften, hg. v. Vormbaum, T., 2007 (Bibliographie); Strauch, D., Rheinische Gerichte in zwei Jahrhunderten, 2007; Loroch, S., Zeitungsrubrik Gerichtssaal, 2009; Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012; Oestmann, P., Geistliche und weltliche Gerichte im Alten Reich, 2012; Gerichtsstätten in Hessen, bearb. v. Eckhardt, W., 2012 http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/index/sn/gsr; European Supreme Courts, hg. v. Van Rhee, R., 2013; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz, 2013; Mit Freundschaft oder mit Recht?, hg. v. Cordes, A., 2014; Das Münchner Weltgerichtsspiel und Ulrich Tenglers Büchlein vom jüngsten Gericht, hg. v. Schulze, U., 2014; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz – die deutsche Königsgerichtsbarkeit und die Verdichtung der Reichsverfassung im Spätmittelalter, 2014; Färber, R., Römische Gerichtsorte – Räumliche Dynamiken von Jurisdiktion im Imperium Romanum, 2014; Oestmann, P., Wege zur Rechtsgeschichte – Gerichtsbarkeit und Verfahren, 2015; Krey, A., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015; Minkner, M., Die Gerichtsverwaltung in Deutschland und Italien, 2015; Control of Supreme Courts in Early Modern Europe, hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2018; Unter der Linde und vor dem Kaiser. Neue Perspektiven auf Gerichtsvielfalt und Gerichtslandschaften im Heiligen römischen Reich, hg. v. Amend-Traut, A., u. a., 2020
gerichtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1444 [Biberach 191] und in Wörterbuch der deutschen Gerichtssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Gericht betreffend
Gerichtliche Medizin (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Wort gerichtlich 1444, Adj.) ist die rechtlich bzw. verfahrensrechtlich bedeutsame Medizin. In dem Mittelalter werden allmählich ärztliche Sachverständige in das Verfahren vor Gericht eingeführt. Die erste bekannte richterliche Leichenöffnung findet in Bologna 1302 statt. Die Constitutio Criminalis Carolina (1532) behandelt die Bedeutung verständiger Frauen und verständiger Ärzte für das Strafverfahren allgemein. In dem 18. Jahrhundert erscheint die (lat.) medicina (F.) forensis als Vorlesung an den Universitäten. Eigene Lehrstühle folgen etwas später nach (Wien 1804, Prag 1807), ein eigenes Fach 1835. 1901 wird in dem Deutschen Reich gerichtliche Medizin für einige Zeit Pflichtfach des Studiums. →Gerichtsmedizin
Lit.: Die Entwicklung der medizinischen Spezialfächer, 1970; Bader, K., Ärztliche Sachverständige im Mittelalter, 1976
Gerichtsakte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht -, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Jugendgerichtsakte – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (unter Einschränkung der anfangs wegen Fehlens von Schrift allein bestehenden Mündlichkeit) seit dem 14. Jahrhundert einsetzende) →Akte eines Gerichts.
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Gerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [ÜberlingenStR. 311] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Verwirklichung der bestehenden Rechtsordnung gerichtete Tätigkeit (des Staates bzw. der Allgemeinheit) (Judikative). →Gericht
Lit.: Kaser §§ 80, 87; Meyer, G., Die Gerichtsbarkeit über Unfreie und Hintersassen, ZRG GA 2 (1881), 83, 3 (1882), 102; Goldhardt, O., Die Gerichtsbarkeit in den Dörfern des mittelalterlichen Hennegaues, 1909; Brand, E., Eidgenössische Gerichtsbarkeit, Bd. 1ff. 1952ff.; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 1922, 2. A. 1958; Lieberich, H., Zur Feudalisierung der Gerichtsbarkeit in Baiern, ZRG GA 71 (1954), 242; Tomaschek, J., Die höchste Gerichtsbarkeit des deutschen Königs und Reiches im 15. Jahrhundert, 1965; Hageneder, O., Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich, 1967; Laufs, A., Die Anfänge einheitlicher höchster Gerichtsbarkeit in Deutschland, (in) JuS 1969, 256; Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch-Hall, 1971; Modéer, K., Gerichtsbarkeiten der schwedischen Krone im deutschen Reichsterritorium, Bd. 1 1975; Müller-Kinet, H., Die höchste Gerichtsbarkeit im deutschen Staatenbund 1806-1866, 1975; Rödel, U., Königliche Gerichtsbarkeit, 1979; Globig, G., Gerichtsbarkeit als Mittel sozialer Befriedung, 1985; Schild, W., Alte Gerichtsbarkeit, 2. A. 1987; Deter, G., Handwerksgerichtsbarkeit zwischen Absolutismus und Liberalismus, 1987; Schild, W., Geschichte der Gerichtsbarkeit, 1995; Oberste Gerichtsbarkeit und zentrale Gewalt im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Diestelkamp, B., 1996; Harendil, H., Gesellschaftliche Gerichtsbarkeit, 1997; Royer, J., Histoire de la justice en France, 1997; Albert, D., Der gemeine Mann vor dem geistlichen Richter, 1998; Drecktrah, V., Die Gerichtsbarkeit in den Herzogtümern Bremen und Verden, 2002; Shirley, K., The Secular Jurisdiction of Monasteries, 2004; Praxis der Gerichtsbarkeit in europäischen Städten des Spätmittelalters, hg. v. Arlinghaus, F., 2006; Murauer, R., Die geistliche Gerichtsbarkeit im Salzburger Eigenbistum Gurk im 12. und 13. Jahrhundert, 2009; Die Höchstgerichtsbarkeit im Zeitalter Karls V., hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2011; Popular Justice in Europe (18th-19th Centuries), hg. v. Delivré, É. u. a., 2014; Taguchi, M., Königliche Gerichtsbarkeit und regionale Konfliktbeilegung im deutschen Spätmittelalter (1314-1347), 2017
Gerichtsbote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Mittelalter und Frühneuzeit der Entscheidungen (beispielsweise Ladungen) des Gerichts Betroffenen übermittelnde Gerichtsbedienstete (beispielsweise Fronbote, Büttel, Waibel).
Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953
Gerichtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [RegensbStat. 31 gerichtpuch, 1385 Ennen, QKöln V 486 des gerichtz boich] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das bei einem →Gericht (vielleicht seit dem 13. Jahrhundert) geführte Buch über gerichtliche Handlungen der streitigen oder freiwilligen Tätigkeit (beispielsweise Urteile, Rügen, Klagen, Protokolle, Vergleiche, Rechtsgeschäfte). Gerichtsbücher sind (mit unterschiedlichen Bezeichnungen) beispielsweise überliefert aus den Städten Worms, Bamberg, Bingen, Stralsund, Luckau und aus vielen Dörfern (beispielsweise Niederingelheim, Eppelsheim, Hamm, Erpolzheim von Bayern bis Brandenburg und Schlesien).
Lit.: Rehme, P., Über Stadtbücher als Geschichtsquelle, 1913; Frommhold, G., Das Gerichtsbuch von Pfalzfeld, ZRG GA 47 (1927), 664; Schultheiß, W., Über spätmittelalterliche Gerichtsbücher aus Bayern und Franken, (in) FS H. Liermann, 1964, 264; Das Kulmer Gerichtsbuch (1330-1430), hg. v. Lückerath, C. u. a., 1999; Sächsische Gerichtsbücher im Fokus. Alte Quellen im neuen Informationssystem, hg. v. sächsischen Staatsarchig, 2017
Gerichtsgebäude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (seit etwa 1730 [Kammergericht] bzw. 1830 [Köln vor 1834]) der räumlichen Unterbringung (nur) des Gerichts dienende besondere Gebäude.
Lit.: Klemmer, K., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Justizgebäude in Sachsen, hg. v. sächs. Staatsministerium der Justiz, 1995; Kähne, V., Stätten der Justiz in Berlin, 2007; Der Wiener Justizpalast, hg. v. Bundesministerium der Justiz, 2007; Müller, S., Das Reichsgericht in Leipzig, 2008; Schweinitz, P. v., Justizbauten, 2020
Gerichtsgebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1561 [EderRel. I 166] in 5 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (seit dem 16./17. Jahrhundert) die an einem oder mehreren Gerichten geübte besondere Art der Rechtsanwendung.
Lit.: Schumacher, D., Das rheinische Recht, 1970; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der praktischen Jurisprudenz, 1979
Gerichtsgefälle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Mosbach/MosbachStR. 588] in 5 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind die an ein →Gericht zu erbringenden vermögenswerten Leistungen (Gefälle, Wort vereinzelt seit 13. Jahrhundert). Sie dienen dem Unterhalt der mit der Gerichtsbarkeit betrauten Menschen. Zu ihnen gehört beispielsweise das Friedensgeld. Seit dem Mittelalter begegnen Geldleistungen für einzelne Gerichtshandlungen, wie beispielsweise auch für die Tätigkeit des →Gerichtsschreibers. Hieraus entwickeln sich bis zu dem Beginn der Neuzeit an vielen Stellen besondere Ordnungen für vorher zu erhebende →Gebühren (Kosten), die der in dem Verfahren Unterliegende zu erstatten hat. Später finden die Gerichtsgefälle über den allgemeinen Staatshaushalt Verwendung zu der Besoldung des Gerichtspersonals mit festen Gehältern.
Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 75ff.; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968
Gerichtsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1416 [GrW. V 287 Weistum] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Herr des Gerichts, der Herrschaft über das Gericht hat (beispielsweise König, Landesherr, Stadt, Grundherr).
Gerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [NikolsbUrb. 131] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das mit mehreren Richtern besetzte (obere) Gericht bzw. ein Hof, an dem Gericht gehalten wird. Seit 2009 bezeichnet sich der 1951 geschaffene Europäische Gerichtshof als Gerichtshof, während das Gesamtsystem der Gerichtsbarkeit der Europäischen Union Gerichtshof der Europäischen Union genannt wird.
Lit.: Zimmermann, R., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone (1948-1950), (in) ZNR 3 (1981), 158; Constitutionalising the EU Judicial System, hg. v. Cardonnel, P. u. a., 2012; Fritz, V., Juges et avocats généraux de la Cour de Justice de l’union europénne (1952-1972), 2018; Authorities in Early Modern Law Courts, hg. v. Rossi, G., 2021
Gerichtslaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1423 [Freiburg/Schau-ins-Land 62 1935 58] in 2 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google [sachlich Berlin 13. Jahrhundert als Anbau zu dem Alten Rathaus] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der als Laube gestaltete Ort der Abhaltung eines Gerichts. Bereits 809 sieht ein Kapitular Kaiser Karls des Großen Dächer für Gerichtsversammlungen als Schutz der Anwesenden gegen schlechtes Wetter vor. Seit dem 13. Jahrhundert tagt in Städten das Gericht (auch) in nach drei Seiten offenen steinernen Lauben an Rathäusern (beispielsweise Freiburg im Breisgau 1280).
Lit.: Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Klemmer, K. u. a., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Albrecht, S., Mittelalterliche Rathäuser in Deutschland, 2004
Gerichtsmagistrat Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Rom der für die Gerichtsbarkeit und damit für die Einsetzung von entscheidenden Gerichten zuständige Magistrat (Prätor, kurulischer Ädil, Statthalter u. a.).
Gerichtsmedizin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die für gerichtliche Zwecke notwendige medizinische Betrachtung (beispielsweise Leichenschau, Lehrstuhl Heidelberg 1766, seit 1835 als Fach eingerichtet, Institut Berlin 1887, 1968 Rechtsmedizin). →gerichtliche Medizin
Lit.: Handbuch der gerichtlichen Medizin, hg. v. Maschka, J., 1881; Geschichte der gerichtlichen Medizin, hg. v. Mallach, H., 1996; Lorenz, M., Kriminelle Körper – Gestörte Gemüter, 1999; Herber, F., Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz, 2002; 100 Jahre Deutsche Gesellschaft für gerichtliche Medizin, hg. v. Madea, B., 2004
Gerichtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [MittSalzLk. 15,2 1875 10 Salzburg] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der für ein →Gericht unmittelbar geltenden Rechtssätze. Sie entwickelt sich aus dem von der Kirche geförderten Gedanken, dass ein rechtliches Verfahren in klarer Weise geordnet sein soll (lat. ordo [M.] iudiciarius, gerichtliche Ordnung). In der Neuzeit wird hieraus die →Prozessordnung.
Lit.: Fischel, A., Die Olmützer Gerichtsordnung, 1903; Meier, A., Die Geltung der Peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V. im Gebiete der heutigen Schweiz, 1910; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess nach der Solmser Gerichtsordnung von 1571, Diss. jur. Göttingen 1972; Kleinheyer, G., Die Regensburger peinliche Gerichtsordnung, (in) FS H. Krause 1975, 110; Dank, E., Die Appellationsvorschriften der bayerischen Gerichtsordnung von 1520, 1977; Loschelder, M., Die österreichische Allgemeine Gerichtsordnung von 1781, 1978; Bader, K., Landes- und Gerichtsordnungen im Gebiet des Fürstentums Fürstenberg, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 9
Gerichtsschreiber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1381 [BernStRechn. 1375/1384 183] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wohl seit dem 14. Jahrhundert an einzelnen →Gerichten zu der Aufzeichnung von Rechtshandlungen bestellte besondere →Schreiber. Seine Rechtskenntnisse sind vielfach denen des ungelehrten Richters und der ungelehrten Schöffen überlegen. 1923/1927 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich die Amtsbezeichnung Gerichtsschreiber durch Urkundsbeamter ersetzt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Battenberg, F., Gerichtsschreiberamt und Kanzlei des Reichshofgerichts 1235-1491, 1974; Dumke, D., Vom Gerichtsschreiber zum Rechtspfleger, 1993
Gerichtsstab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1432 [SGallenOffn. II 354 Sankt Gallen] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Richterstab
Lit.: Rintelen, M., Der Gerichtsstab in den österreichischen Weistümern, (in) FS H. Brunner, 1910, 631; Kocher, G., Richter und Stabübergabe, 1971
Gerichtsstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [BairGO. III 13 Bayern] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die örtliche, teilweise auch sachliche Zuständigkeit eines Gerichts. Nach dem Gerichtsstand entscheidet sich, ob eine an einem Gericht erhobene Klage zulässig ist. Der Gerichtsstand ist spätestens seit dem Hochmittelalter sehr bedeutsam, weil bei falschem Gerichtsstand die Klage als unzulässig abgewiesen wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige, 1983; Hubig, S., Die historische Entwicklung des § 23 ZPO, 2002; Quick, E., Forum contractus. Eine Untersuchung zur Gerichtsstandslehre im usus modernus, 2011
Gerichtsstätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1483 [GrW. I 65 Weistum, Gerichtsdstat 1452 Gr.W. I 769] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Stätte, an der Gericht stattfindet. Sie befindet sich anfangs unter freiem Himmel (bei den Franken auf dem Malberg, [lat.] mallobergus). 809 empfiehlt Kaiser Karl der Große die Errichtung von Lauben. Seit dem 13. Jahrhundert erscheinen in den Städten steinerne Gerichtslauben und danach Gerichtshäuser (beispielsweise Justizpaläste in dem 19. Jahrhundert).
Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege, 1938; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Braun, E., Die Entwicklung der Gerichtsstätten in Deutschland, Diss. jur. Erlangen 1944; Klemmer, K. u. a., Deutsche Gerichtsgebäude, 1993; Brednich, W., Tie und anger, 2008; Dolch, M., Öffentliche Gerichtsstätten in mittelrheinischern Urkunden des Hoch- und Spätmittelalters (in) Archiv für hess. Gesch. N. F. 68 (2010), 1 (360 Angaben)
Gerichtsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das vor und von →Gerichten durchgeführte Verfahren. Dabei wird bereits in dem altrömischen Recht zwischen Zivilverfahren und Strafverfahren und zwischen Erkenntnisverfahren und Vollstreckungsverfahren unterschieden. Allerdings setzt sich das Gerichtsverfahren nur langsam gegenüber der →Selbsthilfe des Verletzten durch. Mit der Entwicklung Roms zu einem Weltreich wird dabei die gerichtliche Tätigkeit des Staates immer umfassender. Umgekehrt ist auch in den germanischen Anfängen das Gericht gegenüber der →Selbsthilfe (→Fehde) selten. König und Kirche fördern das Gericht seit dem Frühmittelalter. Auf die Klage des Verletzten und die Klagantwort des Beklagten entscheiden die unter der Leitung des →Richters versammelten →Schöffen den Streit durch ein meist zweizüngiges (zwei Möglichkeiten des Ausgangs enthaltendes) →Urteil. Entlastet sich der Beklagte, ist er frei, entlastet sich der Beklagte nicht (durch Eid), so siegt der Kläger. Die Vollstreckung führt der Kläger selbst durch. Eine Überprüfung des Urteils steht nur dem König in besonderen Einzelfällen zu. Wohl erst in dem Hochmittelalter (str.) treten auch in dem deutschen Sprachbereich (wieder) Zivilverfahren und Strafverfahren auseinander. In dem Strafverfahren gewinnt die amtliche Untersuchung zwecks Ermittelung der Wahrheit an Bedeutung. Das Zivilverfahren wandelt sich unter oberitalienisch-kanonistischem Einfluss (zu Schriftlichkeit). Die Berufung (Appellation) an ein Obergericht wird möglich, setzt sich eigentlich aber erst in dem 15. Jahrhundert allgemeiner durch. In England ändert sich das Gerichtsverfahren besonders stark zwischen 1154 und 1272. In der Neuzeit erlangt eine Sonderstellung auch das Gebiet des sächsischen Rechtes. In dem 19. Jahrhundert beeinflusst das freiere Verfahren der französischen Gesetze Zivilprozess und Strafprozess in den deutschen Staaten.
Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. unv. A. 1978; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Bartmann, J., Das Gerichtsverfahren vor und nach der Münsterischen Landgerichtsordnung von 1571, 1908; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess in den badischen Markgrafschaften, 1961; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, Diss. jur. Münster 1966; Markov, J., Das landrechtliche Gerichtsverfahren in Böhmen und Mähren bis zum 17. Jahrhundert, ZRG GA 83 (1966), 145; Bomsdorf, F., Prozessmaximen und Rechtswirklichkeit, 1971; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess nach der Solmser Gerichtsordnung von 1571, Diss. jur. Göttingen 1972; Caenegem, R. van, History of European Civil Procedure, 1973; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Fowler-Magerl, I., Ordo iudiciorum vel ordo iudicicarius, 1984; Green, F., Verdict According to Conscience, 1985; Diestelkamp, B., Die Durchsetzung des Rechtsmittels der Appellation im weltlichen Prozessrecht Deutschlands, 1998; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002; Symbolische Kommunikation vor Gericht in der Frühen Neuzeit, hg. v. Schulze, R., 2006; Ahrens, M., Prozessreform und einheitlicher Zivilprozess, 2007
Gerichtsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die grundsätzliche organisatorische Gestaltung der Rechtspflege in dem Sinne einer allgemeinen Verfasstheit. Sie ist anfangs ziemlich einfach, entwickelt sich aber seit dem hohen Mittelalter mit dem Übergang wesentlicher Teile der Gerichtsbarkeit von dem König auf die Landesherren zu großer Vielfalt. 1877/1879 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich die partikuläre Gerichtsverfassung durch das Gerichtsverfassungsgesetz vereinheitlicht (im Bereich der ordentlichen Gerichtsbarkeit Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht, Reichsgericht, in Österreich Jurisdiktionsnorm von 1895 mit Bezirksgerichten, Landesgerichten (bzw. Kreisgerichten), Oberlandesgerichten und Oberstem Gerichtshof [in Wien]). Veränderungen seit 1933 werden 1945 wieder beseitigt (Gesetz Nr. 4 des Alliierten Kontrollrats von dem 30. 10. 1945). 1950 folgt dem 1945 untergegangenen Reichsgericht in der Bundesrepublik Deutschland der Bundesgerichtshof. Neben den ordentlichen Gerichten stehen Verfassungsgerichte, Verwaltungsgerichte, Arbeitsgerichte, Sozialgerichte und Finanzgerichte. Besonderes Gewicht erlangt das neu geschaffene Bundesverfassungsgericht. Die Sonderentwicklungen in der sowjetischen Besatzungszone bzw. in der Deutschen Demokratischen Republik (1949, Gesetz über die gesellschaftlichen Gerichte von dem 11. 6. 1968, Gesetz von dem 27. 9. 1974) werden 1990 mit dem Beitritt zu der Bundesrepublik Deutschland rückgängig gemacht. Beeinflusst wird die nationale Gerichtsbarkeit seit 1951/1952 auch zunehmend durch europäische Gerichte (Europäischer Gerichtshof, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte). →Gericht
Lit.: Kaser §§ 80, 87; Söllner §§ 9, 17; Köbler, DRG 183, 200; Kühns, F., Geschichte der Gerichtsverfassung und des Prozesses der Mark Brandenburg, Bd. 1f. 1865ff., Neudruck 1969; Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871; Schröder, R., Die Gerichtsverfassung des Sachsenspiegels, ZRG GA 5 (1884), 1; Probst, K., Die Entwicklung der Gerichtsverfassung und des Zivilprozesses in Kurhessen, 1911; Meister, E., Ostfälische Gerichtsverfassung im Mittelalter, 1912; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG RA 34 (1913), 440; Knapp, H., Alt-Regensburgs Gerichtsverfassung, Strafverfahren und Strafrecht, 1914, Neudruck 1978; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsverfassung Bayerns, 1929; Blankenhorn, R., Die Gerichtsverfassung der Carolina, Diss. jur. Tübingen 1939; Baltl, H., Die ländliche Gerichtsverfassung Steiermarks, (in) Archiv f. österreich. Gesch. 118 (1951); Schlesinger, W., Zur Gerichtsverfassung des Markengebietes östlich der Saale, (in) Jb. f. d. Gesch. Mittel- und Ostdeutschlands 2 (1953); Beiträge zur Geschichte des Gerichtswesens im Lande Braunschweig, 1954; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Lohmann, U., Gerichtsverfassung und Rechtsschutz in der DDR, 1966; Weinkauff, H./Wagner, A., Die Umgestaltung der Gerichtsverfassung und des Verfahrens- und Richterrechts im nationalsozialistischen Staat, 1968; Weiss, U., Die Gerichtsverfassung in Oberhessen, 1978; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung (1869-1877), 1981; Holthöfer, E., Ein deutscher Weg zu moderner und rechtsstaatlicher Gerichtsverfassung, 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung, 1997; Grilli, A., Die französische Justizorganisation am linken Rheinufer, 1998; Forster, M., Die Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, Diss. jur. Regensburg 1999; Schartl, R., Gerichtsverfassung und Zivilprozess in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, ZRG GA 123 (2006), 136; Höchstgerichte in Europa, hg. v. Auer, L. u. a., 2007; Friedrich, W., Territorialfürst und Reichsjustiz, 2008; Remus, D., Präsidialverfassung und gesetzlicher Richter, 2008; Gerichtsverfassung und Verfahren im 19. Jahrhundert, hg. v. Pérez Juan, J., 2018
Gerichtsverfassungsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1877/1879, N.) →Gerichtsverfassung
Gerichtsvollzieher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – in EDEL 1877 - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem 19. Jahrhundert der mit den Zustellungen, Ladungen und Vollstreckungen zu betrauende Beamte (schon 1793/1795 AGO Preußens Exekutoren). Zuvor werden seine Aufgaben von dem Büttel, Fronboten oder Gerichtsdiener wahrgenommen. Vorbild des Gerichtsvollziehers ist der huissier des Code de procédure civile Frankreichs von 1806 (in Kraft 1807), der in Berg 1813 und in den Generalgouvernements Mittelrhein und Niederrhein 1814 in Gerichtsvollzieher umbenannt wird (Baden 1851). 1877/1879 werden in dem (zweiten) Deutschen Reich die territorial unterschiedlichen Gestaltungen grundsätzlich entsprechend der früheren preußischen Regelung stärker vereinheitlicht.
Lit.: Köbler, DRG 202; Schneider, E., Die rechtliche Stellung des Gerichtsvollziehers 1910; Schneider, J., Das Gerichtsvollzieherwesen in den deutschen Ländern, 1934; Ziegler, H., Die Stellung des Gerichtsvollziehers in der Zwangsvollstreckung nach dem Entwurf einer ZPO von 1931, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1936; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Deutsch, A., 200 Jahre modernes Gerichtsvollzieherwesen, (in) DGVZ 2007, 1
Gerichtszeugnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab einem Schöffenspruch aus Magdeburg des 15. Jahrhunderts [MagdebSchSpr. Friese 35, 17. Jh. ÖW. I 51] in 2 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vor allem die Aussage des →Gerichts (Richter und Schöffen) über Handlungen und Ereignisse vor Gericht. Das Gerichtszeugnis wird in dem Hochmittelalter häufig. Es erbringt vollständigen Beweis einer Behauptung und kann nicht gescholten werden. Sachlich kann ein Gerichtszeugnis auch in einer Gerichtsurkunde enthalten sein. Mit zunehmender Verschriftlichung des menschlichen Lebens einschließlich des Rechtes verliert das Gerichtszeugnis an Bedeutung. Nach § 291 ZPO bedürfen gerichtsbekannte Tatsachen keines Beweises.
Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 2 1897, 157; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, 1985; Kornblum, U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1555, 1981, 169, 339; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite, 1986
Germane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen nicht sicher gedeutet und mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, um 90 v. Chr., M.) ist der Angehörige der Völker, die sich aus den Indogermanen entwickelt haben und die besondere gemeinsame Sprache Germanisch sprechen, deren vor allem aus den Nachfolgesprachen rekonstruierbarer Wortschatz 12872 Ansätze und Verweise umfassen könnte. Die Germanen werden vielleicht (in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. oder) in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. in Norddeutschland (und Südskandinavien) sichtbar. Sie lassen sich in mehrere Großgruppen (beispielsweise Nordgermanen, Ostgermanen, Westgermanen, in Einzelheiten streitig) und viele (bei Ptolemäus 68) kleinere, seit 325 v. Chr. in dem griechisch-römischen Schrifttum genannte Völker gliedern (, für die sich 54 Fälle von Bündnissen oder Feindschaften ermitteln lassen). Sie siedeln meist in Dörfern mit bis zu 20 Höfen mit bis zu 30 Metern langen Wohnstallhäusern. Ihr nicht sicher deutbarer Name ist um 90 v. Chr. bei dem antiken Schriftsteller Poseidonios erstmals bezeugt. Seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. dringen einzelne Gruppen nach Süden (Teutonen 102 v. Chr. bei Aix, Kimbern 101 v. Chr. bei Vercellae von den Römern geschlagen). Die Benennung von Anführern als rex (König) könnte von Rom beeinflusst sein. Auf etwa 235 n. Chr. ist ein 2008 entdeckter römisch-germanischer Kampfplatz bei Northeim an dem Westrand des Harzes zu datieren. Die zahlreichen germanischen Offiziere in der spätrömischen Armee lassen sich als Wahlrömer verstehen. In dem 4. Jahrhundert überwinden die Germanen den ab 84 n. Chr. von den Römern gegen sie errichteten Grenzwall (lat. [M.] →limes) und brechen unter dem Druck der Hunnen ab 375 in der →Völkerwanderung in das weströmische Reich ein. 476 setzt der Söldnerführer →Odowakar den weströmischen Kaiser Romulus Augustulus ab. Es entstehen in dem Zuge einer Umgestaltung der römischen Welt verschiedene Reiche einzelner, aus den Germanen hervorgegangener Stämme oder Völkerschaften (Franken, Goten, Burgunder, Alemannen, Langobarden, Vandalen, Angelsachsen, Thüringer, Bayern). Das Wissen über die Germanen entstammt wesentlich den römischen Schriftstellern (vor allem Caesar und Tacitus) und archäologischen Funden.
Lit.: Köbler, DRG 66; Dahn, F., Die Könige der Germanen, Bd. 1ff. 1861ff.; Ross, D., The early history of landholding among the Germans, 1883; Rhamm, K., Die Großhufen der Nordgermanen, 1905; Grönbech, W., Kultur und Religion der Germanen, Bd. 1f. 1909ff. 1937ff., 13. A. 2002; Kossinna, G., Die Herkunft der Germanen, 1911; Reallexikon der germanischen Altertumskunde, hg. v. Hoops, J., 1911-1919, 2. A. 1973-2007 (35 Bände, 22358 Seiten, 5124 Artikel, 3376 Abbildungen, 952 Tafeln, 2 Registerbände, 1443 Autoren, zahlreiche Ergänzungsbände); Roessingh, D., Het gebruik en bezit van den grond, 1915; Mayer, E., Germanische Geschlechtsverbände und das Problem der Feldgemeinschaft, ZRG GA 44 (1924), 30; Frahm, F., Cäsar und Tacitus als Quellen für die altgermanische Verfassung, (in) Historische Vierteljahrschrift 24 (1928), 145; Koehne, C., Die Streitfragen über den Agrarkommunismus der germanischen Urzeit, 1928; Voltelini, H. v., Nordgermanische Grabfunde, ZRG GA 51 (1931), 111; Neckel, G., Liebe und Ehe, 1932; Schultz, W., Altgermanische Kultur, 1934, 4. A. 1937; Schmidt, L., Geschichte der deutschen Stämme. Die Ostgermanen, 2. A. 1934; Höfler, O., Kultische Geheimbünde der Germanen, 1934; Gædeken, P., Retsbrudet, 1934; Wührer, K., Beiträge zur ältesten Agrargeschichte des germanischen Nordens, 1935; Eckhardt, K., Irdische Unsterblichkeit, 1937; Germanische Altertumskunde, hg. v. Schneider, H., 1938; Schulz, W., Indogermanen und Germanen, 2. A. 1938; Meyer, H., Das Wesen des Führertums in der germanischen Verfassungsgeschichte, 1938; Schmidt, L., Geschichte der deutschen Stämme. Die Westgermanen, 1938; Eckhardt, K., Ingwi und die Ingweonen, ZRG GA 59 (1939), 1; Haller, J., Der Eintritt der Germanen in die Geschichte, 1939; Paulsen, P., Axt und Kreuz bei den Nordgermanen, 1939; Kienle, R., Germanische Gemeinschaftsformen, 1939; Thaerigen, G., Die Nordharzgruppe der Elbgermanen, 1939; Eckhardt, K., Ingwi und die Ingweonen, 2. A. 1940; Kramer, K., Die Dingbeseelung in der germanischen Überlieferung, 1940; Rehfeldt, B., Recht, Religion und Moral bei den frühen Germanen, ZRG GA 71 (1954), 1; Scovazzi, M., Le origini del diritto germanico, 1957; Germanen, hg. v. Krüger, P., 5. A. 1988; Mildenberger, G., Sozial- und Kulturgeschichte der Germanen, 2. A. 1977; Uslar, R. v., Die Germanen, 1980; Steuer, H., Frühgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa, 1982; Germanenprobleme aus heutiger Sicht, hg. v. Beck, H., 1986; Jacoby, M., Germanisches Recht und Rechtssprache zwischen Mittelalter und Neuzeit, 1986; Picard, E., Germanisches Sakralkönigtum?, 1991; Price, A., The Germanic Warrior Clubs, 2. A. 1996; Wolfram, H., Die Germanen, 1995, 7. A. 2002, 8. A. 2005; Günnewig, B., Das Bild der Germanen und Britannier, 1998; Todd, M., Die Germanen, 2000; Pohl, W., Die Germanen, 2000; Ernst, P./Fischer, G., Die germanischen Sprachen, 2001; Krause, A., Die Geschichte der Germanen, 2002; Hermand, J./Niedermeier, M., Revolutio germanica. Die Sehnsucht nach der alten Freiheit der Germanen 1750-1820, 2002; Bemmann, K., Arminius und die Deutschen, 2002; Maier, B., Die Religion der Germanen, 2003; Simek, R., Religion und Mythologie der Germanen, 2003, 2. A. 2014; Arminius und die Varusschlacht, hg. v. Wiegels, R. u. a., 3. A. 2003; Simek, R., Götter und Kulte der Germanen, 2004; Maier, G., Ämter und Aufträge in der Romania Gothica, 2004; Kakoschke, A., Germanen in der Fremde, 2004 (174 Fälle); Busch, J., Das Germanenbild der deutschen Rechtsgeschichte, 2004; Fruscione, D., Zur Frage eines germanischen Rechtswortschatzes, ZRG GA 122 (2005), 1; Rothenhöfer, P., Die Wirtschaftsstrukturen im südlichen Niedergermanien, 2005; Wiwjorra, I., Der Germanenmythos, 2006; Die Germanen in der Völkerwanderung, hg. v. Goetz, H. u. a., 2006; Künzl, E., Die Germanen, 2006, 2. A. 2019; Timpe, D., Römisch-germanische Begegnung in der späten Republik und frühen Kaiserzeit, 2006 (Aufsätze); Simek, R., Die Germanen, 2006; Ausbüttel, F., Germanische Herrscher, 2007; Wells, P., Die Germanen sprechen 2007; Feindliche Nachbarn - Rom und die Germanen, 2008; Bleckmann, B., Die Germanen, 2009; Tausend, K., Im Inneren Germaniens, 2009; Mohr, A., Eheleute, Männerbünde, Kulttransvestiten, 2009; Ausbüttel, F., Die Germanen, 2009; Euler, W./Badenheuer, K., Sprache und Herkunft der Germanen, 2009; Kleineberg, A., Germania und die Insel Thule, 2010, 2. unv. A. 2011; Timpe, D., Die Varusschlacht, (in) HZ 294 (2012). 593; Zwischen Germanomanie und Antisemitismus, hg. v. Penke, N. u. a., 2016; Rubel, A., Religion und Kult der Germanen, 2016; Germanen – Eine archäologische Bestandsaufnahme, hg. v. Uelsberg, G./Wemhoff, M., 2020
Germania, Germānia, lat., F.=ON: nhd. Germanien, s. latein_a_z.docx, Caes. (um 50 v. Chr.), s. Germānus
Germania (bzw. De origine et situ Germaniae, Über die Herkunft und Lage Germaniens) ist ein 98 n. Chr. (?) verfasstes Werk des römischen Schriftstellers Publius Cornelius Tacitus (um 55-nach 115, 97 Konsul) über die Germanen und das von ihnen bewohnte Gebiet (lat.) Germania (zwischen Rhein, Donau, Weichsel und Ostsee sowie Nordsee), wobei die Römer zwischen ihren Provinzen (lat.) Germania superior (Obergermanien) und Germania inferior (Niedergermanien) bzw. Germania I und Germania II sowie der nichtrömischen Germania in dem Nordosten trennen und der Name Germania bezeugt ist bei Caesar, Cicero, Velleius Paterculus, Plinius maior, Pomponius Mela, Frontin, Tacitus, Plinius minor, Sueton, Ptolemaeus (Ptolemäus), Junianus Justinus, Ammianus Marcellinus, Historia Augusta u. s. w. sowie in den Digesten. Die Germania des Tacitus schildert das Naturvolk der Germanen als ein gegen den Sittenverfall in Rom nachzuahmendes Vorbild. Deshalb bedürfen die Aussagen dieser für die germanische Zeit wichtigsten Geschichtsquelle sorgfältiger Prüfung. Überliefert ist die Germania des Tacitus durch eine Hersfelder bzw. Fuldaer, 1455 nach Italien gebrachte und dort in ihrem die Germania betreffenden Teil verschollene Sammelhandschrift des 9. oder 10. Jahrhunderts.
Lit.: Müllenhoff, K., Die Germania des Tacitus, 1900, neuer Abdruck 1920; Norden, E., Die germanische Urgeschichte in Tacitus’ Germania, 1920, 6. A. 1974; Lintzel, M., Germanische Monarchien und Republiken in der Germania des Tacitus, ZRG GA 54 (1934), 227; Die Germania des Tacitus, hg. v. Much, R. u. a., 1937, 3. A. 1967; Melander, K., Tacitus Germania als Quelle der deutschen Frühgeschichte, 1940; Krapf, L., Germanenmythos und Rechtsideologie, 1979; Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus, Teil 1f., hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1989ff.; Gall, L., Die Germania als Symbol nationaler Identität, 1993; Altes Germanien, hg. v. Goetz, H. u. a., 1995; Germania, hg. v. Fuhrmann, M., 2000; Wolters, W., Die Römer in Germanien, 2000, 4. A. 2004, 7. A. 2018; Germania inferior, hg. v. Grünewald, T., 2001; Däumer, J., Aufstände in Germanien und Britannien, 2005; Krebs, C., Negotiatio Germaniae, 2005; Riemer, U., Die römische Germanienpolitik, 2006; Römische Präsenz und Herrschaft in Germanien, hg. v. Lehmann, G u. a., 2007; Schulz, M., Caesar zu Pferde, 2008; Roms vergessener Feldzug, hg. v. Pöppelmann, H. u. a., 2013
germanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische nicht sicher mit dem Indogermanischen verbindbar und deutbar, Adj.) Germanen und Germania betreffend
Germanische Sprache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google in - etwa 15 bis 25 - Sprachen mit rund 500 Millionen Muttersprachlern belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, F.) ist die in verhältnismäßig wenigen aus vormittelalterlicher Zeit in Runen erhaltener Schrift tatsächlich überlieferte und die aus späterer Überlieferung germanischer bzw. germanistischer Sprachen (Gotisch, Burgundisch, Wandalisch, Altnordisch, Altenglisch, Altfriesisch, Altniederfränkisch, Altsächsisch, Althochdeutsch, Langobardisch, Mittelenglisch, Mittelniederdeutsch, Mittelmitteldeutsch, Mittelhochdeutsch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Isländisch, Färöisch, Englisch, Deutsch, Niederländisch, Friesisch, Afrikaans, Jiddisch und Amerikanisch) verhältnismäßig umfangreich wissenschaftlich rückerschlossene gemeinsame Sprache der germanischen Völker (oder Germanen). Sie ist wie beispielsweise Altindisch, Altiranisch, Griechisch, Lateinisch, Keltisch oder Slawisch eine aus dem Indogermanischen entstandene Sprache. Besondere Kennzeichen sind Festlegung des ursprünglich freien Akzents auf die Stammsilbe und dadurch bedingte Kürzung der Endsilben, erste (germanische) Lautverschiebung, grammatischer Wechsel, Beschränkung auf die Zeiten Gegenwart und Vergangenheit, Bildung schwacher Verb(form)en mittels eines Dentalsuffixes (ed, neuhochdeutsch t) und schwache Formen bei Adjektiven nach dem Muster der Substantive. Der Vorgang des sprachlichen Umbaus von dem Indogermanischen zu dem (Ur-)Germanischen wird auf Mitteleuropa bezogen (beispielsweise Aller, Elz, Ohm) und mit der Sesshaftwerdung (und der Schnurbandkeramik) verbunden. Das Germanische ist auch von anderen Sprachen beeinflusst (beispielsweise Latein, Keltisch, Baltisch, Griechisch) und hat ebenso seinerseits andere Sprachen beeinflusst (beispielsweise Finnisch). Gegliedert wird es beispielsweise in Nordgermanisch, Westgermanisch, Südgermanisch und Ostgermanisch.
Lit.: Krahe, H., Sprache und Vorzeit, 1954; Sonderegger, S., Grundzüge deutscher Sprachgeschichte, 1979; Köbler, G., Germanisches Wörterbuch, 2. A. 1982 (rund 12000 Ansätze); Germanische Rest- und Trümmersprachen, hg. v. Beck, H., 1986; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991; Scardigli, P., Der Weg der deutschen Sprache, 1994; Pohl, W., Die Germanen, 2000; Euler, W./Badenheuer, K., Sprache und Herkunft der Germanen. Abriss des Protogermanischen vor der ersten Lautverschiebung, 2009; Euler, W., Das Westgermanische, 2014
Germanisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der bei den verschiedenen Stämmen der →Germanen geltenden Rechtssätze, deren Bestand aus unterschiedlichen Überlegungen verschiedentlich angezweifelt wird. Das germanische Recht ist infolge der bescheidenen Überlieferung nur teilweise (beispielsweise durch Caesar und Tacitus) bekannt oder (aus jüngeren Texten mit erheblicher Ungewissheit) erschließbar. Es ist vermutlich größtenteils als Gewohnheitsrecht entstanden, wenngleich auch einzelne Rechtssetzungsakte nicht völlig unwahrscheinlich sind. Ein mythischer Gesetzgeber ist allerdings ebensowenig anzunehmen wie ein germanischer Rechtsgott. Die einzelne, in Raum und Zeit individuelle germanische Völkerschaft behandelt ihre allgemeinen Angelegenheiten in ihrer von einem König oder mehreren Vornehmen geleiteten →Volksversammlung. Dort entstehen auch (Meinungen, Entscheidungen oder) Urteile in Streitigkeiten. Eine allgemeine Verfolgung findet wohl nur bei wenigen Verhaltensweisen (Volksverrat, Unzucht) statt. In der Familie steht der Hausvater an der Spitze. Die Ehe ist grundsätzlich Einehe und wird von dem Gewalthaber (Vater, Vormund) über die Frau (Braut) mit dem Mann (Bräutigam) abgeschlossen. Sie kann durch Einverständnis der Eheleute oder durch Erklärung wahrscheinlich des Mannes aufgelöst werden. Bei dem Tode fallen die Güter an die Kinder oder weiteren Verwandten. Ein Testament gibt es nicht. Streitig ist, ob neben Haus und Hof auch Acker und Wiese einzeln zugeordnet sind und der Berechtigte über sie verfügen kann. Die wohl seltenen Tauschgeschäfte und Vergabungen erfolgen als Handgeschäfte. Unrechtserfolge ziehen die →Fehde nach sich, doch ist ein Ausgleich durch Leistungen, die teils an den Verletzten, teils an die Allgemeinheit gehen, möglich.
Lit.: Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842, Neudruck 1960; Grundriss der germanischen Philologie, hg. v. Paul, H., 1890 (Recht v. Amira, K. v.); Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1906, Neudruck 1958; Schreuer, H., Altgermanisches Sakralrecht, ZRG GA 34 (1913), 313; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; Amira, K., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Sonderegger, S., Die ältesten Schichten einer germanischen Rechtssprache, (in) FS K. Bader 1965, 419; Wiebrock, I., Die Sippe bei den Germanen der Frühzeit, 1979; Murray, A., Germanic Kinship Structure, 1983; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Kroeschell, K., Germanisches Recht als Forschungsproblem, (in) FS H. Thieme, 1986; Landau, P., Prinzipien germanischen Rechts als Grundlage nationalistischer und völkischer Ideologie, (in) Zur Geschichte und Problematik der Nationalphilologien in Europa, hg. v. Fürbeth, F., 1999; Fruscione, D., Zur Frage eines germanischen Rechtswortschatzes, ZRG GA 122 (2005), 1; Leges, Gentes, Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006
Germanist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – frühes 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, M.) ist der sich mit den (Germanen und) Deutschen befassende Rechtswissenschaftler oder Sprachwissenschaftler (oder auch Historiker). Er steht in Gegensatz zu dem Romanisten. Die Unterscheidung entwickelt sich seit dem (17. Jahrhundert [Conring, H.], De origine iuris Germanici, 1643, Hauschild 1741, Cg. [!] 1780 bzw.) 19. Jahrhundert (Eichhorn, Grimm, Brunner). 1846 in Frankfurt am Main und 1847 in Lübeck treffen sich Germanisten der Staaten des Deutschen Bundes zu (auch politisch geprägten) Tagungen. Die für Nürnberg und das Jahr 1848 geplante Fortsetzung entfällt wegen der revolutionären Unruhen. Danach verliert die Gegenüberstellung von juristischen Germanisten und juristischen Romanisten allmählich mit der Positivierung, Kodifizierung und auch Internationalisierung des Rechtes an Bedeutung. Ab 1860 wird ein deutscher Juristentag veranstaltet, ab 1927 ein deutscher Rechtshistorikertag.
Lit.: Gierke, O. v., Die historische Rechtsschule und die Germanisten, 1903; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung aus der Natur der Sache, Diss. jur. Göttingen 1967; Röther, K., Die Germanistenverbände, 1980; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 101 (1984), 1; Zur Geschichte und Problematik der Nationalphilologien in Europa, hg. v. Fürbeth, F. u. a., 1999; Internationales Germanistenlexikon 1800 bis 1950, hg. v. König, C., 2003; Netzer, K., Wissenschaft aus nationaler Sehnsucht – Verhandlungen der Germanisten 1846 und 1847, 2006; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008; Dilcher, G., Die Germanisten und die historische Rechtsschule – Bürgerliche Wissenschaft zwischen Romanistik, Realismus und Rationalisierung, 2016; Schermaier, M., Interpretatio triplex? Germanisten und Romanisten vor Savigny, ZRG GA 137 (2020), 492
Germanistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen nicht sicher verbindbar, F., 1741) ist die (Germanen und) Deutsche betreffende Wissenschaft in Recht, (Sprache und Geschichte) in Gegensatz etwa zu Recht fremder Herkunft oder zu fremden Sprachen. Als Wissenschaft des einheimischen deutschen Rechtes wird sie 1699 von Christian Thomasius in seinem Summarischen Entwurf derer Grundlehren gefasst. Dem folgen bis etwa 1750 die protestantischen Universitäten (beispielsweise Halle, Göttingen, Erlangen), danach auch die katholischen. 1741 wird anscheinend erstmals von Germanistik geschrieben. Wichtigste Inhalte sind deutsches Privatrecht (bis etwa 1970), partikulares einheimisches Recht (bis etwa 1918) und Handelsrecht und Wechselrecht (1847 bzw. 1861 durch gesetzliche Regelungen verselbständigt). Germanistische Juristen sind (nach Conring und Thomasius) etwa Beyer, Kestner, Senckenberg, Heineccius, Pütter, Selchow, Grimm, Eichhorn. Heise, Reyscher, Beseler, Mittermaier, Schmidt, Sohm, Gerber, Eugen Huber oder Gierke. Seit etwa 1900 betrifft Germanistik hauptsächlich die Sprachwissenschaft
Lit.: Gierke, O., Die historische Rechtsschule, 1903; Germanistik und deutsche Nation, hg. v. Müller, J., 1974, Neudruck 2000; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 100 (1984), 1; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008; Schäfer, F., Zwischen BGB und Schützengräben, (in) ZNR 2009, 52; Schäfer, F., Aufbruch in die Moderne, ZRG GA 129 (2011), 212; Schäfer, F., Von der Genossenschaft zur Volksgemeinschaft, ZRG GA 132 (2015), 323; Wyss, U., Geschichte der Germanistik – Gesammelte Aufsätze, hg. v. Buhr, C. u. a., 2015; Lück, C., Die Deutschen und ihr Recht, 2017; Liebrecht, J., Die junge Rechtsgeschichte – Kategorienwandel in der rechtshistorischen Germanistik der Zwischenkriegszeit, 2018
Germanus, Germānus, lat., M., Germane, Herkunft ungeklärt, s. latein_a_z.docx, vielleicht eher keltisch als germanisch
Gersau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt (in dem Kanton Schwyz in der Schweiz mit rund 24 Quadratkilometern Fläche und 2364 Einwohnern – die bis Mitte 1798 einst kleinste Republik der Welt -)
Lit.: Müller-Schmid, A., Gersau – 650 Jahre im Bund der Eidgenossenschaft 1332-1982, 1982; Müller, A., Gersau – Unikum in der Schweizer Geschichte, (1982,) 2. A. 2013, 3. A. 2018
Gerüfte, Gerüft, Gerücht (Wort Gerücht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – Gerüft als Ansatz - nicht belegt und Gerücht ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Gerücht und in Google auch als Gerüfte, Gerüft belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die durch Rufen bzw. Geschrei erfolgende Verlautbarung eines (rechtswidrigen) Geschehens (beispielsweise einer Vergewaltigung) oder einer drohenden Gefahr. Dem Gerüfte ist zwecks Hilfestellung von vielen Folge zu leisten. Es befreit den Rufenden von dem Verdacht der Verheimlichung einer Tat (beispielsweise Vorwurf des Mordes bei Tötung [in Notwehr]). Der Sachsenspiegel (1221-1224) kennt den Satz Das Gerüfte ist der Klage Beginn.
Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 70; Köbler, WAS; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 190, 517; Meyer, H., Gerüft, Handhaftverfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1ff. 1920ff., Neudruck 1964; Janz, B., Rechtssprichwörter im Sachsenspiegel, 1989
gesamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MGConst. II 247] bzw. 1221-1224 bzw. 1224/1235 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ganz
gesamte Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1275 Deutschenspiegel) →Gesamthand
Gesamtgläubiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen, M.) ist der einzelne Gläubiger der →Gesamtgläubigerschaft.
Gesamtgläubigerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gläubigerschaft, bei der jeder Gläubiger die gesamte Schuld verlangen kann, der Schuldner aber nur einmal zu leisten verpflichtet ist. Sie ist wegen des durch diese Erfüllungsweise gefährdeten Interesses jedes Gläubigers an dem sicheren Erhalt der geschuldeten Leistung selten.
Lit.: Riedler, A. Gesamt- und Teilgläubigerschaft, 1998
Gesamthand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1903 [Transehe, LivlMannl. 258 Livland] in 1 Stelle und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1864, Wortfolge gesamte Hand um 1275 Deutschenspiegel) ist die Mehrzahl von Menschen, denen ein Sondervermögen in besonderer Art und Weise (gesamthänderisch) zusteht. Vielleicht fällt in einfachen Gesellschaften der Nachlass eines Menschen an mehrere Erben allgemein in der Art und Weise an, dass der einzelne Beteiligte über seinen Anteil (an dem gesamten Nachlass und auch an einzelnen Nachlassgegenständen) nicht (allein) verfügen kann. Jedenfalls deuten die mittelalterlichen Rechtsquellen auf eine derartige Gestaltung (zu gesamter Hand) in Deutschland (→Ganerbschaft, →Gemeinderschaft, →Handelsgesellschaft). In der frühen Neuzeit behandelt die Rechtswissenschaft diese Verbindungen meist als (lat. [F.]) →societas oder →communio. Daneben entwickelt sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts für eheliche Gütergemeinschaft, Gesamtbelehnung, Ganerbschaft und Markgenossenschaft auch eine Vorstellung eines (lat.) dominium (N.) plurium in solidum (Eigentum mehrerer als Einheit). In dem 19. Jahrhundert versteht Georg →Beseler (1809-1888, Lehre von den Erbverträgen 1835, [lat.] dominium plurium in solidum, Juristenrecht und Volksrecht 1843, System des gemeinen deutschen Privatrechts, 1847) unter der Gesamthand eine Gemeinschaft, die für bestimmte Beziehungen die Grenzen der Persönlichkeit ihrer Glieder aufhebt und dieselbe gleichmäßig über die den Gliedern gemeinsam gewordene Rechtssphäre erweitert, ohne dass jedoch ein neues selbständiges Rechtssubjekt in der Vereinigung begründet wird. In der Schweiz anerkennt Johann Caspar Bluntschli für das Privatgesetzbuch Zürichs (1854/1856) neben dem Miteigentum ein Gesamteigentum (vgl. Art. 652ff. ZGB 1907/1911). Nach dem Protest Otto von →Gierkes (1888/1889), dass ein Bürgerliches Gesetzbuch, das deutsch sein wolle, den deutschen, sozialen Gemeinschaftsgedanken nicht aus dem Recht weisen dürfe, wird auf Grund von Vorschlägen des Stettiner Rechtsanwalts Emil von Boyens die Gesamthand als Prinzip, als dessen Kennzeichen die gemeinsame Verfügung der mehreren Beteiligten über den Gegenstand und die Anwachsung der Berechtigung bei einem Wegfall eines Beteiligten (an die Berechtigungen der Verbleibenden) angesehen werden, an einzelnen Stellen noch in die in Kraft gesetzte Fassung des deutschen →Bürgerlichen Gesetbuchs (1. 1. 1900) aufgenommen (Gesellschaft, eheliche Gütergemeinschaft, Erbengemeinschaft). Die Gesamthand ist nicht juristische Person. Ihre rechtliche Gestaltung ist lange streitig. 2001 spricht der Bundesgerichtshof Deutschlands der nach außen in dem Rechtsverkehr auftretenden Gesellschaft des bürgerlichen Rechtes als Gesamthand Rechtsfähigkeit zu, womit die Gesamthand von ihren geschichtlichen Wurzeln gelöst wird.
Lit.: Hübner 154, 250, 570, 680; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 122, 207; Gierke, O., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 2 1873, 923; Frommhold, G., Zur Geschichte der gesamten Hand, ZRG GA 37 (1916), 504; Breitbach, H., Gesamthand und Unternehmen, Diss. jur. 1929; Steinbach, R., Die deutschen Rechtsgemeinschaften zur gesamten Hand, Diss. jur. 1936; Buchda, G., Geschichte und Kritik der deutschen Gesamthandlehre, 1936; Schulze-Osterloh, J., Das Prinzip der gesamthänderischen Bindung, 1972; Seif, U., Die Gesamthand als Konstruktion der Germanistik, ZRG GA 118 (2001), 302; Wächter, T., Die Aufnahme der Gesamthandsgemeinschaften in das Bürgerliche Gesetzbuch, 2002; Jäkel, H., Die Rechtsfähigkeit der Erbengemeinschaft, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Limbach, F., Gesamthand und Gesellschaft, 2016; Wilhelm, A., Das Recht der Gesamthand im 21. Jahrhundert, 2021
Gesamtrechtsnachfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die als →Universalsukzession geschehende Nachfolge in einen Inbegriff oder eine Gesamtheit von Vermögensgegenständen ohne einzelne Übertragungsakte. Sie ist schon dem römischen Recht bei der →Erbfolge bekannt. An tatsächlicher Bedeutung wird sie aber von der ansonsten allgemein vorgesehenen Einzelrechtsnachfolge oder Singularsukzession (beispielsweise durch Übereignung) übertroffen.
Lit.: Kaser § 65 II; Köbler, DRG 37, 59, 210; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019
Gesamtschuld (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Maskulinum Gesamtschuldner 1807) ist die Schuld, die mehrere in der Weise schulden, dass jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung insgesamt nur einmal zu fordern berechtigt ist. Sie ist sachlich bereits in dem klassischen römischen Recht (lat. [N.] [debitum] in solidum) zumindest in den Wurzeln angelegt (Celsus D. 31, 16 frühes 2. Jahrhundert, Papinian E. 2. Jahrhundert) und in der Kompilation Justinians (527-534) von der Stipulation aus verallgemeinert. Wegen ihrer Vorteilhaftigkeit für den Gläubiger mehrerer Schuldner hat sie sich bis zu der Gegenwart behauptet.
Lit.: Kaser § 56 II 1; Köbler, DRG 44; Ehmann, H., Die Gesamtschuld, 1972; Winter, H., Teilschuld, Gesamtschuld und unechte Gesamtschuld, 1985; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, 51 (Solidarität); Schmieder, P., Duo rei. Gesamtobligationen im römischen Recht, 2007; Meier, S., Gesamtschulden, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Gesamtschuldner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1807) ist der Schuldner der →Gesamtschuld, die mehrere in der Weise schulden, dass jeder die ganze Leistung zu bewirken verpflichtet, der Gläubiger aber die Leistung von jedem der Schuldner ganz, jedoch insgesamt nur einmal zu fordern berechtigt ist.
Lit.: Ehmann, H., Die Gesamtschuld, 1972; Winter, H., Teilschuld, Gesamtschuld und unechte Gesamtschuld, 1985; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, 51 (Solidarität); Schmieder, P., Duo rei. Gesamtobligationen im römischen Recht, 2007; Meier, S., Gesamtschulden, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
gesandt (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist das Partizip Perfekt Passiv des Verbes senden
Gesandter, Gesandte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischenverbindbar, M.) ist der diplomatische Vertreter eines Staates bei einem anderen Staat oder einer internationalen Organisation. Bereits in dem römischen Recht ist sachlich der fremde Gesandte wegen der Wichtigkeit auswärtiger Beziehungen unverletzlich. In dem 15. Jahrhundert wird in Italien der ständige Gesandte geschaffen. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Völkerrecht bezüglich des Gesandten bzw. der Gesandtschaft (beispielsweise Unbetretbarkeit des Gebäudes) genauer ausgestaltet (Wiener Reglement von dem 19. 3. 1815, Aachener Protokoll von dem 21. 11. 1818, danach Wiener Übereinkommen von dem 18. 4. 1961).
Lit.: Krauske, O., Zur Entwicklung der ständigen Diplomatie, 1885; Menzel, V., Deutsches Gesandtschaftswesen im Mittelalter, 1892; Borgolte, M., Der Gesandtenaustausch der Karolinger mit den Abbasiden, 1976; Cuttino, G., English Medieval Diplomacy, 1985; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa, hg. v. Schwinges, R. u. a., 2003; Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie, hg. v. Zey, C. u. a., 2008; Antonio degli Albissz, L. d‘ u. a., Legazione alla corte di Francia, 2015
Gesandtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Valvasor, Krain II 663] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Tätigkeit als Gesandter und die zugehörige Einrichtung.
Geschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 84 765 bzw. 1221-1224] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Anordnung, Befehl, Vertrag, Tätigkeit
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Geschäftsbedingung (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bedingung für den Abschluss eines Geschäfts, Voraussetzung für die Bildung einer Willensübereinstimmung →Allgemeine Geschäftsbedingung (Wortfolge bei Hinrichs, - in - ZHR 20 [1875], 391)
geschäftsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1573 [NÖLTfl. III 25 § 8 Niederösterreich] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtlich zu Rechtsgeschäften fähig
Geschäftsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischenverbindbar, F., Adjektiv geschäftsfähig 1573) ist die Fähigkeit, mit rechtlicher Wirkung durch eigene Handlung Rechtsgeschäfte vorzunehmen. Sie wird bereits von dem römischen Recht dem Kind (lat. [M.] infans) (unter 7) (und dem Geisteskranken sowie dem Verschwender) abgesprochen. Der etwas ältere Unmündige (lat. [M.] impubes infantia maior) kann rechtlich unvorteilhafte Geschäfte nur mit Einverständnis des Vormunds vornehmen. Um 200 v. Chr. sieht eine (lat.) lex (F.) Laetoria (lätorisches Gesetz) vor, dass die noch nicht 25jährigen (lat. minores) geschützt werden, woraus die Möglichkeit entwickelt wird, durch Wiederherstellung des früheren Zustands (lat. in integrum restitutio [F.]) die Leistungen und sonstigen benachteiligenden Maßnahmen wieder rückgängig zu machen. In dem germanischen Recht steht das Kind bis zu seiner Verselbständigung unter der Hausgewalt des Hausvaters oder bis zu der Wehrhaftmachung bzw. Geschlechtsreife unter der Hausgewalt des Vormunds. Zwar sind die Geschäfte Unmündiger wohl an sich wirksam, aber die Unmündigen können die von ihnen oder von dem Inhaber der Personalgewalt getätigten Geschäfte nach Erreichen der Mündigkeit widerrufen und umgekehrt Geschäfte, durch die sie verpflichtet werden, nicht erfüllen, solange ihr Vermögen von einem Gewalthaber verwaltet wird. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter werden dessen Regeln (abgeändert) übernommen. Geschäfte der Geschäftsunfähigen sind nichtig (Kinder unter 7, Entmündigte, Geisteskranke), Geschäfte der beschränkt Geschäftsfähigen bedürfen der Genehmigung des gesetzlichen Vertreters, soweit sie nicht lediglich rechtlich vorteilhaft sind. Der Ausdruck Geschäftsfähigkeit wird an dem 12. 7. 1875 in Preußen verwendet. Die unbeschränkte Geschäftsfähigkeit tritt nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des zweiten Deutschen Reiches (1896/1. 1. 1900) mit 21 Jahren ein, in der Deutschen Demokratischen Republik (1950) mit 18 Jahren und in der Bundesrepublik Deutschland ab 1975 auch mit 18 Jahren (, vgl. auch § 105a BGB von 2002).
Lit.: Kaser § 14 I; Hübner 55; Köbler, DRG 160, 207; Knothe, H., Die Geschäftsfähigkeit der Minderjährigen, 1983; Wolter, U., Termingeschäftsfähigkeit kraft Information, 1991; Benöhr, H., Über Udo Wolters Buch zu Termingeschäftsfähigkeit kraft Information, ZRG GA 112 (1995), 413; Minzenmay, S., Die Wurzeln des Instituts der Geschäftsfähigkeit im Naturrecht des 17. Jahrhunderts, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Geschäftsführer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischenverbindbar, M., 1807) Führer eines Geschäfts
Geschäftsführung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 1372 Baden] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1691) ist die Ausführung eines Geschäfts.
Geschäftsführung ohne Auftrag (Wortfolge nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort Geschäftsführung 1691, Geschäftsführung ohne Auftrag 1811, Maskulinum Geschäftsführer 1807, Geschäftsherr 1351) ist das gesetzliche, unvollkommen zweiseitige Schuldverhältnis, das dadurch entsteht, dass ein Geschäftsführer (ohne Auftrag) für einen anderen (Geschäftsherrn) ein Geschäft besorgt, obwohl zwischen ihnen noch kein Rechtsverhältnis (Auftrag) besteht. Die Geschäftsführung ohne Auftrag (lat. negotia [N.Pl.] gesta, geführte Geschäfte) ist in dem römischen Recht entsprechend ihrer Stellung in dem Edikt des Prätors vermutlich von der Vertretung (eines abwesenden Freundes) in dem Rechtsstreit ausgegangen. Die Verpflichtungen aus der Tätigkeit (Herausgabe des von dem Geschäftsführer Erlangten, Ersatz der Aufwendungen des Geschäftsführers) werden wie bei dem Auftrag auf die Treue (lat. [F.] fides) begründet. Justinian ordnet die Geschäftsführung ohne Auftrag als Quasikontrakt ein. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes wird die Geschäftsführung ohne Auftrag als gesetzliches Schuldverhältnis in Deutschland übernommen.
Lit.: Kaser § 44 II; Söllner § 9; Köbler, DRG 47; Wollschläger, C., Die Geschäftsführung ohne Auftrag, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 98; Sippel, H., Geschäftsführung ohne Auftrag, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Geschäftsgrundlage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der wesentlichen, nicht (besonders vereinbarten) Vertragsbestandteil gewordenen Voraussetzungen eines Vertragsschlusses. Oertmann gibt der Lehre von dem Wegfall der Geschäftsgrundlage eine sich in dem 20. Jahrhundert durchsetzende Gestalt. 2002 erfolgt eine allgemeine Aufnahme in das Bürgerliche Gesetzbuch Deutschlands. →clausula rebus sic stantibus
Lit.: Köbler, R., Die „clausula rebus sic stantibus“, 1991; Zirker, M., Vertrag und Geschäftsgrundlage, 1996; Reiter, C., Vertrag und Geschäftsgrundlage im deutschen und italienischen Recht, 2002; Huang, Z., Zur Lehre von der Geschäftsgrundlage nach altem und neuem Recht, 2009
Geschäftsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. 1351) Herr eines Geschäfts
Geschäftsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die einer Geschäftsführung einer Gruppe von Menschen zugrundegelegte Ordnung. Sie entsteht anfangs nur inhaltlich, wird aber in dem politischen Bereich in England seit dem 16. Jahrhundert in Fallsammlungen abgebildet. In Frankreich gibt sich 1814 die Abgeordnetenkammer eine formelle Geschäftsordnung, die zu dem Vorbild für viele weitere Geschäftsordnungen wird.
Lit.: Hatsell, J., Precedents of proceedings in the House of Commons, 1781; Die Geschäftsordnungen deutscher Parlamente seit 1848, hg. v. Deutschen Bundestag, 1986; Hayungs, C., Die Geschäftsordnung des hannoverschen Landtages, 1999; Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004
geschäftsunfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1809 [BadLR. 1809 Satz 1994 S. 531 Baden] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtlich zu Rechtsgeschäften nicht fähig
Geschäftsunfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv geschäftsunfähig Baden 1809) ist die rechtliche Unfähigkeit zu einem Abschluss eines Rechtsgeschäfts →Geschäftsfähigkeit
Geschäftszeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zu einem Geschäft als →Zeuge zwecks Sicherung späteren Beweises bewusst zugezogene Mensch. Er findet sich sachlich bereits in dem frühen römischen Recht und wohl auch in dem germanischen Recht. Mit Vordringen der Schriftlichkeit verliert er gegenüber der dauerhafteren Urkunde seit dem Hochmittelalter grundsätzlich an Bedeutung, bleibt aber beispielsweise als Trauzeuge für eine Eheschließung bedeutsam.
Lit.: Ruth, R., Zeugen und Eideshelfer, 1922; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003
geschehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 (Notker) in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen [ab 1221-1224] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sich ereignen, erfolgen, werden
Geschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 (Notker) in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1260 [SächsWChr. 125] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das in der Dimension Zeit Geschehene und die (in dem Rahmen der Rhetorik) damit befasste Wissenschaft (Anfänge bei [Eunapios,] Herodot und Thukydides in der griechischen Antike), wobei als Urgeschichte die schriftlose Zeit und als Frühgeschichte die nur durch extern erstellte Schriftquellen beleuchtete Zeit verstanden und ansonsten herkömmlicherweise zwischen Altertum, Mittelalter und Neuzeit (einschließlich der Zeitgeschichte) unterschieden wird. Besondere Gebiete der Geschichte sind beispielsweise das Recht, die Politik, die Gesellschaft oder die Wirtschaft. Methode der Geschichte ist das Verstehen des Vergangenen durch den gegenwärtigen Betrachter. Grundfiguren der Geschichtsschreibung sind nach Alexander Demandt Dekadenzgedanke, Fortschrittsbewusstsein samt Fortschrittskritik, Kreislauftheorien, Epochenbewusstsein, Aufklärung, historischer Idealismus, universaler Individualismus, Historismus, historischer Materialismus, paradigmatisches Geschichtskonzept, Morphologie der Weltgeschichte, Geschichtsbiologismus und posthistorische Apokalyptik. In dem 19. Jahrhundert wird die Geschichte zu einer eigenständigen Wissenschaft (Leopold von Ranke, Johann Gustav Droysen).
Lit.: Wattenbach, W., Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter, 1858; Below, G. v., Die deutsche Geschichtsschreibung, 1916; Rothenbücher, K., Über das Wesen des Geschichtlichen, 1926; Wattenbach, W., Deutschlands Geschichtsquellen, Bd. 1ff. 1938ff.; Brandenburg, E., Der Begriff der Entwicklung, 1941 (SB Leipzig); Weis, E., Geschichtsschreibung und Staatsauffassung in der französischen Enzyklopädie, 1956; Dahlmann/Waitz, Quellenkunde der deutschen Geschichte, 10. A. Bd. 1f. 1969ff.; Fuchs, K./Raab, H., Wörterbuch Geschichte, 11. A. 1998; Baumgart, W., Bücherverzeichnis zur deutschen Geschichte, 15. A. 2003, 17. A. 2010, 18. A. 2014; Brandt, A., Werkzeug des Historikers, 1958, 17. A. 2007; Postel, R., Johann Martin Lappenberg, 1972; Henze, D., Enzyklopädie der Entdecker und Erforscher der Erde, Bd. 1ff. 1978ff. (Sonderausgabe 2011); Meister, K., Die griechische Geschichtsschreibung, 1990; Simon, C., Historiographie, 1996; Demandt, A., Geschichte der Geschichte, 1997; Burkardt, J., Die historischen Hilfswissenschaften in Marburg, 1997; Iggers, G., Deutsche Geschichtswissenschaft, 4. A. 1997; Hauptwerke der Geschichtschreibung, hg. v. Reinhardt, V., 1997; Flach, D., Römische Geschichtsschreibung, 3. A. 1998; Das europäische Geschichtsbuch, 1998; Kirste, S., Die Zeitlichkeit des positiven Rechts, 1998; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein, 1999; Das Jahrtausend im Spiegel der Jahrhunderte, hg. v. Gall, L., 1999; Chun, J., Das Bild der Moderne in der Nachkriegszeit, 2000; Geschichtskultur, hg. v. Mütter, B. u. a., 2000; Henning, E., Auxilia historica, 2000, 2. A. 2004, 3. A. 2015; Mehl, A., Römische Geschichtsschreibung, 2001; Kompass der Geschichtswissenschaft, hg. v. Lottes, G. u. a., 2001; Internet-Handbuch Geschichte, hg. v. Jenks, S. u. a., 2001; Wolfrum, E., Geschichte als Waffe, 2001; Die Nation schreiben, hg. v. Conrad, C. u. a., 2002; Geschichtswissenschaft um 1950, hg. v. Duchhardt, H., 2002; Lexikon Geschichtswissenschaft, hg. v. Jordan, S., 2002; Geschichte(n) der Wirklichkeit, hg. v. Landwehr, A., 2002; Kompass der Geschichtswissenschaft, hg. v. Eibach, J. u. a., 2002; Fellner, F., Geschichtsschreibung und nationale Identität, 2002; Formen römischer Geschichtsschreibung von den Anfängen bis Livius, hg. v. Eigler, U., 2003; Howell, M./Prevenier, W., Werkstatt des Historikers, 2004; Freytag, N./Piereth, W., Kursbuch Geschichte, 2004; Griff nach der Deutungsmacht, hg. v. Winkler, A., 2004; Geschichtspolitik, hg. v. Fröhlich, C. u. a., 2004; Wozu Geschichte(n)?, hg. v. Sommer, A. u. a., 2004; Fried, J., Der Schleier der Erinnerung, 2004; Herbst, L., Komplexität und Chaos, 2004; Schramm, G., Fünf Wegscheiden der Weltgeschichte, 2004; Fasolt, C., The Limits of History, 2004; Clemens, G., Sanctus amor patriae, 2004; Zwenger, T., Einführung in die Geschichtsphilosophie, 2005; Tschopp, S., Das Unsichtbare begreifen, (in) HZ 280 (2005), 39; Geschichtsdarstellung, hg. v. Borsò, V. u. a., 2005; Baberowski, J., Der Sinn der Geschichte, 2005; Nolte, H., Weltgeschichte, 2005; Geschichte für Leser, hg. v. Hardtwig, W. u. a., 2005; Historische Hilfswissenschaften, hg. v. Diederich, T. u. a., 2005; Nagel, A., Im Schatten des Dritten Reichs, 2005 (Theodor Mayer, Aubin, Baethgen, Heimpel, Grundmann, Tellenbach, Schlesinger, Bosl, Beumann); Fellner, F. u. a., Österreichische Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, 2006; Christ, K., Klios Wandlungen - Die deutsche Althistorie, 2006; Hasberg, W., Didaktik der Geschichte, 2006; Pape, J., Der Spiegel der Vergangenheit, 2006; Völkel, M., Geschichtsschreibung, 2006; Große, J., Kritik der Geschichte, 2006; Timpe, D., Antike Geschichtsschreibung, 2007; Langewiesche, D., Zeitwende. Geschichtsdenken heute, hg. v. Plaert, U. u. a., 2008; Österreichische Historiker 1900-1945, hg. v. Hruza, K., Bd. 1f. 2008ff.; Geschichte, hg. v. Budde, G. u. a., 2008; Die Rückkehr der deutschen Geschichtswissenschaft, hg. v. Pfeil, U., 2008; Goetz, H., Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein im hohen Mittelalter, 2. A. 2009; Henning, E., 175 Fragen & Antworten rund um die historischen Hilfswissenschaften, 2009; WBG Weltgeschichte, hg. v. Demel, W. u. a., Bd. 1ff. 2009ff.; Nolte, H., Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2009; Daniels, M., Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, 2009; Geschichte schreiben, hg. v. Rau, S. u. a., 2009; 150 Jahre Geschichtsforschung, 2009; Historiographie an europäischen Höfen, hg. v. Völkel, M. u. a., 2009; Nolte, H., Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2009; Atlas der Vorgeschichte, hg. v. Schnurbein, S. v., 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2014; Näf, B., Antike Geschichtsschreibung, 2010; Fritz, H. u. a., Fachwissenschaft Geschichte, 2010; Mégier, E., Christliche Weltgeschichte im 12. Jahrhundert, 2010; Paravicini, W., Die Wahrheit der Historiker, 2010; Geschichtswissenschaft in der Demokratie, hg. v. Cornelißen, C., 2010; Vademekum der Geschichtswissenschaften, 9. A. 2010, 10. A. 2012; Dunkhase, J., Werner Conze, 2010; Kamp, A., Vom Paläolithikum zur Postmoderne - Die Genese unseres Epochen-Systems, Bd. 1 2010; Greiert, A., Viele sind berufen, aber wenige auserwählt, (in) HZ 292 (2011), 398; Demandt, A., Philosophie der Geschichte, 2011; Haber, P., Digital Past, 2011; The Oxford History of Historical Writing, hg. v. Woolf, D., Bd. 1ff. 2011ff.; The Oxford Handbook of World History, hg. v. Bentley, J., 2011; Geschichtsvorstellungen, hg. v. Patzold, S. u. a., 2012; Gierl, M., Geschichte als präzisierte Wissenschaft - Johann Christoph Gatterer, 2012; A Companion to World History, hg. v. Northrop, D., 2012; Gerber, D., Analytische Metaphysik der Geschichte, 2012; Geschichtsschreibung als herrschaftskritische Aufgabe, hg. v. Kuretsidis-Haider, C. u. a., 2013; Mazower, M., Die Welt regieren, 2013; Braudel, F., Geschichte als Schlüssel zur Welt, hg. v. Schöttler, P., 2013; Rohbeck, J., Zukunft der Geschichte, 2013; Iggers, G. u. a., Geschichtskulturen, 2014; Rösener, W., Das Max-Planck-Institut für Geschichte (1956-2006) - Fünfzig Jahre Geschichtsforschung, 2014; Geschichtsphilosophie – Stellenwert und Aufgaben in der Gegenwart, hg. v. Langthaler, R. u. a., 2014; Geschichte denken, hg. v. Wildt, M., 2014; Heß. P., Geschichte als Politikum, 2014; Geschichtsforschung in Deutschland und Österreich im 19. Jahrhundert, hg. v. Ottner, C. u. a., 2014; Gehrke, H., Geschichte als Element antiker Kultur, 2014; Die Wirklichkeit der Geschichte, hg. v. Haas, S. u. a., 2015; Hasselhorn, B., Johannes Haller, 2015; Neugebauer, W., Otto Hintze, 2015 (1861-1940); Dworok, G., Historikerstreit und Nationswerdung, 2015; Schöttler, P., Die „Annales“-Historiker und die deutsche Geschichtswissenschaft, 2015 (statt Männern, Kriegen und Diplomatie nunmehr Ökonomie, Gesellschaft, Technik und Mentalität); Transformationen des Historischen, hg. v. Finger, D., 2015; Die Wirklichkeit in der Geschichte, hg. v. Haas, S. u. a., 2015; Rödder, A., 21.0 Eine kurze Geschichte der Gegenwart, 2015, 2. A. 2015; Lemberg, J., Der Historiker ohne Eigenschaften, 2015; Rohr, C., Historische Hilfswissenschaften, 2015; Schnicke, F., Die männliche Disziplin – Zur Vergeschlechtlichung der deutschen Geschichtswissenschaft 1780-1900, 2015; Karl Lamprecht (1856-1915), hg. v. Flöter, J., 2015; Will, W., Herodot und Thukydides – Die Geburt der Geschichte, 2015; Heinzel, R., Theodor Mayer, 2016; Raaflaub, K., Die große Herausforderung – Herodot, Thukydides und die Erfindung einer neuen Form von Geschichtsschreibung, (in) HZ 302 (2016) 593; Land – Geschichte – Identität, hg. v. Gräf, H. u. a., 2016; Vorgeschichte der Gegenwart, hg. v. Doering-Manteuffel, A. u. a., 2016; Schneider, B., Erich Maschke, 2016 (bis 1945 überzeugter Nationalsozialist); Smith, L., The Expert’s Historian – Otto Hintze and the Nature of Modern Historical Thought, 2017 (Aufsatzsammlung); Winkelbauer, T., Das Fach Geschichte an der Universität Wien, 2018 (1537 eigene Lehrkanzel); Nolte, P., Lebens Werk – Thomas Nipperdeys Deutsche Geschichte, 2018; Murer, H., Frühe Geschichtsvereine in Württemberg, 2019 (zwischen 1820 und 1840); Atlas der Vorgeschichte – Europa von den ersten Menschen bis Christi Geburt, hg. v. Schnurbein, S. v., 3. A. 2014; Schriftlose Vergangenheiten – Geschichtsschreibung an ihrer Grenze, hg. v. Regazzoni, L., 2018; Hofmann, D., Griechische Weltgeschichte auf Latein – Iustins „Epitoma historiarum Pompei Trogi“ und die Geschichtskonzeption des Pompeius Trogus 2018 (früheste bekannte Universalgeschichte in lateinischer Sprache, von Trogus während des Aufstiegs Roms zu einer Weltmacht um die Zeitenwende verfasst, von dem ehemals umfangreichen Werk aber nur ein Auszug des weitgehend unbekannten Marcus Iunianus Iustinus - des 4. Jahrhunderts? - überliefert); Droysen, J., Historik Bd. 3,1 – Die „Historik“-Vorlesungen „letzter Hand“ – aus den spätesten auto- und apographischen Überlieferungen (1879, 1881 und 1882/1883), hg. v. Blanke, H., 2019; Die Gestaltbarkeit der Geschichte, hg. v. Bayertz, K./Hoesch, M., 2019; Müller, P., Geschichte machen, 2019; Schwerhoff, G., Invektivität und Geschichtswissenschaft – Konstellationen der Herabsetzung in historischer Perspektve, (in) HZ 311 (2020) 1; Müller, P., Quellen sammeln, Geschichte schreiben, (in) HZ 311 (2020), 603 (betreffend Droysen); Landwehr, A., Diesseits der Geschichte – für eine andere Historiographie, 2020 (zwar kritisch, aber nicht selbst wegweisend); Woolf, D., A Concise History of History. Global Historiography from Antiquity to the Present, 2019; Brechtken, M., Der Wert der Geschichte, 2020
geschichtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Geschichte betreffend, geschehen
Geschlecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10./11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 78, 252, III 177) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der (agnatische) Familienverband und die natürliche Verschiedenheit von Lebewesen hinsichtlich der Fortpflanzungsfunktion (Geschlechterforschung).
Lit.: Stoob, H., Die dithmarsischen Geschlechterverbände, 1951; Frauen in der Geschichte des Rechts, hg. v. Gerhard, U., 1997; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Gottschalk, K., Eigentum, Geschlecht, Gerechtigkeit, 2003; Fried, J., Konradiner und kein Ende, ZRG GA 123 (2006), 1; Geschlechterbeziehungen in Ostmitteleuropa nach dem zweiten Weltkrieg, hg. v. Kraft, C., 2008; Gender Difference in European Legal Cultures, hg. v. Gottschalk, K., 2013
Geschlechtsvormund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vormund für eine Frau wegen des Geschlechts
Geschlechtsvormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vormundschaft für eine Frau wegen des Geschlechts, →Vormundschaft, →Frau
Lit.: Signori, G., Geschlechtsvormundschaft und Gesellschaft, ZRG GA 116 (1999), 11
Geschmack (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine dem Menschen durch Riechen und Sehen mögliche Sinneswahrnehmung.
Geschmacksmuster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ästhetisch wirkende gewerbliche Muster oder Modell, das zwecks Erzielung von Einkünften durch Gesetz zugunsten des Urhebers besonders geschützt ist. Seine Anfänge gehen auf Zunftordnungen in Florenz (1418), Genf (1432), Flandern und Burgund zurück. Staatliche Regelungen werden in dem 18. Jahrhundert in Frankreich (1711, 1744) und England (1787) erlassen. Eine Unterscheidung zwischen Kunstwerk und Geschmacksmuster findet Frankreich (1787, 1806). In Deutschland wird an dem 11. 1. 1876 das Geschmacksmustergesetz geschaffen.
Lit.: Schmid, P., Die Entwicklung des Geschmacksmusterschutzes, 1896; Werner, H., Die Geschichte des deutschen Geschmacksmusterrechtes, Diss. jur. Erlangen 1954; Vanderbilt, T., Geschmack, 2016
geschworen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 137] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) durch einen Schwur verpflichtet
Geschworener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [ZwirtFrk. 1, 3 1849 37] bzw. 1281 [Cout Bruges I 251] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] iuratus) ist der Mensch, der einen Schwur (→Eid) abgelegt hat (, eine Handlung rechtmäßig auszuführen). Geschworene treten sachlich in dem römischen Recht und auch in dem Frühmittelalter in dem deutschen Recht auf. Insbesondere Inhaber eines Amtes müssen einen Eid leisten, ihr Amt rechtmäßig auszuüben (beispielsweise Richter, Schöffe, Bürgermeister, Ratmann). In dem 19. Jahrhundert wird das →Schwurgericht mit besonderen Geschworenen besetzt.
Lit.: Söllner §§ 8, 9, 11; Köbler, DRG 263; Biener, F., Beitrag zur Geschichte des Inquisitionsprozesses und der Geschworenengerichte, 1827, Neudruck 1965; Gneist, R. v., Die Bildung der Geschworenengerichte in Deutschland, 1849, Neudruck 1967; Mayer, E., Geschworenengericht und Inquisitionsprozess, 1916; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Behrends, O., Die römische Geschworenenverfassung, 1970; Kleinz, A., Individuum und Gemeinschaft in der juristischen Germanistik, 2001
Geschworenengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in Österreich bis 1993 das Gericht, in dem seit 18. 5. 1848 Laien (Geschworene, zunächst nur in Pressedelikten, in sonstigen Delikten 17. 1. 1850, 1852 abgeschafft, wiedereingeführt für Pressedelikte mit Gesetz von dem 9. 3. 1869, allgemein ab 23. 5. 1873) allein über die Schuldfrage zu entscheiden haben (aufgehoben von dem 19. 6. 1934 bis zu dem 22. 11. 1950).
Lit.: Olechowski, T., Die Entwicklung des Preßrechts in Österreich bis 1918, 2004
Geselle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 292, 385, 661, III 142] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ursprünglich der Mensch, der (mit einem anderen Menschen) in dem selben Raum (Saal) ist oder lebt. In dem 18. Jahrhundert wird Geselle (in Ablösung von Knecht) zu der Bezeichnung des Handwerkers, der nach einer Lehrzeit eine Prüfung (Gesellenprüfung) bestanden hat und noch nicht Meister ist.
Lit.: Köbler, WAS; Schanz, G., Zur Geschichte der deutschen Gesellenverbände, 1877; Wissell, R./Hahm, K., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, Bd. 1ff. 2. A. 1981; Reininghaus, W., Die Entstehung der Gesellengilden im Spätmittelalter, 1981; Historische und rechtshistorische Beiträge und Untersuchungen zur Frühgeschichte der Gilde, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1981; Schulz, K., Handwerksgesellen und Lohnarbeiter, 1985; Wesoly, K., Lehrlinge und Handwerksgesellen am Mittelrhein, 1985; Reith, R., Arbeits- und Lebensweise im städtischen Handwerk, 1988; Bräuer, H., Gesellen im sächsischen Zunfthandwerk 1989; Wadauer, S., Die Tour der Gesellen, 2005; Kluge, A., Die Zünfte, 2007
Gesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [830 Tatian] – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Gesellschaftsvermögen 1742) ist die Gesamtheit von Menschen, insbesondere in dem Privatrecht die Vereinigung mehrerer Menschen (in Ausnahme davon nach neuerer Entwicklung auch die Tätigkeit eines einzigen Menschen) durch Rechtsgeschäft zu der Erreichung eines (gemeinsamen) Zweckes. In dem altrömischen Recht schließt sich die Gesellschaft an die Hauserbengemeinschaft (lat. [N.] →consortium, ohne persönliche Haftung der Gesellschafter) an. Daneben entwickelt sich in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten ein formfreier Zusammenschluss zu gemeinschaftlichen Handelsunternehmungen. Aus beiden Vorläufern entsteht die Gesellschaft (lat. [F.] →societas). Wohl auch in dem Anschluss an die Miterbengemeinschaft bilden sich in dem Hochmittelalter vertragliche Zusammenschlüsse zu Handelszwecken unterschiedlicher Ausgestaltung (stille Gesellschaft, offene Gesellschaft, beschränkte Haftung, unbeschränkte Haftung, Mitarbeit, Kapitaleinsatz, wahrscheinlich persönliche Haftung des Gesellschafters, erstmals jedenfalls angeordnet in Stadtrechtsreformationen seit Nürnberg 1479/1484). Hieraus werden allmählich die offene Handelsgesellschaft, die Kommanditgesellschaft und die stille Gesellschaft. Nach Entdeckung der neuen Welt bewirken hoher Kapitalbedarf und großes Risiko (der Seefahrt) die Ausbildung der →Aktiengesellschaft (Anfang 17. Jahrhundert, VOC 1602). In den Kodifikationen zwischen 1794 und 1811 wird das Gesellschaftsvermögen zu dem eigenen Haftungsvermögen. In dem 19. Jahrhundert wird das Recht der Gesellschaft genauer geregelt (Code de commerce 1807, ADHGB 1861). 1892 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich durch Gesetz eine besondere →Gesellschaft mit beschränkter Haftung geschaffen. Die Grundform der nichtrechtsfähigen Gesellschaft wird in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) als →Gesamthand ausgestaltet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird zunächst bei der Gesellschaft mit beschränkter Haftung die →Einmanngesellschaft zugelassen und 2001 die Teilrechtsfähigkeit und damit auch die Parteifähigkeit einer bürgerlichrechtlichen Außengesellschaft anerkannt.
Lit.: Kaser § 43; Hübner § 41; Köbler, DRG 14, 17, 29, 45, 46, 51, 64, 67, 98, 121, 135, 146, 167, 176, 207, 225, 252; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 801; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Lehmann, K., Die geschichtliche Entwicklung des Aktienrechts, 1895, Neudruck 1968; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften, 1898; Silberschmidt, W., Beteiligung und Teilhaberschaft, 1915; Lévy-Bruhl, H., Histoire juridique des Sociétés de Commerce en France, 1938; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Servos, R., Die Personenhandelsgesellschaften und die stille Gesellschaft, Diss. jur. Köln 1984; Weißen-Micus, M., Tatbestandsmerkmale des Gesellschaftsvertrags im 19. Jahrhundert, 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, § 107; Blickle, P., Unruhen in der ständischen Gesellschaft, 1988, 2. A. 2010, 3. A. 2012; Misera, K., Klagen manente societate, (in) FS R. Nirk, 1992, 697; Reiter, H., Die Handelsgesellschaft Villeroy & Boch, 1992; Cordes, A., Stuben und Stubengesellschaften, 1993; Gall, L., Von der ständischen zur bürgerlichen Gesellschaft, 1993, 2. A. 2012; Friedeburg, R. v., Ländliche Gesellschaft und Obrigkeit, 1997; Cordes, A., Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum, 1998; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, Diss. jur. Bonn 2000; Hofmeister, J., Die Entwicklung des Gesellschafterwechsels, 2002; Thomas, F., Die persönliche Haftung von Personengesellschaftern, 2003; Meissel, F., Societas, 2004; Weiss, M., Rechtsfähigkeit, Parteifähigkeit und Haftungsordnung der BGB-Gesellschaft, 2005; Politische Vereine, Gesellschaften und Parteien in Zentraleuropa 1815-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2005; Jahntz, K., Privilegierte Handelscompagnien in Brandenburg und Preußen, 2006; Hasselmann, N., Die Lehre Ulmers zur Gesellschaft bürgerlichen Rechts, 2007; Oechsler, J., Die Geschichte der Lehre von der fehlerhaften Gesellschaft, (in) NJW 2008, 2471; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Stamm, V., Soziale Zwischengruppen in der mittelalterlichen Agrargesellschaft, (in) HZ 291 (2010), 1; Riedel, M., Bürgerliche Gesellschaft, 2011; Cassels, N., Social Legislation of the East India Company, 2013; Schlögl, R., Anwesende und Abwesende – Grundriss für eine Gesellschaftsgeschichte der frühen Neuzeit, 2014; Die Grenzen des Netzwerks 1200-1600, hg. v. Hitzbleck, K. u. a., 2014; Die demographische Zeitbombe, hg. v. Kaufmann, F. u. a., 2015; Brauner, C., Kompanien, Könige und Caboceers, 2015; Di Fabio, U., Schwankender Westen, 2015; Harris, R., Going the Distance – Eurasian Trade and the Rise of the Business Corporation, 1400-1700, 2020
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Vergleich zu der älteren Aktiengesellschaft (ab 1602, VOC) einfacher gestaltete, rechtsfähige Kapitalgesellschaft, die unter Aufnahme einzelner Züge der englischen limited company (act von 1882) (an dem 20. 4.) 1892 in dem (zweiten) Deutschen Reich (Österreich 6. 3. 1906, Schweiz 1937) durch besonderes Gesetz geschaffen wird und die in dem 20. Jahrhundert beachtliche Verbreitung erfährt. Zulässig wird die Einpersonengesellschaft. In dem Wettbewerb mit der Limited des englischen Rechtes werden an dem Beginn des 21. Jahrhunderts die formalen Voraussetzungen vereinfachend herabgesetzt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 218, 272; Schubert, W., Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 589; Entwurf des Reichsjustizministeriums zu einem Gesetz über Gesellschaften mit beschränkter Haftung von 1939, hg. v. Schubert, W., 1985; Akademie für deutsches Recht 1933-1945. Ausschuss für GmbH-Recht, 1986; Stroth, R., Das Recht der GmbH, Diss. jur. Tübingen 1991; Koberg, P., Die Entstehung der GmbH in Deutschland und Frankreich, 1992; Stupp, M., GmbH-Recht im Nationalsozialismus, 2002; Kalss, S./Eckert, G., Zentrale Fragen des GmbH-Rechts, 2005; Rechtstransfer in der Geschichte, hg. v. Duss, V. u. a., 2006, 446ff.; Bezler, E., Die Bedeutung des Stammkapitals für die GmbH, 2009; Spiegel, S., Einführung der Gesellschaft mit beschränkter Haftung, 2009; Kautzsch, M., Die GmbH, 2010; Georg, D., Gesellschafterdarlehen in der Insolvenz, 2011; Quellen zur GmbH-Reform von 1958 bis zum GmbH-Änderungsgesetz von 1980, hg. v. Schubert, W., 2011; Geißler, M., Geschichte und juristische Gegenwart gesellschaftsinterner Nutzungsüberlassung, 2010; Communicating Sustainability, hg. v. Mantl, J. u. a., 2012; Thiessen, J., Der Ausschluss aus der GmbH als praktische Durchführung einer verbrecherischen Irrlehre, 2018
Gesellschafter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [Nürnberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Mitglied einer (wirtschaftlichen) →Gesellschaft.
Lit. Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Gesellschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1615 [BernGS. 1615 Bl. 55, ZofingenStR. 368, Stoltenberg, Gruppw. 311 Anm. – 1776-] in 3 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der (handelsrechtliche) →Gesellschaften betreffenden Rechtssätze. Das Gesellschaftsrecht verselbständigt sich als besonderes Rechtsgebiet seit dem 19. Jahrhundert.
Lit.: Adler, K., Zur Entwicklungslehre und Dogmatik des Gesellschaftsrechts, 1895; Löber, B., Das spanische Gesellschaftsrecht im 16. Jahrhundert, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2969; Neuere Tendenzen im Gesellschaftsrecht, hg. v. Crone, H. v. d., 2003; VOC 1602-2002 400 Years of Company Law, hg. v. Gepken-Jager, E. u. a., 2005; Wörner, B., Adelbert Düringers Einfluss als Richter am Reichsgericht, 2007; Hein, J. v., Die Rezeption US-amerikanischen Gesellschaftsrechts in Deutschland, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Meincke, J., Das Gesellschaftsrecht in den Institutionen Iustinians, (in) FS G. Maier-Reimer, 2010, 443; Bahnbrechende Entscheidungen – Gesellschafts- und Kapitalmarktrechtsgeschichten, hg. v. Kalss, S. u. a., 2016; Gesellschaftsrechts-Geschichten, hg. v. Fleischer, H. u. a., 2018 (23 Einzelbeiträge zu Leitentscheidungen)
Gesellschaftsvermögen Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1742 [AnmFrankfRef. 1. Forts. 536 Frankfurt] in 1 Stelle und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Vermögen einer Gesellschaft.
Gesellschaftsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 in Allgemeines Landrecht Preußen und nach U. Köbler 1793 bei Fichte und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach älteren Vorläufern (u. a. Plato, Cicero, Althusius, Hobbes] politisch der von den Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft zu der Beseitigung des Kampfes aller gegen alle (idealtypisch) geschlossene Vertrag (Jean Jacques →Rousseau [1712-1778], [franz.] contrat [M.] social 1762), durch den sich jeder Einzelne verpflichtet, sich dem allgemeinen, auf das allgemeine Wohl ausgerichteten Willen zu unterwerfen (kritisch dazu Kant, Hegel, Bentham, Marx und Engels), privatrechtlich der zwischen den Gesellschaftern einer (Handel treibenden) →Gesellschaft abgeschlossene Vertrag.
Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 191; Crezelius, G., Neuzeitliche Gesellschaftsverträge, 1987; The Social Contract from Hobbes to Rawls, hg. v. Boucher, D. u. a., 1994; The Social Contract Theorists, hg. v. Morris, C., 1999; Pezzillo, L., Rousseau et le Contrat social, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Blath, S., Societas sive communio – Zum Begriff des Personengesellschaftsvertrags vom Humanismus bis zum 19. Jahrhundert, 2010; Avant le contrat social, hg. v. Foronda, F. u. a., 2011
Gesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb. 152 Mühlhausen] bzw. 13. Jahrhundert [Sächsische Weichbildchronik] bzw. 1300 [Nordhausen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die abstrakte und allgemeine, in einem festgelegten Verfahren durch Festsetzung der zuständigen Beteiligten geschaffene rechtliche Regelung. Sein Kern ist die bewusste Festsetzung eines Inhalts durch besondere Handlung der dazu Berechtigten oder der sich dazu berechtigt Fühlenden. Als Gesetz erscheint - (nach dem Codex Urnammu des Königs Urnammu von Lagusch [Ur, um 2100 v. Chr.] und dem Codex des babylonischen Königs →Hammurapi [1728-1686 v. Chr. ],) nach den Festsetzungen →Lykurgs, →Solons und →Drakons in griechischen Stadtstaaten sowie nach sagenhaften römischen Königsgesetzen - in Rom 451/450 v. Chr. das →Zwölftafelgesetz (lat. lex [F.] duodecim tabularum). In der Folge gibt es zahlreiche römische, jeweils nach ihrem Urheber benannte Einzelgesetze (leges, →lex). Seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) greift der Herrscher (Prinzeps, Kaiser) vielfach zu der Festsetzung (lat. [F.] constitutio), um das Recht und die Gesellschaft zu gestalten. Dabei werden an dem Ende des Altertums umfassende, älteres Recht aber nur kompilierende Gesetzbücher (lat. [M.Pl.] codices) in Kraft gesetzt (→Codex Theodosianus, theodosianisches Gesetzbuch, →Codex, Gesetzbuch Justinians). Demgegenüber ist bei den Germanen wegen ihrer einfachen gesellschaftlichen Verhältnisse die Setzung von Recht wohl selten und nirgends tatsächlich bezeugt. Die fränkischen Herrscher schließen deshalb in einzelnen Konstitutionen und zusammenfassenden Kapitularien eher an römische Vorbilder an. In dem 11. und 12. Jahrhundert tritt der Setzungsgedanke wieder hervor (→Landfriede, str., a. M. Thomas Simon in Anschluss an Fritz Kern). Er bleibt in dem Heiligen römischen Reich aber wegen der Schwäche des Königs bzw. Kaisers und der damit verbundenen Schwerfälligkeit des Gesetzgebungsverfahrens des Reichstags eher Ausnahme (beispielsweise Constitutio Criminalis Carolia, Peinliche Gerichtsordnung Karls V. von 1532). Dagegen wird der absolutistische Landesherr vielfach gesetzgeberisch tätig. Die gewichtigsten Zeugnisse dieses Wirkens sind die →Polizeiordnungen, →Reformationen und vor allem die naturrechtlichen Gesetzbücher (→Kodifikationen) der Wende von dem 18. zu dem 19. Jahrhundert ([Bayern 1751-1756], Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Code civil Frankreichs 1804, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811/1812), doch ist bis dahin eine durchgehende Trennung von Gesetz und untergesetzlicher Normsetzung unbekannt, zumal Gesetzgebung (Legislative) und Gesetzesausführung (Exekutive) noch nicht grundsätzlich getrennt sind. Mit dem 19. Jahrhundert beginnt eine noch immer steigende, von dem Rechtsstaatsgedanken und der beachtlichen Vergütung der gesetzgeberischen Tätigkeit der Abgeordneten und ihrer Gehilfen nicht unwesentlich beeinflusste Gesetzesflut. Paul Laband trennt das formelle Gesetz von dem materiellen Gesetz (z. B. Rechtsverordnung).
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 4, 6, 31, 50, 52, 78, 101, 138, 181, 189, 199, 254; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 863; Schubert, A., Augustins Lex-aeterna-Lehre, 1924; Wengler, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt, 1958; Kopp, H., Inhalt und Form der Gesetze, 1958; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Kirschenmann, D., „Gesetz“ im Staatsrecht und in der Staatsrechtslehre des Nationalsozialismus, 1970; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Schott, C., Rechtsgrundsätze und Gesetzeskorrektur, 1975; Genicot, L., La Loi, 1977; Willoweit, D., Gesetzespublikationen und verwaltungsinterne Gesetzgebung, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 601; Berman, H., Law and Revolution, 1983; Lübbe-Wolff, G., Das wohlerworbene Recht als Grenze der Gesetzgebung im neunzehnten Jahrhundert, ZRG GA 103 (1986), 104; Zum römischen und neuzeitlichen Gesetzesbegriff, hg. v. Behrends, O. u. a., 1987; Karpen, U., Entwicklung des Gesetzesbegriffes in Deutschland, (in) Gedächtnisschrift W. Martens, 1987; Hattenhauer, H., Richter und Gesetz (1919-79), ZRG GA 106 (1989), 46; Das Gesetz in Spätantike und Frühmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1992; Flach, D., Die Gesetze der frühen römischen Republik, 1994; Nomos und Gesetz, hg. v. Behrends, O. u. a., 1995; Klemmer, M., Gesetzesbindung und Richterfreiheit, 1996; Schilling, L., Gesetzgebung im Frankreichs Ludwigs XIII., (in) Ius commune 24 (1997), 91; Simon, T., Krise oder Wachstum?, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Gesetz und Gesetzgebung im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1998; Weber, R., Das Gesetz bei Philon von Alexandria und Flavius Josephus, 2001; Igwecks, T., Die drei Lesungen von Gesetzen im deutschen Bundestag, 2002; Elster, M., Die Gesetze der mittleren römischen Republik, 2003; Holzborn, T., Die Geschichte der Gesetzespublikation, 2003; Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003; Stolleis, M., Das Auge des Gesetzes, 2004, 3. A. 2014; Schröder, J., Gesetz und Naturgesetz in der frühen Neuzeit, 2004; Gesetz und Vertrag, hg. v. Behrends, O. u. a., 2004ff.; Schilling, L., Normsetzung in der Krise, 2005; Alexandrino Fernandes, J., Die Theorie der Interpretation des Gesetzes, 2005; Albrecht, M., Die Methode der preußischen Richter, 2005; Vec, M., Recht und Normierung in der industriellen Revolution, 2006; Der biblische Gesetzesbegriff, hg. v. Behrends, O., 2006; Schennach, M., Zuschreiben von Bedeutung, ZRG GA 125 (2008), 133; Transformation des Gesetzesbegriffs im Übergang zur Moderne? hg. v. Walther, M. u. a., 2008; Kullmann, W., Naturgesetz in der Vorstellung der Antike, 2010; Landau, P., Kritische Anmerkungen zu Thomas Simons Bestreitung der gesetzespositivistischen Umwälzung des hohen Mittelalters (in) FS Jan Schröder, 2013, 81; Schmidt-Gabain, F., Die Seelen der Gesetze, 2014; Das Gesetz – The Law – La Loi, hg. v. Speer, A. u. a., 2014; Hummel, L., Allgemeines Gesetz und Einzelfallgerechtigkeit im kanonischen und staatlichen Recht, 2015; Thomalla, K., Herrschaft des Gesetzes, nicht des Menschen, 2018
Gesetzblatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – auch nicht Gesetzesblatt -, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache doch und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das amtliche Druckwerk, in dem Gesetze (und Rechtsverordnungen) zu veröffentlichen sind (nach älteren lokalen vermischten und oft nur teilweise abdruckenden Intelligenzblättern beispielsweise Frankreich 4. 12. 1793 Bulletin des lois de la république, 1795 bzw. 1803 feste Zeitpunkte für das Inkrafttreten, Bayern 1799 bzw. 1800/1802 Kurbayrisches Regierungs- und Intelligenzblatt, Baden 1803 Kurfürstliches Regierungsblatt, Württemberg 1807 Königlich württembergisches Staats- und Regierungsblatt, Westphalen 1807, Großherzogtum Hessen 1808 Großherzoglich Hessische Zeitung, Preußen 1810 Gesetzessammlung, Mecklenburg-Schwerin 1812, Oldenburg 1814, Hannover 1818, Sachsen 1818, Österreich 1. 10. 1849 Allgemeines Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kaisertum Öösterreich, Schleswig-Holstein 1849, Verfassung des Deutschen Reiches von 1871, Frist von 14 Tagen). Um etwa 1860 ist die formelle Gesetzespublikation durchgesetzt und demenstsprechend die inhaltliche Kenntnisnahme der Öffentlichkeit zweitrangig.
Lit.: Lukas, J., Über die Gesetzespublikation in Österreich und dem Deutschen Reiche, 1903; Silvestri, G., Die deutschsprachigen Gesetzblätter Österreichs, 1967; Willoweit, D., Gesetzespublikationen und verwaltungsinterne Gesetzgebung in Preußen vor der Kodifikation, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad 1979, 601; Ruppert, S., Die Entstehung der Gesetzblätter (in) Juristische Zeitschriften, hg. v. Stolleis, M., 1999, 67ff.; Holzborn, T., Die Geschichte der Gesetzespublikation, 2003; Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodigfikationen, 2004
Gesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [VillingenStR. 29] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das umfassende Gesetz. Es findet sich (als Kompilation) bereits in dem Altertum (Codex Theodosianus, theodosianisches Gesetzbuch, Codex Justinianus, Gesetzbuch Justinians). Danach erscheint es (als Kodifikation) wieder in der frühen Neuzeit (beispielsweise Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Code civil Frankreichs 1804, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811/1812 u. s. w.).
Lit.: Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Strauch, D., Rechtsbücher und Gesetzbücher im Norden, ZRG GA 130 (2013), 37
Gesetzesauslegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Auslegung, →Interpretation, →Gesetz
Lit.: Wesel, U., Rhetorische Statuslehre und Gesetzesauslegung der römischen Juristen, 1967; Pauly, S., Organisation, Geschichte und Praxis der Gesetzesauslegung des königlich preußischen Oberverwaltungsgerichts 1875-1933, 1987
Gesetzesblatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Gesetzblatt
Gesetzesinitiative (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Initiative zu der Schaffung eines Gesetzes. Sie steht zunächst dem Monarchen zu (Kaiser des Heiligen römischen Reiches, Baden 1818, Bayern 1818, Sachsen 1831), wird aber bald auch den Volksvertretungen zugesprochen (Kurhessen 1831, Preußen 1850). In dem Deutschen Reich von 1871 hat sie der Bundesrat und der Reichstag sowie nach streitiger Ansicht der Kaiser, 1919 die Reichsregierung und die Mitglieder des Reichstags (daneben Volksentscheid), in der Bundesrepublik Deutschland (1949) die Bundesregierung, der Bundestag und der Bundesrat, in Österreich (1920 die Mitglieder des Nationalrats, der Bundesrat bzw. ein Drittel seiner Mitglieder und die Bundesregierung (seit 1991 auch Volksbegehren), in der Schweiz (1919) jedes Mitglied der Bundesversammlung, jede politische Kommission, jeder Kanton und der Bundesrat (Regierung, daneben u. U. das Staatsvolk).
Lit.: Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung, 1958, 2. A. 1958, Neudruck 1988
Gesetzespositivismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lasteinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Form des Positivismus in dem Recht, die in dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts das Recht allein auf das den Volkswillen verkörpernde →Gesetz gründet. Der Gesetzespositivismus geht davon aus, dass das ordnungsmäßige Zustandekommen des Gesetzes Willkür ausschließt und Gerechtigkeit gewährleistet. Deshalb bindet er den Richter fest an das Gesetz.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 189
Gesetzessammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), Gesetzsammlung, ist die Zusammenstellung einzelner Gesetze zwecks Vermehrung der Rechtssicherheit. Sie erfolgt in dem Altertum zunächst privat (→Codex Gregorianus 294, →Codex Hermogenianus) und danach in dem besonderen Gesetzbuch (→Codex Theodosianus, →Codex). Auch in der Neuzeit erweisen sich teils amtliche, teils private Gesetzessammlungen als notwendig oder sinnvoll.
Lit.: Köbler, DRG 181; Codex Austriacus, 1704, 1748, 1752, 1777; Justizgesetzsammlung (Österreichs), 1780-1848; Politische Gesetzsammlung (Österreichs) 1793-1848; Quellensammlung zum deutschen Reichsstaatsrecht, hg. v. Triepel, H., 1907, 5. A. 1931
Gesetzessprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der für Island (930-1262/1271) gesicherte bzw. abgeändert auch vielleicht für Norwegen (um 1100) und Schweden wahrscheinliche, auf Zeit oder Lebenszeit gewählte Rechtskundige, der in der Volksversammlung (→Ding) das Recht mündlich vorträgt. Die Herkunft des Gesetzessprechers ist unbekannt. In Island verschwindet der Gesetzessprecher in dem 13. Jahrhundert wieder (1263 Anschluss an Norwegen).
Lit.: Köbler, DRG 70; Maurer, K., Das Alter des Gesetzessprecheramtes in Norwegen, (in) FG L. Arndt, 1875, 1; Schröder, R., Gesetzsprecheramt und Priestertum bei den Germanen, ZRG GA 4 (1883), 215; Lehmann, K., Zur Frage nach dem Ursprunge des Gesetzsprecheramtes, ZRG GA 6 (1885), 193; Haff, K., Der germanische Rechtssprecher als Träger der Kontinuität, ZRG GA 66 (1948), 364; Rehfeldt, B., Saga und Lagsaga, ZRG GA 72 (1955), 34; See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964, 44, 82, 107, 195
Gesetzesumgehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Umgehungsgeschäft
Lit.: Schröder, J., Gesetzesauslegung und Gesetzesumgehung, 1985; Benecke, M., Gesetzesumgehung im Zivilrecht, 2004
Gesetzesvorbehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Notwendigkeit einer gesetzlichen Ermächtigung für Eingriffe (der Verwaltung) in Rechte der Bürger. Nach älteren Ansätzen der Polizeirechtswissenschaft des 18. Jahrhunderts wird der Gesetzesvorbehalt inhaltlich 1878 von Paul Laband gefordert (Jeder Verwaltungsbefehl muss daher auf einem Gesetz beruhen). Das Wort wird 1895 von Otto Mayer geprägt.
Lit.: Jesch, D., Gesetz und Verwaltung, 1959, 3. A. 1968; Engert, M., Die historische Entwicklung des Rechtsinstituts Verwaltungsakt, 2002
Gesetzgeber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [MHungJurHist. IV 2 S. 106] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach den lateinischen Vorbildern des legisdator und legislator der Urheber eines →Gesetzes. In monarchisch geprägten Zeiten ist dies der →Monarch (beispielsweise Augustus, Diokletian, Justinian), in demokratisch strukturierten Gesellschaften das →Parlament als die Vertretung des Volkes.
Lit.: Kleeberger, W., Die Aufgaben der bayerischen Gesetzgebung in der Vorstellungswelt des 18. Jahrhunderts, Diss. jur. München 1958; Lieberich, H., Kaiser Ludwig der Baier als Gesetzgeber, ZRG GA 76 (1959), 173; Archi, G., Giustiniano legislatore, 1970; Hesse, H., Gesetzgeber und Gesetzgebung in Bayern 1848-1870, 1984; Kipper, E., Johann Paul Anselm Feuerbach, 2. A. 1989; Kummerer, C., Der Fürst als Gesetzgeber in den lateinischen Übersetzungen von Averroes, 1989; Hölkeskamp, K., Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung im antiken Griechenland, 1999; Miersch, M., Der sogenannte référé législatif. Eine Untersuchung zum Verhältnis Gesetzgeber, Gesetz und Richteramt, 2000
Gesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1801 [Gesenius, Meierrecht] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schaffung eines (formellen) →Gesetzes. Sie ist in dem Altertum in erheblichem Umfang üblich. In dem Frühmittelalter ist sie möglich, aber wohl selten. In dem Hochmittelalter wird sie verstärkt aufgegriffen. Dabei entsteht in dem Umkreis der oberitalienischen Städte auf der Grundlage der von der Scholastik aufgenommenen Politik des Aristoteles die erste Gesetzgebungslehre, welche die Gesetzgebung in die Mitte der Regierungstätigkeit des Fürsten stellt, aber nördlich der Alpen erst an dem Ausgang des Mittelalters wirksam wird. Die größte Bedeutung erlangt die Gesetzgebung seit dem Absolutismus (Kodifikationen) und der Aufteilung der Gewalten sowie der Anerkennung des Rechtsstaats. Ab 1888 entwickelt sich in Deutschland eine eigenständige Methodenbewegung legislative Rechtswissenschaft (Rudolf Stammler), seit etwa 1970 eine Gesetzgebungslehre. Angesichts der Professionalisierung der Gesetzgebung nimmt die Zahl der Gesetzgebungsakte auf eine vorher unbekannte Größe zu (Gesetzgebungsflut des seine Daseinsberechtigung nachweisen wollenden gut dotierten und von außerparlamentarischen Interessen beeinflussten bis geprägten Parlaments).
Lit.: Köbler, DRG 191; Niese, H., Die Gesetzgebung der normannischen Dynastie im regnum Siciliae, 1910; Hartz, W., Die Gesetzgebung des Reichs und der weltlichen Territorien in der Zeit von 1495-1555, Diss. phil. Marburg, 1931; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Hattenhauer, H., Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden, Diss. jur. Marburg 1958; Gagnér, S., Studien zur Geschichte der Gesetzgebung, 1960; Mühl, M., Untersuchungen zur altorientalischen und althellenischen Gesetzgebung, 1963; Wolf, A., Typen der Gesetzgebung im Mittelalter, (in) Ius commune 1 (1967); Vanderlinden, J., Le concept de code en Europe occidentale, 1967; Birtsch, G., Gesetzgebung und Repräsentation im späten Absolutismus, (in) HZ 208 (1969), 265; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Ziller, G., 30 Jahre Bundesgesetzgebung, (in) Bulletin der Bundesregierung 11. September 1979, Nr. 103, 960; Kussmaul, P., Pragmaticum und lex, 1981; Schulze, R., Geschichte der neueren vorkonstitutionellen Gesetzgebung, ZRG GA 98 (1981), 157; Kocher, G., Zur Funktion der Gesetzgebung im 18. Jahrhundert, (in) Das achtzehnte Jahrhundert, Bd. 1 1983, 44; Jakobs, H., Wissenschaft und Gesetzgebung im bürgerlichen Recht, 1983; Stolleis, M., Condere leges et interpretari. Gesetzgebungsmacht und Staatsbildung im 17. Jahrhundert, ZRG GA 101 (1984), 89; Gesetzgebung als Faktor der Staatsentwicklung, 1984; Biesemann, J., Das Ermächtigungsgesetz als Grundlage der Gesetzgebung im nationalsozialistischen Staat, 1985; Renaissance du pouvoir législatif et génèse de l´État, hg. v. Gouron, A. u. a., 1988; Gesetzgebung und Dogmatik, hg. v. Behrends, O. u. a., 1989; Wolf, A., Gesetzgebung in Europa 1100-1500, 2. A. 1996; Ullrich, N., Gesetzgebungsverfahren und Reichstag, 1996; Simon, T., Krise oder Wachstum? (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Gesetz und Gesetzgebung in der frühen Neuzeit, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1998; Legislation und Justice, hg. v. Padoa Schioppa, A. u. a., 1995; Fuhrmann, J., Theorie und Praxis in der Gesetzgebung des Spätmittelalters in Deutschland, 2001; Prudentia legislatoria, hg. v. Maier, H. u. a., 2003; Mester, G., Die Volksinitiative in Sachsen, 2003; Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004; Schöler, C., Die deutsche Rechtseinheit, 2004; Schwieger, C., Volksgesetzgebung in Deutschland, 2005; Emmenegger, S., Gesetzgebungskunst, 2006; Mohnhaupt, H., Grundlinien in der Geschichte der Gesetzgebung auf dem europäischen Kontinent vom 16. bis 18. Jahrhundert, (in) ZNR 28 (2006), 124ff.; Gesetzgebung in antiken Gesellschaften - Israel, Griechenland, Rom, hg. v. Burckhardt, L. u. a., 2007; Meyer, A., Dominus noster vult - Anmerkungen zur päpstlichen Gesetzgebung im Spätmittelalter, (in) HZ 289 (2009), 607; Schennach, M., Gesetz und Herrschaft, 2010; From the Judge’s Arbitrium to the Legality Principle- Legislation as a source of Law in Criminal Tribunals, hg. v. Martyn, G. u. a., 2013; Gesetzgebung und politische Kultur in der römischen Republik, hg. v. Walter, U., 2014; Fischer, J., Zur Auslegung von Unberührtheitsklauseln, 2015; Izumo, T., Die Gesetzgebungslehre im Bereich des Privatrechts bei Christian Thomasius, 2015; Heller, H., Die Zivilrechtsgesetzgebung im Dritten Reich. 2015; Steinbach, A., Rationale Gesetzgebung, 2017; Frieling, T., Gesetzesmaterialien und Wille des Gesetzgebers, 2017
gesetzlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1500 [Summa legum 133] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) auf Gesetz beruhend, Gesetz betreffend
Gesetzlicher Richter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Gesetz durch allgemeine möglichst objektive Regeln für den einzelnen Fall vorweg festgelegte zuständige Richter. Mit dieser Einrichtung soll in dem Rechtsstaat unlauterer persönlicher Einflussnahme für subjektive Interessen vorgebeugt werden. Nach älteren, bis in das Mittelalter (Kirchenrecht C. 2. q. 1. c. 7) zurückreichenden Ansätzen (beispielsweise auch Petition of right 1628, Bill of rights 1701, Act of settlement 1701, Art. 171 der Verfassung Frankreichs von 1791) wird sie (unabhängig von dem modernen Rechtsstaatsbegriff) in dem Deutschen Bund in den Verfassungen des 19. Jahrhunderts verwirklicht (Baden 1818 ordentlicher Richter, Hessen 1820 gesetzlicher Richter, Verfassung des – geplanten - Deutschen Reiches 1848, Gerichtsverfassungsgesetz von 1877/1879, Einschränkungen in dem Nationalsozialismus und in der Deutschen Demokratischen Republik, Sicherung in Art. 6 I EMRK).
Lit.: Köbler, DRG 200; Pfeiffer, W., Die Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Richteramtes, 1851; Menzel, W., Ausnahmegericht und gesetzlicher Richter, Diss. jur. 1925; Kern, E., Der gesetzliche Richter, 1927; Scupin, H., Der gesetzliche Richter im Bonner Grundgesetz, Diss. jur. Tübingen 1963; 2003; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003; Müßig, U., Der gesetzliche Richter ohne Rechtsstaat?, 2007
gesetzmäßig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 1581 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1581 [DWB. IV 1, 2 Sp. 4082] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dem Gesetz entsprechend
Gesetzmäßigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der dem Gesetz entsprechende Zustand oder Verlauf menschlichen Verhaltens.
Gesetzmäßigkeit der Verwaltung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt – sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bindung der Tätigkeit der staatlichen Verwaltungsbehörden an rechtliche Vorschriften. Die Gesetzmäßigkeit der Verwaltung wird erstmals 1810 von W. J. Behr (System der allgemeinen angewandten Staatslehre) zwecks Verhinderung übermäßiger Einschränkungen der menschlichen Handlungsfreiheit eingefordert.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 199
Gesetzsammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Sammlung von Gesetzen.
Gesinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Langobardischen [643] und dem Altenglichen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 313, 736] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der in einem Hauswesen beschäftigten und der Personalgewalt des Hausvaters unterstehenden Dienstboten (um 1800 etwa zehn Prozent der Bevölkerung). Zu unterscheiden ist dabei zwischen unfreiem Gesinde und freiem Gesinde. Für das unfreie Gesinde gelten zunächst die allgemeinen Regeln der →Grundherrschaft. Für das freie Gesinde entwickeln sich in den Städten in dem Spätmittelalter besondere Gesindevorschriften (beispielsweise Freiberg um 1300). In dem 18. Jahrhundert werden in dem Heiligen römischen Reich zahlreiche Gesindeordnungen erlassen und werden (nach einem Landrechtsentwurf Friedrich Esaias Philipp von Pufendorfs in den Jahren 1770-1772) dann auch in Kodifikationen allgemeine Regeln festgelegt.
Lit.: Köbler, DRG 127; Köbler, WAS; Dorn, J., Versuch einer ausführlichen Abhandlung des Gesinderechts, 1794; Hertz, G., Die Rechtsverhältnisse des freien Gesindes, 1881, 2. A. 1935; Wuttke, R., Gesindeordnungen und Gesindezwangsdienst in Sachsen, 1893; Kähler, W., Gesindewesen und Gesinderecht in Deutschland, 1896; Fuld, L., Das bürgerliche Recht und das Gesinderecht, 1899; Lennhoff, E., Das ländliche Gesindewesen in der Kurmark Brandenburg, 1906; Könnecke, O., Rechtsgeschichte des Gesindes in West- und Süddeutschland, 1912, Neudruck 1970; Götsch, S., Beiträge zum Gesindewesen in Schleswig-Holstein zwischen 1740 und 1840, 1978; Vormbaum, T., Politik und Gesinderecht im 19. Jahrhundert, 1981; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Schröder, R., Zur Arbeitsverfassung des Spätmittelalters, 1984; Schröder, R., Das Gesinde war immer frech und unverschämt, 1992; Dürr, R., Gesinde in der Stadt, 1995; Gesinde im 18. Jahrhundert, 1995; Arbeit im Mittelalter, hg. v. Postel, V., 2006; Dienstbotinnen, hg. v. Barth-Scalmani, G. u. a., 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Sagemann, M., Krankenfürsorge für das Gesinde, 2012; Pierson, T., Das Gesinde und die Herausbildung moderner Privatrechtsprinzipien, 2016
Gesta (N.Pl.) municipalia (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx] lat., in den Munizipien Geschehenes) sind in dem ausgehenden Altertum gemeindliche Verzeichnisse oder öffentliche Akten.
Lit.: Hirschfeld, B., Die gesta municipalia, Diss. Marburg 1904; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977
Gestalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 13. Jahrhundert [Der Jüngere Titurel] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 369] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Beschaffenheit, Erscheinung
gestalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) formen, machen, schaffen
Gestaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Schaffung von Gestalt, Formung
Lit.: Steiner, R., Das Gestaltungsrecht, 1984; Hattenhauer, C., Einseitige private Rechtsgestaltung, 2011
Gestaltungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort 1903 Emil Seckel) ist das Recht auf Gestaltung bzw. Änderung einer Rechtslage in einem fremden Rechtsbereich durch eigene Handlung (beispielsweise einseitiges Rechtsgeschäft). Es geht in seiner Entwicklung auf Savigny (anfechtbares Rechtsgeschäft), Windscheid (1856), Brinz und Zitelmann zurück.
Lit.: Steiner, R., Das Gestaltungsrecht, 1984; Hattenhauer, C., Einseitige private Rechtsgestaltung, 2011
Geständnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1540 [Zips Art. 57] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. [F.] confessio) ist das Eingestehen der Wahrheit einer von einem anderen behaupteten Tatsache durch einen Verfahrensbeteiligten. Das Geständnis gehört, weil es weiteren Streit entbehrlich macht, schon in die Anfänge des Verfahrensrechts. Dort wird es später als Königin der Beweismittel angesehen. Seiner Erzielung dient vor allem von dem 13. Jahrhundert bis zu dem 18. Jahrhundert die →Folter. In der Gegenwart erstreben fast drei Viertel der strafverfahrensrechtlichen Ermittlungen die Erlangung eines Geständnisses und beruht rund die Hälfte der Verurteilungen auf einem Geständnis, wobei über das Geständnis auch eine Absprache des Täters mit dem Gericht möglich ist.
Lit.: Kaser § 84 I 2; Köbler, DRG 117; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, 1879; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1914, 400; Kleinheyer, G., Zur Rolle des Geständnisses im Strafverfahren, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1980, 367ff.; Hauer, J., Geständnis und Absprache, 2007
Gestapo (geheime Staatspolizei, Wort 1933, Wort bzw. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist die aus meist fähigen und harten, dem Staat aus Überzeugung dienenden, selbst vor brutalsten Maßnahmen nicht zurückschreckenden Polizisten zusammengesetzte politische Polizei (beispielsweise in dem nationalsozialistischen Deutschen Reich). Etwa einem Drittel der Gestapochefs des Jahres 1938 gelingt die Erreichung einer ihrer Ausbildung entsprechenden beruflichen Stellung in der Bundesrepublik Deutschland.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Weyrauch, W., Gestapo V-Leute, 1989; Gellately, R., Die Gestapo und die deutsche Gesellschaft, 2. A. 1994; Heuer, H., Geheime Staatspolizei, 1995; Die Gestapo, hg. v. Paul, G. u. a., 1995; Johnson, E., Nazi Terror, 1999; Stolle, M., Die Geheime Staatspolizei in Baden, 2001; Schmidt, S., Gestapo, Strafjustiz und „Kanzelmissbrauch“ in Südbayern 1933 bis 1939, 2002; Bornschein, J., Gestapochef Heinrich Müller, 2004; Dams, C. u. a., Die Gestapo, 2008; Die Gestapo nach 1945, hg. v. Mallmann, K. u. a., 2009; Wallbaum, K., Der Überläufer - Rudolf Diels (1900-1957), 2010; Thalhofer, E., Entgrenzung der Gewalt, 2010; Lageberichte rheinischer Gestapostellen, Bd. 1 bearb. v. Faust, A. u. a., 2012; Breit, J., Das Gestapo-Lager Innsbruck-Reichenau, 2017
gestehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [Kärnten/Karajan 8] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zugeben, eingestehen
gestio, lat., F., Verhalten, Führung, Ausführung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gerere
gesund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) heil, unversehrt
Gesundes Volksempfinden (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem nationalsozialistisch bestimmten Deutschen Reich (1933-1945) die der Ideologie entsprechende allgemeine Anschauung, die als Korrektiv eines formaljuristisch gefundenen, dem →Nationalsozialismus unannehmbar erscheinenden richterlichen Ergebnisses verwendet wird.
Lit.: Rückert, J., Das „gesunde Volksempfinden“ - eine Erbschaft Savignys, ZRG GA 103 (1986), 199
Gesundheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unversehrtheit eines Lebewesens, wofür das Deutsche Reich als oberste Reichsbehörde für das Medizinalwesen ein Kaiserliches Gesundheitsamt gründet (1918 Reichsgesundheitsamt, 1952 Bundesgesundheitsamt, 1994 aufgelöst zu Gunsten des Bundesinstituts für Infektionskrankheiten, des Bundesinstituts für Verbraucherschutz und Veterinärmedizin und des Bundesinstituts für Arzneimittel und medizinische Produkte).
Lit.: Bergmann, A., Der entseelte Patient, 2004, 2. A. 2015; Möller, C., Medizinalpolizei, 2005; Grumbach, T., Kurmainzer Medicinalpolicey, 2006 (von 1650 bis 1803 etwa 240 landesherrliche „Gesetzte“); Hüntelmann, A., Hygiene im Namen des Staates, 2008; Vasold, M., Grippe, Pest und Cholera, 2008, 2. A. 2012(, Taschenbuch 2015); Briesen, D., Das gesunde Leben, 2010; Hierholzer, V., Nahrung nach Norm, 2010; Schlich, T., The Origins of Organ Transplantation Surgery and Laboratory Science, 1880-1930, 2010; Kerscher, W., Der preußische Weg zum Impfzwang, 2011; Oliver, L., The Body Legal in Barbarian Law, 2011; Die Behandlung der Sozial- und Gesundheitspolitik in den thüringischen Landtagen, hg. v. Thüringer Landtag, 2012; Umehara, H., Gesunde Schule und gesunde Kinder, 2013; Jütte, R., Krankheit und Gesundheit in der frühen Neuzeit, 2013; Cavallo, S. u. a., Healthy Living in Late Renaissance Italy, 2013; Mölling, K., Supermacht des Lebens, 2014; Schwerin, A., Strahlenforschung, 2015; Geschichte der Prävention, hg. v. Hähner-Rombach, S., 2015; Technisierung des Alltags, hg. v. Weber, K. u. a., 2015; Lauterbach, K., Die Krebsindustrie – Wie eine Krankheit Deutschland erobert, 2015; Linek, J., Gesundheitsvorsorge in der DDR zwischen Propaganda und Praxis, 2016; Zimmer, T., Welt ohne Krankheit, 2017
geteilt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., zu teilen, V.) in Teile aufgelöst, gegliedert
Geteiltes Eigentum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (seit dem Hochmittelalter in Anlehnung an die in dem römischen Recht dem Erbpächter eröffnete [lat.] rei vindicatio [F.] utilis anerkannte,) an mindestens zwei in unterschiedlicher Stärke berechtigte Beteiligte aufgeteilte „Eigentum“ (beispielsweise Obereigentum mit Anrecht auf Substanz, Untereigentum [neben Recht auf die Substanz vor allem Nutzung]). Es wird von Naturrecht, Liberalismus, Kant und vor allem von →Thibaut (1801) abgelehnt und zwar noch nicht von dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und dem Allgemeinen Gesetzbuch Österreichs (1811/1812, § 357 ABGB, veraltet spätestens mit der Grundentlastung 1848), aber doch bereits von dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) und von dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ausgeschlossen. Es soll in veränderter Form in dem Vorbehaltseigentum, in dem Sicherungseigentum oder in der Wohnraummiete fortleben (str.).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Pichler, J., Das geteilte Eigentum im ABGB, (in) ZNR 1986, 23; Krauss, F., Das geteilte Eigentum im 19. und 20. Jahrhundert, 1999; Lehmann, J., Sachherrschaft, 2004
Getto (Ghetto) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische der Neuzeit und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) 1531 Geto nuovo neue Gießerei in Venedig, seit 1595 Judenviertel)
Lit.: Die Yad Vashem Enzyklopädie der Ghettos während des Holocaust, hg. v. Guy, M u. a., 2014; Der Arzt Hermann Strauß 1868-1944, hg. v. Reincke, H., 2014; Bethke, S., Tanz auf Messers Schneide – Kriminalität und Recht in den Ghettos Warschau, Litzmannstadt und Wilna, 2015; Heyde, J., „Das neue Ghetto“?, 2019
Geverde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort Gefährde Trient 1306, F.) Gefahr, Gefährdung, List, Betrug, →Gefährde
Lit.: Gudian, G., Zur rechtlichen Bedeutung der Formel „ane geverde“ im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 333
Gewähr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Sachsen 1390) Sicherheit
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
gewähren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 91] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) leisten, geben
gewährleisten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1715 [MHungJurHist. V 2 S. 397 Ungarn] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Gewähr geben
Gewährleistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1706 [Grupen, Disc. 481 Hannover] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Einstehen für die Mangelfreiheit (Freiheit von Sachmangel und Rechtsmangel) einer Sache oder eines Werkes. Sie findet sich sachlich bereits in dem römischen Kaufrecht (→Wandelung, →Minderung, Entwerung). Entsprechend muss auch der Vermieter einstehen. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes wird sie (den einheimischen Grundsatz „Augen auf, Kauf ist Kauf“ zurückdrängend) übernommen.
Lit.: Kaser § 41; Hübner; Köbler, DRG 46, 214; Lautner, J., Grundsätze des Gewährleistungsrechts, 1937; Jakab, E., Praedicere und cavere beim Marktkauf, 1997; Ernst, W., Neues zur Sachmängelgewährleistung, ZRG GA 116 (1999), 208; Wenzel, A., Das Gewährleistungsrecht in der Spruchpraxis des preußischen Kammergerichts von 1794-1810, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Wiegard, G., Vom tempus utile zum bref délai, 2014
Gewährschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1169/1175 [Köln/Beyerle, UrkFälsch. 251] belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort 1298?) ist das Einstehen des Veräußerers einer Sache für den Fall, dass ein Dritter von dem Erwerber die Sache herausverlangt. In dem römischen Recht erhält der Erwerber aus der (lat. [F.]) mancipatio (Handgreifung) das Recht, in einem solchen Fall den Veräußerer als seinen (lat. [M.]) auctor (Vormann) zu prozessualer Beistandschaft zu veranlassen, um die Sache gegen den (angreifenden) Dritten zu verteidigen. Verweigert der Veräußerer die Unterstützung oder erteilt er sie erfolglos, so dass der Dritte die Sache erhält, so muss der Veräußerer dem Erwerber den doppelten Kaufpreis leisten. Außerhalb der (lat. [F.]) mancipatio wird dieses Ergebnis durch eine vertragliche Abrede auf Leistung des doppelten Kaufpreises erreicht. In dem deutschen Recht entwickelt sich in dem Frühmittelalter (str.) eine Gewährschaftsbürgschaft und daraus eine allgemeine Gewährschaft.
Lit.: Kaser § 41 V; Hübner 577f.; Rabel, E., Die Haftung des Verkäufers wegen Mangels im Recht, 1902; Gillis, F., Gewährschaftszug und laudatio auctoris, 1911; Ullrich, G., Eine Urkunde über Gewährschaft nach fränkischem Recht, ZRG GA 59 (1939), 269; Eckhardt, K., Gewährschaft und Übereignung, (in) Beiträge zur Geschichte der Werralandschaft 4, 1937; Partsch, G., Zur Entwicklung der Rechtsmangelhaftung des Veräußerers, ZRG GA (1960), 87
Gewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 33, um 1000 Notker III 56] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 790) ist der Einsatz von Kraft zu der Erreichung eines Zieles sowie die Möglichkeit hierzu. Der moderne Staat strebt das Gewaltmonopol an. Deswegen versucht er die Gewalt des Einzelnen möglichst auszuschließen. →väterliche Gewalt
Lit.: Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 817; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt, 2. A. 1981; Buisson, L., Potestas und caritas, 2. A. 1982; Wenninger, L., Geschichte der Lehre vom besonderen Gewaltverhältnis, 1982; Richardi, H., Schule der Gewalt, 1983; Willoweit, D., Die Herausbildung des staatlichen Gewaltmonopols, (in) Konsens und Konflikt, hg. v. Randelzhofer, A. u. a., 1986, 313; Roth, A., Kollektive Gewalt und Strafrecht, 1989; Die Gewalt in der Geschichte, hg. v. Sieferle, R., 1998; Lacour, E., Schlägereien und Unglücksfälle, 2000; Violence in Medieval Society, hg. v. Kaeuper, R., 2000; Ruff, J., Violence in early modern Europe 1500-1800, 2001; Töngi, C., Geschlechterbeziehungen und Gewalt, 2002; Gewalt, hg. v. Bulst, N. u. a., 2004; Töngi, C., Um Leib und Leben, 2004; Hahn, J., Gewalt und religiöser Konflikt, 2004; A Great Effusion of Blood?, hg. v. Meyerson, M. u. a., 2004; Gewalt im Mittelalter, hg. v. Braun, M. u. a., 2005; Gewalt in der frühen Neuzeit, hg. v. Ulbrich, C. u. a., 2005; Göbel, A., Vom elterlichen Züchtigungsrecht zum Gewaltverbot, 2005; Angenendt, A., Toleranz und Gewalt, 2006; Boari, M., La coercizione privata nella Magna Glossa, 2007; Extreme Formen von Gewalt in Bild und Text des Altertums, hg. v. Zimmermann, M., 2009; Metz, K., Geschichte der Gewalt, 2010¸ Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; North, D. u. a., Gewalt und Gesellschaftsordnungen, 2011; Schimrosczyk, C., Zivilrechtliche Schutzmöglichkeiten gegen Gewalt in der Ehe, 2012; Spierenburg, P., Violence and Punishment, 2012; Loetz, F., Sexualisierte Gewalt 1500-1850, 2012; 1989 und die Rolle der Gewalt, hg. v. Sabrow, M., 2012; Kollektive Gewalt in der Stadt - Europa 1890-1939, hg. v. Lenger, F., 2013; Schäfer, G., Gewalt und Politik, hg. v. Schyga, P., 2014; Mauntel, C., Gewalt in Wort und Tat, 2014; Politische Gewalt in Deutschland, hg. v. Brunner, J. u. a., 2014; Schreiber, H., Restitution von Würde, 2015; Gewalt und Widerstand in der politischen Kultur des späten Mittelalters, hg. v. Kintzinger, M. u. a., 2015; Baberowski, J., Räume der Gewalt, 2015; Weinke, A., Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit, 2016; Gat, A., The Causes of War and the Spread of Peace, 2017; Hoebel, T. u. a., Gewalt erklären!, 2019; The Cambridge World History of Violence, hg. v. Edwards, L. u. a., Band 2 2020, Band 4 2020
Gewaltenteilung (Gewaltentrennung) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufteilung der staatlichen Hoheitsgewalt in mehrere grundsätzlich autonome und als gleichwertig geltende, sich gegenseitig kontrollierende und beschränkende, von unterschiedlichen Menschen tatsächlich innegehabte Gewalten. Die Vorstellung von der Notwendigkeit der Gewaltenteilung entsteht unabhängig von älteren Gedankengängen (beispielsweise Herodot, Plato [427-347 v. Chr.], Aristoteles [384-322 v. Chr., dreigliederige Funktionszuschreibung von gesetzgebender, ausführender und richterlicher Staatskompetenz], Polybios [2. Jahrhundert v. Chr.], Cicero [106-43 v. Chr.]) und Wirklichkeitsansätzen (römische Republik) in der frühen Neuzeit (Florenz 16. Jahrhundert, Henning Arnisaeus, Johannes Limnaeus) als Folge der gegen den →Absolutismus eines Monarchen gerichteten Aufklärung. Vielleicht schon (vor) 1690 entwickelt John →Locke (1632-1704) in England zu der Sicherung der Freiheit des Einzelnen die Trennung von ausführender Gewalt (executive power) und gesetzgebender Gewalt (legislative power) (1690 Two Treatises of Government, Zwei Abhandlungen über die Regierung). 1730/1731 greift dort Henry St. John Viscount Bolingbroke (1678-1751) in seinen Remarks on the History of England die dreigliederige Gewaltenteilung des Aristoteles theoretisch wieder auf. 1748 setzt sich in Frankreich Charles (de Secondat Baron de la Brède et de) →Montesquieu (1689-1755) unter Ausschluss rechtsfreier Handlungsspielräume etwa des Königs sehr wirkungsvoll für die Dreiteilung Exekutive, Legislative und Judikative ein (De l’ésprit des lois, Von dem Geist der Gesetze). Als staatlicher Grundsatz werden diese Gedanken erstmals 1776 in Nordamerika in den Bill of Rights von 1776 und 1780 und in der Philadelphia Convention umgesetzt. In Frankreich greifen dies an dem 26. 8. 1789 die Déclaration des droits de l’homme et du citoyen (Erklärung der Menschenrechte und Bürgerrechte, Art. 16), an dem 16. 8. 1790 ein besonderes Gesetz und 1791 (III, Art. 3-5), 1795 und 1848 die Verfassungen auf. In dem deutschen Bereich behält die Vorstellung von der Einheit des Staates und der Macht der Fürsten Gewicht, steht die Staatswissenschaft der Gewaltenteilungslehre mehrheitlich kritisch gegenüber und übernehmen die meisten, entweder dem Vorbild Frankreichs von 1814 oder dem Vorbild Belgiens von 1831 folgenden Verfassungen der deutschen Einzelstaaten in ihren Text (nur) die Bestimmung, dass alle Gesetze der Zustimmung des Landtags bedürftig seien, welche die Freiheit oder das Eigentum der Staatsangehörigen betreffen. Später wird das Gewaltenteilungsschema aber leitendes Ordnungsprinzip. In der Verfassung des Deutschen Reiches von 1871 ist die Gewaltenteilung zwischen Exekutive und Legislative in dem Nebeneinander von Reichstag und Reichsrat einerseits und monarchischem Präsidium andererseits erkennbar. Durch die Verfassung von Weimar (1919) wird das dreigliederige Gewaltenteilungsprinzip in dem Deutschen Reich eingeführt. In der Demokratie, in der alle Gewalt von dem Volk ausgeht, wird die Gewaltenteilung verschiedentlich in Frage gestellt (beispielsweise Volksdemokratie), hat aber auch hier als Schutz vor Missbrauch tatsächliche Vorzüge. Von dem 24. 3. 1933/30. 1. 1934 bis 1945 wird die Gewaltenteilung in dem Deutschen Reich zumindest tatsächlich aufgehoben. Art. 20 II GG kehrt zu der Gewaltenteilung zurück. In England werden die Gewalten 2003 entflochten.
Lit.: Köbler, DRG 190, 197, 200; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 923; Klimowski, E., Die englische Gewaltenteilungslehre bis zu Montesquieu, 1927; Kägi, O., Zur Entstehung, Wandlung und Problematik des Gewaltenteilungsprinzips, 1937; Imboden, M., Montesquieu und die Lehre von der Gewaltentrennung, 1959; Korioth, S., Monarchisches Prinzip und Gewaltenteilung unvereinbar? (in) Der Staat 37(1998), 27ff.; Gewaltentrennung im Rechtsstaat, hg. v. Merten, D., 1989; Executive and Legislative Powers in the Constitutions of 1848-1849, hg. v. Dippel, H., 1999; Pahlow, L., Justiz und Verwaltung, 2000; Pahlow, L., Zur Theorie der Gewaltenteilung im 18. Jahrhundert, (in) Aufklärung 15 (2003), 275; Máthé, G., Die Problematik der Gewaltentrennung, 2004; Racky, M., Die Diskussion über Gewaltenteilung und Gewaltentrennung im Vormärz, 2005; Höchli, D., Der Florentiner Republikanismus, 2005; Maier, C., Gewaltenteilung bei Aristoteles, 2006; Riklin, A., Machtteilung, 2006; Hegewisch, N., Verwaltung und Gewaltenteilung im Vormärz, 2016
Gewaltverhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Gewalt bestimmte Verhältnis (beispielsweise zwischen Allgemeinheit und Einzelnem).
Lit.: Wenninger, L., Geschichte der Lehre vom besonderen Gewaltverhältnis, 1982
Gewann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1305 [DOrdHessenUB. II Nr. 74] in 31 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.?) ist die vielleicht in der Grundherrschaft in dem Hochmittelalter und in dem Spätmittelalter ausgebildete Unterteilung der Ackerflur des mittelalterlichen Dorfes in Gruppen gleichförmiger und einheitlich zu bewirtschaftender Streifen, wobei jeder Hofstätte eines Dorfes in jedem Gewann ein Flurstück zugeteilt wird. Die Gewanne werden wegen ihrer verhältnismäßigen Unwirtschaftlichkeit in der maschinenbestimmten Landwirtschaft durch die Flurbereinigung des 20. Jahrhunderts beseitigt.
Lit.: Haff, K., Gewann – Aas, ZRG GA 42 (1921), 465; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 42; Rösener, W., Bauern im Mittelalter, 1985; Rösener, W., Agrarwirtschaft, 1992
Gewedde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur als Verweis bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar →Gewette
Lit.: Ebel, F., Der Traktat „Von gewedde, ZRG GA 99 (1982), 276
Gewerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1190 [Sante Servatien Leben] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die erlaubte, auf Dauer und Gewinnerzielung (str.) gerichtete selbständige Tätigkeit. In Rom finden sich sachlich neben der Plantagenwirtschaft von Großgrundherren auch mit Hilfe von Sklaven betriebene Manufakturen für Textilien, Metallwaren und Keramik, die allerdings noch keinen Maschineneinsatz kennen. In den Wirren des 3. Jahrhunderts n. Chr. verfällt die gewerbliche Produktion. Sie beginnt neu in der frühmittelalterlichen Grundherrschaft (beispielsweise Schmied, Töpfer, Weber), gelangt aber erst in der hochmittelalterlichen Stadt zu größerer Bedeutung. Dort wird das Gewerbe in der →Zunft organisiert und reglementiert. In dem 19. Jahrhundert löst der Liberalismus die Zwangsordnung auf, nimmt den Zünften den Zunftzwang und schafft die →Gewerbefreiheit, aber auch die staatliche Gewerbeaufsicht.
Lit.: Köbler, DRG 67, 78, 97, 134, 175, 225, 250; Eberstadt, R., Das französische Gewerberecht, 1899; Schulte, E., Das Gewerberecht der deutschen Weistümer, 1909; Peterka, O., Das Gewerberecht Böhmens im 14. Jahrhundert, 1909; Fecht, O., Die Gewerbe der Stadt Zürich, 1909; Koehne, C., Gewerberechtliches in deutschen Rechtssprichwörtern, 1915; Heimpel, H., Das Gewerbe der Stadt Regensburg, 1926; Mannert, L., Die öffentliche Förderung der gewerblichen Produktionsmethoden, 1930; Huber, H., Die Arbeitsverfassung im Süderländer und Siegener Eisengewerbe, Diss. jur. Göttingen 1956; Kreutzberger, E., Das Gewerberecht der Reichsstadt Goslar, 1959; Henning, F., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1ff. 1973f.; Vom Gewerbe zum Unternehmen, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1982; Weyrauch, T., Städtische Amts- und Gewerbeordnungen, 1987; Reininghaus, W., Gewerbe in der frühen Neuzeit, 1990; Ziekow, J., Freiheit und Bindung des Gewerbes, 1992; Karl, M., Fabrikinspektoren in Preußen, 1993; Kraushaar, M., Die Gewerbegerichte, (in) Arbeit und Recht, 1995, 313; Rohde, J., Das Recht der genehmigungsbedürftigen Anlagen im Gewerbe- und Immissionsschutzrecht von 1810 bis in die Gegenwart, 2000; Vorindustrielles Gewerbe, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2004; Schnattinger, A., Die Rückwirkung des Europarechts auf das deutsche Gewerberecht, 2005; Sack, R., Das Recht am Gewerbebetrieb, 2007
Gewerbefreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gegen die Zünfte und den Zunftzwang gerichtete Freiheit der gewerblichen Betätigung (Frankreich 1791, Preußen 1807/1810/1811/1845, England 1814, Dänemark 1849/1857, Österreich 1859). Sie ist in den Einzelheiten in dem Deutschen Reich durch die →Gewerbeordnung (ursprünglich des Norddeutschen Bundes) von 1869 näher ausgestaltet. Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft/Europäischen Union sind alle nicht aus zwingenden Gründen des Allgemeininteresses notwendigen Beschränkungen grenzüberschreitender gewerblicher Betätigung rechtswidrig bzw. verboten.
Lit.: Köbler, DRG 175, 176; Rohrscheidt, K. v., Vom Zunftzwange zur Gewerbefreiheit, 1898; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3527; Vogel, B., Allgemeine Gewerbefreiheit, 1983; Baryli, A., Konzessionssystem contra Gewerbefreiheit, 1984; Quante, C., Die geistesgeschichtlichen Grundlagen und die Entwicklung der Gewerbefreiheit in Deutschland, 1984; Schnattinger, A., Die Rückwirkung des Europarechts auf das deutsche Gewerberecht, 2005
Gewerbegericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Gewerberechtsstreitigkeiten (Arbeitsrechtsstreitigkeiten) zuständige Gericht. Nach mittelalterlichen Vorläufern innerhalb der Zünfte entstehen zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf deutschem Boden besondere gewerbliche Fachgerichte, die aber von geringer Bedeutung bleiben. In Frankreich gründet Napoleon für Lyon an dem 18. 3. 1806 einen (franz. [M.]) Conseil de Prud’hommes (Rat kluger Leute) als Ausnahme von der ordentlichen Gerichtsbarkeit, was von 1809 an verallgemeinert wird und über das Rheinland und Elsass-Lothringen auch Eingang in dem deutschsprachigen Raum findet. Die Gewerbeordnung Preußens von 1845 sieht für Streitigkeiten die Anrufung des Gemeindevorstehers vor, was die Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes 1869 übernimmt. An dem 29. 7. 1890 wird ein Reichsgesetz betreffend Gewerbegerichte geschaffen. Die danach eingerichteten Gewerbegerichte (Bayern etwa 80) erweisen sich nur als bedingt erfolgreich und werden 1927 durch die Arbeitsgerichte (23. 12. 1926/1. 7. 1927) abgelöst.
Lit.: Zimmermann, U., Die Entwicklung der Gewerbegerichtsbarkeit in Deutschland, 2005; Maier, H., Die württembergische Gewerbe- und Kaufmannsgerichtsbarkeit und insbesondere deren Rechtsprechung zur fristlosen Kündigung aus wichtigem Grund, 2015
Gewerbeordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die rechtliche Regelung des Rechtes der →Gewerbe (beispielsweise Gesetz über die polizeilichen Verhältnisse der Gewerbe, 1811 [Preußen], Braunschweig 1821, Bayern 1825, 1868, Württemberg 1828, Hohenzollern-Hechingen 1842, Allgemeine preußische Gewerbeordnung von dem 17. 1. 1845, Hannover 1847, Entwürfe in dem Deutschen Bund 1848, 1849, Österreich 1859, Nassau 1860, Sachsen 1861, Oldenburg 1861, Baden 1862, Sachsen-Meiningen 1862, Waldeck 1862, Gotha 1863, Reuß jüngere Linie 1863, Coburg 1863, Hamburg 1864, Schwarzburg-Rudolstadt 1864, Schwarzburg-Sondershausen 1865, Lübeck 1866, Reuß ältere Linie 1868), insbesondere in dem Norddeutschen Bund das an dem 21. 6. 1869 geschaffene, später etwa durch die Handwerksordnung oder das Gaststättengesetz sachlich eingeschränkte Gesetz.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GewerbeordnungFuerDenNorddeutschenBund1869.htm; Miritz, T., Geschichte des Gewerberechts von 1869 bis zur Gegenwart, 1983; Ziekow, J., Freiheit und Bindung des Gewerbes, 1992; Rohde, J., Das Recht der genehmigungsbedürftigen Anlagen im Gewerbe- und Immissionsschutzrecht von 1810 bis in die Gegenwart, 2000
Gewerbesteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 17. Jahrhundert [ÖW. VI 189, Österreich, 1763 NÖsterr./ÖW. VIII 489, Klöntrup, Osnabr. II 81] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem Gewerbeertrag zu leistende Steuer.
Lit.: Köbler, DRG 55; Heni, G., Historische Analyse und Entwicklungen der Gewerbesteuer, 1991; Schnädter, H., Die Geschichte des Gewerbesteuerrechts, Diss. jur. Köln 1993
gewerblich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Gewerbe betreffend
Gewerblicher Rechtsschutz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wortfolge um 1900, Rechtsschutz 1691) ist der gewerbliche Rechte betreffende Schutz durch die Rechtsordnung. Er umfasst das Recht der Patente (Venedig 1474, England 1623/1624, Frankreich 1791), der Gebrauchsmuster (Deutsches Reich 1871), der Geschmacksmuster (Frankreich 1711, Deutsches Reich 1876), der Zeichen (Deutsches Reich 30. 11. 1874, 12. 5. 1894, 5. 5. 1936) und des unlauteren Wettbewerbs (Deutsches Reich 12. 5. 1894, 7. 6. 1909).
Lit.: Tolksdorf, B., Der gewerbliche Rechtsschutz in Deutschland, 1908; Zimmermann, P., Frühe Beispiele aus der Welt der gewerblichen Eigentumsrechte, (in) GRUR 69 (1969), 173; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,4205; Simon, J., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht und seine gewerblichen Erscheinungsformen, 1981; Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, hg. v. Beier, F. u. a., Bd. 1f. 1991; Wadle, E., Geistiges Eigentum, Bd. 1f. 1996f.; Ausschüsse für den gewerblichen Rechtsschutz, hg. v. Schubert, W., 1999; Pahlow, L., „Intellectual Property“, „propriété intellectuelle“ und kein „Geistiges Eigentum“? (in) Zs. für Urheber- und Medienrecht 115 (2006) 705ff.; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016
Gewere (Wort in dieser Schreibweise in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – unter Gewähr – ab Mitte 10. Jahrhundert und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht (der sachenrechtliche Vorgang [Einkleidung eines Menschen mit einer Sache oder einem Amt, lat. investitura] und) das (aus diesem Vorgang erwachsende) Verhältnis eines Menschen zu einer Sache oder einem Amt, kraft dessen der Träger vor allem rechtswidrige Zugriffe auf den Gegenstand (defensiv) abwehren (Defensivfunkton) und den Gegenstand nach Wegnahme (offensiv) herausverlangen (Offensivfunktion) sowie außerdem (translativ) übertragen (Translativfunktion) darf. Die Gewere gilt der herrschenden Meinung als urtümliche Grundfigur des germanischen Sachenrechts. Wahrscheinlich wird sie aber in dem spätantiken Kirchenrecht zu der Sicherung gegenüber sich wandelnden Sachenrechtsverhältnissen entwickelt. Sie wird formelhaft als Kleid (lat. vestis d. h. äußere Erscheinungsform) des (als rein gedanklichen Gebildes unsichtbaren) Sachenrechts (beispielsweise Eigentum an einem Grundstück) beschrieben. Sie zeigt sich augenscheinlich beispielsweise in dem Innehaben und Benutzen des Gegenstands. Der Aufteilung des Sachenrechts auf mehrere Berechtigte (beispielsweise Obereigentümer, Untereigentümer) entspricht die Aufteilung in eine ideelle (unkörperliche) und eine leibliche (körperliche) Gewere. Durch Ausübung einer ursprünglich fehlerhaft begründeten, auf Schein beruhenden Gewere während einer bestimmten Zeit ohne gerichtliche Inanspruchnahme seitens des Berechtigten kann rechte Gewere entstehen. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem späten Mittelalter wird das Wort Gewere durch das zu (lat. [F.]) possessio gebildete Wort Besitz abgelöst, innerhalb dessen zwischen mittelbarem [unkörperlichem] Besitz beispielsweise des Vermieters und unmittelbarem [körperlichem] Besitz beispielsweise des Mieters unterschieden wird.
Lit.: Hübner 198, 430; Köbler, DRG 74, 90, 123, 162; Köbler, WAS; Albrecht, W., Die Gewere, 1828; Heusler, A., Die Gewere, 1872; Huber, E., Die Bedeutung der Gewere im deutschen Sachenrecht, 1894; Meyer, H., Entwerung und Eigentum im deutschen Fahrnisrecht, 1902; Kiesel, K., Die Bedeutung der Gewere des Mannes am Frauengute für das Ehegüterrecht des Sachsenspiegels, 1906; Bückling, G., Die Wechselwirkung gewererechtlicher und fronungsrechtlicher Elemente im Liegenschaftsrecht des deutschen Mittelalters, 1911; Iterson, W. van, Der Ausdruck „mit allerschlachter Nut“ und sein Zusammenhang mit der Gewere, ZRG GA 84 (1967), 310; Levy, E., The Law of Property, 1975; Köbler, G., Die Herkunft der Gewere, (in) TRG 43 (1975), 195; Laske, W., Die Bedeutung des „Gewereanschreibens“ gemäß dem Tractatus de iuribus incorporalibus von 1679, ZRG GA 93 (1976), 344; Ishikawa, T., Die Gewere im Sachsenspiegel, (in) FS H. Thieme, 1986, 59
Gewerke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Geselle
Gewerkschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1540 [GraupenBergb. 29] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Zusammenschluss von Menschen zu einem gewerblichen Zweck, insbesondere in dem Arbeitsbereich der freiwillige Zusammenschluss von Arbeitnehmern zu der Sicherung und Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen. In dem Bergrecht ist die Gewerkschaft eine wohl in dem 13. Jahrhundert (Iglau 1249) aus älteren Arbeitsgenossenschaften gebildete Gesellschaftsform ohne festes Grundkapital. Die vor dem Allgemeinen Berggesetz für die preußischen Staaten von dem 24. 6. 1865 gebildete ältere bergrechtliche Gewerkschaft ist →Gesamthand (mit herkömmlich 128 Wertanteilen [Kuxen] an dem Gesellschaftsvermögen), die Gewerkschaft neueren Rechtes (Preußen 1865) ist juristische Person mit zwischen 100 und 10000 Kuxen. Beide werden in Deutschland in dem Gefolge des Bundesberggesetzes von dem 13. 8. 1980 aufgehoben und in andere Gesellschaftsformen umgewandelt. In dem Arbeitsrecht bildet sich aus älteren Gesellenvereinen die Gewerkschaft (engl. trade union) zuerst in England, wo sie durch Gesetz (Combination Laws von 1799 bzw. 1800) bis 1824 verboten wird. In Deutschland entwickelt sich die Gewerkschaft nach unbedeutenden Anfängen in der Mitte des 19. Jahrhunderts als arbeitsrechtliche Gewerkschaft nach der Aufhebung gesetzlicher Vereinigungsverbote (Sachsen 1861, Preußen [Verbot 1845] 1867, Norddeutscher Bund 21. 6. 1869 [§ 152 I Gewerbeordnung]). Sie ist regelmäßig nichtrechtsfähiger →Verein. 1868 entsteht ein allgemeiner deutscher Arbeiterschaftsverband (von 12 so genannten freien Gewerkschaften), 1869 ein Verband der deutschen Gewerkenvereine. 1890 gründen die freien Gewerkschaften die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands (1919 Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund). 1894 entwickeln sich ohne größere Bedeutung auch christliche Gewerkschaften. An dem 23. 12. 1918 wird von dem Rat der Volksbeauftragten eine Tarifvertragsverordnung erlassen, welche die Betätigungsfreiheit der Gewerkschaften sichert. 1919 gewährt Art. 159 der Verfassung des (zweiten) Deutschen Reiches die Vereinigungsfreiheit zu der Verbesserung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen. An dem 30. 10. 1923 wird eine Schlichtungsordnung erlassen. Nach Auflösung der freien Gewerkschaften und Einbeziehung der übrigen Gewerkschaften in die Deutsche Arbeitsfront von 1933 bis 1945 wird 1949 in der Bundesrepublik der Deutsche Gewerkschaftsbund mit (16) Einzelgewerkschaften gegründet, dem die Deutsche Angestelltengewerkschaft und der Deutsche Beamtenbund zu der Seite stehen. Seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert verlieren die (über den Arbeitskampf und ihre Verwaltungskosten zumindest mittelbar Herstellungskosten der Arbeitgeber steigernden und damit bei Kostendruck des Wettbewerbs möglicherweise auch Arbeitslosigkeit von Arbeitnehmern verursachenden) Gewerkschaften Mitglieder und Einfluss.
Lit.: Hübner 312; Köbler, DRG 167, 177, 218, 24; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1 1868, Neudruck 1954, 971; Deutsch, J., Geschichte der österreichischen Gewerkschaftsbewegung, Bd. 1f. 1908ff.; Weber, A., Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit, 1910, 6. A. 1954; Jühe, R./Niedenhoff, H./Pege, W., Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland, 1977, 2. A. 1982; Hägermann, D./Ludwig, K., Europäisches Montanwesen, 1986; Schneider, M., Kleine Geschichte der Gewerkschaften, 1989, 2. A. 2000; Schulte Beerbrühl, M., Vom Gesellenverein zur Gewerkschaft, 1991; Becker, M., Arbeitsvertrag und Arbeitsverhältnis in Deutschland während der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus, 2005; Kittner, M., Arbeitskampf, 2005; Stadtland, H., Herrschaft nach Plan und Macht der Gewohnheit, 2001; Zwickel, K., Geben und Nehmen, 2005; Gergen, T., Gewerkschaften in der deutschen Rechtsgeschichte, (in) Arbeit und Recht 9 (2006), 307ff.; Hildebrandt, J., Gewerkschaften im geteilten Deutschland, 2010; Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund, hg. v. Mielke, S. u. a., 2011
Gewette, Gewedde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (bei ungeklärter Herkunft) in Ostfalen (Sachsenspiegel) in dem Hochmittelalter die von dem Täter an den Richter zu erbringende Leistung (Strafgeld für schuldhafte Handlungen gegen Recht und Gericht?), die neben der Leistung an den verletzten Kläger steht. →fredus, Bann
Lit.: Sperling, H., Zur Geschichte von Buße und Gewette im Mittelalter, Diss. jur. Straßburg 1874; Friese, V., Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898, 196; Ebel, F., Der Traktat „Von Gewette“, ZRG GA 99 (1982), 276
Gewicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die durch die Anziehungskraft der Erde - ohne wirklich sicher bekannten Grund - bewirkte Schwere einer Gegebenheit. →Maß
Lit.: Mulsow, H., Maß und Gewicht der Stadt Basel, 1910; Kahnt, H., Alte Maße, Münzen und Gewichte, 1986
Gewinn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 64, 235, 392, 398, 747, 797, II 281] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vorteil, Ertrag, Nutzen
Lit.: Fuchs, G., Gewinn als Umbruch der Ordnung? Der Fall des Siegburger Töpfers Peter Knütgen im 16. Jahrhundert, 2019
gewinnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 482, II 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erwerben, erlangen
Gewissen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen und dem Althochdeutschen [AhdGl. I 64] ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 14. Jahrhundert?) ist der das Handeln des Menschen an Hand sittlicher Gründe leitende Teil des Bewusstseins. Wer seinem Gewissen folgt, hat ein gutes oder reines Gewissen, wer ihm zuwiderhandelt ein schlechtes Gewissen. Geprägt ist das jeweilige besondere Gewissen eines Menschen von allgemeinen Einstellungen der jeweils den Einzelnen umgebenden Gesellschaft und von eigenen Erfahrungen.
Lit.: Breitenstein, M., Vier Arten des Gewissens, 2017
Gewissensfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Thudichum, Wetterau I 136] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit der Gewissensbildung wie der Gewissensbetätigung. Sie wird nach Anfängen in dem Altertum als Teil der Glaubensfreiheit (in Frankreich) um 1600 erkannt. Sie wird über die Virginia Bill of Rights (1776) und das Allgemeine Landrecht Preußens (II 11 § 2) fester Bestandteil der →Grundrechte (§ 144 S. 1 Verfassung des Deutschen Reiches von 1848, Art. 135 Verfassung von 1919, Art. 4 I GG).
Lit.: Borowski, M., Die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Grundgesetzes, 2006; Kaupisch, J., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 2008
Gewohnheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [um 1000 Notker I 69, AhdGl. I 734, II 431] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Lehnübertragung aus lat. [F.] consuetudo) Übung, Sitte, Brauch
Lit.: Buchda, G., „Gewohnheiten“ in der Pößnecker Schöffenspruchsammlung, ZRG GA 78 (1961), 64; Köbler, G., Zur Frührezeption der consuetudo in Deutschland, (in) Hist. Jb. 89 (1969), 337; Gewohnheit, Gebot, Gesetz, hg. v. Jansen, N., 2011
Gewohnheitsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pütter 1757, N.) ist das durch langdauernde Übung in der Überzeugung, damit recht zu handeln, von dem Beteiligten geschaffene Recht. Vermutlich erwachsen die ersten Rechtssätze auf Grund der einfachen gesellschaftlichen Verhältnisse allgemein aus Gewohnheiten und entsteht erst zusätzlich hierzu die bewusste Setzung von Recht durch →Gesetz. In Rom wird in der Spätantike neben der kaiserlichen Konstitution auch die von Kaiser Konstantin (319) noch bekämpfte Gewohnheit (lat. [M.] mos, [F.] consuetudo) als Quelle neuen Rechtes anerkannt. In dem Mittelalter wird das partikuläre Gewohnheitsrecht zusammen mit einzelnen Gesetzen (Konstitutionen) in den → Volksrechten und Rechtsbüchern (→Landrechten) aufgezeichnet. In der Neuzeit ist das Gewohnheitsrecht als ausschließliches Erzeugnis des Volkes dem Gesetz zunächst noch gleichwertig, wird aber ab etwa 1650 dem Gesetzgeber unterstellt, so dass zu seiner Entstehung die (vermutetete) Zustimmung des Gesetzgebers erforderlich ist. In dem 18. Jahrhundert verlegt man zwar den Entstehungsgrund des Gewohnheitsrechts wieder allein in das Volk zurück, indem man den gesetzlichen Vorschriften ein allgemeines Einverständnis des Gesetzgebers hierzu entnimmt, doch wendet sich der absolute Staat mit seiner Gesetzgebung (Kodifikation) gegen das Gewohnheitsrecht (vgl. Einl. § 60 zu dem ALR Preußens, § 10 ABGB Österreichs). Auch der liberale Rechtsstaat des 19. Jahrhunderts bevorzugt trotz der abweichenden Einschätzung durch die (eigentlich auf das wissenschaftliche Recht zielende) →historische Rechtsschule das Gesetz. Dennoch gibt es noch in der Gegenwart gewohnheitsrechtliche Rechtsbildung (beispielsweise auch Völkergewohnheitsrecht).
Lit.: Köbler, DRG 4, 52, 101, 142, 185, 227, 254; Puchta, G., Das Gewohnheitsrecht, Bd. 1f. 1828ff.; Brie, S., Die Lehre vom Gewohnheitsrecht, 1899; Kaser, M., Mores maiorum und Gewohnheitsrecht, ZRG RA 59 (1939), 52; Smidt, J. de, Rechtsgewoonten, 1954; Schmiedel, B., Consuetudo im klassischen und nachklassischen römischen Recht, 1966; Köbler, G., Zur Frührezeption der consuetudo in Deutschland, (in) Hist. Jb. 89 (1969), 337; Fürst, C., Zur Rechtslehre Gratians, ZRG KA 57 (1971), 276; Bühler, T., Gewohnheitsrecht, Enquête, Kodifikation, 1977; Diestelkamp, B., Das Verhältnis vom Gesetz und Gewohnheitsrecht im 16. Jahrhundert, (in) FS H. Thieme, 1977, 1; Gilissen, J., La coutume, 1982; Gewohnheitsrecht und Rechtsgewohnheiten im Mittelalter, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1992; Overdijk, D., De gewoonte, 1999; Geyer, P., Das Verhältnis von Gesetzes- und Gewohnheitsrecht in den privatrechtlichen Kodifikationen, Diss. jur. Göttingen 1998; Garré, R., Consuetudo, 2005; Leges, Gentes, Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006; Maisel, S., Das Gewohnheitsrecht der Beduinen, 2006; Meder. S., Ius non scriptum, 2008, 2. A. 2009
Gewohnheitsverbrecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der als Ausdruck einer Eigenart seiner Persönlichkeit Straftaten begehende Mensch.
Gewohnheitsverbrechergesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gesetz gegen gefährliche Gewohnheitsverbrecher und über Maßregeln der Sicherung und Besserung von dem 24. 11. 1933 mit Wirkung ab dem 1. 1. 1934, dessen Inhalt (Sicherungsverwahrung) durch das dritte Strafrechtsänderungsgesetz von dem 4. 8. 1953 in das Strafgesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen ist.
Lit.: Müller, C., Das Gewohnheitsverbrechergesetz, 1997
Gibraltar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die an der Südspitze Spaniens gelegene Kronkolonie Großbritanniens (6,5 Quadratkilometer, 27100 Einwohner). Gibraltar hat seinen Namen (Felsen des Tarik) von dem 711 n. Chr. hier eine Befestigung anlegenden Feldherrn Tarik der Araber. 1462 wird Gibraltar von Spanien zurückerobert und 1704 von England besetzt. Dementsprechend ist sein Recht nacheinander islamisch, spanisch und englisch beeinflusst.
Gierke, Otto von (Stettin 11. 1. 1841-Berlin 10. 10. 1921), Sohn des Stadtsyndikus von Stettin, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg und Berlin und nach der Promotion (1860, Homeyer) und Habilitation in Berlin (1867, Beseler) Professor in Breslau (1871), Heidelberg (1884) und Berlin (1887). In seiner mehrbändigen, unvollendeten Untersuchung Das deutsche Genossenschaftsrecht (Bd. 1ff. 1868ff.) unternimmt er den Versuch der Ermittelung der großen Entwicklungslinien der Geschichte der menschlichen Verbände, in seinem bei seinem Tode unvollständigen deutschen Privatrecht (Bd. 1ff. 1895ff.) den Versuch der umfassenden Darstellung der deutschen Privatrechtsentwicklung aus deutschrechtlicher Sicht. Rechtspolitisch beeinflusst er die Gestaltung des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches (1896/1900) und des deutschen Rechtes in sozialrechtlicher Richtung (Der Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs und das deutsche Recht, 1888/1889, Neudruck 2013), →Gesamthand, Kauf bricht nicht Miete). 1911 wird er geadelt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 207; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GierkeOttoDeutschesPrivatrecht1895Band1.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GierkeOttoDerEntwurfeinesbuergerlichenGesetzbuchs1889.pdf; Festschrift Otto Gierke, 1911; Stutz, U., Zur Erinnerung an Otto von Gierke, ZRG GA 43 (1922), VII (mit Schriftenverzeichnis); Mogi, S., Otto von Gierke, 1932; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 543; Jobs, F., Otto von Gierke und das moderne Arbeitsrecht, Diss. jur. Frankfurt am Main, 1968; Janssen, A., Otto von Gierkes Methode der geschichtlichen Rechtswissenschaft, 1974; Mundt, H., Sozialpolitische Wertungen als methodischer Ansatz in Gierkes privatrechtlichen Schriften, 1976; Otto Gierke, Associations and Law, hg. v. Heiman, G., 1977; Spindler, H., Von der Genossenschaft zur Betriebsgemeinschaft, 1982; Pfeiffer-Munz, S., Soziales Recht ist deutsches Recht, 1979; Deutsche Geschichtswissenschaft um 1900, hg. v. Hammerstein, N., 1988; Haack, T., Otto von Gierkes Kritik, 1997; Pfennig, C., Die Kritik Otto von Gierkes, 1997; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Peters, M., Die Genossenschaftstheorie Otto von Gierkes, 2002; Janssen, A., Die bleibende Bedeutung des Genossenschaftsrechts Otto von Gierkes, ZRG GA 122 (2005), 353
Gießen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an der Lahn, 1197 als Wasserburg der Grafen von Gleiberg erstmals genannt, gelangt 1265 an Hessen und ist seit 1607 Sitz einer (lutherischen) Universität mit einer juristischen Fakultät (1945-1965 zu Gunsten Marburgs geschlossen). S. Google
Lit.: Hall, A., Die juristische Fakultät der Universität Gießen im 17. Jahrhundert, (in) Ludwigs-Universität, 1957, 1-16; Köbler, G., Gießener juristische Vorlesungen 1607-1982, 1982, 2. A. 2007 in dem Internet; Köbler, G., Zur Herkunft der Gießener Rechtslehrer des 19. Jahrhunderts, (in) FS W. Mallmann, 1978, 117; Baumgarten, M., Vom Gelehrten zum Wissenschaftler, 1988; Chroust, P., Gießener Universität und Faschismus, 1994; 800 Jahre Gießener Geschichte, hg. v. Brake, L., 1997; Panorama 400 Jahre Universität Gießen, hg. v. Carl, H. u. a., 2007; Rechtswissenschaft im Wandel, hg. v. Gropp, W., 2007; Schwab, D., Rechtsideen aus Gießen, (in) ZNR 30 (2008), 186ff.; Kirschbaum, J., Die Etablierung der historischen Rechtsschule an der Ludoviciana (1814-1824), 2011; Kischkel, T., Die Spruchtätigkeit der Gießener Juristenfakultät, 2016; Kunze, M., „Lieber in Gießen als irgendwo anders …“, Rudolf von Jherings Gießener Jahre – mit einer Bibliographie, 2018 (Festvortrag von dem 5. Juli 2012)
Gift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 569] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bedeutungen Gabe (wie in Mitgift) und schädigendes Mittel (wie in Suchtgift oder Rattengift). S. Google
Gilde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 852 [Fagniez, Soc. I 52] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb gelten über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vereinigung mehrerer Menschen zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zwecken in dem mittelalterlichen nördlichen Europa. Eine Gilde wird erstmals 688-726 in England als Empfänger von →Wergeld erwähnt. 779 begegnet eine Gilde in dem Kapitular von Herstal. In Skandinavien erscheint die Gilde in dem 12. Jahrhundert. In dem Hochmittelalter bilden die Gewerbetreibenden unterschiedliche Gilden. In der Neuzeit verliert die Gilde an Bedeutung und beschränkt sich seit der Gewerbefreiheit des 19. Jahrhunderts auf die Brauchtumspflege (beispielsweise Schützengilde). →Zunft, s. Google
Lit.: Köbler, DRG 121; Köbler, WAS; Wilda, W., Das Gildenwesen im Mittelalter, 1831, Neudruck 1964; Pappenheim, M., Die altdänischen Schutzgilden, 1885; Nitzsch, K., Die niederdeutsche Kaufgilde, ZRG GA 13 (1892), 1; Nitzsch, K., Die niederdeutschen Verkehrseinrichtungen neben der alten Kaufgilde, ZRG GA 15 (1894), 1; Joachim, H., Gilde und Stadtgemeinde in Freiburg im Breisgau, (in) FG A. Hagedorn, 1906, 25; Silberschmidt, W., Die Bedeutung der Gilde, ZRG GA 51 (1931), 132; Weider, M., Das Recht der deutschen Kaufmannsgilden im Mittelalter, 1931; Engemann, H., Die Gilden der Stadt Goslar, 1957; Reininghaus, W., Die Entstehung der Gesellengilden im Spätmittelalter, 1981; Black, A., Guilds, 1984; Gilden und Korporationen, hg. v. Friedland, K., 1984; Gilden und Zünfte, hg. v. Schwineköper, B., 1985; Anz, C., Gilden im mittelalterlichen Skandinavien, 1998; Cordes, A., Stuben und Stubengesellschaften, 1993; Geschlechtergesellschaften, hg. v. Fouquet, G., 2003; Maniatis, G., The Guild System in Byzantium and Medieval Western Europe, (in) Byzantion 76 (2006), 463; Guilds and Craftsmen in the Medieval and Early Modern Periods, hg. v. Jullien, E. u. a., 2016
Giphanius (van Giffen), Hubert (Buren 1533/1534-Prag 1604) wird nach dem Studium in (Löwen,) Orléans, Bourges, Paris und Orléans teils gefeierter, teils umstrittener Professor in Straßburg (1570), Altdorf (1583) und Ingolstadt (1590) und 1599 Reichshofrat. S. Google
Lit.: Wolff, H., Geschichte der Ingolstädter Juristenfakultät, 1973, 134
Gladbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), s. Google
Lit.: Gödde, K., Landesherrschaft und Stadtrechte in Gladbach bis 1609, Diss. jur. Bonn 1959
gladiator, gladiātor, lat., M.: Gladiator, Fechter, Schwertkämpfer, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gladius
Gladiator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Berufskämpfer in Rom
Lit.: Meijer, F., Gladiatoren, 2004
gladius, lat., M., Schwert, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. kelt. *kladi̯os, Sb., Schwert?, vgl. idg. *keləd-, *klād-, V., schlagen, hauen
Glanvill, Ranulf de (Suffolk um 1140?-Akkon 1190), →Ranulf de Glanvill
Glarus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, ist das seit 1352 zu der Eidgenossenschaft der Schweiz gehörige, 1803 als Kanton anerkannte Gebiet an der Linth in der östlichen Schweiz in senkrechter Nord-Süd-Ausrichtung zwischen Schwyz, Uri, Graubünden und Sankt Gallen mit 685 Quadratkilometern Gebiet und rund 40000 Einwohnern, das sich an dem 22. 5. 1887 eine Verfassung gibt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Stucki, F., Beiträge zur Geschichte des Landes Glarus, 1936; Liebeskind, W., Stab und Stabgelübd im Glarner Landrecht, 1936; Zweifel, E., Johann Jakob Blumer und das glarnerische bürgerliche Gesetzbuch (Diss. jur. Zürich 1965), 1966; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Die Rechtsquellen des Kantons Glarus, hg. v. Stucki, F., Bd. 1ff. 1983ff.; Schießer, F., Entstehung und Inhalt der Verfassung des Kantons Glarus, (in) Jb. d. hist. Ver. d. Kantons Glarus 71 (1986)
Glas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1308 [DresdUB. II 117 Dresden] in 6 Stellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein seitens des Menschen vor allem durch Schmelzen von Quarzsand, Kalk, Soda und Pottasche erzeugbarer amorpher und für Gefäße und hauptsächlich durchsichtige Scheiben verwendbarer, in dem Vorderen Orient ab um 3500 vor Christus erfundener Stoff. S. Google
Lit.: Herb, C. u. a. Glas – Von den Anfängen bis ins frühe Mittelalter, 2016
Glaser, Julius (bzw. Josua) (Postelberg 19. 3. 1831-Wien 26. 12. 1885), Kaufmannssohn, wird 1856/1860 Strafrechtsprofessor in Wien und erarbeitet als liberaler Justizminister (1871-1879) die österreichische Strafprozessordnung des Jahres 1873. S. Google
Lit.: Unger, J., Julius Glaser, 1885; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, (1938) 1953, 127; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 184
Glasgow in Schottland erhält um 548 eine erste Kirche. 1136 wird es Sitz eines Bischofs. Sein Marktrecht von 1189 wird 1689 in Stadtrecht umgewandelt. 1451 bzw. 1796 entstehen zwei Universitäten. S. Google
Lit.: Durkan, J./Kirk, J., The University of Glasgow, 1977
Glatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Ort (1334 Stadt) an der Glatzer Neiße in Schlesien bzw. seit 1945/1990 in Polen, s. Google
Lit.: Schubert, F., Das älteste Glatzer Stadtbuch (1316-1412), ZRG GA 45 (1925), 250
Glaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 42, 11] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb glauben über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die menschliche Grundhaltung des (nicht sicher wissenden) Vertrauens (beispielsweise an einen Gott).
Lit.: Glaubensflüchtlinge, hg. v. Bahlcke, J., 2008; Der Ungläubige in der Rechts- und Kulturgeschichte, hg. v. Kronauer, U. u. a., 2015; Geld und Glaube in Judentum, Christentum und Islam, hg. v. Schöne, A./Drees, M., 2021
glauben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 12. Jahrhundert [Ordo aquae frigidae/Form. 629] in etwa 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vertrauen, für richtig halten
Glaubensfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einem Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit, einen eigenen religiösen Glauben zu bilden und dafür zu werben. Dabei treten vor allem mit der Reformation Martin Luthers des Jahres 1517 mehrere Arten von Glauben nebeneinander. 1848 will die Verfassung des geplanten Deutschen Reiches Glaubensfreiheit und Gewissensfreiheit, Kultusfreiheit und religiöse Vereinigungsfreiheit sichern. Die Glaubensfreiheit ist weiter beispielsweise durch Art. 14 I des Staatsgrundgesetzes über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger (1867 in Österreich, Art. 63 II Vertrag von Saint Germain öffentliche Religionsausübung, 1949 Europäische Menschenrechtskonvention Schutz für nichtreligiöse Weltanschauungen und Art. 135 der Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 geschützt. →Religionsfreiheit
Lit.: Borowski, M., Die Glaubens- und Gewissensfreiheit des Grundgesetzes, 2006
gläubig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1212 [Kurz, Ottok. II 254] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb glauben über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vertrauend, vertrauensvoll, glaubend
Gläubiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – in zwei Bedeutungen 14. Jahrhundert und 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [MansfeldKlUB. 327] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Adjektiv gläubig und das Verb glauben über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] →creditor) ist allgemein der Glaubende oder Vertrauende und rechtlich der aus einem Schuldverhältnis zu einem Erhalt einer Leistung eines Schuldners Berechtigte. Er ist bereits dem römischen Recht allgemein bekannt. Wird er benachteiligt, so gewährt der Prätor während des Vollstreckungsverfahrens die Wiederherstellung des vorherigen Zustands (lat. →in integrum restitutio [F.]) und nach dem Vollstreckungsverfahren ein wiederherstellendes Edikt, woraus sich bei Justinian die (lat.) →actio (F.) Pauliana (Gläubigeranfechtungsrecht) entwickelt, die in Deutschland seit dem Spätmittelalter aufgenommen und mit ähnlichen Gestaltungen des mittelalterlichen Stadtrechts verbunden wird.
Lit.: Kaser § 32 I; Hübner; Oertel, R., Entwicklung und Bedeutung des Grundsatzes anteiliger Gläubigerbefriedigung im älteren deutschen Recht, 1901; Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbeschränkungen des Schuldners, ZRG GA 41 (1920), 210; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Popp, A., Gläubigerschädigung, 2014
Gläubigeranfechtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. Gläubiger, Anfechtung, Gläubigerbenachteiligung
Lit.: Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbeschränkungen des Schuldners nach deutschem Stadtrecht des Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 210
Gläubigerbenachteiligung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte, durch Verschiebung von Vermögensteilen des von Zwangsvollstreckung und Konkurs oder Insolvenz bedrohten Schuldners erfolgende Benachteiligung von Gläubigern ([lat.] alienatio [F.] in fraudem creditorum, Entfremdung zwecks Benachteiligung der Gläubiger). Der römische Prätor schützt den Gläubiger durch die (lat.) restitutio (F.) in integrum, das (lat.) interdictum (N.) fraudatorium und die (lat.) denegatio (F.) actionis. Justinian fasst alles zu der (lat.) actio (F.) Pauliana (paulianischer Klaganspruch) zusammen. In der Neuzeit sollen der Gläubigerbenachteiligung besondere gesetzliche Regeln (Anfechtungsgesetz) entgegenwirken.
Lit.: Kaser § 9 III
Gläubigerverzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1895, lat. [F.] mora creditoris, Verzug des Gläubigers) ist die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Verzögerung der Erfüllung durch Fehlen eines zu dem Eintritt der Erfüllung notwendigen Verhaltens (beispielsweise Annahme) des Gläubigers. Durch Gläubigerverzug wird der Schuldner nicht von der Leistungspflicht befreit, doch muss er bei einem Untergang des Leistungsgegenstands nur noch für Vorsatz (lat. dolus) einstehen.
Lit.: Kaser § 37 III; Köbler, DRG 44; Heuer, P., Der Annahmeverzug im älteren deutschen Privatrecht, 1911; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Harke, J., Mora debitoris und mora creditoris im klassischen römischen Recht, 2005
glebae adscriptus (Wortfolge nicht in latein_a_z.docx, lat. [M.]) der Scholle Zugeschriebener, Schollengebundener (Kolone bzw. Bauer), s. Google
gleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ohne wesentlichen Unterschied ähnlich
gleichberechtigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) mit gleichem Recht versehen (Adj.), das gleiche Recht teilend
Gleichberechtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gleichstellung bezüglich der Rechte (vor allem für Frauen und Männer). Der Grundsatz der Gleichberechtigung wird in Abkehr von der älteren patriarchalischen Familienstruktur in dem Gefolge der Aufklärung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts (1848) verlangt, nachdem zuvor die Ausnahme von der Gleichheit als angesichts der Schwachheit der Frau und ihrer mangelnden Begabung zu vernünftiger Erkenntnis notwendige Schutzmaßnahme erklärt worden war. Danach werden 1869 in Preußen wichtige Einschränkungen der Handlungsfähigkeit der →Frau aufgehoben und wird 1877 die Prozessunfähigkeit der Ehefrau beseitigt. Nach 1900 wird die Frau zu dem Universitätsstudium zugelassen, 1908 wird ihr ein politisches Wirken eröffnet. 1919 erhält sie durch die Verfassung das aktive und passive Wahlrecht. Seit 1922 kann sie die Befähigung zu dem Richteramt erwerben. Durch Art. 3 II GG wird die Gleichberechtigung von Männern und Frauen unmittelbar geltendes Bundesrecht in der Bundesrepublik Deutschland. Nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts Deutschlands tritt zu dem 31. 3. 1953 alles dem Gleichberechtigungsgrundsatz des Grundgesetzes entgegenstehende Recht außer Kraft. Das Gleichberechtigungsgesetz von dem 18. 6. 1957 bringt eine Neuregelung. An dem 29. 7. 1959 entscheidet das deutsche Bundesverfassungsgericht gegen den Vorrang des Mannes bei der gesetzlichen Vertretung der Kinder (in dem Gleichberechtigungsgesetz). Mit Gesetz von dem 14. 6. 1976 wird die Gleichberechtigung in dem Eherecht verwirklicht. Das Kindschaftsrechtsreformgesetz von dem 16. 12. 1997 ermöglicht die gemeinsame elterliche Sorge nicht miteinander verheirateter Eltern durch beiderseitige Erklärung.
Lit.: Hübner 71, 656; Köbler, DRG 238; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GesetzUeberDieGleichberechtigung1957.pdf; Hippel, T. v., Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber, 1792, Neudruck 1981; Wollstonecraft, M., Vindication of the rights of Women, 1793; Boehmer, G., Die Teilreform des Familienrechts durch das Gleichberechtigungsgesetz, 1962; Ramm, T., Gleichberechtigung und Hausfrauenehe, (in) JZ 23 (1968), 41, 90; Dann, O., Gleichheit und Gleichberechtigung, 1980; Müller-List, G., Gleichberechtigung als Verfassungsauftrag, 1996; Frauen in der Geschichte des Rechts, hg. v. Gerhard, U., 1997; Leicht-Scholten, C., Die Gleichberechtigung im Grundgesetz, 2000; Wendrich, J., Die Entwicklung der familienrechtlichen Entscheidungsbefugnisse der Ehefrau, 2002; Franzius, C., Bonner Grundgesetz und Familienrecht, 2005; Riedel, T., Gleiches Recht für Mann und Frau, 2008; Der Kampf ums gleiche Recht, hg. v. schweizerischen Verband für Frauenrechte, 2009; Ihlefeldt, A., Carl Bulling (1822-1909) – Pandektist und Vordenker der Gleichberechtigung, 2020
Gleichheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1540 [JenaStO. 36] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv gleich 765) ist die Übereinstimmung bezüglich eines Umstands. Sie entwickelt sich seit der Aufklärung (nach 1770) zu einem Grundrecht, das sich die Revolution in Frankreich von 1789 zu einem Ziel setzt. Dieses Grundrecht wird 1919 in Art. 109 der Verfassung des Deutschen Reiches und 1949 in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen. →Gleichberechtigung, →Gleichheitsgrundsatz
Lit.: Dann, O., Gleichheit und Gleichberechtigung, 1980; Frenz, B., Gleichheitsdenken in deutschen Städten des 12. bis 15. Jahrhunderts, 2000; Damm, S., Menschenwürde, Freiheit, komplexe Gleichheit, 2005; Hupe, D., Von der Hierarchie zur Egalität in den Zivilrechtskodifikationen des 19. Jahrhunderts, 2015; Milanovic, B., Haben und Nichthaben, 2017
Gleichheitsgrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Grundsatz, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind. Die Gleichheit der Menschen bejahen theoretisch schon antike Philosophen (Stoa, Cicero) und Christentum. Dennoch sind antike und mittelalterliche Gesellschaft durch die Ungleichheit oder die nur stufenförmige Gleichheit gekennzeichnet. Erst in der Aufklärung des 18. Jahrhunderts wird die Beseitigung der ständischen Ungleichheit zu einer politischen Forderung (→Montesquieu, →Voltaire, →Rousseau). Seit 1776 nehmen die Verfassungen den Gleichheitsgrundsatz auf (Frankreich [égalité] 1791, Bayern 1818, Österreich 1848, Preußen 1850, Verfassung des Deutschen Reiches 1919). Eine Unterscheidung zwischen Staatsbürgern bzw. in der Europäischen Union Unionsbürgern und Ausländern ist bei den Bürgerrechten in Gegensatz zu den Menschenrechten möglich. Unterscheidungen sind jedoch nur bei objektiven Gesichtspunkten rechtmäßig.
Lit.: Köbler, DRG 206, 252; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 997; Adams, W., Das Gleichheitspostulat in der amerikanischen Revolution, (in) HZ 212 (1977), 59; Erler, A., Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich, 1967; Dann, O., Gleichheit und Gleichberechtigung, 1980; Von der ständischen Gesellschaft zur bürgerlichen Gleichheit, 1980; Kleinheyer, G., Aspekte der Gleichheit, (in) Der Staat Beiheft 4, 1980, 7; Chaimowicz, T., Freiheit und Gleichheit im Denken Montesquieus und Burkes, 1985; Böttger, B., Das Recht auf Gleichheit und Differenz, 1990; Maldeghem, C. v., Die Evolution des Gleichheitssatzes, 1997; Frenz, B., Gleichheitsdenken in deutschen Städten, 2000; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Rabe, C., Gleichwertigkeit von Mann und Frau, 2006
Gleve, Glefe (Wort Glefe in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1356 [BaselUB. IV Nr. 223] in 16 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) Lanze und eine Einheit in dem Ritterheer
Lit.: Schulze, W., Die Gleve, 1940
global (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die gesamte Erdkugel betreffend
globalisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) über die gesamte Erdkugel verbreiten
Globalisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und wohl in den Jahren um oder nach 1960 entstanden sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Globus 15. Jahrhundert) ist die Veränderung der Erde zu einer umfassenden Einheit in an sich seit ihrer Entstehung bereits tatsächlich vorhandenen ungefähren Kugelgestalt in der Sicht des Menschen. Sie ist durch die technisch-wissenschaftliche Betrachtung vor allem in der Neuzeit bedingt. Seit dem 19. Jahrhundert bewirken die Erfindungen schnellerer Verkehrsmittel und Wissensübertragungssysteme früher unvorstellbare Verdichtungen in allen Teilen der Erde. S. Google
Lit.: Globalisation and the Roman World, hg. v. Pitt, M. u. a., 2014; Globalized Antiquity, hg. v. Schüren, U. u. a., 2015; Osterhammel, J., Die Flughöhe der Adler, 2017; Globalgeschichte schreiben, hg. v. Wenzlhuemer, R., 2017; Bonner Enzyklopädie der Globalität, hg. v. Kühnhardt, L., 2017; Eurasian Empires in Antiquity and the Early Middle Ages, hg. v. Kim, H. u. a., 2017; Preiser-Kapeller, J., Jenseits von Rom und Karl dem Großen – Aspekte der globalen Verflechtung in der langen Spätantike, 2018; Duve, T., Wie schreibt man eine Geschichte der Globalisierung von Recht?, (in) JZ 2020, 757-766; Deuerlein, M., Das Zeitalter der Interdependenz. Globales Denken und internationale Politik in den langen 1970er Jahren, 2020
Globig, Hans Ernst von (Grauwinkel bei Wittenberg 2. 11. 1755-Dresden 21. 11. 1826, Sekretär des Kurfürsten von Sachsen, Assessor an dem Appellationsgericht in Dresden [1779-1789], Assessor an dem Reichskammergericht [1789-1799], Reichstagsgesandter in Regensburg, 1806 Geheimrat) tritt 1777 gegen Folter und Todesstrafe ein. S. Google
Lit.: Abhandlung von der Criminal-Gesetzgebung, 1785; Schmidt, S., Die Abhandlung von der Criminalgesetzgebung, 1990; Röthlin, N., Die Verbesserung des Strafrechts, ZRG GA 121 (2004), 238
globus, lat., M., Kugel, Haufe, Haufen, Klumpen (M.), Kloß, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *gelebʰ‑, *geleb-, *glēbʰ‑, *glēb-, *gləbʰ‑, *gləb-, V., zusammenballen
Globus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Erdkugel, Kugel
Glocke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1273 [Bader, J., Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau 2 1883 217] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Althochdeutsche teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das aus einem metallenen Hohlkörper und einer metallenen Stange (Klöppel) bestehende, wohl in dem 8. Jahrhundert von Irland auf das europäische Festland gelangte Gerät zu der Erzeugung lauter, möglichst weithin hörbarer Töne, die auch Rechtshandlungen anzeigen oder Rechtswirkungen auslösen können.
Lit.: Lippert, E., Glockenläuten als Rechtsbrauch, 1939; Carlen, L., Orte, Gegenstände und Symbole kirchlichen Rechtslebens, 1999; Beyer, F., Geheiligte Räume, 2008
Glogau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort in Niederschlesien bzw. in Polen, s. Google
Lit.: Goerlitz, T., Die Gubener Handschrift des Glogauer Rechtsbuchs, ZRG GA 64 (1944), 319
Glorious Revolution (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die (neuenglische) Bezeichnung für den 1688 durch Eingreifen des Parlaments unblutigen Wechsel von dem 1672 katholisch gewordenen König Jakob II. aus dem Hause Stuart zu Maria II. Stuart und ihrem protestantischen Ehemann Wilhelm III. von Oranien. Obwohl die Glorious Revolution keine wirkliche Revolution ist, sondern die aristokratische Ordnung vordergründig eher festigt, legt die in der →Bill of Rights (1689) errungene Sicherung der Rechte des →Parlaments die Grundlage für die weitere verfassungsmäßige Entwicklung zu dem Parlamentarismus. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2
glossa, glōssa, glōsa, lat., F., Glosse, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. γλῶσσα (glōssa), F., Zunge, Sprache, vgl. idg. *glōgʰ‑, *gləgʰ‑, Sb., Stachel, Spitze, →Glosse
Glossa (F.) ordinaria (Wortfolge in latein_a_z.docx nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., ordentliche Glosse) ist die Zusammenfassung aller einzelnen →Glossen zu dem römischen Recht bzw. zu dem kirchlichen Recht zu einer kettenförmig um den Text gelegten Einheit durch Accursius (1182/1185-1260/1263, 96940 Einzelglossen, 22365 zu dem Digestum vetus, 17969 zu dem Digestum infortiatum, 22243 zu dem Digestum novum, 17814 zu dem Codex [1-9], 4737 zu den Institutionen, 7013 zu dem Authenticum, 680 zu den Libri feudorum in insgesamt 5 Bänden, durch etwa 1200 Handschriften belegt) bzw. Johannes Teutonicus (1216). Die bereits 1258 in Florenz, wenig später in Frankreich (Toulouse 1275-1300), Spanien und Portugal sowie gegen Ende des 13. Jahrhunderts in dem Heiligen römischen Reich (Johannes von Erfurt 1285, Brügge 1291) verwendete glossa ordinaria des Accursius enthält u. a. etwa 10400 als von früheren Verfassern (beispielsweise Irnerius 330, Martinus 590, Bulgarus 315) stammend gekennzeichnete Glossen. In dem Heiligen römischen Reich wird in dem 14. Jahrhundert der Sachsenspiegel glossiert (Johann von Buch vielleicht bereits vor 1325 nach dem Vorbild des Accursius, zwei Rezensionen, weiter Nikolaus Wurm, Brandt von Tzerstede Lüneburg 1442, Dietrich von Bocksdorff, Petrus de Posena, Stendaler Glosse, insgesamt 204 Handschriften und Fragmente, 82 noch vollständig vorhandene Handschriften), s. Google
Lit.: Accursii Glossa, 1487ff., Neudruck 1968ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; s. s. Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2009 (1878 S.)
Glossator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie trotz Fehlens in latein_a_z.docx über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Verfasser einer oder mehrerer Glossen zu dem gelehrten Recht in Oberitalien in dem Hochmittelalter (beispielsweise Pepo, Irnerius, Bulgarus, Martinus, Jacobus, Hugo, Bassianus, Azo, Accursius ) →Glosse
Lit.: Kantorowicz, H., Studies in the Glossators of the Roman Law, 1938, Neudruck 1969; Schrage, E., Utrumque ius, 1992, e-book 2013; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter Band 1 Die Glossatoren, 1997
Glosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1210 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Sächsische Weichbildchronik] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort um 1210 aus dem Lateinischen und mittelbar aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, griech. γλῶσσα (glōssa), F., Zunge, Sprache, Wort, Erklärung, zu idg. *glōgʰ-, *gləgʰ-, Sb., Stachel, Spitze) ist das ungewöhnliche und deshalb erklärungsbedürftige Wort, dessen Erklärung und die Gesamtheit aller Erklärungen erklärungsbedürftiger Wörter eines Textes (beispielsweise der Bibel). Die manchmal in Rechtstexten nur in der Nennung verwandter Stellen (Allegationen) bestehende Erklärung wird meist an den Rand (Marginalglosse) oder zwischen die Zeilen (Interlinearglosse) des zu erklärenden Textes gesetzt (beispielsweise zwischen dem 8. und 15. Jahrhundert in mehr als 1250 Handschriften rund 250000 altdeutsche Einzelglossenbelege zu rund 27000 altdeutschen Ansätzen). In dem Recht beginnt die Glossierung mit dem Ziel der analysierenden Aufschließung des Textes, dann der Erleichterung des Verständnisses und schließlich der synthetisierenden Entwicklung einer widerspruchsfreien Einheit der justinianischen Texte wohl mit (Pepo von Bologna,) Irnerius (1060?-1125?) in Bologna. Ihm folgen dort vor allem die vier Doktoren Bulgarus, Hugo, Jacobus und Martinus. Seit etwa 1160 werden die Glossen durch Namenssiglen gekennzeichnet. Weitere (bekannte) Glossatoren sind Rogerius, Albericus, Aldricus, Wilhelmus de Cabriano, Placentinus, Henricus de Baila, Johannes Bassianus, Pilius (Pillius), Cyprianus, Otto Paiensis, Lotharius, Burgundio von Pisa, Vacarius, Azo, Hugolinus, Jacobus de Ardizone, Jacobus Columbi, Jacobus Balduini, Tancredus, Bagarottus, Damasus, Bernardus Dorna, Pontius de Ilerda, Karolus de Tocco, Symon Vicentius, Roffredus und Odofredus sowie Accursius. Nach 1215 wird die Tätigkeit der Glossatoren durch Begutachtung (Konsilien der Konsiliatoren) und Kommentierung (Kommentare der Kommentatoren) ersetzt oder verbessert. →Malbergische Glosse, Sachsenspiegelglosse
Lit.: Söllner §§ 3, 25; Köbler, DRG 106, 107; Köbler, LAW; Savigny, C., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 3ff. 2. A. 1834ff.; Schulte, J. v., Die Glosse zum Dekret Gratians, 1872; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur in Italien, 1938; Kantorowicz, E., Studies in the Glossators of the Roman Law, 1938, Neudruck 1969; Calasso, F., I glossatori e la teoria della sovranità, 2. A. 1951; Dilcher, H., Die Theorie der Leistungsstörungen bei Glossatoren, Kommentatoren und Kanonisten, 1960; Söllner, A., Die causa im Kondiktionen- und Vertragsrecht des Mittelalters, ZRG RA 77 (1960), 182; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Otte, G., Dialektik und Jurisprudenz, 1971; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Villata di Renzo, G., La tutela, 1975; Glosse preaccursiane alle Istituzioni, hg. v. Caprioli, S. u. a., Bd. 1f. 1984ff.; Dolezalek, G., Repertorium manuscriptorum veterum Codicis Iustiniani, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Otte, G., Logische Einteilungstechniken bei den Glossatoren, (in) Dialektik und Rhetorik, hg. v. Fried, J., 1997, 157; Mittelalterliche volkssprachige Glossen, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2001; Glossen zum Sachsenspiegel Landrecht, hg. v. Kaufmann, F., 2002; Maceratini, R., La glossa ordinaria al Decreto di Graziano e la Glossa di Accursio al Codice di Giustiniano, 2003; Althochdeutscher und altsächsischer Glossenwortschatz, hg. v. Schützeichel, R., Bd. 1ff. 2004; Glossen zum Sachsenspiegel Lehnrecht Teil 1, hg. v. Kaufmann, F., 2006; Wallinga, T., The Casus Codicis of Wilhelmus de Cabriano, 2005; Jakobs, H., Magna Glossa, 2006; Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie, hg. v. Bergmann, R./Stricker, S., 2009; Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die ältere Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2012; Schiegg, M., Frühmittelalterliche Glossen, 2015 (Handschrift Archiv des Bistums Augsburg Hs. 6)
glossieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um drittes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL [Der JüngereTiturel] - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1422 [AktStPr. I 386] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. griech. γλῶσσα (glōssa), F., Zunge
Glück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1150-1170 [Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1433 [NÖsterr./ÖW. VIII 673 Niederösterreich] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen in der weiteren Herkunft ungeklärt, N.) ist der als (erhoffte) Erfüllung einer Vorstellung durch eigenes Streben oder Zufall eintretende, als vorteilhaft empfundene menschliche Zustand. S. Google
Glück, Christian Friedrich von; geb. Halle 01. 07. 1755; gest. 20. 01. 1831, 1770 Studium Rechtswissenschaft Universität Halle, 1776 Referendar Magdeburg, 1777 Promotion Universität Halle, 1784 Professor Universität Erlangen, 1820 geheimer Hofrat, 1827 Nobilitierung, ist der Verfasser der (unvollendeten) ausführlichen Erläuterung der Pandekten in 34 Bänden (1790ff.). S. Google
Lit.: Wendehorst, A., Geschichte der Universität Erlangen-Nürnberg 1743-1993, 1993; Hirata, A., Die Vollendung des usus modernus pandectarum, ZRG RA 123 (2006), 330
Glücksspiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1727 [BaselRQ. I 2 S. 934 Nr. 482] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das in dem Ergebnis wesentlich von dem Zufall oder Glück abhängige Spiel um Vermögen. Bereits das römische Recht unterscheidet zwischen erlaubten, dem Gewinner eine Klagemöglichkeit gewährenden Spielen und unerlaubten, dem Verlierer eine Herausgabeklagemöglichkeit einräumenden Spielen. Nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) muss der Erbe Spielschulden des Erblassers aus Doppelspiel (Würfelspiel) nicht bezahlen. In der Neuzeit werden in dem Heiligen römischen Reich die römischen Bestimmungen aufgenommen. Das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) sieht Strafen für die Beteiligten vor (II 20 §§ 1298ff.), die über das Strafgesetzbuch Preußens von 1851 in das Reichsstrafgesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1871) übergehen und an dem 23. 12. 1919 verschärft werden, doch bestehen zwecks Erzielung staatlicher, von Politikern angestrebten Einnahmen Ausnahmen für Spielbanken und andere Unternehmen ([lat.] pecunia non olet, Geld stinkt nicht).
Lit.: Seelig, E., Das Glücksspielstrafrecht, 1923
GmbH (Wort als Abkürzung in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google, aber in belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, →Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Gnade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [863-871 Otfrid I 20, 20, AhdGl. II 585, I 753, II 166] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wohlwollen, Gunst, →Begnadigung, s. Google
Lit.: Beyerle, K., Von der Gnade im deutschen Recht, 1910; Butz, H., Gnadengewalt und Gnadensachen, 1975; Laske, W., Die rechtliche Unzulässigkeit der Mönchung als Gnadenakt im fränkischen Hofgericht, ZRG GA 95 (1978), 239; Mickisch, C., Die Gnade im Rechtsstaat, 1996; Vrolijk, M., Recht door gratie, 2004; Ludwig, U., Das Herz der Justitia, 2008; Rehse, B., Die Supplikations- und Gnadenpraxis in Brandenburg-Preußen, 2008
Gnadenjahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [HolstVierstUrt. 484 Holstein] in 19 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Erben eines Verstorbenen aus Gnade gewährtes Jahr des Einkommens, s. Google
Lit.: Brünneck, W., v. Die gesetzliche Leibzucht und das Gnadenjahr, ZRG GA 27 (1906), 1
Gneist, Heinrich Rudolf Hermann Friedrich (von) (Berlin 13. 8. 1816-Berlin 22. 7. 1895), Justizkommissarssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Savigny), der Promotion (1838) und der Habilitation (1839) 1845 (Abgeordneter der Berliner Stadtverordnetenversammlung und) außerordentlicher Professor (, Richter an dem Obertribunal Preußens bis 1850, drei Reisen nach England 1846, 1848, 1850) und 1858 ordentlicher Professor (1857/1860 Das heutige englische Verfassungs- und Verwaltungsrecht). Er wirkt als Politiker (1859-1893 Mitglied des Abgeordnetenhauses Preußens, 1867-1884 Mitglied des Reichstags) zunächst gegen Bismarck und später Bismarck unterstützend gegen Sozialisten und Klerikale und fördert maßgeblich das Zustandekommen der Reichsjustizgesetze (1877/1879) und die Einführung des richterlichen Prüfungsrechts, der freien Rechtsanwaltschaft und der gerichtlichen Überprüfung der unteren Verwaltungstätigkeit. Zwischen 1868 und 1893 steht er 12 Juristentagen vor. 1888 wird er geadelt. S. Google
Lit.: Schiffer, E., Rudolf von Gneist, 1929; Weber, D., Die Lehre vom Rechtsstaat, Diss. jur. Köln 1968; Luig, K., Soziale Monarchie oder soziale Demokratie, ZRG GA 111 (1994), 464; Hahn, E., Rudolf von Gneist, 1995; Eßer, D., Gneist als Zivilrechtslehrer, 2004
Go (M.) ist der hochmittelalterliche Dorfschaftsverband (Landgemeinde) in Sachsen zwischen Eider, Elbe, Rhein und Ems (mit vielleicht jeweils 20 bis 40 Dörfern). Meist zweimal jährlich findet eine Versammlung der Gobewohner statt (Goding). Das Alter des Go ist ebenso streitig wie die Herkunft. In dem 16./17. Jahrhundert beseitigt der Landesherr den Go zugunsten des Amtes. S. Google
Lit.: Heck, P., Der Sachsenspiegel und die Stände der Freien, 1905, 118, 137; Kroeschell, K., Zur Entstehung der sächsischen Gogerichte, (in) FS K. Hugelmann, Bd. 1 1960, 295; Schmeken, E., Die sächsische Gogerichtsbarkeit, Diss. phil. Münster 1961; Landwehr, G., Gogericht und Rügegericht, ZRG GA 83 (1966), 127; Bemmann, K, Neue Aspekte zur Entstehung der sächsischen Gogerichte, ZRG GA 109 (1992), 95; Laur, W., Goding und Gogericht in Holstein und Niedersachsen, ZRG GA 111 (1994), 536; Hachenberg, W., Die Gogerichtsbarkeit, Diss. jur. Münster 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Schubert, E., Geschichte Niedersachsens, 2, 1, 1997; Kroeschell, K., recht unde unrecht der sassen, 2005; Grundlagen für ein neues Europa, hg. v. Lück, H. u. a., 2009
Gobler, Justin (Sankt Goar [um] 1503-Frankfurt am Main 21. 4. 1567) wird nach dem Rechtsstudium (u. a. Mainz, Erfurt, Bourges [Alciat], Orléans 1535 licentia in legibus, Lizenz in dem römischen Recht) und der Heirat (1527) der Witwe des Trierer Rates Ulrich Fabricius Schreiber in Koblenz, Professor in Trier, um 1539 Rat in Hannoversch-Münden (Braunschweig-Calenberg), 1544 nach Promotion Hofrichter in Hannoversch-Münden, 1546 Kanzler des Bischofs von Münster, 1549 Rat in Nassau-Dillenburg und (vor allem verstärkt nach einem Unfall 1559 in Frankfurt am Main) Publizist. Er übersetzt (und kommentiert) als erster (vor 1543) die →Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Halsgerichtsordnung) Karls V. von 1532 in das Lateinische. Durch sein umfangreiches, vielfach angefeindetes Gesamtwerk (Gerichtlicher Process 1536, Rechten-Spiegel 1550, Statutenbuch 1553, Übersetzung der Institutionen Justinians – in das Neuhochdeutsche - 1551, der Novellen 1564, des Hexabiblos 1564, Editionen, Gutachtensammlung 1565) fördert er sowohl die Aufnahme des römischen Rechtes in Deutschland wie auch die Kenntnis deutschen Rechtes in dem europäischen Umfeld. S. Google
Lit.: Stintzing, R., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1 1880, Neudruck 1957, 1978, 582; Kantorowicz, H., Goblers Karolinenkommentar, 1904; Deutsch, A., Der Klagspiegel und sein Autor, 2004
Goch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) Stadt bei Kleve
Lit.: Liesegang, E., Einige Rechtsaufzeichnungen aus dem Privilegienbuch der Stadt Goch, ZRG GA 33 (1912), 224
Gode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google – in anderer Bedeutung - belegt sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., M.) altisländischer Priester(häuptling) unbekannter Herkunft (zwischen 930 und 1264, jeweils 36-48 goda, mit Einführung der Jarnsida 1271 beseitigt)
Lit.: See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964, 107; Karlsson, G., Godar og baendur, 1972; Sigurdsson, J., Chieftains and Power in the Icelandic Commonwealth, 1999
Godefroy (Gothofredus), Denis (Dionysius) (Paris 17. 10. 1549-Straßburg 7. 9. 1622), adeliger Parlamentsratssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Paris (Baudoin), Löwen, Köln, Heidelberg und Orléans (1579) als hugenottischer Glaubensflüchtling Professor in Genf, Straßburg (1591), Heidelberg (1600), Straßburg (1601) und Heidelberg (1604-1621). Er veröffentlicht 1583 eine humanistisch gebesserte kritische Ausgabe der Kompilationen Justinians (527-534) (lat. [N.] →corpus iuris civilis), die bis 1776 die allgemein anerkannte Edition bleibt. S. Google
Lit.: Söllner §§ 22, 23; Köbler, DRG 143; Godefroy-Ménilglaise, D., Les savants Godefroys, 1873, Neudruck 1971; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967
Godefroy (Gothofredus), Jacques (Jacobus) (Genf 1587-1652), Sohn des Denis Godefroy (Dionysius Gothofredus [1549-1622]), wird nach dem Rechtsstudium in Bourges (1611) und weiteren Studien in Paris 1619 Professor des Rechtes in Genf, Ratsmitglied, Syndikus und Diplomat. Er veröffentlicht posthum 1665 eine kommentierte, kritische Ausgabe des →Codex Theodosianus in sechs Bänden, die bis zu der Gegenwart nicht ersetzt ist. Neben kleineren Quelleneditionen verfasst er ein sehr erfolgreiches Handbuch der (römischen) Rechtsgeschichte (lat. Manuale [N.] iuris, 1632). S. Google
Lit.: Jacques Godefroy (1587-1652), hg. v. Schmidlin, B. u. a., 1991
Goding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), →Gogericht
Lit.: Laur, W., Goding und Gogericht in Holstein und Niedersachsen, ZRG GA 111 (1994), 536
Goethe, Johann Wolfgang (Frankfurt am Main 28. 8. 1749-Weimar 22. 3. 1832), Sohn des promovierten Juristen, kaiserlichen Rates und Privatmanns Johann Kaspar Goethe und einer Stadtschultheißentochter, wird nach Privatunterricht und dem Rechtsstudium in Leipzig (1765-1768, krankheitsbedingter Unterbrechung) und Straßburg (1770, Lizentiat, wegen Ablehnung der verlorenen Dissertation De legationibus nicht zu einem Doktor promoviert) an dem 3. 9. 1771 Advokat in Frankfurt am Main (28 Prozesse), 1772 Praktikant an dem Reichskammergericht in Wetzlar und (7. 11.) 1775 mit 26 Jahren Rat des (18jährigen) Herzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach (zwei räumlich getrennte, 1900 Quadratkilometer und rund 100000 Einwohner umfassende Fürstentümer), für den er vor allem in den ersten zehn Jahren für mehr als 20000 Verwaltungsangelegenheiten vielleicht ein Drittel seiner Zeit aufwendet (1786-1788 Aufenthalt in Italien). In sein berühmtes dichterisches Werk (u. a. Götz von Berlichingen, 1774 Die Leiden des jungen Werther, Faust, Wilhelm Meisters Wanderjahre, Weimarer Ausgabe mit 146 Bänden) fließen auch seine rechtlichen Erfahrungen ein. Goethes Wortschatz umfasst etwa 90000 verschiedene Wörter (2020 bis radikal und zusätzlich bis Verdienstlichkeit bearbeitet, 2021 bis Reisenachricht, Bearbeitungsstrecke bis versuchen).
Lit.: Meisner, J., Goethe als Jurist, 1885; Wieruszowski, A., Goethe als Rechtsanwalt, 1909; Fuchs, J., Advokat Goethe, 1932; Fischler, M., Der Ordnungsgedanke in Goethes Rechtsdenken, (um 1940); Schubart-Fikentscher, G., Goethes Straßburger Thesen vom 6. 8. 1771, 1949; Goethes amtliche Schriften, Goethes Tätigkeit im geheimen Consilium, Bd. 1ff. 1950ff.; Schubart-Fikentscher, G., Goethes amtliche Schriften, 1977; Goethe-Wörterbuch, hg. v. Schadewaldt, W. u. a., Bd. 1ff. 1978ff., 2010 Bd. 5 inhaftieren-liedern, Bd. 6 Medizinalausgabe-Promenade 2018, 2019 erste Drucklieferung zu Band 7 Promenade - radikal); Goethe-Zitate für Juristen, hg. v. Pausch, A. u. a., 4. A. 2000; Pausch, A./Pausch, J., Goethes Juristenlaufbahn, 1996; Unwandelbar G., hg. v. Schünemann, P., 1998; Boyle, N., Goethe, Bd. 1ff. 1999ff.; Heinze, M., Der Advokat Goethe, (in) NJW 1999, 1897; Goethes Amtliche Schriften, Band 5 Kalendarium über Goethes amtliche Tätigkeit 1776-1819, hg. v. Wahl, V., 2000; Wadle, E., Goethes Wünsche zum Nachdruckschutz außerhalb des Deutschen Bundes, ZRG GA 122 (2005), 301; Müller, M., Goethes merkwürdige Wörter, 2010 (rund 1000 Wörter); Ogris, W., Dichterfürst und Fürstendiener, EXTRA Lexikon der Wiener Zeitung vom 28./29. August 2010; Seibt, G., Mit einer Art von Wut – Goethe in der Revolution, 2014; Das geheime Consilium von Sachsen-Weimar-Eisenach, hg. v. Wahl, G., 2014; Hinkfoth, H., Eckermann – Goethes Gesprächspartner, 2014; Stodolkowitz, S., Götz von Berlichingen - Goethes Drama als Spiegel der Rechtsgeschichte, 2018
Gogericht (Goding) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nur Gaugericht – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht – nur Gaugericht –, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilenb über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gericht des Gografen über die Gogemeinde in Sachsen in dem Mittelalter. Seine Zuständigkeit ist in dem Sachsenspiegel (1221-1224) hauptsächlich auf Fälle niederer Strafgerichtsbarkeit eingeschränkt, umfasst aber nach den Zeugnissen der Wirklichkeit weitere Bereiche. Alter und Herkunft des Gogerichts sind streitig. S. Google
Lit.: Schröder, R., Die Gerichtsverfassung des Sachsenspiegels, ZRG GA (1884), 1; Sauer, H., Die ravensbergischen Gogerichte, Diss. phil. Münster 1909; Hömberg, A., Grafschaft, Freigrafschaft, Gografschaft, 1949; Kroeschell, K., Zur Entstehung der sächsischen Gogerichte, (in) FS K. Hugelmann, Bd. 1 1960, 295; Schmeken, E., Die sächsische Gogerichtsbarkeit, Diss. phil. Münster, 1961; Landwehr, G., Gogericht und Rügegericht, ZRG GA 83 (1966), 127; Bemmann, K., Neue Aspekte zur Entstehung der sächsischen Gogerichte, ZRG GA 109 (1992), 95; Laur, W., Goding und Gogericht in Holstein und Niedersachsen, ZRG GA 111 (1994), 536; Hachenberg, W., Die Gogerichte, Diss. jur. Münster 1997; Weinreich, O., Der Zivilprozess nach der münsterischen Landgerichtsordnung von 1571 sowie der vechtischen Gerichtsordnung von 1578, 2004
Gografschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt (nur Gaugrafschaft) – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Gaugrafschaft ab 1177 [Seibertz, UB. I 102] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur Gaugraf, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Grafschaft eines Go
Lit.: Hömberg, A., Grafschaft, Freigrafschaft, Gografschaft, 1949
Gold (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 1221-1224 sowie in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Menschen besonders kostbar erscheinende schwere Metall, dessen in der Gegenwart verwertbarer irdischer Umfang angeblich in einem Würfel von etwa 29 Metern Kantenlänge Platz hätte. Es wird vielfach für Schmuck und seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. (bis in die Gegenwart) für Münzen verwendet. Es wird durch Gewässer aus dem Boden ausgewaschen und in Bergwerken aus von Menschen in ihrer jeweiligen Gegenwart technisch noch erreichbaren tieferen Schichten der Erdkruste ausgegraben. S. Google
Lit.: Striedinger, I., Der Goldsucher Marco Bragdino, 1928; Hardt, M., Gold und Herrschaft, 2004; Häßler, H., Frühes Gold. Ur- und Frühgeschichtliche Goldfunde aus Niedersachsen, 2004; Gold & Silber, hg. v. H. Gietl Verlag, 2012; Friedberg, R., Gold Coins of the World, 1958, 8. A. 2016 (mehr als 21000 Goldmünzen, schwarz-weiße Abbildungen)
Goldast von Haiminsfeld, Melchior (Espen [in] Bischofszell/Thurgau 6. 1. 1578-Gießen 11. 8. 1635) wird nach dem Schulbesuch in Memmingen und dem Studium der Philosophie und Rechtswissenschaft in Altdorf (Magister artium) sowie einem nach eigenen Angaben 1604 von der Stadt Genf verliehenen, aber nicht angenommenen Doktortitel Erzieher und (nicht unumstrittener) Herausgeber einheimischer Quellen (beispielsweise Imperatorum … statuta, Der Kaiser … Gesetze 1607, als Voraussetzung für die Entwicklung des Staatsrechts als eigenständigen Wissenschaftsfachs) und Rat (Weimar 1613, Bückeburg 1615, Kaiser 1627). Seine in der Gegenwart 4151 Bände umfassende Büchersammlung wird 1647 von dem Rat Bremens erworben. S. Google
Lit.: Schecker, H., Melchior Goldast von Haiminsfeld, 1930; Hertenstein, B., Joachim von Watt (Vadianus), Bartholomäus Schobinger, Melchior Goldast, 1975; Friedrich, F., Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 1997; Caspary, G., Späthumanismus und Reichspatriotismus, 2006
golden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1325 [ SspLR. III 64 §2 Buchsche Glosse] bzw. 1320 [PaulinzelleUB. 179] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neutrum Gold über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) aus Gold bestehend, (die Farbe von) Gold betreffend
Goldene Bulle (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. bulla aurea) ist das vor allem die Rechte der →Kurfürsten aufzeichnende, seit 1400 nach dem seinen sieben erhaltenen, vielfache Wortlautvarianten zeigenden Ausfertigungen (5 für Kurfürsten von Böhmen, Mainz, Trier, Köln und die Pfalz, nachträglich je eine für Frankfurt am Main und Nürnberg, keine vollständige Ausfertigung für Brandenburg und Sachsen, Prachthandschrift König Wenzels um 1400, mehr als 170 weitere mittelalterliche Abschriften) anhängenden, nach byzantinischem Vorbild in dem 9. Jahrhundert in dem Westen eingeführten, von Karl IV. häufig verwendeten goldenen Siegel benannte, lateinisch gefasste, vielleicht weitgehend von dem Hofkanzler Johann von Neumarkt formulierte Reichsgesetz (lateinisch lex, constitutio, edictum) Kaiser Karls IV. (1346-1378) von dem 10. 1. 1356 (Kapitel 1-23 in Nürnberg) bzw. 25. 12. 1356 (Kapitel 24-31 in Metz, Name erstmals 1400 bezeugt, Erstdruck 1474). Obwohl die Goldene Bulle sich als Privileg darstellt, fasst sie eigentlich nur bereits weitgehend anerkannte Sätze zusammen, gewährt also kaum neues Recht. Dabei festigt sie ohne Eingehen auf die Beteiligung des Papstes das Wahlrecht der sieben (Böhmen gegen den Sachsenspiegel einschließenden) Kurfürsten (Mehrheitsgrundsatz) für den (lat.) rex (M.) Romanorum in imperatorem promovendus (den zu dem Kaiser zu erhebenden König der Römer), erkennt zu Lasten des Reiches die unbeschränkte Gerichtshoheit, das Bergregal, Judenregal und Zollregal, das Münzrecht und die Landerwerbsberechtigung der Kurfürsten an und regelt das kurfürstliche Erbfolgerecht (Kapitel 7 Primogeniturerbfolge in dem unteilbaren Fürstentum). Andere goldene Bullen sind die Goldene Bulle von Rimini Kaiser Friedrichs II. von dem 26. 3. 1226 (überlieferte Fassung wohl um 1235 erneuert), mit der er dem Deutschen Orden die Herrschaft über das zu erobernde Kulmer Land östlich der unteren Weichsel bestätigt, die bestätigende Goldene Bulle von Rieti des Papstes Gregor IX. von 1234 mit gleichem Inhalt, Urkunden der Könige Andreas II. (1224 für Siedler in Siebenbürgen) und Béla IV. von Ungarn oder die Goldbulle von Eger von dem 12. 7. 1213, in der König Friedrich II. den Bischöfen in Deutschland die freie Bischofswahl zuerkennt und auf das Spolienrecht und das Regalienrecht verzichtet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 95, 101; Neue Sammlung der Reichsabschiede, 1747, 1, 45ff.; Ludewig, J. v., Vollständige Erläuterung der Güldenen Bulle, 2. A. 1752, Neudruck hg. v. Hattenhauer, H., 2005; Olenschlager, J., Neue Erläuterung der Guldenen Bulle Kayser Carls IV., 1766, Neudruck hg. v. Buschmann, A., 2008; Lindner, T., Die Goldene Bulle und ihre Originalausfertigungen, (in) MIÖG 5 (1884), 96; Altmann, W., Die alte Frankfurter deutsche Übersetzung, ZRG GA 18 (1897), 107; Zeumer, K., Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV., 1908, Neudruck 1972; Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Reichsverfassung, hg. v. Zeumer, K., 2. A. 1913, 192ff.; Werminghoff, A., Zum fünften Kapitel der Goldenen Bulle von 1356, ZRG GA 36 (1915), 275; Stutz, U., Die Abstimmungsordnung der Goldenen Bulle, ZRG GA 43 (1922), 217; Petersen, E., Studien zur Goldenen Bulle von 1356, (in) DA 22 (1966), 227; Die güldin bulle, hg. v. Wolf, A., 1968; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Die Goldene Bulle, König Wenzels Handschrift, hg. v. Wolf, A., 1977; Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. von 1356. Faksimile der Ausfertigung für den Kurfürsten von Köln, 1982; Hergemöller, B., Fürsten, Herren und Städte zu Nürnberg 1355/6, 1983; Die Goldene Bulle vom 10. Januar und 25. Dezember 1356, bearb. v. Fritz, W., 1988 (MGH, Constitutiones 11, 537-641); Die Goldene Bulle. König Wenzels Handschrift, Kommentar von Wolf, A., 2002; Laufs, A., Das Reichsgrundgesetz von 1356, (in) NJW 2006, 3189; Die Kaisermacher. Frankfurt am Main und die Goldene Bulle 1356-1806, hg. v. Brockhoff, E. u. a., 2006; Die Goldene Bulle. Politik - Wahrnehmung - Rezeption, hg. v. Hohensee, U. u. a., 2009; Bojcov, M., Der Kern der Goldenen Bulle von 1356, (in) DA 69 (2013), 581; Kaiser Karl IV. (1316-1378) und die Goldene Bulle, bearb. v. Frauenknecht, E. u. a., 2016
Goldene Regel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. regula aurea) ist vielleicht seit 1724 der Name für die schon dem Alten Testament bekannte, lateinisch quod ab alio odis fieri tibi, vide ne alteri tu aliquando facias und deutsch was du nicht willst, dass man dir tu, das füg‘ auch keinem andern zu lautende Erfahrungsregel oder Lebensweisheit.
Lit.: Mayer-Maly, T., Der Weg der goldenen Regel, (in) FS A. Söllner, 2000
Goldenes Vlies (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) (Orden von dem Goldenen Vlies) ist der (Name des) von Herzog Philipp dem Guten von Burgund an dem 10. 1. 1430 gestiftete(n) Orden(s) mit 24 bzw. 30 Mitgliedern. S. Google
Lit.: Terlinden, C. de, Der Orden vom Goldenen Vlies, 1970; Das Haus Österreich und der Orden vom Goldenen Vlies, hg. v. d. Ordenskanzlei, 2007
Goldmann, Emil (Karlsbad 3. 11. 1872-Cambridge 6. 5. 1942), nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Wien 1897 promoviert, 1905 habilitiert, 1916 in Wien ao. Prof. für deutsche Rechtsgeschichte und Rechtsaltertümer, 1932 Titel ordentlicher Professor, österreichischer, 1938 nach England emigrierter Rechtshistoriker und Volkskundler (Nachruf ZRG GA 67 [1950], 532 Lentze, Hans), s. Google
Goldschmidt, Levin (Danzig 30. 5. 1829-Bad Wilhelmshöhe 16. 7. 1897), Großkaufmannssohn, wird nach dem Studium von Medizin (1847) bzw. Recht (1848) in Berlin, Bonn, Heidelberg und Berlin (Dissertation De societate en commandite, Halle 1851, über die Kommanditgesellschaft) 1855 in Heidelberg habilitiert, 1860 außerordentlicher Professor in Heidelberg, 1866 ordentlicher Professor, 1869 Rat an dem Bundesoberhandelsgericht in Leipzig sowie 1875 in Berlin Inhaber der ersten deutschen Handelsrechtsprofessur. In seinen handelsrechtlichen und handelsrechtsgeschichtlichen Arbeiten (1858 Gründung der Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht, Handbuch des Handelsrechts, 1864ff., Universalgeschichte des Handelsrechts, [Bd. 1 3. A.] 1891, Neudruck 1957) bemüht er sich auch um die Verbindung von römischrechtlichen und nichtrömischrechtlichen Sätzen, um Einbeziehung wirtschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse und um Berücksichtigung der praktischen Rechtsanwendung mit dem Ziel einer möglichst vielseitigen Sehweise. 1874 ist er Mitglied einer Kommission zu der Vorbereitung des Bürgerlichen Gesetzbuchs. 1892 erleidet er einen Schlaganfall, nach dem er nicht mehr lehren kann. Er ist beeinflusst von Karl Joseph Anton Mittermaier und beeinflusst seinerseits Max Pappenheim, Philipp Heck, Max Weber, Paul Rehme und andere. Seine Privatbibliothek umfasst mehr als 6000 Bände. S. Google
Lit.: Goldschmidt, Levin. Ein Lebensbild in Briefen, 1898; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938, 2. A. 1952; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993; Weyhe, L., Levin Goldschmidt, 1996
Göllnitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google andere Göllnitz und Gelnica belegt) ist ein 1264 von König Bela IV. mit Stadtrecht begabter Bergbauort in der Unterzips, der um 1500 etwa 5000 Einwohner zählt und aus dem ein frühneuhochdeutsches Stadtbuch überliefert ist.
Lit.: Protze, H., Das älteste Stadtbuch der königlich freien Bergstadt Göllnitz/Gelnica in der Unterzips und seine Sprache, 2002
Gönner, Nikolaus Thaddäus von (Bamberg 18. 12. 1764-München 18. 4. 1827) wird zunächst in Bamberg, seit 1799 in Ingolstadt bzw. 1800 in Landshut Professor und wechselt 1811 in den Justizdienst Bayerns (1813 geadelt). Von dem Reichsstaatsrecht (Teutsches Staatsrecht, 1804) kommend wendet er sich der politischen Entwicklung folgend der einzelstaatlichen Gesetzgebung zu (Hypothekengesetz 1822). Bedeutsam sind auch seine öffentlichrechtliche Erfassung der Rechtsgrundlagen des Berufsbeamtentums (Der Staatsdienst, 1808) und sein auf die Natur der Sache ausgerichtetes Handbuch des deutschen gemeinen Prozesses (Bd. 1ff. 1801ff.). S. Google
Lit.: Koch, J., Nikolaus Thaddäus von Gönners Staatslehre, 1902; Schaffner, L., Nikolaus Thaddäus von Gönner, Diss. jur. Würzburg 1955 (masch.schr.); Stolleis, M., Das Bayerische Hypothekenbankgesetz von 1822, (in) Wissenschaft und Kodifikation im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976; Mertens, B., Gönner, Feuerbach, Savigny, 2018
Görlitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an der Neiße wird 1071 erstmals erwähnt und hat um 1500 rund 10000 Einwohner. Das Görlitzer Rechtsbuch ist ein in einer in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (um 1300?) geschriebenen Abschrift (101 Blätter) erhaltenes, vermutlich in Görlitz entstandenes Stadtrechtsbuch eines unbekannten Verfassers für Görlitz, das eine wortgetreue ungereimte Übersetzung des (lat.) →Auctor (M.) vetus de beneficiis in das Mittel(mittel)deutsche (Artikel 1-30 von insgesamt 47 gezählten bzw. 46 tatsächlichen Artikeln) mit Auszügen aus dem Landrecht des Sachsenspiegels, dem Weichbildrecht, vermutlich auch dem sächsischen Landfrieden (1221) und der Magdeburg-Görlitzer Rechtsweisung (1304) verbindet und dabei in seinem zweiten Teil vielleicht auf dem (verlorenen) lateinischen Auctor vetus (Sachsenspiegel Landrecht) beruht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 103; Des Sachsenspiegels … Teil 2, 2, hg. v. Homeyer, C., 1844; Buhr, J., Das Görlitzer Rechtsbuch, Diss. jur. Bonn 1941 (verloren); Auctor vetus, hg. v. Eckhardt, K., 1966; Lemper, E., Görlitz, 4. A. 1980; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 30; Anders, I./Wolfrum, P., Görlitz, 1996; Behrisch, L., Städtische Obrigkeit und soziale Kontrolle, 2005
Görres, Josef (Koblenz 25. 1. 1776-München 29. 1. 1848) Lehrer, katholischer Publizist und Begründer des Rheinischen Merkur, s. Google
Lit.: Raab, H., Josef Görres, 1978; Görres, hg. v. Raab, H., 1985; Fink-Lang, M., Joseph Görres, 2013
Görz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen andere Bedeutung - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., Grafschaft nahe der Adria), Güter zwischen 1335 und 1500 an Habsburg, 1754 gefürstete Grafschaft Görz und Gradisca, 1816 Küstenland, 1919 Italien
Goslar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) an dem Harz (urkundlich Siedlung erstmals 1005 erwähnt) ist Ort einer bedeutenden, an die Stelle der älteren Pfalz Werla tretenden Königspfalz (mit einem 1050 geweihten, 1556 evangelischen Reichsstift Sankt Simon und Juda), neben der eine Stadt (1131 lateinisch civitas) entsteht, welcher der Staufer Friedrich II. an dem 13. 7. 1219 einen großen Freiheitsbrief gibt. Wirtschaftliche Bedeutung erlangt Goslar infolge des seit dem späten 10. Jahrhundert betriebenen Silberbergbaus in dem nahegelegenen Rammelsberg. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts erringt die Stadt die Reichsunmittelbarkeit und zeichnet vermutlich um 1330 oder zwischen 1348 und 1360 ihr Recht in den Goslarischen Statuten (860 bzw. 892 Artikel, 5 bzw. sieben Handschriften zweier Redaktionen) auf (1271 Bergordnung Herzog Albrechts, Verlust bürgerlicher Berechtigungen an den Landesherrn durch Riechenberger Vertrag von dem 13. 6. 1552). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Frölich, K., Die Gerichtsverfassung von Goslar im Mittelalter, 1910; Feine, H., Der goslarische Rat, 1913; Frölich, K., Verfassung und Verwaltung der Stadt Goslar im späteren Mittelalter, 1921; Völker, A., Die Forsten der Stadt Goslar bis 1552, 1922; Wiederhold, W., Goslar als Königsstadt und Bergstadt, 1922; Brinkmann, H., Das Brauwesen der kaiserlich freien Reichsstadt Goslar, 1925; Frölich, K., Die Verfassungsentwicklung von Goslar im Mittelalter, ZRG GA 47 (1927), 287; Meier, P., Die Stadt Goslar, 1926; Flachsbarth, O., Geschichte der Goslarer Wasserwirtschaft, 1928; Steinberg, S., Die Goslarer Stadtschreiber, 1933; Cordes, G., Schriftwesen und Schriftsprache in Goslar, 1934; Frölich, K., Die Goslarer Straßennamen, 1949; Frölich, K., Das Stadtbild von Goslar im Mittelalter, 1949; Frölich, K., Das älteste Archivregister der Stadt Goslar, 1951; Engemann, H., Die Gilden der Stadt Goslar, 1957; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsurteilsbuch des 16. Jahrhunderts, 1961; Kreutzberger, E., Das Gewerberecht der Reichsstadt Goslar im 18. Jahrhundert, 1959; Ebel, W., Das Stadtrecht von Goslar, 1968; Goslar im Mittelalter, hg. v. Engelke, H., 2003; Kelichhaus, S., Goslar um 1600, 2003; Kroeschell, K., recht unde unrecht der sassen, 2005; Der Riechenberger Vertrag, hg. v. Rammelsberger Bergbaumueseum, 2004; Der Goslarer Ratskodex - Das Stadtrecht um 1350 - Edition, Übersetzung und begleitende Beiträge, hg. v. Lehmberg, M. 2013; Renaissance in Holz – Das Brusttuch in Goslar, hg. v. Piegsa, G., 2016; Arnhold, E., Aus Stein gebaut – Goslars mittelalterliche Wohnhäuser, 2016
Gote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie vielleicht über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines in der Völkerwanderungszeit von der Ostsee (Gotland) über den Südosten (Krim) unter dem Druck der Hunnen 375 n. Chr. in das römische Reich eindringenden germanischen Volkes, das sich in →Ostgoten (Italien) und →Westgoten (Gallien, Spanien) aufteilt und zwischen dem 6. und dem 12. Jahrhundert in Italienern und Spaniern aufgeht. Zwischen 25 und 50% der als Goten bezeichneten Menschen dürften nach ihrer volksmäßigen Herkunft Goten gewesen sein. Ihr Ursprung in Skandinavien wird bezweifelt. Der überlieferte bzw. rekonstruierte Wortschatz der gotischen Sprache könnte 5049 Wörter umfassen. S. Google
Lit.: I Goti in occidente, 1956 (Spoleto); Burn, T., A History of the Ostrogoths, 1984; Teillet, S., Des Goths à la nation gothique, 1984; Köbler, G., Gotisches Wörterbuch, 1989; Wolfram, H., Die Goten, 4. A. 2001; Heather, P., Goths and Romans, 1991; Köbler, G., Neuhochdeutsch-gotisches Wörterbuch, 1993; Heather, P., The Goths, 1996; Sonderegger, S., Tradition und Erneuerung der germanischen Rechtssprache aus der Sicht des Gotischen, (in) FS K. Kroeschell, 1997; Mussot-Goulard, R., Les Goths, 1999; Petit, C., Iustitia Gothica, 2001; Christensen, A., Cassiodorus, Jordanes and the History of the Goths, 2002; Giese, W., Die Goten, 2004; Wolfram, H., Gotische Studien, 2005; Bronisch, A., Die Judengesetzgebung im katholischen Westgotenreich von Toledo, 2005; Maier, G., Amtsträger und Herrscher in der Romania Gothica, 2005; Koch, M., Ethnische Identität im Entstehungsprozess des spanischen Westgotenreiches, 2012; Wiemer, H., Die Goten in Italien, (in) HZ 296 (2013), 593; Finazzi, R. u. a., Gothica Bononiensia (in) Aevum 87 (2013) 113ff. (zweifoliale Palimpsesthandschrift aus dem Archiv von San Petronio in Bologna); Faber, E., Von Ulfila bis Rekkared – Die Goten und ihr Christentum, 2014
Göteborg an dem Kattegat wird 1619 angelegt und 1621 mit Stadtrecht begabt. 1891 erhält es eine Universität. S. Google
Gothofredus →Godefroy
Gotland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Gutalagh
Lit.: Kattinger, D., Die gotländische Genossenschaft, 1999; Lerbom, J., Mellan två riken, 2003
Gott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen - um 1200 [Hartmann, Kl. Wolff V. 413] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist nach jüdischer Lehre und auch von dort übernommener christlicher Lehre der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er ist der Herr über das Recht, das er als Gebot und Verbot den Menschen gegeben hat (→Dekalog). In dem jüngsten Gericht zieht er den Menschen zu Rechenschaft und urteilt über dessen (irdisches) Leben. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 108; Kern, F., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht, 1915; Bibel und Recht, hg. v. Eckert, J. u. a., 1994; Lang, B., Jahwe der biblische Gott, 2002; Eckart, O., Gottes Recht als Menschenrecht, 2002; Leisner, W., Gott und Volk, 2008; Leuenberger, M., Gott in Bewegung, 2011; Persönliche Frömmigkeit, hg. v. Friese, W. u. a. 2012; Römische Götterbilder der mittleren und späten Kaiserzeit, hg. v. Buschung, D. u. a., 2014; http://www.myth-gen.eu/ (Gesamtverzeichnis von - 5770 -antiken mediterranen Göttern und Göttinnen); Gott und Götter in den Weltreligionen, hg. v. Mühling, M., 2014; Sonnabend, H., Götterwelten, 2014; Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf, hg. v. Cholidis, N. u. a. (Ausstellungskatalog); Strahm, H., Die Geburt des Monotheismus im alten Iran, 2014, 2. A. 2015; Gottesgedanken, hg. v. Feldmeier, R. u. a., 2016; Markschies, C., Gottes Körper, 2016; Wilson-Wright, A., Athtart, 2016; Römer, T., Die Erfindung Gottes, 2018 (Entwicklung eines Wettergotts und Kriegsgotts zu dem einzigen Gott)
Gottesfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen – ab dem 12. Jahrhundert [Tobiassegen/MSD. 186 bzw. Kchr. V 15140 Mitte 12. Jahrhundert] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [F.] pax Dei) ist das in Südfrankreich in dem späten Frühmittelalter ([Le Puy in der Auvergne um 975, placitum publicum,] Charroux 1. 6. 989, Narbonne um 990, Limoges 994, Le Puy 994, Poitiers 1000, Beauvais 1023, Ivois/Meuse 1023, Amiens 1033/1036) von der Kirche in Wiederholung merowingischer und karolingischer Kapitularien, Konzilienbeschlüsse (Orléans 511-548, Tours 567, Mâcon 585, Paris 614, Quierzy 857, Ver-sur-Launette 884, Metz 893) und Bußbücher ausgehende, Gewalt zurückdrängende Friedensgebot, dessen Verletzung (nur) kirchliche Folgen nach sich zieht. Der Gottesfriede erreicht von Südfrankreich aus Katalonien, Kastilien, Italien und gegen Ende des 11. Jahrhunderts das deutsche Reich (Lüttich 1082, Köln 1083, Bamberg 1085). Inhaltlich sehen beschworene Beschlüsse geistlicher und weltlicher Herren Exkommunikation, Verfluchung, Bußen für Mord, Diebstahl, Raub u. s. w. vor. Besonders geschützt werden Mönche, Kaufleute, Bauern, Frauen, Kirchen oder Vieh. Besondere Zeiten des Friedens sind die hohen Feste und die Tage von Donnerstag bis Sonntag. Seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert weicht der (kirchliche) Gottesfriede dem (weltlichen) →Landfrieden, der Strafen kennt. Die Verfolgung von Rechtsverletzungen wird nunmehr Aufgabe der (weltlichen) Allgemeinheit. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 118; Wasserschleben, H., Zur Geschichte der Gottesfrieden, ZRG GA 12 (1891), 112; Huberti, L., Der Gottesfriede in der Kaiserchronik, ZRG GA 13 (1892), 133; Huberti, L., Studien zur Rechtsgeschichte der Gottes- und Landfrieden, 1892; Winterfeld, L. v., Nochmals Gottesfrieden und deutsche Stadtverfassung, ZRG GA 54 (1934), 238; Wohlhaupter, E., Studien zur Rechtsgeschichte der Gottes- und Landfrieden in Spanien, 1933; Conrad, H., Gottesfrieden und Heeresverfassung, ZRG GA 61 (1941), 71; Achter, V., Über den Ursprung der Gottesfrieden, 1955 (29 S.); Hattenhauer, H., Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden, Diss. jur. Marburg 1958; Hoffmann, H., Gottesfriede und Treuga Dei, 1964, Neudruck 1986; Körner, T., Iuramentum und frühe Friedensbewegung, 1977; Goetz, H., Gottesfriede und Gemeindebildung, ZRG GA 105 (1988), 122; Wadle, E., Gottesfrieden und Landfrieden, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 63; Barthélemy, D., L’an mil et la paix de Dieu, 1999; Gergen, T., Pratique juridique de la paix et trêve de Dieu, 2004; Goetz, H., Gott und die Welt, 2011; Wadle, E./Gergen, T., Die hochmittelalterlichen Gottes- und Landfrieden als Wegbereiter des Strafrechts, ZRG GA 136 (2019), 130
Gottesgnadentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Begründung weltlicher Herrschaft mit göttlicher Gnade. Nach Vorbildern in der Herrschervergottung des Altertums wird das Gottesgnadentum in dem Frühmittelalter bei den Karolingern (751 n. Chr.) sichtbar. In dem Investiturstreit (ab 1073-1122) wird diese Vorstellung zurückgedrängt. Das Gottesgnadentum hält sich aber letztlich bis zu dem Ende der Monarchie in der Neuzeit (in dem deutschen Sprachraum 1918).
Lit.: Legitimation des Herrschers, hg. v. Weber, H., 1992; Körntgen, L., Königsherrschaft und Gottes Gnade, 2001; Erkens, F., Herrschersakralität im Mittelalter, 2006
Gottesheller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [SiegburgWQ. 67] in 20 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, →Gottespfennig
Gotteslästerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [FreiburgZftO. 9 Freiburg im Breisgau} in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., vgl. Leviticus 24,11-16) ist die in dem römischen Recht (Todesstrafe in Novelle 77 Justinians) und seit dem Spätmittelalter (1495) strafbare, besonders verletzende öffentliche Kundgabe der Missachtung des christlichen Gottes, die seit dem 18. Jahrhundert problematisiert wird (von 1813 bis 1827 in Bayern straflos) und 1969 in der Bundesrepublik Deutschland straflos wird.
Lit.: Köbler, DRG 19; Ettinger, J., Zur Lehre von den Religionsvergehen, 1919, 29; Forrer, D., Der Einfluss von Naturrecht und Aufklärung auf die Bestrafung der Gotteslästerung, 1973; Leutenbauer, S., Das Delikt der Gotteslästerung, 1984; Pahud de Mortanges, R., Die Archetypik der Gotteslästerung, 1987
Gottespfennig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambStR. 35 Hamburg], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., ähnlich Gottesheller 1360 Siegburg) ist seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Bezeichnung für das Angeld (arrha, Weinkauf), die seit der Neuzeit an Bedeutung verliert und in einem Gutachten des Reichsfinanzhofs des Deutschen Reiches von dem 11. 7. 1936 als nicht mehr zeitgemäß eingestuft wird. S. Google
Lit.: Beyerle, F., Weinkauf und Gottespfennig, (in) FS A Schultze, 1934, 251
Gottesstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Vorstellung von der Herrschaft des christlichen Gottes auf der Erde. Sie wird maßgeblich von Augustinus (354-430) geprägt, der in seinem Werk (lat.) De civitate Dei (Über den Gottesstaat, 413-426) einen Gegensatz von (lat.) civitas (F.) Dei (Staat Gottes) und (lat.) civitas (F.) terrena (irdischer Staat) bildet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 82; Loewenich, W. v., Augustin, 1965
Gottesurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen – um 1027 - ab Anfang 14. Jahrhundert [GörlitzLehnR. 109] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Urteil (eines?) Gottes in einer umstrittenen menschlichen Angelegenheit. In dem mittelalterlichen, wohl insofern von der christlichen Kirche beeinflussten Recht ist das Gottesurteil die bei Fehlen anderer Beweismittel mögliche Entscheidung über die Schuld oder die Unschuld eines Beschuldigten durch ein nach allgemeiner Wahrscheinlichkeit nicht zu erwartendes und deshalb auf (das Eingreifen des christlichen) →Gott(es) zurückgeführtes äußeres Zeichen (beispielsweise [an der Haut folgenloses] Tragen eines glühenden Eisens, [an der Haut folgenloses] Schreiten über glühende Pflugscharen, [an der Haut folgenloses] Eintauchen des Armes in siedendes Wasser, [folgenloses] Treten vor die Leichenbahre eines Toten u. s. w.). In den fränkischen Gerichtsurkunden des Frühmittelalters findet es sich (nur) in 0,3 Prozent aller beurkundeten Fälle, in späteren Zeiten eher noch seltener. Streitig ist, ob Zweikampf und Los Gottesurteile sind. Die Stellung der Kirche zu dem Gottesurteil ist lange Zeit uneinheitlich. 1215/1219/1222 wendet sie sich deutlicher gegen das Gottesurteil, das Kaiser Friedrich II. 1231 für Sizilien als vernunftwidrig verbietet. Dennoch erhält sich das Gottesurteil bis in das 17. Jahrhundert (beispielsweise Bahrprobe in München bis in das 16. Jahrhundert), bis es vielleicht durch die Verwendung der Folter zu der Erzielung eines Geständnisses, die Aufnahme des römischen Rechtes oder die möglicherweise zunehmende Vernünftigkeit des Menschen verschwindet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 86; Karasconyi, J. u. a., Registrum Varadinense examinum ferri candentis, 1903; Pappenheim, M., Über die Anfänge des germanischen Gottesurteils, ZRG GA 48 (1928), 136; Schwerin, C. Frhr. v., Rituale für Gottesurteile, 1933 (SB Heidelberg); De ordaliis, collegit Browe, P., 1932/1933; Schwerin, C. Frhr. v., Das Gottesurteil des Poppo, ZRG GA 58 (1938), 69; Erler, A., Der Ursprung der Gottesurteile, (in) Paideuma 2, 1941, 44; Nottarp, H., Gottesurteile, 1949; Thoma, H., Ein Gottesgericht an Tieren, ZRG GA 70 (1953), 325; Nottarp, H., Gottesurteilsstudien, 1956; Hexter, R., Equivocal Oaths and Ordeals, 1975; Bürge, A., Realität und Rationalität der Feuerprobe, ZRG GA 100 (1983) 257; Bartlett, R., Trial by fire and water, 1986, Neudruck 1999; Köbler, G., Welchen Gottes Urteil ist das Gottesurteil des Mittelalters?, (in) FS W. Trusen, hg. v. Brieskorn, N., 1994, 89; Schmoeckel, M., Ein sonderbares Wunderwerck Gottes – Bemerkungen zum langsamen Rückgang der Ordale nach 1215, (in) Ius Commune 26 (1999), 123ff.; Nehlsen-von Stryk, K., Reinigungseid und Geständniszwang (in) Grundlagen des Rechts, hg. v. Helmholtz, R. u. a., 2000, 621; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Dinzelbacher, P., Das fremde Mittelalter –Gottesurteil und Tierprozess, 2006; Schmoeckel, M., Die Überzeugungskraft der Ordale in merowingischer Zeit (in) Von den leges barbarorum, 2008, 198ff.; Auer, A., Iudicium Dei – Vorstellungen von Gottesurteilen im Mittelalter, 2017
Gottfried von Straßburg (um 1210) ist der Verfasser des unvollendeten Versromans von Tristan und Isolde mit guten Kenntnisses des Rechtes seiner Zeit. S. Google
Lit.: Huber, C., Gottfrieds Tristan, 2. A. 2001; Wolg, J., Buch und Text, 2008
Göttingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Leine (953 Gutingi nahe der Pfalz Grone) wird um 1200 Stadt und in dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg (1235) bzw. Hannover (1736/)1737 unter Kurfürst Georg August (König Georg II. von England) Sitz einer nach dem Vorbild Halles aufgeklärten, in dem 18. Jahrhundert in Deutschland führenden Universität (1751 Societät der Wissenschaften, Göttingische gelehrte Anzeigen, →Pütter, →Hugo), von deren 172000 Studenten der ersten 225 Jahre rund 70000 Rechtswissenschaft studieren. An dem 18. 11. 1837 protestieren (nach dem Ende der Personalunion Hannovers mit Großbritannien) sieben (von insgesamt 32 bzw. 48) Göttinger Professoren (Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Friedrich Christoph Dahlmann, Georg Gottfried Gervinus, Wilhelm Eduard Albrecht [Jurist], Wilhelm Eduard Weber, Heinrich Ewald) gegen die an dem 1. 1. 1837 erfolgte Aufhebung der an dem 26. 9. 1833 von König Wilhelm IV. von England gewährten Verfassung seitens des Nachfolgers Ernst August von Hannover, an die sich selbst weiter gebunden fühlen, und verlieren in uneindeutiger Rechtslage ohne Anhörung dadurch an dem 14. 12. 1837 ihr Amt und ihr Gehalt. Nach dem Ende des Vorlesungsbetriebs an dem 28. 2. 1945 eröffnet Göttingen an dem 17. 9. 1945 als erste deutsche Universität nach dem Zweiten Weltkrieg wieder den Lehrbetrieb (mit Rudolf Smend, Hermann Mirbt, Gerhard Leibholz, Wilhelm Grewe, Hans Welzel, Paul Bockelmann, Julius von Gierke, Ludwig Raiser und Lothar Schultz, unter Entlassung Ebels, Erlers und Siegerts). In die juristische Fakultät kommen nacheinander vor allem Professoren aus Leipzig und Straßburg (beispielsweise Schaffstein, Huber, Michaelis, Weber, Wieacker). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 136, 170; Pütter, J., Versuch einer academischen Gelehrtengeschichte von der Georg-August-Universität in Göttingen, Bd. 1ff. 1765ff., Neudruck 2005; Dahlmann, F., Gutachten, 1839; Grimm, J., Über meine Entlassung, 1838, Neudruck 1985; Cornberg, H. v., Beiträge vornehmlich zum Privatrecht der Stadt Göttingen, 1910; Arnim, M., Corpus academicum Gottingense 1737-1928, 1930; Kück, H., Die Göttinger Sieben, 1934, Neudruck 1987; Selle, G. v., Die Georg-August-Universität zu Göttingen, 1937; Smend, R., Die Göttinger Sieben, 1951; Klugkist, E., Die Göttinger Juristenfakultät als Spruchkollegium, 1952; Gundelach, E., Die Verfassung der Göttinger Universität, 1955; Ebel, W., Zur Geschichte der Juristenfakultät und des Rechtsstudiums an der Universität Göttingen, 1961; Catalogus professorum Gottingensium 1734-1962, hg. v. Ebel, W., 1962; Die Privilegien und ältesten Statuten der Georg-August-Universität zu Göttingen, hg. v. Ebel, W., 1961; Mohnhaupt, H., Die Göttinger Ratsverfassung vom 16. bis 19. Jahrhundert, 1965; Wittram, G., Die Gerichtsverfassung der Stadt Göttingen, 1966; Tütken, H., Geschichte des Dorfes und Patrimonialgerichtes Geismar, 1967; Eysel, H., Die Steuerverfassung Göttingens, Diss. jur. Göttingen 1968; Ebel, W., Memorabilia Gottingensia, 1969; Kallmann, R., Das bürgerliche Recht, 1972; Boockmann, A., Urfehde und ewige Gefangenschaft, 1980; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987; Göttingen, hg. v. Denecke, D., 1987ff.; Die Universität Göttingen unter dem Nationalsozialismus, hg. v. Becker, H. u. a., 1987, 2. A. 1998; Dilcher, G., Der Protest der Göttinger Sieben, 1988; Zur geistigen Situation der Zeit der Göttinger Universitätsgründung 1737, hg. v. Stackelberg, J. v., 1988; 250 Jahre Georgia Augusta, 1988; Neitzert, D., Die Stadt Göttingen führt eine Fehde, 1992; Die Geschichte der Verfassung und der Fachbereiche der Georg-August-Universität, hg. v. Schlotter, H., 1994 (Aufsätze); Steenweg, H., Göttingen um 1400, 1994; See, K. v., Die Göttinger Sieben, 1997, 3. A. 2000; Boockmann, H., Göttingen, 1997; Jeske, R., Bürgertum in der Universitätsstadt Göttingen, 1999; Szabó, A., Vertreibung, Rückkehr, Wiedergutmachung, 2000; Göttinger Gelehrte, hg. v. Arndt, K. u. a., 2001; Göttingen, hg. v. Böhme, E. u. a., Bd. 2 2002; Streidl, P., Naturrecht, 2003; Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen, 2004; Saage-Maaß, M., Die Göttinger Sieben, 2007; Über die Pflicht zum Ungehorsam gegenüber dem Staat, hg. v. Albach, H., 2007; Kontinuitäten und Zäsuren, hg. v. Schumann, E., 2008; Butt, A., Die Stadt Göttingen und ihre Rechte im ländlichen Raum, 2012; Die Geschichte der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Bd. 1 hg. v. Starck, C. u. a., 2013; Wendepunkte der Rechtswissenschaft, hg. v. Heun, W. u. a., 2014; Kroppenberg, I./Linder, N., … als große Unruhen in Göttingen wegen der Gensd’armen Statt fanden, ZRG GA 136 (2019), 164; Schwab, S., Die Wiederaufnahme des akademischen Betriebs an der Göttinger juristischen Fakultät nach 1945 bis ca. 1949, ZRG GA 137 (2020), 469
göttlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1275 [ProsaKaiserchr. 217, Z. 31] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Gott betreffend, von Gott kommend
Göttliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., göttlich ab nach 1275) ist das auf Gott als Schöpfer zurückgeführte Recht. Göttliches Recht nehmen nach römischen und stoischen Vorläufern die lateinischen Kirchenväter (beispielsweise →Augustinus 354-430) an. Über →Isidor von Sevilla findet die Vorstellung Eingang in das →Decretum Gratians (um 1140). Eine eindeutige und klare Abgrenzung zu dem Naturrecht gelingt nicht. S. Google
Lit.: Wolf, U., Ius divinum, 1970; Ratzinger, J./Maier, H., Demokratie in der Kirche, 2001; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003
Goudelin →Gudelinus
Grab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen – ab 1382 [Ficker, Erbf. II 116] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der Ort der Beerdigung eines toten Menschen. Vermutlich wird der Tote anfangs nur von den Überlebenden schlicht zurückgelassen. Danach entwickeln sich Sitten für den Umgang mit Toten (beispielsweise Hügelgrab, Brandgrab, Körpergrab, Pyramide, Mausoleum, Katakombe u. s. w.). In dem römischen Zwölftafelgesetz (451/450 v. Chr. sind Beerdigungen und Verbrennungen in Rom verboten. Auf dieser Grundlage entwickeln sich mit zunehmender Verdichtung immer mehr Rechtssätze bezüglich des Grabes (u. a. Friedhofszwang mit Friedhofsordnung). S. Google
Lit.: Paret, O., Die frühschwäbischen Gräberfelder von Groß-Stuttgart, 1937; Sterben und Totenbestattung, hg. v. Cox, H. u. a., 2002; Schrumpf, S., Bestattung und Bestattungswesen im römischen Reich, Diss. Bonn 2006
Grabraub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Ausplünderung mindestens eines Grabes, wie sie sachlich bereits aus dem Ägypten der Antike bekannt ist, s. Google
Grad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1340 [Nikol. v. Jeroschin V. 17975] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der Schritt oder die Stufe. Akademischer Grad ist die wissenschaftliche Qualifizierung auf Grund einer Prüfung. Der akademische Grad geht auf Bezeichnungen in der römischen Verwaltung zurück (beispielsweise lat. [M.) magister equitum, Heermeister, doctor gladiatorum, Fechtlehrer, seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. magister auch Ehrenbezeichnung für christliche Große). Missstände in dem hochmittelalterlichen Lehrbetrieb des 13. Jahrhunderts bewirken Regelungen (beispielsweise Paris 1215 Bedingungen für den [lat.] magister [M.) artium und magister theologiae, 1233 Lehrerlaubnis für jeden in Toulouse geprüften [lat.] magister). Als Grade entwickeln sich (lat. [M.]) baccalaureus, licentiatus, magister und doctor, wobei in dem Heiligen römischen Reich das Bakkalaureat seit dem 16. Jahrhundert schwindet und mit der Wandlung der artistischen Fakultät zu der philosophischen Fakultät der (lat. [M.]) magister artium (Meister der Künste) zu dem doctor philosophiae (Lehrer der Philosophie) wird. 1402 wird in dem Heiligen römischen Reich erstmals für Juristen der Grad doctor iuris utriusque (Lehrer beider Rechte, d. h. geistliches Recht und weltliches Recht) verliehen. Mit dem Grad werden sonstige Vorteile verbunden (teilweise Adelsgleichheit). Wegen der Vielzahl der meist mit schriftlichen Arbeiten verbundenen Promotionen zu dem Doktor wird seit dem 18. Jahrhundert zunehmend die Lehrerlaubnis (lat. venia [F.] legendi des Universitätslehrers) mit der Habilitation in einem Einzelfach oder mehreren Einzelfächern verknüpft, zumal teilweise in Abwesenheit zu dem Doktor promoviert (Jena 1841 Karl Marx, erst ab etwa 1882 allmählich abgeschafft) oder der Grad auch durch eine bloße mündliche Prüfung erworben werden kann (Heidelberg bis 1908, Österreich drei Rigorosen als bloße mündliche Prüfungen bis um 1990). Seit etwa 1820 erscheint der ehrenhalber erteilte Grad (Dr. h. c., Ehrendoktor). 1899 erhalten in dem (zweiten) Deutschen Reich auch die neuen technischen Hochschulen das Recht zu der Verleihung von Graden. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts werden in der Europäischen Union die akademischen Grade zunehmend vereinheitlicht (Bologna-Modell mit dreijährigem Bachelor-Studium, anschließend möglichem zweijährigem Magisterstudium und anschließend möglichem Doktoratsstudium), während die Habilitation in Deutschland rechtlich (aber noch nicht tatsächlich) als Voraussetzung der Professur aufgegeben ist. S. Google
Lit.: Philippi, A., Über die Reform der Doctorpromotion, 1876; Oberbreyer, M., Die Reform der Doktorpromotion, 3. A. 1878; Wretschko, A. v., Die akademischen Grade, 1910; Roß, G., Das Aufkommen der juristischen Ehrenpromotion, Diss. jur. Erlangen-Nürnberg 1967; Bleek, W., Von der Kameralausbildung zum Juristenprivileg, 1972; Prahl, H., Gesellschaftliche Funktionen von akademischen Abschlussprüfungen und Graden, 1974; Zimmerling, W., Akademische Grade und Titel, 1990, 2. A. 1995; Mierau, J., Die juristischen Abschluss- und Diplomprüfungen in der SBZ/DDR, 2001; Wollgast, S., Zur Geschichte des Promotionswesens in Deutschland, 2001
graduieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und – ausgenommen graduiert – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), s. Google
Graecus, lat., Adj., griechisch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. γραικός (graikós), Adj., griechisch; vgl. gr. γραικός (graikós), M., Grieche (Name der Römer für alle Griechen), Name der Umwohner von Dodona; von dem epirotischen Volksnamen Γρᾶες (Graes), weitere Herkunft unbekannt; beispielsweise Graeca non leguntur (Griechisches bzw. griechische Stücke - etwa in den Novellen Justinians - werden in dem lateinischen Westen bis zu dem Humanismus des 16. Jahrhunderts nicht gelesen, bzw. nicht beachtet).
Lit.: Barta, H., Graeca non leguntur?, Bd. 1ff. 2010ff.
Graecus, lat., M., Grieche, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Γραικός (graikós), M., Grieche (Name der Römer für alle Griechen), Name der Umwohner von Dodona; von dem epirotischen Volksnamen Γρᾶες (Graes); weitere Herkunft unbekannt
Graf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 479 [MGDiplImp. I 113 grafionibus, 1. Hälfte 7. Jahrhundert Handschrift 9. Jahrhundert LRib. Tit 55 Handschrift B] und dem Altenglischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in der weiteren Herkunft wohl unklar, M.). Lat. [M.] comes ist in dem Frankenreich in dem Frühmittelalter der ursprünglich königliche Amtsträger. Der Titel (lat. [M.]) comes (Gefährte, Begleiter) findet sich in dem römischen Altertum seit Kaiser Diokletian (284-313/316) für hohe Höflinge und danach für örtliche Amtsträger (u. a. auch [lat.] comes civitatis beispielsweise in Trier, Autun und Marseille zwischen 460 und 470). Fast die Hälfte der bekannten (lat.) comites des 6. Jahrhunderts trägt einen romanischen Namen. Der frühmittelalterliche fränkische comes soll den Frieden wahren, Übeltäter verfolgen und Schutzbedürftige sichern. Daneben kennt die fränkische (lat. [F.]) Lex Salica einen vielleicht zu got. gagrefts, Befehl, zu stellenden afrk. grafio, der auf Verlangen eines Rechtsuchenden Sachen wegnehmen oder unerwünschte Siedler vertreiben soll und der möglicherweise ein örtlicher königlicher Befehlshaber ist. Spätestens in der Mitte des 8. Jahrhunderts verschmilzt dieser grafio anscheinend mit lat. comes, dessen Aufgaben in karolingischer Zeit in der Erhaltung des Königsguts, der Aufbietung der Heerfolgepflichtigen, der Erhebung von Zöllen, der Einziehung von verfallenem Gut und der Leitung des Rechtsstreits um Freiheit und Grund bestehen. Nach Bachrach behalten die karolingischen und ottonischen Herrscher die wesentliche Kontrolle über die den Grafen zugewiesenen Einkünfte und können sie bei Bedarf anders verwerten und neu zuteilen. Zwar ist der Graf grundsätzlich absetzbar, doch wird seine Stellung in vornehmen Familien bald tatsächlich erblich. Die richterlichen Aufgaben treten in den Vordergrund. Seit dem 11. Jahrhundert gerät die gräfliche Gewalt unter den Einfluss nichtköniglicher Mächte. Der Grafentitel wird zu einer Standesbezeichnung. Ein Teil der Grafen wird mittelbarer landsässiger Adel, die reichsständischen Grafen treten in dem Reichsfürstenrat zusammen (schwäbische, wetterauische [1524], fränkische [1640] und westfälisch-niedersächsische [1653/1654] Grafenkurie). Das Gericht des Grafen wird vielfach Landgericht. In der Reichsmatrikel von 1521 finden sich 143 Grafen und Herren, von denen an dem Ende des 18. Jahrhunderts (infolge von Erhebungen in den Fürstenstand, Mittelbarmachungen und Aussterbens) nur zwei Drittel noch verzeichnet sind. Mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) verliert auch der reichsunmittelbare Graf seine selbständige Bedeutung. Graf wird zu einem (verliehenen oder verleihbaren) höheren Adelstitel. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 84, 86; Köbler, WAS; Ficker, F., Vom Reichsfürstenstand, Bd. 1 1861, 72, 95; Fehr, H., Fürst und Graf im Sachsenspiegel, 1906; Hausgeschichte und Diplomatarium des Reichs-Semperfreien und Grafen Schaffgotsch, hg. v. Kaufmann, J., 2, 2, 1925; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, 1941, Neudruck 1964; Krüger, S., Studien zur sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, 1950; Guttenberg, E. v., Iudex hoc est comes aut grafio, (in) FS E. Stengel 1952, 93; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Schöllkopf, R., Die sächsischen Grafen, 1957; Mitterauer, M., Die Grafenfamilien der bayrischen Marken in der Karolingerzeit, Diss. phil. Wien 1960 (masch.schr.); Bosl, K., Franken um 800, 2. A. 1980; Forwick, F., Die staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963; Schulze, H., Grundprobleme der Grafschaftsverfassung, (in) Z. f. württemberg. LG. 44 (1985), 265; Borgolte, M., Die Grafen Alemanniens, 1986; Zotz, T., Grafschaftsverfassung und Personengeschichte, (in) ZGO 136 (1988), 1; Schmidt, G., Der Wetterauer Grafenverein, 1989; Hechberger, W., Adel im fränkisch-deutschen Reich, 2005; Grafen und Herren in Südwestdeutschland, hg. v. Andermann, K. u. a., 2006; Deutinger, R., Königsherrschaft im ostfränkischen Reich, 2006; Bachrach, D., The Benefices of Counts and the Fate of the Comital Office in Carolingian East Francia and Ottonian Germany, ZRG GA 136 (2019)
Grafenbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1267 [HannovUB. 34] in 3 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem König in dem Frühmittelalter dem →Grafen verliehene →Bann von 15 Schillingen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1
grafio, graphio, germ.-lat., M., Graf, PLSal (507-511 n. Chr.?), s. latein_a_z.docx, s. germ. *grefōn, *grefan, *grefjōn?, *grefjan?, sw. M. (n), Verwalter, Führer →Graf
Grafschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - nach dem Altenglischen – ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 356, IV 247] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Amtsbezirk des →Grafen (lat. comes, →lat. comitatus). In Gegensatz zu älteren Forschungen werden trotz etwa der erheblichen Anstrengungen von Herrschern wie Pippin des Jüngeren oder Ludwig des Frommen in der Gegenwart die Vorstellung einer Deckungsgleichheit von Gauangaben der Quellen und jeweils gegebenen Bezirken von Grafen und die Vorstellung eines lückenlosen Systems von Grafschaften für das Frühmittelalter abgelehnt (Amtsgrafschaften neben auf verstreuten Königsgut gegründeten Streugrafschaften). Zu einer stärkeren Geschlossenheit von Amtsbezirken scheint es mit der Festigung der Landesherrschaft in dem Hochmittelalter zu kommen. S. Google
Lit.: Köbler, WAS; Hömberg, A., Grafschaft, 1949; Krüger, S., Studien zur sächsischen Grafschaftsverfassung im 9. Jahrhundert, 1950; Metz, W., Studien zur Grafschaftsverfassung Althessens, ZRG GA 71 (1954), 167; Schulze, H., Die Grafschaftsverfassung der Karolingerzeit in den Gebieten östlich des Rheins, 1973; Borgolte, M., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, 1984; Schulze, H., Grundprobleme der Grafschaftsverfassung, (in) Z. f. württemberg. LG. 44 (1985), 265; Hoffmann, H., Grafschaften in Bischofshand, (in) DA 46 (1990), 375; Holzfurtner, L., Die Grafschaft der Andechser, 1994; Puhl, R., Die Gaue und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum, 1999
Gragas (Graugans Wort in anderer Bedeutung in Grimm Deutsches Wörterbuch 1 – nicht in EDEL - , aber nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, jedoch in abweichender Bedeutung in Google, F.) ist die auf einem Irrtum beruhende, 1548 nachweisbare, seit dem 17. Jahrhundert übliche Bezeichnung für das aus Gesetzen, Gutachten, privaten Aufzeichnungen und Formelsammlungen zusammengesetzte, nach älteren Aufzeichnungen (beispielsweise Christenrecht zwischen 1122 und 1133) zwischen 1258 und 1271 bzw. um 1250 aufgezeichnete und vor allem durch das später in der königlichen Bibliothek in Kopenhagen verwahrte Königsbuch (Konungsbok, [lat.] Codex [M.] regius) und das (nach Hans Henning Hoff ursprünglichere) in dem 16. Jahrhundert auf einem Hof in Westisland entdeckte Stadarholsbuch (Stadarholsbok, [lat.] Codex [M.] Arnamagnaeanus) der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts (bzw. um 1270) (insgesamt durch 130 Handschriften, Fragmente und Abschriften) überlieferte, altisländische Recht ([930 bzw. 1030-1264] Christenrecht, Strafrecht, Eherecht, Erbrecht, Grundgüterrecht und Vertragsrecht). Nach Hans Henning Hoff lassen sich vor allem methodische, aber auch inhaltliche Einflüsse des römischen (bzw. oströmischen) Rechtes feststellen. Die Geltung der Gragas auf Island wird nach der Unterwerfung →Islands unter Norwegen (1262/1264) 1271/1281 durch das Gesetzbuch König Magnus Hakonarsons (→Jarnsida, →Jonsbok) aufgehoben. S. Google
Lit.: Gragas Konungsbok, hg. v. Finsen, V., 1852, Neudruck 1974; Gragas Stadarholsbok, hg. v. Finsen, V., 1879, Neudruck 1974; Gragas Skalholsbok, hg. v. Finsen, F, 1883, Neudruck 1974; Bechert, R., Eine dunkle Stelle der Graugans, ZRG GA 48 (1928), 442; Isländisches Recht. Die Graugans, hg. v. Heusler, A., 1937; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 120; Foote, P., Some Lines in Logréttutháttr, (in) FS P. Foote, 1984, 155; Byock, J., Medieval Iceland Society, sagas and power, 1988; Beck, H., Wortschatz der altisländischen Grágás, 1993 (Konungsbok); Hoff, H., Hafliði Másson und die Einflüsse des römischen Rechts in der Grágás, 2012 (Aufnahme römischen Rechts in Island wohl eher an dem Ende des 12. und Beginn des 13. Jahrhunderts)
Granada an der Sierra Nevada in Spanien geht auf eine keltische Gründung zurück. In dem Mittelalter ist es Mittelpunkt eines maurischen Königreichs (1030-1050, 1238-1492). 1526/1531 erhält es eine Universität. S. Google
Lit.: Ladero Quesada, M., Granada, 1988
Grande ordonnance de réformation du royaume (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Große Ordnung über die Reformation des Königreichs) ist das französische Gesetz von 1302, durch das der König den Schutz der Kirche auch in den Gebieten der Landesherren (Herzöge, Grafen, Barone) übernimmt.
Grangie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie Wort 12. Jahrhundert aufgenommen, Scheune, zu lat. [granum] Korn, F.) ist der hochmittelalterliche klösterliche Wirtschaftshof vor allem der Zisterzienser (mit einer Größe von bis zu 400 Hektar), deren Ideale sich allerdings nicht dauerhaft durchhalten lassen.
Lit.: Wiswe, H., Grangien niedersächsischer Zisterzienserklöster, (in) Braunschweig. Jb. 34 (1953), 5; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957, 175f.; Villa, curtis, grangia, hg. v. Janssen, W. u. a., 1983; Lohrmann, D., Kirchengut im nördlichen Frankreich, 1983; Schneider, R., Vom Klosterhaushalt zum Stadt- und Staatshaushalt, 1994; Kuczera, A., Grangie und Grundherrschaft, 2003; Untermann, M., Ausgrabungen und Bauuntersuchungen in Klöstern, 2003
Grass, Nikolaus (Volderwald bei Ampass bei Innsbruck 28. 7. 1913-Innsbruck 5. 10. 1999) ist der nach dem Studium in Innsbruck in Geschichte, Recht und Wirtschaft promovierte, 1946 für Geschichte habilitierte, 1948 in die rechtswissenschaftliche Fakultät übergetretene, 1949 zu einem außerordentlichen und 1959 zu einem ordentlichen Professor ernannte, 1983 emeritierte Rechtshistoriker, der eine eigene Schule Tiroler Rechtsgeschichte der Alpwirtschaft gründet. S. Google
Lit.: Carlen, L., Nachruf, ZRG GA 118 (2001), 896; Oberkofler, G., Einige wissenschaftshistorische Miniaturen aus Briefen und seine Korrespondenz mit dem Prager Juden Guido Kisch, 2008
Gratian (Carraria um 1100-Bologna? nach 1143 [um 1145 oder um 1150?]), (Mönch und) Magister der Theologie in Bologna (sowie vielleicht später Bischof von Chiusi?), verfasst zwischen 1125 und 1140 das Rechtsbuch →concordia discordantium canonum, Übereinstimmung widersprüchlicher Regeln (→Decretum Gratiani). Er begründet mit diesem in der endgültigen Fassung 3945 Kapitel ([lat.] capitula) kirchenrechtlicher Quellen in einer schwer verständlichen Systematik zusammenfassenden, die Widersprüche kommentierend aufzulösen versuchendenden Werk die kirchenrechtliche Wissenschaft. Als erster Teil des um 1500 nichtamtlich, 1582 amtlich so genannten (lat. [N.]) Corpus iuris canonici (Körper des kanonischen Rechtes) bleibt es bis 1918 in Geltung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 102, 105; Plöchl, W., Das Eherecht des Magisters Gratianus, 1935; Kuttner, S., Graziano, 1953, 20; Weigand, R., Die Naturrechtslehre der Legisten und Dekretisten, 1967, 132; Kuttner, S., Research on Gratian, (in) Seventh International Congress of medieval Canon Law, 1984; Weigand, R., Das kirchliche Wahlrecht im Dekret Gratians, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. 1997, 1331; Winroth, A., The Making of Gratian’s Decretum, 2000; Winroth, A., Recent Work on the Making of Gratian‘s Decretum, (in) BMCL 26 (2004-2006), 1ff.; Larson, A., An Abbreviatio of the First Recension of Gratian’s Decretum in Munich?, (in) BMCL 29 (2011/2012) 51 (Clm 22272 f. 117r-122r); Eichbauer, M., From the First to the Second Recension – The Progressive Evolution of the Decretum, (in) BMCL 29 (2011/2012) 119
Graubünden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der aus antihabsburgischen Bündnissen (1367 Gotteshausbund, 1395 Oberer oder Grauer Bund) entstandene, seit 1497ff. zu der →Eidgenossenschaft in Beziehung tretende und dann Mitglied werdende Kanton (1803/1815) der →Schweiz. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Jecklin, F., Materialien zur Standes- und Landesgeschichte gemeiner III Bünde, Teil 1f. 1907ff.; Caliezi, B., Der Übergang der Herrschaft Räzüns an den Kanton Graubünden, 1920; Pieth, F., Die Umbildung des Freistaates der drei Bünde in den Kanton Graubünden, Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 57 (1928); Liver, P., Vom Feudalismus zur Demokratie, Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 1930; Lalive-Acatos, K., Das gesetzliche Erbrecht Graubündens, 1931; Gillardon, P., Geschichte des Zehngerichtenbundes, 1936; Zur Fünfjahrhundertfeier des Zehngerichtenbundes, 1936; Müller, I., Die Entstehung des grauen Bundes 1367-1424, (in) Zs. f. schweiz. Gesch. 21 (1941), 137; Maron, C., Das Zivilgericht nach den bündnerischen Statutarrechten, 1942; Bündner Urkundenbuch, Bd. 1ff. bearb. v. Meyer-Marthaler, E. u. a., 1947ff.; Die lex Romana Curiensis, hg. v. Meyer-Marthaler, E., 1959; Staatsarchiv Graubünden, Einbürgerungen 1801-1960, hg. v. Jenny, R., 1965; Padrutt, C., Staat und Krieg im alten Bünden, 1965; Caroni. P., Einflüsse des deutschen Rechtes Graubündens südlich der Alpen, 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,451; Der Gotteshausbund, hg. v. Schorta, A., Bd. 1f. 1980f.; Bundi, M., Zur Besiedlungs- und Wirtschaftsgeschichte Graubündens, 1982; Geschichte und Kultur Churrätiens, 1986; Cavigelli, M., Entstehung und Bedeutung des Bündner Zivilgesetzbuches von 1861, 1994; Rathgeb, C., Die Verfassungsentwicklung Graubündens im 19. Jahrhundert, 2003; Der Zehngerichtenbund, bearb. v. Meyer-Marthaler, E., 2008; Liniger, S., Gesellschaft in der Zersteuung, 2017
gravamen, gravāmen, lat., N., Beschwerlichkeit, drückende Last, s. latein_a_z.docx, s. gravāmentum, Cassiod. (um 485-um 580 n. Chr.), s. gravāre, gravis (lat. [N.]) Last, Beschwerde (in Gegensatz zu Vorteil, Gewinn)
gravare, gravāre, graviāre, lat., V., schwer machen, beschweren, belasten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gravis
Gravina, Gian Vincenzo (1664-1718), nach dem Studium in Scaela (Caloprese) und Neapel (Biscardi) seit 1689 in Rom, wird Professor zunächst für Zivilrecht und 1703 für kirchliches Recht. Sein Hauptwerk sind die 1701 veröffentlichten (lat.) Origines (F.Pl.) iuris civilis (Ursprünge des weltlichen Rechtes). S. Google
Lit.: Ghisalberti, C., Gian Vincenzo Gravina, 1962
gravis, lat., Adj., schwer, wuchtig, fett, gewichtig, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *gᵘ̯er- (2), *gᵘ̯erə-, *gᵘ̯erəu-, Adj., schwer
Graz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über slaw. gradec, N., Bürglein, kleine Burg in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Mur wird 1164 als Markt neben einer Burg genannt (Bestätigung der Freiheiten 27. 2. 1281 durch Rudolf von Habsburg). Seit 1379 ist es Residenz. (1584/)1586 erhält es zu dem Zweck der Gegenreformation eine (Jesuiten-)Universität, neben der und an der auch juristischer Unterricht stattfindet. 1778 wird nach Aufhebung des Jesuitenordens eine juristische Fakultät eingerichtet. Ein so genanntes Grazer Rechtsbuch in einer Handschrift des späteren 12. Jahrhunderts stammt aus Kloster Neuberg in dem Mürztal und enthält bearbeitete Auszüge aus Justinians Kompilationen von 527/528 bis 533/534. S. Google
Lit.: Popelka, F., Geschichte der Stadt Graz, 1928; Popelka, F., Die Bürgerschaft der Stadt Graz, 1941; Die Handschriften der Universitätsbibliothek Graz, bearb. v. Kern, A., 1942; Ebert, K., Die Grazer Juristenfakultät im Vormärz, 1969; Ebert, K., Die Pflege der Rechtsgeschichte an der Universität Graz, ZRG GA 87 (1970), 239; Wesener, G., Römisches Recht und Naturrecht, 1978; 850 Jahre Graz, hg. v. Steinböck, W., 1978; Reformen des Rechts. Festschrift zur 200-Jahr-Feier der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz, hg. v. Sutter, N., 1979; Gebhardt, H., Die Grazer Polizei 1786-1850, 1992; Wesener, G., Österreichisches Privatrecht an der Universität Graz, 2002; Geschichte der Stadt Graz, hg. v. Brunner, W., 2003; Professoren erinnern sich, hg. v. Wünsch, H., 2008; Rechts-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften aus Graz, hg. v. Acham, K., 2010; Hammer-Luza, E., Im Arrest – Zucht-, Arbeits- und Strafhäuser in Graz (1700-1850), 2019; Kernbauer, A. u. a., Frauen in den Rechts- und Staatswissenschaften der Universität Graz, 2019
Gregor VII. („Hildebrand“ von Soana, Sovana/Toskana um 1020/1025-Salerno (Exil) 25. 5. 1085) wird um 1045 vielleicht (lat.) cappellanus (Kaplan) Papst Gregors VI., nach Rückkehr aus einem Exil (in Köln) Kardinalsubdiakon, 1058/1059 Archidiakon und an dem 22. 4. 1073 mit etwa 50 Jahren durch Akklamation Papst. In dem Investiturstreit (ab 1073) bekämpft er den weltlichen Einfluss auf die Besetzung kirchlicher Ämter. Unter ihm erhalten kirchliche Rechtstexte größere Bedeutung. S. Google
Lit.: Berman, H., Recht und Revolution, 1991; Cowdrey, H., Pope Gregory VII., 1998; Blumenthal, U., Gregor VII., 2001; Schieffer, R., Papst Gregor VII., 2010
Gregorius ist der nicht wirklich genauer bekannte Verfasser des (lat. [M.]) →Codex Gregorianus. S. Google
Gregor von Tours (Clermont 30. 11. 538/539-Tours 17. 11. 594), aus gallorömischer adeliger Bildungsschicht, seit 573 bzw. 576 Bischof von Tours, überliefert in seinen zehn Büchern Geschichte (lat. Decem libri [M.Pl.] historiarum) glaubhaft, aber auslegungsbedürftig wichtige Gegebenheiten der frühmerowingischen Frankenzeit. S. Google
Lit.: Gregorii episcopi Turonensis historiarum libri X, hg. v. Krusch, B., 1884, 2. A. 1937ff.; Ringel, W., Das Strafrecht des Gregor von Tours, Diss. jur. Leipzig 1912; Weidemann, M., Kulturgeschichte der Merowingerzeit, 1982; Goffart, W., The Narrators of Barbarian History, 1988; Heinzelmann, M., Gregor von Tours, 1994; Scheibelreiter, G., Die barbarische Gesellschaft - Mentalitätsgeschichte der europäischen Achsenzeit, 1999; The World of Gregory of Tours, hg. v. Mitchell, K. u. a., 2002; A Companion to Gregory of Tours, hg. v. Murray, A., 2015 (hilfreich, aber nicht vollständig befriedigend)
Greife (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (Greif) und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines vor 1124 christianisierten Herzogsgeschlechts der Pomoranen (Pommern), das seit 1215 einen Greifen in dem Wappen führt und 1631 ausstirbt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wehrmann, M., Genealogie des pommerschen Herzogshauses, 1937
Greifswald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) nahe der Ostsee an dem Fluss Ryck (um 1241 Marktsiedlung des Klosters Eldena, 1248 oppidum Gripheswald) mit →lübischem Stadtrecht (1250) erhält 1456 eine Universität (1456-1524 3317 Immatrikulationen, Matrikel von 1456 bis 1700 von Ernst Friedländer 1893f. veröffentlicht, Spruchfakultät 1561-1891, 1631-1815 unter der Herrschaft Schwedens, Professoren wirken auch an dem Konsistorium, an dem Hofgericht und an dem Oberappellationsgericht), die 1945 von der Sowjetunion in ihrer Besatzungszone geschlossen, in dem Februar 1946 aber in Teilen und 1991 in dem Bundesland Mecklenburg-Vorpommern der Bundesrepublik Deutschland auch in der Rechtswissenschaft wieder eröffnet wird. S. Googgle
Lit.: Molitor, E., Die Greifswalder Juristenfakultät, (in) FS zur 500-Jahrfeier der Universität Greifswald, Bd. 2 1956; Seth, I., Die Universität Greifswald und ihre Stellung in der schwedischen Kulturpolitik 1637-1815, 1956; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; Feltkamp, K./Biederstedt, R., Greifswald, 1983; Vorholz, I., Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät, 2000; Das älteste Greifswalder Stadtbuch (1291-1332), bearb. v. Poeck, D., 2000; Matthiesen, H., Greifswald in Vorpommern, 2000; Link, A., Auf dem Weg zur Landesuniversität, 2000; Greifswald, hg. v. Wernicke, H., 2000; Fietz, J., Nordische Studenten an der Universität Greifswald, 2004; Die Matrikel der Universität Greifswald, hg. v. Schmidt, R. u. a., Teil 1ff. 2004ff.; Die Universität Greifswald und die deutsche Hochschullandschaft im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Buchholz, W., 2004; Justitia in Pommern, hg. v. Alvermann, D. u. a., 2004; Universität und Gesellschaft, hg. v. Alvermann, D. u. a., 2006; Die pommerschen Hofgerichte, hg. v. Jörn, N., 2007; Bausteine zur Greifswalder Universitätsgeschichte, hg. v. Alvermann, D. u. a., 2008; Das Dekanatsbuch der philosophischen Fakultät der Universität Greifswald 1456-1662, übers. v. Thümmel, H., 2008; Greifswald – Spiegel der deutschen Rechtswissenschaft 1815 bis 1945, hg. v. Lege, J., 2009; Ott, S., Die Rechtsprechung des Greifswalder Oberappellationsgerichts in Strafsachen (1815-1849), 2009; Thümmel, H., Greifswald, 2010; Igel, K., Zwischen Bürgerhaus und Frauenhaus, 2010; Quellen zur Verfassungsgeschichte der Universität Greifswald, hg. v. Alvermann, D. u. a., Bd. 1f. 2011f.; Eberle, H., Ein wertvolles Instrument, 2015; „„…die letzten Schranken fallen lassen“. Studien zur Universität Greifswald im Nationalsozialismus, hg. v. Alvermann, D. 2014; Geschichtswissenschaft in Greifswald, hg. v. Hegewisch, N. u. a., 2015
Grenze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1262 [Urkunde] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1291 [Tzschoppe-Stenzel 414] in 44 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Slawische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., mhd. granizze 1262, F., lat. granica älter, aus slaw. hranice, vorhergehende ahd. Bezeichnung marka) ist die Trennungslinie zwischen zwei Bereichen, insbesondere zwei Staaten oder zwei Grundstücken. Ursprünglich nur wenig genau bestimmt, wird die Grenze mit wachsender Bevölkerungsdichte und zunehmender Territorialisierung immer eindeutiger gekennzeichnet und gesichert (beispielsweise Grenzsteine, 14. Jahrhundert Schlagbäume). Für die Grenzfestlegung entwickeln sich besondere technische Verfahren, deren Einhaltung strafrechtlich bewehrt wird. In dem späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit findet vielfach ein der Herkunft nach unbekannter, der Vergewisserung dienender gemeinsamer jährlicher Grenzumgang von Dorffluren und anderen Bereichen statt. Die Dialekte in Grenzorten gleichen sich seit der Neuzeit infolge der Medien meist der Standardsprache der übergeordneten politischen Einheit an. S. Google
Lit.: Hübner; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 69; Erben, W., Deutsche Grenzaltertümer aus den Ostalpen, ZRG GA 43 (1922), 1; Bader, K., Der schwäbische Untergang, 1933; Grenzrecht und Grenzzeichen (, hg. v. Bader, K.), 1940; Karp, H., Grenzen in Ostmitteleuropa, 1972; Nicklis, H., Von der grenitze zur Grenze, (in) Bll. f. dt. Landesg. 128 (1992), 1; Deutschlands Grenzen in der Geschichte, hg. v. Demandt, A., 1990, 3. A. 1993; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Simmerding, F., Grenzzeichen, 1997; Menschen und Grenzen in der frühen Neuzeit, hg. v. Schmale, W. u. a., 1998; Grenze und Differenz im frühen Mittelalter, hg. v. Pohl, W. u. a., 2000; Grenzen in Ostmitteleuropa, hg. v. Lemberg, H., 2000; Grenzen weltweit, hg. v. Becker, J. u. a., 2004, 2. A. 2006; Die Grenze als Raum, hg. v. François, J. u. a., 2007; Grenzen in Europa, hg. v. Gehler, M. u. a., 2009; Philippi, N., Grenzsteine in Deutschland, 2009; Grenzziehungen, hg. v. Schwark, T. u. a., 2011; Grenzen im Raum - Grenzen in der Literatur, hg. v. Geulen, E. u. a. 2011; The Transformation of Foreign Policy – Drawing and Managing Boundaries, hg. v. Hellmann, G. u. a., 2016; Lehnert, K., Die Un-Ordnung der Grenze, 2017; Eriger et borner diocèses et principautés au Moyen Âge, hg. v. Barión, N. u. a., 2017; Heinrich-Franke/Hiepel/Thiemeyer, Grenzüberschreitende institutionalisierte Zusammenarbeit von der Antike bis zur Gegenwart, 2019
Greyerz (Gruyères) s. Google
Lit.: Vevey, B. de, Le droit de Gruyères, 1939; Rennefahrt, H., Der Geltstag des letzten Grafen von Greyerz, (in) Zs. f. schweiz. Gesch. 22 (1942), 321
Grieche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des die griechische Sprache sprechenden, von den Indogermanen abstammenden Volkes, das in dem 2. Jahrtausend v. Chr. in den Südosten Europas eindringt. Nach dunklen, erst mit den 27803 Versen (Homers) von Ilias und Odysee sich lichtenden Jahrhunderten (1200-800 v. Chr.) bilden die Griechen in der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. den Stadtstaat (griech. [F.] polis) aus (Sparta, Athen und viele andere). Sie führen die Wissenschaften auf einen hohen Stand (Thales, Anaximander, Anaximenes, Xenophanes, Heraklit, Demokrit, Pythagoras, Sokrates, Plato, Aristoteles, Geschichtsschreiber Herodot, Thukydides, Polybios). Ihr Recht ist durch schon in dem 8. oder 7. Jahrhundert v. Chr. einsetzende Gesetzgebung (Lykurg, Solon, Drakon, weiter Zaleukos, Charondas, Philolaos, Pheidon) und die rechtsphilosophische Unterscheidung von natürlichem Recht (→Naturrecht) und von Menschen gesetztem Recht gekennzeichnet. Eine besondere Rechtswissenschaft ist nicht näher bekannt. In dem 5. Jahrhundert v. Chr. wird die politische Freiheit gegenüber der Tyrannei bewusst. Aus dem 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. sind Gerichtsreden und Inschriften (u. a. Recht von Gortyn auf Kreta um 450 v. Chr.) überliefert, seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. Papyri (in Ägypten). Insgesamt ist die erhaltene griechische Literatur der Antike (Homer, Hesiod, Herodot, Pindar, Thukydides, Sophokles, Eurypides, Lysias, Aristophanes) sehr viel umfangreicher als die lateinische. Europa verdankt den Griechen vor allem die Vorstellung politischer und persönlicher Freiheit sowie Grundlagen von Literatur, Philosophie und Wissenschaft. Das Brill Dictionary of Ancient Greek des Jahres 2015 umfasst rund 140000 Stichwörter.
Lit.: Köbler, DRG 15, 16, 29; Zachariae von Lingenthal, K., Geschichte des griechisch-römischen Rechtes, 1877, 3. A. 1892, Neudruck 1955; Mühl, M., Untersuchungen zur altorientalischen und althellenischen Gesetzgebung, 1963; Mummenthey, H., Zur Einführung: Griechisches Recht, (in) JuS 1969, 307; Wolff, H., Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens, 1978; Biscardi, A., Diritto greco antico, 1982; Triantaphyllopoulos, J., Das Rechtsdenken der Griechen, 1985; Lendle, O., Einführung in die griechische Geschichtsschreibung, 1992; Greek Law, hg. v. Foxhall, L. u. a., 1996; Burkert, W., Die Griechen und der Orient, 2003; Cerchiai, L. u. a., Die Griechen in Süditalien, 2004; Köbler, G., Rechtsgriechisch, 2004, 2. A. 2011; Greek Colonization, hg. v. Tsetskhladze, G., 2006ff.; Karvounis, C., Aussprache und Phonologie im Altgriechischen, 2007, 2. A. 2009; Köbler, G., Altgriechisches Abkunfts- und Wirkungswörterbuch, 2007 (in dem Internet); Szlezák, T., Was Europa den Griechen verdankt, 2010; Handbuch der griechischen Literatur der Antike, hg. v. Zimmermann, B., Bd. 1 2011; A new Working Bibliography of Ancient Greek Law, hg. v. Sundahl, M. u. a., 2011; Robinson, E., Democracy beyond Athens, 2011; Scheer, T., Griechische Geschlechtergeschichte, 2011; Dmitriev, S., The Greek Slogan of Freedom, 2011; A Companion to Ancient Greek Government, hg. v. Beck, H., 2013; Dillon, M. u. a., The Ancient Greeks, 2013; Schmitz, W., Die griechische Gesellschaft, 2014; Grote, O., Die griechischen Phylen, 2016; Hall, E., Die alten Griechen, 2017; Patzek, B., Homer und die frühen Griechen, 2017; Meister, K., Studien zur griechischen Geschichtsschreibung, 2020
Griechenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsgeschichte und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der südosteuropäische, zwischen Italien und der Türkei gelegene, seit 1. 1. 1981 der →Europäischen Gemeinschaft (1993 →Europäischen Union) angehörende Staat. Sein anfangs durch viele Stadtstaaten (beispielsweise →Athen, Sparta) gekennzeichnetes Gebiet wird seit 336 v. Chr. unter Makedonien vereinigt, gelangt 146 v. Chr. unter die Herrschaft der Römer, wird 330 n. Chr. Ostrom bzw. →Byzanz zugeteilt und fällt 1453 (mit Ostrom) an die Osmanen (Türken). Seit dem 4. 3. 1821 erheben sich die Griechen gegen die osmanische Herrschaft. Nach Erringung der Unabhängigkeit wird 1828 bzw. mit Gesetz von dem 23. 2. 1835 der →Hexabiblos (Sechsbücher, von 1345 n. Chr.) als vorläufiges Zivilgesetzbuch bestimmt. An dem 3. 2. 1830 wird Griechenland als unabhängige Erbmonarchie anerkannt, zu dessen König 1832 der bayerische Prinz Otto von Wittelsbach bestimmt wird. Der Code de commerce (Handelsgesetzbuch) Frankreichs wird übernommen. Das danach geschaffene Recht ist von dem deutschen Recht der Pandektistik geprägt (1832-1834 bzw. 1833-1835 Georg Ludwig von Maurer Strafgesetz, Strafprozessordnung, Gerichts- und Notariatsordnung, Zivilprozessordnung, Vorbereitung eines Zivilgesetzbuchs, daneben Ionisches Zivilgesetzbuch 1841, Zivilgesetzbuch von Samos 1899, Kretisches Zivilgesetzbuch 1903). Das Verwaltungsrecht steht unter dem Einfluss Frankreichs. 1940 wird das von dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches, aber auch von Frankreich und der Schweiz beeinflusste Zivilgesetzbuch geschaffen, dessen Inkrafttreten an dem 23. 2. 1946 die Geltung des gemeinen Rechtes (→Hexabiblos) beendet. An dem 21. 4. 1967 putscht die Armee gegen den König, an dem 1. 6. 1973 wird die Republik ausgerufen. 1981 tritt Griechenland den europäischen Gemeinschaften bei, so dass das griechische Recht seitdem unter den Einfluss des europäischen Rechtes der Europäischen Gemeinschaft(en) bzw. der Europäischen Union gerät. Um 2010 entsteht für Griechenland wegen seines überhöhten Staatshaushaltdefizits eine wirtschaftlich sehr schwierige Lage, die aber mittels verschiedener Reformen einigermaßen bewältigt wird. S. Google
Lit.: Thukydides, Der Peloponnesische Krieg, griechisch-deutsch, übers. v. Weißenberger, M., 2017; Ius Graeco-Romanum, hg. v. Zachariae von Lingenthal, K., Bd. 1ff. 1856ff.; Lipsius, J., Das attische Recht, Bd. 1ff. 1905ff., Neudruck 1984; Ius Graeco-Romanum, hg. v. Zepos, J. u. a., 1931, Neudruck 1962; Jones, J., The Law and Legal Theory of the Greeks, 1956; Mantzoufas, G., Über griechisches Privatrecht, 1955; Sontis, J., Das griechische Zivilgesetzbuch, ZRG RA 78 (1961), 355; Plagianokos, G., Die Entstehung des griechischen Zivilgesetzbuchs, 1963; Woodhouse, C., The story of modern Greece, 1968; Wolff, H., Zur griechischen Rechtsgeschichte, 1968; Larsen, J., Greek Federal States, 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,473; Lexikon des frühgriechischen Epos, hg. v. Thesaurus linguae Graecae, begr. v. Snell, B., Bd. 1-5 1979 ff.; Gschnitzer, F., Griechische Sozialgeschichte, 1981, 2. A. hg. v. Chaniotis, A. u. a. 2013; Triantaphyllopoulos, J., Das Rechtsdenken der Griechen, 1985; Bengtson, H., Griechische Geschichte, 1940, 8. A. 1994; Schuller, W., Griechische Geschichte, 2. A. 1982, 4. A. 1995, 6. A. 2008; Introduction to Greek Law, hg. v. Kerameus-Kouyris, K., 1988, 3. A. 2008; Bauman, R., Political Trials in Ancient Greece, 1990, Neudruck 2013; Inschriftliche Gesetzestexte der frühen griechischen Polis, hg. v. Hallof, K., 1993; Selb, W., Antike Rechte im Mittelmeerraum, 1993; Passow, F., Handwörterbuch der griechischen Sprache, 5. A. 1993; Inschriftliche Gesetzestexte, hg. v. Hallof, K., 1993; Troianos, S. u. a., Istoria dikaiou, 1993, 3. A. 2002; Argyriades, C., Staatsbilder und Rechtspraktiken, 1994; Christ, C., Griechische Geschichte, 1996; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2014; Osborne, R., Greece in the Making (1000-479 BC), 1996, 2. A. 2009; Rhodes, P./Lewis, D., The Decrees of the Greek States, 1997; Einleitung in die griechische Philologie, hg. v. Nesselrath, H., 1997; Große Gestalten der griechischen Antike, hg. v. Brodersen, K., 1999; Price, S., Religions of the Ancient Greeks, 1999; Thomas, C./Conant, C., Citadel to City-State, 1999; Botsiou, K., Griechenlands Weg nach Europa, 1999; Hölkeskamp, K., Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung im antiken Griechenland, 1999; Rosen, K., Griechische Geschichte erzählt, 2000; Riemer, P./Weißenberger, M./Zimmermann, B., Einführung in das Studium der Gräzistik, 2000; Verfassungsgeschichte und Staatsrechtslehre. Griechisch-deutsche Wechselwirkungen, hg. v. Kassimatis, G. u. a., 2000; Encyclopedia of Greece and the Hellenic Tradition, hg. v. Speake; G., 2000; Welwei, K., Die griechische Frühzeit, 2002; Lotze, D., Griechische Geschichte, 5. A. 2003; Rose, H., Griechische Mythologie, (10. A.) 2003; Buckler, J., Aegean Greece in the Fourth Century BC, 2003; Stahl, M., Gesellschaft und Staat bei den Griechen, 2003; Barceló, P., Kleine griechische Geschichte, 2004; Köbler, G., Rechtsgriechisch, 2004, 2. A. 2011; Barta, H., Zur juristischen Professionalisierung im alten Griechenland, (in) FS Rudolf Welser, 2004, 27; Osborne, R., Greek History, 2004; Sünderhauf, E., Griechensehnsucht und Kulturkritik, 2004; Linke, B., Religion und Herrschaft im archaischen Griechenland, (in) HZ 280 (2005), 1; The Cambridge Companion to Ancient Greek Law, hg. v. Gagarin, M., 2005; A Companion to the Classical Greek World, hg. v. Kinzl, K., 2006; Freitag, K., Ethnogenese, Ethnizität und die Entwicklung der griechischen Staatenwelt in der Antike, (in) HZ 285 (2007), 373; Low, P., Interstate Relations in Classical Greece, 2007; Schmitz, W., Haus und Familie im antiken Griechenland, 2007; Prosopography and Onomasticon of Aegean Thrace, hg. v. Parissaki, M., 2007; Gagarin. M., Writing Greek Law, 2008; Das Bild Griechenlands im Spiegel der Völker, hg. v. Konstantinou, E., 2008; Schulz, R., Kleine Geschichte des antiken Griechenland, 2008; Fischer, J., Griechische Frühgeschichte bis 500 v. Chr., 2009; Zeitler, C., Zwischen Formalismus und Freiheit, Diss. jur. Passau 2009 (Prozess gegen Sokrates); Cartledge, P., Ancient Greece, 2009; A Companion to Archaic Greece, hg. v. Raaflaub, K. u. a., 2009; Bers, V., Genos dikanikon, 2009; Die griechische Welt, hg. v. Stein-Hölkeskamp, E. u. a., 2010; Barta, H., Graeca non leguntur?, Bd. 1ff. 2010ff.; Welwei, K., Griechische Geschichte, 2011; Griechische Heiligtümer als Erinnerungsorte, hg. v. Haaske, M. u. a., 2011; Dreyer, B., Polybios, 2011; Heftner, H., Alkibiades, 2011; Parashu, D., Die Weimarer Reichsverfassung und die Verfassung der 2. hellenischen Republik von 1927, 2012; Farenga, V., Citizen and Self in Ancient Greece, 2012; Lambert, S., Inscribed Athenian Laws and Decrees 352/1-322/1 BC, 2012; Rutishauser, B., Athens and the Cyclades, 2012; Polybios und seine Historien, hg. v. Grieb, V. u. a., 2013; Froehlich, S., Handlungsmotive bei Herodot, 2013; Greek Federal States and their Sanctuaries, hg. v. Funke, P., 2013; Parker, V., A History of Greece, 2014; Garland, R., Wandering Greeks, 2014; Scott, M., Delphi, 2014; Die Okkupation Griechenlands im Zweiten Weltkrieg, hg. v. Kambas, C. u. a., 2015; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Stolleis, M. u. a., 2015; Stein-Hölkeskamp, E., Das archaische Griechenland, 2015; Lee, M., Body, Dress and Identity in Ancient Greece, 2015; Bringmann, K., Im Schatten der Paläste, 2016; Mazower, M., Griechenland unter Hitler, 2016 (in dem Original 1995); Králová, K., Das Vermächtnis der Besatzung – Deutsch-griechische Beziehungen seit 1940, 2016; Kramer-Hajos, M., Mycenaen Greece and the Aegean World, 2016; Zuchtriegel, G., Colonization and Subalternity in Classical Greece, 2017; Waterfield, R., Creators, Conquerors and Citizens – A History of Ancient Greece, 2018; Ancient Greece and China Compared, hg. v. Lloyd, G. u. a., 2018; Defining Citizenship in Archaic Greece, hg. v. Duplouy, A. u. a., 2018; Chaniotis, A., Age of Conquests, 2018; Lavelle, B., Archaic Greece, 2019; Börm, H., Mordende Mitbürger – Stasis und Bürgerkrieg in griechischen Poleis des Hellenismus, 2019; Ulf, C./Kistler, E., Die Entstehung Griechenlands, 2020; Tausend, K., Frühe Kulturen der Ägäis, 2020; Moore, D., Experience and the Lessons of History, 2020; Schuberth, R., Lord Byrons letzte Fahrt. Eine Geschichte des griechischen Unabhängigkeitskrieges, 2021
Grimm, Jakob (Jacob Ludwig Carl) (Hanau 4. 1. 1785-Berlin 20. 9. 1863), Amtmannssohn, wird nach der Kindheit in Steinau, dem frühen Tod des Vaters und der Mutter und dem Schulbesuch in Kassel (1798), dem Rechtsstudium in Marburg (1802) (Savigny) und der Begleitung Savignys (Januar-September 1805) nach Paris 1806 Sekretäranwärter des Kriegskollegiums in Kassel und nach dem abschlusslosen Abbruch des Rechtsstudiums (1807) 1808 Privatbibliothekar des Königs von Westphalen in Kassel, 1816 nach dem Ende Westphalens kurfürstlicher zweiter Bibliothekar in Kassel (1819 philologischer Ehrendoktor Marburgs, 1828 nach Erscheinen der deutschen Rechtsaltertümer juristischer Ehrendoktor der Universitäten Berlin und Breslau sowie später Prag) und 1829/1830 Professor der Germanistik in Göttingen. 1837 wird er als einer der gegen den Verfassungsbruch des Herrschers protestierenden Göttinger Sieben (→Göttingen) des Amtes enthoben, 1838/1840 mit festen Bezügen nach Berlin an die Akademie der Wissenschaft geholt. 1828 erscheinen nach den Kinder- und Hausmärchen (1812ff., zusammen mit Wilhelm Grimm [Hanau 24. 2. 1786-Berlin 16. 12. 1859, 1803 Studium der Rechtswissenschaft in Marburg, 1806 Abschluss, 1819 Ehrendoktor Marburg]), den deutschen Sagen (1816ff.) und der deutschen Grammatik (1819) seine deutschen Rechtsaltertümer, über die er in Berlin auch Vorlesungen hält, seit 1840 seine deutschen Weistümer sowie 1854ff. sein seit 1836 oder 1837 vorbereitetes (neuhoch)deutsches Wörterbuch von Luther bis Goethe (Band 1 A-Biermolke 1854, 2 Biermörder-Dwatsch 1860, 3 E-Forsche 1862, 4 Forschel-Gefolgsmann 1878, 5 Gefoppe –Getreide 1897, 6 Getreide-gewöhniglich 1911, 7 gewöhnlich-Gleve 1949, 8 Glibber-Gräzist 1958, 9 Greander-Gymnastik 1935, 10 H-J 1877, 11 K 1873, 12 L-M 1885, 13 N-Q 1889, 14 R-Schiefe 1893, 15 Schiefeln-Seele 1899, 16 Seeleben-Sprechen 1905, 17 Sprecher-Stechuhr 1919, 18 Stehung –Stitzig 1941, 19 Stob-Stollen 1957, 20 Strom-Szische 1942, 21 T-treftig 1935, 22 Trech-Tz 1952, 23 U-umzwingen 1936, 24 un-Uzvogel 1936, 25 V-verzwungen 1956, 26 Vesche-vulkanisch 1951, 27 w-wegzwitschern 1922, 28 Weh-Wendunmut 1955, 29 wenig-Wikeng 1960, 30 Wilb-Ysop, 31 Z-Zmasche 1956, 32 Zobel-Zypressenzweig 1954, nachträglich digitalisiert Der digitale Grimm :: Startseite (uni-trier.de , 33 Quellenverzeichnis 1971, nachträglich – mit nicht völlig ausgereiftem Inhalt - digitalisiert 2020) durch die Jakob Grimm den germanistischen Teil der historischen Rechtsschule nicht unmaßgeblich beeinflusst. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 188; Grimm, J., Von der Poesie im Recht, (in) Z. f. gesch. Rechtswissenschaft 2, 1 (1816), 25; Grimm, J./Grimm, W., Deutsches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1854ff., Bd. 32 1960, Bd. 33 Quellenverzeichnis (mit vielleicht rund 25000 Einträgen darunter ein Drittel Verweisen) 1971 (2020 digitalisiert), vor allem an dem Anfang uneinheitlich, unausgewogen, mängelbehaftet, Materialbasis A-F und H-R überwiegend schwach, Artikelstruktur uneinheitlich, nicht selten unsystematisch, Fremdwörter zurückhaltend aufgenommen, große Lücken in Wortbestand und Bedeutungen, Neubearbeitung A-F ab 1961, A-Affrikata 1983, Affront-ansüßen 1998, Antagonismus-azyklisch 2007, B-Betreuung 2013, Betrieb-C 2019, D-D-Zug 1983, E-Empörer 1993, emporerheben-exzitieren 1999, F-Fux 2006; Hübner, R., Jakob Grimm und das deutsche Recht, 1895; Briefe der Brüder Grimm, hg. v. Leitzmann, A., 1923; Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Karl Lachmann, hg. v. Leitzmann, A., 1927; Gerstner, H., Brüder Grimm, 1952, 9. A. 1997; Briefe der Brüder Grimm an Savigny, hg. v. Schoof, W., 1953; Wieacker, F., Gründer und Bewahrer, 1959, 144; Ebel, W., Jakob Grimm und die deutsche Rechtswissenschaft, 1963; Schuler, T., Jacob Grimm und Savigny, ZRG GA 80 (1963), 197; Grimm, J., De desiderio patriae, hg. v. Ebel, W., 1967; Denecke, L., Jakob Grimm und sein Bruder Wilhelm, 1971; Jacob Grimms deutsche Altertumskunde, hg. v. Ebel, E., 1974; Seitz, G., Die Brüder Grimm, 1984; Wyss, U., Jakob Grimms Selbstbiographie, 1984; Dilcher, G., Jakob Grimm als Jurist, (in) JuS 1985, 931; Der Nachlass der Brüder Grimm, bearb. v. Breslau, R., 1997; Hussong, U., Jacob Grimm und der Wiener Kongress, 2002; Kultur und Politik, hg. v. Heidenreich, B. u. a. 2003; Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Gustav Hugo, hg. v. Bialas, S., 2004; Die Brüder Grimm in Berlin, red. v. Kaindl, K. u. a., 2004; Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit den Verlegern des „Deutschen Wörterbuchs“, hg. v. Kirkness, A., 2007; Martus, S., Die Brüder Grimm, 2009; Die Brüder Grimm in Marburg, hg. v. Hedwig, A., 2013
Grimm, Wilhelm (Hanau 24. 2. 1786-Berlin 16. 12. 1859), Amtmannssohn, 1803 Studium der Rechtswissenschaft in Marburg, 1806 Abschluss, 1819 Ehrendoktor Marburg, →Grimm, Jakob, s. Google
Groenbech, Vilhelm Peter (Allinge/Bornholm 14. 6. 1873-Helsingoer/Nordseeland 21. 4. 1948), 1902 Dissertation zu der Lautgeschichte des Türkischen, dänischer Religionshistoriker in Kopenhagen (1915-1943), der eine Gesamtschau der germanischen Kultur versucht. S. Google
Lit.: Vor folkeaet i oldtiden, 1909ff.; Nachruf ZRG GA 66 (1948), 597f. (Erler, Adalbert)
Groicki, Bartolomaeus (Rzesszów 1534?-Krakau 1605), 1559 Schreiber des Oberhofs Krakaus, 1558 erstes juristisches Buch in polnischer Sprache, seine Werke ersetzen in der Gerichtspraxis das fehlende Gesetzbuch des Stadtrechts, s. Google
Lit.: Kowalski, G., Bartlomiej Groicki, 2005
Grolman, Karl Ludwig Wilhelm von (Gießen 23. 6. 1775-Darmstadt 14. 2. 1829) wird nach dem Rechtsstudium in Gießen und Erlangen Professor in Gießen und 1819 Staatsminister in Hessen-Darmstadt. Er setzt sich für die Auffassung ein, dass es Sinn der Strafe sei, durch Einwirkung auf Straftäter deren künftigen Verbrechen vorzubeugen (→Spezialprävention). S. Google
Lit.: Esselborn, K., Grolman, (in) Hessische Biographien, Bd. 3 1934, 157; Röger, M., Karl Ludwig Wilhelm von Grolman, Diss. jur. Gießen 1995; Cattaneo, M., Karl Grolmans strafrechtlicher Humanismus, 1998
Groningen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) wird in dem Jahre 1000 erstmals erwähnt. 1559 wird es in den Niederlanden Sitz eines Bischofs. 1614 erhält es eine Universität (Jean Barbeyrac, Anton Matthäus). S. Google
Lit.: Peters, C., Oud Groningen, 1907; Iterson, W. van, Die Stadt Groningen und ihre Beziehungen zum Reich, ZRG GA 85 (1965), 99; Onderwijs en onderzoek, hg. v. Huussen, A. jr., 2003
Grönland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die verwaltungsmäßig zu →Dänemark gehörende größte Insel der Erde mit bis zu 2650 Kilometern Länge und bis zu 1200 Kilometern Breite sowie rund 56000 Einwohnern. Grönland wird wohl schon 900 von →Wikingern entdeckt. Die ab 982 anschließende Besiedlung geht in dem Spätmittelalter unter. 1721 beginnt eine Neubesiedlung unter Dänemark. Unter dem dänischen Recht erhält Grönland 1979 Selbstverwaltung. S. Google
Lit.: Dúason, J., Grønlands retsstilling i middelalderen, 1934; Dúason, J., Die koloniale Stellung Grönlands, 1955; Gad, F., The History of Greenland, 1965; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,525; Schmidt, M., Grönland - Wo Nacht und Kälte wohnt, 2011
groß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [SächsWChr. 128 Sächsische Weichbildchronik] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) dick, umfangreich, s. Google
Großbritannien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Keltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der nordwesteuropäische, zwischen Irland und Frankreich gelegene, seit 1. 1. 1973 der →Europäischen Gemeinschaft bzw.von 1993 bis 31. 1. 2020 der →Europäischen Union angehörende Staat. Er entsteht 1707 durch die Überführung der 1603 gebildeten Personalunion zwischen →England und →Schottland in eine →Realunion (Vereinigung des englischen und schottischen Parlaments). Sein amtlicher Name lautet United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland (Selbstverwaltung 1999, zeitweise aufgehoben). Seit der Thronbesteigung des aus Hannoverkommenden Königs Georg I. (1714) wird es durch Handel und Industrie das reichste Land der Welt (mittels vieler Kolonien ein Viertel der Erdoberfläche, ein Viertel der Weltbevölkerung, aber Autonomie seit 1855 für Neufundland, 1867 Kanada, 1901 Australien, 1907 Neuseeland, 1920 Südafrika). Seit dem 20. Jahrhundert geht seine Bedeutung weltweit zurück. Durch das Westminsterstatut von dem 11. 12. 1931 wird die Bezeichnung Empire für das britische Weltreich durch die Bezeichnung Commonwealth ersetzt. Die ungeschriebene und damit nur materielle Verfassung Großbritanniens nähert sich unter dem Einfluss des Europarechts den kontinentaleuropäischen Verfassungen an (1998 Human Rights Act zu der Aufnahme der Europäischen Menschenrechtskonvention). S. Google, →England, →Schottland, →Irland
Lit.: Jennings, I., The British Constitution, 4. A. 1961; Hrebek, R./Keutsch, W., Gesellschaft und Staat in Großbritannien, 1971; Ritter, G., Parlament und Demokratie in Großbritannien, 1972; Händel, H./Gossel, D., Großbritannien, 1979, 3. A. 1994; Wellenreuther, H., Der Aufstieg des ersten britischen Weltreichs, 1987; Metz, K., Industrialisierung und soziale Sicherheit, 1988; British Biographical Index, hg. v. Bank, D., 1990; Speck, W., A Concise History of Britain, 1993; Rubin, G., Private Property, 1994; Oxford Dictionary of National Biography, Bd. 1ff. 1992ff.; Todd, M., Roman Britain, 1995, 3. A. 1999; Händel, H./Gossel, D., Großbritannien, 1979, 3. A. 1994; Hübner, E./Münch, U., Das politische System Großbritanniens, 1998; Brodersen, K., Das römische Britannien, 1998; The Oxford History of the British Empire, hg. v. Marshall, P., Bd. 1f., 1998ff.; Ottow, R., Eine kommentierte Bibliographie zum britischen Verfassungsdenken der frühen Neuzeit, 1999; Oxford History of the British Empire, Bd. 3 hg. v. Winks, R., 1999; A Handbook of Dates, for Students of British History, ed. by Cheney, C. R., revised by Jones, M., 2000; Tompson, R., Islands of law, 2000; Schnurmann, C., Vom Inselreich zur Weltmacht, 2001; Wende, P., Großbritannien 1500 bis 2000, 2001; Schieren, S., Die stille Revolution – Der Wandel der britischen Demokratie unter dem Einfluss der europäischen Integration, 2001; Moeder, R., Inzidente Gesetzesprüfung im Vereinigten Königreich, 2002; Fröhlich, M., Geschichte Großbritanniens von 1500 bis heute, 2004; Mergel, T., Großbritannien seit 1945, 2005; Asch, R., Jakob I. (1566-1625), 2005; Webster, A., The Debate on the Rise of the British Empire, 2006; Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; The Hanoverian Dimension in British History 1714-1837, hg. v. Simms, B. u. a. 2007: Wende, P., Das britische Empire, 2008; Games, A., The Web of Empire, 2008; The Seventeenth Century, hg. v. Wormald, J., 2008; The Judicial House of Lords 1876-2009, hg. v. Blom-Cooper, L., 2009; Brüggemeier, F., Geschichte Großbritanniens im 20. Jahrhundert, 2010; Wasson (!), E., A History of Modern Britain, 2010; Rose, A., Zwischen Empire und Kontinent, 2011; Angster, J., Erdbeeren und Piraten - Die Royal Navy und die Ordnung der Welt 1770 bis 1860. 2012, 2. A. 2012; Dietz, B., Neo-Tories, 2012; Ibhawoh, B., Imperial Justice. Africans in Empire’s Court, 2013; Darwin, J., Das unvollendete Weltreich, 2013; Paterson, A., Final Judgment, 2013; Blick, A., Beyond Magna Carta – A constitution for the United Kingdom, 2015; Black, J., The British Empire, 2015; Hausteiner, E., Greater than Rome, 2015; How Empire shaped us, hg. v. Burton, A. u. a., 2016; Conway, S., Britannia’s Auxiliaries – Continental Europeans and the British Empire 1740-1800, 2017; Yamamoto, K., Taming Capitalism before its Triumph – Public Service, Distrust and „Projecting“ in Early Modern England, 2018; Davis, J. u. a., Heroes or Vilains - The Blair Government Reconsidered, 2019; Simms, B., Die Briten und Europa, 2019; Pieroth, B., Recht und britische Literatur, 2019; Davies, N., George II. – Ein deutscher Fürst auf dem britischen Thron, 2021
großdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den deutschen Sprachraum einschließlich Österreichs umfassend, s. Google
Großherzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 1386 [CDPruss. IV 45 Litauen] in 4 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der den Fürstentitel Herzog erhöhende Fürstentitel (Toskana 1569, Berg, Hessen-Darmstadt 1806, Luxemburg 1815, Großherzogtum). S. Google
Grotius (de Groot), Hugo (Huig) (Delft 10. 4. 1583-(nach Schiffbruch bei) Rostock 28. 8. 1645), Patrizierssohn, wird nach dem 1594 begonnenen Studium (vor allem der Philologie und Geschichte) in Leiden und der (wohl vor allem ehrenhalber erfolgten) juristischen Promotion in Orléans (1598, 15jährig, 1598-1600 Traktat de republica emendanda) 1599 mit 16 Jahren Anwalt in Den Haag, 1607 Oberstaatsanwalt bei dem Gerichtshof von Holland und 1613 Syndikus Rotterdams. 1604/1605 oder 1606-1608 erarbeitet er in und nach Verteidigung von Ansprüchen der Vereinigten Ostindischen Kompagnie (VOC von 1602), deren Aktionär er war, gegen auf Aneignung, Besitz, Papst und Gewohnheit gegründete Ansprüche Portugals das auch auf römisches Recht und antike Ethik gestützte Werk (lat.) De iure praedae commentarius (Von dem Recht der Beute, Kommentar, verfasst 1604-1606, 12. Kapitel veröffentlicht 1609 unter dem Titel Mare liberum, Freies Meer), in dem er zu Gunsten der Handelsgesellschaft den Grundsatz der Freiheit der Meere vertritt. 1619 wird er mit 36 Jahren als Remonstrant aus politischen Gründen zu lebenslanger Haft verurteilt, aus der er 1621 in einer Bücherkiste nach Frankreich flieht (1631 Holland, 1632 Hamburg, 1634 Botschafter Schwedens in Frankreich, 1645 Rückreise nach Schweden). In der Gefangenschaft (1619-1621) verfasst er die 1631 veröffentlichte niederländische, der Systematik der Institutionen Justinians folgende Inleydinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheyd (Einleitung in die holländische Rechtsgelehrtheit), in der Verbannung (1621ff.) auf der Grundlage der spanischen Spätscholastik (Vitoria, Soto, Vasquez de Menchaca, Molina) sein das Recht der ganzen Menschheit umfassendes Hauptwerk (lat.) De iure belli ac pacis libri tres (, 1625, Drei Bücher Kriegs- und Friedensrecht [einschließlich etwa von Eigentum, Vertrag, unerlaubter Handlung oder Strafe], 90 Prozent der Zitate aus der antiken Literatur). Damit begründet er über die aus der Moraltheologie stammenden Naturrechtslehren das (moderne) Naturrecht in der Rechtswissenschaft, dessen Sätze unmittelbar aus der vernünftigen Natur des Menschen folgen und auch gelten würden, wenn es Gott nicht gäbe (Vernunftrecht), und festigt das Völkerrecht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 144, 146; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GrotiusHugoDeJureBelliAcPacisLibriTres1625.pdf; Lee, R., The Jurisprudence of Holland by Hugo Grotius, 1926; Inleidinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheid, beschreven bij Hugo de Groot, hg. v. Fockema Andreae, S./Apeldoorn, L. van, 1926; Wolf, E., Grotius, Pufendorf, Thomasius, 1927; Ter Meulen, J. u. a., Bibliographie des écrits imprimés de Hugo Grotius, 1950; Wellschmied, K., Zur Entstehung und Bedeutung der Inleidinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheid von Hugo Grotius, ZRG GA 69 (1952), 155; Groot, Hugo de, Inleidinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheid, hg. v. Dovring, F. u. a., 1952; Wehberg, H., Hugo Grotius, 1956; Dießelhorst, M., Die Lehre des Hugo Grotius vom Versprechen, 1959; Ter Meulen, J./Diermanse, P., Bibliographie des écrits sur Hugo Grotius imprimés au 17e siècle, 1961; Hugonis Grotii Instutiones juris Hollandici e Belgico in Latinam sermonem translatae, hg. v. Fischer, H., 1962; De Pauw, F., Grotius and the Law of Sea, 1965; Brandt, R., Eigentumstheorien von Grotius bis Kant, 1974; Link, C., Hugo Grotius als Staatsdenker, 1983; The World of Hugo Grotius, hg. v. Feenstra, R. u. a., 1984; Hugo Grotius and International Relations, hg. v. Bull, H. u. a., 1990, 133; Das römisch-holländische Recht, hg. v. Feenstra, R. u. a., 1992; Schnepf, R., Naturrecht und Geschichte bei Hugo Grotius, (in) ZNR 1998, 1; Grunert, F., Von der Morgenröte zum hellen Tag, (in) ZNR 2003, 204; Staat bei Hugo Grotius, hg. v. Konegen, N. u. a. 2005; Straumann, B., Hugo Grotius und die Antike, 2007; Nellen, H., Grotius, 2007; Hugo Grotius, Mare Liberum 1609-2009, hg. v. Feenstra, R., 2009; Aure, A., The Right to Wage War (jus ad bellum) – The German reception of Grotius 50 years after De iure belli ac pacis, 2015; Straumann, B., Roman Law in the State of Nature. 2015; Barducci, M., Hugo Grotius and the Century of Revolution 1613-1718, 2017; Sampson, J., The Historical Foundations of Grotius‘ Analysis of Delict, 2017
Grün (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1308 [Bremen/Schiller-Lübben II 151] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen zwischen 520 und 565 Nanometern vorherrschen. S. Google
Grund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 232] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Tiefe, Boden, Ursache
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Grundbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einer wohl zunächst noch einfacheren Bedeutung ab 1389 [WienJudenb. 102] in 41 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Grundbuchamt Preußen 1872, Grundbuchberichtigung 1872) ist das von dem Grundbuchamt geführte, alle die Rechtsverhältnisse an Grundstücken betreffenden Beurkundungen aufnehmende öffentliche Register. Die ältesten Belege des Wortes verstehen unter G. allerdings nur ein Verzeichnis der Grundstücke und Einkünfte einer Grundherrschaft. Die Ursprünge des Grundbuchs liegen in dem Mittelalter (→Köln um 1130 →Schreinskarten, Metz [1197], Andernach [12. Jahrhundert], Lübeck [1284], österreichische Städte [14. Jahrhundert]). Die Ordnung erfolgt zunächst nach Geschehniszeitpunkten oder nach Personen (Personalfoliensystem), in Anklam (1401) und Hannover (1428) bereits nach einzelnen Grundstücken (Realfoliensystem). Die Aufzeichnung dient anfangs der Gedächtnisstützung, gewinnt später aber selbständigen (konstitutiven) Rechtswert. Die Aufnahme des römischen Rechtes drängt das Grundbuch zurück. Zwecks Verbesserung des Grundstücksverkehrs ordnet Preußen an dem 28. 9. 1693 für Berlin ein Erb- und Lagerbuch mit der Folge mangelnder Geltung von Pfandrechten bei Nichteintragung an, erlässt eine Hypothec- und Concursordnung von dem 22. 2. 1722 und eine allgemeine Hypothekenordnung von dem 20. 12. 1783 (Realfolium). Zunächst nur in Sachsen, seit dem 19. Jahrhundert allgemein (Sachsen Grundbuch- und Hypothekengesetz von dem 6. 11. 1843, Österreich [1794 böhmisches Landtafelpatent, 1812 Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch mit Eintragungsgrundsatz und Vertrauensgrundsatz,] 1871 Grundbuchsgesetz [in Tirol und Vorarlberg chronologisch geordnete Verfachbücher bis 1897 bzw. 1900, 1951 Anlegung des Grundbuchs in Vorarlberg vollendet, 1955 Neufassung Allgemeines Grundbuchsgesetz ohne grundlegende Neuerungen], Preußen Gesetz über den Eigentumserwerb und die dingliche Belastung der Grundstücke 5. 5. 1872, Deutsches Reich Grundbuchordnung 24. 3. 1897), setzt es sich aus Verkehrsbedürfnissen durch (Dreiteilung in a Eigentümer und Erwerbsgrund, b Belastungen wie Reallasten, Dienstbarkeiten u. s. w., c Grundpfandrechte wie Hypotheken u. s. w., 1935 Vereinheitlichung der in den Ländern unterschiedlichen Ausführung). 1995 beschließt Griechenland als (bislang) letzter Mitgliedstaat der Europäischen Union, (bis 2009) ein Grundbuch einzurichten. Seit etwa 1980 wird das Grundbuch elektronisiert bzw. digitalisiert (vgl. § 126 I 1 GBO). S. Google
Lit.: Hübner 235; Köbler, DRG 125, 163, 212; Mascher, H., Das deutsche Grundbuch- und Hypothekenwesen, 1869; Randa, A., Die geschichtliche Entwicklung des Institutes der öffentlichen Bücher in Österreich, (in) Z. f. d. Privat- und öffentl. Recht 6 (1879), 81; Aubert, L., Beiträge zur Geschichte der deutschen Grundbücher, ZRG GA 14 (1893), 1; Rehme, P., Geschichte des Münchener Grundbuchs, (in) FS Hermann Fitting, 1903; Das zweite stralsundische Stadtbuch (1310-1342), bearb. v. Ebeling, R., 1903; Rehme, P., Über das älteste bremische Grundbuch (1438-1558), 1908; His, E., Geschichte des Basler Grundbuchs, 1915; Kovats, F., Pressburger Grundbuchführung, ZRG GA 39 (1918), 45; Grundbuch des Kölner Judenviertels 1135-1425, bearb. v. Kober, A., 1920, Neudruck 2000; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, II, 2, 1935; Conrad, H., Liegenschaftsübertragung und Grundbucheintragung, 1935; Demelius, H., Österreichisches Grundbuchsrecht, 1948; Abendroth, K., Die Klauseleintragungen der hamburgischen Grundbücher, Diss. jur. Hamburg 1950; Wandel, R., Der Beitrag der Steuer- und Güterbücher zur Entwicklung des Grundbuches in Württemberg, Diss. jur Tübingen (um 1958); Hammer, E., Die Geschichte des Grundbuchs in Bayern, 1960; Deckwirth, H., Das Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover, (in) Hans. Geschichtsbll. N.F. (1971), 1; Brauneder, W., Grundbuch und Miteigentum im „Tractatus de iuribus incorporalibus“, ZRG GA 94 (1977), 218; Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Niklaus, J., Die Geschichte des Grundbuchs im Kanton Bern, 1999; Böhringer, W., Historie und Vergleich, Rechtspfleger-Studienhefte 1997, 33; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Nossek, V., Das Konzept „Grundbuch“ – Der Streit um das Grundregister in Deutschland, Frankreich und England zwischen 1652 und 1900, 2019
Grundbuchamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinisch-Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Preußen 1872) →Grundbuch
Grundbuchberichtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Preußen 1872) →Grundbuch
Grunddienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1366 [KlosterneubStiftUB. I 419] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) s. Google
Grunddienstbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1721 [Bluemblacher App. 26] in 4 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Grundbuchamt Preußen 1872, Grundbuchberichtigung 1872) Wort 1721, F.) ist die →Dienstbarkeit (lat. [F.] servitus), bei der ein Grundstück zugunsten des jeweiligen Eigentümers eines anderen Grundstücks in der Weise belastet wird, dass dieser das Grundstück in einzelnen Beziehungen benutzen darf, dass auf dem Grundstück gewisse Handlungen nicht vorgenommen werden dürfen oder dass die Ausübung eines Rechtes ausgeschlossen ist. Dem älteren deutschen Recht ist die Grunddienstbarkeit fremd. Mit der Zunahme der Siedlungsdichte entwickeln sich Nutzungsrechte an fremden Grundstücken. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes in dem ausgehenden Mittelalter dringt die Unterscheidung von bloß bestimmten Personen zustehenden (persönlichen) Dienstbarkeiten und den dem jeweiligen Eigentümer eines Grundstücks zustehenden Dienstbarkeiten (Grunddienstbarkeiten) ein. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 41; Naendrup, H., Zur Geschichte deutscher Grunddienstbarkeiten, 1900; Vleuten, M. van, Die Grunddienstbarkeiten nach altwestnordischem Rechte, 1902; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Grundeigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1490 [Lager, Mettlach 249] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das →Eigentum an einem →Grundstück. In dem Mittelalter ist das Grundstück vielfach lehnsrechtlich oder grundherrschaftlich gebunden. In dem 19. Jahrhundert werden diese Bindungen aufgehoben.
Lit.: Judeich, A., Die Grundentlastung in Deutschland, 1863; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Grundeigentums in Ost- und Westpreußen, 1891, 1895, 1896; Hausmann, S., Die Grundentlastung in Bayern, 1892; Loening, O., Grunderwerb und Treuhand in Lübeck, 1907; Dyckerhoff, E., Die Entstehung des Grundeigentums und die Entwicklung der gerichtlichen Eigentumsübertragung an Grundstücken in der Reichsstadt Dortmund, 1909; Ernst, V., Die Entstehung des deutschen Grundeigentums, 1926; Haff, K., Zur Geschichte des germanischen Grundeigentums, ZRG GA 49 (1929), 433; Schabinger Freiherr von Schowingen, K., Das sankt gallische Freilehen, 1938; Habermann, N., Die preußische Gesetzgebung zur Herstellung eines frei verfügbaren Grundeigentums, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976, 3; Goeke, U., Das Grundeigentum im Luftraum und im Erdreich, 1999; Bertram, K., Die Gesetzgebung zur Neuregelung des Grundbuchs in der ersten Phase der freanzösischen Revolution, 2000
gründen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1325 [SiegenUB. I 98] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) errichten, fußen, Grund legen, s. Google
Grundentlastung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einem Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufhebung der Grundherrschaft (und Patrimonialgerichtsbarkeit) (beispielsweise in Österreich durch Grundentlastungspatent von dem 30. 8. 1848 Reichstag/7. 9. 1848 Kaiser auf Antrag Hans Kudlichs von dem 26. 7. 1848, geldliche Abwicklung durch Entschädigungszahlung der Bauern innerhalb zehner Jahre weitgehend gelungen). S. Google, →Bauernbefreiung.
Gründer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Begründer, Errichtender
Gründerleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F) ist die Bodenleihe an Siedlungsgründer (beispielsweise Gent 941, Holländer an der Unterelbe 1106, Freiburg im Breisgau 1120?) als freie Erbleihe. S. Google
Lit.: Arnold, W., Zur Geschichte des Eigentums, 1861; Kroeschell, K., Weichbild, 1960
Grundgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1645 [Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch1, 1659 Sachsse, MecklUrk. 384] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) der Bundesrepublik Deutschland ist (in losem sprachlichem Anschluss an ältere [lat., Pl.] leges fundamentales, grundlegende Gesetze) die Verfassung(surkunde) der Bundesrepublik Deutschland von dem 23. 5. 1949 (an dem 8. 5. 1949 von dem Parlamentarischen Rat in Bonn für eine Übergangszeit beschlossen, mit 24. 5. 1949 0 Uhr in Kraft). Das Grundgesetz entsteht auf Veranlassung der westlichen Besatzungsmächte des (zweiten) Deutschen Reiches. Ein von den 11 Ministerpräsidenten der Länder der westlichen Alliierten berufener Verfassungskonvent arbeitet von dem 10. bis zu dem 23. 8. 1948 auf Herrenchiemsee einen Entwurf eines vorläufigen Organisationsstatuts aus. Dieser wird von einem →Parlamentarischen Rat in Bonn überarbeitet, von den drei westlichen Militärgouverneuren genehmigt und von den Vertretungen von 10 der 11 damaligen Länder (ohne Bayern) angenommen. Er versteht die Bundesrepublik Deutschland als Bundesstaat, Rechtsstaat, Sozialstaat, Republik und streitbare Demokratie und gliedert sich in einen Grundrechtsteil (mit unmittelbarer Geltung) und einen Organisationsteil (Bundesstaat, Bundestag, Bundesrat, Bundespräsident, Bundeskanzler, Bundesverfassungsgericht und [5 weitere] Bundesgerichte) mit insgesamt 11336 Wörtern. Er nennt sich wegen des damals bestehenden ungewissen Übergangszustands bewusst nur Grundgesetz und nicht Verfassung. Das Grundgesetz ist inzwischen inhaltlich vielfach geändert, trägt aber trotz der inzwischen erfolgten Aufgabe der seinerzeitigen Vorläufigkeit noch den ursprünglichen Namen, der informell auch mit Bonn in Beziehung gebracht werden kann (Bonner Grundgesetz). Die allgemeinen Regeln des Völkerrechts haben unmittelbare Geltung. In dem Zuge weiterer Europäisierung und Globalisierung sind geschichtliche Einzelheiten vermutlich zu überdenken.
Lit.: Köbler, DRG 256; Maunz, T./Zippelius, R./Würtenberger, T., Deutsches Staatsrecht, 32. A. 2008; Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Becker, J., 1979; Buchner, P., Der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee, 1981; Diestelkamp, B., Die Verfassungsentwicklung in den Westzonen, NJW 1989, 1312; Das Grundgesetz und die Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Benz, W. u. a., 1989; Robbers, G., Die Änderungen des Grundgesetzes, NJW 1989, 1125; Das Grundgesetz. Dokumentation seiner Entstehung, hg. v. Schneider, H., Bd. 1ff. 1990ff. (beispielsweise Bd. 14 Art. 50-53 2019, Bd. 11 Art. 38 2020); Wehner, G., Die Westalliierten und das Grundgesetz, 1994; Kahl, W., Die Entstehung des Grundgesetzes, JuS 1997, 1083; Bauer, A./Jestaedt, M., Das Grundgesetz im Wortlaut, 1997; Niclauß, K., Der Weg zum Grundgesetz, 1998; Wilms, H., Ausländische Einwirkungen auf die Entstehung des Grundgesetzes, 1999; Wilms, H., Die Entstehung des Grundgesetzes, 1999; Schneider, H., 50 Jahre Grundgesetz, NJW 1999, 1497; Die Entstehung des Grundgesetzes, hg., v. Feldkamp, M., 1999; Auf dem Weg zum Grundgesetz, hg. v. Brakelmann, G., 1999; Dokumente zur neuesten deutschen Verfassungsgeschichte, hg. v. Wilms, H., 2001; Spevack, E., Allied Control and German Freedom, 2002; Ausländische Einwirkungen auf die Entstehung des Grundgesetzes – Dokumente -, hg. v. Wilms, H., 2003; Frankenberg, G., Grundgesetz, 2004; Das Grundgesetz zwischen Stabilität und Veränderung, hg. v. Huber, P., 2007; Grundgesetz - Textausgabe mit sämtlichen Änderungen, hg. v. Dreier, H. u. a., 2006, 2. A. 2007, 4. A. 2009, 5. A. 2010, 6. A. 2011, 7. A. 2012, 8. A. 2013, 9. A. 2014, 11. A. 2017, 12. A. 2019; 60 Jahre Grundgesetz, hg. v. Stern, K., 2010; Bauer, J., Der Beitrag der FDP-Fraktion im Parlamentarischen Rat zur Ausarbeitung des Grundgesetzes, 2013; Gundling, L., Ein Naturrechtseinfluss auf das Grundgesetz?, 2016; Daum, O., Dokumentation des Grundgesetzes, 2017; 70 Jahre Grundgesetz, hg. v. Heinig, H. u. a., 2019; Rückert, J., Das Grundgesetz, kommentiert mit Geschichte, ZRG GA 136 (2019), 387
Grundgesetz über die Reichsvertetung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.→Februarverfassung (1861), s. Google
Grundherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [WienStRb. 136] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Herr über Grund und Boden und darauf befindliche abhängige Menschen →Grundherrschaft, s. Google
Grundherrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1484 [Leyser, Nahegau 49] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem (weltlichen oder geistlichen) Grundherrn (beispielsweise König, Herzog, Bischof, Abt) beherrschte Gesamtheit von Gütern samt den darauf befindlichen Leuten, die dieser von einem Haupthof (→Fronhof, Salhof) aus mit Hilfe abhängiger Bauern (Grundholden, Hintersassen) bewirtschaftet (so genannte Villikationsverfassung). Bereits in dem Altertum finden sich Verbindungen von umfangreichem Eigentum an Grundstücken und Herrschaftsrechten über Menschen. Wie weit die Germanen Vorformen der Grundherrschaft kennen, ist trotz der Hinweise Tacitus‘ nicht sicher. Jedenfalls ist bereits in dem Frühmittelalter die Grundherrschaft (als Herrschaft über Land und Leute mit bis zu 5000 Höfen) in dem Reich der Franken weit verbreitet. In sie treten Bauern häufig durch Vergebung ihres Hofes an einen Herrn ein. Die meist unfreien Hintersassen haben für die Nutzung des ihnen überlassenen Grundstücks →Abgaben und →Dienste zu leisten. Der Grundherr gewährt (außer Landnutzung) Schutz und Schirm. Die Grundherrschaft ist ein wichtiger Ausgangspunkt für die Bildung von Landesherrschaft. Der Grundherr erlangt danach vielfach Patrimonialgerichtsbarkeit und Polizeigewalt. Mit dem Eindringen der Geldwirtschaft in dem Hochmittelalter wird die Grundherrschaft zu der →Rentengrundherrschaft, in der Herrschaftsrechte allmählich auf den Staat übergehen. Bereits in dem 15. Jahrhundert können unterschiedliche Arten von Herrschaft über Land aus der Grundherrschaft entwickelt sein. In dem Nordosten des Heiligen römischen Reiches wird die Grundherrschaft seit dem Spätmittelalter zu der →Gutsherrschaft. Wo die Grundherren die Eigenwirtschaft aufgeben und das betreffende Land an Bauern ausgeben, entfällt die Verpflichtung zu Frondienst. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird die Grundherrschaft bis zu der Mitte des 19. Jhs. allgemein beseitigt (→Bauernbefreiung, Ablösungsgesetzgebung, Österreich Grundentlastungspatent von dem 30. 8. 1848 Reichstag/7. 9. 1848 Kaiser). Grundsätzlich ist die (bäuerliche) Grundherrschaft von dem (meist adeligen) →Lehen streng zu trennen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 16, 28, 32, 51, 77, 96, 111, 133, 174; Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland, 1896; Knapp, T., Die Grundherrschaft im südwestlichen Deutschland, ZRG GA 22 (1901), 48; Kötzschke, R., Studien zur Verwaltungsgeschichte der Großgrundherrschaft Werden, 1901; Stengel, E., Grundherrschaft und Immunität, ZRG GA 25 (1904), 286; Fehr, H., Die Grundherrschaft im Sachsenspiegel, ZRG GA 30 (1909), 264; Grosch, G., Markgenossenschaft und Großgrundherrschaft im früheren Mittelalter, 1911; Hofbauer, S., Die Ausbildung der großen Grundherrschaften im Reiche der Merowinger, 1927; Klein, H., Die bäuerlichen Eigenleute des Erzstifts Salzburg im Mittelalter, (in) Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 73 (1933), 74 (1934); Perrin, C., Recherches sur la seigneurie rurale, 1935; Lütge, F., Die mitteldeutsche Grundherrschaft, 1934, 2. A. 1957; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer in der deutschen Kaiserzeit, 1939; Klebel, E., Die Grundherrschaften um die Stadt Villach, (in) Archiv für vaterländische Geschichte 27 (1942); Adel und Bauern im deutschen Staat des Mittelalters, hg. v. Mayer, T., 1943; Kötzschke, R., Salhof und Siedelhof im älteren deutschen Agrarwesen, 1953; Schreiber, A., Rudolfingen, 1954; Kirchner, G., Probleme der spätmittelalterlichen Klostergrundherrschaft in Bayern, (in) Z. f. bay. LG. 19 (1956), 1; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Sprandel, R., Das Kloster St. Gallen, 1958; Bergengruen, A., Adel und Grundherrschaft im Merovingerreich, 1958; Lennard, R., Rural England, 1959; Feigl, H., Die niederösterreichische Grundherrschaft, 1964; Kuchenbuch, L., Bäuerliche Gesellschaft und Klosterherrschaft im 9. Jahrhundert, 1978; Henning, F., Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Deutschland, Bd. 1f. 1978f.; Lindkvist, T., Landborna i Norden, 1979; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Vassberg, D., Land and Society in Golden Age Castile, 1984; Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, hg. v. Rösener, W., 1989; Braasch-Schwersmann, U., Das Deutschordenshaus Marburg, 1989; Grundherrschaft und Stadtentstehung am Niederrhein, hg. v. Fink, K. u. a., 1989; Rösener, W., Grundherrschaft im Wandel, 1991; Kuchenbuch, L., Grundherrschaft, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992; Troßbach, W., Bauern 1648-1806, 1993; Scherner, K., Ut propriam familiam nutriat - Zur Frage der sozialen Sicherung in der karolingischen Grundherrschaft, ZRG GA 111 (1994), 330; Čechura, J., Die Struktur der Grundherrschaften im mittelalterlichen Böhmen, 1994; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter, hg. v. Rösener, W., 1995; Strutture e trasformazioni della signoria rurale, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1996; Grundherrschaft – Kirche – Stadt zwischen Maas und Rhein während des hohen Mittelalters, hg. v. Haverkamp, A. u. a., 1997; Otto, G., Die Arbeitsverfassung der bayerischen Grundherrschaft, 1998; Kuchenbuch, L., Abschied von der „Grundherrschaft“, ZRG GA 121 (2004), 1; Grüninger, S., Grundherrschaft im frühmittelalterlichen Churrätien, 2006; Winkelbauer, T., Gundaker von Liechtenstein als Grundherr, 2008; Häußler, T., Hoch- und Niedergerichtsrechte in der Grundherrschaft – Die Rechtspflege im alten Reich unter besonderer Berücksichtigung der Patrimonialgerichtsbarkeit, 2009; Heuvel, G. van den, Adlige Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und territorialstaatliche Souveränität, 2011; Rösener, W., Die Grundherrschaft als Forschungskonzept, ZRG GA 120 (2012), 41; Stamm, V., Grundbesitz in einer spätmittelalterlichen Marktgemeinde, 2013 (Gries bei Bozen); Freudenberg, S., Trado atque dono, 2013; Kuchenbuch, L., Die Neuwerker Bauern und ihre Nachbarn im 14. Jahrhundert, 2013
Grundholde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1404 [NÖsterr./ÖW. VII 373 Niederösterreich] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der abhängige Hintersasse in der →Grundherrschaft. S. Google
Grundlage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ausgangspunkt, Boden
Grundlagenvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der an dem 21. 12. 1972/6. 6. 1973 zwischen Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik abgeschlossene Vertrag. S. Google
Lit.: Nakath, D., Die Verhandlungen zum deutsch-deutschen Grundlagenvertrag 1972, 1993
Grundpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1493 [Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch1] in 1 Stelle und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) s. Google, Pfand an Grundstücken
Grundpfandrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (als abstrakte wissenschaftliche Gattungsbezeichnung) das in der Verpfändung eines Grundstücks bestehende beschränkte dingliche Recht (besitzloses Pfandrecht des Grundpfandgläubigers an einem Grundstück). S. Google, →Hypothek, →Grundschuld
Lit.: Köbler, DRG 212; Meibom, V. v., Das deutsche Pfandrecht, 1867; Mutzner, P., Geschichte des Grundpfandrechts in Graubünden, 1909; Weyermann, M., Zur Geschichte des Immobiliarkreditwesens in Preußen, 1910; Planitz, H., Das Grundpfandrecht in den Kölner Schreinskarten, ZRG GA 54 (1934), 1; Hedemann, H., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, II 2 1935, Neudruck 1968, 192; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936, Neudruck 1983; Herold, P., Geschichte des Zürcher Grundpfandrechts, 1939; Natzel, N., Die Entwicklung des vertraglichen Grundpfandrechts, Diss. jur. Bochum 1970; Schulin, H., Zur Entwicklung des Grundpfandrechts in der Schweiz, (in) Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1976; Buchholz, S., Absstraktionsbegriff und Immobiliarrecht, 1978; Schapp, J., Zum Wesen des Grundpfandrechts (in) Geschichtliche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G. u. a., 1990, 477; Sievert, M., System im Umbruch – Gestaltung der Grundpfandrechte in der badischen Praxis im Übergang zum BGB, 2021
Grundrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [KlosterneubStiftUB. I 42 Klosterneuburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist neben dem Recht an einem Grund vor allem das dem Einzelnen zustehende, verfassungsmäßig verbürgte grundlegende Recht gegen den Staat als einheitlichen Herrschaftsträger (subjektives öffentliches Recht). Eine lose Vorform des Grundrechts wird in den Rechten sichtbar, die der englische König Johann Ohneland an dem 15. 6. 1215 den Baronen in der (lat.) →Magna Charta (F.) libertatum (große Urkunde der Freiheiten) als Privileg verbriefen muss (beispielsweise Steuerbewilligung, Pairsgericht). Zu der gleichen Zeit sehen einzelne naturrechtliche Theoretiker (beispielsweise Thomas von Aquin 1225-1274) Leben, Freiheit und Eigentum als dem Zugriff des Staates entzogene allgemeine Rechte des Menschen an. In der Neuzeit betonen die Erklärung von Dordrecht (15./16. 7. 1572) in den Niederlanden sowie die Petition of Rights (1628, Bitte um Rechte), der Habeas-Corpus-Act (1679 Du mögest einen Körper haben-Gesetz) und die Declaration of Rights (1689, Erklärung der Rechte) in England besondere Rechte des Einzelnen. In den Einzelstaaten Nordamerikas finden zu Beginn des Unabhängigkeitskriegs gegen England auch fundamentale Rechte ([engl.] inherent rights, unalienable rights, [franz.] 1770 droits fundamentaux) des Einzelnen in die formellen Verfassungen (12. 6. 1776 Virginia Bill of Rights) Eingang (26. 8. 1789 Déclaration des droits de l’homme et du citoyen 26. 8. 1789 Frankreich). Nach Emanuel Joseph Sieyès (1748-1836, Januar 1789) ist man nicht durch Privilegien frei, sondern durch Rechte, die - entsprechend der französischen Revolutionsforderung der Gleichheit - allen gehören. 1791 wird die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika mit den ersten zehn amendments um die (Federal) Bill of Rights (Artikel der Rechte) ergänzt. Dem folgen deutsche Verfassungen in dem 19. und 20. Jahrhundert (schwach ausgeprägt in Bayern und Baden 1818 und Württemberg 1819, Österreich 25. 4. 1848 nur Staatszielbestimmungen, Kremsierer Entwurf, 4. 3. 1849 Grundrechtspatent für Cisleithanien, in dem Silvesterpatent 1851 aufgehoben, sehr modern „Grundrechte“ der Verfassung des geplanten aber gescheiterten Deutschen Reiches 27. 12. 1848 [17. 1. 1849 in Kraft und zwar auch für Österreich, 23. 8. 1851 durch Beschluss des Deutschen Bundes aufgehoben], eher rückständig Preußen 1850, nicht die Verfassung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1871, Österreich 21. 12. 1867), wobei sich viele Grundrechte bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von dem politischen Programmsatz zu einem einlösbaren Rechtsanspruch wandeln. Inhaltlich bilden die verschiedenen Formen der →Freiheit und der →Gleichheit (→Gleichheitsgrundsatz) den Kern der in erster Linie gegen den Staat gerichteten Grundrechte, die darüber hinaus selbst Grundlage von Herrschaft und sozialer Sicherung sein sollen. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland stärkt die Bedeutung der politisch-liberalen Freiheitsrechte und Gleichheitsrechte in vielfacher Hinsicht, so dass sie nicht zuletzt durch die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts eine kaum zu überschätzende Bedeutung für die Gesamtrechtsordnung gewinnen. →Menschenrecht, Charta der Grundrechte der Europäischen Union von dem 12. 12. 2007, seit 1. 12. 2009 den Gemeinschaftsverträgen gleichgestellt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 191, 194, 195, 231, 232, 257; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1975, 1047; Mommsen, T., Die Grundrechte des deutschen Volkes, 1849, Neudruck 1969; Fürstenau, H., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 1891; Eckhardt, E., Die Grundrechte vom Wiener Kongress bis zur Gegenwart, 1913; Jellinek, G., Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, 4. A. 1927 (e-book 2013); Grundrechte und Grundpflichten der Reichsverfassung, hg. v. Nipperdey, H., Bd. 1ff. 1929ff.; Voigt, A., Geschichte der Grundrechte, 1948; Hartung, F., Die Entwicklung der Menschen- und Bürgerrechte, 4. A. 1972; Bohatec, J., England und die Geschichte der Menschen- und Bürgerrechte, 1956; Genzmer, H., Die Grundrechte in der Hamburger Konstituante, Diss. jur. Hamburg 1957; Schnur, R., Zur Geschichte der Erklärung der Menschenrechte, 1964; Oestreich, G., Geschichte der Menschenrechte und Grundfreiheiten im Umriss, 1968, 2. A. 1978; Die Grundrechtsdiskussion in der Paulskirche, hg. v. Scholler, H., 1973; Rimscha, W. v., Die Grundrechte im süddeutschen Konstitutionalismus, 1973; Huber, E., Grundrechte im Bismarckschen Reichssystem, (in) FS U. Scheuner, 1973, 163; Loew, W., Die Grundrechte, 1977, 2. A. 1982; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981; Grundrechte im 19. Jahrhundert, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1982; Starck, C., Entwicklung der Grundrechte, 1982; Sutter, B., Die Entwicklung der Grundrechte, 1982; Stern, K., Grundideen europäisch-amerikanischer Verfassungsstaatlichkeit, 1984; Köck, H., Der Beitrag der Schule von Salamanca zur Entwicklung der Lehre von den Grundrechten, 1987; Eisenhardt, U., Die gerichtliche Überprüfung, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, 1987, 75; Grund- und Freiheitsrechte von der ständischen zur spätbürgerlichen Gesellschaft, hg. v. Birtsch, G., 1987; Brauneder, W., Geschichte der Grundrechte in Österreich, 1992; Dreier, H., Dimensionen der Grundrechte, 1993; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Oechsle, K., Die steuerlichen Grundrechte, 1993; Schmale, W., Archäologie der Grund- und Menschenrechte, 1997; Kröger, K., Grundrechtsentwicklung, 1998; Mohnhaupt, H., Von den leges fundamentales, (in) Ius commune 25 (1998), 121; Hufen, E., Entstehung und Entwicklung der Grundrechte, (in) NJW 1999, 1504; Lamprecht, R., Vom Untertan zum Bürger, 1999; Müller, J., Grundrechte in der Schweiz, 1999; Eisenhardt, U., Zur Entwicklung des Grundrechtsverständnisses, (in) FS A. Söllner, 2000; Die Grundrechte im Spiegel des Plakats, hg. v. Artinger, K., 2000; Austermühle, G., Zur Entstehung und Entwicklung eines persönlichen Geheimsphärenschutzes, 2002; Das Menschenbild der Grundrechte, hg. v. Schünemann, B. u. a., 2002; Schäfer, H., Die ungeschriebenen Freiheitsrechte in der schweizerischen Bundesverfassung, 2002; Quellen zur Entstehung der Grundrechte in Deutschland, hg. v. Fikentscher, W. u. a., 2002; Köster, F., Entstehungsgeschichte der Grundrechtsbestimmungen des zweiten Hauptteils der Weimarer Reichsverfassung, 2003; Handbuch der Grundrechte, hg. v. Merten, D. u. a., Bd. 1ff. 2004ff.; Goller, P./Oberkofler, G., Grundrechtskatalog für Österreich?, 2004; Pauly, W., Grundrechtslaboratorium Weimar, 2004; Suppé, R., Die Grund- und Menschenrechte in der Staatslehre des 19. Jahrhunderts, 2004; Das Lüth-Urteil, hg. v. Henne, T. u. a., 2005; Hilker, J., Grundrechte im deutschen Frühkonstitutionalismus, 2005; Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Stern, K., Bd. 4 2006f.; Mahlmann, M., Elemente einer ethischen Grundrechtstheorie, 2008; Pannenborg, E., Inhalt und Bedeutung der Grundrechte der Paulskirchenverfassung von 1848/49, 2013; First fundamental rights documents in Europe, hg. v. Suksi, M. u. a., 2015
Grundrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1587 [CoutBourgBruges II 557 Brügge] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Mittellateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Ertrag, den der Grund (Grundstück) ohne Arbeitsaufwand und Kapitalaufwand des Eigentümers abwirft. Die Grundrente ist eine vermögensrechtliche →Reallast ohne persönliche oder dingliche Abhängigkeit. Sie hat sich vermutlich aus der →Erbleihe entwickelt. Später wird die Grundrente vor allem durch →Rentenkauf geschaffen. Seit dem 14. Jahrhundert überwiegt die Geldrente die Rente in Naturalleistungen. In der Neuzeit wird die Grundrente durch das verzinsliche hypothekarisch gesicherte →Darlehen ersetzt. Mit der Beseitigung des kanonischen Zinsverbots wird sie entbehrlich und in ihren Resten bei der Grundentlastung des 19. Jahrhunderts aufgehoben. In einem anderen Sinn ist Grundrente später auch eine Mindestrente in dem Rahmen der Sozialabsicherung. S. Google
Lit.: Hübner 397; Delbanco, G., Entwicklungsgeschichte der Grundrentelehre, 1921; Patzig, R., Kritische Dogmengeschichte der Grundrente, 1923 (masch. schr.); Winter, H., Der Rentenkauf in der freien Reichsstadt Schweinfurt, 1970
Grundruhr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1207 [Regensburg/Keutgen, Urk. 196], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Berührung des Grundes durch ein Schiff (bei einem Schiffbruch). Die anfängliche Folge der Grundruhr ist, dass das Gut (anfangs einschließlich der Besatzung) dem zufällt, der es (auf seinem Grund und Boden) in Besitz nimmt. Seit dem 12. Jahrhundert wird dies von der Kirche (1110, 1179) und dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches (1177) bekämpft und durch das Strandregal zu ersetzen versucht. Das Völkerrecht der Gegenwart gesteht ein Strandrecht bzw. Bergerecht dem Küstenstaat zu.
Lit.: Kämpffer, J., Jus appulsus, Diss. jur. Jena 1680; Nittemaa, V., Das Strandrecht in Nordeuropa im Mittelalter, 1955
Grundschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen durch einen Hinweis auf Campe/DWB. IV 1, 6 Sp. 899 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Belastung eines Grundstücks in der Weise, dass an den, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, eine bestimmte Geldsumme aus dem Grundstück zu zahlen ist. Die in Mecklenburg ausgebildete Grundschuld wird 1896/1900 in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches aufgenommen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 213; Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Grundsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1802 [Jensen, Angeln2 346] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von →Grundstücken und grundstücksgleichen Rechten zu entrichtende →Steuer. Sie wird bereits von dem römischen Kaiser Diokletian (284-313/316) erhoben. Der frühneuzeitliche Staat greift dies wieder auf. Wegen der bisher eher geringen Höhe ist bei der Suche des zwecks Sicherung seiner eigenen Lage bei Wahlen umverteilenden Staates künftig mit verstärkter Abschöpfung zu rechnen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 55, 152; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. unv. A. 1992
Grundstück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [MünchenStR. Auer 224] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der abgegrenzte Teil der Erdoberfläche (, der in dem Bestandsverzeichnis eines Grundbuchblatts unter einer besonderen Nummer gebucht ist). In dem römischen Recht sind die italischen Grundstücke (lat.) →res (F.Pl.) mancipi (handgreifbare Sachen), die durch (lat.) mancipatio (F.) übertragen werden. In dem deutschen Recht wird das Grundstück als unbewegliche Sache vielfach anders behandelt als die bewegliche Sache. Dementsprechend wird nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) das Eigentum an beweglichen Sachen grundsätzlich durch Einigung und Übergabe, das Eigentum an Grundstücken durch Einigung (Auflassung) und Eintragung in das Grundbuch übertragen. In dem 20. Jahrhundert ist der Erwerb landwirtschaftlich genutzter Grundstücke durch das Erfordernis staatlicher Genehmigung eingeschränkt (Grundstücksverkehrsbekanntmachung von dem 15. 3. 1918, Grundstücksverkehrsgesetz von dem 28. 7. 1961, österreichische Grundverkehrsordnung von dem 9. 8. 1915, Grundverkehrsgesetz 1919). S. Google
Lit.: Kaser §§ 18, 28; Hübner 181; Köbler, DRG 90; Böckel, F., Die Grundstücksübereignung in Sachsen-Weimar-Eisenach, 1911; Hallermann, H., Die Erbleihe an Grundstücken in den westfälischen Städten, 1925; Richter, G., Die Grundstücksübertragung im ostfälischen Sachsen, 1934; Merk, W., Die Grundstücksübertragung in Meersburg am Bodensee, ZRG GA 55 (1935), 169, 56 (1936), 1; Richter, G., Die Grundstücksübereignung im ostfälischen Sachsen, 1934; Conrad, H., Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln während des Mittelalters, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Das Recht der Liegenschaftsübereignung in Freiburg, 1937; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsübereignung, 1957; Köbler, G., Die rechtliche Regelung des Eigentumserwerbs an Grundstücken in Preußen, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 3 1967, 201; Müller, W., Fertigung und Gelöbnis mit dem Gerichtsstab, 1976; Hofmeister, H., Zur Entwicklung des Eigentumserwerbs an Grundstücken und des Grundkredits in Österreich unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses der preußischen Gesetzgebung von 1872, (in) Wissenschaft und Kodifikation 3, 1976, 346; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbs in der österreichischen Privatrechtsentwicklung seit dem 18. Jahrhundert, 1977; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Schwenk, A., Die Formbestimmung des § 313 BGB a. F., 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Busse, C., Ein Jahrhundert landwirtschaftliches Grundstücksverkehrsrecht in Deutschland, 2019
Gründung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 17. Jahrhundert einmal [durch einen Hinweis auf Grimm Deutsches Wörterbuch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), Grundlegung, Errichtung, Beginn
Gründungsstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) durch bewusste Gründungshandlung entstehende →Stadt (beispielsweise Freiburg im Breisgau 1120?). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Grundvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der einen Grund legende Vertrag. →Grundlagenvertrag
Grüne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.) ist eine durch die grüne Farbe gekennzeichnete Gegegebenheit und insbesondere ab dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts eine Bezeichnung für eine Umweltbelange als wichtigstes Ziel fördernde politische Partei. S. Google
Lit.: Mende, S., „Nicht rechts, nicht links, sondern vorn“. Eine Geschichte der Gründungsgrünen, 2011
Grupen, Christian Ulrich (1692-1767) s. Google
Lit.: Hoppenstedt, D., Christian Ulrich Grupen als Jurist und Rechtshistoriker, (in) Hannoversche Geschichtsblätter, neue Folge 25 (1971)
gubernare, gubernāre, lat., V., Steuerruder führen, steuern, lenken, Enn. (204-169 v. Chr.), wohl eine Rückbildung nach rēgnum
gubernium (Wort in latein_a_z.docx nicht belegt, lat. [N.]) s. gubernare
Gubernium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx, nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die ab 1744 von Maria Theresia auf Betreiben Haugwitz‘ in den einzelnen Ländern unter Ausschluss ständischer Mitwirkung eingerichtete absolutistische Zentralstaatsbehörde für politische Verwaltung und Finanzverwaltung (Repräsentation und Kammer), von der 1763 die Finanzverwaltung abgetrennt wird, zu der aber die Justiz hinzukommt (in Österreich unter der Enns und in Schlesien Regierung). 1782 wird von dem Gubernium das Appellationsgericht verselbständigt. 1849 wird das Gubernium durch die Statthalterei ersetzt. S. Google
Lit.: Buchmann, W., Hof - Regierung - Stadtverwaltung, 2002; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005
Gudelinus (Goudelin), Petrus (Ath 1550-Löwen 1619) wird nach dem Rechtsstudium (1567) in Löwen und einer Tätigkeit als Advokat 1582 Professor in Löwen. In seinen posthum veröffentlichten Werken verbindet er römisches Recht mit den Gewohnheitsrechten der Niederlande und Frankreichs. S. Google
Lit.: Leuven. 550 jaar universiteit, 1976, 301
Guilelmus de Cuneo ist ein in Südfrankreich vielleicht um 1270 geborener, promovierter, zeitweise in Toulouse lehrender Jurist (lecturae, Lesungen, additiones ad glossam, Ergänzungen zu den Glossen, Traktate). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 567
Gulathingsbok (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. ist das in einer in Kopenhagen aufbewahrten Handschrift der Mitte des 13. Jahrhunderts (Codex Rantzovianus um 1250) und in weiteren Fragmenten (um 1180?, um 1200) überlieferte, vielleicht in verschiedenen Redaktionen (Olavstext, Magnustext) des späten 11. bis 13. Jahrhunderts gefasste Recht des Things von Gula (Gulen) nahe dem Sognefjord, das die älteste norwegische Rechtsaufzeichnung darstellt (daneben Frostathingsbok, Eidsivathingsbok, Borgarthingsbok). Es behandelt in zehn Abschnitten etwa Kirche (Christenrecht), Familie, Erbe, Strafe, Landleihe und Handel. 1267 setzt König →Magnus Hakonarson eine neue, nur in ihrem Christenrecht erhaltene Gulathingsbok in Kraft (bis 1274). Zahlreiche Bestimmungen werden 1274 in das norwegische Reichsrecht (Landslag) übernommen. S. Google
Lit.: Maurer, K., Die Entstehungszeit der älteren Gulathingslög, 1872; Norwegisches Recht. Das Rechtsbuch des Gulathings, hg. v. Meißner, R., 1935; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 112; Sveaas Andersen, P., Samlingen av Norge, 1977, 247
Gülte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1200 [Ulrichsleben des Albert von Augsburg] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190-1230 [Walther von der Vogelweide] und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), Gült (zu dem Zeitwort gelten), ist eine Bezeichnung für die mittelalterliche →Grundrente. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 116; Adler, S., Das Gültbuch von Nieder- und Oberösterreich, 1898; Maidhof, A., Das Passauer Gültenwesen, (in) Die ostbairischen Grenzmarken 16 (1927), 313, 358
Gundling, Nicolaus Hieronymus (Kirchensittenbach 25. 2. 1671-Halle 9. 12. 1729), Pfarrerssohn, wird nach dem Studium der Theologie in Altdorf, Jena, Leipzig und Altdorf 1699 Hofmeister in Halle. Als Schüler Thomasius‘ und wohl Stryks wird er nach der Promotion (12. 7. 1703) 1705 Professor für Beredsamkeit und Naturrecht in Halle (Abriss zu einer rechten Reichshistorie, 1708). Er befasst sich auch mit Fragen des Buchnachdrucks. S. Google
Lit.: Hempel, C., Nicolai Hieron. Gundlings umständliches Leben und Schriften, 1736; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 302; Nicolaus Hieronymus Gundling (1671-1729) im Kontext der Frühaufklärung, hg. v. Häfner, R. u. a., 2018 (überwiegend für die Mußestunden geeignet)
Gurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gürtel, s. Google
Gürtel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das schon in den Hochkulturen des Altertums entwickelte und in Gräbern der Bronzezeit gefundene sowie auf Skulpturen der ausgehenden Jungsteinzeit nachweisbare zu dem Zusammenhalten oder Hochhalten der Bekleidung des Menschen in der Leibesmitte dienende meist aus Leder oder Metall gefertigte Band. Der Gürtel ist auch Gegenstand der Rechtssymbolik. S. Google
Lit.: Schopphoff, C., Der Gürtel, 2009
gut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 bzw. 1227 [BrschwStR. § 1] bzw. 1243 [SPöltenUB. I 55] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) tauglich, nützlich, vorteilhaft, s. Google
Gut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 60] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Wert, Vermögen, s. Google
Gutachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 16. Jahrhundert [Ellissen, Einbeck 25] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Beurteilung einer Frage durch einen Fachmann. Bereits die klassische römische Jurisprudenz der Rechtskundigen auf dem Markt ist dadurch gekennzeichnet, dass seit Augustinus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) einzelnen Rechtskundigen (sog. Respondierjuristen) das Recht verliehen wird, auf eine Anfrage in dem Namen des Staatsoberhaupts (lat. [M.] princeps) eine gutachtliche Antwort (lat. [N.] responsum) zu erteilen, welcher der (lat. [M.] iudex) Richter zu folgen hat. Seit dem 13. Jahrhundert erteilen die oberitalienischen Juristen (→Konsiliatoren, beispielsweise Johannes Bassianus als Schüler des →Bulgarus, Azo [1150?-1220]) Gutachten. Mit der →Aktenversendung beginnt seit dem 14. Jahrhundert eine reiche gutachterliche Tätigkeit der juristischen Fakultäten (in dem Deutschen Reich bis 1877/1879) und entsteht ein Markt, auf dem rechtswissenschaftliche Dienstleistungen in großer Zahl angeboten und nachgefragt werden. Die Technik des Gutachtens geht von der aufgeworfenen Frage des Bestellers aus und folgert von Voraussetzungen auf ein Ergebnis hin. S. Google
Lit.: Söllner §§ 9, 10, 14, 15, 17; Köbler, DRG 107; Seeger, H., Die strafrechtlichen Consilia Tubingensia, 1877; Kohler, J./Liesegang, E., Das römische Recht am Niederrhein, Bd. 1f. 1896ff.; Klugkist, E., Die Göttinger Juristenfakultät als Spruchkollegium, Diss. jur. Göttingen 1951 masch.schr.; Baumgärtel, G., Die Gutachter- und Urteilstätigkeit der Erlanger Juristenfakultät, Diss. jur. Erlangen 1952; Mayer, H., Die Bedeutung der Rechtsgutachten in der Rezeptionszeit, Diss. jur. Basel (um 1962); Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Schikora, A., Die Spruchpraxis an der juristischen Fakultät zu Helmstedt, 1972; Kempter, F., Die Gutachten- und Urteilstätigkeit der Juristenfakultät Ingolstadt-Landshut-München, Diss. jur. Mannheim 1976; Falk, U., Consilia. Studien zur Praxis der Rechtsgutachten in der frühen Neuzeit, 2006; Lange, H., Recht und Macht, 2010; Brix, T., Ein unbekanntes Rechtsgutachten von Felinus Sandeus über die Auslegung des Testaments des Juristen Johannes de Lignano, 2016
Gutalagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das vielleicht um 1220 auf Betreiben Erzbischof Andreas Sunesons oder nach 1285 (str.) in der Volksversammlung nach norwegischem Vorbild entstandene, in zwei Handschriften (um 1350, [1470 bzw.] 1587) überlieferte, bis 1595 gebrauchte, ziemlich selbständige Recht (der Bauern) der Insel Gotland (Schwedens), das um 1400 in die deutsche Sprache und in dem 16. Jahrhundert in die dänische Sprache übersetzt wird. S. Google
Lit.: Wessén, E., Lex Gotlandiae, 1945; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 108; Sjöholm, E., Gesetze als Quellen mittelalterlicher Geschichte, 1976; Pernler. S., Gotlands medeltida kyrkoliv, 1977
Gütergemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1808 [Weber, Lehnr. II 12] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1772) ist der (vertragliche) Güterstand, bei dem grundsätzlich das gesamte Vermögen der Ehegatten, das sie bei Eingehung der →Ehe haben oder später erwerben, kraft Gesetzes gemeinschaftliches Vermögen (Gesamtgut) wird. Die Gütergemeinschaft findet sich bereits in dem Frühmittelalter bei Franken und Westfalen in der Form der →Errungenschaftsgemeinschaft. In dem Hochmittelalter dringt sie in örtlich recht verschiedener Form weiter vor, wobei die Verwaltung der Güter grundsätzlich dem Mann zusteht. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) lässt die Gütergemeinschaft zu (vgl. § 1234 ABGB), erschwert sie aber (bevorzugte Gütergemeinschaft auf den Todesfall rechtstatsächlich bedeutungslos). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird die für rund 11 Millionen Menschen bestehende allgemeine Gütergemeinschaft zu einem vertraglich festlegbaren Ehegüterstand (Wahlgüterstand), für den der Grundsatz der →Gesamthand gilt. S. Google
Lit.: Hübner; Köbler, DRG 88, 122, 161, 207, 210, 267; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Possel-Dölken, P., Das westfälische eheliche Güterrecht im 19. Jahrhundert, 1978; Schmüser, S., Die Anwendung der Vorschriften des allgemeinen Landrechts, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Jelowik, L., Gütergemeinschaft als Bürgschaftshindernis im Fuldaer Recht um 1890, ZRG GA 129 (2012), 409; Hoffarth, C., Urkirche als Utopie – Die Idee der Gütergemeinschaft im späteren Mittelalter, 2016
Guter Glaube (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1429) ist das Vertrauen auf die Richtigkeit eines Anscheins. In dem römischen Recht ist die (lat.) bona fides (gute Treue) Geltungsgrundlage und Beurteilungsmaßstab formloser Konsensualverträge (Treu und Glauben) und gilt (nach D. 50, 17, 54) der Grundsatz (lat.) →nemo plus iuris transferre potest quam ipse habet (niemand kann mehr Rechte übertragen als er hat), so dass nur der wahre Berechtigte ein Recht übertragen kann, doch schützt bei freiwillig aus der Hand gegebenen Sachen (also nicht bei gestohlenen, verlorenen oder [in klassischer Zeit auch] unterschlagenenen Sachen) ein rechtmäßiger Erwerbsgrund (beispielsweise Kauf) nach Ablauf der einjährigen Ersitzungsfrist den Erwerber vor dem Herausgabeanspruch des Berechtigten. Demgegenüber sichern hochmittelalterliche deutsche Quellen (beispielsweise Sachsenspiegel II, 60, 1) den Erwerber von Sachen, die der Berechtigte freiwillig aus der Hand gegeben hat, ohne dass Unkenntnis des Rechtsmangels von dem Dritten verlangt wird. Das lübische Recht führt 1586 in dem Interesse des Verkehrsschutzes den gutgläubigen Erwerb an beweglichen Sachen (Fahrnis) ein. Der Entwurf gebliebene (lat.) Codex (M.) Theresianus Österreichs (1766, II, 8 § 4, vgl. § 367 ABGB von 1811/1812) lässt den sofortigen Erwerb durch den gutgläubigen Erwerber in bestimmten Fällen zu. Gedanklich beeinflusst könnte dabei die Formulierung guter Glaube von der lateinischen bona fides (F.) (guten Treue) sein. Nach Kant entspricht der gutgläubige Erwerb distributiver Gerechtigkeit. Art. 306 ADHGB (1861) teilt bei nicht gestohlenen oder verlorenen beweglichen Sachen dem redlichen Erwerber in einem Handelsbetrieb das Eigentum zu. Dem folgen das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches 1896/1900 und das Zivilgesetzbuch der Schweiz (vgl. auch §§ 892f. BGB, Art. 973f. ZGB für Grundstücksrechte, während das Zivilgesetzbuch der Deutschen Demokratischen Republik (1975-1990) einen gutgläubigen Erwerb von dem Nichtberechtigten für nicht erforderlich hält. S. Google
Lit.: Hübner 433; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 212; Bruns, C., Das Wesen der bona fides bei der Ersitzung, 1872; Hübner, H., Der Rechtsverlust im Mobiliarsachenrecht, 1955; Kofferath, G., Stand der Forschung über die geschichtlichen Grundlagen des Gutglaubensschutzes (§§ 932ff. BGB), Diss. jur. Bonn 1962; Kaiser, M., Der gute Glaube im Codex iuris canonici, 1965; Söllner, A., Der Erwerb vom Nichtberechtigten in romanistischer Sicht, (in) FS H. Coing, 1982, 389; Ogris, N., Guter Glaube an die Vertretungsmacht, 1987; Hinz, W., Die Entwicklung des gutgläubigen Fahrniserwerbs, 1991; Scavo Lombaro, L., La buona fede nel diritto canonico 1995; Imbusch, B., Der gutgläubige rechtsgeschäftliche Erwerb gestohlener Sachen im deutschen Recht, 1999; Good Faith in European Contract Law, ed. by Zimmermann, R. u. a., 2000; Engstfeld, J., Der Erwerb vom Nichtberechtigten, 2002; Kiehnle, A., Der Erwerb kraft öffentlichen Glaubens in der württembergischen Pfandgesetzgebung, 2004; Cardilli, R., Bona fides tra storia e sistema, 2004; Meyer, R., Bona fides und lex mercatoria in der europäischen Rechtstradition, 2004; Göhlert, T., Der Erwerb unterschlagener bzw. gestohlener Sachen vom Nichtberechtigten, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Güterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Wort 1814, Güterrechtsregister 1895). S. Google, →Ehegüterrecht
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Güterrrechtsregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Register über das für Eheleute abweichend von dem gesetzlichen Güterstand auf Grund Vereinbarung besonders geltende Wahlgüterrecht
Güterstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Gesamtheit der güterrechtlichen Verhältnisse in einer Ehe. Eine vertragliche Regelung ist in bestimmten Grenzen möglich. Erfolgt sie nicht, gilt der so genannte gesetzliche Güterstand. S. Google
Gütertrennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1846) ist der Ehegüterstand, bei dem jeder Ehegatte alleiniger Berechtigter der ihm bei der Eheschließung gehörigen Güter bleibt und alleiniger Berechtigter der von ihm in der Ehe erworbenen Güter wird. Bei den Germanen wird, sofern die Frau Gut (Aussteuer, Unterhaltssicherung) in die Ehe einbringt, dieses Gut wohl von dem Mann (nur) verwaltet. Dieser Güterstand der grundsätzlichen Gütertrennung mit Verwaltungseinheit auf der Seite des Mannes besteht anscheinend in dem Frühmittelalter bei den aus den Germanen erwachsenen deutschen Stämmen mit Ausnahme der Franken und Westfalen. Später wird die Gütertrennung von der →Gütergemeinschaft zurückgedrängt. Die neuzeitlichen Kodifikationen behandeln die Gütertrennung als Regelgüterstand. In Österreich sieht § 1237 ABGB (1811/1812) Gütertrennung vor, die aber infolge verschiedener unklarer Vermutungen inhaltlich als „vermutete“ Verwaltungsgemeinschaft verstanden wird. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist die Gütertrennung ein Wahlgüterstand. Die mit dem Gleichberechtigungsgesetz von dem 18. 6. 1957 als Regelgüterstand festgelegte →Zugewinngemeinschaft ist inhaltlich Gütertrennung mit Wertausgleich der Zugewinne beider Ehegatten nach Auflösung der Ehe. Daneben ist die einfache Gütertrennung als Wahlgüterstand zulässig. S. Google
Lit.: Hübner; Köbler, DRG 88, 122, 161, 210, 267; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Martitz, F., Das eheliche Güterrecht des Sachsenspiegels, 1867; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Gutes altes Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Schlagwort für die von dem Historiker (Max Friedrich Ludwig Hermann) Fritz Kern (Stuttgart 28. 9. 1884-Mainz 21.5. 1950) behauptete Ansicht, dass das germanische Recht deswegen gegolten habe, weil es alt und gut gewesen sei, so dass in dem Mittelalter Recht nicht geschaffen, sondern nur nach Beseitigung der von den Menschen bewirkten Verdunkelung wiederentdeckt habe werden können. Diese Ansicht widerspricht der germanischen und mittelalterlichen Wirklichkeit, in der sich Recht unablässig entsprechend den menschlichen Bedürfnissen ausformt (beispielsweise Strafe, Inquisitionsprozess, Königswahl, Lehen, Grundherrschaft, Stadtrecht, Handelsrecht, Gesellschaft, Wechsel). Sie deckt sich unausgesprochen allerdings mit der christlichen Trias von Paradies, Sündenfall und Erlösung, der in dem Recht der göttliche Dekalog, die menschliche Verirrung (Rechtsverdunkelung) und die (Möglichkeit der) Rückkehr zu dem von Gott gegebenen (und deswegen notwendigerweise guten, alten) Recht entspricht, wie sie die christliche Kirche auch in dem Mittelalter verkündet. In der Gegenwart wird die Lehre Kerns als widerlegt angesehen, doch neigen manche Stimmen dazu, auf der Basis anthropologischer Universalien dem Grundgedanken gleichwohl zuzustimmen. S. Google
Lit.: Kern, F., Über die mittelalterliche Anschauung vom Recht, (in) HZ 115 (1916), 496; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Rückert, J., Die Rechtswerte der germanistischen Rechtsgeschichte im Wandel der Forschung, ZRG GA 111 (1994), 272; Köbler, G., Recht, Gesetz und Ordnung im Mittelalter, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 93; Willoweit, D., Vom guten alten Recht, (in) Jb. d. historischen Kollegs 1997, 23; Teuscher, S., Erzähltes Recht, 2007; Liebrecht, J., Fritz Kern und das „gute alte Recht“, 2016; Liebrecht, J., Die junge Rechtsgeschichte – Kategorienwandel in der rechtshistorischen Germanistik der Zwischenkriegszeit, 2018
Gute Sitten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., lat. →boni mores [M.Pl.], Sg. bonus mos) sind die von dem Recht für anerkennenswert gehaltenen Verhaltensweisen. In dem römischen Recht werden Geschäfte, die das (gute) Herkommen der Vorfahren (lat. [boni] mores [M.Pl.] maiorum) verletzen, wie beispielsweise die Schenkung einer erwarteten Erbschaft eines noch lebenden Dritten, von den Rechtskundigen und den Kaisern als rechtswidrig bekämpft. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter werden die guten Sitten als Bewertungsmaßstab ab dem 16. Jahrhundert in Stadtrechten und Landrechten übernommen (vgl. Art. 1131, 1133 code civil, §§ 79, 90 sächs. BGB, § 138 I BGB). Als unbestimmter Rechtsbegriff sind die guten Sitten schwer zu fassen. S. Google
Lit.: Kaser § 9 II; Köbler, DRG 43; Simitis, K., Gute Sitten und Ordre public, 1960; Schmidt, H., Die Lehre von der Sittenwidrigkeit der Rechtsgeschäfte in historischer Sicht, 1973; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 414; Wanner, J., Die Sittenwidrigkeit der Rechtsgeschäfte im totalitären Staate, 1996; Herzog, A., Sittenwidrige Rechtsgeschäfte, 2001; Ruff, H., Sittenwidrige Rechtsgeschäfte, 2007
Güteverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf Güte in Gegensatz zu Streit gegründete Verfahren innerhalb oder außerhalb der Gerichtsbarkeit. Seine Gedanken wirken sich wohl in Verhandlungen über die Höhe einer Buße oder in Vereinbarungen von Schiedsgerichten bereits früh aus. Anscheinend schon in dem Ausgang des Mittelalters werden Richter auf die Vorteile eines Vergleichs besonders hingewiesen (Leipzig, Wittenberg). Nach Ansätzen etwa in dem jüngsten Reichsabschied von 1654 (Art. 110) und in Preußen (1737) gewährt die Reichszivilprozessordnung des (zweiten) Deutschen Reiches (1877/1879) dem Kläger die Befugnis, den Beklagten zu einem Sühneversuch zu laden. Nach wechselvollen Bestrebungen des 20. Jahrhunderts wird in der Bundesrepublik Deutschland aus Kostengesichtspunkten 2000 den Ländern die Möglichkeit eingeräumt, für bestimmte Klagen einen vorgeschalteten außergerichtlichen Güteversuch als Zulässigkeitsvoraussetzung vorzusehen, wovon einige Länder Gebrauch machen. Seit dem 1. 1. 2002 sieht § 278 II ZPO grundsätzlich für die erste Instanz die Durchführung eines obligatorischen Gütetermins vor der mündlichen Verhandlung vor, doch ist die tatsächliche Bedeutung eher gering. S. Google
Lit.: Koch, C., Der preußische Zivilprozess, 2. A. 1855, Neudruck 1994; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973; Loschelder, M., Die österreichische allgemeine Gerichtsordnung von 1781, 1978; Ortlieb, E., Im Auftrag des Kaisers, 2001; Peters, B., Der Gütegedanke im deutschen Zivilprozessrecht, 2004
Gutglaubensschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), s. Google, →guter Glaube
gutgläubig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1663 [DWB. IV 1, 6 Sp. 1428] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) auf eine in Wirklichkeit nicht bestehende Rechtslage ohne besseres Wissen vertrauend
Gutgläubiger Erwerb (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort gutgläubig 1663, Adj.) ist der Erwerb einer nicht dem Veräußerer gehörigen Sache zu Lasten des Berechtigten durch einen Erwerber, der →guten Glauben in Bezug auf das Recht des Veräußerers haben, also den in Wirklichkeit nichtberechtigten Veräußerer (fälschlich) für den Eigentümer halten muss (beispielsweise gutgläubiger Erwerb beweglicher Sachen Codex Theresianus II, 8, § 4, ABGB § 367, ADHGB Art. 306, BGB § 932, gutgläubiger Erwerb von Grundstückseigentum Württemberg 1828, Sachsen 1843, Preußen 1872). Der von dem mittelalterlichen deutschen Recht geschützte, von dem römischen Recht abgelehnte, von den naturrechtlichen Gesetzbüchern aber in bestimmten Grenzen anerkannte gutgläubige Erwerb dient dem Verkehrsinteresse. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952; Anners, E., Äganderätt och handelsinteresse, 1960; Dünkel, H., Öffentliche Versteigerung und gutgläubiger Erwerb, 1970; Anners, E., Från lagtolkning till lagstiftning. Högsta domstolen och godtrosförvärven, 1989; Hinz, W., Die Entwicklung des gutgläubigen Fahrniserwerbs, 1991; Hinz, W., Die Entwicklung des gutgläubigen Fahrniserwerbs, (in) ZEuP 1995, 398; Engstfeld, J., Der Erwerb vom Nichtberechtigten, 2002; Lang, N., Erwerberschutz in Europa, 2004; Kiehnle, A., Der Erwerb kraft öffentlichen Glaubens in der württembergischen Pfandgesetzgebung von 1825/1828 und im Bürgerlichen Gesetzbuch, 2004; Göhlert, T., Der Erwerb unterschlagener bzw. gestohlener Sachen vom Nichtberechtigten, 2007
Gutgläubigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.), s. Google, Gutgläubigsein
Gutsgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in Österreich zwischen 1848 und 1918 das keiner Gemeinde angehörende, dem Eigentümer verwaltungsmäßig (ausgenommen das Polizeistrafrecht) ohne gewählte Organe unterstehende Gebiet. S. Google
Gutsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1303 [DortmStat. 147] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Inhaber einer Gutsherrschaft, Herr über ein (größeres) Gut, s. Google
Gutsherrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1763 [Rabe, PreußG. I 2 S. 581] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das geschlossene, in Eigenwirtschaft durch Tagelöhner bewirtschaftete Großgrundeigentum (→Grundherrschaft), in dem der Eigentümer meist auch die unteren hoheitlichen Befugnisse (Gerichtsbarkeit, Polizei) ausübt. Sie entsteht ohne scharfe Abgrenzung als Folge der mittelalterlichen Ostsiedlung, in welcher der oft ritterliche Siedlungsunternehmer Vorrechte erlangt und weiter ausbaut. Seit dem Spätmittelalter sieht sich der adelige, in dem Kriegswesen entbehrlich werdende Ritter darauf verwiesen, seine Eigenwirtschaft auszuweiten. Unter Verwendung der ihm von dem Landesherrn überlassenen Herrschaftsrechte verdrängt er seit der Mitte des 16. Jahrhunderts (die) Bauern von ihren Höfen (Bauernlegen). Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird die Gutsherrschaft von der Aufklärung bekämpft. In dem 19. Jahrhundert werden viele Güter aufgeteilt und bzw. oder gehen an Bürger oder Bauern über, 1945 findet in der Besatzungszone der Sowjetunion eine sozialistische Enteignung der (ostdeutschen) Gutsherren statt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 134; Knapp, G., Die Bauernbefreiung, 1887; Fuchs, C., Zur Geschichte des gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisses in der Mark Brandenburg, ZRG GA 12 (1891), 17; Maybaum, H., Die Entstehung der Gutsherrschaft im nordwestlichen Mecklenburg, 1926; Spies, K., Gutsherr und Untertan in der Mittelmark Brandenburg zu Beginn der Bauernbefreiung, 1972; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983; Kaak, H., Die Gutsherrschaft, 1991; Konflikt und Kontrolle in Gutsherrschaftsgesellschaften, hg. v. Peters, J., 1995; Schmidt, C., Leibeigenschaft im Ostseeraum, 1997; Peters, J., Gutsherrschaftsgesellschaften im europäischen Vergleich, 1997; North, M., Die Entstehung der Gutswirtschaft im südlichen Ostseeraum, (in) ZHF 26 (1999), 43; Schleinert, D., Die Gutswirtschaft im Herzogtum Pommern-Wolgast, 2001; Maur, E., Gutsherrschaft und zweite Leibeigenschaft in Böhmen, 2001; Agrargeschichte schreiben, hg. v. Bruckmüller, E. u. a., 2004; Wagner, P., Bauern, Junker und Beamte, 2005; Stefanová, D., Erbschaftspraxis, Besitztransfer und Handlungsspielräume der Untertanen in der Gutsherrschaft, 2008; Kaak, H., Korporative Gutsherrschaft und Agrarinnovationen in Preußen, 2012
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Haager Landkriegsordnung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das auf den Friedenskonferenzen in Den Haag (Niederlande) 1899/1907 geschlossene Abkommen über die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs. S. Google
Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007
Haar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der aus der äußeren Haut von Säugetieren wachsende, dem Schutz vor Kälte, Hitze, Nässe und Dürre dienende Hornfaden unterschiedlicher Tönung und Länge. Der Mensch verbindet vor allem mit dem Haupthaar auf dem Kopf zahlreiche unterschiedliche Vorstellungen (beispielsweise Freiheit, Zugehörigkeit zu einer Gruppe u. s. w.). Eine umfassende Rechtsgeschichte des Haares steht anscheinend noch aus. S. Google
Haarscheren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1760 [Hellfeld III 1792] vielleicht in 1 Stelle, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber doch vor allem in anderer Bedeutung in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Form der Körperstrafe oder sonstigen kennzeichnenden Behandlung.
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964
Habe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1216 [EberhardRChr. 385] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gut, Vermögen, beispielsweise Fahrhabe, s. Google
Habeas-corpus-Akte (du mögest einen Körper haben-Gesetz) ist das der Magna Charta von 1215 folgende, 1679 zu dem Schutz der Freiheit erlassene englische Gesetz, nach dem niemand ohne richterlichen Haftbefehl verhaftet oder ohne richterliche Überprüfung in →Haft gehalten werden darf. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HabeasCorpusAct1679.htm; Duker, W., A constitutional history of Habeas corpus, 1980; Kluxen, K., Englische Verfassungsgeschichte, 1987; Hartlaub, I., Theorie und Praxis der Freiheitsentziehungen, 2000; Federman, C., The body and the state, 2006
haben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) halten, besitzen
Haberfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1716 [Vagen/Zipperer, Haberfeld. 128ff.] in 1 Stelle und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), s. Google, Feld der Haberer?
Haberfeldtreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1815 [Zipperer, Haberfeld. 19] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein seit der frühen Neuzeit bis in das 20. Jahrhundert belegter dörflicher Volksbrauch vor allem zwischen Isar und Inn, bei dem die unverheirateten Burschen (Haberer) mit geschwärzten Gesichtern einem Betroffenen lärmend (sittliche) Vorhaltungen machen. S. Google
Lit.: Zipperer, F., Das Haberfeldtreiben, 1938; Schieder, E., Das Haberfeldtreiben, 1983
Habilitation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Mittellateinische und das Lateininische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb habilitieren 1. Hälfte 16. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen) ist der Nachweis vertiefter wissenschaftlicher Befähigung zu Lehre und Forschung in Deutschland (lat. disputatio pro loco) seit dem frühen 19. Jahrhundert (Berlin 1810/1816 mit öffentlichem Vortrag, um 1870 in Tübingen erst 58 Prozent der ordentlichen Professoren habilitiert, ab dem Ende des 20. Jahrhunderts grundsätzlich wieder als rechtlich entbehrlich angesehen). S. Google
Lit.: Kundert, W., Katalog der Helmstedter juristischen Disputationen, 1984; Bruch, R. vom, Forschung und Lehre, 2000, 69
habilitieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in erster Hälfte 16. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen aufgenommen und über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Lehrbefugnis verleihen, Lehrbefugnis erlangen, s. Google
Habsburg (Habichtsburg) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die um 1020 von Bischof Werner von Straßburg an der oberen Aare (in der heutigen Nordostschweiz) errichtete Burg, nach der sich seit 1090 (bzw. 1108) eine alemannische bzw. südwestdeutsche, bis in das 10. Jahrhundert zurückverfolgbare Adelsfamilie benennt, die nach dem so genannten Interregnum 1273 den deutschen König (Rudolf von Habsburg) stellt. Sie belehnt sich 1282 in den Söhnen des Königs mit dem 1278 von dem getöteten Ottokar von Böhmen heimgefallenen Reichslehen →Österreich, Steiermark, Krain und Windischer Mark und baut von dort unter Annahme des Namens Haus Habsburg und Verlagerung des Schwerpunkts der Güter aus der Unabhängigkeit anstrebenden alemannischen Schweiz in den bayerisch geprägten Osten eine Hausmacht auf (1335 Kärnten, 1363 Tirol, 1438-1457 Ungarn und Böhmen, 1477 Burgund, 1504/1516 Spanien (europäische Großmacht, 1521/1522 Linienteilung - in eine spanische Linie nach Karl V. mit Spanien, den Niederlanden, Mailand, Neapel, Sizilien und den spanischen Kolonien in Amerika und Asien sowie eine österreichische Linie mit den seit dem Mittelalter habsburgischen Ländern und 1526 Böhmen und Ungarn - unter Fortführung des Namens Casa d’Austria). Von dem Spätmittelalter (1273-1308, ab 1438) bis 1740 bzw. als Haus Habsburg-Lothringen ab 1745 bis 1806 stammt der König bzw. Kaiser des Heiligen römischen Reiches (fast durchgehend) aus dieser mehrfach (beispielsweise 1379-1490, 1564-1665) in unterschiedliche Linen geteilten Familie. Nebenlinien regieren ab 1765 die Toskana und ab 1814 Modena. Von 1806 bis (12. 11.) 1918 herrscht Habsburg in dem infolge des Untergangs des Heiligen römischen Reiches selbständig gewordenen Österreich(-Ungarn) weiter, wird nach Verlusten in Italien an dem Ende des Ersten Weltkriegs aber ausgewiesen (Karl I.) und enteignet (4. 3. 1919 Gesetz betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen, 1935 aufgehoben, 1945 wieder in Kraft) und nach Rückgabe des Privatvermögens 1939 nochmals enteignet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 95, 129, 131; Köbler, Historisches Lexikon; Das habsburgische Urbar, hg. v. Maag, R., Bd. 1f. 1894ff.; Schmidlin, J., Ursprung und Entfaltung der habsburgischen Rechte im Oberelsass, 1902; Regesta Habsburgica, Bd. 1ff. 1924ff.; Ammann, H., Die Habsburger und die Schweiz, (in) Argovia 43 (1931); Meyer, B., Das habsburgische Archiv in Baden, (in) Zs. f. schweizerische Geschichte 23 (1943), 169; Feine, H., Die Territorialbildung der Habsburger im deutschen Südwesten, ZRG GA 67 (1950), 176; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1956; Die Auflösung des Habsburgerreiches, 1970; Die Habsburgermonarchie 1848-1918, hg. v. Wandruszka, A. u. a., Bd. 1ff. 1973ff.; Wandruszka, A., Das Haus Habsburg, 1978; Wachter, D., Der Aufstieg der Habsburger, 1982; Kohler, A., Antihabsburgische Politik in der Epoche Karls V., 1982; Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1986; Die Habsburger, hg. v. Hamann, B., 1988, 4. A. 2002; Kamm, R., Geschichte des Habsburgerreiches, 1990; Baum, W., Kaiser Sigismund, 1993; Kaiser Friedrich III. (1440-1493) in seiner Zeit, hg. v. Heinig, P., 1993; Krieger, K., Die Habsburger im Mittelalter, 1994, 2. A. 2004; Heinig, P., Kaiser Friedrich III. (1440-1493), 1997; Bankl, H., Die kranken Habsburger, 1998; Hansert, A., Der Prinz wird König, 1998; Noflatscher, H., Räte und Herrscher, 1998; Die Habsburger im deutschen Südwesten, hg. v. Quarthal, F./Faix, G., 1999; Erbe, M., Die Habsburger, 2000; Heimann, H., Die Habsburger, 2001; Laubach, E., Ferdinand I. als Kaiser, 2001; Niederstätter, A., Die Herrschaft Österreich, 2001; Nuss, P., Les Habsbourg en Alsace, 2002; Leidinger, H./Moritz, V./Schippler, B., Schwarzbuch der Habsburger, 2003; Sauter, A., Fürstliche Herrschaftsrepräsentation, 2004; Böhmer, P. u. a., Die Erben des Kaisers, 2004; Quellenkunde der Habsburgermonarchie (16.-18. Jahrhundert,), hg. v. Pauser, J. u. a., 2004; Kadgien, M., Das Habsburgergesetz, 2005; Wolf, S., Die Doppelregierung Kaiser Friedrichs III. und König Maximilians (1486-1493), 2005; Koller, H., Friedrich III., 2005; Regesta Habsburgica 5, 1, bearb. v. Lackner, C., 2007; Hengerer, M., Ferdinand III. (1608-1657), 2008; Höbelt, L., Franz Joseph I., 2009; Höbelt, L., Die Habsburger, 2009; Vocelka, K., Die Familien Habsburg und Habsburg-Lothringen, 2010; Strohmeyer, A., Die Habsburger Reiche 1555-1740, 2012; Bled, J., Franz Ferdinand, 2013; Langmaier, K., Erzherzog Albrecht VI. von Österreich (1418-1463), 2015; Judson, P., The Habsburg Empire, 2016; Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314, hg. v. Becher, M. u. a., 2017; Judson, P., Habsburg – Geschichte eines Imperiums 1740-1918, 2017; Sander-Faes, S., Europas habsburgisches Jahrhundert 1450-1550, 2018; Verwaltungsgeschichte der Habsburgermonarchie in der frühen Neuzeit, hg. v. Hochedlinger, M. u. a., Bd. 1 2019; Language Diversity in the Late Habsburg Empire, hg. v. Prokopovych, M. u. a., 2020; Herrschaft und Repäsentation in der Habsburgermonarchie (1700-1740), hg. v. Seitscheck, S. u. a., 2020; Bellabarba, M., Das Habsburgerreich 1765-1918, 2020; Hrady, M., Die Habsburger, 2021; Haderer, S., Im Schatten Homers – Kaiserin Elisabeth in Griechenland, 2021
Hader (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1379 [OstfriesUB. I 115] in 31 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Streit, Zwist, s. Google
Haderbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Nürnberg/NürnbRatsverl. I 18] in 4 Stellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine Selbstbezeichnung spätmittelalterlicher Gerichtsbücher (beispielsweise in Ingelheim, Nürnberg, Landshut). S. Google
Lit.: Kallmann, L., Zank im Dorf, 2002; Als die Welt in die Akten kam, hg. v. Lepsius, S. u. a., 2008; Die Ingelheimer Haderbücher, hg. v. Marzi, W., Bd. 1 Das Oberingelheimer Haderbuch 1476-1495, 2011, Bd. 2 2013; Alltag, Herrschaft, Gesellschaft und Gericht, hg. v. Marzi, W. u. a., 2012
Hafen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1275/1276 [Das hohe Lied des Brun von Schönbeck] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [BremUB. V 51] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der anerkannte Landeplatz und die Liegestelle für Schiffe. Der Hafen erscheint sachlich schon in dem Altertum. Der besondere Freihafen gewährt allen Schiffen Zutritt und dient nur dem Warenumsatz (1869/1888 in dem Norddeutschen Bund bzw. Deutschen Reich Zollausland, in der europäischen Zollunion Freizone). S. Google
Lit.: Schröder, R., Das Eigentum am Kieler Hafen, ZRG GA 26 (1905), 34; See- und Flusshäfen vom Hochmittelalter bis zur Industrialisierung, hg. v. Stoob, H., 1986; Rademacher, M., Die Geschichte des Hafen- und Schifffahrtsrechts in Hamburg, Bd. 4 1999 (Selbstverlag); Wawrzinek, C., Tore zur Welt, 2015; Feuer, S., Hafenstädte im östlichen Mittelmeerraum vom Hellenismus bis in die römische Kaiserzeit, 2020
Haflidaskra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das 1117/1118 in →Island eingeführte, nicht überlieferte Recht, das in der →Gragas aufgeht. S. Google
Lit.: Johannesson, J., Islands Historie, 1969; Hoff, H., Hafliđi Másson und die Einflüsse des römischen Rechts in der Grágás, 2012 (die dortige Ansicht der Aufnahme römischen Rechtes um 1117/1118 ist zweifelhaft, eher spätes 12. Jahrhundert oder frühes 13. Jahrhundert)
Haft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die amtliche Entziehung der Bewegungsfreiheit vor allem zu dem Zweck der Untersuchung oder Bestrafung und der Erzwingung einer Handlung. Ihre Voraussetzungen sind zunächst nicht festgelegt. Bereits hoch- und spätmittelalterliche Quellen (mit Schöffenvorbehalten) sowie dann die englische →Habeas-corpus-akte (1679) verlangen aber vielleicht als Folge des Aufkommens des Inquisitionsprozesses einen richterlichen Haftbefehl bzw. eine richterliche Untersuchung. In dem Rechtsstaat des 19. Jahrhunderts wird jeder staatliche Eingriff in die Freiheit von einer gesetzlichen Gestattung abhängig gemacht (Bayern 1818, Baden 1818, Württemberg 1819 u. s. w.), ohne dass sich dadurch die Zahl der Fälle von Haft entscheidend verändert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 205; Thissen, M., Das Verhaftungsrecht, Diss. jur. Bonn 1961; Hermes, T., Der Haftgrund der Verdunkelungsgefahr, 1992; Ollinger, T., Die Entwicklung des Richtervorbehalts im Verhaftungsrecht, 1997; Seabourne, G., Imprisoning Medieval Women, 2011
Haftbefehl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch derdeutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1868) ist die schriftliche Anordnung eines Richters, einen Menschen in Haft zu nehmen. Der Haftbefehl setzt die Verfolgung von Unrechtstaten durch die Allgemeinheit voraus. Vorstufen des Haftbefehls sind sowohl der englische warrant of commitment, der dem Büttel (constable) aufgibt, den Beschuldigten in das Gefängnis zu bringen, wie auch der französische →lettre de cachet, der oft den königlichen Befehl enthält, sich in ein Gefängnis zu begeben. Demgegenüber bestimmt nach der englischen →Habeas-corpus-akte (1679) vor allem die französische →Déclaration des droits de l’homme et du citoyen (1789, Erklärung der Menschenrechte und Bürgerrechte) zu der Sicherung der revolutionär geforderten Freiheit, dass kein Mensch in Haft genommen oder gefangengehalten werden darf, außer in den durch Gesetz bestimmten Fällen und nach den von dem Gesetz vorgeschriebenen Förmlichkeiten. Die französische Verfassung von 1791 fordert für jede Verhaftung einen polizeilichen oder gerichtlichen Haftbefehl. Nach der Verfassung von 1795 muss der Haftbefehl den Haftgrund und die Rechtsgrundlage enthalten und dem Verhafteten abschriftlich ausgehändigt werden. Die Verfassung von 1799 verlangt einen richterlichen Haftbefehl. Der 1808 erlassene Code d’instruction criminelle (Kriminalinstruktionsgesetzbuch oder Strafprozessordnung) unterscheidet vier Arten von Haftbefehlen und wirkt in der Folge auf das deutsche Strafverfahrensrecht ein (Bayern 1813, geplantes Deutsches Reich 1848, Reichsstrafprozessordnung Deutsches Reich 1877/1879). Unter der nationalsozialistischen Herrschaft (1933-1945) und in der Deutschen Demokratischen Republik (1949-1989) verliert der Haftbefehl rechtstatsächlich seine Schutzwirkung zu Gunsten des Verdächtigen/Verdächtigten. S. Google
Lit.: Thissen, M., Das Verhaftungsrecht, Diss. jur. Köln 1961; Pugh, R., Imprisonment in medieval England, 1968; Speck, H., Die Geschichte der Voraussetzungen für die Anordnung der Untersuchungshaft, Diss. jur. Kiel 1969; Fricke, K., Politik und Recht in der DDR, 1979; Die Rechtsordnung der DDR, hg. v. Heuer, U., 1995
haften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 868 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) dem Zugriff unterworfen sein (V.), s. Google
Haftgrund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. Google, →Haft
Haftpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), s. Google, Verpflichtung zu einer Haftung
Haftpflichtversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die für den Fall der gesetzlichen Verpflichtung zu einer →Haftung abzuschließende oder abgeschlossene →Versicherung (beispielsweise [1939] des Halters eines Kraftfahrzeuges). S. Google
Lit.: Peyer, P., Die Haftpflichtversicherung des Motorfahrzeughalters, 1934
Haftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 232] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., um 900) ist das Unterworfensein des Schuldners als Person mit seinem Vermögen unter den Vollstreckungszugriff des Gläubigers. Die Haftung ermöglicht deshalb die Erzwingung der Erfüllung, die der Schuld als solcher (vermutlich) fehlt. Dementsprechend gibt es (nur noch einzelne Fälle von) Haftung ohne Schuld und Schuld ohne Haftung. In dem römischen Recht ist nach Ersetzung des ursprünglichen rächenden Zugriffsrechts des Verletzten gegenüber dem unrecht handelnden Täter durch eine Sühnegabe auch die künstliche Herstellung einer Haftung durch Geschäft möglich (beispielsweise lat. [N.] →nexum, [F.] →sponsio - stipulatio). Später tritt neben der Haftung auch der Gedanke der Schuld hervor. Spätestens in der jüngeren Republik wird in der (lat. [F.]) →obligatio neben der Haftung die Schuld mitverstanden. Ähnliche Verhältnisse sind auch für das germanische Recht anzunehmen. Dementsprechend setzt sich seit dem Frühmittelalter die Auffassung durch, dass jede Schuld auch ohne besondere zusätzliche Vereinbarung eine Haftung zu ihrer Folge habe. Auf dieser Grundlage wird seit dem Spätmittelalter mit der Aufnahme des römischen Rechtes auch die römische Vorstellung von der (lat. [F.]) obligatio (Verbindlichkeit, Schuld) aufgenommen. Die älteste Form der leiblichen Haftung (beispielsweise Geiselschaft, Schuldknechtschaft, Schuldhaft) endet dabei in dem Jahre 1868 (Wechselarrest). Ansonsten steht neben der Haftung eines einzelnen bestimmten Gegenstands (Sache, Recht) die allgemeine, grundsätzlich unbeschränkte persönliche Vermögenshaftung. Vertraglich ist jeweils auch eine Haftungsbeschränkung möglich. S. Google
Lit.: Kaser § 32 II; Köbler, DRG 26, 59, 127, 167; Hammer, O., Die Lehre vom Schadensersatze nach dem Sachsenspiegel, 1885; Egger, A., Vermögenshaftung und Hypothek nach fränkischem Recht, 1903; Gierke, O. v., Schuld und Haftung im älterem deutschem Recht, 1910, Neudruck 1969; Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958; Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner nach Magdeburger Recht, ZRG GA 56 1966), 150; Schneider-Horn, W., Die Haftung des Verkäufers für Rechtsmängel nach lübischem Recht, Diss. jur. Hamburg 1969; Benöhr, H., Zur außervertraglichen Haftung im gemeinen Recht, (in) FS M. Kaser, 1976, 689; Diestelkamp, B., Die Lehre von Schuld und Haftung, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 6 1982, 21; Schubert, W., Die Gesellschaft mit beschränkter Haftung, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 589; Eska, A., Schuld und Haftung, Diss. jur. Potsdam 1998; Jansen, N., Die Struktur des Haftungsrechts, 2003; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Hag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 268] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweisew mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) Gehege, Einhegung, s. Google
Hagen (M.) Einhegung →Hag, s. Google
Hagen (ON) s. Google
Lit.: Linscheidt, P., Das Landgericht Hagen, 2004; Flöer, M., Die Ortsnamen der Stadt Dortmund und der Stadt Hagen, 2021
Hagenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 in neun Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem 11./12. Jahrhundert in dem Weserbergland (zuerst in Eschershausen) sichtbar werdende günstige Bodennutzungsrecht der persönlich freien Häger der hochmittelalterlichen deutschen Rodungssiedlung (in Pommern beispielsweise Halteshagen 1262). Das Hagenhufendorf ist meist ein lang gestrecktes Straßendorf. S. Google
Lit.: Blohm, R., Die Hagendörfer in Schaumburg-Lippe, 1943; Engel, F., Das Rodungsrecht der Hagensiedlungen, 1949; Kroeschell, K., Waldrecht und Landsiedelrecht, Hess. Jb. f. LG. 4 (1954), 117; Molitor, E., Verbreitung und Bedeutung des Hägerrechts, (in) Adel und Bauern, 2. A. 1967, 331; Asch, J., Grundherrschaft und Freiheit, (in) Nds. Jb. 1978, 107
Hagestolz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. I 67, I 284, I 475, III 184, III 427, IV 331) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Schweizer, Kurpfälzer und westfälischen Quellen des 13. und 14. Jahrhunderts der unverheiratete erwachsene Mensch ohne eigene Hausstatt, der bei dem Tode von dem Grundherrn beerbt wird. Spätestens in dem 19. Jahrhundert endet das besondere Recht. S. Google
Lit.: Brünneck, W. v. Zur Geschichte des Hagestolzenrechts, ZRG GA 22 (1901), 1f.; Stölzel, A., Ein Karolinger Königshof, 1919; Stoll, F., Das Hagestolzenrecht, 1970; Storost, J., Entschieden ist also wol nichts, (in) Beitr. z. Gesch. de. Sprachwiss. 5 (1995), 253
Hagerup, Francis (1853-1921), Beamtensohn, wird nach dem Rechtsstudium in München, Leipzig und Paris 1887 Professor und 1895 Ministerpräsident in Norwegen. Durch eine Reihe wichtiger Beiträge zu verschiedenen Rechtsgebieten (Privatrecht, Methodenlehre, Strafprozess, Zivilprozess, Strafrecht) wird er zu einem der bedeutendsten Rechtswissenschaftler →Norwegens. S. Google
Lit.: Kaartvedt, A., Hoyres Historie, Bd. 1 1984, 133
Halberstadt wird als Bistum 804 (?) in Sachsen gegründet. Neben der Bischofsburg lassen sich seit dem 10. Jahrhundert Handwerker und Kaufleute nieder. 1214 werden (lat.) universi civitatis burgenses (alle Bürger der Stadt) genannt. Das Stadtrecht ist von Goslar beeinflusst. Die Altstadt wird an dem 8. 4. 1945 nahezu ganz zerstört. S. Google
Lit.: Urkundenbuch der Stadt Halberstadt, hg. v. Schmidt, G., Bd. 1f. 1878f.; Urkundenbuch des Hochstifts Halberstadt, bearb. v. Schmidt, G., Bd. 1ff. 1883ff., Bd. 5 2015; Schmidt-Ewald, W., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Bistums Halberstadt, 1916; Bogumil, K., Das Bistum Halberstadt im 12. Jahrhundert, 1972; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, 1980; Urkundenbuch des Stifts S(ank)t Johann bei Halberstadt 1119/1123-1804, hg. v. Diestelkamp, A. u. a., 1989; Geschichte und Kultur des Bistums Halberstadt 804-1648, hg. v. Siebrecht, A., 2006
Hale, Sir Matthew (1609-1676), früh verwaist, wird nach kurzem Theologiestudium in Cambridge (1626) 1628 Mitglied von Lincoln’s Inn in London, 1636 Anwalt, 1654 Richter und Parlamentsmitglied, nach der Wiedereinsetzung des englischen Königs Karl II. 1660 Richter an dem Court of Exchequer und 1671 Chief Justice of the King’s Bench. In seinen nach seinem Tod teilweise gedruckten Schriften versucht er eine Ordnung des englischen Strafrechts (Pleas of the Crown), eine methodische Erfassung des Rechtes (Analysis of the Civil Part of the Law), eine Geschichte des Strafrechts (History of the Pleas of the Crown) und eine Geschichte des Common Law (History of the Common Law). S. Google
Lit.: Burnet, G., Life and Death of Sir Matthew Hale, 1682; Holdsworth, W., History of English Law, Bd. 6 1937, 574
Halle an der Saale (N.) ist der wegen des dortigen Salzvorkommens schon um 1000 v. Chr. besiedelte Ort (Ersterwähnung 806 castellum, 961 an Moritzkloster in Magdeburg), der wohl in dem 12. Jahrhundert Stadt wird. 1235 teilt der Schöffenstuhl das Recht Halles der Stadt Neumarkt in Schlesien mit (Halle-Neumarkter Recht, nur abschriftlich bezeugt, inhaltliche Nähe zu dem Sachsenspiegel ohne Nachweis unmittelbarer Benutzung, möglicherweise verbreitet in 500 Städten und Dörfern). 1266 setzt die Überlieferung von Schöffenbüchern ein. Nach dem 1680 erfolgten Übergang von dem Erzstift Magdeburg an den Markgrafen von Brandenburg richtet dieser 1694 eine aufgeklärte Modelluniversität in Halle ein (→Thomasius, Samuel Stryk, Johann Peter von Ludewig, Nicolaus Hieronymus Gundling, Justus Henning Böhmer, Johann Gottlieb Heineccius, Christian Wolff) (bis 1806). Nach dem Erwerb der Gebiete Sachsens um Wittenberg durch Preußen (1815) wird die 1813 von Napoleon geschlossene Universität Wittenberg nach Halle verlegt und an dem 12. 4. 1817 die Universität Halle-Wittenberg gegründet (am 24. 4. 1945 bei 18 Mitgliedern der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät geschlossen, zu dem 1. 2. 1946 mit den rechtswissenschaftlichen Professoren Wolfgang Hein, Rudolf Joerges, Wilhelm Herschel und Rudolf Schranil wiedereröffnet. Von 1947 bis 1952 ist Halle Hauptstadt des Landes Sachsen-Anhalt, von 1952 bis 1990 Hauptstadt des umliegenden Bezirks. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 136; Gaupp, E., Das alte magdeburgische und hallische Recht, 1826; Die hallischen Schöffenbücher (1266-1640), bearb. v. Hertel, G., Teil 1f. 1882ff.; Meinardus, O., Das Neumarkter Rechtsbuch, 1906; Kötzschke, R., Der hallische Schöffenbrief für Neumarkt in Schlesien und das älteste Neumarkter Recht, ZRG GA 31 (1910), 137; Schranil, R., Stadtverfassung nach Magdeburger Recht, ZRG GA 36 (1915), 526; Urkundenbuch der Stadt Halle, bearb. v. Bierbach, A., Bd. 1ff. 1930ff.; Sandow, E., Das Halle-Neumarkter Recht, 1932; Goerlitz, T., Zum Jahr 1181 der hallischen Rechtsmitteilung an Neumarkt, ZRG GA 56 (1936), 378; Buchda, G., Die Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät in ihrem äußeren Verlauf, Teil 1, ZRG GA 62 (1942), 210, Teil 2 ZRG GA 63 (1943), 251, Teil 3 ZRG GA 64 (1944), 223, 68 (1951), 308 (Schluss); 250 Jahre Universität Halle, 1944; Buchda, G., Zur Geschichte des hallischen Schöppenstuhls, ZRG GA 67 (1950), 416; Körner, H., Stadt- und grundherrliche Rechte in Halle, Diss. jur. Halle 1952; Buchda, G., Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät (Nachtrag), ZRG GA 71 (1954), 367; Winter, E., Halle als Ausgangspunkt der deutschen Russlandkunde im 18. Jahrhundert, 1953; Schubart-Fikentscher, G., Hallesche Spruchpraxis, 1960; Schildt, B., Die Spruchtätigkeit der Halleschen Juristenfakultät nach dem Wiener Kongress, Diss. jur. Halle 1980 (Manuskript), 2. A. 1983; Brümmer, M., Staat kontra Universität, 1991; Jelowik, L., Kuriosa aus der Geschichte der halleschen Juristenfakultät, ZRG GA 109 (1992), 382; 300 Jahre Universität Halle, hg. v. Speler, R., 1994; Maier, H., Aufklärung, Pietismus, Staatswissenschaft, (in) HZ 261 (1995), 769; Hallesche Rechtsgelehrte jüdischer Herkunft, hg. v. Pauly, W., 1996; Hüls, T., Die Juristenausbildung an der Universität Halle, 1997; Rechtsgeschichte in Halle, hg. v. Lieberwirth, R., 1998; Jelowik, L., Tradition und Fortschritt, 1998; Herrmann, V., Die Entwicklung von Halle (Saale) im frühen und hohen Mittelalter, 2001; Eberle, H., Die Martin-Luther-Universität in der Zeit des Nationalsozialismus, 2002; Kannowski, B. u. a., Der hallensische Schöffenbrief für Neumarkt von 1235, ZRG GA 120 (2003), 61; Rüdiger, A., Staatslehre und Staatsbildung, 2005; Lieberwirth, R., Geschichte der juristischen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg nach 1945, 2008, 2. A. 2010; Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg im Nationalsozialismus, hg. v. Lück, H. u. a., 2011; Aktuelle Beiträge zur Rechtswissenschaft und zu ihren geistesgeschichtlichen Grundlagen, 2013; Stengel, F., Ausgeschlossen – zum Gedenken an die 1933-1945 entlassenen Hochschullehrer der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2013, 2. A. 2016 (43 Menschen, davon 39 Hochschullehrer der Universität im engeren Sinne, darunter Anderssen Walter, Fleischmann, Max, Joerges, Rudolf, Kisch, Guido, Kitzinger, Friedrich und Wegner, Arthur); Udolph, J., Die Ortsnamen Hall, Halle, Hallein, Hallstatt und das Salz, 2014 (Halle an der Saale eher zu Halde?); Taatz-Jacobi, M., Harmonie, 2014; Die hallischen Schöffenbücher aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, bearb. v. Sato, D., 2018 (sieben Schöffenbücher erhalten von 1266 bis 1504/1542, Edition schließt die Lücken der früheren Edition Gustav Hertels, die meisten Namen begegnen nur einmal oder zweimal, wenige viel häufiger, besonders bemerkenswert das Eindringen gelehrter Rechtspraxis, Professionalisierung der Rechtsprechung, in der auch gelehrte Juristen auftreten); Traditionsbewusstsein und Aufbruch – Zu den Anfängen der Universität Halle, hg. v. Marti, H./Marti-Weissenbach, K., 2019
Haldensleben, s. Google
Lit.: Böcker, H., Die Stadtbücher von Haldensleben (ca. 1255-1486) - Analysen und Register, 2010
Hallstein, Walter (Mainz 17. 11. 1901-Stuttgart 29. 3. 1982), wird nach dem Studium des Rechtes 1932 Professor für bürgerliches Recht, Handelsrecht und internationales Privatrecht in Rostock und 1941 Professor in Frankfurt am Main (1954 Verzicht, 1969 emeritiert), 1950 Staatssekretär in dem Bundeskanzleramt und 1951 in dem Außenministerium (Hallstein-Doktrin) sowie nach Mitwirkung bei der Verhandlung der europäischen Verträge von 1957 von 1958 bis 1967 erster Präsident der Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Er hat sich um die Europäische Gemeinschaft in vielfacher Hinsicht sehr verdient gemacht. S. Google
Lit.: Nachruf JZ 1982, 435f. (T. Oppermann); Kilian, M., Hallstein, (in) Jb. d. öff. Rechts N. F. 53 (2005), 369
Halm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen (AhdGl. I 816, III 259, Glosse zur Lex Ribuaria/LRib. Sohm 277) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Stängel bzw. Stengel des Grases (bzw. Getreides), der in dem mittelalterlichen Recht vielfach als Symbol der →Investitur mit einem Gut verwendet wird. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 1, 168 u. ö.
Haloander (Meltzer), Gregor (Zwickau 1500-1531) gibt 1528-1531 auf der Grundlage der Vorarbeiten Polizians und Bolognins sowie der Florentiner Handschrift eine (humanistische) unglossierte Ausgabe der justinianischen Rechtstexte mit unvollständigen griechischen Bestandteilen in Pandekten und Codex und griechischen Novellen heraus, in der er die mittelalterliche Gliederung der Pandekten beseitigt, die Inskriptionen beachtet und in dem Codex die Subskriptionen herstellt. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,645
Hals (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1150 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Kopf und Rumpf verbindende Körperteil höherer Wirbeltiere. S. Google
Lit.: Kocher, G., Der Hals im Recht, (in) Signa iuris 2 (2008), 9
Hals und Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem deutschen Mittelalter eine Paarformel für die Lebensstrafe bzw. Leibesstrafe. S. Google
Lit.: Kocher, G., Der Hals im Recht, (in) Signa iuris 2 (2008), 9
Halseisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [Erfurt] in siebzehn Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem deutschen Mittelalter die Vorrichtung, mit deren Hilfe ein Straftäter mit dem Hals an dem →Pranger befestigt werden kann. S. Google
Lit.: Preu, A., Pranger und Halseisen, Diss. jur. Erlangen 1949
Halsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [Erfurt] in neuneundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), s. Google, →Hals und Hand, Halsgerichtsordnung
Halsgerichtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1533 [Würzburg] in zwölf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Strafverfahrensordnung in dem Spätmittelalter und an dem Beginn der frühen Neuzeit ([Nürnberg 1314,] Würzburg 1447, Ellwangen 1466, Nürnberg 1485, (unter Berücksichtigung des Vorverfahrens) Tirol 1499, [Volkach 1504,] Radolfzell 1506, Bamberg 1507 (1516 Ansbach, Bayreuth), Laibach 1514, Krain 1535, Niederösterreich 1514/1540, Kärnten, Steiermark, Oberösterreich 1559, [Regensburg 1565/1575, Eberstein 1609/1622]). Als Halsgerichtsordnung wird auch die →Constitutio Criminalis Carolina Karls V. (Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) von 1532 benannt. In den Halsgerichtsordnungen ist zu erkennen, wie sich das Schwergewicht des Verfahrens in Strafsachen auf das ermittelnde Vorverfahren verlagert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 139; Schmidt, E., Die Maximilianischen Halsgerichtsordnungen, 1949; Merzbacher, F., Das alte Halsgerichtsbuch des Hochstifts Eichstätt, ZRG GA 73 (1956), 375; Schultheiß, W., Geschichte des Nürnberger Ortsrechts, 1957, 10; Weber, H., Die peinliche Halsgerichtsordnung Karls V., ZRG GA 77 (1960), 288; Schild, W., Die Halsgerichtsordnung der Stadt Volkach, 1997
Halslösung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1410 [BrielRB] in drei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ablösung der Todesstrafe durch Geldzahlung. Sie erscheint wohl bereits mit der Todesstrafe. Sie verschwindet bis zu der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V. von 1532. S. Google
Lit.: His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928
Hambach (ON) →Hambacher Fest
Hambacher Fest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das von dem 27. bis zu dem 30. 5. 1832 auf der Burgruine von Hambach (Maxburg, Kästenburg) in der Pfalz auf Einladung (20. 4. 1832) des Schriftstellers Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1785-1849) (und des Journalisten Johann Georg August Wirth) als politische Kundgebung des Liberalismus mit etwa 25000 Teilnehmern durchgeführte Fest. Die geplante Wahl einer provisorischen Nationalregierung zwecks Abschaffung der Monarchie und Bildung eines Bundes von Republiken nach amerikanischem Muster scheitert. Die Hauptverantwortlichen werden auf Drängen Österreichs und Preußens zu Haft verurteilt, doch gilt das Hambacher Fest als Geburtsstunde der Demokratie in Deutschland. →Deutscher Bund, s. Google
Lit.: Wirth, J., Das Nationalfest der Deutschen zu Hambach, Teil 1f. 1832; Valentin, V., Das Hambacher Nationalfest, 1932; Süß, E., Die Pfälzer im „schwarzen Buch“, 1956; Das Hambacher Fest, hg. v. Baumann, K., 1957, 2. A. 1982; Freiheit, Einheit und Europa - das Hambacher Fest von 1832, hg. v. Kermann, J. u. a., 2006; Kreutz, W., Hambach 1832, 2006
Hamburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der vielleicht aus einem Königshof Karls des Großen nahe der Mündung der Alster in die Elbe erwachsene Stadtstaat. 831 (?) wird Hamburg Sitz eines Bistums. Zwischen 834 und 845 erhält der Ort Marktprivilegien und Zollprivilegien. 845 wird der Ort von Wikingern zerstört und das Bistum mit Bremen vereinigt. 1189 bestätigt Kaiser Friedrich I. Barbarossa der 1188 gegründeten Neustadt Hamburg umfangreiche Handelsrechte, Zollrechte und Schifffahrtsrechte. Um 1270 wird das Recht von dem gelehrten Ratsnotar Jordan von Boizenburg in dem sog. Ordeelbook aufgezeichnet. 1292 erhält die Stadt von dem Stadtherrn das Recht der eigenen Rechtssetzung. Sie erwirbt umfangreiche Landgebiete. An dem Beginn des 15. Jahrhunderts wird die Reichsunmittelbarkeit wohl anerkannt (1460 Reichsstadt?). 1497 wird das Recht durch den in Bologna ausgebildeten Bürgermeister Hermann Langenbeck neu gefasst (Ratsexemplar als Bilderhandschrift), 1603 nach dem Vorbild Nürnbergs von 1564 in neuhochdeutscher Sprache unter Einbeziehung der Gerichtsordnung von 1560 reformiert (1605 publiziert). 1618 stuft das Reichskammergericht des Heiligen römischen Reiches Hamburg als freie Reichsstadt ein (1768 von Dänemark anerkannt). Weitere Rechtsquellen sind Gerichtsordnungen von 1622, 1632 und 1645, eine Banquerotieordnung von 1647, eine Wechselordnung von 1711, eine Fallittenordnung von 1753 und eine Vormundschaftsordnung von 1844. Um 1800 hat die Stadt mehr als 100000 Einwohner. 1806 wird Hamburg von Frankreich besetzt, das 1807 den Code civil einführt, nach der Niederlage Napolons in der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) aber 1814 wieder abzieht. 1815 wird Hamburg Mitglied des Deutschen Bundes (1820 gemeinsames Oberappellationsgericht mit Bremen, Frankfurt am Main und Lübeck). 1860 erhält es eine Verfassung. 1867 wird es Mitglied des Norddeutschen Bundes und als Großstadt damit 1870/1871 Bundesstaat des (zweiten) Deutschen Reiches. 1920 gibt es sich eine demokratische Verfassung, die nach dem zwischenzeitlichen Verlust der Eigenständigkeit (1933-1945) 1952 erneuert wird. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Der Stadt Hamburg Gerichtsordnung und Statuta, hg. v. Ver. f. hamburg. Gesch., 1842; Hamburgisches Urkundenbuch, hg. v. Lappenberg, H. u. a., Bd. 1ff. 1842ff.; Baumann, H., Das Privatrecht der freien und Hansestadt Hamburg, Bd. 1f. 1856; Die Bilderhandschrift des hamburgischen Stadtrechts von 1497, 1917 (mit einem Wörterverzeichnis); Reincke, H., Hamburg, 1925; Reincke, H., Agneta Willeken, 1928; Schalk, E., Einführung in die Geschichte des Liegenschaftsrechts der freien und Hansestadt Hamburg, 1931; Schubert, K., Die Hamburger ehelichen Güterrechtsverhältnisse, 1934; Bücherkunde zur hamburgischen Geschichte, Bd. 1ff. 1939ff.; Reincke, H., Forschungen und Skizzen zur Geschichte Hamburgs, 1951; Strehlow, G., Die holländischen Einwanderungen, Diss. jur. Hamburg 1951; Ewald, M., Der hamburgische Senatssyndicus, 1954; Reincke, H., Das hamburgische Ordeelbook von 1270 und sein Verfasser, ZRG GA 72 (1955), 82; Kausche, D., Untersuchungen zur älteren Rechtsgeschichte und Topographie Harburgs, (in) Zs. d. Vereins f. hamburg. Geschichte 43 (1956), 105; Genzmer, H., Die Grundrechte in der Hamburger Konstituante, Diss. jur. Hamburg 1957; Winter, G., Das eheliche Güterrecht im älteren hamburgischen Recht, Diss. jur. Hamburg 1958; Otto, F., Die rechtlichen Verhältnisse des Domstiftes zu Hamburg von 1719 bis 1802, Diss. jur. Göttingen 1958; Hamburgische Burspraken, hg. v. Bolland, J., 1960; Dokumente zur Geschichte der hamburgischen Reichsfreiheit, bearb. v. Reincke, H., 1961; Pitz, E., Die Zolltarife der Stadt Hamburg, 1961; Schultze-von Lasaulx, H., Geschichte des hamburgischen Notariats, 1961; Die Hamburger Elbkarte aus dem Jahre 1568, gez. v. Lorichs, Melchior, hg. v. Bolland, J., 1964; Ipsen, H., Hamburgs Verfassung und Verwaltung, 1965; Die Bilderhandschrift des Hamburger Stadtrechts 1497, erl. v. Reincke, H., 1968; Hamburger Testamente, bearb. v. Loose, H., 1970; Rückleben, H., Die Niederwerfung der hamburgischen Ratsgewalt, 1970; Ramcke, R., Die Beziehungen zwischen Hamburg und Österreich im 18. Jahrhundert, 1969; Richter, K., Untersuchungen zur Hamburger Wirtschafts- und Sozialgeschichte um 1300, 1971; Gabrielson, P., Struktur und Funktion der Hamburger Rentengeschäfte 1471-1490, 1971; Wenner, H., Handelskonjunkturen und Rentenmarkt, 1972; Hamburg, hg. v. Loose, H., 1982; Augner, G., Die kaiserliche Kommission der Jahre 1708-1712, 1983; Dreyer, T., Die Assekuranz- und Havereyordnung der freien und Hansestadt Hamburg von 1731, 1990; Voß, J. v., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in Hamburg, 1988; Stadtgeschichte Hamburg, red. v. Schöller, A., 1990; Hochschulalltag im Dritten Reich, hg. v. Krause, E. u. a., 1991; Recht und Juristen in Hamburg, hg. v. Albers, J., 1994; Hoppe, C., Die Bürgschaft im Rechtsleben Hamburgs, 1997; Rademacher, R., Die Geschichte des Hafen- und Schifffahrtsrechts in Hamburg, Bd. 3 1997; Hamburgische Biografie, hg. v. Kopitzsch, F. u. a., Bd. 1ff. 2001ff. (Band 6 2012); Kleßmann, E., Geschichte der Stadt Hamburg, 2002; Martens, H., Hamburgs Weg zur Metropole, 2004; Das Hamburger Ordeelbook von 1270, hg. v. Eichler, F., 2005; Weber, S., Die Stellung Hamburgs in der Verfassung des alten Reiches, 2005; Krieger, M., Geschichte Hamburgs, 2006; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justizverfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Hamburgische Biographie, hg. v. Kopitzsch, F. u. a., Bd. 3 2006; Eichler, F., Das Hamburger Ordeelbook in der Erstfassung von 1270, 2007; Die Langenbeck’sche Glosse zum Hamburger Stadtrecht von 1497, hg. v. Eichler, F., 2008; Schröder, H., Ernst Friedrich Sieveking 2009, Hamburg-Bibliographie online; Riemer, R., Frankfurt und Hamburg vor dem Reichskammergericht, 2011; Knibbs, E., Ansgar, Rimbert and the Forged Foundations of Hamburg-Bremen, 2011; Lütke, T., Hanseatische Tradition und demokratischer Umbruch – Die Verfassung der freien und Hansestadt Hamburg vom 7. Januar 1921, 2016; Bachmann, S., Die kaiserliche Notariatspraxis im frühneuzeitlichen Hamburg, 2017; Kikuchi, Y., Hamburger Ostsee- und Mitteleropahandel 1600-1800, 2018; Hundert (100) Jahre Rechtswissenschaft an der Universität Hamburg, hg. v Repgen, T./Jeßberger, F./Kotzur, M., 2019 (darunter 24 biographische Skizzen)
Hamm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Westfalen
Lit.: 700 Jahre Stadt Hamm, hg. v. Magistrat, 1926; Bergrecht im Wandel der Zeit, hg. v. Pielow, J., 2020; Meineke, B., Die Ortsnamen der Stadt Hamm und des Kreises Unna, 2021
Hammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 [Wetterau] in zweiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein dem seit 1,75 Millionen Jahren nachgewiesenen einfachen Faustkeil seit der Jungsteinzeit folgendes, anfangs aus Stein, später aus Metall (Kopf) und Holz (Stiel) bestehendes Werkzeug des Primaten bzw. Menschen zu der Bearbeitung von Stein(, Holz) und Metall, das auch rechtssymbolisch verwendet werden kann (beispielsweise Hammer und Sichel, Werfen, Vorsitz in dem Gericht, Auktion), rechtsgeschichtlich aber noch nicht monographisch erfasst zu sein scheint. S. Google
Lit.: Lurker, M., Bibliographie zur Symbolkunde, 1968
Hammurapi (1793-1750 bzw. 1728-1686 v. Chr.), König von Babylon, veranlasst die bekannteste, 1901/1902 in Susa auf einer 2,25 Meter hohen, in der Gegenwart in Paris befindlichen Dioritstele entdeckte, aus rund 30 Tontafelabschriften ergänzte Rechtssammlung des orientalischen Altertums (Codex Hammurapi) mit etwa 8000 Wörtern in Prolog, 280 bzw. 282 Abschnitten über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und über unterschiedliche Sachverhalte des Privatrechts und Strafrechts (beispielsweise 192 Wenn ein Mann einem Manne einen Zahn ausgeschlagen hat, wird sein Zahn ausgeschlagen) (80 Prozent des Textes) und Epilog. Noch älter ist der →Codex Urnammu. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CodexHammurapi_en.htm; Codex Hammurabi, hg. v. Eilers, W., 5. A. 1932, Neudruck 2009; Fehr, H., Hammurapi und das salische Recht, 1910; Koschaker, P., Rechtsvergleichende Studien zur Gesetzgebung Hammurapis, 1917; Die Gesetzesstele Chammurabis, 1933; Driver, G. u. a., The Babylonian Laws, 1952ff.; Nörr, D., Studien zum Strafrecht im Kodex Hammurapi, 1954; Haase, R., Einführung in das Studium keilschriftlicher Quellen, 1965; Müller, D., Die Gesetze Hammurabis, 1975; Ringer, J., Noch einmal: Was war der „Kodex“ Hammurapi, (in) Rechtskodifikation, hg. v. Gehrke, H., 1994; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Strenge, I., Codex Hammurapi und die Rechtsstellung der Frau, 2006; Der Codex Hammurabi in deutscher Übersetzung, hg. v. Winckler, H., 2010
Hand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab neuntes Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das zu dem Greifen dienende Gliedmaß des Menschen und anderer Primaten, das in dem Recht vielfach symbolisch verwendet wird. →Hals und Hand, handhaft
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v., Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, 1905; Jursch, H./Jursch, L., Hände als Symbol und Gestalt, 1951, 7. A. 1957; Schmidt-Wiegand, R., Mit Hand und Mund, (in) Frühmittelalterliche Studien 25 (1991), 283; Wirth, H., Die linke Hand, 2010
Hand wahre Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem spätmittelalterlichen deutschen Recht (seit dem 14. Jahrhundert bzw. später) die eingängige Wendung, die ausdrücken soll, dass der Eigentümer, der einem anderen eine bewegliche Sache anvertraut, diese nur von ihm, nicht dagegen von einem Dritten, an den die Sache gelangt ist, zurückverlangen kann (Lübeck 1586 3, 2, 1 und 2). Alter und Herkunft der Wendung sind streitig. Der Sache nach enthält zwar bereits der Sachsenspiegel von 1221-1224 (Landrecht II 60 § 1) einen entsprechenden Satz, doch sind die mittelalterlichen Lösungen dieses Rechtsproblems durchaus unterschiedlich (beispielsweise Goslar, München, nach h. M. abgelehnt von dem Ingelheimer Oberhof). Mit der Aufnahme des römischen Herausgabeanspruches (Vindikation) des Eigentümers seit dem Spätmittelalter erweist sich ein erneutes Durchdenken der Frage als erforderlich, als dessen Folgen der (aus den römischrechtlichen Sätzen über die Ersitzung hergeleitete) →gute Glaube des Erwerbers bedeutsam und die Fahrnisverfolgung gegenüber Dritten unter Verpflichtung der Aufwanderstattung (Lösungsrecht) erweitert wird. Der →Codex Theresianus (1766 II, 8 § 4) erkennt den gutgläubigen Eigentumserwerb des Erwerbers an. Streitig ist in der Folge, inwieweit der gutgläubige Erwerb von dem Nichtberechtigten auf dem Satz Hand wahre Hand beruht. S. Google
Lit.: Hübner 433; Köbler, DRG 125, 163; Planitz, H., Fahrnisverfolgung im deutschen Recht, ZRG GA 34 (1913), 424; Meister, E., Fahrnisverfolgung und Unterschlagung, (in) FS Adolf Wach 1913; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952; Korte, A., Anwendung und Verbreitung des Rechtssatzes Hand wahre Hand im mittelalterlichen Privatrecht, 1981; Völkl, A., Das Lösungsrecht von Lübeck und München, 1991; Hurst-Wechsler, M., Herkunft und Bedeutung des Eigentumserwerbs kraft guten Glaubens nach Art. 933 ZGB, 2000; Engstfeld, J., Der Erwerb vom Nichtberechtigten, 2002
Handel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um drittes Viertel dreizehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Trient] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1267, Verb handeln ab dem Althochdeutschen belegt und mit dem Germanischen und Indogermanischen verbindbar) ist der Ankauf und Verkauf von Waren auf dem Weg von dem Hersteller zu dem Verbraucher. An seinem Anfang steht der →Tausch. Mit der Verwendung von →Geld beginnt der →Kauf den Tausch abzulösen. Bedeutsam ist der Handel in dem Stadtstaat des Altertums und seit dem Hochmittelalter in der Stadt. Spätestens mit dem 19. Jahrhundert tritt die Selbstversorgung des Menschen allgemein hinter der Versorgung durch Markt und Handel zurück. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 13, 16, 29, 67, 78, 97, 167, 176, 217, 225, 242, 271; Stein, W., Handels- und Verkehrsgeschichte der deutschen Kaiserzeit, 1922, Neudruck 1967; Rundstedt, H. v., Die Regelung des Getreidehandels in den Städten, 1930; Weider, M., Das Recht der deutschen Kaufmannsgilden im Mittelalter, 1931; Beutin, L., Der deutsche Seehandel, 1933; Koppe, W., Lübeck-Stockholmer Handelsgeschichte, 1933; Müller, K., Welthandelsbräuche 1480-1540, 1934, Neudruck 1962; Laurent, H., Un grand commerce d’exportation, 1935; Köhler, E., Einzelhandel im Mittelalter, 1938; Aubin, G./Kunze, A., Leinenerzeugung und Leinenabsatz im östlichen Mitteldeutschland, 1940; Peyer, H., Zur Getreidepolitik oberitalienischer Städte im 13. Jahrhundert, 1950; Kehn, W., Der Handel im Oderraum im 13. und 14. Jahrhundert, 1968; Untersuchungen zu Handel und Verkehr der vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- und Nordeuropa, Bd. 1ff. hg. v. Düwel, K., 1985ff. (Bd. 3 Der Handel im frühen Mittelalter); Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992; North, M., Kommunikation, Handel, Geld und Banken, 2000; Gassert, M., Kulturtransfer durch Fernhandelskaufleute, 2001; Hornbogen, J., Travail national – nationale Arbeit – die handelspolitische Gesetzgebung in Frankreich und Deutschland, 2002; Reyerson, K., The Art of the Deal, 2002; Nagel, J., Abenteuer Fernhandel. Die Ostindienkompagnien, 2007; Hahn, B., Welthandel, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Praktiken des Handels, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2010; Netzwerke im europäischen Handel des Mittelalters, hg. v. Fouquet, G. u. a., 2010; Dejung, C., Die Fäden des globalen Marktes, 2013; Quaas, R., Fair Trade, 2015; Terpstra, T., Trade in the Ancient Mediterranean, 2019
handeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erstes Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 32, 102, 112, 117, 144 u. ö.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) machen, tun, s. Google
Handelsbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1599 einmal [Niederösterreich] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., →Verb handeln) ist der in dem Handel beachtete und in einem Zweifel zu beachtende Brauch. S. Google
Lit.: Müller, K., Welthandelsbräuche 1480-1540, 1934
Handelsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [Steiermark] in achtzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit dem Spätmittelalter von dem Händler über seine Geschäfte geführte →Buch, das in der Neuzeit auch rechtlich den Beweis erleichtert (Allgemeines Landrecht Preußens [1794]). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 167; Schmidt-Busemann, W., Entstehung und Bedeutung der Vorschriften über Handelsbücher, Diss. rer. pol. Göttingen 1977; Stockalpner, K. v., Handels- und Rechnungsbücher, hg. v. d. schweizerischen Stiftung für das Stockalperschloss u. a., Bd. 1ff. 1987ff.; Dunkmann, C., Die Beweiskraft der Handelsbücher, 2007
Handelsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Leipzig] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Handelssachen zuständige Gericht. S. Google
Lit.: Schön, D., Die Handelsgerichtsbarkeit im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Bonn 1999
Handelsgesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [Baden] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Handel treibende, auf Gewinnerzielung gerichtete →Gesellschaft. Sie erscheint ohne klare Verbindungen zu dem römischen Recht des Altertums in dem Mittelmeerraum (Venedig, Genua, Pisa), wobei die (lat. [F.]) commenda (Seedarlehen, einseitige Kapitalbeteiligung) gegenüber der Handelsgesellschaft (lat. societas [F.] maris) (Seegesellschaft, beidseitige Kapitalbeteiligung) zumindest zeitweise den Vorrang hat. Aus der Erbengemeinschaft entwickelt sich die →offene Handelsgesellschaft. Sie wird in Florenz 1408 durch die Beschränkung der Haftung abgeändert, woraus sich in dem 16. Jahrhundert als neue Form die →Kommanditgesellschaft ergibt. In dem nordischen Bereich finden sich ebenfalls genossenschaftliche Unternehmungen. Bedeutsam sind hierbei die Kommission (→sendeve) und das vielleicht den Rahmen hierfür abgebende Darlehen (wederlegginge, einseitige Kapitalführung). In Oberdeutschland bilden Familien offene Handelsgesellschaften (beispielsweise Fugger). Mit der Entdeckung der neuen Welt seit 1492 werden wegen der Kosten hohes Kapital und wegen der erheblichen Gefahren breite Gefahrenstreuung notwendig. Hieraus entwickelt sich die →Aktiengesellschaft (1602 Niederländische ostindische Handelskompagnie VOC). Allgemein befasst sich der Gesetzgeber mit der Handelsgesellschaft in dem Allgemeinen Landrecht (Preußens) von 1794 (II, 8, §§ 614ff. ohne Unterscheidung einzelner Formen). Frankreich, das bereits 1673 und 1681 ordonnances zu dem Handel erlassen hatte, setzt 1808 einen eigenen (franz.) Code de commerce (Handelsgesetzbuch) in Kraft, der die Aktiengesellschaft (franz.) société (F.) anonyme gesetzlich regelt. In dem Deutschen Bund behandelt 1861 das als allgemeines deutsches Gesetz der souveränen Bundesstaaten entstandene →Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch die offene Handelsgesellschaft, die Kommanditgesellschaft, die Aktiengesellschaft und (außerdem) die stille Gesellschaft. Das daraus gebildete Handelsgesetzbuch von 1897 nimmt zusätzlich die Kommanditgesellschaft auf Aktien auf. Mit dem 20. 4. 1892 wird die →Gesellschaft mit beschränkter Haftung geschaffen, mit dem 30. 1. 1937 die Aktiengesellschaft in einem eigenen Gesetz verselbständigt. Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union werden die Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung (1985/1988), die Europäische Gesellschaft (Europäische Aktiengesellschaft, Societas Europaea, 2004) und die Societas Cooperativa Europaea neu entwickelt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 127; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften, 1889; (Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2007); Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Schulte, A., Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, Bd. 1 1923; Pollack-Parnau, F. v., Eine österreichisch-ostindische Handelskompagnie 1775-1785, 1927; Ammann, H., Die Diesbach-Watt-Gesellschaft, 1928; Fitzler, M., Die Handelsgesellschaft Felix v. Oldenburg & Co. 1753-160, 1931; Condanari-Michler, S., Zur frühvenezianischen collegantia, 1937; Silberschmidt, W., Von collegantia und rogadia zu widerlegung und sendeve, (in) Studi di storia e diritto in onore di Enrico Besta, 1938; Bruhl-Lévy, H., Histoire juridique des Sociétés de Commerce en France, 1938; Lopez, R., The Commercial Revolution of the Middle Ages, 1971; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Hagemann, H., Basler Handelsgesellschaften im Spätmittelalter, (in) FS F. Vischer, 1983, 557; Cordes, A., Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum, 1998; Hartung, W., Geschichte und Rechtsstellung der Compagnie in Europa, 2000; Societates, hg. v. Cordes, A. u. a., 2003; Söhnchen, M., Die historische Entwicklung der rechtlichen Gründungsvoraussetzungen, 2005; Mehr, R., Societas und universitas - Römischrechtliche Institute im Unternehmensgesellschaftsrecht vor 1800, 2008; Amend-Traut, A., Brentano, Fugger und Konsorten, 2009; Klosa, S., Die Brandenburgische-Africanische Compagnie in Emden, 2011; Veronesi, M., Oberdeutsche Kaufleute in Genua 1350-1490, 2014
Handelsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [BadLR. 18ß0 Anh. Überschrift und Satz 2102,3 S. 564] in 2Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (?) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Handel betreffendes Gesetz, s. Google (?)
Handelsgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [Baden] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das den Handel regelnde besondere Gesetzbuch. Es erscheint 1808 als (franz.) Code (M.) de commerce in Frankreich, wo schon →ordonnances von 1673 und 1681 vorangegangen waren (→Spanien 1829 [Código de comercio], →Portugal 1833, →Niederlande 1838). In dem →Deutschen Bund wird nach einem vergeblichen Versuch von 1848 auf bayerischen Antrag und unter Verwendung preußischer und österreichischer Vorlagen 1861 durch Vereinbarung unter den Bundesstaaten ein eher dem objektiven System Levin Goldschmidts als dem subjektiven System Johann Heinrich Thöls folgende →Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch geschaffen, das die einzelnen Mitgliedstaaten (weitgehend identisch) als jeweils eigenes Gesetz in ihrem Staatsgebiet einführen. Es wird in dem Deutschen Reich 1897 in das Handelsgesetzbuch mit auf den Kaufmann abstellendem subjektivem System umgeformt. Das in Österreich 1938 zu dem 1. 3. 1939 eingeführte H. des Deutschen Reiches wird 2007 durch ein sachlich vielfach übereinstimmendes Unternehmensgesetzbuch abgelöst. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 182, 184, 217; Protokolle der Kommission zur Beratung eines allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches, hg. v. Lutz, J., Bd. 1ff. 1858, Neudruck 1984; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/AllgemeinesDeutschesHandelsgesetzbuch1861.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Handelsgesetzbuch1897.htm; Wild, P., Der Einfluss des Allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches auf die Privatrechtsdogmatik, Diss. jur. Saarbrücken 1966; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs als Bundesgesetze 1869, (in) ZHR 144 (1980), 484; Entwurf eines allgemeinen Handelsgesetzbuches für Deutschland (1848/49), hg. v. Baums, T., 1982; Schulz, R., Die Entstehung des Seerechts des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, 1987; Quellen zum Handelsgesetzbuch von 1897, hg. v. Schubert, W., 1986ff.; 100 Jahre Handelsgesetzbuch, hg. v. Paschke, M. u. a., 1998; Kiehnle, A., Hofackers Entwurf eines Handelsgesetzbuchs für Württemberg und die Rechtsvergleichung, ZRG GA 130 (2013), 406; Döge, M., Der Entwurf eines Handelsgesetzbuches für die Stadt Frankfurt am Main von 1811, Bd. 1f. 2016
Handelskammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem 19. Jahrhundert geschaffene Körperschaft des öffentlichen Rechtes zu der Wahrung und Förderung der Interessen der Mitglieder in dem Bereich des Handels (Frankreich, linksrheinische deutsche Gebiete ab 1801, Preußen 1848, Österreich 1850, Hamburg 1868, Preußen 1870). In Frankreich entsteht die Handelskammer als Unterbau des in Paris 1700 durch Ludwig XIV. eingerichteten Handelsrats zwecks Leitung des Handels und der Gewerbe nach den Grundsätzen des Merkantilismus. Warum in Preußen auch rechtsrheinisch nach 1830 Handelskammern nach französischem Vorbild neben Gilden gegründet werden, ist noch nicht wirklich geklärt. S. Google
Lit.: Fischer, W., Unternehmerschaft, Selbstverwaltung und Staat, 1964; Die Bozner Handelskammer, 1981; Bibliographie zur Geschichte und Organisation der Industrie- und Handelskammern, hg. v. Ernst, S., 1986; Schmaltz, J., Die Entwicklung der Industrie- und Handelskammern, 2010; Faulwetter, S., Von der Zunft zur Handelskammer, 2011
Handelsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [Baden] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1734) ist das Recht des →Handels bzw. subjektiv das Sonderprivatrecht der →Kaufleute. Es entwickelt sich trotz einiger besonderer Einrichtungen für den Handel in dem Altertum und verschiedener Zeugnisse für Handel und Markt in dem Frühmittelalter erst seit dem Mittelalter in Oberitalien (Genua 1056, Pisa 1161 Constitutum usus, Mailand 1170) und Spanien (Barcelona, Valencia). Führend sind dabei die genossenschaftlichen Zusammenschlüsse der Kaufleute. Bemerkenswert sind Einflüsse der Araber. Für das Seerecht gewinnen Rhodos (8. Jahrhundert), Trani (11. Jahrhundert), Oléron (12. Jahrhundert), Pisa (1161), Genua (1350) und Barcelona (1348 →Consolat del Mar) besondere Bedeutung, in dem nordeuropäischen Raum die →Hanse. In der frühen Neuzeit findet sich Handelsrecht hauptsächlich in den städtischen Statuten (Hamburg 1603, 1642 u. ö., Nürnberg 1647, 1654, Leipzig 1682 u. a.), daneben auch in Reichspolizeiordnungen (1523, 1530, 1548, 1577 u. ö.). Etwa zu dieser Zeit setzen auch wissenschaftliche Bemühungen um das Handelsrecht ein (Pedro de Santarém, Benvenuto Stracca 1553, Juan de Hevia Bolaños 1603, Sigismondo Scaccia 1618, Johann Marquard 1662 Tractatus politico-iuridicus de iure mercatorum et commerciorum singulari, Politisch-rechtlicherTraktat über das Recht der Kaufleute und Handelsgeschäfte, Savary, Jacques, Le Parfait Négociant, 1675 Neudruck 2011). In Frankreich erlässt Ludwig XIV. 1673 die (franz.) →ordonnance du commerce (Ordnung für den Handel) und 1681 die (franz.) →ordonnance de la marine (Ordnung für die Schifffahrt). In dem Heiligen römischen Reich befasst sich Kreittmayr in seinen Anmerkungen mit dem Handelsrecht. Die erste zusammenfassende Regelung ist in dem →Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) als Standesrecht der Kaufleute enthalten. Demgegenüber veröffentlicht Karl Gottlob Rössig (1752-1806) 1796 eine eigene systematische Darstellung des Leipziger Handelsrechts, Georg Friedrich von Martens (1756-1821) 1797 einen besonderen Grundriss des Handelsrechts und fasst der von dem Code civil (1804) bewusst getrennte französische →Code de commerce (1808, Handelsgesetzbuch) das Handelsrecht als sachliches Sonderrecht des Handels auf. Eine eigenständige deutschrechtliche Sonderentwicklung in dem deutschen Bereich lässt sich nicht erkennen, obgleich sich die Lehrbücher des gemeinen deutschen Privatrechts besonders auch des Handelsrechts annehmen. In der Folge erlangt das Handelsrecht wegen des Wandels der Agrargesellschaft zu der Industriegesellschaft und anschließend zu der Dienstleistungsgesellschaft und dem damit verbundenen Übergang von der Hauswirtschaft zu der Marktwirtschaft sowie der nicht vorher gesehenen Entfaltung des Verkehrswesen in Richtung globaler Weltwirtschaft zentrale Bedeutung für das Leben fast aller Menschen. S. Google, →Handelsgesetzbuch
Lit.: Hübner; Köbler, DRG 205; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Raisch, P., Die Abgrenzung des Handelsrechts vom bürgerlichen Recht als Kodifikationsproblem des 19. Jahrhunderts, 1962; Raisch, P., Geschichtliche Voraussetzungen, 1965; Scherner, K., Anfänge einer Handelsrechtswissenschaft im 18. Jahrhundert, (in) ZHR 136 (1972), 465; Handbuch der Quellen und Literatur zur neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,797, 2,2,571, 3,3,2853; Köbler, G., Die Wissenschaft des gemeinen deutschen Handelsrechts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 277; Gelehrte in Hamburg, hg. v. Loose, H., 1976 (Büsch 1728-1800); Bergfeld, C., Einzelkaufmann und Unternehmer, Person und Organisation im Handelsrecht, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 6 1982, 126; Sonnleithner, G. v., Bearbeitung des Handelsrechts durch Ignaz von Sonnleithner, 1982; Montag, J., Die Lehrdarstellungen des Handelsrechts von Georg Friedrich Martens bis Meno Pöhls, 1986; Quellen zum Handelsgesetzbuch von 1897, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1f. 1986ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., 3,3, 1986; Mohnhaupt, H., „Jura mercatorum durch Privilegien“, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 308; The Courts and the development of commercial law, hg. v. Piergiovanni, V., 1987; Lammel, S., Zur Entstehung von Handelsrecht, 1987; Müller-Boysen, C., Kaufmannsschutz und Handelsrecht im frühmittelalterlichen Nordeuropa, 1990; Modernisierung des Handelsrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Scherner, K., 1993; Ittenbach, H., Handelsrechtssysteme, 1994; Eisenhardt, U., Zu den deutschrechtlichen Wurzeln des Handelsrechts, (in) FS P. Raisch, 1998, 51; From lex mercatoria to commercial law, hg. v. Piergiovanni, V., 2005, Neudruck 2013; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Iglesia Ferreirós, A., Liber usaticorum Barchinone I 1, 2012; Eine Grenze in Bewegung - öffentliche und private Justiz im Handels- und Seerecht, hg. v. Cordes, A. u. a., 2012; Understanding the Sources of Early Modern and Modern Commercial Law – Courts, Statutes, Contracts and Legal Scholarship, hg. v. Pihlajamäki, H., u.- a., 2018; Petit, C., Handelsrecht und Rechtsgeschichte, ZRG GA 136 (2019), 306
Handelsregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das handelsrechtliche Sachverhalte verzeichnende öffentliche, bei den Amtsgerichten geführte Register. Frühe, von Notaren wahrzunehmende Ansätze werden in Frankfurt am Main 1666 (Protocollum) sichtbar. 1829 wird in dem Codigo de comercio Spaniens der Verwaltung die Führung eines Handelsregisters übertragen, 1839/1840 nach einem Entwurf Württembergs erstmals Gerichten. S. Google
Lit.: Rintelen, M., Das Ragionenbuch der Augsburger Kaufmannschaft, (in) Hist. Zeitschrift für Schwaben und Neuburg 39 (1913), 96; Rintelen, M., Das Wiener Merkantilprotokoll, ZRG GA 34 (1913), 258; Rintelen, M., Untersuchungen über die Entwicklung des Handelsregisters, 1914; Heimann, R., Die Entwicklung der handelsrechtlichen Veröffentlichung vom ALR bis zum ADHGB, 2008; Entwicklungsgeschichte des Handelsrechts. Synoptische Darstellung, bestehend aus ADHGB, HGB, 1897, heutigem deutschem Handelsrecht und österreichischem Unternehmensgesetzbuch, hg. v. Flume, J. u. a., 2009
Handelsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1809 [Baden] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der den →Handel - zwischen mindestens zwei →Staaten - betreffende Vertrag. Er findet sich nach Vorläufern des Altertums (beispielsweise Könige von Ebla und Assur Mitte 3. Jahrtausends v. Chr., Rom und Karthago 509 v. Chr.?) seit dem 12. Jahrhundert, und zwar neben dem Privileg des Herrschers. Seit der frühen Neuzeit setzen die (europäischen) Kolonialmächte ihre Interessen außer mit Gewalt auch mit ungleichen erzwungenn Handelsverträgen durch. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird die vor allem von Adam Smith (On the Origin and Causes of the Wealth of Nations 1776, Über den Ursprung und die Gründe des Reichtums der Völker) entwickelte Vorstellung des Liberalismus grundlegend bedeutsam. 1947 schafft das von 23 Staaten abgeschlossene, an dem 1. 1. 1948 in Kraft getretene General Agreement on Tariffs and Trade (GATT, völkerrechtlicher Vertrag, Deutschland 1951, Schweiz 1966) einen 1994 erneuerten Rahmen für den weltweiten Handel. 1995 wird von den damals 123 Mitgliedstaaten die Welthandelsorganisation (World Trade Organization WTO, Sitz in Genf) gegründet, die als Dachorganisation für unterschiedliche und umkämpfte weltweite Handelsvertragsabkommen dient. S. Google
Lit.: Treue, W., Die deutsche Landwirtschaft zur Zeit Caprivis, Diss. phil. Berlin 1933; Prüser, J., Die Handelsverträge der Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg, 1962; Krug, G., Amity & Commerce, 1999; Bayer, F., Das System der deutschen Handelsverträge von 1853 und 1914, 2004; Kleinschmidt, H., Das europäische Völkerrecht und die ungleichen Verträge um die Mitte des 19. Jahrhunderts, 2007; Damler, D., Imperium contrahens, 2008; Pahre, H., Politics and Trade Cooperation in the Nineteenth Century, 2008; Kleinschmidt, H., Geschichte des Völkerrechts in Krieg und Frieden. e-book 2013
Handelsvertreter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (bis 1953 →Handlungsagent, M.) ist der als Vertreter tätige Gehilfe des →Kaufmanns. S. Google
Lit.: Schmidt, D., Die Reform des Rechts der Handelsvertreter, 1995; Bromm, B., Die Entstehungsgeschichte des Berufs der Handelsvertreter, 2000; Schmidt, K., Vom Handelsvertreterrecht zum modernen Vertriebsrecht, (in) JuS 2008, 665
handfest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert [Rother] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) in der Tat betroffen, einfach, derb, s. Google
Handfeste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 391, I 477, II 151, II 325, II 354, III 412, III 418, Sumerlaten 25] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., erstes Viertel 9. Jh.) ist eine mittelalterliche Bezeichnung für ein mit der Hand (Unterschrift) gefestigtes Schriftstück (Privileg) (vgl. gr. [N.] cheirógraphon, Handschrift) (beispielsweise Georgenberger Handfeste 1186, Kulmer Handfeste 1233, Berner Handfeste 1218?).
Lit.: Die Freiburger Handfeste von 1249, hg. v. Foerster, H. u. a., 2003; Armgart, M., Die Handfesten des preußischen Oberlandes bis 1410 und ihre Aussteller, 1995; Stephan, J., Die Handfesten des Elbinger Komtureibuches, (in) Jb. f. d. Gesch. Ost- und Mitteldeutschlands 54 (2008), 97
Handgemal (Handmahal) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 573] in fünf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem deutschen Mittelalter (Erstbeleg hantmal in dem Abrogans der Mitte des 8. Jahrhunderts um 765, hantgemal noch verwendet in der Glosse zu dem sächsischen Weichbildrecht von dem Ende des 14. Jahrhunderts) das Handzeichen (?) und das vielleicht damit bezeichnete Stammgut (str.). S. Google
Lit.: Köbler, WAS; Homeyer, C., Über die Heimat nach altdeutschem Recht, (in) Abh. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1852; Keller, S., Handmahal und anthmallus, ZRG GA 30 (1909), 224; Sohm, R., Über das Hantgemal, ZRG GA 30 (1909), 103; Meyer, H., Das Handgemal als Gerichtswahrzeichen des freien Geschlechtes bei den Germanen, 1934; Krogmann, W., Handmahal, ZRG GA 71 (1954), 126; Balon, J., L’Handgemal à l’épreuve du droit, ZRG GA 73 (1956), 141; Krogmann, W., Rechtsgeschichte ohne Philologie?, ZRG GA 74 (1957), 271; Schmidt-Wiegand, hantgemaelde, (in) FS Werner Schröder, 1989, 333ff.
handhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 284] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Anfang 9. Jh., Adj.) in oder bei der Tat ergriffen, s. Google
Handhafte Tat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 1221-1224 [Sachsenspiegel], F.) ist in dem Mittelalter die durch Ergreifen des Täters in oder unmittelbar nach der Ausführung gekennzeichnete Tat (vgl. in dem römischen Recht das [lat.] furtum [N.] manifestum). Vielleicht darf in germanischer Zeit der handhafte Täter sofort getötet werden. Die frühmittelalterlichen Volksrechte gestatten die Tötung zwar nicht (mehr) in allen Fällen, aber doch bei nächtlicher Tat, bei Widerstand oder Flucht. Vor Gericht ist dem Handhafttäter der →Reinigungseid verwehrt. In dem Hochmittelalter darf nur noch der handhafte Ehebrecher sofort getötet werden. In der von dem Inquisitionsprozess gekennzeichneten Constitutio Criminalis Carolina (1532, Peinliche Gerichtordnung Karls V.) scheint ein besonderes Verfahren bei handhafter Tat nicht mehr auf, doch ist noch nach § 127 StPO (1877/1879), wenn jemand auf frischer Tat betroffen oder verfolgt wird und er der Flucht verdächtig ist oder seine Identität nicht sofort festgestellt werden kann, jedermann befugt, ihn auch ohne richterliche Anordnung vorläufig festzunehmen. S. Google
Lit.: Kaser §§ 32 II, 21 I; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70, 86; Köbler, WAS; Scherer, M., Die Klage gegen den toten Mann, 1909; Brunner, H., Die Klage mit dem toten Mann und die Klage mit der toten Hand, ZRG GA 31 (1910), 235; Meyer, H., Gerüft, Handhaftverfahren und Anefang, ZRG GA 37 (1916), 382; Gernhuber, J., Die Landfriedensbewegung, 1952; Ebert, I., Pönale Elemente, 2004
Handlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 135] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort um 900, F., Verb handeln 1. Viertel 9. Jh., für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist (insbesondere) das menschliche Verhalten, das als von Willen beherrschbar gedacht ist und daher objektiv zugerechnet werden kann. In den Einzelheiten problematisch wird die Handlung erst der neuzeitlichen Rechtswissenschaft. In dem Strafrecht setzt sich an dem Ende des 19. Jahrhunderts eine rein kausale Handlungslehre durch (Franz von List, Beling), die in der Mitte des 20. Jahrhunderts von einer finalen Handlungslehre (Hans Welzel) bekämpft wird. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 204, 208; Bubnoff, E. v., Die Entwicklung des strafrechtlichen Handlungsbegriffes von Feuerbach bis Liszt, 1966; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Handlungsagent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), s. Google, →Handelsvertreter
handlungsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zu Rechtshandlungen fähig, s. Google
Handlungsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die Fähigkeit zu rechtlich beachtlichen Handlungen. S. Google, →Geschäftsfähigkeit, Deliktsfähigkeit
Handlungsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1738 [Codex Austríacus] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die grundsätzlich bestehende Freiheit des Menschen, zu tun und zu lassen, was er will. Sie wird seit dem 18. Jahrhundert in Verfassungsurkunden aufgenommen. Ihre bei dichtem Zusammenleben notwendigen, vor allem durch den modernen Staat gezogenenen Schranken finden sich vor allem in Gesetzen. S. Google
Lit.: Kukk, A., Verfassungsgeschichtliche Aspekte zum Grundrecht der allgemeinen Handlungsfreiheit, 2000
Handschenkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem Anfang der Entwicklung der →Schenkung stehende, auch in der Gegenwart bei geringwertigen Gütern übliche, sofort vollzogene Schenkung. S. Google
Lit.: Meinig, I., Die Entwicklung der Lehre von der Handschenkung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1972
Handschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Tatian um 830] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Vertrauen versinnbildlichende gegenseitige Handgeben zweier Vertragspartner zu dem Zeichen des Abschlusses des Geschäfts in dem deutschen Recht, dem bei den Römern lat. manum dare (Hand geben) entspricht. S. Google
Lit.: Siegel, H., Der Handschlag und Eid, 1894
Handschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [Oberhof Lübeck] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit der Hand und einem einfachen Schreibgerät sowie ohne Maschine ausgeführte Schrift und das dadurch geschaffene umfangreichere Ergebnis. Die Handschrift entsteht mit der Entwicklung der grundsätzlich mit der Hand getätigten →Schrift des Menschen und geht seit der Mitte des 15. Jahrhunderts für bedeutsamere, wirtschaftlichen Gewinn versprechende Schreibergebnisse in das mit Hilfe des maschinellen Druckes gedruckte →Buch über. Möglicherweise konnte ein Schreiber täglich etwa sieben Seiten gut lesbar schreiben. In Bologna wurden dabei seit 1250 Handschriften jeweils in Lagen an Berufsschreiber zu der Vervielfältigung abgegeben (Peciensystem). Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts werden Schreibmaschinen zu der Herstellung einzelner Schriftstücke verwendet, seit dem dritten Drittel des 20. Jahrhunderts darauf aufbauende digitale Elektronik verwendende Rechner und Drucker. Die Zahl der in dem Mittelalter (in dem deutschen Sprachraum) erstellten Handschriften wird auf 2 Millionen geschätzt (davon 1,1 Millionen in dem 15. Jahrhundert), von denen noch rund 120000 vorhanden sind (davon etwa 12000 bzw. zehn Prozent in deutscher Sprache). Die Zahl der modernen Druckerzeugnisse ist weltweit riesig und nicht mehr wirklich überschaubar. S. Google
Lit.: Mazal, O., Lehrbuch der Handschriftenkunde, 1986, 2. A. 1986; Verzeichnisse der deutschen Handschriften österreichischer Bibliotheken, Bd. 2 Salzburg, bearb. v. Jungreithmayr, A., 1988; Le livre au Moyen Age, hg. v. Glenisson, J., 1988; Die datierten Handschriften der bayerischen Staatsbibliothek München, Teil 1ff., bearb. v. Schneider, K. u. a. 1994ff.; Die Handschriften der Universitätsbibliothek München. Mikrofiche-Edition 1994-1995 (99 deutschsprachige mittelalterliche Handschriften, 447 lateinische mittelalterliche Handschriften); Katalog der illuminierten Handschriften der württembergischen Landesbibliothek Stuttgart 3, 1, bearb. v. Sauer, C. u. a., 1996; Schriftkultur und Reichsverwaltung unter den Karolingern, hg. v. Schieffer, R., 1996; Bischoff, B., Katalog der festländischen Handschriften des 9. Jahrhunderts, Bd. 1f. 1998ff.; Soetermeer, F., Utrumque ius in peciis, 2002; Literaturbericht Handschriftenkataloge, (in) DA 57 (2001), 555; Köbler, G., Altdeutsch - Katalog aller allgemein bekannten altdeutschen Handschriften, 2005; Mentzel-Reuters, A., Literaturbericht Handschriftenkataloge, (in) DA 63 (2007), 135; Orth, P., Über Nutzen und Perspektiven eines gedruckten Initienverzeichnisses, (in) DA 63 (2007), 125; Murano, G., Opere diffuse per Exemplar e Pecia, 2005; Hoffmann, H., Italienische Handschriften in Deutschland, (in) DA 65 (2009), 29; Manuscripta germanica, hg. v. Breith, A. u. a., 2012; Rechtshandschriften des deutschen Mittelalters, hg. v. Carmassi, P. u. a., 2015; Mittelalterliche Handschriften und Fragmente der ehemaligen Reichsgerichtsbibliothek in der Bibliothek des Bundesverwaltungsgerichts Leipzig, beschrieben v. Eifler, M., 2020
Handschuh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert nd in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Bekleidungsstück der menschlichen Hand, das in dem (deutschen) Recht in unterschiedlichen Zusammenhängen als Symbol Verwendung findet (beispielsweise Fehdehandschuh). S. Google
Lit.: Norton-Kyshe, J., The Law and Customs relating to Gloves, 1901; Schwineköper, B., Der Handschuh im Recht, 1938, Neudruck 1981
Handwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 562] und ind Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 11. Jh., N.) ist die Bearbeitung und Verarbeitung von Stoffen für andere ohne vorrangige Verwendung industrieller Arbeitsformen (beispielsweise Schreiner, Zimmermann, Schlosser, Maurer, Bäcker, Metzger, Fischer, Tischler, Glaser). In dem Altertum wird diese Tätigkeit überwiegend für andere von →Sklaven ausgeführt, in dem Frühmittelalter in dem Rahmen der →Grundherrschaft. Dagegen bildet sich in der hochmittelalterlichen Stadt das freie Handwerk in vielfältiger Aufgliederung aus und schließt sich zu der Sicherung der Einkünfte gegenüber Dritten genossenschaftlich ab (→Zunft, →Gilde, →Innung). Wer in einem Handwerk tätig sein will, muss dieses mit einer mehrjährigen Lehre bei einem Meister erlernen. Danach kann er als Geselle wirken. Vollberechtigt ist er in dem Handwerk erst, wenn er Meister geworden ist. In manchen Städten (beispielsweise Straßburg, Zürich) nehmen seit dem 14. Jahrhundert die Angehörigen des Handwerks an der Stadtherrschaft teil. 1731 soll eine Reichshandwerksordnung in dem Heiligen römischen Reich Missbräuche der Gesellen beseitigen. In dem Kampf mit der liberalen →Gewerbefreiheit des 19. Jahrhunderts (Preußen 1810) gelingt dem Handwerk die Bewahrung der durch Prüfungen nachzuweisenden Qualifikationsmerkmale bis in die Gegenwart (Handwerksordnung). Trotz der Konkurrenz der Industrie vermag das Handwerk sich zu halten, tritt aber um 1900 an Bedeutung hinter Fabriken und Bergwerken zurück, die ihrerseits infolge der Globalisierung und der Erderwärmung allmählich an Gewicht verlieren. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 78, 111; Stockbauer, J., Nürnbergisches Handwerksrecht des 16. Jahrhunderts, 1879; Haandværksskik i Danmark, hg. v. Nyrop, C., 1903; Schulte, E., Das Gewerberecht der deutschen Weistümer, 1909; Bock, H., Die Entwicklung des deutschen Schuhmachergewerbes, 1922, Wissell, R., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, hg. v. Hahm, K., Bd. 1f. 1929, 2. A. 1981ff.; Hornschuch, F., Aufbau und Geschichte der internationalen Kesslerkreise in Deutschland, 1930; Weichs, E. Frhr. v., Studien zum Handwerkerrecht des ausgehenden 17. Jahrhunderts, 1939; Zatschek, H., Handwerk und Gewerbe in Wien, 1949; Proesler, H., Das gesamtdeutsche Handwerk im Spiegel der Reichsgesetzgebung, 1954; Fischer, W., Handwerksrecht und Handwerkswirtschaft um 1800, 1955; Schraepler, E., Handwerkerbünde und Arbeitervereine, 1972; Uhl, H., Handwerk und Zünfte in Eferding, 1973; Soliva, C., Die Zürcherische Handwerksordnung von 1681, (in) FS J. Bärmann, 1975, 133; Göttmann, F., Handwerk und Bündnispolitik, 1977; Renzsch, W., Handwerker und Lohnarbeiter in der frühen Arbeiterbewegung, Diss. phil. Göttingen 1981; Landolt, K., Das Recht der Handwerkslehrlinge, 1977; Das Handwerk in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, hg. v. Jankuhn, H. u. a., Bd. 1f. 1981ff.; Schichtel, P., Das Recht des zünftigen Handwerks im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, 1986; Deter, G., Rechtsgeschichte des westfälischen Handwerks im 18. und 19. Jahrhundert, 1990; John, P., Handwerk im Spannungsfeld zwischen Zunftordnung und Gewerbefreiheit, 1987; Deter, G., Handwerksgerichtsbarkeit zwischen Absolutismus und Liberalismus, 1987; Lexikon des alten Handwerks, hg. v. Reith, R., 1990; Brand, J., Zur Rechtsfunktion des Gelages im alten Handwerk, ZRG GA 108 (1991), 297; Schultz, H., Das ehrbare Handwerk, 1993; Spohn, R., Kampf um die Arbeitskraft, 1993; Weyrauch, T., Handwerkerorganisationen, 1996; Wiener Neustädter Handwerksordnungen, hg. v. Scheutz, M. u. a., 1997; Brohm, U. Die Handwerkerpolitik Herzog Augusts des Jüngeren, 1999; Handwerk in Europa, hg. v. Schulz, K., 1999; Handwerk zwischen Zunft und Gewerbefreiheit, hg. v. Bernert, H., 1999; Stadt und Handwerk, hg. v. Kaufhold, H. u. a., 2000; Blume, H., Ein Handwerk – eine Stimme, 2000; Winzen, K., Handwerk – Städte – Reich, 2002; Deter, G., Handwerk vor dem Untergang, 2005; Will, M., Selbstverwaltung der Wirtschaft, 2010; Schulz, K., Handwerk, Zünfte und Gewerbe - Mittelalter und Renaissance, 2010; Bulach, D., Handwerk im Stadtraum, 2013 (Ledergewerbe); Elkar, R. u. a., Handwerk, 2014; Deter, G., Zwischen Gilde und Gewerbefreiheit, 2015
Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Wolfgang Stammler (Halle 1886-Hösbach 1965, Sohn des Rechtsphilosophen Rudolf Stammler, 1936 wegenVerschuldung wohl durch Suchtleiden in Ruhestand, 1951-1957 Professor in Freiburg im Uechtland), Adalbert Erler und Ekkehard Kaufmann 1964 begründete, nach 34 Jahren in erster Auflage 1998 in 5 Bänden mit mehr als 5000 Stichwörtern abgeschlossene, seit 2004 von Albrecht Cordes, Heiner Lück und Dieter Werkmüller in zweiter Auflage unter philologischer Beratung (Ruth Schmidt-Wiegand bzw. Christa Bertelsmeier-Kierst) in verstärkter Einbeziehung der jüngeren Rechtsgeschichte und deutlicherer Betonung des europäischen Kontexts herausgegebene, von der Stiftung Rechtsstaat Sachsen-Anhalt e. V. unterstützte, alphabetisch geordnete Nachschlagewerk zu der deutschen Rechtsgeschichte. S. Google
Lit.: HRGdigital.de
Hänel, Albert (1833-1918) wird nach dem Rechtsstudium und nach der Habilitation in Leipzig als Professor in Königsberg und seit 1863 in Kiel ein bedeutender liberaler Vertreter des Staatsrechts (Deutsches Staatsrecht, 1892). S. Google
Lit.: Friedrich, M., Zwischen Positivismus und materialem Verfassungsdenken, 1971; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 2 1992, 355; Pohle, H., Albert Hänel (1833-1918), 2021
Hängen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen um 868 [Otfrid IV 24] und - als Verb – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist das Töten eines Menschen durch Aufhängen an einem Strick (→Todesstrafe, →Galgen). Das Hängen ist dem römischen Altertum fremd, den Germanen (bei Volksverrat) bekannt. Seit dem Hochmittelalter (Sachsenspiegel 1221-1224) wird vor allem der Dieb gehängt. In dem 18. Jahrhundert wird in England das Hängen mittels einer sich unter dem Verurteilten ruckartig öffnenden Falltüre eingeführt. Seit 1771 (Schleswig-Holstein) wird das Hängen in dem deutschen Sprachraum durch das Enthaupten ersetzt. Mit dem Verbot der →Todesstrafe verschwindet es in dem 20. Jahrhundert allgemein. In den Kriegsverbrecherprozessen in Nürnberg werden 1946 die Todesurteile durch Hängen vollstreckt, ebenso in dem Irak 2006 (Saddam Hussein). S. Google
Lit.: Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Evans, R., Rituale der Vergeltung, 2001
Hannover (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist das aus dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg hervorgegangene, nach der Stadt (1163? bzw. 1189, Privileg 1241, Statutenbuch 1303) Hannover an der Leine (1636 Residenz, 1831 Technische Hochschule, nach Einfügung der Pädagogischen Hochschule Niedersachsen an dem 1. 10. 1978 in Universität umbenannt) benannte norddeutsche Fürstentum (1692/1708 Kurfürstentum, 1714-1837 Personalunion mit England, 1807-1813 Zuordnung zu Frankreich bzw. dem Königreich Westphalen), das 1814 zu einem Königreich aufsteigt und 1819 eine oktroyierte Verfassung erhält. An dem 1. 1. 1837 hebt der (neue) König (Ernst August) verfassungswidrig das Staatsgrundgesetz von dem 26. 9. 1833 auf und löst damit einen Verfassungskonflikt aus, in dem sieben protestierende Göttinger Professoren (u. a. Jacob Grimm und Wilhelm Grimm) entlassen werden. An dem 6. 8. 1840 wird ein neues Landesverfassungsgesetz geschaffen, 1850 eine Bürgerliche Prozessordnung. Die nach 1848 gebildete Justizorganisation (Amtsgericht, Obergericht, Oberappellationsgericht) beeinflusst die Gesetzgebung anderer Bundesstaaten und wirkt sich noch auf die Reichsjustizgesetze von 1877/1879 aus. 1866 wird Hannover von Preußen annektiert und gelangt 1946 bei Zerschlagung Preußens zu Niedersachsen. S. Google, →Göttingen
Lit.: Köbler, DRG 186; Köbler, Historisches Lexikon; Allgemeine Bürgerliche Prozessordnung für das Königreich Hannover vom 4. 12. 1847, Bürgerliche Prozessordnung für das Königreich Hannover vom 8. 11. 1850, Neudruck 1971; Hassell, W., Geschichte des Königreichs Hannover, 1898ff.; Merkel, J., Der Kampf des Fremdrechtes mit dem einheimischen Rechte, 1904; Florin, W., Der fürstliche Absolutismus, 1952; Ohnsorge, W., Zweihundert Jahre Geschichte der königlichen Bibliothek zu Hannover 1665-1866, 1962; Besecke, K., Das Vogtgericht der Altstadt Hannover, Diss. jur. Göttingen 1964; Landwehr, G., Die althannoverschen Landgerichte, 1964; Pufendorf, F., Entwurf eines hannoverschen Landrechts, hg. v. Ebel, W., 1970; Deckwirth, H., Das Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover, (in) Hans. Geschichtsbll. N.F. 26 (1971), 1; Der hannoversche Verfassungskonflikt 1837/1838, ausgew. v. Real, W., 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2618, 3,3,2896; Müller, S., Stadt, Kirche und Reformation, 1987; Rechtsquellen aus den hannoverschen Landen 1501 bis 1803, hg. v. Oberschelp, R., 1999; May, J., Vom obrigkeitlichen Stadtregiment zur bürgerlichen Kommunalpolitik, 2000; Roolfs, C., Der hannoversche Hof von 1814 bis 1866, 2005; Kroeschell, K., recht und unrecht der sassen, 2005; Festschrift zum 175-jährigen Bestehen der Universität Hannover, Bd. 1ff., hg. v. Seidel, R. u. a., 2006; Thompson, A., Britain, Hanover and the Protestant Interest 1688-1756, 2006; Kempf, S., Wahlen zur Ständeversammlung im Königreich Hannover 1848-1866, 2007; Harding, N., Hannover and the British Empire 1700-1837, 2007; Lampe, J., „Freyheit und Ordnung“ - Die Januarereignisse von 1831, 2009; Piepenbring-Thomas, C., Recht in der Stadt Hannover, 2011; Mahrenholz, E., Ein Königreich wird Provinz, 2011; Köster, F., Ende des Königreichs Hannover 1865-1866, 2012; Boetticher, E., v., Die Justizorganisation im Königreich Hannover, 2014; Hannover, Großbritannien und Europa, hg. v. Asch, R., 2014; Ipsen, J., Macht versus Recht – Der hannoversche Verfassungskonflikt 1837-1840, 2017 (Standardwerk); Ipsen, J., Das Reformwerk Johann Carl Bertram Stüves. Bürgermeister und Deputierter der Stadt Osnabrück – Innenminister des Königreichs Hannover, 2019
Hanse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Gotischen und Altenglischen ab dem Althochdeutschen [Tatian 200] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der von hochmittelalterlichen Kaufleuten ausgehende, ziemlich offene norddeutsche →Städtebund (und Kaufleutebund, in den durch das hansen aufgenommen wird). Seinen Anfang bildet vielleicht die schon in dem beginnenden 11. Jahrhundert bevorrechtigte Genossenschaft deutscher Kaufleute in England. Bedeutsam wird danach die Gründung deutschbesiedelter Städte von Lübeck (1143) bis Riga (1201), Reval (nach 1219) und Dorpat (um 1230). Seit den Wirren des Interregnums (1254-1273) fassen die einander nahestehenden Städte auf Hansetagen oder in einem Umlauf gemeinsame Beschlüsse (Wismar 1256, Lübeck 1358 [mnd.] stede von der dudeschen hanse). Außer in London (1281, 1474 Guild Hall, Stalhof bis 1598, 1852 verkauft) bestehen bedeutsame Niederlassungen (Kontore) in Nowgorod (1191/um 1200-1494), Brügge (1309) und Bergen (um 1340/1343-1754). Unter der Führung der Hanse, der bis zu 70 Städte mit bis zu 130 weiteren vertretenen Städten zwischen Zaltbommel, Visby, Dorpat, Krakau und Köln angehören (Dinant, Duisburg, Düsseldorf, Emmerich, Grieth, Köln, Neuss, Nimwegen, Roermond, Tiel, Venlo, Wesel, Zaltbommel, Arnhem, Deventer, Doesborg, Elburg, Harderwijk, Hasselt, Hattem, Kampen, Ommen, Staveren, Zutfen, Zwolle, Groningen, Bremen, Stade, Buxtehude, Hamburg, Ahlen, Allendorf, Altena, Arnsberg, Attendorn, Balve, Beckum, Belecke, Bielefeld, Blankenstein, Bocholt, Bochum, Bödefeld, Borgentreich, Borken, Brakel, Breckerfeld, Brilon, Coesfeld, Dorsten, Dortmund, Drolshagen, Dülmen, Essen, Eversberg, Freienohl, Fürstenau, Geseke, Grevenstein, Hachen, Hagen, Haltern, Hamm, Hattingen, Herford, Hirschberg, Hörde, Hüsten, Iburg, Iserlohn, Kallenhardt, Kamen, Langenscheid, Lemgo, Lippstadt, Lüdenscheid, Lünen, Melle, Menden, Minden, Münster, Neheim, Neuenrade, Neustadt in Hessen, Nieheim, Oldenzaal in den Niederlanden, Olpe, Osnabrück, Paderborn, Peckelsheim, Plettenberg, Quakenbrück, Ratingen, Recklinghausen, Rheine, Rüthen, Schwerte, Soest, Solingen, Sundern, Telgte, Unna, Vörden in Westfalen, Vreden, Warburg, Warendorf, Warstein, Wattenscheid, Werl, Werne, Westhofen, Wetter, Wiedenbrück, Alfeld, Aschersleben, Bockenem, Braunschweig, Einbeck, Gardelegen, Goslar, Gronau, Halberstadt, Hameln, Hannover, Helmstedt, Hildesheim, Lüneburg, Magdeburg, Osterburg, Quedlinburg, Salzwedel, Seehausen, Stendal, Tangermünde, Uelzen, Werben, Duderstadt, Erfurt, Göttingen, Halle, Merseburg, Mühlhausen in Thüringen, Naumburg, Nordhausen, Northeim, Osterode, Uslar, Berlin, Brandenburg, Cölln an der Spree, Frankfurt an der Oder, Havelberg, Kyritz, Perleberg, Pritzwalk, Kiel, Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Demin, Anklam, Stettin, Gollnow, Greifenberg, Kammin, Kolberg, Köslin, Rügenwalde, Schlawe, Stargard in Pommern, Stolp, Treptow an der Rega, Wollin, Braunsberg, Danzig, Elbing, Königsberg, Kulm, Thorn, Breslau, Krakau, Dorpat, Fellin, Goldingen, Kokenhusen, Lemsal, Pernau, Reval, Riga, Roop, Wenden, Windau, Wolmar, Kalmar, Nyköpjng?, Stockholm, Wisby sowie Geldern und [Hannoversch] Münden), kann in dem Kampf gegen Dänemark 1368 Kopenhagen erobert werden. Später wenden sich die Landesherren gegen die Hanse. In der frühen Neuzeit treten viele Städte aus der Hanse aus, so dass nach 1669 nur noch ein Schutzbündnis von Bremen, Hamburg und Lübeck verbleibt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 97; Köbler, WAS; Frensdorff, F., Das Reich und die Hansestädte, ZRG GA 20 (1899), 115, 248; Schäfer, D., Die deutsche Hanse, 1914; Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291; Rundstedt, H. v., Die Hanse und der deutsche Orden in Preußen, 1937; Denucé, J., Die Hanse und die Antwerpener Handelskompagnien in den Ostseeländern, 1938; Rörig, F., Vom Werden und Wesen der Hanse, 1940, 3. A. 1943; Pagel, K., Die Hanse, 1942, 3. A. 1963; Ebel, W., Hansisches Recht, 1949; Reibstein, E., Das Völkerrecht der deutschen Hanse, (in) Zs. f. ausländ. öff. Recht 17 (1956), 38; Dollinger, P., La Hanse, 1966, 4. A. 1989, 5. A. 1998; Olechnowitz, K., Handel und Seeschifffahrt der späten Hanse, 1965; Bruns, F./Weczerka, H., Hansische Handelsstraßen, Bd. 1f. 1962ff.; Die deutsche Hanse als Mittler zwischen Ost und West, 1963; Sauer, H., Hansestädte und Landesfürsten, 1971; Stark, W., Lübeck und die Hanse, 1973; Spading, K., Holland und die Hanse, 1973; Schildhauer, J., Die Hanse, 6. A. 1985; Die Hanse, 3. A. 1999; Quellen zur Hansegeschichte, hg. v. Sprandel, R., 1982; Fahlbusch, F. u. a., Beiträge zur westfälischen Hansegeschichte, 1988; Der hansische Sonderweg?, hg. v. Jenks, S. u. a., 1993; Stoob, H., Die Hanse, 1995; Ziegler, H., Die Hanse, 1996; Niedergang oder Übergang?, hg. v. Graßmann, A., 1998; Genossenschaftliche Strukturen in der Hanse, hg. v. Jörn, N. u. a., 1999; Hammel-Kiesow, R., Die Hanse, 2000, 4. A. 2008, 5. A. 2014; Pichierri, A., Die Hanse, 2000; Pitz, E., Bürgereinung und Städteeinung, 2001; Daenelle, E., Die Blütezeit der deutschen Hanse, 3. A. 2001; Novgorod, hg. v. Angermann, N. u. a., 2002; Landwehr, G., Das Seerecht der Hanse (1365-1614), 2003; Behrmann, T., Herrscher und Hansestädte, 2004; Hansisches und hansestädtisches Recht, hg. v. Cordes, A., 2007; Burkhardt, M., Der hansische Bergen-Handel im Spätmittelalter, 2009; Die Hanse, hg. v. Kiesow, R. u. a., 2009; Skvajrs, E. = Squires, C., Die Hanse in Novgorod, 2009; Selzer, S., Die Hanse, 2010; Oestmann, P., Prozesse aus Hansestädten vor dem Königs- und Hofgericht in der Zeit vor 1400, ZRG GA 128 (2011), 114; Poeck, D., Die Herren der Hanse, 2010; The Hanse in Medieval and Early Modern Europe, hg. v. Wubs-Mrozewicz, J./Jenks, S., 2013; Hammel-Kiesow, R. u. a., Die Hanse, 2015; Iwanov, I., Die Hanse im Zeichen der Krise, 2016 (1550-1620); Groth, C., Hanse und Recht, 2016
Hansegraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1184 belegt, nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter verschiedentlich die Benennung für einen Amtsträger in der Stadt mit unterschiedlichen Aufgaben (Regensburg 1184, Brügge 1187, Wien 1266, Kassel 1323, Bremen 1405). S. Google
Lit.: Lößl, V., Das Regensburger Hansgrafenamt, 1897; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980, 58, 284
Hansen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1220 belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google (?) belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N.) ist vielleicht die Aufnahme in die Hanse (Köln 1259), aus der sich das Hänseln entwickelt haben soll.
Lit.: Rauers, F., Hänselbuch, 1936
Hardburi (Wort 1. Hälfte 9. Jh.?,, Sb. auch Hartbure, in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter hartbure ab dem Althochdeutschen [o. J. AhdGl. I, 207, II 316, Schade2 I 375, Heliand 4217 hardburi] in 4 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), für lat. magistratus, Stammesobrigkeit, s. Google
Lit.: Krogmann, W., As. hardburi, ahd. hartpuri, ZRG GA 74 (1957), 233 (Stammesobrigkeit)
Hardehausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), s. Google
Lit.: Urkunden des Klosters Hardehausen, bearb. v. Müller, H., 2002
Hardenberg, Karl August (Essenrode bei Lehre bei Helmstedt 31. 5. 1750-Genua 26. 11. 1822) wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen (1766, Pütter) und Leipzig (1768) 1770 Verwaltungsbeamter in Hannover, 1781 in Braunschweig, danach nach Ehescheidung in Preußen (1791 Staatsminister für Ansbach und Bayreuth nach Inbesitznahme für Preußen), 1803 Außenminister Preußens, 1807 auf Druck Napoleons entlassen (September 1807 Reformdenkschrift), 4. 6./6. 10. 1810-1822 Staatskanzler in Preußen. Mit seinem Namen verbinden sich die Maßnahmen der Stein-Hardenbergschen Reformen (Bauernbefreiung, Gewerbefreiheit 1810, Regulierungsedikte 14. 9. 1811, 1816), doch steht neben dem Modernisierungswillen auch deutliche autoritär-bürokratische Tradition. S. Google
Lit.: Vaupel, R., Die Reorganisation des preußischen Staates unter Stein und Hardenberg, 1938; Zeeden, E., Hardenberg und der Gedanke einer Volksvertretung in Preußen, 1940; Thielen, P., Karl August von Hardenberg, 1967; Vogel, B., Allgemeine Gewerbefreiheit, 1983; Hardenberg, Karl August von, 1750-1822 - Tagebücher, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 1999; Hermann, I., Hardenberg, 2003; Bruyn, G. de, Die Somnambule oder des Staatskanzlers Tod, 2015 (über die Beziehung zu Friederike Gähnel, in deren Armen Hardenberg stirbt),
Harderwijk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine Stadt der Hanse in den Niederlanden und von 1648 bis 1814 Sitz einer Universität. S. Google
Häresie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nach 1243 in EDEL – und nicht in aälteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die dem kirchlichen Dogma widersprechende Irrlehre (Ketzerei). Sie wird schon in dem ausgehenden Altertum durch Verbote von Gottesdiensten, Enteignung von Gütern und Androhung der Todesstrafe sowie in dem Mittelalter ab 1231/1232 durch besondere Inquisitoren (Untersucher) bekämpft. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 117; Grundmann, H., Religiöse Bewegungen im Mittelalter, 1935; Selge, K., Die ersten Waldenser, Bd. 1f. 1967; Lerner, E., The Heresy, 1972; Merlo, G., Eretici, 1977; Segl, P., Ketzer in Österreich, 1984; Häresie und vorzeitige Reformation, hg. v. Smahel, F., 1998; Lambert, M., Häresie im Mittelalter, 2001; Sißmeier, A., Entstehung des Inquisitionsverfahrens und Bekämpfung der Häresie, 2003; Forrest, I., The Detection of Heresy, 2006; Heresy and Identity in Late Antiquity, hg. v. Iricinschi, E. u. a., 2006; Utz Tremp, K., Von der Häresie zur Hexerei, 2008; Segl, P., Mittelalterliche Häresien, 2010; Sackville, L., Heresy and Heretics in the Thirteenth Century, 2011; Larsen, A., The School of Heretics, 2011; Gillis, M., Heresy and Dissent in the Carolingian Empire – The Case of Gottschalk of Orbais, 2017; Pezé, W., Le virus de l’erreur, 2017; Välimäki, R., Heresy in Late Medieval Germany, 2019
Harlem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) in Nordholland wird 1752 Sitz einer Universität. S. Google
Harmenopulos, Konstantinos, verfasst 1345 als Richter von Thessaloniki ein →Hexabiblos (sechs Bücher) genanntes Gesetzeshandbuch des spätbyzantinischen Reiches in sechs Büchern, das nach weiter Verbreitung auf dem Balkan während der Osmanenzeit 1828 in Griechenland als vorläufiges Zivilgesetzbuch (bis 1946) Verwendung findet. S. Google
Lit.: Söllner §§ 23; Köbler, DRG 107; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995
Harmschar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 371, I 501, II 108, II 109, II 195, II 243, II 509, III 208] und dem altsächsischen Heliand [240] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 829, F.) Qual, Schande als Buße (oder Strafe) in dem Frühmittelalter, s. Google
Lit.: Sousa-Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993, 276ff.
Harpprecht, Johannes Friedrich (Walheim an dem Neckar 20. 1. 1560?-Tübingen 18. 9. 1639), früh verwaister Juristensohn, wird nach dem Studium der Philosophie und Rechtswissenschaft in Straßburg, Tübingen und Marburg 1589 in Tübingen promoviert und nach kurzer Tätigkeit an dem Reichskammergericht 1592 Professor der Institutionen in Tübingen. Sein bekanntestes Werk ist ein vierbändiger Kommentar zu den Institutionen Justinians (Opera [N.Pl.] omnia multis insignibus quaestionibus adaucta, 1627-1630, Gesammelte, mit vielen berühmten Untersuchungen vermehrte Werke), der auch die Praxis und das heimische Recht berücksichtigt, aber weder systematische oder naturrechtliche Ansätze aufweist. S. Google
Lit.: Schnee, H., Die Professoren Dr. Harpprecht und Dr. Schöpf, (in) FS G. Schreiber, 1963, 272; Scholz, W., Johann Harpprecht, Diss. jur. Tübingen 1980
Hartmann von Aue (Oberrheingebiet 1160/1165-nach 1210?), mittelhochdeutscher Dichter, der vielleicht von (lat.) legibus (Gesetzen) gelesen hatte und dadurch (mhd.) legiste geworden ist. Seine Werke (Klage, Gregorius, der arme Heinrich, Erec, Iwein) erfassen zahlreiche rechtliche Geschehnisse. S. Google
Lit.: Fehr, H., Das Recht in der Dichtung, 1931; Wapnewski, P., Hartmann von Aue, 1962, 3. A. 1967, 7. A. 1979; Pensel, F., Rechtsgeschichtliches und Rechtssprachliches, 1961; Wolf, J., Einführung in das Werk Hartmanns von der Aue, 2007
haschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) fangen, verfolgen
Häscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [Luther] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verfolger
Hasel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 in zwei Stellen ab dem Althochdeutschen [Lex Salica/Hessels-Kern Tit. 41,5 Cod. 6 Sp. 257, LRib. Tit. 69 § 5 Hs. B] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen, F.) ist der ab 9000 v. Chr. großflächig verbreitete, Nüsse liefernde Busch, der vielleicht auch rechtliche Verwendung findet. S. Google
Lit.: Beuchert, M., Symbolik der Pflanzen, 2004
Hasse, Johann Christian (1779-1830) wird nach dem Rechtsstudium in Kiel (Thibaut) Professor in Jena, Königsberg, Berlin und Bonn. In seinem Buch Die Culpa des römischen Rechtes (1815) teilt er die (lat. [F.]) culpa unter Missachtung der Quellen in die Widerrechtlichkeit (Rechtswidrigkeit) und die Schuld (culpa). S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HasseJohannChristianDieCulpadesroemischenRechts1815.pdf; Stintzing, R./Landsberg, E. v., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, 1880ff., Neudruck 1957, 1978, III 2, 289
Hassfurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), s. Google
Lit.: Tittmann, A., Hassfurt, 2002
Hattingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Ruhr wird 990 erstmals als Reichshof erwähnt und erwächst bis zu der Neuzeit zu einer Kleinstadt. Aus ihr ist ein von 1629 bis 1652 reichendes Ratsprotokollbuch erhalten. Es erweist noch ein dortiges Vorherrschen mittelalterlicher Strukturen. S. Google
Lit.: Piel, H., Die Protokolle des Rates der Stadt Hattingen von 1629 bis 1652, 2008
Hauberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1467 [Delius sowie Siegen)] in sechs Stellen mit zwei Bedeutungen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., zu hauen und Berg), s. Google
Hauberggenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Siegerland übliche, sachlich seit dem 15. Jahrhundert bezeugte, von 1562 bis 1890 in Ordnungen geregelte Genossenschaft zu der landwirtschaftlich-gewerblichen Nutzung des Niederwalds (Eichen, Birken als Heizmittel und Gerbemittel) in einem Turnus von 16-18 bzw. 15-25 Jahren. Sie entwickelt sich zu einer Gesamthandsgemeinschaft bzw. juristischen Person. Wirtschaftlich unterliegt die Hauberggenossenschaft in der Mitte des 20. Jahrhunderts der Steinkohle und besseren Gerbemitteln. S. Google
Lit.: Achenbach, H., Die Hauberggenossenschaften des Siegerlandes, 1863; Delius, W., Hauberge und Haubergsgenossenschaften des Siegerlandes, 1910; Lorsbach, J., Hauberge und Hauberggenossenschaften des Siegerlandes, 1956; Lerner, R., Hauberggenossenschaften im Kreis Altkirchen, 1993
hauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schlagen
Haupt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1261 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Kopf), s. Google
Häuptling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Bremen] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] capitaneus) ist ein Anführer wie beispielsweise in Friesland seit dem 14. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Boden, F., Die isländischen Häuptlinge, ZRG GA 24 (1903), 148
Hauptstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 454 metropolim, I 694 toparchas] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem neuzeitlichen Staat der amtlich festgelegte Ort des Sitzes der Herrschaftsgewalt. S. Google
Lit.: Pagenkopf, O., Die Hauptstadt in der deutschen Rechtsgeschichte, 2004 (Diss. jur. Bonn 2003)
Hauriou, Maurice (1856-1929), Professor für Verwaltungsrecht (1888) und Verfassungsrecht (1920) in Toulouse, begründet, ausgehend von dem Verwaltungsakt, die Wissenschaft von dem Verwaltungsrecht in Frankreich (Précis de droit administratif et de droit public général, 1892, Grundriss des Verwaltungsrechts und allgemeinen öffentlichen Rechtes). S. Google
Lit.: Sfez, L., Essai sur la contribution du doyen Hauriou au droit administratif français, 1966
Haus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 9. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das zu dem Benutzen durch Menschen bestimmte größere Gebäude. Seinem Schutz dient der Hausfriede. Die Hausgewalt steht lange Zeit in erster Linie dem Hausvater zu. Die Hausdurchsuchung ist nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Der Bau eines Hauses unterliegt bei dichterer Besiedlung öffentlichrechtlichen Vorschriften (Baurecht, hochmittelalterliche Stadt, 19. Jahrhundert). Übertragen ist Haus auch das Geschlecht (oder Herrschaftsgebiet des Geschlechts). Die Wendung Haus und Hof ist erstmals in Aarau 1301 bezeugt. S. Google, Hausbau s. Baurecht
Lit.: Kaser §§ 4, 12; Hübner 127; Köbler, DRG 21, 71, 88, 120, 160; Köbler, WAS; Haus und Siedlung im Wandel der Jahrtausende, 1937; Kramer, K., Haus und Flur im bäuerlichen Recht, 1950; Lhotsky, A., Was heißt „Haus Österreich“?, (in) Anz. d. Akad. d. Wiss. Wien, phil.-hist. Kl. 93 (1956), 155; Dölling, H., Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten, 1958; Benedikt, H., Die Monarchie des Hauses Österreich, 1968; Kroeschell, K., Haus und Herrschaft, 1968; Deckwirth, H., Das Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover, (in) Hann. Geschichtsbll. N.F. 26 (1971), 1; Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im spätmittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980, 31; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Histoire de la vie privée, hg. v. Aries, P. u. a., Bd. 2 1985; Haus und Hof in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, hg. v. Beck, H. u. a., 1997; Haus- und Familienbücher, hg. v. Studt, B., 2007; Binding, G., Methoden und Probleme bei der Datierung von mittelalterlichen Bauwerken, 2009; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009
Haus-, Hof- und Staatskanzlei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem 17. 2. 1742 aus der österreichischen Hofkanzlei herausgenommene Behörde zu der Besorgung der auswärtigen Geschäfte und der geheimen Haussachen, die 1848 in das Ministerium des kaiserlichen Hauses und des Äußeren umgewandelt wird. S. Google
Hausarbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Württemberg] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist allgemein die Arbeit in dem eigenen Haus und danach die seit dem 14. Jahrhundert erkennbare handwerksartige Tätigkeit in eigenen Räumen (Heimarbeit) für Zwischenmeister oder Unternehmer. Bedeutsam ist sie vor allem in dem frühen 19. Jahrhundert. Für die 1882 etwa 480000 Heimarbeiter in Deutschland wird 1911 ein Hausarbeitgesetz geschaffen.
Lit.: Leuthier, O., Entstehung und Entwicklung des Hausarbeitgesetzes, 2006
Hauser, Kaspar ist der Name eines an dem 26. Mai 1828 in Nürnberg aufgefundenen, der Sprache unkundigen jungen, an dem 17. Dezember 1833 an den Folgen eines Anschlags von dem 14. Dezember 1833 verstorbenen Mannes, dessen Herkunft insbesondere P. J. Anselm von Feuerbach sehr beschäftigte, ohne dass sie bislang geklärt ist.
Lit.: Küper, W., Das Verbrechen am Seelenleben, 1991; Forker, A., Kaspar Hauser, (in) Die Bedeutung P. J. A. Feuerbachs (1775-1833) für die Gegenwart, 2003, 99; Peters, D., Der Fall Kaspar Hauser, 2014
Hauserbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478 [Ostfriesland] in zwei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., daneben lat. suus heres [M.] in dem römischen Recht der Mensch, der durch den Tod des Vaters gewaltfrei (lat. sui iuris) wird, nämlich vor allem der (mündige) Sohn, die (mündige) Tochter, das adoptierte Kind, der adrogierte Sohn sowie die gewaltunterworfene Ehefrau.
Lit.: Kaser § 66; Söllner § 8; Köbler, DRG 23, 38
Hausfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1200 [Friesland] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Recht, innerhalb der eigenen Wohnung und des umfriedeten Lebensbereichs ungestört zu sein. Bereits in dem Frühmittelalter sind Tötung und Verletzung innerhalb des Hauses mit höherer Buße bewehrt. In dem Hochmittelalter wird der Friede für das Haus allgemein erfasst. Danach schaffen partikulare Rechte (vgl. ALR II 20 §§ 529ff. Privatverbrechen, Geldstrafe oder Freiheitsstrafe) sowie 1871 das deutsche Reichsstrafgesetzbuch einen besonderen Tatbestand des Hausfriedensbruchs. S. Google
Lit.: Osenbrüggen, E., Der Hausfriedensbruch, 1857, Neudruck 1968; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Trabandt, J., Der kriminalrechtliche Schutz des Hausfriedens, Diss. jur. Hamburg 1970
Hausgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [Bayern] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die von einer hochadeligen Familie für sich vereinbarte oder gesetzte besondere Rechtsordnung. Das Hausgesetz findet sich sachlich seit Anfang des 14. Jahrhunderts. Es betrifft vor allem die Erbfolge, die Ehe und die Veräußerlichkeit des Familienguts (beispielsweise →Dispositio Achillea für die Hohenzollern 1473, →Pragmatische Sanktion von dem 19. 4. 1713 für Österreich, Privatfürstenrecht). In dem 19. Jahrhundert wird das Hausgesetz von der Genehmigung durch den Staat abhängig. S. Google
Lit.: Schulze, H., Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstenhäuser, Bd. 1ff. 1862ff.; Turba, G., Die Grundlagen der pragmatischen Sanktion, 1911; Marxer, W., Das Hausgesetz des Fürstentums Liechtenstein, 2003
Hausgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1583 [Leiden] in fünf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. Google, →Haus
Hausgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als Ansatz - nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Frankfurt am Main] in sieben Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das einem Haus gehörende Gut. Es ist anfangs vor allem Gegenstand des Erbes. Seit dem Hochmittelalter ist in Bezug auf das Reich zumindest gedanklich das Hausgut der Königsfamilie von dem Reichsgut zu scheiden. Die Trennung von Privatvermögen und Staatsvermögen ist auch nach Ende der Monarchie in dem Deutschen Reich (1918) noch nicht in allen Einzelheiten abgeschlossen. S. Google
Lit.: Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft unter Lothar III., 1969; Laufs, A., Das Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesetu, 2008
Haushalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [Arnstadt] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ursprünglich die häusliche Verbrauchsgemeinschaft, seit dem 20. Jahrhundert vor allem die Gesamtheit der der Erfüllung der öffentlichen Aufgaben dienenden Einkünfte und Ausgaben einer →juristischen Person des öffentlichen Rechtes (→Staatshaushalt), die nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika seit dem 19. Jahrhundert (Sachsen-Coburg 1821, vgl. auch Sachsen-Weimar-Eisenach 1816, Kurhessen 1821/1831, Bayern 1818), Verfassung des Deutschen Reiches von 1848/1849 Art. VII, IX, Art. 72 Verfassung von 1871, Art. 8 WRV von 1919) von dem Parlament durch ein Haushaltsgesetz beschlossen werden müssen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 99, 129; Schroeter, O. v., Das Recht der Haushaltführung und Haushaltkontrolle in Preußen, 1938; Friauf, K., Der Staatshaushaltsplan, 1968; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Rothenbacher, F., Historische Haushalts- und Familienstatistik, 1987; Haushalten in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Richarz, I., 1994; Strube, S., Die Geschichte des Haushaltsrechts, 2002; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Ullmann, H., Das Abgleiten in den Schuldenstaat, 2017
Hauskind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1788 [Tessinn] in drei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem römischen Recht das unter der väterlichen Gewalt lebende →Kind. S. Google
Lit.: Kaser §§ 12 I 2b, 33 III, 49 I, 50 III 4a, 66 VI, 68 III 2
Häusler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1285 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1405 [Bremen] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1285, Bezeichnung in dem Mittelalter selten) ist der nur ein Haus und kein Feld besitzende Dorfbewohner (Gärtner, Kossäte, Seldner). S. Google
Lit.: Schröder, R./Künßberg, E. v., Lehrbuch der Deutschen Rechtsgeschichte, 7. A. 1932, Neudruck 1966, 457; Friedeburg, R. v., Ländliche Gesellschaft und Obrigkeit, 1999
Hausmarke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1583 [Friesland]? in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Mittelalter und in der Neuzeit das bestimmte, dem Wappen des Adels vergleichbare schriftartige Erkennungszeichen für einen Menschen oder ein Haus (u. a. Handelsmarke, Notarssignet). S. Google
Lit.: Homeyer, C., Haus- und Hofmarken, 1870, Neudruck, 1964; Heyne, M., Fünf Bücher deutscher Hausaltertümer, Bd. 1 1899; Grohne, E., Die Hausmarken und Hauszeichen, 1912; Gmür, M., Schweizerische Bauernmarken und Holzurkunden, 1917, 2. unv. A. 1991; Ruppel, K., Die Hausmarken, ZRG GA 60 (1940), 320; Graphische Symbole in mittelalterlichen Urkunden, hg. v. Rück, P., 1996
Hausmeier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [Zürich] in fünf Stellen für zwei Bedeutungen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. maior [M.] domus) ist der Leiter einer Hausverwaltung in dem spätrömischen Italien und in dem Frühmittelalter (Burgunder, Ostgoten, Franken). Bei den fränkischen Königsfamilien finden sich sachlich (anfangs unfreie) Hausmeier seit dem 6. Jahrhundert. In dem Jahre 751 verdrängt der austrasische Hausmeier Pippin der Jüngere aus dem Geschlecht der Arnulfinger oder Pippiniden den König aus dem Geschlecht der →Merowinger und begründet die Königsfamilie der →Karolinger, womit zugleich der Hausmeier als entbehrlich entfällt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 76; Hermann, E., Das Hausmeieramt, 1880, Neudruck 1970; Heidrich, J., Titulatur und Urkunden der arnulfingischen Hausmeier, (in) Archiv f. Diplomatik 11/12 (1965/6), 71; Haas, K., Studien zur Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des fränkischen maior-domus-Amts, Diss. phil. Heidelberg 1968; Heidrich, J., La maison du palais Neustriens, (in) Francia Beiheft 16/1 1989, 217; Scheibelreiter, G., Die barbarische Gesellschaft, 1999
Hausname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich seit dem 13. Jahrhundert bezeugte Name des einzelnen Hauses einer Siedlung (beispielsweise zu der Tanne in Basel, zu der schönen Ecke in Freiburg im Breisgau, ad Gernodum in Worms, zu der roten Türe in Köln), der seit dem 19. Jahrhundert von der nach der Entstehungszeit bzw. örtlich nach der Lage in einer Straße fortlaufend vergebenen Hausnummer verdrängt wird. S. Google
Lit.: Grohne, E., Die Hausnamen und Hauszeichen, 1912
Hausrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [Magdeburg-Breslau] in 31 Stellen belegt – daneben weitere Bedeutung – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Gesamtheit der zu der Haushaltsführung notwendigen Geräte. Als Gerade kann der Hausrat einer besonderen Erbfolge unterliegen. Die Hausratsverordnung von dem 21. 10. 1944 legt die Aufteilung des Hausrats bei Ehescheidung fest (bis 2009). S. Google
Lit.: Schmitt, A., Das Fortleben der Gerade, 1913; Schulz, A., Ehewohnung und Hausrat in der ungestörten Ehe, 1982; Vlassopoulos, I., Der eheliche Hausrat, 1983; Gottschalk, K., Eigentum, Geschlecht, Gerechtigkeit, 2003
Haussuchung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11./15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1162 [Anhalt] in 38 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Durchsuchung eines Hauses. Nach altrömischem Recht kann bei Diebstahlsverdacht eine (lat.) quaestio (F.) lance et licio (Untersuchung mit Schüssel und Schurzfell) erfolgen, bei welcher der Suchende nackt, nur mit einem Schurzfell (lat. [N.] licium) bekleidet und eine Schüssel (lat. [F.] lanx) tragend, das Haus betreten muss und der Täter bei erfolgreicher Suche als handhafter Dieb (lat. fur [M.] manifestus) getötet werden darf. In dem Mittelalter ist Haussuchung bei Verfolgung einer abhanden gekommenen beweglichen Sache möglich. Vermutlich wird bei erfolgloser Haussuchung der vergeblich Suchende wegen seines angreifenden Verhaltens bußpflichtig. Seit dem Hochmittelalter bedarf die Haussuchung mehr und mehr der vorherigen Erlaubnis des Richters oder des Rates. In dem 19. Jahrhundert sichern die Verfassungen vor willkürlicher Haussuchung (Hessen-Kassel 1831, geplantes Deutsches Reich 1848). In dem 20. Jahrhundert gewähren sie ein Grundrecht auf Freiheit der Wohnung, das nur durch Gesetz eingeschränkt werden kann. S. Google
Lit.: Kaser § 51 I 2; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Schwerin, C. Frhr. v., Die Formen der Haussuchung, 1924; Wolff, J., Lanx et licium, (in) Sympotica F. Wieacker 1970, 59
Haustier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1745 durch Hinweise auf vier Wörterbücher und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem Menschen seit der Jungsteinzeit in dem oder an dem Haus abhängig gemacht gehaltene, vor allem (dem Schutz und) der Versorgung sowie später emotionalen Zielen dienende Tier (Hund, Schaf, Ziege, Schwein, Rind, Pferd, Esel, Maultier, Katze, Huhn, Gans, Ente, Taube, Truthahn, Wellensittich, Zierfisch). Der Berechtigte wird durch allgemeine Regeln über Beschädigung und Wegnahme geschützt. Nach § 833 BGB muss der Halter für einen von einem in Ausübung seines Berufs, seiner Erwerbstätigkeit oder zu seinem Unterhalt gehaltenen Tier (H.) verursachten Schaden weniger streng als für sonstige Tierschäden einstehen. S. Google
Lit.: Benecke, N., Archäozoologische Studien zur Entwicklung der Haustierhaltung in Mitteleuropa, 1994; Schmalhorst, R., Die Tierhalterhaftung im BGB, 2002; Meier, F., Mensch und Tier im Mittelalter, 2008; Regnath, J., Das Schwein im Wald, 2009
Haustüre, Haustür (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die das Haus nach außen abschließende Türe eines Hauses.
Haustürgeschäft (N.) s. Haustüre, s. Geschäft
Haustürgeschäftswiderruf (M.) F., s. Haustüre, Geschäft, Widerruf, S. Google
Haustürgeschäftswiderrufsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das deutsche Gesetz von dem 16. 1. 1986, das scheinbar in dem Interesse des Verbrauchers bestimmt, dass eine auf Abschluss eines Vertrags über eine entgeltliche Leistung gerichtete Willenserklärung eines Kunden in bestimmten Fällen erst wirksam wird, wenn sie der Kunde nicht binnen einer Frist von einer Woche schriftlich widerruft. Sein Inhalt wird 2002 in das Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen (§§ 312ff. BGB). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 266
Hauswirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1200 [Friesland] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Hauseigentümer, Hausbewirtschafter, s. Google
Hauswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf das einzelne Haus oder den einzelnen Haushalt beschränkte, alle verwendeten Güter selbst herstellende und verbrauchende Wirtschaft. Sie ist bereits in der antiken Stadt Rom bald zu Gunsten der Marktwirtschaft aufgegeben. In dem Frühmittelalter erweitert sie sich auf die jeweilige Grundherrschaft und tritt seit dem Hochmittelalter zurück, um seit dem 19. Jahrhundert zu Gunsten des Gütererwerbs durch Handel und Markt fast gänzlich ihre Bedeutung zu verlieren.
Lit.: Köbler, DRG 67, 77; Bauer, L./Matis, H., Geburt der Neuzeit, 1988
Haut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) organische Hülle eines Körpers, s. Google
Haut und Haar (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist eine mittelalterliche Bezeichnung für bestimmte leichtere Leibesstrafen (Prügeln, Scheren).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Schouwe, U., Mit Haut und Haar, 1994
Haverei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Havarie 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1551 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Havarie und in Google als Havarie belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und Französische vielleicht mit dem Arabischen verbindbar, F., Haverie, Herkunft des Wortes streitig) ist der während einer Schifffahrt an Fahrzeug und Ladung entstehende Schaden. Dazu übernimmt bereits das römische Recht die in dem hellenistischen (bzw. vielleicht in dem phönizischen) Bereich entwickelte (lat.) →lex (F.) Rhodia de iactu (rhodisches Gesetz über den Seewurf, Digesten 14, 2), nach welcher der Schiffer, der in Seenot Güter eines Befrachters in das Meer wirft und sein Schiff rettet, dem geschädigten Befrachter zu der Erstattung eines anteiligen Ausgleichs entsprechend dem Wert der Ladungen der anderen Befrachter verpflichtet ist, gegen die er seinerseits Rückgriff nehmen darf. In dem Hochmittelalter ändern dies die →Rôles d’Oléron in gewisser Weise ab. Auch das Hamburger Stadtrecht bildet Regeln über die Haverei aus, wobei in dem 18. Jahrhundert zwischen kleiner, nur das Frachtgut betreffender, und großer, auch das Schiff erfassender Haverei unterschieden wird. Über die Ordonnance (française) de la marine (1681), die Havereiordnung Hamburgs (1731), den Code de commerce (1807) und das →Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch (1861) gehen diese Regeln in das deutsche Handelsgesetzbuch (1897) ein. Daneben gelten international York-Antwerpener Regeln von 1864/1877 für die große Haverei. S. Google
Lit.: Kaser § 42 IV 4; Claussen, C., Über die lex Rhodia de iactu, Diss. jur. Kiel 1876; Heck, P., Das Recht der großen Haverei, 1889; Reincke, H., Die ältesten Formen des hamburgischen Schiffsrechts, (in) Hamburg. Geschbll. 63 (1968); Krieger, K., Ursprung und Wurzeln der rôles d’Oléron, 1970; Landwehr, G., Die Haverei in den mittelalterlichen deutschen Seerechtsquellen, 1985; Dreyer, T., Die Assekuranz- und Havereyordnung der freien und Hansestadt Hamburg von 1731, 1990; Landwehr, G., Zur Begriffsgeschichte der Haverei, (in) FS H. Niederländer, 1991, 57; Gaurier, D., Le droit maritime romain, 2004; Lindemann, S., Die Gefahrengemeinschaft bei der Seehandelsfahrt nach den mittelalterlichen Statutarrechten, 2004
heben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nach oben bewegen, halten, s. Google
Heberolle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in zwei Literaturhinweisen ohne Zeitangabe belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein Abgabenverzeichnis in dem Mittelalter.
Lit.: Die Heberolle des Klosters Freckenhorst, hg. v. Friedländer, E., 1953
Hebräer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen sowie Hebräischen des Altertums aufgenommen, vielleicht wie Araber von abara, V., umherwandern, M.) Jude, s. Google
hebräisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen sowie Hebräischen des Altertums aufgenommen, vielleicht wie Araber von abara, V., umherwandern, Adj.) jüdisch →Israel, Jude, s. Google
Heck, Philipp (St. Petersburg 22. 7. 1858-Tübingen 28. 6. 1943) wird nach dem Studium von Mathematik in Leipzig und Recht in Heidelberg und Berlin und der Promotion und Habilitation in Berlin (Levin Goldschmidt 1889) Professor in Greifswald (1891), Halle (1892) und Tübingen (1901). Er begründet in der Nachfolge Rudolf von Iherings die gegen →Begriffsjurisprudenz und →freie Rechtsschule gerichtete →Interessenjurisprudenz, die Lücken in dem Recht durch Vergleich gesetzlicher Entscheidungen von Interessengegensätzen (oder bei deren Fehlen durch persönliches Wertempfinden) schließen will. Daneben verfasst er Grundrisse zu dem Schuldrecht (1929) und Sachenrecht (1930) und zahlreiche rechtsgeschichtliche Arbeiten. S. Google
Lit.: Das Problem der Rechtsgewinnung, 1912, 2. A. 1932; Heck, P., Begriffsbildung und Interessenjurisprudenz, 1932; Kallfass, W., Die Tübinger Schule der Interessenjurisprudenz, 1972; Wolf, M., Philipp Heck als Zivilrechtsdogmatiker, 1996; Schoppmeyer, H., Juristische Methode als Lebensaufgabe, 2001; Auer, M., Methodenkritik und Interessenjurisprudenz, (in) ZEuP 2008, 517
Hedemann, Justus Wilhelm (Brieg 24. April 1878-Berlin-Frohnau 13. 3. 1963) wird nach dem Studium des Rechtes und nach der 1903 bei Otto Fischer in Breslau erfolgten Habilitation 1906 Professor in Jena (1919 Institut für Wirtschaftsrecht) und 1936 in Berlin, wo er 1946 wegen seiner Nähe zu dem Nationalsozialismus vorzeitig emeritiert wird. Rechtsgeschichtlich bedeutsam ist sein mehrbändiges Werk über Fortschritte des Zivilrechts in dem 19. Jahrhundert (1910ff.). Kurzzeitig warnt er 1932 vor der Flucht in Generalklauseln. S. Google
Lit.: Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, hg. v. Stolleis, M. u. a., 1989, 107ff.; Wegerich, C., Die Flucht in die Grenzenlosigkeit, 2004
Heer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 725 [Lex Alamannorum] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) ist der zu Land kämpfende Teil der Streitkräfte eines Volkes oster Staates. Sowohl in Rom wie auch bei den Germanen ist das Heer zunächst allgemeines Volksheer. In Rom beginnt mit Marius (um 100 v. Chr.) die Umwandlung in ein Berufsheer von Söldnern, das nach Bedarf aufgestellt wird. Bereits unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) ist ein stehendes Heer von 27-28 Legionen zu je 6000 Männern vorhanden (Berufsarmee), zu dem Hilfstruppen in gleicher Stärke kommen. Für die Zeit um 395 n. Chr. wird die Zahl der römischen Soldaten auf rund 500000 Männer (darunter viele Männer barbarischer Herkunft) geschätzt. Seit dem Frühmittelalter (9. Jahrhundert-12. Jahrhundert) verschwindet bei den germanistischen Nachfolgevölkern das Volksheer der einfachen Freien und wird (wohl auch wegen der Italienzüge) durch ein ständisches Reiterheer (Ritter) in einem Umfang von wohl meist nicht mehr als 2000 Gepanzerten ersetzt. In der Mitte des 12. Jahrhunderts sind Söldner in dem Heer Friedrichs I. Barbarossa belegt. An die Stelle des Reiterheers tritt seit dem 14. Jahrhundert der berufsmäßige, zunächst mit Lanze, dann mit Feuerwaffen ausgerüstete Fußsoldat, der nach Bedarf angeworben wird (Landsknechte, Wort Heerfahrt schwindet). Das Reichsheer besteht aus geringen Kontingenten der Reichsstände, wobei sich die mächtigeren Fürsten zunehmend ihren Gestellungsverpflichtungen entziehen. Die Lücke füllt aus eigenem Interesse Habsburg. Seit der Mitte des 17. Jahrhunderts strebt der Landesherr ein stehendes Heer an. Dabei ersetzt später die Aushebung die Anwerbung (Preußen 1733). Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird die allgemeine Wehrdienstpflicht eingeführt (Preußen 3. 9. 1814). 1919 wird das Heer des Deutschen Reiches von den alliierten Siegermächten auf 100000 Mann beschränkt, doch durchbricht Adolf Hitler als Reichskanzler ab 1933 bald diese Einschränkung. In dem Zweiten Weltkrieg werden etwa 5,3 Millionen von rund 15 Millionen deutschen Soldaten getötet. 1945 wird nach dem Waffenstillstand das Heer des Deutschen Reiches aufgelöst. 1956 wird die Bundeswehr der Bundesrepublik Deutschland (und in einem Gleichlauf die Nationale Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik) eingerichtet. Ab 2011 wird in Deutschland die Wehrpflicht ausgesetzt und ein Berufsheer aufgebaut.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 29 III; Köbler, DRG 112, 150, 152, 198; Köbler, WAS; Stein, L. v., Die Lehre vom Heerwesen, 1872; Bonin, B. v., Grundzüge der Rechtsverfassung in den deutschen Heeren zu Beginn der Neuzeit, 1904; Fehr, H., Vom Lehnsheer zum Söldnerheer, ZRG GA 36 (1915), 455; Grosse, R., Römische Militärgeschichte, 1920; Wohlers, G., Die staatsrechtliche Stellung des Generalstabes in Preußen und dem deutschen Reich, 1921; Niemann, A., Kaiser und Heer, 1923; Frauenholz, E. v., Entwicklungsgeschichte des deutschen Heerwesens, 1935ff.; Huber, E., Heer und Staat in der deutschen Geschichte, 1938; Höhn, R., Verfassungskampf und Heereseid, 1938; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, Bd. 1 1939; Conrad, H., Gottesfrieden und Heeresverfassung, ZRG GA 61 (1941), 71; Merzbacher, F., Der Artikelbrief für die Reichsarmee von 1682, ZRG GA 69 (1952), 349; Hencke, U., Die Heeresverfassung des deutschen Bundes, Diss. jur. Tübingen 1955; Bodmer, J., Der Krieger der Merovingerzeit, 1957; Oestreich, G., Zur Heeresverfassung der deutschen Territorien von 1500 bis 1800, (in) FG F. Hartung, 1958, 419; Keen, M., The Laws of War, 1965; Hermann, C., Deutsche Militärgeschichte, 1966; Müller, K., Das Heer und Hitler, 1969; Schweling, O./Schwinge, E., Die deutsche Militärjustiz in der Zeit des Nationalsozialismus, 2. A. 1978; Contamine, P., La guerre au Moyen Age, 3. A. 1992; Messerschmidt, M./Wüllner, F., Die Wehrmachtsjustiz im Dienste des Nationalsozialismus. Zerstörung einer Legende, 1987; Masson, P., Die deutsche Armee, 1996; Die Wehrmacht, hg. v. Müller, R. u. a., 1999, 2. A. 2012; Verbrechen der Wehrmacht, hg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, 2. A., 2002; Gilliver, K., Auf dem Weg zum Imperium, 2003; Walter, D., Preußische Heeresreformen 1807-1870, 2003; Bald, D., Die Bundeswehr, 2005; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz, 2005; Megargee, G., Hitler und die Generäle, 2006; Die Zeit nach 1945, hg. v. Neugebauer, K., 2008; Vom Mittelalter bis zur Gegenwart, hg. v. Neugebauer, K., 2008; Grillo, P., Cavalieri e popoli in armi, 2008; Albu-Lisson, D., Von der k. u. k. Armee zur deutschen Wehrmacht, 2011; Birk, E. u. a., Die Luftwaffe in der Moderne, 2011 (bunter Sammelband); Stachelbeck, C., Deutschlands Heer und Marine im ersten Weltkrieg, 2013; Siano, C., Die Luftwaffe und der Starfighter, 2016; Napp, N., Die deutschen Luftstreitkräfte im ersten Weltkrieg, 2017; Rojek, S., Versunkene Hoffnungen – Die deutsche Marine, 2017 (der kaiserlichen Flotte fehlte stets das Potential, die geopolitisch begünstigten traditionellen Seemächte herauszufordern); Miliz oder Söldner?, hg. v. Rogger, P. u. a., 2019
Heerbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – lateinisch - ab um 665 in Privileg für Speyer und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, M.) ist in dem Frühmittelalter der das →Heer betreffende →Bann des Königs, dessen Aufgebotsrecht mit dem Heerbann bewehrt ist. Vielleicht schon in nachkarolingischer Zeit tritt der Heerbann zurück. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993; Bachrach, B., Warfare and military organization in pre-crusade Europa, 2002
Heeresgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und wohl in Google nicht belegt sowie in den Bestrandteilen für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) →Kriegsgericht
Heerfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 481, I 482, III 272 für expeditio] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Anfang 9. Jh., F.) ist in dem Mittelalter der Kriegszug. S. Google
Heergewäte, Hergewäte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1118 [Westfalen] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Heeresbekleidung für den Krieg. Das Hergewäte wird wohl schon seit dem Frühmittelalter in einer Sondererbfolge an einen männlichen Verwandten (ältesten Sohn) vererbt. In den Städten seit dem Hochmittelalter schwindend, wird es zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert (Fehmarn) allgemein abgeschafft. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 73, 89, 123, 162; Haff, K., Ein Herwedekatalog, ZRG GA 48 (1928), 447; Bungenstock, W., Heergewäte und Gerade, Diss. jur. Göttingen 1966
Heerschild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Langobardischen [733] ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (als Versinnbildlichung der Berechtigung zu dem Aufgebot zu dem Heer) ist das Einteilungskriterium der mittelalterlichen Ordnung der lehnsrechtlich gestuften Gesellschaft. Nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) hat der König den ersten Heerschild. Die geistlichen Fürsten stehen in dem zweiten Heerschild, die weltlichen Fürsten (als ihre Lehensleute) in dem dritten. Wie weit die (insgesamt als siebenstufig angesehene) Heerschildordnung nach unten reicht (Freie, Mannen der Freien, Mannen der Mannen der Freien), ist auch den mittelalterlichen Zeitgenossen wie Eike von Reggow nicht völlig klar.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 98; Ficker, J., Vom Heerschilde, 1862, Neudruck 1964; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige, 1979; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland, 2002, 2. A. 2009, 3. A. 2011
Hegel, Georg Friedrich Wilhelm (Stuttgart 27. 8. 1770-Berlin 14. 11. 1831), Beamtensohn, wird nach dem Studium von Philosophie und Theologie in Tübingen Hauslehrer in Bern und in Frankfurt am Main und nach der Habilitation (Jena 1801) und Tätigkeiten in Jena (1801-1807, 1805 ao. Professor), Bamberg (1807-1808) und Nürnberg (Gymnasiallehrer 1808-1816) außerordentlicher Professor in Heidelberg (1816) und Berlin (1818). Für Hegel ist Weltgeschichte der notwendig fortschreitende Prozess, in dem sich der absolute Geist seiner Freiheit in dialektischem Dreischritt von These, Antithese und Synthese bewusst wird. In der tatsächlichen Umwelt versteht Hegel den preußischen Staat als Verwirklichung der Freiheit. Damit wird zu Unrecht der Staat dem Einzelnen stärker übergeordnet als notwendig. S. Google
Lit.: Hegel, G., Kritik der Verfassung Deutschlands [um 1803], hg. v. Mollat, G., 1893; Hegel, G., Phänomenologie des Geistes, 1807; Hegel, G., Rechtsphilosophie, 1821; Flechtheim, O., Hegels Strafrechtstheorie, 1936, 2. A. 1975; Marcic, R., Hegel und das Rechtsdenken, 1970; Landau, P., Hegels Begründung des Vertragsrechts, (in) ARSP 59 (1973), 117; Materialien zu Hegels Rechtsphilosophie, hg. v. Riedel, M., 1975; Theunissen, M., Sein und Schein, 1980; Gessmann, M., Hegel, 1999; Schnädelbach, H., Hegels praktische Philosophie, 2000; Fulda, F., Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 2003; Jaeschke, W., Hegel Handbuch, 2003, 3. A. 2016; Hegel-Lexikon, hg. v. Cobben, P., 2006; Binkelmann, C., Theorie der praktischen Freiheit, 2007; Senk, N., Junghegelianisches Rechtsdenken, 2007; Staat und Religion in Hegels Rechtsphilosophie, hg. v. Arndt, A., 2009; Schäfer, R., Hegel, 2010; Rettig, B., Hegels sittlicher Staat, 2014; Winter, M., Hegels formale Geschichtsphilosophie, 2014; Bertani, C., Hegels philosophische Vertragslehre, ZRG GA 131 (2014), 182; Spekulation und Vorstellung in Hegels enzyklopädischem System, hg. v. Drilo, K. u. a., 2015; Hegels Erben?, hg. v. Kubiciel, M. u. a., 2017; Vieweg, K., Hegel – Der Philosoph der Freiheit – Biographie, 2019; Quante, M./Lorenz, A., Georg Wilhelm Friedrich Hegel – Philosophische Einstiege, 2021
Hegemonie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1800 aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, F.) Vormachtstellung
Lit.: Triepel, H., Die Hegemonie, 1938, 2. A. 1943, Neudruck 1974; Schmoeckel, M., Die Großraumtheorie, 1994; Simpson, G., Great Powers and Outlaw States, 2004; Malettke, K., Hegemonie - multipolares System - Gleichgewicht, 2012
hegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) pflegen
Hegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1345 [Neuzelle], aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb hegen 790) ist in dem deutschen Recht die förmliche Eröffnung von gerichtlichen Versammlungen durch künstliche Abgrenzung und Durchführung eines Frage-Antwort-Ritus. Alter und Herkunft der in dem 13. Jahrhundert eindeutig sichtbaren Vorgangsweise sind unklar. Bereits seit dem Spätmittelalter wird die Hegung ziemlich sinnentstellt durchgeführt (, in Basel wohl noch bis in das ausgehende 19. Jahrhundert).
Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 130; Burchard, K., Die Hegung, 1893; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 2 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 437, 483; Buchda, G., Die Hegung und Aufhebung des Vogtgerichts zu Kindleben, ZRG GA 62 (1942), 355
Hehl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [Köln] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Geheimnis, s. Google
hehlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 11./12. Jahrhundert in achtundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verbergen
Hehler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Hugo von Trimberg] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verheimlichender, Verb hehlen 765?, Femininum Hehlerei 19. Jh.) ist, wer eine Sache, die ein anderer gestohlen oder sonst durch eine gegen fremdes Vermögen gerichtete rechtswidrige Tat erlangt hat, ankauft, sich oder einem Dritten verschafft, absetzt oder absetzen hilft, um sich oder einen Dritten zu bereichern. Der Hehler. ist strafbar (→Der Hehler ist nicht besser als der Stehler). Bereits ein Privileg Heinrichs IV. für die Juden in Speyer und Worms von 1090 bestimmt aber, dass Juden, die gestohlene Sachen gegen Entgelt erworben haben, sie nur gegen Ersatz des Kaufpreises herausgeben müssen (sog. Hehlerprivileg oder Lösungsrecht, vgl. Sachsenspiegel Landrecht III, 7). Mit dem Ausgang des Mittelalters verliert das Lösungsrecht an Bedeutung, ohne ganz zu verschwinden. Die Hehlerei erscheint (nach Württemberg, Hannover und Sachsen) als eigener Straftatbestand mit eigener Strafe 1847 in dem Entwurf für ein Strafgesetzbuch Preußens, 1851 in dem ihm folgenden Strafgesetzbuch und 1871 in dem Reichsstrafgesetzbuch des Deutschen Reiches. →Der Hehler
Lit.: Hübner 433; Kroeschell, DRG 2; Heimberger, J., Die Teilnahme an Verbrechen, 1896; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1925; Meyer, H., Das Hehlerrecht, (in) Forschungen zur Judenfrage, Bd. 1 1937, 92; Feenstra, R., Zum Ursprung des Lösungsrechts, (in) FS G. Kisch, 1955, 237; Kisch, G., Zur Rechtsstellung der Juden im Mittelalter, ZRG GA 81 (1964), 360; Dersch, G., Begünstigung, Hehlerei und unterlassene Verbrechensanzeige, 1980; Wolff, B., Begünstigung, Strafvereitelung und Hehlerei, 2002
Hehlerei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verheimlichung eines Entzugs, s. Google
Heidelberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an dem Neckar unterhalb einer wohl in dem 11. Jahrhundert erbauten Burg wird seit dem 13. Jahrhundert ein bedeutender Ort (1196 erstmals erwähnt, zu Beginn des 13. Jahrhunderts planmäßig angelegte Stadt) der seit 1214 wittelsbachischen Pfalzgrafen bei Rhein (vor 1225 als Lehen von dem Bischof von Worms erlangt, von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis 1720 Residenz), an dem 1386 eine Universität (Mitte des 15. Jahrhunderts römisches Recht) errichtet wird, an deren juristischer Fakultät 1932 Eugen Ulmer, Heinrich Mitteis, Max Gutzwiller, Ernst Levy, Gustav Radbruch, Gerhard Anschütz und Walter Jellinek (sowie Herbert Engelhard, Leopold Perels, Eberhard Freiherr von Künßberg und Karl Geiler) lehren.
Lit.: Köbler, DRG 100; Dickel, G., Die Heidelberger juristische Fakultät, 1960 (Diss. masch.schr. und Ruperto-Carolina, Sonderband Aus der Geschichte der Universität Heidelberg und ihrer Fakultäten 1961); Jammers, A., Die Heidelberger Juristenfakultät im 19. Jahrhundert als Spruchkollegium, 1964; Merkel, G., Wirtschaftsgeschichte der Universität Heidelberg im 18. Jahrhundert, 1973; Willoweit, D., Das juristische Studium in Heidelberg, (in) Semper apertus, (in) FS Universität Heidelberg, hg. v. Doerr, W., Bd. 1 1985, 85; Landwehr, G., Heidelberger Juristen in sechs Jahrhunderten, (in) Richterliche Rechtsfortbildung, (in) FS der juristischen Fakultät zur 600-Jahr-Feier der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, 1986, 653; Heidelberger Strafrechtslehrer im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Küper, W., 1986; Drüll, D. Heidelberger Gelehrtenlexikon, Bd. 1 ff. (1803-1932, 1652-1802, 1386-1651), 1986ff.; Der Humanismus und die oberen Fakultäten, hg. v. Keil, G. u. a., 1987; Mußgnug, D., Die vertriebenen Heidelberger Dozenten, 1988; Wolf, K., Die Heidelberger Universitätsangehörigen, 1991; Kolb, J., Heidelberg, 1999; Die Rektorbücher der Universität Heidelberg, Bd. 1f. 1999ff.; Remy, S., The Heidelberg Myth, 2002; Fink, O., Kleine Heidelberger Stadtgeschichte, 2005; Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus, hg. v. Weckart, W. u. a., 2006; Cser, A., Kleine Geschichte der Stadt und Universität Heidelberg, 2008; Stipendienstiftungen und Stipendiaten vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges, bearb. v. Merkel, G., 2008; Baur, S., Vor vier Höllenrichtern, 2009; Vetter, V., Die ganze Stadt ist abgebrannt, 2009; Vogt, H., Die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Aufbruch, 2009; Die im Dritten Reich entrechteten und vertriebenen Mitglieder der Heidelberger Akademie, hg. v. Heidelberger Akademie, 2009; Düll, D., Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933-1986, 2009 (975 Professoren und 10 Professorinnen, in allen 4 Bänden 2843 Professoren); Cser, A., Die großen Heidelberger Fässer, 2009; Schroeder, K., Eine Universität für Juristen und von Juristen, 2010; Leo, P., Wilhelm Groh, 2012: Heidelberger Thesen zu Recht und Gerechtigkeit, hg. v. Baldus, C. u. a., 2013; Schroeder,. K., Immer gerettet und aufrecht geblieben – Die juristische Fakultät der kurpfälzischen Universität Heidelberg von ihren Anfängen bis zum Jahre 1802, 2014; Schroeder, K., Sie haben kaum Chancen, auf einen Lehrstuhl berufen zu werden – Die Heidelberger juristische Fakultät und ihre Mitglieder jüdischer Herkunft, 2017; Herbert, L., Die akademische Gerichtsbarkeit der Universität Heidelberg, 2018; Geschichtliche Rechtswissenschaft – 100 Jahre Heidelberger Institut (1918-2018), hg. v. Baldus, C. u. a., 2018
heil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 9. Jahrhundert in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) s. Google, ganz, gesund unversehrt
Heil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [Heinrich Türlin] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Wohl, Ganzheit, s. Google
Lit.: Hartmann, H., Heil und heilig im nordischen Altertum, 1943; Schmitz-Berning, C., Vokabular des Nationalsozialismus, 1998; Simek, R., Religion und Mythologie der Germanen, 2003
heilen (1) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1410 [Briel] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) heil machen, heil werden, daneben heilen in der Bedeutung verschneiden, s. Google
heilig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 766-800 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verehrungswürdig
Heilige Allianz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das in Paris an dem 26. 9. 1815 zwischen Kaiser Franz I. von →Österreich, König Friedrich Wilhelm III. von →Preußen und Zar Alexander I. von →Russland abgesprochene religiös-moralische Manifest, das neben dem Bekenntnis zu der christlichen Religion und zu den Grundsätzen der Legitimität, Legalität und Stabilität auch ein allgemeines Beistandsversprechen enthält. Ihm treten fast alle christlichen Staaten Europas bei (ausgenommen der Papst und bis 1856 der Sultan). Bereits 1823 außerhalb Europas und 1830 in Europa (Belgien, Griechenland) wird dabei das legitimistische Interventionsprinzip auf Grund der sich entwickelnden Interessengegensätze der beteiligten Mächte aufgegeben.
Lit.: Köbler, DRG 170; Näf, W., Zur Geschichte der Heiligen Allianz, 1928; Menger, P., Die Heilige Allianz, 2014
Heiliger, Heilige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv heilig 766-800) Verehrungswürdiger, s. Google, Adjektiv heilig 766-800 belegt, für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, religiös vorbildlicher Mensch) →Reliquie
Lit.: Hattenhauer, H., Das Recht der Heiligen, 1976; Wetzstein, T., Heilige vor Gericht. Das Kanonisationsverfahren im europäischen Spätmittelalter, 2004; Krafft, O., Papsturkunde und Heiligsprechung, 2005 (64 zwischen 993 und 1523); Angenendt, A., Die Gegenwart von Heiligen und Reliquien, 2010; Gemeinhardt, P., Die Kirche und ihre Heiligen, 2014; Düchting, L., Heiligenverehrung in Süditalien, 2016; Hagiographie et prophétie, hg. v. Henriet, P. u. a., 2017
Heiliger Stuhl (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Papst
Heiliges römisches Reich (deutscher Nation) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die unscharfe, sich in dem Spätmittelalter ausformende Bezeichnung des (ersten) deutschen Reiches (1474, amtlich 1512, um 1000 regnum Teutonicum, vorher ab 962 [lat.] imperium Romanum, um 1000 regnum Teutonicum, deutsches Reich, Wipos Gesta Chuonradi 1040-1046, 1122 unter Anknüpfung an das antike römische Reich Romanorum imperator [Kaiser der Römer], ab 1157 phasenweise [lat.] sacrum imperium [N., Heiliges Reich], seit der Spätzeit Friedrich Barbarossas vereinzelt, seit etwa 1230 häufiger sacrum Romanum imperium, heiliges römisches Reich). Das Heilige römische Reich (ostfränkisch-deutsches Reich, Italien und ab 1033 Burgund) wird getragen von dem →König bzw. Kaiser und den →Reichsständen. Seit dem Spätmittelalter geht Burgund überwiegend an Frankreich verloren und bleiben die Reichsfürsten Italiens dem Reichstag fern. Vielfach wird das Reich als (lat. [N.]) corpus eingeordnet. Die herrschende Meinung legt den in dem 15. Jahrhundert aufkommenden, tatsächlichen Zusatz „deutscher Nation“ als auf das deutschsprachige Gebiet einschränkend aus. Die (materielle) →Verfassung des Heiligen römischen Reiches wird durch eine Reihe von einzelne Fragen behandelnden „Grundgesetzen“ bestimmt, die man bereits mit dem Wormser Konkordat von 1122 beginnen lassen kann (vor allem Licet iuris 1338, Goldene Bulle 1356, Wiener Konkordat 1448, Ewiger Landfriede 1495, Reichskammergerichtsordnung 1495, Augsburger Reichsabschied 1555, Westfälischer Friede 1648, Jüngster Reichsabschied 1654, Reichshofratsordnung 1654, Capitulatio perpetua 1711, Reichsdeputationshauptschluss 1803). 1795 schließt Preußen mit Frankreich den Frieden von Basel, der das Heilige römische Reich in eine nördliche Friedenszone und eine südliche Kriegszone teilt. 1797 verzichtet der Kaiser des Heiligen römischen Reiches auf alle Reichsrechte in Italien. In dem Frieden von Pressburg (26. 12. 1805) erreichen Bayern, Württemberg und Baden Souveränität. An dem 1. 8. 1806 erklären die 16 Staaten des Rheinbunds auf Druck Napoleons vor dem Reichstag ihren Austritt aus dem Heiligen römischen Reich. Auf ultimative Aufforderung Napoleons legt Kaiser Franz II. an dem 6. 8. 1806 durch Lösung des bisher bestehenden Bandes die Krone des Heiligen römischen Reiches nieder. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Territorien_im_Heiligen_Römischen_Reich verzeichnet 685 einzelne deutsche Reichsteile. S. a. http://www.koeblergerhard.de/HELD-HP/held12.htm
Lit.: Köbler, DRG 110, 133; Krebs, C., Teutscher Reichsstaat, Teil 1f. 1706f.; Moser, J., Teutsches Staatsrecht, Bd. 1ff. 1737ff., Neudruck 1968; Zeumer, K., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, 1910; Feine, H., Zur Verfassungsentwicklung des Heil(igen) Röm(ischen) Reiches, ZRG GA 52 (1932), 65; Diehl, E., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, (in) HZ 156 (1937), 457; Wesenberg, G., Die Privatrechtsgesetzgebung des Heiligen römischen Reiches, (in) Studi P. Koschaker, Bd. 1 1954, 187; Heer, F., Die Tragödie des heiligen Reiches, Bd. 1f. 1952f.; Aretin, K. Frhr. v., Heiliges römisches Reich 1776-1806, Bd. 1f. 1967; Randelzhofer, A., Völkerrechtliche Aspekte des Heiligen römischen Reiches nach 1648, 1967; Recht und Verfassung des Reiches in der Zeit Maria Theresias, hg. v. Conrad, H., 1964; Das Staatsrecht des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Wenkebach, H., Bestrebungen zur Erhaltung der Einheit des heiligen römischen Reiches, 1970; Koch, G., Auf dem Wege zum sacrum imperium, 1972; Schubert, E., König und Reich, 1979; Bussi, E., Diritto e politica in Germania nel 18. secolo, 1971; Aretin, K. Frhr. v., Das Alte Reich, Bd. 1ff. 1980ff. (Band 4 Register); Walter, G., Der Zusammenbruch des Heiligen römischen Reiches, 1980; Nonn, U., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, (in) ZHF 9 (1982), 129; Hammerstein, N., Das Römische am Heiligen römischen Reich, ZRG GA 100 (1983), 119; Kohler, A., Das Reich im Kampf um die Hegemonie in Europa, 1990, 2. A. 2010; Heiliges Römisches Reich und moderne Staatlichkeit, hg. v. Brauneder, W., 1993; Aretin, K. v., Das alte Reich 1648-1806, Bd. 1ff. 1993ff.; Luh, J., Unheiliges Römisches Reich, 1995; Schulze, H., Kaiser und Reich, 1998; Essig, M., Das Reich als europäische Vision, 1999; Schmidt, G., Geschichte des alten Reiches, 1999; Marquardt, B., Das römisch-deutsche Reich als segmentäres Verfassungssystem, 1999; Hartmann, P., Kulturgeschichte des heiligen römischen Reiches 1648 bis 1806, 2001; Imperium Romanum – irregulare corpus – Teutscher Reichs-Staat, hg. v. Schnettger, M., 2002; Schwarz, J., Herrscher- und Reichstitel, 2003; Gotthard, A., Das alte Reich 1495-1806, 2003, 4. A. 2012; Prietzel, M., Das heilige römische Reich im Spätmittelalter, 2004, 2. A. 2010; Reichspersonal, hg. v. Baumann, A. u. a., 2004; Herbers, K. u. a., Das Heilige römische Reich, 2005, 2. A. 2006; Mazohl-Wallnig, B./Böschle, A., Zeitenwende 1806, 2005; Hartmann, P., Das Heilige römische Reich in der Neuzeit, 2005; Stollberg-Rilinger, B., Das heilige römische Reich deutscher Nation, 2006; Lesebuch altes Reich, hg. v. Wendehorst, S. u. a., 2006; Kraus, H., Das Ende des alten Deutschland, 2006; Heiliges römisches Reich deutscher Nation 962 bis 1806, hg. v. Puhle, M. u. a., 2006; Externbrink, S., Friedrich der Große, Maria Theresia und das alte Reich, 2006; Burgdorf, W., Ein Weltbild verliert seine Welt, 2006, 2. A. 2009; Weinfurter, S., Das Reich im Mittelalter, 2008; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige Römische Reich (1350-1798), 2008; Vielhaber, T., Reformperspektiven zur Reichsverfassung im Jahrhundert nach dem westfälischen Frieden, Diss. Bonn 2008; Müller-Mertens, E., Römisches Reich im Frühmittelalter, (in) HZ 288 (2009), 51; Herbers, K. u. a., Das heilige römische Reich, 2010; Rudolph, H., Das Reich als Ereignis, 2010; Wefers, S., Das Primat der Außenpolitik, 2013; Whaley, J., Das Heilige römische Reich deutscher Nation 1493-1648, 2014; Was das Reich zusammenhielt – Deutungsansätze und integrative Elemente, hg. v. Bongartz, J. u. a., 2017; Scheffknecht, W., Kleinterritorium und Heiliges römisches Reich. Der „Embsische Estat“ und der Schwäbische Reichskreis im 17. und 18. Jahrhundert, 2018; Klöppel, M., Revolution und Reichsende – Der Transformationsprozess von 1789 bis 1806 im Spiegel ausgewählter Leipziger Periodika, 2019; Quaasdorf, F., Kursachsen und das Ende des Alten Reiches, 2020
Heilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesundung, Herstellung von Rechtsgeschäften) →Konvaleszenz
heim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 anscheinend nicht bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 276 domi heime]und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) nachhause, zuhause
Heim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [?] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., heim, Adverb, zuhause, nachhause) Haus
Wort 10. Jh., für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) Wohnung, Siedlung
Heimat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ab um 1000 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 207, II 517, II 468 für patria] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herkunftsort eines Menschen
Lit.: Heimat global, hg. v. Costadura, E. u. a., 2019
Heimatzuflucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal [1784 Grass] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuflucht in die Heimat
Heimatzufluchtsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal [ohne Zeitangabe] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das ursprünglich gewohnheitsrechtlich oder vertraglich, in dem 19. Jahrhundert auch gesetzlich begründete Recht eines notleidenden Geschwisters eines Hoferben auf zeitlich begrenzte Rückkehr in das Elternhaus.
Lit.: Buchenroth, A., Die Heimatzuflucht nach § 30 Absatz 3 Reichserbhofgesetz, 2004
Heimbürge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 680 quem uicini eligunt ut uicew comitis vel tribuni iudicet, III 262 tribunus heimburge] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Hochmittelalter der (oft jährlich von der Gemeinde gewählte) Leiter (von Ortsgericht und Verwaltung) einer meist dörflichen Gemeinde zwischen Elsass und Thüringen (Mühlhausen bis teilweise in das 19. Jahrhundert.
Lit.: Wiemann, H., Der Heimbürge, 1962; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Hagner, U., Zwischen Heimbürge und Schultheiß, 2014
Heimfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Buchhorn] in neunzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Anfall (bzw. Einzug) des Nachlasses erbenlos verstorbener Menschen. Er steht als Recht teils dem Grundherrn, teils dem Lehnsherrn, teils der Gemeinde, teils dem König oder Landesherrn bzw. Staat zu. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist der →Fiskus gesetzlicher Erbe.
Lit.: Hübner 777; Tomaschek, J., Das Heimfallsrecht, 1882; Brünneck, W. v., Das Heimfallsrecht und die Gütervereinigung im älteren böhmisch-mährischen Recht, ZRG GA 20 (1899), 1; Poll, B., Das Heimfallsrecht auf den Grundherrschaften Österreichs, 1925, Neudruck 1978; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955, 149; Jewell, H., English Local Administration, 1972
Heimtücke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Hinterhältigkeit, (BGH 1953) bewusstes Ausnutzen der Arg- und Wehrlosigkeit des Opfers, (Vorentwurf eines StGB der Schweiz 1894, § 211 StGB von dem 4. 9. 1941, § 112 StGB-DDR 1968) ist ein Tatbestandsmerkmal des modernen Mordtatbestands des Rechtes Deutschlands. S. Google
Lit.: Thomas, S., Die Geschichte des Mordparagraphen, 1985; Dörner, B., Heimtücke, 1998; Linka, K., Mord und Totschlag, 2008; David, A., Die Entwicklung des Mordtatbestands im 19. Jahrhundert, 2009
Heineccius (Heinecke), Johann Gottlieb (Eisenberg in Thüringen 11. 9. 1681-Halle 31. 8. 1741) wird nach dem Studium der Theologie in Leipzig (1698-1703) und des Rechtes in Halle (Stryk, Thomasius, Böhmer, Gundling, Ludewig) 1713 Professor der Philosophie und nach der rechtswissenschaftlichen Promotion (1716) 1720 außerordentlicher und 1721 ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft in Halle, Franeker (1723), Frankfurt an der Oder (1727) und (gegen seinen Willen) Halle (1733). Seine dogmatischen Grundrisse (darunter die erste geschlossene Darstellung des deutschen Privatrechts und das erste römischrechtliche Lehrbuch moderner Art) machen ihn zu dem einflussreichsten deutschen Juristen des 18. Jahrhunderts (Antiquitatum Romanarum syntagma [N.], 1721, Elementa [N.Pl.] iuris civilis secundum ordinem institutionum, 1725 [insgesamt 176 Ausgaben], Elementa [N.Pl.] pandectarum, 1727, Jurisprudentia [F.] Romana, 1738ff., Antiquitates [F.Pl.] Germanicae jurisprudentiam patriam illustrantes, 1772ff., Elementa [N.Pl.] iuris Germanici, 1735f. [erste geschlossene Darstellung des deutschen Privatrechts], Elementa [N.Pl.] iuris naturae et gentium, 1737, deutsch 1994, Grundzüge des Natur- und Völkerrechts). S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HeinecciusJohannGottliebElementaiurisGermanici1736Teil1.pdf; Köbler, DRG 144; Heineccius, J., Opera omnia, Bd. 1ff. 1744ff., Neudruck 2010ff.; Reibstein, E., J. G. Heineccius als Kritiker des grotianischen Systems, (in) Zs. f. ausl. öff. Recht und Völkerrecht 24 (1964), 236; Luig, K., Die Anfänge der Wissenschaft vom deutschen Privatrecht, (in) Ius commune 1 (1967), 195; Elementa iuris naturae et gentium (deutsch), hg. v. Bergfeld, C., 1994; Wardemann, P., Johann Gottlieb Heineccius (1681-1741). Leben und Werk, 2007
Heingereiden (Haingeraiden) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Heimgereide ab 11. Jahrhundert in 23 Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) sind (16) seit dem 13. Jahrhundert (1256) nachweisbare dörfliche Marknutzungsverbände (beispielsweise Wanzenau in dem Oberelsass) von den Vogesen bis zu der Haardt, die seit 1792 von Frankreich beseitigt werden, sowie verschiedene andere Großmarken (beispielsweise Bieger Mark, Dieburger Mark) überwiegend auf fränkischem Boden. S. Google
Lit.: Christmann, E., Name und Entstehung der pfälzischen Heingereiden, (in) ZGO 99 (1951), 407; Ziegler, H., Die Auflösung der Haingeraiden, (in) Pfälzer Heimat 20 (1969), 20
Heinrich der Löwe (1128/1129?, 1133/1135?-Braunschweig 6. 8. 1195), →Welfe, Herzog von Sachsen (1142) und Bayern (1156), gefährdet durch seine beinahe königliche Machtstellung mit entsprechendem Anspruch den mit ihm verwandten deutschen Kaiser Friedrich I. Barbarossa (→Staufer), mit dem er infolge der Unterstützung bei der Wahl (1152) zunächst lange erfolgreich zusammenwirkt. Da er nach der Verweigerung der Unterstützung in Italien 1176 mehreren Ladungen in einem von Fürsten wegen Landfriedensbruchs eingeleiteten Verfahren vor dem Kaiser nicht Folge leistet, wird er in dem Juni 1179 (29. 6?) geächtet und als Folge des Nichterscheinens in einem daraufhin wegen Nichtachtung der Majestät begonnenen Verfahren in dem Januar 1180 für aller Reichslehen verlustig erklärt. In dem April 1180 wird das Herzogtum Sachsen in Westfalen (an den Erzbischof von Köln) und (östliches) Sachsen (an Bernhard von Askanien) geteilt, in dem September 1180 das Herzogtum Bayern an Otto von →Wittelsbach gegeben. Heinrich der Löwe behält nur die Eigengüter um Braunschweig und Lüneburg. Mit der Zerschlagung des Stammesherzogtums Sachsen wird nach der Zerschlagung des Herzogtums Bayern von 1156 die Bildung von →Ländern weiter gefördert. S. Google
Lit.: Güterbock, F., Der Prozess Heinrichs des Löwen, 1909; Haller, J., Der Sturz Heinrichs des Löwen, (in) Archiv für Urkundenforschung 3 (1911), 295; Niese, H., Zum Prozess Heinrichs des Löwen, ZRG GA 34 (1913), 195; Moeller, R., Die Neuordnung des Reichsfürstenstandes, ZRG GA 39 (1918), 1; Schambach, K., Noch einmal die Gelnhäuser Urkunde und der Prozess Heinrichs des Löwen, (in) Zs. d. hist. Ver. für Niedersachsen 81 (1916), 1, 83 (1918), 189; Güterbock, F., Die Gelnhäuser Urkunde und der Prozess Heinrichs des Löwen, 1920; Hüttebräuker. L., Das Erbe Heinrichs des Löwen, 1927; Haendle, O., Die Dienstmannen Heinrichs des Löwen, 1930; Hasenritter, F., Beiträge zum Urkunden- und Kanzleiwesen Heinrichs des Löwen, 1936; Hildebrand, R., Der sächsische „Staat“ Heinrichs des Löwen, 1937; Läwen, G., Die herzogliche Stellung Heinrichs des Löwen in Sachsen, Diss. phil. Königsberg 1937; Ganahl, K., Neues zum Text der Gelnhäuser Urkunde, (in) MIÖG 53 (1940), 287; Die Urkunden Heinrichs des Löwen, bearb. v. Jordan, K., 1941ff.; Schambach, K., Der genaue Tag des Achtspruches, ZRG GA 69 (1952), 309; Bärmann, J., Die Städtegründungen Heinrichs des Löwen, 1961; Diestelkamp, B., Welfische Städtegründungen und Stadtrechte des 12. Jahrhunderts, ZRG GA 81 (1964), 164; Jordan, K., Heinrich der Löwe, 1979, 2. A. 1980, 4. A. 1996; Heinrich der Löwe, hg. v. Mohrmann, W., 1980; Engels, O., Stauferstudien, 1988; Heinrich der Löwe, hg. v. Luckhardt, J., 1995; Ehlers, J., Heinrich der Löwe, 1997; Seibert, H., Heinrich der Löwe und die Welfen, (in) HZ 268 (1998), 375; Gaethke, H., Herzog Heinrich der Löwe und die Slawen nordöstlich der unteren Elbe,1999; Heinrich der Löwe, hg. v. Fried, J. u. a., 2003; Ehlers, J., Heinrich der Löwe, 2008
Heinrich I. (um 876-Memleben 2. 7. 936) 919 deutscher König, Begründer des Königsgeschlechts der Ottonen, s. Google
Lit.: Giese, W., Heinrich I., 2007
Heinrich II. (6. 5. 978 oder 973-Pfalz Grone 13. 7. 1024) Urenkel Heinrichs I., fünfter und letzter König des Königsgeschlechts der Ottonen, s. Google
Lit.: Weinfurter, S., Heinrich II., 1999, 3. A. 2002
Heinrich III. (28. 10. 1017-Bodfeld 5. 10. 1056) zweiter deutscher König des Königsgeschlechts der Salier, der 1046 das Papstschisma beendet, aber bereits mit 39 Jahren stirbt. S. Google
Lit.: Boshof, E., Die Salier, 1987, 5. A. 2008; Heinrich III., hg. v. Lubich, G. u. a., 2018
Heinrich IV. (Goslar? 11. 11. 1050-Lüttich 6. 8. 1106) dritter deutscher König des Königsgeschlechts der Salier, der mit 6 Jahren die Herrschaft übernimmt und 1076 anlässlich der Besetzung des Erzbistums Mailand mit Papst Gregor VII. in Streit gerät (Investiturstreit ab 1073-1122), aber sich durch den Gang nach Canossa von dem Kirchenbann lösen kann. S. Google
Lit. Althoff, G., Heinrich IV., 2006, 3. A. 2012; Heinrich IV., hg. v. Althoff, G., 2009
Heinrich V. (11. 8. 1086?-Utrecht 23. 5. 1125) vierter und letzter deutscher König aus dem Geschlecht der Salier, der 1105 seinen Vater entmachtet und 1122 das Wormser Konkordat mit dem Papst schließt. S. Google
Lit.: Boshof, E., Die Salier, 1987, 5. A. 2008; Heinrich V. in seiner Zeit, hg. v. Lubich, G., 2013; Thiel, M., Studien zu den Urkunden Heinrichs V., hg. v. Hartmann, M., 2017
Heinrich VI. (Nimwegen 1165-Messina 28. 9. 1197) dritter König aus dem Geschlecht der Staufer, der vergeblich versucht, das Erbe seiner Frau Konstanze von Sizilien einzunehmen, und bereits mit 32 Jahren stirbt. S. Google
Lit.: Csendes, P., Heinrich VI., 1993; Kaiser Heinrich VI., hg. v. d. Gesellschaft für staufische Geschichte e. V: 1998; Jericke, H., Kaiser Heinrich VI., 2008
Heinrich von Segusia →Hostiensis
Heirat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen – ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 306 copulae, III 420 conubium] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., um 1050, Verb heiraten 13. Jh., Heiratsregister 1875), s. Google, →Eheschließung
Lit.: Mantl, E., Heirat als Privileg, 1997; Liebl, R., Ein Königreich als Mitgift, 1998; Weller, T., Die Heiratspolitik des deutschen Hochadels im 12. Jahrhundert, 2004; Kaiser, D., Die elterliche Einwilligung, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Heirat macht mündig. (Wortfolde in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996 (Hillebrand 1858)
heiraten (Wort in EDEL 13. Jahrhundert) s. Heirat, s. Google
Heiratsabgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), s. Google
Heiratsabgabensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – außer in einem Hinweis auf SchwäbWB nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, modernes Wissenschaftswort, N.) ist bei der Gütertrennung (Ehegüterrecht) die vereinbarte Übergabe von Heiratsgut (Mitgift, Heimsteuer) durch die Ehefrau (oder ihre Eltern) an den Ehemann und die vereinbarte Gegenleistung des Ehemanns an die Ehefrau (Widerlegung, Morgengabe), wobei beide Leistungen durch Liegenschaftspfandrecht gesichert werden. In dem 19. Jahrhundert tritt das Heiratsabgabensystem zurück. Den folgenden Kodifikationen des bürgerlichen Rechtes ist es unbekannt. S. Google
Lit.: Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff.; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
Heiratserlaubnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erlaubnis der Eheschließung eines Menschen mit einem anderen durch einen Dritten. In dem Frühmittelalter bedarf die nach kirchlicher Ansicht selbst zu der Eheschließung berechtigte Braut (zumindest noch) der Heiratserlaubnis des Inhabers der Personalgewalt (munt), die später auf die Fälle fehlender Ehemündigkeit eingeschränkt wird. Daneben benötigt der Unfreie die Heiratserlaubnis des Grundherrn. Seit dem 16. Jahrhundert begründet der Landesherr Heiratserlaubnisse für Beamte, Soldaten, Kranke, Mittellose, Witwen u. s. w. Die Aufklärung drängt seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert die Heiratserlaubnis allgemein zurück, doch sieht noch das Ehepatent Josephs II. für Österreich von 1783 die Nichtigerklärung der Eheschließung wegen fehlender Ehebewilligung vor, enthält noch das Ehegesetz des Deutschen Reiches von 1938 eine Heiratserlaubnis für Soldaten und kennt noch das deutsche Gesetz von dem 4. 5. 1998 ein begrenztes Vetorecht der Eltern (in § 1303 III BGB). S. Google
Lit.: Friedberg, E., Das Recht der Eheschließung, 1865; Thudichum, F., Über unzulässige Beschränkungen des Rechts der Verehelichung, 1866; Köstler, R., Die väterliche Ehebewilligung, 1908; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955, 30; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Saar, S., Ehe - Scheidung - Wiederheirat, 2002; Frassek, R., Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005
Heiratsregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar→Heirat, N., 1875) s. Google
Heiratszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht. sber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in familärer und obrigkeitlicher Form mögliche Zwang zu der Heirat, der in früheren Zeiten besteht, aber unter dem Einfluss der Kirche (bereits in dem Hochmittelalter) und der Aufklärung (spätestens in dem 19. Jahrhundert) verschwindet. S. Google
Lit.: Thudichum, F., Über unzulässige Beschränkungen des Rechts der Verehelichung, 1866; Wettlaufer, J., Das Herrenrecht der ersten Nacht, 1999
heischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. IV 288] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), verlangen, fordern, laden, s. ausheischen, s. Google
heitstrenging, an., Sb., Festbinden eines Versprechens, Gelübde, s. Google
Lit.: Näsström, B., Blot, 2002
Held (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen in fünf Literaturhinweisen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), außergewöhnlich tapferer Mann, hervorragender Mann, s. Google
Heldensage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (lange mündlich überlieferte) Sage von Taten hervorragender Männer (Helden) (und Götter) in Altertum und Mittelalter (beispielsweise Äneas, Odysseus, Herkules, Romulus, Siegfried, Hildebrand, Wolfdietrich), in die auch rechtlich bedeutsame Geschehnisse eingeflochten sein können. S. Google
Lit.: Schneider, H., Germanische Heldensagen, 1928, 2. A. 1962; Haferland, H., Mündlichkeit, Gedächtnis und Medialität, 2004; Kropik, C., Reflexionen des Geschichtlichen, 2008
helfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beistehen, unterstützen, →Hilfe, s. Google
Helgoland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Insel in der Nordsee vor der Elbemündung, s. Google
Lit.: Moeller, E, v., Die Rechtsgeschichte der Insel Helgoland, 1904; Rüger, J., Heligoland – Britain, Germany and the Struggle for the North Sea, 2017
Heliand („Heiland“, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die nach der lateinischen Übersetzung (6. Jahrhundert) der Evangelienharmonie des Syrers Tatian (2. Jahrhundert) vor 850 (wohl in Fulda oder Werden) verfasste, in 5 Handschriften(fragmenten) überlieferte, 5983 (erhaltene) Zeilen (Verse) umfassende altsächsische Stabreimdichtung. Es ist streitig, in welchem Umfang das Werk frühmittelalterliches Recht wiedergibt (Herrschaft, Stände, Rüge). S. Google
Lit.: Vilmar, A., Deutsche Altertümer im Heliand, 1845, 2. A. 1862; Lagenpusch, E., Das germanische Recht im Heliand, 1894; Kuhn, H., Die Grenzen der germanischen Gefolgschaft, ZRG GA 73 (1956), 28; Sowinski, B., Darstellungsstil und Sprachstil im Heliand, 1985; Heliand und Genesis, hg. v. Taeger, B., 10. A. 1996
Hellene (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums bisher nicht erklärt, M.) Grieche
Hellenismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums bisher nicht überzeugend erklärt, M.) ist ursprünglich der richtige Gebrauch der griechischen Schriftsprache, später die Ausbreitung griechischer Kultur seit Alexander dem Großen (356-13. 6. 323 v. Chr.). S. Google
Lit.: Kaser §§ 1 II 2, 3 III 4; Söllner §§ 18, 19, 22; Gehrke, H., Geschichte des Hellenismus, 1990, 3. A. 2003, 4. A. 2008; Kreissig, H., Geschichte des Hellenismus, 1984; Hellenismus, hg. v. Funck, B., 1997; Die Rezeption der Antike, hg. v. Konstantinou, E., 1998; Christ, K., Hellas, 1999; Heinen, H., Geschichte des Hellenismus, 2003; Lexikon des Hellenismus, hg. v. Schmitt, H./Vogt, E., 2005; Meißner, B., Hellenismus, 2007; Kulturgeschichte des Hellenismus, hg. v. Weber, G., 2007; Errington, R. A History of the Hellenistic World 323-30 Bc, 2008; Wolf, M., Die Agora von Solunt, 2013; Geiger, J., Hellenism in the East, 2014; Scholz, P., Der Hellenismus, 2015; Chaniotis, A., Die Öffnung der Welt- Der Hellenismus von Alexander bis Hadrian, 2019; Saba, S., Isopoliteia in Hellenistic Times, 2020
Heller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1297 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [Salem] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über den Ortsnamen Schwäbisch Hall in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische oder das Keltische erklärbar, s. Google
Heller, Hermann Ignatz (Teschen/Schlesien 17. 7. 1891-Madrid 5. 11. 1933), jüdische Abstammung, Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Wien, Innsbruck und Graz 1920 in Kiel (Gustav Radbruch) habilitiert, 1921 Dozent in Leipzig und Referent an dem Institut für ausländisches öffentliches Recht in Berlin sowie 1928 zu einem außerordentlichen Professor in Berlin und 1932 zu einem ordentlichen Professor in Frankfurt an dem Main (bis 7. 4. 1933, Flucht nach Spanien) ernannt. Er versteht in der Staatslehre den Staat als sozialen Rechtsstaat und setzt sich für einen national gesinnten Sozialismus ein. S. Google
Lit.: Robbers, G., Hermann Heller, 1983; Der soziale Rechtsstaat, hg. v. Müller, C./Staff, J., 1984; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 767; Fiedler, W., Das Bild Hermann Hellers, 1994; Goller, P., Hermann Heller, 2002; Henkel, M., Hermann Hellers Theorie der Politik und des Staates, 2011
Helmarshausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, s. Google
Lit.: Hoffmann, H., Bücher und Urkunden aus Helmarshausen und Corvey, 1992
Helmbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in einer zweifelhaften schwierigen Stelle des 15. Jahrhunderts vielleicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Gogle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die um 1270 vielleicht in dem Innviertel von Wernher dem Gartenaere verfasste, in zwei Handschriften überlieferte Geschichte eines sich gegen seinen Stand auflehnenden Bauernsohns, die möglicherweise auch Rechtswirklichkeit widerspiegelt. S. Google
Lit.: Die Märe vom Helmbrecht, hg. v. Panzer, F., 6. A. 1960, 9. A. 1974; Menke, P., Recht und Ordo-Gedanke im Helmbrecht, 1993
Helmstedt ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Ersterwähnung Helmonstede 952, 1247 Stadt) ist von 1576 bis 1810 Sitz einer von dem Herzog von Braunschweig gegründeten Universität (1589 340 Studenten, Hermann Conring). S. Google
Lit.: Behse, A., Die juristische Fakultät der Universität Helmstedt im Zeitalter des Naturrechts, 1920; Baumgart, P./Pitz, E., Die Statuten der Universität Helmstedt, 1963; Schikora, A., Die Spruchpraxis an der juristischen Fakultät zu Helmstedt, 1972; Haase, H., Die Universität Helmstedt 1576-1810, 1976; Die Matrikel, bearb. v. Mundhenke, H., 1979; Kundert, W., Katalog der Helmstedter juristischen Disputationen, 1984 (2774 Titel); Hahn, P., Die Gerichtspraxis der altständischen Gesellschaft im Zeitalter des Absolutismus. Die Gutachtertätigkeit der Helmstedter Juristenfakultät, 1989; Müller, H., Helmstedt, 1998; Alschner, U., Universitätsbesuch in Helmstedt, 1998; Ahrens, S., Die Lehrkräfte der Universität Helmstedt, 2004¸ Maaser, M., Humanismus und Landesherrschaft, 2010; Casemir, K. u. a., Die Ortsnamen des Landkreises Helmstedt und der Stadt Wolfsburg, 2011
Helsinki (Helsingfors) wird 1550 von dem König von Schweden gegründet und 1640 verlegt. An dem neuen Ort erhält es eine Universität. 1812 wird es Hauptstadt des russischen Großfürstentums →Finnland. S. Google
helvetisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google
Helvetische Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.) ist die nach dem keltischen, von Caesar 58 v. Chr. besiegten Stamm der Helvetier benannte, von Frankreich (Napoleon) beeinflusste Republik in der →Schweiz (1798-1803).
Lit.: Levi, R., Der oberste Gerichtshof der Helvetik, 1945; Zwicky, J., Das Gefängniswesen zur Zeit der Helvetik, Diss. jur. Zürich 1982; Alkaly, M., Das materielle Strafrecht der französischen Revolution, 1984
Helvetisches Bekenntnis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Theologie Jean Calvins (1509-1564) und Ulrich Zwinglis (1504-1575) 1566 zusammenfassende Bekenntnis, das in dem Westfälischen Frieden 1648 reichsrechtlich anerkannt wird und dessen Anhänger in Österreich seit Toleranzpatenten Josephs II. ab 1781 toleriert werden. S. Google
henken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – ab 868 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aufhängen, s. Google
Henker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [Augsburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb henken ab 868 und um 1000 belegt, für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der 1276 in Augsburg und 1312 (?) in Braunschweig zuerst bezeugte Vollstrecker des (auf Hängen lautenden) Todesurteils. Der Henker gilt (ab etwa 1400) als unehrlich. Vor der Vollstreckung steht dem Hinzurichtenden (seit dem 15. Jahrhundert?, henckermol 1575) eine Henkersmahlzeit (Wort 17. Jh.) zu. Der 1924 zu dem Scharfrichter in Bayern berufene Johann Reichart vollzieht die Todesstrafe während des Nationalsozialismus in dem Deutschen Reich an rund 3000 und nach 1945 an 156 Menschen (früheren Nationalsozialisten). S. Google
Lit.: Mackensen, L., Henkersmahl und Johannisminne, ZRG GA 44 (1924), 318; Angstmann, E., Der Henker in der Volksmeinung, 1928; Heim, W., Das Henkersmahl, 1941; Hentig, H. v., Vom Ursprung der Henkersmahlzeit, 1958; Schuhmann, H., Der Scharfrichter, 1964; Glenzdorf-Treichel, Henker, Schinder und arme Sünder, 1978; Dachs, J., Tod durch das Fallbeil, 1996; Deutsch, A., Das schwere Schicksal der Henker, ZRG GA 118 (2001), 420; Bendlage, A., Henkers Hetzbube, 2003; Schubert, E., Räuber und Henker, 2007; Stuart, K., Unehrliche Berufe, 2008; Die Henker von Nürnberg und ihre Opfer, hg. v. Diefenbacher, M., 2010; Rosenstrauch, H., Karl Huß. Der empfindsame Henker, 2012
Henkersmahlzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) letzte Mahlzeit eines zu der Todesstrafe verurteilten Straftäters vor der Hinrichtung durch den Henker, s. Google
Henlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google (anscheinend) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, althochdeutsch hielich, M.) ist ursprünglich der Heiratsgesang und in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter insbesondere in dem Recht des Ingelheimer Oberhofs die Verlobung und Eheschließung bzw. der →Ehevertrag.
Lit.: Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968, 104
Henneberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), s. Google
Lit.: Zickgraf, E., Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, 1944; Bibliographie zur hennebergischen Geschichte, bearb. v. Henning, E. u. a., 1976; Regesten des Archivs der Grafen von Henneberg-Römhild, hg. v. Mötsch, J., 2006
Henneberg, Berthold von (1441/1442-Aschaffenburg 21. 12. 1504), aus der Familie der Grafen von Henneberg-Römhild, wird nach dem Studium der Theologie in Erfurt (ab 1455) und Padua Domherr in Mainz (1464) und Erzbischof von Mainz (20. 5. 1484). Er bestimmt als Erzkanzler maßgeblich die Reformen des Heiligen römischen Reiches in dem Jahre 1495 (→Reichskammergericht, →Landfriede, →Gemeiner Pfennig, kurzzeitig wirksameRegimentsordnung von 1500). S. Google
Lit.: Weiß, E., Berthold von Henneberg, 1889; Bader, K., Ein Staatsmann vom Mittelrhein, 1955; Schröcker, A., Unio atque concordia, Diss. phil. Würzburg 1970
Hennegau (M.), Hainaut, nach dem Fluss Haine benanntes Gebiet Belgiens um Mons und Charleroi an der Grenze zu Frankreich, s. Google
Lit.: Goldhardt, O., Die Gerichtsbarkeit in den Dörfern des mittelalterlichen Hennegaues, 1909; Verriest, L., Le servage dans le Comté de Hainaut, 1910; Cauchies, J., La législation princière pour le comté de Hainaut, 1982
Henricus de Baila ist ein 1169 und 1170 bezeugter Glossator in Bologna (Glossen, Distinktionen, Disputationen?). S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 214
Henricus de Bracton (Bratton Fleming in Devon 1210-Exeter 1268) →Bracton
Henry de Bracton (Bratton Fleming in Devon 1210-Exeter 1268) →Bracton
Heraklit von Ephesos (um 500 v. Chr.) ist der erste europäische Philosoph, der den Einsatz des Einzelnen für die rechtliche Ordnung als Voraussetzung für den Bestand des Gemeinwesens hervorhebt. S. Google
Lit.: Moser, P., Heraklits Kampf ums Recht, 1993
Heraldik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1700 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Altfranzösische sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wappenkunde, s. Google
Lit.: Köbler, DRG 3; Hildebrandt, A., Handbuch der Heraldik, 19. A. 1998 (1. A. unter anderem Titel 1824); Seyler, G., Geschichte der Heraldik 1890, Neudruck 1970; Berchem, E. Frhr. v., Heraldische Bibliographie, 1937; Galbreath, D., Handbüchlein der Heraldik, 2. A. 1948; Crusius, E., Heraldik in Niedersachsen und Westfalen, 1957; Gumowski, M., Handbuch der polnischen Heraldik, 1969; Neubecker, O., Heraldik, 1977; Zenger, Z., Ceska heraldika, 1978; Bertenyi, I., Kis, magyar eimertan, 1983; Oswald, G., Lexikon der Heraldik, 1984, 3. A. 2011; Henning, E./Jochums, G., Bibliographie zur Heraldik, 1984; Dictionnaire heraldique, 1985; Woodcock, T./Robinson, J., The Oxford Guide to Heraldry, 1988; Filip, V., Einführung in die Heraldik, 2000, 2. A. 2011; Scheibelreiter, G., Heraldik, 2006, 2. A. 2009; Henning, E., Repetitorium heraldicum, 2010
Herausgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, 1739, F., Herausgabepflicht, F., 1896/1900) ist das Übergeben des Besitzes an einer Sache oder einem Menschen durch eine Person an eine andere Person.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Herausgabeanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Anspruch auf die Herausgabe eines Menschen oder einer Sache. Der bekannteste Fall des Herausgabeanspruchs ist die schon dem altrömischen Recht vertraute (lat.) →rei vindicatio (F., Gewaltansage wegen der Sache). Sie lebt in dem modernen Herausgabeanspruch des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches von 1896/1900, den der nicht besitzende Eigentümer gegenüber dem nicht zu dem Besitz berechtigten Besitze hat, in abgewandelter Form fort. S. Google
Lit.: Kaser § 27 I; Köbler, DRG 212
Herausgabepflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1896/1900) Pflicht zu Herausgabe
herausgeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1332 [Neuburg aD.StR. 251] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) einem anderen Menschen ausgeben
Herberge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 390 statione] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Unterkunft, s. Google
Lit.: Kachel, J., Herberge und Gastwirtschaft, 1924; Hermesdorf, B., De herberg in de Nederlanden, 1957; Peyer, H., Von der Gastfreundschaft zum Gasthaus, 1987; Potthoff, O., Kulturgeschichte der deutschen Gaststätte, 1996
Herborn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, an der Dill, 1251 Stadtrecht) ist von 1584 bis 1815 Sitz einer Universität (Althusius, als Student Comenius). S. Google
Lit.: Menk, G., Die Hohe Schule Herborn, 1981; Haering, H., Die Spätzeit der Hohen Schule zu Herborn, 1994; Schmidt-von Rhein, G., Zur Geschichte der rechtswissenschaftlichen Fakultät der hohen Schule zu Herborn, ZRG GA 103 (1986), 263; Hotson, H., Commonplace Learning – Ramism and its German Ramifications 1543-1630, 2007
Herd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen - ab 1284 [Elsass] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Boden (9. Jahrhundert), Feuerstätte (10. Jahrhundert), Haus, Wohnung, davon Herdschilling oder Herdzins zu leisten
Lit.: Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Mittelalterliche Öfen, hg. v. Röber, R. 2002
Herdecke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), s. Google
Lit.: Schnettler, O., Herdecke an der Ruhr, 1939
Herder, Johann Gottfried (Mohrungen in Ostpreußen 25. 8. 1744-Weimar 18. 12. 1803) wird nach dem Theologiestudium in Königsberg (1762-1764, Kant) Prediger in Riga, in Bückeburg (1771) und in Weimar (1776 Oberhofprediger). Er sieht in der Volkssprache und in dem Volkslied den Ausdruck des unbewusst schaffenden →Volksgeists, dessen nationale Eigenart geschichtlichen Eigenwert hat (Idee der Kulturnation). Damit beeinflusst er →Savignys Verständnis von dem Recht als sich organisch entfaltendem Teilbereich der Gesamtkultur in bedeutsamer Weise. S. Google
Lit.: Herder, J., Über die neuere deutsche Literatur, 1766f.; Herder J., Abhandlung über den Ursprung der Sprache, 1772; Würtenberger, T., Johann Gottfried Herder und die Rechtsgeschichte, (in) JZ 12 (1957), 137; Adler, E., Herder und die deutsche Aufklärung, 1968; Kalletat, F., Herder und die Weltliteratur, 1984; Irmscher, H., Johann Gottfried Herder, 1996; Zaremba, M., Johann Gottfried Herder, 2002; Kantzenbach, F., Johann Gottfried Herder, 2007; Herder Handbuch, hg. v. Clairmont, H. u. a., 2010
Heredis institutio (lat. [F.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, Erbeinsetzung, für die Bestandteile s. latein_a_z.docx) ist in klassischer römischer Zeit die schon früh an den Anfang des Testaments zu stellende, lange Zeit unabdingbare Erbeinsetzung (beispielsweise [lat.] Titius heres esto, Titius soll Erbe sein).
Lit.: Kaser §§ 65 II 1, 67 I 2
Hereditas ([F.] lat., s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht die vor allem aus Vermögensrechten gebildete Erbschaft (das Erbe). Die hereditas fällt als Einheit durch Gesamtnachfolge dem Erben an. Sie kann →hereditas iacens (ruhende Erbschaft) sein.
Lit.: Kaser §§ 65f.; Köbler, LAW; Kressin, U., Hereditas, 2011
Hereditas (F.) iacens (lat.) (liegende bzw. ruhende Erbschaft, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist in dem römischen Recht die einem Außenerben (lat. heres [M.] extraneus) anfallende Erbschaft in der Zeit zwischen dem Tode des Erblassers und der Ergreifung der Vermögensrechte durch den Außenerben. Ursprünglich gelten die Erbschaftsgegenstände als (lat.) res (F.) nullius (Sachen niemands). Die Rechte und Pflichten bestehen weiter, haben aber zeitweilig keinen Träger und können deswegen nicht geltend gemacht werden. Die hereditas iacens kann Rechte erwerben. Die hereditas iacens wird mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter an verschiedenen Orten übernommen (beispielsweise Österreich). S. Google
Lit.: Kaser § 72 I; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 562, 621, 629
Hereditatis petitio (lat. [F.] Erbschaftsbegehren, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist bereits in dem altrömischen Recht das Herausverlangen der Erbschaft durch eine Person, die behauptet Erbe (M.) zu sein.
Lit.: Kaser §§ 65 III, 75
Heres (lat. [M.] s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht der →Erbe (Hauserbe oder Außenerbe).
Lit.: Kaser § 65 III; Köbler, DRG 37; Köbler, LAW
Herford (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine westfälische, um das 823 gegründete, 1147 reichsunmittelbare Stift erwachsene Stadt, von der die Bilderhandschrift (2 Miniaturen, Initialen) eines mittelniederdeutschen, dem Sachsenspiegel nahestehenden Rechtsbuchs von etwa 1375 in 61 Artikeln überliefert ist. S. Google
Lit.: Löning, G., Vom Schöffenstuhl zu Herford im 17. Jahrhundert, ZRG GA 64 (1944), 326; Korte, F., Die staatsrechtliche Stellung von Stift und Stadt Herford, (in) Jahresbericht des historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg 58 (1955), 1; 1200 Jahre Herford, 1989; Rechtsbuch der Stadt Herford, hg. v. Helmert-Corvey, T., 1989; Hüpper, D., Das Herforder Rechtsbuch und sein Verhältnis zum Sachsenspiegel, (in) Nd. Wort 29 (1989), 47ff.; Terharn, C., Die Herforder Fehden, 1994; Kurtz, T., Das oberste Rückerstattungsgericht in Herford, 2014; Andermann, U./Kaspar, F., Das Leben im Reichsstift Herford – Herford und seine Stiftsfreiheit, 2019; Pape, R. u. a., Die Straßen und Plätze von Herford, 2021
Hergewäte →Heergewäte
Herisliz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt – Heerschlitz 788, 801, 810, 811 – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google – unter harisliz – belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., ahd., Heerzerstörung, Heerschlitz) ist der tatbestandliche Vorwurf (des Hochverrats), der 788 (nach den Lorscher Annalen) zu der Absetzung Herzog Tassilos III. von Bayern führt. S. Google
Lit.: Köbler, WAS; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 53; Krah, A., Absetzungsverfahren als Spiegelbild von Königsmacht, 1987; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993
Hermann von Oesfeld (Magdeburg Mitte 14. Jahrhundert), vielleicht aus Oebisfelde an der Aller nördlich Helmstedts, Bürger in Magdeburg, fertigt möglicherweise ein Register zu dem Landrecht des →Sachsenspiegels sowie die um 1350 entstehenden verfahrensrechtlichen Schriften →Cautela und →Premis an. S. Google
Lit.: Homeyer, C., Richtsteig Landrecht nebst Cautela und Premis, 1857, 390; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66
Hermann von Salza (um 1180-Salerno 20. 3. 1239), aus einer Ministerialenfamilie in Thüringen bei Gotha und Langensalza, von 1209 bis 1239 (vierter) Hochmeister des Deutschen Ordens, erlässt die sog. →Kulmer Handfeste, die lübischem und magdeburgischem Vorbild folgend den nach Kulm und Thorn gezogenen Bürgern freiheitliche Rechte gewährt. S. Google
Lit.: Caspar, E., Hermann von Salza und die Gründung des Deutschordensstaates in Preußen, 1924; Kluger, U., Hochmeister Hermann von Salza, 1987; Sarnowsky, J., Der Deutsche Orden, 2007
Hermeneutik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums und wohl Kleinasien aufgenommen, ohne bekannte Etymologie, F.) Verstehenslehre, s. Google
Lit.: Hermeneutik der Quellentexte des römischen Rechtes, hg. v. Avenarius, M., 2008; Juristische Hermeneutik zwischen Vergangenheit und Zukunft, hg. v. Meder, S. u. a., 2013; Hermeneutik der frühchristlichen Wundererzählungen, hg. v. Kollmann, B. u. a., 2014; Augsberg, I., Kassiber – Die Aufgabe der juristischen Hermeneutik, 2016; Juristische Hermeneutik im 20. Jahrhundert – Eine Anthologie von Grundlagentexten der deutschen Rechtswissenschaft, hg. v. Meder, S. u. a., 2019
Hermogenian (um 300) ist vielleicht unter Kaiser Diokletian (284-313/316) Leiter einer kaiserlichen Kanzlei und (lat.) praefectus (M.) praetorio (Prätorianerpräfekt). Er verfasst die private (halbamtliche?) Sammlung von Konstitutionen Diokletians fast nur der Jahre 293 und 294 (→Codex Hermogenianus), von der 104 Fragmente in die →Digesten Justinians aufgenommen werden, und (lat.) Iuris epitomarum libri (M.Pl.) VI (Auszüge aus klassischen Schriften Rechtskundiger).
Lit.: Söllner §§ 19, 22; Liebs, D., Hermogenians Iuris Epitomae, 1964; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987, 36, 137
Herold (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., aus germ. hari-waldaz?, Personenname bei Tacitus) Verkünder, Herausbildung seit 12. Jahrhundert in Turnieren nach Entwicklung von das Gesicht der Kämpfer verbergenden Helmformen
Lit.: Wagner, A., Heralds and Heraldry, 2. A. 1956; Römheld, L., Die diplomatischen Funktionen der Herolde im späten Mittelalter, Diss. phil. Heidelberg 1964; Scheibelreiter, G., Heraldik, 2006; The Herald in Late Medieval Europe, hg. v. Stevenson, K., 2009; Bock, N., Die Herolde im römisch-deutschen Reich, 2015
Herold, Basilius Johann (Höchstädt an der Donau 17. 12. 1514-Basel [vor] 17. 6.1567), unehelicher Sohn eines Augsburger Bürgers, Übersetzer und Drucker ohne feste Anstellung, veröffentlicht in Basel 1557 eine Sammlung von 12 (10) Volksrechten (Originum ac Germanicarum antiquitatum libri, M. Pl., Bücher über die Ursprünge und deutschen Altertümer), deren handschriftliche Vorlagen seitdem teilweise (lat. Lex [F.] Frisionum, eine Fassung der lat. Lex [F.] Salica) verschollen sind. S. Google
Lit.: Burckardt, A., Johann Basilius Herold, 1967
Herr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 126 erus haeroro herro, I 659 Tyrannorum herronom herrono, herron] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Gebieter über einen anderen Menschen (oder über einen Gegenstand). Das Wort wird in dem 8. Jahrhundert als Lehnübersetzung von lat. [M.] senior, Älterer (und damit Höherer), aus dem Komparativ des Adjektivs her, „grau, hehr“ gebildet. Hausherr, Grundherr (Wort 14. Jahrhundert), Lehnsherr und →Landesherr (Wort 15. Jahrhundert) sind wichtige Erscheinungsformen. Erst spät wird Herr zu einer allgemeinen Anrede erwachsener Männer. In den ständischen Landtagen von Österreich ob der Enns und Österreich unter der Enns sind die Herren eine eigene Kurie, in der Steiermark, in Kärnten und Krain eine Kurie mit den Rittern. S. Google
Lit.: Köbler, WAS; Lünig, J., Thesaurus iuris deren Grafen und Herren des Heiligen römischen Reichs, 1725; Dungern, O. Frhr. v., Der Herrenstand im Mittelalter, 1908; Forst-Battaglia, O., Vom Herrenstande, 1916; Oberschelp, B., Die Edelherren von Büren, 1963; Dopsch, H., Landherren, Herrenbesitz und Herrenstand in der Steiermark 1100-1500, Diss. phil. Wien 1969 (masch.schr.); Kulenkampf, A., Einungen und Reichsstandsschaft fränkischer Grafen und Herren, Diss. jur. Bonn 1971; Hergemöller, B., Fürsten, Herren und Städte zu Nürnberg 1355/65, 1983; Müller, P., Die Herren von Fleckenstein, 1990; Algazi, G., Herrengewalt, 1996
Herrenchiemseer Verfassungskonvent (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. ist das von den 11 Ministerpräsidenten der drei westlichen Besatzungszonen des Deutschen Reiches auf Einladung Bayerns von dem 10. bis 23. 8. 1948 nach Herrenchiemsee in dem Chiemsee einberufene, eine →Verfassung (→Grundgesetz) der späteren Bundesrepublik →Deutschland vorbereitende Gremium (Carlo Schmid Justizminister Württemberg-Hohenzollerns SPD, Josef Schwalber Staatssekretär in dem Innenministerium Bayern CSU, Josef Beyerle Justizminister Württemberg-Baden CSVP/CDU, Adolf Süsterhenn, Justizminister Rheinland-Pfalz CDU, Paul Zürcher Oberlandesgerichtspräsident (Freiburg im Breisgau) Baden CDU, Hermann Louis Brill Leiter der Staatskanzlei Hessen SPD, Theodor Spitta Bürgermeister Bremen BDV/FDP, Fritz Baade Professor der Wirtschaftswissenschaften Schleswig-Holstein SPD, Justus Danckwerts Ministerialrat Niedersachsen, Theodor Kordt Diplomat und Völkerrechtler Nordrhein-Westfalen, Wilhelm Drexelius Senatssyndikus Hamburg SPD, Otto Suhr Volkswirt und Vorsteher der Stadtverordnetenversammlung Berlin als Gast SPD). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 256; Buchner, P., Der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee. Der Parlamentarische Rat 1948/49, 1981; 50 Jahre Verfassungskonvent Herrenchiemsee, hg. v. März, P. u. a., 1998; Weichenstellung für Deutschland, hg. v. März, P. u. a., 1998
Herrenfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in vier Literaturhinweisen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Tod des →Herrn in dem Lehnsverhältnis. S. Google
Herrenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für ein dem englischen House of Lords nachgebildetes Staatsorgan einiger Verfassungen des 19. Jahrhunderts (Preußen 1855-1918, Österreich 1861-1865, 1867-1918, ab 1907 mindestens 150 und höchstens 170 Mitglieder). Ihm gehören hauptsächlich Vertreter des →Adels und von dem Herrscher besonders berufene Mitglieder an. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Spenkuch, H., Das preußische Herrenhaus, 1998
Herrenlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [mittelniederländisch] in etwa zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist die Sache, die keinen Eigentümer hat (beispielsweise früher in Freiheit befindliche wilde Tiere, derelinquierte Sachen, ähnlich freie Luft, fließendes Wasser). Die herrenlose Sache unterliegt der Aneignung. Aneignungsberechtigt ist ursprünglich jedermann, nach späterem deutschem Recht der jeweils besondere Träger eines Aneignungsrechts (beispielsweise Jagdberechtigter, Fiskus). S. Google
Lit.: Hübner 454f.
Herrenreiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) als Herr Reitender, s. Google
Herrenreiterurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Entscheidung des Bundesgerichtshofs der Bundesrepublik Deutschland von dem 14. Februar 1958 (BGHZ 28, 349), die in Analogie zu § 847 BGB und in Widerspruch zu § 253 BGB) einem ohne Einwilligung zu Werbezwecken (für das Potenzmittel Okasa) öffentlich abgebildeten (stattlichen) Reiter (Herrenreiter) eine billige Entschädigung (Schmerzensgeld, Ersatz immateriellen Schadens) gewährt (trotz Widerspruchs zu vorhergehendem, gesetzlich geschaffenem Recht als verfassungsmäßig angesehenes Richterrecht).
Lit.: Wagner, G., Geldersatz für Persönlichkeitsverletzungen, (in) ZEuP 2000, 200ff.
Herrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 128 serenitatis hersceffi, herscefti, herscephti] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Macht oder Gewalt eines Menschen (→Herrn) über einen anderen Menschen (oder einen Gegenstand). Sie entsteht vorwiegend tatsächlich durch Eroberung und Überschichtung bzw. durch Unterwerfung und Aneignung. Es ist streitig, ob sich die umfassende Rechtsgemeinschaft in eine Vielzahl von Herrschaften auflösen lässt. Geschichtliche Formen der Herrschaft sind jedenfalls Grundherrschaft und Landesherrschaft, Hausherrschaft und Lehnsherrschaft. Das deutsche Wort herscaf (mhd.) als Herrenstellung (über Gegenstände und Menschen) findet sich erst in dem 13. Jahrhundert. Seit etwa 1750 wird zwischen öffentlichrechtlicher Herrschaft und privatem Eigentum des Landesherrn unterschieden. S. Google
Lit.: Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 1; Gierke, O., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868; Waas, A., Herrschaft und Staat im deutschen Frühmittelalter, 1938; Brunner, O., Land und Herrschaft, 1942, 5. A. 1965, Neudruck 1990; Schlesinger, W., Herrschaft und Gefolgschaft, (in) HZ 176 (1953), 225; Dannenbauer, H., Grundlagen der mittelalterlichen Welt, 1958, 121; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Kroeschell, K., Haus und Herrschaft im frühen deutschen Recht, 1968; Pezold, U. v., Die Herrschaft Thurnau, 1968; Dubler, A., Die Klosterherrschaft Hermetschwil, 1968; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, Bd. 1 1970; Herrschaftsstruktur und Ständebildung, 1973; Sprandel, R., Verfassung und Gesellschaft im Mittelalter, 1975, 3. A. 1988; Herrschaftsverträge, Wahlkapitulationen, Fundamentalgesetze, hg. v. Vierhaus, R., 1977; Schulze, W., Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft in der frühen Neuzeit, 1980; Jäckell, E., Hitlers Herrschaft, 1986; Schneider, O., Rechtsgedanken und Rechtstechniken totalitärer Herrschaft, 1988; Wolf, G., Mittel der Herrschaftssicherung in den Germanenreichen des 6. und 7. Jahrhunderts, ZRG GA 105 (1988), 214; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter, 1996; Hohkamp, M., Herrschaft in der Herrschaft, 1998; Virtuosen der Macht, hg. v. Nippel, W., 2000; Strukturen und Wandlungen der ländlichen Herrschaftsformen vom 10. zum 13. Jahrhundert, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2000; Holtz, S., Bildung und Herrschaft, 2002; Die Sakralität von Herrschaft, hg. v. Erkens, F., 2002; Herrschaft, hg. v. Kaak, H. u. a., 2003; Rader, O., Grab und Herrschaft, 2003; Hochadelige Herrschaft im mitteldeutschen Raum (1200 bis 1600), hg. v. Rogge, J. u. a., 2003; Hardt, M., Gold und Herrschaft, 2004; Schliesky, U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004; Ergebene Diener ihrer Herren?, hg. v. Brakensiek, S. u. a., 2005; Debatten über die Legitimation von Herrschaft, hg. v. Schorn-Schütte, L. u. a., 2006; Urbanczyk, P., Herrschaft und Politik im frühen Mittelalter, 2007; Herrschaftsverdichtung, hg. v. Hochedlinger, M. u. a., 2010; Vogel, C., Zur Rolle der Beherrschten in der mittelalterlichen Herrschaftslegitimation, 2011; Herrschaft und Verwaltung in der frühen Neuzeit, hg. v. Brakensiek, S. u. a., 2014; Herrschaftslegitimation in vorderorientalischen Reichen der Eisenzeit, hg. v. Levin, C. u. a., 2016; Vercamer, G., Hochmittelalterliche Herrschaftspraxis im Spiegel der Geschichtsschreibung, 2020
Herrschaftsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der bereits in dem griechischen und auch lateinischen Altertum (Protagoras, Demokrit, Epikur, Ulpian, Augustinus) ansatzweise sichtbare, für die Vorzeit angenommene Vertrag zu der Begründung der Herrschaft Herrschender (Staat) über Beherrschte (Untertanen). Das Mittelalter sieht diesen Vertrag als Unterwerfungsvertrag an, der die Verfassung des Staates schafft, nicht den Staat selbst (Thomas von Aquin, →Marsilius von Padua). Die Neuzeit versteht ihn mehr und mehr als →Gesellschaftsvertrag, durch den die Menschen zwecks Sicherung ihrer Lebensverhältnisse sich zu einer Gesellschaft oder dem Staat zusammenschließen und die Herrschaftsgewalt einem oder mehreren von ihnen übertragen (→Althusius, →Hobbes, →Locke, →Pufendorf, →Rousseau 1762).
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Näf, W., Herrschaftsverträge und Lehre vom Herrschaftsvertrag, 1949; Der Herrschaftsvertrag, hg. v. Voigt, A., 1965; Bildheim, S., Calvinistische Staatstheorien, 2001
Herrschaftszeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, modernes Wissenschaftswort, N.) ist das sichtbare Zeichen (Verkörperung, Veranschaulichung) der (als solcher unsichtbaren) Herrschaft (beispielsweise →Ornat, →Krone, →Lanze, →Schwert, →Zepter, Hut, Löwe, Pranger). Seine Ausprägung ist in einfachen Verhältnissen eher bescheiden. Der bedeutendste Schatz an Herrschaftszeichen sind die →Reichsinsignien. S. Google
Lit.: Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Bd. 1ff. 1954ff.; Schramm, P., Kaiser Friedrichs II. Herrschaftszeichen, 1955; Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Stollberg-Rilinger, B., Des Kaisers alte Kleider, 2008
herrschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [o. J. AhdGl. II 30, II 294, II 202, II 214, II 202) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) Herr sein (V.), Macht ausüben
herrschend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – sls Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bestimmend, s. Google
Herrschende Lehre (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem gewichtigeren Teil der Gelehrten (beispielsweise angeseheneren oder bestimmenderen Rechtsgelehrten) in einer Frage (beispielsweise Rechtsfrage) vertretene Ansicht. Förmliche Ansätze hierzu finden sich bereits in dem römischen Altertum (beispielsweise Kassiergesetz Kaiser Konstantins [321], das zunächst →Papinian(us) für maßgeblich erklärt, Zitiergesetz Theodosius’ II. und Valentinians III. [426], das der Meinung von Papinianus, →Paulus, →Ulpian, →Modestin und →Gaius besondere Geltung verleiht und bei Stimmengleichheit die Ansicht Papinians entscheiden lässt). In dem Spätmittelalter werden hierfür feste Maßstäbe erarbeitet. Danach kommt der (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentliche Glosse) zu dem weltlichen und geistlichen Recht, →Bartolus, →Baldus sowie den Richtern des höchsten kirchlichen Gerichts das regelmäßig ausschlaggebende Gewicht zu. Der Absolutismus ordnet die Rechtswissenschaft dem Gesetz unter (beispielsweise ALR Einl. § 6 [1794]). Die historische Rechtsschule (Savigny 1814) stellt die Rechtswissenschaft über (oder zumindest neben) die Gesetzgebung. Spätestens mit dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900) tritt in dem Deutschen Reich die Rechtswissenschaft (wieder) hinter das Gesetz zurück. S. Google
Lit.: Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 1ff. 2. A. 1834ff., Bd. 6, 14; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur in Italien, 1938, 204; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990)
Herrschende Meinung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in einer Streitfrage insgesamt vorherrschende Meinung. S. Google
Lit.: Schnur, R., Der Begriff der herrschenden Meinung in der Rechtsdogmatik, (in) Festgabe für E. Forsthoff, hg. v. Doehring, K., 1967, 43ff. Zimmermann, R., Die Relevanz einer herrschenden Meinung, 1983; Drosdek, T., Die herrschende Meinung, 1989
Herrscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen – ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 451 imperator cheisar vel verisari] in sechs Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Herrschender, Machthaber
Lit.: Europäische Herrscher, hg. v. Vogler, G., 1988; Herrscherchronologien der antiken Welt, hg. v. Eder, W., u. a., 2004; Bussmann, B., Die Historisierung der Herrscherbilder (ca. 1000-1200), 2006; Erkens, F., Herrschersakralität im Mittelalter, 2006
Hersfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) wird in dem geistigen Umfeld Bonifatius‘ als Einsiedelei 736 von Sturmius und als Benediktinerabtei 769 von Erzbischof Lull von Mainz gegründet und 775 von Karl dem Großen zu einer Reichsabtei erhoben. In dem 13. Jahrhundert erwirbt die Reichsabtei ein kleines Herrschaftsgebiet, muss sich 1432 aber der Schutzherrschaft Hesens unterstellen. 1648 kommt sie als Fürstentum zu der Landgrafschaft Hessen-Kassel. S. Google
Lit.: Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld, hg. v. Weirich, H., 1936; Urkunden 56 Reichsabtei Hersfeld Stiftisches Archiv Orts- und Personenindex, hg. v. Braumann, U., 2014; Zschieschang, C., Das Hersfelder Zehntverzeichnis, 2017 (weit mehr als 200 Ortsnamen); Die Necrologien der Abtei Hersfeld, hg. v. Hochholzer, E., 2018
Hersir (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Norwegen als Bezeichnung der Tätigkeit eines Vorstehers ein Häuptlingstitel von dem 9. bis zm 11. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Sandmo, E., Norsk historie 1 (750-1537), 2. A. 2007
Hert (Hertius), Johann Nikolaus (Niederkleen bei Gießen 6. 10. 1651-Gießen 19. 9. 1710), Pfarrerssohn, wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes (Künste) in Gießen (1664/1667) und des Rechtes in Jena, Leipzig und Wittenberg 1683 außerordentlicher Professor und nach der Promotion (1686) 1690 ordentlicher Professor in Gießen. Er verwendet neben dem römischen Recht auch deutsche Rechtsquellen, befasst sich wegweisend mit dem Kollisionsrecht (Dissertatio de collisione legum, 1688, Erörterung über die Kollision von Rechten) und gibt drei Bücher deutscher Rechtssprichwörter heraus. S. Google
Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E. v., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978, 3, 1, 62; Herrmann, G., Johann Nikolaus Hert und die deutsche Statutenlehre, 1963; Deutsches internationales Privatrecht im 16. und 17. Jahrhundert, hg. v. Bar, C. v. u. a., Bd. 2 2001
Herzebrock (Kloster, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. Google
Lit.: Herzebrock, hg. v. Möller, E., 2010
Herzegowina (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Bosnien
Lit.: Lovrenovic, I., Bosnien und Hercegovina, 1998; Gabriel, K., Bosnien-Herzegowina 1878, 2003 Classen, L., Der völkerrechtliche Status von Bosnien-Herzegowina, 2004; Grandits, H., Herrschaft und Loyalität in der spätosmanischen Gesellschaft, 2008; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Simon, T., 2017
Herzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [8. Jh. AhdGl. I 219 dux theo herizoho, II 6 preses herizoho] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die wohl nach griechischem Vorbild geschaffene germanistische Bezeichnung für den Führer des Heeres (oder Volkes). Bei den Franken führen (lat. [M.Pl.]) duces auch Aufgaben aus, wie sie weströmische duces wahrgenommen hatten. Seit der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts stammen die bei Vandalen und Burgundern nicht bezeugten, in einem eingeschränkten Bereich unter dem König und über den Grafen stehenden Herzöge in dem Frankenreich aus angesehenen Familien und steigen bei Schwäche der königlichen Gewalt zu nahezu selbständigen Herrschern einzelner Stämme oder Völker (Franken, Bayern, Alemannen, Sachsen, Thüringer, Friesen u. s. w.) auf ([ältere] Stammesherzöge). Die Karolinger ersetzen die stammesverbundenen Herzöge durch fränkische Adelige (Amtsherzog). In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts entsteht erneut ein (zweites) (Stammes-)Herzogtum auf herrschaftlicher Grundlage, das sich dem König aber früh zumindest teilweise wieder beugen muss (Schwaben 926, Bayern 938), wobei die Rechte des Herzogs in dem Verhältnis zu König und nichtherzoglichem Adel weitgehend unklar sind. Seit dem Ende des 10. Jahrhunderts führen in Deutschland einzelne Familien den Herzogstitel fort, auch wenn sie die Stellung als Herzog verlieren. Durch Friedrich I. Barbarossa wird 1156/1180 das Gebietsherzogtum an die Stelle des Amtsherzogtums gesetzt (→Österreich 1156, Westfalen 1180, danach Braunschweig-Lüneburg 1235, Herzogswürde ohne Herzogsgewalt beispielsweise für Meranien 1195). 1918 verschwindet der Herzog aus der deutschen Verfassungsgeschichte. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 69, 94; Köbler, WAS; Puntschart, P., Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten, 1899; Rosenstock, E., Herzogsgewalt und Friedensschutz, 1910; Schröder, E., Herzog und Fürst, ZRG GA 44 (1924), 1; Much, R., Herzog, ein altgermanischer Name des dux, ZRG GA 45 (1925), 1, 406; Miller, C., Neuwürttemberg unter Herzog und König Friedrich, 1934; Mayer, T., Der Staat der Herzöge von Zähringen, 1935; Werle, W., Titelherzogtum und Herzogsherrschaft, ZRG GA 73 (1956), 225; Sprandel, R., Dux und comes in der Merowingerzeit, ZRG GA 74 (1957), 41; Prinz, F., Herzog und Adel im agilolfingischen Bayern, (in) Z. f. bay. LG. 25 (1962), 283; Kienast, W., Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland, 1968; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen der Pfalzgrafen bei Rhein und Herzöge von Bayern, 1986; Jahn, J., Ducatus Baiuvariorum, 1991; Schneidmüller, B., Völker - Stämme - Herzogtümer?, MIÖG 108 (2000), 31; Holzfurtner, L., Herzog oder König?, (in) ZbayLG 68 (2005), 289
Herzogenburg, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stift der Augustinerchorherren in dem unteren Traisental
Lit.: 900 Jahre Stift Herzogenburg, hg. v. Katzler, G. u. a., 2012
Herzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – auch in Großherzogtum - bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 365 ducatum herizogtume, III 411 ducatus herztvm, III 411 ducatu hoerzogemtům] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Würde und der Herrschaftsbereich des →Herzogs. Wichtige Herzogtümer sind zu unterschiedlichen Zeiten Bayern, Schwaben, Franken, Sachsen, Thüringen, Österreich, Steiermark, Kärnten, Würzburg, Westfalen, Braunschweig-Lüneburg, Burgund, Lothringen, Jülich, Cleve, Berg, Württemberg, Nassau u. s. w.
Lit.: Köbler, DRG 94
Hessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Jahre 738 der Name eines kleinen, wahrscheinlich auf die germanischen Chatten zurückzuführenden Stammes an der unteren Fulda, dessen Gebiet seit dem 4. Jahrhundert dem Einflussbereich der →Franken zuzurechnen ist Die Grafschaft Hessen gelangt 1122 an die Landgrafen (1130) von Thüringen und wird nach Aussterben der Ludowinger (1247) selbständige Landgrafschaft, die bis 1450 durch die Grafschaften Ziegenhain und Nidda in Oberhessen und Niederhessen getrennt ist. 1479 fällt die Grafschaft Katzenelnbogen an. Nach dem Übertritt Philipps des Großmütigen zu dem Luthertum (1524) wird Hessen bei Philipps Tode 1567 (zunächst nur in der Nutzung) geteilt (Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel 1604 Übertritt zu dem Calvinismus, 1803 Kurwürde). Hessen-Darmstadt (1806 Großherzogtum) erhält 1820 eine Verfassung, Hessen-Kassel 1831 die liberalste deutsche Verfassung (Einkammersystem, ansatzweise tatsächliche Gewaltenteilung, Vorrang und Schutz der Verfassung) vor 1848 (an dem 13. 4. 1852 durch oktroyierte Verfassung ersetzt). Hessen-Kassel wird wie Nassau 1866 von Preußen annektiert (1868 Provinz Hessen-Nassau) und wird 1870/1871 Tiel des (zweiten) Deutschen Reiches. Innerhalb swa Deutschen Reiches wird der 1918 aus Hessen-Darmstadt entstandene Volksstaat Hessen an dem 19. 9. 1945 mit den preußischen Provinzen Nassau und Kurhessen zu Großhessen bzw. 1946 Hessen verbunden.
Lit.: Köbler, DRG 186; Köbler, Historisches Lexikon; Schmidt, A., Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen, 1893; Lichtner, A., Landesherr und Städte in Hessen-Cassel, 1913; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Falk, H., Die Mainzer Behördenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde, 1930; Bruchmann, K., Der Kreis Eschwege, 1931; Müller, A., Die Entstehung der hessischen Verfassung von 1820, 1931; Sponheimer, M., Landesgeschichte der Niedergrafschaft Katzenelnbogen und der angrenzenden Ämter auf dem Einrich, 1932; Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV., bearb. v. Zimmermann, L., Bd. 1f. 1933f.; Blecher, G., Wie und wann entstanden Burg und Stadt Friedberg? Oberhessische Anzeigen (2.–9. September) 1936; Helbig, B., Das Amt Homberg an der Efze, 1938; Kroeschell, K., Hessen und der Kaufungerwald, 1953; Deutsches Städtebuch, Hessen 1957; Gensicke, H., Landesgeschichte des Westerwaldes, 1958; Hessische Ortsbeschreibungen, hg. v. Eckhardt, W. u. a., Heft 1ff. 1958ff.; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1980; Schunder, F., Der Kreis Fritzlar-Homberg, 1960; Uhlhorn, F., Geschichtlicher Atlas von Hessen, 1960ff.; Kleeberger, E., Territorialgeschichte des hinteren Odenwaldes, 1958; Geschichtlicher Atlas von Hessen, begründet v. Stengel, E., bearb. v. Uhlhorn, F., 1960ff.; Schrifttum zur Geschichte und geschichtlichen Landeskunde von Hessen, bearb. v. Demandt, K., Bd. 1ff. 1965ff; Lachmann, H., Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte des Burgwaldes im Mittelalter, 1967; Heß, W., Hessische Städtegründungen der Landgrafen von Thüringen, 1966; Niemeyer, W., Der pagus des frühen Mittelalters in Hessen, 1968; Schubert, W., Der Code civil und die Personenrechtsentwürfe des Großherzogtums Hessen-Darmstadt von 1842 bis 1847, ZRG GA 88 (1971), 110; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff. 3,2,1518, 3,3,3698; Althessen im Frankenreich, hg. v. Schlesinger, W., 1975; Weiss, U., Die Gerichtsverfassung in Oberhessen, 1978; Battenberg, J., Ein hessischer Appellationsprozess des späten 15. Jahrhunderts, ZRG GA 98 (1981), 56; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter, 1981; Krüger, K., Finanzstaat Hessen 1500-1567, 1981; Acker, K., Verwaltungskontrolle in Hessen-Darmstadt, 1983; Akten und Dokumente zur kurhessischen Parlaments- und Verfassungsgeschichte 1848-1866, hg. v. Seier, H., 1987; Hessische Landtagsabschiede, Bd. 1ff. 1989ff.; Rudersdorf, M., Ludwig IV. Landgraf von Hessen-Marburg 1537-1604, 1991; Akten und Briefe aus den Anfängen der kurhessischen Verfassungszeit 1830-1837, hg. v. Seier, H., 1992; Grothe, E., Verfassungsgebung und Verfassungskonflikt, 1996; Die Entstehung der hessischen Verfassung von 1946, 1996; Hessen, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 1997; Regierungsakten des Großherzogtums Hessen-Darmstadt 1802-1820, bearb. v. Ziegler, U., 2002; Franz, E., Von Hessengau und terra Hassia zum heutigen Land Hessen, 2003; Landgraf Philipp der Großmütige von Hessen, hg. v. Wunder, H., 2004; Wicke, C., Kodifikationsbestrebungen und Wissenschaft in Hessen-Darmstadt im vorkonstitutionellen Zeitalter, 2005; Franz, E., Das Haus Hessen, 2006; Dippel, H., Die kurhessische Verfassung von 1831 im internationalen Vergleich, (in) HZ 282 (2006), 619; Kroll, F., Geschichte Hessens, 2006; Philippi, H., Die Landgrafschaft Hessen-Kassel 1648-1806, 2007; Ham, R., Ludwig Hassenpflug, 2007; Dieses Haus ist gebaute Demokratie, hg. v. Flemming, J. u. a., 2007; Frotscher, W., Die kurhessische Verfassung von 1831, (in) ZNR 30 (2008), 65; Hessische Abgeordnete 1820-1933, hg. v. Rack, K. u. a., 2008; Die nachrevolutionären Landtage des Großherzogtums Hessen 1849-1856, hg. v. Fleck, P. u. a., 2008; Einheit vor Freiheit?, hg. v. Köhler, M. u. a. 2010; Will, M., Die Entstehung der Verfassung des Landes Hessen von 1946, 2009; Adel in Hessen, hg. v. Conze, E. u. a., 2010; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 1 hg. v. Speitkamp, W., 2010; Brochhagen, N., Die landesherrliche Visitation in Grebenstein 1668, 2012; Dilich, W., Synopsis descriptionis totius Hassiae, hg. v. Rener, M. u. a., 2012; Neu, T., Die Erschaffung der landständischen Verfassung, 2013; Neugestaltung in der Mitte des Reiches – 750 Jahre Langsdorfer Verträge 1263/2013, hg. v. Brasch-Schwersmann, U. u. a., 2013; Das Land Hessen, hg. v. Röming, A. u. a., 2014; Handbuch der hessischen Geschichte Band 3 Ritter, Grafen und Fürsten, hg. v. Speitkamp, W., 2014; Wunder, D., Der Adel im Hessen des 18. Jahrhunderts, 2016; Krafft, O., Landgraf Ludwig I. von Hessen (1402-1458). 2018; Handbuch der hessischen Geschichte, Bd. 5 Grundlagen und Anfänge hessischer Geschichte bis 900, hg. v. Böhme, H. u. a. 2018; Zeitenwende in Hessen – Revolutionärer Aufbruch 1918/1919 in die Demokratie, hg. v. Hedwig, A., 2019; Schneider, S., Belastete Demokraten – Hessische Landtagsabgeordnete der Nachkriegszeit zwischen Nationalsozialismus und Liberalisierung, 2019; Rasper, M., „… eine Art Ausfühgrungsgesetz zur Reichsverfassung selbst.“ Die hessische Verfassung vom 12. Dezember 1919, 2020
Hethiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des während der Bronzezeit das Gebiet zwischen Schwarzem Meer, Mittelmeer und persischem Golf beherrschenden indogermanischen, um 700 v. Chr. untergegangenen Volkes mit dem Hauptort Hattuscha in Anatolien (2. Jahrtausend v. Chr., bis etwa 1200 v. Chr.). S. Google
Lit.: Brandau, B./Schickert, H., Hethiter, 2001; Die Hethiter und ihr Reich, 2002; Sperlich, W., Die Hethiter, 2003; Friedrich, J. u. a., Hethitisches Wörterbuch, 1952ff., 2. A. 2000ff. Band 5 K 2019; Taggar-Cohen, A., Hittite Priesthood, 2007; Schachner, A., Hattuscha, 2011; Bryce, T., The World of Neo-Hittite Kingdoms, 2012; Müller-Karpe, A., Sarissa – Die Wiederentdeckung einer hethitischen Königsstadt, 2016
Heuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 949 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und vielleicht mit dem Griechischen des Altertums und dem Hethitischen verbindbar, F.) wird seit dem Hochmittelalter insbesondere der Lohn eines Besatzungsmitglieds eines Schiffes. Die Heuer erscheint seit dem Spätmittelalter, in dem der Dienst auf einem Schiff durch Dienstvertrag vereinbart wird. Sie ist lange nur ein Teil des Entgelts und in ihrer Höhe von dem Ertrag der Fahrt abhängig. S. Google
Lit.: Geschichte der deutschen Seeschiffahrt, Bd. 1 1915; Abel, W., Die Grundzüge des deutschen Seearbeiterrechts, Diss. jur. Greifswald 1938; Decken, J. v. d., Das Seearbeitsrecht im Hamburger Stadtrecht von 1306-1603, Diss. jur. Frankfurt am Main 1995; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron, Diss. jur. Frankfurt am Main 2006
Heusler, Andreas (Basel 30. 9. 1834-Basel 2. 11. 1921), Sohn des Rechtsprofessors Andreas Heusler (1802-1868), wird nach dem Rechtsstudium in Basel, Göttingen und Berlin (1856) und der Habilitation in Basel (1858) 1863 Professor, Richter und Politiker in Basel. Sein bedeutendstes Werk sind die Institutionen des Deutschen Privatrechts (Bd. 1f. 1885f.), in denen er auf den Grundbegriff der Gewalt über Menschen (→Munt) und über Sachen (→Gewere) ein umfassendes Rechtssystem des mittelalterlichen deutschen Privatrechts aufzubauen versucht. Auf Heusler geht auch die Sammlung schweizerischer Rechtsquellen (1894ff.) zurück. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HeuslerAndreasInstitutionendesdeutschenPrivatrechts1885.pdf; Heusler, A., Verfassungsgeschichte der Stadt Basel, 1860; Festgabe der juristischen Fakultät der Universität Basel zu dem siebzigsten Geburtstag, 1904; Heusler, A., Deutsche Verfassungsgeschichte, 1905; Stutz, U., Andreas Heusler, ZRG GA 43 (1921), LXIV; Heusler, A., Schweizerische Verfassungsgeschichte, 1920, Neudruck 1968; Heusler, A., Der Zivilprozess in der Schweiz, 1923; Bühler, T., Andreas Heusler und die Revision der Basler Stadtgerichtsordnung, 1963; Sonderegger, S., Andreas Heusler (1865-1940) und die Sprache, 1967; Landau, P., Die Vormundschaft als Prinzip, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997, 577; Germanentum im fin de siècle, hg. v. Glauser, J. u. a., 2005
Hexabiblos (M., sechs Bücher) ist die in Thessaloniki um 1345 durch Konstantin Harmenopulos erfolgte verkürzende Neubearbeitung der →Basiliken in sechs Büchern. →Griechenland, s. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 44 I 7; Harmenopoulos, K., Manuale legum sive Hexabiblos, hg. v. Heimbach, 1851, Neudruck 1969
Hexe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 671 dire hazusi, II 411 erynis hazvs, II 483 eumenides hazasa, II 706 furiarum hagazossun, II 492 deas deosque hazzesa thuresa, II 547 crimina hazesa, II 119 histrionibus vel strionibus hazasa, IV 209 strihia hazus, II 361 palestrite hezosun, II 499 ganearum hazisso vel guldi] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Zaungeist?) ist die zauberkundige Frau mit magisch-schädigenden Kräften, die angeblich durch die Luft fliegen, sich in Tiere verwandeln und giftige Zaubertränke herstellen kann. Sie ist bereits dem Altertum bekannt (lat. [F.] striga). Um 1300 ist das Wort bei Hugo von Langenstein bezeugt, seine gerichtliche Verwendung in Luzern 1419. Vielleicht in dem späten 14. oder frühen 15. Jahrhundert beginnen um den Genfer See bzw. in Savoyen bei der Verfolgung der aus Heterodoxien seit dem 12. Jahrhundert entstandenen, von piemontesischen Inquisitionen des 14. Jahrhunderts beeinflussten, Armut und Frieden fordernden, Eid und Amt verweigernden Waldenser (des Lyoner Kaufmanns Pierre Valdes) Hexenverfolgungen (um 1430, 1431/1432 und 1457/1459 38 Hexenprozesse in dem Tessin [in der Leventina]), aus denen mit päpstlicher Unterstützung durch die →Hexenbulle (1484) nach 1500 rasch um sich greifende Verfahren werden, die sich unter Mitwirkung bekannter Theologen des Konzils von Basel (1431-1439) aus Inquisitionsprozessen entwickelt haben dürften und die auch der Herrschaftsausübung gedient haben können. Möglicherweise werden vor allem zwischen 1590 und 1630 bis zu (neun Millionen [Gottfried Christian Voigt] bzw. bis zu) einer Million Hexen (oder in Deutschland insgesamt [nur] 30000? – beispielsweise in München zwischen 1578 und dem Anfang des 18. Jahrhunderts nur wenige nachweisbar -, in ganz Europa [nur] 25000 oder 50000 bis 100000?, darunter auch Kinder) verbrannt, ehe der Aufklärung der Sieg über den Hexenglauben gelingt (Johann Georg von Godelmann, De magis, 1584, Friedrich von Spee, Cautio criminalis contra sagas, 1631, Christian Thomasius, 1712). Noch nach der Constitutio Criminalis Theresiana (1768) ist Hexerei strafbar (Art. 58). Der letzte Hexenprozess auf deutschem Boden findet in Kempten 1775 statt und endet mit dem Tod der Angeklagten in langjähriger Haft (Glarus 1782, Posen 1793). 1986 wird in der Bundesrepublik Deutschland die Frage „Glauben Sie, dass es Menschen gibt, die ihren Mitmenschen etwas anhexen können“, von einem Drittel der Befragten bejaht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 157; Köbler, WAS; Rapp, L., Die Hexenprozesse und ihre Gegner in Tirol, 2. A. 1891; Riezler, S., Geschichte der Hexenprozesse in Bayern, 1896, Neudruck 1968; Hansen, J., Zauberwahn, Inquisition und Hexenprozess im Mittelalter, 1900, Neudruck 1964, 1983; Hansen, J., Quellen und Untersuchungen zur Geschichte des Hexenwahns und der Hexenverfolgung im Mittelalter, 1901; Soldan, G./Heppe, H./Bauer, M., Geschichte der Hexenprozesse, Bd. 1f. 1912; Eschenröder, W., Hexenwahn und Hexenprozesse in Frankfurt am Main, Diss. jur. Frankfurt am Main 1932; Bader, G., Die Hexenprozesse in der Schweiz, Diss. jur. Zürich 1935; Croissant, W., Die Berücksichtigung geburts- und berufsständischer und soziologischer Unterschiede im deutschen Hexenprozess, 1953; Zwetsloot, H., Friedrich von Spee und die Hexenprozesse, 1954; Bavoux, F., Hantises et diableries dans la terre abbatiale de Luxeuil, 1956; Krämer, W., Kurtrierische Hexenprozesse, 1959; Merzbacher, F., Die Hexenprozesse in Franken, 1957, 2. A. 1970; Thomasius, C., Über die Hexenprozesse, hg. v. Lieberwirth, R., 1960; Baroja, J., Las brujas y su mundo, 1961; Baroja, J., Die Hexen und ihre Welt, 1967; Stebel, H., Die Osnabrücker Hexenprozesse, 1969; Kunstmann, H., Zauberwahn und Hexenprozesse in der Reichsstadt Nürnberg, 1970; Kunze, M., Zum Kompetenzkonflikt zwischen städtischer und herzoglicher Strafgerichtsbarkeit in Münchner Hexenprozessen, ZRG GA 87 (1970), 305; Leutenbauer, S., Hexerei und Zauberdelikt in der Literatur von 1350 bis 1550, 1972; Kneubühler, H., Die Überwindung von Hexenwahn und Hexenprozess, Diss. jur. Zürich 1977 (1977); Schormann, G., Hexenprozesse in Nordwestdeutschland, 1977; Schormann, G., Hexenprozesse in Deutschland, 1981; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; Hexenprozesse, hg. v. Degn, C., 1983; Wichert, G., Die Hexenprozesse in den österreichischen Alpenländern, der Schweiz und Bayern, 1984; Baumhauer, J., Johann Kruse und der neuzeitliche Hexenwahn, 1984; Häxornas Europa 1400-1700, hg. v. Ankarloo, B. u. a., 1987; Hexen und Hexenprozesse in Deutschland, hg. v. Behringer, W., 1988, 4. A. 2000, 7. A. 2010; Ginzburg, C., Hexensabbat, 1989; Blauert, A., Frühe Hexenverfolgungen, 1989; Heinemann, E., Hexen und Hexenangst, 1989; Schormann, G., Der Krieg gegen die Hexen, 1991; Hexe oder Hausfrau, hg. v. Niederstätter, A. u. a., 1991; Siefener, M., Hexerei im Spiegel der Rechtstheorie, 1992; Jerouschek, G., Die Hexen und ihr Prozess, 1992; Walz, R., Hexenglaube und magische Kommunikation im Dorf der frühen Neuzeit, 1993; Hexenverfolgung und Regionalgeschichte, hg. v. Wilbertz, G. u. a., 1994; Lambrecht, K., Hexenverfolgung und Zaubereiprozesse, 1995; Hexenglaube und Hexenprozesse, hg. v. Franz, G. u. a., 1995; Das Ende der Hexenverfolgung, hg. v. Sönke, L. u. a., 1995; Das Hexenregister des Claudius Musiel, bearb. v. Voltmer, R. u. a., 1996; Oestmann, P., Hexenprozesse am Reichskammergericht, 1997; Schild, W., Die Maleficia der Hexenleut‘, 1997; Behringer, W., Hexenverfolgung in Bayern, 1987, 3. A. 1997; Biesel, E., Hexenjustiz, 1997; Tschaikner, M., Magie und Hexerei im südlichen Vorarlberg, 1997; Behringer, W., Hexen, 1998; Briggs, R., Die Hexenmacher, 1998; Gehm, B., Das Ende der Hexenverfolgung, ZRG GA 115 (1998), 566; Dillinger, J. u. a., Zum Feuer verdammt, 1998; Levack, P., Hexenjagd, 1999; Methoden und Konzepte der historischen Hexenforschung, hg. v. Franz, G u. a., 1998; Gehm, B., Die Hexenverfolgung im Hochstift Bamberg und das Eingreifen des Reichshofrates zu ihrer Beendigung, 1999 (2000), 2. A. 2012, Neudruck 2013; Schmidt, J., Glaube und Skepsis, 2000; Schulte, R., Hexenmeister, 2000, 2. A. 2001; Himmlers Hexenkartothek, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2000; Oestmann, P., Böse Nachbarn – gute Juristen?, (in) ZNR 2001, 254; Kauertz, C., Wissenschaft und Hexenglaube, 2001; Schulte, R., Hexenverfolgung in Schleswig-Holstein, 2001; Hexenprozesse und Gerichtspraxis, hg. v. Eiden, H./Voltmer, R., 2002; Kleinöder-Strobel, S., Die Verfolgung von Zauberei und Hexerei in den fränkischen Markgraftümern, 2002; Guggenbühl, D., Mit Tieren und Teufeln, 2002; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003; Levack, B., Hexenjagd, 2003; Decker, R., Die Päpste und die Hexen, 2003; Tschaikner, M., Die Zauberer- und Hexenprozesse in der Stadt Sankt Gallen, 2003; Koppenburg, I., Hexen in Detmold, 2003; Zika, C., Exorcising our demons, 2003; Perlhefter, V., Die Gestalt des Hexenjägers, 2003; Schatzmann, N., Verdorrende Bäume und Brote wie Kuhfladen, 2003; Decker, R., Die Päpste und die Hexen – Aus den geheimen Akten der Inquisition, 2003; Decker, R., Hexen. Magie, Mythen und die Wahrheit, 2004; Wider alle Hexerei und Teufelswerk, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2004; Tschaikner, M., Hexenverfolgungen in Hohenems, 2004; Koppenborg, I., Hexen in Detmold, 2004; Behringer, W., Witches and Witch-Hunts, 2004; Hexenverfolgung und Herrschaftspraxis, hg. v. Voltmer, R., 2005; Rau, K., Augsburger Kinderhexenprozesse 1618-1730, 2006; Roper, L., Hexenwahn, 2007; Rummel, W./Voltmer, R., Hexen und Hexenverfolgung in der frühen Neuzeit, 2007; Moeller, K., Das Willkür über Recht ginge, 2007; Zagolla, R., Folter und Hexenprozess, 2007; Hexenprozess und Staatsbildung, hg. v. Dillinger, J. u. a., 2008; Rummel, W. u. a., Hexen und Hexenverfolgung, 2008; Utz Tremp, K., Von der Häresie zur Hexerei, 2008; Pilaszek, M., Procesy o czary w Polsce w wiekach 15-18, 2008 (687 Hexenprozesse zwischen 1501 und 1794); Burkart, M., Hexen und Hexenprozesse in Baden, 2009; Groß, B., Hexerei in Minden, 2009; Sauter, M., Hexenprozess und Folter, 2010; Decker, R., Hexen, 2010; Stokes, L., Demons of Urban Reform, 2011; Darr, O., Marks of an Absolute Witch, 2011; Gerst, C., Hexenverfolgung als juristischer Prozess, 2012; Koch, A., Wider ein Feindstrafrecht, 2012; Dillinger, J., Kinder im Hexenprozess, 2013; The Oxford Handbook of Witchcraft, hg. v. Levack, B., 2013; Rost, A., Hexenversammlung und Walpurgisnacht in der deutschen Dichtung, 2015; Monballyu, J., De heksen en hun buren, 2015; Rügge, N., Die Hexenverfolguung in der Stadt Osnabrück, 2015; Späte Hexenprozesse, hg. v. Behringer, W. u. a., 2016; Hexenkinder – Kinderbanden – Straßenkinder, hg. v. Behringer, W. u. a., 2016; Dorn-Haag, V., Hexerei und Magie im Strafrecht, 2016; Hauer, G., Hexenprozesse an der Ludoviciana (1612-1723), 2016; Münster-Schröer, E., Hexenverfolgung und Kriminalität – Jülich-Kleve-Berg in der frühen Neuzeit, 2017; Haas, A., Hexen und Herrschaftspolitik, 2018; Lattmann, C., Der Teufel, die Hexe und der Rechtsgelehrte. Crimen magiae und Hexenprozess in Jean Bodins „De la Démonomanie des Sorciers, 2019
hexen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1669 [Grimmelshausen Simplicissimus] in vier Stellendem und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) zaubern, verhexen
Hexenbulle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F) ist die von Heinrich Institoris erwirkte Bulle Papst Innozenz’ VIII. (1484-1492), mit der er die Verfolgung der →Hexen (durch Inquisition) fördert (Summis desiderantes affectibus von dem 5. 12. 1484). S. Google
Hexenhammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1591 [Fischart] in zwei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1591 Lehnübersetzung von lat. malleus [M.] maleficarum) ist die erstmals 1486 bei Peter Drach in Speyer gedruckte, die →Hexenbulle des Papstes Innozenz VIII. von dem 5. 12. 1484 kommentierende Anleitung zu dem Vorgehen gegen →Hexen des Wanderinquisitors Heinrich Institoris (Kramer, Schlettstadt um 1430-Brünn 1505) (und angeblich Jakob Sprenger) (mehr als 30 Auflagen, handschriftliche deutsche Fassung 1491 an Nürnberg übersandt).
Lit.: Schmidt, J., Der Hexenhammer, Bd. 1ff. 1930; Malleus maleficarum 1487 (Hexenhammer), hg. v. Jerouschek, G., 1990; Malleus maleficarum, hg. v. Schnyder, A., 1991; Malleus maleficarum 1487 von Heinrich Kramer (Institoris), Neudruck hg. v. Jerouschek, G., 1992; Nürnberger Hexenhammer 1491, hg. v. Jerouschek, G., 1992; Schnyder, A., Malleus maleficarum von Heinrich Institoris, Kommentar, 1993; Kramer (Institoris), H., Der Hexenhammer - Malleus Maleficarum, hg. v. Jerouschek, G. u. a., 2000; Henricus Institoris/Jacob Sprenger, Malleus maleficarum, hg. v. Mackay, C., 2006; Mackay, C., The Hammer of Witches, 2009; Beck, R., Mäuselmacher, 2011, 2. (unv.) A. 2012; Koch, A., Wider ein Feindstrafrecht, 2012
Hexenprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 1641 [Wigand] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Prozess gegen eine Hexe oder mehrere Hexen →Hexe
Heymael (N.) (Hegemal) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) landesherrliches Gericht für Strafsachen
Lit.: Hermesdorf, B., Het Heymael, aantekeningen bij een oude dingtaal uit het Amorland, 1950
Heymann, Ernst (Berlin 6. 4. 1870-Tübingen 2. 5. 1946) wird als Sohn eines Postbediensteten nach dem Rechtsstudium in Breslau (Otto Fischer, Felix Dahn), einer romanistischen Dissertation und der Habilitation für Handelsrecht und deutsche Rechtsgeschichte (1896) außerordentlicher Professor in Berlin und ordentlicher Professor in Königsberg (1902), Marburg (1903) und Berlin (1914). Kennzeichnend für ihn sind die Annäherung der Rechtsgeschichte an das geltende Recht und der vielseitige Weitblick (Die Grundzüge des gesetzlichen Verwandtenerbrechts, 1896, Überblick über das englische Recht, 1914, Die Rechtsformen der militärischen Kriegswirtschaft als Grundlage des neuen deutschen Industrierechts, 1921). 1933 wird der anfangs rechtsliberale Heymann Mitläufer des Nationalsozialismus, verwendet sich aber für den 1944 verhafteten Romanisten Walter Erbe. S. Google
Lit.: Festschrift Ernst Heymann, 1940 (mit Schriftenverzeichnis); Mitteis, H., Nachruf auf Ernst Heymann, ZRG GA 65 (1947), IX; Bott, M., Die Haltung der Berliner Universität im Nationalsozialismus, 2009
Hierarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – viertes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort in dem vierten Viertel 13. Jh. aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die stufenmäßig aufgebaute, auf Überordnung und Unterordnung beruhende Ordnung. Die Hierarchie wird schon in dem Altertum in der Kirche und in dem römischen Dominat entwickelt. Ihrer bedient sich der seit dem Spätmittelalter erwachsende Staat zu der Gestaltung seiner Verwaltung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 55; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 103; Hiérarchie et stratification sociale dans l’Occident médiéval (400-1100), hg. v. Bougard, F. u. a., 2008
Hildebrandslied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist das (ohne einen besonderen Titel) in einer lateinischen, aus Fulda stammenden, in Kassel aufbewahrten Handschrift auf den Außenseiten 1r und 76v von zwei Händen des mittleren 9. Jahrhunderts (830-840) in 68 stabreimenden Langzeilen aufgezeichnete einzige althochdeutsche Heldenlied über einen tödlich endenden Kampf zwischen einem Vater Hildebrand (Waffenmeister Dietrichs von Bern) und einem Sohn Hadubrand, das inhaltlich wohl auf Vorgänge der Völkerwanderungszeit um 500 n. Chr. zurückgehen könnte. S.Google
Lit.: Köbler, G., Sammlung kleinerer althochdeutscher Denkmäler, 1986; Vopat, C., Zu den Personennamen des Hildebrandsliedes, 1995
Hildesheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein um 815 von Ludwig dem Frommen gegründetes Bistum an dem Nordrand des Harzes, dessen Kernort 1052 Marktrecht erhält und 1217 Stadtrecht hat. S. Google
Lit.: Gebauer, J., Geschichte der Stadt Hildesheim, Bd. 1f. 1922ff.; Klewitz, H., Studien zur territorialen Entwicklung des Bistums Hildesheim, 1932; Gebauer, J., Worthzins und Fronzins in der Stadt Hildesheim, ZRG GA 61 (1941), 151; Adamski, H., Der welfische Schutz über die Stadt Hildesheim, 1939; Quellen zur Hildesheimer Landesgeschichte des 14. und 15. Jahrhunderts, 1964; Lücke, J., Die landständische Verfassung im Hochstift Hildesheim, 1968; Illemann, H., Bäuerliche Besitzrechte im Bistum Hildesheim, 1969; Schwarz, B., Der Pfennigstreit in Hildesheim 1343, 1978; Die Hildesheimer Bischöfe von 815-1221, bearb. v. Goetting, H., 1984; Höhl, M., Die Pest in Hildesheim, 2002; Plath, C., Konfessionskampf und fremde Besatzung, 2005; Giese, M., Die Textfassungen der Lebensbeschreibung Bischof Bernwards von Hildesheim, 2006; Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398, bearb. v. Kruppa, N. u. a., 2006; Klingebiel, T., Die Landtagsabschiede des Hochstifts Hildesheim, 2006ff.; Giese, M., Hildesheimer Bischofskataloge des 11. bis 16. Jahrhunderts, (in) DA 62 (2007), 569; Schneider, W., Bernward von Hildesheim, 2010; Pischke, G., Hildesheim, 2014
Hilfe (Hülfe) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhhdGl. I 4 adminiculum, auxilium, adiutorium, helpfa, helfa, II 191 supplementum hilfa, Otfrid I 28 5] und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) s. unterlassene Hilfeleistung, →helfen
Lit.: Koch, S., Unaufgeforderte Hilfeleistung in Notsituationen, 2012
Himmel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 in rund zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) von Menschen für das bildhafte Verständnis des Universums angenommenes gedankliches Gewölbe über der Erde, in dem sich Luft, Sonne und Sterne räumlich befinden
Himmelsrichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Richtung eines Ortes der Erde in Bezug auf andere Orte oder örtliche Gegebenheiten. Die wichtigsten Himmelsrichtungen sind Norden (Nordpol ohne eine für den Menschen sichtbare Stellung der Sonne), Osten (scheinbarer Sonnenaufgang am Morgen), Süden (Sonnenhöchststand in der Mitte des Tages) und Westen (scheinbarer Sonnenuntergang an dem Abend). Sie sind bereits dem Altertum bekannt, werden über König Karl (den Großen) in der althochdeutschen Sprache verfeinert und haben auch in der Gegenwart noch vielfältigste Bedeutungen. S. Google
Lit.: Gottlieb, C., Ost und West in der christlichen Kirche des 4. und 5. Jahrhunderts, 1978; Nord und Süd in der deutschen Geschichte des Mittelalters, hg. v. Paravicini, W., 1990; Richter, D., Der Süden, 2009; Meller, H. u. a., Die Himmelsscheibe von Nebra, 2018; Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte, hg. v. Meller, H./Schefzik, M., 2020 (Ausstellungskatalog)
hin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1350 [Wetzlar] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv., s. Google) dahin
hinken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google), humpeln, ungleichmäßig gehen
hinkend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Verb hinken Ende 8. Jh. belegt) hinkend gehend, unvollkommen wirksam (lat. claudicans) beispielsweise Rechtsgeschäft eines Minderjährigen
Hinkmar von Reims (um 806?-Epernay 21.? 12. 882), aus vornehmem fränkischem Geschlecht, wird nach der Schulung in Saint Denis 845 Erzbischof von →Reims. Neben umfangreichen nichtrechtlichen Schriften und Stellungnahmen in einzelnen Rechtsfragen gibt er eine auf Adalhard von Corbie aufbauende Darstellung des Hofes des fränkischen Königs (lat. De ordine palatii, Von der Ordnung des Palastes, 882). In seinen Bestandteilen lässt sich sein Nehmen über das Germanische mit dem Indogermanischen Verbinden. S. Google
Lit.: Schrörs, H., Hinkmar, 1884, Neudruck 1967; Hincmarus de ordine palatii, hg. v. Krause, V., 1894; Devisse, J., Hincmar, 1975f.; Hinkmar von Reims, De ordine palatii, hg. v. Gross, T. u. a., 1980; Stratmann, M., Hinkmar von Reims, 1991; Die Streitschriften Hinkmars von Reims und Hinkmars von Laon 869-871, hg. v. Schieffer, R. 2003; Schmitz, G., De presbiteris criminosis, 2004
hinrichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1513 [Köln] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinlegen, durch Bestrafung töten, Todesurteil vollstrecken
Hinrichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 16. Jahrhundert [Rheinland] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb hinrichten 15. Jh.) ist die Vollstreckung eines Todesurteils. Sie erfolgt in dem altrömischen Recht durch Enthauptung mit dem Beil, in dem klassischen römischen Recht durch Enthauptung mit dem Schwert. Nach Tacitus hängen die Germanen Volksverräter auf und versenken Unzüchtige in dem Moor. Seit dem Hochmittelalter finden sich zahlreiche verschiedene →Todesstrafen (Enthaupten, Hängen, Rädern, Verbrennen, Pfählen, Vierteilen, Lebendigbegraben, Ertränken, später in Frankreich Guillotine und in den Vereinigten Staaten von Amerika elektrischer Stuhl, Giftspritze). S. Google
Lit.: Feucht, D., Grube und Pfahl, 1967; Ruoff, W., Die Hauptgrube, ZRG GA 86 (1969), 198; Marschall, D., De laqueo rupto, 1968; Richtstätte und Wasenplatz in Emmenbrücke (16.-19. Jahrhundert), 1992; Martschukat, J., Die öffentliche Hinrichtung, (in) Kriminolog. Journal 1995, 186; Seeger, A., Hinrichtungen, 1998; Richtstättenarchäologie, hg. v. Auler, J., 2008; Uhink, F., Ein Schierlingsbecher oder ein Sprung ins Barathron? Hinrichtungsformen im klassischen Athen, (in) HZ 312 (2021), 295; Die letzten Tage der zum Tode Verurteilten - Das Tagebuch (1605-1620) des Nürnberger Gefangenenseelsorgers Johann Hagendorn (1563-1624), hg. v. Bendlage, A. u. a. (Projekt Peter Schusters von 2017 bis 2020)
Hinschius, Paul (Berlin 25. 12. 1835-13. 12. 1898), protestantischer Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (Keller) und Berlin (Richter) Professor in Halle (1863), Berlin (1865), Kiel (1868) und Berlin (1872) und Kirchenpolitiker. Unvollendet ist sein sechsbändiges Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutschland (1869ff.). Politische Bedeutung hat seine Mitwirkung an dem →Kulturkampf (Personenstandsgesetz). S. Google
Lit.: Stutz, U., Die kirchliche Rechtsgeschichte, 1905; Ruppert, S., Kirchenrecht und Kulturkampf, 2002
hinter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Württemberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) zurück, dahinter
hinterlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1505 [Kassel] in etwa 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) hinter etwas legen, aufbewahren lassen
Hinterlegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1542 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] →depositio, Verb hinterlegen 1505) ist die in dem Rahmen eines Schuldverhältnisses erfolgende Übergabe einer hinterlegungsfähigen Sache durch den Schuldner an die öffentliche Hinterlegungsstelle. Sie ist sachlich schon dem klassischen römischen Recht bekannt und wird seit dem Spätmittelalter (Köln 1288) mit dem römischen Recht zu Lasten der bloßen Preisgabe aufgenommen, erfolgt allerdings meist bei Gericht. S. Google
Lit.: Kaser § 53; Köbler, DRG 43, 215; Müller, P., Die Hinterlegung, (in) Jahrhundert Jb. 41 (1899), 411; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Hintersasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1281 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Grundherrn irgendwie abhängige (hinter sitzende) Mensch in der →Grundherrschaft. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Meyer, G., Die Gerichtsbarkeit über Unfreie und Hintersassen, ZRG GA 2 (1881), 83, 3 (1882), 102
Hippolithus a Lapide (Hippolitus a Lapide, Bogislaw Philipp [von] Chemnitz) (Stettin 9. 5. 1605-Hallstaad [Gut]/Vestmanland/Schweden 17. 5. 1678), lutherisch, wird nach dem Studium von Recht und Geschichte in Rostock und Jena (Dominicus Arumaeus) Soldat in den Niederlanden und in Schweden (1630-1637), 1644 Hofhistoriograph Schwedens und veröffentlicht (zwischen 1640 und 1647 [um 1640?, um 1643?]) unter diesem Namen die (lat.) Dissertatio (F.) de ratione status in imperio nostro Romano-Germanico (Erörterung über das Wesen des Staates in unserem römisch-deutschen Reich), in der er das Reich als Aristokratie der (souveränen) Stände erklärt und sich für die Stärkung des Reichstags unter Schwächung der Kurfürsten sowie die Ausgliederung Habsburgs aus dem Reich ausspricht. S. Google
Lit.: Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 203
Hirdskra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Gefolgschaftsordnung) ist die zwischen 1273/1274 und 1277 entstandene, unter König →Magnus Hakonarson (Lagabœtir) (1263-1281) aufgezeichnete norwegische Gefolgschaftsordnung mit ältesten Handschriften von etwa 1300, der eine wohl vor 1200 entstandene, verlorene Vorgängerin vorausgeht. In 54 Kapiteln dreier Teile (Amtsträger, Pflichten der Gefolgsleute, Gäste und Kerzenjungen) behandelt das vielleicht von einem Geistlichen verfasste Werk die Erbfolge und Wahl des Königs, die Eide der Amtsträger, die Hofämter, die Verteidigung, den Frieden u. s. w. S. Google
Lit.: Das norwegische Gefolgschaftsrecht, hg. v. Meißner, R., 1938; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500, 2011, 148ff., 2. A. 2016
Hirn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – EDEL drittes Viertel achtes Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1549 [Bern] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Gehirn ist das über Nervenzellen und Elektrizität in nicht wirklich bereits bekannter Weise wirkende wichtigste Steuerungsorgan höherer (tierischer) Lebewesen. S. Google, →Gehirn
Lit.: Monyer, H./Gassmann, M., Das geniale Gedächtnis. Wie das Gehirn aus der Vergangenheit unsere Zukunft macht, 2015; Markus, M., Das nackte Gehirn, 2016; Scheurle, H., Das Gehirn ist nicht einsam – Resonanzen zwischen Gehirn, Leib und Umwelt, 2. A. 2016; Fuchs, T. Das Gehirn – ein Beziehungsorgan, 6. A. 2020
Hirsau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar), s. Google
Lit.: Drumm, D., Das Hirsauer Geschichtsbild im 12. Jahrhundert, 2016
Hirte, Hirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1431 [Schweiz] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Hüter
Hirtenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 in drei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Hirten in Spätmittelalter und Neuzeit geltende besondere Recht. S. Google
Lit.: Carlen, L., Das Recht der Hirten, 1970; Schöller, R., Der gemeine Hirte, 1973, zu Hirtenschutt (Lohn der Gemeindehirten) s. Schildt, B., Bauer – Gemeinde – Nachbarschaft, 1996, 174ff.
His, Rudolf (Basel 15. 7. 1870-Münster 22. 1. 1938), aus Ratsherrnfamilien in Basel, Medizinprofessorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Genf, Leipzig (Binding, Sohm), Berlin und Basel (Heusler) und der Promotion in Basel 1892 sowie der Habilitation in Heidelberg (1896, Schröder, Die Domänen der römischen Kaiserzeit, 1896) Professor in Münster. Er verfasst nach einem Strafrecht der Friesen im Mittelalter (1901) in der Nachfolge der Systematik Heinrich Brunners eine grundlegende zweibändige Strafrechtsgeschichte (Das →Strafrecht des deutschen Mittelalters 1920, 1935, vereinfachend Die Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, ohne genetische Erklärung). S. Google
Lit.: Naendrup, H., Rudolf His, 1941, Schmidt, E. (Nekrolog in) ZRG GA 61 (1941), XVff.
Historie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1210 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1210 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, F., Adjektiv historisch 16. Jh.) Geschichte
Historiker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M., s. Google) Geschichtsforscher
Lit.: Historikerlexikon, hg. v. Bruch, R. vom/Müller, R., 1991, 2. A. 2002; Historikerkommissionen und historische Konfliktbewältigung, hg. v. Cornilßen, C. u. a., 2017; Die versammelte Zunft. Historikerverband und Historikertage in Deutschland 1893-2000, hg. v. Berg, M. u. a., 2018
Historikerstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums sowie das Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in Deutschland der von Jürgen Habermas 1985 ausgelöste, 1988 ohne greifbare wissenschaftliche Früchte versiegte Streit deutscher Historiker über die Bedeutung des Nationalsozialismus in Deutschland. S. Google
Lit.: Kailitz, F., Die politische Deutungskultur im Spiegel des „Historikerstreits“, 2001
historisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen Adj., s. Google) geschichtlich
Historische Rechtsschule (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., (ab 1815 bzw. zunächst geschichtliche Schule der Rechtswissenschaft) ist die von Friedrich Carl von →Savigny (und Karl Friedrich Eichhorn) in Ablehnung von Philosophie, Naturrecht und gesundem Menschenverstand begründete reformkonservative Schule der geschichtlichen Rechtswissenschaft. Für sie greift Savigny in einem objektiven, scheinbar gegen das ungeschichtliche →Naturrecht (Vernunftrecht) gezielten Idealismus rechtspolitisch die Freiheitsethik Immanuel →Kants (1724-1804) auf und bezieht Gustav →Hugos (1764-1844) methodische Forderungen nicht nur in seine frühen methodologischen Gedankengänge (1802) ein, sondern verwirklicht sie bereits in dem „Recht des Besitzes“ (1803) in der Form der philosophischen (begrifflichen, allgemeinen, absoluten, systematisch-theoretischen) Durchdringung des historischen (tatsächlichen, positiven, konkreten, exegetisch-praktisch behandelten) Stoffes, um in manchmal fast gewaltsamem Umgang mit den Quellen den Besitzwillen als allgemeines, logisches, konstituierendes Element des Besitzrechts konstruktiv-systematisch zu erarbeiten. In der historischen Rechtsschule sieht er das Recht an seine geschichtlichen Voraussetzungen gebunden und wendet sich gegen die Vorstellung, dass jedes Zeitalter seine Welt willkürlich selbst hervorbringe. Das Recht, das Vernunft und Ordnung in sich selbst birgt und damit auch aus sich selbst heraus ergänzungsfähig ist, ist ihm entsprechend den Vorstellungen →Herders (1744-1803) ein aus dem Innersten der Nation selbst und ihrer Geschichte geborener Teilbereich der Gesamtkultur und muss mit dieser, gespeist von irrationalen Kräften, wachsen. Weil das Historische in der Jurisprudenz nicht mehr als zufällig, sondern als geschichtlich notwendig verstanden wird, hält er eine →Kodifikation wie das →Allgemeine Landrecht (1794), den →Code civil (1804) oder das →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch 1811/1812 (zumindest in ihrem Entstehungszeitpunkt) für entbehrlich, wenn nicht gar schädlich. Allerdings dient die als geschichtlich behauptete Betrachtungsweise Savigny in dem Ergebnis nur dazu, den insgesamt vorhandenen Rechtsstoff von dem zu reinigen, was nur historische Bedeutung hat und deshalb für die Gegenwart ausgeschieden werden kann. Ziel ist die Erneuerung des geltenden Rechtes durch das geschichtliche (römische) Recht mit Hilfe der Rechtswissenschaft. Schon seit seinen Landshuter Vorlesungen der Jahre 1808/1809 vertritt Savigny, ohne dies zu begründen, dabei die Ansicht, dass die Wanderungen und Revolutionen der germanischen Stämme verhindert hätten, dass das ursprüngliche germanische Recht einen festen Bezugspunkt und einzigen Mittelpunkt habe, weshalb die Deutschen gar kein eigenes ursprüngliches Recht besäßen, so dass auch für sie das übernommene römische Recht das eigentümliche Recht sei (!). Der nach der damit begründeten Zurückweisung des älteren deutschen Rechtes germanischer Herkunft und nach Ausscheiden der mittelalterlichen und neuzeitlichen Entstellungen des römischen Rechtes verbleibende Stoff, nämlich das klassisch-römische Recht, ist in einem eigentlich von einer historischen Rechtsschule nicht zu erwartenden Wiederaufgreifen naturrechtlicher Begriffsbildung und naturrechtlicher Systematik für Savigny der Gegenstand konstruktiv-systematischer, die tatsächliche geschichtliche Entwicklung bewusst als überflüssig abstreifender Durchdringung (System des heutigen römischen Rechtes, 1840ff.). Die von Gustav Hugo 1789 durch seinen zivilistischen Kurs von Lehrbüchern begründete, von Friedrich Carl von Savigny vertiefte historische Rechtsschule, der nach Hans-Peter Haferkamp (2018) als Anhänger (in alphabetischer Reihenfolge) Ludwig Arndts, Moritz August von Bethmann-Hollweg, Friedrich Bluhme, Eduard Böcking, Karl Franz Ferdinand Bucher, Georg Christian Burchardi, Walther Friedrich Clossius, Heinrich Eduard Dirksen, Ernst Theodor Gaupp, Johann Friedrich Ludwig Göschen, Gustav Friedrich Haenel, Johann Christian Hasse, Christian Gottlieb Haubold, August Wilhelm Heffter, Georg Arnold Heise, Carl Gustav Homeyer, Gustav Hugo, Eduard Huschke, Friedrich Ludwig Keller, Clemens August Karl Klenze, Christian Friedrich Koch, Karl Wilhelm de Leuze de Lancizolle, Ernst Adolph Theodor Laspeyres, Egid von Löhr, Theodor Marezoll, Ludwig Wilhelm Anton Pernice, Georg Friedrich Puchta, Eduard Puggé, Georg Julius Ribbentrop, Karl Theresius Freiherr von Richthofen, Adolph August Friedrich Rudorff, Friedrich Carl von Savigny, Heinrich Eduard Siegfried von Schrader, August Wilhelm von Schröter, Friedrich Julis Stahl, August Unterholzner und Carl Georg von Wächter (insgesamt 37) sowie in chronologischer Reihenfolge der Geburtsjahre 1764 Gustav Hugo (1764-1844), 1766 Christian Gottlieb Haubold (1766-1824), 1778 Georg Arnold Heise (1778-1851), 1778 Johann Friedrich Ludwig Göschen (1778-1837), 1779 Friedrich Carl von Savigny (1779-1861), 1779 Heinrich Eduard Siegfried von Schrader (1779-1860), 1779 Johann Christian Hasse (1779-1830), 1784 Egid von Löhr (1784-1851), 1786 Karl Franz Ferdinand Bucher (1786-1854), 1787 August Unterholzner 1787-1838), 1790 August Wilhelm von Schröter (1799-1865), 1790 Heinrich Eduard Dirksen (1790-1868), 1792 Gustav Friedrich Haenel (Hänel) (1792-1878), 1794 Gustav Ludwig Theodor Marezoll (1794-1873), 1795 Carl Gustav Homeyer (1795-1874), 1795 Clemens August Karl Klenze (1795-1838), 1795 Georg Christian Burchardi (1795-1882), 1795 Moritz August von Bethmann-Hollweg (1795-1877), 1795? Walther Friedrich von Clossius (1795?-1838), 1796 August Wilhelm Heffter (1796-1880), 1796 Ernst Theodor Gaupp (1796-1859), 1796 Karl Wilhelm de Leuze de Lancizolle (1796-1871), 1797 Carl Georg von Wächter (1797-1880), 1797 Friedrich Bluhme (1797-1874), 1798 Christian Friedrich Koch (1798-1872), 1798 Georg Friedrich Puchta (1798-1846), 1798 Georg Julius Ribbentrop (1798-1874), 1799 Friedrich Ludwig von Keller (1799-1860), 1799 Ludwig Wilhelm Anton Pernice (1799-1861), 1800 Ernst Adolph Theodor Laspeyres (1800-1869), 1801 Georg Philipp Eduard Huschke (1801-1886), 1802 Eduard Böcking (1802-1870), 1802 Eduard Puggé (1802-1836), 1802 Friedrich Julis Stahl (1802-1861), 1803 Adolph August Friedrich Rudorff (1803-1873), 1803 Ludwig Arndts (von Arnesberg) (1803-1878), 1811 Karl Theresius Freiherr von Richthofen (1811-1888) (insgesamt 37) zugerechnet werden können, teilt sich später in Romanisten (→Savigny, →Puchta, →Windscheid) und Germanisten (→Eichhorn, →Grimm, →Gierke). Ihre dogmatisch-praktische Zielsetzung geht bald in der (unhistorischen) →Begriffsjurisprudenz bzw. (nach Savignys System des heutigen römischen Rechts von 1840ff.) in der Pandektenwissenschaft auf. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 187; Gierke, O. v., Die historische Rechtsschule und die Germanisten, 1903; Rexius, G., Studien zur Staatslehre der historischen Schule, (in) HZ 107 (1911), 496; Kantorowicz, H., Volksgeist und historische Rechtsschule, (in) HZ 108 (1912), 295; Conrad, H., Aus der Entstehungszeit der historischen Rechtsschule – Friedrich Carl von Savigny und Jacob Grimm, ZRG GA 65 (1947), 261; Vischer, E., Barthold Georg Niebuhr und die Schweiz, Die Welt als Geschichte 16 (1956), 1; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Böckenförde, E., Die historische Rechtsschule und das Problem der Geschichtlichkeit des Rechtes, (in) FS J. Ritter, 1965, 9; Wieacker, F., Wandlungen im Bilde der historischen Rechtsschule, 1967; Scheuermann, R., Die Einflüsse der historischen Rechtsschule, 1972; Conradi, R., Karl Friedrich Eichhorn als Staatsrechtslehrer, 1987; Klemann, B., Rudolf von Ihering und die historische Rechtsschule, 1989; Whitman, J., The Legacy of Roman Law in the German Romantic Era, 1990; Reimann, M., Historische Schule und Common Law, 1993; Bürge, A., Ausstrahlungen der historischen Rechtsschule in Frankreich, (in) ZEuP 1997, 643; Hofer, S., Freiheit ohne Grenzen?, 2001; Gadomski, C., Die Rezeption der historischen Rechtsschule und der Pandektenwissenschaft in der italienischen Wissenschaft, Diss. jur. Frankfurt 2006; Lüderssen, K., Eichendorff und das Recht, 2007; Jouanjan, O., Philosophische Verwicklungen in der Rechtswissenschaft, ZRG GA 125 (2008), 367; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008; Vano, C., Der Gaius der Historischen Rechtsschule, 2008; Kirschbaum, J., Die Etablierung der historischen Rechtsschule an der Ludoviciana (1814-1824), 2011; Haferkamp, H., Die historische Rechtsschule, 2018
Historischer Materialismus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist die von Karl →Marx (Trier 5. 5. 1818-London 14. 3. 1883) als geschichtlicher Gesetzmäßigkeit unterliegend erklärte materialistische Geschichtsphilosophie.
historische Schule →historische Rechtsschule
Historismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M.) ist (seit etwa 1850, verstärkt seit 1874 [Nietzsche]) die Betrachtung eines Geschehens unter dem Blickpunkt des Einmaligen und Besonderen, womit historische Vorgänge und Strukturen ihre Vergleichbarkeit und Wiederholbarkeit einbüßen. S. Google
Lit.: Wittkau, A., Historismus, 1992; Jaeger, F./Rüsen, J., Geschichte des Historismus, 1992; Geschichtsdiskurs Bd. 3, hg. v. Küttler, W. u. a., 1996, Historismus, hg. v. Oexle, O. u. a., 1996; Historismus am Ende des 20. Jahrhunderts, hg. v. Scholtz, G., 1997; Conte, D., Storicismo e storia universale, 2000; Historismus im 19. Jahrhundert, hg. v. Nordalm, J., 2006; Historisierung, hg. v. Baumstark, M./Forkel, R., 2016
Hitler, Adolf (Braunau an dem Inn in Oberösterreich 20. 4. 1889-Berlin 30. 4. 1945) ist zunächst einfach ein vielfach geschlagener Sohn eines unehelich geborenen, strengen, autoritären, oft übel gelaunten Zollamtsoberoffizials (Alois Schicklgruber, [1876 Namensänderung in – Alois - Hitler und Statusänderung von unehelich in ehelich durch den Ortspfarrer, † 1903, danach Halbwaisenrente für Hitler] aus einer aus dem Waldviertel in Niederösterreich stammenden Familie. Seine Mutter ist die in dritter Ehe mit Alois Hitler verheiratete Nichte zweiten Grades Alois Hitlers Klara Pölzl (1860-21. 12. 1907). Hitler wird (trotz zeitweiser guter Schulnoten bei mehrfacher Nichtversetzung ohne Schulabschluss [1905]) nach Aufenthalten in Wien (1907 gescheiterte Aufnahmeprüfung in Kunstakademie zu einem Kunstkonkurs, 1909 zweiter gescheiterter Versuch der Aufnahme in die Kunstakademie, Wohnung in Obdachlosenasyl, 1910 in Männerwohnheim, Begegnung mit der Lage der unteren Schichten) Maler von Sehenswürdigkeiten Wiens (Verkauf der Bilder durch jüdische Händler). 1913 wechselt er nach München (auch zwecks Vermeidung des Militärdiensts in Österreich, 5. 2. 1914 in Salzburg bei Musterung als waffenunfähig beurteilt). Es folgen freiwillige Kriegsteilnahme an dem Ersten Weltkrieg (16. 8. 1914 16. Reserveinfanterieregiment Bayerns, eingesetzt als nicht besonders gefährdeter Meldegänger an der Westfront, eisernes Kreuz 2. Klasse, Militärverdienstkreuz 3. Klasse, Regimentsdiplom für hervorragende Tapferkeit, Verwundetenabzeichen, eisernes Kreuz erster Klasse), psychiatrische Heilung von Erblindung durch Senfgaseinwirkung (13./14./15. 10. 1918 mit einmonatigem Lazarettaufenthalt), 21. 11. 1918 Eintritt in ein Münchener Ersatzbataillon zwecks opportunistischen Verbleibs bei dem zu dieser Zeit in dem Dienste der linksrevolutionären Kräfte Ordnung schaffenden Militär mangels ziviler Perspektiven, weiterwirkende posttraumatische Belastungsstörung (1919) (möglicherweise zunächst aus Orientierungslosigkeit Zuwendung zu der Räterepublik Kurt Eisners?, bisher nicht klar gedeutete Erfahrungen in der Räterepublik). Danach wird Hitler (April 1919) gewählter Vertrauensmann seiner Kompanie, wenig später stellvertretender Bataillonsrat. Nach der an dem 1. Mai 1919 erfolgten Rückeroberung Münchens (Ende der Räterepublik) dient er sich als Angehöriger einer Kommission gegen Militärangehörige der radikalen Linken dem postrevolutionären Militär an und verhindert seine Entlassung. Geprägt von der Ratifizierung des Vertrags von Versailles an dem 9. 7. 1919 von Sommer 1919 (in dem Herbst 1919 kurzfristig zu dem Schützenregiment 41 kommandiert) bis zu der Entlassung an dem 31. März 1920 zu dem 1. 4. 1920) wird er Vertrauensmann (aber als Österreicher nie Angehöriger) der Reichswehr (ab Sommer 1919 Propagandist zu der politischen Aufklärung der zu entlassenden Soldaten in dem Sinne der neuen Republik bzw. Bildungsoffizier, in einem Schulungskurs von dem 20. bis zu dem 24. 8. 1919 erstmals als Redner hervortretend, u. a. beauftragt mit Beobachtung der Deutschen Arbeiterpartei DAP an dem 12. 9. 1919, vielleicht „ein in oder von militärischen Stellen gut versorgter Aktivist, welcher der aufstrebenden Deutschen Arbeiterpartei als Leihgabe zu Verfügung gestellt wurde“). In diesem Rahmen erfolgt ein Wandel von einem politischen Niemand zu einem an der Macht interessierten Politiker bzw. ein dreistufiger Aufstieg von einem „streunenden Hund“ von November 1918 bis Mai 1919 über einen Teil eines Rudels von Mai 1919 bis Juli 1921 zu dem Anführer des Rudels von Juli 1921 bis 1926). Hitler wird dabei (an dem 19. 10. 1919) 55. Mitglied (ab Nr. 500 gezählte Mitgliedskarte Nr. 555) der Deutschen Arbeiterpartei (24. Februar 1920 →Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei NSDAP) und nach zwischenzeitlichem Parteiaustritt und Wiedereintritt an dem 29. Juli 1921 deren Vorsitzender. Nach der Niederlage der Münchener Räterepublik (2. Mai 1919) und unter dem Eindruck der etwa gleichzeitig bekannt gewordenen Bedingungen des Vertrags von Versailles von dem 28. Juni 1919 nähert sich Hitler aus bisher nicht wirklich bekanntem Grund oder Anlass völkisch-antisemitischen Zieletzungen (erstes [nachweisbares] Zeugnis von Antisemitismus in einem Brief an Adolf Gemlich von dem 16. September 1919). Stetes politisches Ziel ist vielleicht auf der Suche nach Wählerstimmen die politische nationale Zusammenführung aller (arischen) Deutschen. Seinen Lebensunterhalt bestreitet Hitler nunmehr vor allem durch Honorare für seine Reden. Wegen Störung einer konkurrierenden Versammlung des Bayernbunds in dem Löwenbräukeller an dem 14. 9. 1921 wird er an dem 12. 1. 1922 wegen Landfriedensbruchs zu drei Monaten Haft verurteilt, die aber nach einem Tag Haft (24. 6. 1921) zu Bewährung ausgesetzt werden. Nach einem gescheiterten, die bestehende politische Lage völlig falsch einschätzenden Putsch (mit General Erich Ludendorff) an dem 8. 11. 1923/9. 11. 1923 inhaftiert und wegen Hochverrats zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt, verfasst er (175 cm groß und etwa 75 Kilogramm schwer) in der Rolle eines politischen Märtyrers der Intrigen der konservativen herrschenden Kräfte unter verhältnismäßig angenehmen Bedingungen in der Festungshaftanstalt Landsberg am Lech binnen sieben Monaten die (vielleicht teilweise Rudolf Heß diktierte, Geschehnisse, Absichten, Fehler, Entstellungen, Verdrehungen und Unwahrheiten umfassende und dementsprechend in Bezug auf die tatsächliche Biographie weitgehend fiktive) Programmschrift „Mein Kampf“ (Band 1), die nur wenige originäre Gedanken enthält, aber Lesefrüchte der Wende von dem 19. Jahrhundert zu dem 20. Jahrhundert in individueller Art verknüpft und die Entwicklung von einem Niemand mit einer noch offenen politischen Zukunft zu dem nationalsozialistischen Führer abschließt (20. 12. 1924 Entlassung). Das Werk erscheint nach Aufhebung des Verbots der NSDAP (16. 2. 1925) in dem Juli 1925 und erhebt den Schreiber zu einer Persönlichkeit mit nationalem Profil. Hitler zeigt dabei das Talent, sich auch auf der Grundlage unvollständiger Informationen rasch zu entscheiden, und verfolgt mit größtmöglicher Kraft das Ziel eines geeinten Staates aller Deutschen. An dem 30. 4. 1925 gibt er die Staatsbürgerschaft Österreichs auf und wird staatenlos. In dem Sommer 1926 führt er nach einem Vorbild aus Bremen den so genannten Hitlergruß ein. Bis November 1926 entsteht in der Pension Moritz in Berchtesgaden, in einer Blockhütte in dem Wald (Kampf-Häusl) und in dem Hotel Deutsches Haus der zweite Band des Werkes Mein Kampf mit dem Thema Notwehr als Recht an dem Schluss (Volksausgabe beider Teile der so genannten „Hitlerbibel“ 1930, insgesamt 1031 Auflagen bis 1944, kritische, zwischen Interessen von Opfern und Interessen der Allgemeinheit vermittelnde, auf größeres Interesse von Nachfragern stoßende Ausgabe 2016). Seit 1928/1929 gelingen Hitler mit Hilfe verschiedener Machteroberungsstrategien wachsende, durch Versprechen wirtschaftlicher und gesellschafticher Verbesserungen vorbereitete Wahlerfolge (14. 9. 1930 Steigerung des Stimmanteils seiner Partei von 2,6 auf 18,3 Prozent). An dem 25. Februar 1932 erwirbt er drei Tage nach Bekanntgabe seiner Kandidatur für das Amt des Reichspräsidenten des Deutschen Reiches durch Ernennung zu einem Regierungsrat in Braunschweig (Amt nie angetreten, an dem 16. 2. 1933 wieder entlassen) die Staatsbürgerschaft des Deutschen Reiches. Bei der Wahl unterliegt er dem Wahlsieger Paul von Hindenburg (1847-1934) mit 36,8 Prozent der abgegebenen Stimmen. An dem 30. 1. 1933 ernennt ihn in Zusammenwirken mit konservativen Ansprechpartnern Reichspräsident Hindenburg als Führer der stärksten Reichstagsfraktion (37,3 Prozent der Stimmen) zu dem Reichskanzler des →Deutschen Reiches. Durch Überredung, Drohung und Gewalt wandelt Hitler die Republik in einen totalitären Einparteienstaat eines diktatorischen Führers (→Drittes Reich). Nach dem 2. 8. 1934 übernimmt er auch das Amt des verstorbenen Reichspräsidenten Hindenburg. Auf komplexe politische Problemlagen reagiert er eigenwillig, überraschend flexibel, grundsätzlich effizient und in dem Zweifel repressiv. 1936 erklärt er auf dem Parteitag, dass es ein Wunder der Zeit sei, „dass ihr mich gefunden habt unter so vielen Millionen. Und dass ich euch gefunden habe, ist Deutschlands Glück“. Gestützt auf ein Bündnis mit Italien (Mussolini) und Japan und einen taktisch motivierten Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion (Stalin) greift er als revanchistische Fortsetzung des Ersten Weltkriegs mit einem Schritt zu unbegrenzter Gewaltanwendung an dem 1. 9. 1939 Polen an („wird zurückgeschossen“) und löst damit den von ihm eigentlich tatsächlich nie zu gewinnenden Zweiten Weltkrieg (zunächst gegen Polen, Großbritannien und Frankreich) aus. An dem 22. 6. 1941 greift er unter Bruch des Nichtangriffspakts mit Stalin die Sowjetunion an. In dem weiteren Verlauf des die Sachlogik der professionellen militärischen Berater sehr lange außer Acht lassenden Krieges ist Hitlers Imperium an dem Jahresende 1941 (vorübergehend) größer ist als die zu diesem Zeitpunkt in den Krieg eintretenden und sein Ergebnis danach maßgeblich beeinflussendenVereinigten Staaten von Amerika. Seit der Schlacht um Stalingrad in dem Winter 1942/1943 wird die Überlegenheit der Alliierten aber deutlich erkennbar. Vereinzelte Attentate von Widerstandskämpfern auf ihn scheitern. An dem Ende des Krieges steht nach Hitlers Selbsttötung (in Berlin an dem 30. 4. 1945 nach 20464 Lebenstagen) an dem 8. 5. 1945 die völlige Kapitulation (und Befreiung) des Deutschen Reiches. Das Recht hat Hitler dabei auf seinem unheilvollen Weg von erfolglosem Kunstkonkurs zu menschenrechtswidrigem Massenmord in vielfältiger Weise als Kampfinstrument zu der Durchsetzung seiner menschenrechtsfeindlichen Ideologie des →Nationalsozialismus gebraucht und missbraucht. Die von ihm verwirklichte Finanzierung der Kriegsschulden in Höhe von 451 Milliarden Reichsmark muss der Sparer in der Währungsreform des Jahres 1948 tilgen. Hitlers moralische Schuld gegenüber seinen vielen Opfern in aller Welt ist auf Dauer von allen Deutschen zu tragen.
Lit.: Köbler, DRG 222; Heuß, T., Hitlers Weg, 1932, 2. A.1932, 8. A. 1932, Neudruck 2008 (Buch beruht auf einem Vortrag von dem 26. 2. 1931); Hitler, A., Mein Kampf, 1925, 17. A. 1933, 1031. A. 1944, kritische Ausgabe 2016; Braun, O., Von Weimar zu Hitler, 3. A. 1949; Bullock, A., Hitler – a study in tyranny, 1952, (deutsch) Hitler – eine Studie über Tyrannei, 1953; Hofmann, H., Der Hitlerputsch, 1961; Domarus, M., Hitlers Reden und Proklamationen, 2. A. 1965; Hoffmann, P., Widerstand - Staatsstreich - Attentat, 1969; Broszat, M., Der Staat Hitlers, 1969, 15. A. 2000; Franz-Willing, G., Ursprung der Hitlerbewegung 1919-1922, 1962, 2. A. 1974; Maser, W., Adolf Hitler, 1971, 18. A. 2001; Fest, J., Hitler, 1973; Phillips, L., Adolf Hitler and the Third Reich, 1977; Toland, J., Adolf Hitler, 1976 (deutsch 1977); Haffner, S., Anmerkungen zu Hitler, 1978; Hitler, Adolf, Sämtliche Aufzeichnungen (1905-1924), hg. v. Jäckel, E. u. a., 1980; Jäckel, E., Hitlers Herrschaft, 1986; Zitelmann, R., Hitler. Selbstverständnis eines Revolutionärs, 1987, Falter, J., Hitlers Wähler, 1991 (heterogen, nicht nur radikalisierter Mittelstand); Lang, J., Die Partei, 1989; Hitler, A., Reden, Schriften, Anordnungen, hg. v. Institut für Zeitgeschichte, Bd. 1ff. 1992ff. (1925-1933); Steinert, M., Hitler, 1994; Goldhagen, D., Hitlers willige Vollstrecker, 1996; Hamann, B., Hitlers Wien, 1996; Turner, H., Hitlers Weg zur Macht, 1996; Lukacs, J., Hitler, 1997; Pätzold, K./Weissbecker, M., Adolf Hitler, 1997; Der Hitler-Prozess, hg. v. Gruchmann, L., Bd. 1ff. 1997ff.; Large, D., Hitlers München, 1998; Kershaw, I., Hitler, Bd. 1ff. 1998ff.; Schmitz, H., Adolf Hitler, 1998; Koch-Hillebrecht, M., Hitler – Psychogramm des deutschen Diktators, 1999; Mommsen, H., Alternative zu Hitler, 2000; NS-Verbrechen und der militärische Widerstand gegen Hitler, hg. v. Ueberschär, G., 2000; Kershaw, I., Hitler 1936-1945, 2000; Zehnpfennig, B., Hitlers „Mein Kampf“, 2000, 3. A. 2006; Krockow, C. Graf v., Hitler und seine Deutschen, 2001; Gellately, R., Backing Hitler, 2001; Gritschneder, O., Der Hitler-Prozess und sein Richter Georg Neithardt, 2001; Rauscher, W., Hitler und Mussolini, 2001; Zürner, B., Adolf Hitler – Feldherr wider Willen?, 2001; Machtan, L., Hitlers Geheimnis, 2001; Fest, J., Der Untergang – Hitler und das Ende des Dritten Reiches, 2002; Der deutsche Widerstand gegen Hitler, hg. v. Überschär, G., 2002; Reuth, R., Hitler, 2003; Koch-Hillebrecht, M., Hitler, 2003; Horstmann, B., Hitler in Pasewalk, 2004; Schwarz, B., Hitlers Museum, 2004; Thonke, C., Hitlers langer Schatten, 2004; Rietzler, R., Mensch Adolf, 2004; Seligmann, R., Die Deutschen und ihr Führer, 2004; Aly, G., Hitlers Volksstaat, 2005; Frank, M., Der Tod im Führerbunker, 2005; Schreckenberg, H., Hitler, 2006; Plöckinger, O., Geschichte eines Buches. Adolf Hitlers Mein Kampf, 2006, 2. A. 2011; Grabner-Haider, A., Hitlers mythische Religion, 2008; Ryback, T., Hitler’s Private Library, 2008; Fritze, L., Legitimer Widerstand?, 2009; Mazower, M., Hitlers Imperium, 2009; Haasis, H., Den Hitler jag ich in die Luft, 2009; Renz, U., Georg Elser, 2009; Schmidt, U., Hitlers Arzt Karl Brandt, 2009; Reuth, R., Hitlers Judenhass, 2009; Bavendamm, D., Der junge Hitler, 2010; Fritz Gerlich, bearb. v. Morsey, R., 2010; Krings, S., Hitlers Pressechef - Otto Dietrich (1897-1952), 2010; Weber, T., Hitler’s First War, 2010; Zehnpfennig, B., Adolf Hitler - Mein Kampf, 2011; Weber, T, Hitlers erster Krieg, 2011; Herbst, L., Hitlers Charisma, 2011; Tomberg, F., Das Christentum in Hitlers Weltanschauung, 2012; Knigge, J., Hitlers Italienbild, 2012; Plöckinger, O., Unter Soldaten und Agitatoren, 2013; Ullrich, V., Adolf Hitler - Biographie - Die Jahre des Aufstiegs 1889-1939, 2013; Nübel, C., Der Bismarck-Mythos in den Reden und Schriften Hitlers, (in) HZ 298 (2013) 349 (von geringer Bedeutung, weil Hitler zukunftsorientiert erscheinen wollte); Raichle, C., Hitler als Symbolpolitiker, 2014; Dreykorn, M., Hitler an der Macht, 2015; Pyta, W. Hitler – Der Künstler als Politiker und Feldherr, 2015; Kellerhoff, S., Mein Kampf – Die Karriere eines deutschen Buches, 2015; Fleischmann, P., Hitler als Häftling in Landsberg 1923/1924, 2015; Nettles, J., Hitlers Inselwahn, 2015; Longerich, P., Hitler, 2015; Quellen und Dokumente zur Geschichte von „Mein Kampf“ 1924-1925, hg. v. Plöckinger, O., 2016; Hitler – Mein Kampf – Eine kritische Edition, hg. v. Hartmann, C. u. a., 2016; Sandner, H., Hitler – Das Itinerar, Bd. 1-4 2016 (rund 4000 Tage in München, je 2000 Tage in Wien und Berlin, 1650 Tage auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden); Die Maiski-Tagebücher, 2016; Weber, T., Wie Adolf Hitler zum Nazi wurde, 2016; Aust, S., Hitlers erster Feind, 2016; Renz, U., Georg Elser – Allein gegen Hitler, 2014, 2. A. 2016; Herwig, H., The Demon of Geopolitics – How Karl Haushofer „educated“ Hitler and Hess, 2016 (fast gar nicht); Schieder, W., Adolf Hitler – politischer Zauberlehrling Mussolinis, 2017; Ullrich, V., Adolf Hitler Bd. 2 Die Jahre des Untergangs, 2018; Fritz, S., The First Soldier, 2018; Görtemaker, H., Hitlers Hofstaat, 2019 (Dietrich Eckart, Alfred Rosenberg, Ernst Röhm, Christian Weber, Eva Braun, Josef Goebels, Magda Goebbels, Heinrich Hoffmann, Theodor Morell, Karl Brandt, Albert Speer, Martin Bormann, Otto Dietrich, Nicolaus von Below, Straumann, T., 1931); Benz, W., Im Widerstand – Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler, 2019 (Georg Elser, Bischof Clemens August Graf von Galen, Konrad Heiden, Hans Achim Litten, Emil Gumbel, Kurt Tucholsky, Julius von Jan, Lina Haag); Straubmann, T., Die Finanzkrise und Hitlers Aufstieg, 2020; Simms, B., Hitler, 2020; Leidinger, H./Rapp, C. Hitler – prägende Jahre. Kindheit und Jugend 1889-1914, 2020; Menzel, U., Die Steigbügelhalter und ihr Lohn – Hitlers Einbürgerung in Braunschweig als Weichenstellung auf dem Weg zur Macht und die Modernisierung des Braunschweiger Landes, 2020; Sandgruber, R., Hitlers Vater – Wie der Sohn zum Diktator wurde, 2021; Reuth, R., Hitler, 2021; Pyta, W. u. a., Nicht alternativlos – wie ein Reichskanzler Hitler hätte verhindert werden können, (in) HZ 312 (2021), 400 (Hindenburg wollte aber keine Zwischenlösung, sondern eine Endlösung); Pyta, W., Einsichten zu Hitler, HZ 313/2 (2021), 408
Hobbes, Thomas (Westpool 5. 4. 1588-Hardwick Hall 4. 12. 1679) wird nach dem Philosophiestudium in Oxford Hauslehrer bei Baron Cavendish. In seinem Hauptwerk (lat.) Elementa (N.Pl.) philosophiae (Grundlagen der Philosophie) (Teil 3 [lat.] De cive [Von dem Bürger], 1649, ähnlich Leviathan, 1651, Neudruck 2. A. 2008) erklärt er den Ursprung des Staates mit dem von dem (bösen) Menschen zu der Vermeidung des Kampfes aller gegen alle zugunsten des souveränen Herrschers geschlossenen →Gesellschaftsvertrag, als dessen Folge auf Grund der Autorität des Herrschers die menschlichen Gesetze die Naturgesetze ablösen. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HobbesThomasLeviathan1651.pdf; Tönnies, F., Thomas Hobbes, 3. A. 1925; Schnur, R., Individualismus und Absolutismus, 1962; Mayer-Tasch, P., Thomas Hobbes und das Widerstandsrecht, 1965; MacPherson, C., Die politische Theorie des Besitzindividualismus, 1967; Dießelhorst, M., Ursprünge des modernen Systemdenkens bei Hobbes, 1968; Hobbes-Forschungen, hg. v. Koselleck, R. u. a., 1969; Förster, W., Thomas Hobbes und der Puritanismus, 1969; Schelsky, H., Thomas Hobbes, 1981, Willms, T., Thomas Hobbes, 1987; Dießelhorst, M., Naturzustand und Sozialvertrag bei Hobbes und Kant, 1988; Thomas Hobbes und die englische Revolution, 1991; Ludwig, B., Die Wiederentdeckung des epikureischen Naturrechts, 1998; Hüning, D., Freiheit und Herrschaft, 1998; Kremkus, A., Die Strafe, 1999; Bredekamp, H., Thomas Hobbes, 2003; Hirsch, A., Recht auf Gewalt?, 2004; Hobbes and the Law, hg. v. Dyzenhaus, D. u. a., 2012; Skinner, Q, Thomas Hobbes und die Person des Staates, 2017
hoch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) nach oben ausgedehnt, übergeordnet
Hochadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nicht als Ansatz – belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →Adel
Hochgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1256 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) hohes Gericht
Hochgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal [Baden 1807] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort Hochgericht 1285, N.) ist seit dem Hochmittelalter die Gerichtsbarkeit über die mit der →Todesstrafe bedrohten Verbrechen (→Totschlag, →Notzucht, →Diebstahl). Sie steht (auf Grund königlicher Verleihung) grundsätzlich dem →Landesherrn zu, der sie seit dem (lat.) →Statutum (N.) in favorem principum (1231/1232, Gesetz zugunsten der Fürsten) als eigenes Recht weiterverleihen kann. Demgegenüber wird die Niedergerichtsbarkeit (→Niedergericht) von niederen Gerichten ausgeübt. S. Google
Lit.: Fabricius, E., Das Hochgericht Rhaunen, 1901; Rietschel, S., Das Burggrafenamt und die hohe Gerichtsbarkeit, 1905; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsverfassung Bayerns, 1929; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 2. A. 1958; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, 2000; Guthke, T., Die Herausbildung der Strafklage, 2009
Hochmeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1287 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →Deutscher Orden
Lit.: Stengel, E., Hochmeister und Reich, ZRG GA 58 (1938), 178; Die Hochmeister des Deutschen Ordens 1190-1994, hg. v. Arnold, U., 1998
Hochmittelalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der mittlere Zeitabschnitt des Mittelalters, der von etwa 911 (bzw. 1000) bzw. 1076 bis (etwa 1250 bzw.) 1254 bzw. 1273 angesetzt werden kann. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 93; Wegener, W., Böhmen, Mähren und das Reich im Hochmittelalter, 1959; Beiträge zum hochmittelalterlichen Städtewesen, hg. v. Diestelkamp, B., 1982; Goez, W., Gestalten des Hochmittelalters, 1983; Jakobs, H., Kirchenreform und Hochmittelalter, 1984, 2. A. 1988; Haas, W., Welt im Wandel, 2002; Haverkamp, A., Zwölftes Jahrhundert (1125-1198), 2003
Hochschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Heidelberg] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort 1400, F., s. Google) →Universität
Lit.: König, W., Spezialisierung und Bildungsanspruch – Zur Geschichte der Technischen Hochschulen im 19. und 20. Jahrhundert, (in) Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 11, 4 (1988), 219ff.
Hochstapelei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie aus dem Rotwelschen gebildet, F., s. Google) eine Form von Betrug
hochstapeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Rotwelchen gebildet Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) in bestimmter Weise betrügen
Hochstapler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1728 [Schwaben] in sieben Hinweisen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Rotwelchen gebildet, M.s. Google) ist der in betrügerischer Absicht den Anschein einer Zugehörigkeit zu einer höheren Gesellschaftssicht erweckende Mensch. S. Google
Lit.: Wolf, S., Wörterbuch des Rotwelschen, 1956, 2. A. 1985
Hochstift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Straßburg] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das weltliche Herrschaftsgebiet eines geistlichen Reichsfürsten (und bei unscharfem Sprachgebrauch auch das zugehörige Bistum) (beispielsweise Minden, Münster, Osnabrück, Hildesheim, Würzburg, Bamberg, Straßburg, Augsburg, Freising, Passau, Regensburg, Brixen u. s. w.) von dem Hochmittelalter bis zu dem Jahre 1803. S. Google
Lit.: Werminghoff, A., Verfassungsgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter, 2. A. 1913, 72; Bachmann, S., Die Landstände des Hochstifts Bamberg, 1962; Wolgast, E., Hochstift und Reformation, 1995; Wüst, W., Geistlicher Staat und Altes Reich, 2001; Wetter, I., Hochstifte als mittelalterliche Verkehrszentren, 2006 (Konstanz, Augsburg); Haag, N., Dynastie, Region, Konfession – Die Hochstifte des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation zwischen Dynastisierung und Konfessionalisierung (1448-1648), 2018
Hochverrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1703 [Bern] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem frühen 18. Jahrhundert (1703, möglicherweise kann auch bereits der Bauernaufstand von Untergrombach 1502 als früher Ansatzpunkt angesehen werden) ein neuer Ausdruck für das Majestätsverbrechen (lat. [N.] →crimen laesae maiestatis), das in dem Hochmittelalter den älteren Treuebruch verdrängt. Hochverrat soll in dem Kampf gegen den Absolutismus die Taten erfassen, die den inneren Bestand des Staates angreifen (in Gegensatz zu dem →Landesverrat und zu dem →Majestätsverbrechen). Nach →Feuerbach (1798) ist jeder Angriff auf den Staatsvertrag (bzw. die drei Staatsverträge) Hochverrat (beispielsweise Entziehung eines Gliedstaats, Angriff auf das Leben des Herrschers, Revolution), doch folgt dem die Rechtspraxis nicht. Das deutsche Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches von 1871 bietet demgegenüber eine ausführliche Kasuistik. S. Google
Lit.: Söllner § 10; Baltzer, C., Die geschichtlichen Grundlagen der privilegierten Behandlung politischer Straftäter, 1966; Reimann, M., Der Hochverratsprozess gegen Gustav Struve und Karl Blind. Der erste Schwurgerichtsfall in Baden, 1985; Staatsschutz, hg. v. Willoweit, D., 1994; Böttger, M., Der Hochverrat, 1998; Widerstand als Hochverrat, bearb. v. Zarusky, J. u. a., 1998; Hochverrat?, hg. v. Lill, R., 1999; Richter, I., Hochverratsprozesse als Herrschaftspraxis, 2001; Bundschuh, hg. v. Blickle, P. u. a., 2004
Hochzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – neuntes Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einem Hinweis auf Deutsche Sprach-Denkmale des zwölften Jahrhunderts und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Bezeichnung für (die) Feier(lichkeiten), insbesondere der →Eheschließung (13. Jahrhundert). Hierfür schafft der Landesherr seit dem 15. Jahrhundert besondere Hochzeitsordnungen. Sie verbieten übermäßigen Luxus (→Luxusverbot). S. Google
Lit.: Bächtold, H., Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit, 1914; Neumann, G., Hochzeitsbrauchtum in Westfalen, (in) Westfalen 33 (1955), 212; Goldmann, E., Hochzeitsbräuche, Seelenreise, 1956; Leisching, P., Et teneat eam, (in) Studia Gratiana 27 (1996), 311; Tisch und Bett, hg. v. Riis, T., 1998
Hof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 116 ad comitatum zehoua, cehoua, zehoue, ziboua, II 324 ad comitatum .i. ad palatium vel zehova. III 124 für curtis, curta, curia, , I 271, III 209, III 227] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zu einem Haus unmittelbar gehörige Platz oder Raum, allgemeiner der landwirtschaftliche Betrieb oder der Lebensbereich eines Adeligen. Der landwirtschaftliche Hof ist überwiegend Teil der →Grundherrschaft. Seit dem 19. Jahrhundert wird für ihn teilweise ein besonderes →Hofrecht geschaffen. Für den adeligen Hof entstehen schon früh eigene Hofrechte, besondere Hofämter, später auch Hoftage, Hofgerichte, Hofräte und Hofordnungen. In Bayern-Landshut besteht das spätmittelalterliche Hofgesinde aus 150 vergüteten Mitgliedern. In dem ernestinischen Sachsen umfasst der Hof 1531 etwa 500 Menschen. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 35f.; Kroeschell, DRG 1, 83, 112; Köbler, WAS; Maurer, G. v., Geschichte der Fronhöfe und der Hofverfassung in Deutschland, Bd. 1ff. 1862f., Neudruck 1961; Härle, P., Die zwölf Abteimaierhöfe des Stiftes Buchau, 1937; Hartmann, K., Haus Rhade op de Volme, 1938; Haff, K., Hofübergabe und Ältestenrecht, ZRG GA 62 (1942), 377; Elsener, F., Der Hof Benken, 1953; Ohe, J. v. d., Die Zentral- und Hofverwaltung des Fürstentums Lüneburg, 1955; Herold, E., Hofdienst und Hofschutz, Diss. jur. München 1956; Dölling, H., Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten, 1958; Kruedener, J. Frhr. v., Die Rolle des Hofes im Absolutismus, 1973; Hollegger, M., Maximilian und die Entwicklung der Zentralverwaltung am Hof, 1983; Bumke, J., Höfische Kultur, 1986; Moraw, P., Hoftag und Reichstag, (in) Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, 1989, 3; Alltag bei Hofe, hg. v. Paravicini, W., 1995; Haus und Hof in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, hg. v. Beck, H. u. a., 1997; Plassmann, A., Die Struktur des Hofes, 1998; Hillen, C., Curia regis, 1999; Höfe und Höfeordnungen 1200-1600, hg. v. Kruse, H. u. a., 1999; Bahl, P., Der Hof des Großen Kurfürsten, 2000; Schütte, B., König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof, 2002; Hofkultur und aufklärerische Reformen in Thüringen, hg. v. Ventzke, M., 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 2003; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003; Hengerer, M., Kaiserhof und Adel, 2004; Weise, W., Der Hof der Kölner Erzbischöfe in der Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas, 2004; Nolte, C., Familie, Hof und Herrschaft, 2004; Fürstenhöfe und ihre Außenwelt, hg. v. Zotz, T., 2004; Dvory a rezidence ver středovĕku, 2006; Hofkultur in Frankreich und in Europa im Spätmittelalter, hg. v. Freigang, C. u. a., 2005; Kaiserhof – Papsthof (16. – 18. Jahrhundert), hg. v. Bösel, R. u. a., 2006; Die Hofgeschichtsschreibung im mittelalterlichen Europa, hg. v. Schieffer, R. u. a., 2006; Biersack, I., Die Hofhaltung der reichen Herzöge von Bayern-Landshut, 2006; Der Hof und die Stadt, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2006; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich - Hof und Schrift, hg. v. Paravicini, W., 2007; Mittelalterliche Fürstenhöfe und ihre Erinnerungskulturen, hg. v. Fey, C. u. a., 2007; Hof und Macht, hg. v. Butz, R. u. a., 2007; Spieß, K., Fürsten und Höfe im Mittelalter, 2008; Rösener, W., Leben am Hof, 2008; Hofwirtschaft, hg. v. Fouquet, G., 2008; Lutter, C., Zwischen Hof und Kloster, 2010; Zu Diensten Ihrer Majestät. Hofordnungen, hg. v. Wührer, J. u. a., 2011; Streit am Hof im frühen Mittelalter, hg. v. Becher, M. u. a., 2011
Hofamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [Xanten] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der dutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltisch-Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist hauptsächlich das Amt der Verwaltung eines herrschaftlichen (fürstlichen, königlichen) →Hofes. Bereits zu dem spätrömischen →Kaiser gehört eine nahezu aus dem Nichts geschaffene umfangreiche Zentralverwaltung in Rom mit zahlreichen hierarchisch geprägten Ämtern. Wohl in Anschluss hieran folgt auch dem frühmittelalterlichen →König ein Hof mit hauptsächlich Seneschall bzw. Truchsess, Marschall, Schenk, Kämmerer und Kanzler als Trägern von Ämtern, die dem hohen Adel zugeteilt, später aber von Dienstleuten tatsächlich ausgeübt werden. Der königliche Hof bildet sich bis zu dem Ende des Heiligen römischen Reiches immer vielseitiger aus und gibt das Vorbild für die Hofämter an den einzelnen Fürstenhöfen ab. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 29; Kroeschell, DRG 1, 2; Baltl/Kocher; Schubert, P., Die Reichshofämter, (in) MIÖG 34 (1913), 427; Lübeck, K., Die Hofämter der Fuldaer Äbte im frühen Mittelalter, ZRG GA 65 (1947), 177; Bosl, K., Die Reichsministerialität der Salier und Staufer, Bd. 1f. 1950f.; Klafki, E., Die kurpfälzischen Erbhofämter, 1966; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main 1970; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Rösener, W., Hofämter, (in) DA 45 (1989); Hasse, C., Die welfischen Hofämter und die welfische Ministerialität in Sachsen, 1995; Hof und Theorie, hg. v. Butz, R. u. a., 2004; Keller, K., Hofdamen, 2005; Spieß, K., Fürsten und Höfe im Mittelalter, 2008
Höfeordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das an dem 24. 4. 1947 für die →britische Zone des Deutschen Reiches erlassene Gesetz, das für landwirtschaftliche Höfe teilweise besondere Rechtsregeln (Sondererbfolge) schafft und an dem 26. 7. 1976 abgeändert wird. S. Google
Lit.: Kannewurf, T., Die Höfeordnung vom 24. April 1947, 2004
Hofer, Andreas (Sankt Leonhard 22. 11. 1767-Mantua 20. 2. 1810, Mutter 1767, Vater 1770 gestorben, 1789 Übernahme des väterlichen Hofes), Gastwirt und fortschrittsfeindlicher Tiroler Freiheitskämpfer gegen die Besetzung →Tirols durch →Bayern und →Frankreich (1809), nach anfänglichen Erfolgen von Franz Raffl für 1500 Gulden verraten, an dem 28. 1. 1810 auf der Pfanderalm (Alm des Prantacher Hofes gegenüber Sankt Martin in dem Passeiertal) verhaftet und in Mantua an dem 20. 2. 1810 durch Erschießen hingerichtet. S. Google
Höferecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Anknüpfung an das ältere →Anerbenrecht gesetzlich geschaffene besondere Erbrecht für bestimmte landwirtschaftliche Höfe (preußische Provinz Hannover 1874 und 10 weitere deutsche Bundesstaaten [Reichsländer] bis 1930, Reichserbhofgesetz 1933, Höfeordnung der britischen Besatzungszone 1947, Höfeordnung von Rheinland-Pfalz 1953). 1963 erklärt das deutsche Bundesverfassungsgericht den Vorzug von Männern vor Frauen in dem Höferecht für verfassungswidrig. Für die nicht von dem besonderen Höferecht erfassten Höfe gilt das Grundstückverkehrsgesetz. S. Google
Lit.: Gersbach, A., Das Agrar- und Höferecht der Grafschaft Hauenstein, 1948; Bischoff, W., Die Geschichte des Anerbenrechts in Hannover, Diss. jur. Göttingen 1966; Dehne, F., Vom Hof zum Betrieb, 1966; Tykwer, F., Hofnachfolge in Westfalen-Lippe, 1997; Fastenmayer, B., Hofübergabe als Altersversorgung, 2009
Hoffahrt, Hoffart (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt? – zwölftes Jahrhundert in EDEL? - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [Heinrich Türlin] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (?) und in Google (?) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Erscheinen an dem adeligen Hof, insbesondere die Teilnahme an dem Hoftag. Die Hoffahrt gründet sich in dem Laufe des Mittelalters mehr und mehr auf das Lehnsrecht. Vielfach wird sie von einer anfänglichen Pflicht zu einem Recht auf Teilnahme an dem Hoftag. S. Google?
Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Dendorfer, J., Das Lehnswesen im Hochmittelalter, 2010
Hoffart (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zwölftes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [Heinrich Türlin] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Hochmut
Hofgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1326 [Nassau] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist einerseits das an dem grundherrschaftlichen Fronhof eingerichtete Gericht eines →Grundherrn über seine Hintersassen und andererseits das an dem fürstlichen Hof gebildete Gericht des Herrschers, aus dem der Fürst selbst spätestens in dem 15./16. Jahrhundert ausscheidet. Das königliche Hofgericht (Reichshofgericht) kennt seit 1235 neben dem König einen besonderen Hofrichter, hat als Urteiler neben den Fürsten auch Juristen, überliefert etwa 2000 Urkunden, verliert aber durch die den Landesherren erteilten Nichtevokationsprivilegien an Bedeutung (Achtregister 1290, 1346, 1353, Ladungsregister 1396, Hofgerichtsregister 1409) und wird 1451 durch das Kammergericht ersetzt bzw. wird nach der Rückkehr Friedrichs III. von der Kaiserkrönung in Rom 1452 das Hofrichteramt nicht erneut besetzt, weil das Hofgericht den neuen Anforderungen (Appellation) nicht mehr gerecht werden kann. Das Hofgericht in Rottweil ist ein seit 1273 von den Königen vielfach bevorrechtigtes Landgericht, dessen Vorsitz ein Hofrichter als Stellvertreter des Königs innehat. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 114, 115; Franklin, O., Das Reichshofgericht im Mittelalter, Bd. 1f. 1867ff.; Kohler, J., Das Verfahren des Hofgerichts Rottweil, 1904; Böker, H., Hofgerichtsbarkeit und Hofgerichte im Vest Recklinghausen, Diss. jur. Bonn 1957; Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Heikaus, H., Hofgerichte und Hofrecht, 1970; Wohlgemuth, H., Das Urkundenwesen des deutschen Reichshofgerichts 1273-1378, 1973; Battenberg, F., Die Hofgerichtssiegel, 1979; Heitzenröder, W., Ein Prozess gegen Stift und Stadt Fulda, ZRG GA 100 (1983), 267; Diestelkamp, B., Vom königlichen Hofgericht zum Reichskammergericht, (in) FS A. Erler, 1986, 44; Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451, Bd. 1ff. 1987ff. (Band 8 1996, Band 16 1404-1406 2014, Band 17 1407-1410, 2019); Frey, S., Das württembergische Hofgericht (1460-1618), 1989; Wernli, M., Das kaiserliche Hofgericht in Zürich, 1991; Mentgen, G., Das kaiserliche Hofgericht Rottweil, ZRG GA 112 (1995), 396; Battenberg, F., Die königlichen Hofrichter vom 13. bis 15. Jahrhundert, (in) Deutscher Königshof, hg. v. Moraw, P., 2002, 239; Die pommerschen Hofgerichte, hg. v. Jörn, N., 2007; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz, 2013
Hofgerichtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Amberg] in siebzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ordnung der Verfassung und des Verfahrens eines →Hofgerichts. Für das königliche Hofgericht gibt es einen Entwurf einer Hofgerichtsordnung von 1409. Landesherrliche Hofgerichtsordnungen erscheinen später (beispielsweise Pfalz 1462, verloren). S. Google
Lit.: Otte, A., Die Mainzer Hofgerichtsordnung von 1516/1521, 1964; Bender, K., Die Hofgerichtsordnung Kurfürst Philipps für die Pfalzgrafschaft bei Rhein, 1967
Hofkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die 1498 für die Finanzverwaltung des Heiligen römischen Reiches und der österreichischen Erbländer geschaffene, 1527 von Ferdinand I. reorganisierte Behörde, die von 1749 bis 1761 mit der inneren Verwaltung in dem Directorium, von 1782 bis 1791 in der vereinigten Hofstelle, von 1792 bis 1797 in dem Directorium und von 1801 bis 1802 in der vereinigten Hofstelle zusammengelegt und (in Österreich) 1848 in das Finanzministerium umgewandelt wird. S. Google
Lit.: Körbl, H., Die Hofkammer und ihr ungetreuer Präsident, 2009
Hofkanzlei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Kärnten] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Kanzlei des fürstlichen Hofes. Die österreichische Hofkanzlei wird an der Wende von dem 16. zu dem 17. Jahrhundert von der Reichskanzlei getrennt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 150; Baltl/Kocher
Hofkapelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1594 [Württemberg] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar bzw. in der weiteren Herkunft unklar, F.), s. Google
Lit.: Görlitz, S., Beiträge zur Geschichte der königlichen Hofkapelle, 1936; Hausmann, F., Reichskanzlei und Hofkapelle unter Heinrich V. und Konrad III., 1956
Hofmark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1140 [Wilten] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), s. Google
Lit.: Kellner, S., Die Hofmarken Jettenbach und Aschau in der frühen Neuzeit. Studien zur Beziehung zwischen Herrschaft und Untertanen in Altbayern am Beispiel eines adeligen Herrschaftsbereiches, 1986
Hofmeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1215 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Mittelalter (13. Jahrhundert) ein führender Verwaltungsbeamter des fürstlichen Hofes, der statt des Fürsten dem Hofrat vorsitzen kann. S. Google
Lit.: Seeliger, G., Das deutsche Hofmeisteramt, 1885; Höfe und Hofordnungen 1200-1600, hg. v. Kruse, H., 1999
Hofnarr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1691 [Stieler] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, 1566, M.) ist der nach antiken und orientalischen Vorbildern von dem Hochmittelalter bis in das 17. Jahrhundert (Frankreich) oder 18. Jahrhundert (Heiliges römisches Reich [deutscher Nation]) als Unterhalter an Fürstenhöfen tätige Narr (oft Zwerg oder Krüppel). S. Google
Lit.: Amelunxen, C., Rechtsgeschichte der Hofnarren, 1991
Hofpfalzgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1652 [Grimm Deutsches Wörterbuch] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Träger eines in Italien seit dem frühen Hochmittelalter entstandenen Amtes zu der Vertretung des Kaisers in bestimmten Angelegenheiten (beispielsweise Legitimation unehelich Geborener, Bestätigung von Vormundschaften, Ernennung von Notaren, Verleihung von Adel). Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nehmen die Zahl der Hofpfalzgrafen und der Umfang ihrer Rechte zu. In dem 18. Jahrhundert verfällt das mit dem 6. 8. 1806 ganz erloschene Amt zusehends. S. Google
Lit.: Jecklin, F., Die Hofpfalzgrafen in der Schweiz, 1890; Dobler, E., Das kaiserliche Hofpfalzgrafenamt und der Briefadel im alten Deutschen Reich, 1950; Hofpfalzgrafenregister, hg. v. Heroldsausschuss, 1953ff.; Hofpfalzgrafenregister, hg. v. Herold, bearb. v. Arndt, J., Bd. 1 1964; Schmidt, E., Die Hofpfalzgrafenwürde an der hessen-darstädtuischen Universität Marburg/Gießen, 1973
Hofrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das zunächst aus dem →Adel gebildete, unscharf umgrenzte, ständige Beratergremium eines Fürsten. Unter Kaiser Friedrich III. (1452-1493) umfasst er 283 weltliche und 150 geistliche Berater, von denen 235 aus den Erblanden und 198 aus dem außererbländischen Binnenreich einschließlich Tirols stammen. Der Hofrat wird seit dem Ende des 15. Jahrhunderts zu der zentralen kollegialen Behörde der Landesverwaltung. Zunehmend finden gelehrte →Juristen Aufnahme. Statt des Fürsten sitzt ihm später der Kanzler oder →Hofmeister vor. Vielfach verlegt sich das Schwergewicht der Tätigkeit auf die Rechtsprechung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 113, 114; Erdmann, K., Der jülich-bergische Hofrat, (in) Düsseldorfer Jb. 41 (1939), 1; Eisenhardt, U., Aufgabenbereich und Bedeutung des kurkölnischen Hofrates, 1963; Heydenreuter, R., Der landesherrliche Hofrat unter Herzog und Kurfürst Maximilian I. von Bayern, 1981; Buhlmann, G., Der kurkölnische Hofrat, 1998; Recht und Verfasung, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1998
Hofrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist wohl spätestens seit dem Hochmittelalter das besondere Recht eines grundherrschaftlichen Verbands (Worms 1023/1025, Limburg 1035). Später geht das Hofrecht in dem →Dorfrecht auf. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 101, 105; Lohmeyer, K., Das Hofrecht und Hofgericht des Hofes zu Loen, 1906; Arnold, H., Das Hofrecht und die Hofgerichte (Hobsgerichte) in Mülheim an der Ruhr, Diss. jur. Bonn 1955; Schulte-Beckhausen, K., Hofrecht und Hofgerichtsbarkeit in Gelsenkirchen, Diss. jur. Bonn 1958; Fricke, E., Das Recht und Gericht des Stilkinger Lehnsverbandes, Diss. jur. Bonn 1958; Heikaus, H., Hofgerichte und Hofrecht, 1970; Spieß, P., Das Limburger Hofrecht, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 468
Hofrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Richter des Hofgerichts (zwischen 1235 und 1451 in dem Heiligen römischen Reich 40 durchweg adelige, ungelehrte H. und 76 Hofgerichtsstatthalter bekannt). S. Google
Lit.: Battenberg, F., Die königlichen Hofrichter vom 13. bis 15. Jahrhundert, (in) Deutscher Königshof, hg. v. Moraw, P., 2002, 239
Hoftag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1410 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Herrscher in seinem Reich abgehaltene Tag, welcher der Verwirklichung seiner Herrschaft dient. In dem Heiligen römischen Reich ist er (bis 1470/1480?) Vorläufer des Reichstags. S. Google→Hof
Lit.: Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 2003; Annas, C., Hoftag – gemeiner Tag – Reichstag, 2004; Politische Versammlungen und ihre Rituale, hg. v. Peltzer, J. u. a., 2009
hohe Gerichtsbarkeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) →Hochgerichtsbarkeit
Hoheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Kärnten] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) oberste Staatsgewalt, ein Titel
Lit.: Leitges, K., Die Entwicklung des Hoheitsbegriffes, 1998
Hoheitsgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL t - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Befugnis des Staates, einseitig rechtlich verbindliche Anordnungen zu erlassen. Sie entsteht aus der anfänglichen tatsächlichen körperlichen Macht einzelner Menschen über andere Menmschen und nach antiken Anfängen aus der frühmittelalterlichen Banngewalt und zunächst vereinzelten Hoheitsrechten des Landesherrn mit der seit dem Spätmittelalter einsetzenden Verdichtung. Seit dem 18. Jahrhundert spricht man von Landeshoheit. Sie wird als ursprünglich und damit nicht von dem Reich abgeleitet angesehen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 149; Leitges, K., Die Entwicklung des Hoheitsbegriffes, 1998
Hohenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)
Lit.: Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschaftsgeschichte der Grafschaft Hohenberg, bearb. v. Müller, K., Bd. 1f. 1953ff.
Hohenlohe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)
Lit.: Ganzhorn, G., Die Entstehung und die Quellen des hohenlohischen Landrechtes aus dem Jahre 1738, Diss. jur. Tübingen 1955; Ulshöfer, F., Die hohenlohischen Hausverträge, Diss. jur. Tübingen 1960; Steinle, P., Die Vermögensverhältnisse der Landbevölkerung in Hohenlohe im 17. und 18. Jahrhundert, 1971; Weber, H., Die Fürsten von Hohenlohe im Vormärz, 1977; Magen, F., Reichsgräfliche Politik in Franken, 1975; Hohenlohische Dorfordnungen, bearb. v. Schumm, K. u. a., 1985; Die Familie Hohenlohe, hg. v. Hannig, A. u. a., 2013
Hohenstaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb. Pl., s. Google) →Staufer
Hohenzollern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die nach der Burg Zollern bzw. Hohenzollern in Schwaben (seit 1350) benannte gräfliche Familie, deren Stammgut 1849 an den 1411/1415/1417 als Markgrafen nach Brandenburg gelangten Zweig der zugehörigen Familie (1648 →Preußen) zurückfällt. Das Gebiet geht 1945/1951 in dem Zuge der Aufteilung Preußens in Baden-Württemberg auf. In Preußen nennt sich die Familie seit 1701 König. In dem (zweiten) Deutschen Reich stellt sie von 1871 bis 1918 den Kaiser. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 131; Köbler, Historisches Lexikon; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk (1415-1915), 1915, Neudruck 1980; Eisele, K., Studien zur Geschichte der Grafschaft Zollern, 1956; Ulshöfer, W., Das Hausrecht der Grafen von Zollern, 1969; Kirchherr, R., Die Verfassung des Fürstentums Hohenzollern-Sigmaringen vom Jahre 1833, 1979; Sauer, P., Napoleons Adler über Württemberg, Baden und Hohenzollern, 1987; Herm, G., Der Aufstieg des Hauses Hohenzollern, 1995; Stamm-Kuhlmann, T., Die Hohenzollern, 1995; Neugebauer, W., Die Hohenzollern, Bd. 1f. 1996ff.; Die Protokolle der Regierung von Württemberg-Hohenzollern, Bd. 1 bearb. v. Raberg, F., 2004; Bourée, K., Dienst, Verdienst und Distinktion, 2012; Schönpflug, D., Die Heiraten der Hohenzollern, 2013; Pekelder, J. u. a., Der Kaiser und das „Dritte Reich“, 2021
höhere (Adj. Komparativ) →hoch
Höhere Gewalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem Menschen nicht abwendbare Gewalt. Diese befreit sachlich den Schuldner schon in dem römischen Recht in bestimmten Fällen von einer möglichen Verpflichtung zu →Schadensersatz. In spätklassischer Zeit spricht man zusammenfassend von (lat.) →vis (F.) maior (vis cui resisti non potest, größeren Gewalt, Gewalt der nicht widerstanden werden kann). Diese wird in dem Hochmittelalter in dem deutschen Reich aufgenommen. Sie verbindet sich mit dem Begriff der →echten Not, in der eine Fristversäumnis (mit höherer Gewalt) entschuldigt wird. S. Google
Lit.: Kaser § 36 III; Hübner 563, 583; Exner, A., Der Begriff der höheren Gewalt, 1883, Neudruck 2007; Doll, A., Von der vis maior zur höheren Gewalt, 1989; Jansen, N., Die Struktur des Haftungsrechts, 2003
Holdsworth, William Searle (Elmers End 7. 5. 1871-Oxford 2. 1. 1944), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Studium von Geschichte und Recht in Oxford und London 1897 Professor in Oxford. Mit seiner sechsbändigen History of English Law verfasst er ohne eigene Quellenstudien eine umfassende, die Grundlagen einbeziehende Darstellung des englischen Rechtes von den Anfängen bis zu der Gegenwart. S. Google
Lit.: Lawson, F., The Oxford Law School 1850-1965, 1968
holen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen (AhdGl. II 99 rescisso contractu kahaloteru odo kaeiskoteru unprutti) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) (von anderswo) herbeibringen, s. Google
Holland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen (Holz und Land) über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die seit dem 10. Jahrhundert in dem Gebiet der Maasmündung bezeugte Grafschaft, die über Burgund (1433) und Habsburg (1477) 1579 in die Vereinigte Republik (1815 Königreich) der →Niederlande gelangt. Durch Verordnung von dem 13. 8. 1428 wird der Rat von Holland und Seeland als oberste Gerichtsbehörde und Verwaltungsbehörde eingesetzt und später von dem Hof von Holland fortgesetzt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; De oudste Rechten der stad Dordrecht, hg. v. Fruin, J., 1882; Memorialen van het Hof (den Raad) van Holland, Zeeland en West-Friesland van den secretaris Jan Rosa, hg. v. Blécourt, A. u. a., 1929; Jansma, T., Raad en Rekenkamer in Holland en Zeeland, 1932; Uit de practijk van het hof van Holland, hg. v. Apeldoorn, L. van, 1938; Oorkondenboek van Holland en Zeeland tot 1299, Bd. 1f. hg. v. Koch, A. u. a., 1970ff.; Lingbeek-Schalekamp, C., Overheid en Muziek in Holland tot 1672, 1984; Das römisch-holländische Recht, hg. v. Feenstra, R. u. a., 1992; Price, L., Holland, 1994; Israel, J., The Dutch Republic, 1995; Geschiedenis van Holland, hg. v. Nijs, T. de u. a., 2002; Moorman van Kappen, O., Zur holländischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1795, ZRG GA 122 (2005), 318; Le Bailly, M. u. a., Hoge raad van Holland, 2006; Le Bailly, M., Hof van Holland, Zeeland en West-Friesland, 2008; Cox, J., Hebbende privilege van stede, 2011
Holmgangr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der altnordische Zweikampf, der bereits um 1000 in Island (1004?) und Norwegen (um 1012) abgeschafft wird. S. Google
Lit.: Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Pálsson, J. u. a., Hólmgöngur in der altnordischen Literatur, (in) Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 41 (1995), 37ff.
Holocaust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N. bzw. M., s. Google) →Endlösung
Lit.: Benz, W., Der Holocaust, 1995, 5. A. 2003, 7. A. 2008; Finkelstein, N., The Holocaust Industry, 2000; Benz, W., Lexikon des Holocaust, 2002; Die Täter der Shoa, hg. v. Paul, G., 2002; Berg, N., Der Holocaust und die westdeutschen Historiker, 2003; Tent, J., In the Shadow of the Holocaust, 2003; Mayer, E., Verfälschte Vergangenheit, 2003; Browning, C., Die Entfesselung der Endlösung, 2003; Freyhofer, H., The Nuremberg Medical Trial, 2004; Longerich, P., Davon haben wir nichts gewusst, 2006; Tent, J., Im Schatten des Holocaust, 2007; Dörner, B., Die Deutschen und der Holocaust, 2007; Al’tman, I., Opfer des Hasses, 2008; The Oxford Handbook of Holocaust Studies, hg. v. Hayes, P. u. a., 2010; Zayas, A. de, Völkermord als Staatsgeheimnis, 2011; Schneppen, H., Walter Rauff - Organisator der Gaswagenmorde, 2011; The Routledge History of the Holocaust, hg. v. Friedmann, J., 2011; Ericksen, R., Complicity in the Holocaust, 2012 (Aufsätze); Wette, W., Karl Jäger – Mörder der litauischen Juden, 2012; Steinbach, P., Nach Auschwitz, 2015; Diner, D., Rituelle Sistanz – Israels deutsche Frage, 2015; Als der Holocaust noch keinen Namen hatte, hg. v. Fritz, R. u. a., 2015; Snyder, T., Black Earth, 2015; Rosenfeld, A., Das Ende des Holocaust, 2015 (kaum Neues); Birnbaum, S., Ein Stein auf meinem Herzen, 2016; Longerich, P., Wannseekonferenz, 2016; Lehnstaedt, S., Der Kern des Holocaust, 2017; Waxman, Z., Women in the Holocaust, 2017; Hayes, P., Warum? Eine Geschichte des Holocaust, aus dem Englischen, 2017 (die meisten Haupttäter des Holocaust waren bei Kriegsende tot oder wurden verurteilt); Bruland, B., Holocaust in Norwegen, 2019; Raul Hilberg und die Holocaust-Historiographie, hg. v. Schlott, R., 2019; Goda, N., Rethinking Holocaust Justice – Essays, 2020
holograph, holographisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt 1549 [Bern] sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ganz eigenhändig geschrieben (beispielsweise Testament)
holographisch →holograph
Holschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schuld, bei welcher der Handlungsort des Schuldners der Ort des Wohnsitzes des Schuldners ist. In dem älteren Recht ist die Schuld grundsätzlich Holschuld. In dem Mittelalter werden viele Schulden zu Bringschulden. Nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) ist die Schuld in einem Zweifel Bringschuld, nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) Holschuld. S. Google
Lit.: Hübner 556; Baltl/Kocher; Leonhard, F., Erfüllungsort und Schuldort, 1907
Holstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der um 800 erscheinende Name des nördlichen Stammesgebiets der Sachsen („Holzsassen“). 1110/1111 werden die von Schauenburg Grafen von Holstein. Seit 1375/1386 sind Holstein und →Schleswig in fester staatsrechtlicher Verbindung, doch gelangt Schleswig erst 1865 unter die Herrschaft des Deutschen Bundes. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Das älteste Urteilsbuch des holsteinischen Vierstädtegerichts 1497-1574, hg. v. Gundlach, F., 1925; Kuhn, H., Zur Geschichte der Volksgerichte in Holstein, 1926; Geschichte Schleswig-Holsteins, hg. v. Lange, U., 1996, 2. A. 2003; Tammen, A., Frühmoderne Staatlichkeit und lokale Herrschaftsvermittlung –Normgebung und Herrschaftspraxis im Herzogtum Holstein des 17. und 18. Jahrhunderts, 2017
Holz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Bezeichnung für seit Entstehung von Pflanzen mögliche feste und harte Teile von Pflanzen
Holzding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – EDEL drittes Viertel achtes Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1187 [Heisterbach] in knapp zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in anderer Bedeutung in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Holzgericht ist im Mittelalter in Norddeutschland das besondere Niedergericht in Waldnutzungsangelegenheiten. Es schwindet seit der frühen Neuzeit unter landesherrlichem Einfluss und geht spätestens 1877/1879 gänzlich unter.
Lit.: Timm, A., Die Waldnutzung, 1960; Allmenden und Marken vom Mittelalter bis zur Neuzeit, hg. v. Meiners, U. u. a., 2004
Homagium (mlat. [N.], nicht in latein_a_z.docx,) ist in dem Mittelalter die förmliche Ergebung des Lehnsmanns in die Gewalt des Lehnsherrn (Handgang). Das homagium geht in dem Spätmittelalter in dem Lehnseid auf.
Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 27; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1970, 259; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010
homagium (Wort nicht in latein_a_z.docx, in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) pacis (mlat.) →Huldigung (des Lehnsmanns)
Homeyer, Carl Gustav (Wolgast 13. 8. 1795-Berlin 20. 10. 1874) wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Savigny, Eichhorn), Göttingen (Hugo) und Heidelberg (Thibaut) 1824 außerordentlicher Professor und 1827 ordentlicher Professor in Berlin. Seit 1827 veröffentlicht er kritisch mittelalterliche Rechtsbücher und stellt die Handschriften übersichtlich zusammen (Des Sachsenspiegels erster Theil, oder das Sächsische Landrecht, 1827, 2. A. 1835, 3. A. 1861, Des Sachsenspiegels zweiter Theil, Bd. 1 1842, Bd. 2 1844, Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters, 1836). S. Google
Lit.: Verzeichnis deutscher Rechtsbücher des Mittelalters und ihrer Handschriften (1836), 1856; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, hg. v. Rauch, K., Bd. 2 1931, 433; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1ff. 1990ff.; Köbler, G., Deutsche Rechtshistoriker, 2006; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008
Hommel, Karl Ferdinand (Leipzig 6. 1. 1722-16. 5. 1781), Rechtsprofessorensohn, wird 1756 Professor in Leipzig und wirkt, beeinflusst von →Thomasius und →Beccaria, auf der Grundlage des Determinismus zugunsten der →Aufklärung in dem Strafrecht („Joch, A. v.“, Von Verbrechen und Strafe nach türkischen Gesetzen, 1770, Neudruck 1970). S. Google
Lit.: Rosenbauer, A., Carl Ferdinand Hommel, Diss. jur. Berlin 1907; Zahn, K. v., Karl Ferdinand Hommel als Strafrechtsphilosoph und Strafrechtslehrer, 1911; Hommel, K., Über Belohnung und Strafe nach türkischen Gesetzen, 2. A. 1772, Neudruck, hg. v. Holzhauer, H. 1970; Polley, R., Die Lehre vom gerechten Strafmaß, 1972; Hommel, Karl Ferdinand, Principis cura leges (!) oder des Fürsten höchste Sorgfalt die Gesetze, übers. v. Polley, R., 1975; Geschichte der Universität Leipzig, 4, 1, 2009, 103ff.
homo (lat. [M.] s. latein_a_z.docx) Mensch, Mann, (auch) Sklave, Knecht
homo (M.) ecclesiae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) (unfreier) Mann der Kirche
Homo (M.) ligius (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt), Ledigmann, ist in dem mittelalterlichen Recht (seit dem 10. Jahrhundert?) der eng an den Lehnsherrn gebundene Lehnsmann.
Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 434; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010
homo… (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz – nicht – belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, als Präfix verwendet) gleich, gleichartig
Homosexualität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort von Karl Kertbeny 1869, F.) ist die geschlechtliche Beziehung zu einem Menschen gleichen Geschlechts, insbesondere zwischen Männern. Sie ist dem griechischen Altertum vertraut. Das Judentum, die Römer und das Christentum lehnen die Homosexualität ab. Der Codex Theodosianus (Konstitution von 390) bedroht Homosexualität mit der Verbrennung. Nach Tacitus wird bei den Germanen der Unzüchtige in dem Moor versenkt. Das Mittelalter sieht die Homosexualität als Sünde. Die Constitutio Criminalis Carolina (1532) bedroht Homosexualität unter beiden Geschlechtern in Übereinstimmung mit dem gemeinen Recht mit dem Feuertod. Dagegen stellt der Code civil (1804) nur bestimmte Gestaltungen unter Strafe. In manchen deutschen Ländern ist Homosexualität. unter Männern nicht strafbar, bis sie § 175 StGB des Deutschen Reiches (1871) mit einer Strafandrohung versieht. In der Bundesrepublik Deutschland wird 1969 (nach rund 140000 Verurteilungen), in Österreich 1971 die homosexuelle Betätigung Erwachsener straflos. 1973 erfolgt eine weitere Reform, nach der nur noch homosexuelle Handlungen mit männlichen Jugendlichen unter 18 Jahren strafbar sind, während das Schutzalter bei lesbischen und heterosexuellen Beziehungen bei 14 Jahren liegt. Durch Gesetz von dem 31. 5. 1994 wird § 175 StGB auf Grund liberaler Überlegungen zu dem 11. 6. 1994 aufgehoben. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 264; Kuster, H., Over Homoseksualiteit, Diss. Utrecht 1977; Sexual Practices, hg. v. Bullough, V. u. a., 1982; Boowell, J., Christianity, Social Tolerance and Homosexuality, 1980; Stümke, H., Homosexuelle in Deutschland, 1989; Jellonnek, B., Homosexuelle unterm Hakenkreuz, 1990; Hundert Jahre schwul, hg. v. Kraushaar, E., 1997; Sommer, K., Die Strafbarkeit der Homosexualität, 1998; Hergemöller, B., Mann für Mann, 1998; Lutterbach, H., Gleichgeschlechtliches sexuelles Verhalten, (in) HZ 267 (1998), 282; Hergemöller, B., Einführung in die Historiographie der Homosexualität, 1999; Taeger, A., Intime Machtverhältnisse, 1999; Bastian, T., Homosexuelle im Dritten Reich, 2000; Nationalsozialistischer Terror gegen Homosexuelle, hg. v. Jellonnek, B. u. a., 2002; Müller, J., Ausgrenzung der Homosexuellen aus der Volksgemeinschaft, 2003; Homosexuelle im Nationalsozialismus, hg. v. Schwartz, M., 2013; Beachy, R., Das andere Berlin, 2015; Lorenz, G., Todesurteile und Hinrichtungen wegen homosexueller Handlungen während der NS-Zeit, 2018; Zinn, A., Aus dem Volkskörper entfernt? – Homosexuelle Männer im Nationalsozialismus, 2018; Schwartz, M., Homosexuelle, Seilschaften, Verrat, 2019; Drönner, N., Das „Homosexuellen-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts, 2020
homosexuell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) →Homosexualität
Honorar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Entgelt, Vergütung
honorarium, honōrarium (lat. [N.], s. latein_a_z.docx, s. honōs) Ehrengabe als (freiwilliges) Entgelt für höhere Dienste in dem römischen Recht, s. Google
Höpfner, Ludwig Julius Friedrich (Gießen 3. 11. 1743-29. 12. 1797) wird nach dem Rechtsstudium in Gießen Erzieher und 1767 Professor der Rechte in Kassel, 1771 ordentlicher Professor in Gießen. In seiner Zeit gilt er als der bedeutendste Zivilist. Seine Hauptwerke sind das Naturrecht des einzelnen Menschen, der Gesellschaften und Völker und der Theoretisch-practische Kommentar über die Heineccischen Institutionen. Unter dem Einfluss des Naturrechts fördert Höpfner die Begriffe der Verbindlichkeit, der Willenserklärung und des Eigentums, ohne dem Naturrecht den Rang einer das geltende Recht verdrängenden Rechtsquelle einzuräumen. S. Google
Lit.: Söllner, A., Ludwig Julius Friedrich Höpfner, (in) FS W. Mallmann 1978, 281; Plohmann, M., Ludwig Julius Friedrich Höpfner, 1992
Horborch, Wilhelm (Hamburg 1320-1381), Ratsherrnsohn, wird nach dem Studium des kirchlichen Rechtes in Avignon (1362) und Bologna (1367) Professor in Prag (1372). Als Richter an der (lat.) →Rota (F.) Romana veröffentlicht er (1376-1381) eine Sammlung von Entscheidungen. S. Google
Lit.: Pfaff, I., Zur Geschichte des Kanonisten Wilhelm Horborch, ZRG KA 13 (1924), 513; Dolezalek, G., Die handschriftliche Verbreitung von Rechtsprechungssammlungen der Rota, (in) ZRG KA 58 (1972); Nörr, K., Über die mittelalterliche Rota Romana, (in) ZRG KA 93 (2007), 240ff.
hören (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen belegt.) sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mit den Ohren wahrnehmen, vernehmen
Hörensagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [Straßburg] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Hören der Erzählung eines anderen. In dem Hochmittelalter stellt das kirchliche Recht den Grundsatz des Verbotes des Aussagezeugnisses von dem bloßen Hörensagen auf. Er wird seit dem Spätmittelalter in Deutschland aufgenommen und behauptet sich bis zu der Einführung der Zivilprozessordnung 1877/1879.
Lit.: Zimmermann, E., Der Glaubenseid, 1863; Kornblum, U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960, 59; Joachim, N., Hörensagenbeweis im Strafverfahren, 1991; Deppenkemper, G., Beweiswürdigung als Mittel prozessualer Wahrheitserkenntnis, 2004, 21ff.
hörig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 [friesisch] in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gehörig, abhängig
Höriger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1758, Adjektiv hörig drittes Viertel 13. Jahrhundert) ist in dem mittelalterlichen und neuzeitlichen deutschen Recht der grundherrschaftlich abhängige, dem →Grundherrn in gewisser Weise gehörige Mensch. Der Ausdruck erscheint seit dem 14. Jahrhundert in Norddeutschland. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird er wissenschaftlich verallgemeinert. →Hintersasse
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Kindlinger, N., Geschichte der deutschen Hörigkeit, 1819; Perrin, C., Le servage, 1955; Bloch, M., Slavery and Serfdom, 1975; Banzhaf, M., Unterschichten in bayerischen Rechtsquellen des 8. bis 11. Jahrhunderts, 1991
Hörigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1362 [Coesfeld] in zehn Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.)
Hort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1300 in 7 Stellen [Ernst V. 3957] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Schutzort, Schatz
Horten, Johann Bernhard (1735-1786, s. Google) →Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch
hospes, hospes (1), hospis, lat., M., Fremder, Fremdling, Gastfreund, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. *hosti-potis, M., Gastherr; vgl. idg. *gʰostis, M., Fremder, Gast, Pokorny 453; vielleicht zu idg. *g̑ʰesto-, *g̑ʰasto- (2), Sb., Hand, Arm, Pokorny, s. idg. *potis, M., Herr, Gatte, s. idg. *poti, Pron., Adj., selbst
Hospital (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Spital
hospitale, hospitāle, lat., N., Gastzimmer, Vitr. (um 84-um 25 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. hospes, hospitalis
hospitālis, lat., Adj., zu den Gästen gehörig, Gast..., Gastfreunds..., gastlich, gastfreundlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. hospes (1)
Hostiensis (Heinrich von Segusia) (Susa vor 1200-Lyon 1270) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Jacobus Balduini) seit 1236/1239 Lehrer des kirchlichen Rechtes in Paris und nach einem Englandaufenthalt 1244 Bischof von Sisteron, 1250 Erzbischof von Embrun sowie 1262 Kardinalerzbischof von Ostia. Seit 1239 erarbeitet er die bedeutsamste Titelsumme zu dem (lat.) →Liber (M.) extra (Summa super titulos decretalium, Summe über die Titel der Dekretalen, 2. A. um 1253 Summa aurea, Goldene Summe). 1270/1271 gibt er einen Kommentar zu dem Liber extra zu der Veröffentlichung frei ([lat.] Commentum [N.] super decretalibus, Kommentar über die Dekretalen). Infolge der weiten Verbreitung seiner Werke beeinflusst Hostiensis die Aufnahme der gelehrten Rechte in vielen Teilen Europas. S. Google
Lit.: Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962, 16; Rivera Damas, A., Pensamiento politico di Hostiensis, 1964; Brand-Pierach, S., Ungläubige im Kirchenrecht, Diss. phil. Konstanz 2004
Hotman (Hotomannus), François (Franciscus) (1524-1590) wird nach dem Rechtsstudium in Orléans Anwalt in Paris, Lateinlehrer in Genf und 1556 Rechtsprofessor in Straßburg, 1563 in Valence, 1566 in Bourges, 1572-1578 in Genf. Verschiedenen humanistisch-textkritischen Arbeiten folgt der 1603 posthum erschienene Antitribonianus, in dem Hotman die Anwendbarkeit des römischen (lat.) →corpus (N.) iuris civilis verneint und eigenständige Gesetzbücher vorschlägt. S. Google
Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Vogel, W., Franz Hotman, 1960; Kelley, D., François Hotman, 1973
House of Commons (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt , N., Unterhaus) ist in dem →englischen Recht die in dem 13. Jahrhundert (unter der Wirkung Simon de Montforts 1265/1297) zu der Versammlung der großen Lehnsleute des Königs (→House of Lords) hinzutretende Versammlung von (74, um 1600 92) Rittern und (um 1600 417) Vertretern von Städten (Bürgern) (und der vier Universitäten). Sie entwickelt sich aus bescheidenen Anfängen in Jahrhunderten zu dem entscheidenden politischen Organ →Englands und Großbritanniens. S. Google
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; The English Parliament, hg. v. Davies, R. u. a., 1981
House of Lords ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Oberhaus) ist in dem →englischen Recht die in dem Laufe des 13. Jahrhunderts aus dem Königshof hervorgegangene Versammlung der großen Lehnsleute des Königs (Name nicht vor 1544 verwendet), zu der 1265/1297 das →House of Commons hinzutritt. In dem Laufe der Zeit werden seine Befugnisse bis zu einem nur noch aufschiebenden, zeitlich begrenzt wirksamen Veto beschränkt (beispielsweise Parliament Acts 1911 und 1949). Es umfasst (1998) 635 Angehörige des Erbadels, 26 anglikanische Bischöfe und 505 auf Lebenszeit ernannte Lords oder Ladies, seit 1999 (House of Lords Act 1999) 92 ausgewählte Mitglieder des Erbadels (Erbpeers), die wenigen Lordrichter, zwei Erzbischöfe, 24 Bischöfe und weitere auf Lebenszeit ernannte Lords und Ladies (Lifepeers). An dem 7. 3. 2007 beschließt eine Mehrheit des Unterhauses eine mögliche Beschränkung der Mitglieder auf gewählte Peers. S. Google
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History,1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Ballinger, C., The House of Lords 1911-2011, 2012; Raina, P., House of Lords Reform, Bd. 1ff. 2011ff.
Hoyer von Falkenstein, Graf, ist dernicht weiter bekannte Herr →Eike von Repgows, der die Übersetzung des →Sachsenspiegels (1221-1224) aus dem Lateinischen in das Mittelniederdeutsche bewirkt haben soll. S. Google
Hrabanus Maurus (Erzbischof von Mainz, † 856), s. Google
Lit.: Kottje, R., Verzeichnis der Handschriften mit Werken des Hrabanus Maurus, 2012 (1326 Handschriften)
Hube, Romuald von (1803-1890) wird nach dem Rechtsstudium in Warschau (1818-1821) und Berlin Professor in Warschau (1829-1832) und Sankt Petersburg (1841-1845) sowie Verfasser des Strafgesetzbuchs Russlands (1845) und Polens (1847). S. Google
Lit.: Vetulani, A., Dzieje historii prawa w Polsce, 1948
Huber, Ernst Rudolf (Oberstein an der Nahe 8. 6. 1903-Freiburg im Breisgau 28. 10. 1990) wird nach dem Rechtsstudium in Bonn (Carl →Schmitt) Professor in Kiel (1933), Leipzig (1937), Straßburg (1941-1944), 1957 Hochschule Wilhelmshaven und Göttingen (1962-1968). Sein Verfassungsrecht des großdeutschen Reiches (1937/1939) will den Führerstaat in rechtliche Form bringen, seine spätere achtbändige deutsche →Verfassungsgeschichte seit 1789 (1957ff.) die Geschichte des Staates als der maßgeblichen Ordnungseinheit darlegen. S. Google
Lit.: Simon, W. v., Ernst Rudolf Huber, (in) NJW 1991, 893; Walkenhaus, R., Konservatives Staatsdenken, 1997; Grothe, E.Zwischen Geschichte und Recht, 2005; Jürgens, M., Staat und Reich bei Ernst Rudolf Huber, 2005; Carl Schmitt – Ernst Rudolf Huber Briefwechsel 1926-1981, hg. v. Grothe, E., 2014; Ernst Rudolf Huber, Staat – Verfassung – Geschichte, hg. v. Grothe, E., 2015
Huber, Eugen (Stammheim 13. 7. 1849-Bern 23. 4. 1923) wird nach dem Rechtsstudium in Zürich Redakteur, Richter und 1881 außerordentlicher Professor in Basel, 1882 ordentlicher Professor in Basel, Halle (1888) und Bern (1892). Von 1884 an vergleicht er das kantonale Schweizer Privatrecht (System und Geschichte des schweizerischen Privatrechts, 1886ff.), von 1892 an erarbeitet er das schweizerische Zivilgesetzbuch (1907). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 182; Stutz, U., Eugen Huber, ZRG GA 44 (1924), XI; Wartenweiler, F., Eugen Huber, 1932; Manaï, D., Eugen Huber, 1990; Fasel, U., Eugen Huber und die romanistische Grundlage des Schweizer Kaufrechts, 2015; Fasel, U., Eugen Hubers Basler Obligationenrechtsmanuskript zum Allgemeinen Teil des OR, 2016; Fasel, U., Eugen Hubers Gutachten 1895-1901, 2020
Huber, Ulrik (Ulrich) (Dokkum 23. 3. 1636-Franeker 8. 11. 1694) wird nach dem Artesstudium und dem Rechtsstudium in Franeker, Utrecht, Marburg und Heidelberg Professor der Beredsamkeit in Franeker (1657), danach Professor der Institutionen (1665). Sehr erfolgreich sind seine (lat.) Praelectiones (F.Pl.) (Vorlesungen) zu Institutionen (1678) und Digesten (1689), bedeutsam auch seine niederländisch geschriebene Darstellung des friesischen Rechtes (Hoedendaegse Rechtsgeleerdheyt, soo elders als in Frieslandt gebruikelijk, 1686, Heutige Rechtsgelehrtheit, wie von Alter in Friesland in Gebrauch). S. Google
Lit.: Veen, T., Recht en nut, Diss. jur. Groningen 1974; Hewett, M., Ulric Huber, De ratione iuris docendi & discendi diatribe, 2010
Hübner, Rudolf (Berlin 19. 9. 1864-Jena 7. 8. 1945), Professorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin, Straßburg (Laband) und Berlin (Brunner, Beseler) 1895 außerordentlicher Professor in Bonn, 1904 ordentlicher Professor in Rostock, 1913 in Gießen, 1918 in Halle und 1921 in Jena. Nach frühen Arbeiten über die (lat.) donationes (F.Pl.) post obitum (1888, Gaben nach dem Tod) und den Immobiliarprozess der fränkischen Zeit (1893), denen eine Sammlung der Gerichtsurkunden der fränkischen Zeit (1893) zu der Seite steht, verfasst Hübner in dem Rahmen des Pandektenschemas eine bis an die Gegenwart herangeführte Dogmengeschichte der Institutionen des deutschen Privatrechts (Grundzüge des deutschen Privatrechts, 1912, 5. A. 1930). S. Google
Lit.: Schultze-von Lasaulx, H., Rudolf Hübner, ZRG GA 66 (1948), IX; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008
Hude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 12. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1305 ([Bremen] in neun Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, F.) 16. Jh., F., Anlegestelle 12. Jh., weiterer Ansatz (2) Viehweide
Lit.: Lappe, J., Die Bauerschaften und Huden der Stadt Salzkotten, 1912
Hufe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 327 coloniasm giupida vel huopam, III 117, III 212, III 280, III 645, ArnstadtUB.1 zu 704, CDFuld.52 zu 786] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wort wohl schon vor 2. H. 8. Jh., F., wohl für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist vor allem in dem Frühmittelalter ein Landmaß unterschiedlicher Größe. Die Hufe erscheint in dem 8. Jahrhundert an dem Rhein und in Thüringen. Sie umfasst anfangs in dem Durchschnitt etwa 30 Morgen, kann aber vielfach geteilt werden. Später wird sie zu einer steuerlichen Berechnungseinheit (beispielsweise Preußen 1715). S. Google
Lit.: Köbler, WAS; Rhamm, K., Die Großhufen der Nordgermanen, 1905; Reichel, J., Die Hufenverfassung zur Zeit der Karolinger, 1907; Ganahl, K., Hufe und Wergeld, ZRG GA 53 (1933), 208; Weidinger, U., Untersuchungen zur Wirtschaftsstruktur des Klosters Fulda, 1990; Kuchenbuch, L., Grundherrschaft im frühern Mittelalter, 1991; Frühgeschichte der Landwirtschaft in Deutschland, hg. v. Benecke, N. u. a., 2003
Hugenotte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) entsteht aus „Eidgenossen“?, frühester Nachweis 1551 in einem französischen Manuskript) ist die Bezeichnung für den mit dem Eindringen des Calvinismus (→Calvin) aus der Schweiz nach Frankreich in der Mitte des 16. Jahrhunderts entstehenden französischen Protestanten (helvetischen Bekenntnisses). Die Hugenotten werden nachdrücklich verfolgt (u. a. Bartholomäusnacht auf den 24. 8. 1572), erhalten aber in dem Edikt von Nantes (13. 4. 1598) das Recht der freien Religionsausübung. Nach dem Widerruf dieses Edikts durch König Ludwig XIV. (18. 10. 1685) verlassen rund 200000 Hugenotten Frankreich (140000 nach Großbritannien und Irland, in die Niederlande und die Schweiz, 44000 in das Heilige römische Reich, darunter 20000 nach Brandenburg). Erst die Französische Revolution von 1789 sichert ihre Rechte endgültig. S. Google
Lit.: Schreiber, H., Auf den Spuren der Hugenotten, 1983; Brandenburg, I./Brandenburg, K., Hugenotten, 1990; Dölemeyer, B., Die Hugenotten, 2006; Hugenotten - Glaubensflüchtlinge auf deutschem Boden, hg. v. Braun, G. u. a., 2007; Niggemann, U., Immigrationspolitik zwischen Konflikt und Konsens, 2008; Schätz, H., Die Aufnahmeprivilegien, 2010; Lachenicht, S., Hugenotten in Europa und Nordamerika, 2010; A Companion to the Huguenots, hg. v. Mentzer, R. u. a., 2016
Hugo (Ugo) ist der von 1144 bis 1166 bezeugte Glossator in Bologna, von dem Glossen, Summulae, Disputationen und Quästionen stammen. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 183
Hugo, Gustav (Lörrach 23. 11. 1764-Göttingen 15. 9. 1844), Hofratssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen (→Pütter) und →Halle (Promotion) 1788 außerordentlicher Professor und 1792 ordentlicher Professor in Göttingen. Sein Hauptwerk ist das auf sechs Bände angelegte, siebenbändige Lehrbuch eines civilistischen Cursus (vor allem Enzyklopädie 1792, [als zweiter Band unter Berücksichtigung der Ergebnisse Montesquieus wie Kants] Naturrecht 1798 [, 2. A. 1799, 3. A. 1809, 4. A. 1819], Geschichte des römischen Rechtes 1790, heutiges römisches Recht 1789 Institutionen, 1798 Pandektenrecht), in dem er in der Nachfolge Pütters versucht, streng zwischen historischer, dogmatischer und philosophischer Behandlung des römischen Rechtes zu unterscheiden, bei der römischen Rechtsgeschichte (Lehrbuch der Geschichte des römischen Rechtes 1790, 11. A. 1832) die Geschichte des Systems mit der Geschichte der Quellen zu verbinden und das neuzeitliche römische Recht auf der Grundlage des geschichtlichen römischen Rechtes zu erläutern. Mit dieser sowohl gegen eine rein antiquarische Rechtsbehandlung wie gegen eine unkritische, nur an der Praxis ausgerichtete Rechtswissenschaft sich wendenden ersten geschlossenen systematischen Darstellung der gesamten römischrechtlichen Rechtswissenschaft (Jurisprudenz des römischen Rechtes als eine geschlossene geschichtliche Wissenschaft in dem Sinne des modernen Wissenschaftsbegriffs) wird er zu dem Begründer der Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts und zu dem Vorläufer der →historischen Rechtsschule. S. Google
Lit.: Söllner § 25; Köbler, DRG 187, 206; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/HugoGustavLehrbuchderjuristischenEncyclopädie1792.pdf; Weber, H., Gustav Hugo, 1935; Eichengrün, F., Die Rechtsphilosophie Gustav Hugos, 1935; Buschmann, A., Ursprung und Grundlagen der geschichtlichen Rechtswissenschaft, Diss. jur. Münster 1963; Ebel, W., Gustav Hugo, 1964; Behrends, O., Gustav Hugo, (in) Gibbon, E., Historische Übersicht des römischen Rechtes, 1996; Briefwechsel der Brüder Jacob und Wilhelm Grimm mit Gustav Hugo, hg. v. Bialas, S., 2004; Buschmann, A., Naturrecht und geschichtliches Recht - Gustav Hugos Rechtsphilosophie und die Anfänge der geschichtlichen Rechtswissenschaft, (in) Elementa iuris, hg. v. Behrends, O. u. a., 2009, 17ff
Hugolinus ist der von 1197 bis 1233 bezeugte Schüler des Johannes Bassianus aus Bologna, von dem vor allem Glossen, Erläuterungen zu dem Codex, zu den Tres libri Codicis, zu den Institutionen, Summen zu den Digesten, Quaestiones insolubiles (Unlösbare Fragen), Distinktionen und prozessrechtliche Summen stammen, die anscheinend von Accursius in seinem Apparat zu dem Digestum vetus verwendet werden. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 271; Jakobs, H., Hugolinusglossen im accursischen Apparat zum Digestum vetus, 2018
Huguccio de Pisa (Pisa? um 1140-Ferrara 30. 4. 1210) wird nach dem Studium von Kirchenrecht und Theologie in Bologna Rechtslehrer (um 1180) und Bischof von Ferrara (1190). Sein Hauptwerk ist die zwischen 1188 und 1190 verfasste ungedruckte (lat.) Summa (F.) super decretum (Summe über das Dekret), die das →Decretum Gratians besonders ausführlich erläutert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107; Kuttner, S., Gratian and the Schools of Law, 1983; Müller, W., Huguccio, 1994
huissier (franz. [M.]) Türsteher, Gerichtsvollzieher
Huld →Hulde
Hulde, Huld, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [8. Jh. Hildebrandslied, AhdGl. I 80 gratiae edo huldi, I 97 deuotione mit huldi, II 92 veniam huldi, II 381 pacem hulde u. ö] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gunst oder das Wohlwollen eines Menschen, insbesondere in dem Lehnswesen. In dem Mittelalter huldigt der Mann dem Herrn. Der Herr kann dem Mann die Huld entziehen. In dem römischen Recht entspricht dem die (lat. [F.]) indignatio des Herrschers. S. Google
Lit.: Köstler, R., Huldentzug, 1910, Neudruck 1965; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969, 113; Schmidt, U., Königswahl und Thronfolge, 1977
huldigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – in EDEL zwölftes Jahrhundert - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [Hohenlohe] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) Hulde bezeugen, Treue schwören
Huldigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – fünfzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1345 [Göttingen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb huldigen 12. Jh.) ist das Versprechen des Wohlwollens, der Treue oder der Ehrerbietung. Bereits in dem Frühmittelalter sollen die Franken dem Grafen oder dem König Treue schwören. 786 und 802 verlangt Karl der Große eine allgemeine Eidesleistung. An die Stelle dieses allgemeinen Untertaneneids tritt später der Eid der Lehnsmannen, seit dem Hochmittelalter auch der Huldigungseid der Reichsunmittelbaren gegenüber dem König einerseits und ein Erbhuldigungseid der Landesbewohner bzw. der Stände gegenüber dem Landesherrn (in Niederösterreich bis 1835) andererseits. S. Google
Lit.: Puntschart, P., Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten, 1899; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt in Frankreich und England, 1952; Müller, H., Formen und Rechtsgehalt der Huldigung, Diss. jur. Mainz 1954; Holenstein, A., Die Huldigung, 1991
human (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) menschlich
Humanismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1808, Adjektiv human 17. Jh.) ist allgemein das Bemühen um eine der Menschenwürde entsprechende Gestaltung der Gesellschaft, insbesondere die geistige Bewegung des 14. bis 16. Jahrhunderts, die das Vorbild der Gesellschaftsgestaltung in den klassischen römischen Schriften sieht. Der Humanismus wird zuerst in Italien (Dante, Petrarca, 14. Jahrhundert), in dem 15. Jahrhundert in Frankreich, Spanien und England und schließlich auch in dem Heiligen römischen Reich wirksam (Erasmus von Rotterdam u. a., politische Auswirkungen auf Köln, Kleve-Mark und Jülich-Berg-Ravensberg). Für die Rechtswissenschaft bedeutet der Humanismus den Übergang von dem sog. (lat. [M.]) mos Italicus (italienische Art) zu dem (lat. [M.]) →mos Gallicus (gallische Art. In dem Kirchenrecht bleiben die Einflüsse des Humanismus vereinzelt.
Lit.: Söllner §§ 3, 22, 25; Köbler, DRG 135; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 1063; Wieacker, F., Einflüsse des Humanismus auf die Rezeption, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 100 (1940), 423; Schaffstein, F., Die europäische Strafrechtswissenschaft im Zeitalter des Humanismus, 1954; Kisch, G., Forschungen zur Geschichte des Humanismus in Basel, (in) Archiv für Kulturgeschichte 40, 2 (1958), 194; Kisch, G., Erasmus und die Jurisprudenz seiner Zeit, 1960; Kisch, G., Claudius Cantiuncula, 1970; Troje, H., Graeca leguntur, 1971; Hübner, H., Jurisprudenz als Wissenschaft im Zeitalter des Humanismus, (in) FS K. Larenz, 1973, 41; Burmeister, K., Das Studium der Rechte, 1974; Humanismus und Naturrecht in Berlin-Brandenburg-Preußen, hg. v. Thieme, H., 1979; Troje, H., Die europäische Rechtsliteratur unter dem Einfluss des Humanismus, (in) Ius commune 3 (1980), 33; Humanismus im Bildungswesen, hg. v. Reinhard, W., 1984; Buck, A., Humanismus, 1988; Geschichte der Universität in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1ff. 1993ff.; Die Kultur des Humanismus, hg. v. Mout, N., 1998; Landau, P., Methoden des kanonischen Rechtes in der frühen Neuzeit, (in) ZNR 21 (1999), 7; Hartmann, M., Humanismus und Quellenkritik – Matthias Flacius Illyricus, 2001; Augustijn, C., Humanismus, 2003; Humanisme et Église en Italie et en France méridionale, hg. v. Gilli, P., 2004; Kloosterhuis, E., Erasmusjünger als politische Reformer, 2004; Humanisten am Oberrhein, hg. v. Lembke, S., 2004; Verfasserlexikon Deutscher Humanismus 1480-1520, hg. v. Worstbrock, G., Bd. 1f. 2005ff.; Funktionen des Humanismus, hg. v. Maissen, T. u. a., 2006; Humanismus und Antikerezeption im 18. Jahrhundert, hg. v. Vöhler, M. u. a., Bd. 1ff. 2009ff. (Genese und Profil des europäischen Humanismus im 18. Jahrhundert, hg. v. Vöhler, M. u. a., 2009); Traninger, A., Disputation, Deklamation, Dialog, 2012; Humanisten edieren, hg. v. Holtz, S. u. a., 2014; Taureck, B., Manifest des veganen Humanismus, 2015; Boer, J. de, Unerwartete Absichten – Genealogie des Reuchlinkonflikts, 2016; Muhlack, U., Renaissance und Humanismus, 2017; Agocs, A., Antifascist Humanism and the Politics of Cultural Renewal in Germany, 2017; Boer, J. de, Die Gelehrtenwelt ordnen –Zur Genese des hegemonialen Humanismus um 1500, 2017
Humboldt, Wilhelm von (Potsdam 22. 6. 1767-Tegel 8. 4. 1835) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft und der Altertumswissenschaft in Frankfurt an der Oder und Göttingen und längeren privaten Studien Leiter des Unterrichtswesens in Preußen, als der er das Bildungswesen aus dem Geist des idealistischen →Humanismus erneuert (Elementarschule, Gymnasium, Universität). Zu der Verwirklichung der wichtigsten Ziele wird 1810 die Universität →Berlin (→Savigny) gegründet, an der Einheit von Forschung und Lehre und Entfaltung von Wissenschaft in Einsamkeit und Freiheit stattfinden sollen. S. Google
Lit.: Schaffstein, F., Wilhelm von Humboldt, 1952; Hübner, U., Wilhelm von Humboldt und die Bildungspolitik, 1983; Sauter, C., Wilhelm von Humboldt und die deutsche Aufklärung, 1989; Fröling, S./Reuss, A., Die Humboldts, 1999; Humboldt International, hg. v. Schwinges, R., 2001; Schalenberg, M., Humboldt auf Reisen?, 2002; Humboldt, W. v., Werke in fünf Büchern, hg. v. Flitner, A. u. a., 2002; Spitta, D., Die Staatsidee Wilhelm von Humboldts, 2004; Petersen, J., Wilhelm von Humboldts Rechtsphilosophie, 2. A. 2007; Geier, M., Die Brüder Humboldt, 2009; Rosenstrauch, H., Wahlverwandt und ebenbürtig, 2009; Langewiesche, D., Die Humboldtsche Universität als nationaler Mythos, (in) HZ 290 (2010), 1; Klein, U., Humboldts Preußen, 2015
Hume, David (Edinburgh 7. 5. 1711-25. 8. 1776) (aus niederem Adel) wird nach dem Studium von Rechtswissenschaft, Philosophie und Literatur (in Edinburgh) Privatgelehrter (A Treatise on Human Nature 1739), Diplomat, Historiker und Philosoph. Nach ihm wirkt der Mensch auf der Grundlage von allgemein anerkannten Regeln (Eigentum, Vertragstreue) zusammen, weil der einzelne Mensch wegen der knappen Güter allein nicht lebensfähig ist. Staatszweck ist der Schutz der Interessen der Bürger. Der Staat, der Eigentum und Freiheit sichert, ist der verhältnismäßig beste. Hume beeinflusst Smith, Kant, Bentham und Mill mit seinen Vorstellungen unmittelbar. S. Google
Lit.: Jäger, W., Politische Partei und parlamentarische Opposition, 1971; Kulenkampff, J., David Hume, 2. A. 2003; Streminger, G., David Hume, 1994; Vernunft und Leidenschaft, hg. v. Doering, D., 2003; Szczekalla, M., David Hume, 2003
hundert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – neuntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altrfriesischen ab dem 14. Jahrhundert [Lübeck] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Num. Kard. bzw. substantiviert N., s. Google) zehn mal zehn
Hundertschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1632 [Düsseldorf ] einmal – als Hundschaft - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., anfangs wohl nur Wissenschaftswort, lat. [F.] centuria) ist sachlich in dem altrömischen Recht die militärische Einheit, die von den 10 Kurien einer Tribus zu stellen ist. Ob sie auch eine germanische Verwaltungseinheit darstellt, erscheint fraglich. In dem Mittelalter wird an verschiedenen Stellen ein (ahd.) huntari oder eine hundred erwähnt (Mittelrhein, Niederrhein, Hessen, Franken, obere Donau, Friesland, Schweden, England), deren Herkunft und Zusammenhang nicht zweifelsfrei erwiesen sind. In der Gegenwart wird Hundertschaft eine Verwaltungseinheit der Polizei (Bereitschaftspolizei, Bundesgrenzpolizei) genannt. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 3 III; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 69; Schwerin, C. v., Die altgermanische Hundertschaft, 1907; Rietschel, S., Untersuchungen zur Geschichte der germanischen Hundertschaft, ZRG GA 28 (1907), 342; Schwerin, C. Frhr. v., Zur Hundertschaftsfrage, ZRG GA 29 (1908), 261; Rietschel, S., Zur Hundertschaftsfrage, ZRG GA 30 (1909), 193; Mayer, E., Hundertschaft und Zehntschaft nach niederdeutschen Rechten, 1916; Mayer, E., Die Hundertschaft, insbesondere nach ostniederländischem Recht, ZRG GA 46 (1926), 290; Leiß, L., Der Hundertschaftsrichter in bayerischen Ortsnamen, ZRG GA 53 (1933), 277; Andersson, T., Die schwedischen Bezirksbezeichnungen hund und hundare, (in) Frühmittelalterliche Studien 13 (1979), 88; Wirth, G., A Hila, 1998
Hunne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in einem davon abweichenden Ansatz der Angehörige des aus Asien kommenden, 375 die Völkerwanderung germanischer Stämme in das römische Reich auslösenden, bald danach wieder verschwindenden Volkes.
Lit.: Attila und die Hunnen, 2007; Schmauder, M., Attila und die Hunnen, 2009; Schäfer, T., Die Hunnen und ihre Nachbarn, 2014; Rosen, K., Attila – Der Schrecken der Welt, 2016
Hure (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die käufliche Frau. s. Google, →Prostitution
Lit.: Von Huren und Rabenmüttern, hg. v. Ulbricht, O., 1995
huren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) gesellschaftlich missbilligtes geschlechtliches Verhalten treiben
Hus, Johannes bzw. Jan (um 1370-6. Juli 1415), Magister, in Konstanz als Ketzer verbrannt, Anhänger (Hussiten) haben bis 1436 maßgeblichen Einfluss unter den Landständen Böhmens und Mährens, in dem 19. Jahrhundert Symbolfigur des tschechischen Nationalismus, s. Google
Lit.: Šmahel, F., Husitská revoluce, 2. A. 1995f.; Jan Hus, hg. v. Seibt, F., 1997; Hilsch, P., Johannes Hus (um 1370-1415). Prediger Gottes und Ketzer, 1999; Jan Hus, hg. v. Drda, M. u. a., 1999; Šmahel, F., Die hussitische Revolution, 2002; Krzenck, T., Johannes Hus, 2011; Soukup, P., Jan Hus, 2013; Rügert, W., Jan Hus, 2015; Šmahel, F., Die Basler Kompaktaten mit den Hussiten (1436), 2019; Machilek, F., Jan Hus (um 1372-1415), 2019
Hut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende achtes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1204 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Kopfbedeckung des Menschen und kann in dem älteren Recht ein Rechtssymbol (beispielsweise Hut des Landvogts Gessler bei Wilhelm Tell) sein. S. Google
Lit.: Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943, 36; Hadwich, R., Die rechtssymbolische Bedeutung von Hut und Krone, 1952
hüten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1227 [Braunschweig] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) bewachen, beaufsichtigen
Hygiene (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt, - 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jh. aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Körperpflege, Reinlichkeit
Lit.: Hygiene in preußischen Schulvorschriften, hg. v. Apel, H. u. a., 1986
Hypothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (!) bezeugt – sechzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [Gent] in zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Hypothekenbrief 1823, Hypothekenbuch 1695) ist die Belastung eines Grundstücks oder eines Miteigentumsanteils an einem Grundstück in der Weise, dass an den (Hypothekengläubiger), zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt bzw. besteht, (trotz fehlenden Besitzes) eine bestimmte Geldsumme zu der Befriedigung wegen einer ihm zustehenden Forderung aus dem Grundstück zu zahlen ist. In dem römischen Recht ist bereits in der klassischen Zeit (→Iulianus) unter dem Einfluss östlicher Provinzialpraxis (lat. [F.]) hypotheca („Unterpfand“) ein Name für das besitzlose, bei dem Schuldner verbleibende →Pfand (beispielsweise Inventarstücke eines Gutes zu der Sicherung einer Forderung), von dem die griechische hypothéke (Unterlage) als ein Verhältnis reiner Sachhaftung zu unterscheiden ist. Dieses Pfandrecht kann an einzelnen Sachen oder Forderungen oder an dem ganzen Vermögen (Generalhypothek) bestellt werden. Mehrfache Verpfändung ist möglich, wobei der Prioritätsgrundsatz durchbrochen werden kann. In Gegensatz zu dem römischen Recht entwickelt sich in dem deutschen Recht ein besonderes Grundpfand in dem Unterschied zu dem allgemeinen Pfand (an beweglichen Sachen). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter bleibt an vielen Orten das bisherige Grundpfandrecht bestehen. An anderen wird das geltende Recht römischrechtlich abgeändert und eine Generalhypothek an dem gesamten Vermögen anerkannt. Verschiedentlich wird dem öffentlichen Pfand der Vorrang vor formlosen Pfandrechten gewährt. Teils auf Grund von Gesetzen (Legalhypothek), teils auf Grund Gewohnheitsrechts wird ohne Vereinbarung eine (lat.) hypotheca (F.) tacita (beispielsweise des Fiskus, des Bestandgebers, des Mündels, der Ehefrau) anerkannt. Seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert werden aber zu der Sicherung des dadurch gefährdeten Kreditverkehrs Hypothekenbücher eingeführt, welche die Öffentlichkeit gewährleisten und die stillschweigende Hypothek ebenso ausschließen wie die Generalhypothek. In dem 19. Jahrhundert wird das →Hypothekenbuch zu dem →Grundbuch erweitert (Preußen 1872, Österreich 1871). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist die Hypothek nur eines von insgesamt drei Grundpfandrechten.
Lit.: Kaser § 31 III; Hübner; Köbler, DRG 163, 213, 240; Egger, A., Vermögenshaftung und Hypothek nach fränkischem Recht, 1903; Cohen, A., Die Verschuldung des bäuerlichen Grundbesitzes in Bayern, 1906; Herman, A., Het karakter van ons hypotheekrecht, 1914; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Pos, A. van der, Hypotheek op roerend grond, 1970; Stolleis, M., Das bayerische Hypothekengesetz von 1822, (in) Wissenschaft und Kodifikation 3 (1976), 240; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Marzi, L., Das Recht der Pfandbriefe und Hypothekenbanken, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Hypothekenbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1823, s. Google) Brief über eine Hypothek
Hypothekenbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1742 in sechzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1695?, s. Google) ist das seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert eingerichtete Buch zu der Sicherung des Grundpfandverkehrs (Berlin 1693, Preußen 1722, Hypothekenordnung 1783). →Hypothek
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 163; Strippel, K., Die Währschafts- und Hypothekenbücher Kurhessens, 1914; Die Walstedder Hypothekenbücher Band 1-3, hg. v. Winterscheid, H., 2018
Hypothekenordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) (Preußen 1722, 1783, Bayern 1822, Württemberg 1825, Sachsen 1843)
Lit.: Köbler, DRG 141; Bornhak, C., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903
I
Iavolenus Priscus (C. Octavius Tidius Tossianus L. Iavolenus Priscus) (um 100 n. Chr.) ist der als besoldeter Staatsbeamter aufgestiegene römische Rechtskundige der →Sabinianer, von dem drei Bearbeitungen der Werke älterer Rechtskundiger und ein in 14 Bücher gegliedertes Sammelwerk praktischer Rechtsfälle (lat. [F.Pl.] epistulae, Briefe) bekannt sind. S. Google
Lit.: Söllner §§ 11, 16; Köbler, DRG 30; Eckardt, B., Iavoleni Epistulae, 1978; Manthe, U., Die libri ex Cassio des Iavolenus Priscus, 1982
Ibn Hazm (994-1064), Sohn eines hohen arabischen Amtsträgers in Cordoba (Spanien), ist der bedeutendste Vertreter der Rechtsschule Zahiriya. Für ihn ist Recht ein religiöses Gebot, das es dem Menschen ermöglicht, Gottes Willen zu erfüllen. S. Google
Lit.: Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995, 110
ideal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) günstig, vollkommen
Ideal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1775 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Vollkommenheit, Vorbild
Idealismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv ideal 17. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die philosophische Strömung, die alle Dinge auf einen geistigen (ideellen) Ursprung zurückführt. Der Idealismus steht in Gegensatz zu dem →Materialismus. Bekanntester Vertreter des Idealismus in dem Altertum ist Platon (428/427-348/347 v. Chr.), bedeutendste deutsche Vertreter des Idealismus sind →Kant (1724-1804), von dem →Savigny beeinflusst wird, und →Hegel (1770-1831). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 178; Metzger, W., Gesellschaft, Recht und Staat in der Ethik des deutschen Idealismus, 1917, Neudruck 1966; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984; Exemplaris imago - Ideale in Mittelalter und Neuzeit, 2012
Idee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Vorstellung, Einfall
Ideengeschichte (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Geschichte der wichtigeren allgemeinen Vorstellungen und Denkweisen von Menschen
Lit.: Ideengeschichte, hg. v. Stollberg-Rilinger, B., 2010; Ideengeschichte heute, hg. v. Goering, T., 2017 (Sammelband)
Ideologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – neunzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort in dem 19. Jh. aus dem Französischen aufgenommen) ist die Gesamtheit der einer bestimmten Gruppe von Menschen zugeordneten Denkweisen und Wertvorstellungen. Sie wirkt sich besonders in dem 20. Jahrhundert auf das Recht aus. Sowohl in dem →Nationalsozialismus wie auch in dem →Sozialismus (und anderen Ideologien) ist das Recht nur ein Mittel zu der Durchsetzung der jeweiligen Ideologie. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 226; Ideologie und Herrschaft in der Antike, 1979; Ideologie und Herrschaft im Mittelalter, hg. v. Kerner, M., 1982; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 131; Rüthers, B., Die Wende-Experten, 2. A. 1995; Choe, H., Ideologie, 1997; Schreckenberg, H., Ideologie und Alltag im Dritten Reich, 2003
Iglau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) in Südmähren wird nach der Entdeckung von Silber (um 1240) als Stadt um 1245 von deutschen Bergleuten gegründet. Sein →Bergrecht (1249/1280) wird vielfach andernorts übernommen. S. Google
Lit.: Tomaschek, J., Der Oberhof Iglau in Mähren und seine Schöffensprüche, 1868; Zycha, A., Das böhmische Bergrecht, 1900; Kresadlo, K., Jihlava, 1986
Ignatius von Loyola (1491-Rom 31. 7. 1556), s. Google →Jesuitenorden
Ihering (Jhering), Rudolf von (Aurich 22. 8. 1818-Göttingen 17. 9. 1892), aus einer Juristenfamilie (Vater Notar und Abgeordneter der Ständekammer Hannover, † 1825), wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (1836), Göttingen, München und Berlin (Puchta), der Promotion (Berlin 1842) und der Habilitation in Berlin (1843, Homeyer) Professor in Basel (1845), Rostock (1846), Kiel (1849), Gießen (1852), Wien (1868) und Göttingen (1872). Zunächst folgt er bis 1858/1859 gedanklich →Puchta und erklärt das (römische) Recht aus seiner inneren Vernünftigkeit. Der Rechtswissenschaft schreibt er die Aufgabe zu, nach Auflösung (Analyse) der komplexen Rechtsverhältnisse in einfache Elemente durch deren Kombination neue Rechtsbegriffe zu erzeugen (Der Geist des römischen Rechtes auf den verschiedenen Stufen seiner Entwicklung, Bd. 1f. 1852ff., unvollendet) und damit letzlich das überkommene Recht der agrarischen Welt für die industrielle Welt zu modernisieren. Während der Arbeit an diesen Überlegungen wendet sich Ihering/Jhering unter dem Eindruck der naturwissenschaftlichen Fortschritte seiner Zeit der soziologischen Betrachtung des Rechtes zu und befasst sich mit dem Zweck im Recht (1877f., unvollendet). Zu einer zukunftweisenden brauchbaren Methodenlehre gelangt er dabei nicht, wenngleich er die →Interessenjurisprudenz anregt. Dogmatisch gelingt ihm die Festigung der Unterscheidung von Rechtswidrigkeit und Schuld (1867) sowie die Entdeckung der →culpa in contrahendo (Verschulden bei Vertragsschluss). Beachtliche Breitenwirkung erlangen die Bücher Der Kampf ums Recht (1872, 20. A. 1921, veranlasst durch die eigentlich eher als rechtmäßig überzeugende Kündigung eines Dienstvertrags seitens einer Köchin Iherings) sowie Scherz und Ernst in der Jurisprudenz (1884, 13. A. 1924, Neudruck 1988). Nach Okko Behrends ist die Kernaussage seines Gesamtwerks, dass das Recht den Menschen in seinen Formen und Prinzipien als ein zu seinem und der Gesellschaft Besten berechtigtes Subjekt der Freiheit will. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 189; Ist die Jurisprudenz eine Wissenschaft? (Wiener Antrittsvorlesung vom 16. Oktober 1868), hg. v. Behrends, O., 1998; Der Kampf ums Recht, 1872, 8. A. bearb. v. Hollerbach, A., 2003, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/JheringDerKampfumsRecht.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/JheringRudolfGeistdesrömischenRechts1852Bd1.pdf; Scherz und Ernst in der Jurisprudenz, 1884, hg. v. Leitner, M., 2009; Lange, H., Die Wandlungen Iherings, 1927; Wieacker, F., Rudolf von Jhering, ZRG RA 86 (1969), 1; Jherings Erbe, hg. v. Wieacker, F. u. a., 1970; Pleister, W., Persönlichkeit, Wille und Freiheit im Werk Jherings, 1982; Der Briefwechsel zwischen Ihering und Gerber, hg. v. Losano, M., 1984; Choe, B., Culpa in contrahendo bei Rudolf von Jhering, 1988; Iherings Briefe an Windscheid, hg. v. Kroeschell, K., 1988; Klemann, B., Rudolf von Jhering und die historische Rechtsschule, 1989; Rudolf von Ihering, hg. v. Behrends, O., 1992, 2. A. 1993; Privatrecht heute und Jherings evolutionäres Rechtsdenken, hg. v. Behrends, O., 1993; Der Kampf ums Recht, hg. v. Luf, G. u. a., 1995; Iherings Rechtsdenken, hg. v. Behrends, O., 1996; Der Briefwechsel Iherings mit Unger und Glaser, hg. v. Losano, M., 1996; Rudolf von Ihering, Ist die Jurisprudenz eine Wissenschaft?, hg. v. Behrends, O., 1999; Mecke, C., Rudolf von Jhering anonym publizierte Frühschriften, 2010; Seinecke, R., Rudolf von Jhering anno 1858, ZRG GA 130 (2013), 238; Lee, C., Jherings Eigentumsbegriff, 2015; Kroppenberg, I., Die Plastik des Rechts – Sammlung und System bei Rudolf von Jhering, 2015; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018; Mecke, C., Begriff des Rechts und Methode der Rechtswissenschaft bei Rudolf von Jhering, 2018
illegal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1712? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) ungesetzlich, rechtswidrig
Illegalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – achtzehntes Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Ungesetzlichkeit, Rechtswidrigkeit
illegitim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1700? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) rechtswidrig
Illegitimität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google, Adjektiv illegitim um 1700 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) Rechtswidrigkeit →Unehelichkeit
Lit.: Harms-Ziegler, B., Illegitimität und Ehe, 1991
Illyrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das nach dem indogermanischen, keine Texte hinterlassenden Volk der Illyrer (u. a. Messapier und zahlreiche andere Einzelvölker) benannte Gebiet in dem Südosten Europas zwischen Bosnien und dem späteren Mittelalbanien und an der Adria. Zwischen dem 5. bzw. 3. und dem 2. Jahrhundert v. Chr. gerät es unter die Herrschafts Roms. Gaius Julius Caesar trennt es von Makedonien als eigene Provinz. An dem Anfang des 6. Jahrhunderts lassen sich in dem Norden Goten und ab etwa 580 Slawen nieder. Von 1767 bis 1777 werden Kroatien, Slawonien und Dalmatien Illyrien genannt. 1809 sind Osttirol, Westkärnten, Krain, Küstenland, Kroatien, Dalmatien und Ragusa bzw. Dubrovnik Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs. Von 1814 bis 1849 besteht in Österreich ein ungefähr entsprechendes Königreich Illyrien, das in den Kronländern Kärnten, Krain und Küstenland aufgeht. S. Google
Lit.: Napoleon und seine Zeit, hg. v. Fräss-Ehrfeld, C., 2009; Lippert, A. u. a., Die Illyrer, 2021
Imbreviatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch Abkürzungen (lat. [Adj.] brevis, kurz) gekennzeichnete Aufzeichnung eines rechtlichen Vorgangs durch einen →Notar (Urschrift). In Gegensatz zu dem bloßen Entwurf enthält die Imbreviatur den endgültigen vollständigen Urkundentext unter Verwendung notarieller Abkürzungen (Imbreviaturen). Bereits in dem 12. Jahrhundert sammeln Notare in Italien ihre Imbreviaturen in Imbreviaturbüchern (ältestes erhaltenes Fragment Genua 1154). In dem 14. Jahrhundert wird dies allgemein üblich. S. Google
Lit.: Voltelini, H. v., Die Südtiroler Notariatsimbreviaturen, Teil 1f. 1899ff.; Kern, F., Dorsualkonzept und Imbreviatur, 1906; Dolezalek, G., Das Imbreviaturbuch des erzbischöflichen Gerichtsnotars Hubaldus von Pisa, 1969; Notariado público, 1989, Meyer, A., Felix et inclitus notarius, 2000
Imbreviaturbuch, s. Google, →Imbreviatur, Buch
Lit.: Dolezalek, G., Das Imbreviaturbuch des erzbischöflichen Gerichtsnotars Hubaldus von Pisa, 1969
immaterial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) unkörperlich, geistig
Immaterialgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) unkörperliches Gut
Immaterialgüterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der unkörperlichen, geistigen Rechtsgüter. Es gewinnt erst in dem Laufe der Neuzeit über den Buchdruck auf Grund der Interessen der die Verfasser vorschiebenden Verleger und Buchdrucker an Bedeutung. Seine bekannteste Ausprägung ist das →Urheberrecht. S. Google
Lit.: Klippel, D., Historische Wurzeln und Funktionen, (in) ZNR 1982, 132
immediat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) unmittelbar →Mediatisierung
immer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) stets
immerwährend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1423 [Freiburg im Breisgau] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) stets bestehend
Immerwährender Reichstag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adjektiv immerwährend 1423, Adverb immer 8. Jh.) ist der seit 1663 als ständiger Gesandtenkongress in Regensburg tagende →Reichstag des Heiligen römischen Reiches. S. Google
Lit.: Schnettger, M., Der Reichsdputationstag 1655-1663, 1996
Immission (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1571 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1619 [Rheinland] in sieben Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Wort in anderer Bedeutung aufgenommen aus lat. [F.] immissio) ist die Zuführung unwägbarer Stoffe (auf ein Grundstück). Bereits in dem römischen Recht muss der Eigentümer eines Grundstücks sachlich das Eindringen von Rauch, Wasser und dergleichen auf das Grundstück dulden, wenn es das (allgemein) übliche Maß nicht überschreitet. Andernfalls stehen ihm Abwehransprüche zu. Das Mittelalter kennt nur einzelne entsprechende Sätze. Als Folge der Industrialisierung bilden die Immissionen eine wichtige Abgrenzungsfrage zwischen dem Freiheitsstreben der Unternehmer der Industrie und dem Schutz der Betroffenen, zu der sich der preußische Gesetzgeber (außer in dem Allgemeinen Landrecht von 1794 zivilrechtlich) in der Allgemeinen preußischen Gewerbeordnung von 1845 und das preußische Obertribunal durch Beschluss von dem 7. 6. 1852 weiterführend äußern. § 906 BGB nimmt das auf dieser Grundlage geschaffene Recht auf (Unwesentlichkeit, Üblichkeit). In der Gegenwart gilt in Deutschland daneben ein besonderes Bundesimmissionsschutzgesetz (von dem 15. 3. 1974), das die Genehmigungsbedürftigkeit bestimmter Anlagen vorsieht. Rechtmäßig genehmigte Anlagen sind zu dulden, doch kann ein Schadensersatzanspruch in Betracht kommen. S. Google
Lit.: Kaser § 23 III 4; Kroeschell, DRG 3; Mensch und Umwelt im Mittelalter, hg. v. Herrmann, B., 1986; Rohde, J., Das Recht der genehmigungsbedürftigen Anlagen im Gewerbe- und Immissionsschutzrecht von 1810, 2000; Seyed-Mahdavi Ruiz, S., Die rechtlichen Regelungen der Immissionen im römischen Recht und in ausgewählten europäischen Rechtsordnungen, 2000; Lies-Benachib, G., Immissionsschutz im 19. Jahrhundert, 2002; Marquardt, B., Umwelt und Recht in Mitteleuropa, 2003; Koch, N., Die Entwicklung des deutschen privaten Immissionsschutzrechts seit Beginn der Industrialisierung, 2004; Staats, C., Die Entstehung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes vom 15. März 1974, 2009
immobil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – in dem 18. Jahrhundert Immobilie in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Immobilie, Immobilienhandel und Immobilienhändler – als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) unbeweglich
Immobiliarprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Prozess um Immobilien (unbewegliche Sachen, Grundstücke). S. Google
Lit.: Hübner, R., Der Immobiliarprozess der fränkischen Zeit, 1893
Immobiliarrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besondere Recht der Grundstücke (Liegenschaften), wie es sich in dem deutschen Recht in Gegensatz zu dem römischen Recht entwickelt. S. Google
Lit.: Hübner, R., Der Immobiliarprozess der fränkischen Zeit, 1893; Meyer, F., Zur Geschichte des Immobiliarrechts der deutschen Schweiz im 13. bis 15. Jahrhundert, 1921; Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobiliarrecht, 1978; Buchholz, S., Die Quellen des deutschen Immobiliarrechts im 19. Jahrhundert, (in) Ius commune 7 (1978), 250
immun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) unempfindlich, widerstandsfähig
Immunität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 1590 in elf Stellen - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv immun 18. Jh.) ist die Freiheit von einem Eingriff oder einer Einwirkung. In dem Frühmittelalter ist Immunität die Freiheit einer besonders ausgenommenen →Grundherrschaft von königlicher Gewalt. Sie geht auf die spätrömische (lat. [F.]) →emunitas - und mittelbar auf die Unverletzlichkeit der Volkstribunen - zurück, die Freiheit der kirchlichen, vielleicht auch der kaiserlichen Güter von öffentlichen Lasten bedeutet. In dem 6./7. Jahrhundert erweitert sich die Immunität dahin, dass der (Graf als der) örtliche Gewalthaber (kraft königlichen Privilegs für den Grundherrn) in dem Immunitätsgebiet ausgeschlossen wird und deshalb keine Verhöre durchführen, keine Abgaben einziehen, keine Geiseln wegführen und schließlich das Immunitätsgebiet überhaupt nicht mehr betreten darf. Seine Aufgaben nehmen die weltlichen und geistlichen Großen (Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte) als Immunitätsberechtigte selbst (oder durch Vögte) wahr. Spätestens Otto I. gleicht diese Art der Beseitigung des Einflusses der weltlichen Gewalt auf die immunitätsbegabte Kirche dadurch aus, dass er selbst durch Einsetzen der Immunitätsberechtigten (Erzbischöfe u. s. w.) unmittelbare Herrschaft über die zunehmend zu geschlossenen Bezirken werdenden Immunitätsgebiete gewinnt (ottonisches bzw. ottonisch-salisches →Reichskirchensystem). Nach dem hierdurch hervorgerufenen →Investiturstreit (ab 1073-1122) gehen die bedeutenden Immunitäten in den Landesherrschaften (geistlichen Fürstentümern) auf. In der Gegenwart genießt der Abgeordnete parlamentarische Immunität in dem Sinne eines Schutzes vor bestimmten Maßnahmen, die sich gegen sein Verhalten außerhalb des Parlaments richten (Frankreich 1799, 1814). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 85; Stengel, E., Grundherrschaft und Immunität, ZRG GA 25 (1904), 286; Dopsch, A., Steuerpflicht und Immunität im Herzogtum Österreich, ZRG GA 26 (1905), 1; Voltelini, H. v., Immunität, grundherrliche und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Archiv f. österreichische Geschichte 94 (1907), 311; Kroell, M., L’immunité franque, 1910; Stengel, E., Die Immunität, 1910, Neudruck 1964; Hirsch, H., Die Klosterimmunität seit dem Investiturstreit, 1913, 2. A. 1967; Kühn, G., Die Immunität der Abtei Groß-St. Martin zu Köln, 1913; Zatschek, H., Beiträge zur Diplomatik der mährischen Immunitätsurkunden, 1931; Heidrich, I., Die Verbindung von Schutz und Immunität, ZRG GA 90 (1973), 10; Pfaff, V., Die päpstlichen Klosterexemtionen in Italien, ZRG KA 72 (1986), 76; Frey, L./Frey, M., The History of Diplomatic Immunity, 1999; Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Rau, J., Der Fall Friedrich List, 2010; Bachrach, D., Immunities as Tools of Royal Military Policy under the Carolingian and Ottonian Kings, ZRG GA 130 (2013), 1
Immunitätsprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) →Immunität, Privileg
Impeachment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Neuenglische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vor allem ein seit 1376 angewendetes Strafverfahren in dem englischen Recht, bei dem das →House of Commons anklagt und das House of Lords entscheidet (beispielsweise 1386 gegen den englischen Kanzler). S. Google
Lit.: Plucknett, T., Studies in English Legal History, 1983
impedimentum (lat. [N.], s. latein_a_z.docx) Hindernis (beispielsweise Ehehindernis)
imperator (lat. [M.], s. latein_a_z.docx) Kaiser
Lit.: Söllner § 14; Köbler, LAW; Mc Fayden, D., The History of the Title Imperator, 1920; Kienast, D., Imperator, ZRG RA 78 (1961), 403
imperial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1712? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Kaiserlich, herrscherlich, herrschaftlich)
Imperialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die auf Gewinnung eines Imperiums durch Eroberung und Ausdehnung gerichtete Zielsetzung vor allem der europäischen Staaten seit dem 17., insbesondere seit dem 19. Jahrhundert (in weniger entwickelten Erdteilen). S. Google
Lit.: Wehler, H., Bismarck und der Imperialismus, 1969; Imperialismus und Kolonialismus, hg. v. Bade, K., 1983; Schöllgen, G., Das Zeitalter des Imperialismus, 1986, 3. A. 1994, 5. A. 2009; Cain, J./Hopkins, A., British Imperialism, 1993; Fröhlich, M., Imperialismus, 1994; Petersson, N., Imperialismus und Modernisierung, 2000; Berke, A., Imperialismus und nationale Identität, 2003; Pogge von Strandmann, H., Imperialismus vom grünen Tisch, 2009; Imperialkriege von 1500 bis heute, hg. v. Bührer, T. u. a., 2011; Reinhard, W., Die Unterwerfung der Welt, 2016; Brückenhaus, D., Policing Transnational Protest, 2017
Imperium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und nicht belegt, aber in abgeänderter Bedeutung in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.] s. latein_a_z.docx) ist in dem altrömischen Recht die unbeschränkte Amtsgewalt der Konsuln (später ebenfalls der Statthalter von Provinzen), zu der auch die Zuchtgewalt zählt, sowie das Gebiet, in dem sie ausgeübt wird. Nach dem (lat.) imperium (N.) Romanum versteht sich auch die weltliche Herrschaft in dem Mittelalter als ein imperium. Ihm tritt das (lat. [N.]) sacerdotium des Papstes gegenüber. Mit dem Beginn der Neuzeit nimmt (lat. [F.]) potestas (Gewalt, Hoheitsgewalt) den Platz von imperium ein, das seinerseits als Weltreich verstanden wird. S. Google
Lit.: Söllner §§ 6, 9, 14, 15; Köbler, DRG 18; Köbler, LAW; Kornemann, E., Doppelprinzipat und Reichsteilung im imperium Romanum, 1930; Stengel, E., Regnum und imperium, 1930; Heuß, A., Zur Entwicklung des imperiums des römischen Oberbeamten, ZRG RA 64 (1944), 57; Dempf, A., Sacrum imperium, 2. A. 1954; Nörr, D., Imperium und Polis in der hohen Prinzipatszeit, 2. A. 1969; Thomas, H., Zwischen regnum und imperium, 1973; Papst, A., Divisio regni, 1986; Burbank, J. u. a., Imperien der Weltgeschichte, 2012 (Rom, China, schwächliche Reichsbildungen des frühen und hohen Mittelalters in Nordwesteuropa, Ostrom, islamische Großreiche, Mongolenreiche, osmanisches Reich, Spanien, Russland, China, Vereinigte Staaten von Amerika); Vervaet, F., The High Command in the Roman Republic, 2014; Imperium, Staat, Civitas, hg. v. Calore, E., u. a., 2015; Nolte, H., Kurze Geschichte der Imperien, 2017
Imperium (N.) merum et mixtum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist nach einer Unterscheidung des römischen Rechtskundigen Ulpian (170?-223) die oberste Staatsgewalt und die oberste Gewalt der Zivilrechtspflege. Seit dem 12. Jahrhundert erscheint die hierauf gegründete Einteilung der Gerichtsbarkeit in die Gerichtsbarkeit über Leben, Freiheit und Bürgerrecht und die übrige Gerichtsbarkeit in dem Heiligen römischen Reich. Seit dem 14. Jahrhundert wird das imperium merum et mixtum als Grundlage aller Hoheitsrechte verstanden, danach als Landeshoheit. S. Google
Lit.: Hirsch, H., Die Klosterimmunität seit dem Investiturstreit, 1913; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Maissen, T., Die Geburt der Republic, 2006
imperium (N.) Romanum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N. [lat.], s. Google) Römisches Reich
impfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [BergheimUB. 100] in 3 Stellen für aufpropfen, Grundstücke zusammenlegen, errichten belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) einen Impfstoff gegen einen Krankheitserreger einspritzen
implantatio (lat. [F.], s. latein_a_z.docx) Einpflanzung, Verbindung
Impossibilium nulla est obligatio (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Zu Unmöglichem gibt es keine Verpflichtung (beispielsweise bewirkt Fehlen eines Kaufgegenstands Nichtigkeit des Kaufvertrags). S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Celsus, um 70-um 140 n. Chr., Digesten 50, 17, 185); Wollschläger, C., Die Entstehung der Unmöglichkeitslehre, 1970
Impubes (lat. [M.], s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht der Unmündige (Geschlechtsunreife). Ist er (lat.) infantia maior (älter als 7 Jahre), kann er, gegebenenfalls mit Zustimmung des Vormunds (lat. [M.] tutor), ein Rechtsgeschäft vornehmen. Mit dem Eintritt der Geschlechtsreife (lat. [F.] pubertas, durchschnittlich also mit zwölf bis vierzehn Jahren) wird der impubes ursprünglich vollständig geschäftsfähig und deliktsfähig. Die Mündigkeit wird bei Knaben (durch die Prokulianer) auf 14, bei Mädchen auf 12 festgelegt. Allerdings besteht (wohl schon seit der Lex Laetoria von etwa 200 v. Chr.) bis zu der Vollendung des 25. Lebensjahrs ein besonderer Schutz bei Rechtsgeschäften. S. Google
Lit.: Kaser § 14 II, 62 I, 82 II; Köbler, DRG 21
Imputation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von →Pufendorf (1632-1694) aus der Theologie in das Strafrecht übernommene Zurechnung einer Handlung und eines Erfolgs zu einem Menschen. Ihre Möglichkeit beruht auf der Freiheit und der Normbezogenheit menschlichen Handelns. Ermittelt werden die Voraussetzungen, die für Bestrafung bestehen. →Feuerbach (1755-1833) unterscheidet demgegenüber die abstrakte Imputation des Gesetzgebers bei der Festlegung des strafbaren Verhaltens und der Strafe in dem Straftatbestand und die konkrete Imputation des Richters bei Bestimmung der Strafe in dem einzelnen Fall. Wenig später wird die Imputation auf die Handlung beschränkt. Erhalten geblieben ist der Begriff der Zurechnungsfähigkeit. S. Google
Lit.: Berner, A., Grundlinien der criminalistischen Imputationslehre, 1843; Welzel, H., Die Naturrechtslehre Samuel Pufendorfs, 1958; Genka, T., Zur textlichen Grundlage der Imputationslehre Gratians, (in) BMCL 25 (2002/2003), 40
In bonis (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, adverbielle Wendung, in dem Vermögen [sein bzw. haben] ist in dem klassischen römischen Recht eine Bezeichnung für den Schutz durch den Prätor gegen einen Dritten. Wer eine handgreifbare Sache (lat. [F.] res mancipi) ohne den Formalakt der →Manzipation erhält und in bonis hat, (erwirbt zwar nicht ziviles Eigentum, das bei dem Veräußerer verbleibt,) erlangt (aber) prätorisches bzw. bonitarisches Eigentum bzw. Schutz durch den Prätor. In dem spätantiken römischen Recht wird die Unterscheidung zwischen zivilem Eigentum und prätorischem Eigentum beseitigt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 22ff.; Söllner § 9; Ankum, H. u. a., Die verschiedenen Bedeutungen des Ausdrucks in bonis alicuius esse, ZRG RA 107 (1990), 155
in dorso (lat.) auf dem Rücken, →Indossament
In dubio pro reo (lat., in einem Zweifel [Entscheidung] zu Gunsten des Angeklagten) ist der bereits in dem klassischen römischen Recht in dem Ansatz bekannte Satz, dass ein Angeschuldigter in einem Zweifelsfall freizusprechen ist. In der Neuzeit formuliert Stübel 1811 in Anschluss an Justinians →Digesten 42, 1, 38 den Satz neu. Demnach gilt der Angeklagte bis zu einem Nachweis der Schuld als unschuldig, weil in einem Zweifel zu seinen Gunsten zu entscheiden ist (vgl. Art. 6 II der Europäischen Konvention zu dem Schutze der Menschenrechte 1946/1950). In der Verfahrenswirklichkeit setzt sich der Satz aber nur allmählich durch. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 35, 203; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Bossius 1562, vgl. Digesten 50, 17, 125 Gaius um 120-um 180, Aristoteles); Moser, K., In dubio pro reo, Diss. jur. München 1933; Wenig, G., In dubio pro reo, Diss. jur. Tübingen 1946; Holtappels, P., Die Entwicklungsgeschichte des Grundsatzes „in dubio pro reo“, 1965; Stuckenberg, C., Untersuchungen zur Unschuldsvermutung, 1993
In integrum restitutio (F.) (lat.) ist in dem römischen Recht in verschiedenen Fällen (beispielsweise Zwang) die von dem Prätor gewährte →Wiedereinsetzung in den früheren Stand, mit der die eingetretenen Wirkungen des Geschäfts durch besondere Klagen wieder beseitigt werden sollen. Eine von dem Richter durchgeführte in integrum restitutio bewirkt die (lat.) →actio (F.) quod metus causa (Klaganspruch wegen Furcht), die den bestraft, der die Wiedergutmachung verweigert.
Lit.: Kaser § 8 IV
in iure (lat.) vor (dem) Gericht(smagistrat)
In iure cessio (F.) (lat.) (gerichtliche Abtretung) ist die in dem römischen Recht als Umgehung schwerfälliger Formalakte in dem Wege eines Scheinverfahrens mögliche Übertragung, Abtretung oder Aufhebung bestimmter Rechte auf der Gerichtsstätte.
Lit.: Kaser § 7 II; Söllner §§ 8, 9, 18; Köbler, DRG 21, 25, 40
In ius vocatio (lat. [F.]) ist die Rufung bzw. Ladung des Gegners in das Gericht, welcher der Gegner in dem altrömischen Recht der Zwölftafeln sofort zu folgen hat.
inaedificatio (lat. [F.], s. latein_a_z.docx) Einbau
Inama-Sternegg, Karl Theodor von (Augsburg 20. 1. 1843-Innsbruck 28. 11. 1908) wird nach dem Studium von Geschichte, Recht und Staatswissenschaft in München 1868 außerordentlicher Professor und 1871 ordentlicher Professor in Innsbruck, 1880 in Prag und 1881 in Wien. Seine Deutsche Wirtschaftsgeschichte (1878ff.) ist die erste unmittelbar aus den Quellen erarbeitete Gesamtdarstellung. S. Google
Inauguration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) Einführung, Einsetzung
Lit.: Königshaus, J., Die Inauguration der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1665, 2002
incapacitas (lat. [F.], s. latein_a_z.docx) Unfähigkeit
Incertum (lat. [N.], Ungewissheit, Unzuverlässigkeit, Unbestimmtes, s. latein_a_z.docx) ist in dem römischen Recht die unbestimmte Leistung. In dem spätantiken Recht wird die anfangs bedeutsame Unterscheidung zwischen bestimmter Leistung und unbestimmter Leistung gelockert. S. Google
Lit.: Kaser §§ 35 I, 37 I, 48 II
incipit (lat.) es fängt an, ist eine gebräuchliche Bezeichnung für die Anfangsworte eines Textes
incorporare, incorporāre, lat., V., verkörpern, einverleiben; Q.: Chalc. (um 300 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), corporāre
incorporatio, incorporātio, lat., F., Verkörperung, Fleischwerdung, Chalc. (um 300 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. incorporāre
Indebitum solutum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die nichtgeschuldete Leistung. Sie kann in dem klassischen römischen Recht wohl wegen der Ähnlichkeit mit dem Darlehen mit der besonderen Begehrensform der →Kondiktion zurückverlangt werden.
Lit.: Kaser § 48 II 2
Indemnität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Befreiung des Abgeordneten von der gerichtlichen oder dienstlichen Verfolgung wegen einer Abstimmung oder Äußerung in dem Parlament. Die früher auch als →Immunität bezeichnete Indemnität entsteht in England mit der →Bill of Rights (1689). In dem →Deutschen Bund erscheint sie seit 1818 (Bayern, Württemberg 1819, Sachsen 1831, Preußen 1848).
Lit.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 3 1963, 348; Hilgendorf, E., Die Entwicklungsgeschichte der parlamentarischen Redefreiheit, 1991
index, lat., M.?, Anzeiger, Entdecker, Angeber, Verräter, Spion, Zeigefinger, Acc. (170-um 90 v. Chr.), s. latein_a_z.docx
Index (M.) librorum prohibitorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Anzeiger der (für Christen) verbotenen Bücher (1557/1559/1564-1948/1966/1967).
Lit.: Becker, G., Deutsche Juristen und ihre Schriften auf den römischen Indices des 16. Jahrhunderts, 1970; Eisenhardt, U., Strafe und Strafzweck bei der Bestrafung von Autoren, Druckern und Händlern verbotener Schriften, (in) FS G. Bemmann, 1997, 36; Inquisition – Index – Zensur, hg. v. Wolf, H., 2001; Wolf, H., Index, 2008; Römische Inquisition und Indexkongregation, hg. v. Wolf, H., Bd. 1ff. 2009f.; Reusch, F., Der Index der verbotenen Bücher, 2019
indicium, lat., N., Angabe, Aussage, Entdeckung, Erlaubnis eine Anzeige zu machen, Merkmal, Beweis; s. Plaut. (um 250-184 v. Chr.)
Indien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums und das Persische mit dem Altindischen als Teil des Indogermanischen verbindbar, N., sanskr. sindhu „Fluss“ [Indus]), in dem Altertum von Indogermanen besiedeltes Gebiet Südasiens, in der Gegenwart eine Bundesrepublik mit einer Fläche von 3287263 Quadratkilometern und mehr als 2,353 Milliarden Einwohnern (Indern oder Indusanwohnern)
Lit.: Kulke, H./Rothermund, D., A History of India 1984, 5. A. 2010; Das, I., Staat und Religion in Indien, 2004: Kulke, H., Indische Geschichte bis 1750, 2005; Mann, M., Geschichte Indiens. Vom 18. bis zum 21. Jahrhundert, 2005; Schoettli, U., Indien, 2009; Rothermund, D., Indien, 2008; Lütt, J., Das moderne Indien 1498-2004, 2011; Mukherji, M., India in the Shadows of Empire, 2012; Sinha, C., Debating Patriarchy - The Hindu Code Bill Controversy in India (1941-1956), 2012; From Birch Bark to Digital Data – Recent Advances in Buddhist Manuscript Research, 2013; Myers, P., German Visions of India, 1871-1918, 2013; Decolonization and the Struggle for National Liberation in India (1909-1971). hg. v. Costanzo, T. u. a., 2014; Liebig, M., Endogene politisch-kulturelle Ressourcen, 2014; Dréze, J. u. a., Indien, 2014; Kakar, K., Frauen in Indien, 2015; Calasso, R., Die Glut, 2015 (Shatapatha-Brahmana Geheimnis der hundert Pfade, 8. Jahrhundert v. Chr.); Mann, M., South Asia’s Modern History, 2015; Schöpfungs- und Urzeitmythen der Stammesvölker Indiens, hg. v. Kapp, D., 2019 (mehr als 600 Mythen von mehr als 130 Stammesvölkern); Rothermund, D., The Industrialization of India, 2020; Flüchter, A., Die Vielfalt der Bilder und die eine Wahrheit – Die Staatlichkeit Indiens in der deutschsprachigen Wahrnehmung (1500-1700), 2020; Chatterjee, N., Negotiating Mughal La, 2020
Individuum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 16. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) Unteilbares, Einzelmensch. Um 1100 wächst in der Geistegeschichte Europas das Verständnis für Ansprüche, Bedürfnisse und Gründe des Einzelnen und die Bereitschaft ihrer Beachtung.
Lit.: Conrad, H., Individuum und Gemeinschaft in der Privatrechtsordnung, (1956); Derschka, H., Individuum und Persönlichkeit im Hochmittelalter, 2014
individuus, indīviduus, lat., Adj., ungeteilt, unzertrennt, unteilbar, untrennbar, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in- (2), dīviduus
Indiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) ist eine Tatsache, aus deren Vorhandensein einleuchtenderweise auf das Vorhandensein einer anderen Tatsache geschlossen werden kann. Das Indiz ist von besonderer Bedeutung in dem Strafverfahrensrecht. Hier ist bei Fehlen besserer Beweismöglichkeiten der Beweis mit Hilfe von Indizien (Indizienbeweis) möglich. Nach der frühneuzeitlichen Indizienlehre etwa der →Constitutio Criminalis Carolina von 1532 ist die →Folter nur zulässig bei Vorliegen bestimmter Indizien (beispielsweise blutbefleckte Kleidung eines einer Bluttat Verdächtigen).
Lit.: Köbler, DRG 138, 156; Kusch, K., Der Indizienbeweis des Vorsatzes, Diss. jur. Hamburg, 1963; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1976; Pöltl, R., Die Lehre vom Indizienbeweis, 1999; Michels, K., Der Indizienbeweis, Diss. jur. Tübingen 2000
Indogermane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL, aber indogermanisch, Adj. - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das Indische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., linguistisch verwendetes Wort 1810 von dem dänischen Geographen Conrad Malte-Brun auf Französisch geprägt, M., 1823 Friedrich Schlegel) ist der Angehörige eines der zu der wissenschaftlich erschlossenenen indogermanischen (oder auch indoeuropäischen) Sprachenfamilie (keltisch, italisch, germanisch - einschließlich isländisch in dem äußersten Westen -, baltisch, slawisch, illyrisch, thrakisch, albanisch, griechisch, phrygisch, hethitisch, armenisch, iranisch, indoarisch – in dem Osten -, tocharisch, mit einer jeweils ältesten Überlieferung zwischen dem 14. Jahrhundert v. Chr. und dem 16. Jahrhundert n. Chr.) gehörenden Einzelvölker. Ob, wann und wo dieses philologisch mit etwa 4265 Ansätzen und Verweisen seiner möglichen Sprache rekonstruierte bzw. rekonstruierbare Volk besteht, ist angesichts der Verschiedenheit von Sprachen, Genen, körperlichen Hinterlassenschaften Verbreitungswegen und Übernahmemöglichkeiten unklar (Mitteleuropa?, Osteuropa?, um 2000 v. Chr.?, Entstehung in Anatolien vor 7800 bis 9800 Jahren?, Viehnomaden nördlich des Schwarzen Meeres und des Kaspischen Meeres mit Wanderungsbewegungen nach Westen und Osten, in dem 6. Jahrtausend v. Chr. starke Wanderung von Bauern aus dem Nahen Osten nach Europa, denen vielleicht die indogermanischen Einwanderungen folgen?, überwiegend friedliche Übernahme der indogermanischen Sprache durch die Alteuropäer bei Aufnahme der Landwirtschaft durch die Indogermanenen von den Alteuropäern?). Die Zahl seiner philologisch erschließbaren Rechtseinrichtungen (Volk, Haus, Zeuge, Gast, Erbe) ist gering. Dem Indogermanischen könnte ein wenig bekanntes, noch unsichereres Protoindogermanisch oder Nostratisch nördlich des Schwarzen Meeres um 3500 v. Chr. vorangegangen sein.
Lit.: Söllner §§ 2, 4; Köbler, DRG 10, 13; Bopp, F., Vergleichende Grammatik des Sanskrit …, 1833; Schleicher, A., Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen, 1861, 4. A. 1876; Delbrück, B., Die indogermanischen Verwandtschaftsnamen, 1889; Leist, B., Altarisches ius gentium, 1889, Neudruck 1978; Brugmann, K., Grundriss der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen, 1893ff., Brunner, H., Eine bisher unbekannte indogermanische Sprache, ZRG GA 29 (1908), 340 (tocharisch); Schulz, W., Indogermanen und Germanen, 2. A. 1938; Pokorny, O., Indogermanisches etymologisches Wörterbuch, 1959ff.; Schlerath, B., Die Indogermanen, 1972; Seebold, E., Das System der indogermanischen Halbvokale, 1972; Köbler, G., Indogermanisch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-indogermanisches Wörterbuch, 1980, 3. A. 1999, 5. A. 2014 (Internet); Zimmer, S., Ursprache, Urvolk und Indogermanisierung, 1990; Gamkrelidze, T./Ivanov, V., Indo-European and the Indo-Europeans, 1995; Mallory, J./Adams, D., The Oxford Introduction to Proto-Indo-European and the Proto-Indo-European World, 2006; Schmitt-Brandt, J., Einführung in die Indogermanistik, 1998; Greenberg, J., Indo-European and its closest relatives, 2000; Fortson, B., Indo-European language and culture, 2004; Anthony, D., The Horse, the Wheel and Language, 2007; Stüber, K. u. a., Indogermanische Frauennamen, 2009; Mayerhofer, M., Indogermanistik - über Darstellungen und Einführungen von den Anfängen bis in die Gegenwart, 2009; Fritz, M., Der Dual im Indogermanischen, 2011; Kuryłowicz, J. u. a., Indogermanische Grammatik, Bd. 4, 1 Komposition 2011, Bd. 4, 2 Komposition im Aufriss, 2018; Haarmann, H., Auf den Spuren der Indoeuropäer, 2016 (Mischung vieler Informationen schwer unterscheidbarer unterschiedlicher Güte); Indo-European Etymological Dictionaries Online Brill (Institutional outright purchase price 8220 Euro, annual update fee 411 Euro, Online subscription price 1038 Euro brill.com/IEDO/)
Indossament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine regelmäßig auf der Rückseite (lat. in dorso, franz. en dos) eines →Wertpapiers angebrachte Erklärung, durch die eine Person (Indossant) die Rechte aus einem →Orderpapier auf eine andere Person (Indossatar) überträgt. Das erstmals in Pisa 1392 bezeugte Indossament erscheint häufiger zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Frankreich (etwa gleichzeitig mit der zu derselben Zeit in Süditalien aufgekommenen, vorderseitig angebrachten girata). Seine Ursprünge sind ungeklärt.
Lit.: Köbler, DRG 167; Schaps, G., Zur Geschichte des Wechselindossaments, 1892; Opitz, P., Der Funktionswandel des Wechselindossaments, Diss. jur. Berlin 1967; Melis, F., Guida alla mostra internazionale della banca, 1972
Industrie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die gewerbliche Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen. Die Industrie entsteht (in einem vielfach als industrielle Revolution bezeichneten, tatsächlich aber eher evolutionären Vorgang) nach Änderungen in Handel, Wissenschaft, Landwirtschaft und Technik sowie wohl auch Mentalität seit dem Ende des 18. Jahrhunderts (um 1760?) in Großbritannien, wo Kohle und Eisenerz leicht abbaubar und nahe beieinander liegend verwertet werden können. Seit dem frühen 19. Jahrhundert folgen die deutschen Staaten (beispielsweise Sachsen) (1800-1830 leichtindustriell, 1830-1880 schwerindustriell, Durchbruchsphase 1845-1875, 1880-1914 Elektroindustrie, chemische Industrie, optische Industrie). Die Industrialisierung bedeutet den raschen Übergang von der Landwirtschaft zu der arbeitsteiligen gewerblichen Wirtschaft. Eine wichtige Folge ist neben dem Übergang von der Hauswirtschaft zu der Marktwirtschaft die Entstehung des →Arbeitsvertrags.
Lit.: Köbler, DRG 175, 176; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 237; Quellen zur Geschichte der industriellen Revolution, hg. v. Treue, W. u. a., 1966; Mauersberg, H., Deutsche Industrien im Zeitgeschehen eines Jahrhunderts, 1966; Forsthoff, E., Der Staat in der Industriegesellschaft, 1971; Abel, W., Massenarmut und Hungerkrisen im vorindustriellen Deutschland, 1972; Söllner, A., Der industrielle Arbeitsvertrag, (in) Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 1972, 288; Industriegesellschaft und Privatrechtsordnung, 1974; Sozialgeschichtliche Probleme in der Zeit der Hochindustrialisierung, hg. v. Pohl, H., 1979; Schlosser, H., Folgen der Industrialisierung, (in) Quaderni Fiorentini 10 (1981), 403; Klassen, K., Mitverwaltung und Mitverantwortung in der frühen Industrie, 1984; Henning, F., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 2 6. A. 1984; Ruppert, W., Die Fabrik, 1987; Kiesewetter, H., Industrialisierung und Landwirtschaft, 1988; Kiesewetter, H., Industrielle Revolution, 1989; Studien zur Einwirkung der Industrialisierung auf das Recht, hg. v. Coing, H., 1991; Hudson, P., The Industrial Revolution, 1992; Die Eisen- und Stahlindustrie im Dortmunder Raum, hg. v. Dascher, O. u. a., 1992; Buchheim, C., Industrielle Revolutionen, 1994; Hahn, H., Die industrielle Revolution, 1998, 2. A. 2005, 3. 2011; Gestwa, K., Proto-Industrialisierung in Russland, 1999; Marsch, U., Industrieforschung in Deutschland und Großbritannien, 1999; Bührer, W., Der Bundesverband der Deutschen Industrie, 1999; Marsch, U., Industrieforschung, 1999; Krämer, J., Industrialisierung und Feiertage, 1999; Kiesewetter, H., Region und Industrie in Europa 1815-1995, 2000; Gall, L., Krupp, 2000; Gorißen, S., Vom Handelshaus zum Unternehmen, 2002; Butschek, F., Europa und die industrielle Revolution, 2002; Lenger, F., Industrielle Revolution und Nationalstaatsgründung, 2003; Kiesewetter, H., Industrielle Revolution in Deutschland, 2004; Condrau, F., Die Industrialisierung in Deutschland, 2005; Ziegler, D., Die industrielle Revolution, 2005, 2. A. 2009, 3. A. 2011; Vec, M., Recht und Normierung in der industriellen Revolution, 2006; Butschek, F., Industrialisierung, 2006; Kiesewetter, H., Die Industrialisierung Sachsens, 2006; Risques et prises de risques dans les sociétés industrielles, hg. v. Varaschin, D., 2007; Gehlen, B., Paul Silverberg (1876-1959) 2007; Liedtke, R., Die industrielle Revolution, 2010; James, H., Krupp, 2011; Das Recht der industriellen Revolution, hg. v. Maetschke, M. u. a., 2013; Jindra, Z., Der Bahnbrecher des Stahl- und Eisenbahnzeitalters, 2013 (Krupp); Bremm, K., Das Zeitalter der Industrialisierung, 2014; Schäfer, M., Eine andere Industrialisierung, 2016; Collin, P., Privat-staatliche Regelungsstrukturen im frühen Industrie- und Sozialstaat, 2016; The Spread od Modern Industry to the Periphery since 1871, hg. v. O‘Rourke, K. u. a., 2017; Ebeling, D., Produktionsregimes vor dem Fabrikzeitalter – Die Feintuchindustrrie in der Region Aachen, 2021
Industriekammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber als Industrie- und Handelskammer in Wörterbuchg der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die politische Vertretung der Interessen der Unternehmen der Industrie. Sie entsteht in dem 19. Jahrhundert nach dem Vorbild der Handelskammer.
Lit.: Bibliographie zur Geschichte und Organisation der Industrie- und Handelskammern, hg. v. Ernst, S., 1986; Kaltenhäuser, K., Möglichkeiten und Perspektiven einer Organisation der Wirtschaftsverwaltung, 1998; Schmaltz, J., Die Entwicklung der Industrie- und Handelskammern, 2010; Will, M., Selbstverwaltung der Wirtschaft, 2011
infam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) niederträchtig, bösartig, ruchlos →Infamie
Infamie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssürache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., lat. [F.] infamia) ist die mit gewissen Handlungen verbundene Rechtsfolge des Verlusts der bürgerlichen →Ehre in dem älteren Recht. In dem römischen Recht ziehen Kuppelei, Lohnkampf mit Tieren, Schauspielerei, Doppelehe, Wucher, Häresie, Ausstoßung aus dem Heer und bestimmte Verurteilungen die Infamie (Verlust der bürgerlichen Ehre) nach sich. Die Kirche setzt seit 419 auf die schuldhafte Aufgabe des christlichen Gesetzes und die Missachtung kirchlicher Vorschriften (Sakrileg, Grabfrevel, Zauberei, Giftmischerei, Ehebruch, Blutschande, Meineid, Diebstahl, Raub, Mord) die Infamie (Weihehindernis, Zeugnisunfähigkeit u. s. w.). In dem weltlichen Recht schließen einzelne deutsche Reichsgesetze von einzelnen Rechten aus (1512 Ehrlose von dem Notariat, 1577 Zöllner, Müller, Bader u. s. w. von Zünften, 1577 Bankrotteure). Ein Überrest der Infamie ist die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte in dem deutschen Reichsstrafgesetzbuch von 1871. Nach Aufhebung der Vorschriften zu dem 1. 4. 1970 sieht § 45 StGB nur noch eine eingeschränkte Aberkennung von Rechten vor.
Lit.: Kaser §§ 13 III, 36 III, 82 II; Mühlebach, A., Die Infamie in der decretalen Gesetzgebung, 1923; Löbmann, B., Der kanonistische Infamiebegriff, 1956; May, G., Die Anfänge der Infamie im kanonischen Recht, ZRG KA 47 (1961), 77; Landau, P., Die Entstehung des kanonistischen Infamiebegriffs, 1966; Stuart, K., Unehrliche Berufe, 2008
infamis, īnfāmis, īnfāmus, lat., Adj., berüchtigt, verrufen (Adj.), verschrien, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), fāmis
infans, īnfāns, īnfās, lat., Adj.: nhd. stumm, sehr jung, kleines Kind (= īnfāns subst.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. in- (2), fārī
Infans (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht das →Kind, das die für rechtliche Folgen bedeutsamen Wörter noch nicht sprechen kann, in dem spätrömischen Recht das Kind bis zu der Vollendung des siebenten Lebensjahrs. Der infans kann kein Rechtsgeschäft tätigen (geschäftsunfähig) und keine ersatzpflichtige Handlung (Delikt, deliktsunfähig) begehen.
Lit.: Kaser § 14 I 1; Köbler, LAW
Inflation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die Erhöhung des nominalen Wertes einer Geldeinheit. Eine geringfügige Inflation ist ein vielleicht auf dem allgemeinen Streben des moderneren Menschen nach möglichst günstigen Lebensverhältnissen beruhendes Kennzeichen fast aller Zeiten der Geldwirtschaft. In der Inflation in dem →Deutschen Reich nach dem Ersten Weltkrieg ist als Folge der Reparationsverpflichtungen des Deutschen Reiches in dem November 1923 ein Dollar 4200000000 Mark wert. Eine derartige Inflation hat unmittelbare Auswirkung auf alle wirtschaftlichen und rechtlichen Verhältnisse einschließlich der Zahlung von Reparationsverpflichtungen.
Lit.: Köbler, DRG 224; Redlich, F., Die deutsche Inflation des frühen 17. Jahrhunderts, 1972; Nörr, K., Der Richter zwischen Gesetz und Wirklichkeit, 1996; Kerstingjohänner, H., Die deutsche Inflation 1919-1923, 2004; Geldmenge, Warenmenge, Inflation, hg. v. Borstelmann, A. u. a., 2010; Taylor, F., Inflation, 2013
informare, īnfōrmāre, lat., V., gestalten, formen, bilden, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), fōrmāre
informatio, īnfōrmātio, lat., F., Bildung, Unterricht, Unterweisung, Belehrung; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īnfōrmāre
Information (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 15. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) Nachricht, Wissen
Lit.: Copeland, B., Turing – Pioneer of the Information Age, 2012; Brynjolfsson, E. u. a., The Second Machine Age – Wie die nächste digitale Revolution unser aller Leben verändern wird, 2014, 3. A. 2015, 6. A. 2016; Barth, V., Wa(h)re Fakten – Wissensproduktionen globaler Nachrichtenagenturen 1835-1939, 2019 (ab der Mitte des 19. Jahrhunderts Agence Havas, Reuters, Wolff’s Telegraphisches Büro und Associated Press)
informieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nach 1323 [Thomas von Aquin] in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V.) benachrichtigen, unterrichten, mitteilen
Infortiatum (lat. [N.], nicht belegt in latein_a_z.docx) →Digestum infortiatum
Lit.: Wouw, H. van de, Zur Textgeschichte des Infortiatum, (in) Ius commune 11 (1984), 231
infra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Partikel belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Präp.) unter
infra, īnfrā, īnferā, lat., Adv., unten, unterhalb, darunter, nach unten; Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *n̥dʰero-, Adj., untere
Infrastruktur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jahrhundert aus Bestandteilen des Lateinischen des Altertums gebildet, F.) Grundstruktur, Unterbau
Lit.: Laak, D. van, Der Begriff Infrastruktur und was er vor seiner Erfindung besagte (in) Archiv für Begriffsgeschichte 41 (1999), 280ff.; Ambrosius, G. u. a., Integration von Infrastrukturen in Europa im historischen Vergleich, Bd. 1 2013; Richter, S., Infrastruktur – Ein Schlüsselkonzept der Moderne und die deutsche Literatur 1848-1914, 2018
Ingelheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an dem mittleren Rhein ist Sitz eines vielleicht aus einem ehemaligen Reichsvogteigericht hervorgegangenen, seit 1366 bezeugten →Oberhofs, dessen erhaltene Aufzeichnungen mehr als 3000 Urteile zwischen 1398 und 1464 überliefern (davon etwa 7% Strafrechtsfälle). Seit 1. 4. 1929 ist Ingelheim (mit Oberingelheim, Niederingelheim, Freiweinheim und Sporkenheim) eine Stadt, zu der seit 1972 Großwinternheim zählt.
Lit.: Loersch, H., Der Ingelheimer Oberhof, 1885; Meyer, H., Über die Wiederauffindung eines verschollenen Protokollbuches, ZRG GA 24 (1903), 390; Tillmann, W., Aus dem Prozess des Ingelheimer Oberhofs, 1935; Erler, A., Ingelheimer Urteile als Quellen F. J. Bodmanns, ZRG GA 69 (1952), 74; Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, hg. v. Erler, A., Bd. 1ff. 1952ff.; Erler, A., Die Stilllegung des Schöffenstuhls im Recht des Ingelheimer Oberhofes, ZRG GA 76 (1959); Rotthaus, K., Redde und Schult in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes, 1959; Erler, A., Ingelheimer Urteile als Vorlagen F. J. Bodmanns, ZRG GA 77 (1960), 345; Kornblum, U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes, 1960; Reifenberg, W., Die kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim Gauodernheim Ingelheim 1375-1648, (Diss. phil. Mainz 1964) 1968; Gudian, G., Der Oberhof Ingelheim, ZRG GA 81 (1964), 267; Ingelheim am Rhein, hg. v. Autenrieth, J., 1964; Eigen, P., Die Verbotung in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes, 1966; Gudian, G., Ingelheimer Recht im 15. Jahrhundert, 1968; Schmitz, H., Pfalz und Fiskus Ingelheim, 1974; Bley, H., Das Erbrecht nach den Urteilen des Ingelheimer und Neustadter Oberhofs, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977; Erler, A., Ingelheimer Prozesse nach dem Städtekrieg von 1388, 1981; Zwerenz, R., Der Rechtswortschatz der Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Gießen 1988; Fuhrmann, J., Theorie und Praxis in der Gesetzgebung des Spätmittelalters in Deutschland, 2001; Die Ingelheimer Haderbücher, hg. v. Felten, F., 2010; Die Ingelheimer Haderbücher, hg. v. Marzi, W., Bd. 1 Das Oberingelheimer Haderbuch 1476-1495, 2011, Bd. 2 2013; Alltag, Herrschaft, Gesellschaft und Gericht, hg. v. Marzi, W. u. a., 2012
ingenuus. inienuus, lat., Adj., „eingeboren“, einheimisch, nicht fremd, natürlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), gignere, mlat. freigeboren
Ingolstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an der Donau wird 806 bezeugt (841 Königshof an Niederaltaich). Um 1250 ist es Stadt. 1459/1472 wird es Sitz einer 1800 nach Landshut und 1826 nach München verlegten →Universität.
Lit.: Listl, R., Die Ingolstädter Handwerkerverbände, Diss. jur. München 1956; Dickerhof, H., Land, Reich, Kirche im historischen Lehrbetrieb an der Universität Ingolstadt, 1971; Seifert, A., Statuten- und Verfassungsgeschichte der Universität Ingolstadt (1472-1586), 1971; Real, H., Die privaten Stipendienstiftungen, 1972; Wolff, H., Geschichte der Ingolstädter Juristenfakultät 1472-1625, 1973; Kreh, F., Leben und Werk des Reichsfreiherrn Johann Adam von Ickstatt (1702-1776), 1974; Ingolstadt, hg. v. Müller, T. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Freilinger, H., Ingolstadt, 1977; Hofmann, S., Geschichte der Stadt Ingolstadt, 2000; Schuh, M., Aneignungen des Humanismus, 2013
inhaben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar
Inhaber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Besitzer, Träger
Inhaberpapier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische sowie Ägyptische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jahrhundert gebildet, N.) ist das →Wertpapier, bei dem das verbriefte Recht grundsätzlich von jedem – auch namentlich nicht genannten - Inhaber geltend gemacht werden kann. Es fehlt sachlich dem Altertum, von bescheidenen Ansätzen abgesehen, ganz, erscheint aber seit dem 9. Jahrhundert vor allem in Gebieten langobardischen Rechtes in Italien und ist in dem Mittelalter als Möglichkeit der Übertragung von Rechten und der Vertretung verbreitet. In Sachsen tritt 1763 die Inhaberschuldverschreibung auf. Seit dem →Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) finden sich gesetzliche Regelungen.
Lit.: Hübner; Brunner, H., Zur Geschichte des Inhaberpapieres in Deutschland, ZHR 23 (1978), 225; Brunner, H., Das französische Inhaberpapier, 1879; Meppen, D., Das Inhaberpapier, 2014
Inhaberschuldverschreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein in Sachen seit 1763 auftretendes, nicht auf einen bestimmten Namen ausgestelltes Inhaberpapier.
iniuria, iniūria, lat., F., Unrecht, Rechtsverletzung, Ungerechtigkeit, Gewalttätigkeit, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iniūrius
Iniuria (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht das Unrecht (in der Form der Personenverletzung, das bei Vorliegen eines Rechtfertigungsgrunds ausscheidet). Nach altrömischem Recht soll neben Gliedzerreißen und Beinbrechen jedes sonstige Unrecht (iniuria) mit der Leistung von 25 Pfund Kupfer ausgeglichen werden. In dem klassischen römischen Recht wird die iniuria zu einem Tatbestand erweitert, der jede bewusste Missachtung der Persönlichkeit in Wort oder Tat (→Körperverletzung) eines anderen erfasst. Rechtsfolge ist ein durch Schätzung zu ermittelnder Geldausgleich. In dem spätantiken römischen Recht ist iniuria ein Straftatbestand (Ehrverletzung) und eine Deliktsobligation (Persönlichkeitsmissachtung). In dem deutschen Sprachraum wird iniuria als Injurie (Realinjurie, Verbalinjurie) aufgenommen (beispielsweise Bayern 1756, Preußen 1793 bzw. 1794→Beleidigung).
Lit.: Söllner §§ 5, 8, 10; Köbler, DRG 27, 48, 65; Köbler, LAW; Mainzer, H., Die ästimatorische Injurienklage in ihrer geschichtlichen Entwicklung, 1980; Völkl, A., Die Verfolgung der Körperverletzung im frühen römischen Recht, 1984; Hagemann, M., Iniuria, 1998; Lingelbach, G., Injurie und Injuriensachen, (in) Organisation der Kritik, hg. v. Matuschek, S., 2004, 143; Shapo, M., An Injury Law Constitution, 2012; Iniuria and the Common Law, hg. v. Descheemaker, E. u. a., 2013
Injurie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 88] in 23 Stellen für Beleidigung, üble Nachrede, Schmähung und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Unrecht→iniuria
Inka (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Sb.) eine indigene urbane sich von einem Sonnengott Inti ableitende Kultur eines Volkes bei Cuzco in Peru in Südamerika
Lit.: Inka – Könige der Anden, hg. v. Castro, I. de/Kurella, D., 2014; Schmelz, B., Die Inka, 2013
inkompatibel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unvereinbar, unverträglich
Inkompatibilität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie 1791 aus dem Französischen aufgenommen und mittelbar in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Unvereinbarkeit, Unverträglichkeit
Lit.: Leisner, W., Die Unvereinbarkeit von öffentlichem Amt und Parlamentsmandat, 1967; Sturm, G., Die Inkompatibilität, 1967, Schneider, P., Amt und Mandat, 1968
Inkorporation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb inkorporieren 1569? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die Eingliederung einer kirchlichen →Körperschaft in eine andere. Sie entwickelt sich seit dem Ende des 11. Jahrhunderts (Benediktinerorden) und wird in dem 13. Jahrhundert voll ausgebildet. Mit der Inkorporation gehen die Rechte an der bisherigen kirchlichen Körperschaft (beispielsweise Kirche) auf eine andere kirchliche Körperschaft (beispielsweise Kloster) über, ohne dass die Rechtspersönlichkeit der inkorporierten Körperschaft endet. In der Neuzeit wird die Inkorporation wegen der mit ihr gegebenen Zerstörung der kirchlichen Ordnung zurückgedrängt (Trient 1545-1563).
Lit.: Hinschius, P., Zur Geschichte der Inkorporation und des Patronatsrechts, 1873; Sanmann-von Bülow, H., Die Inkorporationen Karls IV., 1941; Lindner, D., Die Lehre von der Inkorporation, 1951: Prokschi, S., Die Inkorporation im Mittelalter, 1979; Lindner, T., Baulasten an kirchlichen Gebäuden, 1995
inkorporieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1569? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einverleiben, eingliedern
Inkunabel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F. und Wort 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) Wiegendruck, Druck vor 1500
Lit.: Langer, G., Von Zusammenhängen zwischen Inkunabelforschung und Rechtsgeschichte, ZRG GA 85 (1968), 217; Catalogus incunabulorum Hungariae, hg. v. Sájo, G. u. a., 1970; Bayerische Staatsbibliothek, Inkunabelkatalog, Bd. 6 2005 (Internetversion vorhanden); Mazal, O., Österreichische Nationalbibliothek Inkunabelkatalog, Bd. 1 2004; Die Inkunabeln, bearb. v. Raffel, E., 2007; Inkunabeldatenbank INKA (in Tübingen) http://www.inka.uni-tuebingen.de
Inland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 783 inlenti] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) eigenes Land innerhalb von als maßgeblich angesehenen Grenzen
Inn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ein von der Schweiz bis Passau verlaufender Nebenflus der Donau
innehaben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [WienStRb. Art. 21] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) haben, besitzen
Innehabung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1482 [innhabung Fürstenberg] bzw. 1561 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von innehaben – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] detentio, Verb innehaben ab 13. Jahrhundert, ) ist in dem römischen Recht eine nur schwach geschützte Beziehung eines Menschen zu einer Sache, die den Innehaber schlechter stellt als den Besitzer bei dem Besitz (lat. [F.] possessio). Bloße Innehaber sind alle nicht besonders begünstigten Fremdbesitzer (beispielsweise Verwahrer, Entleiher, Beauftragter, Geschäftsführer ohne Auftrag, Werkunternehmer, Mieter, Pächter). Ihnen steht kein →Besitzschutz zu. Die Innehabung ist in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aufgegeben.
Lit.: Kaser § 19 V
innen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) in, innerhalb
Innenminister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Minister des Inneren, s. Google
Innenministerium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adverb innen 8. Jh.) ist das für innere Angelegenheiten zuständige Ministerium eines Staates (beispielsweise Österreich 1848 aus böhmisch-österreichischer Hofkanzlei). S. Google
innere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Komparativ) weiter innen befindlich
Innerösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die in dem Spätmittelalter (1379-1457/1463) und in der frühen Neuzeit (1564-1619) infolge von Erbteilungen des Hauses →Habsburg entstehende Gebietseinheit (Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Gradiska, Windische Mark), die auch später noch als eigene Verwaltungseinheit behandelt wird (Regiment in Graz bis 1749). S. Google
Lit.: Wolf, A., Die Aufhebung der Klöster in Innerösterreich 1782-1790, 1871, Neudruck 1971; Schulze, W., Landesdefension und Staatsbildung, 1973; Thiel, V., Die innerösterreichische Zentralverwaltung 1564-1749, AÖG 105 (1916), 111
Inn of court (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist die von einer Universität unabhängige Ausbildungsstätte (Innung) für den englischen Juristen (Anwalt). Sie entsteht daraus, dass in dem Mittelalter Schreiber (clerk) und Schüler (apprentice at law) gemeinsam in Häusern der westlichen Vororte Londons leben. In der Mitte des 14. Jahrhunderts wird dort ein praktischer Rechtsunterricht des Schreibers für Schüler sichtbar. Von den etwa 20 bekannten inns (beispielsweise Clifford’s Inn) setzen sich bis etwa 1420 vier inns of court durch (Inner Temple, Middle Temple der Templer [vor 1388], Gray’s Inn, Lincoln’s Inn [1417?]). S. Google
Lit.: Thorne, S., The early History of the Inns of Court with special reference to Gray’s Inn, 1959; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Palmer, R., The Origins of the Legal Profession, 1976; Richardson, W., A History of the Inns of Court, 1978; Ives, E., The Common Lawyers of pre-Reformation England, 1983; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000; Baker, J., Readers and Readings in the Inns of Court and Chancery, 2001; McGlynn, M., The Royal Prerogative and the Learning of the Inns of Court, 2003
innominat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unbenannt, s. Google
Innominatkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem spätantiken römischen Recht entstehende, der (lat.) actio (F.) praescriptis verbis (Klaganspruch der vorgeschriebenen Worte) zugewiesene so genannte unbenannte Vertrag, der nicht schon nach (lat.) ius (N.) civile (Zivilrecht) klagbar ist, aber von dem Prätor allmählich über das Rückgabeverlangen hinaus klagbar gemacht wird. Bei dem Innominatkontrakt erbringt jemand eine Leistung und soll deshalb eine Gegenleistung erhalten, obwohl er an sich die Rückgabe erreichen kann. Die vier Fälle des Innominatkontraktes sind (lat.) do, ut des (ich gebe, damit du gibst), do, ut facias (ich gebe, damit du tust), facio, ut des (ich tue, damit du gibst) und facio, ut facias (ich tue, damit du tust). Hierzu zählen (lat. [F.]) permutatio (Tausch), aestimatum (N., Trödelvertrag), contractus mohatrae und dare ad inspiciendum (Geben zwecks Prüfung). S. Google
Lit.: Kaser §§ 33 I 2, 38 III 3, 45; Köbler, DRG 64; Santarelli, U., La categoria dei contratti irregolari, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 398; Bucher, E., Der Trödelvertrag, (in) Innominatverträge, 1988, 95
innominatus, innōminātus, lat., Adj., ungenannt, Don. (um 310-380 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in- (2), nōminātus (1), nōmināre
Innovation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erneuerung, Neuheit
Lit.: Resch, A. u. a., Osterreichische Innovationsgeschichte seit dem späten 19. Jahrhundert, 2013; Lax, G., Das lineare Modell der Innovation in Westdeutschland, 2015
Innozenz III. (Lothar von Segni) (Gavignano bei Segni 1160/1161-Perugia 16. 7. 1216), Grafensohn, wird 1198 Papst und sichert die Stellung des Papstes durch bedeutsame Dekretalen (beispielsweise Venerabilem). S. Google
Lit.: Die Register Innozenz’ III., hg. v. Hageneder, O., Bd. 1ff. 1979ff.; Laufs, M., Politik und Recht bei Innozenz III., 1980; Rainer, J., Innocenz III. und das römische Recht, (in) RHM 25 (1983), 15; Sayers, J., Innocent III., 1994; Papst Innozenz III., hg. v. Frenz, T., 1999; Pope Innocent III and his World, hg. v. Moore, J., 1999; Innocenzo III, hg. v. Sommerlechner, A., 2003; Moore, J., Pope Innocent III, 2003; Meschini, M., Innocenz III. und der Kreuzzug, (in) DA 16 (2005), 537
Innozenz IV. (Sinibaldo Fieschi) (Genua um 1195-Neapel 7. 12. 1254) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Johannes Teutonicus, Azo, Accursius) und kirchlichen Tätigkeiten 1243 in dem ersten Konklave der Geschichte Papst. Die von ihm erlassenen, in drei Sammlungen zusammengefassten Dekretalen stehen zwischen (lat.) →Liber (M.) extra (1234) und (lat.) →Liber (M.) sextus (1298). Um 1250 veröffentlicht er einen maßgeblichen Kommentar zu dem Liber extra (lat. Apparatus [M.] in quinque libros decretalium, Kommentar zu den fünf Büchern der Dekretalen). Mit der Dekretale „Romana ecclesia“ (1245) verbessert er die kirchliche Gerichtsbarkeit. Dogmatisch fördert er die Rechtsfiguren der →juristischen Person (lat. persona [F.] ficta), des →gerechten Krieges (lat. bellum [N.] iustum) und die Fortbildung der Reservatrechte und Dispensrechte des Papstes. S. Google
Lit.: Legendre, P., La Pénétration du droit romain dans le droit canonique, Diss. jur. Paris 1964; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995, 313
Innsbruck (Innbrücke um 1175, urkundliche Ersterwähnung 1187, 1187-1205 Stadtrecht, bestätigt 1239, 1420 Residenz der Grafen von Tirol) an dem mittleren Inn in →Tirol ist seit 1490 Anfangspunkt der ersten modernen Postverbindung (nach Mecheln bzw. Brüssel) und wird 1669 (bei etwa 6500 Einwohnern) Sitz einer (letzten) von der (katholischen) Gegenreformation geprägten, mehrfach teilweise aufgehobenen Universität. In Innsbruck befindet sich in der Universitätsbibliothek die einzige Handschrift des Deutschenspiegels und wird 1921 von dem Physiologen Ludwig Haberlandt theoretisch die weltweit wirksame Empfängnisverhütungsmedizin entwickelt. S. Google
Lit.: Probst, J., Geschichte der Universität Innsbruck, 1869; Wretschko, A. v., Die Geschichte der juristischen Fakultät an der Universität Innsbruck 1671-1904, (in) FS für den deutschen Juristentag 1904, 101; Wretschko, A., Die Frage der Landstandschaft der Universität Innsbruck, ZRG GA 41 (1920), 40; Matricula philosophica. Erster Teil 1671 bis 1700, hg. v. Huter, F., 1952; Huter, F., Die Anfänge der Innsbrucker Juristenfakultät (1671-1686), ZRG GA 85 (1968), 223; Oberkofler, G., Josef Oberweis, Inhaber der Lehrkanzel für deutsches Privatrecht und deutsche Reichs- und Rechtsgeschichte mit italienischem Vortrag, ein Beitrag zur Geschichte der Pflege des deutschen Rechtes und der Habilitationspraxis an der Innsbrucker Juristenfakultät, ZRG GA 88 (1971), 204; Munzel, O., Die Innsbrucker Handschrift des Kleinen Kaiserrechts, 1974; Katalog der Handschriften der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol in Innsbruck, hg. v. Neuhauser, W., Bd. 1ff. 1987ff. (insgesamt 1067, davon etwa 700 mittelalterlich); Oberkofler, G./Goller, P., Geschichte der Universität Innsbruck (1869-1945), 1996, 2. unv. A. 1996; Lichtmannegger, S., Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 1945–1955, 1999; Goller, P. u. a., Universität Innsbruck. Entnazifizierung und Rehabilitation von Nazikadern (1945-1950), 2003; Forcher, M., Geschichte der Stadt Innsbruck, 2008, 2021; Huber, H., Geschichte der medizinischen Fakultät Innsbruck, 2010; Leopold Franzens Universität Innsbruck, hg. v. Märk, T., 2016; Klotz, A., Stadtentwicklung und Städtebau in Innsbruck 1938 bis 2015, 2016 (bezieht auch die mittelalterlichen Anfänge ein); Schönegger, J., Innsbruck im historischen Kartenbild von den Anfängen bis 1904, 2018; Geschichte der Universität Innsbruck, hg. v. Friedrich, M. u. a., 2019
Innung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1265 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1157 [Magdeburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der freiwillige Zusammenschluss selbständiger Gewerbetreibender eines bestimmten Bezirks zu der Förderung der gemeinsamen gewerblichen Interessen. Das in dem Hochmittelalter erscheinende Wort findet sich vor allem in dem mittleren Deutschland. In dem 19. Jahrhundert wird nach Aufhebung des Zunftzwangs mit der Gewerbeordnung von dem 21. 6. 1869 auf Drängen der Handwerker die Innung wieder eingerichtet.
Lit.: Eberstadt, R., Der Ursprung des Zunftwesens, 1900; Luther, R., Gab es eine Zunftdemokratie?, 1968; Blume, H., Ein Handwerk – eine Stimme, 2000
Innviertel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die zwischen Salzach, unterem Inn, Donau und Salzburg gelegene Landschaft. Sie fällt 1779 von Bayern an →Österreich.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon
Inoue, Kowashi (1843-1895) wird nach dem Studium in Tokio Beamter in dem Justizministerium Japans. Nach Aufenthalten in Frankreich und Deutschland (Berlin) übersetzt er die Verfassung Preußens in das Japanische und setzt sich für eine (aufgeklärte) Verfassung Japans nach dem Muster Preußens bzw. des Deutschen Reiches ein (Meiji-Verfassung von dem 11. 2. 1889). S. Google
Lit.: Meiji-kokka keisei to Inoue Kowashi, hg. v. Goin-bunko kenkyûkai, 1992
inquirieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lasteinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) befragen, untersuchen, s. Google
Inquisition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1560/1566 [Pfalz-Neuburg] in fünfzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbarund um 1560 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist allgemein die Untersuchung, besonders das geistliche Gericht zu der Verfolgung der Ketzer. Die Ketzer bekämpft die Kirche sachlich schon in dem ausgehenden Altertum durch Verbote der Gottesdienste, Enteignung der Güter und Androhung der Todesstrafe. Seit 1215/1231/1252 (1215 4. Laterankonzil mit Pflichtbeichte mit der Folge der Herausbildung eines inquisitorischen Prozessrechts für die Beichtpraxis) werden besondere Inquisitoren (Untersucher) eingesetzt (beispielsweise 1227 Konrad von Marburg). Hieraus entwickelt sich wohl der →Inquisitionsprozess, dessen erste Formen in Oberitalien in dem 13. Jahrhundert sichtbar werden. In ihm hat der Richter in dem Beisein von mindestens zwei Schöffen die Wahrheit durch Inquisition (Untersuchung, Befragung) zu ermitteln, wozu er den Angeschuldigten in Haft nehmen kann. Zu der Erlangung eines Geständnisses darf die →Folter (1252) angewandt werden. In Spanien ist die 1478 von Isabella I. von Kastilien und Ferdinand II. von Aragón eingesetzte, die Lehre von dem verdorbenen Blut verwendende Inquisition eine staatliche, der Sicherung der Rückeroberung des Landes von den Muslimen dienende, zutiefst korrupte Einrichtung, die sich später auch gegen Lutheraner und jede Aufklärung richtet. Die Inquisition verschwindet in dem Heiligen römischen Reich nach der Reformation (1517ff.) und endet ansonsten mit der Aufklärung (Frankreich 1772, Spanien 1808/1834, Portugal 1820, Italien 1808/1859). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 118, 156; Lea, H., Geschichte der Inquisition im Mittelalter, Neudruck 1997; Hansen, J., Zauberwahn, Inquisition und Hexenwahn im Mittelalter, 1900, Neudruck 1964, 1983; Guiraud, J., Histoire de l’Inquisition au Moyen-Âge, 1935; Leiber, R., Die mittelalterliche Inquisition, 1963; Vermaseren, B., Een bibliografie over de inquisitie, (in) TG 77 (1964), 472; Peters, E., Inquisition, 1988; Die Anfänge der Inquisition im Mittelalter, hg. v. Segl, P., 1993; Lemm, R., Die spanische Inquisition, 1996; Seifert, P./Pawlik, M., Das Buch der Inquisition, 1999; Inquisition – Index – Zensur, hg. v. Wolf, H., 2001; Le Livre des sentences de l’inquisiteur Bernard Gui 1308-1323, 2002; Edwards, J., Die spanische Inquisition, 2003; Schwerhoff, G., Die Inquisition, 2004; Römische Inquisition und Indexkongregation, hg. v. Wolf, H., Bd. 1ff. 2005ff.; Siebenhüner, K., Bigamie und Inquisition, 2006; Rawlings, H., The Spanish Inquisition, 2006; Bethencourt, F., The Inquisition, 2009; Buschbell, C., Die Inquisition im Hochmittelalter, 2010; Dizionario storico dell’Inquisizione, hg. v. Prospericon, A., Bd. 1ff. 2010; Parmeggiani, R., I consilia procedurali per l’Inquisizione medievale (1235-1330), 2011; Sullivan, K., The Inner Lives of Medieval Inquisitors, 2011; Deutschland und die Inquisition in der frühen Neuzeit, hg. v. Burkhardt, A. u. a., 2012; Parmeggiani, R., Explicatio super officio inquisitionis, 2012 (erstes italienisches Inquisitorenhandbuch aus dem 13. Jahrhundert); Mayer, T., The Roman Inquisition, 2013; Bivolarov, V., Inquisitoren-Handbücher, 2014; Conflicting values of inquiry, hg. v. Gemeter, T. u. a., 2015; Bachrach, D., Inquisitio as a Tool of Royal Governance under the Carolingian and Ottonian Kings, ZRG GA 233 (2016), 1
Inquisitionsbeweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der Beweis durch eine besondere Untersuchung einer Angelegenheit. Der Inquisitionsbeweis findet sich in merowingischen und karolingischen Quellen. S. Google
Lit.: Brunner, H., Zeugen und Inquisitionsbeweis der karolingischen Zeit, 1865
Inquisitionsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Untersuchungsgrundsatz
Lit.: Sellert, W., Die Bedeutung und Bewertung des Inquisitionsprinzips, (in) FS H. Scupin, 1983, 161
Inquisitionsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen in einer Stelle [Bayern Landrecht 1616] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der durch die amtliche Verfolgung und Untersuchung gekennzeichnete Strafprozess. Es ist streitig, ob der Inquisitionsprozess in Deutschland unabhängig von fremden Einflüssen entstanden oder durch kirchlich-oberitalienische Anregungen veranlasst ist. Jedenfalls zeigen sich schon seit dem 12. Jahrhundert verschiedene Ansätze zu der öffentlichen Klage in peinlichen Sachen. So werden etwa bestimmte Menschen verpflichtet, Unrechtsgeschehnisse in dem Gericht zu rügen. →Landschädliche Leute (lat. nocivi [M.Pl.] terrae) sollen öffentlich verfolgt und wie handhafte Täter durch den Eid des Verletzten und sechser Eidhelfer überführt werden. In der Kirche fügt Papst →Innozenz III. in ein kirchliches Disziplinarverfahren den von Amts wegen zu erhebenden Beweis der Wahrheit ein und werden Ketzer seit 1231/1232 durch besondere Inquisitoren (Untersucher) bekämpft. Überhaupt wird das Verfahren vor allem auch in den Städten allmählich (beispielsweise in Frankfurt am Main in dem 14. Jahrhundert) zu einem einseitigen Verfahren des (öffentlichen) Richters gegen den Verdächtigen, in dem der →Richter zu der Unrechtsverfolgung verpflichtet ist und sich selbst über die erheblichen Tatsachen unterrichten muss. Ziel dieser Verfolgungen ist die unbedingte Sühnung von Unrecht, weshalb es stärker als zuvor auf die Ermittlung der tatsächlichen Wahrheit ankommt. Als ihr sicherster Beweis gilt das Geständnis. Um das →Geständnis zu erreichen, darf der verdächtige Beschuldigte durch den Richter und die Folterknechte sowie gegebenenfalls zwei Schöffen der von der Antike bekannten und von daher auch wohl in dem Frühmittelalter gegenüber Unfreien verwandten →Folter durch Gefängnis, Schläge, Hunger, Kälte und andere Mittel (Daumenschrauben, Strecken) ausgesetzt werden. Nach dem Geständnis in der Untersuchung beginnt das eigentliche öffentliche Verfahren (so genannter →endlicher Rechtstag), in dem nach der Anklageerhebung der Richter den Beweis der Tat durch das Geständnis oder das Zeugnis zweier Schöffen über das Geständnis führt, an dem Ende das Urteil verliest und den Stab über den Angeklagten bricht. Sofern die Akten versendet werden, schlägt die angerufene Einrichtung das Urteil vor. In dem 19. Jahrhundert wird der etwa in der →Constitutio Criminalis Carolina (1532) und noch der (lat.) Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (1768) ausführlich geregelte, nunmehr als rechtsstaatswidrig angesehene Inquisitionsprozess allgemein aufgegeben (Österreich 1873) und nur noch vereinzelt (Mecklenburg, Schleswig-Holstein, Hansestädte) bis zu der Reichsstrafprozessordnung von 1877/1879 fortgeführt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 86, 256; Biener, F., Beiträge zur Geschichte des Inquisitionsprozesses, 1827, Neudruck 1965; Allmann, I., Außerordentliche Strafe und Instanzentbindung, Diss. jur. Göttingen 1903; Schmidt, R., Die Herkunft des Inquisitionsprozesses, (in) FS zum 50jährigen Regierungsjubiläum seiner königlichen Hoheit des Großherzogs Friedrich, 1902, 65; Mayer, E., Geschworenengericht und Inquisitionsprozess, 1916; Alfred, K., Die Lehre vom corpus delicti, 1933; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses in Frankfurt am Main, ZRG GA 68 (1951), 234; Schmidt, E., Der Inquisitionsprozess, (in) FS H. v. Weber, 1964, 33; Henschel, F., Die Strafverteidigung im Inquisitionsprozess, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1972; Kunze, M., Der Prozess Pappenheimer, 1981; Trusen, W., Der Inquisitionsprozess, ZRG KA 74 (1988), 168; Die Anfänge der Inquisition, hg. v. Segl, P., 1993; Sißmeier, A., Entstehung des Inquisitionsverfahrens und Bekämpfung der Häresie, 2003; Hirte, M., Papst Innozenz III., das IV. Lateranum und die Strafverfahren gegen Kleriker, 2005; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe – Der Beitrag des mittelalterlichen Kirchenrechts zur Entstehung des öffentlichen Strafrechts, 2006; Koch, A., Die gescheiterte Reform des reformierten Strafprozesses, (in) ZID 10 (2009), 548; Burret, G., Der Inquisitionsprozess im Laienspiegel des Ulrich Tengler, 2010
Inquisitionsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen durch eine Stelle [Schlegel Kirchengeschichte 1832] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Inquisition, Inquisitionsprozess
Inschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F. [lat.] → inscriptio) ist die Schrift auf nicht hauptsächlich der Wiedergabe geschriebener Texte dienenden Gegenständen (beispielsweise Grabsteinen, Kirchentüren, Holzbalken, zwischen 500 v. Chr. und 650 n. Chr. mehr als 300000 in Stein gemeißelte lateinische Inschriften).
Lit.: Panzer, F., Die Inschriften, 1938; Frölich, K., Deutsche Rechtsinschriften des Mittelalters, ZRG GA 66 (1948), 500; Müller, W., Urkundeninschriften des deutschen Mittelalters, 1975 (73 bis 1525); Koch, W. u. a., Literaturbericht zur mittelalterlichen und neuzeitlichen Epigraphik (1998-2002), 2005; Koch, W., Inschriftenpaläographie, 2007; Die Inschriften der Stadt Passau, red. v. Steininger, C., 2006; Die Inschriften des ehemaligen Landkreises Querfurt, bearb. v. Bartusch, I., 2006; Wehking, S., Die Inschriften des Landkreises Göttingen, 2006; Die Inschriften der Stadt Essen, bearb. v. Hermann, S., 2011 (188 Nummern); Cooley, A., The Cambridge Manual of Latin Epigraphy, 2012; Die Inschriften des Landkreises Passau bis 1650, Bd. 1 bearb. v. Epp, R., 2011 (185); Die Inschriften des Bundeslandes Tirol - Teil 1 Imst, Landeck und Reutte, 2013; Pro & contra, (in) HZ 296 (2013), 297; Poetik der Inschrift, hg. v. Rehm, U. u. a., 2019; Renz, J., Sprachenvielfalt, Geschichte und Kultur – Das Corpus Inscriptionum Iudaeae/Palaestinae und der historische Ertrag antiker Inschriften in Palästina, (in) HZ 311 (2020), 108; Über Grenzen hinweg – Inschriften als Zeugnisse, hg. v. Giersiepen, H. u. a., 2020
inscribere, īnscrībere, lat., V., in etwas schreiben, auf etwas schreiben, aufprägen, zuschreiben, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), scrībere
inscriptio, īnscrīptio, lat., F., Daraufschreiben, Anklage, Überschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īnscrībere
Inscriptio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.] Inschrift) ist für das spätantike römische Recht die Angabe der Herkunft einer Textstelle (beispielsweise bei Codex Theodosianus [438] und Codex Justinians [534] jeweiliger Kaiser und Empfänger, bei Digesten [533] Verfasser, Werk, Untergliederung). S. Google
Insel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1500 in sieben Stellen [Summa legum] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 9. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) ist das von Wasser umgebene Landstück (beispielsweise Mainau, Helgoland, Sizilien, England, Grönland, wegen der Größe nicht mehr die Erdteile Australien, Amerika, Eurasien mit Afrika, Antarktis). S. Google
Lit.: Meyer, H., Anwachs und Insel im hochmittelalterlichen Recht der Grafschaft Flandern, ZRG GA 113 (1996), 333; Lätsch, F., Insularität und Gesellschaft, 2005
Insidia (F.) verborum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Prozessgefahr (beispielsweise durch Versprechen oder Verlesen), s. Google
Lit.: Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, 1866; Meyer, T. Gefahr vor Gericht, 2009
Insignie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [ZHarz] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., meist Pl. Insignien) Zeichen (von Würde oder Macht) →Reichsinsignien, Reichskleinodien, s. Google
Lit.: Richter, G., Die Insignien der Universität Tübingen, 1964; Stollberg-Rilinger, B., Des Kaisers alte Kleider, 2008
Insinuation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1713 [Lüneburg] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nichtBewlegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) Mitteilung, Bekanntgabe, Vorlage, Zustellung
Inskription (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1586? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Einschreibung
insolvent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen gebildet, Adj.) nicht lösend, zahlungsunfähig
Insolvenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Anfang 18. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen) ersetzt als Zahlungsunfähigkeit mit dem Ziel der Wahrung wirtschaftlicher Werte in der Bundesrepublik Deutschland zu dem 1. 1. 1999 den der mittelalterlichen Gant um 1700 folgenden Konkurs. S. Google
Lit.: Kroppenberg, I., Die Insolvenz im klassischen römischen Recht, 2001; Bauer, P., Der Insolvenzplan, 2009; Madaus, S., Der Insolvenzplan, 2011; Reiter, F., Zwischen Gläubigerbefriedigung und politischer Opportunität – Die Umgehung und Beeinflussung des Insolvenzverfahrens in der neuereun deutschen Geschichte bis zur Gegenwart, 2020
Instanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Perneder] in mehr als fünfzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F.) ist die zuständige Stelle. In dem →Inquisitionsprozess gibt es die besondere →Instanzentbindung. In dem Verhältnis mehrerer Instanzen zueinander besteht der →Instanzenzug. S. Google
Instanzentbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., absolutio [F.] ab instantia [lat.]) ist die sachlich in dem mittelalterlichen Italien (12. Jahrhundert, Johannes Andreae) entwickelte, seit 1648 (Brunnemann, Tractatus iuridicus de inquisitionis processu, Rechtliche Abhandlung über den Inquisitionsprozess) in dem deutschen Strafverfahrensrecht aufgenommene, vorläufige Beendigung eines Verfahrens aus Mangel an Beweisen mit der jederzeitigen Möglichkeit des Neubeginns. Von der Aufklärung bekämpft, wird die Instanzentbindung (seit der französischen Revolution von 1789) auch in Deutschland in der Mitte des 19. Jahrhunderts eingeschränkt (Württemberg 1843) oder aufgegeben (Baden 1845, allgemein 1877/1879). Ihre Aufgabe übernimmt die Einstellung des Verfahrens. S. Google
Lit.: Allmann, J., Außerordentliche Strafe und Instanzentbindung, 1903; Holtappels, P., Die Entwicklung des Grundsatzes „in dubio pro reo“, 1965; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Balogh, E., Die Verdachtsstrafe in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2009
Instanzenzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1809 [Baden] in drei Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Mehrheit von hierarchisch gestuften behördlichen oder gerichtlichen Instanzen (Stellen). Nach Ansätzen in dem römischen Altertum entwickelt sich der Instanzenzug mit der Ausbildung des Staates seit dem Spätmittelalter. Allgemein wird ein mehrzügiger Instanzenzug (Eingangsgericht[e], Berufungsgericht, Revisionsgericht) der (vierstufigen) Gerichtsbarkeit in Österreich unter Joseph II. (1780-1790) (Ortsgericht, Kreisamt, Appellationsgericht, Oberste Justizstelle, 1895 Bezirksgericht, Landesgericht bzw. Kreisgericht, Oberlandesgericht, oberster Gerichtshof) und in dem (zweiten) Deutschen Reich 1877/1879 (zweizügig Amtsgericht, Landgericht, neuerdings dreizügig Amtsgericht, Landgericht, Bundesgerichtshof bzw. dreizügig Landgericht, Oberlandesgericht, Reichsgericht in dem Rahmen der vierstufigen Gerichtsbarkeit Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht, Reichsgericht bzw. Bundesgerichtshof) geschaffen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 154; Tille, A., Instanzenzug des kurkölnischen Gerichts im 17. Jahrhundert, ZRG 21 (1900), 222; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Gerichtskultur im Ostseeraum, hg. v. Knothe, H. u. a., 2007, 83ff.; Süß, T., Das beneficium trium instantiarum - Eine Streitschrift aus Paderborn, ZRG GA 130 (2013), 381
institor, īnstitor, lat., M., Aufseher, Verkäufer, Krämer, Kleinhändler, Hor. (65-8 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īnstāre
Institor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht der Geschäftsführer, für dessen Schulden der Geschäftsherr haftet. Umgekehrt erhält der Unternehmer aus den Forderungen, die sein gewaltfreier kaufmännischer Angestellter erwirbt, eine (lat.) →actio (F.) utilis. S. Google
Lit.: Kaser § 11; Hamza, G., Bemerkungen zur actio ad exemplum institoriae im römischen Recht, (in) Seminarios Complutenses de derecho Romano, 25 (20129, 175
Institut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) ist seit dem 18. Jahrhundert die Einrichtung. S. Google
Lit.: Popp, H., Die nationalsozialistische Sicht einiger Institute des Zivilprozess- und Gerichtsverfassungsrechts, 1986
Institutes of the Laws of England (Einrichtungen der Gesetze Englands) ist der Titel des Hauptwerks Sir Edward →Cokes (1551-1633). Der erste Teil der Institutes of the Laws of Enland ist ein gründlicher Kommentar zu →Les Tenures Sir Thomas →Littletons (1480). Die Teile 2 bis 4 betreffen ältere statutes, Strafrecht und Gerichtsverfassung. S. Google
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
Institution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort 16. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Einrichtung
Institutionen ist schon in dem klassischen römischen Recht die Bezeichnung für die (Lehrbücher über die) Einrichtungen des Rechtes. Als (die) Institutionen herkömmlicherweise geführt wird das (lat. [Gai institutionum] [M.Pl.]) commentarii, Kommentare) betitelte elementare, von den Zeitgenossen kaum gewürdigte Einführungswerk in (4 Büchern und) insgesamt 98 Titeln des nicht näher bekannten Rechtskundigen Gaius (159?, 161 n. Chr.), das die grundlegende systematische, der griechischen Gegenüberstellung von Menschen (Personen) und Sachen folgende Einteilung des Rechtsstoffs in (lat.) personae (F.Pl., Personen), (zwei Bücher) res (F.Pl., Sachen), actiones (F.Pl., Klagansprüche) überliefert und das römische Zivilverfahren besonders klar darstellt. Andere Institutionen werden von Marcian, Florentin oder Ulpian verfasst. Unter dem oströmischen Kaiser →Justinian erscheint mit Wirkung von dem 30. 12. 533 ein auf Gaius gegründetes, ebenfalls in vier Bücher geteiltes, andere Quellen und auch Reformgesetze Justinians einfügendes amtliches, als Gesetz mit knapp 55000 Wörtern erlassenes Einführungsbuch Institutionen (lat. [F.Pl.] institutiones) (, aus dem nach Buch, Titel und Paragraph zitiert wird, beispielsweise I. 2,1,30), das in dem 9. Jahrhundert in Italien bekannt ist. In Parallele hierzu werden vor allem in dem 19. Jahrhundert unter dem Titel Institutionen auch Lehrbücher (zu dem römischen Recht) bzw. unter dem Titel Institutionen des deutschen Privatrechts auch Lehrbücher zu dem deutschen Privatrecht vorgelegt.
Lit.: Söllner §§ 12, 16, 22; Köbler, DRG 30, 54; Schneidewin, J., In quatuor institutionum imperialium D. Iustiniani libros commentarii, 1575, Neudruck 2004; Heusler, A., Institutionen des deutschen Privatrechts, Bd. 1f. 1885f.; Sohm, R./Mitteis, L./Wenger, L., Institutionen. Geschichte und System des römischen Privatrechts, 4. A. 1891, 15. A. 1917, 17. A. 1923, Neudruck 1949; Seckel, E./Kübler, B., Gai institutionum commentarii quattuor, 1903, 2. A. 1908, 8. A. 1939; Luig, K., Institutionenlehrbücher des nationalen Rechts im 17. und 18. Jahrhundert, Ius commune 3 (1970), 64; Wieacker, F., Griechische Wurzeln des Institutionensystems, ZRG RA 70 (1973), 93; Institutionen, übers. v. Behrends, O. u. a., 1997, 2. A. 1999, 3. A. 2007, 4. A. 2013; Meincke, J., Die Institutionen Iustinians, JZ 1997, 14; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1f. 1997ff.; Institutionen, Instrumente und Akteure sozialer Kontrolle und Disziplinierung im frühneuzeitlichen Europa, 1999; Institutionen und Ereignis, hg. v. Blänkner, R. u. a., 1998; Mager, U., Einrichtungsgarantien, 2003; Institutionen, hg. und übers. v. Manthe, U., 2004; Moschetti, G., Frammenti veronesi del secolo IX delle istituzioni di Giustiniano, 2006; Die Institutionenhandschrift der Sammlung Wallraf im historischen Archiv der Stadt Köln, hg. v. Avenarius, M., 2008; Forrez, R., Cupidae legum iuventuti, 2009; Feenstra, R., Zur Faksimileedition der Kölner Institutionenglosse und zur Glossa Coloniensis, 2008 (vielleicht in Nordeuropa bzw. in Köln um 1170 entstanden); Landau, P., Jurisprudenz und Fälschung in Köln im 12. Jahrhundert – Die Kölner Institutionenglosse, (in) Rivista internazionale di diritto comune 22 (2011) 9
Institutionensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem späten Naturrecht (Pufendorf, Dabelow, Nettelbladt) den privatrechtlichen Stoff nach dem Vorbild der →Institutionen des Gaius (und Justinians) in Personen, Sachen, Klagansprüche einteilende System. Es wird in dem 19. Jahrhundert (→Heise 1807) von dem →Pandektensystem (Personen bzw. Allgemeines, Schulden, Sachen, Familie, Erbe) abgelöst.
Lit.: Köbler, DRG 206; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG GA 42 (1921), 578; Wieacker, F. Griechische Wurzeln des Institutionensystems, ZRG RA 70 (1953), 93
instruere, īnstruere, lat., V., hineinfügen, einfügen, herrichten, errichten; Cato (234-149 v. Chr.), s. in (1), struere
instruieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache undin Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V., s. Google) anweisen
Instruktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478? in etwa dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und ab 1478 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Anleitung, Anweisung
Instruktionsmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Strafverfahrensrecht der Grundsatz, dass sich der Richter selbst über die erheblichen Tatsachen unterrichten muss. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 117
Instrument (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1284 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort ab 1284 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N., s. Google) Einrichtung, Gerät, Urkunde
Instrumenta (N.Pl.) dotalia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist in dem spätrömischen Recht die (Gesamtheit der) Mitgifturkunde. S. Google
Lit.: Kaser §§ 58, 59
instrumentum, īnstrūmentum, lat., N., Gerätschaft, Werkzeug, Rüstzeug, Geschirr, Mobiliar, Urkunde; Cic. (81-43 v. Chr.), s. īnstruere
instrumentum (lat. [N.] ) Urkunde, Zubehör, Notariatsinstrument (beispielsweise instrumentum pacis Monasteriense bzw. Osnabrugense, Westfälischer Friedensvertrag von Münster und Osnabrück)
Lit.: Kaser § 7; Köbler, DRG 43
Intabulation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Eintragung in eine Tafel bzw. in das Grundbuch
integer, lat., Adj., unangetastet, unversehrt, unberührt, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in-, tangere
integer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) unbescholten, unangetastet
integrare, integrāre, lat., V., wiederherstellen, einrenken, ergänzen, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. integer
Integration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Ganzmachung, Herstellung eines Ganzen, Eingliederung
Lit.: Löffler, B., Integration in Deutschland, 2011; Privatrecht, Wirtschaftsrecht, Verfassungsrecht – Privatinitiative und Gemeinwohlhorizonte in der europäischen Integration, 2016
Integrationslehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die von Rudolf →Smend (1882-1975) begründete Lehre von dem in der Integration bestehenden Wesen des →Staates.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Blessing, W., Staatsintegration als soziale Integration, (in) Z. f. bay. LG. 41 (1978), 633
integrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen. V.) eingliedern
intellegens, intellegēns (1), lat., (Part. Präs.=)Adj., Einsicht habend, sich auf etwas verstehend, einsichtig, Ter. (190-159 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. intellegere;
intelligent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj., s. Google) gescheit, einsichtig
Intelligenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort vor 1326 [Meister Eckhart Thüringen um 1260-Avignon vor 30. 4. 1328] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Einsichtsfähigkeit, Denkfähigkeit, Klugheit
Lit.: Artificial Intelligence, hg. v. Göcke, B./Rosenthal-von der Pütten, A., 2020
intentio, lat., F., Hingerichtetsein, Spannung, Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. intendere
Intentio (lat. [F.]) ist in dem römischen Zivilprozessrecht der erste Satz der Klagformel, der zu der Beschreibung des Begehrens den Grund der möglichen Verurteilung und die geforderte Leistung enthält (beispielsweise Si paret Numerium Negidium Aulo Agerio sestertium x milia dare oportere, wenn sich ergibt, dass N. N. dem A. A. 10000 Sesterzen geben muss).
Lit.: Kaser § 83 I 3a; Söllner § 9
inter, enter (ält.), lat., Präp., zwischen, dazwischen, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *enter, *n̥ter, Präp., zwischen, hinein, s. idg. *en (1), *n̥, *h₁n, Präp., in
Inter armas silent leges (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, s. Google). Wo die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero, 106-43 v. Chr., Silent leges inter arma.)
intercedere, intercēdere, lat., V., dazwischengehen, dazwischentreten, dazwischenstehen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, cēdere
intercessio, lat., F., Dazwischentreten, Dazukommen, Widerspruch, Einsprache, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. intercēdere
Intercessio (lat. [F.] Dazwischentreten) ist in dem römischen Schuldrecht das Dazwischentreten in dem Sinne des Eingehens von Verbindlichkeiten in dem Interesse Dritter (beispielsweise Bürgschaft, Darlehen, Verpfändung, Schuldübernahme durch Novation, s. Google). Ein (lat.) →senatusconsultum (N.) Vellaeanum aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. verbietet Frauen die intercessio. Die Interzession begründet eine Einrede gegenüber einer aus dem an sich gültigen Rechtsgeschäft erhobenen Forderung. Das Verbot der intercessio wird mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter übernommen (Codex Maximilianeus Bavaricus civilis 1756, Allgemeines Landrecht Preußens1794), seit dem 19. Jahrhundert aber aufgegeben (ABGB 1811/1812, BGB 1896/1900).
Lit.: Kaser § 57 V; Söllner § 6; Köbler, DRG 44; Mönnich, U., Frauenschutz vor riskanten Geschäften, 1999
interdicere, interdīcere, lat., V., untersagen, verbieten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. inter, dīcere
interdictio, lat., F.: nhd. Untersagen, Verbieten, Verbot; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.); s. latein_a_z.docx, s. interdīcere
Interdictio (lat. [F.]) Untersagung (beispielsweise in dem mittelalterlichen Kirchenrecht seit dem 10. Jahrhundert die Interdictio des Rechtes auf geistliche Güter oder der Vornahme einer kirchlichen Handlung in einem bestimmten Gebiet)
Lit.: Krehbiel, E., The Interdict, 1909
interdictum, lat., N., Verbot, Interdikt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. interdīcere
Interdictum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht ein Verbot des Prätors zu der Sicherung von Rechtslagen. Dazu gebietet der Prätor vor allem die Wiederherstellung einer früheren Lage oder verbietet störendes Verhalten für die Zukunft. Die Verletzung eines interdictum wird auf Grund einer Klage überprüft. S. Google
Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 25, 33, 40
Interdictum (lat. [N.]) de arboribus caedendis (lat., Interdikt des Baumfällens) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz bei Entfernung von Überhang.
Lit.: Kaser § 23 III 1
Interdictum (lat. [N.]) de glande legenda (lat., Interdikt des Eichelsammelns) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz bei dem Einsammeln von Früchten.
Lit.: Kaser § 23 III 2
Interdictum (lat. [N.]) de migrando (lat., Interdikt über das Wandern) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz des Wohnungsmieters bei dem Verlassen der Wohnung auf Freigabe seiner Sachen nach Erfüllung der Ansprüche des Vermieters aus dem Mietvertrag.
Lit.: Kaser § 31 III 6
Interdictum (lat. [N.]) de precario (lat., Interdikt über die Bittleihe) ist in dem römischen Recht der Befehl zu der Rückgabe einer aus der Bittleihe (lat. [N.] precarium) erlangten Sache.
Lit.: Kaser § 21 II 2
Interdictum (lat. [N.]) de vi armata (lat., Interdikt über bewaffnete Gewalt) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz gegen Störung des Besitzes mit Waffengewalt.
Lit.: Kaser § 21 II 2
Interdictum (lat. [N.]) quam hereditatem (lat., Interdikt betreffend Erbschaft) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz zwecks Herausgabe einer Erbschaft gegen einen die Einlassung auf die Erbschaftsherausgabeklage verweigernden Erbschaftsbesitzer.
Lit.: Kaser § 75 I 4
Interdictum (lat. [N.]) quem fundum (lat., Interdikt betreffend Grund) ist in dem römischen Recht der Befehl zu der Herausgabe eines Grundstücks, das ein Kläger herausverlangen will, an jeden, der das Grundstück besitzt oder den Besitz arglistig aufgegeben hat.
Lit.: Kaser § 27 I 5
Interdictum (lat. [N.]) quem usumfructum (lat., Interdikt betreffend Fruchtziehung) ist in dem römischen Recht der Befehl, sich auf eine Klage zu dem Schutz des Fruchtziehungsrechts einzulassen.
Lit.: Kaser § 29 I 5
Interdictum (lat. [N.]) quod vi aut clam (lat., Interdikt über Gewalt oder Heimlichkeit) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz gegen heimliche oder gewaltsame Arbeiten auf einem Grundstück.
Lit.: Kaser § 23 III 9
Interdictum (lat. [N.]) quorum bonorum (lat., Interdikt betreffend Güter) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz des Erbschaftsbesitzers.
Lit.: Kaser § 75 II
Interdictum (lat. [N.]) Salvianum (lat., Salvianisches Interdikt) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz des Verpächters bei der besitzlosen, der Sicherung der Pachtzinsansprüche dienenden Verpfändung von Inventar eines Pächters an den Verpächter.
Lit.: Kaser § 31 III 6a
Interdictum (lat. [N.]) unde vi (lat., Interdikt, woher durch Gewalt) ist das Besitzstörungsverfahren gegen gewaltsame Eindringlinge.
Interdictum (lat. [N.]) uti possidetis (lat., Inderdikt dass ihr besitzt) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz gegen den fehlerhaften Besitzer eines Grundstücks.
Lit.: Kaser §§ 21 II 1a, 32 III 4
Interdictum (lat. [N.]) utrubi (lat., Interdikt auf welcher Seite) ist in dem römischen Recht der Rechtsschutz gegen den fehlerhaften Besitzer einer beweglichen Sache.
Lit.: Kaser § 21 II 1b
Interdikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1521? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort 1521? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) Untersagung, Verbot →interdictio, →interdictum
Interdiktenbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und Interdikt 1521? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) ist in dem römischen Recht der nach prätorischem Recht gegen eigenmächtige Entziehung oder Störung durch ein (lat. [N.]) →interdictum (Interdikt) geschützte →Besitz (lat. [F.] possessio). Interdiktenbesitz haben Eigenbesitzer, Erbpächter, Prekarist, Pfandgläubiger und Sequester.
Lit.: Kaser § 19 IV
interesse, lat., V., dazwischensein (V.), dazwischen befinden, dazwischen liegen; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, esse
Interesse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1501 [Zeitz] in vierundzwanzig Stellen belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 13. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N., Aufmerksamkeit, Neigung, in rechtlicher Bedeutung 1501) ist der Umfang eines zu ersetzenden Schadens. Das Interesse geht auf die römischrechtliche Wendung (lat.) quod interest (was dazwischen ist) zurück (beispielsweise Wert einer nicht geleisteten Sache, Minderwert einer mangelhaften Sache, Verzugsschaden, Kosten eines Ersatzgeschäfts, entgangener Gewinn). In dem 20. Jahrhundert (→Interessenjurisprudenz) ist Interesse auch die bloße Zielsetzung oder Begehrensdisposition eines abstrakt oder konkret Beteiligten.
Lit.: Söllner § 9; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 305; Wieling, J., Interesse und Privatstrafe, 1970; Honsell, H., Herkunft und Kritik des Interessebegriffs, (in) JuS 1973, 69; Offner, A., Die Macht der Interessen – Die deutsche Automobilindustrie in der Europäischen Union, 2016
Interessenjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die methodische Richtung in der Rechtswissenschaft, die davon ausgeht, dass wegen der Lückenhaftigkeit der Rechtsordnung der Richter sein Urteil nicht logisch ableiten kann, sondern als wertende Entscheidung eines Konflikts abgeben muss. Sie geht auf (Rudolf von Ihering [Jhering, 1818-1892] und) den Tübinger Rechtshistoriker und Privatrechtslehrer Philipp →Heck (1858-1943, Gesetzesauslegung und Jurisprudenz, 1914) zurück. Heck stellt dabei auf den sozialen Konflikt der in den einzelnen Fällen beteiligten Interessen ab. Der Richter habe sich zunächst der von dem Gesetzgeber in den gesetzlichen Regeln abstrakt gefassten Entscheidungen der Konflikte und der dabei getroffenen Wertungen der beteiligten Interessen oder Begehrensdispositionen zu bedienen. Dazu müsse er bei der Anwendung des Gesetzes auf den streitigen Fall den zu Grunde liegenden Konflikt interessengliedernd herausarbeiten und nach Abwägung der widerstreitenden Interessen nach der gesetzlich höher bewerteten Konfliktlösungsregel entscheiden. Erst dann, wenn er keine (analog) anwendbare abstrakte Interessenbewertung auffinde (Gesetzeslücke), dürfe er selbst so entscheiden, wie der Gesetzgeber vermutlich entscheiden würde. Die Interessenjurisprudenz wird später von der Wertungsjurisprudenz abgelöst.
Lit.: Köbler, DRG 228; Heck, P., Begriffsbildung und Interessenjurisprudenz, 1932; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Edelmann, J., Die Entwicklung der Interessenjurisprudenz, 1967; Kallfass, W., Die Tübinger Schule der Interessenjurisprudenz, 1972; Schoppmeyer, H., Juristische Methode als Lebensaufgabe, 2001; Petersen, J., Von der Interesenjurisprudenz zu der Wertungsjurisprudenz, 2001; Auer, M., Methodenkritik und Interessenjurisprudenz, (in) ZEuP 2008, 517; Schröder, J., Philipp Heck und die Freirechtsbewegung, (in) FS E. Picker, hg. v. Lobinger, T. u. a., 2010, 1313ff.
Interim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 17. Jahrhundert aus dem lateinischen Adverb interim, vorläufig, [des Altertums] aufgenommen, N.) Übergangslösung
Interimsschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1768 [Preußen] in vier Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und bildbar, M.) vorläufiger Wechsel
Lit.: Simon, H., Die Interimsscheine, 1913
interlinear (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.), Adj., zwischenzeilig
Interlinearglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in den freien Raum zwischen zwei Zeilen eines geschriebenen Textes (nachträglich) eingetragene Erklärung (Glosse).
Interlokut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort 1753 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, selten, N.) Zwischenurteil
Lit.: Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1955, 1981, 178ff.
international (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jh. aus dem Neuenglischen aufgenommen und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, Adj., s. Google) zwischenstaatlich, weltweit
Internationale kriminalistische Vereinigung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die von Franz von →Liszt begründete Vereinigung von Strafrechtlern (1889-1933).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Bellmann, E., Die Internationale Kriminalistische Vereinigung, 1994
Internationaler Gerichtshof (IGH, CIJ, ICJ) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der 1946 als Nachfolger des ständigen Internationalen Gerichtshofs des Völkerbunds gegründete Gerichtshof der Vereinten Nationen mit Sitz in Den Haag und einer Besetzung durch 15 hauptamtliche Richter, der Rechtsstreitigkeiten zwischen Staaten auf Grund des Völkervertragsrechts, des Völkergewohnheitsrechts und der von den zivilisierten Staaten anerkannten allgemeinen Rechtsgrundsätze entscheidet und bis 2006 92 Urteile gefällt und 25 Gutachten (ohne Vollstreckungsmöglichkeit) erstattet hat. S. Google
Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007, § 50 VI; Fifty Years of the International Court of Justice, hg. v. Lowe, V., 1996; Faulenbach, B., Rolle und Bedeutung der Lehre in der Rechtsprechung der internationalen Gerichtshöfe, 2010; Carl, M., Zwischen staatlicher Souveränität und Völkerrechtsgemeinschaft, 2012; The ICJ and the Evolution of International Law, hg. v. Ballekier, K. u. a., 2013
Internationaler Strafgerichtshof (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) mit Sitz in Den Haag in den Niederlanden ist der durch Vertrag als Folge der Kriegsverbrecherprozesse gegen Deutsche, Ruander und Jugoslawen 1998 vereinbarte, aber nicht von allen Staaten der Erde anerkannte, derzeit (2021) für 123 Staaten zuständige Strafgerichtshof für Kriegsverbrechen. S. Google
Lit.: Ferencz, B., Von Nürnberg nach Rom, 1998; Ahlbrecht, H., Geschichte der völkerrechtlichen Strafgerichtsbarkeit, 1999; Kemper, G., Der Weg nach Rom, 2004; Mangold, C., Die völkerrechtliche Verfolgung von Individuen durch internationale Strafgerichtshöfe, 2007; Faulenbach, B., Rolle und Bedeutung der Lehre in der Rechtsprechung der internationalen Gerichtshöfe, 2010; Steinke, R., The Politics of International Criminal Law, 2012
Internationales Privatrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Sachverhalte mit Auslandsberührung betreffende staatliche (nationale) Privatrecht. Das römische Recht bietet hierzu vor allem wegen der Größe des Weltreichs nur wenige Ansätze. Nach dem frühmittelalterlichen, auf das jeweilige Volk bezogenen Personalrecht gilt zu Beginn der Territorialisierung des Rechtes der Grundsatz des Ortsrechts (lat. lex [F.] loci) des entscheidenden Richters, den →Accursius (1228) und →Azo mit römischen Quellenbelegen rechtfertigen. Unter den Kommentatoren (Jacobus Balduini, Albericus de Rosate) wird dies auf das Verfahrensrecht eingeschränkt, das materielle Recht dagegen hiervon ausgenommen und besonderen Kollisionsnormen oder Verweisungsnormen unterworfen, die auf der Grundlage der römischrechtlichen Gerichtsstandsregeln entwickelt werden. Demgegenüber setzt sich zu Beginn der Neuzeit die Statutentheorie (Bartolus, d’Argentré) durch, die (lat.) statuta (N.Pl.) personalia (Personalstatute), (lat.) statuta (N.Pl.) realia (Realstatute) und (lat.) statuta (N.Pl.) mixta (gemischte Statute) unterscheidet und damit in erster Linie auf das innerstaatliche Recht abstellt. Eingangs des 19. Jahrhunderts bewirkt Savigny die Rückkehr zu den Kollisionsnormen d. h. dem für das einzelne Rechtsverhältnis maßgeblichen Recht (Sitz des Rechtsverhältnisses). Auf dieser Grundlage entsteht in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine eigentliche Wissenschaft des internationalen Privatrechts, deren Ergebnisse Eingang finden in das Einführungsgesetz zu dem Bürgerlichen Gesetzbuch Deutschlands (1900). In dem ausgehenden 20. Jahrhundert wird das einzelstaatliche internationale Privatrecht in Deutschland (25. 7. 1986), Österreich (1978) und der Schweiz (1989) neu gefasst. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 274; Savigny, F., System des heutigen römischen Rechtes, Bd. 1ff. 1840ff., Bd. 8 1849, Neudruck 1956; Neumayer, K., Die gemeinrechtliche Entwicklung des internationalen Privat- und Strafrechts bis Bartolus, Bd. 1 1901, Neudruck 1969, Bd. 2 1916; Neumeyer, K., Statutenkollision und persönliche Rechte, ZRG GA 39 (1918), 314; Gutzwiller, M., Der Einfluss Savignys auf die Entwicklung des Internationalprivatrechts, 1923; Gamillscheg, F., Der Einfluss Dumoulins auf die Entwicklung des Kollisionsrechts, 1955; Merzyn, G., Der Beitrag Benedikt Carpzovs zur Entwicklung des Kollisionsrechts, 1963; Hermann, G., Nikolaus Hert und die deutsche Statutenlehre, 1963; Lorenz, E., Das Dotalstatut in der italienischen Zivilrechtslehre des 13. bis 16. Jahrhunderts, 1965; Hartwieg, O./Korkisch, F., Die geheimen Materialien zur Kodifikation, 1973; Kropholler, J., Internationales Einheitsrecht, 1975; Gutzwiller, M., Geschichte des Internationalprivatrechts, 1977; Anhauser, V., Das internationale Obligationenrecht, 1986; Deutsches internationales Privatrecht im 16. und 17. Jahrhundert, Bd. 1f., hg. v. Bar, C. v. u. a., 1995ff.; Kleinschmidt, H., Geschichte der internationalen Beziehungen, 1998; Koskenniemi, M., The gentle civilizer of nations. The rise and fall of international law 1870-1960, 2001; Guddat, T., Ein europäischer Jurist des 19, Jahrhunderts – Jean-Jacques G. Foelix, 2006; Reisinger-Selk, N., Heinrich Gottfried Wilhelm Daniels (1754-1827), 2008; Storia, teoria e diritto internazionale - The construction of international law as a discipline, hg. v. Nuzzo, L./Vec, M., 2011; Jouannet, E., The Liberal-Welfarist Law of Nations, 2012; The Oxford Handbook of the History of International Law, hg. v. Fassbender, B. u. a., 2012; Constructing International Law - The Birth of a Discipline, hg. v. Nuzzo, L. u. a., 2012; Nuzzo, L., Origini di una Scienza, 2012; Altman, A., Tracing the Earliest Recorded Concepts of International Law. The Ancient Near East (2500-330 BCE), 2012; Paz, R., A Gateway between a Distant God and a Cruel World, 2012; The Roots of International Law, hg. v. Dupuy, P. u. a., 2014; Trüten, D., Die Entwicklungen des Internationalen Privatrechts in der Europäischen Union, 2015; International Law in the Long Nineteenth Century (1776-1914) – From the Public Law of Europe to Global International Law?, hg. v. Van Hulle, I./Lesaffer, R., 2019
internieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Französischen aufgenommen, V., s. Google) gefangensetzen
Internierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und Wort in dem 19. Jahrhundert auf der Grundlage des Französischen und mittelbar des Lateinischen des Altertums gebildet, F., s. Google) Gefangensetzung, Freiheitsentzug zwecks Isolierung in dem Landes“inneren“
Internierungslager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Freiheitsbeschränkungslager in dem Landes„inneren“)
interparlamentarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zwischenparlamentarisch
Interparlamentarische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die 1888 in Paris gegründete nichtstaatliche internationale Vereinigung von Abgeordneten verschiedener Parlamente mit Sitz in Genf. S. Google
Lit.: Uhlig, R., Die Interparlamentarische Union 1889-1914, 1988
interpolare, interpolāre, lat., V., aufstutzen, zustutzen, zurichten, entstellen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, polīre
Interpolation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., Verb interpolieren 1597? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die abändernde und damit wohl oft auch verfälschende Einschaltung von Wörtern oder Sätzen in den ursprünglichen Wortlaut eines Textes, insbesondere in dem Rahmen der die Schriften der klassischen Rechtskundigen verwertenden und kompilierenden Gesetzgebungstätigkeit Justinians (beispielsweise Ersetzung von [lat. F.] mancipatio, Handgreifung durch [lat. F.] traditio, Übergabe). Seit der Neuzeit (Humanismus, lat. mos Gallicus, gallische Art) versucht die Wissenschaft die Ermittelung der Interpolationen, um frühere Textstufen und spätere Veränderungen sachgerecht zu scheiden, wobei Antoine Favre (1557-1624) aus Savoyen mit seinem nach dem justinianischen Codex systematisierten, 1609 veröffentlichten (lat. [M.]) Codex Fabrianus definitionum forensium (Faberschen Buch der gerichtlichen Erklärungen) 1609 als Begründer der Interpolationenforschung angesehen wird. In dem Einzelnen sind die Ergebnisse dieser Tätigkeit allerdings vielfach umstritten.
Lit.: Kaser § 1 II 3; Söllner §§ 3, 16, 24; Köbler, DRG 54; Kaser, M., Ein Jahrhundert Interpolationenforschung, SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 1979; Gradenwitz, Riccobono und die Entwicklung der Interpolationenkritik, hg. v. Avenarius, M. u. a., 2018
interpolatio, interpolātio, lat., F., Veränderung, Umgestaltung, Täuschung, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. interpolāre
interpolieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1597? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und 1597? aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V., s. Google) umgestalten
interpretari, interpretārī, lat., V., Mittler machen, auslegen, erklären, deuten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. interpres
interpretatio, interpretātio, lat., F., Erklärung, Auslegung, Deutung, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. interpretārī, →Interpretation
Interpretation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 16. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., Verb interpretieren 13. Jh., s. Google) ist die →Auslegung von Gedankenerklärungen. Die juristische Interpretation beginnt sachlich bereits in dem altrömischen Recht an dem Zwölftafelgesetz durch die Priesterschaft. Aus der ursprünglichen Geheimwissenschaft entwickelt sich nach der Veröffentlichung der zunächst nur den Priestern vertrauten Verfahrensformeln (304 v. Chr.) eine weltliche Rechtsunterweisung mit Aufsetzen von Formularen, Beratung und Gutachtenerteilung, deren Kern die Interpretation ist. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes in dem Mittelalter wird auch die Interpretation aufgenommen, wobei es an dem Beginn der Neuzeit in dem sog. (lat.) →mos (M.) Gallicus (gallische Art) um die bessere Interpretation besserer Texte geht. S. Google
Lit.: Söllner §§ 7, 9; Köbler, DRG 31; Kaser, M./Schwarz, F., Die Interpretatio zu den Paulussentenzen, 1956; Behrends, O., Die fraus legis, 1982; Theorie der Interpretation vom Humanismus bis zur Romantik, hg. v. Schröder, J., 2001; Schröder, J., Theorie der Gesetzesinterpretation im frühen 20. Jahrhundert, 2011
interpretieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 13. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V., s. Google) auslegen, erklären
interregnum, interrēgnum, lat., N., Zwischenregierung, Interregnum, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, rēgnum
Interregnum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) ist die zwischen zwei Königsherrschaften liegende Zeit, insbesondere die in dem Heiligen römischen Reich zwischen (1245 oder etwa 1250 bzw.) dem Aussterben der →Staufer (1254) und der Wahl Graf Rudolfs von →Habsburg zu dem deutschen König (1273) liegende Zeit, in der sich kein gewählter Herrscher durchsetzen kann und die Landesherren zu Lasten des Reiches erstarken. Das Interregnum trennt Hochmittelalter und Spätmittelalter voneinander. Daneben ist Interregnum auch allgemeiner die Zeit zwischen der Herrschaft eines Menschen und der Herrschaft eines Nachfolgers. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 95; Triepel, H., Das Interregnum, 1892; Kempf, J., Geschichte des deutschen Reiches während des großen Interregnums 1254; Laroche, P., Das Interregnum und die Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1971; Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung, 1985; Kaufhold, M., Deutsches Interregnum und europäische Politik, 2000; Kaufhold, M., Interregnum, 2002, 2. A. 2007; Kirk, M., Die kaiserlose, die schreckliche Zeit, 2002; Interregna im mittelalterichen Europa, hg. v. Kersken, N. u. a.,2020
intertiare, intertiāre, lat.?, V.: nhd. einen Dritten vor Gericht rufen?, in dritte Hand legen, verwahren, sequestrieren, beschlagnahmen, Lex Sal. (3. Viertel 8. Jh.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), tertiāre, tertius
Intertiatio (lat. [F.], Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist der Zug auf einen Gewähren in dem Frühmittelalter (6. Jahrhundert). Danach muss, wenn sich bei Spurfolge der Besitzer einer abhandengekommenen beweglichen Sache auf seinen Gewähren (lat. tertia manus [F.]) beruft, der Spurfolger geloben, die Sache vor das Ding zu bringen, ehe er sie in Besitz nehmen darf. Beansprucht er außerhalb der Spurfolge die Sache, so muss der Besitzer schwören, dass er seinen Gewähren zu dem Ding bringen werde. S. Google
Lit.: Hübner, 437; Rauch, K., Spurfolge und Anefang, 1908; Andreae, F., Die Intertiatio im fränkischen Fahrnisprozesse, ZRG GA 33 (1912), 129; Rauch, K., Spurfolge und Dritthandverfahren in der fränkischen Rechtswentwicklung ZRG GA 68 (1951, 1ff.
Intervenient (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1815 [Gönner] in einer Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von intervenieren, Intervent und Intervention – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M., s. Google) „Dazwischenkommender“, Eingreifender, Fürsprecher
Lit.: Gawlik, A., Intervenienten und Zeugen in den Diplomen Kaiser Heinrichs IV., 1970
intervenieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V., s. Google) eingreifen
intervenire, intervenīre, lat., V., dazwischenkommen, dazukommen, dazutreten, dazwischentreten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. inter, venīre
interventio, lat., F., Dazwischenkunft, Vermittlung, Gl, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. intervenīre
Intervention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [Niederösterreich] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und 1654 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Vermittelung, Eingriff
Lit.: Stolleis, M., Die Entstehung des Interventionsstaats und das öffentliche Recht, (in) ZNR 11 (1989), 129ff.: Nörr, K., Die Republik der Wirtschaft, Bd. 1f., 1999ff.
Interventionsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, s. Google) →Drittwiderspruchsklage
Interzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Dazwischentreten →intercessio (lat. [F.])
intestat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google zuminest mittelbar belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj., s. Google) untestiert, gesetzlich →Intestaterbe
Intestaterbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1766 [Cramer] in acht Stellen bezeugt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und teilweise aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M.) ist in dem römischen Recht der ohne →Testament zu der Erbfolge berufene Mensch. Dies ist der →Hauserbe und danach der Außenerbe (sowie hilfsweise anfangs der Gentile, später die Allgemeinheit). Das dem altrömischen Recht folgende prätorische Recht fasst die prätorischen Erben in mehrere (4), hintereinander berufene Klassen zusammen. Dem Intestaterben entspricht später der gesetzliche Erbe.
Lit.: Kaser §§ 65, 66; Söllner § 12; Köbler, DRG 38; Merkel, J., Die Lehre von der successio graduum unter Intestaterben, 1876; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 602
introitus, lat., M., Eingang, Eintritt, Einzug, Einmarsch, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. introīre, →Immunität
invalide (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj. und substantiviert M.) behindert, ungültig
Invalidität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und über das Französische aufgenommen, F., Adjektiv invalide Anfang 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, s. Google) Beeinträchtigung, Arbeitsunfähigkeit
Invaliditätsversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in Deutschland 1884 zwecks Entschärfung sozialer Fragen und auf der Suche nach Wählermehrheiten durch Gesetz geschaffene →Sozialversicherung für den Fall der Arbeitsunfähigkeit. Zu der Organisation werden besondere Versicherungsanstalten eingerichtet. Der Invalide erhält eine Invalidenrente.
Lit.: Stolleis, M., Die Sozialversicherung Bismarcks, (in) Bedingungen für die Entstehung und Entwicklung von Sozialversicherung, 1979, 387; Rückert, J., Entstehung und Vorläufer der gesetzlichen Rentenversicherung, (in) Handbuch der gesetzlichen Rentenversicherung, 1990, 1: Pironti, P., Kriegsopfer und Staat – Sozialpolitik für Invaliden, Witwen und Waisen des ersten Weltkriegs, 2015
invalidus, lat., Adj.: nhd. schwach, kraftlos, hinfällig, unpässlich, krank, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in- (2), validus
Inventar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Hausinventarium und Viehinventar - nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [ZeigerLRB] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N., lat. [N.] inventarium) ist eine Gesamtheit von Gegenständen und ein über diese geführtes Verzeichnis. In dem spätantiken römischen Recht führt Justinian 531 die Wohltat des Inventars (lat. beneficium [N.] inventarii) ein, wonach der, welcher innerhalb bestimmter Fristen ein Verzeichnis der Erbschaftsgegenstände erstellt, die Haftung für die Erbschaftsschulden auf die Nachlassgegenstände beschränken und damit von seinem bereits vor dem Erbfall vorhandenen Vermögen fernhalten kann. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird auch das Inventar in diesem Sinne aufgenommen. S. Google
inventarium, inventārium, lat., N., Inventar, Vermögensverzeichnis, Nachlassverzeichnis, Lex met. Vipasc. (2. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. invenīre, →Inventar
Lit.: Kaser §§ 62 III, 74 II; Köbler, DRG 59; Mely, F. de/Bishop, E., Bibliographie générale des inventaires imprimés, Bd. 1ff. 1892ff.; Metz, W., Das karolingische Reichsgut, 1960; Mannheim, H., u. a., Nachlassverzeichnisse – Internationale Bibliographie, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 600; Hauser, A., Dinge des Alltags, 1994; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
investieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und ab dem 14. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V.) einlegen, anlegen
investire, investīre, lat., V., bekleiden. Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. in (1), vestīre
Investition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google), Einlage, Anlage
investitor (lat. [M.]) Einkleider, Einweiser (Bologna 1057), s. investire
Investitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1494 [Libri Feud.] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Mittellateinischen aufgenommen, F.) ist in dem Mittelalter die förmliche, die unsichtbaren Rechtsvorstellungen (beispielsweise Eigentum, Lehen) äußerlich irgendwie hilfsweise gegenständlich sichtbar machende Bekleidung mit einem Amt oder einem Recht. Ob sie germanischer Herkunft ist, ist zweifelhaft. Lat. vestire, investire in dem Sinne des Bekleidens mit einem (an sich unsichtbaren) Recht scheint eher aus der spätantiken Kirche zu kommen. Auch das Verhältnis zu einem vorangehenden Geschehen (ahd. sala, lat. [F.] traditio) ist ungewiss. Als Symbole der den Übergang der →Gewere bewirkenden Investitur werden beispielsweise Halm, Zweig, Scholle, Ring, Kreuz, Lanze, Fahne und anderes verwendet. S. Google
Lit.: Hübner 258, 366; Köbler, DRG 90; Köbler, LAW; Scharnagl, A., Der Begriff der Investitur in den Quellen und der Literatur des Investiturstreites, 1908; Mayer, E., Die Einkleidung im germanischen Rechte, (in) FS Adolf Wach, 1913; Mayer, E., Zur Einkleidung (Gewere), ZRG GA 35 (1914), 431; Mayer, E., Zur Lehre von der Einkleidung, ZRG GA 36 (1915), 439; Visconti, A., Su alcune „notitiae investiturae“ contenute nel Codice diplomatico Lombardo, Annali della R. Università di Macerata 6 (1930); Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsübertragung, 1957; Müller, W., Ein Auflassungs- und Investitursymbol des Klosters St. Gallen, 1972; Köbler, G., Die Herkunft der Gewere, TRG 43 (1975), 195; Quellen zum Investiturstreit, Teil 1 Ausgewählte Briefe Papst Gregors VII. übersetzt v. Schmale, F., 1978; Krieger, K., Die Lehnshoheit, 1979; Investitur- und Krönungsrituale, hg. v. Steinicke, M. u. a., 2004; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010
investitura (mlat. [F.]) Einkleidung, nicht in s. latein_a_z.docx, →Investitur
Investiturstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und spät gebildet, M.) ist sachlich der aus →Immunität und ottonisch-salischem →Reichskirchensystem erwachsene, von Papst Nikolaus II. 1059 durch ein Papstwahldekret (mit Wahlrecht des Kardinalskollegiums statt des Absetzungsrechts und Einsetzungsrechts des Kaisers) zugespitzte, 1075 zwischen dem Salier König Heinrich IV. und Papst Gregor VII. anlässlich der Besetzung des Erzbistums Mailand offen ausgebrochene Streit um die Bekleidung (→Investitur) von Laien mit kirchlichen Ämtern (Bistümern, Abteien). Hier verbündet sich der Papst mit deutschen Fürsten gegen den König, doch gelingt diesem 1077 mit dem Reue bezeugenden Gang nach →Canossa zumindest förmlich die Lösung von dem 1076 seitens des Papstes ausgesprochenen Bann. Mit dem →Wormser Konkordat kommt es 1122 zu einem vorläufigen Ausgleich überwiegend zu Gunsten des Papsttums. S. Google
Lit.: Hirsch, H., Klosterimmunität und Investiturstreit, 1913; Schmid, P., Der Begriff der kanonischen Wahl in den Anfängen des Investiturstreits, 1926; Schmeidler, B., Kaiser Heinrich IV. und seine Helfer im Investiturstreit, 1927; Tellenbach, G., Libertas, 1936; Investiturstreit und Reichsverfassung, hg. v. Fleckenstein, J., 1973; Schieffer, R., Die Entstehung des päpstlichen Investiturverbotes, 1981; Blumenthal, U., Der Investiturstreit, 1982; Laudage, J., Priesterbild und Reformpapsttum im 11. Jahrhundert, 1984; Beulertz, S., Das Verbot der Laieninvestitur im Investiturstreit, 1991; Laudage, J., Gregorianische Reform und Investiturstreit, 1993; Hartmann, W., Der Investiturstreit, 1993, 2. A. 1996; Englberger, J., Gregor VII. und die Investiturfrage, 1996; Goez, W., Kirchenreform und Investiturstreit, 1996; Golinelli, P., Mathilde und der Gang nach Canossa, 1998; Goez, W., Kirchenreform und Investiturstreit 910-1122, 2000, 2. A. 2008; Der Investiturstreit, hg. v. Laudage, J. u. a., 2. A. 2006; Weinfurter, S., Die Entzauberung der Welt, 2006; Schieffer, R., Worms, Rom und Canossa (1076/77) in zeitgenössischer Wahrnehmung, (in) HZ 291 (2011), 593; Fried, J., Canossa. Entlarvung einer Legende, 2012; Zey, C., Der Investiturstreit, 2017
inwärts (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) nach innen gerichtet
Inwärtseigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1254 [Constitutiones] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das innerhalb eines Herrschaftsverbands frei veräußerliche Dienstgut von Dienstmannen.
Lit.: Fürth, A., Die Ministerialen, 1836, Neudruck 1970; Schlunk, A., Königsmacht und Krongut, 1988, 74ff.
Inzest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) oder Blutschande ist der Beischlaf unter nahen Verwandten, dessen Verbot seit dem ausgehenden Altertum vor allem von der Kirche (beispielsweise Konzil von Epaon 517 n. Chr., römische Synode von 721) zunehmend durchgesetzt wird (u. a. Bayern 1813 Art. 207, nicht Code pénal Frankreichs, doch Entwurf des Code pénal Königreich Westphalen 1813 Art. 329, Allgemeines Landrecht Preußens von 1794, Preußen 1851, Deutsches Reich 1871 § 173 RStGB, 1973/1974 Verschwägerteninzest nicht mehr strafbar, nach einer Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts von dem 23. 2. 2008 Verwandteninzest doch). S. Google
Lit.: Mikat, P., Die Inzestgesetzgebung der merowingisch-fränkischen Konzilien, 1994; Siebert, M., Das Inzestverbot, Diss. jur. Berlin 1996, 1998; Siegel, E., Inzest, 1999; Jarzebowski, C., Inzest, 2006; Ubl, K., Inzestverbot und Gesetzgebung - Die Konstruktion eines Verbrechens (300-1100), 2008; Karst, S., Die Entkriminalisierung des § 172 StGB, 2009; Bdeiwi, S., Beischlaf zwischen Verwandten (§ 173 StGB), 2013; Kanwischer, S., Der Grenzbereich zwischen öffentlichem Strafanspruch und intimer Lebensgestaltung, 2013
Inzicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen in fast fünfzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Beschuldigung
Inzichtverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter ein zwischen Zivilverfahren und Strafverfahren stehendes besonderes Leumundsverfahren, das seit dem 16. Jahrhundert in dem →Inquisitionsprozess aufgeht.
Lit.: Müller, R., Studien zum Inzichtverfahren nach bayerischen Quellen, 1939, Neudruck 1970; Heydenreuter, R., Kriminalgeschichte Bayerns 2008
Ipso iure compensatur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt durch das Recht selbst wird aufgerechnet) ist eine in dem Codex Justinians (C. 4, 31, 14 pr) enthaltene Rechtsregel, nach der eine besondere Erklärung der Aufrechnung nicht erforderlich ist (anders § 388 BGB).
Iran (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nivht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.. s. Google) (vor 1935) Persien, Staat zwischen Kaspischem Meer und Persischen Golf mit (2019) rund 83 Millionen Einwohnern
Lit.: Gronke, M., Geschichte Irans, 2003; Enayat, H., Law, State and Society in Modern Iran - Constitutionalism, Autocracy and Legal Reform 19ß6-1941, 2013; Wiedemann, C., Der neue Iran – Eine Gesellschaft tritt aus dem Schatten, 2017
īre, lat., V., gehen, reisen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *ei- (1), *h₁ei-, V., gehen
Irland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der westlich Englands gelegene, nordwesteuropäische Staat, der seit 1973 der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union (1993) angehört. Seit der zweiten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. wandern Kelten in die bereits besiedelte Insel ein. Um 450 n. Chr. (431?) werden die Bewohner christianisiert. 1171/1172 greift der König von England auf Irland aus. 1534 beginnt er mit der Unterwerfung und nennt sich 1541 König von Irland. In dem Norden setzt sich der englische Einfluss und damit auch die protestantische Religion durch. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts gibt es so gut wie kein selbständiges irisches Privatrecht mehr. 1801 wird ein gemeinsames Parlament eingerichtet. An dem 6. 12. 1921 wird die Loslösung Irlands (ausgenommen Nordirland) von Großbritannien vertraglich vereinbart. Das irische Recht ist grundsätzlich englisch geprägt, wird aber seit 1922 durch eigene Gesetze ergänzt. In Gegensatz zu England hat Irland eine formelle Verfassung. S. Google
Lit.: Studies in early Irish law by Thurneysen, R. u. a., 1936; Szövérffy, J., Irisches Erzählgut im Abendland, 1957; Hand, G., English Law in Ireland 1290-1324, 1967; Beckett, J., Geschichte Irlands, 1971; Die Iren in Europa, hg. v. Löwe, H., 1982; Irland und Europa, 1984; A new history of Ireland, hg. v. Moody, T., Cosgrave, A. u. a., 1987ff.; Kelly, F., A Guide to Early Irish Law, 1988, Neudruck 2005; Lee, J., Ireland 1912-1985, 1989; Elvert, J., Geschichte Irlands, 1993; Croinin, D., Early Medieval Ireland, 1995; Irland und Europa im frühen Mittelalter, hg. v. NiChatháin, P. u. a., 1996; Richter, M., Irland im Mittelalter, 1996; Maurer, M., Kleine Geschichte Irlands, 1998; Richter, M., Ireland and her Neighbours, 1999; Charles-Edwards, T., Early Christian Ireland, 2000; Noetzel, T., Geschichte Irlands, 2003; Breuer, R., Irland, 2003; Braun, N., Terrorismus und Freiheitskampf, 2003; Richter, M., Irland im Mittelalter, 2003; Holthusen, C., Der Nordirlandkonflikt, 2005; Breatnach, L., A Companion to the Corpus Iuris Hibernici, 2005; Flanagan, M., Irish Royal Charters, 2005; Osborough, W., Recent writing on modern Irish legal history, (in) ZNR 2008, 93; Mc Carthy, D., The Irish Annals, 2008; MacCotter, P., Medieval Ireland, 2008; Simms, K., Medieval Gaelic Sources, 2009; Irische Mönche in Süddeutschland, hg. v. Walz, D. u. a., 2009; Bartlett, T., Ireland, 2010; L’Irlanda, 2010; Flanagan, M., The Transformation of the Irish Church, 2010; O‘Clabaigh, C., The Friars in Ireland 1224-1540, 2012; Lawyers, the law and history, 2013; Ó Corráin, D., The Irish Church, its Reform and the English Invasion, 2017
Irnerius (dieser Name quellenmäßig nie bezeugt, Guarnerius, Gernerius, Warnerius, [eigenhändig wohl immer] Wernerius) (Bologna? 1060?-1125?, oder um 1070-um 1129/1130?, 1129 lat. [M.l.] heredes, Erben genannt) ist der erste bedeutende Vertreter der durch Wiederbehandlung der →Digesten Justinians (530/533) veranlassten, durch die zunehmende Schulung in den freien Künsten (lat. artes [F.Pl.] liberales) ermöglichten und in dem Ergebnis wohl auch gewissen praktischen Bedürfnissen entsprechenden rechtswissenschaftlichen Literatur des Mittelalters. Vielleicht erteilt Irnerius zuerst Unterricht in den freien Künsten (?) und behandelt dabei in dem Rahmen der Rhetorik auch das Recht. Danach versieht er bei scholastischer Auslegung fast die gesamten justinianischen Rechtstexte (Digestum vetus, →Codex, →Institutiones) mit vielleicht insgesamt mehreren tausend nur teilweise erhaltenen Glossen (lat. Apparatus [M.] glossarum, Sigle Y bzw. G?). Außerdem fertigt er →Authenticae an (und verfasst vielleicht eine kurze →Distinktion?). Zwischen dem 28. 6. 1112 und dem 10. 12. 1125 (unechte Urkunde) ist er als (lat. [M.]) causidicus (1112, 1113) der Markgräfin Mathilde von Tuszien und (lat. [M.]) iudex (1116-1118) Kaiser Heinrichs V. bezeugt. 1119 wird er (wahrscheinlich) exkommuniziert. Vielleicht las er von 1100 bis 1110 Quellen des römischen Rechts Justinians, war danach praktisch tätig und lehrte ab 1122 (römisches Recht)?. S. Google
Lit.: Söllner § 25; Köbler, DRG 105; Pescatore, G., Die Glossen des Irnerius, 1888, Neudruck 1968; Besta, E., L’opera d’Irnerio, 1896, Neudruck 1980; Nörr, D., Zur Herkunft des Irnerius, ZRG RA 82 (1965), 327; Weigand, R., Die Naturrechtslehre, 1967; Spagnesi, E., Wernerius bononiensis iudex, 1970; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 154; Fried, J., auf Bitten der Gräfin Mathilde, (in) Europa an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert, hg. v. Herbers, K., 2001
irre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 12. Jahrhundert belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (irr) und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., [12. Jh.] substantiviert F., s. Google) gestört
irren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) täuschen, stören
Irrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 532] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, 815, M., lat. [M.] error, s. Google) ist das Auseinanderfallen von Vorstellung eines Handelnden und Wirklichkeit. In dem römischen Recht ist der Irrtum ein Fall von fehlender Willensübereinstimmung, so dass er (als Irrtum über Vertragspartner, Gegenstand, Preis oder Vertragstyp) keinen Vertrag entstehen lässt. In der byzantinischen und mittelalterlich-römischen Rechtswissenschaft schließt auch der Irrtum über die tatsächlichen Eigenschaften des Geschäftsgegenstands die Bindung aus, wobei es später darauf ankommt, dass der Irrtum für die Vornahme des Geschäfts ursächlich ist. In dem frühneuzeitlichen gemeinen Recht werden als Fallgruppen des Irrtums Geschäftsort, Geschäftsgegenstand, Geschäftsgegner und Geschäftsbezeichnung unterschieden. Das Vernunftrecht hält den Irrtum teils grundsätzlich für unbeachtlich (Kreittmayr), teils grundsätzlich für bedeutsam (Allgemeines Landrecht Preußens 1794). In dem 19. Jahrhundert wird teils auf den Willen abgestellt (Willenstheorie, Savigny), teils auf die Erklärung (Erklärungstheorie). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) werden die Vorzüge beider Ansichten in einem komplizierten Geflecht verbunden. Unter Berufung auf einen Irrtum kann das zustandegekommene Geschäft nachträglich angefochten und damit grundsätzlich beseitigt werden. In dem 19. Jahrhundert erscheint der Irrtum als allgemeine Figur auch in dem allgemeinen Teil des Strafrechts. S. Google
Lit.: Kaser § 8 I; Hübner; Köbler, DRG 43, 165, 204, 208; Engelmann, W., Irrtum und Schuld nach der italienischen Lehre und Praxis des Mittelalters, 1922, Neudruck 1975; Oebicke, B., Wille und Erklärung beim Irrtum in der Dogemengeschichte der letzten beiden Jahrhunderte, 1935; Haupt, P., Die Entwicklung der Lehre vom Irrtum, 1941; Luig, K., Savignys Irrtumslehre, (in) Ius commune 8 (1979), 36; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 416ff.; Kramer, E., Der Irrtum beim Vertragsschluss, 1998; Schermaier, M., Europäische Geistesgeschichte am Beispiel des Irrtumsrechts, (in) ZEuP 1998, 60; Ranieri, F., Kaufrechtliche Gewährleistung und Irrtumsproblematik, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 207; Schermaier, M., Die Bestimmung des wesentlichen Irrtums, 2000; Löhnig, M., Die Entstehung des Irrtumsrechts im Allgemeinen Landrecht, ZRG GA 120 (2003), 200; Harke, J., Irrtum über wesentliche Eigenschaften, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Romanillos, P., Die großen Irrtümer der Menschheit, 2015
isch (Partikel, als Suffix verwendet) z. T. lat. icus
Isidor von Sevilla (Cartagena um 560-Sevilla 4. 4. 636), aus hispanorömischer Familie, Bischof von Sevilla, stellt in seinen (lat. [F.Pl.]) Etymologiae (bzw. Origines, Ursprünge) das Wissen seiner Zeit in 20 Büchern dar. Durch die weite Verbreitung dieses Werkes werden zahlreiche römische Rechtsbegriffe schon in dem Frühmittelalter vermittelt (beispielsweise lat. ius Recht, lex Gesetz, consuetudo Gewohnheit, mos Sitte, ius civile römisches Recht, Zivilrecht, ius gentium Fremdenrecht, Völkerrecht, ius naturale Naturrecht). Isidors von Papst Gregor dem Großen beeinflusstes Werk Sententiae (Urteile, Sentenzen) (mehr als 500 erhaltene mittelalterliche Handschriften) wirkt mit seinen theologischen Definitionen stark auf Florilegien, Summen und Kirchenrechtssammlungen ein. S. Google
Lit.: Etymologiae, hg. v. Lindsay, W., 1911; Isidoro di Siviglia, hg. v. Fontaine, H., Bd. 1ff. 1962ff.; Diesner, H., Isidor von Sevilla und das westgotische Spanien, 1977; Fontaine, J., Isidore de Séville, 2000
Islam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., arab., „Sich-Ergeben“, um 2010 schätzungsweise 1,6 Milliarden Anhänger) ist die von (dem Propheten) →Mohammed (Mekka um 569 bzw. 571-Medina 8. 6. 632) gestiftete Weltreligion (des alleinigen, bereits vor Mohammed an der Kaaba in Mekka verehrten Gottes Allah), deren Anhänger sich Muslime (die sich – Gott - unterwerfen) nennen. Seit dem 7. Jahrhundert dehnt sich der Islam von Arabien zwischen Byzanz und Persien nach Norden (Damaskus, Syrien, Palästina) und bis zu dem Nordwesten Afrikas aus. Seit 711 wird Spanien gewonnen, wobei der hohe Grad des Multilingualismus und eine regionenübergreifende sprachliche Fluidität des Mittelmeerraums begünstigend wirken. In dem 10. Jahrhundert werden die Türken in dem dem zentralen Asien bekehrt, in dem 11. Jahrhundert Teile Indiens. 1258 fällt Bagdad an die islamischen Mongolen. 1453 wird Byzanz von den Türken erobert und wird der Islam auf dem Balkan verbreitet. In dem 16. Jahrhundert gelangt der Islam nach Indonesien, in dem 20. Jahrhundert in weitere Teile Afrikas. Der Islam ist Gesetzesreligion, weshalb schon der Koran für alle Lebensbereiche Rechtsvorschriften festlegt. Hinzu kommt das überlieferte Handeln Mohammeds. Hieraus entsteht durch islamische Rechtsgelehrte eine Pflichtenlehre (→Saria, Scharia). In dem 16. Jahrhundert wird in dem osmanischen Reich der Richter darüber hinaus den Anweisungen des Sultans unterstellt. S. Google
Lit.: Horster, P., Zur Anwendung des islamischen Rechts im 16. Jahrhundert, 1935; Enzyklopädie des Islam, Bd. 1f. 2. A. 1960ff.; Coulson, N., A History of Islamic Law, 1964; Schacht, J., An Introduction to Islamic Law, 1964; The Cambridge History of Islam, 1970; Lexikon der islamischen Welt, hg. v. Kreiser, K. u. a., Bd. 1ff. 1974; Watt, M./Welch, A., Der Islam, 1980; Schacht, J., An Introduction to Islamic Law, 1982; Abu-Ghosh, S., Das islamische Unterhaltsrecht nach al-Kasani, 1989; Dilger, K., Tendenzen zur Rechtsentwicklung, (in) Ende, W./Steinbach, U., Der Islam, 2. A. 1989, 170; Motzki, H., Die Anfänge der islamischen Jurisprudenz, 1991; Khoury/Hagemann/Heine, Islam-Lexikon, Bd. 1ff. 1991; Der politische Islam, hg. v. Schwarz, J., 1993; Nagel, T., Geschichte der islamischen Theologie von Mohammed bis zur Gegenwart, 1994; Coulson, N., Histoire du droit islamique, 1995; Der Islam in der Gegenwart, hg. v. Ende, W. u. a., 4. A. 1996; Scholz, P., Malikitisches Verfahrensrecht, 1997; Endreß, G., Der Islam, 3. A. 1997; Oßwald, R., Pactane sunt servanda, 1998; Nagel, T., Die islamische Welt bis 1500, 1998; Schneider, I., Kinderverkauf und Schuldknechtschaft, 1999; Der Islam in Europa, hg. v. Heuberger, V., 1999; Arkoun, M., Der Islam, 1999; Johansen, B., Contingency in a Sacred Law, 1999; Halm, H., Der Islam, 5. A. 2004; Cardini, F., Europa und der Islam, 2000; Beiträge zum islamischen Recht, Bd. 1ff., hg. v. Ebert, H. u. a., 2000ff.; Kettermann, G., Atlas zur Geschichte des Islam, 2001; Tibi, B., Einladung in die islamische Geschichte, 2001; Motzki, H., The origins of islamic jurisprudence, 2002; Bihl, W., Islam, 2003; Möhring, H., Warum verlor die islamische Kultur ihre führende Stellung? (in) HZ 277 (2003), 655; Krämer, G., Geschichte des Islam, 2005; Lohlker, R., Bibliographie des islamischen Rechts, 2005; Endreß, G., Der Islam in Daten, 2006; Heine, P., Einführung in die Islamwissenschaft, 2008; Kettermann, G., Atlas zur Geschichte des Islam, 2008; Black, A., The West and Islam, 2008; Rohe, M., Das islamische Recht - Geschichte und Gegenwart, 2009, 2. A. 2009, 3. A. 2011; Ebert, H., Die Qadrî-Pâshâ-Kodifikation - Islamisches Personalstatut der hanafitischen Rechtsschule, 2010 (Entwurf von 1875); Baumgarten, R., Gesichter des Islam, 2010; Neumann, A., Rechtsgeschichte, Rechtsfindung und Rechtsfortbildung im Islam, 2012; Stilt, K., Islamic Law in Action, 2012; Said, B., Islamischer Staat, 2014; Motadel, D., Islam and Nazi Germany’s War, 2014; König, D., Arabic Islamic Views of the Latin West, 2015; Schütt, P., Fatima Grimm – Mein verschlungener Weg zum Islam, 2015; Schulze, R., Geschichte der islamischen Welt – von 1900 bis zur Gegenwart, 2016; Islam – Einheit und Vielfalt einer Weltreligion, hg. v. Brunner, R., 2016; Berger, L., Die Entstehung des Islam, 2016; Warrick, J., Schwarze Flaggen – Der Aufstieg des IS und die USA, 2016; Rohe, M., Der Islam in Deutschland, 2016; Stosch, K. v., Herausforderung Islam, 2016, 2. A. 2017, 3. A. 2019; Luizard, P., Die Falle des Kalifats – Der Islamische Staat oder die Rückkehr der Geschichte, 2017; Islamische und westliche Jurisprudenz des Mittelalters im Vergleich, hg. v. Lange, C. u. a., 2018; Bowersock, G., Die Wiege des Islam – Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen, 2019; König, D., Herrschaftsübernahme durch Multilingualismus, (in) HZ 308 (2019), 637; Husain, E., Weltoffen aus Tradition, 2020; Die islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich 1909 – 1979 – 2019, hg. v. Hafez, F. u. a. 2020; Formichi, C., Islam and Asia, 2020 (eher schwach)
Island (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der auf der zweitgrößten Insel Europas gebildete nordwesteuropäische Staat. Island ist seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. in Mitteleuropa bekannt und wird an dem Anfang des 9. Jahrhunderts durch iroschottische Mönche und um 875 durch Wikinger (Normannen) besiedelt. 930 erscheint das Allthing. 1000 wird Island christlich. Trotz karger natürlicher Gegebenheiten entwickeln sich hohe literarische Kultur (Skalden) und vorbildliche Armenfürsorge. 1262 erhält der König von →Norwegen durch Vertrag die Herrschaft. 1380 fällt Island mit Norwegen an →Dänemark, das 1550 die Reformation durchsetzt. 1918 wird Island von Dänemark unabhängig. An dem 17. 6. 1944 wird Island Republik. S. Google
Lit.: Finsen, V., Om de oprindelige Ordning af nogle af den islandske Fristats Institutioner, 1888; Boden, F., Die isländische Regierungsgewalt in der freistaatlichen Zeit, 1905; Haff, K., Die wiederaufgefundene „Descriptio Islandiae“, ZRG GA 50 (1930), 389; Midderhoff, H., Thinggericht und Zwölferspruch in Altisland, ZRG GA 77 (1960), 26; Scovazzi, M., La saga di Hrafnkell, 1960; Scovazzi, M., Il diritto islandese nella Landnámabók, 1961; Paulsen, P., Drachenkämpfer, 1966; Imhof, A., Grundzüge der nordischen Geschichte, 1970; Kuhn, H., Das alte Island, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,523, 4,4,631; Jóhannesson, J., A History of the Old Icelandic Commonwealth, 1974; Saga Islands, hg. v. Líndal, S., Bd. 1ff. 1974ff.; Die Saga von Egil, hg. v. Schier, K., 1978; Wilde-Stockmeyer, M., Sklaverei auf Island, 1978; Byock, J., Medieval Iceland, 1988; Schröder, P., Island, 1994; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Karlsson, G., The History of Iceland, 2000; Nedoma, R., Kleine Grammatik des Altisländischen, 2001, 2. A. 2006, 3. A. 2010; Gerhold, W., Armut und Armenfürsorge im mittelalterlichen Island, 2002; Arnósd´ttir, A., Property and Virginity. The Christianization of Marriage in Medieval Iceland 1200-1600, 2010; See, K. v., Skalden, 2011; Nedoma, R., Altisländisches Lesebuch, 2011
isländisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) Island betreffend
Isländisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Isländer bzw. Islands. Seine Anfänge sollen in Norwegen um 930 nach dem Vorbild der Gulathingslög von Ulfljotr (Ulfljot) zusammengefasst und in Island von einer Versammlung (Allthing) als Recht (an. log) angenommen worden sein. Mit der Christianisierung (1000) treten Änderungen in dem mündlich durch Gesetzessprecher (an. logsogumadr) bewahrten Recht ein. 1117/1118 verfasst der Gode Hafliðe Marsson eine schriftliche Fassung (an. Haflidaskra), die ebenso verschollen ist wie das 1122-1132 entstehende Christenrecht (an. Kristinna laga thattr). Vermutlich beruht auf den Inhalten die →Gragas (2. H. 13 Jahrhundert). 1271/1273 wird unter norwegischer Herrschaft (1262) die →Jarnsida (Eisenseite) angenommen, 1281 die →Jonsbok (Lögbok Islendinga), von der rund 200 Handschriften überliefert sind. Um 1275 stellt Bischof Arne von Skálholt ein neues Christenrecht (an. kristinrettr Arna biskupes) zusammen. Rechtliche Aufschlüsse ermöglichen auch die Geschichtsdarstellungen und die Isländersagas. 1800 wird das Allthing abgeschafft und durch ein Landesobergericht ersetzt. 1843/1845 wird das Allthing mit hauptsächlich beratender Aufgabe wieder begründet. 1874 erhält Island von dem König von Dänemark eine Verfassung. 1904 erlangt Island innere Autonomie, 1918 Souveränität mit dem König von Dänemark als Staatsoberhaupt. An dem 17. 6. 1944 erklärt sich Island zu einer Republik. S. Google
Lit.: Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Hoff, H., Hafliđi Másson und die Einflüsse des römischen Rechts in der Grágás, 2012
Isny (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt
Lit.: Die Urkunden des früheren reichsstädtischen Archivs Isny bis 1550, hg. v. Kammerer, I. u. a., 1955; Kammerer, I., Isny, 1956; Wunderlich, P., Das Recht der Reichsstadt Isny, Diss. jur. Tübingen 1957; Speth, H., Die Reichsstadt Isny am Ende des alten Reiches, 1973; Hauptmeyer, C., Verfassung und Herrschaft in Isny, 1976
Israel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen sowie Jüdischen des Altertums [Erstbeleg auf Merenptah-Stele 1208 v. Chr.] aufgenommen, M.) ist in dem Alten Testament der zweite Name Jakobs (Gott streitet oder Gott möge herrschen), der stellvertretend für die →Juden und ihren Staat steht, insbesondere für den seit 1917 angestrebten bzw. (an dem 14. Mai 1948 durch Ausrufung seitens David Ben Gurions) in Palästina verwirklichten Staat. S. Google
Lit.: Noth, M., Geschichte des Volkes Israel, 1956; Wolffsohn, M., Politik in Israel, 1982; Raacke, G., Der Einfluss deutschbürtiger Juristen, (in) ZRP 1997, 308; Timm, A., Israel, 1998; Schirer, L., Israelisches und jüdisches Recht, 1998; Clauss, M., Das alte Israel, 1999; Herz, D., Geschichte Israels, 2003; Golden, J., Ancient Canaan and Israel, 2004; Israel und Deutschland, hg. v. Ben Natan, A. u. a., 2005; Gerstenberger, E., Israel in der Perserzeit, 2005; Kessler, R., Leben zur Zeit der Bibel, 2006; Avidan, I., Ein Staat sucht sich selbst, 2008; Balke, R., Israel, 3. A. 2007; Clauss, M., Geschichte des alten Israel, 2009; Tilly, M. u. a. Religionsgeschichte Israels, 2011; Baltrusch, E., Herodes, 2012; Shapira, A., Israel, 2012; Kratz, R., Historisches und biblisches Israel, 2013, 2. A. 2017; Finkelstein, I., Das vergessene Königreich, 2014; In search for Aram and Israel, hg. v. Sergi, O. u. a., 2015; Primor, A., Nichts ist jemals vollendet, 2015; Steininger, R., Deutschland und der Nahe Osten, 2015; Brenner, M., Israel, 2016; Frevel, C., Geschichte Israels, 2016, 2. A. 2019; Hoha, K., Generation im Übergang – Beheimatungsprozesse deutscher Juden in Israel, 2017; Fiedler. L., Matzpen – Eine andere israelische Geschichte, 2017; Segev, T., David Ben Gurion, 2018; Fink, C., West Germany and Israel 1965-1974, 2019; Herf, J., Unerklärte Kriege gegen Israel, 2019; Leemhuis, R., „Ich muss deshalb dringend von jeder zusätzlichen Aktion für Israel abraten“, 2020
Istanbul (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an dem Bosporus (vielleicht aus griech. eis tan polin, in die Stadt?) geht auf das griechische Byzanz bzw. das von Kaiser Konstantin gegründete oströmische Konstaninopel zurück. 1453 wird es von den Osmanen erobert. Es erhält eine Universität.
Lit.: Barisch, K./Barisch, L., Istanbul, 1976, 5. A. 1985; King, C., Mitternacht im Pera Palace, 2015
Istrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die nach den illyrischen oder venetischen Histri benannte Halbinsel in dem Nordosten der Adria, die bis 178 v. Chr. von den Römern erobert wird. Den Römern folgen in dem 6. Jahrhundert die Langobarden, dann die Slawen und 789 die Franken. Über die Grafen von Görz (1291) gelangt Inneristrien 1381 an Österreich, mit Venetien 1797 auch das Küstenland. 1816 wird der Anteil Österreichs an Istrien dem Königreich Illyrien zugeteilt, 1849 dem Kronland Görz-Gradiska-Istrien (Küstenland). 1919 fällt Istrien an Italien, 1945 überwiegend an Jugoslawien (Kroatien), 1991 zu dem größten Teil an Kroatien. S. Google
Italia, Ītālia, lat., ON: nhd. Italien, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), vgl. idg. *u̯et-, N., Jahr
Italicus, Ītālicus (1), lat., Adj., italisch, Plaut. (um 250-184 v. Chr.)?, s. Ītālia →mos Italicus (lat. [M.] italienische Art)
Italien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) ist der zwischen Griechenland und Spanien bzw. Adria und Tyrrhenischem Meer gelegene südeuropäische Staat, der seit 1951/1952 Mitglied der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union (1993) ist. An dem Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. wandern dort von Norden Italiker (Name zu lat. vitulus [M.] Kalb?) ein, nach denen die Griechen zunächst den Süden als Italia bezeichnen. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. entsteht von Rom aus ein Reich, das allmählich ganz Italien erfasst und sich dann auch auf den gesamten Mittelmeerraum ausdehnt. 476 fällt Italien als Teil der westlichen Hälfte des Reiches der Römer mit Rom an Germanen (Odowakar 476-493, Theoderich den Großen 493-526). Die Rückgewinnung seitens des oströmischen Kaisers Justinian (527-565) wird durch den folgenden Einbruch der →Langobarden in der damit abgeschlossenen Völkerwanderung (568) gestört. Danach wird Italien unter Ostrom (Venedig, Ravenna, Unteritalien), den Langobarden und dem Papst geteilt. Auf einen Hilferuf des Papstes besiegt der fränkische König Pippin III. den Langobardenkönig Aistulf und gewährt dem Papst in der →pippinischen Schenkung 754 Teile der von den Langobarden besetzten Gebiete (→Kirchenstaat). 774 unterwirft Karl der Große die Langobarden. Nach zwischenzeitlichen Wirren erneuert Otto I. 951 die Bindung eines Teiles Italiens an das fränkisch-deutsche Reich. In dem 11. Jahrhundert fassen Normannen in Unteritalien (Sizilien) Fuß und beginnen oberitalienische Städte (beispielsweise Mailand) nach Selbständigkeit zu streben. Trotz der Heirat Heinrichs VI. und Konstanzes von Sizilien gelingt den Staufern eine dauerhafte Sicherung der von Papst und Städten bekämpften Herrschaft nicht. Nach dem Scheitern der Idee eines einheitlichen Imperiums der Staufer steht Italien für drei Jahrhunderte in dem Zeichen verhältnismäßig selbständiger, dem Reich meist lehnsrechtlich verbundener mittelgroßer Herrschaften (beispielsweise Florenz, Genua, Mailand, Neapel, Venedig). Seit 1494 wird Italien zu einem Streitgegenstand zwischen Frankreich (als Nachfolger der Anjou [1265-1282 Sizilien, 1265-1435 Neapel]) und Spanien/Habsburg (Aragón [Sizilien 1282, Sardinien 1323, Neapel 1442]). 1701/1713 gelangt als Folge des spanischen Erbfolgekriegs der Süden an Frankreich, der Norden an Österreich. In dem Frieden von Campo Formio (1797) verzichtet der Kaiser des Heiligen römischen Reiches auf alle Reichsrechte in Italien. Das erwachende Nationalgefühl führt (als [it.] risorgimento) 1859 zu dem Kampf (Piemonts [und Frankreichs] gegen Österreich (1859 Sieg bei Solferino), das 1859 die Lombardei verliert. Danach werden die französischen Bourbonen aus dem Süden vertrieben. 1860 schließen sich sechs Staaten (Parma-Piacenza, Toskana, Modena, Umbrien, Marken, Sizilien-Neapel) unter Volksbefragung an Sardinien-Piemont an. Der Fürst von Sardinien-Piemont nimmt mit dem 17. 3. 1861 den Titel eines Königs von Italien an. 1866 wird Österreich Venedig abgenommen und bis 1870 der Kirchenstaat bis auf geringe Reste durch Annexion eingezogen. Den Ausgang des ersten Weltkriegs beeinflusst Italien außer durch seine Kriegsteilnahme auf Seiten der Alliierten zwecks Gewinnung Südtirols durch die Bindung von militärischen Kräften Österreichs und durch die Losung Selbstbestimmungsrecht für die unterdrückten Nationen zwecks Auflösung Östereich-Ungarns. 1922 gelangt der Parteijournalist und zeitweise Hilfslehrer Benito Mussolini (als Sohn eines Dorfschmieds und einer Lehrerin Dovia di Predappio bei Forli 29. 7. 1887-Giulino di Mezzegra an dem Comer See 28. 4. 1945, 1919/1921 Gründung der Faschistischen Partei, Opera omnia in 36 Bänden und 8 Zusatzbänden) (als Duce del Fascismo bzw. Ministerpräsident) tatsächlich an die Macht (28. Oktober 1922 Marsch auf Rom) in dem Königreich (Änderungen der Verfassung von dem 4. 12. 1848, 1923 eigentümliches Mehrheitswalrecht geschaffen, 1925 Verlust des Rechtes der Aufstellung der Tagesordnung der Abgeordnetenkammer, geheime Abstimmung beseitigt, Dezember 1925 Richtlinienkompetenz für den Ministerpräsidenten, 1926 Wiedereinführung der Todesstrafe für einige Straftatbestände, Sondertribunal für die Verteidigung des Staates unter dem Kriegsminister mit Militärrichtern, Unabsetzbarkeit und Unversetzbarkeit der Richter gelockert, 1926 Neuregelung des Verodnungsrechts, 1928 Zahl der Abgeordneten auf 400 vermindert, eine von dem großen Rat erstellte Liste konnte nur insgesamt gebilligt oder abgelehnt werden, 1929 Oberster Rat der faschistischen Nationalpartei als grundsätzlich beratendes Verfassungsorgan geschaffen, 1939 Kammer der Abgeordneten durch die Camera dei Fasci e delle Corporazione ersetzt) und verbündet sich wenig später mit dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler (sowie Japan, Achsenmächte, 1940 Eintritt in den Weltkrieg). In dem Zweiten Weltkrieg wird Mussolini nach der Landung der Alliierten in Sizilien an dem 25. 7. 1943 gestürzt. Die neue Regierung Italiens schließt an dem 3. 9. 1943 einen Waffenstillstand mit den Alliierten, worauf ab 9. 9. 1943 deutsche Soldaten italienische Soldaten entwaffnen und vor die Wahl stellen, sich den deutschen Streitkräften anzuschließen oder in Kriegsgefangenschaft zu gehen. Mussolini wird von deutschen Truppen befreit und gründet mit deutscher Hilfe eine Republik in Norditalien. An dem 28. 4. 1945 wird er nach Ergreifung auf der Flucht von kommunistischen Partisanen hingerichtet. An dem 2. 6. 1946 wird Italien unter Absetzung des Königs wegen Unterstützung des Faschismus Republik. Politisch gelingen ihm stabile Regierungen nicht. Seit 1949 gehört Italien der Nordatlantischen Verteidigungsorganisation an. Seit 1951/1952 ist es Gründungsmitglied der europäischen Gemeinschaften (1993 Europäische Union). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 133, 170, 172, 173; Köbler, Historisches Lexikon; Lessico Etimologico Italiano; Blandini, G., La tirannide italiana nel rinascimento, 1889; Roberti, M., Dei bene appartenenti alle città, 1903; Mayer, E., Italienische Verfassungsgeschichte, 1909; Mayer, E., Bemerkungen zur frühmittelalterlichen, insbesondere italienischen Verfassungsgeschichte, 1912; Chiapelli, L., L’età longobarda e Pistoia, 1922; Solmi, A., Il comune nella storia del diritto, (in) Enciclopedia giuridica italiana 3, 2 (1922); Schneider, F., Die Entstehung von Burg und Landgemeinde in Italien, 1924; Sthamer, E., Aufgaben der Geschichtsforschung in Unteritalien, ZRG GA 46 (1926), 132; Bognetti, G., Sulle origini dei comuni rurali nel medioevo, 1926; Below, G. v., Die italienische Kaiserpolitik des deutschen Mittelalters, 1927; Stutz, U., Neue Forschungen zur Geschichte des italienischen Städtewesens, ZRG GA 48 (1928), 444; Calasso, F., La legislazione statutaria dell’ Italia meridionale, 1929; Mochi Onory, S., Ricerche sui poteri civili dei vescovi, 1930; Silberschmidt, W., Die Bedeutung der Gilde, ZRG GA 51 (1931), 132; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931; Solmi, A., L’amministrazione finanziaria del regno italico nell’ alto medio, 1932; Chiapelli, L., Storia di Pistoia, 1932; Mochi Onory, S., Vescovi e città (sec. IV-VI), 1933; Deibel, G., Die finanzielle Bedeutung Reichsitaliens für die staufischen Herrscher des zwölften Jahrhunderts, ZRG GA 54 (1934), 134; Giardina, C., Il supremo consiglio d’Italia, 1934 (Atti Palermo); Deutsch, W., Das Wesen des italienischen Staates, 1936; Beloch, K., Bevölkerungsgeschichte Italiens 1, 1937; Rasi, P., Exercitus Italicus e milizie cittadine, 1937; Wolf, H., Volkssouveränität und Diktatur in den italienischen Stadtrepubliken, 1937; Studi di storia e diritto in onore di Enrico Besta, 1939; Mitteis, H., Zur Lage der rechtsgeschichtlichen Forschung in Italien, ZRG GA 69 (1952), 203; I placiti del „regnum Italiae“, hg. v. Manaresi, C., Bd. 1f. 1955ff.; Hlawitschka, W., Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien 774-962, 1960; Petrucci, A., Notarii, 1958; Dilcher, G., Bischof und Stadtverfassung in Oberitalien, ZRG GA 81 (1964), 225; Santini, G., I comuni di Pieve nel medioevo italiano, 1964; Annali della fondazione italiana per la storia amministrativa 1, 1964; Hoke, R., Die rechtliche Stellung der national gemischten Bevölkerung am Nordrand der Adria im mittelalterlichen deutschen Reich, ZRG GA 86 (1969), 41; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1969; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Italien, 1970; Projet du Code civil de la République Romaine (1798), hg. v. Ranieri, F., 1976; Bibliografia delle edizioni giuridiche antiche in lingua italiana, 1978; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien, 1979; Italien im Mittelalter, hg. v. Gall, L., 1980; Bosl, K., Gesellschaftsgeschichte Italiens im Mittelalter, 1982; Schumann, R., Geschichte Italiens, 1983; Härtel, R., Die älteren Urkunden des Klosters Moggio bis 1250, 1985; Goetz, W., Grundzüge der Geschichte Italiens, 3. A. 1988; Lill, R., Geschichte Italiens in der Neuzeit, 4. A. 1988; Stadtadel und Bürgertum in den italienischen und deutschen Städten des Spätmittelalters, hg. v. Elze, R. u. a., 1991; Potter, T., Das römische Italien, 1992; Die großen Familien Italiens, hg. v. Reinhardt, V., 1992; Indice biografico italiano, hg. v. Nappo, T., Bd. 1ff. 1993; Chielloni, C. u. a., Italien, 3. A. 1995; Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995; Die deutsche und italienische Rechtskultur, hg. v. Mazzacane, A. u. a., 1995; Pauler, R., Die deutschen Könige und Italien, 1997; Hersche, P., Italien im Barockzeitalter, 1999; Reinhardt, V., Geschichte Italiens, 1999; Kroll, T., Die Revolte des Patriziats, 1999; Delumeau, J./Heullant-Donat, I., L’Italie au Moyen Âge, 2000; Ascheri, M., I diritti del Medioevo Italiano, 2000; Voßkamp, U., Instabilität und Regierbarkeit, 2001; Cammarosano, P., Storia dell’Italia medievale, 2001 Verfassungsgebung, partitocrazia und Verfassungswandel in Italien vom Ende des 2. Weltkrieges bis heute, hg. v. Ullrich, H., 2001; Reinhardt, V., Die Renaissance in Italien, 2002; Reinhardt, V., Geschichte Italiens, 2003; Padoa-Schioppa, A., Italia ed Europa nella storia del diritto, 2003; Italy in the Central Middle Ages 1000-1300, hg. v. Abulafia, D., 2004; Arnaldi, G., Italien und seine Invasoren, 2005; Reiter, J., Entstehung und staatsrechtliche Theorie der italienischen Carta del lavoro, 2005; Quellen zu den deutsch-italienischen Beziehungen 1861-1963, hg. v. Altgeld, W., 2005; Moos, C., Ausgrenzung, Internierung, Deportation, 2005; Israel, U., Fremde aus dem Norden, 2005; Fennoaltea, S., L’economia italiana dall’Ùnità alla Grande Guerra, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 941; Bellabarba, M., La giustizia nell’Italia moderna, 2008; Singer, K., Konstitutionalismus auf Italienisch, 2008; Altgeld, W., Benito Mussolini (1883-1945), 2009; Goez, E., Geschichte Italiens im Mittelalter, 2010; Weber, C., Zeichen der Ordnung und des Aufruhrs, 2010; Weber, C., Episcopus et princeps, 2010; Woller, H., Geschichte Italiens im 20. Jahrhundert, 2010; Hof, T., Staat und Terrorismus in Italien 1969-1982, 2010; Le trasformazioni del V secolo - L’Italia, hg. v. Felogu, P. u. a., 2010; Ertl, T., Alle Wege führten nach Rom – Italien als Zentrum der mittelalterlichen Welt, 2010: Viarengo, A., Cavour, 2010; Traniello, F. u. a., Der lange Weg zur Nation, 2011; Das Recht und die Rechtsschändung - 70 Jahre nach dem Erlass der italienischen Rassengesetze, hg. v. Garlati, L. u. a., 2011; Kraatz Magri, J., Der umkämpfte Volksheld, 2011 (Garibaldi); Tikkanen, K., A Sabellian Case Grammar, 2011; Cassagnes-Brouquet, S. u. a., Les Condottieres, 2011; Saviano, R., Der Kampf geht weiter, 2012; Gentile, C., Wehrmacht, Waffen-SS und Polizei, 2012; Grossi, P., Il diritto nella storia dell’Italia, 2012; Bernwieser, J., Honor civitatis – Kommunikation, Interaktion und Konfliktbeilegung im hochmittelalterlichen Oberitalien, 2012; Reinhardt, V., Die Borgia, 2013; Ascheri, M., The Laws of Late Medieval Italy (1000-1500) – Foundation for a European Legal System, 2013 (Stand von 2000); Lacchè, L., Der eklezistische Kanon – Auf der Suche nach einer „Tiefenschicht“ der italienischen Rechtskultur des 19. Jahrhunderts, 2014; Kröll, T., Italiens Weg in den Faschismus, 2014; Schieder, W., Benito Mussolini, 2014; Herbers, K., Christen und Muslime im 9. Jahrhundert in Italien und Spanien, (in) HZ 301 (2015), 1; Focardi, F., Falsche Freunde? Italiens Geschichtspolitik und die Frage der Mitschuld am zweiten Weltkrieg, 2015; Woller, H., Mussolini – der erste Faschist, 2016; Traniello, F., Katholizismus und politische Kultur in Italien, 2016; Albrecht, K., Angiolo Mazzoni – Architekt der italienischen Moderne, 2017; Viarengo, A., Vittorio Emanuele II, 2017; Pergher, R., Mussolini’s Nation Empire, 2017; Tazzara, C., The Free Port of Livorno and the Transformation of the Mediterranean World, 1574-1790, 2017; L’età costituente – Italia 1945-1948, hg. v. Bernardini, G. u. a., 2017; „Reichsitalien“ in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Taddei, E. u. a., 2017 (zwischen Spätmittelalter und 18. Jh. rund 120 Appellationen aus Reichsitalien an den Reichshofrat); The Peoples of Ancient Italy, hg. v. Farney, G. u. a., 2017 (ohne Römer und Griechen); Reinhardt, V., Leonardo da Vinci, 2018; Ostermann, P., Zwischen Hitler und Mussolini – Guido Manacorda und die faschistischen Katholiken, 2018; Forlenza, R., On the Edge of Democracy – Italy 1943-1948, 2019; Giustizia straordinaria tra facismo e democrazia – I processi presso le Corti d’assise e nei tribunali militari, hg. v. Nubola, C./Pezzino, P./Rovatti, T., 2019; Engl. R., Die verdrängte Kultur. Muslime im Süditalien der Staufer und Anjou (12.-13. Jahrhundert, 2020; Grabas, C., Wiederaufbau, Wirtschaftsplanung und Südförderung. Industriepolitik in Italien, 1943/45-1975, 2020
Italienisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in Italien geltende Recht. Es ist in dem Altertum das sich wohl seit der Gründung Roms allmählich ausdehnende römische Recht. Nach dem Untergang Westroms dringen germanisch/germanistische (Goten, Langobarden, Franken, Normannen), griechische und arabische (sarazenische) Volksgruppen ein. Die Wissenschaft des römischen Rechtes verschwindet (vermutlich). In Pavia entwickelt sich eine Rechtsschule der Langobarden. In dem ausgehenden 11. Jahrhundert wird das römische Recht wiederentdeckt (→Irnerius). Daneben tritt örtliches Recht der einzelnen Städte und Stadtstaaten immer stärker hervor (→Statuten), neben denen das von Glossatoren und Kommentatoren weiterentwickelte gelehrte Recht als gemeines Recht (lat. →ius [N.] commune) gilt. An dem Beginn der Neuzeit tritt die italienische Rechtswissenschaft (lat. [M.] →mos Italicus, italische Art/italienische Art) zugunsten der französischen Rechtswissenschaft (lat. [M.] mos Gallicus, gallische Art) zurück. Die bereits in dem 18. Jahrhundert entstehenden Gesetze einzelner Staaten werden zwischen 1804 und 1811 durch die Kodifikationen Frankreichs ersetzt und danach nur teilweise wieder eingeführt. In dem Königreich Italien werden 1865 ein Zivilgesetzbuch (it. Codice civile), eine Zivilprozessordnung, ein Handelsgesetzbuch (it. Codice di commercio) und 1889 ein Strafgesetzbuch erlassen. 1930 wird das Strafrecht neu gefasst, 1931 das Strafprozessrecht und 1942 das Zivilgesetzbuch (einschließlich Handelsrecht, 2969 Artikel) sowie das Zivilprozessrecht. Bereits seit 1890 entstehen zahlreiche Sozialgesetze. S. Google
Lit.: Pertile, A., Storia del diritto italiano, Bd. 1ff. 2. A. 1896ff.; Ciccaglione, F., Il diritto successorio nella storia del diritto italiano, 1891; Schneider, F., Einleitung zum Regestum Volaterranum, 1907; Meyer, E., Italienische Verfassungsgeschichte, Bd. 1f. 1909, Neudruck 1968; Salvioli, G., Storia della procedura civile e criminale, 1925; Pitzorno, B., Elaborazione scientifica della storia del diritto italiano, 1928; Brandileone, F., Scritti di storia del diritto privato italiano, hg. v. Ermini, G., 1931; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931; Calasso, F., La „convenientia“, 1932; Leicht, P., Il diritto privato preirneriano, 1933; Paradisi, B., Massaricium ius, 1937; Nicolini, U., Le limitazioni alla proprietà, 1937; Mochi Onory, S., Diritti della personalità e rapporti di famiglia nel rinascimento italiano, ZRG GA 58 (1938), 478; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur in Italien, 1938; Giardina, C., La così detta proprietà degli alberi, 1941 (Ak. Palermo); Dahm, G., Untersuchungen zur Verfassungs- und Strafrechtsgeschichte der italienischen Stadt, 1941; Paradisi, B., Gli studi di storia del diritto italiano, 1950; Checchini, A., Scritti giuridici e storico-giuridici, Bd. 1ff. 1958; Petracchi, A., Le origini dell’ordinamento comunale e provinciale italiano, 1962; Luther, G., Einführung in das italienische Recht, 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,53,234,872, 2,2,97,923,1113, 3,1,177, 3,2,2331, 3,3,3209,3625,3735,3831,3908,3985,4109; Celli, R., Studi sui sistemi normativi delle democrazie comunali, 1976; Luig, K., Der Geltungsgrund des römischen Rechtes im 18. Jahrhundert, (in) Formazione storica, Bd. 2 1977, 819; Bonini, R., Disegno storico del diritto privato italiano (1865-1942), 1980, 2. A. 1990; Ghisalberti, C., La codificazione del diritto in Italia, 1985; Vallone, G., Iurisdictio domini – Introduzione a Matteo d’Afflitto (um 1443-1523), 1985; Santini, G., Europa medioevale, 1986; Cavina, M., Dottrine giuridiche a strutture sociali padane nella prima età moderne, Carolus Ruinus (1456-1530), 1988; Deutsche Rechtswissenschaft und Staatslehre im Spiegel der italienischen Rechtskultur während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, hg. v. Schulze, R., 1990; Mazzacane, A., Neuere Rechtsgeschichte in Italien, (in) ZNR 1992; Cian, G., Fünfzig Jahre italienischer Codice civile, ZEuP 1993, 120; Kindler, P., Einführung in das italienische Recht, 1993; Köbler, G., Rechtsitalienisch, 2. A. 2004, 3. A. 2020; Beneduce, P., Il corpo eloquente, 1996; Watkin, T., The Italian legal tradition, 1997; Rübesamen, R., Das italienische Zivilgesetzbuch, 2000; Prodi, P., Una storia della giustizia, 2000; Verfassungsgebung, partitocrazia und Verfassungswandel in Italien, hg. v. Ullrich, H., 2001; Matrimoni in dubbio, hg. v. Seidel Menchi, S. u. a., 2001; Martone, L., Giustizia coloniale, 2002; Englert, T., Deutsche und italienische Zivilrechtsgesetzgebung 1933-1945, 2003; Rondinone, N., Storia inedita della codificazione, 2003; Vallerani, M., La giustizia pubblica medievale, 2005; Somma, A., I giuristi e l’asse culturale Roma-Berlino, 2005; Luminati, M., Priester der Themis, 2007; Di Simone, M., Istituzioni e fonti normative in Italia dall’antico regime al facismo, 2007; Sordi, B., Recent studies of public law history in Italy, (in) ZNR 2007, 260ff.; The Jurisprudence of the Baroque - A Census of 17th Century Italian Legal Imprints, compiled by Osler, D., Bd. 1ff. 2008; Il diritto per la storia, hg. v. Conte, E. u. a., 2010; Moderne italienische Strafrechtsdenker, hg. v. Dezza, E. u. a., 2012; Ascheri, M., The Laws of Late Medieval Italy (1000-1500), 2013; Storia e Diritto, hg. v. Sordi, B., 2013; Sbriccoli, M., Die bürgerliche Strafrechtswissenschaft, 2014; Strafgesetzbuch für das Königreich Italien, hg. v. Vinciguerra, S. u. a., 2014 (30. Juni 1889); Vormbaum, T., Vorentwurf zu einem italienischen Strafgesetzbuch über Verbrechen von 1921, 2014; Graziotti, T., Giustizia penale a San Gimignano (1300-1350), 2015; Fortini, O., Deutsche Einflüsse auf den italienischen Codice di Commercio von 1882, 2020
iter, itiner, lat., M., Weg, Gang (M.) (1), Marsch (M.), Reise, Fahrt, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īre
Iter (lat. [N.] Weg) ist schon in dem altrömischen Recht die Grunddienstbarkeit (Servitut) des Fußwegs und Reitwegs.
Lit.: Kaser § 28 I 2a
Itinerar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1642? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und 1642? aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, N.) Reiseweg
Lit.: Widders, E., Itinerar und Politik, 1993; Schütte, B., König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof, 2002; L’itinérance des seigneurs, hg. v. Paravicini Bagliani, A. u. a., 2003
itio, lat., F., Gehen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. īre
Itio (F.) in partes (lat.) ist in dem neuzeitlichen Heiligen römischen Reich das konfessionsbedingte Auseinandertreten jeder der drei Kurien des →Reichstags in Religionsfragen seit etwa 1529, gesetzlich auf Drängen der Protestanten anerkannt seit 1648 (Friede von Münster und Osnabrück, Notwendigkeit der [lat.] amicabilis compositio [F.] freundschaftlichen Übereinkunft). S. Google
Lit.: Weber, L., Die Parität der Konfessionen in der Reichsverfassung, Diss. jur. Bonn 1961, 169; Heckel, M., Itio in partes, (in) ZRG KA 95 (1978), 180
Ituräer (M.) Angehöriger eines Nomadenvolks der Araber in dem Norden des Libanon, s. Google
Lit.: Hoffmann-Salz, J., Zenodoros, Tetrarch der Ituräer – ein Räuberhauptmann?, (in) HZ 311 (2020), 573
Itzehoe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) s. Google
Lit.: Maertens, R., Das Landgericht Altona (1879-1937) und die Anfänge des Landgerichts Itzehoe (1937-1945), 2011
iudex, iūdex, ioudex, lat., M., Richter, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iūdicāre
Iudex (lat. [M.]) ist schon in dem altrömischen Recht der von dem Magistrat einzusetzende Richter. Er ist in dem Formalverfahren ein Privatmann, auf den sich die Beteiligten einigen und der nach Ableistung eines Eides mit der Entscheidungsaufgabe betraut werden kann. Er wird zumindest später durch Wahl seitens der Parteien oder aus einer amtlichen Liste (von Senatoren und später auch Rittern) bestimmt (seit Augustus etwa 3000, seit Caligula etwa 4000 Geschworene). Der iudex ist für Rechtsverletzungen mit dem Sachwert verantwortlich. In dem Kognitionsverfahren ist der iudex Amtsträger. S. Google, →Richter
Lit.: Kaser §§ 81 II 2, 82 II 5; Köbler, DRG 19; Köbler, LAW; Guttenberg, E. v., Iudex h. e. grafio, (in) FS E. Stengel, 1952, 93; Broggini, G., Iudex arbiterve, 1957; Kelly, J., Princeps iudex, 1957; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Horn, N., Bologneser Doctores und Iudices, (in) ZHF 3 (1976); Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Peachin, M., Iudex vice Caesaris, 1996; Esders, S., Römische Rechtstradition und fränkische Königsherrschaft im spätantiken Gallien, 1997; Mangold, O., Iniuria iudicis, Diss. jur. Tübingen 2004
Iudex non calculat (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Der Richter rechnet nicht.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Macer, frühes 3. Jahrhundert n. Chr., Digesten 49, 8, 1 § 2)
iudicare, iūdicāre, lat., V., Recht sprechen, gerichtlich untersuchen, Richter sein (V.), XII tab. (um 450 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. iūs (2), dicāre
iudicium, iūdicium, ioudicium, lat., N., gerichtliche Untersuchung, Gerichtsverhandlung, Prozess, Gericht, Enn. (204-169 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. iūdicāre, iūdex
Iudicium (lat. [N.] Urteil, Gericht, Urteilsgericht) ist in dem römischen Recht das von dem Magistrat den Parteien unter ihrer Mitwirkung eingesetzte Gericht, in dem der Richter (lat. [M.] iudex) das Urteil treffen soll (Spruchgericht). Bei einem (lat.) iudicium stricti iuris (Verfahren nach strengem Recht) hat der Richter (iudex) kein Ermessen (beispielsweise Darlehen, Stipulation) und muss die Gegenseite bereits vor dem Gerichtsmagistrat (in iure) ihre (lat. [F.]) exceptio (Einrede) vortragen. Anders verhält es sich bei dem (lat. [F.]) bonae fidei iudicium (Verfahren nach guter Treue). S. Google
Lit.: Kaser § 82 III; Köbler, LAW; Cram, K., Iudicium belli, 1955; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Honsell, H., Quod interest im bonae fidei iudicium, 1969
Iudicium (N.) parium (mlat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist vielleicht schon seit dem Frühmittelalter das Gericht der in dem Stand Gleichen (Magna Charta England 1215). Mit dem Schwinden des Gedankens der Notwendigkeit des iudicium parium geht die Entstehung des Instanzenzugs einher. S. Google
Lit.: Weisse, C., De iudicio parium, 1828; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Gurlit, E., Verwaltungsvertrag und Gesetz, 2000; Schröder, V., Die Verweisung auf Mehrrechtsstaaten im deutschen internationalen Privatrecht, 2007
Iulianus, Publius Salvius (Hadrumetum um 100-um 170), Abkömmling einer aus Italien kommenden Kaufmannsfamilie in Nordafrika und Schüler Iavolens, wird mit Ämtern als Quästor, Statthalter und 148 n. Chr. Konsul zu einem der bedeutendsten römischen Rechtskundigen der klassischen Zeit. In seinen in den justinianischen Digesten auszugsweise überlieferten Werken ([90 libri] digesta, libri ad Urseium Ferocem, liber singularis de ambiguitatibus, quaestiones) erörtert er ohne verbindenden Text schwierige Einzelfragen. Kaiser Hadrian überträgt ihm die abschließende Bearbeitung des prätorischen Edikts (um 130). Er ist Oberhaupt der sabinianischen Rechtsschule. S. Google
Lit.: Söllner §§ 15, 16; Köbler, DRG 31; Bund, E., Untersuchungen zur Methode Julians, 1965; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 157; Winkler, M., Mathematik und Logik in Julians Digesten, 2015; Empell, H., In causis vero dissentiamus – Exegese eines folgenreichen Julian-Fragments (D. 41, 1, 36), 2020
Iulianus (Konstantinopel um 554 Einführungsvorlesung in die justinianischen Novellen in lateinischer Sprache) ist ein byzantinischer Rechtslehrer. S. Google
Lit.: Kaiser, W., Die Epitome Iuliani, 2004
Iunius (Marcus Iunius Brutus) ist ein römischer Rechtskundiger des 2. Jahrhunderts v. Chr., von dem (lat.) libri (M.Pl.) tres iuris civilis (drei Bücher Zivilrecht) bekannt sind. S. Google
Iura (N.Pl.) novit curia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Das Gericht kennt das Recht (Papst Alexander III. [um 1100-1181] Dekretalen 2, 1, 6
Iura (N.Pl.) ossibus inhaerent (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Die Rechte hängen an den Knochen (Personalitätsprinzip).
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Iura praediorum (lat. [N.Pl. zu ius praedii]) sind in dem römischen Recht die landwirtschaftlichen und städtischen Servituten (Grunddienstbarkeiten) wie (lat.) iter (N.), actus (M.), via (F.), aquaeductus (M.), servitus (M.) stillicidii u. s. w., s. Google
Lit.: Kaser § 28 I 2
iuramentum, iūrāmentum, lat., N., Schwören, Schwur, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iūrāre)
Lit.: Körner, T., Iuramentum und frühe Friedensbewegung, 1977
iuris consultus (lat. [M.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt s. latein_a_z.docx, s. iūs, consulere) Rechtskundiger, Rechtsgelehrter
Lit.: Söllner § 11; Diplovatatius, T., De claris iuris consultis, hg. v. Schulz, F. u. a., 1968; Lehne-Gstreinthaler, C., Iurisperiti et oratores – Eine Studie zu den römischen Juristen der Republik, 2019
iurisdictio, iūrisdictio, lat., F.: Handhabung des Rechtes, Zivilgerichtsbarkeit, Rechtsprechung, Gerichtsbarkeit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iūs, dīcere
Lit.: Söllner §§ 6, 9
iurisdictio (F.) voluntaria (lat.) →freiwillige Gerichtsbarkeit
Lit.: Wacke, A., Zur iurisdictio voluntaria, ZRG RA 106 (1989), 180
iurisperitus, iūrisperītus, lat., M., Rechtskundiger, Rechtserfahrener, Cod. Iust. (528-534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iūs (2), perītus (1)
Lit.: Lehne-Gstreinthaler, C., Iurisperiti et oratores – Eine Studie zu den römischen Juristen der Republik, 2019 (für das dritte vorschristliche Jahrhundert namentlich Cato Censorius, L. Acilius, Quintus Fabius Pictor und weitere Rechtskundige des dritten vorschristlichen Jahrhunderts, für das zweite Jahrhundert M. Porcius Cato Licinianus, T. Manlius Torquatus, P. Cornelius Scipio Nasica Corculum, weitere Männer aus der gens Mucia, L. Coelius Antipater, L. Cassius Hemina, P. Rutilius Rufus, Quintus Mucius Scaevola pontifex sowie weitere bekannte Anwälte, für das erste vorchristliche Jahrhundert bis zu dem Ende der Republik Schüler des Quintus Mucius Scaevola pontifex, Ser. Sulpicius Rufus, A. Ofilius, P. Alfenus Varus, Q. Cornelius Maximus, Q. Aelius Tubero d. J., A. Cascellius, C. Trebatius Testa, Marcus Tullius Cicero, P. Nigidius Figulus und M. Terentius Varro)
Iuris praecepta sunt haec - honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Die Anweisungen des Rechtes sind folgende: ehrenhaft leben, den anderen nicht verletzen, jedem das Seine zugestehen.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Pseudoulpian, 3./4. Jahrhundert, Digesten 1, 1, 10 § 1); Nörr, D., Iurisperitus sacerdos, (in) Xenion, (in) FS J. Zepos, 1973, Bd. 1, 555
Ius (lat. [N.]) ist das Recht und (sekundär?) das Gericht. Die Etymologie dieses Grundworts ist streitig (nach Seebold verwandt mit ahd. ewa?). Das Wort kann sowohl objektiv (Gesamtheit von ordnenden und bestimmenden Rechtssätzen, objektives Recht) wie auch subjektiv (Einzelberechtigung, subjektives Recht) gebraucht werden. S. Google
Lit.: Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 17, 60, 82; Köbler, LAW; Levy, E., Ergänzungsindex zu ius und leges, 1930; Noailles, P., Fas et ius, 1948; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Feenstra, R., Ius in re, 1979; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1988ff.; Haug, F., Ius und fas, 1996; Spengler, H., Studien zur interrogatio in iure, 1994; Kriechbaum, M., Actio, ius und dominium in den Rechtslehren des 13. und 14. Jahrhunderts, 1996; Schiavone, A., Ius – L’invenzione del diritto in occidente, 2005
Ius (N.) ad rem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist in dem Mittelalter das mit dem Abschluss eines Rechtsgeschäfts entstehende Recht auf die (betreffende oder betroffene) Sache. Es erscheint in der gelehrten Literatur des 13. Jahrhunderts (Kanonistik [1200-1210], Summa super usibus feudorum [1230-1250, Jacques de Révigny?]) für den Lehnsmann, der zwar bereits belehnt ist, das Lehnsgut aber noch nicht körperlich erlangt hat. Er darf das Gut (auch in dem Verhältnis zu [bösgläubigen] Dritten) an sich ziehen. Ähnliches gilt für den Erwerber einer Pfründe. In der frühen Neuzeit wird das ius ad rem zu dem allgemeinen Grundsatz ausgebaut, dass der spätere dingliche Erwerber einer Sache dem früheren schuldrechtlichen, dessen Anspruch er kennt, weichen muss. In einzelnen Regelungen ist das ius ad rem in das →Allgemeine Landrecht (Preußen 1794) eingegangen. Mit dem preußischen Eigentumserwerbsgesetz (5. 5. 1872) wird es für unbewegliche Sachen durch die →Vormerkung ersetzt. In dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (Österreich 1811/1812) und in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) fehlt es. S. Google
Lit.: Hübner 178; Köbler, DRG 126, 164; Brünneck, W. v., Über den Ursprung des sog. ius ad rem, 1869; Heymann, E., Zur Geschichte des jus ad rem, (in) FS O. Gierke, 1911; Eisfeldt, Beiträge zur Geschichte des ius ad rem, Diss. jur. Kiel 1935; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966, 121; Landau, P., Zum Ursprung des „ius ad rem“ in der Kanonistik, (in) Proceedings of the Third International Congress of Medieval Canon Law, 1971, 81; Wesener, G., Dingliche und persönliche Sachenrechte - iura in re und iura ad rem, (in) FS H. Niederländer, 1991, 195; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002
Ius (N.) Aelianum ist in dem römischen Recht das von dem frühen Rechtskundigen Sextus Aelius Paetus Catus (198 v. Chr.) zusammengefasste Recht. S. Google
Lit.: Söllner § 11; Köbler, DRG 29
Ius (N.) affectandi (lat.) ist das in dem (lat.) →privilegium (N.) minus (1156) dem babenbergischen Herzog Heinrich Jasomirgott von Österreich und seiner Frau (nicht den Nachfolgern) gewährte Recht, bei Kinderlosigkeit den Nachfolger zu bestimmen. Es wird in dem gefälschten (lat.) privilegium (N.) maius (1358) von dem Fälscher auf alle österreichischen Herzöge erweitert. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher
Ius (N.) armorum (lat., Recht der Waffen) ist in dem Heiligen römischen Reich in der Neuzeit das Recht, ein Heer zu unterhalten. S. Google
Lit.: Oestreich, G., Zur Heeresverfassung der deutschen Territorien von 1500-1800, (in) Forschungen zu Staat und Verfassung, 1958, 419; Götschmann, D., Das Jus Armorum, (in) Bll. f. dt. LG 129(1993), 257ff.
Ius (N.) canonicum (lat.) (kanonisches Recht) ist das seit etwa 1140 in dem →Decretum Gratiani und den folgenden Teilen des (lat.) →corpus (N.) iuris canonici niedergelegte kirchliche oder geistliche Recht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 106; Maaßen, F., Geschichte der Quellen und Literatur des canonischen Rechts, Bd. 1 1870, Neudruck 1956; Corpus iuris canonici, hg. v. Friedberg, E., 1879ff., Neudruck 1955, 1959; Codex iuris canonici, hg. v. Gasparri, 1917; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Codex des kanonischen Rechtes, 1983, 2. A. 1984; Zapp, H., Codex iuris canonici, Lemmata, 1986
Ius (N.) civile (lat.) ist das Recht der römischen Bürger (lat. cives) in Gegensatz zu dem (lat.) ius (N.) gentium und zu dem (lat.) ius (N.) honorarium (bzw. praetorium). Es beruht auf dem Zwölftafelgesetz, auf den Volksgesetzen und der daran anknüpfenden Auslegung (der Rechtskundigen). In dem Frühmittelalter ist ius civile das weltliche Recht in Gegensatz zu dem (lat.) ius (N.) canonicum (kirchlichen Recht), seit dem Hochmittelalter auch das Stadtrecht in Gegensatz zu dem Landrecht (lat. ius [N.] terrae, Recht des Landes). In dem 18. Jahrhundert entspricht dem ius civile das bürgerliche Recht (Privatrecht). Unter dem Einfluss von ius civile ersetzt Zivilrecht zunehmend den Ausdruck Privatrecht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 2, 3; Söllner §§ 7, 9, 16, 18, 20, 25; Köbler, DRG 29, 30, 31, 106; Köbler, G., Civis und ius civile im deutschen Frühmittelalter, Diss. jur. Göttingen 1964; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Kaser, M., Ius honorarium und ius civile, ZRG RA 101 (1984), 1
Ius (N.) civile Flavianum (lat., flavianisches Recht der Bürger) ist das 304 v. Chr. von Gnaeus Flavius veröffentlichte römische Recht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 29
Ius (N.) cogens (lat.) ist das zwingende und damit von den Beteiligten nicht abänderbare Recht (beispielsweise Eheschließungsrecht) in Gegensatz zu dem durch die Beteiligten abänderbaren Recht (lat. ius [N.] dispositivum, beispielsweise gesetzliches Erbrecht). S. Google
Lit.: Kaser § 3 II
Ius (N.) commune (lat.) ist das gemeine, allgemeine oder gemeinsame Recht in Gegensatz zu dem besonderen Recht. In dem Altertum hat ius commune, weil es in dem römischen Weltreich grundsätzlich selbverständlich war, anscheinend keine besondere Bedeutung. Seit der Wiederentdeckung des römischen Rechtes in dem Hochmittelalter benennt es das römische Recht (und das kanonische Recht) in Gegensatz zu dem besonderen Recht einzelner Orte (Städte) oder Gebiete (Länder). Es wird erst durch die Kodifikationen von 1794 (Preußen), 1804 (Frankreich) und 1811ff. (Österreich und andere) abgelöst. S. Google
Lit.: Kaser § 3 VI; Söllner §§ 2, 3, 25; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 137; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Helmholz, R., The ius commune in England, 2002; Bellomo, M., Europäische Rechtseinheit, 2005
Ius (N.) divinum (lat.) ist das göttliche Recht. Es ist in dem Christentum schon früh als vorrangig anerkannt. Es wird der göttlichen Offenbarung der Bibel und in weiterem Sinne auch dem Naturrecht entnommen. Das ius divinum positivum (positive göttliche Recht) ist unabänderlich (hierarchische Gliederung, Gewalt, Sakramente). Das ius divinum naturale (natürliche göttliche Recht), das durch die menschliche Vernunft erkannt wird, ist zwar auch grundsätzlich unabänderlich, aber entsprechend der menschlichen Vernunft in seiner Anwendung Schwankungen unterworfen. Das menschliche Gesetz darf nicht gegen das ius divinum verstoßen. In dem 19. Jahrhundert wird das ius divinum teilweise nur als moralische Anweisung eingeordnet, die erst in Rechtssätze überführt werden muss. S. Google
Lit.: Rößer, E., Göttliches und menschliches, unveränderliches und veränderliches Kirchenrecht, 1934; Plöchl, W., Das Legitimitätsproblem und das kanonische Recht, 1938; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Ius est ars boni et aequi (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Das Recht ist die Kunst (bzw. das Handwerk) des Billigen (und Guten) und Gerechten (und Gleichen).
Lit.: Liebs, A., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Celsus, um 70-um 140)
Ius (N.) evocandi (lat., Recht zu der Herausrufung) ist in dem Heiligen römischen Reich das Recht des Königs, jede Streitsache zu der Entscheidung an sich zu ziehen (Evokationsrecht). Seit dem 13. Jahrhundert erteilt der König vereinzelt, 1356 den Kurfürsten allgemein das Privileg, dieses Recht nicht in Bezug auf das privilegierte Land zu nutzen. 1487 bzw. 1495 verliert das Nichtevokationsprivileg grundsätzlich seine Bedeutung, weil das königliche Gericht keine Zuständigkeit für reichsmittelbare Menschen mehr hat. S. Google
Lit.: Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976; Eisenhardt, U., Die kaiserlichen Privilegia de non appellando, 1980; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige bis zum Jahre 1451, 1983
Ius (N.) foederis (lat., Recht zu Bündnissen) bzw. ius faciendi foedera (Recht Bündnisse zu bilden) ist das seit 1648 allen Gliedern des Heiligen römischen Reiches zustehende →Bündnisrecht. S. Google
Ius (N.) gentium (lat.) (Fremdenrecht) ist in dem römischen Recht seit Cicero (106-43 v. Chr.) das (römische, bei allen Völkern - für alle Rechtssubjekte - auch) für Nichtrömer geltende Recht (Recht der Völker), das nach späterer Ansicht auf der natürlichen Einsicht aller Völker beruht und dem (lat.) ius (N.) naturale (→Naturrecht) nahesteht. Es wird von dem römischen (lat. [M.]) praetor peregrinus (Fremdenprätor) angewendet, wenn mindestens ein Fremder (lat. [M.] peregrinus) beteiligt ist. Es gewinnt in der frühen Neuzeit für das Naturrecht erneute Bedeutung. S. Google
Lit.: Kaser §§ 2, 3; Söllner §§ 18, 20; Köbler, DRG 30, 31, 146; Kaser M., Ius gentium, 1993
Ius (N.) honorarium (lat., Amtsrecht) ist in dem römischen Recht das von den Amtsträgern (Prätoren) geschaffene Recht (lat. [N.] ius praetorium, prätorisches Recht), das vorwiegend den Bereich des Rechtes der Völker (lat. ius [N.] gentium) betrifft (beispielsweise bonorum possessio bei bloßer traditio von res mancipi, Güterbesitz bei bloßer Hingabe handgreifbarer Sachen). S. Google
Lit.: Kaser §§ 2, 3; Söllner §§ 7, 8, 9, 15, 20; Köbler, DRG 31; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Kaser, M., Ius honorarium und ius civile, ZRG RA 101 (1984), 1
ius (N.) in re (lat., s. Google) Recht in der Sache
Lit.: Wesener, G., Dingliche und persönliche Sachenrechte - iura in re und iura ad rem, (in) FS H. Niederländer, 1991, 195
iusiurandum (lat. [N.] s. latein_a_z.docx, s. ius. s. iurare, s. Google) Eid
iusiurandum (N.) calumniae (lat.) Schikaneeid, →Kalumnieneid, s. Google
ius (N.) liberorum (lat., Recht wegen Kindern) Recht der Frau nach der Geburt mehrerer Kinder (beispielsweise Befreiung von Geschlechtsvormundschaft), s. Google
Ius (N.) naturale (lat., natürliches Recht, Naturrecht) ist das von der Natur dem Menschen vorgegebene Recht (griech. physei dikaion). Es besteht ohne menschliche Setzung. Es steht in Gegensatz zu dem von dem Menschen geschaffenen Recht, insbesondere dem gesetzten Recht (griech. thesei dikaion). →Naturrecht, s. Google
Lit.: Söllner § 18; Köbler, DRG 31, 146; Waldstein, W., Ius naturale, ZRG RA 111 (1994), 1
Ius (N.) offerendi (lat., s. Google) ist das Recht anzubieten (beispielsweise des nachrangigen Pfandgläubigers, der durch die Ablösung der Forderung eines vorrangigen Pfandgläubigers nachrückt).
Ius (N.) Papirianum ist das durch zweifelhafte Königsgesetze geschaffene, an dem Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. von dem Oberpriester Papirius veröffentlichte, aber nicht überlieferte römische Recht. S. Google
Lit.: Söllner § 5; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
ius (N.) perpetuum (lat., beständiges Recht, s. Google) Dauerpacht
Ius (N.) politiae (lat.) ist in der frühen Neuzeit die Polizeigewalt des Landesherrn. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3
Ius (N.) positivum (positives Recht) ist das gesetzte Recht in Gegensatz zu dem ungesetzten Recht. Die Bezeichnung fehlt in dem Altertum. Sie findet sich in Abgrenzung zu ius naturale (natürlichem Recht) um 1170 bei Kanonisten in Frankreich und fällt anscheinend mit der Wiederentdeckung der Möglichkeit, Recht bewusst zu setzen, ungefähr zusammen. S. Google
Lit.: Kuttner, S., Sur les origines du terme „droit positif“, (in) RHDFE 15 (1936), 728ff.
Ius (N.) praetorium (lat., prätorisches Recht) ist das von dem römischen Prätor geschaffene Amtsrecht (lat. [N.] ius honorarium, s. Google).
Lit.: Söllner §§ 7, 8, 9, 15, 20; Köbler, DRG 31
Ius (N.) primae noctis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt Recht der ersten Nacht) ist das nur vereinzelt belegte, (als geldlich ablösbar erklärte) Recht des Grundherrn (Hirslanden 1538, Muri 1543) auf die erste Nacht mit einer heiratenden Hintersassin. S. Google
Lit.: Fischer, F., Über die Probenächte der deutschen Bauernmädchen, 1780, Neudruck 1901; Schmidt, K., Ius primae noctis, 1881; Schmidt-Bleibtreu, W., Ius primae noctis im Widerstreit der Meinungen, 1988; Boureau, A., Das Recht der ersten Nacht – Zur Geschichte einer Fiktion, 1996; Wettlaufer, J., Das Herrenrecht der ersten Nacht, 1999; Ogris, W., Gesinderecht und ius primae noctis in Mozarts Le nozze di Figaro (in) Wiener Staatsoper, Wolfgang Amadeus Mozart Le nozze di Figaro, 2010, 49
Ius (N.) privatum (lat., privates Recht, Privatrecht) ist in dem römischen Recht nach einer Ulpian (170?-223) zugeschriebenen Beschreibung ([lat.] privatum [ius est], quod ad singulorum utilitatem [spectat]) das Recht, das den Nutzen des Einzelnen anbelangt. Es bildet die Grundlage für das zu Beginn der Neuzeit aus der Einheit des gesamten Rechtes abgesonderte →Privatrecht. S. Google
Lit.: Kaser § 3 II; Söllner §§ 7, 18; Köbler, DRG 54; Kaser, M., Ius publicum und ius privatum, ZRG RA 103 (1986), 1
Ius (N.) publicum (lat., öffentliches Recht) ist in dem römischen Recht nach einer Ulpian (170?-223) zugeschriebenen Beschreibung ([lat.] publicum ius est, quod ad statum rei Romanae spectat) das Recht, das die Verhältnisse des römischen Gemeinwesens betrifft. Es bildet die Grundlage für das zu Beginn der Neuzeit vor allem von protestantischen Juristen aus der Einheit des gesamten Rechtes abgesonderte öffentliche Recht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 3 II, 17 II; Söllner §§ 7, 18; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 54; Kaser, M., Ius publicum und ius privatum, ZRG RA 103 (1986), 1; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1988ff.
Ius (N.) quaesitum (lat., gesuchtes Recht, gewünschtes Recht) ist in der frühen Neuzeit das subjektive, gerichtlich geschützte Recht, das eine Person durch einen Rechtsvorgang in dem Rahmen der bestehenden Rechtsordnung erlangt hat (beispielsweise Konzession). S. Google
Lit.: Meyer, G., Der Staat und die erworbenen Rechte, 1895
Ius (N.) Quiritium (lat.) ist das (lat.) →ius (N.) civile der römischen Bürger (Quiriten). S. Google
Lit.: Kaser § 22; Söllner § 9
Ius (N.) reformandi (Recht des Reformierens oder der Reformation) ist in dem neuzeitlichen Heiligen römischen Reich das Recht des Landesherrn bzw. Staates, die Religionsangelegenheiten rechtlich zu gestalten. Es wird in dem Augsburger Reichsabschied von 1555 und in dem Frieden von Münster und Osnabrück 1648 ausdrücklich anerkannt. Seit dem 19. Jahrhundert wird es zwecks Trennung von Staat und Kirche eingeschränkt. S. Google
Lit.: Bonin, B. v., Die praktische Bedeutung des ius reformandi, 1902; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Scheider, B., Ius reformandi, 2001
Ius (N.) respondendi (lat., Recht des Antwortens) ist das von dem Prinzeps Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) einzelnen Rechtskundigen des römischen Rechtes verliehene Recht, in seinem Namen auf Anfragen zu antworten. S. Google
Ius (N.) reservatum (lat., reserviertes Recht oder vorbehaltenes Recht) ist ein in dem Heiligen römischen Recht der frühen Neuzeit das (dem Kaiser) vorbehaltene Recht (beispielsweise Gesetzesinitiative in dem Reichstag, Adelsverleihung) in Gegensatz zu dem nur gemeinsam mit dem Reichstag ausübbaren (lat. [N,]) ius comitiale. Für das (lat.) ius reservatum limitatum (eingeschränktes Reservatrecht) bedarf der Kaiser der Zustimmung der Kurfürsten (beispielsweise Verhängung der Reichsacht, Einberufung des Reichstags, Erteilung von Münzrechten oder Zollrechten). Aus den Rechten des Monarchen wird in dem 19. Jahrhundert die Prärogative der Krone. S. Google
Lit.: Pratje, J., Die kaiserlichen Reservatrechte, Diss. jur. Erlangen 1957 (masch.schr.)
Ius Romanum allegans fundatam habet intentionem (lat.). Wer sich auf römisches Recht beruft, hat eine brauchbare Klagegrundlage.
Lit.: Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre, 1977, 1; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Ius (N.) spolii (lat.), Spolienrecht, ist der frühere Anspruch des Staates auf das bewegliche Vermögen verstorbener kirchlicher Würdenträger. S. Google
Lit.: Prochnow, F., Das Spolienrecht, 1919; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
ius (N.) strictum (lat.) strenges Recht, das durch (lat. [F.]) aequitas (Billigkeit) gemildert werden kann, s. Google
ius (N.) terrae →Landrecht, s. Google
ius (N.) territorii et superioritatis (lat.) Landeshoheit, s. Google
Ius (N.) teutonicum (lat., deutsches Recht) ist in dem Mittelalter (12./13. Jahrhundert) das deutsche Recht als ein deutschen Siedlern von slawischen Fürsten gewährtes freieres Grundbesitzrecht in dem Osten des deutschen Sprachraums. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Kötzschke, R., Die Anfänge des deutschen Rechtes, (in) Ber. ü. d. Verh. d. sächs. Akad. d. Wiss. Leipzig phil.-hist. Kl. 93 1941, H. 2
Ius (N.) tollendi (lat., Recht des Wegnehmens) ist in dem römischen Recht das Wegnahmerecht (beispielsweise des in dem Rechtsstreit unterlegenen Besitzers bezüglich nicht zu ersetzender, abtrennbarer Aufwendungen). S. Google
Lit.: Kaser §§ 26, 27
Ius (N.) transitus (lat., Recht des Durchgangs) ist in dem Völkerrecht das Durchzugsrecht durch fremdes Staatsgebiet zu →Enklaven. S. Google
Ius (N.) utrumque (lat., beide Recht, jedes von beiden Rechten) ist seit dem 12. Jahrhundert eine Bezeichnung für das (lat.) ius (N.) canonicum und das (lat.) ius (N.) civile. Beide Rechte lehrt vielleicht als erster Bazianus (1197) in Bologna. Seit der Neuzeit betrifft das juristische Studium regelmäßig beide Rechte (→[lat.] doctor [M.] iuris utriusque), doch schwindet das kanonische (kirchliche) Recht an den juristischen Fakultäten in dem 20. Jahrhundert weitgehend. S. Google
Lit.: Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Utrumque ius, hg. v. Schrage, E., 1992; Bellomo, M., Europäische Rechtseinheit, 2005
Ius (N.) vitae necisque (lat., Recht auf Leben und Tod) ist in dem römischen Recht das Recht des Herrn über Leben und Tod eines Menschen (beispielsweise lat. [M.] servus, untreue Ehefrau). S. Google
Lit.: Kaser § 12, 58, 60; Söllner §§ 5, 8
iusiurandum ([lat.] N.) Eid
iussum (lat. [N.], Befehl, Geheiß, Verordnung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. iubēre) Geheiß (beispielsweise an einen Gewaltunterworfenen auf Erwerb einer Sache), Ermächtigung (beispielsweise an den Geschäftspartner eines Gewaltunterworfenen)
Iusta causa (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, gerechter Grund) ist in dem römischen Recht der anerkannte Zuwendungszweck (beispielsweise Kauf, Mitgift) für die Übergabe (lat. traditio [F.]) einer Sache. Fehlt die iusta causa (der gerechte Grund), kann kein Eigentum übertragen werden.
Lit.: Kaser § 24 IV; Söllner § 8; Köbler, DRG 40
Iustitia, Iūstitia (lat. [F.], Ter. (190-159 v. Chr., s. latein_a_z.docx, s. iūstus) ist die Gerechtigkeit, die ausgleichend oder austeilend sein kann.
Lit.: Köbler, DRG 30; Kissel, O., Die Justitia, 1984, 2. A. 1997; Degen, B., Justitia ist eine Frau, 2008; Ostwaldt, L., Aequitas und Justitia, 2009; Schmoeckel, M., Die Jugend der Justitia, 2013
Iustitia est constans et perpetua voluntas suum cuique tribuendi (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt). Gerechtigkeit ist der stetige und fortdauernde Wille, jedem das Seine zu geben. S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, 106, Nr. 195 (Pseudoulpian, 3./4. Jahrhundert, Institutionen 1, 1, pr.)
Iustum bellum (lat. [N.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist der →gerechte Krieg.
Iustum pretium (lat. [N.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) ist in dem römischen Recht der gerechte Preis. In dem spätantiken römischen Recht (Ende 3. Jahrhunderts, C. 4. 44. 2, C. 4. 44. 8) kann in klarem Gegensatz zu den spätklassischen Rechtskundigen der Verkäufer einer Sache den Kaufvertrag anfechten und gegen Rückzahlung des Preises die Rückgabe der Sache verlangen, wenn der Preis geringer ist als die Hälfte des Wertes und der Käufer nicht den auf den gerechten Preis fehlenden Betrag nachzahlt (lat. laesio [F.] enormis, enorme Verletzung). Allerdings ist das iustum pretium schwer zu bestimmen, weil der Mensch als Individuum grundsätzlich eine eigene Vorstellung von dem Wert eines Gegenstands für ihn hat. 1234 übernimmt die Kirche die spätantike Lehre von dem iustum pretium. Christian Thomasius bezweifelt die Möglichkeit eines gerechten Preises. In dem 19. Jahrhundert wird die noch in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) bejahte Vorstellung des iustum pretium durch den von der vollständigen Freiheit des mündigen Bürgers ausgehenden Liberalismus wieder zurückgedrängt. Schützend wirken § 138 BGB (Sittenwidrigkeit, 1900) und Verbraucherschutzbestimmungen seit dem Ende des 20. Jahrhunderts.
Lit.: Köbler, DRG 64; Ruland, L., Die moraltheologische Lehre vom gerechten Preis, 1923, 2. A. 1951; Baldwin, J., The medieval theories of the just price, 1959; Otte, G., Das Privatrecht bei Francisco de Vitoria, 1964; Trusen, W., Äquivalenzprinzip und gerechter Preis im Spätmittelalter, (in) FS G. Küchenhoff, 1967, 247; Der gerechte Preis, 1982; Becker, C., Die Lehre von der laesio enormis, 1993; Marazzi, L., Das iustum pretium, 1999; Göttlicher, D., Iustum pretium und Vertragsgerechtigkeit, 2004
Ivo Helori, Ivo von Hélory, (Kermartin/Bretagne 17. 10. 1253 [um 1247?, 1250?]-Kermartin/Bretagne 19. 5. 1303), Sohn eines Landadeligen, wird nach dem 13jährigen Studium von Theologie und Recht in Paris und Orléans 1284 Priester und Offizial. Vielleicht wegen seiner Gerechtigkeitsliebe und möglichen Verwechslungen mit →Ivo von Chartres ist er Standespatron der Juristen und volkstümlicher Heiliger der Gerechtigkeit. S. Google
Lit.: Moeller, E. v., Der heilige Ivo, (in) HV 20 (1909), 321; Schott, C., Patrone und Siegel der Freiburger Juristenfakultät, (in) Freib. Univ.bll. 2 (1962), 32; Burmeister, K., Der heilige Ivo und seine Verehrung an den deutschen Rechtsfakultäten, ZRG GA 92 (1975), 60; Rieck, A., Der heilige Ivo von Hélory, 1998; Schott, C., Der heilige Ivo als Patron der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, (in) Signa iuris 7 (2011), 25ff.
Ivo von Chartres (um 1040-23. 12. 1115) wird nach dem Studium in Paris und Bec vor 1080 Prior des Stiftes Saint Quentin in Beauvais und 1090 Bischof von Chartres. Er verfasst eine (lat.) Collectio (F.) trium partium (Sammlung dreier Teile), ein (lat. [N.]) Decretum und vielleicht nicht selbst (str.) eine achtbändige (lat. [F.]) Panormia, in der Kanones und Dekretalen gesammelt werden, wodurch →Gratian erheblich beeinflusst wird. S. Google
Lit.: Sprandel, R., Ivo von Chartres, 1962; Ways of Mercy, hg. v. Brasington, B., 2004; Violi, S., Il prologo di Ivo di Chartres, 2006; Rolker, C., Ivo von Chartres and the Panormia, (in) MMCL 28 (2008/2010), 39
J
Jaca ist der 1076 von König Sancho Ramírez gegründete, mit einem →Fuero begabte Sitz des Königs von Aragón. S. Google
Lit.: Nelson, L., The foundation of Jaca, (in) Speculum 53 (1978), 688
Jacobi, Erwin (Zittau 15. 1. 1884- Leipzig 5. 4. 1965), Vater Kaufhauseigentümer, 1903 Studium Rechtswissenschaft Univ. München, Leipzig, 1907 Promotion über Exkommunikation und Patronat (Emil Friedberg), 1912 Habilitation über Patronate juristischer Personen (Rudolf Sohm/Otto Mayer), frontuntauglich, Vorlesungen zu dem Arbeitsrecht, 1916 außerordentlicher Professor Univ. Leipzig, 1920 ordentlicher Professor Univ. Greifswald, in dem gleichen Jahr Berufung nach Leipzig als Nachfolger Otto Mayers, 1927 Veröffentlichung des Hauptwerks Grundlehren des Arbeitsrechts, enge Zusammenarbeit mit Carl Schmitt, 1933 wegen nichtarischer Herkunft aus der Universität entfernt, zurückgezogenes Leben in Leipzig, 1946 Rückkehr auf den Lehrstuhl, 1947/1948 Rektor, Bindeglied zwischen Deutscher Demokratischer Republik und Bundesrepublik Deutschland. S. Google
Lit.: Otto, M., Von der Eigenkirche zum volkseigenen betrieb, 2008; Mehring, R., Carl Schmitt, 2009, Stolleis, M., Sozislistische Gesetzlichkeit, 2009
Jacobus Balduini ist der in Bologna geborene, 1213 den Professoreneid ablegende, 1229 zu dem Podestà von Genua gewählte, wohl an dem 10. 4. 1235 verstorbene Glossator (Schüler Azos), von dem Glossen zu dem Codex und zu den Digesten, De instructione advocatorum (Über die Instruktion von Advokaten), De primo et secundo decreto (Über das erste und zweite Dekret), De fratribus habitantibus und kleinere Schriften stammen. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 286
Jacobus Butrigarius ist ein in Bologna etwa 1273 geborener, in Bologna lehrender, an dem 9. 4. 1348 verstorbener Jurist (lecturae, Lesungen, commentaria, Kommentare, Traktate, quaestiones, Untersuchungen, consilia, Gutachten). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 621
Jacobus Columbi ist ein nur unsicher bezeugter Glossator, der vielleicht einen Glossenapparat zu den libri feudorum (Lehnrechtsbüchern) und eine Summa feudorum (Summe über Lehen) verfasst hat. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 282
Jacobus de Ardizone ist der aus Verona stammende, in dem früheren 13. Jahrhundert wirkende Glossator (Schüler Azos), von dem die ardizonische Rezension der Libri feudorum (Lehnrechtsbücher), eine Summa feudorum (Summe über Lehen) und eine Summa de decurionibus (Summe über Dekurionen) stammen. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 278
Jacobus de Arena ist ein wohl aus Parma gebürtiger, vielleicht zwischen 1230 und 1240 geborener Jurist (Lecturae, Lesungen, Additiones, Hinzufügungen, Tractatus, Traktate). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 435
Jacobus de Belvisio ist ein wohl in Bologna um 1270 geborener, in Bologna ausgebildeter, in Neapel promovierter und dort und später in Bologna, Padua, Siena, Perugia und schließlich in Bologna lehrender Jurist (lecturae, additiones, casus, Traktate, consilia). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 613
Jacobus de Porta Ravennate (Bologna um 1115-11. 10. 1178) ist einer der sog. (lat.) quattuor doctores (M.Pl., vier Doktoren) des 12. Jahrhunderts in Bologna, die 1158 auf dem Reichstag in Roncaglia auftreten. Von ihm stammen Glossen, Distinktionen, Summulae, Disputationen und möglicherweise der erste größere strafrechtliche Traktat der Glossatorenzeit (Tractatus criminum, Traktat über Straftaten). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 106; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 62; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes, 1974; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 178
Jacobus de Ravanis (Jacques de Révigny) (1230/1240-1290) wird nach dem Rechtsstudium in Orléans dort bis 1280 Professor und 1289 Bischof von Verdun. Neben verschiedenen Vorlesungen (lecturae) über die justinianischen Texte stammt vielleicht ein Rechtswörterbuch (lat. Dictionarium [N.] iuris) von ihm. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 126; Waelkens, L., La théorie de la coutume chez Jacques de Révigny, 1984; Bezemer, C., Les répétitions de Jacques de Révigny, 1987; Bezemer, C., What Jacques saw, 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 518
Jacques de Révigny →Jacobus de Ravanis
Jagd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 10, 2204 und in vielen Zusammensetzungen wie Hurenjagd, Käferjagd u. s. w. bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb jagen nach 765? belegt und für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das Erlegen und Fangen jagdbarer Tiere nach den Regeln des Jagdrechts. Ursprünglich ist die Jagd wegen der geringen Zahl der Menschen als Jäger und der großen Zahl der vorhandenen Tiere wohl allgemein frei, so dass jeder alles jagen darf. Streitig ist, seit wann danach das Recht zu der Jagd mit dem Eigentum an dem Grundstück verbunden wird. In dem Frühmittelalter erklärt der König die Jagd in dem (eingehegten) →Forst zu einem königlichen Recht (→Regal). In dem Hochmittelalter geht das allmählich erweiterte Regal auf den Landesherrn über. Der Bauer wird dementsprechend von der Jagd ausgeschlossen, wogegen er sich zu Beginn der Neuzeit (→Bauernkriege) vergeblich wehrt. Der Landesherr behauptet daneben die Jagdhoheit als das Recht, die Jagd rechtlich zu gestalten (Jagdverordnung, Jagdstrafrecht). 1789 wird in Frankreich, 1848/1849 in der Verfassung des geplanten Deutschen Reiches das Jagdregal durch die Jagdberechtigung des Grundeigentümers ersetzt. Wegen der tatsächlichen Folgen wird wenig später (Preußen 1850, 1907) zwischen dem Jagdrecht als dem Aneignungsrecht des Grundstückeigentümers (Eigenjagdbezirke oder Jagdgenossenschaftsjagdbezirke mit der Möglichkeit der Verpachtung) und der Jagdausübungsberechtigung (auf Grund eines Jagdscheins) unterschieden. S. Google
Lit.: Hübner 287; Köbler, DRG 90, 113; Roth, K., Geschichte des Forst- und Jagdwesens in Deutschland, 1879; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des altpreußischen Jagd- und Fischereirechts, ZRG GA 39 (1918), 88; Lindner, K., Die Jagd im frühen Mittelalter, 1940; Hagenbach, B., Beiträge zur Geschichte des Jagdrechtes auf dem Gebiete der Schweiz, 1972; Eckardt, H., Herrschaftliche Jagd, 1976; Kohl, G., Jagd und Revolution, 1993; Jagd und höfische Kultur, hg. v. Rösener, W., 1997; Über die Jagd, hg. v. d. bay. Ak. d. Wiss., 2002; Almond, R., Medieval Hunting, 2003; Rösener, W., Die Geschichte der Jagd, 2004; Theilemann, W., Adel im grünen Rock, 2004; Knoll, M., Umwelt – Herrschaft, Gesellschaft, 2004; Manfredini, A., Chi caccia e chi è cacciato, 2006; Schennach, M., Jagdrecht, Wilderei und gute Policey, 2007; Suter, R., Par force. Jagd und Kritik. 2015; Hofjagd, Weidwerk, Wilderei, hg. v. Krethlow, C.2015
Jagdrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1494 [Salzburg] in etwa fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist objektiv die Gesamtheit der die Jagd betreffenden Rechtssätze und subjektiv die Berechtigung einzelner Menschen Tiere zu jagen → Jagd
jagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 302 inpetitur giuvorfanvuard kiiagot kaiagot, II 435 exterminat iágo, II 612 insequeretur iagonde, II 708 agebat iageda] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) verfolgen
Jahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und in der weiteren Herkunft unklar, N.) Dauer des Umlaufs der Erde um die Sonne
Jahr und Tag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. annus [M.] et dies) ist eine in dem deutschen Mittelalter häufige Zeitbestimmung unklarer Herkunft, die erstmals in Formeln der Jahre 769-775 erscheint. Nach umstrittener Ansicht ist damit von Anfang an die in dem 14. Jahrhundert ausdrücklich belegte, durch die Festlegung von Gerichtssitzungen des echten Dinges bedingte Frist von einem Jahr, 6 Wochen und 3 Tagen zu verstehen. Nach Jahr und Tag erlangt beispielsweise der unangesprochene Erwerber eines Grundstücks die rechte →Gewere. Nach anderer Ansicht ist mit Jahr und Tag die Zeit von 13 Mondmonaten zu 28 Tagen und einem zusätzlichen, auf das Sonnenjahr von 365 Tagen fehlenden Tag gemeint.
Lit.: Hübner 17; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Fockema Andreae, S., Die Frist von Jahr und Tag und ihre Wirkung in den Niederlanden, ZRG GA 14 (1893), 75; Puntschart, P., Zur ursprünglichen Bedeutung von „Jahr und Tag“, ZRG GA 323 (1911), 328; Klein-Bruckschwaiger, Franz, Jahr und Tag, ZRG GA 67 (1950), 441; Hardenberg, L., Zur Frist von Jahr und Tag, ZRG GA 87 (1970), 287
Jahresgeschenk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google in anderer Bedeutung belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und wohl jung, N., lat. donum [N.] annuale) ist sachlich eine schon in dem Frühmittelalter bezeugte Gabe Einzelner an den König, die einen nicht durchgesetzten Ansatzpunkt zu der Entwicklung der →Steuer bildet.
Jahrgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1741 [Frisch] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. venia [F.] aetatis) ist die Mündigmachung durch Erklärung. Sie kommt sachlich aus dem römischen Recht, erscheint in dem 13. Jahrhundert und steht zunächst allein dem Kaiser oder König zu (1286 Jahrgebung für den vierzehnjährigen Wenzel von Böhmen durch König Rudolf von Habsburg). Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird die römischrechtliche Einrichtung der (lat.) venia (F.) aetatis vollständig aufgenommen. Als Volljährigkeitserklärung erscheint sie in dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1896/1900). S. Google
Lit.: Hübner; Kraut, W., Die Vormundschaft, Bd. 2 1847, 86, 168; Suchier, W., Geschichte der venia aetatis in Deutschland vor 1900, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1907; Fischer, R., Die Entwicklung der venia aetatis im römischen Rechte, Diss. jur. Rostock 1908; Knothe, H., Die Geschäftsfähigkeit der Minderjährigen in geschichtlicher Entwicklung, 1983
Jakob Ben Ascher (Asher, [Deutschland] um 1270-Toledo um oder vor 1343) verfasst nach seiner 1303 erfolgten Auswanderung eines der bedeutendsten jüdischen Rechtsbücher des Mittelalters (Arba ’at ha-Turim, „vier Reihen“, vierteilig). Es betrifft Gebete und Feiertage, Sklaven, Speisen und Eide, Frauen und Ehe, sowie Diebstahl, Erbe, Vertrag und Verfahren. Verarbeitet sind neben dem →Talmud zahlreiche Rechtsquellen. S. Google
Lit.: Elon, M., Ha-Mischpat ha-‘ibri, Bd. 2 3. A. 1988, 1058
Japan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt , N.) ist der östlich des Festlands Eurasiens auf vier größeren und vielen keleinen Inseln gelegene, ostasiatische, bis zu dem 5. Jahrhundert schriftlose, in Europa seit dem 15. Jahrhundert (und in dem 16. und 17. Jahrhundert über Portugiesen) bekannter werdende Staat, dessen überkommenes, aus China stammendes Recht, das beispielsweise in einem Verfahrensrechtsbuch von etwa 1220 (Goseibai-Shikimoku) überliefert ist, nach der von den Vereinigten Staaten von Amerika 1853 erzwungenen Öffnung des Landes (Handelsvertrag von Kanagawa 31. 3. 1854) seit 1858 Europa angenähert und an dem Ende des 19. Jahrhunderts (Meiji-Verfassung 1889) grundlegend von dem europäischen Recht (Frankreich [Strafgesetzbuch 1880/1882, 1907/1908, Strafprozessordnung], Deutschland [Verfassung, Handelsgesetzbuch 1890/9, Bürgerliches Gesetzbuch - 1890 französisch geprägtes altes Bürgerliches Gesetzbuch verkündet, aber nach Kodifikationsstreitigkeiten nicht in Kraft getreten, durch Hozumi, Tomii und Ume stärker deutsch geprägtes - Meiji - Bürgerliches Gesetzbuch 1896/1898]) beeinflusst wird (→Boissonade, Hozumi, →Inoue, →Roesler). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 184; Gonthier, A., Histoire des institutions Japonaises, 1956; Kitagawa, Z., Rezeption und Fortbildung des europäischen Zivilrechts in Japan, 1970; Murakami, J., Einführung in die Grundlagen des japanischen Rechts, 1974; Siemes, J., Die Gründung des modernen japanischen Staates, 1975; Tanaka, H., The Japanese Legal System, 1976; Kroeschell, K., Das moderne Japan und das deutsche Recht, (in) Japans Weg in die Moderne, hg. v. Martin, B., 1987, 45; Die Japanisierung des westlichen Rechts, hg. v. Coing, H. u. a., 1990; Die Einwirkung der Rezeption westlichen Rechts auf die sozialen Verhältnisse in der fernöstlichen Rechtskultur, hg. v. Scholler, H., 1993; Inoue, K., Geschichte Japans, 1993; Das Japanische im japanischen Recht, hg. v. Menkhaus, H., 1994; Eckey-Rieger, A., Der Kodifikationsstreit zum japanischen Bürgerlichen Gesetzbuch, 1994; Hartmann, R., Geschichte des modernen Japan, 1996; Ishibe, M., Die Verwestlichung des japanischen Rechtsdenkens, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Schenck, P., Der deutsche Anteil, 1997; Takii, K., Doitsu Kokkagaku to Meiji Kokusei (Die deutsche Staatswissenschaft und die Meiji-Verfassung), 1999; Bruns, G., Die japanische Demokratie, 1999; Marutschke, H., Einführung in das japanische Recht, 1999; Takii, K., Das Japanbild der deutschen Juristen während der Meiji-Zeit, (in) Zinbun 1999, 107; Akamatsu, H., Bezugnahmen auf das deutsche BGB, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 651; Ando, J., Die Entstehung der Meiji-Verfassung, 2000; Georg Michaelis. Ein preußischer Jurist im Japan der Meiji-Zeit, hg. v. Becker, B., 2001; Ishibe, M., Nobushige Hozumi und die japanische Rechtswissenschaft in der Meiji-Zeit, 2001; Brochlos, A., Grundherrschaft in Japan, 2001; Pohl, M., Geschichte Japans, 2002; Rabinovitz, R., Japan’s foreign investment law of 1950, 2003; Ishibe, M., Neuere deutsche Rechtsgeschichte in Japan, (in) ZNR 27 (2005), 62; Zöllner, R., Geschichte Japans. Von 1800 bis zur Gegenwart, 2006; Fröhlich, J., Rulers, Peasants and the Use of the Written Word in Medieval Japan, 2007; Shimazu, N., Japanese Society at War, 2009; Krebs, G., Das moderne Japan 1868-1952, 2009; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Krebs, G., Japan im pazifischen Krieg, 2010; Kleine Geschichte Japans, hg. v. Kreiner, J., 2010; Vogl, S., Rechtsprechung und Zivilrechtsmethodik, ZRG GA 129 (2011), 268; Kleine, C., Der Buddhismus in Japan, 2011; Yamanaka, K., Geschichte und Gegenwart der japanischen Strafrechtswissenschaft, 2012; Zachmann, U., Völkerrechtsdenken und Außenpolitik in Japan, 1919-1960, 2013; Heè, N., Imperiales Wissen und koloniale Gewalt – Japans Herrschaft in Taiwan 1895-1945, 2012; Flick, U., Identitätsbildung durch Geschichtsschulbücher, 2014; Staatsverständnis in Japan 2016, hg. v. Takii, K. u. a., 2016; Jacob, F., Tsushima 1905, 2017, 2. A. 2021; Ravina, M., To Stand with the Nations of the World, 2017; Brochlos, A., Japanische Grundherrschaft im 12. bis 16. Jahrhundert, 2019; Matsumoto, N., Die Rechtswissenschaft unter dem Kriegsregime in Japan – 1931-1952, ZRG GA 137 (2020), 391 (an Hand sechzehner ausgewählter Biographien)
japanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar Adj.) Japan betreffend
Jarl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] dux, comes, praefectus) ist in dem altnordischen Recht der Held, Häuptling oder Fürst. In Norwegen wird der weltliche Titel eines Jarl 1308 weitgehend beseitigt. In Schweden erscheint er von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zu der Mitte des 13. Jahrhunderts, in Dänemark um 1400. S. Google
Lit.: Herlitz, N., Grundzüge der schwedischen Verfassungsgeschichte, 1933; Meißner, R., Das norwegische Gefolgschaftsrecht, 1938; Jorgensen, P., Dansk Retshistorie,1940, 2. A. 1947; Sawyer, P., The Making of Sweden, 1989; See, K. v., Königtum und Staat im skandinavischen Mittelalter 2002, 34f.
Jarnsida (Eisenseite) ist das 1271/1273 unter norwegischer Herrschaft (1262/1264) in →Island eingeführte Recht. Es beruht auf Gulathinglög und →Gragas. 1281 wird die Jarnsida durch die →Jonsbok ersetzt. S. Google
Lit.: Corpus codicum Islandicorum, Bd. 9 1936; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500, 2011, 246, 2. A. 2016
Jaskier, Nikolaus (1504-um 1560) Stadtschreiber Krakaus, der die Aufnahme des sächsisch-magdeburgischen Rechtes in dem Königreich Polen wesentlich fördert. S. Google
Jasomirgott ist ein erst seit dem Spätmittelalter belegter, vielleicht aus dem Arabischen kommender (verballhornter) Beiname Heinrichs II. (von Babenberg, 1107/1108-13. 1. 1177). S. Google
Lit.: Eheim, F., Zur Geschichte der Beinamen der Babenberger, (in) Unsere Heimat 26 (1955), 157
Jason de Mayno (Pesaro 1435-Pavia 1519), außerehelicher Sohn eines Adeligen aus Mailand, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Alexander de Tartagnis bzw. Tartagnus) 1467 Professor in Pisa, 1485-1488 in Padua, 1489 wieder in Pisa. Neben zahlreichen (414) Gutachten verfasst er umfangreiche Kommentare zu einzelnen Stellen der justinianischen Rechtstexte. S. Google
Lit.: Belloni, A., Professori giuristi a Padova nel secolo XV, 1986, 221; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 881
Jedem das Seine (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 285 ([Beyer 1985] lat. suum cuique)
Jefferson, Thomas (Shadwell bei Charlottesville/Virginia 2. oder 13. 4. 1743-Monticello bei Charlottesville/Virginia 4. 7. 1826) wird nach dem Rechtsstudium an dem William and Mary College in Williamsburg in Virginia (1760-1762) und einer praktischen Ausbildung 1767 Anwalt und Politiker, Gouverneur, Gesandter in Frankreich, Außenminister und 1801 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Er ist maßgeblich verantwortlich für die amerikanische →Bill of Rights 1791 und die Einschränkung der Zentralgewalt in den Vereinigten Staaten von Amerika. S. Google
Lit.: Cunningham, N., In Pursuit of Reason, 1987; A Companion to Thomas Jefferson, hg. v. Cogliano, F., 2012
Jellinek, Georg (Leipzig 16. 6. 1851-Heidelberg 12. 1. 1911), Sohn eines Rabbiners und Religionswissenschaftlers, wird nach dem Rechtsstudium in Wien, Heidelberg und Leipzig 1883 außerordentlicher Professor für Staatsrecht in Wien, 1889 ordentlicher Professor in Basel und 1891 in Heidelberg. Sein erfolgreichstes Werk ist die dem System der subjektiven öffentlichen Rechte (1892) folgende Allgemeine Staatslehre (1900). Sie erfasst den Staat einerseits als soziale Erscheinung (sozial-empirisches Sein) und andererseits als Rechtsordnung (normatives Sollen). S. Google
Lit.: Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938 bzw. 1953, 242; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a.,1993, 355; Kempter, K., Die Jellineks, 1998; Kersten, J., Georg Jellinek und die klassische Staatslehre, 2000; Georg Jellinek, hg. v. Paulson, S. u. a., 2000; Die normative Kraft des Faktischen – Das Staatsverständnis Georg Jellineks, hg. v. Anter, A., 2004; Keller, C., Victor Ehrenberg und Georg Jellinek Briefwechsel 1872-1911, 2005; Jellinek, Georg, Allgemeine Staatslehre und Politik – Vorlesungsnachschrift, 2015; Faktizität und Normativität – Georg Jellineks freiheitliche Verfassungslehre, hg. Brugger, W. u. a., 2016
Jellinek, Walter (Wien 12. 7. 1885-Heidelberg 9. 6. 1955), Sohn Georg Jellineks, 1908 in Straßburg bei Paul Laband promoviert (Der fehlerhafte Staatsakt und seine Wirkungen), 1912 in Leipzig bei Otto Mayer über Gesetz, Gesetzesanwendung und Zweckmäßigkeitserwägung habilitiert, 1913 Kiel, 1919 ordentlicher Professor für Staatsrecht, 1929 Heidelberg, 1935 aus „rassischen“ Gründen zwangsweise emeritiert, 1946 wieder eingesetzt. S. Google
Lit.: Kempter, K., Die Jellineks 1820-1955, 1998
Jena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist der um die Mitte des 9. Jahrhunderts (830-850) erscheinende Ort der Thüringer, der um 1230 Stadt wird. Ein mittelalterliches Schöffenkollegium fehlt dort. 1548 erhält Jena (in dem ernestinischen Sachsen) eine hohe Schule und 1556/1557/1558 eine Universität, neben der 1569 ein mit gelehrten Juristen besetzter Schöppenstuhl (juristische Fakultät als Spruchkollegium in Gegensatz zu der Fakultät als Gremium für Gutachten) erwähnt wird (mit bis zu 500 Akteneingängen je Jahr). Mit Jena verbunden sind etwa Dominicus Arumäus (1579-1673), Johannes Limnäus (1592-1663), Matthäus Wesenbeck (1531-1586), Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1840), Paul Johann Anselm von Feuerbach (1775-1833), Hans Adolf Fehr (1874-1961), Heinrich Lehmann (1876-1963), Justus Wilhelm Hedemann (1878-1963) oder Hans Carl Nipperdey (1895-1968). 1945 wirken dort Max Hildebert Boehm (1934-1945), Richard Karl Gustav Lange (1939-1949), Walter Krusch (1939-1945/1946), Gerhard Gustav Theodor Wacke, (1940-1945), Falk Alfred Ruttke (1940-1945), Hermann Martin Drath (1945-1947) und Hermann Arnold Schultze von Lasaulx (1935-1941/1945-1947). S. Google
Lit.: Kühn, W., Die Entwicklung, insbesondere die Anfänge des Jenaer Stadtgerichts, 1938; Mühlmann, O., Untersuchungen zum Geschoßbuch der Stadt Jena vom Jahre 1406, 1938; Die Matrikel der Universität Jena, Bd. 1ff., bearb. v. Mentz, G. u. a. 1944ff.; Koch, H., Geschichte der Stadt Jena, 1966, Neudruck 1996; Pester, T., Zwischen Autonomie und Staatsräson, 1992; Häder, U., Das gemeinschaftliche Oberappellationsgericht thüringischer Staaten in Jena, 1996; Kämpferische Wissenschaft, hg. v. Hoßfeld, U. u. a., 2003; Klassische Universität und akademische Provinz, hg. v. Steinbach, M. u. a., 2005; Hochschule im Sozialismus, hg. v. Hoßfeld, U. u. a., 2006; Deinhardt, K., Stapelstadt des Wissens, 2007; Wege der Wissenschaft, hg. v. John, J. u. a., 2007; Kriebisch, A., Die Spruchkörper Juristenfakultät und Schöppenstuhl zu Jena, 2008 (Diss. jur. Jena 2007); Ries, K., Wort und Tat, 2007; Gelehrte Wissenschaft. Das Vorlesungsprogramm der Universität Jena um 1800, hg. v. Bach, T. u. a., 2008; Die Universität Jena in der frühen Neuzeit, hg. v. Bauer, J. u. a., 2008; Wallentin, S., Fürstliche Normen und akademische Observanzen, 2009; Universität im Umbruch, hg. v. Bauer, J. u. a., 2010; Wendepunkte in viereinhalb Jahren Jenaer Universitätsgeschichte, hg. v. Walther, H., 2010; Bauer, J., Universitätsgeschichte und Mythos - Erinnerung, Selbstvergewisserung und Selbstverständnis Jenaer Akademiker 1548-1858, 2012; Rechtsgelehrte der Universität Jena aus vier Jahrhunderten, hg. v. Lingelbach, G., 2012; Wolf, S., Das Jenaer Studium der Rechte im Dritten Reich, 2013; Die Universität Jena in der Weimarer Republik 1918-1933, bearb. v. Bräuer, T. u. a., 2013; Meinhold, G., Der besondere Fall Jena – Die Universität im Umbruch 1989-1991, 2014; Rechtswissenschaft in Jena – Der Neuanfang 1989, hg. v. Haedrich, M. u. a., 2015; Statuten und Reformkonzepte für die Universität Jena von 1816 bis 1829, hg. v. Bauer, J. u. a., 2016
Jerusalem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist die seit dem 18. Jahrhundert v. Chr. als kanaanäisches Uruschalim (Stadt des Friedens) belegte, um 997 v. Chr. von dem israelitischen König David eroberte, von den Juden als Hauptstadt verwendete, durch Jesus Christus zu dem Ausgangspunkt des Christentums gewordene, 70 n. Chr. von den Römern zerstörte und nach Wiederaufbau 638 n. Chr. von den Arabern eroberte Stadt in dem heutigen Israel bzw. Palästina, in der in dem Herbst des Jahres 1009 die Grabeskirche auf Befehl des Kalifen zerstört wird. Die seit dem 19. Jahrhundert verstärkt wachsende jüdische Bevölkerung zählt um 1880 rund die Hälfte der etwa 30000 Bewohner. 1917 gelangt Jerusalem unter die Herrschaft Großbritanniens, danach unter die Herrschaft des Völkerbunds. Nach der Bildung des Staates Israel wird es mit einem Sonderstatus teilweise israelisch. S. Google
Lit.: Tischler, C., Die burgenses von Jerusalem im 12. Jahrhundert, 2000; Jerusalem im Hoch- und Spätmittelalter, hg. v. Bauer, D. u. a., 2001; Kirstein, K., Die lateinischen Patriarchen von Jerusalem, 2002; L’idea di Gerusalemme, 2003; Goldhill, S., City of Longing, 2008; Penth, S., Die Reise nach Jerusalem, 2010; Die Urkunden der lateinischen Könige von Jerusalem, hg. v. Mayer, H., 2011; Türck, V., Christliche Pilgerfahrten nach Jerusalem, 2011; Müller, C., Der Kadi und seine Zeugen, 2013; Mayer, H. u. a., Die Siegel der lateinischen Könige von Jerusalem, 2014
Jesuit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Hebräischen verbindbar und seit der frühen Neuzeit gebildet, M.) ist das Mitglied des → Jesuitenordens. S. Google
Jesuitenorden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und vielleicht ab 1540 gebildet, M., lat. societas [F.] Jesu) ist der von Ignatius von Loyola (1491-Rom 31. 7. 1556) seit etwa 1534 allmählich begründete, 1540 von dem Papst bestätigte, katholische Männerorden zu dem apostolischen Einsatz in dem Dienst der Kirche. Er wird nach der Reformation der katholischen Kirche durch Martin Luther (1517) und andere in der →Gegenreformation tätig. An dem 21. 7. 1773 hebt ihn Papst Clemens XIV. auf (Fortbestehen in Preußen, Russland und Kanada), doch wird er an dem 7. 8. 1814 wieder hergestellt. 2009 wird der Mitgliederstand der Societas Jesu in 91 Provinzen in 124 Ländern mit 18500 (davon etwa 550 in dem deutschsprachigen Raum) angegeben, davon 13000 Priester. Besonders stark ist der Jesuitenorden in Asien (Indien rund 4000), besonders stark wächst er in Afrika. S. Google
Lit.: Duhr, B., Geschichte der Jesuiten, Bd. 1ff. 1907ff.; Hollis, C., A History of the Jesuits, 1968; O’Malley, J., Die ersten Jesuiten, 1995: Hartmann, P., Die Jesuiten, 2001; Haub, R., Geschichte der Jesuiten, 2006; Feld, H., Ignatius von Loyola, 2006; Vogel, C., Der Untergang der Gesellschaft Jesu, 2006; Schatz, K., Geschichte der deutschen Jesuiten (1814-1983), 2013; García Hernán, E., Ignacio de Loyola, 2013; Friedrich, M., Die Jesuiten, 2016; Van Kley, D., Reform Catholicism and the International Suppression of the Jesuits in Enlightenment Europe, 2018; Bergerfurth, Y., Die Bruderschaften der Kölner Jesuiten 1576 bis 1773, 2018
Jesus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen [Jahwe ist Rettung] verbindbar und über das Lateinische und Griechische aus dem Aramäischen des Altertums aufgenommen, M.) (Nazareth um 7-4 bzw. 6-5 v. Chr.?-Golgotha/Jerusalem um 30 n. Chr.) ist der nach möglicherweise zweijährigem Wirken (ab 29 n. Chr.?) als öffentlicher Wanderlehrer nach einem Prozess (ab 6. 4. 30?) in einem Zusammenwirken von Juden und Römern nach Verurteilung zu der Todesstrafe gekreuzigte (und nach christlicher Lehre von den Toten auferstandene) jüdische Begründer der zunächst sehr sektiererhaften, bereits sehr früh infolge von Streitigkeiten von Jerusalem nach Antiochia verlagerten, in heidnischer Umgebung zivilisierten christlichen Religion, dessen tatsächliches Leben mit der späteren christlichen Vorstellung und Überlieferung nicht in jeder Hinsicht übereinstimmen dürfte. Die meisten Einzelheiten des Prozesses gegen Jesus sind (abgesehen von seiner Kreuzigung in Jerusalem wohl an einem Freitag um das Jahr 30 auf Anordnung des römischen Präfekten Pontius Pilatus) streitig. S. Google
Lit.: Winter, P., On the Trial of Jesus, 1961; Theessen, G., Der historische Jeus, 1996; Cohn, H., Der Prozess und Tod Jesu aus jüdischer Sicht, 1998; Reinbold, W., Prozess Jesu, 2006; Puig i Tarrech, A., Jesus, 2010; Jaroš, K., Jesus, 2011; Dahlheim, W., Die Welt zur Zeit Jesu, 2013; Benz, S., Wer ist Jesus – was denkst du?, 2015; The Trial and Crucifixion of Jesus, hg. v. Chapman, D. u. a., 2015; Liebs, D., Das Recht der Römer und die Christen, 2015, 1ff.; Paulus, C., Der Prozess Jesu – aus römisch-rechtlicher Perspektive, 2016; Wolter, M., Jesus von Nazareth, 2019
Jhering →Ihering
Joachimica Constitutio →Constitutio Joachimica
Jodute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Burmeister, Wism. 25 in 26 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt ist ein in dem Mittelalter als Vokativ oder Imperativ zu dem Personennamen Jodocus gebildeter Hilferuf in Notlagen.
Lit.: Jost Trier, hg. v. Zillich, W., 1994
Johannes Andreae (bei Florenz um 1270-Bologna 7. 7. 1348) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna spätestens 1302 Lehrer des kirchlichen Rechtes. Er kommentiert den →Liber sextus (Sechstes Buch), die Clementinen (lat. glossa [F.] ordinaria) und den →Liber extra (Buch außerhalb). Trotz seiner stark kompilatorischen Arbeitsweise ist er der bedeutendste Kirchenrechtler des 14. Jahrhunderts. In seinen (lat.) Additiones (F.Pl.) ad speculum Guillelmi Durantis (Zusätze zu dem Spiegel des Wilhelm Durantis) von kurz vor 1346 stellt er als erster die Literaturgeschichte des kirchlichen Rechtes dar. S. Google
Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 6 2. A. 1850, Neudruck 1956, 98; Pennington, K., Johannes Andreaes Additiones to the Decretals of Gregory IX, ZRG KA 74 (1988), 328; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 658
Johannes Bassianus ist ein in Cremona geborener Schüler des Bulgarus in Bologna, der Lehrer Azos (vor 1190-1220), Karolus de Toccos und Nicolaus Furiosus‘ wird und Glossen, Lecturae (Lesungen), Summen, Arbeiten zu dem Prozessrecht, Regulae iuris (Rechtsregeln), Distinktionen, Quästionen und Consilia (Gutachten) verfasst. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 215
Johannes de Blanasco ist ein um 1225 in Blanot in Burgund geborener, in Bologna ausgebildeter, nach seinem tractatus de actionibus (Traktat über Klagansprüche, 1256) nach Burgund zurückgekehrter Jurist. S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 461
Johannes de Imola ist ein in Imola vielleicht um 1375 geborener, in Bologna ausgebildeter und spätestens ab 1399 lehrender, 1436 verstorbener Jurist (commentaria, Kommentare, consilia, Gutachten, Traktat zu dem großen Schisma). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 807
Johannes Teutonicus (Johannes, der Deutsche, Halberstadt? 1180?-Halberstadt 25. 4. 1245), deutscher Schusterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Azo) um 1210 Rechtslehrer in Bologna und vielleicht 1220 Kanoniker in Halberstadt (Johannes Zemeke?). Zwischen 1210 und 1217 verfasst er die (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentliche Glosse) zu dem (lat.) →Decretum (N.) Gratiani (Dekret Gratians). Seine Sammlung der Dekretalen Papst Innozenz‘ III. von 1210-1216 setzt sich gegen den Widerspruch des Papstes durch. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 106; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995, 329; Fuhrmann, H., Das Grabmal für Johannes Zemeke im Dom zu Halberstadt und die Umschriften in seinem Umkreis, (in) Signa iuris 6 (2010), 35ff.
Johann von Buch →Buch, Johann von
Johannes von Erfurt (um 1250?-nach 1320), Kanonist und Theologe, ist der Verfasser verschiedener früher rechtswissenschaftlicher Arbeiten in dem Heiligen römischen Reich (u. a. [lat.] tabula [F.] utriusque iuris, Tafel beider Rechte, von etwa 1280, nach 1274). S. Google
Lit.: Johannes von Erfurt, Die Summa confessorum, hg. v. Brieskorn, N., 1980
Johannes von Saaz (oder Tepl) (um 1350-Prag um 1414) ist der nach dem Studium der (lat.) artes (F.Pl.) liberales (freien Künste) in Prag als Lehrer und Notar außer dem Ackermann von Böhmen (1401) vier Formelbücher und einen Band des Stadtbuchs von Prag (lat. Liber [M.] contractuum, Buch der Verträge) verfassende Gelehrte.
Lit.: Stutz, U., Rechtshistorisches in und zu dem Ackermann aus Böhmen, ZRG 41 (1920), 388; Schröder, W., „Der Ackermann aus Böhmen“, 1985
Johanniter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische mit dem Aramäischen des Altertums [Johannes „Jahwe ist gnädig“] verbindbar und später gebildet, M.) ist der Angehörige des 1099 gegründeten Johanniterordens.
Lit.: Staehle, E., Geschichte der Johanniter und Malteser, Bd. 1ff. 2002; Die Ballei Brandenburg des Johanniterordens, Findbuch, hg. v. Neitmann, K., 2006; Leitloff, R., Das Verhältnis des Johanniterordens/Malteserordens zu den landesherrlichen Territorialgewalten der thüringischen Territorien in der frühen Neuzeit, 2006; Burgtorf, J., The Central Convent of Hospitallers and Templars (1099/1120-1310), 2008
joint tenancy ([engl.] N.) Gesamthandsgemeinschaft
Jonsbok (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, auch Jónsbók oder Lögbok Islendinga, in den Quellen landslagabókin, lögbókin, bókin) ist der Name des in Norwegen abgefassten, 1281 in →Island eingeführten, in rund 200 Handschriften (286 Handschriften und Bruchstücken [zweier Handschriftenklassen] mit 45 bzw. 148 Handschriften) überlieferten, nach (dem norwegischen, wohl an seiner Abfassung mitwirkenden Lögmann) Jon Einarsson († 1306) benannten, in zehn Teile gegliederten, an die Verhältnisse Islands angepassten Rechtsbuchs oder Gesetzbuchs auf der Grundlage von König →Magnus Hakonarsons Landrecht von 1274. Die in Island meistgelesene, seit 1578 gedruckte Jonsbok bleibt bis in das 18. Jahrhundert bedeutsam und gilt in Teilen noch an dem Beginn des 21. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Halldorsson, Kong Magnus Hakonarsons Lovbog for Island, 1904; Fix, H., Wortschatz der Jonsbok, 1984; Jónsbók, hg. v. Schulman, J. 2010
Jordan, Sylvester (Omes bei Innsbruck 30. 12-1792-Kassel 15. 4. 1861), Schusterssohn, wird nach dem Studium der Philosophie und Rechtswissenschaft in Landshut und Wien und den Promotionen von 1815 und 1817 sowie der Habilitation in Landshut 1821 außerordentlicher Professor in Marburg und 1822 ordentlicher Professor. 1831 beeinflusst er den Entwurf einer Verfassung Kurhessens maßgeblich. In seiner Staatstheorie ordnet er das monarchische Prinzip der Herrschaft des Rechtsgesetzes unter. S. Google
Lit.: Kaiser, W., Sylvester Jordan, Diss. Leipzig 1936; Kleinknecht, G., Sylvester Jordan, 1983; Frotscher, W., Sylvester Jordan, (in) Worte des Rechts, 2007, 130
Jordan von Boizenburg (um 1200-nach 1270) →Hamburg
Jordan von Osnabrück (um 1225?-15. 4. 1283?), Domkapitular in Osnabrück, verfasst wohl vor 1273 einen durch →Alexander von Roes 1281 überlieferten (lat.) Tractatus (M.) super Romano imperio (Abhandlung über das römische Reich), in dem er den Vorrang des römischen Reiches bis an das Weltende lehrt. S. Google
Lit.: Schraub, W., Jordan von Osnabrück und Alexander von Roes, 1910; Caspary, G., Späthumanismus und Reichspatriotismus, 2006, 105ff.
Josaphat („Jahwe richtet“) ist nach Joel 4,12 in dem jüdisch-christlichen Verständnis der Ort des Jüngsten Gerichts (meist als Kidrontal in Jerusalem verstanden) und ein König Judas in dem 9. Jahrhundert v. Chr.. S. Google
Lit.: Hardung, S., Die Vorladung vor Gottes Gericht, 1934
Joseph, Josef (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen verbindbar [jasaf – Gott möge einen Sohn – hinzufügen] und später aus dem Aramäischen über das Griechische und Lateinische des Altertums aufgenommen, M.) ein männlicher Vorname beispielsweise des Vaters Jesu, s. Google
Joseph II. (Wien 13. 3. 1741-20. 2. 1790), viertes Kind und erstgeborener Sohn (Franz-Stephan von Lothringens, des späteren Kaisers Franz’ I. und) Maria Theresias, wird 1764 römischer König, 1765 mit 24 Jahren Kaiser und nach dem Tod seiner Mutter (29. 11. 1780) alleiniger Landesherr der österreichischen Erblande. Er übernimmt weitgehend die Ratgeber seiner Mutter und strebt einen zentralistischen Gesamtstaat →Österreich deutscher Staatssprache an. Seine rastlose aufgeklärte, zunehmend von Misstrauen geprägte Reformpolitik (Schule, Bildungswesen, Gesundheitswesen, Toleranz 1781, Allgemeine Gerichtsordnung 1781, Ehepatent 1783, Erbfolgepatent 1786, →Josephinisches Gesetzbuch 1786/1787, Josephinisches Strafgesetzbuch 1787/1788 mit Todesstrafe nurmehr in dem Standrecht, Kriminalgerichtsordnung 1788, Bauernbefreiung, Josephinismus) kann sich gegen ständischen und föderalen Widerstand nicht durchsetzen. S. Google
Lit.: Winter, E., Der Josefinismus, 2. A. 1962; Bradler-Rottmann, E., Die Reformen Kaiser Josephs II., 1973; Mikoletzky, L., Kaiser Joseph II., 1979; Bernard, P., The limits of enlightenment, 1979; Karniel, J., Die Toleranzpolitik Kaiser Josephs II., 1986; Beales, D., Joseph II., 1987, Bd. 2 2009; Blanning, T., Joseph II., 1994; Vocelka, K., Glanz und Untergang der höfischen Welt, 2001; Macek, B., Die Krönung Josephs II. zum Römischen König, 2014; Czernin, M., Der Kaiser reist inkognito, 2021
Josephina ist eine manchmal verwendete Bezeichnung für die leicht vereinheitlichende, von der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V. von 1532 beeinflusste Landgerichtsordnung für Böhmen und die böhmischen Länder Josephs I. von 1707.
josephinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Aramäischen verbindbar, Adj.) Joseph betreffend, s. Google
Josephinisches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N., Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch) ist das aus dem Entwurf gebliebenen (lat.) →Codex (M.) Theresianus (1766) über den Entwurf Horten (1776) hervorgegangene österreichische Gesetzbuch von dem (1. 11. 1786 bzw.) 1. 1. 1787. Dieses „Allgemeine bürgerliche Gesetzbuch“ enthält nur das Personenrecht (3325 Wortformen). Es wird zu dem 1. 1. 1812 durch das →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch abgelöst. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 142; Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch. Erster Teil, 1786; Harras von Harrasowsky, Der Theresianus und seine Umarbeitungen, 1886¸ http://www.koeblergerhard.de/Fontes/JGB20070429-rund18800woerter.htm
Josephinismus (Josefinismus, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist das staatspolitische bzw. kirchenpolitische System des aufgeklärten →Absolutismus unter (Kaiser bzw. Erzherzog) →Joseph II. (1780-1790) in →Österreich. In dem Josefinismus wandelt der Landesherr die ständische Verwaltung in eine bürokratische Beamtenverwaltung um. Die Leibeigenschaft wird abgeschafft, Wohlfahrtseinrichtungen werden gegründet. Deutsch wird Amtssprache. Der geistliche Bereich der Kirche wird auf Predigt, Sakrament, Gottesdienst und Disziplinargewalt über den Klerus beschränkt. Die Geistlichen werden Staatsbedienstete. Der evangelischen Religion wird Toleranz gewährt (Toleranzpatent 1781). Die Ehe wird bürgerlicher Vertrag (Ehepatent 1783). Grundgedanke ist die Nützlichkeit für Staat und Gesellschaft. Viele Einzelmaßnahmen stoßen auf Widerstand und müssen zurückgenommen werden. S. Google
Lit.: Winter, E., Der Josephinismus und seine Geschichte, 1943; Maass, F., Der Frühjosephinismus, Bd. 1ff. 1951ff.; Winter, E., Der Josephinismus, 2. A. 1962; Der Josephinismus, hg. v. Reinalter, H., 1993; Der Josephinismus, hg. v. Klueting, H., 1995; Josephinismus als aufgeklärter Absolutismus, hg. v. Reinalter, H., 2008; Ammerer, G., Das Ende für Schwert und Galgen?, 2010; Was blieb vom Josephinismus, hg. v. Ehalt, C., u. a., 2020; Josephinismus zwischen den Regimen, hg. v. Pillafer, F. u. a., 2015
Jude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Ende 8. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums und mittelbar aus dem Hebräischen oder Semitischen aufgenommen, „Preis“, M.) ist der Angehörige der Religionsgemeinschaft Judentum, ursprünglich der Bewohner des Reiches des nach dem vierten Sohn Jakobs benannten Stammes (Gebiet um Jerusalem, Hebron, Beer Sheva). Die Frühgeschichte der Juden ist nicht eindeutig feststellbar. In dem 8. Jahrhundert v. Chr. werden die Oberschichten der Reiche Israel und Juda deportiert. 587 v. Chr. gerät das Reich Juda unter die Herrschaft Babylons. 538 v. Chr. erlaubt König Kyros II. von Persien den in diesem Zusammenhang verschleppten, überwiegend von Ackerbau und Viehzucht lebenden Juden die Rückkehr nach Jerusalem. 63 v. Chr. erobern die Römer Jerusalem. Aufstände der Juden schlagen die Römer 70 n. Chr. unter Zerstörung Jerusalems, 115-117 und 132-136 n. Chr. blutig nieder. 321 werden unter Kaiser Konstantin Juden in Köln genannt. Bis zu dem 5./6. Jahrhundert breiten sich die unter dem Einfluss der Rabbiner vielleicht sich zunehmend zu dem Lesen und zu der religiösen Bildung verpflichtenden Juden, von denen aus der Antike etwa 15000 namentlich bekannt zu sein scheinen, unter Bewahrung ihrer besonderen Religion und ihres besonderen Rechtes sowie möglicherweise unter Nutzung ihrer besonderen Bildung in einzelne Gebiete Spaniens, des Frankenreichs und Italiens aus und verlegen sich dabei auf die Tätigkeit als Händler. 638 fällt Jerusalem an die Araber. Unter Karl dem Großen finden sich Juden in Aachen. Bis in das 9. Jahrhundert, in dem die Juden unter dem Kalifen al-Mutawakkil mit einem besonderen Abzeichen gekennzeichnet werden, sind sie in dem Frankenreich, daneben aber fast nur an dem Mittelmeer sichtbar. Seit dem 9. Jahrhundert werden ihnen in dem Frankenreich Schutzprivilegien gewährt, für die sie eine Gegenleistung erbringen. Um 930 findet in dem oströmischen Reich eine Judenverfolgung Statt. Mit der Entstehung von Städten lassen sich nördlich der Alpen aus dem Mittelmeerraum kommende Juden unter dem Schutz von Bischöfen in Kathedralstädten in eigenen Gassen oder Vierteln (Ghettos/Gettos) fest nieder (Trier 2. Hälfte 10. Jahrhunderts, Speyer Urkunde von dem 13. 9. 1084, Mainz 10. Jahrhundert, Köln 10. Jahrhundert, Magdeburg 10. Jahrhundert?, Metz vor 893, Merseburg 10. Jahrhundert?, Prag frühestens um 1050, Regensburg um 981 und Worms Anfang 11. Jahrhundert?) (kaiserliche Privilegien für Juden in Speyer und Worms von 1090, 1096 aber bereits Judenverfolgungen). In dem Reichslandfrieden von 1103 werden die Juden unter die besonders befriedeten Menschen aufgenommen. 1236 unterstellt sie Kaiser Friedrich II. als Kammerknechte gegen Abgaben (Judensteuer) dem Schutz des Königs bzw. des ihm hierin folgenden Landesherrn (Judenregal). Da die Juden wegen des nur Christen treffenden →kanonischen Zinsverbots den Geldwechsel und das verzinsliche Darlehen betreiben können und auch tatsächlich an sich ziehen, werden sie zu der Zeit der Verbreitung der Pest (1347-1351, in dem Herbst 1347 durch genuesische Schiffe von der Krim nach Italien gebracht, je 50000 Tote in Florenz und Genua, in dem Heiligen römischen Reich vielleicht ein Zehntel der Bevölkerung an der Pest gestorben) als deren angebliche Urheber aus durchsichtigen Gründen vielfach verfolgt und danach ab etwa 1390 weitgehend aus den Städten vertrieben (beispielsweise leben in Westfalen um 1500 nur noch an rund 25 Orten - nach 1350 aus dem Rheinland und Niedersachsen zugezogene - Juden). In den Schriften deutscher Juristen des 16. und 17. Jahrhunderts werden sie zwar abgelehnt, aber vor allem aus Nächstenliebe, später (Justus Henning Böhmer 1674-1749) auch aus naturrechtlichen Überlegungen geduldet. In dem 17. und 18. Jahrhundert gelingt einzelnen der in dem Heiligen römischen Reich etwa 60000 bis 70000 verbliebenen, von den Fürsten und reichsstädtischen Magistraten mit Hilfe des Geleits aus fiskalpolitischen Überlegungen geförderten, von den Ständen dagegen in Gravamina eher abgelehnten Juden der Aufstieg in dem Bankwesen. Ansonsten tragen weder Staat noch Beamte zu der späteren (Selbst-)Emanzipation und zu dem sozialen Aufstieg bei. 1776 wird die Rechtsstellung der Juden in Virginia verbessert. 1779 veröffentlicht Gotthold Ephraim Lessing sein fünfaktiges Ideendrama mit dem Titel Nathan der Weise, das den Toleranzgedanken in den Mittelpunkt stellt. Nach 1780 wird als Folge der Aufklärung allgemein die Forderung nach Eingliederung der jüdischen Minderheit in die Gesellschaft erhoben (beispielsweise Dohm, C., Über die bürgerliche Verbesserung der Juden, 1781). In der Folge erhalten die Juden alle staatsbürgerlichen Rechte (Frankreich 1791, Preußen 11. 3. 1812 Edikt betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in dem preußischen Staate – das die einheimischen Juden zu Inländern und preußischen Staatsbürgern erklärt und ihnen grundsätzlich gleiche bürgerliche Rechte wie den Christen zuspricht -, Bayern 1813, Österreich 1867, Sachsen 1868 Gleichberechtigung aller Staatsangehörigen unabhängig von der Religionszugehörigkeit in Verfassungsrang erhoben), müssen aber ihr besonderes Recht und ihre besondere Gerichtsbarkeit einschränken. Als Folge der Gleichstellung und der durch die frühere Ausgrenzung begünstigten Vorreiterrolle in der Verbürgerlichung ziehen die Juden in die Großstädte und aus dem Osten in die deutschen Staaten, wo sich beispielsweise in Sachsen erst nach 1830 die Befürworter eines langsamen Angleichungs- und Erziehungsprozesses durchsetzen. Gegen 1860 hat sich das Judentum als eigene kulturelle Komponente in der bürgerlichen Gesellschaft etabliert (1871 1,05 Prozent der Deutschen, 1925 564379, 1933 499682 oder 0,76 Prozent von rund 65 Millionen). In Abwehr der Judenemanzipation entsteht an dem Ende des 19. Jahrhunderts der Antisemitismus (in Deutschland beispielsweise Treitschke, Stoecker, Eugen Dühring, Wilhelm Marr, Hermann Ahlwardt, Theodor Fritsch [1852-1933], Otto Böckel, Erwin Bauer, Max Bewer, Alfred Rosenberg, Hans F. K. Günther). Er bildet einen Kern des politischen Programms des →Nationalsozialismus Adolf →Hitlers. Als Folge der bis 1918 judendiskriminierenden Einstellungspolitik sind Juden in dem Staatsdienst nur schwach vertreten (1924 in Preußen von 987 Ordinarien 39 Juden, daneben 97 nicht beamtete Professoren, 43 Privatdozenten) und drängen in den Rechtsanwaltsstand. 1933 wird (bei 9208 in dem Deutschen Reich zugelassenen Rechtsanwälten, davon rund 5000 nicht arisch) mehr als ein Viertel (von 11814 3370 d. h. 28,5%) der Rechtsanwälte Preußens und die Hälfte (54 oder 48%, rund 1830) der Rechtsanwälte Berlins als Nichtarier erfasst (Frankfurt am Main 45%, Breslau 35%, Hamm 14%, Kiel 7 %, Bayern 460 von etwa 2400). Von 1663 Beamten des höheren Dienstes Preußens werden 211 und 285 Beamte von dem Gesetz zu der Wiederherstellung des Berufsbeamtentums (7. April 1933) betroffen (28%, in dem übrigen Reich von 2339 Beamten 106 und 143, also 9,5%). Von 536 Richtern und Staatsanwälten jüdischer Herkunft in Preußen müssen von Juni 1933 bis Ende 1935 309 (58 Prozent) und bis zu der Mitte des Jahres 1937 weitere 182 den Justizdienst verlassen und können nur 41 (als sog. „Mischlinge“) verbleiben. Vielleicht verlieren 1933 insgesamt rund 2000 jüdische Beamte des höheren Dienstes und etwa 700 Hochschullehrer ihre Stelle. 1935 werden die Juden diskriminiert (1936 Entzug des Titels und der Lehrbefugnis für alle jüdischen Professoren und Dozenten, 1937 Verbot der Promotion für jüdische Studenten, 1938 Verbot der Immatrikulation für jüdische Studenten, Verbot der Benutzung von Bibliotheken und Archiven für jüdische Professoren und Dozenten, 761 jüdische Berliner Rechtsanwälte ihrer Zulassung entsetzt). Nach einer Verordnung von dem August 1938 müssen Juden zwangsweise den zusätzlichen Vornamen Sarah oder Israel tragen. In dem Herbst 1938 sind von früher etwa 100000 jüdischen Unternehmen noch etwa 40000 in jüdischer Hand (von 50000 Einzelhandelsgeschäften noch 9000). 1938 und 1939 verlassen bis zu 180000 Juden und Jüdinnen das Deutsche Reich. Insgesamt ergehen in dem Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945 fast 2000 Juden betreffende Gesetze, Verordnungen und Richtlinien. Die 1938/1939 als Alternative zu der von dem Ausland bzw. möglichen Einwanderungsländern abgelehnten Auswanderung (von 300000 bis 400000 Juden) angedrohte Vernichtung wird seit Sommer 1941 verwirklicht, wobei durch Verordnung von dem 23. 10. 1941 die Auswanderung verboten wird. Nur ein geringer Teil der europäischen Juden (um 1930 500000 Juden in dem Deutschen Reich [1933 500000 mit einem geschätzten Vermögen von 16 Milliarden Reichsmark = 30000 RM pro Kopf, 778 Millionen Reichsmark Einnahmen des Reiches aus der Enteignung deportierter Juden], 190000 in Österreich, 1939 72000 Judenmischlinge ersten Grades und 39000 Judenmischlinge zweiten Grades in dem Deutschen Reich) überlebt die sog. Endlösung (Holocaust). Nach einer Verordnung von dem 19. 9. 1941 müssen Juden durch einen aufgenähten gelben Stern auf der Kleidung gekennzeichnet werden. Seit Sommer 1943 ist das Deutsche Reich offiziell judenfrei. Von den vertriebenen Juden kehren nach 1945 etwa 4-5 Prozent nach Deutschland zurück. Von den in der Bundesrepublik Deutschland in 107 Gemeinden vertretenen etwa 100000 Juden des Jahres 2010 stammen (infolge Einwanderung nach 1945) rund 90 Prozent aus Osteuropa. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 120, 125, 127, 161, 172, 206, 222, 225, 228, 234, 238; Graetz, H., Geschichte der Juden, Bd. 1ff. 1853ff., Neudruck 1996; Stobbe, O., Die Juden in Deutschland während des Mittelalters, 1866; Scherer, J., Die Rechtsverhältnisse der Juden in den deutsch-österreichischen Ländern, 1901; Hahn, B., Die wirtschaftliche Tätigkeit der Juden, Diss. phil. Freiburg im Breisgau 1911; Rosenberg, A., Beiträge zur Geschichte der Juden in Steiermark, 1914; Das Erfurter Judenbuch (1357-1407), hg. v. Süßmann, A., 1915; Fehr, H., Deutsches Recht und jüdisches Recht, ZRG GA 39 (1918), 314; Stern, S., Der preußische Staat und die Juden, Bd. 1ff. 1925ff.; Baer, F., Die Juden im christlichen Spanien, Bd. 1ff. 1929ff.; Urkunden aus Wiener Grundbüchern zur Geschichte der Wiener Juden im Mittelalter, hg. v. Geyer, R. u. a., 1931; Fischer, H., Die verfassungsrechtliche Stellung der Juden in den deutschen Städten während des 13. 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Brenner, M. u. a., 2012; Geschichte der Juden in Deutschland von 1945 bis zur Gegenwart, hg. v. Brenner, M., 2012; Berndt, J., Ich weiß, ich bin kein Beamter - Heinz Galinski, 2012; Nietzel, B., Handeln und Überleben, 2012; Volkov, S., Walther Rathenau, 2012; Kreutzmüller, C., Ausverkauf – Die Vernichtung der jüdischen Gewerbetreibenden in Berlin 1930-1945, 2012; Labbé, G., L’affirmation de la puissance romaine en Judée (6 a. C. -136 p. C.), 2012; Frühneuzeitliche Ghettos in Europa im Vergleich, hg. v. Backhaus, F. u. a., 2012; Botticini, M. u. a., The Chosen Few, 2012; Rosenberg, K., Einer, der nicht mehr dazu gehört – Tagebücher 1933-1937, hg. v. Meyer, B. u. a., 2012; Meinen, I. u. a., Verfolgt von Land zu Land - Jüdische Flüchtlinge in Westeuropa 1938-1944, 2013; Grill, T., Der Westen im Osten, 2013; Lidegaard, B., Die Ausnahme, 2013; Die Juden in Schwaben, hg. v. Brenner, M. u. a., 2013; Hoffmann, P., Carl Goerdeler gegen die Verfolgung der Juden, 2013; Haverkamp, A., Beziehungen zwischen Bischöfen und Juden im ottonisch-salischen Königreich bis 1090, (in) Trier - Mainz - Rom, 2013, 45; Das Emanzipationsedikt von 1812 in Preußen, hg. v. Diekmann, I., 2013; Toch, M., The Economic History of European Jews, 2013; Kaiser und Reich in der jüdischen Lokalgeschichte, hg. v. Ehrenpreis, S. u. a., 2013; Jah, A., Die Deportation der Juden aus Berlin, 2013; Gallas, E., Das Leichenhaus der Bücher, 2013, 2. A. 2017; Everyday Jewish Life in Imperial Russia, hg. v. Freeze, C. u. a., 2013; Mensch – Land – Gerechtigkeit – Die Erinnerungen Erich Hellmuth Jacobys (1903-1979), hg. v. Jacoby, R. u. a., 2013; Schulte, M., Über die bürgerlichen Verhältnisse der Juden in Preußen, 2014; Liedtke, R., Wirtschaft und Ungleichheit, 2014; Koop, V., „Wer Jude ist, bestimme ich“, 2014; „Arisierung“ und „Wiedergutmachung“ in deutschen Städten, hg. v. Fritsche, C. u. a., 2014; Jüdische Gemeindestatuten aus dem aschkenasischen Kulturraum 1650-1850, hg. v. Litt, S., 2014; Burger, H., Heimatrecht und Staatsbürgerschaft österreichischer Juden, 2014; Kennzeichen „Jude“, hg. v. Grabowski, H./Haney, W., 2014; Schmidl, E., Habsburgs jüdische Soldaten 1788-1918, 2014 (etwa 300000 in dem ersten Weltkrieg); Friedla, K., Juden in Breslau/Wroclaw 1933-1949, 2014; Schlesier, S., Bürger zweiter Klasse?, 2014; Kennzeichen „Jude“ hg. v. Grabowski, H. u. a., 2014; Schmölz-Häberlein, M., Juden in Bamberg (1633-1802/03), 2014; Quellen zur jüdischen Geschichte im Heiligen römischen Reich und seinen Nachfolgestaaten, 2014; Fischer, S., Ökonomisches Vertrauen und antisemitische Gewalt – Jüdische Viehhändler in Mittelfranken 1919-1939, 2014; Sinn, A., Jüdische Politik und Presse in der frühen Bundesrepublik, 2014; Stemberger, G., Das Judentum in frührabbinischer Zeit, (in) HZ 300 (2015) 1; Jünger, D., Jahre der Ungewissheit – Emigrationspläne deutscher Juden 1933-1938, 2015; Ostjuden – Geschichte und Mythos, hg. v. Mettauer, P. u. a., 2015; Das Tübinger Institutum Judaicum, hg. v. Morgenstern, M. u. a., 2015; Zionismus, hg. v. Salzborn, S., 2015; Grabowsky, H. u. a., „Der Jude nahm uns Silber, Gold und Speck …“, 2015; Herrlein, J., Zur „Arierfrage“ in Studentenverbindungen, 2015; Connelly, J., Juden – vom Feind zum Bruder, 2016; Bauschinger, S., Die Cassirers, 2015; Barnouw, D., Das Phänomen Anne Frank, 2015; Pacyna, J., Mittelalterliche Judenrechte – Norm und Anwendung im Magdeburger Rechtskreis (1240-1400), 2015; Schrafstetter, S., Flucht und Versteck – Untergetauchte Juden in München – Verfolgungserfahrung und Nachkriegsalltag, 2015; Hayoun, M., Leo Baeck – Repräsentant des liberalen Judentums, 2015; Stökl BenEzra, D., Qumran, 2016; Deutschland, die Juden und der Staat Israel, hg. v. Glöckner, O. u. a., 2016; Gruner, W., Die Judenverfolgung im Protektorat Böhmen und Mähren, 2016 (von 118000 Juden überleben 14000); Die Zukunft Europas und das Judentum, hg. v. Deutsch, O., 2017; Jüdische Identitäten und antisemitische Politiken im österreichischen Parlament 1861-1933, hg. v. Stachowitsch, S. u. a., 2017; Jünger, D., Jahre der Ungewissheit – Emigrationspläne deutscher Juden 1933-1938, 2017; Happe, K., Viele falsche Hoffnungen, 2017; Judentum und Antisemitismus in Europa, hg. v. Wien, U., 2017; Ludwig Haas, hg. v. Grothe, E. u. a., 2017; Westerholm, S., Law and Ethics in Early Judaism and the New Testament, 2017 (Aufsatzsammlung); Aly, G., Europa gegen die Juden 1880-1945, 2017; Gerlach, C., Der Mord an den europäischen Juden – Ursache, Ereignisse, Dimensionen, 2017; Grady, T., A Deadly Legacy – German Jews and the Great War, 2017; Zu Gast bei Juden – Leben in der mittelalterlichen Stadt, hg. v. Weltecke, D., 2017; Becker, H., Von der konfessionellen Militärstatistik zur „Judenzählung“ (1916), 2017; Religio licita? – Rom und die Juden, hg. v. Hasselhoff, G. u. a., 2017 (Sammelband); Härtel, S., Jüdische Friedhöfe im mittelalterlichen Reich, 2017; Amolo von Lyon, Liber de perfidia Iudaeorum, hg. v. Herbers-Rauhut, C., 2017; Bernhardt, J., Die jüdische Revolution, 2017; Scharnberg, H., Die „Judenfrage“ im Bild, 2018; Kalimi, I., König Salomo – Mensch und Mythos, 2018; The Jews of Europe around 1400, hg. v. Clemens, L. u. a., 2018; Purschwitz, A., Jude oder preußischer Bürger?, 2018; Hagen, W., Anti-Jewish Violence in Poland 1914-1920, 2018; Nickel, V., Widerstand durch Recht – Der Weg der Regensburger Juden bis zu ihrer Vertreibung (1519) und der Innsbrucker Prozess (1516-15322), 2018; Heßling, T., Auflösung jüdischer Haushalte im „Dritten Reich“ – Zur Arisierung in Bayerisch Schwaben – Augsburg und Fischach, 2018; Kalkenberg, V., Jüdinnen und Juden in der Frankfurter Strafjustiz 1780-1814, 2018 (rund 2270 Kriminalakten von rund 390 Juden und Jüdinnen); Max Friedlaender – Lebenserinnerungen, bearb. v. Krach, T./Weber, R., hg. v. bayerischen Anwaltsverband, 2018; Kreutzmüller, C. u. a., Konfektion und Repression – Das Schicksal jüdischer Unternehmer im Nationalsozialismus auf dem Areal des heutigen Dienstsitzes des Ministeriumes (der Justiz und für Verbraucherschutz), 2018; Eriksen, T. u. a., Judenhass, 2019; Brumlik, M., Preußisch, konservativ, jüdisch – Hans-Joachim Schoeps‘ Leben und Werk, 2019 (Nach seiner trotz Homosexualität vollzogenen Heirat in dem spät erreichten Exil in Schweden kehrte Schoeps so früh we möglich nach Westdeutschland zurück, was er an dem Ende seines Lebens bereute.); Niehoff, M., Philon von Alexandria, 2019 (bedeutendster jüdischer Religionsphilosoph des Altertums); Schäfer, L., Hessisches Jiddisch, 2019; Griese, V., Erich Mühsam Chronik, 2019; Kießling, R., Jüdische Geschichte in Bayern, 2029; Taqqanot Qehillot Šum. Die Rechtssatzungen der jüdischen Gemeinden Mainz, Worms und Speyer im hohen und späten Mittelalter, hg. v. Barzen, R., Teil 1, 2, 2019; Kriegsverbrechen, Restitution, Prävention, aus dem Vorlass von Benjamin B. Ferencz, hg. v. Goschler, C./Böick, M./Reus, J., 2019: Magness, J., Masada, 2019; Wallenstorfer, R., Jüdisches Leben im Rahmen der sich wandelnden politischen Landschaft Österreichs von 1867 bis 1938, 2020; Hauff. L., Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland, 2020; Das jüdische Mittelalter, hg. v. Bakhos, C./Langer, G., 2020; Judaism If., hg. v. Tilly, M. u. a., 2020; Sportler jüdischer Herkunft in Süddeutschland, hg. v. Herzog, M. u. a., 2020; Lehnertz, A., Judensiegel im mittelalterlichen Reichsgebiet, 2020; Cohen-Mushlin, A., Selected Hebrew Manuscripts from the Bavarian State Library, 2020 (84, davon 54 aus dem Besitz Johann Jacob Fuggers); Flucht und Rückkehr, hg. v. Stambolis, B., 2020; Mahla, D., Orthodox Judaism and the Politics of Religion, 2020; Freimüller, T., Frankfurt und die Juden, 2020; Mitzker, Y., Die vielen Tode des Jud Süß – Justizmord an einem Hofjuden, 2020; Gertz, C., Ham und die Hamiten, (in) Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Jahrbuch 2020, 2021, 25 (Söhne Hams nach Genesis 10,6 Kusch, Mizrajim, Kut und Kanaan zwischen Mauretanien und Aden); Schrabauer, A., … und der Block war judenleer – Die NS-Verfolgung von Juden in den Niederlanden und ihre Ermordung im Konzentrationslager Mauthausen, 2021; Siluk, A., Die Juden im politischen System des alten Reichs, 2021
Judeneid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab etwa 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in rund fünfundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Griechischen sowie mittelbar dem Hebräischen oder Semitischen und dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der besondere, von →Juden in Rechtsstreitigkeiten mit Nichtjuden zu schwörende, sachlich seit dem 9. Jahrhundert in dem fränkisch-deutschen Reich überlieferte Eid.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bernstein, T., Die Geschichte der Judeneide im Mittelalter, 1922, Claussen, H., Der Judeneid, 1937; Schmidt, R., Judeneide in Augsburg und Regensburg, ZRG GA 93 (1976), 322; Zimmermann, V., Die Entwicklung des Judeneids, 1973; Kisch, G., Ausgewählte Schriften, Bd. 1 1978, 137; Vormbaum, T., Der Judeneid im 19. Jahrhundert, 2007
Judenpogrom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.), s. Google →Jude
Judenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1321 [Köln] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums und mittelbar aus dem Hebräischen oder Semitischen sowie dem erschließbaren Germanischen gebildet, N.) ist das besondere, für →Juden geltende Recht. Es ist teils nichtjüdisches Recht (beispielsweise Codex Theodosianus 438, Codex Justinianus 534), hauptsächlich aber jüdisches, auf die Tora (5 Bücher Moses‘) gegründetes, zusammen mit mündlich überliefertem Recht als Halacha (mit 613 Verhaltensregeln) bezeichnetes, in Mischna (um 200) und (einschließlich Gemara) in Talmud (um 500) aufgezeichnetes und in Mischne Tora (Maimonides 12. Jahrhundert) und Schulchan auch gesetztes Recht. S. Google
Lit.: Linder, A., The Jews in Roman Imperial Legislation, 1987; Pakter, W., Medieval Canon Law and the Jews, 1988; Lohrmann, K., Jüdisches Recht und Judenpolitik im mittelalterlichen Österreich, 1990; An Introduction to the History and Sources of Jewish Law, hg. v. Hecht, N. u. a., 1997; Gotzmann, A., Jüdisches Recht im kulturellen Prozess, 1997; Daniels, J. v., Religiöses Recht als Referenz – Jüdisches Recht im rechtswissenschaftlichen Vergleich, 2009
Judenregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) die Juden betreffendes Regal des Königs des Deutschen Reiches, s. Google
Judenverfolgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1788 [Fulda] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) →Jude
Judicature Acts (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt) von 1873/1875 sind Gesetze, die das englische Gerichtsverfassungsrecht erheblich abändern und dabei das Gericht des Kanzlers mit den drei Gerichten des Königs verbinden. S. Google
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
Judikative (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist in dem Rahmen der →Gewaltenteilung die rechtsprechende Gewalt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 191
Judikatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1717 [Basel] in einer Stelle und in Google, aber nicht in latein_a_z.docx, und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, F.) Rechtsprechung, Gerichtsbarkeit
Lit.: Mertens, H., Untersuchungen zur zivilrechtlichen Judikatur des Reichsgerichts, (in) AcP 174 (1974), 333; Schulte-Nölke, H., Rheinische Judikatur, (in) ZNR 1998, 84
jüdisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj., 1277, s. Google) Juden betreffend
jüdisches Hehlerrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., jüdisch 1277 belegt, Adj.) →Hehler
Jugend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1323 [Bayern] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google bezeugt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die Zeit des Heranwachsens eines Menschen. Für die Jugend gelten wegen der Grundgegebenheiten der menschlichen Entwicklung von der Befruchtung der Eizelle durch mindestens eine Samenzelle bis zu dem Tode seit Entstehung des Rechtes besondere Rechtssätze. →Kind, Vormundschaft, Jugendgericht, Jugendstrafrecht
Lit.: Speitkamp, W., Jugend in der Neuzeit, 1998; Bornhorst, S., Selbstversorger, 2010; Ruppert, S., Recht hält jung – zur Entstehung der Jugend aus rechtshistorischer Sicht, 2021
Jugendgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Jugendsachen in Deutschland zuständige Gericht, das 1908 durch gerichtliche Organisationserlasse in Köln, Frankfurt am Main und Berlin und allgemein durch das Jugendgerichtsgesetz (16. 2. 1923) geschaffen wird. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 234; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Jugendgerichtsgesetz1923.pdf; Baltl/Kocher; Hazel, N., A History of Youth Justice, 2012; Bolius, U. u. a., Der Jugendgerichtshof Wien - Die Geschichte eines Verschwindens, 2011
Jugendschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist der Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Gefahren. Ihm dient das besondere Jugendschutzgesetz (Deutschland 1985, Jugendarbeitsschutzgesetz 1976, Österreich 1987). S. Google
Lit.: Ukrow, J., Jugendschutzrecht, 2004
Jugendstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem seit dem 19. Jahrhundert entstehenden besonderen Strafrecht für Jugendliche (Deutsches Reich 16. 2. 1923 Jugendgerichtsgesetz) für Straftaten Jugendlicher vorgesehene Strafe. S. Google
Jugendstrafrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das seit dem 19. Jahrhundert entstehende besondere Strafrecht für Jugendliche (Deutsches Reich 16. 2. 1923 Jugendgerichtsgesetz).
Lit.: Holzschuh, K., Geschichte des Jugendstrafrechts, 1957; Roth, A., Die Entstehung eines Jugendstrafrechts, (in) ZNR 1991, 17; Wolff, J. u. a., Das Jugendstrafrecht zwischen Nationalsozialismus und Demokratie, 1997; Fritsch, M., Die jugendstrafrechtliche Reformbewegung, 1999; Oberwittler, D., Von der Strafe zur Erziehung?, 2000; Günzel, S., Die geschichtliche Entwicklung des Jugendstrafrechts, 2001; Schady, J., Die Praxis des Jugenstrafrechts in der Weimarer Republik, 2003; Kraft, B., Tendenzen in der Entwicklung des Jugendstrafrechts, 2004; Mill, T., Zur Erziehung verurteilt - Die Entwicklung des Jugendstrafrechts im zaristischen Russland, 2010; Wernicke, S., Jugendstrafvollzug in der DDR, 2011
Jugoslawien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist der 1918 aus Gebieten Österreich-Ungarns (Bosnien-Herzegowina, Dalmatien, Krain und Kroatien), des osmanischen Reiches (Montenegro) und des seit 1830 autonomen und seit 1878 unabhängigen Königreichs (1882) Serbien gebildete südosteuropäische Staat. An dem 29. 10. 1918 wird die Loslösung Kroatiens, an dem 30. 10. 1918 die Loslösung Bosniens und Herzegowinas von Österreich, an dem 19. 11. 1918 der Anschluss Montenegros an Serbien ausgerufen. An dem 1. 12. 1918 wird das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen erklärt. Zu ihm kommen Teile Kärntens, der Steiermark und Ungarns. 1929 wird das Land in Jugoslawien umbenannt, 1941-1944/1945 von dem Deutschen Reich und von Italien aufgelöst, danach aber wieder begründet und an dem 29. 11. 1945 zu einer Republik umgewandelt. 1947 kommen das ehemalige Küstenland (ohne Triest) und Zadar hinzu. Seit 1991 zerfällt Jugoslawien wieder in mehrere Einzelstaaten (Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien [1992 Bundesrepublik mit Montenegro, 2006 getrennt], (Nord-)Makedonien). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 220; Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 4,5,325; Büschenfeld, H., Jugoslawien, 1981; Sundhaussen, H., Geschichte Jugoslawiens, 1982; Geč-Korošec, M., Die geschichtliche Entwicklung des jugoslawischen Familienrechts, ZRG GA 106 (1989), 331; Als Mitteleuropa zerbrach, hg. v. Karner, S. u. a., 1990; Baer, S., Der Zerfall Jugoslawiens, 1995; Suppan, A., Jugoslawien und Österreich, 1996; Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien, verf. v. Arbeitskreis Dokumentation in der donauschwäbischen Kulturstiftung, 1998; Der Jugoslawien-Krieg, hg. v. Melcic, D. u. a., 1999; Meier, V., Wie Jugoslawien verspielt wurde, 3. A. 1999; Meier, V., Jugoslawiens Erben, 2001; Dérens, J./Samary, C., Jugoslawien von A bis Z, 2001; Schmider. K., Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941-1944, 2002; Zlatar, Z., The Poetics of Slavedom, 2007; Böhm, J., Die deutsche Volksgruppe in Jugoslawien 1918-1941, 2009; Calic, M., Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert, 2010; Ramet, S., Die drei Jugoslawien, 2011; Sundhaussen, H., Jugoslawien und seine Nachfolgestaaten 1943-2011, 2012, 2. A. 2014; Böhm, J., Einfluss des Nationalsozialismus auf die Presse der deutschen Volksgruppen in Rumänien, Ungarn und Jugoslawien, 2016; Pirjevec, J., Tito – Die Biographie, 2016; Zgonjanin, A., Der Umgang mit Kriegsverbrechern im ehemaligen Jugoslawien, 2018; Calic, M., Tito – Der ewige Partisan, 2020
Julianus →Iulianus
Jülich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist der Mittelpunkt einer Grafschaft, die 1356 zu einem Herzogtum erhoben wird und deren Gebiet über Pfalz-Neuburg (1614), Bayern (1777) und Preußen (1814/5) 1946 zu Nordrhein-Westfalen kommt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Scotti, J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen, Bd. 1 1821; Landtagsakten von Jülich-Berg 1400-1610, hg. v. Below, G. v., Bd. 1f. 1895ff.; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Düren, bearb. v. Schoop, A., 1920; Croon, H., Stände und Steuern in Jülich-Berg, 1929; Jülich, bearb. v. Lau, F., 1932; Walz, R., Stände und frühmoderner Staat, 1982; Kraus, T., Jülich, Aachen und das Reich, 1987
jung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen - ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) neu, frisch entstanden
jüngste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Superlativ) neueste, letzte
Jüngstenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar N., Minorat) ist das Erbrecht des Jüngsten als Alleinerben bei mehreren an sich gleich nahen Verwandten eines Erblassers. Es entsteht in dem →Anerbenrecht. Es ist weniger verbreitet als das Ältestenrecht. S. Google
Lit.: Hübner 803; Kroeschell, DRG 2
Jüngster Reichsabschied (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der an dem 17. 5. 1654 verkündete letzte Reichsabschied des Reichstags des Heiligen römischen Reiches (vor dem immerwährenden Reichstag). Von Bedeutung ist die in dem jüngsten Reichsabschied enthaltene neue Verfahrensordnung des Reichskammergerichts mit der Abschaffung der artikulierten Klage u. s. w. S. Google
Lit.: Ruville, A. v., Die kaiserliche Politik auf dem Regensburger Reichstag 1653-1654, 1896; Fürnrohr, W., Der immerwährende Reichstag zu Regensburg, 1963; Müller, A., Der Regensburger Reichstag von 1653/54, 1992; Götte, H., Der Jüngste Reichsabschied und die Reform des Reichskammergerichts, 1998; Hattenhauer, C., Schuldenregulierung nach dem Westfälischen Frieden, 1998
Jüngstes Gericht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., lat. iudicium novissimum, N.) ist das von der jüdisch-christlichen Religion erwartete Gericht Gottes über das Leben jedes (christlichen) Menschen an dem Ende der Welt. S. Google
Junior (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) Jüngerer, Sohn
Juniorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., Maskulinum Junior 19. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) Jüngstenrecht
Junker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M. Adjektiv jung 765 bezeugt und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) Jungherr
Lit.: Heß, K., Junker und bürgerliche Großgrundbesitzer im Kaiserreich, 1990; Wagner, P., Bauern, Junker und Beamte, 2005
jura (lat. [N.Pl.] Rechte) →ius (lat. [N.] Recht)
Jura (M.) ist das Gebiet eines Gebirgszugs nahe dem Doubs. Der französischsprachige Jura gehört bis 1815 zu dem Hochstift Basel, danach zu dem Kanton Bern. Nach Volksabstimmungen in dem Jura (1974) und in der →Schweiz (24. 9. 1978) wird Jura ein selbständiger Kanton. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1859
Jurisdiktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen 1355 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., Erstbeleg 1298) Rechtsprechung, Erstbeleg
Jurisdiktionsnorm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der Deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist in Österreich das Gesetz über die Ausübung der Gerichtsbarkeit und die Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten von dem 1. 8. 1895. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher
Jurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, F., Rechtsklugheit) ist die Rechtskunde (der Römer). Sie geht von den Priestern (lat. [M.] pontifices, Brückenbauer [M.Pl.]) aus, entwickelt sich in dem Handeln (agere), Schützen (cavere) und Antworten (respondere) und ist bedeutsam in dem klassischen römischen Recht (3. Jahrhundert v. Chr.-3. Jahrhundert n. Chr., Hochklassiker beispielsweise Celsus, Iulianus/Julian, Gaius, Pomponius mit klarer, knapper Sprache, sachlicher Darlegung und überzeugender Lösung) sowie als (mittelalterliche) Rechtswissenschaft seit der Wiederentdeckung des römischen Rechtes in Italien in dem Hochmittelalter (→Irnerius). Der durch Jurisprudenz fachlich Gebildete ist seit dem Hochmittelalter der →Jurist. S. Google, →Begriffsjurisprudenz, Interessenjurisprudenz, Wertungsjurisprudenz
Lit.: Söllner §§ 11, 15, 16; Köbler, DRG 30, 99; Kirchmann, J. v., Die Wertlosigkeit der Jurisprudenz als Wissenschaft, 1847 (Vortrag des Ersten, deswegen 1866 des Amtes enthobenen Staatsanwalts von Berlin), Neudruck 1956, 1960, 1988; Ihering, R. v., Ist die Jurisprudenz eine Wissenschaft?, 1868, hg. v. Behrends, O., 1998; Kisch, G., Erasmus und die Jurisprudenz seiner Zeit, 1960; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik, 1961; Canaris, C., Systemdenken und Systembegriff in der Jurisprudenz, 1969; Stupp, H., Mos geometricus oder prudentia als Denkform der Jurisprudenz, Diss. jur. Köln 1970; Otte, G., Dialektik und Jurisprudenz, 1971; Kisch, G., Studien zur humanistischen Jurisprudenz, 1972; Blühdorn, J., Naturrechtskritik und „Philosophie des positiven Rechts“, TRG 41 (1973), 3; Hübner, H., Jurisprudenz als Wissenschaft im Zeitalter des Humanismus, (in) FS K. Larenz, 1973, 41; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1979; Backhaus, R., Casus perplexus, 1981; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984; Haft, F., Aus der Waagschale der Jurisprudenz, 1986, 4. A. 2009; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987; Radding, C., The Origins of Medieval Jurisprudence, 1988; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Afrika, 1993; Kiesow, R., Das Naturgesetz des Rechts, 1997; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien (2. bis 8. Jahrhundert), 2002; Jenseits von Bologna, hg. v. Kilian, M., 2013; Keppeler, L., Oswald Spengler und die Jurisprudenz 2013; David, J., Jurisprudence and Theology in Late Ancient and Medieval Jewish Thought, 2014; Islamische und westliche Jurisprudenz des Mittelalters im Vergleich, hg. v. Lange, C. u. a., 2018; Wirth-Duncan, B., Rechtsberatung in der römischen Antike – Von der Ehrentätigkeit zum Beruf, 2020
Jurist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1290-1330 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab etwa 1300 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen, M., Wort bei Hugo von Trimberg [Wern um 1230- Bamberg nach 1313, um 1260 an das Stift Sankt Gangolf in der Vorstadt Bamberg-Theuerstadt, Laie, Hauptwerk das umfangreiche Lehrgedicht Der Renner zwischen 1296 und 1313 mit 24600 Versen geschaffen, in den Versen 8525ff. an drei Stellen aus dem Mittellateinischen in Gegenüberstellung zu den mit Judas verbundenen judisten aufgenommen, mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist der planmäßig rechtswissenschaftlich ausgebildete Rechtsgelehrte. Rechtskundige (lat. iuris periti [Adj.], des Rechtes kundige [Menschen]) kennt bereits das römische Altertum, in dem die öffentliche Ausübung einer weltlichen Rechtsunterweisung anscheinend zuerst durch den ersten plebejischen (lat.) pontifex (M.) maximus (Oberpriester) Tiberius Coruncanius (254 v. Chr.) erfolgt, ohne dass ein eigentliches wissenschaftliches Studium erfolgt. In dem Hochmittelalter beginnt die Ausbildung von Juristen wohl mit →Irnerius und seinen Schülern (lat. [M.Pl.] quattuor doctores) an dem Anfang des 12. Jahrhunderts. 1267 begegnet der erste gelehrte Jurist des Erzbistums Salzburg, danach des Erzbistums Trier. Kurz vor 1300 erscheint der erste, in Bologna noch ohne Grad ausgebildete Jurist an dem Hof des Erzbischofs von Mainz, dem bis 1440 49 weitere, dann meist in Heidelberg oder Erfurt geschulte Juristen folgen (Bremen 1328, Riga 1360). Insgesamt finden sich zwischen 1250 und 1440 etwa 700 rechtsgelehrte Menschen in 55 geistlichen und 29 weltlichen Herrschaftsgebieten (König von Böhmen 72, Herzog von Österreich 60, Erzbischof von Köln 56, Erzbischof von Mainz 49, Herzog von Bayern 34, Bischof von Konstanz 32). Aus Bologna sind zwischen 1265 und 1425 3601 deutsche Studierende des Rechtes (21 neue Namen jährlich, 0,7 Graduierungen je Jahr) bekannt, aus Prag zwischen 1372 und 1418 3563 (jährlich 78 neue Namen und 7 Graduierungen), aus Köln seit etwa 1400 30 (juristische) Neuimmatrikulierte jährlich, aus Wien seit 1402 vielleicht 20, aus Heidelberg deutlich weniger. Kanonisten begegnen an dem deutschen Königshof erstmals unter Rudolf von Habsburg († 1291), Legisten unter Karl IV. († 1378, in Frankreich unter Ludwig IX., † 1270). Unter Kaiser Friedrich III. (1452–1493) dient dem Königtum die Hälfte der mehr als 250 aus dem gesamten Spätmittelalter bekannten gelehrten deutschen Juristen des Königs und damit ebenso viele wie in der Zeit zwischen 1300 und 1450 und mehr als an irgendeinem landesherrlichen Hof. Die Zahl der vor allem dem niederen Adel und dem städtischen Großbürgertum entstammenden Juristen, die zeitweise als dem Adel gleichwertig gelten, steigt anfangs langsam, in dem 15. Jahrhundert bereits deutlich, seit dem 20. Jahrhundert immer stärker (um 1995 ca. 150000 Juristen in Deutschland). In dem zwischen 19433 und 1945 nationalsozialistisch bestimmten Deutschen Reich wenden sich auch Juristen dem Nationalsozialismus zu (u. a. Kieler Schule, von Karl August Eckhardt ab dem 26. 5. 1935 einberufenes Kitzeberger Lager junger Rechtslehrer mit Wieacker, Larenz, Heinrich Lange, Eckhardt, Thieme, Maunz, Höhn, Dahm, Ernst Rudolf Huber, Michaelis, Schaffstein, Siebert, Busse, Ritterbusch, Würdinger und Heinrich Henkel in Kitzeberg an dem Ostufer der Kieler Förde bei Kiel, neue Studienordnung, neue Literatur). Die 150 berühmtesten (deutschen) Juristen studierten in dem Durchschnitt an 1,88 Universitäten und lehrten durchschnittlich an 2,26 Universitäten, wechselten also (zu der Vermehrung ihrer Fähigkeiten und geistigen Unabhängigkeit) einmal in dem Studium und einmal in dem Beruf ganz selbverständlich den Ort und blieben nicht lebenslang einer einzigen Umgebung (mit Hausberufung) verhaftet.
Lit.: Söllner §§ 11, 15, 16; Köbler, DRG 8, 100, 114, 151, 154, 188, 262; Dahl, F., Juridiske Profiler, 1920; Schultheß, H., Schweizer Juristen, 1945; Kunkel, W., Die römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, Neudruck 2001; Genzmer, E., Hugo von Trimberg und die Juristen, (in) Studi P. Koschaker, Bd. 1 1954, 289; Ellinger, W., Die Juristen der Reichsstadt Nürnberg, (in) Genealogica, Heraldica, Juridica, 1954; Wieacker, F., Textstufen klassischer Juristen, 1960; Boockmann, H., Laurentius Blumenau, 1965; Becker, G., Deutsche Juristen und ihre Schriften auf den römischen Indices, 1970; Laufs, A., Rechtsentwicklungen in Deutschland, 1973, 5. A. 1996; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974; Deutsche Juristen aus fünf Jahrhunderten, hg. v. Kleinheyer, G. u. a. 1976; Juristinnen in Deutschland, hg. v. Binder, G., 1984; Deutsche und europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, hg. v. Kleinheyer, G. u. a., 4. A. 1996, 5. A. 2008; Kolbeck, T., Juristenschwemmen, 1978; Das Profil des Juristen in der europäischen Tradition, 1980 (Festband für Franz Wieacker); Jessen, J., Die Selbstzeugnisse der deutschen Juristen, 1983; Die Rolle des Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, hg. v. Schnur, R., 1986; Schulen und Studium, hg. v. Fried, J., 1986; Männl, I., Die gelehrten Juristen, Diss. phil. Gießen 1986; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987; Juristen in Österreich (1200-1980), hg. v. Brauneder, W., 1987; Biographisches Repertorium der Juristen im Alten Reich (A-E und Katalog der Sammlung Lehnemann), hg. v. Ranieri, F., Bd. 1ff. 1987ff. (CD-ROM 1997); Juristen im Portrait, 1988; Streitbare Juristen, hg. v. Kritische Justiz, 1988; Köbler, G., Wie werde ich Jurist?, 4. A. 1988; Wirth, T., Adelbert Düringer, 1989; Göppinger, H., Juristen jüdischer Abstammung, 1990; Stiefel, E. u. a., Deutsche Juristen im amerikanischen Exil, 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993; Dölemeyer, B., Frankfurter Juristen im 17. und 18. Jahrhundert, 1993 (737 Juristen); Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995; Ebert, I., Die Normierung der juristischen Staatsexamina, 1995; Beneduce, P., Il corpo eloquente, 1996; Internationaler biographischer Index des Rechts und der Rechtswissenschaft, Bd. 1ff., 1996; Dilcher, G., Der deutsche Juristenstand, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Liebs, D., Römische Juristen der Merowinger, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Juristinnen in Deutschland, hg. v. Deutschen Juristinnenbund, 4. A. 2003; Recht und Verfassung, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1998; Schmutz, J., Juristen für das Reich, 2000; Langer, S., Rechtswissenschaftliche Itinerarien, 2000; Frassek, R., Steter Tropfen höhlt den Stein – Juristenbildung im Nationalsozialismus, ZRG GA 117 (2000), 294; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 2001 (Taschenbuchausgabe); Zivilrechtliche Entdecker, hg. v. Hoeren, T., 2001; Österreichische Rechtswissenschaft in Selbstdarstellungen, hg. v. Jabloner, C. u. a., 2003; Jurists uprooted – German speaking émigré lawyers in twentieth-century Britain, hg. v. Beatson, J. u. a., 2004; Wegerich, C., Die Flucht in die Grenzenlosigkeit. Justus Wilhelm Hedemann (1878-1963), 2004; Diccionario crítico de juristas españoles, hg. v. Peáez, M. Bd. 1f. 2005ff.; Juristische Argumentation – Argumente der Juristen, hg. v. Cordes, A., 2005; Zwischen Rechtsstaat und Diktatur – Deutsche Juristen im 20. Jahrhundert, 2006; Juristenausbildung in Europa, hg. v. Baldus, C. u. a., 2008; Brundage, J., The Medieval Origins of the Legal Profession, 2008; Röwekamp, M., Die ersten deutschen Juristinnen, 2011; Fischer, S., Juristen in Westfalen im 19. Jahrhundert, 2012; Gelebtes Recht, hg. v. Strejcek, G., 2012; Daniels, T., Diplomatie, politische Rede und juristische Praxis im 15. Jahrhundert, 2013; Senn, M., Rechtswissenschaft und Juristenausbildung, 2013; Gordley, J., The Jurists, 2013; Streitbare JuristInnen, hg. v. Kritische Justiz, 2013 (25, davon 11 Frauen); Pieroth, B., Deutsche Schriftsteller als angehende Juristen, 2018; Lehne-Gstreinthaler, C., Iurisperiti et oratores – eine Studie zu den römischen Juristen der Republik, 2019; Güde, W., Max Güde (1902-1984), 2019; Haehling von Lanzenauer, R., Der badische Jurist Reichlin von Meldegg und seine Zeit, 2019; Odenweller, K., Diplomatie und Pergament – Karriere und Selbstbild des gelehrten Juristen Giovan Francesco Capodilista, 2019; Kirchheimer, O., Gesammelte Schriften, Bd. 4 Politische Justiz und Wandel der Rechtsstaatlichkeit, hg. v. Klingsporn, L./Wilke, C., 2019; Rakebrand, J., Der Rechtsmensch Ludwig Frege (1844-1964) – Eine Biographie wissenschaftlich erzählt, 2019; Flam, H., Juristische Expertise zwischen Profession und Protest, 2020; Great Christian Jurists in German History, hg. v. Schmoeckel, M./Witte, J., 2020; Simon, H., Leben zwischen den Zeiten, hg. v. Becker, P. u. a., 2020
Juristenausbildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die universitäre oder praktische Ausbildung zu einem →Juristen (→Rechtsunterricht). Sie beginnt in dem Mittelalter nach vorrechtswissenschaftlichen Anfängen in dem 12. Jahrhundert. Ausbildungsort ist hauptsächlich die →Universität, in England aber auch die Juristenzunft (engl. inn of court). An der Universität ist die juristische Fakultät eine der drei über der artistischen Fakultät stehenden oberen Fakultäten. Lehrbefugt ist an dem Beginn der (lat. [M.]) doctor (Lehrer), seit dem 19. Jahrhundert der Habilitierte. Studierberechtigt ist anfangs der Lateinkundige, seit dem 18. Jahrhundert der (lateinkundige) Abiturient (Preußen 1788) bzw. Maturant. Frauen werden erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts zugelassen. Die Dauer des Studiums ist zunächst unbestimmt (meist 6-8 Jahre), wird in dem 19. Jahrhundert aber auch in dem Interesse der Ausbildenden wegen des wachsenden Stoffes auf eine Mindestzeit von 6, später 7 Semestern festgelegt. Wichtigste Lehrveranstaltung ist die Vorlesung (lat. [F.] praelectio). Lehrgegenstand sind ursprünglich die römischen Texte Justinians und die kirchlichen Sammlungen, seit dem 16. Jahrhundert einzelne Fachgebiete wie Strafrecht oder Staatsrecht. Seit dem 18. Jahrhundert (Preußen 1710, 1713) wird (für den Staatsdienst) eine der Universitätsausbildung folgende (praktische Ausbildung mit anschließender) Prüfung (zu dem Volljuristen) vorausgesetzt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird an einzelnen Universitäten (beispielsweise Augsburg, Konstanz, Bielefeld, Hamburg II) zeitweise eine einstufige Juristenausbildung versucht, aber nach Ausbleiben durchschlagender Erfolge wieder aufgegeben. S. Google
Lit.: Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 3 2. A. 1834; Muther, T., Zur Geschichte der Rechtswissenschaft und der Universitäten in Deutschland, 1867; Weimar, P., Die legistische Literatur und die Methode des Rechtsunterrichts der Glossatorenzeit, (in) Ius commune 2 (1969), 43; Köbler, G., Zur Geschichte der juristischen Ausbildung in Deutschland, (in) JZ 1971, 768; Bake, U., Die Entstehung des dualistischen Systems der Juristenausbildung in Preußen, Diss. jur. Kiel 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1972ff.; Burmeister, K., Das Studium der Rechte, 1974; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Streitbare Juristen, hg. v. d. Redaktion Kritische Justiz, 1988, Neudruck 2016 (41, davon 3 Frauen); Hagemann, H., Rechtsunterricht im 16. Jahrhundert, (in) ZNR 14 (1992), 162; Frassek, R., Weltanschaulich begründete Reformbestrebungen für das juristische Studium in den 30er und 40er Jahren, ZRG GA 111 (1994), 564; Ebert, I., Die Normierung der juristischen Staatsexamina, 1995; Landau, P., Die deutschen Juristen, 1996; Lührig, N., Die Diskussion über die Reform der Juristenausbildung, 1997; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Juristenausbildung in Europa zwischen Tradition und Reform, hg. v. Baldus, C. u. a., 2008; Sörgel, D., Die Implementation der Grundlagenfächer in der Juristenausbildung nach 1945, 2013; Senn, M., Rechtswissenschaft und Juristenausbildung, 2014
Juristen, böse Christen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist eine wohl ansatzweise in dem Spätmittelalter entstandene Redewendung (überliefert in vier Handschriften von Hugo von Trimbergs Lehrgedicht „Der Renner“ [um 1300]). Sie hat ihren Grund in den Vermutungen, dass der gelehrte Rechtskundige auf der Seite der Mächtigen steht, die Wahrheit verdunkelt und die Verfahren verlängert.
Lit.: Stintzing, R. v., Das Sprichwort „Juristen, böse Christen“, 1875; Riezler, E., Die Abneigung gegen den Juristen, 1925; Wittenberg, hg. v. Lück, H. u. a., 2006, 63ff.
Juristenausbildung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) → Jurist
Juristenfakultät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal zu 1595 ohne Ortsangabe belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die den Rechtsunterricht ausführende Fakultät der Universität. Sie entsteht seit dem 13. Jahrhundert in Oberitalien und Frankreich (Paris), seit dem 14. Jahrhundert auch in dem deutschen Sprachraum. Die Juristenfakultät ist Verbandsperson, gerät aber in der Neuzeit unter staatlichen Einfluss (Wittenberg 1508, einzelne →Universitäten). In dem 20. Jahrhundert nimmt die zahlenmäßige Größe als Folge der Verlagerung des Arbeitslebens von der Landwirtschaft über die Industrie zu den Dienstleistungen und des Übergangs von der einfachen nur dem eigenen Überleben dienenden Hauswirtschaft zu der darüber hinaus weitere Geldeinkünfte ermöglichenden Marktwirtschaft sehr stark zu. S. Google, →Jurist, Fakultät
Lit.: Kaufmann, G., Geschichte der deutschen Universitäten, Bd. 1f. 1888ff., Neudruck 1958; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Willoweit, D., Das juristische Studium in Heidelberg und die Lizentiaten der Juristenfakultät von 1386 bis 1436, (in) Semper aperta, (in) FS Universität Heidelberg, Bd. 1 1985, 85; Lück, H., Die Spruchtätigkeit der Wittenberger Juristenfakultät, 1998; Sauter, M., Hexenprozess und Folter – Die strafrechtliche Spruchpraxis der Juristenfakultät Tübingen, 2020
Juristenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) sowie teilweise für das Lateinische und für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Juristen (statt von dem Volk oder von dem Gesetzgeber) geschaffene Recht. Es spielt in der rechtswissenschaftlichen Diskussion des frühen 19. Jahrhunderts (→Puchta) eine gewisse Rolle. →Richterrecht
Lit.: Kaser § 2 II; Söllner §§ 11, 15, 16; Köbler, DRG 4; Thöl, H., Volksrecht, Juristenrecht, Genossenschaften, Stände, Gemeines Recht, 1846; Brauneder, W., Privatrechtsfortbildung durch Juristenrecht, (in) ZNR 1983, 22; Hofer, S., Zwischen Gesetzestreue und Juristenrecht – Die Zivilrechtslehre Friedrich Endemanns (1857-1936), 1993
Juristenstand →Jurist
Lit.: Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes im 12. Jahrhundert, 1974
Juristentag ist eine freiwillige, periodisch stattfindende Versammlung von Juristen (in Deutschland seit 1860). Zielsetzung ist die öffentliche Erörterung allgemeiner Rechtsfragen. Hinzu kommen persönliche Interessen an Aufmerksamkeit und Bedeutung.
Lit.: Conrad, H., Der deutsche Juristentag 1860-1960, (in) Hundert Jahre deutsches Rechtsleben, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des deutschen Juristentages, Bd. 1 1960, 1; Dilcher, G., Der deutsche Juristentag 1960-1980, 1980; Landau, P., Die deutschen Juristen, 1996; Festschrift 50 Jahre österreichischer Juristentag, hg. v. österreichischer Juristentag, 2009
juristisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise mit dem Latinischen des Altertums verbindbar, Adj.) →Jurist, isch
Juristische Person (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., Hugo 1799, Adjektiv juristisch 15. Jh.) ist die neben dem Menschen von Seiten des Menschen über die Rechtsordnung [gedanklich und damit künstlich besonders] geschaffene Person als ein die Verantwortung einschränkendes Hilfsmittel für begüterte oder mehrere Menschen. Dem Altertum ist der Gedanke, dass ein Personenverband mit selbständiger Rechtsfähigkeit ausgestattet sein kann, noch fremd. Die Römer sehen beispielsweise bei dem Staat oder Verein die Gesamtheit der jeweiligen Mitglieder als Rechtsträger an. Wohl als Folge der zunehmenden Verdichtung der Gesellschaft und der sich hieraus ergebenden Verstärkung der Verbandsbildung (Stadt, Gemeinde, Staat, Universität, Orden, Zunft, Markgenossenschaft u. s. w.) spricht Papst Innozenz IV. 1245 erstmals von einer (lat.) persona (F.) ficta (erdachten Person). In dem 19. Jahrhundert wird auf der Grundlage naturrechtlicher Ansätze der moralischen Person oder juristischen Person zwecks Verringerung der Gefahr des Verlusts von Vermögen durch Handlung eine eigene Rechtsfähigkeit zuerkannt. Streitig ist nur, ob die juristische Person eine Fiktion (→Savigny) oder ein sozialer Organismus (→Gierke) sei. Juristische Personen sind vor allem →Verein (u. a. →Aktiengesellschaft, Gesellschaft mit beschränkter Haftung) und →Stiftung sowie Körperschaft und Anstalt. Seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert ist auch die Einmanngesellschaft als juristische Person möglich. Die juristische Person des Privatrechts entsteht durch Rechtsgeschäft und Eintragung in ein öffentliches Register, die juristische Person des öffentlichen Rechtes durch Hoheitsakt. Durch Art. 19 III GG erlangt die juristische Person Grundrechtsfähigkeit. Die juristische Person handelt nach der Fiktionstheorie durch Vertreter, nach der Theorie der realen Verbandspersönlichkeit durch Organe. S. Google
Lit.: Kaser § 17 I; Köbler, DRG 207; Zitelmann, E., Begriff und Wesen der sogenannten juristischen Personen, 1873; Schnorr von Carolsfeld, L. v., Geschichte der juristischen Person, 1933; Henkel, W., Zur Theorie der juristischen Person im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Göttingen 1973; Rittner, W., Die werdende juristische Person, 1973; Huussen-de Groot, F., Rechtspersonen in de 19 eeuw, 1976; Dießelhorst, M., Zur Theorie der juristischen Person bei Savigny, (in) Quaderni Fiorentini 9 (1980); Brauneder, W., Von der moralischen Person des ABGB zur juristischen Person der Privatrechtswissenschaft, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 263; Ebihara, A., Was ist juristisch an der juristischen Methode des Staatsrechts, (in) ZNR 1996, 66; Selbstbewusstsein und Person im Mittelalter, hg. v. Mensching, G., 2005; Pohlmann, J., Entstehung, Rechtsträgerschaft und Auflösung der juristischen Person, 2007; Munsonius, H., Die juristische Person des evangelischen Kirchenrechts, 2009; Bezler, E., Die Bedeutung des Stammkapitals für die GmbH, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Jury (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie an dem Ende 19. Jh. aus dem Neuenglischen aufgenommen und über das Altfranzösische mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist das mit Laien besetzte Geschworenengericht. Die Jury entwickelt sich in England und Frankreich aus dem vorwissenschaftlichen Gericht. In dem 19. Jahrhundert fordert der Liberalismus in dem Kampf gegen den als übermächtig und freiheitseinschränkend angesehenen Staat und dessen Berufsrichter die Jury auch in Deutschland. Nach 1848 wird die Jury als →Schwurgericht in eingeschränktem Bereich eingerichtet. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungrechts, 1954; Willock, J., The origins and development of the jury in Scotland, 1966; The trial jury in England, France, Germany 1700-1900, hg. v. Padoa Schioppa, A., 1987; Padoa Schioppa, A., La giuria penale in Francia, 1994; Cairns, J./Mc Leod, G., The Dearest Birthright of the People of England, 2002; Pense, T., Das spanische Schwurgericht, 2006; Masschaele, J., Jury, State and Society in Medieval England, 2008; Lieber, N., Schöffengericht und Trial by Jury, 2010
Justi, Johann Heinrich Gottlob von (Brücken 28. 12. 1717-Küstrin 21. 7. 1771) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg (Leyser) 1750 Professor für Kameralistik in Wien und nach 1755 Praktiker und Publizist mit Vorlesungen in Göttingen (1755-1757). Sein Hauptwerk ist die Grundfeste zu der Macht und Glückseligkeit der Staaten (1760f., Neudruck 1965). Hierzu stellt er die wirtschaftlichen Interessen der Allgemeinheit dem fiskalischen Interesse des nur durch Grundgesetze gebundenen absoluten Monarchen voran. Die Polizei beschränkt er auf die Gewährleistung der Rahmenbedingungen für privates wirtschaftliches Handeln. Die systematische Bearbeitung des Polizeibegriffs legt dabei eine wesentliche Grundlage für das Verwaltungsrecht des 19. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Frensdorff, F., Über das Leben und die Schriften des Nationalökonomen Johann Heinrich Gottlob von Justi, 1903, Neudruck 1970; Ebihara, A., Justis Staatslehre und Wolffs Naturrechtslehre, ZRG GA 102 (1985), 239; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1 1988; Adam, U., The Political Economy of J. H. G. Justi, 2006
Justinian (Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus, Tauresium in Illyrien [Taor in Mazedonien] um 482-Konstantinopel 14. 11. 565), muttersprachlich wohl lateinischer Bauernsohn und Kaiserneffe, verheiratet mit Theodora, der Tochter eines Bärendompteurs an dem Zirkus in Konstantinopel, nach dem Chronisten Malalas klein, mit breiter Brust, guter Nase, heller Haut, lockigem Haar und rundem Gesicht durchaus gutaussehend, wird 527 Kaiser des oströmischen Reiches. Er veranlasst die Schaffung des →Codex (529 und 534 aus den Konstitutionen seiner kaiserlichen Vorgänger), der →Digesten oder →Pandekten (530/533, aus den Schriften der iurisperiti [Rechtskundigen] zwischen dem dritten vorchristlichen und dem dritten nachchristlichen Jahrhundert) wie der dem iurisperitus Gaius (um 160) folgenden →Institutionen (533, Lehrwerk gegliedert in vier Bücher nach personae, res, actiones, Personen, Sachen, Klagansprüchen) und erlässt danach noch Einzelgesetze (→Novellen), die ebenfalls gesammelt werden. Anfangs tatkräftig, wird er später von dem Gedanken göttlicher Berufung beseelt. S. Google
Lit.: Söllner §§ 19, 21; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Köbler, DRG 50, 53; Schindler, K., Justinians Haltung zur Klassik, 1966; Browning, R., Justinian and Theodora, 1971; Mazal, O., Justinian I. und seine Zeit, 2001; Meier, M., Das andere Zeitalter Justinians, 2003; Meier, M., Justinian, 2004; Cesaretti, P., Theodora, 2004; Leppin, H., (K)ein Zeitalter Justinians, (in) HZ 284 (2007), 659; Pratsch, T., Theodora von Byzanz, 2009; Justinian, hg. v. Meier, M., 2011; Leppin, H., Justinian, 2011; Willems, C., Justinian als Ökonom, 2017; Heather, P., Die letzte Blüte Roms – Das Zeitalter Justinians, 2019; Koehn, C., Justinian und die Armee des frühen Byzanz, 2018; Parnell, D., Justinian’s Men, 2017
Justiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576 [Mecklenburg] in fünfzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aufgenommen aus lat. iustitia [F.] Gerechtigkeit) ist die Rechtspflege (vielfach nur der ordentlichen Gerichtsbarkeit). S. Google
Lit.: Springer, M., Die Coccejische Justizreform, 1914; Liebermann, F., Zur Teilung des Justizertrags zwischen Herrscher und Gerichtshalter, ZRG GA 46 (1926), 365; 200 Jahre Dienst am Recht, hg. v. Gürtner, F., 1938; Hannover, H./Hannover, E., Politische Justiz, 1966, Neudruck 1987; Wenzlau, J., Der Wiederaufbau der Justiz in Nordwestdeutschland 1945 bis 1948, 1979; Kuhn, R., Die Vertrauenskrise der Justiz (1926-1928), 1983; Fieberg, G., Justiz im nationalsozialistischen Deutschland, 1984; Justiz in alter Zeit, hg. v. Hinckeldey, C. u. a., 1984, 2. A. 1989, 3. A. 1989; Jasper, G., Justiz und Nationalsozialismus, 1985; Just-Dahlmann, B. u. a., Die Gehilfen, 1988; Justizalltag im Dritten Reich, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1988; Gruchmann, L., Justiz im Dritten Reich 1933-1940, 1988, 3. A. 2003; Recht und Justiz im Dritten Reich, hg. v. Dreier, R. u. a., 1989; Judicial Records, hg. v. Baker, J., 1989; Nehlsen-von Stryk, K., Zum „Justizbegriff“ der rechtshistorischen Germanistik, (in) Ius commune 17 (1990), 189ff.; Vorträge zur Justizforschung, hg. v. Mohnhaupt, H. u. a., 1992f.; Justiz im Dritten Reich, NS-Sondergerichtsverfahren in Rheinland-Pfalz, 1994; Wrobel, Verurteilt zur Demokratie, 1998; Royer, J., Histoire de la justice en France, 1995; Dölemeyer, B., Justizforschung in Frankreich und Deutschland, (in) ZNR 18 (1996); Error iudicis, hg. v. Gouron, A. u. a., 1998; Schulte-Nölke, H., Rheinische Judikatur im frühen 19. Jahrhundert, (in) ZNR 20 (1998); Politische Strafjustiz 1951-1968, hg. v. Justizministerium Nordrhein-Westfalen, 1998, neu hg. 2014; Justiz und Gerechtigkeit, hg. v. Griesebner, A., 2002; Justiz im Nationalsozialismus. Katalog zur Ausstellung, hg. v. Benzler, S. u. a., 2002; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003; Justiz = Justice = Justicia? Rahmenbedingungen von Strafjustiz im frühneuzeitlichen Europa, hg. v. Rudolph, H. u. a., 2003; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Justiz und Nationalsozialismus, hg. v. Pauli, G. u. a., 2003; Kißener, M., Zwischen Diktatur und Demokratie, 2003; Schmelz, C., Die Entwicklung des Rechtswegestaates, 2004; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz, 2005; Book, A., Die Justizreform in der Frühzeit der Bundesrepublik, 2005; Groß, J., Die deutsche Justiz unter französischer Besatzung 1945-1949, 2007; Deutsche Justizinstitutionen in Geschichtswerken und Festschriften, hg. v. Vormbaum, T., 2007; Scheib, K., Justiz unterm Hakenkreuz, 2012; Justiz und Justizverfassung, hg. v. Schubert, W. u. a., 2013 (Ostseeraum); Görtemaker, M. u. a., Die Akte Rosenburg, 2016 (Franz Maasfeller, Josef Schafheutle, Ernst Kanter, Eduard Dreher, Wolfgang Immerwahr Fränkel, Gerhard Marquordt, Paulheinz Baldus u. a.); Justiz und Verfahren im Wandel der Zeit, hg. v. Schumann, E., 2017 (Festgabe Wolfgang Sellert); Hoeppel, A., NS-Justiz und Rechtsbeugung – Die strafrechtliche Ahndung deutscher Justizverbrechen nach 1945, 2019; Prosperi, A., Justice Blindfolded – The Historical Course of an Image, 2018; Political and Transitional Justice in Germany, Poland and the Soviet Union from the 1930s to the 1950s, hg. v. Brechtken, M. u. a., 2019
Justizgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1802 [Berg. Polizeirecht] in zwei Stellen belegt, aber in Wörtrbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und dass erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die Justiz betreffende Gesetz. S. Google→Justiz, Gesetz
Lit.: Baltl/Kocher
Justizgesetzsammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar F.) ist eine 1780 in Österreich angelegte Sammlung der Justizgesetze. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher
Justizirrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Irrtum eines Justiziorgans über eine rechtserhebliche Tatsache, der ein Fehlurteil bewirken kann, der aber angesichts der grundsätzliichen Fehlerhaftigkeit des Menschen wohl von einer auf Rechts ausgerichteten Gesellschaft als letztlich auch bei größtmöglicher Sorgfalt in einzelnen Fällen unvermeidbar hingenommen werden muss. S. Google
Lit.: Sello, E., Die Irrtümer der Strafjustiz und ihre Ursachen, 1911, Neudruck 2001 (153 Fälle aus neun Ländern); Hötzel, Y., Debatten um die Todesstrafe in der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1990, 2010
Justizsache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [Fellner-Kretschmayr] an etwa 35 Stellen belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar und aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 18. Jahrhundert die gerichtlich überprüfbare Angelegenheit. S. Google
Lit.: Kroeschell, K., Justizsachen und Polizeisachen, (in) FS H. Thieme, 1983
Justizstelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1761 [Moser] in zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar und aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar F., s. Google) →oberste Justizstelle
Justizverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1740 [Acta Borussica] in vierundzwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar und aus dem Germanischen erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die besondere Verwaltung der von der allgemeinen Verwaltung getrennten Gerichtsbarkeit.
Lit.: Hamann, U., Das Oberlandesgericht Celle im Dritten Reich, (in) FS zum 250jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Celle, 1986; Justizverwaltung, Rechtsprechung und Strafvollzug auf dem Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz, 1995
Jüte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der in der Völkerwanderung mit den Angeln und Sachsen von Jütland nach Britannien ziehende und in den Angelsachsen aufgehende Angehörige des Jütland seinen Namen hinterlassenden Stammes der Germanen. S. Google
jütisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adj.) Jüten und Jütland betreffend
Jütisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Jüten und Jütland betreffendes Recht
→Jyske Lov
Lit.: Das jütsche Recht, übers. v. See, K. v., 1960; Wagner, W., Jütlands Verfassung im Mittelalter, 1992
Jütland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist der festländische Teil Dänemarks zwischen Nordsee und Ostsee. Teile seiner germanischen Bewohner ziehen in dem 5. Jahrhundert in das heutige Belgien und von dort 449 nach Britannien bzw. England. 1241 erlässt König Waldemar von Dänemark das →Jyske Lov. S. Google
Lit.: Nordisk kultur, Bd. 2 1938, 1ff.
Jyske Lov, Jydske Lov, (mnd.) Jütsche Lov, Jütisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Jüten und Jütland betreffendes Recht) ist ein in dem März 1241 von König Waldemar II. (1202-1241) von Dänemark als verbessertes Landschaftsrecht für Jütland erlassenes Gesetz in dänischer Sprache. Es ist in 14 Handschriften des 14. Jahrhunderts überliefert. Es gliedert sich in drei Bücher gemischten Inhalts. Es ist kirchlich und königlich geprägt. Es gilt bis 1683, in Schleswig bis zu dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900. S. Google
Lit.: Das Jyske Recht, hg. v. See, K. v., 1960; Amira, K., v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 91, 96; Jutisch Lowbok. Lübeck 1486, (Faksimiledruck) 1976; Jydske Lov, hg. v. Feger, O. u. a., 1991; How Nordic are the Nordic Medieval Laws, hg. v. Tamm, D. u. a., 2005
K
Kabbala (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) iat mit der Bedeutung Überliefertes eine mystisch-spekulative Strömung des Judentums in Südfrankreich und Spanien (13./14. Jahrhundert).
Lit.: Scholem, G., Ursprung und Anfänge der Kabbala, 1962; Reichstein, H., Praktisches Lehrbuch der Kabbala, 1984; Scholem, G., Die jüdische Mystik in ihren Haptströmungen, 1980 3. A. 1988, 11. A. 2015
Kabel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 16. Jh. in EDEL – und ab 1296 [Strals.1.1.StB. 186] in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen Norddeutschland das Los und der durch das Los bestimmte Anteil (beispielsweise an einem Deich).
Lit.: Hübner § 114; Schirmer, A., Wörterbuch der deutschen Kaufmannssprache, 1911, 91
Kabinett (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Württemberg] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittelfranzösischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Etymologie unklar, N.) ist ursprünglich das kleine Gemach, in dem der neuzeitliche Fürst seine besonderen Angelegenheiten besorgt. Hieraus entwickelt sich eine beratende beamtete Organisation. In der Gegenwart ist vor allem Kabinett die Regierung eines Staates. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 151; Sedlmayer, W., Die rechtliche Natur des königlichen Kabinetts in Württemberg, 1911; Dürichen, J., Geheimes Kabinett und Geheimer Rat unter der Regierung Augusts des Starken, (in) Neues Archiv f. Gesch. 51 (1930), 68; Heiss, U., Geheimer Rat und Kabinett in den ernestinischen Staaten Thüringens, 1962; Leinert, B., Geheimer Rat und Kabinett in Baden, 1973
Kabinettsjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Württemberg] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelfranzösische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der Eingriffe des Landesherrn in einen geschäftlichen Ablauf in einem Einzelfall. In dem →Absolutismus ist der Machtspruch erlaubt. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird er als Verstoß gegen die →Gewaltenteilung bekämpft und in dem Gefolge der französischen Revolution (1789) und der Verfassungsgebung Frankreichs (1791, Kapitel V, Art. 1) in dem 19. Jahrhundert ausgeschlossen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 154, 200; Bussi, E., Zur Geschichte der Machtsprüche, (in) FS E. Hellbling, 1971, 51; Ogris, W., Maria Theresia iudex, (in) Anzeiger der phil.-hist. Kl. d. österreichischen Ak. d. Wiss. 110 (1973), 232; Ogris, W., De sententiis ex plenitudine potestatis, (in) FS H. Krause, 1975, 171; Regge, J., Kabinettsjustiz in Brandenburg-Preußen, 1977; Olechowski, T., Iustitia regnorum fundamentum, (in) RZ 78 (2000), 132; Erwin, H., Machtsprüche, 2009
Kadi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jh. in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Arabischen aufgenommen, M.), Richter in arabischen Ländern
Kadijurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist die Streitentscheidung durch den Kadi (Richter in arabischen Ländern) in Gegensatz zu der an rechtsstaatliche Grundsätze gebundenen Rechtsprechung der abendländischen Kulturen. S. Google
Lit.: Luig, K., Richterkönigtum und Kadijurisprudenz, (in) Das Profil des Juristen, 1980, 295; Müller, C., Der Kadi und seine Zeugen, 2013; Tillier, M., L’invention du cadi – La justice des musulmans, 2017
Kaff (Wort ab 1399 in älteren deutschen Rechtsquellen belegt [Erler, Ingelh. I 75, I 137 selten, M.) Anwartschaftsrecht der gesetzlichen Erben in den Sprüchen des Ingelheimer Oberhofs, zu gaffen?, in abweichender Bedeutung in Google belegt
Kafka, Franz (Prag 3. 7. 1883-Kierling bei Wien bzw. Wien 3. 6. 1924, jüdischer Name Anschel), Kaufleutekind, nach dem Studium des Rechtes an der Universität Prag (1901-1906) und einem Rechtspraktikum Aushilfskraft in einer Versicherung, 1908-1922 Angestellter der Arbeiterunfallversicherungsanstalt in Prag, bedeutendster Schriftsteller der deutschsprachigen Rechtskultur des frühen 20. Jahrhunderts und ihrer (kafkaesken) Folgen für den Einzelnen in der verwalteten Gesellschaft, s. Google
Lit.: Gesammelte Werke, hg. v. Brod, M., 1950ff.; Brod, M., Franz Kafka, 1962; Abraham, U., Der verhörte Held, 1985; Anz, T., Franz Kafka, 1989; Franz Kafka, Amtliche Schriften, hg. v. Hermsdorf, K. u. a., 2004; Alt, P., Franz Kafka, 2005; Kafka-Handbuch, hg. v. Engel, M. u. a., 2010; Mehring, R., Kafkanien – Carl Schmitt, Franz Kafka und der moderne Verfassungsstaat, 2022
Kahn-Freund, Otto (Frankfurt am Main 1900-England 1979) wird nach dem Studium von Geschichte und Recht in Heidelberg, Leipzig und Frankfurt (Sinzheimer) Richter. 1933 wandert er wegen seiner jüdischen Herkunft nach England aus und wird 1951 Professor in London, 1964 in Oxford. Er gehört zu den führenden Arbeitsrechtlern des 20. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Kahn-Freund, O., Autobiographische Erinnerungen an die Weimarer Republik, (in) Kritische Justiz 1981, 183
Kaiser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Ahd.Gl. I 730, 9 a caesare f-ona- kheisure, II 451 imperator cheisar vel herisari, II 581 imperator kiásur, III 395 perezilinz imperator keiser] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie das erschließbare Germanische aus dem lateinischen Personennamen Caesar des Altertums aufgenommen, M.) ist in Europa der Träger der höchsten weltlichen Würde. In der Nachfolge Gaius Iulius Caesars († 44 v. Chr.) nennen sich nach Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) schon die römischen Herrscher (lat. [M.]) caesar. Dabei hängt die Nachfolge wesentlich von den jeweiligen Machtverhältnissen ab (beispielsweise Soldatenkaiser). Bei Teilung des römischen Reiches stehen mehrere Kaiser nebeneinander. In Westrom endet das Kaisertum durch die Machtübernahme Odoakers 476 n. Chr. In dem Osten tritt in dem 7. Jahrhundert die griechische Bezeichnung basileus an die Stelle von Caesar. An Weihnachten 800 krönt Papst Leo III. König Karl (den Großen) zu einem K. (lat. imperator [M.] Romanorum). In der Folge erlangen viele deutsche Könige von dem Papst die Krönung zu dem Kaiser (lat. [M.] imperator Romanorum semper augustus), nämlich Karl III. der Dicke 881, Arnulf von Kärnten 896, Otto I. 962, Otto II. 973, Otto III. 996, Heinrich II. 1014, Konrad II. 1027, Heinrich III. 1046, Heinrich IV. 1084, Heinrich V. 1111, Lothar III. 1133, Friedrich I. 1155, Heinrich VI. 1191, Otto IV. 1209, Friedrich II. 1220, Heinrich VII. 1312, Ludwig IV. der Bayer 1328, Karl IV. 1355, Sigismund 1433, Friedrich III. 1452, Maximilian 1508, Karl V. (1520 Selbstbenennung als erwählter Kaiser des Heiligen römischen Reiches, erwählter römischer Kaiser Bologna 1530). Die damit verbundenen Rechte sind gering. 1453 endet das oströmische Kaisertum unter dem Ansturm der Türken, deren Sultan den Rang eines Kaisers beansprucht. Der Herrscher Russlands nennt sich nach dem Untergang Ostroms ab 1478 Zar (1547 Krönung Iwans IV., des Schrecklichen, 1721 imperator, 1917 Zarenfamilie gestürzt). Nach 1530 wird der Kaiser des Heiligen römischen Reiches von den Kurfürsten gewählt bzw. gekrönt (Ferdinand I. 1558-1564, Maximilian II. 1564-1576, Rudolf II. 1576-1612, Matthias 1612-1619, Ferdinand II. 1619-1637, Ferdinand III. 1637-1657, Leopold I. 1658-1705, Joseph I. 1705-1711, Karl VI. 1711-1740, [nach dem Wittelsbacher Karl VII.] Franz I. 1745-1765, Joseph II. 1765-1790, Leopold II. 1790-1792 und Franz II. 1792-1806). 1804 nehmen Napoleon als Herrscher von Frankreich (mit Unterbrechungen bis 1870) und danach der Kaiser des Heiligen römischen Reiches für seine Erblande in Österreich den Titel Kaiser an. 1806 endet das Kaisertum des Heiligen römischen Reiches. 1871 wird der König von Preußen zu dem Kaiser des Deutschen Reiches proklamiert. 1918 endet das europäische Kaisertum (Deutschland, Österreich). Daneben gibt es auch Kaiser von Indien (1876-1947), China, Äthiopien und Japan sowie anderen Ländern. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 76, 83, 109, 132, 147, 194, 195; Tophoff, H., Die Rechte des deutschen Kaisers, 1902; Srbik, H. v., Das österreichische Kaisertum, 1927; Heldmann, K., Das Kaisertum Karls des Großen, 1928; Holtzmann, R., Der Kaiser als Marschall des Papstes, 1928; Schramm, P., Kaiser, Rom und Renovatio, 1929, 2. A. 1957; Tiedemann, H., Der deutsche Kaisergedanke vor und nach dem Wiener Kongress, 1932; Schneider, F., Neuere Anschauungen der deutschen Historiker zur Beurteilung der deutschen Kaiserpolitik des Mittelalters, 1934, 2. A. 1936, 3. A. 1938; Stengel, E., Kaisertitel und Souveränitätsidee, (in) DA 3 (1939); Ohnsorge, W., Das Zweikaiserproblem im früheren Mittelalter, 1947; Ohnsorge, W., Das Mitkaisertum in der abendländischen Geschichte des früheren Mittelalters, ZRG GA 67 (1950), 309; Andreae, F., Das Kaisertum in der juristischen Staatslehre des 15. Jahrhunderts, Diss. phil. Göttingen 1951; Drögereit, R., Kaiseridee und Kaisertitel bei den Angelsachsen, ZRG GA 69 (1952), 24; Uhlirz, M., Die rechtliche Stellung der Kaiserinwitwe Adelheid, ZRG GA 74 (1957), 84; Pratje, J., Die kaiserlichen Reservatrechte, 1958; Stengel, E., Abhandlungen und Untersuchungen zur Geschichte des Kaisergedankens im Mittelalter, 1965; Appelt, H., Die Kaiseridee Friedrich Barbarossas, 1967; Kleinheyer, G., Die kaiserlichen Wahlkapitulationen, 1968; Fehrenbach, E., Wandlungen des deutschen Kaisergedankens 1871-1918, 1969; Wehler, H., Das Deutsche Kaiserreich 1871-1918, 1973, 5. A. 1983, 7. A. 1994; Das byzantinische Herrscherbild, hg. v. Hunger, H., 1975; Veh, O., Lexikon römischer Kaiser, 1976, 2. A. 1985, 3. A. 1990; Duchhardt, H., Et Germani eligunt et Germanus eligendus, ZRG GA 97 (1980), 232; Schramm, P., Die deutschen Kaiser und Könige in Bildern ihrer Zeit, 2. A. 1983; Kaiser und Reich, hg. v. Buschmann, A., 1984, 2. A. 1994; Kaisergestalten des Mittelalters, hg. v. Beumann, H., 1984, 2. A. 1985, 3. A. 1991; Wefers, S., Das politische System Kaiser Sigmunds, 1989; Die Kaiser der Neuzeit, hg. v. Schindling, A. u. a., 1990; Kienast, D., Römische Kaisertabelle, 1990, 2. A. 1996, 3. unv. A. 2004, 4. unv. A. 2010, 5. unv. A. 2011; Pabst, A., Comitia imperii, 1997; Die römischen Kaiser, hg. v. Clauss, M., 2. A. 2001; Clauss, M., Kaiser und Gott, 1999; Winterling, A., Aula Caesaris, 1999; Reichsständische Libertät und habsburgisches Kaisertum, hg. v. Duchhardt, H. u. a. 1999; Wagner, N., Der deutsche Kaiser und König von Preußen, ZRG GA 117 (2000), 450; Die Kaiserinnen Roms, hg. v. Temporini-Gräfin Vitzthum, H., 2002; Röhl, J., Kaiser, Hof und Staat – Wilhelm II., 2002; Sommer, M., Die Soldatenkaiser, 2004, 2. A. 2010, 3. A. 2014; Krieger, K., König, Reich und Reichsreform im Spätmittelalter, 2005; Schneidmüller, B., Die Kaiser des Mittelalters, 2006; Demandt, A., Das Privatleben der römischen Kaiser, 2007; Stollberg-Rilinger, B., Des Kaisers alte Kleider, 2008; Heidemann, M., Heinrich VII. (1308-1313) – Kaiseridee im Spannungsfeld von staufischer Universalherrschaft und frühneuzeitlicher Partikularautonomie, 2008; Ostermann, T., Die verfassungsrechtliche Stellung des deutschen Kaisers nach der Reichsverfassung von 1871, 2009; Mierau, H., Kaiser und Papst im Mittelalter, 2009 (Kohlhammer); Mierau, H., Kaiser und Papst im Mittelalter, 2010 (Böhlau); Erwin, H., Machtsprüche, 2009 – Das herrscherliche Gestaltungsrecht „ex plenitudine potestatis“ in der Frühen Neuzeit, 2009; Kaisertum im ersten Jahrtausend, hg. v. Leppin, H. u. a., 2012; Szidat, J., Usurpator tanti nominis, 2010; Pfeilschifter, R., Der Kaiser und Konstantinopel, 2013; Nur die Frau des Kaisers, hg. v. Braun, B. u. a., 2015; Kaiser, Reich und Reichsstadt in der Interaktion, 2016; Duchhardt, K., Studien zum Kaiseramt in der frühen Neuzeit, 2016 (drei Beiträge); Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht von Karl dem Großen bis Friedrich Barbarossa, hg. v. d. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz/Schneidmüller, B., 2020 (Ausstellungsbegleitband); Schnettger, M., Kaiser und Reich – Eine Verfasssungsgeschichte (1500-1806). 2020; Meier, M., Das Ende des weströmischen Kaisertums – ein Ereignis der chinesischen Geschichte?, (in) HZ 311, 275
Kaiserchronik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine um 1150 von einem Geistlichen in Regensburg verfasste Chronik von der Gründung Roms bis zu der eigenen Zeit, von der mehr als 40 Handschriften übeliefert sind. S. Google
Kaisergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Mittelhochdeutschen und ab 1683 in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und teilweise das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die von dem →Kaiser verwaltete Gerichtsbarkeit (beispielsweise in Rom oder in dem Deutschen Reich). S. Google
Lit.: Kaser §§ 80 II 5, 87 I 1, II; Bleicken, J., Senatsgericht und Kaisergericht, 1962
Kaiserkonstitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums - und das erschließbare Germanische - mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (lat.) →constitutio (F.) des Kaisers vor allem in dem spätantiken Rom. S. Google
Kaiserkrone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1283-1288 [Mnl. Wb.] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Krone des Kaisers. S. Google
Lit.: Der Weg zur Kaiserkrone, hg. v. Margue, M. u. a., 2009
Kaiserkrönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1785 in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Krönung eines Menschen zu dem Kaiser, wie sie in dem Abendland seit dem Mittelalter von dem Jahre 800 (Karl [der Große]) bis 1918 stattfinden kann. Für die damit verbundenen Handlungen entwickelt sich ein besonderer Krönungsordo (seit 960 überliefert). Danach folgen auf den Krönungseid Salbung, Übergabe der Herrschaftszeichen, Messe, Steigbügelhalten, Krönungszug und Festmahl. S. Google
Lit.: Eichmann, E., Die Kaiserkrönung im Abendland, Bd. 1f. 1942; Die Ordines für die Weihe und Krönung, hg. v. Elze, R., 1960; Hageneder, O., Das crimen maiestatis, (in) FS F. Kempf, 1983
Kaiserproklamation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) in Versailles an dem 18. 1. 1871 ist die feierliche Amtsübernahme des Kaisers des neu geschaffenen (zweiten) Deutschen Reiches. S. Google
Lit.: Doeberl, M., Bayern und die Bismarckische Reichsgründung, 1925; Becker, O., Bismarcks Ringen um Deutschlands Gestaltung, 1958; Die Reichsgründung 1870/71, hg. v. Schieder, T. u. a., 1970
Kaiserrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1325 belegt, aber nicht In Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das auf den →Kaiser bezogene →Recht. In dem römischen Altertum lassen sich die Konstitutionen der (lat. [M.Pl.]) principes (Cäsaren) als Kaiserrecht verstehen. Das 13. bis 16. Jahrhundert meint mit Kaiserrecht alles Recht, dessen Quelle der Kaiser ist oder sein soll. Damit kann deutsches Recht wie römisches Recht erfasst sein. Als Kaiserrecht wird beispielsweise in den meisten Handschriften der später so genannte Schwabenspiegel bezeichnet, als kleines Kaiserrecht ein wenig jüngeres Rechtsbuch (auch so genannter Frankenspiegel). In dem Laufe des 14. Jahrhunderts sind Kaiserrecht etwa die Goldene Bulle, die Landfrieden, die Rechtsbücher, das Recht der Reichsstädte, das in der kaiserlichen Gerichtsbarkeit gesprochene Urteil oder das römische Recht (beispielsweise Sachsenspiegelglosse). In dem 15. Jahrhundert ist Kaiserrecht meist das aufgenommene römische Recht. Den Gegensatz bildet häufig das kirchliche Recht.
Lit.: Schaafs, G., Ein Kaiserrechtbruchstück, ZRG GA 26 (1905), 280; Krause, H., Kaiserrecht und Rezeption, 1952; Munzel, O., Die Innsbrucker Handschrift des Kleinen Kaiserrechts, 1974; Trusen, W., Die Rechtsspiegel und das Kaiserrecht, ZRG GA 102 (1985), 12; Munzel-Everling, D., Dez keisers recht. Das kleine Kaiserrecht, 2003
Kaiserslautern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). S. Google
Lit.: Urkundenbuch der Stadt Kaiserslautern, Teil 1ff., hg. v. Dolch, M. u. a., 1994ff.; Das Lauterer Gericht und sein Speyerer Oberhof, hg. v. Dolch, M., 1996; Ratsprotokolle der Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Keddigkeit, J., Kleine Geschichte der Stadt Kaiserslautern, 2008
Kaisheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar. S. Google
Lit.: Bruch, J., Die Zisterze Kaisheim und ihre Tochterklöster, 2013
Kalabrien ist bis in das 7. Jahrhundert die südöstliche, später die südwestliche Halbinsel der Halbinsel Italien. Kalabrien kommt über die Punier, Römer, Byzantiner und Langobarden in der Mitte des 11. Jahrhunderts an die →Normannen und in dem 19. Jahrhundert zu Italien. S. Google
Lit.: Kamp, N., Kirche und Monarchie im staufischen Königreich Sizilien, 1975; Leo, P. de, Mezzogiorno medioevale, 1984
Kalender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1390? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in dem 14. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums mit abweichender Bedeutung aufgenommen, M.) ist das wichtigste Mittel zu der Einteilung der dem Menschen in dem Universum vorgegebenen Dimension Zeit (nach Tagen, Monaten und Jahren) mit Hilfe astronomisch bestimmter Gegebenheiten (von Sonne und Mond). Der nach lat. calendae (Monatsanfang) benannte, bereits vielen Völkern des Altertums bekannte Kalender, für den sich in Rom schon in dem 5. Jahrhundert v. Chr. der Übergang zu dem Sonnenjahr andeutet, wird von Caesar (100-44 v. Chr.) neu bestimmt (julianischer Kalender mit einer Ungenauigkeit von rund 12 Sekunden pro Jahr). 325 wird der Frühjahrsanfang auf den 21. März festgesetzt. Ohne dass das Geburtsjahr Jesus Christus‘ (kurz vor 4 v. Chr.?) tatsächlich eindeutig feststeht, setzt sich danach die von Dionysius Exiguus (475?-545) eingeführte Zählung nach Christi Geburt durch. In dem Frühmittelalter verbessern Beda und vielleicht Karl (der Große) (Lorsch 789?) die Kalenderführung durch Aufnahme von Ereignissen auch der gewöhnlichen Lebenswelt. 1582 wird der zu Verschiebungen führende julianische Kalender unter Papst Gregor XIII. durch den genaueren, zehn Tage auslassenden gregorianischen Kalender ersetzt, dem sich die reformierten Landesherren in dem Heiligen römischen Reich an dem 23. 9. 1699 anschließen (England 1752, Russland 1917). Ein an der französischen Revolution ausgerichteter neuer Kalender(versuch) Frankreichs des Jahres 1792 scheitert bereits 1805.
Lit.: Ovid, Fasti/Festkalender, hg. v. Themann-Steinke, A., 2018 (nur Januar bis Juni überliefert); Wislicenus, F., Der Kalender, 1905; Meinzer, M., Der französische Revolutionskalender (1792-1805), 1992; Graf, F., Der Lauf des rollenden Jahres, 1997; Borst, A., Die karolingische Kalenderreform, 1998; Der karolingische Reichskalender, hg. v. Borst, A., 2001; Der Streit um die Zeit, hg. v. Herzog, M., 2002; Der Kalender, hg. v. Geerlings, W., 2002; Borst, A., Der Streit um den karolingischen Kalender, 2004; Rüpke, J., Zeit und Fest, 2006; Stern, S., Calendars in Antiquitiy, 2012; Weidemann, K., Römische Staatskalender aus der Spätantike, 2016 (ambivalent); Biller, J., Calendaria Bambergensia –Bamberger Einblattkalender des 15. bis 19. Jahrhunderts, 2018; Nothaft, C., Scandalous Error – Calendar Reform and Calendrical Astronomy in Medieval Europe, 2018
Kalif (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1314 in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Arabischen [arab. ḵalafa, V., erfolgreich sein] aufgenommen, M.) Stellvertreter (des islamischen Propheten Mohammed)
Lit.: Halm, H., Die Kalifen von Kairo, 2003
Kalligas, Pavlos (1814-1896) wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Gans, Savigny) und Heidelberg 1843 Professor in Athen und Politiker. Er fördert die Aufnahme deutscher und römischrechtlicher Gedanken in Griechenland. Er wirkt an der Schaffung eines Entwurfes eines griechischen Zivilgesetzbuchs mit. S. Google
Lit.: Kairophylas, K., Pavlos Kalligás, 1937
Kalumnie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Cout Anvers] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus sowie sowie aus dem Lateinischen des Altertums [calumnia, lat., F.: nhd. Ränke, Betrug, Verleumdung, Verdrehung, Fälschung, Lex repet. (123/122 v. Chr.), vgl. idg. *kēl-, *kōl-, *kəl-, V., betören, vorspiegeln, schmeicheln, betrügen] aufgenommen, F.) Gefährde, Hinterlist, Schikane
Kalumnieneid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1682 [Livland] in sechs Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Gefährdeeid, Schikaneeid, lat. iuramentum [N.] calumniae) ist der in dem römischen Zivilprozessrecht (Formularverfahren) sichtbare Eid der Parteien und ihrer Advokaten, das Verfahren nicht rechtsmissbräuchlich zu führen. Justinian (527-565) macht ihn zu einer Prozessvoraussetzung. Der Kalumnieneid wird nach einer frühen Erwähnung in dem Jahre 1186 mit dem römisch-kanonischen Verfahren an dem Ende des Spätmittelalters in Deutschland übernommen, wobei das Verhältnis zu dem Voreid des deutschen Rechtes (Gefährdeeid) streitig ist. Später geht der Sinn des Kalumnieneids verloren. Ihm entsprechen in der Gegenwart die Notwendigkeit des Rechtsschutzinteresses und die Strafbarkeit wegen falscher Anschuldigung.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Zimmermann, E., Der Glaubenseid, 1863, 62; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 214; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 349; Sellert, W., Faires Verfahren und Schikane, (in) FS O. Behrends, 2009, 485ff.
Kalvinismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) →Calvin
Lit.: Calvinism and Religious Toleration in the Dutch Golden Age, hg. v. Hsia, R. u. a., 2002
Kameralismus (Kameralwissenschaft) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Wissenschaft von den wirtschaftlichen Verhältnissen und Aufgaben des frühneuzeitlichen Staates (Finanzwissenschaft und Polizeiwissenschaft). Der Kameralismus ist eine Sonderform des →Merkantilismus. Wichtige Vertreter in dem Heiligen römischen Reich sind →Justi, →Seckendorff und →Sonnenfels (Wien 1763). Seit 1727 werden in Deutschland besondere Lehrstühle für diese Wissenschaft eingerichtet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 134, 152; Nielsen, A., Die Entstehung der deutschen Kameralwissenschaft im 17. Jahrhundert, 1911; Gerloff, A., Staatspraxis und Staatstheorie des kameralistischen Verwaltungsstaates, 1937; Kunze, K., Ernst Ludwig Carl, 1966; Schiera, P., Dall’arte di governo alle scienze di stato, 1968; Brückner, J., Staatswissenschaft, Kameralismus und Naturrecht, 1977; Jenetzky, J., System und Entwicklung des materiellen Steuerrechts, 1978; Schulz, H., Das System und die Prinzipien der Einkünfte im werdenden Staat der Neuzeit, 1982; Sandl, M., Ökonomie des Raumes, 1999
Kameralistik (Kameraljurisprudenz) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die wissenschaftlich-literarische Tätigkeit von Richtern an dem Reichskammergericht (bzw. auch die Kameralwissenschaft). Als Beisitzer des Gerichts veröffentlichen Johann →Mynsinger von Frundeck (1517-1588, [lat.] Singularium observationum iudicii imperialis camerae centuriae [F.Pl.] quattor, 1565, Vierhundert Einzelbeobachtungen des kaiserlichen Kammergerichts) und Andreas →Gaill (1526-1587, [lat.] Practicarum observationum …. libri [M.Pl.] duo, 1578, Zwei Bücher … praktischer Beobachtungen) Urteile. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 144; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Stolleis, M., Geschichte des Öffentlichen Rechts, Bd. 1 1997; Simon, T., Gute Policey, 2004; Rüdiger, A., Staatslehre und Staatsbildung, 2005
Kameraljurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Kameralistik
Kameralprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Reichskammergericht
Kameralwissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1745 [Kretschmayr-Walter] in zwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Kameralismus
Kammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist ursprünglich die gewölbte Decke, danach der von daher benannte Raum und die darin beherbergte fürstliche Behörde. Nach dem schon in dem Frühmittelalter sichtbaren →Kämmerer entstehen bereits in dem späten 15. Jahrhundert in einzelnen habsburgischen Ländern ständische Raitkammern. 1498 richtet König Maximilian I. eine Hofkammer als zentrale, kollegial organisierte Finanzbehörde des Reiches und der habsburgischen Erbländer ein. In Brandenburg erscheinen in dem 16. Jahrhundert Amtskammern und 1689 eine geheime Hofkammer. Seit dem 18. bzw. 19. Jahrhundert ist Kammer ein Haus eines mehrteiligen Gesetzgebungsorgans, ein kollegialer Spruchkörper eines Gerichts oder eine berufliche Standesvertretung. S. Google
Lit.: Mensi, F. v., Die Finanzen Österreichs, 1890; Storch, A., Der brandenburg-preußische Kammerstaat, Diss. jur. Göttingen 1912; Thimme, H., Das Kammeramt in Straßburg, Worms und Trier, 1913; Richardson, W., Tudor Chamber Administration, 1952; Die Kontrolle der Staatsfinanzen, hg. v. Zavelberg, H., 1989; Thieme, W., Einführung in die Verwaltungslehre, 1995; Kotulla, M., Deutsche Verfassungsgeschichte, 2008
Kämmerer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 8 aulaces chamarare, I 759, II 763, III 136 zetarius kamerarius, kameraere, kamerere, kâmser, kamerari] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, in dem 14. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums mit abweichender Bedeutung aufgenommen, M., lat. [M.] camerarius) ist der für die Einkünfte zuständige Verwaltungsamtsträger bereits des frühmittelalterlichen Könighofs (882). 936 erscheint der Herzog von Schwaben als Kämmerer (Erzkämmerer), seit dem 12. Jahrhundert der Markgraf von Brandenburg. Das seit dem 13. Jahrhundert erbliche Hofamt des Kämmerers haben zunächst die Grafen von Bolanden-Falkenstein, danach die von Weinsberg und seit dem 16. Jahrhundert die Grafen bzw. Fürsten von Hohenzollern inne, doch verliert es seit der Neuzeit an Bedeutung. In England verdrängt in der normannischen Zeit der Schatzmeister den königlichen Kämmerer, in Frankreich in dem 13. Jahrhundert der (franz.) Grand-chambellan bzw. in dem 14. Jahrhundert der (franz.) trésorier. Kämmerer amtieren auch in den einzelnen Städten und Ländern. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 83, 112; Schubert, P., Die Reichshofämter, MIÖG 34 (1913), 427; Rösener, W., Hofämter, DA 45 (1989), 485; Hengerer, M., Kaiserhof und Adel in der Mitte des 17. Jahrhunderts, 2004; Ritteradel im Alten Reich, hg. v. Andermann, K., 2009
Kammergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1425 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) in dem Heiligen römischen Reich ist ein seit 1415 urkundlich nachweisbares, neben dem königlichen Hofgericht bestehendes königliches Gericht. Es entsteht vielleicht bereits in dem 14. Jahrhundert aus dem königlichen Rat. Es ist mit (gelehrten) Räten des Königs besetzt. Es ist zuständig für Angelegenheiten des Königs und Reiches, später auch für weitere Gegenstände. Nach Verschwinden des den neuen Anforderungen (Appellation) nicht mehr gerecht werdenden Hofgerichts (zwischen) 1451 (und 1456) wird es als Hof- und Kammergericht bezeichnet. Von 1455 ist ein Sitzungsprotokollbuch überliefert, seit 1467 ein Urteilsbuch, von 1471 der Entwurf einer Kammergerichtsordnung, nach der die Juristen die Hälfte der Urteiler bilden sollen. Tatsächlich sind von fast 350 Beisitzern der Herrschaftszeit Kaiser Friedrichs III. (1452-1493) fast 100 Juristen. Das Kammergericht wird vor allem von süddeutschen Ständen häufig angerufen, gelangt aber vielfach nur sehr langsam zu Entscheidungen und vermag nur selten diese in der Wirklichkeit umzusetzen. Seit 1461 wird es verpachtet, seit 1475 tritt es nur noch selten zusammen. An dem 9. 7. 1490 ernennt Kaiser Friedrich III. nochmals einen Kammerrichter (1494 20 Prozessrubra, 1495 35 Prozessrubra genannt). Dem Kammergericht folgt 1495 das →Reichskammergericht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 114; Tomaschek, J., Die höchste Gerichtsbarkeit, 1865; Franklin, O., Das königliche Kammergericht vor dem Jahre 1495, 1871; Neumann, G., Zwei Lübecker Hausbesitzer vor dem Kammergericht, ZRG GA 96 (1979), 209; Diestelkamp, B., Vom königlichen Hofgericht zum Reichskammergericht, (in) FS A. Erler, 1986, 44; Jahns, S., Das Kammergericht und seine Richter, 1996ff.; Recht und Verfassung, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1998; Diestelkamp, B., Die Durchsetzung des Rechtsmittels der Appellation, 1998; Maurer, J., Das Königsgericht und sein Wirken von 1451 bis 1493, 2003; Die Protokoll- und Urteilsbücher des königlichen Kammergerichts aus den Jahren 1465 bis 1480, hg. v. Battenberg, F. u. a., 2004; Meurer, N., Die Entwicklung der Austrägalgerichtsbarkeit bis zur Reichskammergerichtsordnung von 1495, 2005; Spiller, P., Personalpolitik beim Kammergericht von 1933 bis 1945, 2016
Kammergericht (Wort 1468, N.) in Brandenburg bzw. Preußen ist das (oberste) Gericht des Reichskämmerers (Markgrafen von Brandenburg) für die Mark →Brandenburg (14. Jahrhundert des kemerers kamere tu tangermünde, 1392 kammerrecht, 17. 3. 1468 Kammergericht). Von 1516 stammen der Entwurf einer Kammergerichtsordnung, von 1540 (Cölln an der Spree) und 1709 in Kraft getretene Kammergerichtsordnungen. 1748 wird das Kammergericht auch für Strafsachen zuständig. 1782 wird es Mittelinstanz. 1877/1879 wird es Oberlandesgericht mit Sitz in Berlin, behält aber seinen besonderen Namen und erhält 1913 einen Neubau. S. Google
Lit.: Holtze, F., Geschichte des Kammergerichts in Brandenburg-Preußen, Bd. 1ff. 1890ff.; Hassenpflug, R., Die erste Kammergerichtsordnung Kurbrandenburgs, 1895; Fünfhundert Jahre Kammergericht, 1913; Schmidt, E., Kammergericht und Rechtsstaat, 1968; Werner, F., Zur Geschichte des Kammergerichts in Berlin, 1968; Scholz, F., Berlin und seine Justiz, 1982; Wassermann, R., Das Kammergericht soll bleiben, 2005; Weichbrodt, S., Die Geschichte des Kammergerichts von 1913-1945, 2009; Kipp, J., Einhundert Jahre. Zur Geschichte eines Gebäudes 1913-2013, 2013
Kammergut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert [Wien] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Tafelgut, Domänen) ist in der frühen Neuzeit die Gesamtheit der Einkünfte der →Kammer. Streitig ist in dem 17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert, ob das Kammergut dem Staat oder dem Landesherrn gehört. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Zachariae, H., Das Eigentumsrecht am deutschen Kammergut, 1864; Breysig, K., Geschichte der brandenburgischen Finanzen, 1895; Locher, E., Das württembergische Hofkammergut, 1925; Klein, W., Die Domänenfrage im deutschen Verfassuungsrecht des 19. Jahrhunderts, Diss. jur. Heidelberg 2007; Laufs, A. u. a., Das Eigentum an Kulturgütern aus badischem Hofbesitz, 2008
Kammerrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [Schr Bodensee] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Kammergericht, →Reichskammergericht
Kammerzieler (Wort Kammerziel in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1560 in rund 25 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ursprünglich N.Pl. von Ziel, dann M.) ist in der Neuzeit (1548-1806) die Gesamtheit der von den Reichständen für das →Reichskammergericht aufzubringenden Geldleistungen. Der Kammerzieler beläuft sich meistens auf weniger als 1% der Ausgaben des schuldenden Reichsstands, wird aber vielfach gleichwohl nicht ordentlich oder überhaupt nicht geleistet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 150; Gothein, E., Der gemeine Pfennig, 1877; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911; Buchholz, M., Öffentliche Finanzen und Finanzverwaltung im entwickelten frühmodernen Staat, 1992; Müller, M., Die Entwicklung des Kurrheinischen Kreises, 2008
Kampanien ist die um Neapel liegende süditalienische Landschaft, die über die Römer, Goten und Oströmer um 570 an das langobardische Herzogtum Benevent gelangt. Ihr Name leitet sich von campus, lat., M., Feld, Kampffeld, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. idg. *kamp-, V., biegen, ab. S. Google
Lit.: Storia arte e cultura della Campania, 1976
Kanada ist der nördlich der Vereinigten Staten von Amerika gelegene, aus Kolonien Englands und Frankreichs entstandene Staat. Sein Name leitet sich vielleicht von dem Substantiv kanata ab, mit dem um den Sankt-Lorenz-Strom Irokesen Siedlungen bezeichneten.
Lit.: Vachon, A., Histoire du notariat canadien 1621-1960, 1962; Sautter, U., Geschichte Kanadas, 2000; Handschug, S., Einführung in das kanadische Recht, 2003
Kanal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 9. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums [canālis (1), lat., M., F., Röhre, Rinne, Wasserrinne, Kanal, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. canna] mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) meist von Menschen hergestellter, grundsätzlich ziemlich ebener Wasserlauf
Lit.: Schröder, L., Der Rhein-(Maas-)Schelde-Kanal als geplante Infrastrukturzelle von 1946 bis 1986, 2017
Kanon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie an dem Ende des 8. Jahrhunderts aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenomen und mit dem Hebräischen verbindbar, M., canōn, lat., M., Regel, Norm, Richtschnur, Vitr. um 84-um 25 v. Chr., Lw. gr. κανών (kanṓn), s. gr. κανών (kanṓn), N., Stange, Rohrstab, zu gr. κάννα (kánna), F., Rohr, vgl. hebr. kaneh) ist die Regel oder Vorschrift des richtigen Glaubens und Handelns sowie des kirchlichen (kanonischen) Rechtes (325). Die in (lat. [M.Pl.]) canones formulierten Synodalbeschlüsse werden seit der Mitte des 4. Jahrhunderts (bis zu →Gratian, um 1140, und danach) in Kanonessammlungen, von denen allein zwischen 1000 und 1400 außerhalb Italiens mehr als 27 verschiedene entstehen, zusammengefasst. S. Google
Lit.: Wenger, L., Über canon und regula in den römischen Rechtsquellen, (in) ZRG KA 63 (1943), 495; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Fransen, G., Les collections canoniques, 1985; Landau, P., Erweiterte Fassungen der Kanonessammlung des Anselm von Lucca, (in) Sant’ Anselmo, 1987, 383; Gaudemet, J., Droit de l’Eglise, 1989; Fowler-Magerl, L., Ausgewählte Kanonessammlungen zwischen 1000 und 1400 außerhalb Italiens, 1998 (CD-ROM); Kéry, L., Canonical Collections of the Early Middle Ages (ca. 400-1140), History of Medieval Canon Law 1, hg. v. Hartmann, W. u. a., 1999, 3 2008; Landau, P., Die Quellen der mittelitalienischen Kanonessammlung in sieben Büchern (MS Vat. lat. 1346), (in) Ritual, Text and Law, 2003, 255; Stadelmaier, M., Die Collectio Sangermanensis XXI titulorum, 2004
Kanoniker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Hebräischen verbindbar, M., 535 lat. [M.] canonicus) ist ein Mitglied eines Stiftskapitels oder Domkapitels (Domkapitular, Domherr). S. Google
Lit.: Semmler, J., Mönche und Kanoniker, 1980; Istituzioni monastiche e istituzioni canonicali, 1980
kanonisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Hebräischen verbindbar und in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj., s. Google) gesetzmäßig, richtig
Kanonisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, Adjektiv kanonisch in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, lat. →ius [N.] canonicum) ist das kirchliche Recht in Gegensatz zu dem weltlichen Recht. In dem engeren Sinn ist es in Gegensatz zu dem neueren kirchlichen Recht nur das in dem (lat.) →corpus (N.) iuris canonicum enthaltene Recht bzw. das innere katholische Kirchenrecht in Gegensatz zu dem staatlichen Kirchenrecht (Staatskirchenrecht). Seit der Mitte des 4. Jahrhunderts wird es in Kanonessammlungen zusammengefasst. In Nov. 131, 1 (545) ordnet Kaiser Justinian in Ostrom an, dass 54 Kanones der ersten vier allgemeinen Konzilien wie Gesetze zu beachten sind. Große Bedeutung hat das kanonische Recht lange für Ehe, Verfahren, Testament, Eid, Wucher und Schule sowie (formlosen) Vertrag, ius ad rem (Recht auf die Sache) als Vorform der Anwartschaft, Appellation, rechtliche Bindung des Verwaltungshandelns, Amt, Ordnung, Rechtssicherheit und allgemein Rechtsprinzipien wie etwa ne bis in idem (nicht zweimal in derselben Sache). S. Google
Lit.: Friedberg, E., Das kanonische und das Kirchenrecht, (in) Dt. Z. f. Kirchenrecht 8 (1898), 1; Landau, P., Der Einfluss des kanonischen Rechtes auf die europäische Rechtskultur, (in) Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1991, 39; Die Bedeutung des kanonischen Rechtes für die Entwicklung einheitlicher Rechtsprinzipien, hg. v. Scholler, H., 1996; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1, 1997; Aymans, W./Mörsdorf, K., Kanonisches Recht, 13. A. Bd. 2 1997; Martínez-Torron, J., Anglo-American Law and Canon Law, 1998; Erdö, P., Geschichte der Wissenschaft vom kanonischen Recht, 2003; Fowler-Magerl, L., Clavis canonum. Selected Canon Law Collections before 1140, 2005; The History of Medieval Canon Law in the Classical Period 1140-1234, hg. v. Hartmann, W./Pennington, K., 2008; Austin, G., Shaping Church Law around the Year 1000, 2009; Rüfner, T., Die gesetzesgleiche Geltung des kanonischen Rechtes in der Spätantike, ZRG KA 122 (2010), 1; Landau, P., Europäische Rechtsgeschichte und kanonisches Recht im Mittelalter, 2013 (40 Aufsätze der 40 Jahre von 1967 bis 2006); Schmoeckel, M., Kanonisches Recht, 2020
Kanonisches Zinsverbot (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, kanonisch in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, N.) ist das auf Lukas 6,35 (Tut Gutes und gebt ein Darlehen, ohne davon etwas zu erhoffen) gegründete kirchliche Verbot, für Darlehen Zinsen zu nehmen. Es setzt sich in dem Mittelalter allgemein durch. Die wirtschaftlichen Ziele des verzinslichen Darlehens werden aber gleichwohl mit Hilfe zahlreicher Umgehungsgeschäfte tatsächlich vielfach erreicht. Ansonsten dürfen →Juden verzinsliche Darlehen geben und werden infolgedessen vielfach zu Gläubigern christlicher Schuldner. 1654 wird in dem Heiligen römischen Reich das kanonische Zinsverbot durch einen Höchstzinssatz von 6% ersetzt, in dem 19. Jahrhundert schwindet auch der Höchstzinssatz. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 127, 166; Endemann, W., Studien in der romanisch-kanonistischen Wirtschafts- und Rechtslehre, Bd. 1f. 1874ff., Neudruck 1962; Ruth, R., Das kanonische Zinsverbot, (in) FS E. Heymann, 1931, 316
Kanonistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt, F., Adjektiv kanonisch in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen) Wissenschaft des kanonischen Rechtes oder des →Kirchenrechts
Lit.: Berman, H., Law and Revolution, 1983 (Recht und Revolution, 2. A. 1991); Erdö, P., Geschichte de Wissenschaft vom kanonischen Recht, 2006; Brundage, J., The Medieval Origins of the Legal Profession, 2008; Austin, G., Shaping Church Law around the year 1000, 2009; Bertram, M., Kanonisten und ihre Texte (1234 bis Mitte 14. Jahrhundert), 2013 (Aufsatzsammlung); Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, hg. v. Schmoeckel, M. u. a., Bd. 1 Zivil- und Zivilprozessrecht, 2009, Bd. 2 Öffentliches Recht, 2011, Bd. 3 Straf- und Strafprozessrecht, 2012, Bd. 4 Prozessrecht, 2014, Bd. 5 Das Recht der Wirtschaft, 2016; Schmoeckel, M., Kanonisches Recht, 2020
Kant, Immanuel (Königsberg 22. 4. 1724-12. 2. 1804), Sattlerssohn (Riemerssohn), wird nach dem Studium von Mathematik, Naturwissenschaft und Philosophie 1746 Hauslehrer, 1765 Bibliothekar und 1770 (zunehmend introvertierter) ordentlicher Professor für Metaphysik und Logik (1781 Kritik der reinen Vernunft). Nach ihm ist Recht der Inbegriff der Bedingungen, unter denen die Willkür des einen mit der Willkür des anderen nach einem allgemeinen Gesetz der Freiheit zusammen vereinigt werden kann (Metaphysik der Sitten, 1797/1798). Hierauf bauen alle Einzelausführungen zu dem Recht auf. In erheblichem Maße von Kants Freiheitsethik beeinflusst wird →Savigny. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 147, 178, 187; Borowski, L. u. a., Immanuel Kant, 1912, Neudruck 1980; Cassirer, E., Kants Leben und Lehre, 1918; Swoboda, E., Das ABGB im Lichte Kants, 1926; Haensel, W., Kants Lehre vom Widerstandsrecht, 1926; Buchda, G., Das Privatrecht Immanuel Kants, 1929; Dulckeit, G., Naturrecht und positives Recht bei Kant, 1932, Neudruck 1973, 1987; Naucke, W., Kant und die psychologische Zwangstheorie Feuerbachs, 1962; Kiefner, H., Der Einfluss Kants auf Theorie und Praxis des Zivilrechts, (in) Philosophie und Rechtswissenschaft, 1969, 3; Naucke, W., Die Dogmatisierung von Rechtsproblemen bei Kant, (in) ZNR 1 (1969); Ritter, C., Der Rechtsgedanke Kants nach den frühen Quellen, 1971; Saage, R., Eigentum, Staat und Gesellschaft bei Immanuel Kant, 1973, 2. A. 1994; Höffe, O., Immanuel Kant, 1983, 5. A. 2000, 7. A. 2007; Kants Rechtsphilosophie, hg. v. Küsters, G., 1988; Dießelhorst, M., Naturzustand und Sozialvertrag bei Hobbes und Kant, 1988; Kersting, W., Wohlgeordnete Freiheit, 1993, 3. A. 2007; Zotta, F., Immanuel Kant. Legitimität und Recht, 1998; 200 Jahre Kants Metaphysik der Sitten, hg. v. Sharon Byrd, B., 1998; Recht, Staat und Völkerrecht bei Immanuel Kant, hg. v. Hüning, D. u. a., 1998; Immanuel Kant: Metaphysische Anfangsgründe der Rechtsgeschichte, hg. v. Höffe, O., 1999; Falkenburg, B., Kants Kosmologie, 1999; Küper, W., Immanuel Kant und das Brett des Karneades, 1999; Kater, T., Politik, Recht, Geschichte, 1999; May, S., Kants Theorie des Staatsrechts, 2002; Kant-Handbuch, hg. v. Irrlitz, G., 2002, 2. A. 2010, 3. A. 2015; Höffe, O., Kants Kritik der reinen Vernunft, 2003; Kühn, M., Kant, 2003, 5. A. 2004; Dietzsch, S., Immanuel Kant, 2003; Sala, G., Kants Kritik der praktischen Vernunft, 2004; Baumanns, P., Kant und die Bioethik, 2004; Römpp, G., Kant leicht gemacht, 2005; Kants Lehre vom richtigen Recht, hg. v. Kleczewski, D. u. a., 2005; Birken-Bertsch, H., Subreption und Dialektik bei Kant, 2006; Recht und Sittlichkeit bei Kant, hg. v. Byrd, S. u. a., (in) Jb. f. Recht und Ethik 14 (2006); Kersting, W., Wohlgeordnete Freiheit, 2007; Brandt, R., Immanuel Kant – Was bleibt?, 2010; Eisfeld, J., Zur Trennung von Recht und Moral bei Kant, (in) FS D. Klippel, 2013, 313ff.; Kant’s Theory of Law, hg. v. Merle, J. u. a., 2015; Römpp, G., Kants Ästhetik, 2019; Tang, P., Eigentum und Staat bei Immanuel Kant, 2019
Kanton (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und infolge Überarbeitung der ursprünglichen Behandlung von Fremdwörtern in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Wort 16. Jahrhundert aus dem Französischen und Italienischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Gallischen sowie dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vor allem das Mitglied (Verwaltungseinheit bzw. Bundesstaat) der Eidgenossenschaft der Schweiz seit der Einrichtung der Helvetischen Republik in dem Jahre 1798. Die 24 (bzw. mit Halbkantonen 26) Kantone sind Aargau, Appenzell, (Appenzell-Außerrhoden, Appenzell-Innerrhoden), Basel (Basel-Stadt, Basel-Landschaft), Bern, Freiburg, Genf, Glarus, Graubünden, Jura, Luzern, Neuenburg, Sankt Gallen, Schaffhausen, Schwyz, Solothurn, Tessin, Thurgau, Unterwalden (Unterwalden nid dem Wald, Unterwalden ob dem Wald), Uri, Waadt, Wallis, Zug und Zürich. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; His, E., Geschichte des neueren Schweizer Staatsrechts, Bd. 1ff. 1920ff.; Adler, B., Die Entstehung der direkten Demokratie, 2006
Kantonssystem (Kantonsystem) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, N.) ist ein 1733/1735 in Brandenburg-Preußen eingeführtes Aushebungssystem, bei dem der Staat in Bezirke (Kantone) aufgeteilt wird, die je einem Regiment zu der Aushebung zugeordnet sind. Das Kantonssystem wird 1771 von Österreich, 1804 von Baden und 1804/1805 von Bayern übernommen, später (Preußen 1804) aber wieder aufgegeben. S. Google, →Kanton, s, System
Lit.: Büsch, O., Militärsystem und Sozialleben im alten Preußen 1713-1807, 1962; Winter, M., Untertanengeist durch Militärpflicht?, 2005
Kantorowicz, Hermann Ulrich (Posen 18. 11. 1877-Cambridge 12. 2. 1940), Kaufmannssohn, wird nach dem Studium von Rechtswissenschaft, Philosophie und Nationalökonomie in Berlin (Liszt) und München (Brentano) und der Habilitation in Freiburg (Schmidt, Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik [1908]) 1929 als Nachfolger Gustav Radbruchs ordentlicher Professor in Kiel. Nach der Entlassung aus dem Staatsdienst (1933) wechselt er nach New York und Cambridge. Mit seiner frühen Schrift (Gnaeus Flavius) Der Kampf um die Rechtswissenschaft (1906), von der er sich selbst später distanziert, wird er einer der Begründer der →freien Rechtsschule. S. Google
Lit.: Muscheler, K., Hermann Ulrich Kantorowicz, 1984; Muscheler, K., Relativismus und Freirecht, 1984; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 631; Hermann Kantorowicz‘ Begriff des Rechts und der Rechtswissenschaft, hg. v. Augsberg, I. u. a., 2020
Kanzel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Predigtstuhl
Lit.: Beyer, F., Geheiligte Räume, 2008
Kanzlei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [Straßburg] als aus dem Lateinischen des Altertums gebildet belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die für die Herstellung von Schriftstücken zuständige Behörde. Sie entsteht sachlich bereits in dem römischen Altertum unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.). Hieran knüpfen die merowingischen Könige an, deren Kanzlei sich anfangs aus weltlichen Amtsträgern (lat. [M.Pl.] referendarii) und diesen untergeordneten Schreibern zusammensetzt. Wenig später treten Geistliche an ihre Stelle. Die Leitung übernimmt 870 bzw. 965 der Erzbischof von Mainz. Zu der gleichen Zeit festigt sich auch eine Kanzlei des Papstes. Seit dem 12. Jahrhundert wird die Kanzlei eine nach festen Regeln eingerichtete Behörde zu der Herstellung von Schriftstücken. In dem 13. und 14. Jahrhundert bilden sich auch in den Ländern und Städten besondere Kanzleien. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Die teutsche Reichs-Cantzley, hg. v. Lünig, J., 1714; Wilkinson, B., The Chancery under Edward III, 1929; Merkel, W., Das Aufkommen der deutschen Sprache in den städtischen Kanzleien, 1930; Groß, L., Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei, 1933; Vogelgesang, G., Kanzlei der pfälzischen Kurfürsten, 1939; Hofmann, S., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180/1214 bis 1255/1294, 1967; Schöne, S., Von der Reichskanzlei zum Bundeskanzleramt, 1968; Battenberg, F., Gerichtsschreiberamt und Kanzlei des Reichshofgerichtes, 1974; Csendes, P., Die Kanzlei Kaiser Heinrichs VI., 1981; Kölzer, T., Urkunden und die Kanzlei von Kaiserin Konstanze, 1983; Wild, J., Die Fürstenkanzlei des Mittelalters, 1983; Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter, hg. v. Silagi, G., 1984; Petke, W., Kanzlei, Kapelle und königliche Kurie unter Lothar III. (1125-1137), 1985; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen der Pfalzgrafen bei Rhein, 1986; Frenz, T., Die Kanzlei der Päpste, 1986; Stadt, Kanzlei und Kultur im Übergang zur frühen Neuzeit, hg. v. Suntrup, R., 2004; Gleixner, S., Sprachrohr kaiserlichen Willens, 2006; Kanzleisprachenforschung, hg. v. Greule, A. u. a., 2012
Kanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190-1230 [Walther von der Vogelweide] als aus dem Lateinischen des Altertums gebildet belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist der Angehörige oder Leiter einer →Kanzlei. Der (lat. [M.]) cancellarius (4. Jahrhundert) ist in Rom die an den die Richter von der Allgemeinheit trennenden Schranken (lat. [M.Pl.] cancelli) Dienste verrichtende Hilfsperson, in dem Frühmittelalter der Schreiber, seit dem 10. Jahrhundert der Leiter einer Beurkundungsstelle (Reich 953, Frankreich 12. Jahrhundert). Seit dem 12. Jahrhundert erscheint der Kanzler an Schulen und Universitäten als bedeutsamer Amtsträger. Auch nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches bleibt der Kanzler bedeutsam (1810 Preußen Staatskanzler, 1866 Norddeutscher Bund Bundeskanzler, 1871 Reichskanzler, 1949 Bundeskanzler [, Österreich 1920]). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 83, 112, 113; Rosenberg, W., Die staatsrechtliche Stellung des Reichskanzlers, 1889; Rashdall, H., The Universities of Europe 1895, 2. A. 1936; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1 2. A. 1912; Hantsch, H., Reichsvizekanzler Friedrich Karl Graf von Schönborn (1674-1746), 1929; Schöne, S., Von der Reichskanzlei zum Bundeskanzleramt, 1968; Sternburg, W. v., Die deutschen Kanzler - von Bismarck bis Schmidt, 1985, 5. A. 2006 (von Bismarck bis Merkel); Helms, L., Regierungsorganisation und politische Führung, 2005
Kapelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1269 [Hospital Schwäbisch Gmünd] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in der weiteren Herkunft unklar belegt, F.) ist in Ableitung von (lat. [F.]) capa (Mantel [des heiligen Martin, 316-400]) die kleine Kirche, deren Rechtsstellung gegenüber der Kirche zeitweise in verschiedener Hinsicht gemindert ist. S. Google
Lit.: Fleckenstein, J., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1959; Stevens, U., Burgkapellen, Andacht, Repräsentation und Wehrhaftigkeit im Mittelalter, 2003; Untermann, M., Handbuch der mittelalterlichen Architektur, 2009
Kaper (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1600 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, M.) Freibeuterschiff, Seeraub, →Kauf
Kaperei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1710 [Nehring] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F, Verb kapern 1678, aus dem holländisch-friesischen Raum, Herkunft ungeklärt) ist die Aufbringung feindlicher Schiffe durch bewaffnete, staatlich dazu ermächtigte Privatschiffe seit dem 17. Jahrhundert. Ihre sachlichen Wurzeln liegen bereits in dem Mittelalter. In dem 19. Jahrhundert wird die Kaperei durch Staatsverträge und die Pariser Seerechtsdeklaration von 1856 beseitigt. S. Google
Lit.: Böhringer, K., Recht der Prise, Diss. jur. Frankfurt am Main 1970; Beckert, E./Bruer, G., Öffentliches Seerecht, 1991; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte 1994, 2. A. 2007, §§ 30, 35, 36; Störtebeker, hg. v. Ehbrecht, W., 2005;
kapern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1678 [Trübner] in 9 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, V., (ein Schiff) aufbringen, aus dem holländisch-friesischen Raum, Herkunft ungeklärt
Kapetinger, Capetinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines (rheinfränkischen?,) mit dem 866 gefallenen Robert sichtbaren Geschlechts, das mit Hugo Capet 987/988 das Königtum in dem westfränkischen Reich erlangt, wobei der Beiname Capet erst in dem 11. Jahrhundert in den Quellen auftaucht und sich ursprünglich auf Hugo den Großen, den Vater Hugo Capets bezieht. Bei dem Erlöschen der Kapetinger (1328) folgen die Nebenlinien Valois (bis 1589), Bourbon (bis 1792, 1814-1830) und Orléans (1830-1848), so dass die Kapetinger insgesamt alle Könige Frankreichs stellen. Weitere Nebenlinien (Anjou, Borgonha, Bragança u. a.) herrschen zeitweise in Portugal (1093-1580, 1640-1853), Byzanz (1217-1261), Neapel-Sizilien (1266-1282/1422, 1735-1860), Ungarn (1308-1385), Polen (1370-1382), Parma (1748-1802, 1847-1860) oder Brasilien (1822-1789). Als zusammenfassende Familienbezeichnung erscheint das Wort Kapetinger spät (17. Jahrhundert). S. Google
Lit.: Lohrmann, K., Die Titel der Kapetinger (987-1200). Diss. phil. Wien 1976 (masch.schr.); Actes du colloque Hugues Capet, 1987; Ehlers, J., Die Kapetinger, 1999; Krause, I., Konflikt und Ritual im Herrschaftsbereich der frühen Capetinger, 2006; Barthélemy, D., Nouvelle historie des Capétiens (978-1124), 2012
Kapital (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Strieder] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, N., s. Google) ist die verzinsliche Geldsumme bzw. die Gesamtheit der in ein Unternehmen eingebrachten Mittel
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 399; Weber, A., Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit, 1954; Peyer, H., Könige, Stadt und Kapital, 1982; Nyikos, E., Das Kapital als Prozess, 2010; Piketty, T., Das Kapital im 21. Jahrhundert, 2014; Piketty, T., The Economics of Inequality, 2015
Kapitalgesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Neutrum Kapital ab 1526 belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, F.) ist die →Gesellschaft, bei der die bloße Beteiligung von →Kapital in dem Vordergrund steht und es nicht wesentlich auf die Persönlichkeit des einzelnen Gesellschafters ankommt. Die Kapitalgesellschaft entsteht sachlich nach dem Frühkapitalismus mit der Entwicklung des risikoreichen, kapitalbedürftigen Welthandels (→Aktiengesellschaft) zu Beginn des 17. Jahrhunderts (Vereinigte Ostindische Handlskompagnie VOC 1602). Ihre Bedeutung wächst noch immer. S. Google
Lit.: Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Fleckner, A., Antike Kapitalvereinigungen, 2010
Kapitalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Neutrum Kapital ab 1526 belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet) ist die Wirtschaftsform, in der das →Kapital prägende Bedeutung hat. Auf der Grundlage der Anerkennung des Privateigentums strebt der Einzelne in dem freien Wettbewerb mit anderen an dem Markt den größtmöglichen Gewinn durch maximalen Einsatz verfügbaren Kapitals an. Als Frühform des Kapitalismus (Frühkapitalismus) gilt die Wirtschaftsweise beispielsweise der →Fugger an dem Beginn der Neuzeit. Eigentlich setzt sich der Kapitalismus erst seit dem 18. Jahrhundert in dem Liberalismus des 19. Jahrhunderts durch, bewirkt dort aber auch die Trennung der Gesellschaft in Kapitalisten (besitzende Bürger) und Proletarier (besitzlose Arbeiter). S. Google
Lit.: Söllner § 18; Köbler, DRG 177; Strieder, J., Zur Genesis des modernen Kapitalismus, 1904; Hinze, Die Arbeiterfrage zu Beginn des modernen Kapitalismus, 2. A. 1963; Turner, H., Faschismus und Kapitalismus, 1972; Koslowski, P., Ethik des Kapitalismus, 2. A. 1984; Duplessis, R., Transitions to Capitalism, 1997; Kurz, R., Schwarzbuch Kapitalismus, 1999; Pelz, W., Against Capitalism, 2007; Leidinger, H., Kapitalismus, 2008; Miles, K., The Origins of International Investment Law, 2013; Beckert, S., King Cotton, 2014; Welskopp, T., Unternehmen Praxisgeschichte, 2014 (Aufsatzsammlung); Gleeson-White, J., Soll + Haben. Die doppelte Buchführung und die Entstehung des modernen Kapitalismus, 2015; Capitalism, hg. v. Kocka, J. u. a., 2017; Maß, S., Kinderstube des Kapitalismus – Monetäre Erziehung im 18. und 19. Jahrhundert, 2017; Geyer, M., Kapitalismus und politische Moral in der Zwischenkriegszeit – oder wer war Julius Barmat?, 2018 (ein Ostjude in dem Zentrum des größten Finanzskandals der Weimarer Republik); Müller, P., Zeit der Unterhändler – Koordinierter Kapitalismus in Deutschland und Frankreich zwischen 1920 und 1950. 2019; Plumpe, W., Das kalte Herz – Kapitalismus, 2019; Haller, L., Transithandel – Geld- und Warenströme im globalen Kapitalismus, 2019; Dickhut, W., Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion, 2021
Kapitän (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um drittes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1231 [Sächsische Weichbildchronik] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Führer eines Schiffes. Er bedarf mit zunehmender technischer und rechtlicher Entwicklung eines Patents (bzw. einer Zulassung). S. Google
Lit.: Hanses, D., Die rechtliche Stellung des Kapitäns auf deutschen Seeschiffen, 1983
Kapitel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9./10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Passau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, N.) „Häuptlein“, Teil, Gemeinschaft
Kapitular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1775 [Tröltsch] an zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, N., daneben Kapitular, M. in älteren deutschen Rechtsquellen ab erster Hälfte 16. Jahrhundert) ist in dem frühmittelalterlichen fränkischen Recht die in Kapitel eingeteilte Anordnung des Königs bzw. in einem weiteren Sinn der Überrest einer in Beratungen auf Versammlungen bei Hof in Gegenwart des Herrschers lebenden politischen Praxis. Das unter verschiedenen Namen verschiedenste Gegenstände behandelnde Kapitular setzt der Herrscher oft mit Zustimmung der Großen und des Volkes, meist für das ganze Reich. Kapitularien begegnen, in rund 275 Handschriften überliefert, von etwa 500 bis etwa 900, besonders häufig zwischen 802 und 830. Lat. [N.] capitulare erscheint erstmals 779 (773) in dem Kapitular von Herstal. Bei einer Neuedition der frühmittelalterlichen Kapitularien ist wegen der grundsätzlich unveränderten Quellenlage nicht mit grundlegenden Veränderungen zu rechnen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 81; Boretius, A./Krause, V., Capitularia regum Francorum, Bd. 1f 1883ff., Neudruck 1960, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BoretiusAlfredCapitulariaRegumFrancorum1883.pdf; Seeliger, G., Die Kapitularien der Karolinger, 1893; Eckhardt, W., Die Kapitulariensammlung Bischof Ghaerbalds von Lüttich, 1955; Ganshof, F., Wat waren de Capitularia?, 1955; Ganshof, F., Was waren die Kapitularien, 1961; Eckhardt, W., Was waren die Kapitularien?, ZRG GA 79 (1962), 237; Schneider, R., Zur rechtlichen Bedeutung der Kapitularientexte, (in) DA 23 (1967), 273; Capitula episcoporum, Bd. 1ff. 1984ff.; Überlieferung und Geltung normativer Texte des frühen und hohen Mittelalters, 1986; Schmitz, G., Die Kapitulariengesetzgebung Ludwigs des Frommen, (in) DA 42 (1986), 471; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachlichen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993; Woll, I., Untersuchungen zur Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien, 1995; Mordek, H., Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta, 1995 (sieben neue Stücke); Schriftkultur und Reichsverwaltung unter den Karolingern, hg. v. Schieffer, R., 1996; Buck, T., Admonitio und praedicatio, 1997; Mordek, H., Studien zur fränkischen Herrschergesetzgebung, 2000; Koal, V., Studien zur Nachwirkung der Kapitularien in den Kanonessammlungen, 2001; Geiselhart, M., Die Kapitulariengesetzgebung Lothars I. in Italien, 2002; Schneider, H., Karolingische Kapitularien und ihre bischöfliche Vermittlung, (in) DA 63 (2007), 469; McKitterick, R., Karl der Große, 2008; Glatthaar, M., Die drei Fassungen des Doppelkapitulars von Diedenhofen, (in) DA 69 (2013), 443; Glatthaar, M., Subjektiver und indirekter Stil in den Kapitularien, (in) DA 70 (2014), 1; Patzold, S., Benedictus Levita I, 279 (in) DA 70 (2014) 67
Kapitulation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1558 [Kapitulation] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und mit dem Mittellateinischen und dem Lateinischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der in Kapitel eingeteilte Vertrag (beispielsweise Wahlkapitulation), insbesondere der Vertrag über die Übergabe von eigenen Truppen oder sonstigen kriegerischen Mitteln. S. Google
Lit.: Vorgeschichte der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Becker, J. u. a., 1979; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007
kapitulieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Mittellateinischen aufgenommen sowie teilweise mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, V.) über einen Vertrag verhandeln, aufgeben
Kaplan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1200 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) sowie seit dem 12. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Herkunft unklar, M., s. Google) Hofgeistlicher, Hilfspriester
Kapras, Jan (1880-1947) wird nach dem Rechtsstudium in Innsbruck und Prag 1910 außerordentlicher Professor und 1917 ordentlicher Professor in Prag. Sein Hauptwerk ist die Rechtsgeschichte der Länder der böhmischen Krone (Právní dejiny zemí Koruny české, 1913ff.). S. Google
Lit.: Antologie české právní vedy, 1993, 44
Karantanien (7. Jahrhundert, Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt– nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, N.) →Kärnten
Kardinal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1200 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweites Viertel 13. Jahrhundert [Reinmar von Zweter] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 12. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht der von dem Papst ernannte höchste kirchliche Würdenträger nach dem Papst. Mit dem Adjektiv (lat.) cardinalis werden seit etwa 500 n. Chr. zu der Bischofskirche oder zu der bischöflichen Priesterschaft gehörende Kleriker bezeichnet, seit dem Anfang des 8. Jahrhunderts die jeweils ranghöchsten Priester einer Titelkirche in Rom. An dem Beginn des Frühmittelalters wird (lat.) cardinalis zu einem Titel. Um 1100 findet sich ein Kardinalskollegium mit Bischöfen von 53 Kardinälen, das in dem 15. Jahrhundert auf 24 Kardinäle beschränkt wird. An dem Ende des 16. Jahrhunderts wird die Zahl auf 70 und 1958 nochmals erweitert. Der Kardinal wird von dem Papst frei ernannt. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts wirken die Kardinäle (Kardinalbischof, Kardinalpriester, Kardinaldiakon) an der Herrschaft der Gesamtkirche mit, seit 1179 wählen sie den Papst (Altersgrenze 80 Jahre). S. Google
Lit.: Fürst, C., Cardinalis, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hüls, R., Kardinäle, 1977; Weber, C., Senatus divinus, 1996; Jagd nach dem roten Hut, hg. v. Karsten, A., 2004; Geschichte des Kardinalates im Mittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2011
Karl der Große (franz. Charlemagne) (Westfranken 2. 4. 748 [?]-Aachen 28. 1. 814, Beiname der Große seit dem Ende des 10. Jahrhunderts), aus der Familie der Arnulfinger bzw. Pippiniden bzw. Karolinger, wird 768 König der Franken (bis 771 mit seinem Bruder Karlmann) und an Weihnachten des Jahres 800 von Papst Leo III. zu dem Kaiser gekrönt. Durch mehrere Kriegszüge dehnt er das Reich der Franken aus (→Langobarden, →Sachsen). In →Kapitularien schafft er Recht. Außerdem veranlasst er die Aufzeichnung von →Volksrechten. Wahrscheinlich um 770 führt er →Schöffen an der Stelle von Rachinburgen in der Gerichtsbarkeit ein. Er kann, wo und wann er will, Bischöfe einsetzen, macht davon aber nur in dem Kernraum zwischen Rhein, Loire und Rhone Gebrauch. Er fördert die deutsche Sprache durch einheimische Monatsnamen und Windnamen. Seine Körpergröße wird auf 1,84 Meter berechnet (gegenüber einem Durchschnitt von 1,69 Metern), sein Gewicht auf 78 Kilogramm, sein Körperbau als grazil angesehen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 81; Siegel, H., Die deutschen Rechtsbücher und die Kaiser-Karls-Sage, 1899; Gundlach, W., Karl der Große im Sachsenspiegel, 1899; Heldmann, K., Das Kaisertum Karls des Großen, 1928; Brandenburg, E., Die Nachkommen Karls des Großen, 1935, Neudruck 1964; Pirenne, H., Mahomet und Karl der Große, 1935 (1963); Seiler, K., Der Erziehungsstaat Karls des Großen, 1937; Folz, R., Le souvenir et la légende de Charlemagne, 1950; Folz, R., Études sur le culte liturgique de Charlemagne, 1951; The coronation of Charlemagne, hg. v. Sullivan, R., 1959; Sprigade, K., Zur Frage der Verfälschung von Karls d. Gr. divisio regnorum, ZRG GA 81 (1964), 305; Fleckenstein, J., Karl der Große, 1962; Karl der Große, hg. v. Braunfels, W. u. a., Bd. 1ff. 1966ff.; Das Paderborner Epos von 799, 1967; Wolf, G., Die Königssöhne Karl und Karlmann und ihr Thronfolgerecht, ZRG GA 108 (1991), 282; Wolf, G., Die Qualität der fränkisch-langobardischen Verbindung 770/71 und die sonstigen Verbindungen Karls des Großen, ZRG GA 113 (1996), 397; Classen, P., Karl der Große, 1985; Becher, M., Karl der Große, 1999; Kerner, M., Karl der Große, 2000; Hägermann, D., Karl der Große, 2000; Epperlein, S., Leben am Hofe Karls des Großen, 2000; Karl der Große und das Erbe der Kulturen, hg. v. Erkens, F., 2001; Kerner, M., Karl der Große, 2001; Tischler, M., Einharts Vita Karoli, 2001; Karl der Große und sein Nachleben, hg. v. Kraus, T. u. a., 2003; Karl der Große in den europäischen Literaturen des Mittelalters, hg. v. Bastert, B., 2004; Kintzinger, M., Die Erben Karls des Großen, 2005; Charlemagne, hg. v. Story, J., 2005; Kerner, M., Karl der Große, 2006; Barbero, A., Karl der Groß, 2007; McKitterick, R., Karl der Große, 2008; Pauler, R., Karl der Große, 2009; Hartmann, W., Karl der Große, 2010; Karl der Große, hg. in Zusammenarbeit mit Damals, 2011; Schneider-Ferber, K., Karl der Große, 2013; Fried, J., Karl der Große, 2013; Bachrach, B., Charlemagne’s Early Campaigns (768-777), 2013; Latowsky, A., Emperor of the World – Charlemagne, 2013; Weinfurter, S., Karl der Große, 2013; Patzold, S., Ich und Karl der Große, 2013; Bredekamp, H., Der schwimmende Souverän, 2014; Ubl, K., Karl der Große und die Rückkehr des Gottesstaats, (in) HZ 301 (2015) 374; Davis, J., Charlemagne’s Practice of Peace, 2015; Charlemagne, hg. v. Grosse, R./Sot, M., 2018; Nelson, J., King and Emperor – A New life of Charlemagne, 2019
Karl IV. (Wenzel) (Prag 16. 5. 1316-Prag 29. 11. 1378), aus der Familie der Grafen von Luxemburg, wird 1346 deutscher König und 1355 Kaiser. Er macht Prag zu dem Mittelpunkt des Heiligen römischen Reiches (1344 Erzbistum, 1348 Universität) und veranlasst für Böhmen die seit 1617 so genannte (lat.) →Maiestas (F.]) Carolina als ein Entwurf gebliebenes Landrecht und für das Reich die →Goldene Bulle. S. Google
Lit.: Die Goldene Bulle des Kaisers Karl IV. 1356, bearb. v. Müller, K., 1970; Seibt, F., Karl IV., 1978; Kaiser Karl IV. Staatsmann und Mäzen, 1978; Vita Karoli Quarti, hg. v. Stammler, W., 1979, aktualisierte Neuausgabe 2016; Karl IV., hg. v. Engel, E., 1982; Kavka, F., Am Hofe Karls IV., 1990; Widders, E., Itinerar und Politik, 1993; Pauler, R., Die Auseinandersetzungen zwischen Kaiser Karl IV. und den Päpsten, 1996; Schlotheuber, E., Die Autobiographie Karls IV., (in) HZ 281 (2005), 561; Paravicini, A., Die Vita Karls IV., (in) DA 63 (2007), 101; Bauch, M., Divina favente clemencia, 2014; Kaiser Karl IV. und die Goldene Bulle, bearb. v. Frauenknecht, E. u. a., 2016; Monnet, P., Karl IV. – Der europäische Kaiser, 2021
Karl V. (Gent 24. 2. 1500-San Geronimo de Yuste bei Madrid/Estremadura/Spanien 21. 9. 1558), aus der Familie der Habsburger (Enkel Maximilians), wird 1515 Herzog Burgunds, 1516 König Spaniens, 1519 deutscher König und 1530 Kaiser. 1521/1522 überlässt er seinem Bruder Ferdinand die Herrschaft in den österreichischen Erblanden und die Stellvertretung in dem Reich (9 Reisen nach Deutschland, zehn Reisen in die Niederlande, 40 Reisen insgesamt). 1521 entscheidet er sich gegen die Reformation (Martin Luthers). Unter seiner Herrschaft wird 1532 die (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Carolina (Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) erlassen. 1555/1556 verzichtet Karl auf die Regentschaft in Burgund/Spanien zu Gunsten Philipps II., 1556 auf die Kaiserwürde zu Gunsten Ferdinands I. Erhalten sind rund 100000 von ihm unterschriebene Dokumente. S. Google
Lit.: Die Reichsregisterbücher Kaiser Karls V., 1913ff.; Kalkoff, P., Die Kaiserwahl Friedrichs IV. und Karls V., 1925; Die Reichsregisterbücher Kaiser Karls V., hg. v. Gross, L., 1930; Brandi, K., Kaiser Karl V. – Werden und Schicksal einer Persönlichkeit und eines Weltreiches, 1937, 8. A. 1986; Zippel, W., Nationale und nationalitätenrechtliche Gedanken bei der Wahl und in der Wahlkapitulation Karls V., 1950; Boom, G. de, Les voyages de Charles Quint, 1957; Weber, H., Die peinliche Halsgerichtsordnung Karls V., ZRG 77 (1960), 288; Rabe, H., Reichsbund und Interim, 1971; Press, V., Kaiser Karl V., 1976; Spěvaček, J., Karl IV., 1978; Das römisch-deutsche Reich im politischen System Karls V., hg. v. Lutz, H., 1982; Kaiser Karl V. und die Zunftverfassung, hg. v. Naujoks, E., 1985; Burkert, G., Landesfürst und Stände, 1987; Karl V., hg. v. Rabe, H., 1996; Kohler, A., Karl V., 1999, 3. A. 2001; Größing, S., Karl V., 1999; Schulin, E., Kaiser Karl V., 1999; Schorn-Schütte, L., Karl V., 2000; Kodek, I., Der Großkanzler Kaiser Karls V. zieht Bilanz, 2004; Kohler, A., Karl V. 1500-1558, 2005; Pelizaeus, L., Dynamik der Macht, 2007; Schlegelmilch, A., Die Jugendjahre Karls V., 2011; Schilling, H., Karl V. – Der Kaiser, dem die Welt zerbrach, 2020; Parker, G., Der Kaiser – Die vielen Gesichter Karls V., 2020
Karlsbad (N.) →Karlsbader Beschlüsse
Karlsbader Beschlüsse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M. Pl. ) sind die unter dem maßgeblichen Einfluss (Klemens Wenzel Lothar von) Metternichs von dem 6.-31. 8. 1819 in Karlsbad (nordwestlich Prags) von den Ministern zehner deutscher Staaten (des Deutschen Bundes) getroffenen, den einzelnen Untertanen unter Einschränkung der Souveränität der beteiligten Staaten bindenden Beschlüsse zu der strengen Überwachung der Universitäten durch Regierungsbevollmächtigte (Universitätsgesetz), zu der Einschränkung der Pressefreiheit (Pressgesetz), zu der Einsetzung einer Kommission zu der Aufdeckung revolutionärer Bestrebungen und zu der Herstellung einer Exekutionsordnung. Ihr äußerer Anlass ist die Ermordung des Schriftstellers August von Kotzebue durch den Studenten Karl Ludwig Sand (Wunsiedel 5. 10. 1795-Mannheim 20. 5. 1820) an dem 23. 3. 1819. An dem 20. 9. 1819 verabschiedet der Bundestag (Bundesversammlung) des →Deutschen Bundes die in den Karlsbader Beschlüssen enthaltenen Gesetzesentwürfe. Eine dauerhafte Unterdrückung demokratischer Bestrebungen gelingt nicht. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/KarlsbaderBeschluesse1819Universitaetsgesetz.htm; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/KarlsbaderBeschluesse1819Untersuchungsgesetz.htm; Ilse, L., Geschichte der politischen Untersuchungen, 1860; Büssem, E., Die Karlsbader Beschlüssevon 1819, Diss. phil. München 1972; Brümmer, M., Staat kontra Universität, 1991; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 30 III; Schermaul, S., Die Umsetzung der Karlsbader Beschlüsse an der Universität Leipzig, 2013
Karlsruhe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist die von Markgraf Karl-Wilhelm von Baden-Durlach um ein neues Schloss seit 17. 6. 1715 sonnenförmig gegründete Stadt, die sich nach 1945 und der Zerschlagung Preußens wegen des in ihr Sitzes des Bundesgerichtshofs (1950) und des Bundesverfassungsgerichts (1951) der Bundesrepublik Deutschland zu der deutschen Residenz des Rechtes entwickelt hat. S. Google
Lit.: Schiller, C., Das Oberlandesgericht Karlsruhe im Dritten Reich, 1997; Fischer, D., Rechtshistorische Rundgänge durch Karlsruhe, 2005, 2. A. 2011; Die Bestände des Generallandesarchivs Karlsruhe Teil 5, bearb. v. Krimm-Beumann, J., 2010; Andresen, P., Leben am Rande im Zentrum der Macht? Religiöse Minderheiten in einer Plan- und Residenzsstadt des 18./19. Jahrhunderts am Beispiel Karlsruhes, 2020
Karlstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) S. Google
Lit.: Riedenauer, E., Karlstadt, 1963
Kärnten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist ein in dem keltisch-römischen Norikum enthaltenes, nach der Karanta (Ulrichsberg, Karnburg, Karnberg) benanntes, ab dem 6. Jahrhundert von slawischen Einwanderern besetztes, seit 740/750 (Karantanien) unter die Herrschaft der Bayern und dann der Franken geratenes Gebiet an der mittleren Drau, das unter Einschluss der Steiermark und weiterer Gebiete in dem Süden 976 von →Bayern getrenntes Herzogtum wird und 1335 durch Kaiser Ludwig den Bayern von den Grafen von Görz/Tirol an die Grafen von Habsburg gelangt (1809-1813 in den illyrischen Provinzen Frankreichs, 1816-1849 Teil des Königreichs Illyrien Österreichs, 1849-1918 eigenes Kronland). In dem 16. Jahrhundert entsteht aus dem →Landlauf von Steyr ein Kärntner Rechtsbuch. Kärnten ist seit 1920 Bundesland →Österreichs (1945-1955 Besatzungsgebiet Großbritanniens). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 220; Köbler, Historisches Lexikon; Baltl/Kocher; Puntschart, P., Herzogseinsetzung und Huldigung in Kärnten, 1899; Goldmann, E., Die Einführung der deutschen Herzogsgeschlechter in den slovenischen Stammesverband, 1903; Unterluggauer, J., Sankt Leonhard und das obere Lavanttal, 1925; Torggler, K., Darstellung des Kärntner Rechts und Rechtsganges, (in) Archiv f. vaterländ. G. u. T. 24/25 (1936), 127; Torggler, K., Stadtrecht und Stadtgericht in Klagenfurt, 1937; Torggler, K., Die Arbeiten Ludmil Hauptmanns, (in) Carinthia 1 (1938); Rauch, K., Die Kärntner Herzogseinsetzung, (in) FS Adolf Zycha, 1941, 173; Graber, G., Schwabenspiegel und Einritt am Fürstenstein, 1942; Puntschart, P., Einige Ergänzungen zur kritischen Literatur über die bäuerliche Herzogseinsetzung in Kärnten, ZRG GA 65 (1947), 337; Braunmüller, H., Geschichte Kärntens, Bd. 1ff. 1949ff.; Fräss-Ehrfeld, C., Geschichte Kärntens, Bd. 1 1984; Kärnten, hg. v. Rumpler, H. u. a., 1998; Gleirscher, P., Karantanien, 2000; Die Kärntner Volksabstimmung 1920, 2002; Kahl, H., Der Staat der Karantanen, 2002; Enzyklopädie der slowenischen Kulturgeschichte in Kärnten, hg. v. Sturm-Schnabl, H. u. a., 2015; Danglmaier, N./Koroschitz, W., Nationalsozialismus in Kärnten, 2015
Kärntner Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) →Landlauf von Steyr
Karo, Josef (1488-Sated 1575) ist ein jüdischer Rechtsgelehrter aus Spanien, der lange auf dem Balkan und in Galiläa lebt. Er kommentiert umfassend die Arba ’at ha-Turim des →Jakob Ben Ascher (Bet Josef, Kurzform Sulchan ’Arukh). In erweiterter Form gewinnt das Werk in Mitteleuropa und Osteuropa bis in das 19. Jahrhundert allgemeine Anerkennung in den jüdischen Gemeinden. S. Google
Lit.: Elon, M., Ha-Mischpat ha-’ibri, Bd. 2 3. A. 1988, 1087
Karolinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der (seit dem 10. Jahrhundert so bezeichnete) Angehörige eines (vielleicht mit den Merowingern verwandten,) von Bischof Arnulf von Metz (Arnulfinger, 7. Jahrhundert) hergeleiteten, über Karl Martell (714-741) und Pippin (III.) den Jüngeren (bzw. den Kurzen bzw. den Kleinen 741-768) als →Hausmeier 751 zu dem fränkischen Königtum (Pippiniden) aufgestiegenen Geschlechts, das später nach Karl Martell bzw. →Karl dem Großen als Karolinger bezeichnet wird. Die Karolinger sterben nach der Reichsteilung von 843 (Vertrag von Verdun) bzw. 877 in dem Ostteil des fränkischen Reiches 911 und in dem Westteil 987 aus. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 76; Vaccari, P., Studi sull’Europa precarolingia e carolingia, 1955; Ullmann, W., The Carolingian renaissance, 1969; Diplomata Karolinorum, Faksimileausgabe, hg. v. Bruckner, A., 1970; Haselbach, I., Aufstieg und Herrschaft der Karolinger, 1970; Borgolte, M., Der Gesandtenaustausch der Karolinger mit den Abbasiden, 1976; Riché, P., Les Carolingiens, 1983; Mc Kitterick, R., The Frankish Kingdoms, 1983; Schulze, H., Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen - Merowinger und Karolinger, 1987; Schieffer, R., Die Karolinger, 1992, 3. A. 2000, 4. A. 2006, 5. A. 2013; Karl Martell in seiner Zeit, hg. v. Jarnut, J. u. a., 1994; Joch, W., Legitimität und Integration, 1999; Semmler, J., Der Dynastiewechsel, 2003; Grahn-Hoek, H., Gundulfus subregulus, DA 59 (2003), 1; MacLean, S., Kingship and Politics in the Late Ninth Century, 2004; Schieffer, R., Die Zeit des karolingischen Großreichs, 2005; Koch, A., Kaiserin Judith, 2005; Laudage, J. u. a., Die Zeit der Karolinger, 2006; Kaschke, S., Die karolingischen Reichsteilungen bis 831, 2006; Becher, M., Merowinger und Karolinger, 2008; Keller, H./Althoff, G., Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen 888-1024, 2008; Drews, W., Die Karolinger und die Abbasiden von Bagdad, 2009; Hack, A., Alter, Krankheit, Tod und Herrschaft, 2009 (35 Karolinger mit 57 Frauen und 133 Kindern); Fischer, A., Karl Martell, 2011; Busch, J., Die Herrschaften der Karolinger 714-911, 2011; Fischer, A., Karl Martell, 2012; Strothmann, J., Karolingische Staatlichkeit, 2019; Haack, C., Die Krieger der Karolinger, 2020; Wissen und Bildung in einer Zeit bedrohter Ordnung. Der Zerfall des Karolingerreichs um 900, hg. v. Pezé, W., 2020
Karolus de Tocco (Tocco bei Benevent 2. Hälfte 12. Jahrhundert-nach 1215), adeliger Sohn eines Rechtskundigen, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Placentinus, Johannes Bassianus) Rechtslehrer in Bologna (?) und Benevent sowie Gerichtsbeisitzer in Sizilien. Von ihm stammt vor allem wohl eine um 1215 entstandene umfangreiche Glossierung der gegen Ende des 11. Jahrhunderts entstandenen systematischen Sammlung langobardischer Gesetze (→Lombarda). Sie wirkt in Oberitalien bis in das 14. Jahrhundert, in Süditalien bis in das 18. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 5 2. A. 1850, 174; Leicht, P., Le glosse di Carlo di Tocco, (in) Studi e memorie per la storia dell’università di Bologna 4 (1920), 157; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 305; Lange, H., Zum Lombarda-Kommentar, (in) FS D. Medicus, 1999, 317
Karren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, M.) ein meist zweiräderiger Wagen →Karrenstrafe
Karrenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Hannover] in vierundzwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der Gegenwartssprache, aber in Google belegt, F.) ist in der Neuzeit eine in dem (Beladen und) Ziehen eines Karrens bestehende Freiheitsstrafe oder Ehrenstrafe. S. Google
Lit.: Wächter, C., Die Strafarten und Strafanstalten des Königreichs Württemberg, 1832, 253; Schnabel-Schüle, H., Überwachen und Strafen im Territorialstaat, 1997; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999
Karte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1321 an mehr als dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) ist das beschriebene Blatt bzw. das verkleinerte Abbild von Land. S. Google
Lit.: Ortelius, A., Theatrum orbis terrarum, 1570, Neudruck 2006; Großer historischer Weltatlas, hg. v. bayerischen Schulbuch-Verlag, Teil 1ff. 1953ff.; Oehme, R., Die Geschichte der Kartographie des deutschen Südwestens, 1961; Schumm, K., Inventar der handschriftlichen Karten im Hohenlohe-Zentralarchiv Neuenstein, 1961; Putzger, F., Atlas und Chronik zur Weltgeschichte, Neudruck 2002; Schneider, U., Die Macht der Karten. Eine Geschichte der Kartographie vom Mittelalter bis heute, 2004, 3. A. 2011; Recker, G., Gemalt, gezeichnet und kopiert – Karten in den Akten des Reichskammergerichts, 2004; Kartenwelten, hg. v. Dipper, C. u. a., 2006; Iwańczak, W., Die Kartenmacher, 2009; Schramm, M., Digitale Landschaften, 2009; Horst, T., Die älteren Manuskriptkarten Altbayerns, 2009 (300 Karten); Schröder, I., Das Wissen von der ganzen Welt, 2011; Christoph, A., Die Ökonomisierung des Naturwissens um 1800, 2011; Die Werkstatt des Kartographen, hg. v. Siegel, S. u. a., 2011; Schraut, S., Kartierte Nationalgeschichte – Geschichtsatlanten im internationalen Vergleich 1860-1960, 2011; Kupčik, I., Alte Landkarten, 2011; Sonnabend, H., Antike Geographie, 2012; Dueck, D., Geographie der antiken Welt, 2013; Di Cesare, M., Studien zu Paulinus Venetus De mapa mundi, 2015; Rosenberg, D. u. a., Die Zeit in Karten, 2015; Garfield, S., Karten!, 2014; Rankin, W., After the Map, 2016; Fließende Räume. Karten des Donauraums 1650-1800, hg. v. Wolf, J./Zimmermann, W., 2017; Oswalt, V., Karten als Quelle und Darstellung, 2019; Arad, P., Christian Maps of the Holy Land, 2020; Pragmatische Visualisierung. Herrschaft, Recht und Alltag in Verwaltungskarten, hg. v. Marx-Jaskulski, K. u. a., 2020
Kartell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1598 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vor allem ab dem 17. Jh. aus dem Französischen entlehnt und mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt, N.) ist die Abrede selbständiger Unternehmer zwecks bestimmten gemeinsamen Verhaltens an dem Markt. Wie schon die →Zunft den Wettbewerb beeinflusst und seit dem Spätmittelalter bewusst Unternehmer sich zu der Wettbewerbsgestaltung zusammenschließen, so finden sich an dem Ende des 19. Jahrhunderts auch in der Großindustrie Kartelle. 1897 werden sie von dem deutschen Reichsgericht zugelassen (RGZ 38, 155). Da sie bald überhandnehmen, werden sie an dem 2. 11. 1923 verboten, ohne dass das Verbot Wirkungen zeigt. An dem 27. 7. 1957 ergeht in der Bundesrepublik Deutschland zu dem 1. 1. 1958 ein Gesetz gegen die Wettbewerbsbeschränkungen (Kartellgesetz), das später noch verschärft wird (3. 8. 1973 vorbeugende Fusionskontrolle, Beseitigung der vertikalen Preisbindung für Markenartikel, Verstärkung der Missbrauchsaufsicht) und neben dem seit diesem Zeitpunkt auch europäisches Kartellrecht gilt. In dem Mai 2004 wird das europäische Kartellrecht inhaltlich umgestellt auf das Anmeldeprinzip und kann außer von der Europäischen Kommission von allen nationalen Kartellbehörden und Kartellgerichten der Mitgliedstaaten der Europäischen Union angewendet werden.
Lit.: Köbler, DRG 176, 218, 243, 272; Mickwitz, G., Die Kartellfunktionen der Zünfte, 1936; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3852; Großfeld, B., Zur Kartellrechtsdiskussion vor dem ersten Weltkrieg, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 255; Kartelle und Kartellgesetzgebung, hg. v. Pohl, H., 1985; Schwab, D., Kartelle im Mittelalter, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 442; Schröder, R., Die Entwicklung des Kartellrechts, 1988; Baums, T., Kartellrecht in Preußen, 1990; Schröcksnadl, T., Die Entstehung des österreichischen Kartellgesetzes von 1972, Diss. jur. Münster 1992; Nörr, K., Die Leiden des Privatrechts, 1994; Gith, R., Die Entstehungsgeschichte des europäischen Kartellrechts, 2003; Murach-Brand, L., Antitrust auf deutsch, 2004; Richter, K., Die Wirkungsgeschichte des deutschen Kartellrechts vor 1914, 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Maetschke, M., Ursprünge der Zwangskartellgesetzgebung, 2008; Bechtold/Bosch/Brinker, EU-Kartellrecht, 3. A. 2014; Klix, J., Privatrechtstheorie und Wirtschaft von 1967 bis 1982, 2017; Böse, C., Kartellpolitik im Kaiserreich, 2018; Glässer, W., Marktmacht und Politik – Das internationale Kartell der Ölgesellschaft 1960-1975, 2019 (Exxon, Mobil, Socal, Gulf, Texaco, Shell, BP, ein Kartell ohne offiziellen Vertrag in einem multinationalen Kontext als effizientes und erfolgreiches Instrument)
Karthager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, M.) ist der Angehörige des um die phönizische Kolonie Karthago an dem Golf von Tunis gegründeten, bis nach Spanien ausgreifenden, jedoch seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. von Rom (in drei punischen Kriegen) bekämpften und 146 v. Chr. von den Römern endgültig unterworfenen Reiches (Feldherr Hannibal 247-183 v. Chr.). S. Google
Lit.: Lancel, S., Carthage, 1992; Geus, K., Prosopographie der literarisch bezeugten Karthager, 1994; Moscati, S., Die Karthager, 1996; Gerhold, M., Rom und Karthago zwischen Krieg und Frieden, 2002; Christ, K., Hannibal, 2003; Huss, W., Die Karthager, 3. A. 2004; Zimmermann, K., Rom und Karthago, 2005, 2. A. 2009, 3. A. 2014; Modrow, S., Vom punischen zum römischen Karthago, 2017
Karthäuser , Kartäuser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL (Kartäuser) – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist der Angehörige des von Bruno von Köln (um 1030-1101) 1084 in La Chartreuse bei Grenoble als Eremitengemeinschaft in die Wege geleiteten christlichen Ordens. S. Google
Lit.: Gruys, A., Cartusiana, 1976; Mursell, S., The Theology of the Carthusian Life, 1988; Schilling, B., Zur Vorgeschichte der Kartäuser, (in) DA 68 (2012), 53
Kartular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen aufgenommen, N., s. Google) Urkundensammlung →Karte
Kaser, Max (Wien 21. 4. 1906 – Ainring bei Salzburg 13. 1. 1997), Geschichtsprofessorensohn, wird nach der Promotion in Graz und der Habilitation in Gießen (Otto Eger 1931) Professor für römisches Recht in Münster (1933) und Hamburg (1959, 1971 vorzeitig emeritiert, Honorarprofessor Salzburg). Von ihm stammt die führende Darstellung des römischen Privatrechts (1955ff., in drei zeitliche Epochen gegliedert, 2. A. 1971ff.) und Zivilprozessrechts (1966, 2. A. 1996). Zusammengefasst sind seine synthetisierenden Arbeitsergebnisse in einem zeitlebens und danach von anderen aktualisierten Kurzlehrbuch (19. A. 2008 u. ö.). S. Google
Lit.: Knütel, R., Max Kaser, NJW 1997, 1492; Giaro, T., Max Kaser, (in) Rechtshist. Journal 16 (1997), 231
Kasino (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus dem Italienischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Haus für gesellige Zusammenkünfte
Lit.: Torp, C., Von Bad Homburg nach Macau – Ursprung und Entwicklung der Casinostadt, (in) HZ 308 (2019), 675
Kassation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [Nassau] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Mittellateinischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die Aufhebung eines Urteils (wegen Nichtigkeit). Während das römische Recht ein unter Verletzung der Gesetze zustandegekommenes Urteil ohne weiteres als nichtig ansieht, verlangt das frühmittelalterliche langobardische Recht ein besonderes Verfahren (lat. reclamatio [F.] ad regem, Beschwerde an den König). Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts wird zwischen Verletzung des Verfahrensrechts (→Nichtigkeitsbeschwerde) und Verletzung des materiellen Rechtes (→Appellation) unterschieden, später aber unter dem Einfluss des kanonischen Rechtes die Nichtigkeitsbeschwerde auch auf große erhebliche Rechtsfehler erstreckt. Die Nichtigkeitsbeschwerde hat zunächst devolutive und seit der Mitte des 14. Jahrhunderts auch aufschiebende Wirkung. Für sie werden unter Ausdehnung auf alle Rechtsfehler in dem 19. Jahrhundert in Italien Kassationsgerichtshöfe zuständig, die 1888/1923 zusammengefasst werden. In Frankreich entwickelt sich die Kassation (einer Abteilung des Staatsrats) als ein auf Rechtsfragen beschränkter Rekurs außerhalb des eigentlichen Instanzenzugs in dem Lauf des 18. Jahrhunderts und wird 1790 einer mit den Garantien einer unabhängigen Rechtsprechung ausgestatteten Einrichtung (Kassationsgerichtshof) übertragen, welche die Einheitlichkeit der Rechtsprechung und die genaue Auslegung der Gesetze gewährleisten soll und zwingend an die Instanzgerichte zurückverweisen muss. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Skedl, F., Die Nichtigkeitsbeschwerde, 1886; Montazel, L., Entre fait et droit, 1998; Seynsche, G., Der rheinische Revisions- und Kassationshof in Berlin (1819-1852), 2002; Fiedler, B., Der rheinbayerische Kassationsgerichtshof, 2004
Kasse, Casse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1418 [Mesnil St. Arnual] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Anfang des 16. Jahrhunderts aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein Behältnis für Geld. Mit der Entwicklung der Geldwirtschaft werden bei (Unternehmern und bei allen) Behörden besondere Kassen gebildet. S. Google
Kassel („Haus an einer Mulde“?, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar an der Fulda ist eine aus einem 913 erstmals bezeugten fränkischen Königshof erwachsene Stadt (1632-1652 Universität), die 1807-1813 Hauptstadt des Königreichs Westphalen ist und in der Bundesrepublik Deutschland das Bundessozialgericht und von 1954 bis 1999 auch das 1993/1996 gesetzlich nach Erfurt verlegte Bundesarbeitsgericht beherbergt. S. Google
Lit.: Stölzel, A., Ein Karolinger Königshof, 1919; Eisenträger, M. u. a., Territorialgeschichte der Kasseler Landschaft, 1935; Nehls, A., Alte Gewohnheit und Stadtrecht zu Kassel in Erbfällen, 1967; Heinemeyer, K., Königshöfe und Königsgut im Raum Kassel, 1969; Die Handschriften der Murhardschen Bibliothek der Stadt Kassel, bearb. v. Kremer, M., Bd. 2 1969; Kassel als Stadt der Juristen, 1990; Feldner, U., Kleine Geschichte der Stadt Kassel, 2010; Huber, J., Stadtgeschichte Kassel, 2012; Vom Königshof zur Stadt, hg. v. Baumgärtner, I., 2013
Kassenarzt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist der auf Grund eines von der Regierung des (zweiten) Deutschen Reiches geforderten Abkommens zwischen Krankenkassenverbänden und Arztverbänden abgeschlossenen Abkommens (1914) bzw. einer Verordnung (1923) bzw. eines Gesetzes (1955) von der Krankenkasse (→Krankenversicherung) für die Behandlung Kranker zugelassene und deshalb in ein Arztregister eingetragene Arzt (1914 ein Kassenarzt auf 1350 Versicherte, bzw. bei Familienbehandlung ein Kassenarzt auf 1000 Versicherte). S. Google
Lit.: Jörg, M., Das neue Kassenarztrecht, 1993; Maaß, R., Das Kassenarztrecht der Reichsversicherungsordnung, 1990
Kassier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Italienischen aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kassenführer
kassieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, V.) einziehen und in einem weiteren Ansatz aufheben
Kassiergesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, N.) ist (der wissenschaftliche Name für) das zwecks Einschränkung der Rechtsliteratur die Anwendung der Anmerkungen Paulus‘ und Ulpians zu den Werken Papinians verbietende Gesetz Kaiser Konstantins I. von 321 n. Chr. (Codex Theodosianus 1. 4. 2).
Kaste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stand in Indien
Lit.: Zilm, A., Das Kastensystem in der Rechtsordnung Indiens, 1997
Kastilien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N. s. Google) ist das nach (lat. [N.Pl.]) castella (Burgen) benannte Gebiet an dem oberen Ebro, das in dem späten 8. Jahrhundert als Grafschaft des Königreichs Asturien-León mit dem Hauptort Burgos erscheint. Kastilien gelangt 1029 erbweise an den König von Navarra, dessen Sohn 1035 König von Kastilien wird. Von 1037 bis 1065 und 1230 wird León mit Kastilien vereinigt. 1085 wird Kastilien infolge der Rückeroberung um Toledo erweitert, 1236 um Córdoba, 1243 um Murcia und 1248 um Sevilla. 1412 wird der König von Kastilien auch Herrscher in Aragonien. Wenig später werden Kastilien und Aragonien in Personalunion (1474) verbunden. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff, 2,2,230; Martínez Gijón, J., La compañía mercantil en Castilla, 1979; Las Cortes de Castilla y León, 1988; Büschgens, A., Die politischen Verträge Alfons’ VIII. von Kastilien, 1995; Czeguhn, I., Die kastilische Höchstgerichtsbarkeit 1250-1520, 2002; Meyer, B., Kastilien, die Staufer und das Imperium, 2002; Ladero Quesada, M., Isabel I de Castilla, 2012 (Aufsätze); Collantes de Terán de la Hera, M., El amancebamiento, 2014
Kastration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Anfang des 19. Jahrhunderts aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) →Entmannung
Lit.: Schneider, C., Die Verstaatlichung des Leibes, 2000; Huonker, T., Diagnose Moralisch defekt, 2003; Czeguhn, I., Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses vom 14. Juli 1933 und die Erbgesundheitsgerichte, (in) TRG 72 (2004), 359; Einhaus, C., Zwangssterilisation in Bonn (1933-1945), 2006; Justiz und Erbgesundheit, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 2009
kastrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) entmannen
Kasus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Fall
Kasuistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Einzelfallbetrachtung (vor allem in Rechtsgutachten römischer Rechtskundiger mit Respondierrecht in dem Namen des Kaisers seit Kaiser Augustus)
Katalonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 12. Jahrhundert) in dem Nordosten Spaniens gelangt über Iberer und Punier seit dem Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. allmählich an die Römer, seit 409 an die Alanen und 415 an die Goten (Kata-lanen) und um 800 an die Franken. 1137 fällt die dort entstehende Grafschaft Barcelona, deren Gewohnheitsrecht in dem seit etwa 1060 entstehenden Rechtsbuch Usatges de Barcelona (Usatici Barchinonae, Gewohnheiten Barcelonas) überliefert wird, an →Aragonien, behält aber Selbständigkeit. 1714 verliert Katalonien die bestehenden Sonderrechte, erhält aber von 1932 bis 1939 und 1979 Autonomie. Versuche der Verselbständigung scheitern mangels internationaler Unterstützung. S. Google
Lit.: Lalinde Abadía, J., La institución virreinal en Cataluña (1471-1716), 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,264; Iglesia Ferreirós, A., La creación del derecho en Cataluña, (in) Anuario de historia del derecho Español 47 (1977), 99; Allemann, F./Bahder, X. v., Katalonien und Andorra, 3. A. 1985; Costums de Tortosa, hg. von dem Centre Associat de Tortosa, 1979; Font Ruis, J., Cartas de población y franquicia, Bd. 2 1983; Massip, J., La gestació de les costums de Tortosa, 1984; Brocá, G. de, Historia del derecho de Cataluña, 1985; Zimmermann, M., En les orígens de Catalunya, 1989; El dret comú i Catalunya, hg. v. Iglesia Ferreirós A., 2000; Revista de dret històric català, Bd. 1ff. 2001ff.; Bowman, J., Shifting landmarks. Property, proof and dispute in Catalonia around the year 1000, 2004, Ryder, A., The Wreck of Catalonia, 2007; Iglesia Ferreirós, A., Cataluña Medieval, 2008; Ferro Pomà, V., El dret públic català, 2015; Chandler, C., Carolingian Catalonia, 2018
Kataster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1767 [Scotti Cleve] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Italienischen aufgenommen und vielleicht mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar, M. bzw. N.) ist ein Verzeichnis von Gegebenheiten, insbesondere ein Verzeichnis der Grundstücke eines Gebiets mit genauen Angaben über die tatsächlichen Verhältnisse der erfassten Grundstücke. In dem 15. Jahrhundert erscheinen erste Vorläufer (Florenz 1427). Der neuzeitliche Staat legt seit dem 18. Jahrhundert zwecks Sicherung der Grundsteueraufkommen Kataster an (Neapel 1740, Lombardei 1750, Österreich unter Maria Theresia und Joseph II., Preußen 1822 für Rheinland und Westfalen). Das Kataster liefert auch dem →Grundbuch die notwendigen technischen Angaben. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 152; Grävell, M., Die Grundsteuer und deren Kataster, 1821; Strippel, K., Die Währschafts- und Hypothekenbücher Kurhessens, 1914; Heider, J., Der bayerische Kataster, 1954; Lego, K., Geschichte des österreichischen Grundkatasters, 1968; Atlante storico, hg. v. Bocchi, F. u. a., 1986ff.; Kataster und moderner Staat, hg. v. Mannori, L., 2001; De l’estime au cadastre en Europe, hg. v. Rigaudière, A., 2006; Ketten, Karten und Koordinaten, hg. v. Theis, K., 2006; Der franziszeische Kataster im Kronland Bukowina, hg. v. Rumpler, H. u. a., 2015
Katharer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie mit dem Griechischen des Altertums verbindbar, M., erstmals um 1143 in Köln) →Ketzer
Lit.: Rottenwöhrer, G., Der Katharismus, Bd. 1ff. 1982ff.; Lambert, M., Geschichte der Katharer, 2001; Hoécker, C., Disputatio inter Catholicum et Paterinum hereticum, 2001: Auffarth, C., Die Ketzer, Katharer, Waldenser und andere, 2005
Katheder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. N., s. Google) Lehrstuhl, Pult
Kathedersozialist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Kathedersozialismus – nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der in dem späteren 19. Jahrhundert sozialpolitische Anliegen (Wirtschaftsgesetzgebung, Tarifverträge, Wirtschaftsethik) verfolgende, von Sozialisten bekämpfte Wirtschaftswissenschaftler (beispielsweise Gustav von Schmoller 1838-1917, Lujo Brentano 1844-1931, Werner Sombart).
Lit.: Oppenheim, H., Kathedersozialismus, 1872
Kathedrale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über ein Adjektiv in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Hauptkirche (lat. ecclesia [F.] cathedralis) an dem Sitz des Erzbischofs oder Bischofs. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; La cathédrale, 1995; Binding, G., Als die Kathedralen in den Himmel wuchsen, 2006
katholisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allumfassend (seit dem 4. Jahrhundert Bischofstitel)
Lit.: Katholizismus und Reichsgründung, hg. v. Real, W., 1988; Georg von Hertling 1843-1919, hg. v. Becker, W., 1993; Kirche und Katholizismus seit 1945, hg. v. Gatz, E., 1998; Arnold, C., Katholizismus als Kulturmacht, 1999; Schwendenwein, H., Die katholische Kirche, 2003; Hollerbach, A., Katholizismus und Jurisprudenz, 2004; Houlihan, P., Catholicism and the Great War, 2015; Profil und Prägung – Historische Perspektiven auf 100 deutsche Katholikentage, hg. v. Kösters, C. u. a., 2017; Wolf, H., Verdammtes Licht – Der Katholizismus und die Aufklärung, 2019; Glaubenskämpfe – Katholiken und Gewalt im 19. Jahrhundert, hg. v. Bouwers, E., 2019
Katlenburg ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar Anfang 12. Jh. Chorherrenstift, N.)
Lit.: Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstifts Katlenburg, hg. v. Walter, J. u. a., 2019 (445 Urkundennummern, davon 312 Originalurkunden)
Katzenelnbogen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine mittelalterliche, 1479 an Hessen gelangte Grafschaft. 1591 wird von Johannes Kleinschmidt der Entwurf einer Landesordnung geschaffen, der nach Aufnahme in der Praxis bis zu dem Ende des 19. Jahrhunderts Bedeutung hat.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schmidt, A., Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen, 1893, 67; Demandt, K., Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. 1ff. 1953ff.; Noack, W., Landgraf Georg I. von Hessen und die Obergrafschaft Katzenelnbogen (1567-1596), 1966; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Maulhardt, H., Die wirtschaftlichen Grundlagen der Grafschaft Katzenelnbogen, 1980
Kauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie bereits für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist ein gegenseitiger, grundsätzlich formloser Vertrag, durch den der eine Teil (Verkäufer) sich zu der endgültigen Übertragung (seines Rechtes) eines Gegenstands (verkehrsfähiger körperlicher, möglicherweise erst noch herzustellender Gegenstand, Recht einschließlich einer [lat.] spes [F.], Hoffnung, Chance) und der andere Teil (Käufer) sich zu der Zahlung und damit Übereignung eines bestimmten, ernst gemeinten Kaufpreises verpflichtet. Der Kauf ist dem römischen Recht als (lat.) →emptio (F.) venditio vertraut (auf [lat.] bona fides, guter Treue beruhender Konsensualkontrakt). Er kann mit verschiedenen Nebenabreden versehen werden (beispielsweise aufschiebende oder auflösende Abrede des Rücktrittsrechts des Verkäufers bei besserem Angebot eines anderen Kaufinteressenten innerhalb einer bestimmten Frist). Er führt als solcher (noch) nicht zu dem Eigentumserwerb. Möglich sind Gattungskauf und Stückkauf. Der Käufer hat die (lat.) actio empti (Kaufklaganspruch) auf Lieferung, der Verkäufer die (lat.) actio venditi (Verkaufsklaganspruch) auf Zahlung. Zu den Germanen kommt er über den namengebenden römischen Schankwirt an der Grenze (lat. [M.] caupo). Größere Bedeutung erlangt er nach dem Altertum mit der Durchsetzung der Geldwirtschaft in der hochmittelalterlichen Stadt. Seit dem Spätmittelalter wird die römischrechtliche Gestaltung einschließlich der Sachmangelhaftung in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen. Für den Kauf von Grundstücken wird das (aus den um 1130 sichtbaren hochmittelalterlichen Schreinskarten Kölns hervorgehende) →Grundbuch bedeutsam. In dem 19. Jahrhundert wird in Deutschland der Handelskauf ausgesondert und durch Savigny das Verpflichtungsgeschäft (rechtlich) von dem Erfüllungsgeschäft streng getrennt. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird der sozial schwache Käufer (Verbraucher) von den an Absatz interessierten Herstellern besonders umworben und muss deswegen bald von dem Gesetzgeber vor den damit entstehenden Gefahren der Verschuldung besonders besonders geschützt werdrn (Abzahlungsgesetz, 2002 in das Bürgerliche Gesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland aufgenommen). An dem 11. 10. 2011 veröffentlicht die Europäische Kommission einen Vorschlag für ein gemeinsames europäisches Kaufrecht. →Marktkauf
Lit.: Kaser § 41; Söllner §§ 9, 15; Hübner; Köbler, DRG 45, 63, 67, 91, 127, 165, 215, 270; Conze, F., Kauf nach hanseatischen Quellen, 1889; Amira, K., Nordgermanisches Obligationenrecht, 1892ff.; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzugs, 1913; Peterka, O., Der Kauf im Altstadt Prager und Brünner Recht, ZRG GA 58 (1938), 421; Planitz, H., Handelsverkehr und Kaufmannsrecht im fränkischen Reich, (in) FS E. Heymann, Bd. 1 1940, 175; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1950; Bauer, F., Die Entwicklung des Kaufrechts in Deutschland seit der Rezeption des römischen Rechtes, Diss. jur. Bonn 1953; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956; Müller, H., Das Kaufrecht in süddeutschen Stadtrechtsreformationen, Diss. jur. Kiel 1961; Greiser, P., Der Kauf nach deutschen Landrechten der Rezeptionszeit, Diss. jur. Kiel 1965; Scherner, K., Rücktrittsrecht wegen Nichterfüllung, 1965; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971; Wesener, G., Der Kauf nach österreichischem Privatrecht, (in) FS H. Hämmerle, 1972, 433; Oeckinghaus, A., Kaufvertrag und Übereignung, 1973; Gelke, W., Kauf und Tausch in Babenhausen, Diss. jur. Mainz 1981; Wolfgang, E., Das klassische römische Recht der Gefahrtragung beim Kauf, Diss. jur. Bonn 1981; Knellwolf, M., Zur Konstruktion des Kaufes auf Probe, 1987; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992; Cortesi, O., Die Kaufpreisgefahr, 1996; Knütel, R., Hoffnungskauf und Eviktionshaftung, ZRG RA 117 (2000), 445; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002; Kaufen nach römischem Recht, hg. v. Jakab, E. u. a., 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; CISG vs. Regional Sales Law Unification, hg. v. Magnus, U., 2012; Sondertagung der Zivilrechtslehrervereinigung zum Vorschlag für ein Common European Sales Law in Bonn im April 2012, hg. v. Wagner, G./Zimmermann, R., (in) AcP 212 (2012), 467; Gemeinsames europäisches Kaufrecht, hg. v. Gebauer, M., 2013
Kauf auf Probe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Kauf, bei dem der Käufer auf Grund einer Vereinbarung in dem Kaufvertrag den Kaufgegenstand bei Nichtgefallen innerhalb einer bestimmten Frist zurückgeben kann. S. Google
Kauf bricht nicht Miete (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist ein Rechtssprichwort, das besagt, dass in Gegensatz zu dem römischen Recht (Kauf bricht Miete, Gewährleistungsanspruch des vertriebenen Mieters gegen seinen Vermieter) in (vielen) deutschen Rechten seit dem Hochmittelalter die Veräußerung eines Grundstücks durch den Eigentümer das Mietverhältnis eines Mieters nicht beendet (Veräußerung vertreibt den Mieter nicht). S. Google
Lit.: Kaser § 42 II 4; Kroeschell, DRG 3; Gilissen, J., Huur gaat voor koop, TRG 16, 281; Jüttner, B., Zur Geschichte des Grundsatzes „Kauf bricht nicht Miete“, Diss. jur. Münster 1960; Genius, K., Der Bestandsschutz des Mietverhältnisses in seiner historischen Entwicklung, 1972; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001
Kauf einer erhofften Sache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, M., lat. emptio [F.] rei speratae) ist der Kauf einer erst noch entstehenden Gegenstands (beispielsweise eines Tierjungen), der durch die Entstehung aufschiebend bedingt ist. S. Google
kaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie bereits für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums gebildet zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) durch Kauf erwerben
Käufer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 543 institoris caufari] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht bereits für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) durch Kauf Erwerbender
Kaufgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Wien] in fast zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische teilweise als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das durch →Kauf erworbene Gut. Es wird in dem Mittelalter teilweise anders behandelt als das durch Erbschaft erlangte Gut (Erbgut). S. Google
Lit.: Heusler, A., Institutionen des deutschen Privatrechts, Bd. 2 1886, 58, 199
Kaufhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [CDPruss.] in mehr als 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen bereits für das Germanische als teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Gegenwart das großbetriebliche Unternehmen für den Kleinhandel mit Waren verschiedenster Art in einheitlichen Verkaufshäusern. In Deutschland werden die ersten Kaufhäuser oder Warenhäuser von jüdischen Kaufleuten in dem letzten Viertel des 19. Jahrhunderts errichtet (Wertheim Stralsund 1876, Karstadt Wismar 1881, Tietz Gera 1882). Gegen sie wenden sich ohne großen Erfolg die kleineren Handelsunternehmen und Kaufleute. In dem 21. Jahrhundert wird das Kaufhaus durch das Telekommunikationsgeschäft beispielsweise Amazons gefährdet und vielleicht abgelöst. S. Google
Lit.: Spiekermann, U., Warenhaussteuer in Deutschland, 1994; Mittelalterliche Kaufhäuser im europäischen Vergleich, hg. v. Felten, F., 2015; Lindemann, U., Das Warenhaus, 2015
Kaufmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 807 homini negotiatore chourmanne, III 381 negotiator, nundinantor, autionator coufman, III 396 folicio, mercator koufman] in mehr als 50 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen bereits für das Germanische als teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, 812, M.) ist, wer ein Handelsgewerbe betreibt. In Rom von eher untergeordneter rechtlicher Bedeutung, erscheinen in dem Frühmittelalter Syrer, Juden, Griechen und Friesen als vereinzelte Wanderhändler. Mit dem Hochmittelalter lässt sich der Kaufmann mit einem festen Laden in der Stadt nieder und bildet Gilden oder Zünfte. In dem 19. Jahrhundert wird der Begriff des Kaufmanns gesetzlich festgelegt, 1998 vereinheitlicht und vereinfacht. Österreich ersetzt 2007 den Kaufmann des Handelsgesetzbuchs durch das Unternehmen und den Unternehmer des Unternehmensgesetzbuchs. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 67, 95, 111, 167, 217; Gross, C., The Gild Merchant, 1890; Stoeven, M., Der Gewandschnitt in den deutschen Städten des Mittelalters, 1915; Die Korporation der Kaufmannschaft von Berlin, 1920; Weider, M., Das Recht der deutschen Kaufmannsgilden, 1931; Planitz, H., Handelsverkehr und Kaufmannsrecht im fränkischen Reich, (in) FS E. Heymann, Bd. 1 1940, 175; Planitz, H., Kaufmannsgilde und städtische Eidgenossenschaft, ZRG GA 60 (1940), 1; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1950; Sapori, A., Le marchand italien, 1952; Bergfeld, C., Einzelkaufmann und Unternehmer, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 6 1982, 126; Kroeschell, K., Ius omnium mercatorum, (in) FS B. Schwineköper, 1982; Köbler, G., Mercatores personati, (in) FS L. Carlen, 1989, 157; I mercanti italiani, hg. v. Frangioni, L., 1990; Müller-Boysen, C., Kaufmannsschutz und Handelsrecht, 1990; Ars mercatoria. Handbücher und Traktate für den Gebrauch des Kaufmanns 1470-1820, hg. v. Hoock, J. u. a., Bd. 1ff. 1991ff.; Ebert-Weidengeller, A., Hamburgisches Kaufmannsrecht, 1992; Kaufmannsbücher und Handelspraktiken, hg. v. Denzel, M. u. a., 2002; Rösch, G., Kaufmannsbildung und Kaufmannsethik im Mittelalter, 2004; Becker, A., Die Entwicklung des Kaufmannsbegriffes, 2004; Mayer, M., Der Kauf nach dem Augsburger Stadtrecht von 1276, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Kaufleute, Seefahrer und Piraten, hg. v. Schwara, D. u. a., 2011; Milinovic, M., Der ehrbare Kaufmann im deutschen Recht – Untersuchungen zu Herkunft und Bedeutung des Begriffs „ehrbarer Kaufmann“ sowie zum Einfluss der Ehre auf das Wirken des Kaufmanns bei besonderer Betrachtung der Entwicklung der Ehrenstrafe, 2019; Breustedt, S., Kaufmännische Rechtsgutachten des 18. Jahrhunderts, 2020
Kaufmann, Ekkehard (Frankfurt am Main 17. 2. 1923-Marburg 26. 6. 2010) wird nach dem Abitur (1942), dem Kriegsdienst und dem Studium von Geschichte, Germanistik und Philosophie in Frankfurt am Main 1950 mit einer Dissertation über Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach 1035-1806 und 1956 nach einem Zweitstudium der Rechtsissenschaft mit einer Dissertation über die Erfolgshaftung promoviert sowie 1958 bei Adalbert Erler habilitiert. 1965 wird er als Nachfolger Hermann Krawinkels nach Marburg berufen und 1988 emeritiert. S. Google
Lit.: Holzhauer, H., Nachruf auf Ekkehard Kaufmann, ZRG GA 129 (2012)
Kaufmann, Erich (Demmin 21. 9. 1880-Heidelberg 11. 11. 1972), Staatsrechtler und Völkerrechtler in Königsberg, Berlin und nach Zwangsemeritierung (1934) 1946 in München, s. Google
Lit.: Rennert, K., Die „geisteswissenschaftliche Richtung“ in der Staatsrechtslehre der Weimarer Republik, 1987
Kaufmannseigenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen bereits für das Germanische als teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Kaufmann
Kaufvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1574 in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen bereits für das Germanische als teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen zu erschließen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der über einen →Kauf geschlossene →Vertrag. Er begründet nach deutschem Recht nur zwei Verpflichtungen des Verkäufers und des Käufers. Erst mit der Erfüllung der jeweiligen Pflicht ändert sich auch die sachenrechtliche Lage (Eigentum). S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
kausal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der Etymologie ungeklärt bzw. teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ursächlich
Kausalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der Etymologie nicht sicher erklärt bzw. teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, [F.] Ursächlichkeit) ist das Verhältnis zwischen einer Ursache und einer Folge dieser Ursache. Kausalität eines Verhaltens für einen Erfolg ist gegeben, wenn das Verhalten nicht hinweggedacht werden kann, ohne dass der Erfolg entfällt bzw. ein gebotenes, aber unterlassenes Verhalten nicht hinzugedacht werden kann, ohne dass der Erfolg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit entfiele. In dem Schadensersatzrecht kann die Kausalität durch die Adäquanz eingeschränkt sein. Kausalität bei einem Eigentumserwerb bedeutet, dass ohne rechtmäßigen Erwerbsgrund (beispielsweise Kaufvertrag) die Erwerbsart (beispielsweise Übergabe) keinen Eigentumsübergang bewirken kann (vgl. § 380 ABGB). Seit Savigny (1779-1861) gibt das deutsche Recht die Kausalität zwischen Kaufvertrag und Eigentumsübergang allmählich auf und verlangt für den Eigentumserwerb eine sachenrechtliche Einigung.
Lit.: Ling, M., Die Unterbrechung des Kausalzusammenhanges, 1996
Kautelarjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar als vorbeugende Rechtskunde, F.) ist die in dem Verhüten von Rechtsstreitigkeiten bestehende Tätigkeit des Rechtskundigen, die schon dem römischen Recht bekannt ist und seit dem Mittelalter vor allem von →Notaren durch Erstellung einwandfreier Urkunden ausgeübt wird. Von hier aus kommt es zu eigenen Sammlungen von Cautelen und seit dem 18. Jahrhundert auch besonderen Standesregeln, in dem 19. Jahrhundert aber zu einem allgemeinen Niedergang bis zu dem ausgehenden 20. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Söllner § 11; Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905, 247; Schröder, J., Wissenstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert, 1979
Kautele, Kautel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorbehalt, Sicherheitsvorkehrung
Kaution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1511 [Marburg] in mehr als dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Sicherheitsleistung
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Kawerze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1297 [Freiburg im Breisgau] in mehr als zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, M.) Einwohner von Cahors in dem Südwesten Frankreichs, Südfranzose, Geldhändler, s. Google
Lit.: Kredit, hg. v. North, M., 1991, 25ff.; Garovi, A., Rechtssprachlandschaften der Schweiz und ihr europäischer Bezug, 1999
Kebse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1070 [Williram] in mehr als zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) Nebenfrau
Lit.: Esmyol, A., Geliebte oder Ehefrau?, 2002
Kebsehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1683 [Stieler] wohl in mindestens acht Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, F.) ist die (dauerhafte) Geschlechtsverbindung eines Mannes mit einer Unfreien (als Nebenfrau). Sie wird von der Kirche bekämpft. S. Google
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 3; Thomasius, C., Von der Kebsehe, 1714
Keil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1510 in einer Stelle belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) Bolzen, Zapfen, Holzstück
Keilschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die durch Zeichen oder Elemente in Keilform in Sumer ab 3300 v. Chr. gebildete Schrift des vorchristlichen Zweistromlands. S. Google
Keilschriftrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N., Paul Koschaker) ist das in Keilschrift aufgezeichnete Recht (der Sumerer, Akkader, Assyrer, Babylonier und Hethiter). S. Google
Lit.: Haase, R., Einführung in das Studium keilschriftlicher Rechtsquellen, 1965; Die keilschriftlichen Rechtssammlungen in deutscher Fassung, 2. A. 1979; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 3. A. 2006
kein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Pron., Adj.) kein, nicht ein
Keine Antwort ist auch eine Antwort (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt). S. Google
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 34 (Franck 1541)
Keine Regel ohne Ausnahme (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nichtbelegt, aber in Google belegt). S. Google
Lit.: Deutsche Rechtssprichwörter und Rechtsregeln, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 276 (Körte 1837, lat. nulla regula sine exceptione)
Keller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 790? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [Augsburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit anderer Bedeutung aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oder Kellner ist in dem Mittelalter der für die Verwaltung der Vorräte (in dem Keller) zuständige Amsträger der Grundherrschaft oder der Landesherrschaft.
Lit.: Lamprecht, K., Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter, Bd. 1 1886, 1410; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., 1983, 313ff.
Kellner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., s. Google) Keller, Kellner, Servierer
Kelloggpakt (Briand-Kellogg-Pakt) ist ein nach dem (französischen Ministerpräsidenten Aristide Briand [Nantes 28. 3. 1862-Paris 7. 3. 1932 und dem) amerikanischen Außenminister Frank Billings Kellogg (Potsdam 22. 12. 1856-Saint Paul 21. 12. 1937) benannter, an dem 27. 8. 1928 von verschiedenen Staaten vereinbarter Vertrag zu der Ächtung des Krieges. S. Google
Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Buchheit, E., Der Briand-Kellogg-Pakt, 1998
Kelsen, Hans (Prag 11. 10. 1881-Orinda bei Berkeley 19. 4. 1973), aus kleinbürgerlicher, aus Ostgalizien kommender Familie, wird nach dem Rechtsstudium in Wien, der Taufe (1905), der Promotion (1906) und der Habilitation (1911) während des Kriegsdiensts als Wissenschaftsoffizier in dem Kriegsministerium 1917 außerordentlicher Professor, 1918 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Staatskanzlei, 1919 als Nachfolger seines Lehrers Edmund Bernatzik ordentlicher Professor in Wien und (1919-1930) Mitglied des Verfassungsgerichtshofs Österreichs. 1920 wirkt er unter Karl Renner bei der Ausarbeitung des Bundes-Verfassungsgesetzes →Österreichs mit (vor allem Verfassungsgerichtsbarkeit). 1930 wird er seiner Mitgliedschaft in dem Verfassungsgerichtshof kraft Gesetzes enthoben und wechselt nach Köln, wo er an dem 13. 4. 1933 wegen seiner jüdischen Herkunft beurlaubt wird. 1934 veröffentlicht er sein Hauptwerk (Die reine Rechtslehre), dem es um die reine Lehre des positiven Rechtes geht. Auf der Voraussetzung einer angenommenen Grundnorm baut er eine wertfreie normative Ordnung auf, deren Einzelgestaltung er auch während seiner späteren Tätigkeiten in Genf (1933-1935), Prag (1936-1938), New York (1940-1942) und Kalifornien (Berkeley 1945-1952) weiter ausgestaltet. Bekämpft wird er von Neuhegelianern (Kaufmann, Heller, Carl Schmitt, Smend, Schwind, Hold-Ferneck u. a.), Antipositivisten und Anhängern der Staatsautorität. S. Google
Lit.: Kelsen, H., Hauptprobleme der Staatsrechtslehre, 1911/1923 (wenig gelesen und doch sehr einflussreich, 4200 Druckexemplare); Kelsen, H., Allgemeine Staatslehre, 1925 (Studienausgabe hg. v. Jestaedt, M. 2019); Kelsen, H., Reine Rechtslehre, 1934, Neudruck 2009, 2. A. 1960; Kelsen, H., Vergeltung und Kausalität, 1940; Kelsen, H., General Theory of Law and State, 1945; Kelsen, H., Allgemeine Theorie der Normen, 1979 (postum); Walter, R., Hans Kelsen, 1985; Dreier, H., Rechtslehre, Staatssoziologie und Demokratietheorie bei Hans Kelsen, 1986; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 705; Rub, A., Hans Kelsens Völkerrechtslehre, 1995; Heidemann, C., Die Norm als Tatsache, 1997; Carrino, A., Die Normenordnung, 1998; Normativity and Norms, hg. v. Paulson, S. u. a., 1998; Hans Kelsen und Carl Schmitt, hg. v. Diner, D. u. a., 1999; Walter, R., Hans Kelsens Rechtslehre, 1999; Nogueira Dias, G., Rechtspositivismus und Rechtstheorien, 2004; Hans Kelsen, hg. v. Paulson, S. u. a., 2005; Walter, R., Hans Kelsen als Verfassungsrichter, 2005; Hans Kelsen, Werke, Bd. 1ff. hg. v. Jestaedt, M u. a., 2007ff. (30 Bände); Der Kreis um Hans Kelsen, hg. v. Walter, R. 2008; Ogris, W., Hans Kelsen redivivus?, Nova & Varia 1 (2009), 7; Korb, A., Kelsens Kritiker, 2010; Merlino, A., Kelsen im Spiegel der italienischen Rechtslehre, 2013; Hans Kelsen und die deutsche Staatsrechtslehre, hg. v. Jestaedt, M., 2013; Hans Kelsen – Die Aktualität eines großen Rechtswissenschaftlers, hg. v. Aliprantes, N./Olechowski, T., 2014; Kelsen, H., Wer soll der Hüter der Verfasssung sein? hg. v. van Ooyen, R., 2. A. 2019; Kelsen, H., Allgemeine Staatslehre – Studienausgabe der Originalausgabe 1925, hg. v. Jestaedt, M., 2019; Oberkofler, G., Heiligenverehrung in der Welt von Juristinnen und Juristen, (in) ZIER 10 (2020) 82; Olechowski, T., Hans Kelsen, 2020 (nach Matthias Jestädt ein beeindruckendes, reifes und mustergültig recherchiertes biographisches Werk); Aydin, T., Gustav Radbruch, Hans Kelsen und der Nationalsozialismus, 2020; Bock, W., Kelsen und seine Demokratieschrift im Exil, ZRG GA 138 (2021), 303; Die Verfassungsentwicklung 1918-1920 und Hans Kelsen, hg. v. Jabloner, C./Olechowski, T./Zeleny, K., 2020
Kelte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige der keltisch sprechenden, von den Indogermanen abstammenden Völker. Die vielleicht seit etwa 600 v. Chr. sichtbaren Kelten siedeln zuerst zwischen Main und Donau, werden dann aber nach Süden (386 v. Chr. vor Rom) und Westen (Galicien, Bretagne, Wales, Irland) und Osten (Galater in Kleinasien) abgedrängt. Aus ihrer Frühzeit sind eigene schriftliche Zeugnisse nicht überliefert. In der Gegenwart bestehen noch die (auf ein anscheinend recht einheitliches Keltisch zurückgehenden) Nachfolgesprachen Bretonisch in der Bretagne, Walisisch in Wales, Irisch in Irland und Gälisch in Schottland, während Gallisch (in Frankreich und Südwestdeutschland), Lepontisch (in Oberitalien) und Iberokeltisch (in Westspanien) ausgestorben sind. Aus einer Sprache von Kelten könnten beispielsweise die deutschen Rechtswörter Amt, Reich und Vasall aufgenommen worden sein. Eine Gesamtdarstellung des erschließbaren Rechtes der Kelten fehlt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 66; Roessingh, D., Het gebruik en besit van de grond, 1915; Liebermann, F., Die Fabeln von urältesten Gesetzen der Kymren, ZRG GA 46 (1926), 365; Thurneysen, R., Das keltische Recht, ZRG GA 55 (1935), 81; Moreau, J., Die Welt der Kelten, 1958; Die Kelten in Mitteleuropa, 3. A. 1980; Jenkins, D., The Law of Hywel Dda, 1986, 2. A. 2000; Kelly, F., A Guide to early Irish Law, 1988, Neudrucke 1991, 2001, 2005; McCone, K., Pagan past, 1990; Wernicke, I., Die Kelten in Italien, 1991; Spindler, K., Die frühen Kelten, 1996; James, S., Das Zeitalter der Kelten, 1996; Birkhan, H., Kelten, 2. A. 1997; 3. A. 1999; Strobel, K., Die Galater, 1998; Mees, B., Celtic Influence in the Vocabulary of Hierarchy, ZRG GA 115 (1998), 361; Demandt, A., Die Kelten, 1998, 4. A. 2002, 7. A. 2011; Birkhan, H., Kelten - Bilder ihrer Kultur, 1999; Maier, B., Die Kelten, 2000, 2. A. 2003, 3. A. 2016; Maier, B., Die Religion der Kelten, 2001; Fries-Knoblach, J., Die Kelten, 2002; Sievers, S., Manching, 2003; Maier, B., Kleines Lexikon der Namen und Wörter keltischen Ursprungs, 2003; Kuckenburg, M., Die Kelten in Mitteleuropa, 2004; Pilch, H., Die keltischen Sprachen und Kulturen, Bd. 1f. 2007; Die Kelten, hg. v. Zimmer, S., 2009; Matasović, R., Etymological Dictionary of Proto-Celtic, 2009; Gvozdanovic, J., Celtic and Slavic in the Great Migrations, 2009; Kuckenburg, M., Die Kelten, 2010; Die Kelten, hg. v. Grewenig, M., 2010; Rieckhoff, S. u. a., Die Keltenstädte aus der Luft, 2011; Maier, B., Geschichte und Kultur der Kelten, 2012; Lexikon zur keltischen Archäologie, hg. v. Sievers, S. u. 1., 2012; Petersmann, A., Die Kelten, 2016; Baray, L., Celtes, Galates et Gaulois – Mercenaires de l’Antiquité, 2017; Krausse, D./Ebinger-Rist, N., Das Geheimnis der Keltenfürstin – Der Sensationsfund von der Heuneburg, 2018 (583 v. Chr. bestattet, 2010 entdeckt, außergewöhnlich gut erhalten, reiche Beigaben aus Gold, Bernstein und Bronze), 2. A. 2021
Kemnath (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. Google
Lit.: Sturm, H., Kemnath, Landrichteramt Waldeck-Kemnath mit Unteramt Pressath, 1975
kennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen früh belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, V.) wissen, bekannt sein (V.)
Kent, James (1763-1843), Rechtsanwalt, Professor an dem Columbia College und Richter, gibt mit seinen (engl.) Commentaries on American Law (1826ff., Kommentare zu dem amerikanischen Recht) die erste systematische Darlegung des durch Anpassung des →englischen Rechtes an amerikanische Bedürfnisse geschaffenen amerikanischen Rechtes. S. Google
Lit.: Horton, J., James Kent, 1939
Kerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1359? und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F, s. Google.) Einschnitt, Einkerbung
kerben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1331 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab zweiter Hälfte 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ritzen, schneiden, einschneiden
Kerbholz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., Verb kerben 1331 belegt und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) ist ein vielleicht schon in vorschriftlicher Zeit und danach vor allem in dem Mittelalter zu dem Einkerben von Beweiszeichen für Dienste, Schulden oder Abgaben verwendetes, aber grundsätzlich leicht vergängliches Holzstück. S. Google
Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Rechtliche Volkskunde, 1936, 139; Kuchenbuch, L., Pragmatische Rechenhaftigkeit? Kerbhölzer in Bild, Gestalt und Schift, (in) Frühmittelalterliche Studien 36 (2002), 469ff.
Kerker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, lat. [M.] carcer, Etymologie unklar, M.) ist eine Art von Gefängnis. Zeitweise wird der Kerker für eine verschärfte Haftstrafe verwendet. S. Google
Lit.: Quanter, R., Deutsches Zuchthaus- und Gefängniswesen, 1905, Neudruck 1970; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011
Kerze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190-1230 [Walther von der Vogelweide] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, F.) ist eine aus Docht und umgebendem Wachs gebildete Lichterzeugungsquelle, die auch in dem Recht als Symbol Verwendung findet.
Lit.: Wohlhaupter, E., Die Kerze im Recht, 1940
Kern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 779 [Neugart, CDipl. I 71 maltram de chernone, 784 I 79] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Innerstes, Atom
Kessel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen in dem so genannten Schwabenspiegel belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Topf, Gefäß aus Eisen
Kesselfang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1166 [WestfriesSchulzenr] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist in dem Mittelalter das Eintauchen des Armes in siedendes Wasser eines Kessels in dem Rahmen des →Gottesurteils (sachlich belegt bei Gregor von Tours). S. Google
Lit.: Nottarp, H., Gottesurteilsstudien, 1956, 255
Kessler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [Hornschuch, Keßler] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über Kessel für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kesselmacher
Kette (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 810-817 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit lat. catena, F., Kette sowie vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Reihe
Ketzer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1215/1216 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Griechischen des Altertums sowie in Bestandteilen dem Indogermanischen verbindbar, M.) von der christlichen Kirche schon früh bekämpfter Irrgläubiger bzw. in dem katholischen Kirchenrecht jeder bewusste Leugner eines kirchlichen Grundsatzes. Ketzerische Lehren erscheinen bereits kurz nach der Begründung des Christentums. Die Abgrenzung zwischen Glauben und Irrglauben ist dabei objektiv kaum möglich und der Vorwurf der Ketzerei ist vielfach mit anderen Überlegungen (beispielsweise menschliche Ablehnung, wirtschaftlicher Wettbewerb, Machtstreben) verbunden. Die Kirche bekämpft den Ketzer mit Exkommunikation, seit Gratian (um 1140) mit Verbannung, Gütereinziehung und gegebenenfalls kriegerischem Vorgehen, der Staat mit Verbannung, Beschlagnahme und Todesstrafe. In dem Mittelalter werden die Katharer (in Konstantinopel aus dem älteren Bogomilismus entstanden, erstmals um 1143 in Köln, von Anfang 13. Jahrhundert bis etwa 1460 vernichtet) namengebend. Auch die Protestanten (1517) sind Ketzer. 1697 wendet sich Christian Thomasius dagegen, den Ketzer als Verbrecher zu behandeln. Seitdem setzt sich allmählich eine aufgeklärtere Betrachtungsweise durch. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 119; Theloe, H., Die Ketzerverfolgungen im 11. und 12. Jahrhundert, 1913; Grundmann, H., Religiöse Bewegungen im Mittelalter, 1935, Neudruck 1961; Nigg, W., Das Buch der Ketzer, 1949; Borst, A., Die Katharer 1951, Nachdrucke 1953, 1991 u. ö.; Blauert, A., Frühe Hexenverfolgungen, 1989;; Opitz, C./Wehrli-Johns, M., Die frommen Ketzerinnen, 1998; Lambert, M., Geschichte der Katharer, 2001; Auffarth, C., Die Ketzer, Katharer, Waldenser und andere, 2005; Ragg, S., Ketzer und Recht, 2006; Rottenwöhrer, G., Lexikon der mittelalterlichen „Ketzer“, 2009; Kirche und Ketzer, hg. v. Hägg, T., 2010; Räisänen, P., Ketzer im Dorf, 2010; Patschovsky, A., Ein kurialer Ketzerprozess in Avignon (1354), 2018
Keule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1185 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [Mühlhausen] in acht Stellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, F., s. Google) Knüppel, Knüttel, Schlägel
Kiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein Ort und eine Burg (Kyburg) in der Schweiz, s. Google
Lit.: Rieger, E., Das Urkundenwesen der Grafen von Kiburg und Habsburg, 1986
Kiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) nahe der Ostsee (1773-1866 dänisch) ist seit 1665 Sitz einer Universität. 1933 werden dorthin zahlreiche junge dem Nationalsozialismus zugeneigte Rechtslehrer berufen (Kieler Schule Ernst Rudolf Huber, Karl Michaelis, Friedrich Schaffstein, [Franz Wieacker,] Martin Busse, Georg Dahm, Karl August Eckhardt, Karl Larenz, Wolfgang Siebert, Paul Ritterbusch). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Das Kieler Erbebuch (1411-1604), hg. v. Reuter, C., 1887; Wolff, O., Das lübsche Recht in der Stadt Kiel, 1898; Das Kieler Varbuch 1465-1546, hg. v. Luppe, H., 1899; Schröder, R., Das Eigentum am Kieler Hafen, ZRG GA 26 (1905), 34; Stern, M., Das zweite Kieler Rentebuch (1487-1586), 1904; Das Kieler Denkelbok, hg. v. Gundlach, F., 1908; Trautmann, P., Kiels Ratsverfassung und Ratswirtschaft, 1909; Rehme, P., Über die Kieler Stadtbücher des Mittelalters, ZRG GA 38 (1917), 164; Grundfragen der neuen Rechtswissenschaft, 1935; Wohlhaupter, E., Die Spruchtätigkeit der Kieler juristischen Fakultät, ZRG GA 58 (1938), 752; Festschrift zum 275-jährigen Bestehen der Christian-Albrechts-Universität Kiel, hg. v. Ritterbusch, P. u. a., 1940 (S. 48-108 Wohlhaupter, E., Geschichte der juristischen Fakultät); Döhring, E., Geschichte der juristischen Fakultät 1665-1965, 1965; Willert, H., Anfänge und frühe Entwicklung, 1990; Recht und Rechtslehre im Nationalsozialismus, hg. v. Säcker, F., 1992; Frassek, R., Von der „völkischen Lebensordnung“ zum Recht –Die Umsetzung weltanschaulicher Programmatik in den schuldrechtlichen Schriften von Karl larenz (1903-1993), 1996; Feldmüller-Bäuerle, B., Die strafrechtliche Kieler Schule, 2010 (Dahm, Schaffstein); Wiener, C., Kieler Fakultät und „Kieler Schule“, 2013; Bichow, S., Die Universität Kiel in den 1960er Jahren, 2013; Freche, J., Die Eingemeindungen in die Stadt Kiel (1869-1970), 2014; Aus Kiel in die Welt, hg. v. Delbrück, J., 2014; Göllnitz, M., Karrieren zwischen Diktatur und Demokratie – Die Berufungspolitik in der Kieler theologischen Fakultät 1936 bis 1946, 2014; Wissenschaft im Aufbruch, hg. v. Cornelissen, C., 2015; 350 Jahre rechtswissenschaftliche Fakultät der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel, hg. v. Arnauld, A. v. u. a., 2018; Göllnitz, M., Der Student als Führer?, 2018
kiesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, V., s. Google) wählen
Kietz, Kiez (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1249 als Siedlungsname in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1315 [Brandenburg] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Herkunft ungeklärt, wohl nicht slawisch, M.) slawisch-mittelalterliche Fischersiedlung in Brandenburg (mindestens 74 bereits vor 1700 bezeugt), s. Google
Lit.: Ludat, H., Die ostdeutschen Kietze, 1936; Krüger, B., Die Kietzsiedlungen, 1962; Zentrum und Peripherie in der Germania Slavica, hg. v. Bulach, D. u. a., 2008
Kiew (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache icht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem 10. Jahrhundert die Haupstadt des frühen Reiches der Russen, die 1482 ein Privileg nach dem Recht Magdeburgs erhält. S. Google
Lit.: Werdt, C. v., Stadt und Gemeindebildung in Ruthenien, 2006
Kimber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, M.) ist der Angehörige eines (wohl) aus Jütland stammenden germanischen Volkes, das 101 v. Chr. bei Vercellae in Oberitalien von den Römern vernichtet wird. S. Google (Kimbern)
Lit.: Köbler, DRG 28, 66
Kind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der Abkömmling ersten Grades eines Menschen (grundsätzlich bis zu dem Erwachsensein [Mündigkeit] aber allgemein auch – lebenslang - noch darüber hinaus). In Rom steht das Kind (lat. [M.] infans) grundsätzlich unter der Hausgewalt des freien römischen Bürgers in seiner Eigenschaft als Hausvater bzw. hilfsweise unter der Personalgewalt eines Vormunds (lat. [M.] tutor). Bei den Germanen untersteht es der Hausgewalt (ahd. munt) des Vaters bzw. der Personalgewalt eines Vormunds. Aus ihr löst es sich durch Abschichtung oder Verheiratung bzw. Mündigkeit. Die ursprünglich vielleicht bedeutungslose Unterscheidung nach Ehelichkeit und Nichtehelichkeit wird von der christlichen Kirche gefördert. Bei Standesverschiedenheit der Eltern kann das Kind örtlich verschieden in seinem Stand der Mutter, dem Vater, dem unfreien (ärgeren) Elter oder dem freien (besseren) Elter folgen. Schon seit dem Frühmittelalter nehmen König und Kirche Einfluss auf die Rechtsstellung des Kindes. Ehelich ist nur das in rechter Ehe zu rechter Zeit geborene Kind. Seit dem Hochmittelalter wird die Bildung außerhalb des Hauses in Schule, Lehre oder Universität für das Kind immer wichtiger. Seit dem Spätmittelalter wird römisches Recht aufgenommen und die Volljährigkeit als Zeitpunkt der rechtlichen Verselbständigung auf die Vollendung des 25. Lebensjahrs gelegt. Das Kind unter sieben Jahren ist grundsätzlich rechtlich handlungsunfähig. In dem 19. Jahrhundert wird das Kind vielfach über die häusliche Mithilfe hinaus zu Kinderarbeit gezwungen. Aus verteidigungspolitischen bzw. gesundheitspolitischen Gründen wird dann die Kinderarbeit beschränkt (Österreich 1859, 1918). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 sind die Eltern gesetzliche Vertreter des Kindes, kann der unehelichen Mutter auf Antrag die Vormundschaft übertragen werden und kann die Mutter das uneheliche Kind adoptieren. Seit 1921 hat sie das Recht auf religiöse Erziehung des unehelichen Kindes. Ansonsten greift der Staat auf die Kindererziehung durch Förderung und Schaffung von Kinderbewahranstalten und Kindergärten zu. Seit 1961 (Familienrechtsänderungsgesetz) kann die uneheliche Mutter die Verleihung der elterlichen Gewalt beantragen, nach dem Nichtehelichengesetz von 1969 steht ihr das Sorgerecht, ergänzt durch eine Amtspflegschaft, kraft Gesetzes zu. Der Wohlfahrtsstaat des späteren 20. Jahrhunderts versucht die (wegen der medizinischen Möglichkeit der Empfängnisverhütung immer wenigeren Kinder durch Verrechtlichung der Beziehung zu den Eltern zu schützen und zu fördern (Kindergeld, elterliche Sorge statt elterlicher Gewalt beider Elternteile [Gesetz zur Neuregelung des Rechtes der elterlichen Sorge von dem 18. 7. 1979], Gleichstellung unehelicher bzw. nichtehelicher Kinder, Gesetz zur Reform des Kindschaftsrechts von dem 16. 12. 1997 zu dem 1. 7. 1998, Kindeswohl, Anerkennung des Kindes als Rechtsträger, Gesetz von dem 16. 4. 2013 zur Reform der elterlichen Sorge). Dem entspricht auch die Verabschiedung einer Kinderrechtskonvention durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen in dem Jahre 1989, die alle Mitgliedstaaten unterzeichnet und alle - mit bisheriger Ausnahme der Vereinigten Staaten von Amerika und Somalias - auch ratifiziert haben. S. Google
Lit.: Kaser § 14 II 1; Hübner 64, 697; Köbler, DRG 88, 120, 160, 210, 267; Köbler, WAS; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Bückling, G., Die Rechtsstellung der unehelichen Kinder, 1920; Jankowiak, K., Die Rechtsstellung der Kinder nach dem Magdeburger Recht des Mittelalters, Diss. jur. Marburg 1923; Fiez, M., Das Eltern- und Kindesverhältnis, 1932; Bischof, I., Die Rechtsstellung der außerehelichen Kinder, 1931; Etzensperger, C., Die Rechtsstellung des außerehelichen Kindes nach den schaffhauserischen Rechtsquellen, Diss. jur. Zürich 1931; Heck, F., Die Stellungnahme Erzbischofs Wichmann von Magdeburg zu der Kindesfolge, ZRG GA 60 (1940), 257; Das Kind, hg. v. Behler, W., 1971, 279; Wiesner, I., Über die Rechtsstellung der ehelichen Kinder im Landrecht des Sachsenspiegels, Diss. jur. Kiel 1973; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes, 1978; Kinderarbeit und Kinderschutz in Deutschland, 1837-1976, hg. v. Quandt, S., 1978; Mayer-Maly, T., Vom Kinderschutz zum Arbeitsrecht, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 227; Krause, E., Die gegenseitigen Unterhaltsansprüche, 1982; Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, hg. v. Haverkamp, A., 1984; Zur Sozialgeschichte der Kindheit, hg. v. Martin, J. u. a., 1986; Shahar, A., Childhood in the Middle Ages, 1990 (deutsch 1991); Meumann, M., Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, 1995; Schumacher, S., Das Rechtsverhältnis zwischen Eltern und Kindern, 1999; Torp, S., Das Rechtsverhältnis zwischen den Eltern und ihren Kindern, 2000; Schulze, N., Das Umgangsrecht, 2001; Wesener, G., Peculia – bona adventicia – freies und unfreies Kindesgut, (in) Iuris vincula - Studi in onore di M. Talamanca, 2002, 393; Brokamp, I., Die Verrechtlichung der Eltern-Kind-Beziehung, 2002; Ohlbaum, I., Kind sein, 2003; Schubert, W., Die Reform des Nichtehelichenrechts, 2003; Jütte, R., Lust ohne Last, 2003; Krah, J., Das Haager Kinderschutzübereinkommen, 2004; Buske, S., Fräulein Mutter und ihr Bastard, 2004; Boentert, A., Kinderarbeit im deutschen Reich 1871-1914, 2006; Meier-Hamidi, F., Mit Kind und Kegel – Kindheit und Familie im Wandel der Geschichte, 2006; Winkler, S., Kindserdrücken, 2007; Ritzmann, I., Sorgenkinder, 2008; Ostermann, S., Das Klärungsverfahren, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; 1989-2009 - 20 Jahre UN-Kinderrechtskonvention, hg. v. Schorlemer, S. v. u. a., 2010; Child Labour’s Global Past 1650-2000, hg. v. Lieten, K. u. a., 2011; Berg, T., Die Entwicklung des Sorgerechts der Mütter nichtehelicher Kinder, 2012; Rao, S., International Law on Trafficking of Children for Sexual Exploitation in Prostitution (1864-1950), 2013; Lange, C., Öffentliche Kleinkinderziehung in Bayern, 2013; Winkler, M., Kindheitsgeschichte, 2017; Kindeswohl zwischen Anspruch und Wirklichkeit, hg. v. Heimbach-Steins, M. u. a., 2017; Osterberg, M., Das kalte Haus, 2017; Zucht und Ordnung – Gewalt gegen Kinder, hg. v.Grüner, S. u. a., 2019; Schmidt, J., Will das Kind sein Wohl?, 2020
Kindererziehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Germanischen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), religiöse →religiöse Kindererziehung, Kind, Erziehung
Kindergeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 in anderer Bedeutung belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist seit der jüngeren Vergangenheit eine staatliche Leistung an Menschen mit Kindern zu der Verminderung ihrer Belastung und Förderung der in den Industrieländern seit Entdeckung der medizinischen Empfängnisverhütung durch den Innsbrucker Physiologen Ludwig Haberlandt - 1885-1932 - stark sinkenden Geburtenzahl, die in Deutschland nach dem Vorbild Frankreichs 1954 durch Gesetz (Kindergeldgesetz) in Höhe von (zunächst) 25 DM ab dem dritten Kind sowie später deutlich höher gewährt wird, aber nicht den eigentlich erwünschten Erfolg erzielt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 261; Igl, G., Kindergeld und Erziehungsgeld, 1986; Nelleßen-Strauch, D., Der Kampf ums Kindergeld, 2003
Kindesmissbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sexuelle Missbrauch eines →Kindes, der seit der jüngeren Vergangenheit strafrechtlich bewehrt ist. S. Google
Lit.: Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011
Kindestötung (Kindsmord) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google meist als Kindstötung belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Tötung eines Kindes (durch die Eltern). Ursprünglich hat in dem römischen Recht und in dem germanischen Recht der Gewalthaber wohl das Recht über Leben und Tod des Kindes. Dieses Recht wird aber sowohl in dem römischen Recht wie auch in dem mittelalterlichen Recht allmählich verdrängt. Als Kindestötung in einem engeren Sinn erscheint an dem Ende des 18. Jahrhunderts (1772 Susanna Margarethe Brandt in Frankfurt als Anregung zu Gretchen in Goethes Faust) die Tötung eines neugeborenen, außerehelichen Kindes während oder gleich nach der Geburt durch die Mutter. Sie ist ein privilegierter Tötungstatbestand, der die ältere Mordqualifizierung ablöst und an dem Ende des 20. Jahrhunderts in der Bundesrepublik Deutschland aufgegeben wird. S. Google
Lit.: Jordan, L., Über den Begriff und die Strafe des Kindesmordes, 1844; Wächtershäuser, W., Das Verbrechen des Kindesmordes, 1973; Weber, B., Die Kindsmörderin im deutschen Schrifttum von 1770-1795, 1974; Ulbricht, O., Kindsmord und Aufklärung in Deutschland, 1990; Dülmen, R. van, Frauen vor Gericht, 1991; Hammer, E., Kindsmord, 1997; Meumann, M., Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, 1995; Habermas, R., Susanna Brandt, (in) NJW 1999, 1936; Das Frankfurter Gretchen, hg. v. Habermas, R., 1999; Das Kind in meinem Leib, hg. v. Wahl, V. u. a., 2004; Dreier, P., Kindsmord im Deutschen Reich, 2006; Czelk, A., Privilegierung und Vorurteil, 2005; Kindstod und Kindstötung, hg. v. Häßler, F. u. a., 2008; Mungello, D., Drowning Girls in China, 2008; Tuor-Kurth, C., Kindesaussetzung und Moral in der Antike, 2010
Kindsmord (Wort – Kindesmord - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - abgesehen von Kindesmörderin - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →Kindestötung
kippen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1622 in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen vielleicht mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schütten
Kipper und Wipper (Wort Kipper in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1619 in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen vielleicht mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, M.) sind seit dem 17. Jahrhundert (1621) Geldwechsler, die für vollwertiges Silbergeld unterwertiges Kleingeld geben. S. Google
Lit.: Gaettens, R., Inflationen, 2. A. 1955; Redlich, F., Die deutsche Inflation des frühen 17. Jahrhunderts, 1972; Schneider, K., Frankfurt und die Kipper- und Wipperinflation der Jahre 1619-1623, 1990; Weisenstein, K., Die Kipper- und Wipperzeit im Kurfürstentum Trier, 1991; North, M., Kleine Geschichte des Geldes vom Mittelalter bis heute, 2009
Kirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., zu griech. kyriake oikos Haus des Herrn) ist die in eigenen Verfassungsformen geordnete, in dem christlichen Bekenntnis vereinigte Gemeinde und Glaubensgemeinschaft. Sie entsteht in Anschluss an das Leben des Religionsstifters Jesus Christus in dem 1. Jahrhundert n. Chr. In dem Wettbewerb mit zahlreichen anderen fremdländischen Heilslehren in dem römischen Weltreich setzt sich die christliche Kirche, die ihre Schriften gegen 180 n. Chr. kanonisiert und schon früh eine hierarchische Verfassung von Bischöfen, Klerus und Laien annimmt, als eine revolutionäre, die unteren Schichten gegen ihre Obrigkeit einnehmende Massenbewegung durch. Nach anfänglicher Verfolgung wegen der Lehre von der Unterordnung des irdischen Reiches unter das himmlische Reich Gottes wird die christliche Kirche 313 in dem Mailänder Toleranzedikt von Kaiser Konstantin anerkannt und in seiner in dem Glaubensstreit zwischen Athanasius und Arius von Athanasius vertretenen Form 391 Staatskirche. Ihre geistige Verfeinerung und lateinische Durchdringung erfolgt vor allem durch Hieronymus (345-420), Ambrosius und Augustinus. Organisatorisch setzt sich unter dem Primat Roms die Bischofskirche mit Erzbischöfen und Bischöfen in den (lat. [F.Pl.]) civitates (Städten) durch. Spätestens seit dem 4. Jahrhundert werden auch germanische Völker christianisiert. Seit dem Frühmittelalter durchdringt die Kirche das gesamte Europa in vielfältiger Hinsicht. Nach der Verbindung zwischen Papst und fränkischem Herrscher (751, 800) kommt es allerdings unter den Saliern (Heinrich IV. 1075) zu dem →Investiturstreit mit der durch das Schisma von 1054 entstandenen, Reformen anstrebenden römisch-katholischen Kirche. Danach gewinnt die Kirche als Folge der eigentlich wohl schon unter den Karolingern begonnenen →ottonisch-salischen Reichskirchenpolitik weltliche Macht in der Form der geistlichen Fürstentümer. 1517 verursacht Martin →Luther mit seinen gegen kirchliche Missstände gerichteten 95 Reformationsthesen die Abspaltung der Protestanten. Seit der Aufklärung sieht sich die als Körperschaft des öffentlichen Rechtes organisierte Kirche einer ständigen Säkularisierung aller Verhältnisse ausgesetzt. Gefordert und in erheblichem Umfang verwirklicht wird die Trennung von Staat und Kirche (1797 Vereinigte Staaten von Amerika, 1789 Revolution in Frankreich, →Kulturkampf). An dem Ende des 20. Jahrhunderts ziehen sich immer mehr Christen zwar noch nicht formal, aber doch tatsächlich aus der Kirche zurück und verlieren auch christliche Parteien mehr und mehr Wähler zu Gunsten aktueller politischer Kräfte. Neben der Kirche als Gemeinschaft steht die Kirche als Gebäude (älteste erhaltene Kirche 3. Jahrhundert n. Chr.). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 77, 79, 82, 88, 108, 115, 119, 121, 159, 205, 265; Hauck, A., Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 1ff. 1887, 8. (unv.) A. 1954; Makower, F., Die Verfassung der Kirche von England, 1894; Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche, 1910; Sehling, E., Geschichte der protestantischen Kirchenverfassung, 2. A. 1914; Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche im Mittelalter, 2. A. 1922; Tomek, E., Kirchengeschichte Österreichs, Bd. 1ff. 1935ff.; Tellenbach, G., Libertas, 1936; Schubert, G., Der Einfluss des kirchlichen Rechtes auf das weltliche Strafrecht der Frankenzeit, 1937; Gampl, I., Staat und evangelische Kirche in Österreich, ZRG KA 52 (1966), 299, Neuausgabe 2019; Feine, H., Reich und Kirche, hg. v. Merzbacher, F., 1966; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, Neudruck 2019; Huber, E./Huber, W., Staat und Kirche im 19. Jahrhundert, Bd. 1ff. 1973ff.; Wallmann, J., Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation, 1973, 5. A. 2000, 6. A. 2006, 7. A. 2012; Becker, J., Liberaler Staat und Kirche, 1975; Scholder, K., Die Kirche und das Dritte Reich, Bd. 1f. 1977ff.; Theologische Realenzyklopädie, Bd. 1ff. 1977ff.; Church and Society in England, hg. v. O’Day, R. u. a., 1977; Oakley, F., The Western Church, 1979; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Hausberger, K., Staat und Kirche nach der Säkularisation, 1983; Fuchs, J., Das schweizerische Staatskirchenrecht, ZRG KA 101 (1984); Hölscher, W., Kirchenschutz als Herrschaftsinstrument, 1985; Leitner, F., Kirche und Parteien in Österreich nach 1954, 1988; Merzbacher, F., Recht - Staat - Kirche, hg. v. Köbler, G. u. a., 1989; Staat, Kirche, Wissenschaft in einer pluralistischen Gesellschaft, 1989; Histoire du christianisme, hg. v. Mayeur, J. u. a., 1990ff.; Lexikon für Theologie und Kirche, hg. v. Kaspar, W. u. a., Bd. 1ff. 1990ff.; Ackermann, R., Mittelalterliche Kirchen als Gerichtsorte, ZRG GA 110 (1993), 530; Hauschild, W., Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 1ff. 1995ff.; Frank, K., Lehrbuch der Geschichte der alten Kirche, 1996, 2. A. 1997, 3. A. 2002; Zippelius, R., Staat und Kirche, 1997, 2. A. 2009; Heim, M., Kleines Lexikon der Kirchengeschichte, 1998; Bücherverzeichnis zur Kirchengeschichte, hg. v. Fürstenberg, M. u. a., 1998; Biographisch-bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 1ff. 1998; Mühlenberg, E., Epochen der Kirchengeschichte, 3. A. 1999; Greschat, M., Personenlexikon Religion und Theologie, 1998; Rehberg, A., Kirche und Macht im römischen Trecento, 1999; Heim, M., Kirchengeschichte, 2000; Lexikon der Kirchengeschichte, 2001; Die Erforschung der Kirchengeschichte, hg. v. Smolinsky, H., 2001; Besier, G., Die Kirchen und das Dritte Reich, 2001; Prinz, F., Die Kirche und die pagane Kulturtradition, (in) HZ 276 (2003), 281; Schwarz Lausten, M., Abendländische Kirchengeschichte, 2003; Studt, B., Papst Martin V. (1417-1431) und die Kirchenreform in Deutschland, 2004; Logan, F., Geschichte der Kirche im Mittelalter, 2005; Cushing, K., Reform and Papacy in the Eleventh Century, 2005; Ökumenische Kirchengeschichte, hg. v. Kaufmann, T. u. a. Bd. 1ff. 2006; Städtische Gesellschaft und Kirche im Spätmittelalter, hg. v. Klapp, S. u. a., 2007; Norman, E., Geschichte der katholischen Kirche, 2007; Neumann, F., Öffentliche Sünder in der Kirche des Spätmittelalters, 2007; Krüger, E., Der Traktat De ecclesiastica postestate des Aegidius Romanus, 2007; Kirchlicher und religiöser Alltag im Spätmittelalter, hg. v. Meyer, A., 2007; Link, C., Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017; Atlas zur Kirche in Geschichte und Gegenwart - Heiliges Römisches Reich - Deutschsprachige Länder, hg. v. Gatz, E., 2009; Hinkel, S., Adolf Kardinal Bertram - Kirchenpolitik im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, 2010; Pragmatische Quellen der kirchlichen Rechtsgeschichte, 2011; Hergemüller, B., Promptuarium ecclesiasticum medii aevi, 2011; Mueller, H., Die kirchliche Krise des Spätmittelalters, 2012; Hahn, T., Staat und Kirche im deutschen Naturrecht, 2012; Czok, M., Gottes Haus, 2012; Schmal, B., Das staatliche Kirchenaustrittsrecht, 2013; Lehmann, R., Die Transformation des Kirchenbegriffs in der Frühaufklärung, 2013; Großbölting, T., Der verlorene Himmel, 2013; Voigt, K., Ökumene in Deutschland – Internationale Einflüsse und Netzwerkbildung – Anfänge 1848-1945, 2014; Das evangelische Pfarrhaus im deutschsprachigen Südwesten, hg. v. Krüger, J. u. a., 2014; Kirchenfinanzierung in Europa, hg. v. Höfer, K., 2014; Hoffarth, C., Urkirche als Utopie, 2016; Howe, J., Before the Gregorian Reform – The Latin Church at the Turn of the First Millenium, 2016; Handbuch der Kirchengeschichte, hg. v. Jedin, H., Bd. 1ff. Sonderausgabe 2017; Schmidt, B., Kirchengeschichte des Mittelalters, 2017: Engelhardt, J., Pietismus und Krise, (in) HZ 307 (2018) 341; Munsonius, H., Kirche und Recht, 2019
Kirchenasyl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) →Asyl, →Kirche
Kirchenbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1565 [Ostfriesland] bzw. 1344/1345 [Holland] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) →Kirche, →Bann
Kirchenbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Bau einer Kirche, Kirchengebäude
Kirchenbaulast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist die Belastung einer Gruppe von Menschen, eines einzelnen Menschen oder eines Vermögens mit den Kosten (des Baues,) der Unterhaltung und des Wiederaufbaus einer →Kirche (→Eigenkirche). Sie ist mit dem →Patronat verbunden. Wo eine Kirche in das Eigentum des Staates übergegangen ist, trägt infolge des Vermögensübergangs der Staat die Kirchenbaulast. S. Google
Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Lindner, T., Baulasten an kirchlichen Gebäuden, 1995; Beyme, B. v., Die Baulast für das Freiburger Münster, 2003
Kirchenbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1531 [Rügen] in etwa dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist ein von der →Kirche geführtes Buch über kirchliche Angelegenheiten (beispielsweise Mitglieder, Taufen, Eheschließungen, Begräbnisse). Nach Mitgliederlisten des Altertums und Totengedenkbüchern des Frühmittelalters erscheinen Taufmatrikel in Italien und Südfrankreich in dem 14. Jahrhundert. In dem Heiligen römischen Reich tritt das Kirchenbuch sachlich um 1490 auf (beispielsweise Tübingen 1553 Ehebuch). In der Neuzeit verwendet auch die weltliche Gewalt das Kirchenbuch für ihre Zwecke. 1875 tritt neben das Kirchenbuch das Personenstandsbuch des Staates. Die Zahl der Kirchenbücher des deutschen Sprachraums wird auf 400000 mit rund einer Milliarde Einzeleinträgen geschätzt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 105; Lampe, W., Die Kirchenbuchführung in Vergangenheit und Gegenwart, 1936; Wegeloeben, C., Kirchenbücher – Bibliographie, 1991; Schmitz, H., Die pfarrlichen Kirchenbücher, 1992; Das älteste Tübinger Ehebuch, hg. v. Schieck, S. u. a., 2000; Neininger, F., Brandenburgische Kirchenbuchduplikate 1794-1874, 2008; Das renovierte Kirchenbuch von Zimmersrode, Gilsa und Dorheim aus dem Jahre 1663, hg. v. Gräf, H. u. a., 2010
Kirchenbuße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1552 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) →Kirche, →Buße
Kirchenfabrik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1515? [Nassau] in neun Stellen belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., lat. fabrica [F.] ecclesiae) ist die mit der Errichtung einer Kirche (Gebäude) entstehende Verbandsperson („juristische Person“). Die Hauptlast der Kirchenfabrik ist die →Kirchenbaulast. Das Vermögen der Kirchenfabrik kann nur in einem besonderen Verfahren veräußert werden. S. Google, →Kirchengut
Kirchengut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [Württemberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist die Gesamtheit der geldwerten Rechte einer →Kirche. Das Kirchengut entsteht anfangs vor allem durch freiwillige Gaben, dann aber auch Abgaben (→Zehnt), die gemeinsam verwaltet und später nach bestimmten Regeln verteilt werden (beispielsweise Vierteilung unter Bischof, Klerus, Armen und →Kirchenfabrik, 5. Jahrhundert). In dem Frühmittelalter, in dem auch Kichengut bereits säkularisiert wird, können Klöster bis zu 15000 Hufen Kirchengut haben. Das Kirchengut gliedert sich dann in mehrere selbständige Untereinheiten. In dem 13. Jahrhundert wird aus dem Kirchengut teilweise Landesherrschaft. Seit der frühen Neuzeit wird Kirchengut in erheblichem Umfang säkularisiert (u. a. in dem Reichsdeputationshauptschluss von dem 28. 2. 1803). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Stutz, U., Die Verwaltung und Nutzung des kirchlichen Vermögens, Diss. jur. Berlin 1892; Buchholzer, J., Die Säkularisation katholischen Kirchenguts im 18. und 19. Jahrhundert, 1921; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Mempel, H., Die Vermögenssäkularisation 1803/10, 1979; Franitza, A., Der Allgemeine Hannoversche Klosterfonds, 1995; Die Kirchenfinanzen, hg. v. Gatz, E., 2000; Friedrich, W., Territorialfürst und Reichsjustiz, 2008; Schmid-Tschirren, C., Von der Säkularisation zur Separation, 2011
Kirchenordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1525 belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, F.) ist die ordnende Gestaltung des kirchlichen Lebens durch vorschreibende Regeln, wie sie sich bereits in dem Altertum und dann insbesondere als Folge der Reformation Martin →Luthers in dem 16. Jahrhundert zwecks Ablösung des kanonischen Rechtes finden (beispielsweise Hessen 1526, Schwäbisch Hall 1526, Hadeln 1526, Braunschweig 1528, Hamburg 1529, Lübeck 1531, Lüneburg 1531, Brandenburg-Nürnberg 1533, Pommern 1534, Hannover 1536 u. s. w.). S. Google
Lit.: Schwanhäuser, G., Das Gesetzgebungsrecht der evangelischen Kirche, 1967; Sehling, E., Die evangelischen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, Bd. 1ff. 1902ff., Neudruck 1980 (beispielsweise Bd. 18 2006, Bd. 17, 4, 2 2009, Bd. 23 2017 Schleswig-Holstein, Dithmarschen); Wolf, E., Ordnung der Kirche, 1961; Brecht, M., Kirchenordnung und Kirchenzucht in Württemberg, 1967; Sprengler-Ruppenthal, A., Zu den Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, 2004; Ordnungen für die Kirche – Wirkungen auf der Welt, hg. v. Arend, S. u. a., 2015; Martin Luther und die Freiheit, hg. v. Zager, W., 2010
Kirchenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist die Gesamtheit der Rechtssätze, die entweder das Leben innerhalb der Kirche ordnen (inneres Kirchenrecht bzw. in der katholischen Kirche auch kanonisches Recht) oder das Verhältnis des Staates zu der Religion und zu den Religionsgemeinschaften regeln (äußeres Kirchenrecht, Staatskirchenrecht). Kirchenrecht entsteht unter Beachtung vieler jüdischer Sätze bereits in dem 1. Jahrhundert n. Chr. Die Kirche des Altertums bedient sich dabei in weitem Umfang des römischen Rechtes, gestaltet durch Konzilien und päpstlich-bischöfliche Einzelreskripte (Dekretalen) Kirchenrecht aber auch vielfach neu ([lat.] →ius divinum, →ius ecclesiasticum, →ius naturale). Bereits seit dem 4. Jahrhundert wird das Kirchenrecht gesammelt (u. a. von →Dionysius Exiguus). Dem schließen sich frühmittelalterliche Sammlungen an (600 Vetus Gallica, 633 Hispana, 774 von Papst Hadrian an Karl den Großen übermittelte Dionysio-Hadriana, 850 „Benedictus Levita“, 906 [lat.] libri [M.Pl.] duo de causis synodalibus [zwei Bücher Synodalsachen] des Regino von Prüm, 1007-1022 [lat., N.] Decretum Bischof Burchards von Worms, das mit dem Ziel einer in sich konsistenten, widerspruchsfreien Sammlung autoritativer Texte für die Praxis bereits die Schwelle zu wissenschaftlicher Kanonistik erreicht). Um 1140 fasst in Bologna →Gratian Konzilscanones, päpstliche Dekretalen und Texte von Kirchenvätern zu seinem (lat. [N.]) →Decretum (Dekret) zusammen. Daran schließen sich Sammlungen von Dekretalen an (1234 [lat.] →Liber [M.] extra, 1298 [lat.] Liber sextus, 1317 →Clementinen), so dass allmählich das (lat.) →corpus (N.) iuris canonici (Gesamtheit des kanonischen Rechtes) entsteht. Dessen Inhalt wird von den protestantischen Kirchen seit der frühen Neuzeit zunächst grundsätzlich anerkannt, danach aber vor allem durch →Kirchenordnungen abgewandelt. 1917/1918 und 1983 wird das katholische Kirchenrecht neu gestaltet (lat. →Codex [M.] iuris canonici). →Staatskirchenrecht in eigentlichem Sinn entsteht seit der Reformation Martin →Luthers (1517). Dabei setzt sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert der Gedanke der Toleranz durch. Das 20. Jahrhundert trennt zwar Staat und Kirche grundsätzlich, sichert der Kirche aber noch wichtige Teile ihrer hergebrachten Rechtsstellung (→Körperschaft des öffentlichen Rechtes, →Kirchensteuer, Art. 137 WRV, 140 GG). S. Google, →Kirche, → Recht
Lit.: Köbler, DRG 1, 8, 81, 106, 126, 205, 266; Eichhorn, K., Grundsätze des Kirchenrechts der katholischen und evangelischen Religionspartei in Deutschland, 1831ff.; Richter, A., Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts 1842, 8. A. 1886; Bickell, J., Geschichte des Kirchenrechts, 1843; Friedberg, E., Lehrbuch des katholischen und evangelischen Kirchenrechts, 1879, 6. A. 1909, Neudruck 1965; Rothenbücher, K., Die Trennung von Staat und Kirche, 1908; Ebers, G., Staat und Kirche im neuen Deutschland, 1930; Barion, H., Rudolph Sohm und die Grundlegung des Kirchenrechts, 1931; Liermann, H., Deutsches evangelisches Kirchenrecht, 1933; Heckel, J., Das Decretum Gratiani und das evangelische Kirchenrecht, (in) Studia Gratiana 3 (1955), 483; Plöchl, W., Geschichte des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 2. A. 1960ff.; (Eichmann, E./)Mörsdorf, K., Lehrbuch des Kirchenrechts, Bd. 1ff. 11. A. 1964; Benn, E., Entwicklungslinien des evangelischen Kirchenrechts im 19. Jahrhundert, (in) Zs. f. ev. Kirchenrecht 15 (1970), 2; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Feine H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 5. A. 1972; Winter, J., Die Wissenschaft vom Staatskirchenrecht im Dritten Reich, 1979; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Berman, H., Law and Revolution, 1983 (Recht und Revolution 2. A. 1991); Gaudemet, J., Droit de l’Eglise et vie sociale, 1989; Campenhausen, A. v., Staatskirchenrecht, 3. A. 1996; Stumpf, C., Kirchenrecht als Bekenntnisrecht, 1999; Lexikon für Kirchen- und Staatskirchenrecht, hg. v. Campenhausen, A. v., Bd. 1ff. 1999ff.; Erdö, P., Die Quellen des Kirchenrechts, 2002; Landau, P., Evangelische Kirchenrechtswissenschaft im 19. Jahrhundert, (in) Zs. f. ev. Kirchenrecht 48 (2003), 1; Brundage, J., The Profession and Practice of Medieval Canon Law, 2004; Stagnation oder Fortbildung, hg. v. Bertram, M., 2005; Recht und Gericht in Kirche und Welt um 900, hg. v. Hartmann, W., 2007; Austin, G., Shaping Church Law around the year 1000, 2008; Landau, P., Grundlagen und Geschichte des evangelischen Kirchenrechts und des Staatskirchenrechts, 2008 (Aufsätze); Link, C., Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017; Alltag reformierter Kirchenleitung. hg. v. Arnold, M. u. a., 2009; Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, hg. v. Condorelli, O. u. a., Bd. 1ff. 2009ff.; Siems, H., Die Collectio Sangermanensis XXI titulorum, (in) DA 65 (2009), 1; Austin, G., Shaping Church Law around the year 1000, 2009; Konrad, D., Der Rang und die grundlegende Bedeutung des Kirchenrechts, 2009; Richter, M., Kirchenrecht im Sozialismus, 2011; The History of Byzantine and Eastern Canon Law, hg. v. Hartmann, W. u. a., 2012; Tendenzen der kirchlichen Strafrechtsentwicklung, hg. v. Pulte, Matthias, 2017; Klösges, J., Akzessorische Fragen im kanonischen Prozess, 2019; Schmoeckel, M., Kanonisches Recht, 2020
Kirchenregiment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die an dem Ende des 15. Jahrhunderts einsetzende Herrschaft (beispielsweise eines Landesherrn) über die Kirche, die in protestantischen Ländern (Territorien) bis 1918 anhält. S. Google
Lit.: Heckel, J., Cura religionis, (in) FS U. Stutz, 1938, 224; Dreier, H., Kirche ohne König – Das Ende des landesherrlichen Kirchenregiments, 2020
Kirchenstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist der (weltliche) →Staat der (katholischen) Kirche. Er nimmt seinen Ausgang von dem Mailänder Toleranzedikt des römischen Kaisers Konstantin (313), das die christlichen Gemeinden als rechtsfähige Vermögensträger anerkennt. Hinzu kommt die sog. →konstantinische Schenkung, nach der Kaiser Konstantin an Papst Silvester die politische Autorität in dem weströmischen Reich verliehen haben soll. Danach erhält die Kirche zahlreiche Grundstücke als Gaben, die in ihrer Gesamtheit seit dem 6. Jahrhundert (lat.) patrimonium (N.) Petri heißen. Seit dem 7. Jahrhundert gilt der Papst als Schutzherr und Herrscher des Gebiets um Rom bzw. zwischen Venedig und Benevent. An dem 14. 4. 754 gibt der fränkische König Pippin Papst Stephan die ehemals oströmischen, von den Langobarden besetzten Güter in Italien um Ravenna und Rom (zurück, →pippinische Schenkung). Der Sicherung der Herrschaft dient wenig später der Kirchenstaat um die Romagna und Tuszien (sowie um Venaissin [1274] und Avignon [1378], bis 1797), in dem 16. und 17. Jahrhundert um Ferrara (1598), Urbino (1630) und Castro (1649). 1798 ersetzt Frankreich den Kirchenstaat durch die Römische Republik, doch gelingt 1814/1815 die Wiederherstellung. An dem 20. 9. 1870 zieht die italienische Einigungsbewegung den Kirchenstaat bis auf geringe Reste an sich bzw. das neue Königreich →Italien. 1929 kommt es in Lateranverträgen zu einem Ausgleich. Das weltliche Gebiet der römischen Kirche beschränkt sich auf die Vatikanstadt (ital. Stato della città del Vaticano). Der Vatikan hat Souveränität. S. Google
Lit.: Nürnberger, A., Papsttum und Kirchenstaat, Bd. 1ff. 1897ff.; Gundlach, W., Die Entstehung des Kirchenstaates, 1899, Neudruck 1969; Hayward, F., Le dernier siècle de la Rome pontificale 1769-1870, Bd. 1ff. 1927f.; Ermini, G., La libertà comunale nello stato della chiesa, 1926f.; Ermini, G., I parlamenti dello Stato della Chiesa, 1930; Kölmel, W., Rom und der Kirchenstaat im 10. und 11. Jahrhundert, 1935; Waley, D., The Papal State in the Thirteenth Century, 1961; Quellen zur Geschichte des Kirchenstaates, hg. v., Fuhrmann, H., 1968; Partner, P., The Lands of St. Peter, 1968; Noble, T., The Republic of St. Peter, 1984; Arnaldi, G., Le origini dello Stato della Chiesa, 1987; Marazzi, D., I Patrimonia sanctae Romanae ecclesiae nel Lazio, 1998; Modell Rom?, hg. v. Büchel, D. u. a., 2003; Emich, B., Territoriale Integration in der Frühen Neuzeit, 2005; Capo, L., Il Liber Pontificialis, i Longobardi e la nascità del dominio territoriale della Chiesa romana, 2009
Kirchensteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412 [Hohenberg] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die durch die öffentlichrechtlichen Religionsgesellschaften erhobene, von dem Staat (durch seine Behörde für die Kirche) eingezogene Steuer. Sie ersetzt den älteren Kirchenzehnt (Preußen 20. 6. 1875, vgl. auch das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794). Rechtliche Grundlagen werden dabei Art. 137 VI der Reichsverfassung von 1919 und Art. 140 GG von 1949. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 198; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Fischer, G., Finanzierung der kirchlichen Sendung, 2005
Kirchenvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Vertrag eines Staates mit einer (evangelischen) Kirche über kirchliche Angelegenheiten. S. Google, →Konkordat
Lit.: Die Konkordate und Kirchenverträge in der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Listl, J., Bd. 1f. 1987
Kirchenvogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, M.) Vogt einer Kirche
Kirchenvogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aberin Google belegt, F.) ist die Ausübung weltlicher →Herrschaft für eine →Kirche durch einen →Vogt. S. Google
Lit.: Otto, E., Die Entstehung der deutschen Kirchenvogtei im 10. Jahrhundert, 1933
Kirchenzehnt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1324 [Köln Sankt Gereon] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, M.) ist (meist) der zehnte Teil (von Erträgnissen und Früchten von Grundstücken und Vieh). Er erscheint in dem 5. Jahrhundert n. Chr. auf der Grundlage von 4. Moses 18,21-32. Wenig später wird er von der Kirche gefordert und von dem fränkischen König als Ausgleich für eingezogenes Kirchengut zugestanden. Seit der französischen Revolution (1789) und den Unruhen der Jahre 1848ff. verschwindet er und wird in deutschen Staaten durch die →Kirchensteuer ersetzt. S. Google
Lit.: Perels, E., Die kirchlichen Zehnten im karolingischen Reich, 1904; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Pribnow, V., Die Rechtfertigung, 1996
kirchlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) Kirche betreffend
Kirchliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adjektiv kirchlich 8. Jh.) ist das auf die →Kirche bezogene →Recht (→Kirchenrecht). Einen wichtigen Gegensatz zu dem kirchlichen Recht bildet das weltliche Recht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2
Kirchmann, Julius Hermann von (1802-1884), s. Google
Lit.: Julius Hermann von Kirchmann, hg. v. Bast, R., 1993
Kirchspiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Köln 1159/1170, N., s. Google) Kirchenbezirk →Kirche
Lit.: Liebe, G., Die kommunale Bedeutung der Kirchspiele, Diss. phil. Berlin 1885; Oberdörfer, K., Das alte Kirchspiel Much, 1923; Haff, K., Das Großkirchspiel, ZRG KA 63 (1943), 1, 64 (1944), 1, 65 (1947), 1, 253; Kern, H., Das Kirchspiel Altensteig, 1966; Pfarreien im Mittelalter, hg. v. Kruppa, N., 2008
Kisch, Guido (Prag 22. Januar 1889-Basel 7. Juli 1985) Sohn eines Rabbiners, Studium Rechtswissenschaft Univ. Prag, Promotion, 1914 Habilitation in Leipzig (Adolf Wach), 1922 Professor in Halle, 1933 beurlaubt und entlassen, 1935 Vereinigte Staaten von Amerika, 1937 New York, 1960 Basel, 777 Titel zu der deutschen Rechtsgeschichte und der europäischen Rechtsgeschichte, s. Google
Lit.: Kisch, G., Der Lebensweg eines Rechtshistorikers, 1975; Thieme, H., Zum Gedenken an Guido Kisch, ZRG GA 107 (1990), 1ff.; Hallesche Rechtsgelehrte jüdischer Herkunft, hg. v. Pauly, W., 1996; Güde, W., Der Rechtshistoriker Guido Kisch, 2010
Kiste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1360 [Straßburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Behälter wohl anfangs aus Flechtwerk und später meist aus Holz
Kistenpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Hamburg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., s. Google) Pfand an leblosen beweglichen (in Kisten aufbewahrbaren) Sachen
Lit.: Hübner 470
k. k. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adjektiv) kaiserlich-königlich, Österreich 1867, nicht pragmatische Angelegenheiten) →k. u. k.
Klage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem rechtlichen Sinn das Begehren des Klägers an das Gericht auf Rechtsschutz gegenüber dem Beklagten. In dem römischen Recht ist Klage die (lat.) →actio (F., Klaganspruch), für die der Verletzte bei dem Gerichtsmagistrat die Einsetzung eines Gerichts (meist lat. [N.] iudex) und einer Anweisung einer Entscheidung verlangt. Von Klage wird in dem deutschen Sprachbereich wohl unter kirchlichem Einfluss erst seit dem Frühmittelalter gesprochen, in dem sich der Verletzte nicht mehr unmittelbar gegen einen möglichen Verletzer, sondern hauptsächlich (wehklagend) an einen Herrschaftsträger mit der Bitte um Unterstützung bei der Verfolgung des Rechtes wendet. In dem Hochmittelalter werden verschiedene Arten der Klage unterschieden (um Eigen und Erbe, um Gut, um Schuld, später bürgerliche Klage, peinliche Klage und gemischte Klage) und vielleicht unter kirchlichem Einfluss genaue Formulierungen oder auch bestimmte Wörter verlangt (→Prozessgefahr), so dass Vertreter in dem Wort (→Fürsprecher) erscheinen. Mit dem in dem Spätmittelalter aus Oberitalien kommenden gelehrten Verfahrensrecht wird die Klage vielfach schriftlich und durch Vertreter in der Sache (→Anwalt) geformt und verfolgt. S. Google
Lit.: Kaser § 82 II; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 86, 116, 117, 156, 202; Laband, P., Die vermögensrechtlichen Klagen, 1869; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1878/1879, Neudruck 1973, 357, 757; Turner, V., The King and his Courts, 1968; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Gudian, G., Zur Klage mit Schadensformel, ZRG GA 90 (1973), 121; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren euopäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 383,467; Köbler, G., Klage, klagen, Kläger, ZRG GA 92 (1975), 1; Apathy, P., Die publizianische Klage, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Litewski, W., Mündliche Klage und Klageschrift, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bieresbom, D., Klage und Klageerwiderung im deutschen und englischen Zivilprozess, 1999; Die Entstehung des öffentlichen Strafrechts, hg. v. Willoweit, D., 1999; Artner, M., Agere praescriptis verbis, 2002; Guthke, T., Die Herausbildung der Strafklage, 2005; Halfmeier, A., Popularklagen im Privatrecht, 2006; Meyer, T., Gefahr vor Gericht, 2009; Flurschütz, B., Die bayerische Popularklage, 2014; Nicht zu klagen? – Der Rückgang der Klageeingangszahlen in der Justiz, hg. v. Höland, A. u. a., 2016; Premo, B., The Enlightenment on Trial, 2017
Klage gegen den toten Mann (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist eine wissenschaftliche Bezeichnung des Verfahrens gegen den auf handhafter Tat erschlagenen Täter. Sie ist vor allem in dem altnordischen Recht verbreitet. Seit dem 13. Jahrhundert wird die Klage gegen den toten Mann durch die anerkannte Berufung auf Notwehr verdrängt. S. Google
Lit.: Scherer, Die Klage gegen den toten Mann, 1909; Fischer, P., Strafen und sichernde Maßnahmen gegen Tote, 1936; Wallén, P., Die Klage gegen den Toten, 1958
Klage mit dem toten Mann (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist in dem norddeutschen Recht des Mittelalters ein Verfahren gegen den auf handhafter Tat erschlagenen, vor Gericht gebrachten Täter.
Lit.: Brunner, H., Die Klage mit dem toten Mann, ZRG GA 31 (1910), 235; Frommhold, G., Zur Klage mit dem toten Mann und mit der toten Hand, ZRG GA 36 (1915), 458
Klageformel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem römischen Formularprozess die Anweisung und die Ermächtigung des Gerichtsmagistrats an einen (lat.) iudex (M.), den Beklagten unter bestimmten Bedingungen zu verurteilen oder freizusprechen. Die Klageformel enthält üblicherweise eine Sachverhaltsbeschreibung (lat. demonstratio), ein Begehren (lat. intentio) und einen Verurteilungsbefehl (lat. condemnatio). S. Google
klagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erstem Viertel 9. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprach und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Klage erheben
Klagengewere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) (oder Prozessgewere) ist in dem mittelalterlichen sächsischen Prozess die Zusicherung des Klägers gegenüber dem Beklagten, dass er zu der →Klage befugt sei. Macht ein zweiter Beteiligter gegen den Beklagten das Recht geltend, muss der Kläger die Ansprüche von dem Beklagten abwehren. Gelingt dies nicht, muss er die eigene Klage aufgeben und →Gewette zahlen. In dem 18. Jahrhundert verschwindet die Klagengewere. Sie wird von der Litiskontestation und der Einrede der Rechtskraft verdrängt. S. Google
Lit.: Ebeling, K., Die Klagengewere, Diss. jur. Frankfurt am Main 1958
Klagenkonkurrenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem klassischen römischen Recht die mehrfache Geltendmachung einer Klage (gegen mehrere Beteiligte, kumulative Klagenkonkurrenz). Geht es um (lat.) eadem res (denselben Gegenstand), besteht grundsätzlich strenge Alternativität und wird mit der ersten (lat.) litis contestatio (F.) die Klage verbraucht. S. Google
Lit.: Kaser § 82 III; Köbler, DRG 48; Liebs, D., Die Klagenkonkurrenz im römischen Recht, 1972
Klagenkonsumtion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem altrömischen Recht der Ausschluss eines zweiten Streites über das geltend gemachte Recht durch die Streiteinsetzung (lat. [F.] →litiscontestatio) bzw. bei einer auf den Sachverhalt hin ausgerichteten Klage und einer sachverfolgenden Klage durch die Einrede der beurteilten Angelegenheit (lat. [F.] exceptio rei iudicatae). S. Google
Lit.: Kaser § 80 II, 82 III, 87 II; Köbler, DRG 19
Kläger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 395 exactor clegere] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist, wer durch eine →Klage von dem Gericht Rechtsschutz begehrt. Wo kein Kläger (ist), da kein Richter (vgl. Codex 3, 7, 1 [lat.] invitus agere vel accusare nemo cogitur, gegen seinen Willen wird niemand zu dem Klagen oder Anklagen gezwungen). S. Google
Lit.: Söllner § 9; Köbler, G., Klage, klagen, Kläger, ZRG GA 92 (1975), 1; Baumgarten, T., Der richtige Kläger im deutschen, französischen und englischen Zivilprozess, 2001
Klageschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1472 [Hildesheim] in mehr als zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem gelehrten Prozessrecht seit dem Spätmittelalter der Schriftsatz, durch den der →Kläger →Klage erhebt bzw. Rechtsschutz begehrt. Der Kläger überreicht die Klageschrift dem Beklagten in dem Termin vor Gericht. Später reicht er sie bei Gericht ein. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 117; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-römische Zivilprozess im Mittelalter, Bd. 1 1868ff., Neudruck 1959; Litewski, W., Mündliche Klage und Klageschrift, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997
Klagspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1516 [Brant] in einer Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die 1516 von Sebastian →Brant unter dem Titel Richterlich Clagspiegel mit rund 308000 Wörtern neu aufgelegte, vermutlich von einem Stadtschreiber (Conrad Heyden, aus Schwäbisch Hall oder der Umgebung, ab 1403 Studium in Erfurt als pauper, ohne Abschluss, 1413 Stadtschreiber Schwäbisch Hall, 1436 entlassen, † 1444) in Schwäbisch Hall um 1436 verfasste, zwei Teile umfassende Schrift über Verfahrensfragen. Der erste Teil will, hauptsächlich nach Roffredus, De libellis iuris civilis (Von Büchlein des weltlichen Rechtes), ein Handbuch des geschriebenen Rechtes bieten. Der zweite Teil stellt Strafrecht und Strafverfahren nach römischen Rechtsgrundsätzen (Digesten, Codex, Durantis, Speculum iudiciale u. a.) dar. Insgesamt ist der Klagspiegel die älteste und umfassendste Wiedergabe des römischen Rechtes in deutscher Sprache und unter Zuschnitt auf die einheimischen zeitgenössischen Bedürfnisse. Er wird von 1460-1470 bis über die Mitte des 16. Jahrhunderts in 24 Auflagen gedruckt und bildet eine wichtige Quelle der Stadtrechtsreformation von →Worms (1498/1499), der (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Bambergensis (1507), für (Tenglers →Laienspiegel 1509/1511 [streitig, vielleicht nur gemeinsame Vorlagen],) Justin Goblers Der Rechten Spiegel (1550) und Heinrich Rauchdorns Practica und Proceß peinlicher Halsgerichtsordnung (1564). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur, 1867, Neudruck 1959, 335; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1964; Deutsch, A., Der Klagspiegel, 2004; Sebastian Brant (1457-1521), hg. v. Roloff, H., 2008
Klammer, Balthasar (Kaufbeuren um 1504-Celle 6.(?) 2. 1578), Bürgermeisterssohn, wird nach dem Studium von Theologie und Recht in Ingolstadt und Leipzig 1529 Notar, 1532 Hofrat, 1530 Professor in Marburg und 1540 Kanzler der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Neben der Mitwirkung an wichtigen Landesgesetzen (Hofgerichtsordnung, Kanzleiordnung, Polizeiordnung) verfasst er 1565 ein posthum vielfach gedrucktes, deutsches (lat.) Compendium (N.) iuris (Lehnrecht und Landrecht) mit lateinischen Erläuterungen. S. Google
Lit.: Eckhardt, A., Der Lüneburger Kanzler Balthasar Klammer und sein Compendium juris, 1964; Theuerkauf, G., Lex, Speculum, Compendium iuris, 1968
Klasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums mit besonderer Bedeutung aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gruppe
Lit.: Gall, L., Vom Staat zur Klasse, (in) HZ 261 (1995), 1; Meyer, T., Stand und Klasse, 1997; Rose, P., Class in Archaic Greece, 2012
Klassenjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google beleegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Ausübung des Richteramts durch Angehörige der gesellschaftlich herrschenden →Klasse (Liebknecht 1907) bzw. eine nach Klassen unterscheidende, in dem Dienste einer herrschenden Klasse stehende Rechtspflege. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20 Jahrhundert; Engels, F., Die Lage der arbeitenden Klasse in England, 1845; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 46; Kocka, J., Lohnarbeit und Klassenbildung, 1983; Rohrßen, B., Von der Anreizung zum Klassenkampf zur Volksverhetzung (§ 130 StGB), 2009; Bernhardt, M., Was ist des Richters Vaterland?, 2011
klassisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) vollendet, mustergültig
Klassisches römisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adjektiv klassisch in dem Ende des 18. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, vgl. Hugo 1790 Lehrbuch und Chrestomathie des classischen Pandectenrechts) →römisches Recht (Klassik von etwa 27 v. Chr. bis 235 n. Chr., dabei Frühklassik 27 v. Chr.-96 n. Chr., Hochklassik 96-180 n. Chr., Spätklassik 180-235 n. Chr., Nachklassik – kaum Namen bekannt – bis 5. Jahrhundert, s. Google)
Kleid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1170-1190 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1269 [Livland] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft unklar, N.) ist eine dem Schutz und Schmuck dienende, durch Tätigkeit geschaffene Umhüllung des Menschen. Das Kleid kann durch Rechtssätze festgelegt werden (Kleiderordnung). Es kann als Metapher oder Kennzeichen für rechtliche Vorgänge und Zustände Verwendung finden (→Gewere, →Investitur, Robe, Uniform). S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Flüeler, M., Das sakrale Gewand, 1964; Reich, A., Kleidung als Spiegel sozialer Differenzierung, 2005; Kania, K., Kleidung im Mittelalter, 2010; Das Thema Kleidung in den Etymologien Isidors von Sevilla und im Summarium Heinrici, hg. v. Müller, M. u. a., 2013; Frieling, K., Sehen und gesehen werden – Kleidung an Fürstenhöfen, 2013; Schnaus, J., Kleidung zieht jeden an, 2017; Spufford, M. u. a., The Clothing of the Common Sort, 1570-1700, 2017
Kleiderordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1604 [CCMarch] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine →Ordnung über die Verwendung von →Kleid oder Kleidern. Vielleicht unter dem Einfluss der Kirche, in der die Bekleidung der Geistlichen von erheblicher Bedeutung ist, werden in dem Spätmittelalter zu dem Schutz vor Verschwendung an vielen Orten Kleiderordnungen erlassen (Spanien 1234/1256, Frankreich 1279/1294, Hannover 1312, England 1336, Göttingen 1340). Dabei gehen die Städte den Ländern anscheinend voran. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 139; Hampel-Kallbrunner, G., Beiträge zur Geschichte der Kleiderordnungen, 1962; Eisenbart, L., Kleiderordnungen, 1962; Schädler, K., Die Lederhose in Bayern und Tirol, 1962; Baur, V., Kleiderordnungen in Bayern, 1975; Jarrett, L., Striptease, 1999; Reich, A., Kleidung als Spiegelbild sozialer Differenzierung, 2004; Die zivile Uniform als symbolische Kommunikation, hg. v. Hackspiel-Mikosch, E. u. a., 2006
klein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gering
Klein, Ernst Ferdinand (Breslau 3. 9. 1744-Berlin 18. 3. 1810), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Halle (Nettelbladt) Anwalt, 1781 Mitarbeiter an dem Allgemeinen Landrecht Preußens (Strafrecht), 1791 Professor in Halle und 1800 Richter in Berlin. In seinen Merkwürdigen Rechtssprüchen der Hallischen Juristenfakultät erarbeitet er Ansätze für sichernde Maßnahmen. S. Google
Lit.: Mumme, H., Ernst Ferdinand Kleins Auffassung von der Strafe und den sichernden Maßnahmen, 1936; Hoffmann, U., Ernst Ferdinand Kleins Lehre vom Verhältnis von Strafen und sichernden Maßnahmen, Diss. jur. Breslau, 1938; Brünker, H., Der Kriminalist Ernst Ferdinand Klein, Diss. jur. Bonn 1973; Kleensang, M., Das Konzept der bürgerlichen Gesellschaft bei E. F. Klein, 1998
Klein, Franz (Wien 24. 4. 1854-6. 4. 1926), Goldschmiedssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Wien 1885 Kanzleidirektor, 1891 außerordentlicher Professor und 1895 ordentlicher Universitätsprofessor. Auf Grund der Schrift (lat.) Pro futuro (Für die Zukunft) wird er Beamter des Justizministeriums in →Österreich und arbeitet die Zivilprozessordnung (1895), die Exekutionsordnung und das Gerichtsorganisationsgesetz aus, in denen die Stellung des Richters gestärkt wird. S. Google
Lit.: Festschrift Franz Klein, 1914; Forschungsband Franz Klein, hg. v. Hofmeister, H., 1988
kleindeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) deutsch ohne Österreich
Kleines Kaiserrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein wohl zwischen 1328 und 1350 zwischen Frankfurt am Main und der Wetterau nach dem später so genannten →Schwabenspiegel (Kaiserrecht) abgefasstes Rechtsbuch eines fränkischen Anhängers Kaiser Ludwigs des Bayern (Verfasser nach Munzel-Everling vielleicht Rudolf von Frankfurt-Sachsenhausen). Es enthält Prozessrecht und Gerichtsverfassungsrecht, Privatrecht und Strafrecht, Lehnrecht (besonders der Reichsdienstmannen) und Recht der Reichsstädte. Fragmente sind seit der Mitte des 14. Jahrhunderts aus der Wetterau erhalten, während die erste noch bekannte vollständige Handschrift 1372 für den Rat der Stadt Fulda geschrieben wird. S. Google
Lit.: Das Keyserrecht, hg. v. Endemann, H., 1846, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/EndemannHermannErnstDasKeyserrecht1846.pdf; Gosen, J. v., Das Privatrecht nach dem kleinen Kaiserrecht, 1866; Schröder, E., Ein altertümliches Bruchstück, ZRG GA 17 (1896), 120; Isay, H., Zur Geschichte des kleinen Kaiserrechts, ZRG GA 19 (1998), 145; Munzel, D., Die Innsbrucker Handschrift des Kleinen Kaiserrechts, 1974; Munzel, D., (in) Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 42; Munzel-Everling, D., Des keisers recht, 2003; Munzel-Everling, D., Das Kleine Kaiserrecht, 2019 (Leithandschrift der fürstlichen Bibliothek Corvey mit erstmals dem kompletten komplexen Text des Rechtsbuchs aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, 45 weitere - und 5 weitere teilweise - erhaltene Handschriften)
Klenkok, Johannes (Bücken bei Hoya 1. Viertel 14. Jahrhundert-Avignon 15. 6. 1374), Sohn eines Burgmanns des Erzbischofs von Bremen, Studium des Kirchenrechts wohl in Bologna, 1359 in Oxford Magister, ab 1363 Provinzial der Ordensprovinz Sachsen-Thüringen der Augustiner, um 1367 in Erfurt, Professor der Theologie, stellt in Magdeburg 1369 in einem Werk Dekadikon zehn (später 21) Artikel des →Sachsenspiegels zusammen, die nach seiner Ansicht gegen kirchliches Recht verstoßen, was Papst Gregor XI. in der Bulle Salvator humani generis (Retter des Menschengeschlechts) an dem 7. April 1374 für vierzehn Artikel bestätigt (lat. [M.Pl.] →articuli reprobati), doch bleibt dies weitgehend ohne tatsächliche Wirkung. S. Google
Lit.: Böhlau, H., Zur Chronologie, ZRG GA 4 (1883), 118; Kullmann, J., Klenkok und die „articuli reprobati“ des Sachsenspiegels, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 28; Schmutz, J., Juristen für das Reich, Teil 2 2000; Rentmeister, L., Staat und Kirche im späten Mittelalter, 2016
Kleriker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums aufgenommen und mit dem Griechischen und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des →Klerus, der seit dem Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. mit der Verrichtung des christlichen Kultes betraut wird. Für ihn gilt das kirchliche Recht. Da vor allem in dem Frühmittelalter fast nur Kleriker schreiben können, sind sie gleichzeitig Träger wichtiger weltlicher Aufgaben (vgl. engl. clerk).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Poncet, P., Les privilèges des clercs au moyen-âge, 1901; Moeller, B., Kleriker als Bürger, (in) FS H. Heimpel, Bd. 2 1972, 195; Kleriker und Laien, hg. v. Reinert, J. u. a., 2021
Klerus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1700 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht der geistliche seit dem Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr. mit der Verrichtung des christlichen Kultes betraute Stand in Gegensatz vor allem zu den Laien. Der Klerus hat zahlreiche Standespflichten. Umgekehrt genießt er zumindest zeitweise erhöhten Schutz gegen Ehrverletzungen (lat. privilegium [N.] canonis, vgl. C. 1, 3, 10), Befreiung von der weltlichen Gerichtsbarkeit (lat. privilegium [N.] fori, vgl. Nov. 79 u. a.), Befreiung von weltlichen Pflichten wie Kriegsdienst, Schöffenamt u. s. w. (lat. privilegium [N.] immunitatis, vgl. Codex Theodosianus 16, 2) und Schutz vor Zwangsvollstreckung (lat. beneficium [N.] competentiae, vgl. Liber extra 3, 23, 3). Während des Heiligen römischen Reiches ist der Klerus sowohl in den Reichsständen wie auch in den Landständen ansehnlich vertreten. S. Google
Lit.: Schulte, A., Der Adel und die deutsche Kirche im Mittelalter, 1910, 2. A. 1922, 3. A. 1958; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Johag, H., Die Beziehungen zwischen Klerus und Bürgerschaft, 1977; Schulte-Umberg, T., Profession und Charisma, 1999
Klettgau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) S. Google
Lit.: Peter, A., Das Landgericht Klettgau, 1966
Kleve (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), Cleve, ist eine in dem 11. Jahrhundert entstandene Grafschaft, die 1417 zu einem Herzogtum erhoben wird und 1614 an Brandenburg (bzw. 1701 Preußen) fällt und damit in Nordrhein-Westfalen aufgeht. S. Kluge
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Scotti, J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen, 1821; Scotti, J., Sammlung der Gesetze und Verordnungen, 1826; Schottmüller, K., Die Organisation der Centralverwaltung in Kleve-Mark, 1896; Wollenhaupt, L., Die Cleve-Märkischen Stände im 18. Jahrhundert, 1924; Ilgen, T., Quellen zur inneren Geschichte der rheinischen Territorien – Herzogtum Kleve, 1921; Rüthning, G., Ein bisher unbekanntes Stadtrecht von Kleve, ZRG GA 55 (1935), 239; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen (1815-1945), (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 176; Klevische Städteprivilegien, hg. v. Fink, K., 1989; Die ältesten Klever Stadtrechtshandschriften, bearb. v. Schleidgen, W., 1990; Das Stadtrecht von Cleve, hg. v. Fink, K., 1991; Die ältesten Klever Stadtrechtshandschriften, bearb. v. Schleidgen, W., 1994; Der Oberhof Kleve und seine Schöffensprüche, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1994; Die klevischen Hofordnungen, hg. v. Flink, K., 1997; Lieven, J., Adel, Herrschaft und Memoria, 2008; Hagemann, M., Herrschaft und Dienst – Territoriale Amtsträger unter Adolf II. von Kleve (1394-1448), 2020
Klima (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Anfang des 16. Jahrhunderts mit anderer Bedeutung aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Witterung, Stimmung
L.: Kleinschmidt, H., Klimatheorie, Statistik, Revolutionsbegriff, (in) HZ 308 (2019), 593; Foer, J., Wir sind das Klima – Wie wir unseren Planeten schon beim Frühstück retten können, 2019; Lippold, A., Climate Change and individual Moral Duties, 2020
Klöntrup, Johann Aegidius (Glane in dem Hochstift Osnabrück 30. 3. 1754-Lechterke bei Quakenbrück 25. 4. 1830), (eigentlicher Name Johan Gilges Rosemann) Sohn eines Notars und Prokurators, wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen Anwalt in Osnabrück. Er verfasst in einem Leben nahe der Armutsgrenze mehrere Werke zu dem bäuerlichen Recht (u. a. Alphabetisches Handbuch der besonderen Rechte und Gewohnheiten des Hochstifts Osnabrück, 1798). S. Google
Lit.: Vogtherr, T., Die Bibliothek des Klöntrup (1754-1830) nach einem Verzeichnis des Jahres 1781, (in) Osnabrücker Mitteilungen 114 (2009), 63ff.
Kloster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1215 [Nibelungennot] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in dem 10. Jahrhundert. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die geschlossene, Ordensangehörigen als gemeinsame Wohnung, Gebetsstätte und Arbeitsraum dienende Anlage. Sie erscheint in dem Bereich des Christentums in Oberägypten in dem 4. Jahrhundert erstmals (Pachomius). In dem fränkischen Reich werden Marmoutier (Martin von Tours) und Luxeuil (Columban) wichtige Vorbilder für zahlreiche, schon früh von dem König und dem Adel durch Privilegien und Gaben unterstützte Gründungen, für die sich in dem 8. Jahrhundert die Ordnung des →Benedikt von Nursia durchsetzt. Diese wird seit dem 10. Jahrhundert in Cluny, Gorze und Hirsau erneuert. Seit dem 12. Jahrhundert bilden sich unterschiedliche Orden aus (→Zisterzienser, →Prämonstratenser, →Dominikaner, Franziskaner). In der Neuzeit, in der in Europa um 1750 etwa 350000 Mönche und Nonnen in etwa 25000 Ordenshäusern von der Allgemeinheit getragen werden, werden unter dem Einfluss auch der Reformation und danach der Aufklärung zahlreiche Klöster säkularisiert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 79; Wrede, A., Das Klostergut Sülz bei Köln, 1909; Schreiber, G., Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert, Bd. 1f. 1910, Neudruck 1965; Hirsch, H., Klosterimmunität und Investiturstreit, 1913; Urkundenbuch des Klosters Fulda, hg. v. Stengel, E., Bd. 1 1913ff.; Bader, K., Das Benediktinerinnenkloster Friedenweiler, 1938; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Stillhart, A., Die Rechtspersönlichkeit der klösterlichen Verbandsformen, 1953; Sprandel, R., Das Kloster Sankt Gallen in der Verfassung des karolingischen Reiches, 1958; Siepen, K., Vermögensrecht der klösterlichen Verbände, 1963; Wehlt, H., Reichsabtei und König, 1970; Rehfus, M., Das Zisterzienserinnenkloster Wald, 1971; Die Traditionen, Urkunden und Urbare des Klosters Asbach, bearb. v. Geier, J., 1969; Reden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft, 1982; Prinz, F., Frühes Mönchtum im Frankenreich, 2. A. 1988; Boetticher, M. v., Kloster und Grundherrschaft Mariengarten, 1989; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2. A. 1994; Grégoire, R. u. a., Die Kultur der Klöster, 1995; Füser, T., Mönche im Konflikt, 2000; Die benediktinischen Mönchs- und Nonnenklöster in Österreich und Südtirol, bearb. v. Faust, U. u. a., 2000f.; Patzold, S., Konflikte im Kloster, 2000; Gleba, G., Klöster und Orden im Mittelalter, 2002, 2. A. 2006, 3. A. 2008, 4. A. 2012; Zehetmayer, R., Kloster und Gericht, 2001; Württembergisches Klosterbuch, 2003; Beales, D., Prosperity and Plunder, 2003; Gleba, G., Klosterleben im Mittelalter, 2004; Schlotheuber, E., Klostereintritt und Bildung, 2004; Ströbele, U., Zwischen Kloster und Welt, 2005, 2006; Ertl, T., Religion und Disziplin. Selbstdeutung und Weltordnung im frühen deutschen Franziskanertum, 2006; Buttinger, S., Hinter Klostermauern, 2007; Beales, D., Europäische Klöster im Zeitalter der Revolution 1650-1815, 2008; Monasteri in Europa, hg. v. Eubeis, F. de u. a., 2008; Steiner, M., Die Klöster und ihr Wirken, 2009; Rüffer, J., Mittelalterliche Klöster, 2009; Mitteleuropäische Klöster der Barockzeit, hg. v. Herzog, M. u. a., 2009; Schmähling, A., Hort der Frömmigkeit - Ort der Verwahrung, 2009; Nordrheinisches Klosterbuch, hg. v. Groten, M. u. a., Teil 1 2009; Buttinger, S., Alltag im mittelalterlichen Kloster, 2010; Zwanzig, C., Gründungsmythen fränkischer Klöster, 2010; Schreiner, K., Gemeinsam leben, 2010; Niedersächsisches Klosterbuch, hg. v. Dolle, J., Bd. 1ff. 2012, 2. A. 2021; Aus Liebe, zur Sicherheit und zur Ehre des Klosters, hg. v. Lachmann, H., 2012; Frauenklöster im Alpenraum hg. v. Mazohl, B. u. a., 2013; Pfälzisches Klosterlexikon, hg. v. Keddigkeit u. a., Bd. 1 2014; Benz, S., Frauenklöster Mitteleuropas, 2014 (etwa 1200 in dem Heiligen römischen Reich); Mecklenburgisches Klosterbuch, hg.v. Huschner, W. u. a., 2016 (43 Institutionen); Klosterlandschaft Niedersachsen, hg. v. Reitemeier, A., 2021
Klosterschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutachen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem 5. Jahrhundert sichtbare Schule für Geistliche und auch Laien in einem Kloster (beispielsweise Reichenau, Sankt Gallen, Fulda, Kremsmünster, Melk, Admont, Corvey, Prüm). Sie bezieht außer der christlichen Lehre die sieben freien Künste in den Unterricht ein. Nach dem 11. Jahrhundert tritt sie hinter der Universität und später auch den städtischen Schulen zurück. S. Google
Klostertod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Verlust weltlicher Rechte durch den Eintritt in ein →Kloster von dem Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert →bürgerlicher Tod
Lit.: Hübner; Brünneck, W. v., Das Klostergelübde, (in) Gruchot Beiträge 45 (1901), 193
Kluft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [Hunsingo] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Spalt
Kluftbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und über das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Vetternschaftsbrief
Lit.: Künssberg, E. Frhr. v., Vier Kluftbriefe aus Dithmarschen, ZRG GA 43 (1922), 304
kluniazensisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Kluniazenser – nicht belegt, Adj.) Cluny betreffend
kluniazensische Kirchenreform (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., s. Google) Cluny betreffende Kirchenreform
Knappe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120/1130 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1120/1130 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Edelknabe, Bergmann
Knappschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 13. Jahrhundert in rund zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist vielleicht schon seit dem Hochmittelalter ein Zusammenschluss von Bergleuten (Knappen) zu der Sicherung gegen Unglücksfälle durch eine Unterstützungskasse. Die Knappschaft wird seit dem Spätmittelalter in Bergordnungen geregelt. 1770 bildet sich auf Grund eines von dem König von Preußen 1767 gewährten Privilegs eine ausgedehnte Knappschaftskasse für Kleve, Moers und Mark. Mit Gesetz von dem 10. 4. 1854 führt Preußen unter Knappschaftszwang eine öffentlich-rechtliche Versicherung in der Form von Knappschaftsvereinen ein. Das Reichsknappschaftsgesetz von dem 23. 6. 1923/1. 7. 1926 bringt eine einheitliche Regelung in dem Deutschen Reich (28. 7. 1969 Bundesknappschaft). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 218; Karwehl, H., Die Entwicklung und Reform des deutschen Knappschaftswesens, 1907; Inbusch, H., Das deutsche Knappschaftswesen, 1910; Thielmann, H., Geschichte der Knappschaftsversicherung seit 1934, (in) Z. f. Bergrecht 95 (1954), 174; Thielmann, H., Die Geschichte der Knappschaftsversicherung, 1960; Curialitas, hg. v. Fleckenstein, J., 1990; Lauf, U., Die Knappschaft, 1994; Festschrift aus Anlass des 30jährigen Bestehens der Bundesknappschaft, 1999; Auf breiten Schultern – 750 Jahre Knappschaft, hg. v. Fesener, M. u. a., 2010
Knecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der junge Mensch, der in dem Verhältnis zu einem Herrn Dienste leisten muss. An dem Ende des Mittelalters scheidet Knecht aus den Altersbezeichnungen aus und wird unabhängig von dem Alter zu der Bezeichnung für einen niederen, vielfach bäuerlichen Bediensteten. S. Google
Lit.: Iversen, T., Knechtschaft im mittelalterlichen Norwegen, 2004
Knie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab1250? in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gelenk zwischen Oberschenkel und Unterschenkel des Beines des Menschen und anderer höherer Lebewesen
Knieen, knien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190-1230 [Walther von der Vogelweide] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., auf den Knieen sitzen, s. Google) ist ein vielleicht dem vorderen Orient entstammendes Demutsverhalten.
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994
Koadjutor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 in fünf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) von dem Papst ernannter, mit bischöflicher Weihgewalt ausgestatteter Vertreter eines Bischofs, s. Google
Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Koalition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Anfang des 18. Jahrhunderts aus dem Französischen aufgenommen und über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vereinigung, Bündnis
Koalitionsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Freiheit, zu der Wahrung und Förderung der Arbeitsbedingungen oder Wirtschaftsbedingungen Vereinigungen zu bilden (oder auch [negativ] solchen Vereinigungen fernzubleiben). Die frühe Neuzeit wendet sich sachlich gegen die Koalitionsfreiheit der Handwerksgesellen (1530, 1731, 1845). In dem 19. Jahrhundert werden die Verbote aufgehoben (England 1824, Sachsen 1861, Baden 1862, Norddeutscher Bund 1869, Frankreich 1884). Die Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 erhebt die Koaltionsfreiheit zu einem Grundrecht.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 273; Ritscher, W., Koalitionen und Koalitionsrecht in Deutschland bis zur Reichsgewerbeordnung, 1917. Neudruck 1992; Scholz, R., Die Koalitionsfreiheit als Verfassungsproblem, 1971, Gerhardt, M., Das Koalitionsgesetz, 1977; Greiner, S., Rechtsfragen der Koalitions-, Tarif- und Arbeitskampfpluralität, 2010
Koblenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem mittleren Rhein ist von 1806 bis 1813 Sitz einer französischen Rechtsschule, von 1814 bis 1817 in Preußen Sitz einer juristischen Fakultät. 2011 sollte das Oberlandesgericht in Koblenz mit dem Oberlandesgericht in Zweibrücken zusammengeführt werden, doch ist dieses Vorhaben gescheitert.
Lit.: Bär, M., Zur Entstehung der deutschen Stadtgemeinde (Koblenz), ZRG GA 12 (1891), 1; Just, L., Franz von Lasaulx, 1926; Conrad, H., Stadtgemeinde und Stadtfrieden in Koblenz während des 13. und 14. Jahrhunderts, ZRG GA 58 (1938), 337; Buyken, T./Conrad, H., Die ältesten Stadtbücher von Koblenz, ZRG GA 59 (1939), 165; Eilers, K., Stadtfreiheit und Landesherrschaft in Koblenz, 1980; Mallmann, L., Französische Juristenausbildung im Rheinland 1794-1814. Die Rechtsschule von Koblenz, 1987; Hennig, J., 2000 Jahre Koblenz, 1994
Kodex →Codex
Kodifikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1802? bzw. 1815, Gesetzbuchmachung von Jeremy Bentham in A General View 506 als complete body of law verstanden und danach aufgenommen, F.) ist die grundsätzlich erschöpfend gedachte (und damit anderes Recht bzw. andere Rechtsquellen ausschließende) Zusammenfassung des gesamten Stoffes eines Rechtsgebiets oder mehrerer Rechtsgebiete in einem einheitlichen Gesetzbuch (, lat. [M.] →codex) (oder Gesetz). Die Zusammenfassung des gesamten (römischen) Rechtes in Codex, Digesten und Institutionen durch Justinian (527-565) stellt noch eher eine bloße Kompilation aus vorhandenem Stoff als eine bereinigend erneuernde Kodifikation dar. In der Neuzeit sind die Landesherren in gleicher Weise ebenfalls an zusammenfassender Regelung interessiert. Beeinflusst von Montesquieus De l’esprit des lois (Von dem Geist der Gesetze, 1748) schaffen (Bayern 1751-1756,) Preußen (auf der Grundlage eines von Samuel von Cocceji bearbeiteten Projekts eines Codicis Fridericiani Pomeranici 1747, eines Projekts des Codicis Fridericiani Marchici 1748 und eines Projekts des Corporis juris Fridericiani 1749, 1751, Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs 1784ff., Allgemeines Landrecht, 1794), Frankreich (Code civil, 1804, sowie 4 weitere Codes) und Österreich (auf der Grundlage des Codex Theresianus von 1766, des Entwurfs Horten von 1774, des Josephinischen Allgemeinen Bürgelichen Gesetzbuchs von 1787 – Til 1 Personen, des Entwurfs Martini 1796 und des Westgalizischen Gesetzbuchs von 1797 Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch, 1811/1812) bekannte Kodifikationen, die inhaltlich (außer von dem römischen und von dem einheimischen Recht) von dem →Naturrecht (Vernunftrecht) geprägt sind. Ihnen schließen sich später zahlreiche andere Staaten an (beispielsweise Deutsches Reich 1871, 1877/1879, 1900, Schweiz 1907/1912, Portugal 1833/1867, Niederlande 1838, Italien 1865, Spanien 1829/1889 u. s. w.). Geprägt und dann verwendet wird der Begriff der Kodifikation von Jeremy Bentham (Juni 1815 in Briefen an den Zaren von Russland und den polnischen Prinzen Adam Czartoriski, 1817 Papers relative to Codification and Public Instruction mit einem separaten Rundschreiben On Codification). Kennzeichnend sind materielle Vollständigkeit, sprachliche Verständlichkeit und unabänderliche Festigkeit. Die von diesen geschichtlichen Gegebenheiten abweichende inflationäre Verwendung von Kodifikation, kodifikatorisch und kodifizieren dürfte wohl fehlendes rechtsgeschichtliches Verständnis indizieren.
Lit.: Söllner §§ 1, 19, 20, 25; Köbler, DRG 139; Bentham, J., A General View of a complete Code of Laws, 1802, (in) The works of Jeremy Bentham III, hg. v. Bowring, J., 1838, 155ff., Neudruck 1962; Cauvière, H., L’idée de codification en France, 1910; Thieme, H., Die preußische Kodifikation, ZRG GA 57 (1937), 335; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Aquarone, A., L’unificazione legislativa e i codici del 1865, 1960; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Vanderlinden, J., Code et codification dans la pensée de J. Bentham, TRG 32 (1964), 45; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wilhelm, W., Gesetzgebung und Kodifikation in Frankreich, (in) Ius commune 1 (1967); Vanderlinden, J., Le concept de code, 1967; Caroni, P., Savigny und die Kodifikation, ZRG GA 86 (1969), 97; Nordmann, J., Kodifikationsbestrebungen in der Grafschaft Friedberg-Scheer am Ende des 18. Jahrhunderts, (in) Zs. f. württ. LG 28 (1969), 265; Teubner, W., Kodifikation und Rechtsreform in England, 1974; Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Bühler, T., Gewohnheitsrecht, Enquête, Kodifikation, 1977; Sozialdemokratie und Zivilrechtskodifikation, hg. v. Vormbaum, T., 1977; Coing, H., Zur Vorgeschichte der Kodifikation, (in) Formazione storica, Bd. 2 1977, 797; Hübner, H., Kodifikation und Entscheidungsfreiheit des Richters, 1980; Kodifikation als Mittel der Politik, 1986; Bühler, T., Der Stand der Kodifikationsentwicklung Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts, 1986; Lokin, J., Hoofdstukken uit de Europese Codificatiegeschiedenis, 1990, 2. A. 1992; Rechtskodifikation und soziale Normen im interkulturellen Vergleich, hg. v. Gehrke, H., 1994; Kodifikation gestern und heute, hg. v. Merten, D. u. a., 1995; Gesetz und Gesetzgebung im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., 1998; Caroni, P., Saggi sulla storia della codificazione, 1998; Kodifikation und Dekodifikation, hg. v. Maly, K. u. a., 1998; Becchi, P., Ideologie della codificazione in Germania, 1999; Brauneder, W., Vergessene Jubiläen, (in) JuS 2000, 15; La Codification des lois dans l’antiquité, hg. v. Levy, E., 2000; Der Kodifikationsgedanke und das Modell des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Behrends, O. u. a., 2000; Nörr, K., Kodifikation und Wirtschaftsordnung, (in) ZNR 2001, 51; Caroni, P., Gesetz und Gesetzbuch, 2003; Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004; Bäumer, M., Die Privatrechtskodifikation im juristischen Universitätsstudium, 2008; Behrends, O. u. a., Die Kodifikation und die Juristen, 2008; Wesener, G., Kodifikationen und Kompilationen, ZRG RA 127 (2010), 202; Jansen, N., The Making of Legal Authority - Non-legislative Codifications, 2010; Grilli, A., Il difficile amalgama, 2012
Kodifikationsstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist vor allem der nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) und vor der Errichtung des Deutschen Bundes (1815) während des Bestandes rund vierziger souveräner politisch unverbundener kleiner deutscher Einzelstaaten hauptsächlich von →Thibaut (1772-1840) und →Savigny (1779-1861) in dem Jahre 1814 literarisch ausgetragene rechtspolitische Streit um die Schaffung eines einheitlichen deutschen (bürgerlichen) Nationalgesetzbuchs (für einen – noch – nicht bestehenden Staat Deutschland). Thibaut begründet seine Schrift „Über die Notwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches für Deutschland“ mit Vaterlandsliebe und praktischem Interesse der zivilrechtlichen Verhältnisse. Savigny stellt dem in seiner Schrift „Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft“ die Behauptung entgegen, dass Recht organisch aus dem Volksbewusstsein entstehe und (deshalb in dem Jahre 1814) ein von oben kommendes Gesetz unorganisch und damit überflüssig oder schädlich sei. In dem Ergebnis setzt sich die von den politischen Gegebenheiten (viele ihre neue Souveränität auslebende, Souveränitätsbeschrenänkungen selbst in der Form einer bloßen Zusammenarbeit weitgehend ablehnende deutsche Einzelstaaten wie Österreich, Preußen und andere) nahegelegte und (vielleicht auch etwas) von Savignys Gelehrtenruhm gestützte Ablehnung eines allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuchs durch, so dass es (bis 1900) bei der Rechtszersplitterung in den souveränen deutschen Staaten des 1815 entstandenen, die Souveränität der Mitgliedstaaten kaum antastenden Deutschen Bundes bzw. seit 1871 dem Deutschen Reich (in dem bürgerlichen Recht bis 1896/1900) bleibt.
Lit.: Köbler, DRG 180; Thibaut und Savigny, hg. v. Stern, J. 1914; Wesenberg, G., Die Paulskirche und die Kodifikationsfrage, ZRG RA 72 (1955), 359; Wieacker, F., Wandlungen im Bild der historischen Rechtsschule, 1967; Nolte, J., Burchard Wilhelm Pfeiffer, 1969; Hattenhauer, H., Thibaut und Savigny, 1973; Wrobel, H., Die Kontroverse Thibaut/Savigny im Jahre 1814 und ihre Deutung in der Gegenwart, 1975; Jakobs, H., Wissenschaft und Gesetzgebung im bürgerlichen Recht, 1983; Schöler, C., Deutsche Rechtseinheit, 2004
Kodikologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie nach der Bildung durch den Gräzisten Alphose Dain in Paris – 1944 – aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Handschriftenkunde
Lit.: Löffler, K., Einführung in die Handschriftenkunde, bearb. v. Milde, W., 1997
Kodizill (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Windsheim] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwart nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →codicillus (lat. [M.] letztwillige Verfügung ohne Erbeinsetzung, die in dem klassischen römischen Recht durchsetzbar und in dem nachklassischen römischen Recht dem Testament angenähert wird, s. Google)
Kofod Ancher, Peder (1710-1788), 1741 Rechtsprofessor, verfasst in der Form verschiedener Einzelabhandlungen die erste, bis zu der Neuzeit reichende Rechtsgeschichte Dänemarks (En Dansk Lovhistorie, Bd. 1f. 1769ff.). S. Google
Lit.: Dahl, F., Geschichte der dänischen Rechtswissenschaft, 1940, 8; Tamm, D., Retsvidenskaben i Danmark, 1992, 98
Kognat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.] cognatus) ist der durch Abstammung (auch über Frauen) Verwandte. In dem römischen Recht ist zunächst der (nur über Männer verwandte) →Agnat wichtiger als der Kognat. S. Google
Lit.: Kaser §§ 9 12 I 2e, 58 IV 5a, 61 I 1, 65 II 2, 66 III
Kognition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Kenntnis, Einsicht
Kognitionsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., gebildet aus lat. [F.] cognitio) ist in dem klassischen römischen Recht ein einheitliches, vor einem beamteten Richter durchgeführtes Verfahren. Dieses recht formlose Verfahren erscheint zunächst als durch wohlfahrtsstaatliche Erwägung gegründete (lat.) cognitio (F.) extraordinaria (außerordentliche Erkenntnis auf ausgewählten Sachgebieten wie Fideikommissen, Verfahren des [lat.] fiscus, Verfahren über den [lat.] status) durch den Prinzeps in seiner Stellung als Tribun, dann durch einzelne ausgewiesene Magistrate und schließlich durch die Verwaltung des Prinzeps. Die Parteien sind der Entscheidung ohne weiteres unterworfen. Die →Ladung wird ein amtlicher Akt (Amtsbetrieb), dessen Missachtung den Streitverlust nach sich zieht. Das Begehren richtet sich allein nach dem sachlichen Recht. Das auf freier Beweiswürdigung beruhende →Urteil wird schriftlich verfasst. Die →Kosten trägt in der Regel der Unterlegene. Gegen die Entscheidung wird die →Appellation an eine höhere Instanz möglich. In dem 2. und 3. Jahrhundert verdrängt das Kognitionsverfahren das ältere →Formularverfahren. S. Google
Lit.: Kaser §§ 80, 87 I; Söllner §§ 14, 15, 17, 18; Köbler, DRG 33, 55; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966
Kohle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert [Brünn] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein seit Entstehung des Lebens in dm Universum möglicher, aus Pflanzenüberresten unter hohem Druck entstandener fossiler, spätestens seit den Hochkulturen des Altertums und verstärkt seit dem Hochmittelalter von Menschen zwecks leichteren Überlebens genutzter, aber die Luft durch Rückstände bei der Verbrennung verschmutzender und dadurch die Erde insgesamt leider auch erwärmender Brennstoff (Benennungsmotiv unbkannt), von dem ab 2030 weltweit jährlich 13000000000 Tonnen abgebaut werden sollen. S. Google, →Bergbau
Lit.: Kranz, H., Kohle in der Krise, ZRG GA 117 (2002), 592; Brüggemeier, F., Grubengold – Das Zeitalter der Kohle von 1750 bis heute, 2018; Thorade, N., Das schwarze Gold – Eine Stoffgeschichte der Steinkohle im 19. Jahrhundert, 2020
Kohler, Josef (Offenburg 9. 3. 1849-Berlin 3. 8. 1919), Volksschullehrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Freiburg im Breisgau und Heidelberg (Vangerow) Richter, nach Veröffentlichung seines Werkes über das deutsche Patentrecht (1878) 1878 ohne Habilitation Professor in Würzburg und 1888 in Berlin. Vielseitig interessiert befasst er sich mit zahlreichen, Vermögensrecht und Persönlichkeitsrecht verbindenden immaterialgüterrechtlichen Fragen und rechtsgeschichtlichen Ausgaben (Werksverzeichnis mit 2482 Titeln, darunter 104 Bücher, davon 80 juristischen Inhalts). S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/KohlerJosefDeutschesPatentrecht1878.pdf, Die Carolina und ihre Vorgängerinnen, hg. v. Kohler, J. u. a., Bd. 1ff. 1900ff., Neudruck 1968; Osterrieth, A., Josef Kohler, ein Lebensbild, 1920; Kohler, A., Bibliographie für Josef Kohler, 1931; Spendel, G., Josef Kohler, 1983; Josef Kohler und der Schutz des geistigen Eigentums, hg. v. Adrian, J., 1996; Spendel, G., Josef Kohler (1848-1919), ZRG GA 113 (1996), 434; Nies, K., Die Geschichte ist weiter als wir, 2009
Köhler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13./14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13./14. Jahrhundert [Nürnberg] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hersteller von Holzkohle
Lit.: Die Kunst der schwarzen Gesellen – Köhlerei im Harz, hg. v. Kortzfleisch, A. v., 2008
Kohlhase →Fehde, s. Google
Kohlrausch, Eduard (Darmstadt 4. 2. 1874-Berlin 22. 1. 1948), Vater Professor für Physik, Studium Rechtswissenschaft Universität Straßburg, Zürich, Würzburg, Straßburg, Berlin, 1898 Promotion Universität Greifswald, 1899 Assistent Universität Halle, Berlin (Franz von Liszt), 1902 Habilitation Universität Heidelberg (Karl von Lilienthal), 1903 außerordentlicher Professor Universität Königsberg, 1906 ordentlicher Universitätsprofessor, 1912 Straßburg, nach Kriegsdienst 1919 Universität Berlin (Nachfolge Franz von Liszt), September 1947 beurlaubt vor allem wegen eines 1938 veröffentlichten Aufsatzs über Rasseverrat im Ausland, in der Kriminalpolitik fordert er das unbestimmte Strafurteil, s. Google
Lit.: Karitzky, H., Eduard Kohlrausch, 2002
Kolbe, Kolben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Wort Mitte 9. Jh., M.) Keule
Kolben (M.) →Kolbe
Kolbengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1433 [Schweiz] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ein Kampfgericht
Lit.: Haupt, H., Ein oberrheinisches Kolbengericht aus dem Zeitalter Maximilians I., ZRG 16 (1895), 199
Kolchos(e) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 20. Jahrhundert aus dem Russischen aufgenommen, Abkürzung aus den russischen Wörtern für kollektive Wirtschaft, F.) landwirtschaftlicher genossenschaftlicher Großbetrieb in der Sowjetunion
Kolderup-Rosenvinge, Janus Lauritz Andreas (1792-1850), dänischer Rechtshistoriker, verfasst neben verschiedenen anderen Lehrbüchern die erste systematische Rechtsgeschichte Dänemarks (Grundrids af den danske Lovhistorie, 1822f.) und gibt verschiedene Quellensammlungen heraus. S. Google
Lit.: Dahl, F., Geschichte der dänischen Rechtswissenschaft, 1940, 57; Tamm, D., Retsvidenskaben i. Danmark, 1992, 148
Koldín, Pavel Kristián (1530-1589) wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes in Prag 1557 Professor. Er verfasst 1569 einen 1579 von dem Landtag und 1610 von allen Städten in Böhmen angenommenen Entwurf für ein einheitliches Stadtrecht, das teilweise bis 1811 in Böhmen und Mähren gilt. S. Google
Lit.: Mestské právo v 16.-18. stoleti v Europe, hg. v. Maly, K., 1982, 341, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von kollationieren – nicht belegt, aber in Google belegtai, Hugo (1750-1812) wird nach dem Studium der Theologie und des Kirchenrechts in Krakau, Wien und Rom Priester, Professor und Richter. Auf ihn geht wesentlich die Verfassung →Polens von dem 3. 5. 1791 zurück. 1793 muss er in die Emigration gehen, von 1794 bis 1802 ist er von Österreich gefangengesetzt. S. Google
Lit.: Opalek, K., Poglady Hugo Kollataj, 1952; Chamcowna, M., Uniwersytet Jagiellonski, 1957
Kollation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Kollatie, Kollation oder Kollatz ab der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von kollationieren – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, [F.] Zusammenbringen) ist das Einbringen eines vor dem Erbfall durch den Erblasser erlangten Vermögenswerts zwecks Ausgleichs unter mehreren Anwärtern. S. Google
Kolleg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Genossenschaft, Disputationsgesellschaft von Studenten (Köln 1530), Vorlesung
Lit.: Ahsmann, M., Collegium und Kolleg, 2000
Kollege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mitarbeiter, Genosse, Freund
kollegial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) freundschaftlich
Kollegialbehörde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine aus mehreren gleichberechtigten Mitgliedern bestehende, meist durch Stimmenmehrheit beschließende Behörde. Nach vielen älteren Ansätzen gemeinschaftlicher Willensbildung wird sie sachlich zu Beginn der Neuzeit planmäßig gebildet (Baden 1495, Reich 1498, Schlesien 1498, Sachsen 1499, Hessen 1500).
Lit.: Reichel, W., Das monokratische und Kollegialprinzip in der Zentralverwaltung des absoluten Preußen, 1939; Der neuzeitliche Staat und seine Verwaltung, hg. v. Laux, F. u. a., 1998; Groß, T., Das Kollegialprinzip in der Verwaltungsorganisation, 1999
Kollegialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein aus mehreren Mitgliedern bestehendes, durch Abstimmung entscheidendes Gericht in Gegensatz zu einem Einzelrichter. Ohne besondere Form kollegial verfahren sachlich bereits (außer Gerichten des Altertums die germanische Volksversammlung und) die mittelalterlichen Rachinburgen oder Schöffen. Demgegenüber tritt der Einzelrichter mit dem Aufkommen des gelehrten Rechtes zuerst in dem kirchlichen Gericht (12. Jahrhundert) und danach in den unteren landesherrlichen Gerichten hervor. In dem 19. Jahrhundert führt der Liberalismus wieder zu dem Kollegialgericht (→Schwurgericht). Aus Kostengesichtspunkten wird demgegenüber seit 1924 die Zuständigkeit des Einzelrichters erneut erweitert.
Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002
Kollegiatkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [Bielefeld collegiatenkirchen] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Kollegiatstift Wort 1494, nicht häufig, N.) ist eine mit Pfründen für Kanoniker (Kollegiatkapitel) ausgestattete, nichtbischöfliche Kirche. Sie erscheint sachlich bereits in dem ausgehenden Altertum. In dem 12. Jahrhundert ist die Kollegiatkirche voll ausgebildet. In der Neuzeit verringert sich ihre Bedeutung.
Lit.: Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter Preußens, 1924, Neudruck 1964; Gampl, I., Adelige Damenstifte, 1960; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Studien zum weltlichen Kollegiatstift in Deutschland, hg. v. Crusius, I., 1995; Rothe, W., Kollegiatkapitel im deutschen Sprachraum, (in) ZRG KA 93 (2007), 246ff.; Regular- und Säkularkanonikerstifte in Mitteldeutschland, hg. v. Mütze, D., 2011
Kollegiatstift →Kollegiatkirche
Kollegium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1677 [Kiel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) eine Gemeinschaft von für eine Aufgabe zuständigen Menschen
kollektiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., s. Google) gemeinschaftlich)
Kollision (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, , F., s. Google) Zusammenstoß
Kollisionsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für das Verhältnis mehrerer nationaler Rechtsordnungen zueinander geltende nationale Recht (beispielsweise →internationales Privatrecht Deutschlands, Österreichs, der Schweiz oder Italiens). Es entsteht sachlich in Oberitalien seit dem 12. Jahrhundert. Es gewinnt mit der zunehmenden Internationalisierung und Globalisierung weiter wachsende Bedeutung. S. Google
Lit.: Gamillscheg, F., Der Einfluss Dumoulins auf die Entwicklung des Kollisionsrechts, 1955; Merzyn, G., Der Beitrag Benedikt Carpzovs zur Entwicklung des Kollisionsrechts, 1963; Behn, M., Die Entstehungsgeschichte der einseitigen Kollisionsnormen des EGBGB, 1980; Schröder, R., Die Entwicklung des Kartellrechts und des kollektiven Arbeitsrechts, 1988; Boosfeld, K., Zu den Arten von Kollisionsnormen in der Lehre von der Statutenkollission, ZRG GA 138(2021), 276 (Ein Zusammenspiel von einseitigen und allseitigen Kollisionsnormen bereichert das Kollisionsrecht bereits seit dem 14. Jahrhundert.)
Köln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an dem Rhein geht auf eine römische Stadt (50 v. Chr. [lat.] oppidum [N.] Ubiorum, 50 n. Chr. Colonia Agrippinensium) zurück, in der seit dem Anfang des 4. Jahrhunderts ein Bischof wirkt, der 794/795 zu einem Erzbischof erhoben wird (seit dem 13. Jahrhundert Kurfürst, Dom linksrheinisch). Zu der Sicherung des Grundstücksverkehrs werden in Köln bereits seit etwa 1130 in einem Schrein (Reliquienschrein) verwahrte Karten (→Schreinskarten) erstellt. Seit 1288 ist Köln weitgehend unabhängig (frei) und reichsunmittelbar. 1388/1389 erhält Köln die bis 1798 bestehende, unter Besetzung Frankreichs geschlossene erste deutsche städtische Universität. Zu ihren Fächern zählt das römische Recht. 1437 werden die Statuten der Stadt in einer Zwischenstufe zwischen mittelalterlichen Stadtrechten und frühneuzeitlichen Reformationen aufgezeichnet, wobei eindeutig römischen Ursprungs nur das Inventarrecht in Art. 14 und die dem senatusconsultum Macedonianum entsprechende Regelung in Art. 75 sind. 1815 gelangt die Stadt an Preußen. Zwischen 1837 und 1841 kommt es wegen konfessioneller Mischehen zu den so genannten Kölner Wirren.1919 wird die Universität erneuert. An dem 3. 3. 2009 stürzt das bedeutendste Kommunalarchiv nördlich der Alpen (in Köln) wegen unterirdischer Bauarbeiten in sich zusammen. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gottfried Hagen Reimchronik der Stadt Köln, hg. v. Gärtner, K. u. a., 2008; Hoeniger, R., Kölner Schreinsurkunden des zwölften Jahrhhunderts, 1884ff.; Kruse, E., Die Kölner Richerzeche, ZRG GA 9 (1888), 152; Liesegang, E., Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Köln, ZRG GA 11 (1890), 1; Kohler, J./Liesegang, E., Das römische Recht am Niederrhein, Bd. 1f. 1896ff.; Tille, A., Instanzenzug des kurkölnischen Gerichts im 17. Jahrhundert, ZRG 21 (1900), 222; Heldmann, K., Der Kölngau und die civitas Köln, 1900; Wrede, A., Die Kölner Bauerbänke, 1905; Loesch, H. v., Die Kölner Zunfturkunden, 1907; Beyerle, K., Die Entstehung der Stadtgemeinde Köln, ZRG GA 31 (1910), 1; Keussen, H., Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, 1910; Mayer-Homberg, E., Anklänge an die Lex Ribuaria im mittelalterlichen Kölner Recht, ZRG GA 33 (1912), 483; Gothein, E., Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte der Stadt Köln vom Untergange der Reichsfreiheit bis zur Errichtung des deutschen Reiches, 1916; Schmidt, A., Die Kölner Apotheken, 1918; Kober, A., Grundbuch des Kölner Judenviertels 1135-1425, 1920; Ratjen, F., Verfassung und Sitz der Gerichte in Köln, 1921; Koebner, R., Die Anfänge des Gemeinwesens der Stadt Köln, 1922; Quellen zur Geschichte des Kölner Handels und Verkehrs, hg. v. Kuske, B., Bd. 1ff. 1917ff.; Braubach, M., Max Franz von Österreich, letzter Kurfürst von Köln, 1925; Schrörs, H., Die Kölner Wirren, 1927; Loesch, H. v., Das Recht des Niederichs, ZRG GA 52 (1932), 323; Aders, G., Das Testamentsrecht der Stadt Köln, 1932; Loesch, H. v., Die Grundlagen der ältesten Kölner Gemeindeverfassung, ZRG GA 53 (1933), 89; Planitz, H., Das Grundpfandrecht in den Köner Schreinskarten, ZRG GA 54 (1934), 1; Keussen, H., Die alte Universität Köln, 1934; Planitz, H., Das Kölner Recht und seine Verbreitung in der späteren Kaiserzeit, ZRG GA 35 (1955), 131; Conrad, H., Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln, 1935; Die Amtleutebücher der kölnischen Sondergemeinden, hg. v. Buyken, T. u. a., 1936; Die Kölner Schreinsbücher des 13. und 14. Jahrhunderts, hg. v. Planitz, H. u. a., 1937; Festschrift zur Erinnerung an die Gründung der alten Universität Köln im Jahre 1388, 1938 (S. 109-238 Bohne, G., Die juristische Fakultät der alten Universität Köln in den beiden ersten Jahrhunderten der Kölner Juristenfakultät); Buyken, T./Conrad, H., Ein frühes Statut der Amtleutegenossenschaft, ZRG GA 58 (1938), 808; Buyken, T./Conrad, H., Das älteste Amtleutebuch der kölnischen Sondergemeinde St. Severin, ZRG GA 59 (1939), 263; Fischer, K., Die Erbleihe in Köln 1939; Jungbluth, T., Die donatio post obitum und die donatio reservato usufructu in den Kölner Schreinsurkunden, 1939; Korsch, H., Das materielle Strafrecht der Stadt Köln, 1958; Droege, G., Verfassung und Wirtschaft in Kurköln, 1957; Eisenhardt, U., Aufgabenbereich und Bedeutung des kurkölnischen Hofrates, 1965; Schulte, H., Die Verschweigung in den Kölner Schreinsurkunden des 12. bis 14. Jahrhunderts, 1966; Pötter, W., Die Ministerialität der Erzbischöfe von Köln, 1967; Strait, P., Cologne in the twelfth century, 1974; Köln 1475, hg. v. historischen Archiv der Stadt Köln, 1975; Herborn, W., Die politische Führungsschicht der Stadt Köln, 1977; Wensky, M., Die Stellung der Frau in der stadtkölnischen Wirtschaft, 1980; Steinwascher, G., Die Zisterzienserstadthöfe in Köln, 1981; Iustitia Coloniensis, 1981; Strauch, D., Iurisprudentia Coloniensis, JuS 1985, 421; Langen, T., Zur Geschichte der Zivilrechtspflege in Köln 1780 bis 1877, Diss. jur. Köln 1987; Deeters, J., Das Bürgerrecht der Reichsstadt Köln, ZRG GA 104 (1987), 1; Bolten, J., Hochschulstudium für kommunale und soziale Verwaltung in Köln 1912-1929, 1987; Chmurzinski, B., Die Kurkölnische Rechtsreformation von 1538, Diss. jur. Köln 1988; Beschlüsse des Rates der Stadt Köln, hg. v. Groten, M., Bd. 1ff. 1988ff.; Festschrift der rechtswissenschaftlichen Fakultät zur 600-Jahr-Feier der Universität Köln, 1989; Aus der Geschichte der Universität zu Köln, hg. v. Binding, G., 1990; Bergerhausen, H., Die Stadt Köln und die Reichsversammlungen, 1990; Dorn, U., Öffentliche Armenpflege in Köln, 1991; Rheinische Justiz, 175 Jahre Oberlandesgericht Köln, hg. v. Laum, D. u. a., 1994; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, Bd. 2, hg. v. Deeters, J. u. a., 1996; Groten, M., Köln im 13. Jahrhundert, 1998; Mettele, G., Bürgertum in Köln, 1998; Heppekausen, U., Die Kölner Statuten von 1437, 1999; Quellen zur Geschichte der Stadt Köln, hg. v. Rosen, W. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Strauch, D./Arntz, J./Schmidt-Troje, J., Der Appellhof zu Köln, 2002; Rügemer, W., Colonia corrupta, 2002, 6. A. 2010, 7. A. 2012; Herbers, W., Der Verlust der Hegemonie, 2003; Beuckers, K., Der Kölner Dom, 2004; Berchem, V., Das Oberlandesgericht Köln in der Weimarer Republik, 2004; Luig, K., … weil er nicht arischer Abstammung ist, 2004; Daniels, H., Kurkölnisches Landrecht, hg. v. Becker, C., 2005; Dirr, K. Hoheitsrechtliche Streitigkeiten zwischen den Kölner Erzbischöfen und der Stadt Köln auf Grundlage reichskammergerichtlicher Verfahren des 16. und 17. Jahrhunderts, 2005; Schlüter, T., Flug- und Streitschriften zur Kölner Reformation, 2005; Doktorgrad entzogen, hg. v. Szöllösi-Janze, M., 2005; Bartz, C., Köln im Dreißigjährigen Krieg, 2005; Leiverkus, Y., Köln, 2005; Haupts, L., Die Universität zu Köln im Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 162; Strauch, D., Der Große Schied von 1258, 2008; Landau, P., Die Kölner Kanonistik des 12. Jahrhunderts, 2008; Haupts, L., Die Universität Köln am Übergang, 2007; Die Protokolle des Kölner Domkapitels, Bd. 1ff., hg. v. Militzer, K., 2009ff.; Regesten zu den Urkunden des Amtleutearchivs St. Columba in Köln, bearb. v. Diederich, T., 2009; Matzerath, H., Köln in der Zeit des Nationalsozialismus, 2009; Gedächtnisort, hg. v. Schmidt-Czaia, B. u. a., 2010; O felix Agrippina nobilis Romanorum Colonia, hg. v. Rutz, A. u. a., 2010; Bergerhausen, H., Köln in einem eisernen Zeitalter 1610-86, 2010; Herbers, M., Organisationen im Krieg, 2012; Wulf, T., Die Pfarrgemeinden der Stadt Köln, 2012 (19); Hillen, C. u. a., Zur Geschichte der Kölner Königspfalz (in) Geschichte in Köln 59 (2012) 5; Justiz im Krieg – Der Oberlandesgerichtsbezirk Köln 1939-1945, hg. v. Haferkamp, P. u. a., 2012; Kölner Juristen im 20. Jahrhundert, hg. v. Augsberg, S. u. a., 2013; Köln in unheiligen Zeiten, hg. v. Lewejohann, S., 2014; Eck, W., Die Gestaltung der Welt – Augustus und die Anfänge des römischen Köln, 2014; Rechte, Güter und Lehen der Kölner Erzbischöfe in Westfalen, bearb. v. Wolf, M., 2014; Rosen, W., Die Ökonomie des Kölner Stifts St. Aposteln, 2015; Bönisch, G., Der 96-Prozent-Mann – Kölns Oberbürgermeister Theo Burauen, 2015; Löffelsender, M., Kölner Rechtsanwälte im Nationalsozialismus, 2015; Kober, K., Der Kölner Residentenstreit, 2016; Kneis, A., Die Richter am Landgericht Köln in der Zeit zwischen 1933 und 1945, 2016; Arlinghaus, F., Inklusion – Exklusion – Funktion und Formen des Rechts in der spätmittelalterlichen Stadt – Das Beispiel Köln, 2018; Das Oberlandesgericht Köln zwischen dem Rheinland, Frankreich und Preußen, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2019; Edelmann, H., Die Adenauers und die Universität zu Köln, 2019; Militzer, K., Die kurkölnischen Residenzen im Spätmittelalter, 2019; Die neue Universität zu Köln, hg. v. Knoch, H. u. a., 2019; Herborn, W. u. a., Köln im Spätmittelalter, 2019; Festschrift 100 Jahre Rechtswissenschaftliche Fakultätuniversität Köln, 1919-2019, hg. v. Prütting, H. 2020; Plassmann, M., Die Stadt als Feldherr – Studien zur Kriegsführung Kölns, 2020; Becker, H., Die neue Kölner Fakultät von 1919 bis 1950, 2021
Kolonat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) →colonus
kolonial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., s. Google) Kolonie betreffend
Kolonialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Bildung von Kolonien durch europäische Staaten auf den anderen Erdteilen seit der frühen Neuzeit. Der Kolonialismus unterliegt dem Freiheitsstreben der Betroffenen nach dem Zweiten Weltkrieg, so dass bis zu dem Ende des 20. Jahrhunderts die Kolonien weitgehend frei eigene Staaten geworden sind. Obwohl der Kolonialismus den Kolonien auch Vorteile der europäischen Zivilisation vermittelt, wird er insgesamt eher als nachteilig eingestuft. S. Google
Lit.: Burke, R., Decolonization and the Evolution of International Human Rights, 2010; Stuchtey, B., Die europäische Expansion und ihre Feinde - Kolonialismuskritik, 2010; Kleinschmidt, H., Diskriminierung durch Vertrag und Krieg, 2013; Walter, D., Organisierte Gewalt in der europäischen Expansion, 2014; German Colonialism Revisited, hg. v. Berman, N., 2014; Deutscher Kolonialismus, hg. v. Deutschen Historischen Museum Berlin, 2016; Habermas, R., Skandal in Togo, 2016; Hoffman, P., Wie Europa die Welt eroberte, 2017 (zwischen 1492 und 1914 84 Prozent der Erde mit Hilfe der aus der Kleinstaaterei entstandenen militärisch-technischen Überlegenheit erobert); Häußler, M., Der Genozid an den Herero, 2018; Das Ende des alten Kolonialsystems, hg. v. Büschges, C. u. a., 2019
Kolonialrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das während des Kolonialismus für Kolonien geschaffene Recht.
Lit.: Lenkner, F., Das Internationale Colonialrecht im 19. Jahrhundert, 1886; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Janssen, H., Die Übertragung von Rechtsvorstellungen auf fremde Kulturen am Beispiel des englischen Kolonialrechts, 2000; Kolonialisierung des Rechts, hg. v. Voigt, R., 2001; Wagner, N., Die deutschen Schutzgebiete, 2002; Weckner, Strafrecht und Strafrechtspflege für Afrikaner und ihnen gleichgestellte Farbige in Deutsch-Ostafrika, 2020
Kolonie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Niederlassung von Angehörigen eines Volkes oder Staates in fremder Umgebung. Sie ist dem Altertum (Griechen, Römer) ebenso bekannt wie dem Mittelalter (Ostsiedlung). In der Neuzeit entstehen ausgedehnte Kolonien europäischer Staaten (England, Frankreich, Portugal, Spanien, Niederlande, Belgien, seit 1884 auch Deutsches Reich [Schutzgebiet] u. a. April 1884 Deutsch-Südwestafrika [Adolf Lüderitz, 1913 fast 15000 Weiße in dem Land], Togo, 1899 Westsamoa) in den neu entdeckten Erdteilen. Sie gehen in dem 20. Jahrhundert weitgehend wieder verloren (für Deutschland 1918 als Folge des Ersten Weltkriegs, ansonsten meist nach verlustreichen Freiheitskämpfen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts). Ihre rechtliche Einordnung in der Zwischenzeit ist nicht einheitlich (neues Volk, Teil des Mutterlands). Insgesamt war der Kolonialismus vor allem ein wirtschaftliches Geschäft der Kolonialmächte Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal und eine problematische Stufe auf dem Wege zu der Globalisierung der Welt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 172; Deutsches Koloniallexikon, hg. v. Schnee, H., 1920; Ansprenger, F., Auflösung der Kolonialreiche, 1966, 4. A. 1981; Kunst, A., Recht, commercie en kolonialisme in West-Indië, 1981; Walz, G., Imperialismus und Kolonialmission, hg. v. Bade, K., 1983; Reinhard, W., Geschichte der europäischen Expansion, 1983ff.; Grewe, W., Epochen der Völkerrechtsgeschichte, 1984; Gründer, H., Geschichte der deutschen Kolonien, 2. A. 1991; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Osterhammel, J., Kolonialismus, 1995; Coloniser au Moyen Age, 1995; Wolter, U./Kaller, P., Deutsches Kolonialrecht, (in) ZNR 1995; Aas, N u. a., Koloniale Konflikte im Alltag, 2. A. 1997; Albertini, R. v., Europäische Kolonialherrschaft, 4. unv. A. 1997; Schubert, W., Das imaginäre Kolonialreich, ZRG 115 (1998), 86; Wesseling, H., Teile und herrsche, 1999; Oloukpona-Yinnon, A., Unter deutschen Palmen, 1999; Schwarz, M., Je weniger Afrika, desto besser, 1999; Huber, H., Koloniale Selbstverwaltung in Deutsch-Südwestafrika, 2000; Richter, K., Deutsches Kolonialrecht in Ostafrika, 2001; Grosse, P., Kolonialismus, 2000; Kolonialisierung des Rechts, hg. v. Voigt, R., 2001; Zimmerer, J., Deutsche Herrschaft über Afrikaner, 2001; Die deutsche Südsee 1884-1914, hg. v. Hiery, H., 2. A. 2002; Fischer, H., Die deutschen Kolonien, 2001; Kaulich, U., Die Geschichte der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika (1884-1914), 2. A. 2003; Fichtner, A., Die völker- und staatsrechtliche Stellung der deutschen Kolonialgesellschaften des 19. Jahrhunderts, 2002; Wagner, N., Die deutschen Schutzgebiete, 2002; Kundrus, B., Moderne Imperialisten, 2003; Hasian, M., Colonial Legacies in Postcolonial Contexts, 2002; Martone, L., Giustizia coloniale, 2002; Völkermord in Deutsch-Südwestafrika, hg. v. Zimmerer, J. u. a., 2003; Wesseling, H., The European Colonial Empires 1815-1919, 2004; Fuhrmann, M., Der Traum vom deutschen Orient, 2006; Kolonialkriege, hg. v. Klein, T. u. a., 2006; Zeller, B., Ex facto ius oritur, 2006; Schlottau, R., Deutsche Kolonialrechtspflege, 2007; Tiebel, A., Die Entstehung der Schutztruppengesetze, 2008; Ein Platz an der Sonne, hg. v. Aldrich, R., 2008; Klose, F., Menschenrecht im Schatten kolonialer Gewalt, 2009; Stuchtey, B., Die europäische Expansion und ihre Feinde, 2009; Eicker, S., Der Deutsch-Herero-Krieg und das Völkerrecht, 2009; Nagl, D. u. a., Staatlichkeit und Governance im Zeitalter der europäischen Expansion, 2009; Kraus, J. u. a., Die deutschen Kolonial- und Schutztruppen von 1889 bis 1918, 2009; Stuchtey, B., Die europäische Expansion und ihre Feinde, 2010; Kolonialgeschichten, hg. v. Kraft, C. u. a., 2010; Kuß, S., Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen, 2010; Bismarck und der deutsche Kolonialerwerb 1883-1885, hg. v. Baumgart, W., 2011; Lindner, U., Koloniale Begegnungen – Deutschland und Großbritannien als Imperialmächte in Afrika 1880-1914, 2012; Habermas, R., Die deutschen Großforschungsprojekte zum „Eingeborenenrecht“ um 1900, ZRG GA 129 (2012), 150; Schaper, U., Koloniale Verhandlungen, 2012 (Kamerun 1884-1916); Short, J., Magic Lantern Empire, 2012; Von Käfern, Märkten und Menschen, hg. v. Habermas, R. u. a. 2013; Hespanha, A., Uncommon laws, ZRG GA 130 (2013), 180; Cooper, F., Out of Empire, 2013; Belmessous, S., Assimilation and Empire, 2013; Kein Platz an der Sonne, hg. v. Zimmerer, J., 2013; Nagl, D., No Part of the Mother Country, but Distinct Dominion, 2013; Lockert, M., Entwicklung und Kontinuität des namibischen Rechtssystems, 2014; Olpen, B., Johann Karl Vietor (1861-1934), 2014; Erinnerungskulturen post-imperialer Nationen, hg. v. Rothermund, D., 2015; Lexikon zur Überseegeschichte, hg. v. Hiery, H., 2015; Die europäische Expansion, hg. v. Burschel, P. u. a., 2015; Gräbel, C., Die Erforschung der Kolonien, 2015; Walther, D., Sex and Control, 2015; Tau Anzoátegui, V., Zwischen dem spanisch-amerikanischen kolonialen Recht und dem des Nationalstaats in Argentinien, ZRG GA 133 (2016), 440; Deutscher Kolonialismus, 2016 (Ausstellungskatalog des Deutschen Historischen Musums in Berlin); Schürmann, F., Der graue Unterstrom – Walfänger und Küstengesellschaften an den tiefen Stränden Afrikas (1720-1920), 2017; Abermeth, K., Heinrich Schnee, 2017 (1912 Gouverneur Deutsch-Ostafrikas); Huber, V., Beute und Conquista – Die politische Ökonomie der Eroberung Neuspaniens, 2018; Steinkröger, J., Strafrecht und Strafrechtspflege in den deutschen Kolonien von 1884 bis 1914, 2019; Lausberg, M., Deutsche Kolonialpolitik in Afrika, 2020
Kolonisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1800 aus dem Neuenglischen aufgenommen) ist die Erschließung neuen Wirtschaftslands (vor allem an dem Ende des Frühmittelalters in dem Osten des Deutschen Reiches, Ostsiedlung). S. Google
Lit.: Die mittelalterliche Kolonisation, hg. v. Brauer, M. u. a., 2009
Kommandit (Partikel) s. Kommanditgesellschaft
Kommanditgesellschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Gesellschaft, deren Zweck auf den Betrieb eines Handelsgewerbes unter gemeinschaftlicher Firma gerichtet ist und bei der bei mindestens einem Gesellschafter die Haftung gegenüber den Gesellschaftsgläubigern auf den Betrag einer bestimmten Vermögenseinlage beschränkt (Kommanditist) sowie bei mindestens einem anderen Gesellschafter unbeschränkt (Komplementär) ist. Sie entwickelt sich in der frühen Neuzeit (16. Jahrhundert) allmählich aus der in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter entstandenen →Handelsgesellschaft. In dem 19. Jahrhundert wird die in dem preußischen Entwurf des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuchs von 1861 noch als →stille Gesellschaft bezeichnete Kommandtgesellschaft gesetzlich geregelt (Code de commerce [1807], Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch [1861]). In Österreich ist die Kommanditgesellschaft seit 2007 rechtsfähig (Unternehmensgesetzbuch).
Lit.: Köbler, DRG 167, 217; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaft im Mittelalter, 1889, (Neudruck in Gesamtausgabe 2008); Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Engler, C., Die Kommanditgesellschaft (KG) und die stille Gesellschaft im Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch, 1999; Zur Geschichte des Gesellschaftsrechts in Europa, hg. v. Kalss, S. u. a., 2003
Kommendation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat. [F.] commendatio) ist die übergebende Anvertrauung insbesondere innerhalb des Lehnsrechts. S. Google
Lit.: Ehrenberg, V., Commendation und Huldigung nach fränkischem Recht, 1877; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Kienast, W., Die fränkische Vasallität, 1990
Kommentar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Erklärung oder die Erläuterungsschrift (zu einem Gesetz). Der Kommentar findet sich bereits in dem Altertum (beispielsweise bei Gaius commentarii). In der rechtswissenschaftlichen Literatur tritt der Kommentar seit dem 14. Jahrhundert hervor. Er ist auch in der Gegenwart noch sehr bedeutsam. S. Google, →Kommentator
Lit.: Les Commentaires, hg. v. Mathieu-Castellani, G. u. a., 1990; Mohnhaupt, H., Die Kommentare zum BGB, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 495; Der Kommentar in Antike und Mittelalter, hg. v. Geerling, W. u. a., 2002; Kommentare in Recht und Religion, hg. v. Kästle, D. u. a., 2013; Kästle-Lamparter, D., Welt der Kommentare, 2016; Doyle, M., Peter Lombard and his students, 2016; Juristische Kommentare – ein internationaler Vergleich, hg. v. Kästle-Lamparter, D./Jansen, N./Zimmermann, R., 2020
Kommentator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 16. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Verfasser eines Kommentars. Als Kommentatoren werden die führenden rechtswissenschaftlichen Schriftsteller des Spätmittelalters (1250-1500) (beispielsweise für die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts Jacobus de Arena, Dinus de Rossonis Mugellanus, Johannes de Blanoso, Albertus Gandinus, Guilelmus Duranti, Raimundus Lullus, in Neapel Benedictus de Isernia, Marinus de Caramanico, Bartholomäus de Capua, Andreas Bonellus de Barulo, Andreas de Isernia, Blasius de Morcone, in Frankreich →Jacobus de Ravanis, →Petrus de Bellapertica, Guilelmus de Cuneo und Johannes Faber, für das 14. Jahrhundert Ricardus Malumbra, Oldradus de Ponte, Jacobus de Belvisio, Jacobus Butrigarius, →Cinus de Pistoia, Johannes Andreae, Albericus de Rosate, der berühmte →Bartolus de Saxoferrato, Rainerius de Forlivio, Lucas de Penna, der ebenfalls berühmte →Baldus de Ubaldis sowie für das fünfzehnte Jahrhundert Bartholomäus Salicetus, Raphael Fulgosius, Johannes de Imola, Paulus de Castro, Antonius Minuccius de Prato Veteri, Alexander Tartagnus, Bartholomaeus Caepolla, Johannes Baptista Caccialupus, Franciscus de Accoltis, Bartholomaeus Socinus, Ludovicus Bologninus, Philippus Decius und →Jason de Mayno) bezeichnet.
Lit.: Söllner §§ 3, 25; Köbler, DRG 107; Söllner, A., Die causa im Kondiktionen- und Vertragsrecht des Mittelalters, ZRG RA 77 (1960), 182; Dilcher, H., Die Theorie der Leistungsstörungen bei Glossatoren, Kommentatoren und Kanonisten, 1960; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Horn, N., Die juristische Literatur der Kommentatorenzeit, (in) Ius commune 2 (1969), 84; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007; Dogmatisierungsprozesse in Recht und Religion, hg. v. Essen, G. u. a., 2011; Kästle-Lamparter, D., Welt der Kommentare, 2015
kommentieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erklären
Kommentierverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Verbot, ein Gesetz mit Erklärungen (Kommentaren) zu versehen. Es findet sich sachlich bereits bei Kaiser Justinian (527-565) in Bezug auf die Digesten. Hieran erinnern Bestimmungen Friedrichs I. Barbarossa von 1182, Innozenz‘ III. von 1200 oder Friedrichs II. in den Konstitutionen von Melfi (1231). Tatsächliche Kommentierverbote beginnen aber erst wieder in der Neuzeit (Spanien 1567, Frankreich 1667, Sachsen 1729, Preußen 1794). Das 19. Jahrhundert kehrt sich hiervon ab und sieht ausführliche Kommentare als unerlässlich an. S. Google
Lit.: Maridakis, G., Justinians Verbot der Gesetzeskommentierung, ZRG RA 73 (1956), 396; Vanderlinden, J., Le concept de code en Europe, 1967; Kuypers, R., Justinians Verbot der Digestenkommentierung, Diss. jur. Bonn 1986; Wallinga, T., Tanta, Dedoken, 1989
Kommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [Fritzlar] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Beauftragte, der in dem Bedarfsfall zu der Verwirklichung von Aufsichtsbefugnissen eingesetzt werden kann. In der frühen Neuzeit unterscheidet Jean →Bodin (1529/1530-1596) 1576 zwischen dem regelmäßigen Amtsträger und dem außerordentlichen Kommissar. Sachlich finden sich Kommissare bereits in dem römischen Prinzipat und in der mittelalterlichen kirchlichen Gerichtsbarkeit. In der Gegenwart ist der Kommissar ein staatlicher Beamter, der die Aufsicht des Staates über bestimmte Einrichtungen ausübt oder die zeitweise Verwaltung einer Selbstverwaltungskörperschaft durchführt. S. Google
Lit.: Hintze, O., Der Commissarius, (in) FS K. Zeumer 1910, 493; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Ortlieb, E., Im Auftrag des Kaisers, 2001; Vogt, H., Wächter der Republik – Die Alliierten Hohen Kommissare 1949-1955, 2004; Pflüger, C., Kommissare und Korrespondenzen, 2005; Hitlers Kommissar, hg. v. Hachtmann, R., 2006
Kommission (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [Henneberg] in dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 15. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist einerseits der Ausschuss, andererseits ein schuldrechtliches Handelsgeschäft, bei dem es eine Person (Kommissionär) übernimmt, gegen Entgelt Waren oder Wertpapiere für Rechnung einer anderen Person (Kommittenten) in eigenem Namen zu kaufen oder zu verkaufen. Nach älteren Ansätzen gewinnt die Kommission seit dem 11. Jahrhundert in Südeuropa und seit dem 13. Jahrhundert in Mitteleuropa tatsächliche Bedeutung. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts ist die Kommission von der →Gesellschaft sicher abgegrenzt. Gesetzliche Regelungen finden sich seit den Statuten von Genua 1588/1589, dem Codex Maximilianus Bavaricus civilis von 1756 und dem Code de commerce (Handelsgesetzbuch) Frankreichs 1807. S. Google
Lit.: Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Schmidt-Rimpler, W., Geschichte des Kommissionsgeschäftes in Deutschland, Bd. 1 1915; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971; Ortlieb, E., Im Auftrag des Kaisers, 2001; Landwehr, T., Das Kommissionsgeschäft, 2003; Ullmann, S., Geschichte auf der langen Bank –Die Kommissionen des Reichshofrats unter Kaiser Maximilian II., 2006
kommun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gemein, gemeinsam
kommunal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 19. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., s. Google) Gemeinde betreffend, gemeindlich
Kommunalverband (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der kommunale Personenverband (beispielsweise in Österreich seit 1862 Reichsgemeindegesetz mit Ortsgemeinde, (ziemlich bedeutungsloser) Gebietsgemeinde und bis 1920 Land).
Kommunalverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Gemeindeverfassung) ist die Gesamtheit der die Grundordnung der Gemeinden und Gemeindeverbände betreffenden Rechtssätze. Nach älteren Ansätzen in Altertum und Mittelalter (Stadt, Dorf) entwickelt sich eine einheitliche Vorstellung der Gemeinde erst in der Neuzeit (Württemberg 1758 Kommunordnung). In dem 19. Jahrhundert sind mehrere Typen der Kommunalverfassung nebeneinander vorhanden. Nach der Magistratsverfassung stehen eine Versammlung von gewählten Gemeindevertretern und ein kollegiales oberstes Verwaltungsorgan (Magistrat) nebeneinander. Nach der Bürgermeisterverfassung ist der Bürgermeister allein entscheidender Leiter der Verwaltung und gleichzeitig Vorsitzender der Versammlung der gewählten Gemeindevertreter. S. Google
Lit.: Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1950; Matzerath, H., Nationalsozialismus und kommunale Selbstverwaltung, 1970; Quellen zum modernen Gemeindeverfassungsrecht in Deutschland, hg. v. Engeli, G. u. a., 1974; Speck, U., Staatsordnung und Kommunalverfassung, 1995; Geis, E., Kommunalrecht, 2008, 5. A. 2020; Ackermann, C., Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungsgerichts zum Kommunalrecht für unsere heutige Dogmatik, 2012
Kommune (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Beringen] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 13. Jahrhundert aufgenommene Altfranzösische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Gemeinde, in dem Mittelalter Stadtgemeinde in Italien (beispielsweise 1085 Pisa, Lucca u. s. w., seit etwa 1300 teilweise unter Adelsherrschaft) und Frankreich, Gemeinschaft (beispielsweise Pariser Kommune 14. 7. 1789-1795, 18. März 1871-28. Mai 1871)
Lit.: Vermeersch, A., Essai sur les origines, 1966; Haupt, H./Hauser, K., Die Pariser Kommune, 1979; L’evoluzione delle città italiane, hg. v. Bordone, R. u. a., 1988; Theorien kommunaler Ordnung in Europa, 1996; Jones, P., The Italian city-state, 1997; Tombs, R., The Paris Commune 1871; Coleman, E., The Italian communes, (in) Journal of Medieval History 25 (1999), 373; Dilcher, G., Die Kommune als europäische Verfassungsform, (in) HZ 272 (2001), 667; Starr, P., Commemorating Trauma, 2006; Barth, F., Die Geburt der Wohngemeinschaft, (in) HZ 313 (2021), 61
Kommunikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 16. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar Wort 16. Jh., F., s. Google) „Gemeinmachung“, Vernehmlassung, Gedankenmitteilung, Unterredung
Lit.: Kommunikation in der ländlichen Gesellschaft, hg. v. Rösener, W., 2000; Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter, hg. v. Althoff, G., 2001; Kommunikation und Medien in Preußen, hg. v. Sösemann, B., 2002; Öffentliche Kommunikation in Brandenburg-Preußen, hg. v. Sösemann, B., 2002; Gall, L./Schulz, A., Wissenskommunikation im 19. Jahrhundert, 2003; Medien der Kommunikation im Mittelalter, hg. v. Spieß, K., 2003; Huschner, W., Transalpine Kommunikation im Mittelalter, 2003; Aspekte der politischen Kommunikation im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts, hg. v. Schütte-Schorn, L., 2004; Kommunikation im Spätmittelalter, hg. v. Günthart, R. u. a., 2005; Goppold, U., Politische Kommunikation in den Städten der Vormoderne, 2007; Politische Kommunikation und öffentliche Meinung in der antiken Welt, hg. v. Kuhn, C., 2012; Kommunikationsnetze des Ritteradels im Reich um 1500, hg. v. Schneider, J., 2012; Die Ordnung der Kommunikation und die Kommunikation der Ordnung, Bd. 1, Bd. 2 hg. v. Andenna, C. u. a., 2012, 2013
Kommunikationsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google in anderer Bedeutung belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine an dem Reichshofrat übliche Verfahrensart („Vernehmlassungsprozess“).
Lit.: Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973
Kommunismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1841 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und 1841 bei Heinrich Heine belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M.) ist die Gesellschaftsordnung, in der alle Gegenstände allen Menschen entsprechend ihren Bedürfnissen gemeinsam zustehen und alle Menschen gleichgestellt sind. Der Kommunismus entsteht sachlich nach älteren Ansätzen in dem Altertum (Urkommunismus) und in dem Mittelalter kurz vor der Mitte des 19. Jahrhunderts (1848 Kommunistisches Manifest, Karl Marx, Friedrich Engels) als Gesellschaftstheorie. Versuche zu seiner praktischen Umsetzung finden mit sehr großem Druck und Aufwand sowie wegen der egoistischen Grundnatur des Menschen trotz erheblicher Opfer ziemlich geringem Erfolg beispielsweise in dem 20. Jahrhundert statt (Sowjetunion seit 1917, von der Sowjetunion beeinflusste mitteleuropäische Staaten von 1945 bis etwa 1990). Das Recht ist in dem Kommunismus als bloßer Überbau über die Produktionsverhältnisse theoretisch überflüssig. S. Google
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 455; Böckenförde, E., Die Rechtsauffassung im kommunistischen Staat, 2. A. 1967; Die frühsozialistischen Bünde, hg. v. Busch, O. u. a., 1975; Leonhard, W., Was ist Kommunismus?, 1978; Wesson, R., Communism and communist systems, 1978; Brünneck, V., Politische Justiz, 1978; Dowe, D., Bibliographie zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 3. A. 1981; Rudzid, W., Die Erosion der Abgrenzung, 1988; Mallmann, K., Kommunisten in der Weimarer Republik, 1996; Furet, F., Das Ende der Illusion, 1996; Thompson, W., The Communist Movement, 1998; Koenen, G., Utopie der Säuberung, 1998; Maier, C., Das Verschwinden der DDR und der Untergang des Kommunismus, 1999; Die Weltpartei aus Moskau, hg. v. Hedeler, W. u. a., 2008; Loughlin, B. u. a., Kommunismus in Österreich, 2009; Die rechtliche Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Osteuropa, hg. v. Schroeder, F. u. a., 2010; Mildt, D. de, Het Thälmanncomplex, 2011; Bois, M., Kommunisten gegen Hitler und Stalin, 2014; Koenen, G., Die Farbe Rot – Ursprünge und Geschichte des Kommunismus, 2017; Aus den Giftschränken des Kommunismus, hg. v. Kührer-Wielach, F. u. a., 2018; Foschepoth, J., Verfassungswidrig! Das KPD-Verbot im Kalten Bürgerkrieg, 2. S., 2021
Kommunist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Anhänger des Kommunismus
kommunistisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Kommunismus betreffend
Kommunistisches Manifest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die von Karl →Marx und Friedrich →Engels in dem Auftrag des zweiten Kongresses der Union der Kommunisten erarbeitete und in London in dem Februar 1848 anonym veröffentlichte Programmschrift. Das Kommunistische Manifest versucht die Ansicht zu belegen, dass die Geschichte aller bisherigen menschlichen Gesellschaft die Geschichte von Klassenkämpfen sei. Es nennt als Ziel die Aufhebung des Eigentums des Einzelnen durch Zentralisierung der Produktionsmittel in den Händen der als herrschende Klasse organisierten Proletarier. Es erklärt den wissenschaftlichen Kommunismus zu der einzigen richtigen Theorie. Es endet mit der Aufforderung: Proletarier aller Länder vereinigt euch. Eine kommunistische Partei entsteht in Russland 1898 (Sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands), in Deutschland 1918. Die Folgen des Kommunismus für die weltweite Menschheit sind vielfältig und zwiespältig.
Lit.: Köbler, DRG 177; Winkler, A., Die Entstehung des „Kommunistischen Manifestes“, 1936; Chambre, H., Le Manifest communiste, 1948; Karl Marx, 1968; Marx-Engels-Werke, Bd. 4 1972, 459ff.; Marx, K./Engels, F., Das Kommunistische Manifest, hg. v. Kuczynski, T., 1995; Das Manifest heute, hg. v. Hobsbaum, E. u. a., 1998, 2. A. 2000; Häberle, M., Ist das kommunistische Manifest heute noch aktuell?, 2006; Das Aktivisten-Manifest – Ein Update des Kommunistischen Manifests für heute, hg. v. Partnoy, F. u. a., 2019
kommunizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sprechen, gemeinsam machen
Komotau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt ist die 1252 erstmals (als [lat.] oppidum) bei der Übergabe an den deutschen Orden erwähnte, 1335 als Stadt (lat. civitas) bezeichnete, 1411 durch König Wenzel dem Orden wieder entzogene böhmische Siedlung in dem deutschen Sprachgebiet an dem Fuße des mittleren Erzgebirges. S. Google
Lit.: Weizsäcker, W., Rechtsgeschichte von Stadt und Bezirk Komotau, 1935
kompetent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zuständig, fähig
Kompetenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Niederrhein] in zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das 1477 aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Zuständigkeit
Lit.: Stimpfle, A., Kompetenzverschiebungen zwischen Gesetzgebungsorganen in föderalen Strukturen, 2015
Kompetenzkompetenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Zuständigkeit zu der Bestimmung (bzw. Änderung) der Zuständigkeit. Sie wird 1848 bereits dem zu gründenden Deutschen Reich zugewiesen. 1873 wirkt sie sich zugunsten der Schaffung eines Bürgerlichen Gesetzbuchs (1896/1900) aus. Auch in Österreich hat der Bund die Kompetenzkompetenz. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 195
Kompetenzkonflikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – anders als Kometenzstreitigkeit - nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Streit über die Zuständigkeit einer staatlichen Stelle. Grundsätzlich ist er überall dort möglich, wo mehrere staatliche Stellen (ohne eindeutige Zuständigkeitsabgrenzung) nebeneinanderstehen. Geschichtlich bedeutsam sind die Kompetenzkonflikte zwischen Herrscher und Ständen, zwischen Reichskammergericht und Reichshofrat seit dem 16. Jahrhundert, zwischen Gerichtsbarkeit und Verwaltung seit dem 18. Jahrhundert, zwischen ordentlicher Gerichtsbarkeit und Verwaltungsgerichtsbarkeit seit dem späten 19. Jahrhundert oder zwischen der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten. In Österreich ist seit 1920 der Verfassungsgerichtshof für den gerichtlichen Kompetenzkonflikt und seine Entscheidung zuständig. S. Google
Lit.: Mittermaier, C., Die Entscheidung der Kompetenzkonflikte, (in) AcP 23 (1840), 263ff.; Brater, K., Studien zur Lehre von den Grenzen der civilrichterlichen und der administrativen Zuständigkeit, 1855; Hagens, J., Über Competenz-Conflikte, (in) Arch. f. rechtswiss. Abh. 2 (1861), 315; Primker, F., Die Kompetenzkonflikte in Preußen, 1861; Steinweg, A., Die Kompetenzkonflikte in Preußen 1919 bis 1930, 1931; Poppitz, J., Der Kompetenzkonflikt, 1941; Lemmer, G., Die Geschichte des preußischen Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte, 1997; Fu, A., Kompetenzkonflikte im preußischen Recht, 1999; Schmelz, C., Die Entwicklung des Rechtswegestaates, 2004; Strohmayr, S., Kompetenzkollisionen zwischen euuropäischem und nationalem Recht, 2006
Kompilation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 16. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Plünderung, Sammlung, Aufhäufung
Lit.: Wesener, G., Kodifikationen und Kompilationen, ZRG RA 127 (2010), 202
kompilieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 17. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) plündern, sammeln, aufhäufen
komplementär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Französische mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. und substantiviert M.) ergänzend, Ergänzender
Komplize (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1600 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1569 [CoutKiel] in sechs Stellen belegt sowie über das aufgenommene Französische des Altertums und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Umfasster, Verbündeter, Teilnehmer
komponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1434-1446 [Mittelniederländisches Wörterbuch] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusammensetzen
Komposition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Braunschweig] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google), Zusammensetzung, Zusammenstellung, Zusammenlegung, Vergleich, (bei Hellfeld 1755) Buße
Lit.: Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021
Kompositionensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Rechtssystem, in dem die Komposition (Buße) eine wesentliche Stellung einnimmt. In dem altrömischen Recht soll, wer einem anderen ein Bein bricht, 300 Pfund Kupfer, bei einem Sklaven 150 Pfund Kupfer entrichten. Wer einem anderen ein sonstiges Unrecht antut, soll 25 Pfund Kupfer leisten. Das ausgehende Altertum kennt die Verdoppelung oder Vervierfachung des deliktisch entzogenen Sachwerts. Das Frühmittelalter, in dem noch keine tatsächliche Geldwirtschaft besteht, zeichnet umfangreiche Kataloge von festen Rechnungsbeträgen (→Wergeld, →Buße) für unterschiedliche Verhaltensweisen (vor allem Tötung, Körperverletzung, Diebstahl, Raub) und verschiedene Stände (Adel, Freie, Freigelassene, Unfreie) auf, die nach den Angaben des Tacitus germanische Grundlagen zu haben scheinen. Das frühmittelalterliche Kompositionensystem wird seit dem Hochmittelalter von der peinlichen →Strafe (und folgerichtig dem Schadensersatz) verdrängt, doch werden Sühneverträge erst in dem 17. Jahrhundert unter der Einwirkung der Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Gerichtsordnung Karls V. von 1532) allgemein aufgegeben. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 91, 119; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1906, Neudruck 1958, 221, 332; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 342, Neudruck 1964; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956, 307; Wiedergutmachung und Strafrecht, hg. v. Schöch, H., 1987; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995), 1ff.; Schumann, E., Unrechtsausgleich im Frühmittelalter, 2002 (ungedruckte Habilitationsschrift); Deutsch, A., Späte Sühne, ZRG GA 122 (2005), 113; Der Strafgedanke in seiner historischen Entwicklung, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2007; Das Recht und seine historischen Grundlagen, hg. v. Chiusi, T. u. a., 2008; Bauer, K., Frühmittelalterliche Bußkataloge – Bewertungen des menschlichen Körpers und seiner Teile – eine Untersuchung anhand der Lex Salica, des Edictum Rothari und der Lex Saxonum, 2019
Komputer, →Computer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Computer 1955 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) belegt sowie über das aufgenommene Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Rechner, elektronisches, digital arbeitendes Rechengerät des Menschen vor allem seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Komputistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das bei der Bildung gegen Ende des 20. Jahrhunderts verwendete Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) sachlich bereits in dem Altertum betriebene Zeitrechnung
Lit.: Schriften zur Komputistik im Frankenreich von 721 bis 818, hg. v. Borst, A., 2006
Komtur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 in mehr als dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das seit dem Hochmittelalter aufgenommene lateinische commendator in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Amtswalter bei geistlichen Ritterorden des Mittelalters und der Neuzeit. S. Google
Lit.: Sarnowsky, J., Die Wirtschaftsführung des Deutschen Ordens in Preußen (1382-1454), 1993
Kondiktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [Schöffenstühle von Leipzig und Wittenberg] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das 1571 aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Anspruch aus ungerechtfertigter Bereicherung. Die Kondiktion geht sachlich auf die (lat. [F.]) →condictio des römischen Rechtes zurück, mit der in dem klassischen römischen Recht eine nichtgeschuldete Leistung (lat. indebitum solutum [N.]) wohl wegen der Ähnlichkeit mit dem Darlehen zurückverlangt werden kann. Über die Nichtschuld hinaus gilt dies auch für Fälle nicht eingetretener Erwartungen oder sittenwidrigen Leistungszwecks. Herauszugeben ist grundsätzlich der erlangte bestimmte Gegenstand (lat. [certum] Bestimmtes), vielleicht später auch ein unbestimmter Gegenstand (lat. [N.] incertum). In dem spätantiken römischen Recht gewinnt die - in dem Westen völlig verschwindende - (lat. [F.]) condictio aus grundloser Vorenthaltung in dem Osten größere Bedeutung. Sie wird mit der allgemeinen philosophisch-christlichen Überlegung gerechtfertigt, dass niemand aus dem Nachteil eines anderen reicher werden dürfe. Darunter werden vereint die Rückforderung des irrtümlich auf eine Nichtschuld Geleisteten, des aus unsittlichem Grund oder verbotswidrigem Grund Geleisteten und des in Erwartung eines nicht eingetretenen Grundes Geleisteten. Dazu kommen verschiedene weitere Fälle. Inhalt der Kondiktion ist stets die Herausgabe des Erlangten. In der frühen Neuzeit erscheint von den Kondiktionen, welche die hochmittelalterlichen Glossatoren erstmals fest mit dem Grundsatz der Beschränkung der Herausgabepflicht auf die noch vorhandene Bereicherung zu verbinden versuchen, in dem Heiligen römischen Reich die Kondiktion wegen Nichtschuld bereits in Worms 1499. Von Hugo →Grotius wird dann der allgemeine Grundsatz aufgestellt, dass jemand, der aus der Sache eines anderen, der sie nicht mehr hat, reicher geworden ist, herauszugeben hat, worum er reicher sei. Die vernunftrechtlichen Kodifikationen beschränken sich demgegenüber vor allem auf die Regelung der Kondiktion wegen Nichtschuld. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) unterscheidet bei der ungerechtfertigten →Bereicherung zwischen Leistungskondiktion und Nichtleistungskondiktion. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 47, 166, 215, 271; Söllner, A., Die causa im Kondiktionen- und Vertragsrecht des Mittelalters, ZRG RA 77 (1960), 182; Schartl, R., Ungerechtfertigte Bereicherung nach deutschen Rechtsquellen des Mittelalters, (in) TRG 60 (1992), 109; Hähnchen, S., Die causa condictionis, 2003
kondizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1571 einmal [QNPrivatR] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) herausverlangen
Kondominat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die gemeinsame Ausübung der Hoheitsgewalt durch mehrere Hoheitsträger auf einem ihnen gemeinsam gehörigen Gebiet (Kondominium). Das Kondominat ist seit dem Mittelalter sachlich nicht selten, wird aberwegen der mit ihm verbundenen Konfliktmöglichkeiten seit 1803 (Reichsdeputationshauptschluss) nach Möglichkeit beseitigt. 1864/1865 besteht ein Kondominat Österreichs und Preußens an Schleswig-Holstein, dessen gewaltsame kriegerische Durchführung 1866 das Ende des →Deutschen Bundes bewirkt. S. Google
Lit.: Biener, C., De natura et indole dominii in territoriis Germaniae, 1780; Mugler, K., Über Ganerbschaften in den einst kurpfälzischen Landen, Diss. jur. Erlangen 1897; Bader, K., Beiträge zur oberrheinischen Rechts- und Verfassungsgeschichte I. Das badisch-fürstenbergische Kondominat im Prechtal, 1934; Köhler, H., Obrigkeitliche Konfessionsänderung in Kondominaten, 1975; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 32 I 2; Meier, R., Souverrän und doch geteilt – Kondominate, (in) ZNR 24 (2002), 253ff.; Jendorff, A., Condominium, 2010 (Beispiel Treffurt)
Kondominium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) gemeinsame Ausübung von Hoheitsgewalt durch mehrere Hoheitsträger auf einem ihnen gemeinsam gehörigen Gebiet →Kondominat
Konferenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1592 [Schulz Fremdwörterbuch] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Tagung, Zusammenkunft für Gespräch
Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (KSZE) ist die von dem 30. 7. 1975 bis zu dem 1. 8. 1975 währende Konferenz der 35 Außenminister europäischer Staaten (sowie der Vereinigten Staaten von Amerika und Kanadas) in Helsinki. In dem Schlussdokument werden zehn Leitlinien als Absichtserklärungen zusammengefasst. An die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa schließen sich mehrere Nachfolgekonferenzen in Belgrad, Madrid, Wien u. s. w. an. In dem Ergebnis bereitet die Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa eigentlich wider Erwarten tatsächlich zusammen mit dem Wirken Michael Gorbatschows als Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion die Öffnung des seit dem Ende des Zweiten Welkriegs 1945 geschaffenen Eisernen Vorhangs zwischen Osteuropa und Westeuropa vor, die ab 1989 verwirklicht wird. S. Google
Lit.: Der KSZE-Prozess, hg. v. Altrichter, H. u. a., 2010; Peter, M., Die Bundesrepublik im KSZE-Prozess 1975-1983, 2015
konferieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Schulz Fremdwörterbuch] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verhandeln, zusammentragen
Konfession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1530 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 in der Bedeutung Beichte aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und ab 1531 als Bekenntnis in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bekenntnis
Lit.: Weber, L., Die Parität der Konfessionen in der Reichsverfassung, Diss. jur. Bonn 1961; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten und konfessionelle Besetzung, 1972; Heckel, M., Deutschland im konfessionellen Zeitalter, 1983; Probleme des Konfessionalismus in Deutschland seit 1800, hg. v. Rauscher, W., 1984; Schilling, H., Die Konfessionalisierung im Reich, (in) HZ 246 (1988), 1; Die Bildung des frühmodernen Staates, hg. v. Timmermann, H., 1989; Die lutherische Konfessionalisierung in Deutschland, hg. v. Rublack, H., 1992; Schmidt, H., Konfessionalisierung im 16. Jahrhundert, 1992; Die katholische Konfessionalisierung, hg. v. Reinhardt, W. u. a., 1995; Konfessionen im Konflikt, hg. v. Blaschke, O., 2001; Kaufmann, T., Konfession und Kultur, 2006; Klueting, H., Das konfessionelle Zeitalter, 2007; Schilling, H., Konfessionalisierung und Staatsinteressen 1559-1660, 2007; Konfession im Recht, hg. v. Cancik, P. u. a., 2009; Fürstinnen und Konfession, hg. v. Gehrt, D. u. a., 2015
Konfessionsschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (Bekenntnisschule) ist die auf eine bestimmte →Konfession ausgerichtete →Schule. Sie ist in Gegensatz zu der Gemeinschaftsschule in der Gegenwart die Ausnahme. Sie ist aber zulässig. S. Google
Konfinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Militärgrenze
Konfiskation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 16. Jahrhundert? in rund fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Einziehung, Beschlagnahme, Verstaatlichung
Lit.: Iterson, W. van, Geschiedenis der confiscatie in Niederland, 1957
konfiszieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507 in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) einziehen, beschlagnahmen, verstaatlichen
Konflikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Auseinandersetzung, Zusammenstoß
Lit.: Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter, hg. v. Fried, J., 1996; Patzold, S., Konflikte im Kloster, 2000; Conflict in Medieval Europe, hg. v. Brown, W. u. a., 2003; Dierkes, F., Streitbar und ehrenfest, 2007; Rechtsverständnis und Konflikt, hg. v. Esders, S., 2007; Dirks, F., Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts, 2015; Außergerichtliche Konfliktlösung in der Antike, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2017
Konföderation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1557 [Federmann] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bündnis, Staatenbund
konfus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zusammengegossen, verworren, unklar
Konfusion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 15. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein die Zusammengießung (beispielsweise von Flüssigkeiten oder anderen Gegebenheiten) und insbesondere die Vereinigung des Schuldners und Gläubigers in einer Person (beispielsweise Schuldner wird Erbe des Gläubigers). Die Konfusion bewirkt in dem klassischen römischen Recht das Erlöschen einer Schuld. S. Google
Lit.: Kaser §§ 28, 31, 53, 56; Köbler, DRG 43; Kieß, P., Die confusio im klassischen römischen Recht, 1995
Kongress (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist allgemein die Zusammenkunft und in den Vereinigten Staaten von Amerika das aus Repräsentantenhaus und Senat bestehende →Parlament.
Lit.: Kongressorte der frühen Neuzeit im europäischen Vergleich – Der Friede von Baden (1714), hg. v. Windler, C., 2015
Koni, Anatolij Fedorovic (1844-1927) wird als Staatsanwalt, Richter und Strafrechtslehrer in Sankt Petersburg zu einem führenden liberalen Rechtspolitiker →Russlands in dem ausgehenden 19. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Smoljarcuk, V., Anatolij Fedorovic Koni, 1982; Balantine, E., Anatolij Fedorovic Koni and the Russian Judiciary, Diss. Yale 1986
König (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen ab dem Althochdeutschen [MonseeFragm. 23 chuninc, Otfrid Kelle 3 frankono kuning, AhdGl. I 338 rex chuninc, auch Heliand] belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] rex) ist in den Anfängen Roms wie wohl auch bei vielen Germanenstämmen der vielleicht durch Zugehörigkeit zu einem Geschlecht ausgezeichnete Anführer des Volkes. In Rom wird in dem Jahre 509 der (etruskische) König (Tarquinius Superbus) gestürzt und in einem Übergang von der erblichen Monarchie zu der in Amtszeiten der Amtsträger begrenzten Republik (Allgemeinsache) durch Prätor bzw. Konsuln ersetzt. Bei den Franken gelingt Chlodwig ([* um 466,] 481-511) die gewaltsame Einung unter seinem Königtum. Die wichtigste Gewalt des Königs ist dann der Königsbann. Daneben stützt sich seine Herrschaft allgemein außer auf Charisma (Königsheil) auch auf das Königsgut, auf die Grafen (→Der König ist gemeiner Richter überall), auf das allmählich entwickelte Lehnsprinzip und auf die römische Tradition. Den →Merowingern folgen als Könige die →Karolinger (751-911), (nach Konrad I.) →Ottonen (919-1024, Heinrich I. 919-936, Otto I. 936-973, Otto II. 973-983, Otto III. 983-1002, Heinrich II. 1002-1024), →Salier (1024-1125, Konrad II. 1024-1039, Heinrich III. 1039-1056, Heinrich IV. 1056-1106, Heinrich V. 1106-1125), (nach Lothar von Supplinburg bzw. Süpplingenburg) →Staufer (1138-1254, Konrad III. 1138-1152, Friedrich I. Barbarossa 1152-1190, Heinrich VI. 1190-1197, Philipp von Schwaben 1198-1208, Friedrich II. 1212-1250, Konrad IV. 1250-1254) und nach dem Interregnum (1254-1273) mit eher geringen Unterbrechungen die → Habsburger (1273-1806, Rudolf I. 1273-1291, Albrecht I. 1298-1308, Sigmund 1410-1437, Albrecht II. 1438/1439, Friedrich III. 1440-1493 – 1468 mit 320 Begleitern und 396 Pferden nach Rom gereist -, Maximilian I. 1486-1519, Karl V. 1519, Kaiser 1520-1556). Zunehmend gebunden wird dabei der König, der mit Beginn der Neuzeit auch ohne Mitwirkung des Papstes →Kaiser wird, durch die →Reichsstände. Von ihnen machen die ihn seit dem 13. Jahrhundert wählenden →Kurfürsten die Wahl von →Wahlkapitulationen abhängig. Dennoch setzt sich die nicht durch Erbrecht gesicherte tatsächliche Abfolge der Habsburger fast gänzlich durch. Seit dem späten 17. Jahrhundert streben ansonsten auch deutsche Landesfürsten nach einem Königstitel (Sachsen, Preußen, Hannover), der sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts allgemeiner durchsetzen lässt (Bayern, Württemberg). 1918 bzw. 1945 wird in manchen Staaten Europas das Königtum beseitigt.
Lit.: Söllner §§ 4, 6; Dahn, F., Die Könige der Germanen, Bd. 1ff. 1861ff.; Krüger, J., Grundsätze und Anschauungen bei den Erhebungen der deutschen Könige in der Zeit von 911 bis 1056, 1911; Becker, F., Das Königtum der Thronfolger im deutschen Reich des Mittelalters, 1913; Rosenstock, E., Königshaus und Stämme in Deutschland zwischen 911 und 1250, 1914; Bloch, M., Les rois thaumaturges, 1924; Samanek, V., Studien zur Geschichte König Adolfs, 1930 (SB Wien); Bögl, O., Die Auffassung von Königtum und Staat im Zeitalter der sächsischen Könige und Kaiser, 1932; Isenburg, W., Prinz v., Die Ahnen der deutschen Kaiser, Könige und ihrer Gemahlinnen, 1932; Schramm, P., Geschichte des englischen Königtums, 1937; Berges, W., Fürstenspiegel des hohen und späten Mittelalters, 1938; Tellenbach, G., Königtum und Stämme, 1939; Schramm, P., Der König von Frankreich, Bd. 1f. 1939; Naumann, H., Altdeutsches Volkskönigtum, 1940; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981; Das Königtum, 1954; Kantorowicz, E., The king’s two bodies, 1957; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Fleckenstein, E., Die Hofkapelle der deutschen Könige, 1959; Kahl, H., Europäische Wortschatzbewegungen im Bereich der Verfassungsgeschichte, ZRG GA 77 (1960), 154; Baaken, G., Königtum, Burgen und Königsfreie, (in) Vorträge und Forschungen 6 (1961); Schmidt, R., Königsumritt und Huldigungen in ottonisch-salischer Zeit, (in) Vorträge und Forschungen 6 (1961); Das Königtum, 1963; Krause, H., Königtum und Rechtsordnung, ZRG GA 82 (1965), 1; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft, 1969; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Sawyer, P./Wood, I., Early Medieval Kingship, 1977; Giese, W., Das Gegenkönigtum des Staufers Konrad 1127-1135, ZRG GA 95 (1978), 202; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige, 1979; Schubert, E., König und Reich, 1979; Hannig, J., Consensus fidelium, 1982; Reich und Kirche vor dem Investiturstreit, hg. v. Schmid, K., 1985; Das spätmittelalterliche Königtum im europäischen Vergleich, hg. v. Schneider, R., 1987; Krah, A., Absetzungsverfahren als Spiegelbild von Königsmacht, 1987; Hlawitschka, E., Stirps regia, 1988 (Aufsätze); Wolf, A., König für einen Tag, 1993; Boshof, E., Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahrhundert, 1993, 2. A. 1997, 3. A. 2010; Esders, S., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997; Schneider, R., Der rex Romanorum als gubernator oder administrator imperii, ZRG GA 114 (1997), 296; Krah, A., Die Entstehung der potestas regia im Westfrankenreich, 2000; Schlick, J., König, Fürsten und Reich 1056-1159, 2001; Körntgen, L., Königsherrschaft und Gottes Gnade, 2001; See, K. v., Königtum und Staat im skandinavischen Mittelalter, 2002; Schenk, G., Zeremoniell und Politik, 2003; Die deutschen Herrscher des Mittelalters, hg. v. Schneidmüller, B./Weinfurter, S., 2003; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 4 2004; MacLean, S., Kingship and Politics in the Late Ninth Century, 2004; Erkens, F., Die Herrschersakralität im Mittelalter, 2005; Jussen, B., Die Macht des Königs, 2005; Rogge, H., Die deutschen Könige im Mittelalter – Wahl und Krönung, 2006; Deutinger, R., Königsherrschaft im ostfränkischen Reich, 2006; Schimmelpfennig, B., Könige und Fürsten, Kaiser und Papst im 12. Jahrhundert, (1998,) 2. A. 2010; Adventus, hg. v. Johanek, P. u. a., 2010; Tschacher, W., Königtum als lokale Praxis, 2010; Wagner, W., Die liturgische Gegenwart des abwesenden Königs, 2010; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 4 Das Königtum 2011; Die Königserhebung Friedrichs des Schönen im Jahr 1314, hg. v. Becher, M. u. a., 2017; Diestelkamp, B., Der deutsche König als oberster Richter im Hoch- und Spätmittelalter, ZRG GA 136 (2019), 94
Königin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Frau des Königs, bis zu dem 20. Jahrhundert selten selbst die Anführerin eines Volkes bzw. das Oberhaupt eines Staates.
Lit.: Kowalski, W., Die deutschen Königinnen und Kaiserinnen von Konrad III. bis zum Ende des Interregnums, 1913; Vogelsang, T., Die Frau als Herrscherin im hohen Mittelalter, 1954; Die Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde, hg. v. Schütte, B, 1994; Schütte, B., Untersuchungen zu den Lebensbeschreibungen der Königin Mathilde, 1994; Eickhoff, E., Theophanu und der König, 1996; Fößel, A., Die Königin im mittelalterlichen Reich, 2000; Woll, C., Die Königinnen des hochmittelalterlichen Frankreich, 2002; Hartmann, M., Die Königin im frühen Mittelalter, 2008; Königinnen der Merowinger, hg. v. Wamers, E. u. a., 2012
königlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 8, Otfrid IV 22, 23, Notker I 103] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den König betreffend
Königreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 408, 411, 415, IV 315, Otfrid IV 7, 70, auch Heliand ] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Herrschaftsgebiet eines →Königs.
Lit.: Reynolds, S., Kingdoms and Communities, 1984; Regna and Gentes, hg. v. Goetz, H. u. a., 2002
Königsbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich der dem →König zustehende →Bann. Er wird in dem frühen Mittelalter auf 60 Schillinge bestimmt. S. Google
Lit.: Wolfram, H., Splendor imperii, 1963
Königsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) an dem Pregel in Preußen, 1255 eine von dem Deutschen Orden nach König Ottokar II. von Böhmen benannte Burg, ist seit 1544 Sitz einer Universität (→Kant) (bis 1945). S. Google
Lit.: Conrad, G., Geschichte der Königsberger Obergerichte, 1907, 2. A. 2013; Forstreuter, K., Das preußische Staatsarchiv in Königsberg, 1955; Albinus, R., Lexikon der Stadt Königsberg, 1985; Komorowski, M., Promotionen an der Universität Königsberg 1548-1799, 1988 (nur 45 juristische Inauguraldissertationen); Neuschäffer, H., „Das Königsberger Gebiet“, 1991; Die Albertus-Universität zu Königsberg, hg. v. Rauschning, D., 1995; Gause, K., Die Geschichte der Stadt Königsberg, Bd. 1ff. z. T. 3. A. 1996; Die Albertus-Universität zu Königsberg, hg. v. Rothe, H. u. a., 1996; Heckmann, D., Das Wortzinsverzeichnis der Stadt Königsberg-Kneiphof von um 1455, ZRG GA 114 (1997), 318; Vorlesungsverzeichnisse der Universität Königsberg, hg. v. Oberhausen, M. u. a., 1998; Lawrynowicz, K., Albertina. hg. v. Rauschning, D., 1999; Königsberger Buch- und Bibliotheksgeschichte, bearb. v. Hartmann, S., 2002; Manthey, J., Königsberg, 2005; Garber, K., Das alte Königsberg, 2005; Brodersen, P., Die Stadt im Westen – Wie Königsberg Kaliningrad wurde, 2008; Vercamer, G., Siedlungs-, Sozial- und Verwaltungsgeschichte der Komturei Königsberg in Preußen, 2010
Königsbote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1448 [Oldenburg] an zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. missus [M.] dominicus) ist sachlich unter den fränkischen Königen, vor allem unter Karl (dem Großen), ein Beauftragter des Königs, der Verbesserungsbedürftiges verbessern soll. Meist werden zwei Königsboten für ein Gebiet bestellt, das sie viermal jährlich bereisen. An dem Beginn des 10. Jahrhunderts verschwindet der Königsbote. S. Google
Lit.: Krause, V., Geschichte des Institutes der missi dominici, (in) MIÖG 11 (1890), 193; Eckhardt, W., Die Capitularia missorum specialia von 802, (in) DA 12 (1956), 498; Hannig, H., Zur Funktion der karolingischen missi dominici, ZRG GA 100 (1984)
Königsfreier ist der (als Wort nicht quellenmäßig belegte) dem →König unterworfene oder zugeordnete Freie (T. Mayer 1953). Er schuldet dem König Zins. In den (lateinischen) Quellen lässt er sich in dem 6. bis. 9. Jahrhundert (vereinzelt und wenig genau) fassen. Fragwürdig ist die Ansicht, jeder Freie in dem Frühmittelalter sei (Königsfreier und deshalb) eigentlich unfrei. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 78; Mayer, T., Königtum und Gemeinfreiheit im frühen Mittelalter, (in) DA 6 (1943), 239; Müller-Mertens, E., Karl der Große, Ludwig der Fromme und die Freien, 1963; Tabacco, G., I liberi del re, 1966; Krause, H., Die liberi der lex Baiuvariorum, (in) FS M. Spindler, 1969, 41; Hunke, H., Germanische Freiheit, Diss. jur. Göttingen 1972; Köbler, G., Die Freien im alemannischen Recht, (in) Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978, 38
Königsfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1758 einmal [Osnabrück] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der mit dem →König verbundene →Friede in dem Mittelalter.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Lehmann, K., Der Königsfriede der Nordgermanen, 1886; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987
Königsgastung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., nicht quellenmäßig belegt) ist (der Anspruch auf) die Beherbergung des Königs und seiner Begleitung zu Lasten eines Verpflichteten. In dem Frühmittelalter hat die Königsgastung sachlich hauptsächlich der Inhaber von Königsgut zu leisten. Ihr Umfang lässt sich daran ermessen, dass zumindest in dem Hochmittelalter der Zug des Königs wohl mehr als 1000 zu versorgende Beteiligte umfasst. S. Google
Lit.: Lehmann, K., Die Gastung der germanischen Könige, 1888; Heusinger, B., Servitium regis, 1922; Heusinger, B., Servitium regis in der deutschen Kaiserzeit, (in) AUF 8 (1923), 26; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Göldel, C., Servitium regis, 1997
Königsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 an drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist sachlich das durch den →König ausgeübte →Gericht, über das in dem Frühmittelalter nur bruchstückhafte Berichte vorliegen. Danach sind Urteiler die Vornehmen und Getreuen, die vielleicht zusammen mit dem König entscheiden. In dem Hochmittelalter ist der König jedenfalls allgemeiner Richter überall (mit Reichsfürsten als Urteilern) und alles Gericht wird ihm ledig, wohin er auch kommt. Er hat ein grundsätzliches, 1356 aber zu Gunsten der Kurfürsten aufgegebenes Evokationsrecht. Allerdings beschränkt sich tatsächlich schon in dem 13. Jahrhundert die königliche Gerichtsbarkeit nur noch auf wenige Gerichte, zu denen in erster Linie das mit ihm ziehende →Hofgericht zählt. Vielleicht in dem 14. Jahrhundert, in dem mehr als 7400 Nachweise für Verfahren an dem Königshof bekannt sind (d. h. knapp 75 je Jahr), entsteht ein königliches →Kammergericht. 1451 verschwindet das den neuen Anforderungen nicht mehr entsprechende Hofgericht. 1495 wird das →Reichskammergericht (der Reichsstände) geschaffen. Neben dieses tritt bald eine Rechtsprechung des →Reichshofrats. (Schätzungsweise beträgt die Zahl der Quellennachweise zu der Tätigkeit der zentralen Gerichte an dem deutschen Königshof von 911 bis 1451 rund 14500 d. h. 27 je Jahr, davon rund 2000 bis 1272 d. h. 5,5 je Jahr, rund 1750 von 1273 bis 1347 d. h. 24 je Jahr, rund 2750 von 1347 bis 1400 d. h. 52 je Jahr und rund 8000 von 1400 bis 1451 d. h. rund 157 je Jahr, so dass sie sich mit der Zunahme der Bevölkerung, der Zunahme der Schriftlichkeit und der Zunahme der Entscheidung von Streitigkeiten zweier Menschen durch einen Dritten deutlich vervielfacht). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Barchewitz, V., Das Königsgericht zur Zeit der Merowinger und Karolinger, 1882; Franklin, O., Das Reichshofgericht im Mittelalter, Bd. 1f. 1867ff., Neudruck 1967; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Diestelkamp, B., Bericht über das Projekt Sammlung von Quellen zur Tätigkeit der höchsten Gerichte im alten Reich, ZRG GA 94 (1977), 450; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Diestelkamp, B., Vom königlichen Hofgericht zum Reichskammergericht, (in) FS A. Erler, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1986, 44; Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451, Bd. 1ff. 1987ff. (bis Bd. 17 2018 Die Zeit Ruprechts 1407-1410, bearb. v. Rödel, U., 2018, eigentlich geplantes Endjahr 1451); Diestelkamp, B., Königsferne Regionen und Königsgerichtsbarkeit, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Recht und Gericht in Kirche und Welt um 900, hg. v. Hartmann, W., 2007; Oestmann, P., Prozesse aus Hansestädten vor dem Königs- und Hofgericht in der Zeit vor 1400, ZRG GA 128 (2011), 114; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz – die deutsche Königsgerichtsbarkeit und die Verdichtung der Reichsverfassung im Spätmittelalter, 2014; Baumbach, H., Königliche Gerichtsbarkeit und Landfriedenssorge im deutschen Spätmittelalter, 2017; Bachrach, D., Royal Justice, Freedom and Comital Courts in Ottonian Germany, ZRG GA 137 (2020) 1
Königsgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1408 [Pfalz] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem →König zustehende (unbewegliche) Gut. Es besteht, weil in dem Mittelalter eine strenge Scheidung zwischen Allgemeingut und Privatvermögen noch nicht durchgesetzt ist, aus dem von dem Vorgänger hinterlassenen Gut und dem von dem neuen König zusätzlich eingebrachten Gut. Durch zahlreiche Vergabungen schwindet das Königsgut in dem Heiligen römischen Reich in Gegensatz zu Frankreich und England. Vielleicht (erst) in dem späteren 13. Jahrhundert wird zwischen Reichsgut und Eigengut deutlicher getrennt.
Lit.: Eggers, A., Der königliche Grundbesitz, 1909; Stimming, M., Das deutsche Königsgut im 11. und 12. Jahrhundert, 1922; Ranzi, F., Königsgut und Königsforst, 1939; Rotthoff, G., Studien zur Geschichte des Reichsguts in Niederlothringen und Friesland, 1953; Metz, A., Das karolingische Reichsgut, 1960; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft, 1969; Heinemeyer, K., Königshöfe und Königsgut im Raum Kassel, 1969; Müller-Kehlen, H., Die Ardennen im Frühmittelalter, 1973; Schlunk, A., Königsmacht und Krongut, 1988; Göldel, C., Servitium regis und Tafelgüterverzeichnis, 1997; Kupfer, E., Das Königsgut im mittelalterlichen Niederösterreich, 2000; Kupfer, E., Krongut, Grafschaft und Herrschaftsbildung in den südöstlichen Marken und Herzogtümern, 2009
Königsheil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., nicht quellenmäßig belegt) ist das den König umgebende Heil (Charisma).
Lit.: Wolfram, H., Splendor imperii, 1963; Erkens, F., Herrschersakralität im Mittelalter, 2006
Königshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. III 686] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache [und in Google] belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der den →König begleitende →Hof (beispielsweise 320 Menschen mit 396 Pferden als Begleitung Kaiser Friedrichs III. auf einem Zug nach Rom) sowie der einzelne dem König gehörige landwirtschaftliche Hof.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 83, 112; Stölzel, A., Ein Karolinger Königshof, 1919
Königspfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, nicht quellenmäßig belegt, F.) ist sachlich der (nach dem Vorbild des römischen Kaiserpalasts auf dem Palatinshügel in Rom in dem fränkischen Reich von dem König errichtete befestigte Aufenthaltsort (lat. palatium [N.] beispielsweise in Paris, Orléans, Reims, Worms, Trier, Köln, Mainz, Clichy, Quierzy, Compiègne, Herstal, Aachen, Ingelheim oder, Goslar). Da der tägliche Reiseweg des Königs und seiner Leute auf einfachen Wegen nur höchstens etwa 20-30 Kilometer beträgt, wird in vielen Teilen des Reiches ein darauf abstellendes Netz von Königspfalzen eingerichtet. Durch sie ist es dem König möglich, sein Reich in dem Umherziehen einigermaßen zu beherrschen. Mit dem Übergang zu der Hausmachtpolitik nach 1273 durch die Könige aus der Familie der Habsburger erübrigen sich Königspfalzen weitgehend. S. Google
Lit.: Brühl, C., Fodrum, Gistum, Servitium regis, 1968; Gockel, M., Karolingische Königshöfe am Mittelrhein, 1970; Die deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Staab, F., Die Pfalz, 1990; Palatium, Castle, Residence, hg. v. Falkowski, W., 2008
Königsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, quellenmäßig nicht belegt, M.) ist der sachlich in dem Frühmittelalter aus Privilegien bekannte Schutz des Königs für einzelne Menschen oder Gruppen von Menschen (beispielsweise Kleriker, Kaufleute, Juden, Witwen, Waisen, Klöster). Die meisten dieser Gruppen werden in dem Hochmittelalter durch →Landfrieden geschützt.
Lit.: Halban-Blumenstok, A., Königsschutz und Fehde, ZRG GA 17 (1896), 63; Heidrich, J., Die Verbindung von Schutz und Immunität, ZRG GA 90 (1973), 10
Königsurkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, quellenmäßig nicht belegt, F.) ist die von dem mittelalterlichen →König ausgestellte →Urkunde in Gegensatz vor allem zu der Privaturkunde. Sie kann nicht als falsch gescholten werden. Bei zwei sich widersprechenden Königsurkunden ist bis in das 12. Jahrhundert die ältere gültig. Seit dem 10. Jahrhundert finden sich vermehrt Zeugen in der Königsurkunde.
Lit.: Köbler, DRG 81, 105; Erben, W., Die Kaiser- und Königsurkunden des Mittelalters, 1907, Neudruck 1970; Classen, P., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977; Hägermann, D., Studien zum Urkundenwesen Wilhelms von Holland, 1977; Fees, I., Abbildungsverzeichnis der original überlieferten fränkischen und deutschen Königs- und Kaiserurkunden von den Merowingern bis zu Heinrich VI., 1994; Brühl, C., Studien zu den merowingischen Königsurkunden, 1998; Vogtherr, T., Urkundenlehre, 2008
Königswahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [Fischart] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist sachlich die Wahl des Königs. Sie bedeutet vielfach nur eine Auswahl innerhalb eines mit →Königsheil begabten Geschlechts. Anfangs sind die Wähler Große des Reiches ohne feste Abgrenzung (1188/1199 urkundlich 23 weltliche Königswähler aus 19 Dynastien bei gleichzeitig rund 3000 Nachkommen König Heinrichs I., 1237 elf namentlich genannte Wähler). In dem 13. Jahrhundert sondern sich in dem Heiligen römischen Reich aus nicht genau bekanntem Grund (zeitgenössisch aber nie erwähnte Herkunft aus ottonischem kognatischem Tochterstamm?, Träger eines Hofamts?) die (sieben, davon vier weltlichen) →Kurfürsten aus,wobei seit 1273 eine neue kognatische Erblinie nach Rudolf von Habsburg ablösend hinzukommt. Einzelheiten des Wahlverfahrens werden immer genauer festgelegt. In dem 14. Jahrhundert setzt sich dabei das Mehrheitsprinzip durch. S. Google
Lit.: Schröder, R., Zur Geschichte der deutschen Königswahl, ZRG GA 2 (1881), 200; Lindner, T., Die deutschen Königswahlen und die Entstehung des Kurfürstentums, 1893; Wretschko, A. v., Der Einfluss der fremden Rechte auf die deutschen Königswahlen, ZRG GA 20 (1899), 164; Lindner, T., Der Hergang bei den deutschen Königswahlen, 1899; Mayer, E., Zu den germanischen Königswahlen, ZRG GA 23 (1902), 1; Krammer, M., Wahl und Einsetzung des deutschen Königs, 1905; Hugelmann, K., Die deutsche Königswahl im corpus iuris canonici, 1909; Stutz, U., Der Erzbischof von Mainz und die deutsche Königswahl, 1910; Bloch, H., Die staufischen Kaiserwahlen und die Entstehung des Kurfürstentums, 1911; Quellen zur Geschichte der deutschen Königswahl, hg. v. Krammer, M., 1911/2, Neudruck 1972; Buchner, M., Die deutschen Königswahlen, 1913, Neudruck 1971; Hugelmann, K., Die Wahl Konrads IV., 1914; Neumann, W., Die deutschen Königswahlen, 1921; Stutz, U., Zur Geschichte des deutschen Königswahlrechtes im Mittelalter, ZRG GA 44 (1924), 263; Stutz, U., Neue Forschungen zur Geschichte des deutschen Königswahlrechtes, ZRG GA 47 (1927), 646; Oppermann, O., Der fränkische Staatsgedanke und die Aachener Königskrönungen, 1929; Lies, R., Die Wahl Wenzels zum römischen Könige, 1931; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. A. 1944, Neudruck 1965, 1981; Lintzel, M., Zu den deutschen Königswahlen der Ottonenzeit, ZRG GA 66 (1948), 46; Schlesinger, W., Die Anfänge der deutschen Königswahl, ZRG GA 66 (1948), 381; Mitteis, H., Die Krise des deutschen Königswahlrechts 1951 (SB München); Höfler, O., Germanisches Sakralkönigtum, 1952; Krause, H., Königtum und Rechtsordnung in der Zeit der sächsischen und salischen Herrscher, ZRG GA 82 (1965), 1; Die deutsche Königswahl, eingeleitet v. Schimmelpfennig, B., 1968; Königswahl und Thronfolge in ottonisch-frühdeutscher Zeit, hg. v. Hlawitschka, E., 1971; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, 1972; Königswahl und Thronfolge in fränkisch-karolingischer Zeit, hg. v. Hlawitschka, E., 1975; Reinhardt, U., Untersuchungen zur Stellung der Geistlichkeit bei den Königswahlen, 1975; Hlawitschka, E., Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, 1987; Schmidt, U., Königswahl und Thronfolge im 12. Jahrhundert, 1987; Wolf, A., Warum konnte Rudolf von Habsburg († 1291) König werden?, ZRG GA 109 (1992), 48; Wolf, A., Quasi hereditatem inter filios, ZRG GA 112 (1995), 64; Wolf, A., Königswähler in den deutschen Rechtsbüchern, ZRG GA 115 (1998), 150; Weisert, H., Zur Dauer der Königswahlen bis zu den Krönungen, ZRG GA 115 (1998), 598; Lenz, M., Konsens und Dissens. Deutsche Königswahl (1273-1349), 2002; Wahl und Krönung, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2006; Rogge, J., Die deutschen Könige im Mittelalter, Wahl und Krönung, 2006, 2. A. 2011; Landau, P., Eike von Repgow und die Königswahl im Sachsenspiegel, ZRG GA 125 (2008), 18; Wahl und Krönung in Zeiten des Umbruchs, hg. v. Pelizaeus, L., 2008; Büttner, A., Der Weg zur Krone, 2012; Wolf, A., Wie kamen die Kurfürsten zu ihrem Königswahlrecht? ZRG GA 129 (2012), 340; Wolf, A., Verwandtschaft - Erbrecht - Königswahlen, 2013 (gesammelte Aufsätze); Castorph, B. Die rechtlichen Grundlagen der römisch-deutschen Königswahl seit 1189 – Vom Dekretale Venerabilem zur Goldenen Bulle, 2028; Wolf, A., Die Datierung von Sachsenspiegel Landrecht III 57, 2 und die Entstehung des Kurfürstenkollegs, ZRG GA 137 (2020), 421
Königszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [Schleswig-Holstein] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist sachlich ein an den →König zu entrichtender →Zins in dem Mittelalter. Er beruht auf unterschiedlichen Gründen. Erstmals erscheint er sachlich vielleicht 724, erlangt aber niemals wesentliches Gewicht. S. Google
Lit.: Minnigerode, H. Frhr. v., Königszins, 1927; Gallmeister, E., Königszins und westfälisches Freigericht, Diss. phil. Tübingen 1946 masch.schr.; Sprandel, R., Grundherrlicher Adel, rechtsständische Freiheit und Königszins, DA 19 (1963), 1
Königtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →König
Lit.: Boshof, E., Königtum und Königsherrschaft im 10. und 11. Jahrhundert, 1993, 3. A. 2010; Das frühmittelalterliche Königtum, hg. v. Erkens, F., 2005
Konklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [Reichstagsakten] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das - um 1400 aufgenommene - Lateinische des Altertums [conclave] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) eingeschlossene Versammlung, abgeschlossener Versammlungsraum für die Wahl des Papstes, s. Google
Lit.: Wolf, H., Konklave – Die Geheimnisse der Papstwahl, 2017
Konkordat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 15. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1418 lat. capitula [N.Pl.] concordata) ist in dem katholischen Kirchenrecht sachlich ein völkerrechtlicher Vertrag zwischen der Kirche (bzw. dem Heiligen Stuhl) und einem Staat zu der Regelung einer kirchenpolitischen Angelegenheit. Als sachlich erstes Kordat gilt das Wormser Konkordat von dem 23. 9. 1122, das den →Investiturstreit (vorläufig) beendet. Danach erscheinen Konkordate mit England (1213/1215), Portugal (1238) und anderen Staaten oder Ländern. Für das Heilige römische Reich ist besonders bedeutsam das bis 1803 wirksame Wiener Konkordat von dem 17. 2. 1448. Seit dem 19. Jahrhundert versucht der Staat die Kirche seiner Aufsicht zu unterstellen (beispielsweise Napoleonisches Konkordat 15. 7. 1801/8. 4. 1802). Österreich vereinbart an dem 18. 8. 1855 ein in weiten Teilen kaum umgesetztes, 1870 von ihm gekündigtes und 1874 außer Kraft gesetztes Konkordat, das Deutsche Reich unter Reichskanzler Adolf Hitler an dem 20. 7. 1933, Österreich an dem 5. 6. 1933 (an dem 1. 5. 1934 mit der Maiverfassung verkündet, 1957 als gültig erklärt). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 205; Münch, E., Vollständige Sammlung aller älteren und neueren Konkordate, Teil 1f. 1830f.; Bernheim, E., Das Wormser Konkordat, 1906, Neudruck 1970; Bertrams, W., Der neuzeitliche Staatsgedanke und die Konkordate des ausgehenden Mittelalters, 2. A. 1950; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Raab, H., Die concordata nationis Germanicae, 1956; Weber, W., Die deutschen Konkordate, Bd. 1f. 1962ff.; Hollerbach, A., Verträge zwischen Staat und Kirche in der Bundesrepublik Deutschland, 1965; Staat und Kirche im Wandel der Jahrhunderte, hg. v. Fuchs, W., 1966; Weber, H., Staatskirchenverträge, 1967; Volk, L., Das Reichskonkordat vom 20. Juli 1933, 1972; Das Recht der Staatskirchenverträge, hg. v. Mückl, S., 2007; Hermes, C., Konkordate im vereinigten Deutschland, 2008
Konkubinat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 17. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Konkubine, F. um 1400 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die auf längere Zeit abgestellte außereheliche und durch Beischlaf geknnzeichnete Geschlechtsgemeinschaft. Der Konkubinat gewinnt in dem klassischen römischen Recht als Folge der Eheverbote des Princeps Augustus (44 v. Chr.-14 n. Chr.) an Bedeutung. Da er christlichen Vorstellungen widerspricht, wird er von der Kirche bekämpft. Von 21 sicher nachweisbaren königlichen Konkubinen des Frühmittelalters sind 6 (lat.) nobilis (adelig) und nur eine oder zwei sicher unfrei. 1530 wird der Konkubinat förmlich verboten. In dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts setzt sich die →nichteheliche Lebensgemeinschaft tatsächlich in erheblichem Umfang gegenüber der auch durch durch die gleichgeschlechtliche Ehe bedrohten Ehe durch. S. Google
Lit.: Kaser §§ 58 VIII, 61 II; Hübner; Köbler, DRG 37, 58, 161; Herrmann, H., Die Stellung unehelicher Kinder nach kanonischem Recht, 1971; Ebel, E., Der Konkubinat nach altwestnordischen Quellen, 1993; Friedl, R., Der Konkubinat im kaiserzeitlichen Rom, 1996; Schumann, E., Die nichteheliche Familie, 1998; Esmyol, A., Geliebte oder Ehefrau? Konkubinen im frühen Mittelalter, 2002
Konkubine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Beischläferin, Nebenfrau) → Konkubinat
Konkurrenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein der Wettbewerb. In dem Recht können Ansprüche oder Straftatbestände miteinander konkurrieren. Systematisch befasst sich mit dieser Frage erst die neuzeitliche (strafrechtliche) Rechtswissenschaft ([nach Carpzov 1635] Koch 1758, 5. A. 1779). Sie unterscheidet Idealkonkurrenz und Realkonkurrenz bzw. Handlungseinheit und Handlungsmehrheit, doch werden die seit dem Strafgesetzbuch Bayerns von 1813 gesetzlich festgelegten sehr unterschiedlichen Folgen rechtstatsächlich vielfach gemildert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 204; Koch, J., Institutiones iuris criminalis, 1758, 3. A. 1770, 9. A. 1791; Rotteck, H. v., Über Concurrenz der Verbrechen, 1840; Schreuer, H., Die Behandlung der Verbrechenskonkurrenz in den Volksrechten, 1896; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Liebs, D., Die Klagenkonkurrenz im römischen Recht, 1972; Lang, B., Die Idealkonkurrenz als Missverständnis, 2008
konkurrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wetteifern
Konkurs (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen allgemein als Zusammenlauf 1571 [Roth] und ab 1670 als Zusammenlauf der Gläubiger in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. concursus [M.] creditorum, Zusammenlauf der Gläubiger, nach 1646, M.) ist das Verfahren zu der gleichzeitigen und gleichmäßigen Befriedigung aller Gläubiger eines Schuldners aus dessen Vermögen. Bereits in dem spätantiken römischen Recht wird das Vermögen eines Schuldners in seiner Gesamtheit bei Überschuldung gegenüber mehreren Gläubigern in einer Gesamtvollstreckung verwertet. In dem Mittelalter gilt demgegenüber zunächst der Grundsatz der Priorität der jeweiligen Einzelvollstreckung. Seit dem Ende des 13. Jahrhunderts findet sich vielleicht unter oberitalienischem Einfluss in den Hansestädten zunächst bei Tod oder Flucht des Schuldners der Gedanke der quotenmäßigen Aufteilung des verbleibenden Vermögens auf mehrere Gläubiger. Für Augsburg ist ermittelt, dass es ein eigenes abschließendes Konkursrecht nicht gegeben hat, sondern das frühnzeitliche Konkursrecht Augsburgs letztlich eine Weiterentwicklung des gemeinen Rechtes unter Berücksichtigung der regionalen Erfahrungen und Besonderheiten ist. In dem 17. Jahrhundert werden die römisch-oberitalienischen Ansätze (bahnbrechend der königliche Rat in Valladolid/Spanien Salgado de Samoza, (lat.) Labyrinthus creditorum concurrentium ad litem per debitorem communem inter illos causatum, 1646) von der europäischen Rechtswissenschaft vertieft. Das gemeinrechtliche Konkursverfahren ist ein Erkenntnisprozessverfahren mit einem langwierigen Liquidationsverfahren und Prioritätsverfahren unter Beteiligung eines Verwalters und meist eines die Gläubiger und deren Rechte feststellenden (lat. [M.]) contradictor, Widersprechender), das jeweils durch ein Urteil abgeschlossen wird. Es wird vielfach gesetzlich geregelt (Preußen Landrecht 1685, Landrecht 1721, Hypotheken- und Konkursordnung 1722, Project des Codicis Fridericiani Marchici 1748, Corpus Juris Fridericianum 1781, Allgemeine Gerichtsordnung 1793/1795, französischrechtlich orientierte Konkursordnung 1855, Bayern Codex Juris Bavarici Judiciarii 1753, französischrechtlich orientierte Zivilprozessordnung 1869, Österreich 1781, Westgalizien 1796, Württemberg 1818, 1869, Braunschweig 1850, Hannover 1850). Der Code de commerce (Handelsgesetzbuch Frankreich 1807) und das Fallimentgesetz (1838) beschränken den Konkurs auf Kaufleute und stärken die Stellung der Gläubiger. Ihnen folgen Preußen (1855, Abwicklungsverfahren unter staatlicher Lenkung, bei dem in dem Vorverfahren nur noch eine summarische Prüfung der Verfahrensvoraussetzungen erfolgt, Schuldner, Gläubiger und Verwalter nicht mehr kontradiktorisch verhandeln und die Liquidation als Prozess abgeschafft ist), Baden (1864), Deutsches Reich (1877/1879 bzw. 1898 mit starker Stellung des Richters zwecks Wahrheitsermittlung) und Österreich (1869 bzw. 1914). An dem Ende des 20. Jahrhunderts (Deutschland 1994 zu dem 1. 1. 1999) wird der Privatkonkurs zugelassen, die Vernichtung wirtschaftlicher Werte eingeschränkt, die interessengerechte Abwicklung zwecks Marktbereinigung angestrebt und dabei das Konkursrecht in das allgemeinere Insolvenzrecht (Insolvenzordnung) überführt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 85 I, 87 III; Söllner § 8; Köbler, DRG 56, 116, 156, 183, 202; Endemann, W., Die Entwicklung des Konkursverfahrens, (in) Z. f. dt. Civilprozess 12 (1888), 24; Kohler, J., Lehrbuch des Konkursrechts, 1891; Deutsches Konkursprozessrecht, hg. v. Seuffert, L. u. a., 1899, Neudruck 2013; Hellmann, F., Das Konkursrecht der Reichsstadt Augsburg, 1905; Skedl, A., Die Grundlage des österreichischen Konkursrechts, (in) FS L. v. Bar, 1908, 5; Hellmann, F., Zur Geschichte des Konkursrechtes der Reichsstadt Ulm, 1909; Skedl, A., Die Grundlagen des österreichischen Konkursrechtes, (in) FS Adolf Wach, 1913; Fliniaux, A., La faillite des Ammanti de Pistoie, (in) Revue historique de droit français et étranger 4, 3 (1924), 436; Urfus, V., (Entstehung und Anfänge des Konkursrechts in Böhmen), 1960 (mit deutscher Zusammenfassung); Santarelli, U., Per la storia del fallimento, 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,856; Wesener, G., Zur Entwicklung des Konkursrechtes, (in) FS H. Baltl, 1978, 535; Zambrana Moral, P., Derecho concursal histórico I, 2001; Zambrana Moral, P., Iniciación histórica al derecho concursal, 2001; Meier, A., Die Geschichte des deutschen Konkursrechts, 2003; Hofer, S., So haben wir zu Beförderung des Credits …, (in) ZNR 26 (2004), 177; Vollmershausen, C., Vom Konkursprozess zum Marktbereinigungsverfahren, 2007; Ausschüsse für Vergleichs- und Konkursrecht, hg. v. Schubert, W., 2008; Forster, W., Konkurs als Verfahren, 2009; Danckelmann, V. v., Aus- und Absonderung im deutschen Konkursrecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Zech, H., Die soziale Frage im Konkursrecht, 2012; Birnbaum, S., Konkursrecht in der frühen Augsburger Neuzeit, 2014; Falk, U., Die Konkursübel, ZRG GA 131 (2014), 266; Jilek, C., Priorität im bayerischen Konkurs seit der frühen Neuzeit, 2015; Alles, M., Haftung des Konkursverwalters, 2016
Konkursordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Konkurs
können (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte achtes Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wissen, kennen, fähig sein (V.)
Konrad II. (um 990-Utrecht 1039) deutscher König aus der rheinfränkischen Familie der Salier, s. Google
Lit.: Erkens, F., Konrad II., 1998
Konrad III. (1138-1152) deutscher König aus der Familie der Staufer, s. Google
Lit.: Die Regesten des deutschen Kaiserreiches unter Lothar III. und Konrad III., 2. A., bearb. v. Niederkorn, J. u. a., 2008; Ziegler, W., König Konrad III. (1138-1152), 2008; Konrad III., red. v. Ruess, K., 2011
Konrad von Gelnhausen (Gelnhausen um 1320-Heidelberg 13. 4. 1390) wird nach dem Theologiestudium in Paris und dem Kirchenrechtsstudium in Bologna Professor in Paris und 1386 Mitbegründer und Kanzler der Universität Heidelberg. S. Google
Lit.: Wenck, K., Konrad von Gelnhausen, (in) HZ 76 (1896), 6
Konrad von Megenberg (1309-1390) →Megenberg
Konradiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist der Angehörige eines von dem Lahngau bis Thüringen von dem 8. bis 11. Jahrhundert bedeutsamen Grafengeschlechts.
Lit.: Jackman, D., The Konradiner, 1990; Hlawitschka, E., Der Thronwechsel des Jahres 1002 und die Konradiner, ZRG GA 110 (1993), 149; Wolf, A., Quasi hereditatem inter filios, ZRG GA 112 (1995), 64; Jackman, D., Criticism and Critique. Sidelights on the Konradiner, 1997; Hlawitschka, E., Konradiner Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis, 2003; Fried, J., Konradiner und kein Ende, ZRG GA 123 (2006), 1
Konsens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [Frey] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das in dem 15. Jahrhundert aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Willensübereinstimmung. Der Konsens begründet in dem klassischen römischen Recht den Konsensualkontrakt (Konsensualvertrag wie Kauf, Miete, Dienstvertrag, Werkvertrag, Gesellschaft und Auftrag). Seit dem frühen Mittelalter vertritt die Kirche die Ansicht, dass auch die Ehe durch Konsens zustande kommt. In der frühen Neuzeit werden die Voraussetzungen eines Konsenses genauer festgelegt (verbindlich, gegenseitig, wahr, vollkommen und ausdrücklich erklärt). Die Willensübereinstimmung wird zu dem Kern jedes Vertrags und jeder Einigung. S. Google
Lit.: Kaser § 38; Söllner §§ 9, 12, 18; Hübner; Köbler, DRG 45, 164; Opet, O., Brauttradition und Konsensgespräch in mittelalterlichen Trauungsritualen, 1910; Ebel, W., Die Willkür, 1953; Marongiu, A., Il principio della democrazia e del consenso, (in) Studia Gratiana 8 1962, 551; Benöhr, H., Das sogenannte Synallagma in den Konsensualkontrakten, 1965; Huber, J., Der Ehekonsens im römischen Recht, 1977; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 1 1985, 398ff.; Konsens und Konflikt, hg. v. Randelzhofer, A. u. a., 1986; Recht und Konsens im frühen Mittelalter, hg. v. Epp, V. u. a., 2017
konsensual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) übereinstimmend
Konsensualkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, in der deutschen Rechtssprache quellenmäßig nicht belegt, M.) →Konsensualvertrag, →Konsens
Konsensualvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, in der älteren deutschen Rechtssprache quellenmäßig nicht belegt, M.) nur einen Konsens voraussetzender Vertrag, →Konsensualkontrakt, →Konsens
konservativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums (1. Viertel 6. Jahrhundert n. Chr.) aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv) bewahrend
Konservativismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1830-1840 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und 1830-1840 aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, M.) ist die Wandel grundsätzlich als Verlust der Lebenswelt verstehende und deswegen auf das Bewahren des Hergebrachten ausgerichtete menschliche Haltung, die sich daraus ergibt, dass von einem oder mehreren Menschen (liberale, soziale oder sonstige) Veränderungen angestrebt werden. Ab dem ausgehenden 18. bzw. verstärkt ab dem 19. Jahrhundert will der Konservativismus als Gegenbewegung zu der →französischen Revolution von 1789 Staat, Gesellschaft und Kultur in der bisherigen Weise fortführen bzw. sich zeitweise nur gegen ungestümes Vorwärtsdrängen wehren. Der entschiedenste Vertreter der vor allem von Adel, Bauern, Beamten und Kirche geteilten Auffassung ist Karl Ludwig von Haller (1768-1854). Politisch als Partei organisiert sich der Konservativismus kurz vor 1848 (1835-1845 Gerlach, Leo, Stahl). Konservative Parteien des 20. Jahrhunderts sind etwa Zentrum, Konservative Partei, Democrazia Cristiana, Österreichische Volkspartei, Christlich-Demokratische Union, Gaullisten u. a. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 179; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 531; Mohler, A., Die konservative Revolution in Deutschland 1918-1932, 1950, 6. A. 2005; Schwentker, W., Konservative Vereine und Revolution in Preußen 1848/49; Die Konstitutierung des Konservativismus als Partei, 1988; Ribhegge, W., Konservative Politik in Deutschland, 1989; Dittmer, L., Beamtenkonservatismus und Modernisierung, 1992; Conservatism, hg. v. Müller, J., 1997; Schildt, A., Konservatismus in Deutschland, 1998; Konservativismus, hg. v. Heidenreich, B., 1999; Stand und Probleme der Erforschung des Konservativismus, hg. v. Schrenck-Notzing, C. v., 2000; Breuer, S., Ordnungen der Ungleichheit, 2001; Nitschke, W., Adolf Heinrich v. Arnim-Boitzenburg (1803-1868), 2004; Müller, J., Konservativismus, 2007; Zrenner, P., Die konservativen Parteien und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 2008; Heinsohn, K., Konservative Parteien in Deutschland 1912 bis 1933, 2009; Terhalle, M., Deutschnational in Weimar, 2009; Albrecht, H., Antiliberalismus und Antisemitismus, 2010; Konservative deutsche Politiker im 19. Jahrhundert, hg. v. Grothe, E., 2010; Weiß, V., Moderne Antimoderne – Arthur Moeller van den Bruck, 2012; Waldmann, P., Der konservative Impuls – Wandel als Verlusterfahrung, 2017; Jones, E., Edmund Burke and the Invention of Modern Conservatism 1830-1914, 2017; Breuer, S., Die Ausgänge des Konservativismus, 2021
konservieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., in der älteren deutschen Rechtssprache quellenmäßig nicht belegt, V.) wahren, bewahren
Konsiliator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, in der älteren deutschen Rechtssprache quellenmäßig nicht belegt, M.) ist der Gutachten verfassende Jurist des 14. und 15. Jahrhunderts (Postglossator, Kommentator, beispielsweise →Bartolus, →Baldus). Auch nach dieser Zeit werden einzelne Juristen und juristische Fakultäten vielfach gutachterlich tätig (→Aktenversendung). Die Eigenart der gutachterlichen, grundsätzlich auch gewollt wegen eigener Sachkenntnisse zusätzliche Einkünfte verschaffenden Tätigkeit besteht in der begründeten Anwendung des Tatbestands des allgemeinen Rechtssatzes auf den besonderen Einzelfall (Sachverhalt). Die Konsilien sind teilweise in gedruckten Sammlungen veröffentlicht.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 107; Lipenius, M., Bibliotheca realis iuridica, Bd. 1ff. 1757ff. (6 Teile, erfasst [1630-1692] ursprünglich 20000, später insgesamt mehr als 100000 Titel aus mehr als 350 Jahren bis 1830, auch durch Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte nicht vollständig ersetzt); Kunkel, W., Das Wesen des ius respondendi, ZRG RA 66 (1948), 423; Pfister, A., Konsilien der Basler Juristenfakultät, 1929; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, §§ 9, 10; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2 1 1975; Horn, N., Consilia, 1970; Scholz, J., Spanische Rechtssprechungs- und Konsiliensammlungen, (in) Ius commune 3 (1970), 98; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands, 1974; Falk, U., Consilia, 2006
Konsistorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweiter Hälfte 13. Jahrhundert [Ulrich von Türlin in consistorio] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das aufgenommene Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in der römischen Spätantike der Rat des Kaisers, seit dem Mittelalter die Versammlung der Kardinäle und in der Neuzeit eine protestantische Kirchenbehörde (Wittenberg 1539). Seit 1918 wird das protestantische Konsistorium zu dem Landeskirchenamt. S. Google
Lit.: Krusch, B., Die Entwicklung der herzoglich braunschweigischen Centralbehörden, (in) Z. d. hist. Ver. f. Niedersachsen 1893, 201; Bornhak, C., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Dieterich, H., Das protestantische Eherecht in Deutschland bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, 1970; Robinson, S., The Papacy, 1990; Frassek, R., Eherecht und Ehegerichtsbarkeit in der Reformationszeit, 2005
konskribieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zusammenschreiben
Konskription (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die listenmäßige Erfassung zwecks Heranziehung zu kriegerischen Diensten. Sie wird auf der Grundlage römischer Ansätze durch Gesetz von dem 5. 9. 1798 in Frankreich aufgegriffen und danach auch in deutschen Staaten angewendet. Dort war schon seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts das Söldnerheer allmählich durch die Wehrpflicht ersetzt worden (Preußen 1733, Österreich 1771). S. Google
Lit.: Handbuch zur deutschen Militärgeschichte, Bd. 2f. 1964ff.; Winter, M., Untertanengeist durch Militärpflicht, 2005
Konstantin (der Große) (Naissus 27. 2. 280-Nikomedia Pfingsten 337) ist der römische Kaiser (306), der 330 in Konstantinopel (ab 425 dort Rechtsunterricht, Philosophie, Rhetorik, spätere Namen Byzanz, Istanbul) eine neue Reichshauptstadt errichtet, das Christentum (vielleicht aus kühler Überlegung?) anerkennt (313) und das Recht in mancherlei Einzelheiten ändert (Zeugen bei dem Grundstückskauf, Beurkundung der Grundstücksschenkung, Pflichtteil, Verbot der Verfallsabrede). S. Google
Lit.: Söllner § 19; Konstantin der Große, hg. v. Kraft, H., 1979; Clauss, M., Konstantin der Große, 1996; Piepenbrink, K., Konstantin der Große und seine Zeit, 2002, 2. A. 2007, 3. A. 2010; Odahl, C., Constantine and the Christian Empire, 2004; Heinze, T., Konstantin der Große, 2005; Schmitt, O., Constantin der Große, 2006; Herrmann-Otto, E., Konstantin der Große, 2007, 2. A. 2009; Konstantin und das Christentum, hg. v. Schlange-Schöningen, H., 2007; Kaiser Konstantin der Große, hg. v. Girardet, K., 2007; Eusebius von Caesarea, De Vita Constantini, hg. v. Bleckmann, B., 2007; Konstantin der Große, hg. v. Goltz, A. u. a., 2008; Girardet, K., Der Kaiser und sein Gott, 2010; Roesen, K., Konstantin der Große, 2013; Wallraff, M., Sonnenkönig der Antike, 2013
konstantinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums (constare) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., s. Google) Konstantin – und mittelbar Konstanz - betreffend
Konstantinische Schenkung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf →Konstantin (den Großen) (Kaiser 306-337) gefälschte Urkunde des 8./9. Jahrhunderts, in der Konstantin angeblich Papst Silvester I. Rom und das weströmische Reich überträgt und den Vorrang der römischen Kirche festlegt. Die gleichwohl in Sammlungen aufgenommene Urkunde wird bereits 1001 als Fälschung angezweifelt und in dem 15. Jahrhundert (von Lorenzo Valla) als Fälschung erwiesen. Geschichtlich gesichert ist nur die Gabe des (lat. [F.]) domus Faustae an den Bischof von Rom. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 77; Ohnsorge, W., Die konstantinische Schenkung, Leo III. und die Anfänge der kurialen römischen Kaiseridee, ZRG GA 68 (1951), 78; Fuhrmann, H., Konstantinische Schenkung und abendländisches Kaisertum, (in) DA 22 (1966), 63; Constitutum Constantini, hg. v. Fuhrmann, H., 1968 (MGH); Maffei, D., La donazione di Constantino, 1969; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., 1988; Fried, J., Donation of Constantine and Constitutum Constantini, 2007; Konstantin der Große, hg. v. Goltz, A. u. a., 2008
Konstantinopel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Konstantin
Lit.: Asutay-Effenberger, N., Die Landmauer von Konstaninopel, 2007; Schreiner, P., Konstantinopel, 2007; Crowley, R., Konstantinopel 1453, 2009; Devereaux, R., Constantinople and the West in Medieval French Literature, 2012
Konstanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der auf einem vermutlich nach 300 eingerichteten römischen Kastell an dem Bodensee beruhende Ort. Konstanz wird (in der Tradition einer spätantiken Militärsiedlung) zwischen 550 und 590 Bischofsitz. 1237 heißt es Reichsstadt. Von 1414 bis 1418 tagt dort das 16. allgemeine Konzil. 1966 erhält Konstanz eine Universität. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Beyerle, K., Die Konstanzer Ratslisten, 1898; Konstanzer Häuserbuch, bearb. v. Beyerle, K./Maurer, A., 1908; Beyerle, K., Grundeigentumsverhältnisse und Bürgerrecht im mittelalterlichen Konstanz – Das Salmannenrecht, 1900; Buchegger, K., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Konstanz im 18. Jahrhundert, 1912; Isele, E., Die Säkularisation des Bistums Konstanz, 1933; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Das rote Buch, hg. v. Feger, O., 1945; Bader, K., Eine wieder aufgefundene Quelle zum Konstanzer Stadtrecht des 14. und 15. Jahrhunderts, ZRG GA 71 (1954), 382; Kimmig, H./Rüster, P., Das Konstanzer Kaufhaus, 1954; Meisel, P., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Konstanz, 1955; Feger, O., Vom Richtebrief zum roten Buch, 1955; Rexroth, K., Die Entstehung der städtischen Kanzlei in Konstanz, 1960; Feger, O./Rüster, P., Das Konstanzer Wirtschafts- und Gewerberecht zur Zeit der Reformation, 1961; Eisenmann, H., Konstanzer Institutionen des Familien- und Erbrechts von 1370 bis 1521, 1964; Horsch, F., Die Konstanzer Zünfte, 1979; Kühne, K., Das Kriminalverfahren und der Strafvollzug in der Stadt Konstanz, 1979; Bechtold, K., Zunftbürgerschaft und Patriziat, 1981; Strätz, H., 175 Jahre Hof- und Landgericht Konstanz, 1988; Baur, P., Testament und Bürgerschaft, 1989; Maurer, H., Geschichte der Stadt Konstanz, Band 1 Konstanz im Mittelalter, 1989ff.; Brandmüller, W., Das Konzil von Konstanz, 1991; Schuster, P., Der gelobte Frieden, 1995; Burkhardt, M., Konstanz im 18. Jahrhundert, 1997; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Die Konstanzer Bischöfe vom Ende des 6. Jahrhunderts bis 1206, bearb. v. Maurer, H., 2003; Seuffert, R., Konstanz, 2003, 2. A. 2013; Bihrer, A., Der Konstanzer Bischofshof im 14. Jahrhundert, 2005; Crivellari, F. u. a., Vom Kaiser zum Großherzog, 2006; Immenhauser, B., Bildungswege – Lebenswege, 2007; Der Konstanzer Domschatz, hg. v. Prange, M., 2012; Frenken, A., Das Konstanzer Konzil (1414-1418), 2013; Das Konstanzer Konzil, hg. v. Braun, K. u. a., 2013; Augenzeuge des Konstanzer Konzils – Die Chronik des Ulrich Richental, übers. v. Kühle, M. u. a., 2014; Rügert, W., Konstanz zur Zeit des Konzils, 2014; Rolker, C., Das Spiel der Namen, 2014; Petersohn, J., Reichsrecht versus Kirchenrecht, 2015; Buck, T., Das Konzil von Konstanz, (in) HZ 201 (2016), 703; Eckhart, P., Ursprung und Gegenwart – Geschichtsschreibung in der Bischofsstadt, 2016; Chronik des Konstanzer Konzils1414-1418 von Ulrich Richental, hg. v. Buck, T., 2020
konstituieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [Mainz] in sieben Stellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) festsetzen, einsetzen, gründen
Konstitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 [Trier] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] →constitutio, Adjektiv konstitutionell an dem Ende des 18. Jahrhunderts aus dem Französischen aufgenommen) ist die Festsetzung. In dem römischen (und auch mittelalterlichen) Recht ist damit das (kaiserliche) Gesetz (in dem Altertum edictum Erlass, decretum Entscheidung, rescriptum Antwort) gemeint, seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert (nach Vattel, E. v. Völkerrecht 1758 - die - Ordnung, nach der eine Nation sich vornimmt, gemeinschaftlich für die Erlangung der Vorteile arbeiten zu wollen, deretwegen die politische Gemeinschaft errichtet ist) die Verfassung (→Polen 1791, Frankreich, →Vereinigte Staaten von Amerika, nach 1806 Einzelstaaten des deutschen Sprachraums oder Deutschen Bundes). S. Google
Lit.: Söllner §§ 15, 19, 22, 23; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 32 I, II; Köbler, DRG 31, 52; Schletter, H., Die Konstitutionen Kurfürst Augusts von Sachsen, 1857; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988, 42; Wegelin, P., Die bayerische Konstitution von 1808, 1958; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Kleinheyer, G., Aspekte der Gleichheit, (in) Der Staat Beiheft 4 1980, 7; Kaiser, W., Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, 2007
Konstitutionalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die europaweit in unterschiedlicher Einzelform erkennbare politische Gestaltung, bei der das Staatsoberhaupt durch eine (formelle, anfangs von ihm oktroyierte, später von dem Volk mitbestimmte oder schließlich auf Grund der Volkssouveränität geschaffene) Verfassung (→Konstitution) beschränkt ist (beispielsweise Entwürfe an dem Ende des 18. Jahrhunderts [Mainz 1792], konstitutionelle Monarchie vor allem in dem 19. Jahrhundert, beispielsweise Spanien Cortes-Verfassung von Cádiz 1812, Frankreich charte constitutionelle 1814, Nassau 1814, Baden, Bayern 1818, Württemberg 1819, Hessen-Darmstadt 1820, Belgien 1831 u. s. w.). Die Gesetzgebung wird dabei anfangs zwischen Staatsoberhaupt und Volk geteilt. Die Ausführung der Gesetze verbleibt dem Staatsoberhaupt, das auch die Regierung ernennt. Unabhängige Richter sprechen Recht in seinem Namen. Das Volk ist zunächst noch nicht der Souverän. S. Google
Lit.: Aretin, C. v./Rotteck, C. v., Staatsrecht der konstitutionellen Monarchie, Bd. 1f. 1824ff.; Pfeffer, W., Die Verfassung der Rheinbundstaaten, 1960; Rimscha, W. v., Die Grundrechte im süddeutschen Konstitutionalismus, 1973; Kohler, M., Die Lehre vom Widerstandsrecht, 1973; Probleme des Konstitutionalismus, hg. v. Böckenförde, E., 1975; Aretin, K. Frhr. v., Bayerns Weg zum souveränen Staat, 1976; Floßmann, U., Eigentumsbegriff und Bodenordnung, 1976; Brodersen, C., Rechnungsprüfung für das Parlament in der konstitutionellen Monarchie, 1977; Dilcher, G., Zum Verhältnis von Verfassung und Verfassungstheorie im frühen Konstitutionalismus, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 65; Press, V., Landtage im alten Reich und im Deutschen Bund, (in) Z. f. württemberg. LG. 39 (1980), 100; Wahl, R., Rechtliche Wirkungen und Funktionen der Grundrechte, (in) Der Staat 20 (1981), 321; Ris, G., Der kirchliche „Konstitutionalismus“, 1988; Die Anfänge des Frühkonstitutionalismus, hg. v. Dippel, H., 1991; Peters, W., Späte Reichspublizistik und Frühkonstitutionalismus, 1993; Würtenberger, T., Der Konstitutionalismus des Vormärz, (in) Der Staat, 1998, 166; Herz, D., Die wohlerwogene Republik, 1999; Kirsch, M., Monarch und Parlament im 19. Jahrhundert, 1999; Denken und Umsetzung des Konstitutionalismus, hg. v. Kirsch, M. u. a., 1999; Der Verfassungsstaat vor der Herausforderung der Massengesellschaft, hg. v. Kirsch, M. u. a., 2002; Schulze, C., Frühkonstitutionalismus in Deutschland, 2002; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutschland, 2005; Konstitutionalismus und Verfassungskonflikt, hg. v. Müßig, U., 2006; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Schmidt, R., Verfassungskultur und Verfassungssoziologie, 2012
konstitutionell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verfassungsmäßig
Konstitutionelle Monarchie (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch eine Verfassung (→Konstitution) beschränkte →Monarchie. Vorbild der konstitutionellen Monarchie ist seit der Glorious Revolution von 1689 →England. In →Frankreich werden 1814 die Rechte des Monarchen durch Regelmäßigkeit der Tagungen des Parlaments, Budgetrecht und Ministerverantwortlichkeit eingeschränkt. Teils behält in der Folge der Herrscher alle Rechte, die er nicht ausdrücklich der Volksvertretung gibt, teils hat er nur die Rechte, die ihm ausdrücklich gewährt werden. Seit 1918 wird in Europa die konstitutionelle Monarchie entweder durch die Republik wie in dem Deutschen Reich oder Österreich oder durch die parlamentarische Monarchie wie in Großbritannien oder den Niederlanden ersetzt.
Lit.: Köbler, DRG 193; Hartung, F., Die Entwicklung der konstitutionellen Monarchie in Europa, (in) Hartung, F., Volk und Staat in der deutschen Geschichte, 1940, 183; Boldt, W., Konstitutionelle Monarchie oder parlamentarische Demokratie, (in) HZ 216 (1973), 553; Greve, F., Die Ministerverantwortlichkeit im konstitutionellen Staat, 1977; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, 8. A. 2019 §§ 28, 29, 31, 32, 37
Konstitutionen von Melfi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, F.Pl.) ist das von Kaiser Friedrich II. in dem September 1231 für das Königreich Sizilien erlassene Gesetz (corpus constitutionum, Gesamtheit der Gesetze, seit dem 19. Jahrhundert lat. liber [M.] augustalis, kaiserliches Buch). Es beruht auf römischem, byzantinischem, langobardischem, normannischem, fränkischem, arabischem sowie kirchlichem Recht und gliedert sich in drei Bücher mit 74, 49 und 81 Konstitutionen (später insgesamt 253 bzw. 291), von denen knapp 80 Regeln auf älteren Bestimmungen (Rogers II., Wilhelms II. und Friedrichs II.) beruhen und nur etwa ein Fünftel völlig neu geschaffen wird. Inhaltlich werden besonders das Verfahrensrecht, das Staatsorganisationsrecht und das Strafrecht erfasst. Die K. haben bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts Bedeutung. S. Google
Lit.: Constitutiones regni Siciliae, 1475, Neudruck 1973; Die Konstitutionen Friedrichs II., hg. v. Conrad, A. u. a., 1973; Buyken, T., Die Constitutionen von Melfi und das jus Francorum, 1973; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung Kaiser Friedrichs II., 1975; Il Liber Augustalis, hg. v. Trompetti Budriesi, A., 1987; Martino, F., Federico II, 1988; Die Konstitutionen Friedrichs II. für das Königreich Sizilien, hg. v. Stürner, W., 1996
konstitutiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verfassungsmäßig, begründend, grundlegend
konstruieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufbauen, erschaffen
Konstruktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Aufbau, Bau, Wiedergabe
Konstruktionsjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein wissenschaftsgeschichtliches Wort für die durch wissenschaftliche Konstruktion Recht gewinnende, vor allem romanistische, aber auch germanistische und staatsrechtliche Jurisprudenz des 19. Jahrhunderts. →Begriffsjurisprudenz
konstruktiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) aufbauend, entwickelnd
Konstruktives Misstrauensvotum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Bestimmung der Verfassungen Württemberg-Badens (1947), Württemberg-Hohenzollerns, Nordrhein-Westfalens und des deutschen Grundgesetzes (1949), nach der das Parlament bzw. der Bundestag einem Ministerpräsidenten bzw. Bundeskanzler nur dann das Misstrauen aussprechen kann, wenn er gleichzeitig mit Mehrheit einen neuen Ministerpräsidenten bzw. Bundeskanzler wählt. Der Gedanke des konstruktiven Misstrauensvotums wird seit 1927 erörtert (Herrfahrdt, Rothenbücher, Glum, Schmitt, Wolgast, Smend) und für das Grundgesetz von 1949 von Carlo Schmid besonders unterstützt. In der Bundesrepublik Deutschland erstmals tatsächlich verwirklicht wird es 1956 in Nordrhein-Westfalen (Sturz Karl Arnolds), wobei allgemein unterschiedliche Überlegungen bedeutsam sein können.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Konsul (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479? in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] →consul) ist schon in dem altrömischen Recht ein Höchstmagistrat. In dem Hochmittelalter werden die Ratsherren als (lat. [M.Pl.]) consules (Italien um 1100) bezeichnet. In der Neuzeit ist Konsul der Vertreter eines Staates in einem anderen Staat. 1799 nennt sich Napoleon erster Konsul Frankreichs, 1804 Kaiser. S. Google
Lit.: Kaser §§ 61, 77; Söllner §§ 6, 11, 14, 23; Köbler, DRG 18; Gouron, A., Diffusion des consulats, (in) Bibliothèque de l’École des Chartes 121 (1963), 226; Brieger, A., Die Jurisdiktion der römischen Konsuln, Diss. jur. Bonn 2007
Konsum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Verbrauch
Lit.: Europäische Konsumgeschichte, 1997; Konsumpolitik, hg. v. Berghoff, H., 1999; Briesen, D., Warenhaus, Massenkonsum und Sozialmoral, 2001; Haupt, H., Konsum und Handel, 2003; North, M., Genuss und Glück des Lebens – Kulturkonsum im Zeitalter der Aufklärung, 2003; Konsum – Konsumgenossenschaften in der DDR, bearb. v. Ludwig, A., 2007; Pohl, H., Aufstieg und Niedergang der deutschen Konsumgenossenschaften, 2007; Die bundesdeutsche Massenkonsumgesellschaft 1950-2000, 2007; König, W., Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft, 2008, 2. A. 2013; Torp, C., Konsum und Politik in der Weimarer Republik, 2011; Belndorfer, H., Wegwerfen ist eine Sünde, 2018; König, W., Geschichte der Wegwerfgesellschaft – Die Kehrseite des Konsums, 2019 (Warenhaus, Selbstbedienung, Marketing)
Konsument (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Verbraucher
Konsumentenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schutz der Verbraucher vor rechtswidrigem Verhalten von Herstellern
Konsumentenschutzgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem Schutz des Verbrauchers vor rechtswidrigem Verhalten von Herstellern dienende Gesetz. Solche Gesetze finden sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, insbesondere seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Konsumgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine nach englischem Vorbild (Anfänge seit etwa 1770, Verstetigung seit etwa 1840) seit dem späteren 19. Jahrhundert (seit etwa 1860) zu der Verbilligung des Gütererwerbs der Handwerker und Arbeiter gebildete →Genossenschaft von Verbrauchern. In dem späteren 20. Jahrhundert erweisen sich die Konsumgenossenschaften (1969 coop) als zu wenig gewinnorientiert und deswegen genüber Wettbewerbern zu unproduktiv, so dass der inzwischen entstandene Konzern 1990 in Teilbereichen verkauft wird. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Prinz, M., Brot und Dividende, 1996; Spiekermann, U., Basis der Konsumgesellschaft, 1999; Pohl, H., Aufstieg und Niedergang der deutschen Konsumgenossenschaften, 2007; Konsum - Konsumgenossenschaften in der DDR, bearb. v. Ludwig, A., 2007
konsumieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gebrauchen, verbrauchen
Konsumtion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verbrauch
Konsumtionskonkurrenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem römischen Recht bei Gesamtforderung und Gesamtschuld der Ausschluss einer weiteren Klage eines anderen Gläubigers oder gegen einen anderen Schuldner durch die (lat.) →litis contestatio (F.) bezüglich einer (lat. [F.]) →actio eines Gläubigers oder gegen einen Schuldner.
Lit.: Kaser § 56 II
Kontinuität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und 1857 durch Johann Gustav Droysen für die Geschichtswissenschaft verwendet, F.) ist allgemein die Fortdauer, besonders die Fortdauer römischer Gegebenheiten in dem Frühmittelalter. Diese ist streitig. Deswegen muss in dem Einzelfall untersucht werden, ob eine frühmittelalterliche Erscheinung aus dem römisch-christlichen Bereich oder aus dem heidnisch-germanischen Bereich kommt oder in der Zeit selbst erst neu entstanden ist. Dabei belegen beispielsweise jüngere Ausgrabungen in Straßburg, Konstanz, Köln, Mainz, Trier und Regensburg in starkem Maße Siedlungskontinuität von dem Altertum in das Frühmittelalter, während in dem ländlichen Bereich die römischen villae von der Verteilung von Dörfern mit zahlreichen Gehöften in dem späten 5. Jahrhundert abgelöst werden. Bei Veränderungen in dem politischen Bereich besteht aus Sachzwängen heraus vielfach Kontinuität der rechtlichen Bestimmungen (beispielsweise 1918, 1933, 1945), so dass beispielsweise die Magna Charta in Großbritannien seit 1215, der Code civil in Frankreich seit 1804, das ABGB in Österreich seit 1811 oder das BGB in Deutschland seit 1900 ungeachtet vieler einzelner Veränderungen als solche weiter gelten.
Lit.: Mitteis, H., Die Rechtsgeschichte und das Problem der historischen Kontinuität, 1947; Betti, E., Das Problem der Kontinuität im Lichte der rechtshistorischen Auslegung, 1957; Kontinuität?, hg. v. Bausinger, H. u. a., 1969; Baumgartner, H., Kontinuität und Geschichte, 1972; La Continuità nella Storia del Diritto, hg. v. Erler, A. u. a., 1972; Kontinuität - Diskontinuität in den Geisteswissenschaften, hg. v. Trümpy, H., 1973; Westdeutschland 1945-1955, hg. v. Herbst, L., 1986; Angenendt, A., Das Frühmittelalter, 1990; Kontinuitäten und Zäsuren, hg. v. Schumann, E., 2008; Stolleis, M., Rechtsgeschichte schreiben, 2008
Konto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und um 1500 aus dem Italienischen sowie mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) Bankverbindung zwischen Bank und Kunden
Kontokorrent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und aus dem Italienischen des Hochmittelalters aufgenommen, N.) ist die laufende Rechnung zwischen zwei Beteiligten. Einen Ansatz hierfür liefert bereits das in Rom bekannte Kassenbuch. Bedeutsam wird die laufende Rechnung aber erst in Oberitalien in dem 13. und 14. Jahrhundert, in dem Heiligen römischen Reich in dem 15. Jahrhundert. Als Vertragsverhältnis wird das Kontokorrent seit dem 19. Jahrhundert angesehen.
Lit.: Endemann, W., Studien in der romanisch-kanonistischen Rechtslehre, Bd. 1f. 1874ff., Neudruck 1962, 455; Levy, I., Der Contovorrent-Vertrag, 1884; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913, 77, 105; Prausnitz, O., Die Geschichte der Forderungsverrechnung, 1928; Scherner, K., Wandlungen im Bild des Kontokorrents, (in) FS J. Bärmann, 1975, 171ff.
kontrahieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1522? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Windsheim] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusammenziehen, vereinbaren
Kontrahierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zusammenziehung, Vertrag
Kontrahierungszwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die rechtliche Verpflichtung, eine Vereinbarung abzuschließen. Der Kontrahierungszwang widerspricht der Privatautonomie. Er wird in engen Grenzen in dem 20. Jahrhundert anerkannt. Ältere Ansätze kennt bereits das mittelalterliche Stadtrecht. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Kontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [Hochstift Meißen] in etwa dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] →contractus) ist der →Vertrag.
Lit.: Köbler, DRG 45; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Kontraktualismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Lehre zu der Begründung staatlicher Rechtsordnung auf Vertrag seit der Aufklärung (beispielsweise Jean-Jacques Rousseau, Le contrat social, 1762). S. Google
Kontrolle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1768 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französiische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und vielleicht 1768 aufgenommen, F.) Überwachung
kontrollieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) überwachen, überprüfen
Kontrollrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Alliierter Kontrollrat
kontrovers (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1654 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) entgegengesetzt, streitig
Kontroverse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1635 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Auseinandersetzung, Meinungsverschiedenheit
Kontumaz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Missachtung, Verachtung, Ungehorsam
Kontumazialverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das bei Ladungsungehorsam (lat. [F.] contumacia, Trotz) eintretende Verfahren des klassischen römischen und neuzeitlichen Verfahrensrechts. →Versäumnisverfahren
Lit.: Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess im Mittelalter, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959
Konvaleszenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das nachträgliche Wirksamwerden eines nicht oder nicht voll wirksamen Geschäfts in dem römischen und gemeinen Recht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 9 I 3, 27 II 1, 59 I 3a; Schanbacher, D., Die Konvaleszenz von Pfandrechten im klassischen römischen Recht, 1987
konvenieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1683? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusammenkommen, zusagen, gefallen
Konvent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1220 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 [Deutscher Orden] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zusammenkunft, Kloster
Konvention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [Freiburg im Breisgau] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Abkommen, Herkommen
konventional (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht allein in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht allein belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) abkommensgemäß, vereinbarungsgemäß, vertraglich
Konventionalstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bereits in dem römischen Recht als Fall der →Stipulation mögliche Vertragsstrafe.
Lit.: Kaser § 40 I 4b
Konversion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Umkehrung, Umwandlung) ist die schon dem römischen Recht bekannte Umdeutung eines unwirksamen Rechtsgeschäfts.
Lit.: Kaser § 9 I 3; Krampe, C., Die Konversion des Rechtsgeschäfts, 1980
konvertieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) umkehren, umwandeln
konzedieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 [Innviertel] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) weichen, zugestehen →Konzession
Konzentration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Neuenglische und Französische und teilweise das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Anhäufung, Ballung, Sammlung
Konzentrationslager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 20. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Spanische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein wohl dem spanischen Ausdruck campos reconcentrados nachgebildetes Wort. In campos reconcentrados (campos de concentración) hält Spanien seit 1895 in dem zehnjährigen Unabhängigkeitskrieg kubanische Guerrilleros und deren Angehörige gefangen. An dem Ende des 19. Jahrhunderts errichtet England in dem südafrikanischen Burenkrieg „laagers“ bzw. concentration camps für die Angehörigen der Burenguerilleros. In der Sowjetunion, in der 1921 bereits rund 50 Zwangsarbeitslager bestehen, durchlaufen zwischen 1929 und 1953 etwa 18 Millionen Menschen Lager, aus denen mehr als 4,5 Millionen Menschen nicht zurückkehren. Seit 1933/1934 entstehen durch das Deutsche Reich unter Adolf Hitler etwa 60 Konzentrationslager (beispielsweise Auschwitz, Bergen-Belsen, Buchenwald, Dachau (22. 3. 1933), Neuengamme, Ravensbrück, Sachsenhausen 1936 – bis 1945 mindestens 200000 Häftlinge -), in denen 1934 etwa 45000 und 1938 etwa 60000 Menschen untergebracht sind (1944 in Buchenwald nur noch 8 Prozent Deutsche). Sie werden zu regierungsgestützten planmäßigen Vernichtungslagern aller missliebigen Fremdvölkischen gemacht, in die seit Oktober 1939 alle Juden, die „ein staatsabträgliches Verhalten zeigen“, eingewiesen und überwiegend durch Arbeit und Mord vernichtet werden (möglicherweise insgesamt mehr als 2 Millionen Opfer), wobei allerdings nach Wachsmann die allermeisten Inhaftierten überlebt haben (erste offizielle Hinrichtung eines Lagerinsassen an dem 4. 6. 1938) und 1945 etwa 1,1 Millionen Inhaftierte befreit werden.
Lit.: Köbler, DRG 222; Kogon, E., Der SS-Staat, 1946; Broszat, M., Studien zur Geschichte der Konzentrationslager, 1970; Richardi, H., Schule der Gewalt, 1983; Czech, D., Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939-1945, 1989; Tuchel, J., Konzentrationslager, 1991; Die nationalsozialistischen Konzentrationslager, hg. v. Dieckmann, C. u. a., 1998; Konzentrationslager Buchenwald, 1998; Wippermann, W., Konzentrationslager, 1999; Orth, K., Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 1999; Auschwitz 1940-1945, hg. v. Dlugoborski, W. u. a., 1999; Lotfi, G., KZ der Gestapo, 2000; Orth, K., Die Konzentrationslager-SS, 2000; Darstellungen und Quellen zur Geschichte von Auschwitz, hg. v. Institut für Zeitgeschichte u. a., Bd. 1ff. 2000; Wenck, A., Zwischen Menschenhandel und Endlösung, 2000; Friedler, E. u. a., Zeugen aus der Todeszone, 2002; Schwarzbuch Gulag. Die sowjetischen Konzentrationslager, hg. v. Dobrowolski, I., 2002; Strebel, B., Das KZ Ravensbrück, 2003; Applebaum, A., Der Gulag, 2003; Steinbacher, S., Auschwitz, 2004; Petit, G., Rückkehr nach Langenstein, 2004; Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, hg. v. Benz, W. u. a., Bd. 1ff. 2005ff.; … und wir hörten auf, Mensch zu sein, hg. v. Mayer, M., 2005; Fings, K., Krieg, Gesellschaft und KZ – Himmlers SS-Baubrigaden, 2005; Benz, W. u. a., Der Ort des Terrors, Bd. 1ff. 2005ff.; Konzentrationslager im Rheinland und in Westfalen 1933-1945, hg. v. Schulte, J., 2005; Dirks, C., Das Verbrechen der anderen, 2006; Grabher, M., Irmfried Eberl, 2. A. 2006; Kirschner, A., Salas Geheimnis, 2008; Sommer, R., Das KZ-Bordell, 2009; Heise, L., KZ-Aufseherinnnen vor Gericht, 2009; Encyclopedia of Camps and Ghettos, hg. v. Megargee, G, 2009; Concentration Camps in Nazi Germany, hg. v. Caplan, J. u. a., 2010; Wiedemann, F., Alltag im Konzentrationslager Mittelbau-Dora, 2010; Cramer, J., Der Lüneburger Prozess gegen Wachpersonal der Konzentrationslager Auschwitz und Bergen-Belsen, 2011; Greiser, A., Der Kommandant, 2011; Weise, N., Eicke, 2013; Berger, S., Experten der Vernichtung, 2013; Welt der Lager, hg. v. Greiner, B. u. a., 2013; Kuwałek, R., Das Vernichtungslager Belżec, 2013; Bertrand, N., Die Ordnung der Gewalt in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern, ZRG 131 (2014), 363; Heyningen, E. van, The Concentration Camps of the Anglo-Boer War, 2013; Das Konzentrationslager Mauthausen 1938-1945 – Katalog zur Ausstellung in der Gedenkstätte Mauthausem, 2013, 2. A. 2019, Der Tatort Mauthausen – Eine Spurensuche, 2014; Buggeln, M., Slave Labor in Nazi Concentration Camps, 2014; Kreienbaum, J., Ein trauriges Fiasko – Koloniale Konzentrationslager im südlichen Afrika 1900-1908, 2015; Hördler, S., Ordnung und Inferno – Das KZ-System im letzten Kriegsjahr. 2015; Garbe, D., Neuengamme im System der Konzentrationslager, 2015; Wagner, J., Produktion des Todes. Das KZ Mittelbau-Dora, 2015 (entspricht grundsätzlich einer Veröffentlichung von 2001); Freund, F., Konzentrationslager Ebensee, 2016; Helm, S., Ohne Haar und ohne Namen – Im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück, 2016; Cymes, M., Hippokrates in der Hölle, 2016; Wachsmann, N., KL – Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, 2016; Lieske, D., Unbequeme Opfer? „Berufsverbrecher“ als Häftlinge im KZ Sachsenhausen, 2016; Pivnik, S., Der letzte Überlebende, 2017; Hörvath, J., „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ in den Konzentrationslagern 1931 bis 1938, 2017; Fischer, H., Überlebende als Akteurinnen – Die Frauen der Lagergemeinschaften Ravensbrück, 2017; Strigler, M., In den Fabriken des Todes – Ein früher Zeugenbericht vom Arbeitslager Skarzysko-Kamiena, hg. v. Beer, F., 2017; Schwartz, J., „Weibliche Angelegenheiten“ – Handlungsräume von KZ-Aufseherinnen in Ravensbrück und Neubrandenburg, 2018; Rabl, C., Mauthausen vor Gericht – Nachkriegsprozesse im internationalem Vergleich, 2019; Rousset, D., Das KZ-Universum, 2020; Europa in Mauthausen, hg. v. Botz, G., 2021; Deportiert nach Mauthausen, hg. v. Prenninger, A., 2021
Konzentrationsmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem neuzeitlichen Verfahrensrecht der bereits in dem gemeinen Recht sichtbare, auf Konzentration gerichtete Verfahrensgrundsatz, der den Ablauf des Verfahrens durch Konzentration auf möglichst wenige Termine beschleunigen soll.
Lit.: Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975¸ Willmann, P., Die Konzentrationsmaxime, 2004
Konzern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache belegt sowie über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Wirtschaftsrecht des (letzten Viertels des) 19. Jahrhunderts und des 20. Jahrhunderts die unter Wahrung der rechtlichen Selbständigkeit erfolgende Zusammenfassung eines herrschenden und mindestens eines abhängigen Unternehmens (Unterordnungskonzern) oder mehrerer rechtlich selbständiger, nicht von einander abhängiger Unternehmen (Gleichordnungskonzern) unter einheitlicher Leitung. Mit der Internationalisierung der Wirtschaft tritt der große multinationale Konzern in den Vordergrund. Den Missbrauch soll in Deutschland das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (27. 7. 1957, 3. 8. 1973) eindämmen. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 250; Emmerich, V., Konzernrecht, 1973, 5. A. 1993, 8. A. 2005, 9. A. 2019; Dettling, H., Die Entstehung des Konzernrechts im Aktiengesetz von 1965, 1997; Ellenberg, S., Herrschaft und Reform, 2012; Damler, D., Konzern und Moderne, 2016 (anregend und unklar)
Konzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [Wiegand-Hirt] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zugeständnis, Verleihung →konzedieren
Konzessionssystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem 19. Jahrhundert bestehende System, das für die Entstehung einer juristischen Person eine Konzession (Verleihung, Genehmigung) des Staates erfordert. Es wird durch den liberalen Grundsatz der freien Körperschaftsbildung (System der Normativbestimmungen) abgelöst (Österreich 1870).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 207, 217; Dörr, C., Vom Konzessionszwang zum Normativrecht, 2013
Konzil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1210 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Gottfried von Straßburg] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (oder →Synode, Versammlung) ist in dem katholischen Kirchenrecht das kollegiale, nicht ständige Organ zu der Behandlung kirchlicher Angelegenheiten. Das Konzil lässt sich seit der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr. nachweisen. Allgemeine (ökumenische) Konzile (bisher 21) finden seit Nikäa (325), Konstantinopel (381), Ephesus (431) und Chalkedon (451) statt (Konstantinopel 553, Nikäa [II] 787, Konstantinopel 869, Konstantinopel 880. weitere wichtige Konzile sind die vier Laterankonzile von 1123, 1139, 1179 und 1215, das 16. ökumenische Konzil von Konstanz von 1414-1418, das 17. ökumenische Konzil von Basel (1431-1437), das 19. ökumenische Konzil von Trient (1545-1563), das erste Vatikanische Konzil (1869-1870) sowie das zweite Vatikanische Konzil von 1962-1965. Sie treffen meist richtungweisende Beschlüsse.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hefele, C. v., Conciliengeschichte, Bd. 1ff. 2. A. 1873ff.; Jedin, H., Kleine Konziliengeschichte, 1959, 8. A. 1969; Tangl, G., Die Teilnehmer an den allgemeinen Konzilien des Mittelalters, 1922; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hess, H., The early development of Canon law and the Council of Serdica, 1958, 2. A. 2002; Conciliorum Oecumenicorum Decreta, hg. v. Alberigo, G., 3. A. 1973; Nörr, K., Kirche und Konzil bei Nikolaus de Tudeschis, 1964; Sieben, H., Die Konzilsidee der Alten Kirche, 1979; Sieben H., Die Konzilsidee des lateinischen Mittelalters, 1984; Dekrete der ökumenischen Konzilien, hg. v. Wohlmuth, J., Bd. 1ff. 1997ff.; Das Konzil von Aachen, hg. v. Willjung, H., 1998; Ballweg, J., Konziliare oder päpstliche Reform, 2000; Gresser, G., Die Synoden und Konzilien der Zeit des Reformpapsttums in Deutschland, 2004; Uphus, J., Der Horos des zweiten Konzils von Nizäa (787), 2004; Limmer, J., Konzilien und Synoden im spätantiken Gallien, 2004; Sieben, H., Studien zu Gestalt und Überlieferung der Konzilien, 2005; Boockmann, H./Dormeier, H., Konzilien, Kirchen- und Reichsreform (1410-1495), 2005; The Oecumenical Councils, hg. v. Alberigo, G. u. a., 2006; Die Konzilien von Pisa (1409), Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1449), hg. v. Müller, H. u. a., 2007; Concilium universale Nicaenum secundum, hg. v. Lamberz, E., 2008; Minnich, N., Councils of the Catholic Reformation, 2008; Müller, H., Das Basler Konzil (1431-1449) und die europäischen Mächte, (in) HZ 293 (2011), 593; Die Konzilien der karolingischen Teilreiche 875-911, hg. v. Hartmann, W. u. a., 2012; Hartmann, W., Über 100 Jahre Edition der karolingischen Konzilien bei den Monumenta Germaniae Historica, (in) DA 70 (2014) 107 (es fehlt noch die Zeit zwischen 1002 und 1022, wünschenwert sind auch neue Editionen der Rechtssammlungen Reginos von Prüm und Burchards von Worms); Ubl, K., Bischöfe und Laien auf dem Konzil von Tribur 895, (in) DA 70 (2014) 143, Das II. Vatikanische Konzil – Geschichte - Bedeutung – Wirkung, hg.v. Melloni, A., 2015; Kirsch, M., Das Konzil im späten Mittelalter, 2016; Jedin, H., Geschichte des Konzils von Trient, Bd. 1-5 Sonderausgabe 2017; Eßer, F., Schisma als Deutungskonflikt – Das Konzil von Pisa und die Lösung des großen abendländischen Schismas (1378-1409), 2019 (papstloses Konzil mit wesentlicher Veränderung der Fronten 1409); Das erste vatikanische Konzil, hg. v. Knop, J. u. a., 2019; Weitlauff, M., Das erste Vatikanum (1869/70) wurde ihnen zum Schicksal – Der Münchner Kirchenhistoriker Ignaz von Döllinger, 2020; Brimioulle, P., Das Konzil von Konstantinopel 536, 2020
Konziliarismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der katholischen Kirche die an dem Ende des 14. Jahrhunderts entstehende Bewegung, die das →Konzil zu der höchsten Gewalt der Kirche zu machen versucht. Der Konziliarismus kann sich letztlich nicht wirklich durchsetzen. S. Google
Lit.: Kneer, A., Die Entstehung der konziliaren Theorie, (in) Römische Quartalschrift 1893; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Angermeier, H., Das Reich und der Konziliarismus, (in) HZ 191 (1961), 529; Brandmüller, W., Papst und Konzil im großen abendländischen Schisma, 1990; Das Ende des konziliaren Zeitalters, hg. v. Müller, H., 2012
Konzilsappellation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der wohl seit der Spätantike bekannte Versuch, gegen eine Entscheidung des Papstes →Appellation an ein →Konzil einzulegen. Die Konzilsappellation kommt, ohne durchschlagende Erfolge, während des gesamten Hochmittelalter und Spätmittelalters häufiger vor.
Lit.: Becker, H., Die Appellation vom Papst an ein allgemeines Konzil, 1988; Schmidt, T., Vom Nutzen nutzloser Appellationen an ein allgemeines Konzil, (in) DA 46 (1990), 173ff.; Spehr, C., Luther und das Konzil, 2010
Kopenhagen gelangt 1167 als Fischersiedlung von dem König von Dänemark an den Bischof von Seeland. 1254 erhält der Ort Stadtrecht. 1416 kommt er an den König zurück. 1479 wird er Sitz einer Universität. S. Google
Lit.: Wiborg, A./Gralle, J., Kopenhagen, 1981; Christophersen, A., Fra Villa Hafn, 1986; Kobenhavns Universitet, hg. v. Ellehoj u. a., Bd. 1ff. 1990ff.; Dansk Forvaltningshistorie, hg. v. Jespersen, L. u. a., 2000
Kopernikus (Thorn 1473-Frauenburg 1543), Domherr, Arzt, Jurist, Administrator, erweist mit seinen auf antiken griechischen Quellen fußenden Beobachtungen (De revolutionibus orbium coelestium, 1543, Von den Umdrehungen der himmlischen Welten), dass nicht die Erde der Mittelpunkt unseres Sonnensystems ist, sondern die Sonne. S. Google
Lit.: Biographia Copernicana, bearb. v. Kühne, A. u. a., 2004; Bieri, H., Der Streit um das kopernikanische Weltsystem im 17. Jahrhundert, 2007, 2. A. 2008
Kopf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Haupt
Kopfsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1631 [CAug] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine verschiedentlich verwendete Art der →Steuer, bei welcher der Mensch (Kopf) als solcher die Steuergrundlage bildet. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Baltl/Kocher; Schwennicke, A., Ohne Steuer kein Staat, 1996; Ausbüttel, F., Die Verwaltung des römischen Kaiserreichs, 1998
Kopie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1359 [Brügge] in rund fünfzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Abschrift, Ablichtung
Kopialbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [Sachsen] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein Sammelband von Abschriften von Urkunden. Das Kopialbuch erscheint sachlich in dem Frühmittelalter in kirchlichen Kanzleien und in dem Hochmittelalter in landesherrlichen Behörden. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 105; Dülfer, K., Urkunden, Akten und Schreiben im Mittelalter und Neuzeit, (in) Archival. Z. 53 (1957); Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2007; Andermann, K., Das Kopialbuch des Jakob von Lachen, (in) ZGO 155 (2007), 227ff.
Köppen, Johann (Treuenbrietzen 1531-Berlin 15. 7. 1611) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg und Frankfurt an der Oder Rechtslehrer in Frankfurt an der Oder, Kammerrat, Richter und Diplomat. Sein Entwurf eines Landrechts für die Kurmark und die Neumark (1590, gegliedert nach Personen, Contracten, Erbrecht, Strafrecht, Verfahrensrecht) scheitert. S. Google
Lit.: Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973
Koran (Wort 16. Jh.aus dem Spanischen und mittelbar dem Arabischen aufgenommen, arab. [M.] Lesung, Vortrag, M.) ist das in Reimprosa abgefasste heilige, die Offenbarung des Propheten →Mohammed (um 569-632) (608 bzw. 610-632) in loser Reihenfolge enthaltende Buch des →Islams (114 Suren bzw. Kapitel, davon die ersten Offenbarungen in einprägsamen Reimen) in arabischer Sprache. Die ältesten überlieferten Handschriften des zumindest in Teilen abgeänderten Textes entstammen dem 9. Jahrhundert. Der Koran ist Grundlage des islamischen Glaubens und Rechtes. Etwa 200 der 6437 Verse des Korans betreffen Gewalt. S. Google
Lit.: Paret, R., Der Koran, Bd. 1f. 1975, 3. A. 1983, 10. A. 2008, 11. A. 2010; Nagel, T., Der Koran, 3. A. 1998; Zirker, H., Der Koran, 1999, Thyen, J., Bibel und Koran, 2000; Der Koran und sein religiöses und kulturelles Umfeld, hg. v. Nagel, T., 2010; Judaism, Christianity and Islam in the Course of History, hg. v. Gall, L. u. a., 2010; Pohlmann, K., Die Entstehung des Korans, 2012, 2. A. 2013, 3. A. 2015, Herders Theologischer Korankommentar, hg. v. Khorchide, M., 2018ff.; Ghaffar, Z., Der Koran in seinem religions- und weltgeschichtlichen Kontext, 2020
Korea (1895 Gerichtsverfassungsgesetz, 1905 Strafgesetzbuch, 1910 Korea von Japan annektiert bis 1945), s. Google
Lit.: Eggert, M./Plassen, J., Kleine Geschichte Koreas, 2005; Ostasiatisches Strafrecht, hg. v. Hilgendorf, E., 2010; Einführung in das koreanische Recht, hg. v. Korea Legislation Research Institute, 2010; Kim, D., Grundlagen der strafrechtlichen Aufarbeitung von DDR-Unrecht und Möglichkeiten ihrer Übertragung auf die Bewältigung nordkoreanischen Systemunrechts, 2012; Kwon, H., After the Korean War, 2020
Kormcaja (Kniga) (F.) (Steuermannsbuch?) ist das vielleicht noch in das 9. Jahrhundert zurückreichende, auf byzantinischen Grundlagen aufbauende Rechtsbuch des slawischen Kirchenrechts (Fassung des 11. Jahrhunderts mit 14 Titeln). Eine Fassung wird 1649/1650 bzw. 1653 in Moskau erstmals gedruckt. S. Google
Lit.: Zuzek, I., Studies on the Chief Code of Russian Canon Law, 1964; Strauch, D., Schwedisches Landschaftsrecht und frühes Recht der Rus’, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997
Körper (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1237-1252 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [Ingelheim] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die einen Inhalt einschließende Hülle einer (räumlichen) Gegebenheit (z. B. eines Menschen, Tieres oder Feuerwerks). S. Google
Lit.: Der Körper, hg. v. Kellermann, K, 2003; Tyszka, P., The Human Body in Barbarian Laws c. 500-c. 800, 2014; Meder, S., Doppelte Körper im Recht, 2015
Körperkraft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist verschiedentlich ein rechtlich bedeutsames Merkmal.
Lit.: Kaser §§ 17, 82 IV 3; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Fehr, H., Kraft und Recht, (in) FS J. Hedemann, 1938, 3
körperlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1523 [Köbel] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Körper betreffend
Körperschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1800) ist sachlich die mitgliedschaftlich verfasste, von dem Wechsel der Mitglieder unabhängige Personenvereinigung. Nach älteren Ansätzen in dem römischen Altertum und in dem Mittelalter sowie in der evangelischen Staatskirchenlehre des 17. Jahrhunderts (so Endrös) setzt sich die Figur der →juristischen Person bzw. Körperschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts (so Forsthoff) durch (→Beseler). Streitig ist die Art des Verständnisses (Fiktion oder realer Organismus). Die Körperschaft kann dem öffentlichen Recht oder dem privaten Recht angehören. Der Personenverband (K.?) wird schon in älterer Zeit durch Symbole dargestellt (beispielsweise Krone, Lanze, Thron, Schlüssel, Leib, Schiff, Mauer). In Deutschland wird 1920 die Körperschaftsteuer für juristische Personen von der seit 1799 entwickelten Einkommensteuer verselbständigt.
Lit.: Kaser §§ 17 I, II, 82 IV 3; Kroeschell, DRG 3; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Schnorr von Carolsfeld, L., Geschichte der juristischen Person, 1932; Schikorski, F., Die Auseinandersetzung um den Körperschaftsbegriff, 1978; Schröder, J., Zur älteren Genossenschaftstheorie, (in) Quaderni Fiorentini 11/12 (1982/3), 399; Endrös, A., Entstehung und Entwicklung des Begriffs „Körperschaft des öffentlichen Rechts“, 1985; Landau, P., Gesellschaftliches Recht und das Prinzip freier Körperschaftsbildung in der Rechtsphilologie von Heinrich Ahrens, (in) FS A. Erler, 1986, 157; Eichler, H., Die Verfassung der Körperschaft und Stiftung, 1986; Schubel, C., Die Rechtsfähigkeit korporativer Verbände, ZRG 116 (1999), 314; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Selbstregulierung im 19. Jahrhundert, hg. v. Collim P. u. a., 2011
Körperschaftsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Körperschaften betreffende Einkommensteuer (2006 rund 5 Prozent des Steueraufkommens in der Bundesrepublik Deutschland). Sie entsteht in den deutschen Bundesstaaten nach 1871 durch Einbeziehung der Gesellschaften in die Einkommensteuer. Dem folgt das Deutsche Reich 1913 und 1916/1918. 1920 wird ein besonderes Körperschaftsteuergesetz geschaffen. S. Google
Lit.: Potthast, T., Die Entwicklung der Körperschaftsteuer, 2008
Körperverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Eingriff in die körperliche Unversehrtheit eines Menschen. Sachlich ist Körperverletzung von Anbeginn der Menschheit an denkbar. In dem altrömischen Recht soll, wer einem Freien ein Glied zerreißt, sich entweder mit ihm vergleichen oder (höchstens) dasselbe erleiden. Wer einem anderen (nur ?) ein Bein bricht, soll (nur ?) die feste Summe von 300 Pfund Kupfer (lat. [F.] poena) entrichten, bei einem Sklaven 150 Pfund Kupfer. Wer einem anderen ein sonstiges Unrecht (sonstige Körperverletzung, Freiheitsentzug, Beleidigung) antut, soll 25 Pfund Kupfer leisten. In dem klassischen römischen Recht ist Rechtsfolge der Körperverletzung ein durch Schätzung zu bestimmender (unvererblicher) Geldausgleich. Bei den Germanen und in dem Frühmittelalter wird die Körperverletzung durch in den Volksrechten unterschiedlich bestimmte →Buße ausgeglichen. In dem Hochmittelalter erscheint sie als Straftatbestand (Lähmung, blutende Wunde, trockener Schlag). In der Constitutio Criminalis Carolina (1532) fehlt ein Straftatbestand Körperverletzung. In der Neuzeit wird die tätliche Beleidigung von der Körperverletzung abgesondert. Zugleich wird für Schmerzen in dem Privatrecht Schadenersatz gewährt. In dem 19. Jahrhundert wird die Körperverletzung systematisiert (schwere Körperverletzung, fahrlässige Körperverletzung). S. Google
Lit.: Söllner §§ 8, 10; Köbler, DRG 27, 48, 119, 158; Brunner, H., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 2. A. 1906, Neudruck 1958; Günther, L. Über die Hauptstadien der geschichtlichen Entwicklung des Verbrechens der Körperverletzung, Diss. jur. Erlangen, 1884; Wachenfeld, F., Die Begriffe von Mord und Totschlag sowie vorsätzlicher Körperverletzung mit tödlichem Ausgang, 1890; Friese, V. Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; His, R., Die Körperverletzung im Strafrecht des deutschen Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 75; Wittmann, R., Die Körperverletzung an Freien im klassischen Recht, 1972; Völkl, A., Die Verfolgung der Körperverletzung im frühen römischen Recht, 1984; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Korn, F., Körperverletzungsdelikte, 2003; Gröning, C., Körperverletzungsdelikte, 2004
Korporation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Körperschaft (E. 19. Jahrhundert auch Studentenverbindung), s. Google
Lit.: Feistl, M., Eigentumsverhältnisse an Corpshäusern, Diss. jur. Regensburg 2010
korrumpieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verderben, bestechen
korrupt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) bestechlich, käuflich
Korruption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verderbnis) ist das durch materielle Vorteile (in einfachen Fällen Geld, in eleganteren Fällen geldwerte Beziehungen) bewirkte pflichtwidrige Verhalten von Verpflichteten bzw. die Erlangung eines privaten Vorteils durch Missbrauch eines öffentlichen Amtes. Korruption findet sich an vielen Orten zu vielen Zeiten (beispielsweise Vermittlung einer Stelle als Universitätsassistent als Entgelt für eine Schmeichelbiographie, Verbeamtung eines Betrügers auf Antrag eines Lügners als Entgelt für eine Wahl zum Institutsvorstand, Überlassung einer Schriftenreihe einer Klinik als Entgelt für die Habilitationsvermittlung, Verbeamtung gegen Festschrift u. s. w.). Wer sie bekämpft und sich nicht selbst korrumpieren lässt, wird von ihr mit allen Mitteln verfolgt. In Altertum und Mittelalter ist Korruption (beispielsweise Ämterkauf) (als personenorientierte Mikropolitik) selbverständlich, mit der Trennung von öffentlichem Bereich und privaten Interessen wird sie vielfach grundsätzlich (meistens nur bei anderen öffentlich) abgelehnt (, in dem eigenen Interesse aber tatsächlich selbverständlich geübt). S. Google
Lit.: Brooks, R., Corruption in American Politics, 1910; Göhring, M., Die Ämterkäuflichkeit im Ancien Régime, 1935; Klaveren, J. van, Die historische Erscheinung der Korruption, (in) VSWG 44 (1957), 289; Gardiner, J., The Politics of Corruption, 1970; Korruption im Altertum, hg. v. Schuller, W., 1982; Sturminger, A., Die Korruption in der Weltgeschichte, 1982; MacCullen, R., Corruption and the Decline of Rome, 1988; Political Corruption, hg. v. Heidenheimer, A. u. a., 1989; Rennstich, K., Korruption, 1990; Bannenberg, B./Schaupensteiner, W., Korruption in Deutschland, 2004; Engels, I., Politische Korruption in der Moderne, (in) HZ 282 (2006), 313; Durynek, J., Korruptionsdelikte (§§ 331ff. StGB), 2008; Geld - Geschenke - Politik - Korruption im neuzeitlichen Europa, hg. v. Engels, J. u. a., 2009; Rosillo López, C., La corruption à la fin de la République romaine, 2010; Korruption, hg, v. Grüne, N. u. a., 2010; Baumann, A., Korruption und Visitation am Reichskammergericht, 2012; Klein, A., Korruption und Korruptionsskandale in der Weimarer Republik, 2014; Engels, J., Die Geschichte der Korruption, 2014; Ruderer, S., Korruption und Staatsbildungsprozess, (in) HZ 300 (2015) 66; Bernsee, R., Moralische Erneuerung, Korruption und bürokratische Reformen in Bayern und Preußen 1780-1820, 2017; Rothfuss, A., Korruption im Kaiserreich – Debatten und Skandale zwischen 1871 und 1914. 2019; Engels, J., Alles nur gekauft?, 2019; Wahlkorruption in der frühen Neuzeit, hg. v. Harivel, M. u. a. 2019; Rosenmüller, C., Corruption and Justice in Colonial Mexico, 1650-1755, 2019; Rothfuss, A., Korruption im Kaiserreich, 2019
Korsika ist die in dem nordwestlichen Mittelmeer gelegene Insel, die seit 227 zu der römischen Provinz Sardinien gehört. Nach Einfällen von Vandalen, Ostgoten, Oströmern, Langobarden, Sarazenen und Mauren setzt sich bis 1347 Genua durch. 1764/1768 gibt Genua Korsika an Frankreich. 1982 erhält das demnach in dem Recht nacheinander römisch, genuesisch und französisch geprägte Korsika in Frankreich Autonomie. S. Google
Lit.: Histoire de la Corse, hg. v. Arrighi, J., 1971; Grimaldi, S., La Corse, 1988
Koschaker, Paul (Klagenfurt 19. 4. 1879-Basel 1. 6. 1951) wird nach dem Studium der Mathematik und dann Rechtswissenschaft in Graz 1903 promoviert und 1905 habilitiert. Er wird 1908 Professor in Innsbruck, 1909 ordentlicher Professor in Prag, 1915 in Leipzig, 1936 in Berlin und 1941 in Tübingen. 1947 veröffentlicht er sein Werk Europa und das römische Recht (4. A. 1966).
Lit.: Nachrruf ZRG GA 68 (1951) IXff. (Below, K./Falkenstein, A.)
Kosovo (zu der Amsel [kos] gehörig) ist das 2008 von Serbien verselbständigte, von Albanern bewohnte Gebiet des ehemaligen Jugoslawien. S. Google
Lit.: Schmitt, O., Kosovo, 2008; Gritsch, K., Inszenierung eines gerechten Krieges?, 2010; Gromes, T., Ohne Staat und Nation ist keine Demokratie zu machen, 2012; Das neue Kosovo, hg. v. Džihic, V. u. a., 2013
Kossuth, Lajos (Monok/Ungarn 19. 9. 1802-Turin 20. 3. 1894) wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Sárospatak und Pest Advokat, Journalist und Abgeordnetenvertreter (1837 vier Jahre Festungshaft wegen Hochverrats), 1848 Finanzminister Ungarns, 1849 nach Unabhängigkeitserklärung von dem 14. 4. 1849 in Ungarn Reichsverweser. An dem 11. 8. 1849 tritt er zurück und flieht nach der Kapitulation in das osmanische Reich, 1852 nach London und (nach Bekanntschaft mit Giuseppe Mazzini) 1861 nach Turin. S. Google
Lit.: Lajos Kossuth, hg. v. Fischer, H., 2007
Kost (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 bzw.13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Aufwand, Ausgabe →Kosten
kosten (1) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1172-1190 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 12. Jahrhundert [Konrad von Würzburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Preis haben, davon verschieden kosten (2) versuchen, s. Google
Kosten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 12. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., Aufwand) sind die Werte, die für die Beschaffung oder Herstellung eines Gutes aufgewendet werden. Bereits in dem →Kognitionsverfahren des klassischen römischen Rechtes trägt der Unterliegende die Kosten des Verfahrens. Dieser Grundsatz ist in der Neuzeit wieder erkennbar, wobei in dem 18. Jahrhundert aus aufgeklärten Erwägungen das sog. →Armenrecht bzw. in dem späteren 20. Jahrhundert (Deutschland 1980) die →Prozesskostenhilfe entsteht. S. Google, →Kost
Lit.: Köbler, DRG 34, 56, 155; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Birkl, N., Prozesskosten- und Beratungshilfe, 2. A. 1981; Oestmann, P., Streit um Anwaltskosten in der frühen Neuzeit, ZRG 132 (2015), 152, ZRG 133 (2016), 191
Kostvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der Vertrag über Verköstigung, Kleidung und Ausbildung eines Kindes anderer Menschen. S. Google
Lit.: Ebel, W., Kostverträge nach lübischen Stadtbüchern, (in) FS H. Lentze, 1969, 137
KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) →Kommunismus
Kraft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 900 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Macht, Fähigkeit
Kraftfahrzeug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Landfahrzeug, das durch Maschinenkraft bewegt wird, ohne an Geleise gebunden zu sein. Das mit Benzin getriebene Kraftfahrzeug wird 1885 erfunden und 1886 von Carl Benz vorgeführt (N. A. Otto stationärer Viertaktverbrennungsmotor, 1885 C. F. Benz verkehrsfähiges Kraftfahrzeug, 1886 G. Daimler). In Frankreich (1893 etwa 500 Automobile, 1900 2897 Automobile und 11252 Motorräder) wird an dem 14. 8. 1893 eine Pariser Ordonnance über den Verkehr mit Motorfahrzeugen erlassen. In Deutschland, wo 1902 4738 Kraftfahrzeuge (Automobile) für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen sind, werden 1909 durch das Kraftverkehrsgesetz (3. 5. 1909) zu dem 1. 10. 1909 die →Gefährdungshaftung für den Halter eines Kraftfahrzeugs und der Straftatbestand der Unfallflucht des Kraftfahrzeugführers (§ 22 KFG) eingeführt. Um 1935 ist wegen der schwächeren Kaufkraft der Bevölkerung die Hälfte der Motorräder weltweit in dem Deutschen Reich zugelassen. Nach 1960 werden Automobile in Deutschland zu einem Massenartikel für nahezu jedermann. Ab dem Beginn des 21. Jahrhunderts wird der Antrieb durch Elektrizität beworben und voraussichtlich auch bald vorgeschrieben.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GesetzUeberDenVerkehrMitKraftfahrzeugen1909.pdf, Köbler, DRG 216, 251; Schubert, W., Das Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. 5. 1909, ZRG GA 117 (2000), 238; Gadow, O. v., Die Zähmung des Automobils, 2002; Schubert, W., Das Auomobil ist der Anarchist unter den Gefährten, ZRG GA 123 (2006), 218; Ausschüsse für Luftrecht, Luftschutzrecht, Kraftfahrzeugrecht und Rundfunkrecht, hg. v. Schubert, W., 2009; Steinbeck, F., Das Motorrad, 2012; Automobilindustrie 1945-2000, hg. v. Tilly, S. u. a., 2013; Öffner, A., Die Macht der Interessen, 2016; Köhler, I., Auto-Identitäten, 2018
Kraichgau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), s. Google
Lit.: Adam, T., Kleine Geschichte des Kraichgaus, 2010
Krain (Wort slawisch) ist die nahe den Karawanken gelegene Landschaft, die nacheinander von Römern, Langobarden und Slowenen besiedelt wird und in dem 8. Jahrhundert an die Bayern bzw. Franken gelangt (1040 Markgrafschaft). Über verschiedene Grafengeschlechter fällt Krain 1282 und nach Verpfändung endgültig 1335 an die Grafen von →Habsburg. 1394 wird Krain Herzogtum. An dem 29. 10. 1918 kommt der größte Teil von Krain mit Laibach an Jugoslawien, von dort 1991 an Slowenien. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Wolfram, H., Die Geburt Mitteleuropas, 1987; Kos, D., In Burg und Stadt, 2006
Krakau (Wort polnisch) an der oberen Weichsel wird 1000 Sitz eines Bischofs und nach der Neugründung nach Magdeburger Recht (1257) 1320-1611 Hauptstadt →Polens (Stadtrat urkundlich 1264 erstmals erwähnt). 1364 wird in Krakau eine Universität gegründet. Das Gericht auf der Krakauer Burg (1356?) wird Oberhof für zahlreiche deutschrechtliche Städte und Dörfer (bis 1791, Urteile von 1392-1794 erhalten). Von 1795 bis 1918 ist Krakau zeitweise österreichisch. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 100; Patkaniowski, M., Der Krakauer Stadtrat im Mittelalter, 1934 (polnisch); Klodzinski, A., Najstarsza księga sadu najwyzszego prawa niemickiego na zamku krakowskim, 1936; Antiquum registrum privilegiorum et statutorum civitatis Cracoviensis, hg. v. Estreicher, S., 1936; Bardach, J., Historia Panstwa i Prawa Polskiego, Bd. 1 1965, 474; Pauli, K., Das Problem der Kodifikation des Strafrechts in der freien Stadt Krakau nach dem Wiener Kongress, ZRG GA 87 (1970), 224; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2108,2115,2118, 3,3,3507,3509; Z przeszlosci Krakowa, 1989; Decreta iuris supremi Magdeburgensis castri Cracoviensis, hg. v. Lysiak, L., Bd. 1ff. 1990ff.; Łysiak, L., Ius supremum Maydeburgense castri Cracoviensis 1356-1794, 1990; Schüßler, M., Verbrechen in Krakau, ZRG GA 115 (1998), 339; Obladen, M., Magdeburger Recht auf der Burg zu Krakau, 2005; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Boroda, K., Studenci Uniwersytetu Krakowskiego, 2010 (21000, mehr als die Hälfte aus dem Königreich Polen, 10-20 Prozent Abschlüsse des Bakkalaureats); Starzyński, M., Das mittelalterliche Krakau, 2015; Krogner-Kornalik, K., Tod in der Stadt, 2015
Kram (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1213 bzw. 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Althochdeutschen in der Herkunft ungeklärt und fraglich ob über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Zeug
kramen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 13. Jahrhundert [Konrad von Würzburg] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie fraglich, ob über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) suchen, handeln
Krämer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 12. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache [und in Google] belegt sowie jenseits des Althochdeutschen in der Herkunft ungeklärt und fraglich ob über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar sowie Ableitung von Kram[und Kramer], M.) Kleinhändler
Kran (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt] sowie über das erschließbare Germanische - Kranich - mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ein Hebegerät
krank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [Landshut] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) angegriffen, hinfällig, schwach
Krankenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die die bloße Aufbewahrung von Kranken in dem Spital durch den Versuch der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit ersetzende Einrichtung. Das Krankenhaus setzt sich in dem 19. Jahrhundert durch. S. Google
Lit.: Spree, R., Krankenhausentwicklung und Sozialpolitik, (in) HZ 260 (1995), 75; Sauerteig, L., Krankheit, Sexualität, Gesellschaft, 1999; Kumm, R., Das Krankenhauswesen in Hameln, 1999; Leidinger, B., Krankenhaus und Kranke, 2000; Jankrift, K., Krankheit und Heilkunde im Mittelalter, 2003, 2. A. 2012; Stolberg, M., Homo patiens, 2003; Hübner, S., Vom allgemeinen Krankenhaus zur Gesundheitsfabrik, 2004; Dross, F., Krankenhaus und lokale Politik 1770-1850, 2004; Der Dienst am Kranken, hg. v. Aumüller, G. u. a., 2007; Quellen zur Geschichte der Krankenpflege, hg. v. Hähner-Rombach, S., 2008; Homo debilis, hg. v. Nolte, C., 2009; Verortungen des Krankenhauses, hg. v. Görgen, A. u. a., 2014; 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen, hg. v. Leven, K. u. a., 2016
Krankenkasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine gemeinschaftliche Kasse für die Tragung der Kosten individueller Krankheiten, →Krankenversicherung
Krankenversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die private oder soziale Versicherung gegen (die Auswirkungen bzw. Kosten) einer Krankheit. Die soziale Krankenversicherung ist Teil der Sozialversicherung. Sie entsteht nach älteren Gemeindekrankenversicherungen, Hilfs- und Unterstützungskassen (beispielsweise Armen- und Versorgungskasse Chemnitz 1795), Knappschaftskassen, Fabrikkrankenkassen oder Innungskrankenkassen in dem (zweiten) Deutschen Reich an dem 17. 11. 1881/15. 6. 1883 (19. 7. 1911 Reichsversicherungsordnung, 20. 12. 1988 Sozialgesetzbuch V). Träger sind die Krankenkassen. S. Google
Lit.: Koch, P., Kleine Geschichte der privaten Krankenversicherung, 1971; Ritter, G., Sozialversicherung in Deutschland und England, 1983; Bracher, H., Die Entwicklung der Fabrikhaftpflicht in der Schweiz und ihre Ablösung durch Kranken- und Unfallversicherung von 1911, (in) ZNR 8 (1986), 157; Reiter, H., Entstehungsgeschichte, Aufgaben und Organisation der Spitzenverbände der Krankenkassen, 1996; Käsbauer, A., Die Neuordnung der Rechtsbeziehungen zwischen Ärzten und Krankenkassen durch das Berliner Abkommen vom 23. 12. 1913, 2015; Fuchs, S. u. a., Von der Selbsthilfe zur oö. Gebietskrankenasse – 150 Jahresoziale Krankenversicherung, 2020
Krankheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen des natürlichen Wohlbefindens des Menschen oder auch eines anderen Lebewesens. S. Google
Lit.: Frevert, U., Krankheit als politisches Problem 1770-1880, 1984; Göckenjan, G., Kurieren und Staat machen, 1985; Barthel, C., Medizinische Polizey und medizinische Aufklärung, 1989; Stolberg, M., Homo patiens, 2003; Schäfer, D., Alter und Krankheit in der frühen Neuzeit, 2004; Müller-Jahncke, F. u. a., Arzneimittelgeschichte, 2. A. 2004; Landgraf, S., Heilen außerhalb der Medizinal-Ordnung, 2004; The Treatment of Disabled Persons in Medieval Europe, hg. v. Turner, W., 2010; Ritual Healing, hg. v. Csepregi, I, 2012; Hack, A., Gregor der Große und die Krankheit, 2012; Korge, M., Kollektive Sicherung bei Krankheit und Tod, 2013; Jütte, R., Krankheit und Gesundheit in der frühen Neuzeit, 2013; Stölzle, A., Kriegskrankenpflege im ersten Weltkrieg, 2013; Büttner, A., Die konfessionelle Kriegskrankenpflege in dem 19. Jahrhundert, 2013; Vasold, M., Grippe, Pest und Cholera, 2015; Meyer, S., Zuflucht, Kurhaus, Strafanstalt – Die Trinkerheilstätte Stift Isenwald, 2017; Loeckx, R., Cold War Triangle, 2017 (HIV-Virus); Newton, H., Misery to Mirth, 2018; Pest! Eine Spurensuche, hg. v. LWL-Museum u. a., 2019; Ehlers, S., Europa und die Schlafkrankheit, 2019
Kranrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. ius [N.] geranii, N.) ist in dem deutschen Mittelalter das Recht des Landesherrn, Auslegen, Wiegen und Messen von auf Schiffen beförderten Waren anzuordnen sowie später das Recht zu dem Aufstellen und Betreiben eines Kranes. S. Google
Lit.: Eichhorn, F., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 1823, 2. A. 1825, 3. A. 1829, 947, 5. A. 1845
Kranz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1440 [Eger] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ringförmige Umwindung
Lit.: Bergmann, B., Der Kranz des Kaisers, 2010
Kranzgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für den Schadensersatzanspruch einer unbescholtenen Verlobten, die ihrem Verlobten die Beiwohnung gestattet. Dass der Verführer eines Mädchens dieses heiraten und ausstatten soll, bestimmen bereits 2. Moses 22,16 und danach der →Liber extra und das gelehrte Recht. Später tritt eine Entschädigung ein, wenn der Verführer das Mädchen nicht heiratet. In dem 19. Jahrhundert wird der Anspruch eingeschränkt (§ 1300 BGB von 1896/1900), 1998 beseitigt. S. Google
Lit.: Gerber, C.(/Cosack, K.), System des Deutschen Privatrechts, 1848, 17. A. 1895
Krause, Karl Christian Friedrich Eisenberg (Thüringen) 7. 5. 1781-München 27. 9. 1832, s. Google
Lit.: Wirmer-Donos, B., Die Strafrechtstheorie Karl Christian Friedrich Krauses, 2001; Forster, W., Karl Christian Krauses frühe Rechtsphilosophie und ihr geistesgeschichtlicher Hintergrund, 2000; Dierksmeier, C., Der absolute Grund des Rechts, 2003; Krause, K., Ausgewählte Schriften, Bd. 1ff., hg. v. Bach, T. u. a., 2007ff.
Krause, Hermann (Schwerin 27.9. 1902-Heidelberg 31. 7. 1991) Studium Geschichte und dann Rechtswissenschaft Universität Heidelberg, Promotion Universität Rostock (Hans Erich Feine), Habilitation Handelshochschule Berlin 1930 bei Paul Gieseke über Schweigen im Rechtsverkehr, 1936 Universität Heidelberg, 1946 Entlassung durch Militärregierung, 1948 Richter Oberlandesgericht Karlsruhe, 1950 für Handelsrecht und Wirtschaftsrecht Wirtschaftshochschule Mannheim, 1955 Universität München, s. Google
Lit.: Die Universität Heidelberg im Nationalsozialismus, hg. v. Eckardt, W. u. a., 2006, 281f., 312f.; Bertram, B., Hermann Krause – Leben und Werk, 2020
Kredit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1447 [Ravensburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die zeitweise Überlassung von eigenen Mitteln an einen anderen zu wirtschaftlicher Verwertung. Der gebräuchlichste Weg der Gewährung von Kredit ist das →Darlehen. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert wird das Kreditwesen ständig erweitert. An dem 5. 12. 1934 wird in Deutschland das Gesetz über das Kreditwesen erlassen. Wegen der zinsfeindlichen Politik der durchweg Verschuldung fördernden Politik vieler Regierungen der Gegenwart ist derzeit leicht Kredit zu ziemlich geringen Zinsen erhältlich. →Bank
Lit.: Kredit, hg. v. North, M., 1991; Müller, C., Die Entstehung des Reichsgesetzes über das Kreditwesen, 2003; Schönfelder, B., Vom Spätsozialismus zur Privatrechtsordnung, 2012; Georg, J. v., Die Entstehung des Kreditwesengesetzes von 1961, 2012; Keding, S., Finanzmarktsteuerung durch Kreditsicherungsrecht, 2013; Schlütz, F., Ländlicher Kredit, 2013; Signori, G., Schuldenwirtschaft, 2015; Trivellato, F., The Promise and Peril of Credit, 2019
Kreditderivat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem Ende des 20. Jahrhunderts international entwickelte wichtigste Instrument zu Isolierung und Übertragung eines Kreditrisikos.
Lit.: Berg, S., Kreditderivate im deutschen Privatrecht, 2000
Kreditmandat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Auftrag, einem Dritten Kredit zu gewähren. S. Google
Kreis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1120/1130 [GenesisM] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., geometrisch die Menge aller Punkte nut gleichem Abstand zu einem vorgegebenen Punkt der Ebene) ist seit der frühen Neuzeit (1500) in dem Heiligen römischen Reich eine Gebietskörperschaft (→Reichskreis). Seit dem 19. Jahrhundert ist Kreis in deutschen Staaten eine Gebietskörperschaft, die eine Mehrzahl von Gemeinden zu der Erledigung öffentlicher Aufgaben in der Form der Selbstverwaltung zusammenfasst (Landkreis). In Österreich werden ab 1748 nach dem Vorbild Böhmens in den Kronländern für Kreise zentralstaatliche Kreisämter eingerichtet, die 1849 in Bezirke untergliedert, aber 1851 teilweise bzw. 1868 ganz abgeschaffft werden, wobei die Bezirkshauptmannschaften unmittelbar den Statthaltereien unterstellt werden. S. Google
Lit.: Neukirch, A., Der niedersächsische Kreis, 1909; Hartung, F., Die Geschichte des fränkischen Kreises von 1521-1559, 1910, Neudruck 1973; Brusatti, A., Die Entstehung der Reichskreise während der Regierungszeit Maximilians I., 1950; Mally, A., Der österreichische Kreis, 1967; Stadler, K., Der Weg zur Selbstverwaltung der bayerischen Landkreise, 1962; Laufs, A., Der schwäbische Kreis, 1972; Das Land Baden-Württemberg (Amtliche Beschreibung nach Kreis und Gemeinden), Bd. 1ff. 1977ff.; Hundert Jahre Kreisordnung in Nordrhein-Westfalen, hg. v. Landkreistag Nordrhein-Westfalen, 1988; Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise, 1989; Chen, J., Der Kreidekreis in der deutschen Dramenliteratur, 1991; Henneke, H., Die deutschen Kreise und ihr Landkreistag, 2016
Kreisassoziation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist sachlich der Zusammenschluss mehrerer Reichskreise zu gemeinsamem Vorgehen. Eine Kreisassoziation wird 1559 erstmals verwirklicht. Mit der Frankfurter Assoziation von dem 13./23. 1. 1697 erlangt die Kreisassoziation vorübergehend beachtliche Bedeutung.
Lit.: Kopp, J., Gründliche Abhandlung von der Association derer vordern Reichs-Craysse, 1739; Hofmann, H., Reichskreis und Kreisassoziation, (in) Z. f. bay. LG. 25 (1962), 377; Der Kurfürst von Mainz und die Kreisassoziation 1648-1746, hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1975
Kreisgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1388 [Hessen einmal nach einem einzelnen Inhaber der Gerichtsbarkeit benann] bzw. ab 1795 in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für einen →Kreis zuständige Gericht (beispielsweise in Österreich oder in der Deutschen Demokratischen Republik zwischen 1949 und 1990).
Kreisordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1554 [Württemberg] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine für einen oder mehrere →Kreise geltende →Ordnung (beispielsweise Preußen 13. 12. 1872, Posen 20. 12. 1828).
Lit.: Hundert Jahre Kreisordnungen in Nordrhein-Westfalen, hg. v. Landkreistag Nordrhein-Westfalen, 1988; Benzig, H., Bismarcks Kampf um die Kreisordnung, 1996
Kreistag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1542 [Wetterau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit der frühen Neuzeit eine Versammlung von Amtsträgern eines Kreises. S. Google
Lit.: Hartmann, P., Die Kreistage des Heiligen römischen Reiches, (in) ZHF 19 (1992, 29ff.; Humphreys, N., Der Fränkische Kreistag 1650-1740, 2011
Kreisverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1569 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit der frühen Neuzeit die Verfassung eines Kreises (Reichskreis, Landkreis).
Lit.: Neukirch, A., Der niedersächsische Kreis und die Kreisverfassung von 1542, 1909; Schmidt, W., Geschichte des niedersächsischen Kreises, (in) Nieders. Jb. 7 (1930), 1
Kreittmayr (Kreitmeir), Wiguläus Xaverius Aloysius (1745 Frhr. v.) (München 14. 12. 1705-27. 10. 1790), Hofratssohn einer Familie aus Friedberg in Bayern, wird nach dem Rechtsstudium in Salzburg, Ingolstadt, Leiden und Utrecht und einem Praktikum an dem Reichskammergericht 1725 (mit 20 Jahren) Hofrat in Bayern, 1749 Vizekanzler und 1758 Kanzler. Er steht in dem Mittelpunkt der zwecks Rechtsvereinheitlichung, Bindung der Richter an das Gesetz und Abstellung von Missbräuchen in der Mitte des 18. Jahrhunderts vorgenommenen Gesetzgebung Bayerns. Auf ihn gehen maßgeblich der (lat. [M.]) →Codex iuris Bavarici criminalis (1751 Strafrechtsgesetzbuch Bayerns), der →Codex iuris Bavarici iudiciarii (1753 Verfahrensrechtsgesetzbuch Bayerns) und der →Codex Maximilianeus Bavaricus civilis (1756 Zivilrechtsgesetzbuch Bayerns Maximilians) zurück, die er auch selbst kommentiert. Außerdem verfasst er Grundrisse zu dem Privatrecht (1768) und Staatsrecht (1769). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 139; Kreittmayr, W., Compendium iuris, 1768, Neudruck 1990; Peitzsch, W., Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Wiguläus Xaverius Aloysius Freiherr von Kreittmayr, hg. v. Bauer, B. u. a., 1991; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/CMBC1756.htm
Kreml (russ., M.) Wald, Burg, s. Google
Kremsier (N.) ein Ort in Mähren, →Kremsierer Entwurf
Kremsierer Entwurf (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von dem in dem Juli 1848 gewählten, an dem 22. 7. 1848 in Wien konstituierten, an dem 22. 10. 1848 von Wien nach Kremsier (in Mähren [Kromeriz]) verlegten Reichstag Österreichs erarbeitete Entwurf einer Verfassung, der zwar ursprünglich von der Volkssouveränität ausgeht, inhaltlich aber wesentlich der →pillersdorfschen Aprilverfassung (mit Gewaltenteilung, Gegenzeichnung der Vollzugshandlung des Kaisers durch den verantwortlichen Minister, Reichstag bestehend aus Volkskammer [Zensuswahlrecht] und [von Landtagen und Kreistagen beschickter] Länderkammer, Grundrechtskatalog) entspricht. Wegen gewaltsamer Auflösung des Reichstags durch die Regierung zu dem 4. 3. 1849/17. 3. 1849 auf Grund der Meinungsverschiedenheit über die Volkssouveränität bleibt der Kremsierer Entwurf bloßer Entwurf. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 193; Baltl/Kocher; Gottsmann, A., Der Reichstag von Kremsier, 1995
Kremsmünster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine an der Krems aus einem 777 gegründeten Kloster erwachsene Marktgemeinde in Oberösterreich. S. Google
Lit.: Die Anfänge des Klosters Kremsmünster, red. v. Haider, S., 1978
Kreta ist die Insel in dem südöstlichen Mittelmeer, die 67 v. Chr. römische Provinz wird und über Oströmer und Araber 1204/1212 an Venedig fällt. 1645-1649 erobern die Osmanen (Türken) Kreta. Die 1832 einsetzende Befreiungsbewegung führt 1908/1913 zu dem Anschluss an →Griechenland. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., 3,5,485; Gallas, K., Kreta, 1984; Tsougarakis, D., Byzantine Crete, 1988; Link, S., Das griechische Kreta, 1994; Chaniotis, A., Das antike Kreta, 2004; Wallace, S., Ancient Crete, 2010
Kreuz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1227 [Braunschweig] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Form zweier rechtwinkelig zueinander stehender Linien das Sinnbild des Leidens und der Auferstehung des durch Kreuzigung von Römern und Juden getöteten Religionsstifters Jesus Christus (Nazareth um 7-4 bzw. 6-5 v. Chr.?-Golgotha/Jerusalem um 30 n. Chr.). Es kennzeichnet daneben auch die Herrschaftsgewalt. In dem Mittelalter werden vielfach Steinkreuze und auch Kreuzsteine als Erinnerung an den Tod eines Menschen angebracht. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, 1, 238f., 271f.; Paulsen, P., Axt und Kreuz bei den Nordgermanen, 1948; Dinkler, E., Das Kreuz als Tropaion, (in) FS T. Klausen, 1964; Maisel, W., Archeologia prawna Europy, 1989; Kunz, W., Gipfelkreuze in Tirol, 2011; Samuelsson, G., Crucifixion in Antiquity, 2011, 2. A. 2013; Das Kreuz, hg. v. Heussler, C./Gensichen, S., 2012; Cook, J., Crucifixion in the Mediterranean World, 2014
Kreuzberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein durch ein Kreuz gekennzeichneter Berg und beispielsweise ein Ortsteil Berlins.
Kreuzbergurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem Oberverwaltungsgericht Preußens an dem 14. 6. 1882 gefällte Urteil, das der →Polizei die Zuständigkeit für Maßnahmen der Wohlfahrtspflege (Untersagung eines Bauvorhabens) dann abspricht, wenn keine besondere gesetzliche Grundlage dafür vorliegt. Damit wird die Polizei auf den Schutz von Sicherheit und Ordnung beschränkt. Der Freiheitsraum des Bürgers wird erweitert. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Preu, P., Polzeibegriff und Staatszwecklehre, 1983; Naas, S., Die Entstehung des preußischen Polizeiverwaltungsgesetzes von 1931, 2003
kreuzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Kreuz machen, kreuzigen, hinfahren und herfahren
Kreuznach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein Ort mit knapp 50000 Einwohnern in Rheinland-Pfalz
Lit.: Massmann, G, Die Verfassung der Stadt Kreuznach, Diss. jur. Bonn 1962
Kreuzprobe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht – unmittelbar - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gottesurteil, bei dem sich zwei Menschen mit ausgebreiteten Armen aufstellen und die Behauptung dessen als erwiesen angesehen wird, der seine Arme länger waagrecht halten kann.
Lit.: Köbler, G., Welchen Gottes Urteil ist das Gottesurteil des Mittelalters?, (in) FS W. Trusen, 1994, 84
Kreuzzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die unter dem Zeichen des christlichen Kreuzes ausgeführte Kriegsfahrt (zu der Eroberung der christlichen Gedenkstätten in Palästina zwischen 1096 und 1270). 1095 ruft Papst Urban II. in Clermont auf Bitten des von den turkmenischen Seldschuken bedrohten oströmischen Kaisers die Ritter zu einem Kreuzzug auf. 1099 wird Jerusalem erobert. In den folgenden 6 Kreuzzügen wird aber nur die islamische Rückgewinnung zeitlich verzögert. Dessenungeachtet belebt der Kreuzzug den Handel in Europa und beeinflusst in Randbereichen auch das Recht (Ritterorden, Kreuzfahrerstaaten, Ablass, Verschollenheit, Todeserklärung). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 93; Mitteis, H., Zum Schuld- und Handelsrecht der Kreuzfahrerstaaten, (in) Arbeiten zum Handelsrecht u. s. w. 62 (1931), 229; Grousset, R., Histoire des croisades et du royaume franc de Jérusalem, Bd. 1ff. 2. A. 1949; Runciman, R., Geschichte der Kreuzzüge, Bd. 1ff. 1957ff., 7. A. 2001; Atiya, A., Kreuzfahrer und Kaufleute, 1964; Mayer, H., Geschichte der Kreuzzüge, 1965, 9. A. 2000, 10. A. 2005; The Atlas of the Crusades, hg. v. Riley-Smith, J., 1991; Housley, N., The Later Crusades, 1992; Mayer, H., Varia Antiochena, 1993; Hehl, E., Was ist eigentlich ein Kreuzzug?, (in) HZ 259 (1994), 297; Buisson, L., Heerführertum und Erobererrecht auf dem ersten Kreuzzug, ZRG GA 112 (1995), 316; Richard, J., Histoire des croisades, 1996; Riley-Smith, J., The first Crusaders 1095-1131, 1997; Die Kreuzfahrerstaaten, hg. v. Mayer, H. u. a., 1997; Riley-Smith, J., Historische Geschichte der Kreuzzüge, 1999; The Crusades, hg. v. Hunyadi, Z., 2001; Der Kreuzzug Friedrich Barbarossas, hg. v. Bühler, A., 2002; Jaspert, N., Die Kreuzzüge, 2002, 4. A. 2008, 5. A. 2010, 6. A. 2014; Geldsetzer, S., Frauen auf Kreuzzügen 1096-1291, 2003; The Experience of Crusading, Bd. 1f. hg. v. Bull, M. u. a., 2003; Oberste, J., Der Kreuzzug gegen die Albigenser, 2003; Thorau, P., Die Kreuzzüge, 2004; Hechelhammer, B., Kreuzzug und Herrschaft unter Friedrich II., 2005; Hebräische Berichte über die Judenverfolgungen während des ersten Kreuzugs, hg. v. Haverkamp, E., 2005; Ebendorfer, T., Historia Jerusalemitana, hg. v. Zimmermann, H., 2006; Housley, N., Contesting the Crusades, 2006; The Seventh Crusade, hg. v. Jackson, P., 2007; Constable, G., Crusaders and Crusading in the Twelfth Century, 2008; Projets de Croisade (v. 1290-v. 1330), hg. v. Paviot, J., 2008; Phillips, J., Holy Warriors, 2009; Tyerman, C., Die Kreuzzüge, 2009; Asbridge. T., Die Kreuzzüge, 2010; Wagner, T., Die Seuchen der Kreuzzüge, 2009; Seitz, A., Das lange Ende der Kreuzfahrerreiche, 2010; Gladysz, M., The Forgotten Crusaders, 2012; Remembering the Crusades, hg. v. Paul, N. u. a., 2012; Barber, M., The Crusader States, 2012; Guard, T., Chivalry, Kingship and Crusade, 2013; Christie, N., Muslims and Crusaders, 2014; Cobb, P., Der Kampf ums Paradies, 2015; Riley-Smith, J., Die Kreuzzüge, 2016; Naus, J., Constructing Kingship – The Capetian Monarchs of France and the Early Crusades, 2016; Durrer, A., Die Kreuzfahrerherrschaften, 2017; Frankopan, P., Der erste Kreuzzug, 2017 (Hilfeersuchen aus Byzanz); Crowley, R., Der Fall von Akkon – Der letzte Kampf um das Heilige Land, 2020; Weitzel, T., Kreuzzug als „Heiliger Krieg“? – Der erste Kreuzzug im Spannungsfeld zwischen Gewalt und Frieden, (in) HZ 311 (2020), 321; Morton, N., The Crusader States and their Neighbours – A Military History 1099-1187, 2020; Weitzel, T., Kreuzzug als charismatische Bewegung, 2019 (Bedeutung der Päpste relativiert)
Krieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1225 [Bayern] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Austragung von Streitigkeiten und Interessengegensätzen zwischen Völkern oder Staaten mit Gewalt. Die Anfänge des Krieges reichen in vorgeschichtliche Zeit zurück und lassen sich vielleicht mit der Sesshaftwerdung verbinden. Seit dem Altertum stellt sich dabei die Frage nach dem →gerechten Krieg. Angesichts der Gefährlichkeit der von der Menschheit allmählich erfundenen Waffen werden in der Neuzeit bestimmte Erscheinungen des Krieges als menschenrechtswidrig angesehen. Seit dem 19. Jahrhundert kommt es zu völkerrechtlichen Vereinbarungen über unzulässige Maßnahmen (Genfer Konvention über die Verbesserung des Loses der Verwundeten der Streitkräfte von 1864, Haager Abkommen betreffend die Gesetze und Gebräuche des Landkriegs, Haager Landkriegsordnung von 1907). 1914 beginnt der Bombenkrieg und an dem 9. Februar 1916 verwendet der französische Journalist Léon Daudet den Ausdruck totaler Krieg. Durch den →Kelloggpakt (1928) wird der Krieg allgemein geächtet, aber nicht beseitigt. Der Mächtige macht auch in der Gegenwart grundsätzlich, was er will, mit Gewalt.
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 567; Köbler, WAS; Görris, G., De denkbeelden over oorlog, 1912; Thilo, M., Das Recht der Entscheidung über Krieg und Frieden, 1938; Cram, K., Iudicium belli, 1955; Rosenau, P., Wehrverfassung und Kriegsrecht in mittelhochdeutscher Epik, Diss. jur. Bonn 1959; Pietzcker, F., Die Schlacht bei Fontenoy 841, ZRG GA 81 (1964), 318; Angermeier, H., Die Reichskriegsverfassung in der Politik der Jahre 1679-1681, ZRG GA 82 (1965), 190; Auer, L., Der Reichskriegsdienst des Klerus unter den sächsischen Kaisern, Diss. phil. Wien 1968 (masch.schr.); Das Deutsche Reich und der zweite Weltkrieg, Bd. 1ff. 1979ff.; Gruchmann, L., Der zweite Weltkrieg, 8. A. 1985; Goldstein, E., Wars and Peace Treaties, 1992; Contamine, P., La guerre au Moyen Age, 3. A. 1992; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; La guerre, hg. v. Contamine, P., Bd. 1f. 1996; Ohler, N., Krieg und Frieden im Mittelalter, 1997; Heiduk, C./Höfert, A./Ulrichs, C., Krieg und Verbrechen, 1997; Krieg ist ein Gesellschaftszustand, hg. v. Hamburger Institut für Sozialforschung, 1998; Die Wiedergeburt des Krieges, hg. v. Kunisch, J./Münkler, H., 1999; Der Krieg im Mittelalter, hg. v. Brunner, H., 1999; Tuck, R., The rights of war and peace, 1999; Krieg im Mittelalter, hg. v. Kortüm, H., 2000; Staat und Krieg, hg. v. Rösener, W., 2000; Wie Kriege entstehen, hg. v. Wegner, B., 2000; Die Wahrnehmung und Darstellung von Kriegen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. v. Brunner, H., 2000; Schlachten der Weltgeschichte, hg. v. Dörster, S. u. a., 2001; Wie Kriege enden, hg. v. Wegner, B., 2. A. 2003; Dülffer, J., Im Zeichen der Gewalt, hg. v. Kröger, M. u. a., 2003; Wolfrum, E., Krieg und Frieden in der Neuzeit, 2003; Der Krieg im Bild, hg. v. Arbeitskreis historische Bildforschung, 2003; Rak, C., Krieg, Nation und Konfession, 2004; Kriegsniederlagen, hg. v. Carl, H., 2004; Luh, J., Kriegskunst in Europa, 2004; Fuchs, S., Vom Segen des Krieges, 2004; The Cambridge History of Warfare, hg. v. Parker, G., 2005; Chaniotis, A., War in the Hellenistic World, 2005; Krieg – Gesellschaft – Institutionen, hg. v. Meißner, B. u. a., 2005; Prietzel, M., Kriegführung im Mittelalter, 2006; Prietzel, M., Krieg im Mittelalter, 2007; Stöver, B., Der kalte Krieg, 2007; Ganschow, T., Krieg in der Antike, 2007; Etzersdorfer, I., Krieg, 2007; Formen des Krieges – von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Beyrau, S. u. a., 2007; Flaig, E., Heiliger Krieg, (in) HZ 285 (2007), 265; Zeillinger, G., Lebensformen im Krieg, 2007; Klesmann, B., Bellum solemne, 2007; Toppe, A., Militär und Kriegsvölkerrecht, 2008; Der siebenjährige Krieg, hg. v. Externbrink, S., 2008; Kriegskosten und Kriegsfinanzierung in der Antike, hg. v. Burrer, F. u. a., 2008; Kriegsgreuel, hg. v. Neitzel, S. u. a., 2008; Heilige Kriege, hg. v. Schreiner, K., 2008; Krieg, Militär und Migration in der frühen Neuzeit, hg. v. Asche, M. u. a., 2008; Kortüm, H., Der Krieg im Mittelalter, 2009; Heuser, B., Den Krieg denken, 2009; Dieckie, I. u. a., Geschichte der Seekriege, 2010; Sidebottom, H., Der Krieg in der antiken Welt, 2008; Clauss, M., Kriegsniederlagen im Mittelalter, 2010; Kortüm, H., Kriege und Krieger, 2010; Die Kriege des 20. Jahrhunderts, hg. v. Black, J., 2010; Berger, D., Krieg und Völkerrecht am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, 2010; Imperialkriege von 1500 bis heute, hg. v. Bührer, T. u. a., 2011; Emmerich, A., Der Kalte Krieg, 2011; Urban, W., Matchlocks to Flintlocks, 2011; Rechtsprechung zur Bewältigung von Kriegsfolgen, hg. v. Jörn, N., 2012; Schuirmann, J., Rahmenbedingungen der medialen Kriegsberichterstattung, 2012: Parrott, D., The Business of War, 2012; Tischer, A., Offizielle Kriegsbegründungen in der frühen Neuzeit, 2012; Bönker, D., Militarism in a Global Age, 2012; Bachrach, D., Warfare in Tenth-Century Germany, 2012; Airy Curtains in the European Ether - Broadcasting and the Cold War, hg. v. Badenoch, A. u. a., 2013; Kleinschmidt, H., Diskriminierung durch Vertrag und Krieg, 2013; Karsten, A., Große Seeschlachten, 2013; Heuser, B., Rebellen – Partisanen – Guerilleros, 2013; Hüppauf, B., Was ist Krieg?, 2013; Woodard, R., Myth, Ritual and the Warrior in Roman and Indo-European Antiquity, 2013; Kramp, M., 1914 – Vom Traum zum Albtraum – Köln und der Beginn des Bombenkriegs in Europa, 2014; Brock, T., Archäologie des Krieges – Die Schlachtfelder der deutschen Geschichte, 2015; Martines, L., Blutiges Zeitalter – Europa im Krieg 1450-1700, 2015; Kruse, V., Kriegsgesellschaftliche Moderne, 2015; Krieg – eine archäologische Spurensuche, hg. v. Meller, H., 2015; Buc, P., Heiliger Krieg – Gewalt im Namen des Christentums, 2015; Deißler, S., Eigendynamische Bürgerkriege, 2015; Münkler, H., Kriegssplitter – Die Evolution der Gewalt im 20. und 21. Jahrhundert, 2015; Jentzsch, C., Der Seekrieg 1914-1918, 2016; Gehrig, S., Recht im Kalten Krieg, (in) HZ 303 (2016),64; Whately, C., Battles and generals, 2016; Busam, K., Kriegsfolgenbewältigung in der Rechtsprechung, 2017; Creveld, M. van, More on War, 2017; Armitage, D., Bürgerkrieg, 2018 (eher schwach); Die Revolutions- und napoleonischen Kriege, hg. v. Bauerkämper, A. u. a., Bd. 1ff 2018; Stein, L., Grenzlandschicksale – Unternehmen evakuieren, 2018; Lingen, K. v., Crimes against Humanity – Eine Ideengeschichte der Zivilisierung von Kriegsgewalt 1864-1945, 2018; Reichenberger, F., Der gedachte Krieg, 2018 (Kriegsbilder in der Führung der Bundeswehr); Fazal, T., (Kein) Recht im Krieg?, 2019; Steininger, R., Der kalte Krieg 1945-1991, 2019; Langewiesche, D., Der gewaltsame Lehrer – Europas Kriege in der Moderne, 2019; Hölscher, T., Krieg und Kunst im antiken Griechenland und Rom, 2019; Füssel, M., Der Preis des Ruhms – Eine Weltgeschichte des siebenjährigen Krieges 1756-1763, 2019; Eine Geschichte des Krieges, hg. v. Cabanes, B., 2020; Politisches Entscheiden im Kalten Krieg, hg. v. Großbölting, T. u. a., 2020; Haack, C., Die Krieger der Karolinger, 2020; Müller, C., Clausewitz verstehen – Wirken, Werk und Wirkung, 2021
kriegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1225-1230 [Rudolf von Ems] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bekommen, kämpfen
Kriegsartikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1603 Livland] in zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Wort 1603 belegt) ist in der Neuzeit das kriegsherrliche Gebot für Soldaten (Schweden 1632, Brandenburg 1656, Österreich 1808). In dem 19. Jahrhundert tritt das Militärstrafgesetzbuch teilweise an die Stelle der Kriegsartikel. S. Google
Lit.: Friccius, C., Geschichte des deutschen Kriegsrechts, 1848; Weisl, E., Heeresstrafrecht, 1892
Kriegsbefestigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [Freiburg im Breisgau] in Übertragung von lat. litis contestatio [F.] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) oder Streitbefestigung ist die deutsche Bezeichnung für die (lat.) →litis contestatio (F.) des (römischen) Verfahrensrechts. S. Google
Kriegsentschädigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Entschädigung des Siegers eines Krieges durch den Besiegten wegen der erlittenen Schäden. Ansätze hierzu kennen Altertum und Mittelalter. Francisco de Vitoria (vor 1546) und Hugo →Grotius (1624) erlauben die Kriegsentschädigung durch Beutemachen. Seit dem 18. Jahrhundert enthalten Friedensverträge häufig eine Verpflichtung zu einer Kriegsentschädigung (Reparation). S. Google
Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007
Kriegserklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Reichsabschied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Erklärung eines Krieges durch einen Staat gegenüber einem anderen Staat. Sie findet sich schon in dem Altertum und in dem Mittelalter, ohne als stets notwendig angesehen zu werden. 1907 wird die Kriegsklärung als verpflichtend festgelegt, ohne dass dies überall jederzeit beachtet wird. S. Google
Lit.: Steinbein, A., Die Form der Kriegserklärung, Diss. jur. Straßburg, 1917; Müller, K., Zur Reichskriegserklärung im 17. und 18. Jahrhundert, ZRG GA 90 (1973), 246; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007
Kriegsgefangener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – nicht unmittelbar - bezeugt – siebzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1635 [Reichsabschied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in einem Krieg in die Gefangenschaft des Gegners geratene Mensch. Ursprünglich ist er Feind bzw. Beute und damit weitgehend rechtlos. Erst seit dem späteren 18. Jahrhundert entwickeln sich Rechte des Kriegsgefangenen (Preußen-Amerika 1785, Genf 1864). Die Haager Landkriegsordnung (29. 7. 1899) sichert dem Kriegsgefangenen rechtmäßiges Verhalten des Gegners zu, was durch das Genfer Abkommen über die Behandlung der Kriegsgefangenschaft von dem 26. 7. 1929 noch entschiedener gesichert wird (abgeändert durch das Genfer Abkommen von dem 12. 8. 1949). S. Google
Lit.: Kaser §§ 15 II, 58 VII; Knorr, W., Das Ehrenwort Kriegsgefangener, 1916; Scheidl, F., Die Kriegsgefangenen, 1943; Hinz, J., Das Kriegsgefangenenrecht, 1955; Contamine, P., La guerre au Moyen Age, 3. A. 1992; In der Hand des Feindes, hg. v. Overmans, R., 1999; Hilger, A., Deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion 1941-1956, 2000; Hinz, U., Gefangen im Großen Krieg, 2006; Kriegsgefangene im Europa des ersten Weltkrieges, hg. v. Oltmer, J., 2006; Scherstjanoi, E., Wege in die Kriegsgefangenschaft, 2010
Kriegsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [Frankfurt am Main] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das besondere Gericht für Soldaten, später das für Straftaten der Soldaten während eines Krieges zuständige Gericht. Zu Beginn der Neuzeit erscheint bei den Landsknechten ein besonderes Gericht des Kriegsschultheißen und zwölfer Landsknechte. In dem 17. Jahrhundert treten Juristen in dieses Truppengericht ein. In der Folge wird ein stärker verrechtlichtes Kriegsgericht entwickelt (beispielsweise Schweden 1632, Deutsches Reich, Militärstrafgerichtsordnung 1898), das jedoch entarten kann (beispielsweise zwischen 1933 und 1945 in dem Deutschen Reich). S. Google
Lit.: Friccius, C., Geschichte des deutschen Kriegsrechts, 1848; Dangelmaier, E., Geschichte des Militärstrafrechts, 1891; Goldschmidt, E., Geschichte der Organe der Militärgerichtsbarkeit, 1919; Block, J., Die Ausschaltung und Beschränkung der Militärgerichtsbarkeit, Diss. jur. Würzburg 1967; Steinkamm, E., Die Wehrstrafgerichtsbarkeit im Grundgesetz, Diss. jur. Würzburg 1972; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtsjustiz 1933-1945, 2005; Was damals Recht war … Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht, 2008; Wehrmachtrichter, hg. v. Perels, J., 2011
Kriegsminister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der für den Krieg besonders zuständige Minister. S. Google
Kriegsministerium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die in Österreich 1848 nach Übergang zu dem Ministerialsystem aus dem 1556 gebildeten Hofkriegsrat entstehende Behörde, die 1867 trotz getrennter Landesverteidigungsministerien in der pragmatischen Angelegenheit des Kriegswesens für den gesamten Staat Österreich-Ungarn zuständig blieb. S. Google
Lit.: Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten, 2001
Kriegsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1468 [Österreich] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist einerseits die Gesamtheit der (erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts eindeutig festgelegten) völkerrechtlichen, in dem Krieg zwischen den Beteiligten geltenden Rechtssätze und andererseits die Gesamtheit der innerstaatlichen, für den Kriegszustand abgeänderten Rechtssätze. S. Google
Lit.: Friccius, C., Geschichte des deutschen Kriegsrechtes, 1848; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Ritter-Döring, V., Zwischen Normierung und Rüstungswettlauf. Die Entwicklung des Seekriegsrechts 1856-1914, 2014
Kriegsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das während eines Krieges begangene Verbrechen. Seit dem deutsch-französischen Krieg der Jahre 1870/1871 befassen sich Rechtswissenschaftler mit der Verfolgung von Kriegsverbrechen, wobei Gustave Moynier als Präsident des internationalen Komitees von dem Roten Kreuz 1872 vergeblich die Errichtung eines internationalen Gerichtshofs vorschlägt. Die Genfer Konvention des Jahres 1906 enthält in Art. 28 eine Verpflichtung zu dem Erlass nationaler einschlägiger Strafbestimmungen. Zwecks Verfolgung Deutscher verfügt Art. 227 des Vertrags von Versailles nach dem Ersten Weltkrieg die Einsetzung eines besonderen Gerichtshofs, doch gelangt der Artikel (samt Auslieferungsbegehren gegen 890 Angeschuldigte) nicht zu der Ausführung und werden vor dem Reichsgericht in Leipzig insgesamt nur vier Angeklagte wegen Kriegsverbrechen verurteilt (7 Freisprüche). In dem Zweiten Weltkrieg könnten sich vielleicht fünf Prozent der zehn Millionen deutschen Soldaten an Kriegsverbrechen beteiligt haben, aber auch Angehörige anderer Staaten. Ab 1945 (Londoner Charta von dem 8. August 1945) werden internationale Kriegsverbrecherprozesse in Deutschland (36000 Ermittlungsverfahren gegen mehr als 170000 Beschuldigte, Strafverfahren gegen 106178 Beschuldigte mit 6494 rechtskräftigen Verurteilungen [172 wegen Mordes] und 486 Hinrichtungen) und Japan (1946, 1948), seit 1993 (nach Auflösung der Sowjetunion) mit geringem Erfolg) Kriegsverbrecherprozesse wegen Kriegsverbrechen in dem Bürgerkrieg in dem früheren Jugoslawien und seit 1996 in dem Bürgerkrieg in Ruanda durchgeführt. 1998 wird von vielen Staaten vor allem für Völkermord ein internationaler Strafgerichtshof (in Den Haag) vereinbart, dessen Statut aber bisher von den Vereinigten Staaten von Amerika und China nicht unterzeichnet ist. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Baltl/Kocher; Kriegsverbrechen in Europa und im nahen Osten im 20. Jahrhundert, hg. v. Seidler, F. u. a., 2002; Hankel, G., Die Leipziger Prozesse, 2003; Wiggenhorn, H., Verliererjustiz, 2005; Weinke, A., Eine Gesellschaft ermittelt gegen sich selbst, 2008; Harris, W., Tyrannen vor Gericht, 2009; Segesser, D., Recht statt Rache oder Rache durch Recht?, 2010; Scheffer, D., All the Missing Souls, 2012; Hong Kong’s War Crimes Trials, hg. v. Linton, S., 2013; Ladiges, M., Die Leipziger Kriegsverbrecherprozesse nach dem Ersten Weltkrieg, (in) NZWehrR 2019, 230; Vordermeyer, M., Justice for the Enemy? Die Verteidigung deutscher Kriegsverbrecher durch britische Offiziere, 2019
Kriegsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Krieg anzuwendende Militärstrafverfahren. Für dieses wird 1898 in dem Deutschen Reich die Militärstrafgerichtsordnung geschaffen, die 1934 abgeändert und 1938 (Kriegsstrafverfahrensordnung) erheblich vereinfacht wird.
Lit.: Marck, H. v., Der Militärstrafprozess in Deutschland, Bd. 1 1893; Dombrowski, H., Kriegsstrafrecht, 1940, 6. A. 1944; Block, J., Die Ausschaltung und Beschränkung der deutschen ordentlichen Militärgerichtsbarkeit, Diss. jur. Würzburg 1967
Kriegswirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1225 [Bayern] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) s. Google
Kriegswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) den Krieg betreffende Wirtschaft, s. Google
Kriegswirtschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Krieg geltende Wirtschaftsrecht, das beispielsweise die knappen Güter rationiert. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
kriminal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert? in EDEL – und 1616 in älteren deutschen Rechtsquellen in zwei Stellen [Guler, Raetia] (und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache) und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, als Präfix verwendetes Adjektiv) die Straftat betreffend, beispielsweise Österreich 1788 Allgemeine Kriminalgerichtsordnung, Preußen 1805 Kriminalordnung), s. Google
Lit.: Bellmann, E., Die internationale kriminalistische Vereinigung (1889-1933), 1994; Gschwend, L., Nietzsche und die Kriminalwissenschaften, 1999; Erhardt, E., Deutsche Kriminalgeschichte, 2019
Kriminalist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) straftatkundiger Verfolger
Kriminalistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verbrechenskunde
Lit.: Fallanalyse und Täterprofil, hg. v. Hoffmann, J. u. a., 2003; Becker, P., Dem Täter auf der Spur, 2005; Lukaschewski, M, Geschichte der Kriminalistik, 2. A. 2020
Kriminalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die Begehung von Straftaten (Straffälligkeit). Sie setzt (mindestens) eine (erste) Bestimmung von Straftaten als Straftatbestand voraus. Seitdem ist jeder Verstoß gegen ein Straftatverbot grundsätzlich Kriminalität. Die rechtstatsächliche Erfassung der soziologisch zunehmend bedeutenderen Kriminalität ist Gegenstand der historischen Kriminologie (Verbrechenskunde). Während des gesellschaftlichen Modernisierungsvorgangs des 19. Jahrhunderts steigt die Kriminalität in den industriellen Ballungsgebieten (beispielsweise in Baden) deutlich an. Frauen treten bisher erkennbar seltener kriminell hervor (am ehesten Eigentumsdelikte, Vermögensdelikte, Aussagedelikte). S. Google
Lit.: Lipowsky, F., Geschichte des baierischen Kriminalrechtes, 1803; Quetelet, A., Sur l´homme, 1835; Bader, K., Soziologie der deutschen Nachkriegskriminalität, 1949; Kunkel, W., Untersuchungen zur Entwicklung des römischen Kriminalverfahrens, 1962; Peitzsch, W., Kriminalpolitik in Bayern, 1968; Mechler, K., Studien zur Geschichte der Kriminalsoziologie, (in) Kriminologische Studien 5 (1970); Hartl, F., Das Wiener Kriminalgericht, 1973; Blasius, D., Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität, 1976; Blasius, D., Kriminalität und Alltag, 1978; Freiburg, A., Kriminalität in der DDR, 1981; Blasius, D., Geschichte der politischen Kriminalität in Deutschland, 1988; Wehner, B., Vom Rechtsstaat ins Desaster, (in) Kriminalistik 1989, 335; Verbrechen, Strafen und soziale Kontrolle, hg. v. Dülmen, R. van, 1990; Schwerhoff, G., Köln im Kreuzverhör, 1991; Jütte, R., Geschlechtsspezifische Kriminalität im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, ZRG GA 108 (1991), 86; Melchers, A., Kriminalistik im 19. Jahrhundert, 1992 (Diss.); Lange, K., Gesellschaft und Kriminalität, 1994; Roth, A., Kriminalitätsbekämpfung in deutschen Großstädten 1850-1914, 1996; Schüßler, M., Quantifizierung, ZRG GA 113 (1996), 247, ZRG GA 116 (1999), 482; Blastenbrei, P., Kriminalität in Rom 1560 – 1585, 1995; Frank, M., Dörfliche Gesellschaft und Kriminalität, 1995; Von Huren und Rabenmüttern, hg. v. Ulbricht, O., 1995; Schüßler, M., Quantifizierung, Impressionismus und Rechtstheorie, ZRG GA 113 (1996), 246; Wagner, P., Volksgemeinschaft ohne Verbrecher, 1996; Eibach, J., Kriminalitätsgeschichte, (in) HZ 263 (1996) 681; Kolmer, L., Gewalttätige Öffentlichkeit, ZRG GA 114 (1997), 261; Schwerhoff, G., Aktenkundig und gerichtsnotorisch, 1999; Kriminalität und abweichendes Verhalten, hg. v. Berding, H. u. a., 1999; Kriminalitätsgeschichte, hg. v. Blauert, A. u. a., 1999; Shore, H., Artful Dodgers, 1999; Oberwittler, D., Von der Strafe zur Erziehung?, 2000; Wetzell, R., Inventing the Criminal, 2000; Schuster, P., Eine Stadt vor Gericht, 2000; Mord und andere Kleinigkeiten, hg. v. Freitag, S. u. a., 2001; Scheutz, M., Alltag und Kriminalität, 2001; Becker, M., Kriminalität, Herrschaft und Gesellschaft im Königreich Württemberg, 2001; Hohlfeld, N., Moderne Kriminalbiologie, 2002; Unrecht und Recht. Kriminalität und Gesellschaft von 1500-2000. Gemeinsame Landesausstellung der rheinland-pfälzischen und saarländischen Archive. Ausstellungskatalog, hg. v. Borck, H., 2002; Vec, M., Die Spur des Täters, 2002; Eibach, J., Frankfurter Verhöre, 2003; Kriminalität und Gesellschaft in Spätmittelalter und Neuzeit, hg. v. Matheus, M. u. a., 2003; Kertelhein, Arne, Alltag und Kriminalität, 2003; Krause, J., Kriminalgeschichte der Antike, 2004; Fritz, G., Eine Rotte von allerhandt rauberischem Gesindt, 2004; Friedländer, H., Interessante Kriminalprozesse, 2005 (CD-ROM); Moses, A., Kriminalität in Baden im 19. Jahrhundert, 2006; Lindner, A., 100 Jahre Frauenkriminalität, 2006; Repräsentation von Kriminalität und öffentlicher Sicherheit, hg. v. Härter, K. u. a. 2009; Schwerhoff, G., Historische Kriminalitätsforschung, 2011; Kraus, D., Kriminalität und Recht in frühneuzeitlichen Nachrichtendrucken, 2013; Kriminelle – Freidenker – Alchemisten, hg. v. Mulsow, M., 2014; Koblbauer, S., Unterschichtenkriminalität, 2015 (Fränkischer Reichskreis); Petzoldt, V., Staatstragende Kriminalbiologie – Von Bismarcks Sozialgesetzgebung bis Hitlers Euthanasieerlass, 2019; Erhardt, E., Deutsche Kriminalgeschichte –Verbrechen und Strafe als Spiegel der Gesellschaft, 2019 (14 Kriminalfälle)
Kriminalpolizei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) die für die Aufklärung von Straftaten zuständige Polizei
Lit.: Wagner, P., Hitlers Kriminalisten, 2002
Kriminalroman (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das Französische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Straftaten darstellender oder erörternder und dadurch überwiegend der Unterhaltung dienender Roman
Lit.: Der Kriminalroman, hg. v, Vogt, J., 1998; Müller-Dietz, Recht und Kriminalität in literarischen Spiegelungen, 2007
kriminell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das beeinflussende Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verbrecherisch, strafbar
Kriminologe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verbrechenskundiger, Verbrechenswissenschaftler
Kriminologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.. s. Google) Verbrechenskunde, Verbrechenswissenschaft
Lit.: Radbruch, G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951; Rode, C., Kriminologie in der DDR, 1996; Wetzell, R., Inventing the Criminal, 2000; Becker, P., Verderbnis und Entartung. Eine Geschichte der Kriminologie des 19. Jahrhunderts, 2002; Müller, C., Verbrechensbekämpfung im Anstaltsstaat, 2004; Galassi, S., Kriminologie im deutschen Kaiserreich, 2004; Greve, Y., Verbrechen und Krankheit, 2004; Baumann, I., Dem Verbrechen auf der Spur, 2006; Mayenburg, D. v., Kriminologie und Strafrecht zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, 2006; Internationales Handbuch der Kriminologie, hg. v. Schneider, H., 2007; Vormbaum, T., Kriminologie- und Strafvollzugsgeschichte, (in) Juristische Zeitgeschichte 8 (2006/2007), 221ff.; Freitag, S., Kriminologie in der Zivilgesellschaft, 2013
Kristall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – elftes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist der einheitliche Festkörper mit regelmäßiger Anordnung – Fernordnung - der Bestandteile (z. B. Diamant, Quarz, Eis, Salz, Zucker)
Kristallnacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Reichskristallnacht
Kroatien (Kroatien-Slawonien, Wort slawisch) ist die Landschaft zwischen Donau, Drau und Adria sowie Serbien, die seit dem 7. Jahrhundert von Südslawen (Kroaten) besiedelt wird. Das 845 selbständige Kroatien kommt 1102 in Personalunion an Ungarn und damit 1526 an →Österreich. 1849 wird Kroatien (mit Fiume, Küstenland und Slowenien) dort Kronland, das 1867 Ungarn zugeteilt wird (1868 kroatischer Ausgleich zwischen Ungarn und Kroatien-Slawonien in subdualistischer Form). 1918 wird Kroatien Teil →Jugoslawiens, von dem es sich 1991 löst. 2011 wird die Aufnahme Kroatiens in die Europäische Union zu dem 1. 7. 2013 vereinbart.
Lit.: Gazi, S., A history of Croatia, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 4,5,331; Sanjek, F., Crkva i krscanstvo u Hrvata, 1988; Gavella, N., Die Rolle des ABGB in der Rechtsordnung Kroatiens, (in) ZEuP 1994, 603; Bär, S., Der Zerfall Jugoslawiens, 1995; Steindorff, L., Kroatien, 2001; Jäger, F., Bosniaken, Kroaten, Serben, 2001; Weber, J., Kroatien, 2002; Modernisierung durch Transfer im 19. und frühen 20. Jahrhundert, hg. v. Giaro, T., 2006; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Schmid, S., Deutsche und italienische Besatzung im Unabhängigen Staat Kroatien 1941-1943/45, 2020
Krone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1150 [Rother] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie an dem Ende des 8. Jahrhunderts. aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein aus Metall gefertigter Stirnreif, der als Sinnbild der Würde und Macht eines Fürsten verwendet wird. Die Krone findet sich früh in vorderasiatischen Königreichen. In Rom ist vielleicht der Lorbeerkranz der Ausgangspunkt. Die deutsche Königskrone des Heilign römischen Reiches von dem ausgehenden Frühmittelalter wird bis 1796 als Teil der Reichskleinodien in Nürnberg verwahrt, von wo aus sie vor den Wirkungen der französischen Revolution nach Wien verbracht wird. S. Google
Lit.: Hadwich, R., Die rechtssymbolische Bedeutung von Hut und Krone, 1952; Machetanz, G., Deutsche Königskrone und römische Kaiserkrone, Diss. jur. Göttingen 1954; Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Bd. 2 1955; Biehn, H., Die Kronen Europas, 1957; Corona regni, hg. v. Hellmann, M., 1961; Staats, R., Theologie der Reichskrone, 1976; Staats, R., Die Reichskrone, 1991; Schulze-Dörrlamm, M., Die Kaiserkrone Konrads II. (1024-1039), 1991; Wolf, G., Die Wiener Reichskrone, 1995; Büttner, A., Der Weg zur Krone, 2012
Krone der rechten Wahrheit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein altfriesicher Rechtstext mit 25 erbrechtlichen Bestimmungen.
Lit.: Carstens, W., Zur Entstehungsgeschichte der nordfriesischen Siebenhardenbeliebung, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 65, 368
krönen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1230 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Krone aufsetzen, nach oben abschließen
Krongut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1680 [Livland] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Königsgut
Kronkardinal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist der seit dem Hochmittelalter auf Vorschlag eines weltlichen Herrschers von dem Papst ernannte Kardinal.
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
Kronland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1519 einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.. s. Google) ist in Österreich zwischen 1849 und 1860 das Erzherzogtum Österreich, das Herzogtum Salzburg, das Herzogtum Steiermark, das Königreich Illyrien (Kärnten, Krain, Görz, Gradiska, Istrien, Triest), die Grafschaft Tirol (mit Vorarlberg), das Königreich Böhmen, die Markgrafschaft Mähren, das Herzogtum Schlesien, das Königreich Galizien und Lodomerien (Auschwitz, Zator, Kakau), das Herzogtum Bukowina, das Königreich Dalmatien, das Königreich Kroatien, das Königreich Slawonien, das Königreich Ungarn, das Großfürstentum Siebenbürgen, die Gesamtheit der Militärgrenzbezirke und das lombardisch-venetische Königreich.
Lit.: Huber, H./Dopsch, A., Österreichische Reichsgeschichte, 2. A. 1901, Neudruck 1968
Kronprinz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – siebzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist der als Thronfolger in Aussicht genommene Prinz.
Kronprinzenprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der 1730 gegen den Kronprinzen Friedrich (II.) von Preußen wegen eines Fluchtversuchs von dem 7. 8. 1730 geführte, wegen Unzuständigkeitserklärung des Gerichts für Friedrich II. ohne Strafausspruch gebliebene Prozess, in dem aber der Freund und Mitwisser Hans Hermann von Katte verurteilt und hingerichtet wird.
Lit.: Hinrichs, C., Der Kronprinzenprozess, 1936; Hensel, C., Kronprinzenprozess und Katte-Urteil, 1979, Ahnert, R., Friedrich und Katte, 1982; Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730, bearb. v, Kloosterhuis, S. u. a., 2011
Krönung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [Braunschweig]] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Aufsetzen einer →Krone als Zeichen eines Herrschaftsantritts. Die Krönung beginnt in dem fränkischen Reich vielleicht mit Pippin III. (751)? und ist seit 813 für die Verleihung der Kaiserwürde belegt. S. Google
Lit.: Werminghoff, A., Ein Tractatus de coronatione, ZRG GA 24 (1903), 380; Schreuer, H., Über altfranzösische Krönungsordnungen, ZRG GA 30 (1909), 142; Buchner, M., Zur Datierung und Charakteristik altfranzösischer Krönungsordnungen, ZRG GA 31 (1910), 360; Schreuer, H., Noch einmal über altfranzösische Krönungsordnungen, ZRG GA 32 (19119, 1; Schreuer, H., Die rechtlichen Grundgedanken der französischen Königskrönung, 1911; Buchner, M., Nochmals die Krönungsordnung Ludwigs VII. von Frankreich, ZRG GA 33 (1912), 328; Schiffers, H., Die deutsche Königskrönung, 1936; Bouman, C., Sacring and crowning, 1957; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter, 1972; Coronations, hg. v. Bak, J., 1990; Cavina, M., Imperator Romanorum triplici corona coronatur, 1991; Ordines coronationis Franciae, hg. v. Jackson, R., Bd. 1f. 1995ff.; Bronisch, A., Krönungsritus und Kronenbrauch im Westgotenreich, ZRG 116 (1999), 37; Krönungen, hg. v. Kramp, M., 2000; Investitur- und Krönungsrituale, hg. v. Steinicke, M. u. a., 2004; Zey, C., Imperatrix, si venerit Romam, (in) DA 60 (2004), 1; Rogge, J., De deutschen Könige im Mittelalter, 2006, 2. A. 2011; Wahl und Krönung in Zeiten des Umbruchs, hg. v. Pelizaeus, L., 2008
Kronvasall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der mit →Königsgut von dem →König bzw. von der Krone belehnte →Lehnsmann.
Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige im Spätmittelalter, 1979; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009, 3. A. 2011
Kronzeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem angloamerikanischen Recht ein Zeuge der (die Krone bzw. den Staat vertretenden) Anklage, der an der Tat beteiligt war, aber für seine Aussage Strafmilderung oder Straffreiheit erhält. An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird der Kronzeuge bedingt auch in Deutschland (kurzfristig bis 1999 und tatsächlich selten von Bedeutung) und Österreich in das Strafverfahrensrecht aufgenommen. S. Google
Lit.: Röhrkasten, J., Die englischen Kronzeugen, 1990; Mühlhoff, U./Mehrens, S., Das Kronzeugengesetz, 1999
krumm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1240 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gekrümmt, gebogen
Krummstab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1632 [Preußen] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der bereits bei Isidor von Sevilla (vor 639) bezeugte (an dem oberen Ende gekrümmte) Stab des Bischofs. S. Google
Lit.: Lind, K., Über den Krummstab, 1863; Bauerreiß, R., Abtsstab und Bischofsstab, (in) Stud. u. Mitt. z. G. d. Benediktinerordens 68 (1957), 215; Schnable, N., Die liturgischen Gewänder und Insignien des Diakons, Presbyters und Bischofs in den Kirchen des byzantinischen Ritus, 2008
Krüppel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erster Hälfte 14. Jahrhundert [Goslar] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Behinderter
Lit.: Müller, F., Der Krüppel, 1996
KSZE →Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa
Lit.: Der KSZE-Prozess, Vom Kalten Krieg zu einem neuen Europa 1975 bis 1990, hg. v. Altrichter, H. u. a., 2011
Kues (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) ein Ort an der Mosel →Nikolaus von Kues
Lit.: Die Urkunden des St. Nikolaus-Hospitals in Bernkastel-Kues an der Mosel, hg. v. Kortenkamp, G., 2004; Hensel-Grobe, Das St.-Nikolaus-Hospital zu Kues, 2007
k. u. k. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adjektiv) kaiserlich und königlich, Österreich 1867, nicht pragmatische Angelegenheiten) →k. k.
Kulm (Culm) ist der an dem Höhenrand des rechten Ufers der Weichel gelegene, 1065 bezeugte Mittelpunkt eines Bistums und Landes in Preußen (1366 Universität). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schulz, F., Geschichte der Stadt und des Kreises Kulm, 1876; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Grundeigentums in Ost- und Westpreußen, 1891; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Kulmer Oberhofes, ZRG GA 34 (1913), 1; 750 Jahre Kulm und Marienwerder, hg. v. Jähnig, B. u. a., 1983; Benninghoven, U., Die Herzöge in Preußen und das Bistum Kulm, 1993; Willoweit, D., Verbrechen und Verfestung im Spiegel der Kulmer Gerichtsbücher, ZRG GA 133 (2016), 488
Kulm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1378 [Preußen] belegt, M. (der alte Kulm) ist das in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Kulm aus einer um wenige Zusätze vermehrten Form des Breslauer Stadtrechts (Magdeburg-Breslauer systematisches Schöffenrecht) durch Auslassungen, Artikelversetzungen und Hinzufügung von Magdeburger Schöffenurteilen für Kulm und von Stücken aus dem so genannten Schwabenspiegel gewonnene, in fünf Bücher geteilte Rechtsbuch. →Kulmer Handfeste, Landläufige kulmische Rechte
Lit.: Laband, P., Das Magdeburg-Breslauer Systematische Schöffenrecht, 1863; Lohmeyer, Über eine neue Handschrift des alten Kulm, ZRG GA 3 (1882), 197; Kisch, G., Die Kulmer Handfeste, 1978; Ebel, F., Kulmer Recht, (in) 750 Jahre Kulm, hg. v. Jähnig, B. u. a., 1983, 9; Sondel, J., Studia nad prawem rzyskim w ius Culmense, 1984; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 50; Ebert, I., 600 Jahre alter Kulm, (in) Ostdeutsche Gedenktage 1994, 1993, 241; Janicka, D., Prawo karne w trzech rewizjach prawa chelminskiego z 16 wieku, 1992; Rymaszewski, Z., Nieznany spis prawa chełmińskiego z przełomu XIV-XV wieku (Das bisher unbekannte kulmische Rechtsbuch aus der Wende des 14. zum 15. Jahrhundert), 1993; Das Kulmer Gerichtsbuch 1330-1430, hg. v. Lückerath, C./Benninghoven, F., 1999
Kulmer Handfeste (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist die an dem 28. 12. 1233 (?) von dem Hochmeister des Deutschen Ordens und von dem Landmeister Preußens den Städten Kulm (1232) und Thorn (1231) verliehene Urkunde, welche die Grundlage der Rechtsentwicklung in dem Einflussgebiet des Deutschen Ordens wird. Sie umfasst 24 Artikel über die Rechtsverhältnisse der Ansiedler. Ihr folgen jüngere Gerichtsbücher. S. Google
Lit.: Kretzschmer, J., Die Culmische Handfeste, 1892; Kisch, G., Studien zur Kulmer Handfeste, ZRG GA 50 (1930), 180; Kisch, G., Die Kulmer Handfeste, 1931; Willoweit, D., Die Kulmer Handfeste, (in) Beiträge zur Geschichte Westpreußens 9 (1985), 5; Das Kulmer Gerichtsbuch 1330-1430, hg. v. Lückerath, C./Benninghoven, F., 1999
Kulpa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wäörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, F.) unübliche deutsche Schreibform vom (lat. [F.]) culpa Schuld
Kulpakompensation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist in dem neuzeitlichen gemeinen Recht die Berücksichtigung des Mitverschuldens in dem Wege einer Aufrechnung, die zu dem Verlust des Ersatzanspruchs führt.
Lit.: Köbler, DRG 214
Kultur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1700 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bearbeitung, Pflnzung, Ausbildung, Daseinsgestaltung, Zivilisation
Lit.: Das Fest, hg. v. Schultz, U., 1988; Kultur und Staat in der Provinz, hg. v. Brakensiek, S. u. a., 1992; Kulturgeschichte heute, hg. v. Hardtwig, W. u. a., 1996; Wehler, H., Die Herausforderung der Kulturgeschichte, 1998; Kittler, F., Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft, 1999; Kulturwissenschaft, hg. v. Appelsmeyer, H. u. a., 2001; Gassert, M., Kulturtransfer durch Fernhandelskaufleute, 2001; Hartmann, P., Kulturgeschichte des Heiligen römischen Reiches 1648 bis 1806, 2001; Müller, R., Die Entdeckung der Kultur, 2003; Handbuch der Kulturwissenschaften, hg. v. Jaeger, F. u. a., 2004; Landwehr, A./Stockhorst, S., Einführung in die europäische Kulturgeschichte, 2004; Übergänge und Verflechtungen, hg. v. Kokorz, G. u. a., 2004; Vietta, S., Europäische Kulturgeschichte, 2005; Burke, P., Was ist Kulturgeschichte?, 2005; Hermand, J., Deutsche Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2006; Maurer, M., Alte Kulturgeschichte – Neue Kulturgeschichte, (in) HZ 280 (2005), 281; Hermand, J., Deutsche Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2006; Assmann, A., Einführung in die Kulturwissenschaft, 2006, 3. A. 2011; Zwischen Kult und Gesellschaft, hg. v. Nielsen, I., 2006; Rechtswissenschaft als Kulturwissenschaft?, hg. v. Senn, M., 2007; Wagner, M., Europäische Kulturgeschichte, 2008; Kulturgeschichte, hg. v. Tschopp, S., 2008; Kraus, H., Kultur, Bildung und Wissenschaft im 19. Jahrhundert, 2008; Landwehr, A., Kulturgeschichte, 2009; Tschopp, S., Die neue Kulturgeschichte, (in) HZ 289 (2009), 573; Bringmann, K., Kleine Kulturgeschichte der Antike, 2011; Brunner, K., Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters, 2012; Zwischen Konflikt und Kooperation – Praktiken der europäischen Gelehrtenkultur (12.-17. Jahrhundert), hg. v. Boer, J. de u. a., 2016; Ferreira, R., Cross-Cultural Exchange in the Atlantic World, 2012; Föllmer, M., „Ein Leben wie im Traum“ - Kultur im Dritten Reich, 2016; Mankowski, P., Rechtskultur, 2016; Müller, S., Kultur in Deutschland, 2016; Streitfall Evolution – Eine Kulturgeschichte, hg. v. Schwarz, G., 2017; Welt-kult-ur-sprung, hg. v. Hiller, G./Kölbl, S., 2017 (in vier Höhlen des Achtals und Loenetal auf der Schwäbischen Alb vor 40000 Jahren); Assmann, J., Achsenzeit, 2018 (um 500 v. Chr.); Kulturgüterrecht – Reproduktionsfotografie – StreetPhotography, hg. v. Weller, M. u. a., 2018; Berghorn, D. u. a., The Roaring Twenties, 2019; Zimmermann, R., England und Deutschland – Unterschiedliche Rechtskulturen?, 2019
Kulturkampf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der politische Kampf zwischen dem liberalen →Staat und der (konservativen) katholischen →Kirche (Papst Pius IX. 1846-1878) um die Säkularisierung von Staat und Gesellschaft (Badener Artikel 1834, Aargauer Klostersturm 1841, Baden 9. 10. 1860, Bayern 1868 Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht, Österreich 1870 Kündigung des Konkordats, Deutsches Reich 10. 12. 1871 Kanzelparagraph, 4. 7. 1872 Ausweisung der Jesuiten, Preußen 11. 3. 1872 Gesetz über die staatliche Schulaufsicht). 1873 erlegen die vier sog. Maigesetze der Kirche staatliche Kontrolle auf. An dem 6. 2. 1875 wird die obligatorische Zivilehe eingeführt. Unter Papst Leo XIII. kommt es seit 1880 zu einer Beruhigung und schließlich bis 1887 zu einem beiderseits annehmbaren Ausgleich.
Lit.: Köbler, DRG 172, 209; Baltl/Kocher; Heckel, J., Die Beilegung des Kulturkampfes in Preußen, ZRG KA 19 (1930), 215; Bornkamm, H., Die Staatsidee im Kulturkampf, 1950; Schmidt-Volkmar, E., Der Kulturkampf in Deutschland 1871-1890, 1962; Becker, J., Liberaler Staat und Kirche in der Ära von Reichsgründung und Kulturkampf, 1975; Der Kulturkampf in Italien und in den deutschsprachigen Ländern, hg. v. Lill, R. u. a., 1993; Der Kulturkampf, hg. v. Lill, R., 1997; Ross, R., The Failure of Bismarck’s Kulturkampf, 1998; Ruppert, S., Kirchenrecht und Kulturkampf, 2002; Kulturkampf um die Ehe, hg. v. Löhnig, M., 2021
Kummer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1150-1170 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1270 [Straßburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Galloromanischen aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter die Bezeichnung für den dem römischen Recht unbekannten →Arrest. Der Kummer entwickelt sich vielleicht in dem Frühmittelalter aus dem Verfahren bei handhafter Tat. Der Gläubiger kann den flüchtigen, später auch schon den nur fluchtverdächtigen Schuldner festnehmen bzw. seine Vermögensstücke beschlagnahmen, um dadurch die Rechtsverweigerung zu verfolgen, später auch um die Erfüllung der Ansprüche zu sichern. Durch die spätmittelalterliche Wissenschaft wird die rechtliche Behandlung des Kummers unter italienischem Einfluss verfeinert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 116; Wach, A., Der Arrestprozess, 1868, Neudruck 1973; Planitz, H., Grundlagen des deutschen Arrestprozesses, 1922; Mahnke, H., Das Arrestverfahren in den Lübecker Ratsurteilen des 15. und 16. Jahrhunderts, 1969; Kraß, G., Das Arrestverfahren in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, 1996
kund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [Tatin um 830 243, 255, AhdGl. II 144] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) kennend, bekannt
kündigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1172-1190 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) kund tun, beenden
Kündigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1328 [Hildesheim] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), Kündigungsfrist 1863, Verb kündigen 1172-1190) ist die einseitige, auf die Beendigung eines Schuldverhältnisses (Dauerschuldverhältnisses) gerichtete Willenserklärung. Dem römischen Recht scheint sie nicht eigen zu sein. Vielleicht ist sie bei dem Darlehen entstanden. Ihre Verallgemeinerung erfolgt erst in der Neuzeit.
Lit.: Kaser §§ 42 II 5, 43 I 4, 44 I 3; Immerwahr, W., Die Kündigung, 1898; Molitor, E., Zur Entwicklung des Kündigungsrechts, (in) FS E. Heymann, 1931, 349; Römermann, M., Kündigungen und Kündigungsschutz im Franquismus, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Rödel, L., Das Kündigungsrecht des Vermieters, 2011; Maier, H., Die württembergische Gewerbe- und Kaufmannsgerichtsbarkeit und insbesondere deren Rechtsprechung zur fristlosen Kündigung aus wichtigem Grund, 2015
Kündigungsfrist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache uind in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Frist zwischen der Erklärung einer Kündigung und der Wirkung der Erklärung der Kündigung
Kündigungsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gesetzliche Schutz gegen die →Kündigung eines Dauerschuldverhältnisses (von Seiten des wirtschaftlich stärkeren Vertragspartners). Der Kündigungsschutz gehört dem 20. Jahrhundert an, in dem die schrankenlose Freiheit des Liberalismus aus sozialen Gründen eingeengt wird. Er findet sich hauptsächlich in dem Mietrecht und in dem Arbeitsrecht. In dem Arbeitsrecht schreibt das deutsche Kündigungsschutzgesetz von dem 10. 8. 1951 für die Kündigung grundsätzlich eine soziale Rechtfertigung vor. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 273; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Welslau, A., Befristete Arbeitsverhältnisse und Kündigungsschutz, Diss. jur. Bielefeld, 1998; Kaiser, C., Kündigungsschutz ohne Prinzip, 2005; Römermann, M., Kündigungen und Kündigungsschutz im Franquismus, 2007; Kimmich, M., Die Kleinbetriebsklausel, 2009
Kunkel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Hohenberg] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Spinnrocken, Rocken
Kunkel, Wolfgang (Fürth im Odenwald 20. November 1902-München 8. 5. 1981), Vater evangelischer Pfarrer, Studium Rechtswissenschaft, Altertumswissenschaft Universität Frankfurt am Main (Ernst Levy), Gießen, November 1923 erste jur. Staatsprüfung, Februar 1924 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau (Ernst Levy) über Diligentia, April 1924 aus juristischem Vorbereitungsdienst ausgeschieden, Berlin (Papyrologie) (Wilhelm Schubarth), Januar 1926 Habilitation Univ. Freiburg im Breisgau (Ernst Levy) über Verwaltungsakte aus spätptolemäischer Zeit, Ende 1927 ao. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 01. 04. 1928 persönlicher o. Prof. Univ. Freiburg im Breisgau, 01. 10. 1929 o. Prof. Univ. Göttingen (Nachfolge Fritz Pringsheim), stand dem Nationalsozialismus distanziert gegenüber, 01. 10. 1936 Bonn (Nachfolge Eberhard Bruck), 1939-1945 Kriegsdienst (zuletzt als Wehrmachtsrichter), 1943 o. Prof. Univ. Heidelberg (Diensteintritt 1946), 1947/1948 Rektor, 1956 o. Prof. Univ. München, 1969 emeritiert, s. Google
Lit.: Gedächtnisschrift für Wolfgang Kunkel, hg. v. Nörr, D./Simon, D., 1984; Ernst Levy und Wolfgang Kunkel Briefwechsel 1922-1968, hg. v. Mussgnug, D., 2005
Kunkelmage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem mittelalterlichen deutschen Recht die weibliche Verwandte. S. Google
Lit.: Hübner
Künßberg, Eberhard Frhr. v. (Porohy 28. 2. 1881-Heidelberg 3. 5. 1941), Forstmeisterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Wien Mitarbeiter des Deutschen Rechtswörterbuchs (1911) in Heidelberg und 1929 Honorarprofessor. S. Google
Lit.: Künßberg, E., Frhr. v., Der Wortschatz des österreichischen ABGB, 1930; Künßberg, E., Frhr. v., Rechtliche Volkskunde, 1936, Nachruf ZRG GA 62 (1942), XLIII (Fehr, Hans); Schorsch, R., Eberhard Georg Otto Freiherr von Künßberg, 2010
Kunst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Passau] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Hervorbringung eines (von anderen Menschen anerkannten) Werkes durch schöpferisches Gestalten beispielsweise in Worten, Tönen oder Farben. S. Google
Lit.: Fehr, H., Kunst und Recht, Bd. 1ff. 1923ff.; Wohlhaupter, E., Dichterjuristen, Bd. 1ff. 1953ff.; Becker, E., Das Recht im „Parzival“, Diss. jur. Bonn 1956; Combridge, R., Das Recht im Tristan Gottfrieds von Straßburg, 1959; Müller, J., Die Rechts- und Staatsauffassung Heinrichs von Kleist, 1962; Pensel, F., Rechtsgeschichtliches und Rechtssprachliches im epischen Werk Hartmanns von Aue und im Tristan Gottfrieds von Straßburg, Diss. phil. Berlin (HU) 1961; Mittler, E., Das Recht in Heinrich Wittenwilers „Ring“, 1967; Langer, A., Zu den Quellen des Rechtsdenkens bei Adalbert Stifter, 1968; Hoffmann, E. T. A., Juristische Arbeiten, hg. v. Schnapp, F., 1973; Becker, K., Amors Urteilssprüche, 1991; Canisius-Loppnow, P., Recht und Religion im Rolandslied des Pfaffen Konrad, 1992; Just, R., Recht und Gnade in Heinrich von Kleists Schauspiel Prinz Friedrich von Homburg, 1993; Sellert, W., Recht und Gerechtigkeit in der Kunst, 1993; Wambach, L., Die Dichterjuristen des Expressionismus, 2002; Geschichte der deutschen Kunst, hg. v. Klotz, H. u. a., Bd. 1ff. Sonderausgabe 2003; Meid, V., Metzler Literatur Chronik, 3. A. 2006; Hölscher, T., Die griechische Kunst, 2007 (und 11 ähnliche Bände zu anderen Kunstepochen); Die Kunst der Mächtigen und die Macht der Kunst, hg. v. Oevermann, U. u. a. 2007; Handbuch Kunst und Recht, hg. v. Hoeren, T. u. a., 2008; Kloepfer, M., Dichtung und Recht, 2008; Miederhoff, T., Man erspare es mir, mein Juristenherz auszuschütten, 2008 (Tucholsky); Pfennig, G., Kunst, Markt und Recht – Einführung in das Recht des Kunstschaffens und der Verwertung von Kunst, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2016, 4. A. 2019, Braun, J., Kunstprozesse, 2. A. 2009; Schneider, N., Historienemalerei, 2010; Pippl, M., Kunst des Mittelalters, 3. A. 2010; Iselt, K., Sonderbeauftragter des Führers, 2010; Sprecher, T., Literatur und Verbrechen, 2011; Bünnigmann, K., Die „Esra“-Entscheidung, 2013; Michael G. Berolzheimer, hg. v. Berolzheimer, M., 2014; Pieroth, B., Recht und Literatur, 2015; Clouzot, M., Musique, Folie et Nature au Moyen Âge, 2015; Keazor, H., Täuschend echt!, 2015; Schäfke, W., Kunsthaus Lempertz, 2016; Höhlen, Kultplätze, sakrale Kunst, hg. v. Bosinski, G. u. a., 2016; Kunst – Wissenschaft – Recht – Management, hg. v. Mahmoudi, N. u. a., 2018; The Art of Law – Artistic Representations and Iconography of Law and Justice in Context, hg. v. Huygebaert, S. u. a., 2018
Kunstfälscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Fälscher eines Kunstwerks. Seit dem 15. Jahrhundert und insbesondere seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird er als Folge der Merkantilisierung der Kunst verstärkt sichtbar und auch bekämpft. S. Google
Lit.: Würtenberger, T., Das Kunstfälschertum, 1940, Neudruck 1970
Kuppelei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1435 [Zürich] in 15 Stellen belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich schon in dem römischen Recht (lat. [N.] lenocinium) strafbare und seit dem Hochmittelalter in Deutschland bis 1973 allgemein, seitdem nur noch in wenigen Formen verfolgte Förderung sexueller Handlungen zwischen anderen.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bacharach, A., Der Begriff der Kuppelei, 1911; Hartmann, I., Prostitution, Kuppelei, Zuhälterei – Reformdiskussion und Gesetzgebung seit 1870, 2006; Lidmann, S., Von Spektakel und Abscheu, 2008; The Changing Legal Regulation of Cohabitation, 2012
kuppeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [Straßburg] in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verbinden, zu Beischlaf zusammenbringen
Kuppler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1348/1350 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Täter der Kuppelei
Kur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1336 [Hamburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Pflege
Kür (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 171 deliberationi churi 9. Jahrhundert] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wahl, →Kurfürst
Kuratel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1618 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen [curatela] aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Vormundschaft, Pflegschaft
Kurator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [Reichsabschied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] →curator, Pfleger) ist seit dem 18. Jahrhundert der staatliche Aufsichtsbeamte über die Universität.
Lit.: Bornhak, C., Geschichte der preußischen Universitätsverwaltung bis 1810, 1900; Schäfer, K., Verfassungsgeschichte der Universität Bonn, 1968; Gerber, S., Universitätsverwaltung und Wissenschaftsorganisation im 19. Jahrhundert – Moritz Seebeck, 2004
Kurbayern →Bayern, Kurfürstentum
Kurbrandenburg →Brandenburg, Kurfürstentum
küren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1314 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 316 probate monete publice kichoraniu uuaga liutlichiu] – 8. Jahrhundert – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) wählen
Kurfürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1298 [MG Constitutiones IV 26, IV 31, V 17] nach vorhergehenden vorbereitenden Wörterzusammenstellungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist sachlich (in dem Heiligen römischen Reich seit dem 13. Jahrhundert [→Sachsenspiegel] der den →König wählende Fürst (Wort 1298 an vier Stellen zweimal in Ottokars Reimchronik, Hirzelins Gedicht von der Schlacht bei Göllheim und – dreimal – in König Albrechts Reichslandfrieden, in dem das Wort fursten der Vorurkunde durch das Wort kurfursten ersetzt ist, belegt). An sich wird der König von dem Volk gewählt. Für dieses handeln aus tatsächlichen Gründen der Überschaubarkeit allgemein die Großen (Herzöge, Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Grafen). Wie sich aus ihnen die Kurfürsten entwickelt haben, ist ungewiss (zeitgenössisch nie erwähnte Herkunft aus ottonischem Tochterstamm?, Träger eines Hofamts?, unterschiedliche Einzelursachen?, Wahlrechtsreduktion durch Hoftagsbeschluss in dem Jahre 1252?). Jedenfalls nennt bereits der →Sachsenspiegel (1221-1224) in wohl jüngerer Fassung die Erzbischöfe von Mainz, Köln (bis 1803) und Trier (bis 1803), den Pfalzgrafen bei Rhein (Stammespfalzgrafen von Lothringen) (bis 1623 und ab 1648, Erzschatzmeister, bis 1777), den Herzog von Sachsen und den Markgrafen von Brandenburg sowie den (nicht deutschen) König von Böhmen als Königswähler. 1356 festigt die →Goldene Bulle die Stellung der Kurfürsten. Sie bilden gemeinsam einen Reichsstand (Kurfürstenkollegium, Kurfürstenrat, der als Führungsgruppe um einen Anteil an der Herrschaft in dem Heiligen römischen Reich ringt). Ihre Zahl steigt schließlich auf 10 (Bayern 1623/1648, Hannover 1692/1708, 1803 (ohne tatsächliche Auswirkung wegen fehlender Kaiserwahl von 1803 bis 1806) Hessen-Kassel, Baden, Württemberg, Salzburg), doch verringert sich ihre Bedeutung durch die Religionskriege, das Fehlen fester Verfahrensweisen und die Verlagerung der Interessen von dem Reich auf die angehörigen Länder. 1806 endet mit dem Untergang des Heiligen römischen Reiches ihre Stellung.
Lit.: Köbler, DRG 109, 110, 147, 148; Bloch, H., Die staufischen Kaiserwahlen und die Entstehung des Kurfürstentums, 1911; Buchner, M., Die Entstehung und Ausbildung der Kurfürstenfabel, 1912; Krammer, M., Das Kurfürstenkolleg von seinen Anfängen bis zum Zusammenschluss im Renser Kurverein des Jahres 1338, 1913; Quellen zur Geschichte der deutschen Königswahl und des Kurfürstenkollegs, hg. v. Krammer, M., 1911/1912, Neudruck 1972; Stutz, U., Das Mainzer Erststimmrecht, ZRG GA 42 (1921), 466; Perels, E., Zur Geschichte der böhmischen Kur, ZRG GA 45 (1925), 83; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. A. 1944, Neudruck 1965, 1981; Vogelgesang, G., Kanzlei und Ratswesen der pfälzischen Kurfürsten, 1939; Mess, F., Wartburgkrieg und Sachsenspiegel, ZRG GA 74 (1957), 241; Haan, H., Der Regensburger Kurfürstentag von 1636/1637, 1967; Becker, W., Der Kurfürstenrat, 1973; Mathies, C., Kurfürstenbund und Königtum in der Zeit der Hussitenkriege, 1978; Reuling, U., Die Kur, 1979; Hoffmann, P., Die bildlichen Darstellungen des Kurfürstenkollegiums, 1982; Luttenberger, A., Kurfürsten, Kaiser und Reich, 1994; Wolf, A., Königswähler in den deutschen Rechtsbüchern, ZRG GA 115 (1998), 150; Wolf, A., Die Entstehung des Kurfürstenkollegs 1198-1298, 1998, 2. A. 2000; Gotthard, A., Die Säulen des Reiches, 1999; Erkens, F., Kurfürsten und Königswahl, 2002; Königliche Tochterstämme, Königswähler und Kurfürsten, hg. v. Wolf, A., 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter, hg. v. Moraw, P., 2002; Begert, A., Böhmen, die böhmische Kur und das Reich, 2003; Ertl, T., Alte Thesen und neue Theorien zur Entstehung des Kurfürstenkollegiums, (in) ZHF 30 (2003), 619ff ¸Erkens, F., Vom historischen Deuten und Verstehen, ZRG GA 122 (2005), 327; Landau, P., Eike von Repgow und die Königswahl im Sachsenspiegel, ZRG GA 125 (2008), 18; Begert, A., Die Entstehung und Entwicklung des Kurkollegs, 2010; Wolf, A., Wie kamen die Kurfürsten zu ihrem Königswahlrecht?, ZRG GA 129 (2012), 340; Wolf, A., Verwandtschaft – Erbrecht – Königswahlen, 2013 (beweist eine Denkmöglichkeit die Wirklichkeit des Gedachten?); (Un)gleiche Kurfürsten?, hg. v. Klingner, J. u. a., 2017; Wolf, A., Die Datierung von Sachsenspiegel Landrecht III 57, 2 und die Entstehung des Kurfürstenkollegs, ZRG GA 137 (2020), 421
Kurfürstenkollegium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1647 [Brandenburg] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Kollegium der Kurfürsten →Kurfürst
Kurfürstenrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [Österrreich] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M., s. Google) Rat eines einzelnen Kurfürsten auf einem Reichstag, Gesamtheit der Kurfürsten (ab 1577) →Kurfürst
Kurfürstentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1394 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 [Wittelsbach] in rund 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist das Herrschaftsgebiet und der Aufgabenbereich eines →Kurfürsten.
Lit.: Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz, 1908; Dirks, M., Das Landrecht des Kurfürstentums Trier, 1965; Pelizaeus, L., Der Aufstieg Württembergs und Hessens zur Kurwürde 1692-1803, 2000
Kurhessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1803 zu einem →Kurfürstentum erhobene Landgrafschaft Hessen-Kassel. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kulenkamp, E., Neue Sammlung der Landesordnungen, Bd. 1ff. 1828ff.; Probst, K., Die Entwicklung der Gerichtsverfassung und des Zivilprozesses in Kurhessen, 1911; Mayer-Edenhauser, T., Untersuchungen über Anerbenrecht und Güterschluss in Kurhessen, 1942; Frotscher, W., Die kurhessische Verfassung von 1831, (in) ZNR 2008, 45; Die Abgeordneten der kurhessischen Ständeversammlungeen 1830-1866, hg. v. Grote, E., 2016
kuriat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, in Zusammensetzung wie ein Präfix verwendete Partikel) Kurie betreffend
Kuriatstimme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz ab 1777 [Pütter] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Reichstag des Heiligen römischen Reiches mehreren kleinen Reichsständen nur gemeinsam zustehende Stimme (Grafen und Herren, Prälaten). 1653 bestehen 4 weltliche Kuriatstimmen (für 99 Reichsstände) und 2 geistliche Kuriatstimmen (für 41 Reichsstände). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 148; Meister, A., Entstehung der Kuriatstimmen, (in) Hist. Jb. 34 (1913), 828; Stände und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit, hg. v. Arndt, J., 1989
Kurie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem römischen Recht eine Untergliederung der Volksversammlung (Kuriatkomitie), in dem katholischen Kirchenrecht die zentrale, aus mehreren Kardinalskongregationen bzw. Ämtern und Gerichtshöfen bestehende Verwaltungsbehörde des Papstes und in dem Heiligen römischen Reich die körperschaftlich organisierte Vertretung der Reichsstände (Kurfürsten, sonstige Reichsfürsten, Reichsstädte) und Landstände (Prälaten, Ritter. Städte und unter Umständen Bauern). S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 3, 7, 17; Schreiber, G., Kurie und Kloster im 12. Jahrhundert, Bd. 1f. 1910, Neudruck 1965; Rusch, B., Die Behörden und Hofbeamten der päpstlichen Kurie, 1936; Jordan, K., Die Entstehung der römischen Kurie, ZRG KA 28 (1939), 97; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Robinson, I., The Papacy, 1990
Kurienwahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F, s. Google.) ist die Wahl nach Kurien.
Kurienwahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Wahlrecht nach Kurien (beispielsweise in Österreich zwischen 1849/1850 und 1907/1918), das dem Grundsatz der Gleichheit aller Stimmen bei einer Wahl widerspricht.
Lit.: Melik, V., Wahlen im alten Österreich, 1997
Kurköln →Köln, Kurfürstentum
Kurland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 [Leipzig] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Land eines Kurfürsten, mit dem das Wahlrecht zu der Beteiligung an den Wahlen des Herrschers des Heilien römischen Reiches verbunden ist. Davon zu trennen ist Kurland als das ursprünglich von Kuren besiedelte Land an dem Rigaischen Meerbusen. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2076; Kurland, hg. v. Oberländer, E. u. a., 2008; Mesenhöller, M., Ständische Modernisierung, 2009
Kurmainz →Mainz, Kurfürstentum
Kurmede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1040 [Foppens] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist eine mittelalterliche grundherrschaftliche Abgabe. →Besthaupt, Kür, Miete
Kurpfalz →Pfalz, Kurfürstentum
Lit.: Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, Band 1 1988, 2. A. 1999, Band 2 1992; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2007, 2. A. 2011, 5. A. 2014
Kursachsen →Sachsen, Kurfürstentum
Kursächsische Konstitutionen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) sind die in Kursachsen (an dem 21. 4.) 1572 in einem längeren Anhörungsverfahren gesetzlich getroffenen Entscheidungen in 211 bzw. 249 bzw. 277 von den juristischen Fakultäten von Wittenberg und Leipzig ermittelten Streitfragen (Verfahren, Verträge, Erbrecht und Lehnsrecht, Strafrecht). Sie werden trotz ihres oft bewahrenden Zuges von den Zeitgenossen als Fortbildung des sächsischen Rechtes empfunden. 1661 und 1746 folgen 91 bzw. 40 weitere Entscheidungen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schletter, H., Die Konstitutionen Kurfürst Augusts von Sachsen vom Jahre 1572, 1857; Eberle, E., Probleme zur Rechtsstellung der Frau nach den Kursächsischen Konstitutionen von 1572, Diss. 1965; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/KursaechsischeKonstitutionen1572.htm
Kurtrier →Trier, Kurfürstentum
kurulisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Adj.) zu dem Wagen ([lat.] currus) gehörig (Kennzeichnung der für das Marktwesen zuständigen Ädile in Rom, auf deren Tätigkeit Wandelung [Rückgängigmachung] und Minderung (Preisherabsetzung] des Kaufvertrags bei Sachmängeln eines Kaufgegenstands beruhen)
Kurverein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1747 [Moser] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein vertragliches Bündnis von →Kurfürsten. Bedeutsam ist der Kurverein von Rhens (1338). Der Inhalt dieses Bündnisses wird 1356 durch die →Goldene Bulle gefestigt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Krammer, M., Das Kurfürstenkolleg, 1913; Stengel, E., Avignon und Rhens, 1930
Kurwürde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1635 [Reichsabschied] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Würde als →Kurfürst. S. Google
kurz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 810-817 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1210-1220 [Wolfram von Eschenbach) – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) geringe Länge aufweisend, klein
Kusine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Base (F.) (1), Tochter eines Geschwisters eines Elters
Kuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab um 1200 [Nibelungenlied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die gegenseitige, grundsätzlich freundlich gemeinte Berührung zweier Menschen mit den Lippen mindestens eines Menschen. Der Kuss kann als Gebärde rechtliche Bedeutung haben.
Lit.: Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, Bd. 1 1943, 83; Perella, N., The Kiss, 1969; Strätz, H., Der Verlobungskuss, 1979; Die Braut, hg. v. Völger, G. u. a., 1985
küssen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 810-817 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab dem 10. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mit den Lippen berühren
Küste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Grenzlinie zwischen Land und Meer. Die vor der Küste liegenden Küstengewässer werden seit dem 17. Jahrhundert in stetig erweitertem Umfang von dem Hoheitsträger auf dem angarenzenden Land beansprucht (3, 12 oder 200 Seemeilen). S. Google
Lit.: Rörig, F., Zur Rechtsgeschichte der Territorialgewässer, 1948; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Bothwell, D. u. a., The International Law of the Sea, 2010
Küstenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in einem Bestandteil um 1700 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (allgemein das Land an einer Küste und besonders) das Gebiet an der oberen Adria, das 1564 zu Innerösterreich zählt, 1809 Teil der illyrischen Provinzen Frankreichs ist und 1849 zu einem aus Görz-Gradisca, Istrien und Triest gebildeten Kronland wird (1910 8000 Quadratkilometer, 900000 Einwohner, davon 50 Prozent Italiener). 1919 fällt es an Italien, 1947 überwiegend an Jugoslawien, bei dessen Auflösung 1991/1993 in dem Norden an Slowenien, in dem Süden an Kroatien. S. Google
Kuttner, Stephan (Bonn 24. 03. 1907-Berkeley 12. 08. 1996) Vater Professor für Zivilprozessrecht (Kuttner, Georg), Ass. Univ. Berlin, 1933 von dem Protestantismus zu dem Katholizismus konvertiert, wiss. MA Vatikan-Bibliothek, 1937 Prof. Lateranhochschule Rom, 1940 Prof. (1942 Ordinarius) Catholic Univ. of America Washington (1955 Institute of Research and Study in Medieval Canon Law), 1964 Yale (New Haven), 1970 Univ. of California Berkeley (Direktor der Robbins Collection of Canon Law), 1989 emeritiert, ist der führende, aus politischen Gründen aus Deutschland über Italien 1940 in die Vereinigten Staaten von Amerika ausgewanderte Kanonist des 20. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Nachruf (in) NJW 1997, 306; Hetzenecker, A., Stephan Kuttner in Amerika 1940-1964, 2007
Kux (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1476 [Freiberg] in rund vierzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., lateinisch cuccus Böhmen 1327, in der Herkunft ungeklärt) ist sachlich seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts der Anteil an einer →Gewerkschaft des Bergrechts. Der Anteil an der Gewerkschaft des alten Rechtes ist (unbewegliches Vermögen und) ideeller Anteil zu gesamter Hand (ursprünglich 4, zuletzt 128 Anteile, davon 120 für Gewerken, 4 für Grundstückseigentümer, 2 für Gemeinde, 2 für Schule). Bei der seit dem preußischen Allgemeinen Berggesetz von dem 24. 6. 1865 entstehenden Gewerkschaft neuen Rechtes ist der Kux Anteil an der Gewerkschaft als juristischer Person und damit ein Recht (100 oder höchstens 10000 Anteile). In der Bundesrepublik Deutschland wird der Kux 1980 beseitigt.
Lit.: Köbler, DRG 167; Zycha, A., Das böhmische Bergrecht des Mittelalters, 1902; Kromrey, P., Die Übertragung, Belastung und Pfändung von Kuxen, Diss. jur. Heidelberg, 1905; Müller-Erzbach, R., Das Bergrecht Preußens, 1917; Ehrenzweig, Das Wort Kux, (in) Z. f. Bergrecht 62 (1921), 191; Kuhlen, H., Die Wandlung in der Rechtsnatur der Kuxe, Diss. jur. Köln 1938; Guder, A., Der Kux, 1959; Bartels, C., Vom frühneuzeitlichen Montangewerbe zur Bergbauindustrie, 1992; Fessner, M., Steinkohle und Salz, 1998
L
Laband, Paul (Breslau 24. 5. 1838-Straßburg 23. 3. 1918), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Heidelberg (Vangerow, von Mohl) und Berlin (Gneist, Stahl) und der Konversion (1857) 1864 außerordentlicher Professor und 1866 ordentlicher Professor in Königsberg und 1872 in Straßburg. Von der Rechtsgeschichte ausgehend wendet er sich dem Staatsrecht zu, für das er bestimmte Begriffe (beispielsweise →Gesetz in dem formellen Sinn, Gesetz in dem materiellen Sinn) und berechenbare Ordnung der Sätze des geltenden Rechtes (durch Verfassung) zu der Eindämmung politischer Willkür (in dem Rechtsstaat) verlangt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 195, 199, 208; Laband, P., Das Magdeburg-Breslauer systematische Schöffenrecht aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, 1863, Neudruck 1967; Gierke, O. v., Labands Staatsrecht und die deutsche Rechtswissenschaft, 1883, 2. A. 1961; Laband, P., Das Staatsrecht des Deutschen Reiches, 1887, 2. A. 1894, 3. A. 1895, 4. A. 1901, 5. A. 1911/1914, Neudruck 1964; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938 bzw. 1953, 145; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt, 1958, 226; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958, 2. A. 2003; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 301; Pauly, W., Der Methodenwandel im deutschen Spätkonstitutionalismus, 1993; Laband, P., Staatsrechtliche Vorlesungen, hg. v. Schlüter, B., 2004
Labeo, Marcus Antistius (Labeo filius) (1. Jahrhundert v. Chr.-5/22 [10/11?] n. Chr.), Rechtskundigensohn (des Pacuvius Antistius Labeo), Schüler des Trebatius, wird nach durchlaufener Ämterlaufbahn als ein führender Rechtskundiger des frühklassischen römischen Rechtes Haupt der prokulianischen Schule. Von seinem möglicherweise 400 Bücher umfassenden Werk (Fallsammlungen, Kommentar zu dem Edikt des Prätors, Abhandlung über das Pontifikalrecht) zeugen mehr als 500 überlieferte Bruchstücke (u. a. Kommentare zu dem Edikt des Prätors). S. Google
Lit.: Söllner §§ 11, 15, 16; Köbler, DRG 30; Pernice, A., Labeo, Bd. 1 1873, 7; Kohlhaas, C., Die Überlieferung der libri posteriores des Antistius Labeo, 1986
Labeo, Pacuvius Antistius (Labeo pater) (1. Jahrhundert v. Chr.-42 v. Chr.) ist der an der Verschwörung des Brutus gegen Caesar teilnehmende römische Rechtskundige, dessen Sohn Haupt der prokulianischen Schule wird. S. Google
Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung römischer Juristen, 2. A. 1967, 32
Lachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert Verb lachen in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber Verb lachen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und Neutrum Lachen in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein wohl seit Entstehung des Menschen und vielleicht seiner Sprache mögliches Verhalten, das auch rechtliche Bedeutung erlangen kann. S. Google
Lit.: Le Goff, J., Das Lachen im Mittelalter, 2004
lacina (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Anfang sechstes Jahrhundert in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Wehrung, lat. via [F.] lacina, Wegwehrung) Legung, Wehrung, Sperre, Schelte
Lit.: Sousa-Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern der karolingischen Kapitularien, 1993
Lade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1150-1170 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Verb laden teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein von Menschen nach der Sesshaftwerdung entwickeltes Behältnis (Kiste, Truhe, Schrein) für Sachen. S. Google
laden (V.) (1) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) beladen, packen
laden (V.) (2) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab um 1210 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) einladen, auffordern
Laden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12./13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1310/1312 [München] als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht über Latte mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Brett, der Verschluss einer Öffnung oder der Geschäftsraum. In dem Spätmittelalter verlagert sich in dem deutschen Sprachraum in Städten der Verkauf von Waren von dem allgemeinen für jedermann offenen Markt zunehmend in den einzelnen besonderen Laden des Anbietenden. Der Angestellte in dem Laden erlangt dabei allmählich eine beschränkte Vollmacht für dort übliche Tätigkeiten. Die Zeitspanne, in der ein Laden zu Gunsten beispielsweise der Kirche, sonstiger einzelner Interessenten oder der Allgemeinheit geschlossen sein muss, wird vereinzelt seit dieser Zeit (Goslar 1281, Brieg 1318, Lüneburg 1350), allgemein erst in dem 20. Jahrhundert (Deutschland 1956 Ladenschlussgesetz) genau festgelegt, aus wirtschaftlichen Erwägungen Interessierter gegen den Widerstand der Kirchen aber stärker eingeschränkt. Seit dem 20. Jahrhundert erscheint neben dem überschaubaren Laden das geräumige Kaufhaus. Der Übergang zu dem Selbstbedienungsladen beginnt unter dem Einfluss der Vereinigten Staaten von Amerika in der Bundesrepublik Deutschland 1949. Große Handelsketten mit vielen Angestelllten treten an die Stelle der früheren bedienenden Kaufleute, deren Läden (so genannte Tante-Emma-Läden) verschwinden. Danach setzt in dem 21. Jahrhundert in beachtlichem Umfang die digital-elektronische Bestellung von Waren in dem Internet mit Lieferung durch Frachtdienste ein, so dass der Laden möglicherweise in absehbarer Zeit weitgehend verschwinden wird. S. Google
Lit.: Rühling, M., Das Ladenschlussgesetz vom 28. November 1956, 2004; Langer, L., Revolution im Einzelhandel, 2013
Ladiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist der Angehörige der in den Alpen und (vor allem) in den Dolomiten ansässigen, von dem Spätlateinischen abgeleiteten besonderen Sprachgemeinschaft des Ladinischen.
Lit.: Perathoner, Die Dolomitenladiner, 1998; Videsott, P. u. a., Ennebergisches Wörterbuch, 1998
Ladung (2) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL- und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 808 uocatione ladunge] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Aufforderung vor einer Behörde oder einem Gericht zu einem bestimmten Zeitpunkt zu erscheinen. Sie findet sich sachlich bereits in dem XII-Tafelgesetz des altrömischen Rechtes (lat. si in ius vocat, ito, wenn er zu Gericht ruft, soll er [d. h. der Gerufene oder Geladene] gehen). Sie wird auch zu Beginn des frühfränkischen (lat. [M.]) Pactus legis Salicae (507-511?, Einung des salfränkischen Rechtes) sichtbar und hat vermutlich bereits für die germanische Volksversammlung in irgendeiner Art bestanden. In dem Frühmittelalter wird die private Ladung durch den Ansprecher oder Ansprechenden (lat. [F.] mannitio) durch die öffentliche Ladung des Verfahrensleiters (lat. [F.] bannitio) ersetzt. Ungerechtfertigtes Nichterscheinen (Ladungsungehorsam, anders in besonderen Fällen, →echte Not) zieht den jeweiligen →Bann nach sich, wobei insgesamt dreimal zu laden ist (→Aller guten Dinge sind drei). In der frühen Neuzeit kann das Erscheinen mit Zwangsmitteln erzwungen werden. Die Ladung erfolgt dabei vielfach schriftlich. Die Voraussetzungen und Förmlichkeiten werden in Verfahrensordnungen zunehmend streng festgelegt. →Ediktalzitation
Lit.: Kaser §§ 82 I 1, 87 I 4, 87 II 3; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 70, 86, 117, 155, 202; Bethmann Hollweg, M. v., Der Zivilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; Kulessa, M., Ladungsungehorsam und prozessuale Säumnis in den Urteilen des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Sellert, W., Die Ladung des Beklagten vor das Reichskammergericht, ZRG GA 84 (1967), 202; Reinschmidt, T., Die Entstehung des Rechtsganges und das Versäumnisverfahren im salfränkischen Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1968; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess nach bayerischen Quelle, 1971, 228ff.; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981
Ladungsfrist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die zwischen →Ladung und Zeitpunkt des Erscheinens vor Gericht liegende, dem Schutz bzw. der Vorbereitung des Geladenen dienende Frist. S. Google
Ladungsungehorsam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist die gewollte Nichtbeachtung der →Ladung, für die der Mensch in Verfahrensordnungen nachteilige Folgen festlegt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Lauk, J., Über den Ungehorsam in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten, 1827; Sintenis, C., Der Ungehorsam der Parteien im bürgerlichen Prozess, 1828; Canstein, R. Frhr. v., Grundlagen des Kontumazialrechts, (in) Zs. für deutschen Civilprozeß 16 (1891), 1ff.; Laufs, A., Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, 1976; Schlinker, S., Litis Contestatio, 2008
Laesio (F.) enormis (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, abewr in Google belegt, F.) ist die außergewöhnliche (enorme) Verletzung (der Vertragsgerechtigkeit). Sie geht vielleicht auf Kaiser Diokletian (284-313) in Rom zurück und ist philosophisch-christlich geprägt. Obwohl ein Preis einer Ware unter Menschen gundsätzlich eigentlich nicht vorgegeben ist, sondern sich tatsächlich meist aus ihren überwiegend unterschiedlichen Interessen durch Verhandeln ergibt, kann nach der Lehre von der laesio enormis ein Verkäufer einer Sache (beispielsweise ein Bauer als Eigentümer eines Grundstücks) den zu einem bestimmten vereinbarten Preis abgeschlossenen Vertrag anfechten und gegen Rückzahlung des Preises die Rückgabe der Sache verlangen, wenn der Preis geringer ist als die Hälfte des angeblich objektiv feststellbaren wahren Wertes der Sache und der Käufer nicht den auf den gerechten Preis (lat. iustum pretium [N.]) fehlenden Betrag nachzahlt. 1234 übernimmt die mittelalterliche Kirche die von Justinian vertretene Lehre von dem gerechten Preis und der laesio enormis. Dies wird von dem gemeinen Recht fortgeführt, von dem Liberalismus des 19. Jahrhunderts aber (beispielsweise in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900) aufgegeben.
Lit.: Kaser § 41 II 3; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 64, 127, 166, 214; Dekkers, R., La lésion énorme, 1937; Schulze, W., Die laesio enormis, Diss. jur. Münster 1973; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 2 1989, 447ff.; Kalb, H., Lex Baiuvariorum, Vita Corbiniani und laesio enormis, ZRG GA 106 (1989), 325; Becker, C., Die Lehre von der laesio enormis, 1993; Göttlicher, D., Auf der Suche nach dem gerechten Preis, 2004; Harke, J., Laesio enormis als error in negotio, ZRG RA 122, 2005, 91ff. Langer, V., Laesio enormis, 2009
laesowerpire (lat.-afrk., V., (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) in den Schoß werfen
Lager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1303/1308 [Bremen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Liegestelle
Lagerbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1491 [Württemberg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) →Urbar
laghsaga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, an. [F.]) Rechtsvortrag
Lagus (Hase), Conrad (um 1500-1546) wird 1516 als Conradus Haß de Creutzburgk in Leipzig und 1519 in Wittenberg immatrikuliert und macht sich um das rechtswissenschaftliche Studium als juristischer Privatlehrer und Humanist in Wittenberg verdient (Traditio methodica utriusque juris 1543, Methodisches Vorgehen in beiden Rechten [De iure personarum, De modis acquirendi alienandi et amittendi res, De pactis et obligationibus, De actionibus et exceptionibus, De iudiciis, De privilegiis et iuris beneficiis], Compendium juris Saxonici posthum 1597). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 144; Muther, T., Zur Geschichte der Rechtswissenschaft, 1876, 299; Reis, T., Historia in Conrad Lagus’ Traditio methodica (1543), ZRG GA 130 (2013), 103
lahm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unbeweglich, langsam, gelähmt
lähmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 in rund fünfundzwanzig Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) lahm machen
Lähmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert? in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., Verb lähmen Ende 8. Jh., Adjektiv lahm 3. Viertel 8. Jh. und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) →Körperverletzung
Laibach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) in Slowenien (Ljubljana) wird 1919 Sitz einer Universität.
Laie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 1067 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1067 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1067 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] laicus) ist der Nichtfachmann, in dem Kirchenrecht der einfache Gläubige in Gegensatz zu dem →Kleriker (Klerus). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit, 1974; Felten, F., Äbte und Laienäbte im Frankenreich, 1980; Vauchez, A., Les laics au Moyen Age, 1987; Löhr, D., Zur Mitwirkung der Laienrichter im Strafprozess, 2008; Krey, K., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015; Laien in der Gerichtsbarkeit – Geschichte und aktuelle Perspektiven, hg. v. Kohl, G./Reiter-Zatloukal, I., 2019; Kleriker und Laien, hg. v. Reinert, J. u. a., 2021
Laieninvestitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Investitur von Laien in kirchliche Ämter durch den König beispielsweise des Heiligen römischen Reiches) →Investitur, Investiturstreit
Lit.: Scharnagl, A., Der Begriff der Investitur in den Quellen und der Literatur des Investiturstreites, 1908; Schmid, P., Der Begriff der kanonischen Wahl in den Anfängen des Investiturstreits, 1926; Schieffer R., Die Entstehung des päpstlichen Investiturverbots für den deutschen König, 1981; Laudage, J., Priesterbild und Reformpapsttum im 11. Jahrhundert, 1984; Beulertz, S., Das Verbot der Laieninvestitur im Investiturstreit, 1991
Laienpfründe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist sachlich beispielsweise die seit dem 9. Jahrhundert sichtbare Verpfründung von Laien an Klöster.
Lit.: Stutz, U., Lehen und Pfründe, ZRG GA 20 (1899), 213ff.; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Gnant, C., Die Panisbriefe Kaiser Josefs II., 2002
Laienrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nicht rechtswissenschaftlich gebildete Richter in Gegensatz zu dem rechtswissenschaftlich gebildeten Berufsrichter. Ursprünglich sind alle Richter und Urteiler Laien und wohl alle erwachsenen freien Männer an Entscheidungen über Streitigkeiten beteiligt. Bereits in fränkischer Zeit beschränkt sich aber die Tätigkeit als Richter (thunginus, Graf) und Urteiler (Rachinburge, Schöffe) auf ausgewählte Männer. Seit dem 12. Jahrhundert verdrängt ausgehend von der kirchlichen Gerichtsbarkeit der wissenschaftlich zu der Streitentscheidung Ausgebildete (Jurist) den Laien fast völlig. Bereits an dem Reichskammergericht des Heiligen römischen Reiches (1495) sind je zu der Hälfte nur Adelige und Doktoren tätig, während die Constitutio Criminalis Carolina (1532, Peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V.) noch durchweg die Mitwirkung von (ungelehrten) Schöffen in Strafverfahren vorsieht. Rechtstatsächlich setzt sich dann aber allmählich der gelehrte Jurist bis in die Untergerichte durch. Die Aufklärung strebt demgegenüber die Mitwirkung von Laienrichtern an (beispielsweise Justus Möser 1774). Nach dem Vorbild Englands führt Frankreich 1791 eine Jury von Laienrichtern ein. In dem 19. Jahrhundert verlangt der Liberalismus auch in dem deutschen Sprachraum nach englisch-französischem Vorbild die Rückkehr zu dem Laienrichter. In dem Schwurgericht, Handelsgericht, Arbeitsgericht, Verwaltungsgericht und Sozialgericht setzt sich dieses Verlangen in gewissem Umfang durch, wobei seit 1922 auch Frauen als Laienrichter zugelassen werden. Die sog. Lex Emminger (1924, Gesetz Emmingers) beseitigt aus Kostengründen das Schwurgericht und erweitert die Zuständigkeit des berufsmäßigen Einzelrichters. 1939 wird in dem Deutschen Reich die Mitwirkung von Laienrichtern in der ordentlichen Gerichtsbarkeit (bis 1945) beseitigt, danach aber wiederhergestellt, obgleich das Gewicht des Berufsrichters grundsätzlich aus verständlichen Gründen in der Rechtsprechung in der Bundesrepublik Deutschland tatsächlich überwiegt.
Lit.: Köbler, DRG 201, 202; Zentner, J., Das Geschworenengericht mit Öffentlichkeit und Mündlichkeit im Gerichtsverfahren, 1830; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 35; Kern, E. Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit im Großherzogtum Baden während des 19. Jahrhunderts, 1974; Löhr, D., Zur Mitwirkung der Laienrichter im Strafprozess, 2008; Andoor, G., Laien in der Strafrechtsprechung, 2013
Laienspiegel (Wort nur in dem Buchtitel belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die von dem Nördlinger Stadtschreiber und Höchstädter Landvogt Ulrich →Tengler für Laien verfasste, erstmals in Augsburg 1509 wohl von Sebastian Brant herausgegebene Einführung in das gelehrte Recht (Nachdrucke Straßburg 1510, 1511, Neuer Laienspiegel Augsburg 1511, elf Nachdrucke, darunter Straßburg 1536). Der Laienspiegel behandelt in seinen drei Büchern (1) die Stellung weltlicher Herrschaftsträger (Richter, Partei, Fürsprecher, Vorstand, Bürgermeister, Ratsherr), (2) die Gerichtsverfassung und das Privatrecht sowie (3) das Strafverfahren. Als Quellen lassen sich das (lat.) Speculum (N.) iudiciale (gerichtlicher Spiegel) des →Durantis (1290), Johannes Andreae, Bartolus, Petrus de Ferrariis, verschiedene verbreitete Traktate, die Bibel, Aristoteles, die Goldene Bulle und andere Reichsgesetze, der →Klagspiegel, der →Hexenhammer und die →Constitutio Criminalis Bambergensis (1507, Bamberger peinliche Gerichtsordnung) nachweisen. In dem Verhältnis zu dem Klagspiegel stellt der Laienspiegel an Stelle des kanonistischen Inquisitionsverfahrens den gemeinrechtlichen Inquisitionsprozess dar, lässt aber gelehrte Grundsätze zu dem Schutz des Befragten außer Acht. Der Laienspiegel ist fast in dem gesamten 16. Jahrhundert durch zahlreiche Drucke weit verbreitet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechtes in Deutschland, 1867, Neudruck 1959; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 147, 172; Der Teufelsprozess, hg. v. Schmitz, W., 1980; Burret, G., Der Inquisitionsprozess im Laienspiegel des Ulrich Tengler, 2010; Ulrich Tenglers Laienspiegel, hg. v. Deutsch, A., 2011
Laizismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in Frankreich in dem 19. Jahrhundert entwickelte Bezeichnung für seit der Aufklärung erkennbare Bestrebungen, den Einfluss der Kirche auf den Staat zurückzudrängen.
lance et licio (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) mit Schüssel und Schurzfell, →Haussuchung
Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 27, 48
Land (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist das als eine Einheit erscheinende Teilgebiet der festen Oberfläche der Erde, insbesondere auch der Gliedstaat eines Bundesstaats. Als politisches Gebilde in dem fränkisch-deutschen Reich begegnet das Land seit dem Hochmittelalter (vielleicht unter Auswirkung des Abschlusses des Investiturstreits durch das Konkordat von Worms 1122). Es entwickelt sich durch territoriale Aufteilung des älteren Personalverbands (Volk). Augenfällige Beispiele sind die Verselbständigung →Österreichs gegenüber (den übrigen) →Bayern (1156) zwecks Ausgleichs zwischen Babenbergern, Welfen und Staufern und die Aufteilung →Sachsens (1180) zwecks Herabsetzung Heinrichs des Löwen durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa. Innerhalb des Deutschen Reiches und Heiligen römischen Reiches bilden sich in der Folge sehr viele Länder. An dem Rande spalten sich die →Schweiz und die →Niederlande (spätestens 1648) ab. Innerhalb Österreichs werden die Länder von 1744 bis 1848 von Gubernien überlagert. In der Schweiz treten die Teile von 1798 bis 1803 zurück. 1806 werden die größeren Länder nach Beseitigung der kleineren Herrschaften selbständige Staaten. Sie vereinigen sich 1815 fast alle zu dem 1866 an dem österreichisch-preußischen Gegensatz scheiternden →Deutschen Bund. Innerhalb Österreichs verliert das Land von 1848 bis 1920 seine Rechtspersönlichkeit. Die große Mehrzahl der deutschen Länder findet 1871 unter dem späteren Reichskanzler Otto von Bismarck in einer kleindeutschen Lösung zu dem Deutschen Reich (ohne Österreich, Liechtenstein und Luxemburg) zusammen. Den in Österreich zusammengeschlossenen Ländern (Bundesländern) wird nach dem Ersten Weltkrieg 1918 von den anderen europäischen Mächten der von der Bevölkerung mit großer Mehrheit gewünschte Beitritt verwehrt. In dem Deutschen Reich werden unter dem nationalsozialistischen Reichskanzler Adolf Hitler die Länder von 1934 (bis 1945) bedeutungslos. Der 1938 erfolgte →Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wird 1945 rückgängig gemacht. Die Abtrennung der 1945 der sowjetischen Besatzungszone zugeschlagenen, 1958 durch Bezirke ersetzten Länder (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen) in der →Deutschen Demokratischen Republik endet an dem 3. 10. 1990 durch Beitritt zu der Bundesrepublik Deutschland. Eine mit Land gebildete Redewendung ist Land und Leute.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 94, 101, 110, 113, 138, 148, 150, 197, 230, 244, 247, 256, 258, 259; Köbler, Historisches Lexikon der deutschen Länder, 1988, 7. A. 2007, 8. A. 2019, in dem Internet aktualisiert HELD (koeblergerhard.de); Köbler, WAS; Müller, L., Badische Landesgeschichte, Bd. 1 1900; Brunner, O., Land und Herrschaft, 1939, 3. A. 1943, 6. A. 1973; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen, 1961; Köbler, G., Land und Landrecht im Mittelalter, ZRG GA 86 (1969), 1; Das Land Baden-Württemberg, Bd. 1ff. 1977ff.; Ammerich, H., Landesherr und Landesverwaltung, 1981; Kofler, W., Land, Landschaft, Landtag, 1985; Möckli, G., Die schweizerischen Landsgemeinde-Demokratien, 1987; Ay, K., Land und Fürst im alten Bayern, 1988; Weltin, M., Der Begriff des Landes bei Otto Brunner und seine Rezeption durch die verfassungsgeschichtliche Forschung, ZRG GA 107 (1990), 337; Länderparlamentarismus in Deutschland, hg. v. Mielke, S. u. a., 2004; March, U., Kleine Geschichte deutscher Länder, 2010; Die Außenpolitik der deutschen Länder im Kaiserreich, hg. v. Berwinkel, H., 2012; Zusammenschlüsse und Neubildungen deutscher Länder im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Kretzschmar, R. u. a., 2013
Landbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1397 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein in verschiedener Hinsicht ein →Land betreffendes Buch (beispielsweise Landbuch der Neumark um 1336, Landbuch der Mark Brandenburg 1375/1376).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Das Landbuch der Mark Brandenburg, hg. v. Schultze, J., 1940; Karl IV., hg. v. Engel, E., 1982, 357
Landesarbeitsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in DW2 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist das Gericht der zweiten Insatz der Arbeitsgerichtsbarkeit. In der Bundesrepublik Deutschland bestehen 2020 18 Landesarbeitsgerichte.
Landesausbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter und in der früheren Neuzeit der innere Ausbau eines Landes durch verstärkte wirtschaftliche Nutzung (beispielsweise Rodung, Entwässerung).
Lit.: Brenning, A., Innere Kolonisation, 1909; Ranzi, F., Königsgut und Königsforst, 1939; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Higounet, C., Die deutsche Ostsiedlung, 1986; Strukturen der Grundherrschaft, hg. v. Rösener, W., 1989, 411; Siedlungen und Landesausbau zur Salierzeit, hg. v. Böhme, H., 1991; Erlen, P., Europäischer Landesausbau und mittelalterliche deutsche Ostsiedlung, 1992; Blackbourn, D., Die Eroberung der Natur, 2007; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008
Landesausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1634 [Nassau] in zweiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der in Österreich in der frühen Neuzeit von dem Landtag gewählte Ausschuss zu der Verwaltung des Landes mit dem Landeshauptmann an der Spitze (1918 Landesrat, 1920 Landesregierung). Ab 1744 treten ihm Zentralstaatsbehörden zu Seite (Gubernien). Die Doppelgleisigkeit endet mit einer Verfassungsänderung 1925.
Landesbrauch, Landbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in beiden Formen bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in beiden Formen in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der Brauch in einem Land.
Lit.: Alberti, W., Der Rheingauer Landbrauch, 1913
Landesflucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von landesflüchtig - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) Flucht aus einem Land
Landesfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 (Niederbayern) in einundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) Freiheit eines Landes
Landesfürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 in engerem Sinn des Großen in einem Land belegt, als Landesherr 1295 in einer Fassung des so genannten Schwabenspiegels, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist sachlich in dem Heiligen römischen Reich der Fürst eines Landes (Landesherr). Es gibt weltliche und geistliche Landesfürsten (beispielsweise Herzog, Markgraf, Graf, Erzbischof, Bischof, Abt). Der Landesfürst hat zusammen mit den Landständen die Landesherrschaft. In dem Reich ist der Landesfürst zugleich Reichsfürst (in dem Reichstag). S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Spindler, M., Die Anfänge des bayerischen Landesfürstentums, 1937, Neudruck 1973; Stolz, O., Zur Entstehung und Bedeutung des Landesfürstentums im Raume Bayern – Österreich – Tirol, ZRG GA 71 (1954), 339; Burkert, G., Landesfürst und Stände, 1987
Landesgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1753 [Pommern] zusätzlich neben Landgericht vereinzelt belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google in beiden Formen belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das in einem oder für ein Land zuständige Gericht. Seit dem Hochmittelalter geht in dem deutschen Reich die Gerichtsbarkeit allgemein weitgehend von dem König auf den Landesherrn über. Dieser bildet meist eine mehrstufige landesfürstliche Gerichtsbarkeit aus. Oberste Gerichtshöfe entstehen als Landesgerichte beispielsweise in Preußen (1483 Kammergericht), in Österreich (1749 Oberste Justizstelle) oder Bayern (1625 Revisorium). An dem 14. 6. 1849 werden in Österreich Landesgerichte eingerichtet.
Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 27; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954, 38; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Das Reichskammergericht im Spiegel seiner Prozessakten, hg. v. Battenberg, F. u. a., 2010
Landesgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die auf das einzelne Land (beispielsweise Bayern, Baden, Vorarlberg) ausgerichtete →Geschichte bzw. Geschichtsschreibung. Sie steht in Deutschland vor allem in Gegensatz zu der Reichsgeschichte. S. Google
Lit.: Probleme und Methoden der Landesgeschichte, hg. v. Fried, P., 1978; Deutsche Landesgeschichtsschreibung im Zeichen des Humanismus, hg. v. Brendle, F. u. a., 2001; Im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik, hg. v. Werner, M., 2004; Mechthold, R., Landesgeschichtliche Zeitschriften 1800-2009, 2011; Handbuch Landesgeschichte, hg. v. Freitag, W. u. a., 2018
Landesgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1724 [Wiesand] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das für ein Land von dem zuständigen Organ geschaffene Gesetz. Es steht in Gegensatz zu dem Reichsgesetz oder Bundesgesetz. Es gewinnt seit der frühen Neuzeit an Bedeutung. S. Google
Lit.: Neue Sammlung mecklenburgischer Landesgesetze, Bd. 1ff. 1769ff.; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Maier, K., Die Anfänge der Polizei- und Landesgesetzgebung in der Markgrafschaft Baden, 1984
Landeshauptmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Landhauptmann 1498 belegt, M.) ist der Leiter der Verwaltung eines Landes. Er erscheint sachlich als (lat. [M.]) capitaneus in der Steiermark, Kärnten und Krain an der Stelle des königlichen Reichsstatthalters in der Mitte des 13. Jahrhunderts. Er ist gleichzeitig Haupt der Stände des Landes. In den habsburgischen Ländern erhält sich das Amt des bald von dem Landesfürsten ernannten, dem Landesausschuss und dem Landtag vorsitzenden Landeshauptmanns. 1918 werden ihm die bisher von dem Statthalter wahrgenommenen Aufgaben der Zentralstaatsverwaltung auf Landesebene übertragen. Dem Landtag sitzt seit 1920 ein besonderer Landtagspräsident vor. In der Gegenwart ist der Landeshauptmann Leiter der Regierung eines Landes, der auch die mittelbare Bundesverwaltung ausführt. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Brandis, J., Geschichte der Landeshauptleute von Tirol, 1850; Kozina, G., Die Landeshauptleute von Krain, 1864; Pesendorfer, W., Der Landeshauptmann, 1986; Burkert, G., Die Landeshauptleute der österreichischen Erbländer, (in) FS H. Mezler-Andelberg, 1988; Naschenweng, P., Die Landeshauptleute der Steiermark 1326-2002, 2002; Roten, H. v., Les grands baillis du Valais 1388-1798, 2008
Landesherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Wort Landherr um 1000, Landesherr erste Hälfte 13. Jh. belegt und Landesherr in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, lat. dominus [M.] terrae, M.) ist sachlich seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der →Herr eines besonderen, seit 1156 unter Ersetzung des älteren Personalitätsprinzips durch das neuere Territorialitätsprinzip entstehenden →Landes. Er ist Empfänger der wichtigsten Regalien, höchster Richter in dem Land, Träger des Heerbanns und Wahrer des Landfriedens, somit insgesamt Inhaber der sich ausbildenden Landesherrschaft. Zu seinen Einnahmequellen zählt vor allem auch die →Steuer. In dem Ringen mit den Großen in dem Land (→Landständen) setzt er sich in der Neuzeit meist tatsächlich durch. An dem Ende des Ersten Weltkriegs muss der Landesherr dem Grundsatz der Volkssouveränität weichen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 111, 112, 148, 154; Ludicke, R., Die landesherrlichen Zentralbehörden im Bistum Münster, 1901; Lichtner, A., Landesherr und Stände in Hessen-Cassel, 1913; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Renger, R., Landesherr und Landstände im Hochstift Osnabrück, 1968; Ammerich, H., Landesherr und Landesverwaltung, 1981; Kappelhoff, B., Absolutistisches Regiment oder Ständeherrschaft?, 1982; Gmür, R., Städte als Landesherren, (in) FS H. Thieme, 1986; Bahlcke, J., Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit, 2012
Landesherrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [Köln] mit Landherrschaft in zweiundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist seit dem hohen Mittelalter die →Herrschaft des →Landesherrn über ein →Land. Ihre Grundlage ist in dem Einzelfall sehr unterschiedlich (Grundherrschaft, Banngewalt, Gerichtsgewalt, Vogtei, Schirmvertrag, königliches Amt). Sie muss in einem Ringen mit den Ständen gefestigt werden. Sobald das Land, wie das für die Kurfürstentümer 1356 in der Goldenen Bulle und für Österreich 1358/1359 in einer Fälschung (lat. privilegium [N.] maius) festgelegt wird, nicht mehr geteilt werden kann, tritt die Vorstellung von der privaten, in dem Erbfall ohne weiteres teilbaren Sachherrschaft des Landesherrn über das Land zugunsten der öffentlichen Einordnung zurück (Entstehung des modernen, Hoheitsidee, Gesetzgebung und rationales Verwaltungsverständnis voraussetzenden Staates). Seit dem 18. Jahrhundert ist wichtigster Bestandteil der einheitlichen monarchischen, an der Wohlfahrt des Gemeinwesens ausgerichteten Staatsgewalt die Polizeigewalt (lat. ius [N.] politiae). Die nun so bezeichnete Landeshoheit, in der sich die früher vereinzelten Hoheitsrechte zu der umfassenden Hoheitsgewalt (Souveränität) verdichten, wird als ursprünglich und damit nicht von dem Reich abgeleitet angesehen. Demgegenüber lassen sich die Rechte der Landstände nicht erweitern, sondern höchstens bewahren. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 111, 149; Baltl/Kocher; Roßberg, A., Die Entwicklung der Territorialherrlichkeit in der Grafschaft Ravensberg, Diss. phil. Leipzig 1909; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Schlesinger, W., Die Entstehung der Landesherrschaft, 1941, Neudruck 1964; Schlesinger, W., Die Landesherrschaft der Herren von Schönburg, 1954; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Schulze, H., Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963; Bühler, T., Gewohnheitsrecht und Landesherrschaft, 1972; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985; Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002; Bahlcke, J., Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit, 2012
Landeshoheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1621 [Hadeln] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die in der frühen Neuzeit durch Zusammenfassung von Herrschaftsrechten und Verdichtung der →Landesherrschaft entstehende Hoheitsgewalt (Souveränität) des Landesherrn (Fürsten) in einem Land (Staat). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 149; Moser, J., Von der Landeshoheit der deutschen Reichsstände, 1773; Stutz, U., Das habsburgische Urbar und die Anfänge der Landeshoheit, ZRG 25 (1904), 192; Fehr, H., Die Entstehung der Landeshoheit im Breisgau, 1904; Aubin, H., Die Entstehung der Landeshoheit, 1920, Neudruck 1961; Mack, E., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtenberg, 1926; Kürschner, T., Die Landeshoheit der deutschen Länder, 1938; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Quaritsch, H; Souveränität, 1986; Landeshoheit, hg. v. Riedenauer, E., 1994; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Bahlcke, J., Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit, 2012
Landeskirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als - Landkirche 1461 – ab 1785? und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist in dem evangelischen Kirchenrecht seit dem 19. Jahrhundert die Kirche eines Landes oder Landesteils (beispielsweise Baden, Kurhessen-Waldeck, Hannover, Schleswig-Holstein, Schaumburg-Lippe, Württemberg, Eutin, Lippe). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Hinschius, P., Die evangelischen Landeskirchen in Preußen, 1867; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Närger, N., Das Synodalwahlsystem in den deutschen evangelischen Landeskirchen, 1988; Müller, K., Staatsgrenzen und evangelische Kirchengrenzen, 1988; Richter, M., Kirchenrecht im Sozialismus, 2011
Landesobrigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1550 [Walther] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die in dem Übergang zwischen →Landesherrschaft und →Landeshoheit befindliche landesherrliche Gewalt der frühen Neuzeit. S. Google
Lit.: Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975
Landesordnung, Landordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Wort 1492 bzw. 1489 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google als Landesordnung und Landordnung belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die seit dem Spätmittelalter sichtbare, umfassendere, ordnende Gesetzgebung des Landesherrn zu der Klarstellung wichtiger Fragen auf den unterschiedlichsten Rechtsgebieten (beispielsweise Tirol 1526 Bauernlandesordnung, 1532, 1573, Böhmen 1500, 1530, 1549, 1564, 1627, Mähren 1535, 1545, 1562, 1604, 1628, Oberlausitz 1538/1539, 1582, 1597, Oppeln-Ratibor 1562, Teschen 1573 u. a.). In dem 19. Jahrhundert regeln in Österreich Landesordnungen von dem 26. 2. 1861 Fragen des Landesverfassungsrechts (bis 1918). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kleinschmidt, C., Sammlung fürstlich hessischer Landesordnungen, Bd. 1ff. 1767ff.; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Richter, G., Die ernestinischen Landesordnungen, 1964; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Quellen zur neueren deutschen Privatrechtsgeschichte, Bd. 2 Landes- und Polizeiordnungen, hg. v. Schmelzeisen, G., 1968ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 517; Wesener, G., Zur Bedeutung der österreichischen Landesordnungsentwürfe, (in) FS N. Grass, Bd. 1 1974, 613; Berg, T., Landesordnungen in Preußen, 1998; Landesordnung und gute Policey, hg. v. Gehringer, H. u. a., 2008
Landesparlament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und über das Altfranzösische mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar, N.) ist seit dem 19. Jahrhundert das →Parlament eines →Landes.
Lit.: Eicher, H., Der Machtverlust der Landesparlamente, 1988
Landesrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Landrecht - ab dem Althochdeutschen belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das besondere →Recht eines →Landes in Gegensatz zu einem übergeordneten Recht wie beispielsweise dem Bundesrecht. Es entsteht anfangs in dem Hochmittelalter als Landrecht in Gegensatz zu dem Stadtrecht. Bis in das 19. Jahrhundert überwiegt es das gesetzte einheitliche Recht (in dem Heiligen römischen Reich). Durch die einheitliche staatliche Gesetzgebung des ausgehenden 19. Jahrhunderts wird es in Deutschland in vielen Bereichen auf Randfragen zurückgedrängt (sog. Verlustliste der deutschen Rechtseinheit), bleibt aber beispielsweise in dem Verwaltungsrecht bedeutsam. Grundsatz wird, dass bei konkurrierender Zuständigkeit das Reichsrecht oder das Bundesrecht das Landesrecht bricht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 103, 184, 231; Kahler, O., Das schleswig-holsteinische Landesrecht, 1908, 2. A. 1923; Schneider, M., Das Verhältnis des Reichsrechts zum Landesrecht, 2002
Landesregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1537 [Fellner-Kretschmayr, 1666 Landesregierung Hadeln] in fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., engerer Sinn Mitte 19. Jahrhunderts) ist die →Regierung eines →Landes (beispielsweise 1849 in Salzburg, Kärnten, Krain, Schlesien und Bukowina, 1918/1920 allgemein).
Landessozialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Gericht der zweiten Instanz in der Sozialgerichtsbarkeit. In der Bundesrepublik Deutschland bestehen 2020 14 Landessozialgerichte. S. Google
Landessteuer, Landsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen vielleicht ab erster Hälfte 12. Jahrhundert [Fulda] öfter als Landsteuer, ab 1777 als Landessteuer belegt, aber in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google als Landsteuer und als Landessteuer belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die sachlich seit dem 13. Jahrhundert in einem →Land erhobene →Steuer. Der Kreis der Steuerpflichtigen ist nicht überall gleich. Die Landessteuer bedarf grundsätzlich der Bewilligung durch die Landesbehörde. S. Google
Lit.: Brennecke, A., Die ordentlichen direkten Staatssteuern Mecklenburgs im Mittelalter, Diss. jur. Marburg 1900; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965, 273; Gerhard, H., Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken, 1960; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975
Landessynode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar, F.) ist die Versammlung gewählter und berufener Mitglieder einer Landeskirche. S. Google
Lit.: Närger, N., Das Synodalwahlsystem in den deutschen evangelischen Landeskirchen im 19. und 20. Jahrhundert, 1988
Landesteilung, Landteilung, Länderteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1490 als Landesteilung, Landteilung und Länderteilung in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist sachlich die der Reichsteilung des fränkischen Frühmittelalters entsprechende Teilung eines →Landes unter mehrere Söhne eines Landesherrn. Sie birgt die Gefahr der Machtzersplitterung in sich. Deswegen finden sich Teilungsverbote bereits unter Friedrich I. Barbarossa und Rudolf von Habsburg (1283). Für die →Kurfürstentümer schließt die →Goldene Bulle (1356) die Teilung aus. Noch in der späteren Zeit werden Länder aber tatsächlich geteilt (Hessen 1567, Österreich, Anhalt 1635, Braunschweig 1636, Sachsen-Gotha 1680, Mecklenburg 1701). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Hartel, R., Über Landesteilungen in deutschen Territorien, (in) FS F. Hausmann, 1977, 179
Landesverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 [Gadebusch] in dreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die besondere (anfangs nur materielle, ab 1791 auch formelle) →Verfassung eines →Landes.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Kopp, U., Handbuch zur Kenntnis der Hessen-Casselschen Landesverfassung, Teil 1 1796; Kaltenborn, C., Geschichte der deutschen Bundesverhältnisse, Bd. 1f. 1857
Landesverordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1618 [Lüneburg] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbiuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die ein →Land betreffende →Verordnung in Gegensatz vor allem zu dem →Landesgesetz und der Bundesverordnung.
Lit.: Kreittmayr, W. Frhr. v., Sammlung der churbaierischen Generalien und Landesverordnungen, 1771
Landesverrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der Verrat des eigenen →Landes durch einen Menschen. Ihm geht bereits bei den Germanen der Verrat des Volkes voraus, bei dem nach Tacitus der gefasste Verräter aufgehängt wird. Seit dem Hochmittelalter wird das römischrechtliche (lat.) →crimen (N.) maiestatis (Majestätsverbrechen) aufgenommen. Strafe der Verräterei ist das Rädern oder Vierteilen Nach der österreichischen (lat.) Constitutio (F.) Criminalis Josephina (1787) ist Landesverrat das Verbrechen gegen den Staat bzw. Vaterland in Gegensatz zu dem gegen den Herrscher gerichteten →Hochverrat. In der Mitte des 19. Jahrhunderts ist Landesverrat die Bedrohung der äußeren Machtstellung des Staates. S. Google
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Köhler, A., Hochverrat und Landesverrat, ZRG GA 25 (1904), 130ff., 269ff.; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Brune, H., Hochverrat und Landesverrat in rechtsvergleichender Darstellung, 1937; Schröder, F., Der Schutz von Staat und Verfassung im Strafrecht, 1970; Hanten, M., Publizistischer Landesverrat vor dem Reichsgericht, 1999
Landesverteidigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Verteidigung eines Landes. S. Google
Lit.: Bergien, R., Die bellizistische Republik – Wehrkonsens und Wehrhaftmachung in Deutschland 1918-1933, 2012
Landesverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571? [Freiburg] bzw. 1785 Landesverwaltung in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Verwaltung eines Landes durch Landesbehörden. Hierzu bildet der Landesherr seit dem Spätmittelalter eine beamtete Verwaltungsorganisation aus. Als deren späte Folge ist auch in der Gegenwart der Bundesrepublik Deutschland die Verwaltung grundsätzlich Angelegenheit des Landes. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 113, 151, 197, 258; Ammerich, H., Landesherr und Landesverwaltung, 1981; Deutsche Verwaltungsgeschichte hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1f. 1988ff.
Landesverweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [Kurpfalz] in rund vierzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist die Verweisung (beispielsweise eines Straftäters) aus dem Land. Ihr geht die ältere Verbannung voraus. Ihr entspricht in dem Hochmittelalter die Verweisung aus der Stadt, die beispielsweise in Augsburg des späten 14. Jahrhunderts jährlich etwa ein halbes Prozent der Stadtbewohner betrifft. Seit dem 15. Jahrhundert wird sachlich von Landesverweisung gesprochen. Sie führt zu Konflikten mit den benachbarten Ländern. Seit dem 18. Jahrhundert wird sie allgemein aufgegeben und auf Ausländer beschränkt (anders beispielsweise in Österreich, beispielsweise 3. 4. 1919 die Landesverweisung der Familie Habsburg). S. Google
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 410, 533, Neudruck 1964; Müller, W., Die Stadtverweisung, Diss. jur. Leipzig 1935; Breithaupt, W., Die Strafe des Staupenschlags, Diss. jur. Jena 1938; Schnabel-Schüle, H., Die Strafe der Landesverweisung in der Frühen Neuzeit, (in) Ausweisung und Deportation, hg. v. Gestrich, A. u. a., 1995, 73ff.; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005
Landfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1233 [Sachsen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) Unterstützung des Landesherrn durch die Landesbewohner
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Fehr, H., Landfolge und Gerichtsfolge im fränkischen Recht, (in) Festgabe R. Sohm, 1914, 387ff.; Ramb, S., Öffentliche Dienste im Kriegswesen des landesfürstlichen Territorialstaates, 1979
Landfolgepflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist sachlich die bereits in dem Frühmittelalter sichtbare Verpflichtung, bei Gefährdung der Allgemeinheit wehrhafte Hilfe zu leisten. Mit der Entstehung des ritterlichen Reiterheers tritt die Landfolgepflicht in dem Hochmittelalter an Bedeutung zurück, ohne ganz zu verschwinden. In der Wehrpflicht des 18. Jahrhunderts wird sie in veränderter Form neu belebt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Fehr, H., Landfolge und Gerichtsfolge im fränkischen Recht, (in) Festgabe R. Sohm, 1914, 387ff.
Landfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1256 [Österreich] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Landfriede und Landfrieden belegt und in Google belegt, M.) ist der von Rechtsbruch nicht gestörte Zustand (in einem Land). Seit dem 10. Jahrhundert ist in Südfrankreich und Spanien ([Le Puy um 975,] Charroux 989, Narbonne um 990, Le Puy 994, Limoges 994, Poitiers 1000) das von der Kirche in Wiederholung merowingischer und karolingischer Kapitularien und Bußbücher ausgehende Gebot des Friedens (→Gottesfriedens) sichtbar. Seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert erscheint der weltliche Landfriede (beispielsweise Kaiser Heinrichs IV. von 1103 oder Kaiser Friedrichs I. Barbarossa von 1152). Er sieht peinliche →Strafen für Unrechtstaten vor. Seine Grundlage ist meist eine beschworene →Einung, in anderen Fällen auch ein Gesetz. Wichtige Landfrieden sind der Mainzer Reichslandfriede von 1235 und der ewige Landfriede von 1495, der die Fehde (Selbsthilfe) als solche vollständig verbietet. S. Google, →Landfriedensbruch
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 101, 118, 147; Baltl/Kocher; Weiland, B., Sächsischer Landfriede aus der Zeit Friedrichs II. und die sog. Treuga Heinrici regis, ZRG GA 8 (1887), 88; Bock, E., Der Kampf um die Landfriedenshoheit in Westfalen, ZRG GA 48 (1928), 379; Quidde, L., Histoire de la Paix publique en Allemagne au moyen âge, 1929; Schnelbögl, W., Die innere Entwicklung der bayerischen Landfrieden des 13. Jahrhunderts, 1932; Wohlhaupter, E., Studien zur Rechtsgeschichte der Gottes- und Landfrieden in Spanien, 1933; Meyer, B., Der Sorge für den Landfrieden im Gebiet der werdenden Eidgenossenschaft 1250-1350, 1935; Bader, K., Probleme des Landfriedensschutzes, (in) Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 3 (1939), 1; Gernhuber, J., Die Landfriedensbewegung in Deutschland, 1952; Partsch, G., Ein unbekannter Landfrieden aus dem 12. Jahrhundert, ZRG GA 75 (1958), 93; Hattenhauer, H., Die Bedeutung der Gottes- und Landfrieden, Diss. jur. Marburg 1958; Stein, G., Die Einungs- und Landfriedenspolitik der Mainzer Erzbischöfe, Diss. phil. Mainz 1960; Gerlich, A., Studien zur Landfriedenspolitik König Rudolfs von Habsburg, 1963; Angermeier, H., Königtum und Landfriede im Spätmittelalter, 1966; Mohrmann, W., Der Landfriede im Ostseeraum, 1972; Quellen zur Geschichte der fränkisch-bayerischen Landfriedensorganisation, bearb. v. Pfeiffer, G., 1975; Leist, W., Landesherr und Landfrieden in Thüringen im Spätmittelalter, 1975; Wadle, E., Der Nürnberger Friedebrief Kaiser Friedrich Barbarossas, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 548; Stercken, M., Königtum und Territorialgewalten, 1989; Rotthoff-Kraus, C., Die politische Rolle der Landfriedenseinungen zwischen Maas und Rhein, 1990; Wadle, E., Gottesfrieden und Landfriede, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 63; Wadle, E., Landfrieden, Strafe, Recht, 2001; Landfrieden, hg. v. Buschmann, A. u. a., 2001; Graevenitz, C. v., Die Landfriedenspolitik Rudolfs von Habsburg, 2003; Fahrner, M., Der Landfrieden im Elsass, 2007; Fischer, M., Reichsreform und „ewiger Landfrieden“, 2007; Wadle, E./Gergen, T., Die hochmittelalterlichen Gottes- und Landfrieden als Wegbereiter des Strafrechts, ZRG GA 136 (2019), 130
Landfriedensbruch (Wort – Landfriedebruch - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Landfriedensbruch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist die Verletzung des Landfriedens. Die Folge ist eine peinliche →Strafe. Daneben ist auch die →Acht von großer Bedeutung. Mit dem 16. Jahrhundert macht sich der Einfluss des römischen Rechtes bemerkbar (Gail), wonach der Landfriedensbruch die zu gewalttätigem Zweck erfolgende Vereinigung einer Menge von 10 bis 15 Menschen voraussetzt. Mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) wird die Verbindung mit dem mittelalterlichen Landfrieden schwächer. 1871 bestimmt das Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches den Landfriedensbruch als eine Verbindung von Zusammenrottung und Gewaltanwendung. 1970 wird die Strafbarkeit auch der bloßen Teilnahme an einer gewalttätigen öffentlichen Zusammenrottung in der Bundesrepublik Deutschland aufgegeben. Für Österreich vgl. § 274 StGB. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Hagemann, H., Vom Verbrechenskatalog des altdeutschen Strafrechts, ZRG GA 91 (1974), 1; Roth, A., Kollektive Gewalt und Strafrecht, 1989; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Kerth, J., Der landsfried ist zerbrochen, 1997; Fahrner, M., Der Landfrieden im Elsass, 2007
Landfriedensgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter das für die Wahrung des →Landfriedens vorgesehene →Gericht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Eberhardt, H., Die Gerichtsorganisation der Landgrafschaft Thüringen im Mittelalter, ZRG GA 75 (1958), 108
Landfriedenshauptmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) der für die Wahrung des Landfriedens bestimmte Hauptmann
Landgemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427/1541 bzw. 1502 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nichtstädtische Gemeinde. Sie entsteht in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter aus den unterschiedlichsten Ansatzpunkten (Nachbarschaft, Hofgenossenschaft, Markgenossenschaft, Grundherrschaft, Gericht, Vogtei, Kirche u. s. w.). Nach der staatlichen Verdichtung der frühen Neuzeit wird die Idee der →Selbstverwaltung der ländlichen Gemeinde in dem 19. Jahrhundert aufgegriffen und in Preußen in der Landgemeindeordnung für die Rheinprovinz von 1845 und für die sieben östlichen Provinzen von 1891 verwirklicht (vgl. Baden Gemeindegesetz 1831, Österreich Gemeindegesetz 1849, Bayern Gemeindeordnung 1869). Als Gebietskörperschaft dient die Landgemeinde seitdem als kleinste räumliche Einheit der (staatlichen) Verwaltung. S. Google
Lit.: Hübner 129; Kroeschell, DRG 1; Bognetti, G., Sulle origini dei comuni rurali del medio evo, Studi nelle scienze giuridiche e sociali 10f. (1926f.); Quirin, K., Herrschaft und Gemeinde, 1952; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Steinbach, F., Ursprung und Wesen der Landgemeinde nach rheinischen Quellen, 1960; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Schwineköper, B., 1964, 2. A. 1986; Nikolay-Panter, M., Entstehung und Entwicklung der Landgemeinde im Trierer Raum, 1976; Bognetti, G., Studi sulle origini del comune rurale, 1978; Schildt, B., Bauer - Gemeinde - Nachbarschaft, 1996; Landgemeinden im Übergang zum modernen Staat, hg. v. Franz, N. u. a., 1999; Stadt – Gemeinde – Genossenschaft, hg. v. Cordes, A. u. a., 2003
Landgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1208 [Oberösterreich] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist allgemein ein für ein →Land zuständiges →Gericht. Es erscheint mit der Territorialisierung des Rechtes in dem Hochmittelalter. Wesentliche Kennzeichen könnten der Graf als Landrichter, die Zuständigkeit für gewichtigere Streitfälle (Eigen und Erbe, Freiheit, Ungericht), die Anwendung des Landrechts und die regelmäßige Abhaltung an (mehreren) festen Gerichtsplätzen (Dingstätten, Schrannen) sein. Das Landgericht ist meist nicht für den Adel zuständig und steht unter dem landesfürstlichen →Hofgericht. Von daher versteht sich seine Entwicklung zu einer mittleren Instanz. 1877/1879 wird das Landgericht (1893 in dem Deutschen Reich 172 Landgerichte mit 2341 Richtern, 2000 115 Landgerichte in der Bundesrepublik Deutschland) zu dem zwischen Amtsgericht und Oberlandesgericht stehenden Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit, das Eingangsgericht nur für gewichtigere Zivilsachen und Straffälle ist. An dem 14. 6. 1849 werden in Österreich Landesgerichte eingerichtet. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 115, 200, 261; Rosenthal, E., Geschichte des Gerichtswesens und der Verwaltungsorganisation Baierns, Bd. 2 1906; Voltelini, H. v., Die Entstehung der Landgerichte im bayerisch-österreichischen Rechtsgebiete, (in) Archiv für österreichische Geschichte 94 (1905), 1; Müller, H., Das kaiserliche Landgericht der vormaligen Grafschaft Hirschberg, 1911; Kalisch, H., Die Grafschaft und das Landgericht Hirschberg, ZRG GA 34 (1913), 141; Feine, H., Die kaiserlichen Landgerichte in Schwaben, ZRG GA 66 (1948), 148; Hiereth, S., Die bayrische Gerichts- und Verwaltungsorganisation, 1950; Merzbacher, F., Iudicium provinciale ducatus Franconiae, 1956; Landwehr, G., Die althannoverschen Landgerichte, 1964; Leiber, G., Das Landgericht der Baar, 1964; Peter, A., Das Landgericht Klettgau, 1966; Düsseldorf und sein Landgericht 1820-1970, 1970; Hülle, W., Geschichte des höchsten Landgerichts in Oldenburg (1573-1935), 1975; Iustitia Coloniensis, 1981; Hiereth, S., Moosburg, 1986; Strätz, H., 175 Jahre Hof- und Landgericht Konstanz, 1988; Raubold, D., Das Landgericht Hildesheim, 2003
Landgerichtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Land[es]gericht[s]ordnung 1494 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die für das →Landgericht verfasste Ordnung (beispielsweise Oberösterreich 1514, Franken 1618).
Lit.: Bartmann, J., Das Gerichtsverfahren vor und nach der münsterischen Landgerichtsordnung von 1571, 1908; Merzbacher, F., Ordinatio Iudicii Provincialis Franconica, (in) Würzburger Diözesangeschichtsbll. 32 (1970), 83
Landgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1129 [Goslar/MGDipl. VIII 32, MGDipl. VIII 55 Lodewicus lantgravus de Thuringia 1131] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts ein wohl in dem Zuge der allgemeinen Territorialisierung entstehender Titel eines reichslehnbaren Amtes zu der Verwaltung und Sicherung königlicher Rechte (in einem Land). Landgrafen finden sich in Thüringen 1131, Oberelsass 1135, Unterelsass 1138, (Leuchtenberg 1143,) Heiligenberg 1169, Burgund-Buchegg 1226, Thurgau 1227, Aargau 1232/1234, Frickgau 1234, Burgund-Neuenburg 1235, Zürichgau 1245, Hessen 1265, Hegau 1275, Breisgau 1276, Baar 1287, Stühlingen 1296, Buchsgau 1318, Klettgau 1325, Sisgau 1354 und Leiningen 1444. Ihre Stellung endet spätestens 1806 mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches, in Hessen-Homburg 1866. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Franck, W., Die Landgrafschaften des heiligen römischen Reichs, 1873; Doeberl, M., Die Landgrafschaft der Leuchtenberger, 1893; Mayer, T., Über die Entstehung und Bedeutung der älteren deutschen Landgrafschaften, ZRG GA 58 (1938), 138; Hess, W., Hessische Städtegründungen der Landgrafen von Thüringen, 1966; Eyer, F., Die Landgrafschaft im unteren Elsass, (in) ZGO N. F. 78 (1969), 148
Landgrafschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1238/1239 in rund zwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Stellung und das Gebiet eines Landgrafen. S. Google, →Landgraf
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Mayer, T., Über Entstehung und Bedeutung der älteren deutschen Landgrafschaften, ZRG GA 58 (1938), 138; Eberhardt, H., Die Gerichtsorganisation der Landgrafschaft Thüringen, 75 (1958), 108; Demandt, K., Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter, 1981
Landgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1330 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist allgemein ein Gut auf dem Lande und in dem deutschen Privatrecht des 19. Jahrhunderts das besondere in eine Landgüterrolle eingetragene Anerbengut, an welchem dem Anerben bei der Erbteilung nur ein Übernahmerecht zusteht (Brandenburg, Schlesien, Schleswig-Holstein, Regierungsbezirk Kassel 1884/1887). Es wird 1933 durch das Reichserbhofgesetz beseitigt, in Hessen 1947 (Neufassung 1970) aber wieder hergestellt. S. Google
Lit.: Enneccerus, L., Ein Höferecht für Hessen 1882; Kroeschell, K., Landwirtschaftsrecht, 2. A. 1970; Starke, A., Die hessische Landgüterordnung, 1995; Hausmann, V., Die Vererbung von Landgütern nach dem BGB, 2000
Landhofmeister, Landeshofmeister (Wort Landhofmeister in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1472 [Albrecht Achilles] in zwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google - Landeshofmeister und Landhofmeister - belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist eine in dem 15. Jahrhundert erscheinende Fortbildung des →Hofmeisters. S. Google
Landkasse, Landeskasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1630 [Trier] in dreiunddreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist sachlich seit dem Spätmittelalter die besondere, neben der landesherrlichen Finanzverwaltung stehende landständische Finanzverwaltung. Sie wird auch Landkasten genannt. Sie wird von dem Absolutismus beseitigt. S. Google
Lit.: Bamberger, E., Die Finanzverwaltung in den deutschen Territorien des Mittelalters, Diss. jur. München 1923; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006
Landkreis, Landeskreis (Wort Landkreis in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [Sachsen] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der untere staatliche Verwaltungsbezirk mit überörtlichen Selbstverwaltungsaufgaben. Der Landkreis geht auf die Bildung von kleineren Kreisen (beispielsweise Teltow, Barnum, Zauche) oder größeren Kreisen (beispielsweise Altmark, Mittelmark, Neumark) in Brandenburg seit dem 14. Jahrhundert zurück. In dem 16. Jahrhundert erkennt der Landesherr Kreisversammlungen an. Aus den Kreisdirektorien und den Kreiskommissaren entwickelt sich der →Landrat. Zuständig sind die Kreise vor allem für Wohlfahrtsmaßnahmen, militärische Angelegenheiten und Verkehrsbelange. Zwischen 1825 und 1828 werden Kreisordnungen für die einzelnen Provinzen Preußens erlassen. 1872 werden echte Kommunalverbände mit Selbstverwaltungsrecht geschaffen, deren wichtigste Organe Kreistag, Kreisausschuss und Landrat sind. 1919 wird das allgemeine, gleiche und direkte Wahlrecht eingeführt. Etwa zu der gleichen Zeit wird die Bezeichnung Landkreis (für Kreis) üblich. Die Angleichung der übrigen Länder an die Verhältnisse Preußens erfolgt vereinzelt seit dem 19. Jahrhundert, in Baden mit der Landkreisordnung von dem 24. 6. 1939, in Bayern durch die dritte Verordnung über den Neuaufbau des Reiches von dem 28. 11. 1938. Eine geplante Reichskreisordnung kommt nicht zustande. Nach der institutionellen Sicherung der Kreise durch Art. 28 I GG erlassen die Länder der Bundesrepublik Deutschland eigene, die Verbindung von Staatsverwaltung und Selbstverwaltung fortführende Landkreisordnungen. S. Google
Lit.: Constantin, O./Stein, E., Die deutschen Landkreise, 1926; Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1950; Grube, W., Vogteien, Ämter, Landkreise in der Geschichte Südwestdeutschlands, 1960; Stadler, K., Der Weg zur Selbstverwaltung der bayerischen Landkreise, 1962; Unruh, G., Der Kreis, 1965; Der Kreis, 1972ff.; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg, hg. v. Landkreistag, Bd. 1f. 1975; Hundert Jahre Kreisordnungen Nordrhein-Westfalen, hg. v. Landkreistag, 1988; Der Landkreistag Nordrhein-Westfalen 1947-1997, hg. v. Möller, F. u. a., 1997; Henneke, H., Die deutschen Kreise und ihr Landkreistag, 2016
Landlauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von landläufig – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) Recht oder Brauch in einem Lande
Landlauf von Steyr (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist das frühestens an dem Ende des 14. Jahrhunderts vielleicht von einem unbekannten Gerichtsschreiber der steirischen Landschranne unter Einbeziehung einiger Sätze des so genannten Schwabenspiegels in 252 Artikeln verfasste Rechtsbuch, das sich vor allem mit dem Verfahren, mit den Landesdienstherren, den Bürgern, den Strafen und den Juden befasst. In Kärnten wird hieraus in dem 16. Jahrhundert das Kärntner Rechtsbuch. S. Google
Lit.: Bischoff, E., Steiermärkisches Landrecht des Mittelalters, 1875; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965, 207; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963, 19
landläufig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1435 [Sankt Gallen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) herkömmlich
Landläufige kulmische Rechte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) sind die aus dem alten →Kulm und anderen Quellen um die Mitte des 15. Jahrhunderts in Danzig (?) entstandenen Rechtsaufzeichnungen. S. Google
Lit.: Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen. Strafrecht, 1982; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 52
Landleihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen wie auch Landesleihe anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist sachlich die zeitweise Überlassung von Land durch den Berechtigten in größerem oder kleinerem Umfang. Hierfür gilt seit dem Mittelalter teils unterschiedlich ausgestaltetes Leiherecht, teils Lehnrecht.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Levy, E., Vom römischen precarium zur germanischen Landleihe, ZRG RA 66 (1948), 1
ländlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 15. Jahrhundert [Historienbibel] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) das Land oder ein Land betreffend
Ländliche Rechtsquellen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.Pl.) sind (wissenschaftlich) die vor allem in dem Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit sichtbaren, in dem nichtstädtischen Bereich geltenden örtlichen Rechtsquellen (der bäuerlichen Belange). Hierher gehören hauptsächlich →Weistümer, Hofrechte und Dorfrechte. Trotz der Rechtsvereinheitlichung der frühen Neuzeit gelten sie teilweise bis in das 19. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Württembergische ländliche Rechtsquellen, hg. v. Wintterlin, F. u. a., Bd. 1ff. 1910ff.; Deutsche ländliche Rechtsquellen, hg. v. Blickle, P., 1977 (Wege der Forschung); Die ländlichen Rechtsquellen aus den pfalz-neuburgischen Ämtern Höchstädt, Neuburg, Monheim und Reichertshofen vom Jahre 1585, hg. v. Fried, P., 1983; Ländliche Rechtsquellen aus dem kurtrierischen Amt Cochem, bearb. v. Krämer, C. u. a., 1986; Ländliche Rechtsquellen aus dem Kurmainzer Rheingau, bearb. v. Jeschke, P., 2003; Die ländlichen Rechtsquellen aus der Grafschaft Oettingen, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Ländliche Rechtsquellen aus dem Allgäu, hg. v. Steiner, T., 2008
Landmiliz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1636 [landmilitia Tirol] in dreiundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) ist die in einem Land zwecks Unterstützung des Heeres gebildete Miliz. S. Google
Lit.: Wollschläger, T., Die „Military Revolution“ und der deutsche Territorialstaat, 2004; Winter, M., Untertanengeist durch Militärpflicht?, 2005
Landnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die junge geschichtswissenschaftliche Bezeichnung für das Eindringen beispielsweise germanischer Stämme in fremde Siedlungsgebiete in der Völkerwanderungszeit (375-568). S. Google
Lit.: Meyer, H., Die fränkische Landnahme und das Rheinland, 1936; Petri, L., Zum Stand der Diskussion über die fränkische Landnahme, 1954; Ausgewählte Probleme europäischer Landnahmen, hg. v. Müller-Wille, M. u. a., 1994
Landoffizial, Landesoffizial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M., s. Google) sachlich seit dm 13. Jh. von dem Bischof bestellt
Landpacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1318/1319 [Utrecht] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) →Pacht
Landrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 [Fellner-Kretschmayr] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist in den meisten Ländern der Bundesrepublik Deutschland der Hauptverwaltungsbeamte der Gebietskörperschaft Kreis bzw. Landkreis und Leiter der unteren staatlichen Verwaltungsbehörde. Er entwickelt sich in der Mark Brandenburg in dem 16. Jahrhundert wohl aus dem von dem Landesherrn auf Vorschlag der Landstände ernannten Kreiskommissar. Jedenfalls erhalten an dem 27. 9. 1702 alle märkischen Kreiskommissare den Titel Landrat. In dem 18. Jahrhundert wird das Amt auf Preußen insgesamt ausgedehnt. 1825 werden seine Befugnisse zugunsten des Kreistags eingeschränkt, 1872 zugunsten des Kreisausschusses, dessen Vorsitzender der Landrat ist. Die übrigen deutschen Länder gleichen sich dem an. Vielfach ist der Landrat Volljurist. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 151, 197; Baltl/Kocher; Bornhak, C., Geschichte des preußischen Verwaltungsrechtes, 1884ff.; Gelpke, F., Die geschichtliche Entwicklung des Landratsamts, 1902; Lammermann, G., Die Entwicklung der rechtlichen Stellung des preußischen Landrats, Diss. jur. Göttingen 1939; Unruh, G. v., Der Kreis, 1964; Unruh, G. v., Der Landrat, 1966; Baumann, F., Die allgemeine untere staatliche Verwaltungsbehörde im Landkreis, 1967; Eifert, C., Paternalismus und Politik, 2003; Weil, F., Entmachtung im Amt, 2004; Penzholz, G., Geliebt und gefürchtet, 2016
Landrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem altsächsischen Heliand alliterierend belegt [AhdGl. I 418 responde mihi iudicium arteile mir ein lantreht 10. Jahrhundert, Notker II 395, 400, AhdGl. III 415 humani iuris lantrehtes, II 613 ius bonumque reht uti lantreht 11. Jahrhundert], aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist von dem Hochmittelalter bis in die frühe Neuzeit das für die Bewohner eines →Landes des Deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches geltende allgemeine →Recht in Gegensatz vor allem zu dem Stadtrecht oder zu dem Lehnsrecht. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts lassen die lateinischen Quellen vielleicht als Folge der Wiederbelebung der Stadt sachlich deutliche territoriale Bezüge erkennen (beispielsweise [lat.] provinciae mos [M.], ius [N.] terrae, regionis consuetudo [F.]). In dem Jahre 1200 stellt eine Urkunde mhd. lantreht und (lat.) statuta [N.Pl.] civitatis (Statuten der Stadt) gegenüber. Der das Landrecht vielleicht nach römisch-kanonischem Vorbild anfänglich lateinisch aufzeichnende →Sachsenspiegel →Eike von Repgows (1221-1224) unterscheidet das (mnd.) landreht ausdrücklich von dem Lehnsrecht, von des mannes reht, von dem geistlichen Recht, von dem Dorfrecht und wohl selbstverständlich - unausgesprochen - auch von dem von ihm wenig behandelten →Stadtrecht. Hauptquelle des Landrechts ist das gewohnheitsrechtlich fortgebildete →Volksrecht, doch werden auch gesetzliche (bzw. gesetzte) oder vertragliche (bzw. vereinbarte) Regelungen einbezogen. Die Aufzeichnung erfolgt seit dem 13. Jahrhundert in zunehmender Dichte (Österreich 1237 u. s. w.). Zu der gleichen Zeit ist auch bereits gesetzlicher Erlass von Landrecht möglich (beispielsweise Kulmer Handfeste 1233). Weitere bedeutsame Landrechte sind das etwa 1335 entstandene, 1346 vermehrte oberbayerische Landrecht, das schlesische Landrecht (1356), das Würzburger Landrecht (1435) oder das dithmarsche Landrecht (1447). In der frühen Neuzeit wird das Landrecht unter dem Einfluss des römischen Rechtes verschiedentlich reformiert (Bayern 1518, [Brandenburg 1527,] Kurköln 1538, Württemberg 1555, Solms 1571, [Kursachsen 1572,] Siebenbürgen 1583, Herzogtum Preußen 1620). Hier sind Privatrecht, Gerichtsverfassung, Zivilprozess und Strafrecht erfasst. Mit dem Allgemeinen Landrecht Preußen und dem Badischen Landrecht als naturrechtlichen Kodifikationen klingen die Landrechte 1794 bzw. 1809 (auch) dem Namen nach aus. Daneben ist Landrecht auch das Landgericht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 93, 102; Baltl/Kocher; Böhlau, H., Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1 1871; Brunner, H., Sippe und Wergeld nach niederdeutschen Rechten, ZRG GA 3 (1882), 1 (zum Rheingauer Landrecht); Meyer, H., Das sogenannte Rheingauer Landrecht, ZRG GA 24 (1903), 309; Quellen zur neueren Privatrechtsgeschichte Deutschlands, Bd. 1, Halbbd. 2 Landrechte des 16. Jahrhunderts, eingel. v. Kunkel, W., 1938; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Carlen, L., Das Landrecht des Kardinals Schiner, 1955; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Dirks, M., Das Landrecht des Kurfürstentums Trier, 1965; Das bayerische Landrecht von 1616, hg. v. Günther, H., 1969; Das Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen von 1583, hg. v. Laufs, A., 1973; Droege, G., Landrecht und Lehnrecht im hohen Mittelalter, 1969; Friedrich Esaias Pufendorfs Entwurf eines hannoverschen Landrechts, hg. v. Ebel, W., 1970; Köbler, G., Land und Landrecht im Mittelalter, ZRG 86 (1969), 1ff.; Floßmann, U., Landrecht als Verfassung, 1976; Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen von 1620, Bd. 1ff. 1982ff.; Schroeder, F., Das Oberpfälzer Landrecht von 1657/59, ZRG GA 110 (1993), 482; Löw, I., Die Eiderstedter Landrechte von 1426 bis 1591, 2003; Zimmer, K., Das Burger Landrecht, 2003; Sturm, F., 200 Jahre Badisches Landrecht, 2011; Vries, O., Thet is ac londriucht – Landrechte und Landrecht im mittelalterlichen Friesland, (in) Directions for Old Frisian Philology, hg. v. Bremmer jr., R u. a., 2014, 571
Landrechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) →Landrecht
Landrechtsglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) →Sachsenspiegel, Glosse
Landrechtsreformation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) →Landrecht, Reformation
Landreiter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [Mecklenburg] in fünfundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) über Land reitender Bote
Landrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] in anderer Bedeutung belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der für ein →Land zuständige →Richter (1186 lat. iudex [M.] provinciae). Das ist zunächst ein königlicher Amtsträger, danach der Landesherr, seit dem 13./14. Jahrhundert der landesherrliche Richter in dem →Landgericht und seit 1877/1879 (umgangssprachlich bis in das späterer 20. Jahrhundert) der Richter an dem Landgericht. S. Google
Lit.: Döhring, H., Geschichte der deutschen Rechtspflege seit 1500, 1953; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 104; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997
Landsasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Anf. 10. Jh.? Kötzschke, StudVerwG. 62, AhdGl. II 42 rustica lantsaze, AhdGl. II 609 inquilinus lantsazo] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist in dem Sachsenspiegel (1221-1224) der untere Freie (ohne Grundeigentum). In der frühen Neuzeit ist Landsasse der über dem einfachen Freien stehende, meist den Landständen angehörende Untertan. S. Google
Lit.: Hagemann, A., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111, 147; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Endres, R., Adel in der frühen Neuzeit 1993; Schneider, J., Spätmittelalterlicher deutscher Niederadel, 2003; Adel und Adelskultur in Bayern, hg. v. Demel, W. u. a., 2008
landsässig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1524 [Schweiz] in zwanzig Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) landesunmittelbar und damit nicht reichsunmittelbar
Landsässiger Adel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., Wort landsässig 1524, ist in der frühen Neuzeit der ein Haus mit mindestens einer Grundherrschaft innehabende, grundsätzlich in dem Landtag sitzende und damit über Landstandschaft verfügende, aber auch der Landesherrschaft unterworfene, also nicht reichsunmittelbare Adel in einem Land. →Landsasse
Lit.: Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Lieberich, H., Landherren und Landleute, 1964; Sikora, M., Der Adel in der frühen Neuzeit, 2009
Landsberg, Ernst (Stolberg/Rheinland 12. 10. 1860-Bonn 29. 9. 1927) 1876 Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, Leipzig, 1879 Promotion, Justizdienst LG Aachen, Colmar, Bonn, 1882 Habilitation Univ. Bonn, 1883 Doz., 1887 ao. Prof., 1889 o. Prof. Univ. Bonn, Bearbeiter von Stintzing, R. v., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, 1884ff., s. Google
Lit.: Siebls, V., Ernst Landsberg, 2011 (mit Werkverzeichnis)
landschädlich, landesschädlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1533 in neun Stellen belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – ausgenommen landschädliche Leute - nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) für das Land schädlich
Landschädliche Leute (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adjektiv landschädlich 1533 belegt, lat. nocivi [M.Pl.] terrae) sind in dem Spätmittelalter die für den Landfrieden gefährlichen Menschen. Sie können von Amts wegen auch ohne handhafte Tat festgenommen werden. Gegen sie kann ohne Weiteres öffentliche Klage erhoben werden. Gegen sie kann ein summarisches Verfahren stattfinden. Seit dem Spätmittelalter genügt zu ihrer Überführung der Nachweis ihrer Schädlichkeit bzw. Gefährlichkeit. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 207; Zallinger, O. v., Das Verfahren gegen die landschädlichen Leute, 1895; Knapp, H., Das Übersiebnen der schädlichen Leute in Süddeutschland, 1910; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses in Frankfurt am Main, ZRG GA 68 (1951), 234; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 1922, 2. A. 1958; Schubert, E., Fahrendes Volk im Mittelalter, 1995
Landschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende achtes Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist allgemein eine als Einheit verstandene Gegend und besonders ein in einer solchen Einheit seit dem Spätmittelalter gebildeter Zusammenschluss bestimmter (ständischer) Menschen und das von ihnen in dem 19. Jahrhundert geschaffene genossenschaftlich organisierte Grundstückskreditinstitut. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, hg. v. Escher, J. u. a., Bd. 1ff. 1888ff; Berghaus, W., Verfassungsgeschichte der ostfriesischen Landschaft, 1956; Gut, J., Die Landschaft auf den Landtagen der markgräflich badischen Gebiete, 1970; Blickle, Peter, Landschaften im alten Reich, 1973; Engelberg, G., Ständerechte und Verfassungsstaat, 1979; Kofler, W., Land, Landschaft, Landtag, 1985; Sonnabend, H., Mensch und Landschaft, 1998; Krüger, K., Die landständische Verfassung, 2003; Deter, G., Die landschaftsbezogene Rechtsgemeinschaft, ZRG GA 123 (2006), 358
Landschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N., s. Google) ist das Recht einer skandinavischen Landschaft (beispielsweise Västergötland um 1220/1240). →nordisches Recht, →Schweden
Lit.: Sjöholm, E., Sveriges Medeltidslagar, 1988
Landschenkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die unentgeltliche Übereignung mindestens eines Grundstücks, in weiterem Sinne auch die Überlassung mindestens eines Grundstücks zu Nutzung. In welchem Umfang in germanischer Zeit eine derartige Landschenkung (Landgabe) besteht, lassen die Quellen nicht sicher erkennen, wenn sie auch (lat.) servi (M.Pl.) in der Art römischer (lat.) coloni (M.Pl.) bezeugen. In dem Frühmittelalter geben die durch Einziehung der römischen Staatsgüter reich gewordenen Könige Land an Adel und Kirche in wohl teils lehnsrechtlicher, teils anderer Form. Auch Adel und Freie begaben (beschenken) die Kirche in erheblichem Umfang zu verschiedenem Recht. S. Google
Lit.: Brunner, H., Die Landschenkungen der Merowinger und Agilolfinger, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1885, Bd. 2 1173; Hübner, R., Die donationes post obitum, 1888; Gladiß, D. v., Die Schenkungen der deutschen Könige zu privatem Eigen, (in) DA 1 (1937), 80; Hattenhauer, H., Die Entdeckung der Verfügungsmacht, 1969; Dorn, F., Die Landschenkungen der fränkischen Könige, 1991; Davis, Z., Die schenkende Gesellschaft, 2002
Landschreiber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1020 [Summarium Heinrici] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachebelegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist sachlich seit dem Spätmittelalter in einem Land ein Amtsträger der Verwaltung. S. Google
Lit.: Bamberger, E., Die Finanzverwaltung in den deutschen Territorien des Mittelalters, Diss. München 1923
Landsgemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Schreibform von Land(es)gemeinde ab 1427/1541 [Schweiz] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die förmliche Versammlung der schweizerischen Gemeinwesen. Sie wird in ersten Anfängen 1231 in Uri, 1294 in Schwyz und 1309 in Unterwalden sichtbar. Sie ist oberste gesetzgebende, vollziehende und gerichtliche Gewalt. Teilnahmepflichtig ist grundsätzlich der mit 14 oder 16 Jahren erwachsene Mann. Zeitweise bestehen 80 Landsgemeinden, Ihre Zahl schrumpft bis 1997 auf vier (Appenzell-Innerrhoden, Appenzell-Außerrhoden, Glarus, Obwalden) und bis 2007 auf zwei (Appenzell- Innerrhoden, Glarus, 2016 11565 bzw. etwa 26000 stimmberechtigte Einwohner). S. Google
Lit.: Ryffel, H., Die schweizerischen Landsgemeinden, 1903; Kellenberg, M., Die Landsgemeinden der schweizerischen Kantone, Diss. jur. Zürich 1965; Carlen, L., Die Landsgemeinde der Schweiz, 1976; Mockli, G., Die schweizerischen Landsgemeinde-Demokratien, 1987; Brändle, F., Demokratie und Charisma – Fünf Landsgemeindekonflikte, 2005; Helg, F., Die schweizerischen Landsgemeinden, 2007
Landshut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1204 von Herzog Ludwig dem Kelheimer an dem Fuß des Hofbergs in den Auenwäldern der mittleren Isar gegründete Stadt, die zeitweise Sitz eines bayerischen Teilfürstentums ist und von 1800 bis 1826 die (1459/1472) in Ingolstadt gegründete, 1826 nach München verlegte Universität beherbergt. S. Google
Lit.: Ring, R., Die Entwicklung des Landshuter Stadtrechts bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, 1950; Becher, H., Landshut, 1978; Strasser, S., Die Geschichte der juristischen Fakultät der Universität Landshut (1800-1826), 2001; Tausche, G./Ebermeier, W., Geschichte Landshuts, 2003; Die älteste Landshuter Universitätsbeschreibung von Franz Dionys Reithofer (1811), hg. v. Böhm, L, 2003; Von der Donau an die Isar, hg. v. Böhm, L. u. a., 2003
Landsiedel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 8./9. Jahrhundert belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google (in anderer Bedeutung) belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) in einem Land Siedelnder
Landsiedelrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1228 [Oberösterreich] in zwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist eine seit dem 13. Jahrhundert vor allem in Hessen gebräuchliche, vielleicht aus dem römisch-italienischen Recht stammende Form der nicht erblichen bäuerlichen Leihe, die seit dem 16. Jahrhundert erblich wird. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Thieme, H., Zum hessischen Landsiedelrecht, (in) FS A. Schultze, 1934, 207; Welkoborsky, G., Das Solmser Landrecht, (in) Archiv f. hess. Geschichte, N.F. 30 (1967/8), 1f., 28ff; Franz, E., Grangien und Landsiedel, (in) FS G. Franz, 1967
Landsknecht, Landesknecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert der Söldner zu Fuß (aus kaiserlichen Landen?), der in der Mitte des 17. Jahrhunderts dem staatlich gebundenen Söldner weicht. S. Google
Lit.: Franz, G., Ursprung und Brauchtum der Landsknechte, (in) MIÖG 61 (1953), 79; Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, (Diss. phil. Frankfurt am Main) 1976; Kurzmann, G., Maximilian I. und das Kriegswesen, Diss. phil. Graz 1983; Baumann, R., Die Landsknechte, 1994; Rogg, M., Landsknechte und Reisläufer, 2002; Huntebrinker, J., „Fromme Knechte“ und „Garteteufel, 2010
Landstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1363 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die unter der Herrschaft eines Landesherrn stehende Stadt. Die Landstadt gehört den Landständen an. In den meisten Landstädten nimmt der Landesherr die Gesetzgebung ganz oder teilweise, die Verwaltung weitgehend und die Gerichtsbarkeit in der Form der Einfügung in den Instanzenzug in Anspruch. In der frühen Neuzeit wird die Landstadt auf diese Weise mehr und mehr eine staatliche Einrichtung. In dem 19. Jahrhundert wird demgegenüber die →Selbstverwaltung wieder belebt (Preußen 1808). S. Google
Lit.: Lorenz, O., Über den Unterschied zwischen Reichsstädten und Landstädten, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Wien 89 (1878), 17; Haberer, G., Verwaltungsvorschriften in den älteren Rechten südhessischer Landstädte, Diss. jur. Frankfurt 1981; Landesherrliche Städte im Südwesten, hg. v. Treffeisen, J. u. a., 1994; Vetter, K., Zwischen Dorf und Stadt, 1996; Stercken, M., Städte der Herrschaft, 2006; Hecht, M., Patriziatsbildung als kommunikativer Prozess, 2010
Landstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1537 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., Pl. Landstände) ist sachlich seit dem Hochmittelalter (beispielsweise 1231) die Gesamtheit der Angehörigen oder Vertreter gewisser Bevölkerungsgruppen, die in dem Sinne eines Dualismus zusammen mit dem Landesherrn die Herrschaft über ein Land ausüben. Die Landstände entwickeln sich aus den Besseren und Größeren des Landes (lat. meliores [M.Pl.] et maiores terrae), die in wichtigen Angelegenheiten (beispielsweise Kriegserklärung, Gebietsveräußerung, Steuerbewilligung) mitwirken müssen. Zu ihnen gehören vor allem weltliche Adelige (Ritter), geistliche Adelige (Prälaten) und meist Städte (unter Vogtei des Landesherrn) sowie verschiedentlich auch (freie) Bauern (beispielsweise Tirol 1408, zeitweise Salzburg 1473, Vorarlberg 1504). Sie beraten auf dem →Landtag (beispielsweise Württemberg 1457). In der frühen Neuzeit verlieren sie fast überall (anders beispielsweise Württemberg) ihre Mitwirkungsrechte an den Landesherrn, der den Adel mit der Überlassung der patrimonialen Herrschaft über das Land, mit Offiziersstellen und höheren Beamtenstellen abfindet. In dem 19. Jahrhundert setzen sich die Lanstände teilweise in einer ersten Kammer der konstitutionellen Monarchie fort (landständische Verfassung). 1918 verlieren sie ihre zunächst noch verbliebenen Rechte gänzlich, doch bestehen gewisse Fernwirkungen bis zu dem Ende des 20. Jahrhunderts (beispielsweise in dem Senat als zweiter Kammer Bayerns). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 111, 121, 149, 193; Baltl/Kocher; Rotteck, C. v., Ideen über Landstände, 1819; Mell, R., Abhandlungen zur Geschichte der Landstände im Erzbistum Salzburg, 1903; Spangenberg, H., Vom Lehnstaat zum Ständestaat, 1912; Croon, G., Die landständische Verfassung von Schweidnitz-Jauer, 1912; Krause, H., System der landständischen Verfassung Mecklenburgs, 1927; Brunner, A., Die Vorarlberger Landstände, 1929; Hermann, F., Die Aufhebung der Verfassung der hessen-darmstädtischen Landstände, 1933; Croon, H., Die kurmärkischen Landstände, 1938; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Jappe Alberts, W., De staten van Gelre en Zutphen, 1950ff.; Bachmann, S., Die Landstände des Hochstifts Bamberg, 1962; Kuhna, R., Die ständische Verfassung in den westfälischen Landesteilen Preußens und im Fürstbistum Münster 1780-1806, 1964; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und Landtage im 16. Jahrhundert, 1965; Reden-Dohna, A. v., Landständische Verfassung und fürstliches Regiment, 1974; Schubert, E., Die Landstände des Hochstifts Würzburg, 1967; Brandt, H., Landständische Repräsentation im Vormärz, 1968; Lücke, J., Die landständische Verfassung im Hochstift Hildesheim, 1968; Ständische Vertretungen in Europa im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Gerhard, D., 1969; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft, 1969; Reichsstände und Landstände, hg. v. Rausch, H., 1975; Aretin, K. Frhr. v., Bayerns Weg zum souveränen Staat, 1976; Putschögl, G., Die landständische Behördenorganisation in Österreich ob der Enns, 1977; Wunder, B., Landstände und Rechtsstaat, (in) ZHF 5 (1978), 139; Quarthal, F., Landstände und landständisches Steuerwesen in Schwäbisch-Österreich, 1980; Lanzinner, M., Fürst, Räte und Landstände, 1980; Walz, R., Stände und frühmoderner Staat 1982; Fürbringer, C., Necessitas und libertas, 1985; Stollberg-Rilinger, B., Vormünder des Volkes?, 1999; Landschaften und Landstände in Oberschwaben, hg. v. Blickle, P., 2000; Schmidt-Salzen, W., Die Landstände im Fürstentum Lüneburg zwischen 1430 und 1545, 2001; Maruhn, A., Necessitäres Regiment und fundamentalgesetzlicher Ausgleich, 2004; Landstände in Thüringen, hg. v. Thüringer Landtag, 2008; Metz, A., Der Stände oberster Herr, 2009; Auf dem Weg zur politischen Partizipation?, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2010; Steiner, P., Die Landstände im Steiermark, Kärnten und Krain und die josephinischen Reformen, 2017
landständisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.), Landstände betreffend (beispielsweise nach Art. 13 DBA des Deutschen Bundes „findet eine landständische Verfassung statt“, str. ob materielle herkömmliche Verfassung gemeint oder formelle [konstitutionelle] Verfassung)
Landstandschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., s. Google) Zugehörigkeit zu einem Landstand mit Sitz und Stimme in dem Landtag
Landstraße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab kurz nach 1200 [Hartmann, Iwein] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., s. Google) über Land führende Straße
Landstreicher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 15. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) ohne festen Wohnsitz durch das Land streichender Mensch
Landstreicherei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) mit Strafe bedrohtesVerhalten als Landstreicher
Lit.: Hippel, R. v. Die strafrechtliche Bekämpfung von Bettel, Landstreicherei und Arbeitsscheu, 1895; Landesausstellung Unrecht und Recht, Kriminalität und Gesellschaft im Wandel von 1500-2000, hg. v. Borck, H., 2002, 134ff.
Landsturm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [Schweiz] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) ist in der frühen Neuzeit (Preußen 1813) das durch alle nicht bei dem Heer oder der Landwehr oder der Landmiliz stehenden männlichen Staatsbürger zwischen 15 und 60 Jahren gebildete Aufgebot zu der Landesverteidigung.
Lit.: Franke, A., Das Landsturm-Edikt vom 21. 4. 1813, Diss. phil. Breslau 1923; Walter, D., Preußische Heeresreformen 1807-1870, 2003; Reform - Reorganisation – Transformation, hg. v. Lutz, K. u. a., 2010
Landtafel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [Mähren] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) ist seit dem Spätmittelalter ein Verzeichnis von Urkundeninhalten über (landständische) Grundstücke. In dem 13. Jahrhundert findet sich sachlich eine Landtafel in Böhmen, 1348 in Mähren, an dem Ende des 14. Jahrhunderts in Jägerndorf, 1730 in der Steiermark, 1746 in Kärnten, 1754 in Oberösterreich, 1758 in Niederösterreich und 1769/1783 in dem Breisgau. Die Landtafel ist vielleicht von dem Grundbuchgedanken beeinflusst. Eine übersichtliche Darlegung der rechtlichen Verhältnisse an einem Grundstück sichert sie nicht. Für das Grundbuchwesen des 19. Jahrhunderts ist sie dennoch ein bedeutsamer Anknüpfungspunkt. Daneben kann Landtafel auch eine Landesordnung (Oberösterreich 1616, 1652) oder eine Bilddokumentation (Salzburg 1592, 1620, 1706, 1739) sein.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 142; Baltl/Kocher; Demelius, H., Die breisgauische Landtafel 1783, ZRG GA 74 (1957), 261; Strätz, H., Die oberösterreichische Landtafel von 1616/1629, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 504; Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990
Landtag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1238 [Aargau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist seit dem späten Hochmittelalter die in dem Absolutismus an Bedeutung verlierende Versammlung (der Stände) eines Landes (beispielsweise Württemberg 1457) an einem bestimmten Tag, seit dem 19. Jahrhundert die (zunehmend demokratischer) gewählte Volksvertretung eines Landes.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 111; Gentz, F. v., Über den Unterschied zwischen den lanständischen und Repräsentativerfassungen, 1819; Croon, G., Der rheinische Provinziallandtag, 1918; Hugelmann, K., Die österreichischen Landtage im Jahre 1848, (in) Archiv f. österreich. G. 111 (1939), 114 (1938), 115 (1943); Franz, E., Bayerische Verfassungskämpfe, 1926; Vries, R. de, Die Landtage des Stiftes Essen, 1934; Grube, W., Der Stuttgarter Landtag 1457-1957, 1957; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und Landtage im 16. Jahrhundert, 1965; Franz, G., Die Bauern in den Landtagen des 19. Jahrhunderts, (in) FS K. Bosl, 1974, 28; Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, Teil 1f. 1979; Press, V., Landtag im alten Reich, (in) Z. f. württemberg. LG. 39 (1986), 100; Schober, R., Geschichte des Tiroler Landtags, 1984; Kofler, W., Land, Landschaft, Landtag, 1985; Lange, U., Landtag und Ausschuss, 1986; Köck, P., Der bayerische Landtag 1946 bis 1986, 1988; Der bayerische Landtag, hg. v. Ziegler, W. u. a., 1995; Stolberg-Rilinger, B., Vormünder des Volkes?, 1999; Hildebrandt, T., Die brandenburgischen Provinziallandtage von 1841, 1843 und 1845, 2002; Gerhardt, J., Der erste vereinigte Landtag in Preußen, 2007; Linck, J., Wie ein Landtag laufen lernte, 2010; Harding, E., Landtag und Adeligkeit, 2011
Landtaiding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) →Landgericht
Landvogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 13. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist seit dem späten 13. Jahrhundert ein von dem König zu der Verwaltung gefährdeten Reichsgutes eingesetzter Vogt (in Oberschwaben, Niederschwaben, Oberelsass, Niederelsass, der Ortenau, der Wetterau, dem Speyergau, Nürnberg, Rothenburg und der Schweizer Waldstätte). In dem 14. Jahrhundert stellt auch Brandenburg Landvögte ein, in dem 19. Jahrhundert Württemberg (1810-1817). Danach verschwindet der Landvogt.
Lit.: Niese, H., Prokurationen und Landvogteien, 1904; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien, 1980
Landvogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Speyergau] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) →Landvogt
Landwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 847 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter eine Gesamtheit von Erdwällen mit Gräben zu der Verteidigung eines Landes oder kleineren Gebiets und auch die zeitweise zu der Landesverteidigung verpflichtete Bevölkerung (beispielsweise Österreich 1808-1852, 1869).
Lit.: Pelissier, E., Die Landwehr, (in) Rund um Frankfurt, hg. v. Bingemar, H., 1924, 145; 800 Jahre Lemgo, hg. v. Johanek, P. u. a., 1990; Wassermann, E., Landwehren in Schaumburg, 2016
Landwirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache un din Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) Grund und Boden durch Ackerbau und Viehzucht bewirtschaftender, zunächst nur auf Hauswirtschaft ausgerichteter Unternehmer
Landwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F., s. Google) ist die Nutzung von Grundstücken zu der Erzeugung pflanzlicher und tierischer Rohstoffe. Seit der Sesshaftwerdung sind die Menschen hauptsächlich in Ackerbau und Viehzucht tätig (→Agrarverfassung). In dem Altertum zeigt sich mit der Entwicklung von Stadtstaaten eine beachtliche wirtschaftliche Differenzierung. Sie findet sich auch in der →Grundherrschaft und in der Stadtwirtschaft. An dem Ende der frühen Neuzeit wird die Landwirtschaft (der →Bauern) trotz stark wachsender Erzeugung stark von der Industrie zurückgedrängt, während des 20. Jahrhunderts auch von den Dienstleistungsberufen, so dass schon 1975 in der Bundesrepublik Deutschland (von rund 65 Millionen Einwohnern) nur noch 1,5 Millionen Menschen in der Landwirtschaft tätig sind. Seitdem ist ihre Zahl nochmals erheblich gesunken. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 77, 96, 133, 174, 224, 250, 252; Treue, W., Die deutsche Landwirtschaft zur Zeit Caprivis, Diss. phil. Berlin 1933; Sering, M., Deutsche Agrarpolitik, 1934; Abel, W., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1935, 2. A. 1966; Below, G. v., Geschichte der deutschen Landwirtschaft, 1937, 2. A. (Neudruck) 1966; Lütge, F., Die Agrarverfassung des frühen Mittelalters im mitteldeutschen Raum, 1937, 2. A. (Neudruck) 1963; Kroeschell, K., Landwirtschaftsrecht, 1963, 2. A. 1966; Cherubini, G., Agricoltura, 1972; Steitz, W., Die Realbesteuerung der Landwirtschaft, 1976; Kroeschell, K., Deutsches Agrarrecht, 1983; Henning, F., Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft, Bd. 1 4. A. 1985, Bd. 2 1978; Astill, G./Grant, A., The Countryside of medieval England, 1988; Hauschildt, H., Zur Geschichte der Landwirtschaft im alten Land, 1988; Heß, K., Junker und bürgerliche Großgrundbesitzer im Kaiserreich, 1990; Achilles, W., Landwirtschaft in der frühen Neuzeit, 1991; Rösener, W., Agrarwirtschaft, 1992; Scheidel, W., Grundpacht und Lohnarbeit, 1994; Agriculture in the Middle Ages, hg. v. Sweeney, D., 1995; Agrargeschichte, hg. v. Troßbach, W. u. a., 1998; Noel, G., Le Conseil de l’Europe et l’agriculture, 1999; Howkins, A., The Death of Rural England, 2003; Agrarstatistik der Provinz Westfalen 1750-1880, hg. v. Nitsch, M. u. a., 2009; Will, M., Selbstverwaltung der Wirtschaft, 2010; Tauger, M., Agriculture in World History, 2011; Küster, H., Am Anfang war das Korn, 2013; Grundzüge der Agrargeschichte, hg. v. Brakensiek, S. u. a., 2014; Die Wiese, 2016; Ländliche Gemeingüter, hg. v. Grüne, N. u. a., 2019; Lück, H., Zur Entwicklung des landwirtschaftlichen Siedlungs- und Grundstücksrechts seit dem späten 19. Jahrhundert, 2017; Agrarpolitik im 20. Jahrhundert, hg. v. Möller, H. u. a., 2020; Lehmbrock, V., Der denkende Landwirt, 2020; Settele, V., Revolution im Stall. Landwirtschaftliche Tierhaltung in Deutschland 1945-1990, 2020
landwirtschaftlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) Landwirtschaft betreffend
Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F., s. Google) ist die zwangsweise eingerichtete Genossenschaft in der verstaatlichten Landwirtschaft der →Deutschen Demokratischen Republik.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Landwirtschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das seit dem 19. Jahrhundert allmählich als Einheit erkennbare Recht der Landwirtschaft.
Lit.: Köbler, DRG 205; Kroeschell, K., Deutsches Agrarrecht, 1983; Südel, I., Das landwirtschaftliche Erbrecht, 2007
Landzwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1475 [Augsburg] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist seit dem Spätmittelalter die von der Lebensführung landschädlicher Leute ausgehende Gefährdung, der in dem Reichsstrafgesetzbuch des Deutschen Reiches von 1871 die §§ 240, 126 entsprechen.
Lit.: John, R., Über Landzwang, 1852; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 216; Duffner, J., Über Landzwang – Eine strafrechtsgeschichtliche Untersuchung zu Art. 128 der Carolina, 1982
Lanfrancus (Pavia 1010?-Canterbury 24./28. 5. 1089?), Adeligensohn, wird nach dem Studium der (lat.) artes (F.Pl.) liberales (freien Künste) Kenner des Rechtes, 1039 Lehrer in Avranches, 1042 Mönch und 1045 Prior in Bec sowie 1070 Erzbischof von Canterbury. Durch Urkundenfälschungen erreicht der gesuchte Gelehrte und führende Theologe den Vorrang des Erzbistums Canterbury in England. S. Google
Lit.: Montclos, J. de, Lanfranc et Bérenger, 1971; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Cowdrey, H., Lanfrancus. Scholar, Monk and Archbishop, 2003; Álvarez de las Asturias, N., La „Collectio Lanfranci“, 2008 (23 Handschriften); Zingg, B., Die Briefsammlungen der Erzbischöfe von Canterbury, 2012
lang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ausgedehnt
Lang, Karl Heinrich Ritter von (Balgheim bei Nördlingen 7. 7. 1764-Ansbach 26. 3. 1835), früh verwaister Pfarrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Altdorf (Malblanc) ohne Abschluss 1789 Sekretär, nach Fortsetzung seines Studiums in Göttingen ohne Abschluss 1795 Archivar in Bayreuth und 1799 ansbachischer, dann bayerischer Rat, Archivar und Kreisdirektor (1808 geadelt). Er verfasst eine Reihe rechtsgeschichtlicher Arbeiten (beispielsweise Historische Entwicklung der deutschen Steuerverfassung, 1793, Neudruck 1966). S. Google
Lit.: Raumer, K. v., Der Ritter von Lang und seine Memoiren, 1923
Langdell, Christopher Columbus (1826-1906), 1870-1895 Professor an der Harvard University, lehrt das amerikanische Recht nach der sokratischen Lehrmethode (in dem Recht), nach der an Hand ausgewählter Entscheidungen induktiv Grundsätze ermittelt werden, die ihrerseits deduktiv der Lösung neuer Fälle dienen. S. Google
Lit.: Gilmore, G., Ages of American Law, 1977
Langobarde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des germanischen Volkes, das von Norddeutschland nach Italien zieht (568) und dort bald große Teile Oberitaliens und Mittelitaliens beherrscht. 774 unterliegen die Langobarden, von denen 46 Königsurkunden, knapp 40 Herzogsurkunden Spoletos und insgesamt knapp 350 langobardische (lat. [F. Pl.] chartae (Urkunden) zwischen dem Ende des 7. Jahrhunderts (um 650, 685, häufiger erst ab 740) und der Eroberung Pavias durch den fränkischen König Karl (den Großen) in dem Jahre 774 (rund 270 aus dem langobardischen Reich [139 aus Lucca], 63 aus dem Herzogtum Spoleto, 11 aus dem Herzogtum Benevent) als kleiner Rest des ursprünglich wohl vorhandenen größeren Bestands erhalten sind, Karl (dem Großen). Selbständig bleibt länger der Dukat Benevent. Mit dem 12. Jahrhundert werden die Langobarden von der sie umgebenden Vorbevölkerung aufgesogen. An sie erinnert noch der Name der Lombardei. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 67; Pflugk-Harttung, J. v., Die Thronfolge im Langobardenreiche, ZRG GA 8 (1887), 66; Bruckner, W., Die Sprache der Langobarden, 1895; Kjer, C., Overretssagfører, 1898, 1900; Morossi, C., L’assemblea nazionale del regno Langobardo-Italico, (in) Rivista di storia del diritto Italiano 9 (1936), 3; Bognetti, G., L’Età longobarda, Bd. 1ff. 1966ff.; Winterer, H., Die Stellung des unehelichen Kindes in der langobardischen Gesetzgebung, ZRG GA 87 (1970), 32; Cavanna, A., Fara sala arimannia nella storia di un vico longobardo, 1967; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Jarnut, J., Geschichte der Langobarden, 1982; Scardigli, P., Goti e Longobardi, 1987; Langobardia, 1990; Francovich Onesti, N., Vestigia longobarde in Italia (568-774), 1999; Visigoti e Longobardi, hg. v. Arce, J. u. a., 2001; Il regno dei Longobardi in Italia, hg. v. Gasparri, S., 2004; Die Langobarden, hg. v. Pohl, W. u. a., 2005; Priester, K., Geschichte der Langobarden, 2004, Sonderausgabe 2008; Leges – Gentes – Regna, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006; Die Langobarden, hg. v. Landschaftsverband Rheinland u. a., 2008; Paulus Diaconus, Geschichte der Langobarden, hg. v. Schwarz, W., 2009; The Langobards before the Frankish Conquest, hg. v. Ausenda, G. u. a., 2010; I longobardi e la storia, hg. v. Lo Monaco, F. u. a., 2012; Sprache und Identität im frühen Mittelalter, hg. v. Pohl, W. u. a., 2012
langobardisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) Langobarden betreffend
Langobardisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Langobarden. Nach älteren Gewohnheiten (gawarfide) wird an dem 22. 11. 643 das Edikt (lat. edictus [M.]) König Rotharis angenommen, das spätere Könige vielfach ergänzen. In Pavia wird dieses Recht vielleicht ständig gepflegt. Möglicherweise um 1054 entsteht dort die hierauf beruhende Sammlung (lat.) Liber (M.) Papiensis, die Lehnrecht einschließt. Hierzu bildet sich wenig später eine (lat.) Expositio (F., Auslegung) mit erläuternden Abhandlungen zu einzelnen Bestimmungen und eine (lat.) →Lombarda (F.) genannte Systematisierung, die in dem 13. Jahrhundert von Karolus de Tocco in Süditalien kommentiert wird. Das langobardische Lehnrecht wird in den (lat.) Libri (M.Pl.) feudorum (Lehensbüchern) zusammengefasst und später den Novellen (Justinians) angefügt. S. Google
Lit.: Anschütz, A., Die Lombarda-Commentare des Ariprand und Albertus, 1855; Neumeyer, K., Notizen zur Literaturgeschichte des longobardischen Rechts, ZRG GA 20 (1899), 249; Lehmann, K., Handschriften des langobardischen Lehnrechts, ZRG GA 21 (1900), 232; Seckel, E., Quellenfunde zum lombardischen Lehenrecht, (in) FS Otto Gierke, 1910; Mayer, E., Asto animo, ZRG GA 38 (1917), 300; Codice diplomatico Longobardo, hg. v. Schiaparelli, L. u. a. 1928ff. (2003 abgeschlossen); Schupp, A., Die Stellung der Frau im langobardischen Recht, Diss. jur. Bonn 1952; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Die Gesetze der Langobarden, hg. v. Beyerle, F., 2. A. 1962; Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Vaccari, P., Diritto langobardo, (in) Ius Romanum medii aevi, I 4b ee, 1964; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Brühl. C., Studien zu den langobardischen Königsurkunden, 1978; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Löfstedt, B., Ein textkritisches Problem in den langobardischen Gesetzen, ZRG GA 93 (1976), 319; Rivers, T., Symbola, manumissio et libertas Langobardorum, ZRG GA 95 (1978), 57; Cavanna, A., La civiltà giuridica longobarda, 1978; Origo gentis Langobardorum, hg. v. Bracciotti, A., 1998; Giese, W., Untersuchungen zur Herrschaftsnachfolge in langobardischen Herzog- und Fürstentümern, ZRG 119 (2002), 44; Meyer, C., Langobardisches Recht nördlich der Alpen, (in) TRG 71 (2003), 387; Priester, K., Die Geschichte der Langobarden, 2004; Dilcher, G., Normen zwischen Oralität und Schriftkultur – Studien zum mittelalterlichen Rechtsbegriff und zum langobardischen Recht, 2008
Languedoc (aus langue d’oc [Sprache des ja]) ist ein westlich der unteren Rhone gelegenes Gebiet, das um 415 n. Chr. an die Westgoten und danach an die Franken fällt. Es bildet in dem Hochmittelalter die Grafschaft Toulouse Frankreichs. S. Google
Lanze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie seit dem 12. Jahrhundert aus dem Altfranzösischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine (Stichwaffe und) Wurfwaffe, die auch rechtssymbolisch verwendet werden kann. Zu den Reichskleinodien des Deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches zählt die heilige Lanze (von Burgund). S. Google
Lit.: Boeheim, W., Handbuch der Waffenkunde, 1890; Hofmeister, A., Die heilige Lanze, 1908; Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Wegener, W., Die Lanze des heiligen Wenzel, ZRG GA 72 (1955), 56; Rexroth, K., Die Herkunft der heiligen Lanze, (in) Nationes, Bd. 3 1977; Otto der Große und das Römische Reich, hg. v. Puhle, M. u. a., 2012
Lappe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines nichtindogermanischen, in der Gegenwart über die Nordgebiete Norwegens, Schwedens, Finnlands und Westrusslands verteilten Volkes.
Lit.: Solem, E., Lappiske Rettsstudier, 1933
Larenz, Karl (Wesel am Rhein 23. 4. 1903-Olching in München 24. 1. 1993) Vater Präsident Oberverwaltungsgerichtssenat, Abitur Berlin Heinrich-von-Kleist-Gymnasium, 1921/1922 Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft, Geschichte Univ. Berlin, Marburg, Berlin, München, (nach Hinweis auf Julius Binder) Göttingen, 1926 erste juristische Staatsprüfung, Promotion über Hegels Zurechnungslehre und der Begriff der objektiven Zurechnung (Julius Binder), bei Binder Hegellektüre mit Gerhard Dulckeit, Karl Michaelis, Martin Busse, Adam von Trott zu Solz, 01. 03. 1928 Austritt aus dem Referendardienst ohne zweite juristische Staatsprüfung, 1929 Habilitation über die Methode der Auslegung des Rechtsgeschäfts Univ. Göttingen (Julius Binder, Paul Oertmann), 1929 Priv.-Doz. Univ. Göttingen, 1931/1932 Lehrstuhlvertretung Univ. Bonn, April 1933 Lehrstuhlvertretung (für Gerhart Husserl) Univ. Kiel, WS 1933/1934 o. Prof. Univ. Kiel (Stoßtruppfakultät mit Busse, Dahm, Eckhardt, Huber, Michaelis, Ritterbusch, Schaffstein, Siebert, Wieacker), 1935 (in) Grundfragen der neuen Rechtswissenschaft hg. v. Dahm Georg "Rechtsgenosse ist nur, wer Volksgenosse ist; Volksgenosse ist, wer deutschen Blutes ist", 1947 von dem Dienst suspendiert, Gerhard Dulckeit lehnt Ruf auf Larenz-Lehrstuhl ab, ab SS 1950 wieder o. Prof. Univ. Kiel, 1960 Univ. München, anfangs (idealistisch?) dem Nationalsozialismus zugetan (Parteimitgliedschaft 1937), entwickelt sich Larenz zu einem führenden Privatrechtslehrer der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, 1971 emeritiert, unterstützt Untersuchungen Ralf Frasseks zu Tätigkeit zwischen 1933 und 1945 in großzügiger Weise. S. Google
Lit.: Juristen im Portrait, 1988, 495; Frassek, R., Von der „völkischen Lebensordnung“ zum Recht, 1996; Frassek, R., Karl Larenz, (in) JuS 1998, 296; Hartmann, F., Das methodologische Denken bei Karl Larenz, 2001; Hüpers, B., Karl Larenz, 2010, 2. A. 2016
Lasker, Eduard (Jarotschin 14. 10. 1829-New York 5. 1. 1884) ist nach dem Rechtsstudium in Breslau und Berlin der Jurist und Publizist, der als nationalliberaler Abgeordneter des deutschen Reichstags durch seinen Einsatz für eine Zuständigkeitsänderung dem (zweiten) Deutschen Reich die Gesetzgebungszuständigkeit für das bürgerliche Recht eröffnet.
Lit.: Köbler, DRG 183; Laufs, A., Eduard Lasker, 1984; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 249; Schuder, R., Der Fremdling im Osten, 2008
Laski, Jan (Lask 1455-Kalisz 1531), 1480 Notar, 1503 Großkanzler in Polen, 1510 Erzbischof in Gnesen/Gniezno, veröffentlicht 1506 eine Sammlung der Gesetze des Königreichs Polen. S. Google
Lit.: Kaczmarczyk, Z., O kancler zu Jan Laski, 1955; Tafiłowski. P., Jan Laski, 2007; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2012
Lassalle, Ferdinand (Breslau 11. 4. 1825-Genf 31. 8. 1864 Tod nach Duell wegen Beleidigung), Sohn eines jüdischen Seidenhändlers einer Familie aus Loslau, wird nach dem Studium von Philosophie, Philologie und Geschichte in Breslau und Berlin (1842-1846) Revolutionär und theoretischer Arbeiterführer (1863 Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein, Vorläufer der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 177; Ramm, T., Ferdinand Lassalle, 1953; Ramm, T., Ferdinand Lassalle (1825-1864), (in) Nova, F., Lassalle als sozialistischer Theoretiker, 1980; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 117; Ramm, T., Ferdinand Lassalle, 2004; Ferdinand Lassalle und das Staatsverständnis der Sozialdemokratie, hg. v. Brandt, P. u. a., 2014
Lassbauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M., s. Google) → Lassite
Lassite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist in der frühen Neuzeit ein freier, abgabenpflichtiger, grundherrlicher Bauer mit erblichem Nutzungsrecht.
Lit.: Hübner § 45; Schultze, J., Die Mark Brandenburg, Bd. 5 1969, 156; Köbler, G., Zur Lehre von den Ständen in fränkischer Zeit, ZRG GA 89 (1972), 164; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, 1986, 72
Lassberg, Friedrich von (Lindau 13. 5. 1798-Sigmaringen 30. 6. 1838), Freiherrnsohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg und Jena Verwaltungsbeamter. 1840 veröffentlicht er posthum den so genannten Schwabenspiegel zu zwei Dritteln nach einer unvollständigen Handschrift aus der Burg der Rucken von Tanneck zu Weinfelden in dem Thurgau und zu dem restlichen Drittel nach einer Züricher Handschrift. S. Google
Lit.: Der Schwabenspiegel, hg. v. Lassberg, F. Frhr. v., 1840, Neudruck 1916; Stutz, U., Freiherr Joseph von Laßberg, Jacob Grimm und das deutsche Recht, ZRG GA 52 (1932), 338; Bader, K. u. a., Joseph von Lassberg, 1955; Gantert, K., Die Bibliothek des Freiherrn Joseph von Laßberg, 2001
Last (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Westgermanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gewicht
Lastenausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) ist insbesondere ein allgemeiner Ausgleich der Schäden oder Verluste, die sich infolge der Vertreibungen und Zerstörungen der Kriegszeit und Nachkriegszeit des Zweiten Weltkriegs ergeben haben oder in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands oder in dem sowjetischen Sektor in Berlin entstanden sind (beispielsweise durch Kriegsschadenrente, Eingliederungsdarlehen oder Hausratentschädigung, Gesetz von dem 14. 8. 1952, weitgehend durch Abgaben erwirtschaftete Leistungen in Höhe von 126 Milliarden DM bis 1998, insgesamt - teils quotal, teils sozial ausgerichtet - 143 Milliarden DM bis 2001). Vorläufer des Lastenausgleichs finden sich in dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794, in dem Kriegsdienstleistungsgesetz von 1873, in dem Kriegsschädenschlussgesetz von 1928 und der Kriegssachschädenverordnung von 1940. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Müller, C., Praxis und Probleme des Lastenausgleichs, 1997; Gallenkamp, G., Der Lastenausgleich, (in) NJW 1999, 2486; Oldenhage, K., Lastenausgleich (1948-1900), 2002; Wenzel, R., Die große Verschiebung?, 2008; Habbe, T., Lastenausgleich, 2014
Laster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Westgermanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) schädliche Neigung, Sünde
lästern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [Mieris] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) verletzen, tadeln
Lasterstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [Memmingen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, M.) ist als bei einem Laster zu tragender Stein ein spätmittelalterliches Strafwerkzeug für Ehrenstrafen.
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 2, 315
Late (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Wort als solches nach dem Deutschen Rechtswörterbuch scheinbar nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist in Sachsen in dem Hochmittelalter wohl der Freigelassene.
Lit.: Hübner 356; Lütge, F., Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 1952, 97
Latein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums on dem Germanischen aufgenommen, N.) ist die Sprache der die Landschaft Latium in Mittelitalien besiedelnden, aus Sabinern und Latinern zusammengesetzten Römer. S. Google
Lateinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, Adj.) ist die Sprache der aus Sabinern und Latinern zusammengesetzten Römer. Das Lateinische wird von dem westlichen Christentum (in Gegensatz zu dem Griechischen) übernommen. Es ist die allgemeine Schreibsprache bis in das Hochmittelalter und die Wissenschaftssprache bis in das 19. Jahrhundert. In dem 18. Jahrhundert ersetzen deutsche Vorlesungen, in dem 19. Jahrhundert deutsche Vorlesungsverzeichnisse ihre lateinischen Vorgänger. An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird fast durchwegs auf Latein als Studienvoraussetzung für Juristen verzichtet, doch lässt sich ein bedeutender Teil des deutschen Wortschatzes der Gegenwart mit Kennnissen des Lateinischen leichter erklären. S. Google, s. latein_a_z.docx
Lit.: Köbler, DRG 10, 80, 102, 105; Köbler, LAW; Kalb, W., Das Juristenlatein, 1886, 2. A. 1888; Thesaurus linguae latinae, Bd. 1ff (1998 bis perm); Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Hattenhauer, H., Zum Übersetzungsproblem im hohen Mittelalter, ZRG GA 81 (1964), 341; Vossen, C., Mutter Latein und ihre Töchter, 1968, 13. A. 1992, 14. A. 1999; Langosch, K., Die deutsche Literatur des lateinischen Mittelalters, 4. A. 1983; Schulze, U., Lateinisch-deutsche Parallelurkunden des 13. Jahrhunderts, 1975; Dictionnaire fréquentiel et index inverse de la langue latine, 1981; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 1982, 7. A. 2007; Pick, E., Aufklärung und Erneuerung des juristischen Studiums, 1983; Filip-Fröschl, J./Mader, P., Latein in der Rechtssprache, 1990, 2. A. 1993, 3. A. 1999, 4. A. 2014; Stotz, P., Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters, Bd. 1ff. 1996ff.; Einleitung in die lateinische Philologie, hg. v. Graf, F., 1997; Benke, N., Juristenlatein, 1997; Latein für Jurastudenten, von einem römischen Bürger (Adomeit, K.), 1997, Adomeit, K./Hähnchen, S. Latein für Jurastudierende, 6. A. 2015, 7. A. 2018; Einleitung in die lateinische Philologie, hg. v. Graf, F., 1997; Riemer, P. u. a., Einführung in das Studium der Latinistik, 1998; Kindermann, U., Einführung in die lateinische Literatur des mittelalterlichen Europa, 1998; La transizione dal latino alle lingue romanze, hg. v. Herman, J., 1998; Götz, H., Lateinisch-althochdeutsch-neuhochdeutsches Wörterbuch, 1999; Compendium auctorum Latinorum medii aevi, hg. v. Lapidge, M. u. a., Bd. 1ff. 2000ff; Fuhrmann, M., Latein und Europa, 2001; Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, Bd. 1 hg. v. Suerbaum, W., 2002; Lateinische Lehrer Europas, hg. v. Ax, W., 2005; Mader, M., Lateinische Wortkunde, 3. A. 2005; http://www.koeblergerhard.de/Latein/LAWVorwort20050201.html; La prière en latin, hg. v. Cottier, J., 2006; Stroh, W., Latein ist tot, es lebe Latein, 2007; Vitali, D., Mit dem Latein am Ende?, 2007; Bauer, J., Wörterbuch der heutigen Rechts- und Politiksprache Deutsch-Latein, 2008; Wolf, J., Buch und Text, 2008; Leonhardt, J., Latein - Geschichte einer Weltsprache, 2009; http://www.koeblergerhard.de/Latein2/LAWVorwort2.html; Kahlo, M., Deutsch als Rechtssprache, 200); Denooz, J., Nouveau lexique fréquentiel de latin, 2010; Hardtwig, W., Die Aufklärung und ihre Weltwirkung, 2010; Neulateinisches Jahrbuch 12 (2010); http://www.koeblergerhard.de/Mittellatein-HP/VorwortMlat-HP.htm; Kaiser, G., Romanische Sprachgeschichte, 2012; Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, hg. v. Korenjak, M. u. a., Bd. 1f. 2012; Touratier, C., Lateinische Grammatik, 2012; Georges, K., Der neue Georges, bearb. v. Baier, T., 2012 (Antiqua-Schrifttype); Froesch, H., Lexikon lateinischer Abkürzungen, 2014; Lederer, R. u. a., Latein für Vogelbeobachter, 2015; Latin in Medieval Britain, hg. v. Ashdowne, R. u. a., 2017 (Sammelband)
Lateran (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Sitz des Papstes in Rom seit der so genannten →konstantinischen Schenkung (326-1308, 1586ff. Sommerresidenz). Der Lateran gehört zu der 1929 gebildeten Vatikanstadt. S. Google
Lit.: Erler, A., Lupa, lex und Reiterstandbild im mittelalterlichen Rom, 1972
Laterankonzil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, N.) ist ein in dem →Lateran abgehaltenes Konzil (313, 487, 649, 769, 774, 823, 1049, 1059, 1060, 1079, 1102, 1105, 1110, 1112, 1116). Ökumenische Konzile (Laterankonzile) finden 1122-1123, 1139, 1179, 1215 (1200 Teilnehmer, Besitz, Ehe, Juden, Prozess, Universität, Wahl) und 1512-1517 statt. S. Google
Lit.: Deslandres, P., Les grandes conciles de Latran, 1913; Foreville, R., Lateran I - IV, 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
Lateransynode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums verbindbar, F.) ist eine in dem →Lateran abgehaltenes Synode (313, 487, 649, 769, 774, 823, 1049, 1059, 1060, 1079, 1102, 1105, 1110, 1112, 1116). Ökumenische Konzile (Laterankonzile) finden 1122-1123, 1139, 1179, 1215 (1200 Teilnehmer, Besitz, Ehe, Juden, Prozess, Universität, Wahl) und 1512-1517 statt.
Lit.: Deslandres, P., Les grandes conciles de Latran, 1913; Foreville, R., Lateran I - IV, 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
latifundium, lātifundium, lat., N., großes Landgut, Val. Max. (1. Jh. n. Chr.), s. lātus (1), fundus
Latifundium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie (aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, N.) in Google belegt. Großgrundeigentum, großes Landgut
Lit.: Köbler, DRG 16
Latiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines altitalischen Volkes in Latium in der Antike. →lateinisch, Römer
Lit.: Kaser §§ 13, 16, 68, 71; Köbler, DRG 16, 57
latro (lat. [M.] s. latein_a_z.docx) Straßenräuber
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Grünewald, T., Räuber, Rebellen, Rivalen, Rächer, 1999
Latium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem tyrrhenischen Meer gelegene Siedlungsgebiet der Latiner, das in der →pippinischen Schenkung 754 an den →Kirchenstaat des Papstes gelangt. S. Google
Laudemium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – nicht belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet bzw. aufgenommen, lat. [N.]) ist in Spätmittelalter und früher Neuzeit eine unterschiedlich bezeichnete Abgabe bei Besitzwechsel eines Leiheguts (Ablösegeld). S. Google
Lit.: Henning, F., Dienste und Abgaben der Bauern im 18. Jahrhundert, 1969; Dannhorn, W., Römische Emphyteuse und deutsche Erbleihe, 2003
Lauenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine 1182 von den Askaniern (→Anhalt) erbaute Burg. Das in Anlehnung hieran entstehende Herzogtum kommt 1689 an Celle-Lüneburg bzw. 1705 Hannover und 1815 bzw. (nach Erlass eines Grundgesetzes von dem 14. 5. 1849) 1864ff. an Preußen und von dort 1947 zu Schleswig-Holstein. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Prange, W., Siedlungsgeschichte des Landes Lauenburg im Mittelalter, 1960; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2906; Hempel, B., Der Entwurf einer Polizeiordnung für das Herzogtum Sachsen-Lauenburg aus dem Jahre 1591, 1980; Hillmann, J., Territorialrechtliche Auseinandersetzungen der Herzöge von Sachsen-Lauenburg, 1999; Meding, W. v., Stadt ohne Land am Fluss, 2007; Meding, W. v. Lauenburg, 2008
Launegild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist in dem →langobardischen Recht die (symbolische) Lohngabe für eine Gabe (Schenkung). S. Google
Lit.: Hübner § 82; Köbler, WAS; Pappenheim, M., Launegild und Gairethinx, 1882; Val de Lièvre, Revision der Launegildstheorie, ZRG GA 4 (1883), 15; Rhee, F. van der, Die germanischen Wörter in den langobardischen Gesetzen, 1970, 94; Die Langobarden, hg. v. Pohl, W. u. a., 2005
Lausanne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt N.) an dem Genfer See ist der auf eine römische Siedlung zurückgehende, um 600 Sitz eines Bischofs werdende Ort. 1334 erlangt Lausanne die Stellung einer Reichsstadt. 1536 fällt es an Bern. 1537 wird eine Universität eingerichtet. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Grandjean, M., La ville de Lausanne, 1965ff.; Anex-Cabanis, D., La vie économique à Lausanne, 1978; Histoire de Lausanne, hg. v. Blaudet, J., 1986; Gratiae fructus. Festschrift zu Ehren der Universität Lausanne - 100 Jahre deutscher Rechtsunterricht, hg. v. Schmidt-Cotta, R. (für Altherrenschaft), 1997
Lausitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an der Lausitzer Neiße gelegene, in der Gegenwart teils deutsche, teils polnische Landschaft. S. Google
Lit.: Oberlausitzer Forschungen, hg. v. Reuther, M., 1961; Die Oberlausitz im frühneuzeitlichen Mitteleuropa, hg. v. Bahlcke, J., 2007; Stieldorf, A., Marken und Markgrfen, 2012; Salza und Lichtenau, H. v., Die weltliche Gerichtsverfassung in der Oberlausitz bis 1834, 2013
lauter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte neuntes Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) klar, rein
läutern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1180/1185 [Hartmann, Erec] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) klären, reinigen, bessern
Läuterung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [Bern] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Adjektiv lauter 765, Verb läutern 765) ist sachlich in Sachsen seit dem 15. Jahrhundert die Erklärung einer nicht deutlich genug vorgebrachten Willensäußerung (des Klägers oder Beklagten). Seit dem 16 Jahrhundert entwickelt sich die Läuterung zu einem ordentlichen fristgebundenen und schriftbedürftigen Rechtsmittel innerhalb der entscheidenden Instanz mit Suspensiveffekt und ohne Devolutiveffekt (neben der Appellation). Sie wird erst 1877/1879 beseitigt.
Lit.: Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274; Unverfehrt (!), V., Die sächsische Läuterung – Entstehung, Wandel und Werdegang bis ins 17. Jahrhundert, 2019
Law French (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Englische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die nach der Eroberung Englands durch die Normannen von 1066 normannisch geprägte altfranzösische Juristensprache des →englischen Rechtes.
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Kerber, K., Sprachwandel im englischen Recht, 1997; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000
leben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Leben haben, sein (V.)
Leben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb leben 3. Viertel 8. Jh. und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die besondere Eigenschaft bestimmter abgeschlossener natürlicher Gegebenheiten (Lebewesen) aus bisher ungeklärtem Grund in der Anfang und Ende kennenden Zeit mittels Stoffwechsels zu sein und sich fortzupflanzen (Lebensbedarf 1841, Lebensgemeinschaft 1839, s. Google)
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Challone, J., Die Zelle – Ursprung des Lebens, 2016; Lane, N., Der Funke des Lebens – Energie und Evolution, 2017 (Die Energie als eine elektrische Spannung stieß die Entwicklung des höheren Lebens aus dem Einzeller an.); Wedemeyer-Kolwe, B., Aufbruch! Die Lebensreform in Deutschland, 2017; Roberts, A., Spiel des Lebens, 2019
lebend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) an dem Leben seiend, Leben habend
Lebendgeburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Geburt eines lebenden Menschen in Gegensatz zu der Totgeburt. Lebendgeburt ist Voraussetzung der Rechtsfähigkeit. S. Google
Lebendig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Adjektiv) lebend. Lebendig begraben ist eine in dem späten Mittelalter bezeugte, bis in das 17. Jahrhundert (selten tatsächlich) vollzogene Strafe. Ältere Vorläufer sind zweifelhaft. S. Google
Lit.: Liebermann, F., Ein Ordal des lebendig Begrabens, ZRG GA 19 (1898), 140; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Rehfeldt, B., Todesstrafen und Bekehrungsgeschichte, 1942; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965, 62
Lebensalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) →Alter
Lit.: Lebensalter und Recht, hg. v. Ruppert, S., 2010
Lebensbedarf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. 1841) ist der für den Erhalt des Lebens erforderliche Bedarf eines Menschen. S. Google
lebensfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, Adj.) zu leben fähig
Lebensfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die Fähigkeit nach der Geburt (selbständig, wenn auch mit Unterstützung durch Nahrung und Wärme) zu leben. Sie wird in dem Mittelalter vielfach für die Rechtsfähigkeit vorausgesetzt. In dem gelehrten Recht ist sie streitig, wird aber von dem Code civil verlangt. S. Google
Lit.: Kaser § 72 II; Hübner 54
Lebensgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1839) auf Zusammenleben bestimmte Gemeinschaft mehrerer Menschen wie beispielsweise Ehe, aber vor allem seit dem späteren 20. Jahrhundert auch außereheliche Lebensgemeinschaft anfangs vorwiegend eines Manne und einer Frau
Lebensmittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N., 17. Jahrhundert) ist das für die Erhaltung des Lebens des Menschen erforderliche oder geeignete Nahrungsmittel.
Lebensmittelordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) für Lebensmittel geltende Ordnung
Lebensmittelrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, N.) ist das die zu dem Leben des Menschen erforderlichen oder geeigneten Nahrungsmittel betreffende Recht. Es wird in der römischen und hochmittelalterlichen Stadt sichtbar, in der Amtsträger Aufsichtsbefugnisse über den Markt haben. Zahlreiche Bestimmungen hierzu enthalten die Landesordnungen bzw. Polizeiordnungen der frühen Neuzeit. Verstöße gegen das Lebensmittelrecht werden mit Bußen und Strafen belegt. Nach § 367 Nr. 7 des Strafgesetzbuchs des Deutschen Reiches von 1871 werden 1879 ein Nahrungsmittelgesetz und 1927 ein Lebensmittelgesetz erlassen.
Lit.: Heidinger, H., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Zürich im Mittelalter, 1910; Bruder, H., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Basel im Mittelalter, 1909; Siebert, L., Die Lebensmittelpolitik der Städte Baden und Brugg im Aargau, 1911; Lindlar, J., Die Lebensmittelpolitik der Stadt Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster 1913; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955, 43; Pappe, O., Zur Geschichte der Lebensmittelüberwachung im Königreich Bayern (1806-1918), 1975; Ellerbrock, K., Geschichte der deutschen Nahrungs und Genußmittelindustrie 1750-1914, 1993, Lebensmittelrechts-Handbuch (Lbl.), hg. v. Streinz, R., 1994; Haase, J., Die Entwicklung des Lebensmittelrechts in Deutschland, 2002; Hierholzer, V., Nahrung nach Norm – Regulierung von Nahrungsmittelqualität in der Industrialisierung 1871-1914, 2010; Schenker, S., Gegen Täuschungen und Gesundheitsgefährdungen durch schlechte Nahrung, 2013; Stoff, H., Gift in der Nahrung, 2015; A Companion to Food in the Ancient World, hg. v. Wilkins, J. u. a., 2015; Zabinski, C., Amber Waves – The Extraordinary Biography of Wheat from Wild Grass to World Megacrop, 2020 (Mais, Reis und jährlich rund 700 Millionen Tonnen des aus Einkorn und zwei Wildgräsern vor 8000 Jahren in dem fruchtbaren Halbmond entstandenen (Weich-)Weizens decken fast 45 Prozent des Kalorienbedarfs des Menschen).
Lebensnachstellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die gewollte Gefährdung des Lebens eines anderen Menschen etwa in den Volksrechten der Langobarden, Salfranken und Bayern. S. Google
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920, 167ff.
Lebenspartner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist der – ohne Eheschließung mit einem Menschen zusammenlebende Partner. S. Google
Lebenspartnerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und über das Neuenglische mit dem Lateinischen des Altertumsverbindbar, F.) ist die an dem Ende des 20. Jahrhunderts in einzelnen Staaten der Erde gesetzlich geregelte gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft zweier Menschen, die mit eheähnlichen Wirkungen versehen wird.
Lit.: Winckler, K., Die unwirksame eingetragene Lebenspartnerschaft, 2007
Lebensversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen mit anderer Bedeutung einmal für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts [Schweiz] belegt, dann 1795 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F., s. Google) ist die Versicherung des Lebens bei einem Versicherer gegen die Gefahr des Todes. Sie ist eine Privatversicherung auf den Todesfall oder auf das Erleben eines bestimmten Zeitpunkts. Sie entsteht nach Vorläufern des 17. Jahrhunderts in dem 18. Jahrhundert in England (London 1706 John Hartley), in Deutschland (gesetzliche Regelung bereits in dem Allgemeinen Landrecht Preußens von 1794) in dem 19. Jahrhundert (beispielsweise in Gotha 1829) vielleicht auch aus dem Grund, dass der Wegfall des mit der Grundherrschaft verbundenen Schutzes ausgeglichen werden soll.
L.: Heiss, S., Die Institutionalisierung der deutschen Lebensversicherung, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Bachmann, M., Die französischen Lebensversicherungsbedingungen zwischen 1788 und 1880 – Englischer Einfluss und autonome Entwicklung, 2019
Lebus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Ludat, H., Das Lebuser Stiftsregister von 1405, 1965
Le Conte (Contius), Antoine (1517-1586), Königsbeamtensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bourges (Baron) 1557 Professor in Bourges, 1570 in Orléans und 1574 in Bourges. Er veröffentlicht textkritisch römisches und kirchliches Recht. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,1977,775
ledig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1077-1081 [Annolied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1077/1081 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) frei, gelöst, unverheiratet
Ledigmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1226 [Schannat, Worm.] in elf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google beledigt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →(lat.) homo (M.) ligius
Leeds (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Englische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in England erhält 1626 Stadtrecht. 1890 wird eine Universität eingerichtet. S. Google
Leeuwen, Simon van (Leiden 1626-1682) wird nach dem Rechtsstudium in Leiden Anwalt, Sekretär und Gerichtsschreiber. Er verfasst eine niederländische Darstellung des römisch-holländischen Rechtes (lat. Paratitla [N.Pl.] iuris novissimi, 1652, Het Rooms-Hollands-Recht, 1664) und eine lateinische Zusammenfassung des geltenden römischen Rechtes (lat. Censura [F.] forensis theoretico-practica, 1662), die trotz ihres geringen wissenschaftlichen Wertes das niederländische Recht bedeutsam beeinflussen. S. Google
Lit.: Simon van Leeuwen, Censura, hg. v. Hewett, M., 1991
legal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – siebzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtmäßig, gesetzmäßig, formal richtig
Legal realism (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Englische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N, Rechtsrealismus) ist in dem (anglo-)amerikanischen Recht die seit etwa 1930 erkennbare tatsächliche Betrachtungsweise von Grundsätzen und Regeln in der Wirklichkeit (beispielsweise Llewellyn 1893-1962). S. Google
Lit.: Reich, N., Sociological Jurisprudence and Legal Realism im Rechtsdenken Amerikas, 1967; Rechtsrealismus, multikulturelle Gesellschaft und Handelsrecht, hg. v. Drobnig, U. u. a., 1994
Legaldefinition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem Gesetzgeber in einem Gesetz gegebene Inhaltsbestimmung eines Rechtsworts (vielleicht ab der Lüneburger Reformation des Heinrich Husanus von 1577).
Lit.: Ebel, F., Über Legaldefinitionen, 1974
Legalhypothek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem Gesetz vorgesehene Hypothek. S. Google
Legalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) strenges Befolgen von Gesetzen
Lit.: Legalism, hg. v. Dresch, P. u. a., 2012
Legalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in dem 18. Jh. aus dem Mittellateinischen aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesetzmäßigkeit, Rechtmäßigkeit
Legalitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem 19. Jahrhundert entwickelte Grundsatz, dass die Staatsanwaltschaft, soweit nicht gesetzlich ein Anderes bestimmt ist, verpflichtet ist, wegen aller verfolgbaren Streitigkeiten einzuschreiten, sofern zureichende tatsächliche Anhaltspunkte für eine solche Straftat vorliegen. Das Legalitätsprinzip wird seit etwa 1860 (Sundelin, P., Die Staatsanwaltschaft, 1860, 57) in Gegensatz zu dem bislang geltenden →Opportunitätsprinzip verlangt. 1877 wird das Legalitätsprinzip gesetzlicher Grundsatz, doch werden (1924, 1931) verschiedene Ausnahmen zugelassen. Als Legalitätsprinzip wird auch der in der Verwaltung in dem 19. Jahrhundert durchgesetzte Grundsatz verstanden, dass staatliche Vollziehung nur auf Grund eines Gesetzes erfolgen darf (vgl. für Österreich Art. 18 I B-VG). S. Google
Lit.: Richter, E., Die Entwicklung des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Göttingen 1925; Hertz, F., Die Geschichte des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1935; Schürer, K., Die Entwicklung des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Hamburg 1965; Schroeder, F., Legalitäts- und Opportunitätsprinzip heute, (in) FS K. Peters, 1974, 411; Roth, A., Kriminalitätsbekämpfung in deutschen Großstädten 1850-1914, 1997; Legalität, Legitimität und Moral, hg. v. Bruha, T. u. a., 2008; Dettmar, J., Legalität und Opportunität im Strafprozess, 2008; From the Judge’s Arbitrium to the Legality Principle, hg. v. Matyn, G. u. a., 2013
Legalservitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) auf Gesetz beruhende Servitut (beispielsweise nachbarrechtliche Eigentumsbeschränkung). S. Google
Legat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1251 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265 [Elsass] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gesandter
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Legat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – sechzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Wort ab 1494 [Ostfriesland] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Vermächtnis
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Legatum (lat. [N.]) ist das bereits in dem altrömischen Recht in vier Formen mögliche →Vermächtnis.
Lit.: Kaser § 76; Köbler, DRG 23, 38; Köbler, LAW
Legatum (lat. [N.]) per damnationem (lat., Damnationslegat) ist das wohl spätere Vermächtnis schon des altrömischen Rechtes, bei dem vielleicht der (lat.) familiae emptor (M.) (treuhänderischer Vermögenskäufer) dem Bedachten nur für eine bestimmte Geldsumme, später auch für andere Leistungen haften soll.
Lit.: Kaser §§ 32, 33, 76; Köbler, DRG 23
Legatum (lat. [N.]) per praeceptionem (lat.) ist schon in dem altrömischen Recht das Vorwegnahmevermächtnis zugunsten eines Miterben.
Lit.: Kaser §§ 76; Köbler, DRG 23
Legatum (lat. [N.]) per vindicationem (lat., Vindikationslegat) ist schon in dem altrömischen Recht das Vermächtnis, bei dem der Begünstigte (lat. [M.] legatarius) in dem Todesfall die Sache unmittelbar erwerben soll, so dass er sie von jedermann herausverlangen kann (Vindikation).
Lit.: Kaser 28, 29, 76; Köbler, DRG 23
legatum (lat. [N.]) sinendi modo (lat.) Zulassungsvermächtnis
Lit.: Kaser § 76; Köbler, DRG 23
Legende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1270-1300 [Göttweig] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.,) Lesung, Erklärung, Erzählung
leges (lat. [F.Pl.]) sind die Gesetze. (Sg.) →lex
Lit.: Kaser §§ 2, 3, 9; Kroeschell, DRG 1, 2
leges (lat. [F.Pl.]) barbarorum (lat.) Gesetze (Rechte) der germanisch/germanistischen Völker
Lit.: Leges – Gentes – Regna. Zur Rolle von germanischen Rechtsgewohnheiten und lateinischer Schrifttradition bei der Ausbildung der frühmittelalterlichen Rechtskultur, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2006
Leges (lat. [F.Pl.]) Edwardi confessoris (lat., Gesetze Edwards des Bekenners) ist ein vermutlich um 1130 lateinisch geschriebenes Buch vielleicht eines Geistlichen französischer Herkunft, das angeblich die Darlegung der Gesetze König Eduard des Bekenners (1042-1066) in dem Jahre 1070 durch zwölf Geschworene enthält. Sein Inhalt dürfte von der Rechtswirklichkeit abweichen. S. Google
Lit.: Liebermann, F., Über die Leges Edwardi Confessoris, 1896; Plucknett, T., Early English Legal Literature, 1958; Wormald, P., The Making of English Law, 1999; Greenberg, J., The Radical Force of the ancient Constitution – St. Edward’s „Laws“ in Early Modern Political Thought, 2001
leges (lat. [F.Pl.]) fundamentales, grundlegende Gesetze), als Vorläufer der Verfassung, Frankreich 1574/1576 lois fondamentales, in dem Heiligen römischen Reich an der Wende zu dem 17. Jahrhundert und gesetzlich 1636 (darunter Wahlkapitulationen uund Goldene Bulle von 1356 sowie alle bedeutenden Reichsabschiede
Lit.: Lemaire, A., Les lois fondamentales de la monarchie française, 1907; Gough, J., Fundamental law in English constituional law, 1955, 2. A. 1961; Mohnhaupt, H., Von den leges fundamentales zur modernen Verfassung in Europa, (in) Ius Commune 25 (1998), 121; Mohnhaupt, H., Reichsgrundgesetze als Verfassung im System des Ius publicum, (in) Gli inizi del diritto pubblico, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2011
Leges (lat. [F.Pl.]) Henrici Primi (Gesetze Heinrichs I.) ist ein lateinisches, systematisches, jedoch nicht besonders überzeugend gelungenes Rechtsbuch des in England unter König Heinrich I. (1100-1135) geltenden Rechtes (Gerichtsverfassung, Kirche, Strafe, Verfahren, Lehen, Grundstücke) vielleicht eines französischen Geistlichen in Wessex (Winchester?) um 1115 (1108-1118). Vielleicht stammt von dem Verfasser auch der so genannte (lat. [M.]) →Quadripartitus (Viergeteiltes).
Lit.: Liebermann, F., Ein ungedrucktes Vorwort zu den Leges Henrici I., ZRG GA 3 (1882), 127; Plucknett, T., Early English Legal Literature, 1958; Leges Henrici Primi, hg. v. Downer, L., 1972; Korte, G., Untersuchungen zu Inhalt, Stil und Technik angelsächsischer Gesetze, 1974; Keyser, R., „Agreement Supersedes Law, and Love Judgment, (in) Law and History Review 30 (2012), 37
leges (lat. [F.Pl.]) Iuliae iudiciorum privatorum →lex Iulia iudiciorum
Lit.: Kaser §§ 80 II 4b, 82 III 2b; Söllner § 9
Leges (lat. [F.Pl.]) Langobardorum sind die Gesetze der Langobarden, durch die seit 643 das →langobardische Recht als Gesetz festgelegt wird. →Volksrecht
Lit.: Köbler, DRG 82; Leges Langobardorum, hg. v. Bluhme, F., 1868, Neudruck 1925; Tamassia, N., Römisches und westgotisches Recht in Grimowalds und Liutprands Gesetzgebung, ZRG GA 18 (1897), 148; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Langobardorum, 1977
Leges (lat. [F.Pl.]) Romanae sind die Rechtsaufzeichnungen der germanisch/germanistischen Völker für die in ihrem Gebiet lebenden Römer (Lex Romana Visigothorum, Lex Romana Burgundionum).
Lit.: Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953
Leges (lat. [F.Pl.]) Upstallsbomicae ist der 1617 in einer Edition von Sibrandus Siccama verwendete Name für die an dem 18. 9. 1323 von den Vertretern der friesischen Landschaften auf dem Upstallsbom bei Aurich beschlossenen, wohl nur kurzfristig wirksamen Rechtssätze (u. a. Bußen, Wergelder, Friedensgelder, Strafen) auf der Grundlage von vielleicht bis in das 11. Jahrhundert zurückreichenden gemeinfriesischen Beschlüssen.
Lit.: Siccama, S., Lex Frisionum, 1617, S. 53; Richthofen, K., Untersuchungen über friesische Rechtsquellen, Bd. 1 1880, 250; Heck, P., Altfriesische Gerichtsverfassung, 1894, 361; Gerbenzon, P., Apparaat voor de studie van oudfries recht, Teil 1f. 1981
Leges (lat. [F.Pl.]) Visigothorum →Lex Visigothorum
Legisactio (lat. [F.], Wort nicht in latein_a_z.docx) ist in dem altrömischen und klassisch-römischen Recht (bis 17 v. Chr., [lat. F.] lex Iulia iudiciorum privatorum) die zulässige Verfahrensform. Es werden dabei (5) verschiedene Legisaktionen unterschieden, zu denen genau vorgeschriebene Spruchformeln gehören. Nach dem Vorbringen des Verfolgers entscheidet der Magistrat darüber, ob die Rechtsordnung für das Begehren einen Schutz (lat. [F.] →actio) enthält. Noch in republikanischer Zeit werden in Rom die Legisaktionen durch das Formularverfahren bzw. den Formularprozess abgelöst.
Lit.: Kaser §§ 80 II 2, 81, 82 II 5c, d, 84 I 1, 85 I; Köbler, DRG 19, 20, 32, 224; Lévy-Bruhl, H., Recherches sur les actions de la loi, 1960; Wolf, J., Die literarische Überlieferung der Publikation der Fasten und Legisaktionen durch Gnaeus Flavius, (in) Nachr. d. Akad. d. Wiss. Göttingen 1980, Nr. 2
Legisactio (F.) per condictionem (lat.) ist die etwas jüngere Legisaktion durch Ansage des altrömischen Rechtes, die beispielsweise für Stipulation, Darlehen oder Litteralkontrakt auf eine bestimmte Leistung eröffnet ist und durch Ansagen eines neuen Termines zu der Einsetzung eines Entscheiders innerhalb von 30 Tagen (Frist für eine freiwillige Erfüllung) vor dem Prätor geschieht.
Lit.: Kaser §§ 32 II 4a, 81 II 3; Söllner § 9; Köbler, DRG 19
Legisactio (F.) per iudicis arbitrive postulationem (lat.) ist die Legisaktion durch Anfordern eines Richters oder Schlichters in dem altrömischen Recht (beispielsweise bei [lat.] sponsio - stipulatio [Versprechen] oder Erbengemeinschaftsteilung).
Lit.: Kaser §§ 32 II 4a, 81 II 2; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 19
Legisactio (F.) per manus iniectionem (lat.) ist die Legisaktion durch Handanlegen in dem altrömischen Recht. Sie dient der Vollstreckung in die Person.
Lit.: Kaser §§ 32 II 4, 81 III 1; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 19, 20
Legisactio (F.) per pignoris capionem (lat.) ist die Legisaktion durch Pfandergreifung in dem altrömischen Recht. Sie steht für die Vollstreckung in Sachen in einigen Fällen zu der Verfügung. In anderen Fällen ist der eigenmächtige Zugriff auf die Sache erforderlich.
Lit.: Kaser §§ 80 II 2, 81 III 2; Söllner § 9; Köbler, DRG 19, 20
Legisactio (F.) sacramento in personam (lat.) bzw. in rem (lat.) ist die Legisaktion durch Eid entweder auf eine Person oder auf eine Sache in dem altrömischen Recht. Sie erfordert das Setzen einer feststehenden, (je nach Streitwert von über oder unter 1000 As) 500 oder 50 As d. h. 5 Rinder oder 5 Schafe betragenden Summe durch jeden der Streitteile, die der Unterliegende als Sühne für den nachträglich durch den Ausgang als falsch erwiesenen Eid, mit dem er ursprünglich seine Behauptung bekräftigt, an den Staatsschatz verliert. Streitgegenstand ist die Rechtmäßigkeit des Eides.
Lit.: Kaser §§ 22 II 1b, 32 II 2c, 81 II 1a, b; Söllner § 9; Köbler, DRG 19, 25; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Zlinszky, J., Gedanken zur legisactio sacramento in rem, ZRG RA 106 (1989), 106
Legisaktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., eine römische Verfahrensform) →legisactio (Wort nicht in latein_a_z.docx)
legisdatio, lēgisdatio, lat., F., Gesetzgebung, Iren. (4. Jh. n. Chr.?), s. lēx, dare
legislatio, lēgislātio, lat., F., Gesetzgebung, gesetzgebende Gewalt, Hil. (um 315-367/368 n. Chr.), s. lēx, ferre
Legislation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesetzgebung
Lit.: Daube, D., Forms of Roman Legislation, 1966
legislativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang neunzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Legislative – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gesetzgebend
Legislative (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang neunzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Französische mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gesetzgebende Gewalt in dem gewaltengeteilten Staat.
Lit.: Köbler, DRG 190f.
legislator, lēgislātor, lat., M., Gesetzgeber, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. lēx, ferre
Lit.: Köbler, DRG 69; Köbler, LAW
Legislatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Legislaturperiode – nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Gesetzgebung
Legislaturperiode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Zeitraum zwischen dem Wahltag oder Zusammentritt eines Parlaments bis zu dem Zusammentritt des nächsten Parlaments. S. Google
Lit.: Hatschek, J., Das Parlamentsrecht des Deutschen Reiches, 1915, Neudruck 1973; Parlamentsrecht und Parlamentspraxis in der Bundesrepublik Deutschland, hg. v. Schneider, H. u. a., 1989
legisperitus, lēgisperītus, lat., M., Rechtskundiger, Rechtsgelehrter, Ambr. (um 340-397 n. Chr.), s. lēx, perītus (2), perīrī
Legist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 [Nikolaus von Jeroschin] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kenner des römischen Gesetzesrechts (seit dem Hochmittelalter)
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Weigand, R., Die Naturrechtslehre der Legisten und Dekretisten, 1967; Weimar, P., Die legistische Literatur und die Methode des Rechtsunterrichts der Glossatorenzeit, (in) Ius commune 2 (1969), 43; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997
Legistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) S. Google, →Legist
legitim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) gesetzmäßig, rechtmäßig, inhaltlich richtig, ehelich
Legitimation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1548 [Perneder] aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb legitimieren, 1546 aus dem Mittellateinischen aufgenommen, rechtmäßig machen) ist der Nachweis der Berechtigung eines Verhaltens oder eines Zustands, insbesondere die Verschaffung der Stellung eines ehelichen Kindes für ein nichteheliches Kind. Bereits der spätrömische Kaiser Konstantin (306-337) und andere stellen durch nachfolgende Eheschließung Konkubinenkinder ehelichen Kindern gleich. Dasselbe Ergebnis wird durch Eintritt in den Zwangsstand der Gemeinderäte und in bestimmten Fällen durch öffentlichen Gnadenakt (538) hergestellt. Dies wird seit dem 12. Jahrhundert (Papst Alexander III. 1159-1181) aus dem römischen Recht in das Kirchenrecht und danach in das weltliche Recht (Nürnberg 1522) übernommen, in der Bundesrepublik Deutschland dann 1998 beseitigt. S. Google
Lit.: Kaser § 61 II 2b; Hübner 715; Köbler, DRG 121; Koch, K., Legitimatio per subsequens matrimonium, 1897; Kogler, F., Beiträge zur Geschichte der Rezeption und der Symbolik der legitimatio per subsequens matrimonium, ZRG GA 25 (1904), 94; Kogler, F., Die legitimatio per rescriptum von Justinian bis zum Tode Karls IV., 1904; Weitnauer, A., Die Legitimation des außerehelichen Kindes, 1940; Beumann, H., Die sakrale Legitimierung des Herrschers im Denken der ottonischen Zeit, ZRG GA 66 (1948), 1; Herkunft und Ursprung, hg. v. Wunderli, P., 1991; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
legitimieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – sechzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Perneder] in siebzehn Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) für rechtmäßig erklären, rechtmäßig machen
Legitimität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte siebzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit Beginn des 19. Jahrhunderts erfasste inhaltliche Rechtmäßigkeit einer Herrschaft oder Handlung. S. Google
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 677; Brockhaus, F., Das Legitimitätsprinzip, 1868; Gauland, A., Das Legitimitätsprinzip, 1971; Würtenberger, T. jun., Die Legitimität staatlicher Herrschaft, 1973; Schliesky, U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004; Legalität, Legitimität und Moral, hg. v. Bruha, T. u. a., 2008
legitimus, lēgitimus, lat., Adj., durch die Gesetze bestimmt, gesetzmäßig, rechtmäßig, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. lēx
Lehen, Lehn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1120 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich ein leihweise von einem (adeligen oder freien) Lehnsherrn (beispielsweise dem König) einem adeligen oder freien Lehnsmann (beispielsweise dem Herzog) unter Sicherung zu (lebenslanger) Nutzung gegen Treue und Dienste (vor allem Waffendienste) überlassenes (Land, Amt oder sonstiges) Recht oder Gut (beispielsweise ein Herzogtum). Es entsteht vielleicht in dem Frühmittelalter nach herkömmlicher Ansicht aus personenrechtlicher Vasallität und sachenrechtlichem Benefizium. Bei der Vasallität (von kelt. gwas Knecht) übernimmt nach einem Ergebungsakt (Kommendation) der Herr Schutz und Unterhalt des Vasallen gegen Gehorsam und (militärische) Dienste. Bei dem Benefizium gibt ein Mächtiger Land (oder andere Gegenstände) zu Nutzung an andere gegen Dienste und Unterstützung. Mit der Verschmelzung von Vasallität und Benefizium wird Land hauptsächlich an Vasallen gegeben und erhalten Vasallen zunächst in erster Linie Land. Das vertraglich zu begründende Lehnsverhältnis ist grundsätzlich höchstpersönlich, endet also mit dem Tode jedes Beteiligten, neigt aber allmählich zu der Erblichkeit (Quierzy 877 Leihezwang, 1037 Erblichkeit kleinerer Lehen), wodurch es für den Lehnsherrn an Wert verliert und für den Lehensmann an Wert gewinnt. Seit dem 9. Jahrhundert wird die Stellung als Graf zu Lehen gegeben, später jedes andere Amt. Auf diese Weise wird nach und nach die gesamte Verwaltung des fränkisch-deutschen Reiches von dem Lehnsprinzip durchdrungen. Allerdings lassen sich erst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in dem mittelalterlichen Reich eindeutige Belege für das von der Mündlichkeit bestimmte Lehnswesen mit seiner Verbindung von Vasallität und Belehnung finden. In dem 14. Jahrhundert hat beispielsweise der Herzog von Württemberg etwa 500 Lehensleute in einem deutlich schwankenden Bestand (etwa ein Drittel Bürger). Beseitigt wird das Lehen in dem 19. Jahrhundert durch Allodifikation (Herstellung von Eigentum), das Ende des Heiligen römischen Reiches (1806, in Österreich bäuerliche Lehen 1822, ritterliche Lehen 1868) und die einzelstaatliche Gesetzgebung. Von dem (adeligen) Lehen trotz des ähnlichen Leihecharakters eines Zweipersonenverhältnisses grundsätzlich zu trennen ist die (bäuerliche) →Grundherrschaft mit dem Grundherrn und seinem oder seinen Hintersassen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 84, 148; Hagemann, T., Einleitung in das gemeine, in Teutschland übliche Lehnrecht, 1787; Brunner, H., Der Reiterdienst und die Anfänge des Lehnswesens, ZRG GA 8 (1887), 1; Wasserschleben, H., Über die Sukzession in fuldische Lehne, ZRG GA 11 (1890), 151; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Grundeigentums in Ost- und Westpreußen, 1895ff.; Schmid, H., Lehn = Hufe, ZRG GA 44 (1924), 289; Pöhlmann, C., Das ligische Lehensverhältnis, ZRG GA 47 (1927), 678; Prausnitz, O., Feuda extra curtem, 1929; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Staedtler, E., Zum Sprachgebrauch der libri feudorum, ZRG GA 56 (1936), 361; Boutruche, R., Seigneurie et féodalité, 1959; Studien zum mittelalterlichen Lehenswesen, 1960; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 1961; Krawinkel, H., Untersuchungen zum fränkischen Benefizialrecht, 1936; Krawinkel, H., Zur Entstehung des Lehnwesens, 1936; Schabinger Freiherr von Schowingen, K., Das sankt gallische Freilehen, 1938; Ganshof, F., Qu’est-ce que la féodalité?, 1944, 2. A. 1947, 3. A. 1957; Goez, W., Der Leihezwang, 1962; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 1961; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983, Neudruck 1989; Bechstein, F., Die Beziehungen zwischen Lehnsherr und Lehensträger in Hohenlohe, Diss. jur. Tübingen 1965; Droege, G., Landrecht und Lehnrecht im hohen Mittelalter, 1969; Schönberg, R. Frhr. v., Das Recht der Reichslehen im 18. Jahrhundert, 1977; Minninger, M., Von Clermont zum Wormser Konkordat, 1978; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, 1978; Rödel, V., Reichslehnswesen, Ministerialität, Burgmannschaft und Niederadel, 1979; Schulze, R., Der nexus feudalis in Vernunftrecht und historischer Rechtsschule, ZRG GA 106 (1989), 68; Abels, R., Lordship and Military Obligation, 1988; Bisson, T., Medieval France and her Pyrenean Neighbours, 1989; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994; Hauser, S., Staufische Lehnspolitik, 1998; Heirbaut, D., Over lenen en families, 2000; Bachmann, M., Lehenhöfe von Grafen und Herren im ausgehenden Mittelalter, 2000; Spieß, K., Das Lehnswesen im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009, 3. A. 2011; Miller, M., Mit Brief und Revers - Das Lehenswesen Württembergs, 2004; Esders, S., Friedrich II., die Mark Brandenburg und das Erzbistum Magdeburg – Zur Kommerzialisierung von Lehensbeziehungen, ZRG GA 123 (2006), 67; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Brückner, T., Lehnsauftragung, 2010; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010; Patzold, S., Das Lehnswesen, 2012; West, C., Reframing the Feudal Revolution, 2013; Mordini, M., Il feudo ecclesiastico nella prima età dei glossatori, 2013; Ausbildung und Verbreitung des Lehnswesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Spieß, K., 2013; Bader, M., Das Lehnswesen Herzog Heinrichs XVI. des Reichen von Bayern-Lamdshut, 2013; Becker, P., Süddeutsche Lehenrechtsgesetzgebung im 19. Jahrhundert, 2014; Andermann, K., Vasallität zwischen Nicht-Adel und Adel – Bauernlehen im Spiegel hohenlohischer Überlieferungen, (in) DA 69 (2013), 106 (1490 ist die Trennung zwischen Adelslehen und Bauernlehen in Hohenlohe vollzogen und die Standesgrenzen sind eindeutig festgeschrieben.); Zelenka, J., Vom Beneficial- zum Lehnswesen – Eine vergleichende Analyse sächsischer und böhmischer Quellen des 10.-14. Jahrhunderts, 2019
Lehmann, Heinrich (Prüm in der Eifel 20. 7. 1876-Köln 7. 2. 1963) Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau, München, Berlin, Bonn, 1902 Gerichtsassessor, 1904 Promotion Univ. Bonn (Ernst Zitelmann), 1906 Habilitation Univ. Bonn (Ernst Zitelmann), 1911/1912 ao. Prof. Univ. Jena, 1912 o. Prof. Univ. Jena, Oberlandesgerichtsrat Jena, 1917-1920 Straßburg, 1920 Köln, 1921/1922 Rektor, 1944 emeritiert, s. Google
Lit.: Würdigung (in) NJW 1956, 1060 (Schmidt R.), Das deutsche Privatrecht in der Mitte des 20. Jahrhunderts (FS) hg. v. Nipperdey, H., 1956 (Schriftenverzeichnis Bd. 2 938-944), Würdigung (in) NJW 1963, 1144 (Dietz Rolf), Heinrich Lehmann hg. v. Kegel, G., 1976, Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 227, Depping, A., Das BGB als Durchgangspunkt 2002 (Diss. jur. Frankfurt am Main 2002)
Lehnbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Lehenbuch bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)buch - ab 1295 [so genannter Schwabenspiegel Kurzform] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google als Lehnbuch und Lehnsbuch belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) →Lehnsbuch
Lehnrecht, Lehenrecht, Lehnsrecht (Wort – Lehenrecht - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – lehenreht – ab vor 1165 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die quellenmäßige Bezeichnung des Mittelalters für das Lehnsrecht. Der Sachsenspiegel gliedert sich beispielsweise in Landrecht und Lehnrecht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 85, 101, 103, 104, 106, 112, 125, 163; Kaiserliches Lehnrecht. Die libri feudorum in der Fassung des Jodokus Pflanzmann, 1494, Neudruck 1989; Gierke, O., Belehnung des Mannesstammes mit Allmendstücken, ZRG GA 2 (1881), 198; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des sog. Magdeburger Lehnrechts, ZRG GA 14 (1894), 53; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933; Lehnrecht und Staatsgewalt im deutschen Hochmittelalter, eingeleitet v. Goez, W., 1969; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Kaiserliches Lehnrecht, hg. v. Altmann, U., 1989; Brancoli Busdraghi, P., La formazione storica del feudo Lombardo, 2. A. 1999; Iblher Ritter von Greiffen, N., Die Rezeption des lombardischen Lehensrechts, 1999; Fischer, C., Schildgeld und Heersteuer, 2013
Lehnrechtbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – auch als Lehenrechtsbuch - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehnrecht(s)buch - ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in fünf Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Lehnsrechtsbuch
Lehnregister (Wort – Lehenregister - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - Lehn(s)register – ab 1491 [Niederdeutsch] in dreizehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Lehnsregister
Lehnsbrief (Wort – Lehenbrief, Lehensbrief - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Lehn(s)brief ab 1285 [Heilbronn] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die über die Bestellung eines Lehens ab dem (11. oder) 12. Jahrhundert ausgestellte Urkunde. S. Google
Lit.: Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969, 69, 115; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011; Miller, M., Mit Brief und Siegel – Das Lehenswesen Württembergs im Spätmittelalter, 2004
Lehnsbuch, Lehnbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Lehenbuch bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)buch – ab 1295 [so genannter Schwabenspiegel Kurzform] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ist ein →Lehen verzeichnendes Buch. Es findet sich anscheinend in einem allgemeinen Hinweis eines Kapitulars von 811-813 seit dem 9. Jahrhundert, ohne dass dem eine tatsächliche Überlieferung entspricht. In dem Spätmittelalter wird es durch das Handlungen verzeichnende Lehnsregister ersetzt. S. Google
Lit.: Lippert, W., Die deutschen Lehnbücher, 1903, Neudruck 1970; Lippert, W./Beschorner, H., Das Lehnbuch Friedrichs des Strengen 1349/50, 1903; Spieß, K., Das älteste Lehnbuch der Pfalzgrafen bei Rhein vom Jahr 1401, 1981; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter, 1996; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011
Lehnsdienst (Wort – Lehendienst - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)dienst ab um 1416 [Oberösterreich] in rund dreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Dienstleistung des Lehnsmanns (Heerfahrt, Hoffahrt, Ehrendienst). S. Google
Lit.: Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972, 591
Lehnseid, Lehneid (Wort – Leheneid - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)eid ab 1493 in einundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Lehnsmann dem Lehnsherrn zu schwörende Eid. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969, 83
Lehnserneuerung (Wort – Lehenserneuerung - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehnserneuerung – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Neubegründung des Lehnsverhältnisses nach dem Tod eines Beteiligten mit dessen Nachfolger (bzw. einem neuen Beteiligten). S. Google
Lit.: Goez, W., Lehnsrecht und Staatsgewalt im deutschen Hochmittelalter, 1969
Lehnsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Adjektiv lehensfähig bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)fähigkeit ab 1511 [Frey] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Fähigkeit, ein Lehnsverhältnis einzugehen. Die Lehnsfähigkeit setzt an sich Ritterlichkeit und Rittermäßigkeit der Lebensführung voraus. In der Rechtswirklichkeit sind aber vielfach Geistliche und Frauen sowie auch Bürger und Bauern in eingeschränktem Umfang in das Lehnswesen einbezogen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Paetz, K./Goede, C., Lehrbuch des Lehnrechts, 1825, 120; Frensdorff, F., Die Lehensfähigkeit der Bürger, 1894; Grabscheid, D., Die Bürgerlehen, Diss. phil. Frankfurt am Main 1957
Lehnsgebrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)gebrauch – ab 1511 [Frey] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Gesamtheit des Brauchtums in dem Lehnsrecht.
Lit.: Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Dendorfer, J. u. a., 2010
Lehnsgericht, Lehngericht (Wort – Lehengericht - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)gericht - ab Mitte 15. Jahrhundert [Sachsenspiegel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem Mittelalter für Angelegenheiten des Lehnswesens ausgebildete besondere Gericht, das sich aus einem Richter (meist der Lehnsherr) und Urteilern zusammensetzt (u. a. Reichshofrat). Es endet in dem 19. Jahrhundert (Bayern 1808). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Krieger, K., Die königliche Lehngerichtsbarkeit im Zeitalter der Staufer, (in) DA 26 (1970), 400; Früh, M., Die Lehensgerichtsbarkeit der Reichsabtei Fulda, (in) Hess. Jb. F. LG 49 (1999), 39; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011; Fischer, C., Schildgeld und Heersteuer, 2013; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz, 2014
Lehnsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein das Lehen betreffendes Gesetz, wie es sich in dem Mittelalter sachlich etwa 1037, 1136, 1154, 1158 und 1338 sowie in der Neuzeit in der Form von Lehnsedikten oder Lehnsmandaten findet (Sachsen 1764, Baden 1807, Bayern 1808). S. Google
Lit.: Lehmann, K., Consuetudines feudorum, 1896, Neudruck 1921; Dilcher, G., Das lombardische Lehnrecht der Libri Feudorum, (in) Ausbildung und Verbreitung des Lehnswesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Spieß, K., 2013
Lehnsgraf, Lehngraf (Wort – Lehengraf - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s]graf - ab 16. Jahrhundert [Mittelfranken] in vierStellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google)
Lit.: Krieger, K., Die Lehnshoheit des deutschen Königs im Spätmittelalter, 1979
Lehnsherr (Wort – Lehenherrr, Lehensherr - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Jahr in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)herr - ab 1251 [Konstanz] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Lehen, Herr
Lehnsinvestitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)investitur ab 1585 [Alemannien] [so genannter Schwabenspiegel] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Lehen, Investitur
Lehnsmann, Lehnmann (Wort – auch Lehensmann - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Unterlehensmann – ohne Jahr in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)mann, Lehn(s)leute - ab 11./12. Jahrhundert [AhdGl. IV, 204 11./12. Jh., in Urkunde 1286] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der Lehensnehmer in Gegensatz zu dem Lehnsherrn.→Lehen
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2
Lehnspflicht (Wort – Lehenspflicht -in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)pflicht ab 1450 [Eberstein] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Lehen, Lehnsrecht
Lehnsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)prozess ab 1555 in sieben Stellen belegt, aber nicht Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Rechtsstreit (Prozess) um Rechte und Pflichten aus dem →Lehen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Lehnspyramide (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Ägyptischen verbindbar, F.) ist der durch Lehen und teilweise Weitergabe (Unterverlehnung) entstehende einigermaßen pyramidenähnliche Aufbau der Lehnsgesellschaft des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die bereits bei Karl dem Großen auf etwa 2000 Vasallen und 30000 Aftervasallen berechnet wird. In der Lehnspyramide nimmt der König die erste Stelle vor geistlichen Fürsten, weltlichen Fürsten, freien Herren und Dienstmannen ein. In England, Frankreich und Sizilien ist der Lehnseid des Aftervasallen innerhalb der Lehnspyramide durch einen Treuevorbehalt zu Gunsten des Königs (ligesse) abgeschwächt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 85, 98; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972
Lehnsrecht, Lehnrecht (Wort – Lehenrecht - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)recht ab vor 1165 [Hessen] in fünf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Lehen betreffenden Rechtssätze und die Berechtigung an einem Lehen. Das Lehnsrecht entsteht durch die Vereinbarung zahlloser Lehnsverhältnisse gewohnheitsrechtlich sowie durch die →Lehnsgesetze. In einem Streitfall entscheidet das →Lehnsgericht. Zeitweise führend ist das langobardische oder italienische Lehnsrecht, das über an italienischen Universitäten ausgebildete Juristen auch in Gebiete nördlich der Alpen gebracht wird. Neben allgemeinerem Lehnsrecht besteht jeweils auch ein besonderes Lehnsrecht eines Lehnsherrn (beispielsweise Grafen von Katzenelnbogen). Durch Annahme des Titels Kaiser von Österreich (1804) bzw. durch Auflösung des Reiches 1806 endet das Lehnsrecht des Heiligen römischen Reiches, in dem 19. Jahrhundert dann auch das Lehnsrecht der einzelnen deutschen Staaten des Deutschen Bundes. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 85, 101, 112, 125; Moser, J., Von der Teutschen Lehens-Verfassung, 1774; Weber, G., Handbuch der in Deutschland üblichen Lehnsrechte, Bd. 1ff. 1807ff.; Homeyer, C., System des Lehnrechts der sächsischen Rechtsbücher, 1844; Eichhorn, K., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 5. A. 1845; Lehmann, K., Consuetudines feudorum, 1896, Neudruck 1971; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Droege, G., Landrecht und Lehnrecht im hohen Mittelalter, 1969; Wyluda, W., Lehnrecht und Beamtentum, 1969; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafen bei Rhein, 1978; Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen von 1620, Bd. 3 1984; Kroeschell, K., Lehnrecht und Verfassung, 1997; Plate, B., Lehnsrecht in Hartmanns Gregorius, (in) Mediaevistik 10 (1997); Iblher Ritter von Greiffen, N., Die Rezeption des lombardischen Lehensrechts, 1999; Brückner, T, Lehnsauftragung, 2011; Patzold, S., Das Lehnswesen, 2012
Lehnsrechtsbuch, Lehnrechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehnrecht(s)buch ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Lehen und Lehnsrecht betreffende →Rechtsbuch. Es tritt zuerst in dem langobardisch/lombardischen Bereich auf (Obertus de Orto, Pavia 11./12. Jahrhundert). Sein Inhalt wirkt sich aber erst in dem späteren Mittelalter auf das Heilige römische Reich aus. In einem engeren Sinn ist Lehnrechtsbuch das an das Lehnsrecht des →Sachsenspiegels angeschlossene Rechtsbuch ([lat.] →Auctor [M.] vetus de beneficiis, 1221-1224). Das Lehnsrecht des Sachsenspiegels selbst wird (1272-1292) lateinisch übersetzt, in Bilderhandschriften aufgenommen, glossiert (Mitte 14. Jahrhunderts) und mit einem →Richtsteig versehen. Dem Sachsenspiegel folgen der →Deutschenspiegel und der so genannte →Schwabenspiegel sowie ein Teil der darauf aufbauenden Rechtsbücher. Selbständige Lehnsrechtsbücher finden sich in Estland und Livland (waldemar-erichsches Lehnrecht, 1315, ältestes livländisches Ritterrecht, 1355-1377, mittleres livländisches Ritterrecht, systematisches livländisches Ritterrecht). S. Google
Lit.: Bunge, F. v., Altlivlands Rechtsbücher, 1879; Lehmann, K., Consuetudines feudorum, 1896, Neudruck 1971; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Lullies, E., Die ältesten Lehnbücher des Hochstifts Eichstätt, 2012
Lehnrechtsglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Glosse zu dem Lehnrecht des Sachsenspiegels. S. Google
Lit.: Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht, hg. v. Kaufmann, F., 2006 (kürzere Glosse), 2013 (längere Glosse); Huneke, M., Iurisprudentia romano-saxonica – die Glosse zum Sachsenspiegel-Lehnrecht und die Anfänge deutscher Rechtswqissenschaft, 2014 (Diss. jur. Bayreuth 2013)
Lehnsregister, Lehnregister (Wort – Lehenregister - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)register ab 1491 [Niederdeutsch] in dreizehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Lehnsbuch
Lit.: Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011
Lehnsretrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Ausübung eines Retraktrechts eines Berechtigten bei entgeltlicher Veräußerung eines →Lehens. Der Lehnsretrakt ist später in verschiedenen Lehnsrechten möglich (beispielsweise 1609 in dem Heiligen römischen Reich).
Lit.: Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983
Lehnsrevers (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1508 Hessen] in neunzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die urkundliche Bestätigung lehnsrechtlicher Angelegenheiten. S. Google
Lit.: Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011; Miller, M., Mit Brief und Siegel – Das Lehenswesen Württembergs im Spätmittelalter, 2004
Lehnsschulze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nucht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von dem Grafen mit seinem Amt belehnte Schulze in Ostfalen, Thüringen und Holstein. S. Google
Lehnstaxe (Wort – Lehentaxe - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Lehn(s)taxe- ab 1563 in einundzwanzig Stellen belegt, aber ub Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Mittellateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine für eine Belehnung an eine Kanzlei zu leistende Taxe. S. Google
Lit.: Schönberg, R. Frhr. v., Das Recht der Reichslehen im 18. Jahrhundert, 1977
Lehnsträger (Wort – Lehenträger - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1288 [Schwaben] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. provasallus [M.]) ist ein anstelle des eigentlichen Lehnsinhabers (Lehnsmanns) die Rechte und Pflichten aus dem Lehen tragender Mensch (beispielsweise Vormund).
Lit.: Mitteis, H., Zur Geschichte der Lehnsvormundschaft, (in) Die Rechtsidee in der Geschichte, 1957, 193
Lehnsverhältnis (Wort – Lehensverhältnis - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google und in DWDS belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Lehen
Lehnsvormund (Wort – Lehenvormund - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.)
Lehnsvormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Lehenvormund – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Lehen, Vormundschaft
Lehnswesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Ggenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) →Lehen
Lit.: Söllner § 4; Kroeschell, DRG 1; Transehe-Roseneck, A. v., Zur Geschichte des Lehnswesens in Livland, 1903; Studien zum mittelalterlichen Lehnswesen, 1960; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 1961; Brückner, T., Lehnsauftragung 2011; Patzold, S., Das Lehnswesen, 2012; Der geschichtliche Ort der historischen Forschung – Das 20. Jahrhundert, das Lehnswesen und der Feudalismus, hg. v. Groth, S., 2020
Lehnware, Lehnwäre (Wort – Lehenware - in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ab 1243 [Mecklenburg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., Verfügungsrecht über ein Lehen) ist beispielsweise in Erfurt 1495 die Wahrnehmung eines Lehens und die dafür zu entrichtende Abgabe.
Lit.: Schönberg, R. Frhr. v., Das Recht der Reichslehen im 18. Jahrhundert, 1977
Lehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. II 84 tradicio lera 9. Jahrhundert, Notker imo die lera gibest fone dinero eo II 396] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Unterweisung eines Menschen durch einen zumindest in bestimmten Bereichen bereits mehr wissenden Menschen. →herrschende Lehre
lehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) unterweisen, unterrichten
Lehrfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit, wissenschaftlich gewonnene Einsichten und Überzeugungen frei zu verbreiten. Die Lehrfreiheit ist als Grundrecht bereits in der Verfassung der Frankfurter Nationalversammlung (1848) enthalten. S. Google
Lit.: Kaufmann, G., Die Lehrfreiheit an den deutschen Universitäten im 19. Jahrhundert, 1898; Schmidt, W., Die Freiheit der Wissenschaft, 1929; Sterzel, D., Wissenschaftsfreiheit und Hochschulorganisation, Diss. jur. Gießen 1973; Kaufhold, A., Die Lehrfreiheit, 2006; Steinhauer, E., Die Lehrfreiheit katholischer Theologen an den staatlichen Hochschulen in Deutschland, 2006; Zenker, K., Denkfreiheit – Libertas philosophandi in der deutschen Aufklärung, 2012
Lehrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 800 [Benediktinerregel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Lehre und lehren über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Unterweisender, berufsmäßig Unterweisender
Lit.: Lehrer an westfälischen Gymnasien in der frühen Neuzeit, hg. v. Musolff, H., 2014; Berg-Ehlers, L., Unbeugsame Lehrerinnen – Frauen mit Weitblick 2015 (Frauen in Bayern 1903 und in Preußen 1908 zu dem Lehramtsstudium zugelassen)
Lehrling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Niederlande] bzw. 1310 [Köln] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine praktische Berufsausbildung (Lehre) durchlaufende junge Mensch. Der Lehrling erscheint sachlich in dem 13. Jahrhundert in Zunftordnungen der Städte. Seit dem 14. 8. 1969 ist das Wort Lehrling euphemistisch durch das Wort Auszubildender ersetzt.
Lit.: Wissell, R., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, Bd. 1 1929, 137; Beyer, W., Die Entwicklung des Lehrlingsverhältnisses, 1938; Quef, P., Histoire de l’apprentissage, 1964; Wesoly, K., Lehrlinge und Handwerksgesellen am Mittelrhein, 1985; König, K., Geschichte des dualen Berufsbildungssystem, 1985; Reith, R., Zur beruflichen Sozialisation im Handwerk vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert, (in) VWSG 76 (1989), 1ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Lehrvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der für die Ausbildung eines →Lehrlings geschlossene Vertrag. Er sieht lange Zeit ein besonderes, von dem Lehrling zu zahlendes Lehrgeld vor. Erst in jüngerer Zeit erhält der Lehrling für seine Leistung eine zunehmend höhere Vergütung. Der Lehrvertrag endet regelmäßig mit Ablegung einer Gesellenprüfung. S. Google
Lit.: Ebel, W., Gewerbliches Arbeitsvertragsrecht im deutschen Mittelalter, 1934; Wesoly, K., Lehrlinge und Handwerksgesellen am Mittelrhein, 1985; König, K., Geschichte des dualen Berufsbildungssystems, 1985; Reith, R., Zur beruflichen Sozialisation im Handwerk vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert, (in) VWSG 76 (1989), 1ff.
Leib (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab Mitte 12. Jahrhundert [Rother] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Körper vor allem des Menschen. S. Google
leibeigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen [Lehnrecht(s)buch) ab 1388 [Glarus] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) mit dem Leib einem anderen Menschen eigen
Leibeigener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, leibeigen 1388 belegt, Adj.) ist der in →Leibeigenschaft befindliche Mensch. Seine Erfolgsaussichten in frühneuzeitlichen Freiheitsrechtsstreitigkeiten sind gering. Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wird die Leibeigenschaft in dem Zuge der Aufklärung allmählich beseitigt.
Lit.: Ullmann, I., Die rechtliche Behandlung holsteinischer Leibeigener um die Mitte des 18. Jahrhunderts, 2007
Leibeigenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 14. Jahrhundert? [Glarus] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem in dem neuzeitlichen deutschen Recht die meist durch Überlassung von Grundstücksnutzung und damit geschaffener grundherrschaftlicher Bindung erreichte persönliche Abhängigkeit eines Menschen von einem anderen Menschen. Sachlich sind auch Sklaven und Kolonen in dem Altertum und Unfreie und Hörige in dem Frühmittelalter leibeigen, doch gehen erst seit etwa 1350 die Grundherren dazu über, zu der Abwehr der Landflucht (→Stadtluft macht frei) Höfe nur noch an Leihenehmer zu vergeben, die sich völlig unterwerfen und schwören, nicht fortzuziehen, und dehnen diese Stellung vereinheitlichend auf alle abhängigen Leihenehmer aus. Sprachlich wird eigen in dem Spätmittelalter zu leibeigen fortgebildet. Leibeigenschaft beschränkt die Rechtsfähigkeit und insbesondere die Freizügigkeit. Zwischen (1781 Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien bzw.) 1783 (Baden) und 1820 (Mecklenburg) wird die Leibeigenschaft in Deutschland gesetzlich beseitigt (Ungarn 1785/1791 gescheitert, 1848 Leibeigenschaftspatent). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kindlinger, N., Geschichte der Hörigkeit, 1819; Sugenheim, S., Geschichte der Aufhebung der Leibeigenschaft und Hörigkeit, 1861; Brünneck, W. v., Die Leibeigenschaft in Ostpreußen, ZRG GA 8 (1887), 1; Brünneck, W. v., Die Leibeigenschaft in Pommern, ZRG GA 9 (1888), 104; Brünneck, W. v., Die Aufhebung der Leibeigenschaft durch die Gesetzgebung Friedrichs des Großen und das Allgemeine preußische Landrecht, ZRG GA 10 (1889), 24, 11 (1890), 101; Knapp, T., Über Leibeigenschaft in Deutschland, ZRG GA 19 (1898), 16; Wipper, R., Vom 15.-18. Jahrhundert. Die Zeit der Leibeigenschaft, 1930; Tischler, M., Die Leibeigenschaft im Hochstift Würzburg, 1963; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Ulrich, C., Leibherrschaft am Oberrhein im Spätmittelalter, 1979; Keitel, C., Herrschaft über Land und Leute, 2000; Hauser, A., Die Gesetzgebung zur Herstellung unbeschränkten Grundeigentums, Diss. jur. Tübingen 2002/2003; Leibeigenschaft, hg. v. Klussmann, J., 2003; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003, 2. A. 2006; Sprandel, R., Die Entstehung der Leibeigenschaft, (in) Saeculum 56 (2005), 33; Steuer, P., Leibherrschaft in Oberschwaben, (in) Zs. f. württembergische Landesgeschichte 70 (2011), 97ff.
Leibesfrucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1564 [Lüneburg] in siebzehn Stellen bzw. ab 1350 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Kind in dem Mutterleib von der Zeugung bis zu der Vollendung der Geburt. Das römische Recht kennt für die Leibesfrucht (lat. [M.] →nasciturus, Geborenwerdender) einen (lat.) →curator (M.) ventris, Leibpfleger (vgl. § 1912 BGB). Von Teilfragen betreffenden Ausnahmen abgesehen, wird der Leibesfrucht die →Rechtsfähigkeit noch nicht zuerkannt.
Lit.: Kaser §§ 13 II 1a, 64 V, 66 III 2a; Hübner § 6; Wolf, E./Naujoks, H., Anfang und Ende der Rechtsfähigkeit, 1955; Jerouschek, G., Lebensschutz und Lebensbeginn, 1988, 2. A. 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Leibesstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1386 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an dem (körperlichen) Leib eines Menschen vollzogene Strafe (beispielsweise Schlagen, Verstümmeln, Scheren). Sie ist seit dem Altertum bekannt. In dem Frühmittelalter erscheint sie gegenüber dem →Kompositionensystem in den Quellen selten. Von dem Hochmittelalter an gewinnt sie erhebliches Gewicht. An dem Ende des 18. Jahrhunderts werden verstümmelnde Strafen nicht mehr angewandt. Seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts wird auch die Prügelstrafe beseitigt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 119, 204; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 981; Schreuder, L., Bijdrage tot de kennis van eenige lijfstraffen, 1928; Wrede, R., Die Körperstrafen, 1908, Neudruck 2003; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 510, Neudruck 1964; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Hentig, H. v., Die Strafe, 1954; Gebhardt, J., Prügelstrafe und Züchtigungsrecht im antiken Rom und in der Gegenwart, 1994; Vormbaum, T., Einführung in die moderne Strafrechtspflege, 2009, 2. A. 2011, 4. A. 2019
Leibfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Leib(s)fall -1457 [Schweiz] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstrafe nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Sterbefall
Leibgedinge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1170 [Köln] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) →Leibzucht
Leibherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [Franken] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Herr des Leibeigenen
leiblich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 13. Jahrhundert [Hohenfurt] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) körperlich
Leibniz, Gottfried Wilhelm (Leipzig 1. 7. 1646-Hannover 14. 11. 1716), Sohn eines Notars und Professors der Moral, wird nach dem Studium von Recht, Mathematik und Philosophie in Leipzig und der Promotion in Altdorf Sekretär in Nürnberg, 1667 Rat in Mainz und 1676 Bibliothekar und Hofrat in Hannover. Nach seiner Monadenlehre besteht die von Gott als der vollkommensten Monade (Einheit) als bestmöglich geschaffene Welt in einer umfassenden prästabilierten Harmonie unter allen Monaden. Diese Harmonie ist eine natürliche Ordnung, die mit der Vernunft erkannt werden kann. Das auf der vernünftigen Natur der Dinge beruhende Recht (→Naturrecht) ist von dem Willen Gottes unabhängig und kann von dem Gesetzgeber nicht beliebig gestaltet werden. Der Staat ermöglicht die Gerechtigkeit. Leibniz begründet die mathematische Logik, die Differentialrechnung und – seiner Zeit weit voraus - das binäre Zahlensystem. Seit 1671 entwirft er Pläne umfassender Gesetzgebung ([lat.]] Codex [M.] Leopoldinus, Corpus [N.] iuris reconcinnatum, erneuerte Rechtsgesamtheit). Ein zusammenfassendes Hauptwerk des mit seinen Erfolgen selbst unzufriedenen Universalgelehrten fehlt. Der bekannte bzw. erhaltene Briefwechsel (seit 2007 Weltkulturerbe) umfasst 150000 Stücke, bei 50 aktiven Lebensjahren rund 3000 je Jahr oder fast 10 je Tag). Leibniz, der die erste 4-Arten-Rechenmaschine und parallel zu Newton die Infinitesimalrechnung begründet und Gott durch Berechnung die beste der vielen möglichen Welten ermitteln lässt, liebt die Menschen und hat doch keinen Freund. Sein bekanntester Schüler ist Christian →Wolff. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 136, 139, 142; Leibniz, G., Codex iuris gentium diplomaticus, 1693; Mollat, G., Zur Würdigung Leibnizens, ZRG GA 7 (1886), 71; Taranowsky, F., Leibniz und die sogenannte äußere Rechtsgeschichte, ZRG GA 27 (1906), 190; Heymann, E., Leibniz‘ Plan einer juristischen Studienreform vom Jahre 1667, 1931 (SB preußische Akademie der Wissenschaften); Herrmann, K., Das Staatsdenken bei Leibniz, 1958; Bontadini, G., Der Rechtsbegriff und die Rechtsidee bei Leibniz, 1967; Müller, K., Leibniz-Biographie, 1967; Schneider, H., Iustitia universalis, 1967; Sturm, F., Das römische Recht in der Sicht von Gottfried Wilhelm Leibniz, 1970; Burkhard, H., Logik und Semiotik in der Philosophie von Leibniz, 1980; Luig, K., Die Rolle des deutschen Rechtes in Leibnizs Kodifikationsplänen, (in) Ius commune 5 (1975), 56; Otte, G., Leibniz und die juristische Methode, (in) ZNR 1983, 1; Luig, K., Die Wurzeln des aufgeklärten Naturrechts bei Leibniz, (in) Naturrecht - Spätaufklärung - Revolution, hg. v. Dann, O. u. a., 1994, 61; Riley, P., Leibniz‘ universal jurisprudence, 1997; Hirsch, E., Der berühmte Herr Leibniz, 2000; Armgardt, M., Das rechtslogische System der „Doctrina conditionum“ von Gottfried Wilhelm Leibniz, Diss jur. Köln 2001; Berkowitz, R., The Gift of Science, 2005; Leibniz und das Judentum, hg. v. Cook, D. u. a., 2008; Zwischen Fürstenwillkür und Menschheitswohl, hg. v. Hartbecke, K., 2008; Der universale Leibniz, hg. v. Reydon, T. u. a., 2009; Leibniz in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Li, W. u. a., 2013; Holz, H., Leibniz – das Lebenswerk eines Universalgelehrten, 2013; Einheit der Vernunft und Vielfalt der Sprachen, hg. v. Li, W., 2014; Das Recht kann nicht ungerecht sein, hg. v. Li, W., 2015; G. W. Leibniz und der Gelehrtenhabitus, hg. v. Li, W. u. a., 2016; Leibniz, G., Briefe über China, hg. v. Widmaier, R. u. a., 2017; Meder, S., Der unbekannte Leibniz – Die Entdeckung von Recht und Politik durch Philosophie, 2018; Leibniz in Mainz, hg. v. Dingel, I. u. a., 2019; Barck, D., De Legum interpretatione – Gesetzesauslegung bei Gottfried Wilhelm Leibniz, 2020; Rechts- und Staatsphilosophie bei G. W. Leibniz, hg. v. Altwicker, T. u. a., 2020; Kempe. M., Die beste aller möglichen Zeiten. Gottfried Wilhelm Leibniz in seiner Zeit, 2022
Leibrente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Hamburg] in fünfundzwanzig Stellen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine auf die Lebensdauer eines oder mehrerer Menschen vereinbarte Rente. Die Leibrente findet sich sachlich bereits in dem Frühmittelalter. Sie entsteht hauptsächlich durch Kauf. Der seit dem 14. Jahrhundert verbreitete Verkauf von Leibrenten durch Verbandspersonen (Staat, Stadt, Kloster u. s. w.) endet mit dem Aufkommen der verzinslichen Anleihe. S. Google
Lit.: Hübner 397; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Gabrielsson, P., Struktur und Funktion der Hamburger Rentengeschäfte in der Zeit von 1471 bis 1490, 1971; Richter, K., Untersuchungen zur Hamburger Wirtschafts- und Sozialgeschichte um 1300, 1971
Leibzeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Zeichen für den Leib eines Menschen. S. Google
Leibzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 14. Jahrhundert [Tirol] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leibrente, Leibessteuer
Leibzoll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1529 [Nürnberg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein in der frühen Neuzeit von reisenden Juden erhobener Zoll. S. Google
Lit.: Rösch, B., Leibzoll, Judenbrautgeld, Totenzoll, (in) Zs. für jüdische Studien 8 (2007), 115ff.
Leibzucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1170/1183 [Köln] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) oder Leibgedinge ist ein Rechtsgeschäft (meist Vertrag), in dem eine Person sich zu der Überlassung einer Nutzung auf Lebenszeit gegenüber einem Menschen verpflichtet. Die Leibzucht begründet ein (dingliches) Nutzungsrecht an einem nutzbaren Gegenstand (beispielsweise Hof, Haus, Lehen, Berechtigung). In dem Familienrecht dient die Leibzucht der Versorgung des überlebenden Ehegatten. In der Neuzeit wird die Leibzucht bedeutungslos. S. Google
Lit.: Hübner 677; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 125; Brünneck, W. v., Die gesetzliche Leibzucht und das Gnadenjahr im partikulären deutschen Lehn- und Adelsrecht, ZRG GA 27 (1906), 1; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961, 269; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973, 65, 83
Leiche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) als toter Körper des Menschen ist eine seit dem Tode des ersten Menschen tatsächlich vorhandene und grundsätzlich verwesliche Sache, für die vielleicht seit Entstehung des Rechtes besonderes Recht gilt und deren unmittelbare Begegnung seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert für die meisten damit nicht unmittelbar beruflich befassten Menschen als unzumutbar angesehen wird. S. Google
Lit.: Groß, D., Die Entwicklung der inneren und äußeren Leichenschau, 2002; Der Knochen-Code, hg. v. Hahn, P., 2013; Schmitz-Esser, R., Der Leichnam im Mittelalter, 2014
Leichenbestrafung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Vollzug einer Strafe an der Leiche eines Menschen. S. Google
Lit.: Maihold, H., „Ein Schauspiel für den Pöbel“, 2005; Kühnel, F., Kranke Ehre?, 2013
Leichenpredigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine sachlich vor allem zwischen 1550 und 1750 verbreitete Predigt aus Anlass des Todes eines Menschen (Leichenrede), die auch Angaben über den Lebenslauf enthalten und gedruckt sein kann.
Lit.: Spieckereit, A., Todesursachen in Leichenpredigten vom 16. bis 18. Jahrhundert in ausgewählten oberdeutschen Reichsstädten, 2013
Leichenraub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Wegnahme einer Leiche aus einem Gewahrsam eines Berechtigten. Der Leichenraub wird sachlich bereits in dem Altertum (→Todesstrafe) und in dem Frühmittelalter (→Buße, Ausweisung) mit Rechtsfolgen bedroht. Das spätrömische Recht sieht den Leichenraub als Religionsverbrechen an. S. Google
Lit.: Mommsen, T., Zum römischen Grabrecht, ZRG RA 16 (1815), 203; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 211; Kretschmer, B., Der Grab- und Leichenfrevel als strafwürdige Missetat, 2002; Kümmel, C., Ur- und frühgeschichtlicher Grabraub, 2009
Leiden an dem alten Rhein ist der in dem 11. Jahrhundert erscheinende, 1266 Stadtrecht erhaltende Ort. 1574/1575 wird es Sitz einer Universität. S. Google
Lit.: Ahsmann, M./Feenstra, R., Bibliografie van hoogleraren, 1984; Clotz, H., Hochschule für Holland, 1998; Ahsmann, M., Collegium und Kolleg, 2000
Leihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1504 [Cramer, Landiedelei] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb leihen um 790 belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar) ist ein unvollkommen zweiseitig verpflichtender schuldrechtlicher Vertrag, in dem sich der eine Teil (Verleiher) verpflichtet, dem anderen Teil (Entleiher) den Gebrauch der geliehenen Sache auf Zeit unentgeltlich bis zu der Rückgabe derselben Sache zu gestatten. In dem römischen Recht entspricht dem vermutlich in den letzten vorchristlichen Jahrhunderten der anerkannte unvollkommen zweiseitige Realvertrag (lat.) →commodatum (N.) mit (lat. [F.]) actio des Verleihers auf Rückgabe und actio des Entleihers auf eventuellen Aufwendungsersatz oder Schadensersatz, dem das unverbindliche (lat.) →precarium (N.) (Bittleihe) zu der Seite steht. In dem Frühmittelalter begünstigen wohl die Vergrößerung der Liegenschaften durch Landnahme (Grundherrschaft) und das antike Vorbild die Ausbildung von beschränkten eigentumsähnlichen Rechten an fremden Grundstücken (so genannte Landleihe, sachenrechtliches geteiltes Eigentum). Bei der (lat.) →precaria (F.) wird Land auf Zeit, auf Widerruf, auf Lebenszeit eines oder mehrerer Menschen (Leibgedinge, Leibzucht) oder überhaupt erblich (Erbleihe) gegeben. Das Land kann von dem Geber stammen (lat. precaria [F.] data, gegebene Bittleihe), von dem Empfänger (lat. precaria [F.] oblata, empfangene Bittleihe) oder von beiden zu je einem Teil (lat. precaria [F.] remuneratoria, belohnte Bittleihe). Meist ist bei diesen Grundstücksleiheverhältnissen eine Gegenleistung in Abgaben, Diensten oder Land zu erbringen. Bei der freien Leihe behält dabei der Entleiher seine persönliche Freiheit, bei der unfreien Leihe gerät er in Abhängigkeit. In der Stadt entsteht aus der dortigen freien Leihe ein zinspflichtiges (reallastbelastetes) Eigentum. Eine Sonderform der Leihe ist das →Lehen. Als wirtschaftlich bedeutungslose unentgeltliche Gebrauchsgestattung erscheint die Leihe in der spätmittelalterlichen Stadt und wird früh den Regeln des aufgenommenen römischen Rechtes unterstellt, wobei die Trennung von (lat.) commodatum und (lat.) precarium in dem 19. Jahrhundert schwindet. S. Google
Lit.: Kaser §§ 19 II, 39 II, 42 II; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 45, 91; Zabel, J., Der Leihvertrag, 1907; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, § 2; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985 272, 297, 385, 480, 560; Harke, J., Freigiebigkeit und Haftung, 2006; The Development of Leasehold in Northwestern Europe, hg. v. Bavel, B. van u. a. 2008; Berndt, B., Das commodatum, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Leihebrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1500 [Baden] in sieben Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Urkunde über eine Leihe. S. Google
leihen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) unentgeltlich gebrauchen und gebrauchen lassen (und danach wieder zurückgeben)
Leihezwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Zwang zu der Verleihung bzw. Verlehnung eines bäuerlichen oder ritterlichen Gutes nach Heimfall an den Grundherrn oder Lehnsherrn. Es ist streitig, in welchem Umfang ein allgemeiner Leihezwang bestand. Für das Lehen gilt in einzelnen Gebieten Leihezwang. In dem Heiligen römischen Reich ist es fraglich, ob sich in dem Hochmittelalter zahlreiche einzelne Ansprüche auf Wiederausgabe eines Lehens zu einem allgemeinen Leihezwang verdichteten. Tatsächlich gibt jedenfalls der König die heimgefallenen Lehen (in Gegensatz zu England und Frankreich) regelmäßig wieder aus, wodurch er seine Stellung schwächt. Der bäuerliche Leihezwang wird in Preußen durch Edikt von dem 9. 10. 1807 erheblich eingeschränkt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94; Brunner, H., Der Leihezwang in der deutschen Agrargeschichte, 1897; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Gunia, H., Der Leihezwang, ein angeblicher Grundsatz des Reichsstaatsrechts im Mittelalter, 1938; Goez, W., Der Leihezwang, 1962; Krause, H, Der Sachsenspiegel und das Problem des sog. Leihezwanges, ZRG GA 93 (1976), 21; Leppin, H., Untersuchungen zum Leihezwang, ZRG GA 105 (1988), 239
Leihhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Schottel] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine in dem Spätmittelalter in Italien entstandene Einrichtung der Allgemeinheit, die unter Befreiung von dem →kanonischen Zinsverbot kurzfristige Darlehen gegen ein Faustpfand gewährt (lat. mons [M.] pietatis, Berg der Frömmigkeit, bzw. mons [M.] profanus, profaner Berg). In dem Heiligen römischen Reich entstehen Leihhäuser in der frühen Neuzeit (Augsburg 1591, Hannover 1598, Nürnberg 1618 u. s. w.). In dem 18. Jahrhundert übernimmt die Sparkasse einen Teilbereich des Geschäfts. 1869 lässt die Gewerbeordnung das private Leihhaus zu, wenn auch 1879 eine Konzession vorgeschrieben wird. S. Google
Lit.: Hübner; Koerner, A., Das Pfandhaus der Stadt Frankfurt am Main, 1897; Seidel, M./Pfitzner, J., Das Sparkassenwesen, 1916; Vespes, J., Historia de los montes de piedad, 1971; Geld, Handel, Wirtschaft, hg. v. Amend-Traut, A., u. a., 2013
Leine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1170 [Köln] in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Seil, Strick
Leineberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein bei Göttingen gelegener Ort (Berg nahe dem Fluss Leine), an dem von 1241 bis 1852 das Gericht auf dem Leineberg seinen Sitz hat. S. Google
Lit.: Wolters, G., Das Amt Friedland und das Gericht Leineberg, 1927; Kupsch, W., Das Gericht auf dem Leineberg vor Göttingen, 1972; Ebel, F., Magdeburger Recht, Band 1 1983, 130ff.; Kroeschell, K., recht unde unrecht der sassen, 2005
Leiningen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein früheres Fürstentum in dem Raum Rheinland-Pfalz
Lit.: Wild, G., Das Fürstentum Leiningen, 1954
Leinpfad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1180 [Niederrhein] in vierunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Keltische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Treidelpfad) ist der für das sachlich bereits dem Altertum bekannte, das Ziehen von Schiffen flussaufwärts durch Menschen oder Tiere an schiffbaren Flüssen ermöglichende Uferpfad. Das Recht an dem Leinpfad ist Teil des Stromregals an schiffbaren öffentlichen Flüssen, das in dem Spätmittelalter auf die Landesherren übergeht. Es steht auch nach Aufgabe des Schiffsziehens seit dem 19. Jahrhundert meist dem Staat zu.
Lit.: Gothein, E., Die Schiffahrt der deutschen Ströme, 1903; Gönnenwein, O., Die Freiheit der Flussschiffahrt, 1940; Wettstein, L., Die Schiffahrtsfreiheit auf dem Rhein, 1963
Leipzig an der Pleiße, Elster und Parthe (um 900 slawische Siedlung, 1015 urbs Libzi erwähnt, mit der Bedeutung „Burg der Linden“) gehört seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu dem hallisch-magdeburgischen Recht. Sein aus dem Stadtgericht entwickelter Schöppenstuhl wird schon in dem Spätmittelalter bedeutsam (1574 landesherrliche, 1835 aufgelöste Spruchbehörde). 1409 wird es infolge eines Teilauszugs von 500 bis 800 Mitgliedern der nichtböhmischen Nationen aus Prag Sitz einer neuen eigenen Universität. 1813 wird in einer Völkerschlacht bei Leipzig der bereits geschlagen aus Russland heimkehrende Kaiser Napoleon besiegt. 1879 verbietet die Universität für fast 15 Jahre das Studium für Frauen. In dem Sommersemester 1945 sind in der juristischen Fakultät Professoren De Boor, Gallas (formal), Haupt, Michaelis, Eberhard Schmidt, Hans Thieme (Kriegseinsatz), Werner Weber und Franz Wieacker (Kriegseinsatz), von denen Schmidt inhaftiert wird und in dem Oktober 1945 Haupt, Michaelis und Weber wegen ihrer Mitgliedschaft in der NSDAP entlassen werden und wie Schmidt, Thieme und Wieacker nicht mehr nach Leipzig zurückkehren. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Die Matrikel der Universität Leipzig, 1895ff.; Distel, T., Gutachten der Juristenfakultät, ZRG GA 6 (1885), 189, 10 (1889), 63; Distel, T., Beitrag zur älteren Verfassungsgeschichte des Schöppenstuhls zu Leipzig, ZRG GA 7 (1887), 89, 10 (1889), 63; Die jüngere Matrikel der Universität Leipzig, Bd. 1ff. 1909ff.; Kötzschke, R., Leipzig in der Geschichte der ostdeutschen Kolonisation, Schriften des Vereins für die Geschichte Leipzigs 11 (1917); Leipziger Schöffenspruchsammlung, hg. v. Kisch, G., 1919; Simm, H., Für Zwickau ergangene Leipziger Schöffensprüche, Diss. jur. Leipzig 1942 (masch.schr.); Karl-Marx-Universität Leipzig, Bibliographie zur Universitätsgeschichte 1409-1959, hg. v. d. hist. Komm. bei d. sächs. Ak. d. Wiss., 1961; Leipzigs Messen, hg. v. Bentele, G. u. a., 1998; Steinführer, H., Die Leipziger Ratsbücher 1466-1500, 2003; Krause, K., Alma Mater Lipsiensis, 2003; Die Universität Leipzig und ihr gelehrtes Umfeld 1680-1780, hg. v. Marti, H. u. a., 2004; Die Matrikel der Universität Leipzig 1409-1809, 2004; Sachsens Landesuniversität in Monarchie, Republik und Diktatur, hg. v. Hehl, U. v., 2005; Müller, A., Modernisierung in der Stadtverwaltung, 2006; Universitätsgeschichte als Landesgeschichte, hg. v. Döring, D., 2007; Die Matrikel der Universität Leipzig (1809-1909), hg. v. Blecher, J. u. a., Bd. 1ff., 2008ff.; Kusche, B., Ego collegiatus - Die Magisterkollegien an der Universität Leipzig, 2009 (mit 211 Biogrammen); Pätzold, J., Leipziger gelehrte Schöffenspruchsammlung, 2009; Bünz, E. u. a., Geschichte der Universität Leipzig 1409-2009, Bd. 1ff. 2009ff.; Festschrift der Juristenfakultät zum 600jährigen Bestehen der Universität Leipzig, 2009; Sembdner, A., Stadt und Universität Leipzig im späten Mittelalter, 2010; Bünz, E./Graber, T., Die Gründungsdokumente der Universität Leipzig, 2010; Wejwoda, M., Die Leipziger Juristenfakultät im 15. Jahrhundert, 2012; Wejwoda, M., Spätmittelalterliche Jurisprudenz zwischen Rechtspraxis, Universität und und kirchlicher Karriere, 2012; Schmotz, T., Die Leipziger Professorenfamilien im 17. und 18. Jahrhundert, 2012; Das Leipziger Schöffenbuch 1420-1478, bearb. v. Kunze, J., 2012; Lang, H., Zwischen allen Stühlen, 2014 (zwischen 1825 und 1838 vier Immatrikulationen jüdischer Studierender, zwischen 1848 und 1953 289 jüdische Juristen u. a. Emil Friedberg); Rau, U., Die Universität Leipzig als Gerichtsherrschaft, 2014; Leipzig, hg. v. Denzer, V. u. a., 2015; Geschichte der Stadt Leipzig, hg. v. Bünz, E., 2015ff. (vier Bände); Kürschner, D., Leipzig als Garnisonsstadt 1866-1945/1949, 2015
leisten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL [Altbayerisches Gebet] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Anfang 9. Jahrhundert (Heliand, Glosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Leistung erbringen, eine Verpflichtung erfüllen, tun
Leistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 (Württemberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Verb leisten [9. Jahrhundert] über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Leistungsort 1828) ist der Gegenstand einer Schuldverpflichtung. Mit der Leistung wird der Schuldner von seiner Verpflichtung frei. Bei Leistungsstörungen (→Unmöglichkeit, →Verzug, →positive Forderungsverletzung) treten besondere Rechtsfolgen ein. S. Google
Lit.: Kaser § 53 I; Köbler, DRG 42, 44, 126, 165, 214; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzuges beim Kaufvertrag, 1913; Dilcher, H., Die Theorie der Leistungsstörung bei Glossatoren, Kommentatoren und Kanonisten, 1960; Harder, M., Die Leistung an Erfüllungs Statt, 1976; Emmert, J., Auf der Suche nach den Grenzen vertraglicher Leistungspflichten, 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Thomale, C., Leistung als Freiheit, 2012; Verheyen, N., Die Erfindung der Leistung, 2018
Leistungsort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1828) Ort der Leistung des Schuldners
Leistungsstörung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellenund in Wörterbuch der deuztschen Gegenwartssprach nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1936 Heinrich Stoll) Störung der Leistung, →Leistung, →positive Forderungsverletzung, →Unmöglichkeit, →Verzug
Lit.: Stoll, H., Die Lehre von den Leistungsstörungen, 1936; Würthwein, S., Schadensersatzpflicht wegen Vertragsverletzungen, 1990; Sessler, A., Die Lehre von den Leistungsstörungen, 1994; Süß-Hoffmann, E., Das BGB und der Versuch einer Rechtserneuerung im nationalsozialistischen Sinne, Diss. jur. Mannheim 2000; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004
Leistungsverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der Erbringung von Leistungen bestehende Verwaltung in Gegensatz zu der Eingriffe in die Freiheit der Staatsangehörigen und anderer Betroffener ausführendender Eingriffsverwaltung. Die Leistungsverwaltung tritt in dem 19. Jahrhundert hervor (Wasser, Gas, Strom, Müllabfuhr, Verkehr). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 197, 259; Forsthoff, E., Die Verwaltung als Leistungsträger, 1938; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Kommunale Leistungsverwaltung und Stadtentwicklung, hg. v. Blotevogel, H., 1990; Die Stadt als Dienstleistungszentrum, hg. v. Reulecke, J., 1992; Fischer, A., Kommunale Leistungsverwaltung im 19. Jahrhundert, 1995; Heider, M., Die Konzessionsverträge der Stadt Lüdenscheid, 2005
Leit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.?) →Leitkauf
Leiter (F.) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 in EDEL [Benediktinerregel] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 (Aardenburg] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ein Steiggerät
Leiterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1580 [Stuttgart] einmal, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein einzelnes Nachbarrecht. S. Google
Leitkauf, Leikauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDELunter Leikauf – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1160 [Steiermark] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Hochmittelalter sichtbare, unter Gelöbnistrunk erfolgende Kauf, der die Beteiligten bis zu der nachfolgenden Erfüllung bindet. S. Google
Lit.: Hübner; Schumacher, M., Weinkauf und Lei(t)kauf, (in) Germanistische Linguistik 147/148 (1999), 411ff.
Lemberg (N., Lwów) in der Westukraine ist der als Burg gegen die Tataren gegründete, 1256 erstmals erwähnte Ort, der wohl an dem Ende des 13. Jahrhunderts Magdeburger Recht erhält, zeitweise zu Polen und Österreich gehört sowie stufenweise ab 1608 eine Universität erlangt. S. Google
Lit.: Rasp, C., Beiträge zur Geschichte der Stadt Lemberg, 1870; Petersen, H., Judengemeinde und Stadtgemeinnde in Polen – Lemberg 1356-1581, 2003; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Hein-Kircher, H., Lembergs „polnischen Charakter“ sichern, 2020
Lentze, Hans (Lauban 14. 3. 1909-Wien 24. 3. 1970), protestantischer Bürgerssohn, wird nach dem Studium des Rechtes in Göttingen, Bonn und Breslau (1933 Promotion bei Eugen Rosenstock-Huessy) und der Theologie in Innsbruck Prämonstratenser (1939), 1947 in Innsbruck bei Godehard Ebers habilitiert, 1952 außerordentlicher Professor in Innsbruck und 1954 als Nachfolger Hans Planitzs Professor für Rechtsgeschichte (1958 ordentlicher Professor) in Wien (Schüler Werner Ogris, Wilhelm Brauneder, enges, nach Wilhelm Brauneder von neidgetränkter Konkurrenz geprägtes Verhältnis zu Nikolaus Grass). S. Google
Lit.: Festschrift für Hans Lentze, hg. v. Grass, N. u. a., 1969; Lichtmannegger, S., Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck 1945-1955, 1999
Leoben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ein Ort mit langer Tradition in dem Bergwesen in der Steiermark
Lit.: Schillinger-Prassl, C., Die Rechtsquellen der Stadt Leoben, 1997
Leobschütz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt aber in Google belegt, N.) in Mähren an der Grenze zu Polen ist eine in dem Mittelalter als Oberhof einer Stadtrechtsfamilie wirkende Stadt, in der 1420/1421 eine Prachthandschrift eines Leobschützer Rechtsbuchs mit Privilegien, Bestätigungen, Leobschützer Willkürrecht und einem Meißener Rechtsbuch in fünf Büchern in ostmitteldeutscher Sprache hergestellt wird. S. Google
Lit.: Das Leobschützer Rechtsbuch, bearb. v. Roth, G., hg. v. Irgang, W., 2006
Leodis (lat.-afrk.), leudis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter leodis und leudis und Schreibform zu leodi/Leut belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht und in Google wohl nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.), ist in dem fränkischen Frühmittelalter der Freie bzw. sein Wergeld.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Mayer, E., Leudes – curiales, ZRG GA 36 (1915), 438; Schmidt-Wiegand, R., Fränkische und frankolateinische Bezeichnungen für soziale Schichten und Gruppen, (in) Nachr. d. Akad. d. Wiss. Göttingen phil.-hist. Kl. 1972, Nr. 4, 240; Olberg, G. v., Die Bezeichnung für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbarorum, 1991, Neudruck 2019
León (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, F.) ist ein 912 durch Abspaltung von Asturien entstehendes Königreich, zu dem 914 Galicien und 924 Asturien zurückkehren. 1037 bzw. 1230 wird Kastilien mit L. vereinigt. S. Google
Lit.: Reilly, B., The kingdom of León-Castilla under king Alfonso VII (1126-1157), 1998
Leopold II. (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Wien 5. 5. 1747-Wien 1. 3. 1792 völlig unerwartet wahrscheinlich natürlicher Tod mit 44 Jahren) zweiter Sohn Maria Theresias, 1765 Großherzog der Toskana mit umfassenden Reformen zwischen 1770 und 1790, 1790 als Nachfolger Josephs II. (für wenige Jahre) Kaiser des Heiligen römischen Reiches. S. Google
Lit.: Zimmermann, J., Das Verfassungsprojekt des Großherzogs Peter Leopold von Toskana, 1901; Wandruszka, A., Leopold II., 1965
Leopoldina ist eine manchmal verwendete Bezeichnung für die von der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V. von 1532 beeinflusste Landgerichtsordnung für Österreich ob der Enns von 1675 und für das Kriminalgesetz von Toskana von 1786.
Lepra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Aussatz
Lit.: Schelberg, A., Lepra in der mittelalterlichen Gesellschaft, Diss. Göttingen 2001; Uhrmacher, M., Lepra und Leprosorien im rheinischen Raum vom 12. bis zum 18. Jahrhundert, 2011
lepros (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) mit Lepra behaftet
Leproser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leprakranker, Aussätziger
lernen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erkennen, aufnehmen, verstehen
Les Tenures (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt ist eine 1481 von Sir Thomas →Littleton veröffentlichte, 1628 von Edward →Coke kommentierte Darstellung des Lehnrechts und damit auch des Liegenschaftsrechts des englischen Rechtes. S. Google
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
lesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1248 [CorpAltdtOrUrk I 23] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sehen und aufnehmen
Lettland ist das seit dem 9. Jahrhundert (?) von baltischen Letten besiedelte Gebiet an der unteren Düna, das in dem 13. Jahrhundert unter deutschen Einfluss gerät. 1561 kommt es teils unmittelbar, teils lehnsrechtlich zu Polen, 1810 an Russland. 1864 entsteht ein von Bunge nach dem Vorbild des sächsischen Bürgerlichen Gesetzbuchs geschaffenes Gesetzbuch für die Ostseeprovinzen. 1918 bildet sich ein unabhängiges Lettland, das 1934/1937 unter (trotz Abkehr von einem individualistisch ausgerichteten Privatrecht und Hinwendung zu einem stärker gemeinschaftsbezogenen sozialen Recht) inhaltlicher Wahrung des vorhergehenden, zu mehr als der Hälfte römisch geprägten Provinzialrechts des Ostseegouvernements Russlands von 1864 (rund 4600 Bestimmungen) ein Zivilgesetzbuch mit rund 2400 Paragraphen erlässt (und 1938 durch ein Grundbuchgesetz ergänzt), wenig später (5. 8. 1940) von der Sowjetunion einverleibt, aber an dem 6. 9. 1991 wieder freigegeben wird. Ab 1992 wird das lettländische Zivilgesetzbuch von 1937 mit Änderungen nach und nach wieder in Kraft gesetzt.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Rigasche Zeitschrift für Rechtswissenschaft (1926 bis 1933), hg. v. Juristen-Verein Lettlands u. a. Faksimileausgabe 2003; Schwabe, A., Grundriss der Agrargeschichte Lettlands, 1928; Lettlands Zivilgesetzbuch vom 28. Januar 1937, hg. v. Herderinstitut zu Riga, 1938; Noltein, E. v., Die rechtsgeschichtlichen Grundlagen der lettischen Agrarreform vom 16. September 1920, Diss. jur. München 1959; Von den baltischen Provinzen zu den baltischen Staaten, hg. v. Hehn, J. v. u. a., 1977; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Stopinski, S., Das Baltikum im Patt der Mächte, 1997; Ludwig, K., Lettland, 2000; Wohlfahrt, K., Der Rigaer Letten-Verein, 2006; Donnert, E., Agrarfrage und Aufklärung in Lettland und Estland, 2008; Schwartz, P., Das lettländische Zivilgesetzbuch vom 28. Januar 1937, 2008; Felder, B., Unter wechselnden Herren. Lettland im zweiten Weltkrieg, 2009; Jüngerkes, S., Deutsche Besatzungsverwaltung in Lettland 1941-1945, 2010; Siimets-Gross, H., Das „Liv-, Est- und Curländische Privartrecht“ (1864/1865) und das Privatrecht im Baltikum, 2011; Osipova, S., Geschichte, Rechtsgeschichte und nationale Identität in Lettland, ZRG GA 130 (2013), 371
Lettre (F.) de cachet (franz., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in Frankreich in der frühen Neuzeit der von einem Staatssekretär gegengezeichnete königliche Brief, der vielfach einem politisch unerwünschten Menschen befiehlt, sich in ein Staatsgefängnis oder in die Verbannung zu begeben. S. Google, →Haftbefehl
Lit.: Hertz, E., Voltaire und die französische Strafrechtspflege im 18. Jahrhundert, 1887; Strayer, B., Lettres de cachet and social control in the Ancien Régime, 1659-1789, 1992
letzte, letzt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – unter letzt - bezeugt – 863-871 in EDEL [Otfrid] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 und in Wörterbuch der deutsdchen Gegenwartssprache - unter letzt – und unter Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) hinterste, späteste, unterste
Letzter Wille (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Adj. letztwillig 1500, letztwillige Verfügung 1784/1794) ist der in dem →Testament (oder Erbvertrag) geäußerte Wille, welche Rechtsfolge an dem Vermögen des Erblassers eintreten soll. S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Leu, Johann Jakob (Zürich 1689-1768), Bürgerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Marburg 1759 Bürgermeister in Zürich. Das eidgenössische Stadt- und Landrecht (Bd. 1ff. 1727) stellt das Schweizer Privatrecht dar, ein 20-bändiges Allgemeines helvetisches .. Lexikon (1747ff.) das damalige Gesamtwissen. S. Google
Lit.: Soliva, C., Das eidgenössische Stadt- und Landrecht des Zürcher Bürgermeisters Johann Jakob Leu, 1969; Vogt, M., Johan Jakob Leu, 1976
Leuchtenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)
Lit.: Kaiser, U., Das Amt Leuchtenburg 1479-1705, 2012
leudes →leodis
Leumund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [Notker I 37 und 158] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Ruf eines Menschen, der auf einer Wirklichkeit oder auch einer Verleumdung durch andere Menschen beruhen kann. Wer einen schlechten Leumund. hat (beispielsweise landschädliche Leute), ist in dem Mittelalter von dem Reinigungseid ausgeschlossen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 346
Leutkircher Heide (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein Gebiet in Oberschwaben um Leutkirch bei Ravensburg, für das ein kaiserliches Landgericht für Freie von 1348 bis 1802 bezeugt ist. S. Google
Lit.: Gut, M., Das ehemalige kaiserliche Landgericht auf der Leutkircher Heide, Diss. jur. Tübingen 1909; Diehl, A., Die Freien auf Leutkircher Heide, (in) Zs. f. württ. LG. 1940, 257; Feine, H., Kaiserliche Landgerichte in Schwaben, ZRG GA 66 (1948), 148; Kegel-Schorer, C. de, Die Freien auf Leutkircher Heide, 2007
Leviathan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, hebr. [Sb.] gewundenes Tier?) ist eine alttestamentliche Bezeichnung für Drachen, Krokodil und Ägypten, die Thomas →Hobbes 1651 als Buchtitel einer Staatsdarstellung verwendet.
Lit.: Schmitt, C., Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes, 1938; Kohl, W./Stolleis, M., Im Bauch des Leviathan, (in) NJW 1988, 2849; Der wiederkehrende Leviathan - Staatlichkeit und Staatswerdung in Spätantike und früher Neuzeit, 2011; Bredekamp, H., Der Behemoth – Metamorphosen des Anti-Leviathan, 2016; Neumann, F., Behemoth – Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933-1944, hg. v. Söllner, A./Wildt, M., 2018
Levy, Ernst (Berlin 23. 12. 1881-Davis/Kalifornien 14. 9. 1968), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Freiburg im Breisgau und Berlin Amtsrichter und 1919 Professor in Frankfurt am Main, 1922 in Freiburg im Breisgau und 1928 in Heidelberg. 1936 muss er emigrieren, kehrt aber von 1945 bis 1966 nach Europa zurück. Er erforscht das spätrömische Vulgarrecht Westroms. S. Google
Lit.: Levy, E., Zum Wesen des weströmischen Vulgarrechts, 1935; Levy, E., West Roman Vulgar Law - The Law of Property, 1951; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht - Das Obligationsrecht, 1956; Levy, E., Gesammelte Schriften, 1963; Kunkel, W., Ernst Levy zum Gedächtnis, ZRG RA 86 (1969), XIII; Ernst Levy und Wolfgang Kunkel, Briefwechsel 1922-1968, hg. v. Mußgnug, D., 2005
Lex (lat. [F.], Gen. legis, Dat. legi, Akk. legem, Abl. lege, Pl. Nom. und Akk. leges, Pl. Gen. legum, Pl. Dat.und Abl. legibus) ist in dem römischen Recht das Gesetz (beispielsweise [lat.] lex duodecim tabularum [Zwölftafelgesetz] u. s. w.). Für die Zeit von etwa 510 v. Chr. bis etwa 100 n. Chr. lassen sich rund 800 einzelne römische leges (publicae) (Gesetze) ermitteln, die grundsätzlich nach dem Antragsteller benannt sind. Daneben können als (lat. [F.]) lex privata ein Vertrag, eine Satzung oder eine Hausordnung geschaffen werden. In dem spätrömischen Recht wird der Ausdruck (lat. [N.]) ius (Recht) wegen der überragenden Bedeutung der kaiserlichen Gesetzgebung in erheblichem Umfang durch lex verdrängt, so dass lex bald auch zu der Benennung des Rechtes insgesamt wird. Deswegen bezeichnen lex und (lat. [N.]) ius in dem Frühmittelalter eine objektive, auch vielfältigen Veränderungen unterliegende Ordnung (Stammesrecht, Volksrecht). Seit dem 12. Jahrhundert kehrt lex mit der Wiederaufnahme des römischen Rechtes zu der ursprünglichen Bedeutung (Gesetz) zurück. S. Google
Lit.: Söllner §§ 5, 6, 7, 8, 14, 15; LAW; Köbler, Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Balon, J., Ius medii aevi 2 Lex iurisdictio, 1960; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium iuris, 1968; Bleicken, J., Lex publica, 1978; Köbler, G., Liber exquisiti xenii, 1999; Münsch, O., Der liber legum des Lupus von Ferrières, 2001; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/ 2017; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de ; Schott, C., Klöster und Leges, ZRG GA 138(2021), 238 (hält an dem Fälschungsverdacht für Lex Alamannorumn und Lex Baiwariorum fest)
Lex Aebutia (F.) ist das römische Gesetz der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr., das vermutlich die (lat.) legis actio (F.) per condictionem durch die zu dem Formularverfahren gehörige (lat.) condictio ersetzt. S. Google
Lit.: Kaser § 80 II 4b; Söllner § 9; Köbler, DRG 33
Lex Aelia Sentia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz des Jahres 4 n. Chr., das die Freilassung an bestimmte Voraussetzungen knüpft. S. Google
Lit.: Kaser § 16 I 2; Söllner § 14; Köbler, DRG 36
Lex aeterna (lat. [F.], ewiges Recht) ist das von Augustinus (354-430) auf Gott zurückgeführte Recht, das der Mensch als Naturrecht (lat. lex [F.] naturalis) erkennen kann. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 145; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Lex Alamannorum (lat. [F.]) ist das (nach dem Pactus Alamannorum) zwischen 712 und 725 aufgezeichnete, in 50 Handschriften überlieferte Volksrecht der →Alemannen. Die Lex Alamannorum gliedert sich in Kirchensachen, Herzogssachen und Volkssachen. Sie ist stark kirchlich beeinflusst. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81: Leges Alamannorum, hg. v. Lehmann, K., 1888; Krusch, B., Die Lex Bajuvariorum, 1924; Beyerle, F., Die süddeutschen Leges, ZRG GA 49 (1929), 264; Beyerle, F., Die beiden süddeutschen Stammesrechte, ZRG 73 (1956), 84; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, § 8; Rivers, T., The Legal Status of Freewomen in the Lex Alamannorum, ZRG GA 91 (1974), 175; Köbler, G., Die Freien im alemannischen Recht, (in) Beiträge zum frühalemannischen Recht, hg. v. Schott, C., 1978; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Alamannorum und Baiwariorum, 1979; Dilger, A., Die Stuttgartensis und ihre Bedeutung, ZRG GA 99 (1982), 298; Siems, H., Zu Problemen der Bewertung frühmittelalterliccher Rechtstexte, ZRG GA 106 (1989), 291; Lex Alamannorum, hg. v. Schott, C., 1993; Schott, C., Wie alemannisch sind Pactus und Lex Alamannorum, (in) Antike im Mittelalter, hg. v. Brather, S. u. a., 2014, 167; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de ;Schwab, V., Volkssprachige Wörter in Pactus und Lex Alamannorum, 2017
Lex Anastasiana (lat. [F.]) ist das Gesetz des römischen Kaisers Anastasius I. (491-510) aus dem Jahre 506, das anordnet, dass der Käufer einer Forderung, der einen unter dem Nominalwert der Forderung liegenden Preis bezahlt hat, von dem Schuldner nur diesen geringeren Betrag verlangen kann. Ihr Inhalt ist nicht in das Allgemeine Landrecht Preußens (1794), das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811), das Bürgerliche Gesetzbuch Sachsens (1863) oder das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1900) aufgenommen und in einzelnen Staaten des Deutschen Bundes durch Gesetz ausgeschlossen (Großherzogtum Hessen 1827, Württemberg 1828, Frankfurt am Main 1829, Kurfürstentum Hessen 1840, Nassau 1841, Hannover 1864, vgl. auch Art. 299 ADHGB 1861). S. Google
Lit.: Kaser, M., Das römische Privatrecht, Zweiter Abschnitt, 2. A. 1975, 453; Rennpferdt, M., Lex Anastasiana, 1991; Beaucamp, E., Die Lex Anastasiana von Thomasius zum BGB, 1994
Lex Angliorum et Werinorum (lat. [F.]) →Lex Thuringorum
Lit.: Liebermann, F., Zur Lex Angliorum, ZRG GA 15 (1894), 174
Lex Apuleia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz, das dem mehr leistenden von mehreren Bürgen einen Ausgleichsanspruch gegen die übrigen gewährt.
Lit.: Kaser § 57 II 2a
Lex Aquilia de damno (lat. [F.]) ist das (um) 286 v. Chr. als Plebiszit erlassene, drei Kapitel umfassende römische Gesetz über den Schaden. Danach ist die rechtswidrige (lat. iniuria) (vorsätzliche oder fahrlässige) Tötung fremder Sklaven und vierfüßiger Herdentiere seitens des Täters - nicht mehr wie noch in dem Zwölftafelgesetz durch einen vorgegebenen Betrag, sondern - durch ihren höchsten Wert des letzten Jahres, die sonstige Schädigung von Vermögensgütern durch Brennen, Brechen, Reißen durch ihren höchsten Wert der letzten 30 Tage - bei Bestreiten jeweils doppelt - auszugleichen. Die lex Aquilia wird seit dem Spätmittelalter in vereinfachter Form in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen und bildet die Grundlage des Rechtes der unerlaubten Handlungen (Delikte) bis zu der Gegenwart. S. Google
Lit.: Kaser §§ 15 I 1, 36 II 2, 51 II, 57 I; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 31, 48, 65, 166, 216; König, R., Das allgemeine Schadensersatzrecht im Mittelalter im Anschluss an die lex Aquilia, 1954; Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958; Lübtow, U. v., Untersuchungen zur lex Aquilia, 1971; Hausmaninger, H., Das Schadenersatzrecht der lex Aquilia, 5. A. 1996; Schebitz, B., Berechnung des Ersatzes nach der lex Aquilia, Diss. jur. Berlin 1988; Bilstein, R., Das deliktische Schadensersatzrecht der lex Aquilia in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 1994
Lex Arcadia ist das römische Gesetz des Jahres 397, das die Ehrverletzung der Amtsträger mit verstärkter Straffolge bedroht.
Lit.: Köbler, DRG 56
Lex Atilia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz des Jahres 210 v. Chr., das die Bestellung des Vormunds durch Magistrate ermöglicht.
Lit.: Kaser §§ 62 II 3, 63 3c; Köbler, DRG 36
Lex Atinia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz von etwa 200 v. Chr., das gestohlene Sachen von der Ersitzung durch jeden weiteren Erwerber ausschließt, bis sie zu dem Eigentümer zurückkehren.
Lit.: Kaser § 25 I 2b, IIa; Söllner § 8
Lex Baiwariorum (lat. [F.]) ist das vielleicht ([nach Hermann Nehlsen] vor 643 oder nach bisheriger Ansicht) um 743 aufgezeichnete, in mehr als 30 Handschriften überlieferte Volksrecht der →Bayern, das auffälligerweise enge Verwandtschaft zu dem westgotischen (lat.) Codex (M.) Euricianus (wörtliche Übernahmen in überzeugender Art und Weise) und zu der (lat.) lex (F.) Alamannorum (sachliche Übereinstimmungen möglicherweise auf Grund einer gemeinsamen älteren Vorlage) aufweist.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Kralik, D., Die deutschen Bestandteile der lex Baiwariorum, (in) NA 38 (1913), 13, 401, 581; Krusch, B., Die Lex Bajuvariorum, 1924; Lex Baiwariorum, hg. v. Schwind, E. Frhr. v., 1926, Neudruck 1999; Lex Baiuvariorum – Lichtdruckwiedergabe der Ingolstädter Handschrift, hg. v. Beyerle, K., 1926; Beyerle, F., Die süddeutschen Leges, ZRG GA 49 (1929), 264; Zeller, F., Das Verhältnis der Lex Bajuvariorum zum späteren bayerischen Recht, Diss. jur. München 1941; Beyerle, F., Die beiden süddeutschen Stammesrechte, ZRG GA 73 (1956), 84; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, § 8; Kobler, M., Stammesrecht und Stammesherrschaft, Habilschr. München 1967 (masch.schr.); Krause, H., Die liberi der lex Baiwariorum, (in) FS M. Spindler, 1969, 41; Gastroph, H., Herrschaft und Gesellschaft in der Lex Baiuvariorum, 1969; Köbler, G., Die Begründungen der lex Baiwariorum, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 69: Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Alamannorum und Baiwariorum, 1979; Fastrich-Sutty, I., Die Rezeption des westgotischen Rechts in der Lex Baiuvariorum, 2002; Schmitz, G., Benedictus Levita und die Ex Baiwariorum, (in) ZRG KA 1997 (2011), 20ff.; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de
Lex Burgundionum ((lat. [F.], lex Gundobada) ist das in dem frühen 6. Jahrhundert (von König Sigismund an dem 29. 3. 517?) aufgezeichnete (, in 14 Handschriften überlieferte) Volksrecht der →Burgunder, dessen Grundlage ein von König Gundobad um 500 erlassener (lat.) liber (M.) constitutionum (Buch der Konstitutionen) bildet.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/LexBurgundionum.pdf; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Leges Burgundionum, hg. v. Salis, R., 1892; Mitteis, L., Eine neue Handschrift der Lex Burgundionum, ZRG GA 34 (1913), 407; Gesetze der Burgunden, hg. v. Beyerle, F., 1938; Baesecke, G., Das Verhältnis der Handschriften der Lex Gundobada, ZRG GA 59 (1939), 233; Rüegger, H., Einflüsse des römischen Rechtes in der Lex Burgundionum, Diss. jur. Bern 1949; Amira, K.v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 33; Beyerle, F., Zur Textgestalt und Textgeschichte der Lex Burgundionum, ZRG GA 71 (1954), 23; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Burgundionum, Saxonum, Thuringorum und Frisionum, 1979; Kaiser, W., Burgundisches Ehegüterrrecht, ZRG 119 (2009), 212ff.; Seebold, E., Die Textstruktur der Lex Burgundionum und der Lex Salica, (in) Beiträge zur Geschichte der Geschichte der deutschen Sprache 132 (2010), 18
Lex Cincia (lat. [F.]) de donis et muneribus ist das römische Gesetz (lat. plebiscitum [N.]) des Jahres 204 v. Chr., das es grundsätzlich verbietet, Schenkungen über einen bestimmten Höchstwert hinaus anzunehmen.
Lit.: Kaser §§ 9 47 II 1
Lex commissoria (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Verfallsabrede bei dem Pfand (in dem Fall der Nichtzahlung der Schuld), die Kaiser Konstantin (306-337) verbietet, und die Nebenabrede des Rücktritts von dem Kaufvertrag und der Rückforderung des Kaufgegenstands bei dem Kauf für den Fall, dass der Preis nicht rechtzeitig bezahlt wird.
Lit.: Kaser § 41 VII; Köbler, DRG 62; Wieacker, F., Lex commissoria, 1932
lex contractus (lat. [F.] Gesetz des Vertrags) durch Vertrag (wie durch ein Gesetz) verbindlich festgelegter Inhalt
Lex Cornelia (lat. [F.]) de sicariis et veneficis ist das unter Sulla (138-78 v. Chr.) ergangene römische Gesetz gegen Gewaltverbrechen.
Lit.: Köbler, DRG 35; Cloud, D., Leges de sicariis, ZRG RA 127 (2010), 114
Lex Cornelia (lat. [F.]) testamentaria nummaria ist das römische, unter Sulla (138-78 v. Chr.) ergangene Gesetz gegen Fälschung von Testamenten und Münzen.
Lit.: Köbler, DRG 35
Lex duodecim tabularum (lat. [F.]) Zwölftafelgesetz (451/450 v. Chr.)
Lex Emminger (lat. [F.]) ist die nach dem seinerzeitigen Reichsjustizminister Erich Emminger (1880-1951) benannte Vereinfachung des deutschen Verfahrensrechts (Verordnung von dem 4. 1. 1924, Verordnung von dem 13. 2. 1924). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 234; Vormbaum, T., Die Lex Emminger vom 24. 1. 1924, 1988
Lex Falcidia (lat. [F.]) ist das römische Gesetz des Jahres 40 v. Chr., das dem Erben wenigstens ein Viertel der Erbschaft (lat. quarta [F.] Falcidia, falzidisches Viertel) durch Nichtigkeit und anteilige Kürzung vor der Verfügung durch Vermächtnisse sichert. S. Google
Lit.: Kaser §§ 76 V 2, 79 I 2b; Söllner § 15; Köbler, DRG 39, 60; Schanbacher, D., Ratio legis Falcidiae, 1995
lex familiae (lat. [F.]) →Hofrecht
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Lex (lat. [F.]) Francorum Chamavorum (ewa Chamavorum) ist das wohl 802 aufgezeichnete, in 2 bzw. 3 Handschriften überlieferte Volksrecht des fränkischen Teilstamms der Chamaven (in dem Hamaland bei Zutphen).
Lit.: Lex Francorum Chamavorum, hg. v. Sohm, R., 1883; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953, 42; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Francorum, 1979; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum- Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de
Lex (lat. [F.]) Frisionum ist das wohl 802 (als Vorarbeit?) aufgezeichnete, nur durch einen Druck Johannes Herolds (Basel 1557) überlieferte Volksrecht der →Friesen, das in 22 Titel und eine (lat.) Additio (F.) sapientium (Zusatz der Weisen - eines Wlemar und Saxmund) zerfällt und in mittelfriesisches Recht, ostfriesisches und westfriesisches Recht gegliedert gewesen zu sein scheint. Sie weist mindestens 89 bußrechtliche Bestimmungen und sieben peinliche Strafen auf. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Lex Frisionum, hg. v. Richthofen, K. Frhr. v., 1863; Bewer, R., Die Totschlagssühne in der Lex Frisionum, ZRG GA 13 (1892), 95; Jaekel, H., Die Entstehung der Lex Frisionum, ZRG GA 46 (1926), 1; Heck, P., Die Entstehung der Lex Frisionum, 1927 (besprochen von Schwerin, C. Frhr. v., ZRG GA 49 [1929], 481); Amira, K.v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, § 9; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Burgundionum, Saxonum, Thuringorum und Frisionum, 1978; Siems, H., Studien zur Lex Frisionum, 1980; Lex Frisionum, hg. und übersetzt v. Eckhardt, K. u. a. 1982; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de
Lex (lat. [F.]) Fufia Caninia ist das römische Gesetz des Jahres 2 v. Chr., das die Freilassung beschränkt.
Lit.: Kaser § 16 I 2; Söllner § 14; Köbler, DRG 36
Lex (lat. [F.]) Furia ist das römische Gesetz der letzten vorchristlichen Jahrhunderte, das in Italien die Haftung von Bürgen einengt.
Lit.: Kaser § 57 II 2ª
Lex (lat. [F.]) Gundobada →Lex Burgundionum
Lex (lat. [F.]) Hortensia ist das römische Gesetz des Jahres 287 v. Chr., das den Entscheidungen der Plebsversammlung Gesetzeskraft gibt.
Lit.: Söllner §§ 6, 8; Köbler, DRG 8
Lexikon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jh. aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das meist alphabetisch oder systematisch geordnete Wörterbuch. Es findet sich bereits in dem griechischen Altertum. Rechtskenntnisse vermitteln etwa die rund 7000 Begriffe umfassenden 20 Bücher Etymologien des Bischofs Isidor von Sevilla († 636), die ungedruckte (lat.) tabula (F.) utriusque iuris (Tafel beider Rechte) des Johannes von Erfurt, der (lat.) Vocabularius (M.) iuris utriusque (Wörterbuch beider Rechte) des Jodocus (1452), das Werk (lat.) De copia verborum et rerum in iure civili Oldendorps (Über die Mnenge der Sachen und Wörte in dem Zivilrecht, 1542) oder das von Julius Weiske herausgegebene 15bändige Rechtslexikon (1839ff.). Die umfangreichste und wirkungsmächtigste Enzyklopädie des Mittelalters ist das wohl vor 1250 entstandene Werk (lat.) De proprietatibus rerum (Über die Eigenheiten der Dinge) des Franziskaners Bartholomaeus Anglicus (vor 1203-1272, mehr als 300 Handschriften, zwischen 1470 und 1609 52 Druckauflagen), eines der bedeutendsten Lexika der Neuzeit Johann Heinrich Zedlers (1706-1751) Großes vollständiges Universallexikon (1731ff., 64 Bände). Das deutsche Rechtschreibelexikon Konrad Dudens enthielt in der ersten Auflage (1880) 27000 Stichwörter und in der 26. Auflage (2013) 140000 Stichwörter. S. Google
Lit.: Köbler, G., Lexikon, (in) HRG Bd. 2 1978, 1979; Murmellius, J., Pappa, 1513ff., Neudruck 2006; Zedler, J., Großes vollständiges Universallexikon, Bd. 1ff. 1732ff., Neudruck 1961ff.; Lexicon Juridicum Romano-Teutonicum, hg. v. Oberländer, S. (, 4. Aufl. 1753, Neudruck 2000), hg. v. Polley, R., 2000; Heumann, G./Seckel, E., Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechtes, 1846, 2. A. 1851, 4. A. 1869, 10. A. 1958; Haberkern, E./Wallach, J., Hilfswörterbuch für Historiker, 1935, 2. A. 1964; Wörterbücher, hg. v. Hausmann, F. u. a., Bd. 1ff. 1989; Köbler, G., Juristisches Wörterbuch, 1978, 13. A. 2004, 14. A. 2007, 17. A. 2018, 18. A. 2022; Weijers, O., Dictionnaires et répertoires au moyen âge, 1991; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Bierbach, M., Grundzüge humanistischer Lexikographie, 1997; Schlaefer, M., Lexikologie und Lexikographie, 2002, 2. A. 2009; Lexikologie, hg. v. Cruse, D. u. a., 2002; Wissenschaftliche Lexikographie im deutschsprachigen Raum, hg. v. Städtler, T., 2003; Bartholomaeus Anglicus, De proprietatibus rerum, hg. v. Meier, C. u. a., 2007; Erschließen und Speichern von Wissen in der frühen Neuzeit, hg. v. Grunert, F. u. a., 2010; Lexicon Monacense Anonymum, hg. v. Lunardini, V., 2009 (3 Handschriften des 12. Jahrhunderts aus Schäftlarn); Hergemöller, B., Promptuarium ecclesiasticum medii aevi, 2011 (rund 4000 Ansätze); Lang-Groth, I., Auf dem Weg zu einem Belegwörterbuch – Der Beitrag von Joachim Campe und Theodor Bernd, 2012; Ältere Konversationslexika und Fachenzyklopädien, hg. v. Koch, H. u. a., 2013; Harm, V., Einführung in die Lexikologie, 2014; vnuornemliche alde vocabulen, hg. v. Prinz, M. u. a., 2014; www.koeblergerhard.de/publikat.html
lex imperfecta (lat. [F.]) unvollkommenes Gesetz
Lex (lat. [F.]) Iulia de adulteriis ( julisches Gesetz über Ehebrüche)
Lex (lat. [F.]) Iulia de maritandis ordinibus (julisches Gesetz über die zu verheiratenden Stände) ist das römische Gesetz des Jahres 18 v. Chr., das Ehegebote und Eheverbote schafft.
Lit.: Kaser § 58 IV 8; Söllner § 14; Köbler, DRG §6
Lex (lat. [F.]) Iulia de dote fundali (julisches Gesetz über die Grundstücksmitgift) ist das römische Gesetz des Jahres 18 v. Chr., das die Veräußerung eines Mitgiftgrundstücks durch den Ehemann ohne Zustimmung der Frau verbietet.
Lit.: Kaser § 59 II 5; Köbler, DRG 37
Lex (lat. [F.]) Iulia iudiciorum privatorum (julisches Gesetz über die privaten Gerichte) ist das römische Gesetz des Jahres 17 v. Chr., das die einzelnen →Legisaktionenverfahren bis auf geringe Reste zugunsten des →Formularverfahrens abschafft.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 32 III 2; Köbler, DRG 32
Lex (lat. [F.]) Iulia iudiciorum publicorum (julisches Gesetz über die öffentlichen Gerichte) ist das römische Gesetz des Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.), das für die meisten Verbrechen öffentliche Gerichte schafft und damit das altrömische magistratisch-komitiale Verfahren weitgehend aufgibt.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 12 IV 4; Köbler, DRG 34
Lex (lat. [F.]) Laetoria ist das römische Gesetz von etwa 200 v. Chr., das den noch nicht 25jährigen (minor XXV annis „minderjährigen“ Menschen) (nicht durch Nichtigkeit des betreffenden Geschäfts, aber doch) durch (Klagansprüche und) Einreden gegen den schützt, der ihn übervorteilt.
Lit.: Kaser § 14 II 3a
Lex (lat. [F.]) Langobardorum ist das hauptsächlich durch die Königsgesetze der Langobarden bekannte Volksrecht der →Langobarden. →Leges Langobardorum
Lex (lat. [F.]) legum ist die vielleicht in dem 9. oder 10. Jahrhundert in Süditalien entstandene kleine Zusammenstellung von Ausschnitten aus dem Edictum Theoderici, dem Codex Justinianus, der Lex Visigothorum und dem langobardischen Recht.
Lit.: Conrat, M., Die lex legum breviter facta, ZRG GA 10 (1889), 230; Conrat, M., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechts im frühen Mittelalter, 1891, Neudruck 1963, 268ff.
Lex (lat. [F.]) Licinia ist das römische Gesetz des Jahres 367 v. Chr., das Plebejer als Konsuln zulässt.
Lit.: Kaser §§ 23, 81; Köbler, DRG 18
Lex (lat. [F.]) Licinnia ist das römische Gesetz, das den Gemeinschaftsteilungsklageanspruch eröffnet.
Lit.: Kaser §§ 23 IV 2, 81 II 2; Köbler, DRG 25
Lex (lat. [F.]) mercatoria (England spätes 13. Jahrhundert belegt, Sonderregeln für Beweiserleichterungen vor besonderen Matktgerichten und Messegerichten, viele spätere Bezüge)
Lit.: Meyer, R., Bona fides und lex mercatoria, 1994; Scherner, K., Lex mercatoria, ZRG GA 118 (2001), 148; Cordes, A., Auf der Suche nach der Rechtswirklichkeit der mittelalterlichen lex mercatoria, ZRG GA 118 (2001), 168; Eine Grenze in Bewegung, hg. v. Cordes, A. u. a., 2013
lex minus quam perfecta (lat. [F.]) weniger als vollkommenes Gesetz (beispielsweise lex Laetoria)
Lex (lat. [F.]) Miquel/Lasker ist das von den Abgeordneten Miquel und Lasker bewirkte Gesetz des Deutschen Reiches, das 1873 dem Reich die Zuständigkeit für die Gesetzgebung in dem Bereich des bürgerlichen Rechtes gewährt.
Lit.: Kroeschell, DRG 3
Lex (lat. [F.]) naturalis (Naturrecht) ist das Naturrecht, durch das nach christlicher Ansicht der Mensch das (auf den christlichen) Gott zurückgeführte ewige Recht (lat. lex [F.] aeterna) erkennen kann.
Lit.: Köbler, DRG 145, Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Lex (lat. [F.]) Ogulnia ist das altrömische Gesetz, das den Plebejern die Priesterämter eröffnet.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 15 VI 2; Köbler, DRG 18
Lex (lat. [F.]) Papia Poppaea (9. n. Chr.) ist das römische Gesetz unter Augustus über eherechtliche und erbrechtliche Fragen.
Lit.: Kaser §§ 58 IV 8, 71 II 1, 76 III 1; Söllner § 14; Köbler, DRG 36
Lex (lat. [F.]) Poetelia ist das römische Gesetz des Jahres 326, nach dem der Gläubiger den Schuldner als Schuldknecht die Schuld abarbeiten lassen kann.
Lit.: Kaser §§ 39 I1, 81 III 1; Söllner § 8; Köbler, DRG 20
Lex posterior derogat legi priori (lat.). Ein späteres Gesetz hebt ein früheres auf.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Modestin, um 190-um 250, Digesten 1, 4, 4)
lex perfecta (lat. [F.]) vollkommenes, Nichtigkeit vorsehendes Gesetz (beispielsweise lex Voconia)
Lex (lat. [F.]) publica ist in dem römischen Recht das (öffentliche) Gesetz (in Gegensatz zu der privaten Vereinbarung).
Lit.: Bleicken, J., Lex publica, 1978
lex (lat. [F.]) regia (königliches Gesetz)
Lit.: Lomonaco, F., New Studies on Lex Regia, 2011
Lex (lat. [F.]) Rhodia de iactu (rhodisches Recht über den Seewurf) ist die in dem hellenistischen Bereich schon in dem Altertum verbreitete Regelung, dass der Schiffer, der in Seenot Waren eines Befrachters opfert, dem Befrachter zu einem Ausgleich verpflichtet ist. →Haverei
Lit.: Kaser § 42 IV 4; Wesener, G., Von der lex Rhodia de iactu zum § 1043 ABGB, (in) FS J. Bärmann, 1975, 36; Letsios, D., Nomos Rhodion nautikos, 1996; Ullmann, E., Der Verlust von Fracht und Schiff, (in) FS H. Piper, 1996, 1049
Lex (lat. [F.]) Ribvaria ist das in Vorformen wohl in dem 7. Jahrhundert (584-629?, 623-639) und in den überlieferten Formen seit 763/764 aufgezeichnete Volksrecht des um Köln in dem Gebiet Ribvaria (Ripuaria, Uferland) sitzenden Teiles der Franken bzw. des um Köln siedelnden fränkischen Teilstamms der Ribvarier (Ripuarier).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Krusch, B., Die Lex Bajuvariorum, 1924; Beyerle, F., Die Lex Ribuaria, ZRG GA 48 (1928), 264; Beyerle, F., Das Gesetzbuch Ribvariens, ZRG GA 55 (1935), 1; Lex Ribvaria, hg. v. Beyerle, F. u. a., 1954; Buchner, R., Zu Text und Handschriftenbaum der Lex Ribvaria, ZRG GA 80 (1963), 306; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Francorum, 1979; Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1988; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de
Lex (lat. [F.]) Romana Burgundionum ist die durch vier Handschriften überlieferte, 47 Titel mit 176 Bestimmungen umfassende Zusammenstellung von Stücken aus dem →Codex Gregorianus, →Codex Hermogenianus, →Codex Theodosianus, posttheodosianischen Novellen, Paulussentenzen und einem nicht sicher zu ermittelnden Werk des Gaius. Sie wird entweder König Gundobad († 516) oder König Sigismund zugeordnet.
Lit.: Köbler, DRG 53, 80; Lex Romana Burgundionum, hg. v. Salis, L. v., 1892, 123; Roels, W., Onderzoek naar het gebruik, 1958; Chevrier, G./Piéri, G., La loi romaine des Bourgondes, (in) Ius Romaum medii aevi I, 2b, aa, 1969; Bauer-Gerland, F., Das Erbrecht der Lex Romana Burgundionum, 1995; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002
Lex (lat. [F.]) Romana canonice compta ist die in Norditalien um die Mitte des 9. Jahrhunderts entstandene Sammlung römischen Rechtes (Institutionen, Codex Justinians, Epitome Iuliani) zu kirchlichem Gebrauch mit 324 Kapiteln.
Lit.: Mor, C., Lex Romana canonice compta, 1927; Kaiser, W., Die Epitome Iuliani, 2004, 493ff.
Lex (lat. [F.]) Romana Curiensis (oder Lex Romana Raetica Curiensis oder früher auch Lex Romana Utinensis) ist die in drei Handschriften überlieferte, wohl in Rätien in dem 8. Jahrhundert (vor 765?) entstandene private Kurzfassung der →Lex Romana Visigothorum (→Breviarium Alarici). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 81; Schupfer, F., La legge Romana Udinese, 1881; Schupfer, F., Nuovi studi sulla legge Romana Udinese, 1882; Wagner, R., Zur Frage nach der Entstehung, ZRG GA 4 (1883), 54; Salis, L. v., Lex Romana Curiensis, ZRG GA 6 (1885), 141; Zeumer, K., Über Heimat und Alter der Lex Romana raetica Curiensis, ZRG GA 9 (1888), 1; Die Lex Romana Curiensis, hg. v. Meyer-Marthaler, E., 1959; Meyer-Marthaler, E., Römisches Recht in Rätien, (in) Beiheft ZSG 13 (1968), 43; Meyer-Marthaler, E., Fränkisches Recht in der Lex Romana Curiensis, Der Geschichtsfreund 1972, 169; Kaiser, W., Die Epitome Iuliani, 2004, 420ff.
Lex (lat. [F.]) Romana Visigothorum (Breviarium Alarici) ist die um 506 durch den westgotischen König Alarich II. veranlasste Sammlung römischen Rechtes mit Auszügen aus dem Codex Theodosianus, posttheodosianischen Novellen, den Institutionen des Gaius, den Paulussentenzen, dem Codex Gregorianus und dem Codex Hermogenianus, wobei den meisten Texten eine wohl in dem 5. Jahrhundert entstandene, vereinfachende Erklärung (lat. [F.] interpretatio) hinzugefügt ist. Die Lex Romana Visigothorum gilt in Südfrankreich trotz ihrer Aufhebung durch den westgotischen König Rekkesvind (654) bis in das 12. Jahrhundert (für die römische Bevölkerung) und wird dort Grundlage des droit écrit (geschriebenen Rechtes, Schriftrechts).
Lit.: Söllner § 20; Köbler, DRG 53, 80, 82; Lex Romana Visigothorum, hg. v. Haenel, G., 1849, Neudruck 1962; Müller, K., Eine neue Handschrift der Lex Romana Visigothorum, ZRG GA 57 (1937), 429; Gaudemet, J., Le Bréviaire d’Alaric et le Epitome, (in) Ius Romanum medii aevi I, 2b, aa, 1965; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972, 93; Kreuter, N., Römisches Privatrecht im 5. Jahrhundert n. Chr. – Die Interpretatio zum westgotischen Gregorianus und Hermogenianus, 1993; Liebs, D., Römische Jurisprudenz in Gallien, 2002
Lex (lat. [F.]) Salica ist das vielleicht auf Grund antiker formaler Vorbilder 507-511 in 65 Titeln (lat. Pactus [M.] legis Salicae) erstmals aufgezeichnete Volksrecht des salischen Teilstamms der →Franken (Salfranken). Diese älteste Fassung besteht aus Texten in dem Weistumsstil (Bußweistümern) und Texten in dem Konstitutionenstil (Gesetzen). Sie enthält eine Reihe von altfränkischen, aber nur noch teilweise verständlichen Wörtern (→malbergische Glossen). Sie wird bis etwa 800 mehrfach überarbeitet und ergänzt, so dass sich wohl insgesamt 8 überlieferte Fassungen unterscheiden lassen. Die älteste erhaltene Handschrift wird auf 751-768 datiert, wobei ihr in dem 9. Jahrhundert noch 54 Textzeugen folgen. Inhaltlich ist das →Kompositionensystem sehr kasuistisch behandelt. An dem Ende werden vielfach jüngere Teilstücke kapitularienartig angefügt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 80; Zycha, A., Zur Auslegung des Titels 37, ZRG GA 21 (1901), 155; Fehr, H., Über den Titel 58, ZRG GA 27 (1906), 151; Brunner, H., Über das Alter der Lex Salica und des Pactus pro tenore pacis, ZRG GA 29 (1908), 136; Rietschel, S. Die Entstehungszeit der Lex Salica, ZRG GA 30 (1909), 117; Luschin von Ebengreuth, A., Der Denar der Lex Salica, 1910; Krammer, M., Die ursprüngliche Gestalt und Bedeutung der Titel De filtorto und De vestigio minando, ZRG GA 36 (1915), 336; Pétrau-Gay, J., La notion de „lex“ dans la coutume salienne, 1920; Jaekel, H., Die leichten Goldschillinge der merowingischen Zeit, ZRG GA 43 (1922), 103; Beyerle, F., Über Normtypen und Erweiterungen der Lex Salica, ZRG GA 44 (1924), 216; Claußen, C., Die Beziehungen der Lex Salica zu den Volksrechten der Alemannen, Bayern und Ribuarier, ZRG GA 56 (1936), 349; Pétrau-Gay, J., La „Laghsaga“ salienne, (in) Revue historique de droit français et étranger 14 (1935), 54, 252; Lex Salica, 100-Titel-Text, hg. v. Eckhardt, K., 1953; Schmidt-Wiegand, R., Die kritische Ausgabe der Lex Salica – noch immer ein Problem?, ZRG GA 76 (1959), 301; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962; Schmidt-Wiegand, R., Das fränkische Wortgut der Lex Salica als Gegenstand der Rechtssprachgeographie, ZRG GA 84 (1967), 275; Gutenbrunner, S., Über salfränkisch atōmiu und altnordisch tómr, Rechtssprache und Bauterminologie, ZRG GA 85 (1968), 189; Lex Salica, hg. v. Eckhardt, K., 1969; Roll, H., Zur Geschichte der Lex Salica-Forschung, 1972; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Francorum, 1979; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991; Simone, G., LS v. LF. La tradizione frammentaria in antico alto tedesco della Lex Salica, 1991; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de; Ubl, K. Sinnstiftungen eines Rechtsbuchs, 2016
Lex (lat. [F.]) Saxonum ist das in zwei Handschriften (und zwei Drucken Johannes Herolds 1557 bzw. Tilius’ 1573) überlieferte, vielleicht 802 aufgezeichnete, durch die sog. (lat.) →Capitulatio (F.) de partibus Saxoniae (782/785) und das (lat.) →Capitulare (N.) Saxonicum (797?) ergänzte Volksrecht der von den Franken unter König Karl (dem Großen) besiegten →Sachsen, das in 36 seiner 66 Bestimmungen Bußen belegt, während 14 Kapitel Strafen zumeist in der Form von Todesstrafen vorsehen, ohne dass deren Art undVollstrecker irgendwie näher bestimmt werden. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Schwerin, C. Frhr. v., Zu den Leges Saxonum, ZRG GA 33 (1912), 390; Leges Saxonum und Lex Thuringorum, hg. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1918; Lintzel, M., Die Entstehung der Lex Saxonum, ZRG GA 47 (1927), 130; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium juris, 1968; Landwehr, G., Die Liten, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, 1982, 117; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de
Lex (lat. [F.]) Scribonia ist das römische Gesetz der letzten vorchristlichen Jahrhunderte, das zu der Sicherung der Freiheit des Eigentümers die Ersitzung einer →Dienstbarkeit (Servitut) durch (lat. [F.]) usucapio (Ersitzung nach strengen Regeln) ausschließt.
Lit.: Kaser § 28 II 1b
lex scripta (lat. [F.]) schriftliches Gesetz, geschriebenes Recht
Lit.: Gagnér, S. Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960, 210ff.; L’Écriture des juristes, hg. v. Giavarini, L., 2010
lex (lat. [F.]) temporalis (zeitliches, weltliches Recht) in Gegensatz zu der lex aeterna
Lex (lat. [F.]) Thuringorum (Lex Angliorum et Werinorum) ist das durch eine Corveyer Handschrift (und einen Druck Herolds [1557]) überlieferte, wohl 802 aufgezeichnete, keine Strafen aufweisende Volksrecht der →Thüringer (Angeln und Warnen).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Leges Saxonum et Lex Thuringorum, hg. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1918, 51; Landau, P., Die Lex Thuringorum, ZRG GA 118 (2001), 23; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de
Lex (lat. [F.]) Visigothorum ist das Volksrecht der →Westgoten. Seine älteste Fassung ist der (lat.) →Codex (M.) Euricianus (475/476?, 61 Kapitel 276-336 erhalten). Die Lex Visigothorum wird nach der Abwanderung der Westgoten von Gallien nach Spanien unter den Königen Leovigild (568-586, nicht überliefert), Rekkesvind (654, 2 Handschriften, 12 Bücher) und Ervig (681) überarbeitet und erweitert. Die Lex Visigothorum weist römischen und christlichen Einfluss auf. Sie wird bis in das 13. Jahrhundert benutzt. s. Google, →Fuero, Fuero Juzgo
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Menhardt, H., Ein Bruchstück der Lex Visigothorum, ZRG GA 46 (1926), 360; Müller, H., Das Strafrecht der Lex Visigothorum, 1955; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Fastrich-Sutty, I., Die Rezeption des westgotischen Rechts in der Lex Baiuvariorum, 2002; Petit, C., Ivstitia gothica, 2001; Sauter, M., Hexenprozess und Folter, 2010; Kimmelmann, A., Die Folter im Beweisverfahren der Leges Visigothorum, 2010; Ubl, K. u. a., Bibliotheca Legum - Eine Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich www.leges.uni-uni-koeln.de/lex/; LegIT – Der volkssprachige Wortschatz der Leges barbarorum http://legit.ahd.-portal.germ-ling.uni-bamberg.de
Lex (lat. [F.]) Voconia ist das römische Gesetz des Jahres 169 v. Chr., das die Erbeinsetzung von Frauen wohl zu dem Schutz großer Vermögen (zeitweise) beschränkt.
Lit.: Kaser §§ 66 II 1, 68 III 3
Leyden → Philipp von Leyden
Leyes de Toro (Gesetze von Toro) sind die spanische Rechtsquelle des 16. Jahrhunderts (1565), die Zweifelsfragen bei der Auslegung des (span. [M.]) →Fuero Real und der (span. [[F.Pl.]) →Siete Partidas klärt und in Kastilien bis zu dem Codigo civil von 1888/1889 gilt. Die Leyes de Toro werden von Antonio Gómez (nach 1500-vor 1572) kommentiert.
Lit.: Pérez Martín, A./Scholz, J., Legislación y jurisprudencia en la España del antigua régimen, 1978
Leyser, Augustin (Wittenberg 18. 1. 1683-3. 5. 1752) wird nach dem Rechtsstudium in Wittenberg und Halle (Stryk, Thomasius) 1707 außerordentlicher Professor in Wittenberg, 1712 ordentlicher Professor in Helmstedt und 1729 in Wittenberg. Seine elf Bände (lat.) Meditationes (F.Pl.) ad Pandectas (1713ff., Überlegungen zu den Pandekten), die mehr als 700 Studien zu mehreren tausend Urteilen und Sprüchen wiedergeben, erweisen ihn als Vertreter des →usus modernus (modernen Gebrauchs der Pandekten). In einem Kurs von 18 Monaten Dauer trägt er (täglich zweistündig) das gesamte Recht vor. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 144; Luig, K., Richterkönigtum und Kadijurisprudenz, (in) Das Profil des Juristen, hg. v. Luig, K. u. a., 1980, 295; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2020 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990)
Libell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1281? [Regensburg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Büchlein, Schrift (beispielsweise Klaglibell)
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 155
Libellarvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. contractus [M.] libellarius) ist ein in Italien in dem Frühmittelalter verbreiteter Grundstücksleihvertrag freier Leute.
Lit.: Pivano, S., Precarie e livelli, (in) Università di Torino, Memorie dell’ instituto giuridico II/CVIII, 1962; Die Privaturkunden der Karolingerzeit, hg. v. Erhart, P. u. a., 2009
Libellus (M.) conventionis (lat.) ist die Klageschrift des spätantiken Zivilprozesses.
Lit.: Köbler, DRG 55
Libellus (M.) repudii (lat.) ist in dem spätantiken römischen Recht die unter östlichem Einfluss entstandene förmliche Erklärung der Ehescheidung.
Lit.: Kaser § 58 VII 2c; Köbler, DRG 58
Libellverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem spätantiken römischen Recht seit der Mitte des 5. Jahrhunderts mit der Einreichung eines Klaglibells (lat. libellus [M.] conventionis) an den Richter beginnende →Kognitionsverfahren.
Lit.: Kaser § 87 II 3; Köbler, DRG 55
liber (lat. [M.]) Bast, Buch, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *leub-, *leubʰ‑, V., schälen, abbrechen, beschädigen, s. latein_a_z.docx, (in klassischer römischer Zeit hat ein liber einen Umfang von durchschnittlich 70000 Zeichen bzw. von etwa 30 bis 40 heutigen Druckseiten)
liber, līber, leiber, loeber, lat., Adj., frei, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *leudʰ‑ (1), *h₁leudʰ-, V., wachsen (V.) (1), hochkommen, s. latein_a_z.docx
liber, lIber (lat. [M.]) freier Mensch, Freier, Cic. (81-43 v. Chr.
Lit.: Köbler, LAW; Weber, A., Liber, ingenuus, 1983
liber (lat. [M.]) ad edictum Buch bzw. Kommentar zu dem Edikt des Prätors (beispielsweise des Paulus mit 80 libri oder Ulpians mit 83 libri)
liber (lat. [M.]) ad Sabinum Buch bzw. Kommentar zu Sabinus (beispielsweise des Paulus mit 16 libri oder Ulpians mit mehr als 51 libri
Liber (lat. [M.]) augustalis (lat.) →Konstitutionen von Melfi
Liber (lat. [M.]) cartularii (lat.) ist eine wohl vor allem langobardische Formelsammlung von 25 Formularen vielleicht des frühen 11. Jahrhunderts (vor 1070?).
Lit.: Calasso, F., Medio evo del diritto, Bd. 1 1954, 315
Liber (lat. [M.]) constitutionum (lat.) →Lex Burgundionum
liberal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) freiheitlich
Liberalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1820 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die seit dem 18. Jahrhundert ausgebildete Staatslehre, Wirtschaftslehre und Gesellschaftslehre, die sich von der freien Entfaltung des Einzelnen die bestmögliche Entwicklung der Gesellschaft erhofft. Grundlegend wird das Werk (engl.) Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776, Ermittelung der Natur und Gründe des Reichtums von Völkern) des schottischen Nationalökonomen Adam →Smith (1723-1790). Politisch strebt der Liberalismus Teilhabe des Einzelnen an dem Staat an, dem, getrennt von der Gesellschaft, der Schutz des Einzelnen aufgegeben ist (Jeremy →Bentham 1748-1832, John Stuart Mill, Herbert Spencer, Karl von →Rotteck 1775-1840, Karl Theodor →Welcker). Die unbeschränkte Freiheit des Liberalismus führt aber zu gesellschaftlichen Schwierigkeiten zwischen den vielen wirtschaftlich Schwachen und den wenigen wirtschaftlich Starken (soziale Frage), so dass an dem Ende des 19. Jahrhunderts auf Grund der Durchsetzung des demokratischen Wahlgrundsatzes und damit der Stimmenmehrheit der Armen der Liberalismus von dem →Sozialismus zurückgedrängt wird. Politisch wirken sich anscheinend besonders Napoleons idées libérales von dem 18. Brumaire 1799 aus, die um 1810 in Spanien die Bezeichnung der Angehörigen einer Gruppe als liberal bzw. Liberale und danach in England die Umwandlung der Whig Party zu der Liberal Party bewirken. S. Google
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 741; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 133f., 173, 179, 197, 202, 205f., 216; Benöhr, H., Wirtschaftsliberalismus und Gesetzgebung, (in) ZFA 1977, 187; Wadl, W., Liberalismus und soziale Frage in Österreich, 1987; Carl Schmitt und die Liberalismuskritik, hg. v. Hansen, K. u. a., 1988; Wilhelm, U., Der deutsche Frühliberalismus, 1995; Hodenberg, C. v., Die Parteien der Unparteiischen, 1996; Liberalismus, hg. v. Brix, E. u. a., 1996; Theuringer, T., Liberalismus im Rheinland, 1998; Rawls, J., Politischer Liberalismus, 1998; Tober, H., Deutscher Liberalismus, 2000; Steinsdorfer, H., Die Liberale Reichspartei, 2000; Backes, U., Liberalismus und Demokratie, 2000; Leonhard, J., Liberalismus, 2001; Kieseritzky, W. v., Liberalismus und Sozialstaat, 2002; Die Anfänge des Liberalismus und der Demokratie in Deutschland und Österreich 1830-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2002; Cioli, M., Pragmatismus und Ideologie, 2003; Leonhard, J., Europäische Liberalismen, ZRG GA 121 (2004), 313; Haunfelder, B., Die liberalen Abgeordneten des deutschen Reichstags 1871-1918, 2004; Keiser, T., Vertragszwang und Vertragsfreiheit im Recht der Arbeit von der frühen Neuzeit bis in die Moderne, 2013; Biographisches Lexikon der demokratischen und liberalen Bewegungen in Mitteleuropa 1770 bis 1848/49, hg. v. Reinalter, H. u. a., 2015; Liberalismus im 20. Jahrhundert, hg. v. Doering-Manteuffel, A. u. a. 2015; Siedentop, L., Die Erfindung des Individuums – Der Liberalismus und die westliche Welt, 2015 (Das liberale Denken wird als Erzeugnis des Christentums angesehen.); Liberalismus-Forschung nach 25 Jahren, hg. v. Grothe E. u. a., 2016; Liberales Denken in der Krise der Weltkriegsepoche – Moritz Julius Bonn, hg. v. Grothe, E. u. a., 2018; „Nichtgeborene Kinder des Liberalismus?, 2019; Fenske, H., Der deutsche Liberalismus – Ideenwelt und Politik von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2019 (enttäuschend?); Richter, A., Strafverteidigung und Liberalismus, 2020; Lesiński, P., At the Origins of German Liberalism – The State in the Thought of Robert von Mohl, 2020
libertas, lībertās (1), loebertās (alat.), leibertās, lat., F., Freiheit, Selbständigkeit, Enn. (204-169 v. Chr.) s. latein_a_z.docx), s. līber (1)
Lit.: Köbler, LAW; Schrage, E., Libertas est facultas naturalis, 1975; Fürbringer, C., Necessitas und libertas, 1985; Schott, C., Freiheit und libertas, ZRG 104 (1987), 84; Arena, V., Libertas and the Practice of Politics in the Late Roman Republic, 2012
Libertas (F.) ecclesiae (lat.) ist die von der Kirche in dem 11. Jahrhundert geforderte Freiheit der Kirche von der weltlichen Gewalt. →Investiturstreit
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 77; Tellenbach, G., Libertas, 1936; Szabó-Bechstein, B., Libertas ecclesiae, 1985
Libertät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1476 [mittelniederländisch] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die verhältnismäßige Freiheit der Reichsstände des Heiligen römischen Reiches in der frühen Neuzeit (Wahlrecht, Wahlkapitulation, Glaubensfreiheit).
Lit.: Hoke, R., Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Reichsständische Libertät und habsburgisches Kaisertum, hg. v. Duchhardt, H. u. a. 1999
libertus, libertus (lat. [Adj.]) freigelassen, s. liberare, s. latein_a_z.docx)
libra, lībra, lat., F., Waage, Pfund, XII tab. (um 450 v. Chr.), Etymologie unklar
Libra (lat. [F.] Waage) ist in dem römischen Recht ein wichtiges Instrument zu der Durchführung von Libralgeschäften wie beispielsweise →Manzipation, nexum und als dessen Gegenstück nexi liberatio).
Lit.: Köbler, DRG 25
Libralgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem römischen Recht das mit der Waage (lat. [F.] libra) durchgeführte Geschäft (beispielsweise Zuwägen des Entgelts bei der →Manzipation).
Lit.: Kaser § 7 I
Libri (lat. [M.Pl.]) feudorum (lat.) (bzw. Liber feudorum, Bücher der Lehen bzw. Buch der Lehen) sind die in dem 11./12. Jahrhundert entstandenen und in dem 12./13. Jahrhundert in mehr als 150 Handschriften aufgezeichneten und zu den wichtigen Rechtsquellen gerechneten →Lehnsrechtsbücher des langobardischen Lehnsrechts (obertische Rezension Mailand vor 1158 7 Handschriften, ardizonische Rezension (benannt nach Jacobus de Ardizone) Mailand Ende 12. Jahrhunderts 21 Handschriften, Vulgata [Accursius’] Bologna um 1235/1240 132 Handschriften). Sie beruhen auf Lehnsgesetzen Konrads II., Lothars III., Friedrichs I., Heinrichs IV. und Friedrichs II. Sie werden später in zwei Bücher mit 26 oder 28 und 55 oder 56 Titel gegliedert und seit der Mitte des 13. Jahrhunderts in das sog. →Volumen (Bücher 10 bis 12 des →Codex Justinians, die glossierten Novellen und die Institutionen) der Kompilation Justinians von 527 bis 533 aufgenommen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 101, 104, 106; Kaiserliches Lehnrecht. Die libri feudorum in der Fassung des Jodokus Pflanzmann, 1494, Neudruck 1989; Lehmann, K., Das langobardische Lehnrecht, 1896; Weimar, P., Die Handschriften des Liber feudorum, (in) Rivista Internazionale di Diritto Comp. 1 (1900), 31; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Das Lehnswesen im Hochmittelalter, hg. v. Derndorfer, J./Deutinger, R., 2010; Ausbildung und Verbreitung des Lehnswesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Spieß, K., 2013
Libri (M.Pl.) Karolini (lat., karolinische Bücher) (eine kirchenpolitische Schrift von etwa 790/791)
Lit.: Freeman, A., Theodulf of Orléans and the Libri Carolini, Speculum 32 (1957), 663; Schwandt, W., Studien zu den Libri Carolini, 1966; Opus Caroli Regis contra synodum, hg. v. Freeman, A., 1988; Fried, J., Karl der Große, 2013
Libri (M.Pl.) terribiles (lat.) sind die das Strafrecht behandelnden (schrecklichen) Bücher 47, 48 der →Digesten Justinians.
Lit.: Köbler, DRG 56
libripens (lat. (M.]) Waagehalter bei dem Libralgeschäft des römischen Rechtes
Lit.: Kaser § 7, 2
Libro [M.]) do Leyes (span.) ist die von dem spanischen Juristen Alonso Díaz de Montalvo (1405-1499) verfasste Sammlung kastilischen Rechtes des späten Mittelalters (ordenamiento von 1484). →Compilación de Leyes
Lit.: Scheppach, M., Las Siete Partidas, 1991, 53
licere, licēre (2), lat., V., erlaubt sein (V.), vergönnt sein (V.), freistehen, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx), idg. *leik (1)?, V., feilbieten, feilschen, handeln
Licet iuris (lat.) ist das nur literarisch überlieferte Reichsgesetz des Heiligen römischen Reiches Ludwigs des Bayern über die Königswahl von dem 6. 8. 1338, nach dem allein die deutsche Königswahl ohne jede päpstliche Mitwirkung den Anspruch auf das Kaisertum begründet und deshalb der Gewählte alle Reichsrechte in dem Reich ausüben darf (, obwohl der Kaisertitel erst durch die Kaiserkrönung legitimiert wird). Der in dem Licet iuris erhobene politische Anspruch ist in der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. von 1356 aufgegeben.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 107, 109; Stengel, E., Avignon und Rhens, (in) Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte 6, 1 1930, 157; Thomas, H., Deutsche Geschichte des Spätmittelalters, 1983, 200; Vorkäufer, T., Das „Weistum von Rhense“ und „Licet iuris“ – Ergebnis und Höhepunkt der antikurialen Oppositionsbewegung in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts, 2005; Genschmar, K., Zur antikurialen Bewegung von 1338 am Beispiel des Rhenser Kurfürstenweistums bzw. des Gesetzes „Licet iuris, 2007; Daimer, D., Ludwig IV. (1282-1347) und das „Licet iuris“, 2008
Licinius Rufus (Marcus Gnaeus Licinius Rufus) ist ein aus Kleinasien stammender, bisher wenig beachteter römischer Rechtskundiger. S. Google
Lit.: Biedermann, F., Die Rechtsansichten des Licinius Rufus, 2013
Lidlohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL Liedlohn – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Freiberg] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar (lid vielleicht zu Lite?), M.) ist der Entgeltanspruch für Dienstleistungen der Dienstboten.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schmidt-Wiegand, R., Lidlohn, (in) Rhein-Westfäl. Z. f. Volkskunde 25 (1978)
Liebe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL [Otfrid] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Anfang 13. Jahrhundert [Heinrich Glichezare]] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Zuneigung
Lit.: La Croix, A. de, Liebeskunst und Lebenslust, 2003; Holloway, S., The Game of Love in Georgian England, 2019
lieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8./9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1288 [Preußen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) schätzen, gern haben
Liebermann, Felix (Berlin 20. 7. 1851-7. 10. 1925 [von Automobil überfahren]), Textilfabrikantensohn, Bruder des Malers Max Liebermann, wird nach dem Studium der Geschichte in Göttingen (Waitz) Privatgelehrter (1896 titulierter Professor). 1903ff. veröffentlicht er die nach anderen älteren Editionen maßgeblich werdende Ausgabe der Gesetze der →Angelsachsen. S. Google
Lit.: Heymann, E., (Nachruf auf) Felix Liebermann, ZRG GA 46 (1926), XXIII; English Law before Magna Charta, hg. v. Jurasinski, S. u. a., 2010
Liebnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1284 [Frankfurt am Main] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) eine Gabe zu Erreichung vielfältiger Zwecke
Liechtenstein ist das zwischen Schweiz und Österreich in dem antiken Rätien gelegene Fürstentum, das sich in dem Heiligen römischen Reich seit 1699/1712 aus den Herrschaften Vaduz und Schellenberg entwickelt und 1806 souverän wird (bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes, 1984 160 Quadratkilometer mit 26680 Einwohnern, 2017 37810 Einwohnern, elf Gemeinden, sechstkleinster Staat der Welt in der Gegenwart, Name aus licht und Stein). 1808 erstellt Landvogt Joseph Schuppler eine Erbfolge- und Verlassenschaftsabhandlungsordnung, 1809 den Entwurf zu einem bürgerlichen Gesetzbuch. Durch Patent von dem 18. 2. 1812 übernimmt Liechtenstein das →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs ohne Erbrecht, 1846 auch dessen Erbrecht (ab 1847). An dem 26. 9. 1862 setzt der Fürst eine Verfassung in Kraft. Seit 1918 wendet sich Liechtenstein von (dem Verlierer in dem Ersten Weltkrieg) Österreich ab und der Schweiz zu (1923 Zollvertrag) und ändert Sachenrecht, Personenrecht und Gesellschaftsrecht nach deutschem bzw. Schweizer Vorbild. 1921 erhält es eine Verfassung, die dem Fürsten bedeutende Rechte gegenüber Landtag und der (fünfköpfigen, als demokratisch angesehenen) Regierung belässt (beispielsweise Sanktionierung der Gesetze). Über Verkauf von Briefmarken, Verkauf von Pässen an reiche Ausländer oder Flüchtlinge und eine niedrige Gesellschaftsteuer gelangt es zu verhältnismäßigem Wohlstand. 1974 wird das Ehegesetz mit obligatorischer Zivilehe und Möglichkeit der Ehescheidung eingeführt. Um 2010 gelten noch etwa 40 Prozent des ursprünglichen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (Vormundschaftsrecht, Kindschaftsrecht, Erbrecht, Schuldrecht)
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Falke, J., Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein, Bd. 1ff. 1858ff.; Raton, P., Liechtenstein, 1969; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1827; Das Fürstentum Liechtenstein, hg. v. Müller, W., 1981; Liechtenstein, hg. v. Press, V. u. a., 1987; Der ganzen Welt ein Lob und Spiegel, hg. v. Oberhammer, E., 1990; Bradke, S., 75 Jahre Zollvertrag Schweiz-Liechtenstein, 1998; Korfmacher, N., Der Landtag des Fürstentums Liechtenstein, 1999; Eine Zivilrechtsordnung für Liechtenstein, hg. v. Berger, E., 1999; Götzenberger, A., Steueroase Liechtenstein, 2000; Meili, A., Geschichte des Bankwesens in Liechtenstein (1945-1980), 2000; Winkler, G., Die Verfassungsreform in Liechtenstein, 2003; Zimmermann, G., Die Entwicklung der internationalen Rechtshilfe, Diss. jur. Innsbruck 2003; Das Fürstentum Liechtenstein, hg. v. Organisationskomitee 200 Jahre Souveränität 1806/2006, 2006; Merki, C., Wirtschaftswunder Liechtenstein, 2007; Kleinstaaten in Europa, hg. v. Langewiesche, D., 2007; Winkelbauer, T., Gundaker von Liechtenstein als Grundherr, 2008; Geiger, P., Kriegszeit. Liechtenstein 1939 bis 1945. 2010; Dokumente zur liechtensteinischen Geschichte zwischen 1928 und 1950, hg. v. Liechtensteinischen Landesarchiv, 2011; 90 Jahre Fürstlicher Oberster Gerichtshof, 2013; Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein, red. v. Brunhart, A. u. a., Bd. 1f. 2013 (rund 2600 Artikel); Perrez, A., Fremde Richter, 2015 (17 von 51 an Landgericht, Schöffengericht, Kriminalgericht, Obergericht, Oberstem Gerichtshof, Verwaltungsbeschwerdeinstanz, Staatsgerichtshof); Arnegger, K., Das Fürstentum Liechtenstein, 2019
liefern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vielleicht 1230 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bringen
Lieferung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [Köln] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Verb liefern ab 1230 aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar), Versendung, Zustellung
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
liegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1221-1224 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) sich befinden, sein (V.)
Liegenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322 [Wuttke] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb liegen Ende 8. Jh. belegt und für das Germanische erschließbar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist eine ältere Bezeichnung für →Grundstück. Für das Recht der Liegenschaft ist seit dem Hochmittelalter von besonderer Bedeutung das →Grundbuch.
Lit.: Köbler, DRG 89, 125; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, II, 1 1930; Conrad, H., Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Das Recht der Liegenschaftsübertragung in Freiburg, 1937; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsübertragung, 1952; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbs, 1977; Faußner, H., Zur Liegenschaftsübertragung in der Baioaria provincia, ZRG GA 111 (1994), 1
Liegenschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, , N.) Grundstücksrecht
Lit.: Buchholz, S., Die Quellen des deutschen Immobiliarrechts, (in) Ius commune 7 (1978), 250; Coing, H., Europäisches Privatrecht, 1985, 348ff.
Liegnitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, N.) an der Katzbach ist der 1149 bezeugte Ort, der bald Sitz einer Linie der Herzöge von Schlesien wird und 1252 Stadtrecht erlangt. An dem Ende des 14. Jahrhunderts (1399) verfasst Nikolaus →Wurm das in Frage und Antwort von Schüler und Lehrer gehaltene, in 30 Artikeln gegliederte, unvollendete Liegnitzer Stadtrechtsbuch, das keinen Bezug zu dem Stadtrecht von Liegnitz aufweist. 1526-1530 ist Liegnitz kurz Sitz einer Universität.
Lit.: Elsner, W., Liegnitzer Stadtgeschichte, 1971; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 58
Liermann, Hans (Frankfurt am Main 23. 4. 1893-Erlangen 22. 2. 1976) Vater Arzt, 1903 Chefarzt Dessau (1915 verstorben), Mutter aus Freiburg im Breisgau, 1911 Abitur, Studium Rechtswissenschaft Univ. Freiburg im Breisgau (drei Semester), Halle, 17. 06. 1914 erste jur. Staatsprüfung (Naumburg), Kriegsfreiwilliger, Verwundung, 1916 Kriegsgericht Freiburg im Breisgau, Studium Freiburg in Breisgau, 1919 erste jur. Staatsprüfung für Baden, 1920 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau (Wilhelm van Calker), rechtsgeschichtliches Seminar bei Claudius Freiherr von Schwerin und Partsch, 1921 zweite jur. Staatsprüfung, Assessor, 1922 Rechtsanwalt Freiburg im Breisgau, 03. 05. 1926 Habilitation Univ. Freiburg im Breisgau (Wilhelm van Calker) (Staatsrecht, Verwaltungsrecht, allgemeine Staatslehre), 29. 07. 1927 Lehrbefugnis erweitert auf Kirchenrecht, 01. 10. 1929 ao. Prof. Univ. Erlangen (Nachfolge Emil Sehling) (Kirchenrecht, verbunden mit deutscher und bayerischer Rechtsgeschichte), 1931 o. Prof. Univ. Erlangen, 1961 emeritiert
Lit.: Bürgerliche Freiheit und christliche Verantwortung, hg. v. Germann, H. u. a., 2003, 19ff.
Liga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 15. Jh. aus dem Spanischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Bezeichnung für ein Bündnis, wie es sich beispielsweise 1093 in Oberitalien findet. Die katholische Liga ist die an dem 10. 7. 1609 abgeschlossene Vereinigung katholischer Reichsstände des Heiligen römischen Reiches. S. Google
Lit.: Vignati, C., Storia diplomatica della Lega Lombarda, 1866, Neudruck 1966; Hartung, F., Deutsche Verfassungsgeschichte, 1914, 2. A. 1922, 9. A. 1969, 15; Neuer-Landfried, F., Die katholische Liga, 1968; Union und Liga 1608/1609, hg. v. Albrecht, E., 2010
ligisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) pflichtig, sachlich vor 1076 bezeugt, →homo ligius
Lit.: Henn, V., Das ligische Lehnswesen im Westen und Nordwesten des mittelalterlichen deutschen Reiches, 1970
ligius →homo ligius
Ligurien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die um Genua liegende Landschaft Norditaliens, die über Römer, Ostgoten, Oströmer, Langobarden und Franken zu dem Heiligen deutschen Reich gelangt. Seit dem frühen 11. Jahrhundert wird →Genua führend. 1815 kommt das Herzogtum Genua zu dem Königreich →Sardinien und damit 1861 zu Italien.
Lit.: Meyer, H., „Ligurisches“ Erbrecht, ZRG GA 50 (1930), 354; Airaldi, G., Genova e la Liguria, 1986; Balzaretti, R., Dark Age Liguria, 2013
Lilie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mittelbar aus dem Mittelmeerraum aufgenommen, F.) eine vor allem als Symbol des Friedens verwendete Blume bzw. Pflanze
Lit.: Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Band 1ff. 1955f.
lilium, līlium, lat., N., Lilie, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx), wohl Lehnwort aus dem östlichen Mittelmeerraum
Lille (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine Großstadt in dem Norden Frankreichs.
Lit.: Monier, R., Le Livre Roisin de la fin du 13e siècle, 1932; Monier, R., Les lois, enquêtes et jugements des pairs du Castel de Lille, 1937
Limburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N..)
Lit.: Rechtsbronnen van het Hertogdom Limburg, hg. v. Janssen de Limpens, K., 1977
limes, līmēs, lat., M., Querweg, Rain, Grenzlinie, Grenzscheide, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), Gl, vgl. idg. *el- (8), *elē̆i-, *lē̆i- (1), *h₂el-, *leiH-, *liH-, V., biegen
Limes (lat. [M.]) Grenze (beispielsweise zwischen Römern und Germanen, zwischen Brohl bei Koblenz und Eining bei Regensburg, ausgebaut seit 84 n. Chr., überrannt seit 260 n. Chr., Länge rund 550 Kilometer, in dem Jahre 2005 in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen), s. Google
Lit.: Köbler, DRG 28, 67; Baltl/Kocher; Baatz, A., Der römische Limes, 1974; Der römische Limes in Deutschland, 1992; Schallmayer, E., Der Limes, 2003, 3. A. 2011; Grenzen des römischen Imperiums, hg. v. Jilek, S., 2006; Waldherr, G., Der Limes, 2009; Moschek, W., Der Limes, 2010; Die Römer im Rhein-Main-Gebiet, hg. v. Ausbüttel, F. u. a., 2011; Kemkes, M. u. a., Der Limes, 2014; Reuter, M./Thiel, A., Der Limes, 2015; Der Limes, hg. v. dem Bezirk Mittelfranken durch May, A., 2019
Limnaeus (Wirn), Johannes (Jena 5. 1. 1592-Ansbach 13. 5. 1663), Mathematikprofessorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Jena (Arumaeus) und Altdorf 1623 Erzieher, Hofmeister und Rat. Er entwickelt ein System des Staatsrechts (Iuris publici Imperii Romano-Germanici libri [M.Pl.] IX, 1629ff., Neun Bücher öffentliches Recht des römisch-deutschen Reiches) auf der Grundlage der Reichsgesetze. Das Reich sieht er als (lat. [M.]) status mixtus (gemischten [dualistischen] Staat). S. hoogle
Lit.: Köbler, DRG 148; Hoke, R., Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Friedrich, M., Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 1997
Lindau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort unter anderem an dem Bodensee
Lit.: Stolze, A., Der Sünfzen zu Lindau, 1956; Niederstätter, A., Kaiser Friedrich II. und Lindau, 1986
Linde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL [Hildebrandslied] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1273 [Schweiz] in neunundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der schon vormenschlich entstandene, von Menschen von dem Mittelalter bis in die frühe Neuzeit häufig als Ort des Gerichts verwendete Baum.
Lit.: Frölich, K., Alte Dorfplätze und andere Stätten bäuerlicher Rechtspflege, 1938; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Lenzing, A., Gerichtslinden und Thingplätze in Deutschland, 2005; Brednich, R., Tie und Anger, 2008
Linden, Johannes van der (Zuid-Scharwoude 1756-Amsterdam 1835) wird nach dem Rechtsstudium in Leiden Rechtsanwalt und 1827 Richter. Bedeutsam ist seine Übersicht über das römisch-holländische Recht (Rechtsgeleerd practicaal en koopmans handboek, 1806). S. Google
Lit.: Roberts, A., A South African Legal Bibliography, 1942, 190; Kop, P., Linden, (in) Zestig juristen, 1987, 196
Lindenbrog, Friedrich (Hamburg 28. 12. 1573-9. 9. 1648), Historikerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leiden gelehrter Ratgeber. Er veröffentlicht 1602 die →Lex Salica mit Glossen und 1613 einen (lat.) Codex (M.) legum antiquarum (Buch alter Gesetze mit 11 Volksrechten u. s. w.). S. Google
Lit.: (Wilckens, N.,) Leben der berühmten Lindenbrogiorum, 1723; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 212
Lineal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 13. Jahrhundert [Hohenfurt] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.)
Linealerbfolge →Linealfolge
Linealfolge, Linealerbfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erbfolge nach Linien
Linealgradualordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) erbliche Ordnung nach Linien und Graden, s. Parentel
Lingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Cramer, W., Geschichte der Grafschaft Lingen, 1940; Lingen 975-1975, hg. v. Ehbrecht, W. u. a., 1975
link (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) auf der linken Seite befindlich, verkehrt
Linz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Rausch, W., Handel an der Donau 1, 1969; Linz zwischen Demokratie und Diktatur, hg. v. Mayrhofer, F. u. a., 2006; Linz zwischen Wiederaufbau und Neuorientierung 1945-1984, hg. v. Mayrhofer, F. u. a., 2007; Prokosch, M., Das älteste Bürgerbuch der Stadt Linz (1658-1707), 2019
Lippe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein deutsches Fürstentum (1900 1215 Quadratkilometer, 138000 Einwohner) (eines 1123 erstmals nachweislichen adeligen Geschlechts), das an dem 12. 11. 1918 Freistaat wird (12. 2. 1919 vorläufige Verfassung, 21. 12. 1920 Verfassung, 11. 9. 1946 nochmaliger Verfassungsversuch), der an dem 21. 1. 1947 in Nordrhein-Westfalen aufgeht.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Anschütz, G., Der Fall Friesenhausen, 1904; Henkel, W., Die Entstehung des Territoriums Lippe, 1937; Ebert, B., Kurzer Abriss einer lippischen Rechtsgeschichte, (in) Mitt. aus der Lipp. Gesch. 25 (1956), 12; Kittel, E., Geschichte des Landes Lippe, 1957; Benecke, G., Society and Politics in Germany 1500-1750, 1974; Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620, bearb. v. Stöwe, H. u. a., 1969; Bartels-Ishikawa, A., Der lippische Thronfolgestreit, 1995; Dusil, S., Soester Stadtrechtsfamilie, 2007; Schaletzki, A., Pragmatismus und Beständigkeit, Diss. jur. Würzburg 2008; Peters, R., Sprachgeschichte des lippischen Raumes, 2016; Stüer, J., Der Röhrentruper Rezess von 1617 – Religion und Politik in Lippe, 2017; Pieper, L., Einheit im Konflikt – Dynastiebildung in den Grafenhäusern Lippe und Waldeck in Spätmittelalter und früher Neuzeit, 2019
Lipski, Andrzej (1572-1631) wird nach dem Rechtsstudium in Straßburg und Heidelberg 1601 Sekretär des Königs von Polen, Assessor, 1617 Bischof, 1620 Großkanzler und 1630 Bischof von Krakau. Er veröffentlicht 1602 (lat.) Practicarum observationum ex iure civili et saxonico centuria (F.) prima (Erstes Hundert praktischer Beobachtungen aus dem römischen und sächsischen Recht) (1619 centuria secunda). S. Google
Lit.: Borodziuk, Andrzej Lipskis Observationes practicae, (in) Czasopismo Prawno-Historyczne 41 (1989), 69
lis, līs, leis, lat., F., Streit, Streitigkeit, Zank, XII tab. (um 450 v. Chr.), vgl. idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer, (Gen. litis, Dat. liti, Akk. litem, Abl. lite, Pl. Nom. und Akk. lites), s. latein_a_z.docx)
Lissabon an dem Tejo geht auf vorrömische Spuren zurück (römisch Felicitas Iulia). 1147 erobert König (1139) Alfons I. (von Portugal) den Ort von den Mauren (715/716). 1179 erhält Lissabon ein Foralrecht (Stadtrecht). 1260 wird es Residenz. Seine 1288 gegründete Universität wird 1308 nach Coimbra verlegt. S. Google
List, Friedrich (Reutlingen 6. 8. 1789-Kufstein 30. 11. 1846), Professor der Nationalökonomie in Tübingen (1817-1820), nach Verurteilung wegen Staatsverbrechens seit 1830 in dem Dienst der Vereinigten Staaten von Amerika, fördert als führender Wegbereiter der historischen Schule der deutschen Nationalökonomie den Deutschen →Zollverein und den Eisenbahnbau (Das nationale System der politischen Ökonomie, 1841). S. Google
Lit.: Lenz, F., Friedrich List und die deutsche Einheit, 1946; Weippert, G., Der späte List, 1956; Die Bedeutung Friedrich Lists in Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Besters, H., 1990
Liste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1544 [Oberösterreich] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Italienischen und mittelbar aus dem erschließbaren Germanischen aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) schriftliche Zusammenstellung, Verzeichnis
Listenwahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wahl auf Grund der für Listen abgegebenen Stimmen (Verhältniswahlrecht)
Liszt, Franz (von) (Wien 2. 3. 1851-Seeheim/Bergstraße/Hessen 21. 6. 1919), Generalstaatsanwaltssohn, Vater 1867 Ritter von Liszt, Vetter und Patenkind des Komponisten Franz von Liszt, wird nach dem Rechtsstudium (1869) in Wien (Ihering), Göttingen und Heidelberg, Promotion (1874) und Habilitation (Graz 1876) Professor für →Strafrecht in Gießen (1879), Marburg (1882), Halle (1889) und Berlin (1899, 1916 emeritiert). In seinem von der Aufklärung geprägten, kriminalsoziologischen, wohl durch Rudolf Ihering, Charles Darwin, Adolf Merkel und Georg Heinrich Schneider beeinflussten und in Gießen entwickelten so genannten Marburger Programm (Der Zweckgedanke im Strafrecht, 1882) sieht er den Menschen als durch äußere Umstände (Umwelt) beeinflusst an und will nicht die Tat durch Vergeltung bestrafen, sondern auf den Täter wegen seines sozialschädlichen Verhaltens durch zweckmäßige Behandlung einwirken, wobei er spezialpräventiv nach Tätertypen differenziert (Augenblickstäter sollen einen Denkzettel für die Zukunft erhalten, verbesserliche Zustandstäter sollen durch Resozialisierung wieder in die Gesellschaft eingegliedert, unverbesserliche Zustandstäter sicher verwahrt werden). In seinem Lehrbuch des Strafrechts (1881, 2. A. 1884, 25. A. 1927) stellt er die liberalrechtsstaatliche, praktische Strafrechtsdogmatik seiner Zeit ausführlich dar. 1889 ist er Mitbegründer der →Internationalen Kriminalistischen Vereinigung. 1898 veröffentlicht er ein bis 1919 elf Auflagen erreichendes, 1921 durch den mittellosen, aus Russland stammenden Berner Privatdozenten Feitel Lifschitz unter dem Pseudonym Karl Stamm plagiiertes Lehrbuch zu dem Völkerrecht. 23 Teilnehmer der Seminare Liszts werden später deutsche Strafrechtslehrer (Liszt-Schule). Insgesamt gilt Lisz als begnadeter Didaktiker und bedeutender Rechtsreformer, aber nicht als großer Strafrechtsdenker. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 204, 236; Radbruch, G., Franz von Liszt, (in) Elegantiae juris criminalis, 1938, 2. A. 1950, 208; Ehret, S., Franz von Liszt und das Gesetzlichkeitsprinzip, 1996; Herrmann, F., Das Standardwerk - Franz von Liszt und das Völkerrecht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1999; Herrmann, F., Franz von Liszt und sein Standardwerk zum Völkerrecht, (in) NJW 2001, 2854; Stäcker, T., Die Franz von Liszt-Schule, 2012; Kreher, C., Herkunft und Entwicklung des Zweckgedankens bei Franz von Liszt, 2015; Die Schule Franz von Liszts, hg. v. Koch, A. u. a., 2016; Vormbaum, T., Die Schule Franz von Liszts, (in) ZIER 7 (2017) 72. IT; Breneselović, L., Die wissenschaftskritischen Zuordnungen von Franz von Liszt, 2020
Litauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das von baltischen Litauern besiedelte Gebiet an der oberen Memel und Düna, das zwischen 1316 und 1340 Ausgangspunkt eines größeren, 1386 mit Polen vereinigten Reiches wird (Personalunion 1386-1387, 1447-1492, 1501-1506, Nebenlinie 1387-1447, 1492-1501). Bei der Teilung Polens fällt Litauen 1772/1793/1795 an Russland. In dem Februar 1918 erlangt es Unabhängigkeit. 1923 besetzen Freischärler Litauens das seit 1919 unter alliierter Verwaltung stehende, überwiegend deutsch besiedelte Memelgebiet und annektiert Litauen das Gebiet. 1940 wird Litauen der Sowjetunion eingegliedert, die es an dem 6. 9. 1991 wieder freigibt. 1992 erhält das Land eine neue Verfassung von dem 25. 10. 1992. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Rigasche Zeitschrift für Rechtswissenschaft (1926 bis 1933), hg. v. Juristen-Verein Lettlands u. a. 1926ff., Faksimileausgabe 2003; Mikalauskas, A., Das Strafrecht der drei litauischen Statute von 1519 – 1566 – 1588, 1937; Hellmann, M., Grundzüge der Geschichte Litauens, 1966, 4. A. 1990, 5. A. 1999; Ludwig, K., Das Baltikum, 2. A. 1992; Rowell, S., Lithuania Ascending, 1994; Stopinski, S., Das Baltikum im Patt der Mächte, 1997; Mast, P, Ost- und Westpreußen und die Deutschen in Litauen, 2000; Holocaust in Litauen, hg. v. Bartusevicius, V. u. a., 2003; Pferr, U., Die Verfassungskrise im Memelgebiet 1931/1932, 2005; Niendorf, M., Das Großfürstentum Litauen, 2006; Hoffmann, T., Der Landrechtsentwurf David Hilchens von 1599, 2007; Daugirdas, K., Andreas Volanus und die Reformation im Großfürstentum Litauen, 2008; Einführung in das litauische Recht, hg. v. Galginaitis, J., 2010; Spaiciene, J., Introduction to Lithuanian law, 2011
Lite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Freigelassener, Höriger
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Beyreuther, G., Die frühmittelalterlichen Liten, 1982; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den leges barbarorum, 1991, 161ff.
litemonium (Wort in älteren deutschen Rechtsquellen und in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt, mlat. [N.]) Freigelassenenabgabe in der Form eines Leibzinses
Literatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen [litteratura] des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesamtheit der sprachlichen Zeugnisse der Menschen, schriftliche Überlieferung, s. Google
Lit.: Deutsches Literatur-Lexikon, 1927ff., 2. A. 1947ff., 3. A. 1966ff. (bis 2019 bis Xyx 38 Bände; Literaturlexikon, hg. v. Killy, W., hg. v. Kühlmann, W., u. a., 13 Bände mit rund 8000 Artikeln, Sonderausgabe 2017; Metzler Lexikon Weltliteratur, hg. v. Rückaberle, A., 2006 (1000 Autorenessays); Wisberg, R., Rechtsgeschichten, 2013; Deutsches Literatur-Lexikon Das Mittelalter 8 Bände; Eine neue Geschichte der deutschen Literatur, hg. v. Wellbery, D., 2015; Kiesel, H., Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1918 bis 1933, 2017; Legal Literacy in premodern European Societies, hg. v. Korpiola, M., 2019; Reus, G., Marcel Reich-Ranicki – Kritik für alle, 2020; Doering, P., Praktiken des Rechts in Boccaccios „Decameron“, 2020
Lithikum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert? in Zusammensetzungen in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in der Zusammensetzung Neolithikum belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1836 von Christian Jürgensen Thomsen [Kopenhagen 29. 12. 1788-Kopenhagen 21. 5. 1865] eingeführt) Steinzeit
litis aestimatio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Schätzung des Streitgegenstands in Geld zwecks Ermöglichung der Verurteilung in Geld
Litis contestatio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Litiskontestation, Zeugenanrufung) ist die Streitbefestigung in dem (römischen) Verfahrensrecht. Sie begegnet in dem altrömischen Recht nach der Feststellung des Verfahrensprogramms durch den Magistrat. Die Parteien sagen unter Zeugenanrufung die Spruchformeln auf. Damit endet der Verfahrensabschnitt (lat.) in iure (in dem Gericht). Mit der litis contestatio (Vertrag, str.) unterwerfen sich die Parteien gegenüber dem Magistrat dem Spruch des Richters (lat. [M.] iudex, Richter), womit ein zweiter Streit über das geltend gemachte Recht ausgeschlossen ist. Mit der litis contestatio tritt an die Stelle des ursprünglichen Rechtsverhältnisses ein Prozessrechtsverhältnis. In dem klassischen römischen Recht werden die Klageformeln auf den formlosen Vortrag der Parteien vor dem Prätor meist schriftlich niedergelegt. In dem Kognitionsverfahren sind die Parteien der Entscheidung ohne weiteres unterworfen, so dass die litis contestatio an Bedeutung verliert. In dem spätantiken römischen Recht ist die litis contestatio, welche die Rechtshängigkeit bewirkt, mit dem Bestreiten vollzogen (Fiktion). In dem römisch-kanonischen Verfahren des Spätmittelalters erfolgt nach Abschluss des Vorverfahrens die litis contestatio (Einlassung) durch feierliche, allgemein gehaltene Gegenbehauptungen des Beklagten zu dem Zweck der Kundgabe der Streitabsicht (Quasikontrakt). In dem frühneuzeitlichen Verfahren vor dem Reichskammergericht wird die litis contestatio in dem Antworttermin durch Einlassung des Beklagten und den Kalumnieneid durchgeführt. Mit der Vernachlässigung der (lat. [F.]) actio (Klaganspruch) zu Gunsten des Klageantrags ([lat.] petitio) und des Klagegrunds (causa) geht ein Bedeutungsverlust einher, so dass der Kläger bei Ausbleiben des Beklagten den Prozess einseitig führen und ein Urteil erwirken kann, wenn sein Recht zu der Überzeugung des Richters festgestellt wird, wofür die litis contestatio nur noch bejahend oder verneinend fingiert wird. Mit der Neufassung des Anspruchs durch Bernhard Windscheid (1856) wird die Verbindung von actio und litis contestatio aufgelöst und das Prozessrecht von dem privatrechtlich verstandenen subjektiven Recht getrennt sowie der litis contestatio als Akt der Transformation die Grundlage entzogen. In dem 19. Jahrhundert übernimmt ansonsten die amtliche Zustellung (Insinuation) der Klage die meisten Wirkungen der als einleuchtende Folge der verstärkten Stellung des Staates gegenüber den Streitparteien überwiegend aufgegebenen litis contestatio. S. Google, →Litiskontestation
Lit.: Kaser §§ 80 II 4a, 82 III, 87 I, II; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 19, 33f., 56, 117, 155, 202; Heiner, F., Der kirchliche Zivilprozess, 1910; Sohm, R., Die litis contestatio, 1914, Neudruck 1970; Jahr, G., Litis contestatio, 1960; Kaser, H., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Wolf, J., Die litis contestatio im römischen Zivilprozess, 1968; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses nach den Ordnungen von 1495 bis 1555, 1981, 144f.; Schlinker, S., Litis contestatio, 2008; Schlinker, S., Prozesseinleitung in der frühen Neuzeit in historisch-vergleichender Perspektive, ZRG GA 128 (211), 72
Litis denuntiatio (lat. [F.], (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Litisdenunziation, seit 1622 in älteren deutschen Rechtsquellen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die Streitansage einer Partei in dem spätantiken römischen Verfahrensrecht. S. Google
Lit.: Kaser § 87 II 3; Köbler, DRG 55
Litisdenunziation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1622 [SächsGO. 180] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Streitverkündung) →Denunziation
Litiskontestation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1506 in vierzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Streitbezeugung, Zeugenanrufung, s. litis contestatio
Litiskreszenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums – lis infitiasndo crescit in duplum - gebildet, F.) ist das Anwachsen des Streitgegenstands in dem römischen Verfahrensrecht. Bereits in dem altrömischen Recht kann sachlich ein gleichbegüterter Dritter für einen Ergriffenen als „Gewaltsager“ (lat. [M.] vindex) auftreten und die angelegte Hand wegschlagen, wodurch es zu einem Streit zwischen Verfolger und Drittem kommt, bei dessen Verlust durch den Dritten sich die Summe, gegen die der Ergriffene ausgelöst werden kann, verdoppelt. Die Litiskreszenz findet sich in dem klassischen römischen Recht bei der (lat.) actio (F.) iudicati und der (lat.) lex (F.) Aquilia. Als Eigentümlichkeit des römischen Rechtes wird sie bei der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter nicht übernommen. S. Google
Lit.: Kaser §§ 32 II 4c, 51 II 1, 81 III 1, 85 II 1; Söllner § 8; Köbler, DRG 20, 33, 49, 166
Litten, Hans (Halle an der Saale 19. 6. 1903-Dachau 4./5. 2. 1938) aus jüdischer Kaufmannsfamilie, (ev. getaufter) Vater Rechtsprofessor (Fritz Julius Litten), Mutter Tochter eines Professors der Landwirtschaft (Albert Wüst), 1908 Königsberg, Abitur Wilhelmgymnasium Königsberg, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1928 Rechtsanwalt (Kanzlei Dr. Barbasch Berlin), 08. 05. 1931 Befragung des Zeugen Adolf Hitler wegen des SA-Sturmes 33, 28. 02. 1933 Schutzhaft, 26. 05. 1933 Streichung aus der Liste der Rechtsanwälte bei dem Kammergericht Berlin, an dem 5. 2. 1938 in dem Konzentrationslager Dachau erhängt aufgefunden, s. Google
Lit.: Streitbare Juristen, hg. v. Blanke, T. u. a., 1988, 193ff.
littera, lat., F., Buchstabe, Aufgezeichnetes, Geschriebenes, Schriftzug, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. linere
Littera (F.) Bononiensis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bologneser Buchstabe) ist die (nicht völlig einheitliche) Bologneser Fassung (Vulgatafassung) der Rechtstexte Justinians (527-533).
littera (F.) Florentina (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Florentiner Buchstabe) ist eine Handschrift der Digesten.
littera (F.) Pisana (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache sowie in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pisaner Buchstabe) ist) der zeitweilige Name der von 1137 bis zu der Eroberung Pisas durch Florenz 1406 in Pisa befindlichen →Florentina
Litteralkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Litteralvertrag
Litteralvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Litteralkontrakt) ist in dem klassischen römischen Recht eine nur kurze Zeit geübte Vertragsart, bei der die Verbindlichkeit (Obligation) durch einen einvernehmlichen Schriftakt (lat. [F.] transscriptio, Eintrag in den [lat.] codex [M.] accepti vel expensi des pater familias) entsteht (beispielsweise Umwandelung einer Kaufvertragsschuld in eine Darlehensschuld durch Eintragung einer Auszahlung). S. Google
Lit.: Kaser § 7 II 2, 38 II 1c, 40 II; Söllner § 9; Köbler, DRG 42, 45, 62
Littleton, Sir Thomas (1402-23. 8. 1481) ist der englische Anwalt und Richter (1455), der das erste umfassende, in Rechtsfranzösisch (→Law French) geschriebene, systematische Lehrbuch des englischen Rechtes (einschließlich des Lehnrechts) in drei Büchern verfasst (Of Tenures, 1481, Über Grundvermögen). S. Google
Lit.: Wambaugh, E., Littleton’s Tenures, 1903; Levy-Ullmann, H., The English Legal Tradition, 1935
Livland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von (ostseefinnischen) Liven bewohnte, zu Anfang des 13. Jahrhunderts von dem Schwertbrüderorden (um 1202-1237) bzw. Deutschen Orden unterworfene Gebiet an dem Rigaischen Meerbusen, mit dem sich der dritte Bischof Livlands von dem Reich belehnen lässt. 1207 tritt der Bischof dem Schwertbrüderorden ein Drittel des eroberten Gebiets ab, bleibt aber Lehnsherr bis 1356. 1526 wird der livländische Ordensmeister Reichsfürst, scheidet aber 1561 aus dem Heiligen römischen Reich aus. 1629 kommt das auf seinen mittleren Teil verkleinerte Gebiet an Schweden(, das ein dem Vorbild der hohen Gerichte in Turku von 1623 und Stockholm von 1614 bzw. des Reichskammergerichts von 1495 folgendes Obergericht in Dorpat einrichtet), 1710/1721 an Russland. 1918/1920 wird Livland zwischen Lettland und Estland geteilt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Bunge, F., Das liv- und estländische Privatrecht, Bd. 1f. 2. A. 1847f.; Schmidt, O., Rechtsgeschichte Liv-, Est- und Curlands, 1894, Neudruck 1968; Transehe-Roseneck, A. v., Zur Geschichte des Lehnswesens in Livland, 1903; Die altlivländischen Bauerrechte, hg. v. Arbusow, L., (in) Mitteilungen aus der livländischen Geschichte 23 (1924-1926), 1; Transehe-Roseneck, A. v., Die Entstehung der Schollenpflichtigkeit in Livland, (in) Mitteilungen aus der livländischen Geschichte 23 (1924-1926), 485; Niitema, V., Die undeutsche Frage in der Politik der livländischen Städte im Mittelalter, 1949; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,545, 3,2,2076; Hellmann, M., Livland und das Reich, 1989; Enrico di Lettonia, Chronicon Livoniae, hg. v. Bugiani, P., 2005; Herzog Albrecht von Preußen und Livland (1557-1560) - Regesten, bearb. v. Hartmann, S., 2006; Selart, A., Livland und die Rus‘ im 13. Jahrhundert, 2007; Siimets-Gross, H., Das Liv-, Est- und Curländische Privatrecht (1864/65) und das römische Recht, 2011; Hormuth, D., Livonia est omnis divisa in partes tres, 2012; Liv-, Est- und kurländisches Urkundenbuch, Abt. 1 Band 13 1472-1479, bearb. v. Mahling, M. u. a., 2017 (bis 1914 15 Bände, Lücke von 1472-1494 jetzt teilweise geschlossen), Bd. 14 (1480-1483) 2019
livländisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Baltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Livland betreffend
Livländischer Spiegel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wöreterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Baltische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die von einem unbekannten Verfasser vermutlich in dem 14. Jahrhundert geschaffene, ursprünglich mittelniederdeutsche Bearbeitung des Sachsenspiegels für Livland. Der livländische Spiegel sondert 95 Artikel des Landrechts des →Sachsenspiegels (1221-1224) ganz und 72 teilweise aus und belässt nur 34 Artikel unverändert. Der livländische Spiegel folgt dem waldemar-erichschen Lehnrecht für Estland und dem ältesten livländischen Ritterrecht nach und wird in dem wiek-öselschen Lehnrecht als Buch 1-3 aufgenommen. Ansonsten wird er durch das mittlere livländische Ritterrecht verdrängt. Dieses geht über das livländische, estländische und kurländische Privatrecht von 1864 in das lettländische Zivilgesetzbuch von 1937 ein, das bis 1940 Geltung hat. S. Google
Lit.: Bunge, G., Einleitung in die liv-, est- und kurländische Rechtsgeschichte, 1849; Bunge, G. v., Altlivlands Rechtsbücher, 1879, 95; Leesmant, L., Über das Alter des livländischen Rechtsspiegels, ZRG GA 50 (1930), 171
Livres de Jostice et de Plet (mfrz., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Bücher von Gerechtigkeit und Klage) sind eine französische →coutume aus der Gegend von Orléans um 1260, die bereits römisches Recht aufweist. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Rapetti, L., Li Livres de Justice et de Plet, 1850; Meijers, E., Études d’histoire du droit, Bd. 3 1959, 1
Lizentiat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1314/1500 [Mittelniederländisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen aufgenommen, M.) ist der wissenschaftlich Gebildete, der die Prüfung der (lat. [F.]) licentia, Erlaubnis) bestanden hat. Der Lizentiat (und damit auch sein Lizentiat) steht zwischen (lat. [M.]) →baccalaureus (Knecht, Gehilfe) und (lat. [M.]) →doctor (Lehrer, Doktor). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 106; Knapp, T., Die Lizenz des Lizentiaten, ZRG GA 51 (1931), 524; Willoweit, D., Das juristische Studium in Heidelberg, (in) FS Universität Heidelberg, Bd. 1 1985, 85; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 65
Lizenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1478/1481 [Füetrer] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Erlaubnis nach Bestehen der Prüfung zwischen Bakkalaureat und Doktorat
Locatio (lat. [F.]) conductio (lat. [F.] (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Hinstellung Wegführung) ist in dem römischen Recht der Mietvertrag bzw. Pachtvertrag (locatio conductio rei, entgeltliche Überlassung einer unverbrauchbaren Sache zu Gebrauch bzw. Gebrauch und Fruchtziehung), der Dienstvertrag (locatio conductio operarum) und der Werkvertrag (locatio conductio operis). Die locatio conductio ist Konsensualvertrag und mit (lat. [N.]) →bonae-fidei-iudicium ausgestattet. In dem spätantiken römischen Recht wird sie wegen des Kolonats sachlich ziemlich bedeutungslos. S. Google
Lit.: Kaser §§ 38, 42; Söllner §§ 9, 17; Köbler, DRG 44f., 64, 215; Mayer-Maly, T., Locatio conductio, 1956; Plessis, P., Letting and Hiring in Roman Legal Thought, 2012
locare, locāre, lat., V., stellen, legen, setzen, vermieten, verpachten; Enn. (204-169 v. Chr.); E.: s. locus
locator, locātor, lat., M., Vermieter, Verpachter, Verpächter, Cic. (81-43 v. Chr.); E.: s. locāre, locus; Locator (lat. [M.]) ist in dem Hochmittelalter der vielfach tatsächlich bevorrechtigte Siedlungsunternehmer der Ostsiedlung, der später oft Gutsherr wird. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Kötzschke, R., Das Unternehmertum, 1894; George, R., Die Großunternehmer in der ostdeutschen Kolonisation, Diss. phil. Münster 1948; Menzel, J., Die schlesischen Lokationsurkunden des 13. Jahrhunderts, 1977
Loccenius, Johannes (1598-1677) wird nach dem Rechtsstudium in Helmstedt und Rostock 1625 Professor in Uppsala. In seiner (lat.) Synopsis (F.) iuris ad leges Sueticas accomodata (Zusammenschau des Rechtes unter Bezug auf die schwedischen Gesetze) (1648) stellt er das römische Recht in Beziehung auf Schweden dar. S. Google
Lit.: Malmström, A., Juridiska fakulteten i Uppsala, 1985
Loch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Nordhausen] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Öffnung, Gefängnis
Locke, John (Wrington/Somerset 29. 8. 1632-Oates/Essex 28. 10. 1704) wird nach der Ausbildung an der Westminster School in London und dem Studium von Philosophie und Medizin in Oxford Lehrer und Berater auf der Grundlage der Vorstellungen Francis →Bacons. Nach vierjährigem Aufenthalt in Frankreich und sechsjährigem Exil in den Niederlanden entwickelt er 1690 die Erkenntnistheorie des Empirismus, die aus vielen einzelnen Erfahrungen allgemeine Zusammenhänge folgert. In seinen Two treatises of government (Zwei Abhandlungen über die Regierung, 1690) fordert er die Beschränkung der Macht des (nicht von Gott ableitbaren absoluten) Monarchen und daraus folgend die Teilung der Gewalt in dem Staat zu der Sicherung der persönlichen Freiheit und des Eigentums des Bürgers in Legislative (Gesetzgebung) und Exekutive (Ausführung der Gesetze). Allgemein setzt er sich für Freiheit, Toleranz und Aufklärung ein. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 148, 190; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/LockeJohnTwoTreatisesofGovernment1690.pdf; Euchner, W., Naturrecht und Politik bei John Jocke, 1969; Zwei Abhandlungen über die Regierung, hg. v. Euchner, W., 1977; Cranston, M., John Locke, 3. A. 1985; Ayers, M., Locke, 2002; Specht, R., John Locke, 2. A. 2007; Engels, J., Die Staatstheorie von John Locke als Ausgangspunkt eines modernen Verfassungsstaats, 2020
locuples, locuplēs, lat., Adj., begütert, reich, glaubwürdig, vollgültig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. locus, *plēre
locus, stlocus, lat., M., Ort, Platz (M.) (1), Stelle, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer
Lodovico Pontano (um 1409-1439, aus Gelehrtenfamilie in Umbrien, herausragender Professor des Rechtes in Bologna, Rom, Florenz und Siena, mit 30 Jahren an der Pest gestorben)
Lit.: Woelki, T., Lodovico Pontano (ca. 1409-1439), 2011
Logik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1275-1300 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das möglichst vernünftige an dem Verstand des Menschen ausgerichtete menschliche Erkenntnisverfahren. S. Google
Lit.: Hruschka, J., Das deontologische Sechseck bei Gottfried Achenwall, 1986 (SB Göttingen); Wolff, M., Abhandlung über die Prinzipien der Logik, 2. A. 2009; Wille, M., „alles in den Wind geschrieben“ – Gottlob Frege wider den Zeitgeist, 2020; Hüntelmann, R., Einführung in die formale Logik, 2021
Lohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Langobardischen (773) ab um 830 [Heliand] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) ist das (vereinbarte) Entgelt für eine Tätigkeit (oder einen Erfolg). Der Lohn findet sich außerhalb von personenrechtlichen Abhängigkeitsverhältnissen. In der Geldwirtschaft besteht er (vorwiegend) in Geld. Er kann von der Zeit oder von der Leistung abhängen. Besonders bedeutsam ist der Lohn in dem Arbeitsverhältnis. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Renzsch, W., Handwerker und Lohnarbeiter, Diss. Göttingen 1981; Kocka, J., Lohnarbeit und Klassenbildung, 1983; Schulz, K., Handwerksgesellen und Lohnarbeiter, 1985; Hachtmann, R., Industriearbeit im „Dritten Reich“, 1989; Klippel, D., Der Lohnarbeitsvertrag in Naturrecht und Rechtsphilosophie, (in) Geschichtliche Rechtswissenschaft, hg. v. Köbler, G., 1990, 161; Wages and Currency, hg. v. Lucassen, J., 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Selgert, F., Gerechter Lohn oder „Bourgeois Sinecure“? – Die Debatte um die Gewinnbeteiligung des Aufsichtsrats um 1900, (in) KZ 311 (2020), 70
Lohnfortzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) in dem Krankheitsfall ist die dem äußeren Anschein nach von dem Arbeitgeber, tatsächlich aber letztlich über den Preis der Waren des Unternehmers von dem Verbraucher getragene Fortzahlung des Lohnes eines Bediensteten trotz Krankheit in der Bundesrepublik Deutschland seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (27. 7. 1969, Entgeltfortzahlungsgesetz 1994). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 273
Lohnkämpfer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Lohnkampf - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der gegen Lohn handelnde, in Altertum, Frühmittelater und Hochmittelalter auftretende Zweikämpfer (beispielsweise bei den Langobarden 731).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Nottarp, H., Gottesurteilsstudien, 1956, 296
Lohnsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die den →Lohn des Arbeitnehmers erfassende(, von dem Arbeitgeber unmittelbar an das Finanzamt abgeführte) →Steuer, deren erste Ansätze in Württemberg 1764 und in Preußen 1808 sichtbar werden. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 198; Baltl/Kocher H 6
Loi de Beaumont (franz. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegte sowie über das erschließbare Französische mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Recht von Beaumont) ist das Privileg des Erzbischofs von Reims für das von ihm zu einer Stadt erhobene Beaumont-en-Argonne, das allmählich auf mehr als 500 Orte erstreckt wird. S. Google
Lit.: Olivier-Martin, F., Histoire du droit Français, 2. A. 1951, §§ 118f.
Loisel, Antoine (Beauvais 1536-Paris 1617) wird nach dem Rechtsstudium in Toulouse (Cujas), Cahors, Bourges, Paris, Valence und Bourges Advokat. Um 1600 erarbeitet er die Institutes coutumières (gewohnheitsrechtlichen Einrichtungen) aus den verschiedenen französischen →coutumes, damit in dem Falle einer Lücke eines örtlichen Gewohnheitsrechts auf den Rückgriff auf das römische Recht verzichtet werden kann. S. Google
Lit.: Demasure, A., Antoine Loisel, 1876; Reulos, M., Étude sur l’esprit, les sources et la méthode des Institutes coutumières d’Antoine Loisel, Diss. jur. Paris 1935
Lokator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →locator
Lombarda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine in ihren ältesten Handschriften aus dem ausgehenden 11. Jahrhundert überlieferte, in Norditalien (Pavia?) entstandene systematisierte, in drei Bücher geteilte Fassung des Stoffes des →Liber Papiensis. Die Lombarda wird bald kommentiert und um 1215 von →Karolus de Tocco umfangreich glossiert. S. Google
Lit.: Anschütz, A., Die Lombarda-Commentare des Ariprand und Alpertus, 1855; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadt-Kommune, 1967; Padoa Schioppa, A., La cultura giuridica, 1986, 219, Storia di Pavia 2; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Meyer, C., Langobardisches Recht nördlich der Alpen, (in) TRG 71 (2003), 387
Lombardei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - abgesehen von Lombard – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Gebiet in Italien zwischen Alpen und Po mit dem Mittelpunkt →Mailand, das nach Kelten und Römern an dem Ende der Völkerwanderung (568) von →Langobarden erobert und besiedelt wird, in dem Hochmittelalter aber in Herrschaften verschiedener →Kommunen (Städte beispielsweise Mailand, Parma, Pavia) zerfällt. 1714 gelangt es an dem Ende des spanischen Erbfolgekriegs an Österreich (Lombardo-Venetien, 1815 Lombardo-Venezianisches Königreich), 1859 nach der verlorenen Schlacht Österreichs gegen Sardinien-Piemont und Frankreich bei Solferino an Sardinien und damit 1861 an Italien. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Lattes, A., Il diritto consuetudinario delle città lombarde, 1899; Darmstaedter, P., Das Reichsgut in der Lombardei und Piemont (568-1250), 1965; Jarnut, J., Bergamo, 1979; Mozzarelli, C., Sovrano, società e amministrazione locale nella Lombardia Teresiana, 1982; Chiappa Mauri, L., Paesaggi rurali di Lombardia, 1990; Massetto, G., Saggi di storia del diritto penale lombardo (secc. 16-17), 1994 (Aufsätze); Opll, F., Zwang und Willkür, 2010; Gamberini, A., The Clash of Legitimacies – The State Building Process in Late Medieval Lombardy, 2018
Lombarde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1278 [Zürich] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (im Hochmittelalter) italienischer Kaufmann und Geldwechsler
Lit.: Piton, C., Les Lombards en France, 1892; North, M., Das Geld und seine Geschichte, 1994, 62ff.
Lombroso, Cesare (Verona 6. 11. 1835-Turin 19. 10. 1909), in einer jüdischen Familie geborener Professor für Gerichtsmedizin in Pavia und Turin, sieht auf Grund experimenteller Betrachtungen in seinem 1876 erschienenen Werk L‘uomo delinquente (Der verbrecherische Mensch, Der Verbrecher in anthropologischer, ärztlicher und juristischer Beziehung) die Ursache von Verbrechen in angeborenen und erblichen physio-psychischen Abweichungen des Täters von der Normalität, was zumindest fragwürdig ist. S. Google
Lit.: Bulferetti, L., Cesare Lombroso, 1975; Die Kriminalanthropologie Cesare Lombrosos, hg. v. Picotti, L. u. a., 2015; Menne, J., Lombroso redivivus, 2017
London (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) an der Themse erscheint 61 n. Chr. als römisches Lager Londinium. In dem 12. Jahrhundert wird es Vorort Englands. 1829 erhält es eine Universität. S. Google
Lit.: Weinbaum, M., Verfassungsgeschichte Londons 1066-1268, 1929; Weinbaum, M., London unter Eduard I. und II., Bd. 1f. 1933; London possessory assizes, a calendar, hg. v. Chew, H., 1965; Baker, T., Medieval London, 1970; Sheppard, F., London, 1998; Rexroth, F., Das Milieu der Nacht, 1999; Shore, H., Artful Dodgers, 1999; Fahrmeir, A., Ehrbare Spekulanten, 2003; Barron, C., London in the later Middle Ages, 2004; Tucker, P., Law courts and Lawyers in the City of London 1300-1550, 2007; Münch, P., Pest und Feuer, (in) HZ 288 (2009), 93; The London Customs Accounts 24 Henry VI (1445/1456), hg. v. Jenks, S., 2017 (erster von 40 geplanten Bänden)
Longi temporis praescriptio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem klassischen römischen Recht die 199 n. Chr. aus provinzieller Praxis heraus anerkannte, auch Nichtrömern offene Einrede langer Zeit, bei der ungestörter Eigenbesitz nach rechtmäßigem Beginn (lat. iustum initium [N.]) während 10 Jahren (inter praesentes, unter Anwesenden) bzw. 20 Jahren (inter absentes, unter Abwesenden) eine eigentumsähnliche Stellung an unbeweglichen und beweglichen Sachen verschafft. In dem spätantiken Westen verdrängt die longi temporis praescriptio von 40 bzw. 30 Jahren die →Ersitzung. Justinian verbindet die longi temporis praescriptio von 10 bzw. 20 Jahren mit Grundstücken (ausgenommen vor allem Kirchengut und Fiskalgut) in Gegensatz zu der (lat. [F.]) →usucapio bei beweglichen Sachen. Bei Justinian (527-565) erfordert die (lat.) longissimi temporis praescriptio keine iusta causa und ist auch an gestohlenen Sachen möglich. S. Google
Lit.: Kaser §§ 4 III, 15 III 2, 25 III, 28 II, 31 III 4; Köbler, DRG 40, 61; Nörr, D., Die Entstehung der longi temporis praescriptio, 1969
López de Tovar, Gregorio (1496-1560) wird nach dem Studium von Recht und Philosophie in Salamanca Bürgermeister, Verwalter, Anwalt, Richter und Rat. 1555 veröffentlicht er die →Siete Partidas in einer klareren Fassung. S. Google
Lit.: Martínez Cardos, J., Gregorio López de Tovar, 1960
Lord (engl. [M.], (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altenglische und in den Bestandteilen das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Herr, Baron
Lit.: Powell, J./Walles, K., The House of Lords, 1968
Lornsen, Uwe Jens (Keitum auf Sylt 18. 11. 1793- bei Collonge-Bellerive 11./12. 2. 1838 Selbsttötung) Studium Rechtswissenschaft Univ. Kiel, Jena, Mitgründer Burschenschaft Jena, 1820 Staatsdienst Dänemark, Kanzlei Kopenhagen, 1830 Landvogt Sylt, 1831 Amtsenthebung (Forderung nach Abtrennung Schleswigs und Holsteins von Dänemark), Festungshaft, Übersiedelung nach Rio de Janeiro, Rückkehr nach Vaulnavay, 1837 Genf, 1838 Freitod, s. Google
Lit.: Jensen, J., Zwei Sylter Riesen im 19. Jahrhundert, 1998
Lorsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google)
Lit.: Die Reichsabtei Lorsch, hg. v. Knöpp, F., 1973; Codex Laureshamensis (Faksimileausgabe), 2002; Aktuelle Forschungen zum ehemaligen Reichs- und Königskloster Lorsch, hg. v. Ericsson, I. u. a., 2004; Neundörfer, D., Studien zur ältesten Geschichte des Klosters Lorsch, 2016
Los (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein Mittel zu der Bestimmung eines Umstands durch Zufall. Es ist sachlich bereits dem Altertum (biblische Landteilung) und den Germanen bekannt (Tacitus, Germania 10, 26). Selbst in der Gegenwart entscheidet beispielsweise bei Stimmengleichheit oft das Los. In dem Privatrecht ist Los eine Urkunde über eine auf einen Spielvertrag gegründete Gewinnchance. S. Google
Lit.: Homeyer, C., Über das germanische Losen, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1853; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Krenz, U., Modelle der Nachlassteilung, 1994
Lösegeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1344 [Clarenberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die für eine Befreiung eines Menschen aus Gefangenschaft erforderliche Geldsumme. Das Lösegeld findet sich sachlich bereits in 3. Moses 25, 49 und ist auch dem römischen Recht bekannt. In der Neuzeit bilden sich Kataloge für Lösegelder entsprechend dem militärischen Rang des Gefangenen aus. S. Google
Lit.: Felgenträger, W., Antikes Lösungsrecht, 1933, Neudruck 2020; Erler, A., Der Loskauf Gefangener, 1978; Kostrro, A., Hostages in Middle Age, 2012; Witowski, J., Ehering und Eisenkette – Lösegeld- und Mitgiftzahlungen, 2016
lösen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) lose machen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Befreiung
Lösungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist allgemein das Recht, sich von einer Rechtsfolge (durch Geldleistung) zu befreien. Das Lösungsrecht der Juden ist das den Juden in dem Mittelalter durch Privileg gewährte Recht, gestohlene Sachen, die sie erworben oder zu Pfand erlangt haben, zu behalten, sofern sie nicht Ersatz des Kaufpreises oder der Schuldsumme bekommen. →Hehler
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Felgenträger, W., Antikes Lösungsrecht, 1933, Neudruck 2020; Feenstra, R., Zum Ursprung des Lösungsrechts, (in) FS G. Kisch, 1955, 237; Völkl, A., Das Lösungsrecht von Lübeck und München, 1991; Winter, M., Das Lösungsrecht nach gutgläubigem Erwerb, 2014
Lothar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (III.) von Süpplingenburg oder Supplinburg hei Helmstedt (Anfang Juni 1075-bei Breitenwang in Tirol 3./4. 12. 1137) ist der ohne männlichen Erben verstorbene deutsche König (1125) bzw. Kaiser (1133) zwischen →Saliern (1125) und →Staufern (1137). Er hält sich überwiegend in dem Norden auf und fördert die →Ostsiedlung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 93, 143; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft unter Lothar III., 1969; Gross, T., Lothar III. und die mathildischen Güter, 1990; Hermann, O., Lothar III. und sein Wirkungsbereich, 2000; Nicht Ruh’ im Grabe ließ man euch, hg. v. Henkel, T., 2012
Lotharingien →Lothringen
lotharisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Name Lothar – als Ansatz – nicht belegt) Lothar betreffend
Lotharische Legende (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem 16. Jahrhundert (Carion, Johannes, Chronica, hg. v. Melanchthon, P., 1532) belegte Legende, dass Kaiser →Lothar (III.) von Süpplingenburg das römische Recht 1135 nach der Eroberung Amalfis durch ein Gesetz in Deutschland eingeführt habe. Sie wird 1643 durch Hermann →Conring (1606-1681) in der Schrift (lat.) De origine iuris Germanici (Von dem Ursprung des deutschen Rechtes) widerlegt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 142; Jori, A., Hermann Conring (1606-1681), 2006; Prietz, F., Das Mittelalter im Dienst der Reformation – die Chronica Carions und Melanchthons von 1532, 2014
Lotharius ist ein aus Cremona stammender, 1201 in den Rat des Königs Frankreichs berufener, 1208 zu dem Erzbischof Pisas aufgestiegener Glossator, von dem wenige Glossen stammen. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 240
Lothringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das an das 843 nach dem Tode Kaiser Ludwigs des Frommen gebildete Mittelreich Kaiser Lothars I. bzw. das hieraus durch weitere Teilung entstandene, nie wirkliche lotharingische Identität erlangende Königreich seines Sohnes Lothar II. (855-869) erinnernde Gebiet (Lotharingien) an Mosel und Niederrhein (Herzogtum bis 939, Teilung in Oberlothringen und Niederlothringen 959). Es gelangt 1648 bzw. 1738/1766 (Verzicht Herzog Franz Stephans)/1801 (Verlust von Sitz und Stimme in dem Reichstag) an Frankreich und nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/1871-1919 nochmals vorübergehend (Reichsland Elsass-Lothringen) an das Deutsche Reich. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 131; Fitte, S., Das staatsrechtliche Verhältnis des Herzogtums Lothringen zum deutschen Reich, Diss. jur. Straßburg 1892; Parisot, R., Royaume de Lorraine, 1898; Opel, H., Die Rechtsstellung der mit dem Anschluss Lothringens (925) zum deutschen Reich gekommenen Franzosen, Diss. jur. Göttingen 1954; Bonnaud-Delamare, R., Les plaids annaux à Lixheim au 18ème siècle, ZRG GA 80 (1963), 118; Hlawitschka, E., Lothringen, 1986; Thomas, H., Zwischen Regnum und Imperium, 1973; Thomas, H., Die lehenrechtlichen Beziehungen des Herzogtums Lothringen, (in) Rhein. Vjbll. 38 (1974), 166; Mohr, W., Geschichte des Herzogtums Lothringen, 1979ff.; Nonn, U., Pagus und comitatus in Niederlothringen, 1983; Parisse, M., Austrasie, Lotharingie, Lorraine, 1990; Barth, R., Der Herzog in Lotharingien im 10. Jahrhundert, 1990; Lotharingia, hg. v. Herrmann, H. u. a., 1995; Barth, R., Lotharingien, 1996; Bauer, T., Lotharingien als historischer Raum, 1997; Schneider, J., Auf der Suche nach dem verlorenen Reich, 2010; Verortete Herrschaft, hg. v. Lieven, J. u. a., 2014; Lotharingien und das Papsttum im Frühmittelalter, hg. v. Herbers, K. u. a., 2017
Lotmar, Philipp (Frankfurt am Main 8. 9. 1850-Bern 29. 5. 1922), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg, Göttingen (Ihering) und München (Brinz) 1888 Professor in Bern und begründet mit seinem Buch „Der Arbeitsvertrag nach dem Privatrecht des deutschen Reichs“ (Bd. 1f. 1902ff.) die Wissenschaft des Arbeitsrechts mit. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/LotmarPhilippDerArbeitsvertragnachdemPrivatrechtdesDeutschenReiches1902Bd1.pdf; Lotmar, P., Schriften zu Arbeitsrecht, Zivilrecht und Rechtsphilosophie, hg. v. Rückert, J., 1992; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H., 1993, 331; Gasser, C., Philipp Lotmar, 1997; Forschungsband Philipp Lotmar (1850-1922), hg. v. Caroni, P., 2003; Philipp Lotmar – letzter Pandektist oder erster Arbeitsrechtler?, hg. v. Fargnoli, I., 2014
Lotterie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1550? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Niederlande] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar sowie 1518 aus dem Neuniederländischen aufgenommen, F.) ist das in Form bestimmter Verträge betriebene Spiel. Die Lotterie ist sachlich bereits in dem römischen Altertum bekannt. Seit 1444 (Niederlande) finden erneut Lotterien statt. Zeitweise werden sie bekämpft (19. Jahrhundert). S. Google
Lit.: Endemann, F., Beiträge Geschichte der Lotterie, 1889; Korte, S., Das staatliche Glücksspielwesen, 2004
Löwen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Leuven, Louvain) an der Dijle erscheint in dem 12. Jahrhundert als ummauerter Ort. 1425/1426 wird es Sitz einer an dem Ende des 18. Jahrhunderts (1793) geschlossenen, 1834 neugegründeten (katholischen) Universität. 1970 kommt eine zweite Universität hinzu. S. Google
Lit.: Uytven, R. van, Leuven, 1980; Roegers, J./Lamberts, E., De universiteit te Leuven, 1988; Leuven, 500 jaar universiteit, 1976; Geschiedenis van de Leuvense rechtsfaculteit, hg. v. Stevens, F./Tillemann, B./Waelkens, L., 2014
Löwenstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google)
Lit.: Fritz, G., Die Geschichte der Grafschaft Löwenstein, 1986
Loyola, Ignatius von (1491-Rom 31. 7. 1556) →Jesuitenorden, s. Google
Lübeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Trave ist die in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts erstmals erwähnte Siedlung, die nach Erhebung zu einer (lat. civitas, F.) Stadt durch Graf Adolf II. von Holstein unter traveaufwärtiger Verlegung und bedeutender Förderung durch Heinrich den Löwen 1226 Reichsstadt wird. Lübecks Recht wird um 1225 lateinisch und um 1240 mittelniederdeutsch aufgezeichnet (→lübisches Recht). An dem 1. 4. 1937 verliert Lübeck durch Reichsgesetz seine Selbständigkeit innerhalb des Deutschen Reiches zugunsten →Preußens. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Michelsen, A., (Oberhof), 1839; Urkundenbuch der Stadt Lübeck, Bd. 1ff. 1843ff.; Freund, R., Aufklärung einiger bemerkenswerter Irrtümer bezüglich der Interpretation einzelner Artikel des ältesten lübischen Stadtrechts, ZRG GA 3 (1882), 153; Das Lübecker Oberstadtbuch, hg. v. Rehme, P., 1895; Rehme, P., Die Lübecker Grundhauern, 1905; Loening, O., Grunderwerb und Treuhand in Lübeck, 1907; Lübische Forschungen 1922; Fehling, E., Lübeckische Ratslinie, 1925, Neudruck 1978; Winterfeld, L. v., Versuch über die Entstehung des Marktes und den Ursprung der Ratsverfassung in Lübeck, (in) Zeitschrift des Vereins für lübeckische Geschichte 25 (1929), 365; Brandt, A. v., Der Lübecker Rentenmarkt von 1320-1350, 1935; Rörig, F., Heinrich der Löwe und die Gründung Lübecks, (in) DA 1 (1937), 408; Ebel, W., Forschungen zur Geschichte des lübischen Rechts Teil 1, 1950; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, (1951); Das mittelniederdeutsche Stadtrecht von Lübeck nach seinen ältesten Formen, hg. v. Korlén, G., 1951; Ebel, W., Bürgerliches Rechtsleben zur Hansezeit in Lübecker Ratsurteilen, 1954; Ebel, W., Lübecker Ratsurteile, Bd. 1ff. 1955ff.; Asch, J., Rat und Bürgerschaft in Lübeck 1598-1669, 1961; Brandt, A., Regesten der Lübecker Bürgertestamente, Bd. 1 1964; Civilitates, Lübecker Neubürgerlisten 1317-1356, hg. v. Ahlers, O., 1967; Kranz, E., Die Vormundschaft im mittelalterlichen Lübeck, Diss. jur. Kiel 1967; Krause, U., Die Geschichte der Lübecker Gerichtsverfassung, Diss. jur. Kiel 1967; Dahl, H., Lübeck im Bundesrat, 1969; Fuchs, H., Privilegien oder Gleichheit, Diss. phil. Kiel 1971; Hohnsbein, G., Das Strafverfahren Lübecks im 19. Jahrhundert, 1971; Haberland, H., Der Lübecker Renten- und Immobilienmarkt in der Zeit von 1285-1315, 1974; Ende, B. am, Studien zur Verfassungsgeschichte Lübecks im 12. und 13. Jahrhundert, 1975; Lübeck 1226, hg. v. Ahlers, O. u. a., 1976; Ebel, W., Jurisprudencia Lubecensis, 1980 (1342 Titel); Köbler, G., Das Recht an Haus und Hof im mittelalterlichen Lübeck, (in) Der Ostseeraum, hg. v. Friedland, K., 1980; Weniger, A., Die Finanzverwaltung Lübecks im 19. Jahrhundert, 1982; Blunk, M., Der Handel des Lübecker Kaufmannes Johan Glandorp an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, 1985; Schneider, G., Gefährdung und Verlust der Eigenstaatlichkeit der freien und Hansestadt Lübeck, 1986; Lübeckische Geschichte, hg. v. Graßmann, A., 1988, 2. A. 1989, 3. A. 1997, 4. A. 2008; Lutterbeck, M., Der Rat der Stadt Lübeck, 2002; Prange, W., Vikarien und Vikare in Lübeck bis zur Reformation, 2003; Societates. Das Verzeichnis der Handelsgesellschaften im Lübecker Niederstadtbuch 1211-1361, hg. v. Cordes, A. u. a., 2003; Das Lübecker Niederstadtbuch 1363-1399, bearb. v. Simon, U., 2006; Kähler, J., Französisches Zivilrecht und französische Justizverfassung in den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Bremen (1806-1815), 2007; Grundlagen für ein neues Europa, hg. v. Lück, H. u. a., 2007; Meyer, G., Besitzende Bürger und elende Sieche, 2010 (1618 Testamente zwischen 1400 und 1449, 1,5 Prozent Frauen); Amelsberg, W., Die samende im lübischen Recht, 2011; Möbius, S., Das Gedächtnis der Reichsstadt, 2012; Tirtasana, N., Der gelehrte Gerichtshof, 2012; Prange, W., Bischof und Domkapitel zu Lübeck, 2014; Seggern, H. v., Quellenkunde als Methode – Zum Aussagewert der Lübecker Niederstadtbücher des 15. Jahrhunderts, 2015; Oestmann, P., Zur Gerichtspraxis im 19. Jahrhundert – Ein Schmuggeleiprozess am Oberappellationsgericht Lübeck – Einführung und Edition, 2019; Kellermann, S., Carl Wilhelm Pauli (1792-1879) – ein bemerkenswerter Lübecker Jurist, 2020; Höhn, P., Kaufleute in Konflikt – Rechtspluralismus, Kredit und Gewalt im spätmittelalterlichen Lübeck, 2021
lübisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [Wismar] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Lübeck betreffend
Lübisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. ius [N.] Lubicense, 1188) ist das von der Stadt →Lübeck geschaffene und auf etwa 100 andere Städte (beispielsweise Rostock, Wismar, Kiel, Stralsund, Elbing, Reval, Memel) übertragene (Stadt-)Recht. Seit der Neuzeit geht sein Einfluss dadurch zurück, dass die umliegenden Landesherren die →Appellation nach Lübeck verbieten. Das revidierte lübeckische Stadtrecht von 1586 gilt bis Ende 1899, lübisches Recht überhaupt in Reval bis 1945. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Wolff, O., Das lübsche Recht in der Stadt Kiel, 1898; Funk, M., Die lübischen Gerichte, ZRG GA 26 (1905), 53, 27 (1906), 61; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1950; Ebel, W., Lübisches Recht, Bd. 1 1971; Ebel, W., Erbe, Erbgut und wohlgewonnen Gut im lübischen Recht, ZRG GA 97 (1980), 1; Ebel, W., Jurisprudentia Lubecensis, 1980; Das lateinische lübische Recht in der schlesisch-polnischen Fassung des 13. Jahrhunderts, hg. v. Ebel, F./Schelling, R., ZRG GA 110 (1993), 93; Der Revaler Kodex des lübischen Rechts 1282, hg. v. Kala, T., 1998; Ullrich, S., Untersuchungen zum Einfluss des lübischen Rechts, 2008; Kämpf, T., Das Revaler Ratsurteilsbuch, 2013
Lublin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Hoff, E., Lublins Gründungshandfesten zu deutschem Recht 1317/1342, 1942; Gebhard, J., Lublin, 2006
Luca, Giovanni Battista de (Venosa/Süditalien 1614-Rom 5. 2. 1683) wird nach dem Studium des Rechtes in Rom Rechtsanwalt und Kardinal, s. Google
Lit.: Dani, A., Un’immagine secentesca del diritto commune, 2008
Lucas de Penna ist ein in Penna bei Pescara um 1320 geborener, in Neapel ausgebildeter praktisch tätiger und um 1390 verstorbener Jurist (Kommentar zu den tres libri Codicis, de iuris interpretatione, de praesumptionibus iuris). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 742
Lucca ist eine auf etruskischen und römischen Siedlungen aufbauende Stadt in der Toskana, die 1119 frei wird. 1314 gelangt Lucca an Pisa, wird 1370 aber nochmals frei. 1805 gibt Napoleon Lucca an seine Schwester, 1815 fällt Lucca als Herzogtum an Maria Luise von Etrurien, deren Sohn es 1847 an →Toskana gibt, das 1860 in Sardinien-Piemont und damit 1861 in Italien aufgeht. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schwarzmaier, H., Lucca und das Reich, 1971; Handbuch der Quellen und Literatur zur neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,168, 3,1,168; Lucca e l’Europa, hg. v. Mazzei, R. u. a., 1990; Meyer, A., Ser Ciabattus, 2005 (rund 930 Imbreviaturen); Bratchel, M., Medieval Lucca, 2008
Lucerna (F.) iuris (lat. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (Leuchte des Rechtes) ist eine hervorhebende Bezeichung für →Irnerius.
Lit.: Köbler, DRG 106
Lücke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL [Otfrid] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [Bern] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das oft unerwartete Fehlen einer Gegebenheit wie beispielsweise eine Zahnlücke, eine Zaunlücke oder eine Gesetzeslücke).
Lit.: Canaris, C., Die Festsstellung von Lücken im Gesetz, 1964; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2020 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004
Ludewig, Johann Peter (Hohenhard 15. 8. 1668-Halle 7. 9. 1743) wird nach dem Studium von Theologie, Philologie und Recht in Halle (Stryk) Professor für Philosophie (1695), Historiograph (1704) und Professor der Rechtswissenschaft (1705). Er bearbeitet in erster Linie die Geschichte der staatlichen und staatsrechtlichen Entwicklung (Reichshistorie) aus preußischer Interessenlage (Entwurf der Reichshistorie, 1707). S. Google
Lit.: Wideburg, F., De vita et scriptis J. P. de Ludewig, 1757; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 302; Ludwig, W., Der zweite Hallesche Universitätskanzler Johann Peter von Ludewig, 1995
Ludovicus Bologninus ist der in Bologna 1446 geborene und ausgebildete, ab 1468 in Bologna, Ferrara und Bologna lehrende, vielfach praktisch tätige, in Florenz 1508 verstorbene Jurist (interpretationes, repetitiones, consilia, Auslegungen, Wiederholungen, Gutachten). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 867
Ludwig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit (Chlodwig und) Ludwig dem Frommen (Casseneuil 778-Ingelheim 20. 6. 840) ein Leitname der Herrscher der Franken und davon abgeleitet Frankreichs. S. Google
Ludwig XIV. (Saint-Germain-en-Laye 5. 9. 1638-Versailles 1. 9. 1715), König von Frankreich seit 1643 (Sonnenkönig), steigert (trotz vieler lebenslanger körperlicher Beschwerden) die sich auf spätmittelalterlich-italienische Ansätze (→Machiavelli) stützende Lehre von der uneingeschränkten Herrschaft des Herrschers zu einem fast religiösen Dogma (→Absolutismus). An dem Ende seiner auch von Eroberungskriegen (1667-1697) gekennzeichneten Regierungszeit steht Frankreich trotz merkantilistischer Politik vor dem Bankrott. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 149; Scheswig, B., Ludwig XIV., 1986; Malettke, K., Ludwig XIV., 1994; Hasquin, H., Louis XIV face à l’Europe du Nord, 2005; Wrede, M., Ludwig XIV., 2015; Dreyer, R., Ludwig XIV., 2016; Tischer, A., Ludwig XIV., 2016; Ludwig XIV, hg. v. Deflers, I. u. a., 2018
Ludwig (IV.) der Bayer (Ende 1281?-Puch bei Fürstenfeldbruck 11. 10. 1347) aus dem Geschlecht der →Wittelsbacher ist deutscher König (1314) und Kaiser (1328). Mit Hilfe des Kurvereins von →Rhens und des Reichsgesetzes (lat.) →Licet iuris versucht er die Durchsetzung seiner politischen Vorstellungen gegenüber dem Papst. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 101; Fischer, J., Das ältere Rechtsbuch Ludwig des Bayern, 1908; Riedner, O., Die Rechtsbücher Ludwigs des Bayern, 1911; Moeller, R., Ludwig der Bayer und die Kurie, 1914; Lieberich, H., Kaiser Ludwig der Baier als Gesetzgeber, ZRG GA 76 (1959), 173; Schwöbel, H., Der diplomatische Kampf zwischen Ludwig dem Bayern und der römischen Kurie, 1968; Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern, Bd. 1ff. 1991ff.; Benker, G., Ludwig der Bayer, 1980; Thomas, H., Ludwig der Bayer, 1993; Regesten Kaiser Ludwigs des Bayern, hg. v. Acht, P., 1995ff.; Kaiser Ludwig der Bayer, hg. v. Nehlsen, H./Hermann, G., 2002; Clauss, M., Ludwig IV. der Bayer, 2014
Ludwig (II.) der Deutsche (Aquitanien? um 806-Frankfurt am Main 28. 08. 876) war als Enkel (Kaiser) Karls (des Großen) und Sohn Ludwigs des Frommen von 846 bis 876 König in dem östlichen Teil des fränkischen Reiches. S. Google
Lit.: Bigott, B., Ludwig der Deutsche und die Reichskirche im ostfränkischen Reich, 2002; Hartmann, W., Ludwig der Deutsche, 2002; Ludwig der Deutsche und seine Zeit, hg. v. Hartmann, W., 2004; Goldberg, E., Struggle for Empire, 2006
Ludwig (I.) der Fromme (Casseneuil 778-Ingelheim 20. 6. 840) ist der Sohn und noch lebzeitiger Nachfolger Karls (des Großen) als Kaiser (813) des fränkischen Reiches. Von ihm dürften 417 Texte, 98 Originale und rund 200 verlorene Urkunden nachweisbar sein. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 83; Schmitz, G., Die Kapitulariengesetzgebung Ludwigs des Frommen, (in) DA 42 (1986), 471; Charlemagne’s Heir, hg. v. Godman, P. u. a., 1990; Boshof, E., Ludwig der Fromme, 1996; Depreux, P., Prosopographie de l’entourage de Louis le Pieux, 1997; Landau, P., Ludwig der Fromme als Gesetzgeber, (in) FS G. Kleinheyer, 2001, 371; Jong, M. de, Epitaph for an Era – Politics and Rhetoric in the Carolingian World, 2019
Luft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert? [Regensburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein von der Natur vorgegebenes, für viele Lebewesen lebenswichtiges, von dem Menschen seit dem 20. Jahrhundert zunehmend vorwiegend durch Verbrennungsvorgänge folgenreich verschmutztes Gasgemisch auf der Erde. →Stadtluft
Lit.: Fischer, A., Luftverkehr zwischen Markt und Macht (1919-1937), 2003; Ausschüsse für Luftrecht, Luftschutzrecht, Kraftfahrzeugrecht und Rundfunkrecht, hg. v. Schubert, W., 2009
Luft macht frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.) →Stadtluft
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 231 (Grimm)
Luftrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das Recht des Luftverkehrs, das sich in dem 20. Jahrhundert entwickelt. →Gefährdungshaftung
Lit.: Schwenk, W., Handbuch des Luftverkehrsrechts, 1981; Helm, S., Die Deutsche Lufthansa AG, 1999; Fischer, A., Luftverkehr zwischen Markt und Macht (1919-1937), 2003; Bethkenhagen, K., Die Entwicklung des Luftrechts, 2004; Budrass, L., Adler und Kranich – Die Lufthansa, 2016
Lüge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bewusst unwahre Aussage oder Behauptung (beispielsweise E sagt zu F, D habe einen Antrag gestellt, obwohl E, wie er selbst bestens weiß, selbst den Antrag gestellt hat). Die Lüge ist geschichtlich wohl ungefähr so alt wie die Wahrheit. Die einfache Lüge ist meist als Zug menschlicher Schwäche rechtlich nicht besonders bedeutsam, doch kann die Lüge Teil eines Betrugs oder eines anderen rechtlich erheblichen Sachverhalts bzw. Tatbestands sein. →Gegen den Lügner.
Lit.: Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1988; Dietzsch, S., Kleine Kulturgeschichte der Lüge, 1997; Lügen und Betrügen, hg. v. Hochadel, O. u. a., 2000; Kulturen der Lüge, hg. v. Mayer, M., 2003; Corran, E., Lying and Perjury in Medieval Practical Thought, 2019
lügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bewusst die Unwahrheit sagen
Lügenstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu lügenstrafen, Lügenstrafer, Lügenstraferin und Lügenstrafung nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1513 [Schwaben] in sechs Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in der frühen Neuzeit eine Strafe für das Lügen oder das Verweigern einer Aussage in einem Strafprozess. Die Lügenstrafe tritt in dem 18. Jahrhundert an die Stelle der →Folter. Sie besteht meist in einer Prügelstrafe. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird die Lügenstrafe aufgegeben. S. Google
Lit.: Mauß, D., Die „Lügenstrafe“ nach Abschaffung der Folter ab 1740, Diss. jur. Marburg 1974
Lund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) wird 1019 von dem König von Dänemark gegründet. 1048 wird es Sitz eines Bischofs, 1103 (bis 1516) Sitz eines Erzbischofs. 1658 kommt es an Schweden, erhält 1668 eine Universität und ist von 1716 bis 1718 Residenzstadt. S. Google
Lit.: Blomqvist, R., Lund, 1951; Den historika skolan och Lund, hg. v. Modéer, K., 1982
Lüne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1171)
Lit.: Urkundenbuch des Klosters Lüne, hg. v. Brosius, D., 2011 (712 Urkunden, davon 536 Originale in dem Archiv in Lüne, bis etwa 1350 lateinisch)
Lüneburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Ilmenau ist eine landesfürstliche und für das zugehörige Herzogtum namengebende Stadt, deren Rechtsstellung zeitweise der einer freien Reichsstadt ähnelt. 1577 wird das Stadtrecht reformiert.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2; Chur-Braunschweig-Lüneburgische Landesordnungen, Bd. 1ff. 1739ff.; Pappenheim, M., Scheinbuße und Selbsturteil, ZRG GA 29 (1908), 334; Reinecke, W., Die Straßennamen Lüneburgs, 1914, 5. A. 2007; Haase, C., Das Lüneburger Stadtrecht, Aus Lüneburgs Vergangenheit 1956, 67; Rabe, D., Die Lüneburger Stadtrechtsreformation (1577-1583), Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Thurich, E., Die Geschichte des Lüneburger Stadtrechtes, 1960; Arnswaldt, C., Die Lüneburger Ritterschaft, 1969; Mörke, O., Rat und Bürger, 1983; Mellinger, J., Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600, 2001; Scharnhop, C., Das Lüneburger Notariat im 19. Jahrhundert, 2011
Lunéville (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,N.) ist der nahe Nancy in Lothringen gelegene Ort des an dem 9. 2. 1801 zwischen Frankreich und Österreich geschlossenen Friedensvertrags, in dem Österreich seine Vorherrschaft in Italien verliert und die Batavische Republik (Holland), die Helvetische Republik (Schweiz) und die Cisalpinische Republik (Norditalien) anerkennt. Die geschädigten deutschen Reichsfürsten sollen dafür in dem Gebiet rechts des Rheins entschädigt werden. S. Google
Lit.: Knecht, I., Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803, 2007, 43ff.
Lünig, Johann Christian (Schwalenberg in Lippe 14. 10. 1662-Leipzig 14. 8. 1740) wird nach dem Rechtsstudium in Helmstedt und Jena Hofmeister, Amtmann und vierzig Jahre Stadtschreiber Leipzigs. Er veröffentlicht zahlreiche Quellen zu Staatsrecht und Staatenkunde (u. a. Teutsches Reichsarchiv). S. Google
Lit.: Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 235, 265, 309; Friedrich, S., Drehscheibe Regensburg, 2007
Lupold von Bebenburg (Bebenburg [Bemburg] bei Schwäbisch Hall in Württemberg um 1300-Bamberg 28. 10. 1363), Reichsministerialensohn, wird nach dem Studium des Kirchenrechts und der Promotion in Bologna (1316, Johannes Andreae) Offizial (Domherr) in Würzburg (1332) und Mainz und nach der 1351 erfolgten Lösung aus dem Bann des Papstes (von 1338) 1353 Bischof von Bamberg. Sein kaiserfreundlicher (lat.) Tractatus (M.) de iuribus regni et imperii (1339, Abhandlung von den Rechten des Königtums und Kaisertums) entwickelt eine eigenständige Reichstheorie, die einem Reichskaisertum ein auf göttliches Recht gegründetes Weltkaisertum gegenüberstellt, und spricht dem deutschen Kaisertum Unabhängigkeit von dem römischen (päpstlich verliehenen) Kaisertum zu. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107; Meyer, H., Lupold von Bebenburg, 1909; Wolf, E., Große Rechtsdenker, 1939, 4. A. 1963, 30; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Politische Schriften des Lupold von Bebenburg, hg. v. Miethke, J. u. a., 2004; Lupold von Bebenburg, De iuribus regni et imperii, hg. v. Miethke, J., 2005; Miethke, J., Macht und Recht im 14. Jahrhundert, 2012
Luschin von Ebengreuth, Arnold (Lemberg 26. 8. 1841-Graz 6. 12. 1932) wird nach dem Rechtsstudium 1873 außerordentlicher Professor und 1881 ordentlicher Professor der österreichischen und deutschen Reichs- und Rechtsgeschichte in Graz. 1896 veröffentlicht er eine österreichische Reichsgeschichte. S. Google
Lit.: Puntschart, P., Arnold Luschin von Ebengreuth, ZRG GA 53 (1933), XXIX
Lusitaner (Lusitanier, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, M.) ist der Angehörige eines ibero-keltischen, 15 v. Chr. unter die Herrschaft der Römer, in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts der →Westgoten und seit 712 der →Araber gekommenen Volkes in dem späteren →Portugal.
Lit.: Tovar, J., Iberische Landeskunde, Bd. II 2 1976
Lust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398/1407 Iglau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Begierde, daneben weiterer Ansatz ab erste Hälfte 9. Jh. belegt, nicht häufig, F.) Gehör, Lauschen
Luther, Martin (Eisleben 10. 11. 1483-Eisleben 18. 2. 1546), Bergmannssohn, wird nach kurzem Studium des Rechtes und (nach einem Bekehrungserlebnis) der Theologie in Erfurt Theologe und Professor in Wittenberg (1512 doctor theologiae). Durch seine 95 Thesen (31. 10. 1517) wird er zu dem (erfolglosen) Reformator der katholischen Religion und (einigermaßen erfolgreichen) Stifter des Protestantismus. Er gründet die Erlösung des Menschen statt auf zuletzt käufliche, gute Werke (Ablasskauf) auf die göttliche Gnade. Er rechnet zu dem (lat.) ius (N.) divinum (göttlichen Recht) nur das Predigtamt, die Taufe, das Abendmahl und die Sündenvergebung. Dem Vollzug dient das menschliche Kirchenrecht (Amt, Dienst, Abgabe u. s. w.). Sprachgeschichtlich ist seine, mehr in der Mitte als in dem oberdeutschen Süden angesiedelte, das Neuhochdeutsche wesentlich prägende Übersetzung der Bibel in das Deutsche besonders bedeutsam (neues Testament September 1522, Fertigstellung der gesamten Übersetzung 1534, etwa 500000 Exemplare). Ein Register zu dem Werk Luthers ist in dem Aufbau (2011 rund 1300 Lemmata http://hypermedia.ids-mannheim.de/pls/elexiko/p4_, ein Wörterbuch zu Martin Luthers deutschen Schriften, hg. v. Bebermeyer, R. u. a., steht nach em Internet 2021 anscheinend in Band 2, Lieferung 11 bei Kerl-klagen). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 129; Kritische Gesamtausgabe der Werke 1883-2009; Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Ebeling, G., Luther, 1964, 6. A. 2017; Luther und die Obrigkeit, hg. v. Wolf, G., 1972; Mayer, H., Zur Naturrechtslehre des Luthertums, (in) FS H. Welzel, 1974, 65; Günter, W., Martin Luthers Vorstellung von der Reichsverfassung, 1976; Heckel, M., Luther und das Recht, (in) NJW 1983, 2521; Lohse, B., Martin Luther, 3. A. 1997; Leppin, V., Martin Luther, 2006, 2. A. 2015, 3. A. 2017; Leppin, V., Luther privat, 2006; Korsch, M., Martin Luther, 2. A. 2007; Fundsache Luther, hg. v. Meller, H., 2008; Lexutt, A., Luther, 2008; Luther Handbuch, hg. v. Beutel, A., 2. A. 2010, 3. A. 2017 (64 Einzelartikel); Martin Luther, hg. v. Korsch, D. u. a., 2010; Hamm, B., Der frühe Luther, 2010; Kaufmann, T., Luthers Judenschriften, 2011; Schilling, H., Martin Luther. 2012; Wippermann, W., Luthers Erbe, 2014; Bering, D., War Luther Antisemit? 2014; Besch, W., Luther und die deutsche Sprache, 2014; Schwarz, R., Martin Luther – Lehrer der christlichen Religion; 2015, 2. A. 2016; Carrasco, J. u. a., Luther und Europa, 2015; Martin Luther, hg. v. Danz, M., 2015; Lutherland Sachsen-Anhalt, 2015; Reinhardt, V., Luther – der Ketzer, 2016; Leppin, V., Die fremde Reformation – Luthers mystische Wurzeln, 2016; Bendikowski, T., Der deutsche Glaubenskrieg, 2016; Schilling, H., Martin Luther, 2016; Roper, L., Der Mensch Martin Luther – Die Biographie, 2016 (gelungen); Winkler, W., Luther, 2016 (nur affirmativ), Köhler, J., Luther!, 2016; Lienhard, M., Luther, 2016; Schilling, H., 1517 - Weltgeschichte eines Jahres, 2017; Schweyen, I., Luthers rechtswidriges Testament, 2017; Astorri, P., Lutheran Theology and Contract Law in Early Modern Germany (ca. 1520-1720), 2019; Lehmann, R., Reformation auf der Kanzel – Martin Luther als Reiseprediger, 2021 (45 Predigten)
Lüth-Urteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) des Bundesverfassungserichts Deutschlands von dem 15. 1. 1958 (BVerfGE 7, 198) ist das die Grundrechte von Abwehrrechten gegen den Staat als Ausdruck höchster Werte zu objektiven Rechtsprinzipien aufwertende Entscheidung, nachdem der Leiter des Presseamts Hamburgs Erich Lüth über die Presse dazu aufgerufen hatte, den unter der Regie Veit Harlans, der in nationalsozialistisch bestimmter Zeit durch den Film Jud Süß bekannt geworden war, geschaffenen Film Unsterbliche Geliebte zu boykottieren. S. Google
Lit.: Das Lüth-Urteil in (rechts-)historischer Sicht, hg. v. Henne, T. u. a., 2005
Lüttich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Zusammenfluss von Ourthe und Maas wird 720 Sitz des Bischofs von Maastricht/Tongeren. 1817 erhält es eine Universität. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Hélin, E., Les capitations Liégeoises, 1961; Histoire de Liège, hg. v. Stiennon, J., 1991; Quellen zum Lütticher Steinkohlen-Bergbau im Mittelalter, bearb. v. Kranz, H., 2000; Les institutions publiques de la principauté de Liège (980-1794), hg. v. Bubois, S. u. a., 2012; -Tweehonderd jaar rechtsfaculteiten Gent en Luik – Deux-centième anniversaire des facultés de droit de Gand et Liège, hg. v. Cools, M. u. a. 2019
Luxemburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach einer 963 erwähnten Burg an der Alzette und der daran anschließenden Stadt mit etwa 6000 Einwohnern in dem 14. Jahrhundert benannte, von Franken besiedelte Herzogtum (1354) des Heiligen römischen Reiches (1441 Burgund, 1477 Habsburg, 1555 spanische Linie, 1659 Süden an Frankreich, 1713 nach dem spanischen Erbfolgekrieg wieder an Habsburg, 1795 an Frankreich), das 1795/1797 tatsächlich und 1806 rechtlich aus dem Heiligen römischen Reich ausscheidet (1815 auf dem Wiener Kongress Großherzogtum in Personalunion mit den Niederlanden [Nassau], 1830 Anschluss an die Revolution Belgiens, 1839 durch den Vertrag von London mit seinen deutschsprachigen Teilen als Großherzogtum wiederhergestellt, 1866 Ausscheiden aus dem Deutschen Bund, 1867 gescheiterter Verkaufsversuch an Frankreich, gänzliche Unabhängigkeit, 1890 Personalunion mit den Niederlanden beendet). Seit 1918 verstärkt sich als Folge der Niederlage(n) des Deutschen Reiches in dem Ersten Weltkrieg und dem Zweiten Weltkrieg der Einfluss Frankreichs, so dass das Land faktisch frankophon wird. An dem 10. 4. 1940 wird es von dem Deutschen Reich besetzt und bis Kriegsende zwangsweise in das System der deutschen Kriegswirtschaft eingegliedert. Es zählt zu den sechs Gründungsmitgliedern der europäischen Gemeinschaften von 1951 und 1957 (1966 Luxemburger Kompromiss zu der Beendigung der Politik des leeren Stuhles Frankreichs wegen der Agrarfinanzierung). 2020 eröffnet das wohlhabende Luxemburg den kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 95, 172; Becker, E., Studien zur Gemeindeverfassung in Luxemburg; 1934; Wampach, C., Urkunden- und Quellenbuch zur Geschichte der altluxemburgischen Territorien, 1935ff.; Stengel, E., Baldewin von Luxemburg, 1937; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,1,1167, 3,3,3396; Pauly, M., Luxemburg im späten Mittelalter, Diss. phil. Trier 1990; Holthöfer, E., Beiträge zur Justizgeschichte der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs im 19. und 20. Jahrhundert, 1993; Luxembourg, hg. v. Lefebvre, F., 5. A. 1998; Franz, N., Die Stadtgemeinde Luxemburg, 2001; Verfassungsdokumente Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande 1789-1848, hg. v. Stevens, F., 2008; Volkmann, H., Luxemburg im Zeichen des Hakenkreuzes, 2010, 2. A. 2011; Heidemann, F., Die Luxemburger in der Mark Brandenburg unter Kaiser Karl IV. und Sigismund von Luxemburg (1373-1415), 2014; Das Großherzogtum Luxemburg unter deutscher Besatzung, verantw. v. Schiffmann, D., 2013; Heilige, Helden, Wüteriche, hg. v. Bauch, M. u. a., 2015; Jullien, E., Die Handwerker und Zünfte der Stadt Luxemburg im Spätmittelalter, 2017
Luxemburger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige der von den Herzögen von Lothringen abstammenden Familie, die 1308 das Königtum in dem deutschen Reich erlangt (Heinrich VII. 1308-1313, Karl IV. 1346-1378, Wenzel 1376-1400, Sigismund 1410-1437), 1441 ihr Stammland Luxemburg aber an →Burgund verkauft. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Majerus, N., Histoire du droit dans le Grand-Duché de Luxembourg, 1949; Gerlich, A., Habsburg-Luxemburg-Wittelsbach im Kampf um die deutsche Königskrone, 1960; Moraw, P., Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung, 1985; Hoensch, J., Die Luxemburger, 2000; Die Rechnungsbücher der Stadt Luxemburg, hg. v. Moulin, C. u. a., Heft 1ff. 2007ff.; Vom luxemburgischen Grafen zum europäischen Herrscher, hg. v. Widder, E., 2008; Kaiser Sigismund, hg. v. Hruza, K. u. a., 2012; Hesse, C., Synthese und Aufbruch (1346-1410), 2017
Luxus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verschwendung, übermäßiger Aufwand
Lit.: Baudrillart, H., Histoire du luxe privé et public, Bd. 1ff. 1878ff.; Baldwin, F., Sumptuary Legislation, 1926; Weeber, K., Luxus im alten Rom - Die Schwelgerei, 2003, 2. A. 2007, 2003, 3.A. 2015; Weeber, K., Luxus im alten Rom - Die öffentliche Pracht, 2006; Luxus und Integration, hg. v. Paravicini, W., 2010
Luxusverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Verbot unangemessenen Aufwands. Es findet sich sachlich bereits in dem Altertum. Von der Mitte des 14. Jahrhunderts an treten Luxusverbote gehäuft in Städten und Ländern auf. Mit dem ausgehenden 18. Jahrhundert verlieren sie als Folge von Aufklärung und Liberalismus an Bedeutung. S. Google, →Kleiderordnung
Lit.: Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Kick, E., Über den Wandel des Luxusbegriffes, 1970; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 338, 348, 353, 370, 400; Grugel-Pannier, D., Luxus, 1996; König, B., Luxusverbote im Fürstbistum Münster, 1998; Bernhardt, R., Luxuskritik und Aufwandsbeschränkungen in der griechischen Welt, 2003; Wernsmann, R., Verhaltenslenkung in einem rationalen Steuersystem, 2005
Luzern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Ausfluss der Reuß aus dem Vierwaldstättersee wird in der Mitte des 8. Jahrhunderts Sitz eines St. Leodegar geweihten Klosters. 1178 wird Luzern Stadt und kommt 1291 von dem Abt von Murbach an König Rudolf von Habsburg. An dem 13. 11. 1332 verbündet sich Luzern mit Uri, Schwyz und Unterwalden. 1386 gewinnt es die Unabhängigkeit und wird dann Teil der →Schweiz. 2002 erhält es eine nahe dem See und dem Bahnhof gelegene Universität.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Segesser, P., Rechtsgeschichte der Stadt und Republik Luzern, Bd. 1ff. 1850ff.; Sautier, A., Die Familienfideikommisse der Stadt und Republik Luzern, 1909; Grüter, R., Die luzernischen Korporationsgemeinden, 1914; Bättig, R., Das Bürgerrecht der Stadt Luzern (1252-1798), (in) Geschichtsfreund der V Orte 1922; Hofer, W., Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat im Kanton Luzern, 1924; Durrer, R., Studien zur ältesten Geschichte Luzerns, (in) Geschichtsfreund der V Orte 84 (1930); (Schnyder, W. u. a.,) Geschichte des Kantons Luzern, 1932; Schaffer, F., Geschichte der luzernischen Territorialpolitik bis 1500, (in) Geschichtsfreund 95 (1940/1941), 119; Schmid, A., Kasimir Pfyffer und das Bürgerliche Gesetzbuch für den Kanton Luzern (1831-1839), 1960; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,433; Lötscher, P., Das Recht der Stadtgemeinde Luzern, Diss. jur. Zürich 1982; Vom Gänsekiel zum Computer, hg. v. Hofstetter, U., 1986; Die Rechtsquellen des Kantons Luzern, Teil 1 Bd. 1 1998; Bossard-Borner, H., Im Spannungsfeld von Politik und Religion, 2008
Luzifer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache -abgesehen von luziferisch – nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Lichtträger, Teufel
Lykien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Kolb, F., Lykien – Geschichte einer antiken Landschaft, 2018 (in dem Südwesten Kleinasiens (bzw. der Türkei) an dem Rande des Reiches der Hethiter)
Lykurg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist der sagenhafte Begründer der Verfassung von Sparta (8. Jahrhundert v. Chr.).
Lit.: Söllner § 7; Köbler, DRG 17
Lynchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache aus dem Neuenglischen nach einem Personennamen gebildet aufgenommen und in Google belegt, V. und substantiviert N.) ist das rechtswidrige Bestrafen (Hinrichten) eines Menschen ohne rechtmäßiges Verfahren, insbesondere durch eine aufgebrachte Volksmenge. Ohne sichere geschichtliche Herleitung (Charles Lynch 1736-1796?, William Lynch 1742-1820?) erscheint das Lynchen vor allem in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den (meisten) Vereinigten Staaten von Amerika (mit vielleicht 4736 Opfern zwischen 1882 und 1951, davon 3442 Afroamerikaner). S. Google
Lit.: Cutler, J., Lynch law, 1905; Chadbourn, J., Lynching and the law, 1933; Berg, M., Das Ende der Lynchjustiz im amerikanischen Süden, (in) HZ 283 (2006), 583; Thurston, R., Lynching, 2011; Berg, M., Lynchjustiz in den USA, 2014
Lynker, Niklas Christoph Reichsfreiherr von (Marburg 1. 4. 1643-Wien 28. 5. 1726) wird nach dem Studium von Philosophie und Sprachen in Jena und Gießen und dem Rechtsstudium 1670 außerordentlicher Professor in Gießen, 1677 ordentlicher Professor in Jena und 1707 Reichshofrat in Wien. S. Google
Lit.: Hellbach, J., Niklus Christoph Reichsfreiherr von Lynker, 2. A. 1795; Gschließer, O. v., Reichshofrat, 1942, 366; Kisch, G., Consilia, 1970, 64
M
Machiavelli, Niccolò (Florenz 3. 5. 1469-Florenz 22. 6. 1527), Beamtensohn, wird nach dem Sturz Girolamo Savonarolas 1498 Sekretär und danach Kanzler der Republik Florenz. In dem November 1512 nach päpstlich-spanischem Eingreifen zu Gunsten der Medici seines Amtes enthoben, verfasst er die Schrift (it.) Il principe (Der Fürst), in der er in eigenständiger Erkenntnis der Maßlosigkeit des Menschen als Bedingung erfolgreicher Politik die Fähigkeit, politische Macht zu erwerben und zu erhalten, erkennt. In der Not ist der Fürst frei von ethischen Verpflichtungen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 149; Brandenburg, E., Machiavelli und sein Principe, 1938 (SB Leipzig); Freyer, H., Machiavelli, 1938, 2. A. 1986; Kersting, W., Niccolò Machiavelli, 2. A. 1988, 3. A. 2006; Machiavelli, hg. v. Ascoli, A. u. a., 1993; Niccolò Machiavelli, Das Leben Castruccio Castracanis aus Luca, hg. v. Hoeges, D., 1998; Viroli, M., Das Lächeln des Niccolò, 2000; Hoeges, D., Niccolò Machiavelli, 2000, 2. A. 2014; Berger Waldenegg, G., Krieg und Expansion bei Machiavelli, (in) HZ 271 (2000), 1; Landon, W., Politics, Patriotism and Language, 2005; Hoeges, D., Niccolò Machiavelli - Dichter - Poeta, 2006; Machiavellismus in Deutschland, hg. v. Zwierlein, C. u. a., 2010; Barthas, J., L’argent n’est pas le nerf de la guerre, 2011; Pedullà, G., Machiavelli in tumulto, 2011; Reinhardt, V., Machiavelli, 2012, 2. A. 2017; Hoeges, D., Der Principe-Komplex, 2021
machen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1135/1165 [KölnSchrUrk I 223] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tun, ausführen
Macht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte neuntes Jahrhundert [Heliand] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Kraft, →Gewalt
Lit.: Köbler, DRG 189, 190; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 817; Klueting, H., Die Lehre von der Macht der Staaten, 1986; Mann, M., Geschichte der Macht, hg. v. Haferkamp, H. u. a., 2000; Spektakel der Macht, hg. v. Althoff, G. u. a., 2008, 2. A. 2009; Lange, H., Recht und Macht, 2010; Canning, J., Ideas of Power in the Late Middle Ages, 2011; Macht – Herrschaft – Regierung, hg. v. Darmstädter Atheneforum, 2014; David, O., Facetten der Macht, 2016; Althoff, G., Kontrolle der Macht, 2016 (in dem Mittelalter ungeschriebene vielfältige Regeln und Versuche mit offenem Ausgang)
Machtergreifung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber In Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Übernahme der Herrschaftsgewalt (beispielsweise Adolf Hitlers und seiner Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei NSDAP in dem (zweiten) Deutschen Reich ab dem 20. Januar 1933).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Bracher, K./Schulz-Sauer, Die nationalsozialistische Machtergreifung, 1962; Schwarzwälder, H., Die Machtergreifung der NSDAP in Bremen, 1966; Die Machtergreifung in Südwestdeutschland, hg. v. Schnabel, T., 1982; Vezina, B., Die „Gleichschaltung“ der Universität Heidelberg, 1982; Streng, I., Machtübernahme 1933, 2002; Machtergreifung in Augsburg, hg. v. Cramer-Fürtig, M., 2008; Fuß, W., Das Ermächtigungsgesettz und die Machtergreifung, 2021
Machtspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1516 [Leipzig] in sechsundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der auf die behauptete Machtvollkommenheit gegründete eigenmächtige Eingriff eines (absoluten) Fürsten in die Rechtspflege seit dem späteren 17. Jahrhundert (in Gegensatz zu dem Rechtsspruch). Er ist grundsätzlich der Idee der Gerechtigkeit verpflichtet. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wird der Machtspruch allmählich als unzulässig angesehen (Preußen [nach dem Wassermüller-Arnold-Fall von 1779] 1784, 1791, Österreich 1797). Das 19. Jahrhundert schließt ihn auf Grund der Rechtsstaatsidee und der Gewaltenteilungslehre (Unabhängigkeit der Rechtspflege) aus. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schmidt, E., Rechtssprüche und Machtsprüche, 1943; Ogris, W., De sententiis ex plenitudine potestatis, (in) FS H. Krause, 1975, 171; Erwin, H., Machtsprüche. Das herrscherliche Gestaltungsrecht „ex plenitudine potestatis“ in der frühen Neuzeit, 2009
Machtübernahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Machtergreifung
Maciejowski, Waclaw Alexander (1792-1883) wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Berlin (Savigny) und Göttingen (Eichhorn, Hugo) Professor des römischen Rechtes in Warschau (1819-1831). Seit 1832 veröffentlicht er eine slawische Rechtsgeschichte (1835 deutsch). S. Google
Lit.: Bardach, J., Einleitung zu: Maciejowski, W., Slavische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1835, Neudruck 1978; Kodrebski, J., Prawo rzymskie w Polsce XIX w., 1990, 66f., 82
Mädchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1440 [Rothe] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vor 1440 aus dem Niederdeutschen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) weibliches Kind
Mädchenmarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) brauchtümliche Vergabe unverheirateter junger Frauen an junge Männer
Lit.: Meyer, E., Deutsche Volkskunde, 1898, 145, 161
Madrid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt N.) wird als Festung Majerita der Mauren 939 erstmals erwähnt. 1083 wird es unter Alfons VI. von den Christen erobert. 1309 treten hier die Cortes erstmals zusammen. 1561 wird es Hauptstadt →Spaniens. 1836 erhält es die 1508 in →Alcala de Henares gegründete Universität. S. Google
Lit.: Gibert, R., El concejo de Madrid, 1949; Montero Vallejo, M., Historia del Madrid, 1991
Magdeburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an der Elbe, 805 erstmals bezeugt, löst sich in dem Mittelalter nicht vollständig von seinem erzbischöflichen Stadtherrn, der 1188 das Magdeburger Recht in einigen Bestimmungen ganz knapp aufzeichnen lässt. Das auf dieser bescheidenen Grundlage aufbauende Magdeburger Recht wird in dem weiten Raum zwischen Niedersachsen und der Ukraine ohne eine einzlne umfassende Aufzeichnung tatsächlich sehr bedeutsam. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Magdeburger Schöffensprüche, hg. v. Friese, V./Liesegang, E., 1901; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Magdeburger Rechts und der Statuten der Armenier in Lemberg, ZRG GA 35 (1914), 1; Schranil, R., Stadtverfassung nach Magdeburger Recht, ZRG GA 36 (1915), 526; Teige, J., Über die Anfänge des Magdeburger Stadtrechtes in Mähren, ZRG GA 41 (1920), 383; Becker, W., Magdeburger Recht in der Lausitz, 1931; Brackmann, A., Magdeburg, 1937; Markmann, W., Zur Geschichte des Magdeburger Rechts, 1938; Gülland, P., Magdeburger Recht, ZRG GA 60 (1940), 279; Magdeburger Schöffensprüche für die Hansestadt Posen, bearb. v. Goerlitz, T., 1944; Goerlitz, T., Die Anfänge der Schöffen, Bürgermeister und Ratmannen in Magdeburg, ZRG GA 65 (1947), 70; Goerlitz, T., Die Rechtsweisung der Magdeburger Schöffen vom 13. Juni 1367 an den Rat von Jüterbog, ZRG GA 65 (1947), 344, Klein-Bruckschwaiger, F., Das Buch der magdeburgischen Urteile im Breslauer Stadtarchiv, ZRG GA 66 (1948), 260; Klein-Bruckschwaiger, F., Die Magdeburger Schöffensprüche für Breslau in Kaspar Popplaus „Rechtem Weg“, ZRG GA 66 (1948), 440; Najstarsze staropolskie tłumaczenie ortyli Magdeburskich, według rękopisu Nr. 50 biblioteki zakładu narodowego im. ossolińskich (Älteste altpolnische Übersetzung der Magdeburger Urteile nach der Handschrift Nr. 50 der Bibliothek des staatlichen Forschungsinstituts der Ossolinski-Stiftung), Teile 1, 2, 1970, 1972; Claude, D., Geschichte des Erzbistums Magdeburg, 1975; Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1980; Ebel, F., Die Spruchtätigkeit des Magdeburger Schöppenstuhls für Niedersachsen, ZRG GA 98 (1981), 30; Ebel, F., Magdeburger Recht, Bd. 1f. 1983ff.; Schrader, I., Stadt, Kloster und Seelsorge, 1988; Decreta iuris supremi Magdeburgensis castri Cracoviensis, hg. v. Łysiak, L., Bd. 1ff. 1990ff.; Łysiak, L., Ius supremum Maydeburgense castri Cracoviensis 1356-1794, 1990; Rogatschewski, A., Übersicht über das sowjetische Schrifttum der 1970er und 1980er Jahre zur Geschichte des Magdeburger Stadtrechts, ZRG GA 109 (1992), 390; Beumann, H., Theutonum nova metropolis, 2000; Asmus, H./Wille, M., 1200 Jahre Magdeburg, 2000; Ebel, F., Des spreke wy vor eyn recht, (in) Ebel, F., Unseren fruntlichen grus zuvor, 2004, 423; Leben in der Stadt, hg. v. Labouvie, E., 2004; Obladen, M., Magdeburger Recht auf der Burg zu Krakau, 2005; Magdeburger Namenlandschaft, hg. v. Burkhardt, A. u. a., 2005; Magdeburg, hg. v. Puhle, M. u. a. 2005; Concordia magna. Der Magdeburger Stadtfrieden vom 21. Januar 1497, hg. v. Wittek, G., 2006; Grundlagen für ein neues Europa, hg. v. Lück, H. u. a., 2007; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011; Lortz, K., Das Magdeburger Recht in den „Magdeburger Fragen“, Diss. jur. Halle-Wittenberg, 2013; Kulturelle Vernetzung in Europa – das Magdeburger Recht und seine Städte, hg. v. Köster, G. u. a., 2018
Magdeburger Fragen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) sind das durch Fragen gekennzeichnete, zwischen 1386 und 1402 entstandene spätmittelalterliche Rechtsbuch (, unsystematische Fassung in 2 Handschriften, systematische Fassung in 9 Handschriften, alphabetisierte Fassung in einer Handschrift überliefert). Die Magdeburger Fragen beruhen auf einem Krakauer Urteilsbuch mit Magdeburger Rechtsbelehrungen (bis um 1380), das kurz vor 1400 ein wohl in Thorn wirkender Bearbeiter um Stücke einer Thorner Sammlung und des alten Kulm ergänzt und dabei verallgemeinert. Die erste unsystematische Reihung in zwei Büchern verändert vermutlich derselbe Bearbeiter in eine systematisierte Fassung in drei Büchern (Ämter-Schenkungen-Erbe, Schulden-Sachen, Verbrechen). Vor 1518 wird die unsystematische Fassung vielleicht in Stettin alphabetisiert. Seit 1517 sind die Magdeburger Fragen vielfach Anhang in Drucken des Sachsenspiegels. →Neun Bücher des Magdeburger Rechtes
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Die Magdeburger Fragen, hg. v. Behrend, J., 1865; Martitz, F. v., Die Magdeburger Fragen, ZRG GA 11 (1873), 401; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 170; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 50; Lortz, K., Das Magdeburger Recht in den „Magdeburger Fragen“, Diss. jur. Halle-Wittenberg, 2013
Magdeburger Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Magdeburg
Magdeburger Schöffenrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein um 1270 entstandenes, in 23 recht unterschiedlichen Handschriften überliefertes Rechtsbuch. S. Google
Lit.: Laband, P., Magdeburger Rechtsquellen, 1869
Magdeburger Schöppenchronik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine von dem Magdeburger Schöffenschreiber Henrich von Lamspringe (um 1325-nach 1396) um 1360 begonnene Geschichte der Stadt Magdeburg in drei Teilen bis 1372. S. Google
Lit.: Ertl, T., Religion und Disziplin, 2006, 345ff.
Mage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verwandter, Verwandte
Lit.: Köbler, DRG 72; Köbler, WAS
magis, lat., Adv., mehr, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx), s. idg. *meg̑ʰ‑, *meg̑-, *mₑg̑ʰ‑, *mₑg̑-, *meg̑h₂-, Adj., groß
magister, magester, maester, macister, lat., M.: nhd. Lehrer, Meister, Inschr. (3. Jh. v. Chr.), s. magis
Magister (M.) bonorum, lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem römischen Verfahrensrecht ein von den Gläubigern gewählter Verwertungsleiter, der das Schuldnervermögen durch eine →Versteigerung veräußert. S. Google
Lit.: Kaser § 85 II 2b
Magister (M.) civium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar ist der in dem deutschen Reich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts erscheinende Bürgermeister oder auch Bauermeister. Seit 1214 (Straßburg) wird der magister civium Teil der Ratsverfassung. Vielfach ist er Vorsitzer eines kollegialen Verwaltungsorgans und Repräsentant einer Gemeinde. S. Google
Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. iur. Göttingen 1964; Die Anfänge der Landgemeinde und ihr Wesen, hg. v. Mayer, T., 1964; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966, 220
magister (M.) curiae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Hofmeister
magister (M.) militum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) (spätantiker) Heerführer
Lit.: Köbler, DRG 55; Grosse, R., Römische Militärgeschichte, 1920, 180
magister (M.) navis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Schiffskapitän
Lit.: Kaser § 49 II 3
magister (M.) officiorum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) Kanzleivorsteher
Lit.: Köbler, DRG 55; Schreiner, P., Byzanz, 1986
Magistrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1499 [Worms] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Amt oder der (eventuell kollegiale) Amtsinhaber. In dem römischen Recht sind Konsuln, Prätoren, Ädile, Zensoren die höchsten Magistrate, die seit dem Prinzipat des Augustus aber ihre Bedeutung einbüßen. In dem 19. Jahrhundert ist unter dem Einfluss einer in Frankreich gegen Ende des 18. Jahrhunderts ablaufenden Entwicklung der Magistrat das von der Stadtverordnetenversammlung als rein ausführendes Organ gewählte Kollegialorgan einer →Stadt. S. Google
Lit.: Söllner §§ 6, 14; Köbler, DRG 19, 197; Broughton, T., The Magistrates of the Roman Republic, 1951ff.; Kunkel, W./Wittmann, R., Die Magistratur, 1995 (Handbuch der Altertumswissenschaften, 10, 3, 2, 2); Baum, A., Magistrat und Reformation in Strassburg bis 1529, 2016
Magistratsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist seit dem 19. Jahrhundert eine dualistische Form der Gemeindeverfassung, in der eine Stadtverordnetenversammlung als gesetzgebendes und allgemein ausführendes Organ einen →Magistrat als rein ausführendes Organ wählt (Preußen 19. 11. 1808/30. 5. 1853). 1933 in Preußen und 1935 in dem Reich wird die Magistratsverfassung beseitigt, 1954 wird sie aber in Schleswig-Holstein, Bremerhaven und Hessen erneuert. →Selbstverwaltung
Lit.: Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1950, 2. A. 1969; Matzerath, H., Nationalsozialismus und kommunale Selbstverwaltung, 1970, 105; Grzywatz, B., Stadt, Bürgertum und Staat im 19. Jahrhundert, 2003; Dreßler, U., Die Spielregeln der Demokratie in den hessischen Gemeinden – 200 Jahre Magistratsverfassung, 2010; Dreßler, U., Die Spielregeln der Demokratie in den hessischen Gemeinden – 210 Jahre Magistratsverfassung, 2017
magistratus, magistrātus, lat., M., Amt eines Magisters, Würde eines Magisters, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. magister, →Magistrat, Amt, Amtsinhaber
Lit.: Rainer, M., Einführung in das römische Staatsrecht – Die Anfänge und die Republik, 1997
Magna Carta (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) (libertatum) (Magna Charta [libertatum], - ch griechisch, große Urkunde [der Freiheiten]) ist die seit 1531 nachweisbare Bezeichnung einer älteren Vorläufern folgenden, lateinischen, noch in vier Ausfertigungen (in Lincoln Cathedral, Salisbury Cathedral und 2 in der British Library) überlieferten und auch noch geltenden Urkunde des englischen, durch die Niederlage von Bouvines geschwächten Königs Johann I. Ohneland (John Lackland, 1199-1216 (mit letztlich einer Präambel und 63 Titeln). Auf ihren Text einigen sich König, 25 Barone und der Erzbischof von Canterbury bei Runnymede an dem 15. 6. 1215 und besiegeln ihn oder zumindest einen Entwurf: An dem 19. 6. 1215 wird er in abgeänderter Form in Kraft gesetzt. In der letztlich gültigen Fassung des Jahres 1225 wird die Magna Carta mehrfach bestätigt. 1299 wird sie als erste Urkunde in die Statute Rolls der Kanzlei des Königs aufgenommen. Nach ihr ist die Erhebung von Steuern an die Bewilligung der Großen gebunden (Grundlage des Parlamentarismus). Barone wollen nicht mehr vor dem auch mit Ministerialen besetzten königlichen Gericht Recht nehmen (lat. iudicium [N.] parium). Die wohl vor allem der Befriedung der Barone dienende Magna Carta setzt sich in England in der Petition of Rights (1628), der →Habeas-corpus-Akte (1679) und der →Bill of Rights (1689) fort und wirkt sich mittelbar auch auf Deutschland seit dem frühen 19. Jahrhundert in Forderungen nach Grundrechten für alle aus. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 110, 191; Gneist, R. v., Englische Verfassungsgeschichte, 1882; Holt, J., Magna Charta, 1965; Magna Carta, v. Howard, A., 1965; Kyriazis-Gouvelis, D., Magna Charta, 1984; Holt, M., Magna Charta and Medieval Government, 1985; Fryde, N., Why Magna Carta?, 2001; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/MagnaChartalibertatum1215.htm; Magna Carta and the England of King John, hg. v. Loengard, J., 2010 (Taschenbuch 2015); Vincent, N., Magna Carta, 2012; Magna Charta, religion and the rule of law, hg. v. Griffith-Jones, R. u. a., 2015; Blick, A., Beyond Magna Carta – A constitution for the United Kingdom, 2015
Magnus Eriksson (1306-1374) ist der schwedische (1319-1364) bzw. norwegische König (1319-1355, 1371-1374), der um 1350 ein schwedisches Reichsrecht (Landslag) und 1353 bis 1360 ein (in mehr als 100 Handschriften überliefertes) Stadtrecht für die schwedischen Städte (Stadslag, älteste überlieferte Handschrift 1387) erlässt, das bis 1734 gilt. S. Google
Lit.: Magnus Erikssons Landslag, übers. v. Holmbäck, Å./Wessén, E., 1962; Holmbäck, Å./Wessén, E., Magnus Erikssons Stadslag, 1966
Magnus Hakonarson Lagaboetir (Tönsberg 1. 5. 1238–Bergen 9. 5. 1280) ist der norwegische König (1263-1280), der die Landschaftsrechte und das Gefolgschaftsrecht (1273-1277, →Hirdskra) erneuert sowie 1274/1275 das erste für ganz Norwegen gültige Reichsrecht (Landslög) und 1276 das erste für Norwegen aufgezeichnete Stadtrecht erlässt. S. Google
Lit.: Böttcher, H., Das Glaubensbekenntnis im Landrecht Magnus Lagaboeters, 1971; Holmsen, A., Norges historie, 1977; Merzbacher, F., Das Landrecht des Königs Magnus Hakonarson lagaboetir, ZRG GA 99 (1982), 252
Magsühne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Bergh] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Sühne für die Verletzung eines Magen (Verwandten)
mahal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gericht, Mahl (2) (Wort 765 belegt und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen verbindbar)
Lit.: Schmidt-Wiegand, R., Die malbergische Glosse als Denkmal des Westfränkischen, 19969
Mahalareda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 517 einmal [in der Lex Burgundionum] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem burgundischen Volksrecht des frühen 6. Jahrhunderts die Aussteuer der Tochter. S. Google
Lit.: Baesecke, G., Die deutschen Worte der germanischen Gesetze, PBB 59 (1935), 57
Mahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1280 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1311 [Passau] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Essen (N.)
Lit.: Essen und Trinken in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Bitsch, J., 1987
Mahlgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gemeinschaft für ein Mahl
Lit.: Dörrer, A., Alte Mahlgemeinschaften im Lichte ihrer Zeit (313-1803), ZRG GA 70 (1953), 266; Trinkkulturen in Europa, hg. v. Fikentscher, R., 2008
Mahlschatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kaiserchronik] in sechsundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., zu Mahl 2) Mitgift, Heiratsgut
Mahlzwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1784 einmal [Westpreußen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der sachlich vielleicht schon mittelalterlich-frühneuzeitliche rechtliche Zwang, in einer bestimmten Mühle mahlen zu lassen.
Lit.: Koehne, K., Das Recht der Mühlen, 1904; Laufs, A., Die Mühle im alten deutschen Recht, (in) ZGO 147 (1999), 439
mahnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1230 [Mühlhausen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) auffordern, drängen
Mahnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen zunächst in allgemeinerer Bedeutung ab um 800 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist in der Gegenwart die einseitige, empfangsbedürftige Erklärung des Gläubigers, mit der er den Schuldner dringlich zu der sofortigen, ausnahmsweise zu der fristgebundenen Leistung auffordert. Bereits in dem römischen Recht kann der Schuldner, der gemahnt ist, sich nicht mit Unkenntnis aus dem Verzug entschuldigen. In dem Frühmittelalter führt das Unterbleiben der Leistung trotz Leistungsaufforderung zu einer Buße. Nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) begründet erst die Mahnung Verzugszinsen, wenn nicht die Zeit der Erfüllung ohnehin feststeht. S. Google
Lit.: Kaser § 37 II 1; Hübner § 76; Löning, R., Der Vertragsbruch im deutschen Recht, 1876, 26, 165; Harke, J., Schuldnerverzug 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Mahnverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine besondere Prozessart, in der für eine bestimmte Art von voraussichtlich unstreitigen Ansprüchen (auf Zahlung einer bestimmten Geldsumme) ohne Verhandlung dem Gläubiger eines Anspruchs ein rechtskräftiger vollstreckbarer Titel verschafft werden kann. Ein derartiges Verfahren gegen Abwesende kennt bereits der →Sachsenspiegel (1221-1224) (Landrecht I 70 § 2). Seit dem 12. Jahrhundert bezeugt außerdem die Vertragswirklichkeit in Italien die durch Vertragsstrafe gesicherte Verpflichtung des Schuldners zu der Abgabe eines gerichtlichen Geständnisses in der Vertragsurkunde. Später nimmt der Notar einen Zahlungsbefehl in eine Urkunde auf, bei deren Vorlage das Gericht die Vollstreckung verfügt. Auch in einem Gerichtsbuch oder einem Stadtbuch eingetragene Forderungen lassen sich vereinfacht durchsetzen. In dem Heiligen römischen Reich unterwirft sich der Schuldner seit der frühen Neuzeit durch Vollstreckungsklauseln dem unbedingten reichskammergerichtlichen →Mandatsprozess. 1877/1879 wird das Mahnverfahren durch Übernahme der Grundsätze des bedingten Mandatsprozesses zu einer allgemein anwendbaren Verfahrensform für Ansprüche auf Zahlung und auf Leistung vertretbarer Sachen oder Wertpapiere. In der Bundesrepublik Deutschland sind mit dem 1. 7. 1977 die Ausdrücke Zahlungsbefehl und Vollstreckungsbefehl durch die Bezeichnungen Mahnbescheid und Vollstreckungsbescheid ersetzt. →summarischer Prozess
Lit.: Köbler, DRG 116; Bayer, H. v., Theorie der summarischen Processe, 7. A. 1859, 19, 89; Skedl, A., Das Mahnverfahren, 1891
Mähren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie von dem tschechischen Namen des Flusses March - 892 Maraha - abgeleitet und mit dem Indogermanischen *mori, Sb., Wasser verbindbar, N.) ist das zwischen der böhmisch-mährischen Höhe, den Ostsudeten, Westbeskiden, kleinen Karpaten und dem Jarvornikgebirge gelegene, seit dem 6. Jahrhundert von Slawen besiedelte Gebiet, das 1029 an →Böhmen und nach bedeutender deutscher Einwanderung 1526 mit diesem an →Österreich fällt (Landesordnung 1545, 1628, mährischer Ausgleich durch Trennung der Wahlkörper zwischen Tschechen und Deutschen 1905 versucht) sowie an dem 28. 10. 1918 Teil der →Tschechoslowakei wird. An dem 15. 3. 1939 errichtet das Deutsche Reich unter Adolf Hitler ein mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs beseitigtes Protektorat Böhmen und Mähren. Bei der Auflösung der Tschechoslowakei (1992 zu dem 1. 1. 1993) wird Mähren Teil Tschechiens.
Lit.: Tomaschek, J., Der Oberhof Iglau in Mähren, 1868; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1912ff.; Wegener, W., Böhmen, Mähren und das Reich, 1959; Glassl, H., Der mährische Ausgleich, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,429; Seibert, F., Deutschland und die Tschechen, 1970; Bernt, A., Die Germanen und Slawen in Böhmen und Mähren, 1989; Hrabovec, E., Vertreibung und Abschub, 2. A. 1996; Kadlecova, M., Verneuerte Landesordnungen, ZRG GA 120 (2003), 150; Práva a zřízení Markrabství moravského z roku 1545 (Rechte und Landesordnung für die Markgrafschaft Mähren aus dem Jahre 1545, hg. v. Janiš, D., 2005; Rill, B., Böhmen und Mähren, 2006; Der mährische Landtag an der Schwelle der Neuzeit, Bd. 1, hg. v. Janiš, D. 2010; Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren April 1943-1945, hg. v. Hauff, L., 2020; Vondráček, J., Herrschaft, Verwaltung und Alltag im Protektorat Böhmen und Mähren, 2021
Mai (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1342 [Siegen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Name des Frühlingsmonats zwischen April und Juni
māiestās, maestās, magestās, lat., F., Größe, Hoheit, Erhabenheit, Würde, Majestät, Vortrefflichkeit, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx), s. māior (1)
Maiestas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] Größe) ist (erst) seit Jean →Bodin (1576) der Grundbegriff der Staatsgewalt (lat. summa potestas [F.]). Die maiestas wird seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von manchen (beispielsweise →Leibniz) dem Landesherrn zugesprochen. In dem Ergebnis erleichtert diese Vorstellung die Auflösung der hergebrachten Reichsverfassung.
Lit.: Schminck, C., Crimen laesae maiestatis, 1970; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975, 138; Struve, T., Staat und Gesellschaft im Mittelalter, 2004
Maiestas (F.) Carolina (lat., (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der auf älteren Entwürfen Přemysl Ottokars II. (1272) und Wenzels II. (1292) sowie einer Privatarbeit der Mitte des 14. Jahrhunderts (lat. Ordo [M.] iudicii terre Boemie, Landgerichtsordnung Böhmens) beruhende, lateinisch verfasste und in 2 bzw. 3 Handschriften überlieferte Entwurf Karls IV. für ein Landrecht →Böhmens von 1346 bis 1355 (1351-1354), der seit 1617 Maiestas Carolina genannt wird. Er gliedert sich in 127 Artikel (Häresie, Krongut, Beamte, Gericht, Strafe, Privatrecht). Wegen des Widerstands der Stände gegen die damit angestrebte Stärkung der Macht des Landesherrn wird die Maiestas Carolina 1355 als gegenstandslos geworden erklärt, tritt aber in dem 15. Jahrhundert gewohnheitsrechtlich in Kraft. 1527 bezeichnet König Ferdinand den Text als eine von Kaiser Karl IV. erlassene Landesordnung. S. Google
Lit.: Werunsky, E., Maiestas Karolini, ZRG GA 9 (1888), 64; Hobzek, Majestas Carolina a Rímské právo, 1931; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1ff. 1966ff.; Kejr, J., Die sog. Maiestas Carolina, (in) Studia Luxemburgensia, 1989, 79
Maifeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1633 [Beekman] in dem DRW-Archiv mit acht Archivzetteln] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) vielleicht entstellt aus (lat.) magis campus (M.) größere Versammlung?
Lit.: Eichler, D., Fränkische Reichsversammlungen unter Ludwig dem Frommen, 2007
Maigesetze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind die vier in dem Deutschen Reich in dem Mai 1873 in dem →Kulturkampf erlassenen Gesetze bzw. die in Österreich 1868 und 1874 zu der Eindämmung des Einflusses der katholischen Kirche erlassenen Gesetze (Ehegesetz, Schule-Kirche-Gesetz, Interkonfessionellengesetz 1868, Katholikengesetz, Religionsfondsgesetz, Anerkennungsgesetz 1874).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Hofstetter, A., Bismarck und der Kulturkampf, 2011; Preschers, H., Die Maigesetze, 2016
Mailand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Gallisch-Keltische teilweise mit dem Indogermanischen als Mitte der Ebene verbindbar, Sb.) in Oberitalien wird in dem 5. Jahrhundert v. Chr. von den gallischen Insubrern gegründet und ist in der Spätantike Residenz des Kaisers und Sitz eines Erzbischofs. Seit dem Anfang des 11. Jahrhunderts überflügelt es die langobardische Hauptstadt Pavia, seit dem frühen 12. Jahrhundert gewinnt es eine kommunale Verfassung (1225 Liber Statutorum). In dem 14. Jahrhundert gerät es unter die Herrschaft der Visconti und Sforza (1395/1397 Herzogtum), 1714 gelangt es an Österreich, 1859 an Sardinien und damit 1861 an Italien. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 104, 129; Köbler, Historisches Lexikon; Gli atti del Comune di Milano, 1919; Manaresi, C./Santoro, C., Gli atti privati milanesi e comaschi, Bd. 1 ff. 1933ff.; Visconti, A., Ricerche sul diritto pubblico milanese, Annali della r. università di Macerata 3 (1928); Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,122; Ambrosioni, A., Le pergamene della canonica di San Ambrogio, 1974; Milano, 1990; Keller, H., Mailand im 11. Jahrhundert, (in) Die Frühgeschichte der europäischen Stadt, hg. v. Jarnut, J., 1998, 81; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001; Grillo, P., Milano, 2001; Görich, K., Die Ehre Friedrich Barbarossas, 2001; Garlati, L., Schuldig eines Verbrechens, das es nicht gab, 2013; Cogné, A., Les propriétés urbaines du patriciat, 2017; Beyond Intolerance – The Milan Meeting in AD 313, hg. v. Dainese, D. u. a., 2018
Mailänder Toleranzedikt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Gallisch-Keltische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das 313 von Kaiser Konstantin dem Großen und Licinius erlassene, den Christen Freiheit des Gottesdiensts und Rückgabe der verstaatlichten Güter gewährende Edikt. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Beyond Intolerance – The Milan Meeting in AD 313, hg. v. Dainese, D. u. a., 2018
Maimonides (Ben Maimon), Moses (Córdoba 30. 3. 1138? [1135?]-Kairo 13. 12. 1204, 1230 als Rabbi Moyses erwähnt) fasst als bedeutendster jüdischer Religionsphilosoph, der schon durch erzwungene Ortswechsel den unterschiedlichsten muslimischen Herrschaften unterworfen ist, mit umfassenden Kenntnissen islamistischer Tradition in dem ausgehenden 12. Jahrhundert das gesamte, ihm bekannte jüdische Recht in klarer hebräischer Sprache in der 14bändigen →Mischne Tora (1180) zusammen (Führer der Unschlüssigen, um 1242/1244 lateinisch übersetzt). S. Google
Lit.: Ben-Chorin, S., Jüdischer Glaube, 1975, 2. A. 1979; Elon, M., Ha-Mischpat ha-‘ibri, Bd. 2 3. A. 1988, 877; Del Valle Rodriguez, C., Cartas y testamento de Maimonides, 1989; Hyoun, M., Maimonides, 1999; Hasselhoff, G., Dicit Rabbi Moyses, 2004; Stroumsa, S., Maimonides in His World, 2012; Höre die Wahrheit, wer sie auch spricht, hg. v. Muehlerthaler, L., 2014
Maine, Sir Henry James Sumner (1822-1888) wird nach dem Studium 1847 Professor für Civil law in Cambridge und 1850 Anwalt. Er hält in den Inns of Court Londons Vorlesungen zu dem römischen Recht und zu der vergleichenden Entwicklungsgeschichte des Rechtes. Hierauf gründet sich sein 1861 veröffentlichtes darwinistisch-evolutionstheoretisches Buch (engl.) Ancient Law (Altes Recht). Nach längerer Tätigkeit in Indien wird er 1869 Professor in Oxford und 1877 in Cambridge. S. Google
Lit.: Grant Duff, M., Sir Henry Maine, 1892; Cocks, R., Sir Henry Maine, 1988; Maine, H. Das alte Recht, hg. v. Dahle, H., 1997; Evans, M., Theories and Criticisms of Sir Henry Maine, 2018
Mainz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Keltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an dem Einfluss des Maines in den Rhein ist seit etwa 10 n. Chr. Sitz des römischen Oberbefehlshabers für das obere Germanien und in der Nachfolge des Bonifatius (746/747-754) Sitz eines Erzbischofs, für den bis 1223 550 Urkunden nachgewiesen sind. Von 1331/1424 bis 1462 ist die Stadt tatsächlich weitgehend unabhängig von ihrem kurfürstlichen Stadtherrn. Zwischen 1440 und 1454 entwickelt sich in Mainz nach Vorläufern in China unter Johann Gutenberg der Buchdruck. 1476 erhält Mainz eine Universität, die nach Schließung in napoleonischer Zeit (1792/1797/1814/1816) 1946 wieder errichtet wird. Von dem 21. 12. 1792 bis zu dem 23. 7. 1793 wird in Mainz unter Einfluss Frankreichs und Lösung von dem Heiligen römischen Reich Demokratie versucht. nach 1945 wird es Landeshauptstadt des Bundeslands Rheinland-Pfalz (2020 knapp 220000 Einwohner). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Hallein, L., Mainzer Civilrecht im 14. und 15. Jahrhundert, 1891; Roth, W., Zur Geschichte der Juristenfakultät zu Mainz im 15./16. Jahrhundert, ZRG GA 22 (1902), 359; Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beamtentum im Kurfürstentum Mainz, 1908; Stimming, M., Die Wahlkapitulationen der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz (1233-1788), 1909; Hensler, E., Verfassung und Verwaltung von Kurmainz um das Jahr 1600, 1909; Stutz, U., Der Erzbischof von Mainz und die deutsche Königswahl, 1910; Stimming, M., Die Entstehung des weltlichen Territoriums des Erzbistums Mainz, 1915; Schmitt, K., Erzbischof Adalbert von Mainz als Territorialfürst, 1920; Klibansky, E., Die topographische Entwicklung der kurmainzischen Ämter in Hessen, 1925; Falk, H., Die Mainzer Behördenorganisation in Hessen und auf dem Eichsfelde, 1930; Mainzer Urkundenbuch, hg. v. Stimming, M. u. a., Bd. 1ff. 1932ff.; Schrohe, H., Das Mainzer Geschlecht zum Jungen, 1933, Hasselwander, N., Aus der Gutachter- und Urteilstätigkeit an der alten Mainzer Juristenfakultät, 1956; Wysocki, J., Kurmainz und die Reunion, Diss. phil. Mainz 1961; Otte, A., Die Mainzer Hofgerichtsordnung von 1516/1521, 1964; Just, L./Mathy, H., Die Universität Mainz, 1965; Duchhardt, H., Philipp Karl von Eltz, 1969; Die Geschichte des Mainzer Erzkanzlerarchivs 1782-1815, hg. v. Mathy, H., 1969; Weber, E., Die Mainzer Zentraluntersuchungskommission, 1970; Martin, W., Der Lehnhof der Mainzer Erzbischöfe, 1971; Geschichte der Stadt Mainz, hg. v. Brück, P. u. a., Bd. 1ff. 1972ff.; Lautzas, P., Die Festung Mainz, 1973; Diener, H., Die Gründung der Universität Mainz, 1467-1477, 1974; Pick, E., Mainzer Reichsstaatsrecht, 1977; Demandt, D., Stadtherrschaft und Stadtfreiheit, 1977; Pick, E., Die Professoren des Rechts an der Mainzer Universität, (in) FS O. Mühl, 1981, 509; Aufklärung und Erneuerung des juristischen Studiums, hg. v. Pick, E., 1983; Schlösser, S., Der Mainzer Erzkanzler im Streit der Häuser Habsburg und Wittelsbach um das Kaisertum, 1986; Dumont, F. u. a., Mainz, 1998; Kurmainz, das Reichserzkanzleramt und das Reich, hg. v. Hartmann, P., 1998; Die Mainzer Kurfürsten des Hauses Schönborn als Reichserzkanzler und Landesherren, hg. v. Hartmann, P., 2002; Bausteine zur Mainzer Stadtgeschichte, hg. v. Matheus, M., 2002; May, G., Die Organisation von Gerichtsbarkeit und Verwaltung in der Erzdiözese Mainz, 2004; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005; Grathoff, S., Mainzer Erzbischofsburgen, 2005; Heuser, R., Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten, 2008; Empell, H., Gutenberg vor Gericht, 2008; Mainzer (Erz-)Bischöfe in ihrer Zeit, hg. v. Felten, F., 2008; Der Nationalsozialismus in Mainz, hg. v. Dobras, W., 2008; Die ältesten Urkunden der Erzbischöfe von Mainz (888-1109), hg. v. Fees, I. u. a., 2008; Kißener, M., Anfänge der modernen Demokratie in Mainz, 2011; Vita Arnoldi archiepiscopi Moguntinensis, hg. v. Burkhardt, S., 2014; Kersten, E., Mainz – Die geteilte Stadt, 2014; König, C., Mit einem Bücherhaufen fing es an, 2019; Die Mainzer Republik, hg. v. Berkessel, H. u. a., 2019; Krach, T., Das Novemberprogrom in Mainz im Spiegel seiner strafrechtlichen Aufarbeitung, 2021
Mainzer Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Keltische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Landrecht des Erzstifts Mainz von dem 24. 7. 1755/1. 1. 1756, das auf dem Rheingauer Landbrauch beruht (1442 Recht und Ordnung eyns Waltpoden zu Menz, 17. Jahrhundert Aufzeichnung des rheingauischen Landbrauchs durch Nikolaus Itzstein). Es gliedert sich in 32 Titel und enthält hauptsächlich Familienrecht und Erbrecht. Seine Geltung endet linksrheinisch 1804, rechtsrheinisch 1900 (bzw. in Nachwirkungen in dem Laufe des 20. Jahrhunderts). S. Google
Lit.: Churfürstliche Mayntzische Land-Recht, 1755; Hallein, L., Mainzer Civilrecht im 14. und 15. Jahrhundert, 1891; Faust, H., Das Mainzer Landrecht von 1755, 1924; Backhaus, F., Das eheliche Güterrecht des Mainzer Landrechts von 1755, Diss. jur. Heidelberg 1953; Griebl, L., Die Behandlung von Geisteskranken und Verschwendern im frühneuzeitlichen Territorialstaat (1495-1806), 2010
Mainzer Reichslandfriede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Keltische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der 29 Artikel umfassende, deutsch gehaltene Landfriede Friedrichs II. von dem 12. 8. 1235. Er drängt die Selbsthilfe zurück und stärkt die Stellung des Gerichts. Er sieht u. a. einen Hofrichter bzw. ein Hofgericht vor. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Klingelhöfer, E., Die Reichsgesetze, 1955; Buschmann, A., Mainzer Reichslandfriede und Konstitutionen von Melfi, (in) FS R. Gmür, 1983, 369; Berhorst, M., Die Landfriedensbewegung im Mittelalter, 2007; Fey, T., Die Spannungen zwischen Städten und Reichsfürsten und die staufische Städtepolitik unter Friedrich II., 2014
Mainzer Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Keltische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der (in dem Heiligen römischen Reich) durch Erklärung eines rheinisch-deutschen Nationalkonvents an dem 17. 3. 1793 in dem Gebiet zwischen Bingen und Landau entstehende unabhängige Staat mit dem Volk als einzigem Souverän. Die Mainzer Republik endet an dem 23. 7. 1793 durch Übergabe an →Preußen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon 724; Die Mainzer Republik, hg. v. Landtag des Landes Rheinland-Pfalz, 1993; Die Mainzer Republik 1792/93, 2013
maior, māior, lat., Adj. (Komp.), größere; Q.: XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. māgnus
maior (lat. [M.]) Größere, Vw.: s. maior, māior
maior vigintiquinque annis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, älter als 25 Jahre, volljährig, s. Lex Laetoria, um 200 v. Chr.)
Maior dividat, minor eligat (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar. Der Ältere soll teilen, der Jüngere darf wählen). Nur ein schwacher und schamloser Betrüger E. teilt als Jüngerer (beispielsweise auf Grund einer Amtsstellung) bewusst ungerecht und wählt dann auch noch selbst den größeren Teil. →Erbauseinandersetzung
Lit.: Wacke, A., Der Jüngste stimmt zuerst, (in) JA 1981, 176; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Plutarch für das 8. Jahrhundert v. Chr.)
maior (M.) domus (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →Hausmeier
Lit.: Köbler, DRG 76
maiores (M.Pl.) et meliores (M.Pl.) terrae (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Größere und Bessere des Landes, s. Google, →Landstände
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Maitland, Frederic William (London 28. 5. 1850-Las Palmas/Kanarische Inseln 20. 12. 1906), Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Cambridge und Lincoln’s Inn 1876 Anwalt, 1884 Dozent für englisches Recht in Cambridge und 1888 Professor. Er verfasst (mit Frederick Pollock) die (engl.) History of English Law before the Time of Edward I (Bd. 1f. 1895, Geschichte des englischen Rechtes vor Eduard I.), die nach einer Übersicht über die äußere Rechtsgeschichte die inhaltlichen Einrichtungen und Lehren darstellt. Dabei verbindet er Politik und Wirtschaft mit dem Recht und die Vergangenheit mit der Gegenwart. 1886/1887 gründet Maitland die Selden Society.
Lit.: Bracton’s Note Book, hg. v. Maitland, F., Bd. 1ff. 1887; Pollock, F./Maitland, F., The History of English Law, Bd. 1f. 1895; Maitland, F., Domesday Book and Beyond, 2. A. 1907; Fisher, H., Frederic William Maitland, 1910; Maitland, F. ZRG GA 33 (1912), 521; Maitland, F., Selected historical essays, hg. v. Cam, H., 1957; Cameron, J., Frederick (!) William Maitland and the history of English law, 1961; Bell, H., Maitland, 1965; The letters of Frederic William Maitland, hg. v. Fifoot, C., 1965; Elton, G., Frederic William Maitland, 1985
Maiverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem Mai 1934 für Österreich erlassene Verfassung für einen christlichen deutschen Bundesstaat (autoritären Ständestaat des Austrofaschismus).
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfOeMai1934.htm
Majestät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1200 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1238 [Lamprecht von Regensburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herrscher
Majestätsbeleidigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1559 [TrierJb. 11 1960 33] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Angriff auf den (vom Staat verschiedenen) Herrscher. Die Majestätsbeleidigung findet sich sachlich 393 in einer Konstitution Theodosius‘ I., in der die Beleidigung des Kaisers aus der allgemeinen Strafverfolgung ausgesondert wird. 397 werden aber alle führenden Personen geschützt. Die Beleidigung des Kaisers (oder Königs) tritt danach wieder in der Bamberger Halsgerichtsordnung (→Constitutio Criminalis Bambergensis) von 1507 auf. In der Folge wird die Majestätsbeleidigung dem →Hochverrat nachgeordnet. 1922 werden in dem Deutschen Reich Reichspräsident und Regierungsmitglieder besonders geschützt, 1951 in der Bundesrepublik Deutschland die höchsten Staatsorgane. S. Google
Lit.: Bosse, H., Über Hochverrat, beleidigte Majestät und verletzte Ehrerbietung, 1802; Schroeder, F., Der Schutz von Staat und Verfassung im Strafrecht, 1970; Czech, P., Der Kaiser ist ein Lump und Spitzbube, 2010; Vom Majestätsverbrechen zum Terrorismus, hg. v. Härter, K., 2012
Majestätsbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [Würzburg MWirzib. VIII 491] in achtzehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein eine von einem Herrscher ausgestellte Urkunde und besonders in der Neuzeit eine Freiheitsurkunde für Untertanen (beispielsweise Rudolfs II. von dem 9. 7. 1609 für Böhmen, nach dem 8. 11. 1620 aufgehoben).
Lit.: Gindely, A., Geschichte der Erteilung des Majestätsbriefes von 1609, 1858
Majestätsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.), s. Google, →crimen laesae maiestatis
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schaffstein, F., Verräterei und Majestätsverbrechen, (in) FS W. Weber, 1974; Schminck, C., Crimen laesae maiestatis, 1970; Vom Majestätsverbrechen zum Terrorismus, hg. v. Härter, K. u. a., 2012
Majorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1628 [Lünig, CJFeud. II 373] in vierundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Mittellateinische teilweise mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Einzelnachfolge des Ältesten bei dem →Familienfideikommiss.
Lit.: Coing, H., Europäisches Privatrecht, 1985, 385ff.
Majorität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1818 einmal [Landsberg in DRW-Archiv mit sechs Archivzetteln] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.), s. Google, →Mehrheit
Lit.: Elsener, F., Zur Geschichte des Majoritätsprinzips, ZRG KA 73 (1956), 73
Makedonien (Mazedonien, Nordmazedonien, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen belegt, N.)) ist ein südosteuropäisches Gebiet, dessen (in der Antike stets nicht als richtige Griechen angesehene) Bewohner unter den Königen Philipp II. und Alexander (dem Großen 336-323 v. Chr.) →Griechenland erobern, das ab 148 v. Chr. aber römische Provinz wird. Über Ostrom gelangt Makedonien 1317 an die →Osmanen. 1913 fällt Makedonien durch Eroberung an Serbien (1918 →Jugoslawien) (und Griechenland). Nach gescheiterter Zwangsintegration wird es 1992 selbständig. In einem Streit mit Griechenland nimmt der 25713 Quadratkilometer mit rund zwei Millionen Menschen (zwei Drittel Slawen, ein Viertel Albaner) umfassende Staat 2019 den Namen Nordmazedonien an.
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 4,5,332; Adanir, F., Die makedonische Frage, 1979; Errington, M., Geschichte Makedoniens, 1986; Makedonien, hg. v. Lukan, W. u. a., 1999; Mari, M., Al di là dell’Olimpo, 2002; Küpper, H-, Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005, 306ff., 606ff.; Rois, cités, nécropoles, hg. v. Guimier-Sorbets, A. u. a., 2006; Boskovska, N., Das jugoslawische Makedonien 1918-1941, 2009; Steinmann, I., Die Ehescheidung in der Republik Mazedonien, 2009; Brill’s Companion to Ancient Macedon, hg. v. Fox, R., 2011; Fündling, J., Philipp II. von Makedonien, 2014; Lexicon of Argead Makedonia, hg. v. Heckel, W. u. a., 2020
Makkabäer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.Pl.) Führer eines Aufstands von Juden gegen Syrer um 150 v. Chr., s. Google)
Lit.: Die Makkabäer, hg. v. Avemarie, F. u. a., 2017
makeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1465 [HanseRez.2 V 435] in rund zwanzig Stellen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Neuniederländischen aufgenommen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vermitteln
Makler, Mäkler (Wort Makler in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – Makler - ab 1252 [Flandern/CorpAltdtOrUrk. I 46, mekeler LübUB. II 922 1300] und – Makler - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google Makler und landschaftllich Mäkler belegt sowie über das Mittelniederländische über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Maklerlohn, M. 1669) ist, wer gegen Entgelt eine Gelegenheit zu dem Abschluss eines Vertrags nachweist oder einen Vertrag vermittelt. Der Makler ist sachlich bereits dem griechischen und römischen Altertum bekannt. In dem Mittelalter entwickelt sich der Makler vielleicht zuerst in Italien (Genua 1154), wo Maklerzwang besteht und der Makler als objektiver Dritter von beiden Geschäftspartnern entlohnt wird. In dem mittleren Europa ist die Stellung des Maklers freier. In der Neuzeit finden sich zahlreiche gesetzliche Regelungen. Der absolute Staat fördert monopolisierende Tendenzen, die in dem 19. Jahrhundert beseitigt werden.
Lit.: Goldschmidt, L., Ursprung des Mäklerrechts, (in) ZHR 28 (1882), 115; Beukemann, U., Die Geschichte des Hamburger Mäklerrechts, 1912; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913, 28, 99, 152; Fröber, H., Die Entstehung der Bestimmungen des BGB, 1997; Axmann, M., Maklerrecht und Maklerwesen bis 1900, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Maklerlohn, Mäklerlohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Maklerlohn und Mäklerlohn - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1671 [SammlLivlLR. II 542, mekler-lohn Silberrad, J. G., Dissertatio de sensalibus 2. A. 1716 57] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber Maklerlohn und Mäklerlohn in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Entgelt des Maklers für seine Leistung
mala fides (lat. [F.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) böser Glaube (schadet nachträglich nicht bei Ersitzung des römischen Rechtes, wenn der Erwerber in dem Erwerbszeitpunkt gutgläubig ist.)
Lit.: Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985
Malbaum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1037? [Beyer, UB. I 362 Mittelrhein] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) mit einem Mal oder Grenzzeichen versehener Baum
Malberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 anscheinend nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt – nur lat. [M.] mallobergus – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem fränkischen Frühmittelalter der Ort der (Gericht haltenden) Versammlung (in mallobergo).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80, 85
malbergisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Malberg betreffend
Malbergische Glosse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der nichtlateinische Einschub in den ältesten Fassungen des salfränkischen Rechtes (lat. Pactus [M.] legis Salicae, 507-511, Textklassen A, C, D, beispielsweise mallobergo reapten[a] hoc est zu Titel 1, 1). Die malbergischen Glossen haben ihren Namen davon, dass sie meist durch (lat.) (in) mallobergo (auf dem →Malberg) eingeleitet werden. Vielleicht sind sie als ursprüngliche Randnotizen später in den Text geraten. Trotz starker Verderbnis sind sie wertvolle Zeugnisse des ältesten bekannten fränkischen Sprachstands. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 80; Kern, H., Notes on the Frankish Words in the Lex Salica, (in) Lex Salica, hg. v. Hessels, J., 1880, 431; Helten, W. v., Zu den malbergischen Glossen, (in) PBB 25 (1900), 225; Baesecke, G., Die deutschen Worte der germanischen Gesetze, (in) PBB 59 (1935), 1; Schmidt-Wiegand, R., Zur Geschichte der malbergischen Glosse, ZRG GA 74 (1957), 220; Gutenbrunner, S., Studia mallobergica, ZRG GA 81 (1964), 298; Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, 276; Balon, J., Theo, (in) Archivum latinitatis medii aevi 33 (1963), 103; Schmidt-Wiegand, R., Das fränkische Wortgut der Lex Salica als Gegenstand der Rechtssprachgeographie, ZRG GA 84 (1967), 275; Schmidt-Wiegand, R., Die malbergischen Glossen als Denkmal des Westfränkischen, (in) Rhein. Vjbll. 33 (1969), 396; Beyerle, F., Die Malberg-Glossen der Lex Salica, ZRG GA 89 (1972), 1; Seebold, E., Die malbergischen Glossen, (in) PBB 129 (2007) 1ff.
maleficium, malficium, malificium, lat., N., böse Tat, Übeltat, Frevel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. malus, facere, seit dem Hochmittelalter auch Bedeutung Hexerei
Lit.: Köbler, DRG 158; Köbler, LAW; Hampl, T., Die Nürnberger Malefizbücher, 1927; Christel, C., Die Malefizprozessordnung des Codex Maximilianeus von 1616, Diss. jur. Regensburg 1975
Malefiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1304 [Tirol/ÖW. V 184] beleg, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Malefizkerl und in Malefizlump belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Übeltat, Missetat, Straftat
Malefizordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [TirolLO. 1526 fol. h vr] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich an der Wende des Mittelalters zu der Neuzeit auftretende Ordnung bzw. Landesordnung für Straftaten (beispielsweise Tirol 1499, teilweise so genannte Maximiliana). Sie wird 1532 durch die subsidiär gelten wollende (lat.) Constitutio Criminalis Carolina (Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) ergänzt. Seit dem 18. Jahrhundert wird sie durch neuere Strarechtsgesetze und Strafrechtskodifikationen abgelöst (Bayern 1751, Österreich 1768, 1803, Bayern 1813, Preußen 1851, Österreich 1852 u. s. w.). S. Google
Maleville, Jacques de (1741-1824), Advokat in Bordeaux, Anhänger der französischen Revolution, Präsident der zivilgerichtlichen Abteilung des Kassationsgerichtshofs, wird von Napoleon zum Sekretär-Redakteur der Kommission zu der Ausarbeitung eines →Code civil berufen. In der Gesetzgebungsarbeit unterstützt er das römische Recht und kommentiert 1805 das Ergebnis unparteiisch (Analyse raisonée). Später tritt er auf die Seite der Reaktion über. S. Google
Lit.: Latour, J., Jacques de Maleville, 1929
Malik ibn Anas (708/716-796), s. Google →Muwatta
Mallersdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)
Lit.: Pölsterl, G., Mallersdorf, 1979
Malleus maleficarum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Hexenhammer
mallobergus (lat. [M.]) → (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [Pactus legis Salicae MGH 180, M., Vereinbarung des salfränkischen Rechtes] in zwölf? Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Malberg, Verhandlungsberg
mallus (lat. [M.]), mallum (lat. [N.] (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 511/558 Cap. I 1 S. 5 Kapitular] in rund dreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. N.) Versammlung, Gerichtsversammlung
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Platon, G., Le mallus, 1889; Estey, F., The Meaning of ,Placitum‘ and ,Mallum‘, (in) Speculum 1947, 435; Tiefenbach, H., Studien zu Wörtern volkssprachiger Herkunft, 1973, 71; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985
Malmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 881 [Richter, Paderborn I Anh. p. 5] in vierundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google unter Mahlmann belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gerichtsmann, Markgenosse
Lit.: Lamberg, P., Die Malmannen im sächsischen Freienrecht des Mittelalters, (in) Osnabrücker Mitteilungen 75 (1968), 126
Malscult (as. [F.] (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, als Mahlschuld ab 1189 [Hamburg] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Dingschuld, eine Abgabe
Lit.: Molitor, E., Die Stände der Freien, 1910, 10
Malta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht von punisch malet, Sb. Zufluchtsort? abgeleitet, N.) ist der zwischen Italien und Tunesien und südlich Siziliens gelegene, 316 Quadratkilometer große und aus drei bewohnten Inseln bestehende Staat in dem Mittelmeer. Malta weist große Tempelbauten des 4. Jahrtausends v. Chr. auf und gelangt nacheinander an Phönizier/Punier/Karthager (7. Jahrhundert v. Chr.), Römer (218 v. Chr.), Ostrom (395 n. Chr.), Vandalen, Ostgoten, Muslime (870), Normannen (1091), den Johanniterorden (1530), Frankreich (1798) und Großbritannien (1800/1802). 1964 wird es unabhängig, 1974 parlamentarische Republik und zu dem 1. 5. 2004 Mitgliedstaat der Europäischen Union. S. Google
Lit.: Oeckl, W., Kolonialherrschaft contra Selbstbestimmung, 1981; Betz, W., Malta, 1994; Freller, T., Die Geschichte Maltas 2008; Abulafia, D., Das Mittelmeer, 2014
Malteser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL als Hunderasse – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., s. Malta). →Johanniter
Lit.: Der Johanniter-Orden, der Malteser-Orden, der ritterliche Orden des heiligen Johannes vom Spital zu Jerusalem, 1970; Staehle, E., Geschichte der Johanniter und Malteser, Bd. 1ff. 2002; Sarnowsky, J., Die Johanniter, 2011; Burlamacchi, M., Nobility, honour and glory – A brief military story of the Order of Malta, 2013
Malumbra, Ricardus ist ein vielleicht in Cremona 1264 geborener, 1289 als doctor legum bezeugter, seit 1295 in Padua lehrender Jurist.
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 593
Mamluk, Mameluk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mameluck 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Arabischen bzw. Semitischen aufgenommen, M.) in Besitz Befindlicher, Abtrünniger, weißer Sklave
Lit.: Brandes, J., Die Mameluken, 1996; Wiederhold, L., Das Rechtslexikon Qawa’id al-fiqh und sein Autor, 2015
Man ist eine Insel in der Irischen See mit etwa 85000 Einwohnern, die weder der Europäischen Union noch dem Vereinigten Königreich von Großbritannien angehört, wohl aber den britischen Inseln und eigene Gesetzgebung und Rechtsprechung hat. S. Google
Lit.: Zillmer, M., Die Rechtsordnung der Isle of Man, 2012
Manchester beruht auf dem römischen Kastell Mancunium. 1229 erhält der Ort Marktrecht, 1838 Stadtrecht. 1851 wird Manchester Sitz einer Universität. S. Google
mancipare, mancipāre, mancupāre, lat., V., fangen, zum Eigentum geben, überlassen (V.), Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx,s. manus, capere
mancipatio, mancipātio, mancupātio, lat., F., feierliche Übernahme einer Sache, Verkauf, Kauf, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. mancipāre
Mancipatio (lat. [F.] Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist bereits in dem altrömischen Recht ein allgemeines Geschäft für die Überführung aus der Gewalt eines Hausvaters in die Hausgewalt eines anderen Hausvaters. Dabei ergreift jemand als Erwerber eine handgreifbare Sache (lat. res [F.] mancipi) eines anderen vor fünf mündigen Bürgern als Zeugen und einem Waagehalter (lat. [M.] libripens), spricht eine sein Eigentum an der handgreifbaren Sache behauptende Formel und lässt den tatsächlichen Betrag des Wertes der Sache dem anderen in Erz (lat. aes [N.] Kupfer) in einer Waage (lat. [F.] libra) zuwägen (Libralgeschäft), wobei dieser das Metall unter schweigender Duldung der Handgreifung annimmt, so dass ein eigentliches positives einverständliches Zusammenwirken nicht ausgedrückt wird. Der bisherige Gewalthaber ist danach Vormann (lat. [M.] →auctor) des neuen Gewalthabers. Später wird die mancipatio dadurch fortgebildet, dass das Erz nicht mehr tatsächlich, sondern nur noch sinnbildlich in der Form einer einzigen kleinen Münze (lat. nummo uno, eine Münze) zugewogen wird. Diese mancipatio nummo uno dient dann der Erlangung der Gewalt über handgreifbare Sachen und Menschen auch außerhalb des Barkaufs in einer Vielzahl von Fällen (beispielsweise Kreditkauf, Treuhand, Mitgift, Adoption, Eheschließung [lat. coemptio], Emanzipation u. s. w.). Die mancipatio ist ein abstraktes Verfügungsgeschäft. In dem spätantiken römischen Recht ist die mancipatio verschwunden, in den Juristenschriften der Digesten mancipatio durch (lat. [F.]) →traditio (formlose Übergabe) ersetzt. S. Google
Lit.: Kaser § 7 I, 24 II, 27 I 2, 38 II 1a, 41 I 1; Söllner §§ 8, 12, 18, 24; Köbler, DRG 22ff., 40, 61f.; Randazzo, S., Leges mancipii, 1998
mancipium, mancupium, lat., N., förmliche Kaufvollziehung, Eigentumserwerbung, förmlicher Kauf, Sklave, Kaufsklave, XII tab. (um 450 v. Chr.); E.: s. manus, capere
Mancipium (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die Handgreifung, die dadurch erlangte, der Herrenstellung über Sklaven ähnliche Gewalt über ein fremdes Hauskind und übertragen der Sklave. In dem Mittelalter ist mancipium der Unfreie, doch nimmt die Verwendung des Wortes von dem Beginn des 11. Jahrhunderts an stark ab. S. Google
Lit.: Kaser §§ 7 I 1d, 16 III 1, 60 I 3b; Söllner §§ 8, 20; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 21; Köbler, LAW; Dubled, H., Mancipium au Moyen Age, (in) Revue du Moyen Age Latin 5 (1949), 51; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Köbler, G., Lateinisch-germanistisches Lexikon, 2. A. 1984.; Randazzo, S., Leges mancipii, 1998; Bondue, D., De servus à sclavus - La fin de l’esclavage antique (371-918), 2011
Mandat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [KemptenStB. Beck p. 38] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie als Lehnwort zu lat. mandatum [N.] um 1300 aufgenommen, N.). In dem Prozessrecht bezeichnet es das Verhaltensgebot des Gerichts an eine Partei oder einen Dritten, aber auch den Auftrag einer Partei für einen Vertreter. Daneben wird später auch von dem Mandat eines Abgeordneten einer Volksvertretung und von dem Mandat als internationalem Auftrag des Völkerrechts gesprochen. S. Google
Lit.: Triepel, H., Delegation und Mandat im öffentlichen Recht, 1942; Müller, C., Das imperative und freie Mandat, 1966; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976, 52
Mandatsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz- und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) ist in der frühen Neuzeit eine Form des →summarischen Prozesses, bei dem auf Antrag des Klägers dem Beklagten durch gerichtliches Gebot (→Mandat) ein bestimmtes Verhalten auferlegt wird. Vorkommen gerichtlicher Anordnungen finden sich bereits in dem frühen und hohen Mittelalter, allgemeine Bedeutung erlangen sie aber erst mit dem Übergang der höchsten Gerichtsgewalt von dem König auf das Reichskammergericht an dem Ende des Spätmittelalters (1495). Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts (1555) wird dabei zwischen bedingtem Mandat, bei dem sich der Empfänger auf alle rechtlichen Gegengründe stützen darf, und dem unbedingten Mandat, bei dem der Empfänger nur die Unrichtigkeit der tatsächlichen Mandatsgrundlagen vortragen darf, unterschieden. Von dem →Reichskammergericht geht der hierdurch geprägte Mandatsprozess in das partikulare Verfahrensrecht über. Hieraus entwickelt sich das 1833 bzw. 1846 in Preußen eingeführte →Mahnverfahren und die mandatsähnliche →einstweilige Verfügung (Hannover 1850, Baden 1851). S. Google
Lit.: Bayer, H. v., Theorie der summarischen Processe, 7. A. 1859, 19; Skedl, A., Das Mahnverfahren, 1891; Poetsch, J., Die Reichsjustizreform von 1495, 1912; Hinz, M., Der Mandatsprozess des Reichskammergerichts, (in) Commémoration du 500e anniversaire de la création du Parlament, 1977, 343; Rohmeyer, H., Geschichte und Rechtsnatur der einstweiligen Anordnung, Diss. jur. Hamburg 1967, 148; Uhlhorn, M., Der Mandatsprozess, 1991; Wunderlich, S., Das Protokollbuch des Matthias Alber, 2011
Mandatsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Mandatsprozess
mandatum, mandātum, lat., N., Auftrag, Befehl, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mandāre
Mandatum (lat. [N.]) ist in dem römischen Recht einerseits der unentgeltliche Auftrag (Konsensualkontrakt), der eine Tätigkeit jeder Art betreffen kann, andererseits seit etwa der Zeitenwende die Dienstanweisung des Staatsoberhaupts (lat. [M.] princeps) beispielsweise an einen Provinzstatthalter, die bald als gesetzesgleich gilt. Dieser Sprachgebrauch setzt sich in dem lateinischen Frühmittelalter entsprechend fort.
Lit.: Kaser §§ 38 II 1d, 44 I; Söllner §§ 9, 17, 18; Köbler, DRG 31, 47, 64; Watson, A., Contract of Mandate in Roman Law, 1961; Klami, H., Mandatum and labour, ZRG RA 106 (1989), 575; Marotta, W., Mandata principum, 1991; Schubert, D., Die Mandatarhaftung im römischen Recht, 2014
Manegold von Lautenbach (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Lautenbach bei Gebweiler in dem Elsass wohl nach 1030-nach 1103) wird nach Studien in Lautenbach und Paris Wanderlehrer in Frankreich. Nach 1080 wird er Mönch in Lautenbach und flüchtet von dort nach Rottenbuch. 1089 wechselt er als Propst nach Marbach. Seinen Streitschriften gegen Wenrich von Trier und Wolfhelm von Brauweiler wird der Gedanke der →Volkssouveränität entnommen. S. Google
Lit.: Koch, G., Manegold von Lautenbach und die Lehre von der Volkssouveränität, 1902; Laakmann, R., Die Königsgewalt bei Manegold von Lautenbach, Diss. jur. Hamburg 1969; Fuhrmann, H., Volkssouveränität und Herrschaftsvertrag bei Manegold von Lautenbach, (in) FS H. Krause, 1975, 21; Sturlese, L., Die deutsche Philologie im Mittelalter, 1993, 77ff.
manere, manēre, lat., V.: nhd. bleiben, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *men- (5), bleiben, stehen
Mangel (M., Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1060-1080 in EDEL [Wiener Genesis] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1280 [Regensburg/CorpAltdtOrUrk. I 377] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Knappheit, Mangelrüge 1881) ist das Fehlen einer vorausgesetzten Beschaffenheit einer Sache oder einer sonstigen Gegebenheit.
Lit.: Niedrig, H., Die Mängelrüge, 1994; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Mangelfolgeschaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der infolge des Mangels einer Sache an dem sonstigen Vermögen des Erwerbers zusätzlich entstehende Schaden (beispielsweise durch vergiftetes Futter sterben an sich gesunde Tiere) des Erwerbers. S. Google
Mangelrüge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber Mängelrüge in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1881) Rüge des Erwerbers wegen eines Mangels des von dem Veräußerer gelieferten Gegenstands
Mangelschaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in dem Mangel einer gelieferten Sache bestehende Schaden (beispielsweise ein gekauftes Buch ist wegen fehlender oder verkehrt bedruckter 100 Seiten 10 Euro weniger wert als ein vollständiges Buch). S. Google
Manifest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528/1704 [Codex Austriacus II 2] bzw. 1611 [NlWB. IX 206] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Programm, Ankündigung, →Kommunistisches Manifest
manifēstus, manufēstus, lat., Adj., handgreiflich, offenbar, augenscheinlich, überführt, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. manus, *fendere
Mann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (erwachsene) männliche Mensch. In dem Laufe der gesellschaftlichen Entwicklung der Menschen setzt er wohl auf Grund seiner durchschnittlichen körperlichen Überlegenheit und den durch Schwangerschaften verursachten Nachteilen der Frau einen verhältnismäßigen Vorrang gegenüber der Frau in der Gesellschaft durch. Seit der Aufklärung wird der dadurch geschaffene Patriarchat zurückgedrängt und Gleichbehandlung verlangt und mehr und mehr auch erreicht. Durchschnittlich werden – innerhalb der Menschen - zwar etwas mehr Männer als Frauen geboren und sind Frauen früher häufig an Schwangerschaften früh gestorben, doch ist in der Gegenwart die durchschnittliche Lebenserwartung der Frau höher als die des Mannes.
Lit.: Rabe, C., Gleichwertigkeit von Mann und Frau, 2006; Martschukat, J./Stieglitz, O., Geschichte der Männlichkeit, 2008
Männerbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) nur Männer als Mitglieder zulassender Bund
Lit.: Schurtz, H., Alterklassen und Männerbünde, 1912; Widdig, B., Männerbünde und Massen, 1992; Bruns, C., Politik des Eros, 2008
Mannesvorzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Bevorzugung von Männern insbesondere in dem Erbrecht. Der Mannesvorzug ist in älteren Zeiten weit verbreitet. Wegen seines Verstoßes gegen den Gleichheitsgrundsatz wird er auf Grund des Gleichberechtigungrundsatzs in dem 20. Jahrhundert weltweit weitgehend beseitigt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Mannfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Mannsfall 1631 [Heider, Lindau 890] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Tod des Lehnsmanns
Mannheiligkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur 1932 einmal [ZRG GA DWRArchiv mit einem Archivzettel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) besondere Heiligkeit des Mannes vor allem in der nationalsozialistischen Vorstellung
Lit.: Baetke, W., Das Heilige im Germanischen, 1942, 2. A. 1944
Mannheim ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 766 Mannenheim) wird 1605/1607 Stadt und erhält 1907 eine Handelshochschule der Stadt, die 1967 in Universität umbenannt wird.
Lit.: Kreutz, W./Wiegand, H., Mannheim, 2008; Jungbluth, F., Mannheim 2014, 2013
mannire, mannīre, lat.?, V., vor Gericht rufen; Hw.: s. bannīre, s. PLSal (507-511 n. Chr.?), Latinisierung von ahd. zi mahale, V., s. lat. mahalum?
mannire, mannīre, manire (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [Pactus legis Salicae] in sechs Stellen belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. V.) mahnen (durch den Kläger in dem fränkischen Frühmittelalter)
mannitio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 7. Jahrhundert [Lex Ribvaria] in drei Stellen und altenglisch belegt, asber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.? [F.], s. Google) Ladung (durch den Kläger in dem fränkischen Frühmittelalter)
Lit.: Köbler, DRG 86; Köbler, LAW; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachigen Wörtern in karolingischenb Kapitularien, 1993, 90ff., 140ff.
Mannlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1236 [WirtUB. III 365, IV 20 Württemberg] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ursprünglich jedes Lehen (in Gegensatz zu anderen Leihen), seit dem Hochmittelalter in der frühen Neuzeit das allein männliche Nachkommen als Nachfolger zulassende Lehen in Gegensatz zu dem Weiberlehen beispielsweise des so genannten privilegium minus (N.) für Österreich von 1156 u. a.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Homeyer, G., System des Lehnrechts der sächsischen Rechtsbücher, 1844, 279; Spieß, K., Lehnsrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafenbei Rhein im Spätmittelalter, 1978, 73f., 126f.; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige, 1979; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelalter, 2002, 2. A. 2009. 3. A. 2011
Mannus, germ.-lat., M.=PN, Mannus (germanischer Gott), aus dem Germanischen, s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *manus, *monus, M., Mann, Mensch, idg. *men- (3), *menə-, *mnā-, *mnē-, *mneh₂-, V., denken
Mannus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., zu nhd. Mann) ist bei den Germanen der Sohn des Gottes Tuisto und der Vater dreier Söhne, von denen sich die germanischen Hauptstämme der Ingväonen (Friesen, Angeln, Sachsen), Istväonen (Weser-Rhein-Germanen) und Herminonen (Elbgermanen) herleiten. S. Google
Lit.: Die Germania des Tacitus, hg. v. Much, R. u. a., 3. A. 1967, 52
manor (engl. [N.]) Herrenhof
Mannschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.)
mansio, mānsio, lat., F., Aufenthalt, Bleiben, Nachtlager, Gebäude, Ter. (190-159 v. Chr.), s. manēre
Lit.: Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Kolb, A., Transport und Nachrichtentransfer im römischen Reich, 2000
mansus, mānsus, māsus, lat., M., Verweilen, Verzögern, Inschr., Vitae patr., s. latein_a_z.docx, s. manēre
mansus (lat. [M.]) Hof, Hufe, Ackermaß
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW
Mantel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [Brokmerrecht § 58] bzw. Anfang 14. Jahrhundert [GörlitzLehnR. 26 § 36] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 11. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und vielleicht kelto-iberischer Herkunft, M.) als ein den Körper des Menschen einhüllendes Kleidungsstück wird auch als Rechtssymbol verwendet (beispielsweise Mantelgriff bei Auflassung, Umhüllung mit dem Mantel bei Eheschließung zwecks Ehelicherklärung eines nichtehelichen Kindes, Niederlegung des Mantels zwecks Haftungsbefreiung, s. Google).
Lit.: Hübner 681; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Müller, M., Die Kleidung nach Quellen des frühen Mittelalters, 2003; Frieling, K., Sehen und gesehen werden – Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit, 2013
Mantelgriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1726 [Friedenberg, TractJurPract. I 1 S. 204] in dreizehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) eine rechtssymbolische Handlung zwecks Bekräftigung vor allem in dem jüdischen Recht
Mantelkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1410 [Petrinische Glosse zu Ssp. LR. I 36/SspGl. Steffenhagen2 116/117] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) vor der kirchlichen Trauung der Eltern geborenes, durch Annahme als Kind oder nachfolgende Ehe der Eltern anerkanntes (und in einen Mantel gehülltes) Kind
Lit: Glossen zum Sachsenspiegel Landrecht. Buch‘sche Glosse, Teil 1, hg. v. Kaufmann, F., 2002, 318
mantellum, mantēlum, lat., N., Tuch, Handtuch, Mantel, Hülle, Decke, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mantum, s. germ. *mantil-?, Sb., Mantel
Mantelrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen anscheinend nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht einer Witwe sich unmittelbar nach dem Tode ihres Ehemanns von der Haftung für bestimmte Schulden zu befreien.
Lit.: Die Gesetze der Stadt Frankfurt am Main im Mittelalter, hg. v. Wolf, A., 1969, 353f.
Manteltarif (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische und Italienische mit dem Arabischen verbindbar, M.) Rahmentarifvertrag
Mantik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, F., s. Google) Weissagung, Wahrsagerei, Zukunftsdeutung
Lit.: Hille, J., Die Strafbarkeit der Mantik von der Antike bis zum frühen Mittelalter, Diss. jur. Frankfurt am Main 1977
Manufaktur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1607 [PlacBFland. II 463 Flandern] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aufgenommen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums gebildet, F.) ist die bereits dem römischen Altertum bekannte zentrale Produktionsstätte zu der Herstellung von Waren (Textilien, Metallwaren, Keramik). Sie wird in dem 17. und 18. Jahrhundert zu der von dem Staat begünstigten modernen Betriebsform (→Merkantilismus). Besonders bekannt ist die erste europäische staatliche Porzellanmanufaktur (Meißen 1710). In dem 19. Jahrhundert unterliegt die Manufaktur der Fabrik.
Lit.: Köbler, DRG 28, 134, 175; Pfeiffer, H. v., Die Manufakturen und Fabriken Deutschlands, Teil 1f. 1781; Forberger, R., Die Manufaktur in Sachsen, 1958; Kermann, J., Die Manufaktur im Rheinland, 1972; Jansen, R., Die Arbeitsverhältnisse an den deutschen Porzellanmanufakturen des 18. Jahrhunderts, 1990; Flügel, A., Kaufleute und Manufakturen in Bielefeld, 1990; Markets and Manufacture in Early Industrial Europe, hg. v. Berg, M., 1991; Deldicque, M., La fabrique de l’extravagance – porcelaines de Meissen et de Chantilly, 2020
manumissio, manūmissio, lat., F., Entlassung aus seiner Gewalt, Freilassung eines Sklaven, Erlass der Strafe, Verzeihung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. manūmittere, manus, mittere
Manumissio (lat. [F.]) ist die Freilassung eines Sklaven oder Unfreien zu einem (freigelassenen) Freien. Für sie entwickeln sich in dem römischen Recht verschiedene Formen (manumissio in der Kirche, vor Freunden, durch Brief, durch Aufnahme an den Tisch, mit Stab), die in dem Frühmittelalter teilweise fortgeführt und teilweise ergänzt werden.
Lit.: Kaser §§ 16 I 1, III 1, 60 I 3b; Köbler, DRG 57
manus (lat. [F.]) Hand, Faust, Tapferkeit, Hausgewalt (über die Ehefrau), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *mər, Sb., Hand
Lit.: Kaser §§ 4 I 1b, 12 I 2b, 58 II; Söllner §§ 8, 20; Köbler, DRG 21f., 71
Manusehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem römischen Recht die Ehe, in der die Frau unter die (lat.) manus (Hand, Hausgewalt) des Mannes oder dessen (lat.) pater (M.) familias steht. Die manus wird durch von der Eheschließung zu trennende Geschäfte (confarreatio, coemptio oder usus) begründet. In der Manusehe ist die Frau vermögensunfähig, so dass alles, was sie erwirbt, ihrem Gewalthaber gehört. Bis zu dem Prinzipat (Augustus) wird die Manusehe zu der Ausnahme, so dass die Ehefrau regelmäßig entweder weiter ihrem bisherigen (lat.) pater (M.) familias untersteht oder gewaltfrei und damit vermögensfähig ist.
Manus iniectio (lat. [F.] Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google) ist in dem römischen Recht die Handanlegung, mit deren Hilfe beispielsweise in dem altrömischen Recht in einen Menschen vollstreckt wird (→legis actio per manus iniectionem).
Lit.: Kaser §§ 10 I 2a, 32 II 4, 39 I 1, 60 I 4, 81 III 1; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 20
Manzipation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Weiberemanzipation bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1571 [Roth 327] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →mancipatio
Marburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) an der Lahn gründet sich auf eine Burg wohl schon des 10. Jahrhunderts und erhält 1527 die erste protestantische, an dem Beginn des 17. Jahrhunderts calvinistische Universität.
Lit.: Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg, hg. v. Küch, F., Bd. 1f. 1918ff.; Merk, W., Die Spruchtätigkeit der Marburger Juristenfakultät, (in) Festzeitung der Universität Marburg 1527-1927, 1927; Pätzold, G., Die Marburger Juristenfakultät als Spruchkollegium, 1966; Braasch-Schwersmann, U., Das Deutschordenshaus Marburg, 1989; Gottwald, U., Marburg, 1995; Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus, hg. v. Nagel, A., 2000; Großmann, G., Marburg, 2006; Lemberg, M., Die Universitätskirche zu Marburg, 2016; Etwas sensationell Neues – Marburg um 1910 in Farbfotografien von Mylius Georg, 2019
Marburger Programm (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von Franz von →Liszt (1851-1919) in Gießen vorbereitete und in Marburg 1882 formulierte Programm (Der Zweckgedanke im Strafrecht).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 204
Marbury v. Madison ist die Leitentscheidung des Supreme Court der Vereinigten Staaten von Amerika von dem 24. Februar 1803, nach der das Gericht für die Überprüfung von Bundesgesetzen (beispielsweise Section 13 des Judiciary Act von 1789) auf ihre Übereinstimmung mit der Verfassung zuständig ist. S. Google
marca, lat., F., Mark (F.) (1), Grenzmark, Grenze, Gl, s. germ. *markō, *mark, st. F. (ō), Mark (F.) (1), Grenze, idg. *mereg̑-, Sb., Rand, Grenze
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Marcellus (2. Jahrhundert n. Chr.) ist der dem Rat der Kaiser Antonius Pius (138-161) und Marc Aurel (161-180) angehörige römische Rechtskundige, von dem 31 zwischen 161 und 167 entstandene (lat.) libri (M.Pl.) digestorum (Bücher der Digesten) zu unterschiedlichsten Rechtsfragen sowie (lat.) notae (F.Pl. Anmerkungen) zu den Digesten →Julians bekannt sind, deren Benützung durch →Scaevola und →Ulpian feststeht. S. Google
Lit.: Krüger, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechtes, 2. A. 1912, 213; Rastätter, J., Marcelli Notae ad Iuliani Digesta, Diss. jur. Freiburg im Breisgau, 1981; Zülch, C., Der liber singularis responsorum des Ulpius Marcellus, 2001
Mär, Märe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – Mär nicht belegt und Märe um 1210 [Wolfram von Eschenbach] einmal belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Kunde (F.), Erzählung
March (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz belegt sondern als Schreibform von Mark belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, ab über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Flurgrenze, Grenze
Märchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist die nicht sicher bezeugte und nicht sicher bezeugbare Erzählung oder Kunde. Das Märchen kann Rechtsfragen behandeln. Die Märchen, die als literarische Form um 1800 anerkannt werden und für den deutschen Sprachraum besonders erfolgreich von den Brüdern Grimm gesammelt sind (1812), lassen sich hinsichtlich der Zeit des von ihnen überlieferten Geschehens wie der Zeit ihrer grundsätzlich zunächst mündlichen sprachlichen Formulierung nicht zuverlässig einordnen.
Lit.: Grimm, J./Grimm, W., Kinder- und Hausmärchen, 1812; Ludwig, O., Richter und Gericht im deutschen Märchen, 1935; Anger, S., Das Recht in den Sagen, Legenden und Märchen Schleswig-Holsteins, Diss. jur. Kiel 1947; Röhrich, L., Die Grausamkeit im deutschen Märchen, (in) Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 6 (1955), 176; Röhrich, L., Märchen und Wirklichkeit, 1956; Scherf, W., Das Märchenlexikon, Bd. 1f. 1995; Laeverenz, J., Märchen und Recht, 2001; Enzyklopädie des Märchens, begr. v. Ranke, K., Bd. 12 2007; Bluhm, L., Märchen, 2014; Barth, J., Märchen – Eine Einführung, 2022
Marchfutter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1075/1096 [BabbÖstUB. II 341Österreich] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist eine mittelalterliche Abgabe ursprünglich für die Unterhaltung von Pferden an der Grenze.
Marculf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Verfasser einer frühmittelalterlichen, durch 5 Handschriften des 9. Jahrhunderts überlieferten Sammlung von 40 Königsurkundenformularen und 52 Privaturkundenformularen, die vermutlich an dem Ende des 7. Jahrhunderts in dem westlichen Frankenreich in dem Auftrag eines nicht sicher feststellbaren Bischofs Landerich verfertigt ist. Die Sammlung ist nachweislich spätestens 743/747 in einer Königsurkunde und 731/732 in einer Privaturkunde benutzt. Verschiedene jüngere Urkundensammlungen berücksichtigen sie.
Lit.: Formulae, hg. v. Zeumer, K., 1886; Marculfi Formularum libri duo, rec. Uddholm, A., 1962; Nonn, U., Merowingische Testamente, (in) Archiv für Diplomatik 18 (1972), 110; Liebs, D., Sklaverei aus Not; ZRG RA 118 (2001), 286; Schmidt-Recla, A., Kalte oder warme Hand?, 2011, 210ff.
Marescalcus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, sondern nur als Schreibform von Marschall und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.-ahd. [M.] Marschall) ist ein Hofamt der fränkisch-deutschen Könige.
Lit.: Köbler, DRG 83
marginal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Marginalie nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Rand betreffend, an dem Rande befindlich wie beispielsweise die Marginalglosse, d. h. Randglosse
Maria Theresia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische mit dem Hebräischen des Altertums ohne Klärung der Bedeutung verbindbar, Wien 13. 5. 1717-Wien 29. 11. 1780) ist die Erbtochter des Habsburgers Karl VI., der an dem Ende des spanischen Erbfolgekriegs die Erbfolge in den habsburgischen Erblanden 1713 durch die →Pragmatische Sanktion zu sichern versucht. 1736 heiratet sie Franz Stephan von Lothringen. 1740 tritt sie das Erbe an (Pfalzerzherzogin von →Österreich), von dem sie in dem österreichischen Erbfolgekrieg Schlesien (an Preußen) und Parma-Piacenza (an Karls III. von Spanien Bruder Philipp) verliert. Sie herrscht über ein Bündel von Staaten in Form einer monarchischen Union (monarchische Union von Ständestaaten). Nach der Wahl ihres Mannes zu dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches (1745) nimmt sie den Titel Kaiserin (Titularkaiserin) in Anspruch. Gegen den ständischen Widerstand setzt sie energisch und intolerant von 1749 bis 1761 den absolutistischen Staat mit landesfürstlicher Bürokratie und Zentralverwaltung durch (Dezennalrezesse, Directorium in publicis et cameralibus, oberste Justizstelle, Heeresreform, Schulreform). Auf Betreiben ihrer Ratgeber (Kaunitz, Joseph II.) erwirbt sie 1772 Galizien und Lodomerien, 1775 die Bukowina und 1779 das Innviertel. Gesetzgeberisch stellt die von ihr veranlasste (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (1768, Theresianisches Kriminalgesetz) keinen Fortschritt dar, während ein (lat.) Codex (M.) Theresianus (1766, Theresianisches Gesetzbuch) überhaupt bloßer Entwurf bleibt, aber dennoch das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) vorbereitet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 131f., 142; Arneth, A. v., Geschichte Maria Theresias, Bd. 1ff. 1863ff.; Walter, F., Die theresianische Staatsform von 1749, 1958; Conrad, H., Recht und Verfassung des Reiches unter Maria Theresia, 1964; Jessen, F., Friedrich der Große und Maria Theresia, 1965; Ogris, W., Maria Theresia iudex, (in) Anz. d. österreich. Akad. d. Wiss., phil.-hist. Kl. 110 1973, 232; Mraz, G./Mraz, G., Maria Theresia, 1979; Ogris, W., Recht und Macht bei Maria Theresia, 1980; Dillmann, E., Maria Theresia, 2000; Zedinger, R., Franz Stephan von Lothringen, 2008; Telesko, W., Maria Theresia, 2012; Stollberg-Rielinger, B., Maria Theresia, 2017, Badinter, E., Maria Theresia, 2017
Marinus de Caramanico ist ein in der Provinz Pescara Jahrzehnte vor 1269 geborener, als (lat.) assessor (Beisitzer) und Richter tätiger und vielleicht um 1285 gestorbener neapolitanischer Jurist (glossa ordinaria zu den constitutiones Siculae). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 498
Maritagium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.], s. Google) ist eine mittelalterliche Heiratsabgabe von Hörigen und eine Aussteuer.
Lit.: Wettlaufer, J., Das Herrenrecht der ersten Nacht, 1998
Mark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 7. Jahrhundert in EDEL [Fredegar] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 6. Jahrhundert - marca – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ursprünglich das zu der Kennzeichnung eines Gegenstands verwendete Zeichen. Deswegen wird Mark zu der Grenze, zu dem Grenzland und zu der Münze. Dementsprechend finden sich unter Karl (dem Großen) (795), den Ottonen (ab etwa 980 Zunahme der Dichte der marca-Nennungen in den Urkunden und in der Literatur) und Heinrich III. (1039) Grenzmarken etwa in Spanien, an der Donau (Awarenmark, Ostmark), an der Oder (965), in Karantanien (970, spätere Steiermark), an der Eider, in Böhmen oder in Brandenburg, die meist Markgrafen unterstellt sind, ohne dass sich aus der Raumbezeichnung (Grenze, Gebiet) sichere Aussagen über die Herrschaftspolitik der Zentralgewalt ableiten lassen. Seit dem Hochmittelalter erscheint das um die Siedlung gelegene (Grenz-)Land als Dorfmark, das von einer →Markgenossenschaft gemeinschaftlich genutzt wird. Der mit einer Marke versehene Metallbarren tritt seit dem 9. Jahrhundert als Münzgrundgewicht Mark auf und verdrängt allmählich das ältere →Pfund. 1524 wird die Kölnische Mark (amtliche) Grundlage des Münzwesens in dem Heiligen römischen Reich. Die von 1871/1873 bis 1924 als Währungseinheit des Deutschen Reiches bestehende Mark wird 1924 durch die Reichsmark ersetzt, der an dem 20. 6. 1948 die Deutsche Mark folgt (Währungsreform), die 2002 von der europäischen Gemeinschaftswährung vieler Mitgliedstaaten der Europäischen Union Euro (mit Cent) abgelöst wird.
Lit.: Hübner; Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Lipp, M., Das fränkische Grenzsystem, 1892; Haff, K., Geschichte einer ostalamannischen Gemeinlandsverfassung, 1902; Dopsch, A. v., Die freien Marken in Deutschland, 1933; Ganahl, K., Die Mark in den älteren St. Galler Urkunden, ZRG GA 60 (1940), 97, 41 (161), 21; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Enzyklopädisches Lexikon des Geld-, Bank- und Börsenwesens, 3. A. 1967; Schmidt, E., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; Fünfzig Jahre Deutsche Mark, hg. v. d. Deutschen Bundesbank, 1998; Meyer, W., Abschied von der Deutschen Mark, 1998; Ostrom, E., Die Verfassung der Allmende jenseits von Staat und Markt, 1999; North, M., Kleine Geschichte des Geldes vom Mittelalter bis heute, 2009; Stieldorf, A., Marken und Markgrafen, 2012; Beck, W., Die Würzburger Markbeschreibungen, (in) Sprachwissenschaft 38 (2013), 211; Hübner, J., Gemein und ungleich – Ländliches Gemeingut und ständische Gesellschaft in einem frühneuzeitlichen Markenverband, 2020
Mark ist die seit 1202 für eine Linie der Grafen von Berg namengebende Burg in Westfalen. 1614 kommt die Grafschaft an Brandenburg, 1946 das Gebiet von Preußen zu Nordrhein-Westfalen. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Frisch, M., Die Grafschaft Mark, 1937; Goebel, J., Die Gerichtsverfassung des märkischen Süderlandes, Diss. jur. Bonn 1962; Die ältesten Lehnbücher der Grafen von der Mark (1392 und 1393), hg. v. Westerburg-Frisch, M., 1967; Die Grafen von der Mark, hg. v. Pätzold, S./Schmieder, F., 2018
Markdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Prahl, H., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Markdorf im Linzgau, 1965; Markdorf – von 1817 bis heute, hg. v. Stadt Markdorf, 2017
Marke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1431 [MiddelburgBr. II 305] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht um 1700 aus dem Französischen aufgenommen und mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Zeichen und der damit gekennzeichnete Gegenstand. In Rom schützt das Namensrecht gegen Nachahmungen. Die Marke findet sich sachlich dann bereits in dem Frühmittelalter an Vieh, Holz oder Haus. Mit der Zunahme der Schriftlichkeit kann sie zu einem Handzeichen werden. In der hochmittelalterlichen Stadt entwickelt sich die Handelsmarke des Kaufmanns zu der Kennzeichnung seiner Ware. Die Zunft setzt sich für die Marke ein und verbürgt die ordnungsgemäße Herstellung der markierten Ware. Diese Marke wird vielfach registriert, ihr Missbrauch wird bestraft. In dem 19. Jahrhundert endet mit der Zunft die durch sie gewährleistete Sicherheit. Seit dem 18. Jahrhundert (Frankreich 1787) wird die Marke privatrechtlich geschützt (Bayern 9. 3. 1840/21. 12. 1862, Deutsches Reich Gesetz über Markenschutz von dem 30. 11. 1874, 12. 5. 1894, 5. 5. 1936). An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird dieser Schutz innerhalb der Europäischen Union vereinheitlicht (Bundesrepublik Deutschland Markenrechtsreformgesetz BGBl. 1994, 3085). Danach erfolgt die gebührenpflichtige Eintragung einer schutzfähigen Marke durch das Patentamt auf jeweils 10 Jahre. S. Google
Lit.: Hübner 13, 442; Meyer, C., Die historische Entwickelung der Handelsmarke in der Schweiz, 1905; Rehme, P., Geschichte des Handelrechts, 1913, 38ff., 161, 216; Gmür, M., Schweizerische Bauernmarken und Holzurkunden, 1917; Meldau, R., Vor 1500 eingetragene Warenzeichen, (in) GRUR 43 (1938), 302; Ruppel, K., Die Hausmarke, 1939; Ilgenfritz, H., Das Warenzeichenrecht der Stadt Nürnberg, Diss. jur. Erlangen-Nürnberg 1954; Leitherer, E., Die Entwicklung des Markenwesens, Diss. Erlangen-Nürnberg 1954; Wadle, E., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, Bd. 1f. 1977ff.; Schmieder, H., Neues deutsches Markenrecht, (in) NJW 1994, 1241; Zentek, S., Produkt Prozesse, 1999; Zapfe, K., Die Ausgestaltung des Markenrechts in Deutschland seit 1847, 2002; Hentsch, C., Die Bergischen Stahlgesetze, 2011; Kickler, H., Die Geschichte des Schutzes geographischer Herkunftsangaben in Deutschland, 2012
Markebrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht teilweise mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, M.) ist sachlich seit dem Hochmittelalter eine Ermächtigung zu einem Arrest.
Lit.: Böhringer, K., Das Recht der Prise, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Starkey, D., British Privateering Enterprise in the Eighteenth Century, 1990; Kempe, M., Fluch der Weltmeere, 2010
Markenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in anderer Bedeutung belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen teilweise mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) →Marke, Recht
Lit.: Köbler, DRG 272; Wadle, F., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, 1983; Schmieder, H., Neues deutsches Markenrecht, (in)NJW 1994, 1241; Zapfe, K., Die Ausgestaltung des Markenrechts in Deutschland seit 1874, 2002; Hacker, F., Die ältere Geschichte des Markenrechts, (in) NJW-Sonderheft 100 Jahre Markenverband, 2003; Sattler, A., Emanzipation und Expansion des Markenrechts, 2014
Markenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht teilweise um 1700 aus dem Französischen aufgenommen und teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →Marke
Märker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1220 [Rhein-Mosel-Gebiet] in 35 Stellen belegt sowie über Mark mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) Genosse einer Markgenossenschaft →Mark, Markgenossenschaft
Märkerding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [ArnsburgUB. 170] in elf Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Versammlung der Markgenossen oder Märker.
Markfrevel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, sondern nur einmal [Löw, v., Markgen. 191] mit zwei Archivzetteln 1829 in DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist die rechtswidrige Nutzung einer →Mark seit dem Hochmittelalter.
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Bach, A., Deutsche Volkskunde; 1937, 3. A. 1960
Markgenosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 [WestfUB. IV 2 S. 223] in rund 25 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - ausgenommen Markgenossenschaft - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) Mitglied einer Markgenossenschaft
Markgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Markgenosse - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, nur ab 1771 in DRW-Archiv [Cramer Neb.] mit 72 Archivzetteln belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Genossenschaft der an einer →Mark (Gemeinland) Nutzungsberechtigten seit dem Hochmittelalter (str.). Die Markgenossenschaft entsteht auf Grund der mit dem Landesausbau eintretenden Güterverknappung an Grundstücken. Die Nutzungsberechtigung an der Mark ist Zubehör zu einem Sondereigentum (beispielsweise Hof). Der einzelne Markgenosse (Märker) kann frei oder unfrei sein. Wichtigstes Organ der Markgenossenschaft ist die Versammlung der Markgenossen (Märkerding). Ihr sitzt der Märkermeister (oft ein Grundherr), Markmeister, Obermärker, Holzgraf oder Waldgraf vor. Urteile fällen Markschöffen oder Markgeschworene. In dem 19. Jahrhundert werden die meisten Markgenossenschaften unter Aufteilung des Gemeinlands in Einzeleigentum an Grundstücken durch den Liberalismus beseitigt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96, 121; Thudichum, F. v., Die Gau- und Markenverfassung, 1860; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff.; Varrentrapp, F., Rechtsgeschichte und Recht der gemeinen Marken in Hessen, 1909; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der älteren Markgenossenschaft, (in) MIÖG 33, 553, 34, 1; Grosch, G., Markgenossenschaft und Großgrundherrschaft im früheren Mittelalter, 1911; Ehlert, H., Die Markgenossenschaft (Holtung) der 17 Dörfer um Amelinghausen, 1936; Wellmer, M., Zur Entstehungsgeschichte der Markgenossenschaften, 1938; Oechslin, M., Die Markgenossenschaften der Urschweiz, 1941; Grass, N., Comaun Kastelrut, ZRG GA 71 (1954), 353; Wernli, F., Zur Frage der Markgenossenschaften, 1961; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962; Olowson, A., Markgenossenschaftslehre und Marxismus, Diss. jur. Zürich 1967; Nacke, A., Markenrecht und Markengerichtsbarkeit im Münsterland, 1996; Schneider, W., Die Markgenossenschaften im frühmittelalterlichen Alamannien, 1997; Schnorr, W., Die Markgenossenschaft Wißmar an der Lahn, 2017; Hübner, J.; Gemein und ungleich – Ländliches Gemeingut und ständische Gesellschaft in einem frühneuzeitlichen Markenverband, 2020
Markgeschworener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) durch Schwur verpflichtetes Mitglied einer Markgenossenschaft
Markgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 12. Jahrhundert [SummHeinrici I 281] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] marchio, s. Google) ist der Graf einer Grenzgrafschaft (Markgrafschaft). Über die Stellung und die Befugnisse eines Markgrafen vor dem 12. Jahrhundert ist wenig bekannt, vermutlich waren sie von denen eines anderen Grafen nicht wesentlich verschieden (marchio um 800). Die Lage und die Größe der zunächst regelmäßig in ein Herzogtum eingebundenen Mark (beispielsweise Österreich, Steiermark) begründeten aber wohl eine größere Selbständigkeit und Verteidigungsbereitschaft. Deswegen wird der Markgraf verschiedentlich Stammesherzog, der Markgraf von Brandenburg sogar Kurfürst. Seit dem späten 11. Jahrhundert wird Markgraf (zwischen Graf und Herzog) auch ein Titel (beispielsweise Baden, Hachberg, Ansbach-Bayreuth).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 84, 109; Baltl/Kocher; Hofmeister, A., Markgrafen und Markgrafschaften im italischen Königreiche, (in) MIÖG Ergänzungsband 7, 2, 215; Gothein, E., Die badische Markgrafenschaft im 16. Jahrhundert, 1910; Schieckel, H., Herrschaftsbereich und Ministerialität der Markgrafen von Meißen, 1956; Mitterauer, M., Karolingische Markgrafen im Südosten, 1963; Schmidt, M., Die Mark Brandenburg unter den Askaniern, 1973; Müller, U., Die ständische Vertretung in den fränkischen Markgrafentümern, 1984; Stieldorf, A., Marken und Markgrafen, 2012
Markgrafentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [EnikelWChr. 544] in fünfzehn Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Stellung und das Gebiet eines →Markgrafen.
Markgrafschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in rund fünfundzwanzig Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist (die Stellung und) das Gebiet eines →Markgrafen.
Markhörigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) Zugehörigkeit zu einer Mark
Marklo, Marklohe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Arnsburg] nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein angeblicher Ort in Sachsen, an dem nach der vielleicht erst an dem Anfang des 10. Jahrhunderts entstandenen Vita Lebuni vor 772 jährlich eine allgemeine Versammlung von Sachsen stattgefunden haben soll.
Lit.: Springer, M., Die Sachsen, 2004
Marklosung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1588 [Reyscher, Ges. IV 451] in zehn Stellen belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Recht eines Markgenossen oder einer Markgenossenschaft, ein in der →Mark gelegenes, an einen Fremden veräußertes Grundstück gegen Zahlung des Kaufpreises zu erwerben (lösen und dadurch eine bestehende Anwartschaft zu einem Vollrecht umzuwandeln).
Lit.: Gierke, O., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1 1868, 65f.; Ernst, V., Die Entstehung des deutschen Grundeigentums, 1925, 81ff.; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962
Markmeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1298 [LübChr. II 302 Lübeck] in dreizehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vorsitzende der →Markgenossenschaft
Markt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 210,14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die zu bestimmter Zeit und an bestimmtem Ort abgehaltene Veranstaltung zu dem Zweck des Verkaufs und Kaufes von Waren. Der Markt ist sachlich bereits dem römischen Recht bekannt (lat. [N.] forum, Marktplatz, nundinae [F.Pl.]). In karolingischer Zeit gewinnt der Markt auch bei den Franken Bedeutung. Der König erringt in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts für kurze Zeit ein Marktregal. Zwischen 900 und 1050 gründet er mehr als 100 Märkte durch Privileg und erhält dafür von den Begünstigten Abgaben. Später treten die Landesherren an seine Stelle (beispielsweise Freiburg im Breisgau 1120, Innsbruck 1180/1204, Jüterbog 1174). Es entwickeln sich Grundsätze für ein besonderes Recht des Marktes. Viele Marktorte werden bald zu einer →Stadt. Die modernen freien Märkte haben nach Rössner ihre Wurzeln in dem Merkantilismus bzw. Kameralismus.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 78, 113; Rietschel, S., Markt und Stadt, 1897, Neudruck 1965; Huvelin, P., Essai historique sur le droit des marchés et des foires, 1897; Groß, L., Stadt und Markt im späteren Mittelalter, ZRG GA 45 (1925), 65; Spieß, W., Das Marktprivileg, 1916; La foire, 1953; Schlesinger, W., Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 1961, 275; Endemann, T., Markturkunde und Markt in Frankreich und Burgund, 1964; Vor- und Frühformen der europäischen Stadt, 1973; Mitterauer, M., Markt und Stadt im Mittelalter, 1980; Ehmann, E., Markt und Sondermarkt, 1987; Fenske, M., Marktkultur in der frühen Neuzeit, 2005; Messen, Jahrmärkte und Stadtentwicklung in Europa, hg. v. Irsigler, F. u. a., 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Rössner, P., Freie Märkte?, (in) HZ 303 (2016) 349; Flume, J., Marktaustausch – Grundlegung einer juristisch-ökonomischen Theorie des Austauschverkehrs, 2019
marktbeherrschend [Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Markt beherrschend
Marktbeherrschendes Unternehmen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Adjektiv marktbeherrschend in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt) ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Unternehmen, das den Handel mit einer bestimmten Warengattung maßgeblich gestalten kann. Aus Wettbewerbsgründen bedarf es besonderer Kontrolle.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Marktflecken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [oppidum mertflecke LibOrdRerum I 37] in sechzehn Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) kleinerer Ort mit Marktrecht
Marktfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1270 [Nowgorod7Fassungen 88] in dreizehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von einem Herrn (beispielsweise König) während der Marktzeit für Verkäufer und Käufer zugesicherte →Friede.
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Marktkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1568 [NdJb. 47 1921 62 niederdeutsch] in vier Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der auf dem jedermann zugänglichen →Markt getätigte →Kauf. Wegen der besonderen Gegebenheiten des Marktes darf sich seit dem Mittelalter der Erwerber einer gestohlenen oder geraubten Sache gegenüber dem Unrechtsvorwurf des Eigentümers dadurch reinigen, dass er schwört, die Sache auf dem Markt gekauft zu haben. Vielfach muss er die Sache auch nur gegen die Erstattung des ganzen oder halben Kaufpreises an den Berechtigten herausgeben. Dieses Lösungsrecht verliert mit der Aufnahme des römischrechtlichen Herausgabeanspruchs (lat. →rei vindicatio [F.]) an Bedeutung.
Lit.: Hübner 440, 446; Kroeschell, DRG 2, 88; Köbler, DRG 125; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1952; Reinhard, H., Der Marktkauf in den schweizerischen Stadtrechten, Diss. jur. Zürich 1959; Coing, H., Europäisches Privatrecht, 1985, 296ff.; Jakab, E., Praedicere und cavere beim Marktkauf, 1997
Marktkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, sondern nur ab erste Hälfte 14. Jahrhundert [Goslar] in DRW-Archiv mit sechs Archivzetteln und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Kirche an dem Markt
Marktkreuz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sondern nur in DRW-Archiv ab 1724 [Eichler, Trier] in sechs Archivzetteln und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das seit dem Hochmittelalter zu dem Zeichen des Marktes dort aufgestellte Kreuz.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Eichler, H. u. a., Hauptmarkt und Marktkreuz zu Trier, 1958
Marktprivileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1618 [Oberösterreich/ÖW. XIII 440] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Privileg für einen Markt →Markt, Privileg
Marktrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1097 [Dümgé ,RegBaden 118] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht der Abhaltung eines Marktes und das auf dem Markt geltende Recht, →Markt
Marktregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab ohne Jahreszahl [nur in ZRG2 Germ. 20, 271 in einem Archivzettel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Markt, Regal
Marktwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wirtschaftsform, in der die wirtschaftlich relevanten Entscheidungen über Produktion, Investition, Distribution und Konsum dezentralistisch sind und den einzelnen Wirtschaftssubjekten überlassen werden. In der älteren Zeit geht der Marktwirtschaft die Hauswirtschaft voraus. In den größeren Orten des Altertums ist die Marktwirtschaft bereits bedeutsam. In der Neuzeit wird ihr Gewicht immer größer. Der Sozialismus des 20. Jahrhunderts stellt der Marktwirtschaft die Planwirtschaft entgegen. Seit 1990 dringt die Marktwirtschaft in sozialer Form wieder vor. Immer weniger großen Produzenten treten dabei immer mehr bloße Konsumenten gegenüber, die Mittel in Form von Geld durch Arbeit auf dem Markt oder politische Umverteilung des Staates erlangen müssen, um Waren auf dem Markt erwerben zu können.
Lit.: Köbler, DRG 96, 127, 249; Bundesrepublik Deutschland - Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H., 1977; Nörr, K., Als die Würfel für die Marktwirtschaft fielen, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Löffler, B., Soziale Marktwirtschaft und administrative Praxis, 2002; Soziale Marktwirtschaft in der Europäischen Union, hg. v. Schallenberg, P. u. a., 2012; Glossner, C., Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, 2014; Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und die soziale Marktwirtschaft, hg. v. Geppert, D. u. a., hg. v. Löttel, H., 2019; Schallenberg, P., Ethik der sozialen Marktwirtschaft, 2019
Markwald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht, sondern nur in DRW-Archiv ab 1754 [Moser, ForstArch. IX 82] in sechs Archivzetteln belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) als Mark genutzter Wald, →Mark
Lit.: Wobst, A., Der Markwald, 1971, Neudruck 1997; Leiblein, A., Zur Forstgeschichte im Kraichgau – Der freie Markwald der ehemaligen Gemeinde Bargen, 1992; Zückert, H., Allmende und Allmendeaufheung, 2003
Markweistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, sondern nur in DRW-Archiv ab 1756 [Cramer, Neb. III 150] in drei Archivzetteln belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) eine Mark betreffendes Weistum
Markzahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1257 [RevalStR. I 36] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) Anteil, Verhältnis, Wert
Lit.: Cordes, A., Spätmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum, 1998; Willems, C., Actio Pauliana und Fraudulent Conveyances, 2012
marode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sondern nur in DRW-Archiv ab 1771 [Zincke] in zwei Archivzetteln, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt?, Adj.) krank, erschöpft, schwach
Marodeur, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt?, M., Plünderer (17. Jh.)
marodieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französchen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt?, V., Maskulinum Marodeur, 17. Jh.) herumtreiben, plündern
Lit.: Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, 1976; Nowosadtko, J., Krieg, Gewalt und Ordnung, 2002; Lohn der Gewalt, hg. v. Carl, H. u. a., 2011
Marokko (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt, N.) ein Land in Nordwestafrika
Lit.: Dakkak, A., Der Kaufvertrag im marokkanischen und im deutschen Recht, 2011
Marsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sondern nur in DRW-Archiv ab 1283 [WestfUB. VI 407 in sechzehn Archivzetteln und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) fruchtbare Niederung an Meer oder Fluss
Marschall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 712/725 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 712/725 [Lex Alamannorum lat. mariscalcus] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., „Mährenschalk“) ist der Träger des in dem Frühmittelalter für das Verkehrswesen zuständigen Hofamts (lat. comes [M.] stabuli). Seit dem 15. Jahrhundert wird der besondere Feldmarschall Oberbefehlshaber der landesherrlichen Streitkraft. Sein Amtszeichen ist ein Stab. →marescalcus
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 83, 112; Köbler, WAS; Strobl, E., Das Obersthofmarschallamt, 1908; Holtzmann, R., Der Kaiser als Marschall des Papstes, 1928; Rösener, W., Hofämter, (in) DA 45 (1989), 485; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter, hg. v. Moraw, P., 2002
Marschhufe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sondern nur in DRW-Archiv ab 1794 [Schwarz, Laus. WB] in zwei Archivzetteln belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) eine Hufenform an der Nordsee seit wohl dem 10. Jahrhundert
Lit.: Hofmeister, A., Die Besiedlung und Verfassung der Stader Elbmarschen im 12. und 13. Jahrhundert, 1979ff.
Marshall-Plan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 5. 6. 1947 von George C. Marshall als Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika verkündete Plan für den Wiederaufbau Europas, nach dem 16 europäische Staaten an dem 16. 4. 1948 die Organization for European Cooperation (OEEC) gründen, die 1960 in die Organization for Economic Cooperation and Development (OECD) umgewandelt wird. S. Google
Lit.: Bischof, G., Der Marshall-Plan, 1997
Marsilius von Padua (Padua um 1290?-München 1342/1343 vor April 1343), Sohn des Universitätsnotars Bonmatteo dei Mainardini, wird nach dem Studium der freien Künste 1313 kurzzeitig Rektor der Universität Paris und danach höfischer Ratgeber. 1324 verfasst er den (lat.) →Defensor (M.) pacis, Verteidiger des Friedens. Darin spricht er sich in der Nachfolge des Aristoteles für einen mit weitreichender Gewalt ausgestatteten Staat aus, der mit Hilfe einer rationalen Gesetzgebung das Wohl seiner Angehörigen erreichen soll. Der Kaiser wird auch der Kirche übergeordnet, als deren höchstes Organ Marsilius von Padua nicht den Papst, sondern das →Konzil (Konziliarismus) ansieht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107, 109; Stieglitz, L., Die Staatstheorie des Marsilius von Padua, 1914; Battaglia, F., Marsilio da Padova, 1928; Marsilio da Padova, hg. v. Checchini, A. u. a., 1942; Segall, H., Der „Defensor Pacis“ des Marsilius von Padua, 1959; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960, 121; Löffelberger, M., Marsilius von Padua, 1992; The World of Marsilius of Padua, hg. v. Moreno-Riaño, G., 2006; Lee, H., Political Representation in the Later Middle Ages, 2008; Godthardt, F., Marsilius von Padua und der Romzug Ludwigs des Bayern, 2011; Marsilius von Padua, Der Verteidiger des Friedens – Defensor pacis, neu hg. v. Miethke, J., 2017 (unvollkommen)
Mars Thingsus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) germanischer Kriegsgott und vielleicht auch Dinggott, Altar an dem Hadrianswall in England 3. Jh.
Lit.: See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964; Höfler, O., „Sakraltheorie“ und „Profantheorie“, (in) FS S. Gutenbrunner, 1972, 71
Martens, Friedrich Fromhold (Pernau in Livland 27. 8. 1845-Walk in Estland 20. 6. 1909) Rechtsstudium Sankt Petersburg, ab 1868 Tätigkeit in dem Außenministerium Russlands, 1872 außerordentlicher Professor, 1876 ordentlicher Professor, Völkerrecht, s. Google
Lit.: Pustogarov, V., Our Martens, hg. v. Butler, W., 2000
Martens, Georg Friedrich von (Hamburg 22. 2. 1756-Frankfurt am Main 21. 2. 1821) wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen (Pütter) 1783 Professor für Staatsrecht, →Völkerrecht und →Handelsrecht. 1808 wird er Verwaltungsjurist in dem Königreich Westphalen, 1815 in Hannover. 1785 verfasst er (lat.) Primae lineae (F.Pl.) iuris gentium Europaearum practici (Grundlinien eines praktischen europäischen Völkerrechts), deren Gliederung sich von herkömmlichen Vorgaben zu befreien versucht. Seit 1797 sammelt er die wichtigsten völkerrechtlichen Verträge. Gleichzeitig legt er einen Grundriss des →Handelsrechts vor, das sich damit von Handlungswissenschaft einerseits und deutschem Privatrecht andererseits löst. S. Google
Lit.: Figge, R., Georg Friedrich von Martens, Diss. jur. Breslau 1914; Habenicht, W., Georg Friedrich von Martens, 1934; Köbler, G., Die Wissenschaft des gemeinen deutschen Handelsrechts, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 277; Scherner, K., Anfänge einer deutschen Handelsrechtswissenschaft im 18. Jahrhundert, (in) ZHR 136 (1972), 464; Von der Diplomatie zum kodifizierten Völkerrecht, hg. v. Calliess, C. u. a., 2006, 13ff.
Martin von Tours (Sabaria in Pannonien bei Szombathely in Ungarn 316/317 oder 336?-Candes bei Tours 8. 11. 397), nach dem Mars benannter Sohn eines römischen Militärtribuns, Jugend in Pavia, der Heimat seines Vaters, gründet nach der frühen Taufe und der berühmten Teilung seines Mantels mit einem Bettler in Amiens (um 334) sowie der Abkehr von einer militärischen Laufbahn (356) 361 das erste gallische Kloster Ligugé und wird 371 Bischof von Tours. Er ist der erste Heilige der römischen Kirche mit öffentlicher Verehrung, vor allem in dem fränkischen Reich (Gedenktag an dem 11. 11.). S. Google
Lit.: Nigg, W./Loose, H., Martin von Tours, 1977; Thull, M., Martin von Tours, 1985; Guillot, O., Saint Martin de Tours, 2008
Martini (zu Wasserburg), Karl Anton (1779) Freiherr (Revo/Süditrol 15. 8. 1726-Wien 7. 8. 1800), Hofratssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Innsbruck (Riegger) und Wien 1753 Professor in Wien für →Naturrecht (erster Lehrstuhl Österreichs für Naturrecht), Institutionen und römische Rechtsgeschichte. 1767 verfasst er (lat.) De lege naturali positiones (Lehrsätze über Naturrecht). Seit 1771 wird er mit Vorarbeiten an einem Privatrechtsgesetzbuch betraut. 1782 gibt er die akademische Lehre auf und wird Staatsrat, 1792 zweiter Präsident der obersten Justizstelle. Sein 1793-1795 erarbeiteter Entwurf des Privatgesetzbuchs in drei Teilen (Entwurf Martini) tritt 1797 nach dem Gewinn Galiziens aus der dritten polnischen Teilung als Bürgerliches Gesetzbuch bzw. →Westgalizisches Gesetzbuch in Kraft.
Lit.: Köbler, DRG 142; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 77; Hebeis, M., Karl Anton von Martini, 1996; Karl Anton von Martini, hg. v. Barta, H. u. a., 2007; Lässer, G., Martinis Rechtsphilosophie, 2008; Dick, H., Das juristische Wirken von Franz von Zeiller – Die Entstehung des ABGB, 2018
Martinus Gosia (Bologna um 1100-1158/1166) ist einer der vier Doktoren, die 1158 auf dem Reichstag von →Roncaglia auftreten. Er vertritt Gedanken der Billigkeit (lat. [F.] aequitas). Anscheinend stammen von ihm Glossenapparate zu Digesten, Codex und Institutionen und Schriften wie Materia institutionum, Interesse quandoque, De computatione graduum, De iure dotium und De adquirenda et retinenda possessione. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 105; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dolezalek, G., Repertorium manuscriptorum veterum Codicis Iustiniani, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 170
Marwitz, Friedrich August Ludwig von der (Berlin 29. 5. 1777–Friedersdorf in Brandenburg 6. 12. 1837) konservativer Kritiker Karl August von Hardenbergs, s. Google
Lit.: Frie, E., Friedrich August Ludwig von der Marwitz, 2001
Marx, Karl (Trier 5. 5. 1818-London 14. 3. 1883), Sohn eines zwischen 1819 und 1821 von dem Judentum zu dem Protestantismus übergetretenen Rechtsanwalts, 1824 von dem wenig gelebten Judentum zu dem Protestantismus übergetreten, wird nach dem Studium von Recht und Philosophie in Bonn (1835) und Berlin (Savigny, Gans, 1841 in Jena Promotion zu einem Doktor in Absenz) Redakteur mit anfangs durchaus wechselnden, vor allem der Steigerung des eigenen Ansehens dienenden Sichtweisen. An dem 12. 6. 1843 geht er nach Paris, 1845 nach Brüssel und 1849 nach London. In dem Auftrag des Londoner Bundes der Kommunisten veröffentlicht er mit Friedrich Engels ab dem 21. Februar 1848 das 23 Seiten umfassende →Kommunistische Manifest. Dem folgen 1859 „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ und 1867 „Das Kapital“, mit denen er den →Marxismus begründet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 178f., 189, 253; Vysinskij, A., Fragen des Rechts und des Staates bei Marx, 1938; Bloch, E., Karl Marx und die Menschlichkeit, 1969; Euchner, W., Karl Marx, 1983; Schefold, C., Die Rechtsphilosophie des jungen Marx von 1842, 1970; Landau, P., Karl Marx und die Rechtsgeschichte, (in) TRG 41 (1973), 361; Cerroni, U., Marx und das moderne Recht, 1974; Magnis, F. v., Normative Voraussetzungen im Denken des jungen Marx, 1975; Szabó, I., Karl Marx und das Recht, 1981; Herferth, W., Sachregister zu den Werken Karl Marx, Friedrich Engels, hg. v. Sandmühler, J., 1983; Marx-Engels-Begriffslexikon, hg. v. Lotter, K., 1984; Schöncke, M., Karl und Heinrich Marx, 1993; Ternes, B., Karl Marx, 2008; Mäder, D., Fortschritt bei Marx, 2010; Sperber, J., Karl Marx - Sein Leben und sein Werk, 2013 (bürgerlicher, eher in die Vergangenheit blickender Patriarch, von dem unklar ist, warum er zur Leitgestalt einer globalen politischen Bewegung werden konnte); Marx-Handbuch Leben – Werk – Wirkung, hg. v. Quante, M./Schweikard, D., 2016; Stedman Jones, G., Karl Marx, 2017; Schieder, W., Karl Marx, 2018; Karl Marx 1818-1883, hg. v. Bouvier, B. u. a., 2018 (Ausstellungskatalog); Abbott, A., Prozessuales Denken, 2019; Dear Frederick, Lieber Mohr – Friedrich Engels und Karl Marx in Briefen, hg. v. Körner, K., 2020 (Auswahl aus 1600 erhaltenen Briefen); Friedrich Engels, hg. v. Illner, E. u. a., 2020
Marxismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt aber in Wörertbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und von dem Personennamen Marx abgeleitet, M.) ist die von Karl →Marx (1818-1883) begründete Gesellschaftslehre. Der Marxismus ist historischer Materialismus, dem es darum geht, die Sachverhalte daraufhin zu beurteilen, wie, zu welchen und zu wessen Zwecken sie herbeigeführt werden, und in der Geschichte die Entwicklung von sozialen Verhältnissen zu erkennen. Grundlegend für eine geschichtliche Entwicklungsstufe ist die Art und Weise wie (u. a. mit welchen Produktionsmitteln) die Menschen ihren Lebensunterhalt bewirken. Die Produktionsverhältnisse sind die tatsächliche (reale) Basis für einen geistigen (ideologischen) Überbau. Arbeitsteilung und Eigentumsbildung entfremden den Menschen von sich selbst. Die besitzende Klasse hält naheliegenderweise konservativ an dem jeweiligen Zustand der Produktionsverhältnisse und der zu ihrer Sicherung geschaffenen Rechtssätze fest, während die ausgebeutete Klasse verständlicherweise progressiv nach Veränderung strebt. Durch Revolution wird die jeweilige Basis und mit dieser Grundlage folgerichtig auch der Überbau verändert und eine jeweils höherwertige Stufe des sich nach exakten Gesetzen vollziehenden Geschichtsablaufs erreicht. Das Recht als Teil des Überbaus ist in dem Kapitalismus proletarierfeindlich, aber in der von dem Sozialismus unter Führung der Kommunistischen Partei angestrebten klassenlosen Gesellschaft, in der es weder Not noch Unterdrückung gibt, ebenso überflüssig wie der Staat. Die Versuche des 20. Jahrhunderts, die Vorstellungen des Marxismus zu verwirklichen (1917 Sowjetunion, ab 1949 Deutsche Demokratische Republik, Albanien, Kuba, Nordkorea u. a.), erweisen sich angesichts der egoistischen Triebnatur des Menschen bis zu dem Ende des 20. Jahrhunderts (1990) nicht als erfolgreich, so dass der Marxismus sich gegenüber einem gemäßigten Liberalismus auch mit Zwang bislang nicht durchzusetzen vermag.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jh; Köbler, DRG 178f., 189, 253; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 937; Paschukanis, E., Allgemeine Rechtslehre und Marxismus, 1924, Neudruck 1966; Adler, M., Die Staatsauffassung des Marxismus, 1922, Neudruck 1973; Reich, N., Sozialismus und Zivilrecht, 1972; Reich, N., Marxistische Rechtstheorie, 1973; Paul, W., Marxistische Rechtstheorie als Kritik des Rechts, 1974; Probleme der marxistischen Rechtstheorie, hg. v. Rottleuthner, H., 1975; Nolte, E., Marxismus und industrielle Revolution, 1983; Fetscher, I., Karl Marx und der Marxismus, 1985; Historisch-kritisches Wörterbuch des Marxismus, hg. v. Haug, W., 1994ff.; Schröder, R., Marxismus und Recht, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Ploenus, M., so wichtig wie das tägliche Brot. Das Jenaer Institut, 2007; Hunt, T., Friedrich Engels, 2012; Morina, C., Die Erfindung des Marxismus, 2017; Häberle, E., Die Regression des Marxismus, 2021
März (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1306 [HabsbUrb. I 172] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, M.) Monat zwischen Februar und April
Märzfeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Versammlung von Kriegern in dem März auf einem Feld in fränkischer Zeit
Märzverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Germanischen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in →Österreich die von dem Kaiser nach dem Sieg über die revolutionäre Bewegung des Jahres 1848 dem Reichstag in Kremsier an dem 4. 3. 1849 aufoktroyierte Verfassung, die erstmals die nichtdeutschen Gebiete Ungarn und Lombardo-Venetien einschließt. Sie stellt in einem Scheinkonstitutionalismus dem Kaiser den aus Oberhaus und Unterhaus bestehenden →Reichstag gegenüber. Hinzu kommt in einem eigenen Patent ein Grundrechtskatalog. Die gesamte Verfassung tritt allerdings trotz Verkündung nicht in Kraft und wird nach den sie bereits verletzenden Erlässen des Kaisers von dem 20. 8. 1851 (Augusterlässe) unter dem Druck von Adel und Verwaltung an dem 31. 12. 1851 (→Silvesterpatent) (mit dem Grundrechtspatent) als unangemessen und unausführbar aufgehoben. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 193; Baltl/Kocher; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 1976, 10. A. 2005
Maschine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das sachlich seit etwa 700 v. Chr. in der Form von Schöpfwerken nachweisbare, von Menschen zwecks Arbeitserleichterung hergestellte Gerät mit durch ein Antriebssystem bewegten Teilen (1690 Denis Papin Prototyp einer Dampfmaschine, 1712 Thomas Newcomen atmosphärische Dampfmaschine, 1767 Regensburger Theologe J. C. Schäffer Rührflügelwaschmaschine, 1769 James Watt Dampfmaschine, 1786 Andrew Meikle in Schottland Dreschmaschine, 1846 Howe Nähmaschine, 1858 Hamilton Smith Trommelwaschmaschine, 1884 Hiram Maxim Gewehrmaschine = Maschinengewehr, 1895 elektrische Bohrmaschine des Unternehmens Fein in Stuttgart). S. Google
Lit.: Eberl, U., Smarte Maschinen – Wie künstliche Intelligenz unser Leben verändert, 2016; Taddei, M. u. a., Leonardos Maschinen, 2017
Mascov, Johann Jacob (Danzig 26. 11. 1689-Leipzig 21. 5. 1761), früh verwaister Kaufmannssohn, wird nach dem Studium der freien Künste und des Rechtes in Leipzig und Halle 1719 außerordentlicher Professor in Leipzig. Daneben übt er zahlreiche praktische Aufgaben aus. 1729 veröffentlicht er die häufig aufgelegten, in sieben Bücher gegliederten (lat.) Principia (N.Pl.) iuris publici imperii Romano-Germanici (Grundsätze des öffentlichen Rechtes des römisch-deutschen Reiches). S. Google
Lit.: Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972, 284; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 307; Huttner, M., Geschichte als akdemische Disziplin, 2004; Mühlpfordt, G., Leipzig als Weltstadt der Aufklärung, 2011, 121f.
Maß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Messeinheit vor allem für Länge, Fläche, Rauminhalt und Gewicht. Das Maß findet sich bereits vielfach in dem Altertum. Ausgangspunkt ist das natürliche, von dem menschlichen Körper abgeleitete Maß (beispielsweise Fuß, Elle, Spanne, Klafter, Schritt). In der Neuzeit wird dieses mehr und mehr von dem künstlich-wissenschaftlichen, international vereinbarten Maß (beispielsweise Liter, Meter, Gramm) verdrängt, das Maß durch rechtliche Bestimmungen klar festgelegt und gegen Missbrauch geschützt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 176; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Mulsow, H., Maß und Gewicht der Stadt Basel, 1910; Alberti, H. v., Maß und Gewicht, 1957; Verdenhalven, F., Alte Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet, 1968; Pfeiffer, E., Die alten Längen- und Flächenmaße, 1986; Kahnt, H., Alte Maße, Münzen und Gewichte, 1986; Wang, V., Die Vereinheitlichung von Maß und Gewicht in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2000; Groß, F., Integration durch Standardisierung – Maßreformen in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2015; Kramper, P., The Battle of the Standards – Messen, Zählen und Wiegen in Westeuropa 1660-1914, 2019
Massaker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber – wie auch das Verb massakrieren - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Gallorömische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ursprünglich der Schlachtblock des Fleischers und wird wohl erstmals auf Massentötungen von Menschen von Jean Crespin mit Bezug auf die Ermordung von Waldensern in Méridol und Cabrières 1545 in einer Flugschrift des Jahres 1556 angewendet. S. Google
Lit.: Bowd, S., Renaissance Mass Murder, 2018
massakrieren →Massaker
Maßnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F.) bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F..) ist die auf die strafrechtlichen Reformvorschläge Franz von →Liszts (1882 Marburger Programm) zurückgehende Vorgehensweise, statt zu strafen zu sichern und zu bessern. Sie wird (in dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler) durch das Gewohnheitsverbrechergesetz von dem 24. 11. 1933 verwirklicht. Danach kann der Richter die Unterbringung eines Täters in einer Heil- und Pflegeanstalt, in einer Trinkerheilanstalt, in einem Arbeitshaus, in der Sicherungsverwahrung oder die Entmannung, die Untersagung der Berufsausübung oder die Reichsverweisung anordnen. Später wird die Besserung der Sicherung vorangestellt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 237; Jelowik, L., Zur Geschichte der Strafrechtsreform in der Weimarer Republik, 1983; Werle, G., Zur Reform des Strafrechts in der NS-Zeit, NJW 1988, 2865; Elling-Ruhwinkel, E., Sichern und Strafen, 2005; Promnitz, C., „Besserung“ und „Sicherung“ – Eine terminologisch-historische Untersuchung zur Bezeichnung der strafrechtlichen Maßregeln, 2016; Dessecker, A., Die Praxis der strafrechtlichen Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus, 2019
Maßnahmegesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das offen oder verdeckt nur für einen oder wenige Einzelfälle bestimmte Gesetz. Es wird in dem 20. Jahrhundert problematisch.
Lit.: Huber, K., Maßnahmegesetz und Rechtsgesetz, 1963
mater, māter, lat., F.: nhd. Mutter (F.) (1), Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *mātér, *meh₂tèr, *méh₂tōr, F., Mutter
materia, māteria, lat., F., Stoff, Materie, Holz, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. māter
Material (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Werkstoff, Stoff
materialis, māteriālis, lat., Adj., zur Materie gehörig, materiell, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. māter, s. māteria
Materialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die geistesgeschichtliche Strömung, die das gesamte Weltgeschehen von dem Stofflichen (Materiellen), nicht von dem Geistigen (Ideellen), her zu erklären versucht. Eine politisch besonders bedeutsame Form des Materialismus ist der (dialektisch-) historische M. (→Marxismus).
Lit.: Köbler, DRG 178; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2 1982, 977; Kautsky, K., Die materialistische Geschichtsauffassung, Bd. 1f. 1927; Kägi, P., Genesis des historischen Materialismus, 1965; Rückert, J., Zur Erkenntnisproblematik materialistischer Positionen in der rechtshistorischen Methodendiskussion, (in ZHF 8 (1978), 256ff.; Bloch, E., Das Materialismusproblem, 1985; Wagner, H., Die politische Pandektistik, 1985; Rechtsgeschichte in den beiden deutschen Staaten 1988-1990, hg. v. Mohnhaupt, H., 1991; Schermaier, M., Materia, 1993; Bund, E., Stoischer Materialismus und Dynamismus, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Wittkau-Horgby, A., Materialismus, 1998; Küpper, M., Materialismus, 2021
Materie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1170 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13. Jahrhundert [Klarissenregel] in vierundzwanzig Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Stoff
materiell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gegenständlich, sachlich, inhaltlich, tatsächlich (in Gegensatz zu formell, förmlich)
Materielles Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Französischen und dem Lateinischen des Altertums und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das den Gegenstand betreffende Recht (beispielsweise Privatrecht, Strafrecht) in Gegensatz jedenfalls zu dem formellen Recht (Verfahrensrecht).
Lit.: Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses von materiellem Recht und Prozessrecht seit Savigny, 1965; Kollmann, A., Begriffs- und Problemgeschichte, 1996
Mater semper certa est, pater quem nuptiae demonstrant (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Die Mutter ist (wegen des grundsätzlich deutlich mit Augen und Ohren allgemeiner wahrnehmbaren Vorgangs der Geburt eines Kindes) immer gewiss, der Vater ist (wegen des grundsätzlich nicht sicher allgemein wahrnehmbaren Vorgangs der Zeugung), wen die Ehe ausweist.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 2, 4, 5)
Mathematik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt ausgenommen Versicherungsmathematik und Wahlmathematik – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie um 1500 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Lernkunst, Wissenschaft, die durch logische Definitionen selbstgeschaffene Strukturen mittels der Logik auf ihre Eigenschaften und Muster untersucht
Lit.: Maurer, B., Mathematik, 2014 (Euklid, Pythagoras, Newton, Gauß, Leibniz); Tanner, A., Die Mathematisierung des Lebens, 2017; Langemann, D., So einfach ist Mathematik, 2018; Haftendorn, D., Höhere Mathematilk sehen und verstehen, 2021; Tschirk, W., Vom Spiegel des Universums – Eine Geistesgeschichte der Mathematik, 2021
Mathilde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., ein weiblicher Persoenename)
mathildisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, Adj.) Mathilde betreffend
Mathildische Güter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind die Güter der Markgräfin Mathilde von Tuszien-Canossa (1046-24. 7. 1117, bezüglich der 139 echte Urkunden, 15 gefälschte Urkunden und 115 verlorene Urkunden nachweisbar sind,) in Reggio, Modena, Mantua, Bologna, Parma, Ferrara, Brescia, Verona u. s. w., die bedeutender sind als alle anderen Güter einer hochadeligen Familie in Reichsitalien in dem Hochmittelalter. Wohl 1080 gibt die Markgräfin ihre Güter an den Papst (1102 bestätigt). In dem Frühjahr 1111 sichert sie aber dessenungeachtet Heinrich V. als König des Heiligen römischen Reiches die Erbfolge in ihre Güter zu. Zwischen König und Kirche in der Folge umstritten, gelangen die mathildischen Güter in dem 12./13. Jahrhundert unter die Herrschaft vieler einzelner Stadtkommunen. S. Google
Lit.: Overmann, A., Gräfin Mathilde von Tuszien, 1895; Grimaldi, N., La contessa Matilde, 1928; Studi matildici, 1964; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Italien, Bd. 1f. 1970f.; Groß, T., Lothar III. und die Mathildischen Güter, 1990; Golinelli, P., Mathilde und der Gang nach Canossa, 1998; Die Urkunden und Briefe der Markgräfin Mathilde von Tuszien, hg. v. Goez, E. u. a., 1998; Goez, E., Mathilde von Canossa, 2012; Mancino, F., Das Herrschafdtsverständnis Mathildes von Canossa, 2016
Matriarchat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Ende 19. Jahrhundert in Parallele zu Patriarchat gebildet und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, N., Mutterherrschaft, Mutterrecht, s. Google) ist das von dem Vorrecht der Frau bzw. der Mutter geprägte Recht in Gegensatz zu dem Patriarchat. Eine Zeit des Matriarchats ist geschichtlich nicht bezeugt. Sie wird aber von Johann Jakob →Bachofen (1815-1887) angenommen (Über das Weiberrecht, 1856). →Mutterrecht
Lit.: Wesel, U., Der Mythos vom Matriarchat, 1980; Göttner-Abendroth, H., Das Matriarchat, Bd. 1f. 1988ff., 4. A. 2010; Göttner-Abendroth, H., Matriarchale Gesellschaften der Gegenwart, Bd. 1f. 2021
matricula, mātrīcula, lat., F., öffentliches Verzeichnis, Matrikel, Inschr. (2. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. matrix, māter
Matrikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1535 [PommVis. I 3] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das sachlich bereits dem römischen Altertum bekannte Verzeichnis von Umständen, das die christliche Kirche nachweislich seit dem 3. Jahrhundert fortführt (→Kirchenbuch). In dem Hochmittelalter wird an den Universitäten sachlich die Eintragung in eine Matrikel Voraussetzung für die Teilhabe an den Vorrechten der Universitätsangehörigen (beispielsweise Exemtion von dem Stadtgericht). Seit dem Hochmittelalter finden sich auch Listen über die von Fürsten und Städten für die Heereszüge des Königs zu erbringenden Leistungen, aus denen sich 1422 die →Reichsmatrikel entwickelt. S. Google
Lit.: Sieber, J., Zur Geschichte des Reichsmatrikelwesens, 1910; Falckenheiner, W., Univerisätsmatrikel, 1928; Weißenborn, E., Quellen und Hilfsmittel der Familiengeschichte, 1908. 3. A. 1930, 77; Börsting, H., Geschichte der Matrikel, 1959; Achelis, T., Universitätsmatrikeln und ihre Benutzung, 1963; Universitätsmatrikeln im deutschen Südwesten, hg. v. Hawicks, H. u. a., 2020
Matrikularbeitrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) ist in der frühen Neuzeit der in der Reichsmatrikel des Heiligen römischen Reiches festgelegte Beitrag des einzelnen Reichsstands zu dem Finanzwesen des Reiches. Auch in dem zweiten Deutschen Reich bilden die Matrikularbeiträge der Länder eine wichtige Grundlage für die Reichsfinanzverfassung. Dabei ist das Reich Kostgänger der Länder. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 150, 196
Matrimonial Causes Act (engl., 1965) ist die das Eherecht betreffende Zusammenfassung verstreuter gesetzlicher Vorschriften in dem englischen Recht. S. Google
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
Matrimonium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist bei den Römern die als soziale Tatsache mit rechtlichen Wirkungen angesehene →Ehe (unter Römern).
Lit.: Kaser § 58; Köbler, LAW
matrimonium (lat. [N.]) clandestinum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die heimliche Eheschließung durch bloßen Konsens der Beteiligten, wobei seit dem Decretum tametsi 1563 das matrimonium zwecks Vorbeugung von Rechtstreitigkeiten an das zwingende Formerfordernis der Anwesenheit eines Pfarrers und zweier Zeugen geknüpft ist, s. Google)
matrix, mātrīx, lat., Mutter, Muttertier, Zuchttier, Erzeugerin, Stammmutter, Gebärmutter, Mutterleib, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. māter
Matthaeus (II.), Antonius (Herborn 1601-Utrecht 1654), Sohn eines Professors der Rechtswissenschaft, wird nach dem Studium des Rechtes in Marburg und Groningen Professor in Harderwijk (1629) und Utrecht (1634). In (lat.) De criminibus (1644, Von Verbrechen) behandelt er die Straftatbestände an Hand der Bücher 47, 48 der Digesten mit Hinweisen auf das zeitgenössische Recht. In einer systematischen Einleitung legt er allgemeine Sätze über übergreifende (allgemeine) Fragen (beispielsweise Schuld, Vorsatz u. s. w.) dar. S. Google
Lit.: Schlüter, F., Antonius Mattheus II. aus Herborn, 1929; Zestig Juristen, 1987, 166
Mauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich schon den Hochkulturen des Altertums bekannte von Menschen aus Teilen errichtete Wand aus Stein oder Lehm in Gebäuden, um Gebäude oder an Grenzen wie etwa auch in China oder zwischen dem 13. 8. 1961 und dem 9. 11. 1989 an der Grenze zwischen Deutscher Demokratischer Republik und Bundesrepublik Deutschland. S. Google
L.: Die Befestigung der mittelalterlichen Stadt, hg. v. Isenberg, G. u. a.1997; Mauern als Grenzen, hg. v. Nunn, A., 2009
Maunz, Theodor (Dachau 1. 9. 1901-Gräfelfing 10. 9. 1993) Sohn eines Volksschullehrers, wird nach dem Rechtsstudium in München, Promotion (1926) Eintritt in den Verwaltungsdienst (1927) Bayerns, Habilitation (1932), Eintritt in NSDAP und SA (1933) 1937 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau, 1943-1945 Wehrdienst, 1948 für Südbaden Mitglied des Herrenchiemseer Verfassungskonvents, 1952 Professor Univ. München, 1957-1964 Kultusminister in Bayern). Wechselnden politischen Bedingungen angepasst verfasst er nach 1949 ein sehr erfolgreiches Lehrbuch des Staatsrechts und begründet einen wichtigen Kommentar zu dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland.
Lit.: Juristen im Portrait, 1988, 553; Stolleis, M., Theodor Maunz, (in) Kritische Justiz 1993, 393
Maure (Mohr, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in der Antike (lat. Maurus) der Bewohner Nordwestafrikas (Mauretaniens), in dem Mittelalter der von dort hauptsächlich nach Spanien ausgreifende Afrikaner (Araber).
Lit.: Hottinger, A., Die Mauren, 1995, 2. A. 2005; Dozy, A., Geschichte der Mauren in Spanien bis zu der Eroberung Andalusiens durch die Almoraviden (711-1110), 2013; Stähli, A., Die Mauren – Die Araber – Die Osmanen, 2018
Maurer, Georg Ludwig Ritter von (Erpolzheim in der Pfalz 2. 11. 1790-München 9. 5. 1872) wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg Richter in der Rheinpfalz, von 1826 bis 1832 Professor in München, von 1832 bis 1834 Mitglied des Regentschaftsrats Königs Otto von Griechenland (aus dem Hause Wittelsbach) und 1847 Verweser des bayerischen Justizministeriums und Außenministeriums. Er veröffentlicht umfangreiche Darstellungen zu der mittelalterlichen Verfassungsgeschichte.
Lit.: Maurer, G. v., Geschichte der Markenverfassung in Deutschland, 1856; Dickopf, K., Georg Ludwig von Maurer 1790-1872, 1960; Nikolaon, T., Maurers Einfluss auf die griechische Kirchenpolitik, 1987; Verfassungsgeschichte und Staatsrechtslehre – Griechisch-deutsche Wechselwirkungen, hg. v. Kassimattis, G./Stolleis, M., 2001
Maurer, Konrad von (Frankenthal 29. 4. 1823-München 16. 9. 1902), Sohn des Rechtshistorikers Georg Ludwig von Maurer, wird nach dem Studium des Rechtes und der Geschichte in München, Leipzig und Berlin (Homeyer, Richthofen) 1847 außerordentlicher Professor, 1855 ordentlicher Professor in München. Er veröffentlicht zahlreiche Abhandlungen zu der nordischen Rechtsgeschichte.
Lit.: Mayer, E., Konrad Maurer, ZRG GA 24 (1903), V; Maurer, K. v., Vorlesungen über altnordische Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1907ff., Neudruck 1965; Amira, K. v., Konrad von Maurer, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. München, 1903; Strauch, D., Konrad Maurer als Förderer isländischer Unabhängigkeit, ZRG GA 136 (2019), 397
Maurus, lat., M.: nhd. Maure, Mauritanier, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. gr. Μαῦρος (Mauros), M., Maure; wahrscheinlich Lehnwort aus einer nordafrikanischen Sprache
Maut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 837 belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem südostdeutschen Sprachgebiet der →Zoll.
Lit.: Wiesinger, P., Bairisch-österreichisch Maut, (in) Beiträge zur Erforschung der deutschen Sprache 6 (1986), 108ff.
Mautern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort an der Donau in der Steiermark
Lit.: Demelius, H., Aus dem Stadtbuch von Mautern an der Donau (1432 bis 1550), 1972 (SB Wien)
Maximilian I. (Wiener Neustadt 22. 3. 1459-Wels 12. 1. 1519) ist der letzte mittelalterliche König („letzter Ritter“) des Heiligen römischen Reiches (1486 König, 1490 Graf von Tirol. 1493 Landesherr in allen österreichischen Erbländern, 1508 erwählter römischer Kaiser). Er fasst, ohne Fürsorge für die Interessen des Reiches, seine habsburgischen Erbländer zusammen, vermehrt sie durch Heirat um →Burgund (1477) und bereitet (1515) den Erwerb →Ungarn-Böhmens (1526) und →Spaniens vor. Auf wohl burgundischem Vorbild beruht seine Verwaltungsreform in Tirol und Österreich. In dem Reich entstehen unter seiner Herrschaft (1495) →Reichskammergericht, →Reichskreise, →gemeiner Pfennig und ewiger Landfriede. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 95, 129, 150f., 157; Schmidt, E., Die Maximilianischen Halsgerichtsordnungen, 1949; Kaiser Maximilians I. Weißkunig, hg. v. Musper, H. u. a., 1956; Buchner, R., Maximilian I., 2. A. 1970; Ausstellung Maximilian I., hg. v. Kulturreferat des Landes Tirol, 1969; Wiesflecker, H., Kaiser Maximilian I., Bd. 1ff. 1971ff.; Wiesflecker, H., Maximilian I., 1991; Hollegger, M., Maximilian I., 2005, 2. A. 2020; Rapp. F., Maximilien d’Autriche, 2007; Maximilian I. 1459-1519, hg. v. Noflatscher, H. u. a., 2011; Boßmeyer, C., Visuelle Geschichte in den Zeichnungen und Holzschnitten zum Weißkunig Kaiser Maximilians I., 2015; Forcher, M., Kaiser Max und sein Tirol, 2019; Des Kaisers Zeug - Maximilians Zeughaus in Innsbruck, hg. v. Meighörner, W. u. a., 2019; Flieger, C., Das Reisekönigtum während der Herrschaft Maximilian I. im Hinblick auf das Jahr 1493, 2021
Maximiliana (teilweise wird die Malefizordnung Maximilians für Trirol von 1499, die leicht abgeändert 1526 in die Landesordnung von Tirol aufgenommen wird, so genannt)
maximilianisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Maximilian betreffend
Maximilianische Verwaltungsreform (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von König Maximilian I. wohl nach burgundischem Vorbild durchgeführte Verwaltungsreform. In ihrem Verlauf bestellt Maximilian in →Tirol 1490 ein Kollegium von 12 Statthaltern für Justiz und Verwaltung für die Zeit seiner Abwesenheit. 1491 schafft er für die Verwaltung der Einkünfte eine besondere →Raitkammer (in Innsbruck). Beides findet wenig später auch in Niederösterreich Eingang. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 151; Baltl/Kocher; Walther, A., Die Ursprünge der deutschen Behördenorganisation, 1913; Mayer, T., Die Verwaltungsorganisationen Maximilians I., 1920, Neudruck 1973; Hollegger, M., Maximilian I. und die Entwicklung der Zentralverwaltung, 1983
maximus, māximus (1), māxumus, lat., Adj. (Superl.), größte, höchste, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. māgnus (1);
Mayer, Otto (Fürth 29. 3. 1846-Hilpertsau bei Gernsbach in Baden 8. 8. 1924), hugenottische Vorfahren Dupré, Vater Apotheker und Abgeordneter, wird nach dem Abitur an dem Melanchthongymnasium in Nürnberg und Rechtsstudium in Erlangen, Heidelberg und Berlin (1866/1867) 1872 Rechtsanwalt in Mülhausen, 1882 außerordentlicher Professor und 1887 ordentlicher Professor für französisches Zivilrecht, internationales Privatrecht, allgemeine Staatslehre und Verwaltungsrecht in Straßburg sowie 1903 Professor in Leipzig. In seinem unter Übertragung der juristischen Methode (→Gerber, →Laband) aus dem Staatsrecht gewonnenen Lehrbuch Deutsches Verwaltungsrecht (1895/1896) bildet er ein nach rechtlichen Gesichtspunkten systematisch gegliedertes →Verwaltungsrecht (vor allem der Eingriffsverwaltung) aus (Vorrang des Gesetzes, Vorbehalt des Gesetzes). In dem Mittelpunkt des durch Rechtsvergleichung geschaffenen allgemeinen Teiles des Verwaltungsrechts steht der (dem französischen Verwaltungsrecht nachgeformte) →Verwaltungsakt. Mayer verwendet nach einem hugenottischen Vorfahren auch das Pseudonym Eduard Dupré. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 199; Die Rechtswissenschaft in Selbstdarstellungen, hg. v. Planitz, H., 1924, 153, 175; Dennewitz, B., Die Systeme des Verwaltungsrechts, 1948, 122; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des liberalen Rechtsstaates, 1967; Heyen, E., Otto Mayer, 1981; Hueber, A., Otto Mayer, 1982; Schmid-De Caluwe, R., Der Verwaltungsakt in der Lehre Otto Mayers, 1999; Dewitz, R., Der Vertrag in der Lehre Otto Mayers, 2004; Meinel, F., Der Jurist in der industriellen Gesellschaft, 2011, 137ff.
Mayer, Theodor (Neunkirchen an der Enknach in Oberösterreich 4. 8. 1883-Salzburg 26. 11. 1972) wird nach dem Studium der Geschichte und Promotion (1906) und Habilitation (1914) in Wien Professor für mittelalterliche Geschichte und historische Hilfswisssenschaften an den Universitäten Prag, Gießen, Freiburg im Breisgau und Marburg, leitet ab 1942 die (lat. [N.Pl.] Monumenta Germaniae Historica und das Deutsche Historische Institut in Rom, wobei ihm nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Rückkehr in ein öffentliches Amt verwehrt wird, so dass er 1951 den Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte gründet, in dem er den Personenverbandsstaat dem institutionellen Flächenstaat gegenüberstellt. S. Google
Lit.: Grothe, E., Zwischen Geschichte und Recht – Deutsche Verfassungsgeschichtsschreibung 1900-1970, 2009; Nagel, A., Im Schatten des Dritten Reichs – Mittelalterforschung in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1970, 2005; Heinzel, R., Theodor Mayer – ein Mittelalterhistoriker im Banne des „Volkstums“ 1920-1960, 2014
Mazedonien →Makedonien
Mecheln, Mechelen erscheint in dem 9. Jahrhundert (Malinas 870) und gelangt über das Hochstift Lüttich, Flandern (1357), Burgund (1369) an Habsburg (1477) und von dort über die Niederlande an Belgien (1830). 1490 wird die erste moderne Postverbindung von Innsbruck nach Mechelen eingerichtet. S. Google
Lit.: Maes, L., Vijf eeuwen stedelijk strafrecht, 1947; De Geschiedenis van Mechelen, hg. v. Uytven, R. van, 1991
Mecklenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein nach der 995 erstmals erwähnten, archäologisch seit dem 7. Jahrhundert nachgewiesenen Burg Michelenburg der Obodriten bei Wismar benanntes, dünn besiedeltes, 1171 von Herzog Heinrich dem Löwen dem Sohn des getöteten Fürsten der Obodriten verlehntes, 1701 in Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz geteiltes, zu dem 1. 1. 1934 wieder zusammengefasstes Land, das 1945 mit Vorpommern verbunden wird und herkömmliche Zustände verhältnismäßig lang bewahrt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 176; Neue Sammlung mecklenburgischer Landesgesetze, Bd. 1ff. 1769; Mecklenburger Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1863ff.; Böhlau, H., Mecklenburgisches Landrecht, Bd. 1ff. 1871ff.; Buchka, G. v., Landesprivatrecht der Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz, 1905; Ihde, R., Amt Schwerin, 1912; Bredt, J., Die mecklenburgische Ständeverfassung und das Reichsrecht, 1914, Neudruck 2013; Krause, H., System der landständischen Verfassung Mecklenburgs, 1927; Hoffmann, K., Die Stadtgründungen Mecklenburg-Schwerins, 1930; Mecklenburgische Bauernlisten des 15. und 16. Jahrhunderts, hg. v. d. Urkundenbuchkommission, Heft 1f. 1937f.; Hamann, M., Das staatliche Werden Mecklenburgs, 1962; Molitor, E., Der Entwurf eines mecklenburgischen Landrechts, ZRG GA 61 (1941), 208; Ballschmieter, H., Andreas Gottlieb von Bernstorff und der mecklenburgische Ständekampf 1680-1720, 1962; Die mecklenburgischen Kaiserbederegister, hg. v. Engel, F., 1968; Hamann, M., Mecklenburgische Geschichte, 1968; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,2908; Wieden, H. bei der, Grundriss zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, B XII (Mecklenburg), 1976; Petersohn, J., Der südliche Ostseeraum, 1979; Stammer, M., Die Anfänge des mecklenburgischen Liberalismus, 1980; Moldenhauer, R., Grenzen und Grenzbeschreibungen in Mecklenburg, ZRG GA 98 (1981), 236; Moldenhauer, R., Terra deserta, ZRG GA 104 (1987), 190; Karge, W., Die Geschichte Mecklenburgs 1993, 2. A. 1996, 4. A. 2004, 5. A. 2011; 1000 Jahre Mecklenburg, 1995; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, hg. v. Karge, W.u. a., 1995; Brunner, D., Der Schein der Souveränität, 2006; Die früh- und hochmittelalterliche Siedlungsentwicklung im nördlichen Mecklenburg im Lichte der Ortsnamen, hg. v. Foster, E. u. a., 2007; Kurzer Abriss der mecklenburgischen und vorpommerschen Verfassungsgeschichte, verantw. v. Kuhn, H., 2007; Buddrus, M. u. a., Landesregierung und Minister in Mecklenburg 1871-1952, 2012; Busch, M., Machtstreben – Standesbewusstsein – Streitlust – Landesherrschaft und Stände, 2013; Strahl, A., Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin im ersten Weltkrieg, 2015; Mecklenburgisches Klosterbuch, hg.v. Huschner, W. u. a., 2016 (43 Institutionen); Erinnerung an Mecklenburg – 50 Archivalien aus acht Jahrhunderten, hg. v. Manke, M., 2019; Joost, S., Wege durch die Jahrhunderte - Die Adelsfamilie Vieregge, Vieregg, Viereck, 2019; Frost, A., Aufbruch in die Demokratie - Landtage und Abgeordnete in Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin zwischen 1918 und 1920
Mecklenburg-Vorpommern ist seit 3. 10. 1990 ein Bundesland der Bundesrepublik Deutschland, das in der ehemaligen Besatzungszone der Sowjetunion nach dem Zweiten Weltkrieg aus Mecklenburg und dem westlich der Oder gelegenen Teil Pommerns an dem 9. 7. 1945 gebildet und in der Deutschen Demokratischen Republik von dem 25. 7. 1952 bis 3. 10.1990 in die drei Bezirke Schwerin, Rostock und Neubrandenburg aufgelöst wird. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Karge, W., Die Geschichte Mecklenburgs 1993, 2. A. 1996, 4. A. 2004, 5. A. 2011; Ein Jahrtausend Mecklenburg und Vorpommern, hg. v. Karge, W.u. a., 1995; Kurzer Abriss der mecklenburgischen und vorpommerschen Verfassungsgeschichte, verantw. v. Kuhn, H., 2007; Schwießelmann, C., Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands in Mecklenburg und Vorpommern, 2010; Busch, M., Machtstreben, Standesbewusstsein Streitlust, 2012; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015
mederi, medērī, lat., V., helfen, heilen (V.) (1), zu Hilfe kommen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. medicina, s. latein_a_z.docx, s. idg. *med- (1), V., messen
mediani (lat. [M.Pl.]) mittlere ([als Stand] in dem Volksrecht der Alemannen des Frühmittelalters), s. medius
mediāre, lat., V., mitten voneinander teilen, halbieren, sich halbieren, Itala (nach 220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. medius
mediat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) mittelbar
mediatisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mittelbar machen
Mediatisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Mittelbarmachung reichsunmittelbarer Reichsglieder (beispielsweise Reichsstädte, Reichsritter) insbesondere durch den →Reichsdeputationshauptschluss von dem 25. 2. 1803 und Art. 24 der Rheinbundakte von dem 12. 7. 1806 (nahezu 70 bis dahin souveräne Landesherrschaften bzw. etwa 80 Adelshäuser). Die dabei mittelbar gemachten (d. h. der Herrschaft eines anderen Landesherrn wie etwa Badens, Bayerns oder Württembergs eingegliederten) ehemaligen Reichsunmittelbaren behalten noch während des 19. Jahrhunderts gewisse Vorrechte (beispielsweise →Patrimonialgerichtsbarkeit, →Familienfideikommiss). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 132, 149; Gollwitzer, H., Die Standesherren, 1957, 2. A. 1964; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Facius, C., Zwischen Souveränität und Mediatisierung, (in) FS H. Tümmler, 1977, 163; Schier, R., Die Standesherren, 1978; Achtzehnhundertunddrei, hg. v. Schmid, P. u. a., 2003; Gläser, S., Die Mediatisierung der Grafschaft Wertheim, 2006; Schenk, H., Hohenlohe – vom Reichsfürsttum zur Standesherrschaft, 2006; Puchta, M., Mediatisierung „mit Haut und Haar, Leib und Leben“ – Die Unterwerfung der Reichsritter durch Ansbach-Bayreuth (1792-1798), 2012; Uhrig, H., Die Vereinbarkeit von Art. VII des Friedens von Lunèville mit der Reichsverfassung, 2014
mediātus, lat., (Part. Prät.=)Adj., halbiert, geteilt, Boëth. (1. Viertel 6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mediāre, s. medius
Mediävistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Mittelalterkunde, s. Google
Lit.: Ius Romanum medii aevi, 1961ff.; Dilcher, H., Zur Einführung - Romanistische Mediävistik, (in) JuS 6 (1966), 387; Lexikon des Mittelalters, Bd. 1ff. 1980ff.; Sachwörterbuch der Mediävistik, hg. v. Dinzelbacher, P., 1992; Goetz, H., Moderne Mediävistik, 1999; Mediävistik im 21. Jahrhundert, hg. v. Goetz, H., 2003; Weichselbaumer, R., Mittelalter virtuell – Medävistik im Internet, 2005; Die deutschsprachige Mediävistik im 20. Jahrhundert, hg. v. Moraw, P. u. a., 2005; Mittelalter im Labor, hg. v. Borgolte, M. u. a., 2008; Pilch, M., Der Rahmen der Rechtsgewohnheiten, 2009
Medici ist die aus dem Umland Florenz‘ kommende, seit dem frühen 13. Jahrhundert bezeugte, wenig später in der Gilde der Kauleute nachweisbare, innerhalb dreier Generationen hoch aufgestiegene, in dem 16. Jahrhundert zu Herzögen von Florenz (1531) und Großherzögen von Toskana (1569) erhobene Geldwechslerfamilie in Florenz, die 1737 erlischt. S. Google
Lit.: Rubinstein, N., The Government of Florence under the Medici, 1966; Clarke, P., The Soderini and the Medici, 1991; Brown, A., The Medici in Florence, 1992; Lorenzo de Medici, hg. v. Toscani, B., 1993; Reinhardt, V., Die Medici, 1998; Walter, I., Der prächtige Lorenzo de Medici, 2003; I Medici in rete, hg. v. Cotta, I. u. a., 2003; Martines, L., Die Verschwörung, 2004; Reinhardt, V., Geld und Freunde, 2009; Schwarz, J., Die Medici, 2010; Tewes, G., Kampf um Florenz - Die Medici im Exil, 2011
medicina, medicīna, lat., F., Arzneikunst, Heilkunst, Arznei, Heilmittel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. medērī; medicus
medicus, lat., Adj., heilend, heilsam, zu dem Heilen gehörig, zu dem Heilen dienend, medizinisch, Verg. (70-19 v. Chr.), s. medērī, medicina
Medingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Urkundenbuch des Klosters Medingen, hg. v. Homeyer, J., 2006
Medium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundertt in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Mittel, insbesondere das Wissensverbreitungsmittel wie Buch, Zeitung, Rundfunk, Fernsehen, Internet
Lit.: Faulstich, W., Die Geschichte der Medien, Bd. 1 1997; Geschichte der Medien, hg. v. Fassler u. a., 1998; Von Almanach bis Zeitung, hg. v. Fischer, E. u. a., 1999; Wilke, J., Grundzüge der Mediengeschichte, 2000; The Mediation of Symbols in Late Medieval and Early Modern Times, hg. v. Suntrup, R., 2005; Wenzel, H., Mediengeschichte vor und nach Gutenberg, 2007; Zimmermann, C., Medien im Nationalsozialismus, 2007; Ross, C., Media and the Making of Modern Germany, 2008; Würgler, A., Medien in der frühen Neuzeit, 2009, 2. A. 2013; Medien im Nationalsozialismus, hg. v. Heidenreich, B. u. a., 2010; Massenmedien im Europa des 20. Jahrhunderts, hg. v. Daniel, U. u. a., 2010; Kontrolle und Nutzung - Medien in geistlichen Gebieten Europas 1680-1800, hg. v. Pelizaeus, L. u. a., 2011; Vesting, Thomas, Die Medien des Rechts – Sprache, Schrift, Buchdruck, Computernetzwerke, 2011ff.; Faulstich, W., Die Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts, 2012; Hachmeister, L. u. a., Wer beherrscht die Medien? 2017 (Google, Apple, Facebook, Amazon); Daniel, U., Beziehungsgeschichten – Politik und Medien im 20. Jahrhundert, 2018; Fritscher-Fehr, M., Demokratie im Ohr – Das Radio als geschichtskultureller Akteur in Westdeutschland 1945-1963, 2019
Medizin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt (!), aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Heilkunst, →gerichtliche Medizin
Lit.: Schmidt, A., Medizinisches aus deutschen Rechtsquellen, (in) FS Benno Schmidt, 1896; Niederhellmann, A., Arzt und Heilkunde in den frühmittelalterlichen Leges, 1983; Die Geschichte des medizinischen Denkens, hg. v. Grmek, M., 1996; Porter, R., Die Kunst des Heilens, 2000; Pfeifer, K., Medizin der Goethezeit, 2000; Klee, E., Deutsche Medizin im Dritten Reich, 2001; Künzl, E., Medizin in der Antike, 2002; Jankrift, K., Krankheit und Heilkunde im Mittelalter, 2003; Steger, F., Asklepiosmedizin, 2004; Bergdolt, K., Das Gewissen der Medizin, 2004; Nutton, V., Ancient Medicine, 2004; Antike Medizin, hg. v. Leven, K., 2005; Rzihacek-Bedö, A., Medizinische Wissenschaftspflege im Benediktinerkloster Admont bis 1500, 2005; Medicina e società nel mondo antico, hg. v. Marcone, A., 2006; Eckart, W. u. a., Medizingeschichte, 2007, 2. A. 2014; Huber, H., Geschichte der medizinischen Fakultät Innsbruck, 2010; Ernst, W., Beschwörungen und Segen, 2011; Eckart, W., Medizin in der NS-Diktatur, 2012; Boudon-Millet, V., Galien de Pergame, 2012; Être médecin à la cour, hg. v. Andretta, E. u. a., 2013; Eckart, W., Medizin und Krieg - Deutschland 1914-1924, 2014; Herzblut, 2014; Zangerl, C., Wenn Wissenschaft Lebensgrenzen setzt – Die Aufzeichnungen des Innsbrucker Physiologen Ludwig Haberlandt (1885-1932), 2014; Schwartz, M. u. a., Robert Koch und Louis Pasteur, 2015; Alt, P., Sigmund Freud, 2016 (nicht unproblematisch); Flashar, H., Hippokrates – Meister der Heilkunst, 2016 (460-370 v. Chr.); Geisthövel, A./Hess, V., Medizinisches Gutachten – Geschichte einer neuzeitlichen Praxis, 2017; Medizin und öffentliche Gesundheit, hg. v. Schmiedebach, H., 2018; Die Welt im Durchblick – Wunder moderner Röntgentechnik, hg. v. Rosendahl, W./Busch, U., 2019; Teoria e practica medica nel basso Medioevo – Teodorico Borgognoni, 2019
medum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) „Mitte“?, Ackerland, Ackerabgabe [in der Erzdiözese Trier zwischen 902 und 1300], sachlich vermutlich älter)
Lit.: Kienast, R., medum-land, (in) Antiquitates Germanicae, hg. v. Mayrhofer, M. u. a., 1974, 57
Meer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in neun Stellen in eingeschränkten Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Indogermanische erschließbar, N.) ist allgemein der von Salzwasser bedeckte, deutlich größere Teil der Erdoberfläche. Es ist wohl eine wesentliche Quelle des Lebens. Es ist wegen seiner bisherigen tatsächlichen Nichtbeherrschbarkeit durch den Menschen infolge natürlicher Gegebenheiten grundsätzlich frei (lat. mare [N.] liberum). In dem römischen Recht steht auch die Meeresküste als (lat.) res (F.) communis (allgemeine Sache) dem Gebrauch aller Menschen offen. In dem Mittelalter bewirkt die Zusammenfassung einzelner Herrschaftsrechte (Regalien) in der Hand der Landesherren die Beanspruchung der Meeresküste als Recht des Landesherrn. In der Neuzeit wird von hier aus weiter auf das Meer ausgegriffen (3 Seemeilen, 12 Seemeilen, 200 Seemeilen). Ansonsten gilt für das Meer das →Völkerrecht. S. Google
Lit.: [Grotius, H.,] Mare liberum, 1609; Fahl, G., Der Grundsatz der Freiheit der Meere in der Staatenpraxis von 1493-1648, 1969; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Kempe, M., Fluch der Weltmeere, 2010; The Sea in History, hg. v. Rodger, N., 2017 (Triebkraft wirtschaftlicher und politischer Expansion in drei Perioden); Thalassokratie, hg. v. Kopp, H./Wendt, C., 2018; Seehandelsrouten, hg. v. Halbartschlager, F. u. a., 2019
Meersburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)
Lit.: Widemann, B., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Meersburg, 1958
Megelle (türk. [F.], Buch der Weisheit) ist das von 1869 bis 1876 in 16 Bänden herausgegebene und 1877 in Kraft gesetzte Zivilgesetzbuch des osmanischen Reiches auf der Grundlage des islamischen Rechtes (Saria). Die Megelle gilt in der Türkei bis 1926, in Albanien bis 1928, in dem Libanon bis 1932, in Syrien bis 1949, in dem Irak bis 1953 und auf Zypern bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts. Ihr wichtigster Redaktor ist der Richter und Justizminister Ahmad Gawdat Pasa (1822-1895). S. Google
Lit.: Dilger, K., Tendenzen zur Rechtsentwicklung, (in) Ende, W./Steinbach, U., Der Islam, 1984, 2. A. 1989, 170, 3. A. 1991, 4. A. 1996, 5. A. 2005
Megenberg, Konrad von (1309-Regensburg 14.? 4. 1374), Ministerialensohn (Mäbenberg?/Mittelfranken), wird nach der Schule in Erfurt und dem Studium der freien Künste in Paris Domherr in Regensburg. 1354 veröffentlicht er die Karl IV. gewidmete Schrift (lat.) De translatione imperii Romani (Von der Übertragung des römischen Reiches), in der er die Auffassung vertritt, dass der Papst die Wahl des deutschen Königs billigen müsse. S. Google
Lit.: Ibach, H., Leben und Schriften des Konrad von Megenberg, 1938; Konrad von Megenberg und sein Werk, hg. v. Märtl, C., 2006; Konrad von Megenberg. Regensburger Domherr, Dompfarrer und Gelehrter (1309-1374). Ausstellung, 2009; Konrad von Megenberg, Lacrima ecclesie, hg. v. Colberg, K., 2010; Konrad von Megenberg, hg. v. Feistner, E., 2011; Koopmann, C., Konrad von Megenberg, 2016
mehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zusätzlich
mehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) mehr machen, vergrößern, bereichern
Mehrer (des Reiches) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1249 [Böhmer-Ficker] in fünfzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums als Lehnübertragung von lat. [M.] Augustus aufgenommen und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem 14. Jahrhundert ein Titel des Kaisers des Heiligen römischen Reiches.
Lit.: Bucklisch, M., „Augustus“, Diss. phil. Münster 1957; Wolfram, H., Intitulatio II, 1973, 174; Kienast, D., Römische Kaisertabelle 1990, 2. A. 1996; Hattenhauer, H., Semper Augustus, (in) FS M. Heckel, 1999, 535ff.
Mehrheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1719 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in zehn Stellen ab 1734 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, F., Majorität, Neutrum Mehrheitsprinzip in Grimm DeutschesWörterbuch1 und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist der größere von zwei (oder mehr) Teilen einer Personengesamtheit. Der Grundsatz, dass eine Mehrheit von Stimmen einer von mehreren unterschiedlichen Meinungen zu dem Sieg verhilft, ist sachlich bereits in den Versammlungen in den Stadtstaaten Griechenlands und in Rom anerkannt. Die christliche Kirche übernimmt die auch in den →Digesten Justinians vertretene Vorstellung (D. 50. 1. 19, 50. 17. 160. 1) zunächst nicht, sondern strebt die Einstimmigkeit an. Seit dem 4. Jahrhundert zieht sie die Mehrheit in der Form der größeren Qualität vor (lat. sanior pars [F.]). In dem 12. Jahrhundert anerkennt sie den Grundsatz der Mehrheit. In dem deutschen, zunächst der Einstimmigkeit zuneigenden Recht ist der Grundsatz der Mehrheit bei der Königswahl seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bedeutsam und setzt sich 1338 durch. In dem Reichstag gilt dies nur von Fall zu Fall. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 109; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 3 1982, 1021; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 2 1873, Neudruck 1954; Starosolskyj, W., Das Majoritätsprinzip, 1916; Elsener, F., Zur Geschichte des Majoritätsprinzips, ZRG KA 73 (1956), 73, 560; Scheuner, U., Das Mehrheitsprinzip in der Demokratie, 1973; Schlaich, K., Maioritas, ZRG KA 94 (1977), 264; Battenberg, J., Das römisch-deutsche Königtum und die Legitimation mehrheitlicher Entscheidungen im Spätmittelalter, ZRG GA 103 (1986), 1; Mehrheitsprinzip, Konsens und Verfassung, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1986; Glomb, A., Sententia plurimorum, 2008; Flaig, E., Die Mehrheitsentscheidung, 2012; Genesis und Dynamiken der Mehrheitsentscheidung, hg. v. Flaig, E., 2013; Orgad, L., The Cultural Defense of Nations, 2015; Ernst, W., Rechtserkenntnis durch Richtermehrheiten, 2016
Mehrheitsprinzip →Mehrheit
Mehrheitswahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Wahlrecht, bei dem die Mehrheit der Stimmen (eines Wahlkreises) entscheidet und die für andere Bewerber abgegebenen Stimmen personell nicht berücksichtigt werden (beispielsweise England, plurality voting system). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 257; Scheuner, U., Das Mehrheitsprinzip in der Demokratie, 1973
Mehrparteiensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das System mehrerer in einem Staat in einem politischen Wettbewerb befindlicher Parteien in Gegensatz zu einem System mit einer einzigen Staatspartei
Mehrverkehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie Lehnübertragung von lat. exceptio plurium, Einrede mehrerer) ist der Geschlechtsverkehr einer Frau mit mindestens zwei Männern (Einrede mit Beweis des Mehrverkehrs dient der Widerlegung der Vaterschaftsvermutung)
Meier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1100 [Freckenhorst] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums [maior, lat. - Adj. Komp. - der größere] aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in der frühmittelalterlichen →Grundherrschaft der Verwalter des Grundherrn (lat. villicus [M.]). Seit dem Hochmittelalter (12./13. Jahrhundert) strebt er nach Selbständigkeit. Daraufhin vergibt der Grundherr (vor allem in Nordwestdeutschland) die Grundherrschaft(sverwaltung) nur noch auf Zeit gegen festen Zins (Meierrecht). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2: Wittich, W., Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland, 1896; Dopsch, A., Herrschaft und Bauer, 2 A. 1964; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Rösener, W., Grundherrschaft im Wandel, 1991; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995
Meierding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [Hildesheim] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Meiergericht
Meiergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1457 [Magdeburg] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gericht einer Grundherrschaft unter dem Vorsitz des →Meiers. Das Meiergericht begegnet sachlich seit dem Hochmittelalter. In der Neuzeit wird es von dem Landesherrn zurückgedrängt und endet in dem 19. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Höngger Meiergerichtsurteile, hg. v. Stutz, U., 1912; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962, 343; Heikaus, H., Hofgerichte und Hofrecht, 1970; Rösener, W., Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, 1992
Meiergut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1384 [Westfalen] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem Meier bewirtschaftete Gut
Meierhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 12. Jahrhundert in dreiundzwazig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) der von einem Meier bewirtschaftete Hof→Meier, Hof
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Meierordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das partikulare Gesetz des 18. Jahrhunderts über das →Meierrecht (beispielsweise Paderborn 1765, Calenberg 1772, Entwurf Lüneburg 1799ff., Osnabrückische Eigentumsordnung 1722, s. Google).
Meierrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1290 [Calenberg] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist ein gewohnheitsrechtlich entstandenes bäuerliches Besitzrecht in Nordwestdeutschland (Niedersachsen, Westfalen). Es ist ein (tatsächlich erbliches,) dingliches Recht zu Bewirtschaftung eines fremden Gutes gegen Abgaben (Meierzins) und zwar eine Form der Pacht. →Abmeiern
Lit.: Gesenius, C., Das Meyerrecht, Bd. 1f. 1801ff.; Pfeiffer, W., Das deutsche Meierrecht, 1848; Niemeyer, F., Das Meierrecht in der Grafschaft Hoya, 1862; Turner, G., Das Calenberger Meierrecht, 1960; Illemann, H., Bäuerliche Besitzrechte im Bistum Hildesheim, 1969; Schneider, K. u. a., Bauernbefreeiung und Agrarreformen in Niedersachsen, 1989
Meiji-Verfassung (1889) →Japan
Lit.: Kroeschell, DRG 3
mein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert [Lorescher Beichte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kaiserchronik] in 23 Stellen bis 1717 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) falsch, verbrecherisch
Meineid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das vorsätzliche falsche Schwören des Täters vor Gericht oder einer anderen zu der Abnahme von Eiden zuständigen Stelle. In dem römischen Recht wird, von bestimmten Sonderfällen (beispielsweise lat. →falsum [N.], stellionatus [M.] oder →crimen [N.] laesae maiestatis) abgesehen, der Meineid nicht rechtlich verfolgt. Ob die Germanen eine Strafe für Meineid kennen, ist zweifelhaft. In dem Frühmittelalter folgt dem falschen Schwören überwiegend eine →Buße oder das →Wergeld. Die (lat.) Lex (F.) Saxonum (Recht der Sachsen) sieht für den Meineid in der Kirche den Tod vor. In Kapitularien wird Handverlust angedroht. Dem folgt der Sachsenspiegel (1221-1224). Die Constitutio Criminalis Carolina (1532, Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) schreibt für den Meineid vor Gericht den Verlust der beiden Schwurfinger vor. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden christliche Aspekte zurückgedrängt und danach durch den Schutz der Allgemeinheit ersetzt. Das 19. Jahrhundert schränkt den Meineid auf den gerichtlichen vorsätzlichen Falscheid ein.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Hirzel, R., Der Eid, 1902, Neudruck 1966; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 9; Scheyhing, R., Eide, Amtsgewalt und Bannleihe, 1960; Vormbaum, T., Eid, Meineid und Falschaussage, 1990; Ries, G., Zur Strafbarkeit des Meineids, (in) FS D. Medicus, 1999, 457
Meinhardiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige der nach ihrem Leitnamen Meinhard bezeichneten Familie der Grafen von Görz (1077-1500), die zeitweilig auch in Tirol (bis 1363), Kärnten (1286-1335), Krain und Böhmen (1307-1310) herrscht und bei ihrem Aussterben (1363/1374/1500) ihre Güter an die Familie der Habsburger vererbt. S. Google
Lit.: Baum, W., Die Grafen von Görz in der europäischen Politik des Mittelalters, 2000
Meintat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] in siebzehn Stellen bis 1413 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Missetat, Neidingswerk
Li.: Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842; Friese, V., Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898; Heusler, A., Strafrecht der Isländersagas, 1911; Hoheitliches Strafen in der Spätantike und im frühen Mittelalter, hg. v. Weitzel, J., 2002; Der Wolf, hg. v. Koschorreck, W. u. a., 2010
meinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 9. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) äußern, glauben
Meinung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb meinen ab um 790 sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ansicht →herrschende Meinung
Meinungsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit jedes Menschen, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Sie wird von der Aufklärung des 18. Jahrhunderts (→Kant) gefordert und in dem 19. Jahrhundert als →Grundrecht durchgesetzt. S. Google
Lit.: Chafee, Z., Freedom of Speech, 1920; Smend, R., Das Recht der freien Meinungsäußerung, (in) Veröffentlichungen der Vereinigung deutscher Staatsrechtslehrer 4 (1928), 44ff.; Meinungsfreiheit, hg. v. Schwartländer, J. u. a., 1986; Kalven, jr., H., A Worthy Tradition – Freedom of Speech in America, 1988; Wilke, J., Die Entdeckung von Meinungs- und Pressefreiheit als Menschenrechte im Deutschland des späten 18. Jahrhunderts (in) Naturrecht – Spätaufklärung – Revolution, hg. v. Dann, O. u. a., 1995, 121; Hochhuth, M., Die Meinungsfreiheit im System des Grundgesetzes, 2007
Meißen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) win Ort in Sachsen mit mehr als 28000 Einwohnern
Lit.: Urkunden der Markgrafen von Meißen und Landgrafen von Thüringen 1196-1234, 1898ff.; Schieckel, H., Herrschaftsbereich und Ministerialität der Markgrafen von Meißen, 1956; Pannach, H., Das Amt Meißen, 1960; Ludwig, T., Die Urkunden der Bischöfe von Meißen, 2005
Meißener Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Meißner Rechtsbuch) ist das zwischen 1357 (Zwickauer Krämerordnung von 1357/1358) und 1387 (älteste datierte Handschrift) von einem unbekannten Verfasser (in Zwickau?) für Städte sächsischen und Magdeburger Rechtes in der Markgrafschaft Meißen (mit Osterland, Pleißnerland und Vogtland), Sachsen, Thüringen, Westfalen, Brandenburg, Polen und Böhmen geschaffene, in 76 vollständigen und 31 teilweise erhaltenen Handschriften überlieferte, weitestverbreitete Stadtrechtrechtsbuch (eyn buch dez rechten in wichbilde in sechsisszer art), das in der Literatur auch als Rechtsbuch nach Distinktionen, schlesisches Landrecht oder vermehrter Sachsenspiegel benannt wird. Es gliedert sich in 5 bis 8 Bücher und Kapitel sowie Distinktionen. Erfasst sind Privatrecht, Gerichtsverfassungsrecht, Strafrecht, Stadtverfassungsrecht, Stadtrecht und Reichsrecht. Quellen sind vor allem →Sachsenspiegel Landrecht, Magdeburger Weichbildrecht, Goslarer Stadtrecht und Zwickauer Rechtsbuch.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 104; Ortloff, F., Das Rechtsbuch nach Distinktionen, 1836; Voltelini, H. v., Ein Bruchstück des Rechtsbuchs nach Distinktionen im Landesarchiv in Klagenfurt, ZRG GA 44 (1924), 316; Weizsäcker, W., Zur Geschichte des Meißner Rechtsbuchs in Böhmen und Mähren, ZRG GA 58 (1938), 584; Ullrich, G., Zu den Quellen des Meißener Rechtsbuchs, (in) Deutschrechtl. Archiv 1 (1940), 87; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 55; Das Meißner Rechtsbuch, hg. v. Spáčil, V. u. a., 2010
Meister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 736, 51, Althochdeutsche Benediktinerregel, Heliand V. 30, Notker I 210] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der Könner und Lehrer, besonders seit dem Hochmittelalter der die Meisterprüfung in einem →Handwerk bestehende Geselle.
Lit.: Fischer, W., Handwerksrecht und Handwerkswirtschaft um 1800, 1955; Gilden und Zünfte, hg. v. Schwineköper, B., 1985; Deter, G., Rechtsgeschichte des westfälischen Handwerks im 18. Jahrhundert, 1990; Knörr, M., Die Berufszulassung zum Handwerk seit dem Ende des Alten Reichs, 1996; Farr, J., Artisans in Europe, 1300-1914, 2000; Stüben, I., Das Deutsche Handwerk, 2007; Kluge, A., Die Zünfte, 2009
Mejora (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist der in dem Frühmittelalter ausgebildete, zugunsten der ehelichen Abkömmlinge frei verfügbare Vermögensteil des spanischen Rechtes.
Lit.: Elfgen, A., Die Mejora, 1962
Melanchthon (Schwartzerdt, „schwarze Erde“, 1509 von Reuchlin Name gräzisiert), Philipp (Bretten 16. 2. 1497-Wittenberg 19. 4. 1560), Sohn eines mit Johannes Reuchlin verschwägerten Waffenschmieds, wird nach dem Studium der Sprachen Lateinisch, Griechisch und Hebräisch in Heidelberg und Tübingen 1518 Professor für Griechisch in Wittenberg und entwickelt sich zu einem führenden lutherischen Humanisten. Er steht zwischen naturrechtlichen Vorstellungen des Mittelalters und dem Vernunftrecht der frühen Neuzeit und betont die relativ gute Verwirklichung natürlicher Rechtssätze in dem römischen Recht. Bei Melanchthon ist (durch Carion, Johannes, Chronica 1532, hg. v. Melanchthon, P.) die →lotharische Legende belegt.
Lit.: Mayer, H., Die Strafrechtstheorie bei Luther und Melanchthon, (in) FG J. Binder, 1930, 77; Bauer, C., Melanchthons Naturrechtslehre, 1951; Kisch, G., Melanchthons Rechts- und Soziallehre, 1967; Scheible, H., Melanchthon, 1997; Deflers, I., Lex und ordo, 2005; Kuropka, N., Melanchthon, 2010; Claus, H., Melanchthon-Bibliographie 1510-1560, 2014; Scheible, H., Melanchthon, 2016; Philipp Melanchthon, hg. v. Frank, G., 2017
melden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) berichten
Melderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die Meldung bzw. Anmeldung und Abmeldung eines Menschen an einem Ort bei der staatlichen Verwaltung betreffenden Rechtssätze (beispielsweise Preußen 1842). S. Google
Melfi in Süditalien ist ein bevorzugter Ort der Staufer, in dem 1231 Kaiser Friedrich II. die →Konstitutionen von Melfi verkündet.
Lit.: Kamp, N., Kirche und Monarchie, 1975
melior, lat., Adj. (Komp.), bessere, trefflichere, tüchtigere, bravere, s. bonus, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *mel- (4)?, Adj., stark, groß (lat. [M.]) der Bessere
Meliorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - ausgenommen Melioration – nicht belegt, aber in Googöe belegt, N.) ist an einzelnen Orten in einzelnen Zeiten eine aus den (lat.) meliores (M.Pl., Besseren) gebildete Bevölkerungsgruppe
Lit.: Planitz, H., Zur Geschichte des städtischen Meliorats, ZRG GA 67 (1950), 141; Isenmann, E., Die deutsche Stadt im Spätmiottelalter, 2012, 2. A. 2014
Melo Freire dos Reis, Pasco al José de (1738-1798) wird nach dem Rechtsstudium in Coimbra (1757) Lehrer des Rechtes (seit 1772 des vaterländischen Rechtes [portug.] direito pátrio). Er verfasst das erste System des portugiesischen Rechtes (lat. Historia [F.] iuris civilis lusitani, Geschichte des portugiesischen bürgerlichen Rechtes, 1788, Institutiones [F.Pl.] iuris civilis lusitani tam publici quam privati, Einrichtungen des portugiesischen öffentlichen und privaten Rechtes, 1789, Institutiones iuris criminalis lusitani, Einrichtungen des portugiesischen Strafrechts, 1789). 1805 werden seine wichtigsten Schriften Pflichtgegenstand der selbständigen portugiesischen Rechtsausbildung. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,1,713, 3,2,2466
Memmingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Schwaben
Lit.: Blickle, P., Memmingen, 1967
memor, lat., Adj., sich erinnernd, eingedenk, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *smer-, *mer-, V., gedenken, sich erinnern, sorgen, versorgen, zögern
memoria, mimoria, lat., F., Gedächtnis, Gedenken, Andenken, Erinnerung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. memor
Lit.: Iwanami, A., Memoria et oblivio, 2004; Memoria, hg. v. Borgolte, M. u. a., 2005; Schwedler, G., Vergessen, Verändern, Verschweigen und damnatio memoriae im frühen Mittelalter, 2017; Pollmann, J., Memory in Early Modern Europe, 2017
Menger (von Wolfensgrün), Anton (Maniow in Galizien 12. 9. 1841-Rom 6. 2. 1906) wird nach dem Rechtsstudium in Krakau (1858) und in Wien (1860) Advokat und 1875 außerordentlicher Professor, 1877 ordentlicher Professor für Zivilprozesrecht in Wien. Bekannt wird er durch seine Kritik an dem ersten Entwurf des deutschen →Bürgerlichen Gesetzbuchs (Das bürgerliche Recht und die besitzlosen Volksklassen, 1889/1890). Eine gewisse tatsächliche Wirkung des bedeutenden Kathedersozialisten (Juristensozialisten) erfolgt über Franz →Klein (24. 4. 1854-6. 4. 1926) auf das österreichische Zivilprozessrecht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 183; Kästner, K., Anton Menger, 1974; Müller, E., Anton Mengers Rechts- und Gesellschaftssystem, 1975; Hörner, H., Anton Menger, 1977; Männer um die österreichische Zivilprozessordnung 1895, 1990, 11; Müller, E., Anton Mengers Rechts- und Gesellschaftssystem, 2020
Menhir (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 20. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Bretonischen/Keltischen aufgenommen sowie in der weiteren Herkunft unbekannt, M., s. Google) Dolmen, vorgeschichtliche Steinsäule
Lit.: Kirchner, H., Die Menhire in Mitteleuropa, 1955; Beier, H., Die megalithischen, submegalithischen und pseudomegalithischen Bauten sowie Menhire zwischen Ostsee und Thüringerwald, 1991; Groht, J., Menhire in Deutschland, 2013
Menocchio, Jacopo (1532-1607), Steuerpächterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Pavia (Alciat) Professor in Pavia (1556), Mondovi (1561), Padua (1566) und Pavia (1589). Er verfasst zahlreiche privatrechtliche Traktate. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1 1977, 326
mens, mēns, lat., F., Sinn, Sinnesart, Denkart, Gesinnung, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *men- (3), *menə-, *mnā-, *mnē-, *mneh₂-, V., denken
Mensch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das durch Verstand besonders ausgezeichnete Lebewesen. Während in dem Tier-Mensch-Übergangsfeld vor ungefähr 85 Millionen Jahren ein dem Menschen mit dem Delphin gemeinsamer Vorfahre lebte, von 2015 bis 2018 in einem Bachlauf der Tongrube Hammerschmiede in dem Unterallgäu in Einzelteilen auch das Skelett einer einer bisher unbekannten etwa 11,62 Millionen Jahre alten, rund einen Meter großen und sich mit s-förmiger Wirbelsäule, X-Beinen und stabilem Fußgelenk, langen Armen und Greiffüßen wahrscheinlich sowohl auf zwei Beinen wie auch kletternd fortbewegenden Menschenaffenart (Danuvius guggenmosi) gefunden wurde und vor 7 Millionen Jahren Australopithecine (Südaffen) in Afrika heraustreten (erste Steingeräte vor 2,7 Millionen Jahren, Wandlung von dem Vegetarier über den Aasfresser zu dem späteren Jäger, Feuernutzung mit Kommunikationsanreiz? vor mehr als einer Million Jahren), entsteht (der Neandertaler vielleicht vor 160000 Jahren und) der moderne Mensch wohl in Ostafrika möglicherweise vor 200000 bis 100000 Jahren und wandert (nach einem zwischen 177000 und 194000 Jahre alten, in der Misliyahöhle in dem Karmelgebirge in Israel entdeckten Fund eines Schädelteils mit acht Zähnen nach Norden und, obwohl sich nach dem Ausbruch des Vulkans Toba auf Sumatra vor rund 75000 Jahren vielleicht nur tausend bis zehntausend Menschen weltweit retten konnten, vielleicht vor 40000 Jahren nach Südafrika und Asien (älteste Tierbilder, älteste bisher bekannte Keramik bei Wildbeutern noch der späten Altsteinzeit vor 20000 Jahren) sowie Europa, wo er anscheinend vor 12000 Jahren in dem so genannten fruchtbaren Halbmond (Zweistromland, Anatolien, Gebiet zwischen dem westlichen Zagrosgebirge und der Levante) erste Hochkulturen entwickelt. Um 8000 v. Chr. könnten fünf bis zehn Millionen Menschen weltweit gelebt haben. Um 6000 v. Chr. könnten aus Anatolien sesshafte, innovative Großfamilien die Landwirtschaft nach Europa gebracht haben und danach osteuropäische Steppenbewohner die von Klima und Krankheiten geschwächte Bevölkerung ergänzt und die Bronzezeit angestoßen haben. Um die Zeitenwende und an dem Ende des ersten Jahrtausends könnte es vielleicht 300 Millionen Menschen gegeben haben (- bis 1800 - 69 Prozent in Asien, nämlich 31 Prozent in China, 21 Prozent in Indien, 18 Prozent in dem übrigen Asien, 18 Prozent in Europa, zehn Prozent in Afrika, und nur drei Prozent in der übrigen Welt einschließlich Amerikas und Australiens, um 1500 möglicherweise 500 Millionen. Durch zahlreiche mittels seiner bisher freilich (noch?) nicht wirklich lesbaren Hirnströme mögliche Entdeckungen und Erfindungen schwingt der Mensch sich zu dem Herrscher über die Erde auf (nach 1700 starkes Wachstum der Bevölkerung, 1804 wohl eine Milliarde Menschen, 1927 2 Milliarden Menschen, 1960 drei Milliarden Menschen, 1974 vier Milliarden Menschen, 1987 fünf Milliarden Menschen, 1999 sechs Milliarden Menschen, 2011 sieben Milliarden Menschen, 2023 vielleicht 8 Milliarden Menschen) und setzt für das zwischenmenschliche Verhalten vor allem grundsätzlich das Recht weitgehend durch, ohne dass sich alle Menschen überall und immer daran halten.
Lit.: Borck, C., Hirnströme, 2005, Neudruck 2015; Silies, E., Liebe, Lust und Last. Die Pille, 2011; Dehaene, S., Denken, 2014; Tomasello, M., Eine Naturgeschichte des menschlichen Denkens, 2014; Parzinger, H., Die Kinder des Prometheus. Eine Geschichte der Menschheit vor der Erfindung der Schrift. 2014; Engelmeier, H., Der Mensch, der Affe, 2015; Homo – Epochale Urmenschen-Funde aus fünf Weltregionen, hg. v. Hessisches Landesmueseum Darmstadt, 2015; Van Schalk, C. u. a., Das Tagebuch der Menschheit, 2016; Hetterich, H., Mensch und „Person“ – Probleme einer allgemeinen Rechtsfähigkeit, 2016; Hassett, B., Warum wir sesshaft wurden und uns seither bekriegen, wenn wir nicht gerade an tödlichen Krankheiten sterben, 2018; Schweighöfer, E., Vom Neandertal nach Afrika - der Streit um den Ursprung der Menschheit im 19. und 20. Jahrhundert, 2018; Frasnelli, J., Wir riechen besser als wir denken, 2019; Spuren des Menschen – 800000 Jahre Geschichte in Europa, hg. v. Bánffy, E. u. a., 2019; Krause, J., Die Reise unserer Gene – Eine Geschichte über uns und unsere Vorfahren, 2019; Pievani, T./Zeitoun, V., Homo sapiens - Der große Atlas der Menschheit, 2020; Krause, J./Trappe, T., Hybris – Die Reise der Menschheit zwischen Aufbruch und Scheitern, 2021
Menschenraub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Straftat, bei der sich der Täter eines Menschen durch List, Drohung oder Gewalt bemächtigt. Bereits die römische (lat.) lex (F.) Fabia de plagiariis (fabisches Gesetz über Straßenräuber, nach 88 v. Chr.) stellt sachlich den Menschenraub (lat. [N.] plagium) unter Strafe (Geldstrafe, später Todesstrafe). Die frühmittelalterlichen →Volksrechte sehen (mehrfaches) Wergeld für Menschenraub an einem Freien vor. Der →Sachsenspiegel (1221-1224) setzt den Menschenraub dem Totschlag gleich. Das deutsche Reichsstrafgesetzbuch (1871) droht (für bestimmte Fälle) Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr an. S. Google
Lit.: Tittmann, K., Beiträge zu der Lehre von den Verbrechen gegen die Freiheit insbesondere von dem Menschenraub und der Entführung, 1806; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 780; Nehlsen, M., Sklavenrecht, 1972, 263; Menschenraub, Menschenhandel und Sklaverei in antiker und moderner Perspektive, hg. v. Heinen, H., 2008
Menschenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1698 [Schnüffis] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Menschen als solches (gegenüber dem Staat) zustehende angeborene, unveräußerliche, unantastbare Recht. Als Vorläufer allgemeiner, dem Zugriff des Staates entzogener →Grundrechte sehen nach dem Altertum (Stoiker, Cicero) schon in dem Mittelalter einzelne naturrechtliche Denker (Thomas von Aquin 1225-1274) Leben, Freiheit und Eigentum. 1776 werden fundamentale Rechte in die amerikanische, von George Mason (1725-1792) entworfene →Virginia Bill of Rights aufgenommen. Davon beeinflusst werden in Frankreich (26. 8. 1789) allgemeine Menschenrechte (Freiheit, Gleichheit, Weltbürgertum) proklamiert. Von den Vereinten Nationen wird (Resolution der Vollversammlung der Vereinten Nationen in Paris in dem Palais de Chaillot 10. 12. 1948) eine (noch) nicht verbindliche (Deklaration) allgemeine Erklärung der Menschenrechte (mit 30 Artikeln), von den Mitgliedstaaten des Europarats an dem 4. 11. 1950 eine nach Ratifizierung durch 10 Staaten an dem 3. 9. 1953 in Kraft getretene Europäische Konvention der Menschenrechte beschlossen. Menschenrechte als verfassungsrechtlich gewährleistete Rechte jedes Menschen setzen in einem jeweiligen Staat den Bestand einer Verfassung in formellem Sinn voraus.
Lit.: Köbler, DRG 191, 246, 255; Jellinek, G., Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, 1895, 2. A. 1904, 3. A. 1919, 4. A. 1927; Hartung, F./Commichau, G./Murphy, R., Die Entwicklung der Menschen- und Bürgerrechte, 1948, 2. A. 1954, 3. A. 1964, 4. A. 1972, 6. A. 1998; Lauterpacht, H., International Law and Human Rights, 1950; Zur Geschichte der Erklärung der Menschenrechte, hg. v. Schnur, R., 1964, 2. A. 1974; Oestreich, G., Geschichte der Menschenrechte, 1968, 2. A. 1978; Die Menschenrechte, hg. v. Heidelmeyer, W., 1972, 2. A. 1977, 3. A. 1982, 4. A. 1997; Menschenrechte, hg. v. Simma, B., 1979, 7. A. 2018; Thomann, M., Rechtsphilosophie und rechtsgeschichtliche Etappen der Idee der Menschenrechte, (in) FS H. Thieme, 1983; Begründung der Menschenrechte, hg. v. Müller-Schmid, P., 1986; Frowein, J., Der europäische Menschenrechtsschutz, (in) JuS 1986, 845; Menschen- und Bürgerrechte, hg. v. Klug, U. u. a., 1988; Hofmann, H., Zur Herkunft der Menschenrechtserklärungen, (in) JuS 1988, 841; Birtsch, G. u. a., Grundfreiheiten, Menschenrechte 1500-1850, Bd. 1ff. 1991f.; International Human Rights, hg. v. Ermacora, F. u. a., 1993; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Brieskorn, N., Menschenrechte, 1996; Schmale, W., Archäologie der Grund- und Menschenrechte, 1997; Die Menschenrechte in Deutschland, hg. v. Hutter, F. u. a., 1997; Berka, W., Die Grundrechte, 1999; Müller, S., Gibt es Menschenrechte bei Samuel Pufendorf? 2000; Human rights and legal history, hg. v. O’Donovan, K. u. a. 2000; Lamprecht, O., Das Streben nach Demokratie, Volkssouveränität und Menschenrechten in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts, 2001; Lim, M., Der Begriff der Autonomie und des Menschenrechts bei Kant, 2002; Brade, L., Die Aberkennung der Menschenrechte in Deutschland zwischen 1933–1945, 2001; Blickle, P., Von der Leibeigenschaft zu den Menschenrechten, 2003; Meyer-Ladewig, J., Europäische Menschenrechtskonvention, 2003, 2. A. 2006, 3. A. 2011, 4. A. 2017; Edmundson, W., An Introduction to Rights, 2004, 2. A. 2012; Moorman van Kappen, O., Zur holländischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1795, ZRG GA 122 (2005), 318; Ludescher, M., Menschenrechte und indigene Völker, 2004; Girardet, K./Nortmann, U., Menschenrechte und europäische Identität, 2005; Bloch, T., Die Stellungnahmen der römisch-katholischen Amtskirche zur Frage der Menschenrechte seit 1215, 2008; Wolgast, E., Geschichte der Menschen- und Bürgerrechte, 2009; Moralpolitik - Geschichte der Menschenrechte im 20. Jahrhundert, hg. v. Hoffmann, S., 2010; Snyder, S., Human Rights Activism nd the End of the Cold War, 2011; Davidson, A., The Immutable Laws of Mankind, 2012; Martinez, J., The Slave Trade and the Origins of International Human Rights Law, 2012; Peterson, C., Globalizing Human Rights, 2012; Vom Recht auf Menschenwürde, hg. v. Leutheusser-Schnarrenberger, S., 2013; Eckel, J., Die Ambivalenz des Guten, 2014, 2. A. 2015; Kaleck, W., Mit Recht gegen die Macht, 2015; Menschenrechte und Geschichte, hg. v. Schraut, S. u. a., 2015; Recht auf Wahrheit – Zur Genese eines neuen Menschenrechts, hg. v. Brunner, J. u. a., 2016; Die Begründung der Menschenrechte, hg. v. Wasmaier-Sailer, M. u. a., 2017; Duranti, M., The Conservative Human Rights Revolution – European Identiy, Transnational Politics and the Origins of the European Convention, 2017; Human Rights Leagues in Europe (1898-2016), hg. v. Schmale, W. u. a., 2017; Weitz, E., A World Divided – The Global Struggle for Human Rights, 2019; Quellen zur Geschichte der Menschenrechte, Band 1f., hg. v. Stahl, D., 2020
Menschenrechtler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) ist, wer sich für die Menschenrechte anderer uneigennützig einsetzt, Menschenrechtstümler, wer die Menschenrechte nur als Mittel oder Vorwand für die Verfolgung eigennütziger Ziele (beispielsweise Bekämpfung der geschiedenen Ehefrau auf dem Weg über das Kind) verwendet. Beides ist seit Anerkennung der Menschenrechte möglich.
Menschenwürde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist der innere und zugleich soziale Wertanspruch und Achtungsanspruch, der dem Menschen um seinetwillen zukommt. Die Menschenwürde schließt unmenschliche Behandlung eines Menschen gedasnklich aus, wenn sie auch rechtstatsächlich an vielen Stellen zu vielen Zeiten stattfindet. Sie wird vielleicht in dem Humanismus der italienischen Renaissance entdeckt und erfunden und seit dem 18. Jahrhundert als Wert gefordert, wenn auch nicht überall immer erreicht. →Menschenrecht
Lit.: Wetz, F., Die Würde des Menschen, 1998; Rechtsstaat und Menschenwürde, 1988; Geddert-Steinacker, T., Menschenwürde, 1990; Dietz, G., Menschenwürde bei Homer, 2000; Des Menschen Würde - entdeckt und erfunden im Humanismus der italienischen Renaissance, hg. v. Gröschner, R. u. a., 2008; Rothhaar, M., Menschenwürde als Prinzip des Rechts, 2015; Christentum und Menschenwürde, hg. v. Nothelle-Wildfeuer, U., 2017; Stoecker, R., Theorie und Praxis der Menschenwürde, 2019
mental (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie ab Ende 18. Jh. aus dem Neuenglischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) geistig
mentalis, mentālis, lat., Adj., mental, Aug. (354-430 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mēns
Mentalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 20. Jahrhundert aus dem Neuenglischen aufgenommen und teilweise mit dem Lateinischen des Altertums sowie dem Indogermanischen verbindbar, F.) Geisteshaltung
Lit.: Mentalitäten im Mittelalter, hg. v. Graus, F., 1988; Europäische Mentalitätsgeschichte, hg. v. Dinzelbacher, P., 1993; Lepenies, W., Von der Geschichte zur Politik der Mentalität, (in) HZ 261 (1995), 672; Salomon, G., Die beispiellose Macht der Mentalität, 2021
Mentalreservation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen verbindbar, F., lat. reservatio [F.] mentalis, s. Google) ist der geheime Vorbehalt. Die Mentalreservation ist dem Altertum unbekannt. Sie wird in dem kirchlichen Eherecht des Mittelalters entwickelt (X 4, 1, 26) und geht von dort in das weltliche Recht über.
Lit.: Kaser § 8, III; Geisler, W., Täuschung und Mentalreservation bei der Ehe, 1914; Holzhauer, H., Dogmatik und Rechtsgeschichte der Mentalreservation, (in) FS R. Gmür, 1983, 119; Böttcher, L., Von der Lüge zur Mentalreservation – über den Einfluss von Moralphilosophie und -theologie auf das bürgerliche Recht, 2007; Wacke, A., Mentalreservation und Simulation als antizipierte Konträrakte bei formbedürtigen Geschäften, 2016
Meran (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) eine Stadt an der Etsch in Südtirol
Lit.: Zeindl, G., Meran im Mittelalter, 2009; Dreizehnhundertsiebzehn (1317) – Eine Stadt und ihr Recht – Meran im Mittelalter, 2018
mercari, mercārī, lat., V., Handel treiben, handeln; Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. merx
mercatum, mercātum, lat., N., Handel, Markt, Kauf, s. latein_a_z.docx, s. mercātus (1), mercārī, s. TLL
Lit.: Köbler, DRG 77; Köbler, LAW
mercatus, mercātus, lat., M., Handel, Markt, Kauf, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mercārī
mercennarius, mercēnnārius, lat., M., Mietling, Tagelöhner, Lohndiener, Lohnarbeiter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mercēs
Lit.: Köbler, DRG 57
merces, mercēs, mercis, lat., M., Preis, Lohn, Bezahlung, Entgelt, Sold, Zins, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *merk̑-, V., fassen, ergreifen
Lit.: Kaser § 42 II 1; Köbler, DRG 46
merkantil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) kaufmännisch
Merkantilismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie von Mirabeau 1763 gebildet und danach aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das auf dem Zufluss von Edelmetallen aus dem neu entdeckten Amerika aufbauende wirtschaftspolitische System des 17.-18. Jahrhunderts, in dem der Staat zu der Füllung der Staatskasse erstmals aktive Wirtschaftspolitik treibt und dadurch die gewerbliche Tätigkeit fördert (England 1621ff.). Um seinen Reichtum und seine Macht zu stärken, strebt der Staat einen Handelsbilanzüberschuss an. Zu diesem Zweck werden ausländische Fertigwaren mit hohen Einfuhrzöllen abgewehrt und die eigenen Ausfuhren von Waren, für deren Herstellung der Staat teilweise Geld, Gebäude oder Baumaterial zu der Verfügung stellt, möglichst durch Subventionen unterstützt. Führend wird Frankreich unter dem Finanzminister (1661-1672) Jean-Baptiste Colbert (1619-1683), in dem Heiligen römischen Reich Preußen. Der Merkantilismus wird an dem Ende des 18. Jahrhunderts von dem →Liberalismus abgelöst. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 133, 134; Mannert, L., Die öffentliche Förderung der gewerblichen Produktionsmethoden, 1930; Bog, I., Der Reichsmerkantilismus, 1959; Treue, W., Wirtschaft, Gesellschaft und Technik in Deutschland, 2. A. 1976; Städtewesen und Merkantilismus, hg. v. Press, V., 1982; Gömmel, R./Klump, R., Merkantilisten und Physiokraten, 1994; Gömmel, R., Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus, 1998; Wallerstein, I., Das moderne Weltsystem II, 1998; Merkantilismus und Globalisierung, hg. v. Reinermann, H. u. a., 2000; Monti, A., Der Preis des „weißen Goldes“, 2011; Merkantilismus. Wiederaufnahme einer Debatte, hg. v. Isenmann, M., 2014; Spahn, P., Was war falsch am Merkantilismus?, 2017; Weisl, N., Adam Smith. Wirtschaftsgeschichtlicher Hintergrund, Merkantilismus, 2020
Merkel, Paul Johannes (Nürnberg 01. 8. 1819-Halle 1861), Bürgermeisterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in München und Erlangen 1847 in Erlangen über langobardisches Recht promoviert und nach der Habilitation Berlin (1848) 1851 außerordentlicher Professor in Königsberg und 1852 ordentlicher Professor in Halle. Er gibt einige Volksrechte heraus. Sein bekanntester Schüler ist Johann Ernst Otto Stobbe. S. Google
Lit.: Anschütz, A., Zur Erinnerung an Johannes Merkel, ZRG 3 (1864), 193
Merowinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines von einem sagenhaften Vorfahren Mera bzw. von einem Stammvater Merowech hergeleiteten, fränkischen Königsgeschlechts. Merowechs Enkel Chlodwig eint seit 482 die →Franken. Die Nachfahren teilen vielfach auf. 751 wird der merowingische König Childerich III. von dem arnulfingischen →Hausmeier Pippin mit Einverständnis des Papstes entmachtet (s. Google, →Karolinger).
Lit.: Kroeschell, DRG; Köbler, DRG 76; Diplomata regum Francorum e stirpe Merowingica, hg. v. Pertz, K., 1872, Neudruck 1981; Sprandel, R., Der merovingische Adel, 1957; Kaufmann, E., Über das Scheren abgesetzter Merowingerkönige, ZRG GA 72 (1955), 177; Bergengrün, A., Adel und Grundherrschaft im Merowingerreich, 1958; Beyerle, F., Das legislative Werk Chilperichs I., ZRG GA 78 (1961), 1; Krüger, H., Das Merowingerreich als Herrschaftsordnung, Diss. jur. Köln 1964; Eckhardt, K., Merowingerblut, 1965; Fournier, G., Les Merovingiens, 1966; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Eckhardt, K., Studia Merovigica, 1975; Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts, hg. v. Wolfram, H. u. a., 1982; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Diplomata regum Francorum e stirpe Merowingica, 1983; Hartung, W., Süddeutschland in der Merowingerzeit, 1983; Ewig, E., Die Merowinger und das Frankenreich, 1988, 4. A. 2001, 5. A. 2006; Kaiser, R., Das römische Erbe und das Merowingerreich, 1993, 2. A. 1997, 3. A. 2004; Weitzel, J., Strafe und Strafverfahren in der Merowingerzeit, ZRG GA 111 (1994), 66; Wood, I., Merovingian Kingdoms, 1994; Karl Martell, hg. v. Jarnut, J. u. a., 1994; Esders, S., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997; Brühl, C., Merowingische Königsurkunden, 1998; Kölzer, T., Merowingerstudien, Bd. 1f. 1998f.; Scheibelreiter, G., Die barbarische Gesellschaft, 1999; Fouracre, P., The Age of Charles Martel, 2000; Die Urkunden der Merowinger, hg. v. Kölzer, T., 2001; Geary, P., Die Merowinger, 2003; Hartmann, M., Aufbruch ins Mittelalter, 2003; Becher, M., Merowinger und Karolinger, 2008; Fehr, H., Germanen und Romanen im Merowingerreich, 2010; Becher, M., Chlodwig I., 2011; Scholz, S., Die Merowinger, 2015; East and West in the Early Middle Ages – The Merovingian Kingdoms in Mediterranean Perspective, hg. v. Esders, S. u. a., 2019; The Merovingian Kingdoms and the Mediterranean World, hg. v. Esders, S. u. a., 2019
Mesopotamien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Zwischenflussland, Zweistromland) ist das zu dem fruchtbaren Halbmond gezählte Gebiet zwischen Euphrat und Tigris, in dem in dem 3. Jahrtausend v. Chr. die Keilschrift entwickelt wird. Seine wichtigsten Herrschaften bestehen um Sumer (Sumerer), Akkad (Akkader), Ur, Elam (Elamiter), Assur (Assyrer), Urartu und Babylon (Babylonier). Über die Perser und Alexander den Großen gelangt das Gebiet an die Römer, verödet danach aber und wird erst in dem 20. Jahrhundert wegen seines Ölreichtums wirtschaftlich wieder bedeutsam.
Lit.: Hrouda, B., Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris, 1997; Edzard, D., Geschichte Mesopotamiens, 2004; Korn, W., Mesopotamien, 2004; Cancik-Kirschbaum, E./Kahl, J., Erste Philologien, 2018
Messe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert [Vorauer Beichte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1260-1280 [mittelniederländisch] in rund 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie Ende 9. Jhahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist der katholische Gottesdienst (ite missa est, geht es ist bereitet) und davon ausgehend seit dem Mittelalter (Paris, Saint Denis 10. Jahrhundert), vor allem seit dem 11./12. Jahrhundert, der daran anschließende Markt. In dem Spätmittelalter entwickelt sich hieraus ein System von Messen (beispielsweise Champagne, Brügge, Genf, Frankfurt am Main, Leipzig, nach Jarnut 1329 erstmals belegt). In Preußen wird 1872 die Messe gesetzlich geregelt. 1997 wird die Messe in der Gewerbeordnung in § 64 definiert.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 98; Huvelin, P., Essai historique sur le droit des marchés et des foires, 1897; Bassermann, E., Die Champagnermessen, 1911; Die Leipziger Messen und ihre Organisation, hg. v. Leipziger Messamt, 1929; Ammann, H., Neue Beiträge zur Geschichte der Zurzacher Messen, 1930; Döring, R., Handbuch der Messen und Ausstellungen, 1956; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Europäische Messen, hg. v. Johanek, P. u. a., 1996; Rothmann, M., Die Frankfurter Messen im Mittelalter, 1998; Messen, Jahrmärkte und Stadtentwicklung in Europa, hg. v. Irsigler, F. u. a., 2007; Neudhart, H., Wiener Internationale Messe, 2011; Europäische Messegeschichte 9.-19. Jahrhundert, hg. v. Denzel, M., 2017
Messer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist ein seit der Altsteinzeit benutztes Schneidegerät des Menschen zuerst aus Stein oder Knochen und mit der Metallzeit aus Bronze oder Eisen wie beispielsweise das ägyptische Prunkmesser von dem Gebel el –Arak von 330-320 v. Chr.
Lit.: The German single leafwoodcut, hg. v. Geisberg, M. u. a., 1974
Messerzücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Messerzucken bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1311 [StraßburgUB. IV 2 S. 19] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N.) ist das wegen sein er grundsätzlihen Gefährlichkeit bereits mit Strafe bewehrte bloße Ziehen eines Messers meist an Orten männlicher Geselligkeit, dem nicht immer auch tatsächlich ein Zustoßen folgt.
Lit.: Behrisch, L., Städtische Obrigkeit und soziale Kontrolle, 2005
Messina in Nordostsizilien ist die auf eine vorgriechische Siedlung zurückgehende, nach 490 von Zankle nach den neusiedelnden Messiniern umbenannte Stadt. Über Römer, Ostgoten, Oströmer und Sarazenen (843-1061) gelangt Messina an die Normannen. 1548 erhält es eine Universität. 1908 wird es durch Erdbeben zu neun Zehnteln zerstört. S. Google
Lit.: Capitoli e privilegi di Messina, hg. v. Giardina, C., 1937; Pispisa, E., Messina, 1980
meta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [Leges Langobardorum] in acht Stellen belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) eine Gabe des Bräutigams an die (Eltern der) Braut
Lit.: Stutz, U., Jacob Grimm über die meta des langobardischen Edikts, ZRG GA 44 (1924), 262
meta, mēta, moeta, lat., F., kegelförmige Figur, Kegel, pyramidenförmige Figur, Schober, Heuschober, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx , s. idg. *mēit-, *mēt-, *məit-, *mit-, V., Sb., befestigen, Pfahl
Metall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1210 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [Ilsenburg] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1200 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft vielleicht aus dem Arabischen, N.) ist ein chemischer Grundstoff vielfältiger Ausgestaltung in verschiedenen chemischen Elementen mit hoher elektrischer Leitfähigkeit, hoher Wärmeleitfähigkeit, Verformbarkeit und (metallischem) Glanz auf Grund metallischer Bindung in einem Gitter frei beweglicher Elektronen, dessen einzelnes Atom keine metallische Eigenschaften hat, sondern diese erst im Zusammenhalt von Atomen mit der metallischen Bindung erlangt. Rund drei Viertel aller etwa 90 natürlichen Elemente des bekannten Universums sind Metalle. An dem fließenden Übergang zu den Nichtmetallen stehen Halbmetalle. Metalle sind beispielsweise Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Aluminium, Mangan, Titan, Calcium, Magnesium, Natrium, Kalium oder Platin. Der Erdkern besteht größtenteils aus Eisen. Der Mensch verwendet Metalle für Schmuck und Werkzeuge wohl seit mehr als 5000 Jahren.
Lit.: Furger, A., Abrasiva – Schleif- und Poliermittel der Metallverarbeitung in Geschichte, Archäologie und Experiment, 2020
metallum, lat., N., Metall, Gehalt (M.), Bergwerk, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Lw. gr. μέταλλον (métallon), N., Metall, weitere Herkunft unsicher, aus dem Arab.?
Methode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 17. Jh. aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das planmäßige Verfahren zu der Erreichung eines bestimmten Zieles. Die Methode der →Rechtswissenschaft besteht in dem Auslegen von Texten (beispielsweise Bestimmungen) und Erklärungen (beispielsweise Anträgen) und in dem Zuordnen (Gleichsetzen) von Sachverhalten (des tatsächlichen Lebens) zu Tatbeständen (von allgemeinen Rechtssätzen). Dabei entwickelt sich auf Grund zuordnender Maßstäbe der mittelalterlichen Rechtswissenschaft zunächst eine Einteilung in authentische Interpretation der Gesetzgebung, usuale Interpretation der Rechtsprechung und doktrinale Interpretation der Rechtslehre, wobei der Wertbezug des geltenden Rechtes noch nicht fraglich ist. In der Neuzeit wird das Gesetz zu der beherrschenden Rechtsquelle und bedient sich die Rechtsprechung zunehmend wissenschaftlicher Vorgangsweisen, wobei in dem späteren 17. und in dem 18. Jahrhundert Naturrecht als auf die Funktion rechtspolitischer Postulate beschränktes Recht und positives Recht als Ergebnis eines normsetzenden Willens von einander geschieden werden. Die doktrinale Auslegung wird in deklaratorische, extensive und restriktive Interpretation unterteilt. →Thomasius und →Buchner unterscheiden zwischen grammatischer Interpretation und logischer Interpretation, →Savigny und →Thibaut zwischen philologischer, historischer, systematischer und teleologischer Auslegung, mit deren Hilfe das Recht als autonome sittliche Ordnung begriffen werden soll. Die →Rechtsgeschichte will als geschichtliche Wissenschaft vergangene rechtliche Umstände ermitteln, verstehen und erklären.
Lit.: Köbler, DRG 2, 3; Meister, A., Grundzüge der historischen Methode, 1906, 2. A. 1913, 3. A. 1923; Mitteis, H., Vom Lebenswert der Rechtsgeschichte, 1948; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Betti, E., Die Hermeneutik als allgemeine Methode der Geisteswissenschaften, 1962; Janssen, A., Otto von Gierkes Methode, 1974; Wesel, U., Zur Methode der Rechtsgeschichte, (in) Kritische Justiz 1974, 337; Coing, H., Aufgaben des Rechtshistorikers, 1976; Fikentscher, W., Methoden des Rechts, Bd. 1ff. 1975ff.; Rechtsgeschichte und quantitative Geschichte, 1977; Wieacker, F., Zur Methodik der Rechtsgeschichte, (in) FS F. Schwind, 1978, 356; Öhler, H., Quantitative Methoden für Historiker, 1980; Landau, P., Bemerkungen zur Methode der Rechtsgeschichte, (in) ZNR 1980, 117; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Otte, G., Leibniz und die juristische Methode, (in) ZNR 1983, 1; Sternberg, T., Zur Methodenfrage der Rechtswissenschaft, hg. v. Rehbinder, M., 1988; Rückert, J., Methoden und Forschungspraxis in der Rechtsgeschichte, ZRG GA 111 (1994), 272; Raisch, P., Juristische Methoden, 1995; Fälle und Fallen in der neueren Methodik, hg. v. Rückert, J., 1997; Entwicklung der Methodenlehre, hg. v. Schröder, R., 1998; Schott, C., Juristische Methodenlehre zwischen Humanismus und Naturrecht, (in) ZNR 21 (1999), 3; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Kurt, R., Hermeneutik, 2004; Meder, S., Missverstehen und Verstehen, 2004; Heine, S., Die Methodendiskussion nach Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs, 2004; Methodik des Zivilrechts – von Savigny bis Teubner, hg. v. Rückert, J. u. a., 2. A. 2012, 3. A. 2016; Methode der Rechtsgeschichte und ihrer Nachbarwissenschaften beim Umgang mit rechtshistorischen Quellen, hg. v. Czeguhn, I., 2013; Haßlinger, N., Max von Rümelin (1861-1931) und die juristische Methode, 2014; Janich, P., Sprache und Methode, 2014; Schröder, J., Rechtswissenschaft in Diktaturen, 2016; Recht und Geschichte. Die Geschichte der Methode. Die Methode der Geschichte, hg. v. Thaler, M./Wiederin, E., 2018; Methodenfragen der Romanistik im Wandel – Paul Koschakers Vermächtnis 80 Jahre nach seiner Krisenschrift, hg. v. Beggio, T. u. 1., 2020; Schröder, J., Recht als Wissenschaft – Geschichte der juristischen Methodenlehre in der Neuzeit (1500-1990), Band 1f. 2021
Methodenlehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Methode
Methodik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Methode
methodus, methodos, lat., F.: nhd. Methode, Lehrverfahren, Vitr. (um 84-um 25 v. Chr.); s. latein_a_z.docx, s. μέθοδος (méthodos), F., Weg auf ein Ziel hin; vgl. gr. μετά (metá), Präp., mit, inmitten, zwischen, unter; idg. *meta, Präp., mit, zwischen, s. idg. *me- (2), Adv., mitten, s. gr. ὁδός (hodós), M., Weg, Gang (M.) (1); idg. *sed- (B), V., gehen
Metternich, Klemens Wenzel Graf von (Koblenz 15. 5. 1773-Wien 11. 6. 1859), Sohn eines zunächst in dem Dienste der Kurfürsten von Trier und ab 1791 in dem Dienste der Niederlande Österrreichs stehenden Diplomaten, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft, Geschichte, Naturwissenschaft und Medizin in Straßburg, Mainz und Wien Gesandter 1797 der westfälischen Grafenbank und 1801 des Kaisers sowie 1806 Botschafter Österreichs in Frankreich und 1809 Außenminister Österreichs. 1814 fördert er die Schonung Frankreichs in dem Interesse des europäischen Gleichgewichts. 1821 wird er Staatskanzler Österreichs. In dem →Deutschen Bund unterdrückt er die freiheitlichen und nationalen Strömungen durch strenge Polizeimaßnahmen (Karlsbader Beschlüsse 1819). An dem 13. 3. 1848 muss er zurücktreten und flieht, kehrt aber 1851 als Privatmann zurück. Sein Nachlass wird in dem Nationalarchiv in Prag aufbewahrt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 170; Srbik, H. v., Metternich, Bd. 1ff. 1925ff.; Palmer, A., Der Staatsmann Europas, 1980; Seward, D., Metternich, 1993; Sternburg, W. v., Als Metternich die Zeit anhalten wollte, 2003; Siemann, W., Metternich, 2010; Müchler, G., Napoleon, Metternich und das weltgeschichtliche Duell von Dresden, 2012; Bleyer, A., Das System Metternich, 2014; Siemann, W., Metternich, 2016 (Rechtfertigungsbiographie von bleibender Bedeutung)
Mettlach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt,
Lit.: Raach, T., Kloster Mettlach/Saar und sein Grundbesitz, 1974
metus, lat., F., M.: nhd. Furcht, Besorgnis, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Etymologie unsicher
Metus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht die Furcht bzw. Drohung. Ein unter Furcht zustande gekommenes Geschäft ist nach römischem Bürgerrecht (Zivilrecht) gültig, doch gewährt das prätorische Recht eine (lat.) →in integrum restitutio (F., Wiederherstellung auf das Unversehrte), mit der die eingetretenen Wirkungen wieder beseitigt werden sollen, eine Strafklage (lat. actio [F.] quod metus causa) auf den vierfachen bzw. einfachen Schadensbetrag und eine Einrede wegen Furcht (lat. exceptio [F.] metus). Das nachklassische Recht formt die (lat.) in integrum restitutio in eine Art Anfechtung durch eine Klage auf Schadloshaltung. Justinian lässt die (lat.) in integrum restitutio in der (lat.) actio quod metus causa aufgehen.
Lit.: Kaser § 8 IV; Köbler, DRG 42, 49
Metz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an der Mosel ist der auf keltisch-römischer Grundlage in dem 6. Jahrhundert Hauptort eines fränkischen Reichsteils (Arnulf von Metz) werdende Ort. 870 kommt Metz über Lotharingien (Lothringen) zu Ostfranken, 1552/1648 zu Frankreich. In dem 13. Jahrhundert entwickelt die zwischen 1180 und 1210 zu einer Reichsstadt aufgestiegene Stadt mit Bannrollen eine Art →Grundbuch.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, Historisches Lexikon; Die Metzer Bannrollen, hg. v. Wichmann, K., 1908; Zeller, G., La réunion de Metz à la France (1552-1648), 1926; Le droit coutumier de la ville de Metz, hg. v. Schneider, J. u. a., 1951; Hocquard, G. u. a., Metz 1961; Bour, R., Histoire de Metz, 1979; Le Moigne, F., Histoire de Metz, 1986; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Reverchon, A., Metzer Denare, 2006; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006; Roemer, F., Les institutions de la République messine, 2007; Roth, F-. La Lorraine annexée 1871-1918, 2007
Meum esse (lat., Wortfolge aus Pronomen und Verb in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, mein sein) ist in dem altrömischen Recht die Gewalt eines Menschen über Sachen. Das meum esse gestattet die Verfügung über die Sache. Es kann seinerseits vor allem auf Erbfolge, Aneignung, Manzipation oder (lat.) →in iure cessio (F.) und →Ersitzung (oder auch formloser Übergabe) beruhen. In dem klassischen römischen Recht entsteht aus dem meum esse das →Eigentum. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 24, 25, 40; Kaser, M., Eigentum und Besitz im älteren römischen Recht, 1943, 2. A. 1956
Meurer, Noe (Memmingen 1525/1528-Heidelberg 1583), Stadtschreiberssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen und Siena Advokat, Rat und (1557-63) Reichskammergerichtsassessor. 1566 behandelt er in seinen „Practica von der kaiserlichen Kammergerichtsordnung und Prozess“ als erster den Prozess vor dem →Reichskammergericht systematisch. S. Google
Lit.: Hausrath, H., Zur Lebensgeschichte Dr. Noe Meurers, (in) ZGO N. F. 21 (1906), 690; Kern, B., Die Gerichtsordnungen des Kurpfälzer Landrechts von 1582, 1991
meutern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Aufruhr gegenüber Vorgesetzten begehen
Meuterei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [mittelniederländisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und 1512 aus dem Mittelfranzösischen aufgenommen sowie mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vereinigung mehrerer Menschen (auf einem Schiff oder in einem Heer) zu Ungehorsam oder Empörung gegenüber Vorgesetzten. Sie wird sachlich in Rom mit der Todesstrafe verfolgt. Danach tritt sie in der frühen Neuzeit wieder auf. In dem 19. Jahrhundert wird sie tatbestandlich schärfer erfasst.
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 1981, 2. A. 1991, 3. A. 998, 4. A. 2002; 5. A. 2007, 6. A. 2011; Prinz, O., Der Einfluss von Heeresverfassung und Soldatenbild auf die Entwicklung des Militärstrafrechts, 2005
Mevius, David (Greifswald 6. 12. 1609-Greifswald 14. 8. 1670), Professorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Greifswald 1634 Professor in Greifswald, 1637 Syndikus in Stralsund und 1653 Vizepräsident des schwedischen Obertribunals in Wismar. Einen gehegten Plan einer Zusammenfassung aller naturrechtlichen Regeln führt er tatsächlich nicht aus. Sein Entwurf eines mecklenburgischen Landrechts wird nicht Gesetz. 1642 kommentiert er das lübische Recht (lat. Commentarius [M.] in ius Lubicense, Kommentar in das lübische Recht). 1664ff. veröffentlicht er die Urteile seines Gerichts seit 1653. In beiden Fällen verbindet er rechtspraktische Erfahrung und wissenschaftliche Systematik in ansprechender Weise.
Lit.: Köbler, DRG 144, 146, 215; Molitor, E., Der Entwurf eines mecklenburgischen Landrechts von David Mevius, ZRG GA 61 (1941), 208; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 423; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 218; Holthöfer, E., David Mevius, (in) Biographisches Lexikon für Mecklenburg, 1999, 173; Holthöfer, E., David Mevius, (in) Integration durch Recht, hg. v. Jörn, N. u. a., 2004, 277; David Mevius (1609-1670), hg. v. Jörn, N., 2007; Thomsch, A., David Mevius und der (Prozess-)Vergleich, 2014; Wurch, N., David Mevius und das lübische Recht, 2015
Mexiko (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Hillebrand, C., Die Real Audiencia in Mexiko, 2016; Ginzberg, E., The Destruction of the Indigenous Peoples of Hispano America, 2018; Townsend, C., Fifth Sun. A New History of the Aztecs, 2020
Mezger, Eduard (Basel 15. 10. 1883-Göppingen 24. 3. 1962) Nachfahre Harpprechts und Johann Jakob Mosers, Vater Kaufmann, 1902 Abitur Esslingen, Studium Rechtswissenschaft Univ. Tübingen, Berlin, Leipzig, erste jur. Staatsprüfung, zweite jur. Staatsprüfung, 1908 Promotion, Justizdienst Württemberg (Staatsanwalt, Richter), 1910 RA OLG Stuttgart, 1915 Justizministerium Stuttgart, 1917 StA Tübingen, 1918 Habilitation Univ. Tübingen (Beling), Priv.-Doz., 1922 ao. Prof., 1925 o. Prof. Univ. Marburg (Nachfolger Traegers), 1932 Univ. München (Nachfolger Belings), 1945 Entlassung, Tätigkeit bei Rechtsanwalt (Freiherr von Lüdinghausen), Verhaftung, 1948 Wiederaufnahme Univ. München, 1957 Schlaganfall
Lit.: Festschrift für Mezger zum 70. Geburtstag, hg. v. Engisch, K./Maurach, R., 1954; Nachruf Engisch, K., (in) Jahrbuch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1962, 175ff.; Thulfaut, G., Kriminalpolitik und Strafrechtslehre bei Mezger, 2000; Muñoz-Conde, F., Mezger – Beiträge zu einem Juristenleben, 2007
Michael (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1423 [Hessen/GrW. I 487] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – unter Michaeli, Michaelis, Michel – und in Google belegt, Erzengel)
Lit.: Schaller, A., Der Erzengel Michael im frühen Mittelalter, 2006
Michael (de Leone) (Würzburg um 1300-Würzburg 3. 1. 1355) aus einem jüdischen Ratsgeschlecht Kölns, wird nach dem Studium beider Rechte in Bologna ab 1324 Magister, 1328 Advokat, Notar und 1336 Protonotar des Bischofs in Würzburg, gibt sich nach dem Kauf des Löwenhofs in Würzburg den Beinamen (de Leone) und verfasst ab 1348 ein Hausbuch mit literarischen Texten, s. Google
Lit.: Das Hausbuch des Michael de Leone, hg. v. Brunner, H., 1983
Miete (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab erster Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand9 V. 1844, Musp. V. 72, Notker II 40] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in allgemeinerer Bedeutung über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Mietverhältnis Sachsen 1863, Mietwohnung 1877, Mietzeit 1526/1721, Mietzins 1554, Mietzinsforderung 1881) ist der gegenseitige Vertrag, in dem sich der eine Teil (Vermieter) verpflichtet, dem anderen Teil (Mieter) den Gebrauch der vermieteten →Sache (Sachteil, Sachgesamtheit) während der Mietzeit zu gewähren, und der Mieter sich verpflichtet, den vereinbarten Mietzins zu bezahlen. Die Miete ist sachlich in dem klassischen römischen Recht ein Konsensualkontrakt (lat. locatio [F.] conductio rei, Vermieter locator, Mieter conductor, Pfandrecht des Vermieters [oder Verpächters], Beendigung durch Kündigung). Sie findet sich danach unter Ablösung älterer Leiheverhältnisse wieder in der mittelalterlichen Stadt, in der als Folge der Zuwanderung aus dem Umland bald bis zu 40% der Wohnungen zu Miete gegeben werden. Dem Mieter wird in dem Gefolge der älteren Leiheverhältnisse eine →Gewere an der Mietsache zuerkannt. Der Verkauf der Mietsache beendet die Miete nicht. Nach kirchlichem Recht kann auch ein höheres Mietangebot den Mieter nicht aus der Wohnung verdrängen. Seit dem 16. Jahrhundert dringt das römische Recht vor. Nach dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) hat der Mieter ein dingliches Recht an der Mietsache (I 21), während nach dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811) Veräußerung den Mieter vertreibt (§§ 1090ff.). In dem 19. Jahrhundert führt die starke Bevölkerungszunahme zusammen mit der Landflucht zu Mietskasernen und Notlagen der Mieter, die sich seit 1914 verstärken. Aus sozialen Gründen schützt der die Interessen der vielen ärmeren Wähler berücksichtigende Staat den Mieter (Mieteinigungsämter Dezember 1914, Kündigungsschutz, Mietpreisbindung, beispielsweise Mieterschutzverordnung von dem 26. 7. 1917, September 1918 staatliche Wohnungszwangswirtschaft). Dieser Schutz wird während des gesamten 20. Jahrhunderts verdichtet (Reichsmietengesetz, Gesetz über Mieterschutz und Mieteinigungsämter, Wohnungsmangelgesetz 1922/1923, wenn auch Wohnraumbewirtschaftungsmaßnahmen nach Kriegszeiten wieder aufgegeben werden (allgemeinere Lockerung ab 1930). In Österreich gilt ein besonderes Mietrechtsgesetz von dem 12. 11. 1981. Wegen der vielen von Parteien gewinnbaren Stimmen der Mieter bei Wahlen wird der Schutz des Mieters gegenüber dem Vermieter mehr und mehr erweitert. S. Google
Lit.: Kaser §§ 38 II 1d, IV 3, 42 I, II; Söllner § 9; Hübner 582; Köbler, DRG 45, 127, 166, 227, 240, 270; Köbler, WAS; Brünneck, Zur Geschichte der Miete und Pacht, ZRG GA 1 (1880), 138; Heyne, M., Das deutsche Wohnungswesen, 1899; Schulin, P., Zur Geschichte der mittelalterlichen Miete, ZRG GA 41 (1920), 127; Ebel, M./Lilienthal, A., Mieterschutz und Mieteinigungsämter, 4. A. 1930; Biller, W., Das Mietrecht der Reichsstadt Regensburg, Diss. jur. Erlangen 1952; Jüttner, B., Zur Geschichte des Grundsatzes „Kauf bricht nicht Miete“, Diss. jur. Münster 1960; Kaufmann, H., Die altrömische Miete, 1964; Genius, K., Der Bestandsschutz, 1972; Trenk-Hinterberger, P., Internationales Wohnungsmietrecht, 1977, 35; Wolter, U., Mietrechtlicher Bestandsschutz, 1984; Schubert, W., Die Diskussion über die Schaffung eines sozialen Dauermietrechts am Ende der Weimarer Republik, ZRG GA 106 (1989), 143; Petersen, J., Die Vorgeschichte und die Entstehung des Mieterschutzgesetzes von 1923, 1991; Freiheit und Zwang bei der Wohnraummiete, 1996; Teigelack, L., Die Garantiehaftung des Vermieters, Diss. jur. Gießen, 1996; Hügemann, E., Die Geschichte des öffentlichen und privaten Mietpreisrechts, 1997; Calonge, A./Wacke, A., Die Kündigungsgründe für die Wohnungsmiete, (in) ZEuP 1997, 1010; Hinkelmann, B., Die ortsübliche Miete, 1999; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Müller, C., Gefahrtragung bei der locatio conductio – Miete, Pacht, Dienst- und Werkvertrag im Kommentar römischer Juristen, 2002; Schubert, W., Vom preußischen Mietrecht zum Mietrecht des BGB, (in) Gedächtnisschrift für Jürgen Sonnenschein, 2003, 11; Quaisser, F., Mietrecht im 19. Jahrhundert, 2005; Lammel, S., Vom BGB zum BGB – Das Soziale im Mietrecht im Wandel der Zeiten, (in) Theorie und Praxis des Miet- und Wohnungseigentumsrechts – Festschrift für H. Blank, hg. v. Börstinghaus, U. u. a., 2006, 713ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Hornung, K., Die öffentlich-rechtliche Durchdringung des Wohnraummietrechts, 2011; Rödel, L., Das Kündigungsrecht des Vermieters, 2011; Freyaldenhoven, Y., Eigenbedarf in beiden deutschen Staaten, 2013
mieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über Miete mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, V.) belohnen, Nutzungsmöglichkeit entgelten
Mieter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1335 [Sachsenspiegelglosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über Miete mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) ist der den Gebrauch einer Sache gegen Entgelt begehrende und erhaltende Mensch. S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Mieterschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und - abgesehen von Mieterschutzbund und Mieterschutzgesetz - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M.) →Miete
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 240; Petersen, J., Die Vorgeschichte und die Entstehung des Mieterschutzgesetzes von 1923, 1991; Stampfer, M., Die Anfänge des Mieterschutzes in Österreich, 1995; Lutz, H., Der Mieterschutz der Nachkriegszeit, 1998
Mietkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus Bestimmungen des Mietrechts und des Kaufrechts zusammengesetzte gemischte Vertrag, bei dem der Mieter nach einiger Zeit die Mietsache zu einem geringeren Preis kaufen kann. S. Google, →Leasing
Lit.: Fendel, R., Der Berliner Möbelleihvertrag. Geschichte und Entwicklung des Mietkaufs vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, 1991
Mietkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1685 [CCMarch] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mietvertrag
Mietrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N., Wort ab 1828 belegt) Recht der →Miete
Lit.: Ruth, R., Das Mietrecht der Wohn- und Geschäftsräume, 1926; Wolter, U., Mietrechtlicher Bestandsschutz, 1984; Schubert, W., Die Diskussion über die Schaffung eines sozialen Dauermietrechts am Ende der Weimarer Republik, ZRG 106 (1989), 143; Quaisser, F., Mietrecht im 19. Jahrhundert, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Mietverhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Mietsverhältnis - und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, N., Sachsen 1863) ist das Rechtsverhältnis der →Miete zwischen Vermieter und Mieter. S. Google
Lit.: Genius, K., Der Bestandsschutz des Mietverhältnisses, 1972
Mietvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Mietsvertrag – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar, M., 1784/1794 belegt, M., Mietkontrakt 1685) →Miete
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
migrare, migrāre, lat., V., wandern, wegziehen, übersiedeln, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *meigᵘ̯-?, V., wechseln, tauschen, wandern, s. idg. *mei- (2), *h₂mei-, V., Sb., Adj., wechseln, tauschen, täuschen, ändern, gemeinsam, Leistung
migratio, migrātio, lat., F., Auswanderung, Umzug, Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. migrāre Migration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jh.? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wanderung, Bewegung über Grenzen hinweg
Lit.: Über die trockene Grenze und über das offene Meer, hg. v. Beer, M. u. a., 2004; Oltmer, J., Migration und Politik in der Weimarer Republik, 2005; Enzyklopädie Migration in Europa, hg. v. Bade, K. u. a., 2007; Entwicklung und Migration, hg. v. Thränhardt, D., 2008; Oltmer, J., Migration im 19. und 20. Jahrhundert, 2009, 2. A. 2013; Borgolte, M., Migrationen als transkulturelle Verflechtungen, (in) HZ 289 (2009), 261; Transit Deutschland, hg. v. Göktürk, D. u. a., 2010; Enzyklopädie Migration in Europa, hg. v. Bade, K. u. a., 2007, 2. A. 2008, 3. A., 2010; Rass, C., Institutionalisierungsprozesse auf einem internationalen Arbeitsmarkt, 2010; Oltmer, J., Migration im 19. und 20. Jahrhundert, 2010; Perspektiven in der Fremde? Arbeitsmarkt und Migration von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart, hg. v. Dahlmann, D. u. a., 2011; Livi-Bacci, M., A Short History of Migration, 2012; Oltmer, J., Globale Migration, 2012; Migrationen im Mittelalter, hg. v. Borgolte, M., 2014; Knortz, H., Gastarbeiter für Europa, 2015; Handbuch Staat und Migration in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert, hg. v. Oltmer, J., 2016; Oltmer, J., Migration – Geschichte und Zukunft der Gegenwart, 2017; Schwarz, H., Die neue Völkerwanderung nach Europa. 2017; Frank, M., Making Minorities History – Population Transfer in Twentieth Century, 2017; Bhabha, J., Migration als Krise?, 2019; Über Grenzen. Migration und Flucht in globaler Perspektive seit 1945, hg. v. Bresselau von Bressensdorf, A. v., 2019; Migration und Integration in Deutschland nach 1945, hg. v. Etzold, R. u. a., 2019; Scholz, L., Borders and Freedom of Movement in the Holy Roman Empire, 2020; Blake, M., Zwischen Gerechtigkeit und Gnade – Eine Ethik der Migrationspolitik, 2021
Milano →Mailand
milde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – ausgenommen Femininum Milde, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) freigebig, gütig, sanft
miles, mīles, meiles, mīlex, lat., M.: nhd. Soldat, Fußsoldat, Krieger, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unklar, in dem Mittelalter Ritter
Lit.: Köbler, LAW; Bumke, J., Studien zum Ritterbegriff, 1964, 2. A. 1976; Erkens, F., Militia und Ritterschaft, (in) HZ 258 (1994), 623ff.; Paravicini, W., Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters, 1994, 2. A. 1999, 3. A. 2011; Hechberger, W., Adel, Ministerialiutät und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010
Militär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Zusammensetzungen – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der zweiten Hälfte 18. Jh. aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, N.) Heerwesen, →Heer, Krieg
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 1; The Oxford Companion to Military History, hg. v. Holmes, R., 2001; Frevert, U., Die kasernierte Nation, 2001; Broucek, P./Peball, K., Geschichte der österreichischen Militärhistoriographie, 2000; Nowosadtko, J., Krieg, Gewalt und Ordnung, 2002; Das Militär und der Aufbruch in die Moderne 1860-1890, hg. v. Epkenhans, M. u. a., 2003; Fuchs, T., Bibliothek und Militär, 2008; Grundkurs deutsche Militärgeschichte, 2009; Müller, R., Militärgeschichte, 2009; Kroener, B., Militär, Staat und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (1890-1990), 2010; Fichte, R., Die Begründung des Militärdienstverhältnisses, 2010; Perspektiven der Militärgeschichte, hg. v. Echternkamp, J. u a. 2010; Kroener, B., Militär, Staat und Gesellschaft im 20. Jahrhundert, 2011; Militär und Recht, hg. v. Nowosadtko, J. u. a., 2015; The Military in the Early Modern World, hg. v. Meumann, M. u. a., 2019; Neitzel, S., Deutsche Krieger – Vom Kaiserreich zur Berliner Republik, 2020; Military Cultures and Martial Enterprises in the Middle Ages, hg. v. Holser, J. u. a., 2020; Müller, C., Clausewitz verstehen – Wirken, Werk und Wirkung, 2021
Militärdepartement (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, N.) Abteilung für Angelegenheiten des Militärs
Lit.: Senn, H., Die Entwicklung der Führungsstruktur im Eidgenössischen Departement, 1982; Handbuch der preußischen Geschichte, hg. v. Neugebauer, W., Band 3 2000, 319ff.
Militärgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Militärgericht – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die besondere Gerichtsbarkeit über die Angehörigen der Streitkräfte des Staates, wie sie in England und Frankreich seit dem 13. Jahrhundert und in dem Heiligen römischen Reich wohl erst in dem späteren Mitteilalter entsteht. S. Google
Lit.: Schneider, H., Gerichtsherr und Spruchgericht, 1937; Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, 1976; Peelz, S., Die preußischen und reichsdeutschen Kriegsartikel, 1979; Studer, K., Die Militärstrafgerichtsbarkeit im Bundesstaat, 1982; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz 1933-1945, 2005; Nowosadtko, J., Stehendes Heer im Ständestaat, 2007; Bade, C., NS-Miliitärjustiz im Zweiten Weltkrieg, 2015
Militärgrenze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – confin – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums sowie dem Slawischen verbindbar, F.) ist in dem österreichischen Recht die mit Siedlungsunternehmen seit 1522 begründete (Sicherung der) Grenzzone zwischen Österreich-Ungarn und den Osmanen bzw. Türken von der Adria bis Siebenbürgen. In dem umfänglich wechselnden Gebiet gilt teilweise besonderes Recht. 1867 wird es dem Kriegsministerium in Wien unterstellt. 1881 wird als letztes selbständiges Grenzgebiet die kroatisch-slawonische Militärgrenze aufgehoben. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Amstatt, J., Die k.k. Militärgrenze 1522-1881, Diss. phil. Würzburg 1969; Die k. k. Militärgrenze, 1973; Kaser, K., Freier Bauer und Soldat, 1997; Buchegger, S., Die habsburgische Miilitärgrenze im 16./17. Jahrhundert, 2015; Utiesenovic, O., Die Militärgrenze und die Verfassung, 2016
Militärkonvention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der zwischen 1867 und 1886 zwischen Preußen und anderen Staaten bzw. Ländern des Norddeutschen Bundes bzw. des Deutschen Reiches geschlossene Vertrag über Militärangelegenheiten, durch den die Herrschaftsgewalt über Heereskontingente auf Preußen bzw. den Kaiser und damit das Reich übergeht.
Lit.: Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1 1963, 992
Militärregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Regierung durch Streitkräfte. S. Google
Militärseelsorge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und Lateinische sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem Spätmittelalter verstärkt organisierte kirchliche Betreuung der Angehörigen der Streitkräfte. S. Google
Lit.: Bleese, J., Die Militärseelsorge, Diss. jur. Hamburg 1969; Rudolf, H., Das evangelische Militärkirchwesen in Preußen, 1973
Militärstrafrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das nach älteren Vorläufern in dem Spätmittelalter durch Vertrag zwischen Kriegsherrn und Söldnerführern geschaffene, in der frühen Neuzeit durch Kriegsartikel des Landesherrn festgelegte Strafrecht für Angehörige der Streitkräfte. In dem 19. Jahrhundert wird es liberalisiert, humanisiert und in besonderen Militärstrafgesetzen konkretisiert (Bayern 1813, Württemberg 1818, Sachsen 1838, Oldenburg 1841, Preußen 1845, Österreich 1855, Oldenburg 1861, Sachsen 1867, Bayern 1869, Deutsches Reich 1872). Dem entspricht in der Bundesrepublik Deutschland das Wehrstrafgesetz (1957).
Lit.: His, R., Strafrecht des Mittelalters, Bd. 2 1935; Schmidt, E., Militärstrafrecht, 1936; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Dreher, E., Wehrstrafgesetz, 1958; Schölz, J./Lingens, E., Wehrstrafgesetz, 1975, 3. A. 1988, 4. A. 2000; Malfér, S., Die Abschaffung der Prügelstrafe, ZRG GA 102 (1985), 206; Walmrath, L., Iustitia et disciplina, 1998; Stecke, J., Die DDR-Militärjustiz, (in) NJW 1998, 2570; Prinz, O., Der Einfluss von Heeresverfassungen und Soldatenbild auf die Entwicklung des Militärstrafrechts, 2005
Militärstrafverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in Militärstrafangelegenheiten angewandte, seit dem 17. Jahrhundert allgemeiner geregelte Strafverfahren (Württemberg 1692, Preußen 1712, Österreich 1697, 1723, Bayern 1748, Sachsen 1758, 1789). In dem 19. Jahrhundert wird teilweise das →Inquisitionsverfahren fortgeführt (Preußen 1845), teils das mündliche öffentliche Anklageverfahren (Bayern 1869). Die Militärstrafgerichtsordnung des Reiches von 1898 verbindet beides. In dem Dritten Reich erlassen etwa 2000 Militärrichter der Wehrmacht mindestens 25000-30000 Todesurteile, von denen vielleicht 18000-20000 vollstreckt werden. S. Google
Lit.: Fleck, E., Das Strafverfahren der preußischen Mitiltärgerichte, 1854, 1864, 1870; Mark, H. v., Der Militärprozess in Deutschland, Bd. 1f. 1893; Schweling, O., Die deutsche Militärjustiz, hg. v. Schwinge, E., 2. A. 1978; Messerschmidt, M./Wüllner, F., Die Wehrmachtsjustiz im Dienste des Nationalsozialismus, 1987; Wüllner, F., Die NS-Militärjustiz, 1991, 2. A. 1997; Anker, J., Die Militärstrafgerichtsordnung, 1995; Schubert, W., Zur Entstehung der Militärstrafgerichtsordnung von 1898, ZRG GA 113 (1996), 1; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz 1939-1945, 2005
Militärverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von Streitkräften (als Leitungsorganen) durchgeführte →Verwaltung.
millenarius, mīllēnārius, lat., M., Vorsteher von Tausend?, Tausendführer?, Vict. Vit. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mille
millenarius (Wort aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) Tausendschaftsführer bei Vandalen, Ostgoten und Westgoten, in der Herkunft und der Bedeutung streitig
Lit.: Rietschel, S., Die germanische Tausendschaft, ZRG GA 27 (1906), 234; Claude, D., Millenarius und thiuphadus, ZRG GA 88 (1971), 181; Goffart, W., Barbarians and Romans A. D. 418-584, 1987; Wolfram, H., Die Goten, 1990; Maier, C., Amtsträger und Herrscher in der Romania Gothica, 2005
Miltenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an dem Main in Unterfranken
Lit.: Störmer, W., Miltenberg, 1979
Minden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in dem Nordosten Nordrhein-Westfalens
Lit.: Das Mindener Stadtbuch von 1318, bearb. v. Krieg, M., 1931; Mindener Stadtrecht, bearb. v. Schroeder, J. v., 1997; Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015; Meineke, B.,2000, Die Ortsnamen des Kreises Minden-Lübbecke, 2. A. 2016
mindere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Komparativ) geringere
Minderfreier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Angehöriger einer in dem Einzelfall wohl sehr unterschiedlichen Schicht zwischen Freiheit und Unfreiheit
Lit.: Beyreuther, G., Die frühmittelalterlichen Liten, 1982; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den leges barbarorum, 1991, 161ff.
Minderheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen um 1000 [Notker] und 1809 [Campe] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz – ausgenommen Minderheitenproblem - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erscließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine in dem Verhältnis zu einer →Mehrheit geringere Zahl (von Menschen). Seit dem Mittelalter wird ansatzweise vereinzelt die Frage des Schutzes der Minderheit gesehen. Verrechtlicht wird dies nur ganz allmählich. Seit dem 20. Jahrhundert (vor allem nach dem Zusammenbruch der Vielvölkerreiche der Habsburger, der Osmanen und der Russen) werden die Bemühungen um völkerrechtlichen Schutz von Minderheiten verstärkt, ohne dass allseits befriedigende Lösungen gelingen. Das Recht der Minderheit darf von der Mehrheit nicht in seinem Wesenskern bedroht werden, so sehr der grundsätzlich egoistische und intolerante Mensch sich dies auch wünscht. 1998 treten die in dem Rahmen des Europarats ausgearbeiteten Rahmenübereinkommen zu dem Schutz nationaler Minderheiten und der europäischen Charta der Regional- und Minderheitensprachen in Kraft. S. Google
Lit.: Jellinek, G., Das Recht der Minoritäten, 1898; Wintgens, H., Der völkerrechtliche Schutz der nationalen, sprachlichen und religiösen Minderheiten, 1930; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Nationale, ethnische Minderheiten und regionale Identitäten, 1994; Handbuch der mitteleuropäischen Sprachminderheiten, hg. v. Hinderling, R./Eichinger, L., 1996; Nationale Minderheiten, hg. v. Hahn, H. u. a., 1999; Pan, C. u. a., Die Volksgruppen in Europa. 2000, 2. A. 2016; Fink, C., Defending the Rights of Others, 2004; Minderheitenrechte in Europa, hg. v. Pan, C./Pfeil, B., 2. A. 2006; Nachbarn, Gemeindegenossen und die anderen, hg. v. Holenstein, A. u. a., 2004; Zur Entstehung des modernen Minderheitenschutzes in Europa, hg. v. Pan, C./Pfeil, B., 2006; Toggenburg, G. u. a., Abc des Minderheitenschutzes in Europa, 2011
Minderheitenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – und ausgenommen Minderheitenproblem – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Schutz einer Minderheit in einer Gesellschaft vor der Mehrheit
Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Zur Entstehung des modernen Minderheitenschutzes in Europa, hg. v. Pan, C./Pfeil, B., 2006; Toggenburg, G. u. a., Abc des Minderheitenschutzes in Europa, 2011; Brückner, W., Minderheitenschutz im Völkerstrafrecht, 2018
minderjährig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1510 [Laienspiegel] in rund fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., lat. [Adj.] minor annis) wegen des geringen Alters rechtlich geschützt
Minderjährigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1585 [Buch Weinsberg] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen minderjährig – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., minderjährig Laienspiegel 1510) ist der Zeitraum von der Geburt eines Menschen bis zu der Vollendung des für die →Volljährigkeit erforderlichen (18. [Österreich 2001], 19. [Österreich 1973], 21. [Österreich 1919], 24. [Österreich 12. 4. 1753] oder 25.) Lebensjahrs. Dem Minderjährigen (lat. minor XXV annis [seit der lex Laetoria von etwa 200 v. Chr.]) fehlt in der Gegenwart die unbeschränkte →Geschäftsfähigkeit (, wobei der infans [unter sieben Jahren]. grundsätzlich vollständig geschäftsunfähig ist). Soweit der Minderjährige bei Geschäften, die ihm nicht lediglich einen rechtlichen Vorteil bringen, nicht selbst wirksam (allein) handeln darf, handelt für ihn der gesetzliche Vertreter. Die (römische) Minderjährigkeit ersetzt in dem Laufe der Aufnahme des römischen Rechtes die ältere (einheimische) →Mündigkeit weitgehend, wenn auch nicht vollständig. In dem römischen Recht ist der mündige Minderjährige grundsätzlich geschäftsfähig, doch hat er bei gewollter Übervorteilung eine Einrede (lat. exceptio aus der Lex Laetoria) und bei objektiver Benachteiligung die Möglichkeit der Wiederherstellung des vor dem Geschäft bestehenden Zustands (lat. restitutio in integrum). Außerdem kann zu seiner Unterstützung ein (lat.) curator (Pfleger oder Beistand) bestellt werden, dessen Zustimmung zu einem Rechtsgeschäft aber die Berufung auf eine Benachteiligung grundsätzlich ausschließt.
Lit.: Kaser § 14 II 3, 64 II; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
mindern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar und sachlich in dem Mittelalter aus dem römischen Recht des Altertums aufgenommen, V.) verringern
Minderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 mittelniederländisch] in fünfundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.,Verb mindern 8. Jh.) ist die Herabsetzung eines an sich vereinbarten Kaufpreises auf einen wirklich geschuldeten Kaufpreis einer mangelhaften Sache. Sie stammt aus dem klassischen römischen Recht. Hier verheißen die kurulischen Ädile als Marktaufseher bei dem Kauf von Sklaven und später auch Zugtieren dem Käufer bei gewissen Mängeln innerhalb kurzer Fristen neben der (lat.) →actio (F.) redhibitoria (Wandelungsklaganspruch) die Rückgewährung des Kaufpreises in Höhe der durch den Mangel begründeten Wertverringerung der Sache bei deren Behalten trotz des Mangels (lat. →actio [F.] quanti minoris, Minderungsklaganspruch). Dies wird in der frühen Neuzeit aufgenommen. In der Bundesrepublik Deutschland wird 2002 die besondere Wandelung durch den allgemeinen Rücktritt ersetzt.
Lit.: Kaser § 41 VI 2, 4; Söllner § 9; Hübner; Köbler, DRG 46, 165, 215; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Korth, U., Minderung beim Kauf, 2011; Wogatzky, H., Wandelung und Minderung bei einer Mehrheit von Käufern oder Verkäufern, 2021
Minima non curat praetor (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Das Gericht kümmert sich nicht um Kleinigkeiten.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero 106-43 v. Chr., vgl. Digesten 4, 1, 4)
minister, menister, lat., M., Untergebener, Diener, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *mei- (5), *meiH-, V., mindern, verkleinern
Minister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1280 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1354 [Merseburg] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Leiter einer obersten Behörde einer Verwaltung. Er entwickelt sich in der frühen Neuzeit aus dem älteren Diener eines Herrn. Zuerst in England und Frankreich sind in dem 17. Jahrhundert Minister des Königs als Amtsträger des Herrschers an herausgehobener Stelle verwaltend-ausführend tätig. In dem Heiligen römischen Reich wird Minister in dem 18. Jahrhundert für den das oberste Regierungsgeschäft erledigenden Staatsbeamten gebräuchlich. Sein Tätigkeitsbereich ist das →Ministerium. Der Minister ist weisungsgebunden. In dem 19. Jahrhundert erlangt er demgegenüber Selbständigkeit und Verantwortlichkeit (Gegenzeichnung Preußen 1808, Belgien 1831, Preußen 1850). Österreich geht an dem 17. 3. 1848 wegen der angestrebten Ministerverantwortlichkeit von den kollegial organisierten Hofstellen zu den monokratisch organisierten Ministerien über (anders 1852-1859/1861, 1918-1920). 1930 begründet das Reichsministergesetz für den Minister in dem Deutschen Reich ein besonderes öffentlich-rechtliches Amtsverhältnis außerhalb der Beamtenschaft, das nach Beseitigung in dem Jahre 1937 in dem Jahre 1953 wiederhergestellt wird. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 151, 193, 197, 230, 232, 248, 257; Neudecker, M., Geschichte des geheimen Rats und Ministeriums in Bayern, 1921; Frank, M., Das Justizministerium der DDR, Diss. jur. Regensburg 1988; Schröder, J., 40 Jahre Rechtspolitik, 1989; Das Bundesministerium des Inneren, hg. v. Pracht, H., 1993; Truhart, P., Internationales Verzeichnis der Außenminister (1589-1989), Bd. 1f. 1989ff. (Ergänzungsband 1945-1995); Hoffmann, H., Die Bundesministerien 1949-1999, 2003; Krammerbauer, T., Die Ministerverantwortlichkeit und die Vorformen sonstiger Verfassungsgerichtsbarkeit, 2011
Ministeranklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gegen einen →Minister gerichtete Anklage auf Amtsenthebung wegen fehlerhafter Tätigkeit. Sie entwickelt sich anscheinend in England (seit dem 12. Jahrhundert) aus einer ursprünglich strafrechtlichen Klage wegen eines Verbrechens. 1791 wird die Ministeranklage in Polen und Frankreich übernommen, 1814 in Nassau. Das deutsche Grundgesetz kennt die Ministeranklage in Gegensatz zu Landesverfassungen nicht. S. Google
Lit.: Constant de Rebecque, B., De la responsabilité des ministres, 1815; Kröger, K., Die Ministeranklage, 1972; Popp, P., Ministerverantwortlichkeit und Ministeranklage, 1996; Steinbarth, S., Das Institut der Präsidenten- und Ministeranklage, 2011
Ministerialbürokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) in Ministerien beschäftigte Verwaltungsbedienstete
Lit.: Teppe, K., Die NSDAP und die Ministerialbürokratie, (in) Der Staat 15 (1976), 367
Ministeriale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [mittelniederländisch] in vier Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen bis 1795 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem Mittelalter der Diener eines Herrn. Er gehört zu den Unfreien, steigt aber in dem Herrendienst in den niederen Adel (Ritter) auf (Dienstmann). Ein besonderer Stand bildet sich seit der Wende von dem 10. zu dem 11. Jahrhundert, zuerst erkennbar in dem Zusammenhang mit der Reichskirche. Seit dem 11. Jahrhundert entwickelt sich für den Ministerialen das besondere Dienstrecht (Limburg 1035, Bamberg 1057). Später treten Freie in die Ministerialität ein. In Zusammenhang mit seiner Italienpolitik stützt sich Kaiser Friedrich Barbarossa ab 1174/1178 verstärkt auf die Reichsministerialen (Reichsministeriale beispielsweise von Bolanden, von Münzenberg, von Pappenheim und Kalden, von Lautern, von Schüpf, Siebeneich und Rothenburg, von Annweiler). Seit dem 13. Jahrhundert übernehmen die Ministerialen die wichtigsten Ämter des Landesherrn. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 79, 113, 120; Fressel, R., Das Ministerialenrecht der Grafen von Tecklenburg, 1907; Fajkmajer, K., Die Ministerialen des Hochstiftes Brixen, (in) Zs. des Ferdinandeums, 3. Folge 52 (1908); Molitor, E., Der Stand der Ministerialen vornehmlich auf Grund sächsischer, thüringischer und niederrheinischer Quellen, 1913; Ganshof, F., Étude sur les ministeriales en Flandre et en Lotharingie, 1926; Schowingen, K. Frhr. v., Zum Ministerialenproblem, ZRG GA 61 (1941), 274; Bosl, K., Die Reichsministerialen, Bd. 1f. 1950f., Neudruck 1968f.; Pötter, W., Die Ministerialität der Erzbischöfe von Köln, 1967; Herrschaft und Stand, hg. v. Fleckenstein, J., 1977, 2. A. 1979; Zotz, T., Die Formierung der Ministerialen, (in) Die Salier und das Reich, Bd. 3 1991, 3; Witzel, W., Die fuldischen Ministerialen, 1998; Derschka, H., Die Ministerialen des Hochstifts Konstanz, 1999; Keupp, J., Dienst und Verdienst, 2002; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010; Fischer, C., Schildgeld und Heersteuer, 2013
ministerialis, ministeriālis, lat., Adj., zu einem Dienst beauftragt, zu einem Dienst verpflichtet, s. latein_a_z.docx, s. minister, vgl. idg. *mei- (5), *meiH-, V., mindern, verkleinern
Ministerialität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Stand und die Gesamtheit der Ministerialen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Kluckhohn, P., Die Ministerialität in Südostdeutschland, 1910, Neudruck 1970; Müller, E., Die Ministerialität im Stift Sankt Gallen und in Landschaft und Stadt Zürich, 1911; Winter, G., Die Ministerialität in Brandenburg, 1922; Weimann, K., Die Ministerialität im späteren Mittelalter, 1924; Haendle, O., Die Dienstmannen Heinrichs des Löwen, 1930; Schieckel, H., Herrschaftsbereich und Ministerialität der Markgrafen von Meißen, 1956; Ministerialitäten im Mittelrheinraum, hg. v. Gerlich, A., 1978; Jacobi, F., Ministerialität und „ius ministerialium“, (in) FS Schmidt-Wiegand, R., 1986, 263; Hasse, C., Die welfischen Hofämter und die welfische Ministerialität in Sachsen, 1995; Trüper, H., Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe, 2000; Keupp, J., Dienst und Verdienst, 2002; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004, 2. A. 2010
ministerium, lat., N., Dienst, Bedienung, Verrichtung, Verwaltung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. minister
Ministerium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [Moser, Kreis Absch.] bis 1818 in acht Stellen belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums und in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen sowie mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die oberste Behörde der Verwaltung. In dem 18. Jahrhundert ist das Ministerium vielfach regional begrenzt. In dem 19. Jahrhundert ist darunter die für ein bestimmtes Sachgebiet (beispielsweise auswärtige Angelegenheiten, Justiz [beispielsweise Preußen 1738], Finanz, Verteidigung, innere Angelegenheiten) zuständige, von einem Minister geleitete, bürokratisch organisierte Behörde oder die Gesamtheit der Minister bzw. Ministerien (beispielsweise Preußen 1808) oder das Amt des →Ministers zu verstehen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 151, 197; Baltl/Kocher; Knischewsky, P., Das preußische Gesamtministerium, 1902; Neudegger, M., Geschichte des Geheimen Rats und Ministeriums in Bayern, 1921; 200 Jahre Dienst am Recht, hg. v. Gürtner, F., 1938; Frauendienst, W., Das preußische Staatsministerium, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 116 (1960), 114; Pietschmann, D., Das preußische Finanzministerium unter Stein und Hardenberg, 2018
Ministerpräsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vorsitzende des Ministerrats bzw. der Regierung. S. Google
Ministerrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der aus Ministern gebildete Rat als Regierungskollegium. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Baltl/Kocher; Protokolle des österreichischen Ministerrates 1848-1867, 1970ff.; Protokolle des Ministerrates der ersten Republik, hg. v. Neck, R. u. a., 1980ff. (2019´Bd. 1 31. Oktober 1918-7. Juli 1920); Das geltende Recht (der DDR), hg. v. Sekretariat des Ministerrates, 1989
Ministerverantwortlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verantwortlichkeit eines →Ministers für seinen Aufgabenbereich. Sie entwickelt sich (anscheinend seit dem 12. Jahrhundert) in England und wird 1791 in Polen und Frankreich übernommen (→Ministeranklage), seit 1814 in den deutschen Staaten (Sachsen-Weimar 1816, Hessen 1831, Österreich 1849/1867). Danach gilt die Ministerverantwortlichkeit als notwendiger Ausgleich der Unverantwortlichkeit des Monarchen, wenn auch tatsächliche Folgerungen selten bleiben. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts setzt sich statt der rechtlichen Ministerverantwortlichkeit für Unrechtshandlungen die politische Ministerverantwortlichkeit durch, die den Rücktritt des betreffenden Ministers in dem Falle eines Misstrauensvotums in dem Parlament vorsieht. S. Google
Lit.: Mohl, R. v., Die Verantwortlichkeit der Minister, 1837; Rassow, R., Das Wesen der Ministerverantwortlichkeit, (in) Z. f. d. ges. Staatswiss. 59 (1903), 159; Hoffmann, P., Monarchisches Prinzip und Ministerverantwortlichkeit, 1911; Schnabel, F., Geschichte der Ministerverantwortlichkeit in Baden, 1922; Weckerle, F., Geschichte der Ministerverantwortlichkeit in Bayern, 1930; Greve, F., Die Ministerverantwortlichkeit, 1977; Popp, P., Ministerverantwortlichkeit und Ministeranklage, 1996
Minne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 12. Jahrhundert belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Minnedienst, Minnesang, Minnesänger und Minnesold nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.). Minne und recht ist eine mittelalterliche, häufig in dem Schiedsverfahren begegnende Paarformel unbekannter Herkunft für die gütliche oder entscheidungsweise Erledigung einer Streitigkeit, die mit der neuzeitlichen Durchsetzung des staatlichen Entscheidungsmonopols an Bedeutung verliert. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Müller, M., Minne und Dienst in der altfranzösischen Lyrik, 1907; Gaisser, E., Minne und Recht, Diss. jur. Tübingen 1955 (masch.schr.); Hattenhauer, H., Minne und recht, ZRG GA 80 (1963), 325; Krause, H., Consilio et iudicio, (in) FS J. Spörl, 1965, 416; Mit Freundschaft oder mit Recht?, hg. v. Cordes, A., 2015; Rad, A., minne oder recht, 2020
Minoer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige des in Kreta von etwa 3200 v. Chr. bis zu dem Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. herrschenden Volkes. S. Google
Lit.: Fitton, J., Die Minoer, 2004; Panagiotopoulos, D., Die Minoer, 2012; Cline, E., 1177 v. Chr. - der erste Untergang der Zivilisation, 2015
minor, lat., Adj. (Komp. M. bzw. F.), kleinere, geringere, s. parvus, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *mei- (5), *meiH-, V., mindern, verkleinern
Minorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Jüngstenrecht
minoratus, minōrātus, lat., M., Stand eines Geringeren, Prob. (4. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. minōrāre, minor
Minorit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines 1517 von den Franziskanern (Franz von Assissi † 1226) abgetrennten Ordens. Die minoritischen Franziskaner erteilen bereits in dem Hochmittelalter Rechtsunterricht an den Ordensschulen, von dem →Deutschenspiegel und so genannter →Schwabenspiegel beeinflusst sein dürften. S. Google
Lit.: Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962, 116
Minuccius de Prato veteri, Antonius ist ein in Prato Vecchio bei Florenz geborener, in Bologna ausgebildeter und zeitweise auch lehrender, 1486 verstorbener Jurist, der die libri feudorum (Lehenbücher) in sechs Büchern neu ordnete
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 826
Miquel, Johannes (Neuenhaus 19. 2. 1828-Frankfurt am Main 8. 9. 1901), Familie aus Spanien über Cahors um 1734 in das Heilige römische Reich eingewandert, Urgroßvater Fechtmeister in Düsseldorf, Großvater Major, Vater Arzt und Bürgermeister, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg und Göttingen und der Hinwendung zu demokratisch-sozialistischen Strömungen 1854 Rechtsanwalt und 1857 Kommunalbeamter, 1865 Bürgermeister in Osnabrück. In dem Reichstag des Deutschen Reiches setzt er sich für die nationalliberale Rechtsvereinheitlichung ein (Lex Miquel/Lasker 1873, Reichsjustizgesetze 1877/1879). 1880 wird er Oberbürgermeister in Frankfurt am Main, 1890 Finanzminister Preußens (u. a. Einführung der Einkommensteuererklärung).
Lit.: Köbler, DRG 183; Mommsen, W., Johannes Miquel, 1928; Herzfeld, H., Johannes von Miquel, Bd. 1f. 1938; Pausch, A., Johannes von Miquel, 1964; Thier, A., Steuergesetzgebung und Verfassung, 1999; Kassner, T., Der Steuerreformer Johannes von Miquel, 2001; Mathiak, W., Das preußische Einkommensteuergesetz von 1891 im Rahmen der Miquelschen Steuerreform von 1891/1893, 2011
miscere, mīscēre, lat., V.: nhd. mischen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *meig̑-?, *meik̑-, V., mischen
mischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1310/1312 [München Stadtrecht] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vermengen
Mischling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Verb mischen Ende 8. Jh. belegt und für das Germanische erschließbar sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das von verschiedenartigen Erzeugern abstammende Lebewesen. In dem Deutachen Reich werden unter der Herrschaft des Nationalsozialismus als Mischling die Abkömmlinge aus jüdisch-arischen Verbindungen bezeichnet, wobei Mischlinge ersten Grades die etwa 72000 Menschen mit einem jüdischen Elternteil, Mischlinge zweiten Grades die etwa 40000 Menschen mit jüdischen Großeltern sind und etwa 8000 Menschen, die sich zu dem Judentum bekennen, als Geltungsjuden eingestuft werden. Die Mischlinge werden in Schulen benachteiligt, ab 1941 zunehmend aus der Wehrmacht ausgeschlossen und zu Zwangsarbeit verpflichtet. S. Google
Lit.: Krüger, H., Der halbe Stern – Leben als deutsch-jüdischer „Mischling“, 1993; Tent, J., Im Schatten des Holocaust, 2007; Schulz, S., Zwangsarbeit und Zerstörung der Privatsphäre in der nationalsozialistischen Mischlingspolitik, 2019
Mischna (hebr.), Lehre, Wiederholung, ist die aus 63 Traktaten in 6 Ordnungen gebildete Sammlung (gewohnheitsrechtlich erweiterte Wiederholung der alten Gesetze) des jüdischen Lehrstoffs der ersten zwei nachchristlichen Jahrhunderte, die um 200 n. Chr. abgeschlossen wird. Sie wird bis 500 n. Chr. durch Glossen erklärt (Gemara). S. Google
Lit.: Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Milgram, J., From Mesopotamia to the Mishnah, 2016
Mischne Tora ist eine klare hebräische Zusammenfassung des jüdischen Rechtes durch →Moses →Maimonides in Ägypten an dem Ende des 12. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: The Code of Maimonides, 1949ff.; Mischne Tora hu ha-Yad ha-chazaqa, hg. v. Rabbinowitz, M. u. a., 6. A. 1985
miser, lat., Adj., elend, unglücklich, erbärmlich, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unbekannt
miserabilis, miserābilis, lat., Adj., beklagenswert, kläglich, jämmerlich, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. miserārī, s. miser, wie beispielsweise Waise, Witwe, Kranker, Pilger, Armer
Lit.: Duve, T., Sonderrecht in der frühen Neuzeit, 2008
misericordia, lat., F., Barmherzigkeit, Mitleid, Mitgefühl, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. misericors, s. miser, cor
misericors, lat., Adj.: nhd. barmherzig, mitleidig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. gr. εὔσπλαγχνος (eúsplanchnos), s. miser, cor
Lit.: Rennefahrt, H., Grausamkeit und Mitleid im Rechtsleben des Mittelalters, 1949; Rohls, J., Geschichte der Ethik, 1991
miss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, als Präfix verwendetes Adj.) verschieden, falsch, schlecht
missachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) nicht achten
Missachtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F, Verb missachten ab 14. Jh.) Verachtung, fehlende Achtung, vgl. contempt of court des englischen Rechtes
Missetat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Delikt, Unrechtstat, Straftat
Lit.: Hemmer, R., Die Missetat im altschwedischen Recht, 1965; Munske, E., Der germanische Rechtswortschatz, 1973; Kretschmer, B., Der Grab- und Leichenfrevel als strafwürdige Missetat, 2003; Stephan, B., Mord, Minnelust und Missetat, 2016
Missgeburt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [Magdeburg/Sehling, EvKO, I 2 S. 440] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fehlgeburt, missgebildeter Mensch
Missheirat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar sowie aus dem Französischen aufgenommen, F., franz. mesalliance) ist die Ehe zwischen Angehörigen verschiedener Stände, wie sie sich bis in das 19. Jahrhundert (Preußen 1869) bzw. 20. Jahrhundert (1919, Preußen 1920) findet. Sie zieht teils rechtliche, teils nur gesellschaftliche Folgen nach sich.
Lit.: Pütter, J., Über Missheiraten teutscher Fürsten, 1796; Abt, E., Missheiraten, 1911; Minnigerode, H. Frhr. v., Ebenburt und Echtheit, 1912; Hoyer, E., Die Ehen minderen Rechts, 1926; Willoweit, D., Standesungleiche Ehendes regierenden hohen Adels in der neuzeitlichen deutschen Rechtsgeschichte, 2004
missio, lat., F., Ziehenlassen, Gehenlassen, Absenden, Sendung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mittere, s. idg. *smeit-, *smit-, V., werfen
Missio (F.) canonica (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem kirchlichen Recht die von dem Papst oder einem Bischof übertragene Erlaubnis zu der Verkündung des Wortes Gottes bzw. in dem älteren Recht die Übertragung von Rechtsprechungsbefugnissen an Geistliche.
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Riedel-Spangenberger, I., Sendung in der Kirche – Die Entwicklung des Begriffs „Missio in bona“ und seine Bedeutung in der kirchlichen Rechtssprache, 1991; Löffler, W., Missio canonica und Nihil obstat, (in) FS J. Mühlsteier, 2001, 429ff.
Missio (F.) in bannum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Einweisung in den Bann) ist die vorläufige Beschlagnahme des gesamten Vermögens an dem Ende des 8. Jahrhunderts. S. Google
Missio (F.) in bona (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Einweisung in die Güter) ist die in dem klassischen römischen Recht entwickelte Einweisung der siegreichen Partei eines Rechtsstreits in die Güter des Gegners, nach der es meist zu dem öffentlichen Aufgebot und zu dem Verkauf aller Güter zugunsten aller Gläubiger an einen einzigen Erwerber (Generalexekution) kommt. Ihr entspricht vielleicht in dem Frühmittelalter eine gleichartige →Fronung. Seit dem Spätmittelalter wird die missio in bona in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen.
Lit.: Kaser § 82 II 4e, 85 II 2b, 86 III, 87 I 10; Söllner § 8; Köbler, DRG 33; Forster, W., Konkurs als Verfahren, 2009
Missive (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1363 [Nicolaus von Basel] in achtzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.?) Sendschreiben
misstrauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) vorsichtig handeln, Vertrauen absprechen
Misstrauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1583 [SiebbLR. I 3 § 2] in vier Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache ausgenommen Misstrauensvotum nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zweifel, Fehlen von Vertrauen
Misstrauensvotum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist seit der Ablösung Sir Robert Walpoles 1742 als erstem Staatsmann der Whigs Englands bzw. spätestens seit dem Sturz Melbournes in England 1841 das Aussprechen des Misstrauens durch die Parlamentsmehrheit gegenüber dem Regierungsführer in Form einer Abstimmungsniederlage. Das Grundgesetz Deutschlands (1949) kennt nur das konstruktive Misstrauensvotum, das nur bei gleichzeitiger Wahl eines neuen Regierungsführers Erfolg haben kann. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jh
missus (M.) dominicus (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →Königsbote
Lit.: Krause, V., Geschichte der Institution der missi dominici, (in) MÖIG 11 (1890); Werner, K., Missus, marchio, comes, (in) Histoire comparée de l’administration, 1980, 191; Hannig, J., Zur Funktion der karolingischen missi dominici in Bayern, ZRG GA 101 (1984), 256
mit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Vorsilbe und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp.) zusammen, gemeinsam, einschließlich
mitbestimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gemeinsam bestimmen, an Bestimmung teilnehmen
Mitbestimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem 20. Jahrhundert die Teilhabe der Arbeitnehmer an Willensbildungsvorgängen (der Arbeitgeber) in der Wirtschaft. In dem Bereich der Montanindustrie bringt das deutsche Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer in den Aufsichtsräten und Vorständen der Unternehmen des Bergbaues und der Eisen und Stahl erzeugenden Industrie von dem 21. 5. 1951 eine paritätische Mitbestimmung in dem Aufsichtsrat (5 Arbeitgebervertreter, 5 Arbeitnehmervertreter, ein gemeinsam bestimmtes weiteres Mitglied). Das Mitbestimmungsgesetz von dem 4. 5. 1976 führt in der Bundesrepublik Deutschland für Unternehmen in der Rechtsform einer juristischen Person mit mehr als 2000 Arbeitnehmern die paritätische Besetzung des Aufsichtsrates durch Anteilseigner einerseits und Arbeiter, Angestellte und besondere leitende Angestellte andererseits ein. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 273; Teuteberg, H., Geschichte der industriellen Mitbestimmung, 1961; Mayer, B., Die Vertrauensmännerausschüsse, 1996; Mitbestimmung und Betriebsverfassung, hg. v. Pohl, H., 1996; Rob, W., Mitbestimmung im Staatsdienst, 1999; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Vollmer, W., Montanmitbestimmung, 2013; Das Recht der industriellen Revolution, hg. v. Maetschke, M. u. a., 2013
Miteigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilenüber das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1739 in Anlehnung an das Lateinische condominium bezeugt) ist das Eigentum mehrerer Personen an einer (selbst nicht geteilten) Sache. Es ist in dem altrömischen Recht sachlich zunächst wohl bei der Erbengemeinschaft in der Form vorhanden, dass keine selbständigen Anteile an der Sache bestehen (Gesamthandeigentum der altrömischen [lat.] societas ercto non cito). Erst danach entsteht das Miteigentum nach Bruchteilen. Es setzt sich durch. In dem deutschen Recht ist Miteigentum anfangs vermutlich in einer →Gesamthand gebunden. Seit dem Spätmittelalter wird die römischrechtliche Gestaltung aufgenommen. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) sieht nur Quoteneigentum vor. Die Gesamthand wird erst in dem Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) und auch dort nur in drei Sonderbereichen wieder belebt. S. Google
Lit.: Kaser § 23 IV; Hübner; Köbler, DRG 40, 61; Oppikofer, H., Eigentumsgemeinschaften im mittelalterlichen Recht, Beiheft 2 zu VSWG, 1924, 33; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Drosdowski, T., Das Verhältnis von actio pro socio und actio communi dividundo im klassischen römischen Recht, 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Terlitza, U., Miteigentum und Wohnungseigentum 2021
Miterbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265 [Sächsische Weltchronik] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Mitglied einer Erbengemeinschaft. S. Google
Lit.: Kaser § 73 I 1, 75 I 8; Hübner; Köbler, DRG 122; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Lassen, J., Die Nachlassverwaltung in der Erbengemeinschaft, 2020
Mitgift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Hamburg] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. dos [F.]) ist ein Vermögen, das einem Ehegatten von einem Dritten in die Ehe mitgegeben (lat. dare, V., geben) wird. Die Mitgift wird meist einer vorweggenommenen Erbschaft gleichgestellt. Vielfach erfolgt die Leistung als Beitrag zu der Begründung und Erhaltung des ehelichen Haushalts an einen Ehegatten (oder an eine aufnehmende Einrichtung wie beispielsweise an ein Kloster). In dem römischen Recht erhält der Ehemann eine Mitgift, die in sein Vermögen übergeht, aber bei seinem Tod oder bei Ehescheidung herauszugeben ist. In dem Mittelalter erhält der Ehemann bewegliche Sachen zu Eigentum, unbewegliche Sachen nur zu der Nutzung, so dass er über sie grundsätzlich nur mit Zustimmung der Frau oder des Gerichts verfügen kann. In dem 20. Jahrhundert wird die Mitgift meist durch eine Ausbildung in der Art ersetzt, dass eine Ausbildung gewährt wird, aber kein Vermögen.
Lit.: Kaser §§ 38 III 4, 59 II, 73 IV 1b; Söllner §§ 5, 8, 9, 12, 15, 18, 24; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 22, 37, 58; Neubecker, F., Die Mitgift, 1909; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973
mithio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [Pactus legis Salicae] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, indekl. Sb., lat.-afrk.) Erwiderung, Antwort, Verantwortung
Lit.: Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, Bd. 1 1931, 209
Mitsukuri, Rinsho (1846-1897) wird nach dem Studium des Chinesischen, Holländischen und Englischen mit der Übersetzung der Gesetzbücher Frankreichs des 19. Jahrhunderts beauftragt. Hierbei bewältigt er die Aufgabe der Bildung japanischer Rechtswörter für westliche Rechtseinrichtungen. S. Google
Lit.: Yamanaka, E., Mitsukuri Rinsho, (in) Nihon no hôgakusha, hg. v. Ushiomi, T. u. a., 1975, 1
Mittäter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1483 [Frankfurt am Main FrankfOHof 410] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der mit einem anderen Menschen als Täter gemeinsam handelnde Täter einer Straftat. S. Google
Mittäterschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gemeinsame Täterschaft mehrerer Menschen. Eine gesetzliche Grundlage für die Mittäterschaft eröffnet 1870 der Entwurf eines Strafgesetzbuchs für den Norddeutschen Bund. S. Google
Lit.: Kaser § 50 II 2; Winter, B., Die Entwicklung der Mittäterschaft, 1981; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmeformen im 19. Jahrhundert, 2006
Mitteis, Heinrich (Prag 26. 11. 1889-München 23. 7. 1952), Rechtsprofessorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig, Berlin (Brunner, Gierke) und Leipzig (Binding, Otto Mayer, Sohm) und der von Heinrich Brunner angeregten Promotion in Leipzig (1913) sowie der durch Hans Fehr angeregten Habilitation in Halle (1919) 1920 Professor in Köln, 1924 in Heidelberg, 1934 in München, 1935 in Wien, 1938 in Rostock, 1946 in Berlin, 1948 in München und 1952 in Zürich. In der mittelalterlichen Verfassungsgeschichte verbindet er Politisches mit Juristischem. Seine beiden rechtsgeschichtlichen Grundrisse sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts länger führend.
Lit.: Rechtsfolgen des Leistungsverzugs beim Kaufvertrag nach niederländischen Quellen des Mittelalters 1913 (Dissertation); Politische Prozesse des früheren Mittelalters in Deutschland und Frankreich, 1927; Bader, K., Heinrich Mitteis, ZRG GA 70 (1953), IX; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 1949, 19. A. 1992; Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsches Privatrecht, 1950, 9. A. 1981; Mitteis, H., Die Rechtsidee in der Geschichte, 1957 (Gesammelte Abhandlungen, mit Schriftenverzeichnis); Brun, G., Leben und Werk des Rechtshistorikers Heinrich Mitteis unter besonderer Berücksischtigung seines Verhältnisses zum Nationalsozialismus, 1991; Heinrich Mitteis nach hundert Jahren, hg. v. Landau, P. u. a., 1991
Mitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1472 [Zips/Kaindl, Karpath. II 302] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Mittelpunkt
mittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1352 [Westphalen, Mon. III 584] in rund zwanzig Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) in der Mitte befindlich
Mittelalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 17. Jh., lat. medium aevum von Humanisten in Italien in dem 14. Jahrhundert verwendet) ist der zwischen Altertum (Untergang Westroms als Kaisersitz) und Neuzeit (Entdeckung Amerikas durch Kolumbus) befindliche zeitliche Abschnitt der (europäischen) Geschichte (476-1492 bzw. 500-1500) (Christoph Cellarius [Keller] [1634-1707], Historia universalis (1702) [tripartita], dreigeteilte Universalgeschichte, Dreiteilung eines Geschichtsverlaufs auch bereits bei Cassiodor).
Lit.: Haskins, C., Studies in Mediaeval Culture, 1929; Goetz, H., Leben im Mittelalter, 1986, 7. A. 2002; Fuhrmann, H., Einladung ins Mittelalter, 1987, 5. A. 1997; Nord und Süd in der deutschen Geschichte des Mittelalters, hg. v. Paravicini, W., 1990; Schuler, P., Grundbibliographie Mittelalterliche Geschichte, 1990; Das Mittelalter als Epoche, hg. v. Lückerath, C. u. a., 1995; The New Cambridge Medieval History, hg. v. McKitterick, R., Bd. 1ff. 1995ff.; Boockmann, H., Einführung in die Geschichte des Mittelalters, 6. A. 1996; Fuhrmann, H., Überall ist Mittelalter, 1996, 2. A. 1997, 3. A. 1998; Mittelalter und Moderne, hg. v. Segl, P., 1997; Heimann, H., Einführung in die Geschichte des Mittelalters, 1997; Knefelkamp, U., Das Mittelalter, 1999; Das europäische Mittelalter im Spannungsbogen des Vergleichs, hg. v. Borgolte, M., 2001; Endemann, T., Geschichte des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte, 2001; Leben im Mittelalter, hg. v. Leier, M. u. a., 2001; Schubert, E., Alltag im Mittelalter, 2002; Knefelkamp, U., Das Mittelalter, 2002; Dinzelbacher, P., Europa im Hochmittelalter, 2003; Jankrift, K., Das Mittelalter, 2004; Hartmann, M., Mittelalterliche Geschichte studieren, 2004; Schlotheuber, E., Das Mittelalter, 2004; Le Goff, J., Auf der Suche nach dem Mittelalter, 2004; Kaufhold, M., Wendepunkte des Mittelalters, 2004; Schieffer, R., Das ganze Mittelalter von A-Z, (in) DA 60 (2004), 571; Nagel, A., Im Schatten des Dritten Reichs. Mittelalterforschung, 2005; Tradition, Innovation, Invention, hg. v. Schmidt, H., 2005; Neiske, F., Europa im frühen Mittelalter, 2006; Goetz, H., Proseminar Geschichte Mittelalter, 3. A. 2006; Borgolte, M., Christen, Juden, Muselmanen, 2006; Heimann, H., Einführung in die Geschichte des Mittelalters, 2. A. 2006; Schubert, E., Essen und Trinken im Mittelalter, 2006; Pauler, R., Leben im Mittelalter, 2007; Atlas des Mittelalters, hg. v. Biffi, I., 2007; Enzyklopädie des Mittelalters, hg. v. Melville, G., Bd. 1f. 2008, 2. A. 2013; Fried, J., Zu Gast im Mittelalter, 2007; Mittelalter im Labor, hg. v. Borgolte, M. u. a., 2008; Müller, H., Mittelalter, 2008; Fried, J., Das Mittelalter, 2008, 3. A. 2009; Fossier, R., Das Leben im Mittelalter, 2008; Kintzinger, M., Internationale Beziehungen im Mittelalter 2009; Gebrauch und Missbrauch des Mittelalters, hg. v. Bak, J. u. a., 2009; Mittelalter Oldenbourg Geschichte Lehrbuch, hg. v. Meinhardt, M. u. a., 2009; A Companion to the Medieval World, hg. v. Lansing, C. u. a., 2009; Binding, G., Bauen im Mittelalter, 2010; Kreutz, P., Recht im Mittelalter, 2010; Schumacher, M., Einführung in die deutsche Literatur des Mittelalters, 2010; The Oxford Dictionary of the Middle Ages, hg. v. Bjork, R., Bd. 1ff. 2010; Dinzelbacher, P., Lebenswelten des Mittelalters 1000-1500, 2010; Die Welt des Mittelalters - Erinnerungsorte eines Jahrtausends, hg. v. Fried, J. u. a., 2011; Das Mittelalter zwischen Vorstellung und Wirklichkeit, hg. v. Buck, T., 2011; Brunner, K., Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters, 2012; Vorstellungswelten der mittelalterlichen Überlieferung, hg. v. Sarnowsky, J., 2013; Oexle, O., Die Gegenwart des Mittelalters, 2013; Wieser, E., Deutsche Geschichte des Mittelalters, 2015; Parfums et odeurs au Moyen Âge, hg. v. Bagliani, A., 2015; Le Goff, J., Geschichte ohne Epochen?, 2016; Raedts, P., Die Entdeckung des Mittelalters, 2016; Wickham, C., Das Mittelalter, 2018
mittelbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1634 [WürzburgDiözGBl. 25 1963 193] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) vermittelt
mittelbarer Besitz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Besitz
Mittelenglisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. und substantiviert N.) ist die zwischen etwa 1066/1100 und 1500 als der (zwischen Altenglisch oder Angelsächsisch und Neuenglisch stehenden) mittleren englischen Sprachperiode gesprochene Sprache (Vereinfachung der Flexionsformen, analytische Konstruktionen, Aufnahme mittelfranzösischer und skandinavischer Wörter).
Lit.: Mossé, F., Mittelenglische Kurzgrammatik, 1988; Obst, W./Schleburg, F., Die Sprache Chaucers, 1999, 2. A. 2010
Mittelhochdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. und substantiviert N.) ist die zwischen etwa 1050 und - 1350 bzw. - 1500 als der (zwischen Althochdeutsch und Neuhochdeutsch stehenden) mittleren deutschen Sprachperiode in dem südlichen (hochgelegenen) Deutschland gesprochene Sprache (beispielsweise so genannter →Schwabenspiegel) mit einem Wortschatz von rund 100000 Ansätzen und Verweisen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 10; Köbler, WAS; Lexer, M., Mittelhocheutsches Handwörterbuch, 1878; Lexer, M., Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 1879, 3. A. 1885, 35. A. 1979; Jelinek, F., Mittelhochdeutsches Wörterbuch zu den deutschen Sprachdenkmälern Böhmens, 1911; Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache, erarb. v. Ohly, S. u. a., Bd. 1ff. 1986ff. (4190 Urkunden, 1,43 Million Belege, 8986 Stichwörter, 439 Nachtragsstichwörter, davon 1608 oder 17 Prozent neue Ansätze bzw. 1425 Ansätze über Lexer und Benecke/Müller/Zarncke hinaus); Lexer, M., Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, 3. A. 1885, 2. Neudruck, 1992; Hennig, B., Kleines mittelhochdeutsches Wörterbuch, 3. A. 1998; Weddige, H., Mittelhochdeutsch, 5. A. 2003; Mittelhochdeutsche Wörterbücher im Verbund, hg. v. Burch, T. u. a., 2001 (CD-ROM); Mittelhochdeutsches Wörterbuch, hg. v. Gärtner, K. u. a., Bd. 1ff. 2005ff.; Köbler, G., Mittelhochdeutsch, 2007 (Internet, umfangreichster mittelhochdeutscher Wortschatz); Bertelsmeier-Kierst, C., Kommunikation und Herrschaft, 2008; Wegera, K. u. a., Mittelhochdeutsch als fremde Sprache, 2011, 2. A. 2013, 3. A. 2016, 4. A. 2019; Weimann, B., Moselfränkisch, 2012; Bartsch, N. u. a., Mittelhochdeutsch als fremde Sprache. Didaktischer Leitfaden und Lösungsschlüssel, 2013
Mittellateinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Substantiv Mittelalatein – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. und substantiviert N.) ist die in dem Mittelalter (zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert) verwendete, auf dem Lateinischen der Römer des Altertums aufbauende, es in Struktur und Wortschatz abändernde, dem Neulateinischen der Neuzeit vorausgehende Form des Lateinischen. S. Google
Lit.: Köbler, LAW; Medieval Latin Word-List from British and Irish Sources, hg. v. Baxter, J./Johnson, C., 1934 (etwa 20000 Ansätze, davon 8000 hapax legomena); Niermeyer, J., Mediae Latinitatis Lexicon Minus, 1954ff., 2. A. 2002; Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Langosch, K., Lateinisches Mittelalter - Einleitung in Sprache und Literatur, 1963, 2. A. 1966?, 3. A. 1969, 4. A. 1983, 5. A. 1988; Revised Medieval Latein Word-List from British and Irish Sources, prepared by Latham, R., 1965 (aus etwa 1000 Quellen [rund 500000 Belege für] etwa 40000 Ansätze die in Form oder Bedeutung in dem klassischen Latein fehlen, davon 13000 hapax legomena); Glossarium till medeltidslatinet i Sverige, Bd. 1ff. 1973ff.; Blaise, A., Lexicon Latinitatis medii aevi praesertim ad res ecclesiasticas investigandas pertinens, 1975 (wertet vor allem DuCange aus); Stotz, P., Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters, Bd. 1ff. 1996ff.; Köbler, G., Liber exquisiti xenii, 1999; Meier(-Staubach), C., Königin der Hilfswissenschaften? (in) Frühmittelalterliche Studien 35 (2001) 1; Compendium auctorum Latinorum medii aevi (500-1500) hg. v. Lapidge, M. u. a., Bd. 1 (bis Bartholomaeus de Forolivio) 2002ff.; Hausmann, F., Das Fach Mittellateinische Philologie an deutschen Universitäten von 1930 bis 1950, 2010; http://www.koeblergerhard.de/Mittellatein-HP/VorwortMlat-HP.htm; Hergemöller, B., Promptuarium ecclesiasticum medii aevi – Umfassendes Nachschlagewerk der mittelalterlichen Kirchensprache und Theologie, 2011 (abactio - Zöllner)
Mittelmeer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Meer zwischen Europa, der Meerenge von Gibraltar, Afrika und dem Schwarzen Meer. An seinem östlichen Rand entsteht in dem so genannten Silbernen Halbmond vor vielleicht rund zehntausend Jahren die Sesshaftigkeit der Menschheit. Unter den Römern wird es wegen der Bildung des es umschließenden Weltreichs zu dem (lat.) mare (N.) nostrum (unserem Meer).
Lit.: Seeraub im Mittelmeerraum, hg. v. Jaspert, N. u. a., 2013; Zwierlein, C., The French and the British in the Mediterranean 1650-1750, 2016; Picard, C., Sea of the Caliphs – The Mediterranean in the Medieval Islamic World, 2018
Mittelniederdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Neutrum – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. und substantiviert N.) ist die zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert (1200-1600) als der mittleren deutschen Sprachperiode (zwischen Altsächsisch und Altniederfränkisch einerseits und Neuniederdeutsch bzw. Plattdeutsch andererseits) in dem nördlichen (niedergelegenen) Deutschland (einschließlich der Niederlande [bzw. des Gebiets östlich der Ijssel] gesprochene Sprache (beispielsweise →Sachsenspiegel 1221-1224, sächsische Weltchronik, Berliner Stadtbuch, Chronica novella des Hermann Korner, Redentiner Osterspiel, niederdeutsche Bibel von 1494, Reynke de vos 1498, Bugenhagenbibel 1533/1534, de düdesche Schlömer 1584, Nikolaus Gryse 1543-1614, Tönnies Fonnes, Handbuch der russischen Sprache 1607), deren Wortschatz in der bisherigen Bearbeitung von 2019 etwa 80000 Ansätze und Verweise enthält und die in dem Schriftdeutschen in der frühen Neuzeit (beispielsweise in Goslar zwischen 1519 und 1619) allmählich von der hochdeutschen Sprache (beispielsweise Juristensprache) verdrängt wird.
Lit.: Köbler, DRG 10; Schiller, K./Lübben, A., Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bd. 1ff. 1875ff.; Cordes, G., Schriftwesen und Schriftsprache in Goslar, 1934; Die Germanistin Agathe Lasch (1879-1942), hg. v. Nottscheidt, M. u. a., 2009; Köbler, Gerhard, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 2011 (Internet http://www.koeblergerhard.de/Mittelniederdeutsch-HP/Einfuehrung-Mnd-eD-HP.htm); Damme, R., Vocabularius Theutonicus, 2011; Wallmeier, N., Sprachliche Muster in der mittelniederdeutschen Rechtssprache, 2013; Lippold, L., Blüte und Verfall des Mittelniederdeutschen, 2015; Horstmann, J., Niederdeutsch im Wandel, 2018; Ostermann, C., Bruder Philipps „Marienleben“ im Norden, 2020
Mittelniederländisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in den Niederlanden zwischen dem 12. Jahrhundert (1150) und dem 16. Jahrhundert (1500) gesprochene, dem Mittelniederdeutschen eng verwandte Sprache, die an das Altniederfränkische anschließt und dem modernen Niederländischen vorangeht. S. Google
Lit.: Boonen, U., Die mittelniederländische Urkundensprache in Privaturkunden des 13. und 14. Jahrhunderts, 2010; Dialog mit den Nachbarn. Mittelniederländische Literatur zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert, hg. v. Bastert, B. u. a., 2011
Mittermaier, Carl Joseph Anton (München 5. 8. 1787-Heidelberg 28. 8. 1867) wird nach dem erfolgreichen Abschluss des Rechtsstudiums in Landshut 1807 in München Sekretär →Feuerbachs und nach dem vertiefenden Studium in Heidelberg (Thibaut, Heise) zwecks freilich gescheiterter Berufung nach Innsbruck 1811 ordentlicher Professor in Landshut, 1819 in Bonn und 1821 in Heidelberg. Er setzt sich unter Verwendung der Rechtsvergleichung erfolgreich für ein modernes liberales Strafverfahrensrecht ein (Anklagegrundsatz, Staatsanwaltschaft, freie Beweiswürdigung). Er führt das Strafrechtslehrbuch Feuerbachs fort, schult Binding und veröffentlicht zwischen 1809 und 1867 fast 1000 größere und kleinere Werke (Lehrbuch des deutschen Privatrechts 1821, bis 1988 zehn zusätzliche postume Veröffentlichungen). Seine Bibliothek umfasst 8019 Bände und rund 6000 Dissertationen und Broschüren (270 Laufmeter).
Lit.: Köbler, DRG 205; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/MittermaierCarlJosephAntonLehrbuchdesdeutschenPrivatrechts1821.pdf ; Stegemeier, L., Die Bedeutung Karl Joseph Anton Mittermaiers, Diss. jur. Göttingen 1945/1948; Jammers, A., Die Bibliothek des Heidelberger Juristen Karl Joseph Anton Mittermaier, (in) Bibliothek und Wissenschaft 3 (1966), 156; Neh, S., Die posthumen Auflagen von Feuerbachs Lehrbuch, 1991; Carl Joseph Anton Mittermaier, hg. v. Küper, W., 1988; Hettinger, M., Carl Josph Anton Mittermaier (1787-1867), ZRG GA 107 (1990), 433; Neh, S., Die posthumen Auflagen von Feuerbachs Lehrbuch, 1991; Malsack, B., Die Stellung der Verteidigung, 1992; Briefwechsel Karl Josef Anton Mittermaier – Rudolf von Gneist, hg. v. Hahn, E., 2000; Briefe von Mitgliedern der badischen Gesetzgebungskommission an Karl Josef Anton Mittermaier, hg. v. Mussgnug, D., 2002; Bibliographie der Werke Karl Josef Anton Mittermaiers, bearb. v. Nuzzo, L., 2004; Briefwechsel Karl Josef Anton Mittermaier Robert von Mohl, hg. v. Mußgnug, D., 2004; Briefe deutscher Strafrechtler an Karl Kosef Anton Mittermaier, hg. v. Jelowik, L., 2005; Riemer, L., Das Netzwerk der „Gefängnisfreunde“, 2005; Briefe Hermann Theodor Goltdammers an Karl Josef Anton Mittermaier, hg. v. Mußgnug, D., 2007; Carl Joseph Anton Mittermaier, hg. v. Moritz, W. u. a., 2009 (Ausstellungskatalog); Borrmann, K., Gemeines deutsches Privatrecht bei Carl Joseph Anton Mittermaier (1787-1867), 2009
Mitverschulden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Verb mitverschulden belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Außerachtlassung der Sorgfalt in eigenen Angelegenheiten durch den Beschädigten, die ein ordentlicher und verständiger Mensch zu der Vermeidung eigenen Schadens anzuwenden pflegt. Bei konkurrierendem Verschulden der Beteiligten entfällt in dem gemeinen Recht seit dem Spätmittelalter die Ersatzpflicht völlig (→Kulpakompensation), während es nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) auf das Maß der jeweiligen, grundsätzlich nur ungefähr ermittelbaren Verursachung ankommt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 214; Aumann, Das mitwirkende Verschulden, 1964; Luig, K., Überwiegendes Mitverschulden, (in) Ius commune 2 (1969), 187; Looschelders, D., Die Mitverantwortlichkeit des Geschädigten im Privatrecht, 2020
Mobiliar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem Ende des 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Fahrnis, Bewegliches, Möbel
Mobiliarsachenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem Ende des 18. Jahrhundert teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das erschließbare Germanische teilweise in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der beweglichen Sachen. S. Google
Lit.: Schubert, W., Die Diskussion über eine Reform des Rechts der Mobiliarsicherheiten in der späten Kaiserzeit und in der Weimarer Zeit, ZRG GA 107 (1990), 132; Strauch, O., Mobiliarsachenrecht, 2018
Modena wird auf römischer Grundlage Grafensitz und seit dem 12. Jahrhundert Stadtkommune, 1452 unter der Herrschaft der Familie Este Herzogtum. Um 1180 lehrt in Modena →Pilius (Pillius), in dem 13. Jahrhundert sind dort weitere bekannte Juristen tätig. 1682 erhält Modena eine Universität. 1859 fällt es von Österreich-Este an Italien. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes, 1974; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,178, 3,1,291, 3,2,2362, 3,3,3230; Mor, C./Di Pietro, P., Storia dell’università di Modena, 1975; Santini, G., Lo stato estense tra riforme e rivoluzione, 1983; Storia illustrata, hg. v. Golinelli, P. u. a., 1990; Rölker, R., Adel und Kommune in Modena, 1994; Faber, H., Modena – Austria, 1996; Lange, H., Römisches Recht in dem Mittelalter, Bd. 1 1997; Taddei, E., Die Este und das Heilige römische Reich im langen 16. Jahrhundert, 2017
modern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zeitgemäß
Moderne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL [1890 H. Bahr] – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie mit dem Französischen und mittelbar mit dem Lateinischen des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Lit.: Kroll, F., Geburt der Moderne, 2013; Renarrativierung der Vormoderne, hg. v. Glückhardt u. a., 2020; Inventing Modernity in Medieval European Thought, ca. 1100-ca. 1550, hg. v. Koch, B, u. a., 2018; Bänziger, P., Die Moderne als Erlebnis – Eine Geschichte der Konsum- und Arbeitsgesellschaft 1840-1940, 2020
modernus, lat., Adj., neu, neuere, Epist. pontif. (492-496 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. modus
Modestin (Modestinus), Herennius (1. Hälfte 3. Jahrhundert), Schüler des Ulpianus, ist der letzte spätklassische römische Rechtskundige. Ihm misst das Zitiergesetz von 426 besondere Bedeutung zu. Zu seinen Werken zählen 10 Bücher (lat. [F.Pl.]) Regulae, Regeln, 12 Bücher (lat. [F.Pl.]) Pandectae, Pandekten, 9 Bücher (lat. [F.Pl.]) Differentiae, Unterschiede, 19 Bücher (lat. [N.Pl.] responsa Antworten sowie verschiedene kleinere Abhandlungen. S. Google
Lit.: Söllner §§ 16, 19; Köbler, DRG 30, 52; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 259
modius, lat., M., Scheffel, Höhlung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *med- (1), V., messen, vgl. idg. *mē- (3), *meh₁-, V., messen, abmessen
modus, lat., M., Maß, Größe, Länge, Weise, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. idg. *med- (1), V., messen, vgl. idg. *mē- (3), *meh₁-, V., messen, abmessen, (beispielsweise modus acquirendi, Erwerbsart wie [lat.] →traditio)
Lit.: Kaser § 20; Köbler, DRG 163; Hofmann, F., Die Lehre vom titulus und modus acquirendi, 1873
Moggio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt.
Lit.: Härtel, R., Die älteren Urkunden des Klosters Moggio (bis 1250), 1985
Mohammed (Abul Kasim Muhammad Ibn Abd Allah, Mekka um 569 bzw. 571-Medina 8. 6. 632) ist der aus führender Familie (Haschimiden) stammende Stifter des →Islam (20. 9. 622 Hedschra [Flucht] von Mekka nach Medina), der seine Offenbarungserlebnisse in dem Koran niederschreibt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 76; Watt, W., Muhammad at Medina, 1956; Paret, R., Mohammed und der Koran, 1957, 9. A. 2005, 10. A. 2008; Lüling, G., Die Wiederentdeckung des Propheten Mohammed, 1981; Nagel, T., Geschichte der islamischen Theologie von Mohammed bis zur Gegenwart, 1994; Mohammed in Europa, hg. v. Gabrieli, F., 1997; Bobzin, H., Mohammed, 2000; Lings, M., Muhammad, 2000; Hotz, S., Mohammed und seine Lehre in der Darstellung abendländischer Autoren vom späten 11. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts, 2002; Der frühe Islam, hg. v. Ohlig, K., 2007; Jansen, H., Mohammed, 2008; Nagel, T., Mohammed, 2008; Nagel, T., Mohammed – zwanzig Kapitel, 2010; Bowersock, G., Die Wiege des Islam – Mohammed, der Koran und die antiken Kulturen, 2019
Mohl, Robert von (Stuttgart 17. 8. 1799-Berlin 5. 11. 1875), Konsistorialpräsidentensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen und Heidelberg (Thibaut, Zachariae) 1824 außerordentlicher Professor für Staatsrecht in Tübingen, 1827 ordentlicher Professor in der staatswirtschaftlichen Fakultät, 1847 Professor in Heidelberg. Seine von klarer Systematisierung, Einbeziehung der Rechtswirklichkeit und rechtsstaatlichem Grundverständnis geprägten Hauptwerke sind das Staatsrecht des Königreichs Württemberg (1829ff.) und die Polizeiwissenschaft nach den Grundsätzen des Rechtsstaates (1832ff.), in denen Verfassungsrecht und Verwaltungsrecht trotz Trennung aufeinander bezogen werden. 1846 verlangt Mohl die Regierungsbildung durch die Mehrheit der Volksvertretung.
Lit.: Köbler, DRG 193; Angermann, E., Richard von Mohl 1799-1875, 1962; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 2 1992, 172; Schroeder, K., Robert von Mohl, (in) NJW 1998, 1518; Briefwechsel Karl Josef Anton Mittermaier Robert von Mohl, hg. v. Mußgnug, D., 2004
Moldawien (Moldau) ist ein schon mittelalterliches osteuropäisches Fürstentum längs des Flusses Pruth, das 1359 von Ungarn unabhängig wird, 1504 die Osmanen (Türkei) als Schutzherren anerkennen muss (1817 Zivilgesetzbuch unter dem Einfluss Franz von Zeillers) und 1862 zusammen mit der Walachei →Rumänien bildet bzw. 1918 von Russland, das seit 1814 Deutsche ansiedelt (1940/1942 umgesiedelt, 1945 geflüchtet), an Rumänien kommt. Die aus der von der Sowjetunion in dem ukrainischen Transnistrien gebildeten Autonomen Moldauischen Sowjetrepublik und dem größten Teil Bessarabiens 1945 geformte Moldauische Sozialistische Sowjetrepublik verselbständigt sich mit der Auflösung der Sowjetunion 1991.
Lit.: Mantzuphas (Mantzoufas), G., He hermeneia Zeiller, 1955; Mantzuphas (Mantzoufas), G., Die Gründe für die absichtliche Verschweigung der österreichischen Vorlagen des moldauischen Codex Civilis vom Jahre 1817, ZRG GA 82 (1965), 326; Völkl, E., Das rumänische Fürstentum Moldawien, 1975; Spinel, V., Moldavia, 1986; Galizien, Bukowina, Moldau, hg. v. Glassl, H., 1994; Röskau-Rydel, I., Galizien, Bukowina, Moldau, 1999; King, C., The Moldovans, 2000
Molina, Luis de (1535-1600) wird nach kurzem Studium des Rechtes in Salamanca und dem Studium der Logik, Philosophie und Theologie Theologe und Naturrechtler in Evora, Coimbra, Lissabon, Madrid, Cuenca und Madrid. Sein juristisches Hauptwerk (De iustitia et de iure, 1593ff., Von Gerechtigkeit und Recht) stellt das (ortsverschiedene und zeitverschiedene) Naturrecht (göttliche Recht) und das (das [lat.] ius gentium, Völkerrecht, einschließende) positive Recht (römisches, kirchliches, katholisches Recht) dar. S. Google
Lit.: Weber, W., Wirtschaftsethik am Vorabend des Liberalismus, 1959, 69; Krause, O., Naturrechtler des 16. Jahrhunderts, 1982, 48; De Molina, L., De iustitia et iure – Über Gerechtigkeit und Recht, hg. v. Kaufmann, M./Simmermacher, D., 2018; Simmermacher, D., Eigentum als ein subjektives Recht bei Luis de Molina (1535-1600), 2018; Kersch, L., Eine systematisch-theologische Betrachtung von Molinas Theorie der scientia media, 2019
Molinaeus →Du Moulin
Molsheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Elsass ist von 1618 bis 1701 Sitz einer Universität. S. Google
Mommsen, Theodor (Garding 30. 11. 1817-Charlottenburg 1. 11. 1903, Vater Pfarrer) wird nach dem Rechtsstudium in Kiel (Falck, Kierulff) 1843 Lehrer, (Auslandsaufenthalt in Frankreich und Italien,) 1848 Journalist, in dem gleichen Jahr außerordentlicher Professor des römischen Rechtes in Leipzig (1850 wegen seiner Beteiligung an der Maierhebung 1849 entlassen), 1852 Professor in Zürich, 1854 in Breslau und 1861 Professor für alte Geschichte in Berlin. Sein berühmtestes Werk ist seine römische Geschichte (Bd. 1ff. 1854ff., 1902 Literaturnobelpreis). In der Rechtswissenschaft hat er sich durch sein römisches Staatsrecht (Bd. 1ff. 1871, Neudruck 1955, 1963), sein römisches Strafrecht (1899, Neudruck 1955, 1961) und seine grundlegende Neuausgabe der Digesten und anderer Quellen (Codex Theodosianus u. s. w.) herausragende Verdienste erworben. S. Google
Lit.: Söllner §§ 3, 22, 25; Köbler, DRG 193; Mommsen, T., Römische Geschichte, 1854ff., 9. A. 1902ff., Neudruck 2010; Hartmann, L., Theodor Mommsen, 1908; Heuß, T., Theodor Mommsen und das 19. Jahrhundert, 1956, Neudruck 1996; Wucher, A., Theodor Mommsen, 2. A. 1968; Theodor Mommsen, Römische Kaisergeschichte, hg. v. Demandt, B. u. a., 1992; Behne, F., Heinrich Siber und das römische Staatsrecht von Theodor Mommsen, Diss. jur. Göttingen 1998; Rebenich, S., Theodor Mommsen, 2002; Mommsen, T., Römische Geschichte und römisches Recht, hg. v. Damken, M., 2002 (CD-ROM); Theodor Mommsen – Gelehrter, Politiker und Literat, hg. v. Wiesehöfer, J., 2005; Theodor Mommsens langer Schatten, hg. v. Nippel, W. u. a., 2005; Wickert, L., Theodor Mommsen, 2006; Rebenich, S., Theodor Mommsen, 2007; Theodor Mommsen und Friedrich Althoff. Briefwechsel 1882-1903, hg. v. Rebenich, S. u. a., 2011; Theodor Mommsen und die Bedeutung des römischen Rechts, hg. v. Fargnoli, I. u. a., 2013; Theodor Mommsen in den Bildmedien, hg. v. Kaenel, H. v., 2018
mompar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, sondern Schreibform zu Momber bzw. mundbar sowie über das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, mhd., M.) Vormund, s. Google
Mömpelgard (Montbéliard, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist die westlich von Basel gelegene reichsunmittelbare Grafschaft des Heiligen römischen Reiches, die in dem 18. Jahrhundert von Frankreich annektiert wird.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kläui, P., Hochmittelalterliche Adelsherrschaft im Zürichgau, 1960; Johann Mosers mömpelgardisches Staatsrecht, hg. v. Stein, W., 1983
Monaco (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Mittelmeeküste Frankreichs wird über Phönizier, Römer und Frankreich ab 1297 ein Fürstentum der Familie Grimaldi, das von 1524 bis 1641 unter einem Protektorat Spaniens und von 1641 bis 1793 unter einem Protektorat Frankreichs steht. Seit 1861 ist es ein etwa zwei Quadratkilometer Gebiet und gegenwärtig knapp 40000 Staatsangehörige umfassender souveräner von Frankreich beeinflusster wohlhabender Staat, der an dem 5. 1. 1911 und 17. 12. 1962 eine 2002 reformierte Verfassung erhielt (konstitutionelle Erbmonarchie), nach welcher der Fürst der Exekutive vorsteht und sich die Legislative mit dem Haushaltsrecht mit einem vierundzwanzigköpfigen Parlament (Conseil National) teilt. S. Google
Lit.: Robert, J., Histoire de Monaco, 1997; Grinda, C., La principauté de Monaco, 2009; Cars, J. des, La saga des Grimaldi, 2011
Monarch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1533 [Luther] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab 16. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Alleinherrscher
Monarchia (F.) sicula (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist das seit 1513 von den Königen Siziliens behauptete Recht auf die vollständige kirchliche Rechtsprechungsgewalt auf Grund eines Privilegs Papst Urbans II. von dem 5. 7. 1098, das 1871 aufgegeben wird. S. Google
Lit.: Sentis, F., Die monarchia sicula, 1869, Neudruck 2016; Catalano, G., Il Cardinale C. Baronio e la „regia monarchia sicula“, 1963; Enzensberger, H., Beiträge zum Kanzlei- und Urkundenwesen der normannischen Herrscher Unteritaliens und Siziliens, 1971
Monarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [Rudolf von Ems] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab um1250 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Einherrschaft, Alleinherrschaft) ist die Staatsform, bei der grundsätzlich ein einzelner Mensch (oft von Gottes Gnaden) (bis zu seinem Tode) als Träger der Staatsgewalt an der Spitze des Staates steht. Sie ist bereits bei Aristoteles (384 v. Chr.-322 v. Chr.) neben Aristokratie und Demokratie als eine (gute) Staatsform bezeugt (Gegensatz Tyrannei). Seit dem Hochmittelalter kann die Monarchie ständisch beschränkt werden. Seit 1688 entwickelt sich in England die konstitutionelle Monarchie. Ihr folgt an dem Ende des 19. Jahrhunderts die parlamentarische Monarchie (England 1834/1835, Deutscher Bund theoretisch ab 1840, Dänemark 1907, Deutsches Reich 28. 10. 1918). An dem Ende des Ersten Weltkriegs werden verschiedene europäische Monarchien in Republiken umgewandelt. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 133; Martitz, F. v., Die Monarchie als Staatsform, 1903; Löwenstein, K., Die Monarchie im modernen Staat, 1952; Benedikt, H., Die Monarchie des Hauses Österreich, 1968; Kammler, H., Die Feudalmonarchien, ZRG GA 93 (1976), 367; Aretin, K. Frhr. v., Bayerns Weg zum souveränen Staat, 1976; Giesey, R., Le roi ne meurt jamais, 1987; Dreitzel, H., Monarchiebegriffe in der Fürstengesellschaft, 1991; European Monarchy, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1992; Wienfort, M., Monarchie in der bürgerlichen Gesellschaft, 1993; Kirsch, K., Monarch und Parlament im 19. Jahrhundert, 1999; Panitschek, P., Lugal - sarru - basileus - Formen der Monarchie im alten Vorderasien, 2008; Sellin, V., Gewalt und Legitimität - Die europäische Monarchie im Zeitalter der Revolutionen, 2011; Fetting, M., Zum Selbstverständnis der letzten deutschen Monarchen, 2013; The Splendors and Miseries of Ruling Alone, hg. v. Luraghi, N., 2013; Monarchische Herrschaft im Altertum, hg. v. Rebenich, S., 2017; Riotte, T., Der Monarch im Exil, 2018
monarchisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Monarchie betreffend, alleinherrschend
Monarchisches Prinzip (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das den Monarchen (trotz Gewährung einer Verfassung) als alleinigen Träger der Staatsgewalt betrachtende Prinzip, das von der Wiener Schlussakte des Deutschen Bundes 1820 zu einem Verfassungsgrundsatz erhoben wird. Es entsteht um 1800 (1804/1806) als Schlagwort. In einer Rezension in den Göttingischen gelehrten Anzeigen von dem 21. 9. 1837 entzieht Wilhelm Albrecht, indem er den Monarchen als Organ der juristischen Person Staat einordnet, dem monarchischen Prinzip erstmals die Legitimationsgrundlage. Seit 1848 wird das monarchische Prinzip zurückgedrängt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 192; Kaufmann, E., Studien zur Staatslehre des monarchischen Prinzips, 1906; Hoffmann, P., Monarchisches Prinzip und Ministerverantwortlichkeit, 1911; Meisner, H., Die Lehre vom monarchischen Prinzip, 1913; Göcken, G., Friedrich von Gentz, Diss. jur. Bonn 1962; Die Entstehung des modernen Staates, hg. v. Hofmann, H., 1967, 115; Boldt, H., Deutsche Staatslehre im Vormärz, 1975; Frotscher, W., Monarchisches Prinzip kontra liberale Verfassungspositionen, (in) JuS 2000, 943
Monarchomache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Königsbekämpfer (2. Hälfte 16. Jahrhundert)
Lit.: Stricker, G., Das politische Denken der Monarchomachen, Diss. phil. Heidelberg 1967
Mönch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie für das erschließbare Germanische aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Einsiedler) ist der Angehörige einer religiösen Gemeinschaft. Das Mönchtum innerhalb des Christentums erscheint schon in dem Altertum. Es verbreitet sich rasch in Ägypten, Palästina und Syrien und dringt seit etwa 370 n. Chr. auch in dem Westen ein. Der erste bedeutsame Orden sind die Benediktiner Benedikts von Nursia. S. Google
Lit.: Herwegen, I., Das pactum des hl. Fruktuosus von Braga, 1907; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Prinz, F., Frühes Mönchtum im Frankenreich, 1965 2. A. 1988; Laske, W., Das Problem der Mönchung in der Völkerwanderungszeit, 1973; Frank, K., Geschichte des christlichen Mönchtums, 1975, 5. A. 1993, 6. A. 2010; Semmler, J., Mönche und Kanoniker im Frankenreich, 1980; Penco, G., Medioevo monastico, 1988; Monks, Nuns and Friars, hg. v. King, E. u. a., 1990; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 1993, 2. A. 1994; Mönchtum, Kirche, Herrschaft 750-1000, 1998; Füser, T., Mönche im Konflikt, 2000; Schwaiger, G./Heim, M., Orden und Klöster, 2002, 2. A. 2004, 3. A. 2008; Ohler, N., Mönche und Nonnen im Mittelalter, 2008; Monastic Education in Late Antiquity, hg. v. Larson, L. u. a., 2018
Mönchengladbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Großstadt in dem Westen Nordrhein-Westfalens
Lit.: Brasse, E., Geschichte der Stadt und Abtei Gladbach, Bd. 1ff. 1914ff.
Mond (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1340 [Nikolaus von Jeroschin] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ein lichtloser Trabant der Erde, den der Mensch als Zeitmessgerät verwendet
Mongole (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Mongolischen des Mittelalters aufgenommen, M.) ist der Angehörige eines zunächst an dem oberen Amur in dem Gebiet des Onon nomadisierenden, unter Dschingis Khan (1155-1227) weit nach Westen (Russland 1223, Schlacht bei Liegnitz 1241) und Süden (China 1211ff.) ausgreifenden Volkes, dessen Großreich 1260 (u. a. Niederlage in Palästina) zerfällt. S. Google
Lit.: Hethum von Korykos, Geschichte der Mongolen (1307), übers. v. Senoner, R., hg. v. Baum, W., 2006; Die Mongolen in Asien und Europa, hg. v. Conermann, S./Kusber, J., 1997; Weiers, M., Geschichte der Mongolen, 2004; Jackson, P., The Mongols and the West, 2007; Jackson, P., The Mongols and the Islamic World, 2017
mono (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) allein, einmalig
Monogamie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 17. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Einehe
Lit.: Schelsky, H., Soziologie der Sexualität, 1955; Mikat, P., Die Strukturen der Ehe in unserer Zeit, 1987; Harmat, U., Ehe auf Widerruf?, 1999; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Bürgerliche Gesellschaft auf dem Papier, hg. v. Brauneder, W. u. a., 2014
Monopol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Getreidemonopol, Gewerbemonopol, Gewerbsmonoüpol und Weltmonopol nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1488 [Schulz Fremdwörterbuch] bzw. 1476 [Flandern] in neun Stellen - als Monopol oder Monopolie – belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen belegt und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N. bzw. F.) ist die Marktform, bei der Angebot (Angebotsmonopol) oder Nachfrage (Nachfragemonopol) in einer Person vereinigt sind. Das Monopol wird in der frühen Neuzeit zu einem Rechtsproblem, mit dem sich die Gesetzgebung des Heiligen römischen Reiches befasst. Der Liberalismus wendet sich wegen der Auswirkungen des Wettbewerbs auf den Preis einer Ware gegen das Monopol. Gleichwohl entspricht das Monopol als erstrebenswertes Ziel der egoistischen Grundnatur des Menschen, die sich bisher nicht ändern, sondern immer nur neu eingrenzen lässt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 150; Höffner, J., Wirtschaftsethik und Monopole, 2. A. 1969; Mertens, B., Im Kampf gegen die Monopole, 1996; Seckelmann, M., Industrialisierung, Internationalisierung und Patetntrecht im Deutschen Reich 1871-1914, 2006; Müller, K., Monopole, 2020
montan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 19. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Berg betreffend, Bergbau betreffend
Montanunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie ab Mitte des 20. Jahrhunderts aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zwecks Kontrolle der Rüstungsindustrie Deutschlands und Italiens durch die Alliierten des Zweiten Weltkriegs 1951/1952 von Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Belgien und Luxemburg begründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EKGS), in der eine besondere Form der →Mitbestimmung gilt. Der diesbezügliche, an dem 18. 4. 1951 abgeschlossene, an dem 23. 7. 1952 in Kraft getretene Vertrag ist nach fünfzigjähriger Laufzeit 2002 ausgeläufen. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Gillingham, J., Coal, Steel and the Rebirth of Europe, 1991; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996; Anfänge und Auswirkungen der Montanunion auf Europa, hg. v. Rasch, M. u. a., 2007
Montbéliard →Mömpelgard
Montenegro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Name „schwarzer Berg“ seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich, montenegrinisch bzw. bosnisch/kroatisch/serbisch Crna Gora) ist das schwer zugängliche Gebirgsland östlich der mittleren Adria, das seit dem 13./14. Jahrhundert als 1389 von Serbien getrennte Einheit erscheint, bis es 1499 förmlich und 1528 tatsächlich an die Osmanen (Türkei) fällt. Hier wird es unter einem Metropoliten verhältnismäßig selbständig. 1798 erhält es ein Staatsgesetz. In dem von Österreich verwalteten Küstengebiet (Dalmatien) tritt zu dem 1. 1. 1812 das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch in Kraft (bis 1946). 1852 wird Montenegro weltliches Fürstentum. 1878 wird Montenegro auf dem Berliner Kongress unabhängig (Allgemeines Vermögensgesetzbuch von Montenegro 1888, 1905 Verfassung) und 1910 Königreich. 1918 schließt es sich dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (1929 Jugoslawien) an, bei dem es nach 1990 unter stärkererer Autonomie zunächst verbleibt, bis es sich nach einer Volksabstimmung zu dem 3. 6. 2006 (mit 620000 Einwohnern auf 14000 Quadratkilometern) wieder verselbständigt (19./22. 10. 2007 Verfassung). 2007 wird ein Familiengesetzbuch, 2008 ein Gesetz über das Erbrecht und 2009 ein Gesetz über die sachenrechtlichen Verhältnisse angenommen. S. Google
Lit.: Zimmermann, W., Valtazar Bogisitz, 1962; Istorija Crne Gore, Bd. 1f. 1967ff.; Petit, C., The Code and the goats, (in) ZNR 1998, 212; Hamza, G., Bemerkungen zur Privatrechtsentwicklung in Montenegro (in) Spomenica Valtazara Bogisšića, 2011, 315; Wigand, A., Montenegro 2021
Montesquieu, Charles Louis de Secondat Baron de la Brède et de (La Brède bei Bordeaux 18. 1. 1689-Paris 10. 2. 1755) wird nach dem Rechtsstudium in Bordeaux 1714 Rat und 1726 Parlamentspräsident. Seit 1721 kritisiert er in den anonymen „persischen Briefen“ (Lettres persanes) die politischen und gesellschaftlichen Zustände Frankreichs. 1748 entwickelt er in seinem anonym veröffentlichten Hauptwerk De l’esprit des lois (Von dem Geist der Gesetze) zu dem Schutz der persönlichen Freiheit des Einzelnen gegen ein Gewaltmonopol einer einzigen Gewalt auf Grund des englischen Vorbilds die Lehre von der Dreiteilung der Staatsgewalt (→Gewaltenteilung) in Ausführung (Exekutive), Gesetzgebung (Legislative) und Rechtsprechung (Judikative). Das an die Zustimmung des Volkes gebundene und damit Willkür ausschließende Gesetz soll der Gerechtigkeit entsprechen, von dem gesamten jeweiligen Volk verstanden werden, für alle einheitlich sein und den gesamten Stoff umfassen (Kodifikation). Weil Religion, Sitten und Geschichte des jeweiligen Volkes sowie Lage und Klima des besonderen Landes zu beachten seien, lehnt Montesquieu ein absolutes, überall in gleicher Weise geltendes →Naturrecht ab. Montesquieu bejaht die Gesetzmäßigkeit der geschichtlichen Entwicklung. Er bereitet die französische Revolution geistig vor. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 139, 146, 190, 199; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/MontesquieuDeLEspritDesLoisTomePremiere1748.pdf; Shackleton, R., Montesquieu, 1961; Montesquieu, C., Vom Geist der Gesetze, hg. v. Forsthoff, E., 1951, 2. A. 1992; Desgraves, L., Montesquieu, 1986; Gewaltentrennung im Rechtsstaat, hg. v. Merten, D., 1989; Schlosser, H., Montesquieu, 1990; Herdmann, F., Montesquieurezeption in Deutschland, 1990; Goyard-Fabre, S., Montesquieu, 1993; Kondylis, P., Montesquieu und der Geist der Gesetze, 1996; Desgraves, L., Montesquieu, 1996; Mass, E., Der Einfluss Montesquieus, (in) Wandel von Recht und Rechtsbewusstsein, 1999, 107; Cattaneo, M., Montesquieus Strafrechtsliberalismus, 2002; Montesquieu-Traditionen in Deutschland, hg. v. Mass, E. u. a., 2005; Müßig, U., Die europäische Verfassungsdiskussion des 18. Jahrhunderts, 2008; Montesquieu zwischen den Disziplinen, hg. v. Mass, E., 2010; Merlino, A., Montesquieu – Eine Perspektive, 2019
Montgelas, Maximilian Joseph Freiherr von (München 12. 5. 1759-München 14. 6. 1838), Sohn eines aus Savoyen kommenden, seit 1742 in dem Dienste Bayerns stehenden Generals, wird nach der Schule in einem Jesuitenkolleg in Nancy und dem Rechtsstudium in Straßburg (1770-1776) und Ingolstadt (1777) Hofrat in München und nach Entlassung wegen der Mitgliedschaft in dem Orden der Illuminati in Pfalz-Zweibrücken sowie nach dem Wechsel seines Kurfürsten Max Joseph nach Ansbach und München 1799 Außenminister in Bayern. Er gestaltet eine moderne, einheitliche und zentralisierte Verwaltung nach dem Vorbild Frankreichs in Bayern. In der Konstitution von 1808 beseitigt er die ständischen Vorrechte. S. Google
Lit.: Weis, E., Montgelas, 1971ff.; Weis, E., Maximilian Graf von Montgelas, (in) JuS 2009, 772; Montgelas zwischen Wissenschaft und Politik, hg. v. Weigand, K./Zedler, J., 2009; Junkelmann, M., Montgelas – „der fähigste Staatsmann, der jemals die Geschicke Bayerns geleitet hat“, 2015
Montpellier in Südfrankreich ist seit etwa 1170 Ort rechtlicher Lehrveranstaltungen (→Placentinus), seit dem 13. Jahrhundert Sitz einer Universität, später dreier Universitäten. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 100; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Gouron, A., La science du droit dans le midi, 1984; Histoire de Montpellier, hg. v. Cholvy, G., 1984; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 123
Monumenta (N.Pl.) Germaniae Historica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.) (an dem 20. 1. 1819 von Freiherr Heinrich Friedrich Karl vom Stein [1757-1831] begründete Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde zwecks Veröffentlichung der bedeutendsten älteren deutschen Geschichtsquellen, Denkmäler deutscher Geschichte) http://www.mgh.de/dmgh (retrospektive Digitalisierung). Wichtige Persönlichkeiten dieser von einer Gelehrtenvereinigung in eine Körperschaft des öffentlichen Rechtes gewandelten Einrichtung sind Georg Heinrich Pertz (1795-1876), Georg Waitz (1813-1886), Wilhelm Wattenbach, Ernst Dümmler, Oswald Holder-Egger (1851-1911), Reinhold Koser, Theodor Sickel (1826-1908), Michael Tangl, Paul Fridolin Kehr (1860-1944), Wilhelm Engel, Edmund Eduard Stengel (1879-1968), Friedrich Baethgen (1890-1972), Herbert Grundmann (1902-1970), Horst Fuhrmann (1926-2011), Rudolf Schieffer (1947-2018), Claudia Märtl, Marc-Aeilko Aris und Martina Hartmann, wobei von 1820 bis 2019 insgesamt 370 Editionen in 441 Bänden, drei Schriftenreihen mit 170 Bänden und 136 Jahrgänge der Zeitschriften veröffentlicht werden. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 6; Breßlau, H., Geschichte der Monumenta Germaniae historica, 1921; Grundmann, H., Monumenta Germaniae Historica, 1969; Fuhrmann, H., Sind eben alles Menschen gewesen – Gelehrtenleben im 19. und 20. Jahrhundert, 1996; Mittelalter lesbar machen – Festschrift 200 Jahre Monumenta Germaniae Historica, 2019 (Bünz, E., Die Monumenta Germaniae Historica 1819-2019, Radl, C. u. a., Die MGH im digitalen Zeitalter, Märtl, C., Edieren - Handwerk, Kunst Wissenschaft, Hartmann, M. u. a., Perspektiven des künftigen Editionsprogramms der MGH, 20 Katalognummern von einem Fragment eines Salzburger Psalters aus dem 8. Jahrhundert bis zu dem Aufbau digitaler Services auf den Webseiten der MGH 2005) s. a. www.mgh.de (Gesamtverzeichnis aller Veröffentlichungen und MGH_Gesamtverzeichnis 2019)
Monzambano, Severinus de (Pseudonym Samuel →Pufendorfs 1667)
Moor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL [Muspilli] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 9. Jahrhundert in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in den Zusammensetzungen Moorbad, Moorbildung, Moorboden, Mooerente, Moorgrund, Moorkate, Moorland und Moorpackung belegt und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Sumpf
Moorleiche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Gernmanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die vor allem seit dem 17. Jahrhundert in einem Moor erhalten aufgefundene Leiche (schätzungsweise bisher etwa tausend Moorleichen). Die Moorleiche kommt als rechtsgeschichtliche Erkenntnisquelle in Betracht (→Sittlichkeitsverbrechen?), doch verwehrt das vielfältige tatsächliche Erscheinungsbild bisher eine überzeugende einheitliche Erklärung. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden infolge des Übergangs von der händischen Torfgewinnung zu der maschinellen Torfgewinnung Moorleichen kaum mehr gefunden, sondern durch die Maschinen vollkommen zerstört. S. Google
Lit.: Pappenheim, M., Moorleichen, ZRG GA 22 (1901), 354; Eckhardt, K., Ein neuer Moorleichenfund, ZRG GA 60 (1940), 252; Dieck, A., Die europäischen Moorleichenfunde, 1965; Brock, T., Moorleichen, 2009; Both, F. u. a., Faszination Moorleichen, 2011
Moosburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort an der Isar bei Freising
Lit.: Hiereth, S., Mossburg 1950; Hiereth, S., Moosburg, 1986
mora, lat., F., Verzug, Verzögerung, Aufenthalt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *smer-, *mer-, V., gedenken, sich erinnern, sorgen, versorgen, zögern
Lit.: Kaser §§ 37 III 1, 51 I 4; Köbler, DRG 44
Moral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache außer in Zusammensetzungen nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 16. Jh. über das Französische aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Gesamtheit der Sitten, Wertvorstellung
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 863; Rohls, J., Geschichte der Ethik, 1991; Baurmann, M., Der Markt der Tugend, 1996; Legalität, Legitimität und Moral, hg. v. Bruha, T. u. a., 2008; Glinka, H., Zur Genese autonomer Moral, 2012; Moralisierung des Rechts, hg. v. Konitzer, W., 2014; Fischer, S., Diktatur und (Doppel-)Moral?, 2015; Schlink, B., Erkundungen zu Geschichte, Moral, Recht und Glauben, 2015; Recht und Moral – Zur gesellschaftlichen Selbstverständigung über „Verbrecher“ vom 17. bis 21. Jahrhundert, hg. v. Friedrich, D. u. a., 2015
mōrālis, lat., Adj., Sitten betreffend, moralisch, ethisch, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. mōs
moralisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 16. Jh. aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) sittlich, den Sitten (lat. mores) entsprechend (beispielsweise moralische Person Preußen 1784)
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Morastein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der südöstlich Uppsalas gelegene Steinring als Ort der Erhebung der mittelalterlichen Könige in Schweden. S. Google
Lit.: Holmgren, G., Gamla Uppsala och Mora äng, 1937; Hoffmann, E., Königserhebung und Thronfolgeordnung, 1976; Mora sten och Mora stenar, 1993; Sundqvist, O., Freyr’s offspring, 2000; Schmidt, R., Weltordnung – Herrschaftsordnung im europäischen Mittelalter, 2004 (Aufsatzsammlung); Larsson, M., Mora sten och Mora ting, (in) Fornvännen 105 (2010), 291ff.
Moratorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1548 [Reichspolizeiordnung] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie ab dem 17. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Zahlungsaufschub, der in dem römischen Recht nur von dem Kaiser erlassen werden konnte
Lit.: Kaser § 53; Oberndorff, L. Graf v., Das vom Landesherrn oder von Staatswegen erteilte Moratorium, Diss. jur. Greifswald 1905; Eberle, H., Die Begründung des Moratoriums, Diss. jur. Jena 1937; Hattenhauer, C., Schuldenregulierung nach dem Westfälischen Frieden, 1998
moratorius, morātōrius, lat., Adj., säumend, verzögernd, Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. morārī, mora
Mord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [langobardisch] und auch in dem Gotischen in dem 4. Jahrhundert in der Bibelübersetzung Wulfilas belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Tat des Mörders bzw. allgemeiner auch die Tötung eines Menschen. Der Mord ist grundsätzlich ein Fall qualifizierter Tötung eines anderen Menschen. In dem Frühmittelalter und vermutlich auch in germanischer Zeit ist Mord die beispielsweise durch Zudecken verheimlichte Tötung. Seit dem Spätmittelalter ist Mord die vorbedachte, in bestimmter Weise besonders qualifizierte Tötung (anders Österreich). 1941 werden aus einem Entwurf Karl Stooß‘ (für die Schweiz) besondere Tatbestandsmerkmale in das Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches übernommen. In Österreich ist Mord die Tötung eines (anderen) Menschen. Die Wendung Mord und Totschlag erscheint seit dem 14. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Söllner §§ 8, 9; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 119, 158; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 76, Neudruck 1964, Bd. 2 1935, 90; Munske, H., Der germanische Rechtswortschatz, 1973; Der Mord der Juden, hg. v. Jäckel, E., 1985; Thomas, S., Geschichte des Mordparagraphen, 1985; Gschwend, L., Der Studentenmord von Zürich, 2002; Reuber, I., Der Kölner Mordfall Fonk von 1816, 2002; Wittke, M., Mord und Totschlag? 2002; Nolde, D., Gattenmord, 2003; Linka, K., Mord und Totschlag, 2008; David, A., Die Entwicklung des Mordtatbestands im 19. Jahrhundert, 2009; Schroeder, F., Der Blitz als Mordinstrument, 2009; Politische Morde in der Geschichte, hg. v. Schild, G. u. s., 2012; Votteler, V., Das Mordmerkmal der sonst niedrigen Beweggründe, 2014; Plüss, M., Der Mordparagraph in der NS-Zeit, 2018; Kröber, H., Mord im Rückfall – 45 Fallgeschichten über das Töten, 2019; Saatz, J., Vergiftungsfälle in Wissenschaft, Justiz und Öffentlichkeit, 2018 (zwischen 1750 und 1850); Bowd, S., Renaissance Mass Murder, 2018
Mordbrand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Mordbrenner – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die heimlich verübte →Brandstiftung, als deren Strafe in dem Sachsenspiegel (1221-1224) das Rädern erscheint. S. Google
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Spicker-Beck, M., Räuber, Mordbrenner, umschweifendes Gesind, 1995
More geometrico (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Abl. Sg. M. lat.) auf geometrische Art (beispielsweise durch Pufendorf [1672] erfolgende Rechtswissenschaft) →mos geometricus
Lit.: Köbler, DRG 146
Mores (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.Pl.], Sg. mos) sind in dem römischen Recht die (hergebrachten) Sitten (der Väter [lat. maiorum]). Sie beeinflussen vor allem das altrömische Recht. S. Google
Lit.: Söllner § 6; Köbler, DRG 17, 51; Kaser, M., Mores maiorum und Gewohnheitsrecht, ZRG RA 59 (1939), 52; El Beheiri, N., Das regimen morum der Zensoren - Die Konstruktion des römischen Gemeinwesens, 2012; Pintarić, S., Vereinbarungen contra bonos mores in der Kanonistik, 2019
Morganatisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen und mittelbar aus dem Mittelhochdeutschen abgeleitet, Adj.) ist eine von der →Morgengabe abgeleitete Bezeichnung. Die morganatische Ehe (Ehe zu der linken Hand) ist eine zuerst in dem spätmittelalterlich-oberitalienischen Recht (Mailand) bezeugte, bis 1875/1918 (für den Adel) zulässige Form der →Ehe. Zwischen Mann und Frau tritt (vor allem wegen Standesungleichheit gewollt) keine Rechtsgemeinschaft ein. Die Kinder werden, obwohl der Vater die väterliche Gewalt über sie hat, nur der Mutter zugerechnet. S. Google
Lit.: Geschichte morganatischer und legitimierter Fürsten- und Grafenehen in Deutschland, 1874; Weyhe-Eimke, A. v., Die rechtmäßigen Ehen des hohen Adels, 1895; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Duncker, A., Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe, 2003; Willoweit, D., Standesungleiche Ehen des regierenden hohen Adels in der neuzeitlichen deutschen Rechtsgeschichte, 2004
Morgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 und als Landmaß ab 1130/1161 [nach EDEL ab 8. Jahrhundert] [Niederlande] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Frühe, Tagesbeginn
Morgengabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 587 [Kapitular] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist spätestens seit dem Frühmittelalter eine Gabe (meist) des Mannes an die Frau nach der Hochzeitsnacht (beispielsweise Schmuck, Vieh, Leute, Grundstücke, Geld). Sie wird vielfach von dem Mann verwaltet. Das an der Morgengabe entwickelte besondere Erbrecht schwindet zuerst in den Städten des hohen Mittelalters (vgl. aber § 1232 ABGB). S. Google
Lit.: Hübner 665; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 88, 123; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechtes in Deutschland, Bd. 1ff. 1863ff.; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973, 45, 124
Morgensprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1230/1240 [MecklenburgUB. I 391] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) eine Zunftversammlung
Lit.: Genossenschaftliche Strukturen in der Hanse, hg. v. Jörn, N., 1999
mors (F.) civilis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google) →bürgerlicher Tod
Lit.: Borgmann, B., Mors civilis 1969; Borgmann, B., Mors civilis, (in) Ius commune 4 (1972), 81
Mortgage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.) ist in dem mittelalterlichen französischen Recht das zu der Fruchtziehung an dem Pfandgrundstück berechtigende Pfandrecht.
Lit.: Hübner 405; Viollet, P., Droit privé, 1905, 784; Romain, A., Das Mortgage – Eine entwicklungsgeschhichtliche und rechtsvergleichende Studie, 1956; Godding, P., La survie du mortgage dans les pays meriodionaux, in) TRG 55 (1987), 365ff.
mortuarium, mortuārium, lat., N., Tod Betreffendes?, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mortuārius, morī, in dem Mittelalter eine Sterbefallabgabe, Todfall
mortuarius, mortuārius, lat., Adj., Tod betreffend, Tod..., Suet. (um 75-um 150 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. morī
Mortuus redhibetur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.). Der Tote wird zurückgewährt (gemeint ist der zufällig untergegangene Sachgegenstand eines Austauschgeschäfts wird zurückgewährt). S. Google
Lit.: Caemmerer, E. v., Mortuus redhibetur, (in) FS K. Larenz, 1973, 621; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-223, Digesten 21, 1, 31 § 11)
Morus (More), Thomas Sir (London 7. 2. 1478-6. 7. 1535), Juristensohn, wird nach dem Studium der alten Sprachen und des Rechtes in London 1501 Rechtsanwalt, 1504 Parlamentarier in dem Unterhaus, 1510 undersheriff und 1529 als erster Laie Lordkanzler. Befreundet mit Erasmus von Rotterdam verfasst er, beeinflusst von der Entdeckung Amerikas, 1516 eine zeitkritische Beschreibung eines idealen Staates (Utopia, Nirgendland). Weil er nach der Scheidung Heinrichs VIII. von Katharina von Aragon und der daraufhin erfolgenden Trennung Englands von der katholischen Kirche einen Eid auf den anglikanischen König Heinrich VIII. verweigert, wird er 1535 wegen Hochverrats hingerichtet. S. Google
Lit.: Chambers, R., Thomas More, 1935; Guy, J., Sir Thomas Morus, 1979; Trapp, J., Erasmus, Colet and More, 1991; Ackroyd, P., The Life of Thomas More, 1999; Thomas More’s Trial by Jury, hg. v. Kelly, H. u. a., 2011
mos, mōs, lat., M., Wille, Eigenwille, Eigensinn, Sitte, Gewohnheit, Brauch, Gebrauch, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *mē- (5), *mō-, *mə-, V., Sb., streben, wollen (V.), sich mühen, Mut
mos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums aufgenommen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) Sitte →mores (M.Pl.) Sitten
Lit.: Gehrke, H., Römischer mos und griechische Ethik, (in) HZ 258 (1994), 593; Mos maiorum hg. v. Linke, B. u. a., 2000
mosaisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt [nur in dem DRW-Archiv] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie mit dem Lateinischen und Griechischen sowie Hebräischen des Altertums verbindbar, Adj.) Moses betreffend
mosaisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv mosaisch in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -nicht belegt) →biblisches Recht, jüdisches Recht
Lit.: Smend, R., Mose als geschichtliche Gestalt, (in) HZ 260 (1995), 1
Mosbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 976 Reichsabtei, um 1241 Siedlung in dem Reichssteuerverzeichnis, N.) eine Stadt mit knapp 25000 Einwohnern östlich Heidelbergs in Baden-Württemberg
Lit.: Mosbacher Urkundenbuch, bearb. v. Krimm, K., 1986
Moser (von Filseck und Weilerberg), Johann Jakob (Stuttgart 18. 1. 1701-Stuttgart 30. 9. 1785), Beamtensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen außerordentlicher Professor in Tübingen (1720-1721), dann freier Berater, 1726 Regierungsrat, 1727 Titularprofessor in Tübingen, 1734 Regierungsmitglied, 1736 Universitätsdirektor in Frankfurt an der Oder, 1739 Privatgelehrter, 1745 Berater, 1745 geheimer Rat, 1749 Akademiegründer, 1751 Landschaftskonsulent, 1759 verhaftet und nach 1764 wieder Privatgelehrter. In 500 bis 600 Bänden sammelt er hauptsächlich staatsrechtliche Schriften (Teutsches Staatsrecht, Teil 1ff. 1737ff., Neues teutsches Staatsrecht, Teil 1ff. 1766ff.), wobei er die Geschichte als objektive Hilfswissenschaft für das Staatsrecht versteht. Das Völkerrecht gewinnt er vor allem aus Vertrag und Herkommen. S. Google
Lit.: Moser, J., Grundriss der heutigen Staatsverfassung des teutschen Reiches, 1735, 7. A. 1754, Neudruck 2001; Moser, J., Lebensgeschichte Johann Jacob Mosers, 1768, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/MoserJohannJacobLebensgeschichte3A1777.pdf; Schmid, A., Das Leben Johann Jacob Mosers, 1868; Wächter, O., Johann Jacob Moser, 1885; Schulze, H., Johann Jacob Moser, 1869; Leschhorn, A., Johann Jakob Moser und die Eidgenossenschaft, 1965; Rürup, R., Johann Jacob Moser, 1965; Schömbs, E., Das Staatsrecht Johann Jacob Mosers, 1968; Johann Mosers mömpelgardisches Staatsrecht, hg. v. Stein, W., 1983; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1 1988, 258; Johann Jacob Moser, hg. v. Gestrich, A./Lächele, R., 2002; Regierungs-Kunst, Patriotismus, Seelenleitung – Johann Jakob Moser 1701-1785, ausgewählt und bearb. v. Dölemeyer, B./Gaier, U., 2011
Möser, Justus (Osnabrück 14. 12. 1720-Osnabrück 8. 1. 1794), Kanzleidirektorssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Jena und Göttingen Sekretär (1741), Rechtsanwalt (1744), Syndikus (1756), Justitiar (1762) und 1764 Konsulent in dem Osnabrückischen. Er wirkt in vielfältiger Weise als aufgeklärter konservativer Schriftsteller. Sein Hauptwerk sind seine patriotischen Phantasien (Bd. 1ff. 1774ff.). S. Google
Lit.: Hatzig, O., Justus Möser, 1909; Brünauer, U., Justus Möser, 1933; Klassen, P., Justus Möser, 1936; Maußer, E., Das Rechtsdenken Justus Mösers, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1942; Möser, J., Sämtliche Werke, Bd. 1ff. 1943ff.; Fiebig, B., Justus Mösers Staatslehre, Diss. jur. Köln 1953; Sheldon, W., The intellectual development of Justus Möser, 1970; Schmidt, P., Studien über Justus Möser als Historiker, 1975; Schmelzeisen, G., Justus Mösers Aktientheorie, ZRG GA 97 (1980), 254; Schröder, J., Justus Möser als Jurist, 1986; Rudersdorf, M., Das Glück der Bettler, 1995; Welker, K., Rechtsgeschichte als Rechtspolitik – Justus Möser als Jurist und Staatsmann, 1996; Möser-Bibliographie 1730-1990, hg. v. Woesler, W., 1997; Möser, J., Politische und juristische Schriften, hg. v. Welker, K., 2001; Oestmann, P., Wahre deutsche Denkungsart, ZRG GA 121 (2004), 283; Domack, O., Vorarbeit für eine historisch-kritische Ausgabe der Patriotischen Phantasien von Justus Möser, 2004
Mos (M.) Gallicus (lat.) (Wortfolge nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – nicht in EDEL – und nicht in älteren deutschen Rechtsquellen und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, Tanner 1556 Gallica ratio, gallische Art) ist die zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstehende, den älteren mos Italicus (italienische Art) ablehnende gallische (französische) Art der Rechtswissenschaft, welche die römischen Quellen stärker humanistisch (sprachwissenschaftlich-geschichtlich) betrachtet und die einzelnen Stellen textkritisch untersucht (bessere Interpretation besserer Texte). Die bekanntesten Vertreter des mos Gallicus sind →Alciatus (1492-1550), →Budaeus (1467-1540), →Cuiacius (1522-1590), →Donellus (1527-1591), Dionysius →Gothofredus (1549-1622) und Jacobus Gothofredus (1587-1652) sowie nach Vertreibung der führenden französischen, calvinistisch-hugenottischen Juristen (1562-1598) aus Frankreich spätere niederländische Juristen (elegante Jurisprudenz). Bedeutung gewinnt dabei allmählich auch die Ermittelung allgemeiner Grundsätze und deren Verbindung zu einem systematischen Ganzen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Astuti, G., Mos italicus e mos gallicus, 1937; Kisch, G., Humanismus und Jurisprudenz, 1955; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967
Mos (M.) geometricus (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die geometrische oder mathematische Art der Darstellung und Beweisführung in Wissenschaftsfächern der frühen Neuzeit (Simon Grynaeus 1533). In der Rechtswissenschaft sprechen zuerst Budaeus 1557 und Valentin Forster (1613) diese Frage ansatzweise an. Eine umfassende Darstellung des Naturrechts →more geometrico erfolgt aber erst durch →Pufendorf (1672). Dem folgen →Leibniz und vor allem Christian →Wolff in leicht eingängiger Darstellungsform. Mit Wolff (Breslau 24. 1. 1679-Halle 9. 4. 1754) endet der mos geometricus ziemlich unvermittelt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Röd, W., Geometrischer Geist und Naturrecht, 1970; Stupp, H., Mos geometricus oder Prudentia als Denkform der Jurisprudenz, Diss. jur. Köln 1970; Arndt, H., Methodo scientifica pertractatum – Mos geometricus und Kalkülbegriff in der philosophischen Theorienbildung des 17. und 18. Jahrhunderts, 1971; Otte, G., Der sog. mos geometricus, (in) Quaderni Fiorentini 9 (1979), 179
Mos (M.) Italicus (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Mopha 1541) ist die aus dem Mittelalter überkommene italienische Art der Rechtswissenschaft. Darunter ist die juristische Ausprägung des scholastischen Unterrichtssystems und des damit verbundenen wissenschaftlichen Begründungssystems und Erkenntnissystems zu verstehen. In dem Mittelpunkt stehen dabei Worterklärungen, Herstellung logischer und systematischer Zusammenhänge in kleineren Bereichen, Zusammenstellungen von Parallelstellen aus allen Teilen des römischen (lat.) corpus (N.) iuris civilis, Bildung von Parallelfällen, Auflösung von Widersprüchen und Sammlung von Argumenten für die dem Text entnommene Lösung. Der mos Italicus wird seit Beginn des 16. Jahrhunderts von dem →mos Gallicus abgelöst. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Astuti, G., Mos italicus e mos gallicus, 1937; Kisch, G., Humanismus und Jurisprudenz, 1955; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Otte, G., Dialektik und Jurisprudenz, 1971; Carpintero, F., Mos italicus, (in) Ius commune 6 (1977), 108
Moses (hebräisch bzw. ägyptisch, M., „Sohn des …“) ist der geschichtlich und damit auch zeitlich nicht sicher fassbare Führer der Juden aus der Gefangenschaft in Ägypten, der die ersten fünf Bücher des Alten Testaments prägt. S. Google →mosaisch
Lit.: Freud, S., Der Mann Moses und die monotheistische Religion, 1939; Buber, M., Moses, 1946, 4. A. 1994; Smend, R., Moses als geschichtliche Gestalt, (in) HZ 260 (1995), 1ff.; Assmann, J., Moses der Ägypter, 1998, 3. A. 2001; Otto, E., Moses – Geschichte und Legende, 2006
Moskau an der Moskwa erscheint 1147 als Landsitz und 1156 als eine mit einem Zaun befestigte Stadt. Nach ihrer Zerstörung durch die Mongolen (1237) wird Moskau 1263 Sitz eines Teilfürstentums, 1326 Sitz des Metropoliten von Russland und wenig später Vorort des Großfürstentums Moskau. 1755 erhält die Stadt eine Universität. S. Google
Lit.: Luppi, A./Biagi, E., Moskau, 1981; Crummey, R., The Formation of Muscovy, 1987; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Moskau, hg. v. Grob, T. u. a., 2015
mos (M.) maiorum (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Sitte der Vorfahren (als Herkunftsangabe eines Rechtssatzes)
Motiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Granatmotiv, Grundmotiv, Urmotiv, Urteilsmotiv, Verstandesmotiv und Verweigerungsmotiv nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, sondern nur in DRW-Archiv ab zweite Hälfte 14. Jahrhundert [Mittelniederländisch] sowie 16. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums sowie teilweise dem Indogermanischen verbindbar, N.) Anreiz, Grund, Beweggrund
Motivirrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen, M.) ist der unbeachtliche →Irrtum über den Beweggrund für eine Willenserklärung.
Lit.: Kroeschell, DRG 3
motivum, mōtīvum, mlat., N., Beweggrund, Antrieb, (nach 1323), s. lat. mōtīvus, Adj., zu der Bewegung geeignet, beweglich, bewegend, packend (um 300 n. Chr.), s. lat. movēre, V., bewegen, in Bewegung setzen, rühren, schütteln, s.idg. *meu- (2), *meu̯ə-, *mi̯eu̯h₁-, V., fortschieben, bewegen, sich bewegen
motivus, mōtīvus, lat., Adj., zu der Bewegung geeignet, beweglich, bewegend, packend, Chalc. (um 300 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. lat. movēre, V., bewegen, in Bewegung setzen, rühren, schütteln, s. idg. *meu- (2), *meu̯ə-, *mi̯eu̯h₁-, V., fortschieben, bewegen, sich bewegen
Mozaraber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M., „Arabisierter“) ist der unter der Herrschaft der →Araber auf der iberischen Halbinsel lebende Christ. S. Google
Lit.: Hitchcock, R., Mozarabs in medieval and Early Modern Spain, 2008
Mpalés, Geórgios (1879-1957) wird nach dem Rechtsstudium in Athen und Berlin 1925 Professor für Zivilrecht in Athen. Er beeinflusst das griechische Zivilgesetzbuch von 1940 maßgeblich und verfasst die führende Kommentierung. S. Google
Lit.: Kallias, K., Geórgios Mpalés, 1960
Msida auf Malta erhält 1572 bzw. 1769 eine Universität. S. Google
Mucius Scaevola, Quintus (um 140-82 v. Chr.), Rechtskundigensohn, Konsul 95 v. Chr., ist ein bedeutsamer Vertreter der vorklassischen römischen Rechtskunde. Sein Hauptwerk sind 18 Bücher (lat.) De iure civili (Von dem römischen Recht), in denen er das Recht der römischen Bürger systematisch zusammenfasst. Auf ihn zurückgeführt werden die (lat.) →cautio (F.) Muciana, die eine unter der Bedingung, etwas Bestimmtes nicht zu tun, ausgesetzte Zuwendung absichern soll, und die (lat.) →praesumptio (F.) Muciana, nach der bis zu dem Beweis des Gegenteils alles Vermögen einer Ehefrau als von dem Mann herrührend gilt. Auf Mucius Scaedvola greift vor allem →Sabinus wieder zurück. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 29; Behrends, O., Die Wissenschaftslehre im System des Quintus Mucius Scaevola pontifex, 1976; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988, 597
Mühldorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) eine Kreisstadt in Oberbayern
Lit.: Stahleder, H., Mühldorf, 1976
Mühle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums aufgenommen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von Menschen seit ihrer Sesshaftwerdung entwickelte Vorrichtung zu dem mechanischen Zerkleinern von Gegenständen, vor allem von Pflanzenteilen (Getreidekörnern). Die technisch der einfachen Handmühle überlegene Wassermühle ist bereits dem römischen Altertum bekannt und gelangt von dort zu den Germanen. Seit dem 12. Jahrhundert wird die ursprüngliche Freiheit der Errichtung einer Mühle von einem landesherrlichen Mühlenregal überlagert. Dementsprechend entstehen in der frühen Neuzeit besondere Mühlenordnungen (beispielsweise Hessen 1615). Die Mühle genießt eigenen Friedensschutz. Das Gewerbe des Müllers gilt seit dem Spätmittelalter vielfach als unehrlich. S. Google
Lit.: Koehne, C., Das Recht der Mühlen, 1904; Koehne, C., Mühlenbann und Burgenbau, ZRG GA 28 (1907), 63; Schulte, E., Das Gewerberecht, 1909; Kisch, G., Das Mühlenregal im Deutschordensgebiete, ZRG GA 48 (1928), 176; Giegerich, K., Wasser- und Mühlenrecht der Reichsstadt Nürnberg, 1944; Wiemann, H., Beiträge zur Geschichte des Mühlenrechts, ZRG GA 66 (1948), 477; Moldenhauer, R., Mühlen und Mühlenrecht in Mecklenburg, ZRG GA 79 (1962), 195; Kohl, W., Recht und Geschichte der alten Münchner Mühlen, 1969; Kropač, I., Mühlen und Mühlenrecht in der Steiermark, 1981; Holt, R., The Mills of Medieval England, 1988; Stürmer, S., Mühlenrecht im Herzogtum Zweibrücken, 1998; I mulini nell’Europa medievale, hg. v. Galetti, P. u. a., 2003; Droste, P., Wasserbau und Wassermühlen an der mittleren Rur – die Kernlande des Herzogtums Jülich 8.-18. Jahrhundert, 2003; Langdon, J., Mills in the Medieval Economy, 2004; Wassermühlen und Wassernutzung im mittelalterlichen Ostmitteleuropa, hg. v. Mařiková, M. u. a., 2015; Melchior, H., Mühlenrecht und Mühlenpraxis, 2019
Mühlhausen (Reichsstadt in Thüringen, 967 Mulinhuson, 11. Jahrhundert Marktsiedlung, 1135 villa regia, Stadtrecht, um 1200 Stadtmauer, 1251 freie Reichsstadt, 1286 Mitglied der Hanse, Erwerb von etwa 60 umliegenden Dörfern, 1524, 1542 und 1557 reformiert, 1802 Mediatisierung in Preußen, 1. 7. 1944 mit dem Regierungsbezirk Erfurt dem Reichsstatthalter in Thüringen unterstellt, dadurch 1945 zu der sowjetischen Besatzungszone und von 1949 bis 1990 zu der Deutschen Demokratischen Republik und dabei von 1945 bis 1952 und ab 1990 in der Bundesrepublik Deutschland zu Thüringen, s. Google) →Mühlhäuser Reichsrechtsbuch
Mühlhäuser Reichsrechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das um 1225 (1224-1230 oder nach 1231?) in Mühlhausen in Thüringen von einem unbekannten Verfasser in mittelmitteldeutscher Sprache hergestellte, in drei Handschriften überlieferte Stadtrechtsbuch mit zahlreichen fränkischen Rechtssätzen, das auch Landrecht einbezieht und unterschiedliche Sachgebiete (Delikte, Verfahren, Gewere, Gericht, Schaden) erfasst. Es wird in Nordhausen und teilweise in Eschwege (nach 1344) aufgenommen. Daneben sind seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Statuten aufgezeichnet (1401 letzte mittelalterliche Statutenredaktion [erhalten in einer Abschrift der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts], 1566 neue Statuten durch Apollo Wiegand) und ist 1351 ein Satzungsbuch angelegt. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/FoerstemannErnstGuentherDasalteRechtsbuchderStadtMuehlhausenausdem13Jahrhundert1843.pdf; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 104; Urkundenbuch der Reichsstadt Mühlhausen/Th., hg. v. Herquet, K., 1874, Neudruck 2009; Das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, hg. v. Meyer, H., 1923, 2. A. 1934, 3. A. 1936, Neudruck 1969; Adenauer, G., Das Ehe- und Familienrecht im Mühlhauser Reichsrechtsbuch, Diss. jur. Bonn 1963; Günther, G./Korf, W., Mühlhausen, 1986; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Lau, T., Bürgerunruhen und Bürgerprozesse, 1999; Die Statuten der Reichsstadt Mühlhausen in Thüringen, bearb. v. Weber, W., 2003; Thiele, M., Vae victis. Mühlhausen unter sowjetischer Besatzungsdiktatur 1945-1953, 2004 (unwiss.); Bühner, P., Mühlhausen, (in) Zs. d. Ver. f. thür. Gesch. 61 (2007), 59ff.; Schmidt-Recla, A., Kalte und warme Hand?, 2011, 194ff.
Mülhausen (Mulhouse) in dem →Elsass ist ein 803 erstmals erwähnter Ort, der nach 1221 →Reichsstadt wird. Seit 1515 ist Mülhausen zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz. 1798 schließt es sich Frankreich an. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,454; Oberlé, R./Livet, G., Histoire de Mulhouse, 1977
Mulefe (nach dem Deutschen Rechtswörterbuch eine Schreibform zu Maulvieh, Sb.)
Lit.: Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291
Mulier taceat in ecclesia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Die Frau schweige in der Kirche.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Apostel Paulus, † 64 n. Chr., 1. Korinther 14,34)
Müll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv ohne Nachweise belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie teilweise mit dem erschließbaren Germanischen und dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der trockene Abfall, dessen Beseitigung seit dem 19. Jahrhundert wegen der großen Zahl der Menschen und der Haltbarkeit ihrer Entwicklungen (beispielsweise Plastik, Kernbrennstäbe) ein weltweites allgemeines Verwaltungsproblem wird. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Raidt, G., Müll, 2019
Müller (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1135/1175 [Köln] belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Betreiber einer Mühle
Müller, Adam Heinrich (Berlin 30. 6. 1779-Wien 17. 1. 1829) 1798 Studium Rechtswissenschaft, Geschichte Univ. Göttingen (Hugo), Rechtsreferendar Berlin, Hauslehrer Posen, 1805 Konversion zum Katholizismus, Doz. Univ. Dresden, 1809 Doz. Univ. Berlin, 1811 Berater Friedrich von der Marwitz‘, diplomatischer Berichterstatter Wien, 1813-1815 Militärdienst Österreich, 1815 Generalkonul Österreichs in Leipzig, 1826 Hofrat Wien, bald einflusslos, s. Google
Lit.: Schmitt-Dorotić, C., Politische Romantik, 1919; Reinkemeyer, F., Adam Müllers ethische und philosophische Anschauungen im Lichte der Romantik, Diss. Köln 1926; Winkel, H., Die deutsche Nationalökonomie im 19. Jahrhundert, 1977; Safranski, R., Romantik, 2007
Müller-Arnold-Prozess (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Prozess des Wassermüllers Christian Arnold (und seiner Frau) in dem Kreis Züllichau, der 1774 gegen seinen Erbverpächter (Graf Schmettau) auf Erlass der Mühlenpacht wegen Schwächung des Zuflusses durch einen Oberlieger (Landrat von Gersdorff) klagt und 1778 die Mühle durch Versteigerung (an Graf Schmettau) verliert. An dem 11. 12. 1779 bzw. 1. 1. 1780 greift König Friedrich der Große von Preußen auf Grund eines Bittgesuchs des Betroffenen selbst in die Angelegenheit ein, lässt Räte des 1779 tätigen Justizkollegiums verhaften, verurteilt sechs zu (Haft in) Festung, weist den Müller und seine Frau wieder in die Mühle ein, begnadigt aber die verurteilten Richter bald. Sein Nachfolger entschädigt die Räte, belässt aber die Mühle dem Müller. Der königliche Machtspruch wird nunmehr als Missbrauch der Herrschaftsgewalt verstanden, obwohl sich nicht mehr sicher feststellen lässt, ob der Müller Recht oder Unrecht hat, der Machtspruch also Recht oder Unrecht schafft. In dem 19. Jahrhundert setzt sich die dadurch in jedem Fall beeinträchtigte Unabhängigkeit der Gerichte durch. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140; Schmidt, E., Rechtssprüche und Machtsprüche, 1943; Dießelhorst, M., Die Prozesse des Müllers Arnold und das Eingreifen Friedrichs des Großen, 1984; Fälle aus der Rechtsgeschichte, hg. v. Falk, u. a., 2008, 223ff.; Friedrich der Große in Europa, hg. v. Sösemann, B. u. a., 2013, 33ff.
München (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an der Isar, dessen Name auf eine Beziehung zu einem bisher nicht sicher bekannten Kloster (Schäftlarn?) deutet und für das sich keine vorstädtische Besiedlung sicher nachweisen lässt, erhält 1157/1158 von Herzog Heinrich dem Löwen einen Markt, wird seit 1255 allmählich Sitz des Herzogtums Oberbayern bzw. Bayern und erlangt 1840 die 1459/1472 in Ingolstadt eingerichtete und 1800 nach Landshut verlagerte Universität. Sein Recht wird 1340 von Ludwig dem Bayern bestätigt. An dem 29./30. 9. 1938 wird in München zwischen dem Deutschen Reich, Großbritannien, Italien und Frankreich das Münchener Abkommen geschlossen, das die deutschsprachigen Sudetengebiete der Tschechoslowakei (28643 qkm, 3,63 Mill. Menschen) dem Deutschen Reich zuteilt und dadurch die Kriegsgefahr in Mitteleuropa für kurze Zeit bannt. In dem Sommer 1947 gelangt eine gesamtdeutsche Ministerpräsidentenkonferenz in München zu keiner Einigung. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Rehme, P., Geschichte des Münchener Grundbuchs, (in) FS H. Fitting, 1903; Riedner, O., Die Rechtsbücher Ludwigs von Bayern, 1911; Denkmäler des Münchner Stadtrechts, hg. v. Dirr, P., Bd. 1f. 1934ff; Reinecke, G., Münchener Privatrecht im Mittelalter, 1936; Bärmann, J., Die Verfassungsgeschichte Münchens im Mittelalter, 1938; Müller-Faßbender, R., Die Rechtsstellung der städtischen Amtsträger in München, Diss. jur. München 1960; Das Abkommen von München, hg. v. Král, V., 1968; Dölker, W., Das Herbergsrecht in der Münchner Au, 1969; Kohl, W., Recht und Geschichte der alten Münchner Mühlen, 1969; Schattenhofer, M., Das alte Rathaus in München, 1972; Kempter, F., Die Gutachten- und Urteilstätigkeit der Juristenfakultät Ingolstadt - Landshut - München, Diss. jur. Mannheim 1976; Rauschhofer, H., Völkerbund und Münchener Abkommen, 1976; München, hg. v. Prinz, F. u. a., 1988; Maier, L., Stadt und Herrschaft, 1989; Zerback, R., Stadt und Bürgertum in München, 1997; Bauer, R., Geschichte Münchens, 2003; Die Universität München im Dritten Reich, hg. v. Kraus, E., 2006; Heydenreuter, R., Kleine Münchner Stadtgeschichte, 2007, 2. A. 2012; Hartmann, P., Münchens Weg in die Gegenwart, 2008; Lidman, S., Zum Spektakel und Abscheu, 2008; München, Bayern und das Reich im 12. und 13. Jahrhundert, hg. v. Seibert, H. u. a., 2008; Ludyga, H., Das Oberlandesgericht München, 2012; Heydenreuter, R., Kriminalität in München, 2014; Nerdinger, W., München und der Nationalsozialismus, 2015; Rabe, P., Die Stadt und das Geld – Haushalt und Herrschaft im nationalsozialisitischen München, 2017; Irlinger, M., Die Versorgung der „Hauptstadt der Bewegung“, 2018
Mund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, M.) ist der zu dem Essen, Trinken und Sprechen nötige menschliche Körperteil, der in der Paarformel Mund und Hand für zusprechende Wörter steht. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994
Mundat →Mundatwald
Mundatwald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein seit 760 mit Immunität versehenes Waldgebiet des Klosters Weißenburg in dem Elsass, das 1815 säkularisiert und mittels eines auf 1938 zurückdatierten Vertrags von 1959 hinsichtlich der Hoheitsrechte zwischen Deutschland und Frankreich geteilt wird, wobei 1984 Frankreich das Eigentum des nördlichen Teiles erlangt und auch die Pachtverträge über die Jagd abschließt, während die Bundesrepublik Deutschland bzw. das Bundesland Rheinland-Pfalz die staatsrechtliche Zuständigkeit hat. S. Google
Lit.: Jutzi, S., Mundatwald und Sequesterland, (in) Archiv für Völkerrecht 24 (1986), 277ff.; Blumenwitz, D., Das Deutsche Reich und die Buundesrepublik Deutschland im Streit um den Mundatwald?, (in) Archiv für Völkerrecht 27 (1989), 1ff.
Mündel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 765 [mundilio DuCange] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. F. bzw. N.) ist der unter Vormundschaft stehende Mensch.
Lit.: Hübner; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Mündelgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Vermögen (Gut) des →Mündels. Es wird von dem Vormund verwaltet und meist auch genutzt. Nach einem mittelalterlichen Rechtssprichwort soll Mündelgut (während der Verwaltung) weder wachsen noch schwinden. Über bewegliche Sachen (Fahrnis) darf der Vormund frei verfügen, über unbewegliche Sachen (Liegenschaften) nur mit Zustimmung des Mündels oder gar nicht. Bei Erreichung der Mündigkeit kann der Mündel ein von ihm oder von dem Vormund vorgenommenes Geschäft widerrufen. Seit dem Spätmittelalter wird der Vormund zu einem der Vormundschaftsbehörde verantwortlichen Vertreter des Mündels, der für und gegen den Mündel rechtsgeschäftlich handeln kann. Zu dem Ausgleich dafür wird die behördliche Aufsicht verstärkt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 23 II 2, 62 III 3; Hübner, 729; Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 2 1847; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
mundiburdium →mundoburdium
mündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250 bzw. 1276 [Mittelniederländisch] bzw. 1315/1323 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erwachsen (Adj.), eigenverantwortlich, handlungsbefugt
Mündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1369 [Schlesien] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Mündigkeitserklärung belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Zustand der Eigenverantwortlichkeit. In dem altrömischen Recht verschafft der Eintritt der (lat.) pubertas (F.) (Geschlechtsreife) sachlich die volle Geschäftsfähigkeit und Deliktsfähigkeit, bis um 200 v. Chr. eine (lat.) lex (F.) Laetoria die mündigen, noch nicht 25jährigen gegen Übervorteilung zu schützen beginnt. Die Mündigkeit wird dabei zunächst bei Männern von Fall zu Fall beurteilt, von der Schule der Prokulianer aber mit Vollendung des 14. Lebensjahrs anerkannt, bei Frauen schon von Anfang an mit Vollendung des 12. Lebensjahrs angenommen. Dem entspricht wohl in dem Kern auch das germanische Recht. In dem Frühmittelalter wird als fester Zeitpunkt der Mündigkeit die Vollendung des 12. oder 10. oder auch 14. Lebensjahrs genannt. In dem Laufe des Mittelalters rückt die Zahl (auf 18, 20, 21, 24 oder) bei Aufnahme des späteren römischen Rechtes (der Minderjährigkeit) auf 25 Lebensjahre hinauf. Volle Eigenverantwortlichkeit erlangen dabei nur die vaterlosen Waisen. Bei den übrigen Menschen tritt die Mündigkeit mit Abschichtung (bzw. Eheschließung) ein. Seit dem Spätmittelalter setzen sich die Altersstufen des römischen Rechtes durch. Zwischen sieben und 25 wird der Mensch grundsätzlich gleich behandelt. Deswegen wird die Mündigkeit vielfach mit der Volljährigkeit gleichgesetzt und danach von dieser weitgehend verdrängt (anders Ehemündigkeit, Eidesmündigkeit). Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) unterteilt in unmündige Minderjährige (7-14) und mündige Minderjährige (14-24), wobei die mündigen Minderjährigen über durch Fleiß erworbenes Einkommen und nach erreichter Mündigkeit zu dem Gebrauch erhaltene Sachen frei verfügen dürfen (§ 151 ABGB). S. Google
Lit.: Kaser § 14 II 2, 58 IV 1; Köbler, DRG 88, 120, 160; Distel, T., Zur Mündigkeit in Sachsen a. L. (1537, 1541), ZRG GA 16 (1895), 216; Ebersold, G., Mündigkeit, 1980; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Lebensalter und Recht, hg. v. Ruppert, S., 2010; Heider, M., Die Geschichte der Vormundschaft seit der Aufklärung, 2011
mundium (lat.-afrk.) →munt
mündlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 [Neuzelle] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gesprochen, den Mund betreffend, hörbar in Gegensatz zu schriftlich und nur sichtbar
Mündlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch Sprechen und Hören in Gegensatz zu Schreiben und Lesen geprägte Kennzeichnung menschlicher Kundgebung. Deshalb unterliegt das gesamte Recht anfangs der Mündlichkeit. Mit der bleibenden Erfindung und Verallgemeinerung der Schrift in den Hochkulturen des Altertums vor etwa 5000 Jahren wird die Mündlichkeit aber zurückgedrängt. Dabei können nach dem Schwinden der Schriftkultur des Altertums in dem Frühmittelalter nur wenige Geistliche schreiben. In dem 13. Jahrhundert steigt die Schriftlichkeit sprunghaft erneut an. Erst in dem 19. Jahrhundert wird demgegenüber der Versuch unternommen, der Mündlichkeit in dem Verfahrensrecht bewusst wieder einen festen Platz zu sichern (beispielsweise Code de procédure civile 1806, österreichisches Verfahren in Ehesachen 1819, österreichisches Verfahren in summarischen Sachen 1845, Hannover 1850, Baden 1864, Württemberg 1868, österreichisches Verfahren in Rechtsstreitigkeiten mit geringem Streitwert 1873, Reichszivilprozessordnung des Deutschen Reiches 1877/1879). S. Google
Lit.: Kaser § 80 I 2, 87 I 6; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 155, 201f.; Scholz, M., Hören und Lesen, 1980; Eichler, F., Recht ohne Schrift, 2010; Teuscher, S., Zur Mediengeschichte des „mündlichen Rechts“ im späten Mittelalter, ZRG GA 131 (2014), 69
mundoburdium (lat.-afrk. [N.]) Schutzgewalt, Vormundschaft, s. Google
munia, mūnia, moenia (ält.), lat., N. Pl., Pflichten, Geschäfte, Tagwerk, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mūnis
municeps, mūniceps, mūnicipes, lat., M., Bürger eines Munizipiums, Munizipalbürger, Mitbürger, Landsmann, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mūnia, capere
municipium, mūnicipium, moinicipium, lat., N.: nhd. Munizipium, Bundesstadt, Landstadt, Stadt (ohne römisches Bürgerrecht bzw. ohne Stellung als colonia), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mūniceps
Lit.: Kaser § 17 II 2; Köbler, DRG 32, 36; Simshäuser, W., Iuridici und Munizipalgerichtsbarkeit in Italien, 1973; Galsterer, H., Herrschaft und Verwaltung im republikanischen Italien, 1976; Bispham, E., From Asculum to Actium. The municipalization of Italy, 2007
Münnerstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Nordostbayern mit rund 8000 Einwohnern
Lit.: Dinklage, K., Fünfzehn Jahrhunderte Münnerstädter Geschichte, 1983
Münster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –nach 765? in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1279 [Sankt Pölten] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Münstertum belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Dom
Münster an der Aa wird 793 Ausgangsstelle der Friesenmission des Bischofs Liudger und entwickelt sich von hier aus seit dem Hochmittelalter zu dem größten geistlichen Fürstentum in Deutschland, für das an dem 3. 10. 1571 eine Landgerichtsordnung und eine Hofgerichtsordnung verkündet werden. Das vor den Landgerichten um Münster angewendete Recht ist nur vereinzelt aufgezeichnet. Es ist überwiegend deutsches, von dem sächsischen Recht nur wenig beeinflusstes Recht. 1648 wird in Münster ein Friedensvertrag geschlossen, mit dem Spanien und die sieben vereinigten Niederlande den achtzigjährigen Krieg beenden und Holland, Seeland, Groningen, Utrecht, Friesland, Gelderland und Overijssel aus dem Heiligen römischen Reich ausscheiden. 1780 wird in Münster eine Universität (bis zu der weitgehenden Schließung zu Gunsten Bonns 1818) eingerichtet. Von 1815 bis 1946 ist Münster Hauptstadt der Provinz Westfalen Preußens. 1902 wird wieder eine juristische Fakultät eröffnet. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster, Bartmann, J., Das Gerichtsverfahren vor und nach der Münsterischen Landgerichtsordnung, 1908; Meisterernst, B., Die Grundbesitzverhältnisse in der Stadt Münster im Mittelalter, 1910; Hövel, E., Das Bürgerbuch der Stadt Münster 1538-1660, 1936; Friemann, H., Die Territorialpolitik des münsterischen Bischofs Ludwig von Hessen, 1937; Hermann, J., Die Universität Münster, 2. A. 1950; Krogmann, W., Zur Überlieferung der Bischofssühne, ZRG GA 76 (1959), 338; Prinz, J., Mimigernaford – Münster, 1960; Münsterisches Urkundenbuch, Bd. 1, hg. v. Prinz, J., 1960; Theuerkauf, G., Land und Lehnswesen vom 14. bis zum 16. Jahrhundert, 1961; Knemeyer, F., Das Notariat im Fürstbistum Münster, 1964; Schmitz, H., Die hochstift-münsterische Regierung von 1574-1803, (in) Westfäl. Zs. 116 (1966), 27; Koehler, B., Münster, HRG, Bd. 3 1980, 746; Nabrings, A., Strafrecht und Strafverfolgung, (in) Westfäl. Z. 135 (1985), 9; Walter, A., Die Beamtenschaft in Münster, 1987; Kirchhoff, K., Forschungen zur Geschichte von Stadt und Stift Münster, 1988; Klötzer, R., Die Täuferherrschaft von Münster, 1992; Geschichte der Stadt Münster, hg. v. Jakobi, J., Bd. 1ff. 1993; Michaelis, K., Die Universität Münster 1945-1955, 1998; Oer, R. Freiin v., Der münsterische Erbmännerstreit, 1998; Geschichte des Bistums Münster, hg.v. Angenendt, A., Bd. 1ff., 1998; Steveling, L., Juristen in Münster, 1999; Das Bistum Münster, bearb. v. Kohl, W., 1999f.; Westfälische Jurisprudenz, hg. v. Großfeld, B. u. a., 2000; Schumacher. S., Das Rechtssystem im Stift Münster in der frühen Neuzeit, 2004; Lutterbach, H., Das Täuferreich von Münster, 2008; Tatort Domplatz, hg. v. Siekmann, M., 2009; Termeer, M., Münster als Marke, 2010; Die Universität Münster im Nationalsozialismus, hg. v. Thamer, H. u. a., 2012; Münsteraner Juraprofessoren, hg. v. Hoeren, T., 2014, 2. A. 2015; Steinhagen, C., Münster 1914-1918, 2019
Munt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Langobardischen ab 712/725 [Lex Alanmannorum] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem lat. manus [F.] sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Hand, Schutz) ist in dem Mittelalter die Gewalt eines Menschen über einen anderen Menschen (beispielsweise Vater über Kind, Vormund über Mündel, Mann über Frau, Herr über Gesinde). Die munt über ein Kind entsteht wohl meist mit der Aufnahme nach der Geburt und endet mit der Verselbständigung (Abschichtung, Verheiratung). In der Neuzeit wird die munt von der (rezipierten väterlichen) Gewalt (lat. [F.] potestas des römischen Rechtes) verdrängt.
Lit.: Hübner 615; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 71, 88, 160; Köbler, WAS; Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 1ff. 1835ff.; Köstler, R., Muntwalt und Ehebewilligung, ZRG GA 29 (1908), 78; Eckhardt, K., Beilager und Muntübergang zur Rechtsbücherzeit, ZRG GA 47 (1927), 174; Molitor, E., Zur Entwicklung der Munt, ZRG GA 64 (1944), 112; Cortese, E., Per la storia del mundio in Italia, (in) Rivista Italiana per le scienze giuridiche 91 (1955/1956), 323; Klug, D., Die Munt im Münchner Stadtrecht, Diss. jur. München 1958; Hlawitschka, E., Eine oberitalienische Muntverkaufsurkunde aus dem Jahre 975 in der Stiftsbibliothek Sankt Gallen, ZRG GA 76 (1959), 328; Kroeschell, K., Haus und Herrschaft, 1968
Muntat (F.), Mundat, ist in dem Heiligen römischen Reich vor allem das Immunitätsgebiet (in engerem Sinn, lat. immunitas).
Lit.: Hofmann, K., Die engere Immunität, 1914; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957; Sondergemeinden und Sonderbezirke in der Stadt der Vormoderne, hg. v. Johanek, P., 2004
Muntbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt - Mundbrief 1628 [Wolfart, Lindau] einmal belegt - , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Schutzurkunde
Muntehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist in dem Mittelalter die →Ehe, bei der die Frau in die →munt des Mannes fällt. Den Gegensatz bildet die muntfreie Ehe.
Muntschatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Heiratsgut
Münze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist ein nach Zusammensetzung und Gewicht genau bestimmtes, in Metall geprägtes Geldstück, wie es in dem ersten Jahrtausend v. Chr. (Vorläufer mit einem Punzenbild versehene Elektronklümpchen 15. Jahrhundert v. Chr. Knossos und Zypern, Münzen 7. Jahrhundert v. Chr. Westkleinasien, 289 v. Chr. Rom aes grave, As) erscheint. Der Name leitet sich davon her, dass die Münzprägewerkstatt der Römer sich in dem Tempel einer Sondergöttin der etruskischen (lat.) gens (F.) Moneta befindet. In Rom wird das zuerst gewichtsmäßig gehandelte Rohkupfer in dem 4. Jahrhundert v. Chr. in feste Größen mit zugehörigen Gewichtsangaben gebracht. Um 300 v. Chr. werden dabei Münzen von 300 g (1 Pfund, lat. [F.] libra) verwendet. Seit 187 v. Chr. erscheint der Silberdenar (lat. denarius [M.] argenteus) mit 10 As von 4,55 Gramm Gewicht, seit Caesar die Goldmünze (lat. [M.] aureus, Konstantin lat. [M.] solidus). Die Germanen kennen zunächst nur römische Münzen als Kostbarkeiten und Schmuck. Um die Mitte oder nach der Mitte des 5. Jahrhunderts entstehen auf römische Prägungen des 4. Jahrhunderts zurückgehende Brakteaten der Völkerwanderungszeit. Das Frühmittelalter verwendet zwar Pfennig (denarius), Schilling (solidus) und Pfund (libra) als Rechnungseinheit, prägt aber trotz etwa 800 bekannter merowingischer Münzstätten bald nur noch den königlichen Silberdenar auch wirklich aus (62 Fundstätten frühkarolingischer Prägungen aus mehr als 50 Prägeorten mit jeweils weniger als 100 Denaren, um 900 ist das rechtsrheinische Gebiet des ostfränkischen Reiches noch ohne Münzprägung, fast alle ostfränkischen Münzen von 900 bis 1100 gelangen durch den Fernhandel nach Skandinavien, Polen und Russland). Das Recht zu der Münzprägung wird von dem König als →Regal in Anspruch genommen, das er durch Privileg verleihen kann. Zwischen 1138 und 1254 lassen sich dabei königliche (staufische) Münzstätten in 52 deutschen Orten nachweisen (Aachen, Altenburg, Andernach?, Annweiler, Bern, Biberach, Boppard, Breisach, Buchhorn, Colmar, Donauwörth, Dortmund, Duisburg, Eger, Eschwege, Essen, Frankfurt am Main, Friedberg, Gelnhausen, Goslar, Hagenau, Hammerstein, Kaiserslautern, Kaiserswerth, Leutkirch, Lindau, Lübeck, Maastricht, Memmingen, Mühlhausen, Murrhardt, Nimwegen, Nordhausen, Nürnberg, Offenburg, Oppenheim, Ravensburg, Rottweil, Saalfeld, Schlettstadt, Schongau, Schwäbisch Hall, Schweinfurt, Sinsheim, Überlingen, Ulm, Wangen, Würzburg, Weißenburg, Wetzlar bzw. Kalsmunt, Wien und Worms). In dem Hochmittelalter geht das Münzprägerecht tatsächlich auf die Landesherren über. In dem 19. Jahrhundert wird das dadurch weitgehend partikularisierte und auch durch Münzverträge nur ansatzweise vereinheitlichte Münzwesen auf übereinstimmende Größen umgestellt (Preußen 1821 Taler, Süddeutschland 1837 Gulden, Deutsches Reich 1871/1873 →Mark). Wegen der andauernden ziemlich starken, nur durch den Egoismus des Menschen erklärbaren Geldentwertung in dem 20. Jahrhundert tritt die Münze als Währungseinheit gegenüber dem Papiergeld zurück. Beide verlieren gegenüber der Forderung gegen Geldinstitute (elektronisches Geld) an Bedeutung. Als europäische Währung erscheinen zunächst der bzw. die ECU (European Currency Unit) und 1995 rechnerisch bzw. seit 1. 1. 2002 tatsächlich der Euro und Cent (in 16 Mitgliedstaaten), die aber wegen verheimlichter fehlender Haushaltsdisziplin (der meisten Teilnehmerstaaten) um 2010 in eine Krise geraten, wobei die Staaten als größte Schuldner sich und ihre Wähler zu Lasten des einfachen Sparers und Gläubigers bereichern.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 3, 16, 97, 113, 176; Baltl/Kocher; Klimpert, R., Lexikon der Münzen, Maße, Gewichte, 1896, Neudruck 1972; Luschin von Ebengreuth, A., Allgemeine Münzkunde und Geldgeschichte, 2. A. 1926; Friedensburg, F., Münzkunde und Geldgeschichte der Einzelstaaten, 1926; Jesse, W., Der wendische Münzverein, 1928; Jesse, W., Die deutschen Münzer-Hausgenossen, (in) Wiener numismatische Zeitschrift 63 (1930), 47; Wagner, G., Münzwesen und Hausgenossen in Speyer, 1931; Wörterbuch der Münzkunde, hg. v. Schroetter, F. v. 1932; Troe, H., Münze, Zoll und Markt, 1937; Löning, G., Das Münzrecht im Erzbistum Bremen, 1937; Kamp, N., Moneta regis, 1957, Neudruck 2006; Wielandt, F., Badische Münz- und Geldgeschichte, 1955; Friedberg, R., Gold Coins of the World, 1958, 8. A. 2016; Völckers, H., Karolingische Münzfunde der Frühzeit, 1965 (SB Göttingen); Der Schatzfund von Corcelles-près-Payerne, vergraben um 1034, 1969 (rund 1000 Münzen); Suhle, A., Deutsche Münz- und Geldgeschichte, 1970; Kahl, H., Hauptlinien der deutschen Münzgeschichte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1878, 1972; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Grierson, P., Münzen des Mittelalters, 1976; Göbl, R., Antike Numismatik, 1978; Rey, M. van, Einführung in die rheinische Münzgeschichte, 1983; Kahnt, H., Alte Maße, Münzen und Gewichte, 1986; Christmann, T., Das Bemühen von Kaiser und Reich um die Vereinheitlichung des Münzwesens, 1988; Kluge, B., Deutsche Münzgeschichte, 1991; Grierson, P., Coins of Medieval Europe, 1991; Morrison, C., La numismatique, 1992; Howgego, C., Ancient History from Coins, 1995; Haertle, C., Karolingische Münzfunde, 1997; Wolters, R., Nummi signati, 1999; Leschhorn, W., Lexikon der Aufschriften auf griechischen Münzen, 2002ff.; Keilitz, C., Die sächsischen Münzen 1500-1547, 2002, 2. A. 2010; Derschka, H., Die münzrechtlichen Bestimmungen des Schwabenspiegels, ZRG GA 120 (2003), 91; Felder, E., Die Personennamen auf den merowingischen Münzen der Bibliothèque nationale de France, 2003; Albert, R., Die Münzen der römischen Republik (bis 31 v. Chr.), 2003, 2. A. 2011; Axboe, M., Die Goldbrakteaten der Völkerwanderungszeit, 2004: Kampmann, U., Die Münzen der römischen Kaiserzeit, 2004, 2. A. 2011; Coinage and Identity in the Roman Provinces, hg. v. Howgego, C. u. a. 2005; Repertorio dei ritrovamenti di moneta altomedievale in Italia (489-1002), hg. v. Arslan, E., 2005 (rund 1000 Funde); Berghaus, P./Mäkeler, H., Münzkabinett der Universität Uppsala, hg. v. Nilsson, H., 2006; Rizzoli, H., Münzgeschichte des alttirolischen Raumes im Mittelalter, Bd. 2 2006; Emmerig, H., Bayerns Münzgeschichte im 15. Jahrhundert, 2007; Großer deutscher Münzkatalog von 1800 bis heute, 25. A. 2009, 26. A. 2010, 27. A. 2012, 29. A. 2013, 31. A. 2015; Weltmünzkatalog 19. Jahrhundert 1801-1900, 17. A. 2015; Weltmünzkatalog 20. & 21. Jahrhundert 1900-2013, 4. A. 2009, 39. A. 2010; 40. A. 2012, 42. A. 2013; Weltmünzkatalog 20. Jahrhundert, 44. A. 2015, 45. A. 2017; Weltmünzkatalog 21. Jahrhundert, 2. A. 2016, 3. A. 2017; Die deutschen Münzen seit 1871, 22. A. 2011, 24. A. 2016; Klüßendorf, N., Münzkunde, hg. v. Boeselager, E. Frfr. v., 2009; Mäkeler, H., Reichsmünzwesen im späten Mittelalter, Teil 1 Das 14. Jahrhundert, 2010; Spörer, S., Politische und wirtschaftliche Gestaltung der deutschen Münzreform 1871-1875, 2010; Schön, G. u. a., Kleiner deutscher Münzenkatalog von 1871 bis heute, 42. A. 2012, 44. A. 2014, 47. A. 2017; Schön, G., Euro-Münzkatalog, 11. A. 2012; Die Euro-Münzen, 14. A. 2014; Klüßendorf, N., Kleine Münz- und Geldgeschichte von Hessen, 2012; Knickrehm, W., Offizielle und lokale Münzprägestätten des gallischen Sonderreichs in und um Trier, 2014; Bongartz, O., Deutsche Geldgeschichte, 2014; Hermann, M., Vom Regenbogenschüsselchen zum Euro, 2014; Fried, T., Geprägte Macht, 2015
Münzeinung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal 1528 [Diefenbach-Wülcker] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Vereinbarung über Münzprägung
Lit.: Von Aktie bis Zoll, hg. v. North, M., 1995. 270f.
Münzerhausgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Genossenschaft für Münzprägung in dem Mittelalter
Lit.: Emmerig, H., Die Regensburger Münzerhausgenossenschaft im 13. und 14. Jahrhundert, 1990; Lehner, S., Das Patriziat im Wandel – Identitätsbildung, Abgrenzung und Netzwerke im frühen 14. Jahrhundert am Beispiel der Regensburger Familien Auer und Gumprecht, 2009
Münzfälschung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – anders als ab 1507 Münzfälscher - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die unerlaubte Verwendung fremder Münzbilder und die Prägung unterwertiger oder untergewichtiger Münzen. Die Münzfälschung wird sachlich in dem ausgehenden Altertum bestraft, bei Goldmünzen sogar mit der Todesstrafe. In dem Mittelalter begegnen als Folgen Handverlust, Prügel und Brandmarkung, seit dem 13. Jahrhundert Sieden oder Verbrennen. Bis in das 19. Jahrhundert ist dennoch die Münzfälschung ein Fall der allgemeinen Fälschung. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Kästner, E., Die Münzfälschung in der modernen Reichsgesetzgebung, 1928; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 274; Hennig, W., Die Münzfälschung in der Reichsstadt Nürnberg im Mittelalter, 1949; Voigtlaender, H., Falschmünzer und Münzfälscher, 1976
Münzfuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1657 [CCMarch] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Edelmetallgehalt und Wert einer Münze
Lit.: Witthöft, H., Münzfuß, Kleingewichte, Pondus caroli, 1984; Grundner, M., Der Konventionsmünzfuß in den Bistümern Münster und Paderborn, 2002; Schalk, C., Der Münzfuß der Wiener Pfenninge in den Jahren 1424 bis 1480, 2017
Münzkonvention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Münzeinung
Münzkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Numismatik
Münzmeister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1258 [Freiburg im Breisgau] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Leiter einer Münzprägestätte
Lit.: Roesle, M., Der Münzmeister, Stempelschneider und Medailleur Hans Jacob I. Gessner (1677-1737) 2020
Münzordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [ErnestLTA] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ordnung des Münzwesens wie beispielsweise in dem Heiligen römischen Reich 1551, in Sachsen 1623 oder in Lübeck 1620
Münzrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1320/1330 [Straßburg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Münzen betreffendes Recht
Lit.: Steinbach, S., Das Geld der Nonnen und Mönche, 2007; Fried, T., Geprägte Macht, 2015
Münzregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1624 [CCMarch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Münze
Lit.: Volz, P., Königliche Münzhoheit und Münzprivilegien, 1967; 2200 Jahre Geld im Kreis Ludwigsburg – wie sich die Obrigkeit übers Münzregal zu Lasten der Sparer entschuldet, 1996
Münzstätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Schüren] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ort der Münzprägung
Lit.: Keller, H., Die landgräfliche Münzstätte Gießen, 2019
Münzstoff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Altfranzösische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Münzmetall
Münzverein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Verein betreffend die Münze
Lit.: Jesse, W., Der Wendische Münzverein, 1928; Drei Jahrtausende Münz- und Geldgeschichte der Oberpfalz, hg. v. dem Münzverein Neumarkt OPf., 1999; Eichelmann, W., Die rheinischen Münzvereine 1385 1583, 2017
Münzverruf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verruf einer Münze
Münzwesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1596 [Paumgartner, Bfw. 274] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Gesamtheit der Münzen betreffenden Gegebenheiten, Numismatik
Lit.: North, M., Das Geld und seine Geschichte, 1994; Pasek, S., Das Münzwesen im vorhellenistischen Ägypten, 2019
Muratori, Lodovico Antonio (Vignola 21. 10. 1672-Modena 23. 1. 1759) wird nach dem Theologiestudium Bibliothekar in Mailand und 1700 in Modena. Mit zahlreichen kritischen Ausgaben italienischer Geschichtsquellen begründet er die neuere italienische Geschichtswissenschaft. S. Google
Lit.: Carli, F. de, Lodovico Antonio Muratori, 1955; Marri, F. u. a., Muratori und Deutschland, 1997
Muri (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ein Ort in der Schweiz
Lit.: Meier, M., Gründung und Reform erinnern. Die Geschichte des Klosters Muri aus der Perspektive hochmittelalterlicher Quellen, 2020
Murner, Thomas (Oberehnheim 24. 12. 1475-Oberehnheim vor 23. 8. 1537) durchzieht als Wandergeistlicher Mitteleuropa. 1515 hält er in Trier deutsche Rechtsvorlesungen. 1518 veröffentlicht er lateinisch-deutsche (lat.) Utriusque iuris tituli (M.Pl.) et regulae (F.Pl.) (Beider Rechte Titel und Regeln). 1519 übersetzt er die Institutionen Justinians in das Frühneuhochdeutsche und erwirbt in Basel das juristische Lizentiat. S. Google
Lit.: Erler, A., Thomas Murner als Jurist, 1956; Kawerau, W., Thomas Murner und die deutsche Reformation, 2017
Muromcev, Sergej Andreevic (1850-1910) wird nach dem Rechtsstudium u. a. in Göttingen (Ihering) 1875 Professor für römisches Recht in Moskau. In dem Einsatz für die Verfassungsbewegung erarbeitet er einen liberalen Entwurf. Er sieht Recht als Verwirklichung gesellschaftlicher Interessen und erklärt die Rechtswissenschaft in Russland zu einer das alltägliche Leben bestimmenden Wissenschaft. S. Google
Lit.: Leontovich, V., Geschichte des Liberalismus in Russland, 1957; Zor’kin, V., Muromcev, 1980; Aronov, D., Sergej Andreevič Muromcev, 2019
Murray, Sir William (Scone Palace in Perthshire/Schottland 2. 3. 1705-Kenwood House in Hampstead Heath 20. 3. 1793), Peerssohn aus Schottland, wird nach dem Studium in Oxford und der Ausbildung in Lincoln’s Inn 1730 Anwalt, 1742 Kronanwalt, 1754 Justizminister, 1756 Oberrichter (Lord Chief Justice) (1776 Earl of Mansfield). In seiner richterlichen Tätigkeit stärkt er die Stellung des Richters zu Lasten der Jury, fördert die Einbeziehung des Handelsrechts in das →common law und unterstützt die Rechtsfortbildung durch Urteile. S. Google
Lit.: Fifoot, C., Lord Mansfield, 1936; Heward, E., Lord Mansfield, 1979; Oldham, J., The Murray Manuscript, 1993; Poser, N., Lord Mansfield, 2013
Murten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Welti, E., Das Stadtrecht von Murten, 1925
Museum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Zusammensetzungen - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Ausstellungsgebäude
Lit.: Waidacher, F., Museologie knapp gefasst, 2004; Vieregg, H., Geschichte des Museums, 2008; Hartung, O., Kleine deutsche Museumsgeschichte, 2010; Museen im Nationalsozialismus, hg. v. Baensch, T. u. a. 2016; Museum und Tourismus, hg. v. Neiß, H. u. a. 2017
Musik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber In Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Ordnung von Tönen zu einer Gruppe von überwiegend als angenhm empfundenen Klängen
Lit.: Müller, S., Das Publikum macht die Musik, 2014; Über den Ursprung von Musik, hg. v. Wegner, S., 2016; Jelinek, G./Mosser-Schuöcker, B., Die Trapp-Familie, 2018; Rasch, F., Das musikalische Aufführungsrecht in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2019; Berger, C. u. a., Die Musik des Mittelalters, 2019; Schild, W., Richard Wagner – recht betrachtet, 2020
Muspilli (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein von dem Herausgeber J. A. Schmeller nach einem Wort in Vers 57b benanntes althochdeutsches Stabreimgedicht der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts über das Weltende durch Feuer (jüngstes Gericht). S. Google
Lit.: Mohr, W./Haug, W., Zweimal Muspilli, 1977; Köbler, G., Sammlung kleinerer althochdeutscher Denkmäler, 1986; Delden, R. van, Die sprachliche Gestalt des Muspilli und ihre Vorgeschichte im Zusammenhang mit der Abschreiberfrage, 2007; Vetter, F. Zum Muspilli und zur germanischen Alliterationspoesie, 2017
Musteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M./N.) Speisevorrat, ist in dem mittelalterlichen Recht ein Vermögensteil, den die Witwe bei dem Tod des Mannes teilweise behalten darf. S. Google
Lit.: Hübner § 95c
Muster (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1337 [mittelniederländisch] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Mittellateinische und teilweise das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Gestalt, Stück
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., 3,3, 1986
mustern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [Basel] in siebenundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) besichtigen
Musterung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1499 [Nürnberg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb mustern 1370) ist die Untersuchung (auf Kriegstauglichkeit) seit dem Spätmittelalter. Eine besondere Bedeutung erlangt die Musterung in dem Seerecht (Anmusterung, Abmusterung). S. Google
Lit.: Helfritz, H., Geschichte der preußischen Heeresverwaltung, 1938; Hartmann, H., Der Volkskörper bei der Musterung – Militärstatistik und Anfänge der Demographie in Europa vor dem Ersten Weltkrieg, 2011
Mut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1250? [Langewold/Langewold 1250 R. 366] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Tapferkeit, Sinn
muten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 810-817 [Murbacher Hymnen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1230 [Mühlhausen] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) begehren, verlangen
mutschieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Eisenach Stadtrecht] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, V.) abteilen
Mutschierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1728 (Leu, EidgR] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist in dem Mittelalter (13. Jahrhundert) die Teilung eines Gesamteigentums durch Vertrag (auf Zeit) in dem Erbrecht und in dem Lehnsrecht. S. Google
Lit.: Hübner; Heusler, A., Institutionen des deutschen Privatrechts, Bd. 1 1885, 247; Müller, E., Die Mutschierung von 1513, Jb. f. RegionalG. 14 (1987), 173
Mutter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 1221-1224 belegt,aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Zusammensetzungen belegt, ber in Google belegt sowie für das Germanische und Indogermanische erschließbar, F.) ist der weibliche Elter eines Kindes. S. Google
Lit.: Gestrich, A. u. a., Geschichte der Familie, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Hinz, M., Mutter- und Vaterbilder im Familienrecht des BGB, 2014
Mutterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1567 [Weingarten, Fasc. II 350 in drei Stellern bis 1824 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für eine Familienstruktur, in der das Gut sich in mütterlicher Linie vererbt. Das Mutterrecht wird als eine Kulturstufe von Johann Jakob →Bachofen behauptet, lässt sich aber nirgends tatsächlich überzeugend nachweisen.
Lit.: Köbler, DRG 15; Bachofen, J., Das Mutterrecht, 1861; Dargun, L., Mutterrecht und Raubehe, 1883; Dargun, L., Studien zum ältesten Familienrecht, 1892; Meyer, H., Friedelehe und Mutterrecht, ZRG GA 47 (1927), 198; Schmidt, W., Das Mutterrecht, 1955; Materialien zu Bachofens Das Mutterrecht, hg. v. Heinrichs, H., 2. A. 1975; Bachofen, J., Das Mutterrecht. Eine Auswahl, hg. v. Heinrichs, H., 3. A. 1980, 8. A. 1993; Wesel, U., Der Mythos vom Matriarchat, 1980, 7. A. 1994; Gerlitz, P., Religion und Matriarchat, 1984; Dörr, G., Muttermythos und Herrschaftsmythos, 2007; Davies, P., Myth, matriarchy and modernity, 2020
Mutterschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der vorindustriellen Welt der weitgehenden Hauswirtschaft unbekannte besondere Schutz der arbeitstätigen Mutter in der Zeit vor und nach der Geburt. Der Mutterschutz entwickelt sich an dem Ende des 19. Jahrhunderts (in der Schweiz in Anlehnung an eine Regelung in dem Fabrikgesetz von Glarus von 1864 in dem Jahre 1877 Beschäftigungsverbot je acht Wochen vor und nach der Geburt eines Kindes, 1920 sechswöchiges Krankengeld, in dem Deutschen Reich in Gewerbeordnungsnovelle 1878 dreiwöchiges Beschäftigungsverbot nach Geburt, 1882/1885 für Fabrikarbeiterinnen dreiwöchige Wöchnerinnenunterstützung, 1927). In der Schweiz wird zu dem 1. 7. 2005 eine obligatorische Mutterschaftsversicherung eingeführt.
Lit.: Frank, L., L’assurance maternelle, 1897; Schmitz, E., Mutterschutz und Mutterpflichten, Diss. jur. Köln 1992; Edel, U., Die Entwicklung des Mutterschutzrechtes in Deutschland, 1993; Hauser, K., Die Anfänge der Mutterschaftsversicherung, 2004
Mutterstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist aus wissenschaftlicher Sicht in dem Mittelalter eine Stadt, deren Recht auf eine andere Stadt übertragen wird und die deshalb für Auskünfte in Rechtsstreitigkeiten der Tochterstadt wieder befragt wird (beispielsweise Freiburg im Breisgau, Nürnberg, Frankfurt am Main, Soest, Lübeck, Magdeburg).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Dusil, S., Die Soester Stadtrechtsfamilie, 2007
Mutung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14./15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [MGConstitutiones VIII 105] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb muten 810-817) ist allgemein das Begehren, insbesondere in dem Mittelalter das Begehren auf Erneuerung des Lehens, das Gesuch um Zulassung als Meister und in dem Bergrecht der Antrag auf Verleihung des Bergwerkeigentums in einem bestimmten Fall (bis 1980). S. Google
Lit.: Heusler, A., Institutionen des Deutschen Privatrechts, Bd. 1 1885, 243, Bd. 2 1886, 169; Wissell, R./Hahm, K., Des alten Handwerks Recht und Gewohnheit, 1929, 2. A. 1981; Ueberhorst, R., Die Mutung und ihr Rechtsschutz vor den ordentlichen Gerichten (nach dem Allgemeinen Berggesetz für die preußischen Staaten), Diss. jur. Würzburg 1921
mutuum, mūtuum, lat., N., Darlehen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. mūtuus
Mutuum (lat. [N.]) ist bereits in dem altrömischen Recht das formfreie Haftungsgeschäft des (auf Tausch gegebenen) →Darlehens. Es ist Realvertrag und entsteht mit der Hingabe einer vertretbaren Sache in das Eigentum mit der Verpflichtung zu der Rückgabe einer gleichen Menge. Zinsen müssen meist besonders vereinbart werden.
Lit.: Kaser § 39 I 2; Söllner §§ 9, 16, 18; Köbler, DRG 27, 45, 63; Köbler, LAW
Muwatta ([M.] arab., geebneter Pfad) ist das älteste erhaltene, von Malik ibn Anas (8. Jahrhundert) auf der Grundlage des →Korans und des Gewohnheitsrechts in Medina geschaffene Rechtsbuch des →Islam. S. Google
Lit.: Schacht, J., Malik b. Anas, (in) Enzyklopädie des Islam, 2. A. Bd. 1f. 1960ff., 6, 262
Mynsinger von Frundeck, Joachim (Stuttgart 13. 8. 1514-Großalsleben 3. 5. 1588), Adeliger, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen, Padua und Freiburg im Breisgau (Zasius) 1536 bzw. 1543 Professor in Freiburg im Breisgau, 1548 Assessor an dem Reichskammergericht und 1556 Kanzler in Braunschweig-Wolfenbüttel (1576 Gründung der Universität Helmstedt). 1563 veröffentlicht er als erster unsystematisch bei Gericht angelegte kurze Notizen zu Entscheidungen des Reichskammergerichts ([lat.] Singularium observationum iudicii imperialis camerae centuriae [F.Pl.] quattuor, Vierhundert einzelne Beobachtungen des Reichskammergerichts). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 144; Schreiber, H., Joachim Mynsinger, 1834; Schumann, S., Joachim Mynsinger, 1983; Zippelius, K., Ein Juristenleben im 16. Jahrhundert, (in) Mélanges Sturm, F., 1999, 959
Mythe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Legende, Sage
mythisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) sagenhaft (beispielsweise Gesetzgeber wie Romulus)
Lit.: Hölkeskamp, K., Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung im archaischen Griechenland, 1999; Fögen, M., Römische Rechtsgeschichten, 2002; Meyer, A., Von der Wahrheit zur Wahrscheinlichkeit, 2008
Mythologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1695 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Sagenkunde
Lit.: Jamme, C. u. a., Handbuch der Mythologie, 2014
Mythos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Legende, Sage
N
Nabatäer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines von dem 4. Jahrhundert v. Chr. bis 106 n. Chr. das Gebiet zwischen Damaskus und Arabien beherrschenden Volkes. S. Google
Lit.: Hackl, U. u. a., Quellen zur Geschichte der Nabatäer, 2003; The World of the Nabataeans, hg. v. Politis, K., 2007
Nabburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort bei Schwandorf in der Oberpfalz
Lit.: Müller-Luckner, E., Nabburg, 1981
nach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in dem DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp. und Adv.) nahe, danach
Nachbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der unmittelbar neben einem Menschen wohnende oder begüterte Mensch. Schon in dem römischen Recht entwickelt sich sachlich aus der Nachbarschaft ein →Nachbarrecht. In dem Mittelalter haben Nachbarn verschiedentlich ein →Näherrecht (Nachbarlosung). Ansonsten kommen Nachbarn häufig als Zeugen in Betracht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Kramer, K., Die Nachbarschaft, 1954; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Bauer, hg. v. Wenskus, R. u. a., 1975, 230; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983; Hildebrandt, F., Die Nachbarschaften in Angeln vom 17. bis 19. Jahrhundert, 1985; In Europas Mitte, hg. v. Duchhardt, H., 1988; Sutter, P., Von guten und bösen Nachbarn, 2002; Schedensack, C., Nachbarn im Konflikt, 2007
Nachbarrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [OsterwieckStB. 53] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der für die Eigentümer von benachbarten Grundstücken in dem Verhältnis zueinander geltenden, aus Gewohnheitsrecht oder Gesetz stammenden Rechtssätze. Sie betreffen bereits in dem römischen Recht den Überhang von Zweigen, den Überfall von Früchten, den Notweg, das Eindringen von Rauch, Wasser u. s. w., die Ausbuchtung einer Mauer, die Einsturzgefahr von Gebäuden, die Untersagung von Bauführung und die Feststellung der Grenze. In dem nachklassischen römischen Recht wird öfter wegen der vertraglichen Vereinbarkeit der meisten Verpflichtungen fälschlich von Legalservituten gesprochen. Teils auf einheimischer, teils auf aus dem römischen Recht übernommener Grundlage findet das N. teils Eingang in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900), bleibt aber zu dem anderen Teil Landesrecht. S. Google
Lit.: Kaser § 23 III; Hübner 280; Köbler, DRG 40; Hitz, J., Das Nachbarrecht des Kantons Graubünden, Diss. jur. Bern 1912; Ogorek, R., Actio negatoria und industrielle Beeinträchtigung des Grundeigentums, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 40; Carlen, L., Bäuerliches Nachbarrecht in Schweizer Städten, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980; Dehner, W., Nachbarrecht im Bundesgebiet, 7. A. 1991; Schmidt, B., Pflugwende und Anwenderecht im Westfälischen, 1989; Uwer, D., Zur Entwicklungsgeschichte, (in) Jb. d. Umwelt- und Technikrechts, 1997, 303; Seyed-Mahdavi Ruiz, S., Die rechtlichen Regelungen der Immissionen im römischen Recht und in ausgewählten europäischen Rechtsordnungen, 2000; Lies-Benachib, G., Immissionsschutz im 19. Jahrhundert, 2002; Koch, N., Die Entwicklung des deutschen privaten Immissionsschutzrecchts seit Beginn der Industrialisierung, 2004; Staats, C., Die Entstehung des Bundesimmissionsschutzgesetzes vom 15. März 1974, 2009
Nachbarschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1411 [Aachen/LSchrP. 198] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Nähe, Gesamtheit von Nachbarn
Lit.: Kramer, K., Die Nachbarschaft als bäuerliche Gemeinschaft, 1954; Ruland, J., Nachbarschaft und Gemeinschaft in Dorf und Stadt, 1963; Landgemeinde und Stadtgemeinde in Mitteleuropa, hg. v. Blickle, P., 1991; Schildt, B., Bauer - Gemeinde – Nachbarschaft, 1996
Nachbarzeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Nachbar als Zeuge
Nacheile (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1475 [GeöArch. II 1 S. 251] in dreiundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Verfolgung
Nacherbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1365 [WerdenUrb. I 419] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in der Weise eingesetzte Erbe, dass dieser erst zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt (Nacherbfall) Erbe wird, nachdem zunächst zu einem früheren Zeitpunkt ein anderer Erbe (Vorerbe) geworden ist. In dem römischen Recht schließt der Rechtssatz (lat.) semel heres semper heres (einmal Erbe, immer Erbe) sachlich ein Hintereinander mehrerer Testamentserben und damit Nacherben aus. Einen Ausweg eröffnet das Erbschaftsfideikommiss, bei dem Erbe zwar der erste Nachfolger des Erblassers wird, diesem aber auferlegt werden kann, die Erbschaft ganz oder teilweise als Fideikommiss einem weiteren Nachfolger herauszugeben. In dem Mittelalter ist seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert die Einsetzung eines Nacherben zulässig. Die Gestaltung behauptet sich gegen das aufgenommene römische Recht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 65 II 4, 68 II 4, 78 I; Söllner § 11; Köbler, DRG 9; Schartl, R., Das Privatrecht der Reichsstadt Friedberg, Diss. jur. Gießen 1987; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 2 1989, 613, 629; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse, 1992; Straub, S., Zur Entstehung der Vor- und Nacherbfolge im Bürgerlichen Gesetzbuch, ZRG 120 (2003), 235
Nachklassik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) des römischen Rechtes ist die dem klassischen römischen Recht folgende Zeit des 3.-4. Jahrhundert n. Chr.
Nachlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 14. Jahrhundert [Seibertz, UB. I 574 Westfalen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., selten N., Nachlassgegenstand 1847, Nachlassgericht 1866, Nachlassgläubiger 1879, Nachlasskonkurs 1888, Nachlassverbindlichkeit 1888, Nachlassverfahren 1891) ist das Vermögen des Erblassers in dem Zeitpunkt des Erbfalls. In dem römischen Recht ist der Nachlass (lat. [F.] hereditas, einschließlich der Verbindlichkeiten, aber ohne ususfructus, fructus, patria potestas, manus, Vormundschaft oder Patronat) eine Einheit (unkörperliche res, universitas), in dem mittelalterlichen Recht eine Mehrheit von Sondervermögen (beispielsweise Gerade, Heergewäte). Verschiedentlich wird der Nachlass in der Zeit zwischen Erbfall des Erblassers und davon zeitlich getrenntem Erbschaftserwerb des Erben als juristische Person angesehen (lat. hereditas [F.] iacens, ruhende Erbschaft).
Lit.: Kaser §§ 65 I 2, 66 VI, 72 I; Hübner; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957, 21; Repertorium der handschriftlichen Nachlässe in den Bibliotheken und Archiven der Schweiz, hg. v. Schmutz-Pfister, A., 1967; Mannheims, H./Roth, K., Nachlassverzeichnisse, internationale Bibliographie, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 2 1989, 636ff.; Krenz, U., Modell der Nachlassteilung, 1994; Heuser, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Verzeichnis der Nachlässe im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, bearb. v. Krauß, S., 2019 (512 Nachlässe)
nachlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14./15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1363? [Westfalen] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) zurücklassen, hinterlassen, unterlassen
Nachlassgegenstand (1847) → Nachlass, Gegenstand
Nachlassgericht (1866) → Nachlass, Gericht
Nachlassgläubiger (1879) → Nachlass, Gläubiger
Nachlasskonkurs (1888) → Nachlass, Konkurs
Nachlassverbindlichkeit (1888) → Nachlass, Verbindlichkeit
Nachlassverfahren (1891) → Nachlass, Verfahren
Nachlassverkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht die Versteigerung des erbenlosen (überschuldeten) Nachlasses zu Gunsten der Gläubiger, die entsprechend der Höhe ihrer Forderung anteilmäßig an dem Erlös beteiligt werden (lat. [F.] bonorum venditio).
Lit.: Kroppenberg, I., Die Insolvenz im klassischen römischen Recht, 2001
Nachrezeption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in dem 19. Jahrhundert erfolgende Aufnahme des römischen Rechtes durch vertiefte Befassung mit den römischen Rechtsquellen (Pandektistik). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 205
Nachricht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1602 [SchweizID. I 888] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Mitteilung eines Menschen über eine Gegebenheit an mindestens einen anderen Menschen oder die Allgemeinheit
Lit.: Barth, V., Wa(h)re Fakten – Massenproduktion globaler Nachrichtenagenturen 1835-1939, 2019 (Agence Havas, Reuters, Wolff’s Telegraphisches Bureau, Associated Press); Hofmann, B., Menschenrecht als Nachricht, 2020
nachrichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [SchweizId. VI 434] in vier Stellen bis 1464 [BayreuthStB.1 350] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbnare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erledigen, vollstrecken
Nachrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265 [SchäftlarnTrad. 439] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Bezeichnung für den untergeordneten Richter oder den dem Richter nachgeordneten →Henker. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Wegener, B., Zur Psychohistorie der Scharfrichter und verwandter Professionen, 2017; Steinfels, M. u. a., Vom Scharfrichteramt ins Zürcher Bürgertum, 2018
Nacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab erste Hälfte 9. Jahrhundert bzw. 1221-1224 belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die während des gesamten grundsätzlich sehr regelmäßigen Sonnenumlaufs der Erde auf einer elliptischen Bahn unterschiedlich lange Zeit jeweiliger Sonnenabgewendetheit und damit Lichtverminderung auf einem Teil der Erde infolge ständiger Drehung der Erde um ihre Achse. S. Google
Nachtwächter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1400 [ArchFrankfG.2 2 1862 226 Frankfurt am Main] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) vielleicht ab dem Hochmittelalter städtischer Bediensteter für Ordnung und Ruhe während der Nacht mit Hellebarde, Laterne und Horn
Lit.: Sommer, P., Hört ihr Herrn und lasst euch sagen, 1968; Stehling, W., Die Marburger Nachtwächter, 2020
Nachzensur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die in Bezug auf einen Veröffentlichungszeitpunkt nachträgliche Zensur.
Lit.: Rohde, F., Die Nachzensur in Art. 5 Abs. 1 S. 3 GG, 1997; Eggert, J., Nachzensur, 2011; Rebehn, L., Vorzensur, Nachzensur, Selbstzensur, 2020
Nachzettel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist in der frühen Neuzeit die ein Testament ergänzende formlose Schrift. Die Möglichkeit des Nachzettels wird in dem Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und in der Rechtsprechung des 19. Jahrhunderts eingeschränkt.
Lit.: Svarez, C., Amtliche Vorträge bei der Schlussrevision des Allgemeinen Landrechts, (in) Jahrbücher für die preußische Gesetzgebung, Rechtswissenschaft und Rechtsverwaltung 41 (1833), 76
nackt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1279 [RigaStR. 39] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bloß, bar, unbekleidet
Lit.: Und sie erkannten, dass sie nackt waren, 2008; Locher, E., Natürlich, nackt, gesund - Die Lebensreform in der Schweiz nach 1945, 2021
Nacktheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) vorzivilisatorisch selbverständlicher Zustand der Unbekleidetheit des Menschen wie aller anderen Gegebenheiten
Lit.: Duerr, H., Nacktheit und Scham, 1988; Cordier, P., Nuditès romaines, 2005
Nadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1320/1360 [NürnbergSatzB. 194] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischenverbindbar, F.) ein Nähgerät des Menschen anfangs vor allem zu der Herstellung von Bekleidung
Nadelgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und nur in DRW-Archiv und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ein Taschengeld einer Ehefrau
Lit.: Freitag, G., Die Rechte des Ehemannes und der Ehefrau an dem der Frau vom Manne gegebenen Haushaltungsgeld und Nadelgeld, 1910; Aushandeln von Ehe, hg. v. Langer-Ostrawski, G., 2010; Aushandeln von Ehe, hg.v. Lanzinger, M., 2. A. 2015
nahe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., Komparativ näher) neben einem angenommenen Bezugspunkt befindlich, benachbart
Näherrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Schottel 502] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Retraktrecht ist das Anrecht bestimmter nahestehender Personen auf ein Gut eines Menschen für den Fall der Vererbung oder Veräußerung. Berechtigt können Verwandte, Nachbarn, Herren und andere sein. Das Näherrecht kann an die Zahlung eines Geldausgleichs gebunden sein. Schon seit dem Hochmittelalter wird das Näherrecht zugunsten der Freiheit des Eigentümers zurückgedrängt. Seit dem 18. Jahrhundert wird es verstärkt bekämpft und in dem 19. Jahrhundert weitgehend beseitigt. Vereinbart werden kann aber ein →Vorkaufsrecht. S. Google
Lit.: Hübner 422; Köbler, DRG 124, 163, 211; Walch, C., Das Näherrecht, 1775; Gierke, O., Deutsches Privatrecht, Bd. 2 1905, 766; Wesener, G., Vorkaufs- und Einstandsrecht der „gesippten Freunde“, (in) Gedächtnisschrift R. Schmidt, 1966, 535; Coing, Europäisches Privatrecht, 1985, § 76; Carlen, L., Näherrechte im Wallis, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 52
nähren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) heilen, erhalten, aufziehen
Nahrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [AardenburgRbr. 96] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb nähren ab Ende 8. Jahrhundert belegt und für das Germanische erschließbar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) Lebensmittel, Bedarf
Name (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert [AhdGl. I 733, 2, AhdIsidor 5, 14, AhdGl. I 90, 11, MonseeFragm. 31, 8, Notker] belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Namensrecht ab 1888 belegt) ist die besondere Bezeichnung eines einzelnen Menschen, einer einzelnen Person (→Personenname) oder eines einzelnen Gegenstands (für Orte →Ortsname) zu dem Zweck der Heraushebung aus einer Gattung bzw. der Unterscheidung von anderen Menschen, Personen und Gegenständen oder Umständen. Die Vergabe von Namen steht vielleicht an dem Beginn der menschlichen Sprachentwicklung. Während anfangs meist ein einziges Wort als Name genügt, wird bereits in dem römischen Altertum der Mensch häufig durch mehrere Namensbestandteile individuell gekennzeichnet (lat. praenomen [N.], nomen gentile, cognomen beispielsweise Gaius Iulius Caesar, in der Spätantike aber wieder Tendenz zu Einnamigkeit). Bei den römischen Senatoren des spätantiken Gallien tragen von 411 Personen 5 bzw. 8 germanische Namen. In dem deutschen Mittelalter wird angesichts der (wohl auf kaum mehr als 1000) ziemlich begrenzten Zahl der für Menschen verwendeten Namen zwecks mit dem Bevölkerungswachstum und der zunehmenden Urbanisierung erforderlich werdender Unterscheidung nach ersten Anfängen in Venedig (9. Jahrhundert), Norditalien und Südfrankreich (10. Jahrhundert) für den Adel in dem 10. Jahrhundert bzw. seit dem 12. Jahrhundert (beispielsweise Zürich 1150/1170, Frankfurt am Main Anfang 13. Jahrhundert, Esslingen 13. Jahrhundert, - in Wien seit 1288 kein Rufname mehr ohne Beiname -, Friesland 19. Jahrhundert) in etwa von dem Süden und Westen nach Norden und Osten fortschreitend dem bisher alleinigen Namen (und späteren Vornamen) allmählich allgemein ein Zuname oder Beiname (Familienname) beigefügt, was andernorts erst viel später geschieht (Japan 1875, Bulgarien 1878, Türkei 1934). Dementsprechend werden bis etwa 1300 Menschen nach dem alleinigen Namen/Vornamen benannt und zitiert wie Engelbert von Admont als Engelbert (von Admont), während danach der Beiname, Zuname oder Familienname in den Vordergrund tritt und der bisherige alleinige Name (Vorname) an Bedeutung verliert, so dass beispielsweise Berthold von Henneberg jetzt nicht mehr Berthold (von Henneberg) ist, sondern trotz aller landschaftlichen, örtlichen, zeitlichen und auch familiären oder individuellen Besonderheiten Henneberg, Berthold von. Frauen erlangen mit der Heirat den Familiennamen des Mannes, Kinder mit der Geburt den Familiennamen des Vaters bzw. bei unehelicher Geburt der Mutter. Durch Verordnungen seit dem 17. Jahrhundert wird bis zu dem Ende der frühen Neuzeit die ursprüngliche Freiheit der Namensänderung beseitigt (Österreich 1776). Seit 14. 6. 1976 kann in der Bundesrepublik Deutschland auch der Name der Frau Familienname sein, seit 1995 ist kein gemeinsamer Familienname mehr nötig (1995 auch in Österreich). In dem Einzelnen ist ein detailliertes Namensrecht entwickelt. Danach bestimmen grundsätzlich die Eltern den oder die Vornamen (und den Familiennamen) eines Kindes. Häufigster der mehr als 150000 verschiedenen deutschen Familiennamen der Gegenwart ist Müller (ca. 10%), häufigster Familienname der Welt der chinesische Name Chang (Zhang) oder Wang. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 120, 160, 267; Levi, S., Vorname und Familienname, Diss. jur. Gießen 1888; Schulze, W., Zur Geschichte lateinischer Eigennamen, 1904; Volckmann, E., Rechtsaltertümer in Straßennamen, 1920; Brechenmacher, J., Etymologisches Wörterbuch der deutschen Familiennamen, 1957ff.; Schönfeld, W., Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen, 1911, 2. A. 1965; Polenz, P. v., Landschafts- und Bezirksnamen im frühmittelalterlichen Deutschland, 1961; Berger, F./Etter, O., Die Familiennamen der Reichsstadt Esslingen, 1961; Klippel, D., Der zivilrechtliche Schutz des Namens, 1985; Thoma, G., Namensänderungen in Herrscherfamilien des mittelalterlichen Europa, 1985; Internationales Handbuch der Vornamen, 1986; Reichert, H., Lexikon der altgermanischen Namen, 1987; Hanks, P./Hodges, F., A Dictionary of Surnames, 1988; Seibicke, W., Historisches deutsches Vornamenbuch, 1996ff.; Namenforschung, hg. v. Eichler, E. u. a., 1996; Nomen et gens, hg. v. Geuenich, D. u. a., 1997; Dumoulin, K., Die Adelsbezeichnung im deutschen und ausländischen Recht, 1997; Berger, E., Name und Recht, ZRG GA 117 (2000), 564; Kunze, K., dtv-Atlas Namenkunde, 1998, 2. A. 2002, 3. A. 2003, 5. A. 2004; Personennamen des Mittelalters, hg. v. Fabian, C., 2. A. 2000 (13000 Namensformen); Berger, E., Erwerb und Änderung des Familiennamens, 2001; Wagner-Kern, M., Staat und Namensänderung, 2002; Person und Name, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2002; Glasner, P., Die Lesbarkeit der Stadt, 2002; Schrimpf, R., Vornamengebung in Braunschweig 1871-1945, 2002; Dictionnaire historique de l’anthroponymie romane, hg. v. Cano González, A. u. a., Bd. 1ff. 2003ff.; Arndt, N., Die Geschichte der Entwicklung des familienrechtlichen Namensrechts in Deutschland unter Berücksichtigung des Vornamensrechts, 2003; Grahn-Hoek, H., Zu Mischehe, Namengebung und Personenidentität im frühen Frankenreich, ZRG GA 121 (2004), 100; Deutsches Namenslexikon, 2004; Lochner von Hüttenbach, F., Frühmittelalterliche Namen in der Steiermark, 2004; Name und Gesellschaft im Frühmittelalter, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2006; Namen, hg. v. Krampl, u. u. a., 2009; Onimastica Slavogermanica 25, hg. v. Eichler, E., 2008; Noth, M., Die israelitischen Personennamen, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Der Südwesten im Spiegel der Namen, hg. v. Greule, A. u. a., 2010; Utech, U., Rufname und soziale Herkunft, 2011; Methoden der Namenforschung, hg. v. Ziegler, A., 2011; Debus, F., Namenkunde und Namengeschichte, 2012; Bannasch, M., Der Gemeingebrauch des Namens, 2014; Tiernamen – Zoonyme, hg. v. Dammel, A., Bd. 1f. 2015; Benware, W., Zur Betonung geographischer Namen im deutschsprachigen Europa, 2015 (24000 geographische Namen); Namen und Wörter, hg. v. Bergmann, R. u. a., 2018; Kohlheim, V., Der Name in der Literatur, 2019
Namengebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber Namengebung und Namensgebung in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erteilung eines Namens
Namensehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nur zwecks Erlangung eines Namens geschlossene Ehe (Scheinehe).
Lit.: Eisfeld, J., Die Scheinehe in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, 2005
Namensrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google, 1888 belegt) für Namen geltendes Recht
Lit.: Ficker, H., Das Recht des bürgerlichen Namens, 1950; Edlbacher, O., Das Recht des Namens in systematischer Darstellung, 1978; Klippel, D., Der zivilrechtliche Schutz des Namens, 1985; Lefebrve-Teillard, A., Le nom – Droit et histoire, 1990
Namur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.).
Lit.: Roland, J., Le comté et la province de Namur, 1959
Nancy (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) in Frankreich ist seit 947 bezeugt. Es erhält 1265 Stadtrecht und gelangt 1766 mit Lothringen zu Frankreich. 1768 wird es Sitz einer Universität, 1777 Sitz eines Bischofs.
Lit.: Fray, J., Nancy-le-Duc, 1986
Napoleon Bonaparte (Ajaccio 15. 8. 1769-Longwood/Sankt Helena in dem Südatlantik 5. 5. 1821), niederadeliger Juristensohn mit sehr schneller Auffassungsfähigkeit, sehr rascher Entscheidungsfähigkeit, sehr hoher Arbeitsfähigkeit und sehr gutem Gedächtnis, wird nach Offiziersausbildung und beeindruckenden militärischen Erfolgen 1796 mit 27 Jahren Oberbefehlshaber der Armee Frankreichs in Italien. 1798 zieht er mit 56000 Soldaten nach Ägypten, um den mittleren Osten für Frankreich zu erobern. 1799 wird er unter Sturz der Direktorialregierung erster Konsul, an dem 18. 5. 1804 infolge eigener Entscheidung erblicher Kaiser der Franzosen. Binnen weniger Jahre (1804-1810) lässt er das Recht ganz Frankreichs unter persönlicher Beteiligung (beispielsweise an 59 von 102 Sitzungen der zuständigen Kommission zu dem Code civil) in fünf modernen Codes (Gesetzbüchern) einheitlich erfassen und gestaltet die europäische Staatenwelt nach seinen Vorstellungen um, wobei er sich insgesamt 880 Tage in dem deutschen Sprachraum und 753 Tage in dem italienischen Gebiet aufhält. An dem 24. Juni 1812 marschiert er er mit 475000 Soldaten (davon 120000 aus den Rheinbundstaaten und 50000 aus Preußen und Österreich) in Russland ein, von denen vielleicht nur noch 50000 ziemlich verkommen zurückfinden. Von dem 16. bis zu dem 19. 10. 1813 bei Leipzig und nochmals an dem 18. 6. 1815 bei Waterloo südlich Brüssels wird er von Russland, Österreich und Preußen bzw. England und Preußen geschlagen. Nach Abdankung (22. 6. 1815) stirbt er in der Verbannung auf der Insel Sankt Helena mit der Vorstellung, dass er niemals Herr seiner Bewegungen und in seinen Plänen immer durch die Umstände, nicht jedoch die Freiheit bestimmt war. Viele von ihm gewollte Veränderungen werden nach dem Ende seiner Herrschaft wieder beseitigt, andere behalten über sein Ende Bestand. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 132, 141, 169; Dunan, M., Napoléon et l’Allemagne, 1942; Andreas, W., Das Zeitalter Napoleons, 1956; Andreas, W., Napoleon, 1962; Fehrenbach, E., Der Kampf um die Einführung des Code Napoleon in den Rheinbundstaaten, 1973; Ludwig, E., Napoleon, 1977; Tulard, J., Napoléon ou le mythe du saveur, 1977; Die Erhebung gegen Napoleon 1806-1814/15, hg. v. Spies, H., 1981; Theewen, E., Napoléons Anteil am Code civil, 1991; Dufraisse, R., Napoleon, 1994; Napoleonische Herrschaft in Deutschland und Italien, hg. v. Dipper, C. u. a., 1995; Kern, B., Die französische Gesetzgebung unter Napoleon, (in) JuS 1997, 11; Kleßmann, E., Napoleon, 2000; Willms, J., Napoleon, 2000; Lefebvre, G., Napoleon, 2003; Pelzer, E., Napoleon Bonaparte, 2003; Bonaparte, la Suisse et l’Europe, hg. v. Dufour, A., 2003; Martin, X., Mythologie du Code Napoléon, 2003; Ullrich, V., Napoleon, 2004; Willms, J., Napoleon, 2005; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutschland, 2005; Beßlich, B., Der deutsche Napoleon-Mythos, 2006; Napoleon. Trikolore und Kaiseradler über Rhein und Weser, hg. v. Veltzke, V., 2007; Napoleon und das Königreich Westphalen, hg. v. Hedwig, A. u. a. 2008; Cole, J., Die Schlacht bei den Pyramiden, 2010; Napoleon und Europa, 2010; Hunecke, V., Napoleon, 2011; Furrer, D., Soldatenleben, 2012; Grilli, A., Il difficile amalgama – Giustizia e codici nell’Europa di Napoleone, 2012; Zamoyski, A., 1812. Napoleons Feldzug in Russland. 2012; Krause, A., Der Kampf um Freiheit, 2013; Napoleonische Expansionspolitik, hg. v. Braun, G. u. a., 2013; Müchler, G., Napoleons hundert Tage, 2014; Bremm, K., Die Schlacht – Waterloo 1815, 2015; Müchler, G., Waterloo, 2015; Napoléon oder der entfesselte Prometheus, hg. v. Jung, W., 2015; Füssel, M., Waterloo 1815, 2015; Willms, J., Waterloo, 2015; Müchler, G., Napoleons Sohn, 2017 (Franz Herzog von Reichstadt 1811-1832); Gueniffey, P., Bonaparte 1769-1802, 2017; Armee im Untergang – Württemberg und der Feldzug Napoleons gegen Russland 1812, hg. v. Mährle, W. u. a., 2017; Müchler, G., Napoleon – Revolutionär auf dem Kaiserthron, 2018; Die napoleonische Gesetzgebung im politischen Widerstreit in Bern und Hessen, hg. v. Dölemeyer, B./Jung, H., 2020 (64 S.); Planert, U., Napoleons Welt – Ein Zeitalter in Bildern, 2021
Narr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350/1365 [Heinrich Teichner] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Spaßmacher, Dummkopf
Lit.: Mezger, W., Narrenidee und Fastnachtsbrauch, 1991; Amelunxen, C., Zur Rechtsgeschichte der Hofnarren, 1991; Petrat, G., Die letzten Narren und Zwerge bei Hofe, 1998
Narrenfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Freiheit für Narren
nāscī, gnāscī (ält.), lat., V., gezeugt werden, geboren werden, wachsen (V.) (1), Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₁-, *g̑n̥h₁-, V., erzeugen,
Nasciturus (lat. [M.] Geborenwerdender) ist die menschliche →Leibesfrucht in dem Mutterleib. Der nasciturus ist in gewisser Weise von dem Recht geschützt, wenn er später tatsächlich lebend geboren wird. Er hat ein Erbrecht und gegebenenfalls Schadensersatzansprüche (beispielsweise gegen Arzneihersteller). S. Google
Lit.: Coulin, A., Der nasciturus, ZRG GA 31 (1910), 131; Koch, E., Der nasciturus als Rechtsgut, (in) Cupido legum, hg. v. Burgmann, L. u. a., 1985, 87
Nasciturus pro iam nato habetur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen bvewrbindbar). Das erst noch geboren werdende (gezeugte) Kind wird als schon geboren behandelt (Fiktion). S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 160-um 230, Digesten 50, 16, 231)
Nassau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist eine in dem 12. Jahrhundert an der unteren Lahn erscheinende und nach einem dortigen Ort benannte Familie, die von 1292 bis 1298 den deutschen König stellt und 1815 das Königtum in den Niederlanden erlangt. Ihr seit dem 12. Jahrhundert an der Lahn entstehendes Herrschaftsgebiet wird als 1814 mit einer Verfassung versehenes Herzogtum (1806) 1866 von Preußen annektiert und geht 1945 in Hessen auf. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 192; Geschichte von Nassau, hg. v. Schliephake, F. u. a., Band 1ff. 1864ff.; Spielmann, G., Geschichte von Nassau, Bd. 1ff. 1909ff.; Meister, R., Nassau und die Reichsritterschaft vom Reichsdeputationshauptschluss bis zum Wiener Kongress, 1923; Marner, W., Die Verfassung des Herzogtums Nassau von 1814, 1953; Gensicke, E., Landesgeschichte des Westerwaldes, 1958, 2. A. 1987; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff, 3,3,2878; Münzing, H., Die Mediatisierung der ehemaligen reichsunmittelbaren Standesherren und Reichsritter im Herzogtum Nassau, Diss. jur. Mainz 1980; Herzogtum Nassau 1806-1866, Ausstellungskatalog (Neudruck) 1981; Renkhoff, O., Nassauische Biographie 1985, 2. A. 1992 (4946 Menschen); Nassau und Oranien, hg. v. Tamse, C., 1985; Zimmermann, R., Die Bemühungen um eine Privatrechtskodifikation im Herzogtum Nassau 1806-1866, 1988; Vater, A., Hexenverfolgungen in nassauischen Grafschaften, Diss. jur. Marburg 1988; 175 Jahre nassauische Verfassung, red. Friedrich, B., 1989; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau um die Einführung von Mündlichkeit und Öffentlichkeit im Zivilprozessverfahren 1806-1866, 1990; Jäger, W., Staatsbildung und Reformpolitik, 1993; Schüler, W., Die nassauische Verfassung vom 1./2. September 1814, (in) Hessen, 1997, 59; Nassauische Parlamentarier, hg. v. Rösner, C., 1997; Even, P., Dynastie Luxemburg-Nassau, 2000; Regierungsakten der Herzogtums Nassau 1803-1814, bearb. v. Ziegler, 2001; Schüler, W., Das Herzogtum Nassau 1806-1866, 2006; Menk, G., Das Haus Nassau-Oranien in der Neuzeit, 2009; Herrmann, H., Die Grafen von Nassau links des Rheins (in) Nassauische Annalen 123 (2012) 99; Handbuch der hessischen Geschichte, hg. v. Speitkamp, W., Band 3 2014, 4ff.
nasteid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 712/725 [Lex Alamannorum] in drei Stellen bis 10./11. Jahrhundert belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ahd. [M.], s. Google) Eid der frühmittelalterlichen Alemannen auf den Zopf
nātio, lat., F., Geborenwerden, Geburt, Geschlecht, Art (F.) (1), Rasse, Nation, Volksstamm, Volk, s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑enti-, *g̑enəti-, *g̑n̥ti-, Sb., Geburt, Familie, vgl. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₁-, *g̑n̥h₁-, V., erzeugen
Lit.: Hugelmann, G., Stämme, Nation und Nationalstaat, 1955; Nationes - Aspekte der Nationenbildung im Mittelalter, hg. v. Beumann, H. u. a., 1978; Eichenberger, T., Patria, 1991; Krah, A., Die Entstehung der „potestas regia“ im Westfrankenreich während der ersten Regierungsjahre Kaiser Karls II. (840-977), 2000; Moeglin, J., Histoire franco-allemande 2, 2011
Nation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [mittelniederländisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch die Einheit von Sprache und Kultur bzw. durch die Gleichheit der politischen Entwicklung zusammengeschlossene Gesamtheit von Menschen. Bedeutsam wird die Nation vor allem in dem 19. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 141; Das Staatsrecht des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Zeumer, K., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, 1910; Hugelmann, G., Stämme, Nation und Nationalstaat, 1955; Plessner, H., Die verspätete Nation, 4. A. 1966; Schröcker, A., Die deutsche Nation, 1974; Aspekte der Nationenbildung im Mittelalter, hg. v. Beumann, H. u. a., 1978; Landwehr, G., „Nation“ und „Deutsche Nation“, (in) FS W. Reimers, 1979, 1; Brinkmüller, E., Nation Österreich, 1984; Ansätze und Diskontinuität deutscher Nationsbildung im Mittelalter, hg. v. Ehlers, J., 1989; Region, Nation, Europa, hg. v. Lottes, G., 1992; Nation, Nationalismus, Postnation, hg. v. Klueting, H., 1992; Dann, O., Nation und Nationalismus, 1993, 3. A. 1996; Die deutsche Nation, hg. v. Dann, O., 1995; Nationenbildung, hg. v. Münkler, H., 1997; Pollmann, K., Nation und Nationalstaat, 1998; Blitz, H., Aus Liebe zum Vaterland, 2000; Langewiesche, D., Nation, Nationalismus, Nationalstaat, 2000; Behrndt, K., Die Nationskonzeptionen, 2003; Müller, S., Die Nation als Waffe und Vorstellung, 2003; Schulze, H., Staat und Nation in der europäischen Geschichte, 2004; Wrede, M., Der Kaiser, das Reich, die deutsche Nation HZ 280 (2005), 83; Kinze, R., Nation und Nationalismus, 2005; Helmchen, A., Die Entstehung der Nationen im Europa der frühen Neuzeit, 2005; Hroch, M., Das Europa der Nationen, 2005; Hirschi, C., Wettkampf der Nationen, 2005; Die deutsche Nation im frühneuzeitlichen Europa, hg. v. Schmidt, G., 2010; Fisch, J., Das Selbstbestimmungsrecht der Völker, 2010; Staat und Nation, hg. v. Salzborn, S., 2011; Heinemann, A., Stadt, Konfession und Nation, 2014; Bröning, M. u. a., Stadt, Land, Volk, 2019
national (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie ab dem 16. Jahrhundert aus dem Neulateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) staatlich, eine Nation betreffend, ein Land betreffend
Nationalgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –außer in DRW-Archiv - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das die Rechtsordnung einer →Nation zumindest in einem großen Teilbereich vereinheitlichende →Gesetzbuch. An dem Beginn des 19. Jahrhunderts findet in dem deutschen Sprachraum ein Streit um ein Nationalgesetzbuch statt (→Kodifikationsstreit). Das Nationalgesetzbuch löst dabei in Frankreich (1804ff.) und in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871ff.) sowie in anderen Staaten sowohl das partikulare Recht wie auch das subsidiäre gemeine Recht ab.
Lit.: Wieacker, F., Der Kampf des 19. Jahrhunderts um die Nationalgesetzbücher, (in) Industriegesellschaft und Privatrechtsordnung, 1974, 55; Dölemeyer, B., Der Kampf des 19. Jahrhunderts um die Nationalgesetzbücher, (in) Industriegesellschaft und Privatrechtsordnung, 1974, 79; Schöler, C., Deutsche Rechtseinheit – partikulare und nationale Gesetzgebung (1780-1866), 2004
Nationalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das in der Mitte des 18. Jahrhunderts von dem Gedankengut der studentischen Landsmannschaften und der Romantik ausgehende Denken in →Nationen. Es führt in Europa in dem 19. Jahrhundert zu nationalen, in dem Kulturellen beginnenden und danach politisierten Gegensätzen. Diese entladen sich in dem Ersten Weltkrieg und in dem Zweiten Weltkrieg. S. Google
Lit.: Kohn, H., The Idea of Nationalism, 1944; Deutsch, K., Nationalism and Social Communication, 1953, 2. A. 1966; Il nazionalismo in Italia e in Germania fino alla prima guerra mondiale, hg. v. Lill, R. u. a. 1983; Dann, O., Nation und Nationalismus, 1993, 2. A. 1994, 3. A. 1996; Echternkamp, J., Der Aufstieg des deutschen Nationalismus (1770-1840), 1998; Weißmann, K., Der nationale Sozialismus, 1998; Identità territoriali e cultura politica nella età moderna. Territoriale Identität und politische Kultur in der frühen Neuzeit, hg. v. Bellabarba, M. u. a., 2000; Nationalismus und Nationalbewegung in Europa 1914-1945, hg. v. Timmermann, H., 1999; Langewiesche, D., Nation, Nationalismus, Nationalstaat, 2000; Gramley, H., Propheten des deutschen Nationalismus, 2001; Hirschhausen, U. v./Leonhard, J., Nationalismen in Europa, 2001; Wehler, H., Nationalismus, 2001; Kohfink, M., Für Freiheit und Vaterland, 2002; Müller, S., Die Nation als Waffe und Vorstellung, 2003; Kunze, R., Nation und Nationalismus, 2005; Breuer, S., Nationalismus und Faschismus, 2005; Weichlein, S., Nationalbewegung und Nationalismus in Europa, 2006; Hewitson, M., Nationalism in Germany, 2010; Hermand, J., Verlorene Illusionen. Eine Geschichte des deutschen Nationalismus, 2012; Hirschi, C., The Origins of Nationalism, 2012; The Oxford Handbook of the History of Nationalism, hg. v. Breuilly, H., 2013; Friedrichs, A., Zwischen Nationalisierung und Universalierung, (in) HZ 304 (2017), 90; Nicklas, N., Nationalisierung der deutschen Oper im späten Vormärz 1840-1848, 2017
Nationalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwarssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Zugehörigkeit eines Menschen zu einem Volk bzw. einer Nation. S. Google
Nationalitätenstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vielvölkerstaat (beispielsweise Österreich-Ungarn mit elf verschiedenen Nationalitäten und entsprechendem Nationalitätenproblem ohne wirklich gelungene überzeugende ganzheitliche Lösung, vgl. Ausgleich, kroatischer Ausgleich, mährischer Ausgleich, Wahlrechtsreformen), s. Google
Lit.: Das Nationalitätenrecht des alten Österreich, hg. v. Hugelmann, K., 1934; Kann, R., Das Nationalitätenproblem der Habsburgermonarchie, 1964, 2. A. 1964; Stourzh, G., Die Gleichberechtigung der Nationalitäten in Verfassung und Verwaltung, 1985
Nationalkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die das Nationale betonende christliche Kirche. In der frühen Neuzeit verstehen sich die Kirchen in Frankreich und in England in unterschiedlich starkem Ausmaß als Nationalkirchen. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Staat und Kirche im Wandel der Jahrhunderte, hg. v. Fuchs, W., 1966; Link, C., Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017
Nationalkirchentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) nationales Kirchentum
nationalliberal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) national und liberal
Nationalökonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Volkswirtschaft
Lit.: Söllner, F., Die Geschichte des ökonomischen Denkens, 1999; Hansel, R., Jurisprudenz und Nationalökonomie, 2006
Nationalrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-Archiv belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Bezeichnung für eine Volksvertretung (beispielsweise Österreich 1920, Vorläufer der mit Patent von dem 5. 3. 1860 geschaffene, von dem 31. 5. 1861- bia zu dem 27. 9. 1861 zusammentretende verstärkte Reichsrat, vgl. Art. 24 B-VG, Gesetzgebung zusammen mit dem Bundesrat, der ein Einspruchsrecht hat). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 248; Baltl/Kocher
nationalsozial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., national und sozial, s. Google), 1896 als Bezeichnung einer von Friedrich Naumann begründeten Arbeiterpartei auf christlicher Grundlage und monarchischem, nationalem Boden verwendet, wobei sich die Entstehung der nationalistischen deutschen Arbeiterbewegung aus der Verwendung billiger tschechischer Arbeitskräfte in dem ursprünglich rein deutsch besiedelten Industriegebiet Nordböhmens erklären lässt
Nationalsozialismus ist eine sachlich vielleicht schon in der fortschrittlichen Ordnung der französischen Revolution von 1789 angelegte, in dem frühen 20. Jahrhundert (in Böhmen 1896 bzw. 1903 und) in Deutschland auf der Grundlage von Nationalismus und Sozialismus entstandene, unter Adolf →Hitler von 1933 bis 1945 in →Deutschland die Macht ausübende politische Bewegung (1929 absolute Mehrheit in Coburg), wobei wohl Nationalismus und Antisemitismus, die Kritik an der Massengesellschaft und der kulturellen Moderne in dem Deutschen Reich bereits vor 1914 in gleichem Maße verbreitet sind wie in anderen vergleichbaren Staaten, aber die Niederlage in dem Ersten Weltkrieg, die harten Bedingungen des Vertrags von Versailles, die darin enthaltene Kriegsschuldbehauptung den Nationalismus und das Revanchedenken stark anfachen, die Stabilität des zu einer Republik gewandelten Deutschen Reiches untergraben und auf der Suche nach Verursachern den Antisemitismus fördern (1901 war das Durchschnittseinkommen eines Juden in dem Deutschen Reich etwa fünfmal so hoch wie eines christlichen Deutschen). Der Nationalsozialismus weist keine eigentliche rechtstheoretische Grundhaltung auf. Er geht lediglich von der Vorstellung aus, dass er die richtige Weltanschauung sei, die mit allen Mitteln, und deshalb auch mit dem Mittel des Rechtes, verwirklicht werden müsse. Das an vorgegebenen konkreten Lebensordnungen des völkischen Gemeinschaftswillens auszurichtende Recht ist ihm nur ein bedeutsames und wirksames, durchaus an manchen Stellen auch ältere Reformvorstellungen fortführendes und insofern modernisierendes Kampfinstrument zu der Durchsetzung der von dem Führer ohne Kontrolle aus seinem Charisma heraus geschaffenen Weltanschauung in der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Da der Positivismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts alle außerjuristischen Gehalte ausgesondert hat, sind die während seiner Vorherrschaft entstandenen Gesetze dem Nationalsozialismus nicht wirklich abträglich. Er braucht lediglich die bestimmten, ursprünglich als selbverständlich mitgedachten Voraussetzungen, dass der Staat sittlichen Prinzipien folgt und die Macht nicht rechtswidrig anwendet, aufzugeben und die ausgeschiedenen außerjuristischen Inhalte durch sein Gedankengut zu ersetzen. Das Gesetz kann bei dieser Auslegung formal völlig unverändert bleiben. In dem äußersten Fall gerät es, weil es „dem gesunden Volksempfinden ins Gesicht schlägt“, außer Anwendung. Bemerkenswert ist dabei, dass insbesondere Fachvertreter des öffentlichen Rechtes und der deutschen Rechtsgeschichte an den Universitäten Schlüsselbegriffe der nationalsozialistischen Weltanschauung übernehmen und geschichtlich zu belegen versuchen. Soweit auf Grund des Nationalsozialismus strafgerichtliche Verurteilungen aus politischen, militärischen, rassischen, religiösen oder weltanschaulichen Gründen unter Verstoß gegen Grundgedanken der Gerechtigkeit (Unrechtsurteile) ergangen sind, sind diese durch das Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege von dem 25. 8. 1998 aufgehoben.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221, 226, 228, 248; Jung, R., Der nationale Sozialismus, 1919; Neurohr, R., Der Mythos von dem Dritten Reich, 1957; Nationalsozialismus und die deutsche Universität, 1966; Brodersen, C., Gesetze des NS-Staates, 1968; Justiz und NS-Verbrechen, Bd. 1ff. 1968ff.; Rüthers, B., Die unbegrenzte Auslegung, 1968, 6. A. 2005, 7. A. 2012; Matzerath, H., Nationalsozialismus und kommunale Selbstverwaltung, 1970; Bracher, K., Die deutsche Diktatur, 1969, 7. A. 1993; Schulz, Der Aufstieg des Nationalsozialismus, 1975; Hambrecht, R., Die braune Bastion, 1976, 2. A. 2017 (Diss. phil. Würzburg 1975); Bayern in der NS-Zeit, hg. v. Institut für Zeitgeschichte, Bd. 1ff. 1977ff.; NS-Verbrechen vor Gericht, hg. v. Moritz, K., 1978; Botz, G., Nationalsozialismus in Wien, 1978, 2. A. 1988, 3. A. 2008, 4. A. 2018; Anderbrügge, K., Völkisches Rechtsdenken, 1978; Mosse, G., Ein Volk, ein Reich, ein Führer, 1979; Hüttenberger P., Bibliographie zum Nationalsozialismus, 1980; Schmidt, M., Albert Speer – Das Ende eines Mythos – Aufdeckung einer Geschichtsverfälschung, 1982; Wassermann, R., Justiz und Nationalsozialismus, 1983; Recht, Rechtsphilosophie und Nationalsozialismus, hg. v. Rottleuthner, H., 1983; Recht, Verwaltung und Justiz im Nationalsozialismus, hg. v. Hirsch, M. u. a., 1984, 2. unv. A. 1997; Recht und Unrecht im Nationalsozialismus, hg. v. Salje, P., 1985; Jasper, G., Justiz und Nationalsozialismus, 1985; Rüping, H., Bibliographie zum Strafrecht im Nationalsozialismus, 1985; Schmuhl, H., Rassenhygiene, Nationalsozialismus und Euthanasie, 1987; Gribbohm, G., Nationalsozialismus und Strafrechtspraxis, (in) NJW 1988, 2842; Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, hg. v. Stolleis, M./Simon, D., 1989; Nationalsozialismus und Recht - Rechtssetzung und Rechtswissenschaft in Österreich unter der Herrschaft des Nationalsozialismus, hg. v. Davy, U. u. a., 1990; M. d. R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Schumacher, M., 1991; Nationalsozialismus und Modernisierung, hg. v. Prinz, M. u. a., 1991, 2. A. 1994; Wüllner, F., Die NS-Militärjustiz, 1991, 2. A. 1997; Für Führer, Volk und Vaterland. Hamburger Justiz im Nationalsozialismus, hg. v. d. Justizbehörde Hamburg, 1992; Stübig, R., Höxters Weg in den Nationalsozialismus, 1992; Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, hg. v. Säcker, F., 1992; Frassek, R., Weltanschaulich begründete Reformbestrebungen für das juristische Studium in den 30er und 40er Jahren, ZRG GA 111 (1994), 564; Fischer, C., The Rise of the Nazis, 1995; Die deutsche Rechtsgeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Rückert, J./Willoweit, D., 1995; Die braune Elite, hg. v. 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Kuchler, C., 2014; Fiebrandt, M., Auslese für die Siedlergesellschaft, 2014; Marahrens, H., Praktizierte Staatskirchenhoheit im Nationalsozialismus, 2014; Renz, U., Georg Elser – Ein Meister der Tat, 2014; In Nürnberg machten sie ein Gesetz, hg. v. Beutin, L. u. a., 2014; Reitzenstein, J., Himmlers Forscher, 2014; Nationalsozialismus und Recht hg. v. Ramm, T. u. a., 2014; Sonnenschein, M., Entnazifizierung nationalsozialistischen Arbeitsrechts, 2014; Schäfer, G., Gewalt und Politik, hg. v. Schywa, P., 2014; Berg, M., Karl Alexander von Müller – Historiker für den Nationalsozialismus, 2014; Himmler privat, hg. v. Himmler, K. u. a., 2014; Harten, H., Himmlers Lehrer – Die weltanschauliche Schulung in der SS 1933-1945, 2015; Raim, E., Nazi Crimes against Jews and German Post-War Justice, 2015; Visions of Community in Nazi Germany, hg. v. Steber M. u. a., 2014; Hammerschmidt, P., Deckname Adler – Klaus Barbie, 2014; Bialas, W., Moralische Ordnungen des Nationalsozialismus, 2014; Rechtfertigungen des Nationalsozialismus, hg. v. Pauer-Studer, H u. a., 2014; Künstler im Nationalsozialismus, hg. v. Ruppert, W., 2015; Perels, J., Der Nationalsozialismus als Problem der Gegenwart, 2015; Schoenmakers, C., Die Belange der Volksgemeinschaft erfordern …, 2015; Doering-Manteuffel, A., Gesetzesbruch als Prinzip, ZRG GA 132 (2015), 420; Buschmann, A., Nationalsozialistische Weltanschauung und Gesetzgebung 1933-1945, Bd. 1 2015; Schyga, P., Über die Volksgemeinschaft der Deutschen, 2015; Kißener, M., Boehringer Ingelheim im Nationalsozialismus, 2015 (ziemlich wie alle anderen); Gruenewaldt, A. v., Die Richterschaft des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in der Zeit des Nationalsozialismus, 2015; Middelberg, M., Wer bin ich, dass ich über Leben und Tod entscheide?, 2015; Solf, U., Reflexionen einer Staatsanwältin – Nationalsozialistisches Unrecht, 2015; Goschler, C./Wala, M., Keine neue Gestapo – Das Bundesamt für Verfassungsschutz, 2015; Meyer, K., Die SPD und die NA-Vergangenheit 1945-1990, 2015; Wegbereiter des Nationalsozialismus, hg. v. Schmidt, D. u. a., 2015; Senfft, A., Der lange Schatten der Täter, 2016; Mück, W., NS-Hochburg in Mittelfranken – Das völkische Erwachen in Neustadt an der Aisch 1922-1933, 2016; Hofinger, J., Nationalsozialismus in Salzburg, 2016; Die „Gleichschaltung“ des Fußballsports im nationalsozialistischen Deutschland, hg. v. Herzog, M., 2016; Morsey, R., Fritz Gerlich – Ein früher Gegner des Nationalsozialismus, 2016; Nationalsozialistische Täterschaften, hg. v. Wrochem, O. v., 2016 (rund 200000 bis 250000 Täter des Holocaust); Butterweck, H., Nationalsozialisten vor dem Volksgericht Wien, 2016; Deschan, A., Im Schatten von Albert Speer, 2016; Chapoutot, J., Das Gesetz des Blutes, 2016; Möckelmann, R., Franz von Papen – Hitlers ewiger Vasall, 2016; Quadflieg, P., Gerhard Graf von Schwerin (1899-1980), 2016; Transitional Justice – 25 Jahre Dokumentations- und Forschungsstelle Justiz und Nationalsozialismus NRW, hg. v. Justizministerium des Landes NRW, 2016; Die NS-Volksgemeinschaft, hg. v. Danker, U. u. a., 2017; Meier-Hüsing, P., Nazis in Tibet – Das Rätsel um die SS-Expedition Ernst Schäfer, 2017; Happel, J., Der Ost-Experte – Gustav Hilger, 2017; Müller, R., Reinhard Gehlen, 2017; München im Nationalsozialismus, hg. v. Szöllösi-Janze, M., 2017; Wewer, H., Abgereist, ohne Angabe der Adresse – Postalische Zeugnisse zu Verfolgung und Terror im Nationalsozialismus, 2017; Blaschke, A., Zwischen „Dorfgemeinschaft“ und „Volksgemeinschaft“ – Landbevölkerung und ländliche Lebenswelten im Nationalsozialismus, 2017; Ideologie und Eigensinn – Die Technischen Hochschulen in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Barricelli, M. u. a., 2017; Das Reichsarbeitsministerium im Nationalsozialismus, hg. v. Nützenadel, A., 2017; Freund, N., Teil der Gewalt – Das Regierungspräsidium Kassel und der Nationalsozialismus, 2017; Beyond the Racial State – Rethinking Nazi Germany, hg. v. Pendas, D. u. a., 2017; Becker, N. u. a., Verfolgung und Entrechtung an der Technischen Hochschule Stuttgart, 2017 (442 Biogramme mit 292 Zwangsarbeitern); Distanz und Nähe zugleich? Die christlichen Kirchen im „Dritten Reich“, hg. v. Graf, F. u. a., 2017; Hammerstein, K., Gemeinsame Vergangenheit – getrennte Erinnerung?, 2017; Schneider, C., Diener des Rechts und der Vernichtung, 2017; Das Reichsjustizministerium unter Otto Thierack (1942-1945), Teil 2 Die Arbeitstagungen auf der „Reichsburg Jochem“ von April bis August 1944, hg. v. Schubert, W., 2018 (13 teilweise nur geplante Veranstaltungen); Krüll, N., Die nationalsozialistische Disziplinaramnestie des Jahres 1933, 2018; Wie bürgerlich war der Nationalsozialismus?, hg. v. Frei, N., 2018; Sperling, C., Joachim Haupt (1900-1989) – Vom Aufstieg eines NS-Studentenfunktionärs und Sturz des Inspekteurs der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten, 2018; Neumann, F., Behemoth – Struktur und Praxis des Nationalsozialismus 1933-1944, hg. v. Söllner, A./Wildt, M., 2018; Jenß, J., Die „Volksgemeinschaft“ als Rechtsbegriff, 2018; Pünder, T., In den Fängen des NS-Staates – Staatssekretär Dr. Hermann Pünder 1944/45, 2018; Hansert, A., Das Senckenberg-Forschungsmuseum im Nationalsozialismus, 2018; Bhatia, L./Stracke, S., Vergessene Opfer – Die NS-Vergangenheit der Wuuppertaler Kriminalpolizei, 2018; Klimo, A., Im Dienste des Arbeitseinsatzes – Rentenversicherungspolitik im „Dritten Reich“, 2018; Ambos, K., Nationalsozialistisches Strafrecht, 2019; Kämper, H., Sprachgebrauch im Nationalsozialismus, 2019 (Bibliographie); Kastner, G., Gruß aus Hitler-Deutschland – Der NS-Terror in Österreich 1933-1938 und seine Opfer, 2019 (rund 800 Opfer); Reuter, M., Ghettorenten, 2019; Raichle, C., Die Finanzverwaltung in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus, 2019; Müller, S., NS-Justiz in Stuttgart – Katalog zur Dauerausstellung, 2019; Keldungs, K., NS-Prozesse 1945-2015, 2019; Schroeter, W., Albert Speer, 2019; Kratz, P., Eine Stadt und die Schuld – Wiesbaden und die NS-Vergangenheit seit 1945, 2019; Bergemann, P., Judge Thy Neighbour – Denunciations in the Spanish Inquisition, Romanov Russia, and Nazi Germany, 2019; Zimmermann, G., Bürgerliche Geschichtswelten im Nationalsozialisus – Der Verein für hamburgische Geschichte, 2019; Limbach, M., Bürger gegen Hitler – Vorgeschichte, Aufbau und Wirken des bayerischen „Sperr-Kreises“, 2019 (etwa 60 Beteiligte u. a. Sperr, Hamm, Geßler); Die badischen und württembergischen Landesministerien in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Engehausen, F. u. a., 2019; Wildt, M., Die Ambivalenz des Volkes – Der Nationalsozialismus als Gesellschaftsgeschichte, 2019; Späth, J., Aspekte des Lauterkeitsrechts zur Zeit des Nationalsozialismus, 2019; Reiter, M., Die Ehemaligen – Der Nationalsozialismus und die Anfänge der FPÖ, 2019; Grieger, M., Sartorius im Nationalsozialismus, 2019; Private Life and Privacy in Nazi Germany, hg. v. Harvey, E. u. a., 2019; Müller, A., Reinhard Höhn, 2019; Springmann, V., Gunst und Gewalt – Sport in nationalsozialistischen Konzentrationslagern, 2019; Take, G., Forschen für den Wirtschaftskrieg – Das Kieler Institut für Weltwirtschaft im Nationalsozialismus, 2019; Raichle, C., Die Finanzverwaltung in Baden und Württemberg im Nationalsozialismus, 2019; Lutjens, R., Submerged on the Surface, 2019; Sandkühler, T., Das Fußvolk der „Endlösung“. Nichtdeutsche Täter und die europäische Dimension des Völkermords, 2020; Aydin, T., Gustav Radbruch, Hans Kelsen und der Nationalsozialismus, 2020; Reitzenstein, J., Himmlers Forscher – Wehrwissenschaft und Medizinverbrechen im „Ahnenerbe“ der SS, 2020; Aßmann, J., Zwischen Weltanschauung und Wissenschaft – Staats- und verwaltungsrechtliche Promotionen an der Berliner Fakultät von 1933 bis 1945 bei Reinhard Höhn, Carl Schmitt und Hans Peters, 2020; Wieland, L., Die nationalsozialistische Propaganda zur Volksabstimmung am 10. April 1938 in Österreich, 2020; Rathkolb, O., Schirach – Eine Generation zwischen Goethe und Hitler, 2020; Krauss, M./Kasberger, E., Ein Dorf im Nationalsozialismus – Pöcking 1930-1950, 2020; Klein, M., NS-„Rassenhygiene“ im Raum Trier, 2020; Zeitdiagnose im Exil – Zur Deutung des Nationalsozialismus nach 1933, hg. v. Hachtmann, R. u. a. 2020; Becker, D., Die Auslese der Asozialen, 2020; Douglas, L., Späte Korrektur – Die Prozesse gegen John Demjanuk, 2020; Emil Hutmacher – Ehemaliger Richter in den OLG-Bezirken Hamm und Düsseldorf und späterer Reichsfinanzrat, 2020; Promotion eines furchtbaren Juristen – Roland Freisler und die juristische Fakultät der Universität Jena, hg. v. Pauly, W. u. a., 2020; Tuori, K., Empire of Law – Nazi Germany, Exile Scholars and the Battle for the Future of Europe, 2020; Lindner, S., Aufrüstung – Ausbeutung – Auschwitz. Eine Geschichte des IG.-Farben-Prozesses, 2020; Gottschalk, M., Wie schwer ein Menschenleben wiegt. Sophie Scholl, 2020; Benz, W., Protest und Menschlichkeit, 2020; Forschen im „Zeitalter der Extreme“ – Akademien und andere Forschungseinrichtungen im Nationalsozialismus und nach 1945, hg. v. Schumann, D. u. a., 2020; Horstkemper, M., Zwischen Neuaufbruch und Beharrung – Vergangenheitspolitik an der TU Berlin nach 1945, 2020 (58 Wiedergutmachungsverfahren); Christians, A., Das Private vor Gericht, 2020; Lemmes, F., Arbeiten in Hitlers Europa – Die Organisation Todt in Frankreich und Italien 1940-1945, 2020; Dornheim, A., Beamte, Adjutanten, Funktionäre – Personenlexikon zum Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft und Reichsnährstand, 2021; Hartmann, C., Das „Archiv Rechtsaltertümer in der deutschen Landschaft“ – Ein Sammlungsprojekt der SS 1937-1942, 2021; Marwell, D., Mengele, 2021; Kater, M., Kultur unterm Hakenkreuz, 2021; Engels, D., Oswald Spengler, 2021
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in München auf der Grundlage des 1918 ebenfalls von Anton Drexler (Drechsler) gegründeten Freien Arbeiterausschusses für einen guten Frieden in dem Fürstenfelder Hof an dem 5. 1. 1919 u. a. von dem Werkzeugschlosser Anton Drexler aus den Eisenbahnwerken München mit wenigen Gleichgesinnten (Sportjournalist Karl Harrer, Dietrich Eckart, Gottfried Feder, Alfred Rosenberg sowie 19 weiteren Anwesenden als Deutsche Arbeiterpartei gegründete Partei, die nach dem Eintritt des österreichischen berufslosen Gefreiten Adolf →Hitler wohl an dem 19. September 1919 an dem 24. 2. 1920 in 25 Punkten ihr politisches Programm veröffentlicht. In dem Juli 1921 wird Adolf Hitler Vorsitzender. 1922 wird die Partei in einzelnen deutschen Ländern, an dem 23. 11. 1923 in dem ganzen Deutschen Reich verboten, nach Neugründung an dem 27. 2. 1925 aber wieder zugelassen. Ihre Mitglieder vor 1933 sind vor allem männlich, protestantisch und zwischen 21 und 40 Jahren alt. Die Partei bestimmt, gegliedert in Ortsgruppen (mit ehrenamtlichen Leitern) und Gaue, nach wesentlichen Wahlerfolgen (Juli 1932 37,3 Prozent der Stimmen, November 1932 33,1 Prozent, bei Landtagswahl in Lippe an dem 15. 1. 1933 39,5 Prozent) das politische Geschehen in dem Deutschen Reich von dem 30. 1. 1933 bis zu dem 8. 5. 1945. An dem 19. 4. 1933 wird bei einer Mitgliederzahl von rund 900000 (etwa 7 Prozent Frauen) die Aufnahme neuer Parteimitglieder ausgeschlossen (Aufnahmestopp). Dies wird an dem 20. 4. 1937 stark gelockert und an dem 10. 5. 1939 aufgehoben, aber 1942 wieder festgelegt. An dem 10. 10. 1945 wird die Partei, die bis zu 10 Millionen Mitglieder (Parteigenossen) aus allen Bevölkerungsschichten (40 Prozent der Mitglieder Arbeiter vor allem aus den Bereichen Kohle und Stahl, ab 1933 auch viele Beamte) besonders der Jahrgänge 1900 bis 1915 mit sehr verschiedenen Motivationen zählt (höchste bekannte Mitgliedsnummer 10174581, 760000 Austritte, etwa 80000 Ausschlüsse, rund 520000 Todesfälle, nach Kriegsbeginn bis zu 40 Prozent Frauen, bei Kriegsende an dem 8. Mai 1945 wohl etwa 8,8 Millionen Mitglieder bzw. Parteigenossen bzw. „Nazis“ bzw. 15 Prozent der Wahlberechtigten aus den nicht ganz vollständig erhaltenen Karteien zu erschließen), durch das Gesetz Nr. 2 des →Alliierten Kontrollrats aufgelöst. S. Google, →Nationalsozialismus
Lit.: Abel, T., Why Hitler came into power, 1938; Der Aufstieg der NSDAP, hg. v. Deuerlein, E., 1980; Falter, J., Hitlers Wähler, 1991; Pätzold, K., Geschichte der NSDAP, 1998; Block, N., Die Parteigerichtsbarkeit der NSDAP, 2002; Rösch, Mathias, Die Münchener NSDAP, 2002; Reibel, C., Das Fundament der Diktatur. Die NSDAP-Ortsgruppen 1932-1945, 2002; Madden, P./Mühlberger, D., The Nazi Party, 2007; Beck, H., Konflikte zwischen Deutschnationalen und Nationalsozialisten während der Machtergreifungszeit, (in) HZ 292 (2011), 645; Humann, D., Arbeitsschlacht, 2011; Priamus, H., Meyer. Zwischen Kaisertreue und NS-Täterschaft, 2011; Mobilisierung im Nationalsozialismus, hg. v. Werner, O., 2013; Falter, J., Zur Soziographie des Nationalsozialismus, 2013; Würz, M., Kampfzeit unter französischen Bajonetten, 2012; Und sie werden nicht mehr frei sein ihr ganzes Leben, hg. v. Becker, S. u. a., 2012; Herwig, M., Die Flakhelfer. Wie aus Hitlers jüngsten Parteimitgliedern Deutschlands führende Demokraten wurden, 2013; Falter, J., 10 Millionen ganz normale Parteigenossen, 2016; Junge Kämpfer, alte Opportunisten – Die Mitglieder der NSDP 1919-1945, hg. v. Falter, J., 2016; Kellerhoff, S., Die NSDAP, 2017 (aus 683 Biographien von Funktionären, keine neuen Einsichten); Kosubek, K., „genauso konsequent sozialistisch wie national“ - Alte Kämpferinnen der NSDAP vor 1933, 2017 (36 Antworten von 1938 ausgewertet); Falter, J., Hitlers Parteigenossen – Die Mitglieder der NSDAP 1919-1945, 2020 (Auswertung von rund 52000 Sozialdatensätzen, davon 42000 vor 1933, 10000 von 1933 bis 1945); Herbert, U., Wer waren die Nationalsozialisten?, 2021 (Aufsatzsammlung)
Nationalsozialistisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem →Nationalsozialismus geprägte bzw. geschaffene bzw. angewandte Recht. Neu geschaffen wird dabei in erster Linie das Verfassungsrecht, welches das parlamentarische System in eine →Diktatur verwandelt. Durch Verordnungen des Reichspräsidenten von dem 4. 2. 1933 und dem 28. 2. 1933 werden die wichtigsten Grundrechte außer Kraft gesetzt. Durch das →Ermächtigungsgesetz von dem 24. 3. 1933 überträgt der Reichstag entgegen dem Gewaltenteilungsgrundsatz seine Gesetzgebungsgewalt auf die Reichsregierung. Das vorläufige Gesetz zur Gleichschaltung der Länderparlamente mit dem Reich (31. 3. 1933) überlässt den Landesregierungen Gesetzgebungszuständigkeit und setzt die Länderparlamente entsprechend der Sitzverteilung des Reichstags zusammen. Das unmittelbar anschließende Gesetz zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich (7. 4. 1933) stellt an die Spitze der nichtpreußischen Länder einen Reichsstatthalter, der die Landesregierung ernennt. Seit Mai 1933 werden verschiedene Parteien verboten oder aufgelöst. Mit Gesetz von dem 30. 1. 1934 werden die Landesparlamente aufgehoben und die Landesregierungen der Reichsregierung unterstellt. An dem 14. 2. 1934 wird der →Reichsrat aufgelöst. Nach dem Tode des Reichspräsidenten Hindenburg (12. 8. 1934) übernimmt Adolf →Hitler zusätzlich dessen Amt. Daneben werden Minderheiten, vor allem die →Juden, entrechtet (Nürnberger Gesetze). Rechtsstaatliche Verfahrensregeln werden eingeschränkt. Rechtsquellen sind (wenige) Reichstagsgesetze, Reichsregierungsgesetze, Führerverordnungen, Ministerialverordnungen, Führererlässe, Verwaltungsverordnungen und Gewohnheitsrecht (insgesamt 7923 Gesetze, Verordnungen, Erlasse und sonstige gesetzliche Maßnahmen zwischen dem 30. Januar 1933 und dem 8. Mai 1945, von denen nach Arno Buschmann 135 durch ihren nationalsozialistischen Inhalt gekennzeichnet sind). Bedeutendere Einzelgesetze sind selten und führen teilweise auch ältere Ansätze weiter (Ehegesetz, Testamentsgesetz, Reichserbhofgesetz, Deutsche Gemeindeordnung). Der Versuch einer völligen Neugestaltung des bürgerlichen Rechtes in einem →Volksgesetzbuch misslingt vor allem wegen des Zweiten Weltkriegs. Soweit die älteren Gesetze erhalten bleiben, wird ihre Anwendung durch „unbegrenzte Auslegung“ zugunsten der nationalsozialistischen Ideologie verändert. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 226ff.; Schmitt, C., Nationalsozialistisches Rechtsdenken, (in) Deutsches Recht 1934, 225; Kogon, E., Der SS-Staat, 1946; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schorn, H., Der Richter im Dritten Reich, 1959; Schorn, H., Die Gesetzgebung des Nationalsozialismus, 1963; Echthölter, K., Das öffentliche Recht im nationalsozialistischen Staat, 1970; Jäger, H., Verbrechen unter totalitärer Herrschaft, 1967; Justiz und NS-Verbrechen, red. v. Bauer, F. u. a., Bd. 1ff. 1986; Bucheit, G., Richter in roter Robe, 1968; Stolleis, M., Gemeinwohlformeln im nationalsozialistischen Recht, 1974; Anderbrügge, K., Völkisches Rechtsdenken, 1978; Meinck, J., Weimarer Staatsrechtslehre und Nationalsozialismus, 1978; Nationalsozialistisches Recht in historischer Perspektive, hg. v. Hattenhauer, H., 1981; Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat, hg. v. Walk, J., 1981; Stolleis, M., Nationalsozialistisches Recht, (in) HRG, Bd. 3 1981, 873; Fieberg, G., Justiz im nationalsozialistischen Deutschland 1984; Ramm, T., Das nationalsozialistische Familien- und Jugendrecht, 1984; Biesemann, J., Das Ermächtigungsgesetz, 1985; Popp, H., Die nationalsozialistische Sicht, 1986; Majer, D., Die Grundlagen des nationalsozialistischen Rechtssystems, 1987; Brenzina, M., Ehre und Ehrenschutz im nationalsozialistischen Recht, 1987; Werle, G., Zur Reform des Strafrechts in der NS-Zeit, (in) NJW 1988, 2865; Rüthers, B., Recht als Waffe des Unrechts, (in) NJW 1988, 2825; Stolleis, M., Recht im Unrecht, 1994; Reiter, R., Nationalsozialismus und Moral, 1996; Vogl, R., Stückwerk und Verdrängung, 1997; Faupel, R./Eschen, K., Gesetzliches Unrecht, 1998; Dörner, B., „Heimtücke“, 1998; Friedrich, J., Freispruch für die Nazi-Justiz, 1998; Dokumentation des NS-Strafrechts, hg. v. Ostendorf, H. 2000; Buschmann, A., Nationalsozialistische Weltanschauung und Gesetzgebung 1933-1945, (Band 1 Grundlinien der Entwicklung 2015,) Band 2 Dokumentation 2000; Spoerer, M., Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, 2001; Enzyklopädie des Nationalsozialismus (1997) CD-ROM, hg. v. Benz, W. u. a. 2000; Feldman, G., Die Allianz und die deutsche Versicherungswirtschaft, 2001; Buschmann, A., Nationalsozialistische Weltanschauung und Gesetzgebung 1933-1945, Band 1 Grundlinien der Entwicklung 2015(, Band 2 Dokumentation 2000)
Nationalstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der die Einheit der →Nation und die Abgrenzung gegenüber anderen Nationen besonders betonende Staat seit dem 19. Jahrhundert (beispielsweise Frankreich), verstärkt seit 1918. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 205; Meinecke, F., Weltbürgertum und Nationalstaat, 1908, 2.A. 1911, 7. A. 1963; Hugelmann, K., Stämme, Nation und Nationalstaat im deutschen Mittelalter, 1955; Huber, E., Nationalstaat und Verfassungsstaat, 1965; Schieder, T., Typologie und Erscheinungsformen des Nationalstaats in Europa, (in) HZ 202 (1966), 58ff.; Schöllgen, G., Determinanten deutscher Identität, (in) Hist. Jb. 105 (1985), 455; Angermeier, H., Deutschland zwischen Reichstradition und Nationalstaat, ZRG GA 107 (1990), 19; Langewiesche, D., Nation, Nationalismus, Nationalstaat, 2000; Caruso, A., Nationalstaat als Telos? Der konservative Diskurs in Preußen und Sardinien-Piemont 1840-1870, 2017; 150 Jahre Nationalstaatlichkeit in Deutschland, hg. v. Mayer, T., 2021
Nationalstaatsgedanke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Gedanke des Nationalstaats
Lit.: Schulze, H., Staat und Nation in der europäischen Geschichte, 1995; Taubenberger, C. Geschichte und Geschehen – Nationalstaatsgedanke in Deutschland und Polen, 2007; The Oxford Handbook of the History of Nationalism, hg. v. Breuilly, J., 2013
Nationalversammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Reichsabschied II 273] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist eine die →Nation vertretende Versammlung von Abgeordneten. In Frankreich ist Nationalversammlung eine Kammer in dem Parlament. In dem Deutschen Bund bereitet die deutsche Nationalversammlung die Verfassung vor. Auf Grund von Wahlen in den Einzelstaaten wird sie an dem 18. 5. 1848 in der Paulskirche in Frankfurt am Main eröffnet und nach dem 28. 4. 1849 infolge Scheiterns der politischen Bewegung und eines Beschlusses auf Wechsel nach Stuttgart von dem 30. 5. 1849 an dem 18. 6. 1849 bei nur noch 110 Abgeordneten durch Truppen Württembergs gewaltsam aufgelöst. Daneben tagt auch eine preußische „Nationalversammlung“ (Versammlung zur Vereinbarung der preußischen Staatsverfassung Berlin 22. 5. 1848-5.12. 1848). An dem 6. 2. 1919 wird in Weimar eine verfassunggebende Nationalversammlung eröffnet, die den Entwurf einer Reichsverfassung an dem 31. 7. 1919 verabschiedet. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 171, 221, 256; Aktenstücke und Aufzeichnungen zur Geschichte der Frankfurter Nationalversammlung aus dem Nachlass von Johann Gustav Droysen, hg. v. Hübner, R., 1924; Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituierenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main, hg. v. Wigard, F., Bd. 1ff. 1948/1949; Schrader, R., Die Fraktionen der preußischen Nationalversammlung von 1848, Diss. phil. Leipzig 1923; Ziegler, W., Die deutsche Nationalversammlung 1919/29, 1932; Mann, B., Das Ende der Nationalversammlung im Jahre 1849, (in) HZ 214 (1972), 265; Siemann, W., Die Frankfurter Nationalversammlung, 1976; Laufs, A., Recht und Gericht im Werk der Paulskirche, 1978; Fiedler, W., Die erste deutsche Nationalversammlung, 1980; Diestelkamp, B., Nationalversammlung, HRG, Bd. 3 1980; Nörr, K., Die Weimarer Nationalversammlung und das Privatrecht, (in) Gedächtnisschrift W. Kunkel, 1984, 317; Meinerzhagen, U., Möglichkeiten und Grenzen sozialpolitischen Handelns in der Frankfurter Nationalversammlung, Diss. jur. Heidelberg 1987; Die Frankfurter Nationalversammlung 1948/49, hg. v. Koch, R., 1989; Böhr, S., Die Verfassungsarbeit der Nationalversammlung 1848, 1992; Morsey, R./Ritter, G., Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/1849, 1996; Ribhegge, W., Das Parlament als Nation – Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49, 1998; Brauneder, W., Deutsch-Österreich 1918 – Die Republik entsteht, 2000; Gruhlich, R., Geschichtspolitik im Zeichen des Zusammenbruchs – Die deutsche Nationalversammlung 1919/20, 2012
Natur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das vorangehende Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Wesen einer Gegebenheit, insbesondere die Umwelt des Menschen auf der Erde und darüber hinaus. S. Google
Lit.: Hannig, N., Die Suche nach Prävention – Naturgefahren im 19. und 20. Jahrhundert (in) HZ 300 (2015) 33; Schmitt, A., Naturnutzung und Nachhaltigkeit – Osnabrücker Markenwirtschaft im Wandel (1765-1820), 2015; Wohlleben, P., Das geheime Netzwerk der Natur, 2017; Preston, C., Sind wir noch zu retten? Wie wir mit neuen Technologien die Natur verändern können, 2019; Wozniak, T., Naturereignisse im frühen Mittelalter, 2020
Natur der Sache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Wesen eines Gegenstands. Unter (lat.) natura (F.) rei verstehen die klassischen römischen Rechtskundigen eine Schranke rechtlicher Gestaltungsmöglichkeit. Demgegenüber wird die Natur der Sache in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts bei →Pütter (1725-1807, 1779) und →Runde (1741-1807) als Rechtsquelle (des gesamten →deutschen Privatrechts) verwendet. Mit dem Naturrecht wird dies aber als nicht überzeugend wieder aufgegeben. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Stratenwerth, G., Das rechtstheoretische Problem der Natur der Sache, 1957; Ballweg, O., Zu einer Lehre von der Natur der Sache, 1960; Schambeck, H., Der Begriff der „Natur der Sache“, 1964; Dreier, R., Zum Begriff der Natur der Sache, 1965; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung aus der Natur der Sache, Diss. jur. Göttingen 1967; Dießelhorst, M., Die Natur der Sache, 1968; Neusüß, W., Gesunde Vernunft und Natur der Sache, 1970; Sprenger, G., Naturrecht und Natur der Sache, 1976; Holzhauer, H., Natur als Argument in der Rechtswissenschaft, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997
natura, nātūra, gnātūra, lat., F., Geburt, Natur, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑enti-, *g̑enəti-, *g̑n̥ti-, Sb., Geburt, Familie, Pokorny 373; vgl. idg. *g̑en- (1), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₁-, *g̑n̥h₁-, V., erzeugen
Naturalersatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Ersatz in Natur, Naturalrestitution
Lit.: Köbler, DRG 166, 217
Naturalisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in den Anfängen in Frankreich in Paris in dem 14. Jahrhundert fassbare, seit dem 19. Jahrhundert gesetzlich genau festgelegte Verleihung der Staatsbürgerschaft (Einbürgerung). S. Google
Lit.: Rehm, H., Der Erwerb der Staats- und Gemeindeangehörigkeit, (in) Annalen d. Dt. Reichs-Gesetzgebung 25 (1892), 137; Zenthöfer, E., Zur Geschichte des Begriffs der Staatsangehörigkeit, Diss. jur. Königsberg 1938; Grawert, R., Staat und Staatsangehörigkeit, 1973; Gosewinkel, D., Einbürgern und Ausschließen – Die Nationalisierung der Staatsangehörigkeit vom Deutschen Bund bis zur Bundesrepublik Deutschland, 2001, 2. A. 2003; Trevisiol, O., Die Einbürgerungspraxis im Deutschen Reich 1871-1945, 2006; Stiller, M., Eine Völkerrechtsgeschichte der Staatenlosigkeit, 2011
naturalisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1578 [Schertlin – Schönhuth] und 1663 [Schottel] an zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) einbürgern
Naturalis obligatio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Naturalobligation ab 1847 belegt) ist in dem römischen Recht die natürliche, unvollkommene →Verbindlichkeit (beispielsweise Geschäftsschuld eines Sklaven oder Hauskinds). Sie kann freiwillig erfüllt werden, ihre Erfüllung kann aber nicht erzwungen werden. In der Neuzeit gelten Spielschulden und Ehemäklerlohn als nicht erzwingbare Verbindlichkeit oder →Naturalobligation.
Lit.: Kaser §§ 15 I 4c, 33 II, 49 II 1a, 60 II 3c; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Landolt, P., Naturalis obligatio and bare social duty, 2000; Schulze, G., Die Naturalobligation, 2008
Naturalleistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Leistung in Natur. In dem spätantiken römischen Recht ist der Inhalt des Leistungsurteils wegen der wirtschaftlichen Verschlechterung grundsätzlich auf Naturalleistung gerichtet. Geldersatz ist nur zu erbringen, wenn die an sich geschuldete Leistung unmöglich oder ungenügend ist. In dem Mittelalter sind Leistungen weitgehend als Naturalleistung zu bewirken. Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht aufgenommen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 63, 166, 217; Lamprecht, K., Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter, Bd. I 2 1886, 944; Haussherr, H., Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit, 1954, 4. A. 1970, 4, 378
Naturalobligation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1847) ist die nicht erzwingbare Obligation, die als (lat. [F.]) →naturalis obligatio bereits dem römischen Recht bekannt ist. Der dennoch leistende Schuldner hat keinen Rückforderungsklaganspruch (lat. [F.] condictio). S. Google
Lit.: Schulze, G., Die Naturalobligation, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Balmer, D., Die Naturalobligation, 2018
Naturalrestitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Savigny 1841) →Naturalersatz, Naturalleistung, Wiederherstellung in Natur
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Naturalwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die geldlose Wirtschaft. Sie findet sich dort, wo Geld völlig fehlt oder keinen wirtschaftlichen Wert hat (beispielsweise Germanen, Spätantike, Inflation). Sie ist der Geldwirtschaft an Beweglichkeit unterlegen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 57, 77; Dopsch, A., Naturalwirtschaft und Geldwirtschaft, 1930
natürlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach 1325 [Buchsche Glosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) die Natur betreffend, der Natur entsprechend
Natürliche Grenze (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Slawische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von der Natur durch Wasser, Sümpfe, Wälder, Gebirge oder Wüsten gebildete →Grenze eines Gebiets. Sie verliert in dem Laufe der menschlichen Geschichte an Bedeutung gegenüber der von Menschen durch Bildung von Staaten geschaffenen künstlichen Grenze und kann außerdem durch moderne maschinelle Fortbewegungsmittel leichter überwunden werden. S. Google
Lit.: Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Lindemann, U., Wüste, 1998
Naturrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1679 [Amsterdam in einem unter dem Pseudonym Lorenz Beger erschienenen Buchtitel und dann Halle 1709 Thomasius] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der der Natur innewohnenden, zeitlos gültigen, vernunftnotwendigen und von dem Menschen nicht geschaffenen Rechtssätze. Das Naturrecht ist bereits der griechischen Philosophie (griech. physei dikaion [N.]) als Gegensatz zu dem von dem Menschen gesetzten Recht (griech. thesei dikaion [N.]) bekannt. Danach ist von Natur aus rechtens, was überall und schon unabhängig von menschlicher Zustimmung gilt. Dieses Naturrecht wird von den Römern als von der (lat.) naturalis ratio (F.) beherrschtes ius (N.) naturale übernommen (beispielsweise Verbindung von Mann und Frau und Aufzucht von Kindern) und dem (lat.) ius (N.) gentium zu der Seite gestellt. Nach christlicher Ansicht stammt es (als [lat.] lex [F.] aeterna, von dem Menschen erkennbar in der [lat.] lex [F.] naturalis) von Gott. Demgegenüber sehen die Glossatoren das römische Recht als gegeben an und stellen die Frage nach einem übergeordneten Naturrecht nicht. In der frühen Neuzeit betonen spanische Spätscholastiker (beispielsweise Francisco de Vitoria 1493-1546, Domingo de Soto 1494-1560, Fernando Vasquez 1512-1569, Luis de Molina 1535-1600) und deutsche Reformierte (beispielsweise Johann Oldendorp 1486-1567, Johannes Althusius 1557-1638) erneut die besondere Bedeutung des Naturrechts. Der in Leiden und Orléans an dem gemeinen Recht geschulte Niederländer Hugo →Grotius (1583-1645) überführt in (lat.) De iure praedae (1606-1608, Über das Recht der Beute) und in (lat.) De iure belli ac pacis tres (Drei Bücher Kriegs- und Friedensrecht, 1624) die Naturrechtslehren aus der Moraltheologie in die Rechtswissenschaft. Ihm folgt in Deutschland zunächst Samuel Pufendorf (1632-1694, [lat.] De iure naturae et gentium libri octo, Acht Bücher Natur- und Völkerrecht, 1672), der in Heidelberg in dem Jahre 1661 (außerhalb der juristischen Fakultät) den ersten Lehrstuhl für Naturrecht erhält. Weil das Naturrecht jetzt besonders auf die Vernunft (des Menschen) abstellt, bezeichnet man es für diese Zeit auch als →Vernunftrecht. Klassischer Vertreter des deutschen Vernunftrechts ist der wesentlich mit der Reformuniversität →Halle verbundene Christian →Thomasius (1655-1720, [lat.] Fundamenta [N.Pl.] iuris naturae et gentium, 1705, Grundlagen des Natur- und Völkerrechts), der das Recht endgültig von Theologie und Moral befreit. Sein Schüler Christian →Wolff (1679-1754) stellt unter starkem Rückgriff auf das in dem usus modernus pandectarum verwendete gemeine Recht seiner Zeit ([lat.] more geometrico, in geometrischer Art) ein geschlossenes System naturrechtlicher Sätze insgesamt auf ([lat.] Ius [N.] naturae methodo scientifica pertractatum, 1740-1749, Naturrecht in wissenschaftlicher Methode durchgeführt), mit dem er jedoch, weil er in konstruktiver Überspitzung etwa für einen einzigen einzelnen Folgesatz bis zu 300 Obersätze voraussetzt, zugleich die Ablösung des (in Frankreich und England sowie in dem positivistisch-historisch bestimmten Kirchenrecht der frühen Neuzeit fremd bleibenden) Naturrechts als in der Rechtswirklichkeit nicht brauchbar einleitet. Unmittelbare Übernahme von behaupteten Naturrechtssätzen in die Rechtspraxis finden sich kaum. Bei Darjes (1714-1791) und Nettelbladt (Rostock 14. 1. 1719-Halle 4. 9. 1791) geht das Naturrecht bereits in der Dogmatik des geltenden Rechtes auf. Immanuel Kant steht dem Naturrecht kritisch gegenüber. Savigny und die von ihm begründete historische Rechtsschule lehnen das Naturrecht als ungeschichtlich gtundsätzlich ab. Nach 1945 werden kurzfristig naturrechtliche Gedanken wieder aufgegriffen. Problematisch ist das Naturrecht vor allem deswegen, weil es mit bereits vorausgesetzten ethischen Kriterien an die Wirklichkeit herantritt und aus ihr auswählt, was es für maßgeblich hält. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2,3; Köbler, DRG 31, 144, 145; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 245; Schubert, A., Augustins Lex-aeterna-Lehre, 1924; Dulckeit, G., Naturrecht und positives Recht bei Kant, 1932, Neudruck 1973; Arnold, F., Zur Frage des Naturrechts bei Martin Luther, 1937; Thieme, H., Die Zeit des späten Naturrechts, ZRG GA 56 (1936), 202; Thieme, H., Das Naturrecht und die europäische Privatrechtsgeschichte, 1947, 2. A. 1954; Krause, O., Naturrechtler des sechzehnten Jahrhunderts, Diss. jur. Göttingen 1949 (gedruckt 1982); Stratenwerth, G., Die Naturrechtslehre des Johannes Duns Scotus, 1951; Thieme, H., Natürliches Privatrecht und Spätscholastik, ZRG GA 70 (1953), 230; Flückiger, F., Geschichte des Naturrechts, 1954; Welzel, H., Naturrecht und materiale Gerechtigkeit, 1951, 4. A. 1962; Wieacker, F., Vom heutigen Stand der Naturrechtsdiskussion, 1965; Weigand, R., Die Naturrechtslehre der Legisten und Dekretisten, 1967; Rüping, H., Die Naturrechtslehre des Christian Thomasius, 1968; Wunner, S., Christian Wolff und die Epoche des Naturrechts, 1968; Weinkauff, H., Der Naturrechtsgedanke in der Rechtsprechung, (in) NJW 13 (1969), 1689; Othmer, S., Berlin und die Verbreitung des Naturrechts in Europa, 1970; Röd, W., Geometrischer Geist und Naturrecht, 1970; Rüping, H., Gottlieb Gerhard Titius und die Naturrechtslehre, ZRG GA 87 (1970), 314; Luig, K., Zur Verbreitung des Naturrechts in Europa, (in) TRG 40 (1972), 539; Naturrecht in der Kritik, hg. v. Böckle, F. u. a., 1973; Teubner, W., Kodifikation und Rechtsreform in England, 1974; Nörr, K., Naturrecht und Zivilprozess, 1976; Sprenger, G., Naturrecht und Natur der Sache, 1976; Carpintero-Benitez, F., Del derecho natural medieval al derecho natural moderno, 1977; Wesener, G., Römisches Recht und Naturrecht, 1978; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Luig, K., Der Einfluss des Naturrechts auf das positive Privatrecht im 18. Jahrhundert, ZRG GA 96 (1979), 38; Euchner, W., Naturrecht und Politik bei John Locke, 1979; Lipp, M., Die Bedeutung des Naturrechts für die Ausbildung der allgemeinen Lehren, 1980; Christian Wolff 1679-1754, hg. v. Schneiders, W., 1983; Hellmuth, E., Naturrechtsphilosophie und bürokratischer Werthorizont, 1985; Klippel, D., Naturrecht als politische Theorie, (in) Aufklärung als Politisierung, hg. v. Bödeker, H. u. a. 1987, 267; Christian Thomasius 1655-1728, hg. v. Schneiders, W., 1989; Bühler, C., Die Naturrechtslehre und Christian Thomasius 1655-1728, 1989; Doe, N., Fundamental Authority in Late Medieval English Law, 1990; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre, 1993; Naturrecht - Spätaufklärung - Revolution, hg. v. Dann, O., 1995; Voppel, D., Der Einfluss des Naturrechts auf den usus modernus, 1996; Naturrecht im 19. Jahrhundert, hg. v. Klippel, D., 1997; Recht zwischen Natur und Geschichte, hg. v. Kerregan, F. u. a., 1997; Bruch, R., Ethik und Naturrecht, 1997; Seelmann, K., Theologie und Jurisprudenz, 1997; Wie erkennt man Naturrecht, hg. v. Seifert, J., 1998; Landau, P., Methoden des kanonischen Rechtes in der frühen Neuzeit zwischen Humanismus und Naturrecht, (in) ZNR 21 (1999), 7; Hammerstein, N., Die Naturrechtslehre an den deutschen, insbesondere den preußischen Universitäten, (in) Reformabsolutismus und ständische Gesellschaft, 1998, 3; Scattola, M., Das Naturrecht vor dem Naturrecht, 1999; Drescher, A., Naturrecht als utilitaristische Pflichtenethik?, 1999; Kischkel, T., Das Naturrecht in der Rechtspraxis, dargestellt am Beispiel der Spruchtätigkeit der Gießener Juristenfakultät, (in) ZNR 22 (2000), 124ff.; Die hallesche Schule des Naturrechts, hg. v. Rüping, H., 2002; Streidl, P., Naturrecht, 2003; Ulmschneider, C., Eigentum und Naturrecht, 2003; Otte, G., Die Naturrechtsrechtsprechung der Nachkriegszeit, 2004; Naturrecht und Staat, hg. v. Klippel, D., 2006; Das Naturrecht und Europa, hg. v. Guz, T., 2007; Wittreck, F., Nationalsozialistische Rechtslehre und Naturrecht, 2008; Natural Law and Laws of Nature, hg. v. Daston, L./Stolleis, M., 2008; Kullmann, W., Naturgesetz in der Vorstellung der Antike, besonders der Stoa. Eine Begriffsuntersuchung, 2010; Klippel, D., Naturrecht und Rechtsphilosophie im 19. Jahrhundert - Eine Bibliographie - Band 1 1780 bis 1850, 2012; The Threads of Natural Law, hg. v. Contreras, F., 2012; Naturrecht und Staat in der Neuzeit, hg. v. Eisfeld, J. u. a., 2013; Foljanty, L., Recht oder Gesetz, 2013; Naturrecht in Antike und früher Neuzeit, hg. v. Armgardt, M. u. a., 2014; Tierney, B., Liberty and Law – The Idea of Permissive Natural Law, 1100-1800, 2014; Helmholz, R., Natural Law in Courts, 2015; Naturrecht und Moral in pluralistischer Gesellschaft, hg. v. Müller, C. u. a., 2017; Hammerstein, G., Die Entwicklung des Naturrechtsgedankens in der katholischen Rechtsphilosophie des 19. Jahrhunderts, hg. v. Uertz, R., 2017
Naturrechtler ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vertreter des →Naturrechts.
Lit.: Krause, D., Naturrechtler des sechzehnten Jahrhunderts, 1982
naturrechtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – und in Google - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Naturrecht betreffend
Naturrechtskodifikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf →Naturrecht gegründete →Kodifikation an der Wende von dem 18. zu dem 19. Jahrhundert (Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Code civil Frankreichs 1804, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811/1812). S. Google
Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967
Naturrechtsrenaissance (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische sowie das Französische und Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die kurze Wiederbelebung des Gedankens eines Naturrechts nach dem Ende der Herrschaft des Nationalsozialismus (1945) in dem Deutschen Reich.
Lit.: Rommen, H., Die ewige Wiederkehr des Naturrechts, 1936, 2. A. 1947; Schellauske, H.; Naturrechtsdiskussion in Deutschland, 1968
Naturschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schutz der Natur (oder natürlichen Landschaft) durch den Staat vor der Zerstörung durch einzelne Menschen infolge ihrer wachsenden Zahl und ihrer steigenden techischen Möglichkeiten. Der Naturschutz entsteht in dem 20. Jahrhundert und wird in dessen zweiter Hälfte von dem allgemeineren Umweltschutz eingeschlossen. S. Google
Lit.: Lorz, A., Naturschutzrecht, 1985; Wettengel, M., Staat und Naturschutz, (in) HZ 1993, 2, 335; Naturnutzung und Naturschutz in der europäischen Rechts- und Verwaltungsgeschichte, hg. v. Heyen, V., 1999; Naturschutz und Nationalsozialismus, hg. v. Radkau, J. u. a., 2003; Schmoll, F., Erinnerung an die Natur, 2004; Natur- und Umweltschutz nach 1945, hg. v. Brüggemeier, G. u. a., 2005; Nellessen, K., Umweltschutz als kommunale Aufgabe, 2007; Lorenzen, J., Das Bundesnaturschutzgesetz vom 20. Dezember 1976, 2012; Dirscherl, S., Tier- und Naturschutz im Nationalsozialismus, 2012; Kontinuitäten im Naturschutz, hg. v. Franke, N. u. a., 2014
Naturwissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germaninsche teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf die Natur in Gegensatz zu dem menschlichen Geist und die menschliche Gesellschaft oder insgesamt den Menschen bezogene Wissenschaft. Sie beginnt als grundsätzlich auf logische Gewinnung von Einsichten über die Natur des Universums gerichtete, möglichst vorurteilsfreie Betrachtung sachlich bereits bei den Philosophen der Griechen des Altertums und gewinnt seit dem 19. Jahrhundert durch ihre wachsenden Erkenntnisse überragende Bedeutung für den Menschen, auch wenn er bislang nicht wirklich alle Gegebenheiten sicher erklären kann.
Lit.: Lauth, B., Wissenschaftliche Erkenntnis, 2002; Fried, J., Aufstieg aus dem Untergang, 2001; Fischer, E., Die Verzauberung der Welt, 2014; Hofbauer, G., Die geologische Revolution – Wie die Entdeckung der Erdgeschichte unser Denken veränderte, 2015; Hafer, A./Bühler, B., Von Pythagoras zur Quantenphysik – Eine kurze Geschichte der Naturwissenschaften, 2016; Akteure, Tiere, Dinge – Verfahrensweisen der Naturgeschichte in der frühen Neuzeit, hg. v. Förschler, S. u. a., 2017
Naumburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, an der mittleren Saale wird als Burg der späteren Markgrafen von Meißen 1012 erstmals urkundlich erwähnt. S. Google
Lit.: Wassermann, K., Naumburg, 1952; Oberlandesgericht Naumburg, 1992-2012, hg. v. Schubert, W., 2012
Navarra ist das Gebiet zwischen Pyrenäen und Ebro, das hauptsächlich von Basken besiedelt wird. 905 wird es Königreich, fällt aber 1026 kurzfristig an Kastilien und gerät seit 1234 unter den Einfluss Frankreichs (1234-1274 Grafen der Champagne, 1284/1291-1328 Frankreich, 1329-1425 Grafen von Evreux). Der südliche Teil wird 1512 von Aragonien erobert und zu Kastilien gezogen. Der nördliche Teil kommt 1589 zu Frankreich. S. Google
Lit.: Schramm, P., Der König von Navarra (1035-1512), ZRG GA 68 (1951), 110; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,251; Segura Urra, F., Fazer justicia, 2005
Nazi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachew und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Nationalsozialist, Anhänger der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei
Naziregime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Herrschaft des →Nationalsozialismus
Neandertal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Tal bei Mettmann bei Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen
Neandertaler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach Funden von 1856 in dem durch industriellen Kalkabbau zerstörten, nach dem Theologen Joachim Neander (Bremen 1650-Bremen 1680, Name der Familie früher aus Neumann gräzisiert) benannten Neandertal bei Mettmann bei Düsseldorf aus der europäischen Variante (homo Heidelbergensis) des Frühmenschen (homo erectus) (vor 160000 Jahren?) hervorgegangene, (wohl auch Zungenbein und Sprachgen FOXP2 aufweisende,) Kleidung und Schmuck kennende, aber vielleicht vor etwa 30000 Jahren von dem in Afrika entstandenen modernen Menschen verdrängte Hominide. S. Google
Lit.: Schrenk, F./Müller, S., Die Neandertaler, 2005
Neapel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, beruht auf einer in dem 8./7. Jahrhundert v. Chr. von Cumae aus eingerichteten Kolonie, neben der in dem 5. Jahrhundert eine Neustadt (griech. Neapolis) gebaut wird. Über Römer und Oströmer gelangt es 1057 bzw. 1139 an die Normannen (→Sizilien). 1224 wird es durch Kaiser Friedrich II. Sitz einer Universität. Über Anjou (1266/1268), Aragonien (1435), Piemont (1713), Österreich (1720) sowie die Bourbonen (1735) kommt Neapel 1860 an Sardinien-Piemont (1861 Italien). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gunn, P., Neapel, 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,97, 3,1,233, 3,2,2359, 3,3,3218; Rovito, P., Respublica dei togati, 1982; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Kiesewetter, A., Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou (1278-1295), 1999; Sakellariou, E., Southern Italy in the Late Middle Ages, 2012
neben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Präp., Adv.) „an dem Ebenen“, nahe, bei
Nebenabrede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1511 [Salzschlirf 61] in vier Stellen bis 1830 [Puchta] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Grund der allgemeinen Vertragsfreiheit neben dem notwendigen Inhalt eines Vertrags stehende zusätzliche, den gewöhnlichen Inhalt ergänzende oder sonst abändernde Abrede (lat. [N.] pactum adiectum, beispielsweise in dem römischen Recht [lat.] lex commissoria, Wiederkaufsabrede, Bessergebotsabrede). S. Google
Nebenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Geg3enwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein weniger wichtiges Herrschaftsgebiet eines Herrschers wie beispielsweise Reichsitalien oder Reichsburgund für das Heilige römische Reich.
Ne bis in idem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar) Nicht zweimal in derselben (Sache)
Lit.: Kimmel, R., Der Grundsatz „Ne bis in idem“, 1926; Schwarplies, Die rechtsgeschichtliche Entwicklung des Grundsatzes „ne bis in idem“, Diss. jur. Zürich 1970
Necessitas non habet legem (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar). Not kennt kein Gebot.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Glosse Expedire zu Digesten 1, 10, 1, § 1)
Ne eat iudex ultra petita partium (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar). Der Richter soll und darf nicht über die Anträge der Parteien hinausgehen. S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Neglegentia (lat. [F.], (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,) ist die Nachlässigkeit in dem spätantiken römischen Schuldrecht (Außerachtlassung der pflichtgemäßen Sorgfalt, Gegenteil der lat. [F.] diligentia). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 63; Negligence, hg. v. Schrage, E., 2001
negotium, negōtium, lat., N., „Unmuße“, Beschäftigung, Tätigkeit, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nec, ōtium
Negotiorum gestio (lat. [F.], Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) oder negotium gestum ist die bereits dem klassischen römischen Schuldrecht bekannte, vielleicht aus der Verfahrensführung eines (lat. [M.]) procurator und der Geschäftsführung eines (lat. [M.]) curator entstandene →Geschäftsführung ohne Auftrag, die als kontraktähnliches Verhältnis für den Geschäftsherrn einen Herausgabeanspruch und möglicherweise einen Schadensersatzanspruch gegen den Geschäftsführer und umgekehrt möglicherweise einen Aufwendungserstattungsanspruch des Geschäftsführers gegen den Geschäftsherrn begründet.
Lit.: Kaser §§ 8 I 2e, 44 II; Söllner §§ 9, 18; Köbler, DRG 47; Seiler, H., Der Tatbestand der negotiorum gestiorum gestio, 1968; Wollschläger, C., Die Geschäftsführung ohne Auftrag, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Deppenkemper, G., Negotiorum gestio – Geschäftsführung ohne Auftrag, 2014
negotium (N.) claudicans (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) hinkendes Geschäft (beispielsweise des beschränkt geschäftsfähigen Minderjährigen)
negotium (N.) per aes et libram (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Libralgeschäft mit Erz und Waage in dem römischen Recht
Nehrman-Ehrenstrale, David (1695-1769), Malmöer Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Lund, Rostock, Halle (Thomasius, Gundling) und Leiden 1720 Professor, 1721 ordentlicher Professor für schwedisches und römisches Recht in Lund und hält als erster schwedische Vorlesungen. 1729 veröffentlicht er die erste, von dem römischen Recht gelöste wissenschaftliche Darstellung des Privatrechts Schwedens (Inledning til then swenska iurisprudentiam civilem, Einleitung in die schwedische Ziviljurisprudenz). Seit 1734 folgt er dem neuen schwedischen Gesetzbuch. S. Google
Lit.: Modéer, K., Einleitung zu (der Neuausgabe von:) Nehrman-Ehrenstrale, D., Inledning, 1979, 26
Neid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Missgunst, Hass, Feindschaft
Lit.: Haferkamp, H., Die heutige Rechtsmissbrauchslehre – Ergebnis nationalsozialistischen Rechtsdenkens?, 1995
Neiding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen einmal in dem Altenglischen 910/1060 als Übernahme aus dem Altnordischen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) neidischer und feindseliger Mensch
Neidingswerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem mittelalterlichen nordgermanischen Recht eine Missetat oder verächtliche Handlung. Voraussetzung und Folgen sind unterschiedlich. S. Google
Lit.: Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964; Hemmer, R., Die Missetat im altschwedischen Recht, 1965
Nekrolog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Mittellateinischen sowie in den Bestandteilen aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen, M. bzw. N.) Totenbuch
Lit.: Das Necrolog des Klosters Michelsberg in Bamberg, hg. v. Nospickel, J., 2004; Leng, R., Ein Würzburger Necrolog aus dem 9. Jahrhundert, (in) DA 63 (2007), 1; Der älteste „Necrolog“ des Klosters St. Maximin vor Trier, hg. v. Roberg, F., 2009; Das Nekrolog des Klosters Ochsenhausen von 1494, red. v. Bigott, B., 2010; Schmenk, N., Totengedenken in der Abtei Brauweiler, 2012 (Nekrolog von 1476); Libri vitae, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2015; Das Totenbuch des Zisterzienserinnenklosters Feldbach /1279-1706), bearb. v. Signori, G., 2020
Nemo iudex in causa sua (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Niemand sei Richter in eigener Sache. S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Codex Justinianus 3,5 Rubrik, 534)
Nemo iudex sine actore (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Kein Richter ohne Kläger. S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (D. 50. 17. 54)
Nemo plus iuris ad alium transferre potest, quam ipse habet (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Niemand kann mehr Rechte auf einen anderen übertragen, als er selbst hat. S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-223, Digesten 50, 17, 54)
Nemo pro parte testatus, pro parte intestatus decedere potest (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Niemand kann teilweise mit einem Testament und teilweise ohne Testament sterben, ist eine als solche nirgends überlieferte und deswegen in Echtheit, Herkunft und Bedeutung umstrittene Wendung. Justinian (527-565) hält an ihr fest, während das nachklassische Recht des Westens sie allmählich aufgibt. Dem folgen in Gegensatz zu Landesordnungen Österreichs des 16. und 17. Jahrhunderts die vernunftrechtlichen Kodifikationen Allgemeines Landrecht Preußens (1794), Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811/1812), Bürgerliches Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) und Zivilgesetzbuch der Schweiz (1907/1912). S. Google
Lit.: Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Pérez Simeón, M., Nemo pro parte, 2006
Nemo simul actor et iudex (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Niemand kann zugleich Kläger und Richter sein. S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Burchard von Worms, 965-1025, Decretum 16, 15)
nennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bezeichnen, →Name
neo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar und als Präfix für Zusammensetzungen verwendet, Adv.) neu
Neoabsolutismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der der Verfassungsbewegung des frühen 19. Jahrhunderts. und besonders des Jahres 1848 folgende, in Österreich durch die gewaltsame Auflösung des Reichstags an dem 7. 3. 1849 und durch mehrere Erlasse Kaiser Franz Josephs von dem 20. 8. 1851 (Augusterlässe) eingeleitete Abschnitt des →Absolutismus (Herrschaftsform, in Österreich besonders 1851 [Silvesterpatent] – 1860 [Oktoberdiplom] bzw. 1861 [Februarpatent] bzw. 1867 [Dezemberverfassung]). In dem Neoabsolutismus werden die Geschworenengerichte, der liberale Strafprozess, das liberale Prozessrecht, Vereinsrecht und Gemeinderecht wieder aufgegeben. Es werden aber in dieser wegen personeller, institutioneller und konzeptueller Konkurrenzen auffällig entscheidungsschwachen Zeit auch zukunftweisende Entwicklungen eingeleitet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 171, 193; Baltl/Kocher; Brandt, H., Der österreichische Neoabsolutismus, Bd. 1f. 1978; Rumpler, H., Eine Chance für Mitteleuropa, 1997; Der österreichische Neoabsolutismus, hg. v. Brandt, H., 2014; Seiderer, G., Österreichs Neugestaltung – Verfassungspolitik und Verwaltungsreform im österreichischen Neoabsolutismus unter Alexander Bach 1849-1859, 2015; (Ohne erkennbaren Verfasser, ) Kaiser Franz Joseph und seine Auffassung von Herrschaft in den ersten Regierungsjahren, 2019
nepos, nepōs (1), lat., M., Enkelkind, Enkel (M.) (1), Brudersohn, Schwestersohn, Neffe; Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *nepōt-, M., Abkömmling, Enkel (M.) (1), Neffe?
Nepotismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 18. Jh.? aus dem Italienischen aufgenommen und teilweise mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Begünstigung nahestehender Menschen durch Machthaber, besonders in der katholischen Kirche des 15. bis 17. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Reinhard, W., Nepotismus, (in) ZKG 86 (1975), 145; Die Kreise der Nepoten, hg. v. Büchel, D./Reinhardt, V., 2001; Behm, C., Die Bedeutung familiärer und verwandtschaftlicher Beziehungen am Beispiel der Familie Borgia, 2020
Neratius (Saepinum 55/60-nach 133) wird nach langjähriger Ämterlaufbahn von dem römischen Kaiser Trajan (98-117) in den kaiserlichen Rat aufgenommen. Er ist ein führender Vertreter der →Prokulianer. Sein Hauptwerk sind 7 Bücher (lat. [F.Pl.]) membranae, in denen Streitfragen oder allgemeine Rechtssätze und Begriffserklärungen erörtert werden. S. Google
Lit.: Söllner § 16; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 144, 410; Maifeld, J., Die aequitas bei Lucius Neratius Priscus, 1991
Nerva filius (1. Jahrhundert n. Chr.) ist der römische Rechtskundige, dessen Sohn Kaiser (96-98) wird. Er ist →Prokulianer. Von ihm ist der Buchtitel (lat.) libri (M.Pl.) de usucapionibus (Bücher über Ersitzungen) überliefert. S. Google
Lit.: Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 130; Marin, M., Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus – Der „Optimus Princeps“ und die repräsentative Darstellung seiner selbst, 2018
Nerva pater (-33 n. Chr.) ist der römische Rechtskundige, dessen Enkel Kaiser (96-98) wird. Er ist Haupt der →Prokulianer. Die Titel seiner durch die Digesten überlieferten Schriften sind nicht bekannt. S. Google
Lit.: Söllner § 16; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 120
Nettelbladt, Daniel (Rostock 14. 1. 1719-Halle 4. 9. 1791), Kaufmannssohn, wird nach dem Studium (der Theologie und) des Rechtes in Rostock, Marburg (Wolff) und Halle 1746 Professor in Halle. 1749 veröffentlicht er je eine Übersicht über das Naturrecht ([lat.] Systema [N.] elementare universae iurisprudentiae naturalis, Grundsystem der gesamten Naturrechtswissenschaft) und über das geltende Recht ([lat.] Systema elementare universae iurisprudentiae positivae, Grundsystem der gesamten positiven Rechtswissenschaft), in denen er die Rechte und Pflichten betreffenden Wahrheiten (objektive Rechtswissenschaft) unter Bildung allgemeiner Teile vermitteln will. In seinen Werken geht das →Naturrecht in gewisser Weise in der Dogmatik des positiven Rechtes auf. Als Einzelheit erwähnenswert ist die Entwicklung des allgemeinen prozessrechtswissenschaftlichen Begriffs der Prozesshandlung. Zu Nettelbladts Schülern gehören von Carmer, Svarez und Klein, die das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) maßgeblich prägen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 156, 159; Schwarz, B., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 321; Neusüß, W., Gesunde Vernunft und Natur der Sache, 1970, 52; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021; Hoffmann-Steudner, J., Nettelbladt als Zivilrechtler, 2006
Netz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) aus Fäden oder auch elektronischen Verbindungen geknüpfter Behälter unterschiedlichster Gegebenheiten
Lit.: Oesterreich, R., Das Netz erinnerbaren Handelns – ein Gedächtnismodell, 1994; Gießmann, S., Die Verbundenheit der Dinge, 2014; Floridi, L., Die 4. Revolution – Wie die Infosphäre unser Leben verändert, 2015; Albers, M., Recht & Netz, 2018; Spengler, A., Das Selbst im Netz, 2018; Herrmann, S., Völkerrrechtliche Jurisdiktionsgrundlagen für den Datenschutz im Netz, 2021
neu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 636, 49 zu Jeremia 31,31 nouum, Notker III 63] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) jung, frisch
Neubruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 541, 54 in noualibus in niuuipruhtin 8./9. Jahrhundert] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [N.] novale) ist das neugerodete Land. Von ihm wird seit dem 8. Jahrhundert ein →Zehnt gefordert (Neubruchzehnt als Ansatz in älteren deutschen Rechtsquellen aber nicht belegt).
Lit.: Pöschl, A., Der Neubruchzehnt, (in) AKKR 98 (1918), 3
Neubruchzehnt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische - und das Lateinische des Mittelalters - mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) von Neubruch geforderter Zehnt
Neuenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Neuchâtel) erscheint auf der Grundlage älterer Siedlungen 1101 als neue Burg, die 1032/1033 zu dem deutschen Reich gelangt. An dem 12. 9. 1814 schließt sich Neuenburg als 21. Kanton der →Schweiz an. 1838 erhält es eine Universität. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Elert, K., Die Behördenorganisation von Neuchâtel, 1914; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff, 2,2,455, 3,2,1879; Bachmann, A., Die preußische Sukzession in Neuchâtel, 1993; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Weber, N., Lokale Interessen und große Strategie, 2015
Neuhegelianismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die Fortführung der Gedanken →Hegels in dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert (1880-1910). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Lepsius, O., Die gegensatzaufhebende Begriffsbildung, 1994; Schirmer, J., Die Göttinger Hegel-Schule – Julius Binder, Karl Larenz, Martin Busse, Gerhard Dulckeit und der juristische Neuhegelianismus, 2016
Neukantianismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die Fortführung der Gedanken →Kants ab 1850 in dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Ziemann, S., Neukantianisches Strafrechtsdenken, 2009; Noras, A., Geschichte des Neukantiqnismus, 2020
Neumarkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., in der Oberpfalz) S. Google
Lit.: Heinloth, B., Neumarkt, 1967
Neumarkter Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Neumarkt in Schlesien aus der vierten deutschen Fassung des Sachsenspiegels und dem 1235 verfassten Schöffenbrief Halles an Neumarkt wohl in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts (1327/1335) hergestellte, in einer unvollständigen Handschrift (des ersten Drittels?) des 14. Jahrhunderts überlieferte Rechtsbuch. Das davon verschiedene Neumarkter Recht ist in zahlreichen Orten Schlesiens und Polens nachzuweisen. 1352 schließt sich Neumarkt dem Magdeburg-Breslauer Recht an. S. Google
Lit.: Meinardus, O., Das Neumarkter Rechtsbuch, 1906; Kötzschke, R., Der hallische Schöffenbrief für Neumarkt in Schlesien und das älteste Neumarkter Recht, ZRG GA 31 (1910), 137; Sandow, E., Das Halle-Neumarkter Recht, 1932; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 60; Kannowski, B./Dusil, S, Der hallensische Schöffenbrief für Neumarkt von 1235 und der Sachsenspiegel, ZRG GA 120 (2003), 61; Halle im Licht und Schatten Magdeburgs, hg. v. Lück, H., 2012
Neumond (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ist die mit dem Auge des Menschen nicht erkennbare Lichtgestalt des Mondes während seiner Zeit zwischen Erde und Sonne, in der während etwa 35 Stunden von der Erde aus nur die von Sonnenlicht unbeleuchtete Seite des Mondes wahrgenommen werden kann. S. Google
Lit.: Der geschmiedete Himmel – Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren, hg. v. Meller, H., 2004, 44ff.
Neumünstersche Kirchspielbräuche (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.Pl.) sind gewohnheitsrechtliche, in dem Kern spät zwischen 1572 und 1584 vielleicht von dem 1584 gestorbenen holstein-gottorfischen Kanzler Adam Tratziger vor allem nach dem von ihm geschaffenen Landrecht Eiderstedts aufgezeichnete Rechtssätze des Kirchspiels Neumünster in Holstein. S. Google
Lit.: Seestern-Pauly, F., Die neumünsterschen Kirchspielgebräuche und die bordesholmischen Amtsgebräuche, 1824; Sievers, H., Die neumünsterschen Kirchspielbräuche und die bordesholmischen Amtsgebräuche, Diss. jur. Kiel 1956; Busche, E., Flecken und Kirchspiel Neumünster, 1968
neun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 800 [Althochdeutsche Bnediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) die Grundzahl zwischen acht und zehn
Neun Bücher des Magdeburger Rechtes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind das zwischen 1400 und 1402 von dem seit 1385 in Thorn als Stadtschreiber nachweisbaren Walter Ekhardi aus der systematischen Fassung der →Magdeburger Fragen, dem alten →Kulm, dem glossierten →Sachsenspiegel, dem Magdeburger Weichbild, dem Lehnrecht in Distinktionen und dem →Meißner Rechtsbuch zusammengestellte Rechtsbuch. Um 1408 werden die Neun Bücher des Magdeburger Rechtes unter Verwendung des Richtsteig Landrechts und des Schwabenspiegels auf die Hälfte gekürzt. Diese Fassung wird 1574 von dem Notar Albert →Poelmann (Königsberg) in Magdeburg herausgegeben. S. Google
Lit.: Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 171; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 51
Neuostpreußen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Baltische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein von Preußen bei den Teilungen →Polens 1793/1795 erlangtes Gebiet.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon (Preußen); Bussenius, C., Die preußische Verwaltung in Süd- und Neuostpreußen 1793-1806, 1960
Neuss, Neuß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) der als Lager der Römer an der Mündung der Erft in den Rhein errichtete, in der Gegenwart rund 150000 Einwohner zählende Ort in Nordhein-Westfalen, s. Google
Lit.: Entner, G., Neuß, 1926
Neustadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) neu errichtete Stadt
Neustadt an der Waldnaab (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort in der Oberpfalz
Lit.: Sturm, H., Neustadt an der Waldnaab, 1978
Neustadt an der Weinstraße (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) nach Kelten, Römern, Alemannen und Franken wohl Anfang des 13. Jahrhunderts Gründung der neuen Stadt unterhalb der Burg Winzingen durch die Pfalzgrafen Ludwig I. und seinen Sohn Otto II., zehn Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung 1246 erstes Siegel der Bürger belegt, 1275 Stadtrecht Speyers, bis 1797 zu dem Kurfürstentum Pfalz, 1816-1945 zu Bayern, 1946 zu Rheinland-Pfalz) früher Neustadt an der Hardt
Lit.: Spieß, P., Die Stadtordnung Philipps des Aufrichtigen für Neustadt aus dem Jahre 1493, (in) Mitt. d. hist. Ver. d. Pfalz 66 (1968), 197; Der Oberhof zu Neustadt an der Weinstraße 1, hg. v. Erler, A., 1968; Spieß, P., Verfassungsentwicklung der Stadt Neustadt, 1970 (Diss.); Neustadt und die Pfalzgrafschaft im Mittelalter, hg. v. Spieß, P./Peltzer, J./Schneidmüller, B., 2021
neuständisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) neue Stände betreffend
Neuständisch beschränkte Monarchie (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit dem Oktoberdiplom (1860) verwirklichte, in dem Ergebnis aber dem Konstitutionalismus unterlegene Bindung des Kaisers Österreichs an die Mitwirkung von Ständevertretungen (neuer Art). S. Google
Lit.: Wagner, S., Der politische Kodex, 2004
Neustrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Westgebiet?) ist ein Teil des fränkischen Reiches von dem späten 6. Jahrhundert (um 600?) bis zu dem 8. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Kretschmer, P., Das Rätsel des Namens Neustria, (in) Forschungen und Fortschritte 14 (1938), 114; Lugge, M., Gallia und Francia im Mittelalter, 1960; La Neustrie, hg. v. Atsma, H., 1989; Riering, L., Die Etablierrung der Karolinger-Dynastie in Europa, 2020
neuter, lat., Pron., keiner von beiden, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nē (2), uter (2)
neutral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1578 [Schertlin – Schönhuth - 42] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unparteiisch, unparteilich, nicht einer
neutralis, neutrālis, lat., Adj., neutral, sächlich, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. neuter
Neutralität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [Reichstagsakten XIV 94 Anm. 2] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Nichtbeteiligung eines Staates an einer kriegerischen Auseinandersetzung. Sie findet sich seit dem ausgehenden Mittelalter, als bewaffnete Neutralität seit dem späten 18. Jahrhundert. 1856 begründet die Pariser Seerechtsdeklaration das moderne Neutralitätsrecht. Die Schweiz behauptet seit 1815, Österreich seit 1955 Neutralität (26. 10. 1955 Neutralitätsgesetz, 2001 Allianzfreiheit). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 248; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 315; Bergbohm, C., Die bewaffnete Neutralität 1780-1783, 1884; Verosta, S., Die dauernde Neutralität, 1967; Schlaich, K., Neutralität als verfassungsrechtliches Prinzip, 1972; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Chevallez, G., Die Herausforderung der Neutralität, 1997; Setzen, F., Neutralität im zweiten Weltkrieg, 1997; Neff, S., The rights and duties of neutrals, 2000; Fischer, T., Die Grenzen der Neutralität, 2004; Abbenhuis, M., An Age of Neutrals, 2014; Gotthard, A., Der liebe und werthe Fried – Kriegskonzepte und Neutralitätsvorstellungen in der Frühen Neiúzeit, 2014; Schreiner, J., Neutralität nach „Schweizer Muster“ - Österreichische Völkerrechtslehre zur immerwährenden Neutralität 1955-1989, 2017; Bornemann, E., Die religiös-weltanschauliche Neutralität des Staates, 2020; Calmy-Rey, M., Die Neutralität – zwischen Mythos und Vorbild, 2020; Lehmann, P., Die Umdeutung der Neutralität, 2020
Neuwied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) große kreisangehörige Stadt in dem Norden Rheinland-Pfalzs mit knapp 65000 Einwohnern
Lit.: Stupp, H., Die rechtsgeschichtliche Entwicklung der Stadt Neuwied, Diss. jur. Bonn 1959
Neuzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der dem Altertum und demMittelalter folgende, durch zahlreiche Neuerungen (beispielsweise Entdeckung Amerikas 1492, neues heliozentrisches Weltbild, neues Verhältnis zu Gott, neue Beziehung zu dem Altertum u. s. w.) gekennzeichnete (dritte) Abschnitt der menschlichen Geschichte (Cellarius [Keller], Christoph [1634-1707], Historia tripartita, 1702). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 129; Friedell, E., Kulturgeschichte der Neuzeit, 1948, Neudruck 1996; Skalweit, S., Der Beginn der Neuzeit, 1982; Quellenkunde zur deutschen Geschichte der Neuzeit, hg. v. Baumgart, W., 2. A. 2005 (nur CD-ROM ) Bd. 1ff. 1982ff., 3. A. 2018; Spezialforschung und „Gesamtgeschichte“, hg. v. Klingenstein, G. u. a., 1982; Handbook of European History 1400-1600, hg. v. Brady, T. u. a., Bd. 1f. 1994; Leimgruber, N., Die frühe Neuzeit, 1997; Vogler, G., Europas Aufbruch in die Neuzeit, 2003; Enzyklopädie der Neuzeit, hg. v. Jaeger, F., Bd. 1ff. 2004ff. (4000 Artikel für die Zeit von 1450 bis 1850); Emich, B., Frühe Neuzeit, 2006; Frühe Neuzeit, hg. v. Völker-Rasor, A., 2. A. 2006; Erbe, M., Frühe Neuzeit, 2007; Die innovative Kraft der Tradition in der frühen Neuzeit, hg. v. Friedeburg, R. v. u. a., 2007; Lundt, B., Europas Aufbruch in die Neuzeit 1500-1800, 2009; Vocelka, K., Geschichte der Neuzeit, 2009; Die frühe Neuzeit als Epoche, hg. v. Neuhaus, H., 2009; Frühe Neuzeit Oldenburg Geschichte Lehrbuch hg. v. Völker-Rasor A., 2009, 3. A. 2010; Frühe Neuzeit in Deutschland - Literaturwissenschaftliches Verfasserlexikon, hg. v. Kühlmann, W. u. a., Bd. 1ff. 2011ff.; Schmale, W., Das 18. Jahrhundert, 2012; Kohler, A., Neue Welterfahrungen, 2014; Praktiken der frühen Neuzeit, hg. v. Brendecke, A., 2015
Nevolin, Konstantin Alekseevic (1806-1855) wird nach dem Rechtsstudium in Sankt Petersburg und Berlin (Savigny) Professor in Kiew und seit 1843 in Sankt Petersburg. Er wirkt an der Abfassung des →Svod Zakonov mit. In seiner Geschichte der juristischen Zivilgesetze setzt er sich für die Übernahme der Gedanken der →historischen Rechtsschule in →Russland ein. S. Google
Lit.: Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961; Wortman, R., The Development of a Russian legal Consciousness, 1976
Nexti canthichio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, V.?) ist eine salfränkische Wendung des (lat.-afrk.) →thunginus (M.) des frühen 6. Jahrhunderts (ich verstricke den Streitgegner [im Rahmen der Vollstreckung]?).
Lit.: Pactus legis Salicae, hg. v. Eckhardt, K., 1962, 285; Germanische Rest- und Trümmersprachen, hg. v. Beck, H., 1989, 157ff.
nexum, lat., N., Umschlingung, Schuldhörigkeit, Zeugma, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nectere
Nexum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.] Verknüpfung) ist ein umstrittenes, vermutlich schon in dem 4. Jahrhundert v. Chr. verbotenes Haftungsgeschäft des altrömischen Rechtes, bei dem durch Erz und Waage, also wohl zunächst gegen tatsächliches Entgelt (Darlehen), jemand einem anderen eine Zugriffsmacht mit der Möglichkeit der Enthaftung durch Rückzahlung einräumt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 6 II, 7 I 3, 32 II 3b, 4c, 39 I 1; Söllner § 8; Köbler, DRG 27
Nibelunge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - ausgenommen Nibelungenlied, Nibelungensage und Nibelungentreue - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Nibelungenlied
Nibelungenlied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das nach der Schlusszeile benannte, den Untergang des Reiches der Burgunder um Worms um 436 behandelnde, wohl zwischen Wien und Passau um 1200 aufgezeichnete und durch 37 Textzeugen überlieferte, grob in zwei Teile mit 39 Abschnitten gliederbare mittelhochdeutsche Werk in rund 2400 singbaren vierzeiligen Strophen. S. Google
Lit.: Nibelungen und Nibelungen Klage, hg. v. Fasbender, C., 2005; Kragl, F., Nibelungen und Nibelungensage – Kommentierte Bibliographie 1945-2010, 2012
Nicaea (bei Komstantinopel) ist 325 n. Chr. Ort eines von Kaiser Konstantin einberufenen Konzils mit rund 2000 Teilnehmern (davon 318 Bischöfe, Formulierung des nizänischen Glaubensbekenntnisses, Bejahung der Wesensgleichheit Jesu mit Gott). S. Google
nicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian, Rechtsbuch nach Distinktionen] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) un…
Nichtanzeige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) nicht erfolgende Anzeige
Nichtanzeige geplanter Straftaten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in Deutschland seit dem 20. Jahrhundert hinsichtlich bestimmter schwerer Straftaten eine eigenständige Straftat (§§ 138, 139 StGB). S. Google
Lit.: Grunert, H., Die Strafbarkeit der Nichtanzeige geplanter Straftaten, 1943; Kisker, S., Die Nichtanzeige geplanter Straftaten, 2002; Richter, R., Strafvereitelung wegen Nichtanzeige von Straftaten, 2017; Zech, L. v. Zur Frage der Anzeigepflicht (§ 138 StGB) des in die Tat Verstrickten, 2018
Nichtberechtigter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt ausgenommen Adjektiv nichtberechtigt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt – ausgenommen Adjektiv nichtberechtigt – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1896) ist die Person, der ein Recht (bzw. die Verfügungsmacht) zu dem von ihr geübten Verhalten fehlt. Nach dem römischen Recht kann von einem Nichtberechtigten grundsätzlich nicht erworben werden (lat. →nemo plus iuris transferre potest quam ipse habet). Dagegen eröffnet das mittelalterliche Recht den →gutgläubigen Erwerb von dem Nichtberechtigten. S. Google
Lit.: Buschhoff, F., Verfügungen Nichtberechtigter, 1913; Friederich, G., Zur Lehre von den Verfügungen Nichtberechtigter (§ 816 BGB), 1914; Wennrich, H., Verfügungen Nichtberechttigter über fremdes Vermögen im eigenen Namen, 1921; Stoevesandt, H., Der Rückerwerb des Niichtberechtigten, 1970; Söllner, A., Der Erwerb vom Nichtberechtigten in romanistischer Sicht, (in) FS H. Coing, 1982, 363; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Nichtehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und - ausgenommen nichtehelich – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die absolut nichtige, einer Vernichtung nicht bedürftge oder zugängliche Ehe (beispielsweise bei Nichtmitwirkung des Standesbeamten oder [vor 2017] der Geschlechtsgleichheit der Eheschließenden). S. Google
nichtehelich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) unehelich
Nichteheliche Lebensgemeinschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die ohne Eheschließung ausgeübte Lebensgemeinschaft eines Mannes und einer Frau. Ursprünglich vor allem von der Kirche als →Konkubinat oder so genanntes Verhältnis bekämpft, setzt sich die nichteheliche Lebensgemeinschaft seit etwa 1980 wohl weltweit allmählich durch. Für sie gelten vor allem die allgemeinen Regeln, nicht dagegen die besonderen Bestimmungen über die eheliche Lebensgemeinschaft. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schwab, D., Eheschließungsrecht und nichteheliche Lebensgemeinschaft, (in) FamRZ 1981, 1151; Die nichteheliche Lebensgemeinschaft, hg. v. Landwehr, G., 1978; Die nichteheliche Lebensgemeinschaft, hg. v. Eser, A., 1985; Grosse, M., Freie römische Ehe und nichteheliche Lebensgemeinschaft, 1991; Schreiber, C., Die nichteheliche Lebensgemeinschaft, 1995; Grziwotz, H., Nichteheliche Lebensgemeinschaft, 2014
Nichteheliches Kind (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Bundesrepublik Deutschland seit 19. 8. 1969 das uneheliche Kind. Dieses ist auch mit seinem Erzeuger verwandt. Gegenüber dem früheren Recht ist sein Unterhaltsanspruch erweitert und durch die Regelunterhaltsverordnung (27. 6. 1970) präzisiert. Dennoch bestehen nach 1969 weiter Unterschiede zu dem ehelichen Kind (Feststellung der Vaterschaft, Name, elterliche Sorge, Unterhalt, Erbrecht). An dem 12. 6. 1991 entscheidet das Bundesverfassungsgericht, dass den Eltern eines nichtehelichen Kindes gemeinsam das Sorgerecht zustehen kann. 1998 wird in Deutschland die Unterscheidung zwischen nichtehelichen Kindern und ehelichen Kindern beseitigt und damit auch die gesetzliche Amtspflegschaft für das nichteheliche Kind aufgegeben (Spanien 1979/1981). Dessenungeachtet gibt es weiter Kinder verheirateter Eltern und Kinder nicht verheirateter Eltern. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 267; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes, 1978; Schubert, W., Die Projekte der Weimarer Republik zur Reform des Nichtehelichen-, des Adoptions- und Ehescheidungsrechts, 1986; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991, 214; Heinrich, T., Das preußische Nichtehelichenrecht, 1993; Winkler, W., Nichteheliche Kinder und landwirtschaftliches Erbrecht, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bors, M., Bescholtene Frauen vor Gericht, 1998; Arends Olsen, L., La femme et l’enfant, 1999; Schmitz, U., Der Unterhaltsanspruch des nichtehelichen Kindes gegen seinen Erzeuger, 2000; Die Reform des Nichtehelichenrechts (1961-1969), hg. v. Schubert, W., 2003; Spaethe, J., Spaniens Abstammungsrecht, 2004; Klose, B., Das Verblassen eines Makels, 2013
Nichterfüllung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1652 [Mansfeld] einmal belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Ausbleiben der Leistung eines Schuldners. Hier kennt sachlich bereits das römische Recht in vielen Fällen die Verurteilung zu dem Sachwert bzw. später den Schadenersatz. Dieses römische Recht wird seit dem Spätmittelalter in dem Heiligen römischen Reich weitgehend übernommen. Hieraus entwickelt sich das Leistungsstörungsrecht für →Verzug, →Unmöglichkeit und sonstige Pflichtverletzung (→positive Forderungsverletzung). Die Einrede des nichterfüllten Vertrags entsteht dabei aus römischem Recht und kirchlichem Recht in dem 15./16. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Kaser § 37; Scherner, K., Rücktrittsrecht wegen Nichterfüllung, 1965; Jakobs, H., Unmöglichkeit und Nichterfüllung, 1969; Ernst, W., Die Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2000; Roos, C., Die Grundlagen und die dogmatische Entwicklung der Vorschriften zur Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2004; Seong, S., Der Begriff der nicht gehörigen Erfüllung, 2004; Bardo, U., Die „abstrakte“ Berechnung des Schadensersatzes wegen Nichterfüllung beim Kaufvertrag, 2019
nichtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 15. Jahrhundert [Kassel § 24] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) wertlos, nicht bestehend
Nichtigerklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., nichtig ab 15. Jahrhundert) ist die ausdrückliche Erklärung der Nichtigkeit oder Unwirksamkeit einer Handlung durch die zuständige Stelle (beispielsweise der Ehe durch Gericht nach AGBG bei bestehendem Eheband, Irrtum oder Zwang bei der Eheschließung bzw. nach den §§ 21ff. EheG). S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Nichtigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen wohl als Lehnübersetzung von lat. nullitas ab 1498 [WormsRef. I 10, 3] in rund fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) ist die völlige Unwirksamkeit einer an erheblichen, nicht billigenswerten Mängeln leidenden Handlung. Sie ist schon dem römischen Recht bekannt, ohne dass dieses eine durchgehende Begrifflichkeit ausbildet. In dem Prozess betrifft sie das Urteil. Auch in dem seit dem Spätmittelalter aufgenommenen römischen Recht fehlt noch eine allgemein anerkannte Lehre der Unwirksamkeit von Verträgen, doch wird die Unwirksamkeit bereits als (lat. [F.]) nullitas bezeichnet. S. Google
Lit.: Kaser §§ 9 I, 84 II 31; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 413; Kriechbaum, M., Teilnichtigkeit und Gesamtnichtigkeit, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 39; Düwel, L., Die Nichtigkeit und Anfechtbarkeit der Ehe, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Nichtigkeitsbeschwerde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Nichtigkeit behauptende Beschwerde gegen eine gerichtliche Entscheidung. Sie wird auf umstrittener Grundlage in Italien seit dem 12. Jahrhundert für grobe Verfahrensfehler (bei einer [lat.] sententia [F.] nulla, einem nichtigen Urteil) allmählich entwickelt (lat. querela [F.] nullitatis). Seit dem 16. Jahrhundert wird sie in dem Heiligen Römischen Reich in unklarer Abgrenzung zu der →Appellation aufgenommen. Seit 1877/1879 kann eine Nichtigkeit nur in den gesetzlich fest umrissenen Fällen der →Wiederaufnahme des Verfahrens geltend gemacht werden (Nichtigkeitsklage). In dem Strafverfahren des Nationalsozialismus kann ein rechtskräftiges Urteil von dem Oberreichsanwalt mit der Nichtigkeitsbeschwerde angegriffen werden. In Österreich können rechtliche Fehler eines Schöffengerichts oder Geschworenengerichts zu der Wahrung des Gesetzes vor dem obersten Gerichtshof angefochten werden. S. Google, →Nichtigkeitsklage
Lit.: Köbler, DRG 156, 235; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Skedl, A., Die Nichtigkeitsbeschwerde, 1886; Gilles, P., Rechtsmittel im Zivilprozess, 1972; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973, 395; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976, 46
Nichtigkeitsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Klage, mit der die Wiederaufnahme eines rechtskräftig abgeschlossenen Verfahrens angestrebt werden soll. Sie wird sachlich in dem römisch-kanonischen Verfahren seit dem 12./13. Jahrhundert in bestimmten Fällen zulässig (lat. actio [F.] nullitatis). Die Abgrenzung zu Appellation und Nichtigkeitsbeschwerde ist unscharf. Seit 1877/1879 kann eine Nichtigkeitsklage nur in den gesetzlich fest umrissenen Fällen der →Wiederaufnahme des Verfahrens erhoben werden. Eine früher zulässige besondere Ehenichtigkeitsklage ist in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 7. 1998 nicht mehr vorgesehen. S. Google, →Nichtigkeitsbeschwerde
Lit.: Köbler, DRG 117; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 393; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Thalmann, P., Nichtigkeitsklagen gegen Rechtsakte mit Verordnungscharakter, 2011
Nichtschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Fehlen einer Verbindlichkeit. Bereits das klassische römische Recht gewährt bei Leistung auf eine Nichtschuld einen Ausgleichsanspruch (lat. condictio [F.] indebiti). Dieser wird seit dem Spätmittelalter in dem Heiligen Römischen Reich aufgenommen (Worms 1499). S. Google, →Bereicherung
Lit.: Köbler, DRG 47, 166; Behrens, A., Die rechtliche Behandlung der Erfüllung einer Nichtschuld, 1921; Scherer, W., Die rechtliche Behandlung der Erfüllung einer Nichtschuld, 1932; Schröder, B., Die wissentliche Erfüllung einer Nichtschuld, 1952; Fraefel, C., Die Betreibung einer Nichtschuld, 2011 (Diss. jur. Univ. Zürich)
Nicolai, Pierre-Thomas (Aubel 1763-1836), Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Reims Advokat in Limburg, danach Richter in dem französisch gewordenen Gebiet, 1800 in Lüttich und seit 1820 Politiker. Er bewirkt, dass 1821 der bereits von →Napoleon (1811) eingeführte französische →Code civil die Grundlage der Beratung für das erst 1838 in Kraft tretende Burgerlijk Wetboek (Bürgerliche Gesetzbuch) der →Niederlande wird und damit die Niederlande in dem französischen Rechtskreis verbleiben und das 1830 verselbständigte →Belgien von dem neuen niederländischen Privatrechtsgesetzbuch erst gar nicht erfasst wird. S. Google
Lit.: Dievoet, E. van, Het burgerlijke recht, 1943, 23
Niebuhr, Barthold Georg (Kopenhagen 27. 8. 1776-Bonn 2. 1. 1831), Geographensohn, wird nach dem Studium von Rechtswissenschaft und Staatswissenschaft in Kiel, London und Edinburgh Staatsbediensteter in Dänemark (1800) und Preußen. Sein Hauptwerk ist eine „Römische Geschichte“ (Bd. 1ff. 1811ff.). 1816 entdeckt er auf einen Hinweis Savignys in der Bibliothek des Domkapitels von Verona eine Handschrift der Institutionen des →Gaius (Palimpsest des 8. Jahrhunderts einer Handschrift des 5./6. Jahrhunderts). S. Google
Lit.: Söllner § 16; Gaius, Institutionum commentarii quattuor, hg. v. Studemund, G., 1874; Rytkönen, S., Barthold Georg Niebuhr, 1968; Wilte, B., Der preußische Tacitus, 1979; Heuß, A., Niebuhrs wissenschaftliche Anfänge, 1981; Walter, G., Niebuhrs Forschung, 1993
nieder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv.) unten
Niederdeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen in DRW-Archiv – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist das nicht von der (althochdeutschen) Lautverschiebung erfasste, räumlich den niederig liegenden Norden betreffende Deutsche (altniederfränkisch, altsächsisch, mittelniederdeutsch [beispielsweise →Sachsenspiegel]), das in der Neuzeit schriftsprachlich dem Hochdeutschen unterliegt und nur noch umgangssprachlich fortbesteht (Plattdeutsch). S. Google
Lit.: Köbler, G., Altniederdeutsch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-altniederdeutsches Wörterbuch. 2. A. 1982; Niederdeutsche Sprache und Literatur der Gegenwart, hg. v. Stellmacher, D., 2004; Bölsing, F., Niederdeutsche Sprachlehre - Plattdeutsch im Kirchspiel Lindhorst Schaumburg-Lippe, 2011; Sprache, Literatur, Raum – Festgabe für W. Diercks, hg. v. Langhanke, R., 2015
niedere (Adj.) untere →nieder
Niederer Adel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in neuzeitlich-abwertender Bezeichnung der nur ritterbürtige, teils aus der Unfreiheit aufgestiegene →Adel in Gegensatz vor allem zu dem über Landesherrschaft verfügenden (höheren) Adel. S. Google
Lit.: Stutz, U., Zum Ursprung und Wesen des niederen Adels, 1937; Herrschaft und Stand, hg. v. Fleckenstein, J., 1977, 2. A. 1979; Rödel, V., Reichslehenswesen, Ministerialität, Burgmannschaft und Niederadel, 1979; Bühler, M., Existenz, Freiheit und Rang – Handlungsmuster des Ortenauer Niederadels am Ende des Mittelalters, 2019; Marckhgott, G., Der niedere Adel des Machlandes im späten Mittelalter, 2020
Niedere Vogtei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem deutschen Südwesten der frühen Neuzeit ein aus dem Niedergericht hervorgegangenes Bündel grundherrschaftlicher und gerichtsherrlicher Rechte (des Reichssteuern einsammelnden Grundherren?). S. Google
Lit.: Wintterlin, F., Die niedere Vogtei im sechzehnten Jahrhundert, 1900; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975, 78, 198; Bossert, J., Geschichte des zur Markgrafenschaft Baden-Durlach ehemals Hochberg-Badenweiler’schen Herrschaft „niedere Vogtei“ gehörigen Ortes Opfingen, 2005
Niedergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 15. Jahrhundert/1636 [Glarus] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für Klagen um →Schuld und bewegliche →Sachen sowie für leichtere Straffälle zuständige →Gericht in Gegensatz zu dem →Hochgericht und Blutgericht. Niedergericht ist etwa das Zentgericht, Gogericht, Schulzengericht, Vogteigericht, Erbgericht, Dorfgericht, Hofmarkgericht oder teilweise auch das Landgericht. Den Ausgangspunkt bildet wohl die Aussonderung einfacher Sachen aus dem Grafengericht bereits in dem Frühmittelalter. In dem 13. Jahrhundert steht das Niedergericht allgemein dem Landesherrn zu. Danach geht es weitgehend auf die Grundherren über (Patrimonialgericht). Die genaue Zuständigkeitsabgrenzung erfolgt zeitlich-räumlich nicht gleichmäßig. Von dem Niedergerichtg kann seit dem Spätmittelalter zunehmend an ein Obergericht appelliert werden. S. Google
Lit.: Grosch, G., Das spätmittelalterliche Niedergericht auf dem platten Lande am Mittelrhein, 1906; Weimann, K., Das tägliche Gericht, 1913; Goetz, G., Niedere Gerichtsherrschaft und Grafengewalt im badischen Linzgau, 1913; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 1922, Neudruck 1958, 50; Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsverfassung Bayerns, 1929; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954, 6; Krämer, R., Das Niedergericht Detwang vom Ende des Mittelalters bis zu seinem Untergang (1400-1705), 1972; Linderkamp, H., Niedergerichtliche Strafformen und ihre Anwendung nach Quellen der Rechtspraxis, 1985; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, 2000; Die Ingelheimer Haderbücher, hg. v. Felten, F. u. a., 2010
Niedergerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1580 [Bayern] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) untere Gerichtsbarkeit
Lit.: Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht in der mittelalterlichen Gerichtsverfassung Bayerns, 1929; Sagstetter, M., Hoch- und Niedergerichtsbarkeit im spätmittelalterlichen Herzogtum Bayern, 2000
Niederlage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [HansUB. I 164] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Niederlegung
Niederlagsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht eines Ortes, von durchreisenden Händlern die Niederlage (Niederlegung) ihrer Waren zu dem Verkauf an dem Ort zu verlangen. Es ist beispielsweise in dem 13. Jahrhundert für Breslau bezeugt. Es wird meist durch stadtherrliches Privileg erlangt. Es endet in dem Liberalismus des 18./19. Jahrhunderts (Hannoversch-Münden 1823, Köln 1831). S. Google
Lit.: Gönnenwein, O., Das Stapel- und Niederlagsrecht, 1939; Henning, F., Handelsordnungen des Mittelalters, (in) Scripta mercaturae, Bd. 2 1970, 41
Niederlande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Niederland - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind der an dem Einfluss des Rheines in das Meer gelegene nordwestmitteleuropäische Staat. Das betreffende, ursprünglich von Franken, Friesen und wohl auch Sachsen besiedelte Gebiet (anfangs zwischen Somme und Ems) gelangt in dem Spätmittelalter allmählich an den Herzog von Burgund und nach dem Aussterben der für die Niederlande 1473 in Mecheln einen obersten Gerichtshof errichtenden Herzöge von Burgund (1477) an die →Habsburger, die es 1521 an ihre spanische Linie geben bzw. 1548 in dem Augsburger Vertrag von dem Reich verselbständigen und 1555, nun als Niederlande (franz. Pays d’en Bas) bezeichnet, in der spanischen Linie an Philipp II. geben. Seit 1565 wehren sich Adelige in dem seit etwa 1540 zunehmend zu dem Calvinismus bekehrten Gebiet (von insgesamt 17 Landen) gegen die Verdichtung der habsburgisch-spanischen Herrschaft, unter der 1570 Criminele Ordonnantië das Strafrecht festlegen. Mit dem 1. 4. 1571 beginnt ein Aufstand, in dessen Verlauf an dem 18. 7. 1572 zwölf Städte in Seeland und Holland Wilhelm von Oranien zu dem königlichen Statthalter wählen (1650-1672, 1702-1747, ab 1795 statthalterlos). 1581 entsteht daraus ein loser Staatenbund der sog. Generalstaaten (Republik der Vereinigten Niederlande). 1648 werden die seit 1635 mit Frankreich verbündeten Generalstaaten als eigener, von dem Reich gelöster Staat (Republik) (von Spanien) anerkannt. In ihm wählen die Stände den Statthalter, dessen Amt in dem Hause Oranien eine gewisse Erblichkeit erlangt. Zugleich erwerben die auf Grund ihrer Lage Seefahrt betreibenden Niederlande umfangreiche Kolonien. Seit 1798 beginnt unter der Herrschaft Frankreichs (1795) in der daraufhin gebildeten Batavischen Republik die Vereinheitlichung des bis dahin sehr zersplitterten (beispielsweise friesischen, holländischen, seeländischen, geldrischen), subsidiär gemeinrechtlich orientierten Rechtes (1. 5. 1798 Staatsregelung für das batavische Volk [Verfassung], 1799 Entwurf einer Zivilprozessordnung und Kriminalprozessordnung, 1801/1804 Entwurf eines peinlichen Gesetzbuchs, ab 1806/1807 Arbeiten an einem Entwurf eines bürgerlichen Gesetzbuchs). 1806 wandelt Napoleon die Republik in ein Königreich um (König Louis Bonaparte 1806-1810). Zu dem 1. 2. 1809 wird nach dem Vorbild Frankreichs ein Kriminalgesetzbuch für das Königreich Holland und an dem 1. 5. 1809 das Gesetzbuch Napoleons (Code Napoleon, Bürgerliches Gesetzbuch) für das Königreich Holland in Kraft gesetzt. An dem 9. 7. 1810 wird Holland mit Frankreich vereinigt. 1811 wird das Recht Frankreichs in dem ehemaligen Holland eingeführt. Mit Napoleons Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig lösen sich die Niederlande 1813 als Fürstentum wieder von Frankreich. In dem März 1814 wird eine Verfassung (Grundgesetz für die Vereinigten Niederlande) verkündet. Zu der gleichen Zeit werden südliche Gebiete, die 1713/1714 nach dem spanischen Erbfolgekrieg von Spanien an Österreich gelangen, und das Hochstift Lüttich dem aus dem Fürstentum sich bildenden Königreich der Vereinigten Niederlande angefügt. 1830 lösen sich diese teilweise frankophonen Gebiete in dem selbständig werdenden →Belgien von den Niederlanden. An dem 1. 10. 1838 erhalten die Niederlande nach dem Vorbild des →Code civil Frankreichs ein Bürgerliches Gesetzbuch (1970ff. erneuert), ein Handelsgesetzbuch, eine Zivilprozessordnung und eine Strafprozessordnung (1926 erneuert) sowie 1881/1886 ein Strafgesetzbuch. Ab 1951 wirken die Niederlande an der Bildung der europäischen Gemeinschaften (1993 Europäische Union) mit. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG; Köbler, DRG 129, 130, 170, 256; Fockema-Andreae, S., Overzicht van oud-nederlandsche Rechtsbronnen, 1881; Gratama, M., Het onuitgegeven Landrecht van Drenthe, 1883; Westerkamp, J., Das Bundesrecht der Republik der vereinigten Niederlande, 1890; Fruin, R., Geschiedenis der staatsinstellingen in Nederland, 1901, 2. A. 1922, Neudruck 1980;Turba, G., Über das rechtliche Verhältnis der Niederlande zum deutschen Reich, 1903; Andreae, F., Über den Ursprung der niederländischen Rechte, ZRG GA 30 (1909), 1; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzuges, 1913; Gossen, J., De rechterlijke Organisatie van Zeeland, 1917; Müller, E., Eine niederländische Sachsenspiegelhandschrift, ZRG GA 38 (1917), 305; Van Apeldoorn, Geschiedenis van het nederlandische huwelijksrecht voor de invoering van de fransche wetgeving, 1925; Blécourt, A., Kort begrip van het oud-vaderlandsch burgerlijk Recht, 1922, 2. Druk 1924 (mit Bewijsstukken, 1924, 1926), 6. A. 1950; Bijnkershoek, C. van, Observationes tumultuariae, hg. v. Meijers, E. u. a., Bd. 1f. 1926ff.; Gosses, J., Welgeboren en Huislieden, 1926; Schaap, H., Philips Wielant en diens Corte Instructie omme jonghe practisienen in zivile zaken, 1927; Monté ver Loren, J. de, De historische ontwikkeling van de begripen bezit en eigendom, 1929 (Diss. jur. Utrecht); Fischer, H., De geschiedenis van de reëlle executie bij koop, 1934; Pitlo, R., De ontwikkeling der esecuteele, 1941; Dievoet, E. van, Het burgerlijk recht, 1943; Huizinga, J., Herbst des Mittelalters, 1945; Overdiep, G./Tjessinga, J. C., De Rechtsomgang van Franekeradeel 1406-1438, 1950; Aubin, H./Menzel, E., Die niederländischen Ansprüche auf die Emsmündung, 1951; Feenstra, R., A quelle époque les Provinces-Unies sont-elles devenues indépendentes, (in) TRG 20 (1952), 30, 182; Vries, K. de, Bijdrage tot de kennis van het strafprocesrecht in de Nederlandse steden, (1956); Lademacher, H., Die Stellung des Prinzen von Oranien als Statthalter in den Niederlanden von 1572 bis 1584, 1958; Schneppen, H., Niederländische Universitäten und deutsches Geistesleben, 1960; Westerink, G., Doornspijk en Elburg, 1961; Andreae, F., De Nederlandse staat, 1961; Costumen van’s-Gravenhage 1451-1609, hg. v. Hart, G. t’ u. a., 1963; Petri, F., Die Kultur der Niederlande, Handbuch der Kulturgeschichte, Lieferungen 68-72, 80-84, 1964; Wedekind, W., Bijdrage tot de kennis van de ontwikkeling van de procesgang in civiele zaken, 1971; Bibliografie Nederlandse rechtsgeschiedenis, hg. v. Nederlands centrum voor rechtshistorische documentatie, Bd. 1ff. 1971ff; Hardenberg, L., Der dreizehnte Pfennig, ZRG GA 90 (1973), 185; Simons, C., Marine justitie, 1974; Gerbenzon, P./Algra, N., Voortgangh des rechtes, 5. A. 1979; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,58,522,973, 2,2,744,1399, 3,1,1191, 3,2,2603, 3,3,3402,3732,3801,3901,3979,4099; Spruit, J., Niederländische rechtsgeschichtliche Literatur aus den Jahren 1945-1975, ZRG GA 92 (1975), 371; Huusen, A., De codificatie van het Nederlandse huwelijksrecht 1795-1838, 1975 (Eherecht); Consilium Magnum 1473-1973, 1977; Vrugt, M. van den, De Crimenele Ordonnantiën van 1570, 1978; Herwaarden, J. van, Opgelegde Bedevaarten, 1978; Groenveld, S. u. a., De Kogel door de Kerk?, 1979; Jappe Alberts, W., Het middeleeuws keurboek van de stad Doetinchem, 1979; Gall, H., Bronnen van de Nederlandse Codificatie, Personen- en Familienrecht 1798-1820, 1981; Algemene Geschiedenis der Nederlanden, hg. v. Blok, D., Bd. 1ff. 1981f.; De Ontwerpen lijfstraffelijk wetboek 1801 en 1804, hg. v. Moorman van Kappen, O. u. a., 1982; Brokken, H., Het ontstaan van de hoekse en kabeljauwse twisten, 1982; Faber, S., Strafrechtspleging en criminaliteit te Amsterdam 1680-1811, 1983; Lademacher, H., Geschichte der Niederlande, 1983; Prevenier, W./Blockmans, W., Die burgundischen Niederlande, 1986; Schepper, H., de, Belgium Nostrum, 1987; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux du 12e au 18e siècle, 1987; Schilling, J./Täubrich, R., Niederlande, 1988; Moormann van Kappen, O., Ein Rückblick anlässlich der Hundertjahrfeier des niederländischen Strafgesetzbuches, ZRG GA 105 (1988), 256; Godding, P., Le droit privé, 1993; Lademacher, H., Die Niederlande, 1993; Holthöfer, E., Beiträge zur Justizgeschichte der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs im 19. und 20. Jahrhundert, 1993; Israel, J., The Dutch Republic, 1995; Moorman van Kappen, O., Zur politischen und verfassungsrechtlichen Bedeutung der batavischen Umwälzung, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; North, M., Geschichte der Niederlande, 1997, 2. A. 2005; Mörke, O., Stadtholder oder Staetholder?, 1997; Arndt, J., Das Heilige Römische Reich und die Niederlande, 1998; Moorman van Kappen, O., Zwei Jahrhunderte niederländische Kodifikationsgeschichte (1797-1997), (in) Kodifikation und Dekodifikation, hg. v. Maly, K. u. a., 1997, 137; Honoris causa, hg. v. Coppens, E., 1999; Gallin, I., Rechtsetzung ist Machtsetzung, 1999; De Monté ver Loren, J., Hoofdlijnen uit de ontwikkeling der rechterlijke organisatie in de Noordelijke Nederlanden, 7. Druck 2000; Sap, J., The Netherlands Constitution, 2000; Milton, G., Muskatnuss und Musketen, 2001; Bosch, A., De ontwikkeling van het strafrecht in Nederland van 1795 tot heden, 2001, 4. A. 2005, 5. A. 2008, 6. 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Sirks, A. u. a., 2006; Leenknegt, G. u. a., Opstand en Eenwording, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 971; Braake, S. ter, Met recht en rekenschap - de amtenaren bij het Hof van Holland, 2007; Trillo, A., Geschichte des Aufstandes und der Kriege in den Niederlanden, hg. v. Bacigalupe, M. u. a., 2008; Onder de huidige omstandigheden. De Hoge Raad en het Toetsingsarrest 1943, hg. v. Venema, D. u. a., 2008; The Old Library of the Supreme Court of the Netherlands, hg. v. Pikkemat, J., 2008; Verfassungsdokumente Belgiens, Luxemburgs und der Niederlande 1789-1848, hg. v. Stevens, F., 2008; Van Hofstraeten, B., Juridisch Humanisme en costumiere acculturatie, 2008; Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen Niederlande, 2009; Van der Velden, B., Van Praktizijnsobleiding tot juridische Faculteit, 2009; Groenveld, S. u. a., Unie – Bestand –Vrede, 2009; Tweehonderd jaren codificatie van het privaatrecht in Nederland, hg. v. Lokin, J. u. a., 2010; Parthesius, R., Dutch Ships in Tropical Waters, 2010; Bourgondië vorbij – De Nederlanden 1250-1650, hg. v. Damen, M. u. a., 2010; Van der Velden, B., Ick lach met Grotius, 2011; Kubben, R., Regeneration and Hegemony - Franco-Batavien Relations in the Revolutionary Era, 1795-1803, 2011; Tweehonderd jaar rechters, hg. v. Van Boven, M. u. a., 2011; Van Hall, H., Eijsden, 2011; Soen, V., Vredehandel, 2012; Berkvens, A. u. a., Het Franse Nederland, 2012; Wielenga, F., Geschichte der Niederlande, 2012; Stegemann, J., Handbuch Niederländisch, 2013; The Twelve Years Truce (1609), hg. v. Lesaffer, R., 2014; Koll, J., Arthur Seyss-Inquart und die deutsche Besatzungspolitik in den Niederlanden (1940-1945), 2015; Van Peteghem, P., De Nederlanden en het Vrijgraafschap Bourgondië tussen paus en keizer, 2015; Driessen, C., Geschichte der Niederlande, 2016; Romijn, P., Der lange Krieg der Niederlande, 2017; Seggern, H. v., Geschichte der burgundischen Niederlande, 2018; Krause, O., Die Variabilität frühneuzeitlicher Staatlichkeit- Die niederländische „Staats“-Formatierung der statthalterlosen Epoche, 2018; City and Society in the Low Countries, 1100-1600, hg. v. Blondé, B. u. a., 2018; Schippers, H., Westerweel Group – Non-Conformist Resistance against Nazi-Germany, 2019
niederlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1360 [FreibergStR. 29 § 5] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) hinunterlassen
Niederlassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [TirolLO. 1573 Reg. s. v. haußhabliche] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb niederlassen ab 9. Jh., sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und Indogermanischen verbindbar) Ansiedelung, Sitz
niederlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.), ablegen, hinunterlegen
Niederösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das unter (östlich) der Enns gelegene Land →Österreichs (bis 1918 amtlich Österreich unter der Enns). Es wird nach dem Rückzug der Römer in der Völkerwanderung von den entstehenden Bayern besiedelt und gelangt mit diesen 788 unter die Herrschaft der Franken. Deren Mark an der Donau nehmen zwischen 907 und 955 die Ungarn ein. 996 wird der Ort Neuhofen an der Ybbs anlässlich einer Gabe des Kaisers an den Bischof von Freising als in Ostarrihhi (Ostreich oder Ostgebiet) gelegen bezeichnet, womit es den Ausgangspunkt für das spätere Österreich bildet. 1156 wird in den Auseinandersetzungen zwischen Staufern, Welfen und Babbenbergern die Mark als eigenes Territorialherzogtum (Land) von (den übrigen) Bayern verselbständigt (später so genanntes Privilegium minus). Zeitweise besteht eine erweiterte Ländergruppe Niederösterreich (mit Oberösterreich). 1542 und 1552 werden Polizeiordnungen der niederösterreichischen Ländergruppe erlassen. Ausgearbeitete Landrechte bleiben Entwürfe (Institutum Ferdinandi 1526, Entwurf Wolfang Püdlers 1573, Entwurf Strein-Linsmayr 1595, Entwurf der vier Doktoren 1654 [teilweise als Einzelgesetz in Kraft gesetzt Vormundschaftsordnung 1669, Tractatus de iuribus incorporalibus 13. 3. 1679 und neue Satz- und Ordnung von dem Erbrecht außer Testament 28. 5. 1720]). 1650 wird eine Landesordnung für Österreich unter der Enns geplant, 1656 nach dem Vorbild der Constitutio Criminalis Carolina (1532) eine Strafzumessung und Konkurrenzen ausführlicher behandelnde peinliche Landgerichtsordnung erlassen (Ferdinandea, verwertet in der peinlichen Halsgerichtsordnung Josephs I. von 1707 und der Constitutio Crimininalis Theresiana von 1768). Bis 1806 ist Niederösterreich mit Oberösterreich ein einziges Reichslehen. Von 1804 bis 1918 ist es ein Kronland, ab 1918 ein Land Deutschösterreichs bzw. Österreichs (1939-1945 mit nördlichem Burgenland Reichsgau Niederdonau). Nach der Herausnahme Wiens aus Niederösterreich als eigenes Bundesland (1921/1. 1. 1922) gibt sich Niederösterreich 1997 eine eigene Hauptstadt in Sankt Pölten. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Motloch, T., Bericht des Dr. Wolfgang Püdler über den Entwurf einer Landtafel, ZRG GA 21 (1900), 235; Von der Ennswaldsiedlung zur niederösterreichischen Stadt Haag, bearb. v. Frieß, E. u. a., 1957; Gutkas, K., Geschichte des Landes Niederösterreich, 1958, 6. A. 1983; Feigl, H., Die niederösterreichische Grundherrschaft, 1964; Mitterauer, M., Zollfreiheit und Marktbereich, 1969; Feigl, H., Der niederösterreichische Bauernaufstand 1596/97, 1972; Brauneder, W., Zur Gesetzgebungsgeschichte der niederösterreichischen Länder, (in) FS H. Demelius, 1973, 1; Die Rechtsquellen der Stadt Weitra, hg. v. Knittler, H., 1975; Wesener, G., Das Verfahren vor der niederösterreichischen und innerösterreichischen Regierung, (in) Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark 27 (1979), 181; Die Auswirkungen der theresianisch-josephinischen Reformen auf die Landwirtschaft, hg. v. Feigl, H., 1982; Schmitz, C., Die Anfänge des Parlamentarismus in Niederösterreich, 1985; Feigl, H., Recht und Gerichtsbarkeit in Niederösterreich, 1989; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern, 1989; Kohl, G., Die Anfänge der modernen Gerichtsorganisation in Niederösterreich, 2000; Niederösterreichisches Urkundenbuch, Bd. 1f., hg. v. Weltin, M. u. a., 2008ff.; Im Schnittpunkt frühmittelalterlicher Kulturen, hg. v. Zehetmayer, R., 2008; Urkunde und Geschichte, 2008; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1526, hg. v. Brauneder, W., 2014; Landrechtsentwurf für Österreich unter der Enns 1573, hg. v. Brauneder, W., 2015; Godsey, W., The Sinews of Habsburg Power, 2018
Niederrhein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) (der) Rhein in seinem der Mündung in die See nahen Verlauf samt dem umliegenden Gebiet, in Gegensatz zu dem Mittelrhein zwischen Mündung der Sieg und Mündung der Nahe und dem Oberrhein zwischen Baden und Elsass sowie dem Hochrhein in Österreich und der Schweiz, s. Google
Lit.: Becker, N., Das Land am unteren Niederrhein, 1992; Opitz-von Bardeleben, P., Das Generalgouvernement Niederrhein, 2013
Niedersachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (in Gegensatz zu Sachsen als Obersachsen) das durch die Verordnung Nr. 55 der britischen Militärregierung an dem 1. 11. 1946 vor allem aus dem Land Hannover Preußens, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe gebildete deutsche Bundesland, N. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Roshop, U., Die Entwicklung des ländlichen Siedlungs- und Flurbildes in der Grafschaft Diepholz, 1932; Niedersächsischer Städteatlas, Abt. 2 Einzelne Städte, hg. v. Meiler, P, 1933ff.; Mauersberg, H., Beiträge zur Bevölkerungs- und Sozialgeschichte Niedersachsens, 1938; Angres, D., Die Geschichte der Vogtei in der Stadt Hameln, 1951; Niedersächsisches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., 1952; Schnath, G., Das Sachsenross, 1958; Schnath, G. u. a., Geschichte des Landes Niedersachsen, 1962, 2. A. 1973, Neudruck 1988; Hagemann, A., Um die Fohlentheorie, ZRG GA 81 (1965), 365; Geschichte Niedersachsens, hg. v. Patze, H., Bd. 1ff. 1977ff.; Brosius, D., Niedersachsen, 1983, 4. A. 2013; Hucker, B. u. a., Geschichte Niedersachsens, 1997; Übergang und Neubeginn, hg. v. Merker, O., 1997; Niedersächsische Juristen, hg. v. Rückert, J. u. a., 2003; Handbuch der niedersächsischen Landtags- und Ständegeschichte, hg. v. Wieden, B. bei der, Bd. 1 2004; Kroeschell, K., recht unde unrecht der Sassen, 2005; Hauptmeyer, C., Geschichte Niedersachsens, 2009; Appenzeller, G., Das Niedersächsische Wörterbuch, 2011; 100mal Niedersachsen, hg. v. Otte, H. u. a., 2011; Ipsen, J., Niedersächsische Verfassung, 2011; Niedersächsisches Klosterbuch, hg. v. Dolle, J., Bd. 1ff. 2012; Die Kabinettsprotokolle der hannoverschen und niedersächsischen Landesregierung 1946-1951, bearb. v. Nentwig, T., 2012; Bei der Wieden, B., Handbuch der niedersächsischen Landtags- und Ständegeschichte, 2013; Nentwig, T., Hinrich Wilhelm Kopf (1893-1961), 2013; Graf, S., 75 Jahre Niedersachsen, 2021
Niederschlesien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Schlesien
Lit.: Kroeschell, DRG 3
Niemand kann zwei Herren dienen. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar). S. Google
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. von R. Schmidt-Wiegand, 1996, 177 (Matthäus 6,24)
Nießbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [BernRatsman. III 1005] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Lehnübertragung lat. [F.] ususfructus) ist die Belastung einer fremden (unverbrauchbaren) Sache in der Weise, dass der, zu dessen Gunsten die Belastung erfolgt, berechtigt ist, die Nutzung (beispielsweise Mietzinsen) der Sache zu ziehen (höchstpersönliche Personalservitut, beschränktes dingliches Recht). Der Nießbrauch entwickelt sich sachlich in Rom wohl seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. zu der Versorgung von Witwen und Töchtern. Dem entspricht auch das deutsche Recht (→Leibgeding u. a.). Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht aufgenommen und ususfructus als Nießbrauch übersetzt. Vgl. §§ 509ff. ABGB. S. Google
Lit.: Kaser § 29 I; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 41, 61; Hübner, R., Donationes post obitum, 1888; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Deichmann, P., Das Rechtsverhältnis zwischen Eigentümer und Nießbraucher, Diss. jur. Bonn 1998; Schön, W., Der Nießbrauch an Sachen, 1992; Heger, M., Der Nießbrauch in usus modernus und Naturrecht, 2004 (Diss. iur. Tübingen 2002); Reinhardt, G., Der Nießbrauch in Code civil und BGB und seine Grundlagen im römischen Recht, 2004; Petrini, S., Deducto usufructu, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Heger, M., Der Nießbrauch in usus modernus und Naturrecht, 2011 (elektronische Ressource); Hauck, R., Nießbrauch an Rechten, 2015
nießen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert [mittelniederländisch] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) greifen, nutzen, genießen
Niftel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9./10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 10. Jahrhundert [AhdGl. II 137,11 neptem niphtilun] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Nichte, Enkel
Niftelgerade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gerade der Nichte →Gerade
Nihil obstat (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Es steht nichts entgegen. S. Google
Nikolaus (Patara in Lykien bzw. der Türkei zwischen 270 und 286-Myra zwischen 342 und 347) Heiliger, Bischof von Myra, wahrscheinlich Teilnehmer des Konzils von Nicaea, s. Google
Lit.: Blaschke, K., Nikolaipatrozinium und städtische Frühgeschichte, ZRG GA 53 (1967), 273; Becker-Huberti, M., Der Heilige Nikolaus, 2005; Hauschild, T., Der Weihnachtsmann, 2012; Fündling, J., Nikolaus – Karrieren eines Heiligen, 2022
Nikolaus de Tudeschis (Catania 1386-Palermo 1445 [deswegen auch Nikolaus Panormitanus]) wird nach dem Studium des Kirchenrechts in Bologna 1412 Professor in Bologna, danach in Parma und Siena, 1434 Erzbischof von Palermo. Vielfach wird er in dem Rahmen des Konzils von Basel tätig (1432-1433, 1436-1439). Zwischen 1420 und 1430 verfasst er die (lat.) Commentaria (N.Pl.) in quinque decretalium libros (Kommentare in die fünf Bücher Dekretalen). In dieser bedeutendsten Leistung der Kirchenrechtswissenschaft des 15. Jahrhunderts übernimmt er bereits in Bezug auf allgemeine Rechtsbegriffe Vorstellungen aus dem weltlichen Recht der Kommentatoren (→Bartolus). S. Google
Lit.: Nörr, K., Kirche und Konzil bei Nicolaus de Tudeschis, 1964
Nikolaus von Kues (Kues bei Bernkastel 1401-Todi in Umbrien 11. 8. 1464), Sohn des Schiffers Johann Cryfftz (Henne Krebs), wird nach dem 1416 aufgenommenen Studium der freien Künste in Heidelberg und des Kirchenrechts in Padua Berater des Erzbischofs von Trier, 1448 Kardinal und 1450 Bischof von Brixen. Er ist in Abkehr von der →Scholastik einer der ersten Humanisten Deutschlands. Für die Verfassungsgeschichte ist seine (lat.) Concordantia (F.) catholica (1433, Katholische Konkordanz) von großer Bedeutung, in der er aus dem Gesichtspunkt des Ausgleichs von Gegensätzlichkeiten ein Reformprogramm für das Reich vorschlägt. Sein rechtswissenschaftliches Werk erzielt keine große Wirkung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 99, 110; Molitor, E., Nikolaus von Cues und die deutsche Rechtsgeschichte, ZRG 40 (1919), 273; Nicolai de Cusa opera, hg. Meiner, F., Bd. 1ff. 1932ff.; Meuthen, E., Nikolaus von Kues, 1964, 6. A. 1985; Cusanus-Gedächtnisschrift, hg. v. Grass, N., 1970; Grass, N., Cusanus und das Volkstum der Berge, 1972; Flasch, K., Nikolaus von Kues, 1988; Flasch, K., Nicolaus Cusanus, 2001; Nikolaus von Kues, hg. v. Winkler, N., 2001; Hensel-Grobe, M., Das St.-Nikolaus-Hospital zu Kues, 2007; Nicolai de Cusa opera omnia - Symposium zum Abschluss der Heidelberger Akademie-Ausgabe, hg. v. Beierwaltes, W., 2006; Handbuch Nikolaus von Kues, hg. v. Brösch, M. u. a., 2014; Senger, H., Nikolaus von Kues – Leben – Lehre – Wirkungsgeschichte, 2016
Nikolaus Wurm →Wurm, Nikolaus (Neuruppin vor Mitte 14. Jahrhunderts-Liegnitz nach 1401)
Nimwegen (Nijmegen) an dem südlichen Waalufer erscheint auf der Grundlage älterer Siedlungen 69/70 n. Chr. als römisches Batavodurum, das um 104 n. Chr. in Ulpia Noviomagus (Neumarkt) umbenannt wird. 1230 wird Nimwegen Reichsstadt. 1577 gelangt es an die Niederlande. 1923 erhält es (nach einem frühneuzeitlichen Vorläufer) eine (katholische) Universität (2004 Radboud-Universität). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Leupen, R./Thissen, B., Bronnenboek van Nijmegen, 1981; Clevis, H., Nijmegen, 1990; Stichlmair, T., Stadtbürgertum und frühneuzeitliche Sprachstandardisierung, 2008
Nipperdey, Hans (Richard) Carl (Bad Berka in Thüringen 21. 1. 1895-Köln 21. 11. 1968) Großvater o. Prof. für klassische Philologie Univ. Jena, Vater Arzt, "jüdisch versippt" (Stumpf) (Großmutter väterlicherseits Fanny Georgine Anna Steinthal), Volksschule Bad Berka, 1904 humanistisches Gymnasium Jena, 1907 Weimar, 16. 04. 1913 Studium Rechtswissenschaft, Volkswirtschaft Univ. Heidelberg, 1913/1914 Leipzig, 1914 Jena, Kriegsdienst (August bis Dezember), 1916 erste jur. Staatsprüfung, 1916 Promotion Univ. Jena (Justus Köhler/Wilhelm Hedemann) (summa cum laude), 01. 07. 1916 Abteilungsleiter in dem Ernährungsamt der thürigischen Staaten (Karl Rauch), gleichzeitig juristischer Vorbereitungsdienst, 1919 juristischen Vorbereitungsdienst abgebrochen, zu dem 30. 04. 1919 aus Ernährungsamt ausgeschieden, Assistent Institut für Wirtschaftsrecht Univ. Jena (Hedemann/Lehmann), 1920 Habilitation Univ. Jena (Heinrich Lehmann/Justus Wilhelm Hedemann), daneben Ermittlungsverfahren wegen Hochverrats (Beteiligung an dem Kapp-Lüttwitz-Putsch unklar), 16. 07. 1920 eingestellt, Ende Oktober 1920 Lehrbefugnis für bürgerliches Recht und Handelsrecht, 1923 deutsches Recht, 1924/1925 apl. ao. Prof. Univ. Jena, 1925 o. Prof. Univ. Köln (Nachfolge nach Heinrich Mitteis), Eintritt für die DVP, 1934 Mitglied des NS-Rechtswahrerbunds, spätestens 1935 Mitglied der Akademie für deutsches Recht, wegen seiner jüdischen Großmutter nicht ungefährdet, nie Mitglied der NSDAP, 1945 Stadtverordneter der SPD, kommissarischer Prorektor Univ. Köln, 05. 11. 1945 Dekan, 24. 10. 1946 entlassen, Mitte Juli 1947 entlastet, wiedereingestellt, 1954-1963 Präsident Bundesarbeitsgericht Kassel, 08. 03.1963 emeritiert (Nachfolger Theo Mayer-Maly), s. Google
Lit.: Nachruf (in) NJW 1969, 25 (Möhring Philipp); Juristen im Portrait 1988, 608 (Stumpf Hermann); Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 3, Staats- und Verwaltungsrechtswissenschaft in Republik und Diktatur 1914-1945, 1999, 98f.; DBE; Klee Ernst Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2003, 436f.; Hollstein, Thorsten, Die Verfassung als allgemeiner Teil, 2007; Kölner Juristen im 20. Jahrhundert, hg. v. Augsberg, S. u. a., 2013, 197ff.
nobilis, nōbilis, gnōbilis, lat., Adj., kennbar, kenntlich, bekannt, merklich, sichtbar, berühmt, namhaft, berüchtigt, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑enətlo-, *g̑nōtlo-, Sb., Kennzeichen, s. idg. *g̑en- (2), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₃-, *g̑neh₃-, *g̑noh₃-, *g̑n̥h₃-, V., erkennen, kennen, in dem Mittelalter adelig →Adel
Lit.: Köbler, LAW; Brunner, H., Nobiles und Gemeinfreie, ZRG GA 19 (1898), 76; Hölkeskamp, K., Die Entstehung der Nobilität, 1987, 2. A. 2011; Stadtadel und Bürgertum, hg. v. Elze, R. u. a., 1991; Nobilitas, hg. v. Oexle, G. u. a., 1997
Noblesse (F.) de robe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen verbindbar, Adel des Kleides oder Amtes) ist eine französische Bezeichnung für die in der frühen Neuzeit in Frankreich einsetzende Gleichstellung der Inhaber hoher Ämter in Recht und Verwaltung mit dem Adel (beispielsweise Edikt Ludwigs XIV. von 1644). Den (lat.) doctor (M.) iuris stellt bereits →Bartolus in dem 14. Jahrhundert dem Adeligen gleich.
Lit.: Bibesco, M., Noblesse de robe, 1928; Bluche, F./Durye, P., L’anoblissement par charges avant 1789, Bd. 1f. 1962; Dewald, J., The Formation of a Provincial Nobility, 1980; Marraud, M., La noblesse de Paris, 2000; Nagle, J., Un Orgueil Français – La vénalité des offices sous l’Ancien Régime, 2008; Èpreuves de Noblesse, hg. v. Descimon, R. u. a., 2010
nocivi (M.Pl.) terrae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, →landschädliche Leute
nomen, nōmen, lat., N., Name, Benennung, Wesen, Volk, Geschlecht, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *enomn̥-, *nōmn̥-, *h₁nḗh₃mon-, *h₁néh₃mn-, Sb., Name
Lit.: Köbler, DRG 117
nominare, nōmināre, lat., V.: nhd. nennen; Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōmen
nominatio, nōminātio, lat., F., Nennung, Benennung, Namhaftmachung, Vorschlagen, Vorschlag, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōmināre, s. nōmen; (lat. [F.])
Lit.: Seibert, H., Abtserhebungen zwischen Rechtsnorm und Rechtswirklichkeit, 1995; Büttner, A., Der Weg zur Krone, 2012; Schmidt, A., „Bischof bist Du und Fürst“ – Die Erhebung geistlicher Reichsfürsten im Spätmittelalter, 2015
nomisma, numisma, lat., N., Münze, Geldstück; Q.: Hor. (65-8 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. νόμισμα (nómisma), N., gültige Einrichtung, Brauch, Sitte; vgl. gr. νέμειν (némein), V., zuteilen, austeilen, weiden lassen, s. idg. *nem- (1), V., zuteilen, rechnen, nehmen, anordnen, zählen
nomos (griech. [M.]) Gesetz
Lit.: Nomos und Gesetz, hg. v. Behrends, O. u. a., 1995
Nona (lat. [F.] Neunte) ist (u. a.) eine in dem Frühmittelalter kurzzeitig bestehende Abgabe des Neuntels der Erträge neben dem →Zehent (Zehnt).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kottje, R., Studien zum Einfluss des Alten Testaments, 1964, 2. A. 1970, 57
nonna, lat., F., Nonne, Amme, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *nana, *nena, F., Mutter (F.) (1), Tante, Amme
Nonne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen zweites Viertel 13. Jahrhundert [Reinmar von Zweter] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ordensangehörige
Lit.: Weinhandl, M., Deutsches Nonnenleben, 1921; Parisse, M., Les nonnes, 1983; Medieval religious Women, 1984ff.; Nonnen, Kanonissen und Mystikerinnen, hg. v. Schlotheuber, E. u. a., 2008
Noodt, Gerard (Nijmegen/Nimwegen 4. 9. 1647-Leiden 15. 8. 1725) auch Noodt, Gerhard, wird nach dem Rechtsstudium in Nijmegen/Nimwegen, Leiden und Franeker Advokat und 1671 Professor in Nijmegen/Nimwegen, 1679 in Franeker, 1684 in Utrecht und 1686 in Leiden. Seine meist kleineren Schriften weisen ihn als antiquarischen Humanisten aus, der durch seine kritisch-vernünftige Grundhaltung die Aufklärung vorzubereiten hilft. S. Google
Lit.: Bergh, G. van den, The Life and Work of Gerard Noodt, 1988; Lomaonaco, F., Jean Barbeyrac editor of Gerard Noodt, 2012
Nord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Nord, Norden, Bezeichnung für die dem Süden entgegengesetzte Himmelsrichtung, in der die Sonne aus menschlicher bzw. irdischer Sicht nachts ihren tiefsten Stand bezüglich des Hoizonts erreicht
nordatlantisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Norden des Atlantiks betreffend
Nordatlantische Verteidigungsorganisation (North Atlantic Treaty Organization, NATO, Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) 4. 4. 1949 Vereinigte Staaten von Amerika, Kanada, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Dänemark, Island, Italien, Norwegen, Portugal, bis 2009 28 Mitglieder, 2020 30, 2022 deswegen gewaltsamer Angriff Russlands auf die Ukraine), s. Google
Lit.: Maier, K., Das Nordatlantische Bündnis1949-1956, 1993; Masala, C., Den Blick nach Süden?, 2003; Hauser, G., Die NATO, 2008; Varwick, J., Die Nato, 2008; Gersdorff, G. v., Die Gründung der Nordatlantischen Allianz, 2009; Lemke, B., Die Allied Mobile Force 1961 bis 2002, 2015; Schmidt-Eenboom, E., u. a., Die Partisanen der NATO, 2015
norddeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Norden Deutschlands betreffend
Norddeutscher Bund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestndteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der auf Vorschlag →Preußens, das zwischen dem 13. 8. 1866 und dem 3. 9. 1866 Friedensverträge und zunächst geheime, erst Ende März 1867 bekanntgegebene Schutzbündnisse und Trutzbündnisse mit (den) süddeutschen Staaten schließt, an dem 18. 8. 1866 an die Stelle des aufgelösten →Deutschen Bundes tretende Bundesstaat (22) norddeutscher Staaten (Preußen mit Lauenburg, die nördlich des Maines gelegenen Teile des Großherzogtums Hessen, 17 Monarchien Sachsen, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach, Großherzogtum Hessen, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg und Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck-Pyrmont, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, 3 Stadtrepubliken Hamburg, Bremen, Lübeck). Seine Verfassung von dem 16. 4. 1867 tritt an dem 1. 7. 1867 in Kraft (Präsidium [König von Preußen] mit gegenzeichnungsberechtigtem Bundeskanzler, Reichstag, Bundestag, 1869 Bundesoberhandelsgericht in Leipzig). Nach dem mit süddeutscher Waffenhilfe errungenen Sieg über Frankreich treten Baden, Hessen-Darmstadt (15. 11. 1870), Bayern (23. 11. 1870) und Württemberg (25. 11. 1870) durch Verträge dem zu dem 1. 1. 1871 zu dem →Deutschen Reich umgeformten Norddeutschen Bund bei. Der Norddeutsche Bund erlässt u. a. ein Gesetz über die Freizügigkeit (1. 11. 1867), über die Gleichberechtigung der Konfessionen (3. 6. 1869), eine Gewerbeordnung (21. 6. 1869), ein Strafgesetzbuch (31. 5. 1870) und ein Bundes- und Staatsangehörigkeitsgesetz (1. 7. 1870). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 172, 194; Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hiersemenzel, E., Die Verfassung des Norddeutschen Bundes, 1867; Schulze, H., Einleitung in das deutsche Staatsrecht mit besonderer Berücksichtigung der Krisis des Jahres 1866 und der Gründung des Nordeutschen Bundes, 1867; Thudichum, F., Das Verfassungsrecht des Norddeutschen Bundes und des deutschen Zollvereins, 1870; Binding, K., Die Gründung des Norddeutschen Bundes, 1889, Neudruck 2013; Dietrich, R., Europa und der Norddeutsche Bund, 1968; Schoeps, H., Der Weg ins deutsche Kaiserrreich, 1970; Wilhelm, R., Das Verhältnis der süddeutschen Staaten zum Norddeutschen Bund, 1978; Fenske, H., Deutsche Verfassungsgeschichte, 1981; Schubert, W., Der Ausbau der Rechtseinheit unter dem Norddeutschen Bund, (in) FS R. Gmür, 1983, 149; Pollmann, K., Parlamentarismus im Norddeutschen Bund, 1985; Siemann, W., Gesellschaft im Aufbruch – Deutschland 1849-1871, 1990; Kotulla, M., Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, 2006
Norddeutscher Reichsbund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein in dem August 1806 um die Zeit der Auflösung des Heiligen römischen Reiches von Preußen geplanter, spätestens an dem 9. 7. 1807 verhinderter Bund norddeutscher Staaten unter einem Direktorium des Kaisertums Preußen und der Königtümer Sachsen und Hessen. S. Google
Lit.: Conrad, H., Rheinbund und Norddeutscher Reichsbund, (in) Gedächtnisschrift H. Peters, 1967, 50; Kittstein, L., Politik im Zeitalter der Revolution 2003
Norden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nur in DRW-ArchWestf. 4 1831 171 1 Archivzettel belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bezeichnung für die dem Süden entgegengesetzte Himmelsrichtung, in der die Sonne aus menschlicher bzw. irdischer Sicht nachts ihren tiefsten Stand bezüglich des Hoizonts erreicht
Nordeuropa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht als Ansatz belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Norden Europas, →Skandinavien
Lit.: Dethlefsen, O., Die nordische Einheitsbewegung, 1941; Nicholas, D., The Northern Lands. Germanic Europe c- 1270-c. 1500, 2009; Scheel, R., Lateineuropa und der Norden, 2012
Nordhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. Google
Lit.: Meißner, G., Das Kriegswesen der Reichsstadt Nordhausen, 1939
Nordhorn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. Google
Lit.: Specht, H., Stadt- und Wirtschaftsgeschichte von Nordhorn, 1941
nordisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Norden (Europas) betreffend
Nordisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit des älteren skandinavischen (altnorwegisch-isländischen, altschwedischen und altdänischen) Rechtes. Es ist seit dem 12. Jahrhundert in zahlreichen volkssprachigen Rechtsbüchern Norwegens ([ostnorwegisch] Borgarthingsbok, Eidsivathingsbok, [westnorwegisch] Frostathingsbok, Gulathingsbok, Hirdskra), Islands (Ulfljots log, Haflidaskra 1117/1118, Gragas 1258/1271), Schwedens (Westgötalagh 1220-2. Hälfte 13. Jahrhundert, Ostgötalagh um 1300, Gutalagh 1285, Södermannalagh Ende 13. Jahrhunderts?, Westmannalagh um 1330, Helsingelagh 1329/1350, Uplandslagh 1296) und Dänemarks (Skanske Lov 1200/1210, Liber legis Scaniae, Sialanzfarae logh vor 1241, Jyske Lov bzw. Jydske Lov 1241) überliefert, die öfter einen eigenen Abschnitt Christenrecht enthalten. Dazu kommen als Gesetzbücher das Landrecht (Landslög) König →Magnus Hakonarsons von 1274, das Stadtrecht von Bergen (1276), die Jarnsida (1271/1273), die Jonsbok (1281) und das schwedische Landrecht König Magnus Erikssons (1347). Ältere Verhältnisse um die Jahrtausendwende bezeugen wohl die Isländersagas. Die Gegebenheiten an dem Königshof lässt der altnordische Königsspiegel (1260/1265) erkennen. →Dänemark, →Finnland, →Island, →Norwegen, →Schweden, s. Google
Lit.: Grenander, B., Ur förhandlingsprincipens historia, 1879; Amira, K. v., Nordgermanisches Obligationenrecht, Bd. 1f. 1882ff.; Brandt, F., Forelæsninger over den norske Retshistorie, 1883; Lehmann, K., Verzeichnis der Literatur der nordgermanischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 7 (1886), 205; Lehmann, K., Zur Abwehr, ZRG GA 8 (1887), 165; Lehmann, K., Zweiter Nachtrag, ZRG GA 8 (1887), 170; Lehmann, K., Verzeichnis der von 1887 bis 1888 erschienenen Literatur, ZRG GA 10 (1889), 246; Vleuten, M. van, Die Grunddienstbarkeiten nach altwestnordischem Rechte, 1902; Maurer, K., Vorlesungen über altnordische Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1907ff.; Motzfeldt, U., Den norske Vasdragsrets Historie (!), 1908; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911, Neudruck 2013; Taranger, A., Norsk familierett, 1911, 2. A. 1926; Lehmann, K., Zum altnordischen Kriegs- und Beuterecht, 1913; Østberg, K., Norsk Bonderet 1f., 1914ff.; Pappenheim, M., Rasengang und Fußspurzauber, ZRG GA 40 (1919), 70; Bull, E., Leding – Militaer- og Finansforfatning i Norge i ældre Tid, 1920; Schultze, A., Die Rechtslage des alternden Bauers nach den altnordischen Rechten, ZRG GA 51 (1931), 258; Vogt, W., Fluch, Eid, Götter – altnordisches Recht, ZRG GA 57 (1937), 1; Schwerin, C. Frhr. v., Dänische Rechte, 1938; Schultze, A., Zum altnordischen Eherecht, 1939 (SB Leipzig); Eckhardt, K., Nordische Chronologie, 1940; Eckhardt, K., Der Wanenkrieg, 1940; Eckhardt, K., Bragi, der Alte, ZRG GA 62 (1942), 1; Erler, A., Das Ritual der nordischen Geschlechtsleite, ZRG GA 64 (1944), 86; Rehfeldt, B., Saga und Lagsaga, ZRG GA 72 (1955), 34; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1f. 4. A. 1960; See, K. v., Altnordische Rechtswörter, 1964; Nordisk rättshistorisk litteratur 1956-1965, zusammengestellt v. Carlsson, S., 1972; Forssell, H., Tredjemansskydetts gränser, 1976; Ehrhardt, H., Der Stabreim in altnordischen Rechtstexten, 1977; Modéer, K., Nordische rechtshistorische Literatur, (in) ZNR 1 (1979); Nordisk rättshistorisk litteratur 1966-1975, zusammengestellt v. Carlsson, S., 1980; Björne, L., Nordische Rechtssysteme, 1987; Dübeck, I., De nordiske lovböger, (in) Rättshistoriska studier II 4, 1988; Rechtsgeschichte und theoretische Dimension, red. v. Peterson, C., 1990; Björne, L., Nordisk Rättskällelära, 1991; Grönberg, L., Nordisk rättshistorisk litteratur 1976-1980, 1991; Ebel, E., Der Konkubinat nach altwestnordischen Quellen, 1993; Björne, L., Patrioter och institutionalister, Den nordiska rättsvetenskapens historia del I 1995 (bis 1815); Björne, L., Brytningstiden - Den nordiska rättsvetenskapens historia del II 1998 (1815-1870); Björne, L., Den konstruktiva riktningen. Den nordiska rättsvetenskapens historia del III (1871-1910), 2002; Tamm, D., Justizforschung, germanisches Recht und nordische Rechtsgeschichte, ZRG 120 (2003), 347; Ruthström, B., Land och fæ, 2003; Sandström, M., Rättsvetenskapens Princip, 2004; Vogt, H., The Function of Kinship in Medieval Nordic Legislation, 2010; Björne, L., Die nordische Rechtswissenschaft, ZRG GA 127 (2010), 262; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500, 2011, 2. A. 2016; Lassen, A., Odin, 2011; Letto-Vanamo, P., Nordische Rechtsgeschichte - eine europäische Variante? (in) ZNR 2013 112; Schulte, M., Urnordisch – Eine Einführung, 2018; Nordic Law in European Context, hg. v. Letto-Vanamo, P. u. a., 2019; A Lexicon of Medieval Nordic Law, hg. v. Love, J. u. a., 2020; Narrating Law and Laws of Narration in Medieval Scandinavia, hg. v. Scheel, R., 2020
Nördlingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt nördlich der Donau in Bayern
Lit.: Nördlinger Stadtrechte des Mittelalters, hg. v. Müller, K., 1933; Kudorfer, D., Nördlingen, 1974; Eigenmann, B., Nördlingen, 2020 (= Historisches Ortsnamenbuch von Schwaben 15)
Nordmazedonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein von Griechenland, Bulgarien, Serbien, Kosovo und Albanien umgebener Staat, dessen Gebiet von etwa der Mitte des 14. Jahrhunderts bis Anfang 20. Jahrhunderts zu dem Herrschaftsbereich der Osmanen (Türken) gehört und danach Teil Jugoslawiens wird, bis es sich 1991 als unsbhängig erklärt und nach der 2019 erfolgten Umbenennung aus Makedonien 2020 der Nordatlantischen Verteiidigungsorganisation beitritt, N.) s. Google
Nordrhein-Westfalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das zwecks Abtrennung des Ruhrgebiets vor allem aus Teilen Preußens (Westfalen, nördliches Rheinland, Lippe) an dem 23. 8. 1946 gebildete deutsche Land in dem Nordwesten des Deutschen Reiches bzw. später der Bundesrepublik Deutschland.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Hüttenberger, P., Nordrhein-Westfalen und die Entstehung seiner parlamentarischen Demokratie, 1973; Hundert Jahre Kreisordnung in Nordrhein-Westfalen, 1988; Romeyk, H., Kleine Verwaltungsgeschichte Nordrhein-Westfalens, 1988; Kringe, W., Machtfragen – Die Entstehung der Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen 1946-1950, 1988; Freis, G., Die Reform der Gemeindeverfassung, 1998; Kommentar zur Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen, hg. v. Löwer, W. u. a., 2002; Haunfelder, B., Nordrhein-Westfalen, 2006; Düding, D., Parlamentarismus in Nordrhein-Westfalen 1946-1980, 2008; Nonn, C., Geschichte Nordrhein-Westfalens, 2009; Hitze, G., Verlorene Jahre? Die nordrhein-westfälische CDU, 2010; 60 Jahre Justizministerium Nordrhein-Westfalen, 2010; Weißer, A., Die innere Landesgründung von Nordrhein-Westfalen, 2012; Mecking, S., Bürgerwille und Gebietsreform, 2012; Steininger, R., Ein neues Land an Rhein und Ruhr, 2016
Nordsee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1358 [Rechtsbuch nach Distinktionen] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das nördlich Deutschlads und westlich Skandinaviens gelegene Meer. S. Google
Lit.: Aubin, H., Rechtsgeschichtliche Betrachtungen zum Nordseeraum, ZRG GA 72 (1955), 1
Noricum ist die nach ihren zwischen 12 und 9 v. Chr. von den Römern unterworfenen, vorrömischen Bewohnern (Norer, Noriker) und deren Reich (um 200 v. Chr.) benannte römische Provinz (50 n. Chr.-5. Jahrhundert) in den Alpen (später Kärnten, Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark, Südosten Bayerns, Teile Tirols). In der Folge wird bis in das 15. Jahrhundert auch Bayern als Noricum bezeichnet.
Lit.: Köbler, DRG, 28, 50; Baltl/Kocher; Zibermayr, I., Noricum, Baiern und Österreich, 1944, 2. A. 1956; Alföldy, G., Noricum, 1974; Zimmermann, M., Romanisation und Repräsentation in Noricum, 2017
Noricum, Nōricum, lat., N.=ON: nhd. Norikum, Tac. (98-115 n. Chr.), Herkunft unklar?, Kelt.?;
Norm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1276-1318 [Frauenlob] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 14. Jahrhundert [SchachbStephan V. 2905] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Bezeichnung für Regel, Vorschrift oder Rechtssatz.
Lit.: Beyerle, F., Über Normtypen und Erweiterungen der Lex Salica, ZRG 89 GA (1972), 1; Schneider, P., Ausnahmezustand und Norm, 1957; Diestelkamp, B., Reichsweistümer als normative Quellen, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 281; Wesener, G., Die privatrechtlichen Normen des usus modernus, (in) Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages, 1987, 279; Heidemann, C., Die Norm als Tatsache, 1997; Norm und Tradition, 1998; Brinkmann, B., Varietas und veritas. Normen und Normativität in der Zeit der Renaissance, 2001; Dilcher, G., Normen zwischen Oralität und Schriftkultur, 2008; Von der Ordnung zur Norm, hg. v. Drossbach, G., 2010; Busch, L., Standards, 2011
norma, nōrma, lat., F., Winkelmaß, Richtschnur, Regel, Vorschrift, Norm, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Lw. gr. γνώμονα (gnṓmona), s. gr. γνώμονα (gnṓmona), Akk. F., gr. γνῶμα (gnoma), F., Erkennungszeichen, Winkelmaß; idg. *g̑nōmn̥, Sb., Kennzeichen, Pokorny 377; vgl. idg. *g̑en- (2), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₃-, *g̑neh₃-, *g̑noh₃-, *g̑n̥h₃-, V., erkennen, kennen, s. Google
normal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 18. Jh. aus dem Neuenglischen und mittelbar aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) gewöhnlich, üblich, regelgerecht
normalis, nōrmālis, lat., Adj.: nhd. nach dem Winkelmaß gemacht, Manil. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōrma
Normaljahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein für eine rechtliche Folge als normal zugrunde gelegtes Jahr (beispielsweise 1624 für den Bekenntnisstand in dem Westfälischen Frieden von 1648). S. Google
Lit.: Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten, Diss. jur. Frankfurt am Main, 1973; Fuchs, R., Ein Medium zum Frieden – Die Normaljahrsregel und die Beendigung des Dreißigjährigen Krieges, 2008
Normandie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie teilweise über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die östlich an den Kanal zwischen dem europäischen Festland und England angrenzende, in dem 9. Jahrhundert von den aus dem Norden eindringenden →Normannen eroberte Landschaft. Von hier aus wird 1066 der Herzog der Normandie durch Eroberung König von →England. Über Heinrichs I. von England Tochter Mathilde kommt die Normandie an die Anjou bzw. Plantagenets (1144/1150), die auch Anjou (1151), Aquitanien (1152) und England (1154) beherrschen. 1204 erobert der König von Frankreich die Normandie zurück. Nach ihrer Wiedergewinnung durch England (1417-1420) gelangt sie 1450 endgültig an Frankreich zurück. 1199/1200 bzw. 1220 entsteht der (franz.) Très ancien →coutumier de Normandie, zwischen 1254 und 1258 der Grand coutumier de Normandie ([lat.] Summa [F.] de legibus Normannie). S. Google
Lit.: Le très ancien coutumier de Normandie, hg. v. Tardif, E., 1881; La Summa de legibus Normannie in curia laicali, hg. v. Tardif, E., 1896; Arresta communia Scacarii, hg. v. Perrot, E., 1910; Pissard, H., La clameur de haro dans le droit normand, 1911; Instrucions et ensaignemens (!), hg. v. Besnier, G. u. a., 1912; Atiremens et jugiés d’échiquiers, hg. v. Génestal, R. u. a., 1921; Plaids de la sergenterie de Mortemer 1320-1321, hg. v. Génestal, R., 1924; Yver, J., Les contrats dans le très ancien droit normand, 1926; Yver, J., L’interdiction de la guerre privée, (in) Travaux de la semaine d’histoire du droit Normand 1927, 1928; Besnier, R., La représentation successorale, 1929; Index des termes juridiques et économiques contenus dans le recueil des jugements de l’echiquier de Normandie au 13e siècle (1207-1270) de Delisle, L./Génestal, R., 1929; Génestal, R., Études de droit privé normand, 1 La tutelle, 1930; Le Foyer, J., L’office héréditaire du Focarius regis Angliae, 1931; Besnier, R., La Coutume de Normandie, 1935; Besnier, R., Les donations entre époux, (in) RHDFE 1936, 701; Histoire de la Normandie, 1970; Le Patourel, J., The Norman Empire, 1976; England and Normandy, hg. v. Bates, D. u. a., 1994; Musset, J., Le régime des biens entreépoux, 1997; Neveux, F., La Normandie, 1998; 1204. La Normandie entre Plantagenêts et Capétiens, hg. v. Flambard Héricher, A. u. a., 2007; Neveux, F., Le contexte historique de la rédaction des coutumiers normands, (in) Annales de Normandie 61 (2011) 11 (in drei Stufen um1200, um 1218-1223 und 1235-1258, an dem Ende des 13. Jahrhunderts als Grand coutumier de Normanide in das Französische übersetzt)
Normanne (Nordmann, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der in Nordfrankreich (Normandie) in dem 9./10. Jahrhundert sesshaft werdende →Wikinger. Von dem 911 an der unteren Seine auf überlassenem Land gegründeten Fürstentum (nach 987 Herzogtum) aus greifen die bald christianisierten und romanisierten Normannen 1066 nach England aus. Die seit 1016 in Unteritalien als Söldner verwendeten Normannen erhalten von Kaiser Konrad II. 1038 die Grafschaft Aversa und erobern zwischen 1057 und 1085 die Güter Byzanz‘ und langobardischer Fürsten sowie 1061-1091 von den Arabern (Sarazenen) →Sizilien. 1130 wird Roger II. König von Sizilien und verbindet normannisch-romanische und griechische und arabische Gegebenheiten. Bis zu dem 13. Jahrhundert gehen die Normannen allmählich in der unterworfenen Bevölkerung auf. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 94; Haskins, C., The Normans, 1915; Kehr, P., Die Belehnungen der süditalienischen Normannenfürsten durch die Päpste (1059-1192), 1934 (SB Berlin); Guillaume de Poitiers, Histoire de Guillaume le Conquérant, hg. v. Foreville, R., 1952; Norwich, J., Die Normannen in Sizilien, 2. A. 1973; Jäschke, K., Wilhelm der Eroberer, 1977; Jäschke, K., Die Anglo-Normannen, 1981; Jahn, W., Untersuchungen zur normannischen Herrschaft in Sizilien, 1989; Takayama, H., The Administration of the Norman Kingdom of Sicily, 1993; Heller, K., Die Normannen in Osteuropa, 1993; Bünemann, R., Robert Guiskard (1015-1085) – ein Normanne erobert Süditalien, 1997; Chibnall, M., The Debate on the Norman Conquest, 1999; Eickels, K. van, Vom inszenierten Konsens zum systematisierten Konflikt, 2002; Plassmann, A., Die Normannen, 2008; Becker, J., Graf Roger I. von Sizilien, 2008; Houben, H., Roger II., 2. A. 2010; Bates, N., The Normans and Empire, 2013; Norman Tradition and Transcultural Heritage, hg. v. Burkhardt, S., 2013; Bates, D., William the Conqueror, 2016
normativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem erschließbaren Indogermanischen verbindbar, Adj.) Norm betreffend, als Norm dienend
Normativbestimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch eine →Norm aufgestellte oder wie eine Norm wirkende Bestimmung. In dem 19. Jahrhundert wird für juristische Personen das Oktroisystem durch das System der Normativbestimmungen ersetzt, nach dem eine juristische Person entstehen darf, sobald die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 207
Normenkontrolle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Überprüfung oder Kontrolle einer →Norm durch ein Gericht auf ihre Rechtmäßigkeit. Ihre ersten Ansätze finden sich vielleicht noch in dem Heiligen römischen Reich (bzw. 1803 in den Vereinigten Staaten von Amerika in der Entscheidung Marbury vs. Madison), jedenfalls in dem 19. Jahrhundert, während die Nomenkontrolle in Frankreich weitgehend fehlt. In dem Deutschen Reich erfolgt sie zuerst durch das Obergericht Danzig ab 1923. Für die Normenkontrolle des bundesdeutschen Rechtes ist hauptsächlich das →Bundesverfassungsgericht zuständig. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Babel, G., Probleme der abstrakten Normenkontrolle, 1965; Grundrechtsverständnis und Normenkontrolle, 1979; Die amerikanische Verfassung und deutsch-amerikanisches Verfassungsdenken, hg. v. Wellenreuther, H. u. a., 1987; Herrmann, N., Entstehung, Legitimation und Zukunft der konkreten Normenkontrolle im modernen Verfassungsstaat, 2001; Hoffmann-Riem, W., Das Ringen um die verfassungsgerichtliche Normenkontrolle, (in) JZ 2003, 269; Wittreck, F., Die Anfänge der verfassungsgerichtlichen Normenkontrolle in Deutschland, ZRG GA 121 (2004), 415; Löwer, W., Zur geschichtlichen Entwicklung der Normenkontrolle (in) FS M. Schmidt-Preuß, 2018, 169; Brandet, J., Verfassungstheorie, GG und abstrakte Normenkontrolle vor dem Bundesverfassungsgericht, 2019; Bethge, J., Der Sachverhalt der Normenkontrolle, 2020; Plückelmann, H., Die Entscheidungserheblichkeit bei der konkreten Normenkontrolle des Bundesverfassungsgerichts, 2020; Lübben, L., Ursprünge der richterlichen Normenkontrolle im Verfassungsrecht der Vereinigten Staaten 1761-1803, 2021
normieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) durch Norm bestimmen,
Normtrias (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine Lehre von der Dreistufigkeit des Rechtes (beispielsweise [lat. F.] lex aeterna [Weltgesetz], lex naturalis [Naturgesetz] und lex humana [Menschengesetz]). S. Google
Northeim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Niedersachsen nördlich Göttingens
Lit.: Lange, K., Der Herrschaftsbereich der Grafen von Northeim 950-1144, 1969; Borchert, S., Herzog Otto von Northeim (um 1025-1083), 2005
Norwegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem Westen der skandinavischen Halbinsel gelegene Staat. Um 900 (872) überwindet hier König Harald I. das Kleinkönigtum. Um 1000 erfolgt die Christianisierung. 1274 schafft König Magnus Lagabœtir ein Landrecht (landslög) in neun Teilen sowie ein allgemeines Stadtrecht (bjarkeyjar réttr). Von 1319 (Aussterben des Königshauses in dem Mannesstamm) bis 1355 (Magnus VII. Eriksson, 1343 Hakon VI.) und von 1380 (Olaf IV. Hakonsson, 1397 Kalmarer Union von Norwegen, Dänemark und Schweden) bis 1435 bzw. 1521 ist Norwegen (auch) mit Schweden verbunden. Von 1387 bis 1814 ist der König von Dänemark König von Norwegen. Seit 1536 ist Norwegen überhaupt Teil Dänemarks. Von 1814 bis 1905 ist der König von Schweden nach der Loslösung Norwegens von Dänemark König von Norwegen. In dem Laufe des 19. Jahrhunderts wird Norwegen auf der Grundlage der Verfassung des Jahres 1814 ein moderner demokratischer Staat mit Volkssouveränität, Gewaltenteilung und Menschenrechten. 1884 wird das parlamentarische System eingeführt, 1898 das allgemeine Wahlrecht für Männer und 1913 für Frauen. 1905 wird ein dänischer Prinz zu dem König des durch Volksabstimmung von Schweden verselbständigten Norwegen gewählt. Seit etwa 1970 wird in Norwegen Öl gefördert, so dass es sich das Land leisten kann, 1972 und 1994 den Beitritt zu den Europäischen Gemeindschaften und der Europäischen Union abzulehnen. S. Google
Lit.: Norges gamle Love, 1. Abteilung (bis 1387) 1846ff., 2. Abteilung (1388-1604) 1904ff.; Diplomatarium Norvegicum, Bd. 1ff. 1847ff.; Boden, F., Das Urteil im altnorwegischen Recht, ZRG GA 24 (1903), 1; Aubert, L., Grund bøgernes Historie i Norge Danmark og tildels Tyskland, 1892; Bugge, A., Studier over de norske byers selvstyre, 1899; Boden, Das altnorwegische Stammgüterrecht, ZRG GA 22 (1901), 109; Haff, K., Volksgericht und Repräsentationsgericht in Norwegen, ZRG GA 42 (1921), 464; Rynning, L., Allemandsret, 1928; Taranger, A., Trondheimens Forfatningshistorie, 1929; Vogt, W., Zum altnorwegischen Königsfrieden, ZRG GA 52 (1932), 1; Norwegisches Recht. Das Rechtsbuch des Gulathings, übersetzt v. Meißner, R., 1935; Vogt, W., Altnorwegens Urfehdebann und der Geleitschwur, 1936; Meißner, R., Das norwegische Gefolgschaftsrecht, 1938; Hirðskrá, hg. v. Meißner, R., 1938; Frost, J., Das norwegische Bauernerbrecht, 1938; Johnsen, O., Norwegische Wirtschaftsgeschichte, 1939; Frost, J., Über das Alter des norwegischen Aasätesrechts, ZRG GA 61 (1941), 250; Bruchstücke der Rechtsbücher des Borgarthings und des Eidsivathings, hg. v. Meißner, B., 1942; Authén-Blom, G., Kongemakt og privilegier i Norge inntil 1387, 1967; Gurevič, A., (Die freie Bauernschaft des feudalen Norwegens), 1967 (russisch mit englischer Zusammenfassung); Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,991, 2,2,517, 4,4,375; Ekbom, C., Viennetionden i Norge, 1976; Holmsen, A., Norges historie, 1977; Merzbacher, F., Das Landrecht des Königs Magnus Hakonarson lagaboetir, ZRG GA 99 (1982), 252; Danske og Norske Lov i 300 år, hg. v. Tamm, D., 1987; Lindemann, R., Norwegen 1986; Austrup, G./Quack, U., Norwegen, 1989; Berge, F., Norsk historie 1905-1990, 1992; Aschehougs Norgeshistorie, Bd. 1ff. 1994ff.; Björne, L., Den nordiska rättsvetenskapens historia, Bd. 1ff. 1995ff.; Bohn, R., Reichskommissariat Norwegen, 2000; Dänemark, Norwegen und Schweden im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung, hg. v. Asche, M. u. a., 2003; Historia Norwegie, hg. v. Ekrem, I. u. a., 2003; Barton, H., Sweden and Visions of Norway, 2003; Iversen, T., Knechtschaft im mittelalterlichen Norwegen, 2004; Meldungen aus Norwegen, 1940-1945, die geheimen Lageberichte des Befehlshabers der Sicherheitspolizei und des SD in Norwegen, 2008; Orning, H., Unpredictibility and Presence - Norwegian Kingship in the High Middle Ages, 2008; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500, 2011, 2. A. 2016; Bagge, S., From Viking Stronghold to Christian Kingdom, 2010; Legislation and state formation – Norway and its neighbours in the Middle Ages, hg. v. Imsen, S., 2013; Constitutionalism, Legitimacy and Power, hg. v. Grotke, K. u. a., 2014; Sørlie, S., Sonnenrad und Hakenkreuz, 2019; Bruland, B., Holocaust in Norwegen, 2019 (1940 etwa 2000 Menschen jüdischen Glaubens in Norwegen, mehr als 900 nach Schweden geflohen, 776 in Vernichtungslager gebracht); Graver, H., Der Krieg der Richter – Die deutsche Besetzung 1940-1945 und der norwegische Rechtsstaat, 2019; Röper, J., Das uneheliche Kind (uægte barn) und seine Mutter in der norwegischen Gesetzgebung zwischen 1892 und 1917, 2020; Gogl, S., Laying the Foundation of Occupation, Organisation Todt and the German Construction Industry in Occupied Norway, 2020; Schaad, M., Der Hochverrat des Amtmanns Povel Juel, 2020
Not (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Zwangslage, Armut →echte Not
Lit.: Koller, M., Not kennt kein Gebot, 2009; Prantl, H., Not und Gebot – Grundrechte in Quarantäne, 2021
nota, lat., F., Zeichen, Kennzeichen, Merkmal, Lucil. (um 180-102 v. Chr.); s. s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑nōtós, *g̑n̥tós, *g̑n̥h₃tós, Adj., bekannt, vgl. idg. *g̑en- (2), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₃-, *g̑neh₃-, *g̑noh₃-, *g̑n̥h₃-, V., erkennen, kennen
Notar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1307 [Trient] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das (von dem Staat) zu der Wahrnehmung bestimmter Rechtspflegeaufgaben (beispielsweise Verfertigen vollbeweiskräftiger und vollstreckbarer Urkunden) bestellte unabhängige Organ der Rechtspflege. Der Notar entwickelt sich aus dem spätantiken Schreiber (Schnellschreiber) bzw. Tabellionar. Er erscheint an dem Beginn des Hochmittelalters (10./11. Jahrhundert) in Oberitalien (in Bologna ab etwa 1030 tabellio statt notarius, in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Rückbindung an die Autorität des Kaisers oder der Kommune, 1283 umfasst die Bologneser Notarsmatrikel 1059 Namen, in dem 13. Jahrhundert werden in Lucca [bei einem Notar auf rund 100 Bewohner] insgesamt vielleicht 1000000 Urkunden ausgefertigt, von denen noch 10000 erhalten sind), in dem frühen 13. Jahrhundert in Frankreich und ab 1275 auch in dem Heiligen römischen Reich. Notar ist zunächst kein ausschließlicher Beruf, sondern nur eine zusätzliche Tätigkeit. Der Notar wird vor allem von dem Papst, Kaiser (1186, 1191) oder Hofpfalzgrafen ernannt. Bis zu dem 15. Jahrhundert wird in dem Heiligen römischen Reich das Notariat hauptsächlich von apostolischen Notaren wahrgenommen. 1512 erlässt das Reich eine Reichsnotariatsordnung, die sich in dem Rahmen des damals Machbaren hält und noch keine in sich geschlossene Ordnung des Notariatswesens bezüglich Ausbildung, Prüfung, Ernennung und Amtsausführung enthält. Für Osnabrück wird 1656 eine Ausführungsverordnung erlassen. In Österreich kann sich das kaiserliche Notariat nicht behaupten. Seit 1701 versucht Preußen, kaiserliche Notare aus seinem Hoheitsgebiet fern zu halten und verlangt eine besondere Immatrikulation an einem Justizkollegium in Preußen. 1771 verzichtet es auf ein kaiserliches Notariatsdiplom als Voraussetzung für die Immatrikulation als Notar in Preußen. 1780 erhalten Advokaten, für die keine Assistenzratstelle vorhanden ist, ein Notariat. Später entwickeln sich Gebiete des Nurnotariats (beispielsweise Bayern, Österreich) neben Gebieten des Anwaltsnotariats (beispielsweise Hessen) oder des beamteten Bezirksnotariats (Württemberg bis etwa). 1849 benennt Preußen den Aufgaben der Notare und Advokaten wahrnehmenden Justizkommissar in Anwalt um und schafft damit nominell das Anwaltsnotariat. In Österreich wird nach 1848 das in Frankreich modernisierte Notariat Grundlage der Notariatsordnungen von 1850 und 1871. 1934 erhalten die Notare in Preußen die Möglichkeit der Aufnahme der Auflassung. Mit der Reichsnotarordnung von dem 13. Februar 1937 versucht das Deutsche Reich auf der Grundlage eines bereits vor 1933 erstellten Entwurfs des jüdischen Rechtsanwalts und Notars Obenau eine nicht vollständig gelungene Vereinheitlichung. Ihr Inhalt wird grundsätzlich in die Bundesnotariatsordnung von dem 24. Februar 1961 übernommen. Seit 28. 8. 1969 ist in der Bundesrepublik Deutschland die Beurkundung allgemein den Notaren vorbehalten. In Baden-Württemberg wird nach einem Beschluss der Regierungsfraktionen von 2007 das beamtete Notariat in ein freiberufliches Nurnotariat übergeführt (zu dem 1. Januar 2018 alle bisherigen rund 300 staatlichen Notariate aufgelöst).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 117, 270; Weißler, A., Zur Geschichte des preußischen Notariats, 1914; Petrucci, A., Notarii, 1958; Elsener, F., Notare und Stadtschreiber, 1962; Gerig, H., Los signos notariales mas antiguos de Colonia, (in) Centenario de la ley del notariado 4, 2, 2 (1963), 145; Amelotti, M./Costamagna, G., Alle origini del notariato italiano, 1975; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Krause, H., Zur apostolisch-kaiserlichen Doppelautorisation öffentlicher Notare in der Oberpfalz, ZRG GA 95 (1978), 244; Marti, H., Die ersten Notare im Berngebiet, (in) Der bernische Notar 46 (1985); Schuler, P., Die Notare Südwestdeutschlands, 1987 (mehr als 1500 Personen); Bautier, R., Chartes, sceaux et chancelleries, 1990; Cheney, C. u. a., Notai in Inghilterra, 1991; Frischen, H., Die 44. Novelle, (in) Dt. Notarzs. 1992, 403; Nève, P., Schets van een geschiedenis van het notarisambt, 1995; Neschwara, C., Geschichte des österreichischen Notariats, 1996ff.; Notar- und Rechtsgestaltung, hg. v. d. rheinischen Notarkammer, 1998; Schüler, H., Die Entstehungsgeschichte der Bundesnotarordnung vom 24. Februar 1961; Hoffman, P. u. a., Priceless Markets – The Political Economy of Credit in Paris 1660-1870, 2000; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Hoffmann, H., Notare, Kanzler und Bischöfe am ottonischen Hof, (in) DA 61 (2005), 435; Meyer, A., Ser Ciabattus, 2005; Bartoli Langelli, A., Notai, 2006; Notare und Notarssignete vom Mittelalter bis zum Jahre 1600 aus den Beständen der staatlichen Archive Bayerns, hg. v. Kern, E. u. a., Bd. 1 2008; Nussdorfer, L., Brokers of Public Trust, 2009: Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; Gsänger, J., Das Berufsrecht der Reichsnotarordnung vom 13. Februar 1937, 2010; Scharnhop, C., Das Lüneburger Notariat im 19. Jahrhundert, 2011; Tremp, U., Fiat littera ad dictamen sapientum, 2012; Komusiewicz, M., Die Diskussion um das Verhältnis von Rechtsanwaltschaft und Notariat, 2012; Kern, E., Notare und Notarssignete, 2012: Vossius, O., Auf den Spuren des Bösen, 2013; Woschnak, K., Treffpunkt Europa Mitte - Die Notariatsreform der Jahre 1989 bis 1994 in Mitteleuropa, 2013; 150 Jahre bayerisches Notariat, 2013; Wirbelauer, W., Der Antrag der Landtagsabgeordneten Best und Genossen von 1928 auf Beschränkung des hessischen Notariats, 2013; Form, Verfahren, Struktur – Entwicklungen im Notarberuf seit 1800, hg. v. Schmoeckel, M., 2019
notare, notāre, lat., V., kennzeichnen, bezeichnen, mit Kennzeichen versehen (V.), sich anmerken, unterscheiden, Cic. (81-43 v. Chr.); s. latein_a_z.docx, s. idg. *g̑nōtós, *g̑n̥tós, *g̑n̥h₃tós, Adj., bekannt, Pokorny 377, vgl. idg. *g̑en- (2), *g̑enə-, *g̑nē-, *g̑nō-, *g̑enh₃-, *g̑neh₃-, *g̑noh₃-, *g̑n̥h₃-, V., erkennen, kennen
Notariat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1453 [Braunschweig/Haltaus 1315] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab 1453 aus dem Mittellateinischen in ältere deutsche Rechtsquellen aufgenommen und über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Amt und der Amtsraum eines →Notars sowie eine Gesamtheit von Notaren.
Lit.: Kroeschell, DRG 1,2; Oesterley, F., Das deutsche Notariat, Teil 1f. 1842ff., Neudruck 1975; Weißler, A., Zur Geschichte des preußischen Notariats, 1914; Koechling, L., Untersuchungen über die Anfänge des Notariats in Deutschland, 1925; Luschek, F., Notariatsurkunde und Notariat in Schlesien, 1940; Petrucci, A., Notarii, 1958; Conrad, H., Die geschichtlichen Grundlagen des modernen Notariats in Deutschland, (in) Deutsche Notarzs. 55 (1960), 3; Schultze-von Lasaulx, H., Geschichte des hamburgischen Notariats, 1961, 2. A. 1980; Schiltkamp, J., De geschiedenis van het notariaat in het octrooigebied van de west-indische compagnie, 1964; Knemeyer, F., Das Notariat im Fürstbistum Münster, Diss. jur. Münster 1964 = Westfäl. Zs. 114 (1964), 1; Meyer, A., Die Notariatsordnungen von 1512 und 1871, 1971; Laske, W., Das österreichische Notariat im Zeitalter des Absolutismus bis 1806, ZRG GA 92 (1975), 132; Amelotti, M./Costamagna, G., Alle origini del notariato italiano, 1975; Schuler, P., Geschichte des südwestdeutschen Notariats, 1976; Carlen, L., Notariatsrecht in der Schweiz, 1976; Trusen, W., Zur Geschichte des mittelalterlichen Notariats, ZRG RA 98 (1981), 369; Sibler, G., Entwicklung des Zürcher Notariats, 1983; Wolf, K., Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg, Diss. jur. Gießen 1988; Lönnecker, H., Das Notariat in Hessen, Diss. phil. Marburg 1989; Kaiserliche Notariatsordnung von 1512, hg. v. Grziwotz, H., 1995; Neschwara, C., Geschichte des österreichischen Notariats, 1996; Notar und Rechtsgestaltung, 1998; Meyer, A., Felix et inclitus notarius, 2001; Neschwara, C., Österreichs Notariatsrecht in Mittel- und Osteuropa, 2000; Het notariaat in de Lage Landen (± 1250-1842), hg. v. Gehlen, A. u. a., 2005; Osterburg, D., Das Notariat in der DDR, 2004; Bartoli Langelli, A., Notai, 2006; Bibliographie zur Geschichte des deutschen Notariats, hg. v. d. Bundesnotarkammer, 2007; www.notariatsgeschichte.de; Barbagli, A., Il notariato ad Arezzo tra medioevo ed età moderna, 2011; Lombardo, M., Il notaio romano tra sovranità pontificia e autonomia comunale (secoli XIV-XVI), 2012; Handbuch zur Geschichte des deutschen Notariats seit der Reichsnotariatsordnung von 1512, hg. v. Schmoeckel, M/Schubert, W., 2012; Das Bild des Notariats seit der frühen Neuzeit, hg. v. Schmoeckel, M., 2012; Festschrift 150 Jahre Bayerisches Notariat, 2013 (mit Kurzbiographien der 325 in den Jahren 1862/1863 ernannten ersten Notare und Besetzung der Notarstellen zwischen 1862 und 1937); Rupp, C., Von der Wiege bis zur Bahre, 2014; Roeder, T., Das Notariat, sein Recht und seine Geschichte im Land Hannover, 2014; Gerono, A., Das bayerische Notariat, 2016; Ludes, S., Die Reichsnotariatsordnung, 2016
Notariatsimbreviatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Notariat, Imbreviatur
Notariatsinstrument (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., →Notariat, Instrument) ist in dem Mittelalter die von dem →Notar ausgestellte →Urkunde. In Bologna erscheint die erste als (lat. [N.]) →instrumentum bezeichnete Urkunde 1041. Um die Mitte des 11. Jahrhunderts verschwinden nach Ausweis rund 1300 bis 1150 überlieferter Zeugnisse die Unterschriften von Ausstellern und Zeugen, als es dem Notar gelingt, die Beglaubigungskraft auf sich zu beziehen. Ab etwa 1114/1115 erscheint römische Rechtsterminologie in den Texten (u. a. Renuntiationen). In Oberitalien setzt sich das (lat. [N.]) instrumentum in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts durch. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Meyer, A., Felix et inclitus notarius, 2001; Schulte, P., Scripturae publicae creditur, 2003
Notariatsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F. beispielsweise 1512, 1871, Hannover 1850) →Notar, Notariat, Ordnung
Lit.: Kaiserliche Notariatsordnung von 1512, hg. v. Grziwotz, H., 1995
notārius, lat., M., Schreiber, Geschwindschreiber, Sekretär, Lehrer der Tachygraphie, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nota, notare
notarius (M.) sacri palatii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) (8.-11. Jahrhundert) Pfalznotar
Notarsignet, Notarssignet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., →Notar, Signet) ist das persönliche, anfangs frei gewählte, später verliehene Zeichen eines Notars, das der öffentliche (kaiserliche bzw. päpstliche) Notar neben seine Unterschrift setzt. Das erste bisher bekannte deutsche Notarsignet stammt von dem 13. 1. 1274 (Roger von Lüttich). Nicht sicher geklärt ist, weswegen der Notar nicht ein Siegel, sondern das Notarsignet verwendet. Seit 1806 verschwindet das Notarsignet (in Bayern seit 1861). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Leist, F., Die Notariats-Signete, 1897; Schmidt-Thomé, W., Vom Notarsignet zum Notarsiegel, (in) Dt. Notarzs. 15 (1964), 455; Gerig, H., Frühe Notariats-Signete in Köln, 1971; Schuler, P., Südwestdeutsche Notarszeichen, 1976; Schmidt-Thomé, W., Das deutsche Notarsignet, 1979; Wolf, K., Privatrecht, Prozessrecht und Notariat der Stadt Limburg, Diss. jur. Gießen 1988; Karg, H., Notariatszeichen in reußischen Archiven (1518-1757), 2004; Notare und Notarssignete vom Mittelalter bis zum Jahre 1600 aus den Beständen der staatlichen Archive Bayerns, hg. v. Kern, E. u. a., Bd. 1 2008; Kern, E., Notare und Notarssignete, 2012; Frischen, H., Das Notarsignet, 2012
Notarssignet s. Notarsignet
Notbede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1273[Arnstadt] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegnwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) →Not, Bede
Lit.: Lämmerhirt, M., Juden in den wettinischen Herrschaftsgebieten im 17. Jahrhundert, 2007
Note (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht? belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zeichen, schriftliche Mitteilung
Notenbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Papiergeldstücke (Banknoten, engl. banknote 17. Jahrhundert) ausstellende Bank. S. Google
Lit.: Fengler, H., Geschichte der deutschen Notenbanken, 1992
Noterbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1516 [Bayern/Haltaus 1425] in einundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Noterbrecht in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, Noterbenrecht 1831) ist der Erbe, der wegen Enterbung nur den Pflichtteilsanspruch erhält. Der Noterbe entwickelt sich sachlich in dem römischen Recht, in dem die formelle Nichterwähnung der (lat.) sui heredes (M.Pl.) das Testament ungültig werden (formelles Noterbrecht) oder den Übergangenen an dem Erbe teilhaben lässt, bzw. etwa seit der Zeitenwende die materielle Nichtberücksichtigung die (lat.) querela (F.) inofficiosi testamenti (Beschwerde des pflichtwidrigen Testaments) gewährt (materielles Noterbrecht). Die nachklassische Praxis lässt bei teilweiser Zuwendung (nur) die Klage auf Pflichtteilsergänzung zu. Justinian verbindet formelles Noterbrecht und materielles Noterbrecht 542 miteinander. Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen. Der Kreis der Pflichtteilsberechtigten (Noterben) und der Umfang des Pflichtteils (Noterbrechts) schwankt. S. Google
Lit.: Kaser § 69 I; Hübner 776, 795; Francke, W., Das Recht der Notherben und Pflichtteilsberechtigten, 1831, Neudruck 1970; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957, 170; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Noterbrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Noterbenrecht 1831) zwingendes und nicht ausschließbares Erbrecht der Nachkommen und hilfsweise des Ehegatten und der Vorfahren des Erblassers, s. Google
Notgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1349 [mittelniederländisch] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist u. a. das bei Mangel an Zahlungsmitteln in Krisenzeiten behelfsmäßig ausgegebene →Geld. Es findet sich bereits in dem 15. Jahrhundert. Bedeutung erlangt es vor allem in und nach dem Ersten Weltkrieg. S. Google
Lit.: Keller, A., Das deutsche Notgeld 1914, 1976; Deutsches Notgeld 12, 2011
Notgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1340 [Coburg] in dreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in Notfällen abgehaltene außerordentliche Gericht. S. Google
Lit.: Die Protokolle des Duisburger Notgerichts, hg. v. Mihm, M., 1994
nötig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) erzwungen, notwendig, erforderlich
nötigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V., s. Google) zwingen
Nötigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10./11. Jahrhundert (AhdGl. I 482,1] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb nötigen um 1000) ist das Zwingen eines anderen mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer nicht gewollten Handlung, Duldung oder Unterlassung. Gegenüber verschiedenen Einzelfällen wird die Nötigung als allgemeiner Straftatbestand erst spät erfasst. S. Google
Lit.: His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina 1928, Neudruck 1967, 138; Hruschka, J., Die Nötigung im System des Strafrechts, (in) JZ 1995, 737ff.; Balthasar, S., Die Tatbestände der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung, 2001; Offenloch, W., Erinnerung an das Recht – Der Streit um die Nachrüstung, 2005; Jakobs, G., Nötigung, 2015
notitia, nōtitia, lat., F., Bekanntsein, Ruf, Kenntnishaben, Bekanntschaft, Wissen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōtus (1), nōtitiēs, nōscere
Notitia (lat. [F.] Nachricht, ab 190-159 v. Chr.) ist in dem Frühmittelalter die objektiv gefasste, nach Heinrich Brunner angeblich in Gegensatz zu der dispositiven, subjektiv gefassten (lat.) carta (F.) nur beweisbedeutsame Urkunde.
Lit.: Köbler, LAW; Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911; Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, hg. v. Rauch, K., Bd. 1 1931, 458; Fichtenau, H., Das Urkundenwesen in Österreich vom 8. bis zum frühen 13. Jahrhundert, 1971; Johanek, P., Zur rechtlichen Funktion von Traditionsnotiz, Traditionsbuch und früher Siegelurkunde, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 131; Wild, J., Charta und Notitia im Herzogtum Bayern, (in) FS Koch 2007, 27ff.
Notker (der Deutsche) von Sankt Gallen (um 950-Sankt Gallen 29. 6. 1022) ist der bedeutendste Schriftsteller des Althochdeutschen. In deutschlateinischer Mischprosa übersetzt er verschiedene geistliche und weltliche Schriften aus dem Lateinischen. Dabei erfasst er auch rhetorische Grundfiguren (beispielsweise in der Gerichtsrede) und zeigt damit eine Vorstufe der Rechtswissenschaft in Deutschland auf. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 79, 82; Die Schriften Notkers und seiner Schule, hg. v. Piper, P., Bd. 1ff. 1982ff.; Köbler, G., Stadtrecht und Bürgereinung bei Notker von St. Gallen, 1974; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Ochsenbein, P./Schmuki, K., Die Notkere im Kloster St. Gallen, 1992; Scherabon Firchow, E., Notker der Deutsche, 2000; Die spätalthochdeutschen Wessobrunner Predigten im Überlieferungsverbund mit dem Wiener Notker. Eine neue Ausgabe, hg. v. Hellgardt, Ernst, 2014; Der Münchener Psalter aus dem 14. Jahrhundert. Eine Bearbeitung von Notkers Psalter, hg. v. Tax, P., 2016
Notorietät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1599 [Lauenburg] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem mittellateinischen Umfeld aufgenommen, F.) Offenkundigkeit
notorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1570 [Schlüter, Westfälisches Provinzialrecht] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das mittellateinische Umfeld und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bekannt, offenkundig
Notrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen sowie in dem Freitext des Karlsruher Virtuellen Katalogs und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) in Notfällen tätiger Richter
Notstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Hayme] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Zustand gegenwärtiger Gefahr für rechtlich geschützte Interessen, dessen Abwendung nur auf Kosten fremder Interessen möglich ist. Schon in dem römischen Recht befreit sachlich der Notstand in Einzelfällen von Strafe. Ähnliches gilt in dem Mittelalter. Danach befasst sich Art. 166 der Constitutio Criminalis Carolina (1532) mit dem Stehlen in Hungersnot. Erst in dem 20. Jahrhundert wird der Notstand strafrechtlich schärfer erfasst. Privatrechtlich schließt schon das römische Recht einzelne Handlungen von einer Ersatzpflicht aus. Erst in dem 19. Jahrhundert wird dies wissenschaftlich verallgemeinert und danach in den §§ 228, 904 in das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch (1896/1900) aufgenommen. Der übergesetzliche Notstand wird 1927 von dem Reichsgericht Deutschlands für den medizinisch indizierten Schwangerschaftsabbruch anerkannt. Staatsrechtlich wird in Deutschland der Nostand in der Verfassung 1968 gesetzlich geregelt. Seit 1975 enthält das Strafgesetzbuch Deutschlands (aus utilitaristischen Erwägungen) eine Vorschrift über den rechtfertigenden Notstand. S. Google
Lit.: Kaser § 36 II 5; Kroeschell, DRG 2; Janka, K., Der strafrechtliche Notstand, 1878; Titze, H., Die Notstandsrechte, 1897; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 653, 830; Curschmann, F., Hungersnöte im Mittelalter, 1900, Neudruck 1970; Würzburger, J., Das Recht des strafrechtlichen Notstandes, 1903; Rabe, K., Die Entwicklung des Notstands, Diss. jur. Göttingen 1930; Henkel, H., Der Notstand, 1932; Walter, H., Das Staatsnotrecht, Diss. jur. Göttingen 1937; Benda, E., Die Notstandsverfassung, 1966, 3. A. 1968, 10. A. 1968; Ungern-Sternberg von Pürkel, J., Untersuchungen zum spätrepublikanischen Notstandsrecht, 1970; Wacke, A., Notwehr und Notstand, ZRG RA 106 (1989), 469; Blomeyer, P., Der Notstand in den letzten Jahren von Weimar, 1999; Esklony, D., Das Recht des inneren Notstands, 2000; Pawlik, M., Der rechtfertigende Notstand, 2002; Vormbaum, M., Das Strafrecht der DDR, 2015; Normsetzung im Notstand – Außerordentliche Gesetzgebungsbefugnisse im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Reiter-Zatloukal, I./Staudigl-Chiechowicz/Ziegerhofer, A., 2018
Notstandsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist als Plural Notstandsgesetze die Sammelbezeichnung für die Gesamtheit der 1968 in Zusammenhang mit einer Verfassung für den Fall eines Staatsnotstands geschaffenen einfachen Bundesgesetze der Bundesrepublik Deutschland (beispielsweise Ernährungssicherstellungsgesetz, Schutzbaugesetz, Abhörgesetz). S. Google
Lit.: Arndt, A. u. a., Notstandsgesetz – aber wie?, 1962; Schäfer, F., Die Notstandsgesetze, 1966; Bender, E., Die Notstandsverfassung, 1966, 10. A. 1968
Nottarp, Hugo Hermann Adolf (Gelsenkirchen 3. 2. 1886-Hamburg 14. 1. 1974) Vater Amtsgerichtsrat, Jugend in Bielefeld, humanistisches Gymnasium Bielefeld, 1904 Abitur, Studium Philosophie, Geschichte Univ. Münster, 1904 Straßburg, 1905 Bonn, 1905 Berlin, 1905 Münster, August 1909 Promotion (Dr. phil. Die Vermögensverwaltung des münsterschen Domkapitels im Mittelalter) Univ. Münster, Studium Rechtswissenschaft Univ. Bonn, 1913 Vorbereitungsdienst, 26. 10. 1917 zweite jur. Staatsprüfung, 1917 wiss. Ass. Univ. Berlin (Ulrich Stutz), 29. 01. 1918 Promotion (Dr. iur.) (magna cum laude, Die Bistumserrichtung in Deutschland im 8. Jahrhundert, als Habilitationsschrift angerechnet), 05. 08. 1918 Habilitation Univ. Bonn (Kirchenrecht, später deutsches Recht), Februar 1918 Hilfsrichter Amtsgericht Bielefeld, Landgericht Bochum, 1923 Richter Landgericht Bonn, Januar 1925 nicht beamteter ao. Prof. Univ. Bonn, November 1925 o. Prof. Univ. Königsberg, April 1933 Prof. Univ. Würzburg (Nachfolge Ernst Mayer), 1945 durch die Militärregierung entlassen, Oktober 1947 Lehrbeauftragter Hochschule Bamberg, Mitte Oktober 1947 Status eines emeritierten ordentlichen Professors Univ. Würzburg, 28. 02. 1951 emeritiert, 1955 nach unerwartetem Tod Ernst Hoyers Vorlesungen bis Sommer 1957 Univ. Würzburg
Lit.: Benkert, C., Die juristische Fakultät der Universität Würzburg 1914 bis 1960, 2005
Nottestament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein in besonderer Gefahrenlage (beispielsweise Krieg, Krankheit) in vereinfachter Form zu errichtendes →Testament, das seit 1888 als Nottestament bezeichnet wird. In Österreich wird 2004 das Nottestament vereinheitlicht. S. Google
Lit.: Krey, R., Das Not-Testament, 6. A. 1912, 10. A. 1935; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
Nottingham an dem Trent erscheint in dem 6. Jahrhundert (Snotingaham). 1155 wird sein Stadtrecht bestätigt. 1881/1948 erhält es eine Universität. S. Google
Lit.: Barley, M./Straw, I., Nottingham, 1969
Notverkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1760 [Cramer, Nebenstunden, fünf Archivzettel – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der wie die Schuldknechtschaft in älteren Zeiten bei Bedarf verschiedentlich mögliche Verkauf von Frau und Kind oder auch verderblicher Waren. S. Google
Lit.: Wester, W-. Der Notverkauf nach § 379 HGB, 1913; Mayer-Maly, T., Das Notverkaufsrecht des Hausvaters, ZRG RA 75 (1958), 116ff.; Memmer, M., Ad servitutem aut ad lupanar, ZRG RA 108 (1991), 21ff.
Notverordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1830 [Hessen] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (für Notfälle gedachte, die Gewaltenteilung durchbrechende) →Verordnung mit Gesetzeskraft. Sie findet sich sachlich bereits in dem ausgehenden 18. Jahrhundert (England 1766, Baden 1818, Württemberg 1819, Österreich Kremsierer Entwurf 1849, Märzverfassung 1849, Februarverfassung 1861, Dezemberverfassung 1867 Notverordnungsrecht des Kaisers, 1914/1917 auch der Regierung, 1929 des Bundespräsidenten), danach sehr häufig beispielsweise auf Grund des deutschen Ermächtigungsgesetzes des Deutschen Reiches von dem 4. 8. 1914 in der Zeit des Ersten Weltkriegs und auf Grund des Art. 48 II der Weimarer Reichsverfassung in der so genannten Weimarer Republik (1931 41, 1932 60 Notverordnungen). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 174, 231, 243; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Spiegel, L., Die kaiserlichen Verordnungen, 1893; Hatscheck, J., Der Ursprung der Notverordnungen, (in) Zeeitschrift für Privat- und öffentliches Recht der Gegenwart 27 (1900), 1ff.; Friedmann, A., Geschichte und Struktur der Notstandsverordnungen, 1903; Gather, H., Das Notstandsrecht, Diss. jur. Köln 1963; Hasiba, G., Das Notverordnungsrecht in Österreich, 1985; Gusy, C., Weimar – Die wehrlose Republik?, 1991; Maltschew, R., Der Rückerwerb eigener Aktien, 2004; Becker, M., Notverordnung und Decreto-Legge, 2020
Notweg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [Mieris II 729] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Verpflichtung eines Eigentümers eines Grundstücks, die Benutzung seines Grundstücks zu dem Durchgehen, Durchfahren oder Durchreiten durch den Eigentümer eines anderen Grundstücks, dem ohne Verschulden seines Eigentümers die zu der ordnungsgemäßen Benutzung notwendige Verbindung mit einem öffentlichen Weg fehlt, gegen Entschädigung zu dulden. Der Notweg ist als nachbarrechtliche Eigentumsbeschränkung sachlich bereits dem römischen Recht bekannt. Er findet sich auch in dem Mittelalter und in der Neuzeit. S. Google
Lit.: Kaser § 23 III 3; Hübner § 37; Hillmer, T., Der Notweg nach römischem Recht, 1904; Rüdenberg, P., Das Notwegrecht, 1905; Buch, G., Der Notweg, 1919; Caroni-Rudolf, K., Der Notweg, Diss. jur. Bern 1969; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 3 1973, 192; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 313ff.; Eggensperger, A., Notwegrecht, Diss. jur. Würzburg 2000; Höfle, P., Notwegerecht, 2009
Notwehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 12. Jahrhundert [Konrad von Fußesbrunnen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., um 1150) ist die Verteidigung, die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff von sich oder einem anderen abzuwehren. Bereits in dem römischen Recht ist es erlaubt, Gewalt mit Gewalt zurückzuweisen. In dem Frühmittelalter erscheint die Notwehr ansatzweise, in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter häufiger (so genannter →Schwabenspiegel um 1275). Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird die Notwehr von der Verteidigung von Leib und Leben auf jedes Rechtsgut ausgedehnt (Allgemeines Landrecht Preußens 1794). S. Google
Lit.: Kaser § 36 II 5; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 87, 119, 158, 208; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967, 34; Hellbling, E., Versuch, Notwehr und Mitschuld, (in) FS H. Eichler, 1977, 241; Koch, B., Rechtsbegriff und Widerstandsrecht, 1985; Haas, R., Notwehr und Nothilfe, 1978; Wacke, A., Notwehr und Notstand, ZRG RA 106 (1989), 469; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Notzivilehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bei Verweigerung der Eheschließung wegen eines kirchenrechtlichen Ehehindernisses mögliche weltliche Eheschließung (beispielsweise in Österreich 25. 5. 1868 Eherechtsgesetz, 1870 relative Notzivilehe für keiner anerkannten Kirche angehörende Menschen).
Lit.: Floßmann, U., Österreichische Privatrechtsgeschichte, 1983, 5. A., 2005, 7. A. 2014, 8. A. 2019; Hoke, R., Österreichische und deutsche Rechtsgeschichte, 2. A. 1996; Lanzinger, M., Verwaltete Verwandtschaft – Eheverbote, kirchliche und staatliche Dispenspraxis im 18. und 19. Jahrhundert, 2015
Notzucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1227 [BraunschweigStR. § 65] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine ältere, in Deutschland 1973, in Österreich 1989 und in der Schweiz 1992 aufgegebene Bezeichnung für die Vergewaltigung einer Frau (lat. oppressio [F.], violentia [F.]), die ihrerseits seit dem 16. Jahrhundert das noch ältere (ahd.) notnumft verdrängt. S. Google
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 664; Wahl, G., Zur Geschichte des Wortes Notzucht, (in) Z. f. d. P. 9 (1907), 7; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 150; Brundage, J., Law, Sex and Christian Society, 1987; Künzel, C., Unzucht – Notzucht – Vergewaltigung, 2003
novale, novāle, lat., N.: nhd. Brachacker, Brachfeld Varro (116-27 v. Chr.) (, in dem Mittelalter Novalzehnt, Neubruchzehnt,) s. latein_a_z.docx, s. novālis (1), novāre, novus
novalis, novālis (1), lat., Adj.: nhd. was gepflügt werden muss; Q.: Varro (116-27 v. Chr.); E.: s. novāre, novus
Novalis (ab 1798 Pseudonym für Georg Philippo Friedrich von Hardenberg) (Schloss Oberwiederstedt bei Hettstedt in Sachsen 2. 5. 1772-Anhalt-Weißenfels 25. 3. 1801), Sohn eines Salinendirektors Sachsens, wird nach dem Studium von Recht, Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaft in Jena, Leipzig und Wittenberg (1794 juristisches Examen mit bester Note) sowie der Montanwissenschaften in Freiberg 1796 in der Salienverwaltung tätig und 1800 Amtshauptmann in dem Thüringischen Kreis, erkrankt aber an Tuberkulose. In seinem kurzen Leben wird er einer der wichtigsten Frühromantiker. S. Google
Lit-.: Schulz, G., Novalis, 2011
novare, novāre, lat., V., neu machen, erneuern, erfrischen, verändern, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. novus
novatio, novātio, lat., F., Erneuerung, Veränderung, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. novāre, s. novus
Novatio (lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die →Novation, Schuldneuschaffung oder Schulderneuerung.
Lit.: Kaser § 54 I; Tolkmitt, W., Die Theorie der Novation im gemeinen Recht des 19. Jahrhunderts, Diss. jur. Göttingen 1968
Novation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 1 S. 610] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus (lat. [F.]) novatio gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist bereits in dem klassischen römischen Recht die Schulderneuerung, bei der infolge einer →Stipulation die alte Schuld (Obligation) mit allen Nebenrechten erlischt und durch eine neue Schuld (Obligation) ersetzt wird (beispielsweise Auswechselung des Gläubigers oder Schuldners, eine Sonderform ist die [lat.] stipulatio [F.] Aquiliana). Die Novation wird seit dem Hochmittelalter wieder belebt. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) wird sie nicht mehr erwähnt. S. Google
Lit.: Söllner § 9; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 43, 215; Apathy, P., Animus novandi, 1975; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 432, 449, 530
Novel disseisin ist in dem englischen Recht die von König Heinrich II. (1133-1189) eingeführte Klage des widerrechtlich aus seinem Besitz Vertriebenen (disseised). S. Google
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Sutherland, D., The Assize of Novel Disseisin, 1973
novella, lat., F., junger Baum, junger Weinstock, Plin. (23/24-79 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. novus
Novelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] novella [lex]) ist allgemein die Neuigkeit und rechtlich vor allem das ein Gesetz in Einzelfragen ergänzende oder abändernde neue Gesetz. Insbesondere werden die nach dem →Codex des Jahres 534 von →Justinian erlassenen (neuen), durch drei verschiedene Sammlungen überlieferten Gesetze als Novellen (zitiert beispielsweise als Nov. 99,2) bezeichnet. S. Google
Lit.: Söllner §§ 22, 23; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Köbler, DRG 54; Noailles, P., Les collections de novelles, Bd. 1f. 1912ff.; Wal, N. v. d., Manuale novellarum, 1964; Dilcher, H., Die sizilianische Gesetzgebung, 1975; Dölemeyer, B., Die Revision des ABGB durch die drei Teilnovellen, (in) Ius commune 6 (1977), 274; Novella Constitutio, hg. v. Loken, J. u. a., 1990; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Rechtsnovellen – Rhetorik, narrative Strukturen und kulturelle Semantiken des Rechts in Kurzerzählungen des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Doering, P. u. a., 2017
novem, lat., Num. Kard., neun, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *eneu̯en, *neu̯n̥, *enu̯n̥, *h₁néu̯n̥-, Num. Kard., neun
November, lat., M., November, Cato (234-149 v. Chr.), s. novem
November (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) neunter Monat zwischen Oktober und Dezember nach der älteren Zählung der Römer
Novemberrevolution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Revolution in dem (zweiten) Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn an dem Ende des verlorenen ErstenWeltkriegs in dem November 1918, durch welche die betroffenen Monarchien in Republiken umgewandelt werden. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Elben, W., Das Problem der Kontinuität in der deutschen Revolution, 1965; Kittel, E., Novembersturz 1918, (in) Bll. f. dt. LG. 104 (1968), 42; Görlitz, W., November 1918, 1968; Halmen, R., Staatstreue und Interessenvertretung, 1988; Das waren Wintermonate voller Arbeit, Hoffen und Glück, hg. v. Beutin, H. u. a., 2010
Nowgorod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Naugard, Neuburg an dem Wolchow an dem Ilmensee zwischen Moskau und Sankt Petersburg, bis 1478 wichtigste Stadt des nördlichen Russlands mit zahlreichen deutschen Kaufleuten, N., s. Google)
Lit.: Köbler, DRG 124; Die Nowgoroder Schra, hg. v. Schlüter, W., 1911; Novgorod – Markt und Kontor der Hanse, hg. v. Angermann, N./Friedland, K., 2002; Wimmer, E., Novgorod, 2005; Squires, C., Die Hanse in Nowgorod, 2009; Novgorod ou la Russie oubliée, hg. v. Frison, P. u. a., 2015
nüchtern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 14. Jahrhundert [Weichbildglosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab 10. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums (nocturnus) aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) einfach, ungespeist, nicht betrunken
Lit.: Flaig, J., Nüchternheit und Wehrkraft, 1916
Nulla poena (F.) sine lege, nullum crimen sine lege (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der strafrechtliche Grundsatz, dass niemand bestraft werden darf, wenn nicht zuvor ein Gesetz Verhalten der entsprechenden Art mit einer Strafe bedroht hat. Das Verbot der Rückwirkung von neuen oder veränderten Strafgesetzen zu dem Nachteil des Täters ist dabei sachlich bereits ansatzweise dem klassischen römischen Recht bekannt und wird in der Spätantike durch kaiserliche Gesetze mit gewissen Einschränkungen sogar ausgesprochen. Dem folgen an sich auch das Mittelalter und die →Constitutio Criminalis Carolina (1532), während das gemeine Recht den Grundsatz bis zu dem ausgehenden 18. Jahrhundert nur wenig beachtet. Erst mit der Aufklärung entsteht der Grundsatz in voller Gestalt des Rückwirkungsverbots, des Analogieverbots und des Bestimmtheitsgebots (Vereinigte Staaten von Amerika bis 1787, Frankreich, Josephinisches Gesetzbuch 1787, preußisches Allgemeines Landrecht 1794, Feuerbach, Weimarer Reichsverfassung 1919, →Grundgesetz 1949), wobei die Vorstellung besonderes Gewicht erhält, dass ein Eingriff des Staates in die Freiheit des Bürgers die Gestattung durch ein Gesetz voraussetzt. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 204; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007, (Ulpian, um 170-223, Digesten 50, 16, 131, § 1 S. 1 Halbsatz 2); Bopp, G., Die Entwicklung des Gesetzesbegriffs, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1966; Schöckel, G., Die Entwicklung des strafrechtlichen Rückwirkungsverbotes, 1968; Schreiber, H., Gesetz und Richter, 1976; Schünemann, B., Nulla poena sine lege?, 1978; Bohnert, J., P. J. A. Feuerbach, 1982; Krey, V., Keine Strafe ohne Gesetz, 1983
Nulli res sua servit (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Niemandem dient die eigene Sache. S. Google
Lit.: Kaser § 28 I 3; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 170-um 230, Digesten, 8, 2, 26
nullum crimen sine lege →nulla poena sine lege (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, s. Google)
Lit.: Schünemann, B., Nulla poena sine lege?, 1978; Krey, V., Keine Strafe ohne Gesetz, 1983
Nullum crimen sine poena (lat.). Kein Verbrechen ohne Strafe.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Numerius Negidius (N. N. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist der abstrakte Beklagte des römischen Verfahrensrechts. S. Google
Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 33
numerus (M.) clausus (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) geschlossene Zahl (beispielsweise der Ausbildungsplätze oder der zulässigen Sachenrechte [in dem römischen Recht Eigentum, Servitut-en-, Pfandrecht, Erbpacht und Erbbaurecht], in dem römischen Schuldrecht sind nur contractus mit Klagbarkeit versehen, Typengebundenheit, aber Möglichkeit der Stipulation]), s. Google
Lit.: Wiegand, W., Numerus clausus der dinglichen Rechte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 623; Brehm, R., Konsequenzen der Entscheidung des Bundesverfasssungsgerichts zum Dritten Numerus-Clausus-Urteil vom 19. 12. 2017, 2019
Numismatik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische (nomisma) des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Münzkunde) →Münze
Lit.: Halke, H., Einleitung in das Studium der Numismatik, 1882, 2. A. 1889, 3. A. 1905; Göbl, R., Numismatik, 1987; Morrisson, C., La numismatique, 1992; Wissenschaftsgeschichte der Numismatik, hg. v. Albert, R. u. a., 1995; Bompaire, M./Dumas, F., Numismatique médiévale, 2000; Geldgeschichte vs. Numismatik, hg. v. Kaenel, H. u. a., 2004; Kluge, B., Numismatik des Mittelalters, 2007; Kampmann, U., Numismatisches Wörterbuch, 2012; Wolters, R., Antike Numismatik, 2014; Klüßendorf, N., Numismatik und Geldgeschichte, 2015
nummo uno (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) mit einer →Münze
Lit.: Köbler, DRG 25
nuncupare, nūncupāre, lat., V., nennen, benennen, aussprechen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. nōmen, capere
nuncupatio (lat. [F.]) Verkündung
Lit.: Kaser §§ 7 I 1, 67 I 2b; Söllner § 8; Köbler, DRG 38
Nuntius (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssorache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] nuntius, Bote) ist seit dem ausgehenden Spätmittelalter der ständige Gesandte des Heiligen Stuhles bei einem anderen Staat. S. Google
Lit.: Kaser §§ 11 II, 58 III 2; Pieper, A., Zur Entstehungsgeschichte der ständigen Nuntiaturen, 1894; Biauchet, H., Les nonciatures apostoliques, 1910; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 553; Walf, K., Die Entwicklung des päpstlichen Gesandtschaftswesens, 1966; Köck, H., Die völkerrechtliche Stellung des Heiligen Stuhles, 1975; Lossius, M., Zur Geschichte der päpstlichen Nuntiatur in Köln 1573-1595, 2020
Nürnberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die um eine an dem 16. 7. 1050 erstmals erwähnte, anscheinend vorsalische Grundlagen aufweisende Reichsburg auf ursprünglich bayerischem Siedlungsboden an der Pegnitz erwachsende Reichsstadt. In der →Goldenen Bulle von 1356 belohnt Kaiser Karl IV. die Treue der Stadt mit der Verpflichtung jedes neugewählten Königs, seinen ersten Reichstag in Nürnberg abzuhalten. Von 1424 (Privileg von dem 19. 9. 1423) bis 1796 und von August 1938 bis 1945 (Anfang 1946) ist Nürnberg Aufbewahrungsort der Reichskleinodien (Reichserzschatzkästlein) des deutschen Reiches. 1479/1484 erneuert Nürnberg durch die römisches Recht gemäßigt aufnehmende (Neue) →Reformation sein Stadtrecht. In dem Dritten Reich hält Adolf Hitler in Nürnberg die Reichsparteitage der Nationalsozialistischen deutschen Arbeiterpartei ab. 1935 werden in Nürnberg auf dem Reichsparteitag von dem eigens nach Nürnberg einberufenen Reichstag die kurzen, gegen Juden gerichteten so genannten Nürnberger Gesetze verabschiedet (Reichsbürgergesetz von dem 15. 9. 1935, Gesetz zu dem Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre von dem 15. 9. 1935) (und an dem folgenden Tag in dem Reichsgesetzblatt 1935 I 1145ff. verkündet). Von dem 18. 10./14. 11. 1945-1. 10. 1946 finden in Nürnberg die Prozesse gegen (24 bzw.) 22 nationalsozialistische Hauptkriegsverbrecher wegen Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, und Mitgliedschaft in einer verbrecherischen Organisation statt ([12] Todesurteile durch Hängen für [Hermann Göring,] Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Keitel, Ernst Kaltenbrunner, Alfred Rosenberg, Hans Frank, Wilhelm Frick, Julius Streicher, Fritz Sauckel, Alfred Jodl, Arthur Seyß-Inquart[, Martin Bormann]), denen bis 11. 4. 1949 12 weitere Verfahren in Nürnberg gegen 182 Angeklagte folgen (24 Todesurteile). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 139; Bremer, F., Dr. Claudius Cantiunculas Gutachten über das Nürnberger Stadtrecht, ZRG GA 15 (1894), 123; Knapp, H., Das alte Nürnberger Kriminalrecht, 1896; Werminghoff, A., Conrad Celtis und sein Buch über Nürnberg, 1921; Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, 1928; Kipfmüller, B., Die Frau im Rechte der freien Reichsstadt Nürnberg, 1929; Franz, E., Nürnberg, Kaiser und Reich, 1930; Nordmann, C., Nürnberger Großhändler im spätmittelalterlichen Lübeck, 1933; Neuschütz, E., Die Nürnberger Reformation und das Recht der Reichsstädte Dinkelsbühl und Rothenburg ob der Tauber, 1936; Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, Bd. 1ff. 1947ff., Neudruck 1984; Taylor, T., Die Nürnberger Prozesse, 1950, 3. A. 1997; Ellinger, W., Die Juristen der Reichsstadt Nürnberg, (in) Genealogica, Heraldica, Juridica, 1954; Veit, L., Nürnberg und die Feme, 1955, Pitz, E., Die Entstehung der Ratsherrschaft in Nürnberg, 1956; Schultheiß, W., Geschichte des Nürnberger Ortsrechtes, 1957; Gedeon, A., Zur Rezeption des römischen Privatrechts in Nürnberg, 1957; Nürnberger Urkundenbuch, Bd 1ff. 1959ff.; Schultheiß, W., Die Acht-, Verbots- und Fehdebücher von 1285-1400, 1960; Das Urteil von Nürnberg 1946, 1961; Strauß, W., Dokumentation Reichsinnenministerium und Rassengesetzgebung Aufzeichnungen von Lösener, B., (Als Rassereferent im Reichsministerium des Innern), (in) Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 9 (1961), 264ff.; Müller, H., Das Kaufrecht in süddeutschen Stadtrechtsreformationen des 15. und 16. Jahrhunderts, 1961; Gilbert, G., Nürnberger Tagebuch, 1962, 14. A. 2012; Satzungsbücher und Satzungen, hg. v. Schultheiß, W., 1963; Wagenseil, W., Der römischrechtliche Gehalt des Nürnberger Schuldrechts zur Zeit der Entstehung der Reformation von 1479-1564, 1964; Kunstmann, H., Zauberwahn und Hexenprozess in der Reichsstadt Nürnberg, 1970; Geschichte Nürnbergs in Bilddokumenten, hg. v. Pfeiffer, G., 1970; Schall, K., Die Genannten in Nürnberg, 1971; Nürnberg – historische Entwicklung einer deutschen Stadt in Bildern, 4. Aufl. 1971; Nürnberg, hg. v. Pfeiffer, G., 1971; Hirschmann, G., Das Nürnberger Patriziat im Königreich Bayern, 1971; Wachauf, H., Nürnbergs Bürger als Juristen, 1972 (141 urkundlich nachgewiesene Juristen); Schmid, H., Täufertum und Obrigkeit in Nürnberg, 1972; Die Nürnberger Bürgerbücher 1 (1302-1448), hg. v. Stadtarchiv Nürnberg, 1974; Pütz, K., Heischurteile, 1977; Leiser, W., Kein doctor soll ohn ein solch libell sein – 500 Jahere Nürnberger Rechtsreformation, (in) Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg 67 (1980), 1ff.; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v. Köbler, G., 1984; Nürnberg - Kaiser und Reich (Ausstellung), 1986; Schüßler, M., Statistische Untersuchung des Verbrechens in Nürnberg im Zeitraum von 1285 bis 1400, ZRG GA 108 (1991), 117; Jung, S., Die Rechtsprobleme der Nürnberger Prozesse, 1992; Endres, R., Grundzüge der Verfassung der Reichsstadt Nürnberg, ZRG GA 111 (1994), 405; Rethmeier, A., „Nürnberger Rassegesetze“, 1995; Wirtschaft, Gesellschaft und Staat im Umbruch, hg. v. Schachtschneider, K., 1995; Schieber, M., Nürnberg, 2000; Kastner, K., Von den Siegern zur Rechenschaft gezogen, 2001; Essner, C., Die Nürnberger Gesetze, 2002; Henselmeyer, U., Ratsherren und andere Delinquenten, 2002; Schubert, A., Der Stadt Nutz oder Notdurft?, 2003; Nürnberg und das Griechentum, hg. v. Konstantinou, E., 2003; Hamm, B., Lazarus Spengler (1479-1534), 2004; Finger, T., Die Nürnberger Gesetze, (in) JURA 27 (2005), 161; Hansmann, U., Die Nürnberger Rassegesetze vom 15. September 1935, (in) NJW 2005, 2648; Kastner, K., Die Völker klagen an, 2005; Weinke, A., Die Nürnberger Prozesse, 2006, 3. A. 2019; Fleischmann, P., Rat und Patriziat in Nürnberg, 2008; Meyer, C., Die Stadt als Thema, 2009; Mertens, B-. Rechtsetzung im Nationalsozialismus, 2009; Griech-Polelle, B., The Nuremberg War Crimes Trial and its Policy Consequences Today, 2. A. 2020; Heller, K., The Nurenberg Military Tribunals and the Origins of International Criminal Law, 2012; Reassessing the Nuremberg Military Tribunal, hg. v. Priemel, K. u. a., 2012; Die Nürnberger Militärtribunale, hg. v. Priemel, K. u. a., 2013; Geschichte und Kultur der Juden in Nürnberg, hg. v. Kluxen, A. u. a., 2014; Kastner, K., Die Völker klagen an – Der Nürnberger Prozess 1945-1946, 2015; Justizpalast Nürnberg, hg. v. d. Oberlandesgericht Nürnberg, 2016; Nürnberg. Zur Diversifikation städtischen Lebens in Texten und Bildern des 15. und 16. Jahrhunderts, hg. v. Sahm, H. u. a., 2016; Selleck, B., Strafverteidigung in den Nürnberger Prozessen, 2016; Priemel, K., The Betrayal – The Nuremberg Trials and German Divergence, 2016 (auf Nürnberg zu Lasten internationaler Strafjustiz konzentriert); Die Nürnberger Gesetze – 80 Jahre danach, hg.v. Brechtken, M. u. a., 2017 (Sammelband); Simon, M., Nürnbergisches Pfarrerbuch, 2018 (1524-1806, 1613 Geistliche); Kulturstadt Nürnberg, hg. v. Schrenk, J., 2019; Gut, P., Jahrhundertzeuge Ben Ferencz, 2020; Holzberg, N., Hans Sachs, 2021
Nutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gebrauch, Vorteil
nutzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gebrauchen, helfen
Nutzen →nutzen
Nutzpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oder Nutzungspfand (Wort- als Ansatz - in älteren deutschen Rechtsquellen nicht und nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt, N.) (so genannte ältere Satzung) ist in dem Hochmittelalter das Pfand, bei dem der Gläubiger unmittelbaren Besitz an der verpfändeten Sache (Grundstück) hat und die Nutzungen aus ihr ziehen darf.
Lit.: Kaser § 31 III 5a; Hübner 402; Viollet, P., Histoire du droit civil français, 1905, Neudruck 1966, 784; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Kupiszewski, H., Antichrese und Nutzpfand in den Papyri 1986
Nutzteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Teilung des Nutzens
Nutzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1261 [WirtUB VI 14 Württemberg] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb nutzen ab Ende 8. Jh. belegt und für das Germanische erschließbar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Nutzen, M., ab Ende 8. Jahrhundert) ist die Frucht einer Sache oder eines Rechtes sowie der Vorteil, den der Gebrauch der Sache oder des Rechtes gewährt. S. Google
Lit.: Hübner; Baltl/Kocher; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Nutzungspfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Nutzpfand
Nutzungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht, eine Sache zu nutzen. Es findet sich bereits in dem altrömischen Recht und begegnet bis zu der Gegenwart in unterschiedlichen Gestalten. Insbesondere bestehen in der Grundherrschaft unzählige Nutzungsrechte an Grundstücken. S. Google, →Nießbrauch
Lit.: Hübner 549, 786; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 26, 125, 163; Hübner, R., Die donationes post obitum, 1888; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Dörig, L., Das Recht zur Nutzung der Erdwärme, 2020
Nutzungsvorbehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Zurückbehaltung oder Vorbehalt einer Nutzung oder eines Nießbrauchs durch einen Zuwendenden
Lit.: Hübner 549, 786; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 26, 125, 163; Hübner, R., Die donationes post obitum, 1888; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961
O
ob, ob, lat., Präp.: nhd. vor, über, hin, gegen ... hin, nach ... zu, XII-tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *epi, *opi, *pi, Präp., nahe, auf, hinter
Oberappellationsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1581 [Hessen] in sechsundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der frühen Neuzeit das drittinstanzliche Gericht (Gerichtshof) eines Landes. Das Oberappellationsgericht ersetzt in dem Heiligen römischen Reich das auf Grund vieler Nichtappellationsprivilegien weithin nicht mehr zuständige Reichsgericht (→Reichskammergericht). Es entscheidet als dritte Instanz in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten nichtprivilegierter Parteien und als zweite Instanz bei schweren Strafsachen. Gemäß Art. 12 DBA gründen die vier freien Städte Frankfurt am Main, Hamburg, Bremen und Lück ein gemeinsames Oberlandesgericht, das in Lübeck ab 1820 mit einem Präsidenten (Heise, von Wächter, Kierulff), sechs bzw. sieben Räten und einem rechtskundigen Sekretär anerkannt wirkt. 1877/1879 wird das Oberappellationsgericht in dem Deutschen Reich allgemein (durch das →Oberlandesgericht) ersetzt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 26; Greb, H., Die Verfassung des Oberappellationsgerichts der vier freien Städte Deutschlands zu Lübeck, Diss. jur. Göttingen 1967; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976, 291; Eisenhardt, U., Die kaiserlichen privilegia de non appellando, 1980; Schnorrenberg, U., Das Jülich-bergische Oberappellationsgericht zu Düsseldorf von 1769, 1983; Jessen, P., Der Einfluss des Reichshofrates und des Reichskammergerichts, 1986; Gesamtinventar der Akten des Oberappellationsgerichtes der vier Freien Städte Deutschlands, hg. v. Lorenzen-Schmidt, K. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Polgar, K., Das Oberappellationsgericht der vier freien Städte Deutschlands (1820-1879), 2006; Stodolkowitz, S., Das Oberlandesgericht Celle und seine Rechtsprechung im 18. Jahrhundert, 2011; Tirtasana, N., Der gelehrte Gerichtshof – Das Oberappellationsgericht Lübeck und die Praxis des Zivilprozesses im 19. Jahrhunsdert, 2021; Stodolkowitz, S., Vom Handel mit Ellen, Stahl- und Eisenwaren – eine Zunftstreitigkeit vor dem Oberapppellationsgericht Celle, 2015; Oestmann, P., Zur Gerichtspraxis im 19. Jahrhundert – ein Schmuggeleiprozess am Oberappellationsgericht Lübeck, 2019
Oberbayerisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Name in dem 19. Jahrhundert aufgekommen) ist das in mehr als 100 Handschriften (rund 160 vollständig oder fragmentarisch erhaltene, bisher festgestellte Handschriften) des 14. und 15. Jahrhunderts überlieferte Landrecht für Oberbayern von 1346 (fünf Auszugshandschriften, weitere 174 Handschriften bis zu dem 18. Jahrhundert, zwei Wiegendrucke, ein Druck des Jahres 1516). Ihm geht eine verschollene, durch Urkunden (nach des rechtsbuechs sag) ab Spätherbst 1336 mittelbar bezeugte Fassung von etwa 1335 (vor Ende 1336) voraus. Veranlasst ist es vermutlich von Kaiser Ludwig dem Bayern. Es ist ein in 28 Titel mit ursprünglich 350 Artikeln gegliedertes sehr frühes förmliches amtliches Gesetzeswerk. In dem Mittelpunkt stehen Privatrecht, Strafrecht und Verfahrensrecht. Unmittelbare Vorlagen sind nicht erkennbar, doch bestehen Bezüge zu dem so genannten Schwabenspiegel, Freisinger Rechtsbuch, dem Stadtrechtsprivileg für München von 1294 und dem oberbayerischen und niederbayerischen Landfrieden von 1300. Römischrechtliche oder kirchenrechtliche Einflüsse sind in zahlreichen Artikeln erkennbar, doch wird vor allem das einheimische Gewohnheitsrecht wiedergegeben. 1518 wird das Landrecht reformiert, wozu 1520 eine Gerichtsordnung kommt. 1616 wird für Oberbayern und Niederbayern ein gemeinsames Landrecht geschaffen. Das Oberbayerische Landrecht gilt auf Grund herzoglicher Privilegien auch für Ingolstadt, München und Aichach. S. Google
Lit.: Riedner, O., Die Rechtsbücher Ludwigs des Bayern, 1911; Lieberich, H., Kaiser Ludwig der Baier als Gesetzgeber, ZRG GA 76 (1959), 173; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Schlosser, H./Schwab, I., Oberbayerisches Landrecht Kaiser Ludwigs des Bayern von 1346, 2000; Das Landrecht von 1346 für Oberbayern, hg. v. Schwab, I., 2002; Schwab, I., Die Georgenberger Handschrift, ZRG GA 119 (2002), 326; Volkert, W., Das Rechtsbuch Kaiser Ludwigs von 1346, 2010
Oberdeutscher Sachsenspiegel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist vielleicht eine Vorstufe des so genannten Schwabenspiegels. Seine ursprüngliche Fassung ist anscheinend nicht überliefert. Möglicherweise ist das um 1300 an dem südöstlichen Rand des mitteldeutsch-oberdeutschen Grenzraums (böhmisch?) aufgezeichnete, in dem Landesarchiv Linz aufbewahrte, die Artikel Sachsenspiegel Landrecht III 67-69 §§ 2, 70, 71, 74 und 75 überliefernde Fragment Pa I/3a einer Handschrift ein erhaltener Rest des verlorenen oberdeutschen Sachsenspiegels, der mit Magdeburg, Regensburg und den Minoriten David von Regensburg und Berthold von Regensburg in Verbindung gebracht werden könnte. S. Google
Lit.: Ertl, T., Religion und Disziplin – Selbstdeutung und Weltordnung im frühen deutschen Franziskanertum, 2006; Bertelsmeier-Kierst, C., Zur ältesten Überlieferung des Sachsenspiegels, (in) FS D. Werkmüller, 2007, 56ff.; Bertelsmeier-Kierst, C., Kommunikation und Herrschaft – zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozess des Rechts im 13. Jahrhundert, 2008
Oberdomänendirektorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die von König Friedrich Wilhelm I. von Preußen zwecks Verwaltung der Domänen geschaffene einheitliche Behörde. Sie geht 1722/1723 in dem Generaldirektorium (General-Oberfinanz-Kriegs- und Domänendirektorium) auf. Sachlich werden Staatsvermögen und Fürstenvernögen seit dem 19. Jahrhundert allmählich getrennt. S. Google
Lit.: Stolze, W., Die Gründung des Generaldirektoriums durch Friedrich Wilhelm I., (in) FS G. Schmoller, hg. v. Verein für Geschichte der Mark Brandenburg, 1908, 49ff.
obere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel achtes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (ober) belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. Komparativ bzw. substantiviert M.) höhere, höher gelegen
Obereigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1721 [Ludovici, LehnsProzeß2 115] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. dominium [N.] directum) ist in dem gelehrten Recht von dem Hochmittelalter bis zu dem 19. Jahrhundert die Rechtsstellung des Obereigentümers (beispielsweise Lehnsherrn) eines in dem geteilten →Eigentum stehenden Gegenstands (beispielsweise Lehens). Es wird in verkennender Ausdehnung einer römischen Quellenstelle über einen Herausgabeanspruch des Erbpächters entwickelt. Es entspricht Bedürfnissen der Rechtswirklichkeit, wird aber später infolge der mehr und mehr anerkannten Absolutheit des Eigentums überwiegend abgelehnt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Haff, K., Zur Theorie eines allgemeinen Obereigentums des fränkischen Königs, ZRG GA 32 (1911), 325; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 f. 1985ff.
Oberhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) zweite Kammer eines Palaments, →House of Lords
Oberhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - in anderer Bedeutung ab 1366 [MarienrodeUB. 377] und – ab 1404 [TrierWQ. 403] in rund vierzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google – vor allem in anderer Bedeutung - belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem Spätmittelalter (ein Gericht als) eine Auskunftsstelle für Gerichte und Einzelmenschen. Oberhöfe finden sich sowohl in Städten wie auch auf dem Lande. Ihre Ausbildung beruht anfangs auf Freiwilligkeit. Mit der längerdauernden Übung der Erteilung von Auskünften entwickelt sich ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis der Beteiligten untereinander. Allmählich dringt Schriftlichkeit in das Verfahren ein. Bekannte Oberhöfe sind etwa Magdeburg, Lübeck, Krakau, Iglau, Kulm, Aachen, Dortmund, Frankfurt am Main, Ingelheim, Neustadt an der Weinstraße, Speyer, Freiburg im Breisgau oder Nürnberg. Mit dem Vordringen des römischen Rechtes und der Ausbildung des Instanzenzugs in der erstarkenden landesherrlichen Verwaltung und Gerichtsbarkeit verschwindet der Oberhof ab dem 16. Jahrhundert bis in das 18. Jahrhundert bzw. 1877/1879. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 116; Der Oberhof Iglau in Mähren, hg. v. Tomaschek, J., 1868; Brünneck, W. v., Zur Geschichte des Kulmer Oberhofes, ZRG GA 34 (1913), 1; Stutz, U., Der Oberhof zu Eltville, ZRG GA 43 (1922), 303; Schwabe, W., Der Aachener Oberhof, 1924; Bastian, J., Der Freiburger Oberhof, 1934; Goerlitz, T., Die Oberhöfe in Schlesien, 1938; Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, hg. v. Erler, A., Bd. 1ff. 1952ff.; Mertz, W., Der Frankfurter Oberhof, Diss. jur. Frankfurt am Main 1954; Gudian, G., Der Oberhof Ingelheim, ZRG GA 81 (1964), 267; Müller, H., Oberhof und neuzeitlicher Territorialstaat, 1978; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981; Schott, C., Die Wolfacher Fragen und die Freiburger Oberhofurteile, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 390; Zwerenz, R., Der Rechtswortschatz der Urteile des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Gießen 1988; Eckhardt, W., Das Stadtgericht als Oberhof, (in) Zs. d. V. f. hess. Geschichte 110 (2005), 21; Oestmann, P., Wege zur Rechtsgeschichte – Gerichtsverfassung und Prozessrecht, 2015; Krey, A., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015; Recht und Unrecht – 1200 Jahre Justiz in Aachen, hg. v. Pfeil, W., 2015
Oberkonsistorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1670 [Weimar/MittSchulg. 8 1898 342] in zwölf Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) oberes Konsistorium der protestantischen Kirchenverfassung
Oberkriegskollegium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – nicht als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) eine obere Behörde des Kriegswesens
Oberlandgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 [Estland] bis 1825 in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google wohl nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) oberes Landgericht eines Landes, →Oberlandesgericht
Oberlandesgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Oberlandgericht ab 1650 [Estland EstRitterLR. 162, 230] bis 1825 in acht Stellen belegt, Oberlandesgericht AmtsBlWestf. 1 1816 190, ProtBundesversamml. IX 186, Geck, Soest 154 1825) ist seit 1808 das bisherige preußische Landesjustizkollegium und danach das 1877/1879 geschaffene, zwischen Reichsgericht bzw. Bundesgerichtshof und Landgericht (bzw. oberstem Gerichtshof und Landesgericht in Österreich seit einer allerhöchsten Entschließung von dem 14. 9. 1852 in Wien, Prag, Lemberg, Krakau, Brünn, Graz, Innsbruck, Triest und Zara in Dalmatien) stehende Gericht (1893 in dem Deutschen Reich 28 Oberlandesgerichte mit 548 Richtern in Berlin, Breslau, Celle, Frankfurt am Main, Hamm, Kassel, Kiel, Köln, Königsberg, Marienwerder, Naumburg, Posen, Stettin(, 1906 Düsseldorf), Augsburg, Bamberg, München, Nürnberg, Zweibrücken, Braunschweig, Darmstadt, Dresden, Hamburg, Jena, Karlsruhe, Oldenburg, Rostock, Stuttgart, Colmar, 1939-1945 Danzig, Kattowitz, Leitmeritz). . In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 24 Oberlandesgerichte. S. Google, →Oberappellationsgericht
Lit.: Köbler, DRG 200, 261; Baltl/Kocher; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; 250 Jahre Oberlandesgericht Celle, 1961; Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Zweibrücken, 1969; Festschrift zum 150-jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Hamm, 1970; Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichtes von Oldenburg, 1974; Zimmer, E., Die Geschichte des Oberlandesgerichts in Frankfurt am Main, 1976; Festschrift zum 275-jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Celle, 1986; 175 Jahre Oberlandesgericht Oldenburg, 1989; 50 Jahre Oberlandesgericht und Generalstaatsanwaltschaft Koblenz 1996; Schiller, C., Das Oberlandesgericht Karlsruhe im Dritten Reich, 1997; Haehling von Lanzenauer, R., Das badische Oberlandesgericht in Freiburg, ZRG GA 119 (2002), 343; Passek, I., Die erstinstanzliche Zuständigkeit der Oberlandesgerichte in Staatsschutzstrafsachen, 2003; Opitz, R., Das Oberlandesgericht Celle 1933-1945, 2006; Weichbrodt, S., Die Geschichte des Kammergerichts von 1913 bis 1945, 2009; Götz von Olenhusen, P., 300 Jahre Oberlandesgericht Celle, 2011; Herbers, M., Organisationen im Kriege – Die Justizverwaltung im Oberlandesgerichtsbezirk Köln 1939-1945, 2012
Oberlehnsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [Oberlehensherr] – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1427 [mittelniederländisch] in dreizehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) oberer Lehnsherr, Herr eines oberen Lehens
Obermärker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 [Westerwald/GrW. I 606] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Leiter der →Markgenossenschaft. S. Google
Oberösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist in allmählicher Entwicklung seit der Erstnennung von ahd. ostarrihhi (996) das ob (westlich) der Enns gelegene, aus dem früher steirischen Traungau mit der Riedmark unter Trennung von Niederösterreich gebildete, bis 1918 amtlich als Österreich ob der Enns (und von 1939 bis 1945 in dem Deutschen Reich als Reichsgau Oberdonau) bezeichnete Land (Bundesland) →Österreich(s) (bzw. des Deutschen Reiches). Zwischen 1616 und 1629 erstellt Abraham Schwarz einen Entwurf eines Landrechts. Als oberösterreichische Länder werden verschiedentlich auch Tirol, Vorarlberg und Vorderösterreich (eigene Linien 1457-1493, 1564-1665) bezeichnet.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Baltl/Kocher; Schmidt, F., Die freien bäuerlichen Eigengüter in Oberösterreich, 1941; Hoffmann, A., Das Wappen des Landes Oberösterreich, 1947; Hoffmann, A., Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich, 1952; Pfeffer, F., Das Land ob der Enns, 1958; Grüll, G., Das Linzer Bürgermeisterbuch, 1953, 2. A. 1959; Probleme der Entstehung des Landes ob der Enns, (in) Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs 7 (1960), 125; Grüll, G., Der Bauer im Lande ob der Enns, 1969; Sturmberger, H., Der Weg zum Verfassungsstaat, 1972; Feigl, H., Rechtsentwicklung und Gerichtswesen Oberösterreichs, 1974; Sturmberger, H., Adam Graf Herberstorff, 1976; Feigl, H., Rechtsentwicklung und Gerichtswesen Oberösterreichs im Spiegel der Weistümer, 1974; Putschögl, G., Die landständische Behördenorganisation in Österreich ob der Enns, 1977; Slapnicka, H., Oberösterreich unter Kaiser Franz Joseph, 1982; Strätz, H., Die oberösterreichische Landtafel von 1616/1629, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 504; Haider, S., Geschichte Oberösterreichs, 1987; Lohner, J. Das landeshauptmannschaftliche Gericht in Oberösterreich, 1988; Landtafel des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, Bd. 1 hg. v. Strätz, W., 1990; Oberösterreichische und kaiserliche Zentralbehörden bis 1752, bearb. v. Steuer, P. u. a., 2014; Angerer, C. u. a., Nationalsozialismus in Oberösterreich, 2014
Oberpfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz bzw. ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist der um Neumarkt südöstlich Nürnbergs gelegene (obere) Teil der Pfalz(grafschaft bei Rhein), die durch Erbteilung in dem Hause Wittelsbach zeitweise von dem übrigen →Bayern abgeteilt wird. Für die Oberpfalz wird 1657/1659 ein →Landrecht geschaffen.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Bosl, K., Das kurpfälzische Territorium „Obere Pfalz“, (in) Z. f. bay. LG. 26 (1963), 3; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3 1971; Dittrich, H., Die Entstehung des oberpfälzischen Landrechts, Diss. jur. Regensburg 1991; Schroeder, F., Das Oberpfälzer Landrecht von 1657/1659, ZRG GA 110 (1993), 482
Oberpräsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 als Präsident des Geheimen Rates und ab 1676 [Sachs, BerlinMusikg. 236] in sieben Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der leitende Beamte der zivilen Provinzialverwaltung (zwischen 4 und 12 Provinzen) in Preußen von 1806 bis (1933 bzw.) 1945 mit drei unterschiedlichen Funktionen. S. Google
Lit.: Bodelschwingh, E. v., Leben des Oberpräsidenten Freiherrn von Vincke, 1853; Kube, H., Die geschichtliche Entwicklung der Stellung des preußischen Oberpräsidenten, Diss. jur. Berlin 1939; Die preußischen Oberpräsidenten 1815-1945, hg. v. Schwabe, K., 1985
Oberrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [WürzburgPol. 103] in zwanzig Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oberer Rat
Oberrechnungskammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., 1802, s. Google) ist die sich seit 1713 entwickelnde Zentralbehörde des Rechnungswesens in Preußen (Sachsen 1707 Oberrechenkammer). Die Oberrechnungskammer ist selbständig und unabhängig. Sie wird 1869 zu dem →Rechnungshof des Norddeutschen Bundes.
Lit.: 250 Jahre Rechnungsprüfung, hg. v. Bundesrechnungshof, 1964; Bachmann, M., Der Bundesrechnungshof, 1967, 90; Die Kontrolle der Staatsfinanzen, hg. v. Zavelberg, H., 1989
Oberschlesien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Schlesien
oberste, Adj., höchste ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Oberster bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 86 des obersten] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – Oberst –und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Superlativ von → obere)
Oberste Justizstelle (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, ist das auf erste Ansätze des Jahres 1501 zurückgehende, an dem 1. 5. 1749 von Maria Theresia als Landesherrin eingerichtete Höchstgericht (mit Präsidenten, Vizepräsidenten, Senaten und Räten) Österreichs (oberste Revisionsinstanz in Justizsachen und oberste Justizverwaltungsbehörde), das 1848 zu dem Justizministerium einerseits und zu dem Obersten Gerichtshof andererseits wird. Die oberste Justizstelle wendet subsidiär gemeines Recht an. Mit ihr wird die Rechtsprechung aus der Verwaltung in der obersten Instanz ausgesondert. S. Google, s. oberster Gerichtshof
Lit.: Kocher, G., Die Zivilgesetzgebung und die Oberste Justizstelle bis zum ABGB, (in) FS H. Baltl, 1978, 309; Kocher, G., Höchstgerichtsbarkeit und Privatrechtskodifikation, 1979; Maasburg, F. v., Geschichte der obersten Justizstelle in Wien, 1879, 2. A. 1891; Ratsprotokolle Oberste Justizstelle Tyrol-Vorarlberg. Senat 1814-1844, Bd. 1 hg. v. Faistenberger, C., red. v. Niedermayer, M., 2003; Olechowski, T., Gerichtsvielfalt in Wien, (in) Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 2 (2016), 1ff.
Oberster Gerichtshof (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist seit 21. 8. 1848 das der obersten Justizstelle folgende oberste Gericht der ordentlichen Gerichtsbarkeit Österreichs (1850 oberster Gerichts- und Kassationshof, 1918 oberster Gerichtshof, 1938 aufgelöst, 1945 wiedererrichtet).
Oberster Gerichtshof für die britische Zone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und Lateinische sowie Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, ist der von 1948 bis 1950 für die britische Besatzungszone des Deutschen Reiches eingerichtete oberste Gerichtshof. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Zimmermann, R., Der oberste Gerichtshof für die britische Zone, (in) ZNR 3 (1981), 158; Oberster Gerichtshof für die Britische Zone (1948-1950) Nachschlagewerk, hg. v. Schubert, W., 2010; Das Wirken des Obersten Gerichtshofs für die Britische Zone aus Anlass des 65. Jahrestages nach Abschluss seiner Tätigkeit, hg. v. dem Präsidenten des Oberlandesgerichts Köln, 2015; Grieß, M., „Im Namen des Rechts“, 2015; Ohlenroth, J. Der Oberste Gerichtshof für die Britische Zone und die Aufarbeitung von NS-Unrecht, 2020
Lit.: Festschrift zur Hundertjahrfeier des österreichischen Obersten Gerichtshofs 1850-1950, 1950
Oberstes bayerisches Landesgericht →Bayerisches oberstes Landesgericht
Oberstes Gericht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das Höchstgericht der →Deutschen Demokratischen Republik ab 1949 (bis 1990).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Oberstes Gericht der DDR - Höchstes Organ wahrhaft demokratischer Rechtsprechung, hg. v. d. Obersten Gericht, 1970; Arnold, J., Das Oberste Gericht der DDR, 1989; Höchstrichterliche Rechtsprechung in der frühen Bundesrepublik, hg. v. Fischer, C. u. a., 2015; Lingelbach, G., „… es soll schnell und richtig urteilen …!“ – zu Aufgaben, Zuständigkeiten und Spruchpraxis des Obersten Gerichts der Deutschen Demokratischen Republik, 2015
Obertribunal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1772, s. Google) ist das 1703 als Oberappellationsgericht preußischer Landesteile geschaffene, in dem 19. Jahrhundert zu dem höchsten Gericht Preußens aufsteigende Gericht, das 1877/1879 weitgehend in dem Reichsgericht aufgeht.
Lit.: Starke, W., Darstellung der bestehenden Gerichtsverfassung in dem preußischen Staate, 1839; Sonnenschmidt, F., Geschichte des königlichen Obertribunals zu Berlin, 1879; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege seit 1500, 1953; Schubert, W., Die Aufhebung des Berliner Obertribunals im Juni 1879, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 419; Schmüser, S., Die Anwendung der Vorschriften des Allgemeinen Landrechts für die preußischen Staaten über die eheliche Gütergemeinschaft in der Praxis des Königlichen (Geheimen) Obertribunals in der Zeit von 1837 bis 1879, 2007; Mund, W., Das preußische Ehescheidungsrecht in der Judikatur des Berliner Obertribunals von 1835-1879, 2008
Oberverwaltungsgericht (OVG, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Obergericht der Verwaltungsgerichtsbarkeit seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, das später in dem süddeutschen Bereich Verwaltungsgerichtshof genannt wird. In der Bundesrepublik Deutschland bestehen 2020 15 Oberverwaltungsgerichte und Verwaltungsgerichtshöfe.
Lit.: Die Rechtsgerundsätze des königlich preussischen Oberverwaltungsgerichts, 1895, hg. v. Parey, F., Neudruck 1920, 2021; Pauly, S., Organisation, Geschichte und Praxis der Gesetzesauslegung des königlich preußischen Oberverwaltungsgerichts 1875-1933, 1987; Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des sächsischen Oberverwaltungsgerichts, hg. v. Reich, S., 2002; Ackermann, C., Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungsgerichts, 2012; Ohse, T., Die Bedeutung der Rechtsprechung des preußischen Oberverwaltungsgerichts zur polizeilichen Verantwortlichkeit für unsere heutige Dogmatik, 2017
Obervormund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1468 [NdJb. 43 1917 77 Obervormunder, niederdeutsch] in achtzehn Stellen und unterschiedlichen Bedeutungen belegt, aber inn Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) höhererer Vormund
Obervormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [ProtBrandenburgGehR. V 91] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die aufsichtliche Stellung der Obrigkeit bzw. Kirche über den →Vormund, wie sie sich sachlich seit der karolingischen Zeit entwickelt und in dem Vormundschaftsgericht endet.
Lit.: Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 1 1835; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
oblatio, oblātio, lat., F., Darbieten, Anbieten, Anerbieten, Gebot, Überreichung, Gabe, Opfer, Spende (in dem Mittelalter beispielsweise suvh von Kindern in ein Kloster), Cic. (81-43 v. Chr.), s. offerre, ob, ferre
Lit.: Kaser § 37 II 1; Seidl, J., Die Götterverlobung von Kindern, 1872; Laske, W., Das Problem der Mönchung, 1973; Lahaye-Geusen, M., Das Opfer der Kinder – Ein Beitrag zur Liturgie- und Sozialgeschichte des Mönchtums im hohen Mittelalter, 1991; Brückner, T., Lehnsauftragung 2011
obligare, obligāre, lat., V.: nhd. anbinden, befestigen, binden, verhindern; Vw.: s. per-; Q.: Plaut. (um 250-184 v. Chr.); E.: s. ob, ligāre; L.: Georges 2, 1247, TLL, Walde/Hofmann 1, 800
obligatio, obligātio, lat., F., Binde, Verbindlichmachung, Verbürgung, Verpflichtung, Verbindlichkeit, Schuld, Cic. (81-43 v. Chr.), s. obligāre, ob, ligare
Obligatio (lat. [F.] 81-43 v. Chr.) ist seit dem altrömischen Recht die schuldrechtliche Verpflichtung zwischen zwei Beteiligten (bzw. das Schuldverhältnis) mit den Inhalten (lat.) dare (geben), facere (tun einschließlich unterlassen) oder praestare (einstehen). Die obligatio geht vermutlich auf den Ausgleich von Unrechtserfolgen (später sog. [lat.] delicta [N.Pl.]) zurück. Das bei ihnen zunächst regelmäßig bestehende Racherecht des Verletzten oder seiner Verwandtschaft wird in dem Interesse der Allgemeinheit allmählich eingeschränkt und durch die Hingabe von Vermögensgegenständen (Sühneleistung) einverständlich abgelöst. Sobald eine Leistung durch den Verursacher, seine Verwandten oder Gentilen üblich und in dem Rahmen eines vielleicht nach griechischem Vorbild erstellten festen Katalogs von Vergleichssätzen (fester Metallwert oder vielfacher Sachwert) verbindlich wird, dient der Zugriff auf die Person des Verursachers nicht mehr der unmittelbaren Vergeltung, sondern wohl der mittelbaren Erzwingung der Leistung. Seine Zulässigkeit entfällt mit der Leistung, zu welcher der Verursacher aber anfangs nicht verpflichtet ist. Später tritt die Befreiung von der Haftung durch Leistung immer stärker in den Vordergrund, so dass allmählich eine Verpflichtung zu der Leistung entsteht, welche die ursprüngliche Haftung mehr und mehr in den Hintergrund drängt. Vermutlich früh ist außerdem ein Geschäft möglich, durch das jemand sich zu der Haftung verpflichtet, wobei die Leistung bald wichtiger wird als die Haftung. In dem weiteren Verlauf werden zahlreiche verschiedene Obligationen entwickelt (Kontrakt, Quasikontrakt, Delikt, Quasidelikt).
Lit.: Kaser §§ 4 I 2, 32 I, 33 I, 38 IV, 56 I, 61, 84; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 26, 42, 62; Kuntze, J., Die Obligation, 1856; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956; Watson, A., The Law of Obligations, 1965; Hochstein, R., Obligationes quasi ex delicto, 1971; Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1992; Hartung, G., Die Naturrechtsdebatte – Geschichte der Obligatio vom 17. bis 20. Jahrhundert, 1998, 2. A. 1999; Albers, G., Perpetuatio obligationis – Leistungspflicht trotz Unmöglichkeit im klassischen Recht, 2019
obligatio (F.) alternativa (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Wahlschuld
Obligatio (F.) civilis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die auf (lat.) ius (N.) civile gegründete, mit (lat.) actio (F.) civilis (Zivilklaganspruch) ausgestattete →obligatio.
Lit.: Kaser § 33 II; Zimmermann, R., The Law of Obligations, 1992
obligatio (F.) ex contractu (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus Vertrag
Lit.: Kaser § 38 I
obligatio (F.) ex delicto (lat.. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus Delikt
Lit.: Kaser §§ 38 I, 50 I
obligatio (F.) ex variis causarum figuris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus verschiedenen Gründen
Lit.: Kaser § 38 I 2; Köbler, DRG 62
Obligatio (F.) honoraria (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die erst von dem Prätor oder dem Ädil klagbar gemachte Verbindlichkeit.
Lit.: Kaser § 33 I
Obligation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1400 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen infolge Aufnahme aus dem Lateinischen des Altertums ab um 1300 [LimbOorkt. 280 Limburg] in fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus der in Rom als unkörperliche (lat.) res (Gegenstand, Sache) verstandenen, römischen (lat., s. Google) →obligatio (F.) entwickelte Verbindlichkeit (Schuld, Schuldverhältnis). Sie wird in dem Spätmittelalter mit dem römischen Recht aufgenommen und mit den einheimischen Schuldverhältnissen verbunden. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Lehnwort Obligation durch Schuld, Verbindlichkeit, Verpflichtung und Schuldverhältnis verdrängt.
Lit.: Kaser §§ 33, 38, 56; Kuntze, J., Die Obligation, 1856; Roussier, J., Le fondement de l’obligation, Thèse Paris 1933; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 393; Hartung, G., Die Naturrechtsdebatte – Geschichte der Obligatio vom 17. bis 20. Jahrhundert, 1998, 2. A. 1999; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Obligationenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1807) ist das in dem 19. Jahrhundert innerhalb der (lat.) res ([F. Pl.) Gegenstände bzw. Sachen) zunehmend als besonderes Rechtsgebiet erkannte Schuldrecht (beispielsweise Savigny 1851ff.). 1866 scheitert innerhalb des Deutschen Bundes der Versuch seiner einheitlichen gesetzlichen Gestaltung (Dresdener Entwurf) an dem Zerbrechen des Bundes auf Grund politischer Gegensätze zwischen Österreich und Preußen. In der →Schweiz ist (nach dem Scheitern des Dresdener Entwurfs) das Obligationenrecht mit Einschluss der Gesellschaften und der Wertpapiere in einem besonderen Gesetz von dem 14. 6. 1881 (Inkrafttreten an dem 1. 1. 1883) bzw. nach Neufassung von dem 30. 3. 1911 (Inkrafttreten an dem 1. 1. 1912), das den fünften Teil des Zivilgesetzbuchs bildet, geregelt. In Sachsen (1863) und in dem Deutschen Reich (1896/1900) ist das Schuldrecht eines der fünf Bücher des Bürgerlichen Gesetzbuchs. S. Google
Lit.: Kaser §§ 32ff.; Köbler, DRG 182, 184, 229, 255; Savigny, F., Das Obligationenrecht, Bd. 1f. 1851ff.; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht – Das Obligationenrecht, 1956; Hundert Jahre Schweizerisches Obligationenrecht, hg. v. Peter, H. u. a., 1982; Das Obligationenrecht 1883-1983, hg. v. Caroni, P., 1984; Anhäuser, V., Das internationale Obligationenrecht in der höchstrichterlichen Rechtsprechung des 19. Jahrhunderts, 1986; Ranieri, F., Europäisches Obligationenrecht, 1999, 2. A. 2004, 3. A. 2009; Handels- und obligationenrechtliche Materialien, hg. v. Fasel, U., 2000; Fasel, U., Bahnbrecher Munzinger, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Honsell, H., 100 Jahre Obligationenrecht, (in) Zeitschrift für schweizerisches Recht 130 II (2011), 5ff.; The Law of Obligations in Europe, hg. v. Schulze, R. u. a., 2013; Das ADHGB als gemeinsames Obligationenrecht in Mitteleuropa, hg. v. Löhnig, M., 2019
obligatio (F.) quasi ex contractu (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus vertragsähnlichem Tatbestand
Lit.: Kaser § 38 I 2; Köbler DRG, 62
obligatio (F.) quasi ex delicto (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Verbindlichkeit aus deliktsähnlichem Tatbestand
Lit.: Kaser § 38 I 2; Köbler DRG 62
Obligatio (F.) re, verbis, litteris, consensu contracta (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die Bezeichnung für eine Verbindlichkeit aus Realvertrag, Verbalvertrag, Litteralvertrag oder Konsensualvertrag, wobei das beurkundete Darlehen in dem nachklassischen römischen Recht als (lat.) obligatio (F.) re et verbis aufgefasst wird.
Lit.: Kaser §§ 38 I, 39 I 2
obligatorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verpflichtend, verbindlich, erforderlich
obligatorius, obligātōrius, lat., Adj.: nhd. verbindend, verbindlich, Inschr., s. latein_a_z.docx, s. obligāre
obrig, nhd., Adj., übergeordnet, herrschaftlich, s. obere, oben, ig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google gebildet und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar
Obrigkeit, Oberkeit, Vberkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vierzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [WirtUB. X 427 Württemberg] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., S. Google) ist die von dem 15. bis zu dem 17. Jahrhundert bestimmende Bezeichnung für den Träger von Herrschaftsrechten. Ihr entspricht auf der Gegenseite die Untertänigkeit. Der Obrigkeit steht das Recht zu, durch von den Untertanen zu beachtende Gebote die gute →Polizei bzw. →Ordnung zu sichern.
Lit.: Luther, M., Von welltlicher vberkeytt wie weytt man yhr gehorsam schuldig sey, 1523; Kreutzer, J., Zwinglis Lehre von der Obrigkeit, 1909; Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Naujoks, E., Ordnungsgedanke, Zunftverfassung und Reformation, 1958; Luther und die Obrigkeit, hg. v. Wolf, G., 1972; Willoweit, D., Gebot und Verbot im Spätmittelalter, (in) Hess. Jb. f. LG. 30 (1980), 94ff.; Willoweit, D., Gesetzgebung und Recht, (in) Zum römischen und neuzeitlichen Gesetzesbegriff, hg. v. Behrends, O. u. a., 1987, 123; Friedeburg, R. v., Ländliche Gesellschaft und Obrigkeit, 1997; Kruse, S. u. a., Wir sind die Obrigkeit, 2021 (108 S.); Muno, T., Ein Leben für die Gunst der Obrigkeit? – Der Aufstieg des Mayer Amschel Rothschild, 2021
obsequi, obsequī, lat., V., Folge leisten, willfahren, sich nach jemanden richten, gehorchen, huldigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ob, sequī
obsequium, lat., N., Nachgiebigkeit, Willfährigkeit, Gefälligkeit, Gehorsam, Cic. (81-43 v. Chr.) s. obsequī
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Observanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – fünfzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [Niklas von Wyle 334] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in einundzwanzig Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das örtlich oder persönlich (beispielsweise Orden) begrenzte Gewohnheitsrecht.
Lit.: Carpzov, A. u. a., De observantia, 1674; Petersen, R., Die Observanz, Diss. jur. Leipzig 1848; Köbler, G., Zur Frührezeption der consuetudo, (in) Hist. Jb. 89 (1969), 337; Caroni, P., Privatrrecht im 19. Jahrhundert – Eine Spurensuche, 2015; Weinbrenner, R., Klosterreform im 15. Jahrhundert zwischen Ideal und Praxis – Der Augustinereremit Andreas Proles (1429-1503) und die privilegierte Observanz, 2020
observare, observāre, lat., V., beobachten, achtgeben, merken, lauern, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ob, servāre
obstagium (mlat. [N.]) →Einlager
occupare, occupāre, lat., V.: nhd. einnehmen, besetzen, bemächtigen, überrumpeln, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ob, capere
occupatio, occupātio, lat., F., Besetzung, Einnahme, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. occupāre
Occupatio (lat. [F.] 81-43 v. Chr.) ist die schon dem altrömischen Recht bekannte →Aneignung (Okkupation) einer von Anfang an oder durch Eigentumsaufgabe herrenlosen Sache (beispielsweise eines Tieres durch den Jäger).
Lit.: Kaser § 26 I; Köbler, DRG 24, 40
Ochlokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1757 [Maria Theresia] , zwei Archivzettel – nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google beleg sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herrschaft des Pöbels als Entartung der Demokratie
Ochsenfurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar.
Lit.: Wenisch, S., Ochsenfurt, 1972
Ockham, Wilhelm (von) (Occam/Surrey 1280/1285/1288-München 9./10. April 1347 [genaues Sterbedatum ungewiss]) wird nach dem Studium der Theologie in Oxford der Ketzerei verdächtig und flieht zu Ludwig dem Bayern. Neben vielen Gutachten verfasst er hier wohl um 1340 seinen (lat.) Dialogus (M.) de potestate imperiali et papali (Zwiegespräch über kaiserliche und päpstliche Gewalt) zugunsten des Kaisers. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107; Heinen, E., Reich und Kirche bei Wilhelm von Ockham, Diss. jur. Bonn 1955; Kölmel, W., Wilhelm Ockham, 1962; Miethke, J., Ockhams Weg zur Sozialphilosophie, 1969; Wilhelm von Ockham, Texte zur politischen Theorie, hg. v. Miethke, J., 1995; Leppin, V., Wilhelm von Ockham, 2003; Martin, G., Wilhel von Ockham, 2016
odal (an. [N.] Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar,) Erbgut, Gut, Heimat
Lit.: Behaghel, O., Odal, (in) SB. d. Akad. d. Wiss. München phil.-hist. Abt. 1935, 3; Störmer, W., Früher Adel, 1973, 116, 155; Danielsen, R. u. a., Grunntrekki i norsk historie, 1991, 49
Ödenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ungar. Sopron) ein Ort an dem Niesidler See in dem Burgenland
Lit.: Gerichtsbuch 1423-1531, hg. v. Házi, J. u. a., 2005; Gedenkbuch 1492-1543, hg. v. Mollay, K. u. a., 2005
Oder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ist der in Tschechien in 634 Metern Seehöhe entspringende und nach rund tausend Kilometern bei Stettin in die Ostsee mündende Strom, der nach Vertreibung von rund zehn Millionen Deutschen seit dem 12. 9. 1990/3. 10. 1990 als Folge des von Adolf Hitler begonnenen Zweiten Weltkriegs die Grenze zwischen Polen und der Bundesrepublik Deutschland bildet (Oder-Neiße-Grenze). Nach Udolph ist *adu-, avest., Sb., Wasserlauf, Wasserader als Ausgangspunkt des Namens denkbar. S. Google
Lit.: Fisch, B., Stalin und die Oder-Neiße-Grenze – ein europäisches Problem, 2000; Gehrke, R., Der polnische Westgedanke bis zur Wiedererrichtung des polnischen Staates nach Ende des Ersten Weltkriegs, 2001; Tazbir, J., Artlas historyczny 1815-1939, 2004; Hartenstein, M., Die Geschichte der Oder-Neiße-Linie – „Westverschiebung“ und „Umsiedlung“ – Kriegsziel der Alliierten oder Postulat polnischer Politik?, 2014, Neudruck 2018; Zaremba, M., Die große Angst – Polen 1944-1947 – Leben im Ausnahmezustand, 2016
Odofredus de Denariis (Bologna um 1200-3. 12. 1265 oder 1264) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Azo, Jacobus Balduini) wohl 1231 Rechtslehrer in Bologna. Er verfasst Glossen, Summen (beispielsweise summa feudorum), Quaestiones, Consilia bzw. Gutachten und Monographien. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107; Tamassia, N., Odofredo, (in) Atti e memorie, 1894; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973; La Pace di Costanza 1183, 1984; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 322
Odowakar (um 433-493) ist der germanische (skirische) Söldnerführer, der 476 n. Chr. mit der Absetzung des Kaisers Romulus Augustulus das weströmische Reich beendet. S. Google
Lit.: Söllner § 19; Köbler, DRG 50, 67; Chastagnol, A., Le senat romain sous le règne d’Odoacre, 1966; Wes, M., Das Ende des Kaisertums, 1967, 149
Oertmann, Paul (Bielefeld 3. 7. 1865-Göttingen 22. 5. 1938) Studium Rechtswissenschaft, Schüler des Romanisten Ernst Eck, Promotion (Dr. iur., Dr. phil.), 1896 ao. Prof. römisches Recht Univ. Berlin, 1901 o. Prof. bürgerliches Recht, römisches Zivilrecht und Zivilprozessrecht Univ. Erlangen, 1918 Prof. Univ. Göttingen, Ende 1933/1934 Emeritierung, erfolgreicher Kommentator, Urheber der Lehre von dem Wegfall der Geschäftsgrundlage, früher Vertreter des Arbeitsrechts und Wirtschaftsrechts. S. Google
Lit.: Brodhun, R., Paul Ernst Wilhelm Oertmann (1865-1938) – Leben, Werk Rechtsverständnis sowie Gesetzeszwang und Richterfreiheit, 1999
Oesfeld →Hermann von Oesfeld
Oettingen (Grafschaft) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt - nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google)
Lit.: Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Öttingen, Einleitung v. Grünenwald, E., 1975; Das älteste Lehenbuch der Grafschaft Öttingen, hg. v. Grünenwald, E., 1976 (76 Vasallenfamilien); Die ländlichen Rechtsquellen der Grafschaft Oettingen, hg. v. Kiessling, R. u. a., 2005; Bidlingmaier, R., Altes Schloss und Neues Schloss in Oettingen, 2020
Ofen (Buda) an der Donau ist in der Gegenwart ein Teil Budapests. Sein in deutscher Sprache verfasstes, in 3 Handschriften aus Kaschau, Pressburg und Klausenburg überliefertes Stadtrechtsbuch (Ofner Stadtrechtsbuch) wird vermutlich zwischen 1402 und 1439 (1405-1421) wohl von dem Stadtrichter Johannes Siebenlinder verfasst. Es beruht auf Privilegien des Königs, Gewohnheiten in der königlichen Freistadt, Herkommen der Kaufleute sowie selbständiger Rechtssetzung und betrifft Privatrecht, Strafrecht und Verfahrensrecht. Es gliedert sich in fünf Teile mit 445 Artikeln (Stadtverfassung, Kaufleuterecht) sowie einen Prolog und ein Register. Es zeigt Beziehungen zu dem Sachsenspiegel, zu dem Magdeburger Recht, Iglauer Recht und Wiener Recht. Das Recht von Ofen wird an zahlreiche Städte in Ungarn verliehen. S. Google
Lit.: Das Ofener Stadtrecht, hg. v. Mollay, K., 1959; Kubinyi, A., Die Anfänge Ofens, 1972; Rady, M., Medieval Buda, 1985; Bassola, P., Wortstellung im Ofner Stadtrecht, 1985; Gönczi, K., Ungarisches Stadtrecht aus europäischer Sicht, 1997; Buda város jogkönyve (Das Rechtsbuch der Stadt Ofen), hg. v. Blazovich, L. u. a., 2001; Gönczi, K./Carls, W., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien, 2013
offen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) zugänglich, sichtbar, unverschlossen
Offenbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1284 [WirtUB. VIII, 486 diesen offen brief Württemberg] in sieben Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber wohl in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Alttertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) nicht durch Siegelung verschlossene Urkunde
Lit.: Herde, P., Beiträge zum päpstlichen Kanzlei- und Urkundenwesen im 13. Jahrhundert, 1967; Brandenstein, C. Frhr. v. Urkundenwesen und Kanzlei, Rat und Regierungssystem, 1983; Rachoinig, S., Wir tun kund und lassen dich wissen, 2009
Offene Gesellschaft s. offene Handelsgesellschaft
Offene Handelsgesellschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Handelsgesellschaft mit unbeschränkter Haftung aller Gesellschafter gegenüber den Gesellschaftsgläubigern. Sie erscheint in der hochmittelalterlichen Stadt und bildet sich seit der frühen Neuzeit stärker durch (1861 ADHGB). In Österreich wird die 1990 zusätzlich für nichtvollkaufmännische Zwecke gebildete offene Erwerbsgesellschaft mit der offenen Handelsgesellschaft 2007 zu der offenen Gesellschaft (OG) verschmolzen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 127, 167, 217; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Hagemann, H., Basler Handelsgesellschaften, (in) FS F. Vischer, 1983, 557; Servos, R., Die Personalhandelsgesellschaften und die stille Gesellschaft, Diss. jur. Köln 1984; Zur Geschichte des Gesellschaftsrechts in Europa, hg. v. Kalss, S. u. a., 2003
Offenes Haus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, ist das einem anderen zu einer (kriegerischen) Benutzung offenstehende Haus (Offenhaus). →Öffnungsrecht
Lit.: Pfeiffer, G., Die Offenhäuser der Reichsstadt Nürnberg, (in) Jb. f. fränk. LG. 14 (1954), 153
Offenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Holland] in elf Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) zu öffnendes Haus, öffentlich zugängliches Haus, offenes Haus
öffentlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen in dem 12. Jahrhundert belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, inhaltlich durch das Lateinische des Altertums beeinflusst, Adj.) offen, wahrnehmbar, zugänglich, allgemein, staatlich
Öffentlicher Dienst (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist seit dem 19. Jahrhundert der Staatsdienst (§ 73 der Verfassung Bayerns von 1919, Art. 2 des neunten Änderungsgesetzes des Besoldungsgesetzes von dem 18. 6. 1923 und Art. 13 der Personalabbauverordnung von dem 27. 10. 1923). 1937 bestimmt § 127 IV des Deutschen Beamtengesetzes als öffentlichen Dienst jede Beschäftigung im Dienste des Reiches oder anderer Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts oder der Verbände von solchen, womit Beamte, Angestellte und Arbeiter erfasst werden. S. Google
Lit.: Pfennig, G., Der Begriff des öffentlichen Dienstes und seiner Angehörigen, 1960; Hattenhauer, H., Geschichte des Beamtentums, 1980, 2. A. 1993; Schneider, O., Rechtsgedanken und Rechtstechniken totalitärer Herrschaft, 1988; Lorig, W., Modernisierung des öffentlichen Dienstes, 2001; Bull, H., Vom Staatsdiener zum öffentlichen Dienstleister, 2006
Öffentlicher Glaube (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M, 1884) ist das Vertrauen der Allgemeinheit in ein öffentliches Register (beispielsweise Grundbuch, Handelsregister). Anfangs gewähren diese Register nur einen Beweisvorteil in dem Streit um Grundstücksrechte. Seit dem 18. Jahrhundert (Preußen 1783) ermöglichen sie allmählich den gutgläubigen Erwerb eines nicht bestehenden Rechtes von einem Nichtberechtigten (um 1870). S. Google
Lit.: Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts, Bd. II 2, 1935; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Hofmeister, H., Die Grundsätze des Liegenschaftserwerbes, 1977; Buchholz, S., Abstraktionsprinzip und Immobilienrecht, 1978; Kiehnle, A., Der Erwerb kraft öffentlichen Glaubens in der württembergischen Pfandgesetzgebung von 1825/1828 und im Bürgerlichen Gesetzbuch, 2004, auch 2011; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Holzwer, J., Das Grund- und Hypopthekenbuch des Herzogtums Sachsen-Meiningen, (in) ZNR 31 (2009) 1ff.; Nörr, K., Romanisch-kanonisches Prozessrecht, 2012; Kiehnle, Arndt, Das Öffentliche im Privaten – Was war und ist am öffentlichen Glauben im Privatrecht öffentlich?, 2020
Öffentliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) sind alle Rechtssätze, bei denen Berechtigter oder Verpflichteter ausschließlich ein Träger öffentlicher Gewalt (beispielsweise Staat, Gemeinde) in seiner Eigenschaft als solcher ist. Zu dem öffentlichen Recht zählen etwa Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht, Verfahrensrecht und Strafrecht. Seinen sachlichen Ausgang nimmt die Aufteilung des Rechtes in privates Recht und öffentliches Recht in dem römischen Altertum, in dem nach einer →Ulpian zugeschriebenen Wendung öffentliches Recht ist, was die Verhältnisse des römischen Gemeinwesens betrifft (lat. ad statum rei Romanae spectat). Diese Einteilung ist zwar dem Mittelalter bekannt, hat dort aber keine grundsätzliche Bedeutung. Erst um das Jahr 1600 findet sich das öffentliche Recht (lat. ius [N.] publicum) unter starker Beteiligung protestantischer Juristen wie Georg Obrecht, Hermann Vultejus, Matthias Stephani, Joachim Stephani, Tobias Paurmeister von Kochstedt, Arnold Engelbrecht, Dominicus Arumäus und Jacob Lampadius als besonderes Sachfach an der Universität (Staatsrecht). Die ersten bekannten Vertreter des selbständigen Staatsrechts (Reichsstaatsrechts) sind (→Bodin [1530-1596],) →Limnaeus (1592-1663) und →Pufendorf (1632-1694). In Frankreich wird von Ludwig XIV. ein Lehrstuhl für öffentliches Recht an dem Collège de France eingerichtet, in Besançon in dem 18. Jahrhundert, in Italien 1726 in Pisa und 1742 in Padua. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wird dann eine grundsätzliche dogmatische Trennung von öffentlichem Recht (Machtbereich des souveränen Fürstentums) und privatem Recht (Freiheitsraum des Einzelnen) deutlich. Innerhalb des öffentlichen Rechtes (Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht, Verfahrensrecht, Strafrecht) entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert das →Verwaltungsrecht (Otto →Mayer).
Lit.: Kaser § 3 II; Söllner § 18; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 54, 143, 147, 189; Reinkingk, D., Tractatus de regimine seculari et ecclesiastico, 1619; Pütter, J., Literatur des teutschen Staatsrechts, Bd. 1ff., 1776ff., Neudruck 1965; Albrecht, W., Rezension zu Maurenbrecher, R., Grundsätze des heutigen deutschen Staatsrechts, (in) Göttingische Gelehrte Anzeigen 2 (1837), 1489-1504, 1508-1515; Gerber, C., Über öffentliche Rechte, 1852; Mohl, R. v., Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften, in Monographien dargestellt, Bd. 1ff. 1855ff., Neudruck 1960; Kirchner, H., Beiträge zur Geschichte der Entstehung der Begriffe „öffentlich“ und „Öffentliches Recht“, 1950; Schöne, L., Privatrecht und öffentliches Recht – Geschichte, Inhalts- und Bedeutungswandel eines juristischen Grundbegriffs, 1956, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt – Von den Anfängen der deutschen Staatsrechtslehre bis zur Höhe des staatsrechtlichen Positivismus, 1958; Bussi, E., Il diritto pubblico del Sacro Romano impero, Bd. 1f. 1957ff., 2. A. 1970; Müllejans, H., Publicus und privatus im römischen Recht, 1961; Bullinger, M., Öffentliches Recht und Privatrecht, 1968; Hoke, R., Die Reichsstaatslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Echterhölter, R., Das öffentliche Recht im nationalsozialistischen Staat, 1970; Grimm, D., Zur politischen Funktion der Trennung, (in) Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, 1972, 224; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Hoke, R., Die Emanzipation der deutschen Staatsrechtswissenschaft von der Zivilistik im 17. Jahrhundert, (in) Der Staat 15 (1976), 211ff.; Wyduckel, D., Jus publicum, 1984; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1ff. 1988ff., Bd. 1 2. A. 2012; Pauly, W., Der Methodenwandel im deutschen Spätkonstitutionalismus, 1993; Ipsen, H., Staatsrechtslehrer unter dem Grundgesetz, 1993; Möllers, C., Staat als Argument, 2000, 2. A. 2011; Stolleis, M., Konstitution und Intervention, 2001; Fioravanti, M., La scienza del diritto pubblico, 2001; Dreier, H./Pauly, W., Die deutsche Staatsrechtslehre in der Zeit des Nationalsozialismus, (in) VVDStRL 60 (2001), 9ff.; Loughlin, M., The Idea of Public Law, 2003; Ruffert, M., Die Globalisierung als Herausforderung an das Öffentliche Recht, 2004; Wahl, R., Herausforderungen und Antworten. Das öffentliche Recht der letzten fünf Jahrzehnte, 2006; Leisner, W., Privatisierung des öffentlichen Rechts, 2007; Die Anfänge des öffentlichen Rechts. Gli inizi del diritto pubblico. Gesetzgebung im Zeitalter Friedrich Barbarossas, hg. v. Dilcher, G. u. a., Bd. 1ff. 2007ff.; Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes, hg. v. Krynen, J. u. a., 2008; Zeilner, F., Verfassung, Verfassungsrecht und Lehre des öffentlichen Rechts in Österreich bis 1848, 2008; Strohm, C., Calvinismus und Recht, 2008; Kley, A., Geschichte des öffentlichen Rechts der Schweiz, 2011; Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur Band 2 Öffentliches Recht, hg. v. Roumy, F. u. a., 2011; La Summa Trium Librorum di Rolando da Lucca (1195-1234), hg. v. Conte, E. u. a., 2012; Grimm, D., Das öffentliche Recht vor der Frage nach seiner Identität, 2012; Stolleis, M., Öffentlichen Recht in Deutschland, 2014; Haack, S., Theorie des öffentlichen Rechts II Was bleibt von der Unterscheidung zwischen öffentlichem Recht und Privatrecht?, 2019
Öffentlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –achtzehntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1765 in siebzehn Archivzetteln – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Wahrnehmbarkeit und Zugänglichkeit eines Vorgangs für einen nach Zahl und Individualität unbestimmten Personenkreis (Allgemeinheit). Die Öffentlichkeit ist insbesondere in dem Verfahrensrecht bedeutsam. Hier drängen das Inquisitionsverfahren seit dem Hochmittelalter und der gelehrte Prozess seit dem Spätmittelalter die Öffentlichkeit zurück. Der Liberalismus erreicht in dem 19. Jahrhundert die Rückkehr zu der grundsätzlichen Öffentlichkeit des Prozesses (Frankreich 1806/1808, deutsche Bundesstaaten ab 1848). Umgekehrt versucht der Staat zwecks Sicherung der durch Menschen in dem Namen des Staates ausgeübten Macht eine Überwachung der Öffentlichkeit in dem Sinne der Allgemeinheit möglichst bei Gleichzeitigkeit der Geheimhaltung politischer Absprachen verdeckt gemeinsam Handelnder gegenüber Betroffenen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 201, 202; Feuerbach, A. v., Betrachtungen über die Öffentlichkeit und Mündlichkeit der Gerechtigkeitspflege, Bd. 1f. 1821ff.; Maurer, G. v., Geschichte des altgermanischen und namentlich altbairischen öffentlich-mündlichen Gerichtsverfahrens, 1824; Bethmann-Hollweg, M. v., Der Civilproceß des gemeinen Rechts, 1864ff.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1879; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege seit 1500, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Dahlmanns, G., Der Strukturwandel des deutschen Zivilprozesses im 19. Jahrhundert, 1971; Rohde, F., Die Öffentlichkeit im Strafprozess, 19772; Alber, P., Die Geschichte der Öffentlichkeit im deutschen Strafverfahren, 1974; Fögen, M., Der Kampf um Gerichtsöffentlichkeit, 1974; Becher, U., Politische Gesellschaft, 1978; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 413; Haber, G., Strafgerichtliche Öffentlichkeit und öffentlicher Ankläger in der französischen Aufklärung, 1979; Siemann, W., Der „Polizeiverein“ deutscher Staaten, 1983; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Körber, E., Öffentlichkeiten der frühen Neuzeit, 1998; Weitzel, J., Gerichtsöffentlichkeit, (in) Information u. a., hg. v. Haverkamp, A., 1998, 71; Das Öffentliche und Private in der Vormoderne, hg. v. Melville, G. u. a., 1998; Pernice, I., Öffentlichkeit und Medienöffentlichkeit, 2000; Zwischen Gotteshaus und Taverne, hg. v. Rau, S. u. a., 2004; Moos, P. v., Öffentlich und privat im Mittelalter, 2004; Liesegang, T., Öffentlichkeit und öffentliche Meinung, 2004; Cancik, P., Verwaltung und Öffentlichkeit in Preußen, 2007; Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes, hg. v. Krynen, J. u. a., 2008; Oldenburg, S., Die Öffentlichkeit von Rechtsnormen, 2009; Kernbauer, E., Der Platz des Publikums, 2010; Nörr, K., Romanisch-kanonisches Prozessrecht, 2012; Nörr, K., Ein geschichtlicher Abriss des kontinentaleuropäischen Zivilprozesses, 2015; Oestmann, P., Wege zur Rechtsgeschichte - Gerichtsbarkeit und Verfahren, 2015; Seitz, N., Disposition über die Öffentlichkeit im Zivilprozess?, 2019; Stegemann, B., Die Öffentlichkeit und ihre Feinde, 2021
Öffentlichkeitsgrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Öffentlichkeit
öffentlich-rechtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) öffentliches Recht betreffend
Öffentlichrechtlicher Vertrag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vertrag mindestens eines Hoheitsträgers mit einem Vertragspartner über einen Gegenstand des öffentlichen Rechtes. Er wird in dem 20. Jahrhundert anerkannt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 259; Chiang, C., Gemischt öffentlich-rechtlich-privatrechtliche Verträge zwischen der Verwaltung und Privaten, 2003; Dewitz, R., Der Vertrag in der Lehre Otto Mayers, 2004; Christmann, S., Der öffentlich-rechtliche Vertrag mit privaten Dritten im Lichte der Schuldrechtsreform, 2010
officialis, officiālis (1), lat., Adj., zur Pflicht gehörig, zum Amt gehörig, zum Dienst gehörig, Lact. (um 250-317 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. officium, s. opus, facere
officiarius, mlat., M., Inhaber eines Amtes, s. officium, s. opus, facere
officier (M.) civil (franz.) (1787/1792) →Standesbeamter
officium, lat., N., Pflicht (F.) (1), Amt, Handlung, Unterwürfigkeit, Gehorsam, Pflichttreue, Ehrendienst, Höflichkeit, Gefälligkeit, Beamter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. opus, facere
officium (N.) pietatis (lat.) sittliche Pflicht
Lit.: Köbler, DRG 38
Offizial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1351 [TrierWQ. 323] in dreiunddreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nur in Offizialdelikt, Offizialvergehen und Offizialverteidiger belegt, aber in Google belegt sowie ab 1263 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist in dem (katholischen) Kirchenrecht der auf der Grundlage römischer Vorläufer vereinzelt seit dem späten 12. Jahrhundert (Reims, Mainz), allgemein seit 1246 erscheinende, gelehrte Vorsitzende der bischöflichen Gerichtsbehörde, der als ständiger ordentlicher berufsmäßiger Einzelrichter selbst entscheidet (Meißen 1316, Merseburg 1330, Naumburg-Zeitz 1340). In Frankreich wird seit 1236 ein mindestens dreijähriges Studium des Rechtes als Voraussetzung gefordert, in Trier 1427 der Grad eines Lizentiaten. Später ist Offizial ein einfacher Beamtentitel.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 115; Steins, A., Der ordentliche Zivilprozess vor dem bischöflichen Offizial, Diss. jur. Bonn 1972; Buchholz-Johanek, I., Geistliche Richter und geistliches Gericht im spätmittelalterlichen Bistum Eichstätt, 1988 (Diss. jur. Würzburg 1978); Wetzstein, T. Heilige vor Gericht – das Kanonisationsverfahren im europäischen Spätmittelalter, 2004; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Theisen, K., Die Offiziale im alten Erzbistum Trier an der Kurie in Trier und in Koblenz (1195-1802), ZRG KA 127 (2010), 257
Offizialat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist in dem (katholischen) Kirchenrecht die bischöfliche Gerichtsbarkeit und das Amt sowie die Tätigkeit des Offizials. →Offizial
Lit.: Eisenhardt, U., Die weltliche Gerichtsbarkeit der Offizialate in Köln, Bonn und Werl, 1966; Trusen, W., Die gelehrte Gerichtsbarkeit der Kirche, (in) Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 476; Paarhammer, H., Rechtsprechung und Verwaltung des Salzburger Offizialates, 1977; Johanek, I., Geistlicher Richter und geistliches Gericht, Diss. phil. Würzburg 1981; Buchholz-Johanek, I., Geistlicher Richter und geistliches Gericht, 1988; Schwab, C., Das Augsburger Offizialatsregister 1348-1352, 2001
Offizialmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1958, ein Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Prozessrecht das Amtsprinzip, nach dem die Allgemeinheit bzw. der Staat durch Organe von sich aus tätig wird. Die Offizialmaxime erscheint nach antiken und kirchlichen Vorläufern in den hochmittelalterlichen Städten, in denen der Richter zu der Unrechtsverfolgung verpflichtet wird. Sie gilt in dem →Inquisitionsprozess. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 117, 156; Sißmeier, A., Entstehung des Inquisitionsverfahrens und Bekämpfung der Häresie, 2003
Offizier, Offizierer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1434 [Verhandelingen Holland 1848 400] belegt aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen – officiarius - aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums sowie mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Führer einer Anzahl von Soldaten. Er ist sachlich in dem klassischen und spätantiken Rom bekannt. Danach erscheint er wieder seit dem 15. Jahrhundert. In dem 19. Jahrhundert wird er von dem Diener des Fürsten zu dem Diener des Staates. Danach wird der Adel als Offizier ganz allmählich durch Bürger zurückgedrängt. Voraussetzungen werden ein höherer Bildungsstand (Abitur), eine gewisse Dienstzeit und die Ablegung einer Prüfung.
Lit.: Demeter, K., Das deutsche Offizierskorps in seinen historisch-soziologischen Grundlagen, 1930; Sossidi, E., Die staatsrechtliche Stellung der Offiziere, 1939; Demeter, K., Das deutsche Offizierskorps in Gesellschaft und Staat 1650-1945, 2. A. 1962, 4. A. 1965; Untersuchungen des Offizierskorps, 1962; Meier-Welcker, H., Untersuchungen zur Geschichte des Offizierskorps – Anciennität und Beförderung nach Leistung, 1962; Beyer, P., Das Leitbild des deutschen Offiziers, 1964; Das deutsche Offizierskorps 1860-1960, hg. v. Hofmann, H., 1980; Gareis, S., Handbuch Militär und Sozialwissenschaft, 2004; Buch, D., Karriereberuf Offizier?, 2010
öffnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 9. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) offen machen
Öffnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb öffnen ab 765, s. Google) ist die Eröffnung oder Aufmachung einer Gegebenheit und eine frühneuzeitliche Bezeichnung für ein →Weistum.
Lit.: Chaniotes, A., Die Öffnung der Welt – Eine Globalgeschichte des Hellenismus, 2019
Öffnungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1668 [Ahasver Fritsch; Tractationes duae iure aperturae vulgo oeffnungs-recht] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist sachlich seit dem Hochmittelalter das Recht, von einem Inhaber eines befestigten Ortes die Öffnung und die Einräumung der Nutzung zu verlangen. Träger des Öffnungsrechts ist vor allem der Lehnsherr, später der Landesherr. →offenes Haus.
Lit.: Deckherr, W., Tractatio iuridica de iure aperturae vulgo Oeffnungs-Recht, 1670; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, Bd. 1 1939; Hillebrand, F., Das Öffnungsrecht, Diss. phil. Tübingen 1967; Bachmann, C., Öffnungsrecht und herzogliche Burgenpolitik in Bayern im späten Mittelalter, 1997
Ofner, Julius (Horschenz 1845-Wien 1924) wird nach dem Rechtsstudium in Prag und Wien Anwalt, Richter und Politiker. Er setzt sich für eine soziale Fortentwicklung des Rechtes ein. S. Google
Lit.: Brauneder, W., Leseverein und Rechtskultur, 1992
OGH →Oberster Gerichtshof
Ogris, Werner (Wien 9. 7. 1935-Wien 3. 1. 2015) Vater Angestellter, Realgymnasium Wels, 1954 Matura, Studium Rechtswissenschaft Univ. Wien, 01. 04. 1958 wiss. Hilfskraft Univ. Wien, 12. 12. 1958 Promotion, wiss. Ass., 16. 02.1962 Habilitation (Hans Lentze), Univ.-Doz. Univ. Wien, 01. 12. 1962 o. Prof. Univ. Berlin (FU), 01. 04. 1966 Univ. Wien, 2003 emeritiert, 2004 Prof. Pressburger Rechtswissenschaftliche Hochschule (BVŠP), s. Google
Lit.: Der mittelalterliche Leibrentenvertrag 1961, Die Rechtsentwicklung in Österreich (1848-1918) 1975, Personenstandsrecht 1977, Recht und Macht bei Maria Theresia 1980, Goethe - amtlich und politisch 1982 (Neudruck 1999), Tatort Rechtsgeschichte Bd. 1f. 1994ff., Vom Galgenberg zum Ringtheaterbrand 1997, Mozart im Familien- und Erbrecht seiner Zeit 1999, Die Universitätsreform des Ministers Leo Graf Thun-Hohenstein 1999, Elemente europäischer Rechtskultur - Rechtshistorische Aufsätze aus den Jahren 1961-2003, hg. v. Olechowski T. 2003 (811-831 Schriftenverzeichnis)
Ohm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1119 [Schöpflin, AlsDipl. I 193] und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb., s. Google) ein Flüssigkeitsmaß
Ohmgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1397 [Breda HeerlRbr. I 357] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belebt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Weingeld?, Ungeld?
Lit.: Ohmgeldordnung der Marggraffschafft Baaden, 1702
Ohr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1230 [MühlhausenRb.2 108] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Sinnesorgan höherer Tiere für das Hören von Lauten
Lit.: Koch, H., Ganz Ohr – eine Kulturgeschichtes des Radios in Deutschland, 2005; Das geschulte Ohr – eine Kulturgeschichte der Sonifikation, 2012; Heinemann, M., Beethovens Ohr, 2020
Ohrenabschneiden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Fries, OstfrkBauernkr. II 133 Ostfranken] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) eine Körperstrafe
Lit.: Wrede, R., Körperstrafen bei allen Völkern, 1898; Hentig, H. v. Die Strafe, Band 1 1954
Ohrenschlitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1528 [SchweizId. IX 817 Bern] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und vielleicht in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) eine Körperstrafe
Lit.: Wrede, R., Körperstrafen bei allen Völkern, 1898; Hentig, H. v. Die Strafe, Band 1 1954
Ohrenzupfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1827 [Wallraf], drei Archivzettel - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Zupfen an einem Ohr
Lit.: Graf, R., Über das Ohrenzupfen, (in) Österreichische Zeitschrift für Volkskunde 62 (1959), 120ff., Aigner, H., Testes per aures tracti, (in) Zs. d. hist. Ver. d. Steiermark 67 (1976), 221
Ohrfeige (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1558 [SchwerinStR. 282] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wangenschlag, Backenstreich
Lit.: Speitkamp, W., Ohrfeige, Duell und Ehrenmord – eine Geschichte der Ehre, 2010
Okkupation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb okkupieren um 1500 aufgenommen) Besetzung
Lit.: Latour, C./Vogelsang, T., Okkupation und Wiederaufbau, 1973
okkupieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als occupieren bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 2 S. 81] in sechs Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) besetzen
öko →Ökologie, Ökonomie, ökonomisch
Ökologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1866 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie 1866 aus Bestandteilen des Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Umweltkunde
Lit.: Radkau, J., Die Ära der Ökologie, 2011; Vordenker und Vorreiter der Ökobewegung, hg. v. Simonis, U. 2014; Ulrich, B., Alles wird anders – Das Zeitalter der Ökologie, 2019
Ökonom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1558 [HeidelbergUnivStat. 149] in neun Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Verwalter, Landwirt
Ökonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1534 [Schulz, FremdWB. II 240] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Wirtschaft, Wirtschaftlichkeit
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Marx, K., Zur Kritik der politischen Ökonomie, 1859; Söllner, F., Die Geschichte des ökonomischen Denkens, 1999; Sandi, M., Ökonomie des Raumes, 1999; Schefold, B., Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte, 2004; Auf der Suche nach der Ökonomie, hg. v. Dejung, C. u. a., 2014; „Eigennutz“ und „gute Ordnung“ – Ökonomisierungen der Welt im 17. Jahrhundert, hg. v. Richter, S. u. a., 2016; Ökonomisierung – Debatten und Praktiken in der Zeitgeschichte, hg. v. Graf, R., 2019
ökonomisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen ein Ansatzende in DRW-Archiv - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), wirtschaftlich
Ökonomische Analyse des Rechtes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbasre Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus den Vereinigten Staaten von Amerika in dem späten 20. Jahrhundert (1975ff.) übernommene Betrachtungsweise des Rechtes, die über die Einbeziehung der Wirklichkeit nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten die Grundlage der Rechtsordnung zu verändern versucht.
Lit.: Horn, N., Zur ökonomischen Rationalität des Privatrechts, (in) AcP 176 (1976), 307; Posner, R., Economic Analysis of Law, 1977; Schäfer, H./Ott, C., Lehrbuch der ökonomischen Analyse des Zivilrechts, 1986, 2. A. 1995, 6. A. 2021; Assmann, H. u. a., Ökonomische Analyse des Rechts, 1993; Eidenmüller, H., Effizienz als Rechtsprinzip, 1995, 2. A. 1998, 3. A. 2005, 4. A. 2015
Oktober (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums ab dem dritten Viertel 13. Jahrhundert aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) zehnter bzw. nach älterer Zählung achter Monat des Jahres zwischen September und November
Oktoberdiplom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das nach der Niederlage Österreichs gegen die italienische Einigungsbewegung und Frankreich (in der Schlacht bei Solferino) an dem 20. 10. 1860 gewährte (oktroyierte, auferlegte) neue Staatsgrundgesetz in →Österreich, demzufolge die Gesetzgebung unter Mitwirkung der Landtage oder des Reichsrats ausgeübt werden soll. Es will die Vollgewalt des Kaisers wahren, die Bildung eines allgemeinen Parlaments umgehen und die Stellung des Adels stärken. Es findet aber weder in Ungarn noch in Böhmen Billigung. Seinem Scheitern folgt an dem 26. 2. 1861 das →Februarpatent. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 194; Baltl/Kocher
Oktroi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [CorpMnlTekst. I 306 mittelniederländisch] in vierzehn Stellen, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache neben oktroyieren nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Mittelniederländischen und mittelbar aus dem Französischen und dem Mittellateinischen aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., franz. [M.] octroi Bewilligung, Zugeständnis) ist die Verleihung, Bewilligung oder Bevorrechtung. In dem 19. Jahrhundert wird Oktroi eine Möglichkeit der Verfassungsgewährung (Verfassungsoktroi beispielsweise Bayern 1808/1818, Nassau 1814, Waldeck 1814, Württemberg 1815-1818, Kurhessen 1815/1816, Baden 1818, Lippe-Detmold 1819, Hessen-Darmstadt 1820, Sachsen-Meiningen 1829, Preußen 1848, Österreich 4. 3. 1849 Märzverfassung).
Lit.: Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, 8. A. 2019; Die Verfassungen in Europa 1789-1949, hg. v. Gosewinkel, D./Masing, J., 2, 2006
Oktroisystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Französischen und Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in dem frühneuzeitlichen Recht herrschende System der Verleihung von Rechten durch staatliche Urkunde. Es wirkt sich insbesondere auch auf die Entstehung juristischer Personen aus. Hier wird es in dem 19. Jahrhundert durch das System der Konzession und danach der Normativbestimmungen (1870) ersetzt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 161, 167, 217
oktroyieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1291 [CorpMnlTekst. I 1622 mittelniederländisch] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und Mittellateinischen aufgenommen und in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bewilligen, aufzwingen
oktroyiert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google aus oktroyieren ableitbar sowie über das Französische und mittelbar das Mittellateinische aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) bewilligt, aufgezwungen, auferlegt
oktroyierte Verfassung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederländische und Französische sowie das Mittellateinische und Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →oktroyiert, Oktroi, Verfassung
Olaus (Olavus) Petri (Örebro 6. 1. 1493?-Stockholm 19. 4. 1552) wird nach dem Theologiestudium in Wittenberg (Melanchthon, Luther) Diakon in Strängnäs, 1524 Sekretär in Stockholm und Pfarrer der Stadtkirche sowie 1531 (bis 1533) Kanzler. Er verfasst (43) Richterregeln (domarereglerna) (mit 21 Rechtssprichwörtern). S. Google
Lit.: Schmidt, G., Die Richterregeln des Olavus Petri, 1966; Olavus Petri und die Reformation in Schweden, hg. v. Bächtold, H. u. a., 2002
Oldenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist seit der Mitte des 12. Jahrhunderts eine nach der Burg Oldenborg an der Hunte benannte Grafschaft, die 1774 Herzogtum und 1918 Freistaat wird und 1946 in →Niedersachsen aufgeht. 1814 wird ein Oberappellationsgericht gebildet, das 1877/1879 zu einem Oberlandesgericht umgeformt wird. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schücking, W., Das Staatsrecht des Großherzogtums Oldenburg, 1911; Kohl, D., Das Oldenburger Stadtrecht, (in) Oldenburger Jahrbuch 34 (1930), 415; Krahnstöver, H., Die Entwicklung der oldenburgischen Justizorganisation von 1699 bis 1879, 1955 (masch.schr.); Sellmann, M., Entwicklung und Geschichte der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Oldenburg, 1957; Hartong, K., Beiträge zur Geschichte des oldenburgischen Staatsrechts, 1958; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3698; Hülle, W., Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935), 1975; Hülle, W., Geschichte der oldenburgischen Anwaltschaft, 1977; Parteien und Wahlen in Oldenburg, hg. v. Günther, W., 1984; Rössler, L., Die Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung, 1985; Geschichte des Landes Oldenburg, hg. v. Eckhardt, A. u. a., 1987, 3. A. 1988, 4. A. 1993; 175 Jahre Oberlandesgericht Oldenburg, 1989; Friedl, H. u. a., Biographisches Handbuch zur Geschichte des Landes Oldenburg, 1992; Harms, H., Oldenburgische Kartographie, 2004; Seeber, E., Verfassungen oldenburgischer Bauerschaften, 2008; Die Gerichtsbarkeit wird ausgeübt durch Amtsgerichte - 150 Jahre Amtsgerichte im Oldenburger Land, red. v. Welp, J., 2008; Steinwascher, G., Das Haus Oldenburg, 2010; Steinwascher, G., Die Oldenburger, 2. A. 2012; Zweihundert Jahre Oberlandesgericht Oldenburg, 2014; Oldenburgischer Landtag 1848-1933/1946, hg. v. Eckhardt, A., 2015; Vondernach, A., Kleine Geschichte des Landes Oldenburg, 2015; Beckermann, B., Verfassungsrechtliche Kontinuitäten im Land Oldenburg, 2016
Oldenburger Bilderhandschrift →Oldenburg, →Bilderhandschrift
Oldendorp, Johannes (Hamburg um 1488-Marburg 3. 6. 1567), Kleinkaufmannssohn, wird nach dem von seinem Onkel Albert Krantz geförderten Rechtsstudium in Rostock und Bologna 1516 Rechtslehrer in Greifswald, 1520 in Frankfurt an der Oder, 1521 Professor in Greifswald, 1526 in Rostock, 1536 in Köln und 1543 in Marburg. Bekannt wird er durch verschiedene Schriften zu der Ausbildung, in denen er früh naturrechtliche Gedankengänge aufgreift. Bedeutsam ist auch sein Einsatz zugunsten der freien Beweiswürdigung des Richters. S. Google
Lit.: Dietze, H., Johannes Oldendorp, 1933; Wolf, E., Große Rechtsdenker, 1939, 4. A. 1963, 138; Mack, P., Das Rechts- und Staatsdenken des Johannes Oldendorp, Diss. jur. Köln 1966
Oldradus de Ponte ist ein in Lodi geborener, in Bologna ausgebildeter, 1297 in der Nähe zweier Kardinäle bezeugter, seit 1310 an dem päpstlichen Hof in Avignon tätiger, vielleicht nach 1335 verstorbener Jurist (consilia, Gutachten, kleine exegetische Schriften, Glossen). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 602
Oléron ist die vor der französischen Westküste gelegene Insel, nach der das in den privat aufgezeichneten, durch 30 Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts bezeugten Rôles d’Oléron niedergelegte Seerecht benannt ist. Dieses weistumsartige Seerecht stammt sowohl aus mittelmeerischen wie auch aus nordwesteuropäischen Gewohnheiten. Nach Oléron hat es wohl den Namen, weil dort das vielleicht kurz vor 1286 geschaffene Original der Aufzeichnung aufbewahrt wurde. Das Seerecht gliedert sich in 24 Artikel und behandelt Reeder, Schiffer, Schiffsmannschaft, Lotsen und Befrachter. Seit dem 14. Jahrhundert wirken sich die Rôles d’Oléron an vielen Orten aus (→Siete Partidas, Vonnisse von Damme, hansische Ordinancie, Liber Horn in London, Amsterdamer Ordonnantie, Seerecht von Visby, Gotlands Waterrecht, Frankreich 1681, s. Google).
Lit.: Das Seerecht von Oléron nach der Handschrift Troyes (1386), hg. v. Zeller, H., 1906; Perels, L., Das Seerecht von Oléron, ZRG GA 32 (1911), 246; Krieger, K., Ursprung und Wurzeln der Rôles d’Oléron, 1970; Shephard, J., Les Rôles d’Oléron, 1985; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007
Oligarchie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1755/1760 Maria Theresia, zwei Archivzettel] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar und in der weiteren Herkunft teilweise unklar, F.) Herrschaft weniger
Lit.: Ostwald, M., Oligarchia, 2000; Simonton, M., Classical Greek Oligarchy, 2017
Olmütz an der March westlich des sog. niederen Gesenkes in Mähren wird zwischen 1239 und 1248 nahe einer slawischen Burg und Siedlung gegründet, 1245 als (lat. [F.]) civitas, Stadt, bezeichnet, erhält 1351 auf Befehl Kaiser Karls IV. von den Schöffen von Breslau das Recht Magdeburgs mitgeteilt und wird 1352 als →Oberhof für alle mährischen Orte sächsisch-magdeburgischen Rechtes bestätigt (ab 1343 Stadtbuch des Schreibers Johann, ab 1430 Stadtbuch des Schreibers Wenzel von Iglau). Für mehr als 30 Städte und 80 kleinere Orte wirkt sich dies in allmählicher Abnahme bis 1705 aus. In der Mitte des 16. Jahrhunderts (1550) wird nach dem Vorbild Breslaus von dem Stadtschreiber Heinrich Polan(us) (aus Polansdorf) die Olmützer Gerichtsordnung schriftlich niedergelegt, die Vogt und Schöffen kennt und von dem gelehrten Prozess nur geringfügig beeinflusst ist. 1569/1576 erhält Olmütz eine Universität (bis 1782). An dem 29. 11. 1859 verzichtet →Preußen in dem Streit um Kurhessen angesichts der Überlegenheit Russlands in der mit Österreich geschlossenen sog. Olmützer Punktation auf die Verwirklichung der deutschen Einheit unter seiner Führung. S. Google
Lit.: Bischoff, F., Deutsches Recht in Olmütz, 1855; Fischel, A., Die Olmützer Gerichtsordnung, 1903; Weizsäcker, W., Breslau als Oberhof mährischer Städte, (in) Z. d. Vereins f. Gesch. Schlesiens 72 (1938), 25; Kux, H., Verwaltungsgeschichte der Stadt Olmütz, 1942; Schüßler, M., Verbrechen im spätmittelalterlichen Olmütz, ZRG GA 111 (1994), 148; Spáčilová, L./Spáčil, V., Památná kniha olomoucká (kodex Václava z Jihlavy) z let 1430-1492, 1528, 2004; Spáčilová, L./Spáčil, V., Die Olmützer Gerichtsordnung von Heinrich Polan aus dem Jahre 1550 als Textsorte, (in) Germanoslavica 18 (2007) 49ff.; Spáčilová, L./Spáčil, V., Das Meißner Rechtsbuch, 2010
Olymp (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen die Zusammensetzung Statuenolymp als Ansatz nicht bezeugt - 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie wohl von einem vorgriechischen Ansatz mit der Bedeutung Fels, Berg, M. abgeleitet) ein Berg in Griechenland, Höhepunkt
Olympia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über wohl von einem vorgriechischen Ansatz abgeleitet, →Olymp
Lit.: Günther, R., Olympia. Kult und Spiele in der Antike, 2004; Sinn, U., Das antike Olympia, 2004; Swaddling, J., Die olympischen Spiele in Athen, 2004; Neue Inschriften von Olympia, hg. v. Siewert, P. u. a., 2013 (vielfach kurze Aufschriften auf Ziegeln); Hilpert, H., Die Olympischen Spiele der Antike und der Moderne im Rechtsvergleich, 2014; Lichtenberger, A., Der Olymp – Sitz der Götter zwischen Himmel und Erde, 2021
Ombudsmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1593 [JütLow. 1590 III 42 Jütland] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische bzw. das Keltisch-Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Mensch, der als Verfassungsorgan den Einzelnen gegen staatlich-behördliche Rechtsverletzung schützen soll. Der Ombudsmann erscheint zuerst in dem Stadtrecht des Königs →Magnus Hakonarson (1263-1280) für Bergen als Bevollmächtigter des Königs. An dem 6. 6. 1809 wird er in Schweden in die Verfassung aufgenommen. Seit dem 20. Jahrhundert wird er in dem Interesse des Einzelnen tätig. Seitdem breitet sich die Einrichtung des Ombudsmanns unter verschiedenen Bezeichnungen (beispielsweise Volksanwalt, Wehrbeauftragter) weiter aus (Finnland 1919, Israel 1950, Deutschland 1957, Dänemark 1962, Großbritannien 1967, Österreich 1977, Rumänien 1978). S. Google
Lit.: Haller, W., Der schwedische Justitieombudsmann, 1964; Hansen, J., Die Institution des Ombudsman, 1972; Wild, E., Der Ombudsmann in Deutschland, Diss. jur. Würzburg 1972; Rowat, D., The Ombudsmann plan, 1973; Kucsko-Stadlmayer, G., Europäische Ombudsman-Institutionen, 2008; Haas, J., Der Ombudsmann als Institution des europäischen Verwaltungsrechts, 2012; Schlichtungskulturen in Europa, hg. v. Fikentscher, R. u. a., 2012; Hippel, T. v., Der Ombudsmann im Bank- und Versicherungswesen, 2020
Opera (N.Pl.) publica (lat.) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) sind seit der frühen Neuzeit als Strafen verhängte öffentliche Arbeiten (beispielsweise Festungsbau, Karrenziehen, Schiffsziehen, Galeerenrudern, Straßenkehren). S. Google
Lit.: Bohne, G., Die Freiheitsstrafe, Bd. 2 1925, 275; Franke, H., Die Gefängnisarbeit, Diss. jur. Würzburg 1926; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Maetschke, M., „Verdammung der Missethäter zur Bergarbeit“, 2016
Operis novi nuntiatio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen, teilweise später aufgenommenen Recht die Untersagung fremder Bauführung durch einen Beeinträchtigten. S. Google
Lit.: Kaser § 23 III 8; Kroeschell, DRG 2
Opfer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1264 [Basel/CorpAltdtOrUrk I 124] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb opfern ab 765) ist zunächst die Darbietung einer Sache, dann die Erduldung eines Übels und schließlich der dadurch Beeinträchtigte. Während sich das herkömmliche Strafrecht hauptsächlich mit dem Täter und seiner Bestrafung beschäftigt, gewinnt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch das Opfer an Bedeutung (Viktimologie, Opferkunde). Seit 1976 verpflichtet ein Gesetz in der Bundesrepublik Deutschland den Staat zu der Entschädigung der Opfer eines Gewaltverbrechens. Zunehmend wird auch ein Täter-Opfer-Ausgleich in dem Strafverfahren angestrebt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 263; Schulte, R., Die Messe als Opfer der Kirche, 1959; Kunz, E./Zeller, G., Opferentschädigungsgesetz, 1981, 3. A. 1995, 6. A. 2015; Stiegler, B., Belichtete Augen – Optogramme oder das Versprechen der Retina, 2011; Patera, I., Offrir en Grèce ancienne, 2012; Naiden, F., Smoke Signals for the Gods, 2013
opfern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 13. Jahrhundert [Hohenfurt/Selmer, RegSBened. 81] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) darbieten, darbringen, geben
oppidum, *oppedum, oppodum, lat., N., Schranken des Zirkus, fester Sitz, fester Platz (M.) (1), Stadt, Naev. (um 235-200 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. ob, pēs
Oppidum (lat. [N.]) Siedlung, Stadt, in dem Mittelalter auch Dorf. Geschichtlich bemerkenswert sind die (etwa 170 bekannten) oppida (N.Pl.) der Kelten (der Zeitenwende) (beispielsweise Manching bei Ingolstadt).
Lit.: Köbler, DRG 32; Köbler, LAW; Dehn, W., Die gallischen oppida bei Cäsar, (in) Saalburg-Jahrbuch 10 (1951), 36; Krämer, W./Schubert, F., Die Ausgrabungen in Manching, 1970; Fichtl, S., La ville celtique, 2005; Die Frage der Protourbanisierung in der Eisenzeit, hg. v. Sievers, S. u. a., 2012
opponere, oppōnere, lat., V., gegen etwas hinsetzen, vor etwas hinsetzen, entgegenhalten, preisgeben, aussetzen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ob, pōnere
opponieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 2 S. 254] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) entgegensetzen →Opposition
opportun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) günstig, gelegen
opportunitas, opportūnitās, lat., F., bequeme Lage, rechter Zeitpunkt, günstige Gelegenheit, Vorteil, Annehmlichkeit, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. opportūnus
Opportunität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Günstigkeit, Gelegenheit
Opportunitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der Zweckmäßigkeitsgrundsatz des staatlichen Handelns. Dem Opportunitätsprinzip steht das Legalitätsprinzip gegenüber. Die Staatsanwaltschaft darf nach Beseitigung der unterschiedlichen Regelungen des früheren 19. Jahrhunderts (Preußen 3. 1. 1849, Baden 6. 3. 1854, Frankfurt am Main 13. 5. 1856 u. a.) seit 1877/1879 (§ 152 StPO) nur in bestimmten Grenzen das Opportunitätsprinzip anwenden (anders beispielsweise Vereinfachungsverordnung von dem 13. 12. 1944). S. Google
Lit.: Hertz, J., Die Geschichte des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1935; Schurer, K., Die Entwicklung des Legalitätsprinzips, Diss. jur. Hamburg 1965; Schroeder, F., Legalitätsprinzip und Opportunitätsprinzip heute, (in) FS K. Peters 1974, 411; Weigend, T., Anklagepflicht und Ermessen, 1978; Erb, V., Legalität und Opportunität, 1999; Dettmar, J., Legalität und Opportunität im Strafprozess – Reformdiskussion und Gesetzgebung von 1877 bis 1933, 2008; Rohrer, S., Legalitäts- oder Opportunitätsprinzip beim Internationalen Strafgerichtshof, 2010; Helbig, J., Der Opportunist, 2015
opportunus, opportūnus, lat., Adj., bequem, gelegen, günstig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. ob, portus
oppositio, lat., F.: nhd. Entgegensetzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. oppōnere, ob, pōnere
Opposition, Oppositie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und ab 1409 [als opposicie, Hulst 19] in neun Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die - auf Grund des egoistischen Selbsterhaltungstriebs des Menschen leicht verständliche - Gesamtheit der einer Regierung gegenüberstehenden politischen Kräfte. Die sachlich in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in England entwickelte Opposition ist wesentlicher Bestandteil der freiheitlichen Demokratie seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. →opponieren. S. Google
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 469; Rothfels, H., Die Opposition gegen Hitler, 1949, 3. A. 1969; Hoffmann, P., Widerstand – Staatsstreich - Attentat, 1969; Barth, R., Argumentation und Selbstverständnis, 1976; Brunner, K., Oppositionelle Gruppen im Karolingerreich, 1979; Sell, P., Oppositionsbewegung in der DDR, 2021
Orakel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1301-1319 [Ottokar von Steiermark] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., S. Google) Götterspruch, Weissagung
oral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) mündlich
Lit.: Oral History, hg. v. Obertreis, J., 2011; Steimel, S., Oralität und Literalität – Die Bedeutung und Entwicklung des Wortes und der Schrift, 2016
oralis, ōrālis, lat., Adj., mündlich, Mund betreffend, Cass. Fel. (447 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ōs
Oratio (F.) Severi (lat., Rede des Severus) ist der (übliche) Name für ein an Vormünder gerichtetes Verbot des römischen Kaisers Septimius Severus des Jahres 195 n. Chr., ländliche oder stadtnahe Grundstücke eines →Mündels zu veräußern oder zu verpfänden. S. Google
Lit.: Kaser § 62 III 3; Söllner § 15
Ordal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1762 [Wiesand 794] in drei Stellen belegt und aus dem Mittellateinischen und mittelbar dem Altenglischen aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die dem von dem Altfränkischen beeinflussten Altenglischen entnommene wissenschaftliche Bezeichnung für das frühmittelalterliche →Gottesurteil seit dem 18. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Liebermann, F., Ordalien heißen und kalten Wassers vermengt, ZRG GA 41 (1920), 382; La preuve, Bd. 2 1965; Žontar, J., Ein Kerzenordal aus Kamnik (Stein) in Oberkrain vom Jahre 1398, ZRG GA 92 (1975), 194
Orden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab etwa 1000 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die dem römischen Gesellschaftswesen nachgebildete und danach geordnete christliche Menschengemeinschaft und seit dem 17. Jahrhundert das auszeichnende Ehrenzeichen. Von Mönchsorden lässt sich dabei entweder seit dem frühen 9. Jahrhundert (Synode von Aachen 816) oder seit dem 12. Jahrhundert (→Zisterzienser) sprechen. In dem 12. Jahrhundert entstehen geistliche Ritterorden (1190 →Deutscher Orden) und weltliche Ritterorden (Kastilien 1158). Nach Gnadenpfennigen des 16. Jahrhunderts erscheinen militärische Verdienstorden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Das Recht, Orden zu verleihen und zu stiften ist Hoheitsrecht, das seit dem 19. Jahrhundert zunehmende gesetzliche Regelung erfährt. Der Orden pour le mérite für Wissenschaften und Künste stammt von 1842. S. Google
Lit.: Gritzner, M., Handbuch der Ritter- und Verdienstorden, 1893, Neudruck 1962; Heimbucher, M., Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 1f. 1933f., Neudruck 1965; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 80; Kirchner, H., Deutsche Orden und Ehrenzeichen, 1958, 5. A. 1997; Gordon, L., British orders and awards, 1959; Heydenreich, B., Ritterorden und Rittergesellschaften, Diss. phil. Würzburg 1961; Höhne, H., Der Orden unter dem Totenkopf, Bd 1f. 1969; Boockmann, H., Der Deutsche Orden, 1981; Orden pour le mérite, 1984; Mönchtum, Orden, Klöster, hg. v. Schwaiger, G., 2. A. 1994; Kulturgeschichte der christlichen Orden, hg. v. Dinzelbacher, P., 1997; Nimmergut, J., Deutsche Orden und Ehrenzeichen, 5. A. 2000, 8. A. 2011, 9. A. 2014, 20. A. 1914, 21. A. 2017; Die Bettelorden im Aufbau, hg. v. Melville, G. u. a., 1999; Ballweg, J., Konziliare oder päpstliche Ordensreform, 2001; Lehmann, F., Der rote Adlerorden (1705-1918), 2002; Gleba, G., Klöster und Orden im Mittelalter, 2002, 2. A. 2006, 3. A. 2011; Schwaiger, G./Heim, M., Orden und Klöster, 2002; Orden und Klöster, hg. v. Jürgensmeier, F. u. a., 2005; Dannenberg, L., Das Recht der Religiosen in der Kanonistik des 12. und 13. Jahrhunderts, 2008; Scharfenberg, G./Thiede, G., Lexikon der Ordenskunde, 2010; Deutsch, A., Ein Geheimbund zum Töten, 2010; Henning, E. u. a., Orden und Ehrenzeichen, 2010; Yuen, M., Benediktinisches Ordensrecht, 2010; Schreiner, K., Gemeinsam leben, hg. v. Melville, G., 2013; Die Orden im Wandel Europas, hg. v. Bsteh, P. u. a., 2013; Butter, F., Das Eiserne Kreuz im Nationalsozialismus, 2014; Sarnowsky, J., Die geistlichen Ritterorden, 2018
Ordenações Afonsinas (port. [F.Pl.]) ist die nach König Alfons V. von Portugal benannte, 1446 bzw. 1448 bzw. 1454 fertiggestellte Sammlung von Rechtsquellen (königliche Regierung und Verwaltung 62 Titel, Kleriker, Lehen, Mauren und Juden 123 Titel, Zivilverfahren 128 Titel, Privatrecht 112 Titel, Strafe 121 Titel). S. Google
Lit.: Albuquerque, M. de/Albuquerque, R. de, Historia do Direito Portugues, 1983; Wolf, A., Gesetzgebung in Europa, 2. A. 1996, 195; Domingues, J., As ordenações afonsinas, 2008
Ordenações Filipinas (port. [F.Pl.]) ist die Sammlung des portugiesischen Rechtes von 1603. S. Google
Ordenaçoes Manuelinas (port. [F.Pl.]) ist die Überarbeitung der →Ordenações Afonsinas unter König Manuel I. von 1521. S. Google
Lit.: Wolf, A., Gesetzgebung in Europa, 2. A. 1996, 196
Ordenslande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Ordensland bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.Pl.) Land des Deutschen Ordens in dem Baltikum und in Ostpreußen
Ordensregel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [FreibDiözArch. 7 1873 310 Freiburg im Breisgau] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommenen Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die die Verhältnisse in einem →Orden bestimmende, meist von dem Ordensstifter stammende Regel. Sie beruht auf der Gesamtheit der Erfahrungen des seit dem 4./5. Jahrhundert entstehenden Mönchtums, die Augustinus und Benedikt von Nursia bereits als Regeln fassen. Von ihnen weichen die Ordensregeln des 12. Jahrhunderts ab, weswegen das Laterankonzil des Jahres 1212 die Zahl der zulässigen Ordensregeln auf die Regeln der heiligen Basilius, Augustinus, Benedikt und Franziskus begrenzt. S. Google
Lit.: Holste, L., Codex regularum monasticarum et canonicarum, Bd. 1ff. 1661; Balthasar, H. v., Die großen Ordensregeln, 1948, 2. A. 1961; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Handbuch des katholischen Kirchenrechts, hg. v. Listl, J., 1983, 476; Schreiner, K., Gemeinsam leben, hg. v. Melville, G., 2013; Rules and Observance, hg. v. Breitenstein, M., 2014
Ordensschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem seit dem Hochmittelalter die für einen bzw. von einem →Orden geführte →Schule (beispielsweise der Franziskaner, Dominikaner u. s. w.). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Order (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1568 [Lasch-Borchling] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Befehl, Anordnung
Orderpapier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Wertpapier, das zwar eine bestimmte, namentlich bezeichnete Person als berechtigt benennt, aber den Aussteller auch verpflichtet, an eine von dem Benannten durch →Indossament bestimmte Person zu leisten. Orderpapiere finden sich sachlich schon seit dem Altertum, werden als besondere Art der Wertpapiere aber erst in dem 19. Jahrhundert zusammengefasst. Dazu zählen Wechsel, Scheck, die Papiere der §§ 300ff. ADHGB (1861) bzw. 363 HGB (1897/1900), Namensaktie und Reichsbankanteilsschein. Die namengebende Orderklausel erscheint in dem 12. Jahrhundert und gelangt über Italien und Frankreich in dem 17. Jahrhundert in das Heilige römische Reich. S. Google
Lit.: Hübner 597; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, 385ff., Neudruck 1957; Handbuch des deutschen Handels-, See- und Wechselrechts, hg. v. Endemann, W., 1882 (darin Brunner, H., Die Werthpapiere 186ff.); Mann, Mecklenburgische Rentenbriefe, ZRG GA 7 (1886), 116; Behrend, F., Die unvollkommenen Orderpapiere, Diss. jur. Berlin 1892; Schultze-v. Lasaulx, H., Beiträge zur Geschichte des Wertpapierrechts, 1931; Thieme, H., Zur wertpapierrechtlichen Funktion mittelalterlicher Urkunden, (in) FS H. Eichler, 1977, 645
Ordinancie (unde insettinge) ist die Aufzeichnung der von den niederländischen Hafenstädten in dem Seehandel angewandten Rechtssätze aus dem Ende des 14. Jahrhunderts. Ihr liegt die →Vonnisse von Damme und damit mittelbar die →Rôles d’Oléron zugrunde. S. Google
Lit.: Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997
Ordinanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [Brügge/CorpAltdtOrUrk. I 46] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Übereinkunft, Ordnung
ordinarius, ōrdinārius, lat., Adj., in gehöriger Reihe und Ordnung stehend, ordentlich, gewöhnlich, eigentlich, Cato (234-149 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. ōrdo
Ordinarius (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1395 [MZoll. V 334] in zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der ordentliche Stelleninhaber insbesondere auch der ordentliche Universitätsprofessor. Ursprünglich ist der Ordinarius in der Rechtswissenschaft anscheinend der Vorsitzende des Spruchkollegiums einer Fakultät. Auch nach Abschaffung dieser Einrichtung (1877/1879) in dem Deutschen Reich bleibt der Name für den berufenen und zu einem ordentlichen Professor ernannten Gelehrten erhalten, tritt aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in dem Kampf vieler gegen die Ordinarienuniversität (1968, „Hinter den Talaren steckt der Muff von 1000 Jahren“) zurück und wird in dem Zuge der Demokratisierung der Universität als amtliche Bezeichnung einschließlich der damit verbundenen Emeritierung (Entpflichtung ohne Entrechtung) mehr und mehr aufgegeben (derzeit noch Bestandsschutz – für ursprüngliche, meist inzwischen emeritierte Ordinarien - in Österreich). S. Google
Lit.: Trier, J., De officio ordinarii, 1743; Meiners, C., Über die Verfassung und Verwaltung deutscher Universitäten, Band 1f. 1801f., Neudruck 1970; Savigny, F. v., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 3 2. A. 1834, Neudruck 1961, 262; Kaufmann, G., Geschichte der deutschen Universität, Bd. 2 1896, Neudruck 1958, 210
Ordinatio (F.) de inquisitione consuetudinem facienda (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Anweisung über die Ermittelung der Gewohnheit) ist das französische Gesetz von 1270, das königliches Verfahrensrecht auch in dem örtlichen Gericht anwendbar macht und das mündliche Verfahren teilweise in ein schriftliches Verfahren umwandelt. S. Google
Ordinatio (F.) imperii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Ordnung des Reiches) ist die auf einem Reichstag in Aachen 817 mittels eines Kapitulars mit achtzehn Kapiteln erlassene Thronfolgeordnung Kaiser Ludwigs des Frommen (divisio imperii, Teilung des Reiches).
Lit.: Boshof, E., Ludwig der Fromme und die Reichsordnung von 817, 2001
ordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in eine überzeugende Reihenfolge bringen, anordnen
Ordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 12. Jahrhundert [Erg. V. 230, 2. Hälfte 13. Jh. Helmbrecht9 V. 291] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie unter dem Einfluss des Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der geordnete oder geregelte Zustand oder Ablauf. Von sachlichen Vorstellungen des Altertums und der Christenheit über regelmäßige Abläufe ausgehend besteht bereits in dem Frühmittelalter eine Ordnung etwa des Gottesdiensts oder auch der Krönung. Anscheinend seit dem 9. Jahrhundert erörtert, greift in dem 12. Jahrhundert der Gedanke der Ordnung auf das Verfahren über. Seit dem Spätmittelalter wird die Herstellung der Ordnung ganz allgemein zu einer Aufgabe des Herrschaftsträgers, der durch ordnende Vorschriften für den guten Zustand (→Polizei) des Gemeinwesens sorgen soll (Polizeiordnung, Landesordnung). Von daher wird die Polizei zu der Wahrung von Sicherheit und Ordnung bestimmt. Die in dem Text streng gefasste Ordnungsvorschrift wird in der Wirklichkeit unterschiedlich angewendet. Dabei besteht ein Bewusstsein, dass das Erlassen von Vorschriften allein noch keine Veränderung bewirkt, sondern auch die Durchsetzung erforderlich ist. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird die Verwaltung entpolizeilicht, so dass besondere Ordnungsbehörden geschaffen werden. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 151, 198, 259; Schmidt, E., Die maximilianischen Halsgerichtsordnungen, 1949; Schmelzeisen, G., Polizeiordnung und Privatrecht, 1955; Recktenwald, W., Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung, Diss. jur. Bonn 1956; Landes- und Polizeiordnungen, hg. v. Schmelzeisen, G., 1968; Götz, V., Allgemeines Polizei- und Ordnungsrecht, 1971, 13. A. 2001; Bauer, V., Kleiderordnungen in Bayern, 1975; Siemann, W., Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung, 1980; Die Ordnungen des Reichshofrates 1550-1766, hg. v. Sellert, W., Bd. 1 1981; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Ordnung und Aufruhr im Mittelalter, hg. v. Fögen, T., 1995; Köbler, G., Recht, Gesetz, Ordnung, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 93; Schröder, J., Wissenschaftliche Ordnungsvorstellungen, (in) Ius commune 24 (1997), 25; Köbler, G., Wie der Streit die Ordnung fand und so die Prozessordnung entstand, (in) Gedächtnisschrift W. Litewski, 2003; Meyer, C., Ordnung durch Ordnen, (in) Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2006, 304; Von der Ordnung zur Norm, hg. v. Drossbach, G., 2010; Jansen, N., Methoden, Institutionen, Texte, ZRG GA 128 (2011), 1; Keller, A., Von verbotenen Feierfreuden, 2012; Bedrohte Ordnungen 1 Aufruhr – Katastrophe – Konkurrenz – Zerfall, hg. v. Frie, E. u. a., 2014; Bedrohte Ordnungen 2 Goldenes Zeitalter der Stagnation, hg. v. Belge, B. u. a., 2014; Rehberg, K., Symbolische Ordnungen, 2014; Brusington, B., Order in the Court – Medieval Procedural Treatises in Tranlation, 2016
Ordnungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Bundesrepublik Deutschland seit der Entpolizeilichung der Verwaltung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Gesamtheit der die öffentliche →Ordnung betreffenden Rechtssätze. S. Google
Lit.: Götz, V., Allgemeines Polizei- und Ordnungsrecht, 1971, 13. A. 2001
ordo, ōrdo, lat., M., Reihe, Stand, Aufeinanderfolge, Reihenfolge, Ordnung, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *ar- (1), *h₂er-, V., fügen, passen
Lit.: Manz, L., Der Ordogedanke, 1937; Die ordines für die Weihe und Krönung des Kaisers und der Kaiserin, hg. v. Elze, R., 1960; Köbler, G., Recht, Gesetz, Ordnung, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u.a, 1996, 93; Schneider, H., Ein unbekannter Ordo ad principem consecrandum aus dem süditalienischen Normannenreich, (in) DA 60 (2004), 54; Burkhardt, S., Mediterranes Kaisertum und imperiale Ordnungen, 2014
Ordo (M.) decurionum (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in der Spätantike der Gemeinderat.
Lit.: Köbler, DRG 32, 55, 58
ordo (M.) equester (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Ritterstand (der Römer)
Lit.: Köbler, DRG 32
ordo (M.) iudiciarius (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →ordo (M.) iudicii (lat.)
Ordo (M.) iudicii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist die seit dem 9. Jahrhundert sachlich erörterte und nach ersten Vorläufern des 11. Jahrhunderts (Notum fieri volumus [Pavia?, erste Hälfte des 11. Jahrhunderts, bekannt wollen wir machen], Imperator Iustinianus omnibus [Pavia?, um 1050, Kaiser Justinian allen], Libellus conventionis [Norditalien?, drittes Viertel des 11. Jahrhunderts, Büchlein der Vereinbarung], De actionum varietate, über die Verschiedenheit der Klagen) seit dem 12. Jahrhundert unter verschiedenen Bezeichnungen erscheinende Gerichtsordnung bzw. Prozessordnung (vgl. noch in der Gegenwart→Zivilprozessordnung, →Strafprozessordnung, Verwaltungsgerichtsordnung, Abgabenordnung, Bauordnung, Straßenverkehrsordnung). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Haubrichs, W., Ordo als Form, 1969; Fowler-Magerl, L., Ordo iudiciorum vel ordo iudiciarius, 1984; Litewski. W., Mündliche Klage und Klageschrift in den ältesten ordines iudiciarii, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Litewski, W., Der römisch-kanonische Zivilprozess nach den älteren ordines iudiciarii, 1999; Köbler, G., Wie der Streit die Ordnung fand und so die Prozessordnung entstand, (in) Gedächtnisschrift W. Litewski, 2003
Ordo (M.) iudicii terre Boemie (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Gerichtsordnung des Landes Böhmen) ist die Privatarbeit der Mitte des 14. Jahrhunderts, die in der →Maiestas Carolina (vor 1355) Böhmens Verwendung findet. S. Google
Lit.: Werunsky, E., Der Ordo iudicii terre Boemie, ZRG GA 10 (1889), 98
Ordonnance (lat. [F.] ordinatio) ist das in Frankreich in dem 12. Jahrhundert erscheinende königliche oder fürstliche Gesetz. Als älteste Ordonnance wird das von König Ludwig VII. von Frankreich allein aus königlicher Gewalt erlassene (lat. [N.]) edictum angesehen, in dem 1144 die Verbannung getaufter, aber in das Judentum zurückgefallener Juden angeordnet wird. In dem 13. Jahrhundert nimmt die Zahl der ordonnances, die der König allein erlassen kann, mit der starken Vermehrung des Königsguts (Krondomäne) zu. In der Folge ergehen zahlreiche wichtige ordonnances. Nach 1629 sind dabei die Stände in dem Absolutismus von der Mitwirkung an allen ordonnances ausgeschlossen. Fürstliche ordonnances haben besondere Bedeutung etwa für Normandie, Anjou, Bretagne, Burgund, Brabant, Savoyen oder Flandern. In der Gegenwart ist ordonnance die gesetzesvertretende Verordnung oder der Beschluss.
Lit.: L’Ordonnance de Villers-Cotterêts sur le fait de la Justice (neu hg.) 2014 (1539); Recueil général des anciennes lois françaises, hg. v. Isambert, F., 1822ff.; Petiet, R., Du pouvoir législatif en France, 1891; Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.; Olivier-Martin, F., Histoire du droit français, 1948, Neudruck 1988, 348; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., 1ff. 1973ff., Bd. 1 639ff., II 3, 187; Köbler, G., Recht, Gesetz, Ordnung, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 93; Gaudemet, J., Les naissances du droit – le temps, le pouvoir et la science au service du droit, 1997, 2. A. 1999, 3. A. 2001, 4. A. 2006; Olivier-Martin, F., Les lois du roi, 1997
Ordonnance (F.) civile touchant la réformation de la justice ist das französische Gesetz von 1667 über die Gerichtsverfassung.
Ordonnance (F.) criminelle ist das französische Gesetz von 1670, das die ordonnance de Villers-Cotterêts von 1539 zu Lasten des Angeklagten abändert.
Ordonnance (F.) de la marine ist das französische Gesetz des Jahres 1681, das in fünf Büchern das Seehandelsrecht festlegt.
Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.; Morisset, J., Der Frachtvertrag in der Ordonnance de la marine, 1996
Ordonnance (F.) de Montils-les-Tours ist das französische Gesetz von 1454, das die Sammlung, Aufzeichnung und Überprüfung der →coutumes anordnet.
Ordonnance (F.) de Orléans ist das französische Gesetz von 1439, das dem König ein stehendes Heer zugesteht und den kleinen Baronen das Recht der Fehde entzieht.
Ordonnance (F.) de Villers-Cotterêts sur le fait de la justice ist das französische Gesetz von 1539, welches das Verfahren beschleunigt, weltliche Gerichtsbarkeit und kirchliche Gerichtsbarkeit trennt, Zivilstandsregister vorsieht, den Staatsanwalt zu der Partei des Strafverfahrens macht und Schriftlichkeit und Vertraulichkeit regelt.
Ordonnance (F.) du commerce ist das französische Gesetz von 1673 über Kaufleute, Handelsgeschäfte und Handelsgerichte.
Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.
Ordonnance (F.) sur les donations ist das französische Gesetz von 1731 über Schenkungen.
Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.
Ordonnance (F.) sur les testaments ist das französische Gesetz von 1735 über das Testamentsrecht.
Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.
Ordonnance (F.) sur les substitutions ist das französische Gesetz von 1747/1748 über die Einsetzung eines Ersatzerben.
Lit.: Regnault, H., Les ordonnances civiles, Bd. 1f. 1929ff.
Ordonnance (F.) von Paris (Réformation de moeurs dans le Languedoc et le Languedoil) ist das französische Gesetz von 1254, das die baillis an die örtlichen Rechte bindet und dem König die Möglichkeit der Änderung vorbehält.
ordre (M.) Ordnung
Ordre public (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, franz. [M.]) ist die Gesamtheit der die öffentliche Ordnung eines jeweiligen Gemeinwesens bestimmenden Grundsätze. Der Gedanke des ordre public wird in dem 19. Jahrhundert aus dem französischen Recht als Bezeichnung der älteren guten Ordnung übernommen. In dem internationalen Privatrecht ist ein den jeweiligen inländischen ordre public verletzender ausländischer Rechtssatz nicht anwendbar. S. Google
Lit.: Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980; Simitis, K., Gute Sitten und ordre public, 1960; Spickhoff, A., Der ordre public im internationalen Privatrecht – Entwicklung, Struktur, Konkretisierung, 1989; Klein, J., Die Unwirksamkkeit von Verträgen nach französischem Recht, 2010; Hemler, A., Die Methodik der ‚Eingriffsnorm‘ im modernen Kollisionsrecht, 2019
Organ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv Landsberg 1818, ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 16. Jahrhundert aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist (in eine menschliche natürliche Gegebenheit auf juristische Kunstfiguren übertragender Betrachtungsweise) der für eine als solche nicht handlungsfähige juristische Person (wie ein menschliches Körperorgan) handelnde Mensch (beispielsweise handelt der Verein nicht durch einen Vertreter, sondern durch ein Organ). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 257; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 519
Organisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1802 [Hegel], zwei Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in zweiter Hälfte des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Schaffung von Einrichtungen mit Organen zwecks Behandlung von Angelegenheiten und die dadurch geschaffene Einrichtung. S. Google
Lit.: McMahon, P., Das NGO-Spiel, 2019
Organisation für europäische wirtschaftliche Zusammenarbeit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Neuenglische und seine Grundlagen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) OEEC, Organization for European Economic Cooperation (1948-1961)
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Neuenglische und seine Grundlagen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, OECD, F.) Organization for Economic Cooperation and Development (1961ff.)
Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Neuenglische und seine Grundlagen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, OSZE, F.) (1994 gegründete Nachfolgeorganisation der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, KSZE)
Lit.: Leue, N., Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, 1999
organisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1818 [Landsberg] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) gestalten, vorbereiten
Organklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Klage eines →Organs zu der Durchsetzung der von ihm beanspruchten Rechte gegenüber der umfassenderen Gesamteinheit. Sie entsteht erst in der jüngeren Vergangenheit. S. Google
Lit.: Grote, R., Der Verfassungsorganstreit, 2010
Organschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Stellung und Tätigkeit als →Organ. S. Google
Lit.: Kaser §§ 11 II, 17 I
Organstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Streit eines Organs eines Rechtssubjekts.
Organstreitigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich bereits in dem Heiligen römischen Reich mögliche →Streitigkeit eines →Organs zu der Durchsetzung der von ihm beanspruchten Rechte gegenüber der umfassenderen Gesamteinheit oder anderen Organen.
Lit.: Stolzmann, H., Zur geschichtlichen Entwicklung des Rechts der Verfassungsstreitigkeiten, (in) Archiv des öffentlichen Recchts 55 (1929), 355ff.; Grote, R., Der Verfassungsorganstreit, 2010
organum, lat., N., Werkzeug in der Landwirtschaft, Musikinstrument, Vitr. (um 84-um 25 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Lw. gr. ὄργανον (órganon), N., Werkzeug, vgl. idg. *u̯erg̑- (2), *u̯reg̑-, V., wirken, tun
Oriflamme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. aurea flamma, F., goldene Flamme.) ist die Kirchenfahne der Abtei Saint Denis bzw. Heeresfahne Frankreichs von dem 11. bis 15. Jahrhundert, die 1465 letztmals genützt wird. S. Google
Lit.: Lombard-Jourdan, A., Fleur de lis et oriflamme, 1991
originär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ursprünglich (Gegensatz derivativ, abgeleitet)
origo, orīgo, lat., F., Ursprung, Urgeschichte, Geburt, Abstammung, Stamm, Geschlecht, Stammvater, Ahnherr, Mutterstadt, Mutterland, Urheber, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. orīrī; Q.: Cato s. idg. *er- (3), *or-, *r̥-, V., sich bewegen, erregen, wachsen (V.) (1)
Orléans an der Loire geht auf das Cenabum der keltischen Karnuten zurück. Als Aurelianorum civitas wird es in dem 4. Jahrhundert Sitz eines Bischofs. 1107 wird es Stadt. Um 1230 erscheint die Möglichkeit eines Rechtsunterrichts in Orléans (Jacques de Révigny, Pierre de Belleperche). 1306/1312 erhält es eine bis 1792 bestehende Universität. S. Google, →Kapetinger
Lit.: Premier Livre des Procurateurs de la Nation Germanique 2, 1 bearb. v. Ridder-Symoens, H. u. a., 1978; Histoire d’Orléans, hg. v. Debal, J., Bd. 1 1983; Feenstra, R., L’École de droit d’Orléans, (in) Revue d’histoire des facultés de droit 13 (1992), 15; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 130; Duynstee, M., L’enseignement du droit civil à l’université d’Orléans, 2013
ornare, ōrnāre, lat., V., ausstatten, ausrüsten, zubereiten, schmücken, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ōrdināre, ōrdo
Ornat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1285-1290 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1285/1290 [Heinrich von Freiberg] in sieben Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Festkleidung eines Amtsträgers beispielsweise Pallium, Soutane, Talar
Lit.: Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, 1954ff.; Hargreaves-Mawdsley, W., A History of Academical Dress, 1963; Frieling, K. Sehen und gesehen werden – Kleidung an Fürstenhöfen an der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit, 2013
orphanus, lat., M., Waise, Vulg. (390-406 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ὀρφανός (orphanós), M., Waise, vgl. idg. *orbʰo-, *h₂orbʰo-, Adj., Sb., verwaist, Waise
Örsted, Anders Sandoe (Langeland 1778-Kopenhagen 1860), Apothekerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Kopenhagen Richter, Beamter und Politiker, der in Kenntnis deutscher Entwicklungen die Rechtswissenschaft in Dänemark in vielen Bereichen beeinflusst (Haandbog over den danske og norske Lovkyndighed, 1818ff.). S. Google
Lit.: Dahl, F., L’œuvre juridique d’ A. S. Örsted, 1934; Dahl, F., Geschichte der dänischen Rechtswissenschaft, 1940, 34; Anders Sandoe Örsted 1778-1978, hg. v. Tamm, D., 1978
Ort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand, Hildebrandslied] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Spitze, Stelle, Ortschaft
Lit.: Kläui, P., Ortsgeschichte, 1942, 2. A. 1957; →http://www.koeblergerhard.de/GOLD-HP/Einfuehrung.doc; Bonnett, A., Die seltsamsten Orte der Welt, 2015; Bonnett, A., Die allerseltsamsten Orte der Welt, 2019
örtern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1368 [Wien/Pez, Cod. III 54] in neunzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) erörtern
Örterung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [Jena] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google Erörterung belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erörterung, Vereinbarung, Teilung
orthodox (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16, Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) rechtgläubig (beispielsweise orthodoxe christliche Kirche in Osteuropa
Ortsname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. a. Goethe 31, 105, Voss Antisymb. 1,88 sowie Freytag, Bilder 2, 1, 344) ist der →Name einer Siedlung oder einer sonstigen geographischen Gegebenheit. Die Ortsnamen reichen vielfach in die älteste Überlieferung oder erkennbare Grundlage zurück (rund 4600 Namen für 295 Straßen in Köln sind seit dem 10. Jahrhundert belegt). Sie können auch Rechtsverhältnisse widerspiegeln. Für Deutschland verzeichnet Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches (6. A. 1935) schätzungsweise 56250 Ortsnamen, Müllers Großes Deutsches Ortsbuch (vollständiges Gemeindelexikon für die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik, 11. A. 1956) mehr als 120000 Orte. →http://www.koeblergerhard.de/GOLD-HP/Einfuehrung.doc, s. Google
Lit.: Förstemann, E., Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2 3. A. 1913, Neudruck 1983; Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches, 6. A. 1935; Müllers Großes Deutsches Ortsbuch – Vollständiges Gemeindelexikon BRD und DDR 11. A. 1956; Frölich, K., Die Goslarer Straßennamen, 1949; Rasch, G., Die bei den antiken Autoren überlieferten geographischen Namen, Diss. phil. Heidelberg 1950; Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Bd. 1ff.; Christmann, E., Von Gaudingstatt und Hundo (Hunno), ZRG GA 70 (1953), 312; Christmann, E., Flurnamen zwischen Rhein und Saar, 1965; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer Ortsnamen, 1986, 2. A. 1991; Bibliographie der Ortsnamenbücher, hg. v. Schützeichel, R., 1988; Berger, D., Geographische Namen in Deutschland, 1993, 2. A. 1999; Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Glasner, P., Die Lesbarkeit der Stadt, 2002; Casemir, K., Die Ortsnamen des Landkreises Wolfenbüttel und der Stadt Salzgitter, 2003; Casemir, K./Ohainski, U./Udolph, J., Die Ortsnamen des Landkreises Göttingen, 2003; Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bamberg, 2001; Brandenburgisches Namenbuch, Bd. 1-12, 1967ff. (Zauche, Belzig, Teltow, Havelland, Barnim u. a.); Index zur Reihe Hydronymia Germaniae, bearb. v. Eggers, E., 2005 (mit CD-ROM); Casemir, K./Menzel, F./Ohainski, U., Die Ortsnamen des Landkreises Northeim, 2005; Siedlungsnamen im oberfränkischen Stadt- und Landkreis Bayreuth, 2006; Große Flüsse auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland, bearb. v. Borchers, U., 2006; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon bayerischer Ortsnamen der Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz, 2006; Casemir, K./Ohainski, U., Die Ortsnamen des Landkreises Holzminden, 2007; Foster, E. u. a., Ortsnamen und Siedlungsentwicklung - Das nördliche Mecklenburg, 2007 (rund 1300 Ortsnamen, davon zwei Drittel altpolabisch); Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Heuser, R., Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten, 2008; Westfälisches Ortsnamenbuch, Bd. 1ff. 2009ff.; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon fränkischer Ortsnamen, 2009; Vogelfänger, T., Nordrheinische Flurnamen und digitale Sprachgeographie, 2010; Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Lippe, 2010; Casemir, K. u. a., Die Ortsnamen des Landkreises Helmstedt und der Stadt Wolfsburg, 2011; Korsmeier, C., Die Ortsnamen der Stadt Münster und des Kreises Warendorf, 2011; Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Herford, 2011; Scheuermann, U., Flurnamensammlung und Flurnamenforschung in Niedersachsen, 2011; Altdeutsches Namenbuch, hg. v. Hausner, I. u. a. www.austriaca.at/altdeutsches_namenbuch; Deutsches Ortsnamenbuch, hg. v. Niemeyer, M., 2012; Reitzenstein, W. Frhr. v., Lexikon schwäbischer Ortsnamen, 2013 (1500 Artikel, dabei Tinga eher Etting als Unterthingau); Meineke, B., Die Ortsnamen der Stadt Bielefeld, 2013; Flöer, M., Die Ortsnamen des Hochsauerlandkreises, 2013; Haefs, H., Ostfriesland, 2013 (Ortsnamen); Hackl, S., Ortsnamenbuch des Enzkreises und des Stadtkreises Pforzheim, 2013 (76); Die regio Basiliensis von der Antike zum Mittelalter - Land am Rheinknie im Spiegel seiner Namen, 2013; Flöer, M., Die Ortsnamen des Kreises Olpe, 2014; Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Minden-Lübbecke, 2015, 2. A. 2016; Casemir, K. u. a. Die Ortsnamen des Kreises Höxter, 2016; Korsmeier, C., Die Ortsnamen des Kreies Coesfeld, 2016; Casemir, K. u. a., Die Ortsnamen des Landkreises Peine, 2017; Rohrlach, P., Historisches Ortslexikon für die Altmark, 2 Bände, 2018 (2954 S.); Flöer, M., Die Ortsnamen des Ennepe-Ruhr-Kreises, der Stadt Bochum und der Stadt herne, 2020 (rund 220); Korsmeier, C., Die Ortsnamen des Kreises Steinfurt, 2020 (rund 300 Ortsnamen von 24 Städten und Gemeinden)
Osenbrüggen, Eduard (Uetersen 24. 12. 1809-Zürich 9. 6. 1879) wird nach dem Studium der Philologie in Leipzig und Kiel Mitarbeiter an der Ausgabe der justinianischen Novellen durch Albert Kriegel und 1843 Professor für Strafrecht, Rechtsgeschichte und juristische Literatur in Dorpat, 1851 in Zürich. 1860 veröffentlicht er in dem Anschluss an Wilda das alemannische Strafrecht in dem deutschen Mittelalter, 1863 das Strafrecht der Langobarden. S. Google
Lit.: Pözl, J., Zur Erinnerung an Eduard Osenbrüggen, (in) KRV 22 (1880), 321
Oslo an dem Oslofjord wird auf älterer Grundlage 1048 von dem König von Norwegen angelegt und 1066/1093 Sitz eines Bischofs. 1624 wird Oslo von König Christian IV. von Dänemark und Norwegen als Christiania (Name bis 1924) neu aufgebaut. 1811 erhält es eine Universität. 1905 wird Oslo Hauptstadt des zu dieser Zeit wieder verselbständigten Norwegen. S. Google
Lit.: Nedkvitne, A./Norseng, P., Oslos bys historie, Bd. 1 1991
Osmane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige der von Osman I. Ghasi (1258-1326, Osman „Wissender“) begründeten ogusischen Dynastie, deren Sultane von dem Beginn des 14. Jahrhunderts bis 1922 ein von der Türkei (Bithynien) ausgehendes Reich beherrschen (1453 Eroberung Konstantinopels, 17. Jahrhundert Vormacht von Ägypten bis Persien), das seit 1683 an Bedeutung verliert, aber als Rest in der Türkei noch erhalten ist. An dem 29. 10. 1923 wird in der Türkei die →Republik ausgerufen und danach das Recht stärker verwestlicht. S. Google
Lit.: Matuz, J., Das osmanische Reich, 1985, 3. A. 1994, 4. A. 2004; Palmer, A., Verfall und Untergang des osmanischen Reiches, 1994; Buchmann, B., Österreich und das osmanische Reich, 1999; Faroqhi, S., Geschichte des osmanischen Reichs, 2000; Kreiser, K., Der osmanische Staat, 2000; Auf den Spuren der Osmanen in der österreichischen Geschichte, hg. v. Feigl, I. u. a., 2002; Heinzelmann, T., Heiliger Kampf oder Landesverteidigung?, 2004; Müller, R., Franken im Osten, 2005; Reinkowski, M., Die Dinge der Ordnung, 2005; Das osmanische Reich und die Habsburgermonarchie, hg. v. Kurz, M. u. a., 2005; Berchtold, J., Recht und Gerechtigkeit in der Konsulargerichtsbarkeit, 2009; Fawaz, L., A land of aching hearts, 2014; Konflikt und Koexistenz – Die Rechtsordnungen Südosteuropas im 19. und 20. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., Bd. 1 2015; Richter, H., Das osmanische Reich im ersten Weltkrieg bis zum Friedensschluss 1923, 2018; Howard, D., Das osmanische Reich 1300-1924, 2018; Rogan, E., Der Untergang des osmanischen Reichs – Der Erste Weltkrieg im Nahen Osten 1914-1920, 2021
Osnabrück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, an der Hase entwickelt sich aus einer vor 787 gegründeten Kirche zu dem Mittelpunkt eines eigenen Bistums. 1630 (bis 1633 und 1974) erhält es eine Universität. 1648 wird in Osnabrück der Friedensvertrag zu der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges zwischen Kaiser, Heiligem römischem Reich und Schweden geschlossen. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Prinz, J., Das Territorium des Bistums Osnabrück, 1934; Haase, K., Recht und Verfassung der Stadt Osnabrück, (in) Osnabrücker Mitteilungen 65 (1952), 96; Renger, R., Landesherr und Landstände, 1968; Hirschfelder, H., Herrschaftsordnung und Bauerntum, 1971; Stebel, Die Osnabrücker Hexenprozesse, Diss. jur. Bonn 1968; Heuvel, C. van den, Beamtenschaft und Territorialstaat, 1984; Haack, G., Das Landgericht Osnabrück, 1989; Mercatum et monetam, hg. v. Schlüter, W., 2002; Geschichte der Stadt Osnabrück, hg. v. Steinwascher, G., 2006; Beinke, L., Die Familie Twente, 2010; Heuvel, G. van den, Adelige Herrschaft, bäuerlicher Widerstand und territorialstaatliche Souveränität, 2011; Beuke, A., Wi moaket mobil!, 2015
Osse, Melchior von (Ossa 1506/1507-[Freigut] Frauenfels in Altenburg 8. 8. 1557), aus niederem Adel, wird nach dem seit 1518 betriebenen Rechtsstudium in Leipzig 1534 Professor und Rat, 1542 bis 1543 ernestinischer Kanzler, 1547 in Leipzig Hofrichter und von 1549 bis 1554 Statthalter von Meiningen. Er zählt zu den frühen Kameralisten. In seinem „politischen Testament“ beschreibt er eindrucksvoll den Zustand der Verwaltung zu seiner Zeit und setzt sich für die Bewahrung der überkommenen Verhältnisse (u. a. [lat.] →mos [M.] Italicus) ein. S. Google
Lit.: Langenn, F. v., Dr. Melchior von Ossa, 1858; Schriften Dr. Melchiors von Osse, hg. v. Hecker, O., 1922, Weber, P., Die Bedeutung der alten deutschen Kameralisten, Diss. jur. Bonn 1942; Behr, H., Politisches Ständetum und landschaftliche Selbstverwaltung, 1970; Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980, 113; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (14561656), 2006
Ost (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1340 [mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Sb.) ist die für den Menschen dem Anschein nach dem Sonnenaufgang zugewendete Himmelsrichtung der Umdrehung der Erde um ihre Achse. →Osten
Ostarstoufa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, ahd. [F.]) ist eine frühmittelalterliche (830-850), zu Ostern fällige Abgabe. S. Google
Lit.: Köbler, WAS; Gallmeister, E., Königszins und westfälisches Freigericht, Diss. phil. Tübingen 1946; Köbler, G., Taschenwörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1994; Schütz, J., Die Deutung alter fränkischer Bezeichnungen, (in) Jb. für fränk. Landesforschung 56 (1996), 111ff.
Ostblock (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Althochdeutsche teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Gesamtheit der seit 1939 bzw. 1945 (bis 1990) politisch an die Sowjetunion angeschlossenen osteuropäisch-eurasiatischen Staaten (Warschauer Vertragsorganisation 14. Mai 1955-1. Juli 1991 als Gegenbündnis zu der Nordatlantischen Verteidigungsorganisation, Albanien bis 13. 9. 1968, Bulgarien, Deutsche Demokratische Republik bis 3. 10. 1990, Polen, Rumänien, Sowjetunion, Tschechoslowakei, Ungarn). S. Google
Lit.: Hacker, J., Der Ostblock, 1983; Umbach, F., Das rote Bündnis. Entwicklung und Zerfall des Warschauer Paktes 1955 bis 1991, 2005; Müller, A., Aufarbeitung und Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit in ehemaligen Ost.Block-Staaten, 2009
Osten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1490 [Anton], zwei Archivzettel) nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die für den Menschen dem Anschein nach dem Sonnenaufgang zugewendete Himmelsrichtung der Erdrumdrehung um die Erdachse. →Ost
Ostern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Würzburger Markbeschreibungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1266 [Freiburg im Breisgau] in siebenundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl.) christliches Fest zwecks Feier der tatsächlichen Kreuzigung und behaupteten Auferstehung des Religionsstifters Jesus Christus nach Frühlingsanfang ohne Festlegung auf ein bestimmtes gleiches allgemeines festes wenn auch nach festen Regeln für jedes Jahr berechenbares Datum mit möglichen vorchristlichen Bezügen, Pl.) Osterfesttage
Lit.: Udolph, J., Ostern - Geschichte eines Wortes, 1999, 2. A. 2011 (nicht zu einer Göttin Ostara, nicht zu Osten, sondern zu ausa, an., Sb., Wasser, auf die Taufe bezogen)
Osterode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)
Lit.: Die Ortsnamen des Landkreises Osterode, 2000; Urkundenbuch des Klosters Osterode, bearb. v. Boetticher, M. v. u. a., 2012
Österreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen tatsächlich aber beispielsweise 996 belegt, N.) ist der aus dem südöstlichen Teil des Herzogtums der →Bayern erwachsene, seit 1806 verselbständigte, von 1815 bis 1866 mit den anderen deutschen Staaten in dem →Deutschen Bund verbundene, 1919 von nichtdeutschen Staaten Europas gegen seinen Willen von dem →Anschluss an das Deutsche Reich ferngehaltene, von 1938 bis 1945 dennoch an das Deutsche Reich (Adolf Hitlers) angeschlossene Staat. Das Gebiet zwischen mittlerer Donau und Alpen wird in dem letzten vorchristlichen Jahrtausend von Kelten und anderen Völkern, seit 29/15 v. Chr. von Römern (Noricum, Raetia), seit etwa dem Ende des weströmischen Reiches (476 n. Chr.) von Germanen, mit deren Abzug in dem Osten teilweise von Slawen, dann von den in dem 6. Jahrhundert sichtbaren Bayern und spätestens seit 788 (Absetzung Herzog Tassilos durch Karl den Großen) von den Franken beherrscht. In dem fränkischen Reich entsteht an der Donau eine eigene Mark. 976 wird diese Mark an die Familie der →Babenberger (aus Bamberg?) zu Lehen gegeben. In einer Urkunde Kaiser Ottos III. von dem 1. 11. 996 für das Hochstift Freising wird die seit dem 9. Jahrhundert andernorts belegte Bezeichnung ostarrihhi (Ostgebiet) (auch) für das Gebiet um Neuhofen an der Ybbs verwendet (Ersterwähnung des hinsichtlich seines Umfangs und seiner Lage nicht näher bekannten „Österreich“). 1139 gibt der neue König Konrad III. aus dem Geschlecht der Staufer zwecks Schwächung der mächtigen, von Vorgängern mit (dem Herzogtum der) Bayern (1070) und zusätzlich (der) Sachsen (1137) belehnten Familie der Welfen das Herzogtum Bayern mit Österreich an die mit ihm verwandten Babenberger, doch entzieht 1156 sein um Ausgleich bemühter staufischer Nachfolger Friedrich I. (Barbarossa) den Babenbergern Bayern wieder, gibt es dem Welfen Heinrich dem Löwen zu Sachsen zurück, löst dabei aber in dem →so genannten (lat.) privilegium (N.) minus (kleineren Privileg) Österreich aus Bayern heraus und erhebt es zu einem eigenen territorialen Herzogtum der Babenberger, denen 1192 als Folge der Georgenberger Handfeste von 1186 auch die →Steiermark anfällt. In dem 13. Jahrhundert finden sich in Österreich zwei Landrechte. (1237/1298?, um 1230/um 1298?, 1278/1298?). 1246 sterben die Babenberger in männlicher Linie aus. Das etwa zu dieser Zeit sich in Österreich ob (westlich) der Enns (Oberösterreich) und Österreich (nid bzw.) unter (östlich) der Enns (Niederösterreich) gliedernde Österreich gelangt über die Erbtochter der Babenberger an König Ottokar von Böhmen. Nach dem Sieg Rudolfs über Ottokar von Böhmen (1278) belehnt König Rudolf von →Habsburg 1282 seine Söhne mit dem an das Reich heimgefallenen Lehen Österreich sowie mit Steiermark und Krain (Haus Österreich). 1335 fällt Kärnten an. In dem 1358/1359 von dem jungen Habsburger Herzog Rudolf IV. von Österreich veranlassten, gefälschten so genannten →privilegium maius (größeren Privileg) ist Österreich (angeblich) zu einem Pfalzerzherzogtum erhoben. 1363 fällt Tirol, 1368 der Breisgau (Teil des später so genanntes Vorderösterreich) an die Habsburger. Ab 1512 werden die österreichischen, von Habsburgern beherrschten Länder bis 1806 in dem österreichischen Reichskreis zusammengefasst (niederösterreichische Länder, oberösterreichische Länder, innerösterreichische Länder). 1516 erbt der Habsburger Karl V. über seine spanischen Verwandten das Königreich Spanien und wird zusätzlich 1519 zu dem König des Heiligen römischen Reiches gewählt. 1521 wird in eine österreichische Linie (Ferdinand) und eine spanische Linie geteilt. 1526 kommen nach dem Tod König Ludwigs von Böhmen und Ungarn auf Grund der Heirat Ferdinands mit einer Erbtochter Böhmen und Ungarn zu der Herrschaft der Habsburger hinzu. 1620 wird aus der Reichshofkanzlei eine besondere österreichische, für Justizangelegenheiten, Verwaltungsangelegenheiten und auswärtige Angelegenheiten zuständige Hofkanzlei abgetrennt. 1713 erlangen die Habsburger in dem nach dem Aussterben ihrer spanischen Linie (1700) ausgetragenen spanischen Erbfolgekrieg italienische Gebiete (Mailand, Mantua, Mirandola, kurzzeitig Neapel, Sardinien, Sizilien, Parma, Piacenza, Toskana). Zu der Sicherung der künftigen Erbfolge in der Familie der Habsburger wird an dem 19. 4. 1713 die Pragmatische Sanktion (Sanctio Pragmatica) geschaffen (1720/1732 von den Ständen und dem Reichstag gebilligt). 1740 wirkt sich bei dem Tode Karls VI. das privilegium minus bzw. das darauf gegründete privilegium maius bzw. die Pragmatische Sanktion zu Gunsten der Erbtochter Maria Theresia (1717-1780) aus. In dem gleichwohl entstehenden österreichischen Erbfolgekrieg verliert Habsburg 1745 den größten Teil Schlesiens an Preußen und 1748 Fürstentümer in Oberitalien. Maria Theresia (Landesherrin von 1740 bis 1780) wandelt die österreichische Hofkanzlei 1749 in das [lat.] Directorium in publicis et cameralibus um. 1753 setzt sie für ein einheitliches österreichisches Gesetzbuch (Zivilrecht, Zivilprozessrecht, ohne Strafrecht) eine Kompilationskommission ein, aus deren Arbeit bis 1766 ein Codex Theresianus mit mehr als 8000 Bestimmungen entsteht, der wegen seiner Dickleibigkeit aber abgelehnt wird. An dem 31. 12. 1768 wird zu dem 1. 7. 1770 eine Constitutio Criminalis Theresiana (Strafgesetzbuch) erlassen. Danach gewinnt Habsburg aus drei Teilungen Polens von 1772, 1793 und 1797 vor allem polnische und ehemals osmanische Güter (Ostgalizien 1772, Bukowina 1775, Westgalizien 1795) sowie 1779 das Innviertel. 1786 erlässt Joseph II. auf Grund der Weiterbearbeitung des Codex Theresianus über den Entwurf Horten (1776) ein Josephinisches Gesetzbuch (Personenrecht, in Kraft ab 1. 1. 1787), 1787 ein (Josephinisches) Strafgesetzbuch. 1797 kommt Venedig zu den habsburgischen Ländern hinzu. Für Westgalizien wird 1797 in Weiterbearbeitung des Codex Theresianus ein umfassendes (Westgalizisches) Bürgerliches Gesetzbuch erlassen. 1803 wird ein Gesetzbuch über Verbrechen und schwere Polizei-Übertretungen geschaffen. 1804 erhebt (Erzherzog bzw. Kaiser) Franz II. Österreich als Folge des Verlusts einer katholischen Mehrheit in dem Kurfürstenkolleg nach dem Reichsdeputationshauptschluss (1803) (wie Napoleon in Frankreich) innerhalb des Heiligen römischen Reiches zu einem Kaiserreich (Kaisertum Österreich, Franz I. 1804-1835, Ferdinand I. 1835-1848, Franz Joseph I. 1848-1916, Karl I. 1916-1918). In dem Frieden von Pressburg von 1805 verliert Österreich Venedig an Frankreich, Tirol und Vorarlberg (an Bayern) sowie Vorderösterreich, erlangt aber durch Säkularisation das Erzstift Salzburg. In einem geheimen Zusatzartikel zu dem Frieden von Pressburg verzichtet Habsburg auf den Titel römisch-deutscher Kaiser. An dem 6. 8. 1806 legt Franz II. nach dem Austritt von 16 Rheinbundstaaten aus dem Heiligen römischen Reich auf Druck Napoleons die Kone des Heiligen römischen Reiches nieder. Damit wird Österreich wie alle anderen Länder des Reiches selbständig, was auch eine allmähliche Austrifizierung seiner Rechtswissenschaft zu der Folge hat. In dem Frieden von Schönbrunn verliert Österreich an dem 14. 10. 1809 an Bayern Salzburg, Berchtesgaden und Gebiete an dem Inn, an den Herzog von Warschau Krakau, an Russland Tarnopol und an Frankreich das Küstenland, Krain, Teile Kroatiens und Kärnten (Illyrien). An dem 1. 6. 1811 gibt es sich zu dem 1. 1. 1812 das dem Codex Theresianus, einem Entwurf Hortens, dem Josephinischen Gesetzbuch, dem Westgalizischen Gesetzbuch und einem Entwurf Martinis folgende →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch. Ein daneben seit 1780 geplanter politischer Kodex für das öffentliche Recht (nach Joseph von Sonnenfels’ Grundsätzen der Polizey, Handlung und Finanz) scheitert dagegen (endgültig 1818). 1815 wird Österreich nach der Niederlage Napoleons weitgehend nach dem Gebietsstand von 1797 restituiert (ohne Vorderösterreich, aber mit Venedig). In dem nun unter den meisten deutehen Staaten vereinbarten Deutschen Bund (1815-1866) ist Österreich Präsidialmacht. 1823 wird Metternich Staatskanzler, 1835 Ferdinand I. Kaiser. An dem 13. 3. 1848 werden bei dem Versuch einiger Studenten, den versammelten Ständen in dem niederösterreichischen Landtag in der Herrengasse in Wien eine Petition zu der schlechten Lage der Bauern und Arbeitenden zu überreichen, durch Soldaten fünf Menschen getötet. Daraufhin entlässt der epilepsiekranke Kaiser Ferdinand I. Kanzler Graf Metternich und gibt an dem 15. 3. 1848 eine Verfassungszusage. Es erfolgt ein Übergang zu dem Ministersystem. Von dem 10. bis 17. 4. 1848 beraten Vertreter vorwiegend deutschsprachiger Länder Österreichs in Wien in einem ständischen Zentralausschuss über eine Verfassung, ein allgemeines Landesverfassungsstatut, eine Gemeindeordnung und die Grundentlastung. An dem 25. 4. 1848 erteilt Kaiser Ferdinand I. eine von dem Innenminister Franz Xaver von → Pillersdorf (Pillersdorff) rasch geformte Verfassung (oktroyierte Aprilverfassung, Pillersdorffsche Verfassung, erste formelle Verfassung Österreichs) mit Gewaltenteilung, Reichstag und Grundrechten, die aber nach Kritik nach dem 15. 5. 1848 zurückgezogen wird. Danach wird von Erzherzog Johann als Regenten an dem 22. 7. 1848 ein Reichstag eröffnet, der jedoch in dem Oktober 1848 nach Unruhen nach Kremsier (Mähren) verlegt werden muss, wo er einen Entwurf einer Verfassung erarbeitet (Kremsierer Entwurf). Durch Artilleriebeschuss werden die Unruhen an dem 31. 10. 1848 gewaltsam beendet (rund 4000 Tote, danach 25 Todesurteile). An dem 2. 12. 1848 dankt Kaiser Ferdinand zu Gunsten Kaiser Franz Josephs (1848-1916[, 1867 König Ungarns]) ab. Der Nachfolger oktroyiert eine Verfassung von dem 4. 3. 1849 (Märzverfassung) und gewährt ein Grundrechtspatent, doch wird diese Verfassung ebenfalls abgelehnt. 1850 wird eine Strafprozessordnung erlassen. An dem 31. 12. 1851 hebt der Kaiser durch zwei Urkunden (Silvesterpatent) die von ihm an dem 4. 3. 1849 gewährte →Verfassung als unangemessen und unausführbar auf und beseitigt das Grundrechtspatent des Jahres 1849. Damit beginnt in Österreich der →Neoabsolutismus (u. a. durch ein Kabinettsschreiben auch Geschworenengerichte abgeschafft, Trennung von Verwaltung und Justiz aufgegeben). Zu dieser Zeit (1851) beträgt die Zahl der Deutschen innerhalb der Habsburgermonarchie 7870719 Menschen (21,6 Prozent [davon 3,41 % israelitischer Konfession] der Gesamtbevölkerung, 1880 25,6%, 1910 23,4%). 1852 wird ein Strafgesetzbuch erlassen, 1853 eine Strafprozessordnung. 1855 wird unter Leo Graf Thun-Hohenstein das geschichtsfeindliche Studiensystem der Zeit vor 1848 nach dem Vorbild der historischen Rechtsschule in anderen deutschen Staaten auf eine geschichtliche Grundlage gestellt (Thunsche Studienreform mit Studien- und Staatsprüfungsordnung für Juristen). Durch die Neutralität in dem Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich, England, Frankreich sowie Piemont-Sardinien isoliert sich Österreich außenpolitisch. 1859 gehen nach der Niederlage von Solferino gegen Piemont/Sardinien und Frankreich Gebiete in Italien (Lombardei) verloren. Unter dem politischen Druck dieser Niederlage gewährt der Kaiser an dem 20. 10. 1860 ein (oktroyiertes, auferlegtes) Staatsgrundgesetz, demzufolge die Gesetzgebung unter Mitwirkung der Landtage oder des Reichsrats ausgeübt werden soll. Dieses Oktoberdiplom will die Vollgewalt des Kaisers wahren, die Bildung eines allgemeinen Parlaments umgehen und die Stellung des Adels stärken. Es findet aber weder in Ungarn noch in Böhmen Billigung. Ihm folgt an dem 26. 2. 1861 das →Februarpatent, das als Verfassung (Februarverfassung) des österreichischen Reiches einen Inbegriff von Grundgesetzen (Pragmatische Sanktion, Oktoberdiplom, die anerkannten Teile der ungarischen Verfassung, Grundgesetz über die Reichsvertretung, neue Landesordnungen für die cisleithanischen Länder) versteht und für den Reichsrat zwei Kammern (Herrenhaus, Abgeordnetenhaus) vorsieht (, wobei die Abgeordneten von den Landtagen zu entsenden sind). Durch Patent von dem 20. 9. 1865 (Sistierungspatent) wird die Wirksamkeit des mit der Februarverfassung kundgemachten Staatsgrundgesetzes über die Reichsvertretung sistiert, um es zusammen mit dem Oktoberdiplom den Landtagen der Länder der ungarischen Krone zu der Annahme vorzulegen und damit die als unwiderruflich erklärte oktroyierte Verfassung von 1860/1861 zu einem Entwurf zurückgestuft, um einen Verfassungsvertrag zu erreichen. 1866 löst sich der Deutsche Bund nach seiner Niederlage in der Bundesexekution gegen Preußen auf. Venedig geht Österreich zu Gunsten Italiens verloren. 1867 erreicht Ungarn in dem sog. Ausgleich eine gewisse Eigenständigkeit (Transleithanien, [jenseits bzw. östlich der Leitha gelegene] Länder der Stephanskrone in Gegensatz zu Cisleithanien als den [diesseits oder westlich der Leitha gelegenen] in dem Reichsrat vertretenen Königreichen und Ländern). An dem 21. 12. 1867 schließt die Dezemberverfassung den 20 Jahre währenden Verfassungsgebungsvorgang in Österreich vorläufig ab. Sie ist eine Gesamtheit von sechs an dem 21. 12. 1867 erlassenen Gesetzen (Gesetz über die Ministerverantwortlichkeit, Staatsgrundgesetz über die Reichsvertretung [Novellierung des Grundgesetzes der Februarverfassung von 1861 mit Herrenhaus, Abgeordnetenhaus, kaiserlichem Vetorecht und Notverordnungsrecht], Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger [übernimmt Gesetz zum Schutze der persönlichen Freiheit und Gesetz zum Schutz des Hausrechts aus dem Jahr 1862], Staatsgrundsetz über die Einsetzung eines Reichsgerichts [verfassungsgerichtliche und verwaltungsgerichtliche Zuständigkeiten des Reichsgerichts]), Staatsgrundgesetz über die richterliche Gewalt [Trennung von Rechtspflege und Verwaltung, Unabhängigkeit des Richters, Mündlichkeit, Öffentlichkeit, Anklageverfahren, Geschworenengerichte, Ankündigung eines Verwaltungsgerichtshofs], Staatsgrundgesetz über die Ausübung der Regierungs- und Vollzugsgewalt [beispielsweise Bindung an die Gesetze], Delegationsgesetz über das Verhältnis zwischen der österreichischen und der ungarischen Reichshälfte und deren Beziehung zu dem gemeinsamen Monarchen), die einen Reichsrat mit Herrenhaus und Abgeordnetenhaus, Grundrechte in 19 Artikeln, ein Reichsgericht als Verfassungsgerichtshof, Trennung von Verwaltung und Justiz u. a. vorsehen. Mit Handschreiben von dem 14. 11. 1868 wird der Staatsname in Österreichisch-ungarische Monarchie geändert. Dem 1871 unter Führung Preußens aus dem Norddeutschen Bund (1867) geschaffenen (zweiten) Deutschen Reich (Bismarcks) gehört Österreich nicht an (kleindeutsche Lösung). 1873 wird die Beschickung des Abgeordnetenhauses durch die Landtage durch die Direktwahl nach Kurienzensuswahlrecht abgelöst. In dem gleichen Jahr wird eine neue Strafprozessordnung erlassen. 1878 okkupiert Österreich Bosnien und die Herzegowina. 1882 wird unter Ministerpräsident und Innenminister Eduard Graf Taaffe durch Senkung des Steuerzensus das Wahlrecht um eine Drittel bzw. Viertel ausgedehnt. 1889 werden die Abkürzungen k. u. k. (kaiserlich und königlich) für gemeinsame Ämter der cisleithanischen und der transleithanischen Gebiete, k. k. für cisleithanische Ämter und k. für transleithanische Ämter eingeführt. 1895 verabschiedet Österreich eine 1898 in Kraft tretende (, auch in Böhmen, Dalmatien, Galizien, Lodomerien, Bukowina, Krain, Schlesien, Mähren Görz und Gradisca, Triest und Istrien geltende) Zivilprozessordnung mit Jurisdiktionsnorm. 1896 erfolgt unter Innenminister Kasimir Graf Badeni eine Reform des Wahlrechts (allgemeines Wahlrecht aller mindestens 24jährigen Männer in einer fünften allgemeinen Wählerklasse innerhalb des bestehenden Zensuswahlrechts), 1907 unter Ministerpräsident und Innenminister Max Wladimir Freiherr von Beck die Beseitigung des Kurienwahlrechts und des Zensuswahlrechts (ohne Frauen und unter Bevorzugung der deutschsprachigen Gebiete durch kleinere Wahlkreise pro Abgeordneten). 1908 annektiert Österreich Bosnien und die Herzegowina. 1910 zählt Österreich 51,4 Millionen Einwohner, davon 45 Prozent Ungarn (33 Millionen Katholiken, 3,2 Millionen Juden). Nach der der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau (durch den 20jährigen, einem serbisch-kroatischen Geheimbund unter Leitung Ivo Andrics angehörenden, mit 6 Mitverschwörern unter die Zuschauer gemischten Bauernsohn Gavrilo Princip mittels einer von dem serbischen militärischen Geheimdienst gestellten Waffe) in Sarajewo an dem 28. 6. 1914 (unter Verwicklung Serbiens) folgenden Kriegserklärung an Serbien (28. 7. 1914, Beginn der Führung eines Kriegstagebuchs durch den k. u. k. Generalstab an dem 23. 07. 1914) verliert das auf diesen lokalen Krieg unter Inkaufnahme eines Kontinentalkriegs unter einem greisen Kaiser bewusst hinarbeitende, trotz einer unübersehbar desolaten Lage in dem Inneren den Ersten Weltkrieg entfesselnde, dabei chaotisch aufmarschierende, die allmähliche Einschränkung des Namens Österreich auf Cisleithanien 1915 anerkennende Österreich (seit 1916 unter Kaiser Karl I.) an dem Ende des Ersten Weltkriegs die Gebiete der →Tschechoslowakei, →Ungarns, →Jugoslawiens und →Südtirols) und wird dadurch von einer Großmacht zu einem Kleinstaat. Dabei treten an dem 17. 10. 1918 die 208 Abgeordneten der deutschen Parteien des Reichsrats zu einer provisorischen Nationalversammlung zusammen und fassen an dem 30. 10. 1918 einen Staatsbegründungsbeschluss (Staatsgründungsbeschluss, revolutionär). An dem 12. 11. 1918 beschließen sie das Gesetz über die Staats- und Regierungsform (zunächst drei Präsidenten, Gesetzesinitiative bei Abgeordneten und Staatsrat, absolute Stimmenmehrheit der mindestens 50 Anwesenden, [nach Wahlordnung von dem 18. 12. 1918 mit Wahlrecht für Frauen, Verhältniswahlrecht und Senkung des Wahlalters auf 20 bzw. 29 Jahre] Wahl der konstituierenden Nationalversammlung an dem 16. 2. 1919, Zusammentritt 4. 3. 1919, Ende an dem 17. 10. 1920). Dementsprechend wandelt sich Österreich an dem 30. Oktober 1918 oder nach eingebürgerter Ansicht an dem 12. November 1918 von der Monarchie zu der Republik („Deutschösterreich“). Ihr verwehren die alliierten Siegermächte den angestrebten Anschluss an das Deutsche Reich. Auf Grund des Vertrags von Saint Germain wird der Name Deutschösterreich 1919 in Republik Österreich umgewandelt. Die Familie Habsburg wird an dem 4. 3. 1919 durch das Gesetz betreffend die Landesverweisung und die Übernahme des Vermögens des Hauses Habsburg-Lothringen des Landes verwiesen und enteignet. Durch Bundesverfassungsgesetz (B-VG) von dem 1. 10. 1920 (Entwurf beeinflusst durch Hans Kelsen) wird die Republik Österreich als Bundesstaat eingerichtet (Staatsgesetzblatt 450, BGBl. 1920, 1, wiederverlautbart als Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 in dem Bundesgesetzblatt 1930, Wahlordnungen von 1920 und 1923). Durch das Bundesverfassungsgesetz von dem 30. 7. 1925 wird die Doppelgleisigkeit der Verwaltung in den Bundesländern durch Schaffung eines einheitlichen Amtes der Landesregierung beseitigt (mittelbare Bundesverwaltung), werden Verfassungsgerichtsbarkeit und Verwaltungsgerichtsbarkeit und Befugnisse des Rechnungshofs erweitert und werden in einem weiteren Gesetz die Zuständigkeiten zu Gunsten des Bundes vermehrt. An dem 15. 7. 1927 wird aus Empörung über ein Urteil der Justizpalast in Wien in Brand gesteckt. Durch das Bundesverfassungsgesetz von dem 7. 12. 1929 wird das parlamentarische System durch ein abgeschwächtes präsidiales System ersetzt (direkte Volkswahl des Bundespräsidenten auf sechs Jahre, Notverordnungsrecht, Oberbefehl, Einberufung und Auflösung des Nationalrats und der Landtage, Ernennung und Entlassung der Bundesregierung). An dem 19. 3. 1931 vereinbaren Österreich und Deutschland ein Handelsabkommen über die Schaffung einer Zollunion, die aber wegen des Widerstands Frankreichs und andererer europäischer Staten nicht verwirklicht werden kann. An dem 4. 3. 1933 wird unter dem Liberalismus, Parlamentarismus, Parteiensystem, Marxismus, Bolschewismus und Materialismus ablehnenden Bundeskanzler und Außenminister Engelbert Dollfuß (Texing/Niederösterreich 4. 10. 1892-Wien 25. 7. 1934, Christlichsoziale Partei, 21. 5. 1933 vaterländische Front [mit Kruckenkreuz] als Sammelbecken gegen Parlamentarismus, Marxismus und Nationalsozialismus, 1933 Verbot des sozialdemokratischen Republikanischen Schutzbunds, Juni 1933 Verbot der Nationalsozialististischen deutschen Arbeiterpartei mit rund 68000 Mitgliedern, 11. 9. 1933 Wien Trabrennplatzrede gegen Parlamentarismus, Kapitalismus, Liberalismus, Marxismus und Nationalsozialismus) während einer Abstimmung wegen eines Eisenbahnerstreiks (durch Rücklegung der Präsidentenämter der drei Nationalratspräsidenten Karl Renner, Rudolf Ramek und Sepp Straffner zwecks Möglichkeit der Abgabe ihrer Stimme als Abgeordnete) der Nationalrat ausgeschaltet (nach Ansicht der Bundesregierung Selbstausschaltung des Nationalrats mit daraus folgendem Verbot der Neueinberufung), werden die Kommunistische Partei und die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei verboten (Vaterländische Front als Trägerin des österreichischen Staatsgedankens mit 1937 zuletzt 3 Millionen Mitgliedern). Von dem 12. bis 15. 2. 1934 finden von Linz ausgehend Kämpfe (Februarkämpfe) zwischen (bürgerlicher) Heimwehr (Heimatschutz, Heimatwehr, 1936 aufgelöst, vaterländische Union) und (sozialdemokratischen) Schutzbündlern mit etwa 360 Toten statt, nach denen alle sozialdemokratischen Organisationen verboten und zerschlagen werden. Das praktizierte autoritäre Prinzip (Austrofaschismus, autoritärer Ständestaat) mit Machtkonzentration in der Hand der Regierung wird in der sowohl mit einer Verordnung der Regierung wie auch auf Grund eines Ermächtigungsbeschlusses des Parlaments erlassenen, scheinparlamentarischen, nur schrittweise und teilweise in Kraft tretenden, die Kanzlerdiktatur verhüllenden Maiverfassung von dem 1. Mai 1934 abgesichert. Dem an dem 25. Juli 1934 bei einem missglückten nationalsozialistischen Putsch (mit vielen Toten und Verletzten sowie 13 Hinrichtungen und rund 4000 Einweisungen in Anhaltelager) erschossenen Dollfuß folgt Kurt Schuschnigg als Bundeskanzler. An dem 11. 7. 1936 verspricht in einem Abkommen der aus Österreich (Braunau) kommende Reichskanzler des Deutschen Reiches Adolf Hitler, die Souveränität Österreichs zu achten, während Österreich sich an der Tatsache ausrichten will, dass es sich als deutscher Staat bekennt (geheime Amnestierung von Nationalsozialisten, Heranziehung von Vertretern der nationalen Opposition zu der Mitwirkung an der politischen Willensbildung). An dem 11. 3. 1938 schließt sich Österreich auf Druck Adolf →Hitlers dessenungeachtet dem Deutschen Reich an (Anschluss) und wird durch Gesetz von dem 14. 4. 1939 in sieben Reichsgaue mit Reichsstatthaltern eingeteilt (beispielsweise Oberdonau, Niederdonau). Während des Zweiten Weltkriegs beschließen auf Anregung Großbritanniens die Außenminister Großbritanniens, der Sowjetunion und der Vereinigten Staaten von Amerika in Moskau an dem 30. 10. 1943, dass Österreich von der deutschen Herrschaft befreit werden soll und dass der Anschluss an das Deutsche Reich null und nichtig sein soll. An dem 27. 4. 1945 erklären die Vorstände der Sozialistischen Partei Österreichs, der Volkspartei Österreichs und der Kommunistischen Partei Österreichs die Wiederherstellung der demokratischen Republik Österreich. Weiter sehen sie den Anschluss des Jahres 1938 an das Deutsche Reich als nichtig an und betrauen eine provisorische Staatsregierung (unter Karl Renner) mit der Gesetzgebungsgewalt und der Vollzugsgewalt. An dem 1. 5. 1945 kehrt Österreich, besetzt von den Alliierten (Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjetunion, Großbritannien, Frankreich), zu der Selbständigkeit zurück (str. ob Okkupation mit bloßem Verlust der Handlungsfähigkeit und Wiederaufleben oder Annexion mit Notwendigkeit der Neugründung). An dem 15. 5. 1945 erlässt die provisorische Staatsregierung ein auf den 1. 5. 1945 rückdatiertes Verfassungsüberleitungsgesetz (Wiederinkraftsetzung des Bundes-Verfassungsgesetzes 1920 in der Fassung von 1929, Aufhebung der Maiverfassung von dem 1. 5. 1934 und des nationalsozialistischen Verfassungsrechts, vorläufige Verfassung 1945, Verfassungsgesetz über die vorläufige Einrichtung der Republik Österreich) und ein Rechtsüberleitungsgesetz. Das Behördenüberleitungsgesetz von dem 20. 7. 1945 stellt grundsätzlich die Behördenorganisation von dem 13. 3. 1938 wieder her. Nach Durchführung von Wahlen für den Nationalrat und für Landtage tritt nach dem zweiten Verfassungsüberleitungsgesetz von dem 13. 12. 1945 mit Zusammentritt des Nationalrats an dem 19. 12. 1945 das Bundes-Verfassungsgesetz 1920 in der Fassung des Jahres 1929 wieder in volle Wirksamkeit. Die Besatzung endet nach weitgehendem Erreichen ihrer politischen Ziele durch die Sowjetunion (Kontrolle Osteuropas, Sicherung der Trennung von Deutschland, Bereitschaft Österreichs zu Neutralität und Bündnisfreihe) mit dem Abschluss eines zu der →Neutralität verpflichtenden Staatsvertrags (15. 5. 1955). Zu der gleichen Zeit tritt Österreich den Vereinten Nationen bei. 1974 reformiert Österreich das Strafgesetzbuch (mit einheitlicher Freiheitsstrafe), 1975 die Strafprozessordnung. Zu dem 1. 1. 1994 wird Österreich Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums, zu dem 1. 1. 1995 Mitglied der →Europäischen Union. 1999 erregt es durch die Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen Partei Jörg Haiders das Missfallen der übrigen Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Zu dem 1. 1. 2004 erhalten die Universitäten eigene Rechtspersönlichkeit (sui generis) und alle neue eintretenden Mitarbeiter werden nicht mehr Beamte, sondern Angestellte auf Grund eines Kollektivvertrags (auch Rektor, Professor u. s. w.). Zu dem 1. 1. 2007 ersetzt ein Unternehmensgesetzbuch das bisherige Handelsgesetzbuch. Zu dem 1. 1. 2010 tritt das Familienrechts-Änderungsgesetz 2009 in Kraft, das fast alle Gebiete des Familienrechts in Einzelfragen umgestaltet (Patchwork-Familie, Gleichstellung von Lebensgefährten, Anerkennung ausländischer Adoptionen, Verfahren bei Kindesentführungen, Unterhaltsvorschuss, Ehegüterrecht).
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Austria‘s Long Road from Disintegrated to United Europe 1919-2009, 2020; 100 Jahre Bundesverfassungsgesetz, hg. v. Bußjäger, P. u. a., 2020; Schennach, M., Austria inventa? Zu den Anfängen der österreichischen Staatsrechtslehre, 2020; Di Michele, A., Soldaten zwischen zwei Uniformen. Österreichische Italiener im Ersten Weltkrieg, 2020 (110000); Cvrček, T., Schooling under Control – The Origins of Public Education in Imperial Austria 1769-1869, 2020; Stourzh, G./Mueller, W., Der Kampf um den Staatsvertrag 1945-1955, 2021; Die Republik (Deutsch-)Österreich im ersten Nachkriegsjahrzehnt, hg. v. Burz, U., 2021; Bruckmüller, E./Diem, P., Das östereichische Nationalbewusstsein – Ergebnisse einer empirischen Umfrage im Jahre 2019, 2021 (mehrdimensionales Bild); Dollinger, S., Österreichisches Deutsch oder Deutsch in Österrreich, 2021; Hamann, G., 100 x Österreich, 2021
Österreichisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen das erschliebasre Germanische mit dem Indogermasnischen verbindbar) das ist das in einigen Handschriften des 15. Jahrhunderts überlieferte, in zwei Fassungen mit 70 bz. 92 Artikel (vor allem durch Einschub von Paragraphen 36 bis 63 über Münzrecht, Maut, Burgenbau, Heer, Zuständigkeit der Gerichte, Gewere und Strafe mit Wendungen wir wollen und gebieten oder wir setzen und gebieten erweitert) gegliederte Landrecht des Herzogtums →Österreich aus dem 13. Jahrhundert (1237/1298?, um 1230/um 1298?, 1278/1298? ältere Rechtsweisung und jüngerer Entwurf einer landesfürstlichen Satzung?). Erfasst werden Landrecht und Lehnrecht bzw. Ständerecht, Eherecht, Vormundschaftsrecht, Gewererecht, Erbrecht, Strafrecht und Verfahrensrecht.
Lit.: Hasenöhrl, V., Österreichisches Landrecht im 13. und 14. Jahrhundert, 1867; Steinacker, H., Zur Frage des österreichischen Landrechts, (in) MIÖG 39 (1922); Werunsky, E., Kritische Bemerkungen zur österreichischen Landrechtsfrage, (in) Archiv für österreichische Geschichte 110 (1924); Ganahl, K., Versuch einer Geschichte des österreichischen Landrechts, 1935; Weltin, M., Das österreichische Landrecht, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 381; Hagenender, O., Land und Landrecht in Österreich und Tirol, (in) FS J. Riedmann, 2005
Österreich-Ungarn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) 1868-1918 Bezeichnung des seit 1867 in die beiden abgesehen von dem gemeinsamen Monarchen, den pragmatischen Angelegenheiten und den dualistischen Angelegenheiten selbständigen Reichsteile der in dem Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder [Cisleithanien diesseits bzw. westlich der Leitha] und die Länder der Stephanskrone [Transleithanien östlich der Leitha] gegliederten, nach längerem Streit als Realunion eingeordneten Gesamtreichs der Habsburger) →Österreich, Ungarn
Osteuropa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ist die Gesamtheit der in dem Osten gelegenen Staaten Europas (beispielsweise Russland, Weißrussland, Ukraine, Bulgarien, Rumänien, Polen).
Lit.: Schubart-Fikentscher, G., Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Osteuropa, 1942; Simek, E., Velka Germanie Klaudia Ptolemaia, 1953 (deutsche Zusammenfassung); Ludat, H., Vorstufen und Entstehung des Städtwesens in Osteuropa, 1955; Klocke, F. v., Westfalen und Nordosteuropa, 1964; Dralle, L., Die Deutschen in Ostmittel- und Osteuropa, 1991; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas, 1992; Conze, W., Ostmitteleuropa, 1992, 2. unv. A. 1993; Geyer, D., Osteuropäische Geschichte und das Ende der kommunistischen Zeit, 1996; Der Riese erwacht, hg. v. Olt, R., 1996; Neue Regierungssysteme in Osteuropa und der GUS, hg. v. Luchterhandt, O., 1996; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, hg. v. Mohnhaupt, H. u. a., 1997; Der Osten Europas im Prozess der Differenzierung, hg. v. Bundesinstitut für ostwissenschaftliche und internationale Studien, 1997; Suppan, A., Deutsche Geschichte im Osten Europas, 1998; Entwicklung des Zivilrechts in Osteuropa, hg. v. d. juristischen Fakultät der Universität Dresden, 1998; Studienhandbuch östliches Europa, hg. v. Roth, H., 1999; Grenzen in Ostmitteleuropa, hg. v. Lemberg, H., 2000; Minderheiten, Regionalbewusstsein und Zentralismus in Ostmitteleuropa, hg. v. Löwe, H., 2000; Transformation und historisches Erbe in den Staaten des europäischen Ostens, hg. v. Goehrke, C. u. a., 2000; Giaro, T., Westen im Osten. Modernisierung osteuropäischer Rechte bis zum Zweiten Weltkrieg, (in) Rechtsgeschichte 2 (2003); Lübke, C., Das östliche Europa, 2004; Schorkowitz, D., Clio und Natio im östlichen Europa, (in) HZ 279 (2004), 1; Der EU-Beitritt der Länder Ostmitteleuropas, hg. v. Hess, A. u. a., 2004; Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005; Mühle, E., Für Volk und deutschen Osten – Der Historiker Hermann Aubin, 2005; Gewohnheitsrecht – Rechtsprinzipien – Rechtsbewusstsein, hg. v. Krawietz, W. u. a., 2005; Modernisierung durch Transfer im 19. und frühen 20. Jahrhundert, hg. v. Giaro, T., 2006; Osteuropa in den Revolutionen von 1848, hg. v. Lambrecht, L., 2006; Städte im östlichen Europa, hg. v. Goehrke, C. u. a., 2006; Modernisierung durch Transfer zwischen den Weltkriegen, hg. v. Giaro, T., 2007; Wippermann, W., Die Deutschen und der Osten, 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum Ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Zwangsumsiedlung und neue Gesellschaft in Ostmitteleuropa nach 1945, hg. v. Arburg, A. v. u. a., 2008; Font, M., Im Spannungsfeld der christlichen Großmächte, 2008; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Aufbruch und Krise, hg. v. Störtkuhl, N. u. a., 2010; Puttkammer, J. v., Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert, 2010; Aufbruch und Krise, hg. v. Störtkuhl, B. u. a., 2010; Conze, E., Adel und Moderne in Ostmitteleuropa, 2010; Bewusstes Erinnern und bewusstes Vergessen, hg. v. Nußberger, A. u. a., 2011; 50 Jahre Institut für osteuropäisches Recht der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, 2011; Rechtskulturen des modernen Osteuropa. Traditionen und Transfers/Rechtsprechung in Osteuropa. Studien zum 19. und frühen 20. Jahrhundert, 2012; Rechtsprechung in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2012; Applebaum, A., Der Eiserne Vorhang – Die Unterdrückung Osteuropas 1944-1956, 2013; Deutsche Berichte aus dem Osten 1942-1943, hg. v. Mallmann, K. u. a., 2014; Handbuch einer transnationalen Geschichte Ostmitteleuropas, hg. v. Hadler, F. u. a., Bd. 1 2015; Nerlich, V., A Baltico ad Euxinum, 2015; Wirtschaft und Politik in Ostmitteleuropa 10 Jahre nach der EU-Erweiterung, hg. v. Altmann, F. u. a., 2015; Keller, O., Transfer des mittelalterlichen deutschen Rechts auf die östlich von Deutschland liegenden Gebiet. Habilitationssschrift BGU Minsk 2015 (russisch mit einer deutschen Zusammenfassung)
Ostfalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter (im Gegensatz zu Westfalen und Engern) der östliche Teil des Siedlungsgebiets der Sachsen (in dem 11. Jahrhundert die Gegend um Hildesheim bis Magdeburg). Ihm entstammt der →Sachsenspiegel.
Lit.: Rosenstock, E., Ostfalens Rechtsliteratur, 1912; Meister, E., Ostfälische Gerichtsverfassung im Mittelalter, 1912; Ostfalen, hg. v. Stellmacher, D., 2005; Der Raum Ostfalen, hg. v. Föllner, U. u. a., 2015
Ostfriesland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.)
Lit.: His, R., Untersuchungen zu den älteren Rechtsquellen Ostfrieslands, ZRG GA 57 (1937), 58; Agena, G., Grundbesitz, Beispruch und Anerbenrecht in Ostfriesland, 1938; Engelberg, G., Ständerechte im Verfassungsstaat, 1979; Wiemann, H., Materialien zur Geschichte der ostfriesischen Landschaft, 1982; Kappelhoff, A., Die Münzen Ostfrieslands, 1982; Kappelhoff, B., Absolutistisches Regiment oder Ständeherrschaft?, 1982; Haefs, H., Ostfriesland, 2013 (Ortsnamen)
Ostgalizien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) →Galizien
Ostgötalagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Rechtsbuch des spätmittelalterlichen Rechtes der schwedischen Landschaft Östergötaland und angrenzender Gebiete (u. a. Öland). Es ist in zwei vollständigen Handschriften (1350, um 1600), einem Druck und verschiedenen Bruchstücken überliefert. Vielleicht wird es zwischen 1286 und 1303 aufgezeichnet. Es beginnt mit dem Christenrecht, dem anschließend Landfriedensrecht, Eherecht, Erbrecht, Verkehrsrecht, Verfahrensrecht und Dorfrecht folgen. Die Gesetzgebungstätigkeit des Königs ist jeweils unter Namensnennung verzeichnet. In der Mitte des 14. Jahrhunderts wird das Ostgötalagh in →Magnus Erikssons Landrecht (1347) verwertet. S. Google
Lit.: Westman, K., De svenska rättskällornas historia, 1912; Strauch, D., Das Ostgötenrecht, 1971; Strauch, D., Mittelalterliches nordisches Recht bis 1500, 2011, 2. A. 2016
Ostgote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines Teiles des an der Völkerwanderung beteiligten germanischen Volkes der →Goten, das von 485 bis 555 Teile Italiens beherrscht. Vermutlich überliefert das (lat.) vielleicht nach König Theoderich dem Großen (493-526) benannte →Edictum (N.) Theoderici (um 500) Recht der Ostgoten und Römer. Hinweise auf ostgotisches Recht bieten auch die Variae (Verschiedenes) →Cassiodors und der so genannte Anonymus Valesianus. In dem Kampf um Rom (551) werden die Ostgoten bis 555 von dem oströmischen Kaiser Justinian (527-565) weitgehend aufgerieben.
Lit.: Köbler, DRG 80, 87; Pflugk-Harttung, J., Die Thronfolge im Reiche der Ostgoten, ZRG GA 10 (1889), 203; Amira, K./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Vismara, G., Edictum Theoderici, 1967, (in) Ius Romanum medici aevi I 2 b aa; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Köbler, G., Gotisches Wörterbuch, 1989; Stüven, A., Rechtliche Ausprägungen der civilitas im Ostgotenreich, 1995; Vitiello, M., Momenti di Roma ostrogota, 2005; Kakridi, C., Cassiodors Variae – Literatur und Politik im ostgotischen Italien, 2005; Theoderich der Große und das gotische Königreich in Italien, hg.v. Wiemer, H., 2020
Ostgötenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Ostgötalagh
Ostkolonisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das ausgenommene Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Ostsiedlung
Ostmark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist zu verschiedenen Zeiten eine Bezeichnung für ein Grenzgebiet der Deutschen in dem Osten.
Lit.: Baltl/Kocher; Pfeifer, H., Die Ostmark, 1941
Ostpreußen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Ostpreuße und ostpreußisch - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Baltische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das nach den baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bezeichnete Gebiet zwischen Weichselmündung und Memelmündung sowie Ostsee. Über den die Ostsiedlung betreibenden →Deutschen Orden gelangt es 1618 in Personalunion an Brandenburg. 1701 wird es als einziges voll souveränes Land der Kurfürsten von →Brandenburg zu der Keimzelle des Königreichs →Preußen, indem der Kurfürst sich selbst zu dem König in Preußen krönt. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird das Gebiet zu der Abgrenzung von dem von Polen erlangten Westpreußen als Ostpreußen benannt. 1945 bzw. 1990 kommt Ostpreußen in dem Norden an die Sowjetunion bzw. Russland, in dem Süden an Polen. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Merinlit, W., Die fridericianische Verwaltung in Ostpreußen, 1956; Klatt, R., Ostpreußen unter dem Reichskommissariat 1919/1920), 1958; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Ost- und Westpreußen, bearb. v. Stüttgen, D., 1975; Ambrassat, A., Die Provinz Ostpreußen, 1988; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas – Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Groeben, K. v. d., Das Land Ostpreußen, 1993; Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., 1994ff.; Kibelka, R., Ostpreußens Schicksalsjahre 1944-1948, 2000; Kossert, A., Ostpreußen, 2005; Lakowski, R., Ostpreußen 1944/45, 2016; Sakson, A., Von Memel bis Allenstein – Die heutigen Bewohner des ehemaligen Ostpreußens, 2016
ostracum, lat., N., Muschel, Gl, Orib. (um 325-um 403 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ὄστρακον (óstrakon), N., harte Schale (F.) (1) der Schnecken, Muschel; vgl. idg. *ost-, *ast-, *osti, *ostʰi, *ostr̥g, *ostr̥, *ostʰr̥g, *ostʰr̥, Sb., Knochen
Ostrakismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oder Scherbengericht ist die (vor allem) in Athen seit dem 5. vorchristlichen Jahrhundert (ca. 486 v. Chr.) nachweisbare Abstimmung der Bürger auf Tonscherben (Ostrakoi) über die zehnjährige Verbannung eines die politische Ordnung gefährdenden Bürgers (durch einfache Mehrheit bei mindestens 6000 Beteiligten).
Lit.: Ostrakismos-Testimonien I, hg. v. Siewert, P. u. a., 2002
Ostrom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Bezeichung für die östliche Hälfte des römischen Reiches (293/395) mit der Hauptstadt Konstantinopel (330) bzw. →Byzanz. 1453 wird das stetig verkleinerte oströmische Reich von den Türken (→Osmanen) erobert und als in dem osmanischen Reich aufgegangen betrachtet, wobei der Sultan erst 1606 zu der Anerkennung des westlichen Kaisertums und nur unter dem Vorbehalt des Vorrangs Byzanzs bereit ist. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 50, 76, 95; Regesten der Kaiserurkunden des oströmischen Reiches von 565-1453, bearb. v. Dölger, F., Teil 1f. 1924 f.; Thorau, P., Von Karl dem Großen zum Frieden von Zsitva Torok, (in) HZ 279 (2004), 289; Identität und Zugehörigkeit im Osten der griechisch-römischen Welt, hg. v. Coşkun, A. u. a., 2009; Ceccarelli Morolli, D., Il diritto dell’impero romano d’oriente, (in) kanonika 21 (2016) 1
Ostrowski, Teodor (1750-1802) wird nach dem Studium der Theologie in Warschau Geschichts- und Naturrechtsdozent an dem dortigen Adelskolleg. Er veröffentlicht 1784 ein eigenes Zivilrecht oder Sonderrecht der polnischen Nation, legt 1786 eine Übersetzung der strafrechtlichen Teile von →Blackstones Commentaries on the Law of England vor und beteiligt sich an den Vorbereitungen zu einem Gesetzbuch →Polens. S. Google
Lit.: Zdrójkowski, Z., Teodor Ostrowski, 1956
Ostsee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gewgenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das zwischen Deutschland, Polen, Russland, den baltischen Staaten und den skandinavischen Staaten liegende, in dem Mittelalter vor allem von der Hanse beherrschte Meer. S. Google
Lit.: Mare Balticum, hg. v. Paravicini, W., 1992; Geschichte und Perspektiven des Rechts im Ostseeraum, hg. v. Eckert, J. u. a., 2002; Witt, J., Die Ostsee, 2009; Recht und Wirtschaft in Stadt und Land, hg. v. Luts-Sootak, M. u. a., 2020
Ostsiedlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) oder Ostkolonisation ist die hochmittelalterliche Siedlungsbewegung der Deutschen zwischen Elbe und Weichsel. Sie beginnt in dem 12. Jahrhundert und führt etwa 400000 Menschen in die nach der Völkerwanderung von Slawen seit dem Frühmittelalter beherrschten Gebiete. Mit nach Osten genommen wird das deutsche (sächsische, lübische, magdeburgische) Recht. Eine wirtschaftliche Folge der Osiedlung ist die Entstehung der →Gutsherrschaft. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 93; Kaindl, R., Zur Geschichte des deutschen Rechtes im Osten, ZRG GA 40 (1919), 275; Kötzschke, R./Ebert, W., Geschichte der ostdeutschen Kolonisation, 1937; Aubin, H., Zur Erforschung der deutschen Ostbewegung, 1939; Ost, H., Die zweite deutsche Ostsiedlung im Drage- und Klüddowgebiet, 1939; Krannhals, D., Die Weichsel, 1942; Conrad, H., Die mittelalterliche Besiedlung des deutschen Ostens und das deutsche Recht, 1955; Urkunden und Quellen zur deutschen Ostsiedlung im Mittelalter, hg. v. Helbig, H. u. a., Bd. 1f. 1968ff.; Die Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte, hg. v. Schlesinger, W., 1975; Higounet, C., Die deutsche Ostsiedlung, 1986; Dralle, L., Die Deutschen in Ostmittel- und Osteuropa, 1991; Schulze, H., Siedlung, Wirtschaft und Verfassung im Mittelalter, 2003; Ludwig, C., Die nationalpolitische Bedeutung der Ostsiedlung in der Weimarer Republik, 2004; Die bäuerliche Ostsiedlung des Mittelalters in Nordostdeutschland, hg. v. Biermann, F. u. a., 2005; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008
Ostverträge (Wort Ostvertrag in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.Pl.) sind die seit 1970 von der sozialliberalen Regierung der Bundesrepublik Deutschland mit osteuropäischen Staaten abgeschlossenen, dem Ausgleich dienenden Verträge (12. 8. 1970/23. 5. 1972 Moskauer Vertrag mit der →Sowjetunion, 7. 12. 1970 Warschauer Vertrag mit →Polen, 21. 12. 1972/6. 6. 1973 Grundlagenvertrag mit der →Deutschen Demokratischen Republik, 1974 Vertrag mit der →Tschechoslowakei, 9. 10. 1975/12. 3. 1976 Rentenvereinbarung mit →Polen).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 246
Oswald von Wolkenstein (Südtirol 1376/1377-Meran 2. 8. 1445) ist ein in fast tausend Urkunden bezeugter adeliger Liederdichter. S. Google
Lit.: Oswald von Wolkenstein im Kontext der Liedkunst seiner Zeit, hg. v. Bennewitz, I./Brunner, H., 2013
Öttingen →Oettingen (Grafschaft)
Otto I. →Ottone
Otto Papiensis ist ein in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in Bologna als Schüler des Placentinus und Lehrer des Karolus de Tocco wirkender Glossator (Glossen, Distinktionen, vielleicht Brocardica, Olim quidam edebatur, Einst wurde ausgegeben). S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 238
Otto IV. s. Google
Lit.: Otto IV. - Traum vom welfischen Kaisertum, hg. v. Hucker, B. u. a., 2009
Ottobeuren
Lit.: Die Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren 764-1460, bearb. v. Hoffmann, H., 1991
Ottokar II. von Böhmen s. Böhmen
Ottone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Liudolfinger) ist der Angehörige des frühmittelalterlichen, aus Sachsen kommenden, durch den Leitnamen Otto gekennzeichneten deutschen Herrschergeschlechts (919-1024, Heinrich I. 919-936, Otto I. 936-973, Otto II. 961-983, Otto III. 983-1002, Heinrich II. 1002-1024). Sein bedeutendster Vertreter ist Otto I. (der Große, Wallhausen bei Sangerhausen 23. 11. 912-Memleben bei Naumburg 7. 5. 973, König 936). Mit ihm verbindet sich das wohl bereits ältere, karolingische Vorstellungen fortführende, ottonische (ottonisch-salische) →Reichskirchensystem, nach dem der König die ihm wegen des Fehlens der Erblichkeit kirchlicher Ämter für die Ausübung von Herrschaft vorteilhaft erscheinende Reichskirche zu der Ausführung weltlicher Herrschaftsaufgaben verwendet (Belehnung von Bischöfen mit Grafschaften) und mit der dafür nötigen Personenauswahl in die inneren Angelegenheiten der Kirche eingreift. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 76, 85; Santifaller, L., Zur Geschichte des ottonisch-salischen Reichskirchensystems, 1954, 2. A. 1964; Wenskus, R., Studien zur historisch-politischen Gedankenwelt Bruns von Querfurt, 1956; Wolf, G., Über die Hintergründe der Erhebung Liudolfs von Schwaben, ZRG GA 80 (1963), 315; Schmid, K., Die Thronfolge Ottos des Großen, ZRG GA 81 (1964), 80; Bornscheuer, L., Miseriae regum, 1968; Otto der Große, hg. v. Zimmermann, H., 1976; Beumann, H., Die Ottonen, 1987, 5. A. 2000; Fried, J., Otto III. und Boleslav Chrobry, 1989; Hlawitschka, E., Der Thronwechsel des Jahres 1002 und die Konradiner, ZRG GA 110 (1993), 149; Görich, K., Otto III. Romanus Saxonicus et Italicus, 1993; Althoff, G., Otto III., 1996; Herrschaftsrepräsentation im ottonischen Sachsen, hg. v. Althoff, G. u. a., 1998; Eickhoff, E., Kaiser Otto III., 1999; Althoff, G., Die Ottonen, 2000, 2. A. 2005; Bührer-Thierry, G., Évêques et pouvoir dans le royaume de Germanie, 1997; Keller, H., Die Ottonen, 2001; Laudage, J., Otto der Große, 2001, 2. A. 2009; Ottonische Neuanfänge, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2001; Keller, H., Ottonische Königsherrschaft, 2002; Körntgen, L., Ottonen und Salier, 2002, 2. A. 2008, 3. A. 2010, 4. A. 2014; Giese, W., Heinrich I., 2008; Keller, H./Althoff, G., Die Zeit der späten Karolinger und der Ottonen 888-1024, 2008; Becher, M., Otto der Große, 2012; Otto der Große und das römische Reich, hg. v. Puhle, M. u. a., 2012; Maclean, S., Ottonian Queenship, 2017
OVG →Oberverwaltungsgericht
Oxford (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an der Themse, vielleicht in dem 8. Jahrhundert begründet, 912 erstmals erwähnt, ist seit dem 12. Jahrhundert Sitz der ältesten englischen Universität (nach 1139). Von seinen in der Gegenwart etwa 45 Colleges ist das Merton College (1264) das älteste, das Christ Church College das größte. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 100; Leef, G., Paris und Oxford, 1963; Cobban, A., The Medieval English Universities, 1988; The History of the University of Oxford, Bd. 1ff. 1984ff.; Sager, P., Oxford and Cambridge, 2003; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 156; Ark of Civilization – Refugee Scholars and Oxford University 1930-1945, hg. v. Crawford, S. u. a., 2017
P
Paar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – ausgenommen Adjektiv – 13. Jahrhundert [Der Wartburgkrieg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1357/1358 [Nürnberg/Pitz, Schriftwesen 191] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische (pār) des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Zweiergleichheit
Paarformel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die zweigliederige, zu einer Einheit verknüpfte Sprachformel, die durch Stabreim, Endreim, Rhythmus und andere sprachliche Mittel verstärkt sein kann (beispielsweise Haus und Hof, Gut und Blut, Mund und Halm). Nach Jakob →Grimm gehört die Paarformel zu den ältesten Schichten der von Anfang an poetisch gehaltenen Rechtssprache. Dies lässt sich bei genauerer Untersuchung nicht als zutreffend erweisen. Vielmehr sind viele Paarformeln erst spät und nicht häufig belegt und nicht besonders bedeutsam. Der Gesamtbestand beruht vermutlich auf sehr unterschiedlicher Herkunft. In der wissenschaftlichen Rechtssprache ist die Paarformel selten.
Lit.: Grimm, J., Von der Poesie im Recht, (in) Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft 2 (1816), 25; Dilcher, G., Paarformeln, 1961; Matzinger-Pfister, P., Paarformel, Synonymik und zweisprachiges Wortpaar, 1972; Baum, B., Der Stabreim im Recht, 1986; Thielert, F., Paarformeln in mittelalterlichen Stadtrechtstexten, 2016 (Diss. Bochum 2015)
Pacem in terris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Friede auf Erden) ist der Name einer Enzyklika Papst Johannes‘ XXIII von dem 11. 4. 1963, die alle Menschen guten Willens zu Abrüstung und Atomwaffenverbot auffordert.
Lit.: Die Friedensenzyklika Papst Johannes‘ XXIII, eingeführt und kommentiert v. Utz, A., 1963
Pacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 867 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 867 [Sankt Gallen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Pachtvertrag 1784/1794, zu lat. pactum [N.] Vereinbarung) ist der gegenseitige Vertrag, in dem sich der eine Teil (Verpächter) verpflichtet, dem anderen Teil (Pächter) den Gebrauch des gepachteten Gegenstands und den Genuss der Früchte, soweit sie nach den Regeln einer ordnungsgemäßen Wirtschaft als Ertrag anzusehen sind, während der Pachtzeit zu gestatten, und der andere Teil sich verpflichtet, den vereinbarten Pachtzins zu zahlen. Die Pacht ist den Römern als Fall der (lat.) locatio (F.) conductio rei bekannt. Ihr entsprechen in dem Frühmittelalter in dem Ergebnis die verschiedenen Formen der (bäuerlichen) →Leihe von Grundstücken. Seit dem 13./14. Jahrhundert finden sich immer mehr freie Landpachtverhältnisse unter unterschiedlichen Bezeichnungen. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird sachlich auch die Pacht aufgenommen. Seit dem 16. Jahrhundert setzt sich dabei die Bezeichnung Pacht durch. Zeitweise wird dann die Pacht als dingliches Recht angesehen. Sonderfälle sind Landpacht und Jagdpacht. S. Google
Lit.: Kaser § 42 I II; Söllner § 9; Hübner 582; Kroeschell, DRG 2, 139; Köbler, DRG 127; Brünneck v., Zur Geschichte der Miete und Pacht, ZRG GA 1 (1880), 138; Scherner, K., Zur Pacht im Frankenspiegel, (in) FS J. Bärmann, Bd. 2 1967, 208; Prenzel, G., Über die Pacht im antiken hebräischen Recht, 1971; Schubert, W., Zur Entwicklung und Reform des Landpachtrechts, ZRG GA 108 (1991), 237; Fiori, R., La definizione della locatio conductio, 1999; Hackenberg, M., Die Verpachtung von Zöllen und Steuern, 2002; Danneborn, W., Römische Emphytheuse und deutsche Erbleihe, 2003; Harke, J., Locatio conductio, Kolonat, Pacht, Landpacht, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Ries, G., Die neubabylonischen Bodenpachtformulare, 2020
pachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341 [Ennen, QKöln I 18] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) durch Vertrag gegen Entgelt nutzen
Pachtvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1788 in DRW-Archiv [Thomas, FuldPr.R. I 257] in 28 Archivzetteln und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), Vertrag über die Pacht einer Sache gegen Entgelt
pacīscere, lat., V., einen Vertrag festmachen, einen Vergleich festmachen; Hw.: s. pacīscī, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā̆k̑-, *pā̆g̑-, V., festmachen
Pacta (N.Pl.) sunt servanda (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Verträge sind zu halten) ist der in dem mittelalterlichen Kirchenrecht formulierte Rechtssatz, nach dem Verträge grundsätzlich zu halten sind. Demgegenüber geht das römische Recht anfangs davon aus, dass aus einem einfachen Vertrag grundsätzlich nicht geklagt werden kann (lat. ex nudo pacto actio non oritur, aus einer bloßen Vereinbarung entsteht kein Klaganspruch). Allerdings mehren sich bereits in dem Altertum die hiergegen zugelassenen Ausnahmen. Die Kirche zieht dagegen schon früh den Standpunkt vor, dass ein gegebenes Wort nur unter besonderen Voraussetzungen nicht eingehalten zu werden brauche, so dass man auch aus einem einfachen Versprechen klagen können müsse. Seit der frühen Neuzeit setzt sich der kirchliche Standpunkt gegenüber dem römischen Grundsatz durch. Dem pflichten auch die Vertreter naturrechtlicher Überlegungen bei. S. Google
Lit.: Söllner § 9; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 126; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-223, Digesten 2, 14, 7 § 7, vgl. Gregor IX., um 1170-1241, Dekretalen, 1, 35, 1 Summarium); Dilcher, H., Der Typenzwang im mittelalterlichen Vertragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 270; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975, 100; Feenstra, R./Ahsmann, M., Contract, 1980; Macedo Weiß, P., Pacta sunt servanda im Verwaltungsvertrag, 1999
pactio, pacio, lat., F., Übereinkommen, Abkommen, Verabredung, Ausbedingung, Vertrag, Abrede, Vereinbarung, Vergleich, Kapitulation, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. pacīscere, pacīscī
Lit.: Söllner §§ 9, 18; Leisching, P., Die Ehe als pactio und societas, (in) FS W. Plöchl, 1977, 117
pactum, lat., N.: nhd. Vertrag, Übereinkunft, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā̆k̑-, *pā̆g̑-, V., festmachen
Pactum (lat. [N.], um 450 v. Chr.) ist seit dem römischen Recht eine Bezeichnung für die formlose, keinem anerkannten Typ entsprechende und deswegen als solche nicht einklagbare, aber gegebenenfalls einredeweise geltend machbare Vereinbarung (pactum nudum, bloße Vereinbarung), für die allgemeine Regeln erst später entwickelt werden. Pactum adiectum ist die (formlose) Nebenvereinbarung. →pacta sunt servanda
Lit.: Kaser §§ 5 II, 38 III, 52 II 1, 53 I 3a; Söllner §§ 8, 9, 18; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 43, 62, 126, 163; Thorsch, E., Das pactum reservati domini – Der Eigenthumsvorbehalt 1875, Neudruck 2020; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Hohlweck, M., Nebenabreden: pacta, 1996; Pacte, convention, contrat, hg. v. Dufour, A., 1998
pactum (N.) adiectum (lat.) Nebenabrede
Lit.: Kaser §§ 33 IV 3, 38; Hohlweck, M., Nebenabreden: pacta, 1996
pactum (N.) de non petendo (lat.) (formloser) Erlass bzw. Abrede, eine Erfüllung einer Schuld nicht zu begehren
Lit.: Kaser §§ 53 II 3b, 56; Söllner §§ 9, 18
pactum (N.) fiduciae (lat.) Treuabrede, welche die Wirkungen eines an sich weiterreichenden Geschäfts einschränkt
Lit.: Kaser § 24 II 2, 31
Pactum (N.) legitimum ist die jüngere Bezeichnung für das von Justinian (527-565) klagbar gemachte unentgeltliche Leistungsversprechen (Mitgift, Schenkung).
Lit.: Kaser §§ 38 II 1, 47, 59
Pactum (lat. [N.]) mutuae successionis (Abrede über die gegenseitige Erbfolge) ist der nach dem Tode des kinderlosen letzten Habsburgers der spanischen Linie (Karl II. 1700) 1703 zwischen Kaiser Leopold I. und seinen Söhnen Joseph (I.) und Karl (VI.) geschlossene, zunächst geheim gehaltene Hausvertrag, in dem Leopold und Joseph zu Gunsten Karls auf das Erbe der spanischen Linie Habsburgs verzichten. Nachdem Joseph 1711 unter Hinterlassung zweier Töchter verstirbt, ist Karl der letzte männliche Habsburger. Deswegen wird an dem 19. April 1713 vor einigen geheimen Räten der Inhalt des pactum verlesen. Nach ihm sollten die Länder untrennbar und unteilbar sein. Außerdem sollte bei dem Tode des letzten männlichen Habsburgers (Karl) die weibliche Erbfolge seiner Töchter (u. a. Maria Theresia) eintreten. Zwischen 1720 und 1725 erreicht Karl VI. die Anerkennung des (bloßen) Hausgesetzes durch die Länder und Herrschaften, zwischen 1725 und 1735 der europäischen Mächte einschließlich des Reichstags. S. Google
Lit.: Die Pragmatische Sanktion, hg. v. Turba, G., 1913, 30
pactus (lat. [M.] eine Nebenform zu pactum) Vereinbarung
Pactus (M.) Alamannorum (lat., Vereinbarung der Alemannen) ist die bruchstückhaft überlieferte (älteste) Fassung des alemannischen Volksrechts von etwa 600 n. Chr., dem zu Beginn des 8. Jahrhunderts die (lat.) Lex (F.) Alamannorum (Recht der Alemannen) nachfolgt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler DRG 81; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Schott, C., Wie alemannisch sind Pactus und Lex Alamannorum, (in) Antike im Mittelalter, hg. v. Brather, S. u. a., 2014, 167; Schwab, V., Volkssprachige Wörter in Pactus und Lex Alamannorum, 2017
Pactus (M.) legis Salicae (Vereinbarung des salfränkischen Rechtes) ist die älteste, 65 Titel enthaltende Fassung der Lex Salica (507/511?).
Lit.: Köbler, DRG 80, 84; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Köbler, G., Wörterverzeichnis zu den Leges Francorum, 1979
Pactus (M.) pro tenore pacis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Vereinbarung über den Lauf des Friedens) ist das der (lat.) Lex (F.) Salica angefügte merowingische Kapitular vermutlich der merowingischen Könige Childebert I. und Chlothar I. betreffend die Verfolgung von Unrechtserfolgen. S. Google
Lit.: Capitularia regum Francorum, hg. v. Boretius, A., 1883, 3; Rietschel, S., Der Pactus pro tenore pacis, ZRG GA 27 (1906), 253; Brunner, H., Über das Alter der Lex Salica und des Pactus pro tenore pacis, ZRG GA 29 (1908), 136; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Woll, I., Untersuchungen zu Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien, 1995
Paderborn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an den Quellen der Pader ist wahrscheinlich seit 800 Sitz eines Bischofs. Von 1614 bis 1819 ist es Sitz einer Universität. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Aubin, H., Die Verwaltungsorganisation des Fürstbistums Paderborn, 1911; Honselmann, K., Von der carta zur Siegelurkunde, 1939; Henning, F., Herrschaft und Bauernuntertänigkeit, 1964; Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325 (Westfälisches Urkundenbuch 9); Bannasch, H., Das Bistum Paderborn unter den Bischöfen Rethar und Meinwerk (983-1036), 1972; Balzer, M., Untersuchungen zur Geschichte des Grundbesitzes in der Paderborner Feldmark, 1977; Brandt, H. u. a., Das Erzbistum Paderborn, 1989; Das Hochstift Paderborn, hg. v. Drewes, J., 1997; Paderborn, hg. v. Göttmann, F. u. a., Bd. 1ff. 1999; Brandt, H. u. a., Das Bistum Paderborn im Mittelalter, 2001; Archäologie als Quelle der Stadtgeschichte, hg. v. Kroker, M. u. a., 2009; Ströhmer, M., Jurisdiktionsökonomie im Fürstbistum Paderborn – Institutionen – Ressourcen – Transaktionen (1650-1800), 2013; Die Academia Theodoriana, hg. v. Schlochtern, Josef Meyer zu, 2014; Süß, T., Partikularer Zivilprozess und territoriale Gerichtsverfassung – Das weltliche Hofgericht in Paderborn und seine Ordnungen 1587-1720, 2017
Padua (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) westlich Venedigs, seit 1164 Stadtkommune, ist seit 1222 Sitz einer von Bologna abgespalteten Universität. 1405 fällt es an Venedig, 1797 mit diesem an →Österreich und 1866 an →Italien.
Lit.: Belloni, A., Professori giuristi a Padova nel secolo XV, 1986; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 33; Tjarks, S., Das venezianische Stadtrecht Paduas von 1420, 2012
paenitentia, poenitentia, lat., F., Reue, Verschämtheit, Publil. (1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. paenitēre; Lit.: Riechelmann, A., Paenitentia, 2005
Paenitentiale (N.) Cummeani (Bußbuch Cummeans) ist die in Irland vielleicht in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts von dem Mönch Cummean verfasste Sammlung von Bußsätzen. S. Google
Lit.: Körntgen, L., Studien zu den Quellen der frühmittelalterlichen Bußbücher, 1993; Kottje, R., Das älteste Zeugnis für das Paenitentiale Cummeani, (in) DA 61 (2005), 585; Medieval church law and the origins of the Western Legal Tradition, hg. v. Pennington, K. u. a., 2006; Meens, R., Penance in medieval Europe 600-1200, 2014
Paenitentiale (N.) Theodori (lat., Bußbuch Theoodors) ist die in verschiedenen Fassungen verbreitete Sammlung von Bußsätzen, die dem in Kilikien geborenen Erzbischof Theodor von Canterbury (669-690) zugeschrieben wird. S. Google
Lit.: Finsterwalder, P., Die Canones Theodori Cantuariensis, 1929; Kottje, R., Überlieferung und Rezeption der irischen Bußbücher, (in) Die Iren in Europa, hg. v. Löwe, H., 1982, 519; Payer, P., Sex and the Penitentials, 1984; Meens, R., Penance in medieval Europe 600-1200, 2014
paenitentialis, paenitentiālis, lat.?, Adj., zur Reue gehörig, Reue..., Inschr. (6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. paenitentia, paenitēre
paenitere, paenitēre, poenitēre, lat., V., Reue verursachen, reuen, leid tun, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pēi-, *pē-, *pī-, *peiə-, V., weh tun, beschädigen, schmähen
pagus, pāgus, lat., M., Dorffriede, Dorf, Dorfgemeinde, Bezirk, Gau, Kanton, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā̆k̑-, *pā̆g̑-, V., festmachen
Pair (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576? [Jones, LexFrenchBorrow, 476 oder 1610?, Hegel, PolitSchr. 340 1797/1800] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, franz. [M.]) Mitglied des Hochadels in Frankreich und England, Standesgenosse
Lit.: Mayer, E., Pairs, ZRG GA 41 (1920), 376
Pairsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelba über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. iudicum [N.] parium) ist seit dem Mittelalter (Frankreich 12. Jahrhundert) das →Ebenbürtigkeit voraussetzende Gericht der Standesgenossen. S. Google, →Magna Charta libertatum
Lit.: Köbler, DRG 110, 120; Buchner, M., Die Entstehung der Erzämter, 1911; Mayer, E., Pairs, ZRG GA 41 (1920), 376
paläo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. als Präf. verwendet) alt
Paläographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie zu Anfang 19. Jahrhundert aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wissenschaft der älteren Handschriften
Lit.: Prou, M., Manuel de paléographie latine et française, 1890; Foerster, H., Abriss der lateinischen Paläographie, 1949, 2. A. 1963, 3. A. 2004; Bischoff, B., Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters, 1979, 4. A. 2009; Mazal, O., Lehrbuch der Handschriftenkunde, 1986; Hoffmann, H., Bernhard Bischoff und die Paläographie des 9. Jahrhunderts, (in) DA 55 (1999), 549; Schneider, K., Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten, 1999; Eckhardt, H. u. a., Paläographie - Aktenkunde - Archivalische Textsorten, 2005; Beck, F. u. a., Die lateinische Schrift, 2007, 2.A.2009, 3. A. 2014
Palatinus, Palātīnus (1), Pallātīnus, lat., M.=ON, Palatin (ein Hügel Roms), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unbekannt; vielleicht von palātum
Palatinus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie vielleicht in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Hügel in Rom, auf dem der römische Prinzeps Augustus (44 v.-14 n. Chr.) und viele seiner Nachfolger ihren Sitz nehmen. →Pfalz
Lit.: Haugwitz, E. Graf v., Der Palatin, 1901; Brühl, C., Palatium, Bd. 1ff. 1975ff.; Palast und Stadt im severischen Rom, hg. v. Sojc, N., 2013
palatium, palātium, pallātium, lat., N., Palatin, Palast, Kaiserschloss, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Palātīnus (1) (lat. [N.] um 235-200 v. Chr.) Palast, Pfalz, vielleicht von palātum?
Lit.: Brühl, C., Palatium und civitas, 1975; Palast und Stadt im severischen Rom, hg. v. Sojc, N., 2013
Palermo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) in Nordsizilien wird als Panormus von den Puniern gegründet. 254 v. Chr. fällt es an die Römer, 831 n. Chr. an die Sarazenen, 1072 an die Normannen. Unter den Bourbonen erhält es 1781 eine Universität. 1861 kommt Palermo zu Italien. →Panormitanus
Palimpsest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus Bestandteilen des Griechischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. N.) (wegen des Wertes des Beschreibstoffs nach Beschreiben und meist Zeitablauf von Benutzung) Wiederabgeschabtes (und erneut beschriebenes Pergament)
Lit.: Hoeflich, M., Law beyond Byzantium, ZRG GA 104 (1987), 261; Early Medieval Palimpsests, hg. v. Declercq, G., 2007
pallium, palleum, lat., N., Hülle, Bettdecke, Gewand, Verhüllung, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pel- (3b), *pelə-, *plē-, V., Sb., verdecken, verhüllen, Haut, Fell, Tuch, Kleid
Pallium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1367 [MagdeburgUB. I 311] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein in dem 3. oder 4. Jahrhundert seitens der Kirche von höheren Amtsträgern der Römer übernommenes, um die Schultern auf den Ornat gelegtes Amtszeichen von Päpsten und Erzbischöfen sowie später auch von Kaisern. S. Google
Lit.: Nersinger, U., Liturgien und Zeremonien am päpstlichen Hof, Band 1f. 2010f.
pandectes, pandectēs, lat., M., alles in sich Enthaltender, Allumfassender, schriftliche Sammlung, Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πανδέκτης (pandéktēs), M., alles in sich Enthaltender, Allumfassender; vgl. gr. παν- (pan-), Adj., Präf., alles; vgl. idg. *k̑eu- (1), *k̑eu̯ə-, *k̑ū-, *k̑u̯ā-, V., Sb., Adj., schwellen, wölben, höhlen, Schwellung, Wölbung, Höhlung, hohl, s. gr. δέχεσθαι (déchesthai), V., annehmen, hinnehmen, erwarten; idg. *dek̑- (1), V., nehmen, aufnehmen, begrüßen, sich schicken, ziemen, lehren, lernen
Pandekten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1792 [Westphal] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl., Allesumfassendes) ist der griechische Name der →Digesten Justinians von 530/533. S. Google
Lit.: Kaser; Söllner § 22; Köbler, DRG 50, 53, 80; Glück, C., Ausführliche Erläuterung der Pandekten, Bd. 1ff. 1797ff.; Bluhme, F., Die Ordnung der Fragmente in den Pandektentiteln, (in) Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft 4 (1818), 257; Bekker, E., System des heutigen Pandektenrechts, Bd. 1f. 1886ff., Neudruck 1978; Windscheid, B., Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 1ff. 1862ff., 7. A. 1891; Bauer, A., Libri Pandectarum, Bd. 1 2005; Troje, H., Crisis digestorum. Studien zur historia pandectarum, 2011
Pandektensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die (moderne) systematische Gliederung des Privatrechts (der römischen, [aber] naturrechtlich geordneten Pandekten) in grundsätzlich fünf Teile. Das Pandektensystem geht von dem von dem Rechtskundigen Gaius um 160 n. Chr. verwendeten Institutionensystem (Personen, Sachen, Klagansprüche) aus, fasst bestimmte allgemeine Begriffe mit dem Personenrecht zu einem allgemeinen Teil zusammen und verselbständigt die schlecht einzugliedernden und bei Gaius noch nicht als selbständig verwendeten Materien des Familienrechts und des Erbrechts. Es wird auf Grund des naturrechtlichen Systemdenkens (→Pufendorf, Dabelow, Nettelbladt) von Gustav →Hugo (Institutionen des heutigen römischen Rechtes, 1789) angeregt, aber wieder aufgegeben, von Georg Arnold Heise in seinem Grundriss des Systems des gemeinen Zivilrechts zum Behuf von Pandektenvorlesungen (1807) ausgeführt, durch →Savigny, der ihm in seiner Pandektenvorlesung folgt und es begründet, allgemein verbreitet und als erstem Gesetz in dem privatrechtlichen Gesetzbuch für den Kanton Zürich von 1853ff. und danach in dem Bürgerlichen Gesetzbuch Sachsens (1863) sowie anschließend in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 aufgenommen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 206; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1979; Björne, L., Deutsche Rechtssysteme, 1984
Pandektenwissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) →Pandektistik
Pandektist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und wohl 1800 bei Theodor K. Hartleben sowie 1808 bei Gustav Hugo als Fachberufsbezeichnung verwendet, M., s. Google) Wissenschaftler der Pandektistik
Pandektistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie 1912 aus dem Lateinischen und Grechischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Pandektenwissenschaft) ist die Wissenschaft des den Pandekten entnommenen römischen Privatrechts in dem 19. Jahrhundert. Ihre Grundgedanken finden sich bei →Savigny (Privatautonomie [Kant], Grundsätze, widerspruchsfreies System, Vorrang der Wissenschaft). Das Hauptwerk stammt von Georg Friedrich →Puchta (1798-1846), der darin eine zusammenfassende Darstellung der gesamten Regeln des Privatrechts auf der Grundlage auch der nichtrömischen Quellenbereiche als dem Gegenstand nicht angemessen ablehnt. Ungeklärt ist die Frage, ob die Pandektistik eher der Beibehaltung des Überkommenen gedient hat oder der freiheitlichen Veränderung. Die Pandektistik wirkt sich auch auf die Schweiz, Österreich und England aus. Mit dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches (1896/1900) verliert sie an Bedeutung gegenüber Gesetzespositivismus und Zweckjurisprudenz. Das in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegte Wort Pandektist soll 1800 bei Theodor K. Hartleben und 1808 bei Gustav Hugo als Fachberufsbezeichnung verwendet worden sein. S. Google
Lit.: Kaser § 1 III 3; Söllner §§ 3, 25; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 186, 188, 205; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Wieacker, F., Industriegesellschaft und Privatrechtsordnung, 1974; Wissenschaft und Kodifikation im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1979; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Polay, E., Ursprung, Entwicklung und Untergang der Pandektistik, 1981; Brauneder, W., Privatrechtsfortbildung durch Juristenrecht, (in) ZNR 1983, 22; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984; Wagner, H., Die politische Pandektistik, 1985; Haferkamp, H., Georg Friedrich Puchta und die „Begriffsjurisprudenz“, 2004; Vano, C., Der Gaius der Historischen Rechtsschule, 2008; Wie pandektistisch war die Pandektistik?, hg. v. Haferkamp, H. u. a. 2017; Haferkamp, H., Die Historische Rechtsschule, 2017; Moriya, K., Pandektenwissenschaft und ihre historischen Hintergründe, ZRG GA 136 (2019), 368
Paneuropa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Ganzeuropa) ist der Name einer in Wien 1923 von Richard Coudenhove-Kalergi begründeten Bewegung zu der friedlichen Vereinigung aller europäischen Demokratien. Sie nimmt gedanklich die europäischen Gemeinschaften der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg in gewisser Weise voraus. S. Google
Lit.: Coudenhove-Kalergi, Paneuropa, 1923; Ziegerhofer-Pretterthaler, A., Botschafter Europas, 2004; Ziegerhofer, A., Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi und Paneuropa, (in) Europa – Utopie – Vision, 2019
panis, pānis, lat., M., Brot, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh₂-, *pah₂-, V., füttern, nähren, weiden
Panisbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1548 [Bonelli, Panisbriefe Beil. 56] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das sachlich seit dem 14. Jahrhundert (21. 1. 1360) nachweisbare Schreiben, in dem der Kaiser des Heiligen römischen Reiches einem Laien das Recht verleiht, lebenslänglich von einer kirchlichen Anstalt mit Unterhaltsleistungen versorgt zu werden. S. Google
Lit.: Hirschmann, H., Vom kaiserlichen Recht der Panisbriefe, Diss. jur. Marburg 1973; Dickel, G., Das kaiserliche Reservatrecht der Panisbriefe auf Laienherrenpfründen, 1985 (Habilitationsschrift); Kremer, B., Die Diskussion um die geistlichen Rechte des Kaisers im 18. Jahrhundert, (in) ZRG KA 86 (2000), 446ff.; Gnant, C., Die Panisbriefe Josephs II., 2000 (ungedruckte Diplomarbeit Wien)
Pankarte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] pancarta) ist nach spätantiken Ansätzen seit der Mitte des 9. Jahrhunderts die frühmittelalterliche Urkunde, mit der nach Verlust von Urkunden allgemein der bisherige Besitzstand bestätigt wird. S. Google
Lit.: Zeumer, K., Über den Ersatz verlorener Urkunden im fränkischen Reiche, ZRG GA 1 (1880), 89
Pannonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das zwischen Alpen, Donau und Save gelegene, 14-9 v. Chr. von den Römern unterworfene Gebiet, das in der Völkerwanderung zunächst von germanischen Stämmen, danach von Awaren bzw. →Ungarn erobert wird. S. Google
Lit.: Kovács, P., A History of Pannonia in the Late Roman Period I (284-363 AD), 2016
Pannonius, lat., M., Pannonier, Vell. (um 20 v. Chr.-30 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft ungeklärt?
Panormitanus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums vielleicht teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [Adj.]) von Palermo, Palermo betreffend →Nikolaus de Tudeschis
papa, pāpa, pappa, lat., F., dicker Brei; Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pappa, *papa, M., Vater, Speise
Papianus, Papian (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist eine ältere, auf einem Missverständnis der Zusammengehörigkeit von Stücken von Handschriften beruhende Bezeichnung der →Lex Romana Burgundionum.
Lit.: Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechts, 1953, 525, Neudruck 2000
Papier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1374 [AardenburgRbr. 308] belegt aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie mittelbar aus dem Ägyptischen [den Pharao betreffend] aufgenommen, N.) ist ein Beschreibstoff, für den Funde in China auf 140 v. Chr. datiert werden können und für den Xu Shen um 100 n. Chr. die Herstellung aus Seidenabfällen beschreibt, dessen Erfindung um 105 n. Chr. aber dem kaiserlichen Beamten für die Fertigung von Waffen und Geräten Ts’ai Lun zugeschrieben wird. Dabei werden Seidenabfälle mit Hanf, alten Lumpen, Fischernetzen, Baumrinde oder Maulbeeerbaumbast gemischt, zerstampft, gekocht, gewässert und in einzelnen Lagen mit einem Sieb abgeschöpft, getrocknet, gepresst und geglättet. Über die Araber gelangt das Papier seit dem 11. Jahrhundert nach Europa, wo in Sizilien 1109 das älteste auf Papier geschriebene Schriftstück und in Spanien 1151 das älteste erhaltene christliche Buch aus handgeschöpftem Papier (so genanntes Missale von Silos) hergestellt und als eisenbewehrte Lumpenstampfwerke gestaltete Wassermühlen 1282 bezeugt werden (1389/1390 Gleismühl Ulman Stromers bei Nürnberg). Seitdem verdrängt das Papier zunehmend das aus Tierhaut gewonnene Pergament und bleibt wichtigster Beschreibstoff auch nach Erfindung des Buchdrucks und der digitalen Elektronik. S. Google
Lit.: Asunción, J., Das Papierhandwerk, 2002; Tschudin, P., Grundzüge der Papiergeschichte, 2007; Bartels, K., Papierherstellung in Deutschland, 2011
Papinianus, Aemilius (Afrika? um 150-Rom 212), vielleicht Schüler und Nachfolger (als lat. advocatus [M.] fisci) des Cervidius Scaevola, wird unter dem mit ihm eng befreundeten Kaiser Septimius Severus (193-211) (lat.) assessor (M.) der Gardepräfekten, Leiter einer kaiserlichen Kanzlei (lat. magister [M.] libellorum) und (203-212) Gardepräfekt (mit Paulus und Ulpian als Assessoren). Seine bedeutendsten Werke sind 37 Bücher (lat.) quaestionum (Fragen, vor 208) und 19 Bücher (lat.) responsorum (Antworten, 204-212), die durch Kürze, Scharfsinnigkeit und Eigenständigkeit ausgezeichnet sind. 212 wird Papinianus von Kaiser Caracalla wegen des Hinweises, ein Brudermord lasse sich leichter begehen als rechtfertigen, hingerichtet. Nach dem Zitiergesetz von 426 soll bei Stimmengleichheit der sog. Zitierjuristen Papinianus den Ausschlag geben. In den Digesten stehen (mehr als 600) Auszüge aus Schriften des Papinianus so, dass sie den Auszubildenden des dritten Jahrgangs treffen. S. Google
Lit.: Söllner §§ 5, 16, 19; Köbler, DRG 30, 52; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 224; Argumenta Papiniani, hg. v. Harke, J., 2013
Papirius ist der römische Oberpriester (lat. [M.] pontifex), der an dem Ende des 6. Jahrhunderts zweifelhafte Königsgesetze als (lat.) ius (N.) Papirianum (Recht des Papirius) veröffentlicht haben soll, von dem aber sonst nichts bekannt ist. S. Google
Lit.: Söllner § 5; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
Papirius, Iustus, ist der römische Rechtskundige der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts n. Chr., der Entscheidungen, Antworten, Dienstanweisungen und Festsetzungen (Konstitutionen) der Kaiser in 20 Büchern gesammelt haben soll, von denen 18 Bruchstücke in den Digesten aufgenommen sind. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 31; Der Kleine Pauly, hg. v. Ziegler, K. u. a., Bd. 4 1975, 493
Pappenheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Pappenheimer - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Pappenheimer - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein Ort an der Altmühl südlich Nürnbergs, nach dessen Burg sich ein Geschlecht nennt, dem wegen seiner Verdiente in Italien 1193 das Amt des Reichsmarschalls des Heiligen römischen Reiches erblich verliehen wird. Seine Güter werden in dem frühen 13. Jahrhundert unter Mitwirkung der Verwaltung der staufischen Herrscher in dem ersten Urbar in deutscher Sprache verzeichnet. In dem 16. Jahrhundert gehört das Geschlecht der Reichsrittterschaft in Schwaben an. Die Wendung Friedrichs Schillers in dem Theaterstück Wallenstein (Daran erkenn‘ ich meine Pappenheimer) bezieht sich auf das Regiment des Grafen Gottfried Heinrich zu Pappenheim (1594-1632). S. Google
Lit.: Regesten der frühen Pappenheimer Marschälle vom 12. bis zum 16. Jahrhundert, bearb. v. Pappenheim, Haupt zu, 1927; Kraft, W., Das Urbar der Reichsmarschälle von Pappenheim, 1929; Stadler, B., Pappenheim und die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, 1991
Papst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel neuntes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen erschließbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht der Träger der obersten Gewalt der Kirche mit Sitz in dem Vatikan in Rom (Heiliger Stuhl). Der Titel Papst (lat. papa) ist seit der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts für den Bischof von Rom als den Nachfolger des Apostels Petrus bezeugt. Seit dem 5. Jahrhundert wird er ihm allmählich vorbehalten. 1075 bestimmt Papst Gregor VII. in dem (lat.) →Dictatus (M.) papae, dass der Titel Papst nur dem Bischof von Rom zustehe. Als oberster Hirte der Kirche ist der Papst Bischof von Rom. Seit dem Ende des 5. Jahrhunderts sieht der Papst sich als eine der beiden nebeneinander stehenden Gewalten (der ihm bekannten Welt). 751 verbindet sich der karolingische König mit ihm. Die Kanzlei des Papstes ist der bedeutendste Urkundenaussteller des europäischen Mittelalters (aus der Zeit zwischen 753 und 1197 etwa 25000 Papsturkunden [etwa 50 pro Jahr] überliefert, aus der Zeit zwischen 1197 und 1250 etwa 28000 [etwa 500 pro Jahr]). Zwischen 1046 und 1058 werden vier deutsche Reichsbischöfe und der aus dem deutschen Reichsteil stammende Abt Friedrich von Montecassino nacheinander Papst. 1054 trennt sich der Patriarch von Konstantinopel mit der griechisch-orthodoxen Ostkirche von der Herrschaft des Papstes in Rom. Infolge der ottonisch-salischen Reichskirchenpolitik und kirchlicher Reformüberlegungen kommt es seit 1073/1075 zu dem →Investiturstreit und weiteren Auseinandersetzungen zwischen Kaiser und Papst. Der in deren Gefolge von dem Papst zu Hilfe gerufene König von Frankreich verbringt den Papst von 1309 bis 1376 nach Avignon. 1517 löst Martin Luther die Spaltung der Kirche in Katholiken und Protestanten aus, auf die der Papst u. a. mit der →Gegenreformation reagiert. Der Abwendung von der Kirche infolge von Aufklärung und Liberalismus stellt der Papst 1869/1870 ohne duchgreifenden Erfolg das Unfehlbarkeitsdogma entgegen. Die Aufhebung des Kirchenstaats (an dem 20. 9. 1870) durch das Königreich →Italien beschneidet seine weltlichen Möglichkeiten. Die Leitungsgewalt des Papstes ist eine Höchstgewalt und eine unmittelbare universale Vollgewalt. Gewählt wird der Papst in dem sog. Konklave von den dazu berechtigten Kardinälen, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben dürfen. Wählbar ist jeder katholische Christ. Erforderlich ist grundsätzlich eine Zweidrittelmehrheit (bis zu dem 28. Wahlgang). Seit 1389 werden nur Kardinäle gewählt. Der 264. bzw. 269. Papst (Johannes Paul II., Karol Józef Wojtyla aus Polen, der 265. bzw. 270. Papst (Benedikt XVI., Joseph Aloisius Ratzinger aus Marktl) und der 266. bzw. 271. Papst Franziskus (Jorge Mario Bergoglio aus Buenos Aires) sind seit langem die ersten Nichtitaliener. Von den bisher 307 kirchengeschichtlich bedeutsamen Päpsten sind 31 Gegenpäpste in Rom, zwei in Pisa und fünf in Avignon. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 93, 109, 129; Weyl, R., Die Beziehungen des Papsttums zum fränkischen Staats- und Kirchenrecht unter den Karolingern, 1892; Domeier, V., Die Päpste als Richter über die deutschen Könige, 1897, Neudruck 1969; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Becker, A., Papst Urban II. (1088-1099), Bd. 1ff. 1964ff.; Päpste und Papsttum, hg. v. Denzler, G., Bd. 1ff. 1971ff.; Fritze, W., Papst und Frankenkönig, 1973; Köck, H., Die völkerrechtliche Stellung des Heiligen Stuhles, 1975; Drabek, A., Die Verträge der fränkischen und deutschen Herrscher mit dem Papsttum, 1976; Fuhrmann, H., Von Petrus zu Johannes Paul II., 2. A. 1984; Zimmermann, H., Das Papsttum im Mittelalter, 1981; Schimmelpfennig, B., Das Papsttum, 1984, 2. A. 1987, 3. A. 1988, 4. A. 1996, 5. A. 2005, 6. A. 2009; Fichtinger, C., Lexikon der Heiligen und Päpste, 1983; Schatz, K., Der päpstliche Primat, 2000; Frenz, T., Papsturkunden, 2. A. 2000; Fischer-Wollpert, R., Lexikon der Päpste, 2. A. 1988; Wucher, A., Von Petrus zu Paul, 1997; Zapperi, R., Die vier Frauen des Papstes, 1997; Fuhrmann, H., Die Päpste, 1998, 4. A. 2012; Papstregesten, 1, 2, 5, hg. v. Zimmermann, K., 1998; Duffy, E., Die Päpste, 1999; Papsturkunde und europäisches Urkundenwesen, hg. v. Herde, P. u. a., 1999; Weber, C., Genealogien zur Papstgeschichte, 1999; Miethke, J., De potestate papae, 2000; Hirschmann, S., Die päpstliche Kanzlei und ihre Urkundenproduktion (1141-1159), 2001; Jasper, D./Fuhrmann, H., Papal letters in the Early Middle Ages, 2001; Das Papsttum in der Welt des 12. Jahrhunderts, hg. v. Hehl, E. u. a., 2002; Hundert Jahre Papsturkundenforschung, hg. v. Hiestand, R., 2003; Johrendt, J., Papsttum und Landeskirchen im Spiegel der päpstlichen Urkunden (896-1046), 2004; Schwaiger, G./Heim, M., Kleines Lexikon der Päpste, 2005; Reinhardt, V., Der unheimliche Papst. Alexander VI. Borgia (1431-1503), 2005; Krafft, O., Papsturkunde und Heiligsprechung, 2005; Böhmer, J., Regesta imperii. Papstregesten, 2006ff.; Frühe Papsturkunden (891-1054), hg. v. Fees, I. u. a., 2006; Scholz, S., Politik – Selbstverständnis – Selbstdarstellung. Die Päpste in karolingischer und ottonischer Zeit, 2006; Papsturkunden der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts, hg. v. Fees, I., 2007; Erdmann, J., Quod non est in actis, 2007; Hack, A., Codex Carolinus, 2006f.; Gresser, G., Clemens II., 2007; Eigenbild im Konflikt, hg. v. Matheus, M. u. a., 2008; Hägermann, D., Das Papsttum am Vorabend des Investiturstreits, 2008; Schrör, M., Metropolitangewalt und papstgeschichtliche Wende, 2009; Papsturkunden des frühen und hohen Mittelalters. Äußere Merkmale - Konservierung - Restaurierung, hg. v. Fees, I. u. a., 2009; Goez, E., Papsttum und Kaisertum im Mittelalter, 2009; Mierau, H., Kaiser und Papst, 2010; Frenz, T., Das Papsttum im Mittelalter, 2010; Esch, A., Wahre Geschichten aus dem Mittelalter, 2010; Kerner, M./Herbers, K., Die Päpstin Johanna, 2010; Papsturkunden des 12. Jahrhunderts - Feierliche Privilegien, hg. v. Fees, I. u. a., 2010; Papsturkunden des 12. Jahrhunderts - Einfache Privilegien und Litterae, hg. v. Fees, I. u. a., 2010; Reinke, S., Kurie - Kammer - Kollektoren, 2011; Papsturkunden des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Fees, I., 2011; Schima, S., Papsttum und Nachfolgerbestellung, 2011; Gegenpäpste, hg. v. Müller, H. u. a., 2012; Ganzer, K., Der päpstliche Primat und das römische Kaiserrecht, 2012; Laudage, C., Kampf um den Stuhl Petri, 2012; Sessa, K., The Formation of Papal Authority in Late Antiquity Italy, 2012; Das begrenzte Papsttum, hg. v. Herbers, K. u. a., 2013 (Tagungsband); Heather, P., Die Wiedergeburt Roms. Päpste, Herrscher und die Welt des Mittelalters, 2014; Gießmann, U., Der letzte Gegenpapst – Felix V., 2014; Gantner, C., Freunde Roms und Völker der Finsternis, 2014; Eich, P., Gregor der Große, 2015; Johannes Paul II. – Gesetzgeber der Kirche, 2017; Reinhardt, V., Pontifex, 2017; Werner, J., Papsturkunden vom 9. bis ins 11. Jahrhundert, 2017 (päpstliche Kanzlei berücksichtigt Wünsche der Urkundenempfänger); Battistella, F., Pelagius I. und der Primat Roms, 2017; Unger, V., Päpstliche Schriftlichkeit im 9. Jahrhundert, 2018 (rund 100 Privilegien mit 10 Originalen, etwa 700 Briefe, mehr als 300 Einträge in ein Register zwischen 876 und 882); Ernesti, J., Leo XIII., 2019
Papstbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1386/1415 [StraßburgStChr. II 588] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Urkunde des Papstes
päpstlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [Deutscher Orden] in dreiunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Papst betreffend
Papsttum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15.? Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1366 [Wetterau/Gr.W. III 418] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) Amt und Stellung des Oberhaupts der katholischen Kirche
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 93, 109, 129; Weyl, R., Die Beziehungen des Papsttums zum fränkischen Staats- und Kirchenrecht unter den Karolingern, 1892; Päpste und Papsttum, hg. v. Denzler, G., Bd. 1ff. 1971ff.; Fritze, W., Papst und Frankenkönig, 1973; Köck, H., Die völkerrechtliche Stellung des Heiligen Stuhles, 1975; Drabek, A., Die Verträge der fränkischen und deutschen Herrscher mit dem Papsttum, 1976; Zimmermann, H., Das Papsttum im Mittelalter, 1981; Schimmelpfennig, B., Das Papsttum, 1984, 2. A. 1987, 3. A. 1988, 4. A. 1996, 5. A. 2005, 6. A. 2009; Das Papsttum in der Welt des 12. Jahrhunderts, hg. v. Hehl, E. u. a., 2002; Johrendt, J., Papsttum und Landeskirchen im Spiegel der päpstlichen Urkunden (896-1046), 2004; Hägermann, D., Das Papsttum am Vorabend des Investiturstreits, 2008; Schrör, M., Metropolitangewalt und papstgeschichtliche Wende, 2009; Frenz, T., Das Papsttum im Mittelalter, 2010; Schima, S., Papsttum und Nachfolgerbestellung, 2011; Das begrenzte Papsttum, hg. v. Herbers, K. u. a., 2013 (Tagungsband)
Papsturkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1907 [ZRG GA] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Urkunde des Papstes
Lit.: Frenz, T., Papsturkunden des Mittelalters und der Neuzeit, 1986, 2. A. 2000, Neudruck 2018
Papstwahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1720 [Lünig], sechs Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wahl des Papstes
Papstwahldekret (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Dekret Papst Nikolaus’ II. von 1059, nach dem Päpste nur durch Kardinalbischöfe zu wählen sind. S. Google
Lit.: Jasper, D., Das Papstwahldekret von 1059, 1986; Schima, S., Papsttum und Nachfolgebeeinflussung, 2011; Pattenden, M., Electing the Pope in Early modern Italy 1450-1700, 2017
Papyrus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1760 [Winckelmann] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1760 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums und mittelbar aus dem Ägyptischen [den Pharao betreffend] aufgenommen, M.) ist der aus dem Mark eines Riedgrases (Papyrusstaude) in Ägypten hergestellte beschreibbare Stoff (Beschreibstoff). Die älteste erhaltene Papyrusrolle stammt von etwa 3000 v. Chr. Von dem 4. Jahrhundert (332) v. Chr. bis zu dem 7. Jahrhundert (641) n. Chr. werden in Ägypten zahlreiche, seit dem späten 18. Jahrhundert allmählich auch in Europa bekannter werdende Papyrusurkunden hergestellt. Seit dem Frühmittelalter wird Papyrus als Beschreibstoff von dem auch bei höherer Luftfeuchtigkeit dauerhaften Pergament und seit dem 11. Jahrhundert n. Chr. von dem in China entwickelten billigeren und leichteren Papier verdrängt. Aus dem Mittelalter sind nur wenig mehr als 100 Papyrusurkunden erhalten. S. Google
Lit.: Seidl, E., Ptolomäische Rechtsgeschichte, 1947, 2. A. 1962; Tjäder, O., Die nichtliterarischen lateinischen Papyri Italiens, Bd. 1ff. 1955ff.; Seider, R., Paläographie der griechischen Papyri, Bd. 1ff. 1967ff.; Seider, R., Paläographie der lateinischen Papyri, Bd. 1ff. 1972ff.; Rupprecht, A., Kleine Einführung in die Papyruskunde, 1994; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Wolff, H., Vorlesungen über juristische Papyrusurkunde, hg. v. Wolf, J., 1998; The Oxford Handbook of Papyrology, hg. v. Bagnall, R., 2009; Bartolo, G. di, Studien zur griechischen Syntax dokumentarischer Papyri der römischen Zeit, 2021
par, pār, lat., Adj,, gleichkommend, gleich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *per- (2C), V., verkaufen, bringen
parabole, parabolē, parabola, lat., F., Wort, Spruch, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. gr. παραβολή (parabolḗ), F., Nebeneinanderstellung, Vergleichung, Gleichnis; vgl. gr. παραβάλλειν (parabállein), V., nebeneinander aufschichten, vorwerfen, umlegen, gr. παρά (pará), Präp., bei, neben, idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, s. gr. βάλλειν (bállein), V., werfen, s. idg. *gᵘ̯el- (2), *gᵘ̯elə-, *gᵘ̯lē-, V., träufeln, quellen, werfen
Paradies (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende achtes Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1355 [Hessen/GrW. III 389] in sechs Stellen als Gebäudebezeichnung belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht mittelbar aus dem Persischen – Garten? - aufgenommen, N.) ist nach biblischer Ansicht der Lebensraum der ersten Menschen (Adam und Eva) zwischen Schöpfung und Sündenfall, in dem das Recht noch keine tatsächliche Bedeutung hat, weil der Mensch es (zunächst) nicht bricht. S. Google
Lit.: Krauss, H., Das Paradies, 2004; Scafi, A., Die Vermessung des Paradieses, 2015
paradisus, paradīsus, lat., M., Garten, Paradies, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. παράδεισος (parádeisos), M., eingehegtes Gebiet, Garten; s. pers. paridaida-, M., Garten
Paragraph (§, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1254 [Weltchronik des Rudolf von Ems] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1400 [LiegnitzStRb. 86] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., „Beigeschriebenes“) ist (das Zeichen für) ein(en) Abschnitt hauptsächlich eines Gesetzes. Die Herkunft des abkürzenden Zeichens § ist streitig (aus c bzw. cc für [lat.] capitulum [N.] bzw. capitulum capituli?). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107, 140; Weidmüller, W., Paragraphzeichen, (in) Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel, Frankfurter Ausgabe 22 (1966), 2041; Harder, M., Der Paragraph, (in) Tradition und Fortentwicklung im Recht, hg. v. Slapnicar, K., 1991; C, 83f.
paragraphus, lat.?, M., Paragraph, Isid. (um 560-636 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. παράγραφος (parágraphos), M., Trennungslinie, vgl. gr. παραγράφειν (paragráphein), V., danebenschreiben, dazuschreiben, gr. παρά (pará), Präp., bei, neben, idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, Pokorny 810, gr. γράφειν (gráphein), V., einritzen, schreiben, idg. *gribʰ-, V., ritzen, kribbeln, idg. *gerebʰ‑, V., ritzen, kerben
Parangaria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.], s. Google) ist eine mittelalterliche Abgabe.
Parapherna (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [Summa legum 311, 312] an zwei Stellen desselben Textes belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie um 1500 aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.], s. Google) sind in dem spätrömischen Recht Ausstattungsgegenstände.
Lit.: Kaser § 59 IV; Köbler, DRG 58
paraveredus, paraverēdus, spätlat., M.: nhd. Beipferd, Cassiod. (um 485-um 580 n. Chr.), s. latein_a_z.docx s. gr. παρά, Präp., bei, neben; idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, s. veredus
Paraveredus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] Postnebenpferd) ist eine frühmittelalterliche Leistungsverpflichtung, aus der sich die Bezeichnuung →Pferd entwickelt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Dannenbauer, H., Paraveredus - Pferd, ZRG GA 71 (1954), 55
parens, parēns, lat., M., Erzeuger, Erzeugerin, Vater, Mutter (F.) (1), Stifter, Urheber, Quelle, Grund, Mutterstadt, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. parere
Parentel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 2 S. 99, RepRecht XI 178] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem Stammelternpaar und deren Abkömmlingen gebildete Familienschaft (oder Elternschaft). Dabei stammt die erste Parentel (Familienschaft) von dem Erblasser (und dem jeweils zugehörigen zweiten Elter), die zweite von seinen Eltern, die dritte von seinen Großeltern u. s. w. Jede vorgehende Parentel schließt die nachfolgende aus (also die Abkömmlinge des Erblassers die Abkömmlinge seiner beiden Eltern und die Abkömmlinge der beiden Eltern die Abkömmlinge der vier Großeltern. Innerhalb einer Parentel entscheidet die Nähe des Verwandtschaftsgrads (, so dass ein Kind seine Abkömmlinge ausschließt), doch ist das Eintrittsrecht der Enkel bei Vorversterben ihres Elters (zeitweise) anerkannt. Nach einer Ansicht ist das Denken in Parentelen germanistischer Herkunft. Dem steht allerdings die Uneinheitlichkeit der Gesamtheit der späteren Quellen gegenüber. Systematisch entwickelt sind die Parentelen 1740 von →Darjes (1717-1791). In Ablehnung anderer erbrechtlicher Vorstellungen (Vierklassensystem Justinians, Dreiliniensystem u. a.) nimmt Joseph II. das Parentelensystem (Linealgradualordnung) mit (insgesamt) 6 Parentelen bezüglich des freivererblichen Vermögens in sein Erbfolgepatent von 1786 auf und bewirken Martini und Horten die Aufnahme der Parentelen in das österreichische →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch von 1811/1812 (1914 Grenze bei Urgroßeltern). Auch das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (18961900) und das Zivilgesetzbuch der Schweiz (1907/1911) entscheiden sich für die Parentel. Dem entspricht in dem Ergebnis auch der amerikanische Uniform Probate Code von 1969/1975. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 123, 162, 210; Darjes, J., Institutiones jurisprudentiae universales, 1740; Majer, J., Germaniens Urverfassung, 1798; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge, 1970, 41; Mertens, H., Überlegungen zur Herkunft des Parentelensystems, ZRG GA 90 (1973), 149; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Zimmermann, R., Das Verwandtenerbrecht in historisch-vergleichender Perspektive, (in) Rabels Zeitschrift 79 (2015), 768ff.; Comparative Succession Law, hg. v. Reid, K. u. a., 2015
parentela, parentēla, lat., F., Verwandtschaft, Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. parere
Parentelensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) auf dem Gedanken der Parentel aufbauendes System der gesetzlichen Erbfolgeordnung →Parentel
parere, lat., V., gebären, hecken, zeugen, hervorbringen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *per- (2D), V., gebären, hervorbringen
Paris (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht unmittelbar bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Seine, 54 v. Chr. als Lutetia (Parisiorum) erstmals erwähnt, ist der Hauptort der keltischen Parisier, den die merowingischen Herrscher der →Franken übernehmen (u. a. 614 Edikt von Paris Chlothars II.). Mit der Durchsetzung der Grafen von Paris 987 als Könige des westfränkischen Reiches wird der Grund für Paris als Hauptstadt Frankreichs gelegt. 1219 wird das wohl kurz zuvor in dem frühen 12. Jahrhundert (Ludwig VI. 1108-1137) aufgenommene Studium des Rechtes in Paris von dem Papst untersagt, doch wirkt sich dies nicht wirklich aus. 1250 wird das Parlament de Paris als Obergericht des Königs sichtbar. Die coutumes von Paris erlangen besondere Bedeutung. 1648 wird das Parlement zu einem Sprachrohr der Allgemeinheit, doch setzt sich letztlich der König durch. Mit dem so genannten Sturm auf die Bastille in Paris beginnt an dem 14. 7. 1789 die französische Revolution. 1814 und 1815 werden nach den Niederlagen Napoleons Friedensverträge von Paris geschlossen. 1871 versucht die Pariser Kommune (18. März-28. Mai) erfolglos die Beseitigung des zentralistischen bürgerlichen Staates. Nach dem Ersten Weltkrieg werden in Vororten von Paris 1919 und 1920 Verträge zwischen den siegreichen Alliierten und den Verlierern abgeschlossen (Versailles 28. 6. 1919 mit Deutschland, Saint Germain 10. 9. 1919 mit Österreich, Versailles in dem Palais Grand Trianon mit Ungarn 4. 6. 1920). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 100; Bourjon, F., Le droit commun de la France et la coutume de Paris, 1747; Glasson, E., Le parlement de Paris, 1901; Gallion, W., Der Ursprung der Zünfte in Paris, 1911; Martin, O., Histoire de la coutume de la Prévôté et Vicomté de Paris, Bd. 1f. 1922ff.; Martin, O., La coutume de Paris, 1925; Lemercier, P., Les justices seigneuriales de la région Parisienne, 1933; Leff, G., Paris and Oxford, 1968; Hartig, I., Die Pariser Kommune, 1871; Nève, P., Recent work on the superior courts, (in) The Irish Jurist, 23 (1988), 129; Paris, Génèse d’un paysage, 1989; Geschichte der Universitäten in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1 1993; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Sälter, G., Polizei und soziale Ordnung in Paris, 2004; Carbonnières, L. de, La procédure devant la chambre criminelle du Parlement de Paris au XIVe siècle, 2004; Kouamé, T., Le collège de Dormans-Beauvais, 2005; Histoire du Parlement de Paris, 2005; Menard, L., Prologue d’une révolution – février-juin 1848, 2007; Sohn, A., Von der Residenz zur Hauptstadt, 2012; Gorochov, N., Naissance de l’université, 2012; Merriman, J., Massacre – The Life and Death of the Paris Commune of 1871, 2014; Bove, B., Le Paris du Moyen Âge, 2014; Münchhausen, T. v., 72 Tage. Die Pariser Kommune 1871 – die erste Diktatur des Proletariats, 2015; Napoléon et Paris, hg. v. Sarmant, T., 2015; Hildesheimer, F. u. a., Le Parlement de Paris, 2018; Wegner, B., Das deutsche Paris. Der Blick der Besatzer 1940-1944, 2019; Knipp, K., Paris unterm Hakenkreuz, 2020
Pariser Edikt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das unter dem fränkischen König Chlothar II. in Paris an dem 18. 10. 614 entstandene Kapitular mit 24 Kapiteln verschiedensten Inhalts.
Lit.: Boretius, A./Krause, V., Capitularia regum Francorum, Bd. 1f 1883ff., Neudruck 1960, 1, 20, Nr. 9, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BoretiusAlfredCapitulariaRegumFrancorum1883.pdf; Kocher, G., Das Pariser Edikt von 614, 1976; Esders, S., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997; Thier, A., Hierarchie und Autonomie, 2011
Pariser Übereinkunft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Goggle belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die völkerrechtliche Übereinkunft zu dem Schutz des gewerblichen Eigentums von dem 20. 3. 1883.
Lit.: Warenzeichengesetz – nebst Pariser Verbandsübereinkunft und Madrider Abkommen, hg. v. Busse, R. u. a., 3. A. 1960, 5. A. 1976, 6. A. 1990, Neudruck 2013
Parität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gleichheit (beispielsweise der Konfessionen)
Lit.: Weber, L., Die Parität der Konfessionen in der Reichsverfassung, Diss. jur. Bonn 1961; Heckel, M., Parität, ZRG KA 80 (1963), 261; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten, Diss. jur. Frankfurt am Main 1973; Hailbronner, M., Parität in Deutschland und Europa, 2020
Parlament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1290-1300 [Renner des Hugo von Trimberg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1442/1470 [SmendRReformproj.] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Besprechen von Angelegenheiten dienende Beratungsgremium, insbesondere die zu der Gesetzgebung berufene Volksvertretung. Das Parlament findet sich sachlich in England in Anfängen seit (924 bzw.) 1100, in entwickelter Form seit 1295 (bzw. 1327, parlamentarisch legitimierte Absetzung Eduards II.), in Italien und Spanien seit der Mitte des 12. Jahrhunderts und in Frankreich seit dem 14. Jahrhundert. Ihm gehören gewisse →Stände an. Es befasst sich mit Beilegung von Streitigkeiten, Erbringung von Leistungen und Erörterung sonstiger bedeutsamer Fragen. Aus dem ständischen Parlament wird durch Aufklärung und Revolution oder Evolution seit dem späten 18. Jahrhundert die durch Indemnität, Immunität und Redefreiheit geschützte Vertretung des gesamten Volkes (→Volkssouveränität) zu dem Zweck der →Gesetzgebung bzw. umfassenden politischen Gestaltung. Besonders bedeutsam ist dabei die Wahlrechtsreform in England von 1832. Die Veranwortlichkeit der Staatsführung gegenüber dem Parlament wird in dem frühen 20. Jahrhundert durchgesetzt. Seit dieser Zeit wird auch die Frau über das Wahlrecht in das Parlament einbezogen, wobei Parität verlangt wird. Durch →Ermächtigungsgesetz kann aber beispielsweise unter Adolf Hitler als Reichskanzler des Deutschen Reiches das Parlament ausgeschaltet werden wie der Mensch auch sonst alle an sich guten Ziele auf Grund seines vor allem selbstsüchtigen Wesens tatsächlich verhindern oder umgehen kann.
Lit.: Köbler, DRG 191, 230; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 649; Registre des Parlements de Beaune et de Saint-Laurent-lès-Chalon (1357-1380), hg. v. Petot, P., 1927; Marongiu, A., Medieval Parliaments, 1968; Achterberg, N., Grundzüge des Parlamentsrechts, 1971; Gesellschaft, Parlament und Regierung, hg. v. Ritter, G., Teil 1 1974; Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, hg. v. Rausch, H., Bd. 1 1980, Bd. 2 1974; Jekewitz, J., Der Grundsatz der Diskontinuität der Parlamentsarbeit, 1977; Der Reichstag, 1981; Von der Ständeversammlung zum Parlament, 1982; Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, 1989; Wirsching, A., Parlament und Volkes Stimme, 1990; Hilgendorf, E., Die Entwicklungsgeschichte der parlamentarischen Redefreiheit, 1991; Loach, J., Parliament under the Tudors, 1991; Schönberger, C., Das Parlament im Anstaltsstaat, 1997; Kirsch, M., Monarch und Parlament im 19. Jahrhundert, 1999; L’istituzione parlamentare nel XIX secolo, hg. v. Manca, A., 2000; Boetticher, C., Parlamentsverwaltung und parlamentarische Kontrolle, 2002; Mergel, T., Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik, 2002; Parlamento e Costituzione nei sistemi costituzionali europei ottocenteschi – Parlament und Verfassung in den konstitutionellen Verfassungssystemen Europas, hg. v. Manca, A. u. a., 2004; Manca, A., Öffentlichkeit und Organisation der Parlamentsarbeit im konstitutionellen Deutschland, (in) ZNR 2007, 215; Parlamentarische Kulturen in Europa, hg. v. Schulz, A. u. a., 2012; Das ideale Parlament, 2014; Heer, S., Parlamentsmanagement, 2015 (eher dürftig); Parlamentarier der deutschen Minderheiten im Europa der Zwischenkriegszeit, hg. v. Conrad, B. u. a., 2015; Essmann-Bode, C., Das Ein- und Zweikammersystem im deutschen Konstitutionalismus, 2015; Koß, M., Parliaments in Time, 2018
parlamentarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1831 [Hegel, Politische Schriften 294] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) das Parlament betreffend, beispielsweise parlamentarische Demokratie (Demokratie mit dem Parlament als politischem Mittelpunkt beispielsweise Schweiz), parlamentarische Monarchie (Monarchie mit dem Parlament als politischem Mittelpunkt beispielsweise Großbritannien), parlamentarisches System
Parlamentarischer Rat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) in Bonn ist ein von den Landtagen der westlichen Besatzungszonen des →Deutschen Reiches gewähltes Beratungsgremium von 65 Abgeordneten (Konrad Adenauer, Hannsheinz Bauer, Ludwig Bergsträßer, Paul Binder, Adolf Blomeyer, Heinrich von Brentano, Johannes Brockmann, Paul de Chapeaurouge, Thomas Dehler, Georg Diederichs, Fritz Eberhard, Adolf Ehlers, Hermann Fecht, Albert Finck, Andreas Gayk, Otto Heinrich Greve, Rudolf Heiland, Wilhelm Heile, Hubert Hermans, Theodor Heuss, Anton Hilbert, Fritz Hoch, Hermann Höpker Aschoff, Werner Hofmeister, Rudolf Katz, Theophil Kaufmann, Gerhard Kroll, Adolf Kühn, Karl Kuhn, Wilhelm Laforet, Robert Lehr, Lambert Lensing, Fritz Löwenthal, Friedrich Maier, Hermann von Mangoldt, Karl Sigmund Mayr, Walter Menzel, Willibald Mücke, Friederike Nadig, Erich Ollenhauer, Hugo Paul, Anton Pfeiffer, Max Reimann, Heinz Renner, Heinrich Rönneburg, Albert Roßhaupter, Hermann Runge, Hermann Schäfer, Kaspar Gottfried Schlör, Carlo Schmid, Adolph Schönfelder, Josef Schrage, Carl Schröter, Josef Schwalber, Hans-Christoph Seebohm, Kaspar Seibold, Josef Seifried, Elisabeth Selbert, Jean Stock, Walter Strauß, Adolf Süsterhenn, Friedrich Wilhelm Wagner, Felix Walter, Helene Weber, Helene Wessel, Ernst Wirmer, Friedrich Wolff, Hans Wunderlich, Gustav Zimmermann, Georg August Zinn, beratend Jakob Kaiser, Paul Löbe, Hans Reif, Ernst Reuter, Otto Suhr, biographische Daten beispielsweise bei Feldkamp 2008), das den von dem Herrenchiemseer Konvent erarbeiteten Entwurf einer Verfassung der Bundesrepublik Deutschland (→Grundgesetz) seit 1. 9. 1948 unter dem Präsidium Konrad Adenauers überarbeitet und an dem 8. 5. 1949 mit 53 zu 12 Stimmen annimmt. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 256; Der Parlamentarische Rat 1948-1949, Bd. 1ff. 1975ff.; Buchner, P., Der Verfassungskonvent auf Herrenchiemsee, Bd. 2 1981; Diestelkamp, B., Die Verfassungsentwicklung in den Westzonen, (in) NJW 1989, 1312; Lange, E., Die Würde des Menschen ist unantastbar, 1993 (mit Überblick über die Mitglieder des parlamentarischen Rates); Feldkamp, M., Der Parlamentarische Rat, 1998; Lange, E., Gestalter des Grundgesetzes, 1999; Der Parlamentarische Rat 1948-1949. Akten und Protokolle, hg. v. d. deutschen Bundestag, Bd. 1ff.; Feldkamp, M., Der Parlamentarische Rat, 2008; Bauer, J., Der Beitrag der FDP-Fraktion im Parlamentarischen Rat, 2013; Feldkamp, M., Der Parlamentarische Rat 1948-1949 – Die Entstehung des Grundgesetzes, 2019
Parlamentarisches System (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die politische Gestaltung, bei der die Regierung von dem Vertrauen des →Parlaments abhängt. Das parlamentarische System zeigt sich in England 1834/1835, in Deutschland theoretisch seit 1840 und rechtstatsächlich ab dem 28. 10. 1918. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bagehot, W., The English Constitution, 1867, Neudruck 1963; Glum, F., Das parlamentarische Regierungssystem in Deutschland, Großbritannien und Frankreich, 1950; Beyme, K. v., Die parlamentarischen Regierungssysteme in Europa, 1970; Parlamentarismus, hg. v. Kluxen, K., 1967, 2. A. 1969, 3. A. 1971; Boldt, W., Konstitutionelle Monarchie oder parlamentarische Demokratie, (in) HZ 216 (1973), 553; Gesellschaft, Parlament und Regierung, hg. v. Ritter, G., Bd. 1 1974; Thaysen, J., Parlamentarisches Regierungssystem, 1976; Botzenhardt, M., Deutscher Parlamentarismus 1848-1850, 1977; Der moderne Parlamentarismus, hg. v. Bosl, K. u. a., 1977; Zeh, W., Parlamentarismus, 1978, 2. A. 1983, 6. A. 1997; Parlamentarismus im Norddeutschen Bund, 1985; Parlamentarismus in Tirol, hg. v. Kathrein, I. u. a., 1988; Schumacher, M., Kommission für Geschichte des Parlamentarismus, 1988; Goldt, C., Parlamentarismus im Königreich Sachsen, 1996; Pahlmann, M., Anfänge des städtischen Parlamentarismus, 1997
Parlamentarismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) →parlamentarisches System
Lit.: Christern, H., Deutscher Ständestaat und englischer Parlamentarismus, 1939; Der moderne Parlamentarismus und seine Grundlagen in der ständischen Repräsentation, hg. v. Bosl, K., 1977; Zeh, W., Parlamentarismus, 1978, 2. A. 1983, 6. A. 1997; Obenaus, H., Anfänge des Parlamentarismus in Preußen bis 1848, 1984; Pollmann, K., Parlamentarismus im Norddeutschen Bund, 1985; Möller, H., Parlamentarismus in Preußen 1919-1932, 1985; Brandt, H., Parlamentarismus in Württemberg 1819-1870, 1987; Otto von Bismarck und die Parteien, hg. v. Gall, L., 2001; Parlamentarismus in Europa, hg. v. Recker, M. u. a., 2004; Braun, M., Der badische Parlamentarismus, 2009; Parlamentarismuskritik und Antiparlamentarismus in Europa, hg. v. Recker, M. u. a., 2018
Parlament de Paris →Parlament, Paris
Lit.: Rogister, J., Louis XV and the Parlament of Paris, 1995
Parma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht als Ansatz belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Nordfuß des Apennins kommt über Etrusker, Römer und Langobarden an die Franken. In dem 12. Jahrhundert erlangt es eine gewisse Selbständigkeit, fällt aber 1322 an den päpstlichen Kirchenstaat. 1545 wird es Teil des von Papst Paul III. geschaffenen Herzogtums Parma und Piacenza, das 1860 Sardinien-Piemont und 1861 damit →Italien eingegliedert wird. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pighini, G., Storia di Parma, 1965; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1973ff., 2, 2, 183, 3, 1, 254, 3, 2, 2361
Parochialrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1723 [Staphorst, HambKG.) zweiundzwanzig Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Parochie betreffendes Recht
Lit.: Gatz, E., Geschichte des kirchklichen Lebens seit dem Ende des 18. Jahrhunderts, 1991
Parochie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1259/1260 [Niederlande/CorpAltdtOrUrk I 76] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Pfarrei, Kirchengemeinde
Lit.: Böhm, F., Parochie und Gemeindes im 19. und 20. Jahrhundert, 1958; Holtz, G., Die Parochie, 1965; Hallermann, H., Pfarrei und pfarrliche Seelsorge, 2004
paroecia, parochia, lat., F., Parochie, Pfarre, Sprengel, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. παροικία (paroikía), F., Nachbarschaft, Gemeinde, vgl. gr. πάροικος (pároikos), M., Nachbar, vgl. gr. παρά (pará), Präp., bei, neben; idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, Pokorny 813, idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, gr. οῖκος (oikos), F., Haus; idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, Pokorny 813; idg. *u̯eik̑-, *u̯ik̑-, Sb., Haus, Siedlung
paroemia, lat.?, F.: nhd. Sprichwort, Beda (1. Drittel 8. Jh. n. Chr.) s. latein_a_z.docx?, s. gr. παροιμία (paroimía), F., Sprichwort, Allegorie, vgl. gr. παρά (pará), Präp., bei, neben; idg. *perā̆, Adv., Präp., vor, vorher, Pokorny 813, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, Pokorny 810, gr. οἴμη (oímē), F., Gang, Reihe von Liedern, Heldensage, Lied, gr. οἶμος (oimos), M., Gang (M.) (1), Weg, Fahrt; idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)
Parömie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Sprichwort, Regel
parricida, parricīda, pāricīda (ält.), lat., M., „Verwandtenfäller“, Mörder, Verwandtenmörder, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pāsós?, M., Verwandter?, s. lat. caedere
parricidium, parricīdium, pāricīdium (ält.), lat., N., Mord, arge Tötung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. parricīda
Lit.: Kaser § 36 II 2; Söllner § 8; Köbler, DRG 28, 34, 35
pars, lat., F.: nhd. Teil, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *per- (2C), V., verkaufen, bringen
pars (F.) sanior (lat.) klügerer Teil (bei einer Abstimmung), →Mehrheit
Lit.: Ganzer, K., Unanimitas, maioritas, pars sanior – zur repräsentativen Willensbildung von Gemeinschaften in der kirchlichen Rechtsgeschichte, 2000
Parsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N. s. Google)
Lit.: Jehle, M., Parsberg, 1981
Part (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1263 [Köln/CorpAltOrUrk. I 116] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., F., N.) Teil, Anteil
Partei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1278 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1266 [CorpMnlTekst. I 91 Niederlande] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Altfranzösischen und in dem 17. Jahrhundert aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Verfassungsrecht die Vereinigung von Bürgern, die dauernd oder für längere Zeit für den Bereich des Bundes oder eines Landes auf die politische Willensbildung eines Staates Einfluss nehmen und an der Vertretung des Volkes in dem Parlament teilnehmen wollen, wenn die Vereinigung nach dem Gesamtbild der Verhältnisse eine ausreichende Gewähr für die Ernsthaftigkeit dieser Zielsetzung bietet. In dem Verfahrensrecht ist Partei, von wem und gegen wen Rechtsschutz begehrt wird. In dem Privatrecht sind Parteien des Schuldverhältnisses der Gläubiger und der Schuldner oder allgemeiner eines Rechtsverhältnisses die daran Beteiligten. Der Begriff der Partei ist ansatzweise bereits in dem Altertum vorhanden (lat. [F.] factio). In dem Verfahrensrecht und in dem Schuldrecht stehen sich sachlich Parteien von Anfang an gegenüber. In England sind um 1680 Tories und Whigs ne. parties, in Deutschland 1784 Parteien. Die politische Psrtei, der seit dem 17. Jahrhundert parteiähnliche Vorläufer (Vereine, beispielsweise Sprachgesellschaften, verstärkt seit der Mitte des 18. Jahrhunderts beispielsweise patriotische Gesellschaften, Lesegesellschaften, Geheimbünde wie die Illuminaten, Freimaurer, Goldkreuzer, Rosenkreuzer, politische Diskussionskreise wie die Berliner Mittwochsgesellschaft von 1783 oder studentische Reformbewegungen) vorausgehen, bestimmt seit dem 19. Jahrhundert maßgeblich das öffentliche Leben (England Carlton Club 1832, Reform Club 1836, Complete Suffrage Union 1865, in dem Deutschen Bund örtliche Vereinigungen zu der Unterstützung von Kandidaten bereits vor 1848, fraktionsähnliche Clubs erst in der Versammlung in der Paulskirche in Frankfurt am Main von 1848, Österreich Ende 19. Jahrhunderts [nach dem Vereinsgesetz von dem 15. 11. 1867]). Ab etwa 1860 werden die von 1832 bis 1848 verbotenen, 1848/1849 eine Zahl von 2000 mit vielleicht 800000 Mitgliedern erreichenden, danach aber für einige Zeit wieder zurücktretenden politischen Vereine als Partei bezeichnet. In dem Deutschen Reich sehen die Parteien bis 1890 Politik als Suche eines persönlichen Zugangs zu Otto von Bismarck, während sie später politische Vorhaben mittels Bündnissen und Kompromissen zu erreichen versuchen. Die wichtigsten politischen Parteien vertreten – hauptsächlich auf der Suche nach Wählerstimmen und damit politischer und damit verbundener wirtschatlicher und gesellschaftlicher Macht in der jeweiligen Gesellschaft - liberale, (religiös) konservative, sozialdemokratische, kommunistische oder an dem Ende des 20. Jahrhunderts auch ökologische Zielsetzungen. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 18 IV, 27 IV; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 735; Bergsträßer, L.(/Mommsen, W.), Geschichte der politischen Parteien in Deutschland, 1921, 2. A. 1921, 3. A. 1924, 4. A. 1926, 6. A. 1932, 5. A. 1928, 7. A. 1952, 8. und 9. A. 1955, 10. A. 1960, 11. A. 1965; Bachem, K., Vorgeschichte, Geschichte und Politik der deutschen Zentrumspartei, Bd. 1ff. 1927ff., Neudruck 1968; Mommsen, W., Deutsche Parteiprogramme, 1952; Deutsche Parteiprogramme 1861-1956, hg. v. Treue, W., 1954, 4. A. 1968; Diehl-Thiele, P., Partei und Staat im Dritten Reich, 1960, 2. A. 1971; Boldt, W., Die Anfänge des deutschen Parteiwesens, 1971; Brandt, D., Die politischen Parteien und die Vorlage des Bürgerlichen Gesetzbuches im Reichstag, 1974; Ritter, G., Die deutschen Parteien 1830-1914, 1985; Sellert, W., Zur Geschichte der rationalen Urteilsbegründung, (in) Recht, Gericht, Genossenschaft und Policey, 1986, 97; Lang, J. v., Die Partei, 1989; Lösche, P., Kleine Geschichte der deutschen Parteien, 2. A. 1994; Dittmer, L., Beamtenkonservatismus und Modernisierung, 1992; Fenske, H., Deutsche Parteiengeschichte, 1994; Soug, S., Politische Parteien und Verbände, 1996; Stein, K., Parteiverbote, 1999; Parteien im Wandel vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, hg. v. Dowe, D. u. a., 1999; Olzog, G., Die politischen Parteien, 25. A. 1999; Grießmer, A., Massenverbände und Massenparteien im wilhelminischen Reich, 2000; Stalmann, V., Die Partei Bismarcks, 2000; Alexander, M., Die freikonservative Partei 1890-1918; Otto von Bismarck und die Parteien, hg. v. Gall, L., 2001; Richter, L., Die Deutsche Volkspartei 1918-1933, 2002; Politische Vereine, Gesellschaften und Parteien in Zentraleuropa 1815-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2005; Deutsch, A., Lizenz zum Töten, 2010; Heidemeyer, H., (Grüne) Bewegung im Parlament, (in) HZ 291(2010), 71; Mende, S., Nicht rechts, nicht links, sondern vorn, 2011; Populismus in der modernen Demokratie, hg. v. Wielenga, F. u. a., 2011; Reibel, C., Bündnis und Kompromiss, (in) HZ 293 (2011), 69; Auf dem Weg zu einer europäischen Parteiendemokratie, hg. v. Poguntke, T., 2013; Politische Parteien in Frankreich und Deutschland, hg. v. Alemann, U. v. u. a., 2015; Erbentraut, P., Theorie und Soziologie der politischen Parteien im deutschen Vormärz 1815-1848, 2016 (offen parteienbefürwortende Stellungnahmen überwiegen); Extremismusforschung – Handbuch für Wissenschaft und Praxis, hg. v. Jesse, E. u. 1., 2018; Massenparteiem im 20. Jahrhundert, hg. v. Cavazza, S. u. a., 2018; Detterbeck, K., Parteien im Auf und Ab, 2020
Parteibetrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das Betreiben eines Verfahrens durch eine →Partei. Der Verfahrensgrundsatz des Parteibetriebs beherrscht sachlich das Verfahren von Anfang an. Vor allem in dem Strafverfahren ist der Parteibetrieb aber infolge der Gefährdung aller durch mögliche Straftäter in Rom in dem Altertum wie in ab dem Hochmittelalter entstehenden Staaten seit dem 12. Jahrhundert von dem Amtsbetrieb weitgehend verdrängt. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 201; Diez, K., Der Parteibetrieb, 1941; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Merkel, P., Amtsbetrieb oder Parteibetrieb im künftigen Strafprozess, 1981
Parteieid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1789 [Schleswig-Holstein), zwei Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der von der →Partei zu leistende Eid. Er ist (wegen des Egoismus aller Menschen und der damit verbundenen Versuchung der Lüge) ein problematisches Aussagebekräftigungsmittel. Dennoch findet er sich wegen der Beschränktheit zuverlässigerer Bestätigungsmöglichkeiten sowohl in dem römischen Recht wie auch in dem deutschen Recht. →Reinigungseid
Lit.: Kaser; Kroeschell, DRG 2; Bohn, G., Der Parteieid und seine Mängel, 1914; Brennemann, H., Parteieeid und Parteivernehmung im deutschen und ausländischen Recht, 1934; Cappelletti, M., La testimonianza della parte, 1962; Münks, A., Vom Parteieid zur Parteivernehmung, 1991
Parteivernehmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das seit dem 27. 10. 1933 zulässige Beweismittel der Vernehmung einer Partei in dem deutschen Zivilprozess. S. Google
Lit.: Brennemann, H., Parteieid und Parteivernehmung im deutschen und ausländischen Recht, 1934; Münks, A., Vom Parteieid zur Parteivernehmung, 1991; Effer-Uhe, D., Die Parteivernehmung, 2015
Partenreederei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Reederei, bei der das einzelne Schiff in dem anteiligen Eigentum mehrerer Reeder steht. Die Partenreederei wird sachlich in dem römischen Recht als (lat. [F.]) societas angesehen. Sie ist in dem Mittelalter allgemein verbreitet. Das →Consolat (N.) del Mar (Barcelona 1348) regelt sie sehr ausführlich. Besonders zu dem Ende des 19. Jahrhunderts wird die Partenreederei überwiegend als Innengesellschaft betrieben, bei der nach außen nur einer der Reeder auftritt. In dem Handelsgesetzbuch (1896/1900, § 489 HGB) ist die Partenreederei eine Gesellschaft, deren Gesellschaftsvermögen ein Schiff voraussetzt und deren Anteile (Parten) nach festen Quoten bemessen und grundsätzlich veräußerlich und vererblich sind. Diese Gesellschaft ist regelmäßig Außengesellschaft. Seit Inkrafttreten des Gesetzes zur Reform des Seehandelsrechts an dem 25. 4. 2013 können keine neuen Partenreedereien mehr gegründet werden, doch gelten für bis dahin gegründete Partenreedereien die Bestimmungen des Handelsgesetzbuchs fort. S. Google
Lit.: Ruhwedel, E., Die Partenreederei, 1973; Schmidt, K., Die Partenreederei als Handelsgesellschaft – Integration einer Sonderrechtsform in das Unternehmensrecht, 1995, Herber, R., Seehandelsrecht, 1999, 2. A. 2016; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron und im Llibre del Consolat de Mar, 2007
Parther (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines vielleicht zu den Skythen gehörigen Volkes, das von dem dritten vorchristlichen Jahrhundert an für rund 500 Jahre ein Reich in dem Gebiet des heutigen Iran und Irak (zwischen Syrien und Indien) aufbaut. S. Google
Lit.: Ellerbrock, U. u. a., Die Parther, 2015
particula, lat., F., „Teillein“, kleiner Teil, Teilchen, Stückchen, Stücklein, Redeteilchen, Partikel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pars
particularis, particulāris, lat., Adj.: nhd. einen Teil betreffend, Ps. Apul. (Ende 4. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. particula, pars
partikular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL [partikulär, partikular] – und in älteren deutschen Rechtsquellen partikular ab 1544/1545 [FWB.] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), partikulär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz -nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) einen Teil (lat. [F.] pars) betreffend
Partikularismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus partikular gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Zustand, in dem innerhalb eines gesellschaftlichen Ganzen in Gegensatz zu Zentralismus und Universalismus grundsätzlich der kleineren Einheit der Vorzug gegeben wird. S. Google
Lit.: Rörig, F., Ursachen und Auswirkungen des deutschen Partikularismus, 1937; Seidlmayer, E., Über Denken und Handeln – Universalismus und Partikularismus in Stoa, antiker Skepsis und Gegenwart, 2018
Partikularrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Moser, StaatsR.] in dreizehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das in einem beschränkten Bereich geltende Recht in Gegensatz zu einem allgemeinen Recht. Schon in dem Frühmittelalter stehen zumindest in grundsätzlichem Gegensatz zu dem Weltreich der Römer sachlich in dem Reich der Franken und dem daraus erwachsenden Heiligen römischen Reich (wie auch in Frankreich) die verschiedenen Volksrechte (Franken, Sachsen, Alemannen, Bayern, Thüringer, Friesen, Langobarden u. s. w. oder auch – sonstigen - Gewohnheitsrechte) nebeneinander. Seit dem Hochmittelalter werden sie allgemein durch zahlreiche, aber ebenfalls partikulare Landrechte, Stadtrechte und auch Dorfrechte mit meist kleinerem örtlichen Wirkungsbereich abgelöst. 1495 stellt dementsprechend die Reichskammergerichtsordnung den (einheitlichen) gemeinen Rechten des Reiches die (grundsätzlich vorrangigen, aber beweisbedürftigen, unterschiedlichen) redlichen, ehrbaren und leidlichen Ordnungen, Statuten und Gewohnheiten der (zahlreichen) Fürstentümer, Herrschaften und Gerichte gegenüber. Seit dem 17. Jahrhundert versucht die Wissenschaft, das einheimische Partikularrecht nach demVorbild des gemeinen römischen Rechtes zu einem gemeinen deutschen (Privat-)Recht zusammenzufassen, das sich aber weder gegenüber dem Partiluarrecht noch gegenüber dem gemeinen (römischen) Recht durchzusetzen vermag. An dem Ende des 19. Jahrhunderts gilt für etwa 20 Millionen Deutsche das Allgemeine Landrecht Preußens, für etwa 17 Millionen das gemeine Recht, für etwa 8 Millionen das französische Recht (Code civil), für etwa 3,5 Millionen das Bürgerliche Gesetzbuch Sachsens und für weniger als 0,5 Millionen sonstiges Recht. Seit dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist das Partikularrecht in dem Bereich des bürgerlichen Rechtes bis auf geringe, in dem besonderen Einführungsgesetz zu dem Bürgerlichen Gesetzbuch festgelegte Reste (so genannte Verlustliste der deutschen Rechtseinheit) zugunsten einer neuen Rechtseinheit beseitigt (ähnlich in dem Strafrecht, Strafprozessrecht und Zivilprozessrecht), doch besteht das Grundproblem vor allem seit der Bildung europäischer Gemeinschaften ab 1951/1952 auf europäischer Ebene der sich seitdem bildenden Europäischen Union und außerdem auch weltweit fort. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 137; Nahmer, W. v. d., Handbuch des rheinischen Partikularrechts, Bd. 1ff. 1831ff.; Bluhme, F., Übersicht der in Deutschland geltenden Rechtsquellen, 1847, 2. A. 1854, 3. A. 1863, 162; Deutsche Rechts- und Gerichtskarte 1896, Neudruck 1996; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 189; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 586; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Kroeschell, K., Universales und partikulares Recht, (in) Vom nationalen zum transnationalen Recht, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1995, 265; Oestmann, P., Rechtsvielfalt vor Gericht, 2002
Partner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1814 [Goethe] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [JaunLR.] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jh. aus dem Neuenglischen aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Kamerad, Kollege
Lit.: Seibert, U., Die Partnerschaft, 1994
Partnerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie von Partner abgeleitet, F.) ist eine seit 1994 zulässige registerfähige Gesellschaft für die gemeinsame Berufsausübung mehrerer freiberuflich tätiger Menschen (beispielsweise Rechtsanwälte). S. Google
Lit.: Seibert, U., Die Partnerschaft, 1994
Partnership Act (1980) ist das Gesetz des englischen Rechtes über die Partnerschaft des englischen Rechtes.
Partsch, Joseph (Breslau 2. 9. 1882-Berlin 30. 3. 1925), Sohn eines Geographen, wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Genf, Breslau und Leipzig (Mitteis, Strohal) 1906 außerordentlicher Professor in Genf, 1910 Professor in Göttingen, 1911 in Freiburg im Breisgau, 1920 in Bonn und 1921 ordentlicher Professor in Berlin. Wissenschaftlich widmet er sich unterschiedlichen Gegenständen der Rechtsgeschichte des Altertums.
Lit.: Lenel, O., Josef Partsch, ZRG RA 45 (1925), V; Meyer-Pritzl, R., Der Rechtshistoriker und Pionier der modernen Rechtsvergleichung Partsch (1882-1925), (in) Zeitschrift für europäisches Privatrecht 7 (1999) 47ff.
pascere, pāscere, lat., V.: nhd. fressen lassen, weiden lassen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh₂-, *pah₂-, V., füttern, nähren, weiden
pascuarium, pāscuārium, lat.?, N.: nhd. Weidegeld, eine Weideabgabe, Greg. Tur. (538/539-594 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pāscere
Pasquill (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 [Flandern] in elf Stellen belegt sowie aus dem Italienischen mit dem Inhalt kleiner Pasquino aufgenommen, N., M., Pasquille, F.) Schmähschrift, Spottschrift
Lit.: Schmidt, G., Libelli famosi – Zur Bedeutung der Schmähschriften, Scheltbriefe, Schandgemälde und Pasquille in der deutschen Rechtsgeschichte, Díss. iur. Köln 1985; Bauer, O., Pasquille in den Fuggerzeitungen, 2008; Kuhn, C., Schmähschriften und geheime Öffentlichkeit in Bamberg an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, 2018
Pass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271/1272 [Rijmbijbel/CorpMnlTekst. II 3 V. 16683 mittelniederländisch] und ab 1356 [Willems, Brab. II 534] für Übergang und ab 1419 [SchweizId. IV 1655] für Durchreise belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar und ab dem 17. Jahrhundert aus Passbrief gekürzt in der Bedeutung Ausweis für Reisende in einem Ausland verwendet, M.) ist neben dem Übergang die zu dem Ausweis eines Menschen bei Einreise, Ausreise und Aufenthalt in dem Ausland grundsätzlich erforderliche öffentliche Urkunde. Der Pass ist sachlich dem Altertum und dem Mittelalter in dem Ansatz bekannt (746 König Ratchis der Langobarden mit persönlichem Brief für fremde Reisende). Seit dem Hochmittelalter gewinnt er mit der Territorialisierung des Rechtes an Bedeutung. Besonders gefördert wird der Pass in Frankreich (1464 passeport für Briefboten, später auch Soldaten), wo er seit 1791 ausgebaut und mit Passzwang versehen wird. Seit 1815 ist auch in dem Deutschen Bund in Gegensatz etwa zu England der Pass rechtstatsächlich nahezu unabdingbar. Seit dem Ersten Weltkrieg herrscht allgemein Passzwang, doch wirkt die europäische Einigungsbewegung erneut auf Beseitigung der damit verursachten Einschränkungen hin (u. a. Abkommen von Schengen). Der Inhaber eines Passes steht in dem Ausland unter diplomatischem und konsularischem Schutz. Daneben ist Pass auch der Übergang über ein Gebirge.
Lit.: Hübner § 11; Laur-Belart, R., Studien zur Eröffnungsgeschichte des Gotthardpasses, 1924; Krause, J., Das deutsche Passrecht, 1925; Medert, K./Süßmuth, W., Pass- und Personalausweisrecht, 1988, 2. A. 1992, 3. A. 1998; Fahrmeir, A., Citizens and Aliens, 2000; Fahrmeir, A., Passwesen und Staatsbildung im Deutschland des 19. Jahrhunderts, (in) HZ 271 (2000), 57; Groebner, V., Der Schein der Person, 2004; Reisen, A., Der Passexpedient, 2012; Handbuch Staat und Migration in Deutschland seit dem 17. Jahrhundert, hg. v. Oltmer, J., 2016
Passau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Adjektiv passauisch – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv [Grünberger] ohne Jahr ein Archivbeleg –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie von [lat., N., Batavium] abgeleitet, N.) Ort an dem Zusammenfluss von Donau und Inn
Lit.: Maidhof, A., Das Passauer Stadtrecht, 1927; Maidhof, A., Das Passauer Gültenwesen, (in) Die ostbairischen Grenzmarken 16 (1927), 313, 358; Veit, L., Passau. Das Hochstift, 1978; Breinbauer, J., Otto von Lonsdorf, 1992; Passau in der Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. Becker, W., 1999; Geschichte der Stadt Passau, hg.v. Boshof, E., 2003; Passau – Quellen zur Stadtgeschichte, hg. v. Boshof, W. u. a., 2004; Knorring, M. v., Die Hochstiftspolitik des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm, 2006; Erkens, F., Die Fälschungen Pilgrims von Passau, 2011; Die Regesten der Bischöfe von Passau, Bd. 4 1283-1319, bearb. v. Boshof, E. u. a., 2013; Schweikl, M., Die Stadt Passau in der Weimarer Republik (1919-1933), 2016; Erhard, A., Geschichte der Stadt Passau, Band 1 2016; Schubert, M., Politischer Katholizismus in Passau von 1864 bis 1964, 2017
Pasukanis, Evgenij Bronislavovic (1881-1937) ist einer der Begründer der sowjetischen Rechtstheorie (Allgemeine Rechtstheorie und Marxismus, 1924). Er vertieft die Ansicht, dass das bürgerliche Recht mit der bürgerlichen Gesellschaft absterbe. Bereits 1931 muss er sich wegen der tatsächlichen Notwendigkeit von Gesetzen auch in dem Sowjetstaat hiervon lossagen. 1937 wird er als Volksschädling beseitigt.
Lit.: Law and Marxism, hg. v. Arthur, C., 1978; Reich, N., Sozialismus und Zivilrecht, 1972, 194
Pataria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist eine in Mailand, Cremona, Piacenza und Brescia in dem dritten Viertel des 11. Jahrhunderts bedeutsame religiös-soziale, die Entwicklung zu der Stadtgemeinde beschleunigende Reformbewegung. S. Google
Lit.: Violante, C., La pataria milanese, 1955; Investiturstreit und Reichsverfassung, hg. v. Fleckenstein, J., 1973, 321; Gritsch, H., Die Pataria von Mailand (1057-1075), (in) Innsbrucker historische Studien 3 (1980), 7ff.; Keller, H., Mailand im 11. Jahrhundert, (in) Die Frühgeschichte der europäischen Stadt, hg. v. Jarnut, J., 1998, 81; Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2002; Dartmann, C., Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11.-14. Jahrhundert), 2012
Pate (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 12. Jahrhundert [Graf Rudolf] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen an Ende 12. Jahrhundert [nicht belegt sowie ab nach 1192 [Reinhart Fuchs] in der Bedeutung Patenkind und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der den kindlichen Täufling der christlichen Kirche vertretende, neben den Eltern stehende erwachsene Christ. Nach älteren Anfängen wird er seit dem 3. Jahrhundert sachlich bedeutsam. S. Google
Lit.: Dick, E., Das Pateninstitut, (in) Z. f. kath. Theologie 63 (1939), 1; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Jussen, B., Patenschaft und Adoption, 1991
patens, patēns, lat., (Part. Präs.=)Adj.: nhd. offen, gangbar, unversperrt, frei, offenbar, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. patēre
Patenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 15. Jahrhundert einmal [Schiller-Lübben III 291 Friesland] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google)
Lit.: Jussen, B., Patenschaft und Adoption, 1991; León, E. de, La cognatio spiritualis según Graciano, 1996
Patent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 aus dem Französischen und mittelbar [als littera patens, offener Brief] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Patentrecht 1855) ist allgemein der offene Brief und seit dem 19. Jahrhundert das einem Erfinder bzw. dem für ihn wirtschaftlich tätigen Verwerter (beispielsweise Verleger) (durch eine solche Urkunde) von dem Staate ausschließlich erteilte, zeitlich (auf 20 Jahre) begrenzte Recht, eine Erfindung gewerbsmäßig zu nutzen. Die ersten Ansätze hierzu erscheinen in dem Spätmittelalter (König Edward III. von England [1327-1377] zugunsten des flämischen Webers Johann Kempe, Venedig 1469). Seitdem erteilen Landesherren Schutzprivilegien für Erfindungen. In Venedig begegnet bereits 1474 in Verfestigung des gewohnheitsrechtlichen Zustands das erste Patentgesetz, das Neuheit, Ausführbarkeit und Nützlichkeit der Erfindung voraussetzt und zeitlich befristeten Schutz gegen unerlaubte Nachahmung gewährt. 1623/1624 lässt das englische Statute of Monopolies zeitlich befristete Ausnahmen von dem Monopolverbot für Privilegien bzw. Patente zu. In Frankreich wird nach Aufhebung des Privilegienwesens (1789) 1791 ein von dem →geistigen Eigentum des Erfinders ausgehendes Patentgesetz erlassen, in den deutschen Staaten seit 1820 (Österreich, Bayern 1825, Württemberg 1828). In dem Deutschen Reich wird 1877 ein erstes Patentgesetz und 1891 ein verbessertes Patentgesetz geschaffen. Damit wird das Privilegienwesen endgültig abgelöst. 1903 tritt das Deutsche Reich der Pariser Verbandsübereinkunft bei. 1973 wird eine europäische Übereinkunft über die Erteilung europäischer Patente erreicht, auf deren Grundlage in München 1977 ein europäisches Patentamt errichtet wird. S. Google
Lit.: Wehr, J., Die Anfänge des Patentwesens in Deutschland, Diss. jur. Erlangen 1936; Zycha, A., Beiträge zur Frühgeschichte des deutschen Erfinderrechts, ZRG GA 62 (1942), 295; Berkenfeld, E., Das älteste Patentgesetz der Welt, GRUR 1949, 139; Silberstein, M., Erfindungsschutz und merkantilistische Gewerbeprivilegien, 1961; Heß, G., Die Vorarbeiten zum deutschen Patentgesetz, Diss. jur. Frankfurt am Main 1966; Beier, F., Gewerbefreiheit und Patentschutz, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 4 1979, 183; Öhlschlegel, H., Das Bergrecht als Ursprung des Patentrechts, 1978; Hundert Jahre Patentamt, 1977; Wadle, E., Gewerbliche Schutzrechte und Unternehmensorganisation, (in) Recht und Entwicklung der Großunternehmen, hg. v. Horn, N. u. a., 1979, 343; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,4067; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Kinkeldey, M., Der Ausschluss der Juden aus der Patentanwaltschaft, 1998; Feldmann, K., Die Geschichte des französischen Patentrechts und sein Einfluss auf Deutschland, 1998; Patentschutz und Innovation, hg. v. Boch, R., 1999; Gehm, M., Das Patentwesen in der bayerischen Pfalz, ZRG GA 120 (2003), 216; Meyer, S., Bemühungen um ein Reichsgesetz gegen den Büchernachdruck, 2004; Seckelmann, M., Industrialisierung, Internationalisierung und Patentrecht im deutschen Reich 1871-1914, 2006; Heppe, R. v., Patentverletzungen, 2007; Köbler, G., Vom Urheber und Patent zum Urheberrecht und Patentrecht, (in) FS E. Wadle, 2008; Mächtel, F., Das Patentrecht im Krieg, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Arapostathis, S. u. a., Patently Contestable, 2013; Übler, R., Die Schutzwürdigkeit von Erfindungen. Fortschritt und Erfindungshöhe in der Geschichte des Patent- und Gebrauchsmusterrechts, 2014; Struck, J., Der patentrechtliche Ausführungs- und Lizenzzwang in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2014; Geschichte des deutschen Patentrechts, hg. v. Otto, M. u. a., 2015
Patentrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv [ZVölkerr. III 507] ein Archivzettel - 1845 bzw. 1855 nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1855) →Patent
pater, lat., M.: nhd. Vater, grundsätzlich der Mann den die Ehe mit der Mutter eines Kindes als solchen ausweist, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pətḗr, *pətḗ, *ph₂tḗr, M., Vater, s. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh₂-, *pah₂-, V., füttern, nähren, weiden
Pater (M.) familias (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht der Hausvater, der über das eheliche Kind, das eheliche Kind des Sohnes u. s. w., die Frau und den aufgenommenen gewaltfreien Hausfremden die in dem privaten Bereich bedeutsame Hausgewalt (lat. potestas [F.]) hat. S. Google
Lit.: Kaser §§ 4 I 1b, 12 I, 60; Söllner §§ 4, 5, 8, 12; Köbler, DRG 21
Paternalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie von pater abgeleitet, M.) auf das Wohl eines anderen auch gegen dessen Willen gerichtetes Verhalten, Bevormundung
Lit.: Gutmann, T., Paternalismus – eine Tradition deutschen Rechtsdenkens?, ZRG GA 122 (2005), 150; Grenzen des Paternalismus, hg. v. Fateh-Moghadeam, B., 2008
Pater semper incertus (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Der Vater (eines Kindes) ist (früher wegen des Fehlens der wissenschaftlichen Beweisbarkeit der Befruchtung einer Eizelle einer Frau mit einer bestimmten Samenzelle eines einzelnen Mannes vor Entdeckung der Möglichkeit der gentechnischen DNA-Analyse durch den Menschen) immer ungewiss, während die Mutter durch die sichtbaren Vorgänge der Schwangerschaft und Geburt meist verhältnismäßig gut festgestellt werden kann. →mater semper certa est, s. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
patria, lat., F.: nhd. Vaterland, Heimat, Geburtsort, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pater
Patria (Adj.) potestas (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist die in dem altrömischen Recht nahezu unbeschränkte Hausgewalt des (lat.) →pater (M.) familias über Kinder und Frau ([lat.] in manu), die einer Frau nicht zugänglich ist. Die der patria potestas. unterstehenden Menschen sind vermögensunfähig und erwerben Besitz und Eigentum für den pater familias, der seinerseits für rechtsgeschäftliche und deliktische Verpflichtungen haftet (beispielsweise Noxalhaftung). Die patria potestas ist rechtlich weitgehend uneingeschränkt, unterliegt aber der (sittlichen) Aufsicht der Zensoren. Die patria potestas schwächt sich allmählich ab. Seit dem Spätmittelalter wird sie in dieser veränderten Form in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen und mit dem heimischen Recht verschmolzen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) teilt in unterschiedlicher Ausgestaltung beiden Eltern die elterliche Gewalt zu. Die elterliche Gewalt wird in dem ausgehenden 20. Jahrhundert durch die elterliche Sorge bzw. Obsorge (Österreich 1989) ersetzt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 4 I 1, 58 IV 2, 60; Hübner; Thomas, A., Die Anschauungen der Naturrechtslehrer über die Rechtsverhältnisse zwischen Eltern und Kindern, Diss. jur. Rostock 1915; Wacke, A., „Elterliche Sorge“, (in) FamRZ 27 (1980), 205
Patriarch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel elftes Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Berthold von Regensburg I 361] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Stammvater, oberster Geistlicher, Familienoberhaupt, Greis
patriarcha, lat., M., Patriarch, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. gr. πατριάρχης (patriárchēs), M., Patriarch, vgl. gr. πατήρ (patḗr), M., Vater, s. idg. *pətḗr, *pətḗ, *ph₂tḗr, M., Vater, s. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh₂-, *pah₂-, V., füttern, nähren, weiden, s. gr. ἄρχειν (árchein), V., vorangehen, der Erste sein (V.); weitere Herkunft unklar
Patriarchat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 16. Jahrhundert einmal [Schulz FremdWB. II 420] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie von Patriarch abgeleitet und über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist sachlich die vielleicht von den Anfängen des Menschen (oder mancher höheren Tierarten) bis in das 20. Jahrhundert erkennbare Vorrangstellung von Vätern bzw. Männern in dem Familienrecht oder in der Horde in Gegensatz zu dem →Matriarchat und der partnerschaftlichen Gleichberechtigung. In dem Kirchenrecht ist Patriarchat ein kirchenrechtliches Zuständigkeitsgebiet (beispielsweise des Patriarchen von Antiochia, Alexandria, Jerusalem, Konstantinopel, Rom). S. Google
Lit.: Mitterauer, M./Sieder, R., Vom Patriarchat zur Partnerschaft, 1977, 2. A. 1980; Lerner, G., Die Entstehung des Patriarchats, 1991; Schweizer, C., Hierarchie und Organisation, 1991
patricius, lat., Adj.: nhd. patrizisch, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pater
Patricius (lat. [M.] um 250-184 v. Chr., Väterlicher) ist seit dem frühen 4. Jahrhundert (Kaiser Konstantin) ein römischer Ehrentitel, der bis zu dem 12. Jahrhundert begegnet. S. Google
Lit.: Weyl, R., Bemerkungen über das fränkische Patrizieramt, ZRG GA 17 (1896), 85; Heil, W., Der konstantinische Patriziat, 1966; Winkelmann, F., Byzantinische Rang- und Ämterstruktur, 1985; Martin, G., Der salische Herrscher als Patricius Romanorum, (in) Frühmittelalterliche Studien 28 (1994), 257ff.
patrimonial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem ab 438 n. Chr. belegten lateinischen patrimonialis des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) väterliches Gut betreffend
Patrimonialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1770 in sechzehn Stellen belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sich sachlich schon in dem Mittelalter allmählich entwickelnde, dem Gerichtsherrn unverzügliche Vollstreckung eigener Forderungen gegenüber Eingesessenen ermöglichende Gericht des →Grundherrn (in bürgerlichen Angelegenheiten, einfacheren Straffällen, Polizeiangelegenheiten und Steuerangelegenheiten), das durch Verleihung von Gerichtsrechten seitens der Landesherrn zustande kommt.
Lit.: Die Patrimonialgerichtsreform im preußischen Staate, 1843; Mundhenke, H., Das Patrimonialgericht Adelebsen, 1941; Tütken, H., Geschichte des Dorfes und Patrimonialgerichtes Geismar, 1967; Werthmann, S., Vom Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit, 1995; Thauer, J., Gerichtspraxis in der ländlichen Gesellschaft, 2001; Wienfort, M., Patrimonialgerichte in Preußen, 2001
Patrimonialgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1772 [Cramer, Neb.] in sechzehn Stellen belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sich sachlich schon in dem Mittelalter allmählich entwickelnde, dem Gerichtsherrn unverzügliche Vollstreckung eigener Forderungen gegenüber Eingesessenen ermöglichende Gerichtsbarkeit des →Grundherrn (in bürgerlichen Angelegenheiten, einfacheren Straffällen, Polizeiangelegenheiten und Steuerangelegenheiten, die durch Verleihung von Gerichtsrechten seitens der Landesherrn zustande kommt. Gegen sie (1837 in Preußen 6597 Patrimonialgerichte mit 3,28 Millionen Gerichtszugehörigen = 23,9 Prozent der Bevölkerung, 970 an preußischen Patrimonialgerichten tätige Juristen, 1849 Patrimonialrichter) richtet sich trotz ihrer (geringfügigen) Kostengünstigkeit der politische Liberalismus des 19. Jahrhunderts. Nach zahlreichen kleineren Veränderungen (Einführung obergerichtlicher Approbation für Justiziare, Durchsetzung ihrer Unkündbarkeit, Besoldung mit festem Gehalt, Abschaffung der Kammerjustiz, Eingliederung in den Instanzenzug, Zunahme der Visitationen) verschwindet sie seit 1848 ganz (Österreich 1848, Preußen 2. 1. 1849 bzw. 1851, zuletzt 1879 in Mecklenburg, Lippe und in der Grafschaft Schönburg in Sachsen).
Lit.: Wachsmuth, C., Versuch einer systematischen Darstellung der Patrimonialgerichtsverfassung, 1808; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Tütken, H., Geschichte des Dorfes und Patrimonialgerichtes Geismar, 1967; Werthmann, S., Vom Ende der Patrimonialgerichtsbarkeit, 1995; Thauer, J., Gerichtspraxis in der ländlichen Gesellschaft, 2001; Wienfort, M., Patrimonialgerichte in Preußen, 2001; Adel und Adelskultur in Bayern, hg. v. Demel, W./Kramer, F., 2008; Häußler, T., Hoch- und Niedergerichtsrechte in der Grundherrschaft – Die Rechtspflege im alten Reich unter besonderer Berücksichtigung der Patrimonialgerichtsbarkeit, 2009
patrimonialis, patrimōniālis, lat., Adj.: nhd. zu dem Erbgut gehörig, zu dem Erbvermögen gehörig; Cod. Theod. (438 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. patrimōnium, s. pater
Patrimonialstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Gegensatz zu der Revolution in Frankreich von 1789 gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Staat, in dem Land und Leute als väterliches Erbgut des Landesherrn verstanden werden
Lit.: Fischer, L., Der Patrimonialstaat und die Demokratie, 1849; Arndt, E., Vom markgräflichen Patrimonialstaat zum großherzoglichen Verfasssungsstaat Baden, 1952; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter, 1996, 2. A. 2006
patrimonium, patrimōnium, lat., N., Erbgut, Erbvermögen, Vermögen, Laber. (106-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pater
patrimonium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrabant II 2 S. 91] in acht Stellen als patrimonium, N., patrimonie, N., belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums [ab 106-43 v. Chr.] aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) Erbgut, Gut, auch zugehörige Abgabe
Lit.: Kaser §§ 18 I 1, 30 I 2; Köbler, DRG 36; Köbler, LAW
Patriziat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1519 [Eckel, Murner Fremdw.] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Angehörigen der römischen und der mittelalterlich-städtischen Oberschicht. S. Google
Lit.: Roth v. Schreckenstein, K. Frhr. v., Das Patriziat in den deutschen Städten, 1856, Neudruck 1970; Keller, S., Patriziat und Geschlechterherrschaft in der Reichsstadt Lindau, 1908; Pfeiffer, G., Das Breslauer Patriziat, 1929; Klocke, F. v., Das Patriziatsproblem und die Werler Erbsälzer, 1965; Deutsches Patriziat 1433-1740, hg. v. Rössler, H., 1968; Heers, J., La ville au Moyen Age, 1990; Friedrich, G., Bibliographie zum Patriziat der Reichsstadt Nürnberg, 1994; Fleischmann, P., Rat und Patriziat in Nürnberg, 2008; Lehner, S., Das Patriziat im Wandel, 2009; Hecht, M., Patriziatsbildung als kommunikativer Prozess, 2010
Patrizier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie seit dem 15. Jahrhundert aus dem lateinischen patricius [ab um 250-184 v. Chr.] des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem altrömischen Recht der Angehörige einer durch Vermögen und Ansehen gekennzeichneten Familie in Gegensatz zu dem die Mehrzahl der Römer bildenden Plebejer. Seit dem 16. Jahrhundert versteht man unter Patrizier auch den Angehörigen der eine Oberschicht der (mittelalterlichen) Stadt bildenden regierenden Familien. Diese Oberschicht entsteht aus Ministerialen des Stadtherrn, aus Kaufleuten und teilweise auch aus aufsteigenden Handwerkern. Mit dem Ausgang des Mittelalters ist das →Patriziat weitgehend abgeschlossen. In verschiedenen Städten wie beispielsweise Frankfurt am Main sondert es sich von dem Handel ab und nähert sich dem Adel auf dem Land an. Es vermag sich seine Vorrechte bis in das 19. Jahrhundert zu erhalten. S. Google
Lit.: Söllner §§ 4, 5, 6, 7; Kroeschell, DRG 2; Pitz, E., Die Entstehung der Ratsherrschaft in Nürnberg, 1956; Dreher, A., Das Patriziat der Reichsstadt Ravensburg, 1966; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Deutsches Patriziat, hg. v. Rössler, H., 1968; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Bechtold, D., Zunftbürgerschaft und Patriziat, 1981; Körner, H., Frankfurter Patrizier, 2003; Almeida, C. de, Führende Kölner Familien im Spätmittelalter, 2015; Landois, A., Gelehrtentum und Patrizierstand – Wirkungskreise des Nürnberger Humanisten Sixtus Tucher (1459-1507), 2020
patrocinium, patrōcinium, lat., N., Vertretung, Beschützung, Verteidigung, Schutzpflicht beispielsweise des früheren Herrn gegenüber einem früheren Sklaven oder eines Heiligen gegenüber einer Kirche, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. patrōnus, pater
Lit.: Beck, M., Die Patrozinien der ältesten Landkirchen im Archidiakonat Zürichgau, 1933
Patron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1160-1180 [Linzer Antichrist] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [Deutscher Orden] in siebenunddreißig Stellen belegt sowie ab 12. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] patronus [um 450 v. Chr.]) ist in dem römischen Recht der Schutzherr eines Freigelassenen, dem gewisse Rechte auch nach der Freilassung zustehen, in dem Kirchenrecht der die Kirche – angeblich besonder -schützende Heilige.
Lit.: Kaser § 4 1b; Söllner §§ 4, 5, 12; Brown, P., Die Heiligenverehrung, 1991; Engels, J. u. a., Moderne Patronage – Mikropolitik in der Moderne, (in) HZ 309 (2019), 36
Patronat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1518 [Eckel, MurnerFremdw.] in drei Stellen belegt sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Rechte und Pflichten des Schutzherrn eines Freigelassenen oder einer meist auf Grund und Boden eines Grundherrn gebauten mittelalterlich-frühneuzeitlichen Kirche in Bezug auf diese. Das kirchliche Patronat entsteht in dem 12./13. Jahrhundert aus der Ablehnung des Laieneigentums an Kirchen in der kirchlichen Reformbewegung des 11. Jahrhunderts. Seitdem ist die Fürsorge für die Kirche entscheidend. Der Patron hat ein Vorschlagsrecht für das von dem Bischof verliehene geistliche Amt. Das Patronat wirkt sich in Form der Kirchenbaulast bis in die Gegenwart aus. Ab dem (lat.) Codex (M.) iuris canonici (1917) können neue Patronate nicht mehr entstehen.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Wahrmund, L., Das Kirchenpatronatsrecht, Bd. 1f. 1894ff.; Stutz, U., Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens, 1895, 3. A. 1972; Gilgen, H. zur, Das Patronatsrecht im Kanton Luzern, 1923; Landau, P., Jus patronatus, 1975; Church and Society in England, hg. v. O’Day, R. u. a., 1977; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Landau, P., Patronat, (in) Theologische Realenzyklopädie, Bd. 26 1996, 106; Danzer, C., Historische Analyse zur Entwicklung der Patronatserklärung, 2012; Schulten, M., Kommunale Kirchenbaulasten, 2014
patronus, patrōnus (1), lat., M., Patron, Schutzherr, Verteidiger, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pater
Patrozinium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen– ausgenommen DRW-Archiv ohne Zeitangabe in elf Archivzetteln – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem lateinischen patrocinium [ab 81-43 v. Chr.] des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in dem Kirchenrecht seit dem 4. Jahrhundert das Schutzverhältnis eines Heiligen (beispielsweise →Martin) zu einer einzelnen, später meist nach ihm benannten Kirche. Das Patrozinium lässt für quellenarme Zeiten Rückschlüsse auf die Zeit oder auf andere Umstände der Entstehung einer Kirche zu. S. Google
Lit.: Beck, M., Die Patrozinien der ältesten Landkirchen im Archidiakonat Zürichgau, 1933; Deinhardt, W., Patrozinienkunde, (in) Hist. Jb. 56 (1936), 174; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Prinz, F., Askese und Kultur, 1980, 75; Angenendt, A., Heilige und Reliquien, 1994; Bölling, J., Zwischen regnum und sacerdotium – Historiographie, Hagiographie und Liturgie der Petrus-Patrozinien im Sachsen der Salierzeit (1024-1125), 2017
Paul (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie als Name aus dem Lateinischen des Altertums mit der Bedeutung klein, gering, jung aufgenommen, M.) s. Google
Paulskirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) in Frankfurt am Main ist eine anstelle einer 1786 abgerissenenen mittelalterlichen Barfüßerkirche zwischen 1789 und 1833 errichtete, dem Apostel Paulus geweihte Kirche als Ort der deutschen, aus Wahlen hervorgegangenen Nationalversammlung von 1848/1849 (18. 5. 1848-28. 4. bzw. 31. 5. 1849). Hier wird eine formelle →Verfassung beschlossen. Sie wird aber wegen des letztlichen Scheiterns der Nationalversammlung nicht in die Rechtswirklichkeit umgesetzt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 171; Wesenberg, G., Die Paulskirche und die Kodifikationsfrage, ZRG RA 72 (1955), 359; Die Grundrechtsdiskussion in der Paulskirche, hg. v. Scholler, H., 1973; Wollstein, G., Das „Großdeutschland“ der Paulskirche, 1977; Laufs, A., Recht und Gericht im Werk der Paulskirche, 1978; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985, 2. A. 1998; Bert, H./Weege, W., Biographisches Handbuch der Abgeordneten, 1996; Jansen, C., Einheit, Macht und Freiheit, 1999; Hildebrandt, G., Friedrich Gottlieb Becker, 2013
Paulskirchenverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen und Griechischen des Altertums sowie dem erschließbaren Germanischen verbindbar, F.) ist die von der in der Frankfurter Paulskirche tagenden verfassunggebenden Nationalversammlung beschlossene Verfassung. Sie enthält einen an dem 27. 12. 1848 verabschiedeten Katalog der Grundrechte (Reichsbürgerrecht, Unverletzlichkeit, Meinungsfreiheit, Glaubensfreiheit, Gewissensfreiheit, Gewerbefreiheit, Berufsfreiheit, Lehrfreiheit, Wissenschaftsfreiheit, Vereinsfreiheit, Petitionsrecht, Eigentumsschutz, Wohnungsschutz, Schwurgericht). Der organisatorische Teil von dem 27. 3. 1849 sieht einen Bundesstaat mit einem erblichen Kaiser (am 3. 4. 1849 Annahme der Würde von dem König von Preußen als mit dem Ludergeruch der Revolution behaftet abgelehnt) und einen Reichstag mit Staatenhaus und Volkshaus vor. Nach Kotulla wirken trotz einzelner verfassungsstaatlicher Impulse wissenschaftliche Versuche von Traditionslinien zwischen der Paulskirchenverfassung und den Verfassungen des Norddeutschen Bundes, des deutschen Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland konstruiert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 194; Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituierenden Nationalversammlung, hg. v. Wigard, F., 1848f.; Die Verhandlungen des Verfassungsausschusses der Nationalversammlung, hg. v. Droysen, J., 1849; Schoan, H., Die Reichsverfassung der Paulskirche von 1849 und die vom 11. 8. 1919 in rechtsvergleichender Darstellung insbesondere bezüglich der Grundrechte, 1924; Kumpf, J., Petitionsrecht und öffentliche Meinung im Entstehungsprozess der Paulskirchenverfassung 1848/49, 1983; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985, 2. A. 1998; Die finanz- und steuerverfassungsrechtlichen Vorschriften der Paulskirchenverfassung, hg. v. Kempny, S., 2010; Kempny, S., Auf dem Weg zum deutschen Bundesstaat, ZRG GA 129 (2012), 391; Kotulla, M., Der Einfluss der Paulskirchenverfassung auf die späteren deutschen Verfassungen, 2015; Visionen eines zukünftigen Deutschlands – Alternativen zur Paulskirchenverfassung 1848/49, hg. v. Dippel, H., 2017
Paulus, Iulius (3. Jahrhundert [† 222-235]), ein Schüler des Cervidius Scaevola, erscheint zuerst als Advokat, dann (neben →Ulpian) als Assessor des Gardepräfekten →Papinianus und als Leiter einer kaiserlichen Kanzlei und Mitglied des kaiserlichen Rates. Seiner sammelnden, sichtenden und einheitlich darstellenden, oft eigene Ansichten äußernden Tätigkeit werden 86 Titel mit 305 bzw. 320 Büchern zugeschrieben, von denen Kommentare zu dem prätorischen Edikt (80 Bücher), zu den drei Büchern Zivilrecht des Sabinus (16 Bücher), Responsen (23 Bücher) und Quaestionen (26 Bücher) die wichtigsten sind. Nicht von ihm stammen die sog. →Paulussentenzen. Paulus ist einer der fünf Zitierjuristen des Zitiergesetzes (426). Die →Digesten bestehen zu einem Sechstel aus (mehr als 2000) Auszügen aus seinen Werken. S. Google
Lit.: Söllner §§ 15, 16, 19; Köbler, DRG 30, 52, 53; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987; Schmidt-Ott, J., Pauli Quaestiones, 1993; Spengler, H., Dogmatik, Systematik, Polemik, 2000
Paulus de Castro (Castro westlich des Lago de Bolsena 1360/1362-20. 7. 1441) wird nach dem Rechtsstudium in Perugia (Baldus) und Pavia Professor in Avignon, Siena, Florenz, Bologna und Padua. Von ihm stammen Kommentare zu Digesten und Codex Justinians sowie viele Gutachten. S. Google
Lit.: Lange, H., Die Rechtsquellenlehre in den Consilien Paul de Castros, (in) Gedächtnisschrift R. Schmidt, 1966, 421; Romano, A., La giurisprudenza consulente e Paolo di Castro, (in) Rivista di storia del diritto italiano 61 (1988), 141; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 813
Paulussentenzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. Pauli sententiae [F.Pl.] Sätze des Paulus) sind eine in dem späten 3. Jahrhundert oder in dem 4. Jahrhundert entstandene, dem Juristen →Paulus fälschlich zugeschriebene, aber aus seinen Werken hervorgehende einflussreiche frühnachklassische Schrift in fünf Büchern, von der Bruchstücke vor allem in den →Digesten Justinians und in der (lat.) →Lex (F.) Romana Visigothorum erhalten sind. S. Google
Lit.: Kaser § 2 II 5a; Söllner §§ 14, 19; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39 II 2 a; Kaser, M./Schwarz, F., Die Interpretatio zu den Paulussentenzen, 1956
pauper, lat., Adj., arm, unbemittelt, mäßig bemittelt, beschränkt, ärmlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pōu-, *pəu-, *pū̆-, Adj., Sb., klein, gering, wenig, Junges
pauperies, pauperiēs, lat., F., Armut, Schade, Schaden, der von einem vierfüßigen Tier verursachte Schaden, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pauper (1)
Pauperismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie von lat.[Adj.] pauper, arm abgeleitet, M.) ist die Bezeichnung für die in dem späteren 18. Jahrhundert aus dem Bevölkerungswachstum bei stagnierender Wirtschaft infolge kräftiger Preissteigerungen bei geringer Reallohnzunahme entstehende Verarmung breiter Bevölkerungsschichten in Mitteleuropa. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 135; Matz, K., Pauperismus und Bevölkerung, 1980; Labande, E., Pauper et peregrinus, 2004
Pavia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Tessin südlich Mailands wird nach Umbenennung aus Ticinum 572 von den Langobarden erobert und allmählich zu der Hauptstadt des langobardischen Reiches gemacht, in der 643 das Edictum Rothari (Edikt König Rotharis) das langobardische Recht neu fasst. Vielleicht aus einer Schule der freien Künste (825) entwickelt sich eine spärlich bezeugte Rechtsschule, in der (lat.) →Liber (M.) Papiensis (11. Jahrhundert, Pavianer Buch), (lat. [F.]) →Lombarda (Ende 11. Jahrhundert, Lombardische) und (lat.) Expositio (F.) ad librum papiensem, Erläuterung zu dem Pavianer Buch um 1100) entstehen, die aber die rechtswissenschaftliche Tätigkeit in →Bologna kaum beeinflusst. 1356 gelangt Padua an Mailand. 1361 wird eine Universität errichtet. 1393 werden 1470 überarbeitete (lat.) Statuta (N.Pl.) regiminis potestatis Papiensis (Statuten der Herrschaft in Pavia) aufgezeichnet. Über Mailand gelangt Padua 1859 zu Sardinien und 1861 zu Italien. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 102; Storia della Università di Pavia, 1925; Vaccari, P., Pavia, 1956; Vaccari, P., Storia della università di Pavia, 1948 2. A. 1957, 3. A. 1982; Zorzoli, M., Le tesi legali all’ università di Pavia, 1980; Storia di Pavia, 1987ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 34; Majocchi, P., Pavia città regia, 2008; Almum studium Papiense, hg. v. Mantovani, D., 2012
pax, pāx, lat., F.: nhd. Friede, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pā̆k̑-, *pā̆g̑-, V., festmachen, →Gottesfriede, Landfriede
pax (F.) Dei, pāx Dei (lat.) Friede Gottes, Gottesfriede
pecia ,mlat., F., Handschriftenteil als Schreibvorlage für einzelne berufsmäßig tätige Schreiber in dem 12.-14. Jahrhundert
Lit.: Destrez, J., La pecia, 1935; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 67,153; Bataillon, L. u. a., La production du livre universitaire au moyen âge, 1988
pecium, mlat., N., Teil, Lex Sal. (3. Viertel 8. Jh.); E.: aus dem Germ.?
peculium, pecūlium, lat., N.: nhd. Vermögen, Sondergut, Notpfennig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pecus (1)
Peculium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie mit der Bedeutung Kleintierherde, zu lat. [N.] pecus, Vieh) ist schon in dem altrömischen Recht das von dem Herrn eines Sklaven diesem zu tatsächlicher Bewirtschaftung überlassene oder von dem Gewaltunterworfenen selbst gewonnene Sondergut. Der Gewalthaber kann Besitz ohne eigenen Besitzwillen begründen und haftet für Geschäftsschulden bis zu dem Wert des peculium.
Lit.: Kaser §§ 11 II 1a, 12 III, 15 I 3, 49 II, 60; Söllner § 12; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 21; Wesener, G., Peculia – bona adventicia – freies und unfreies Kindesgut, (in) Iuris vincula Studi in onore di M. Talamanca, 2002, 393
pecunia, pecūnia, lat., F.: nhd. Vermögen, Geld, Geldmasse, Geldsumme, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pecus
pecunia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, zu lat. [N.] pecus, Vieh, lat. [F.]) Geld
Lit.: Kaser § 32 II 2b; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Fellmeth, U., Pecunia non olet – die Wirtschaft der antiken Welt, 2008
peer (engl., zu lat. par, gleich) Adeliger, Lord (14. Jahrhundert)
Pein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 9. Jahrhundert [AhdGl. I 48, 11 tormenti pinono] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach 765? aus dem Lateinischen des Altertums (poena) aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Strafe, Folter, Qual, Unbehagen
peinlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1325 [Buchsche Glosse/SspLR. III 52] belegt sowie von Pein abgeleitet, zu lat. [F.] poena, Strafe, Adj.) die Strafe vor allem an Leben und Leib betreffend, beispielsweise peinliche Frage in dem Inquisitionsverfahren
Lit.: Köbler, DRG 115, 119; Feuerbach, P., Lehrbuch des gemeinen, in Deutschland geltenden peinlichen Rechts, 1800; Kleinheyer, G., Zur Rechtsgestalt von Akkusationsprozess und peinlicher Frage, 1971; Gudian, G., Geldstrafrecht und peinliche Strafe, (in) FS A. Erler, 1977, 273; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Guthke, T., Die Herausbildung der Strafklage, 2009
Peinliche Gerichtsordnung Karls V. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ubd in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Constitutio Criminalis Carolina
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 138, 156, 158; Saueracker, K., Wortschatz der Peinlichen Gerichtsordnung Karls V., 1929; Meier, A., Die Geltung der peinlichen Gerichtsordnung Kaiser Karls V., 1929; Weber, H. v., Die peinliche Halsgerichtsordnung Karls V., ZRG GA 77 (1960), 288
Peira, Pira (griech. [F.], Erprobung, Unternehmen, Kenntnis) ist ein zu Beginn des 11. Jahrhunderts entstandenes, aus 75 unsystematischen Titeln gebildetes praktisches Lehrbuch des byzantinischen Rechtes. Die Peira beruht teilweise auf Gutachten, Urteilen und Abhandlungen des Richters an dem byzantinischen Hofgericht Eustathios Rhomaios, die sein Sekretär verarbeitet (lat. Practica [F.] ex actis Eustathii Romani, Praktisches aus den Akten des Eustathius Rhomaius). Sie ist noch in dem 14. Jahrhundert (→Harmenopulos) bekannt.
Lit.: Oikonomides, N., The Peira of Eustathios Rhomaios, (in) Fontes minores, hg. v. Simon, D., 7 1986, 169; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013
Peloponnes ([griech.] F. bzw. M., Insel des Pelops, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist die griechische Halbinsel südlich der Landenge von Korinth. In griechischer Zeit sind Argos, Korinth und Sparta die wichtigsten Orte. 395 n. Chr. wird die oder der Peloponnes Teil Ostroms, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts fällt er weitgehend an die Osmanen, gegen die 1821 ein Unabhängigkeitskrieg beginnt. →Griechenland
Pene →lat. (F.) poena
Pension (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [Hamburg] in sechsundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab Anfang 14. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zahlung, Ruhegehalt des Beamten, Unterkunft
L.: Birnbaum, C., Die Pensionslüge, 2012
Pepo (2. Hälfte des 11. Jahrhunderts) ist ein nicht näher bekannter Vorläufer des Irnerius in Bologna.
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 151
per, lat., Präp., Präf., durch, über, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch
per aes et libram (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) mit Kupfer und Waage, →Manzipation, mancipatio
Lit.: Kaser § 7 I 3; Söllner § 8; Giappichelli, G. u. a., Ricerche sul Testamentum per aes et libram, 2011
perduellio, lat., F.: nhd. feindselige Handlung, Hochverrat, Val. Ant. (1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. perduellis
Perduellio (lat. [M.] (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Mittelalters teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, arger Krieg) ist in dem altrömischen Recht der mit einer öffentlichen Strafe belegte Landesverrat bzw. Volksverrat.
Lit.: Köbler, DRG 20, 31; Söllner § 8
perduellis, lat., M., Feind, Privatfeind, Plaut. (um 250-184 v. Chr.); s. latein_a_z.docx, s. per, duellum, bellum
peregrinus, peregrīnus (lat. [M.]) Fremder, Peregrine, Nichtrömer, nicht römischer Bürger, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. per, ager, bedeutungslos ab 212 n. Chr.
Perestroika (russ.) Umbau (1985-1990 in der Sowjetunion)
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Modrow, H., Die Perestroika, 1998
Pergament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1360 [GoldBulle] in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die abgeschabte Tierhaut hauptsächlich von Rindern, Schweinen, Ziegen und Schafen als Beschreibstoff vor allem in dem frühen und hohen Mittelalter (ältestes erhaltenes Exemplar 3./2. Jahrhundert v. Chr.). Das Pergament verdrängt seit dem Frühmittelalter den nur bei steter Trockenheit gut haltbaren Papyrus aus Ägypten und unterliegt seinerseits seit dem 11. Jahrhundert dem in China erfundenen und an dem Beginn des Hochmittelalters über die Araber nach Europa gelangten Papier aus zerstampften Fasern. S. Google
Lit.: Pergament, hg. v. Rück, P., 1991; Millard, A., Pergament und Papyrus, Tafeln und Ton – Lesen und schreiben zur Zeit Jesu, 2000; Fuchs, R., Pergament, 2001; Schneidmüller, B., Imperium und Pergament – Wege zum Heiligen römischen Reich, 2018
periculum, perīculum, lat., N., Versuch, Probe, Probestück, Gefahr, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. perīrī
Periculum (lat. [N.] (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz- und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die Gefahr der Tragung eines Verlusts. Insbesondere trägt der Käufer die Gefahr des zufälligen Untergangs der Kaufsache nach Vertragsabschluss (bzw. Perfektion), so dass er den Kaufpreis zahlen muss, auch wenn er wegen zwischenzeitlichen Untergangs des Kaufgegenstands keinen Gegenwert erhält. S. Google
Lit.: Kaser §§ 34 III 2, 41 IV, 42 II 2, 62 IV 4; Köbler, DRG 46; Bauer, M., Periculum emptoris, 1998
Periculum est emptoris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Die Preisgefahr trägt der Käufer.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Paulus, um 170-um 230, Digesten 18, 6, 8, pr.)
Periode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1818 [Landsberg, Gutachten, ein Archivzettel] - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Abschnitt, Herumgang
Periodisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus Periode über periodisieren abgeleitet und in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Einteilung der seit Entstehung des Universums anscheinend fortlaufend vergehenden Dimension Zeit in Verständnis erhöhende Abschnitte durch den Menschen wie beispielsweise in Altertum, Mittelalter und Neuzeit. Bei jeder Periodisierung werden auch Sachzusammenhänge durchschnitten. Mit fortlaufender Zeit ist jede Periodisierung zu überdenken und bei Bedarf abzuändern. S. Google
Lit.: Kuhn, T., The Structure of Scientific Revolutions, 1962; Coing, H., Epochen der Rechtsgeschichte in Deutschland, 1967; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 1ff. 1972ff.
Perneder, Andreas (Ried in dem Innkreis um 1499-München 1543) wird nach dem Rechtsstudium in Ingolstadt Richter und Rat in München. Sein Versuch eines großen praktischen Handbuchs des geltenden Rechtes in deutscher Sprache ist nicht vollendet. Dazu gehören deutsche (F.Pl.) Institutiones (unter Berücksichtigung des deutschen allgemeinen Rechtes, des bayerischen Landrechts und der Stadtrechtsreformationen von Nürnberg, Worms und Freiburg im Breisgau), Gerichtlicher Prozess, Lehenrecht, Von straff und Peen und schließlich (lat.) Summa (F.) Rolandina (Bearbeitung der Summa artis notariae des Rolandus Passagerii). Sie werden anscheinend 16mal aufgelegt. Dennoch unterliegen sie letztlich der lateinisch bleibenden Rechtsliteratur. S. Google
Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 172; Söllner, A., Die Literatur zum gemeinen und partikularen Recht, (in) Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2, 1 1977, 556; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977, 167
Perpetuatio (F.) obligationis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht die noch von den Rechtskundigen des ersten Jahrhunderts entwickelte Fiktion der Fortdauer einer Verbindlichkeit trotz Untergangs der geschuldeten bestimmten Sache für den Zeitpunkt der (lat.) litis contestatio (F.). S. Google
Lit.: Kaser § 37 I, II
Persa, lat., M., Perser (M.), Parther (M.), Hyg. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Πέρσης (Pérsēs), M. Pl., Perser (M. Pl.), von der Landschaft Persis, apers. Parsa
Perser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – in anderer Bedeutung – belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des persisch sprechenden, aus den Indogermanen hervorgegangenen, westlich Indiens ansässigen Volkes. S. Google
Lit.: Winter, E./Dignas, B., Rom und das Perserreich. 2001; Klinkott, H., Der Satrap, 2005; Baykal, H., Vom Perserreich zum Iran, 2007; Schulz, R., Die Perserkriege, 2017; Hyland, J., Persian Interventions, 2017; Sasanian Coins, hg. v. Gyselen, R., 2017; Das Weltreich der Perser, hg. v. Rollinger, R. u. a., 2019; Die Perser – Am Hof der Großkönige, hg. v. Badisches Landesmueum Karlsruhe, 2021
Person (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1160-1180 [Linzer Antichrist] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1307 [Trient] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1170 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und wohl in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist, wer Träger von Rechten und Pflichten sein kann. Seit (von Menschen) neben dem Menschen auch weitere Träger von Rechten und Pflichten anerkannt werden, entwickelt sich Person zu einem Oberbegriff sowohl des Menschen als der natürlichen Person wie auch der juristischen Person. In diesem Sinn spricht Papst Innozenz IV. 1245 erstmals von einer (lat. [F.]) persona ficta (erdachten Person) der (lat. [F.]) →universitas, die aber noch keine vollständige Person, sondern nur eine Vorstufe auf dem Wege zu ihr ist. In dem 16. Jahrhundert entsteht aus lateinisch persona der allgemeine Begriff der Person, aus der neben dem Menschen als natürlicher Person über die moralische Person in dem 19. Jahrhundert die juristische Person wird. S. Google
Lit.: Kaser § 13 I; Hübner; Köbler, DRG 121; Coing, H., Zur Geschichte des Privatrechtssystems, 1962; Watson, A., The Law of Persons, 1967; Henkel, W., Zur Theorie der juristischen Person im 19. Jahrhundert, 1973; Lipp. M., „Persona moralis“, „Juristische Person“ und „personenrecht“, (in) Quaderni fiorentini 11/12 (1982/1983), 217ff.; Der beurkundete Mensch, hg. v. Füchtner, H., 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Person und Gemeinschaft im Mittelalter, hg. v. Althoff, G. u. a., 1988; Köbler, G., Mercatores personati, (in) FS L. Carlen, 1989, 157; Ueberschär, E., Die Entwicklung der bürgerlichen Rechtsperson, Diss. jur. Jena 1993; Kobusch, T., Die Entdeckung der Person, 1993; Sturma, D., Person – Philosophiegeschichte – theoretische Philosophie - praktische Philosophie, 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Palm, U., Person im Ertragsteuerrecht, 2013; Person und Milieu, hg. v. Westermann, A. u. a., 2013; Person und Rechtsperson, hg. v. Gröschner, R. u. a., 2015; Die Idee der Person als römisches Erbe?, hg. v. Spengler, H. u. a., 2016; Hetterich, H., Mensch und „Person“ – Probleme einer allgemeinen Rechtsfähigkeit, 2016; Der Begriff der Person in systematischer wie historischer Perspektive, hg. v. Quante, M. u. a., 2019
persona, persōna, lat., F., Maske, Person, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. *personāre
persona (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz – nicht belegt sowie wohl in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) Person
Personalarrest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1680 [CAustr I 25] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und das Niederländische und Altfranzösische und Mittellateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die vorläufige Festnahme eines Menschen zu der vorläufigen Sicherung einer gefährdeten Vollstreckung in das Vermögen. Der Perrsonalarrest als ein Fall des →Arrests entwickelt sich aus dem Handhaftverfahren. Er wird seit dem Hochmittelalter sichtbar. In der Gegenwart ist der Personalarrest statthaft, wenn der Gläubiger glaubhaft macht, dass die Zwangsvollstreckung in vorhandenes Vermögen gefährdet wird. S. Google
Lit.: Wach, A., Der Arrestprozess in seiner geschichtlichen Entwicklung, Teil 1 1868; Planitz, H., Grundlagen des deutschen Arrestprozesses, 1922, 25; Kisch, G., Der deutsche Arrestprozess in seiner geschichtlichen Entwicklung dargestellt, 1914; Pfiffner, E., Schuldverhaft und Personalarrest im Vollstreckungsverfahren, 1957; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm – Zur Personalexekution im sächsischen Recht des 13. – 16. Jahrhunderts, 2004
Personalexekution →Zwangsvollstreckung
Personalfolium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das über mehrere Grundstücke desselben Eigentümers, deren Grundbücher von demselben Grundbuchamt geführt werden, geführte gemeinschaftliche Grundbuchblatt. Es ist gegenüber anderen Grundsätzen der Grundbuchführung (→[ Realfolium) die Ausnahme. S. Google
Lit.: Hübner 235
Personalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die aus der Person entwickelte Persönlichkeit. S. Google
Lit.: Holz, H., Personalität als Wesen und Geschichte, 1974; Ausborn-Brinker, S., Personalität und Person, 1999
Personalitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der auf personale Merkmale in Gegensatz beispielsweise zu territorialen Gegebenheiten abstellende Grundsatz. Das Personalitätsprinzip gilt in dem römischen Recht, doch unterstehen die Rechtsbeziehungen zwischen Römern und Fremden, zwischen Fremden verschiedener Völker und zwischen den Abkömmlingen unterworfener Völker (lat. [M.Pl.] dediticii) dem römischen (lat.) ius (N.) gentium (Fremdenrecht). Vielleicht bei den Germanen, jedenfalls in dem Frühmittelalter gilt ebenfalls meist das Personalitätsprinzip (der →Volksrechte). Seit dem 12. Jahrhundert wird dieses aber zunehmend von dem Grundsatz der Territorialität (der →Landrechte) abgelöst. Es wirkt jedoch in dem Personalstatut des internationalen Privatrechts fort.
Lit.: Kaser § 3 III 2a; Söllner §§ 18, 25; Kroeschell, DRG 1; Stouff, L., Étude sur le principe de la personnalité des lois, 1894; Schönbauer, E., Studien zum Personalitätsprinzip im antiken Recht, ZRG RA 49 (1929), 345; Gualazzini, U., La fine della personalità della legge nel cremonese, (in) Bollettino storico cremonese 2, 1, (1931), 94; Gutermann, S., The Principle of the Personality of Law, (in) University of Miami Law Review 21 (1966), 259; Köbler, G., Land und Landrecht im Frühmittelalter, ZRG GA 86 (1969), 2, 30; Guterman, S., The Principle of the Personality of Law, 1990; Henrich, A., Das passive Personalitätsprinzip im deutschen Strafrecht, 1994; Schmitz, A., Das aktive Personalitätsprinzip im internationalen Strafrecht, 2002
Personalkredit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus Sprachgut des Lateinischen des Altertums in der ersten Hälfte 19. Jahrhundert (1829) gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das personal gesicherte Darlehen. Die Sicherung durch einen →Bürgen oder durch →Einlager reicht dabei weit zurück. Eine starke Belebung erfährt der Personalkredit seit dem 19. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Nebenius, F., Über die Natur und die Ursachen des öffentlichen Credits, 1829; Brinkmann, C., Lehrbuch des Handelsrechts, 1853; Les sûretés personelles, (in) Recueils de la société Jean Bodin 29ff. 1971ff.
personal property (eng. [N.]) Fahrnis, bewegliche Sache
Personalservitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus Sprachgut des Lateinischen des Altertums gebildet, N., F.) ist die nur einer bestimmten Person zustehende persönliche, mit dem Tod des Berechtigten endende →Dienstbarkeit (beschränktes dingliches Recht beispielsweise Gebrauch [usus], Wohnung [habitatio] oder Gebrauch und Fruchtziehung [ususfructus] in Gegensatz zu dem Realservitut (Grunddienstbarkeit). In dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811) wird auch die unregelmäßige persönliche Dienstbarkeit anerkannt (§ 479 ABGB), in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1900) die beschränkte persönliche Dienstbarkeit (§§ 1090ff. BGB). S. Google
Lit.: Kaser §§ 28 I 1, 29 I; Bechmann, A. v., Über den Inhalt und Umfang der Personalservitut des usus nach römischem Rechte, 1861
Personalunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus Sprachgut des Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die (rechtlich zufällige, seit dem 18. Jahrhundert als solche erkannte) politische Verbindung zweier oder mehrerer monarchischer, rechtlich von einander unabhängiger selbständiger →Staaten unter einem Herrscher (beispielsweise Spanien/Heiliges römisches Reich 1519-1556, Sachsen/Polen 1697-1763, Großbritannien/Hannover 1714-1837, Niederlande/Luxemburg 1815-1890, Preußen/Neuenburg 1707-1857). →Staatslehre
Lit.: Juraschecck, F. v., Personaliunion und Realunion, 1878; Jellinek, G., Allgemeine Staatslehre, 1900, 2. A. 1905, 3. A. 1914, Neudruck 1959, 759; Lewy, H., Personalunion und Realunion, Diss. jur. Greifswald 1918; Favre, H., Neuenburgs Union mit Preußen, 1932; Die Personalunionen von Sachsen-Polen 1697-1763 und Hannover-England 1714-1837, hg. v. Rexheuser, R., 2005; Müller, A., Realunion oder Personalunion? Die zwischen 1723 und 1739 kulminierende Auseinandersetzung zwischen dem Erzstift Köln und dem kurkölnischen Herzogtum Westfalen um dessen Selbstverwaltung, 2014
Personalvollstreckung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vollstreckung in die Person des Schuldners. Sie ist sachlich in dem altrömischen Recht mit Hilfe der (lat.) →legisactio (F.) per manus iniectionem möglich (Verkauf über den Tiber). Tatsächlich findet auch Schuldknechtschaft zwecks Abarbeitung einer Schuld statt. Gegen die Zeitenwende wird die Personalvollstreckung durch die Vermögensvollstreckung zurückgedrängt. Die Personalvollstreckung findet sich auch in dem Mittelalter. Erst 1868 wird die Schuldknechtschaft gesetzlich in dem Norddeutschen Bund und in Österreich beseitigt.
Lit.: Kaser §§ 81 III 1, 85 II 2, 87 I 10; Köbler, DRG 20, 86; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004
Personenname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, bei Goethe 26, 332, und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der →Name einer →Person in Gegensatz beispielsweise zu dem Ortsnamen. Personennamen erscheinen (einnamig - mehrgliederig) in den frühesten Quellen. Sie werden meistens durch die Eltern gegeben. Seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. werden in Rom drei Namen üblich (Vorname, Name, Geschlechtsname). In dem deutschsprachigen Bereich tritt zwecks Unterscheidung der mit den verhältnismäßig wenigen üblichen Namen („Vornamen“) gekennzeichneten Menschen seit dem Hochmittelalter zu diesem Namen (später als „Vornamen“ angesehen) ein Beiname oder Zuname (oder später als Familienname eingestuft) hinzu. In Österreich wird 1776 die bis dahin grundsätzlich freie Namensänderung ausgeschlossen. An dem Ende des 19. Jahrhunderts wird in Deutschland das Namensrecht als Persönlichkeitsrecht erkannt. Der Personenname kann rechtlich bedeutsame Aufschlüsse bieten. S. Google
Lit.: Förstemann, E., Altdeutsches Namenbuch, Bd. 1 2. A. 1901, Neudruck 1966; Socin, A., Mittelhochdeutsches Namenbuch, 1903, Neudruck 1966; Schönfeld, W., Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen 1911, 2. A. 1965; Lutz, O., Recht in Familiennamen, 1925; Leiß, L., Bayerische Familiennamen und Rechtsgeschichte, 1934; Bach, A., Deutsche Namenkunde, Teil 1 Bd 1f. 2. A. 1952f.; Scheffer-Erhardt, C., Alt-Nürnberger Namenbuch, 1959; Kaufmann, H., Untersuchungen zu altdeutschen Rufnamen, 1965; Geuenich, D., Die Personennamen der Klostergemeinschaft von Fulda, 1976; Meyerholz, H., Bodenständige Familien in den Grafschaften Hoya und Diepholz, 1976; Reichert, H., Lexikon der altgermanischen Namen, 1987; Sonderegger, S., Prinzipien germanischer Personennamengebung, (in) Nomen et gens, hg. v. Geuenich, D. u. a., 1997, 1; Personennamen des Mittelalters PMA – Namensformen für 13000 gemäß den Regeln für die alphabetische Katalogisierung, hg. v. d. Bayerischen Staatsbibliothek, 1989, 2. A. 2000 (Namensformen für 13000 Personen, 3500 Personennamen); Berger, E., Erwerb und Änderung des Familiennamens, 2002; Dictionnaire historique de l’anthroponymie romane (Patronymica Romanica) hg. v. Cano González, A. u. a., Bd. 1ff. 2003ff.; Name und Gesellschaft im Frühmittelalter, hg. v. Geuenich, D./Runde, I., 2006
Personenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler 1551] in sechs Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das die →Person betreffende Recht in Gegensatz etwa zu dem die Sachen erfassenden →Sachenrecht (oder zu dem →Schuldrecht). Auf der Grundlage der griechischen Philosophie unterscheidet für das römische Recht nach Quintus Mucius Scaevola vor allem →Gaius (um 160 n. Chr.) zwischen (lat.) personae (F.Pl., Personen) und res (F.Pl., Sachen) sowie außerdem actiones (F.Pl., Klagansprüchen). Dem folgt man seit der Aufnahme des römischen Rechtes in dem Spätmittelalter zunehmend. In Preußen trennt das letztlich wohl an einem missglückten Postversand gescheiterte Project des Corpus juris Fridericiani Friedrichs des Großen, durch Cocceji das materielle Recht des Landes durch Gesetz zu vereinheitlichen, in Personenrecht 1749, Sachenrecht 1751 und Obligationenrecht 1753. Der Codex Maximilianeus Bavaricus civilis von 1756 behandelt die Personen neben Anderem in dem ersten seiner vier Teile (Teil 2 Hab und Gut, Teil 3 Erbe, Teil 4 Verträge). Das Josephinische Gesetzbuch (1787) gelingt nur in einem einzigen Teil (Personenrecht). Das Westgalizische Gesetzbuch (1797) überschreibt das zweite seiner 19 Hauptstücke mit den Worten von den Rechten der Personen. Erst in dem →Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs von 1811 wird das Personenrecht (Von dem Personenrechte) aber ausdrücklich einer der drei Teile der Kodifikation, wovon das in fünf Bücher gegliederte Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 zu Gunsten des das Personenrecht einschließenden Allgemeinen Teiles wieder abrückt. S. Google
Lit.: Mühlpfort, W., Disputatio de iure personarum, 1611; Wieacker, F., Griechische Wurzeln des Institutionensystems, ZRG RA 70 (1953), 93; Lipp, M., Die Bedeutung des Naturrechts für die Ausbildung der allgemeinen Lehren, 1980; Quin, E., Personenrechte und Widerstandsrecht, 1999; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Personenstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1656 [HessSamml. II 401] in der Bedeutung persönlicher Platz im Kirchengestühl und 1818 [Landsberg, Gutachten 98] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der rechtliche Stand der (natürlichen) Person. S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Personenstandsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) von dem 6. 2. 1875 ist das in dem Kulturkampf die weltliche Zuständigkeit für das Personenstandswesen gegenüber der Kirche durchsetzende Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 209; Schubert, W., Zur Vorgeschichte und Entstehung der Personenstandsgesetze, ZRG GA 97 (1908), 43
Personenverband (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine zu einer Einheit tendierende Mehrheit von Menschen. Der Personenverband findet sich (jenseits von Familie und Horde) sachlich zumindest seit dem Altertum und dem Frühmittelalter. Er bildet eine Vorform der →juristischen Person. S. Google
Lit.: Hübner 57, 121; Köbler DRG 36, 57, 238, 266
persönlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396/1464 [Zürich Kt./GrW. I 120] in vierzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Person betreffend
Persönlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegeenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gesamtheit der Eigenschaften eines Menschen
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Dillmann, N., Der Schutz der Privatsphäre gegenüber Medien, 2012; Hofer, S., „Freier Mann im freien Staat“ – Persönlichkeitsschutz in der Schweiz, ZRG GA 136 (2019), 261
Persönlichkeitsmissachtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) wird sachlich in dem klassischen römischen Recht als (lat. [F.]) →iniuria (Unrecht, Ungerechtigkeit) erfasst.
Lit.: Köbler, DRG 27
Persönlichkeitsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1895) ist das Recht des Einzelnen gegenüber jedermann auf Achtung seiner Menschenwürde und auf Entfaltung seiner einzelmenschlichen Besonderheit. Als besondere Persönlichkeitsrechte werden das Recht an dem Namen seit längerer Zeit und das Recht an dem eigenen Bild seit kürzerer Zeit (vgl. RGZ 45,170 zu zwei Fotografien Bismarcks auf dem Totenbett 1898) geschützt. 1954 anerkennt der Bundesgerichtshof der Bundesrepublik Deutschland ein allgemeines Persönlichkeitsrecht (BGHZ 13, 334). Als seine geschichtlichen Vorläufer können dabei Hugo Donellus (1590), die Vertreter des Naturrechts und eine Mindermeinung des 19. Jahrhunderts (Puchta, Gierke, Windscheid) angesehen werden. Seit 1999 anerkennt der Bundesgerichtshof Deutschlands die Vererblichkeit der vermögenswerten Bestandteile des Persönlichkeitsrechts (postmortales Persönlichkeitsrecht beispielsweise nach Marlene Dietrich). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 206, 266, 271; Scheyhing, R., Zur Geschichte des Persönlichkeitsrechts, (in) AcP 158 (1959/1960), 503; Leuze, D., Die Entwicklung des Persönlichkeitsrechts, 1962; Hamprecht, K., Persönlichkeitsrecht im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Würzburg 1965; Herrmann, M., Der Schutz der Persönlichkeit, 1968; Klingenberg, E., Vom persönlichen Recht zum Persönlichkeitsrecht, ZRG GA 96 (1979), 183; Simon, J., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 1981; Klippel, D., Historische Wurzeln und Funktionen, (in) ZNR 1982, 132; Coing, H., Die Entwicklung der Persönlichkeitsrechte, (in) Rechtsstaat und Menschenwürde, 1988, 75; Seifert, F., Postmortaler Schutz des Persönlichkeitsrechts, (in) NJW 1999, 1899; Klippel, D./Lies-Benachib, G., Der Schutz von Persönlichkeitsrechten um 1900, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 343; Austermühle, G., Zur Entstehung und Entwicklung eines persönlichen Geheimsphärenschutzes, 2002; Kastl, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht, 2004; Fischer, A., Die Entwicklung des postmortalen Persönlichkeitsschutzes, 2004; Martin, K., Das allgemeine Persönlichkeitsrecht in seiner historischen Entwicklung, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Engel, C., Der Schutz von Privatpersonen vor Presseveröffentlichungen durch das Reichspressegesetz im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, Diss. jur. Bonn 2011; Wähner, C., Das Persönlichkeitsrecht bei Personen des öffentlichen Lebens – einwilligungsfreie Bildveröffentlichung am Beispiel Caroline von Hannover, 2020; Schwerdtner, P., Das Persönlichkeitsrecht in der deutschen Zivilrechtsordnung, 2020
pertinens, pertinēns, lat., (Part. Präs.=)Adj., erstreckend, dienend, gehörig, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.doc, s. pertinēre; per, tenēre
pertinentia, lat., F., Schicklichkeit?, Audax gramm. (5./6. Jh. n. Chr.), s. pertinēre, per, tenēre
pertinentiae (lat. [F.Pl.]) Zubehörstücke, Zubehör
pertinere, pertinēre, lat., V., sich hin erstrecken, sich erstrecken, sich hinziehen, sich verbreiten, dienen, führen, Zweck haben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. per, tenēre
Perugia an dem oberen Tiber beruht auf dem etruskischen Perusia. 1549 kommt es an den Kirchenstaat, mit diesem 1870 an das 1861 entstandene Italien. Es ist Sitz einer Universität. S. Google
Lit.: Ermini, G., Storia della università di Perugia, 1947, 2. A. 1971; Valleranci, M., Il sistema giudiziario, 1991; Stader, I., Herrschaft durch Verflechtung, 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 33; Le più antiche carte della cattedrale di San Lorenzo di Perugia (1010-1300), hg. v. Maiarelli, A., 2006
Pest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1586 [CoutBruges II 461 Brügge] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über pestilentia [116-27 v. Chr.] aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, F.) ist die Bezeichnung einer schon dem Altertum bekannten, durch Flöhe auf Menschen übertragbaren, sehr ansteckenden, durch das Bakterium Yersinia pestis ausgelösten und oft tödlich endenden Infektionskrankheit. S. Google
Lit.: Nohl, J., Der schwarze Tod – eine Chronik der Pest 1348 bis 1720, 1924; Reinhardt, V., Die Macht der Seuche – wie die große Pest die Welt veränderte – 1347-1353, 2021; Bergdolt, K., Die Pest, 2021
pestilens, pestilēns, lat., Adj., verpestet, ungesund, verseucht, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pestis
pestilentia, lat., F., Seuche, ansteckende Krankheit, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pestilēns, pestis
pestis, lat., F., ansteckende Krankheit, Seuche, Pest, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unklar
Pestordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1624 [Buchtitel Rostock] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die der Bekämpfung der Pest dienende Ordnung beispielsweise in Sterzing 1534 oder in Wien 1713.
Pestalozzi, Johann Heinrich (Zürich 12. 1. 1746-Brugg 17. 2. 1827) ist ein Erzieher, der das Studium von Theologie und Recht 1767 zu Gunsten einer Lehre der Landwirtschaft abbricht und 1772 auf seinem Gut Neuhof in dem Kanton Aargau rund fünfzig arme Kinder zwecks Selbsternährung versammelt und nach Scheitern des Versuchs seit 1805 in Iferten als Leiter einer Anstalt mit zwanzig Lehrern und 150 Kindern trotz unsteten Lebens weltweite Anerkennung erlangt. S. Google
Lit.: Krüger, A., Das Menschenbild von Johann-Heirnrich-Pestalozzi, 2019
Peter von Andlau →Andlau, Peter von
petere, lat., V., langen, reichen, zielen, werfen, schlagen, hauen, stechen, stoßen, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pet- (2), *petə-, *ptē-, *ptō-, V., stürzen, fliegen, fallen
Peterling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [Wallraf 69] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Angehöriger eines Kirchspiels beispielsweise in Köln oder Stiftes des heiligen Petrus
Peterspfennig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1320 [ÄltpolnRdm. Mat. Art. 1 § 2] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das vielleicht erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich die aus England seit dem 8. Jahrhundert dem Papst als dem Nachfolger des Petrus geleistete Abgabe (Pfennig), die in dem Hochmittelalter und in dem Spätmittelalter auch in Norwegen, Schweden, Finnland, Island, Polen und Ungarn entrichtet wird. Seit 1871 ist der Peterspfennig eine freiwillige Spende der Bistümer. S. Google
Lit.: Jensen, O., Der englische Peterspfennig, 1903; Maschke, E., Der Peterspfennig in Polen und dem deutschen Osten, 1933, 2. A. 1980; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A., 1972, 307; Aimone-Braida, P., Le finanzze del Papa, 2016
petieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen (petere) des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) bitten, begehren
petitio, petītio, lat., F.: nhd. Langen, Angriff, Hieb, Stoß, Verlangen, Ansuchen, Einforderungsrecht, Einforderung, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. petere
Petition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1479/1484 [Nürnberg] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem lateinischen petitio [86/82 v. Chr.] des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist vor allem seit dem frühen 19. Jahrhundert die Bittschrift an eine amtliche Stelle. Ein Recht zu einer Petition ist zunächst ein Recht des Parlaments gegenüber dem Fürsten (Bayern 1818). Daneben erscheinen in England schon seit 1272 private Petitionen an das Parlament (rund 170000 erhalten, zunächst anglonormannisch, ab 1440 mittelenglisch) und kommt seit 1689 in England dem Einzelnen ein Recht zu, sich mit einer Petition an den König, die Regierung, die Volksvertretung oder eine Behörde zu wenden, ohne dadurch Nachteile befürchten zu müssen. Hieraus wird in dem frühen 19. Jahrhundert ein Mittel zu der öffentlichen Erbringung politischer Forderungen, das die Reaktion seit 1819 zu unterdrücken versucht. 1848 wird aber das allgemeine Petititionsrecht verfassungsmäßig durchgesetzt. S. Google
Lit.: Becker, K., Die Entwicklung des Petitions- und Beschwerderechts, Diss. phil. Greifswald, 1913; Gisiger, W., Das Petitionsrecht in der Schweiz, Diss. jur. Zürich 1935; Hoffmann, D., Das Petitionsrecht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Pistottnik, K., Das Petitionsrecht, Diss. jur. Wien 1969; Kumpf, J., Petitionsrecht und öffentliche Meinung, 1983; Mohme, D., Das Petitionsrecht, 1992; Dodd, G., Justice and Grace, 2007; Medieval Petitions, hg. v. Ormrod, W. u. a., 2009
Petitionsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das Recht auf Anbringung einer Petition bei einem Parlament ohne Furcht vor politischen Nachteilen, das 1848 verfassungsmäßig durchgesetzt wird.
Lit.: Becker, K., Die Entwicklung des Petitions- und Beschwerderechts, Diss. phil. Greifswald, 1913; Gisiger, W., Das Petitionsrecht in der Schweiz, Diss. jur. Zürich 1935; Hoffmann, D., Das Petitionsrecht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Pistottnik, K., Das Petitionsrecht, Diss. jur. Wien 1969; Kumpf, J., Petitionsrecht und öffentliche Meinung, 1983; Mohme, D., Das Petitionsrecht, 1992; Das Petitionsrecht des Bayerischen Landtags, hg. v. Wüst, W. u. a., 2020
petitorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1768 [CompCodBav. 434 Bayern] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) begehrend (aus dem Eigentum) in Gegensatz zu possessorisch (aus dem Besitz)
Lit.: Fiedler, A., Der petitorische Rechtsschutz, 1995; Feldmann, R., Der possessorische Besitzschutz und sein Verhältnis zum petitorischen Recht, 2020
petitorius, petītōrius, lat., Adj., zum Anhalten gehörig, Amtsbewerbers..., zum gerichtlichen Anspruch gehörig, Anspruchs..., Gaius (140-180 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. petītor, petere
Petrus Crassus (2. Hälfte 11. Jahrhundert) verteidigt (vielleicht) in Ravenna Heinrich IV. 1084 in der Schrift (lat.) Defensio (F.) Heinrici IV. regis (Verteidigung des Königs Heinrich IV.) mit Hilfe des römischen Rechtes gegen die Behauptung, dass der König sein Amt durch Wahl erlangen müsse. S. Google
Lit.: Fauser, A., Die Publizisten des Investiturstreites, Diss. phil. München 1934, 905
Petrus de Bellapertica (Pierre de Belleperche) (um 1250 geboren-Lucenay-les-Aix Jan. 1308) wird nach dem Rechtsstudium in Orléans um 1280 Professor, 1296 Bediensteter (lat. clericus) des Königs und 1306 Bischof von Auxerre sowie Kanzler Frankreichs. Überliefert sind von ihm vor allem Vorlesungen (lecturae), Repetitionen und Distinktionen. S. Google
Lit.: Feenstra, R., L’École de droit d’Orléans, (in) Revue d’histoire des Facultés de droit 13 (1992), 36; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 546
Petrus de Vinea (Capua vor 1190-San Miniato April 1249), Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna 1221 Notar (?) und 1224 Richter Friedrichs II. Von ihm stammen die Novellenregeln der Konstitutionen von Melfi. Wahrscheinlich wegen Amtsmissbrauchs wird er in dem März 1249 geblendet. S. Google
Lit.: Huillard-Bréholles, J., Vie et correspondance de Pierre de la Vigne, 1865, Neudruck 1966; Baethgen, F., Dante und Petrus de Vinea, 1955; Schaller, H., Handschriftenverzeichnis zur Briefsammlung des Petrus de Vinea, 2002
Petschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1296 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [WienRQ. 101] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie ab dem 13. Jahrhundert aus dem Slawischen aufgenommen und vielleicht mit einem altkirchenslawischen Verb für braten verbindbar, N., s. Google) Siegel, Stempel
Pfaffe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1060/1080 [Genesis W. Smits V. 145] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen oder bereits für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Priester, Geistlicher
Pfaffenkind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1330 [Willems, Brab.] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das von einem zu Ehelosigkeit und Enthaltsamkeit verpflichteten Geistlichen erzeugte uneheliche Kind.
Lit.: Das Leobschützer Rechtsbuch, 2006
Pfahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1284 [MnlWB. IV 1291 mittelniederländisch] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der festere, längere Holzstock. Pfählen ist in dem Spätmittelalter und in früher Neuzeit eine seltene, durch Durchbohren mit einem Pfahl vollzogene Todesstrafe (beispielsweise CCC Art. 131 für Kindestötung).
Lit.: Baltl/Kocher; Brunner, H., Über die Strafe des Pfählens, ZRG GA 26 (1905), 258; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 499, Neudruck 1964; Meyer, H., Menschengestaltige Ahnenpfähle aus germanischer und indogermanischer Frühzeit, ZRG GA 58 (1938), 42
Pfahlbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1231/1232 [MGConstitutiones II 212] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der außerhalb der Stadtmauer lebende, durch die Pfähle einer Vorstadtbefestigung geschützte (str.) Bürger der mittelalterlichen Stadt. Da der Pfahlbürger die Rechte eines Bürgers beansprucht, entsteht vielfach Streit mit Landesherren. Mit Abschluss der Landesherrschaft verschwinden die Pfahlbürgerr wieder. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schmidt, M., Die Pfahlbürger, (in) Z. f. Kulturgeschichte 9 (1902), 241; Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291; Schröder, E., Pfahlbürger, (in) FS E. Heymann, Bd. 1 1940, 52; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Domsta, H., Die Kölner Außenbürger, 1973; Bahnschulte, B., Pfahlbürger und Stadtbürger, 2013; Breustedt, S., Inklusion und Exklusion – Die Rechtsstellung der Bürger und Beisassen, Einwohner und Auswärtigen im spätmittelalterlichen Frankfurt am Main, ZRG GA 133 (2016) 110ff.
Pfählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295/1296 [Holland] und 1322 [Straßburg] in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V. und substantiviert N., s. Google) ist auch eine mittels Durchbohrens des menschlichen Körpers mit einem hölzernen Pfahl vollzogene, beispielsweise an der Wende von dem Mittelalter zu der Neuzeit (etwa in Art. 131 der Constitutio Criminalis Carolina von 1532) sichtbare Art der Todesstrafe.
Lit.: Brunner, H., Über die Strafe des Pfählens im älteren deutschen Recht, ZRG GA 26 (1905), 258; Feucht, D., Grube und Pfahl, 1967; Schmitz-Esser, R., Der Leichnam im Mittelalter, 2014
Pfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1077/1081 [Anno] in vierunddreißig Stellen belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) ist der Palast des Herrschers in dem Mittelalter. Die Pfalz nimmt sachlich ihren Ausgang von dem Hügel Palatinus, auf dem in Rom das Haus des Prinzeps Augustus (44 v. Chr.-14 n. Chr.) steht. Seit dem Frühmittelalter beherrscht der fränkische bzw. deutsche König sein Reich durch Ziehen von Pfalz zu Pfalz (beispielsweise in Bayerisch Schwaben Augsburg, Donauwörth, Günzburg, Hohenaltheim, Holzkirchen, Memmingen, Mering, Zusmarshausen, bevorzugte Pfalzen der Könige der Franken in Attigny, Compiègne, Herstal, Ingelheim, Nimwegen und vor allem Aachen).
Lit.: Köbler, DRG 83; Buchner, M., Zur Interpretation des palatinus regalis aulae, ZRG GA 35 (1914), 441; Schalles-Fischer, M., Pfalz und Fiskus Frankfurt, 1969; Brühl, C., Palatium, Bd. 1f. 1975ff.; Die deutschen Königspfalzen, hg. v. Max-Planck-Institut für Geschichte, Bd. 1ff. 1983ff.; Binding, G., Deutsche Königspfalzen, 1996; Orte der Herrschaft, hg. v. Ehlers, C., 2002; Splendor palatii, hg. v. Fenske, L. u. a., 2002
Pfalz ist das aus dem Herrschaftsgebiet des fränkischen Pfalzgrafen Lothringens nach der Belehnung Konrads von Staufen durch Kaiser Friedrich I. (1155/1156) entstehende Land an dem mittleren Rhein. Nach dem Übergang an die Wittelsbacher (1214) kommt 1329 die obere Pfalz (Oberpfalz) zwischen Regensburg und Fichtelgebirge zu der Pfalz hinzu. 1582 folgt einer Landesordnung aus dem April in dem September ein fünfteiliges (Pfälzer) Landrecht (1 Judicialia mit Untergerichtsordnung in 23 Titeln, Hofgerichtsordnung in 50 Titeln, Eheordnung und Ehegerichtsordnung in 14 Titeln, 2 Von Contracten und Handthierungen – Vertragsrecht - in 28 Titeln, 3 Von Testamenten und letzten Willen in 30 Titeln, 4 Von Erbschaften ohne Testament in 20 Titeln und 5 Criminalia bzw. Malefizordnung in 70 Titeln über Verfahren, Tatbetände und Vollstreckung). 1945 wird als Folge der Aufteilung des Deutschen Reiches in vier Besatzungszonen die linksrheinische Pfalz von (dem rechtsrheinischen) Bayern getrennt und mit anderen Gebieten zu einem neuen Land →Rheinland-Pfalz vereinigt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Häusser, L., Geschichte der rheinischen Pfalz, 1845; Lossen, R., Staat und Kirche in der Pfalz, 1907; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Pfalzatlas, hg v. Alter, W., Bd. 1 1964, 393; Karst, T., Das kurpfälzische Oberamt Neustadt an der Haardt, 1960; Cohn, H., The government of the Rhine Palatinate, 1965; Bender, K., Die Hofgerichtsordnung Kurfürst Philipps für die Pfalzgrafschaft bei Rhein, 1967; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Press, V., Die Grundlagen der kurpfälzischen Herrschaft in der Oberpfalz, (in) Verh. d. hist. Ver. Oberpfalz 117 (1977), 31; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafen, 1978; Kern, B., Das Pfälzer Landrecht und die Landesordnung von 1582, ZRG GA 100 (1983), 274; Lillig, K., Rechtssetzung im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, 1985; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen der Pfalzgrafen, 1986; Schaab, M., Geschichte der Kurpfalz, 1988; Lenz, R., Kellerei und Unteramt Dilsberg, 1989; Kern, B., Die Gerichtsordnungen des Kurpfälzer Landrechts von 1582, 1991; Rose, M., Das Gerichtswesen des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken im 18. Jahrhundert 1994; Kurpfalz, hg. v. Schweickert, A., 1997; Hägermann, M., Das Strafgerichtswesen im kurpfälzischen Territorialstaat, 2002; Kohnle, A., Kleine Geschichte der Kurpfalz, 2005; Martin, M., Pfalz und Frankreich, 2008; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie, 2013; Böth, M., Erzählweisen des Selbst, 2015 (6000 Briefe Liselottes von der Pfalz); Haufs-Brusberg, G., Die Lützelsteiner Lands Ordnung, 2013 (etwa 1580); Pfälzisches Klosterlexikon, hg. v. Keddigkeit u. a., Bd. 1ff. 2014ff. (ca. 150 Klöster zu erwarten?); Friedrich der Siegreiche (1425-1476), hg. v. Fuchs, F./Spieß, P., 2016; Ruppert, K., Die Pfalz im Königreich Bayern, 2017; Mechthild (1419-1482) im Spiegel ihrer Zeit, hg. v. Frauenknecht, E./Rückert, P. – Begleitbuch und Katalog zu der Ausstellung, 2019, 2. A. 2020; Hadry, S., Kartographie, Chorographie und Territorialverwaltung um 1600 – Die Pfalz-Neuburgische Landesaufnahme (1579/84-1604), 2020
Pfalzerzherzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [WienRQ. 131 und Schrötter, ÖStaatsr. I 226] in 2 Stellen, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, M., lat. archidux, s. Google, erstmals für den Erzbischof Kölns in der Mitte des 10. Jahrhunderts verwendet) ist die durch das wohl auf Betreiben des Habsburgers Rudolf des Stifters um 1358 gefälschte lat. →privilegium (N.) maius entwickelte, 1442 von Friedrich III. bestätigte und 1453 von den Kurfürsten gebilligte Titulatur des Herzogs von →Österreich (1804 Kaiser).
Lit.: Baltl/Kocher; Lhotsky, A., Privilegium maius, 1957
Pfalzgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1184 [MGConstitutiones I 422] in rund dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich ein Titel in dem fränkisch-deutschen Reich in dem Mittelalter und in der Frühneuzeit. Zuerst wird ein (lat.) comes (M.) palatii bei Gregor von Tours genannt (577, 587, Diplom Chlodwigs II. von dem 22. 6. 654), der vermutlich den Hof des Königs leitet, aber bald von dem Hausmeier verdrängt wird. Als der Hausmeier 751 zu dem König aufsteigt, wird der Pfalzgraf wieder oberster Amtsträger in weltlichen Sachen und vertritt vor allem den König in dem Gericht. Seit dem frühen 9. Jahrhundert erscheint ein (vom König eingesetzter) Pfalzgraf der einzelnen Völker oder Stämme (beispielsweise Sachsen, Bayern u. s. w.), aus dem sich der Pfalzgraf bei Rhein (als Pfalzgraf des Herzogtums Lothringen) zu dem Landesherrn (der →Pfalz) und Kurfürsten (Reichsvikar, Vorsitz in dem Fürstengericht) entwickelt, während Stellung und Rechte der anderen Pfalzgrafen bereits in dem 10. Jahrhundert weitgehend verlorengehen. In dem Reich bleibt lange der →Hofpfalzgraf. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 109; Meyer, H. E., Die Pfalzgrafen der Merowinger und Karolinger, ZRG GA 42 (1921), 380; Lintzel, M., Der Ursprung der deutschen Pfalzgrafschaften, ZRG GA 49 (1929), 233; Gerstner, R., Die Geschichte der lothringischen und rheinischen Pfalzgrafschaft, 1942; Arndt, J., Hofpfalzgrafenregister, Bd. 1ff. 1964ff.; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung der Pfalzgrafen, 1978; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen der Pfalzgrafen, 1986; Eberl, I., Die Entwicklung des Pfalzgrafen, 1995; Paulus, C., Das Pfalzgrafenamt in Bayern im frühen und hohen Mittelalter, 2007; Reinhardt, C., Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie, 2012 (Amberg, Mosbach, Nabburg, Neustadt an der Haardt); Peltzer, J., Der Rang der Pfalzgrafen bei Rhein, 2013; Wolgast, E., Ludwig Camerarius und die Politik der Kurpfalz vor und nach 1618, (in) HZ 299 2014 334
Pfalzgraf bei Rhein →Pfalzgraf, Pfalz
Pfalzkapelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Hoogle belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Hofkapelle des fränkischen Königs und die Kapelle einer Pfalz.
Lit.: Pieper, J., Thron und Altar, Oktogon und Sechzehneck – die Herrschaftsikonographie der karolingischen Pfalzkapelle zu Aachen, 2017; Moreau d’Andoy, E. de, Karl der Große – die Pfalzkapelle in Mittelitalien, 2018
Pfalznotar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der an der Kanzlei des Papstes in dem Frühmittelalter und Hochmitttelalter tätige Schreiber.
Lit.: Mersiowsky, M., Die Urkunden in der Karolingerzeit, 2015, 259ff.
Pfalzrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1591 [Spangenberg] und 1617 [MainfrJb] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist etwa der Angehörige der wohl zwischen 366 und 384 entstandenen, für Verwaltung und Zivilgerichtsbarkeit von dem vierten bis zu dem dreizehnten Jahrhundert in der Kirche in Rom und in dem Kirchenstaat zuständigen sieben Amtsträger.
Lit.: Keller, S., Die sieben römischen Pfalzrichter im byzantinischen Zeitalter, 1904
Pfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 800 [Lex Frisionum] oft belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. [N.] pignus) ist schon in dem römischen Recht die zu der Sicherung eines Anspruchs dienende Sache bzw. das an ihr bestehende Recht. In einem engeren Sinn wird aus dem Pfand das Grundpfand (an unbeweglichen Sachen) ausgeschieden. An dem Pfand besteht das →Pfandrecht. Möglich ist in Rom neben der durch das Erlöschen eines bestehenden Pfandrechts bedingten Verpfändung seit der Hochklassik auch die Verpfändung derselben Sache für Forderungen mehrerer Gläubiger, wobei das Prioritätsprinzip bedeutsam ist, das aber durch verschiedene Rangprivilegien auch durchbrochen ist, so dass das Pfand gefährdet sein kann und dem Pfandgläubiger nur bedingte Sicherheit gewährt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 26, 41, 45, 62, 74, 91, 125, 163, 213; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfandprinzips, 1971; Reifenberg, W., Die kurpfälzische Reichspfandschaft Oppenheim, Gauodernheim, Ingelheim 1375-1648, 1968; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Krämer, G., Das besitzlose Pfandrecht, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Neumann, H., Der Beitrag Mesopotamiens zur Rechtsgeschichte – Bürgschaft und Pfand als Mittel der Vertragssicherung, 2010
Pfandbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Wort für eine Urkunde über eine Verpfändung ab 1322 [Frankfurt am Main UB. Lau II 153] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in der Gegenwart eine festverzinsliche, unkündbare Schuldverschreibung eines Kreditinstituts (Pfandbriefanstalt), durch deren Ausgabe dieses sich Mittel verschafft, die es unter hypothekarischer Sicherung als Darlehen ausgibt. Der Pfandbrief in diesem Sinne beruht auf einer Kabinettsorder König Friedrichs II. von Preußen (1769). Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts haftet dabei der Grundstückseigentümer dem Inhaber des Pfandbriefs nicht mehr. Als Ausgleich hierfür wird in der Folge nach französischem Vorbild dem Inhaber ein Vorzugsrecht in dem Konkurs (Insolvenz) des Kreditinstituts gewährt. S. Google
Lit.: Rabe, H., Darstellung des Wesens der Pfandbriefe, 1819; Pavlicek, A., Das Pfandbriefrecht, 1895; Wegener, E., Zur Vorgeschichte des Pfandbriefes, (in) Schmollers Jb. 44 (1920), 172; Geiecke, E., Die Entstehung und Entwicklung der ritterschaftlichen Kreditinstitute, Diss. jur. Bonn 1978; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 1 1985, 339f., Band 2 1989, 236ff.; Marzi, L., Das Recht der Pfandbriefe und Hypothekenbanken, 2002; Sattler, F., Der Pfandbrief 1769-2019 – von der preußischen Finanzinnovation zur Covered Bond Benchmark, 2019
Pfandbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [Überlingen] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein Stadtbuch für Verpfändungen.
pfänden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Pfand aus dem Vermögen des Schuldners nehmen
Pfänderspiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1784 [Meißner Skizzen], zwei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein vielfach von Kindern ausgeführtes Spiel, bei dem ein Spieler bei einem Fehler ein Pfand geben muss, das er an dem Spielende nach Erfüllung einer Scherzauflage wieder erhält. S. Google
Pfandhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1559 [Culemann, MindenLV] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Leihhaus, Haus in dem gegen die Hingabe eines Pfandes Geld geliehen wird
Lit.: Dischinger, N., Wer besucht ein Pfandhaus?, 2004; Körner, A., Das Pfandhaus der Stadt Frankfurt am Main von seiner Gründung bis jetzt – Entstehung, Entwickelung und heutige Gestaltung, 2010
Pfandlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [Pfalz/Weber, Lehnr. II 456] in fünfzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das sachlich seit dem 12. Jahrhundert (Hildesheim 1166) sichtbare, in der Zulässigkeit umstrittene Lehen eines Pfandes, bei dem der Pfandgläubiger eine Sache nicht nur als Pfand, sondern zugleich als Lehen erhält.
Lit.: Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967, 252; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969, 243; Spieß, K., Lehnrecht, Lehnspolitik und Lehnsverwaltung, 1978, 230; Spieß, K., Das Lehnswesen in Deutschland im hohen und späten Mittelaltaer, 2002, 2. A. 2009
Pfandleihanstalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist das Unternehmen eines Pfandleihunternehmers oder der Betrieb eines Pfandhauses.
Lit.: Santifaller, L., Ein Verzeichniis der Urkunden der Bozner Pfandleihanstalt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, 1927; Vieregge, H., Die Pfandleihanstalt der Stadt Soest, 2009
Pfandleihbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit der Einführung des Kreditwesengesetzes 1935 verbotene Bezeichnung eines seit dem 11. Jahrhundert aufkommenden Pfandleihunternehmens als Bank (beispielsweise Berlin 1717, Hanau 1738).
Lit.: Loeffler, F., Die gewerbliche und private Pfandleihe, 1929; Burchard, J., Der Begriff des Pfandleihgewerbes, Diss. jur. Göttingen 1929; Lenzen, G., Das deutsche Pfandleihrecht, 1929
Pfandleihunternehmer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Pfandleiher - nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Darlehensgeber, der gewerbsmäßig Darlehen gegen Verpfändung beweglicher Gebrauchsgegenstände gibt. In dem Mittelalter betreiben die Juden das Pfandleihgeschäft. In der Neuzeit bestehen Pfandleihbanken (Berlin 1717, Hanau 1738), deren Stellung ab dem späten 18. Jahrhundert gesetzlich geregelt wird (Preußen 1787, Bundesrepublik Deutschland 1961). Der Pfandleihunternehmer ist seit 1935 nicht mehr Kreditinstitut (Bank).
Lit.: Loeffler, F., Die gewerbliche und private Pfandleihe, 1929; Burchard, J., Der Begriff des Pfandleihgewerbes, Diss. jur. Göttingen 1929; Lenzen, G., Das deutsche Pfandleihrecht, 1929
Pfandnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Pfändung eines Gegenstandes ohne Willen des Schuldners.
Lit.: Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner zwischen Personal- und Vermögensvollstreckung, 2004
Pfandnutzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1758 [Estor], acht Archivzettel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Nutzung eines von dem Schuldner gegebenen Pfandes durch den Gläubiger
Pfandrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., 1185) ist objektiv die Gesamtheit der für das →Pfand geltenden Rechtssätze und subjektiv das zu der Sicherung einer Forderung (beispielsweise Rückzahlung eines Darlehens) bestimmte dingliche Recht an einem Gegenstand, kraft dessen der Gläubiger berechtigt ist, sich aus dem belasteten Grundstand (vorzugsweise) zu befriedigen. In dem altrömischen Recht ist (bei handgreifbaren Sachen) die (lat. [F.]) →mancipatio oder →in iure cessio (F.) unter der Bestimmung der Rückübertragung gegen spätere Leistung, bei nicht handgreifbaren Sachen vermutlich eine formlose Bestellung des Pfandes (lat. [N.] pignus) durch später entbehrliche Sachhingabe nötig bzw. möglich. In dem klassischen römischen Recht verbleibt der Besitz bei dem Schuldner, wird das Pfandrecht von dem Bestand der Forderung abhängig und entstehen Pfandrechte kraft Rechtssatzes und öffentlicher Einzelanordnung. Voraussetzungen eines Pfandrechts sind Eigentum des Pfandbestellers, formlose Vereinbarung der Pfandbestellung und Bestehen einer zu sichernden Forderung. Pfandgegenstand kann auch eine Forderung sein. Vielleicht gibt es auch bei den Germanen ein Pfandrecht zu der Sicherung einer Leistung. Der Pfandgläubiger erhält die Sache bis zu der Leistung. Erfolgt diese nicht, behält der Besitzer die Sache (Sachhaftung). In dem Frühmittelalter können allmählich auch Liegenschaften als Pfand gegeben werden. In dem Hochmittelalter kann das Pfand an Liegenschaften bloßes Substanzpfand sein, wobei seit dem 14. Jahrhundert der anfängliche Verfall bei Nichtauslösung durch den Verkauf ersetzt wird und an die Stelle der tatsächlichen Übertragung die Eintragung in ein Buch tritt. Ist das Liegenschaftspfand Nutzpfand, so werden die nach der tatsächlichen Übertragung gezogenen Nutzungen nicht auf die Lösungssumme angerechnet. Das Fahrnispfand ist meist Faustpfand, wobei die Übergabe in der spätmittelalterlichen Stadt durch Eintragung in das Stadtbuch (evtl. Pfandbuch) ersetzt werden kann und bei Pfandreife regelmäßig Pfandverkauf erfolgt. Die Aufnahme des römischen Rechtes (Hypothek) seit dem Spätmittelalter entwertet das Pfandrecht, so dass zu der Sicherung für das Grundpfand besondere →Hypothekenbücher entwickelt werden (Berlin 1693, Preußen 1722) und das Fahrnispfand wieder allgemein Faustpfand wird. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist das Grundpfand an Einigung und Eintragung bzw. Eintragungsersatz gebundene Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld, das Fahrnispfand grundsätzlich Faustpfand, wenngleich besitzlose Pfandrechte immer mehr die Oberhand gewinnen. Rechtstatsächlich tritt in dem 20. Jahrhundert das Pfandrecht hinter der den Besitz bei dem Schuldner belassenden Sicherungsübereignung zurück. S. Google
Lit.: Kaser §§ 22 II, 1, 31; Söllner § 18; Hübner 402, 469; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 26, 41, 45, 62, 74, 91, 125, 163, 213; Meibom, V. v., Das deutsche Pfandrecht, 1867; Kohler, J., Pfandrechtliche Forschungen, 1882; Meyer, H., Neuere Satzung von Fahrnis und Schiffen, 1902; Kapras, J., Das Pfandrecht im böhmisch-mährischen Stadt- und Bergrechte, 1906; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Lieberwirth, R., Die gesetzlichen Pfandrechte, Diss. jur. Halle 1952 (ungedruckt); Petschow, H., Neubabylonisches Pfandrecht, 1956; Matern, G., Islamisches Pfandrecht, 1965; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfandprinzips 1971; Wesener, G., Zur Entwicklung des Pfandrechts, (in) FS H. Demelius, 1973, 257; Klink, R., Die Behandlung der Pfandrechte, Diss. jur. Tübingen 1975; Wiegand, W., Zur Entwicklung der Pfandrechtstheorie im 19. Jahrhundert, (in) ZNR 1981, 1; Berger, W., Eigentumsvorbehalt und Anwartschaftsrecht, besitzloses Pfandrecht und Eigentum, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Band 1 1985, 319ff., Band 2 1989, 209ff., 424ff.; Mincke, W., Die Akzessorietät des Pfandrechts, 1987; Schanbacher, D., Die Konvaleszenz von Pfandrechten, 1987; Repgen, T., Das Vermieterpfandrecht im Kaiserreich, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 231; Krämer, G., Das besitzlose Pfandrecht - Entwicklungen in der römischen Republik, 2007; Krieger, W., Die Akzessorietät des römischen Pfandrechts, Diss. jur. Köln 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Schwintowski, D., Das besitzlose Pfandrecht, 2012; Steinwachs, R., Das Vermieterpfandrecht im Verhältnis zur Sicherungsübereignuung, 2021
Pfandsatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – anders Pfandsetzung - – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1384 [MWirzib. IX 424 Würzburg] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Setzung eines Pfandes, Verpfändung, →verpfänden, →Pfandrecht
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2
Pfandschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab etwa 1275 [Berthold von Regensburg] in fünfzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Hochmittelalter, Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit die Verpfändung von Herrschaftsrechten. Sie wird sachlich seitens des Königs 1171, seitens der Landesherren 1197 sichtbar und hält seitens des Königs bis 1628 und seitens der Landesherren bis 1803 an. Bis 1500 verpfänden die Könige in mehr als tausend Fällen Reichsgut (Herzogtümer, Grafschaften, Herrschaften, Vogteien, Gerichte, Städte, Dörfer, Höfe u. s. w.). Die Pfandschaft gewährt dem Pfandnehmer Pfandherrschaft. Sie endet mit der Auslösung durch den Schuldner oder durch die Ablösung durch einen Dritten. Der König ist vielfach zu der Auslösung tatsächlich aber nicht in der Lage.
Lit.: Brenner, H., Die Pfandschaft des Hochstifts Speyer über die Reichsstadt Landau von 1324 bis 1511, 1969; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1987; Krause, H., Pfandherrschaften als verfassungsgeschichtliches Problem, (in) Der Staat 9 (1970), 387, 515; Tewes, L., Die Amts- und Pfandpolitik der Erzbischöfe von Köln, 1987
Pfändung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [MühlhsnRb.2 125] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb pfänden ab 9. Jahrhundert belegt) ist die in der Gegenwart grundsätzlich dem Staat vorbehaltene Beschlagnahme eines Gegenstands zwecks Sicherung oder Befriedigung eines Gläubigers wegen einer Geldforderung. In dem altrömischen Recht ist die außergerichtlich, aber förmlich vollzogene private Pfändung (lat. legis actio [F.] per pignoris capionem) als Ausnahme neben der allgemeinen Personalvollstreckung möglich. In dem Kognitionsverfahren werden bei Geldschulden Gegenstände gepfändet und versteigert. In dem Frühmittelalter ist die außergerichtliche Pfändung beweglicher Sachen in den Volksrechten erkennbar. Die Pfändung zwecks Verwirklichung (Vollstreckung) des Urteils wird aber bald von der Genehmigung des Richters abhängig oder überhaupt Amtsträgern überlassen. Die Nichtauslösung des Pfandes hat den Verfall zu der Folge. In dem Hochmittelalter und Spätmittelalter erfolgt vor allem in der Stadt die Vollstreckung durch Büttel oder Fronboten durch öffentliche Pfändung von beweglichen Sachen und Grundstücken, während die außergerichtliche Pfändung durch einen Verfahrensbeteiligten zurücktritt. Allerdings ist die Gestaltung sehr unterschiedlich. In der Neuzeit entwickelt sich das unter dem Einfluss des gelehrten Rechtes stehende moderne Vollstreckungsverfahren, das 1877/1879 in dem (zweiten) Deutschen Reich durch die Zivilprozessordnung vereinheitlicht wird.
Lit.: Kaser §§ 81 III 2, 87 I 10; Hübner 170; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86, 116; Meibom, V. v., Das deutsche Pfandrecht, 1867; Nägeli, A., Das germanische Selbstpfändungsrecht, Diss. jur. Zürich 1876; Bayer, W., Das Recht aus erlaubter eigenmächtiger Pfändung, Diss. jur. Berlin 1899; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912; Steiger, M., Das Pfändungsrecht der bayerischen Städte und Märkte auf dem Land, 1987; Schildt, B., Die Pfändung um Schaden und Schuld, (in) Recht und Rechtswissenschaft im mitteldeutschen Raum, hg. v. Lück, H., 1998, 41; Fecht, W. v. d., Die Forderungspfändung im römischen Recht, 1999; Ludwig, M., Der Pfändungsschutz für Lohneinkommen, 2001; Schubert, W., Das Zwangsvollstreckungsrecht im Entwurf einer Zivilprozessordnung von 1931, ZRG GA 121 (2004), 351; Lackmann, F., Pfändungen, 2017
Pfändungsklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die sachlich in Urkunden seit dem 13. Jahrhundert enthaltene Vereinbarung der Berechtigung des Gläubigers, bei Nichtleistung den Schuldner ohne vorheriges Verfahren zu pfänden. Die Pfändungsklausel geht in der Neuzeit in der Unterwerfung unter die sofortige →Zwangsvollstreckung auf. S. Google
Lit.: Kisch, G., Die Pfändungsklausel, ZRG GA 35 (1914), 41
Pfandverfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Umwandlung des Pfandrechts des Pfandgläubigers in das Vollrecht (Eigentum) bei Nichtauslösung des Pfandes durch Tilgung der Schuld in dem Zeitpunkt der Fälligkeit. Der Pfandverfall tritt wegen der nachteiligen Folgen für den Schuldner (Verlust des Vollrechts Eigentum bei vielleicht nur geringer Höhe der Schuld) allmählich hinter dem Pfandverkauf zurück, bei welchem der die Schuld übersteigende Mehrerlös aus dem Verkauf dem Pfandschuldner verbleibt. S. Google
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Meibom, V. v., Das deutsche Pfandrecht, 1867, 248
Pfandvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1742 [Scotti, Sayn] 17 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Vertrag über die Bestellung eines Pfandes oder Pfandrechts durch den Schuldner oder Pfandschuldner für den Gläubiger oder Pfandgläubiger. Er ist in dem römischen Recht (lat. [N.] pignus, Pfand) Realvertrag. Er entsteht deshalb mit der Gabe der Pfandsache an den Pfandgläubiger.
Pfarre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 9. Jahrhundert [AhdGl. II 50, 64] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die rechtlich abgegrenzte Gemeinschaft christlicher Gläubiger mit einem Pfarrer als Leiter. →Pfarrei, Pfarrer, Pfarrgemeinde
Lit.: Die Pfarre in der Stadt, hg. v. Freitag, W., 2011
Pfarrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1544 [SchwyzLB. 98] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die rechtlich abgegrenzte Gemeinschaft christlicher Gläubiger mit einem Pfarrer als Leiter. →Pfarre, Pfarrer, Pfarrgemeinde
Lit.: Hagen, A., Pfarrei und Pfarrer nach dem Codex iuris canonici, 1935; Haff, K., Die Urpfarreien in Ostschwaben und Tirol als Markgenossenschaften und Siedlungsverbände, ZRG GA 65 (1947), 234; Grass, F., Pfarrei und Gemeinde im Spiegel der Weistümer Tirols, 1950; Pfarreien im Mittelalter, hg. v. Kruppa, N., 2008; Die Pfarre in der Stadt, hg. v. Freitag, W., 2011; Die Pfarrei im späten Mittelalter, hg. v. Bünz, E. u. a. 2013; Bünz, E., Die mittelalterliche Pfarrei – ausgewählte Studien, 2017; Pfarreien in der Vormoderne, hg. v. Ferrari, M. u. a., 2017; Petke, W., Aufsätze zur Pfarreigeschichte in Mittelalter und Neuzeit, 2021
Pfarrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab zweite Hälfte 12. Jahrhundert [LundGermForsch. XII 3] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Leiter einer christlichen Gemeinde mit eigener Kirche. Seit dem Konzil von Reims (630) soll eine Pfarre einen Pfarrer haben. Der Pfarrer spendet anstelle des Bischofs das Taufsakrament, bringt die Eucharistie dar und erteilt das Bußsakrament. In dem 8. Jahrhundert wird er zu dem Herrn des von den Gemeindeangehörigen zu leistenden Zehnten. In der Folge wird die Stellung des Pfarrers rechtlich genauer festgelegt.
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Hagen, A., Pfarrei und Pfarrer nach dem Codex iuris canonici, 1935; Kurze, D., Pfarrerwahlen im Mittelalter, 1966; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Arend, S., Zwischen Bischof und Gemeinde, 2003; Die evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer im Rheinland von der Reformation bis zur Gegenwart, bearb. v. Gruch, J., Bd. 1ff. 2011ff. (ca. 35000?)
Pfarrgemeinde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1579 [Bayern/Sehling, EvKO. XIII 315] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von einem →Pfarrer zu betreuende christliche Gemeinde. Nach frühen Gemeindebildungsansätzen entsteht in dem 5./6. Jahrhundert die Verpflichtung der Pfarrgemeinde, an den höheren Festtagen den Gottesdienst des Pfarrers zu besuchen. Die Zugehörigkeit zu der Pfarrgemeinde wird durch den Wohnsitz bestimmt und in der frühen Neuzeit genau festgelegt. S. Google
Lit.: Haff, K., Die Urpfarreien in Ostschwaben und Tirol als Markgenossenschaften und Siedlungsverbände, ZRG GA 65 (1947), 234; Grass, F., Pfarrei und Gemeinde im Spiegel der Weistümer Tirols, 1950; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983, 180; La parrocchia, hg. v. Paravicini Bagliani, A., 1995
Pfarrkirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 874/897 [PassauTrad. 72] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die planmäßig mit einem →Pfarrer zu besetzende Kirche einer Pfarrgemeinde. Sie entsteht sachlich wohl in dem 5. Jahrhundert. Für ihre Baulast sind Kirchengut, Patron und Pfarrgemeinde zuständig. S. Google
Lit.: Noser, H., Pfarrei und Kirchengemeinde, 1957; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Vogt, H., Bilder der frühen Kirche, 1993; Reitemeier, A., Pfarrkirchen in der Stadt des späten Mittelalters, 2005
Pfarrsprengel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1784 [Krünitz, Enzykl.] 20 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das örtliche Zuständigkeitsgebiet eines Pfarrers. Der Pfarrsprengel entsteht sachlich noch in dem Altertum (beispielsweise Rom Mitte 4. Jahrhunderts). In dem Frühmittelalter bilden sich bei allmählicher Christianisierung zunächst große Urpfarreien. Seit dem 8. Jahrhundert verfeinert und verfestigt sich die Einteilung. S. Google
Lit.: Stutz, U., Geschichte des kirchlichen Benefizialwesens, 1895; Haff, K., Die Urpfarreien in Ostschwaben und Tirol als Markgenossenschaften und Siedlungsverbände, ZRG GA 65 (1947), 234; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Pfeffinger, Johann Friedrich (Straßburg 5. 5. 1667-Lüneburg 27. 8. 1730), Professor für Mathematik und Lehrer der Ritterakademie Lüneburg, gibt in der Bearbeitung von Vitrarius, P., Institutiones iuris publici (1686, Einrichtungen des öffentlichen Rechtes) ein nach dem Institutionenschema (Personen, Sachen, Rechte) gegliedertes Handbuch des öffentlichen Rechtes des Heiligen römischen Reiches. S. Google
Lit.: Bleeck, K., Adelserziehung auf deutschen Ritterakademien, 1977
Pfeife (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1341/1344 [WisbyStR. 109] in achtzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb pfeifen 11. Jh.) ein Blasinstrument
pfeifen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1726 [Sachsen] in zwei Stellen belegt – substantiviert ab 1202 [Lacomblet. UB. IV 93 Niederrhein] in sechs Stellen belegt – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) eine Art durch Blasen von Luft in ein Gerät Töne zu erzeugen
Pfeifer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1369 [Pietsch, HeidelbMusik 712] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar und von Pfeife und pfeifen abgeleitet, M.) Bläser, Pfeifender
Pfeifergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1606 [Barre, Pfeifer 14] in fünfzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist auch das besondere Verfahren der Erneuerung eines Rechtes auf Zollfreiheit (in Frankfurt am Main) seitens des Heiligen römischen Reiches.
Lit.: Wyss, A., Ein Mainzer Seitenstück zum Frankfurter Pfeifergericht, ZRG GA 22 (1901), 356; Reuter, F., Zollfreiheit und Pfeifergericht, (in) Archiv f. hess. Gesch. N.F. 33 (1975); Schmitt, C., Säuberlich banquerott gemachet, 2016, 83ff.
Pfeil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [Siegenburg/CorpAltdtOrUrk. II 127] in sechs Stellen belegt sowie für das Germanische erschließbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist eineWaffe für Würfe, die in Europa mit der Erfindung der mittels Pulvers betriebenen Schusswaffe ab dem 14. Jahrhundert ihre tatsächliche Bedeutung verliert.
Lit.: Eckhardt, H., Pfeil und Bogen – Eine archäologisch-technologische Untersuchung zu urnenfelderzeitlichen und hallstattzeitlichen Befunden, 1996; Junkmanns, J., Pfeil und Bogen – von der Altstadtzeit bis zum Mittelalter, 2013
Pfennig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab dem 9. Jahrhundert [KlAhdSprDm. 56 feorzug pentinga Lex-Salica-Fragment, AhdGl. II 613, 11] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und vielleicht das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] denarius) ist seit dem Frühmittelalter eine kleine Münze (264 Pfennige pro Pfund von 327 Gramm, Ende 8. Jahrhundert 240 Pfennige pro Pfund von 367 Gramm, 11. Jahrhundert 320 Pfennige pro Mark, 15. Jahrhundert 1200-1400 Pfennige pro Mark, E. 19. Jahrhundert 100 Pfennige pro Mark), die 2002 innerhalb vieler Staaten der Europäischen Union dem (europäischen) Cent weicht. S. Google
Lit.: Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 1896, Neudruck 1972; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; Schmid, P., Der gemeine Pfennig von 1495, 1989; Emmerig, H., Der Regensburger Pfennig, 1993
Pferd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das wohl seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. zuerst in der Steppe des Nordkaukasus zu dem Reiten und später auch zu dem Ziehen benutzte Haustier des Menschen. Die ersten Streitwagen finden sich in Gräbern der Aintashtakultur in dem südlichen Ural um 2100 v. Chr. →paraveredus
Lit.: Dewall, M. v. Pferd und Wagen im frühen China, 1964; Weigand, M., Die Pferde der Wikingerzeit, 2008; Raulff, U., Das letzte Jahrhundert der Pferde, 2015
Pflanze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt (!), aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb pflanzen Ende 8. Jh., s. Google) ist das außerordentlich vielfältige, sich selbst nicht fortbewegen, aber lebenswichtige Photosynthese betreiben könnende, für die Ernährung des Menschen sehr wichtige Lebewesen der Erde.
Lit.: Reinbothe, H., Mensch und Pflanze – Kulturgeschichte und Wechselbeziehung, 1986; Birkhan, H., Pflanzen im Mittelalter, 2012; Mancuso, S., Die Pflanzen und ihre Rechte, 2021
Pflanzenschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Schutz der Pflanzen vor Gefahren. Er ist in einem besonderen Pflanzenschutzgesetz (1937 Deutsches Reich) geregelt.
Lit.: Sucker, U., Die biologische Reichsanstalt für Land- und Forstwirtschaft und die Entstehung eines reichseinheitlichen Pflanzenschutzgesetzes (1914-1937), 1999; Birkhan, H., Pflanzen im Mittelalter, 2012; Lohrer, T., Pflanzenschutz einfach von A-Z, 2020
Pflanzensymbolik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Verwendung von Pflanzen oder Pflanzenteilen wie beispielsweise Halmen als Symbol (beispielsweise für ein Grundstück bei einer Übertragung).
Lit.: Beuchert, M., Symbolik der Pflanzen, 1995; Zerling, C., Lexikon sder Pflanzensymbolik, 2007; Heilmeyer, M., Die Sprache der Blumen, 2016
Pflege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [so genannter Schwabenspiegel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb pflegen 8. Jh., F.) Sorge, Unterstützung
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Pflegekind (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1512 [Niederösterreich] belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das (auf Grund einer Erlaubnis des Jugendamts) von einer Pflegeperson in Familienpflege aufgenommene Kind. Die Rechtsverhältnisse der sachlich bereits dem römischen Recht bekannten Pflegekinder sind erst in der jüngeren Vergangenheit stärker verrechtlicht.
Lit.: Tirey, A., Das Pflegekind in der Rechtsgeschichte, 1996
pflegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand9 V. 5482, Otfrid5 IV 24, 28, Notker I 149] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und möglicherweise das Lateinische des Altertums und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterstützen
Pfleger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar sowie dem Lateinischen des Altertums nachgebildet, lat. [M.] curator) ist der Verwalter einer Angelegenheit. In dem Mittelalter werden beispielsweise der Vormund oder auch ein Amtsträger Pfleger genannt. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird (lat.) →curator (M.) durch Pfleger wiedergegeben. In Zusammenhang damit ist die Pflegschaft in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ein durch das Vormundschaftsgericht zu begründendes Fürsorgeverhältnis eines Menschen (Pflegers) für einen anderen (Pflegebefohlenen) zu der Besorgung einer besonderen Angelegenheit.
Lit.: Kaser § 64; Hübner; Schott, C., Der Träger als Treuhandform, 1975
Pflegeversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in Deutschland durch Gesetz von dem 22. 4. 1994 zu dem 1. 1. 1995 eingeführte Sozialversicherung für den Pflegefall. S. Google
Pfleghafter, Pfleghafte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Adjektiv pfleghaft – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Pfleghafte - ab 1214 [WalkenriedUB. I 71] an dreizehn Stellen belegt und – als Pfleghafte - in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige eines in dem Sachsenspiegel (1221/1224) in Landrecht I 2 §§ 1, 3 und III 45 § 4 besonders genannten, sonst nur selten (1214, 1219, 1250, Anfang 15. Jahrhunderts, 1. Hälfte 16. Jh.) bezeugten Standes von abgabepflichtigen Freien. S. Google
Lit.: Amira, K. v., Pfleghafte, ZRG GA 28 (1907), 435; Molitor, E., Pfleghafte, ZRG GA 32 (1911), 330; Beyerle, K., Die Pfleghaften, ZRG GA 35 (1914), 212; Heck, P., Pfleghafte und Grafschaftsbauern, 1916; Molitor, E., Die Pfleghaften des Sachsenspiegels, 1941; Hagemann, A., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111; Glossar zur Buch‘schen Glosse, hg. v. Kaufmann, F./Neumeister, P., 2015
Pflegschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [OÖUB. VIII 499 hierher?, Oberösterreich] in neunzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und möglicherweise das Lateinische des Altertums sowie das Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. [F.] cura, s. Google) ist die fürsorgliche Besorgung einer Angelegenheit eines dieser Fürsorge Bedürftigen (Pfleglings) durch einen Pfleger (lat. curator). In dem römischen Recht kennen bereits die Zwölftafelgesetze von 451/450 v. Chr. die Pflegschaft eines Geisteskranken (lat. cura furiosi) und die Pflegschaft eines Verschwenders (lat. cura prodigi). Sie steht dem nächsten Agnaten, hilfsweise den Gentilen, notfalls einem von dem Magistrat bestellten curator (Pfleger) zu. Später kann auch der durch die (lat.) lex Laetoria von etwa 200 v. Chr. geschützte Minderjährige (lat. minor XXV annis) für ein einzelnes Geschäft, ab Marc Aurel (2. Jahrhundert n. Chr.) auch für die gesamte Geschäftsführung einen curator erbitten, dessen vorherige Einwilligung oder nachträgliche Genehmigung das Fehlen einer Übervorteilung bei dem Geschäft durch den Gegner sichert. Möglich ist auch eine (lat.) cura für einen Stummen, einen Tauben, einen Gebrechlichen oder eine Leibesfrucht (lat. nasciturus). Seit dem Spätmittelalter wird die Pflegschaft in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen, aber vielfach nicht eindeutig von der Vormundschaft abgegrenzt. →Pfleger
Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 36, 210; Roczek, E., Geschichte der Vormundschaft und Pflegschaft seit dem Codex Theresianus, 1943; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Pflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Westgermanische erschließbar, F., Pflichtverletzung 1774) ist die Anforderung eines bestimmten Verhaltens eines Menschen. Die Pflicht (eines Schuldners) ist das Gegenstück zu einem (subjektiven) →Recht (eines Gläubigers) und vielfach die Auswirkung von (objektivem) Recht.
Lit.: Köbler, WAS; Grundrechte und Grundpflichten in der Reichsverfassung, hg. v. Nipperdey, H., Bd. 1ff. 1929ff.; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schreiber, H., Der Begriff der Rechtspflicht, 1966; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue, 1973; Mors, A., Die Entwicklung der Schulpflicht, Diss. jur. Tübingen 1986; Luchterhandt, O., Grundpflichten als Verfassungsproblem, 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Manzke, S., Die Pflicht zur Herausgabe, 2020; Devoirs, promesses et obligations, hg. v. Mausen, Y. u. a., 2020; Wendelstein, C., Pflicht und Anspruch, 2021
Pflichtteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert bzw. um 1350 [MeranStR. Art. 20] in fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M. bzw. N., Pflichtteilsanspruch 1888, Pflichtteilsberechtigter 1814) ist der unentziehbare Mindestanteil naher Angehöriger an dem Nachlass eines Erblassers. Bereits in dem klassischen römischen Recht engt in dem 1. Jahrhundert v. Chr. sachlich die Einführung der (lat.) querela (F.) inofficiosi testamenti (Beschwerde des pflichtwidrigen Testaments) die Freiheit des Erblassers ein. Kinder, Eltern und Geschwister eines frei geborenen Erblassers können nämlich ein Testament anfechten, wenn es gegen die sittliche Pflicht verstößt, dem Berechtigten mindestens ein Viertel des ihm nach „natürlicher“ (untestierter) Erbfolge zustehenden Anteils zu hinterlassen. In dem spätantiken römischen Recht muss nahen Angehörigen (seit Konstantin [306-337] Abkömmlinge, Vorfahren und durch den Vater verwandte Brüder des Erblassers) ein Viertel des gesetzlichen Erbteils zugewendet werden. Ist der Angehörige ganz übergangen, kann er das Testament angreifen. In anderen Fällen kann er Ergänzung auf das ihm zustehende Viertel verlangen. Justinian erhöht den Pflichtteil bei mehr als vier Kindern auf die Hälfte des gesetzlichen Erbteils (536) und ordnet wenig später das Pflichtteilsrecht umfassend. Mit dem Testament wird in dem Spätmittelalter auch vielerorts der Pflichtteil des römischen Rechtes aufgenommen (anders beispielsweise Tirol bis 1811), wobei in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des deutschen Reiches (1896/1900), in dem Zivilgesetzbuch der Schweiz (1907/1911) und seit 15. 6. 1978 auch in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (neben nahen Abkömmlingen [Hälfte] und nahen Vorfahren [ein Drittel]) der überlebende Ehegatte in den Kreis der Pflichtteilsberechtigten einbezogen wird und die deutschen und österreichischen Gesetzbücher dem Pflichtteilsberechtigten nur einen schuldrechtlichen Anspruch gegen den Erben und damit keine eigene unmittelbare dingliche Rechtsstellung gewähren. Das französische Recht und das spanische Recht lassen überhaupt nur eine beschränkte Vergabe des Vermögens durch Testament zu. Das englische Recht gewährt bedürftigen Angehörigen einen Unterhaltsanspruch gegenüber dem Nachlass.
Lit.: Kaser §§ 65 II 2, 69 I 2, 70; Köbler, DRG 38; Francke, W., Das Recht der Notherben und Pflichtteilsberechtigten, 1831; Heuberger, W., Geschichtliche Entwicklung des Pflichtteilsrechts, Diss. jur. Leipzig 1912; Pfeiffer, C., Erbgut und Pflichtteil im schwedischen Recht, 1937; Aebli, D., Der Pflichtteil der Geschwister und ihrer Nachkommen im schweizerischen Recht, 1940; Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich, 1957; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge und das Pflichtteilsrecht, 1970; Wacke, A., Die Rechtswirkungen der lex Falcidia, (in) FS M. Kaser, 1973, 209; Wesener, G., Pflichtteilsrecht und Unterhaltsanspruch, (in) FS Rechtswissenschaftliche Fakultät Graz, 1979, 95; Coing, H., Zur Entwicklung des Pflichtteilsrechtes, (in) Gedächtnisschrift W. Kunkel, 1984, 25; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Jaeschke, F., Pflichtteilsentzug, 2002; Bauer, A., Die innere Rechtfertigung des Pflichtteilsrechts, 2008: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Lammerding, B., Das Recht auf den Pflichtteil im deutschen und französischen Recht de lege lata und de lege ferenda, 2013; Zimmermann, R., Pflichtteil und Noterbenrecht in historisch-vergleichender Perspektive, 2020
Pflichtteilsanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1888) ist der schuldrechtliche Anspruch eines nahen gesetzlichen, aber durch Willensentscheidung des Erblassers aus dem Erbe ausgeschlossenen Erben auf die Hälfte des Wertes des gesetzlichen Erbes. S. Google
Pflichtteilsberechtigter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1814) ist der zu einem Pflichtteilsanspruch berechtigte, aus dem Erbe durch Verfügung des Erblassers ausgeschlossene, nahe gesetzliche Erbe des Erblassers. S. Google
Pflichtteilsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Westgermanische und das erschließbare Germanische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der gesetzlichen Bestimmungen über den Pflichtteil und subjektiv der Anspruch des einzelnen Pflichtteilsberechtigten auf seinen Pflichtteil gegenüber dem Erben. S. Google
Lit.: Kaser §§ 65 II 2, 69 I 2, 70; Köbler, DRG 38; Mertens, H., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über die gesetzliche Erbfolge und das Pflichtteilsrecht, 1970; Schanbacher, D., Ratio legis Falcidiae, 1995; Das Zivilgesetzbuch der DDR vom 19. Juni 1975, hg. v. Hattenhauer, H./Eckert, J., 1995; Hennig, M., Die lex Falcidia und das Erbrecht des BGB – eine kritische Würdigung der Entscheidung des historischen Gesetzgebers, das Rechtsinstitut der falcidischen Quart aufzugeben, 1999; Hollmann, C., Pflichtteilsrecht und Familienzusammenhang, 2007; Reformfragen des Pflichtteilsrechts, hg.v. Röthel, A., 2007
Pflichtverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1774 [Moser, Reichstage I 104, 14 Archivzettel] nicht belegt - aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische und Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar,F., 1774) ist die grundsätzlich rechtswidrige Verletzung einer bestehenden Pflicht eines Verpflichteten.
Pflug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische und das Vorrömische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein von Menschen wohl aus einer Astgabel entwickeltes Gerät zu dem Aufreißen von für den Anbau von Pflanzen bestimmter Erdoberflächen. S. Google
Pflugschar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1795 [Majer, GOrdalien 48f.] und 1801 [Rößig, Altertümer 330] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Vorrömische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., M., N.?) ist der zu dem Aufreißen der Erde bestimmte Teil des Pfluges. Das Schreiten über (9) glühende Pflugscharen ist in dem Mittelalter eine Form des →Gottesurteils. S. Google
Lit.: Nottarp, H., Gottesurteilsstudien, 1956
Pflugscharengang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1938 [ZRG GA] drei Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Vorrömische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gang über (glühende) Pflugscharen als eine Form des Gottesurteils
Pflugwende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und Vorrömische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wende oder Umkehr des Pfluges an dem Ende des Ackers
Pflugwenderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab Heusler, Inst. II 53, drei Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und Vorrömische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht der Pflugwende auf dem Grundstück eines Nachbarn an der Grenze eines Ackers, →Anwenderecht
Pfründe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise im dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die einem kirchlichen Amtsträger zustehende Unterhaltsleistung aus den Erträgnissen eines Vermögens. Die Verdinglichung des Unterhaltsanspruchs erfolgt dabei nach Ansätzen in dem Altertum seit dem Frühmittelalter. In dem Laufe des Mittelalters wird die Pfründe zu einer eigenen (Vorform der) →juristischen Person (des ausgestatteten Kirchenamts). S. Google
Lit.: Groß, C., Das Recht an der Pfründe, 1887; Stutz, U., Lehen und Pfründe, ZRG GA 20 (1899), 213; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 203; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Schmugge, L., Schleichwege zu Pfründe und Altar, 1994; Rehberg, A., Kirche und Macht im römischen Trecento, 1999; Willich, T., Wege zur Pfünde, 2002; Hitzbleck, K., Exekutoren – die außerordentliche Kollatur von Benefizien im Pontifikat Johannes‘ XXII., 2009; Philipsen, C., Pfründen und geistliche Steuern, 2010; Berger, D., Stift und Pfründe, 2011; Heinzer, A., Pfründen, Herrschaft, Gottesdienst, 2014; Otte, H., Von der Pfründe zum Gehalt, 2019
Pfund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 917/935 [WestfUB. Additamenta 3 Westfalen] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und für das Germanische als aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen erschließbar sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. [F.] libra) ist in dem Mittelalter eine Gewichtseinheit, die seit dem 7. Jahrhundert auch als Rechnungsmünze (264 bzw. 240 Pfennige) Verwendung findet und in der Lira Italiens (bis 2002) und dem Pfund Großbritanniens fortlebt. S. Google
Lit.: Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 1885, 2. A. 1896, Neudruck 1972; Kahnt, H., Alte Maße, Münzen und Gewichte, 1986; Spufford, P., Money, 1988
phalerae, falerae, palerae, lat., F.Pl., blanker Stirnschmuck und Brustschmuck, Brustgeschmeide, Pferdeschmuck, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. φάλαρα (phálaron), N., glänzendes Metallstück, Pferdeschmuck, vgl. gr. φαλός (phalós), Adj., weiß, idg. *bʰel- (1), *bʰelə-, *bʰelH-, Adj., V., glänzend, weiß, glänzen, Pokorny 118
Phaleristik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Ordenskunde
Lit.: Nimmergut, J., Bibliographie der deutschen Phaleristik, 2010
Philipp der Großmütige (Marburg 13. 11. 1504- Kassel, 31. 3. 1567) Landgraf von Hessen ab 1518, 1524 Anhänger der Reformation Martin Luthers, 1527 Gründer der Universität Marburg, sein Testament von 1562 bewirkt die bis 1945 anhaltende Landesteilung Hessens (u. a. Hessen-Darmstadt und Hessen-Kassel, s. Google)
Lit.: Heinemeyer, W., Philipp der Großmütige und die Reformation in Hessen, 1997; Cahill, R., Philipp of Hesse and the Reformation, 2001; Auerbach, I., Reformation und Landesherrschaft, 2005; Schneider-Ludorff, G., Der fürstliche Reformator, 2006; Mariotte, J., Philipp der Großmütige von Hessen (1504-1567), 2018
Philipp von Leyden (Leiden 1326/1327?-Leiden 9. 6. 1382) wird nach dem Studium der freien Künste, Theologie und (1339/1340) des Rechtes in Orléans 1351/1352 Kanzleimitarbeiter der Grafen von Holland und nach anderen Tätigkeiten 1371 Vikar des Bischofs von Utrecht. In seinem Hauptwerk ([85 „casus“ in] De cura reipublicae, Von der Pflege des Staates) verwendet er das römische Staatsrecht zugunsten der Grafen von Holland. S. Google
Lit.: Berges, W., Die Fürstenspiegel, 1938, Neudruck 1952, 249; Wilfert, H., Philipp von Leyden, 1925; Feenstra, R., Philipp of Leyden, 1970; Leupen, P., Philipp of Leyden, 1981; Feenstra, R., Philip of Leyden en zijn bibliotheek, 1994; Timmer, R., Profeet in eigen land, 2008
Philipp von Schwaben (in oder bei Pavia Februar oder März 1177-Bamberg 21. 6. 1208) aus der Familie der Staufer ab 1198 bis zu seiner Ermordung König des Deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches neben dem Welfen Otto von Braunscheig (Kaiser Otto IV., s. Google)
Lit.: Philipp von Schwaben, hg. v. Rzihacek, A. u. a., 2010; Die Urkunden Philipps von Schwaben, hg. v. Rzihacek, A. u. a., 2014
Philippe de Beaumanoir, Philippe de Rémi, Herr (Seigneur) von (um 1247-7. 1. 1296, s. Google), →Beaumanoir
Phillips, George (auch Georg) (Königsberg 6. 1. 1804-Aigen bei Salzburg 6. 9. 1872), englisch-schottischer Herkunft, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Savigny) und Göttingen (Eichhorn), Promotion in Göttingen 1824 und Habilitation in Berlin (1826) 1827 außerordentlicher Professor in Berlin, (nach Konversion zu dem Katholizismus unter dem Einfluss Carl Ernst Jarckes) 1834 Professor in München (1848 entlassen und Mitglied der Nationalversammlung in Frankfurt am Main), 1849 in Innsbruck und 1851 in Wien. Er veröffentlicht eine englische Rechtsgeschichte (1825, 1827/1828), ein gemeines deutsches Privatrecht (1830), eine deutsche Rechtsgeschichte (1845) und ein unvollendetes siebenbändiges Kirchenrecht (1845ff.).
Lit.: Lentze, H., Phillips, (in) FS F. Loidl, Bd. 1 1970, 160; Schäfer, F., Juristische Germanistik, 2008 3008ff. (ultramontaner Reaktionär und einflussreicher Kanonist)
philologia, lat., F., Philologie, Liebe zu den Wissenschaften, Beschäftigung mit der Literatur, Cic. (81-43 v. Chr.), s. gr. φιλολογία (philología), F., Philologie, Liebe zum Sprechen, vgl. gr. φίλος (phílos), Adj., M., freundlich, lieb, Freund; weitere Herkunft unklar, gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Maß, Berechnung, Vernunft, idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen
Philologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen [philologia 81-43 v. Chr.] und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Sprachwissenschaft
Lit.: Philologie als Literatur und Rechtswissenschaft. Germanistik und Romanistik 1730-1870, hg. v. Lieb, C. u. a., 2013; Trüper, H., Orientalism, Philology, and the Illegibility of the Modern World, 2020
philosophia, lat., F., Philosophie, philosophischer Gegenstand, Enn. (204-169 v. Chr), s. gr. φιλοσοφία (philosophía), F., Philosophie, vgl. gr. φίλος (phílos), Adj., M., freundlich, lieb, Freund, gr. σοφός (sophós), Adj., geschickt, klug, weise, weitere Herkunft unklar
Philosophie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1338 [Hiob] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen [philosophia 204-169 v. Chr.] und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar und teils in der Herkunft unklar, F.) ist die gedankliche Beschäftigung des Menschen mit dem Sein und Denken. Als rationale Bemühung um Orientierung durch Theorie wird sie zuerst in dem griechischen Altertum (Thales, Anaximander, Anaximenes, Pythagoras, Heraklit, Parmenides, Melissos, Zenon, Empedokles, Anaxagoras, Sokrates, Plato, Aristoteles) sichtbar. Seit der Neuzeit verselbständigen sich aus der (umfassenden) Philosophie besondere Fachwissenschaften. In dem 19. Jahrhundert steigt die Zahl der Vorlesungen in Vergangenes in seiner noch nicht aufgebrauchten Bedeutung neu verstehender und damit hermeneutisierender Philosophiegeschichte sehr stark an und sinkt dementsprechend in Ethik und Naturrecht. Eine Unterart der Philosophie ist die →Rechtsphilosophie.
Lit.: Zeller, E., Die Philosophie der Griechen, Bd. 1ff. 1844ff.; Philosophisches Wörterbuch, hg. v. Schmidt, H., 4. A. 1919, 7. A. 1922, hg. v. Gessmann, M., 22. A. 1991, 23. A. 2010; Historisches Wörterbuch der Philosophie, hg. v. Gründer, K. u. a., Bd. 1ff. 1971ff.; Coreth, E., Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts, 1983 (fortgeführt v. Schöndorf, H.); Maurach, G., Geschichte der römischen Philosophie, 2. A. 1997; Repertorium edierter Texte des Mittelalters aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete, hg. v. Schönberger, R. u. a., 1994, 2. A. 2011 (rund 3300 Autoren mit etwa 40000 Ausgaben); Störig, H., Kleine Weltgeschichte der Philosophie, 18. A. 2016; Philosophische Jurisprudenz, hg. v. Pieper, A., 1998; The Cambridge History of Seventeenth-Century Philosophy, hg. v. Garber, D. u. a., 1998; Schneider, U., Philosophie und Universität, 1999; Solomon, R./Higgins, K., Eine kurze Geschichte der Philosophie, 2000; Höffe, O., Kleine Geschichte der Philosophie, 2001; Fleischer, M., Anfänge europäischen Philosophierens. Heraklit – Parmenides – Platons Timaios, 2001; Handbuch Frühe griechische Philosophie, hg. v. Long, A., 2001; Wechselseitige Beeinflussungen und Rezeptionen von Recht und Philosophie in Deutschland und Frankreich, hg. v. Kervégan, J. u. a., 2001; Helferich, C., Geschichte der Philosophie, 3. A. 2001; Hirschberger, J., Geschichte der Philosophie, 2003; Libera, A. de, Denken im Mittelalter, 2003; Schupp, F., Geschichte der Philosophie im Überblick, Bd. 1ff. 2003; Philosophen, hg. v. Lutz, B., 2004; Ries, W., Philosophie der Antike, 2005; Decorte, J., Eine kurze Geschichte der mittelalterlichen Philosophie, 2005; Philosophie, hg. v. Papineau, D., 2006; Albert, K., Platons Erbe, 2008; Demandt, A., Philosophie der Geschichte, 2011; Herausforderung durch Religion?, hg. v. Krieger, G., 2011; Kenny, A., Geschichte der abendländischen Philosophie, 2012, 2. A. 2014, 3. A. 2016; Schöndorf, H., Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts, 5. A. 2014; Metzler Philosophen-Lexikon, hg. v. Lutz, B., 2015; Seubert, H., Weltphilosophie, 2016; Berger, S., The Art of Philosophy, 2017; „Outsiders“ and „Forerunners“ – Modern Reason and Historiographical Births od Medieval Philosophy, hg. v. König-Pralong, C. u. a., 2018; Kutschera, F. v., Der Weg der westlichen Philosophie, 2019; Fischer, H., Frühgriechische Philosophie, 2022
Phönizier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines zwischen 1500 v. Chr. und 300 v. Chr. an dem östlichen Mittelmeerufer (in dem späteren Libanon, Syrien und Israel) sichtbaren Volkes der Semiten, für die das Kanaanäische, das Hebräische und das Phönizische meist als mehrere Mundarten derselben Sprache betrachtet werden. Vermutlich entwickeln die Phönizier aus der älteren Bilderschrift (etwa des Ägyptischen) und der Keilschrift (etwa des Babylonischen) die Buchstabenschrift. Handeltreibend erreichen sie wohl England und umschiffen vielleicht sogar Afrika. Als Punier erscheinen sie in dem westlichen Mittelmeer, wo sie von den Römern in den von 264 bis 146 v. Chr. andauernden punischen Kriegen (Hannibal, Zerstörung Karthagos 146 v. Chr.) besiegt und eingegliedert werden. S. Google
Lit.: Markoe, G., Die Phönizier, 2003; Jongeling, K., Handbook of Neo-Punic Inscriptions, 2008; Kerr, R., Latino-Punic Epigraphy, 2010; A Companion to the Punic Wars, hg. v. Hoyos, D., 2011; Morstadt, B., Die Phönizier, 2015, Pietschmann, R., Geschichte der Phönizier, 2016; Edrey, M., The Phoenicians in the Eastern Mediterranean during the Iron Age I-III ca. 1200-322 BCE, 2019
Photographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 außer in Zauberphotographie nicht und in DW2 Fotografie nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1839) Lichtbildwesen. S. Google, s. foto…
physica, lat., F., Physik, Naturlehre, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. φυσική τέχνη (physikḗ téchne), F., Physik, vgl. gr. φύσις (phýsis), F., Natur, Erzeugung, Geburt, gr. φύειν (phýein), V., erzeugen, wachsen (V.) (1) lassen, idg. *bʰeu-, *bʰeu̯ə-, *bʰu̯ā-, *bʰu̯ē-, *bʰō̆u-, *bʰū-, V., schwellen, wachsen (V.) (1), gedeihen, sein (V.), werden, wohnen
Physik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1200-1210 [Parzifal] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen [physica 81-43 v. Chr.] und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Naturwissenschaft zwecks Untersuchung grundlegender Erscheinungen der Natur
Lit.: Henrich, R., Von der Physik zur Metaphysik, 2007; Petrarca, R., Die Geburt der modernen Physik, 2016 (Einstein, Maxwell, Hertz, Faraday, Newton, Kepler); Posch, T., Johannes Kepler, 2017 (1571-1630); Eckert, M./Teichmann, J., Physik – 100 revolutionäre Entdeckungen, 2018; Kleinknecht, K., Einstein und Heisenberg, 2019; Im Lichte der Quanten – Konsequenzen eines neuen Weltbilds, hg. v. Mann, F./Mann, C., 2021 (Die Quantenphysik zeigt, dass die Zukunft nicht völlig vorherbestimmt oder vorherberechenbar ist, sondern wir Menschen sie mit unserem Denken und Handeln auch beeinflussen können.); Cahan, D., Helmholtz – Ein Leben für die Wissenschaft, 2021
Physiokrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →Physiokratismus
Lit.: Schlettwein, C., Johann August Schlettwein – ein deutscher Physiokrat 1731-1802, 1981; Meißner, H., Die Physiokraten als wirtschaftspolitische Wegbereiter der französischen Revolution, 1990
Physiokratismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die wirtschaftspolitische Strömung des 18. Jahrhunderts (François Quesnay 1694-1774), die den Boden als eigentliche Quelle des Reichtums des Menschen ansieht, den Ackerbau zu dem wichtigsten Berufszweig erklärt, zu der Verbesserung des Ertrags das Eigentum der Bauern an dem bewirtschafteten Land befürwortet und sich später gegen die zunehmenden Eingriffe des Staates, die eine Verbesserung der Einnahmen, die Sicherung der allgemeinen Versorgung und dann auch die Einordnung des Bauern in die Gesamtgesellschaft anstreben, wendet. Obwohl der Physiokratismus das Interesse einiger Landesherren findet, bewirkt er kaum praktische Veränderungen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Baltl/Kocher; Köbler, DRG 133, 134, 174, 192; Guyot, Y., Quesnay et la physiokratie, 1896; Beer, M., An inquiry into physiocracy, 1939; Woog, H., Le tableau économique of François Quesnay, 1950; Fox-Genovese, E., The Origins of Physiocracy, 1976; Muhlack, U., Physiokratie und Absolutismus in Frankreich und Deutschland, (in) ZHF 9 (1982, 15ff.; Klippel, D., Der Einfluss der Physiokraten, (in) Der Staat 23 (1984), 205; Gömmel, R./Klump, R., Merkantilisten und Physiokraten, 1994; Richter, S., Pflug und Steuerruder, 2015
Piacenza, s. Google →Parma
Lit.: Zumhagen, O., Religiöse Konflikte und kommunale Entwicklung, 2001
Piast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige einer sich auf einen Bauern Piast aus Kruschwitz zurückführenden, geschichtlich an dem Ende des 10. Jahrhunderts nachweisbaren Familie, die unter Boleslaw I. Chrobry ihre Herrschaft von Kiew bis zu der Mark Meißen ausdehnt. Ihre polnische, seit 1320 königliche Linie wird 1370 von den Jagiellonen beerbt. Die herzogliche Linie in Massowien erlischt 1526, die schlesische 1625/1675. S. Google
Lit.: Balzer, O., Genealogia Piastow, 1895; Jasinski, K., Rodowod pierwszych Piastow, 1992; Barkowski, R., Die Piasten und die Anfänge des polnischen Staates, 2018
Picard, Edmond-Désiré (Brüssel 1836-1924), Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Brüssel Advokat, 1884 Professor und Politiker. 1878 gründet er die 136 Bände umfassende Rechtsenzyklopädie Pandectes Belges. Beeinflusst ist er von Rudolf von →Ihering. S. Google
Lit.: Pasquier, A., Edmond-Désiré Picard, 1945; Ringelheim, F., Un jurisconsulte de Race, 1999, 2. A. 2012
Piccolomini, Enea Silvio (1405-1464) Papst Pius II., s. Google
Lit.: Meusel, A., Enea Silvio als Publizist, 1905; Battaglia, F., Enea Silvio Piccolomini e Francesco Patrizi, 1936; Kallen, G., Aeneas Silvius Piccolomini als Publizist, 1939; Kisch, G., Enea Silvio Piccolomini und die Jurisprudenz, 1967; König und Kanzlist, Kaiser und Papst, hg. v. Fuchs, F. u. a., 2013
Piemont („Bergfuß“, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Gebiet der westlichen Poebene und der Westalpen. Über Römer, Ostgoten, Oströmer, Langobarden und Franken fällt es um 1046 an die Grafen von Savoyen. Seit dem frühen 18. Jahrhundert benennt sich Piemont nach dem 1717/1720 erlangten Sardinien. Aus ihm entwickelt sich 1859/1861 das Königreich Italien.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Viora, M., Le costituzioni piemontesi, 1928; Darmstaedter, P., Das Reichsgut in der Lombardei und Piemont (568-1250), 1965; Beltrutti, G., Storia del Piemonte, 1976; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,146, 3,1,264; Nada Patrone, A., Il medioevo in Piemonte, 1986; Tabacco, G., Piemonte medievale, 1985
pietas, pietās (1), lat., F., Pflichtgefühl, Frömmigkeit, Anhänglichkeit, Zärtlichkeit, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pius
Lit.: Ulrich, T., Pietas (pius) als politischer Begriff, Diss. phil. Breslau 1929; Dürig, W., Pietas liturgica, 1958; Frömmigkeit im Mittelalter, hg. v. Schreiner, K. u. a., 2002; Geschichte des Pietismus, hg. v. Brecht, M. u. a., 2004; Hüttner, T., Pietasund virtus – spätantike Aeneisimitation in der Iohannis des Goripp, 2020
pignus, pīgnus, lat., N., Pfand, Unterpfand, Faustpfand, Geisel, Kontrakt, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *peig- (1), V., Adj., kennzeichnen, färben, ritzen, bunt, farbig
Pignus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, lat. [N.]) ist schon in dem altrömischen Recht das →Pfand. Die Hingabe einer Sache – des Schuldners - zu der Sicherung einer Schuld geschieht bei handgreifbaren Sachen durch (lat. [F.]) →mancipatio oder (lat. [F.]) →in iure cessio unter der Bestimmung, dass die hingegebene Sache gegen eine spätere Leistung zurückzuübertragen ist. Bei nicht handgreifbaren Sachen ist vermutlich eine formlose Bestellung eines Pfandes (pignus) durch später entbehrlich werdende Sachhingabe möglich. Unterbleibt die Auslösung, so behält der Pfandnehmer die Sache (Verfall). In dem klassischen römischen Recht ist pignus ein Realkontrakt, bei dem die Sache hingegeben wird unter der Abrede, dass der Pfandgläubiger sie als Pfand besitzen und je nach dem Verhalten der Gegenseite verwerten oder zurückgeben soll. Pignus tacitum ist das stillschweigende, möglichen neuen Gläubigern unbekannte pignus. S. Google
Lit.: Kaser §§ 31 I 2, III IV; Söllner § 9, 18; Köbler, DRG 26, 45; Köbler, LAW; Schanbacher, D., Beobachtungen zum sog. pignus Gordianum, ZRG RA 114 (1997), 233; Braukmann, M., Pignus, 2008; Fuenteseca, M., Pignus et hypotheca en su evolución histórica, 2013
pilare, pilāre, lat., V., Haare ausraufen, enthaaren, Haare bekommen, berauben, plündern, Amm. (um 390 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pilus
Pilger, Pilgrim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab erste Hälfte 13. Jahrhundert [Neidhart SL 12 V 5] in mehr als 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Wallfahrer, Fremder
Lit.: Carlen, L., Wallfahrt und Recht im Abendland, 1987; Knapp, R., Pilger, Priester und Propheten – Alltag und Religionen im römischen Reich, 2018
Pilgerfahrt, Pilgrimsfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Prag Rößler 134, Pilgerrreisen 289 1492] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und teilweise aus dem Lateinischen des Altertums (peregrinus) und dem erschließbaren Germanischen gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Wallfahrt
Pilgrim →Pilger
Pilius (da Medicina), Pillius (da Medicina) (Medicina bei Bologna um 1150-nach 1207) ist um 1180 Rechtslehrer in (Modena und) Bologna? und 1192 Hofrichter Kaiser Heinrichs VI. Er verfasst zahlreiche verschiedene Werke (Summe, Glossen zu dem [lat.] Liber [M.] bzw. Liber feudorum, [lat.] Libellus [M.] disputatorius, Disputationen, Quaestionen, Distinktionen, Einzeluntersuchungen). S. Google
Lit.: Fried, J., Die Entstehung des Juristenstandes, 1974; Santini, G., Università e società nel XII secolo, 1979; Conte, E., Tres libri Codicis, 1990, 71; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 226
Pillersdorf (Pillersdorff), Franz Xaver von (Brünn 1. 3. 1786-Wien 22. 2. 1862) ist nach dem Studium von Rechtswissenschaft und Staatswissenschaft in Wien 1842 Kanzler der vereinigten Hofkanzlei und 1848 Innenminister →Österreichs. Nach ihm wird vielfach die erste, in seiner Amtszeit erarbeitete (gescheiterte) österreichische Verfassung (Aprilverfassung) benannt. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 193; Pillersdorff, F., Rückblicke auf die politische Bewegung in Österreich in den Jahren 1848 und 1849, 1849
Pillersdorfsche Verfassung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Pillersdorffsche Verfassung, Aprilverfassung) ist die nach dem ausarbeitenden damaligen Innenminister Österreichs benannte, nach von Frankreich ausgehenden, den Rücktritt des Staatskanzlers Metternich bewirkenden Unruhen an dem 15. 3. 1848 angekündigte, nach dem Vorbild von Verfassungen deutscher Staaten und Belgiens ausgearbeitete und an dem 25. 4. 1848 von Kaiser Ferdinand I. von →Österreich für die nichtungarischen Länder (ausgenommen auch Lombardo-Venetien) gewährte (oktroyierte, frühkonstitutionalistische) Verfassung des „österreichischen Kaiserstaats“. Sie kennt Gewaltenteilung, Gegenzeichnung der Vollzugshandlungen des Kaisers durch den verantwortlichen Minister, Reichstag (Parlament) bestehend aus Senat und Abgeordnetenkammer bei absolutem Vetrorecht des Kaisers sowie einen Grundrechtskatalog. Auf Forderungen von Demonstranten hin wird sie abgeändert (Einkammersystem ohne Steuerzensus, Novelle von dem 16. 5. 1848) bzw. nach der Erhebung von dem 15. 9. 1848 zurückgezogen. Inhaltlich entspricht ihr der ihr zeitlich folgende, von dem österreichischen Reichstag mit nur einer Kammer in Kremsier erarbeitete, aber auf dem Grundsatz der Volkssouveränität aufbauende →Kremsierer Entwurf. Mit der Märzverfassung wird sie an dem 4. 3. 1849 aufgehoben. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 171, 193
Pillius →Pilius
pincerna, lat., M., Mundschenk, Schenk, Trankmischer, Ambr. (um 340-397 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πίνειν (pínein), V., trinken; gr. κεράννυναι (keránnynai), V., mischen, vermischen, zusammengießen, vgl. idg. *pōi- (2), *pō-, *pī-, *pₒ‑, *peh₃-, *poh₃-, *peh₃i-, V., trinken
Lit.: Köbler, DRG 83
pipe roll (engl. [N.]) Schatzkammerrolle des Königs (seit 1130)
Pippin ist ein früher Leitname der austrasischen Hausmeier des merowingischen Königs bzw. der späteren karolingischen Könige. Nach Pippin dem Jüngeren (714/715-24. 9. 768) ist die pippinische Schenkung benannt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 82; Schieffer, R., Die Karolinger 1992, 50; Stoclet, A., Fils du Martel, 2013
pippinisch, Adj., Pippin betreffend
Pippinische Schenkung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die an die Salbung durch den Papst (751?, Saint Denis 28. 7. 754) anschließende „Gabe“ (Rückgabe) des fränkischen Königs Pippin des Jüngeren an Papst Stephan II. in dem Jahre 754 (756). Sie umfasst das (von den Langobarden entzogene) Gebiet von Luni, Parma, Reggio und Mantua bis Monselice, den Exarchat Ravenna, Venetien, Istrien, Benevent und Spoleto. Die Überlieferung der Gabe ist teils lückenhaft, teils unklar. Die pippinische Schenkung legt, auch wenn sie nicht vollständig verwirklicht wird, den Grundstein für die Entstehung des →Kirchenstaats (Vatikan). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 82; Sybel, H. v., Die Schenkungen der Karolinger an die Päpste, (in) HZ 44 (1880), 47; Gundlach, W., Die Entstehung des Kirchenstaates, 1899; Quellen zur Entstehung des Kirchenstaates, hg. v. Fuhrmann, H., 1968; Partner, P., The Lands of St. Peter, 1972; Jarnut, J., Quierzy und Rom, (in) HZ 220 (1975), 265; Noble, T., The Republic of St. Peter, 1984; Scholz, S., Die „pippinische Schenkung, (in) HZ 307 (2018) 635
Pirat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1300 [Heinrich von Neustadt] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [HanseRez. 2 VII 363] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Griechischen und Lateinischen des Altertums aufgenommen, M.) Seeräuber
Lit.: Bono, S., Piraten und Korsaren im Mittelmeer, 2009; Piraterie von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Grieb, V./Todt, S., 2012; Seeraub im Mittelmeerraum, hg. v. Jaspert, N. u. a., 2013; Derks, H., Gefahr auf See – Piraten in der Antike, 2016; Rohmann, G., Jenseits von Piraterie und Kaperfahrt, (in) HZ 304 (2017)
pirata, pīrāta, lat., M., Seeräuber, Pirat, Korsar, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πειρατής (peiratḗs), M., Seeräuber, Pirat; vgl. gr. πειρᾶν (peirān), V., wagen, unternehmen, streben, vgl. idg. *per- (2E), V., Sb., versuchen, probieren, Gefahr
Pirckheimer, Willibald (Eichstätt 5. 12. 1470-Nürnberg 22. 12. 1530) wird nach dem Rechtsstudium in Padua und Pavia Ratsherr in Nürnberg. 1528/1529 befürwortet er für die Ausgabe der →Digesten durch Haloander einen Zuschuss Nürnbergs. S. Google
Lit.: Thieme, H., Willibald Pirckheimers Corpus iuris, (in) Festgabe A. Bruckner, Basler Z. f. Altertumskunde 74 (1974), 259; Holzberg, N., Willibald Pirckheimer, 1981; Waschk, M., Willibald Pirckheimer – Jurist, Humanist und Freund Dürers, 2019
Pirsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1259 [UlmUB. I 110] in einunddreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem Altfranzösischen und dem Mittellateinischen verbindbar und in der weiteren Herkunft unklar, F., Verb pirschen 1170-1190) Suche, Jagd
pirschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1170-1190 [Tristrant des Eilhard von Olberg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1326 [MWirzib. III 277] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Altfranzösischen und dem Mittellateinischen verbindbar und in der weiteren Herkunft unklar, V.) anschleichen, jagen
Pisa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) an dem unteren Arno in Mittelitalien kommt in dem 3./2. vorchristlichen Jahrhundert von den Etruskern an die Römer. In dem 4. Jahrhundert wird es Sitz eines Bischofs. In dem 12. Jahrhundert wird es freie Kommune, fällt aber 1406 an Florenz und 1860/1861 an Italien. Seine Universität wird um 1395 gegründet. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Tolaini, E., Pisa, 1992; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 33
Pisanelli, Giuseppe (1812-1879) wird nach dem Rechtsstudium in Neapel 1839 Rechtslehrer in Neapel und später einer der führenden Rechtspolitiker Italiens. Er beeinflusst die 1865 veröffentlichten italienischen Gesetzbücher für Privatrecht und Zivilprozessrecht maßgeblich. S. Google
Lit.: Lettere inedite di Giuseppe Pisanelli, hg. v. Confessore, O., 1979
Pithou (Pithoeus), Pierre (Troyes 1. 11. 1539-Nogent-sur-Seine 1. 11. 1596) wird nach dem Rechtsstudium in Bourges und Valence (Cujas) Anwalt in Paris, Berater und Privatgelehrter, 1573 Amtmann und 1582 Generalprokurator. Er bearbeitet und veröffentlicht unterschiedliche Quellen (Edictum Theoderici, Leges Visigothorum, 1579, Codex canonum vetus Ecclesiae Romanae, 1609). S. Google
Lit.: Grosley, J., Vie de Pierre Pithou, Bd. 1f. 1756
placare, placāre, lat., V., ebnen, beruhigen, besänftigen, beschwichtigen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *plāk- (1), *plək-, *plek-, *plō̆k-, *pleik-, Adj., breit, flach, s. placēre
Placentinus (Piacenza 1130?-Montpellier 12. 11. 1192) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna Lehrer des weltlichen Recht in Mantua, Montpellier (1163-1184/1185, 1190/1191-1192), Bologna und Piacenza. Er verfasst Summen (beispielsweise Cum essem Mantua, als ich in Mantua war/Libellus de actionum varietatibus, Büchlein über die Verschiedenheiten der Klagansprüche, Summa codicis, Summe des Kodex, Summa institutionum, Summe der Institutionen, Summa trium librorum, Summe dreier Bücher, unvollendet), Distinktionen, Disputationen, Glossen, Monographien und Kommentierungen.
Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes, 2. A. 1834ff., Neudruck 1956, 4, 244ff., 537ff.; Tourtoulon, P. de, Placentinus, 1896, Neudruck 1972; Conte, E., Tres libri Codicis, 1990; Meyer, C., Die Distinktionstechnik in der Kanonistik des 12. Jahrhunderts, 2000; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 207
placere, placēre, lat., V., gefallen (V.), gefällig sein (V.), Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *plāk- (1), *plək-, *plek-, *plō̆k-, *pleik-, Adj., breit, flach, s. placāre
placitum, lat., N., Meinung, Überzeugung, Erlass, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. placēre
Placitum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist in dem Frühmittelalter der Beschluss und die ihn fassende Versammlung (Ding), wobei das herrscherliche placitum bereits an dem Beginn des 9. Jahrhunderts mit dem Ausscheiden des Königs aus dem Kreis eines hochadeligen Urteilergremiums verschwindet. S. Google
Lit.: Köbler, LAW; Manaresi, C., I placiti del Regnum Italiae, Bd. 1ff. 1955ff. (484 Nummern bis 1100); Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Stieldorf, A., Zum „Verschwinden“ der herrscherlichen Placita am Beginn des 9. Jahrhunderts, (in) Archiv für Diplomatik 53 (2007), 1
plädieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Schueren 194b, Reineke Vos V. 4146 1498, Campe Erg.-Bd. 481 1813 und Landsberg, Gutachten 222 1818] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, s. latein_a_z.docx
Plädoyer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1741 [Zedler] einmal belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Verb plädieren 18. Jh.) Schlussvortrag in dem Strafprozess
plagium, lat., N., Stellnetz, Varro (116-27 v. Chr.), s. plaga
plagium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) Anmaßung des Herrenrechts
Lit.: Köbler, DRG 35; Rieble, V., Das Wissenschaftsplagiat, 2010; Zitat, Paraphrase, Plagiat, hg. v. Lahusen, C./Markschies, C., 2015
Plan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1172-1190 [Drie liet von der maget vom Priester Wernher] bzw. zweiter Ansatz Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach, Parzival] und 1551 [Oberösterreich] in fünf Stellen – und in DRW-Archiv 1797 [KurpfSamml.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Ebene, Plan 2 Wort Anfang 18. Jh. aus dem Französischen aufgenommen und mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, M., Vorhaben
Planck, Gottlieb (Göttingen 24. 6. 1824-Göttingen 20. 5. 1910), Richterssohn einer Familie aus Württemberg, wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen und Berlin (Puchta) Richter (1859-1863 infolge der Auflösung des Obergerichts Dannenberg ohne Amt, 1879 Ruhestand) und Rechtspolitiker. Trotz Erblindung bearbeitet er von 1874 an den ersten Teilentwurf des Familienrechts des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch Deutschen Reiches (1896/1900). Seit 1889 lehrt er als ordentlicher Honorarprofessor in Göttingen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 183; Frensdorff, F., Gottlieb Planck, 1914; Schubert, W., Beratung des BGB. Materialien zur Entstehungsgeschichte des BGB, 1978, 80; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987, 299; Schroeder, K., Gottlieb Planck, (in) JuS 2000, 1046; Meder, S., Gottlieb Planck und die Kunst der Gesetzgebung, 2010
Planck, Johann Julius Wilhelm Ritter von (1817-1900), Prozessualist. Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, 1879. S. Google
Lit.: Claussen, T., Johann Julius Wilhelm Planck (1817-1900) – Leben und Werk, 2015; Velten, S., Johann Julius Wilhelm Ritter von Planck – Leben und Werk, 2015 (viele Wiedergaben fremder Einschätzungen)
Planiol, Marcel (23. 9. 1853-31. 8. 1931) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Grenoble (1880), Rennes (1881) und Paris (1887). Seit 1894 veröffentlicht er den (franz.) Traité élémentaire de droit civil (Grundriss des bürgerlichen Rechtes), durch den er den →Code civil erfolgreich in die gesamtfranzösische Entwicklung einbindet. S. Google
Lit.: Marcel Planiol, hg. v. Berthélemy, H. u. a., 1931
Planitz, Hans (Kaditz bei Dresden 4. 5. 1882-Wien 16. 1. 1954), Pfarrerssohn, wird nach dem Studium von Recht und Geschichte in Tübingen und Leipzig (Lamprecht) 1909 außerordentlicher Professor in Leipzig, 1913 ordentlicher Professor in Basel, 1914 in Frankfurt am Main, 1919 in Köln und 1941 in Wien. Seine Arbeiten betreffen vor allem das Vollstreckungsrecht, das Sachenrecht und die Stadtgeschichte.
Lit.: Planitz, H., Die Pfändung, 1912; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Österreichische Geschichtswissenschaft der Gegenwart in Selbstdarstellungen, hg. v. Grass, N., Bd. 2 1951, 126; Juristen an der Universität Frankfurt am Main, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1989, 102ff. (Dilcher, G.); Kölner Juristen im 20. Jahrhundert, hg. v. Augsberg, S. u. a., 2013, 75ff. (Becker, H.)
Plantagenet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums gebildet sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die in der Mitte des 12. Jahrhunderts nach dem Ginster (lat. planta [F.] genista) als Helmzier (oder zu dem Sichtschutz bei der Jagd) benannte Familie (Grafen von →Anjou, Maine und Tourraine), die nach der Verbindung mit der Erbtochter des Königs von England (1128) 1144 das Herzogtum der →Normandie und 1154 in Verfolgung eines durch Mathilde von England vermittelten Erbanspruchs das Königtum in →England erreicht und einschließlich der Nebenlinien Lancaster und York bis 1485 herrscht (offizieller Beiname Plantaginet seit 1460 durch Herzog Richard von York). S. Google
Lit.: Fowler, K., The Age of Plantagenet and Valois, 1967; Lauffray, C./Lauffray, P., Die Plantagenets, 1984; La cour Plantagenêt, hg. v. Aurell, M., 2000; Berg, D., Die Anjou-Plantagenets, 2003; Favier, J., Les Plantagenêts, 2004; Plantagenêts et Capétiens, hg. v. Aurell, M. u. a., 2006; Jones, D., Spiel der Könige – Das Haus Plantagenet und der lange Kampf um Englands Thron, 2020
Plantage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – in der Mitte des 17. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in der Mitte des 17. Jahrhunderts aus dem Französischen aufgenommen sowie mit dem Lateinischen des Altertums und teilweise dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anpflanzungsunternehmen für Monokulturen
Lit.: Fickendey, E., Eingeborenenkultur und Plantage, 2020; Böde, J., Kaffeeplantagen im Südosten Brasiliens, 2020
Plantagenwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine landwirtschaftliche Bewirtschaftungsform (beispielsweise in dem römischen Weltreich oder in den neuzeitlichen Kolonien).
Lit.: Köbler, DRG 28; Gliech, O., Saint-Domingue und die französische Revolution – Das Ende der weißen Herrschaft in einer karibischen Plantagenwirtschaft, 2011
planus, plānus, lat., Adj.: platt, eben, flach, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. plāno-, *pl̥h₂nó-, Adj., eben, flach, Pokorny 805; s. idg. *pelə-, *plā-, *pl̥h₂i-, Adj., V., breit, flach, breiten, schlagen, klatschen
Planwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die von dem (zentralstaatlichen) Plan (M. 2) bestimmte Wirtschaft (beispielsweise seit 1918 in der Sowjetunion, ab 1945 in der sowjetischen Besatzungszone bzw. der Deutschen Demokratischen Republik). Die Entscheidungsfreiheit von Unternehmern entfällt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 249; Bundesrepublik Deutschland - Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H., 1977; Lindner, N., Der Übergang des Rechts der Wirtschaft von der Plan- zur Marktwirtschaft in Ostdeutschland, 1996; Hoffmann, D., Aufbau und Krise der Planwirtschaft, 2002; Planwirtschaft – Privatisierung – Marktwirtschaft, hg. v. Heydemann, G. u. a., 2017
Plea rolls (engl. [N.Pl.]) sind die seit dem Jahre 1194 fast lückenlos erhaltenen Prozessrollen des →englischen Rechtes.
Lit.: Select pleas in manorial and other seignorial courts, hg. v. Maitland, F., 1889; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
Plebejer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem altrömischen Recht der Angehörige des einfachen, nicht zu den Patriziern zählenden Volkes. Die anfänglichen Unterschiede zwischen Patriziern und Plebejern werden nach Vertreibung der Könige in der Republik eingeebnet und verschwinden infolge jüngerer gesellschaftlicher Gegensätze. Danach bezeichnet Plebejer untechnisch den Angehörigen des einfachen Volkes.
Lit.: Söllner §§ 4, 5, 8
plebiscitum, plēbiscītum, lat., N.: nhd. von dem Volk gefällte Entscheidung, Volksentscheid, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plēbs, scītum
Plebiscitum (lat. [N.], um 250-184 v. Chr.) ist seit dem altrömischen Recht die Entscheidung der Versammlung (lat. concilium) der (lat. [F.]) plebs, die als Rechtsquelle anerkannt bzw. den Beschlüssen der allgemeinen Volksversammlung (Gesetzen) gleichgestellt wird (287 v. Chr. lex Hortensia). Danach werden die meisten Gesetze auf dem einfacheren Weg des plebiscitum beschlossen (beispielsweise lex Aquilia de damnis). →Plebiszit
Lit.: Kaser §§ 2 II 2a, 3 II 1; Söllner §§ 6, 15; Köbler, DRG 13, 31; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
Plebiszit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1579 [Soest] einmal belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und vielleicht in dem 18. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in der Neuzeit der Volksentscheid bzw. die Volksabstimmung. →plebiscitum
Lit.: Mittenberger-Huber, A., Das Plebiszit in Bayern, 2000; Budrich, B., Volksabstimmungen in Europa, 2019
plebs, plēbs, plēps, plēbēs (ält.), plēbis, lat., F., Volksmenge, Bürgerstand, Bürgerliche (M. Pl.), Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pel- (1), *pelə-, *plē-, *pl̥h₁-, *pelh₁-, V., gießen, fließen, schütten, füllen, schwimmen, fliegen, (lat. [F.]) Volk
plenipotens, plēnipotēns, lat., Adj.: nhd. allmächtig, Prisc. (6. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plēnus, potēns (1), posse
Plenipotenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Gewaltenfülle (anscheinend beispielsweise des Papstes)
Lit.: Wyduckel, D., Princeps legibus solutus 1979, 88
plenitudo (F.) potestatis (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinisdche des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Gewaltenfülle →Plenipotenz
Lit.: Kroeschell, DRG 2
plündern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1314 [Wilhelm von Österreich des Johann von Würzburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 [Nijhoff, Ged. III 12] in neunzehn Stellen belegt und in der weiteren Herkunft jenseits des Mittelhochdeutschen ungeklärt?, V.) wegnehmen, rauben
Plünderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1552 [HessJb. 6 1956 209 Hessen] in zehn Stellen belegt, F., Verb plündern 1314 und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1372 sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt) Raub, Wegnahme, durch Art. 28 und 47 der Haager Landkriegsordnung von 1899/1907 verboten
Lit.: Bradford, E., Der Verrat von 1204 – die Zerstörung und Plünderung Konstantinopels, 1980; Lehmann, K., Die Plünderung der gefürsteten Grafschaft Henneberg im Jahre 1554, 2005; Sandholtz, W., Prohibiting Plunder, 2007; Löhr, D., Die Plünderung der Erde, 2015; Bandulet, B., Beuteland – Die systematische Plünderung Deutschlands seit 1945, 2016
Plural (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Mehrzahl
pluralis, plūrālis, lat., Adj., zu mehreren gehörig, zur Mehrzahl gehörig, aus mehreren bestehend, mehrheitlich, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plūs
pluralis, plūrālis, lat., M., Plural, Mehrzahl, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plūs
Pluralismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die Lehre von dem gleichzeitigen Nebeneinander und damit auch Wettbewerb mehrerer Verschiedenheiten. Mit der Lösung von einer einzigen Einheit ist der Pluralismus gedanklich möglich. Weltanschaulich gründet sich der Pluralismus des ausgehenden 20. Jahrhunderts auf die der Aufklärung und dem Liberalismus allmählich folgende Ablehnung der Unbedingtheit der christlichen Tradition in der abendländischen Kultur. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 253; Le pluralisme juridique, hg. v. Gilissen, J., 1972; Bast, J., Totalitärer Pluralismus, 1999; The Adventure of Religious Pluralism in Early Modern France, hg. v. Cameron, K. u. a., 2000; Legal Pluralism – cui bono?, hg. v. Luts-Sootak, M. u. a. 2018
Pluris petitio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt, lat. [F.]) ist die (nach Gaius in vier Weisen mögliche) Zuvielforderung des Klägers in dem römischen Recht, die zeitweise eine Straffolge wegen unbedachter Verfahrensführung, ansonsten die Abweisung der Klage und den Verlust des Klaganspruchs nach sich zieht.
Lit.: Kaser §§ 34 II, 53 III, 83 I, 87 I, II; Köbler, DRG 62; Provera, G., La pluris petitio nel processo romano, 1960; Sacconi, G., La „pluris petitio“ nel processo formulare, 1977
Podestà (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Italienische und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) (meist auswärtiger, adeliger oder gelehrter, aus Misstrauen nur auf Zeit bestimmter, danach in dem Syndikatsprozess überprüfter) Machtinhaber der hochmittelalterlichen Stadt in Italien
Lit.: Giorgetti, V., Podestà, capitani del popolo e loro ufficiali a Perugia (1195-1500), 193
poena (1), poina, lat., F., Buße, Strafe, Bestrafung, Mühseligkeit, Plage, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ποινή (poinḗ), F., Sühne, Strafe, Rache; vgl. idg. *kᵘ̯ei- (1), V., achten, beobachten, scheuen, ehren, strafen, büßen, rächen
Poena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, lat. F., um 450 v. Chr.) ist in dem altrömischen Recht die Vermögensleistung, durch die bei einem Unrechtserfolg das Racherecht des Verletzten oder seiner Verwandtschaft abgelöst werden kann. Dabei soll, wer einem anderen (nur?) ein Bein bricht, (nur) die feste und daher bei Währungsverfall gefährdete Summe (Buße) von 300 Pfund Kupfer (poena) entrichten, bei einem Sklaven 150 Pfund Kupfer, bei sonstigem Unrecht 25 Pfund Kupfer. In der Spätantike ist die dem Ersatz des Schadens dienende Leistung (lat.) poena, damnum, satisfactio oder compositio. Dagegen bezeichnet Tacitus (98 n. Chr.) den Ausgleich eines Unrechtserfolgs durch Pferde und Rinder bei den Germanen auch als poena. Seit dem Hochmittelalter ist poena die peinliche Strafe an Leben (Todesstrafe) oder Leib (Leibesstrafe oder Körperstrafe).
Lit.: Kaser §§ 32 II, 35 II, 50 I; Köbler, DRG 26, 27, 65, 74, 119; Köbler, LAW; Schilling, A., Poena extraordinaria – zur Strafzumessung in der frühen Kaiserzeit, 2010; Basche, S., Die poena naturalis im Straf- und Strafzumessungsrecht, 2013; Williams, C., Ubi lex, ibi poena, 2021
Poena (F.) arbitraria (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt) ist auf Grund hochmittelalterlicher Ansätze (Vincentius Hispanus, Papst Innozenz IV.) in der frühen Neuzeit die der (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Carolina von 1532 bekannte Ermessensstrafe oder auch außerordentliche Strafe (lat. poena extraordinaria). Über die gesetzlich geregelten Fälle hinaus findet sie Anwendung bei ungeregelten strafwürdigen Geschehnissen (beispielsweise Abschneiden von dem Galgen) und bei Sonderfällen geregelter Tatbestände. Mit der Aufklärung wird die poena arbitraria zurückgedrängt (beispielsweise Josephinisches Gesetzbuch 1787).
Lit.: Schaffstein, F., Die europäische Strafrechtswissenschaft, 1954, 29; Schlosser, H., Die Strafe der Galeere als poena arbitraria in der mediterranen Strafpraxis, 1988; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000
Poena (F.) dupli (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist in dem römischen Recht die in bestimmten Fällen eintretende Verdoppelung einer Schuld (beispielsweise Leugnen bei Klage aus unerlaubter Handlung). Verschiedentlich greift späteres Recht hierauf zurück.
Lit.: Köbler, DRG 27; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Jong, H. de, Die actio in duplum bei Sachbeschädigung, ZRG RA 132 (2015), 324ff.
poena (F.) extraordinaria (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) außerordentliche Strafe →poena arbitraria
Lit.: Söllner §§ 8; Kroeschell, DRG 3
poena (F.) ordinaria (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ordentliche (gesetzlich festgelegte) Strafe
Lit.: Kroeschell, DRG 3
Poenitentiale →Paenitentiale
Pogrom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie an dem Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Russischen aufgenommen und mit einem Wort für Donner verbindbar, russ., N., s. Google) Zerstörung, Verfolgung (beispielsweise in Russland in dem 19. und 20. Jahrhundert gegenüber Juden, danach auch in anderen Ländern beispielsweise Deutsches Reich 1938)
Lit.: Wiese, S., Pogrome im Zarenreich, 2017; Diaconu, N., Das Erfurter Jusdenpogrom 1349 im Spiegel der Zeit, 2020
Polak, Karl (Westerstede in Ammerland bei Oldenburg 12. 12. 1905-Berlin 27. 10. 1963) Vater jüdischer Viehhändler, 1925 Studium Rechtswissenschaft Frankfurt am Main, Heidelberg, München, 1929 erste jur. Staatsprüfung, 1932 Promotion Univ. Freiburg im Breisgau (Studien zu einer existenzialen Rechtslehre), zweite jur. Staatsprüfung, Justizdienst, 1933 wegen jüdischer Herkunft entlassen, in die Sowjetunion emigriert, Studium Rechtswissenschaft, Staatswissenschaft, wiss. MA. Rechtsinstitut bei Generalstaatsanwaltschaft Sowjetunion, 1941 Taschkent, 1946 Leiter der KPD-Abteilung für Justiz Berlin bei dem Parteivorstand SED, Berater Walter Ulbrichts, 1948 Prof. Univ. Leipzig, 1948/1949 Mitglied deutscher Volksrat zur Ausarbeitung der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik, 1949-1963 Abgeordneter Volkskammer, 1960 Mitglied Staatsrat der Deutschen Demokratischen Republik, Wegbereiter der marxistisch-leninistischen Staatswissenschaft und Rechtswissenschaft der Deutschen Demokratischen Republik, s. Google
Lit.: Bernhardt, U., Die Deutsche Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft „Walter Ulbricht“ 1948-1971, 1997; Howe, M., Karl Polak – Parteijurist unter Ulbricht, 2002; Reichhelm, N., Die marxistisch-leninistische Staats- und Rechtstheorie Karl Polaks, 2003
Polen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der mitteleuropäische, von Slawen gebildete Staat zwischen Karpaten und Ostsee, dessen Anfänge um 960 sichtbar werden und dessen Name sich aus pole, Sb., Feld ableitet. In dem 12. und 13. Jahrhundert zerfällt Polen, das vor 1200 nur wenige Urkunden überliefert (1189 erstes schriftliches Urteil) in mehrere Herzogtümer verschiedener Linien der Piasten. 1320 finden Großpolen (Posen, Kalisch, Gnesen) und Kleinpolen (Krakau, Sandomir) wieder zusammen, während Schlesien sich an Böhmen anschließt und Masowien (Warschau) bis 1526 selbständig bleibt. In dem 14. Jahrhundert erhält das Königreich Polen ein Landrecht. 1386 folgt in dem Königtum der Familie der →Piasten bis 1572 die der Jagiellonen (→Litauen). 1772, 1793 und 1795 wird das 1768 unter die Vorherrschaft Russlands geratene, an dem 3. 5. 1791 eine Verfassung (Konstitution) schaffende Polen (Polen-Litauen) zwischen dem unter der als Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst geborenen und ihren Ehemann 1762 stürzenden Zarin Katharina II. erstarkenden →Russland (1772 bei Verzicht auf Moldau und Walachei das Gebiet Polnisch-Livland und die weißrussischen Gebiete bis zu der Düna, 1793 Weißrussland, weite Gebiete Litauens und der Ukraine, 1795 sämtliche Gebiete östlich des Bug und der Memel, Kurland und Litauen, insgesamt etwa 63 Prozent des Gebiets mit 47 Prozent der Bevölkerung), →Preußen (1772 Landbrücke nach Ostpreußen durch das Gebiet des Preußen königlichen Anteils [ohne Danzig und Thorn] und Netzedistrikt, 1793 Danzig und Thorn, Großpolen und Teile Masowiens = Südpreußen, 1795 Gebiete westlich des Bug und der Memel mit Warschau = Teil Neuostpreußens, Neuschlesien nördlich Krakaus, insgesamt knapp 19 Prozent des Gebiets) und →Österreich (1772 Galizien mit Teilen Kleinpolens, Ruthenien mit Lemberg, 1793 nichts, 1795 Lublin, Radom, Sandomierz, Krakau, insgesamt etwa 18 Prozent des Gebiets mit 31 Prozent der Bevölkerung) aufgeteilt, in dem 19. Jahrhundert (1807 Errichtung eines Herzogtums Warschau aus preußischen Gebieten durch Napoleon, das auf dem Wiener Kongress 1815 in veränderter Gestalt als Kongresspolen mit Russland in Personalunion vereinigt wird, Großherzogtum Posen Preußens, Republik Krakau als Stadtstaat bis 1846 unter dem Protektorat Russlands, Preußens und Österreichs, 1846 durch Österreich annektiert als Großherzogtum Krakau) aber teilweise wiederhergestellt. An dem 11. 11. 1918 wird das seine Unabhängigkeit ausrufende Polen in eine Republik umgewandelt. Bis 1921 gewinnt es Westpreußen, Posen, Westgalizien und russische Gebiete in dem Osten, bis 1923 das Wilnagebiet und Ostgalizien. 1930/1933 erhält Polen eine vereinheitlichende Zivilprozessordnung. 1939 wird Polen zwischen dem Deutschen Reich (Adolf Hitler) und der Sowjetunion (Josef Stalin) geteilt, nach 2078 Tagen Besetzung durch das Deutsche Reich 1945 aber unter Verschiebung nach Westen (1990 Oder/Neiße) und Entdeutschung erneuert. Seit 1. 5. 2004 ist Polen Mitgliedstaat der Europäischen Union. →polnisches Recht
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfassungPolen1791.htm; Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 191, 223, 246; Beer, A., Die erste Teilung Polens, 1873; Bernhard, L., Die Polenfrage, 1907, Neudruck 2013, 2. A. 1910, 3. A. 1920; Lord, H., The Second Partition of Poland, 1916; Handelsman, M., Die mittelalterliche polnische Sozialgeschichte, 1920; Grünenthal, O., Das Statut von Wiślica in polnischer Fassung, 1925; Ptašnik, J., Städte und Bürgerschaft im alten Polen, 1934 (polnisch); Schaeder, H., Geschichte der Pläne zur Teilung des alten polnischen Staates seit 1386, 1937; Wojciechowski, Z., L’état polonais au moyen-âge, 1949; Tischer, K., Das älteste polnische Gewohnheitsrechtsbuch, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1969; Meyer, E., Grundzüge der Geschichte Polens, 1969, 3. A. 1990; Luciński, J., (Die Entwicklung des Königsguts in Polen), 1970; Kossmann, O., Polen im Mittelalter, Bd. 1f. 1971ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,551, 3,2,2099,2111,2119,2805, 3,3,3506,3509,3745; Rhode, G., Geschichte Polens, 3. A. 1980; Jedruch, J., Constitutions, elections and legislatures of Poland 1493-1977, 1982; Hoensch, J., Geschichte Polens, 1983, 2. A. 1990. 3. A. 1998; Ludwig, M., Besteuerung und Verpfändung königlicher Städte im spätmittelalterlichen Polen, 1984; Schnur, R., Einflüsse des deutschen und des österreichischen Rechts in Polen, 1985; Fried, J., Otto III. und Boleslaw Chrobry, 1989, 2. A. 2001; Urban, T., Deutsche in Polen, 1993, 4. 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A. 2004; Landgrebe, A., Wenn es Polen nicht gäbe, 2003; Stachura, P., Poland, 1918-1945, 2004; Deutsches Sachenrecht in polnischer Gerichtspraxis, hg. v. Dajczak, W. u. a., 2005; Polen und der Osten, hg. v. Chwalba, A., 2005; Gulczyński, A., Das napoleonische Gesetzbuch (Code civil) und sein Einfluss auf die Stabilisierung des Familiennamens in den polnischen Gebieten, (in) ZNR 27 (2005), 49; Alexander, M., Kleine Geschichte Polens, 2005; Heyde, J., Geschichte Polens, 2006; Umsiedlung der Polen aus den ehemaligen Ostgebieten nach Polen in den Jahren 1944-1947, hg. v. Ciesielski, S., 2006; Aleksic, A., Die altpolnische Rechtsterminologie am Beispiel von Ortyle Magdeburskie, 2006 (Magisterarbeit); Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 980; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Nagórko, A., Lexikologie des Polnischen, 2007; Holzer, J., Polen und Europa, 2007; Fiedorczyk, P., Reconciliation with the Communist Past, ZRG GA 125 (2008), 295; Mallmann, K. u. a., Einsatzgruppen in Polen, 2008; Brüning, A., Unio non est unitas, 2008; Polkowski, A., Die polnische Zivilprozessordnung von 1930/33, 2009; Bergius, D., Die offene Frage des Privateigentums, 2009; Schicksal und Bewältigung der Flucht und Vertreibung von Deutschen und Polen, hg. v. Schulz, E., 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Zloch, S., Polnischer Nationalismus, 2010; Bues, A., Die Jagiellonen, 2010; Hecker, H., Geschichte Polens, 2011; Der Warschauer Aufstand 1944, hg. v. Bömelburg, H. u. a., 2011; Rechtsstadtgründungen im mittelalterlichen Polen, hg. v. Mühle, E., 2011; Deutsch-polnische Erinnerungsorte, hg. v. Hahn, H. u. a., Bd. 1ff. 2012; Wolf, G., Ideologie und Herrschaftsrationalität, 2012; Deutschland und Polen in der europäischen Rechtsgemeinschaft, hg. v. Bar, C. v., 2012; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011; Kornat, M., Polen zwischen Hitler und Stalin, 2012; Chu, W., The German Minority in Interwar Poland, 2012; Deutsch-polnische Erinnerungsorte, hg. v. Hahn, H. u. a., 2012ff.; Between Worlds - The Age of the Jagiellonians, hg. v. Ardelean, F. u. a., 2013; Dierl, F. u. a., Pflicht, Zwang und Gewalt – Arbeitsverwaltungen und Arbeitskräftepolitik im deutsch besetzten Polen und Serbien 1939-1944, 2013; Zagańczyk-Neufeld, A., Die geglückte Revolution, 2014 (1976-1997); Loew, P., Wir Unsichtbaren – Geschichte der Polen in Deutschland, 2014; Michel, A., Polens Staatlichkeit in sieben Jahrhunderten, 2014; Mikuła, M., Prawodawstwo króla i sejmu dla Małopolskich miast królewskich. Studium z dziejów rządów prawa w Polsce (Die Rechtsprechung des Königs und des Sejms für die kleinpolnischen Königsstädte. Untersuchung zur Geschichte der Rechtsordnung in Polen), 2014; Conrad, B., Umkämpfte Grenzen, umkämpfte Bevölkerung, 2014; Röger, M., Kriegsbeziehungen, 2015; Urban, T., Katyn 1940, 2015; Weber, C., Krieg der Täter. Die Massenerschießungen von Katyn, 2015; Deutsche und Polen, hg. v. Bingen, D. u. a., 2016; Zaremba, M., Die große Angst – Polen 1944-1947, 2016; Brewing, D., Im Schatten von Auschwitz, 2016; 20; Stempin, A., Das vergessene Generalgouvernement, 2017; Die deutsche Minderheit in Polen und die kommunistischen Behörden 1945-1989, hg. v. Dziurok, A. u. a., 2017; Pufelska, A., Der bessere Nachbar? Das polnische Preußenbild zwischen Politik und Kulturtransfer (1765-1795), 2017; Lehnstaedt, S., Imperiale Polenpolitik in den Weltkriegen, 2017; Böhler, J., Civil War in Central Europe 1918-2021 – The Reconstruction of Poland, 2018; Franz, A., Das Leistungsstörungsrecht des polnischen Obligationsgesetzbuchs von 1933 und das deutsche Recht, 2019; Szerkus, O., Die Sondergerichtsbarkeit des polnischen Untergrundstaates, 2019; Stempin, A., Das vergessene Generalgouvernement – Die deutsche Besatzungspolitik in Kongresspolen 1914-1918, 2020; Friszke, A./Dudek, A., Geschichte Polens 1939-2015, 2021; Laboratorium für internationale gesetzgeberische Arbeit – Die Geburt der polnischen Rechtsordnung der Zwischenkriegszeit im europäischen Kontext, hg. v. Lönig, M. u. a., 2021
Policey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Polizei
Lit.: Policey im Europa der frühen Neuzeit, hg. v. Stolleis, M., 1996; Policey und frühneuzeitliche Gesellschaft, hg. v. Härter, K., 2000; Iseli, A., Gute Policey – Öffentliche Ordnung in der frühen Neuzeit, 2009
polis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., griech.) Stadt, Staat →Polizei
Lit.: Die griechische Polis, hg. v. Hoepfner, W. u. a., 1993; Beck, H., Polis und Koinon, 1997; The Polis, hg. v. Hansen, M., 1997; Welwei, K., Die griechische Polis, 2. A. 1998; Leppin, H., Thukydides und die Verfassung der Polis, 1999; Polis & Politics, hg. v. Flensted-Jensen, P. u. a.; Blok, J., Recht und Ritus der Polis, (in) HZ 278 (2004), 1; Hansen, M., Polis, 2006; The Return of the Polis, hg. v. Hansen, M., 2007; Kunnert, U., Bürger unter sich – Phylen in den Städten des kaiserzeitlichen Ostens, 2012; The Greek Polis and the Invention of Democracy, hg. v. Arnason, J. u. a., 2013; Itgenshorst, T., Denker und Gemeinschaft – Polis und politisches Denken, 2014; The Polis in the Hellenistic World, hg. v. Börm, H. u. a., 2018; Forster, F., Die Polis im Wandel – Ehrendekrete für eigene Bürger im Kontext der hellenistischen Polisgemeinschaft, 2018; Thomas, R., Polis Histories, 2019
Politbüro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1925 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums und das Französische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., politisches Büro, s. Google) ist das oberste Führungsorgan kommunistischer Parteien in dem 20. Jahrhundert (beispielsweise Sowjetunion seit 1917).
Politik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [Seckendorff, Fürstenstaat] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das auf die Gestaltung des (öffentlichen) Lebens einer Gesellschaft gerichtete Verhalten. Zunächst vor allem Gesellschaftslehre (Platon, Aristoteles, Thomas von Aquin) wird Politik seit der frühen Neuzeit (Machiavelli) zu Machttechnik, durch die wenige Wendige viele weniger Bewegliche nach ihren Vorstellungen mittels Gewalt und Versprechungen nach dem Muster (lat.) panem et circenses (Brot und Spiele) beherrschen und benutzen.
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 789; Groß, L., Die Reichspolitik der Habsburger, (in) N. Jb. f. dt. Wiss. 13 (1937); Schmidt, E., Die Justizpolitik Friedrichs des Großen, 1962; Kunisch, J., Staatsverfassung und Mächtepolitik, 1979; Fricke, K., Politik und Justiz in der DDR, 1979; Vormbaum, T., Politik und Gesinderecht, 1981; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984; Classen, C., Recht – Rhetorik - Politik, 1985; Karniel, J., Die Toleranzpolitik Kaiser Josephs II., 1986; Ribhegge, W., Konservative Politik in Deutschland, 1989; Eisfeld, R., Ausgebürgert und doch angebräunt, 1991, 2. A. 2013; Lexikon der Politik, hg. v. Nöhlen, D. u. a., Bd. 1ff. 1992ff.; Angermeier, H., Politik, Religion und Reich bei Kardinal Melchior Khlesl, ZRG GA 110 (1993), 249; Das Publikum politischer Theorie im 14. Jahrhundert, hg. v. Miethke, J., 1992; Althoff, G., Spielregeln der Politik im Mittelalter, 1997; Henning, O., Geschichte des politischen Denkens, 1998; Klassiker des politischen Denkens, hg. v. Maier, H. u. a., Bd. 1f. 2001; Bleek, W., Geschichte der Politikwissenschaft in Deutschland, 2001; Kleines Lexikon der Politik, hg. v. Nohlen, D. u. a., 2001, 6. A. 2015; Berg-Schlosser, D./Stammen, T., Einführung in die Politikwissenschaften, 7. A. 2003; Pfetsch, F., Theoretiker der Politik, 2003, 2012, 3. A. 2019; Schultheiß-Heinz, S., Politik in der europäischen Publizistik, 2004; Geschichte des politischen Denkens, 2004; Ottmann, H., Geschichte des politischen Denkens, Bd. 2, Teilbd. 2 Das Mittelalter, 2004; Porträtgalerie der politischen Denker, hg. v. Mayer-Tasch, P. u. a., 2004; Biographisches Handbuch der deutschen Politik, hg. v. Jahn, B., 2004; Botsch, G., Politische Wissenschaft im Zweiten Weltkrieg, 2005; Thöndl, M., Einführung in die Politikwissenschaft, 2005, 2. A. 2015; Schorn-Schütte, L., Historische Politikforschung, 2006; Miethke, J., Mittelalterliche Politiktheorie, 2007; Politik und Sprache im frühneuzeitlichen Europa, hg. v. Nicklas, T. u. a., 2007; Miethke, J., Politiktheorie im Mittelalter, 2008; Science politique et droit public dans les facultés de droit européennes, hg. v. Krynen, J. u. a., 2008; Das Politische, hg. v. Gangl, M., 2008; Hölkeskamp, K., Mythos und Politik, (in) HZ 288 (2009), 1; Studien zur politischen Kultur Alteuropas, hg. v. Gotthard, A. u. a., 2009; Politik und Kommunikation, hg. v. Bulst, N., 2009; Ladwig-Winters, S., Ernst Fraenkel, 2010; Dietz, A., Das Primat der Politik, 2011; Pfennig, W., Definitionen. Moderne Politikwissenschaft, 2011; Henkel, M., Hermann Hellers Theorie der Politik und des Staates, 2011; Hefty, G., Das deutsche Politikroulette, 2013; Politics, Law, Society, History and Religion in the Politica (1590s-1650s, hg. v. Friedeburg, R. v., 2013; Deutsche Politikwissenschaftler, hg. v. Jesse, E. u. a. 2014 (Abendroth, Bergstraesser, Beyme, Bleek, Bracher, Bredow, Czempiel, Ellwein, Eschenburg, Falter, Fetscher, Flechtheim. Fraenkel, Friedrich, Haftendorn, Hättich, Hartwich, Hennis, Hermens, Hesse, Jäger, Kaase, Kaiser, Kielmannsegg, Klingemann, Kohler-Koch, Landshut, Lehmbruch, Link, Löwenthal, Mauer, Münkler, Nohlen, Oberndörfer, Oberreuter, Offe, Pappi, Rittberger, Scharpf, Schmidt, Schwan, Schwarz, Senghaas, Sontheimer, Steffani, Sternberger, Thaysen, Voegelin, Wildenmann, Zellentin); Weeden, J./Kurzban, R., The Hidden Agenda of the Political Mind, 2014; Wengst, U., Theodor Eschenburg, 2015; Süssmuth, R., Das Gift des Politischen, 2015; Schwierige Erinnerung – Politikwissenschaft und Nationalsozialismus, hg. v. Ehrlich, S. u. a., 2015; Detjen, J., Politische Erziehung als Wissenschaftsaufgabe, 2016; Extremismusforschung, hg. v. Jesse, E. u. a., 2018; Georgi, O., Und täglich grüßt das Phrasenschwein, 2019; Schwan, G., Politik trotz Globalisierung, 2021
politisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1548 [Waldis II 111] belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) die Allgemeinheit der Gesellschaft und die in ihr vertretenen Zielsetzungen betreffend
Politische Justiz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist allgemein die nach politischen Gesichtspunkten handelnde, parteipolitsch abhängige →Justiz, in dem engeren Sinn die den Prozess zu politischen Zwecken missbrauchende Justiz.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Hannover, H./Hannover, E., Politische Justiz 1918-1933, 1966; Politische Strafjustiz 1951-1968, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 1998; Weber, P., Justiz und Diktatur, 2000
Politische Klausel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist seit dem 19. Jahrhundert die Klausel in Konkordat oder Kirchenvertrag, die es dem Staat ermöglicht, staatspolitische Einwendungen gegen einen von der Kirche für ein Führungsamt in Aussicht Genommenen zu erheben.
Lit.: Weber, W., Die politische Klausel in den Konkordaten, 1940; Kaiser, J., Die politische Klausel der Konkordate, 1949; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 737; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983, 105
Politische Partei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die auf Teilhabe an der →Politik ausgerichtete →Partei. Sie tritt in England seit 1832 deutlicher hervor (Carlton Club 1832, Reform Club 1836, Complete Suffrage Union 1865). In dem →Deutschen Bund erscheinen örtliche Vereinigungen zu der Unterstützung von Kandidaten bereits vor 1848, doch zeigen sich fraktionsähnliche Clubs erst in der Frankfurter Paulskirchenversammlung von 1848 (Demokratische Linke, liberale Mitte, Konservative).
Lit.: Bergsträsser, L./Mommsen, W., Geschichte der politischen Parteien in Deutschland, 11. A. 1965; Seifert, K., Die politischen Parteien, 1975
Politischer Prozess (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Französische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der zu politischen Zwecken missbrauchte Prozess. Er findet sich dem Wesen des Menschen entsprechend schon sehr früh an vielen Orten. Üblich wird die Benennung in dem 19. Jahrhundert.
Lit.: Hannover, H./Hannover, E., Politische Justiz 1918-1933, 1966; Jacta, M. [Schwinge, E.], Berühmte Strafprozesse, 1967ff.; Tolksdorf, M., Politische „Prozesse“ der Merowinger, 1980
Polizei, Policey (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [Pauser, J., Gravamina und Policey, (in) Parliaments, Estates and Representation 17 1997 18 Anm. 20 policey, FreiburgZftO. 41 polizei 1541] belegt und über das Französische und Mittellateinische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem klassischen Sinn die Gesamtheit der auf Abwehr von Gefahren und Beseitigung von Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gerichteten Staatstätigkeit, in dem institutionellen Sinn die Gesamtheit der durch die in dem Vollzugsdienst beschäftigten Dienstkräfte ausgeführten Staatstätigkeiten. Um 1500 (1451, 1464) wird Polizei (Policey) als zu (griech. [F.]) politeia gebildetes Lehnwort (aus Frankreich [14. Jahrhundert, Übersetzung Aristoteles’ durch Nicolas Oresme 1371], unmittelbare Übernahme in ordonnances des Königs, rezipiert) über die burgundische Kanzlei (?) in die deutsche Sprache eingeführt Handwerksordnung Wien). Unter der guten Ordnung und Polizei ist dabei alle auf die Wahrung und Förderung des geordneten Zustands des Gemeinwesens gerichtete, sich in dem Absolutismus erheblich verdichtende, durchaus auch von unten her angeregte Staatstätigkeit zu verstehen. Darunter können die verschiedensten Angelegenheiten vereinigt werden (Fluchen und Schwören, Sittlichkeit und Ehe, Luxus, Spiel, Wirtshaus, Gesundheit, Markt, Preis, Straßenbau). Allerdings engt sich bereits in dem 18. Jahrhundert dieser Polizeibegriff wohl unter dem Einfluss der Gewaltenteilungslehre, des Physiokratismus und anschließend des Liberalismus sachlich auf einen Teilbereich der Verwaltung (Gefahrenabwehr) und institutionell auf eine Behörde und deren Mitglieder ein. Johann Stephan →Pütter (1725-1807) beschränkt die Zuständigkeit der Polizei auf die Abwehr von Gefahren. Dem folgt das Allgemeine Landrecht Preußens von 1794 (II, 17 § 10). Dieser aufgeklärte Polizeibegriff wird in Preußen aber schon 1808 wieder aufgegeben. Dagegen erlassen Bayern (1861), Baden (1863) und Württemberg (1871) rechtsstaatlich geprägte Polizeistrafgesetzbücher und modernisieren dadurch die Polizei wesentlich. In Österreich wird die Polizei unter Maria Theresia (1740-1780) gegründet, unter ihrem Sohn Joseph II. ausgebaut und 1848 um die Gendarmerie (bis 2006) ergänzt, die an Stelle der Grundherrschaften für die öffentliche Sicherheit zuständig ist und zu der Unterstützung der Justiz Recherchen unmittelbar übernehmen soll. In Preußen spricht das Oberverwaltungsgericht 1882 in dem sog. →Kreuzbergurteil der Polizei die Zuständigkeit für Maßnahmen der Wohlfahrtspflege, sofern nicht eine spezielle rechtliche Grundlage vorliegt, ab. Nach dem Polizeibeamtengesetz (1927), dem Polizeikostengesetz (1929) und dem Gesetz über die Aufhebung veralteter Polizei- und Strafgesetze von 1931 schafft Preußen an dem 31. 1. 1932 mit seinem Polizeiverwaltungsgesetz einen wichtigen einheitlichen modernen Baustein für ein deutsches Verwaltungsrecht. In dem von dem Nationalsozialismus Adolf Hitlers geprägten so genannten Dritten Reich dient die Polizei der Durchsetzung totalitärer Herrschaft. Nach 1945 wird unter dem Einfluss der alliierten Besatzungsmächte die innere Verwaltung entpolizeilicht und werden ihre Aufgaben vielfach neuen Ordnungsbehörden übertragen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 134, 151, 198, 203, 233, 234; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 875; Delamare, N., Traité de la police, 1705ff.; Westphal, E., Das deutsche Staatsrecht, 1784, 358; Berg, H. v., Handbuch des deutschen Polizeirechts, Bd. 1ff. 1799ff.; Mayer, H., Polizeigewalt in Hessen, 1951 (Diss.); Schmucker, H., Das Polizeiwesen im Herzogtum Württemberg, Diss. jur. Tübingen 1957; Knemeyer, F., Polizeibegriffe, (in) Archiv f. öff. Recht 92 (1967), 153; Lieberich, H., Die Anfänge der Polizeigesetzgebung, (in) FS M. Spindler, 1969, 307; Götz, V., Allgemeines Polizei- und Ordnungsrecht, 1971, 13. A. 2001; Schulze, R., Die Polizeigesetzgebung, 1978; Siemann, W., Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung – Die Anfänge der politischen Poloizei 1806-1866, 1980; Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980, 98, 4. A. 2009; Schulze, R., Policey und Gesetzgebungslehre im 18. Jahrhundert, 1982; Kroeschell, K., Justizsachen und Polizeisachen, (in) FS H. Thieme, 1983; Preu, P., Polizeibegriff und Staatszwecklehre, 1983; Der „Polizeiverein“ deutscher Staaten, hg. v. Siemann, W., 1983; Siemann, W., Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung. Die Anfänge der politischen Polizei 1806-1866, 1985; Gessner, K., Geheime Feldpolizei, 1986; Harnischmacher, R./Semerak, A., Deutsche Polizeigeschichte, 1986; Naucke, W., Vom Vordringen des Polizeigedankens im Recht, (in) FS A. Erler, 1986, 177; Schulze, R., Polizeirecht im 18. Jahrhundert, (in) FS A. Erler, 1986, 199; Leßmann, P., Die preußische Schutzpolizei, 1989; Just, S., Polizeibegriff und Polizeirecht im Nationalsozialismus, Diss. jur. Würzburg 1990; Nitschke, P., Von der Politeia zur Polizei, (in) ZHF 19 (1992), 1ff.; Härter, K., Entwicklung und Funktion der Policeygesetzgebung, (in) Ius commune 20 (1993), 61; Gebhardt, H., Die Grazer Polizei 1786-1850, 1992; Philipp, M., Das Regentenbuch des Mansfelder Kanzlers Georg Lauterbeck, 1996 (erste umfassende Lehre der guten policey); Policey in Europa, hg. v. Stolleis, M., 1996; Die deutsche Polizei und ihre Geschichte, hg. v. Nitschke, P., 1996; Durand, B., La notion de police en France, 1996; Wilhelm F., Die Polizei im NS-Staat, 1997; Hachenberg, K., Die Entwicklung der Polizei in Köln, 1997; Knöbl, W., Polizei und Herrschaft im Modernisierungsprozess, 1998; Banach, J., Heydrichs Elite, 3. A. 2002; Winter, M., Politikum Polizei, 1998; Kissling, P., „Gute Policey“ im Berchtesgadener Land, 1999; Jäger, J., Die informelle Vernetzung politischer Polizei nach 1848, ZRG GA 116 (1999), 266; Matsumoto, N., Polizeibegriff im Umbruch, 1999; Wilhelm, F., Die Polizei im NS-Staat, 2. A. 1999; Stahlschmidt, J., Policey und Fürstenstaat, Diss. jur. Bochum 1999; Jäger, J., Die informelle Vernetzung politischer Polizei, ZRG 116 (1999), 266; Policey und frühneuzeitliche Gesellschaft, hg. v. Härter, K., 2000; Landwehr, A., Policey im Alltag, 2000; Wüst, W., Die „gute“ Policey im Reichskreis, Bd. 1ff. 2001ff.; Policey in lokalen Räumen. Ordnungskräfte und Sicherheitspersonal in Gemeinden und Territorien vom Spätmittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert, hg. v. Holenstein, A. u. a., 2002; Wagner, P., Hitlers Kriminalisten, 2002; Gute Policey als Politik im 16. Jahrhundert, hg. v. Blickle, P. u. a., 2003; Naas, S., Die Entstehung des preußischen Polizeiverwaltungsgesetzes von 1931, 2003; Lindenberger, T., Volkspolizei, 2003; Holenstein, A., Gute Policey und lokale Gesellschaft, 2003; Iseli, A., Bonne police, 2003; Gut, F., Mit der Pranke und dem Zürcher Schild, 2003; Napoli, P., La naissance de la police moderne, 2003; Weinhauer, K., Schutzpolizei in der Bundesrepublik, 2003; Simon, T., Gute Policey, 2004; Eibich, S., Polizei, „Gemeinwohl“ und Reaktion, 2004; Sälter, G., Polizei und soziale Ordnung in Paris, 2004; Schmelz, C., Die Entwicklung des Rechtswegestaates, 2004; Curilla, W., Die deutsche Ordnungspolizei und der Holocaust im Baltikum und in Weißrussland 1941-1944, 2005; Härter, K., Policey und Strafjustiz in Kurmainz, 2005; Schwegel, A., Der Polizeibegriff im NS-Staat, 2005; Möller, C., Medizinalpolizei, 2005; Polizei, Recht und Geschichte, hg. v. Gebhardt, H, 2006; Die lokale Policey, hg. v. Wüst, W., 2008; Landesordnung und gute Policey, hg. v. Gehringer, H. u. a., 2008; Iseli, A., Gute Policey, 2009; Brunner, H., Polizeigesetzgebung im Herzogtum Bayern 1508-1598, 2009; Selowski, H., Die Berliner Kriminalpolizei zwischen 1811 und 1885, 2011; Blum, B., Polizistinnen im geteilten Deutschland, 2012; Die „gute“ Policey im Reichskreis, Bd. 6, hg. v. Wüst, W., 2013; Glorius, D., Im Kampf mit dem Verbrechertum, 2016; Heuss, R., Basler Polizei 1816-2016, 2016; Deppisch, S., Täter auf der Schulbank – Die Offiziersausbildung der Ordnungspolizei und der Holocaust, 2017; Lewy, G., The World of the Holocaust Killers, 2017; Parma, D., Die Personen- und Objektschutzaufgaben der Polizeien des Bundes, 2019; Vera, A., Von der „Polizei der Demokratie“ zum „Glied und Werkzeug der nationalsozialistischen Gemeinschaft“ – Die Polizei als Instrument staatlicher Herrschaft im Deutschland der Zwischenkriegszeit (1918-1939), 2019; Curilla, W., Die deutsche Ordnungspolizei im westlichen Europa 1940-1945, 2020
Polizeigesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1739 [Ludewig, Anzeigen II 1013] in 37 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N., s. Google) ist das die Polizei betreffende Gesetz einschließlich von Verordnungen.
Polizeigesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR.], elf Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Französische und das Mittellateinische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Polizei, Polizeiordnung
Lit.: Jakob, L., Grundsätze der Polizeigesetzgebung und der Polizeianstalten, 1837; Dehmal, H., Die österreichische Polizeigesetzgebung, 1926; Bauer, O., Die Polizeigesetzgebung in Deutschland und das preußische PVG vom 1. 6. 1931, 1947; Schulze, R., Die Polizeigesetzgebung zur Wirtschafts- und Arbeitsordnung der Mark Brandenburg in der frühen Neuzeit, 1978; Brunner, H., Polizeigesetzgebung im Herzogtum Bayern, 2009
polizeilich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [Baden], 13 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) Polizei betreffend
Polizeiordnung, Policeyordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1520 [ZFerd. 5, 1829, 27] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das Französische und Mittelateinische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der frühen Neuzeit zu der Wahrung und Schaffung der guten →Polizei in unterschiedlichen Bezeichnungen erlassene →Ordnung. Sie findet sich sachlich in Ansätzen bereits in der spätmittelalterlichen Stadt (beispielsweise Nürnberg 1281). Durch sie sorgt die Obrigkeit für gute →Ordnung und →Polizei, sei es bewahrend, sei es gestaltend. Einer ihrer wichtigsten Gegenstände sind die Luxusverbote. In dem Laufe der frühen Neuzeit verlagert sich dabei das Schwergewicht von dem religiös-moralischen Feld zu dem wirtschaftlich-rationalen Bereich. In Bayern beispielsweise werden von dem Herzog zwischen 1478 und 1598 fast 1000 Landgebote erlassen.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 113, 138, 139; Segall, J., Geschichte und Strafrecht der Reichspolizeiordnungen, Diss. jur. Gießen 1914; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Quellen zur neueren deutschen Privatrechtsgeschichte, Bd. 2 Landes- und Polizeiordnungen, hg. v. Schmelzeisen, G., 1968ff.; Dorf-Policey-Ordnung und Instruction für die Dorf-Scholzen für das Herzogthum Schlesien, hg. v. Wacke, G., 1971; Brauneder, W., Das Strafrecht in den österreichischen Polizeiordnungen, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 1; Buchholz, W., Anfänge der Sozialdisziplinierung, (in) ZHF 18 (1991); Härter, K., Entwicklung und Funktion der Policeygesetzgebung, (in) Ius commune 20 (1993), 61; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, hg. v. Härter, K. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Rigaudière, A., Les ordonnances de police, 1996; Weber, M., Die schlesischen Polizei- und Landesordnungen, 1996; Weber, M., Bereitwillig gelebte Sozialdisziplinierung, ZRG GA 115 (1998), 420; Linck, S., Der Ordnung verpflichtet, 2000; Weber, M., Die Reichspolizeiordnungen von 1530, 1548 und 1577, 2002; Brück, A., Die Polizeiordnung Herzog Christians von Braunschweig-Lüneburg vom 6. Oktober 1618, 2003; Brunner, H., Polizeigesetzgebung im Herzogtum Bayern 1508-1598, 2010; Berkvens, A., Plakkaten, Ordonnanties en Circulaires voor Pruisisch Gelre 1713-1798, 2012; Policeyordnungen in den fränkischen Hochstiften Bamberg, Eichstätt und Würzburg, hg. v. Wüst, W., 2013; Repertorium der Policeyordnungen der pommerschen Städte bis zur Reichsgründung 1871, bearb. v. Zapnik, J., 2016; Schmidt, A., Erfurter Polizeiordnungen von 1583, 2020
Polizeirecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1516/1518 [Largiadèr, ZürichLandeshoheit 6] in zweiundzwanzig Stellen belegt und in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische und das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das die →Polizei betreffende →Recht.
Lit.: Köbler, DRG 259; Berg, H. v., Handbuch des deutschen Polizeirechts, Bd. 1ff. 1799ff.; Schulze, R., Polizeirecht im 18. Jahrhundert, (in) FS A. Erler, 1986, 199; Geschichte der deutschen Volkspolizei, 2. A. 1987; Hartleif, W., Das Polizeirecht in Düsseldorf, Diss. jur. Köln 1990; Just, S., Polizeibegriff und Polizeirecht im Nationalsozialismus, Diss. jur. Würzburg 1990; Popp, R., Disziplinierung durch Polizeirecht, Diss. jur. Regensburg 1995; Handbuch des Polizeirechts, hg. v. Lisken, H. u. a., 2. A. 1996; Weber, M., Bereitwillig gelebte Sozialdisziplinierung, ZRG GA 115 (1998), 420; Pauly, J., Die Entstehung des Polizeirechts als wissenschaftliche Disziplin, 2000; Bastian, D., Westdeutsches Polizeirecht unter alliierter Besatzung (1945-1955), 2010
Polizeistaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt (!), aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische und Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., um 1830) ist in jeweils verschiedenem Sinn der von der →Polizei geprägte Staat des aufgeklärten Absolutismus (Wohlfahrtsstaat) wie der totalitären Diktatur (Unrechtsstaat).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Vollmer, B., Volksopposition und Polizeistaat, 1957; Chapman, B., Der Polizeistaat, 1972; Strafjustiz und Polizei im Dritten Reich, hg. v. Reifner, U. u. a., 1984; Roggan, F., Auf legalem Weg in einen Polizeistaat, 2000; Gutmann, T., Paternalismus, ZRG GA 122 (2005), 150
Polizeiwissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1744 [Zobel, Polizei WB.] 57 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische und Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der späteren Aufklärung erwachsende Wissenschaft von der →Polizei (bzw. Verwaltung).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Justi, J. v., Ausführliche Vorstellung der gesamten Polizeiwissenschaft, Bd. 1f. 1760f., Neudruck 1965; Pfeiffer, J. v., Polizeiwissenschaft, 1779, Neudruck 1970; Mohl, R. v. Die Polizeiwisswenschaft nach den Grundsätzen des Rechtsstaates, 1866; Maier, H., Die ältere deutsche Verwaltungslehre (Polizeiwissenschaft), 1966
Polizist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab ohne Jahr [PfälzWB.] zwei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Polizeibeamter
Lit.: Körper, H., Polizist – Traumberuf oder Trauma, 2018
Pollock, Sir Frederick (1845-1937), wird nach dem Studium in Cambridge und der Rechtsausbildung in Lincoln’s Inn 1871 Anwalt. 1876 veröffentlicht er (engl.) Principles of Contract (Vertragsgrundsätze). Von 1883 bis 1903 ist er Professor in Oxford und lehrt zeitweise auch an den Inns of Court und in Indien. 1895 verfasst er ein Kapitel von →Maitlands History of English Law. S. Google
Lit.: Simpson, A., Biographical Dictionary of the Common Law, 1984, 421
polnisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [CDSiles. I 56] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj., s. Google) Polen betreffend
Polnisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das in →Polen geschaffene oder geltende Recht. Es ist lange Zeit ein niemals vollständig aufgezeichnetes Gewohnheitsrecht (Landrecht), zu dem nur wenige privatrechtliche Gesetze (beispielsweise [lat.] Formula [F.] processus 1523, Hypothekengesetz 1588, Wechselgesetz 1775), aber mehrere partikulare Rechtsfestlegungen (beispielsweise Statuten Masowiens 1532, 1540, preußische Korrektur 1598, litauische Statuten 1529, 1566, 1588) kommen. Streitig ist dabei die Frage des Einflusses des →deutschen Rechtes. Jedenfalls in den Städten ist er nachweisbar (Magdeburger Recht, Neumarkter Recht, Kulmer Recht, Lübecker Recht). In dem 16. Jahrhundert stellt der Krakauer Jurist Bartholomäus Groicki aus dem heimischen, römischen und sächsischen Recht ein (lat.) ius (N.) municipale Polonicum (polnisches Stadtrecht) zusammen und bearbeitet 1559 die (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Carolina (1532) für Polen. 1772 wird Polen in der Form geteilt, dass mit Zustimmung des Reichstags Polens Gebiete an das erstarkende Russland, Österreich und Preußen gegeben werden. An dem 3. 5. 1791 gibt sich Polen erstmals ein grundlegendes Verfassungsgesetz, wird aber 1793 und 1795 zwischen Russland, Preußen und Österreich weiter aufgeteilt. Von 1807 bis 1815 gilt in dem Herzogtum Warschau französisches Recht. Das 1818 geschaffene Strafgesetzbuch des Königreichs Polen folgt dem Vorbild Österreichs, das gleichzeitige Hypothekengesetz dem Vorbild Preußens. 1847 wird das Strafgesetzbuch erneuert. Ansonsten gelten die bisherigen Regeln fort. 1928 wird nach der Erneuerung Polens (1918) durch ein Strafprozessgesetzbuch, 1930 durch ein Zivilprozessgesetzbuch, 1932 durch ein Strafgesetzbuch und 1933 durch ein Obligationengesetzbuch und ein Handelsgesetzbuch das Recht vereinheitlicht und neu gestaltet. 1945/1946 wird das Privatrecht vereinheitlicht und 1964 in einem Zivilgesetzbuch sowie einem Familien- und Vormundschaftsgesetzbuch neu gefasst. S. Google
Lit.: Kutrzeba, S., Geschichte der Quellen des alten polnischen Rechts, 1926 (polnisch); Koranyi, K., Podstawy średniowiecznego prawa spadkowego (= Die Grundlagen des mittelalterlichen Erbrechts), 1930; Wojciechowski, Z., Das Ritterrecht in Polen, 1930; Matuszewski, J., Das älteste polnische Gewohnheitsrechtsbuch, 1959 (mitteldeutsch um 1300?); (Urteile der Obergerichte großpolnischer Städte aus dem 15. und 16. Jahrhundert), hg. v. Maisel, W., 1959; Bardach, J., Historia panstwa i prawa Polski, 2. A. 1964; Polish Law throughout the Ages, hg. v. Wagner, W., 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2, 2 1976, 3,2,1982; Bardach, J. u. a., Historia panstwa i prawa polskiego, 1976; Sporn T., Die Stadt zu polnischem Recht, 1978; Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Deutschland und Polen, hg. v. Willoweit, D./Schick, W., 1980; Maisel, W., Archelogia prawna Polski (Polnische Rechtsarchäologie), 1982; Sliwowski, J., Der Einfluss der Franziskana auf das erste polnische Strafgesetzbuch von 1818, ZRG GA 100 (1983), 284; Kren, J., Polnisches Recht und preußisches Recht, (in) ZNR 1983, 147; Schnur, R., Einflüsse des deutschen und österreichischen Rechts in Polen, 1985; Ebel, F., Poloniae historia iuris – Neuere Literatur zur polnischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 105 (1988), 331; Matuszewski, J., Chan (der Adelserschleichung Überführter), 1991; Lityński, A., Die Kodifikationskommission und ihre Arbeiten am Strafgesetzbuch der zweiten polnischen Republik, ZRG GA 112 (1995), 382; Najstarszy zwod prawa polskiego, hg. v. Matuszewski, J. u. a., 1995; Die polnische Verfassung vom 3. Mai 1791, hg. v. Reinalter, H., 1997; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 3, hg. v. Mohnhaupt, H., 1997; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011; Hamza, F., Römisches Recht und Privatrechtsentwicklung in Polen im Mittelalter und in modernen Zeiten, 2016
poly (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspraache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, als Präfix verwendete Partikel) viel
polygam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Mittellateinischen und dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Griechische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) viel verheiratet
polygamia, lat., F.: nhd. Vielweiberei, Hier. (um 383-419/420 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πολυγαμία (polygamía), F., Vielweiberei, vgl. gr. πολύς (polýs), Adj., viel, zahlreich; idg. *pₑlú-, Adj., viel, s. idg. *pel- (1), *pelə-, *plē-, *pl̥h₁-, *pelh₁-, V., gießen, fließen, schütten, füllen, schwimmen, fliegen, s. gr. γαμεῖν (gamein), V., heiraten, eine Frau heiraten, idg. *g̑eme-, *g̑em-, V., Sb., heiraten, Verwandter
Polygamie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1794 [Allgemeines Landrecht Preußens II 1 § 16] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Mehrehe oder Vielehe. Sie ist bei den Germanen zulässig, aber schon aus tatsächlichen Gründen wohl kaum üblich. Das Christentum schließt sie aus. Das Naturrecht hält sie für möglich, doch setzt sich dies in den naturrechtlichen Kodifikationen nicht durch. S. Google
Lit.: Freisen, J., Geschichte des kanonischen Eherechts, 1888, 2. A. 1893, Neudruck 1963, 364; Joyce, G., Die christliche Ehe, 1934; Müller-Lindenlauf, H., Germanische und spätrömisch-christliche Eheauffassung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1969; Mildenberger, G., Sozial- und Kulturgeschichte der Germanen, 1972, 63; Brundage, J., Law, Sex and Christian Society, 1987; Mikat, P., Die Polygamiefrage in der frühen Neuzeit, 1988
Polyptychon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus Bestandteilen des Griechischen des Altertums gebildet, N.) vielfältiges (Verzeichnis beispielsweise St. Germain-des-Prés 825/828)
Lit.: Das Polyptychon von Saint-Germain-des-Prés, hg. v. Hägermann, D., 1993; Elmshäuser, K./Hedwig, A. Studien zum Polyptychon von Saint-Germain-des-Prés, 1993
Pommerellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Slawische in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) eine Landschaft an der südlichen Ostseeküste
Lit.: Kasiske, K., Das deutsche Siedelwerk des Mittelalters in Pommerellen, 1938
Pommern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1824 [Mittermaier, PrivR. 331] ein Archivzettel – und in Wörterbuchder deutschen Gegenwartsswprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das beiderseits der Mündung der Oder in die Ostsee zwischen Recknitz in dem Westen und Piasnitz in dem Osten liegende, zu 1046 als Pommern („am Meer“) benannte Gebiet, das nach Abzug der Germanen in dem 6./7. Jahrhundert von →Slawen besiedelt wird und in dem die Herrschaft der →Greifen 1181 als Herzogtum des deutschen Reiches anerkannt wird. 1648 bzw. 1815 gelangt es an Brandenburg, 1945/1990 in dem östlichen Teil an Polen. Besonders bedeutsam sind dementsprechend nacheinander lübisches, gemeines und preußisches Recht. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Brünneck, W. v., Die Leibeigenschaft in Pommern, ZRG GA 9 (1888), 104; Linke, L., Die pommerschen Landesteilungen im 16. Jahrhundert, Diss. phil. Greifswald 1935, Dokumentation der Vertreibung der Deutschen, hg. v. Schieder, T., 1953f.; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Benl, R., Die Gestaltung der Bodenrechtsverhältnisse in Pommern, 1986; Buchholz, W., Öffentliche Finanzen und Finanzverwaltung, 1992; Pommern, hg. v. Lucht, D., 1995; Pommersches Wörterbuch, hg. v. Hermann-Winter, R. u. a., Bd. 1f. 1997ff.; Pommern, hg. v. Buchholz, W., 1999; Justitia in Pommern, hg. v. Alvermann, D. u. a., 2004; Schmidt, R., Das historische Pommern, 2007, 2. A. 2009; Kurzer Abriss der mecklenburgischen und vorpommerschen Verfassungsgeschichte, verantw. v. Kuhn, H., 2007; Inachin, K., Die Geschichte Pommerns, 2008; Die Herzöge von Pommern. Zeugnisse der Herrschaft des Greifenhauses, hg. v. Buske, N. u. a., 2012; Die historische Kommission für Pommern 1911-2011, hg. v. Jörn, N., 2012; Biographisches Lexikon für Pommern, hg. v. Alvermann, D. u. a., Bd. 1ff. 2013ff.
Pomponius, Sextus (Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr.) ist ein römischer, über seine 300 Bücher hinaus kaum bekannter Rechtskundiger. Drei Kommentare betreffen die Darstellung des römischen Rechtes durch Mucius Scaevola (39 Bücher), durch →Sabinus (35 bzw. 36 Bücher) und das →Edikt. In dem auszugsweise in den →Digesten überlieferten Einführungslehrbuch Enchiridion (Handbüchlein) stellt Pomponius kurz und klar die Geschichte der römischen Rechtsquellen bis zu der eigenen Gegenwart, die römischen Ämter und die römischen Rechtskundigen bis Julian dar. S. Google
Lit.: Söllner § 16; Köbler, DRG 39; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 170; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961, 203; Harke, J., Argumenta Pomponiana, 2014
Pön (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1286 [Basel] – belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Strafe, Buße
pönal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) strafbar, Strafe betreffend, Buße betreffend
Pönalklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1824 [Emminghaus, CJGerm. II 768] drei Archivzettel - nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die auf Ausgleich eines Unrechts durch Verurteilung des Täters zu einer Buße (Sühne) gerichtete Klage des römischen Rechtes. Sie ist auf der Seite des Beklagten bis zu der (lat.) litis contestatio (F., Streitbefestigung) unvererblich, auf der Seite des Klägers bei vor allem gegen die Person gerichtetem Unrecht (beispielsweise lat. iniuria). Sie ist in dem (lat.) ius civile (Zivilrecht) unbefristet, in dem (lat.) ius honorarium (Amtsrecht) auf ein Jahr befristet, wird aber mit Streitbefestigung stets vererblich und unbefristet. S. Google
Lit.: Hausmaninger, H., Das Schadensersatzrecht der lex Aqulia, 1990, 5. A. 1996; Scheibelreiter, P., Der „ungetreue“ Verwahrer – eine Studie zur Haftungsbegründung im griechischen und frühen römischen Depositenrecht, 2020
Pönformel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1952? bzw. ohne Jahr [ZRG GA 69 1952] fünf Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist eine in Urkunden des Mittelalters enthaltene Klausel, die nach antikem Vorbild einen Rechtsnachteil (Pön [lat. poena], meist Geldsumme) für den Fall des Zuwiderhandelns (eines Dritten) festlegt. S. Google
Lit.: Voltelini, H., Die Fluch- und Strafklauseln, (in) MIÖG Ergänzungsband 11 (1929), 64; Studtmann, J., Die Pönformeln der mittelalterlichen Urkunden, (in) AUF 12 (1932), 252; Herkenrath, R., Die Reichskanzlei in den Jahren 1181 bis 1190, 1985
pons, pōns, lat., M., Brücke, Steg, Prügelweg durch Sümpfe, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pent-, V., treten, gehen
Pontano s. Lodovico Pontano (um 1409-1439)
Pontes de Miranda, Francisco C. (1893-1979) wird nach dem Rechtsstudium in Recife in Brasilien Richter in Rio de Janeiro. In den 60 Bänden seines Tratado de Direito Privado (1954ff., Abhandlung des Privatrechts) stellt er fast das gesamte, in erheblichem Umfang europäisch geprägte Recht Brasiliens dar. S. Google
Lit.: Menezes, D., A Teoria cientifica do direito de Pontes de Miranda, 1934; En homenagem a Pontes de Miranda, 1988
pontifex, pontufex, lat., M., Pontifex, Oberpriester, Bischof; Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pōns, facere
pontifex (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) Brückenbauer, Priester (beispielsweise pontifex maximus, Leiter der bedeutsamsten römischen, anfangs auch für die Pflege des Rechtes zuständigen Priesterschaft, in dem Prinzipat der Prinzeps, seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. der Papst)
Lit.: Söllner §§ 5, 6, 7, 9, 11, 14; Schieffer, R., Der Papst als pontifex maximus, ZRG KA 57 (1971), 300; Reinhardt, V., Pontifex – die Geschichte der Päpste, 2018
pontifikal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in Zusammensetzungen Pontifikalamt und Pontifikalmesse und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) pontifex betreffend
Pontifikalien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.Pl.]) sind die Insignien des Bischofs (Mitra, Stab, Ring, Brustkreuz, Dalmatik, Tunika, Handschuhe, Sandalen). Sie stehen seit dem 14. Jahrhundert grundsätzlich fest. Ihr Gebrauch ist sorgfältig geregelt. S. Google
Lit.: Metzger, M., Zwei karolingische Pontifikalien vom Oberrhein, 1914; Wickham, L., Church Ornaments, 1917; Nabuco, J., Ius pontificalium, 1956; Klauser, T., Der Ursprung der bischöflichen Insignien, 1960; Feulner, H., Von den altenglischen Pontifikalien zum Ordinale von 1550/52, 1997; Nersinger, U., Liturgien und Zeremonien am päpstlichen Hof, Band 1f. 2010f.
Pontifikaljurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem altrömischen Recht die Rechtskunde der (lat. [M.Pl.]) pontifices („Brückenbauer“) des 5.-3. Jahrhunderts v. Chr. (beispielsweise für Klageformeln und Geschäftsgestaltung), aus der sich allmählich eine weltliche Jurisprudenz entwickelt.
Lit.: Langer, V., Pontifices et familiares – Gegensätze im Spektrum der Pontifikaljurisprudenz?, 2014
Pontius de Ilerda ist ein aus Lerida in Katalonien stammender, zwischen 1170 und 1180 geborener, in Bologna ausgebildeter Jurist, von dem eine Summa arboris actionum (Summe des Baumes der Klagansprüche) und die Schrift Quoniam nonnulli (Weil einige) stammen. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 303
Popplau, Kaspar (Liegnitz um 1435-Breslau? 28. 3. 1499) aus Kaufmannsfamilie, 1454 in Universität Krakau eingeschrieben, 1458 Fortführung des väterlichen Unternehmens mit Bruder, 1474 allein, ab 1472 Schöffe, 1491 Ratsmitglied, wahrscheinlich Verfasser des so genannten rechten Weges und eines Remissoriums, s. Google
Lit.: Goerlitz, T., Der Verfasser der Breslauer Rechtsbücher „Rechter Weg“ und „Remissorium“, (in) Zs. des Vereins für Geschichte Schlesiens 70 (1936), 195ff.; Pusch, O., Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter in der Zeit von 1241 bis 1741, Band 1ff. 1986ff.; Der Rechte Weg – ein Breslauer Rechtsbuch des 15. Jahrhunderts, hg. v. Ebel, F. u. a., 2000
popular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen populär - nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Volk betreffend
populär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 18. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Volk betreffend, volkstümlich, beliebt
Populäre Rechtsliteratur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist (seit 1867) der häufig verwendete Name für die das römische Recht seit dem Spätmittelalter vereinfachend einführende und damit popularisierende Literatur (beispielsweise Übersetzungen der Institutionen Justinians [→Murner 1519, Fuchsberger 1536, →Perneder 1544, Gobler →1551], Formelbücher oder Prozessschriften [→Klagspiegel 1436?, →Laienspiegel 1495/1509]). S. Google
Lit.: Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur des römisch-kanonischen Rechtes in Deutschland, 1867, Neudruck 1959; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, § 9; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Knape, J., Dichtung, Recht und Freiheit - Studien zu Leben und Werk Sebastian Brants 1457-1521, 1992; Deutsch, A., Der Klagspiegel und sein Autor Conrad Heyden, 2004; Wissen, maßgeschneidert, - Experten und Expertenkulturen im Europa der Vormoederne, hg. v. Reich, B. u. a., 2012
popularis, populāris (1), poplāris (1), lat., Adj., zu dem selben Volk gehörig, landsmännisch, einheimisch, inländisch, vom Volk ausgehend, für das Volk bestimmt, Volks..., Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. populus
Popularjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die popularisierte Jurisprudenz.
Lit.: Stammler, W., Popularjurisprudenz und Sprachgeschichte im 15. Jahrhundert, (in) FS F. Kluge, hg. v. Behaghel, O. u. a. 1926, 133ff.; Strukturen und Funktionen in Gegenwart und Geschichte, (in) FS F. Simmler, hg. v. Wich-Reif, C, 2007, 537ff.
Popularklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1804 [Gönner, GemProz.2 I 275] vier Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die jedermann unabhängig von einer eigenen Betroffenheit eröffnete Klage vor einem Gericht wie beispielsweise in Art. 98 Satz 4 der Verfassung Bayerns von 1946. Aus Furcht vor Überlastung von Gerichten ist sie selten.
Lit.: Halfmeier, A., Popularklagen im Privatrecht, 2006; Bohn, B., Das Verfassungsprozessrecht der Popularklage, 2012; Flurschütz, B., Die bayerische Popularklage nach Art. 55 BayVfGHG – Entstehungsgeschichte, dogmatische Analyse, Mehrwert, 2014 (elf Prozent erfolgreich)
Populismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist die auf die Gunst der Massen ohne Rücksicht auf das Gesamtwohl gerichtete Politik des Polarisierens, Moralisierens und Inimizifizierens oder Verfeindens (wir Guten gegen die anderen Bösen), die in der modernen, durch die Massenmedien geprägten Demokratie der mehrheitlich Schwachen mehr oder weniger verhüllt nahezu von allen Politikern neben der Bedienung der eigenen Klientel betrieben, aber öffentlich nur dem gefährlich erscheinenden Gegner vorgehalten wird.
Lit.: Müller, J., Was ist Populismus?, 2016; Populismus, hg. v. Beigel, T. u. a., 2017; Populismus und Demokratie, hg. v. Jesse, E. u. a., 2019; Müller, T., Die Wurzeln des Populismus, 2020; Nord, I., Die Kirchen und der Populismus, 2021
populus, lat., M., Volk, Gemeinde, Staat, Völkerschaft, Freistaat, Gebiet, Gau, Kanton, Menge, Schar (F.) (1), XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. plēbs, *plēre
populus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., M., um 450 v. Chr.) Volk
Lit.: Köbler, DRG 18, 36; Plassmann, J., Princeps und populus, 1954; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Millar, F., The Crowd in Rome, 1998
porna, lat. (?), F., Hure, Novell. Iust. (nach 534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πόρνη (pórnē), F., Hure; vgl. idg. *per- (2C), V., verkaufen, bringen
Pornographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 20. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar in den Bestandteilen aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist die aufreizende menschliche Darstellung vormenschlich angelegter natürlicher geschlechtlicher Erscheinungen von Menschen.
Lit.: Scholz, S., Die Entwicklung der österreichischen Pornographiegesetzgebung, 1999; Frimmel, J., Das Geschäft mit der Unzucht – Die Verlage und der Kampf gegen Pornographie im Kaiserreich und in der Weimarer Republik, 2020
Prophyr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, M.) eine Steinart von dunkelroter Grundfarbe, vgl. gr. πορφύρα (porphýra), F., Purpurfarbe, Purpurschnecke
porphyrogenetos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in dem 20. Jahrhundert aus dem Französischen und mittelbar in den Bestandteilen aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) purpurgeboren (für Kaiserkinder)
Portalis, Jean-Etienne-Marie (1745-1807) wird nach dem Rechtsstudium Advokat in Aix-en-Provence. Seit 1794 kommt er in dem Zuge der französischen Revolution (1789) in hohe Ämter und wird 1804 in das Redaktionsgremium des →Code civil berufen. Er setzt sich an vielen Stellen erfolgreich für die Lösungen des römischen Rechtes ein. S. Google
Lit.: Portalis, J., De l’usage et de l’abus de l’esprit philosophique, 1820; Lavollée, R., Portalis, 1869; Schimséwitsch, L., Portalis, 1936; Plesser, M., Jean Etienne Marie Portalis und der Code civil, 1997
Portugal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N., benannt nach dem porto [Hafen] von Cale) ist der südwesteuropäische Staat, dessen Gebiet nacheinander von Lusitaniern, Römern (139 v. Chr., 27 v. Chr. von [lat.] Hispania [F.] ulterior abgesonderte Provinz [lat.] Lusitania), Sweben/Westgoten (5. Jahrhundert) und Arabern (712) beherrscht wird. Nach der Rückeroberung des Nordens erreicht die Grafschaft um Porto an dem Ende des 11. Jahrhunderts (1095) weitgehende Unabhängigkeit von Leon und →Kastilien. 1139 nimmt Alfons I. nach einem Sieg über die Araber (Mauren) den Königstitel an. Bis zu der Mitte des 12. Jahrhunderts wird die christliche Rückeroberung (1147 Lissabon) weitgehend, bis 1249 vollständig abgeschlossen. Um die Wende von dem 14. zu dem 15. Jahrhundert wird in dem königlichen Auftrag mit der Zusammenstellung des Rechtes begonnen (Livro das Leis e Posturas, Ordenações de D. Duarte, Ordenações Afonsinas [um 1454 bzw. 1446/1447], Ordenações Manuelinas 1512/1513 bzw. 1521). Seit dem 15. Jahrhundert wird Portugal mit Unterstützung Englands Weltmacht, die 1494/1529 die Interessensphären mit →Spanien (durch Vorschlag des Papstes) aufteilen kann und für die 1497 Vasco da Gama dauerhaft den lange gesuchten Seeweg nach Indien um das Kap der guten Hoffnung an dem Südende Afrikas und damit den einfachen Zugang zu dem Gewürzhandel (mit Indien) sowie 1500 Pedro Álvares Cabral Brasilien und damit den Süden Amerikas entdeckt. Für einige Jahrzehnte fällt Portugal dann an Spanien (1580/1581-1640). In dieser Zeit (1603 Ordenações Filipinas) werden Gesetze erneut gesammelt und 1769 in der Lei da Boa Razão aktualisiert. In dem 19. Jahrhundert wird unter dem Einfluss Frankreichs das Recht kodifiziert (Código comercial/Handelsgesetzbuch 1833 bzw. 1888, Código civil/Bürgerliches Gesetzbuch 1867, Código do processo civil/Zivilprozessordnung 1876, Código do processo comercial/Handelsprozessgesetzbuch 1896, Código de fallências/Konkursgesetzbuch 1897). 1910 wird Portugal Republik, steht aber lange Jahre unter diktatorischer Herrschaft. 1939 wird der (port.) Código do processo civil (Zivilprozessgesetzbuch) erneuert. Nach 1945 gehen die Kolonien verloren. 1965 wird ein neuer Código civil mit einem allgemeinen Teil nach deutschem Vorbild geschaffen. Seit 1. 1. 1986 ist Portugal Mitglied der Europäischen Gemeinschaft(en) bzw. der Europäischen Union (1993).
Lit.: Cabral de Moncada, L., A reserva hereditária, 1916f.; Cabral de Moncada, L., A „traditio“ e a transferência da propriedade imobiliária, 1921; Merêa, M., O mais antigo morado de Portugal? 1921; Merêa, P., Die Erforschung der nationalen Rechtsgeschichte in Portugal, (in) Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft 40 (1923), 339; Mayer, E., Historia de las instituciones sociales y politicas de España y Portugal, Bd. 1f. 1925f.; Cabral de Moncada, L., O tempo o trastempo e a prescriçåo, 1929; Merêa, P., Novos estudos de história do direito, 1937; Merêa, P., Sôbre a palavra angueira, (in) Biblos 16, 2 (1940); Merêa, P., Sôbre as origens da terça, (um 1943); Merêa, P./Girão, A., Territorios portugueses no século 11, (um 1950); Almeida Costa, M., Raízes do censo consignativo, 1961; Scholz, J., Literaturgeschichtliche und vergleichende Anmerkungen zur portugiesischen Rechtsprechung im ancien régime, (in) Revista Portuguesa de historia 14 (1973), 95; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,55,242,896, 2,2,282,893,1319, 3,1,687, 3,2,2443, 3,3,3494,3743,3847,3921,4000,4131; Braga da Cruz, G., O direito subsidiário na história do direito português, (in) Revista Portuguesa de História 14 (1974); Almeida Costa, M., Die Verträge über Rechte an Grund und Boden und das Wirtschaftsleben Portugals im Mittelalter, ZRG GA 95 (1978), 34; Thomashausen, A., Verfassung und Verfassungswirklichkeit im neuen Portugal, 1981f.; Julio de Almeida Costa, M., Historia do Direito Portugues, 1982; Albuquerque, M. de/Albuquerque, R. de, Historia do Direito Portugues, 1983; Espinosa Comes de Silva, N., Historia do Direito Portugues, 1985; Decker, G./Decker, A., Portugal, 1987, 2. A. 1992; Vones, L., Geschichte der iberischen Halbinsel, 1993; Sänger, R., Portugals langer Weg nach Europa, 1994; Fallstudien zur spanischen und portugiesischen Justiz, 15. bis 20. Jahrhundert, hg. v. Scholz, J., 1994; Auf dem Weg zu einem gemeineuropäischen Privatrecht, hg. v. Jayme, E. u. a., 1997; Bernecker, W./Pietschmann, H., Geschichte Portugals, 2001; Oliveira Marques, A. de, Geschichte Portugals, 2001; Rechtsentwicklungen in Portugal, Brasilien und Mácau, hg. v. Jayme, E. u. a., 2002; Cerqueira, A/Seelaender, L., Polizei, Ökonomie und Gesetzgebungslehre – Ein Beitrag zur Analyse der portugiesischen Rechtswissenschaft am Ende des 18. Jahrhunderts, 2003; Diccionario crítico de juristas españoles, hg. v. Peáez, M. Bd. 1f. 2005ff.; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 952; Franquismus und Salazarismus, hg. v. Fernández-Crehuet Lopez, D. u. a., 2008; Bernecker, W. u. a., Geschichte Portugals, 2010; Bernecker, W./Herbers, K., Geschichte Portugals, 2013; Medeiros Nóbrega, J. de, Die Entwicklung des portugiesischen Sachenrechts, 2014; Crowley, R., Die Eroberer, 2016; De Castro, A., Enlightened Absolutism and Legal Culture in Portugal, ZRG GA 133 (2016), 296
Posen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) an der mittleren Warthe erhält 1253 Magdeburger Stadtrecht. Zwischen 1389 und 1419 verfasst der Stadtschreiber Heinrich von Peisern auf deutsch das in einer einzigen Handschrift überlieferte, in vier Bücher (Verfassung und Verfahren, Strafe, Erbe, Schulden und Familie mit 458 Artikeln) beziehungsweise durch 51 eingeschobene Madeburger Schöffensprüche und ergänzt um ein fünftes Buch mit 27 Kapiteln vorwiegend des Handwerksrechts (aus dem Meißener Rechtsbuch) gegliederte Rechtsbuch Posens nach Magdeburger Recht. 1793 kommt Posen an Preußen. Seit dem Übergang an Polen (1919) ist es Sitz einer Universität.
Lit.: Friese, V., Zur Gründungsurkunde von Posen, ZRG GA 26 (1905), 91; Schmidt, E., Geschichte des Deutschtums im Lande Posen unter polnischer Herrschaft, 1904; Ereciński, T., Das Gewerberecht der Stadt Posen im Mittelalter, 1934 (polnisch); Goerlitz, T., Das Rechtsbuch der Stadt Posen, ZRG GA 60 (1940), 143; Die Magdeburger Schöffensprüche für die Hansestadt Posen, 1944; Maisel, W., Sądownictwo miasta Poznania do końca XVI wieku (Das Gerichtswesen der Stadt Posen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts), 1961. 413 (deutsche Zusammenfassung S. 351-358); Maisel, W., Poznańskie prawo karne do końca XVI wieku (Das Posener Strafrecht bis zum Ende des 16. Jahrhunderts), 1963 (deutsche Zusammenfassung S. 315-318); Poznańska księga prawa Magdeburskiego i Miśnieńskiego (Das Posener Buch des Magdeburger und Meißner Rechts), hg. v. Maisel, W., 1964; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945, hg. v. Hubatsch, W., 1975f.; Wilkierze Poznańskie, hg. v. Maisel, W., Bd. 1ff. 1966ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 53; Serrier, T., Provinz Posen, 2005
positio, lat., F., Setzen, Stellen, Aufgabe, Thema, Herablassen, Niederschlag, Lage, Stellung, Verfassung, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pōnere
positio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie als Position aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.] 4 v.-65 n. Chr.) Tatsachenbehauptung, Artikel (in dem gelehrten Prozess)
Lit.: Köbler, DRG 117, 155; Nörr, K., Ein geschichtlicher Abriss des kontinentaleuropäischen Zivilprozesses, 2015
positiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1817 [Hegel, PolitSchr. 184] drei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie um 1700 aus dem Lateinischen des Altertums [positivus, Adj., gesetzt, 370-380 n. Chr.] aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) gegeben, wünschenswert
Positive Forderungsverletzung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) anscheinend nicht unter Unmöglichkeit und Verzug fallende sonstige Pflichtverletzung des Schuldners. Seit 1902 (Staub) wird sie als besondere Leistungsstörung anerkannt.
Lit.: Kaser §§ 33 III IV 3, 37 I, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 214; Harting, F., Die positiven Vertragsverletzungen, Diss. jur. Hamburg 1967; Würthwein, S., Zur Schadensersatzpflicht wegen Vertragsverletzungen, 1990; Kotulla, M., Die historischen Voraussetzungen für die Entstehung des Rechtsinstituts der positiven Forderungsverletzung, ZRG GA 108 (1991), 358; Stade, N., Die Rechtsgutsverletzung und die Schädigung als Tatbestandsmerkmale der positiven Forderungsverletzung, 1994; Glöckner, H., Die positive Vertragsverletzung, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 155; Lüsing, J., Die Pflichten aus culpa in contrahendo und positiver Vertragsverletzung, 2010
Positives Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem Menschen geschaffene Recht in Gegensatz zu einem ihm möglicherweise oder angeblich vorgegebenen und von ihm nicht abänderbaren Recht (→Naturrecht).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Cathrein, V., Recht, Naturrecht und positives Recht, 1902; Krawietz, W., Das positive Recht und seine Funktion, 1967; Rosenbaum, W., Naturrecht und positives Recht, 1972; Dulckeit, G., Naturrecht und positives Recht bei Kant, 1973; Wege, J., Positives Recht und sozialer Wandel im demokratischen und sozialen Rechtsstaat, 1977
Positivismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die geistesgeschichtliche Strömung, welche die übernatürliche Erklärung der Welt durch die Theologie für ebenso unzutreffend hält wie die philosophische Erklärung mit Hilfe von abstrakten Ideen. Entscheidend ist dieser von Auguste Comte (1798-1857, Discours sur l’esprit positif, 1844) begründeten Sicht die wissenschaftliche Zusammenfassung der tatsächlichen Erscheinungen (des durch Beobachtung Erfahrbaren, Gegebenen, Wirklichen oder Positiven) in Gesetzen, durch die der Gesellschaft ein glückliches Leben gesichert werden soll. Dies wirkt sich in dem Recht durch die Suche nach einem System rein juristischer, positiver und von der gesellschaftlichen Wirklichkeit (wie der Geschichte) gelöster Begriffe aus, die in dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch einen Gesetzespositivismus abgelöst wird. Umstritten ist die Bedeutung des Positivismus für den Nationalsozialismus.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 179, 188, 228, 254; Comte, A., Cours de philosophie positive, Band 1ff. 1830ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt – Von den Anfängen der deutschen Staatsrechtslehre bis zur Höhe des staatsrechtlichen Positivismus, 1956 (Dissertation), 2. A. 1981; Larenz, K., Methodenlehre der Rechtswissenschaft, 1960; Stephanitz, D. v., Exakte Wissenschaft und Rechtspositivismus – Der Einfluss von Naturwissenschaft und Mathematik auf Rechtsdenken und Rechtswissenschaft in zweieinhalb Jahrtausenden, 1970; Oertzen, P. v., Die soziale Funktion des staatsrechtlichen Positivismus, 1974; Dilcher, G., Der rechtswissenschaftliche Positivismus, (in) ARSP 61 (1975), 497; Tripp, D., Der Einfluss des naturwissenschaftlichen, philosophischen und historischen Positivismus, 1983; Rottleuthner, H., Rechtspositivismus und Nationalsozialismus, (in) Recht und Politik, 1983, 195; Tripp, D., Der Einfluss des naturwissenschaftlichen, philosophischen und historischen Positivismus auf die deutsche Rechtslehre im 19. Jahrhundert, 1983; Walther, M., Hat der juristische Positivismus die deutschen Juristen im „Dritten Reich“ wehrlos gemacht? (in) Recht und Justiz im „Dritten Reich, hg. v. Dreier, R. u. a., 1989, 323ff.; Kiesow, R., Das Naturgesetz des Rechtspositivismus, 1997; Fuchs-Heinritz, W., Auguste Comte, 1998; Repplinger, R., Auguste Comte und die Entstehung der Soziologie, 1999; Rechtspositivismus, hg. v. Schmidt, R., 2014; Schinz, M., Die Anfänge des französischen Positivismus, 2020; Spaak, T., The Cambridge companion to legal positivism, 2021
positivus, positīvus, lat., Adj., gesetzt, gegeben, Diom. (370-380 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pōnere
possessio, lat., F., Besitz, Besitzung, Besitztum, Lex agr. (111 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. possidēre
Possessio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – aber Possession -– nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der Besitz. Er nimmt seinen Ausgang davon, dass jemand ein der Allgemeinheit gehöriges Stück Land zu Gebrauch und Nutzen übernimmt. Seine Stellung wird durch →Interdikte des Magistrats gesichert.
Lit.: Kaser § 19; Köbler, DRG 2, 39, 162; Link, M., Possession, possessio und das Schicksal des Common Law, 2003; Vandendriessche, S., Possessio und Dominium im postklassischen römischen Recht, 2006
Possessio (F.) civilis (lat.) ist in dem klassischen römischen Recht der Besitz nach zivilem Recht, der seinen Ausgang von der tatsächlichen Herrschaft über eine Sache nimmt, die bei dem Herausgabeverfahren (Vindikation) auf Seiten des Gegners vorausgesetzt wird.
Lit.: Kaser §§ 19 II, 25 II; Köbler, DRG 39
Possessio (F.) corporalis (lat.) ist in dem spätantiken römischen Recht der körperliche Besitz ohne den Willen, wie ihn der Eigentümer hat.
Lit.: Kaser § 19 VI
Possessio (F.) iuris (lat.) ist in dem späteren römischen Recht der Rechtsbesitz dessen, der einen (lat. [M.]) →ususfructus oder eine Prädialservitut tatsächlich ausübt.
Lit.: Kaser §§ 19 IV, 28 III, 29 I 5
Possessio (F.) triduana (lat.) ist in dem Frühmittelalter das dreitägige Haben einer Sache.
possessorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums abgeleitet sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar. Adj.) Besitz betreffend (in Gegensatz zu petitorisch)
Lit.: Feldmann, R., Der possessorische Besitzschutz und sein Verhältnis zum petitorischen Recht, 2020
possidere, possidēre, lat., V.: nhd. besitzen, im Besitz haben, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. potis, sedēre
Pößneck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) eine Stadt in Thüringen mit rund 12000 Einwohnern
Lit.: Die Schöffenspruchsammlung der Stadt Pößneck, Bd. 1ff. 1957ff.
post, poste (ält.), lat., Adv., Präp., hinten, hinter, hintennach, hernach, nachher, zuletzt, nach, seit, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *posti, Präp., bei, hinter, nach, s. idg. *pos‑, Präp., bei, hinter, nach
Post (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Pontoppidan, DänemKHist. II 316] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 16. Jahrhundert aus dem Italienischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die schriftliche Nachricht, die Beförderung von Menschen und Sachen sowie die dahinterstehende Organisation. Die Post ist schon dem Altertum als (lat. [M.]) cursus publicus, öffentlicher Lauf, unter Augustus bekannt, wenn auch nicht jedermann eröffnet. Ihr Name leitet sich von (lat. [F.]) posita statio, der Wechselstation für befördernde Pferde ab. Erst in dem Spätmittelalter aber entwickelt sich über Stafetten in Oberitalien die Post in dem modernen Sinn, wobei das Wort in dem deutschen Sprachraum erstmals unter dem 8. 12. 1490 belegt ist. Die erste feste Route (1490) betrifft die Verbindung von Innsbruck nach Brüssel (Mecheln, 1507 45 Postbedienstete in dem Heiligen römischen Reich). Zu deren Sicherung erteilt Kaiser Karl V. den von Taxis ein Monopol für eine allgemein zugängliche Post. Als Beförderungsgeschwindigkeit wird mit 7,5 Kilometern pro Stunde gerechnet. 1534 beginnt die Periodizität des Postverkehrs. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts (1597) beansprucht der Kaiser die Post als →Regal (1615 Erblehen), ohne dieses Ziel vollständig durchsetzen zu können. Der Personenverkehr in dem Linientransport beginnt in Frankreich um 1625. Durch technische Verbesserungen erhöht sich die Beförderungsgeschwindigkeit zunehmend. Seit 1712 beginnt in dem Heiligen römischen Reich der Bau von Chausseen. 1756 kommen in Nürnberg täglich 138 Posten an. Seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts geht man zu dem systematischen Straßenbau mit Überwachung und Reparatur über. In dem 19. Jahrhundert ist die Post nicht einheitlich geordnet. 1867 gelingt es Preußen, von dem Haus Thurn und Taxis das Postregal zu erwerben. 1871 wird das Postwesen in der Verfassung des Deutschen Reiches grundsätzlich geregelt. An dem Ende des 20. Jahrhunderts (1989ff.) wird die Post (und Telekommunikation) unter dem Einfluss der Vereinigten Staaten von Amerika privatisiert. Fast gleichzeitig verlangert sich der schriftliche Nachrichtenverkehr in die elektronisch-digitale Beförderung von Erklärungen durch e-mails etwa von Outlook und der Verkauf von Waren von Läden auf digital vermittelnde Versandunternehmen wie Amazon.
Lit.: Köbler, DRG 148, 233; Hudemann, E., Geschichte des römischen Postwesens, 1875, Neudruck 1966, 2. A. 1878; Obmann, F., Die Anfänge des Postwesens und die Taxis, 1909; Geschichte der Deutschen Post, hg. v. Sautter, K., Band 1ff. 1928ff.; Kießkalt, E., Die Entstehung der Post, 1930; Münkler, W., Entwicklungsgeschichte des Postregals in Hessen-Darmstadt, Diss. jur. Marburg 1973; Dallmeier, M., Quellen zur Geschichte des europäischen Postwesens 1501-1806, Band 1ff. 1987ff.; Wyss, A., Die Post in der Schweiz, 1987; Glaser, H./Werner, T., Die Post in ihrer Zeit, 1990; La circulation des nouvelles au moyen âge, 1994; Krauß, M., Das kursächsische Postrecht, 1998; Lotz, W., Die Deutsche Reichspost 1933-1945, 1999; Ueberschär, G., Die Deutsche Reichspost 1933-1945, 1999; Kolb, A., Transport und Nachrichtentransfer im römischen Reich, 2001; Klaes, S., Die Post im Rheinland, 2001; Hesse, J., Im Netz der Kommunikation, 2001; Die deutsche Reichspost 1933-1945 - ausgewählte Dokumente, bearb. v. Lotz, W., 2002; Behringer, W., Im Zeichen des Merkur, 2003; Kohler, C., Straf- und bußgeldrechtliche Probleme der Postreformen, 2005; Lotz, W., Die deutsche Post von der Postreform bis zum Börsengang 1989-2000, 2007; Foschepoth, J., Überwachtes Deutschland, 2012, 2. A. 2013, 3. A. 2013, 4. A. 2014, 5. A. 2017; Benz, A., Integration von Infrastrukturen in Europa - Post, 2013
Postgeheimnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1819 [Reyscher, Ges. XVIII 735, vier Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Italienische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die den Befördernden obliegende Geheimhaltungspflicht der in der →Post enthaltenen Nachrichten und Erklärungen. Die Frage des Postgeheimnisses wird vereinzelt schon früh gesehen. 1690 wird die Unverletzlichkeit auf allen Postwegen in dem Reich garantiert. 1848 wird das Postgeheimnis in die Verfassung einbezogen. 1919 wird dies durch die Weimarer Reichsverfassung wiederholt.
Lit.: Hausladen, B., Das Postgeheimnis und seine Stellung im Kriege, 1919; Bohley, E., Die Verletzung des Post-, Telegraphen- und Fernmeldegeheimnisses, Diss. jur. Frankfurt am Main 1927; Schötz, H., Die Verletzung des Postgeheimnisses durch Beamte, Diss. jur. Erlangen 1933; Melzer, W., Das Post- und Fernmeldegeheimnis, 1971; Welp, J., Die strafprozessuale Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs, 1974
Postglossator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist (in einer seit etwa 1950 als unangemessen und veraltet angesehenen Benennung) der dem →Glossator zeitlich (lat. post, ab etwa 1230) folgende spätmittelalterliche kommentierende und gutachtende Jurist vor allem Italiens. →Konsiliator, Kommentator
Lit.: Söllner §§ 2, 25; Kroeschell, DRG 2; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 6ff., 2. A. 1850f.; Engelmann, W., Die Schuldlehre der Postglossatoren, 1895, Neudruck 2013, Neudruck 1965, 2013; Fränkel, R., Zur Zessionslehre der Glossatoren und Postglossatoren, (in) ZHR 66 (1910), 305; Stampe, E., Das Zahlkraftrecht der Postglossatorenzeit, 1928
postliminium, postlīminium, lat., N., Rückkehr in den früheren Rechtszustand, Rückkehrrecht, Heimkehrrecht, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. post, līmen
Postliminium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die Rückkehr in den früheren Rechtszustand nach Ende der Kriegsgefangenschaft.
Lit.: Kaser §§ 15 II 2, 26 I 1, 58 VII 1b
Postregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1641 [ RAbsch. III 566] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →Post
Lit.: Waitz, W., Die Entwicklung des Begriffs der Regalien, 1939
postumus (1), posthumus, lat., Adj., letzte, nach dem Tode eintretend, nach dem Tode erfolgend, nachgeboren, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. post
Postumus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL- ausgenommen Adjektiv posthum Ende 18. Jahrhundert – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1500 [Summa legum 336] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen postum – nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [Adj. und substantiviert M.] um 125-175 n. Chr.) (, posthumus) ist der nach dem Tod des Vaters Geborene. Er wird, soweit dies seinem Vorteil dient, während der gesamten etwa neunmonatigen Schwangerschaft als bereits geboren betrachtet (lat. →nasciturus pro iam nato habetur, der geboren Werdende wird für bereits geboren gehalten).
Lit.: Kaser §§ 13 II 1, 66 I 1, 68 III 3, 69 II 3
Postwertzeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Nachweis der Entrichtung der Beförderungsgebühr der Post dienende und regelmäßig vor der Nutzung von dem wahrscheinlichen Postnutzer bei der Post gekaufte Wertzeichen für die Beförderung von Post, das bei Briefen als Briefmarke bezeichnet wird. Es erscheint in Ansätzen in Paris seit 1653, danach in England 1840 sowie in dem Deutschen Bund in Bayern an dem 1. 11. 1849.
Lit.: Kohler, J., Die Briefmarke im Recht, (in) Archiv f. bürgerl. Recht 6 (1892), 316; Andrae, W., Die privatrechtliche Natur der Briefmarke, Diss. jur. Jena 1933; Müller, W., Die Briefmarke, Diss. jur. Erlangen 1958
potens, potēns, lat., (Part. Präs.=)Adj., mächtig, vermögend, könnend, fähig, einflussreich, herrschend, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. posse;
potens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [Adj.]) mächtig, „potent“
Lit.: Hölkeskamp, J., Die Entstehung der Nobilität, 1987; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Stände, Schichten und Gruppen in den Leges Barbaroum, 1991; Lafferty, S., Law and Society in the Age of Theoderic the Great, 2013
potestas, potestās, putestās, lat.. F., Vermögen, Kraft, Wirkung, Wert, Macht, Gewalt, Herrschaft, Gewalthaberstelle, Gewalthaber, Behörde, Machthaber, höherer Staatsbeamter, Erlaubnis, Gelegenheit, Möglichkeit, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. posse
potestas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) Gewalt, Macht
Pothier, Robert-Joseph (Orléans 9. 1. 1699–Orléans 2. 3. 1772) Präsidialgerichtsratssohn, wird nach dem Rechtsstudium 1720 Präsidialgerichtsrat in Orléans, 1743 Rat der Domänenkammer, 1746 Magistratsbeamter und 1749 Professor für französisches Recht in Orléans. Von →Domat beeinflusst, fasst er als Vertreter der →eleganten Jurisprudenz des späten (lat.) →usus (M.) modernus pandectarum in den Pandectae Justinianae (1748-1754) die römischen Digesten zu einem systematisch neugeordneten kurzen Werk zusammen. Danach stellt er die 1740 von ihm erstmals herausgegebene Coutume d´Orléans dem römischen Recht gegenüber (1760). Schließlich veröffentlicht er Abhandlungen zu dem Zivilrecht (beispielsweise traité des obligations 1761, Abhandlung über Schulden) und zu dem Prozessrecht, mit denen er die Systematik und das Schuldrecht des Code civil (1804) und damit die Rechtseinheit Frankreichs vorbereitet. S. Google
Lit.: Fenet, P., Pothier analysé, 1826; Arnaud, A., Les origines doctrinales, 1964; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; König, H., Pothier und das römische Recht, 1971; Zimmermann, R., Der Einfluss Pothiers auf das römisch-holländische Recht in Südafrika, ZRG GA 102 (1985), 168
Potsdam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) an der Havel wird 993 (als slawische Siedlung Poztupimi) urkundlich erwähnt. Das Edikt von Potsdam von dem 8. 11. 1685 gewährt französischen Hugenotten Aufnahme in Preußen. Das Potsdamer Abkommen von dem 2. 8. 1945 erfasst Beschlüsse der (zunächst 3) Alliierten über die Zukunft des besiegten Deutschen Reiches (beispielsweise Aufteilung in vier Besatzungszonen, Einsetzung eines Alliierten Kontrollrats als höchste Regierungsgewalt in Berlin, Abrüstung, Entmilitarisierung, Verurteilung von Kriegsverbrechern, vorläufige Anerkennung der Oder-Neiße-Linie). 1991 entsteht in Nachfolge der 1948 gegründeten Pädagogischen Hochschule Karl Liebknecht und der deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft Walter Ulbricht in Potsdam eine Universität. S. Google
Lit.: Übersicht über die Bestände des brandenburgischen Landeshauptarchivs Potsdam, Teil 1f., bearb. v. Beck, F. u. a., 1964ff.; Antoni, M., Das Potsdamer Abkommen – Trauma oder Chance?, 1985; Graml, H., Die Alliierten und die Teilung Deutschlands, 1985, Neudruck 2016; Meissner, B./Veiter, T., Das Potsdamer Abkommen, 1986; Benz, W., Potsdam 1945, 1986, 4. A. 2005, Hahn, P., Geschichte Potsdams, 2003; Kamp, S., Die verspätete Kolonie – Hugenotten in Potsdam 1685-1809, 2011; Person, L., Bezirkstag und Rat des Bezirkes Potsdam 1952-1990, 2014
Pound, Roscoe (Lincoln/Nebraska 27. 10. 1870-Cambridge/Massachusetts 1. 7. 1964) wird nach dem Studium von Botanik und Rechtswissenschaft in Harvard Anwalt, 1899 Assistant Professor in Nebraska, danach Professor in Nebraska, an der Northwestern University (1907), Chicago (1909) und in Harvard (1919). Er ist der führende Vertreter der (engl.) →sociological jurisprudence mit dem Ziel, das Recht als (engl.) social engineering (gesellschaftliche Verbesserungstätigkeit) zu verstehen. Ihm zufolge müssen Gesetzgeber wie Richter stets die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen ihres Handelns beachten.
Lit.: Sayre, P., The Life of Roscoe Pound, 1948; Weirich, H., Das rechtsphilosophische Werk von Roscoe Pound, 1951; Fikentscher, W., Roscoe Pound, (in) FS K. Larenz, 1973, 93; Wigdor, D., Roscoe Pound, 1974
prä (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 12.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel als Präfix verwendet) vor, voraus, voran
Präambel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in dem 15. Jahrhundert aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorspruch
Lit.: Dietze, H., Der Gesetzesvorspruch, 1939; Lehmann-Brauns, U., Die staatsrechtliche Bedeutung der Präambel des Grundgesetzes, 1964; Papenheim, A., Präambeln in der deutschen Verfassungsgeschichte, Diss. jur. Münster 1998
praeambulus, lat., Adj., vorangehend, Mart. Cap. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praeambulāre
Practica nova imperialis Saxonica rerum criminalium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) →Carpzov
prae, lat., Präp., voran, voraus, Carm. Sal., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prai, *pₑrai, Präp., vor, voran, s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch
praebenda, lat., F., Gewährendes, Leistung, s. latein_a_z.docx, s. prae, habēre, praebēre, N.Pl. bzw. später F.]) →Pfründe
praeceptio, lat., F., Vorwegnahme, Vorausempfang, Unterweisung, Vorschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praecipere, prae, capere
Praeceptio Chlotharii II. (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das Kapitular des merowingischen Königs Chlothar II. (str.) (584–629) von etwa 600 (616?, 617?, 586-600), das sich in vierzehn Kapiteln unter weitgehender Übernahme römischen Rechtes mit Verfahren, Erbe, Ehe, Ersitzung sowie Kirche befasst.
Lit.: Boretius, A., Capitularia regum Francorum, Bd. 1 1883, Neudruck 1969, 18; Kocher, G., Das Pariser Edikt, 1976; Woll, I., Untersuchungen zu Überlieferung und Eigenart der merowingischen Kapitularien, 1995; Esders, S., Römische Rechtstradition und merowingisches Königtum, 1997
praeceptum, lat., N., Vorschrift, Verordnung, Regel, Lehre, Weisung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praecipere, prae capere
praeda, praida (ält.), lat., F., Beute (F.) (1), Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praehendere, s. prae, *handere
Lit.: Redlich, Fritz, De praeda militari, 1956
praefectus, lat., M., Vorgesetzter, Vorsteher, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praeficere, s. prae, facere
praefectus (M.) praetorio (lat.) Prätorianerpräfekt, Vorsteher der Leibgarde des Kaisers (in Rom)
Lit.: Kaser § 87 I 2; Söllner 14, 16, 17; Köbler, DRG 55
praefectus (M.) urbi (lat.) Stadtpräfekt
Lit.: Kaser § 87 I 2, II 2; Söllner §§ 14, 17; Köbler, DRG 55
praeferre, lat., V., vorziehen, vortragen, Sisenna (120-67 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. prae, ferre
praeiudicium, praeiūdicium, lat., N., Vorentscheidung, Vorbescheid, Präjudiz, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prae, iūdicium, iūdex
Lit.: Kaser §§ 60 I 4, 83 II 10
praelatus, praelātus (1), lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. vorgezogen, vorgesetzt, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praeferre
praenomen, praenōmen, lat., N., Vorname, Titel, Cic. (81-43 v. Chr.). s. latein_a_z.docx, s. prae, nōmen
praes, praevides (ält.), lat., M., Bürge, Vermögen der Bürgen, Habe der Bürgen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prae; s. idg. *u̯adʰ‑, Sb., V., Pfand, Pfand geben, wetten
Lit.: Kaser §§ 7 III, 1, 57 II 1
praescriptio, praescrīptio, lat., F.: nhd. Vorschreiben, Titel, Überschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praescrībere, s. prae, scrībere
Lit.: Kaser §§ 4 II 2, 25 IV 1, 83 II 12, 87
praeses, lat., M., Vorsteher, Vorgesetzter, Vorsitzender, Beschützer, Unterfeldherr, Legat (M.), Statthalter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. praesidēre, s. prae, sīdere
praestare, praestāre, lat., V., voranstehen, vorzüglicher sein (V.), sich auszeichnen, sich hervortun, übertreffen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. prae, stāre
Lit.: Kaser § 34 I 1; Köbler, DRG 43
praesumptio, praesūmptio, lat., F., Vorausnehmen, Vorgebrauch, Vorgenuss, (Vermutung,) Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praesūmere, s. prae, sūmere
Lit.: Kaser §§ 84 I 1, 87 II 6; Köbler, DRG 29
praesumptio (F.) Muciana (lat.) →Vermutung des Quintus →Mucius Scaevola (der in der Ehe anfallende Erwerb stammt vermutlich von dem Ehemann [in Österreich 1978 aufgehoben], Gegenbeweis möglich)
Lit.: Kaser § 59 I 3; Köbler, DRG 29
praeter, lat., Adv., außer, ausgenommen, vor über, mehr als, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prai, *pₑrai, Präp., vor, voran, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch
praetor, lat., M., Prätor, Anführer, Vorgesetzter, Kriegsoberster, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. praeīre
Praetor (lat. [M.], Prätor, Wort um 450 v. Chr.) ist in dem altrömischen Recht der bei dem Sturz des Königs 509 v. Chr. diesem folgende höchste römische Amtsträger, der 367 v. Chr. die Zuständigkeit für die Streitverfahren erringt(, oder der 367 v. Chr. zu der Entlastung der Konsuln geschaffene Magistrat). 242 v. Chr. wird eine zweite Prätorenstelle eingerichtet, zu der später weitere Provinzpräturen hinzukommen. An der Wende des 2. zu dem 1. Jahrhundert v. Chr. werden die Prätoren an die Stadt Rom gebunden. Der Prätor kann Edikte verkünden.
Lit.: Kaser §§ 2 II 1, 80 II 3; Köbler, DRG 18, 31, 32; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Kunkel, W./Wittmann, R., Die Magistratur, 1995; Brennan, T., The Praetorship in the Roman Republic, 2000
Praetor (M.) peregrinus (lat.) ist in dem klassischen römischen Recht der seit 242 v. Chr. (Eroberung Siziliens) für Streitigkeiten mit einem Fremden (lat. [M.] peregrinus) zuständige →praetor.
Lit.: Kaser § 80 II; Söllner §§ 6, 9; Köbler, DRG 32; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
Praetor (M.) urbanus (lat.) ist der seit der Aufteilung der Prätur 242 v. Chr. für Streitigkeiten römischer Bürger untereinander zuständige →praetor.
Lit.: Kaser § 80 II 3a, 4a; Söllner §§ 6, 9, 15; Köbler, DRG 18, 32; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
Präfekt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1386/1415 [StraßburgStChr. II 509] und 1818 [Landsberg, Gutachten 187] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in dem 18. Jahrhundert über das Mittelniederdeutsche aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vorsteher
Lit.: Eckhardt, K., Präfekt und Burggraf, ZRG GA 46 (1926), 163; Les Préfets en France (1800-1940), hg. v. Chenot, B. u. a., 1978
Präfektur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1709 [Schulz, FremdWB.] und 1813 [Campe Erg.-Bd.] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) ist ein in Anlehnung an den römischen (lat. [M.]) praefectus geschaffene Zuständigkeitsbereich eines Amtsträgers, wobei in der Spätantike das römische Reich in vier Präfekturen mit je einem Prätorianerpräfekten geteilt ist.
Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954, 52; Claude, D., Niedergang, Renaissance und Ende der Präfekturverwaltung, ZRG GA 114 (1997), 352; Bigot, G., L‘Administration française, Band 1f. 2010ff.
Prag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Wort zu praha, Sb. Schwelle in dem Flusse Moldau?, N.) an der Moldau entsteht (als Burg) vermutlich in dem späten 9. Jahrhundert. 973 wird es Sitz eines Bistums. Um 1235 ist die vorstädtische Zeit abgeschlossen. 1344 wird das Bistum unter Karl (IV.) von Luxemburg Erzbistum. 1348 richtet König Karl IV. in Prag eine Universität ein (, aus der sich 1372 eine eigenständige Rechtsfakultät abspaltet, die 1418 aufgelöst, 1638 neu gegründet und 1654 in die neue Universität eingefügt wird [1784 deutsche statt lateinischer Unterrichtssprache] und aus der 1881/1882 je eine deutsche Universität mit zunächst 10 ordentlichen Professoren der Rechtswissenschaft, zwei außerordentlichen Professoren und drei Privatdozenten und eine böhmische bzw. tschechische Universität mit 5 ordentlichen juristischen Professoren, 5 außerordentlichen Professoren und zwei Dozenten werden). 1918 wird die auch wegen der beiden Prager Fensterstürze von dem 30. 7. 1419 (siebener danach ermordeter Ratsherren durch Hussiten), 23. 5. 1618 (zweier überlebender kaiserlicher Statthalter und eines Schreibers durch Protestanten) und des Fenstersturzes von dem 10. 3. 1948 (Außenminister Jan Masaryk, Opfer der Geheimpolizei?) sowie des Prager Frühlings (März 1968 durch Alexander Dubček, Reformmaßnahmen durch die Sowjetunion an dem 21. 8. 1968 gewaltsam beendet) bekannte Stadt, deren einzelne Teile erst 1781 rechtlich zusammengefasst werden und von deren 100000 Einwohnern 1840 zwei Drittel deutsch sprechen (1880 314000, davon 42000 Deutsche und deutschsprachige Juden, 1900 rund 450000 Einwohner, davon 34000 deutschsprachig, davon 18000 Juden), Hauptstadt der →Tschechoslowakei bzw. nach deren Auflösung 1993 der Tschechei.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 100; Tomek, W., Geschichte der Stadt Prag, Bd. 1 1857, Neudruck 1972; Zycha, A., Prag, 1912; Weizsäcker, W., Die Altstadt Prag und das Nürnberger Recht, ZRG GA 60 (1940), 117; Schlüter, O., Prag, 5. A. 1943; Dejiny Prahy, hg. v. Janácek, J., 1964; Fiala, Z., Die Anfänge Prags, 1967; Seibt, F., Von Prag bis Rostock, (in) FS W. Schlesinger, Bd. 1 1973, 406; Die Universität zu Prag, 1986; Mezník, J., Praha pred husitskou revolucí, 1990; Oberkofler, G., Die Vertreter des römischen Rechtes, 1991; Nebor, L./Rohan, B., Prag, 1993; Fuchs, M., Die Prager Rechtsfakultät, (in) Monatshefte für osteurop. Recht 1998, 3, 167; Universitäten in nationaler Konkurrenz, hg. v. Lemberg, H., 2003; Prag, hg. v. Zimmermann, H., 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Prager Frühling, hg. v. Karner, S. u. a., 2008; Stočes, J., (Die Prager Universitätsnationen bis 1409), 2010; Liber vetustissimus Antiquae civitatis Pragensis 1310-1518, hg. v. Pátková, H., 2011
prägen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL [Glosse] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [FreibergUB. II 179] in zehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schlagen, formen
Prägestätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Ort, an dem eine →Münze hergestellt wird (beispielsweise für die frühere Deutsche Mark vor Einführung von Euro und Cent A Berlin, D München, E Muldenhütten, F Stuttgart, G Karlsruhe, J Hamburg).
Lit.: Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte, 1975; Alten, D. u. a., Die römische Münzserie Beata Tranquillitas in der Prägestätte Trier 321-323, 2004; Rizzoli, H., Die Meraner Münzstätte unter den Habsburgern bis 1477 und die görzische Prägestätte Lienz/Toblach, 2006
Pragmatik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Pragmatiker – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar. F.) Ausrichtung auf Nützliches
pragmatisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Schulz FremdWB.], 1741 [Zedler] und 1813 [Campe] Erg.Bd. in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen sowie teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adjektiv) tüchtig, sachlich, sachbezogen, nützlich, zielorientiert (beispielsweise pragmatische bzw. gemeinsame Angelegenheiten in dem Ausgleich Österreichs gegenüber Ungarn 1867, auswärtige Angelegenheiten, Kriegswesen und die dafür nötigen Gelder in Gegensatz zu den dualistischen Angelegenheiten)
Lit.: Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten, 2001
Pragmatische Sanktion (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat. sanctio [F.] pragmatica) ist allgemein das bedeutende kaiserliche Gesetz. In der pragmatischen Sanktion von Bourges (1438, aufgehoben 1461) führt König Karl VII. von Frankreich Teile der Beschlüsse des Konzils von Basel durch Gesetz in Frankreich ein. 1549 gestaltet Karl V. in einer pragmatischen Sanktion die Erbfolge für das burgundisch-niederländische Erbe. An dem 19. 4. 1713 veröffentlicht Kaiser Karl VI. (1685-1740) auf der Grundlage eines geheim gehaltenen älteren (lat.) pactum (N.) mutuae successionis (Vertrag über die gegenseitige Erbfolge) mit seinem Vater Leopold (I.) und seinem älteren Bruder Joseph (I.) von 1703 und in Abkehr von dem salischen Erbfolgerecht ein Hausgesetz der Habsburger als pragmatische Sanktion (Erklärung über die Vereinheitlichung des habsburgischen Thronfolgerechts). Dieses geht von der Unteilbarkeit und Untrennbarkeit der habsburgischen Länder aus. Weiter bestimmt es die →Primogenitur (Linealprimogenitur) in dem männlichen und hilfsweise weiblichen Stamm und damit den Vorrang der ehelichen Söhne Karls VI. vor den (fehlenden) ehelichen Söhnen seines älteren und auch vor ihm versterbenden Bruders Kaiser Joseph I. (1678-1711) und der ehelichen Töchter des letzten (ebenfalls später ohne männlichen Thronerben versterbenden) Throninhabers (Karls VI.) vor den ehelichen Töchtern Josephs I. Seit 1720 wird diese pragmatische Sanktion den Ständen der habsburgischen Länder (zuletzt 1723 Ungarn), danach den europäischen Staaten und 1732 dem Reichstag des Heiligen Römischen Reiches zu der Billigung vorgelegt, die auch erfolgt. Sie wirkt sich 1740 wegen Fehlens männlicher Erben (sowohl des zuerstverstorbenen Joseph I. wie Karls VI.) zu Gunsten Karls VI. (als längstlebenden männlichen Habsburgers) 1720 geborener ältester ehelicher Tochter Maria Theresia aus, deren Erbrecht aber von Bayern und Sachsen bestritten wird (österreichischer Erbfolgekrieg). Ihre 1748 allgemein anerkannte Geltung endet 1918. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 131; Baltl/Kocher; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PragSankt1713.htm ; Mommsen, T., Sanctio pragmatica, ZRG RA 25 (1904), 51; Valois, N., Histoire de la Pragmatique Sanction de Bourges, 1906; Die pragmatische Sanktion, hg. v. Turba, G., 1913, 48; Michael, W., Das Original der pragmatischen Sanktion Karls VI., 1929 (SB Wien); Schönbauer, E., Die pragmatische Sanktion, (in) Forschungen und Fortschritte 35 (1961), 179; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1979; Kussmaul, P., Pragmaticum und Lex, 1981; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, 2006, 192f.; Kaiser, W., Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, 2007; Pöppel, M., Die pragmatische Sanktion von 554 n. Chr., 2016; Glashagen, M., Dynastie, Reich und Europa – die Pragmatische Sanktion im Kontext von politischer Idee und diplomatischer Praxis Karls VI., 2020; Reigner, G., Die Pragmatische Sanktion – Reaktionen der österreichischen Erblande und der europäischen Mächte, 2021
Präjudiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL, aber präjudizieren [16.? Jahrhundert] – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1535 [Strieder. Notariatsarch.] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das Vorurteil oder die Vorentscheidung. Insbesondere in einem richterlichen →Fallrecht (beispielsweise →England) ist das Präjudiz außerordentlich bedeutsam ([lat.] stare decisis, bei Entschiedenem bleiben). In der Rechtswirklichkeit halten sich aber auch sonst Untergerichte wegen der tatsächlichen Machtverhältnisse in Instanzenzügen regelmäßig an die vorliegenden Entscheidungen von Obergerichten und Obergerichte wegen Wahrung ihrer behaupteten Überzeugungskraft an ihre Vorentscheidungen.
Lit.: Esser, J., Grundsatz und Norm, 1956, 73ff.; Lucas, D., Die Bindung des Richters an das Präjudiz im englischen Recht, 1962; Cross, R., Precedent in English Law, 2. A. 1968; Dawson, J., The Oracles of Law, 1968; Schlüter, W., Das obiter dictum, 1973; Weller, H., Die Bedeutung der Präjudizien, 1979; Effer-Uhe, O., Die Bindungswirkung von Präjudizien, 2008; Baudenbacher, C., The role of precedent, 2011; Payandeh, M., Judikative Rechtserzeugung, 2017; Klein, O., Zur Frage der Bindung höchster Gerichte an ihre Rechtsprechung, 2018
Prälat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1210-1220 [Tristan] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht der hohe kirchliche Amtsträger, der kraft seines Amtes Leitungsgewalt hat oder aus anderen Gründen den Titel P. ehrenhalber führt (beispielsweise Erzbischof, Bischof, Abt). Der Prälat zählt in dem Heiligen Römischen Reich teilweise zu Kurfürsten und Reichsfürsten, in den Ländern zu den Landständen (Äbte, Pröpste, selten Bischöfe).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 111, 149; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Aulinger, R., Das Bild des Reichstages im 16. Jahrhundert, 1980, 106
Prälatenbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1746 [Moser, StaatsR. 28, 295, 28, 300, 26, 326, 27, 95] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Heiligen Römischen Reich das Kollegium der nichtfürstlichen Geistlichen in dem Reichstag und Kreistag und die Gesamtheit der Geistlichkeit in dem Landtag.
Lit.: Das Staatsrecht des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Maier, K., Die Diskussion um Kirche und Reform im schwäbischen Reichsprälatenkolleegium zur Zeit der Aufklärung, 1978; Reden-Dohna, A. v., Die schwäbischen Reichsprälaten im Zeitalter des Barock, 1982
Prälegat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1616/1629 in älteren deutschen Rechtsquellen [OberösterreichLandtafel und 1794 ALR] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Vorausvermächtnis
Lit.: Beseler, G., Zur Lehre vom Prälegat, 1929; Lübtow, U. v., Zur Lehre vom Prälegat, 1951; Zankl, W., Das gesetzliche Vorausvermävhttnis des Ehegatten, 1996; Wimmer, M., Das Prälegat, 2004
Prämonstratenser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Zusammensetzungen - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörtrerbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und in den Bestandteilen das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Angehörige des von Norbert von Xanten in Prémontré bei Laon 1120 begründeten →Ordens, der 1122 in Cappenberg seine erste deutsche Niederlassung errichtet.
Lit.: Winter, F., Die Praemonstratenser, 1865; Grassl, B., Der Praemonstratenserorden, 1934; Horstkötter, L., Der heilige Norbert und die Praemonstratenser, 1974; Gehle, B., Die Praemonstratenser in Köln, 1978; Backmund, N., Geschichte des Prämonstratenserordens, 1986; Penth, S., Prämonstratenser und Staufer, 2003; Studien zum Prämonstratenserorden, hg. v. Crusaius, I. u. a., 2003; Norbert von Xanten und der Orden der Prämonstratenser, hg. v. Ullrich, S. u. a., 2007; Halder, K., Norbert von Xanten, 2010; Petersen, S., Prämonstratensische Wege nach Rom, 2015; Leinsle, U., Die Prämonstratenser, 2020
Pranger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert [Stadtrecht Prag] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1307? [Tomaschek, Trient 129] in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch deutscher Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht mit lat. [V.] premere, drücken verbindbar und mittelniederdeutscher Herkunft, M.) ist in dem Spätmittelalter und in der Frühneuzeit eine Einrichtung (beispielsweise Halseisen, Schandpfahl), mit deren Hilfe ein Mensch wegen eines Verstoßes öffentlich zu der Schau gestellt werden kann (Ehrenstrafe). Der Pranger ist sachlich seit dem 13. Jahrhundert unter verschiedenen Namen und in verschiedenen Formen bezeugt. Vielleicht stammt er aus dem kirchlichen Bereich. Verwendet wird er bei Friedensbruch, (kleinem) Diebstahl, Betrug, Lästerung, Unzucht, Beleidigung, falschem Maß und Gewicht u. s. w.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 119; Wielandt, F., Pranger und Prangerstrafe in Konstanz, ZRG GA 54 (1934), 253; Bader-Weiß, G./Bader, K., Der Pranger, 1935; Hefele, F., Vom Pranger, (in) Schau-ins-Land 62 (1935), 56; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Horna, R., Pranýř, 1941 (tschechisch); Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege, 1946; Preu, A., Pranger und Halseisen, Diss. jur. Erlangen 1949; Carlen, L., Der Pranger im Wallis, ZRG GA 73 (1956), 396; Horna, R., Der Pranger in der Tschechoslowakei, 1965; Maisel, W., Der Pranger in Posen, ZRG GA 93 (1976), 340; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Schild, W., Folter, Pranger, Scheiterhaufen, 2010; Frohling, M., Der moderne Pranger – Von den Ehrenstrafen des Mittelalters bis zur Prangerwirkung der medialen Berichterstattung im heutigen Strafverfahren, 2014
Prärogative (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1527 [Sachsen/Sehling, EvKO I 1 144] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Mittelniederdeutsche aus dem Lateinischen des Altertums [praerogativa, F. zuerst zustimmende Zenturie, 81-43 v. Chr.] aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorrecht (beispielsweise des Monarchen in der konstitutionellen Monarchie Einberufung des Parlaments, Auflösung des Parlaments, Ernennung eines Ministers, Entlassung eines Ministers, Begnadigung)
Lit.: Ohnesorge, H., Die Siegel als Mittel königlicher Prärogative in England im 13. und 14. Jahrhundert, 1928; Dafinger, A., Gründersippen - Legitimation, Autorität und Prärogative von Aristokratie in traditionellen Gesellschaften, 1994; Bickenbach, C., Die Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers, 2014; Kaiser, R., Europarecht – Prärogative und Devolution, 2017
Präsentation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1451 [HildesheimUB. VII 11] in neunzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorstellung, Vorschlag
Präsentationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 [JbWestfKG. 7 1905 57] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das Recht, einen Kandidaten für ein Amt vorzuschlagen.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kamptz, C. v., Darstellung des Präsentationsrechts zu den Assessoraten am kaiserlichen und Reichskammergericht, 1802; Spenkuch, H., Das preußische Herrenhaus, 1898; Karg, T., Das Präsentationsrecht der Stadt Dinkelsbühl auf geistliche Stellen, 1926; Jahns, S., Das Reichskammergerricht und seine Richter, 2011, 168ff.
Präsenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1348 [WetzlarUB. I 643] in zwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums [praesentia, F., Gegenwart, 190-159 v. Chr.] aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anwesenheit
Lit.: Hartmann, A., Sowjetische Präsenz im kulturellen Leben der SBZ und frühen DDR, 1998; Gumbrecht, H., Präsenz 2012
Präsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 39] in fünfundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Mittelniederdeutsche aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Vorsitzender
Lit.: Buchheit, G., Richter in roter Robe – Freisler – Präsident des Volksgerichtshofes, 1968; Hartmann, J., Der amerikanische Präsident, 1977; Van der Hek, A., Hjalmar Schacht – Präsident der Reichsbank, 2020
präsidentiell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Mittelniederdeutsche aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) den Präsidenten betreffend (beispielsweise präsidentielle Demokratie in den Vereinigten Staaten von Amerika oder in Frankreich)
Lit.: Hartmann, J., Westliche Regierungssysteme – Parlamentarismus, präsidentielles und semi-präsidentielles Regierungssystem, 2000
präsidial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Zusammensetzungen - nicht belegt sowie von Präsident bzw. Präsidium abgeleitet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Präsidum bzw. Präsident betreffend
Präsidialdiktatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die durch einen Präsidenten ausgeübte Diktatur.
Lit.: Wendt, B., Politik zwischen Parlamentsdemokratie und Präsidialdiktatur – die Ära Brüning, 1992
Präsidialsystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das politische System, in dem ein Präsident die wesentlichen Entscheidungen trifft, wobei er sich auch eines Präsidialkabinetts oder einer Präsidialregierung bedienen kann.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Gessner, D., Agrardepression und Präsidialregierung in Deutschland 1930-1933, 1978; Steinsdorff, S. v., Das Parlament im Präsidialsystem, 2009
Pratobevera, Carl Joseph (Bielitz/Schlesien 17. 2. 1769-Wien 6. 12. 1853) wirkt an dem Strafgesetzbuch Österreichs von 1803 (Revision) und an dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (1811/1812) (Endredaktion) mit und gibt von 1815 bis 1824 die Materialien für Gesetzkunde und Rechtspflege heraus. S. Google
Lit.: Ein österreichischer Jurist im Vormärz, hg. v. Neschwara, C., 2009
Prätor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) →praetor (um 450 v. Chr., M.
Prävention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1748 [Jablonski, Lex. 837] in fünf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus praeventio, lat., F., Zuvorkommen, Falle, Betrügerei [um 345-411/412 n. Chr.] des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Zuvorkommen, Verhütung
Lit.: Geschichte der Prävention, hg. v. Hähner-Rombach, S., 2015
Präzedenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – ausgenommen Präzedenzfall – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1705 [Kluge Beamte I 2 92, 93] in drei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Präzedenzfall und präzedenzlos – nicht belegt, aber in Google belegt und aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Vorhergehendes
Lit.: Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft – das albertinische Sachsen und seine Zuordnung zu Kaiser und Reich im 16. Jahrhundert, 2008
Präzedenzfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) vorhergehender Fall, Beispiel
Lit.: Cross, R., Precedent in English law, 1961
Precaria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist in dem Frühmittelalter die Leihe von Grundstücken (Bittleihe). Sie gewährt dem Leihenehmer ein Nutzungsrecht und dem Leihegeber eine Gegenleistung (Abgabe, Dienst). Sie kann frei widerruflich, auf Zeit vereinbart oder vererblich sein. Das Leihegut kann von dem Leihenehmer stammen (sog. precaria oblata), von dem Leihegeber (sog. precaria data) oder zu je einem Teil von beiden (sog. precaria remuneratoria, gelohnte Bittleihe). Ein Zusammenhang mit dem (lat. [N.]) →precarium ist unsicher.
Lit.: Hübner 348; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 91; Hartmann, L., Bemerkungen zur italienischen und fränkischen Precaria, 1906; Haff, K., Die königlichen Prekarien im Capitulare Ambrosianum, ZRG GA 33 (1912), 453; Levy, E., Vom römischen precarium zur germanischen Landleihe, ZRG RA 66 (1948), 1; Voltelini, H., Precaria und Benefizium, (in) VSWG 16 (1922), 259; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994; Jussen, B., Die Franken, 2014; Groß, K., Visualisierte Gegenseitigkeit, 2015
precaria (F.) data (lat.) gegebene →precaria
precaria (F.) oblata (lat.) empfangene →precaria
precaria (F.) remuneratoria (lat.) belohnte →precaria
precario ([lat.] durch Bittleihe) →Interdikt
precarium, precārium, lat., N., bittweises widerrufliches Besitzverhältnis, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. precārius
Precarium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [N.]) ist in dem römischen Recht die Bittleihe. Das precarium betrifft die Leihe einer (beweglichen oder unbeweglichen) Sache zu Gebrauch oder Nutzung unter der Möglichkeit des jederzeitigen freien Widerrufs des Gebers. Dritten gegenüber ist der Empfänger durch ein Interdikt geschützt. Das precarium ist grundsätzlich unentgeltlich. Ein Zusammenhang mit der (lat. [F.]) →precaria ist unsicher.
Lit.: Kaser §§ 19 II 2, 19 IV 2, 39 II, 42 II 6; Köbler, DRG 40, 63, 64; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956, 264; Kaser, M., Zur Geschichte des precarium, ZRG RA 89 (1972), 45
Preis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1150-1170 [Alexanderroman des Pfaffen Lamprecht] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach, Parzival IV 208, 22] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Gegenwert (in Geld) für die Erlangung einer Leistung, insbesondere für den Verkauf einer Ware, der nach (bereits seit Plato [Athen? 428/427 v. Chr.-Athen 348/347 v. Chr.] umstrittener Ansicht) auch gerechter Preis sein soll. →iustum pretium
Lit.: Kaser § 41; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 240; Crebert, H., Künstliche Preissteigerung durch Für- und Aufkauf, 1916; Kelter, E., Geschichte der obrigkeitlichenPreisregelung, Band 1 1935; Trusen, W., Äquivalenzprinzip und gerechter Preis, (in) FS G. Küchenhoff, 1967, 247; Welti, M., Der gerechte Preis, ZRG GA 113 (1996), 424; Mertens, B., Im Kampf gegen die Monopole, 1996; Preise im vor- und frühindustriellen Deutschland, hg. v. Gerhard, H. u. a., 2001; Pricing-Forschung in Deutschland, hg.v. Diller, H., 2005; Diller, H. u. a., Pricing, 5. A. 2020; Gerhard, H./Engel, A., Preisgeschichte der vorindustriellen Zeit, 2006; Preispolitik und Lebensstandard, hg. v. Streiner, A., 2006; Zündorf, I., Der Preis der Marktwirtschaft, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; De Bruijn, N., Latent Defect or Excessive Price? Exploring Early Modern Legal Approach to Remedying Defects in Goods Exchanged for Money, 2019
Preisbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Bindung der Verkäufer bestimmter Waren an einheitliche Festpreise. Sie wird in verschiedenen Zeiten versucht (Spätantike, Spätmittelalter, Merkantilismus, 20. Jahrhundert [10. 4. 1948]). Das deutsche Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen von dem 27. 7. 1957 erlaubt die vertikale Preisbindung für Markenartikel, Verlagserzeugnisse und landwirtschaftliche Erzeugnis. 1973 wird sie grundsätzlich aufgegeben, für Bücher aber beibehalten. S. Google
Lit.: Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Kelter, E., Die obrigkeitliche Preisregelung, 1935; Bog, I., Der Reichsmerkantilismus, 1959; Franzen, H., Preisbindungsfibel für den Buchhandel, 1966; Aubin, H./Zorn, W., Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1 1971, 486
Preisgabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb preisgeben 16. Jahrhundert) Auslieferung, Aufgabe
preisgeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1563 [OldecopChr. 239] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) ausliefern, aufgeben
prellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1285-1290 [Tristanfortsetzung des Heinrich von Freiberg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1455?/1704 [HistVolksl. Lilienc I 483] in sechs Stellen belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen und des Mittelniederdeutschen in der weiteren Herkunft unklar?, V.) stoßen, auffallen lassen, betrügen
Premis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Bremse) ist die von dem magdeburgischen Bürger Hermann von Oesfeld um 1350 deutsch verfasste, handschriftlich seit 1408 (in sechs Handschriften 1483) belegte kurze Anweisung, wie man vor Gericht den Gegner zu eindeutigen Erklärungen veranlassen kann (12 Zeilen Vorrede, 39 Zeilen Text). →Cautela
Lit.: Oppitz, K., Die deutschen Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 66
Přemysl →Przemyslide
Prenzlau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt in der Uckermark in Brandenburg mit rund 19000 Einwohnern
Lit.: Neitmann, K. u. a., Geschichte der Stadt Prenzlau, 2009
presbyter, lat., M., Priester, Ältester, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πρεσβύτερος (presbýteros), M., der Ältere, vgl. gr. πρέσβυς (présbys), Adj., alt, bejahrt, s. idg. *pres-, *pₑres, *pₑros-, Präp., vor, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch
Presbyter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [Schulz, FremdWB. II 655] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Älterer, Priester) ist in den Anfängen des Christentums der Angehörige eines kollegialen Gemeindeleitungsorgans. Später setzt sich der Bischof als Erstverantwortlicher durch, doch bilden Bischof und Presbyter (→Priester) gemeinsam ein Presbyterium. Die Weihe zu dem Presbyter ist eine besondere kirchenrechtliche Handlung. In der protestantischen Kirche ist Presbyter ein von der Gemeinde in den Gemeindekirchenrat gewählter Vertreter.
Lit.: Campenhausen, H. v., Kirchliches Amt, 2. A. 1963; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Zollitsch, R., Amt und Funktion des Priesters, 1974; Link, C., Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017; Patzold, S., Presbyter. Moral, Mobilität und die Kirchenorganisation im Karolingerreich, 2020
pressare, pressāre, lat., V.: nhd. drücken, pressen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. premere
Pressburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., Bratislava), nördlich Wiens, wird nach der Neugründung um die Jahrtausendwende von →Bayern besiedelt. Nach der 1217 erfolgten Verleihung des Stadtrechts wird es 1405 Freistadt Ungarns. Etwa zu dieser Zeit entwickelt sich ein besonderes Grund- und Satzbuch in Pressburg (1439). Zwischen 1467 und 1471 hat Pressburg eine juristische Fakultät an der von 1467 bis 1490 bestehenden, danach wegen fehlender materieller Grundlagen verfallenden Universität. Von 1526 bis 1784 ist Pressburg Hauptstadt des habsburgischen Ungarn. An dem 26. 12. 1805 verliert Österreich in dem Frieden von Pressburg für kurze Zeit große Gebiete. 1918 fällt Pressburg an die Tschechoslowakei. 1919 wird Pressburg Sitz einer Universität, 1993 Hauptstadt der Slowakei, mit der es 2004 in die Europäische Union gelangt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kovats, F., Pressburger Grundbuchführung, ZRG GA 39 (1918), 45, 40 (1919), 70; Oer, R. Freiin v., Der Friede von Pressburg, 1965; Städte im Donauraum, hg. v. Marsina, R., 1993; Das Preßburger Protocollum Testamentorum 1410-1529, hg. v. Majorossy, J. u. a., Bd. 1f. 2010ff. (844 Testamente insgesamt)
Presse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweites Viertel elftes Jahrhundert [Notkerglossator] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1355 [Niederösterreich/ÖW. VII 531] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Druckmittel für Tuch, Weintrauben, Texte und Verhalten) ist seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts die Druckmaschine und dem folgend seit der Mitte des 16. Jahrhunderts die Gesamtheit der zu der Verbreitung geeigneten und bestimmten Druckerzeugnisse (1650 Leipziger Einkommende Zeitungen sechsmal wöchentlich).
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1978, 899; Groth, O., Die unerkannte Kulturmacht, Bd. 1ff. 1960ff.; Rohls, J., Der Begriff der Presse, Diss. jur. Frankfurt am Main 1969; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht über den Buchdruck, Buchhandel und Presse, 1970; Eisenhardt, U., Der Deutsche Bund und das badische Pressegesetz von 1832, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1980; Fischer, H., Handbuch der politischen Presse in Deutschland, 1981; Henkel,M., Die deutsche Presse 1848-1850 – eine Bibliographie, 1986; Knüpfer, V., Presse und Liberalismus in Sachsen, 1996; Kurzweg, M., Presse zwischen Staat und Gesellschaft, 1999; Stöber, R., Deutsche Pressegeschichte, 2000; Pressewesen der Aufklärung, hg. v. Doering-Manteuffel, S. u. a., 2001; Spiegel, S., Pressepolitik und Presspolizei in Bayern, 2001; Unter Druck gesetzt, hg. v. Wilke, J., 2002; Die Presse in der Julikrise, hg. v. Eckert, G. u. a., 2014; Stegmann, O., Tatsachenbehauptung und Werturteil in der deutschen und französischen Presse, 2020
Pressefreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Pressfreiheit bezeugt – 18. Jahrhundert [Pressfreiheit] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Pressfreiheit – ab 1774 [GeschichtlGrundbegr. IV 913] in neunundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Freiheit der Verbreitung von Meinungen, Nachrichten, Mitteilungen und sonstigem Gedankengut durch Druckerzeugnisse. Ihr geht die von der Kirche nach Erfindung des Buchdrucks (um 1450) (in Mainz 1485 und) allgemein 1487 den Bischöfen übertragene Vorzensur voraus, in deren Gefolge es der Reichstag des Heiligen römischen Reiches den Reichsfürsten 1530 zu einer Pflicht macht, den Druck und die Verbreitung von Neuem in Sachen des Glaubens zu verhindern. Demgegenüber beseitigt England 1695 die →Zensur (Licensing Act von 1662). An dem 14. 9. 1770 verfügt König Christian VII. von Dänemark (auch) für Schleswig und Holstein eine uneingeschränkte Freiheit der Presse. 1776 verlangen die Virginia Bill of Rights, 1789 die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in Frankreich, danach einige deutsche Landesverfassungen (Nassau 1814, Sachsen-Weimar-Eisenach 1816, Bayern 1818) und 1848 die Frankfurter Paulskirchenverfassung Pressefreiheit (Pressfreiheit). Seitdem wird die Pressefreiheit durch politische Beeinflussung und mehrfach durch Gesetz seitens politisch mächtiger Kräfte eingeschränkt (beispielsweise Österreich 1852-1867, Deutsches Reich 1933-1945), aber zunehmend verfassungsrechtlich gewährleistet. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 171, 193; Krempel, O. Das Zensurrecht, Diss. jur. Würzburg 1921; Scheuner, U., Pressefreiheit, 1965; Schneider, F., Pressefreiheit und politische Öffentlichkeit, 1966; Czajka, D., Pressefreiheit und öffentliche Aufgabe der Presse, 1968; Eisenhardt, U., Die Garantie der Pressefreiheit in der Bundesakte von 1815, (in) Der Staat 10 (1971), 339; Schwab, D., Pressefreiheit als Menschenrecht, (in) FS W. Mallmann, 1978, 245; Perk, W., Besatzungsmacht gegen Pressefreiheit, 1979; Grund- und Freiheitsrechte im Wandel von Gesellschaft und Geschichte, hg. v. Birtsch, G., 1981, 205; Kaller, P., Druckprivileg und Urheberrecht, 1992; Mann, R., Die Garantie der Pressefreiheit, 1993; Schroeder-Angermund, C., Von der Zensur zur Pressefreiheit, 1993; Wilke, J., Die Entdeckung von Meinungs- und Pressefreiheit als Menschenrechte im Deutschland des späten 18. Jahrhunderts (in) Naturrecht – Spätaufklärung – Revolution, hg. v. Dann, O. u. a., 1995, 121; Hübner, P., Pressefreiheit in Russland, 1997; Westerkamp, D., Pressefreiheit und Zensur im Sachsen des Vormärz, Diss. jur. Hagen 1999; Blumenauer, E., Journalismus zwischen Pressefreiheit und Zensur, 2000; Spiegel, S., Pressepolitik und Presspolizei in Bayern, 2001; Rumphorst, R., Journalisten und Richter, 2001; Arnold, M., Pressefreiheit und Zensur im Baden des Vormärz, 2003; Olechowski, T., Die Entwicklung des Preßrechts in Österreich bis 1918, 2004; Mussgnug, D., Zur Diskussion über Preßfreyheit und Menschenrecht am Ende des 18. Jahrhunderts, (in) ZNR 2008, 20; Fulda, B., Press and Politics in the Weimar Republic, 2009; Stöber, R., Deutsche Pressegeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2014; Darabeygi, L., Die Causa „Blinkfüer“ und die Grundrechtsdogmatik zur Pressefreiheit, 2016; Düwel, T., Das Urheberrecht als Mittel staatlicher Geheimhaltung, 2020; Lang, B., Pionier der Pressefreiheit – Erinnerungen an Martin Löffler, 2021
pressen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [Bergh II 278] in vierzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums [pressare, V., drücken, um 250-184 v. Chr.) teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) drücken
Presserecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Pressrecht oder Presserecht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Presse betreffenden Rechtssätze. Dieses Presserecht beginnt in der Kirche bereits seit 1485, in dem Heiligen römischen Reich mit einem Edikt Karls V. von 1521. Mit dem 18. Jahrhundert verlagert sich das Schwergewicht von den religiösen Schriften auf die politischen Schriften (beispielsweise 1715). Allerdings ist das Presserrecht partikular unterschiedlich. Einheitlich bleibt es aber bis 1848 grundsätzlich bei einem Pressepolizeirecht. Eine freiheitliche Regelung bringt das Pressegesetz Badens von dem 28. 12. 1831 (bis 5. 7. 1832) und 1. 3. 1848 bzw. 10. 4. 1849, in dem jede Zensur beseitigt ist. An dem 17. 5. 1874 schafft das Deutsche Reich ein einheitliches Reichspressegesetz (Gesetz über die Presse, Reichspressgesetz), das seit 1949 durch Landespressegesetze ersetzt wird. S. Google
Lit.: Mannheim, H., Preßrecht, 1927; Coing, H., Ehrenschutz und Presserecht, 1960; Löffler, M./Ricker, R., Handbuch des Presserechts, 1978; Dunkhase, D., Das Pressegeheimnis, 1998; Olechowski, T., Die Entwicklung des Preßrechts in Österreich bis 1918, 2004; Engel, C., Der Schutz von Privatpersonen vor Presseveröffentlichungen, Diss. jur. Bonn 2011; Himmelsbach, G., Presserecht, 2021
pretium, praetium, lat., N., Wert, Preis, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *preti, *proti, Präp., gegenüber, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, →iustum pretium
Preuß, Hugo (Berlin 28. 10. 1860-9. 10. 1925), Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin und Heidelberg Privatgelehrter und Politiker, 1906 Professor an der Handelshochschule in Berlin. An dem 15. 11. 1918 beruft ihn der die Geschäfte des Reichskanzlers ausführende Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei (Friedrich Ebert) als Innenminister und beauftragt ihn mit dem Entwurf einer →Verfassung, der auf seinen vorangehenden Arbeiten aufbaut. In dem Landtag Preußens vertritt Preuß die DDP. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 227, 230; Schmoller, G., W. Rathenau und H. Preuß, 1920; Feder, E., Hugo Preuß, 1926; Schmitt, C., Hugo Preuß, 1930; Gillessen, G., Hugo Preuß, 1955, Neudruck 2000; Grassmann, S., Hugo Preuß und die deutsche Selbstverwaltung, 1965; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 428; Faatz, A., Hugo Preuß, Diss. jur. Trier 1999; Immel, J., Hugo Preuß und die Weimarer Reichsverfassung, 2002; Preuß, H., Gesammelte Schriften, Bd. 1ff. 2006ff.; Dreyer, M., Hugo Preuß, 2011; Hugo Preuß 1860-1925, hg. v. Lehnert, D., 2011; Dreyer, M., Hugo Preuß – Biografie eines Demokraten, 2018; Neumann, A., Preußen zwischen Hegemonie und „Preußenschlag“ – Hugo Preuß in der staatsrechtlichen Föderalismusdebatte, 2019
Preußen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) ist zunächst das nach den baltischen Pruzzen (um 965 Brus) bezeichnete Gebiet zwischen Weichselmündung und Memelmündung. Über den die →Ostsiedlung betreibenden →Deutschen Orden gelangt Preußen, dessen Gewohnheitsrecht (lat. Jura [F.Pl.] Prutenorum, Rechte der Preußen) ein Unbekannter um 1340 auf Deutsch aufzeichnet und das nach Übergang zu der Reformation an dem 8. 4. 1525 zu einem weltlichen Herzogtum (unter Lehnshoheit Polens [bis 1660]) wird, 1618 in Personalunion an Brandenburg. 1620 erhält es auf Grund eines Entwurfs des Königsberger Professors Levin Buchius ein vereinheitlichtes Landrecht. 1701 wird es als einziges voll souveränes Land der Kurfürsten von Brandenburg zu der Keimzelle des Königreichs Preußen, in dem der Kurfürst sich selbst zu dem König in Preußen krönt (1772 König von Preußen). In dem 18. Jahrhundert wird Preußen vor allem unter Friedrich II. (dem Großen) europäische Großmacht. (1772, 1793, 1795 Gewinne aus den Teilungen Polens). 1785 schließt es mit Sachsen und Hannover einen Fürstenbund gegen Österreich zwecks Erhaltung der gegenwärtigen Verfassung des Reiches, der aber bereits an dem 27. 7. 1790 gegenstandslos wird. 1794 kodifiziert (dieses vor allem Brandenburg fortsetzende) Preußen sein Recht in dem (naturrechtlich geprägten) →Allgemeinen Landrecht. 1803 erlangt es durch den Reichsdeputationshauptschluss umfangreiche Gebiete und wird 1806 mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches selbständig. 1807 verliert es nach Niederlagen gegen Frankreich in dem Frieden von Tilsit mehr als die Hälfte seines Gebiets und beginnt daraufhin mit Reformen in zahlreichen Bereichen (Stein-Hardenbergsche Reformen). 1815 wird es in dem früheren Umfang wiederhergestellt. In dem 19. Jahrhundert ringt es (gesellschaftlich reaktionär, aber wirtschaftlich fortschrittlich) mit Österreich in dem →Deutschen Bund um den Vorrang. An dem 5. 12. 1848 wird von dem König eine Verfassung oktroyiert. Von 1859 bis 1866 durchläuft Preußen in dem Streit um eine Heeresreform einen Verfassungskonflikt und die Billigung des Haushalts durch das Abgeordnetenhaus, in dem sich Otto von Bismarck als Ministerpräsident durchsetzt (1866 Billigung des Haushalts in Indemnitätsvorlage in dem Abgeordnetenhaus). 1866 siegt Preußen in dem Streit um die Verrwaltung Schleswig-Holsteins gegen (Österreich und) den Deutschen Bund militärisch. 1867 gründet es nach dem dadurch herbeigeführten Ende des Deutschen Bundes (1866) und einigen Annexionen gegnerischer Staaten den →Norddeutschen Bund, dem 1871 nach dem Sieg über Frankreich das zweite →Deutsche Reich folgt. In ihm hat Preußen eine beherrschende Stellung (rund zwei Drittel des Staatsgebiets und etwa drei Fünftel der Bevölkerung). 1920 wird es Freistaat. An dem 20. 7. 1932 setzt als Folge des Altonaer Blutsonntags (17. Juli 1932) die Regierung (von Papen) des Deutschen Reiches die Regierung Preußens ab (Preußenschlag) und stellt Preußen unter kommissarische Verwaltung. Mit Gesetz Nr. 46 des Alliierten Kontrollrats von dem 25. 2. 1947 wird es wegen seiner durch die beiden Weltkriege bezeugten Gefährlichkeit unter Aufteilung seiner Gebiete auf teilweise neue Länder (beispielsweise Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen) als Staat aufgelöst. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 93, 131, 132, 140, 149, 155, 169, 170, 171, 172, 186, 193, 206, 211, 232, 245, 256; Corpus constitutionum Marchicarum,hg. v. Mylius, C., Teil 1ff. 1736ff.; Voigt, J., Geschichte Preußens, 1827ff., Neudruck 1968; Codex diplomaticus Prussicus, Bd. 1ff. 1826ff.; Ranke, L. v., Zwölf Bücher preußischer Geschichte, 2. A. 1874ff.; Neues preußisches Urkundenbuch, 1882ff.; Bornhak, C., Preußische Staats- und Rechtsgeschichte, 1903, Neudruck 1979; Die preußischen Landeskulturgesetze, hg. v. Nobiling, 1901; Löwenthal, F., Der preußische Verfassungsstreit 1862-1866, 1914, Neudruck 2013; Tümpel, L., Die Entstehung des brandenburgisch-preußischen Einheitsstaates, 1915; Hintze, O., Die Hohenzollern und ihr Werk, 1915, Neudruck 1980; Giese, F., Preußische Rechtsgeschichte, 1920; Koch, W., Hof- und Regierungsverfassung König Friedrichs I. von Preußen (1697-1710), 1926; Schmidt, E., Rechtsentwicklung in Preußen, 1923, 2. A. 1929, Neudruck 1961; Die Reorganisation des preußischen Staates unter Stein und Hardenberg, Teil 1, hg. v. Winter, G., 1931; Kahlstorf, E., Rechtsgeschichte der Marienburger Werder, Diss. jur. Würzburg 1935; Ruppel-Kuhfuß, E., Das Generaldirektorium unter der Regierung Friedrich Wilhelms II., 1937; Mortensen, H./Mortensen, G., Die Besiedlung des nordöstlichen Ostpreußens, Bd. 1f. 1937f.; Weise, E., Die Staatsverträge des deutschen Ordens in Preußen im 15. Jahrhundert, Bd. 1 1939; Kaminski, K., Verfassung und Verfassungskonflikt in Preußen 1862-1866, 1938; Hintze, O., Regierung und Verwaltung, 1943, 2. A. 1967; Preradovich, N. v., Die Führungsschichten in Österreich und Preußen (1804-1918), 1955; Bussenius, C., Die preußische Verwaltung in Süd- und Neuostpreußen, 1960; Urkunden und Akten zur Geschichte der preußischen Verwaltung in Südpreußen und Neuostpreußen 1793-1806, hg. v. Hubatsch, W., 1961; Matuszewski, J., Jura Prutenorum, 1963; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1967; Schoeps, H., Preußen, 8. A. 1968; Historisch-gographischer Atlas des Preußenlandes, hg. v. Mortensen, H. u. a., Lieferung 1ff. 1968ff.; Eimers, E., Das Verhältnis von Preußen und Reich in den ersten Jahren der Weimarer Republik, 1969; Der Verfassungskonflikt in Preußen 1862-1866, hg. v. Schlumbohm, J., 1970; Hülle, W., Das Auditoriat in Brandenburg-Preußen, 1971; Hubatsch, W., Friedrich der Große und die preußische Verwaltung, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1491,2645, 3,3,2880,3687; Die Denkwürdigkeiten des Burggrafen und Grafen Christoph zu Dohna (1665-1733), 1974; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte, hg. v. Hubatsch, W., 1975ff.; Hubatsch, W., Die stein-hardenbergischen Reformen, 1977; Schulze, R., Die Polizeigesetzgebung, 1978; Schubert, W., Preußens Pläne zur Vereinheitlichung des Zivilrechts nach der Reichsgründung, ZRG GA 96 (1979), 243; Krimpenfort, W., Der Grundbesitz der Landstädte des Herzogtums Preußen, 1979; Vetter, K., Kurmärkischer Adel und preußische Reformen, 1979; Schmidt, E., Beiträge zur Geschichte des preußischen Rechtsstaates, hg. v. Merten, D. u. a., 1980; Stump, U., Preußische Verwaltungsgerichtsbarkeit 1875-1914, 1980; Thadden, R. v., Fragen an Preußen, 1981; Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen von 1620, Bd. 1ff. 1980ff.; Quellen zur preußischen Gesetzgebung des 19. Jahrhunderts, hg. v. Schubert, W./Regge, J., Bd. 1ff. 1981ff.; Hubatsch, W., Grundlinien preußischer Geschichte, 1983; Grünert, E., Die preußische Bau- und Finanzdirektion in Berlin, 1983; Paukert, H., Preußische Verwaltung und katholische Hierarchie in den Rheinprovinzen zur Zeit der Restauration, 1983; Peter von Dusburg, Chronik des Preußenlandes, übersetzt und erläutert v. Scholz, K. u. a., 1984; Jamin, R., Aufbau, Tätigkeit und Verfahren der Auseinandersetzungsbehörden bei der Durchführung der preußischen Agrarreformen, 1985; Die preußischen Oberpräsidenten 1815-1945, hg. v. Schwabe, K., 1985; Rosenau, K., Hegemonie und Dualismus, 1986; Landwehr, G., Staatszweck und Staatstätigkeit in Preußen, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 249; Schubert, W., Preußen und die Zivilehe in der Nachmärzzeit, ZRG GA 104 (1987), 216; Salmonowicz, S., Preußen aus polnischer Sicht, 1987; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Biographisches Handbuch für das preußische Abgeordnetenhaus 1867-1918, bearb. v. Mann, B., 1988; Anderson, M., Windthorst, 1988; Aschoff, H., Rechtsstaatlichkeit und Emanzipation, 1988; Das nachfriderizianische Preußen 1786-1806, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1988; Willoweit, D. War das Königreich Preußen ein Rechtsstaat?, (in) Staat, Kirche, Wissenschaft in einer politischen Gesellschaft, 1989; Paravicini, W., Die Preußenreisen des europäischen Adels, 1989; Real, W., Karl Friedrich von Savigny 1814-1875, 1990; Die Mittwochs-Gesellschaft im Kaiserreich, hg. v. Besier, G., 1990; Sellert, W., Ludwig Windthorst als Jurist, 1991; Bayer, H., Der Staatsrat des Freistaates Preußen, 1992; Boockmann, H., Deutsche Geschichte im Osten Europas – Ostpreußen und Westpreußen, 1992; Kühne, T., Handbuch der Wahlen, 1994; Jelowik, L., … verlange ich von seiner Majestät dem König, ZRG GA 111 (1994), 422, Haunfelder, B., Biographisches Handbuch für das preußische Abgeordnetenhaus 1849-1867, 1994 (1917 Abgeordnete); Beck, C., The Origins of the Authoritarian Welfare State in Prussia, 1996; Maiwald, K., Die Herstellung von Recht, 1997; Preußen und das Reichsgericht, hg. v. Schubert, W. u. a., 1998; Ebel, F., „Der papierne Wisch“, 1998; Schade, J., Die Anfrage bei der Gesetzkommission, Diss. jur. Bochum 1998; Stribrny, W., Die Könige von Preußen als Fürsten von Neuenburg-Neuchâtel (1707-1848), 1998; Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999; Die Protokolle des preußischen Staatsministeriums 1817-1934/1938, Bd. 1ff. 1999ff.; Ohlff, H., Preußens Könige, 1999; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2000; Das geistige Preußen, hg. v. Kroll, F., 2000; Preußen, hg. v. Schoeps, J., 2000; Preisendörfer, B., Staatsbildung als Königskunst, 2000; Bahl, P., Der Hof des großen Kurfürsten, 2000; Krockow, C. Graf v., Preußen, 2001; Straub, E., Eine kleine Geschichte Preußens, 2001; Kroll, F., Das geistige Preußen – zur Ideengeschichte eines Staates, 2001; Vondenhoff, C., Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat, 2001; Preußens Weg in die politische Moderne, hg. v. Holtz, B. u. a., 2001; Preußische Stile, hg. v. Bahners, P., 2001; Bringmann, W., Preußen unter Friedrich Wilhelm II., 2001; Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2002; Kunisch, J., Friedrich der Große und die preußische Königskrönung von 1701, 2002; Die preußische Rangerhöhung und Königskrönung 1701, hg. v. Barmeyer, H., 2002; Päsler, R., Deutschsprachige Sachliteratur im Preußenland bis 1500, 2003; Dierk, W., Preußische Heeresreformen 1807-1870, 2003; Kittstein, L., Politik im Zeitalter der Revolution, 2003; Wiedemann, A., Preußische Justizreformen, 2003; Kotulla, M., Das konstitutionelle Verfassungswerk Preußens, 2003; Preußen in Ostmitteleuropa, hg. v. Weber, M., 2003; Neugebauer, W., Geschichte Preußens, 2004; Vom Kurfürstentum zum Königreich der Landstriche, hg. v. Lottes, G., 2004; Kulturgeschichte Preußens königlich polnischen Anteils, hg. v. Beckmann, S. u. a., 2005; Haas, S., Die Kultur der Verwaltung, 2005; Wagner, P., Bauern, Junker und Beamte, 2005; Preußens Herrscher, hg. v. Kroll, F., 2006; Das Thema Preußen in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik des 19. und 20. Jahrhunderts, hg. v. Neugebauer, W., 2006; Schleyer, B., Friedrich Wilhelm Bornemann (1798-1864), 2006; Gärtner, F., Joachim Georg Darjes und die preußische Gesetzesreform, 2007; Manten, G., Das Notbischofsrecht der preußischen Könige und die preußische Landeskirche, 2007; Gerhardt, J., Der erste vereinigte Landtag in Preußen, 2007; Cancik, P., Verwaltung und Öffentlichkeit in Preußen, 2007; Ein Staatsstreich?, red. Weiduschat, G., 2007; Ribhegge, W., Preußen im Westen, 2008; Stalmann, V., Linksliberalismus in Preußen, 2008; Krise, Reformen - und Finanzen, hg. v. Kloosterhuis, J. u. a., 2008; Grypa, D., Der diplomatische Dienst des Königreichs Preußen (1815-1866), 2008; Mittelalterliche Kultur und Literatur im Deutschordensstaat in Preußen, hg. v. Wenta, H. u. a., 2008; Das preußische Kultusministerium, Bd. 1f. 2009; Straubel, R., Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15, 2009; Baumgart, P., Brandenburg-Preußen unter dem Ancien régime, hg. v. Kroll, F., 2009; Bödecker, E., Preußen, 2010; Kulturstaat und Bürgergesellschaft, hg. v. Neugebauer, W. u. a., 2010; Krise, Reformen - und Kultur, hg. v. Holtz, B., 2010; Schmitz, C., Die Vorschläge und Entwürfe zur Realisierung des preußischen Verfassungsversprechens, 2010; Epkenhans, M. u. a., Preußen, 2011; Clark, C., Preußenbilder im Wandel, (in) HZ 293 (2011), 307; Heimann, S., Der preußische Landtag 1899-1947, 2011; Jähnig, B., Vorträge und Forschungen zur Geschichte des Preußenlandes und des Deutschen Ordens im Mittelalter, hg. v. Kämpert, H. u. a., 2011; Das Thema „Preußen“ in Wissenschaft und Wissenschaftspolitik vor und nach 1945, hg. v. Kraus, H., 2013; Eddie, S., Freedom’s Price, 2013; Die Testamente der Kurfürsten von Brandenburg und der beiden ersten Könige von Preußen, hg. v. Caemmerer, H. v., 2014; Vollert, M., Für Ruhe und Ordnung, 2014; Klein, U., Humboldts Preußen, 2015; Preußen als Kulturstaat im 19. Jahrhundert, hg. v. Mettele, G. u. a., 2015; Pufendorf, A. v., Mut zur Utopie. Otto Klepper, 2015 (Dissertation von 1997); Hagemann, K., Revisiting Prussia’s Wars against Napoleon, 2015; Luh, J., Der kurze Traum der Freiheit – Preußen nach Napoleon, 2015; Heinzen, J., Making Prussians, Raising Germans, 2017; Ein preußischer Gesandter in München, Georg Freiherr von Werthern, hg. v. Baumgart, W., 2018; Preußen an der Saar, hg. v. Clemens, G. u. a., 2018; Neugebauer, W., Preußische Geschichte als gesellschaftliche Veranstaltung, 2018; Auf dem Weg in den Verfassungsstaat – Preußen und Österreich im Vergleich, 1740-1947, hg. v. Stamm-Kuhlmann, T., 2018; Spenkuch, H., Preußen – eine besondere Geschichte, 2019; Hoffmeyer, L., Unser Preußen, 2019; Köntgen (!), S., Gräfin Gessler vor Gericht – Eine mikrohistorische Studie über Gewalt, Geschlecht und Gutsherrschaft im Königreich Preußen 1750, 2019; Strohkendl, D., Das Strafgesetzbuch für die preußischen Staaten vom 14. April 1851, 2019; Frey, C., Der Preuße von Zwerbach – Das ruhelose Leben des Friedrich von der Trenck im Spiegel der Familienkorrespondenz, 2019; Throckmorton, T., Das Bekenntnis des Hofmanns - Lutheraner und Reformierte am Hof Friedrich Wilhelms des Großen Kurfürsten, 2019; Karrieren in Preußen – Frauen in Männderdomänen, hg. v. Schelling-Reinicke, I. u. a., 2020; Haas, P./Schürrer, M., Was von Preußen blieb, 2020 (Archivare); Prietzel, S., Friedensvollziehung und Souveränitätswahrung, 2020
Priester (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert [Vorauer Beichte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen 9. Jahrhundert [Lorscher Beichte] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Geistlicher, Kleriker, s. Google) ist allgemein der mit der Vornahme kultischer Handlungen besonders betraute Mensch. →Presbyter
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 14; Schröder, R., Gesetzessprecheramt und Priestertum bei den Germanen, ZRG GA 4 (1883), 215; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Gunneweg, A., Leviten und Priester, 1965; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Groenbech, W., Kultur und Religion der Germanen, Bd. 1f. 9. A. 1980; Köbler, G., Ewart. Ein Beitrag zur Lehre vom altgermanischen Priesteramt, ZRG KA 89 (1972), 306; Zollitsch, R., Amt und Funktion des Priesters, 1974; Godding, R., Prêtres en Gaule mérovingienne, 2001; Stepper, R., Augustus et sacerdos, 2003; Rüpke, J., Römische Priester in der Antike, 2007; Gußmann, O., Das Priesterverständnis des Flavius Josephus, 2008
Priesterweihe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1275 [Berthold von Regensburg I 305] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem katholischen Kirchenrecht das Sakrament, in dem in einer rituellen Handlung der Bischof einem Menschen den Heiligen Geist und die Befähigung zu der Vornahme heiliger Handlungen (amtliche Verkündigung des Wortes Gottes, Spendung von Sakramenten, unterstützende Leitung des Volkes Gottes) vermittelt. Die Priesterweihe kann (bisher in der katholischen Kirche) nur einem Mann gespendet werden, der dafür geeignet, befähigt und vorgebildet ist, vorher die Diakonatsweihe erhalten hat und sich zu einem ehelosen Leben verpflichtet. Die Priesterweihe unterscheidet den Amtsträger wesentlich von dem einfachen Gläubigen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hinschius, P., System des katholischen Kirchenrechts, Bd. 1 1869, 1; Kleinheyer, B., Die Priesterweihe im römischen Ritus – eine liturgiehistorische Studie, 1962; Müller, H., Zum Verhältnis zwischen Episkopat und Presbyterat, 1971; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Härle, W., Von Christus beauftragt – ein biblisches Plädoyer für Ordination und Priesterweihe von Frauen, 2017; Das Geschenk der Berufung zum Priestertum – zur Zukunft der Priesterausbildung, 2020
Primas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1301-1319 [Steirische Reimchronik des Ottokar von Steiermark] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1283/1288 [Maerlant/MnlWB. VI 681] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Oberbischof, Erster) ist der hervorragende Bischof der christlichen Kirche (beispielsweise Karthago 4. Jahrhundert, Thessaloniki, Arles 5. Jahrhundert, Toledo, Pisa, Canterbury, York, St. Andrews, Armagh, Reims, Rouen, Lyon, Narbonne, Bourges, Vienne, Lund, Gnesen, Gran, Prag, Mainz, Trier, Köln, Hamburg, Bremen, Magdeburg, Salzburg, Tarragona, Mecheln, Warschau 19. Jahrhundert), seit 1971 nur noch der Papst. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Meetschen, A., Kardinal Stefan Wyszyński – der Primas des Jahrtausends, 2020
Primogenitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1254 [Weltchronik des Rudolf von Ems] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1620 [Neumayr von Ramssla, Von der Neutralitet und Assistenz Erfurt 1620 3b] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Erstgeburt, Erstgeburtsrecht (sachlich Ansätze in Flandern, Brabant, Savoyen 1252, Henneberg 1310, Hessen 1311, Katzenelnbogen 1331, Bayern 1341, Holland 1347, Braunschweig 1351, Goldene Bulle für Kurfürstentümer 1356, Württemberg 1361, Lippe 1368, Hanau 1375, Baden 1380). S. Google
Lit.: Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Sicherer, H. v. Secundogenitur und Primogenitur, 1887; Pasold, A., Geschichte der reußischen Landesteilungen, 1934; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Höldrich, H., Das Erstgeburtsrecht beim Adel, 1992; Kurschius, M., Primogenitur im Hause Brandenburg, 2011
princeps, prīnceps, lat., M., Erster, Vornehmster, Angesehenster, Enn. (204-169 v. Chr.) s. latein_a_z.docxs. prīmus, capere
Princeps (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz - nicht belegt [princeps, lat., M., 204-169 v. Chr., Erster, Vornehmster, Angesehenster, Vorderster, Haupt] sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) ist in dem klassischen römischen Recht der von Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) angenommene Titel und in dem germanisch-deutschen Bereich der Erste, Große oder Fürst.
Lit.: Söllner § 14; Köbler, DRG 29, 30, 69, 71, 83, 311; Weber, W., Princeps – Studien zur Geschichte des Augustus, 1936; Kelly, J., Princeps iudex, 1957; Koller, H., Die Bedeutung des Titels „princeps“ in der Reichskanzlei, (in) MIÖG 68 (1960), 75; Bleicken, J., Prinzipat und Dominat, 1978; Meister, J., Der Körper des Princeps, 2012
Princeps legibus solutus est (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat.) ist die lateinische Formulierung des Satzes, dass der Fürst nicht an die Gesetze gebunden ist. In Rom gibt es sachlich eine Freistellung von Gesetzen bereits in vorchristlicher Zeit. In Digesten 1. 3. 31 wird die auf Ulpian (170?-223) zurückgeführte Formel princeps legibus solutus (der Prinzeps selbst ist nicht an die [von ihm als Augustus geschaffene] Ehegesetzgebung gebunden) aus dem Sachzusammenhang gelöst von Justinian übernommen. Kaiser Friedrich II. greift hierauf 1245 wieder zurück. Dem folgen Rudolf von Habsburg 1282 oder der König von Frankreich, so dass →Baldus den König in dem Königreich dem Kaiser gleichstellen kann. In der frühen Neuzeit ist die Bedeutung umstritten. Teils hält man in Anschluss an Jean →Bodin (1576) an der Formel fest, teils schwächt sich ihre Geltungskraft unter dem Einfluss von Jacques Cujas und danach der Aufklärung ab. In dem 19. Jahrhundert wird der Herrscher an die Gesetze gebunden (Bayern 1818, Württemberg 1819, Preußen 1850). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Wyduckel, D., Princeps legibus solutus, 1979; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Vespasian, 69-79, Ulpian, um 170-223, Digesten 1, 3, 31); Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Princeps legibus solutus, hg. v. Maffi, A., 2016
Prinz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1230 [Diu Crone von Heinrich von dem Türlin V. 610] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [HeinrTürlinCrône] in neunundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und Altfranzösische sowie Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fürstensohn, Prinz, Fürst
Prinzeps (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) →princeps, Prinzipat
Prinzgemahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Gemahl der regierenden Herrscherin
Lit.: Rassow, P., Der Prinzgemahl, 1950
Prinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [Landsberg, Gutachten 227, zwei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Grundsatz
Lit.: Prinzipienthorie und Theorie der Abwägung, hg. v. Klatt, M., 2013; Die Grenzen des Prinzips, hg. v. Hölkeskamp, K. u. a., 2019
Prinzipal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1536 [Gobler, GerProz. I 5a] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Auftraggeber, Hauptschuldner, Herrscher
Prinzipalkommissar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen vor 1531 [DithmKGUB. 148] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist in dem Heiligen römischen Reich der seit dem 15. Jahrhundert erscheinende Vertreter des Kaisers auf dem an wechselnden Orten abgehaltenen Reichstag und seit der Einrichtung des immerwährenden (ständig tagenden) Reichstages in Regensburg (1663).
Lit.: Moser, J., Deutsches Staatsrecht, Bd. 44 1751, 145; Hellwig, K., Die Rechtsstellung des kaiserlichen Prinzipal- und Konkommissars am Reichstag, 1955; Bussi, E., Il diritto pubblico del Sacro romano impero, Bd. 2 1959, 9
Prinzipat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 1298 [Der Sälden Hort] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1306/1307? [HeinrNeustadtApoll. V. 20006!] und 1730 in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., N.) ist in dem römischen Recht die sich langsam entwickelnde Herrschaft des (lat.) princeps (Wort 204-169 v. Chr. Ersten, Augustus 27 v. Chr.-14 n. Chr.) von dem Ende der Republik bis zu dem allmählichen Übergang zu dem Dominat in dem dritten Jahrhundert. S. Google
Lit.: Söllner §§ 14, 19; Dulckeit/Schwarz/Waldstein §§ 25ff.; Köbler, DRG 32; Schönbauer, E., Wesen und Ursprung des römischen Prinzipats, ZRG RA 47 (1927), 264; Kornemann, Doppelprinzipat und Reichsteilung, 1930; Nörr, D., Imperium und Polis, 2. A. 1969; Volkmann, H., Zur Rechtsprechung im Prinzipat des Augustus, 2. A. 1969; Prinzipat und Kultur, hg. v. Kühnert, B. u. a., 1995
Prinzregent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der (statt des formellen Herrschers) tatsächlich vertretungsweise herrschende Regent oder →Prinz (z. B. Prinzregent Luitpold von Bayern 1886-1912).
Lit.: Schamari, H., Kirche und Staat, Bd. 1f. 1983
Prior (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1293 [Martina des Hugo von Langenstein] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 98] in dreiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums [prior, Adj. Komparativ bzw. substantiviert M., höherer, früherer, ersterer, 204-169 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Erster, Stellvertreter, Abt
Prior tempore potior iure (lat. Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Wer zuerst kommt, hat das bessere Recht.
Lit.: Kaser § 31 III 3; Wacke, A., Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, (in) JA 1981, 94; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Priorität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1562/1577 [LünebNGO. 439] in sechzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) zeitliche Abfolge und Beachtung der zeitlichen Abfolge für die Stellung eines von mehreren Rechten (beispielsweise Grundsatz in dem Grundbuchrecht), wer zuerst – zu der Mühle - kommt, mahlt zuerst
Prise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1435 [HanseRez. 2 I 342] in neunundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Französische sowie das Lateinische des Altertums [praehendere, lat., V., fassen, nehmen, um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Beute
Lit.: Böhringer, K., Das Recht der Prise, Diss. jur. Fankfurt am Main 1970
Pristavel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Pristabel ab 1375 [J. Schultze, Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 – Berlin 1940 – 216 in neun Stellen und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) slawischer Ortsvorsteher, Fischereiaufseher (1375-1907)
Lit.: Schall, H., Der Pristavel und die Städtenamen Pritzwalk und Pasewalk, (in) Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 10 (1959), 81; Vogel, W., Der Verbleib der wendischen Bevölkerung, 1960, 83; Warnatsch, S., Geschichte des Klosters Lehnin 1180-1542, 2000, 273f.
Pritzwalk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Graf, A., Die Ortsnamen des Kreises Pritzwalk, 1957; Urkunden der Stadt Pritzwalk in Regesten (1256-1703), hg. v. Neitmann, K., 2007
privare, prīvāre, lat., V., berauben, befreien, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prai, *pₑrai, Präp., vor, voran, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch
privat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 22] in sechs Stellen und zusätzlich substantiviert belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [privatus, Adj., abgesondert, um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.), besondere in Gegensatz zu allgemein, öffentlich, staatlich
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Leisner, W., Staatsferne Privatheit in der Antike - Horaz, 2012; Vincent, D., Privacy, 2016
Privatautonomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der Grundsatz, dass der Einzelne berechtigt ist, seine Lebensverhältnisse in dem Rahmen der Rechtsordnung eigenverantwortlich zu gestalten. Die Privatautonomie ist innerhalb des menschlichen Zusammenlebens der Ausgangspunkt menschlichen Lebens. Sie wird mit zunehmender Verstaatlichung eingeschränkt und deswegen in der Aufklärung als allgemeiner Grundsatz (lat. autonomia [F.] privata) nochmals besonders hervorgehoben und von dem Liberalismus betont. In dem römischen Recht ist demgegenüber die Vertragsfreiheit durch die Typengebundenheit der Klagansprüche eingeschränkt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 214, 270; Bydlinski, F., Privatautonomie und objektive Grundlagen des verpflichtenden Rechtsgeschäfts, 1967; Püls, J., Parteiautonomie, 1995; Hartenstein, O., Die Privatautonomie im internationalen Privatrecht als Störung des europäischen Entscheidungseinklangs, 2000; Autonomie im Recht, hg. v. Bumke, C. u. a., 2017; Latzel, C., Verhaltenssteuerung, Recht und Privatautonomie, 2020
Privatdozent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der nach erfolgreichem Studium und möglicherweise weiterer wissenschaftlicher Tätigkeit (noch) ohne amtlichen Auftrag an einer Hochschule lehrende Mensch, der nach Möglichkeit eine seinen Lebensunterhalt sichernde und Sozialprestige verleihende vergütete Amtsstellung anstrebt und überwiegend auch erreicht. S. Google
Lit.: Busch, A., Die Geschichte des Privatdozenten - eine soziologische Studie zur großbetrieblichen Entwicklung der deutschen Universitäten, 1959
Privatfürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., in Privatfürstenrecht enthalten) privater Fürst?
Privatfürstenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1786 [Schwarz, Losungen 94] sechzehn Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das den Fürsten als Privatperson betreffende Recht, das nach älteren Ansätzen bei Grotius und Pufendorf in dem 18. Jahrhundert als eigenes Rechtsgebiet erkannt wird. Es betrifft sachlich vor allem Erbrecht (beispielsweise Promogenitur) und Familienrecht (beispielsweise Familienfideikommiss), persönlich nach 1806 die Standesherren. Es endet in Deutschland mit dem Übergang zu der Republik ab 1918 (Art. 109 II WRV). S. Google
Lit.: Struve, B., Jurisprudentiae heroicae, Bd. 1ff. 1743ff.; Mayer, C., Allgemeine Einleitung ins Privatfürstenrecht, 1783; Rehm, H., Modernes Fürstenrecht, 1904; Albers, B., Begriff und Wirklichkeit des Privatfürstenrechts, 2001; Mizia, R., Der Rechtsbegriff der Autonomie und die Begründung des Privatfürstenrechts, 1995; Gottwald, D., Fürstenrecht und Staatsrecht im 19. Jahrhundert, 2009
Privatgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Gerichtsbarkeit in dem grundherrschaftlichen Hofgericht, Märkerding, Niedergericht und Patrimonialgericht. Sie endet spätestens 1877/1879 mit den Reichsjustizgesetzen des (zweiten) Deutschen Reiches.
Lit.: Verordnung vom 2. Januar 1849 über die Aufhebung der Privatgerichtsbarkeit, 1849; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung (1869-1877) – Entstehung und Quellen, 1981; Ruhnau, R., Die Fürstlich Thurn-und-Taxissche Privatgerichtsbarkeit in Regensburg – ein Kuriosum, 1999; Stommel, S., Die Vereins- und Verbandsgerichtsbarkeit, 2002
privatisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) aus öffentlichem Gut in Privateigentum überführen, ohne Ausübung eines besonderen Berufs von dem eigenen Vermögen leben
Privatisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb privatisieren 17. Jh. aus dem Französischen und mittelbar dem Lateinischen des Altertums aufgenommen) ist die Überführung von öffentlichem Allgemeineigentum in besonderes Einzeleigentum. In gewisser Weise neigen (fast) alle zu Verwaltung von Gütern der Allgemeinheit berechtigten Menschen auf Grund des natürlichen Egoismus zu möglichster Verwendung der ihnen nicht gehörenden Güter zu eigenem Nutzen, ohne gleichzeitig die Gefahren eines wirtschaftlichen Misserfolgs zu übernehmen. Insofern ist nicht nur unter dem Krummstab gut leben, sondern sind auch dem Machtmissbrauch in Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtungen Türen und Tore geöffnet. Dementsprechend ist dieser vielfach praktizierten Privatisierung die davon abweichende und dementsprechend weniger beliebte Privatisierung mit Risikoübernahme gegen angemessenen Preis vorzuziehen.
Lit.: Stiefel, D., Verstaatlichung und Privatisierung in Österreich, 2011; Handschuhmacher, T., Was soll und kann der Staat noch leisten? Eine politische Geschichte der Privatisierung in der Bundesrepublik 1949-1989, 2018; Auernheimer, G., Wie gesellschaftliche Güter zu privatem Reichtum werden – über Privatisierung und andere Formen der Enteignung, 2021
Privatpfändung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1758 [Estor, RGel. II 486, acht Archivzettel] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die private Pfändung, für die sich in der Neuzeit das unter dem Einfluss des gelehrten Rechtes stehende moderne Vollstreckungsverfahren einschließlich der →Pfändung entwickelt, das 1877/1879 in dem Deutschen Reich durch die Zivilprozessordnung vereinheitlicht wird. S. Google
Lit.: Samuelsohn, E., Die Wirkungen der Privatpfändung nach deutschem Recht, 1878; Gallus, E., Die Privatpfändung im geltenden deutschen Recht, 1908; Lommer, B., Das Recht der Privatpfändung im Herzogtum Sachsen-Anhalt, 1911; Fahrner M., Der Landfrieden im Elsass, 2007
Privatrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt! – nicht in EDEL – und ab 1721 sowie in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1738 [Moser, StaatsR. II 172] in siebenundvierzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) (oder Zivilrecht) ist die Gesamtheit aller Rechtssätze, bei denen Berechtigter oder Verpflichteter nicht ausschließlich ein Träger hoheitlicher Gewalt in seiner Eigenschaft als solcher ist. Ein (lat.) →ius (N.) privatum (privates Recht) unterscheidet bereits das römische Recht von einem (lat.) →ius (N.) publicum (öffentlichen Recht). Zu einer vollständigen Herausbildung eines besonderen (lat.) ius (N.) publicum (öffentlichen Rechtes) kommt es danach aber erst seit dem 16. Jahrhundert. Eine grundsätzliche Trennung zwischen öffentlichem Recht und P. erfolgt in dem 18. und 19. Jahrhundert. Sachlich zählen zu dem Privatrecht Personenrecht, Schuldrecht, Sachenrecht, Erbrecht und Familienrecht sowie Handelsrecht und (teilweise) Arbeitsrecht sowie Immaterialgüterrecht. Geprägt ist das Privatrecht außer durch die Privatautonomie besonders durch die Aufnahme römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter. Seit der Gründung der europäischen Gemeinschaften 1951/1952, 1957 nähert sich das Privatrecht trotz des Beharrens auf nationalstaatlicher Souveränität in kleinen Einzelschritten (seit etwa 1985, Draft Common Frame of Reference 2008, 2009) einer vorsichtigen Europäisierung. S. Google
Lit.: Kaser § 3 II; Söllner § 18; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 1, 8, 54, 159, 184, 189; Eichhorn, H., Einleitung in das deutsche Privatrecht, 5. A. 1845; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Bd. 1ff. 1910ff., Neudruck 1963; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wieacker, F., Das Sozialmodell der klassischen Privatrechtsgesetzbücher, 1953; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Kaser, M., Römisches Privatrecht, 1960; Kaser, M./Knütel, R., Römisches Privatrecht, 20. A. 2014; Luig, K., Die Anfänge der Wissenschaft vom deutschen Privatrecht, (in) Ius commune 1 (1967), 195; Nolte, J., Burchard Wilhelm Pfeiffer, 1969; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Steindl, H., Zur Genese des Privatrechts als „allgemeinem Wirtschaftsrecht“, (in) FG H. Coing, 1982, 349; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985; Godding, P., Le droit privé dans les Pays-Bas méridionaux du 12e au 18e siècle, 1987; Schröder, J., Privatrecht und öffentliches Recht, (in) FS J. Gernhuber, 1993, 961; Kocher, G., Privatrechtsentwicklung und Rechtswissenschaft, 1997; Auf dem Wege zu einem gemeineuropäischen Privatrecht, hg. v. Jayme, E. u. a., 1997; Wolf, W., Vom alten zum neuen Privatrecht, 1998; Das Öffentliche und Private in der Vormoderne, hg. v. Melville, G., 1998; Repgen, T., Die soziale Aufgabe des Privatrechts, 2001; Hamza, G., Die Entwicklung des Privatrechts auf römischrechtlicher Grundlage, 2003; Hamza, G., Entstehung und Entwicklung der modernen Privatrechtsordnungen und die römischrechtliche Tradition, 2009; Mittwoch, A., Die Vereinheitlichung des Privatrechts in Europa, (in) JuS 2010, 767; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Europäisches Privatrecht in Vielfalt geeint?, hg. v. Cachard, O. u. a., 2012; Auer, M., Der privatrechtliche Diskurs der Moderne, 2013; Buschmann, A., Mit Brief und Siegel – Kleine Kulturgeschichte des Privatrechts, 2014; Privatrechtsdogmatik im 21. Jahrhundert – Festschrift für Claus-Wilhelm Canaris zum 80. Geburtstag, hg. v. Auer, M. u. a., 2017; Heiderhoff, B., Europäisches Privatrecht, 2020
Privatrechtsgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsgeschichte nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Geschichte des →Privatrechts. Sie wird nach älteren Werken über deutsches Privatrecht (gemeines deutschen Privatrecht) nach der Kodifizierung des deutschen Privatrechts in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 als Privatrechtsgeschichte der Neuzeit 1935 als eigenes Fach besonders eingerichtet. Sie ist aber gleichwohl (nur ein) Teil der umfassenden →Rechtsgeschichte (aller Rechtsgebiete aller Zeiten).
Lit.: Quellen zur neueren Privatrechtsgeschichte Deutschlands, hg. v. Beyerle, F. u. a., 1936ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wesenberg, G.(/Wesener, G.), Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 1954, 2. A. 1969, 3. A. 1977, 4. A. 1985; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte (begründet v. Molitor, Erich 1949 109 S.), 2. A. 1975 144 S., 3. A. 1979 191 S., 4. A. 1982 230 S., 5. A. 1985 262 S., 6. A. 1988 289 S., 7. A. 1993 294 S., 8. A. 1996 289 S., 9. A. 2001 304 S., 10. A. 2005 333 S.; Textbuch zur Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 1967, 2. A. 2002; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Floßmann, U., Österreichische Privatrechtsgeschichte, 1983, 2. A. 1992, 3. A. 1996, 4. A. 2001; 5. A. 2005, 6. A. 2008, 7. A. 2014, 8. A. 2019; Gmür, R., Über das Coingsche Handbuch, ZRG GA 102 (1985), 283; Ourliac, P./Gazzaniga, J., Histoire du droit privé, 1985; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Kocher, G., Privatrechtsentwicklung, 2. A. 1997; Hamza, G., Entstehung und Entwicklung der modernen Privatrechtsordnungen und die römischrechtliche Tradition, 2009; Haferkamp, H., Wege der Historiographie zur Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, (in) ZNR 2010, 61; Zwalve, W./Sirks, B., Grundzüge der europäischen Privatrechtsgeschichte - Einführung und Sachenrecht, 2012); Buschmann, A., Mit Brief und Siegel – Kleine Kulturgeschichte des Privatrechts, 2013; Brauneder, W., Europäische Privatrechtsgeschichte, 2014 (2013 erschienen); Schlinker, S./Ludyga, H./Bergmann, A., Privatrechtsgeschichte, 2019
Privatrechtssystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen in DRW-Archiv 1827 [Rudhart, Finanzverw. 216, ein Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Erfassung des Privatrechts einer Gesellschaft in einem System. Ein solches Privatrechtssystem ist dem römischen Recht höchstens in Ansätzen bekannt (beispielsweise →Gaius [lat.] personae, res, actiones, Personen, Sachen, Klagansprüche) und auch dem Mittelalter fremd. Erst die Naturrechtslehrer des 17. Jahrhunderts versuchen, (lat.) more geometrico (in geometrischer Art) ein Privatrechtssystem zu entwickeln (→Grotius, →Pufendorf, →Wolff, →Nettelbladt), auf dessen Grundlage seit der Mitte des 18. Jahrhunderts Kodifikationen in Angriff genommen und dann auch geschaffen werden. In dem 19. Jahrhundert entstehen zeitgebundene geschlossene Systeme des Privatrechts (beispielsweise →Savigny, →Puchta, →Gerber), die in ihrem systematischen Wesen irgendwie dem Wesen der Natur des Universums und des Menschen deutlich entsprechen. S. Google
Lit.: Coing, H., Bemerkungen zum überkommenen Zivilrechtssystem, (in) FS H. Dölle Bd. 1 1963, 25; Lenze, K., Von der actio im Privatrechtssystem Savignys zum Streitgegenstand im Zivilprozessrecht, 1970; Perels, J., Privatrechtssystem und Verfassungsstruktur in der Weimarer Republik, 1973; Luig, K., Die Theorie der Gestaltung eines nationalen Privatrechtssystems, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 217; Leiser, W., Schichtspezifisches Privatrecht, ZRG GA 93 (1976), 1; Schlosser, H., Das wissenschaftliche Prinzip der germanistischen Privatrechtssysteme, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 491; Otte, G., Der sog. Mos geometricus in der Jurisprudenz, (in) Quaderni Fiorentini 8 (1979), 179; Lipp, M., Die Bedeutung des Naturrechts für die Ausbildung der Allgemeinen Lehren des deutschen Privatrechts, 1980; Björne, L., Deutsche Rechtssysteme im 18. und 19. Jahrhundert, 1984; Posch, W., Grundzüge fremder Privatrechtssysteme, 1995; Moos, P. v., Öffentlich und privat im Mittelalter, 2004; Schäfer, F-.Juristische Germanistik, 2008; Winkler, V., Der Kampf gegen die Rechtswissenschaft - - Franz Wieackers Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 2014, 2014; Liebrecht, J., Die junge Rechtsgeschichte, 2018; Picker, E., Privatrechtssystem und negatorischer Rechtsschutz, 2019
Privatsiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) privates Siegel neben einem Hauptsiegel
Lit.: Engel, B., Die mittelalterlichen Siegel des Thorner Rathsarchivs, Teil 2 Privatsiegel, 1895; Kittel, F., Siegel, 1970; Stieldorf, A, Siegelkunde, 2004
Privatstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1596 [Osnabrück/Sehling, EvKO. VII 1 S. 291 und 1798 [Grolman, KrimRWiss. 211] in insgesamt acht Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die privat verhängte, der öffentlichen Strafe ähnelnde Rechtsfolge. Sie kommt dem Verletzten zugute oder wird von ihm vollzogen. Die Privatstrafe wird mit der Verstaatlichung des gesellschaftlichen Lebens durch die öffentliche Strafe des erstarkenden Staates in dem römischen Recht und seit dem Hochmittelalter abgelöst. Versteht man Strafe als von der Allgemeinheit verhängtes Übel ohne unmittelbaren Nutzen für das Opfer, so ist die Privatstrafe als privater Vermögensausgleich schon gedanklich problematisch. S. Google
Lit.: Levy, E., Privatstrafe und Schadensersatz im klassischen römischen Recht, 1915; Lange, H., Schadensersatz und Privatstrafe in der mittelalterlichen Rechtstheorie, 1955; Großfeld, B., Die Privatstrafe – ein Beitrag zum Schutz des allgemeinen Persönlichkeitsrechts, 1961; Wieling, H., Interesse und Privatstrafe vom Mittelalter bis zum BGB, 1970; Liebs, D., Die Klagenkonkurrenz im römischen Recht – zur Geschichte der Scheidung von Schadensersatz und Privatstrafe, 1972; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004
Privaturkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1758 [Estor, RGel. II 419] 27 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist für das Mittelalter die nicht von Kaiser, König oder Papst ausgestellte Urkunde, in dem gegenwärtigen Verständnis die von einer nicht hoheitlich tätigen Person ausgestellte Urkunde. Nach Brunner ist in dem Frühmittelalter (lat. [F.]) notitia die schlichte, objektiv gehaltene Beweisurkunde, (lat. [F.]) carta die dispositive, subjektiv gehaltene Konstitutivurkunde. Prägend ist die Herkunft aus dem spätrömischen Schriftwesen, charakteristisch für die karolingische Zeit die Verwendung der karolingischen Minuskel, während die Rechte Höhergestellter imitierende Besiegelung vor allem in dem 10. Jahrhundert beginnt (ältestes bekanntes Beispiel 888 Erzbischof von Mainz über Corvey und Herford). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 4; Brunner, H., Carta und notitia, (in) FS T. Mommsen 1877, 570; Posse, O., Die Lehre von den Privaturkunden, 1887, Neudruck 1974; Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911, Neudruck 1969; Steinacker, H., Die antiken Grundlagen der frühmittelalterlichen Privaturkunde, 1967; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Die Privaturkunden der Karolingerzeit, hg. v. Erhart, P. u. a., 2009; Härtel, R., Notarielle und kirchliche Urkunden im frühen und hohen Mittelalter, 2011; Zehetmayr, R., Funktion und Rechtskraft der besiegelten Privaturkunde im Reich bis zur Jahrtausendwende, (in) DA 69 (2013), 503
privatus, prīvātus, preivātus, lat., Adj., abgesondert, auf ein einziges Individuum beschränkt, Privat…, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prīvāre
Privileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 1243 [Rennewart] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 23, 30] belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., lat. privilegium, N., Ausnahmegesetz, Vorrecht, Wort um 450 v. Chr.) ist das einem oder mehreren Einzelnen von einem Zuständigen in Gegensatz zu der Allgemeinheit eingeräumte Vorrecht. In dem altrömischen Recht ist (lat. [N.]) privilegium das Sondergesetz für den einzelnen dadurch nicht benachteiligten Menschen, später das Sonderrecht zugunsten bestimmter Menschengruppen. In dem Mittelalter ist Privileg die begünstigende, als ausschließlich behauptete Herrschaftsrechte gewissermaßen weiterreichende Herrschaftshandlung zugunsten eines Einzelnen, die meist in einer Urkunde festgehalten wird (beispielsweise etwa rund 900 Königsurkunden zu der Immunität, 1400 Königsurkunden zu der Gerichtsbarkeit). Die Gewährung eines Privilegs verändert Recht zugunsten des Empfängers. Seit dem 12. Jahrhundert führt man die Befugnis zu der Privilegierung auf die Gesetzgebungszuständigkeit zurück. In der französischen Revolution (1789) werden in Frankreich alle Privilegien beseitigt. Ansonsten wird das Privileg in dem 19. Jahrhundert durch den →Gleichheitsgrundsatz eingeschränkt. Diese Entwicklung verstärkt sich in dem 20. Jahrhundert noch. An die Stelle des Privilegs tritt die gesetzlich geregelte Konzession. S. Google
Lit.: Kaser § 3 VI; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 101, 102, 104, 114, 153, 167; Lindner, D., Die Lehre vom Privileg, 1917; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988, 39; Mohnhaupt, H., Untersuchungen zum Verhältnis Privileg und Kodifikation, (in) Ius commune 5 (1975), 71; Krause, H., Der Widerruf von Privilegien im frühen Mittelalter, (in) Archival. Z. 75 (1979), 118; Eisenhardt, U., Die kaiserlichen privilegia de non appellando, 1980; Schulze, R., Geschichte der neueren vorkonstitutionellen Gesetzgebung, ZRG GA 98 (1981), 185; Österreichische Fabriksprivilegien, hg. v. Otruba, G. 1981; Diestelkamp, B., Einige Beobachtungen zur Geschichte des Gesetzes, (in) ZHF 1983, 396; Dölemeyer, B., Vom Privileg zum Gesetz, (in) Ius commune 15 (1988), 57; Lucha, G., Kanzleischriftgut, 1993; Gieseke, L., Vom Privileg zum Urheberrecht, 1995; Das Privileg im europäischen Vergleich, hg. v. Dölemeyer, B. u. a., Bd. 1f. 1997ff.; Lieb, T., Privileg und Verwaltungsakt, 2004; Koppitz, H., Die kaiserlichen Druckprivilegien, 2007; Wadle, E., Privilegien für Autoren oder für Verleger?, ZRG GA 124 (2007), 144; Gergen, T., Die Nachdruckprivilegienpraxis Württembergs im 19. Jahrhundert, 2007; Mersiowsky, M., Die Urkunden der Karolingerzeit, 2015; Die Ökonomie des Privilegs, Westeuropa 16.-19. Jahrhundert, hg. v. Garner, G., 2016; Vom Reichshofrat zur Reichsfilmkammer – Privilegienpraxis und Urheberrechte an Büchern und Filmen (16.-20. Jahrhundert), hg. v. Gergen, T., 2019; Dreyer, J., Die florentinischen Autoren- und Druckerprivilegien während der Herrschaft der Familie Medici, 2020
privilegium, prīvilēgium, lat., N., Ausnahmegesetz, Vorrecht, Privileg, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prīvus, lēx
privilegium (N.) de non appellando (lat.) Privileg des Ausschlusses der →Appellation aus Territorien an die Reichsgerichtsbarkeit (bis zu der Mitte des 15. Jahrhunderts in weitem Umfang erteilt)
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Perels, K., Die allgemeinen Appellationsprivilegien für Brandenburg-Preußen, 1908; Stölzel, A., Geding, Appellation, Hof, Hofgericht und Räte, 1912; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Blaschke, K., Das kursächsische Appellationsgericht 1559-1835 und sein Archiv, ZRG GA 84 (1967), 329; Eisenhardt, U., Die Rechtswirkungen der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 75; Weitzel, J., Zur Zuständigkeit des Reichskammergerichts als Appellationsgericht, ZRG GA 90 (1973), 213; Broß, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammergerichtsordnung von 1495, 1973; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation ans Reichskammergericht, 1976; Die kaiserlichen privilegia de non appellando, hg. v. Eisenhardt, U., 1980; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981; Battenberg, F., Beiträge zur höchsten Gerichtsbarkeit im Reich im 15. Jahrhundert, 1981; Battenberg, F., Die Gerichtsstandsprivilegien der deutschen Kaiser und Könige bis zum Jahre 1451, 1983; Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985
privilegium (N.) de non evocando (lat.) Privileg des Ausschlusses der Ansichziehung (Evokation) eines Rechtsstreits seitens des Königs (bis 1487 bedeutsam)
Lit.: Eisenhardt, U., Die Rechtswirkung der in der Goldenen Bulle genannten privilegia de non evocando et appellando, ZRG GA 86 (1969), 97; Das Privileg im europäischen Vergleich, hg. v. Mohnhaupt, H., 1999; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur Rechtsmittelinstanz, 2014
privilegium (N.) dotis (lat.) Vorrecht der Mitgift nach römisch-gemeinem Recht (Bartolus, Baldus) auf Rückgabe des Heiratsguts an die Witwe oder ihre Erben nach dem Tode des Ehemanns
Lit.: Kaser § 31 III 3; Hübner 413, 689; Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts in Österreich, 1973
privilegium (N.) fori (lat.) Vorrecht des (geistlichen) Gerichtsstands für Kleriker seit dem 4. nachchristlichen Jahrhundert (bis zu den Reichsjustizgesetzen des Deutschen Reiches von 1877/1879)
Lit.: Diestelkamp, B., Das privilegium fori des Klerus im Gericht des deutschen Königs während des 13. Jahrhunderts, (in) FS H. Thieme, 1986, 109ff.; Duve, T., Sonderrecht in der frühen Neuzeit, 2008, 95ff.; Oestmann, P., Geistliche und weltliche Gerichte im Alten Reich, 2012; Helmholz, R.; Kanonisches Recht und europäische Rechtskultur, 2013
privilegium (N.) impressorium (lat.) →Druckprivileg
Privilegium (N.) maius (lat., „größeres Privileg“) sind die in dem Winter 1358/1359 unter (dem habsburgischen) Herzog Rudolf IV. von →Österreich in seiner Kanzlei unter Verwendung des echten Siegels des bei dieser Gelegenheit als Urkunde zerstörten (lat. [N.]) privilegium minus hergestellten fünf falschen Urkunden, in denen zwecks Gleichstellung mit den Kurfürsten sowie Benachteiligung der Brüder Rudolfs IV. von dem Fälscher Österreich bzw. seinem Herrscher zahlreiche Rechte gewährt werden (Erhebung zu einem Pfalzerzherzog, Berechtigung zu dem Tragen einer Bügelkrone, Unteilbarkeit, Ältestenerbrecht [des Sohnes und hilfsweise der Tochter], Bestimmungsrecht bei Erbenlosigkeit, Belehnung in Österreich, Ausschließung des königlichen Hofgerichts, Beschränkung der Heerfolge auf eine symbolische Handlung, Beseitigung der Hoffahrtpflicht). Das auch für die zukünftig beherrschten Länder Österreichs gelten wollende (gefälschte) privilegium maius (um 1530 „Freyheiten des hauss Österreich“) wird trotz des dem privilegium minus entnommenen (echten) Siegels von Kaiser Karl IV. 1360 unter dem Einfluss Francesco Petrarcas wegen eingefügter angeblicher Urkunden Caesars und Neros (richtigerweise) nicht anerkannt. Die Anerkennung erfolgt aber unter den (dadurch begünstigten) Habsburgern Friedrich III. (1443, 6. 1. 1453, Zustimmung der Kurfürsten), Karl V. (1530) und Karl VI. (1729). Danach gilt das privilegium maius bis 1806 als Recht des Heiligen römischen Reiches. Von Wilhelm Wattenbach wird die (plumpe) Fälschung 1852 entlarvt und als privilegium maius bezeichnet.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 95, 111; Baltl/Kocher; Wattenbach, W., Die österreichischen Freiheitsbriefe – Prüfung ihrer Echtheit und Folgerungen über ihre Entstehung, (in) AÖG 8 (1852), 77ff.; Erben, W., Das Privilegium Friedrichs I. für das Herzogtum Österreich, 1902; Lhotsky, A., Privilegium maius, 1957; Appelt, H., Privilegium minus, 1973, 2. A. 1977; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 3 1988, 201; Moraw, P., Das privilegium maius und die Reichsverfassung, 1988; Privilegium maius – Autopsie, Kontext und Karriere der Fälschungen Rudolfs IV. von Österreich, hg. v. Just, T. u. a., 2018
Privilegium (N.) minus (lat.) ist das an dem 17. 9. 1156 von dem staufischen Kaiser →Friedrich I. Barbarossa dem Babenberger Heinrich (II.) mit dem späteren Beinamen „Jasomirgott“ und seiner Ehefrau Theodora (von Byzanz) erteilte, seit 1852 (Wattenbach) als privilegium minus bezeichnete Privileg über den an dem 8. 9. 1156 unter Fürstenspruch erfolgten Vorgang der Verselbständigung (des Landes) Österreichs von (dem Herzogtum der) Bayern. Es beruht darauf, dass der nach dem Tod des aus Sachsen kommenden söhnelosen, seinem Schwiegersohn Heinrich dem Stolzen 1137 das Herzogtum (auch der) Sachsen verlehnenden Kaisers Lothar von Süpplingenburg 1138 als Enkel Kaiser Heinrichs IV. zu dem König gewählte →Staufer Konrad III. dem unterlegenen, mit einer Tochter Lothars verheirateten Mitbewerber Heinrich dem Stolzen aus der Familie der →Welfen aus machtpolitischen Überlegungen das Herzogtum (der) Bayern mit der Begründung entzieht, dass niemand gleichzeitig Herzog in zwei Herzogtümern (der Bayern seit 1070 und Sachsen seit 1137) sein könne, und es 1139 seinem Stiefbruder Leopold IV. aus der Familie der →Babenberger als dem Markgrafen der Markgrafschaft →Österreich zuteilt, Friedrich I. aber als Nachfolger Konrads III. den als Nachfolger seines Vaters Heinrichs des Stolzen gegen den Entzug aufbegehrenden, inzwischen mündig gewordenen welfischen Vetter →Heinrich den Löwen zufriedenstellen will. Zu diesem Zweck gewährt er trotz Widerspruchs des Babenbergers Heinrich Jasomirgott 1154 Bayern den Welfen zurück, löst hieraus aber an dem 8. 9. 1156 Österreich als selbständiges, territorial (nicht völlig klar) gekennzeichnetes →Herzogtum heraus. Der neue Herzog und seine Gattin werden gemeinsam belehnt. Es wird ihnen und ihren Nachfolgern die Erblichkeit in dem männlichen Stamm und in dem weiblichen Stamm (Weiberlehen) zugesichert. Bei Kinderlosigkeit sollen der belehnte Herzog und seine Gattin das (persönliche) Recht (lat. [N.] ius) haben, den Nachfolger frei zu bestimmen (lat. [Gen. Sg.] affectandi, Designationsrecht). Ohne Zustimmung des Herzogs soll niemand eine Gerichtsbarkeit in dem neuen Herzogtum ausüben. Die Pflicht des Herzogs, zu Hoftagen zu erscheinen, wird auf Hoftage in Bayern und die Pflicht zu der Heerfolge auf Kriegszüge in benachbarten Ländern des Herzogtums beschränkt. Die notwendigen lehnrechtlichen Handlungen werden feierlich vollzogen (Rückgabe von sieben Fahnen für Bayern und Österreich durch Heinrich Jasomirgott an Friedrich I., Hingabe dieser sieben Fahnen durch Friedrich I. an Heinrich den Löwen, Rückgabe von zwei Fahnen für (die Mark, das nunmehrige Herzogtum sowie die seit alters mit diesem verbundenen drei) bisher nicht lokalisierten und identifizierten Grafschaften durch Heinrich den Löwen an Friedrich I., Erhebung Österreichs zu einem Herzogtum, Überreichung (nach Roman Deutinger in „Die Geburt Österreichs“) zweier dies (, nach Martin P. Schennach in HRG 2. A. Bd. 4, Lieferung 28, S. 835 dreier Österreich) versinnbildlichender Fahnen durch Friedrich I. an Heinrich Jasomirgott). Das Original der Urkunde (privilegium minus) ist nicht erhalten, da es vermutlich 1358/1359 bei der Erstellung des gefälschten „privilegium maius“ durch Herzog Rudolf IV. vernichtet wird. Erhalten ist eine Abschrift aus der Mitte des 13. Jahrhunderts aus Klosterneuburg.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94; Baltl/Kocher; Baltl/Kocher; Wattenbach, W., Die österreichischen Freiheitsbriefe – Prüfung ihrer Echtheit und Folgerungen über ihre Entstehung, (in) AÖG 8 (1852), 77ff.; Tangl, M., Die Echtheit des österreichischen Privilegium minus, ZRG 25 (1904), 258; Schrader, E., Zur Gerichtsbestimmung des Privilegium minus, ZRG GA 69 (1952), 371; Fichtenau, H., Von der Mark zum Herzogtum. 1958; Appelt, H., Privilegium minus, 1973, 2. A. 1977, Neudruck 2006; Die Geburt Österreichs, hg. v. Schmid, P. u. a., 2007; Privilegium maius – Autopsie, Kontext und Karriere der Fälschungen Rudolfs IV. von Österreich, hg. v. Just, T. u. a., 2018
Privilegium (N.) Ottonianum (lat.) ist das in einer gleichzeitigen Prunkausfertigung erhaltene, die Rechte des Papstes einschließlich der karolingischen Gaben (Schenkungen) und der Vereinbarungen über die Papstwahl bestätigende Privileg Kaiser Ottos I. für Papst Johannes XII. von dem 13. 2. 962.
Lit.: Sickel, T., Das Privilegium Ottos I., 1883; Zimmermann, H., Ottonische Studien II – Das privilegium Ottonianum und seine Problemgeschichte, (in) MIÖG Ergänzungsband 20, 1 (1962), 147ff; Zimmermann, H., Das dunkle Jahrhundert, 1971, 134; Drabeck, A., Die Verträge der fränkischen und der deutschen Herrrschher mit dem Papsttum von 754 bis 1020, 1976, 64ff.; Hoffmann, H., Sog. Ottonianum, (in) Otto der Große, Magdenburg und Europa, hg. v. Puhle, M., 2001, Band 2 Katalog, 430-432 (Faksimile und Beschreibung)
privus, prīvus, lat., Adj., eigen, besondere, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prai, *pₑrai, Präp., vor, voran, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch
pro, prō (1), lat., Präp., Adv., vor, für, zugunsten, statt. XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pro, *prō, Präp., vorwärts, vorn, voran, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch
Pro viribus hereditatis (lat. [Wortfolge]) (für die Mittel der Erbschaft) ist die Beschränkung der Haftung des Erben auf den Wert des Nachlasses – in Gegensatz zu den Gegenständen des Nachlasses.
Lit.: Köbler, DRG 162
proba, lat., F.: nhd. Prüfung, Versuch, Probe, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. probāre
probare, probāre, lat., V., anerkennen, prüfen, billigen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. probus
probatio, probātio, lat., F., Prüfung, Erprobung, Probe, Musterung, Schau, Billigung, Genehmigung, (Beweis,) Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. probāre
Probe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1475/1476 [WürzbPol. 178] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [proba, F., Prüfung, um 160-220 n. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Prüfung, Untersuchung, Versuch
Probebissen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist eine Form von →Gottesurteil, bei dem durch Verschlucken der Tod eintritt oder eintreten kann.
Probenacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1780 [Runde, PrR. 562] drei Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die bei Runde 1780 und Friedrich Christoph Jonathan Fischer 1780 bezeugte angebliche probeweise bei Bauernmädchen in dem Schwarzwald und der Schweiz verbrachte Nacht. des Grundherrn.
Lit.: Fischer, F., Über die Probenächte der teutschen Bauermädchen, 1780, Neudruck 1990; Albers, H., Zwischen Hof, Haushalt und Familie, 2001
probus, lat., Adj., gut, tüchtig, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *prₑmo-, Adj., vordere, erste
procedere, prōcēdere, lat., V., vorwärtsgehen, fortgehen, vorwärtsschreiten, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), cēdere
procer, lat., M.: nhd. einer der Vornehmsten, Aristokrat, Meister, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. idg. *prō̆ko-, Präp., voran; s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, proceres (lat. [M.Pl.]) Vornehme, Große
processus, prōcessus, lat., M., Vorwärtsrücken, Vorrücken, Fortschreiten, Aufzug, Ausgang, Angriff, Vorsprung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōcēdere
Proculus (20/10 v. Chr.-50/70 n. Chr.) ist der römische Rechtskundige, der seit 33 n. Chr. Haupt der nach ihm benannten Rechtsschule ist, zu der →Labeo filius und →Nerva pater sowie Neraz und Celsus zählen und der die Rechtsschule des →Sabinus gegenübersteht. Sein wichtigstes Werk sind (lat. [F.Pl.]) epistulae (Briefe) in wohl 12 Büchern. Daneben wird er von vielen bekannten Rechtskundigen zitiert. S. Google
Lit.: Söllner § 16; Köbler, DRG 30; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 123; Krampe, C., Proculi Epistulae, 1970
procurare, prōcūrāre, lat., V., Sorge tragen, besorgen, abwarten, pflegen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), cūrāre
procurator, prōcūrātor, lat., M., Besorger, Verwalter, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōcūrāre
Procurator (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der Prozessvertreter oder Verwalter (beispielsweise der Geschäfte des Freilassers [lat. patronus]) auf Grund Befehls oder Geschäftsführung ohne Auftrag oder schließlich auch Auftrags. Der procurator kann über das Vermögen verfügen, später den patronus auch durch Geschäfte verpflichten.
Lit.: Kaser §§ 11 II 1b, 20 I 1, 44 II 1, 49 II 4, 82 IV; Köbler, DRG 33, 44, 47, 57; Köbler, LAW; Klinck, F., Zur Bedeutung des Wortes procurator in den Quellen des klassischen Rechts, ZRG RA 124 (2007), 25
prodigere, prōdigere, lat., V., hervortreiben, forttreiben, vertun, verschwenden, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), agere; prodigus
prōdigus, lat., Adj., verschwenderisch, reich, reichlich, groß, stark, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōdigere
Prodigus (lat. [M.]) ist bereits in dem altrömischen Recht der von dem Magistrat durch Interdiktion entmündigte Verschwender, für den ein (lat. [M.]) curator (Pfleger) treuhänderisch handelt.
Lit.: Kaser §§ 14 V, 64 IV; Köbler, DRG 22
producere, prōdūcere, lat., V., vorwärts führen, vorwärts ziehen, fortführen, hinführen, hinbringen, ausrücken lassen, auftreten lassen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), dūcere
productio, prōductio, lat., F.: nhd. Hervorführen, Ausrückenlassen, Ausdehnung, Verlängerung, Ziehen, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōdūcere
productum, prōductum, lat., N., vorzüglicheres Ding; Q.: Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōductus, s. prō (1), dūcere
Produkt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, nur productiv – Ende 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [AmbergKzlO. 26] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Erzeugnis
Produkthaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der Bundesrepublik Deutschland ab 1. 1. 1990 geltende, durch eine Richtlinie der →Europäischen Gemeinschaft veranlasste →Gefährdungshaftung des Herstellers eines Produkts. Sie steht neben der von der Rechtsprechung entwickelten Produzentenhaftung (Verschuldenshaftung), ohne sie verdrängen zu können.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 271; Bartl, H., Produkthaftung nach neuen EG-Recht, 1989; Honsell, H., Produkthaftungsgesetz und allgemeine Deliktshaftung, (in) JuS 1995, 211; Gildeggen, R. Internationale Produkthaftung, 2021
Produktion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – zweite Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 106] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [productio, F., Hervorführen, 86/82 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Herstellung
Produktionsmittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das zu der Herstellung eines Erzeugnisses erforderliche Mittel (beispielsweise Werkzeug, Maschine, Gebäude)
Produzent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 98 in anderer Bedeutung] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) Hersteller
Produzentenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von der Rechtsprechung nach amerikanischem sowie französischem Vorbild entwickelte deliktische Haftung (Verschuldenshaftung) des Produzenten für einen von seinen Erzeugnissen verursachten Schaden (vgl. BGHZ 51, 91 Hühnerpest). Für bestimmte Pflichtverletzungen besteht dabei eine Verschuldensvermutung, wodurch die Bejahung von Schadensersatzansprüchen erleichert wird. Seit 1990 ist die von der Rechtsprechung anerkannte Produzentenhaftung durch eine Produkthaftung (Gefährdungshaftung) des Gesetzgebers ergänzt. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 271; Wesch, S., Die Produzentenhaftung im internationalen Rechtsvergleich, 2020
produzieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 73] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) herstellen, vorbringen
Profess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1461 [CoutBruges II 202] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google, lat. professio [F.] religiosa, religiöses Bekenntnis, Ordensgelübde, daneben Profess, M., F., ein eine Profess abgelegt habender Mensch) ist die Ablegung des Ordensgelübdes (Armut, Keuschheit, Gehorsam), deren Folgen mit einem Austritt wieder entfallen. Bestimmte kirchenrechtliche Wirkungen (beispielsweise Erwerbsunfähigkeit, Ehehindernis, Erbunfähigkeit) treten seit dem 18./19. Jahrhundert nach weltlichem Recht nicht mehr ein.
Lit.: Hübner 57; Martin, A., Die Bedeutung des Ordensgelübdes, 1924; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Gerhartz, J., Insuper promitto … Die feierlichen Sondergelübde katholischer Orden, 1966; Meiner, D., Die Rechtswirkungen der klösterlichen Profess, 1993; Fürst, L., Das Vermögensrecht der österreichischen Ordensleute, 2004
professio (F.) iuris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., s. Google) Bekenntnis zu einem für den Bekennenden anwendbaren Recht (vor allem zu einem →Volksrecht in dem Frühmittelalter), Rechtswahlklausel beispielsweise der fränkischn Gräfin Irmgard des langobardischen Grafen Gandulf in einer Urkunde von dem 29. 5. 988 oder nach Sachsenspiegel Landrecht III 33 § 1
Lit.: Calasso, F., Medio evo del diritto, 1954, 117f., 186, 259; Fontanellas Morell, J., La profession iuris sucesoria, 2010; Goré, M., La profession juris, 2012
Professor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1543 [Tübingen/ZRG.2 Germ 48 1928 130] in dreißig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich seit dem Hochmittelalter (13. Jahrhundert) vor allem der Universitätslehrer. Dabei ist in der Rechtswissenschaft in dem 15. Jahrhundert noch der erste Dekretalist der vornehmste Rechtslehrer, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts dagegen der Lehrer des weltlichen Codex. Die Versorgung erfolgt noch in dem 15. Jahrhundert überwiegend durch Benefizien (Pfründen). Der ordentliche, durch die Möglichkeit der Emeritierung (Entpflichtung ohne Entrechtung) ausgezeichnete P. (Ordinarius) wird in der Bundesrepublik Deutschland und in Österreich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter Besitzstandswahrung der Betroffenen zwecks formaler Demokratisierung gesetzlich beseitigt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 143, 186; Schwarz, A., Der Einfluss der Professoren auf die Rechtsentwicklung, (in) Rechtsgeschichte und Gegenwart, 1960, 181; Ebel, W., Catalogus professorum Gottingensium 1734-1962, 1962; Pick, E., Die Professoren des Rechts, (in) FS O. v. Mühl, 1981, 509; Belloni, A., Professori giuristi a Padova, 1986; Geschichte der Universität in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1 1993, 139; Schmeiser, M., Akademischer Hasard, 1994; Baumgarten, M., Professoren und Universitäten, 1997; Willett, O., Sozialgeschichte Erlanger Professoren, 2001; Irrgang, S., Peregrinatio academica, 2002; Maus, C., Der ordentliche Professor und sein Gehalt, 2012
Profos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1522 [Murner, LuthNarr V. 2113] in einundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] praepositus) Ankläger in dem Heer, Vollstreckungsbediensteter
Lit.: Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, 1976
Pro herede gestio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht das Verhalten wie ein Erbe, durch das die Außenerben die Erbschaft annehmen.
Lit.: Kaser § 71 II 2a; Köbler, DRG 38; Coppola, G. Studi sulla pro herede gestio, Bd. 1f. 1987ff.; Heuser, F., Der Erbschaftserwerb im Spätmittelalter, 2002
Project (N.) des Codicis Fridericiani Marchici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die (von Cocceji) nach seiner königlichen Majestät von Preußen selbst vorgeschriebenem Plan entworfene Cammergerichtsordnung, nach der alle Prozesse in einem Jahr durch drei Instanzen zu dem Ende gebracht werden sollen und müssen nebst dem Project einer Sportul-Ordnung und eines Pupillen-Collegii in Preußen von 1748. Das Project des Codicis Fridericiani Marchici folgt dem Project eines Codicis Fridericiani Pomeranici (für Pommern) für die Mark Brandenburg nach. In dem ersten Teil handelt die Ordnung in 18 Titeln von unseres Hof- und Cammer-Gerichts-Bestellung und von dem richterlichen Amt überhaupt, in dem zweiten Teil in sieben Titeln von denen bishero bei dem Cammergericht (lat.) ratione modi procedendi eingeschlichenen Missbräuchen und deren Remedierung, in dem dritten Teil in 44 Titeln von dem (lat.) processu summario et ordinario in genere und in dem vierten Teil in neun Titeln von einigen besonderen Processen, als in Bagatellsachen, in summariissimo, in Injurien, in causis fiscalibus, bei Kommissionen, und Versuchung der Güte, zwischen Pächtern und Gutsherren, Obrigkeiten und Untertanen, Pupillen und Vormündern, item wegen streitiger Grenze sowie in Konkursen u. s. w. Zu der Seite steht das Project einer nach seiner königlichen Majestät von Preußen vorgeschriebenem Plan errichteten Tribunalordnung, das Project der Sportelordnung bei dem Kammergericht und das Project eines neuen Pupillen-Collegii. Das Project des Codicis Fridericiani Machici geht einem gescheiterten Project eines (lat.) Corpus juris Fridericiani von 1749/1751, dem Corpus (N.) iuris Fridericianum (lat.) (Erstes Buch von dem 26. April 1781, Prozessrechtsgesetzbuch Friedrichs des Großen bzw. seines Großkanzlers →Carmer, das den Untersuchungsgrundsatz in den Zivilprozess einführt) und der Allgemeinen Gerichtsordnung von 1793 voraus. S. Google
Lit.: Codex Fridericianus Marchicus mit einer Einleitung v. Mohnhaupt, H. 2000; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProjectdesCodicisFridericianiMarchici1748.htm
Project des Corpus juris Fridericiani (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist der in dem Ergebnis gescheiterte Versuch Friedrichs des Großen von Preußen, durch Cocceji das materielle Recht des Landes durch Gesetz zu vereinheitlichen (Personenrecht 1749, Sachenrecht 1751, Obligationenrecht 1753 bei Versendung verloren). Ihm folgen das Allgemeine Gesetzbuch (ab 1784) bzw. das Allgemeine Landrecht von 1794 nach.
Lit.:http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProjectdesCorporisJurisFridericiani1-1749.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ProjectdesCorporisJurisFridericiani2-1751.pdf
Prokulianer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Anhänger der nach →Proculus benannten römischen Rechtsschule. Die Prokulianer stehen den Sabinianern gegenüber. Sie werden als innovativ eingestuft und betonen die Zusammenhänge und Ableitungen.
Prokura (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1600 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1616 [WaadtStat. 172] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die seit der Neuzeit von dem Inhaber eines Handelsgeschäfts oder seinem gesetzlichen Vertreter erteilte besondere, gesetzlich umschriebene Vertretungsmacht.
Lit.: Riechmann, A., Der Umfang der Prokura, 1911; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Knoepfel, H.; Die Prokura nach schweizerischem Recht, 1954; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Beck, L., Zur Funktionsweise der Prokura als handelsrechtliche Vollmacht, 2020
Prokurator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1276 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [FWB. IV 1168] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat. [M.] procurator) ist der Vertreter einer Partei in einem gerichtlichen Verfahren bezüglich der formgerechten Vornahme der Prozesshandlungen vor Gericht. Der von dem Advokaten geschiedene Prokurator ist dem römischen Recht wie dem kirchlichen Recht bekannt. Bei dem Reichskammergericht wird nach 1521 die Trennung beseitigt. Allgemein wird sie in Deutschland 1877/1879 aufgegeben. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 43, 117, 153; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 119; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 156, 453; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 161, 207, 211, 217; Sohn, A., Deutsche Prokuratoren an der römischen Kurie in der Frührenaissance (1431-1474), 1995; Baumann, A., Das Reichskammergericht in Wetzlar, ZRG GA 115 (1998), 498; Baumann, A., Anwälte am Reichskammergericht, 2001; Stein, A., Advokaten und Prokuratoren am Reichskammergericht in Wetzlar (1693-1806) als Rechtslehrer und Schriftsteller, 2002; Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren, 2006
Prokurist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der mit der gesetzlich umschriebenen →Prokura bestellte Vertreter des Inhabers eines Handelsgeschäfts.
proles, prōlēs, lat., F., Sprössling, Kind, Nachkomme, Hode, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), s. idg. *al- (2), *h₂el-, V., wachsen (V.) (1), nähren
Prolet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) aus Proletarier, dem Angehörigen des Proletatiats, abgekürzte Bezeichnung für einen ugebildeten Menschen
proleta, prōlēta, lat., M., Bürger der untersten Klasse, Proletarier, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōlēs; L.: Georges 2, 1980
Proletariat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nach 1840 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) jenseits von Nachkommenschaft besitzlose Klasse der Gesellschaft
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 17, 177; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984; Sombart, W., Das Proletariat, 1906; Herre, G., Verelendung und Proletariat bei Karl Marx, 1973; Mühlberg, D., Proletariat – Kultur und Lebensweise im 19. Jahrhundert, 1986
Proletarier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –1779 [Wieland] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Angehöriger der jenseits von Nachkommenschaft besitzlosen Klasse einer Gesellschaft
promissio, prōmissio, lat., F., Versprechung, Verheißung, Versprechen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōmittere
promissorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen promiß – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Versprechen betreffend
promittere, prōmittere, lat., V., nhd. vorwärts gehen lassen, hervorgehen lassen, dehnen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), mittere
promotio, prōmōtio, lat., F., Beförderung; Q.: Script. H. Aug. (4./5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōmovēre
Promotion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1464 [LübUB. X 559] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb promovieren 15. Jh. aufgenommen) Vorwärtsbewegung, Qualifikationsverfahren zu dem Erwerb des Doktorgrads
Lit.: Promotionen und Promotionswesen an deutschen Hochschulen der Frühmoderne, hg. v. Müller, R., 2001; Münch, I. v., Promotion, 2002, 2. A. 2003, 3. A. 2006, 4. A. (mit Mankowski, P.) 2013; Examen, Titel, Promotionen, hg. v. Schwinges, R. 2007; Bilder - Daten - Promotionen., hg. v. Müller, R., 2007; Baur, S., Vor vier Höllenrichtern, 2009
Promotionsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Recht der Promotion
Lit.: Reithmayr, F., Über das Promotionsrecht und die Promotion zu den akademischen Ehrengraden, 1858; Blecher, J., Vom Promotionsprivileg zum Promotionsrecht – das Leipziger Promotionsrecht zwischen 1409 und 1945, 2006; Speiser, G., Das Promotionsrecht für Fachhochschulen, 2021
promovieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1446 [WienRQ. 225] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) befördern, den Doktorgrad erreichen
Promptuarium (N.) iuris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist das alphabetisch geordnete, 1408 bis 1422 von dem Kanonisten Ulrich von Albeck, zuletzt Bischof von Seckau, verfasste Rechtslexikon, dessen Handschrift in Graz liegt, sowie der Name zweier weiterer inhaltlich nicht übereinstimmender, handschriftlich in Erlangen und Madrid aufbewahrter Werke des ausgehenden 15. und des 17. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Gengler, H., De codice saeculi XV. Erlangensi inedito, 1854; Pfaff, I., Das promptuarium iuris des Reichskanzlers und Bischofs Ulrich von Albeck, ZRG RA 42 (1921), 158; Inventario General de Manuscritos de la Biblioteca Nacional IX, 1970, 231
Property Acts (1922-1925) sind neun das Sachenrecht betreffende Einzelgesetze des →englischen Rechtes.
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
Prophet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Verkünder
Lit.: Lehner, H., Prophetie zwischen Eschatologie und Politik, 2015; Bangert, K., Muhammad – eine historisch-kritische Studie zur Entstehung des Islams und seines Propheten, 2016; FitzGerald, B., Inspiration and Authority in the Middle Ages, 2017
propheta, prophēta, lat., M., Prophet, Weissager, Caes. (um 50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. προφήτης (prophḗtes), M., Ausleger, Verkündiger, vgl. gr. πρό (pró), Präp., Adv., vor; gr. φάναι (phánai), V., sagen, erklären, vgl. idg. *pro, *prō, Präp., vorwärts, vorn, voran, Pokorny 813, vgl. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, Pokorny 810, idg. *bʰā- (2), *bʰeh₂-, *bʰah₂-, V., sprechen, Pokorny 105
proportio, prōportio, lat., F., Proportion, Ebenmaß, ähnliches Verhältnis, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), portio
Proportion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1581 [MLiv. II Mitau 27] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anteil, Verhältnis
proportional (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [proportionalis, Adj., verhältnismäßig, um 75-um 150 n. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) verhältnismäßig, anteilig
proportionalis, prōportiōnālis, lat., Adj., zur Proportion gehörig, verhältnismäßig, Suet. (um 75-um 150 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōportio
proprietas, proprietās, lat., F., Eigentümlichkeit, Eigentumsrecht, Eigentum, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. proprius
Lit.: Kaser § 22 II 2; Köbler, DRG 60, 124; Willoweit, D., Dominium und proprietas, (in) Historisches Jahrbuch 94 (1974), 131ff.; Köbler, G., Eigen und Eigentum, ZRG GA 95 (1978), 1; Property Law on the Threshold of the 21st Century, hg. v. Van Mannen, G. u. a., 1997
proprius, lat., Adj., ausschließlich, eigen, eigentümlich,Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō; s. idg. *pətḗr, *pətḗ, *ph₂tḗr, M., Vater, vgl. idg. *pā-, *pāt-, *pə-, *peh₂-, *pah₂-, V., füttern, nähren, weiden
Propst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1. Hälfte 13. Jahrhundert [Selmer, RegSBened. 83] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist sachlich in dem frühmittelalterlichen Kloster schon des 6. Jahrhunderts der dem Abt folgende Vorgesetzte, der teils von dem →Prior verdrängt wird, teils das Amt des →Archidiakons erlangt. In der evangelischen Kirche lebt der Propst bis zu der Gegenwart fort.
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Merzbacher, F., Johann von Allendorf, 1955; Rauch, G., Pröpste, Propstei und Stift von S. Bartholomäus in Frankfurt, 1975
proscribere, prōscrībere, lat., V., öffentlich bekanntmachen, öffentlich erklären, Acht erklären, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), scrībere
proscriptio, prōscrīptio, lat., F., schriftliche Bekanntmachung, öffentlicher Anschlag, Achterklärung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōscrībere
prostituere, prōstituere, lat., V., vorn hinstellen, öffentlich preisgeben, Catull. (81/79-52/50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), statuere
prostituieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1602 [Schulz, FremdWB. II 705, Schindler, VerbrFreib. 72 1728/1729ß, Zedler 29 Sp. 947 1741] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar
prostitutio, prōstitūtio, lat., F.: nhd. Preisgebung, Entehrung, Beschimpfung, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōstituere
Prostitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht (!) bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1741 [Zedler 29 Sp. 947] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb prostituieren zweite Hälfte 16. Jh. aufgenommen) ist die gewerbsmäßige Hingabe des Körpers eines Menschen zu geschlechtlichen Zwecken. Sie findet sich als naheliegende Folge bereits bei den wohl natürliche Verhältnisse künstlich ändernden monogamen Kulturvölkern des Altertums und betrifft überwiegend Frauen. Von dem Christentum wird die Prostitution grundsätzlich öffentlich bekämpft und zurückgedrängt, aber nicht tatsächlich beseitigt. Mit der Geldwirtschaft entstehen in den mittelalterlichen Städten seit dem 13. Jahrhundert Frauenhäuser, in denen die Prostitution unter Geldzahlung erlaubt ist. In dem 19. Jahrhundert setzt sich in dem Liberalismus der Grundsatz der Gewerbefreiheit auch für die Prostitution durch. 1927 wird in Deutschland ein Gesetz zu der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten eingeführt, das eine gesundheitliche Überwachung sichern soll. 1973 wird in der Bundesrepublik Deutschland die strafrechtliche Verfolgung der Prostitution mit dem vierten Strafrechtsänderungsgesetz grundsätzlich abgeschafft. Bestimmte Formen der Förderung der Prostitution sind aber strafbar. Das aus drei Paragraphen bestehende Prostituiertengesetz gewährt ab 1. 1. 2002 zivilrechtlichen Rechtsschutz, der durch das Prostituiertenschutzgesetz zu dem 1. 7. 2017 ergänzt wird. Die Legalisierung der Prostitution hat in der Bundesrepublik Deutschland bisher keine erheblichen tatsächlichen Auswirkungen.
Lit.: Dufour, F., Weltgeschichte der Prostitution, 1905; Pappritz-Berlin, A., Einführung in das Studium der Prostitutionsfrage, 1919; Hirschfeld, M., Geschlechtskunde auf Grund dreißigjähriger Forschung und Erfahrung, 1930; Wespe, K., Die rechtliche Regulierung der Prostitution, 1930; Bargon, M., Prostitution und Zuhälterei, 1982; Bassermann, L., Das älteste Gewerbe, 1992; Schuster, B., Die unendlichen Frauen, 1996; Laskowski, S., Die Ausübung der Prostitution, 1997; Stumpp, B., Prostitution in der römischen Antike, 1998; Falck, U., VEB Bordell, 1998; Gleß, S., Die Reglementierung von Prostitution, 1999; Malkmus, K., Prostitution in Recht und Gesellschaft, 2005; Hemmie, D., Ungeordnete Unzucht, 2007; Budin, S., The myth of sacred prostitution in antiquity, 2008; Harris, V., Selling Sex in the Reich, 2010; Gonzalez, N., Sex sells, 2011; Wingfield, N., The World of Prostitution in Late Imperial Africa, 2017; Ellsässer, S., Der männliche Blick auf Prostitution, 2020; Wünsch, S., Das erkrankte Geschlecht – Medizin und Prostitution im Berlin des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, 2020
protector, prōtēctor, lat., M.: nhd. Bedecker, Beschützer, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōtegere
Protektor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [RTA. XIV 413] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Beschützer, Betreuer, Vogt
Protektorat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1795 [Scheidemantel, Repert. IV 318] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist vor allem seit dem 19. Jahrhundert die Schutzherrschaft eines Staates oder mehrerer Staaten über einen Staat bzw. dessen Gebiet (beispielsweise 1806 Rheinbund, 1815 Republik Krakau, 1881 Tunesien, 1912 Marokko, 1914 Ägypten).
Lit.: Heilborn, P. Das völkerrechtliche Protektorat, 1891; Kienz., J., Die Staatenverbindungen, 1929, 288; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Deutsches Reich und Protektorat Böhmen und Mähren April 1943-1945, hg. v. Hauff, L., 2020
Protest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1501 [Fruin, Dordrecht I 140] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums [protestare, V., öffentlich bezeugen, um 100 n. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein die ausdrückliche Rechtsverwahrung, die bis zu einem Akt politischer Opposition reichen kann (Hannover 1837). In dem Wechselrecht ist Protest seit der frühen Neuzeit die öffentliche Beurkundung der Verweigerung der Annahme oder Zahlung bei Vorlage bestimmter Wertpapiere. S. Google
Lit.: Kück, H., Die „Göttinger Sieben“, 1934; Becker, H., Protestatio, Protest, (in) ZHF 5 (1978), 385; Breutz, I, Protest im Völkerrecht, 1996; Ehls, M., Protest und Propaganda, 1997; Pollack, D., Politischer Protest – politisch alternative Gruppen in der DDR, 2000; Böttcher, D., Die Protestation vom 19. April 1529 gemeinrechtlich betrachtet, (in) ZHF 29 (2002), 39ff.; Ordnung und Protest, hg. v. Löhnig, M. u. a., 2015; Pollack, D., Das unzufriedene Volk – Protest und Ressentiment in Ostdeutschland von der friedlichen Revolution bis heute, 2020
Protestant (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1529 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1741 [Zedler 29 Sp. 959] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist allgemein der Protestierende, insbesondere der gegen die kaiserliche Religionspolitik des 16. Jahrhunderts und einen Beschluss der katholischen Reichstagsmehrheit in dem Heiligen römischen Reich (in Speyer an dem 19. 4. 1529) für eine bestimmte religiöse Einstellung Protestierende. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130; Hinschius, P., Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten, Bd. 1ff. 1869ff., Neudruck 1959; Tillich, P., Der Protestantismus – Prinzip und Wirklichkeit, 1950; Reingrabner, G., Protestanten in Österreich, 1981; Graf, E., Der Protestantismus, 2000; Böttcher, D., Die Protestation vom 19. April 1529 gemeinrechtlich betrachtet, (in) ZHF 29 (2002), 39ff.; Greschat, M., Protestantismus in Europa, 2005; Steiner, S., Reisen ohne Wiederkehr, 2006; Geheimprotestantismus und evangeliche Kirche in der Habsburgermonarchie und im Erzstift Salzburg, hg. v. Leeb, R. u. a., 2009; Schwarz, K., Der österreichische Protestantismus im Spiegel seiner Rechtsgeschichte, 2017; Ziemann, B., Martin Niemöller – Ein Leben in Opposition, 2019
protestare, prōtēstāre, lat., V., öffentlich bezeugen, öffentlich dartun, Frontin. (um 100 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), tēstis
Protestatio facto contraria non valet (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar.) Die in Widerspruch zu einem Handeln stehende Verwahrung gilt nicht.
Lit.: Teichmann, A., Protestatio facto contraria, (in) FS K. Michaelis, 1972, 294; Köhler, H., Kritik der Regel, (in) JZ 1981, 454; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Glosse Protestetur zu Liber sextus 1, 6, 25)
protestieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1448 [DithmUB. 41] in zweiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) widersprechen, einwenden
protocollum, prōtocollum, lat., N., vorgeleimtes Blatt, Novell. Iust. (nach 534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. πρωτόκολλον (prōtókollon), vgl. gr. πρῶτος (prōtos), Adj., vorderste, äußerste, erste; idg. *protero-, Adj., vordere, frühere, s. idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch, s. gr. κόλλα (kólla), F., Leim; idg. *kolē̆i̯-?, *koli-, Sb., Leim
Protokoll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1473 [BeitrEssen 20 1900 142] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist in einem engeren Sinn ein (als Blatt vorgeleimter) Teil einer Urkunde, in einem weiteren Sinn eine durch Unterschrift oder Genehmigung als richtig anerkannte Niederschrift über Verlauf und Ergebnis einer Verhandlung. S. Google
Lit.: Kaser § 87 II 6; Kroeschell, DRG 2, 3; Protocolle der deutschen Bundesversammlung, 1816-1848, 1851-1866; Protocolle der Commission zur Ausarbeitung eines allgemeinen deutschen Obligationenrechts, Dresden 1866, 1984; Protokolle der Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs des Bürgerlichen Gesetzbuchs, bearb. v. Achilles, A. u. a., Bd. 1ff. 1987ff., Neudruck 1984; Frenz, T., Papsturkunden, 1986
Protonotar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1400 [Seeliger, RegisterKönigsh. 261 Anm. 1] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) oberster Schreiber
Lit.: Heimpel, H., Die Vener von Gmünd und Strassburg (11162-1447), 1982; Wild, J. u. a., Die Fürstenkanzlei des Mittelalters, 1983; Moser, P., Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Baxern in den Jahren 1330-1347, 1985; Zeillinger, L., Die Anfänge des Protonotariats in der Reichskanzlei unter den Frühstaufern, (in) Römische Historische Mitteilungen 30 (1988) 53ff.
Protonotarius (lat. [M.]. Wort nicht in latein_a_z.docx, aber in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M) ist der oberste Schreiber, der in dem Deutschen Reich bzw. Heiligen römischen Reich seit dem 12. Jahrhundert (1150 Reichskanzlei) erscheint, protonotarius apostolicus einer der sieben seit dem 14. Jahrhundert mit der Ausfertigung von Urkunden des Heiligen Stuhles befassten Notare.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1 2. A. 1912; Bräuer, M., Handbuch der Kardinäle (1846-2012), 2014
Provence (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Provenceöl - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das die älteste römische Provinz in Gallien bildende Gebiet zwischen Mittelmeer, Rhone, Var und Alpen. Die Provence kommt 1032 mit Burgund an das →Deutsche Reich, 1481 bei dem Aussterben der Grafen von Anjou durch Testament an →Frankreich. Sie ist dort ein Gebiet des Schriftrechts (droit écrit, römischen Rechts).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Buchner, R., Die Provence in merowingischer Zeit, 1933; Busquet, R., Histoire de la Provence, 1954, 2. A. 1957, 4. A. 1966, 6. A. 1976; Poly, J., La Provence, 1976; Keck, C., Die Provence in der späten Stauferzeit, 1996; Bertrand, R., La Provence des rois de France, 2012
provincia, prōvincia, lat., F.: nhd. Geschäftskreis, Wirkungskreis, Aufgabe, Auftrag, Amtsgeschäfte, Dienst, Amt, Provinzialverwaltung, Provinz, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *prō̆u̯o-, Präp., vorwärts, vorn, Pokorny 815?; idg. *per- (2A), Präp., vorwärts, über, hinaus, durch
Provinz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1295 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1362 [FWB. IV 1225] in 38 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist seit dem römischen Altertum (227 v. Chr.) ein räumlicher Teil eines Staates oder einer sonstigen Einrichtung (beispielsweise nach römischem Vorbild seit dem 4. Jahrhundert die christliche Kirche und danach auch einzelne Orden). In Rom steht ein Statthalter an der Spitze der 297 n. Chr. mehr als 100 Provinzen (erste provincia Sizilien 241 v. Chr., in Gallien Provence). In dem Frühmittelalter entspricht die Provinz (lat. provincia) wohl öfter dem Siedlungsgebiet eines Volkes. In der Neuzeit teilen verschiedene Staaten ihr Gebiet in Provinzen (Frankreich bis 1789, Preußen 1815).
Lit.: Söllner §§ 12, 14; Holtzmann, R., Französische Verfassungsgeschichte, 1910; Wagner, P., Die geschichtliche Entwicklung der Metropolitangewalt, Diss. phil. Bonn 1917 masch.schr.; Jeserich, K., Die preußischen Provinzen, 1931; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Metz, W., Bemerkungen über Provinz und Gau, ZRG GA 73 (1956), 361; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Die Provinzen des römischen Reiches, hg. v. Bechert, T., 1998; Ribhegge, W., Preußen im Westen, 2008; Link, C., Kirchliche Rechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2010, 3. A. 2017; Wesch-Klein, G., Die Provinzen des Imperium Romanum, 2014
provinzial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1582 [Stallaert III 163] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) eine Provinz betreffend, auch als substrantiviertes Maskulinum verwendet (Vorsteher einer Provinz)
Provinzialedikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von dem römischen Provinzialstatthalter verkündete Edikt. S. Google
Lit.: Hörberg, W., Die römische Provinzialverwaltung auf Sizilien, 1966; Groten, A., Corpus und universitas, 2015
Provinziallandtag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1761 [Cramer, Neb. 24 S. 121, sieben Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist der Landtag einer Provinz beispielsweise in Preußen.
Lit.: Croon, G., Der rheinische Provinziallandtag bis zum Jahre 1874, 1918; Obenaus, H., Anfänge des Parlamentarismus in Preußen bis 1848, 1984; Stephan, J., Der Rheinische Provinziallandtag 1826-1840, 1991; Schubert, W., Preußen im Vormärz, 1999
Provinzialrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1604 [Acta Brandenb. I 74] in siebzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., s. Google) ist das besondere Recht einer Provinz in dem Verhältnis zu dem allgemeinen Recht.
Lit.: Kamptz, v., Die Provinzial- und statutarischen Rechte der preußischen Monarchie, Bd. 1ff. 1804ff.; Scholtz und Hermensdorff, C. v., Das bestehende Provinzialrecht der Kurmark Brandenburg, 1895; Seidl, E., Der Eid im römisch-ägyptischen Provinzialrecht, 1933
Provinzialstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1764 [Kretschmayr-Walter III 206] zwanzig Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der eine →Provinz betreffende →Stand (Landstand, beispielsweise in Preußen).
Lit.: Stephan, J., Die Entstehung der Provinzialstände in Preußen 1823, Diss. phil. Berlin 1914; Roebers, R., Die Einrichtung der Provinzialstände in Westfalen, Diss. phil. Münster 1915; Birtsch, G., Gesetzgebung und Repräsentation, (in) HZ 208 (1969), 265
Provision (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1347 [MWirzib. V 271] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Kirchenrecht seit dem Mittelalter die Übertragung eines freien Kirchenamts durch die zuständige Stelle an einen geeigneten Menschen, danach auch ein Vermittelungsentgelt.
Lit.: Bauer, H., Päpstliche Provisionen für niedere Pfründen, 1911; Schmidt-Rimpler, W., Geschichte des Kommissionsgeschäfts, 1915; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Willich, T., Wege zur Pfründe, 2005; Smith, T., The Development of Papal Provisions, (in) Medieval Europe, History Compass 13/3 (2015) 110ff.
provocare, prōvocāre, lat., V., hervorrufen, herausrufen, herrufen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prō (1), vocāre
provocatio, prōvocātio, lat., F., Herausforderung, Berufung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. prōvocāre
provocatio (lat. [F.]) Anrufung der Volksversammlung gegen ein magistratisches Strafurteil in Rom
Lit.: Köbler, DRG 20; Wagner, D., Die Entwicklung der provocatio in republikanischer Zeit, 1972; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
Prozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1410 [Janssen, RKorr, I 166] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist ein rechtlich geordneter, von Lage zu Lage sich entwickelnder Vorgang zu der Gewinnung einer (richterlichen) Entscheidung in einem Streit mehrerer Beteiligter über ein behauptetes materielles Rechtsverhältnis. Das gerichtliche Verfahren entsteht vermutlich aus der rechtlichen Ordnung des außergerichtlichen Streites wegen der mit der →Selbsthilfe verbundenen schädlichen Folgen ganz allmählich. Bereits das altrömische Recht verlangt dabei, dass in allen nicht ganz eindeutigen Streitfällen eine Überprüfung in einem öffentlichen Verfahren (Erkenntnisverfahren) stattfindet und dass der verfolgende Zugriff (Vollstreckungsverfahren) nur in bestimmten Formen erfolgt. Kennzeichnend ist in Rom die wohl der Entlastung der Höchstmagistrate und zugleich der Rechtssicherheit der Betroffenen dienende Zweiteilung des Verfahrens in zwei Abschnitte (lat. in iure, vor Gericht bzw. apud iudicem, vor dem Richter). In Fällen allgemeiner Bedeutung befindet vielleicht anfangs der König, danach ein einzelner Magistrat, gegen deren Entscheidung jeder männliche freie Bürger die Volksversammlung anrufen kann (lat. [F.] →provocatio). Später wird das so genannte Legisaktionenverfahren (→legisactio) zu dem →Formularverfahren und dieses zu dem →Kognitionsverfahren. Über Verfahren bei den Germanen berichtet Tacitus (98 n. Chr.) in kurzem Umriss. Das Frühmittelalter überliefert eine Reihe von Berichten über einzelne Verfahren, die das Nebeneinander von die Verhandlung leitenden Richtern und die Entscheidung treffenden Urteilern (Rachinburgen, Schöffen) erkennen lassen. Seit dem 12. Jahrhundert wird in Anknüpfung an das römische Recht Prozessrechtsliteratur sichtbar (lat. ordines iudiciarii, Pilius, Aegidius de Fuscarariis 1266, Guilelmus Duranti, Johannes Andreae um 1346). Mit dem allmählichen Erstarken des Staates wird das Strafrecht erneut ausgebildet und in der Folge der durch die amtliche Untersuchung gekennzeichnete Strafprozess verselbständigt. Seit dem Spätmittelalter wird der in Oberitalien seit dem 12. und 13. Jahrhundert ausgebildete und durch päpstliche, in dem Liber Extra (1234), in dem zweiten Buch des Liber Sextus (1298) und in den Clementinen (1311-1317) aufgenommene Entscheidungen beeinflusste römisch-kanonische Prozess (→Schriftlichkeit, tatsächlicher Anwaltszwang, Artikulierung, →Berufsrichter, →Appellation, Reichskammergerichtsprozess, Reichshofratsprozess, sächsischer Prozess) als gemeiner Prozess aufgenommen. In dem 19. Jahrhundert setzt sich der in Frankreich ausgebildete liberale Prozess durch. Die Zahl der Prozesse wächst mit dem Vermögen der Menschen und der allgemeinen Verrechtlichung des menschlichen Lebens vor allem seit der Aufklärung, doch werden dasneben vielfältige Alternativen versucht.
Lit.: Kaser §§ 80ff.; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 19f. u. ö.; Carpzov, B., Processus iuris in foro Saxonico, 1657; Heimbach, C. Lehrbuch des sächsischen bürgerlichen Prozesses, 1852; Wetzell, G., System des ordentlichen Civilprocesses, 1854, 2. A. 1865. 3. A. 1878; Briegleb, H., Einleitung in die Theorie der summarischen Processe, 1859; Hübner, R., Der Immobiliarprozess der fränkischen Zeit, 1893; Schwartz, J., Vierhundert Jahre deutscher Civilproceß-Gesetzgebung, 1898; Quellen zur Geschichte des römisch-kanonischen Prozesses, hg. v. Wahrmund, L., Bd. 1ff. 1905ff.; Gál, A., Die Prozessbeilegung nach den fränkischen Urkunden des 7.-10. Jahrhunderts, 1910; Jacobi, E., Der Prozess im Decretum Gratiani und bei den ältesten Dekretisten, ZRG KA 3 (1913), 223; Klibansky, E., Gerichtsszene und Prozessform, 1925; Kafka, F., Der Proceß, 1925; Mitteis, H., Politische Prozesse des früheren Mittelalters in Deutschland und Frankreich, 1927 (SB Heidelberg); Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Nörr, K., Die Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Hageneder, O., Die geistliche Gerichtsbarkeit in Ober- und Niederösterreich, 1967; Sellert, W., Prozessgrundsätze und stilus curiae am Reichshofrat, 1973; Steins, A., Der ordentliche Zivilprozess nach den Offizialatsstatuten, ZRG KA 59 (1973), 191ff.; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozss in der Praxis geistlicher Gerichte des 13. und 14. Jahrhunderts im deutschen Raum, 1974; Buchda, G., Über die „Vorrede“ im sächsischen Prozess des 15. Jahrhunderts, ZRG GA 91 (1974), 90; Behrends, O., Der Zwölftafelprozess, 1974; Gehrke, H. Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur Deutschlands, 1974; Battenberg, F., Herrschaft und Verfahren. Politische Prozesse im mittelalterlich römisch-deutschen Reich, 1995; Werkmüller, D., „Et ita est altercatio finita“, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 592; Prozessflut?, hg. v. Blankenburg, E., 1989; Macht und Recht, hg. v. Demandt, A., 1990; Große Prozesse, hg. v. Schultz, U., 1996, 2. A. 1997, 3. A. 2001; Große Prozesse der römischen Antike, hg. v. Manthe, U. u. a., 3. A. 2001; Dubischar, R., Prozesse die Geschichte machten, 1997; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung 1423-1550, 1997; Ferrari Zumbini, R., La lotta contro il tempo nel processo altomedievale, 1997; Prozessakten als Quelle, hg. v. Baumann, A., 2001; Zwicky, M., Prozess und Recht im alten Zug, 2002; Prozesspraxis im alten Reich, hg. v. Baumann, A. u. a., 2005; Les procès politiques (14.-17. siècle), hg. v. Bercé, Y., 2007; Schlinker, S., Litis Contestatio, 2008; Within a Reasonable Time – The History of Due and Undue Delay in Civil Litigation, hg. v. Rhee, C. H. van, 2010; Oestmann, P., Geistliche und weltliche Gerichte im alten Reich, 2012; Nörr, K., Romanisch-kanonisches Prozessrecht – Erkenntnisverfahren erster Instanz, 2012; Nörr, K., Ein geschichtlicher Abriss des kontinentaleuropäischen Zivilprozesses, 2015; Oestmann, P., Wege zur Rechtsgeschichte – Gerichtsverfassung und Prozessrecht, 2015; Krey, A., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015; Mit Freundschaft oder mit Recht?, hg. v. Cordes, A., 2015; Werz, K., Der Schauprozess im 20. Jahrhundert in Deutschland, 2016; Ernst, W., Rechtserkenntnis zur Richtermehrheiten, 2016; Süß, T., Partikularer Zivilprozess und territoriale Gerichtsverfassung, 2017; Seul, J.; Die Akte Rudolf Lebius, 2019; Unverfehrt, V., Die sächsische Läuterung – Entstehung, Wandel und Werdegang bis ins 17. Jahrhundert, 2019
Prozessbürgschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Bürgschaft in einem Prozess
Lit.: Häsemeyer, L., Zur Unterscheidung zwischen materiellrechtlichem und formellrechtlichem Schuldnerschutz bei Abtretung und Prozessbürgschaft, 2009
Prozessbuße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist nach Gunter Wesener die Buße einer Partei, eines Richters, Urteilers, Zeugen oder Schelters bei Verletzung einer Regel in dem →Prozess. Folgen von Verfahrensverletzungen finden sich sachlich für unterschiedliche Gegebenheiten in verschiedenen Zeiträumen. Eine einheitliche Prozessbuße fehlt demgegenüber.
Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Civilprocesses, 1854, 2. A. 1865. 3. A. 1878; Sohm, R., Der Prozess der Lex Salica, 1867, Neudruck 1971; Bethmann Hollweg, M. v., Der Zivilprozess des gemeinen Rechts, Bd. 5 1873, 176; Lampe, W., Die dilatura im germanischen Recht, Diss. jur. Göttingen 1921 masch.schr.; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 435; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess am Ende des alten Reiches, Diss. jur. Münster 1966; Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, hg. v. Laufs, A., 1976; Wesener, G., Römisch-kanonisches Prozessrecht, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 360
Prozessdrama (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein in die Form eines Dramas gebrachter Prozess, wofür beispielsweise Kleists Theaterstück Der zerbrochene Krug aus dem Jahre 1808 oder Büchners Dantons Tod von 1835 oder Bertold Brechts Der kauskasische Kreidekreis von 1944/1945 genannt werden. Grundsätzlich kann jedes Theaterstück Rechtserkenntnisquelle für Prozessrecht sein.
prozessfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zu Prozesshandlungen fähig
Prozessfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Fähigkeit Prozesshandlungen selbst oder durch einen Prozessbevollmächtigten wirksam vorzunehmen oder entgegenzunehmen. Sie wird erst in dem 19. Jahrhundert von der Parteifähigkeit und der Postulationsfähigkeit getrennt. In dem älteren Recht ist sie sachlich entsprechend der Geschäftsfähigkeit ständisch geprägt und in dem Einzelnen örtlich und zeitlich verschieden gestaltet. S. Google
Lit.: Kaser § 82 II 3e; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 167; Reich, W., Partei- und Prozessfähigkeit und die Folgen ihres Mangels, 1941; Etzbach, E., Die Stellung der Parteien im Prozess, Diss. jur. Köln 1973; Bork, R., Die Prozessfähigkeit nach neuem Recht, 1991; Oda, T., Die Prozwessfähigkeit als Voraussetzung und Gegenstand des Verfahrens, 1997
Prozessformel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem altrömischen Recht die zu jeder →Legisaktion gehörige, genau vorgeschriebene Spruchformel. Sie besteht nach ihrer Vermehrung in dem Formularprozess aus (lat. [F.]) praescriptio, intentio und condemnatio. Auch das englische Prozessrecht kennt seit dem Hochmittelalter eine beschränkte Zahl von Formularen des →writ.
Lit.: Kaser § 83; Köbler, DRG 19, 33; Wlassak, M., Die klssische Prozessformel, 1924; Paulus, C., Intentio. 1998 (Das Klagebegehren, legt innerhalb der den römischen Formularprozess kennzeichnenden Prozessformel den [gegebenenfalls zu beweisenden] Streitgegenstand fest, 1998; Nörr, D., PSI VII 743 fr. e – Fragment einer römischen Prozessformel?, 2000
Prozessgefahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Hochmittelalter die Gefahr (mhd. vare), (den →Prozess durch bloßes Versprechen bei dem Vortrag vor Gericht zu verlieren oder) an den Richter ein Gewette zahlen zu müssen. Ihre Herkunft ist unklar (germanisch?, gelehrt). Sie entspricht eher nicht einfachen bäuerlichen Verhältnissen des Frühmittelalters – in dessen beachtlich vielen Gerichtsurkunden sie auch nirgends sichtbar wird -, sondern eher gelehrten Spitzfindigkeiten späterer, geschäftlich ausgerichteter Zeiten und Verhältnisse. Zu ihrer Umgehung bedient man sich schon ab dem ersten Auftreten des →Fürsprechers als eines Vertreters in dem Wort, dessen Vortrag die Partei besonders genehmigen muss, so dass ein Versprechen des Fürsprechers der Partei ohne ihre nachträgliche Genehmigung nicht schadet. Sichtbar wird diese Prozessgefahr vor allem in Stadtrechten (beispielsweise in Lübeck 1163, Magdeburg 1188, Hamburg 1189, Stade 1209, Goslar 1219), die ihren Ausschluss als Privilegierung erwähnen, ohne dass für ihre vorherige Beachtung Zeugnisse gesichert sind. Nach neuerer Ansicht ist in dem sächsisch-magdeburgischen Recht allenfalls das Beweisrecht von Formstrenge geprägt, wobei Formverstöße oft ausgeglichen werden können, so dass sich aus den Quellen nicht belegen lässt, dass in Sachsen vor Gericht die buchstäbliche Auslegung gesprochenen Wortes ein Grundsatz des Prozessrechts war.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 116; Siegel, H., Die Gefahr vor Gericht und im Rechtsgang, 1866; Meyer, T., Gefahr vor Gericht, 2009
Prozessgewere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google – selten - belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Klagengewere
Lit.: Ebeling, K., Die Klagengewere, Diss. jur. Frankfurt am Main 1958
Prozesshandlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1690 [Tirol/ÖW. XVII 324] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die prozessgestaltende Beteiligung der Partei und der Streitgehilfen bzw. ihrer Vertreter an einem →Prozess (beispielsweise Klage). Als allgemeiner Begriff wird die Prozesshandlung sachlich von Daniel →Nettelbladt (1719-1791) erkannt.
Lit.: Köbler, DRG 156; Baumgärtel, G., Wesen und Begriff der Prozesshandlung einer Partei im Zivilprozess, 1957; Grunst, B., Prozesshandlungen im Strafprozess, 2002
Prozesskosten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1704 [StaatsbMag. VIII 373 und 375, 88 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) sind die bei einem →Prozess entstehenden Kosten. Sie trägt bereits in dem spätantiken römischen Recht die unterliegende Partei. Seit dem Spätmittelalter lösen die dem Staat zustehenden Prozesskosten die vorher dem Richter unmittelbar anfallenden Ansprüche ab. Dabei wird der Grundsatz, dass der Unterliegende die Kosten zu tragen habe, durch zahlreiche Ausnahmen durchbrochen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts werden diese Ausnahmen zurückgedrängt. →Prozesskostenhilfe
Lit.: Kaser § 87 I 8; Köbler, DRG 56; Weber, A., Über die Prozesskosten, 1788, 2. A. 1790, 4. A. 1798, 5. A. 1811; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911, Neudruck 1965, 333; Sellert, W., Die Akzessorietät von Kostentragung und Prozesserfolg, (in) FS A. Erler, 1976, 509
Prozesskostenhilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Mittellateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die in der Bundesrepublik Deutschland 1980 das ältere →Armenrecht ablösende finanzielle Unterstützung einer Partei, die nach ihren persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen die Kosten der Führung eines Prozesses nicht, nur in Teilen oder nur in Raten aufbringen kann.
Lit.: Köbler, DRG 263; Birkl, N., Prozesskosten- und Beratungshilfe, 1980, 2. A. 1981
Prozessleitung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [SammlBadStbl. I 1215] vier Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Einleitung, Durchführung und Beendigung eines Prozesses, deren Gestaltung auch von dem Verhalten der Parteien abhängig ist. S. Google
Lit.: Levin, L., Richterliche Prozessleitung und Sitzungspolizei in Theorie und Praxis, 1913
Prozessmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist der leitende Grundsatz des Verfahrensrechts (beispielsweise Mündlichkeit/Schriftlichkeit, Öffentlichkeit/Heimlichkeit, Parteibetrieb/Amtsbetrieb, Verhandlungsgrundsatz, Untersuchungsgrundsatz, Instruktionsmaxime, Eventualmaxime, Unmittelbarkeit, Konzentrationsmaxime). Sachlich entwickeln sich allmählich Prozessmaximen seit der Entstehung des Prozesses in unterschiedlicher Gestalt. Bewusst formuliert werden die Prozessmaximen erst in dem 19. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Gönner, N., Handbuch des deutschen gemeinen Prozesses, 1801; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Jauernig, O., Verhandlungsmaxime, Inquisitionsmaxime und Streitgegenstand, 1967; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971, 332; Caenegem, R., History of European Civil Procedure, 1973; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Tag, B., Die Öffentlichkeit der Hauptverhandlung - eine Prozessmaxime im Wandel der Zeit, 1999
Prozessordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1686 [MagdebPolO. II 1] – in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gesetzliche Ordnung des →Prozesses vor allem auf der Grundlage des seit dem 12. Jahrhundert erscheinenden Schrifttums. →Zivilprozessordnung, Strafprozessordnung →Gerichtsordnung
Lit.: Marquordt, G., Vier rheinische Prozessordnungen, 1938
Prozesspartei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die →Partei in dem →Prozess.
Lit.: Kaser § 82; Söllner § 9; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 167; Köbler, G., Klage, klagen, Kläger, ZRG GA 92 (1975), 1; Baumann, A., Die Gesellschaft der frühen Neuzeit im Spiegel der Reichskammergerichtsprozesse, 2001
Prozessrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1811 [MagKrimRWestg. 3 1811 505] elf Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das für den →Prozess geltende Recht. Es ist in der älteren Zeit vielfach Gewohnheitsrecht, seit dem Spätmittelalter zunehmend gesetztes Recht. Nach M. Schmoeckel entsteht das römisch-kanonische Prozessrecht in dem 9. Jahrhundert gelegentlich des Ehestreits Lothars II. In dem 19. Jahrhundert werden Prozessrecht und materielles Recht stärker getrennt. S. Google
Lit.: Söllner §§ 8, 9, 16; Kroeschell, DRG 2; Neuner, R., Privatrecht und Prozessrecht, 1925; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses von materiellem Recht und Prozessrecht, 1965; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Endres, P., Die französische Prozessrechtslehre, 1985; Wolf, K., Privatrecht, Prozessrecht und Notariat, Diss. jur. Gießen 1988; Aspecten van het Middeleeuwse Romeinse Recht, hg. v. Waelkens, L., 2008, 109ff.; Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, Bd. 4 Prozessrecht, hg. v. Mausen, Y., 2014
Prozessicherheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem Mittelalter die Sicherheit für ein Erscheinen einer Partei bei Gericht.
Lit.: Schlayer, G., Die Lehre von den Cautionen des gemeinen deutschen Civilprozesses, (in) Zeitschrift für Civilrecht und Prozess N. F. 9 (1851), 1ff.; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG 82 (1965), 140ff.
Prozessverschleppung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die gewollte Verzögerung eines Rechtsstreits durch verspätetes Vorbringen von Behauptungen und Beweismitteln. Sie ist bereits für den spätantiken römischen Prozess ein Problem. Dieses wird auch in dem mittelalterlichen gelehrten Prozessrecht erkannt. Die in dem 16./17. Jahrhundert zwecks Abhilfe eingeführte →Eventualmaxime erreicht ihren Zweck ebensowenig wie preußische Beschleunigungsmaßnahmen von 1781 und 1793. Auch die deutsche Zivilprozessordnung von 1877/1879 löst die Frage nicht erfolgreich.
Lit.: Söllner § 8; Kroeschell, DRG 2; Peters, W., Prozessverschleppung, Prozessumbildung und die Lehren der Geschichte, 1904, Neudruck 1970; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 413, 496; Schubert, W., Das Streben nach Prozessbeschleunigung, ZRG GA 85 (1968), 127; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Römbke, U., Der Ablehnungsgrund wegen Prozessverschleppung, 1995; Köster, A., Die Beschleunigung der Zivilprozesse, 1995; Hirsch, J., Der zum Zwecke der Prozessverschleppung gestellte Beweisantrag, 1996; Hartmann-Polomski, C., Die Regelung der gerichtsinternen Organisation, 2001; Fuchs, C., Die Sollicitatur am Reichskammergericht, 2002; Willmann, P., Die Konzentrationsmaxime, 2004; Nörr, K., Romanisch-kanonisches Prozessrecht - Erkenntnisverfahren erster Instanz in civilibus, 2012
Prozessvertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1807 [SammlBadStBl. I 994] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vertretung des Klägers oder des Beklagten in dem →Prozess. Sie ist in dem römischen Recht zulässig, doch wirkt der in dem Namen eines anderen geführte Prozess nicht ohne weiteres für und gegen den Vertretenen, so dass die von dem (lat. [M.]) cognitor oder procurator erzielten Wirkungen besonders auf den Vertretenen übergeleitet werden müssen. In dem Mittelalter wird zu der Vermeidung der so genannten →Prozessgefahr wohl ein →Fürsprecher und allmählich auch ein Vertreter in der Sache zugelassen (Königsgericht, Stadtrechte 13. Jahrhundert, Kammergerichtsordnung 1471). Seit der Wiederentdeckung des römischen Rechtes zieht dabei der gelehrte Jurist als →Advokat oder →Prokurator die Prozessverrtretung mehr und mehr an sich.
Lit.: Kaser § 82 IV; Köbler, DRG 116; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren im Mittelalter, Bd. 1f. 1989, Neudruck 1973; Fritze, U., Prozessvertretung des Fiskus in Preußen und im Reich, 1910; Dorfner, T., Mittler zwischen Haupt und Gliederrn – Die Reichshofratsagenten, 2015; Krey, K., Die Praxis der spätmittelalterlichen Laiengerichtsbarkeit, 2015
Prozessvollmacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die beispielsweise für das Reichskammergericht und den Reichshofrat belegte Vollmacht für die Führung eines Prozesses eines anderen.
Lit.: Brauer, M., Prozessvollmacht und Vollmacht zu Rechtsgeschäften, 1905; Rockstroh, F., Die Prozessvollmacht und ihr Verhältni zur Vollacht des Bürgerlichen Rechts, 1910; Oestmann, Zur Gerichtspraxis im 19. Jahrhundert, 2019
prüfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120? [Millstätter Genesis] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1230 [HeinrTürlinCrone V. 1193] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Altfranzösische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) untersuchen
Prüfung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1230 [Diu Crone von Heinrich von dem Türlin] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab Ende 13. Jahrhundert [LübMndStR. Art. 170] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb prüfen um 1120?) Überprüfung, Untersuchung Examen
Lit.: Niehues, N., Schul- und Prüfungsrecht, 1976; Hornauer, A., Das Reichsgericht zur Frage des richterlichen Prüfungsrechts (1919-1933), 2009; Niehues, N. u. a., Prüfungsrecht, 6. A. 2014; Würfel, M., Das Reichsjustizprüfungsamt, 2019
Prügel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1250 [das buoch von dem übeln wibe] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [Summa legum 630] bzw. 1436/1516 [Klagspiegel Brant Bl. 12] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie mit dem erschließbaren Germanischen mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Stock, Knüppel, Schlag
Lit.: Joel, A., Prügel – eine ganz gewöhnliche Geschichte häuslicher Gewalt, 2020
prügeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1534 [Franck, Weltbuch 102v] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) schlagen
Prügelstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv um 1725 [Pischel, VerwWeimar I 274] ein Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die mit einem Prügel vollzogene Leibesstrafe oder auch sonstige gewaltsame, auf Verhaltensänderung gerichtete Handlung eines Menschen gegen einen anderen Menschen. Sie ist anscheinend in älterer Zeit eine auf Unfreie und später auch niedrige Freie beschränkte Maßnahme. Seit dem Hochmittelalter wird sie auch allgemeiner an Freien vollzogen. In dem 19. Jahrhundert wird die Prügelstrafe beseitigt (Nassau 1809, Baden 1831, Braunschweig 1837, Darmstadt 1841, Preußen 1848, Österreich 1848 [bis 1852] bzw. 1867, Bayern 1861, Mecklenburg 1871). Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird auch das daneben tatsächlich enwickelte Prügeln von Kindern durch Lehrer und Eltern verboten. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961, 983; Krauße, H., Die Prügelstrafe, 1899; Quanter, R., Die Leibes- und Lebensstrafen, 1901, 2. A. 1906, Neudruck 1970, 329; Wolffheim, N., Zur Geschichte der Prügelstrafe in Schule und Haus, 1906; Kiefer, O., Die Prügelstrafe in der Erziehung, 1908; Feder, F., Die Prügelstrafe, 1911; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, 1920; Petri, H., Gewalt in der Erziehung - Plädoyer zur Abschaffung der Prügelstrafe, 1975; Malfér, S., Die Abschaffung der Prügelstrafe, ZRG GA 102 (1985), 206; Gebhardt, J., Prügelstrafe und Züchtigungsrecht im antiken Rom und in der Gegenwart, 1994; Göbel, A., Vom elterlichen Züchtigungsrecht zum Gewaltverbot, 2005; Böhm-Udelhoven., M., Die Prügelstrafe in den deutschen Kolonien Afrikas, 2011; Heinze, C., Körperstrafen als Erziehungsmittel?, 2013
Ptolemäus (Ptolemaios), Klaudios (um 100-170 n. Chr.), s. Google
Lit.: Klaudios Ptolemaios, Handbuch der Geographie, hg. v. Stückelberger, A. u. a., 2006 (6345 Örtlichkeiten, 1404 Völker- und Landschaftsnamen, 200 großflächige Bereichsbezeichnungen, 93 Angaben aus Germania), Ergänzungsband 2009; Kleineberg, A. u. a., Germania und die Insel Thule, 2010, 2. A. 2011; Kleineberg, A. u. a., Europa in der Geographie des Ptolemaios, 2012
Przemyslide (Přemyslide) ist der Angehörige eines sich auf einen Przemysl bzw. Přemysl (den Pflüger) zurückführenden, vor 890 sichtbaren Geschlechts, das die Herrschaft in →Böhmen erlangt, aber 1306 erlischt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wegener, W., Die Přemysliden, 1957; Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder, hg. v. Bosl, K., Bd. 1 1966; Zemlicka, J., Přemysl Otakar I., 1990
pseudo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google in verschiedenen Zusammensetzungen belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, Adj. als Präfix verwendet) unecht, falsch, vorgetäuscht
pseudoisidorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Pseudoisidor betreffend
Pseudoisidorische Fälschungen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.Pl.) (eines sich Isidor Mercator nennenden Verfassers) sind mehrere fälschende Sammlungen kirchenrechtlicher Bestimmungen der Mitte des 9. Jahrhunderts mit rund 10000 Einzelteilen (unter Verwendung etwa der Historia tripartita des Epiphanius-Cassiodor der einstmals Corbier Handschrift Sankt Petersburg, Russische Nationalbibliothek Lat. F. v. I. 11 oder der Konzilsakten von Chalkedon in der Version des Rusticus der einstmals Corbier Handschrift Paris, Bibliothèque Nationale Lat. 11611). Vermutlich werden die pseudoisidorischen Fälschungen (auf dem politischen Hintergrund des Streites um die Einheit des Karolingerreichs zwischen 829 und 835 unter dem kaiserfeindliche Bischöfe maßregelnden Kaiser Ludwig dem Frommen) in dem westfränkischen Gebiet zwischen 833 oder 847 und 852 von mehreren Verfassern vielleicht auch an verschiedenen Orten (vor allem unter Abt Paschasius Ratbertus [?] von Corbie an der Somme = Pseudoisidor?) des Erzbistums Reims hergestellt. Die wichtisten Bestandteile sind eine die echte westgotische Kanonessammlung (lat.) Collechtio (F.) Hispana um etwa 90 falsche angebliche Erlasse der frühesten Päpste vermehrende (lat.) Collectio (F.) Hispana und eine verfälschende Kapitulariensammlung eines unbekannten Benedictus Levita, zu denen kürzere Stücke wie die (lat.) Capitula (N.Pl.) Angilsramni kommen. Der Gesamtnachweis der die Stellung des Papstes bewusst stärkenden, aber erst in dem 11. Jh. allgemeiner wirkenden Fälschungen gelingt erst der neuzeitlichen Wissenschaft (u. a. David Blondel, 17. Jh.), ohne dass bereits vollständige Klarheit über die Einzelheiten der Vorgänge geschaffen werden konnte. S. Google
Lit.: Blondel, D., Pseudo-Isidorus et Turrianus vapulentes, 1628; Wasserschleben, H., Beiträge zur Geschichte der falschen Dekretalen, 1844; Fuhrmann, H., Einfluss und Verbreitung der pseudoisidorischen Fälschungen, Bd. 1ff. 1972ff.; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 2 1988, 111; Zechiel-Eckes, K., Fälschung hinter Klostermauern, 2001 (Konstanzer Arbeitskreis); Fortschritt durch Fälschungen?, hg. v. Hartmann, W. u. a. 2002; Schon, K., Unbekannte Texte aus der Werkstatt Pseudoisidors, 2006; Schon, K., Die Capitula Angilramni – Eine prozessrechtliche Fälschung Pseudoisidors, 2006; Knibbs, E., The Interpolated Hispana and the Origins of Pseudo-Isidore, (in) ZRG KA 99 (2013) 1 (Cod. Vaticanus latinus 630); Harder, C., Pseudoisidor und das Papsttum, 2014; Fälschung als Mittel der Politik?, hg. v. Ubl, K. u. a., 2015; Patzold, S., Gefälschtes Recht aus dem Frühmittelalter, 2015; Knibbs, E., Ebo of Reims, Ps.-Isidore, (in) Speculum 92 (2017), 144ff.
Pseudonym (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wört4erbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 17. Jahrhundert aus dem Griechischen des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft teilweise unklar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist ein neben einem bestehenden (bürgerlichen) Namen zusätzlich angenommener Name beispielsweise eines Schriftstellers. S. Google
Lit.: Rudolph, H., Das Pseudonym im literarischen und künstlerischen Urheberrecht, 1952
Psyche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Hauch, Atem, Seele, Seelenleben
Psychiater (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Nervenarzt, Facharzt für seelische Störungen
Psychiatrie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in dem 19. Jahrhundert aus dem Griechischen des Altertums gebildet in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Seelenheilkunde (Johann Christian Reil, Halle 1808)
Lit.: Faulstich, H., Zwischen Staatsanstalt und Lokalversorgung, 2007; Brink, C., Grenzen der Anstalt, 2010; Psychiatrie im ersten Weltkrieg, hg. v. Becker, T. u. a., 2018; Müller, M., Zwischen „Wahn“ und „Wirklichkeit“ – Teufel, Gott und Magnetismus in der Psychatrie Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum zweiten Weltkrieg, 2019
psychisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertumsgebildet und über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) Psyche betreffend, seelisch
Psychologe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Seelenkundler
Psychologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Griechischen des Altertums gebildet und in Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Seelenkunde
Lit.: Psychologie als Argument in der juristischen Literatur des Kaiserreichs, hg. v. Schmoeckel, M., 2009; Benecke, L., Auf dünnem Eis – Die Psychologie des Bösen, 2013; Tändler, M., Das therapeutische Jahrzehnt, 2016; Stuckrad, K. v., Die Seele im 20. Jahrhundert, 2019
Ptolemäer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist der Angehörige der nach Ptolemaios I. (304 v. Chr.-282 v. Chr.), einem Sohn eines Generals Alexanders des Großen benannten, Ägypten, Syrien, Zypern und den Raum der Ägäis teilweise von 332 v. Chr.-30. v. Chr. (Kleopatra VII. Philopator) beherrschenden, Ägypten nach einer Niederlage des Marcus Antonius gegen Augustus an Rom verlierenden und mit Kleopatra aussterbenden Familie. S. Google
Lit.: Peiffer, S., Die Ptolemäer – Im Reich der Kleopatra, 2017; Lorber, C., Coins of the Ptolemaic Empire, Teil 1 2018
publicanus, pūblicānus (2), lat., M., Steuerpächter, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pūblicus (1)
Publicanus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.]) ist in dem klassischen römischen Recht der wohl seit dem 4. vorchristlichen Jahrhundert zu der Verwirklichung eines Systems indirekter Finanzverwaltung tätige, in dem Prinzipat seit Augustus allmählich durch öffentliche Verwaltung ersetzte Steuerpächter. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 18; Köbler, DRG 32; Badian, E., Publicans and sinners, 1972; Badian, E., Zöllner und Sünder, 1997; Esselborn, S., Die römischen Publicani in Asia zur Zeit der Republik, 2007; Mooren, P., Die „publicani“ in der römischen Republik, 2020
publicare, pūblicāre, lat., V., zum Staatseigentum machen, einziehen, konfiszieren, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pūblicus (1)
publicatio, pūblicātio, lat., F., Einziehung in die Staatskasse, Konfiskation, Veröffentlichung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. pūblicāre, pūblicus (1)
publicum ius (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) →ius publicum, Recht, öffentliches Recht
publicus, pūblicus (1), poblicus, poplicus, lat., Adj., zum Volk gehörig, öffentlich, zum Staat gehörig, öffetlich, allgemein, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. populus
publik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1480? [BelgMus. 8 1844 68] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) öffentlich, allgemein
Publikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1523 [Amsterdam /NlWB. XII 2 Sp. 4694) in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Veröffentlichung (von Gesetzen), bis in das 19. Jahrhundert materielle Publikation beispielsweise durch Verlesen, danach formelle Publikation in dem Gesetzblatt (beispielsweise in Österreich das ab 1. 10. 1849 erscheinende Allgemeine Reichs-Gesetz- und Regierungsblatt für das Kaisertum Österreich, 1870 Reichsgesetzblatt, 1920 Bundesgesetzblatt, 1938 Reichsgesetzblatt, 1945 Staatsgesetzblatt, Bundesgesetzblatt, seit 2004 authentische Fassung in dem Internet, s. Google)
Lit.: Liebenow, W., Die Promulgation, Diss. jur. Greifswald 1901; Englisch, P., Die Publikation der Gesetze und Verordnungen, Diss. jur. Breslau, 1912; Hubrich, E., Die Entwicklung der Gesetzespublikation in Preußen, 1918; Wolf, A., Gesetzgebung und Stadtverfassung, 1968; Holzborn, T., Die Geschichte der Gesetzespublikation, 2003; Mertens, B., Gesetzgebungskunst im Zeitalter der Kodifikationen, 2004; Schennach, M., Zuschreiben von Bedeutung, ZRG GA 125 (2008), 133; Simon, T., Vom „materiellen“ zum „formellen“ Publikationsprinzip, (in) ZNR 30 (2008), 201ff.
Publikum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1383 [BadenArgUrk. I 134] in zwölf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie an dem Anfang des 18. Jahrhunderts.aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und über das Lateinische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Öffentlichkeit, Allgemeinheit, Gesamtheit von umgebenden Menschen
Lit.: Kindermann, H., Das Theaterpublikum der Antike, 1979; Das Publikum politischer Theorie, hg. v. Miethke, J., 1992; Dussel, K., Hörfunk in Deutschland – Politik, Programm, Publikum (1923-1960), 2002
publizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Sint-Truyen 8] in siebzehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) veröffentlichen, verallgemeinern
Publizist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1753 [Oberländer 580] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [und das erschließbare Germanische] mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Schriftsteller
Publizistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Publizist 17. Jahrhundert) Veröffentlichungskunde, Gesamtheit der Veröffentlichungen, Staatsrechtslehre
Lit.: Mirbt, C., Die Publizistik im Zeitalter Gregors VII., 1965; Wende, P., Die geistlichen Staaten, 1966; Abel, K., Presselenkung im NS-Staat, 1968; Darmstadt, R., Der deutsche Bund in der zeitgenössischen Publizistik, 1971; Roeck, B., Reichssystem und Reichsherkommen, 1984
Publizität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1790 [NrhAnn. 151/152 1952 324] in sechs Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Offenkundigkeit bzw. die mit einer jedermann erkennbaren Eintragung in ein öffentliches Register verbundene Rechtswirkung. Das Prinzip der Publizität findet sich in verschiedener Gestalt in fast allen Zeiten. Seine Zurückdrängung in der frühen Neuzeit wird in dem 19. Jahrhundert wieder beseitigt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 18 I 3°, 22 II 2b, 24 II 1, 32 II 4c, 76 II 2; Hübner 15f., 147; Ramella, A., La publicità nel diritto moderno, 1901; Meyer, H., Das Publizitätsprinzip, 1909; Keim, O., Das sog. Publizitätsprinzip, 1930; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1936; Schelsky, H., Politik und Publizität, 1983; Noack, U., Unternehmenspublizität, 2002
Puchta, Georg Friedrich (Cadolzburg 31. 8. 1798-Berlin 8. 1. 1846), Justizamtmannssohn, wird nach der Schule in Nürnberg [Hegel] und dem Rechtsstudium in Erlangen 1823 außerordentlicher Professor in Erlangen (, wo er 1827 eine Neuausrichtung seines Forschungsprogramms von der römischen Rechtsgeschichte zu der Praxis des zeitgenössischen römischen Rechtes ankündigt), 1828 ordentlicher Professor in München, 1835 in Marburg, 1837 in Leipzig und 1842 als Nachfolger Savignys in Berlin. Nach dem in langen Gedankenketten durchkonstruierten, philosophisch und politisch klar durchdachten, wesentlich auf Schelling gründenden und deshalb bald nicht mehr verstandenen Gesamtkonzept Puchtas ist der von den →Juristen geprägte →Volksgeist die Quelle des zugleich geschichtlichen und vernünftigen Rechtes. Da das Recht vernünftig ist, bildet es ein System. In Erkenntnis dieses Systems fördert die Wissenschaft durch Deduktion neu entstehende Rechtssätze zutage (→Begriffsjurisprudenz). In seinen Lehrbüchern stellt Puchta allerdings eigentlich nur das geltende Recht systematisch dar. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird seine zeitgebundene, Außerjuristisches ausschließende Betrachtungsweise zunehmend abgelehnt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 185, 186, 188; Puchta, G., Das Gewohnheitsrecht, Bd. 1f. 1828ff.; Puchta, G., Lehrbuch der Pandekten, 1838; Puchta, G., Cursus der Institutionen, Bd. 1f. 1841f., 10. A. 1893ff.; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Bohnert, J., Über die Rechtslehre Georg Friedrich Puchtas, 1975; Bohnert, J., Beiträge zu einer Biographie Georg Friedrich Puchtas, ZRG 96 (1979), 229; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986, 198; Landau, P., Puchta und Aristoteles, ZRG RA 109 (1992), 1; Hannes, F., Puchta als Kirchenrechtler, Diss. jur. Bonn 1995; Haferkamp, H., Georg Friedrich Puchta und die „Begriffsjurisprudenz“, 2004; Henkel, T., Begriffsjurisprudenz und Billigkeit – zum Rechtsformalismus der Pandektistik nach G. F. Puchta, 2004; Georg Friedrich Puchta Briefe an Gustav Hugo, hg. v. Jakobs, H., 2009; Mecke, C., Begriff und System des Rechts bei Georg Friedrich Puchta, 2009
puer, pover, lat., M., Kind, Knabe, junger Mensch, Unmündiger, in dem Mittelalter auch Knecht, Lex reg., Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *pōu-, *pəu-, *pū̆-, Adj., Sb., klein, gering, wenig, Junges
Lit.: Sprigade, K., Die Einweisung ins Kloster und in den geistlichen Stand als politishe Maßnahme im frühen Mittelalter, 1962; Grahn-Hock, H., Die fränkische Oberschicht im 6. Jahrhundert, 1976; Olberg, G. v., Die Bezeichnungen für soziale Ständeund Gruppen in den Leges barbarorum, 1991
Pufendorf, Friedrich Esajas von (Bückeburg 12. 9. 1707-Celle 25. 8. 1785), Oberappellationsgerichtsratssohn und Großneffe Samuel von Pufendorfs, wird nach dem Rechtsstudium in Halle (Böhmer, Thomasius, Wolff) Advokat in Celle und 1739 Richter. Neben Anderem verfasst er (bis 1772?) einen Entwurf eines Landrechts von →Hannover, der (2007) in dem Obergut Lenthe in einem Manuskript (von 1769) mit 42 Titeln und in der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen in einem etwas jüngeren Manuskript mit 128 Titeln und 1570 Paragraphen überliefert ist.
Lit.: Pufendorf, Friedrich Esajas, Entwurf eines hannoverschen Landrechts, hg. v. Ebel, W., 1970 (128 Titel); http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PufendorfFriedrichEsajasEntwurfeineshannoverschenLandrechts1772-erweiterteFassung.pdf; Auffenberg, U., Friedrich Esaias von Pufendorfs Entwurf eines hannoverschen Gesetzbuches mit Edition, Diss. jur. Frankfurt am Main 2007 (58 bzw. 42 Titel); Siepe, S., Das Diebstahlsdelikt im Codex Georgianus, 2014
Pufendorf, Samuel von (Dorfchemnitz bei Sayda bzw. Zwörnitz in dem Erzgebirgskreis 8. 1. 1632-Berlin 26. 10. 1694), Pfarrerssohn, wird nach der Kindheit in Flöha und der Fürstenschule in Grimma sowie ab 1650 einem mehrseitigen Studium in Theologie, Philosophie und Rechtswissenschaft in Leipzig und 1656 Jena (Erhard Weigel) 1658 Magister artium und Hauslehrer bei dem Gesandten Schwedens in Kopenhagen, 1661 Professor des Naturrechts und Völkerrechts der philosophischen Fakultät in Heidelberg, 1670 auf Betreiben des schwedischen Königs Karl XI. von Pfalz-Zweibrücken-Kleeburg (1655-1697) Professor in Lund, dann Hofgeschichtsschreiber in Stockholm und 1688 in Berlin. 1667 veröffentlicht er unter dem Namen (Pseudonym eines Edelmanns auf Kavalierstour aus Italien) Severinus de Monzambano das kritische Werk (lat.) De statu imperii Germanici (Von dem Zustand des deutschen Reiches), 1672 De iure naturae et gentium libri octo (Von dem Naturrecht und Völkerrecht acht Bücher) und in kürzerer Fassung 1673 De officio hominis et civis (Von der Pflicht des Menschen und Bürgers mit drei Arten der Pflichten des Menschen gegenüber Gott, gegenüber sich selbst und gegenüber dem Mitmenschen). Dabei verwertet er die neuen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse umfassend und bildet in geometrischer Art für das private Recht ein Gesamtsystem von Vernunftsätzen, die dem vernünftigen Einzelnen einleuchten müssen (Naturrecht als Pflichtenlehre). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 144, 146, 147, 148, 159, 165, 166, 206; Severinus de Monzambano (Samuel von Pufendorf), De statu imperii Germanici, 1667, hg. v. Salomon, F., 1910; Wolf, E., Grotius, Pufendorf, Thomasius, 1927; Platz, J., Das Sachenrecht Pufendorfs, Diss. jur. Kiel 1961; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 306; Denzer, H., Moralphilosophie und Naturrecht bei Samuel von Pufendorf, 1972; Palladini, F., Discussioni seicentesche su Samuel Pufendorf, 1978; Randelzhofer, A., Die Pflichtenlehre bei Samuel von Pufendorf, 1983; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1 1988, 232, 282; Döring, D., Pufendorf-Studien, 1992; Über die Pflicht des Menschen und des Bürgers, hg. v. Luig, K., 1994; Behme, T., Samuel von Pufendorf – Naturrecht und Staat, 1995; Samuel Pufendorf und die Frühaufklärung, hg. v. Palladini, F. u. a., 1996; Samuel Pufendorf, Gesammelte Werke, hg. v. Schmidt-Biggemann, W., Bd. 1ff 1996ff.; Samuel Pufendorf und seine Wirkungen, hg. v. Geyer, B. u. a., 1997; Palladini, F., La Biblioteca di Samuel Pufendorf, 1999; Müller S., Gibt es Menschenrechte bei Samuel Pufendorf? 2000; Haas, J., Die Reichstheorie in Pufendorfs Severinus de Monzambano, 2006; Späthumanismus und reformierte Konfession, hg. v. Strohm, C. u. a., 2006, 293; Naturrecht und Staatstheorie bei Samuel Pufendorf, hg. v. Hüning, D., 2009; Samuel Pufendorf in der Welt des 17. Jahrhunderts, hg. v. Döring, D., 2012; Krawczuk, W., Samuel Pufendorf and some stories of the Northern War 1655-1660, 2014
Pulltag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [Mesnil, StArnual 329] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Zinshühnertag
Lit.: Loch, A., Der Pulltag, ZRG GA 48 (1928), 448
Punitur ne peccetur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Bestraft wird, damit kein Unrecht geschieht.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Punitur quia peccatum est (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Bestraft wird, weil Unrecht begangen wurde.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Punktation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1445 [Einbeck Harland I 366] in 10 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie Wort aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) →Emser Punktation
punktieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1479 [C. W. Wippermann, UB. des Stifts Obernkirchen … Rinteln 1855 300] und 1688 [OÖsterr./ÖW. XII 90] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) tüpfeln, festlegen, bestrafen
pupillar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. als Präfix verwendet) pupillus (lat. [M.]) Mündel betreffend
Pupillarsubstitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist in dem klassischen römischen Recht die Bestimmung eines Nacherben für einen (als Erben eingesetzten) unmündigen Abkömmling durch den Erblasser hinsichtlich des vererbten und des von dritter Seite empfangenen Vermögens für den Fall, dass der Abkömmling vor Erreichung der Mündigkeit stirbt (Institutionen 2.16). S. Google
Lit.: Kaser § 68 II 5b; Söllner § 11; Köbler, DRG 38
pupillus, pūpillus, lat., M., unmündiger verwaister Knabe, Mündel, Waise, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. pūpulus, pūpus
pupillus (lat. [M.], Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) Mündel
Purgoldt, (Purgolt) Johannes (Plaue! um 1470-Eisenach nach 1534) ist von 1490 bis 1505 Stadtschreiber von →Eisenach. 1503/1504 bearbeitet er das Eisenacher Rechtsbuch des Johannes Rothe in einem in 3 Handschriften erhaltenen, in 12 Bücher eingeteilten Rechtsbuch, das er später ergänzt. Er hat juristische Kenntnisse, ohne dass er als Student der Rechtswissenschaft nachweisbar ist. S. Google
Lit.: Das Rechtsbuch Johannes Purgoldts, hg. v. Ortloff, F., 1860, Neudruck 1967; Johannes Rothe, Eisenacher Rechtsbuch, hg. v. Rondi, P., 1950, XIV; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 57f.; Honemann, V., Das Bild der Gerechtigkeit im Rechtsbuch des Johannes Rothe – Johannes Purgoldt und seine Tradition, 2011; Roth, G., Das „Rechtsbuch des Johannes Purgoldt“ und seine Reimvorreden, 2011
Purpur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums aufgenommen und in der weiteren Herkunft unklar, M.) eine rote Farbe (aus 12000 Purpurschnecken 1,5 Gramm des kostbaren Farbstoffs), kostbarer Stoff
Lit.: Blum, H., Purpur als Statussymbol in der griechischen Welt, 1998; Klein, M., Die Farben der Herrschaft, 2014
putare, putāre (2), lat., V., rechnen, berechnen, anschlagen, ansehen, halten, achten, Cato (234-149 v. Chr. s. latein_a_z.docx, s. idg. *peu- (2), V., erforschen, begreifen
putare (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [V.]) glauben, meinen
putativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj. als Präfix verwendet) vermeintlich, eingebildet, irrtümlich (beispielsweise Putativnotstand)
Pütter, Johann Stephan (Iserlohn 23. 6. 1725-Göttingen 12. 8. 1807), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Marburg (1738, Wolff), Halle (1739 Heineccius, Böhmer, Ludewig), Jena (1741 Estor) und Marburg (mit Estor mit 19 Jahren) 1744 Rechtslehrer in Marburg und 1746 (mit 21 Jahren) Professor in →Göttingen. Dort wird er der bedeutendste Staatsrechtslehrer seiner Zeit. Daneben ist er der erste wirkliche Verfassungsgeschichtler, gibt den Anstoß zu Überlegungen zu juristischer Systematik, bereitet die moderne Rechtsvergleichung vor und legt mit der Lehre von dem →geistigen Eigentum den Grund für ein fortschrittliches →Urheberrecht. Anerkannt sind sein lebendiger Vortrag, sein Bemühen um systematische Ordnung des geschichtlich überlieferten Rechtes und sein Bezug zu der Praxis. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PuetterJohannStephanElementaiurispubliciGermanici1754.pdf; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PuetterJohannStephanNeuerVersucheinerjuristischenEncyclopaedieundMethodologie1767.pdf; Pütter, J., Neuer Versuch einer juristischen Encyclopädie und Methodologie, 1767; Pütter, J., Institutiones iuris publici Germanici, 1770; Pütter, J., Der Büchernachdruck, 1774; Pütter, J., Historische Entwicklung der heutigen Staatsverfassung, Teil 1ff. 1786, Neudruck 2001; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PuetterJohannStephanGeistdesWestphaelischenFriedens1795.pdf ; Pütter, J., Geist des Westphälischen Friedens, 1795, Neudruck 2010; Pütter, J., Selbstbiographie, 1798, Neudruck 2012, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/PuetterJohannStephanSelbstbiographie1798Band1.pdf; Mohl, R. v., Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften, Bd. 2 1856, 425; Schlie, U., Johann Stephan Pütters Reichsbegriff, 1961; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung, Diss. jur. Göttingen 1967; Ebel, W., Der Göttinger Professor Johann Stephan Pütter, 1975; Preu, P., Polizeibegriff und Staatszwecklehre, 1983; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987, 75; Link, C., Johann Stephan Pütter, (in) Stolleis, M., Staatsdenker in der frühen Neuzeit, 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995, 310ff.; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Band 1 1988, 312ff.
Pyrmont (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ortsname schwer zu erklären (Quellenberg?)
Lit.: Alfter, D. u. a., Bad Pyrmont in historischen Ansichten, 2019; MdL Waldeck und Pyrmont 1814-1929 – Biographisches Handbuch für die Mitglieder der waldeckischen und Pyrmonter Landstände und Landtage, erarb. v. Lengemann, J., 2020
Q
Quadragesimo anno (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mi dem Indogermanischen verbindbar, nach dem vierzigsten Jahr) ist der Name einer Enzyklika des Papstes Pius XI. (1922-1939) von dem 15. 5. 1931 mit Überlegungen zu einer stark durch das Subsidiaritätsprinzip bestimmten Ordnung von Wirtschaft, Gesellschaft und Staat, deren Auswirkungen allerdings tatsächlich gering sind.
Lit.: Hagedorn, J., Oswald von Nell-Breuning SJ – Aufbrüche der katholischen Soziallehre in der Weimarer Republik, 2018
Quadripartitus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.] Viergeteilter) ist das um 1114 entstandene, in vier Teile gegliederte, in zwei Teilen erhaltene anglolateinische Rechtsbuch, in dem ein Weltgeistlicher kontinentaler Herkunft angelsächsische Gesetze in die lateinische Sprache übersetzt und um 1100 entstandene Staatsschriften sammelt. Teil 3 ist vermutlich in den (lat.) →Leges (F.Pl.) Henrici Primi (Gesetzen Heinrichs I.) überliefert.
Lit.: Liebermann, F., Quadripartitus, 1892; Richardson, H./Sayles, G., Law and Legislation, 1966
quadruplum, lat., N., Vierfaches, vierfache Summe, vierfacher Betrag, Cato (234-149 v. Chr.), s. quadruplus quadruplus, lat., Adj., vierfach, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quattuor, -plus
Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 48, 65
quaerere, lat., V., suchen, aufsuchen, sich verschaffen, gewinnen, erringen; Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, Etymologie unsicher
quaestio, lat., F.: nhd. Suchen, Befragung, Vernehmung, Untersuchung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quaerere
quaestio (lat. [F.]), Frage, Untersuchung (beispielsweise quaestio lance et licio, Haussuchung mit Schüssel und Schurz[?] in dem römischen Recht gegenüber einem des Diebstahls Verdächtigen, etruskisch?)
Lit.: Köbler, DRG 34; Bazan, B./Wippel, J., Les questions disputées, 1985; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; 385
Quaestiones ac monita (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Pl., s. latein_a_z.docx, s. quaestio, monitum, Fragen und Mahnungen) ist der Name für eine vielleicht zwischen 967 und 1019 entstandene, in einer Handschrift des 11. Jahrhunderts der Abtei Susa (Piemont) gefundene und von Muratori 1725 veröffentlichten Sammlung kurzer Stücke des salfränkischen, langobardischen und römischen Rechtes.
Lit.: Muratori, L., Rerum Italicarum scriptores, Band 1, 2, 163ff.; Leges Langobardorum, hg. v. Boretius, A. u. a., 1868, 590ff.; Conrat, M., Geschichte der Quellen, 1891, 67, 274
quaestor, lat., M., Quästor, Vorsteher der Blutgerichte, Schatzmeister, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quaestitāre, quaerere
Lit.: Söllner § 6; Köbler, DRG 18
quanti interest (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Qegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) was es ihm wert ist
Lit.: Köbler, DRG 42
quantifizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie vielleicht in dem 19. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) in Zahlen fassen zwecks leichteren Verständnisses, s. Google
Quantifizierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., Verb quantifizieren vielleicht in dem 19. Jahrhundert aus dem Mittellateinischen aufgenommen) zahlenmäßige Darstellung (von Gegebenheiten) zwecks leichteren Verständnisses, s. Google
Lit.: Schüßler, M., Quantifizierung, Impressionismus und Rechtstheorie, ZRG GA 116 (1999), 482; Buchner, M. u. a., Zur Konjunktur des Zählens – oder wie man Quantifizierung quantifiziert, (in) HZ 310 (2020), 581 (quantifizierende Methoden leider zuletzt rückläufig genutzt)
quanto locupletior (Wortfolge [lat.] in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) um wieviel reicher
Lit.: Köbler, DRG 36
quantum, lat., Adv., wieviel, so viel wie, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quantus, →Gant
quantus, quamtus, lat., Adj., von welcher Größe, wie groß, so groß wie, so stark, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quam; vgl. idg. *kᵘ̯o-, *kᵘ̯os (M.), *kᵘ̯e-, *kᵘ̯ā- (F.), *kᵘ̯ei-, Pron., wer
Quarta (F.) Falcidia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F. [lat.]) ist in dem klassischen römischen Recht das falzidische Viertel des Vermögens, das nach einer lex Falcidia (40 v. Chr.) der Erblasser zugunsten der Erben von Belastungen durch Vermächtnisse unberührt lassen muss. S. quartus
Lit.: Kaser §§ 67 II 3, 76 V 2, 77 II 6; Söllner § 15; Köbler, DRG 39
Quartier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1210 [Tristan] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [ChartPierreGand I 408) und 1303/1308 [BremRQ. 76] in unterschiedlichen Bedeutungen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Unterkunft, Viertel
Quartierlast, Quartierslast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1649 [RAbsch. III 625] in sechzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die nach Anfängen in Spätantike und Frühmittelalter seit dem 15. Jahrhundert deutlicher erkennbare Belastung der Bevölkerung mit einer Unterbringungspflicht zugunsten meist fremder Soldaten. S. Google
Lit.: Löbel, K., Naturalleistungen, Diss. jur. Leipzig 1908; Böhmert, H., Die Quartierleistungspflicht, Diss. jur. Leizpig 1937; Paetzold, F., Das Bundesleistungsgesetz, Diss. jur. Göttingen 1961
quartus, quārtus (1), lat., Num. Ord., vierte, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *kᵘ̯eturto-, Num. Ord., vierte, Pokorny 642; s. idg. *kᵘ̯etu̯er-, *kᵘ̯etu̯ō̆r-, *kᵘ̯ₑtur- (M.), *kᵘ̯etesor- (F.), Num. Kard., vier
quasi, lat., Adv., wie wenn, als wenn, gleichwie, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. quī, sī
quasi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [quasi, lat., Adv., Konj., gewissermaßen, gleichsam, 280/260-vor 200 v. Chr.] mit dem Indogermanischen verbindbar, Adv. und als Präfix verwendet) gleichsam
Quasidelikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das dem Delikt nahestehende, aber kein Delikt seiende Schuldverhältnis des spätantiken römischen Rechtes (Institutionen 4.5, beispielsweise Schädigung durch Übernahme einer überfordernden Aufgabe, Rechtsbeugung, Auswerfen und Ausgießen aus einem Haus). S. Google
Lit.: Kaser §§ 36 IV, 46 III 3, 51 VI; Köbler, DRG 62; Delachaux, J., Die Anknüpfung der Obligationen aus Delikt und Quasidelikt im internationalen Privatrecht, 1979; Hochstein, R., Obligationes quasi ex delicto – Untersuchung zur dogmengeschichtlichen Entwicklung verschuldensunabhängiger Deliktshaftung unter besonderer Berücksichttigung des 16. bis 18. Jahrhunderts, 1971; Feenstra, R., Die Quasi-Delikte bei Hugo Grotius, (in) Iurisprudentia universalis, 2002, 175
Quasikontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv 1801 [RepRecht VII 283] 1 – und in Wörterbuch der deutschen Gegnwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist das kein Vertrag seiende, aber dem Vertrag nahestehende Schuldverhältnis des spätantiken römischen Rechtes (Institutionen 3.27, beispielsweise Gemeinschaft, Geschäftsführung ohne Auftrag, Vormundschaft, Auseinandersetzung von Miteigentum, Auseinandersetzung von Erbschaft, Vermächtnis, irrtümliche Leistung auf eine nicht bestehende Schuld). S. Google
Lit.: Kaser §§ 38 I 2, 43 II 2, 44 II 1; Köbler, DRG 62; Ramm, A., Der Quasikontrakt nach den Quellen und sein Werth für Wissenschaft und Gesetzgebung, 1882; Degner, E., Kollisionsrechtliche Probleme zum Quasikontrakt, 1984; Meissel, F., Geschäftsführung ohne Auftrag –zwischen Quasikontrakt und aufgedrängter Bereicherung, 1993; Schneiderhan, P., Der Quasi-Contract im schottischen und englischen Recht, 1996
Quatember (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [MWittelsb. II 209] in dreizehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums [ieiunia N. Pl., Fasten] quattuor temporum „vierer Zeiten“ teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F., M., N.) Bezeichnung für Mittwoch, Freitag und Samstag vierer Fastenwochen und Gebetswochen des christlichen bzw. katholischen Kirchenjahrs vor dem ersten Fastensonntag, nach Pfingsten, Kreuzerhöhung und Sancta Lucia, wahrscheinlich von dem 222 gestorbenen Papst Calixtus I. in Rom eingeführt und von Papst Gregor VII. (1073-1085) auf die Woche mit dem Aschermittwoch, nach Pfingsten und die Wochen mit dem 14. September und dem 13. Dezember jeden Jahres festgelegt, s. Google
Lit.: Fischer, L., Die kirchlichen Quatember – ihre Entstehung, Entwicklung und Bedeutung, 1914
Quatembergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1762 [C. Sagittarius, Antiquitates Ducatus Thuringici, Jena 1688, 266] elf Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) in dem Quatember gehaltenes Gericht
Lit.: Sagittarius, C., Antiquitates ducatus Thuringici, 1688, 266
quattuor, lat., Num. Kard., vier, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kᵘ̯etu̯er-, *kᵘ̯etu̯ō̆r-, *kᵘ̯ₑtur- (M.), *kᵘ̯etesor- (F.), Num. Kard., vier
Quattuor doctores (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [M.Pl.]) sind (die) vier (besonders bekannten) Lehrer des römischen Rechtes in dem 12. Jahrhundert (Bulgarus, Hugo, →Jacobus, →Martinus).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 106; Pace, G., Garnerius Theutonicus, (in) Rivista internazionale di diritto comune 2 (1991), 123; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997
Quedlinburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N., Burg 922 erstmals erwähnt, Pfalz, Stift, Stadt)
Lit.: Quedlinburgische Geschichte, Bd. 1f. 1922; Militzer, K./Przybilla, P., Stadtentstehung, 1980; Wozniak, T., Quedlinburg im 14. und 16. Jahrhundert, 2013; Kasper, P., Das Reichsstift Quedlinburg (936-1810), 2014; Freund, S. u. a., Das dritte Stift - Forschungen zum Quedlinburger Frauenstift, 2017
querela, querēla, lat., F., Klage, Wehklage, Bedauern, Klagelaut, Girren, Beschwerde, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. querī
Querela (F.) inofficiosi testamenti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., lat.) ist seit dem klassischen römischen Recht die Beschwerde des pflichtwidrigen Testaments, mit der Kinder und Geschwister eines freigeborenen Erblassers ein Testament vor den Zentumviri, später in dem Kognitionsverfahren, anfechten können, wenn es gegen die sittliche Pflicht verstößt, dem Berechtigten mindestens ein Viertel des ihm nach natürlicher Erbfolge zustehenden Anteils zu hinterlassen.
Lit.: Kaser §§ 9 I 1, 59 I, 65 II 2, 70 I; Köbler, DRG 38, 60; Hellwig, H., Erbrechtsfeststellung und Rescission des Erbschaftserwerbs – Beiträge zur Lehre von der querela inofficiosi testament des klassischen römischen Rechtes, 1908, Neudruck 1970
queri, querī, lat., V., klagen, kreischen, winseln, beklagen, bedauern, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *k̑u̯es-, *k̑us-, V., keuchen, schnaufen, seufzen
Quesnay, François (1694-1774) ist der bekannteste Vertreter des →Physiokratismus.
Lit.: Köbler, DRG 134; Guyot, Y., Quesnay et la physiocratie, 1896
qui, quī (1), quoi (ält.), lat., Pron., welcher, welche, welches, welch, was für einer, Lex reg., XII tab. (um 450 v. Chr.), s. idg. *kᵘ̯o-, *kᵘ̯os (M.), *kᵘ̯e-, *kᵘ̯ā- (F.), *kᵘ̯ei-, Pron., wer
Quidquid non agnoscit glossa, non agnoscit curia (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Was die →Glosse (als Ergebnis der Tätigkeit der →Glossatoren) nicht anerkennt, anerkennt das Gericht nicht. S. Google
Lit.: Landsberg, E., Über die Entstehung der Regel Quicquid non agnoscit glossa, nec agnoscit forum, 1880
Qui tacet consentire videtur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Wer schweigt, scheint zuzustimmen. Nach Ansicht der Kanonisten und Legisten des 13. Jahrhunderts ist die Anwendbarkeit dieses Satzes von Fall zu Fall zu prüfen. S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Bonifaz VIII. um 1235-1303, Liber sextus [1298] 5, 13, 43); Schwartze, S., Qui tacet, consentire videtur – eine Rechtsregel im Kommentar, 2003
quietus, quiētus, coētus, lat., Adj.: nhd. ruhig, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kᵘ̯ei̯ə-, *kᵘ̯ii̯ē-, V., ruhen
quinquaginta decisiones (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat. [F. Pl.]) fünfzig Entscheidungen, eine Sammlung Tribonians von 50 Konstitutionen Justinians zu der Klärung rechtlicher Streitfragen, s. Google
Quinquennal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 [Gothein, Colloq. 39] in einer Stelle und als quinquernal [Wendunm.! III 155 1602,9 belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, N., ein amtlich gewährter Zahlungsaufschub, Aufschubbrief, →Quinquennelle
Quinquennelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1577 [RPO. 1577 23 § 4] einmal belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F., ein amtlich gewährter Zahlungsaufschub, Aufschubbrief, →Quinquennal
quitt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1200-1210 [Parzifal] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [CorpAltdtOrUrk I 44] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ausgeglichen, schuldenfrei
Quittung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1299 [CorpMnlTekst. I 2729] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F., ist das bereits dem klassischen römischen Recht bekannte schriftliche Empfangsbekenntnis des Gläubigers einer Schuld, durch das eine durch Leistung bewirkte und nicht mehr bestreitbare Ausgeglichenheit zwischen einem früherem Gläubiger und einem früherem Schuldner bewiesen wird. S. Google
Lit.: Kaser § 53 I 1; Dilloo, W., Die Quittung, Diss. jur. Berlin 1895; Dryander, G., Die rechtliche Bedeutung der Quittung, Diss. jur. Greifswald 1899; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Quod non est in actis non est in mundo (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Was nicht in den Akten ist, ist nicht auf der Welt (frühe Neuzeit). S. Google
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007; Erdmann, J., Quod non est in actis, 2007
Quod omnes tangit debet ab omnibus approbari (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Was alle betrifft, muss von allen gutgeheißen werden. S. Google
Lit.: Post, G., Studies in Medieval Legal Thought, 1964, 163; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Codex Justinianus 5, 59, 5 § 2 an dem Ende, 534)
quot, lat., Adj. (indekl.), wie viele, wieviel, alle, Carm. Sal., Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *kᵘ̯o-, *kᵘ̯os (M.), *kᵘ̯e-, *kᵘ̯ā- (F.), *kᵘ̯ei-, Pron., wer
Quot homines tot sententiae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar). Wie viele Menschen, so viele Meinungen.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Terenz, 2. Jahrhundert n. Chr., Phormio 454)
Quote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1406 [HildeshUB. III 116] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) Anteil, Teil
Lit.: Honsell, T., Die Quotenteilung im Schadensersatzrecht, 1977; Pfarr, H., Quoten und Grundgesetz, 1988; Trippner, J., Die Frauenquote in Deutschland, 2020
R
Rabatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1302 [AnnFlandre 35 1996 79] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und in den Bestandteilen wohl aus dem Lateinischen des Altertums gebildet und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M. und N.) Nachlass, Preisnachlass
Lit.: Hoth, J., Zugabe und Rabatt, 1973; Matz, J., Die Regulierung der akzessorischen Wertreklame, 2005; Richter, A., Mengen- und umsatzbezogene Rabatte marktbeherrrschender Unternehmen in den Grenzen des Art. 102 AEUV, 2013
Rabbi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [HeilbronnUB. I 211] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen sowie Hebräischen des Altertums aufgenommen, M.) Meister, Gelehrter, Lehrer
Rabbiner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1679 [HessSamml. III 112] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie von Rabbi abgeleitet, M.) jüdischer Amtsträger vor allem auch in der Rechtsprechung, d. Google
Lit.: Arnsberg, P., Neunhundert Jahre „Muttergemeinde in Israel“ – Frankfurt am Main 1074-1974 Chronik der Rabbiner, 1974; Homolka, W., Der moderne Rabbiner – ein Rollenbild im Wandel, 2012
Rabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1338 [Scharff, Dreieich 400] in neun Stellen und in Google und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein nach seinen Lauten benannter mittelgroßer schwarzer Vogel. S. Google
Lit.: Schmidt, G., Rabe und Krähe in der Antike, 2002
Rabel, Ernst (Wien 28. 1. 1874-Zürich 27. 9. 1955), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Studium in Wien (Ludwig Mitteis) und einer kurzen Tätigkeit als Anwalt sowie der Habilitation mit der Schrift Die Haftung des Verkäufers wegen Mangels im Rechte außerordentlicher Professor in Leipzig, ordentlicher Professor in Basel (1906), Kiel (1910), Göttingen (1911), München (1916) und Berlin (1926), ehe er unter dem Druck des →Nationalsozialismus nach Verlust des Lehrstuhls (1935) und der Institutsleitung (1937) 1939 in die Vereinigten Staaten von Amerika auswandert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird er als emeritierter Professor in Berlin wiedereingesetzt. Von der vergleichenden Rechtsgeschichte herkommend fördert er maßgeblich die Rechtsvergleichung zwecks Findung allgemein annehmbarer Lösungen moderner Rechtsprobleme. S. Google
Lit.: Rabel, E., Das Recht des Warenkaufs, Bd. 1f. 1936ff.; Wolff, H., Ernst Rabel, ZRG RA 73 (1956), XI; Rabel, E., Gesammelte Aufsätze, Band 3, hg. v. Leser, H., 1967, Schriftenverzeichnis S. 731-755; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 571ff.; Kunze, R., Ernst Rabel und das Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht, 2004; Utermark, T., Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung bei Ernst Rabel, 2005; Einhundert Jahre Institut für Rechtsvergleichung an der Universität München – Kaufrecht und Kollisionsrecht von Ernst Rabel bis heute, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2019
Rabenstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1381 [Uhland, Volksl. I 345 mit Bezug zu Epple von Geilingen] in zweiundzwanzig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Ortsname auch für Hinrichtungsstätten
Lit.: Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940, 99f.; Das Tier in der Rechtsgeschichte, hg. v. Deutsch, A. u. a., 2017
Rache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondsee-Fragmente] in EDEL und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen in derr zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts [GenesisAs. V 79] und ab 11. Jahrhundert [AhdGl. II 578, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist die Vergeltung einer tatsächlichen oder vermeintlichen Rechtsverletzung durch den Verletzten. Sie ist →Selbsthilfe (→Fehde). Sie wird seit dem frühen Recht von dem staatlichen Gewaltmonopol zurückgedrängt und allmählich vollständig ausgeschlossen. S. Google
Lit.: Kaser § 32 II 1; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 26, 70, 71, 74, 91; Günther, L. Die Idee der Wiedervergeltung, 1889; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem in dem germanischen Rechtsgang, 1915; Genzmer, F., Rache, Wergeld und Klage im altgermanischen Rechtsleben, (in) Wiss. Ak. des NSD. Dozentenbundes 1941, 280; Dornseiff, J., Recht und Rache – Der Rechtsanspruch auf Wiederverletzung, 2003; Gephart, I., Der Zorn der Nibelungen, 2005; Schöpf, A., Die Wiederkehr der Rache – Eine Hermeneutik der Macht, 2005; La Vengeance 400-1200, hg. v. Barthélemy, D. u. a., 2006; Ruch, P., Ehre und Rache - Eine Gefühlsgeschichte des antiken Rechts, 2017; Segesser, D., Recht statt Rache oder Rache durch Recht? – Die Ahndung von Kriegsverbrechen in der internationalen wissenschaftlichen Debatte 1872-1945, 2020
Rachinburge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Rachinbürge ab 507/511 [PLSal. MGH Tit. 50,3 S. 193, 57,1 S. 215] in acht Stellen bis in die erste Hälte des 12. Jahrhunderts belegt, aber in Wörterbuch der deutscvhen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über die Bestandteile ohne sichere Deutung mit dem Indogermanischen verbindbar, M., lat.-afrk. rachinburgius [M.]) ist von dem 6. bis zu dem 8. Jahrhundert der erfahrene, vielleicht für jedes Ding besonders benannte Franke, der auf dem Malberg unter der Leitung des →thunginus gemeinschaftlich mit meist sechs anderen Rachinburgen das Urteil findet. Er wird teils als Ratsbürge, teils als Rechenbürge erklärt. Zwischen 770 und 780 ersetzt König Karl (der Große) die Rachinburgen durch ständige →Schöffen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 86; Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871, 372; Hübner, R., Gerichtsurkunden der fränkischen Zeit, 1891; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines, 1981, 50; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Köbler, G., Wörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1993; Ubl, K., Sinnstiftungen eines Rechtsbuches – Die Lex Salica im Frankenreich, 2017
rachinburgus, rachineburgius, mlat., M., Rechenbürge, Ratbürge, PLSal (507-511 n. Chr.?), Vorderglied vielleicht von germ. *rakjan, sw. V., recken, strecken, aufwickeln; germ. *rekanōn, sw. V., erklären, rechnen; s. ahd. rahha; vgl. idg. *reg̑- (1), Adj., V., Sb., gerade (Adj.) (2), richten, lenken, recken, strecken, Richtung, Linie, Pokorny 854; oder von einem Verstärkungselement *regin-, *ragin-, Adj., schicksalhaft; Hinterglied s. germ. *burgjō-, *burgjōn, *burgja-, *burgjan, sw. M. (n), Bürge; s. idg. *bʰerg̑ʰ-, V., bergen, verwahren, bewahren, Pokorny 145; vgl. idg. *bʰer- (1), V., tragen, bringen
Rad (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kchr. V. 15142] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das sachlich von Menschen vor vermutlich rund 6000 Jahren erfundene und aus Holz hergestellte, für die Fortbewegung hilfreiche runde und über eine Achse drehbare Gerät (Wagenrad), das von Menschen auch für den Vollzug von Hinrichtungen (durch Rädern) genutzt wird. 1817 erfindet der seinen Adelstitel während der Revolution in Baden ablegende Forstbeamte Freiherr Karl von Drais in Mannheim das zunächst einspurige lenkbare Fahrrad (Laufrad) in der Form der Draisine mit Lenker und ohne Pedale (wohl Erstnutzung 12. 6. 1817). S. Google
Lit.: Treue, W., Achse, Rad und Wagen – fünftausend Jahre Kultur- und Technikgeschhichte, 1965; Am Anfang war das Rad, hg. v. Kemper, P., 1997
Radbruch, Gustav Lambert (Lübeck 21. 11. 1878-Heidelberg 23. 11. 1949), Kaufmannssohn, wird nach dem 1898 auf Wunsch des Vaters aufgenommenen Rechtsstudium in München, Leipzig (Sohm, Binding) und Berlin (erste juristische Staatsprüfung 1901) sowie der Promotion in Berlin (Franz von Liszt) und der Habilitation über den Handlungsbegriff Ende 1903 in Heidelberg (Karl von Lilienthal) sowie längerer Zeit als Privatdozent 1914 außerordentlicher Professor in Königsberg, nach der Teilnahme an dem Ersten Weltkrieg (von 1916 bis 1918) und dem Eintritt in die SPD (1918) 1919 ordentlicher Professor in Kiel, 1926 in Heidelberg sowie nach Ende der in dem Mai 1933 angeordneten Entlassung aus dem öffentlichen Dienst und einem zwischenzeitlichen Studienjahr an dem Univerrsity College in Oxford (1935/1936) 1945 wieder in Heidelberg. 1921/1922 und 1923 wirkt er als sozialdemokratischer Reichsjustizminister, der sich für Sicherung und Resozialisierung als Strafzwecke einsetzt. In seinen neukantianischen Grundzügen der Rechtsphilosophie betont er zunächst unter Verneinung des Naturrechts Rechtssicherheit, Gerechtigkeit und soziale Zweckmäßigkeit, nach 1945 trotz grundsätzlicher Geltung des inhaltlich ungerechten und unzweckmäßigen gesetzten Rechtes vor der Gerechtigkeit vor allem den Vorrang des übergesetzlichen Rechtes vor dem mit Hilfe eines Gesetzes geschaffenen sehr großen Unrecht (Radbruch’sche Formel … [dass] zumindest dann der Gerechtigkeit der Vorrang vor der Rechtssicherheit einzuräumen [sei], wenn der Widerspruch des positiven Rechtes zu der Gerechtigkeit ein so unerträgliches Maß erreicht hat, dass das formalistische Gesetz als ‚unrichtiges Recht‘ der Gerechtigkeit zu weichen hat, weil dort, wo Gerechtigkeit nicht einmal angestrebt und Gleichheit bei der Setzung des positiven Rechtes bewusst verleugnet wird, das Gesetz nicht nur unrichtiges Recht ist, sondern überhaupt der Rechtsnatur entbehrt und kein Recht mehr ist). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 236; Radbruch, G., Rechtsphilosophie, 8. A. 1973; Spendel, G., Gustav Radbruch, 1967; Otte, H., Gustav Radbruchs Kieler Jahre 1919-1926, 1982; Kaufmann, A., Gustav Radbruch - Rechtsdenker, Philosoph, Sozialdemokrat, 1987; Radbruch, G., Gesamtausgabe, Bd. 1ff. 1987ff.(Bd. 20 Gesamtregister 2003); Vulpius, C., Gustav Radbruch in Oxford, 1995; Adomeit, K., Gustav Radbruch, (in) NJW 1999, 3465; Durth, H., Der Kampf gegen das Unrecht, 2001; Wiegand, M., Unrichtiges Recht, 2004; Klein, M., Demokratisches Denken bei Gustav Radbruch, 2007; Goltsche, F., Der Entwurf eines Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuchs von 1922, 2010 (Entwurf Radbruch); Dannecker, G., Die Radbruchsche Formel und ihre Rezeption durch die Rechtsprechung, (in) Heidelberger Thesen zu Recht und Gerechtigkeit, 2013, 422; Laage, C., Gesetzliches Unrecht, 2014; Die Natur des Rechts bei Gustav Radbruch, hg. v. Borowski, N. u. a., 2015; Zhao, J., Die Rechtsphilosophie Gustav Radbruchs unter dem Einfluss von Emil Lask – eine Studie zur neukantianischen Begründung des Rechts, 2020; Aydin, T., Gustav Radbruch, Hans Kelsen und der Nationalsozialismus, 2020; Neumann, U., Rechtsphilosophie im Spiegel der Zeit – Beiträge zum Rechtsdenken Gustav Radbruchs (1878-1949), hg. v. Paulson, S., 2021
Rädel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen rädeln und Rädelsführer – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt und in Google nicht belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) kleines Rad →Rädelsführer
Rädelsführer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1521 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Leiser, Strafgerichtsb. 208] in dreiundzwanzig Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist, wer eine führende Rolle in einer kleineren Gruppe (Rädlein) von Menschen (Straftätern) einnimmt. Der Rädelsführer wird in der Neuzeit in einzelnen Straftatbeständen besonders hervorgehoben. S. Google
Rädern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 360] in einundzwanzig Stellen belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) ist die jedenfalls bereits in dem Frühmittelalter bezeugte, unter Verwendung eines Rades entweder durch Brechen des Rückgrats oder der Körperglieder erfolgende →Todesstrafe.
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, H., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 496; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922, 106, 204; Scheele, F., di sal man alle radebrechen, Bd. 1 1992; Am Anfang war das Rad, hg. v. Kemper, P., 1997
Radfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) iat das Nutzen des in Mannheim 1817 von Karl Drais erfundenen Fahhrads mit Lenker und ohne Pedale, später auch mit Pedalen und weiteren Verbesserungen. S. Google
Radfahrer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Nutzer des in Mannheim 1817 von Karl Drais erfundenen Fahrrads (Draisine) mit Lenker und ohne Pedale, später auch mit Pedalen und weiteren Verbesserungen. S. Google
Lit.: Schubert, W., Die Anfänge eines modernen Verkehrsrechts im Radfahrrecht um 1900, ZRG GA 122 (2005), 194; Der eigene Antrieb – oder wie uns das Rad bewegt. Ausstellungskatalog 2016
radizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, V.) Wurzel ermitteln
Radizierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verdinglichung, Verknüpfung mit einem Recht an einer Liegenschaft
radix, rādīx, rādīs, lat., F., Wurzel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯erād-, *u̯rād-, *u̯ₑrəd-, *u̯rəd-, Sb., Zweig, Rute, Wurzel
Radolfzell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Lateinischen des Altertums und dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Bodensee wird 1100 Begünstigter eines von Kaiser Heinrich IV. dem Abt von Reichenau für den Ort. verliehenen Marktrechts. 1267 wird es Stadt. An dem 18. 12. 1506 erlässt König Maximilian für die in dem 14. Jahrhundert an Habsburg gelangte Stadt eine handschriftlich überlieferte, die malefitz-Recht benannte Halsgerichtsordnung, die eine Indizienlehre für die Folter noch nicht kennt. S. Google
Lit.: Albert, P., Geschichte der Stadt Radolfzell, 1896; Ruoff, F., Die Radolfzeller Halsgerichtsordnung von 1506, 1912; Die maximilianischen Halsgerichtsordnungen, hg. v. Schmidt, E., 1949; Geschichte der Stadt Radolfzell, hg. v. Götz, F., 1967
Raetia, Rhaetia, lat., F.=ON: nhd. Rätien; Q.: Tac. (98-115 n. Chr.); E.: s. Raetus (1) →Rätien
Raeticus, Rhaeticus, lat., Adj., rätisch, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. Raetus
Raetus, Rhaetus, lat., M.: nhd., Räter, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.)Herkunft ungeklärt?
Ragusa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt
Lit.: Bjelovučič, H., The Ragusan republic, 1970; Mitić, I., Die Republik Ragusa, ZRG GA 101 (1984), 301; Steindorff, L., Noch einmal Dubrovnik, ZRG GA 103 (1986), 248
Raiffeisen, Friedrich Wilhelm (Hamm/Sieg 30. 3. 1818-Neuwied 11. 3. 1888) nach 1847 Gründer einer ländlichen Selbsthilfegenossenschaft
Raiffeisengenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von Friedrich Wilhelm Raiffeisen (Hamm/Sieg 30. 3. 1818-Neuwied 11. 3. 1888) nach 1847 gegründete ländliche Selbsthilfekreditgenossenschaft.
Lit.: Köbler, DRG 174, 177; Werner, W., Zur Vorgeschichte der österreichischen Raiffeisenbewegung, 1993; Klein, W., Werk und Nachwirkung des Genossenschaftsgründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen, 1997
Raimundus Lullus (Ramon Lull bzw. katalanisch Llull) ist der auf Palma de Mallorca zwischen 1232 und 1235 geborene, länger an dem Hof des Königs von Aragonien lebende, 1315 oder 1316 verstorbene Gelehrte, dessen in 280 bekannten echten Werken enthaltene Philosophie und Methodik die Rechtswissenschaft beeinflusst (beispielsweise Liber principiorum iuris [Buch der Rechtsgrundsätze], ars iuris [Kunst des Rechtes], ars de iure [Kunst von dem Recht], ars brevis quae est de inventione mediorum iuris civilis [Kurze Kunst über die Erfindung von Mitteln des Zivilrechts], liber de modo applicandi novam logicam ad scientiam iuris et medicinae [Buch über die Art der Anwendung der neuen Logik auf die Wissenschaft des Rechtes und der Medizin]). S. Google
Lit.: Platzeck, E., Raimund Lull, Bd. 1f. 1962ff.; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 487; Raimundus Lullus, hg. v. Fidora, A./Rubio, J, 2008
Raimund von Peniaforte →Raymundus de Penyafort
Rainerius de Forlivio ist ein wohl an dem Ende des 13. Jahrhunderts in Forli geborener, in Bologna ausgebildeter, in Castel San Piero, Pisa und Padua lehrender, 1358 verstorbener Jurist (Kommentare, additiones, repetitiones, Traktate, consilia).
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 734
Rait →Raitkammer
Raitkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – unter Reitkammer - ab 13. Jahrhundert [AhdGl. IV 56,49 für emporium] bzw. 1494 [MIÖG. Erg.-Bd. 11 1929 451 Anm. 8) in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch deer deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische teilweise erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Rechnungskammer, Finanzbehörde [König Maximilians in Tirol 1491])
Raleigh, William (†1250) wird 1214 Schreiber bei dem Richter Martin Pateshul, 1229 Richter, 1234 Richter an King’s Bench, 1239 Bischof von Norwich und 1252 Bischof von Winchester. Er gilt teilweise als bedeutendster Richter des mittelalterlichen →England. S. Google
Lit.: Meekings, C., Studies in the 13th Century justice, 1981
Randa, Antonín (1834-1914) wird nach dem Rechtsstudium in Prag dort 1862 außerordentlicher Professor, 1868 ordentlicher Professor und 1904 Minister. Er ist der wichtigste Vertreter der tschechischen Rechtswissenschaft des 19. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Randa jubilejni památnik, 1934; Antologie české právní vedy, 1993, 113
Rang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1670 [SystSammlSchleswH. I 352] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Französischen aufgenommen und über das Altfränkische und das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist die bestimmte Stufe innerhalb einer Ordnung. Bedeutsam ist dabei vor allem auch ein Rang eines Sachenrechts für die Reihenfolge der Befriedigung bei zu der Befriedigung aller Gläubiger nicht ausreichendem Vermögen des Schuldners in der Einzelzwangsvollstreckung. Hier gilt bereits in dem römischen Recht der Grundsatz der Priorität (einer bestimmten von dem Recht dafür festgelegten Handlung), der allerdings durchbrochen werden kann. In dem geltenden deutschen Recht dient auch die →Vormerkung der Sicherung des Ranges. S. Google
Lit.: Kaser §§ 31 I 1c, 31 III 3; Hübner; Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts im 19. Jahrhundert, Bd. 2, 2, 1935, 5, 21, 78 u. ö.; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Hutwelker, T., Die Darstellung des Rangs in Wappen und Wappenrollen, 2013; Rank and Order, hg. v. Peltzer, J., 2015
Ranshofen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Inn ist Ort einer bayerischen Pfalz, in der 985/995 ein Gesetz (lat. [F.] constitutio) des Herzogs erlassen wird, das sich mit der Flucht und den Handlungen Unfreier befasst. S. Google
Lit.: Wohlhaupter, E., Hoch- und Niedergericht, 1929, 167; Scherr, L., Studien zur Geschichte des Augustiner Chorherrenstiftes Ranshofen am Inn und seines Archivs, (in) Mitt. d. Oberöst. Landesarchivs 21 (2008), 143
Rantzau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt, N.) bei Plön ist Sitz einer reichsunmittelbaren Grafschaft, in deren Gut Ascheberg der Graf 1739 mit der Abschaffung der Leibeigenschaft beginnt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 174; Ranert, M., Die Grafschaft Rantzau, 1840
Ranulf de Glanvill, (Suffolk um 1140?-Akkon 1190), aus normannischer (?), begüterter Familie, wird 1163 als Sheriff von Yorkshire (bis 1170) und 1173 als Sheriff von Lancashire genannt und 1180 zu dem ersten Rechtsberater (lat. [M.] capitalis iustitiarius) König Heinrichs II. von England erhoben. Seit dem 13. Jahrhundert wird ihm der durch mehr als 30 Handschriften überlieferte (lat.) Tractatus (M.) de legibus et consuetudinibus regni Angliae (Treatise on the Laws and Customs of England, Abhandlung von den Gesetzen und Gewohnheiten Englands) zugeschrieben, eine kurze, klare, in einfachem Latein vielleicht zwischen 1187 und 1189 verfasste Darstellung des englischen, von den Gerichten geformten Rechtes (Buch 1-13 Zivilklagen mit 76 Formularen eines königlichen writ [Buch 7 Erbrecht], Buch 14 Strafklagen), in dem die römischrechtlichen und kirchenrechtlichen Einflüsse den Kern des einheimischen Rechtes nicht berühren. Der Tractatus ist das älteste book of authority des →common law. Es wird von Henry de →Bracton benutzt. S. Google
Lit.: Holdsworth, W., A History of English Law, Bd. 2 4. A. 1936, 188; Peter, H., Actio und writ, 1957, 20, 105; The Treatise on the Laws, hg. v. Hall, G., 1965; Caenegem, R. van, The Birth of the English Common Law, 1973, 2. A. 1988
rapere, lat., V., raffen, an sich raffen, erraffen, aufraffen, entraffen, eilig ergreifen, an sich nehmen, entführen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *rep-, V., reißen, raffen
rapina, rapīna, lat., F., Wegraffen, Fortraffen, Raub, Räuberei, Geraubtes, Beute (F.) (1), Rhet. Her. (86/82 v. Chr.). s. latein_a_z.docx, s. rapere (lat. [F.]) Raub
Lit.: Kaser § 51 IV; Köbler, DRG 49, 65; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961
Raps (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über – Verkürzung von - Rapssaat als Lehnübersetzung für lat. semen rapcium mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ein Kreuzblütengewächs
Lit.: Waltenberger, S., Deutschlands Ölfelder – Eine Stoffgeschichte der Kulturpflanze Raps (1897-2017), 2020
raptus, lat., M., Hinreißen, Fortreißen, Abreißen, Ruck, Stoß, Zug, Entführung, (Raub, Vergewaltigung,) Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. rapere
Rasen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1233-1267 [Der Stricker Kleinere Dichtungen] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [Lacomblet, UB. III 878] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen und des Mittelniederdeutschen in der weiteren Herkunft unklar, M.) ist die grasbewachsene Erde. Der Rasen kann als Rechtssymbol Verwendung finden. In dem altnordischen Recht erscheint das Gehen unter den Rasen bei der Begründung der Blutsbrüderschaft, bei dem Gottesurteil und bei der Sühne eines Unrechtserfolgs. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994, Bd. 1, 163; Maurer, K., Vorlesungen über altnordische Rechtsgeschichte, Bd. 5 1910, 672
Rasenna →Etrusker
Rasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Französischen und Italienischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft ungeklärt, vielleicht aus einer romanischen Sprache und mit ratio, lat. F., Vernunft und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch kennzeichnende gleiche Merkmale abgrenzbare Art einer Gattung von Lebewesen. In Anlehnung an die Vererbungslehre Gregor Mendels (Heinzendorf 1822-Brünn 1884) entwickelt Adolf →Hitler die ideologische Vorstellung von dem Vorzug der arischen Rasse insbesondere gegenüber den Juden und „Nichtariern“. Die Anwendbarkeit der Vorstellung der Rasse von anderen Lebewesen auch auf den Menschen ist in der Gegenwart zweifelhaft geworden und wird zunehmend abgelehnt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 135; Nicolai, H., Grundsätzliches über das Verhältnis von Rasse und Recht, (in) Deutsches Recht 1934, 74; Stuckart, W./Globke, H., Reichsbürgergesetz, Blutschutzgesetz, Ehegesundheitsgesetz, 1936; Meyer, H., Rasse und Recht bei den Germanen und Indogermanen, 1937; Schmuhl, H., Rassenhygiene, Nationalsozialismus, Euthanasie, 1987; Rüthers, B., Recht als Waffe des Unrechts, (in) NJW 1988, 2825; Weingart, P./Kroll, J./Bayertz, K., Rasse, Blut, Gene, 1988; Historische Rassismusforschung, hg. v. Danckwortt, B. u. a., 1995; Hetzel, M., Die Anfechtung der Rassenmischehe, 1997; Zwerger, J., Was ist Rassismus? 1997; Senn, M., Die Verrechtlichung der Volksgesundheit, ZRG 116 (1999), 407; Puschner, U., Die völkische Bewegung, 2001; Simon, J., Kriminalbiologie und Zwangssterilisation, 2001; Essner. C., Die Nürnberger Gesetze, 2002; Przyrembel, A., Rassenschande, 2003; Huonker, T., Diagnose Moralisch defekt, 2003; Rassenforschung an Kaiser-Wilhelm-Instituten, hg. v. Schmuhl, H., 2003; Fredrickson, G., Rassismus, 2004; Glanninger, P., Rassismus und Rechtsextremismus, 2009; Wiede, W., Rasse im Buch, 2011; Race and Racism in Modern East Asia, hg. v. Koumer, R. u. a., 2013; Bethencourt, F., Racisms, 2013; Reimann, S., Die Entstehung des wissenschaftlichen Rassismus im 18. Jahrhundert, 2017 (seit etwa 1750 körperliche Merkmale des Menschen mit willkürlich gewählten geistigen, moralischen und kulturellen Unterscheidungsmerkmalen verbunden)
Rat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1070/1100 [Merigarto/Maurer, RelDicht. I 73] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vorschlag für ein Verhalten und von dort abgeleitet eine Gruppe beratender Menschen. In der Stadt erscheint nach antikem und italienischem Vorbild (Pisa, Mailand, Asti, Genua, Arezzo, z. T. noch 11. Jahrhundert) seit dem Ende des 12. Jahrhunderts ein Rat (Speyer 1188, Basel 1190) als oberstes, den Stadtherrn ablösendes oder ergänzendes Herrschaftsgremium der ratsfähigen Geschlechter (mit meist zwischen 12 und 20, gelegentlich aber auch bis zu 400 Ratsherren, sowie dem →Bürgermeister als Vorsitzendem). Wenig später umgeben sich auch König und Landesherren mit einem Rat (Hofrat, Reichshofrat, Staatsrat) aus gelehrten (Klerikern) oder adeligen Sachkennern. Verstärkt werden dabei seit 1430 Juristen einbezogen (gelehrte Räte Bayern-Landshut 1451). Zunehmend gewichtiger wird hierfür die Ausbildung (vor allem an Universitäten). In der späteren Neuzeit entwickelt sich etwa auch ein Bundesrat, Reichsrat, Nationalrat, Ministerrat, Rat der Volksbeauftragten, Arbeiterrat, Soldatenrat, Parlamentarischer Rat, Betriebsrat, Zentralrat oder Europarat. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 11, 112, 113, 115, 149, 150, 153; Winter, G., Geschichte des Rates in Straßburg, 1878; Hoch, C. Frhr. v., Der österreichische Staatsrath, 1879, Neudruck 1972; Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat, 1882; Koehne, C., Der Ursprung der Stadtverfassung, 1890; Feine, H., Der goslarische Rat, 1913; Tait, J., The origin of town councils, (in) The English Historical Review 44 (1929), 177; Tait, J., The common council of the borough, (in) The English Historical Review 46 (1931), 1; Köthe, J., Der fürstliche Rat, 1938; Vogelgesang, G., Kanzlei- und Ratswesen, 1939; Schlotterose, B., Die Ratswahl in den deutschen Staaten des Mittelalters, Diss. phil. Münster 1953 masch.schr.; Pitz, E., Die Entstehung der Ratsherrschaft in Nürnberg, 1956; Hess, U., Geheimer Rat, 1962; Eisenhardt, U., Aufgabenbereich und Bedeutung des kurkölnischen Hofrates, 1963; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil, 1963; Lieberich, H., Die gelehrten Räte, (in) Zs. f. bay. LG. 27 (1964), 120; Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Moraw, P., Beamtentum und Rat König Ruprechts, (in) ZGO 116 (1968), 59; Becker, W., Der Kurfürstenrat, 1973; Histoire comparée de l’Administration, hg. v. Paravicini, W. u. a., 1980; Heydenreuter, R., Der landesherrliche Hofrat, 1981; Schulten, G., Entstehung und Entwicklung des Ratswesens, Diss. phil. Tübingen 1982; Sprinkart, P., Kanzlei, Rat und Urkundenwesen, 1986; Rat und Verfassung im mittelalterlichen Braunschweig, 1986; Die Rolle der Juristen, hg. v. Schnur, R., 1986; Fischer, S., Der Geheime Rat, 1987; Rosch, G., Der venezianische Adel, 1989; Engel, E., Die deutsche Stadt des Mittelalters, 1993; Reinle, C., Ulrich Riederer (ca. 1406-1462), 1993; Koch, B., Räte auf deutschen Reichsversammlungen, 1999; Noflatscher, H., Räte und Herrscher, 1999; Godding, P., Le Conseil de Brabant sous le règne de Philippe le Bon (1430-1467), 1999; Ratsprotokolle der Stadt Kaiserslautern 1566-1571, hg. v. Dolch, M. u. a., 2002; Poeck, D., Rituale der Ratswahl, 2003; Höfe und Residenzen, hg. v. Paravicini, W. u. a., 2005; Der Hamburger Arbeiter- und Soldatenrat 1918/19, bearb. v. Stalmann, V., 2013
Rat der Volksbeauftragten (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörtebuch derr deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an dem 10. 11. 1918 gebildete vorläufige Regierungsorgan des Deutschen Reiches mit 6 Mitgliedern, das an dem 11. 11. 1918 mit den alliierten Siegermächten des ersten Weltkriegs einen Waffenstillstand schließt und an dem 10. 2. 1919 die Macht an die Nationalversammlung abgibt. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 221; Hock, K., Die Gesetzgebung des Rates der Volksbeauftragten, 1987; Melzer, L., Die Gesetzgebung des Rates der Volksbeauftragten, Diss. jur. Hamburg 1988; Roß, S., Biographisches Handbuch der Reichsrätekongresse, 2000
Rätebewegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch derr deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die politische Bewegung des 20. Jahrhunderts, welche die Lenkung eines Gemeinwesens durch Räte (Arbeiterräte u. s. w.) anstrebt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Tormin, W., Zwischen Rätediktatur und sozialer Demokratie, 1951; Kolb, E., Die Arbeiterräte, 1962; Oertzen, P. v., Betriebsräte in der Novemberrevolution, 1963; Der Zentralrat der Deutschen Sozialistischen Republik, hg. v. Kolb, E. u. a., 1968; Matthias, E., Zwischen Räten und Geheimräten, 1970; Die Rätebewegung, hg. v. Hillmann, 1970; Dähn, Rätedemokratische Modelle, 1975; Müller, D., Die revolutionären Obleute und der Novmber 1918, 2019
Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Comecon
Rathaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1289 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1273 [CoutFrancBruges I 453 Anm. 1] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem Rat der Stadt für seine Bedürfnisse seit dem 13. Jahrhundert geschaffene Haus (beispielsweise Volterra, Siena, Florenz, Lübeck, Stralsund, Brügge, Brüssel, Goslar, Paderborn, Rothenburg, Nürnberg, Schwäbisch Hall oder Augsburg). S. Google
Lit.: Stiehl, O., Das deutsche Rathaus, 1905; Gruber, K., Das deutsche Rathaus, 1943; Schattenhofer, M., Das alte Rathaus in München, 1972; Das Rathaus im Kaiserreich, hg. v. Mai, E. u. a., 1982; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Albrecht, S., Mittelalterliche Rathäuser in Deutschland, 2004; Rathäuser als multifunktionale Räume der Repräsentation, der Parteiungen und des Geheimnisses, hg. v. Pils, S. u. a., 2012
Rätien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das Siedlungsgebiet der nichtindogermanischen Räter um den oberen Inn, das 15 v. Chr. von den Römern erobert wird und in dem 5. Jahrhundert an die Alemannen übergeht. In dem Frühmittelalter gilt dort die (lat.) →Lex (F.) Romana Curiensis (römisches Recht Churrätiens). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 28; Baldauf, O., Das karolingische Reichsgut in Unterrätien, 1930; Heuberger, R., Raetia, (in) Klio 24 (1931), 348; Heuberger, R., Rätien im Altertum und Frühmittelalter, 1932; Clavadetscher, O., Das churrätische Reichsgutsurbar, ZRG GA 70 (1953), 1; Clavadetscher, O., Nochmals zum churrätischen Reichsgutsurbar aus der Mitte des 9. Jahrhunderts, ZRG GA 76 (1959), 319; Dilger, A., Textkritische Untersuchungen einer Handschrift aus der römischen Provinz Raetia II, ZRG GA 88 (1971), 172; Müller, I., Glanz des rätischen Mittelalters, 1971; Die Bayern und ihre Nachbarn, Bd. 1 1985; Clavadetscher, O., Rätien im Mittelalter, 1994 (Aufsätze); Erhart, P. u. a., Urkundenlandschaft Rätien, 2004; Kakoschke, A., Die Personennamen in der römischen Provinz Rätien, 2008; Schrift, Schriftgebrauch und Textsorten im frühmittelalterlichen Churrätien, hg. v. Eisenhut, H. u. a., 2008; Kakoschke, A., Die Personennamen in der römischen Provinz Gallia Belgica, 2010
Ratingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch derr deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie für das Germanische teilweise erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit., Redlich, O. u. a., Geschichte der Stadt Ratingen, 1926; Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte, Bergische Städte, Ratingen, bearb. v. Redlich, O., 1928
ratio, lat., F., Rechnung, Berechnung, statistische Übersicht, Verzeichnis, Liste, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ratus, rērī
rational (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums [rationalis, lat., Adj., zu den Rechnungen gehörig, 4 v.Chr.- 65 n. Chr.] aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vernünftig
rationalis, ratiōnālis, lat., Adj., zu den Rechnungen gehörig, Rechnungs..., zur Vernunft gehörig, Vernunft..., vernünftig, schließend, folgernd, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ratus, rērī
Rationalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Anfang 18. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie über rational mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die von René Descartes (1596-1650) begründete Denkhaltung, die allein von der Vernunft und von allgemeinen logischen Ableitungen aus Grundeinsichten (Axiomen) her deduktiv zu der Wahrheit gelangen will.
Lit.: Köbler, DRG 136; Cassirer, E., Descartes, 1939; Schmidt, G., Aufklärung und Metaphysik, 1965; Flasch, K., Das philosophische Denken im Mittelalter, 1986; Engfer, H., Empirismus versus Rationalismus? 1996; Braun, J., Deduktion und Invention – Gesetzesauslegung im Widerstreit von Gehorsamskunst, Rechtsgefühl und Wahrheitssuche, 2017
Ratsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1370 [KölnStRechn. I 2] in 7 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gericht des Rates
Ratsgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1793 [CSax. I 1293] 3 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert von dem →Rat der Stadt von der niederen Strafgerichtsbarkeit her allmählich erlangte Zuständigkeit in Gerichtsangelegenheiten. Sie ist in den Einzelheiten örtlich ziemlich verschieden gestaltet. S. Google
Lit.: Wackernagel, J., Die Entstehung der städtischen Ratsgerichtsbarkeit im Mittelalter, (in) FG der Basler Juristenfakultät zum Schweizer Juristentag, 1920, 113; Ebel, W., Bürgerliches Rechtsleben, 1954; Lübecker Ratsurteile, hg. v. Ebel, W., Bd. 1ff. 1958ff.; Hirsch, H., Die hohe Gerichtsbarkeit, 2. A. 1958; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsurteilsbuch, 1961; Wiener Ratsurteile des Spätmittelalters, hg. v. Demelius, H., 1980
Ratsherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1311 [StraßbUB. IV 2 S. 22] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das einzelne Mitglied des →Rates einer →Stadt.
Lit.: Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Rabe, H., Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte, 1966; Spieß, W., Die Ratsherren der Hansestadt Braunschweig 1231-1671, 2. A. 1970
Ratsurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1534 [OÖsterr./ÖW. XII 440] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Ratsgerichtsbarkeit
Ratsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1652 [Staphorst, HmbKG. I 2 S. 51] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Rat, Verfassung
Raub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 11. Jahrhundert [Kchr. V. 15142] und in Wörterbuch der deutsvchen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] rapina) ist die Wegnahme einer fremden beweglichen Sache mit Gewalt gegen einen Menschen oder unter Anwendung von Drohungen mit gegenwärtiger Gefahr für Leib und Leben in der Absicht, sich dieselbe rechtswidrig zuzueignen. In dem Mittelalter gilt der (offene) R. als weniger verbrecherisch als der (heimliche) Diebstahl. Rechtsfolge ist meist die Enthauptung (statt des Hängens). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 49, 123, 158; Köbler, WAS; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Radbruch, G., Der Raub in der Carolina, (in) FS M. Pappenheim, 1931, 37; Dahm, G., Das Strafrecht Italiens, 1931, 482; Leesment, L., Pflugraub im Mittelalter, ZRG GA 58 (1938), 534; Radbruch, G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951; Landmesser, M., Der Raub, Diss. jur. Mainz 1966; Küther, C., Räuber und Gauner in Deutschland, 1976; Danker, U., Räuberbanden im alten Reich, 1988; Lange, K., Gesellschaft und Kriminalität, 1994; Danker, U., Die Geschichte der Räuber und Gauner, 2001; Schüßler, M., Raubüberfälle auf Hansekaufleute, ZRG 120 (2003), 355; Savoy, B., Kunstraub - Napoleons Konfiszierungen, 2011; Pierson, T., Praten, ZRG GA 128 (2011), 169; Schwarz, B., Auf Befehl des Führers. Hitler und der NS-Kunstraub, 2014
Raubehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1882 [DWB. VIII 218, sechs Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die angeblich durch →Raub einer →Frau begründbare →Ehe.
Lit.: Hübner 626; Dargun, L., Mutterrecht und Raubehe, 1883
rauben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] bzw. um 1275 [Berthold von Regensburg I 393] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit Gewalt oder Drohung wegnehmen
Räuber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 11. Jahrhundert [KlAhdSprDm. 170] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Raub
Lit.: Danker, U., Räuberbanden im alten Reich um 1700, 1988; Schurke oder Held?, hg. v. Siebenmorgen, H., 1995; Schubert, E., Räuber, Henker und arme Sünder, 2007
Raubritter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab ohne Jahr [WittgensteinLR. 72, 8 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Spätmittelalter nach Verlust seiner Bedeutung in dem Heereswesen Raub als Unterhaltsgewinnungsmittel betreibende Ritter (beispielsweise Eppelein von Gailingen in Franken). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Rösener, W., Zur Problematik des spätmittelalterlichen Raubrittertums, (in) FS B. Schwineköper, 1982, 469; Görner, R., Raubritter, 1987; Andermann, U., Ritterliche Gewalt und bürgerliche Selbstbehauptung, 1991; Raubritter, hg. v. Andermann, K, 1997
Raum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [Mieris II 302] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der dreidimensionale Gesamtzusammenhang von Gegebenheiten. S. Google
Lit.: Belina, B., Raum – Zu den Grundlagen eines historisch-geographischenm Materialismus, 2013; Rau, S., Räume, 2013; Ehlers, C., Rechtsräume, 2016; Rutz, A., Die Beschreibung des Raums – Territoriale Grenzziehungen im Heiligen römischen Reich, 2018; Brandau, D., Raketenträume – Raumfahrt und Technikenthusiasmus in Deutschland 1923-1963, 2019
Raumordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und teilweise aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die planerische Ordnung des Raumes durch den Staat, die zu dem Nutzen der stark wachsenden Allgemeinheit gegenüber den Interessen vieler Einzelner sachlich an dem Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt.
Lit.: Leendertz, A., Ordnung schaffen, 2008; Jureit, U., Das Ordnen von Räumen, 2012; Kegler, K., Deutsche Raumplanung, 2014; „Rechtsräume“ – Historische und archäologische Annäherungen, hg. v. Ehlers, C. u. a., 2020
Ravanis →Jacobus de Ravanis
Ravenna in dem Mündungsdelta des Po ist in dem 5. Jahrhundert Residenz des weströmischen Kaisers und seiner Nachfolger (u. a. Theoderichs des Großen). Vielleicht besteht dort in dem 11. Jahrhundert eine Rechtsschule. 1440 gelangt Ravenna an Venedig, 1509 an den Kirchenstaat und 1870 an →Italien (1861).
Lit.: Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 1 2. A. 1834, 337; Deichmann, F., Ravenna, Bd. 1ff. 1969ff.; Storia di Ravenna, hg. v. Susini, G. u. a., Bd. 1ff. 1990ff.; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997
Ravensberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Riepenhausen, H., Die bäuerliche Siedlung des Ravensberger Landes bis 1770, 1938; Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015; Die Grafschaft Ravensberg in Mittelalter und Reformationszeit, hg. v. Andermann, U. u. a., 2021; Jablinski, J., Vom Pfand zum Amt – Vormoderne Staatsbildung in der Grafschaft Ravensberg 1428-1556, 2021
Ravensburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – abgesehen von Ravensburger – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Schussen wird vielleicht schon vor 1276 Reichsstadt. Zwischen 1380 und 1530 ist Ravensburg Sitz der großen Ravensburger Handelsgesellschaft der Patrizier Humpiß, Mötteli und Muntprat, die Leinwandhandel in dem Süden und Westen Europas betreibt. Sie unterliegt an dem Beginn der Neuzeit der neueren Wirtschaftsgesinnung der Augsburger Kaufleute. S. Google
Lit.: Heyd, W., Beiträge zur Geschichte des deutschen Handels, 1890; Schulte, A., Geschichte der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, Bd. 1ff. 1923, Neudruck 1964; Die älteren Stadtrechte der Reichsstadt Ravensburg, bearb. v. Müller, K., 1924; Rehme, P., Das rechtliche Wesen der großen Ravensburger Handelsgesellschaft, ZRG GA 47 (1927), 487; Steiner, H., Das Familien- und Erbrecht der Stadt Ravensburg, Diss. jur. München 1959; Dreher, A., Geschichte der Stadt Ravensburg, 1972; Lutz, E., Die rechtliche Struktur süddeutscher Handelsgesellschaften, 1976; Eitel, P., Die große Ravensburger Handelsgesellschaft, 1985; Lutz, A., Zwischen Beharrung und Aufbruch, 2005
Raymundus de Penyafort (Raimund von Peniaforte) (Villafranca de Penades bei Barcelona um 1180-Barcelona 6. 1. 1275), hochadeliger Katalane, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna Rechtslehrer in Bologna, Dominikaner und Pönitentiar an der Kurie, 1238 Generalmagister der Dominikaner. 1222/1229 verfasst er eine (lat.) Summa (F.) de casibus conscientiae (Summe über Fälle des Gewissens) bzw. Summa de poenitentia (Summe über die Reue), mit der er die Entwicklung des Strafrechts beeinflusst, und 1230/1234 den die nachgratianischen →Dekretalen der Päpste sammelnden (lat.) →Liber (M.) extra (Buch außerhalb [des Dekrets Gratians].
Lit.: Köbler, DRG 102; Schwertner, T., St. Raymond of Pennafort, 1935; Valls Taberner, F., San Ramon de Peniaforte, 1936; Kuttner, S., Zur Entstehungsgeschichte der Summa de casibus poenitentiae, (in) ZRG KA 70 (1953), 419; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972, 287
Raymund von Wiener Neustadt (?) ist der unbekannte(, möglicherweise unter der Herrschaft der Anjou von Italien nach Ungarn gezogene) Verfasser einer (lat.) Summa (F.) legum brevis levis et utilis (Kurze, leichte und nützliche Gesetzessumme) des ausgehenden 13. oder frühen 14. Jahrhunderts, die das römische Privatrecht, Staatsrecht, Strafrecht und Strafverfahrensrecht in dem dreigeteilten Schema (des Gaius) von Personen, Sachen und Klagansprüchen populär darstellt und auf ein davon abweichendes (ostmitteleuropäisches) Recht hinweist. Die Summe stammt vielleicht aus Italien (Neapel?). Die Mehrheit der in der Gegenwart bekannten 15 Handschriften ist in dem polnisch-slowakischen Gebiet erhalten, zu dem auch sachlich gewisse Bezüge bestehen könnten. S. Google
Lit.: Tomaschek, J., Über eine in Österreich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschriebene Summa legum, 1883; Bartsch, R., Das eheliche Güterrecht in der Summa Raymunds von Wiener Neustadt, 1912; Die Summa legum brevis levis et utilis, hg. v. Gál, A., 1926
re, lat., Präp.: zurück, entgegen, s. latein_a_z.docx, Herkunft ungeklärt?, als Präfix verwendet
real (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – nur in Zusammensetzungen - bezeugt – Mitte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kchr. V. 15142] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums [realis, Adj., wesentlich gegenständlich, 1. Hälfte 4. Jahrhundert] aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., zu lat res, F., Sache) sachlich, körperlich, tatsächlich
Realexekution (F.) Vermögensvollstreckung, →Zwangsvollstreckung
Realfolium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie im den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für ein Grundstück unabhängig von der Person des jeweiligen Eigentümers angelegte Blatt des →Grundbuchs.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125
realis, reālis, lat., Adj.: nhd. wesentlich, (Sache betreffend,) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache Mar. Victorin. (1. Hälfte 4. Jh.), s. latein_a_z.docx, s. rēs
Realkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Realvertrag
Realkredit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts – 1829 – gebildet und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das real gesicherte Darlehen.
Lit.: Nebenius, F., Über die Natur und die Ursachen des öffentlichen Credits, 1829; Brinkmann, C., Lehrbuch des Handelsrechts, 1853; Suer, F., Merkmale und Bedeutung des Realkredits für die gewerbliche Immobilienfinanzierung, 2010; Brinkmann, M., Kreditsicherheiten an beweglichen Sachen und Forderungen, 2011; Bissing, W., Der Realkredit in der deutschen Landwirtschaft, 2020
Reallast (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1636 [Buschmann, Wetter 170] in vierzehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch derdeutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die dingliche Belastung eines Grundstücks mit aus dem Grundstück zu entrichtenden wiederkehrenden Leistungen (beispielsweise Verköstigung, Geld). Sie ist zwar dem klassischen römischen und justinianischen Privatrecht unbekannt, findet sich aber in dem gesamten römischen öffentlichen Recht und auch in dem Frühmittelalter in Herrschaftsverhältnissen, in deren Rahmen Leistungspflichten als mit Grundstücken verbunden betrachtet werden. Seit dem Spätmittelalter nähert sich die Reallast der Darlehenshypothek. In der frühen Neuzeit wird die Reallast teilweise als hypothekarisch gesichertes Forderungsrecht angesehen, teils als deutschrechtliche →Dienstbarkeit (lat. [F.] servitus iuris Germanici). In Frankreich wird die mit feudalem Herrschaftsrecht zusammenhängende Reallast durch Dekret von dem 17. 7. 1793 entschädigungslos aufgehoben. In Gegensatz zu dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) nimmt das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) die Reallast als beschränktes dingliches Recht auf. In Österreich wird die Reallast in dem Grundbuchsgesetz (1871) und in der Exekutionsordnung (1896) berücksichtigt.
Lit.: Kaser § 28 I 3; Hübner; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 125, 213; Schwind, E. v., Die Reallastenfrage, (in) Jahrhundert Jb. f. d. Dogmatik 33 (1894), 1; Rehme, P., Die Lübecker Grundhauern, 1905; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Beutler, J., Die Reallast im Spannungsfeld, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Reallexikon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Sachlexikon
Lit.: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, hg. v. Hoops, J., 1911-1919, 2. A. 1973-2007 (35 Bände, 5124 Artikel, 3376 Abbildungen, 952 Tafeln, 2 Registerbände, 1443 Autoren, zahlreiche Ergänzungsbände)
real property (engl. [N.]) Liegenschaft, unbewegliche Sache
Realservitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Belastung eines Grundstücks mit einer Dienstbarkeit (Servitut) zu Gunsten eines anderen Grundstücks (Grunddienstbarkeit beispielsweise Wegerecht). Das römische Recht unterscheidet zwischen älteren Feldservituten (auf dem Land) und jüngeren Gebäudeservituten (in der Stadt), das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs zwischen Feldservituten und Hausservituten (§§ 474ff.). S. Google
Realteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1815 [WirtRealIndex I 337] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) tatsächliche Aufteilung in Gegensatz zu nur gedanklicher Teilung
Realunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die verfassungsmäßig festgelegte Vereinigung zweier selbständiger Staaten unter einheitlichem Staatsoberhaupt und mit gemeinschaftlichen Einrichtungen bzw. Organen (beispielsweise Norwegen-Island ab 1263, Österreich-Ungarn 1867-1918, Norwegen-Schweden 1815-1905, Dänemark-Island 1918). Sie ist von der bloßen zufälligen Personalunion zu unterscheiden. Bedeutsam hierfür sind gemeinsame Organe. S. Google
Lit.: Jellinek, G., Die Lehre von den Staatenverbindungen, 1882; Hatschek, J., Das Recht der modernen Staatenverbindung, 1909; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007
Realvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1790 [Thomas, FuldPrR. III 49] vier Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) oder Realkontrakt ist in dem klassischen römischen Recht und dem ihm folgenden Rechten der durch (Willensübereinstimmung und) Hingabe einer Sache erst wirklich zustande kommende →Vertrag (Darlehen, Leihe, Verwahrung, Pfand, in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs von 1811/1812 auch der Trödelvertrag, § 1086, nach Wegmann Stockebrand Realvertrag bei den Römern nur das Darlehen).
Lit.: Kaser § 38 II 1a; Köbler, DRG 45, 74, 91, 126, 208; Wegmann Stockebrand, A., Obligatio re contracta, 2017 (Römer kannten als Realvertrag nur das Darlehen)
Rebus sic stantibus omnis promissio intellegetur (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar). Bei jedem Versprechen wird davon ausgegangen, dass die Umstände gleichbleiben werden.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Seneca, 4-65 n. Chr., De beneficiis 4, 34, 3-4, 35, Thomas von Aquin, 1225?-1274, Summa theologica 2, 2, 110, 3, rat. 5)
receptio, lat., F.: nhd. Vorbehalt, Aufnahme, heimliche Aufnahme, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recipere
receptum, lat., N., Übernahme des Schiedsrichteramts, Cod. Iust. (528-534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,
Garantieerklärung, Versprechen, Verpflichtung (beispielsweise des Bankiers [receptum argentarii], des Wirtes, des Schiffers oder des Stallwirts)
Lit.: Kaser §§ 37 III 2, 46 III; Köbler, DRG 47, 64
recessus, lat., M., Zurückgehen, Rückgang, Rücktritt, Rückzug, Heimkehr, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recēdere
recessus (M.) imperii (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Reichsabschied
rechnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1180 [Hartm., Erec Leitzmann3 V. 9716] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zählen, berechnen, errfassen und behandeln von Gegebenheiten durch Zahlen
Rechnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Vorgang und das Ergebnis des Erfassens und Behandelns von Gegebenheiten durch Zahlen. S. Google
Lit.: Mersiowsky, M., Die Anfänge territorialer Rechnungslegung im deutschen Nordwesten, 2000; Die ältesten Rechnungsbücher des Klosters Scheyern 1339-1363, hg. v. Toch, M., 2000; Weiss, S., Buchhaltung und Rechnungswesen des Avignoneser Papsttums (1316-1378), 2003; Die Aachener Stadtrechnungen des 15. Jahrhunderts, bearb. v. Kraus, T., 2004; Stadtkölnische Reiserechungen, bearb. v. Militzer, K., 2007; Mihm, M. u. a., Mittelalterliche Stadtrechnungen, 2007f.; Lübbers, B., Die ältesten Rechnungen des Klosters Aldersbach (1291-1373), 2009; Die Rechnungen der mainzischen Kellnerei Amöneburg aus dem 14. Jahrhundert, hg. v. Klibansky, E. u. a., 2019
Rechnungshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das die Rechnung, die Wirtschaftlichkeit und die Ordnungsmäßigkeit der Haushaltsführung des Staates überprüfende staatliche Organ seit dem Spätmittelalter bzw. 18. Jahrhundert (Frankreich 1318, Sachsen 1707, 1761 Österreich Rechen-Cammer, 1854 oberste Rechnungs-Kontroll-Behörde, 1919 Staatsrechnungshof, Preußen 1714 General-Rechenkammer, 1824, Oberrechnungskammergesetz 1872). S. Google
Lit.: Städtehaushalt und Rechnungswesen, hg. v. Maschke, E. u. a., 1977; Brodersen, C., Rechnungsprüfung für das Parlament in der konstitutionellen Monarchie, 1977; Zavelberg, H., 275 Jahre staatliche Rechnungsprüfung, (in) Die Kontrolle der Staatsfinanzen, 1989, 43; Störring, J., Die Beratungsfunktion des Bundesrechnungshofes und seines Präsidenten, 2013; Krysl, V., Die Rechnungshöfe in Bayern, Thüringen, Kärnten und der Steiermark im Rechtsvergleich, 2014; 300 Jahre externe Finanzkontrolle in Deutschland - gestern, heute und morgen. Festschrift, hg. v. Engels, D., 2014; Dommach, H., Hitlers Staatsfinanzen – Der Rechnungshof des Deutschen Reichs im Nationalsozialismus 1933-1945, 2019
Rechnungsprüfung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Überprüfung einer Rechnungsgestaltung. Sie beruht auf der in dem 12. Jahrhundert sich ausbildenden -, in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht belegten - Rechnungslegung.
Lit.: List, H., Die geschichtliche Entwicklung der Rechnungsprüfung, Diss. jur. Tübingen 1998; Mersiowsky, M., Die Anfänge territorialer Rechnungslegung, 1999
recht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) richtig, gerade, gerecht
Recht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. ius [N.]) ist die menschliche, auf die Gerechtigkeit abstellende Sollensordnung (Recht in dem objektiven Sinn) und der in ihr dem Einzelnen zustehende Anspruch (Recht in dem subjektiven Sinn). Das Recht ist ein Ergebnis des menschlichen Zusammenlebens. Es entsteht anfangs wohl regelmäßig aus der Sitte als dem Üblichen. Hinzu kommt ab einem unbekannten Zeitpunkt die bewusste Setzung (Gesetz, beispielsweise Codex Urnammu 2100 v. Chr., Codex →Hammurapi des babylonischen Königs Hammurapi [1728-1686 v. Chr.]?, Lykurg, Solon, Drakon, →Zwölftafelgesetz in Rom 451/450 v. Chr.). In Rom erfolgt die Auslegung des Gesetzes wegen der Nähe von Recht und Religion zuerst durch Priester, danach durch den wohl (handwerklich) gebildeten Fachmann (Rechtskundigen). Verstanden wird diese Tätigkeit als (lat.) ars (F.) boni et aequi (Kunst des Guten und Gerechten, Celsus filius 129 n. Chr.). Der oströmische Kaiser →Justinian (527-565) fasst an dem Ende der spätrömischen Zeit das römische Recht in →Institutionen, →Codex und →Pandekten (sowie →Novellen) zusammen. Das Recht der Germanen ist ungeschrieben und wohl weitgehend durch tatsächliche Übung entstanden. Bestimmte Rechtssetzung einzelner Rechtssätze ist nicht wirklich bezeugt. Auf einen Rechtsgott wird das Recht ebensowenig zurückgeführt wie in Rom. Als Gemenge von tatsächlich hergebrachten Sätzen (→Weistümer) und bewussten neuen Beschlüssen (→Konstitutionen) zeichnen die von den Germanen abstammenden Einzelvölker nach dem Vorbild der Römer und der Kirche ihr Recht in den sog. →Volksrechten oder Stammesrechten zwischen dem 5. und 9. Jahrhundert auf. Dieses Recht muss nicht notwendig alt und gut sein, obwohl es vielfach tatsächlich alt und anerkannt ist. Seit dem 12. Jahrhundert wird das Recht nicht mehr personal (Volksrecht, Stammesrecht, sondern territorial bestimmt (→Landrecht, →Stadtrecht, Dorfrecht). Neben das partikulare Recht tritt etwa gleichzeitig das allgemeine (→gemeine) Recht (kirchliches Recht, wiederentdecktes römisches Recht). Placentinus († 1192) sieht dabei in (lat.) ius publicum und (lat.) ius privatum (lat.) duae res (zwei Dinge oder Gegenstände). Seit dem Spätmittelalter wird dieses in den Universitäten →gelehrte Recht fast überall neben dem heimischen Recht teilweise aufgenommen, an die zeitgenössischen Bedürfnisse (lat. usus [M.] modernus, moderner Gebrauch) angepasst und geordnet und der Begriff des Rechtes zunehmend positiviert. Seit dem 17. Jahrhundert wird das Recht verstärkt auf seine Natürlichkeit bzw. Vernünftigkeit überprüft (→Vernunftrecht, säkulares →Naturrecht). In dem Ergebnis wird es an Hand von Montesquieu theoretisch bestimmten Überlegungen vielfach in nationalen Gesetzbüchern (Kodifikationen) festgelegt ([Bayern 1751-1756,?] Preußen 1794, Frankreich 1804ff., Österreich 1811/1812, Spanien 1829ff., Italien 1865ff., Deutsches Reich 1871ff.). Bis zu der Gegenwart steigt die Flut rechtlicher Regelungen auf allen Ebenen (Vereinte Nationen, Europa, Staat, Provinz/Region/Land, Kommune u. s. w.) in das Unüberschaubare an (Bundesrepublik Deutschland 1996 ca. 85000 bundesgesetzliche Regelungen). Vorrangige Bedeutung erlangt dabei innerhalb des Rechtes die →Verfassung, der Gesetz, Verordnung und Gewohnheitsrecht sowie weitere Rechtsquellen nachgeordnet sind.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 1, 3, 14, 29, 47, 51, 69, 79, 108, 113, 137, 140, 149, 180, 191, 205, 226, 229, 253; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 231; Grimm, J., Von der Poesie im Recht, (in) Z. f. geschichtliche Rechtswissenschaft 2, 1 (1816), 25; Puchta, G., Das Gewohnheitsrecht, Bd. 1f. 1828ff., Neudruck 1965; Kern, F., Über die mittelalterliche Anschauung vom Recht, (in) HZ 115 (1916), 496; Fehr, H., Das Recht im Bilde, 1923; Müller, G., Recht und Staat in unserer Dichtung, 1924; Holland, T., The elements of jurisprudence, 13. A. 1924; Stammler, R., Deutsches Rechtsleben, Bd. 1f. 1928ff.; Rehfeldt, B., Die Vergeistigung des Rechtes, ZRG GA 67 (1950), 373; Rehfeldt, B., Die Wurzeln des Rechtes, 1951; Wengler, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Odenheimer, J., Der christlich-kirchliche Anteil an der Verdrängung der mittelalterlichen Rechtsstruktur und an der Entstehung der Vorherrschaft des staatlich gesetzten Rechts im deutschen und französischen Rechtsgebiet, 1957; Krause, H., Dauer und Vergänglichkeit im mittelalterlichen Recht, ZRG GA 75 (1958), 206; Schönfeld, W., Über die Heiligkeit des Rechts, 1957; Das subjektive Recht, hg. v. Coing, H., 4. A. 1962; Sawer, G., Law in Society, 1965; Hattenhauer, H., Zur Autorität des germanisch-mittelalterlichen Rechtes, ZRG GA 83 (1966), 258 (Antrittsvorlesung); Kaser, M., Der römische Anteil am deutschen bürgerlichen Recht, (in) JuS 1967, 337; Böckenförde, E., Der Rechtsbegriff, (in) Archiv f. Begriffsgesch. 12 (1968), 145; Zippelius, R., Das Wesen des Rechts, 2. A. 1969; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Schmelzeisen, G., Objektives und subjektives Recht – zu ihrem Verhältnis im Mittelalter, ZRG GA 90 (1973), 101; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; NS-Recht in historischer Perspektive, 1981; Gmür, R., Rechtswirkungsdenken in der Privatrechtsgeschichte, 1981; Schlosser, H., Rechtsgewalt und Rechtsbildung im ausgehenden Mittelalter, ZRG GA 100 (1983), 9; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Das römische Recht im Mittelalter, hg. v. Schrage, E., 1986; Grimm, D., Recht und Staat der bürgerlichen Gesellschaft, 1987; Würtenberger, T., Zeitgeist und Recht, 1987; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1f. 1988ff.; Henke, W., Recht und Staat, 1988; Rüthers, B., Entartetes Recht, 2. A. 1989; Gewohnheitsrecht und Rechtsgewohnheiten, hg. v. Schulze, R., 1992; Wesel, U., Fast alles, was Recht ist, 1992, 2. A. 1993, 3. A. 1994, 4. A. 1996, 5. A. 1999, 6. A. 2002, 7. A. 2004, 8. A. 2007, 9. A. 2014; Böhme, H., Politische Rechte des Einzelnen in der Naturrechtslehre des 18. Jahrhunderts, 1993; Recht und Verfahren, hg. v. Kroeschell, K., 1993; Rückert, J., Die Rechtswerte der germanistischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 111 (1994), 275; Kroeschell, K., Der Rechtsbegriff der Rechtsgeschichte, ZRG GA 111 (1994), 315; Jacoby, S., Allgemeine Rechtsgrundsätze, 1997; Gaudemet, J., Les naissances du droit, 1997; Recht und Verfassung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Bd. 1, hg. v. Boockmann, H. u. a., 1998; Diestelkamp, B., Recht und Gericht im heiligen römischen Reich, 1999; Blanke, H., Das Recht als Mittel der Machtpolitik, 2002; Rechtsbegriffe im Mittelalter, hg. v. Cordes, A. u. a., 2002; Rudolph, H., Rechtskultur in der frühen Neuzeit, (in) HZ 278 (2004) 347; Uertz, R., Vom Gottesrecht zum Menschenrecht – Das katholische Staatsdenken in Deutschland (1789-1965), 2005; Die zeitliche Dimension des Rechts, hg. v. Pahlow, L., 2005; Stier, A., „Richtiges Recht“, 2006; Röder, T., Rechtsbildung im wirtschaftlichen Weltverkehr, 2006; Rechtsveränderungen im politischen und sozialen Kontext mittelalterlicher Rechtsvielfalt, hg. v. Esders, S. u. a., 2006; Schröder, J., Zur Entwicklung des Rechtsbegriffs in der Neuzeit, (in) Gedächtnisschrift Jörn Eckert 2008, 835; Ausbildung des Rechts, hg. v. Böse, K. u. a., 2009; Hamza, G., Die Untergliederung der modernen Rechtsordnungen und die römischrechtliche Tradition, (in) Seminarios Complutenses 22 (2009), 191; Ausbildung des Rechts, hg. v. Böse, K. u. a., 2009; Grossi, P., Das Recht in der europäischen Geschichte, 2010; Recht und Literatur, hg. v. Greiner, B. u. a., 2010; Bühler, T., Rechtsschöpfung und Rechtswahrung, 2012; Kontroversen um das Recht - Beiträge zur Rechtsbegründung von Vitoria bis Suárez, hg. v. Bunge, K. u. a. 2012; Foljanty, L., Recht oder Gesetz, 2013; Ungerechtes Recht, hg. v. Müßig, U., 2013; Zerstörte Rechtskultur, hg. v. Nöhre, M., 2013; Law and Disputing in the Middle Ages, hg. v. Andersen, P. u. a., 2013; The Laws‘ Many Bodies, hg. v. Donlan, S. u. a., 2015; Recht, Konfession und Verfassung im 17. Jahrhundert – West- und mitteleuropäische Entwicklungen, hg. v. Friedeburg, R. v. u. a., 2015; Starck, C., Woher kommt das Recht?, 2015; The Formation and Transmission of Western Legal Culture, hg. v. Dauchy, S. u. a., 2016; Kuch, D., Die Autorität des Rechts – Zur Rechtsphilosophie von Joseph Raz, 2016; Leidenschaftliches Rechtsdenken, hg. v. Zabel, B. u. a., 2017; Heimann, S., Metastrukturen europäischer Rechtskultur, 2018; Bob, C., Rights as Weapons – Instruments of Conflict, Tools of Power, 2018; Noll, A., Wie das Recht in die Welt kommt – Von den Anfängen bis in die frühe Neuzeit, 2018; Ladeur, K., Der Anfang des westlichen Rechts, 2018; Beck, H. u. a., Alles, was Recht ist, 2019; Jansen, N., Recht und gesellschaftliche Differenzierung – Fünf Studien zur Genese des Rechts und seiner Wissenschaft, 2019; Recht, Obrigkeit und Religion in der frühen Neuzeit, hg. v. De Wall, H., 2019; Seinecke, R., Die deutschsprachige Rechtswissenschaft seit 1800 und der Rechtspluralismus, ZRG GA 1237 (2020), 272; Recht und Diversität – Lokale Konstellationen und globale Perspektiven von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart, hg. v. Brauner, C. u. a., 2020; Recht und Infrastruktur in der Geschichte des bayerischen Oberlands, hg. v. Löhnig, M., 2020; Recht und Wirtschaft in Stadt und Land, hg. v. Luts-Sootak, M. u. a., 2020
Recht (N.) an dem Bild (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem 20. Jahrhundert ein →Persönlichkeitsrecht eines Menschen an den von ihm angefertigten Abbildungen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3
Recht an dem eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem deutschen Recht der Gegenwart ein absolut geschütztes Recht des § 823 I BGB.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Recht und Dichtung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)
Lit.: Fehr, H., Das Recht in der Dichtung, 1931; Fehr, H., Die Dichtung im Recht, 1936; Schmidt-Wiegand, R., Recht und Dichtung, (in) HRG, Bd. 4 1985, 232
Recht zur Sache (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) s. (lat.) ius ad rem
rechtlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 9. Jahrhundert [AhdGl. I 192, 31] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Recht betreffend
Rechtliches Gehör (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die rechtmäßige Anhörung eines Betroffenen. Die bereits dem griechischen (attischen) Verfahren in dem Altertum bekannte Notwendigkeit des rechtlichen Gehörs für ein einwandfreies Entscheidungsverfahren wird schon bei Seneca (4 v. Chr.-65 n. Chr., lat. audiatur et altera pars, es werde auch die andere Seite gehört) betont. Als eigenständiger Grundsatz tritt das rechtliche Gehör aber erst in dem Gefolge der Aufklärung hervor. S. Google
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Rüping, H., Der Grundsatz des rechtlichen Gehörs, 1976, 12; Wacke, W., Audiatur et altera pars, (in) Jur. Arbeitsblätter 12 (1980), 594; Bretschneider, T., Die Rechtsprechung des bayerischen Verfassungsgerichtshofs, 2006
rechtlos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) kein Recht habend
Rechtlosigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv 1785 [Fischer, KamPolR. I 53] siebzehn Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen des Rechtes oder der →Rechtsfähigkeit. Die Rechtlosigkeit ist in gewissem Umfang Begleiterscheinung der ständischen Verschiedenheit von dem Altertum bis in das 19. Jahrhundert (Frankreich 1789 égalité). S. Google
Lit.: Kaser; Hübner § 14; Budde, J., Über Rechtlosigkeit, Ehrlosigkeit und Echtlosigkeit, 1842; Schröder, H., Die Rechtlosigkeit der Frau im Rechtsstaat, 1979
Rechtsaltertum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1791 [Runde, PrR. 8] sieben Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die sinnlich erkennbare Erscheinung vergangenen Rechtes (Gegenstände, Symbole, Quellen, Institute). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1992, 1994; Koch, E., Rheinhessische Rechtsaltertümer, 1939; Höfel, O., Rechtsaltertümer Rheinhessens, 1940; Amira, K. v., Germanisches Recht, 4. A., Bd. 2, ergänzt v. Eckhardt, K., 1967; Oestmann, P., Germanisch-deutsche Rechtsaltertümer im Barockzeitalter, 2000
Rechtsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1793 [PreußGO. 3 § 64 zweiundzwanzig Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der unabhängige fachmännische Berater und Vertreter in allen Rechtsangelegenheiten. Er ist rechtswissenschaftlich geschult. Er erscheint seit dem 12. Jahrhundert, wobei zeitweise zwischen →Advokat und →Prokurator unterschieden wird. In Gegensatz zu dem →Fürsprecher ist er Vertreter (nicht in dem Wort, sondern) in der Sache. Nach Freigabe der Rechtsanwaltschaft 1879 entwickelt sich der Rechtsanwaltsberuf zumal in Berlin zu einer klassisch jüdischen Profession (1933 19208 Rechtsanwälte in dem Deutschen Reich, etwa 5000 nichtarisch, in Wien an dem 13. 3. 1938 2541 Rechtsanwälte, an dem 31. 12. 1938 nur noch 771, in Berlin 1935 von 3400 = 54 Prozent jüdische Rechtsanwälte). In dem 20. Jahrhundert nimmt die Zahl der Rechtsanwälte entsprechend der Zunahme der Studierenden der Rechtswissenschaft (Erstsemester 1960 3173, 1970 6703, 1980 14446, 1990 15953, 2000 18455) stark zu (Bundesrepublik Deutschland 1960 18720, 1970 23599, 1980 37314, 1990 59455, 2000 110367). In der 1990 durch Einigung in der Bundesrepublik Deutschland aufgegangenen Deutschen Demokratischen Republik hat der Rechtsanwalt bei insgesamt meist nur rund 600 Berufsvertretern keine besondere Bedeutung, doch bemüht sich die größte Zahl der dortigen Rechtsanwälte um korrekte Tätigkeit vor allem in Mietstreitigkeiten. S. Google
Lit.: Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905; Hachenburg, M., Lebenserinnerungen eines Rechtsanwalts, 1927; Kollmann, Zur Entwicklung des Ausbildungs- und Prüfungswesens, (in) FS Laforet, 1952, 445; Dübi, A., Die Geschichte der bernischen Anwaltschaft, 1955; Huffmann, H., Geschichte der rheinischen Rechtsanwaltschaft, 1969; Heinrich, R., 100 Jahre Rechtsanwaltskammer München, 1979; Ostler, F., Die deutschen Rechtsanwälte 1871-1971, 2. A. 1982; Entstehung und Quellen der Rechtsanwaltsordnung von 1878, hg. v. Schubert, W., 1985; König, S., Vom Dienst am Recht, 1987; Holly, G., Geschichte der Ehrengerichtsbarkeit der deutschen Rechtsanwälte, 1989; Siegrist, H., Advokat, Bürger und Staat, 1996; Die Geschichte des deutschen Anwaltsvereins, hg. v. Deutschen Anwaltverein, 1997; Rechtsanwälte und ihre Selbstverwaltung, hg. v. d. Rechtsanwaltskammer Frankfurt am Main, 1998; Anwalt ohne Recht. Das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte in Berlin nach 1933, hg. v. Ladwig-Winters, S. u. a., 1998, 2. A. 2007; Neschwara, C., Die Entwicklung der Advokatur in Cisleithanien, ZRG GA 115 (1998), 441; Roth, C., Der Weg zu einem einheitlichen anwaltlichen Berufsrecht im wiedervereinigten Deutschland, Diss. jur. Regensburg 1999; Fortitudo temperantia Die Rechtsanwälte am Reichsgericht und beim Bundesgerichtshof, hg. v. d. Verein der beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwälte, 2000; Officium advocati, hg. v. Mayali, L. u. a., 2000; Schümann, D., Ein Beitrag zur Geschichte der mecklenburgischen Anwaltschaft, 2000; Königseder, A., Recht und nationalsozialistische Herrschaft – Berliner Anwälte 1933-1945, 2001; Wrabetz, P., Österreichs Rechtsanwälte, 2004; Wettmann-Jungblut, P., Rechtsanwälte an der Saar 1800-1960, 2004; Brunn, H./Kirn, T., Rechtsanwälte – Linksanwälte 1971-1981, 2004; Rüping, H., Rechtsanwälte im Bezirk Celle, 2006; Anwalt ohne Recht, hg. v. Bundesrechtsanwaltskammer, 2007; 200 Jahre Wirtschaftsanwälte in Deutschland, hg. v. Pöllath, R., 2009; Busse, F., Deutsche Anwälte, 2010; Krusche, S., Die Bundesrechtsanwaltsordnung vom 1. August 1959, 2012; Mauss, S., Nicht zugelassen – Die jüdischen Rechtsanwälte im Oberlandesgerichtsbezirk Düsseldorf 1933-1945, 2013 (199 Biographien); 175 Jahre Freshfields Bruckhaus Deringer in Deutschland, 2015; Seliger, H., Politische Anwälte? Die Verteidiger der Nürnberger Prozesse, 2016; Halfmann, M., Marketingpraxis für Anwälte, 2016
Rechtsanwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1814 [Thibaut, Notwendigk. 64] 3 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Zuordnung oder Zurechnung von einzelnen Sachverhalten zu allgemeinen Tatbeständen, →Subsumtion) ist die bewertende Anwendung der abstrakten Rechtssätze (Sollen) auf konkrete Sachverhalte (Sein). Sie entsteht mit den Anfängen von Rechtsvorstellungen. Sie erfolgt inhaltlich eigentlich durch jedermann, insbesondere durch Urteiler und fachlich Vorgebildete. S. Google
Lit.: Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Eckert, J., Gesetzesbegriff und Rechtsanwendung, (in) Der Staat 1998, 571; Albrecht, M., Die Methode der preußischen Richter, 2005
Rechtsästhetik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lehre von der Schönheit des Rechtes
Lit.: Damler, D., Rechtsästhetik – Sinnliche Analogien im juristischen Denken, 2016
Rechtsarchäologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bewusste Beschäftigung mit den Gegenständen des vergangenen Rechtes (Örtlichkeiten, Geräten, Darstellungen, Handlungen [str.], Wort von Amira 1890). Die Rechtsarchäologie wird bereits in dem 17. Jahrhundert sichtbar. Sehr nachdrücklich ist sie wissenschaftliches Untersuchungsobjekt bei Karl von →Amira. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 5; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Fehr, H., Das Recht im Bilde, 1923; Funk, W., Deutsche Rechtsdenkmäler, 1938; Frölich, K., Mittelalterliche Bauwerke als Rechtsdenkmäler, 1939; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Möller, T., Sühne- und Erinnerungsmale in Schleswig-Holstein, (in) Nordelbingen 17/18 (1942), 89; Funk, W., Speer, Pfandschaub, Kreuz und Fahne, ZRG GA 65 (1947), 297; Frölich, K., Stätten mittelalterlicher Rechtspflege im niederdeutschen Bereich, 1946; Frölich, K., Denkmäler mittelalterlicher Strafrechtspflege, 1946; Frölich, K., Rechtsdenkmäler des deutschen Dorfes, 1947; Baltl, H., Rechtsarchäologie des Landes Steiermark, 1957; Hopf, H., Studien zu den Bildstöcken in Franken, 1970; Forschungen zur Rechtsarchäologie und zur rechtlichen Volkskunde, Bd. 1ff. 1978ff.; Carlen, L., Rechtsarchäologie in der Schweiz, (in) FS H. Baltl, 1978; Maisel, W., Archeologia prawna polski, 1982; Schild, W., Alte Gerichtsbarkeit, 2. A. 1989; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Maisel, W., Rechtsarchäologie Europas, 1992; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Rechtsarchäologie und Rechtsikonographie, hg. v. Win, P. de, 1992; Carlen, L., Sinnenfälliges Recht, 1995 (Aufsätze); Bilder, Texte, Rituale, hg. v. Schreiner, K. u. a., 2000
Rechtsbehelf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1592 [MünsterPolO. Schlüter 134] in neun Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von dem objektiven Recht gewährte Behelf zu der Ermittlung und Verwirklichung subjektiver Rechte. S. Google
Lit.: Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985; Gaillet, A., Der Einzelne gegen den Staat, ZRG GA 129 (2012), 109
Rechtsberatung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt, aber Rechtsberater – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beratung von Laien vor allem durch Juristen in Rechtsfragen. Sie ist ursprünglich grundsätzlich erlaubt. Seit 1877 können in dem Deutschen Reich Menschen, die das Verhandeln vor Gericht geschäftsmäßig betreiben, als Bevollmächtigte und Beistände in der mündlichen Verhandlung ausgeschlossen werden (§ 143 II ZPO). Seit 1883 kann die gewerbsmäßige Besorgung fremder Rechtsangelegenheiten untersagt werden. Seit 1898 kann die Justizverwaltung geschäftsmäßige Vertreter (Rechtskonsulenten) als sog. Prozessagenten zulassen. Auf seit April 1932 verstärktes Drängen der Rechtsanwaltschaft wird 1935 in dem deutschen Reich ein Rechtsberatungsmissbrauchsgesetz geschaffen, das gleichzeitig die Rechtsberatung durch jüdische Rechtskonsulenten regelt. (1938 wird noch verbliebenen jüdischen Rechtsanwälten der Beruf verboten und werden 172 als Rechtskonsulenten für Juden zugelassen.) Das Gesetz wird 2007 durch das grundsätzlich ab dem 1. 7. 2008 geltende Rechtsdienstleistungsgesetz ersetzt, das den Grundsatz der Rechtsberatung durch Volljuristen aufrechterhält, aber gewisse Einschränkungen herbeiführt. S. Google
Lit.: Rücker, S., Rechtsberatung, 2007; Weber, T., Die Ordnung der Rechtsberatung in Deutschland nach 1945, 2010
Rechtsbesitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Besitz eines Rechtes. Seine Möglichkeit hängt ab von dem Verständnis des →Besitzes und der Sache. Dort wo Besitz nur die tatsächliche Herrschaft über körperliche Gegenstände (Sachen [in einem körperlichen Sinne]) betrifft, ist Rechtsbesitz systemwidrig. In Österreich ist Rechtsbesitz hinsichtlich dauernder Ausübung zugänglicher Rechte möglich, die mit der Innehabung einer körperlichen Sache verbunden sind (beispielsweise Mietrecht). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 162; Wesener, G., Zur Dogmengeschichte des Rechtsbesitzes, (in) FS W. Wilburg, 1975, 453; Graff, J., Die Lehren vom Rechtsbesitz, Diss. jur. Köln 1983; Beermann, C., Besitzschutz bei beschränkten dinglichen Rechten, 2000
Rechtsbeugung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [SammlBadStBl. I 1354] zwei Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die mindestens bedingt vorsätzliche falsche Anwendung oder Nichtanwendung von Recht durch einen Richter, anderen Amtsträger oder Schiedsrichter bei der Leitung oder Entscheidung einer Rechtssache zugunsten oder zu dem Nachteil einer Partei. In dem römischen Recht ist dies ein Fall des (lat. [N.]) falsum (Fälschung, Betrug), das eine Strafe nach sich zieht. In dem Mittelalter werden Rechtsweigerung und Rechtsbeugung nicht klar getrennt, so dass als Folge vielfach nur ein verfahrensrechtlicher Rechtsbehelf gewährt wird. Ein besonderer Straftatbestand des Amtsverbrechens der Rechtsbeugung wird erst von Martin 1825 gefordert. Bis zu der Mitte des 19. Jahrhunderts setzt er sich trotz geringer tatsächlicher Bedeutung durch. Seit 2003 haftet der Staat für die europarechtswidrige Rechtsanwendung seiner Höchstgerichte, die beispielsweise ein Vorabentscheidungsverfahren einleiten, nach einer eindeutigen Zwischenauskunft des Europäischen Gerichtshofs ihr Vorabentscheidungsersuchen zurücknehmen und trotz einer eindeutigen Stellungnahme der Europäischen Kommission überraschend rechtswidrig gegen die Zwischenauskunft des Europäischen Gerichtshofs entscheiden (beispielsweise C-224/2001). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Martin, C., Lehrbuch des deutschen gemeinen Kriminalrechts, Bd. 1f. 1821ff.; Cohn, G., Die Verbrechen im öffentlichen Dienst, 1876; Stock, U., Entwicklung und Wesen des Amtsverbrechens, 1932; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962; Schmidt-Speicher, U., Hauptprobleme der Rechtsbeugung, 1982; Spendel, G., Rechtsbeugung durch Rechtsprechung, 1984; Kraut, G., Rechtsbeugung, 1997; Möller-Heilmann, B., Die Strafverfolgung 1999; Hohoff, U., An den Grenzen des Rechtsbeugungstatbestands, 2000; Hoeppel, A., NS-Justiz und Rechtsbeugung, 2019
Rechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht als Ansatz in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1274/1282 [Königebuch 33, Handschrift 1. Hälfte 15. Jahrhundert] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das das Recht betreffende Buch bzw. die (umfassende) Aufzeichnung des geltenden Rechtes (durch einen Menschen außerhalb einer amtlichen Stellung in Form eines Buches) (rechtbuk [= mnd. rechtbōk] Berliner Stadtbuch 1397). Das Rechtsbuch ist insbesondere in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter bedeutsam, in denen es die durch spärliche Gesetzgebungstätigkeit gelassene umfangreiche Lücke des (schriftlich) bezeugten Rechtes füllt. Das Rechtsbuch ist nur Rechtserkenntnisquelle. Bekannte Beispiele sind die (lat.) Constituta (N.Pl.) usus et legis (Festgesetztes des Gebrauchs und Rechtes) bzw. Constitutum (N.) usus (Festgesetztes des Gebrauchs) von Pisa (Mitte 12. Jahrhundert), der Liber feudorum (Buch der Lehen), der →Sachsenspiegel, →Deutschenspiegel, so genannte →Schwabenspiegel, das Kleine Kaiserrecht, das Eisenacher Rechtsbuch, das Freisinger Rechtsbuch, das Görlitzer Rechtsbuch, das Mühlhäuser Reichsrechtsbuch oder das Zwickauer Rechtsbuch, die →Coutumes, die →Fueros, die →Siete Partidas, der (lat.) Liber legis Scaniae, →Gragas, →Ostgötalagh, →Westgötalagh oder die Werke des Ranulf de →Glanvill und des Henry de →Bracton. Teilweise werden auch das (lat.) Corpus (N.) iuris civilis Justinians von etwa 527 bis 533 oder einzelne römischrechtliche Werke (Florentiner Rechtsbuch, Tübinger Rechtsbuch.) als Rechtsbuch verstanden. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 102; Siegel, H., Die deutschen Rechtsbücher, 1899; Homeyer, G., Die deutschen Rechtsbücher, neu bearb. v. Borchling, C./Eckhardt, K./Gierke, J. v., Abteilung 2 Verzeichnis der Handschriften 1931, Abteilung 1 Verzeichnis der Rechtsbücher, bearb. v. Eckhardt, K., 1934; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium iuris, 1968; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1ff. 1990; Oppitz, U., Ergänzungen zu „Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters“, ZRG GA 113 (1996), 345, 114 (1997), 444, 117 (2000), 607, 640 (Päsler, Ralf G.), 120 (2003), 371 (Oppitz, U.), 131 (2014), 400 (Oppitz, U.), 132 (2015) 463 (Oppitz, U.), 133 (2016), 484 (Oppitz, U.); Schmidt-Wiegand, R., Rechtsbücher als Ausdruck pragmatischer Schriftlichkeit, (in) Frühmittelalterliche Studien 37 (2003), 435; Strauch, D., Rechtsbücher und Gesetzbücher im Norden, ZRG GA 130 (2013), 37; Lück, H., Rechtsbücher als „private“ Rechtsaufzeichnungen?, ZRG GA 131 (2014), 418; Oppitz, U., Ergänzungen zu „Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters und ihre Handschriften“ und Tabellen zu Ergänzungen 1990-2019, ZRG GA 136 (2019)
Rechtsbuch nach Distinktionen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Meißener Rechtsbuch
Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Weichbild
Rechtseinheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Einheit des geltenden Rechtes in einem bestimmten Gebiet. →Kodifikationsstreit
Lit.: Söllner § 1; Hübner 24; Kroeschell, DRG 3; Getz, H., Die deutsche Rechtseinheit im 19. Jahrhundert, 1966; Wrobel, H., Die Kontroverse Thibaut/Savigny im Jahre 1814 und ihre Deutung in der Gegenwart, 1975; Baldus, M., Die Einheit der Rechtsordnung, 1995; Koch, E., 10 Jahre deutsche Rechtseinheit, 2001; Schöler, C., Deutsche Rechtseinheit – partikulare und nationale Gesetzgebung (1780-1866), 2004
Rechtsentscheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in Deutschland seit 1990 die Entscheidung des Oberlandesgerichts oder Bundesgerichtshofs in Wohnraummietvertragsrechtsfragen bei Abweichungswillen eines Landgerichts von der Rechtsprechung der Obergerichte. S. Google
Lit.: Willingmann, A., Rechtsentscheid, 2000
Rechtsenzyklopädie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die umfassende Darstellung des Rechtes in alphabetisch oder systematisch geordneter Form. Sie erscheint seit dem Spätmittelalter (→Durantis, W., Speculum iuris [Rechtsspiegel], E. 13. Jahrhundert, →Lagus, K., Iuris utriusque methodica traditio [Methodische Behandlung beider Rechte], 1543, →Gothofredus, J., Manuale iuris [Rechtshandbuch], 1654, Hunnius, H., Encyclopaedia universi iuris [Enzyklopädie des gesamten Rechtes], 1642ff. u. a.). Eine wissenschaftliche Grundlegung ohne tatsächliche Ausführung erfährt sie durch →Leibniz (Nova methodus discendae docendaeque iurisprudentiae, Neue Methode des Lernens und Lehrens der Rechtswissenschaft, 1667). Auf ihr bauen die entsprechenden Werke →Nettelbladts (1749), →Pütters (1757), Reitemeiers (1785) und →Hugos (1792) auf. Seit dem 19. Jahrhundert tritt die Rechtsenzyklopädie zu Lasten des Rechtsüberblicks der Studierenden wieder zurück. S. Google
Lit.: Ortloff, H., Die Encyclopädie der Rechtswissenschaft, 1857; Buschmann, A., Enzyklopädie und Jurisprudenz, (in) Archiv f. KG. 51 (1969), 296; Volk, K., Die juristische Enzyklopädie des Nikolaus Falck, 1970; Enzyklopädien der frühen Neuzeit, hg. v. Eybl, F. u. a., 1995; Mohnhaupt, H., Methode und Ordnung der Rechtsdisziplinen und ihrer Hilfswissenschaften in den Rechtsenzyklopädien, (in) ZNR 1999, 85; Kiesow, R., Das Alphabet des Rechts, 2004
Rechtserkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1398 [BopfingenStR. 209] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. bzw. N.) Erkenntnis über Recht
Rechtserkenntnisquelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Rechtserkenntnis ermöglichende Quelle (beispielsweise →Rechtsbuch). Sie bringt grundsätzlich nicht notwendigerweise neues Recht zu der Entstehung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 4, 80, 82
Rechtsethnologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die vergleichende rechtliche Volkskunde, die aus dem Vergleich einzelner tatsächlicher Rechtskulturen allgemeine rechtliche Entwicklungsregeln erschließen und nach Möglichkeit dadurch rechtsgeschichtliche Überlieferungslücken schließen will.
Lit.: Bibliographische Einführung in die Rechtsgeschichte und Rechtsethnologie, hg. v. Gilissen, J. u. a. (Bd. Deutschland 1970, Österreich 1979, Schweiz/Suisse 1963); Roberts, S., Ordnung und Konflikt, 1981; Schulze, R., Das Recht fremder Kulturen, (in) Hist. Jb. 110 (1990), 446
Rechtsetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - neben Rechtsetzer - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv o. J. [ZRG 2 Kann. 47 1961 209 Rechtssetzung] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – Rechtsetzung, Rechtssetzung - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bewusste Setzung von Recht durch ein willensgetragenes Verhalten. Der wichtigste Fall der Rechtsetzung ist die Gesetzgebung.
Lit.: Scholz, J., Der brandenburgische Landrechtsentwurf von 1594, 1973; Lillig, K., Rechtssetzung im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, 1985
rechtsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1803) fähig Träger von Rechten und Pflichten zu sein
Rechtsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1803, Adjektiv rechtsfähig 1803) ist die Fähigkeit einer Person, Träger von Rechten (beispielsweise Eigentum) und Pflichten (beispielsweise Steuerschuld) zu sein. Eine allgemeine gleiche Rechtsfähigkeit ist bis in das 19. Jahrhundert nicht anerkannt. Vielmehr sprechen alle ständischen Gesellschaften Rechte in unterschiedlicher Weise zu oder ab. In dem Laufe des 19. Jahrhunderts setzt sich die Vorstellung der allgemeinen gleichen Rechtsfähigkeit aller Menschen von der Geburt bis zu dem Tode (hilfsweise bis zu der Todeserklärung) aber durch. Daneben wird auch die Rechtsfähigkeit der juristischen Person allgemein anerkannt. S. Google
Lit.: Kaser § 13 I, II; Hübner 50ff.; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 160, 167, 206, 207, 238; Ostheim, R., Zur Rechtsfähigkeit von Verbänden, 1967; Vormbaum, T., Die Rechtsfähigkeit der Vereine, 1976; Jobbágyi, G., Die Rechtsfähigkeit und das Lebensrecht des Embryos im ungarischen Recht, ZRG GA 110 (1993), 513; Schubel, C., Die Rechtsfähigkeit korporativer Verbände im Wechsel der Rechtsordnung, ZRG GA 116 (1999), 314; Mahr, J., Der Beginn der Rechtsfähigkeit, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Rechtsfindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt – nur Rechtsfinder ab 1492 - , aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Ermittelung des Rechtes in subjektivem Sinn in dem Einzelfall.
Lit.: Kroeschell, K., Rechtsfindung, (in) FS Hermann Heimpel Bd. 3, 1972, 498; Schmelzeisen, G., Rechtsfindung im Mittelalter, ZRG GA 91 (1974), 73
Rechtsfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1666 [MHungJurHist. V 2 S. 267] und 1810 [Schmalz, NSamml. II 170] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von dem von Menschen geschaffenen Recht in dem einzelnen Rechtssatz an ein Verhalten (allgemein →Tatbestand bzw. in dem Einzelfall Sachverhalt) geknüpfte Folge. Sie ergibt sich aus dem Aufbau des Rechtssatzes als einer rechtsfolgebewehrten Sollensregel. In dem Rechtssatz wird festgelegt, unter welchen Voraussetzungen (allgemeiner Tatbestand, dem entsprechender einzelner Sachverhalt) eine bestimmte Rechtsfolge eintreten soll, so dass der Rechtssatz mit seiner Gleichsetzung von Tatbestand und Rechtsfolge in der Rechtsmethodologie bzw. Subsumtion den logischen Obersatz der Gleichsetzung zwischen Mittelbegriff und Oberbegriff bildet, der dem Untersatz der Gleichsetzung zwischen Mittelbegriff des Rechtssatzes und dem Unterbegriff der Wirklichkeit vorausgehen muss.
Lit.: Kaser § 1ff.; Hübner; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzuges, 1913
Rechtsgang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1395 [LübUB. IV 707] in dreiunddreißig Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die ältere wissenschaftliche Bezeichnung für das an einen Unrechtserfolg oder eine Interessenkollision anschließende →Verfahren in dem germanischen und frühmittelalterlichen Recht.
Lit.: Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Ziekow, J., Recht und Rechtsgang, 1986
Rechtsgefühl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1798 [Grolman, KrimRWiss. 76] 14 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gefühl für die Richtigkeit einer Entscheidung oder Lösung eines Rechtsstreits
Lit.: Schnädelbach, S., Entscheidende Gefühle – Rechtsgefühl und juristische Emotionalität vom Kaiserreich bis in die Weimarer Republik, 2020
Rechtsgeltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Geltung als Recht
Rechtsgeltungsquelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Quelle dafür, dass etwas als Recht gilt. Rechtsgeltungsquellen sind bereits in dem altrömischen Recht →Gesetz und →Gewohnheit(srecht). In dem klassischen römischen Recht stehen Volksgesetze, Plebiszite und Senatuskonsulte sowie die praktische Rechtspflege durch die Prätoren nebeneinander, zu denen die →Auslegung durch die Rechtskundigen hinzukommt. Seit der Zeitenwende bildet sich daneben eine unmittelbare Rechtssetzung des Prinzeps in Entscheidungen (lat. [N.Pl.] decreta), Antworten (rescripta) und Dienstanweisungen (mandata) heraus, die bald als gesetzesgleich (lat. [F.Pl.] constitutiones) gelten. In dem spätantiken Recht richtet der Herrscher Konstitutionen als Erlasse an das Volk oder den Senat oder als Anordnung an einzelne Amtsträger. Bei den Germanen wie in dem Frühmittelalter steht das Gewohnheitsrecht in dem Vordergrund, ohne dass Rechtssetzung grundsätzlich vollständig ausgeschlossen ist. Seit dem Hochmittelalter wird das Gesetz als Folge der so genannten Demokratisierung immer bedeutsamer. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 4 u. a.
Rechtsgeographie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die das Recht betreffende Geographie. S. Google
Lit.: Merk, W., Wege und Ziele der geschichtlichen Rechtsgeographie, (in) FS L. Traeger, 1926
Rechtsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1784) ist ein auf dem Parteiwillen aufbauender Gesamttatbestand, der einen mit einer Willenserklärung angestrebten Rechtserfolg herbeiführt. Das Rechtsgeschäft entsteht mit der Ausbildung von Verkehrsgeschäften (Tausch, Gabe). Als rechtswissenschaftliche Grundfigur des Privatrechts wird es erst an dem Beginn des 19. Jahrhunderts erfasst. Es gibt einseitige Rechtsgeschäfte (beispielsweise Auslobung, Kündigung, Erbeinsetzung) und zweiseitige Rechtsgeschäfte (beispielsweise Vertrag). Bereits in dem Hochmittelalter werden Rechtsgeschäfte in Stadtbüchern (Rechtsgeschäftsbüchern wie etwa Kaufbüchern, Gültbüchern oder Testamentbüchern) eingetragen. S. Google
Lit.: Kaser § 5 I; Hübner 10, 521; Köbler, DRG 164, 208, 238, 266; Krampe, C., Die Konversion des Rechtsgeschäfts, 1980; Müller, M., Die Bestätigung nichtiger Rechtsgeschäfte, 1989; Scheerer, B., Die Abgrenzung des Rechtsgeschäfts, 1990; Repgen, T., Die Kritik Zitelmanns an der Rechtsgeschäftslehre des ersten Entwurfs, ZRG GA 114 (1997), 73; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Rechtsgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die (Lehre von) vergangene(n) rechtliche(n) Sollensordnung(en). Ein rechtsgeschichtlicher Abriss findet sich bereits bei dem römischen Rechtskundigen →Pomponius (Mitte 2. Jahrhundert n. Chr.). Auch einige Prologe der Volksrechte enthalten kurze Nachrichten über Rechtsentwicklungen. Sonstige rechtsgeschichtliche Überblicke des Mittelalters sind nicht erhalten. Die erste Rechtsgeschichte bietet →Aymar du Rivail (Aymarus Rivallius) 1515 (lat. Historia [F.] iuris, Rechtsgeschichte). Für das deutsche Recht bildet Hermann →Conrings (lat.) De origine iuris Germanici (1643, Von dem Ursprung des deutschen Rechtes) den Beginn der eigenen nationalen (deutschen) Rechtsgeschichte neben der römischen Rechtsgeschichte und der kirchlichen Rechtsgeschichte. Mit Johann Friedrich Reitemeier (Enzyklopädie und Geschichte der Rechte in Deutschland 1785) ist Gustav Hugo der erste, der die Rechtsgeschichte (1790) in Epochen und jede Epoche in einer Systematik aufteilt. In der Folge sind besonders →Eichhorn (Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1808ff.) und →Brunner (Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 2. A. 1906, 1928, Neudruck 1958/61) für die deutsche, von der römischen Rechtsgeschichte und der kirchlichen Rechtsgeschichte grundsätzlich getrennte Rechtsgeschichte hervorzuheben. Bis zu dem Erlass des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches von 1900 ist die Rechtsgeschichte Teil des geltenden Rechtes (Privatrechts). 1935 werden in der Absicht einer in dem Ergebnis verfehlten Studienreform die Privatrechtsgeschichte der Neuzeit und die →Verfassungsgeschichte der Neuzeit aus der (allgemeinen) Rechtsgeschichte ausgesondert, finden danach aber als Folge der einheitlichen Dimension Zeit sachgerecht überwiegend wieder zurück. Seit etwa 1975 wird eine besondere juristische →Zeitgeschichte aus naheliegenden Gründen nachlassender geschichtlicher Sprachkenntnisse und persönlicher Profilierung gefordert. Nicht zuletzt als Folge dieser vielfältigen Differenzierung verfällt die Rechtsgeschichte als juristischen Lehrfach insgesamt. Die erste sämtliche Teile der Rechtsgeschichte knapp als Einheit zusammenfassende Darstellung stammt von Gerhard Köbler (1977, 5. A. 1995, 6. A. 2005). Die erste europäische Rechtsgeschichte ist von Hans Hattenhauer verfasst (1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004). Obwohl die Rechtsgeschichte das Verständnis des Rechtes der Gegenwart erleichtert, bildet der hierfür erforderliche geistige Aufwand für den Durchschnittsjuristen eine beachtliche Zugangsschwelle.
Lit.: Söllner § 2; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 1, 3, 7, 30, 142; Roth, P., Die rechtsgeschichtlichen Forschungen seit Eichhorn, ZRG 1 (1861); Ehrenberg, V., Die deutsche Rechtsgeschichte und die juristische Bildung, 1894, Neudruck 2013; Taranowsky, Leibniz und die sogenannte äußere Rechtsgeschichte, ZRG GA 27 (1906), 190; Moeller, E., Die Trennung der deutschen und der römischen Rechtsgeschichte, 1905; Frensdorff, F., Das Wiedererstehen des deutschen Rechtes, ZRG GA 29 (1908), 1; Vinogradoff, P., Outlines of Historical Jurisprudence, Bd. 1f. 1920ff.; Schwerin, C. Frhr. v., Einführung in das Studium der germanischen Rechtsgeschichte, 1922; Hübner, R., Wert und Bedeutung der Vorlesung über deutsche Rechtsgeschichte, 1922; Stutz, U., Alfons Dopsch und die deutsche Rechtsgeschicht, ZRG GA 46 (1926), 331; Smith, M., A general view of European legal history, 1927; Smith, M., The Development of European Law, 1928; Decugis, H., Les étapes du droit, 1942; Mitteis, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 1949(, Mitteis, H./Lieberich, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 19. A. 1992); Dulckeit, G., Philosophie der Rechtsgeschichte, (1950); Planitz, H., Deutsche Rechtsgeschichte, 1950, 2. A. 1960, 3. A. 1971; Planitz, H./Buyken, T., Bibliographie zur deutschen Rechtsgeschichte, 1952; Zur deutschen Rechtsgeschichte des 18., 19. und 20. Jahrhunderts, (in) Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin, Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 18 (1968), 375; Marxistische Beiträge zur Rechtsgeschichte, hg. v. Abteilung Staats- und Rechtsgeschichte der Humboldt-Universität zu Berlin, 1968; Repertorium bibliographicum, hg. v. Feenstra, R., 1969, Supplementum 1975, 2. A. 1980; Hattenhauer, H., Die geistesgeschichtlichen Grundlagen des deutschen Rechtes, 1971, 4. A. 1996; Kroeschell, K., Deutsche Rechtsgeschichte, Bd. 1 12. unv. A. 2005, Bd. 2 9. A. 2006, Bd. 3 4. unv. A. 2005; Sjöholm, E., Rechtsgeschichte als Wissenschaft und Politik, 1972; Paradisi, B., Apologia della storia giuridica, 1973; Coing, H., Aufgaben des Rechtshistorikers, 1976; Ebel, F./Thielmann, G., Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 3. A. 2003; Rechtsgeschichte und quantitative Geschichte, hg. v. Ranieri, F., 1977; Köbler, G., Rechtsgeschichte 1977, Deutsche Rechtsgeschichte 6. A. 2005; Gmür, R., Grundriss der deutschen Rechtsgeschichte, 1978, 13. A. bearb. v. Roth, A., 2011, 14. A. 2014, 15. A. 2018; Schröder, R., Rechtsgeschichte, 1978, 9. A. 2013; Gilissen, J., Introduction historique au droit, 1979; Cavanna, A., Storia del diritto moderno in Europa, 1979; Horváth, P., Vergleichende Rechtsgeschichte, 1979; Senn, M., Rechtshistorisches Selbstverständnis im Wandel, 1982; Dilcher, G./Kern, B., Die juristische Germanistik des 19. Jahrhunderts und die Fachtradition der deutschen Rechtsgeschichte, ZRG GA 101 (1984), 1; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 1984, 2. A. 1995, 3. A. 1999, 4. A. 2004, 5. A. 2008, 6. A. 2013; Robinson, O./Fergus, T./Gordon, W., An Introduction to European Legal History, 1985; Köbler, G., Wege deutscher Rechtsgeschichte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 182; Rechtsgeschichte im Nationalsozialismus, hg. v. Stolleis, M. u. a., 1989; Ebel, F./Thielmann, G., Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1989ff., 4. A. 2012 (Hähnchen, S.), 5. A. 2016 (Hähnchen, S.); Köbler, G., Zur Geschichte der römischen Rechtsgeschichte, (in) Geschichtliche Rechtswissenschaft - Ars tradendo innovandoque aequitatem sectandi, hg. v. Köbler, G. u. a., 1990, 207ff.; Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, hg. v. Schulze, R., 1991; Rechtsgeschichte in den beiden deutschen Staaten 1988-1990, hg. v. Mohnhaupt, H., 1991; Caenegem, R. van, Legal History, 1991; Hattenhauer, Hans, Europäische Rechtsgeschichte 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Robinson, O./Fergus, T./Gordon, W. European Legal History, 2. A. 1994, 3. A. 2000; Hoke, R., Österreichische und deutsche Rechtsgeschichte, 2. A. 1996; Kroeschell, K., Der Rechtsbegriff der Rechtsgeschichte, ZRG GA 111 (1994), 310; Die deutsche Rechtsgeschichte in der NS-Zeit, hg. v. Rückert, J. u. a., 1995; Nunnweiler, A., Das Bild der deutschen Rechtsvergangenheit, 1996; Rückert, J., Die Rechtswerte der germanistischen Rechtsgeschichte im Wandel der Forschung, ZRG GA 111 (1994), 275; Senn, M., Rechtsgeschichte, 1997, 2. A. 1999, 3. A. 2003, 4. A. 2007; Norm und Tradition, hg. v. Caroni, P. u. a., 1998; Bader, K./Dilcher, G., Deutsche Rechtsgeschichte, 1999; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019; Lupoi, M., The Origins of the European Legal Order, 2000; Wesel, U., Geschichte des Rechts, 1997, 3. A. 2006, 4. A. 2013; Kunkel, W./Schermaier, M., Römische Rechtsgeschichte, 13. A. 2001, 15. A. 2012; Het nut van rechtsgeschiedenis, hg. v. Heirbaut, D./Lambrecht, D., 2000; Rechtsgeschichtswissenschaft in Deutschland 1945-1952, hg. v. Schröder, H. u. a., 2001; Meder, S. Rechtsgeschichte, 2002, 2. A. 2005, 3. A. 2008, 5. A. 2014, 7. A. 2017; Hense, T., Konrad Beyerle, 2002; Der praktische Nutzen der Rechtsgeschichte, hg. v. Eckert, J., 2003; Fasel, U., Repetitorium zur Rechtsgeschichte, 2004; Dürselen, F., Franz Beyerle (1885-1977), 2005; Caroni, P., Die Einsamkeit des Rechtshistorikers, 2005; Senn, M./Thier, A., Rechtsgeschichte III. Textinterpretationen, 2005; Die zeitliche Dimension des Rechts, hg. v. Pahlow, L., 2005; Köbler, G., Deutsche Rechtshistoriker, 2006; Senn, M. u. a., Rechtsgeschichte, 2006, 3. A. 2012; Olechowski, T., Rechtsgeschichte – Einführung in die historischen Grundlagen des (modernen) Rechts, 2006, 2. A. 2008, 3. A. 2010, 4. A. 2016, 5. A. 2019; Rechtsgeschichte & Römisches Recht, hg. v. Olechowski, T./Gamauf, R., 2006, 2. A. 2010, 3. A. 2014, 4. A. 2020; Olechowski, T., Rechtsgeschichte Materialien und Übersichten, 8. A. 2019; Schmoeckel, M./Stolte, S., Examinatorium Rechtsgeschichte, 2008; Lesaffer, R., European Legal History, 2009; The Oxford Encyclopedia of Legal History, 2009; Wesel, U., Geschichte des Rechts in Europa, 2010; Making Legal History, hg. v. Musson, A. u. a., 2012; Schlosser, H., Neuere europäische Rechtsgeschichte - Privatrecht und Strafrecht vom Mittelalter bis zur Moderne, 2012; Rechtsgeschichte heute, hg. v. Jansen, N./Oestmann, P., 2014; Entanglements in Legal History, hg. v. Duve, T., 2014; Stolleis, M., Margarethe und der Mönch. Rechtsgeschichte in Geschichten, 2015; Rechtsgeschiedenis op nieuwe wegen, hg. v. De Ruysscher, D. u. a., 2015; Haferkamp, H./Oestmann, P., Lehrbuchprojekt, ZRG 133 (2016), 516 (Rezension zehner rechtsgeschichtlicher Lehrbücher Brauneder, Eisenhardt, Kroeschell, Meder, Rüping, Schlosser, Schmoeckel, Stolleis, Wesel, Willoweit); Hähnchen, S., Rechtsgeschichte, 5. A. 2016; Hasenritter, M., Wilhelm Theodor Kraut (1800-1873, 2018; Deutsche Diktatorische Rechtsgeschichten – Perspektiven auf die Rechtsgeschichte der DDR Gedächtnissymposium für Rainer Schröder (1947-2016), 2018; Hofer, S., Leitfaden der Rechtsgeschichte – Quellen und Grundzüge der Rechtsordnung, 2019; Limitation and Prescription – A Comparative Legal History, hg. v. Dondorp, H./Ibbetson, D./Schrage, E., 2019; Schröder, R./Thiessen, J., Skript Rechtsgeschichte Alpmann Schmidt, 2019; Willoweit, D., Rechtsgeschichtliche Botschaften aus der Frühgeschichte der Menschheit, ZRG GA 138 (2021), 226 (folgt grundsätzlich Parzinger, H., Die Kinder des Prometheus, 4. A. 2015); Zur kritischen Funktion von Rechtsgeschichte und Rechtsphilosophie – Symposium zu Ehren von Marcel Senn, hg. v. Babusiaux, U., 2020
Rechtsgewohnheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1690 [HadelnPriv. 327] in sieben Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist nach einer an dem Ende des 20. Jahrhunderts ausgebildeten Ansicht die rechtlich bedeutsame, aber noch nicht zu Recht gewordene Gewohnheit als Vorstufe des →Gewohnheitsrechts in dem Mittelalter. S. Google
Lit.: Gewohnheitsrecht und Rechtsgewohnheiten im Mittelalter, hg. v. Dilcher, G. u. a., 1992
Rechtsgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das durch Straftatbestände oder allgemein das Recht geschützte (rechtliche) Gut des Menschen. Der Begriff wird nach Feuerbachs Ausrichtung des Verbrechens auf die Verletzung subjektiver Rechte zwischen 1820 und 1840 von Birnbaum in dem Kern entwickelt (Gut als Verbrechensobjekt). Karl Binding weist dem Rechtsgut eine zentrale Stellung in dem Strafrecht zu und Franz von Liszt macht es zu dem Mittelpunkt seiner evolutionistisch geformten Rechtslehre. S. Google
Lit.: Sina, P., Die Dogmengeschichte des strafrechtlichen Begriffs „Rechtsgut“, 1962; Würtenberger, T., Das System der Rechtsgüterordnung in der deutschen Strafgesetzgebung seit 1532, 1973
rechtshängig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [RKGO. Laufs I 13 § 14] in 32 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) bei Gericht als Rechtsstreit anhängig
Rechtshängigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Schweben einer Streitsache in einem Urteilsverfahren. Die Rechtshängigkeit ist bereits dem altrömischen Recht bekannt, in dem mit der Streiteinsetzung (lat. →litis contestatio [F.]) der Parteien durch den Magistrat diese sich dem Spruch des Richters unterwerfen und ein zweiter Streit über das geltend gemachte Recht ausgeschlossen ist. S. Google
Lit.: Kaser § 82; Köbler, DRG 44
Rechtshilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [ZSchles. 12 1874 478] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Hilfe, die von Gerichten und von Verwaltungsbehörden gegenüber Gerichten in Hinblick auf eine Tätigkeit der Rechtspflege geleistet werden kann. Sie ist sachlich bereits dem Altertum bekannt. In dem Hochmittelalter und Spätmittelalter erfolgt sie einigermaßen unförmlich auf Grund von Vereinbarungen oder Gewohnheiten. In der frühen Neuzeit wird sie innerhalb desselben Staates selbstverständlich. Gesetzlich geregelt wird sie 1869 für den Norddeutschen Bund und 1874 für das Deutsche Reich. Darüber hinaus wird 1958 das Haager Abkommen über den Zivilprozess geschlossen. In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union wird der Zivilprozess überhaupt an einzelnen Stellen vereinheitlicht. S. Google
Lit.: Endemann, W., Die Rechtshilfe, 1869; Stüdemann, A., Die Entwicklung der zwischenstaatlichen Rechtshilfe in Strafsachen im nationalsozialistischen Deutschland, 2009
Rechtshistoriker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der die Rechtsgeschichte untersuchende Wissenschaftler. Er ist von der Fachzugehörigkeit an sich Historiker, aus praktischen Gründen grundsätzlich aber meist ausgebildeter Jurist. Die deutschsprachigen Rechtshistoriker treffen sich seit 1927 grundsätzlich zweijährlich auf einem an wechselnden Orten abgehaltenen Rechtshistorikertag zu wissenschaftlichen Aussprachen (Heidelberg 1927, Göttingen 1929, Jena 1932, Köln 1934, Tübingen 1936, Marburg 1947, Heidelberg 1949, Gmunden/Traunsee 1951, Würzburg 1952, Hamburg 1954, Freiburg im Breisgau 1956, München 1958, Saarbrücken 1960, Mainz 1962, Wien 1964, Basel 1966, Münster 1968, Salzburg 1970, Erlangen-Nürnberg 1972, Tübingen 1974, Linz 1976, Berlin 1978, Augsburg 1980, Zürich 1982, Graz 1984, Frankfurt am Main 1986, Bielefeld 1988, Nimwegen 1990, Köln 1992, Bern 1994, Wien 1996, Regensburg 1998, Jena 2000, Würzburg 2002, Bonn 2004, Halle 2006, Passau 2008, Münster 2010, Luzern 2012, Tübingen 2014, Saarbrücken 2016, Trier 2018, wegen Coronakrise Webinar 2020, 43. Zürich 2022). S. Google
Lit.: Köbler, G., Deutsche Rechtshistoriker, 2006
Rechtsinformatik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die das Recht betreffende Informationswissenschaft. Sie entsteht mit dem tatsächlichen Einsatz des elektronisch betriebenen Rechners in dem Recht ab etwa 1960. Sie weist Beziehungen zu der Rechtstheorie, zu der Kybernetik und zu der Lingusitik auf. S. Google
Lit.: Gräwe, S., Die Entstehung der Rechtsinformatik, 2011
Rechtsirrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Irrtum über die bestehende Rechtslage (beispielsweise über ein rechtliches Verbot). Bereits das römische Recht berücksichtigt sachlich den Rechtsirrtum weniger stark als den Irrtum über eine Tatsache. Dies wird in dem Hochmittelalter von den Juristen fortgeführt, während die Moraltheologen auf die tatsächliche Kenntnis einer Vorschrift abstellen. Auch die neuzeitlichen Kodifikationen halten insgesamt an der Schlechterstellung des Rechtsirrtums fest. In dem deutschen Strafrecht der Gegenwart wird die Einsichtsfähigkeit des Täters berücksichtigt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 8 II 4, 26 II 3; Engelmann, W., Die Schuldlehre der Postglossatoren, 1895, Neudruck 1965, 41; Lichti, J., Der Rechtsirrtum, 1950; Mayer-Maly, T., Error iuris, (in) Ius humanitatis, hg. v. Miehsler, H. u. a., 1980, 147; Winkel, L., Error iuris nocet, 1983
Rechtskraft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1601/1788 [WürtLändlRQ. II 524] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist formell die Unanfechtbarkeit einer Entscheidung, materiell die Maßgeblichkeit des Inhalts einer Entscheidung. Bereits das spätere römische Recht kennt mit der Mehrstufigkeit des Verfahrens die formelle Rechtskraft. Wieweit das Mittelalter sich der Vorstellung der Rechtskraft bewusst ist, ist zweifelhaft. Erst mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird die Rechtskraft deutlich sichtbar. Die materielle Rechtskraft setzt sich nur allmählich in der Neuzeit durch. Zwischen 1933 und 1945 wird die Rechtskraft in dem Deutschen Reich teilweise zu Lasten Angeklagter eingeschränkt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 84 II 3a, 87 II 7b; Köbler, DRG 56; Gál, A., Rechtskraft des fränkischen Urteils?, ZRG GA 33 (1912), 315; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973, 367; Gaul, H., Die Entwicklung der Rechtskraftlehre seit Savigny, (in) FS W. Flume, Bd. 1 1978, 443; Dickhuth-Harrach, H. v., Gerechtigkeit statt Formalismus, 1986; Hanne, N., Rechtskraftdurchbrechungen von Strafentscheidungen im Wechsel der politischen Systeme, 2005
Rechtsmangel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [Niesert, Beitr, I 106] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Nichterfüllung der Verpflichtung, einen Gegenstand frei von Rechten Dritter zu verschaffen. Bereits in dem klassischen römischen Recht muss der Verkäufer (bei →Entwerung des Käufers) dafür einstehen, dass die Sache nicht von Dritten auf Grund eines Rechtes herausverlangt werden kann und deswegen gegebenenfalls den doppelten Kaufpreis (lat. [N.] duplum) leisten. In dem Hochmittelalter muss der Verkäufer den Käufer gegen Ansprüche Dritter auf die verkaufte Sache schirmen und damit gegen Rechtsmangel Gewähr leisten, andernfalls den Kaufpreis erstatten und teilweise noch eine Buße erbringen. Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird der Verkäufer verpflichtet, das Eigentum zu verschaffen. S. Google
Lit.: Kaser § 41 V; Hübner 577; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 46, 64, 127, 165; Partsch, G., Zur Entwicklung der Rechtsmängelhaftung des Veräußerers, ZRG GA 77 (1960), 87; Rabel, E., Die Haftung des Verkäufers für Rechtsmängel, Diss. jur. Hamburg 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Rechtsmedizin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Rechtsfragen behandelnde Medizin.
Lit.: Die unglaublichsten Fälle der Rechtsmedizin, hg. v. Rothschild, M, 2005; Auf Messers Schneide, hg. v. Rothschild, M., 2006
Rechtsmissbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die unberechtigte Ausübung eines an sich bestehenden Rechtes, der mit unterschiedlichen Mitteln vorsichtig begegnet wird (u. a. Treu und Glauben). Die heutige Rechtsmissbrauchslehre wird als Ergebnis nationalsozialistischen Rechtsdenkens eingeordnet. S. Google
Lit.: Kaser § 4 IV; Köbler, DRG 24; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Haferkamp, H., Die heutige Rechtsmissbrauchslehre, 1995; Eichenhofer, P., Rechtsmissbrauch – Zur Geschichte und Theorie einer Figur des europäischen Privatrechts, 2019
Rechtsmittel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1607 [WildenburgLR. 410] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das rechtliche Mittel, mit dem eine Partei eine ihr ungünstige Entscheidung vor Rechtskraft in dem Wege der Nachprüfung durch ein höheres Gericht zu beseitigen sucht (beispielsweise →Berufung, →Revision, Beschwerde, →Appellation). Als erstes allgemeines Rechtsmittel entsteht wohl in dem römischen Recht unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) die Appellation. Seit dem Spätmittelalter werden Rechtsmittel mit dem gelehrten Prozess aufgenommen. Das gewöhnliche Rechtsmittel ist dabei die Appellation, neben der Oberappellation, Revision, →Supplikation und Restitution stehen können. Die →Nichtigkeit (Nullität) wird mit der Nichtigkeitsklage geltend gemacht, doch werden Appellation und Nichtigkeitsklage in der Verfahrenswirklichkeit einander vielfach angenähert. In der Zivilprozessordnung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879 wird das Rechtsmittel, das den Rechtsstreit in vollem Umfang zu der Neuverhandlung bringt (→Berufung), von dem Rechtsmittel, das nur auf die Verletzung des Rechtes gestützt werden kann (→Revision), unterschieden. Gegen Beschlüsse wird die Beschwerde gewährt. Die außerordentlichen Rechtsmittel des gemeinen Rechtes sind als Wiederaufnahmeklage gestaltet. S. Google
Lit.: Kaser § 87 I 9; Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274; Gilles, P., Rechtsmittel im Zivilprozess, 1972; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976; Oer, R. Freiin v., Der münsterische „Erbmännerstreit“, 1998; Diestelkamp, B., Vom einstufigen Gericht zur obersten Rechtsmittelinstanz – die deutsche Königsgerichtsbarkeit und die Verdichtung der Reichsverfassung im Spätmittelalter, 2014
Rechtsnorm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1798 [RepRecht I 234) 18 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische sowie das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der aus →Tatbestand und Rechtsfolge zusammengesetzte einzelne Satz des Rechtes. Die Bezeichnung erscheint in dem späteren 18. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Schumacher, D., Das rheinische Recht, 1970; Oldenburg, S., Die Öffentlichkeit von Rechtsnormen, 2009
Rechtsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1527 [CCMarch. VI 1 Sp. 19] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in eine (möglichst einleuchtende) Ordnung gebrachte Gesamtheit der Rechtsnormen (Rechtssätze) einer Rechtsgemeinschaft. Diese Vorstellung erscheint erst seit der frühen Neuzeit, wird aber von dort aus auf ältere Rechtsgemeinschaften zurückübertragen. S. Google
Lit.: Hippel, F. v., Die Perversion von Rechtsordnungen, 1955; Conrad, H., Individuum und Gesellschaft in der Privatrechtsordnung, 1956; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Krause, H., Königtum und Rechtsordnung, ZRG GA 82 (1965), 1; Emmerich, W., Gemeinschaftsrecht und nationale Rechte, 1971; Wieacker, F., Industriegesellschaft und Privatrechtsordnung, 1974; Die schweizerische Rechtsordnung, 1988; Börner, F., Die Bedeutung der Generalklauseln, 1989; Baldus, M., Die Einheit der Rechtsordnung, 1995
Rechtspflege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1712 [CCMarch. II 1 Sp. 532] 116 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und teilweise in der weiteren Herkunkft ungekärt, F., s. Google) →Gericht, →Prozess
Lit.: Tezner, F., Verwaltungsrechtspflege in Österreich, 1897ff.; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivilrechtspflege, 1964; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Luig, K., Zivilrecht und Zivilrechtspflege, (in) Panorama der fridericianischen Zeit, Bd. 1, hg. v. Ziechmann, J., 1985, 381; Langen, T., Zur Geschichte der Zivilrechtspflege in Köln, Diss. jur. Köln 1987; Sellert, W./Rüping, H., Studien- und Quellenbuch zur Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, Bd. 1f. 1989ff.; Cesare Beccaria, hg. v. Deimling, G., 1989
Rechtspfleger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1787 [HdbchÖstGes. XIV 711] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar und teilweise in der weiteren Herkunft ungeklärt, M.) ist der Beamte des gehobenen Dienstes in Deutschland, dem zu der Entlastung des Richters bzw. zu der Verbilligung der Rechtspflege in dem frühen 20. Jahrhundert bestimmte einfachere Aufgaben der Rechtspflege übertragen werden (1957 Rechtspflegergesetz), wobei ihnen 2022 in dem Saarland die Möglichkeit der Tragung einer Robe eröffnet wird. S. Google
Lit.: Dumke, D., Vom Gerichtsschreiber zum Rechtspfleger, 1993; Meyer-Stolte, K. u. a., Rechtspflegergesetz, 4. A. 1994; Walden, K., Für Führer, Volk und Vaterland, 1995
Rechtsphilosophie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1796 [FichteVolk 7] 10 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Lehre von den Grundfragen und Grundwerten des Rechtes. Rechtsphilosophische Fragestellungen finden sich spätestens seit der griechischen Philosophie. Die eigentliche Rechtsphilosophie entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert aus dem →Naturrecht. Strömungen in dem 19. Jahrhundert sind vor allem →Idealismus, →Materialismus und →Positivismus, in dem 20. Jahrhundert →Neuhegelianismus und →Neukantianismus. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Rechtsidee und Staatsgedanke, (in) FG Julius Binder, hg. v. Larenz, K. u. a., 1930; Larenz, K., Deutsche Rechtserneuerung und Rechtsphilosophie, 1934; Cairns, H., Legal Philosophy from Plato to Hegel, 1949; Klein-Bruckschwaiger, F., Die Geschichte der Rechtsphilosophie in der Naturrechtslehre von Karl Anton von Martini, ZRG GA 71 (1954), 374; Friedrich, C., Die Philosophie des Rechts, 1955; Friedrich, C., The philosophy of law, 1958; Henkel, H., Einführung in die Rechtsphilosophie, 1964; Sforza, W., Rechtsphilosophie, 1966; Schefold, C., Die Rechtsphilosophie des jungen Marx, 1970; Rode, K., Geschichte der europäischen Rechtsphilosophie, 1974; Recht, Rechtsphilosophie und Nationalsozialismus, hg. v. Rottleuthner, H., 1983; Hellmuth, E., Naturrechtsphilosophie und bürokratischer Werthorizont, 1985; Thomann, M., Rechtsphilosophie und Naturrecht bei Gottlieb Konrad Pfeffel, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 536; Kants Rechtsphilosophie, hg. v. Kusters, G., 1988; Coing, H., Grundzüge der Rechtsphilosophie, 5. A. 1993; Strömholm, S., Kurze Geschichte der abendländischen Rechtsphilosophie, 1991; Decker, C., Katalog der rechtsphilosophischen und strafrechtlichen Literatur vor 1990,1995; Zippelius, R., Das Wesen des Rechts, 5. A. 1997; Kaufmann, A., Rechtsphilosophie, 2. A. 1997; Goller, P., Naturrecht, Rechtsphilosophie oder Rechtstheorie? 1997; Roca, M., Eine europäische Geschichte der Rechts- und Staatsphilosophie, (in) JZ 1997, 881; Changing structures in modern legal systems, hg. v. Bulygin, E., 1998; Texte zur Rechtsphilosophie, hg. v. Seelmann, K., Bd. 1 2000; Seelmann, K., Rechtsphilosophie, 4. A. 2007; Grunert, F., Normbegründung und politische Legitimität, 2000; Hofmann, H., Einführung in die Rechts- und Staatsphilosophie, 2000, 2. A. 2003; Schröder, I., Zur Legitimationsfunktion der Rechtsphilosophie im Nationalsozialismus, 2002; Integratives Verstehen, hg. v. Alexy, R., 2005; Ziemann, S., Archiv für Rechts- und Sozialphilososphie, 2010; Hofmann, H., Rechtsphilosophie nach 1945, 2012; Klippel, D., Naturrecht und Rechtsphilosophie im 19. Jahrhundert - Eine Bibliographie - Band 1 1780 bis 1850, 2012; Foljanty, L., Recht oder Gesetz, 2012; Rechtsphilosophisches Denken im Osten Europas, hg. v. Nußberger, A. u. a., 2015; Völkerrechtsphilosophie der Frühaufklärung, hg. v. Altwicker, T. u. a., 2015; Donhauser, G., Wer hat Recht? 2016; Senn, M., Rechtsphilosophisches und rechtshistorisches Selbstverständnis im Wandel, 2016
Rechtspolitik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1824 [Hagemann, PractErört. VII 353] 3 Archivzettel) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die das Recht betreffende Politik.
Lit.: Die Renaissance der Rechtspolitik, hg. v. Brigitte Zypries, 2008; Recht im Wandel europäischer und deutscher Rechtspolitik – (in) FS 200 Jahre Carl Heymanns Verlag, hg. v. Limperg, B., 2015; Rechtspolitische Entwicklungen im nationalen und internationalen Kontext – (in) FS Friedrich Bohl, hg. v. Gornig, G., 2015
Rechtspositivismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die das Recht betreffende positivistische Haltung (beispielsweise John Austin, Georg Jellinek, Hans Kelsen, Herbert L. A. Hart). Sie bezieht sich auf ein hierarchisches System von rein juristischen, positiven und von der gesellschaftlichen Wirklichkeit und damit auch von der Geschichte gelösten Begriffen, aus denen Lösungen gewonnen werden. Die Geltung des Rechtes ist danach unabhängig von subjektiven Wertvorstellungen wie richtig oder falsch. Der Gesetzespositivismus gründet das Recht auf das den Volkswillen verkörpernde →Gesetz. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 228; Kelsen, H., Reine Rechtslehre, 2. A. 1960; Rottleuthner, H., Rechtspositivismus und Nationalsozialismus, (in) Recht und Politik 1983, 195; Rechtspositivismus und Wertbezug des Rechts, hg. v. Dreier, R., 1990; Seibold, G., Hans Kelsen und der Rechtspositivismus, 2007; Gursky, A., Rechtspositivismus und konspirative Justiz als politische Strafjustiz in der DDR 2011
Rechtsprechung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1430 [SchriesheimW. 12] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Entscheidung konkreter Rechtsfragen durch die dafür zuständige Stelle. Sie reicht sachlich in die Frühzeit der Rechtsgeschichte zurück. S. Google, →Gericht
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Haff, K., Der germanische Rechtsprecher, ZRG GA 66 (1948), 364; Hertz, F., Die Rechtsprechung der höchsten Reichsgerichte, (in) MIÖG 69 (1961), 331; Dreisbach, H., Der Einfluss der Carolina auf die Rechtsprechung, Diss. jur. Marburg 1969; Volkmann, H., Zur Rechtsprechung im Prinzipat des Augustus, 2. A. 1969; Walter, G., Die französische Rechtsprechung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1972; Spendel, G., Rechtsbeugung durch Rechtsprechung, 1984; Gedruckte Quellen der Rechtsprechung in Europa (1800-1945), hg. v. Ranieri, F., 1992; Repertorium ungedruckter Quellen zur Rechtsprechung, Deutschland 1800-1945, hg. v. Dölemeyer, B., 1995; Maiwald, K., Die Herstellung von Recht, 1997; Höchstrichterliche Rechtsprechung in der frühen Bundesrepublik, hg. v. Fischer, C. u. a., 2015
Rechtsquelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1768 [Balthasar 32] 27 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Ursprungsort von Rechtssätzen. →Rechtserkenntnisquelle, →Rechtsgeltungsquelle
Lit.: Söllner § 15; Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840, Neudruck 1960; Stobbe, O., Geschichte der deutschen Rechtsquellen, Bd. 1f. 1860ff., Neudruck 1965; Sammlung schweizerischer Rechtsquellen, Bd. 1ff. 1894ff.; Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen, 1909, Neudruck 2013; Planitz, H., Quellenbuch der deutschen, österreichischen und Schweizer Rechtsgeschichte, 1948; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953, Neudruck 1984; Wenger, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Repertorium fontium historiae medii aevi, Bd. 1ff., 1962ff.; Dießelhorst, M., Die Natur der Sache als außergesetzliche Rechtsquelle, 1968; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Bühler, T., Rechtsquellenlehre, Bd. 1f. 1977ff.; Jakobs, H., Wissenschaft und Gesetzgebung, 1983; Wiegand, W., Die privatrechtlichen Rechtsquellen, (in) Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages, 1987, 237: Schrage, E., Utrumque ius. Eine Einführung in das Studium der Quellen des mittelalterlichen gelehrten Rechtes, 1992; Schröder, J., Recht als Wissenschaft, 2001, 2. A. 2012, 3. A. 2021 (Band 1 1500-1933, Bd. 2 1933-1990); Möller, A., Quellen der Antike, 2020
Rechtsrealismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die moralische Wertvorstellungen ablehnende, sich auf Tatsachen beschränkende, hauptsächlich in den Vereinigten Staaten von Amerika und Skandinavien vertretene Rechtsphilosophie. S. Google
Lit.: Twining, W., Karl Llewellyn and the Realist Movement, 1973, 2. A. 2012 e-book
Rechtsreformation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Reformation in dem Recht vor allem ab 1479/1484 (Nürnberg), wobei Recht eigentlich von dem ersten Rechtssatz an von Menschen neu geformt werden kann.
Rechtssatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1456 [GöttweigUB. II 477] in 37 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) →Rechtsnorm
Rechtsschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1519 [OldenbUB. I 260] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist neben einer Bescheinigung über ein Recht der äußerliche Schein oder Anschein des Bestehens eines in Wirklichkeit nicht bestehenden Rechtes. Er kann Rechtswirkungen äußern (beispielsweise unrichtiges Grundbuch). Ihn gibt es seit Entstehung des Rechtes. S. Google
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Peterka, O. Das offene zum Scheine Handeln im deutschen Recht des Mittelalters, 1911; Meyer, H., Vom Rechtsschein des Todes, 1912; Canaris, C., Vertrauenshaftung, 1971
Rechtsschule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer in DRW-Archiv ab 1814 [HdbSchweizStaatsR. 401] 9 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Lehrstätte (in der Spätantike in Rom, Karthago, Konstantinopel [zwei Rechtslehrer mit nur wenig Entgelt leistenden Hörern], Beirut [Beryt], Athen, Alexandria und Caesarea) oder Geistesrichtung innerhalb der Jurisprudenz bzw. Rechtswissenschaft und auch der mit ihr verbundene Inhalt. S. Google, →freie Rechtsschule, →historische Rechtsschule, →Prokulianer, →Sabinianer, →Ravenna, →Pavia, →Verona, →Bologna, →Universität
Lit.: Söllner §§ 16, 21; Köbler, DRG 53, 187, 189; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 39, Bd. 2, 1,2ff.; Elsener, F., Die Schweizer Rechtsschulen, 1975; Coing, H., Die französische Rechtsschule zu Koblenz, (in) FS F. Wieacker, 1978, 195
Rechtsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1691 [Stieler 1948] 16 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der durch die →Rechtsordnung gewährleistete Schutz von Rechtsgütern. →Gericht, Rechtsnorm, Strafrecht
Lit.: Köbler, DRG 208; Rüfner, W., Verwaltungsrechtsschutz in Preußen, 1962; Das subjektive Recht, hg. v. Coing, H., 1962; Vossius, O., Zu den dogmengeschichtlichen Grundlagen der Rechtsschutzlehre, 1985; Lohmann, U., Gerichtsverfassung und Rechtsschutz in der DDR, 1986; Engbers, E., Small claims und effektiver Rechtsschutz, 2003
Rechtssicherheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1798 [Grolman, KrimRWiss. 286] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beständigkeit der bei einem Verhalten eintretenden Rechtsfolgen. Die Rechtssicherheit steht in einem Spannungsverhältnis zu der Einzelfallgerechtigkeit. Verstärkt strebt man nach Rechtssicherheit seit der Aufklärung. Zwischen 1933 und 1945 wird in dem Deutschen Reich unter dem Schlagwort der Rechtssicherheit der Rechtsstaat ausgehöhlt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Meyer, A., Die Notariatsordnungen, 1971; Göring, H., Die Rechtssicherheit, 1935
Rechtssoziologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Lehre von der sozialen Wirklichkeit des Rechtes. Sie entwickelt sich ansatzweise seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (→Marx, →Ihering, →freie Rechtsschule). Nach Unterbrechung durch den Nationalsozialismus gewinnt die Rechtssoziologie unter amerikanischem Einfluss in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etwas an Boden, bleibt aber wohl auf Dauer ein bloßes Nebenfach der Rechtswissenschaft. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 228; Dombeck, B., Das Verhältnis der Tübinger Schule zur deutschen Rechtssoziologie, 1969; Rechtsgeschichte und Rechtssoziologie, hg. v. Killias, M. u. a., 1985; Rehbinder, M., Rechtssoziologie, 6. A. 2007; Raiser, T., Grundlagen der Rechtssoziologie, 1987, 2. A. 1995, 5. A. 2009; Schweitzer, D., Juridische Soziologie – Recht und Gesellschaft von 1814 bis in die 1920er Jahre, 2021
Rechtsspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das dem Menschen Recht wie ein Spiegel darlegende →Rechtsbuch. S. Google
Rechtssprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1443 [MeißenUB. 63] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die besondere Sprache, in der Recht zwischen Menschen ausgedrückt wird. Die Rechtssprache ist in der Gegenwart die von der Allgemeinsprache schwer abgrenzbare Fachsprache des wissenschaftlich gebildeten →Juristen. Ihre Besonderheiten betreffen vor allem den Wortschatz, daneben auch Syntax und Grammatik. Besonders bedeutsam für die deutsche Rechtssprache des frühen Mittelalters ist das Verhältnis von lateinischer Überlieferung und volkssprachiger Rechtswirklichkeit und insgesamt der Einfluss des Lateinischen und des Französischen sowie in der Gegenwart des Angloamerikanischen auf das Deutsche. S. Google
Lit.: Wildner von Maithstein, I., Lexikon sämtlicher Worte des österreichischen allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches, 1843; Gradenwitz, O., Wortverzeichnis zum bürgerlichen Gesetzbuche, 1902; Deutsches Rechtswörterbuch, Bd. 1ff. 1914ff.; Günther, L., Recht und Sprache, 1898; Beiträge zum Wörterbuch der deutschen Rechtssprache, 1908; Künßberg, E. Frhr. v., Rechtssprachliches, ZRG GA 32 (1911), 338; Kalb, W., Wegweiser in die römische Rechtssprache, 1912, Neudruck 1961; Künßberg, E. Frhr. v., Rechtssprachgeographie, 1926 (SB Heidelberg); Saueracker, K., Wortschatz der peinlichen Gerichtsordnung Karls V., 1929; Merk, W., Werdegang und Wandlungen der deutschen Rechtssprache, 1933; Dölle, H., Vom Stil der Rechtssprache, 1949; Dilcher, G., Paarformeln in der Rechtssprache des frühen Mittelalters, 1961; Berman, H., Law and Language, (1964), hg. v. Witte jr., J., 2013; Sonderegger, S., Die ältesten Schichten einer germanischen Rechtssprache, (in) FS K. Bader, 1965, 419; Bergh, J. van den, Themis en de Muzen, 1964; Schmidt-Wiegand, R., Das fränkische Wortgut der Lex Salica als Gegenstand der Rechtssprachgeographie, ZRG GA 84 (1967), 275; Oplatka-Steinlin, H., Untersuchungen zur neuhochdeutschen Gesetzessprache, 1971; Matzinger-Pfister, R., Paarformel, Synonymik und zweisprachiges Wortpaar, 1972; Munske, H., Der germanische Rechtswortschatz, 1973; Elsener, F., Deutsche Rechtssprache und Rezeption, (in) Tradition und Fortschritt im Recht, (in) FS Tübinger Juristenfakultät, 1977; Seibert, T., Aktenanalysen, 1981; Köbler, G., Deutsche Sprachgeschichte und Rechtsgeschichte, (in) Sprachgeschichte, hg. v. Besch, W. u. a., 1984, 56; Hattenhauer, H., Zur Geschichte der deutschen Rechtes- und Gesetzessprache, 1987; Kühn, P., Deutsche Wörterbücher, 1978; Köbler, G., Lateinisch-germanistisches Lexikon, 2. A. 1984; Jeand’Heur, B., Sprachliches Referenzverhalten bei der Entscheidungstätigkeit, 1989; Sendler, B., Die Rechtssprache in den süddeutschen Stadtrechtsreformationen, 1990; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991; Speer, H., Das deutsche Rechtswörterbuch, 1991; Heller, M., Reform der deutschen Rechtssprache im 18. Jahrhundert, 1992; Köbler, G., Juristisches Wörterbuch, 13. A. 2004, 14. A. 2007, 18. A. 2022; Roessler, P., Entwicklungstendenzen der österreichischen Rechtssprache seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, 1994; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Görgen, A., Rechtsgrenzen folgen Sprachgrenzen, ZRG GA 115 (1998), 389; Fachsprachen, hg. v. Hoffmann, L. u. a., 1998f.; Sieber, A., Deutsche Fachsprache des Rechts, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 149; Roelcke, T., Fachsprachen, 1999; Köbler, G., Liber exquisiti xenii, 1999; Garovi, A., Rechtssprachlandschaften der Schweiz, 1999; Felder, F., Juristische Textarbeit im Spiegel der Öffentlichkeit, 2003; Seifert, J., Funktionsverbgefüge in der deutschen Gesetzessprache (18.–20. Jahrhundert), 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Li, J., Recht ist Streit – Eine rechtslinguistische Analyse des Sprachverhaltens in der deutschen Rechtssprache, 2011; Historische Rechtssprache des Deutschen, hg. v. Deutsch, A., 2013
Rechtssprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz neben Rechtsprecher [Luzern/GrW. IV 383 1346 und rund 50 Stellen] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google als Rechtsprecher und Rechtssprecher belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) →Gesetzessprecher
Rechtssprichwort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einen rechtlichen Tatbestand erfassende Sprichwort (beispielsweise →Aller guten Dinge sind drei, Wer zuerst zu der Mühle kommt, soll zuerst mahlen. Durch zweier Zeugen Mund wird die Wahrheit kund.). Seine Volkstümlichkeit ist vielfach zweifelhaft. Deutsche Rechtssprichwörter, deren Zahl die neueste Zusammenstellung mit etwa 1800 benennt, lassen sich nicht vor dem Hochmittelalter sicher belegen. Ihre tatsächliche Bedeutung scheint eher gering. S. Google
Lit.: Graf, E./Dietherr, M., Deutsche Rechtssprichwörter, 2. A. 1869; Winkler, L., Deutsches Recht im Spiegel deutscher Sprichwörter, 1927; Schmidlin, B., Die römischen Rechtsregeln, 1970; Foth, A., Gelehrtes römisch-kanonisches Recht in deutschen Rechtssprichwörtern, 1971; Gudian, G., Zur Situation der Germanistik, ZRG 89 (1972), 215; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 6. A. 1998, 7. A. 2007; Janz, B., Rechtssprichwörter im Sachsenspiegel, 1989; Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996 (Neuausgabe 2002); Die Sprache des Rechts, hg. v. Lerch, K., 2004
Rechtsstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der bewusst auf die Verwirklichung von Recht ausgerichtete Staat. Dieses Staatsziel wird an dem Ende des 18. Jahrhunderts in Ablösung des absolutistischen Wohlfahrtsstaats von den Vertretern der liberalen Aufklärung gefordert. Als Grundlage werden →Verfassung und →Gesetzgebung durch eine Volksvertretung angesehen. Nach 1848 verengt sich dies auf den formalen Rechtsschutz in dem Zivilprozess (1877/1879) und in Verwaltungsangelegenheiten (1863ff.). Das Handeln der Verwaltung wird allgemein nachprüfbar, wobei Ermessensbegriffe weniger und unbestimmte Rechtsbegriffe stärker erfasst werden. Der Nationalsozialismus beseitigt die dadurch erreichten Errungenschaften an vielen Stellen. Nach 1945 wird der Rechtsstaat verstärkt ausgebaut. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 198, 199; Bähr, O., Der Rechtsstaat, 1864; Gneist, R., Der Rechtsstaat und die Verwaltungsgerichte, 1872, Neudruck 1968; Maier, H., Zur Frühgeschichte des Rechtsstaats in Deutschland, (in) Neue Polit. Lit. 7 (1962), 234; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des liberalen Rechtsstaates, 1967; Boldt, H., Rechtsstaat und Ausnahmezustand, 1967; Weber, D., Die Lehre vom Rechtsstaat bei Otto Bähr und Rudolf von Gneist, Diss. jur. Köln 1968; Schmidt, E., Kammergericht und Rechtsstaat, 1968; Laufs, A., Die rechtsstaatlichen Züge des Bismarck-Reiches, (in) FS H. Thieme, 1977, 72; Koch, B., Rechtsbegriff und Widerstandsrecht, 1985; Willoweit, D., War das Königreich Preußen ein ,Rechtsstaat‘?, (in) Staat, Kirche, Wissenschaft in einer pluralistischen Gesellschaft, 1989, 451; Schröder, J., 40 Jahre Rechtspolitik im freiheitlichen Rechtsstaat, 1989; Der europäische Rechtsstaat, hg. v. Brand, J. u. a., 1994; Gemeinwohl, Freiheit, Vernunft, Rechtsstaat, hg. v. Ebel, F., 1995; Vertrauen in den Rechtsstaat, hg. v. Goydke, J. u. a., 1995; Rechtsstaatlichkeit in Europa, hg. v. Hofmann, R. u. a., 1996; Wetzler, C., Rechtsstaat und Absolutismus, 1997; Hilger, C., Rechtsstaatsbegriffe im Dritten Reich, 2003; Mantl, W., Der österreichische Rechtsstaat, ZRG GA 122 (2005), 367; Hetzer, W., Rechtsstaat oder Ausnahmezustand?, 2008; Voßkuhle, A. u. a., Das Rechtsstaatsprinzip, (in) JuS 2010, 116; Lauener, M., Jeremias Gotthelf - Prediger gegen den Rechtsstaat, 2011; Merten, D., Rechtsstaatliche Anfänge im Zeitalter Friedrichs des Großen, 2012 (Aufsätze); Rüthers, B., Die heimliche Revolution vom Rechtsstaat zum Richterstaat, 2014, 2. A. 2016; Stets den Idealen der Rechtsstaatlichkeit treu geblieben – FS für Pernthaler, P., 2015
Rechtsstudium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Rechtswissenschaft, Studium, Universität
Rechtssubjekt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1841) ist der Träger von Rechten und Pflichten (beispielsweise Mensch, juristische Person). Sachlich gibt es Rechtssubjekte mit der Entstehung von Recht. Als solche erfasst werden sie aber erst in dem 19. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Kaser § 13 I 1; Köbler, DRG 206; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Rechtssumme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, anber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zusammenfassende Darstellung eines Titels oder mehrerer Titel des (lat.) →corpus (N.) iuris civilis oder auch anderer gelehrter Rechtstexte. Rechtssummen finden sich vor allem in Oberitalien in dem 12. bis 14. Jahrhundert (beispielsweise Summa aurea [Goldene Summe] des Hostiensis, Summa de casibus poenitentiae [Summe über Bußfälle], Summa legum brevis levis et utilis [Kurze, leichte und nützliche Rechtssumme], Summa Johannis [Bruder Bertholds 1300/40 in 80 Handschriften überlieferte deutsche Darstellung des Kirchenrechts für Laien]). S. Google
Lit.: Trusen, W., Anfänge der gelehrten Rechte in Deutschland, 1962, 119; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, 1964, (in) Ius Romanum medii aevi 5, 6; Placentini Summa Codicis, hg. v. Calasso, F., 1962; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 67, 172; Die Rechtssumme Bruder Bertholds, hg. v. Hamm, M. u. a., 1980; Weck, H., Die Rechtssumme Bruder Bertholds, 1982 (Wörterbuch 2006)
Rechtssymbol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine Handlung oder ein Gegenstand, die bzw. der ein Rechtsgeschäft oder Rechtsverhältnis versinnbildlicht (z. B. Schwert die Todesstrafe, Waage die Gerechtigkeit, s. Google)
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v., Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik, 1909; Herwegen, I., Germanische Rechtssymbolik, 1913; Puetzfeld, C., Deutsche Rechtssymbolik, 1936; Erler, A., Das Hissen eines Besens, ZRG GA 62 (1942), 371; Gathen, A., Die Rolande als Rechtssymbole, 1960; Lurker, M., Lexikon der Symbolkunde, Bd. 1f. 1964ff.; Anderegg, S., Der Freiheitsbaum, 1968; Bauer, W. u. a., Lexikon der Symbole, 7. A. 1985; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Rechtssymbolik und Wertevermittlung, hg. v. Schulze, R., 2004
Rechtssystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit von Rechtseinrichtungen in einleuchtender Ordnung. Ein Rechtssystem ist den Römern sachlich (noch) fremd. Es findet sich als Vorstellung erst bei →Leibniz (1646-1716) und dann in der Ausführung bei Christian →Wolff (1679-1754). Neu gefasst wird es von →Savigny (1779-1861) und →Puchta (1798-1846). Der Gegenwart ist es zweifelhaft, ob es ein geschlossenes Rechtssystem geben kann. →System
Lit.: Savigny, F., System des heutigen Römischen Rechts, Bd. 1 1840; Hatschek, J., Bentham und die Geschlossenheit des Rechtssystems, (in) Archiv f. öff. Recht 24 (1909), 442, 26 (1910), 458; Coing, H., Geschichte und Bedeutung des Systemgedankens, 1956; Wilhelm, W., Zur juristischen Methodenlehre im 19. Jahrhundert, 1958; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; David, R.(/Grasmann, G.), Einführung in die großen Rechtssysteme der Gegenwart, 1966, 2. A. 1988; Canaris, C., Systemdenken und Systembegriff, 1969; Luig, K., Die Theorie der Gestaltung eines nationalen Privatrechtssystems, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 217; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1976; Schlosser, H., Das „wissenschaftliche Prinzip“ der germanistischen Privatrechtssysteme, (in) Gedächtnisschrift H. Conrad, 1979, 491; Björne, L., Deutsche Rechtssysteme, 1984; Mayer, D., Grundlagen des nationalistischen Rechtssystems, 1987: Changing structures in modern legal systems, hg. v. Bulygin, E., 1998
Rechtstag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 13. Jahrhundert [RegensbStat. 44] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →endlicher Rechtstag
Rechtstatsache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die das Recht berührende Tatsache bzw. die Tatsache, deren Kenntnis für eine sachgemäße Anwendung der Rechtssätze erforderlich ist. Rechtstatsachen gibt es seit der Entstehung des Rechtes. Für die Rechtstatsache interessiert sich besonders die Rechtssoziologie des 20. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Heinz, W., Rechtstatsachenforschung heute, 2. A. 1998
Rechtstheorie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Strafrechtstheorie bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und - ausgenommen Rechtstheoretiker – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beschäftigung mit den allgemeinen Fragen des Rechtes, insbesondere mit seiner logischen Struktur. Die Rechtstheorie als Gegensatz zu der Rechtspraxis wird schon in philosophisch-rhetorischen Fragestellungen des Altertums sichtbar. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird sie aber bewusst von Naturrecht und Rechtsphilosophie abgesetzt und auch auf frühere Zeiten zurückübertragen. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Ramm, T., Staat und Recht, Diss. jur. Marburg 1950; Lange, H., Schadensersatz und Privatstrafe, 1955; Gernhuber, J., Das völkische Recht, (in) FS E. Kern, 1968, 167; Reich, N., Marxistische Rechtstheorie, 1973; Paul, W., Marxistische Rechtstheorie, 1974; Rückert, J., August Ludwig Reyschers Leben und Rechtstheorie, 1974; Flechtheim, O., Hegels Strafrechtstheorie, 2. A. 1975; Probleme der marxistischen Rechtstheorie, hg. v. Rottleuthner, H., 1975; Schröder, J., „Communis opinio“, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 404; Scherner, K., Arme und Bettler in der Rechtstheorie des 17. Jahrhunderts, (in) ZNR 1988, 129; Brockmöller, A., Die Entstehung der Rechtstheorie im 19. Jahrhundert, 1997; Kelly, J., A short history of Western legal theory, 1997; Funke, A., Allgemeine Rechtslehre als juristische Strukturtheorie, 2004; Vesting, T., Rechtstheorie, 2007; Lahusen, B. u. a., Zufall, Abfall, Ausfall, 2008
Rechtsunterricht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1568 [MansfeldBergb. I b 137] und 1814 [Thibaut, Notwendigk. 31] an zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Juristenausbildung
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, G., Erlanger juristische Vorlesungen des 18. und 19. Jahrhunderts, (in) Jb. f. fränk. Landesforschung 27 (1967), 241; Weimar, P., Die legistische Literatur, (in) Ius commune 2 (1969), 43; Scheltema, H., L’enseignement de droit, 1970; Finke, K., Die Tübinger Juristenfakultät 1477-1534, 1972; Köbler, G., Gießener juristische Vorlesungen, 1982; Schulen und Studium, hg. v. Fried, J., 1986; Meier, J., Der Rechtsunterricht an den Universitäten Köln und Bonn, Diss. jur. Köln 1987; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/GiessenerjuristischeVorlesungen1607-2007.htm
Rechtsvergleichung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die vergleichende Betrachtung unterschiedlicher Rechtsordnungen, insbesondere räumlich verschiedener, gleichzeitig geltender Rechtsordnungen. Sie wird ansatzweise bereits in dem Altertum betrieben. Besondere Bedeutung erlangt sie in der jüngeren Vergangenheit (19./20. Jahrhundert, beispielsweise →Feuerbach, →Gans, →Bachofen, →Mittermaier, →Rabel). S. Google
Lit.: Constantinesco, L., Rechtsvergleichung, Bd. 1f. 1971f.; Coing, H., Rechtsvergleichung als Grundlage der Gesetzgebung, (in) Ius commune 7 (1978), 160; Großfeld, B., Macht und Ohnmacht der Rechtsvergleichung, 1984; Wadle, E., Einhundert Jahre Rechtsvergleichende Gesellschaften, 1994; Stolleis, M., Nationalität und Internationalität, 1998; Rechtsvergleicher – verkannt, vergessen, verdrängt, hg. v. Großfeld, B., 2000 (Seminarreferate über Albert Hahl, Wilhelm Solf, Erich Schultz-Ewerth, Johann Jakob Bachofen, Adolf Bastian, Josef Kohler, Leonhard Adam, Pater Wilhelm Schmidt, Richard Thurnwald, Leo Frobenius, Josef Schmidlin, Eberhard Freiherr von Künßberg); Mohnhaupt, H., Vergleichung in Zeiten des Naturrechts der Aufklärung als Erkennnismethode, (in) FS K. Luig 2014, 97; Neuenbäumer, A., Zitelmann, E., Die Begründung der Rechtsvergleichung als Wissenschaft, 2014; Kischel, U., Rechtsvergleichung, 2015
Rechtsverweigerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verweigerung des rechtlich Gebotenen, insbesondere eines rechtlichen Verfahrens durch die zuständige Person. Sie findet sich an unterschiedlichen, vereinzelten Stellen (beispielsweise sind nach →Lex Salica 57 urteilsverweigernde Rachinburgen bußpflichtig, wird das →Reichskammergericht 1495 für Fälle von Rechtsverweigerung zuständig - rechtstatsächlich aber nicht allzu häufig - oder kann in dem Deutschen Bund bei Verweigerung einer gerichtlichen Entscheidung durch die Gerichtsbarkeit die →Bundesversammlung angerufen werden). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewährt die deutsche Verfassung demgegenüber eine Rechtsweggarantie. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 92, 153, 200; Perels, K., Die Justizverweigerung im alten Reiche, ZRG GA 25 (1904), 1; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Schmitt-Weigand, A., Rechtspflegedelikte in der fränkischen Zeit, 1962; Wollschläger, C., Ungleiche Justizgewähr und Zivilprozesshäufigkeit, (in) FS H. Coing, 1982, 435; Oestmann, P., Rechtsverweigerung im alten Reich, ZRG 127 (2010), 55; Stodolkowitz, S., Rechtsverweigerung und Territorialjustiz, ZRG GA 131 (2014), 128
Rechtsweg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1563 [OÖssterr./ÖW. XIII 72] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist allgemein der Weg zu der Erreichung eines rechtlichen Zieles insbesondere durch die Gerichtsbarkeit. S. Google
Rechtsweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [DortmUB. I 475] in acht Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Weistum
rechtswidrig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht beleg, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1797) widerrechtlich, der Rechtsordnung widersprechend
Rechtswidrigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Adjektiv rechtswidrig 1797) ist der Widerspruch zu der Rechtsordnung. Die Rechtswidrigkeit erscheint bereits zusammen mit dem ältesten Recht. Sie ist besondere Voraussetzung für verschiedene Rechtsfolgen (beispielsweise Strafe, Schadensersatz). S. Google
Lit.: Kaser § 36 II 5; Köbler, DRG 204; Wolzendorff, K., Staatsrecht und Naturrecht, 1916; Koch, B., Rechtsbegriff und Widerstand, 1985; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Rechtswissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1667 [Frankfurt am Main/Stoltenb, Gruppw. 48 Anm.] in dreizehn Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die die rechtliche Sollensordnung betreffende Wissenschaft. Eine Vorform von Rechtswissenschaft entsteht als Jurisprudenz (Rechtsklugheit) in dem klassischen römischen Recht, verliert sich danach aber mit dem Zurücktreten der Rechtskundigen in Rom (3. Jahrhundert n. Chr.) weitgehend. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts wird die Rechtswissenschaft in Bologna an Hand der überlieferten Quellen des römischen Rechtes (neu) begründet (→Glossatoren). Von hier breitet sie sich als universitär betriebene Wissenschaft über ganz Europa und dnach auch die übrige Welt aus (→Kommentatoren, →mos Gallicus, →usus modernus, →Naturrecht, →historische Rechtsschule, →Pandektistik). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nimmt die Zahl der rechtswissenschaftlichen Bildungsstätten nochmals sprunghaft zu. Um 1995 gibt es rund 750000 Studierende der Rechtswissenschaft in Europa. S. Google
Lit.: Söllner § 11, 16; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 2, 8, 29, 51, 105, 143, 184, 228, 254; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Jerusalem, F., Kritik der Rechtswissenschaft, 1948; Quellenbuch zur Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, hg. v. Wolf, E., 1950; Schmitt, C., Die Lage der europäischen Rechtswissenschaft, 1950; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Gmür, R., Savigny und die Entwicklung der Rechtswissenschaft, 1962; Rehfeldt, B., Einführung in die Rechtswissenschaft, 1962; Ogris, W., Der Entwicklungsgang der österreichischen Privatrechtswissenschaft, 1968; Coing, H., Die ursprüngliche Einheit der europäischen Rechtswissenschaft, 1968; Philosophie und Rechtswissenschaft, hg. v. Blühdorn, J. u. a., 1969; Stephanitz, O. v., Exakte Wissenschaft und Recht, 1970; Jörgensen, S., Grundzüge der Entwicklung der skandinavischen Rechtswissenschaft, (in) JZ 25 (1970), 529; Kleinheyer, G./Schröder, J., Deutsche und europäische Juristen aus neun Jahrhunderten, 4. A. 1996, 5. A. 2008; Tarello, G., Storia della cultura giuridica moderna, Bd. 1 1976; Stühler, H., Die Diskussion um die Erneuerung der Rechtswissenschaft von 1780-1815, 1978; Dubischar, R., Theorie und Praxis in der Rechtswissenschaft, 1978; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“ auf deutschen Universitäten an der Wende zum 19. Jahrhundert, 1979; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Herberger, M., Rechtswissenschaftsgeschichte, (in) Rechtshistorisches Journal 3 (1984), 150; Gouron, A., La science du droit dans le Midi, 1984; Historische Soziologie der Rechtswissenschaft, hg. v. Heyen, E., 1986; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987; Rechtswissenschaft in Göttingen, hg. v. Loos, F., 1987; Rechtswissenschaft im NS-Staat. Der Fall Eugen Wohlhaupter, hg. v. Hattenhauer, H., 1987; Radding, C., The Origins of Medieval Jurisprudence, 1988; Bürge, A., Neue Quellen zur Begegnung der deutschen und französischen Rechtswissenschaft im 19. Jahrhundert, ZRG GA 110 (1993), 546; Lange, H., Die Anfänge der modernen Rechtswissenschaft, 1993; Rechtswissenschaft in der Bonner Republik, hg. v. Simon, D., 1994; Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1995; La science juridique française et la science juridique allemande de 1870 à 1918, hg. v. Beaud, O., 1997; Kiesow, R., Das Naturgesetz des Rechts, 1997; Erkenntnisgewinne, Erkenntnisverluste, hg. v. Acham, K. u. a., 1998; Eine deutsch-französische Rechtswissenschaft?, hg. v. Beaud, O. u. a., 1999; Braun, J., Einführung in die Rechtswissenschaft, 3. A. 2007; Sailer, R., Verwissenschaftlichung des Rechts in der Rechtspraxis?, ZRG GA 119 (2002), 106; Der Gestaltungsanspruch der Wissenschaft, hg. v. Acham, K. u. a., 2007; Das Proprium der Rechtswissenschaft, hg. v. Engel, C., 2007; http://www.koeblergerhard.de/werwarwer20020226.htm; Rechtswissenschaft. Zeitschrift für rechtswissenschaftliche Forschung, Bd. 1ff. 2010ff.; Rechtswissenschaft als juristische Doktrin, 2011; Pennington, K., The Beginning of Roman Law Jurisprudence and Teaching in the Twelth Century – The Authenticae, (in) Rivista internazionale di diritto comune 22 (2011) 35 (wohl vor 1140); Rechtswissenschaft als Kulturwissenschaft, hg. v. Senn, M., 2012; Winkler, V., Der Kampf gegen die Rechtswissenschaft - Franz Wieackers Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 2014; Wendepunkte der Rechtswissenschaft, hg. v. Heun, W. u. a., 2014; Selbstreflexion der Rechtswissenschaft, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2015; Rechtswissenschaft in der Berliner Republik, hg. v. Duve, T. u. a., 2018
Rechtswohltat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler 2353] in 36 Stellen als Lehnübersetzung von lat. [N.] beneficium iuris belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →beneficium
Lit.: Kaser § 32 III; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985
Rechtswort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1691 [Stieler 2579] und 1799 [RepRecht III 58] in 2 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Rechtssprache
Lit.: Köbler, DRG 10; Deutsches Rechtswörterbuch, Bd. 1ff. 1914ff. (2019 bis Stegrecht, 2020 bis Ende S); Freudenthal, K., Arnulfingisch-karolingische Rechtswörter, 1949; Hyldgaard-Jensen, K., Rechtswortgeographische Studien 1, 1964; Schmidt-Wiegand, R., Studien zur historischen Rechtswortgeographie, 1978; Speer, H., Das deutsche Rechtswörterbuch, Historical Lexicography of the German Language 2, hg. v. Goebel, U. u. a., 1991, 675; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Köbler, G., Juristisches Wörterbuch, 13. A. 2004, 14. A. 2007, 16. A. 2016, 17. A. 2017, 18. A. 2022; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Rechtszug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1595 [ZofingenStR. 241] in 13 Stellen mit unterschiedlichen Bedeutungen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist (ab 1795 [Josephinismus IV 268]) der jeweils einem bestimmten Gericht zugeordnete Verfahrensabschnitt eines Rechtsstreits. Voraussetzung für einen Rechtszug ist eine mehrstufige Gerichtsbarkeit. Sie entsteht in Rom seit Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) und nach dem Untergang Westroms wohl neu seit dem Hochmittelalter. Die deutsche ordentliche Gerichtsbarkeit kennt seit 1877/1879 den meist dreistufigen Rechtszug, dem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch die Überprüfung einer Entscheidung durch das Bundesverfassungsgericht und europäische Gerichte nachfolgen kann. Nur in einem weiteren Sinn ist Rechtszug auch die Einholung einer Rechtsauskunft bei einer anderen Stelle (z. B →Oberhof). S. Google
Lit.: Kaser § 87 I 9; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86; Seelmann, W., Der Rechtszug im älteren deutschen Recht, 1910; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Jänichen, H., Der Rechtszug im Spätmittelalter am oberen Neckar, (in) Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 15 (1956), 214; Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976; Ebel, F., Statutum und ius fori, ZRG GA 93 (1976), 100; Müller, H., Oberhof und neuzeitlicher Territorialstaat, 1978; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985
Recklinghausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in dem Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfalen mit etwa 110000 Einwohnern
Lit.: Meineke, B., Die Ortsnamen des Kreises Recklinghausen, der Stadt Bottrop und der Stadt Gelsenkirchen, 2021
recognitio, recōgnitio, lat., F., Wiedererkennung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recōgnōscere
recognitio (lat. [F.]) Beglaubigung
Lit.: Classen, P., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977
Records sind die bis 1731 in lateinischer Sprache geführten Protokolle der Gerichte des →englischen Rechtes (im Gegensatz zu den in Lawfrench gehaltenen reports [der jungen Anwälte] der year books).
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000
Reconquista (span., Wort mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, F.) Wiedergewinnung Spaniens durch die Christen gegen die Araber (8.-15. Jahrhundert)
Lit.: Lomax, D., Die Reconquista, 1980; Vones, L., Geschichte der iberischen Halbinsel, 1993; Jaspert, N., Die Reconquista, 2019
Rectitudines (lat., F.Pl.) singularum personarum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Rechte einzelner Personen) ist der Name des in dem →Quadripartitus enthaltenen lateinischen Traktats des frühen englischen Rechtes (Mitte 10. Jahrhundert, überarbeitet um 1020?) über die Pflichten der Hintersassen nach Hofrecht.
Lit.: Brunner, H., Geschichte der englischen Rechtsquellen, 1909; Loyn, H., Anglo-Saxon England and the Norman Conquest, 1962
rector, rēctor, rēctur, lat., M., Lenker, Leiter (M.), Führer, Regierer, Beherrscher, Mentor, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. regere, Richter
recuperator, recuperātor, reciperātor, lat., M., Wiedererwerber, Wiederbeschaffer, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recuperāre, recipere, s. Rekuperator
Lit.: Söllner § 9; Köbler, DRG 19; Schmidlin, B., Das Rekuperatorenverfahren, 1963
recursus, lat., M., Rücklauf, Rückfahrt, Rückzug, Rückkehr, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. recurrere, Rekurs
Recursus (M.) ab abusu (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Rekurs von dem Missbrauch) ist in Frankreich seit dem Spätmittelalter die Beschwerde bei den staatlichen Gerichten gegen den Missbrauch der geistlichen Gewalt.
Lit.: Eichmann, E., Der recursus ab abusu, 1903; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983, Kap. 18
Recursus (M.) ad comitia (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, lat., Rekurs zum Reichstag) ist in dem Heiligen Römischen Reich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts die Anfechtung von Urteilen des Reichskammergerichts und des Reichshofrats vor dem Reichstag. Der recursus ad comitia bleibt sachlich meist ohne besondere Auswirkung.
Lit.: Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973, 398
Rede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 789? [MSD. 208] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Darlegung einer Gedankenfolge gegenüber der Öffentlichkeit in mündlicher Form. Mit der Kunst der beeindruckenden und möglichst überzeugenden Rede befasst sich bereits in der griechischen und römischen Antike die Rhetorik. In England entwickelt sich seit 1688, in den Vereinigten Staaten von Amerika seit 1776 und in Frankreich seit 1789 eine feste Einrichtung der öffentlichen, vor allem in dem Parlament gehaltenen Rede. Die ersten modernen politischen Reden in deutscher Sprache finden sich in den nach der französischen Revolution an Frankreich gelangten linksrheinischen Gebieten. S. Google
Lit.: Politische Reden 1 (1792-1867), 2 (1869-1914), hg. v. Wende, P., 1990
Redefreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1817 [Klüber, ÖffRecht 694] 2 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Parlament, Meinungsfreiheit
reden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 810 [Notker I 617!] belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sprechen
reditus, erdditus, lat., M., Rückkehr, Rückkunft, Einkommen, Einkunft, Abgabe, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. redīre
Redintegranda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Adj., zurückzugewährend) ist das Anfangswort eines auf die pseudoisidorischen Dekretalen des 9. Jahrhunderts zurückgehenden canons →Gratians (um 1140), nach dem ein vertriebener Bischof gegen ein Strafverfahren gegen ihn eine Einrede hat, so lange er nicht wieder in sein Amt eingesetzt wird, und jedes Urteil, das vor dieser Wiedereinsetzung ergeht, fehlerhaft ist. Später entwickelt sich über die (lat.) actio (F.) spolii hieraus die Besitzschutzklage.
Lit.: Hübner § 29 III 2b; Bruns, C., Die Besitzklagen, 1874
Redjeva (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deuteschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Ratgeber) ist in dem hochmittelalterlichen Recht Frieslands ein Berater von Richter und →asega, der in der Mitte und in dem Osten bald den asega ersetzt.
Lit.: Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840, Neudruck 1960; Jaekel, H., Abba, asega und redjeva, ZRG GA 27 (1906), 114; Gerbenzon, P., Apparaat voor de studie van oudfries recht, Teil 1f. 1981; Köbler, G., Altfriesisch-neuhochdeutsches und neuhochdeutsch-altfriesisches Wörterbuch, 1983
Reede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1580 [Rigafahrer 220] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ankerplatz für Schiffe
Reeder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [KampenStR. I 73] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Schiffseigner.
Reederei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1727 [PreußSeeR. I 2] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verbindung mehrerer Schiffseigner. Sie findet sich der Sache nach bereits in dem Altertum. Eine jeweils umfassende gesetzliche Regelung bringen das preußische →Allgemeine Landrecht von 1794, das →Allgemeine Deutsche Handelsgesetzbuch von 1861 und das →Handelsgesetzbuch von 1897/1900. S. Google
Lit.: Hübner; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Seamen in Society, hg. v. Adam, P., 1980; Schmidt, K., Die Partenreederei, 1995
Referendar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1485 [Schulz, FremdWB. III 204] in neun Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] referendarius) ist in dem spätantiken römischen Recht (427 n. Chr.) der kaiserliche Berichterstatter. Als Titel für hohe Amtsträger erscheint Referendar auch in dem Mittelalter (beispielsweise in Italien in dem 7. Jahrhundert, in der päpstlichen Kanzlei in dem 14. Jahrhundert). Seit 1748 ist in →Preußen der angehende Jurist nach zwei von insgesamt drei Prüfungen Referendar, seit 1869 nach einer von insgesamt zwei Prüfungen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Jescheck, H., Die juristische Ausbildung in Preußen und im Reich, 1939; Bleek, W., Von der Kameralausbildung zum Juristenprivileg, 1972; Mehrlein, A., Die Zweiteilung der Juristenausbildung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1976; Classen, P., Kaiserreskript, 1977
referendarius, referendārius, refrendārius, lat., M., Referendar, Kanzler, Vorsteher der königlichen Kanzlei, Geheimreferendar, Geheimsekretär, Kabinettschef, Cassiod., Conc. (449/450 n. Chr.), s. latein_a_z.docx,und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, s. referre
Referendum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Volksabstimmung
referre, lat., V., zurücktragen, zurückbringen, zurückschaffen, zurückerstatten, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, ferre
Reform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Schulz, FremdWB. III, 215] in drei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiederherstellung einer (früheren) Form und Herstellung einer (neuen) Form
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1967; Weis, E., Montgelas, 1971; Bradler-Rottmann, E., Die Reformen Kaiser Josephs II., 1973; Angermeier, H., Die Reichsreform, 1984; Wolgast, E., Revolution, Reform, Restauration, hg. v. Mohnhaupt, H., 1988; Reform von Kirche und Reich zur Zeit der Konzilien von Konstanz (1414-1418) und Basel (1431-1449), hg. v. Hlaváček, I. u. a., 1996; Kaufhold, M., Die Rhythmen politischer Reformen im späten Mittelalter, 2008; Beach, A., The Trauma of Monastic Reform, 2017 (an Hand der Chronik von Petershausen)
reformare, refōrmāre, lat., V., umgestalten, umbilden, verwandeln, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, fōrmāre
reformatio, refōrmātio, lat., F., Umgestaltung, Verbesserung, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx s. refōrmāre
Reformatio in peius (iudici appellato non licet) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.). (Die Rechtsmittelinstanz darf das Urteil) nicht zu Lasten des Anfechtenden abändern. In dem Deutschen Reich wird zwischen 1933 und 1945 das Verbot der reformatio in peius eingeschränkt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 235; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-223, Digesten 49, 1, 1, pr.)
Reformatio (F.) Sigismundi (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) (Reformation Sigmunds) ist die vermutlich in Basel an dem Ende des Jahres 1439 in kurzer Zeit entstandene, in 16 Handschriften überlieferte Reformschrift eines unbekannten Verfassers. Sie fordert von den Geistlichen eine Beschränkung auf geistliche Aufgaben und von den weltlichen Herren Aufhebung der Unfreiheit, der Freizügigkeitsbeschränkung sowie Schutz vor Wucher und überhöhten Abgaben. Sie ist Ausdruck eines Verlangens nach Veränderung noch vor dem eigentlichen Beginn der Neuzeit.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Angermeier, H., Der Ordnungsgedanke in den Reichsreformbestrebungen, Diss. phil. München 1954 masch.schr.; Dohna, L. Graf zu, Reformatio Sigismundi, 1960; Reformation Kaiser Siegmunds, hg. v. Koller, H., 1964; Struve, T., Reform oder Revolution?, (in) ZGO 126 (1978), 73; Krieger, K., König, Reich und Reichsreform, 1992, 117
Reformation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1400 [ChartPierreGand II 151 als reformacie aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen] belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische reformatio, F., Umgestaltung, um 125-175 n. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb reformeren aus reformare um 1340) ist die Zurückbildung eines gegenwärtigen (schlechten) Zustands (bzw. einer gegenwärtigen Form) in einen ursprünglichen (einwandfreien) Zustand (bzw. eine ursprüngliche Form) bzw. die Veränderung eines tatsächlichen (unvollkommenen) Zustands zu einem besseren oder guten Zustand. In der christlichen Kirche ist Reformation die vergleichbaren Bestrebungen John Wiclifs (1330-1384) in Oxford und Jan Hus‘ (1361-1415) in Prag folgende, von Martin →Luther (1483-1546) an dem 31. 10. 1517 durch Anschlag von 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg in Gang gesetzte, unter erfolgreicher Nutzung des jungen Buchdrucks schnell verbreitete und in dem Laufe des 16. Jahrhunderts weitgehend abgeschlossene Erneuerungsbewegung, welche die Erlösung des sündigen Menschen statt auf (käufliche) gute Werke (→Ablass) auf die Gnade Gottes zurückführt und die nach wechselvollem Verlauf eines Religionskriegs 1555 in dem →Augsburger Religionsfrieden anerkannt wird. Sie stärkt die Staatsgewalt einerseits und die Freiheit andererseits. In dem Recht ist Reformation die unterschiedlich weit reichende Veränderung des einheimischen Rechtes durch Aufnahme römisch-kanonistischer Rechtsregeln in neu gefasste Stadtrechte und Landrechte (beispielsweise →Nürnberg 1479/1484, (→Tübingen 1493,) →Worms 1499, →Frankfurt am Main 1509, →Bayern 1518, →Freiburg im Breisgau 1520, Windsheim 1521, Brandenburg 1527, Innerösterreich 1533, Württemberg 1555, Solms 1571, Kursachsen 1572) während des 15. bis 17. Jahrhunderts. Dabei werden der Süden und das Prozessrecht, Schuldrecht, Fahrnisrecht und Erbrecht stärker verändert als der Norden und das Liegenschaftsrecht und das Ehegüterrecht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 232; Köbler, DRG 129, 130, 138; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 313; Burdach, K., Reformation, Renaissance, Humanismus, 1918; Coing, H., Die Frankfurter Reformation von 1578, 1935; Heckel, J., Lex charitatis, 1953, 2. A. 1973; Knoche, H., Ulrich Zasius und das Freiburger Stadtrecht, 1957; Moeller, B., Reichsstadt und Reformation, 1962; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Lortz, J., Die Reformation in Deutschland, Bd. 1f. 6. A. 1982f.; Weltwirkung der Reformation und Gegenreformation, 2. A. 1982; Wohlfeil, R., Einführung in die Geschichte der Reformation, 1982; Martin Luther und die Reformation im Reich (Katalog), hg. v. Boll, G., 1983; Reformation der Stadt Nürnberg, hg. v. Köbler, G., 1984; Wolgast, E., Reform, Reformation, (in) Geschichtliche Grundbegriffe, hg. v. Brunner, O. u. a., 5 (1984) 313ff.; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; Blickle, P., Gemeindereformation, 1985; Die reformierte Konfessionalisierung in Deutschland, hg. v. Schilling, H., 1986; Sendler, B., Die Rechtssprache in den süddeutschen Stadtrechtsreformationen, 1990; Lutz, H., Reformation und Gegenreformation, 1991, 4. A. 1997, 5. A. 2002; Blickle, P., Die Reformation im Reich, 3. A. 2000; Wolgast, E., Hochstift und Reformation, 1995; Keune, H., Die Durchsetzung der Reformation in den Territorien, Diss. jur. Bonn 1999; Die deutsche Reformation zwischen Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Brady, T., 2001; Burkhardt, J., Das Reformationsjahrhundert, 2002; Oberman, H., Zwei Reformationen, 2003; Ganzer, K., Die religiösen Bewegungen im Italien des 16. Jahrhunderts, 2003; Berman, H., Law and Revolution II, 2003; Mörke, O., Die Reformation, 2005, 2. A. 2011; Hamm, B./Welker, M., Die Reformation, 2008; Kaufmann, T., Geschichte der Reformation, 2009; Marshall, P., The Reformation, 2009; Tropper, C., Glut unter der Asche und offene Flamme, 2011; Kaufmann, T., Der Anfang der Reformation, 2012; Scott, T., The Early Reformation in Germany, 2013; Dixon, C., Contesting the Reformation, 2012; Das Reformatorenlexikon, hg. v. Leppin, V. u. a., 2013, 2. unv. A. 2016; Schmoeckel, M., Das Recht der Reformation, 2014; Zwischen Reform und Abgrenzung – Die Römische Kirche und die Reformation, hg. v. Kohnle, A. u. a., 2014; Negative Implikationen der Reformation?, hg. v. Greiling, W. u. a., 2015; Reformation, hg. v. Pohlig, M., 2015; Kaufmann, T., Erlöste und Verdammte, 2016; Archeologies of Confession, hg. v. Johnson, C. u. a., 2017; Reformation und Recht – Ein Beitrag zur Kontroverse um die Kulturwirkungen der Reformation, hg. v. Strohm, C., 2017; Dalferth, I., God first – Die reformatorische Revolution der christlichen Denkungsart, 2018; Wyclif, J., De scientia Dei, 2018; Nowakowska, N., King Sigismund of Poland and Martin Luther. The Reformation before Confessionalization, 2018; Reformation in Tirol und im Trentino, hg. v. Andergassen, L. u. a., 2019; Grochowina, N., Reformation, 2020; Diestelkamp, B., Die Frankfurter Reformation König Friedrichs III. vom 14. August 1442 – Ein bedeutsames Gesetz der Reichsreformzeit, ZRG GA 138 (2021), 102 (mehr als 16 Kanzleiausfertigungen)
reformieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1439 [RefSigm. Koller 74 und 153] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische reformare, V., umgestalten, umbilden verwandeln, 43 v. Chr.-18 n. Chr. des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) besser machen, in eine andere Form bringen
Regal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1312 [Apokalypse des Heinrich von Hesler] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1350 [MWirzib. V 474] belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem König beanspruchte Recht (lat. [ius] regale), das seit (dem Wormser Konkordat von) 1122 so bezeichnet wird. Auf dem Reichstag in Roncaglia erfolgt 1158 eine (unvollständige) Aufzählung der Regalien. Einzelne Regale sind etwa Salzregal, Bergregal, Judenregal, Zollregal, Marktregal, Münzregal, Schatzregal, Bodenregal, Wegeregal, Geleitsregal, Stromregal, Wasserregal, Mühlenregal, Forstregal, Jagdregal, aber auch Gesetzgebung, Privilegienerteilung, Kriegserklärung, Universitätsgründung oder Verleihung des Doktorgrads. Seit dem 12. Jahrhundert gehen die Regale (Regalien) von dem König auf die Landesherren über und es entstehen nur noch vereinzelt neue Regale (beispielsweise Postregal, Bücherregal als Oberaufsicht über das Bücherwesen). In der Hand des Landesherrn werden die Regale Teil der allgemeinen Staatsgewalt (Hoheitsrecht) bzw. privatrechtlich-fiskalisches Recht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 109, 113, 124, 150, 167; Wopfner, H., Das Almendregal des Tiroler Landesfürsten, 1906; Pöschl, A., Die Regalien der mittelalterlichen Kirchen, 1928; Thieme, H., Zur Funktion der Regalien im Mittelalter, ZRG GA 62 (1942), 57; Classen, P., Der Prozess um Münsteuer (1154-[11]76) und die Regalienlehre Gerhochs von Reichersberg, ZRG GA 77 (1960), 324; Appelt, H., Der Vorbehalt kaiserlicher Rechte in den Diplomen Friedrich Barbarossas, (in) MIÖG 68 (1960), 81; Schrader, E., Bemerkungen zum Spolien- und Regalienrecht der deutschen Könige im Mittelalter, ZRG GA 84 (1967), 128; Lot, F./Fawtier, R., Histoire des institutions françaises, Bd. 2 1985; Waitz, H., Die Entwicklung des Begriffs der Regalien, Diss. jur. Frankfurt am Main 1939; Howell, M., Regalian Right in Medieval England, 1962; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975
Regel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Richtschnur, Leitlinie
Lit.: Matthies, D., Exemplifikationen und Regelbeispiele, 2009; Schwintowski, H., … denn sie wissen nicht, was sie tun!, 2015
Regen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) Ortsname, N.
Lit.: Burkhardt, M., Regen, Landgericht Zwiesel und Regen, Pfleggericht Weißenstein, 1975
Regensburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Donau wird nach römischen Anfängen (80 n. Chr.) in dem Frühmittelalter Hauptsitz des Herzogs der Bayern und in dem Hochmittelalter Reichsstadt (1245). Von 1663 bis 1806 tagt dort der immerwährende →Reichstag. 1962 wird Regensburg Sitz einer Universität.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Lindner, L., Das bürgerliche Recht der Reichsstadt Regensburg, Diss. jur. Erlangen 1909; Regensburger Urkundenbuch, Bd. 1 1913; Knapp, H., Alt-Regensburgs Gerichtsverfassung, 1914, Neudruck 1978; Heimpel, H., Das Gewerbe der Stadt Regensburg, 1926; Ziegler, A., Beiträge zur Rechtsgeschichte von Regensburg, 1931; Morré, F., Ratsverfassung und Patriziat in Regensburg, (in) Verhandlungen des historischen Vereins für Regensburg und Oberpfalz 85 (1935); Klebel, E., Landeshoheit in und um Regensburg, (in) Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 90 (1940); Die Traditionen des Hochstifts Regensburg, hg. v. Widemann, J., 1943; Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte der Juden in Regensburg 1453-1738, bearb. v. Straus, R., 1960; Fürnrohr, W., Der immerwährende Reichstag zu Regensburg, 1963; Ambronn, K., Verwaltung, Kanzlei und Urkundenwesen der Reichsstadt Regensburg im 13. Jahrhundert, 1968; Bauer, K., Regensburg, 1970, 6. A. 2014; Bierther, K., Der Regensburger Reichstag von 1640/1641, 1971; Kleinheyer, G., Die Regensburger peinliche Gerichtsordnung, (in) FS H. Krause, 1975, 110; Eikenberg, W., Das Handelshaus der Runtinger zu Regensburg, 1976; Schmid, D., Regensburg 1, 1976; Kraus, A., Regensburg 1989; Schmid, A., Regensburg, 1994; Schmuck, J., Ludwig der Bayer und die Reichsstadt Regensburg, 1997; Geschichte der Stadt Regensburg, hg. v. Schmid, P., 2000; Deutsch, C., Ehegerichtsbarkeit im Bistum Regensburg (1480-1538), 2005; Friedrich, S., Drehscheibe Regensburg, 2007; Schmidt, R., Zur Rechtsprechung Regensburger Gerichte im 14. Jahrhundert, ZRG GA 125 (2008), 82; Trapp, E., Welterbe Regensburg, 2008; Kalb, J., Die innerstädtische Auseinandersetzung in Regensburg am Ende der Reichsunmittelbarkeit, 2014; Netzwerke gelehrter Mönche – St. Emmeram im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Löffler, N. u. a., 2015; Kleine Regensburger Münzgeschichte, hg. v. Beer, J. u. a., 2016; Nickel, V., Widerstand durch Recht - Der Weg der Regensburger Juden bis zu ihrer Vertreibung (1519) und der Innsbrucker Prozess (1516-1522), 2018; Dietz, K./Fischer, T., Regensburg zur Römerzeit, 2018; Die Reichsstadt Regensburg und die Reformation, hg. v. Rudolph, H., 2018; Ehm, R./Smolorz, R., April 1945 – Das Kriegsende im Raum Regensburg, 2019
regens, regēns, lat., (Part. Präs.=)M.: nhd. Fürst, s. regere
Regent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Mnl.WB. VI 1198] bzw. 1499 [KölnChr. II 568] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Herrscher oder Fürst oder der Mensch, der für einen anderen in dem Falle einer Verhinderung die Regierungsgewalt ausübt.
Lit.: Fricke, H., Reichsvikare, Reichsregenten und Reichsstatthalter, Diss. phil. Göttingen 1949 masch.schr.; Heckmann, M., Stellvertreter, 2002; Elpers, B., Regieren, Erziehen, Bewahren, 2003; Puppel, P., Die Regentin, 2004
regere, lat., V., richten, lenken, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *reg̑- (1), Adj., V., Sb., gerade (Adj.) (2), richten, lenken, recken, strecken, Richtung, Linie
regerere, lat., V., zurücktragen, wieder hintragen, aufwerfen, entgegenwerfen, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, gerere
Regest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische regestum, N., Listeneintrag, zu regerere, lat., V., zurückbringen, zurücktragen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Angabe von Ausstellungsdatum, Ausstellungsort, Aussteller, Adressat, Inhalt und Fundstelle einer Urkunde, Regesten die meist chronologisch geordnete Mehrheit einzelner Regeste (Urkundenverzeichnis) (beispielsweise der Kaiser und Könige des deutschen Reiches [Bd. 1 Die Regesten des Kaiserreichs unter den Karolingern 751-918, Bd. 2 Sächsisches Haus 919-1024, Bd. 3 Salisches Haus 1024-1125, Bd. 4 Ältere Staufer 1125-1197, Bd. 5 Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV., Friedrich II. Heinrich u. s. w., Bd. 14 Ausgewählte Regesten des Kaiserreiches unter Maximilian I. 1493-1519]).
Lit.: Köbler, DRG 145; Böhmer, J. F., Regesta imperii, Bd. 1ff. 1831ff., 2. A. 1889ff.; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1f. 4. A. 1968ff.; Brandt, A., Regesten der Lübecker Bürgertestamente des Mittelalters, Bd. 1ff. 1964ff.; Santifaller, L., Bericht über die Regesta imperii (1829-1967), (in) Anzeiger der phil.-hist. Kl. d. österreichischen Ak. d. Wiss. 106 (1969), 299; Die Regesta Imperii, hg. v. Zimmermann, H., 2000; REGESTA IMPERII online – RI OPAC online http://regesten.regesta-imperii.de/ (http://www.regesta-imperii.org); Heinig, P., Regesta imperii, (in) DA 62 (2006), 631, 63 (2007), 613; Regesta pontificum Romanorum, hg. v. Jaffé, P., neu hg. v. Herbers, K., Bd. 1ff. 2016ff. (problematisch)
regieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1364 [JbGMrh. 6/7 1954/1955 82] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) leiten, lenken, beherrschen
Regierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1336 [GöttingenUB. I 122] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das kollegiale Verfassungsorgan, dem die Staatsleitung zusteht bzw. (Bezirksregierung) eine mittlere Landesbehörde. Von Regierung wird seit dem Spätmittelalter gesprochen. In der konstitutionellen Monarchie gewinnt die Regierung als Spitze der ausführenden Gewalt tatsächlich allmählich eine gewisse Eigenständigkeit gegenüber dem Herrscher, in dem parlamentarischen System ist sie von dem Vertrauen des Parlaments abhängig und wird deshalb von der Mehrheitspartei oder einer Mehrheitskoalition gestellt. (Politische) Akte der Regierung sind (nach nachrevolutionärem französischem Vorbild) grundsätzlich verwaltungsgerichtlicher Überprüfung entzogen. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 197, 247; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 361; Schücking, W., Der Regierungsantritt, 1899; Schlitter, H., Die Regierung Josephs II., 1900; Meyer, F., Der Begriff der Regierung im Rechtsstaat, 1948; Kassimatis, G., Der Bereich der Regierung, 1967, Neudruck 2014; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Knemeyer, F., Regierungs- und Verwaltungsreformen in Deutschland, 1970; Scheibelreiter, G., Der Regierungsantritt des römisch-deutschen Königs (1056-1138), Diss. phil. Wien 1971; Gesellschaft, Parlament und Regierung, hg. v. Ritter, G., Teil 1 1974; Frotscher, W., Regierung als Rechtsbegriff, 1975; Stürmer, M., Regierung und Reichstag, 1975; Die Regierungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten 1815/1933, hg. v. Schwabe, K., 1983; Reuschling, H., Die Regierung des Hochstifts Würzburg, 1984; Lodemann, C., Die Geschichte des französischen acte de gouvernement, 2005; Mittelalterliches Regieren in der Moderne oder Modernes Regieren im Mittelalter?, hg. v. Esders, S. u. a., 2015
Regiment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1340 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [HanseRez. VI 327] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Leitung, Heeresteil, Behörde (beispielsweise 1499 für die oberösterreichischen Länder in Innsbruck, 1501 für die niederösterreichischen Länder in Linz bzw. 1510 Wien, 1564 für die innerösterreichischen Länder in Graz, 1744 Landesjustizstellen, 1763 in Gubernien aufgegangen)
regimentum, lat., N., Leitung, Regierung, Fest. (2. Hälfte 2. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regere
Regino von Prüm (Altrip um 840?-Trier 892), aus fränkischem Adel (?), wird 892 Abt von Prüm (893 Anlegung des Prümer Urbars) und nach Vertreibung 899 Abt von St. Martin in Trier. Um 906 verfasst er das in zwei Bücher geteilte kirchenrechtliche Handbuch (lat.) De synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis (Über Synodalsachen und kirchliche Disziplinen) mit 96 Fragen an den Pfarrer und 89 Fragen an die Gemeindeglieder. Es wird von →Burchard von Worms verwertet. S. Google
Lit.: Libri duo de synodalibus causis, hg. v. Wasserschleben, F., 1840; Koeniger, A., Die Sendgerichte in Deutschland, Bd. 1 1907; Hellinger, W., Die Pfarrvisitation nach Regino von Prüm, (in) ZRG KA 48 (1962), 1, 49, (1963), 76; Lotter, F., Ein kanonistisches Handbuch über die Amtspflichten, (in) ZRG KA 62 (1976), 1; Schleidgen, W., Die Überlieferungsgeschichte der Chronik des Regino von Prüm, 1977; Schmitz, G., Ansegis und Regino, ZRG KA 74 (1988), 95; Das Sendhandbuch des Regino von Prüm, hg. v. Hartmann, W., 2004
Register (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 14. Jahrhundert [Peter Suchenwirts Werke] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Mudrich, SalzbArchivw. 1 Anm. 1] belegt sowie in den Bestandteilen über das mittellateinische registrum, N., Verzeichnis, 540-604 n. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Verzeichnis (beispielsweise römischer Behörden in dem Altertum, der Kirche seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. oder allgemein üblich seit dem 12./13. Jahrhundert)
Lit.: Silagi, G., Landesherrliche Kanzleien, 1984; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
registrum, mlat., N., Verzeichnis, Register, Greg. M. (540-604 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regerere
regnum, rēgnum, lat., N., Königsgewalt, Königsherrschaft, Regierung, unumschränkte Macht, hohe Gewalt, Thron, (Reich, Königreich,) Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regere, rēx
regnum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Reich, Königreich
Lit.: Herkenrath, R., Regnum und imperium – das Reich in der frühstaufischen Kanzlei (1138-1155), 1969; Goetz, H., Regnum – zum politischen Denken der Karolingerzeit, ZRG GA 104 (1987), 110; Staat- und Volkwerdung, hg. v. Brühl, C., 1995; Regna und gentes, hg. v. Goetz, H. u. a., 2002
regnum (N.) Teutonicum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) deutsches Reich (ab um 1000)
Lit.: Müller-Mertens, E., Regnum Teutonicum, 1970
regredi, regredī, lat., V., zurückschreiten, zurückgehen, zurückkommen, sich zurückziehen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, gradī
Regredienterbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1758 [Estor, RGel. II 159 und 165] 9 Archivzettel - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (regredi) und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) weichender Erbe (M.)
Regress (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [WürzbDiözGBl. 26 1964 208] in 14 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische regressus, M., rückläufige Bewegung, 81-43 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Rückgriff eines zunächst zu einer Leistung Verpflichteten auf einen weiteren, vielfach nur in dem Innenverhältnis zu der Erbringung der Leistung Verpflichteten. Er findet sich sachlich bereits in dem römischen Recht. Von der dortigen Verpflichtung des Gläubigers, dem leistenden Bürgen seine Forderung gegen den Schuldner abzutreten, ausgehend entwickelt sich für viele unterschiedliche Fälle des Regresses ein allgemeiner Forderungsübergang kraft Gesetzes.
Lit.: Kaser § 52 II 2; Schulz, F., Rückgriff und Weitergriff, 1907; Selb, W., Schadensbegriff und Regreßmethoden, 1963
regressus, lat., M., rückläufige Bewegung, Rückkehr, Rückkunft, Rückgang, Rücktritt, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regredī
regula, rēgula, lat., F., Leiste, Latte, Richtschnur, Regel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regere
regula (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische regula, F., Leiste, Richtschnur, Regel, 81-43 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) lat. [F.]) Richtschnur, Regel (beispielsweise regula iuris)
Lit.: Söllner § 15; Köbler, DRG 53
Regula (F.) aurea (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (lat.) (goldene [Verhaltens-]Regel) ist die schon dem Altertum geläufige Vorstellung, dass man so handeln solle, wie man wünsche, dass alle handeln würden bzw. alles unterlassen solle, von dem man wünsche, dass es andere unterlassen würden.
Lit.: Philippidis, L., Die Goldene Regel, 1929; Dihle, A., Die Goldene Regel, 1962; Spendel, G., Die Goldene Regel als Rechtsprinzip, (in) FS F. v. Hippel, 1967, 491
Regula (F.) Benedicti (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der seutrschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) (Benediktinerregel) ist die in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts von Benedikt von Nursia (um 480-557) für den von ihm geleiteten ältesten abendländischen Mönchsorden (→Benediktiner) als (lat. [F.]) lex (Gesetz) geschaffene, in 73 Kapitel gegliederte Klosterregel (Verfassung, Tugendlehre, Gottesdienst, Strafe, Verwaltung, Wahl, Aufnahme). Ihre Quellen sind die Bibel, Augustinus, monastisches Schrifttum und die nach 500 (Rom 1. Viertel 6. Jahrhundert) entstandene anonyme (lat.) regula (F.) magistri (Regel des Meisters). S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Die Benediktusregel, hg. v. Steidle, B., 4. A. 1980; Jakobs, U., Die Regula Benedicti als Rechtsbuch, Diss. jur. Frankfurt am Main 1985; Regula Benedicti, 1992
Regulae (F.Pl.) Ulpiani (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl., Regeln Ulpians) sind der vermutlich an dem Ende des 3. oder Anfang des 4. Jahrhunderts aus Schriften des Gaius, Ulpian und Modestin hergestellte römische Rechtstext, von dem ein Auszug in einer Handschrift der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts erhalten ist. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39 II 2b; Köbler, DRG 52
regular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische regularis, Adj., zu der Schiene gehörig, regelmäßig, 23/24-79 n. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) regelmäßig, regelgerecht
regulare, rēgulāre, lat., V., regeln, einrichten, Cael. Aur. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. regere regularis, rēgulāris, lat., Adj., zur Schiene gehörig, eine Richtschnur für die Lebensweise enthaltend, regelmäßig, Plin. (23/24-79 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. regula, regere
Regularkanoniker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der sich einer weitergehenden Lebensordnung (Regel) unterstellende →Kanoniker. S. Google
Lit.: Weinfurter, S., Neuere Forschungen zu den Regularkanonikern, (in) HZ 224 (1977), 379
regulieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1276-1318 [Frauenlob] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1566 [RAbsch. III 235] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) regeln
Regulierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [Landsberg, Gutachten 228] ein Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Änderung einer Lage durch Regeln. Die Regulierung der Probleme des natürlichen Monopols der Eisenbahnen wird in England (1844) und Preußen (1838) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit unzureichenden Mitteln versucht, denen gegenüber die Vereinigten Staaten von Amerika 1887 (Interstate Commerce Commission) erfolgreicher sind. S. Google
Lit.: Regulierung im Telekommunikationssektor, hg. v. Michalczyk, R. u. a., 2012; Moderne Regulierungssysteme - Regulierte Selbstregulierung im frühen Interventions- und Sozialstaat, hg. v. Collin, P. u. a., 2012; Gestaltung der Freiheit, hg. v. Schorkopf, F. u. a., 2013; Regulation between Legal Norms and Economic Reality, hg. v. Schulz, G. u., 2014
Regulierungsedikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 14. 9. 1811 in →Preußen erlassene Edikt die Rechte der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse betreffend, das nach dem 1798 in dem linksrheinischen Gebiet verwirklichten Vorbild Frankreichs zwecks Förderung der Staatseinkünfte dem einzelnen Bauern Eigentum an Grund und Boden verschafft. →Bauernbefreiung
Lit.: Köbler, DRG 174; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019
Rei vindicatio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.], Gewaltansag wegen der Sache) ist die Herausgabeklage des Eigentümers des klassischen römischen Rechtes, bei welcher der nichtbesitzende (zivile) Eigentümer dem besitzenden Nichteigentümer (beispielsweise Dieb) gegenübersteht, wobei neben der Herausgabe (Restitution) der Sache auch Sachschäden, Früchte und Aufwendungen zu beachten sind. Aus der rei vindicatio entwickelt sich in dem Hochmittelalter auch die zeitweise bedeutsame Unterscheidung von →Obereigentum und Untereigentum. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900 entspricht ihr § 985.
Lit.: Kaser §§ 4 I 1a, 21 I 2b, 22 II, 27 I, 59 II 7b, 81 II 1, 83 II 5; Söllner § 9; Köbler, DRG 41, 48, 61, 124; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 174, 191, 294, 297, 307; Pennitz, M., Der „Enteignungsfall“ im römischen Recht, 1991; Wimmer, M., Besitz und Haftung des Vindikationsbeklagten, 1996
Reich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 800 [Althochdeutscher Isidor] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Herrschaftsgebiet eines Herrschers. Dabei steht in dem Altertum das (lat.) imperium (N.) Romanum (römische Reich) in dem Vordergrund. Von den dessen weströmischen Teil auflösenden Reichen einzelner germanisch/germanistischer Völker gewinnt das fränkische Reich die größte Bedeutung. Unter dem Karolinger Karl (dem Großen) wird es an Weihnachten 800 zu einem Kaiserreich. Nach seiner Teilung (843/887) bleibt die Kaiserwürde grundsätzlich in dem ostfränkischen Reichsteil, der sich zu dem deutschen Reich entwickelt. Hier treten bald König/Kaiser und →Reichsstände einander gegenüber. An deren Gegensatz zerbricht unter dem Druck Napoleons bzw. Frankreichs das Reich an dem 6. 8. 1806 als Heiliges römisches Reich. Das von Bismarck 1871 geschaffene (zweite) Deutsche Reich, das nach der Ernennung Adolf Hitlers zu dem Reichskanzler an dem 30. 1. 1933 zeitweise als →Drittes Reich verstanden wird, ist demgegenüber ein eher kurzlebiger Nationalstaat. Nach 1945 wird der Begriff Reich für die Gegenwart bald allmählich durch Bund ersetzt. Von der Ausdehnung her größtes Reich der Weltgeschichte des Menschen dürfte das britische Weltreich gewesen sein.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 94, 101, 109, 112, 133, 138, 147, 150, 169, 172, 233; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 423; Becker, J., Kritik der deutschen Reichsverfassung, 1796ff., hg. v. Burgdorf, W., 2009; Zeumer, K., Heiliges römisches Reich deutscher Nation, 1910; Krammer, M., Der Reichsgedanke des staufischen Kaiserhauses, 1908; Heine, H., Das Werden des deutschen Reichs, 2. A. 1944; Thamm, M., Die Terminologie des Wortes „Reich“, Diss. phil. Frankfurt 1959; Wolfram, H., Splendor imperii, 1963; Herkenrath, R., Regnum und imperium, 1969 (SB Wien); Steinbach, H., Die Reichsgewalt und Niederdeutschland in nachstaufischer Zeit, 1968; Binder, H., Reich und Einzelstaaten während der Kanzlerschaft Bismarcks, 1971; Moraw, P., König, Reich und Territorium, 1971; Mühlen, P. v. zur, Die Reichstheorien in der deutschen Historiographie des frühen 18. Jahrhunderts, ZRG GA 89 (1972), 118; Duchhardt, H., Protestantisches Kaisertum und Altes Reich, 1977; Schubert, E., König und Reich, 1979; Müller-Mertens, E., Die Reichsstruktur im Spiegel der Herrschaftspraxis Ottos des Großen, 1980; Das römisch-deutsche Reich im politischen System Karls V., hg. v. Lutz, H., 1982; Kaiser und Reich, hg. v. Buschmann, A., 1984, 2. A. 1994; Schulze, H., Vom Reich der Franken zum Land der Deutschen, 1987; Aretin, K., Frhr. v., Das Reich, 1988; Weisert, H., Der Reichstitel bis 1806, (in) Archiv für Diplomatik 40 (1994), 441; Alternativen zur Reichsverfassung, hg. v. Press, V. u. a., 1995; Vogler, G., Absolutistische Herrschaft und ständische Gesellschaft, 1996; Neue Studien zur frühneuzeitlichen Reichsgeschichte, hg. v. Kunisch, J., 1997; Recht und Reich im Zeitalter der Reformation, hg. v. Roll, C., 2. A. 1997; Schulze, H., Kaiser und Reich, 1998; Schatz, J., Imperium, pax et iustitia, 2000; Gotthard, A., Das alte Reich 1495-1806, 2003, 4. A. 2011, 5. A. 2014; Reichspersonal, hg. v. Baumann, A. u. a., 2004; Das Reich und seine Territorialstaaten im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Klueting, H. u. a., 2004; Heilig – Römisch – Deutsch. Das Reich im mittelalterlichen Europa, hg. v. Schneidmüller, B., 2006; Carl, H., Kaiser, Reichstag, Reichsgerichte - das Reich als Medienereignis, 2012; Universal Empire, hg. v. Bang, P. u. a., 2012; Davies, N., Verschwundene Reiche, 2013; Imperien und Reiche in der Weltgeschichte, hg. v. Gehler, M. u. a., 2014; Was das Reich zusammenhielt, hg. v. Bongartz, J. u. a., 2017; Kumar, K., Visions of Empire, 2017; Brand, J., Wilhelm Adolph Harding (1768-1821), 2019
Reichenau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Insel in dem unteren Bodensee, auf der um 724 eine rasch bedeutend werdende Bendediktinerabtei gegründet wird, aus der eine Formelsammlung des späten 8. Jahrhunderts überliefert ist.
Lit.: Die Kultur der Reichenau, Bd. 1, hg. v. Beyerle, K., 1925; Die Gründungsurkunden der Reichenau, hg. v. Classen, P., 1977; Schmidt, R., Reichenau und St. Gallen, 1985; Richter, M., Neues zu den Anfängen, (in) ZGO 144 (1996), 1; Rappmann, R./Zettler, A., Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft, 1998; Verblichener Glanz, hg. v. Kreutzer, T., 2007; Bern von der Reicheau, De nigromantia seu divinatione daemonum contemnenda, übers. v. Becker, N., 2017; Die Reichenauer Lehenbücher, hg. v. Derschka, H., 2018
Reichsabschied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Brandenburg-Ansbach-Kulmbach/Sehling, EvKO. XI 88] in 34 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. recessus [M.] imperii) ist seit 1497 die in Deutsch gehaltene Zusammenfassung der Beschlüsse des Reichstags des Heiligen römischen Reiches an dem Ende der Tagung. Der Reichsabschied enthält die jeweils von dem Reichstag geschaffenen Gesetze und Beschlüsse. Der Reichsabschied erlangt mit der Verlesung in einer Schlusssitzung Gesetzeskraft. Die weitere Verbreitung des Reichsabschiedes ist den Reichsständen überlassen. Der jüngste Reichsabschied stammt von 1654. Danach werden die Reichsschlüsse des von diesem Zeitpunkt an immerwährenden Reichstags jeweils gesondert verkündet.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 6, 148; Neue und vollständige Sammlung der Reichsabschiede, hg. v. Schmauß, J. u. a., Teil 1ff. 1747, Neudruck 1967; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/NeueUndVollstaendigereSammlungDerReichsabschiede1747.pdf; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966, 134; Laufs, A., Der jüngste Reichsabschied von 1654, 1975; Hof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 1994
Reichsabt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Abt einer reichsunmittelbaren Abtei (Reichsabtei). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Vogtherr, T., Die Reichsabteien der Benediktiner, 2000; Zisterzienserklöster als Reichsabteien, hg. v. Krimm, K. u. a., 2017
Reichabtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Reichsabt
Reichsacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Valvasor; Krain III 1 S. 226] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter für das gesamte →Reich verhängte →Acht. Die hofgerichtliche und kammergerichtliche Reichsacht können nur gegen den ausgesprochen werden, der trotz dreimaliger Ladung vor den König oder das königliche Gericht ausbleibt. Löst sich der Geächtete nicht aus der Reichsacht, kann gegen ihn die Reichsaberacht verhängt werden. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Poetsch, J., Die Reichsacht, 1911; Battenberg, F., Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter, 1984
Reichsadel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1643 [Moscherosch, Ins. 46] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der mit dem →Reich besonders verbundene →Adel. Dies ist insbesondere der reichsunmittelbare Adel mit Reichsstandschaft in dem Reichstag. In einem weiteren Sinn zählt hierzu auch der durch das Reich seit dem 14. Jahrhundert (1346) geschaffene Briefadel. S. Google
Lit.: Bornhak, C., Deutsches Adelsrecht, 1929
Reichsadler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1542 [Beyschlag, BeitrNördl. II 23] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der als Symbol des →Reiches verwendete →Adler.
Reichsamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Valvasor, Krain III 1 S. 9] in zwölf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Keltische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die in dem (zweiten) Deutschen Reich seit 1870/1871 zu der Abwehr der liberalen Wunschvorstellungen eines verantwortlichen Reichsministeriums (Reichskanzleramts) gebildete selbständige Reichsbehörde (1870/1 auswärtiges Amt, 1872 Admiralität, 1873 Reichseisenbahnamt, 1876/1880 Reichspostamt, 1877 Reichsjustizamt, 1879 Amt für Inneres, 1879 Reichsschatzamt). Der Leiter eines Reichsamts wird bald dem Kaiser unmittelbar verantwortlich. Die Zahl der Reichsämter erhöht sich später noch weiter. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 196
Reichsapfel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1653? [Moser, StaatsR. VII 150] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die als Symbol des Reiches (Reichskleinod) verwendete Kugel, die auf der Grundlage antiker Vorbilder in dem Mittelalter (Heinrich II., Heinrich IV. [1106], Heinrich VI. [1191]) erscheint. Der tatsächlich noch vorhandene Reichsapfel stammt vielleicht aus dem späten 12. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Schramm, P., Sphaira, Globus, Reichsapfel, 1958
Reichsarbeitsdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf der Grundlage früherer freiwilliger Arbeitsdienste der studentischen Arbeitslagerbewegung von Adolf →Hitler 1935 zwecks Beseitigung der Arbeitslosigkeit eingerichtete Arbeitsdienst mit einer halbjährigen Arbeitsdienstpflicht. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Reichsarchiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1678 [RAbsch. IV 118] in zehn Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach älteren erfolglosen Versuchen 1919 in Potsdam gegründete zentrale Archiv des (zweiten) Deutschen Reiches. Sein Nachfolger ist in der Bundesrepublik Deutschland das Bundesarchiv (in Koblenz).
Lit.: Lünig, J., Teutsches Reichsarchiv, Bd. 1ff. 1713ff.; Rühle, G., Das Dritte Reich, Bd. 1ff. 1934ff.
Reichsbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1812 [Botzenhart, Frhr. v. Stein IV 105] 5 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 1. 1. 1876 errichtete Zentralnotenbank des (zweiten) Deutschen Reiches zu der Regelung des Geldumlaufs, Erleichterung der Zahlungsausgleichungen und Nutzbarmachung des verfügbaren Kapitals, die tatsächlich 1945 und formal an dem 2. 8. 1961 aufgelöst wird.
Lit.: Beutler, R., Die Reichsbank, 1909; Wussow, H., Die Zentralbanken, Diss. jur. Frankfurt am Main 1955 masch.schr.; Clavert, F., Hjalmar Schacht, 2009
Reichsbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1792 [Herchenhahn, Reichshofrat I 200] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bischof des Reiches
Reichsbistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem fränkisch-deutschen Reich bestehende Bistum bzw. das reichsunmittelbare Bistum. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Feine, H., Die Besetzung der Reichsbistümer, 1921, Neudruck 1964
Reichsbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1565 [Wetterau/GrW. IV 644] in 20 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Bürger des Reiches
Reichsbürgergesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 15. 9. 1935 geschaffene Gesetz, das als Reichsbürger nur die Staatsbürger deutschen oder artverwandten Blutes ansieht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 222; Stuckart/Globke, H., Reichsbürgergesetz, 1936
Reichsdeputation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1645 [ActPacWestph. III A 1, 1 S. 105 App.] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der von dem Reichstag des Heiligen Römischen Reiches seit dem 16. Jahrhundert gebildete Ausschuss. Die Reichsdeputation kann ordentliche Reichsdeputation oder außerordentliche Reichsdeputation sein. S. Google
Lit.: Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966, 74, 253
Reichsdeputationshauptschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1803 [OstbairGrenzm. 5 1961 267] in sechs Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der - von der Reichskirche des Heiligen römischen Reiches einigermaßen widerstandslos hingenommene - Beschluss (Hauptschluss) der letzten außerordentlichen mit Mainz, Böhmen, Sachsen, Brandenburg, Bayern, Hessen-Kassel, Württemberg und dem Hoch- und Deutschmeister besetzten →Reichsdeputation des Heiligen Römischen Reiches von dem 25. 2. 1803 (24. 3. 1803 ohne Gegenstimmen Reichsgutachten des Reichstags, 28. 4. 1803 Genehmigung des Kaisers [mit einigen Ausnahmen]). Der Reichsdeputationshauptschluss beendet auf Grund eines von →Frankreich und →Russland vorgelegten Entwurfs rechtsrheinisch für drei Kurfürstentümer (Köln, Trier, Pfalz), 24 Fürstentümer [19 Reichsbistümer], 44 Reichsabteien und 41 Reichsstädte (112 Reichsstände) die Selbständigkeit und teilt ihr Gebiet (rund 10000 Quadratkilometer geistliches Gebiet mit 3,161 Millionen Einwohnern) zu der bereits auf dem Rastatter Kongress (1797-1799) beschlossenen Entschädigung für linksrheinische Verluste an Frankreich [Friede von Lunéville 1801] anderen Reichsständen (Baden, Bayern, Preußen, Württemberg) zu. Mit dem Ende des Heiligen Römischen Reiches endet auch der formell rechtmäßig zustande gekommene, inhaltlich mangels Zustimmung der Betroffenen rechtswidrige, tatsächlich aber auf Grund der normativen Kraft des Faktischen rechtswirksame Reichsdeputationshauptschluss, doch wirken die durch ihn geschaffenen Veränderungen fort. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 132; Gaspari, A., Der Deputations-Receß, 1803, hg. v. Becker, H., 2003; Wende, P., Die geistlichen Staaten, 1966; Hömig, K., Der Reichsdeputationshauptschluss, 1969; Schroeder, K., Der Reichsdeputationshauptschluss, (in) JuS 1989, 351; Der Reichsdeputationshauptschluss von 1803, hg. v. Hufeld, U., 2003; Knecht, I., Der Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803, 2007; Klueting, H., Zweihundert Jahre Reichsdeputationshauptschluss, (in) HZ 286 (2008), 403; Olschewski, B., Herrschaftswechsel - Legitimitätswechsel, 2009
Reichsdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1710 [StaatsKlugheit 243b] 16 Archivzettel) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Dienst für das Reich
Reichsdienstmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1748 [Moser, StaatsR. 34 S. 325] 1 Archivzettel – und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Dienst des →Reiches stehende Dienstmann oder Ministeriale. Seit der karolingischen Zeit steigt er aus der Unfreiheit in den niederen Adel (14. Jahrhundert) auf. 1128 wird er erstmals als (lat.) ministerialis (M.) regni ausdrücklich genannt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 98; Weimann, K., Die Ministerialität im späten Mittelalter, 1924; Segner, U., Die Anfänge der Reichsministerialität, 1938; Bosl, K., Die Reichsministerialität, Bd. 1f. 1950f.; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft, 1969
Reichsdorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1513 [SchweizId. XIII 1501] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das reichsunmittelbare Dorf. Aus dem umfänglichen, in seiner (ursprünglichen) Gesamtheit wohl nicht mehr sicher feststellbaren Reichsgut lassen sich später noch etwas mehr als 100 Reichsdörfer (120 Reichsflecken und Reichshöfe) sichern. Sie sind frei von grundherrlichen Lasten und Träger von gerichtlichen Rechten. Bis zu dem Jahre 1803 geraten sie auf Grund ihrer wirtschaftlichen und politischen Bedeutungslosigkeit außer Gochsheim, Sennfeld, Sulzbach, Soden und den freien Leuten auf der Leutkircher Heide, 1806 auch in diesen bis dahin verbliebenen Resten unter eine Landesherrschaft. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 110; Hugo, G., Verzeichnis der freien Reichsdörfer, (in) Z. f. Archivkunde 2 (1836), 446; Weber, F., Geschichte der fränkischen Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld, 1913; Kaufmann, E., Geschichte und Verfassung der Reichsdörfer Soden und Sulzbach, Diss. phil. Frankfurt am Main 1951, Neudruck 1984; Kegel-Schorer, C. de, Die Freien auf Leutkircher Heide, 2007; Kümin, B., Imperial Villages, 2019 (behandelt aus etwa 300 ermittelten Einheiten genauer Gochsheim, Sennfeld, Soden, Sulzbach und Gersau)
Reichserbhof →Reichserbhofgesetz
Reichserbhofgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die Testierfreiheit des Eigentümers eines Erbhofs zugunsten der Wirtschaftsfähigkeit einschränkende deutsche Reichsgesetz von dem 1. 10. 1933 (1939 rund 700000 Erbhöfe, 21,6% der Höfe in dem Deutschen Reich [40 Prozent der gesamten land- und forstwirtschaftlichen Betriebsfläche] und 27,9 Prozent der Höfe in Bayern sind Erbhöfe), das von den Betroffenen trotz mehr als 100000 Einsprüchen insgesamt wohl angenommen wird, seine ideologischen Ziele aber letztlich nicht erreicht. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Reichserbhofgesetz1933.pdf; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 239; Grundmann, F., Agrarpolitik im „Dritten Reich“, 1979; Schliepkorte, J., Entwicklungen des Erbrechts zwischen 1933 und 1953, 1989; Weitzel, J., Sonderprivatrecht aus konkretem Ordnungsdenken, (in) ZNR 14 (1992), 55; Schobert, G., Die Anwendung des Reichserbhofgesetzes im ehemaligen Amtsgerichtsbezirk Pfaffenhofen, 2007; Böse, C., Die Entstehung und Fortbildung des Reichserbhofgesetzes, 2008
Reichsexekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1791 [MerkwKönigswahl 202] 4 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Vollstreckung von Urteilen des Reichskammergerichts und des Reichshofrats sowie die Sicherung des Landfriedens im Heiligen Römischen Reich. Die Ordnung der R. ist in verschiedenen Reichsabschieden des 16. Jahrhunderts behandelt (vor allem 1555). Die rechtstatsächliche Bedeutung der R. ist gering. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Ernst, V., Die Entstehung der Exekutionsordnung von 1555, (in) Württemberg. Vjh. f. LG. N.F. 10 (1901), 1; Laufs, A., Der schwäbische Kreis, 1971
Reichsfahne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530/1727? [Lünig, CJFeud, I 414] in vier Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die vor allem als Kriegsfahne als Symbol des Reiches verwendete →Fahne. Ihre anfängliche Farbe ist streitig (rot?, gold?, gold und silbern?, gold und rot?, weiß und rot?). In dem 12. Jahrhundert wird der →Adler in sie aufgenommen. 1848 werden Schwarz-Rot-Gold, 1871 Schwarz-Weiß-Rot und 1919 Schwarz-Rot-Gold als Farben festgelegt. Das Hakenkreuz des Deutschen Reiches bleibt kurzes Zwischenspiel von 1933 bis 1945. S. Google
Lit.: Buschkiel, L., Die deutschen Farben, 1935; Schramm, P., Herrschaftszeichen und Staatssymbol, Bd. 2 1955, 643
Reichsfarbe(n) (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Reichsfahne
Lit.: Wentzcke, P., Die deutschen Farben, 1927, 2. A. 1955
Reichsfinanzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1755 [RechtVerfMariaTher. 517] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl.) sind die Einkünfte des →Reiches. Sie bestehen in dem Mittelalter vor allem aus den Erträgnissen der Königshöfe, aus jährlichen Gaben und aus Bannabgaben, Friedensgeldern, Zöllen und Münzabgaben. Durch umfangreiche Vergabung des Königsguts seitens des Königs an unterschiedliche Empfänger werden sie geringer. In dem (zweiten) Deutschen Reich von 1871 stehen dem Reich die Zölle und Verbrauchsabgaben bis zu der Höhe von 130 Millionen Mark, die Posteinkünfte und Beiträge der Einzelstaaten (Matrikularbeiträge) zu. Seit 1881 werden zu der Verbesserung der bedrängten Finanzlage besondere Reichssteuern festgesetzt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 196, 233; Troe, H., Münze, Zoll und Markt, 1937; Isenmann, E., Reichsfinanzen und Reichssteuern, (in) ZHF 7 (1980), 1; Schulze, W., Reichskammergericht und Reichsfinanzverfassung, 1989
Reichsfinanzhof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das mit Gesetz von dem 26. 7. 1918 geschaffene, in München zu dem 1. 10. 1918 eingerichtete oberste deutsche Gericht in Finanzstreitigkeiten bzw. Steuersachen. Sein Nachfolger ist der Bundesfinanzhof. S. Google
Reichsfiskal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1646 [Moser, StaatsR. 39 S. 385] in 20 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Fiskal
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Reichsforst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv [ab] 1751 [Buder 423] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Forst
Reichsfürst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Sachsse, MecklUrk. 219] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der sich in dem 12./13. Jahrhundert aus dem Reichsadel aussondernde reichsunmittelbare Fürst. Er kann weltlicher Reichsfürst (Herzog oder herzogsgleich) oder geistlicher Reichsfürst (Erzbischof, Bischof, Abt, Äbtissin) sein (um 1190/1192 92 geistliche und 22 weltliche Reichsfürsten). Mehr als nur einfacher Reichsfürst ist der durch das Wahlrecht für den König besonders ausgezeichnete →Kurfürst. In dem Hochmittelalter beträgt die Zahl der Reichsfürsten etwa 110 bis 120, von denen drei Viertel geistliche Reichsfürsten sind. Es gibt weder landrechtlich noch lehnrechtlich eindeutige rechtliche, die Reichsfürsten von anderen hochadeligen Geschlechtern abhebende Voraussetzungen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 110, 135, 148, 153; Ficker, J.(/Puntschart, P.), Vom Reichsfürstenstand, Bd. 1f. 1861ff., Neudruck 1961; Schönherr, F., Die Lehre vom Reichsfürstenstande, 1914; Moeller, R., Die Neuordnung des Reichsfürstenstandes, ZRG GA 39 (1918), 1; Stengel, E., Land- und lehnrechtliche Grundlagen des Reichsfürstenstandes, ZRG GA 66 (1948), 294; Engelbert, G., Die Erhebungen in den Reichsfürstenstand, Diss. phil. Marburg 1948 (masch.schr.); Hinz, G., Territorialstaatsbewusstsein und Reichsgedanke, 1956; Schubert, E., König und Reich, 1979; Klein, T., Die Erhebungen in den weltlichen Reichsfürstenstand 1500-1806, (in) Bll. f. dt. LG 122 (1986), 137ff.; Vom Reichsfürstenstande, hg. v. Heinemeyer, W., 1987; Arnold, B., Princes and Territories, 1991; Willoweit, D., Fürst und Fürstentum in den Quellen der Stauferzeit, (in) Rhein. Vjbll. 63 (1999); Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Der zweite Mann im Staat, hg. v. Kaiser, M. u. a., 2003; Schmidt, A., Bischof bist Du und Fürst – Die Erhebung geistlicher Reichsfürsten im Spätmittelalter – Trier, Bamberg, Augsburg, 2015
Reichsfürstenrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1641 [RAbsch. III 566] in 17 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der seit dem 15. Jahrhundert (1471, 1486) von den →Reichsfürsten, reichsständischen Grafen und Herren und den nicht gefürsteten Prälaten gebildete Rat innerhalb des Reichstags. Er besteht aus einer geistlichen, von dem Herzog (Pfalzerzherzog) von Österreich angeführten Bank und einer weltlichen, von dem Herzog von Bayern angeführten Bank. 1582 kommen 53 Virilstimmen den weltlichen Fürsten, 46 Stimmen den geistlichen Fürsten zu. Es besteht eine katholische Mehrheit der Stimmen (alle geistlichen Stimmen und 22 Stimmen von 64 weltlichen Stimmen). 1792 weist der Reichsfürstenrat 94 (35 geistliche und 59 weltliche) Virilstimmen und 6 (2 geistliche und 4 weltliche) Kuriatstimmen auf (37 geistliche Fürsten, 63 weltliche Fürsten), 1803 127 Virilstimmen und 4 Kuriatstimmen.
Lit.: Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat, 1882; Schubert, E., König und Reich, 1979
Reichsgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1756 [Moser, Staatsarch. 1756 I-VI 757] 12 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Gebiet des jeweiligen →Reiches. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kirn, P., Politische Geschichte der deutschen Grenzen, 4. A. 1958; Deutschlands Grenzen in der Geschichte, hg. v. Demandt, A., 1990, 3. A. 1993
Reichsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1515 [Wigand, Denkw. 54] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das für das →Reich zuständige Gericht. Dies ist für das fränkisch-deutsche Reich das Gericht des Königs, seit 1495 das →Reichskammergericht und danach neben ihm der →Reichshofrat. 1848 geplante Reichsgerichte scheitern mit den betreffenden Verfassungen. Für das zweite Deutsche Reich wird an dem 1. 10. 1879 ein neues Reichsgericht mit fünf (1893 6) Zivilsenaten und drei (1893 4) Strafsenaten in Leipzig eröffnet (1893 81 Richter), das dem Reichsoberhandelsgericht bzw. dem Bundesoberhandelsgericht nachfolgt. Es ist hauptsächlich Revisionsgericht. Ihm organisatorisch eingegliedert und personell mit ihm verknüpft sind Staatsgerichtshof und Reichsarbeitsgericht. Sein zweiter Senat ist für das rheinische Recht zuständig und orientiert sich in seinen (bis 1900 rund 1000) Entscheidungen an der französischen Rechtsprechung zu dem Code civil. An dem 19. 4. 1945 bzw. nach der Bildung einer Kommission zu der Bewahrung der Sachwerte des Reichsgerichts innerhalb der sowjetischen Besatzungszone an dem 8. 10. 1945 wird es geschlossen. Die amtliche Sammlung seiner Entscheidungen umfasst 172 Bände mit mehr als 15000 Entscheidungen auf etwa 91000 Seiten. →Bundesgerichtshof. Von 1869 bis 1918 besteht auch in Österreich ein Reichsgericht (mit einem Präsidenten, einem Vizepräsidenten und 12 Mitgliedern) als Verfassungsgericht (Zuständigkeitsstreitigkeiten, Grundrechtsangelegenheiten, Kausalgerichtsbarkeit), dem 1919 der Verfassungsgerichtshof folgt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 195, 200, 215, 218, 231; Fünfzigjahrfeier des Reichsgerichts, 1929; Die Reichsgerichtspraxis, hg. v. Schreiber, O., Bd. 1ff. 1929; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schwind, H., Die römischen Rechtsquellen in den Entscheidungen des Reichsgerichts seit Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Diss. jur. Erlangen 1954 (masch. schr.); Schorn, H., Der Richter im Dritten Reich, 1959; Hertz, F., Die Rechtsprechung der höchsten Reichsgerichte, (in) MIÖG 69 (1961), 331; Kaul, F., Geschichte des Reichsgerichts, 1971; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten, 1972; Kolbe, D., Reichsgerichtspräsident Dr. Erwin Bumke, 1975; Schubert, W., Die Aufhebung des Berliner Obertribunals, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 419; Dauer, F., Die Bibliothek des Reichsgerichts, 1991 (1945 rund 300000 Bände); Sammlung sämtlicher Erkenntnisse des Reichsgerichts in Zivilsachen, hg. v. Schubert, W., 1992ff.; Wiegendrucke der Bibliothek des Reichsgerichts, bearb. v. Otto, J., 1994; Nachschlagewerk des Reichsgerichts. Bürgerliches Gesetzbuch, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1994ff.; Das Reichsgericht, hg. v. stadtgeschichtlichen Museum Leipzig, 1995; Grimm, D., Das Reichsgericht in Wendezeiten, (in) NJW 1997, 2719; Müller, K., Die Hüter des Rechts, 1997; Nachschlagewerk des Reichsgerichts Preußisches Landrecht, hg. v. Schubert, W. u. a., 1998; Weidenthaler, H., Die Strafsenate des Reichsgerichts, Diss. jur. Würzburg 1999; Dorsch, T., Der Reichsgerichtsbau in Leipzig, 1999; Fortitudo temperantia - Die Rechtsanwälte am Reichsgericht und beim Bundesgerichtshof, hg. v. d. Verein der beim Bundesgerichtshof zugelassenen Rechtsanwälte, 2000; Möller, K., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts in Zivilsachen, 2001; Westphal, S., Kaiserliche Rechtsprechung und herrschaftliche Stabilisierung, 2002; Nachschlagewerk des Reichsgerichts. Gesetzgebung des Deutschen Reichs, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 2005 (insgesamt elf Bände); RGZ – Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen 1880-1945. Archiv-DVD. 2004; Neschwara, C., Verfassungsgerichtsbarkeit im Spannungsfeld von Monarch und Parlament – Österreichs Reichsgericht von 1869 bis 1918, ZRG GA 123 (2006), 310; 125 Jahre Reichsgericht, hg. v. Kern, B. u. a., 2006; (Müller, S.,) Das Reichsgerichtsgebäude in Leipzig, 2008; Geyer, S., Den Code civil „richtiger“ auslegen, 2008; Markgraf, H., Skurrilitäten aus der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2010; Löhnig, M., Rechtsvereinheitlichung trotz Rechtsbindung, 2012; Dauer, F., Die Bibliothek des Reichsgerichts, 2013; Xenias, S., Untertanenprozesse an Reichsgerichten, 2018; Mittelalterliche Handschriften und Fragmente der ehemaligen Reichsgerichtsbibliothek, beschrieben v. Eifler, M., 2020
Reichsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1648 [TheatrPacis I 188] in 35 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von dem →Reich geschaffene bzw. für das Reich geltende →Gesetz. In dem Heiligen römischen Reich entsteht das Reichsgesetz auf Vorschlag (Proposition) des Kaisers durch Zustimmung der drei Kurien Kurfürstenkollegium, Reichsfürstenrat und Städtekollegium (Reichsgutachten) und des Kaisers (Reichsschluss). Wegen des verwickelten Verfahrens ist das Reichsgesetz, von einigen Ausnahmen abgesehen (beispielsweise Constitutio Criminalis Carolina 1532, Reichskammergerichtsordnung ab 1495, Reichspolizeiordnung), nicht sehr bedeutsam. Dagegen wird in dem (zweiten) Deutschen Reich ab 1871 durch Reichsgesetz das deutsche Reichsrecht auf fast allen Gebieten vereinheitlicht (→Strafgesetzbuch, →Strafprozessordnung, →Zivilprozessordnung, →Bürgerliches Gesetzbuch). Seit dem 19. Jahrhundert wird das Reichsgesetz formell in dem Reichsgesetzblatt veröffentlicht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 148; Zeumer, K., Studien zu den Reichsgesetzen des 13. Jahrhunderts, ZRG GA 23 (1902), 61; Hartz, W., Die Gesetzgebung des Reichs, 1931; Klingelhöfer, E., Die Reichsgesetze, 1955; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Diestelkamp, B., Die deutsche Reichsgesetzgebung im 19. und 20. Jahrhundert, (in) Särtryk ur Rättshistoriska studier (Serien II) Bd. 7 1982, 206
Reichsgesetzblatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv1886 [Rummer, Pforzheim 189] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gesetzblatt des Reiches (beispielsweise Österreich ab 1849)
Reichsgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1784 [Fischer, KamPolR. III 380] 20 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Reichsgesetz
Reichsgraf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1591 [Spangenb., Adelsp. I 275r – Kleve, Schwartburg, Cilli, Savoyen -] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit der frühen Neuzeit der zu dem →Reich in unmittelbarer Beziehung stehende →Graf. S. Google
Lit.: Böhme, E., Das fränkische Reichsgrafenkollegium im 16. und 17. Jahrhundert, 1989; Schmidt, G., Der Wetterauer Grafenverein, 1989; Arndt, J., Das niederrheinsch-westfälische Reichsgrafenkollegium, 1991; Krieger, K., König, Reich und Reichsreform, 1992; Busch, T., Herrschen durch Delegation, 2008
Reichsgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 16. Jahrhundert [Nijmegen StR 419] in 12 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, abe in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter das dem →Reich zustehende Gut (Eigen, Lehen u. s. w.). Die Abgrenzung des Reichsguts von dem Hausgut ist kaum sicher durchzuführen. Seit dem Spätmittelalter ist das alte Reichsgut dem König verloren. Er muss sich allein auf sein Hausgut stützen (Hausmachtpolitik beispielsweise Habsburgs). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 112, 150; Niese, H., Die Verwaltung des Reichsgutes im 13. Jahrhundert, 1905; Kraft, R., Das Reichsgut im Wormsgau, 1934; Rotthoff, G., Studien zur Geschichte des Reichsguts in Niederlothringen und Friesland, 1953; Mascher, K., Reichsgut und Komitat am Südharz, 1957; Metz, W., Das karolingische Reichsgut, 1960; Metz, W., Staufische Güterverzeichnisse, 1964; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967; Faußner, H., Herzogsgut und Reichsgut, ZRG GA 85 (1968), 1; Wadle, E., Reichsgut und Königsherrschaft, 1969; Boshof, E., Königtum und Königsherrschaft, 1993
Reichshaftpflichtgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das vor allem die →Gefährdungshaftung für Personenschäden bei dem Betrieb einer Eisenbahn anordnende Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches von 1871. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 216; Schubert, W., Das Reichshaftpflichtgesetz ZRG GA 100 (1983), 238
Reichsheer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Heer
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Frauenholz, E. v., Entwicklungsgeschichte des deutschen Heerwesens, Bd. 1ff. 1935ff.; Huber, E., Heer und Staat in der deutschen Geschichte, 1938, 2. A. 1943; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, Bd. 1 1939; Huber, E., Heer und Staat in der deutschen Geschichte, 1938, 2. A. 1943
Reichsheimstättengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 10. 5. 1920 nach Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika zu der Sicherung einkommensschwacher Familien geschaffene deutsche Reichsgesetz, das dem Staat eine Art Obereigentum an der Heimstätte vorbehält. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert, 52; Wormit, H., Das Reichsheimstättengesetz, 1941, 4. A. 1967
Reichshistorie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) nicht ist in dem 17. und 18. Jahrhundert eine Hilfswissenschaft des deutschen Staatsrechts, die vor allem in Gießen, Marburg, Jena, Helmstedt, Halle und Göttingen gepflegt wird (→Thomasius, →Ludewig, →Gundling, →Pütter). S. Google
Lit.: Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Roeck, B., Reichssystem und Reichsherkommen, 1984; Aufklärung und Geschichte, hg. v. Bödeker, H., 1986; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1 1988
Reichshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1357 [DortmUB. I 514] in 20 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hof des Reiches, Gericht des Reiches
Reichshofgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Hofgericht
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 114; Franklin, O., Das Reichshofgericht, Bd. 1f. 1867ff., Neudruck 1967; Vogel, Beiträge zur Geschichte des deutschen Reichshofgerichts, ZRG GA 2 (1881), 151; Hüttebräuker, L., Ein Reichshofgerichtsprozess zur Zeit Karls IV., ZRG GA 56 (1936), 178; Wohlgemuth, Das Urkundenwesen des deutschen Reichshofgerichts, 1973; Battenberg, F., Gerichtsschreiberamt und Kanzlei des Reichshofgerichts 1235-1451, 1974; Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts, bearb. v. Battenberg, F. u. a., 1987
Reichshofkanzlei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1559 [Fellner-Kretschmayr II 292] in 17 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die 1558/1559 für den Schriftverkehr des Reiches eingerichtete Kanzlei in Wien, die neben der Reichskanzlei und der Kanzlei des Reichskammergerichts steht. Sie nimmt die Kanzleigeschäfte des Reichshofrats wahr. S. Google
Lit.: Groß, L., Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei, 1933
Reichshofrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) bzw. anfangs königlicher oder kaiserlicher Hofrat ist der nach mittelalterlichen Vorläufern (an dem 13. 12.) 1497 begründete Hofrat (für Rechtssachen aus Reich und Erbländern und Gnadensachen) des Königs bzw. des Kaisers des Heiligen römischen Reiches in Wien (1559 Reichshofrat, Ordnung von dem 3. 4. 1559). Er wird zunächst zu der obersten Regierung und Justizbehörde bestimmt und übt die nie endgültig und umfassend festgelegten Reservatrechte des Kaisers aus. Er entwickelt sich aber allmählich zu einem mit dem →Reichskammergericht konkurrierenden Gericht des ihn allein besetzenden und finanzierenden Kaisers (im 18. Jahrhundert ganz überwiegend Reichshöchstgericht). Es ist mit dem Hofratspräsidenten als Vertreter des Kaisers und mit 12 bis 34 Räten besetzt. Es ist zuständig für kaiserliche Reservatrechte und Privilegien, Reichslehnssachen und Kriminalklagen gegen Reichsunmittelbare, örtlich auch für Reichsitalien, ab 1620 nicht mehr für die österreichischen Erbländer. Bei einem Zuständigkeitsstreit mit dem Reichskammergericht entscheidet die zeitlich frühere Befassung. Allmählich gewinnt der Reichshofrat in dem Verhältnis zu dem Reichskammergericht wegen der kürzeren Verfahrensdauer das größere Gewicht (vielleicht 100000 Sacheinheiten bzw. Verfahren, etwa 70000 Akten aus der Prozesstätigkeit). Geordnet ist sein wenig strenges und wohl deswegen auch schnelleres Verfahren in Reichshofratsordnungen (beispielsweise 1527, 1537, 1541, (lat. [M.]) ordo consilii (Ratsordnung) um 1550, 1559, 1594, 1617, 1626). Von 1559 bis 1806 sind 445 Reichshofräte tätig. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 150, 153, 200; Fahnenberg, E., Literatur des kaiserlichen Reichskammergerichts und Reichshofrats, 1792; Fellner, T./Kretschmayr, H., Die österreichische Zentralverwaltung, 1907, Neudruck 1970, Nr. 4, 10, 12, 15; Gschließer, O. v., Der Reichshofrat, 1942; Sellert, W., Über die Zuständigkeitsabgrenzung zwischen Reichshofrat und Reichskammergericht, 1965; Landes, D., Achtverfahren vor dem Reichshofrat, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Die Ordnungen des Reichshofrates 1550-1766, hg. v. Sellert, W., 1981ff.; Jessen, P., Der Einfluss des Reichshofrates und des Reichskammergerichts, 1986; Hammerschmidt, E., War Hiob Ludolf Reichshofrat? ZRG GA 104 (1987), 268; Reichshofrat und Reichskammergericht, hg. v. Sellert, W., 1999; Ortlieb, E., Im Auftrag des Kaisers. Die kaiserlichen Kommissionen des Reichshofrats, 2001; Hartmann-Polomski, C., Die Regelung der gerichtsinternen Organisation und des Geschäftsgangs der Akten als Maßnahmen der Prozessbeschleunigung am Reichshofrat, 2001; Ortlieb, E./Polster, G., Die Prozessfrequenz am Reichshofrat, (in) ZNR 2004, 189; Ortlieb, E./Westphal, S., Höchstgerichtsbarkeit im alten Reich, ZRG GA 123 (2006), 291; Gerichtslandschaft altes Reich, hg. v. Amend, A. u. a., 2007; Ullmann, S., Geschichte auf der langen Bank. Die Kommissionen des Reichshofrats, 2006; Ehrenpreis, S., Kaiserliche Gerichtsbarkeit und Konfessionskonflikt, 2006; Die Akten des kaiserlichen Reichshofrats Serie Alte Prager Akten, Bd. 1ff. bearb. v. Ortlieb, E., 2008ff., Serie II Antiqua; Petry, D., Konfliktbewältigung als Medienereignis, 2011 (Reichsstädtische Reichshofratsprozesse als frühneuzeitliche Medienereignisse); Dorfner, T., Mittler zwischen Haupt und Gliedern – Die Reichshofratagenten, 2015
Reichshofratsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der seit dem Ende des 16. Jahrhunderts von dem →Reichshofrat ausgebildete besondere →Prozess. Er ist nicht durch ausführliche Prozessordnungen überliefert, weil der Reichshofrat sich stets auch als politisches Organ versteht. Er übernimmt den Reichskammergerichtsprozess nur soweit dies zweckmäßig erscheint und schränkt die Formalitäten des Prozesses stark ein. Dennoch ist er schriftlich. Die Artikulation hat nur geringe Bedeutung. Es gilt die Eventualmaxime. Ein Beweisinterlokut fehlt. Endurteile sind ziemlich selten. Gegen Urteile sind Revision, Nichtigkeitsklage und (lat.) →recursus (M.) ad comitia (Rekurs an den Reichstag) zugelassen. S. Google
Lit.: Gschließer, O. v. Der Reichshofrat, 1942; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Die Ordnungen des Reichshofrates, hg. v. Sellert, W., 1981ff.; Die Akten des kaiserlichen Reichshofrats Serie Alte Prager Akten, Bd. 1ff. bearb. v. Ortlieb, E., 2008ff.; Griemert, A., Jüdische Klagen gegen Reichsadelige, 2014
Reichsinsignie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (weltliche) symbolische Zeichen des Heiligen römischen Reiches. S. Google, →Insignie(n), Reichskleinod(ien)
Lit.: Hofmeister, A., Die heilige Lanze, 1908; Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954
Reichsitalien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der von 774 (Sieg Karls - des Großen - über die Langobarden) bis 1797 bzw. 1806 (Ende des Heiligen römischen Reiches) zu dem fränkisch-deutschen →Reich gehörige Teil →Italiens. Seine Zugehörigkeit ist in dem Hochmittelalter besonders deutlich. Eine genaue Kenntnis über alle Herrschaftsrechte in Reichsitalien (um 1530 Mailand, Savoyen-Piemont, Parma-Piacenza, Modena-Reggio, Mantua, Montferrat, Florenz, Siena, Genua, Lucca und etwa 250 kleinere Lehen) besteht anscheinend zu keiner Zeit, zumal die sog. mathildischen Güter (Mathildes von Tuszien) zwischen dem Papst und dem König bzw. Kaiser des Heilgen römischen Reiches als Erben streitig sind. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pugliese, S., Le prime strette dell’Austria in Italia, 1932; Manaresi, C., I placiti del „Regnum Italiae“, Bd. 1ff. 1955ff.; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1969; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Reichsitalien, Bd. 1f. 1970f.; Keller, H., Adelsherrschaft und städtische Gesellschaft in Oberitalien, 1979; Pauler, R., Das regnum Italiae, 1982
Reichsjustiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Justiz des Reiches
Reichsjustizamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem (zweiten) Deutschen Reich seit 1877 für das Recht zuständige →Reichsamt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 196; Vom Reichsjustizamt zum Bundesministerium der Justiz, Festschrift zum 100jährigen Gründungstag des Reichsjustizamtes, 1977; Schulte-Nölke, H., Das Reichsjustizamt und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuches, 1995
Reichsjustizgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das zu dem Anfang des Jahres 1877 veröffentlichte, an dem 1. 10. 1879 in Kraft getretene, die Gerichtsbarkeit betreffende Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches. Reichsjustizgesetze sind Gerichtsverfassungsgesetz, Zivilprozessordnung, Strafprozessordnung, Konkursordnung, Rechtsanwaltsordnung und Gerichtskostengesetz). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 182; Müller, H., Die Entstehungsgeschichte des Gerichtsverfassungsgesetzes, Diss. jur. Tübingen 1939; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Sellert, W., Die Reichsjustizgesetze von 1877, (in) JuS 17 (1977), 781
Reichskammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler] in elf Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Kammer des Reiches (mit unterschiedlichen Bedeutungen)
Reichskammergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1720 [Lünig, TheatrCerem. II 1394] in [nur] vier Stellen belegt [zuvor meist unser und des Reichs Kammergericht], aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das als Gericht der Reichsstände in der Reform des Heiligen römischen Reiches 1495 aus dem königlichen Kammergericht entstehende Gericht. Seine Verfassung ist in der Reichskammergerichtsordnung von 1495 sowie späteren Reichskammergerichtsordnungen (beispielsweise 1555) geregelt. Es ist mit einem von dem Kaiser ernannten Kammerrichter (Vorsitzer) und erst 16, 1556 32, später bis zu 41, von unterschiedlichen Berechtigten (Kaiser, Kurfürsten, sonstigen Reichsfürsten) vorgeschlagenen (präsentierten), grundsätzlich je zu der Hälfte adeligen(, aber seit etwa 1530 auch fast durchweg gelehrten,) und (nur) gelehrten (und öfter nach Ernennung geadelten) Beisitzern (Assessoren, Urteilern), die anfangs zwei (1530), später vier Senaten zugeteilt sind, zu schwach und meist nicht vollständig besetzt. Es soll nach den (einheitlichen) gemeinen Rechten des Reiches (einerseits) und den (grundsätzlich vorrangigen, aber beweisbedürftigen, unterschiedlichen) redlichen, ehrbaren und leidlichen Ordnungen, Statuten und Gewohnheiten der (zahlreichen) Fürstentümer, Herrschaften und Gerichte (andererseits) richten. Es ist 1495 in Frankfurt am Main, 1527 in Speyer (Personalakten der Speyerer Zeit fehlen) und (nach der Flucht vor Frankreich) 1693 in Wetzlar untergebracht. Die österreichischen Erbländer sind ausgenommen. Zuständig ist es teils in erster, teils in letzter Instanz vor allem für Rechtsverweigerung, Landfriedensbruch, bürgerliche Klagen gegen Reichsunmittelbare sowie die angesichts der sich häufenden Nichtappellationsprivilegien immer selteneren noch zulässigen Appellationen (auch in Polizeisachen). In Anspruch genommen wird es bei durchschnittlich etwa 250 Eingängen in dem Jahr (um 1500 70, um 1600 700, um 1700 200) örtlich vor allem an dem Rhein (also in der Nähe Speyers bzw. Wetzlars), ständisch hauptsächlich von städtischer Oberschicht und adeliger Unterschicht sowie sachlich in Bezug auf Geldwirtschaft und Landfrieden (bis 1550 etwa 10000, bis 1594 etwa 30000, bis 1693 etwa 55000, bis 1760 etwa 60000, bis 1806 etwa bis zu 75000 Streitsachen, davon acht tatsächlich durchgeführte Revisionsverfahren). Es urteilt nach den hergebrachten örtlichen Gewohnheiten und Statuten sowie theoretisch subsidiär, praktisch aber vorrangig nach den gemeinen Rechten (römisch-kanonischem Recht des →usus modernus pandectarum). In sein Umfeld gehören Fiskalprokurator, Prokuratoren und →Advokaten. Vielleicht lässt sich eine steigende Zahl von Klagen in dem ausgehenden 18. Jahrhundert mit einem neuen Glauben an alte Freiheiten in alten Urkunden erklären, der Frankreichs revolutionäre Vernichtung der alte Unfreiheiten bezeugenden alten Urkunden gegenübersteht. Mit dem Heiligen römischen Reich geht es 1806 unter. Seine Akten werden danach auf zahlreiche Archive verteilt. Erhalten sind von bisher etwa 77800 nachweisbaren Prozessakten in der Gegenwart noch schätzungsweise 71000 Prozessakten und Entscheidungen (einschließlich von Zwischenurteilen) in den noch erhaltenen Urteilsbüchern zu 47500 Prozessen (vorwiegend zwischen 1684 und 1806) bzw. 76203 Reichskammergerichtsakten in 46 Archiven (1847-1852 71617 Prozessakten nach dem Wohnsitz des Beklagten verteilt auf die vierzig Staaten - Anhalt-Bernburg, Anhalt-Dessau, Anhalt-Köthen, Baden, Bayern, Braunschweig, Bremen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Hessen-Darmstadt, Hessen-Homburg, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Holstein-Lauenburg, Kurhessen, Liechtenstein, Limburg, Lübeck, Lippe, Luxemburg, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Nassau, Oldenburg, Österreich, Preußen [1924 auf 12 Staatsarchive aufgeteilt], Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar, Schaumburg-Lippe, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen, Waldeck, Württemberg, Belgien, mindestens 50 Lagerorte bekannt) (an dem 31. 3. 2003 43303 Akten verzeichnet und 69 Inventarbände bereits erschienen, 2010 rund 74800 = etwa 96 Prozent verzeichnet, [es fehlen noch Calenberg-Grubenhagen 642, Lüneburg 380, Metz, Lüttich, Wien rund 2000, dabei 14050 Verzeichnungen noch nicht veröffentlicht, rund 10600 Prozessakten weniger ausführlich inventarisiert, Inventarisierung auch nicht völlig einheitlich, Gesamtbestand der überlieferten Reichskammergerichtsverfahren daher nur schwer zu überblicken], virtuelle Vereinung mit beträchtlichem Aufwand möglich, aber sinnvoll, vgl. http://www.hoechstgerichtsbarkeit.rub.de/db/search.aspx, 38 Abfragekriterien; Schildt, B., Virtuelle Zusammenführung und inhaltlich-statistische Analyse der überlieferten Reichskammergerichtsprozesse, (in) Forschung in der digitalen Welt. Sicherung, Erschließung und Aufbereitung von Wissensbeständen, hg. v. Hering, R. u. a., 2006, 125ff., 31. 05. 2010 36054 Verfahren aus vollständig erfassten Verfahren und 2988 Verfahren - von 18152 - aus teilweise erfassten Inventaren, Verknüpfung mit der getrennt überlieferten, in dem Volltext zu veröffentlichenden Entscheidungsliteratur sinnvoll). Die sehr unterschiedliche Inanspruchnahme des Reichskammergerichts in Raum und Zeit lässt sich nicht durch eine einzige Ursache erklären. Über den Vorgang der Urteilsfindung, die erstellten Gutachten und die Urteile wusste man lange jedenfalls für das 16. Jahrhundert nicht viel, weil nur wenige gedruckte Gutachten und Urteile überliefert sind, doch wurden vor einiger Zeit 46 von Richtern persönlich verfasste Notizen (Richternotizen) aus der Zeit von 1524 bis 1627 entdeckt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 137, 147, 153, 200; Fahnenberg, E., Literatur des kaiserlichen Reichskammergerichts und Reichshofrats, 1792; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911, Neudruck 1965; Poetsch, J., Die Reichsjustizreform von 1495, 1912; Spangenberg, H., Die Entstehung des Reichskammergerichts und die Anfänge der Reichsverwaltung, ZRG GA 46 (1926), 231; Repertorium der Akten des Reichskammergerichts Untrennbarer Bestand, bearb. v. Koser, O., Bd. 1f. 1933ff., Neudruck 2006; Repertorium der Akten des ehemaligen Reichskammergerichts im Staatsarchiv Koblenz, bearb. v. Looz-Corswarem, O. Graf zu u. a., 1957; Latzke, W., Das Archiv des Reichskammergerichts, ZRG GA 78 (1961), 321; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, Diss. jur. Münster 1966; Hinz, M., Der Mandatsprozess des Reichskammergerichts, Diss. jur. Berlin (FU) 1966; Sellert, W., Die Ladung des Beklagten vor das Reichskammergericht, ZRG GA 84 (1967), 202; Pitz, E., Ein niederdeutscher Kammergerichtsprozess von 1525, 1969; Heusinger, B., Vom Reichskammergericht, 1972; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Weitzel, J., Zur Zuständigkeit des Reichskammergerichts als Appellationsgericht, ZRG GA 90 (1973), 213; Broß, S., Untersuchungen zu den Appellationsbestimmungen der Reichskammergerichtsordnung von 1495, 1973; Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, hg. v. Laufs, A., 1976; Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976; Diestelkamp, B., Das Reichskammergericht im Rechtsleben des 16. Jahrhunderts, (in) FS A. Erler, 1976, 435; Duchhardt, H., Die kurmainzischen Reichskammergerichtsassessoren, ZRG GA 94 (1977), 88; Schulz, P., Die politische Einflussnahme auf die Entstehung der Reichskammergerichtsordnung 1548, 1980; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Findbuch zu den Reichskammergerichtsakten 1524-1806 (in Oldenburg), bearb. v. Eckhardt, A., 1982; Mencke, K., Die Visitationen am Reichskammergericht, 1984; Eberling, H., Findbuch zu den Reichskammergerichtsakten 1551-1806, 1985; Diestelkamp, B., Vom königlichen Hofgericht zum Reichskammergericht, (in) FS A. Erler, 1986, 44; Ranieri, F., Recht und Gesellschaft im Zeitalter der Rezeption, 1986; Jessen, P., Der Einfluss des Reichshofrates und des Reichskammergerichts, 1986; Ebeling, H., Findbuch zum Bestand Reichskammergericht (1515-1806), Rep. 900 (des Staatsarchivs Osnabrück), 1986; Stein-Stegemann, H., Findbuch der Reichskammergerichtsakten im Archiv der Hansestadt Lübeck, 1987; Ranieri, F., Die Arbeit des Reichskammergerichts in Wetzlar, 1988; Hausmann, J., Die Kameralfreiheiten des Reichskammergerichtspersonals, 1989; Das Reichskammergericht in der deutschen Geschichte, hg. v. Diestelkamp, B., 1990; Kratsch, D., Justiz – Religion – Politik, 1990; Reichskammergerichtsakten im hessischen Staatsarchiv Darmstadt und im gräflich solmsischen Archiv in Laubach, bearb. v. Korte-Böger, A. u. a., 1990; Die politische Funktion des Reichskammergerichts, hg. v. Diestelkamp, B., 1993; Akten des Reichskammergerichts im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, hg. v. Brunotte, A. u. a., Bd. 1ff. 1993ff.; Bayerisches Hauptstaatsarchiv. Reichskammergericht, Bd. 1ff. 1994ff.; Diestelkamp, B., Reichskammergericht und Rechtsstaatsgedanke, 1994; Frieden durch Recht. Das Reichskammergericht von 1495 bis 1806, hg. v. Scheurmann, I., 1994; Fern vom Kaiser, hg. v. Hausmann, J., 1995; Diestelkamp, B., Rechtsfälle aus dem alten Reich, 1995; Friedenssicherung und Rechtsgewährung, hg. v. Diestelkamp, B. u. a., 1997; Inventar der lippischen Reichskammergerichtsakten, bearb. v. Bruckhaus, M. u. a., 1997; Findbuch der Akten des Reichskammergerichts im Landesarchiv Magdeburg, Bd. 1, bearb. v. Lücke, D., 1997; Baumann, A., Das Reichskammergericht in Wetzlar (1693-1806) und seine Prokuratoren, ZRG GA 115 (1998), 474; Reichskammergericht, Köln Bd. 1ff., bearb. v. Kordes, M., 1998; Sailer, R., Untertanenprozesse vor dem Reichskammergericht, 1999; Oer, R. Freiin v., Der münsterische „Erbmännerstreit“, 1999; Reichshofrat und Reichskammergericht, hg. v. Sellert, W., 1999; Weitzel, J., Das Inventar der Akten des Reichskammergerichts, (in) ZNR 1999, 408; Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren am Reichskammergericht in Speyer (1495-1690), ZRG GA 117 (2000), 550; Inventar der Akten des Reichskammergerichts 1495-1806, Frankfurter Bestand, bearb. v. Kaltwasser, I., 2000; Baumann, A., Die Gesellschaft der frühen Neuzeit im Spiegel der Reichskammergerichtsprozesse, 2001; Volk, O., Die Wohnungen der Kameralen in Wetzlar, 2001; Fuchs, B., Die Sollicitatur am Reichskammergericht, 2002; Klass, A., Standes- oder Leistungselite?, 2002; Das Reichskammergericht am Ende des alten Reiches und sein Fortwirken im 19. Jahrhundert, hg. v. Diestelkamp, B., 2002; Prange, W., Vom Reichskammergericht in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, 2002; Stein, A., Advokaten und Prokuratoren am Reichskammergericht in Wetzlar (1693-1806) als Rechtslehrer und Schriftsteller, 2002; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter Teil 2, 2003; Schildt, B., Inhaltliche Erschließung und ideelle Zusammenführung der Prozessakten des Reichskammergerichts mittels einer computergestützten Datenbank, (in) ZNR 25 (2003), 269; Das Reichskammergericht, hg. v. Diestelkamp, B., 2004; Gedruckte Relationen und Voten des Reichskammergerichts, bearb. v. Baumann, A., 2004; Oestmann, P., Aus den Akten des Reichskammergerichts, 2004; In eigener Sache, hg. v. Westphal, S., 2005; Mader, E., Die letzten „Priester der Gerechtigkeit“, 2005; Ortlieb, E./Westphal, S., Höchstgerichtsbarkeit im alten Reich, ZRG GA 123 (2006), 291; Mader, E., Das Reichskammergericht, der Reichsdeputationshauptschluss und die Auflösung, 2006 (Vortrag); Baumann, A., Advokaten und Prokuratoren, 2006; Schildt, B., Reichskammergericht, (in) JURA 2006, 493; Gerichtslandschaft altes Reich, hg. v. Amend, A. u. a., 2007; Diestelkamp, B., Prozesskosten in Verfahren am Reichskammergericht, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 81; Friedrich, W., Territorialfürst und Reichsjustiz, 2008; Ein Zivilprozess am Reichskammergericht, hg. v. Oestmann, P., 2009; Akten des Reichskammergerichts im Hauptstaatsarchiv Hannover. Hochstift Hildesheim und benachbarte Territorien 1495-1806, bearb. v. Kauertz, C. u. a., Teil 1ff. 2009; Inventar der pfälzischen Reichskammergerichtsakten. Landesarchiv Speyer Best. E 6, bearb. v. Armgart, M. u. a., 2010; Das Reichskammergericht im Spiegel seiner Prozessakten, hg. v. Battenberg, F./Schildt, B., 2010; Baumann, A., Reichskammergericht und Universitäten, (in) HZ 292 (2011), 365; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter, Bd. 1 2011; Riemer, R., Frankfurt und Hamburg vor dem Reichskammergericht, 2011; Wunderlich, S., Das Protokollbuch von Mathias Alber, 2011; Bähr, M., Die Sprache der Zeugen, 2012; Diestelkamp, B., Ein Kampf um Freiheit und Recht, 2012; Die Affäre Papius – Korruption am Reichskammergericht, hg. v. Baumann, A. u. a., 2012; Gemeine Bescheide, Teil 1 Reichskammergericht 1497-1805, hg. v. Oestmann, P., 2013; Denzler, A., Über den Schriftalltag im 18. Jahrhundert, 2015; Baumann, A., Die Gutachten der Richter – Ungedruckte Quellen, 2015 (46 handschriftliche lateinische Notizen von 1524-1627); Görtz, H., Reichskammergerichtspersonal und andere Personen in den Taufbüchern von Predigerkirche und St. Georgen zu Speyer 1593-1689, 2015; Baumann, A., Visitationen am Reichskammergericht - Speyer als politischer und juristischer Aktionsraum des Reiches (1529-1588), 2018; Loewenich, M. v., Amt und Prestige – Der Kammerrichter in der ständischen Gesellschaft (1711-1806), 2019 (seit 1648 Amt interessanter); Baumann, A., Augenscheinskarten am Reichskammergericht 1495-1806, 2019; Keiser, T., Prozesse vor dem Reichskammergericht als Praktiken in der frühen Neuzeit, 2020; Frewer, L., Auf Reisen in Sachen Karriere, 2021
Reichskammergerichtsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der →Prozess vor dem Reichskammergericht. Er wird bereits in der Reichskammergerichtsordnung des Jahres 1495 erstmals und lückenhaft und in insgesamt mehr als 15 Reichskammergerichtsordnungen (beispielsweise 1555) vertieft geregelt. Er beruht auf dem in Oberitalien entwickelten römisch-kanonischen Prozessrecht des Spätmittelalters. Der Reichskammergerichtsprozess ist schriftlich. Es gelten der Verhandlungsgrundsatz, die Dispositionsmaxime und das Prinzip der Artikulation. Nach Litiskontestation (→litis contestatio) und Ablegung des →Kalumnieneids kann der Beklagte auf den artikulierten Prozessvortrag des Klägers antworten. Über die bestrittenen Artikel wird Beweis erhoben. Nach der Beweisaufnahme kann der Beklagte artikuliert Einwände vorbringen. Da hierdurch die Prozessdauer verlängert wird, bemüht sich das Reichskammergericht bereits 1521 um Beschleunigung. 1654 wird die Artikulation beseitigt. S. Google
Lit.: Ludolff, G., Corpus iuris cameralis, 1724; Smend, R., Das Reichskammergericht, 1911, Neudruck 1965; Maass, P., Die Zivilprozessreform des jüngsten Reichsabschiedes, Diss. jur. Münster 1925; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, Diss. jur. Münster 1965; Hinz, M., Der Mandatsprozess des Reichskammergerichts, Diss. jur. Berlin 1966; Die Reichskammergerichtsordnung von 1555, hg. v. Laufs, A., 1976; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Prozesspraxis im alten Reich, hg. v. Baumann, A. u. a., 2005
Reichskanzlei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1557 [Gross, Reichshofkanzlei 357] in 32 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Kanzlei des →Reiches bzw. Hofes. Ihr steht 870 erstmals, seit 965 auf Dauer, seit dem 11. Jahrhundert als Reichserzkanzler der →Erzbischof von →Mainz vor. König Maximilian I. trennt 1498 von der Reichskanzlei eine Hofkanzlei, die 1558 mit der Reichskanzlei zu der Reichshofkanzlei verbunden wird. Seit Beginn des 17. Jahrhunderts hat die Reichskanzlei ihren festen Sitz in Wien, wobei sich der Erzbischof von Mainz durch einen Reichsvizekanzler vertreten lässt. Für die österreichischen Erbländer treten österreichische Hofkanzlei und böhmische Hofkanzlei an ihre Stelle. In dem zweiten Deutschen Reich ist (seit 1879) die Reichskanzlei die Geschäftsstelle des Leiters der Reichsregierung. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 150; Forstreiter, E., Die deutsche Reichskanzlei, Diss. phil. Wien 1924; Groß, L., Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559 bis 1806, 1933; Walter, A., Die deutsche Reichskanzlei, 1938; Hausmann, F., Reichskanzlei und Hofkapelle unter Heinrich V. und Konrad III., 1956; Koch, W., Die Reichskanzlei in den Jahren 1167 bis 1174, 1973; Herkenrath, R., Die Reichskanzlei in den Jahren 1174 bis 1180, 1977; Koch, W., Die Schrift der Reichskanzlei im 12. Jahrhundert (1125-1190), 1979; Akten der Reichskanzlei. Regierung Hitler 1933-1938, hg. v. Repgen, K., Teil 1 Bd. 1ff. 1983ff.; Herkenrath, R., Die Reichskanzlei in den Jahren 1181 bis 1190, 1985; Wahl—und Krönungsakten des Mainzer Reichserzkanzlerarchivs 1486-1711, bearb. v. Schlösser, S., 1993; Neumann, M., Von der Reichskanzlei zum Bundeskanzleramt, (in) AöR 1999, 1; Schütz, A., Kronrat und Reichskanzlei als Zentralbehörden des Reiches unter Ludwig dem Bayern, 2002
Reichskanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1704 [SchulO. Vormbaum III 157] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Leiter einer Reichskanzlei bzw. in dem (zweiten) Deutschen Reich der Vorsitzende des Bundesrats bzw. de facto einzige Minister des Reiches, der meist zugleich Ministerpräsident Preußens ist (beispielsweise Otto von Bismarck). Gegenüber dem Reichstag ist der Reichskanzler erst ab der Verfassungsänderung von dem 28. 10. 1918 verantwortlich. Ab 1919 wird der Reichskanzler als Leiter der aus mehreren Ministern bestehenden Reichsregierung von dem Reichspräsidenten ernannt. An dem 2. 8. 1934 vereinigt Reichskanzler Adolf Hitler nach dem Tod des Reichspräsidenten Hindenburg das Amt des Reichspräsidenten mit seinem (eigentlichen) Amt des Reichskanzlers. Mit seinem Tode endet die Reihe der Reichskanzler (Bismarck, Caprivi, Hohenlohe-Schillingsfürst, Bülow, Bethman Hollweg, Michaelis, Hertling, Prinz von Baden u. a.). In der Bundesrepublik Deutschland tritt 1949 der Bundeskanzler an seine Stelle.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 195, 196, 222, 230; Bärmann, J., Zur Entstehung des Mainzer Erzkanzleramtes, ZRG GA 75 (1958), 1; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reichs, 14. A. 1933, Neudruck 1968; Conze, W., Brüning als Reichskanzler, (in) HZ 214 (1972), 310; Der Mainzer Kurfürst als Reichserzkanzler, hg. v. Hartmann, P., 1997; Kurmainz, das Reichserzkanzleramt und das Reich, hg. v. Hartmann, P., 1998; Fesser, G., Reichskanzler Fürst von Bülow, 2003; Hömig, H., Brüning, 2005; Stalmann, V., Fürst Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst, 2009
Reichskirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Kirche in dem fränkisch-deutschen Reich und allgemeiner in einem anderen Reich. Dies betrifft in der älteren Zeit vor allem die dem König bzw. Kaiser unmittelbar zugeordneten Erzbistümer, Bistümer, Klöster, Stifter und Kirchen, später nur das reichsunmittelbare Kirchenwesen. 1803 wird die bestehende Reichskirche durch den Reichsdeputationshauptschluss säkularisiert und mediatisiert. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 77; Boerger, R., Die Belehnungen der deutschen geistlichen Fürsten, 1901; Hauck, A., Die Entstehung der geistlichen Territorien, 1909; Feine, H., Die Besetzung der Reichsbistümer, 1921, Neudruck 1964; Heckel, J., Staat und Kirche, 1968; Köhler, O., Die ottonische Reichskirche, (in) FS G. Tellenbach, 1968, 141; Investiturstreit und Reichsverfassung, 1973; Zielinski, H., Der Reichsepiskopat, 1984; Boshof, E., Königtum und Königsherrschaft, 1993; Bigott, B., Ludwig der Deutsche und die Reichskirche im ostfränkischen Reich, 2002
Reichskirchensystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem (9. bzw.) 10. und 11. Jahrhundert die Einbindung der Kirche in die königliche Herrschaft über das Reich (Reichsverwaltung). Spätestens seit Kaiser Otto I. werden geistliche Würdenträger mit weltlichen Aufgaben (beispielsweise Grafschaften) betraut. Dieses Reichskirchensystem, das nach neuerer Erkenntnis bereits um 820 bis 830 seinen Anfang nimmt, findet in dem →Investiturstreit sein Ende, doch lebt es in der veränderten Form der geistlichen Reichsfürsten fort. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 85; Santifaller, L., Zur Geschichte des ottonisch-salischen Reichskirchensystems, 2. A. 1964; Beumann, H., Reformpäpste als Reichsbischöfe, (in) FS F. Hausmann, 1977, 21; Bührer-Thierry, G., Évêques et pouvoir dans le royaume de Germanie, 1997; Patzold, S., Episcopus, 2009
Reichskleinod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Reichskleinodie bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Reichskleinodien ab 1580 [Herrgott, MAustr. IV 2 S. 135] in neun Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem Reich gehörige Kleinod. Reichskleinodien sind der das Heilige römische Reich sichtbar darstellende, bei den Krönungen in Aachen bzw. Frankfurt verwendete Reichsschatz (einziger nahezu unverändert erhaltener Kronschatz Europas). Zu den Reichskleinodien zählen die →Krone (Reichskrone), das Reichskreuz, das Reichsreliquiar, die heilige Lanze, der →Reichsapfel, das Zepter, das Reichsschwert (Mauritiusschwert), der Krönungsmantel (Krönungsornat) und einige weitere Kleinode (und Reliquien) (sowie der Säbel Karls des Großen, die Stephansburse und das Reichsevangeliar als sog. Aachener Kleinodien). Sie begleiten anfangs den König auf seinen Zügen in dem Reich. In salischer Zeit sind sie meist in dem Dom in Speyer, danach in der Reichsfeste Trifels, seit 1273 in der habsburgischen Kiburg, seit 1350 in Prag bzw. der Karlsfeste (Karlsstein), 1421 in Blutenburg in Ungarn, seit 1424 in Nürnberg, seit 1800 über Regensburg (1796) und Passau in Wien (1938 bis 1946 nochmals in Nürnberg). S. Google, →Insignie(n), Reichsinsignie(n)
Lit.: Schlosser, J., Die deutschen Reichskleinode, 1920; Fillitz, H., Die Insignien und Kleinodien, 1954; Grass, N., Reichskleinodienstudien, 1965; Pleticha, H., Des Reiches Glanz, 1989; Schroeder, K., Die Nürnberger Reichskleinodien in Wien, ZRG GA 108 (1991), 232; Kubin, E., Die Reichskleinodien, 1991; Die Reichskleinodien, hg. v. d. Gesellschaft für staufische Geschichte, 1997; Gsell, K., Die Rechtsstreitigkeiten um den Reichsschatz, 2001
Reichskonkordat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das unter Adolf Hitler an dem 20. 7. 1933 unterzeichnete und an dem 10. 9. 1933 in Kraft getretene →Konkordat zwischen dem Deutschen Reich und der katholischen Kirche. S. Google
Lit.: Volk, L., Das Reichskonkordat, 1972; Listl, J., Die Fortgeltung und die gegenwärtige staatskirchenrechtliche Bedeutung des Reichskonkordats, (in) FS L. Carlen, 1989, 309
Reichskreis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1562 [LeutkirchStR. Lünig 1296] in 16 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1500 bzw. 1512 in dem Zuge der Reichsreform geschaffene Kreis in dem Heiligen Römischen Reich. Es werden insgesamt 6 (bayerisch, fränkisch, niedersächsisch, oberrheinisch, schwäbisch, westfälisch) bzw. 10 Reichskreise mit zugehörigen Kreistagen gebildet (österreichischer –praktisch nur aus habsburgischen Gebieten gebildeter -, burgundischer, kurrheinischer, fränkischer, bayerischer, schwäbischer, oberrheinischer, niederrheinisch-westfälischer, obersächsischer und niedersächsischer Reichskreis), in welche die meisten Gebiete des Reiches eingegliedert werden (ausgenommen vor allem die Länder der Wenzelskrone und der Schweiz). Nur in dem Südwesten (Schwaben, Franken, Oberrhein) erlangt der Reichskreis über längere Zeit gewisse Bedeutung für die Landfriedenswahrung, Urteilsexekution und Truppenkontingentierung. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 147; Simmern, E. Langwerth v., Die Kreisverfassung Maximilians I., 1896; Neukirch, A., Der niedersächsische Kreis, 1909; Wallner, E., Die kreisansässigen Reichsterritorien, (in) MIÖG Ergänzungsbd. 11 (1929), 681; Brusatti, A., Die Entstehung der Reichskreise, 1950; Wines, R., The Franconian Reichskreis, Diss. phil. Ann Arbor Michigan 1961; Mally, A., Der österreichische Kreis in der Exekutionsordnung des römisch-deutschen Reiches, 1967; Borck, H., Der schwäbische Reichskreis im Zeitalter der französischen Revolutionskriege 1792-1806, 1970; Sicken, B., Der fränkische Reichskreis, 1970; Laufs, A., Der schwäbische Kreis, 1972; Der Kurfürst von Mainz und die Kreisassoziation, hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1975; Schneider, A., Der niederrheinisch-westfälische Kreis, 1985; Dotzauer, W., Der kurrheinische Reichskreis, (in) Nass. Ann. 98 (1987), 61; Magen, F., Reichsexekutive und regionale Selbstverwaltung, 1992; Gittel, U., Die Aktivitäten des Niedersächsischen Reichskreises, 1997; Hartmann, P., Der bayerische Reichskreis, 1997; Dotzauer, W., Die deutschen Reichskreise, 1998; Reichskreis und Territorium, hg. v. Wüst, W., 2000; Nicklas, T., Macht oder Recht, 2002; Neuburger, A., Der schwäbische Reichskreis, 2010; Neuburger, A., Konfessionskonflikt und Kriegsbeendigung im schwäbischen Reichskreis, 2011; Reichskreise und Regionen im frühmodernen Europa, 2011; Schulze, F., Die Reichskreise im Dreißigjährigen Krieg, 2018; Scheffknecht, W., Kleinterritorium und Heiliges römisches Reich. Der „Embsische Estat“ und der Schwäbische Reichskreis im 17. und 18. Jahrhundert, 2018 (um 1700 rund 2500 Untertanen)
Reichskrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1668 [Fugger, Ehrensp. 768] in 26 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf Grund einer Reichskriegserklärung des Kaisers und der Reichsstände zwischen 1648 und 1806 gegen einen fremden Staat geführte →Krieg. S. Google
Lit.: Weigel, H., Die Kriegsverfassung des alten Deutschen Reichs, 1912
Reichskriegsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach der Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit durch Gesetz von dem 17. 8. 1920, der Auflösung des zu dem 1. 10. 1900 eingerichteten Reichsmilitärgerichts und der Wiedereinführung der Militärgerichtsbarkeit zu dem 1. 1. 1934 durch Gesetz von dem 26. 6. 1936 geschaffene oberste Gericht der Wehrmacht Deutschlands, das sich vor allem in dem Krieg zu einem Instrument militärischer Kommandogewalt und politischer Macht entwickelte. S. Google
Lit.: Gribbohm, G., Das Reichskriegsgericht, 2004; Gribbohm, G., Das Reichsmilitärgericht, 2007
Reichskristallnacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1938 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (Novemberpogrom) ist die Gesamtheit der (ersten spontanen Übergriffen in dem Gau Kurhessen in der Nacht von dem 7. auf den 8. November) folgenden) Nacht von dem 8. auf den 9. 11. 1938, in welcher der deutsche Reichsinnenminister Goebbels während eines Kameradschaftsabends der nationalsozialistischen Parteiführer in dem alten Münchener Rathaussaal durch mündliche Weisung die Beschädigung jüdischer Einrichtungen wegen der Tötung eines 29jährigen (homosexuellen?) deutschen Legationssekretärs (Ernst vom Rath) durch einen 17jährigen Juden (Herschel Grynspan, in Frankreich Mitte 1940 in den Händen der geheimen Staatspolizei, Ende 1942 verliert sich die Spur) in dem Palais Beauharnais in Paris (aus Verzweiflung über die Abschiebung von Eltern und Geschwistern aus Hannover nach Polen in dem Oktober 1938) einleitet. In dem Verlauf der Reichskristallnacht werden etwa 177 Wohnhäuser und 1406 Synagogen zerstört, 7500 jüdische Geschäfte demoliert sowie (offiziell) 91 (bzw. tatsächlich etwa 1400) Juden getötet (oder in den Tod getrieben) und kommen anschließend 31000 jüdische Männer in Konzentrationslager. Eine einer Besprechung in dem Reichsluftfahrtministerium (mit Göring, Goebbels, Frick und Heydrich) folgende Verordnung von dem 12. 11. 1938 verpflichtet die jüdischen Gewerbetreibenden zu der Schadensbeseitigung und zu einer Sühneleistung von 1 Milliarde Reichsmark. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 238; Gruchmann, L., Reichskristallnacht und Justiz im Dritten Reich, NJW 1988, 2856; Graml, H., Reichskristallnacht, 1988; Kropat, W., Reichskristallnacht in Hessen, 1988; Kropat, W., Reichskristallnacht, 1997; Steinweis, A., Kristallnacht 1938, 2013; Fuhrer, A., Herschel, 2013
Reichskrone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) →Krone
Reichsland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1554 [FreibDiözArch. 16 1883 204] in 20 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Land eines Reiches
Reichsland Elsass-Lothringen →Elsass, Lothringen
Reichslandfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Landfriede
Reichslandvogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Inhaber der Reichslandvogtei
Reichslandvogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1668 [Fugger, Ehrensp. Reg. s. v. Schwaben] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von König Rudolf von Habsburg (1273-1291) eingerichtete Verwaltungseinheit für Reichsgut (beispielsweise in Schwaben, Elsass, Speyergau, Mittelrhein, Wetterau). Die Reichslandvogtei geht in dem Spätmittelalter in den Ländern auf. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schreibmüller, H., Die Landvogtei im Speiergau, 1905; Becker, J., Geschichte der Reichslandvogteien im Elsass, 1905; Becker, J., Die Reichslandvogtei Kaysersberg, (in) Wiss. Beilage zum Jahresbericht des bischöflichen Gymnasiums zu Straßburg, 1906; Schreibmüller, H., Die Landvogtei im Speyergau, 1905; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien, 1980
Reichslehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1417 [QFürstentBayreuth I 5] in mehr als 50 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem König des Deutschen Reiches verliehene →Lehen. Durch die Annahme des Titels Kaiser von Österreich durch Franz II. 1804 bzw. durch das Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 wird der Reichslehensverband aufgelöst.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Krieger, K., Die Lehnshoheit der deutschen Könige, 1979; Rödel, V., Reichslehenswesen, Ministerialität, Burgmannschaft und Niederadel, 1979; Schubert, E., König und Reich, 1979
Reichsmatrikel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1557 [Moser, StaatsR. 27, 25] in 22 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die für das Heilige Römische Reich geführte →Matrikel (beispielsweise Reichsheeresmatrikel von 1422). 1521 weist die Reichsmatrikel 83 Reichsprälaten auf, 1792 40.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Sieber, J., Zur Geschichte des Reichsmatrikelwesens, 1910; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Reichsheeresmatrikel1422.htm
Reichsmerkantilismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Merkantilismus
Reichsministeriale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Reichsdienstmann
Lit.: Segner, U., Die Anfänge der Reichsministerialität, 1938; Bosl, K., Die Reichsministerialität, Bd. 1f. 1950f.
Reichsmünze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1522 [RTA.JR. III 617] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) →Münze
Lit.: Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 2. A. 1896, Neudruck 1972; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte, 1975
Reichsnotariatsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Notar
Reichsoberhandelsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das durch gesetzliche Umbenennung von dem 16. 4. 1871 (2. 9. 1871 Plenarbeschluss) und örtliche Ausdehnung auf die süddeutschen Staaten von dem 22. 4. 1871 aus dem an dem 12. 6. 1869 in Leipzig geschaffenen →Bundesoberhandelsgericht hervorgegangene oberste Gericht in Handelssachen des (zweiten) Deutschen Reiches in Leipzig. Es geht an dem 1. 10. 1879 in dem →Reichsgericht auf.
Lit.: Köbler, DRG 195; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954, 83; Weiß, A., Die Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts in Strafsachen, 1997; Winkler, S., Das Bundes- und spätere Reichsoberhandelsgericht, 2001
Reichspfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Reichspfandschaft - nicht bezeugt, – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Pfand
Reichspolizei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [Moser, StaatsR. 32 S. 141] in 9 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Polizei des Reiches
Reichspolizeiordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [CCMarch. V 2 Sp. 7] in sieben Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die für das Heilige Römische Reich geschaffene →Polizeiordnung (beispielsweise 1495, 1530, 1539, 1548, 1577).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 138; Segall, L., Geschichte und Strafrecht der Reichspolizeiordnungen, Diss. jur. Gießen 1914; Weber, M., Die Reichspolizeiordnungen von 1530, 1548 und 1577, 2002
Reichspräsident (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1720 [Lünig, TheatrCerem. II 163] 1 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist das Staatsoberhaupt des (zweiten) Deutschen Reiches von 1919 bis 1934 (Ebert, Hindenburg). Funktionell ist der Reichspräsident als Nachfolger des Kaisers mit bedeutsamen Befugnissen ausgestattet. Nach dem 12. 8. 1934 übernimmt Adolf →Hitler bis zu seiner Selbsttötung an dem 30. 4. 1945 seine Aufgaben. 1949 folgt dem Reichspräsidenten des (zweiten) Deutschen Reiches der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 230; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reichs, 14. A. 1933, Neudruck 1968; Pünder, Der Reichspräsident, 1961; Friedrich Ebert als Reichspräsident, hg. v. Kolb, E., 1997
Reichspublizistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das das deutsche Reich bzw. das Heilige Römische Reich betreffende politisch-juristische Schrifttum (beispielsweise des →Manegold von Lautenbach, →Petrus Crassus, Deusdedit, Anselm von Lucca, Bonizo von Sutri, →Petrus de Vinea, →Jordan von Osnabrück, →Alexander von Roes, →Engelbert von Admont, Tolomeo von Lucca, →Marsilius von Padua, →Wilhelm von Ockham, →Lupold von Bebenburg, Konrad von →Megenberg, Nikolaus von →Kues oder →Peter von Andlau in dem Mittelalter bzw. →Goldast, →Freher, Hermann Vultejus, Gottfried Antonius, →Arumaeus, →Limnaeus, →Reinkingk, →Althusius, →Conring, →Pufendorf, →Lünig, →Thomasius, →Ludewig, →Gundling, →Mascov, Schmauß, →Pütter, →Wolff oder →Moser) in der frühen Neuzeit.
Lit.: Pütter, J., Litteratur des teutschen Staatsrechts, Bd. 1ff. 1776ff.; Mirbt, C., Die Publizistik im Zeitalter Gregors VII., 1894, Neudruck 1965; Fauser, A., Die Publizisten des Investiturstreites, Diss. phil. München 1934; Schubert, H., Die deutschen Reichstage, 1960; Schömbs, E., Das Staatsrecht Johann Jakob Mosers, 1968; Bussi, E., Il diritto pubblico del Sacro romano impero, 2. A. 1970; Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Neumaier, K., Ius publicum, 1974; Ullmann, W., Law and Politics in the Middle Ages, 1975; Pick, E., Mainzer Reichsstaatsrecht, 1977; Wyduckel, D., Princeps legibus solutus, 1979; Wyduckel, D., Ius publicum, 1984; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts in Deutschland, Bd. 1f. 1988ff.; Peters, W., Späte Reichspublizistik und Frühkonstitutionalismus, 1993
Reichsrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [RegimentsO. Max. I./RAbsch II 57] in 26 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein Staatsorgan der Neuzeit und insbesondere auch des 19. Jahrhunderts (Österreich Kremsierer Entwurf, Märzverfassung 1849, kaiserliches Patent von dem 13. 4. 1851, kaiserliches Patent von dem 20. 8. 1851, kaiserliches Patent von dem 5. 3. 1860 verstärkter Reichsrat als Vorläufer des Parlaments →Oktoberdiplom von dem 20. 10. 1860, →Februarpatent von dem 26. 2. 1861 (aufgelöst und durch Staatsrat ersetzt, Herrenhaus und Abgeordnetenhaus), →Dezemberverfassung von dem 21. 12. 1867 mit einem aus Herrenhaus und Abgeordnetenhaus bestehenden Reichsrat) bzw. des 20. Jahrhunderts (Deutsches Reich 14. 8. 1919). Hier kann der Reichsrat, in dem jedes Land mindestens eine und →Preußen als vorherrschendes Land höchstens zwei Fünftel aller Stimmen hat, gegen Gesetze einen Einspruch erheben, der aber von dem Reichstag überstimmt werden kann. Dabei wird der Reichsrat zwischen 1919 und 1932 mit mehr als 1280 Gesetzen befasst. An dem 14. 2. 1934 wird der Reichsrat aufgelöst. In dem Heiligen römischen Reich ist Reichsrat das →Reichsregiment von 1500 bzw. 1521. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 230, 232; Baltl/Kocher; Samanek, V., Kronrat und Reichsherrschaft im 13. und 14. Jahrhundert, 1910; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 14. A. 1933, Neudruck 1968; Rose, G., Der Reichsrat der Weimarer Republik, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1964; Der Bundesrat, hg. v. Bundesrat, 1974; Lilla, J., Der Reichsrat, 2006; Adlgasser, F., Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848-1918, 2014
Reichsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1533 [AppenzUB. III 2 S. 18] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das ein →Reich betreffende Recht. Es steht meist in Gegensatz zu einem (möglicherweise vorrangigen) Recht eines örtlich kleineren Gebiets (beispielsweise Landesrecht), zu dem Recht eines anderen Staates oder zu dem internationalen Recht (beispielsweise Völkerrecht). In dem (zweiten) Deutschen Reich von 1871 bis 1945 bricht Reichsrecht Landesrecht.
Lit.: Köbler, DRG 102, 227, 231; Baltl/Kocher; Mitteis, L., Reichsrecht und Volksrecht, 1891, Neudruck 1963; Pfundtner, H./Neubert, R., Das neue deutsche Reichsrecht, 1933ff.; Diestelkamp, B., Zur Krise des Reichsrechts im 16. Jahrhundert, (in) Säkulare Aspekte der Reformationszeit, hg. v. Angermeier, H., 1983, 49; Schneider, M., Das Verhältnis des Reichsrechts zum Landesrecht, 2002
Reichsrechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Mühlhausen
Reichsreform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist (seit 1850) die Gesamtheit der Reformbestrebungen in dem Heiligen Römischen Reich zwischen 1410 und 1555. Als Ergebnisse der Reichsreform sind →Reichskammergericht und →Reichskreise hervorzuheben. →Reformatio Sigismundi
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 147; Molitor, E., Die Reichsreformbestrebungen, 1921, Neudruck 1969; Angermeier, H., Begriff und Inhalt der Reichsreform, ZRG GA 75 (1958), 181; Laufs, A., Reichsstädte und Reichsreform, ZRG GA 84 (1967), 172; Hödl, G., Königtum, Reichsregierung und Reichsreform 1438-1439, 1978; Angermeier, H., Die Reichsreform 1410-1555, 1984; Krieger, K., König, Reich und Reichsreform, 1992; Quellen zur Reichsreform im Spätmittelalter, hg. v. Weinrich, L., 2001; Fischer, M., Reichsreform und ewiger Landfrieden, 2007
Reichsregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Valvasor, Krain IV 2 S. 145] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Altfranzösische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die Regierung eines Reiches, insbesondere die aus Reichskanzler und Staatssekretären bzw. Ministern bestehende Regierung des (zweiten) Deutschen Reiches.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 196, 230; Baltl/Kocher
Reichsregiment (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1500 [UrkBurgundKr. I 43] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) oder →Reichsrat ist in dem Heiligen römischen Reich 1500 (bis 1502) und 1521 (bis 1530 in Abwesenheit Kaiser Karls V.) das dem Kaiser zu der Seite gestellte, in dem Ergebnis aber gescheiterte Reichsorgan der Reichsstände.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kraus, V. v., Das Nürnberger Regiment, 1883, Neudruck 1969; Grabner, A., Zur Geschichte des zweiten Nürnberger Regimentes, 1903, Neudruck 1965; Das Wappenbuch des Reichsherolds Caspar von Sturm, bearb. v. Arndt, J., 1984; Roll, C., Das zweite Reichsregiment, 1996
Reichsregister (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1749 [Moser, StaatsR. 40 S. 105] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ein Reich betreffendes Register
Lit.: Das Reichsregister König Albrechts II., bearb. v. Koller, H., 1955
Reichsritter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1697 [Winckler, Edelm. 59] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist in dem Heiligen römischen Reich der dem Reich unmittelbar verbundene Ritter. Er erscheint seit dem späten 14. Jahrhundert (1370) bzw. seit dem frühen 15. Jahrhundert (1422), organisiert sich seit etwa 1540 in drei 1577 vereinigten Ritterkreisen (Schwaben, Franken, Rhein) mit 14 Kantonen und muss 1802/1803/1805 die Mediatisierung (von etwa 1730 Rittergütern mit 450000 Einwohnern) in den Territorien vor allem als politische Folge des Reichsdeputationshauptschlusses hinnehmen. Der Reichsritter ist dem König bzw. Kaiser unmittelbar unterstellt und unterliegt keiner Landeshoheit. In dem Reichstag ist der Reichsritter nicht vertreten.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 130, 132; Roth von Schreckenstein, C., Geschichte der ehemals freien Reichsritterschaft, Bd. 1f. 1859ff.; Eberbach, O., Die deutsche Reichsritterschaft, 1913; Ruch, W., Die Verfassung des Kantons Hegau-Allgäu-Bodensee, 1955; Riedenauer, E., Kontinuität und Fluktuation im Mitgliederstand der fränkischen Reichsritterschaft, (in) Gesellschaft und Herrschaft (FS Karl Bosl) 1969, 225; Inventar des Archivs der niederrheinischen Reichsritterschaft, bearb. v. Böhn, G., 1971; Danner, W., Die Reichsritterschaft im Ritterkantonsbezirk Hegau, 1971; Hellstern, D., Der Ritterkanton Neckar-Schwarzwald, 1971; Mauchenheim, H. v., Des Heiligen römischen Reichs unmittelbar freie Ritterschaft zu Franken Ort Steigerwald, 1972; Stetten, W. v., Die Rechtsstellung der unmittelbaren freien Reichsritterschaft (Odenwald), 1973; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft, 1982; Adel in der Frühneuzeit, hg. v. Endres, R., 1991; Ulrichs, C., Vom Lehnhof zur Reichsritterschaft, 1997; Riedenauer, E., Fränkische Landesgeschichte und historische Landeskunde, 2001; Neumaier, H., Dass wier khein annder Haupt …, 2005; Puchta, M., Mediatisierung mit Haut und Haar, Leib und Leben - Die Unterwerfung der Reichsritter durch Ansbach-Bayreuth 1792-1798, 2012; Flurschütz da Cruz, A., Zwischen Füchsen und Wölfen, 2014 (ein reichsritterschaftlicher Lehenprozess); Ulrichs, C., Die Entstehung der fränkischen Reichsritterschaft, 2016; Archiv der Freiherren und Grafen von Helmstatt, bearb. v. Krimm, K., 2020
Reichsschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1567 [Schoenlank, NMürnbGesellenw. 378] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. conclusum [N.] imperii, s. Google) ist der nach Zustimmung des Kaisers zu den Ergebnissen der Beratung der Reichsstände entstehende Gesetzesbeschluss des Heiligen Römischen Reiches, der dem →Reichsabschied vorausgeht.
Lit.: Wenkebach, H., Bestrebungen zur Erhaltung der Einheit des Heiligen römischen Reichs in den Reichsschlüssen, 1970
Reichssiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1498 [Seeliger, Erzkanzler 209] in sechs Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das von dem Herrscher oder anderen Organen für das →Reich verwendete Siegel.
Lit.: Ewald, W., Siegelkunde, 1914, Neudruck 1969; Posse, O., Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige, Bd. 1ff. 1909ff.; Battenberg, F., Das Hofgerichtssiegel, 1979
Reichsstaatsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Reichspublizistik, Staatsrecht
Lit.: Quellensammlung zum deutschen Reichsstaatsrecht, hg. v. Triepel, H., 5. A. 1931; Kaiser und Reich, hg. v. Buschmann, A., 1984
Reichsstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1320 [GoslarUB. III 370] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist in dem Heiligen römischen →Reich die dem Reich bzw. Kaiser unmittelbar, d. h. nicht mittels eines Landesherrn unterstehende →Stadt. Sie entsteht ab dem früheren 13. Jahrhundert. Die Reichsstadt kann dauerhaft die Ratsverfassung sichern und die stadtherrlichen Rechte an sich bringen. Zeitweise gibt es bis zu 125 Reichsstädte (beispielsweise Regensburg, Nürnberg, Speyer, Worms, Besançon, Frankfurt am Main, Wetzlar, Dortmund), die zusammen (gefestigt seit 1648) den dritten →Reichsstand in dem Reichstag bilden (schwäbische Städtebank mit Vorsitz Ulms, rheinische Städtebank mit Vorsitz Kölns). In der frühen Neuzeit geht die Zahl zugunsten der Territorialstaaten zurück (1792 51, davon 47 rechtsrheinisch). 1803 werden die meisten (45) noch verbleibenden Reichsstädte mediatisiert (dabei 15 an Bayern, 9 an Württemberg, 7 an Baden). Die letzten Überreste bilden 1803 Frankfurt am Main (bis 1866), Hamburg, Bremen, Lübeck (bis 1937), Augsburg (bis 1806) und Nürnberg (bis 1806), in der Gegenwart die Stadtstaaten Bremen und Hamburg.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 110, 111, 132, 148; Hugo, G. W., Die Mediatisierung der deutschen Reichsstädte, 1838; Hugo, G. W., Das Gebiet der deutschen Reichsstädte, 1844; Ehrentraut, M., Untersuchungen über die Frage der Frei- und Reichsstädte, 1902; Müller, K., Die oberschwäbischen Reichsstädte, 1912; Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, 1928; Moeller, B., Reichsstadt und Reformation, 1962, neu hg. v. Kaufmann, T., 2011; Laufs, A., Reichsstädte und Reichsreform, ZRG GA 84 (1967), 172; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967; Batori, J., Die Reichsstadt Augsburg, 1969; Eitel, P., Die oberschwäbischen Reichsstädte im Zeitalter der Zunftherrschaft, 1970; Maier, W., Stadt und Reichsfreiheit, 1972, Buchstab, G., Reichsstädte, Städtekurie und westfälischer Friedenskongress, 1976; Heitzenröder, W., Reichsstädte und Kirche in der Wetterau, 1982; Schroeder, K., Das alte Reich und seine Städte, 1991; Redies, R., Reichsstädte im deutschen Südwesten, 2004; Krischer, A., Reichsstädte in der Fürstengesellschaft, 2006; Das Ende der kleinen Reichsstädte 1803 im süddeutschen Raum, hg. v. Müller, R. u. a., 2007; Tempi passati - Die Reichsstadt in der Erinnerung, hg. v. Wittmann, H., 2014; Reichszeichen, hg. v. Wittmann, H., 2015; Kaiser, Reich und Reichsstadt in der Interaktion, hg. v. Lau, T. u. a., 2016; Bühner, P., Die freien und Reichsstädte des Heiligen römischen Reiches, 2018 (153 Namen von 152 Reichsstädten); Bregler, T., Die oberdeutschen Reichsstädte auf dem Rastatter Friedenskongress (1797-1799), 2020
Reichsstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1497 [UrkSchwäbBund. I 225] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist in dem Heiligen römischen Reich das auf dem Reichstag vertretene Kollegium (Kurfürsten [1356], [Reichs-]Fürsten, Reichsstädte [1471]). An dem Ende des 18. Jahrhunderts gibt es bei drei Reichsständen 9 →Kurfürsten, 33 geistliche und 61 weltliche Fürstentümer, 2 Prälatenbänke (40 Mitglieder), 4 Grafen- und Herrenbänke (103 Mitglieder) (→Reichsfürsten) und 2 Städtebänke (51 Mitglieder) (→Reichsstädte). Bis 1806 ist die Frage, wer Reichsstandschaft erwerben kann, umstritten.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 110, 148, 150; Moser, J., Von der Landeshoheit der teutschen Reichsstände, 1773; Reuter, R., Der Kampf um die Reichsstandschaft der Städte, 1919; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Aretin, K. Frhr. v., Heiliges Römisches Reich, Bd. 1 1967; Kulenkampff, A., Einungen und Reichsstandschaft, 1971; Reichsstände und Landstände, hg. v. Rausch, H., 1975; Decker, K., Frankreich und die Reichsstände, 1981; Rheden-Dohna, A. v., Reichsstandschaft und Klosterherrschaft, 1982; Wild, W., Steuern und Reichsstandschaft, 1984; Krieger, K., König, Reich und Reichsreform, 1992; Reichsständische Libertät, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 1999; Ackermann, J., Verschuldung, Reichsdebitverwaltung, Mediatisierung, 2004
Reichsstatthalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1720 [Lünig, TheatrCerem. II 7] 8 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Deutschen Reich unter der Herrschaft Adolf Hitlers seit dem 7. 4. 1933 der über die Landesregierung gestellte Vertreter des Reichskanzlers, der die Landesregierung ernennt.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 232; Baltl/Kocher
Reichssteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1419 [SchweizId. XI 1345] in 27 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die dem →Reich zustehende →Steuer. In dem Heiligen römischen Reich ist der Versuch, allgemeine Reichssteuern einzuführen, insgesamt erfolglos. In dem (zweiten) Deutschen Reich von 1871 bis 1945 gelingt er seit 1881 (Stempelsteuer, 1902 Schaumweinsteuer, 1906 Erbschaftsteuer u. a., 1913 außergewöhnliche Einkommensteuer, 1916 Vorläufer der Umsatzsteuer, 1917 Beförderungsteuer).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 148, 196; Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Müller, H., Reichssteuern und Reichsreformbestrebungen, 1880; Lohmann, K., Das Reichssteuergesetz von 1654, Diss. Bonn 1892/3; Gerlot, W., Die Finanz- und Zollpolitik des Deutschen Reichs, 1913; Bussi, E., Il diritto pubblico del sacro Romano impero, Bd. 2 1959; Metz, W., Staufische Güterverzeichnisse, 1964; Schulze, W., Reichstage und Reichssteuern, (in) ZHF 2 (1975), 43; Isenmann, E., Reichsfinanzen und Reichssteuern, (in) ZHF 7 (1980), 1
Reichsstift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1644 [ProtBrandenbGehR. II 341] in zehn Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das besondere →Stift des Reiches.
Lit.: Kellner, W., Das Reichsstift St. Bartholomäus zu Frankfurt am Main, 1962; Rauch, G., Pröpste, Propstei, und Stift von St. Bartholomäus in Frankfurt, 1975
Reichsstrafgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Strafgesetz eines Reiches
Reichsstrafgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das 1871 aus dem Strafgesetzbuch des Norddeutschen Bundes und damit aus dem preußischen, stark von dem Code pénal Frankreichs beeinflussten Strafgesetzbuch von 1851 entwickelte Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 181
Reichsstraße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [ZGO. 9 1858 125] in 15 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist vor allem die mit dem Reich besonders verbundene, dem überörtlichen Verkehr dienende →Straße. Aus ihr wird (in der Bundesrepublik Deutschland ab 1949) die Bundesstraße.
Lit.: Germershausen, A., Das Wegerecht und die Wegeverwaltung in Preußen, Bd. 1f. 1890; Zeumer, K., Straßenzwang und Straßenregal, ZRG GA 23 (1902), 101; Landau, G., Beiträge zur Geschichte der alten Heer- und Handelsstraßen in Deutschland, 1958
Reichssynode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1818 [Göbell, RhWKO. II 151] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine die Geistlichkeit eines →Reiches erfassende →Synode.
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Reichstag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [RTA. MR. V 1, 2 S. 1096] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das (irgendwie) die Gesamtheit des Volkes repräsentierende, bei der Gesetzgebung mitwirkende Kollegialorgan des Reiches oder eines Reiches. Der Reichstag des Heiligen römischen Reiches entwickelt sich aus der Einladung des Königs zwecks Rates und Hilfe an die Großen des Reiches an seinen Hof (Reichsversammlung [814-839 61, meist in dem Februar, Mai, Juni, August, September, Oktober, oft als lat. conventus oder placitum bezeichnet, meist zwischen Maas und Rhein, Dauer unterschiedlich, kein Forum der Repräsentation in einem modernen Sinne], Hoftag). Seit 1356 sollen sich dabei die Kurfürsten jährlich bei dem König versammeln (zwischen 1349 und 1471 80 Reichsversammlungen, durchschnittlich in einem Abstand von 1,5 Jahren). Möglich sind auch königslose Treffen. Seit dem frühen 15. Jahrhundert gehen Kurfürsten und Reichsstädte aus Not Selbstverpflichtungen ein. Hinzu kommen später Fürsten, Grafen und Herren. Kurz vor 1500 ist diese von oben ausgehende Entwicklung zu einem aus drei →Reichsständen gebildeten Reichstag abgeschlossen und die Teilhabe an der Leitung des Reiches bis zu dessen Ende gesichert. 1495 wird die jährliche Abhaltung von Reichstagen bestimmt, allerdings in der Folge nicht eingehalten. Als bekannte Hoftage bzw. (ab 1470/1480) Reichstage werden dabei (innerhalb der etwa 40-45 Reichstage - oder auch Reichsversammlungen wie etwa 1455 in Wiener Neustadt - bis 1663) hervorgehoben die Hoftage bzw. Reichstage von (Aachen [802/3],) Augsburg (1529), (Frankfurt am Main ([1442]), Freiburg im Breisgau (1498), Köln (1512), Konstanz (1507), Lindau (1496), (Mainz [1085],) Nürnberg (1524), Regensburg (1532, seit 1663 [ohne formellen Beschluss)] Gesandtenkongress als immerwährender Reichstag, (Roncaglia [1158],) Speyer (1526) und Worms ([1231,] 1495, 1521) (sowie Würzburg [1168]). In dem 19. Jahrhundert ist demgegenüber der Reichstag in der Verfassung der Frankfurter Nationalversammlung von 1849 ein aus Staatenhaus und Volkshaus zusammengesetztes Organ, das aber nicht verwirklicht wird. In Österreich erscheint ein aus Senat und Abgeordnetenkammer bestehender Reichstag in der Aprilverfassung des Innenministers →Pillersdorf von dem 25. 4. 1848 (1860 Reichsrat). An dem 22. 7. 1848 wird auf Grund dieser Verfassung in Wien ein aus einer gewählten Kammer bestehender Reichstag eröffnet, der an dem 22. 10. 1848 nach Kremsier verlegt und durch kaiserliches Manifest an dem 4. 3. 1849 aufgelöst wird. Der in der Verfassung des März 1849 vorgesehene Reichstag wird nicht einberufen. 1860/1861 wird statt des Reichstags ein Reichsrat festgelegt. In dem Norddeutschen Bund (1867) und in dem zweiten Deutschen Reich (1871) ist Reichstag die hinter Kaiser und Bundesrat an dritter Stelle stehende, durch Mehrheitswahlrecht bestimmte Volksvertretung, die an der Gesetzgebung entscheidend mitwirkt. An dem 28. 10. 1918 wird der Reichskanzler von dem Vertrauen des Reichstags abhängig. 1933 überträgt das Ermächtigungsgesetz das Gesetzgebungsrecht des Reichstags auf die Reichsregierung, woraufhin bis 1945 985 Regierungsgesetze und nur noch 8 Reichstagsgesetze (1933 1, 1934 1, 1935 3, 1937 1, 1939 2, Reichsgesetzblatt dieses Jahres mit Umfang von 2509 Seiten) verabschiedet werden. An dem 27. 2. 1933 steckt wohl der niederländische Kommunist Marinus van der Lubbe (1909-1934) das Gebäude des deutschen Reichstags in Brand. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 94, 101, 106, 110, 131, 135, 148, 177, 193, 194, 195, 230; Baltl/Kocher; Deutsche Reichstagsakten; Sammlung sämtlicher Drucksachen des Reichstages, 1871ff.; Rauch, K., Traktat über den Reichstag im 16. Jahrhundert, 1905; Reincke, H., Der alte Reichstag und der neue Bundesrat, 1906; Bemmann, R., Zur Geschichte des deutschen Reichstages im 15. Jahrhundert, 1907; Borell, A., Die soziologische Gliederung des Reichsparlaments, Diss. phil. Gießen 1933; Stoltenberg, G., Der deutsche Reichstag, 1955; Aus Reichstagsakten des 15. und 16. Jahrhunderts, 1958; Tetleben, V. v., Protokoll des Augsburger Reichstages 1530, hg. v. Grundmann, H., 1958; Weber, H., Die Reichsversammlungen im ostfränkischen Reich 840-918, Diss. phil. Würzburg 1962; Deuerlein, E., Der Reichstag von 1871 bis 1933, 1962; Fürnrohr, W., Der immerwährende Reichstag zu Regensburg, 1963, 2. A. 1987; Schwarz, M., Mitglieder des Reichstages, 1965; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Becker, H., Der Speyerer Reichstag von 1570, 1969; Das Reichstagsprotokoll des kaiserlichen Kommissars Felix Hornung vom Augsburger Reichstag 1555, hg. v. Lutz, H. u. a. 1971; Deutsche Reichstagsakten unter Maximilian I., Bd. 1ff. 1972ff.; Vocelka, R., Der Reichstag im 16. Jahrhundert, Diss. phil. Wien 1974; Stürmer, M., Regierung und Reichstag, 1974; Westphal, G., Der Kampf um die Freistellung auf den Reichstagen, 1975; Brandt, D., Die politischen Parteien, 1975; Rauh, M., Die Parlamentarisierung des Deutschen Reichs, 1977; Neuhaus, H., Reichstag und Supplikationsausschuss, 1977; Schubert, E., König und Reich, 1979; Moraw, P., Versuch über die Entstehung des Reichstages, (in) Politische Ordnung und soziale Kräfte im Alten Reich, hg. v. Weber, H., 1980, 1; Aulinger, R., Das Bild des Reichstages im 16. Jahrhundert, 1980; Der Reichstag, 1981; Neuhaus, H., Reichsständische Repräsentationsformen im 16. Jahrhundert, 1982; Regierung, Bürokratie und Parlament, hg. v. Ritter, G., 1983; Moraw, P., Hoftag und Reichstag, (in) Parlamentsrecht und Parlamentspraxis, 1989, 3; Der Reichstag des Norddeutschen Bundes 1867-1870, bearb. v. Haunfelder, B. u. a., 1989 (466 Parlamentarier); Schindling, A., Die Anfänge des immerwährenden Reichstags, 1991; Hubert, P., Uniformierter Reichstag, 1992; Martin, T., Auf dem Weg zum Reichstag, 1993; Härter, K., Reichstag und Revolution 1789-1806, 1992; Hof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 1994; Speicher, S., Der Reichstag, 1995; Ullrich, N., Gesetzgebungsverfahren und Reichstag, 1996; Schönberger, C., Das Parlament im Anstaltsstaat, 1997; Bahar, A./Kugel, W., Der Reichstagsbrand, 2000; Biefang, A., Bismarcks Reichstag, 2002; Mergel, T., Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik, 2002; Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag, hg. v. Moraw, P., 2003; Statisten in Uniform, hg. v. Lilla, J., 2004; Annas, G., Hoftag – gemeiner Tag – Reichstag, 2004; Cullen, M., Der Reichstag, 2005; Handbuch der Reichstagswahlen 1890-1918, bearb. v. Reibel, C., 2007; Eichler, D., Fränkische Reichsversammlungen unter Ludwig dem Frommen, 2007; Kellerhoff, S., Der Reichstagsbrand, 2008; Biefang, A., Die andere Seite der Macht - Reichstag und Öffentlichkeit im System Bismarck, 2009; Dücker, J., Reichsversammlungen im Spätmittelalter – Politische Willensbildung in Polen, Ungarn und Deutschland, 2011; Der Reichstag zu Regensburg 1556/1557, hg. v. Leeb, J., 2013; Rohrschneider, M., Österreich und der immerwährende Reichstag, 2014 (1745-1763 mit dem Versuch der Bildung einer festen Anhängerschaft gegenüber Preußen); Adlgasser, F., Die Mitglieder der österreichischen Zentralparlamente 1848-1918, 2014; Nit wenig verwunderns und nachgedenkens – Die Reichstagsakten Mittlere Reihe, hg. v. Wolgast, E., 2015; Hartmann, T., Die Reichstage unter Karl V., 2017; Der Reichstag zu Regensburg 1541, bearb. v. Luttenberger, A., 2018; Austermann, P., Der Weimarer Reichstag, 2020
Reichstagsakten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind die in der Arbeit des →Reichstags des Heiligen römischen Reiches entstandenen, seit 1857 zu der Veröffentlichung vorbereiteten und teilweise bereits veröffentlichten Akten (zwischen 1376 und 1662). S. Google
Lit.: Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 1ff. 1867, Neudruck 1956f.; Deutsche Reichstagsakten, Mittlere Reihe, Bd. 1ff. 1972ff.; Deutsche Reichstagsakten, Jüngere Reihe, Bd. 1ff. 1893ff., Neudruck 1962f.; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Nit wenig verwunderns und nachgedenkens – Die Reichstagsakten Mittlere Reihe, hg. v. Wolgast, E., 2015 (mittlere Reihe seit 1972 in dem Erscheinen, auf 13 Bände ausgelegt, 2014 acht Bände bereits erschienen, fünf Bände noch in Bearbeitung)
Reichstagsbrand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der wohl von (dem niederländischen Kommunisten Marinus van der Lubbe als) einem Einzelnen verursachte Brand des Gebäudes des Deutschen Reichstags in Berlin an dem 27. 2. 1933, als dessen Folge in dem Deutschen Reich von (Adolf →Hitler bzw.) dem Reichspräsidenten Hindenburg an dem 28. 2. 1933 durch Notverordnung zu dem Schutz von Volk und Staat zahlreiche Grundrechte außer Kraft gesetzt werden. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 222; Tobias, F., Der Reichstagsbrand, 1962; Mommsen, H., Der Reichstagsbrand, (in) Vjh. f. Zeitgesch. 12 (1964), 351
Reichsteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1792 [Herchenhahn, Reichshofrat I 67] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein die Teilung oder Aufteilung eines →Reiches. In dem August 843 teilen die Söhne Lothar, Ludwig und Karl des fränkischen Kaisers Ludwig des Frommen in Verdun das Reich, woraus sich ungeplant (ab 887) die Entwicklung zu den späteren Staaten →Deutschland und →Frankreich ergibt.
Lit.: Köbler, DRG 76; Kornemann, E., Doppelprinzipat und Reichsteilung im Imperium Romanum, 1930; Der Vertrag von Verdun, hg. v. Mayer, T., 1943; Ganshof, F., Zur Entstehungsgeschichte und Bedeutung des Vertrags von Verdun, (in) DA 12 (1956), 313
reichsunmittelbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [JRA. Laufs § 167] in 11 Stellen belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unmittelbar mit dem Reich verbunden
Reichsunmittelbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [JRA. Laufs § 167] in 11 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die unmittelbare d. h. nicht durch einen anderen (Landesherrn) vermittelte Zugehörigkeit von Gütern oder Menschen zu dem Heiligen römischen Reich. Sie entsteht ansatzweise in dem Hochmittelalter (13. Jahrhundert). 1471 sieht die Kriegssteuerordnung vor, dass die der Verteidigung gegen die Türken dienende Reichssteuer durch den jeweiligen Landesherrn von seinen Untertanen einzuheben ist. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Reichsunmittelbarkeit in dem Einzelfall festzulegen. Reichsunmittelbarkeit haben →Kurfürsten, →Reichsfürsten, Reichsgrafen, →Reichsstädte, →Reichsritter und →Reichsdörfer. Persönliche Reichsunmittelbarkeit kommt Reichshofräten, Reichskammergerichtsassessoren und Domkapiteln während der Sedisvakanz und Angehörigen reichsständischer Familien zu. Die Reichsunmittelbarkeit endet an dem 6. 8. 1806 mit dem Ende des Heiligen römischen Reiches. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 94, 110, 135; Moser, J., Von denen Teutschen Reichsständen, 1767, Neudruck 1967; Engelbert, G., Die Erhebungen in den Reichsfürstenstand, Diss. phil. Marburg 1948 masch.schr.; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Müller-Ueltzhöffer, B., Der 500jährige Rechtsstreit des Klosters Neresheim, 2002
Reichsurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1728 [Faber, Staatskanzlei 53 S. 528] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Urteil des Reiches →Reichsweistum
Reichsverfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1620 [HambGSamml. X 386] in 21 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verfassung eines Reiches, Verfassung des Heiligen römischen Reiches) ist die Grundordnung eines →Reiches bzw. die formelle Verfassung eines Reiches seit dem 19. Jahrhundert (beispielsweise 27. 3. 1849, 16. 4. 1871). →Heiliges Römisches Reich, Deutsches Reich, Österreich, Kaiser, Reichstag
Lit.: Laband, P., Das Staatsrecht des Deutschen Reichs, 1876; Jastrow, J., Pufendorfs Lehre von der Monstrosität der Reichsverfassung, 1882; Quellensammlung zur Geschichte der Deutschen Reichsverfassung, hg. v. Zeumer, K., 2. A. 1913; Bergsträßer, L., Geschichte der Reichsverfassung, 1914; Beyerle, K., Zehn Jahre Reichsverfassung, 1929; Stengel, E., Die Quaternionen der deutschen Reichsverfassung, ZRG GA 74 (1957), 256; Dürig, G./Rudolf, W., Texte zur deutschen Verfassungsgeschichte, 2. A. 1979; Das Staatsrecht des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Becker, W., Der Kurfürstenrat, 1973; Schmidt, G., Der Städtetag in der Reichsverfassung, 1984; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985; Grimm, D., Deutsche Verfassungsgeschichte 1776-1866, 1988; Kröger, K., Einführung in die jüngere deutsche Verfassungsgeschichte, 1988; Buschmann, A., Reichsgrundgesetze und Reichsverfassung des Heiligen Römischen Reiches, (in) FS H. Baltl 1998, 21; Burgdorf, W., Reichskonstitution und Nation, 1998; Immel, J., Hugo Preuß und die Weimarer Reichsverfassung, 2002
Reichsversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv [Valvasor, Krain II 657] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Versicherung des Reiches
Reichsversicherungsamt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die oberste Behörde der →Sozialversicherung in dem (zweiten) Deutschen Reich seit 1884. In dem März 1945 stellt das Reichsversicherungsamt seine Tätigkeit ein. Nachfolger wird teilweise 1954 das Bundessozialgericht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Staatsbürger und Staatsgewalt, hg. v. Külz, H. u. a., R., Bd. 1 1963; Festschrift zum 25jährigen Bestehen des Bundessozialgerichts, Bd. 1 1979; Festgabe aus Anlass des 100jährigen Bestehens der sozialgerichtlichen Rechtsprechung, hg. v. Deutschen Sozialrechtsverband, 1984
Reichsversicherungsordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das die Sozialversicherungsgesetze des (zweiten) Deutschen Reiches von dem 15. 6. 1883 (Krankenversicherung), 6. 7. 1884 (Unfallversicherung) und 22. 6. 1889 (Altersversicherung und Invalidenversicherung) zusammenfassende Gesetz von dem 19. 7. 1911. Die Reichsversicherungsordnung wird an dem Ende des 20. Jahrhunderts abschnittsweise von dem →Sozialgesetzbuch abgelöst. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 183; Rother, K., Die Reichsversicherungsordnung 1911, 1994
Reichsverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ausgenommen DRW-Archiv ab 1723 [Staphorst, HambKG. I 1 S. 433] 7 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verwaltung des Reiches, Verwaltung eines Reiches
Lit.: Spangenberg, H., Die Entstehung des Reichskammergerichts und die Anfänge der Reichsverwaltung, ZRG GA 46 (1926), 231
Reichsverwaltungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach jahrzehntelangem Drängen durch Erlass von dem 3. 4. 1941 unter Zusammenlegung mehrerer Gerichte und Ämter (Oberwaltungsgericht Preußens, Verwaltungsgerichtshof [Österreichs], Reichsdienststrafhof u. a.) ohne Zuständigkeitsveränderungen geschaffene oberste Gericht der Verwaltungsgerichtsbarkeit in dem (zweiten) Deutschen Reich. Seine Entscheidungen sind in zwei Bänden veröffentlicht. 1945 (bzw. formell an dem 10. 10. 1946) wird es aufgelöst. Funktionell folgt ihm in der Bundesrepublik Deutschland das →Bundesverwaltungsgericht. S. Google
Lit.: Gulden, H., Das künftige Reichsverwaltungsgericht, Diss. jur. Heidelberg 1928; Frank, H., Das Reichsverwaltungsgericht, (in) Deutsches Recht 1941, 1169; Gaiser, H., Das Reichsverwaltungsgericht, Diss. jur. Tübingen 1948; Kohl, W., Das Reichsverwaltungsgericht, 1991
Reichsverweser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen ab 1717 [Hübner, ZtgLex. 8 1430] 23 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Verweser oder Verwalter eines →Reiches (beispielsweise Dänemark 1023/1024, Erzherzog Johann an dem 29. 6. 1848 für das geplante Deutsche Reich). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Huber, E., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 2. A. 1975, 623
Reichsvikar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1657 in 15 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Verwalter eines →Reiches. In dem Hochmittelalter wird der Reichsvikar zu einer festen Einrichtung für die Zeit zwischen dem Tode eines Königs und der Wahl des neuen Königs des deutschen Reiches (beispielsweise 1276/1281 Pfalzgraf bei Rhein, 1356 auch der Herzog von Sachsen). Grundsätzlich muss der neue Herrscher alle Handlungen des Reichsvikars bestätigen.
Lit.: Fricke, H., Reichsvikare, Reichsregenten und Reichsstatthalter, Diss. phil. Göttingen 1949 masch.schr.; Wendehorst, A., Das Reichsvikariat nach der Goldenen Bulle, 1951; Hermkes, W., Das Reichsvikariat in Deutschland, 1968; Heckmann, M., Stellvertreter, 2002; (Conring, H.,) De vicariatus controversia, hg. v. Arnswaldt, A. v., 2004
Reichsvogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1371 [KonstanzGRQ. XII 87] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von dem →Reich in dem Hochmittelalter zu der Verwaltung von Reichsgut bestellte →Vogt (beispielsweise in Aachen, Wetzlar oder Goslar).
Lit.: Interthal, K., Die Reichsvogtei Wetzlar, Diss. phil. Gießen 1928; Wilke, S., Das Goslarer Reichsgebiet, 1970; Flach, D., Untersuchungen zur Verfassung und Verwaltung des Aachener Reichsgutes, 1976
Reichsvogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1655 [Buchtitel Heider Daniel Gründlicher historischer Bericht von denen alten Reichsvogteyen] Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vogtei über Reichsgut
Reichsvogteistadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1655 [Buchtitel Heider Daniel Gründlicher historischer Bericht] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bischöfliche Stadt des Heiligen römischen Reiches, deren Vogtei das Reich hat (Augsburg, Konstanz, Basel, Chur).
Lit.: Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte, 1967
Reichswald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1560 [Zink, Kaiserslautern 19] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der seit dem Mittelalter dem →Reich zustehende Wald (beispielsweise Dreieich, Büdingen, Aachen, Kleve, Schönbuch, Unterelsass, Kaiserslautern, Nürnberg).
Lit.: Zeyher, M., Der Schönbuch, 1938; Kaspers, H., Comitatus nemoris, 1957; Nieß, W., Die Forst- und Jagdgeschichte der Grafschaft Ysenburg, 1974; Rabus, I., Der Nürnberger Reichswald, 1974; Bäcker, H., Reichswald und Reichswaldgenossenschaft, Diss. jur. Mainz 1978
Reichswappen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1631 [Frischlin 597] in 4 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Wappen eines →Reiches. In dem 12. Jahrhundert erscheint der →Adler in dem Wappen des Kaisers des deutschen Reiches bzw. Heiligen römischen Reiches. An dem Ende des 13. Jahrhunderts zeigt das von dem Wappen des Königs geschiedene Reichswappen den schwarzen einköpfigen Adler in dem goldenen Schild. Seit 1400 wird der Doppeladler Reichswappen. 1847/1848 übernimmt die Bundesversammlung den schwarzen Doppeladler. 1871 führt das zweite Deutsche Reich den einköpfigen schwarzen Adler in dem goldenen Schild als Reichswappen ein.
Lit.: Korn, J., Adler und Doppeladler, Diss. phil. Göttingen, 2. A. 1976
Reichswehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Bezeichnung des durch den Versailler Friedensvertrag auf 100000 Mann beschränkten Heeres des (zweiten) Deutschen Reiches (Gesetz v. 23. 3. 1921) bis zu der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht an dem 16. 3. 1935.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 221; Vogelsang, T., Die Reichswehr und die Politik, 1959; Dietz, A., Das Primat der Politik in kaiserlicher Armee, Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr, 2012; Brüggemann, J., Männer von Ehre? Die Wehrmachtgeneralität im Nürnberger Prozess 1945/1946, 2018; Heinemann, P., Rechtsgeschichte der Reichswehr 1918-1933, 2018 (künftiges Standardwerk); „So war der deutsche Landser, hg. v. Westemeier, J., 2019
Reichsweistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die von den Reichsfürsten in dem Mittelalter urteilsartig gegebene Entscheidung (beispielsweise Rhens 1338). Die Abgrenzung zu dem Urteil wie zu dem Gesetz ist zweifelhaft.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Franklin, O., Sententiae curiae regiae, 1870; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Diestelkamp, B., Reichsweistümer als normative Quellen, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 281
Reichswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wirtschaft eines Reiches
Reichswirtschaftsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist die 1919 aus dem 1915 geschaffenen Reichsschiedsgericht für Kriegsbedarf hervorgegangene, 1920 in ein Gericht umgewandelte Behörde. 1941 geht das Reichswirtschaftsgericht in dem →Reichsverwaltungsgericht auf.
Lit.: Jahn, J., Das Reichswirtschaftsgericht, 1940; Klinger, H., Reichswirtschaftsgericht und Kartellgericht, (in) Staatsbürger und Staatsgewalt, hg. v. Külz, H. u. a., Bd. 1 1963, 103
Reichszivilprozessordnung →Zivilprozessordnung
Reim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ab 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1311 [CoesfeldUB. I 106] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die meist besonders gewollte Verbindung von Wörtern ähnlichen Klanges in einem einzelnen Text einer Sprache. S. Google
Reims (N.) an der Vesle, aus dem römischen Durocortorum der Remer hervorgegangen, ist seit 290 Bistum und seit dem 8. Jahrhundert Erzbistum. Reims beansprucht die Stellung als Krönungsort des Königs Frankreichs. Seit dem Hochmittelalter tritt es als Machtmittelpunkt hinter →Paris zurück. Seit 1969 ist Reims Sitz einer Universität. S. Google
Lit.: Brühl, C., Reims als Krönungsstadt des französischen Königs, Diss. phil. Frankfurt am Main 1950; Devisse, J., Hincmar, archevêque de Reims, Bd. 1ff. 1972ff.; Desportes, P., Reims et les Remois, 1979; Kaiser, R., Bischofsherrschaft zwischen Königtum und Fürstenmacht, 1981
Reimvorrede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine gereimte Vorrede eines Textes (beispielsweise des Sachsenspiegels).
Lit.: Fehr, H., Die Dichtung im Recht, 1936; Ignor, A., Über das allgemeine Rechtsdenken Eike von Repgows, 1984
rein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) sauber, klar, frei
Reine Rechtslehre (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf der positivistischen Grundlage der neukantianischen Zuordnung der Rechtsnorm zu dem Sollen von Hans →Kelsen (1881-1973) bis 1934 entwickelte, alle nichtrechtlichen Elemente, insbesondere die politische Ideologie ausscheidende Rechtslehre. In ihr stellt die Rechtsordnung einen Erzeugungszusammenhang von Rechtsnormen dar, der sich letztlich auf eine hypothetische Grundnorm zurückführen lässt. Diese nicht gesetzte, aber vorausgesetzte hypothetische Grundnorm hat rechtserzeugenden Charakter, der Zwangsakt als Endpunkt des Rechtserzeugungsvorgangs nur rechtsanwendenden Charakter. Adolf J. Merkl überträgt die von Kelsen für das Verfassungsrecht entwickelte Vorstellung auf das Verwaltungsrecht, Alfred Verdroß auf das Völkerrecht. S. Google
Lit.: Kelsen, H., Reine Rechtslehre, 1934, 2. A. 1960; Schild, W., Die reinen Rechtslehren, 1975; Der Einfluss der reinen Rechtstheorien, Bd. 1ff. 1978ff.; Dreier, H., Rechtslehre, Staatssoziologie und Demokratie bei Hans Kelsen, 1984
Reinhart Fuchs (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die nach 1192 von einem elsässischen Dichter geschaffene, das Verfahren des ausgehenden 12. Jahrhunderts volkssprachig darstellende Dichtung.
Lit.: Der Reinhart Fuchs, hg. v. Düwel, K., 1984
reinigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1322/1327? [Handschrift 16. Jahrhundert, Bunge, Rbb. 120] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) säubern, frei machen
Reinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1503 [BambLGRef. 10] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Säuberung, Befreiung
Reinigungseid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Müller, StaderZoll 29] in 31 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in Wurzel und Deutung wohl vielschichtige Eid des Beschuldigten, mit dem er (allein oder mit Eidhelfern) seine Unschuld erweisen kann. Er entspricht einem Beweisrecht. Er verschwindet auf der Suche nach überzeugenden Beweismitteln mit dem 18. Jahrhundert
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Loening, R., Der Reinigungseid bei Ungerichtsklagen im deutschen Mittelalter, 1880; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Fiori, A., Il giuramento di innocenza nel processo canonico medievale, 2013
Reinkingk (Reinking), Dietrich (Theodor) (Windau in Kurland 10. 3. 1590-Glückstadt 15. 12. 1664), Gutsherrnsohn, wird nach dem Rechtsstudium in Köln, Marburg (Vultejus) und Gießen (Antonius) 1617 außerordentlicher Professor in Gießen, 1618 Hofrat, 1625 Vizekanzler und 1632 Kanzler (zuerst in Schwerin, 1636 in Bremen, 1648 in Schleswig und Holstein). Sein 1619 erschienenes kaiserfreundliches Hauptwerk (lat. Tractatus [M.] de regimine seculari et ecclesiastico, Abhandlung über weltliche und kirchliche Herrschaft) räumt dem Kaiser Souveränität ein und wird damit seit 1648 der Wirklichkeit nicht mehr vollständig gerecht. S. Google
Lit.: Jessen, H., Biblische Policey, Diss. jur. Freiburg im Breisgau, 1962; Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995
reipersekutorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) sachverfolgend
Lit.: Köbler, DRG 19
reipus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 507/511 [PLSal. MGH 168] und 561/584 in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.]) Reifgeld, Verlobungsgebühr, vor 819
Reise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1186 [MGConst. I 451] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Fortbewegung eines Menschen an einen anderen Ort außerhalb des Wirtschaftsverkehrs.
Lit.: Drabek, A., Reisen und Reisezeremoniell der römisch-deutschen Herrscher im Spätmittelalter, 1964; Hans Dernschwam’s Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien (1553/55), 1923, hg. v. Babinger, F. 1923, Neudruck hg. v. Schnur, R., 1986; Paravicini, W., Die Preußenreisen des europäischen Adels, 1989; Unravelling Civilisation – European Travel and Travel Writing, hg. v. Schulze-Forberg, H., 2005; Prein, P., Bürgerliches Reisen im 19. Jahrhundert, 2005; Quellen zur Geschichte des Reisens im Spätmittelalter, hg. v. Reichert, F., 2009 (37 Dokumente); Zwingmann, N., Antiker Tourismus in Kleinasien, 2012; Les voyages des empereurs dans l’Orient romain, hg. v. Hostein, A. u. a., 2012; Reichert, F., Asien und Europa im Mittelalter, 2014; Fischer-Kattner, A., Spuren der Begegnung, 2015; Travel, Agency and the Circulation of Knowledge, hg. v. Mackenthun, G. u. a., 2017; Wangenheim, C. v., Im Dienste der British East India Company, hg. v. Arndt, S., 2017; Andacht oder Abenteuer. Von der Wilsnackfahrt im Spätmittelalter zu Reiselust und Reisefrust in der frühen Neeuzeit, hg. v. Kühne, H. u. a., 2020
reisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 MGConst. II 579 raisare] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich fortbewegen außerhalb des Wirtschaftsverkehrs
Rekkesvind (Reccesvinth) ist der für die Fortbildung der (lat.) →Lex (F.) Visigothorum bedeutsame westgotische König (653-672). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 80, 82; García-Moreno, L., Historia de España Visigoda, 1989
Reklamation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1741 [Zedler 30 Sp. 1543] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Beschwerde
Reklamationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Beschwerderecht bei dem fränkischen König
Lit.: Kaufmann, E., Aequitatis iudicium, 1959; Weitzel, J., Über Oberhöfe, Recht und Rechtszug, 1981
Rekognition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1468 [GöttingenUB. II 287] in 21 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Anerkennung, Bestätigung
Rekognitionszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Anerkennungszins
rekognoszieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1521 [WindsheimRef. 80] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) anerkennen
Rektor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt –15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1365 [WienRQ. 160] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische (rector) des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Leiter, insbesondere der Leiter einer Universität.
Lit.: Köbler, Jurist; Schwinges, R., Rektorwahlen, 1992
Rekuperator →(lat.) recuperātor (M.) Wiedererwerber, um 250-184 v. Chr.
relatio, relātio, lat., F., Zurücktragen, Zurückbringen, Zurückschieben, Vergeltung, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. referre
Relation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [CoutFurnes I 216] belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (relatio) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist aus dem römisch-kanonischen gelehrten Prozessrecht kommend in der Neuzeit der Bericht in dem Rahmen der juristischen Tätigkeit. Die Relation besteht in dem Zivilverfahrensrecht aus der Erzählung der unstreitigen Tatsachen, der Prozessgeschichte einschließlich der Beweise und einem Entscheidungsvorschlag. Für die Besetzung von Stellen an dem Reichskammergericht wird 1570, für die Besetzung einer Oberratsstelle in Württemberg wenig später die Erstellung einer Proberelation vorgesehen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Koch, C., Anleitung zum Referieren bei preußischen Gerichtshöfen, 1832, 2. A. 1836; Berger, H., Die Entwicklung der zivilrechtlichen Relation, Diss. jur. Frankfurt am Main 1976; Schröder, J., Wissenschaftstheorie und Lehre der „praktischen Jurisprudenz“, 1979; Flasch, K., Das philosophische Denken, 1986
relativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aus dem Lateinischen des Altertums [Aug. 354-430 n. Chr.] aufgenommen und über das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verhältnismäßig wie beispielsweise Mehrheit, Naturrecht, Unwirksamkeit
relativus, relātīvus, lat., Adj., sich beziehend auf, bezüglich, Aug. (354-430 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. referre
religio, religio, relligio, lat., F.: nhd. gewissenhafte Berücksichtigung, gewissenhafte Sorgfalt, Gewissenszweifel, Religionszweifel, Bedenken, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. *religere
Religion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [CorpMnlTekst. I 2121] in 42 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische religio, F., gewissenhafte Berücksichtigung [um 250-184 v. Chr.] des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Ergriffenwerden von dem Göttlichen. Indogermanen, Römer und Germanen kennen in ihrer Religion eine Vielzahl von an Naturerscheinungen angelehnten, durch menschenähnliche Züge gekennzeichneten Göttern, die an unterschiedlichen Orten verehrt werden. Demgegenüber entwickeln sich bereits vor der Zeitenwende andernorts auch (monotheistische) Religionen, die nur einen einzigen Gott kennen. Seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. breitet sich in dem römischen Weltreich die von Jesus Christus auf jüdischer Grundlage gestiftete christliche, auf einen einzigen, anscheinend Gerechtigkeit anstrebenden und vielleicht auch zu verwirklichen versuchenden Gott ausgerichtete Religion aus, die zu der römischen Staatsreligion wird und seit dem 3./4. Jahrhundert auch auf die Germanen übergreift. Zwischen der Taufe des fränkischen Königs Chlodwig (zwischen 497 und 507) und der Salbung Pippins des Jüngeren zu dem König der Franken (751) erlangt die christliche Religion in dem Frankenreich eine beherrschende Stellung. Glaubenssätze verändern in vielfacher Weise das hergebrachte Recht. Seit dem Hochmittelalter wird abstrakt auch in weltlicher Sicht das (angeblich gute, alte) →Recht auf Gott zurückgeführt. Mit der Reformation Martin →Luthers (1517) beginnen grundsätzliche Zweifel an der selbverständlichen Richtigkeit religiöser Aussagen. Die Aufklärung wendet sich allgemein gegen unkritisch akzeptierte Dogmen. Seit dem 19. Jahrhundert wird der Einfluss der Religion auf das Recht zurückgedrängt (→Kulturkampf) und die Trennung von Kirche und Staat zumindest theoretisch und grundsätzlich bejaht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dringt die Vorstellung einer multikulturellen Gesellschaft in der von zunehmender Globalisierung gekennzeichneten Welt vor und die Zahlen der Mitglieder der christlichen Kirchen nehmen deutlich ab.
Lit.: Maass, G., Der Einfluss der Religion auf das Recht und den Staat, 1886, Neudruck 2011; Groenbech, W., Kultur und Religion der Germanen, 9. A. 1980; Heck, E., Der Begriff religio, 1971; Heiler, F., Die Religionen der Menschheit, 4. A. 1982; Feil, E., Religion, 1986; Buchholz, S., Recht, Religion und Ehe, 1988; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Ruthmann, B., Die Religionsprozesse am Reichskammergericht, 1996; Kippenberg, H., Die Entdeckung der Religionsgeschichte, 1997; Religion in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Betz, H. u. a., 4. A. Bd. 1f. 1998ff.; Handbuch der Religionsgeschichte, hg. v. Dinzelbacher, P., Bd. 1ff. 1999ff. (beispielsweise Bd. 4 2012); Küng, H., Die Weltreligionen auf dem Weg, 1999; Zwischen Krise und Alltag, hg. v. Batsch, C. u. a., 1999; Metzler Lexikon Religion, hg. v. Auffarth, J. u. a., Bd. 1ff. 1999ff.; Rémond, R., Religion und Gesellschaft in Europa, 2000; Feil, E., Religio, Bd. 3 2000; Müller-Karpe, H., Grundzüge antiker Menschheitsreligion, 2000; Rüpke, J., Die Religion der Römer, 2001; Religion in den germanischen Provinzen Roms, hg. v. Spickermann, W., 2001; Elsas, C., Religionsgeschichte Europas, 2002; Ohlig, K., Religion in der Geschichte der Menschheit, 2002; Heckel, M., Der Rechtsstatus des Religionsunterrichts, 2002; Frömmigkeit im Mittelalter, hg. v. Schreiner, K., 2002; Kippenberg, H./Stuckrad, K. v., Einführung in die Religionswissenschaft, 2003; Oberste, J., Zwischen Heiligkeit und Häresie, 2003; Multireligiosität im vereinten Europa, hg. v. Lehmann, H., 2003; Spieckermann, W., Germania superior, 2003; Heinig, H., Öffentlich-rechtliche Religionsgesellschaften, 2003; Angenendt, A., Grundformen der Frömmigkeit im Mittelalter, 2003; Graf, F., Die Wiederkehr der Götter, 2004; Quack, A., Heiler, Hexer und Schamanen, 2004; Religionen der Welt, hg. v. Bowker, J., 2004; Scharfe, M., Über die Religion, 2004; Religionen und Kulturen der Erde, hg. v. Grabner-Haider, A./Prenner, K., 2004; Religion und Kultur im Europa des 17. und 18. Jahrhunderts, hg. v. Hartmann, P., 2004; Antes, P., Grundriss der Religionsgeschichte, 2006; Religiöse Prägung und politische Ordnung in der Neuzeit, hg. v. Löffler, B./Ruppert, K., 2006; Rüpke, J., Historische Religionswissenschaft, 2007; Religiöse Bewegungen im Mittelalter, hg. v. Bünz, E. u. a., 2007; Die Religion des Imperium Romanum, hg. v. Cancik, H. u. a., 2008; Medien religiöser Kommunikation im imperium Romanum, hg. v. Schörner, G. u. a., 2008; Recht und Religion, hg. v. Barta, H., 2008; Imperium et comitatus - Das Reich und die Religion, hg. v. Nitschke, P. u. a., 2009; Römische Religion im historischen Wandel, hg. v. Bendlin, A. u. a., 2009; Mahlstedt, I., Rätselhafte Religionen der Vorzeit, 2010; Rüpke, J., Von Jupiter zu Christus, 2010, 2. A. 2015; Zinser, H., Grundfragen der Religionswissenschaft, 2010; Hannig, N., Die Religion der Öffentlichkeit, 2010; Religion und Bildung, hg. v. Frateantonio, C. u. a., 2010; Hamm, B., Religiosität im späten Mittelalter, 2011; Law and Religion in the Roman Republic, hg. v. Tellegen-Couperus, O., 2012; Religion and Law in Classical and Christian Rome, hg v. Ando, C. u. a., 2012; Rüpke, J., Religion in Republican Rome, 2012; Armstrong, K., Religion und Gewalt, 2012; Göttlicher Zorn und menschliches Maß, hg. v. Kästner, A. u. a., 2013; Linke, B., Antike Religion, 2013; Imperium der Götter - Isis - Mithras - Jesus, 2013; Religiöser Alltag in der Spätantike, hg. v. Eich, P. u. a., 2013; Religiöse Vielfalt und soziale Integration, hg. v. Jehne, M. u. a., 2013; Rüpke, J., Römische Religion in republikanischer Zeit, 2014; Snell, D., Die Religionen des alten Orients, 2014; Religiöse Vielfalt und der Umgang mit Minderheiten, hg. v. Weltecke, D. u. a., 2014; Jansen, N., Verwicklungen und Entflechtungen, ZRG GA 132 (2015), 29; Müller, C., Den Religionen auf der Spur, 2015; Vogel, V., Abgestorben? Religionsrecht der DDR und der Volksrepublik Polen, 2015; Religious Confluences between East and West in the Roman Empire, hg. v. Nagel, S. u. a., 2016; Munsonius, H., Öffentliche Religion im säkularen Staat, 2016; Abrahams Erbe, hg. v. Oschema, K. u. a., 2015; Hutter, M., Religionen in der Umwelt des Alten Testaments I, 2017; Religiöse Werte im Recht – Tradition, Rezeption, Transformation, hg. v. Grundmann, S. u. a., 2017; Champion, C., The Peace of the Gods – Elite Religious Practices in the Middle Roman Republic, 2017; Heinig, H., Prekäre Ordnungen – Historische Prägungen des Religionsrechts in Deutschland, 2018; Knapp, R., Pilger, Priester und Propheten – Alltag und Religionen im römischen Reich, 2018; Atwood, Schwellenzeiten, 2020; Religion in the Roman Empire, hg. v. Rüpke, J. u. a., 2021
Religionsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1648 [TheatrPacis I 127] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Freiheit der Religion und ihrer Ausübung. Die Religionsfreiheit entwickelt sich seit der →Reformation Martin →Luthers. 1526, 1552 bzw. 1555 wird sie den Landesherren zuerkannt. 1648 wird sie auf das reformierte Bekenntnis ausgedehnt. 1788 gewährt Preußen in dem sog. Wöllnerschen Religionsedikt persönliche Gewissensfreiheit, 1803/1818 folgt Bayern, 1818 Baden, 1819 Württemberg und 1831 das Kurfürstentum Hessen. Allerdings bleibt bis 1918 die Religionsfreiheit ein Recht des Einzelnen gegenüber dem andersgläubigen Staat. Die Weimarer Reichsverfassung von dem 11. 8. 1919 begründet dann allgemeine Religionsfreiheit (Bekenntnisfreiheit, Kultusfreiheit, religiöse Vereinigungsfreiheit). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Fürstenau, H., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 1891, Neudruck 1975; Listl, J., Das Grundrecht der Religionsfreiheit, 1971; Lutz, H., Zur Geschichte der Toleranz und Religionsfreiheit, 1977; Zippelius, R., Religionsfreiheit, Staat und Kirche, 1997; Religionsfreiheit und Frieden, hg. v. Gaertner, J. u. a., 2007; Kaupisch, J., Das Grundrecht der Religionsfreiheit in seiner historischen Entwicklung, 2008; Schachtschneider, K. u. a., Grenzen der Religionsfreiheit am Beispiel des Islam, 2010; Heimbach-Steins, M., Religionsfreiheit, 2011
Religionsfriede (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der zu der Beendigung eines Religionskriegs vereinbarte Friede (beispielsweise Augsburger Religionsfriede von dem 25. 9. 1555).
Lit.: Wolf, G., Der Augsburger Religionsfriede, 1890; Rabe, H., Der Augsburger Religionsfrieden und das Reichskammergericht, 1976; Der Augsburger Religionsfriede, hg. v. Wüst, W. u. a., 2005; Wolgast, E., Religionsfrieden als politisches Problem der frühen Neuzeit, (in) HZ 282 (2006), 59; Religionsfreiheit und Frieden, hg. v. Gaertner, J. u. a., 2007
Religionsgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 18. Jahrhundert [BlPfälzKG. 27 1960 127 3 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Gemeinschaft der Anhänger einer Religion zu deren Ausübung unabhängig von einer besonderen öffentlichrechtlichen Stellung.
Religionskrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1629 [WürzbDiözGBl. 25 1963 178] 14 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der wegen der →Religion geführte →Krieg (beispielsweise 1419-1436 Hussitenkriege, 1547 Schmalkaldischer Krieg, Dreißigjähriger Krieg 1618-48).
Lit.: Köbler, DRG 95, 130; Religionskriege im alten Reich und in Alteuropa, hg. v. Brendle, F. u. a., 2006
religionsmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mündig in Religionsangelegenheiten
Religionsmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR. I 108] 2 Archivzettel - nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Mündigkeit in Religionsangelegenheiten. Nach dem Gesetz über die religiöse Kindererziehung von dem 15. 7. 1921 erlangt in dem (zweiten) deutschen Reich das Kind mit 10, 12 und 14 Jahren stufenweise Religionsmündigkeit. S. Google
Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Religionsverbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1774 [Wagner, Civilbeamte II 112] 3 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die an unterschiedlichen Orten in unterschiedlichen Zeiten gegen die jeweilige →Religion gerichtete, mit einer Strafe verfolgte Handlung (beispielsweise Zauberei u. a.). S. Google
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 1; Kießling, E., Zauberei in den germanischen Volksrechten, 1941
religiös (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische religiosus, Adj., gewissenhaft [um 250-184 v. Chr. Platus] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Religion betreffend
Religiöse Kindererziehung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Erziehung von Kindern in Religionsangelegenheiten. In dem Altertum und dem Mittelalter ist – nach der Christianisierung - die christliche religiöse Kindererziehung durch die Eltern unstreitig. Dementsprechend verbietet es die Kirche, Judenkinder gegen den Willen ihrer Eltern zu taufen. Zu einem Problem wird die religiöse Kindererziehung. mit der Reformation und der Aufklärung. Hier entwickelt sich der Grundsatz, dass in glaubensverschiedenen Ehen zunächst die zwischen den Eltern getroffene Vereinbarung, hilfsweise die Religion des Vaters entscheidet (Preußen 1803, dagegen das Geschlecht des Kindes nach dem Allgemeinen Landrecht von 1794). Nach Landesrecht entstehen bis 1921 31 verschiedene Rechtsgebiete. Mit Reichsgesetz von dem 15. 7. 1921 wird eine 1939 auch auf Österreich erstreckte einheitliche Regelung getroffen, wonach beide Eltern die religiöse Kindererziehung gemeinsam bestimmen, nach Vollendung des 12. Lebensjahrs das Kind nicht gegen seinen Willen in einem anderen Bekenntnis als bisher erzogen werden kann und nach Vollendung des 14. Lebensjahrs das Kind über seine Religion selbst bestimmen kann. S. Google
Lit.: Hübler, B., Die religiöse Erziehung der Kinder, 1888; Roth, H., Die religiöse Kindererziehung nach schweizerischem Recht, Diss. jur. Zürich 1920; Pfordten, v. d. T., Gesetz über die religiöse Kindererziehung, 1922; Kammerloher-Lis, S., Die Entstehung des Gesetzes über die religiöse Kindererziehung, 1999
religiosus, religiōsus, relligiōsus, lat., Adj., gewissenhaft, mit gewissenhafter Sorgfalt verfahrend, religiös, ängstlich, gottesfürchtig, fromm, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. *religere, Religion
reliquia, lat., F., Reliquie, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. reliquus
Reliquie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [Zedler V 621] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in der christlichen →Religion ein Überrest eines aus der Gesellschaft herausgehobenen Menschen (beispielsweise eines Heiligen). Die Verehrung einer Reliquie wird vermutlich seit dem 4. Jahrhundert in der westlichen christlichen Kirche aus älteren Ansätzen (beispielsweise Heroenverehrung in Griechenland) übernommen. Sie gewinnt in dem Mittelalter große Bedeutung. In der Gegenwart ist sie fragwürdig (beispielsweise bei Windel Christi, Grabtuch Christi u. a.), weil sie zu oft von heuchlerischen Geschäftemachern zu Lasten der gutgläubigen Armen und Schwachen zu Wallfahrtsrummeln (beispielsweise Georgenberg) missbraucht wird. S. Google
Lit.: Pfister, F., Der Reliquienkult im Altertum, 1909ff.; Heinerth, H., Die Heiligen und das Recht, 1939; Braun, J., Die Reliquiare des christlichen Kultus, 1940; Angenendt, A., Heilige und Reliquien, 1994; Mayr, M., Geld, Macht und Reliquien, 2000; Von goldenen Gebeinen, hg. v. Mayr, M., 2001; Laube, S., Von der Reliquie zum Ding, 2011
reliquus, relicuus, relicus, relicuos (ält.), lat., Adj., zurückgelassen, übriggeblieben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. relinquere
Remagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Ort an dem mittleren Rhein mit rund 17000 Einwohnern
Lit.: Flink, K., Rigomagus – Remagen, Bd. 1f. 2010ff.
Remissorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1490 [Kaspar Popplau/C. Schott, Rechtsgeschichte 8. A. 134] in 4 Stellen belegt, aber nicht in latein_a_z.docx belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das knappe, alphabetisch geordnete Nachschlagewerk (Inhaltsverzeichnis) des 15. Jahrhunderts hauptsächlich zu dem sächsischen Recht (beispielsweise das in 19 Handschriften von 1452 bis 1472 überlieferte Remissorium des Dietrich von Bocksdorf, das Remissorium des Tammo von Bocksdorf, das Remissorium des Kaspar Popplau, das Remissorium Zu fromen und bequemikeit, das Remissorium (lat. [F.] Summa totius Brodii (Summe des ganzen Brodius) oder das Remissorium zu dem Meißener Rechtsbuch).
Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 78
Renaissance (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wiedergeburt, s. Google) ist die kulturelle Wiederanknüpfung an das Vorbild des Altertums zu Beginn der Neuzeit. Die Renaissance nimmt sachlich ihren Ausgang von Italien (rinascimento). Zusätzlich wird später auch von einer karolingischen Renaissance für die Zeit Karls des Großen gesprochen, von einer Renaissance des 12. Jahrhunderts für die Zeit der Staufer.
Lit.: Köbler, DRG 79, 135; Burckardt, J., Die Kultur der Renaissance in Italien, 1859, 10. A. 1976; hg. v. Günther, H., 1989; Andersen, E., The Renaissance of Legal Science after the Middle Ages, 1974; Die Renaissance der Wissenschaften im 12. Jahrhundert, hg. v. Weimar, P., 1969, 1981; Burke, P., Die Renaissance in Italien, 1984; Lexikon der Renaissance, hg. v. Gurst, G. u. a., 1989; Cortese, E., Il Rinascimento giuridico medievale, 1992; Maclean, I., Interpretation and meaning in the renaissance, 1992; Hale, J., Die Kultur der Renaissance, 1994; Das 16. Jahrhundert, hg. v. Kuester, E., 1995; Lexikon der Renaissance (CD-ROM), hg. v. Gurst, G., 1996; Burke, B., Die europäische Renaissance, 1998; Die Renaissance und ihre Antike, hg. v. Rudolph, E., 1998; Lexikon der Renaissance, hg. v. Münkler, R. u. a., 2000; Reinhardt, V., Die Renaissance in Italien, 2002; Das Zeitalter der Renaissance, hg. v. Carbonell, C. u. a., 2003; The Renaissance, hg. v. Martin, J., 2003; Burke, P., Die europäische Renaissance, 2005; Günther, H., Was ist Renaissance?, 2009; Atkinson, N., The Noisy Renaissance, 2016; Roeck, B., Der Morgen der Welt – Geschichte der Renaissance, 2017; Roick, M., Pontano’s Virtues. 2017; Muhlack, U., Renaissance und Humanismus, 2017
Rendsburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort an der Eider in Schleswig-Holstein mit rund 28000 Einwohnern
Lit.: Kaack, H., Die Ratsverfassung und –verwaltung der Stadt Rendsburg, 1976
Renner, Karl (Unter Tannowitz in Südmähren 14. 12. 1870-Wien 31. 12. 1950), Winzerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Wien Bibliothekar und sozialdemokratischer/austromarxistischer Politiker (1907 Abgeordneter), von Oktober 1918 bis März 1919 Leiter der Staatskanzlei, von März 1919 bis Juni 1920 Regierungschef (Staatskanzler, Schöpfer der provisorischen Verfassung, Unterzeichner des Vertrags von Saint Germain, Initiator des Habsburgergesetzes) und von 1931 bis 1933 Nationalratspräsident (Rücktritt an dem 4. 3. 1933). Er befürwortet 1938 den →Anschluss an das Deutsche Reich und 1945 als Staatskanzler einer provisorischen Regierung die Wiederherstellung (Unabhängigkeitserklärung) der Republik Österreich, deren Präsident er von 1945 bis 1950 wird.
Lit.: Köbler, DRG 248; Baltl/Kocher; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 280; Schmitz, G., Karl Renners Briefe aus Saint Germain, 1991
renovatio, renovātio, lat., F., Erneuerung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. renovāre
renovatio (lat. [F.] 81-43 v. Chr.) Erneuerung (beispielsweise renovatio imperii [Romanorum], Erneuerung des römischen Reiches in dem Mittelalter [von dem Papst als eine von ihm - nicht zwingend dem deutschen König - zu übertragende Aufgabe angesehen)
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Schramm, P., Kaiser, Rom und Renovatio, Bd. 1 1929; Charlemagne’s Heir, hg. v. Godman, P. u. a., 1990
Rente (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1220 [Heinrich und Kunigunde des Ebernand von Erfurt] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1262 [Köln/CorpAltdtOrUrk. I 96] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das auf Vermögen, Versicherungsanspruch oder Versorgungsanspruch beruhende Einkommen. Die privatrechtliche Rente entsteht in dem Hochmittelalter aus der Vereinbarung, dass von dem Rentenschuldner auf eine gewisse Dauer regelmäßige Leistungen an den Rentengläubiger zu erbringen sind. Diese Vereinbarung wird vielfach bei Zahlung bzw. Hingabe einer Geldsumme (Kapital) geschlossen und ersetzt bis zu der Aufhebung des kanonischen Zinsverbots das verbotene verzinsliche →Darlehen. Sie kann als Reallast so mit einem Grundstück verknüpft sein, dass dessen jeweiliger Eigentümer als jeweiliger Verpflichteter erscheint. Vielleicht ist sie aus der Erbleihe entstanden (str.). Bei der Verpflichtung ist zwischen der auf Dauer angelegten, nicht durch Erfüllung tilgbaren Stammverpflichtung und der zu dem jeweiligen Fälligkeitszeitpunkt erzeugten selbständigen Einzelverpflichtung zu unterscheiden. Die Einzelverpflichtung kann auf Geld oder Naturalleistung lauten. Die wichtigste Erscheinungsform dieser privatrechtlichen Rente ist die →Leibrente. Die auf unbegrenzte Zeit abgeschlossene →Ewigrente kann nur unter besonderen Umständen (beispielsweise Verzug, Wiederkaufsrecht, einverständliche Auflösung, Gesetz) enden. Mit dem Vordringen des verzinslichen Darlehens und der Hypothek tritt die privatrechtliche Rente seit dem 18. Jahrhundert zurück. Die sozialversicherungsrechtliche Rente entsteht seit 1881 (Bismarcksche Sozialversicherungsgesetzgebung) als öffentlichrechtlicher Anspruch des (zwangsweise) Sozialversicherten gegen den Sozialversicherungsträger in dem Sozialversicherungsfall (Krankheit, Unfall, Invalidität, Alter). S. Google
Lit.: Hübner 195; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125, 135; Mann, (o. VN), Mecklenburgische Rentenbriefe, ZRG GA 7 (1886), 116; Stern, M., Das zweite Kieler Rentebuch (1487-1586), 1904; Brandt, A. v., Der Lübecker Rentenmarkt von 1320-1350, 1935; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Geschichte und Gegenwart der Rentenversicherung, hg. v. Fisch, S. u. a., 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Noll, D., Ohne Hoffnung im Alter jemals nur einen Pfennig Rente zu erhalten, 2010; Zuijderduijn, C., Medieval Capital Markets, 2009; Weidner, F., Der lange Kampf um die Einführung von Witwen- und Witwerrenten, 2017; Reuter, M., Ghettorenten, 2019; Erker, P., Rente im Dritten Reich, 2019
Rentenbank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Zeitangabe [PlattdDorfWB 106] 1 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in dem 19. Jahrhundert geschaffene landwirtschaftliche Kreditinstitut, das den - von grundherrschaftlichen →Hintersassen zu Eigentümern gewordenen - Bauern die Tilgung ihrer als Ausgleich des Eigentumsverlusts des Grundherrn entstandenen Entschädigungsverpflichtung durch langfristige verzinsliche Darlehen ermöglicht. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 174
Rentengrundherrschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem Hochmittelalter von Naturalleistungen auf Geldleistungen umgestellte Grundherrschaft, in welcher der Nebenhof von dem Haupthof gelöst und Land auf Zeit gegen Geld verpachtet wird. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 96
Rentenkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1765 [Cramer, Neb. 51 S. 104] 12 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das der Begründung der privatrechtlichen →Rente durch Hingabe einer Geldsumme („Kauf“) dienende, seit dem Hochmittelalter sichtbare Rechtsgeschäft. Rentenkauf ist daneben auch der kaufweise erfolgende Erwerb einer bereits bestehenden Rente. S. Google
Lit.: Hübner 395; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125; Gobbers, J., Die Erbleihe und ihr Verhältnis zum Rentenkauf, ZRG GA 4 (1883), 130; Winiarz, A., Erbleihe und Rentenkauf in Österreich, 1906; Gattjen, B., Der Rentenkauf in Bremen, 1928; Rörig, F., Kündigungsrecht des Rentners beim Rentenkauf, ZRG GA 57 (1937), 451, Cremer, O., Der Rentenkauf im mittelalterlichen Köln, Diss. jur. Köln 1937; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik, 1961; Gabrielsson, P., Struktur und Funktion der Hamburger Rentengeschäfte, 1971; Haberland, H., Der Lübecker Renten- und Immobilienmarkt, 1974; Ellermeyer, J., Stade 1300-1399, 1975; Schmelzeisen, G., Zinsvertrag und Rentenkauf, ZRG GA 95 (1978), 229
Rentenschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1895) ist die in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) zugelassene, in der Weise bestellte Grundschuld, dass in regelmäßig wiederkehrenden Zeitpunkten eine bestimmte Geldsumme aus dem Grundstück zu zahlen ist.
Lit.: Köbler, DRG 213; Hensel, R., Jurisprudenz und Nationalökonomie, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Rentenwirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Rentengrundherrschaft
renuntiare, renūntiāre, lat., V.: nhd. zurückberichten, zurück verkünden, zurückmelden, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. re, nūntiāre;
Renuntiation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 21] in 9 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Verzicht auf eine rechtliche Möglichkeit. Von dem 13. Jahrhundert bis zu dem 17. Jahrhundert erscheinen in Urkunden zahlreiche lateinische Renuntiationsklauseln, in denen auf →Einreden des römischen Rechtes (beispielsweise Arglisteinrede, Nichtzahlungseinrede) verzichtet wird. Ihre weite Verbreitung könnte dadurch ermöglicht sein, dass der Verzicht auf Rechte als solcher bereits unabhängig von dem römischen Recht bekannt ist, und dadurch bedingt sein, dass durch die Wiederaufnahme des römischen Rechtes in erheblichem Maße Rechtsunsicherheit unter Betroffenen ausgelöst wird. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Schlosser, H., Die Rechts- und Einredeverzichtsformeln (renuntiationes), 1963; Köbler, G., Verzicht und Renuntiation, ZRG GA 85 (1968), 211
reparatio, reparātio, lat., F., Wiederherstellung, Wiederaufbau, Erneuerung, Prud. (348/49-um 413 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. reparāre
Reparation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1920 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1454 [BredaRbr. 69] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kriegsschadensersatzleistung
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Liesem, K., Die Reparationsverpflichtungen der Bundesrepublik Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung der Zwangsarbeiterentschädigung, 2005; Roth, K./Rübner, H., Verdrängt – vertagt – zurückgewiesen – Die deutsche Reparationsschuld am Beispiel Polens und Griechenlands, 2019
repetere, lat., V., wieder auf etwas losgehen, wieder angreifen, wiederschlagen, zurückgehen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, petere
repetundae (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.Pl.]) bei Provinzausbeutung Zurückzuverlangendes
Lit.: Kaser § 8 IV 2; Köbler, DRG 34
replicare, replicāre, lat., V., zurückfalten, wieder auseinanderfalten, zurückbeugen, überdenken, einwenden, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, plicāre
replicatio, replicātio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Gegenrede (beispielsweise des Klägers in dem [lat.] iudicium stricti iuris – strengrechtlichen Gericht -, dass eine [lat. F.] exceptio des Beklagten wegen einer Vereinbarung oder wegen Arglist des Beklagten oder wegen Verkaufs und Übergabe einer Sache nicht berücksichtigt werden darf)
Lit.: Kaser §§ 82 II 4c, 83 II 11
Replik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 2 S. 13] in 24 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das lateinische replicare [V.] zurückfalten, [234-129 v. Chr.] des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Entgegnung des Klägers auf eine prozesshindernde Einrede des Beklagten in dem Zivilverfahren vor dem →Reichskammergericht (Kameralprozess). In dem 19. Jahrhundert wendet sich die Replik auch gegen die Begründetheit der Klage.
Lit.: Köbler, DRG 155; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981, 162
Report (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert bzw. 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Altfranzösische sowie mittelbar das lateinische reportare, V., zurücktragen [um 250-184 v. Chr.] des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. bzw. N.) ist auch die nichtamtliche Aufzeichnung von Verhandlungen in den Gerichtshöfen des englischen Königs in Westminster durch junge Anwälte in Lawfrench von etwa 1290 bis 1536
Lit.: Year Books (Edwards II. 1307-1327), Bd. 1ff. 1903ff.
reportare, reportāre, lat., V.: nhd. zurücktragen, zurückführen, zurückbringen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, portāre
repraesentatio, repraesentātio, lat., F.: nhd. bildliche Darstellung, Abbildung, Vorstellung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. repraesentāre, re paresentare
Repräsentation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [Blickle, Landschaften 9] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische repraesentatio, F., Abbildung, Vorstellung, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verkörperung einer Gesamtheit durch Vertreter. Auf kirchlicher Grundlage erscheint Repräsentation in dem 13. Jahrhundert als die Repräsentation der Herrschaft Gottes in der Monarchie. Von den Vertretern des Mehrheitsprinzips wird Repräsentation durch Papst und Konzil vertreten. Bodin geht von der Repräsentation des Staates durch den Monarchen aus. Demgegenüber werden die Stände in den Ländern des Heiligen Römischen Reiches erst spät als Repräsentation des Volkes angesehen. In England unterscheidet bereits John Locke zwischen Repräsentation durch den König und Repräsentation durch die beiden Kammern des Parlaments. In Frankreich tritt die Repräsentation der Nationalversammlung 1789 an die Stelle und 1791 neben die Repräsentation durch den König. In den Staaten des Deutschen Bundes ist die Frage der Repräsentation streitig. S. Google
Lit.: Hübner 766; Kroeschell, DRG 2; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 509; Brandt, H., Landständische Repräsentation im Vormärz, 1968; Zur Theorie und Geschichte der Repräsentation und Repräsentativverfassung, hg. v. Rausch, H., 1968; Hofmann, H., Repräsentation, 1974, 3. A. 1998, 4. unv. A. 2003; Bosl, K., Die Geschichte der Repräsentation in Bayern, 1974; Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, 1979; Hartmann, V., Repräsentation in der politischen Theorie und Staatslehre in Deutschland, 1979; Neuhaus, H., Reichsständische Repräsentationsformen im 16. Jahrhundert, 1982; Kimme, J., Das Repräsentativsystem, 1988; Höfische Repräsentation, hg. v. Ragotzky, H. u. a., 1990; Vec, M., Zeremonialwissenschaft im Fürstenstaat, 1997; Die Repräsentation der Gruppe, hg. v. Oexle, G., u. a., 1998; Herrschaftsrepräsentation im ottonischen Sachsen, hg. v. Althoff, G. u. a., 1998; Hartmann, J., Staatszeremoniell, 3. A. 2000; Dillinger, J., Die politische Repräsentation der Landbevölkerung, 2008; Repräsentation im Wandel, hg. v. Wiese, W. u. a., 2008; Brunhöber, B., Die Erfindung „demokratischer Repräsentation“ in den Federalist Papers, 2010; Rossi, G., Representation and ostensible Authority in Medieval Learned Law, 2109
Repräsentationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommem in DRW-Archiv ab 1758 [Cramer, Neb. X 137] 26 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Eintrittsrecht
repräsentativ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) würdig, typisch, stellvertretend, Repräsentation betreffend
Repräsentativsystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die Teilnahme der Herrschaftsunterworfenen an allen wichtigen Entscheidungen durch eine aus Repräsentanten gebildete Vertretungskörperschaft ermöglichende politische System. Von dem Repräsentativsystem wird in den (flächenmäßig sehr großen und verkehrsmäßig schlecht erschlossenen) Vereinigten Staaten von Amerika seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, in den Staaten des Deutschen Bundes seit der Mitte des 19. Jahrhunderts gesprochen. Das Repräsentativsystem wird zumeist durch ein periodisch gewähltes →Parlament verwirklicht (mittelbare Demokratie), das danach andere Staatsorgane bestimmt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Zur Theorie und Geschichte der Repräsentation und Repräsentativverfassung, hg. v. Rausch, H., 1968; Kimme, J., Das Repräsentativsystem, 1988
Repressalie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1467 [HansUB. IX 22] in elf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beantwortung einer Rechtsverletzung mit einer gleichwertigen, angemessenen, auf die Wiederherstellung eines völkerrechtsgemäßen Zustands gerichteten Maßnahme. Die Repressalie findet sich nach wohl einfacheren Vorläufern bereits in dem Frühmittelalter. Sie wird seit dem Spätmittelalter juristisch erfasst (Bartolus, Francisco de Vitoria, Grotius). Das 19. Jahrhundert schränkt die Repressalie in zweiseitigen Abkommen und in der Pariser Seerechtsdeklaration von 1856 ein.
Lit.: Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner, ZRG GA 56 (1936), 150; Hohl, F., Bartolus de Saxoferrato: tractatus repressaliarum, Diss. jur. Bonn 1954 masch.schr.; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Repressalien und Terror, hg. v. Wrochem, O. v., 2017
Republik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1686 [MHungJurHist. V 2 S. 308] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. res [F.] publica, öffentliche Sache oder Angelegenheit) ist in dem römischen Recht die Gesamtheit der Angelegenheiten von allgemeinem Nutzen. Bereits das Altertum kennt aber auch Republik als einen die Staatsform enger kennzeichnenden, der Monarchie entgegengesetzten Begriff (Aristoteles, Cicero). Dieser wird in dem Hochmittelalter aufgenommen (Ptolemäus von Lucca) und von →Machiavelli (1469-1527) dem Fürstentum gegenübergestellt (allgemeiner noch Bodin 1576). Mit dieser Staatsform verknüpft →Montesquieu wiederum Gemeinsinn, Vaterlandsliebe und Gesetzestreue. Der in Frankreich 1792 verwirklichten Republik folgen nach dem gescheiterten Versuch von 1848 das Deutsche Reich und Österreich 1918. Allerdings tritt die Frage der äußeren Staatsform insgesamt als weniger bedeutsam hinter dem Gesichtspunkt der Herrschaft des Volkes durch eine Repräsentativverfassung zurück. Der bloße Name Republik verbürgt auch keineswegs Rechtsstaatlichkeit (→Deutsche Demokratische Republik). S. Google
Lit.: Söllner §§ 2, 6, 9, 12; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 18, 170, 171, 220, 230, 248; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 549; Merkl, A., Die Verfassung der Republik Deutschösterreich, 1919; Christ, K., Krise und Untergang der römischen Republik, 1979, 5. A. 2007, 6. A. 2008, 7. unv. A. 2010; Bleicken, J., Die Verfassung der römischen Republik, 7. A. 1995; Bundesrepublik Deutschland - Deutsche Demokratische Republik, hg. v. Hamel, H., 1977; Kolb, B., Die Weimarer Republik, 1984; The Invention of the Modern Republic, hg. v. Fontana, B., 1994; Bleicken, J., Geschichte der römischen Republik, 5. A. 1999; Republikbegriff und Republiken seit dem 18. Jahrhundert, hg. v. Reinalter, H., 2000; Hölkeskamp, K., Rekonstruktionen einer Republik, 2004; Kapust, D., Republicanism, Rhetoric and Roman Political Thought, 2011; Buchheim, H., Der neuzeitliche republikanische Staat, 2013; Hölzing, P., Republikanismus, 2014
republikanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1818 [Landsberg, Gutachten 187] 1 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Republik betreffend
Republikanischer Richterbund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1922 zu dem Schutz der Weimarer →Republik gegen antirepublikanische Bestrebungen gegründete, 1933 aufgelöste Bund von Richtern. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Schulz, B., Der Republikanische Richterbund (1912-1933), 1982
Republikanischer Schutzbund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1923 als Gegenbewegung zu den konservativen Heimwehren gegründete, 1928 etwa 80000 Mitglieder zählende, an dem 30./31. 3. 1933 durch die Regierung Dollfuß aufgelöste und nach dem Februar 1934 zerschlagene paramilitärische Wehrverband der sozialdemokratischen Partei Österreichs.
Lit.: Gieler, Die Wehrverbände in der ersten Republik, 1965
repudium, lat., N., Rücktritt, Verstoßung, Auflösung, Trennung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, pēs?; oder zu pudēre
repudium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1753 [Oberländer 612] in 1 Stelle belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Verstoßung (der Ehefrau)
Lit.: Kaser § 58 VII 2a
res, rēs, lat., F., Sache, Ding, Besitz, Wesen, Umstand, Lage, Angelegenheit, Ereignis, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *rei- (4), *rēi-, *reh₁í-, Sb., Besitz, Sache
Res (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht der Gegenstand bzw. das Rechtsobjekt (einschließlich der Sklaven, bei Gaius [um 160 n. Chr.] auch der Obligationen) bzw. das gesamte Vermögen (beispielsweise Erbschaft). Dementsprechend gibt es eine (lat.) res corporalis (körperlicher Gegenstand) und eine (lat.) res incorporalis (unkörperlicher Gegenstand). Eigentum ist nur an körperlichen res (Gegenständen [und Sklaven]) möglich. Der römische Begriff der res corporalis ist wohl unter dem Einfluss Savignys (Das Recht des Besitzes, 1803) in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen, der weite, auch Unkörperliches einschließende res-Begriff in das Allgemeine Landrecht Preußens (1794) und grundsätzlich das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811, § 285). Die res des römischen Rechtes kann außerhalb des Privatrechtsverkehrs stehen (beispielsweise Luft, Meer, Tempel), kann res mancipi oder res nec mancipi, res mobilis (beweglich) oder res immobilis (unbeweglich), verbrauchbar oder unverbrauchbar, vertretbar oder unvertretbar, teilbar oder unteilbar sowie einem Herrn (Eigentümer) geörig oder auch herrenlos sein. S. Google
Lit.: Kaser § 18 I; Köbler, DRG 30, 39; Köbler, LAW; Holthöfer, E., Sachteil und Sachzubehör im römischen und gemeinen Recht, 1972; Rüfner, T., Vertretbare Sachen? 2000
Res (F.) communis omnium (lat., gemeinsame Sache aller) ist in dem römischen Recht die allen gemeinsame Sache, die niemandem unter Ausschluss anderer besonders gehört (beispielsweise Luft, Regenwasser, Meer).
Lit.: Kaser § 18 I 2b
Res (F.) corporalis (lat.) körperliche Sache (beispielsweise Buch, Hund, Stift) in Gegensatz zu dem unkörperlichen Gegenstand (lat. res incorporalis bei Gaius)
Lit.: Kaser § 19 I 1
Res (F.Pl.) cottidianae (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist eine von →Gaius (um 160 n. Chr.) geschaffene oder in dem 3. Jahrhundert auf Grund von Gaius entstandene römischrechtliche Schrift, aus der Bruchstücke in den Digesten überliefert sind.
Lit.: Dulckeit/Kaser/Waldstein § 39; Köbler, DRG 52
Res (F.) divini iuris (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sache göttlichen Rechtes) ist die unter der Herrschaft der Götter stehende Sache des römischen Rechtes (beispielsweise Tempel, Grabstätte, Stadttor, Grenzrain).
Lit.: Kaser § 18 I 2a
Res (F.) extra commercium (lat.) (Sache außerhalb des Rechtsverkehrs) ist in dem römischen Recht die nichtprivatrechtsfähige Sache (beispielsweise [lat.] res divini iuris (Sache göttlichen Rechtes wie Tempel), res communis omnium (gemeinsame Sache aller wie Luft, Meer), res publica (öffentliche Sache wie Straße, Wasserleitung).
Lit.: Kaser § 18 I 2; Evans Jones, R./MacCormack, G., The sale of the res extra commercium, ZRG RA 112 (1995), 330; Alvensleben, G. v., Die res extra commercium im römischen Recht, 2018
res (F.) incorporalis (lat.) unkörperliche Sache (beispielsweise Recht, Erbschaft) →Gaius
res (F.) iudicata (lat.) ausgeurteilte Sache, entschiedener Rechtsstreit
Lit.: Kaser § 84 II 1
Res (F.) mancipi (lat.) ist seit dem altrömischen Recht die (in der Spätantike in dem römischen Recht aufgegebene) handgreifbare Sache (italisches Grundstück, Sklave, Rind, Pferd, Esel, Maulesel, Feldservitut [iter, actus, via, aquaeductus, Weg, Trift, Fahrweg, Wasserleitung]). Nur für die res mancipi ist die (lat. [F.]) →mancipatio (Handgreifung, Übertragung in dem Verfahren der Handgreifung) möglich. Formlose Übergabe (lat. [F.] traditio) begründet nur bonitarisches Eigentum.
Lit.: Kaser §§ 7 I 1c, 18 I 3a, 22 II 2b; Söllner §§ 8, 9, 12; Köbler, DRG 24, 39, 40, 60
Res (F.) nec mancipi (lat.) ist seit dem altrömischen Recht jede Sache, die nicht →res mancipi ist. Sie wird durch (lat. [F.]) →traditio (Übergabe) übertragen und erworben.
Lit.: Kaser § 18 I 3a; Söllner §§ 8, 9, 12; Köbler, DRG 24, 39, 60
res (F.) nullius (lat., Sache niemands) herrenlose Sache (beispielsweise wildes Tier in Freiheit [so auch in späteren Rechten bis etwa 1985], derelinquierte Sache (beispielsweise ausgekauter Kaugummi, Zigarettenstummel, Reifenabrieb)
Res (F.) privata (lat., private Sache) ist in dem spätantiken römischen Recht das Staatsland, an dem ein unbefristetes Pachtverhältnis begründet werden kann.
Lit.: Kaser § 30 I 2
Res (F.) publica (lat., öffentliche Sache) ist in dem römischen Recht die Gesamtheit der Römer und die in dem Eigentum des Staates stehende Sache (beispielsweise Straße, Fluss, Wasserleitung). →Republik
Lit.: Kaser §§ 17 II 1a, 18 I 2c
Res (F.) religiosa (lat., religiöse Sache) ist in dem römischen Recht die in gewisser Weise nichtprivatrechtsfähige Grabstätte.
Lit.: Kaser § 18 I 2a
Res (F.) sacra (lat., geweihte Sache) ist in dem römischen Recht die nichtprivatrechtsfähige geweihte Sache (beispielsweise Tempel). Nach katholischem Kirchenrecht darf die res sacra nicht zu weltlichem Gebrauch verwendet werden.
Lit.: Kaser § 18 I 2a; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 274
Res (F.) sancta (lat., heilige Sache) ist in dem römischen Recht die unter göttlichem Schutz stehende weltliche Sache (beispielsweise Stadttor, Grenzrain).
Lit.: Kaser § 18 I 2a
rescribere, rescrībere, lat., V., wieder aufschreiben, nochmals schreiben, rechtliche Antwort erteilen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. s. latein_a_z.docx, re, scrībere
Rescriptum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) ist in dem nachrepublikanischen römischen Recht die Antwort des Prinzeps auf eine Anfrage, die bald als gesetzesgleich gilt.
Lit.: Kaser § 2 II 3a; Köbler, DRG 31
Reservat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [SchrBodensee 8 1877 66] bzw. 1600 [Kratsch, Justiz Anh. 14] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Sonderrecht, Schutzgebiet
reservatio (F.) mentalis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) geheimer Vorbehalt bzw. →Mentalreservation
Lit.: Kaser § 8 III
Reservatrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1756 [Moser, Staatsarch. 1756 I-VI 261] 31 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in der frühen Neuzeit das dem Kaiser des Heiligen römischen Reiches vorbehaltene Recht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 147; Pratje, J., Die kaiserlichen Reservatrechte, 1958
reservare, reservāre, lat., V.: nhd. aufsparen, versparen, aufbehalten, vorbehalten (V.), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, servāre
Reservatum (N.) ecclesiasticum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lateinische (reservare) des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist der geistliche Vorbehalt, dass bei einem Religionswechsel eines geistlichen Landesherrn der frühen Neuzeit der Grundsatz (lat.) →cuius regio, eius religio (Wessen Gebiet, dessen Religion) nicht gilt, sondern die katholische Religion dieser Region fortgilt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 130
Residenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1399 [MWirzib. VIII 561] in 31 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Wohnort, Hauptstadt, Anwesenheit
Lit.: Residenz, hg. v. Andermann, K., 1992; Südwestdeutsche Bischofsresidenzen außerhalb der Kathedralstädte, hg. v. Press, V., 1992; Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich, hg. v. Paravicini, W., 2003; Spätmittelalterliche Residenzbildung in geistlichen Territorien, hg. v. Neitmann, K. u. a., 2009; In der Residenzstadt, hg. v. Hirschbiegel, J. u. a., 2014; Residenzstädte im alten Reich (1300-1800), hg. v. Seggern, H. v., Teil 1 2019 (190 Orte)
Reskript (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 in 22 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., zu lat.? [N.] rescriptum) ist das eine Rechtsansicht zu einer Rechtsanfrage enthaltende Schreiben des römischen Kaisers (in einem Einzelfall). Es wird in dem 5. Jahrhundert von dem Papst übernommen und bis in die Gegenwart beibehalten. In dem weltlichen Recht wird das Reskript dagegen später nur ganz vereinzelt verwendet (beispielsweise Reskriptprozess vor dem Reichshofrat). S. Google
Lit.: Kaser § 87 IV; Söllner § 15; Gaudemet, J., La formation du droit séculier et du droit de l’église, 2. A. 1979; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973, 181
resozialisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in die Gesellschaft wiedereingliedern
Resozialisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Wiedereingliederung eines gegen Straftatbestände als Gesellschaftsregeln verstoßenden Straftäters in die Gesellschaft. Die Resozialisierung als Strafzweck wird nach älteren frühneuzeitlichen Ansätzen in England und in den Niederlanden (→Zuchthaus) von Franz von →Liszt in dem Marburger Programm (1882) für verbesserliche Zustandstäter aufgegriffen. Seitdem gewinnt sie erheblich an Bedeutung, ohne andere Strafzwecke vollständig verdrängen zu können. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 204, 264, 265; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011
respondieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Viertel 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Perneder, Proz. 58r] in 3 Stellen belegt, aber in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) antworten, erwidern, entgegnen
Respondierjurist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Mittellateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem römischen Recht der von dem Prinzeps durch das Recht, auf eine Anfrage in seinem Namen eine gutachtliche Antwort (lat. [N.] responsum) zu geben (lat. ius [N.] respondendi), hervorgehobene Rechtskundige.
Lit.: Söllner §§ 14, 15, 16; Köbler, DRG 30; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
responsum, respōnsum, lat., N., Antwort, Ausspruch, Bescheid, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. respondēre
responsum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Antwort, Gutachten
Ressort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [CoutFurnes III 138] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und und Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Arbeitsgebiet, Zuständigkeitsbereich
Lit.: Hausherr, H., Verwaltungseinheit und Ressorttrennung, 1953
Restauration (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1600 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 17. Jahrhundert [PfälzW. I 152] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiederherstellung eines früheren Zustands (beispielsweise des klassischen römischen Rechtes durch Justinian, älterer politischer Zustände in England 1660-1688, Frankreich 1815 oder in dem Deutschen Bund 1815-1848)
Lit.: Köbler, DRG 62; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 4 1984, 179; Haller, C. v., Restauration der Staatswissenschaft, Bd. 1ff. 2. A. 1820ff., Neudruck 1964; Bertier de Sauvigny, G. de, La Restauration, 1955; Kann, R., The problem of restoration, 1968; Restauration und Frühliberalismus, hg. v. Brandt, H., 1979; Deutschland zwischen Revolution und Restauration, hg. v. Berding, H. u. a., 1981; Revolution, Reform, Restauration, hg. v. Mohnhaupt, H., 1988; Sellin, V., Die geraubte Revolution, 2001; Konservierungswissenschaften und Restaurierung heute, hg. v. Krist, G. u. a., 2010
restituere, lat., V., wieder hinstellen, wiedergeben(, wieder herstellen), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, statuere
Lit.: Kaser §§ 27 I 7, 34 II 3, 37 IV, 50 II 6; Köbler, DRG 42
Restitutio (F.) in integrum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist in dem klassischen römischen Recht die von dem Prätor in bestimmten Fällen verfügbare Wiederherstellung des früheren Zustands (beispielsweise nach einem Betrug, bei Zwang oder geringem Alter). Um eine Verurteilung zu vermeiden, muss der Beklagte den früheren Zustand wiederherstellen. Verfahrensmäßig betrifft die restitutio in integrum die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand bzw. die Wiederaufnahme des Verfahrens. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 33, 43; Kupisch, B., Restitutio in integrum und vindicatio utilis bei Eigentumsübertragungen, 1974; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 177, 197, 264, 413, 420
Restitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [CoutGand I 533] in 29 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das lateinische? restitutio [F.], Wiederherstellung, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiederherstellung, Rückerstattung
Lit.: Nufer, G., Über die Restitutionslehre der spanischen Spätscholastiker, Diss. jur. Freiburg im Breisgau (um 1969); Fritscher, O., Kontroversen um den „Mauerbach-Schatz“, 2012; Jansen, N., Theologie, Philosophie und Jurisprudenz in der spätscholastischen Lehre von der Restitution, 2013; Unfried, B., Vergangenes Unrecht – Entschädigung und Restitution in einer globalen Perspektive, 2014; Alfred Flechtheim – Raubkunst und Restitution, hg. v. Bambi, A. u. a., 2015
Restitutionsedikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Erlass Kaiser Ferdinands II. von dem 6. 3. 1629, der die Rückerstattung bestimmter an Protestanten gelangter Güter anordnet, 1648 aber zugunsten des Besitzstands von dem 1. 1. 1624 (→Normaljahr) aufgegeben werden muss (zwei Erzbistümer, 13 Bistümer, mehr als 500 Klöster, Stifte und Kirchengüter).
Lit.: Frisch, M., Das Restitutionsedikt, 1993 (Diss. jur. Tübingen 1991); Heckel, M., Das Restitutionsedikt, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997
retentio, lat., F., Zurückhalten, Beibehaltung, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. retinēre
retentio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Zurückbehaltung
Lit.: Kaser §§ 26, 27, 37, 38, 48, 59
retractus (2), lat., M., Zurückziehen, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. retrahere
Retrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1675 [CAustr. I 352] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Rücknahme, Rücknahmerecht, Näherrecht
Retraktrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) →Näherrecht
Reue (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1390 [BerthRechtssumme 364, 488, 2082] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bedauern
reuen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1462 [HanseRez.2 V 188] in acht Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bedauern
Reugeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1719 [StaatsKlugheit 659b] 19 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1766) ist die vereinbarte Geldleistung, von deren Bewirkung die Wirksamkeit eines Rücktritts abhängig gemacht sein kann.
Lit.: Hübner; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Reunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Wiederangliederung eines verlorenen Gebiets (beispielsweise Frankreichs 1679-1686).
Lit.: Wysocki, J., Kurmainz und die Reunion, Diss. phil. Mainz 1961
Reuß ist die nach Henricus Ruthenus (Heinrich Reuß, † 1292/1294) benannte Grafschaft in dem Heiligen römischen Reich und ein Mitglied des Deutschen Bundes. Reuß geht an dem 1. 5. 1920 in →Thüringen auf. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Wolf, H., Die Entwicklung des Gerichtswesens, Diss. jur. Jena 1952; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007
Reutlingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Baden-Württemberg mit rund 116000 Einwohnern
Lit.: Jäger, W., Die freie Reichsstadt Reutlingen, 1940; Fischer, G., Die freie Reichsstadt Reutlingen, Diss. jur. Tübingen 1959; Kopp, H., Die Anfänge der Stadt Reutlingen, 1961
Reval (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist Sitz eines 1219 von dem König von Dänemark gegründeten Bistums, dessen Bischof seit 1512 als Reichsfürst des Heiligen römischen Reiches gilt. 1230 entsteht Reval als deutsche Stadt, die 1226 rigisches, 1257 lübisches Recht übernimmt. 1918 wird Reval (estnisch Tallinn „Dänenburg“) Hauptstadt der Republik →Estland. Das lübische Recht gilt bis zu der Annexion Estlands durch die Sowjetunion (1944).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Die Quellen des Revaler Stadtrechts, hg. v. Bunge, F. v. u. a., 1843ff.; Mickwitz, G., Aus Revaler Handelsbüchern, 1938; Das Revaler Ratsurteilsbuch (1515-1554), hg. v. Ebel, W., 1952; Revaler Regesten, bearb. v. Seeberg-Elverfeldt, R., Bd. 1f. 1966ff.; Ebel, W., Lübisches Recht, Bd. 1 1971, 87, 203; Johansen, P. u. a., Deutsch und Undeutsch im mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Reval, 1973; Reval und die baltischen Länder, hg. v. Hehn, J. v. u. a., 1980; Gierlich, E., Reval, 1991; Brüggemann, K., Tallinn, 2011; Kämpf, T., Das Revaler Ratsurteilsbuch, 2013; Niemsch, T., Reval im 16. Jahrhundert, 2013
Reversalie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wechselseitigkeitszusage
Révigny →Jacobus de Ravanis
Revindikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – ohne Jahreszahl [WBG 423] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiedererlangung, Wiedergeltendmachung
revisio, revīsio, lat., F.: Wiedersehen, Claud. Mam. (1. Hälfte 5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. re, vīsio, vidēre
Revision (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [RKGO, Laufs III 51] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische revisio [F., Wiedersehen, 1. Hälfte 5. Jh. n. Chr.] des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das →Rechtsmittel einer neuen Durchsicht zu der Nachprüfung eines Urteils in rechtlicher Hinsicht. Die Revision ist vermutlich der römischrechtlichen (lat.) supplicatio (F.) ad imperatorem (Bittschrift an den Kaiser) nachgebildet. Für die Revision ist an dem Reichskammergericht die Visitationskommission zuständig, die ihre Aufgabe (etwa 2000 Revisionen) aber nicht ausführt. Gleichwohl wird die Revision in den Ländern aufgenommen und durch die Reichsjustizgesetze des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879 einheitlich eingeführt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 153, 202, 203, 235, 263; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, 1965, 237; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966, 511; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973, 373; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981, 215; Kocher, G., Tiroler Rechtsleben vor dem ABGB, (in) FS E. Hellbling, 1981, 597; Mencke, K., Zur Entwicklung der ordentlichen Visitationen, 1984; Braun S., Geschichte der Revision im Strafverfahren, 1996; Oer, R. Freiin v., Der münsterische „Erbmännerstreit“, 1998; Schubert, W., Die Revision in Zivilsachen, ZRG GA 124 (2007), 167; Appellation und Revision im Europa des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Auer, L. u. a., 2013; Kirschvink, D., Die Revision als Rechtsmittel im Alten Reich, 2019 (neue Erkenntnisse, wenn überhaupt, nur sehr vereinzelt in dieser Kompilation); Andoor, G., Tatfragen in der strafrechtlichen Revision, 2020
revocatio, revocātio, lat., F., nochmaliges Rufen, nochmaliges Aussprechen, Zurückrufen, Abrufen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. revocāre, re, vocāre
Revokation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht 1469 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1469 [ProtBKammerger. 1469/1480] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Rückruf
Revokationsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) zu lat. [F.] revocatio) (Rückrufsrecht) →Näherrecht
Lit.: Köbler, DRG 57
revolutio, revolūtio, lat., F., Zurückwälzen, Wegwälzen, Mart. (40-102/103 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. revolvere
Revolution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1- ausgenommen Zusammensetzungen - nicht bezeugt – 2. Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische revolutio, F., Zurückwälzen, Wegwälzen, 40-102/103 n. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die plötzliche grundlegende Umgestaltung eines bestehenden gesellschaftlichen Zustands. Über einen von Nikolaus Kopernikus geprägten Buchtitel (1543) wird das lateinische Femininum revolutio (Umwälzung) 1688 in England auf die Glorious Revolution angewendet. Eindrucksvollstes (und als erste Revolution allgemein anerkanntes) Beispiel der Revolution ist die Revolution in Frankreich (von dem 14. 6. 1789). Ihr folgen weitere bekannte, teilweise erfolgreiche Revolutionen in Frankreich (1830, 1848), in dem Deutschen Bund (1848), Russland (1917) und dem Deutschen Reich (1918). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 32, 179; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984; Helfert, K., Geschichte der österreichischen Revolution, Bd. 1f. 1907ff.; Rosenstock-Huessy, E., Die europäischen Revolutionen, 1951; Grieswank, K., Der neuzeitliche Revolutionsbegriff, 2. A. 1969; Revolution und Gesellschaft, hg. v. Schieder, T., 1973; Reinalter, H., Aufgeklärter Absolutismus und Revolution, 1979; Deutschland zwischen Revolution und Restauration, hg. v. Berding, H. u. a., 1981; Deutschland und die französische Revolution, hg. v. Voss, J., 1982; Berman, H., Law and Revolution, 1983; Revolution, Reform, Restauration, hg. v. Mohnhaupt, H., 1988; Schulin, E., Die französische Revolution, 1988; Berteaud, J., Alltagsleben während der französischen Revolution, 1989; Revolution und konservatives Beharren. Das alte Reich und die französische Revolution hg. v. Aretin, K. Frhr. v., 1990; Goldstone, J., Revolution and Rebellion, 1991; Berman, H., Recht und Revolution, 1991; Revolution und Gegenrevolution 1789-1830, hg. v. Dufraisse, R., 1991; Härter, K., Reichstag und Revolution 1789-1806, 1992; Würgler, A., Unruhen und Öffentlichkeit, 1995; Hein, D., Die Revolution von 1848/9, 1998; 1848. Revolution in Deutschland, hg. v. Dipper, C. u. a., 1998; Mommsen, W., 1848 – Die ungewollte Revolution, 1998; Achtzehnhundertachtundvierzig/achtzehnhundertneunundvierzig, hg. v. badischen Landesmuseum, 1998; Kärcher, T., Bibliographie zur Revolution von 1848/1849, 1998; Die deutsche Revolution, hg. v. Beutin, W. u. a., 1999; Zwischen Königtum und Volkssouveränität, hg. v. Görtemaker, M. u. a., 1999; Die Revolutionen von 1848, hg. v. Gall, L., 1999; Die Revolutionen von 1848, hg. v. Langewiesche, D., 2000; Große Revolutionen der Geschichte, hg. v. Wende, P., 2000; Riem, A., Was sollten Regenten thun, um sich gegen Revolutionen zu sichern?, hg. v. Welker, K., 2000; Sperber, J., Revolutionary Europe, 1780-1850, 2000; Moore, R., Die erste europäische Revolution, 2001; Erbe, M., Revolutionäre Erschütterungen und erneuertes Gleichgewicht, 2002; Müller, F., Die deutsche Revolution von 1848/49, 2002; Nach der Revolution 1848/49, hg. v. Jansen, C., 2004; Deutschland – ein Land ohne revolutionäre Traditionen?, hg. v. Bavaj, R. u. a., 2005; Akteure eines Umbruchs, hg. v. Bleiber, H. u. a., 2007; Scriba, F., „Legale Revolution“?, 2008; Müller, F., Die Revolution von 1848/49, 3. A. 2009, 4. A. 2012; Die vergessene Revolution 1918/19, hg. v. Gallus, A., 2010; Fahrmeir, A., Revolutionen und Reformen - Europa 1789-1850, 2010; Rinke, S., Revolutionen in Lateinamerika, 2010; Rapport, M., 1848 Revolution in Europa, 2011 (Übersetzung aus dem Englischen); Erlebte Revolution 1848/49, hg. v. Gasser, W., 2010; Selbin, E., Gerücht und Revolution, 2011; Späth, J., Revolution in Europa, 2012; Niess, W., Die Revolution von 1918/19 in der deutschen Geschichtsschreibung, 2012; Karla, A., Revolution als Zeitgeschichte, 2014; Halpérin, J., Five Legal Revolutions since the 17th Century, 2014 e-Book; Revolution, Krieg und die Geburt von Staat und Nation, hg. v. Frie, E. u. a., 2015; Ingold, I., Vom Anfang und Ende der Revolution, 2016; Strube, J., Revolution, Illuminismus und Theosophie, (in) HZ 304 (2017), 50; Niggemann, U., Revolution – Zur Karriere eines Begriffs in Großbritannien 1688-1714, (in) HZ 304 (2017) 631; Käppner, J., 1918 – Aufstand für die Freiheit – Die Revolution der Besonnenen, 2017; Gerwarth, R., Die größte aller Revolutionen. November 1918, 2018; Regulski, C., Die Novemberrevolution 1918/19, 2018; Kleinschmidt, H., Klimatheorie, Statistik, Revolutionsbegriff, (in) HZ 308 (2019), 593; Klöppel, M., Revolution und Reichsende – Der Transformationsprozess von 1789 bis 1806 im Spiegel ausgewählter Leipziger Periodika, 2019; Oktoberrevolution 1917, hg. v. Fischer von Weikersthal, F. u. a., 2020; Rürup, R., Revolution und Demokratiegründung. Studien zur deutschen Geschichte 1918/19, 2020
rex, rēx, at., M.: nhd. Leiter (M.), Regierer, König, Fürst, Regent, Carm. Sal., Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *reg̑- (1), Adj., V., Sb., gerade (Adj.) (2), richten, lenken, recken, strecken, Richtung, Linie
rex (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) König
Lit.: Lapis, B., Rex utilis, 1986
Rex non potest peccare (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der König kann kein Unrecht tun.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Reykjavik auf Island wird 877 von Wikingern angelegt und wird Hauptstadt →Islands. 1911 erhält es eine Universität. S. Google
Reyscher, August Ludwig (Unterrixingen in Württemberg 10. 7. 1802-Cannstatt 1. 4. 1880), Pfarrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen 1829 Privatdozent, 1831 außerordentlicher Professor und 1837 ordentlicher Professor. 1851 muss er seine Universitätstätigkeit aus politischen Gründen aufgeben und wird Anwalt. In seinen zahlreichen vielseitigen Werken bemüht er sich als liberaler Pragmatiker um Fortschritte in zeitgenössischen Grundfragen. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ReyscherAugustLudwigDasgesammtewuerttembergischePrivatrecht1837Band1.pdf; Rückert, J., August Ludwig Reyschers Leben und Rechtstheorie, 1974
rezensieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische recensere, V, prüfen, 81-43 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) beurteilen, besprechen
Rezension (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische recensio, F., Prüfung, 81-43 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ursprünglich in Rom die Musterung des Zensors, danach die Bearbeitung oder kritische Würdigung eines Textes. S. Google
Lit.: Vec, M., Die Rezensionskultur der Rechtsgeschichte, (in) ZNR 2009, 87; Rezensionswesen, hg. v. Winkelbauer, T., 2013; Haferkamp, H./Oestmann, P., Zur Rezensionskultur in der Savigny-Zeitschrift, ZRG GA 136 (2019), 411; Lohse, I., Die „Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft“ im Deutschen Reich 1871-1918 – 3340 Rezensionsbeiträge der deutschen Jurisprudenz zwischen Konstitutionalismus und Parlamentarismus, 2019; Gantet, C. u. a., Wie man mehr als 9000 Rezensionen schreiben kann, (in) HZ 312 (2021), 364 (Anatom Albrecht von Haller, 266 je Jahr oder eine je 1,3 Tage)
Rezept (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1282 [Secretum Secretorum] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das lateinische receptum, N., Rezept, Steuereinnahme, 528-534 n. Chr., in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Anleitung
Rezeption (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1571 [Roth 345] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische receptio, F., Vorbehalt, Aufnahme, um 250-184 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Aufnahme einer Kulturerscheinung durch andere (beispielsweise Feuergebrauch, Waffe, Musik, Malen, Ackerbau, Viehzucht, Boot, Sesshaftigkeit, Rad, Schrift, Buchdruck, Rechner, Jazz, Penicillin, Kugelschreiber), in der Rechtswissenschaft insbesondere die Aufnahme des antiken römischen Rechtes in dem mittelalterlich-neuzeitlichen Europa. Diese Rezeption beginnt mit der Wiederentdeckung der spätantiken Digesten Justinians (um 528-533 n. Chr.) in Italien in dem späten 11. Jahrhundert Sie vollzieht sich über den Rechtsunterricht an den neu entstehenden Universitäten (Bologna, Padua, Perugia, Paris, Oxford, Cambridge, Salamanca u. a.) und über die fachlich ausgebildet besetzte kirchliche Gerichtsbarkeit. Die Gründe für den Erfolg der Rezeption sind streitig. Daran, dass das einheimische Recht neu entstehende Rechtsfragen nicht hätte beantworten können, kann es, wie die Aussparung mancher Gebiete (Hansestädte, England) beweist, nicht gelegen haben. Vielleicht wird man annehmen dürfen, dass die geschlossene große Masse der vernunftmäßig einleuchtenden, schriftlich festgelegten und in jahrhundertelanger Feinarbeit wissenschaftlich durchdrungenen Konfliktlösungen sich gegenüber der unübersichtlichen und verwirrenden Vielfalt der aus verschiedensten Quellen stammenden einheimischen Sätze der ungelehrten Laienurteiler als überlegen erweist bzw. als überlegen angesehen wird. Den Ausgangspunkt der Rezeption bilden die →Glossatoren und →Kommentatoren in Italien. Beschleunigt wird die Rezeption in dem Heiligen römischen Reich durch § 3 der Reichskammergerichtsordnung von 1495. In Erscheinung tritt die Rezeption über die Urteile der Gerichte hinaus in →Reformationen (Nürnberg 1479/1484, Worms 1499, Frankfurt 1509, Bayern 1518, Freiburg im Breisgau 1520 und andernorts) und in der zunächst populären, dann wissenschaftlichen Literatur (beispielsweise Klagspiegel, Laienspiegel, →usus modernus pandectarum). Noch nach den römischrechtlich beeinflussten →Kodifikationen des Vernunftrechts erfolgt über →historische Rechtsschule und →Begriffsjurisprudenz sowie Pandektistik in dem 19. Jahrhundert ein weiterer Schub von Rezeption. Ansonsten ist die Rezeption des römischen Rechtes in Europa nur ein besonders eindrucksvoller Fall von Rechtsrezeption überhaupt wie etwa auch die Rezeption des Rechtes Frankreichs in dem 19. Jahrhundert, des Rechtes der Kolonialmächte in den Kolonien oder des Rechtes der Vereinigten Staaten von Amerika ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Kaser § 1 III 3; Söllner §§ 1, 2, 17, 25; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 5, 28, 108, 137, 159, 205; Baltl/Kocher; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 1ff. 2. A. 1834ff.; Merkel, J., Der Kampf des Fremdrechtes mit dem einheimischen Rechte in Braunschweig-Lüneburg, 1904; Below, G. v., Die Ursachen der Rezeption des römischen Rechtes in Deutschland, 1905; Coing, H., Die Rezeption des römischen Rechtes in Frankfurt am Main, 2. A. 1962; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur in Italien, 1938; Schubart-Fikentscher, G., Römisches Recht im Brünner Schöffenbuch, ZRG GA 65 (1947), 86; Mitteis, H., Zur Geschichte der Rezeption in Österreich, ZRG GA 66 (1948), 524; Krause, H., Kaiserrecht und Rezeption, 1952; Bender, P., Die Rezeption des römischen Rechtes im Urteil der deutschen Rechtswissenschaft, 1955; Trusen, F., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Koschaker, P., Europa und das römische Recht, 1947, 4. unv. A. 1966; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, (in) Ius Romanum medii aevi V 6, 1964; Rehfeldt, B., Rezeption in Schweden, ZRG GA 82 (1965), 316; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Dolezalek, G., Verzeichnis der Handschriften zum römischen Recht bis 1600, Bd. 1f. 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Fried, P., Die Entstehung des Juristenstandes, 1974; Wolter, U., Ius canonicum in iure civili, 1975; Wesener, G., Römisches Recht und Naturrecht, 1978; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977; Nève, P., Recht en Continuiteit, 1977; Beyerle, F., Rezeption, Rezeptionsreife und Überwindung, ZRG GA 95 (1978), 115 (Vortrag vom 18. 11. 1942); Bender, P., Die Rezeption des römischen Rechtes, 1979; Herberger, M., Dogmatik, 1981; Stelzer, W., Gelehrtes Recht in Österreich, 1982; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1ff. 1985ff.; Strauss, G., Law, Resistance and the State, 1986; Wesener, G., Einflüsse und Geltung, 1989; Elsener, F., Studien zur Rezeption, hg. v. Ebel, F. u. a., 1989 (Aufsätze); Fried, J., Die Rezeption Bologneser Rechtswissenschaft in Deutschland im 12. Jahrhundert, (in) Viator 21 (1990), 103; Bellomo, M., L’Europa del diritto comune, 5. A. 1991; The Reception of Continental Ideas in the Common Law World, hg. v. Reimann, M., 1993; Scholl, T., Die Rezeption des kontinental-europäischen Privatrechts in Lateinamerika, 1999; Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike in fünfzehn Bänden. Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte, hg. v. Landfester, M., Band 13ff. 1999ff.; Schlinker, S., Fürstenamt und Rezeption, 1999; Janssen, H., Die Übertragung von Rechtsvorstellungen auf fremde Kulturen am Beispiel des englischen Kolonialrechts, 2000; Kordes, M., Von der Ansprache zum libellus actionis, (in) Rhein. Vjbll. 66 (2002), 211; Avenarius, M., Rezeption des römischen Rechtes in Russland, 2004; Rezeptions- und Wissenschaftsgeschichte, 2005; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007; Deutsche Beratung bei Rechts- und Justizreformen im Ausland, hg. v. Hülshörster, S. u. a., 2012; Rezeption, hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2018 (64 S.); Rechtstransfer in der Geschichte – Festschrift für Brauneder, Wilhelm, hg. v. Hamza, G. u. a., 2019
Rezess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1394 [HanseRez. IV 172] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) lat. [M.]) Rückschritt, Vergleich
rezipieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische recipere, V., zurücknehmen, zurückholen, zurückbringen, um 250-184 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufnehmen, übernehmen
Rheda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Meier, J./Ossenbrink, J., Die Herrschaft Rheda, 1999; Schaub, H., Die Herrschaft Rheda und ihre Residenzsstadt, 2006
Rhein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) der von der Schweiz in die Nordsee fließende Strom
Lit.: Bender, P., Eine Rheinische Republik? Die ersten Rheinstaatsbestrebungen 1918/1919 in Zeiten des völker- und verfassungsrechtlichen Umbruchs, 2019
Rheinbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv – ab 1812 [Körner, Weitungsw. 88] 6 Archivzettel und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist (nach einem älteren Rheinbund zwischen Mainz, Trier, Köln, Pfalz, Münster u. a. mit Schweden und Frankreich von dem 15. 8. 1658 bis 15. 8. 1668) der an dem 12. 7. 1806 auf Druck →Napoleons von zunächst 16 dem Rhein benachbarten deutschen Fürsten (Bayern, Württemberg, Erzkanzler des Reiches mit zunächst Aschaffenburg und Regensburg, ab 1810 Großherzogtum Frankfurt, Baden, Berg, Arenberg, Nassau-Usingen, Nassau-Weilburg, Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen, Salm-Salm, Salm-Kyrburg, Isenburg-Birstein, Liechtenstein [ohne Kenntnis des Fürsten], Hessen-Darmstadt, Grafen von der Leyen in Hohengeroldseck) mit Frankreich als Alliiertem und Napoleon als Protektor in Paris geschlossene Bund, der sich zu einer Heerfolge zugunsten Frankreichs und zu der widerrechtlichen Trennung von dem Heiligen römischen Reich verpflichtet. An dem 1. 8. 1806 treten die Mitglieder auf Wunsch Napoleons aus dem Reich aus und erklären sich als souverän. Das Ziel eines Staatenbunds mit gemeinamen Staatsorganen scheitert an dem Widerstand der größeren Mitgliedstaaten. Der später noch um 23 Mitglieder (u. a. Würzburg, Sachsen, Westphalen) erweiterte Rheinbund, dem 1811 von den deutschen Staaten nur Preußen, Österreich, Braunschweig und Hessen-Kassel nicht angehören, löst sich nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig in dem Oktober 1813 auf. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 133, 192; Klüber, G., Staatsrecht des Rheinbundes, 1808; Beck, C., Zur Verfassungsgeschichte des Rheinbundes, 1890; Bitterauf, T., Geschichte des Rheinbundes, Bd. 1 1905; Schnur, R., Der Rheinbund von 1658, 1955; Fehrenbach, E., Der Kampf um die Einführung des Code Napoléon, 1973; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 1974; Schulz, A., Herrschaft durch Verwaltung, 1991; Schuck, G., Rheinbundpatriotismus und politische Öffentlichkeit zwischen Aufklärung und Frühliberalismus, 1994; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Brüser, J., Reichsständische Libertät zwischen kaiserlichem Machtstreben und französischer Hegemonie – Der Rheinbund von 1658, 2020
Rheinfelden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutsdchen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in dem Süden Baden-Württembergs mit rund 32000 Einwohnern
Lit.: Schib, K., Geschichte der Stadt Rheinfelden, 1961
Rheingau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Gau an dem mittleren Rhein
Lit.: Alberti, W., Der Rheingauer Landbrauch von 1643, 1913; Richter, P., Der Rheingau, 513
rheinisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1396 [CDPruss. V 105] in 24 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Rhein betreffend
Rheinischer Bund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörte3rbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Juli 1254 von Städten und Landesherren an dem mittleren Rhein abgeschlossene, später von Basel bis Bremen und Aachen bis Regensburg reichende, nach Frieden strebende Bund, der nach der Doppelwahl zu dem deutschen König in dem Januar 1257 endet. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Bielfeldt, E., Der rheinische Bund von 1254, 1937; Voltmer, E., Der rheinische Bund, 1986
Rheinischer Städtebund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) von 1381 ist ein an dem 20. 3. 1381 von Städten an dem Rhein geschlossener, 1388/1389 dem Pfalzgrafen bei Rhein unterliegender Bund.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Erler, A., Ingelheimer Prozesse nach dem Städtekrieg von 1388, 1981
Rheinisches Recht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das links des Rheines in dem 19. Jahrhundert eingeführte französische Recht, das durch Gesetzbücher des (zweiten) Deutschen Reiches (1871-1900) abgelöst wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 180; Cretschmar, Das rheinische Civilrecht, 4. A. 1896; Die Gutachten der rheinischen Immediat-Justiz-Kommission und der Kampf um die rheinische Rechts- und Gerichtsverfassung 1814-1819, bearb. v. Landsberg, E., 1914, Neudruck 2000; Schumacher, D., Das rheinische Recht, 1969; Vom Recht im Rheinland, hg. v. kölnischen Stadtmuseum, 1969; Faber, K., Recht und Verfassung, 1970; Huffmann, H., Geschichte der rheinischen Rechtsanwaltschaft, 1971; Fehrenbach, E., Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht, 1974; Schubert, W., Das französische Recht in Deutschland zu Beginn der Restaurationszeit (1814-1820), ZRG GA 94 (1977), 128; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Schubert, W., Savigny und die rheinisch-französische Gerichtsverfassung, ZRG GA 95 (1978), 158; Becker, H., Das rheinische Recht, (in) JuS 25 (1985), 338; Rheinisches Recht und europäische Rechtsgeschichte, hg. v. Schulze, R., 1998; Grilli, A., Die französische Justizorganisation am linken Rheinufer, 1998; Kleinbreuer, S., Das rheinische Strafgesetzbuch, Diss. jur. Bonn 1999; Schäfer, M., Der Übergang vom rheinischen Recht zu den Reichsjustizgesetzen am Beispiel des Landgerichtsbezirkes Bonn, Diss. jur. Bonn 2001; Seynsche, G., Der rheinische Revisions- und Kassationsgerichtshof in Berlin (1819-1852), 2003; Einhundertfünfundzwanzig [125] Jahre rheinische Amtsgerichte, hg. v. Lünterbusch, A., 2003; Fiedler, B., Der rheinbayerische Kassationsgerichtshof, 2004; Müller-Hogrebe, C., Der rheinische Jurist Joseph Bauerband, 2005; Haferkamp, H. u. a., Neue Wege zur Rechtsgeschichte, ZRG GA 123 (2006), 372; Strauch, D., Rheinische Gerichte in zwei Jahrhunderten, 2007; Strauch, D., Schriften zum rheinischen Recht, 2013
Rheinland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1798 in DRW-Archiv [RepRecht II 315, 3 Archivzettel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Rheinländer – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Land an dem Rhein
Lit.: Oppermann, O., Rheinische Urkundenstudien, 1922; Aubin, H./Frings, T./Müller, J., Kulturströmungen und Kulturprovinzen in den Rheinlanden, 1926; Recht und Rechtspflege in den Rheinlanden, hg. v. Wolffram, J. u. a. 1969 (FS OLG Köln); Rheinischer Städteatlas, hg. v. Ennen, E., 1972ff. (Programm umfasst 172 Städte in Nordrhein-Westfalen und 15 Städte in Rheinland-Pfalz, beispielsweise Bedburg, Dinslaken, Geldern, Goch, Heimbach, Randerath, Ratingen, Wesseling); Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande, hg. v. Nikolay-Panter, M. u. a. 1994 (Aufsätze); Rheinische Landesgeschichte an der Universität Bonn, hg. v. Groten, M. u. a., 2007; Strauch, D., Rheinische Gerichte in zwei Jahrhunderten, 2007; Die Rheinlande und das Reich, 2007; Frankreich am Rhein, hg. v. Theis, K. u. a., 2009; Pabst, K./Lohberg, R., Kleine Geschichte des Rheinlands, 2010; Das Rheinland als Schul- und Bildungslandschaft (1250-1750), hg. v. Rutz, A., 2010
Rheinland-Pfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 30. 8. 1946 aus Teilen Bayerns und Preußens geformte Land, das Bundesland der an dem 23. 5. 1949 entstehenden Bundesrepublik Deutschland wird. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schaus, E., Stadtrechtsorte und Flecken, 1958; Quellen zur Geschichte der Herrschaft Landskron an der Ahr, bearb. v. Frick, H. u. a., 1966; Rheinland-Pfalz, hg. v. Götz, W., 1967; Dotzauer, W., Der historische Raum des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, Bd. 1f. 1992f.; Kißener, M., Kleine Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz, 2006; Kreuz – Rad – Löwe Rheinland-Pfalz, hg. v. Clemens, L. u. a., 2012
Rheinpfalz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1805 [Vahlkampf, Miszellen I 36] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch derd deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist das großenteils links des Rheines gelegene Gebiet des Pfalzgrafen bei Rhein, das 1214 an die 1180 zu dem Herzog von Bayern erhobene Familie der Wittelsbacher gelangt, aber durch Teilung von 1329 bis 1777 (Aussterben der Linie der Herzöge von Bayern) von Bayern getrennt wird. 1946 wird der achte Regierungsbezirk Bayerns als Folge der Zuteilung zu der Besatzungszone Frankreichs von Bayern gelöst ein Teil des neuen Bundeslands Rheinland-Pfalz.
Rheinprovinz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [Landsberg, Gutachten 24] 7 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die 1822 aus den vor allem 1815 an Preußen gelangten Gebieten bzw. aus der Provinz Jülich-Kleve-Berg und dem Großherzogtum Niederrhein gebildete Provinz mit Sitz in Koblenz, die 1945/1946 in Rheinland-Pfalz bzw. Nordrhein-Westfalen aufgeht.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz, hg. v. Schultheis, K./Fabricius, W., Erläuterungen Bd. 2 1898; Fabricius, W., Kirchliche Organisation, 1903; Fabricius, W., Die Herrschaften des unteren Nahegebietes, 1914; Die Weistümer der Rheinprovinz, Bd. 1 1900; Bär, M., Die Behördenverfassung der Rheinprovinz seit 1815, 1919; Romeyk, H., Verwaltungs- und Behördengeschichte der Rheinprovinz, 1985; Romeyk, H., Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816-1945, 1994; Smets, J., Les pays rhénans, 1997
Rheinschiff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) auf dem Rhein benutztes Schiff
Rheinschifffahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –ausgenommen DRW-Archiv ab 1801 [Proff, SchiffRhein 21] 7 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Binnenschifffahrt
Rheinschifffahrtsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem 19. Jahrhundert (15. 8. 1804, 24. 3. 1815, 13. 3. 1831, 17. 10. 1868) völkervertragsrechtlich geschaffene Gericht für Streitigkeiten in Rheinschifffahrtsangelegenheiten. Für dieses gilt ein besonderes Gesetz von 1937 bzw. 1952. Das Rheinschifffahrtsgericht ist Abteilung des Amtsgerichts in Kehl, Mannheim, Mainz, Sankt Goar und Duisburg-Ruhrort sowie des Oberlandesgerichts in Köln und Karlsruhe. S. Google
Lit.: Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Köln, hg. v. Wolffram, J. u. a., 1969; Kissel, O., Gerichtsverfassungsgesetz, 1981, 2. A. 1994, 5. A. 2008; Scherner, K., Die Rheinakten von 1831 und 1868, (in) Z. f. europ. Privatrecht 1997, 58
Rhenen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt an dem Rhein in Gelderland in den Niederlanden mit rund 20000 Einwohnern
Lit.: Iterson, W. van, De stad Rhenen, 1960
Rhens (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) bei Koblenz), früher Rhense →Kurverein
rhetor, rhētor, lat., M., Rhetor, Lehrer der Beredsamkeit, Redner, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. ῥήτωρ (rhḗtōr), M., Redner, vgl. idg. *u̯er- (6), V., sagen, sprechen
Rhetor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Rhetorik, Rhetoriker und rhetorisch nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Redner
Rhetorik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen Rhetorikdeutsch [1757 Moser, KlSchr. VI, 181] 1 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die in dem Altertum entwickelte Redekunst (beispielsweise [Rhetor] Marcus Fabius Quintilianus 35-100 n. Chr.). Sie befasst sich auch besonders mit der Rede vor Gericht, so dass der Redner vielfach rechtliche Kenntnisse benötigt und hat. Vermutlich von dort aus beginnt in Oberitalien seit dem 11. Jahrhundert die Wiederbeschäftigung mit dem →römischen Recht.
Lit.: Söllner §§ 9, 11; Köbler, DRG 16, 106; Quintilianus, Marcus Fabius, Ausbildung des Redners, hg. v. Rahn, H., 3. A. 2006; Wesel, U., Rhetorische Statuslehre, 1967; Köbler, G., Stadtrecht und Bürgereinung bei Notker von St. Gallen, 1974; Dronke, P., Mittelalterliche Rhetorik, 1982; Köbler, G., Vorstufen der Rechtswissenschaft, ZRG GA 100 (1983), 75; Köbler, G., Burgreht und diotreht, (in) FS Schmidt-Wiegand, R., 1987; Classen, C., Recht, Rhetorik, Politik, 1985; Copeland, R., Rhetoric, 1991; Historisches Wörterbuch der Rhetorik, hg. v. Ueding, G., Bd. 1ff. 1992ff.; Fuhrmann, M., Die antike Rhetorik, 4. A. 1995; Dialektik und Rhetorik, hg. v. Fried, J., 1997; A Handbook of Classical Rhetoric, hg. v. Porter, S., 1997; Stroh, W., Die Macht der Rede, 2009; Knape, J. u. a., Kommentar zu Friedrich Riederers Spiegel der wahren Rhetorik, 2010; Rhetorik in Mittelalter und Renaissance, hg. v. Strack, G. u. a., 2011; Community and Communication, hg. v. Steel, C. u. a., 2013; The Purpose of Rhetoric in Late Antiquity, 2013 (Sammelband); Janiszewski, P. u. a., Prosography of Greek Rhetors & Sophists of the Roman Empire, 2014; Göttert, K., Mythos Redemacht, 2015; Thomas, M./Toyw, R., Arguing about Empire, 2017; Renswoude, I. van, The Rhetoric of Free Speech in Late Antiquity and the Early Middle Ages, 2019; Alexiou, E., Greek Rhetoric of the 4th Century BC., 2020; Westwood, G., The Rhetoric of the Past in Demosthenes and Aeschines, 2020
rhetorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Rhetorik betreffend
Rhodos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) →lex Rhodia
Lit.: Wiemer, H., Krieg, Handel und Piraterie, 2003; Loose, M., Die Kreuzritter von Rhodos, 2011
Richard von Ely →Dialogus de scaccario, s. Google
Richert, Johan Gabriel (1784-1864) wird nach dem Rechtsstudium in →Lund Richter. In verschiedenen Gesetzgebungskommissionen setzt er sich für liberales Recht ein. 1845 erreicht er die Gleichstellung von Söhnen und Töchtern in dem Erbrecht, 1863 ein modernes Kriminalgesetzbuch. S. Google
Lit.: Warburg, K., Johan Gabriel Richert, 1905; Den historika skolan och Lund, hg. v. Modéer, K., 1982, 53
richten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gerade machen, recht machen, entscheiden
Richten ohne Urteil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein in dem Mittelalter anscheinend mögliches Entscheidungsverfahren des Richters ohne Zuziehung von Urteilern, für das aber kein feststehender Gesichtspunkt erkennbar ist.
Lit.: Planck, W., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973, 403
Richter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das zu der Entscheidung von Rechtsstreitigkeiten berufene Organ der Rechtspflege. In dem zweigeteilten römischen Verfahren ist dies der von dem Magistrat ermittelte, ehrenamtlich tätige (lat. [M.]) →iudex, in dem Kognitionsverfahren der öffentliche Amtsträger. Bei den Germanen leiten ein König oder mehrere Vornehme die →Volksversammlung und damit auch die Streitentscheidung. In dem fränkischen Frühmittelalter erfüllt diese Aufgabe an Stelle des Königs der (lat.-afrk. [M.]) →thunginus bzw. später der →Graf. Ihm steht grundsätzlich nicht Urteilen zu, das den Rachinburgen oder →Schöffen überlassene ist. In dem Hochmittelalter wird in der Kirche der gelehrte →Jurist als (lat. [M.]) iudex delegatus oder Offizial Einzelrichter und bewirkt die Unzuständigkeit des Richters die Nichtigkeit seines Urteils. Nach Diestelkamp nennt keine hochmittelalterliche Urkunde und auch keine hochmittelalterliche erzählende Quelle den deutschen König ausdrücklich einen obersten Richter, sondern nutzt erstmals 1331 der Graisbacher Landrichter Swigger von Gundelfingen die dem gemeinen Recht entnommene Bezeichnung des kaiserlichen Gerichts als oberstes Gericht, um dem Einwand der res iudicata (entschiedenen Streitsache) größeres Gewicht zu geben. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts greift man dann zwecks Befriedigung des Bedürfnisses, Urteilen örtlicher Gerichte reichsweite Wirkung zu geben, aus dem gemeinen Recht die Wendungen oberster Richter und oberstes Gericht auf. Mit dem Aufkommen bzw. dem Vordringen der Appellation aus dem kirchlichen Recht wird statt der grundsätzlichen Gleichordnung aller Gerichte des weltlichen Rechtes ein Instanzenzug notwendig, wie dies 1419 sichtbar wird, als König Sigismund dem gemeinen Recht widersprechende Annahmen von Appellationen der Landgerichte Graisbach, Höchstädt und Hirschberg gegen Hofgerichtsurteile abwehrt.Während das Reichshofgericht 1420 die Aufnahme von Doktoren als Urteilern noch ablehnt, sind an dem königlichen Kammergericht vor allem ab 1471 viele Urteiler gelehrt. In der Reichskammergerichtsordnung von 1495, nach der das Reichskammergericht nach dem Willen des Kaisers und der Reichsstände oberstes Gericht des Reiches werden soll, wird dies festgeschrieben, wobei seit 1521 auch von den adeligen Beisitzern Rechtskenntnisse erwartet werden. Von hier aus verdrängt der (gelehrte) Richter in der frühen Neuzeit den (ungelehrten) Schöffen aus der Urteilstätigkeit. In Frankreich muss seit 1809 jeder Richter über einen Universitätsabschluss verfügen. Der Liberalismus des 19. Jahrhunderts führt umgekehrt den ehrenamtlichen Laienrichter wieder teilweise in die Gerichtsbarkeit zurück, in welcher der Richter allgemein →Unabhängigkeit (Unabsetzbarkeit, Weisungsfreiheit) erlangt. In manchen Staaten kann der Richter die Verfassungsmäßigkeit eines von ihm anzuwendenden Gesetzes selbst beurteilen (Vereinigte Staaten von Amerika, Deutsches Reich von 1925 an), während andernorts dafür besondere Verfassungsgerichte zuständig sind (Bundesrepublik Deutschland, Österreich). S. Google
Lit.: Kaser §§ 80 II 5, 81 II 2, 82 II 5, 87 I; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 84, 86, 114, 115, 197, 124, 201, 202, 228, 234, 235, 262; Köbler, WAS; Heinemann, F., Der Richter und die Rechtspflege, 1900; Lenel, P., Die Scheidung von Richtern und Urteilern, ZRG GA 34 (1913), 440; Plathner, G., Der Kampf um die richterliche Unabhängigkeit, 1935; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schorn, H., Der Richter im Dritten Reich, 1959; Clavadetscher, O., Die geistlichen Richter des Bistums Chur, 1964; Flume, W., Richter und Recht, 1966; Nörr, K., Zur Stellung des Richters im gelehrten Prozess der Frühzeit, 1967; Küper, W., Die Richteridee der Strafprozessordnung und ihre geschichtlichen Grundlagen, 1967; Köbler, G., Richten, Richter und Gericht, ZRG GA 87 (1970), 57; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Kocher, G., Richter und Stabübergabe im Verfahren der Weistümer, 1971; Conrad, H., Richter und Gesetz im Übergang vom Absolutismus zum Verfassungsstaat, 1971; Kötschau, U., Richterdisziplinierung in der preußischen Reaktionszeit, (Diss. jur. Kiel) 1976; Battenberg, F./Eckhardt, A., Der Richter in eigener Sache, ZRG GA 95 (1978), 79; Hempel, N., Richterleitbilder in der Weimarer Republik, 1978; Olzen, D., Richter und Sachverständige, ZRG GA 97 (1980), 164; Hübner, H., Kodifikation und Entscheidungsfreiheit des Richters, 1980; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; Schulz, B., Der republikanische Richterbund (1921-1933), 1982, Rechtsbehelfe, Beweis und Stellung des Richters im Spätmittelalter, hg. v. Sellert, W., 1985; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986; Hattenhauer, H., Richter und Gesetz, ZRG GA 106 (1989), 46; Ormond, T., Richterwürde und Regierungstreue, 1994; Europäische und amerikanische Richterbilder, hg. v. Gouron, A. u. a., 1996; Le juge et le jugement, hg. v. Jacob, R., 1996; Nörr, K., Der Richter zwischen Gesetz und Wirklichkeit, 1996; Immisch, L., Der sozialistische Richter, 1997; Gritschneder, O., Furchtbare Richter, 1998; Albert, T., Der gemeine Mann vor dem geistlichen Richter, 1998; Höner, M., Die Diskussion um das richterliche Prüfungsrecht und das monarchische Verordnungsrecht, 2001; Nobili, M., Die freie richterliche Überzeugungsbildung, 2001; Lepsius, S., Der Richter und die Zeugen, 2003; Seif, U., Recht und Justizhoheit, 2003; Kißener, M., Zwischen Diktatur und Demokratie, 2003; Ziegler, P., 200 Jahre Friedensrichter, 2003; Jahns, S., Das Reichskammergericht und seine Richter, 2003; Strodthoff, B., Die richterliche Frage- und Erörterungspflicht, 2004; Auer, M., Materialisierung, Flexibilisierung, Richterfreiheit, 2005; Adler, S., Das Verhältnis von Richter und Parteien in der preußischen und deutschen Zivilprozessgesetzgebung, 2006; Auf dem Scheiterhaufen der Paragraphen, hg. v. Scheiber, O., 2007; Hornauer, A., Das Reichsgericht zur Frage des richterlichen Prüfungsrechts, 2009; Vom Diener des Fürsten zum Diener des Rechts, hg. v. Czeguhn, I./Sánchez Aranda, 2011; Pfeiffer, U., Untersuchungen zu den Anfängen der päpstlichen Delegationsgerichtsbarkeit im 13. Jahrhundert, 2011; Judges and Judging in the History of the Common Law and Civil Law, hg. v. Brand, P. u. a. 2012; Europäisches Privatrecht in Vielfalt geeint - Richterliche Eingriffe in den Vertrag, hg. v. Jung, P., 2013; Richterinnen in Geschichte, Gegenwart und Zukunft, hg. v. Kohl, G. u. a., 2014; Foljanty, L., Zur Problematik der Übersetzung richterlicher Methoden – Frankreich und Japan, ZRG GA 133 (2016), 499; Henschel, U., Der Richter und sein Lenker – Zur Geschichte, Systematik und Bedeutung juristischer Literatur, 2018; Diestelkamp, B., Der deutsche König als oberster Richter im Hoch- und Spätmittelalter, ZRG GA 136 (2019), 94; Quellen zum Deutschen Richtergesetz vom 8. 9. 1961, hg. v. Schubert, W., Teil 1f. 2020
Richterablehnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Zurückweisung eines Richters wegen Befangenheit. Die Richterablehnung ist bereits dem spätantiken Verfahren bekannt. Sie wird in dem Mittelalter in dem gelehrten Verfahren übernommen, doch kennt auch das einheimische Recht Einschränkungen der richterlichen Tätigkeit. S. Google
Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879, Neudruck 1973, 111, 119; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963, 33, 71; Kaser, M., Das römische Zivilpozessrecht, 1966, 424, 440; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981, 77
Richterbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – meist als Richtersbrief - ab 1396 [HildeshUB. II 515 richters breve) in 6 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist in dem nationalsozialistisch geprägten Deutschen Reich (1933-1945) das der Lenkung der Tätigkeit des Richters dienende parteipolitisch beeinflusste Rundschreiben.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 235; Richterbriefe, hg. v. Boberach, H., 1975; Wahl, B., Die Richterbriefe, Diss. jur. Heidelberg 1981
Richterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265/1267 [SteirUrb. 119] in 6 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das von dem in dem gewaltengeteilten Staat für die Rechtsprechung zuständigen →Richter geschaffene Recht. Seine Zulässigkeit ist streitig. Insbesondere die →freie Rechtsschule befürwortet allgemein Richterrecht. Tatsächlich setzt es sich vor allem dort durch, wo der Gesetzgeber nicht genügend entscheidungsfähig ist.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 4, 227, 254; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879, Neudruck 1973; Larenz, K., Richterliche Rechtsfortbildung als methodisches Problem, (in) NJW 1965, 1; Rehbinder, M., Zur Rechtsqualität des Richterspruchs, (in) JuS 1991, 542; Zitscher, H., Elterlicher Status in Richterrecht und Gesetzesrecht, 1996; Ollinger, T., Die Entwicklung des Richtervorbehalts im Verhandlungsrecht, 1997; Richterrecht und Rechtsfortbildung in der europäischen Rechtsgemeinschaft, hg. v. Schulze, R./Seif, U., 2003; Scherer de Mello Aleixo, P., Verantwortbares Richterrecht, 2014
Richterstuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab [1328/1329 [Voc.opt. Bremer II, 122] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Stuhl oder Sitz des Richters.
Lit.: Fehr, H., Das Recht im Bilde, 1923; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Richthofen, Karl Otto Johannes Theresius (Damsdorf 30. 5. 1811-6. 3. 1888) wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Berlin (Savigny, Eichhorn) und Göttingen (Jacob Grimm) außerordentlicher Professor in Berlin. 1840 veröffentlicht er die friesischen Rechtsquellen und ein altfriesisches Wörterbuch, 1863 die (lat.) →Lex (F.) Frisionum. S. Google
Lit.: Brunner, H., Karl von Richthofen, ZRG GA 9 (1888), 247
Richtlinie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1807 [Händel, Wehrpflicht 46] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist der Grundsatz oder die Anweisung für ein bestimmtes Verhalten. Insbesondere kann in der →Europäischen Union der Rat oder die Kommission eine verbindliche Richtlinie für den mitgliedstaatlichen Gesetzgeber erlassen, der sie in der jeweils gesetzten Frist in mitgliedstaatliches Recht umsetzen muss.
Lit.: Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat, hg. v. Walk, J., 1981
Richtschwert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1374 [Rau, BeitrFrkf. 39 Anm. 118 rychte swerter] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Schwert als Vollzugsgerät der →Todesstrafe.
Lit.: Kühn, U., Inschriften und Verzierungen auf Richtschwertern, Diss. jur. Erlangen-Nürnberg 1969; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Richtstätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1325 [SspGlLR. Buch 370 zu Sssp. I 51 § 4 richtestad] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist der Ort des Vollzugs der Todesstrafe (beispielsweise Galgenbühl).
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Richtsteig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 14. Jahrhundert [GlWeichb. 228] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) richtiger Steig, richtiger Weg
Richtsteig Landrechts (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist das von dem märkischen Hofrichter Johann von Buch (1285/1290-nach 1356) verfasste Werk über das Gerichtsverfahren nach dem →Sachsenspiegel. Der Richtsteig Landrechts ist vermutlich zwischen 1325 und 1333/1334 entstanden. Er folgt gelehrtem Vorbild (Gerichtsperson, Klagearten). Er ist durch 75 Handschriften in fünf vor allem regionalsprachlich verschiedenen Formen überliefert.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 103, 107; Homeyer, C., Der Richtsteig Landrechts nebst Cautela und Premis, 1857; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 64; Odenweiler, K., How to act in court, ZRG GA 130 (2013), 371
Richtsteig Lehnrechts (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist das vermutlich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts vielleicht von Gerke von Kerkow verfasste Werk über das Verfahren des sächsischen Lehnrechts in anfangs wohl 31 Artikeln, das in 20 Handschriften überliefert ist.
Lit.: Homeyer, C., Des Sachsenspiegels zweiter Teil, Bd. 1 1842, 409; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 65
Riegger, Joseph Anton Stephan von (Innsbruck 1742-Prag 1795), Rechtsprofessorensohn, wird 1764 Privatdozent in Wien und 1765 Professor in Freiburg im Breisgau, 1778 in Prag. In Freiburg im Breisgau hält er als erster Professor deutsche Vorlesungen. S. Google
Lit.: Wander von Grünwald, J., Biographie der beiden Ritter von Riegger, 1797
Riegger, Paul Joseph (Freiburg im Breisgau 1705-Wien 1775) wird nach dem Rechtsstudium in Freiburg im Breisgau 1733 Professor in Innsbruck und 1753 in Wien. Er tritt für den Vorrang des Staates gegenüber der Kirche ein. S. Google
Lit.: Wander von Grünwald, J., Biographie der beiden Ritter von Riegger, 1797; Seifert, E., Paul Joseph Riegger, 1973
Riga (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Einfluss der Riege/Ridzene in die Düna wird 1201 als Markt deutscher Kaufleute gegründet. 1285 nimmt die Stadt hamburgisches Recht und später auch lübisches Recht auf. Das daraus entwickelte rigische Recht wird an viele umliegende Städte weitergegeben. 1582 kommt Riga an Polen, 1621 an Schweden und 1710 an Russland. Von 1918 bis 1940 und seit 1991 ist Riga Hauptstadt →Lettlands.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Die Quellen des rigischen Stadtrechts, hg. v. Napiersky, J., 1876, Neudruck 1976; Bulmerincq, A. v., Der Ursprung der Stadtverfassung Rigas, 1894, Neudruck 2013; Bulmerincq, A. v., Die Verfassung der Stadt Riga, 1898, Neudruck 2013; Wittram, R., Baltische Geschichte, 1954; Lenz, W. jun., Riga, 1968; Hellmann, M., Livland und das Reich, 1989; Riga, hg. v. Oberländer, E. u. a., 2004; Riga und der Ostseeraum, hg. v. Misans, I. u. a., 2005; Fülberth, A., Riga, 2013
Ring (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 868 [Otfrid] bzw, 1398 bzw. Anfang 15. Jahrhundert [SchweizId. IV 56] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., s. Google) ist das kreisförmige Gebilde aus festem Stoff (beispielsweise Metall, Holz), das als Symbol für ein Recht oder Rechtsverhältnis verwendet wird (beispielsweise Ehering).
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Zallinger, O., Die Ringgaben bei der Heirat, 1931 (SB Wien); Köstler, R., Ringwechsel und Trauung, (in) ZRG KA 22 (1933), 1; Labhart, V., Zur Rechtssymbolik der Bischofsringe, 1963; Chadour, A., Ringe, 1994
Rinteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist von 1620/1621 bis 1809 Sitz einer Universität.
Lit.: Feige, R., Das akademische Gymnasium Stadthagen und die Frühzeit der Universität Rinteln, 1956
Ripert, Georges (1880-1958) wird nach dem Rechtsstudium in Aix-en-Provence Rechtslehrer in Aix-en-Provence (1906) und Paris (1918). Er führt den (franz.) Traité élémentaire de droit civil →Planiols fort und erweitert ihn zu einem 14bändigen Gesamtwerk. Dabei geht er von der Überlegenheit des Gesetzesanwenders gegenüber dem Gesetz aus. S. Google
Lit.: Rousselet, M., Notice sur la vie et les travaux de Georges Ripert, 1960
Ripuarier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Ribvarier, s. Google) ist der (Bewohner eines vor allem linksrheinisch um Köln liegenden Gebiets oder) der Angehörige eines um Köln fassbaren Teilstammes der Franken, dessen Recht vielleicht schon in dem 7. Jahrhundert, jedenfalls 763/764 und in einer etwas jüngeren Fassung in der (lat.) →Lex (F.) Ribvaria aufgezeichnet wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 81; Nonn, U., Pagus und comitatus, 1983
risorgimento (M.) Wiedererhebung (Italiens zu einem einheitlichen Staat nach 1848 durch eine Freiheitsbewegung [Cavour, Garibaldi] unter Führung Sardinien-Piemonts bis 1861, s. Google)
Ritter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [Wolfram von Eschenbach, Parzival III 122,18] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] eques, miles) ist der Angehörige einer durch reiterliches Verhalten gekennzeichneten Menschengruppe. Bereits das klassische römische Altertum kennt einen hervorgehobenen Stand der (lat. [M.Pl.]) equites (ordo equester Geldadel). Seit dem Frühmittelalter (9. Jahrhundert) entsteht der in dem 11. Jahrhundert vielleicht zuerst in dem westfränkischen Bereich sichtbare, spätestens um 1250 durch Ritterbürtigkeit nach unten abgeschlossene und damit zu einem Geburtsstand werdende Berufsstand der durch Reiterdienst aus der Allgemeinheit herausgehobenen, auf der Burg vorbildlich lebenden Ritter. Er bildet bald den niederen Adel, der vielfach zu einem der →Landstände wird (beispielsweise Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol). Allerdings erweisen sich die Ritterheere in dem 14. Jahrhundert als schlagbar (Sempach 1386), weshalb der Ritter an Bedeutung verliert. Auf der Suche nach einer anderweitigen Lebensgrundlage wird der Ritter vielfach Gutsherr, Beamter, verschiedentlich aber auch →Raubritter. Seit dem 15. Jahrhundert schließen sich die →Reichsritter, die nie Reichsstandschaft in dem Reichstag erlangen, besonders in Rittergesellschaften und Ritterbünden zusammen, verlieren ihre reichsunmittelbare Stellung aber 1803. S. Google
Lit.: Söllner §§ 6, 9, 12, 13, 14; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 29, 79, 98, 111, 112, 121, 199; Köbler, WAS; Erben, W., Schwertleite und Ritterschlag, (in) Zeitschrift für historische Waffenkunde 8 (1919); Wretschko, A., Zur Erteilung der Ritterwürde durch den Kaiser im 16. Jahrhundert, ZRG GA 46 (1926), 374; Sandberger, D., Studien über das Rittertum in England, 1937; Schulze, W., Die Gleve, 1940; Obenaus, H., Recht und Verfassung der Gesellschaften mit S(ank)t Jörgenschild in Schwaben, 1961; Bumke, J., Studien zum Ritterbegriff, 1964, 2. A. 1977; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft, 1969; Reuter, H., Die Lehre vom Ritterstand, 1971, 2. A. 1974; Das Rittertum, hg. v. Borst, A., 1976; Das ritterliche Turnier im Mittelalter, hg. v. Fleckenstein, J., 1985; Bardelle, B., Die altwestfälischen Ritterschaftskorporationen, Diss. jur. Münster 1987; Keen, M., Das Rittertum, 1987; Curialitas, hg. v. Fleckenstein, J., 1990; Gasparri, S., I milites cittadini, 1992; Paravicini, W., Die ritterlich-höfische Kultur, 1994; Erkens, F., Militia und Ritterschaft, (in) HZ 258 (1994), 623; Böninger, L., Die Ritterwürde in Mittelitalien, 1995; Stemmler, M., Eques Romanus, 1997; Fleckenstein, J., Rittertum und ritterliche Welt, 2002; Hechberger, W., Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter, 2004; Rittertum und höfische Kultur der Stauferzeit, hg. v. Laudage, J., 2006; Ehlers, J., Die Ritter, 2006; Barthélemy, D., La chevalerie, 2007; Kommunikationsnetze des Ritteradels im Reich um 1500, hg. v. Schneider, J., 2012; Asbridge, T., Der größte aller Ritter und die Welt des Mittelalters, 2015 (Guillaume le Maréchal um 1147-1219); Laukemper, W., Die Ritter im mittelalterlichen Vellern, 2016; Schreier, G., Ritterhelden, 2019
Ritterbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1788 [Kerner, RRittersch. II 25] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der in dem 14./15. Jahrhundert sichtbare Zusammenschluss von →Rittern zu gemeinsamem Handeln (beispielsweise Sterner, St. Jörgenschild).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mau, H., Die Rittergesellschaften mit St. Jörgenschild, 1941; Obenaus, H., Recht und Verfassung der Gesellschaft mit St. Jörgenschild, 1961; Deutscher Adel, hg. v. Rössler, H., 1965; Ranft, A., Adelsgesellschaften, 1994
Rittergut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1342? [Wutke, SchlesBergb. I 29] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das einem Ritter (Adeligen) übertragene Landgut, mit dessen Besitz die Landstandschaft verbunden ist (in Brandenburg in dem 19. Jahrhundert 1610 Rittergüter [mit mehr als 100 Hektar], jeder fünfte Rittergutseigentümer Millionär). Es ist meist Lehen. Der Inhaber ist von Steuern befreit. Das Rittergut ist oft Mittelpunkt einer →Grundherrschaft oder Gutsherrschaft, der Inhaber meist Träger von Polizeigewalt und Patrimonialgerichtsbarkeit.
Lit.: Müller, R., Die Rechtsbeziehungen zwischen den Rittergutsherren und den Bauern der Herrschaft Neuschönfels in Sachsen, 1937; Hüllemann, H., Die Geschichte der Rittergüter in Reuß älterer Linie, 1939; Reinicke, W., Landstände im Verfassungsstaat, 1975, 318; Flügel, A., Bürgerliche Rittergüter, 2000; Schiller, R., Vom Rittergut zum Großgrundbesitz, 2003; Halama, A., Rittergüter in Mecklenburg-Schwerin, 2006; Hindersmann, U., Rittergüter der Lüneburger Landschaft, 2015
Ritterorden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1491 [Pilgerrreisen 217] bzw. 1469/1480 Hs. MnlWB. VI 1344] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der von →Rittern seit dem 12. Jahrhundert gebildete →Orden (beispielsweise Templerorden 1118/1119, →Deutscher Orden 1190/1198, Johanniterorden, Malteserorden, Schwertbrüderorden 1202).
Lit.: Riley-Smith, J., The Knights of St. John, 1967; Pernoud, R., Les Templiers, 2. A. 1977; Die geistlichen Ritterorden Europas, hg. v. Fleckenstein, J. u. a., 1980; Geschichte und Recht geistlicher Ritterorden besonders in der Schweiz, hg. v. Carlen, L., 1990; Ritterorden und Adelsgesellschaft im spätmittelalterlichen Deutschland, hg. v. Kruse, H. u. a., 1991; Ranft, A., Adelsgesellschaften, 1994; Demurger, A., Die Ritter des Herrn, 2003; Die Ritterorden in der europäischen Wirtschaft des Mittelalters, hg. v. Czaja, R. u. a., 2003; International Mobility in the Military Orders, hg. v. Burgtorf, J. u. a., 2006; Die Ritterorden als Träger der Herrschaft, hg. v. Czaja, R./Sarnowsky, J., 2007; The Military Orders, hg. v. Edbury, P., Bd. 5 2012; La mémoire des origines dans les ordres religieux-militaires au Moyen Âge, hg. v. Josserand, P. u. a., 2012; Riley-Smith, J., The Knights Hospitaller in the Levant (!) c. 1070-1309, 2012; Sarnowsky, J., Die geistlichen Ritterorden, 2018
Ritterschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 12. Jahrhundert [Bumke, Ritter 22] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Gesamtheit von →Rittern.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Arnswaldt, C. v., Die Lüneburger Ritterschaft, 1969; Teuner, R., Die fuldische Ritterschaft, 1982; Bardelle, B., Die altwestfälischen Ritterschaftskorporationen, Diss. jur. Münster 1987; Harding, E., Landtag und Adeligkeit, 2011
Ritterspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das in einer Handschrift überlieferte, wohl zwischen 1410 und 1420 von Johannes →Rothe verfasste Gedicht in mittelthüringischer Sprache über die Stellung und Aufgaben des Ritters.
Lit.: Johannes Rothe, Der Ritterspiegel, hg. v. Neumann, H., 1936
Ritual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das lateinische ritualis, Adj., religiösen Brauch betreffend, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der in Gewohnheit formalisierte Ablauf eines Geschehens (beispielsweise Krönung, Gerichtsverfahren).
Lit.: Spektakel der Macht - Rituale im alten Europa 800-1800, 2008; Dilcher, G., Mittelalterliches Recht und Ritual in ihrer wechselseitigen Beziehung, Frühmittelalt. Studien 41 (2007), 297; Bild und Ritual, hg. v. Ambos, C. u. a., 2010; Schreiner, K., Rituale, Zeichen, Bilder, 2011; Stollberg-Rilinger, B., Rituale, 2013
ritualis, rītuālis, lat., Adj., religiösen Brauch betreffend, Zeremonien betreffend, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. rītus
ritus, rītus, lat., M., hergebrachte Weise, religiöser Brauch, Ritus, Zeremonie, Sitte, Gewohnheit, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *arī̆, *rī̆-, V., fügen, passen, zählen, ordnen, vgl. idg. *ar- (1), *h₂er-, V., fügen, passen
Ritus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)
Rivail →Aymar du Rivail
Rivallius →Aymar du Rivail
Robe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und Fränkische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Amtstracht des Richters, Staatsanwalts oder Rechtsanwalts. Sie geht auf den langen schwarzen Mantel zurück, den seit der frühen Neuzeit die Gelehrten als doktoralisches Ehrenkleid anlegen. Zuerst in Frankreich tragen dann auch die →Richter als Justizbeamte einen solchen Talar als eine besondere Standeskleidung. An dem 15. 12, 1626 ordnet Friedrich Wilhelm I. für die advocati wollene schwarze, bis unter das Knie gehende Mäntel an (, damit man diese Spitzbuben schon von weitem erkennen und sich vor ihnen hüten kann). 1790 wird das zwischenzeitlich prunkvoll gestaltete Gewand in Frankreich durch einen schwarzen Talar ersetzt. Mit dem französischen Recht dringt diese Bekleidung in deutsche Staaten vor. Durch die Reichsjustizreform von 1879 wird sie vereinheitlicht und wenig später auf alle Richter ausgedehnt (Österreich 1897, 1962).
Lit.: Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 225; Liermann, H., Richter, Schreiber, Advokaten, 1957; Hargreaves-Mawdsley, W., A history of legal dress in Europe, 1963; Hülle, W., Historisches über Gerichtsroben, (in) Dt. Richterzeitung 58 (1980), 345; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Robot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1220/1230 [FreisingTrad. II 426 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., aus slaw. [F.] Arbeit, teils bemessener, teils unbemessener Frondienst (in Niederösterreich 1772, in der Steiermark 1778 einschränkendes Robotpatent Maria Theresias, 1848 Aufhebung)
Lit.: Grüll, G., Die Robot in Oberösterreich, 1952
roden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) urbar machen, ausreißen
Rodung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1733 [HessSamml. I 61] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Urbarmachung von bewaldetem Land. Sie kann in dem Mittelalter zu Freiheit oder rechtlicher Besserstellung führen (beispielsweise in der →Ostsiedlung).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 102; Schulze, H., Rodungsfreiheit und Königsfreiheit, (in) HZ 219 (1974), 529
Roes →Alexander von
Roesler, Hermann (1834-1894) wird nach dem Studium von Recht und Wirtschaft in Erlangen und München 1861 Professor für Staatswissenschaft in Rostock und 1878 juristischer Berater →Japans. Er gestaltet das Handelsgesetzbuch (1890) und die Verfassung (1889) maßgeblich mit. 1893 kehrt er nach Europa zurück. S. Google
Lit.: Siemes, J., Die Gründung des modernen japanischen Staates und das deutsche Staatsrecht, 1975; Hermann Roesler, hg. v. Bartels-Ishikawa, A., 2007; Ritzke, B., Der ordo-soziale Wirtschafts- und Rechtsbegriff von Hermann Roesler, 2010
Roffredus ist der um 1170 geborene, aus Benevent stammende, wohl 1243 noch lebende Jurist, von dem De libellis et ordine iudiciorum (Von Büchern und der Ordnung der Gerichte), Libelli de iure canonico (Bücher über das kanonische Recht), Quaestiones (Fragen), Glossen und kleinere Schriften stammen. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 318
Rogerius ist der in Bologna wirkende, vielleicht um 1170 verstorbene Glossator, von dem eine Summa Codicis (Summe des Codex), Glossen, vielleicht Dissensiones dominorum (Meinunsverschiedenheiten der Herren), Distinktionen (Unterscheidungen), De praescriptionibus (Über Vorschriften), Quaestiones super Institutis (Fragen über Einrichtungen), Enodationes quaestionum super Codice (Aufknüpfungen von Fragen über den Codex), ein Catalogus praescriptionum (Katalog der Vorschriften) und vielleicht die Summa Trecensis (trecensische Summe) stammen. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 192
Roland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1385 [Zerbst/Hoede, Sächs.Rolande 10] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in Rolandsäule und Rolandssäule und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 15. 8. 778 bei dem Rückzug (König) Karls (des Großen) aus dem von den Arabern eroberten Spanien gefallene Markgraf der bretonischen Mark. Er ist die Hauptgestalt des wohl um 1080 von einem unbekannten Verfasser geschaffenen Rolandslieds. Möglicherweise gehen auf ihn die Rolandssäulen zurück, die sich seit dem Hochmittelalter auf Marktplätzen vor allem Norddeutschlands (als Symbol der Kaiserrechte? oder des Rechtes allgemein?) finden (beispielsweise in Bremen). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Heldmann, K., Die Rolandsbilder Deutschlands, 1904; Heldmann, K., Rolandsspielfiguren, 1905; Jostes, F., Roland in Schimpf und Ernst, 1906; Puntschart, P., Der Roland von Ragusa, ZRG GA 30 (1909), 299; Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291; Hoede, K., Deutsche Rolande, 1934; Goerlitz, T., Der Ursprung und die Bedeutung der Rolandsbilder, 1934; Gathen, A., Rolande als Rechtssymbole, 1960; Mitić, I., Die Rolandsäule in Ragusa, ZRG GA 82 (1965), 306; Siebs, B., Jedute und Roland, ZRG GA 84 (1967), 293; Ott-Meimberg, M., Kreuzzugsepos oder Staatsroman?, 1980; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Rempel, H., Die Rolandsstatuen, 1989; Munzel-Everling, D., Rolande der Welt. CD-ROM. 2004 (www.Munzel-Everling.de)
Rolandus von Bologna s. Google
Lit.: Jacobi, K., Der Ehetraktat des Magisters Rolandus von Bologna, 2004
Rôles d’Oléron →Oléron
Rom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und und Google belegt sowie wohl etruskischer Herkunft, N.) ist die nach antiker Tradition an dem 21. 4. 753 v. Chr. von Romulus vielleicht in dem Rahmen einer bandemäßig gestalteten Beutegemeinschaft (?) gegründete Hauptstadt (um 500 v. Chr. 10000?, 25000? oder 50000? Einwohner, um 0 800000 oder 1000000, 1790 große Privathäuser domus, 46602 große Mietshäuser insulae, um 300 n. Chr. 500000, um 400 800000, um 500 100000, nach 550 rund 50000 Einwohner) des 509 v. Chr. von dem Königreich (nach Romulus sechs sagenhafte Könige Numa Pompilius, Tullus Hostilius, Ancus Marcius, Lucius Tarquinius Priscus, Servius Tullius, Lucius Tarquinius Superbus) zu der Republik und 27 v. Chr. von der Republik zu dem Prinzipat gewordenen römischen Weltreichs. In ihr hat seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. der Papst seinen Sitz. 754/756 erhält er Rom durch den fränkischen König Pippin als Gabe. Während des Mittelalters krönt er dort ab Weihnachten 800 den deutschen König (oft, aber nicht immer) zu dem Kaiser. Zwischen 1143 und 1155 richten die Bürger wieder einen Senat ein. 1526/1527 werden 53689 Einwohner gezählt. An dem 6. 5. 1527 wird Rom von dem Heer Kaiser Karls V. erstürmt (sacco di Roma). 1870 fällt Rom (mit rund 200000 Einwohnern, um 1930 eine Million) an Italien, 1871 wird es dessen Hauptstadt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 16, 28, 51; Leopold, H., De spegel van het verleden, 1918; Schramm, P., Kaiser, Rom und renovatio, 2. A. 1957; Schneider, F., Rom und Romgedanke im Mittelalter, 2. A. 1959; Demandt, A., Der Fall Roms, 1984, 2. A. 2014; Grandazzi, A., La fondation de Rome, 1991; Dahlheim, W., Stadt und Imperium, 1992; Storia di Roma, hg. v. Schiavone, A., 1993; Roma, hg. v. Hubert, E., 1993; Lunliffe, B., Rom und sein Weltreich, 4. A. 1994; Bellen, H., Grundzüge der römischen Geschichte, 1994; Bengtson, H., Römische Geschichte, 7. A. 1995; Kolb, F., Rom, 2. A. 2002; Christ, K., Geschichte der römischen Kaiserzeit, 4. A. 2002; Fuhrmann, F., Rom in der Spätantike, 2. A. 1995; Krautheimer, R., Rom, 2. A. 1996; Die römischen Kaiser, hg. v. Clauss, M., 1997; Schulz, R., Herrschaft und Regierung, 1997; Die späte römische Republik, hg. v. Bruhns, H. u. a., 1997; Flach, D., Römische Geschichtsschreibung, 3. 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A. 2004; Bringmann, K., Krise und Ende der römischen Republik, 2003; Fugmann, J., Königszeit und frühe Republik in der Schrift De viris illustribus urbis Romae, Bd. II, 2 2003; Index numerorum. Ein Findbuch zum Corpus inscriptionum latinarum, hg. v. Fassbender, A., 2003; Weeber, K., Nachtleben im alten Rom, 2004, 4. A. 2016; Hölkeskamp, K., Rekonstruktion einer Republik, 2004; Bauer, F., Das Bild der Stadt Rom im Frühmittelalter, 2004; Siedlung und Verkehr im römischen Reich, hg. v. Frei-Stolba, R., 2004; The Cambridge Companion to the Roman Republic, hg. v. Flower, H., 2004; Matyszak, P., Geschichte der römischen Republik, 2004; Hölkeskamp, K., Senatus populusque Romanus, 2004; Christ, K., Pompeius, 2004; Luik, M., Der schwierige Weg zur Weltmacht, 2005; Beck, H., Karriere und Hierarchie, 2005; Rüpke, J., Fasti sacerdotum, 2005 (mit etwa 4000 Biographien); Eich, P., Zur Metamorphose des politischen Systems in der römischen Kaiserzeit, 2005; Ward-Perkins, B., The Fall of Rome and the End of Civilization, 2005; Kunst, C., Leben und Wohnen in der römischen Stadt, 2006, 3. A. 2008; Heftner, H., Von den Gracchen bis Sulla, 2006; Dreyer, B., Die Innenpolitik der römischen Republik, 2006; Spielvogel, J., Septimius Severus, 2006; König, I., Der römische Staat, 2007; Langer, V., Declamatio Romanorum, 2007; Kolb, F., Das antike Rom, 2007; Heather, P., Der Untergang des römischen Weltreichs, 2007 (übersetzt aus dem Englischen); Rüpke, J., Römische Priester in der Antike, 2007; Brandenburg, H., Die frühchristlichen Kirchen in Rom, 2008, 3. A. 2013; Römische Religion im Wandel, hg. v. Bendlin, A. u. a., 2008; Kreutz, P., Romidee und Rechtsbild in der Spätantike, 2008; Jördens, A., Statthalterliche Verwaltung in der römischen Kaiserzeit, 2009; Eine politische Kultur (in!) der Krise?, hg. v. Hölkeskamp, K., 2009; Speidel, M., Heer und Herrschaft im römischen Reich, 2009; Die Verwaltung der kaiserzeitlichen römischen Armee, hg. v. Eich, A., 2009; Matyszak, P. u. a., Who is who im alten Rom, (aus dem Englischen) 2009; Reinhardt, V., Blutiger Karneval - Der Sacco di Roma 1527, 2009; The Cambridge Companion to the Roman Historians, hg. v. Feldherr, A., 2009; Eine politische Kultur (in) der Krise, hg. v. Hölkeskamp, K, 2009; Bauer, F., Rom im 19. und 20. Jahrhundert, 2009; Strobel, K., Kaiser Trajan, 2009, 2. A. 2019; Grossmann, L., Roms Samnitenkriege, 2009; Sommer, M., Römische Geschichte, Bd. 2 2009; Hughes, I., Belisarius – The Last Roman General, 2009; Hughes, I., Stilicho, 2010; Meier, M./Patzold, S., August 410 - Ein Kampf um Rom, 2010; Die Verwaltung der kaiserzeitlichen römischen Armee, hg. v. Eich, A., 2010; Rom, hg. v. Johrendt, J. u. a., 2010; Goldbeck, F., Salutationes, 2010; Petersohn, J., Kaisertum und Rom, 2010; Hölkeskamp, K., Reconstructing the Roman Republic, 2010; Klingenberg, A., Sozialer Abstieg in der römischen Kaiserzeit, 2011; Cobet, J., Babylon, Jerusalem, Athen, Rom, (in) HZ 293 (2011), 1; Sänger, P., Veteranen unter den Severern und frühen Soldatenkaisern, 2011; Lundgreen, C., Regelkonflikte in der römischen Republik, 2011; Hölkeskamp, K., Die Entstehung der Nobilität, 2. A. 2011; The Roman Empire in Context, hg. v. Arnason, J. u. a., 2011; Breeze, D., The Frontiers of Imperial Rome, 2011; Sivan, H., Galla Placidia, 2011, Von der militia equestris zur militia urbana, hg. v. Blösel, W. u. a., 2011; Ando, C., Law, Language and Empire in the Roman Tradition, 2011; Barnes, T., Constantine, 2012; Du Plessis, P., Letting and Hiring in Roman Legal Thought, 2012; Bleicken, J., Die römische Republik, 2012; Krüger, J., Nero, 2012; Rom in der Spätantike, hg. v. Behrwald, R. u. a., 2012; New Frontiers. Law and Society in the Roman World, hg. v. Du Plessis, P., 2012; Richardson, J., Augustan Rome 44 BC to AD 14, 2012: Hughes, I., Aetius, 2012; Albers, J., Campus Martius, 2012; Fischer, T., Die Armee der Caesaren, 2012; Maiuro, M., Res Caesaris, 2012; Martin, S., Die politische Führungsschicht der römischen Republik, 2012; Palast und Stadt im severischen Rom, hg. v. Sojc, A., 2013; Sommer, M., Römische Geschichte, Bd. 1 2013; Ando, C., Imperial Ideology and Provincial Loyalty in the Roman Empire, 2013; Börm, H., Westrom - Von Honorius bis Justinian, 2013, 2. A. 2019; Geiger, M., Gallienus, 2013; Horst, C., Marc Aurel, 2013; Dalla Rosa, A., Cura et tutela – Le origini del potere imperiale sulle province proconsolari, 2013; Lee, A., From Rome to Byzantium AD 363 to 565, 2013; Toner, J., Roman Disasters, 2013; Steel, C., The End of the Roman Republic, 146 to 44 BC., 2013; Geiger, M., Gallienus, 2013; Dupont, F., Rom – Stadt ohne Ursprung, 2013; Behrends, O., Zur römischen Verfassung, hg. v. Avenarius, M. u. a., 2014; Glas, T., Valerian, 2014; Wittneben, E., Römische Geschichte, 2014; Brot und Spiele, hg. v. Schlott, K., 2014; Schöpe, B., Der römische Kaiserhof in severischer Zeit (193-235 n. Chr.), 2014; Vervaet, F., The High Command in the Roman Republic, 2014; Staatlichkeit in Rom?, hg. v. Lundgreen, C., 2014; Eich, A., Die römische Kaiserzeit, 2014; Kay, P., Rome’s Economic Revolution, 2014; Ich Germanicus Feldherr Priester Superstar, 2015; Maschek, D., Die römischen Bürgerkriege, 2015; Woolf, G., Rom, 2015; Augustus, hg. v. Horster, M. u. a., 2014; Nero Kaiser, Künstler und Tyrann, 2016; Sonnabend, H., Nero – Inszenierung der Macht, 2016; Rosenstein, N., Rome and the Mediterranean 290 to 146 BC, 2012; Fulminante, F., The Urbanisation of Rome and Latium Vetus, 2014; Schipe, B., Der römische Kaiserhof in severischer Zeit (193-235 n. Chr.) 2014; Blösel, W., Die römische Republik, 2015; Walter, U., Mehr als Mythos und Konstruktion? - Die römische Königszeit, (in) HZ 302 (2016), 1; Esch, A., Rom, 2016 (Stadtführer ohne übergeordnete Einheit); Tuori, K., The Emperor of Law – The Emergence of Roman Imperial Adjudication, 2016; Bond, S., Trade and Taboo – Disreputable Professions in the Roman Mediterranean, 2016; Tacoma, L., Moving Romans – Migration to Rome in the Principate, 2016; Duncan-Jones, R., Power and Privilege in Roman Society, 2016; Les auxiliaires de l’armée romaine, h. v. Wolff, C. u. a., 2016; Stewart, M., The Soldier’s Life, 2016; Barr, J., Tertullian and the Unborn Child, 2017; Der römische Triumph in Prinzipat und Spätantike, hg. v. Goldbeck, F. u. a., 2017; Hebblewhite, M., The Emperor and the Army in the Later Roman Empire, 2017; Teitler, H., The Last Pagan Emperor – Julian the Apostate, 2017; Tan, J., Power and Public Finance at Rome 264-69 BCE, 2017; Hölkeskamp, K-. Libera res publica – Die politische Kultur des antiken Rom, 2017 (Sammelband); Marc Aurel _ Wege zu seiner Herrschaft, hg. v. Grieb, V., 2017; Cordes, L., Kaiser und Tyrann – Die Kodierung und Umkodierung der Herrscherrepräsentation Neros und Domitians, 2017; Elkins, N., The Image of Political Power in the Reign of Nerva, 2017; Balmaceda, C., Virtus Romana, 2017; Prosopographie des römischen Kaiserreichs, hg. v. Eck, W. u. a., 2017; Lohmann, P., Graffiti als Interaktionsform, 2017 (Pompeji); Hollander, D., Farmers and Agriculture in the Roman Economy, 2018; Michels, C., Antoninus Pius und die Rollenbilder des römischen Princeps, 2018; Berressem, B., Die Repräsentation der Soldatenkaiser, 2018; Bernard, S., Building Mid Republican Rom – Labor, Architecture and the Urban Economy, 2018; Hölkeskamp, K., ‚Cultural Turn‘ oder gar Paradigmenwechsel in der Althistorie‘, (in) HZ 309 (2019), 1; Lomas, K., Der Aufstieg Roms – von Romulus bis Pyrrhus, 2019; Germanicus – Rom, Germanien und die Chatten, hg.v. Ruffing, K., 2019; Kuhoff, W., Mark Aurel, 2019; Grandazzi, A., Urbs – Roms Weg zur Weltmetropole, 2019; Terrenato, N., The Early Roman Expansion into Italy, 2019; Verlierer und Aussteiger in der Konkurrenz unter Anwesenden – Agonalität in der politischen Kultur des antiiken Rom, hg. v. Beck, H. u. a., 2019; Communicating Public Opinion in the Roman Republic, hg. v. Rosillo-Lóez, C., 2019; Rafferty, D., Provincial Allocations in Rome, 123-52 BCE, 2019; Petzold, K., Die großen Taten der kleinen Leute im alten Rom, 2019; Potter, D., The Origin of Empire – Rome from the Republic to Hadrian, 2019; Lentzsch, S., Roma victa – Von Roms Umgang mit Niederlagen, 2019; Augustus and the Destruction of History, hg. v. Gildenhard, I. u. a., 2019; Deeg, P., Der Kaiser und die Katastrophe, 2019; Sulla, hg. v. Eckert, A. u. a., 2019; Stefan, A., Die Trajanssäule, 2020; Tacoma, L., Roman Political Culture, 2020; Seebacher, C., Zwischen Augustus und Antinoos. Tradition und Innovation im Prinzipat Hadrians, 2020; Burden-Strevens, C., Cassius Dio’s Speeches and the Collapse of the Roman Republic, 2020; Ford, R., Rome, China, and the Barbarians, 2020; Weeber, K., Die Straßen von Rom – Lebensadern eimer antiken Großstadt, 2021; Michels, C., Antoninus Pius, (in) HZ 313 (2021), 585; Kreiler, B., Ober- und Unterkommandierende der römischen Republik 509-27 v. Chr., 2020 „ist ein seltsames Buch“ („leider ein völliger Fehlschlag“)
Roma (Wort nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M., Sg. Rom, M., Mann, Mensch“, oder auch Sinti) ist die Eigenbezeichnung für die früher meist als →Zigeuner benannten Angehörigen einer aus Indien vor vielen Jahrhunderten in Europa eingewanderten Volksgruppe. S. Google
Lit.: Reemtsma, K., Sinti und Roma, 1996; Sinti und Roma in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur, hg. v. Tebbutt, S., 2001; Bastian, T., Sinti und Roma im Dritten Reich, 2001; Weyrauch, W., Das Recht der Roma und Sinti, 2002; Rieger, B., Roma und Sinti in Österreich nach 1945, 2003; Knesebeck, J. v. d., The Roma Struggle for Compensation in Post-War Germany, 2011; The Nazi Genocide of the Roma, hg. v. Weiss-Wendt, A., 2013 (wohl etwas mehr als 200000 Opfer); Dębicki, E., Totenvogel, 2018 (noch etwa 17000 Roma in Polen)
Roma locuta causa finita (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.). Hat Rom gesprochen, ist die Angelegenheit beendet.
Lit.: Adam, K., Causa finita est, (in) FS A. Ehrhard, 1922, 1; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Augustinus, 354-430, Sermones 131, 10)
Romanicus, Rōmānicus, lat., Adj., römisch, in Rom gemacht, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Rōma
Romanist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit dem 19. Jahrhundert der Vertreter des römischen Rechtes oder der von dem Lateinischen abgeleiteten romanischen Sprachenfamilie in Gegensatz zu dem →Germanisten.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Schlösser, R., Die romanischen Sprachen, 2001
Romantik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das lateinische Romanicus, Adj., römisch, in Rom gemacht, 234-149 v. Chr., wohl mit dem Etruskischen teilweise verbindbar, F.) ist die geistige, sich von der Vernunft als allein bestimmendem Umstand abkehrende, das Gefühl, den Traum und das Irrationale betonende Bewegung in Europa zwischen 1790 und 1830. Sie beeinflusst die →historische Rechtsschule (Savigny, Grimm). Sowohl Märchen wie Liedgut und auch Recht werden in Gegensatz zu einer überzeitlichen überörtlichen Natur auf das geschichtlich in Raum und Zeit einzigartig entstandene einzelne eigene Volk bezogen (→Volksgeist).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 178; Busse, G., Die Romantik, 1982
Römer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in dieser Bedeutung in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altfriesischen um 1080 [Hs. 1464 WesterlauwersR. I 142] nicht belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen verbindbar, M., s. Google) ist der Bewohner →Roms bzw. der Angehörige der das römische Weltreich tragenden Bevölkerung.
Lit.: Köbler, DRG 16; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Christ, K., Die Römer, 3. A. 1994; Fischer, T., Die Römer in Deutschland, 1999; Wolters, R., Die Römer in Germanien, 2000; Die Ursprünge des römischen Volkes – Origo gentis Romanae, hg. v. Sehlmeyer, M., 2004; Johne, K., Die Römer an der Elbe, 2006; Thiel, A., Die Römer in Deutschland, 2008; MacMullen, R., The Earliest Romans, 2011
Römermonat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1641 [v. Frauenholz, Heerw. III 1 S. 181] in 16 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Bezeichnung für die 1541 auf 128000 Gulden berechneten Kosten der monatlichen Unterhaltung und Besoldung des Heeres in dem Heiligen römischen Reich, die mit Hilfe der →Reichsmatrikel auf die einzelnen Reichsstände aufgeteilt werden.
Lit.: Weigl, H., Die Kriegsverfassung des alten Deutschen Reiches, 1912, 15
Römerstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem römischen Reich zu der →Stadt entwickelte Siedlung. Sie bildet auch nach Ende des weströmischen Reiches (476 n. Chr.) in dem Frühmittelalter vielfach den Ausgangspunkt für eine Stadt (beispielsweise Nyon, Augst, Trier, Köln, Neuss, Bonn, Xanten, Mainz, Straßburg, Augsburg, Kempten, Regensburg, Passau, Wien). Die Zusammenhänge sind in den Einzelheiten aber sehr unterschiedlich. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980
Römerstraße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1826 [OAEhingen 8] 3 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von den Römern in dem Altertum angelegte, meist sehr gerade und gepflasterte Straße. S. Google
Lit.: Pekáry, T., Untersuchungen zu den römischen Reichsstraßen, 1968; Bender, H., Römische Straßen, 1975
römisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstraße und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Rom betreffend
Römische Verträge (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.Pl.) sind die an dem 25. 3. 1957 in Rom zwischen Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden abgeschlossenen Verträge über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und die Europäische Atomgemeinschaft (zu dem 1. 1. 1958). Sie sind wesentliche Grundlagen der Europäischen Gemeinschaft bzw. der Europäischen Union. Sie werden 1986 durch die Einheitliche Europäische Akte und danach beispielsweise durch den Vertrag von Maastricht, den Vertrag von Amsterdam und den Vertrag von Lissabon angepasst bzw. umgewandelt.
Lit.: Köbler, DRG 246; Schweitzer, M./Hummer, W., Europarecht, 5. A. 1996
Römischer König (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein zeitweise von dem deutschen König in dem Heiligen römischen Reich verwendeter Titel.
Lit.: Beumann, H., Der deutsche König als „Romanorum rex“, 1981
Römisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der von Römern geschaffenen Rechtssätze. Die wichtigsten römischen Rechtsquellen sind die →Zwölftafelgesetze (451/450 v. Chr., daneben beispielsweise 231 Gesetze zwischen 367 und 134 v. Chr.), die Werke der römischen →Jurisprudenz (3. Jahrhundert v.-3. Jahrhundert n. Chr., Klassik von etwa 27 v. Chr. bis 235 n. Chr., dabei Frühklassik 27 v. Chr.-96 n. Chr., Hochklassik 96-180 n. Chr., Spätklassik 180-235 n. Chr., Nachklassik – kaum Namen bekannt – bis 5. Jahrhundert) und die Gesetzgebung (Codex, Institutionen, Digesten bzw. Pandekten, Novellen) des oströmischen Kaisers →Justinian (527-565). Sachlich ist das Privatrecht von besonderer Bedeutung, doch wird auch das öffentliche Recht gepflegt. Das römische, in dem spätantiken römischen Reich nur in Rechtsschulen in Rom, Karthago, Konstantinopel, Beirut, Athen (bis 529), Alexandria und Caesarea (bis 533) gelehrte Recht wird auch nach dem Untergang Westroms (476 n. Chr.) in gewisser Weise fortgeführt sowie seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert wieder belebt und danach in vielen Gebieten Europas in umfangreichen Teilen aufgenommen (rezipiert). Es gilt subsidiär als →gemeines Recht (lat. ius [N.] commune) bis zu den Kodifikationen der mittleren Neuzeit (Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Code civil Frankreichs 1804, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811) und hat auch in dem Zuge der europäischen Einigung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts noch gewisse Ausstrahlungskraft. S. Google
Lit.: Kaser §§ 1ff.; Waldstein/Rainer §§ 1ff.; Söllner §§ 1ff.; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 1, 16, 101, 137, 159; Savigny, F., Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, Bd. 1ff., 2. A. 1834ff.; Savigny, F., System des heutigen römischen Rechtes, Bd. 1ff. 1840ff.; Re, D. dal, I precursori italiani di una nuova scuola di diritto romano nel secolo XV, 1878; Krüger, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechts, 1888, Neudruck 2013; Conrat, M., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Rechtes im früheren Mittelalter, Bd. 1 1891; Mommsen, T., Abriss des römischen Staatsrechts, 1893, Neudruck 2013; Halban, A. v., Das römische Recht in den germanischen Volksstaaten, Teil 1ff. 1899ff.; Vinogradoff, P., Roman Law in Medieval Europe, 1909; Kalb, W., Wegweiser in die römische Rechtssprache, 1912, Neudruck 1961; Goudy, H., Dreiteiligkeit im römischen Recht, übers. v. Ehrlich, E., 1914, Neudruck 2013; Engelmann, W., Die Wiedergeburt der Rechtskultur, 1938; Heumann, G./Seckel, E., Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechtes, 10. A. 1958; Wengler, L., Die Quellen des römischen Rechtes, 1953; Schubart-Fikentscher, G., Römisches Recht im Brünner Schöffenbuch, ZRG GA 65 (1947), 86; Feine, H., Vom Fortleben des römischen Rechtes in der Kirche, ZRG KA 73 (1956), 1; Kaser, M., Römisches Privatrecht, 1960; Kaser, M./Knütel, R., Römisches Privatrecht, 19. A. 2008; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, (in) Ius Romanum medii aevi V 6, 1964; Koschaker, P., Europa und das römische Recht, 1947, 4. unv. A. 1966; Kaser, M., Der römische Anteil am deutschen bürgerlichen Recht, (in) JuS 1967, 337; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Sturm, F., Das römische Recht in der Sicht von G. W. Leibniz, 1968; König, H., Pothier und das römische Recht, Diss. jur. Frankfurt am Main 1976; Wesener, G., Römisches Recht und Naturrecht, 1978; Bender, P., Die Rezeption des römischen Rechtes, 1979; Stelzer, W., Gelehrtes Recht in Österreich, 1982; Lamberg, P., Die Popularisierung des römischen Rechtes durch Oswald von Wolkenstein, ZRG GA 100 (1983), 213; Römisches Recht in der europäischen Tradition, 1985; Das römische Recht im Mittelalter, hg. v. Schrage, E., 1986; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern in der Neuzeit, 1989; Zulueta, F., de/Stein, P., The Teaching of Roman Law, 1990; Kunkel, W., Römische Rechtsgeschichte, 12. A. 1990; Bretone, M., Geschichte des römischen Rechtes, 2. A. 1998; Liebs, D., Römisches Recht, 6. A. 2004; Hausmaninger, Casebook zum römischen Vertragsrecht, 5. A. 1993, 7. A. 2012; Hausmaninger, H., Casebook zum römischen Sachenrecht, 8. A. 1995, 11. A. 2012; Flach, D., Die Gesetze der frühen römischen Republik, 1994; Stein, P., Römisches Recht und Europa, 1996; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Hausmaninger, H./Selb, W., Römisches Privatrecht, 8. A. 1997; Stemmler, M., Eques Romanus, 1997; Honsell, H., Römisches Recht, 5. A. 2001, 7. A. 2010; Mayer-Maly, T., Römisches Recht, 2. A. 1999; Bürge, A., Römisches Privatrecht, 1999; Ermann, J., Strafprozess, öffentliches Interesse und private Strafverfolgung, Diss. jur. Saarbrücken 1998; Stein, P., Roman Law in European History, 1999; Manthe, U., Geschichte des römischen Rechtes, 2. A. 2003; Kunkel, W./Schermaier, M., Römische Rechtsgeschichte, 13. A. 2001, 14. A. 2005; Fögen, M., Römische Rechtsgeschichten, 2002; Elster, M., Die Gesetze der mittleren römischen Republik, 2003; Lokin, J. u. a., Roman-Frisian Law of the 17th and 18th Century, 2003; Spruit, J., Cunabula iuris, 2003; Börsch, M., Damit Übeltaten nicht ungestraft bleiben, 2003; Jacob, P., Reformbestrebungen Aurelians in Politik und Rechtsentwicklung, 2004; Behrends, O., Institut und Prinzip, 2004 (Gesammelte Aufsätze); Stein, P., Le droit Romain et l’Europe, 2. A. hg. v. Dunand, J. u. a. 2004; Meyer, E., Legitimacy and Law in the Roman World, 2004; Kienast, D., Römische Kaisertabelle, 3. A. 2004; Kirov, J., Die soziale Logik des Rechts, 2005; Usus antiquus iuris Romani, hg. v. Ernst, W. u. a., 2005; Hecht, B., Störungen der Rechtslage in den Relationen des Symmachus, 2006; Rainer, M., Römisches Staatsrecht – Republik und Kaiserzeit, 2006; Pichonnaz, P. u. a., Lexique de droit romain, 2006; Religion and Law in Classical and Christian Rome, hg. v. Ando, C. u. a. 2006; Tuori, K., Ancient Roman Lawyers and Modern Legal Ideals, 2007; Liebs, D., Vor den Richtern Roms, 2007; Langer, V., Declamatio Romanorum, 2007; Kaiser, W., Authentizität und Geltung spätantiker Kaisergesetze, 2007; Harke, J., Römisches Recht, 2008; Pichonnaz, P., Fondements romains du droit privé, 2008; Lhuillier-Martinetti, D., L’Individu dans la famille à Rome au 4ième siècle, 2008; Hermeneutik der Quellentexte des römischen Rechts, hg. v. Avenarius, M., 2008; Rüfner, T., Gerichtsstand und Ladungszwang, 2009; Mattiangeli, D., Vorteile der Romanitas im Bereich des Vertragsrechts, 2009; Neue Rechtsurkunden aus Pompeji, hg. v. Wolf, J., 2010, 2. A. 2011; Kaufmann, K. u. a., Bibliographischer Index zum römischen Staatsrecht von Theodor Mommsen, 2010 (mehr als 330 Autoren); Riggsby, A., Roman Law and the Legal World of the Romans, 2010; Die lex Irnitana - ein römisches Stadtrecht aus Spanien, hg. v. Wolf, J., 2011 (91 n. Chr.); Frakes, R., Compiling the Collatio Legum Mosaicarum et Romanorum, 2011; Michalsen, D., Englische und norwegische Römerrechtsideologie des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 129 (2012), 316; Buckland, W., A Manual of Roman Private Law, 2. A. 2012; Facetten des römischen Erbrechts, hg. v. Harke, J., 2012; Fundamentals of Roman Private Law, 2012; Das Vermächtnis der Römer, hg. v. Fagnole, I. u. a., 2012; Buchwitz, W., Servus alienus heres, 2013; Wolf, J., Lex Irnitana, 2012 (Aufsätze); Apathy, P. u. a., Einführung in das römische Recht, 5. A. 2012, 6. A. 2016; Harke, J., Studien zu Vertrag und Eigentumserwerb im römischen Recht, 2012; Lapyrionok, R., Der Kampf um die Lex Sempronia Agraria, 2012; Harke, J., Der Eid im klassischen römischen Privat- und Zivilprozessrecht, 2013; Nesselrath, T., Kaiser Julian und die Repaganisierung des Reiches, 2013; Kossarz, E. u. a., Casebook Römisches Recht, 2014; Babusiaux, U., Wege zur Rechtsgeschichte – Römisches Erbrecht, 2015; Liebs, D., Das Recht der Römer und die Christen, 2015 (Aufsätze); The Cambridge Companion to Roman Law, hg. v. Johnston, D., 2015; Harke, J., Römisches Recht, 2. A. 2016; The Osford Handbook of Roman Law and Society, hg. v. Du Plessis, P. u. a., 2016 (nicht gelungen); Lehne-Gstreinthaler, C., Iurisperiti et oratores – Eine Studie zu den römischen Juristen der Republik, 2019
Römisches Recht in Deutschland (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit dem Mittelalter in dem deutschen Sprachraum in einem Rationalisierungsvorgang (Rezeption) aufgenommene →römische Recht. Es wird damit in bestimmter Weise nachträglich ein (besonders wichtiger) Teil des →deutschen Rechtes. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 1ff.; Schaeffner, W., Das römische Recht in Deutschland, 1859; Trusen, W., Anfänge des gelehrten Rechtes in Deutschland, 1962; Coing, H., Römisches Recht in Deutschland, (in) Ius Romanum medii aevi V, 6, 1964; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Die Rolle des Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, hg. v. Schnur, R., 1986; Wesener, G., Einflüsse und Geltung des römisch-gemeinen Rechts in den altösterreichischen Ländern, 1989; Stein, P., Römisches Recht und Europa, 1996
Römisches Reich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das (seit 753 v. Chr.) um Rom entstehende Reich. Es wird nach Vertreibung des (etruskischen?) Königs (509 v. Chr.) Republik mit jährlicher Neubesetzung der wichtigsten Ämter (Magistrate wie Konsuln und Prätoren), Senat und Volksversammlungen. Durch Siege über seine Nachbarn (beispielsweise Samniten 327-290 v. Chr.) dehnt es sich allmählich in Italien und rund um das Mittelmeer (lat. [N.] mare nostrum, unser Meer) bis weit nach Westeuropa (Spanien, Gallien, Britannien), Mitteleuropa (Rhein, Donau), (Vorder-)Asien und (Nord-)Afrika aus. Nach langen Bürgerkriegen und der Diktatur Gaius Julius Caesars (bis 15. 3. 44 v. Chr.) stellt (dessen Großneffe Gaius Octavianus) Augustus 27 v. Chr. äußerlich die Republik wieder her, leitet aber unter Übergang von einer Milizarmee zu einer Berufsarmee sachlich zu dem Prinzipat über, das sich in Rom auf die Stellung des Herrschers als Volkstribun und in den Provinzen auf ein ehemaliges Konsulat stützt. Da die Berufsarmee allmählich jährlich etwa eine halbe Milliarde Sesterzen kostet, erweisen sich zu der Finanzierung Eroberungszüge als erforderlich. An dem Ende des 3. Jahrhunderts wandelt sich das römische Reich zu einer in eine westliche Hälfte (Rom) und eine östliche Hälfte (Konstantinopel) geteilten Monarchie (Dominat). Westrom fällt 476 n. Chr. an Germanen, wobei das weströmische Reich nicht einfach untergeht, sondern seine erwachsenden Erscheinungsformen eine wesentliche Grundlage für Neuentstehendes bilden, das stetig zurückgedrängte Ostrom (Byzanz) 1453 n. Chr. an die Türken. S. Google
Lit.: Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, 1871ff. Stellenregister (bzw. Quellennachweise) von Malitz, J., 1979, bibliographischer Index v. Kaufmann, K. u. a. 2009; Bleicken, J., Römische Geschichte, 10. A. 2007; Bleicken, J., Die Verfassung der römischen Republik, 8. A. 1999; Rainer, J., Römisches Staatsrecht 2006; Grossmann, L., Roms Samnitenkriege, 2009; Rollinger, C., Solvendi sunt Nummi - Die Schuldenkultur der späten römischen Republik, 2009; Speidel, M., Heer und Herrschaft im römischen Reich der hohen Kaiserzeit, 2009; Le Bohec, Y., Das römische Heer in der späten Kaiserzeit, 2010; Fündling, J., Sulla, 2010; Anders, F., Flavius Ricimer, 2010; Arrizabalaga y Prado, L. de, The Emperor Elagabalus, 2010; Gering, H., Domitian, 2012; Rosa, A. Dalla, Cura et tutela, 2013; Löffl, J., Die römische Expansion, 2011; Conant, J., Staying Roman, 2012; Pollard, N. u. a., Die Legionen Roms, 2. A. 2013; Barceló, P., Das römische Reich im Wandel der Spätantike, 2013; Eich, A., Die römische Kaiserzeit – Die Legionen und das Imperium, 2014; Foreign clientelae in the Roman Empire, hg. v. Jehne, M. u. a., 2015; Grenzen des Römischen Reiches – Archäologie in Deutschland 5/2015, 2015; Popa, A., Untersuchungen zu den römisch-barbarischen Kontakten östlich der römischen Provinz Dacia, 2015; Edelmann-Singer, B., Koina und Concilia – Genese, Organisation und sozioökonomische Funktion der Provinziallandtage im römischen Reich, 2015; Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann, hg. v. d. Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, 2016; Governare e riformare l’Impero al momento della sua divisione, hg. v. Roberto, U. u. a., 2016; Crawford, P., Constantius II., 2016; Carboni, T., La parola scritta al servizio dell’Imperatore e dell’Impero, 2017 (selten weiterführend); Das dritte Jahrhundert, hg. v. Eich, A. u. a., 2017; Lo Cascio, E., Die neue Wirtschaftsgeschichte des römischen Reiches, 2017; Maschek, D., Die römischen Bürgerkriege, 2018; Osanna, M., Pompeji, 2021; Sonnabend, H., Tiberius – Kaiser ohne Volk, 2021; Timmer, J., Der dritte Mann – Versöhnungen von Aristokraten in der späten Republik, (in) HZ 313 (2021), 1
römisches Vulgarrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Vulgarrecht
Römisch-kanonisches Verfahren (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen und über das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in Oberitalien in dem Hochmittelalter und Spätmittelalter auf der Grundlage des römischen Verfahrensrechts entwickelte, in Europa und damit auch in dem Heiligen römischen Reich seit dem Spätmittelalter aufgenommene gelehrte Verfahren (→Prozess). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 117; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess im Mittelalter, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981
Romulus Augustulus (* um 459-?) ist der an dem 4. 9. 476 von →Odowakar abgesetzte letzte weströmische Kaiser. S. Google
Lit.: Söllner § 19; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 50, 67; Wes, M., Das Ende des Kaisertums, 1967; Henning, D., Periclitans res publica, 1999
Roncaglia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) bei Piacenza ist seit dem 11. Jahrhundert mehrfach der Ort deutscher Hoftage, auf denen auch Recht geschaffen wird (beispielsweise 1136, 1154, 1158). Zu den sog. ronkalischen Gesetzen zählen das Privileg der Scholaren auf Freiheit und Sicherheit („Habita“, 1154?) und die von Juristen verfasste Darlegung der Regalien („Regalia sunt“, 1158). Sie werden teilweise in die →(lat.) Libri (M.Pl.) feudorum (Lehnbücher, Lehnrechtsbücher) aufgenommen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94, 101, 106; Erler, A., Die ronkalischen Gesetze des Jahres 1158, ZRG GA 61 (1941), 127; Colorni, V., Le tre leggi perdute di Roncaglia (1158) ritrovate in un manoscritto parigino (Bibl. Nat. Cod. Lat. 4677), (in) Scritti in memoria di Antonio Giuffrè 1966, (deutsch übersetzt v. )Dolezalek, G., Die drei verschollenen Gesetze von Roncaglia, 1969; Stelzer, W., Zum Scholarenprivileg Friedrich Barbarossas, (in) DA 34 (1978), 123; Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994, 8. A. 2005
Rosenheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt an dem Ausgang des Innes aus den Alpen in Bayern mit rund 63000 Einwohnern
Lit.: Diepolder, G. u. a., Rosenheim, 1978
Ross, Alf (1899-1979) wird nach Rechtsstudien in Dänemark, Österreich, Frankreich und England 1938 Professor in Kopenhagen. Seine Arbeiten sind von Hans →Kelsen beeinflusst. Seine Rechtsmetaphysik ablehnende Rechtsquellenlehre stellt vor allem auf die Rechtswirklichkeit ab. S. Google
Lit.: Tamm, D., Dansk retsvidenskabs historie, 1992, 243
Rostock an der Warnow wird nach einer wendischen Siedlung um 1200 Sitz deutscher Kaufleute, der 1218 lübisches Recht erhält. 1419 wird in Rostock die erste Universität Norddeutschlands errichtet. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, P., Die Rostocker Stadtverfassung. Diss. phil. Rostock 1929; Freynhagen, W., Die Wehrmachtverhältnisse der Stadt Rostock im Mittelalter, 1930; Römer, H., Das Rostocker Patriziat, Diss. phil. Rostock 1932; Leps, C., Das Zunftwesen der Stadt Rostock, (in) Hansische Geschichtsblätter 58 (1933), 122, 59 (1934), 177; Ebel, W., Die Rostocker Urfehden, 1938; Roloff, H., Beiträge zur Geschichte der Universitätsbibliothek Rostock im 19. Jahrhundert, 1955; Haalck, J., Die Rostocker Juristenfakultät, (in) Wiss. Z. d. Univ. Rostock 8 (1958/1959); Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967; Geschichte der Universität Rostock, hg. v. Heidorn, G. u. a., Bd. 1f. 1969; Schnitzler, E., Die Gründung der Universität Rostock, 1974; Schultz, H., Soziale und politische Auseinandersetzungen in Rostock im 18. Jahrhundert, 1974; Lorenz, S., Aktenversendung und Hexenprozess, 1983; 777 Jahre Rostock, hg. v. Pelc, O., 1995; Asche, M., Von der reichen hansischen Bürgeruniversität zur armen mecklenburgischen Landeshochschule, 2000, 2. A. 2008; Becker, S., Die Spruchtätigkeit der juristischen Fakultät Rostock, 2003; Roloff, G., Die Spruchaktentätigkeit der juristischen Fakultät der Universität Rostock und Bützow, 2003; Pluns, M., Die Universität Rostock 1418-1563, 2007; Buddrus, M. u. a., Die Professoren der Universität Rostock im Dritten Reich, 2007; Das Rostocker Stadtbuch (1270-1288), hg. v. Schmidt, T., 2007; Traditionen, Zäsuren, Dynamiken – 600 Jahre Universität Rostock, hg. v. Höh, M. von der, 2019
rot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1260 [SächsWChr. 165) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) ist ein Farbreiz, der von Menschen wahrgenommen wird, wenn Licht mit einer spektralen Verteilung in das Auge fällt, in der Wellenlängen oberhalb 600 Nanometer vorherrschen. S. Google
rota, lat., F., Rad, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ret-, V., laufen, rollen
Rota (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.], Rad) ist der Name der nach Anfängen in dem 13. Jahrhundert in einem Saal mit radförmigem Fußbodenmosaik in Avignon in dem 14. Jahrhundert beratschlagenden Richter (lat. [M.Pl.] auditores, Hörer), dessen Name auch nach der Rückkehr des Papstes nach Rom bestehen bleibt. Die Rota geht in dem Kern letztlich darauf zurück, dass seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. gesamtkirchliche Fragen an den Bischof von Rom herangetragen werden. Die sich hieraus ergebende Rechtsprechung wird bis in das Hochmittelalter von den Päpsten meist persönlich oder durch Stellvertreter ausgeübt. Seit dem 11. Jahrhundert kommt es immer häufiger zu Appellationen an den Papst, woraufhin an dem Ende des 12. Jahrhunderts eine Neugestaltung des Gerichtswesens des Papstes mit fester Einrichtung von Auditoren erfolgt, aus der 1331 die Rota als höchstes kirchliches Gericht erwächst. Für das Verfahren bei (einem Richter) der Rota entwickeln sich eigene Rechtssätze, die für viele andere Gerichte vorbildlich werden. An dem Ende des 15. Jahrhunderts wird die Rota zu dem weltlichen Berufungsgericht für den Kirchenstaat. In der Neuzeit entgleiten ihr viele Zuständigkeiten an Kurienkongregationen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts werden ihr fast alle Zuständigkeiten jenseits der weltlichen Gerichtsbarkeit in dem Kirchenstaat entzogen. Diese verliert mit dem Ende des Kirchenstaats 1870 ihre Bedeutung, so dass die Rota eigentlich nur noch de iure fortbesteht. In dem Jahre 1908 richtet Papst Pius X. die Sacra Romana Rota als Instanzgericht vor allem für Eheprozesse neu ein. Diese Wiederbegründung wird von dem zweiten vatikanischen Konzil bestätigt. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Dolezalek, G., Die handschriftliche Verbreitung von Rechtsprechungssammlungen der Rota, (in) ZRG KA 89 (1972), 1; Puza, R., Res iudicata, 1973; Nörr, K., Ein Kapitel aus der Geschichte der Rechtsprechung, (in) Ius commune 5 (1975), 192; Nörr, K., Über die mittelalterliche Rota Romana, (in) ZRG KA 93 (2007), 220ff.; Killermann, S., Die Rota Romana, 2009, 2. A. 2012
Rotenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Fulda ist eine Stadt in Hessen mit Quellen ab (1170) 1248. S. Google
Lit.: Rotenburg an der Fulda, bearb. v. Löwenstein, U., 2010
Rotes Kreuz (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die von dem Schweizer Arzt Henri Dunant (Genf 8. 5. 1828-Heiden 30. 10. 1910) als Folge seiner Eindrücke von der Schlacht bei Solferino (24. 6. 1859) aufgebaute unpolitische internationale humanitäre Hilfsorganisation mit nationalen Gesellschaften von dem Roten Kreuz und internationalen Dach- und Hauptorganisationen (Liga der Rot-Kreuz-Gesellschaften, Internationales Komitee von dem Roten Kreuz als Völkerrechtssubjekt). S. Google
Lit.: Dunant, H., Un souvenir de Solférino, 1862; Zorn, P., Die beiden Haager Friedenskonferenzen, 1915; Das Genfer Rotkreuzabkommen vom 12. Aug. 1949, 5. A. 1965; Heudtlass, W./Gruber, W., J. Henri Dunant, 4. A. 1985; Riesenberger, D., Für Humanität und Frieden, 1992; Steinacher, G., Hakenkreuz und Rotes Kreuz, 2013; Schomann, S., Im Zeichen der Menschlichkeit, 2013; Tewes, L., Rotkreuzschwestern - Ihr Einsatz im mobilen Sanitätsdienst der Wehrmacht 1939-1945, 2016
Roth, Paul (Nürnberg 11. 7. 1820-München 28. 3. 1892) wird nach dem Rechtsstudium in München 1850 außerordentlicher Professor in Marburg, 1853 ordentlicher Professor in Rostock, 1858 in Kiel und 1863 in München. Seine rechtsgeschichtlichen Arbeiten sind von Georg →Waitz stark beeinflusst. 1858 veröffentlicht er zusammen mit Victor von Meibom den ersten Band eines noch partikularistisch motivierten kurhessischen Privatrechts, 1871ff. trotz allmählichen Standortwechsels in der Kodifikationsfrage drei Bände Bayerisches Civilrecht und 1880ff. ein System des Deutschen Privatrechts. Roths Bedeutung für die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuchs (1900) ist nicht sicher festzustellen. S. Google
Lit.: Gagnér, S., Zielsetzungen und Werkgestaltungen in Paul Roths Wissenschaft, (in) FS H. Krause, hg. v. Krause, H. u. a., 1975, 276
Rothe, Johannes (Creutzberg/Thüringen vor 1360-Eisenach 1434), aus begüterter Familie, wird Geistlicher, Ratsschreiber und Notar in →Eisenach. Er verfasst zwischen 1380 und 1394 das in einer Handschrift überlieferte Eisenacher Rechtsbuch und verschiedene poetische Werke (u. a. →Ritterspiegel, Eisenacher Chronik um 1414, Thüringische Landeschronik um 1418/1419, Thüringische Weltchronik um 1421). S. Google
Lit.: Eisenacher Rechtsbuch, hg. v. Rondi, P., 1950; Wolf, H., Johannes Rothes Ratsgedichte, 1971; Fortuna vitrea 6, hg. v. Haug, W. u. a., 1991, 69; Johannes Rothe, Thüringische Landeschronik und Eisenacher Chronik, hg. v. Weigelt, S., 2007
Rothenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) S. Google
Lit.: Woltering, H., Die Reichsstadt Rothenburg ob der Tauber, 1966, 1972; Rupp, H./Borchardt, K., Rothenburg ob der Tauber, 2015; Bauer, D., Die nationasozialistische Herrschaft in Stadt und Land Rothenburg ob der Tauber, 2017 (1928 stärkste Partei, 1932 75,5 Prozent der Stimmen)
Rott (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1179 [KölnReg. II 213] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Verband, Gruppe, Bande
Lit.: Haff, K., Zur Rechtsgeschichte der mittelalterlichen Transportgenossenschaften, ZRG GA 31 (1910), 253; Haff, K., Rott- und Zollordnung des Fürstbischofs Peter von Augsburg vom Jahre 1428, ZRG GA 31 (1910), 424
Rotteck, Karl Wenzeslaus Rodecker von (Freiburg im Breisgau 18. 7. 1775-26. 11. 1840), Medizinprofessorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Freiburg 1798 Professor für Weltgeschichte, 1818 für Vernunftrecht und Staatswissenschaft. Neben wenig erfolgreichen Lehrbüchern für Staatsrecht und Vernunftrecht verfasst er nach politisch begründetem Verlust seiner Professur (1832-1840) zusammen mit Welcker ab 1834 das aufgeklärt-liberale Staatslexikon (mit Stichwörtern wie „Constitution“, „Freiheit“, „Naturrecht“). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 179; Zehntner, H., Das Staatslexikon von Rotteck und Welcker, 1929; Ehmke, H., Karl von Rotteck, 1964
Rotterdam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der neuen Maas wird nach 1240 auf einem Schutzdamm der Rotte errichtet. 1299/1340 erhält es Stadtrecht. Seine Universität wird 1912/1973 eingerichtet. S. Google
Rottweil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem oberen Neckar, in dessen Gebiet eine Römerstadt (Arae Flaviae) liegt, wird 771 als Königshof genannt und entwickelt sich in dem 14. Jahrhundert zu einer Reichsstadt mit ansehnlichem Gebiet. Seit dem 13. Jahrhundert ist ein bis 1784 bestehendes kaiserliches Hofgericht in Rottweil bezeugt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Das ältere Recht der Stadt Rottweil, hg. v. Greiner, 1900; Mack, E., Das Rottweiler Steuerbuch von 1441, 1917; Glitsch, H./Müller, K., Die alte Ordnung des Hofgerichts zu Rottweil (um 1435), ZRG GA 41 (1920), 281; Steinhäuser, A., Das Rottweiler Hofgericht im Bilde, 1940; Leist, J., Reichsstadt Rottweil, 1962; Laufs, A., Die Verfassung und Verwaltung der Stadt Rottweil 1650-1806, 1963; Elben, R., Das Patriziat der Reichsstadt Rottweil, 1964; Maurer, H., Rottweil und die Herzöge von Schwaben, ZRG GA 85 (1968), 58; Grube, G., Die Verfassung des Rottweiler Hofgerichts, 1969; Spreter von Kreudenstein, T., Johann Spreter von Kreudenstein, 1989; Weber, E., Städtische Herrschaft und bäuerliche Untertanen, 1992; Mentgen, G., Das kaiserliche Hofgericht Rottweil, ZRG GA 112 (1995), 396; Gaus, W., Das Rottweiler Konvikt und seine Zöglinge 1824-1924, 2014; Schillinger, U., Die Neuordnung des Prozesses am Hofgericht Rottweil 1572, 2016
rotulus, lat., M., Rädchen, Rädlein, Calp. (2. Drittel 1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. rota, Rolle →Andernach
Lit.: Der Rotulus im Gebrauch, hg. v., Doublier, É. u. a, 2020
Rotwelsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Niederländische und das erschließbare Germanische sowie das Lateinisch-Keltische des Altertums vielleicht mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. und substantiviert N., s. Google) „unverständlicher“ Wortschatz der Bettler, Gauner und Diebe seit dem 14. Jahrhundert (beispielsweise Moos statt Geld)
Lit.: Kluge, F., Rotwelsch, 1901; Wolf, S., Wörterbuch des Rotwelschen, 1956; Wexler, P., Three Heirs to a Judeo-Latin Legacy, 1988; Girtler, R., Rotwelsch, 1998, 2. A. 2010, 3. A. 2019; Schüßler, M., Die Entwicklung der Gauner- und Verbrechersprache Rotwelsch in Deutschland von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, ZRG GA 118 (2001), 387; Weiland, T., Das Hundeshagener Kochum, 2003
Rousseau, Jean-Jacques (Genf 28. 6. 1712-Ermenonville/Oise 2. 7. 1778), Uhrmacherssohn, wird nach schwieriger Jugend Lakai und Schriftsteller. In seinem Werk Du contrat social (1762, Von dem Gesellschaftsvertrag) entwickelt er die aufklärende Lehre von dem →Gesellschaftsvertrag, nach der alles menschliche Gemeinleben auf einem Vertrag aller beteiligten Einzelnen beruht. Die Staatsgewalt steht deshalb dem Volk zu, das den mit seiner Führung Beauftragten (beispielsweise König) bei Erfolglosigkeit seines Amtes entheben kann (→französische Revolution). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 136, 148, 191; Vossler, O., Rousseaus Freiheitslehre, 1963; Spaemann, R., Rousseau, 1980; Stackelberg, J. v., Jean-Jacques Rousseau, 1999; Sturma, D., Jean-Jacques Rousseau, 2001; Kersting, W., Jean-Jacques Rousseaus „Gesellschaftsvertrag“, 2002; Hentig, H., v., Rousseau, 2004; Kuster, F., Rousseau, 2005; Kapossy, B., Iselin contra Rousseau, 2006; Taureck, B. u. a., Rousseau-Brevier, 2011; Böhm, W. u. a., Jean-Jacques Rousseau der Pädagoge, 2012; Oppelt, M., Gefährliche Friheit – Rousseau, Lefort und die Ursprünge der radikalen Demokratie, 2017; Roselli, A. u. a., Jean-Jacques Rousseau, 2019
ruber, lat., Adj., rot, gerötet, rot gefärbt, rot glühend, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *reudʰ, Adj., rot,
Rubrum (N.) (Rotes) ist der (früher mit roter Tinte geschriebene) Kopf eines Urteils, wie er sich in dem gelehrten Prozessrecht entwickelt. S. Google
rück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und verkürzt aus zurück sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) von einer fortgeschrittenen Lage in eine frühere Lage gelangend
rücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [Förstemann, Nordehausen I 1 S. 47] bzw. 1360 [Lippert, Lehnb. p. 47 in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bewegen
Rückfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1625 [FreibDiözArch. 27 1899 324] und 1633 [GraubdnRQ. II 109] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das Zurückfallen eines Gutes oder Rechtes an einen früher Berechtigten und das erneute Begehen einer vorsätzlichen Straftat nach zwischenzeitlicher Verurteilung. Der Rückfall in dem Strafrecht wird nach älteren, einfacheren Ansätzen in dem französischen →Code pénal von 1810 als allgemeiner Strafschärfungsgrund behandelt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts werden die Voraussetzungen für die Bejahung eines Rückfalls in Deutschland eingeengt. 1986 wird die Rückfallvorschrift ganz aufgehoben. In dem deutschen Privatrecht ist der Rückfall das in verschiedenen Rechtsquellen vorgesehene Zurückfallen von Gütern bei Fehlen von Abkömmlingen an die sie ursprünglich erbringende Seite. S. Google
Lit.: Hübner; Friedländer, G., Der Rückfall, 1872; Effertz, J., Die strafrechtliche Behandlung des Rückfalls, 1927; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957, 39; Frosch, H., Die allgemeine Rückfallvorschrift, 1976; Durand, B., Arbitraire du juge et consuetudo delinquendi, 1993
Rückgriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1832 [Bender, Lotterie 141] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) →Regress
Lit.: Kaser §§ 52 II 2, 56 II 4, 57 II 4a
Rückkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 2. Hälfte 17. Jahrhundert [Westphalen, Mon. II 1923] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Kauf des verkauften Gutes durch den Verkäufer. Er findet sich als Recht auf den Eintritt eines näher Berechtigten in einen Kaufvertrag an der Stelle des Erwerbers auch in dem Umkreis des Näherrechts.
Lit.: Kaser §§ 10 I 2a, 41 VII; Kroeschell, DRG 1
Rückstellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – außer DRW-Archiv ab 1759 [Cramer, Neb. XIII 73] 4 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist später die Rückführung zwischen 1933 und 1945 entzogener Güter auf die ursprünglich Berechtigten.
Rücktritt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1794 [PreußALR. I 5 §164] 12 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Rücktrittsrecht 1832) ist die von dem Handelnden ausgehende nachträgliche Zurücknahme einer Handlung durch ein entgegengesetztes Verhalten. Der Rücktritt von einem →Rechtsgeschäft ist in dem Privatrecht auf vielleicht kirchenrechtlicher Grundlage auf Grund einer Vereinbarung oder auf Grund einer Rechtsvorschrift (beispielsweise Wandlungsrecht in dem Kaufrecht) möglich. In dem Strafrecht kann der Täter von dem →Versuch zurücktreten, wobei beides in dem Strafgesetzbuch Preußens von 1851 noch in einer Vorschrift verbunden ist, 1871 für das (zweite) Deutsche Reich aber in zwei Vorschriften aufgespaltet wird. S. Google
Lit.: Hübner; Köbler, DRG 270; Mitteis, H., Rechtsfolgen des Leistungsverzuges, 1913; Scherner, K., Rücktritt wegen Nichterfüllung, 1965; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 443, 450; Müller, M., Die geschichtliche Entwicklung des Rücktritts vom Versuch, 1995; Hellwege, P., Die Rückabwicklung gegenseitiger Verträge, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Bogedain, C., Die Entwicklung von Rücktritts- und Rückrufsrechten wegen Nichtausübung, veränderter Umstände und gewandelter Überzeugung im Urheber- und Verlagsrecht, 2019
Rücktrittsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1832 [Bender, Lotterie 74] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Recht zu einem Rücktritt
rückversichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) gegen eigentlich unerwartet zu hohe Versicherungsleistungen versichern
Rückversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1760 [PreußAssekuranz- u. HavereiO. § 146] 6 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Versicherung des Versicherers gegen eigentlich unerwartet zu hohe Versicherungsleistungen bei einem in diesem Fall eintretenden Rückversicherer.
Lit.: Mossner, B., Die Entwicklung der Rückversicherung bis zur Gründung selbständiger Rückversicherungsgesellschaften, 1959
rückwirken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1815 [Mittermaier, VersuchPrivR. 58] 6 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen rückwirkend und Rückwirkung - nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) zurückwirken
Rückwirkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [SammlBadStBl. I 790] 2 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1795) ist die Auswirkung eines Ereignisses auf die vorangehende Zeit. Sie ist in dem Recht teilweise möglich. In dem Strafrecht ist sie (schon durch Konstitutionen aus der Zeit der Kaiser Theodosius I., II. und Valentinian III. in dem Altertum und danach aus allgemeinen Überlegungen der Aufklärung) zu Lasten eines Handelnden aus rechtsstaatlichen Gründen ausgeschlossen. S. Google
Lit.: Kaser § 10 I 1f.; Köbler, DRG 236, 267; Schöckel, G., Die Entwicklung des strafrechtlichen Rückwirkungsverbots, 1968; Schiemann, G., Pendenz und Rückwirkung der Bedingung, 1973; Werber, W., Analogie- und Rückwirkungsverbot, Diss. jur. Bonn 1998; Stüsser, J., Rückwirkende Rechtsprechungsänderungen, Diss. jur. Bonn 1998; Daemgen, M., Rück- oder Fortwirkung im Privatrecht, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Rudolf IV. (Wien 1. 11. 1339–Mailand 27. 7. 1365), (der) Stifter (der Domkirche zu Sankt Stephan in Wien) und Gründer der Universität Wien (1365), 1358 habsburgischer Herzog Österreichs, der Steiermark und Kärntens, lässt 1358/1359 zu dem angestrebten Ausgleich der die wirkliche Lage nur noch förmlich anerkennenden Privilegierung der Kurfürsten in der Goldenen Bulle (1356) Kaiser Karls IV. von einem unbekannten Fälscher das später (lat.) sog. →privilegium (N.) maius (größeres Privileg) herstellen, verstirbt aber mit 25 Jahren zu früh, um seine auch damit verbundenen großen Pläne verwirklichen zu können. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 95; Winter, E., Rudolf IV. von Österreich, 1934; Baum, W., Rudolf IV. der Stifter, 1996
Rudolf von Habsburg (Limburg in dem Breisgau 1. 5. 1218-Speyer 15. 7. 1291) ist der erste deutsche König (22. 7. 1273) aus der sich nach der Habsburg in dem Aargau nennenden Adelsfamilie. Er versucht den in dem →Interregnum eingetretenen Verlust des →Reichsguts rückgängig zu machen und Friedensgebote durchzusetzen. 1282 belehnt er – in einem Umgehungsgeschäft - seine Söhne mit dem durch den Sieg über Ottokar von Böhmen (1278) als König erlangten, aber wieder auszugebenden Herzogtum →Österreich, wodurch Österreich nach dem Verlust der Güter der Familie in dem Südwesten infolge der Freiheitsbestrebungen der Kantone der Schweiz Mittelpunkt der Güter der Habsburger wird und sich letztlich nach dem Ende des Heiligen römischen Reiches (1806) und dem Zerbrechen des Deutschen Bundes (1866) als Folge des Zerwürfnisses mit Preußen in der Frage der Verwaltung Schleswig-Holsteins von den übrigen deutschen Ländern verselbständigt. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 95; Redlich, O., Rudolf von Habsburg, 1903; Wolf, A., Warum konnte Rudolf von Habsburg († 1291) König werden?, ZRG GA 109 (1992), 48; Rudolf von Habsburg, hg. v. Boshof, E. u. a., 1993; Kunze, U., Rudolf von Habsburg, 2001; Krieger, K., Rudolf von Habsburg, 2003; Schneidmüller, B., König Rudolf I. und der Aufstieg des Hauses Habsburg im Mittelalter, 2019
Ruf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [Dsp. Eckh. 1971 LR. Art. 300 § 2] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schrei, Einschätzung
Lit.: Fama, hg. v. Fenster, T. u. a., 2003
rufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab nach 1280 [Schwsp. Langform M LR. Art. 115] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schreien
Rufinus (- vor 1192) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna Kirchenrechtslehrer, dann Bischof von Assisi und zwischen 1180 und 1186 Erzbischof von Sorrent. Um 1164 verfasst er die (lat.) Summa (F.) decretorum (Summe der Dekrete). Sie bildet die Grundlage der späteren Dekretistik. S. Google
Lit.: Singer, H., Rufinus‘ von Bologna „Summa decretorum“, 1902; Weigand, R., Frühe Kanonisten, ZRG KA 76 (1990), 138; Rufinus von Sorrent, De bono pacis, hg. v. Deutinger, R., 1997
Rüge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1386 [Lacomblet, UB. III 802] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Behauptung einer Rechtsverletzung. Vermutlich gibt es bereits in dem Frühmittelalter die Pflicht, bestimmte Geschehnisse (öffentlich) in bestimmter Form vorzubringen. In späterer Zeit finden sich verschiedene davon vielleicht beeinflusste Einrichtungen (beispielsweise →Sendgericht, →Feme). Ungewiss ist der Zusammenhang der Rüge mit dem sie seit dem Hochmittelalter allmählich verdrängenden →Inquisitionsprozess. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Haff, K., Beweisjury und Rügeverfahren im fränkischen und altdänischen Recht, ZRG GA 38 (1917), 130; Vogt, A., Die Anfänge des Inquisitionsprozesses, ZRG GA 68 (1951), 234; Landwehr, G., Rügegericht und Gogericht, ZRG GA 83 (1966), 127; Spieß, P., Rüge und Einung, 1988; Niedrig, H., Die Mängelrüge, 1994; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
rügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) anzeigen, melden, schelten
Rügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die nach den in dem 2. Jahrhundert v. Chr. aus Norwegen eingewanderten Rugiern benannte Insel der Ostsee.
Lit.: Scheil, U., Zur Genealogie der einheimischen Fürsten von Rügen, 1962; Büttner, B., Die Pfarreien der Insel Rügen, 2006; Rügen im Mittelalter, hg. v. Reimann, H. u. a., 2011
rügisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) (die Insel) Rügen betreffend
Rügisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf der Osteeinsel Rügen geltende, von dem durch Studium gelehrten Gerichtsschreiber Matthäus Neumann (um 1490-Stralsund 25. 4. 1556) in mittelniederdeutscher Sprache aufgezeichnete Gewohnheitsrecht. Es ist in mehreren Fassungen in rund 20 Handschriften überliefert. Ausführlich behandelt es das Recht der freien Bauern und des Adels. Es enthält nur wenige römisch-rechtliche Merkmale. S. Google
Lit.: Frommhold, G., Zur Überlieferung des rügischen Landrechts, ZRG GA 16 (1895), 1; Das rügische Landrecht, hg. v. Frommhold, G., 1896; Herrmann, J., Kultur und Kunst der Slawen in Deutschland, 1965; Herrmann, J., Die Slawen in Deutschland, 1970, 2. A. 1972; Steudtner, K., Matthäus Neumann und sein Werk, (in) Greifswald-Stralsunder Jb. 11 (1977), 42
Ruhr →Ruhrgebiet
Ruhrgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem Fluss Ruhr („Bewegung“) gelegene, nach 1918 von Frankreich erfolglos begehrte deutsche Industriegebiet, zu dessen Kontrolle 1951 die →Montanunion geschaffen wird.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 246; Das Ruhrgebiet in Rheinland und Westfalen, hg. v. Ditt, K. u. a., 2008
Rumänien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Etruskischen verbindbar, N.) oberhalb der unteren Donau ist zunächst von Dakern besiedelt, deren Gebiet in dem Altertum romanisiert wird. Nach dem Durchzug von Germanen, Hunnen, Slawen und Awaren erscheint in dem 13. Jahrhundert das Volk der romanisch geprägten Rumänen. Die Fürstentümer →Moldau und Walachei sind den →Osmanen (Türken) bis in das 18. Jahrhundert tributpflichtig. An dem 24. 1. 1862 ruft der moldawische Oberst Cuza die Vereinigung der Fürstentümer Moldau und Walachei als Rumänien aus. Nach seiner Abdankung 1866 tritt Karl I. von Hohenzollern-Sigmaringen die Nachfolge an. Russland annektiert den östlichen Teil Moldaus zwischen Pruth und Dnjestr (Bessarabien). Auf dem Berliner Kongress wird 1878 die Souveränität Rumäniens bestätigt. 1919/1920 erhält Rumänien die Bukowina, die Dobrudscha, Siebenbürgen und Banat bzw. Bessarabien. 1940 verliert es Bessarabien und Teile der Bukowina an die Sowjetunion. An dem 30. 12. 1947 dankt der König ab. 1948 wird Rumänien Volksrepublik. Der Diktator Ceaucescu wird 1991 in dem Zuge der Lösung aus der Bevormundung durch die →Sowjetunion getötet (gelyncht). Moldau trennt sich 1990/1991 von der Sowjetunion ab. S. Google
Lit.: Müller, G., Die ursprüngliche Rechtslage der Rumänen im Siebenbürger Sachsenlande, 1912; Huber, M., Grundzüge der Geschichte Rumäniens, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3, 5, 91; Georgescu, V. u. a. Judecata domneascâ yn Tara Românesascâ, 1982; Verseck, K., Rumänien, 1988; Hitchins, K., Rumania, 1994; Völkl, E., Rumänien, 1995; Die Rumänen und Europa, hg. v. Heppner, H., 1997; Oschlies, W., Ceausescus Schatten schwindet, 1998; Mileck, J., Zum Exodus der Rumäniendeutschen, 1999; Mitu, S., Die ethnische Identität der Siebenbürger Rumänen, 2003; Böhm, J., Die Gleichschaltung der deutschen Volksgruppe, 2003; Binder-Iijima, E., Die Institutionalisierung der rumänischen Monarchie, 2003; Balta, S., Rumänien und die Großmächte in der Ära Antonescu (1940-1944), 2005; Akten um die deutsche Volksgruppe in Rumänien 1937-1945, hg. v. Popa, K., 2005; Böhm, J., Hitlers Vasallen der deutschen Volksgruppe in Rumänien, 2006; Rumänien, hg. v. Kahl, T. u. a., 2006; Verseck, K., Rumänien, 3. A. 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Scharr, K. u. a., Rumänien, 2008; Die Hohenzollern in Rumänien, hg. v. Binder-Iijima, E. u. a., 2010; Carls, W./Gönczi, K., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien, 2013; Geissbühler, S., Blutiger Juli, 2013; Glass, H., Deutschland und die Verfolgung der Juden im rumänischen Machtbereich 1940-1944, 2014; Die Deutschen in Rumänien, hg. v. Weber, A., 2015; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Stolleis, M. u. a., 2015; Schippel, L./Barbu, D., Rumäniens „Rückkehr“ nach Europa, 2017; Hamlin, D., Germany’s Empire in the East, 2017; Cirniala, C., Ceausescus Polizei, 2018; Die unbekannte Front – Der erste Weltkrieg in Rumänien, hg. v. Gahlen, G. u. a., 2018
Rumelien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Etruskischen und mit dem Türkischen verbindbar, N.) ist das europäische Gebiet der Herrschaft der →Osmanen (Türken, „Land der Rhomäer“) seit 1352/1354, das um 1850 Thrakien und →Makedonien umfasst.
Lit.: Inalcik, H., The Ottoman Empire, 1973, 104
Rumpf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1275 [Berthold von Regensburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1415 [HambZftRolle 32] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Leib, Körper, Torso
Rumpfparlament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Altfranzösische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das infolge politischer Maßnahmen nicht mehr vollständige Parlament (beispielsweise geplantes deutsches Reich 1849, Österreich 1933).
rund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1275 [Berthold von Regensburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1583 [HadelnLR. Spangenb. 62] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) kreisförmig, ringförmig
Runde, Justus Friedrich (Wernigerode 27. 5. 1741-Göttingen 28. 2. 1807) wird nach dem Studium der Theologie in Halle und des Rechtes in Göttingen 1771 Professor in Kassel und 1785 in Göttingen. 1791 verfasst er Grundsätze des allgemeinen deutschen Privatrechts in deutscher Sprache. Als Rechtsquelle verwendet er in einem Zweifelsfall allgemeine, aus der Natur der Sache selbst entnommene Rechtsgrundsätze. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 205; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/RundeJustusFriedrichGrundsaetzedesallgemeinendeutschenPrivatrechts1791.pdf; Marx, H., Die juristische Methode der Rechtsfindung aus der Natur der Sache, Diss. jur. Göttingen 1967; Neusüß, W., Gesunde Vernunft und Natur der Sache, 1970, 93; Kroeschell, K., Zielsetzung und Arbeitsweise der Wissenschaft vom gemeinen deutschen Privatrecht, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 1 1974, 249
Rundfunk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die drahtlose Übertragung von Nachrichten durch ursprünglich aus elektrischen Funken entwickelte elektromagnetische Wellen. Diese werden 1856 von J. C. Maxwell erkannt und seit 1895 von G. Marconi in Großbritannien zu der Nachrichtenübermittlung genutzt. An dem 22. 12. 1920 überträgt die Hauptfunkstelle Königswusterhausen ein Konzert. Seit 1923 gibt es Radio. S. Google
Lit.: Dussel, K., Deutsche Rundfunkgeschichte, 1999, 2. A. 2004, 3. A. 2010; Cebulla, F., Rundfunk und ländliche Gesellschaft 1924-1945, 2004; Ausschüsse für Luftrecht, Luftschutzrecht, Kraftfahrzeugrecht und Rundfunkrecht, hg. v. Schubert, W., 2009; Rundfunkverbrechen vor dem Sondergericht Halle, bearb. v. Viebig, M. u. a., 2010; Dachauer, M., Öffentlich-rechtlicher Runfunk und dessen Finanzierung nach dem Grundgesetz, 2021; Lundberg, J., Der Fußball als Teil des Grundversorgungs- und Funktionsauftrags des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, 2020
Rune (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 6. Jahrhundert [Runenininschrift] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1654 [JRA. Laufs § 167] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das belegte Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das von Germanen wohl in dem 1. Jahrhundert n. Chr. nach einem norditalienischen Vorbild entwickelte, in dem Hochmittelalter den lateinischen Buchstaben unterliegende Schriftzeichen (anfangs 24 Zeichen in der Reihenfolge F U Th A R K und so weiter, seit dem Frühmittelalter 16 Zeichen) (rund 350 ältere und rund 2300 Inschriften des 10. und 11. Jahrhunderts bekannt, insgesamt rund 6500, meist aus Südskandinavien). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 66; Grimm, W., Über deutsche Runen, 1821ff., hg. v. Düwel, K., 2009; Düwel, K., Runenkunde, 2. A. 1983, 4. A. 2008; Runische Schriftkultur, hg. v. Düwel, K., 1994; Sawyer, B., The Viking-age Rune-stones, 2000; Gronvik, O., Über die Bildung des älteren und des jüngeren Runenalphabets, 2001; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Runeninschriften.htm; Nievergelt, A., Althochdeutsch in Runenschrift, 2009 (in den Sankt Gallener Handschriften qq, q85, 188, 225); García Losquiño, I., The Early Runic Inscriptions, 2015
Ruoda (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)
Lit.: Goldmann, E., Ruoda, 1923
Ruprecht von Freising (um 1270-nach 1328) ist der als Fürsprecher in und um Freising erkennbare, ungelehrte, den →Schwabenspiegel verwendende Verfasser des →Freisinger Rechtsbuchs von 1328. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 103; Knapp, H., Das Rechtsbuch Ruprechts von Freising (1328), 1916; Freisinger Rechtsbuch, hg. v. Claußen, H., 1941, XV
Rus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der Herkunft [Wasser?] ungeklärt, M.Pl.) →Russland
Russe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische möglicherweise mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.)
russisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1722 [Acta Boruss.BehO. III 649] 2 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Russen und Russland betreffend
Russland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) geht auf die alte, ihrer Herkunft nach umstrittene Bezeichnung Rus für (germanistische) Stämme zurück, die vermutlich unter dem skandinavisch-warägischen Heerführer Rurik in slawischem Gebiet in dem 9. Jahrhundert ein Reich um Kiew gründen. Dieses zunehmend slawisierte, unter Wladimir dem Heiligen (977-1015) christianisierte Reich zerfällt um 1125. 1236 dringen von Osten Mongolen vor, die unter Führung des Fürsten von →Moskau bis 1480 wieder zurückgedrängt werden. Das einheimische, von oströmisch-byzantinischem Recht beeinflusste Gewohnheitsrecht (Strafrecht, Erbrecht, Handelsrecht, Verfahrensrecht) wird als Russkaja Prawda (russische Wahrheit) bereits in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts aufgezeichnet (erhalten in Abschriften seit dem späten 13. Jahrhundert). Dazu kommt das kirchlich-byzantinische Recht (slaw. →Kormcaja). In der frühen Neuzeit wird Russland ein autokratischer, nach Osten (Sibirien 1582) und Süden (Ukraine 1654) ausgreifender Einheitsstaat (nach dem Fall des Kaisertums Ostrom [1453] 1547 Zar), der sich in dem 18. Jahrhundert dem Westen und der Aufklärung nähert (Katharina die Große). Sankt Petersburg wird Hauptstadt. Deutsche Siedler (Russlanddeutsche) werden geholt. Das weltliche Recht wird 1645 auf der Grundlage der Russkaja Prawda und späterer Rechtsbücher in dem Codex Aleksy Michailovic in 25 Kapiteln und 963 Artikeln zusammengefasst (Privatrecht, Zivilprozessrecht, Strafrecht, Handelsrecht, Verwaltungsrecht, Kirchenrecht). Kodifikationsversuche scheitern. 1755 erhält Moskau eine Universität. In dem 19. Jahrhundert ist Russland europäische Großmacht, die als Führerin des Panslawismus handelt. Bemühungen, das Recht nach dem Vorbild des →Code civil Frankreichs zu kodifizieren, scheitern nach dem erfolglosen Angriff Napoleons auf Rusland 1813. Eine neue, anfangs chronologisch, später aber unter Aussonderung überholter Sätze lose systematisch geordnete, rechtswissenschaftlich rückständige, eigentlich nur das bestehende ständische Recht zusammenfassende Sammlung der Gesetze (Svod Zakonov Rossijskoj Imperii) in 8 Teilen, 15 Bänden und 60000 Artikeln entsteht 1833. Sie dient hauptsächlich dem Behördengebrauch. Sie wird durch die Rechtsprechung ergänzt und überholt. 1845 wird ein Strafgesetzbuch geschaffen. Die Leibeigenschaft wird 1861 durch Bauernbefreiung beseitigt. Die Gewaltentrennung wird 1864 eingeführt. Gleichzeitig erfolgt eine westlich orientierte Justizreform. Das neue Recht wird aber tatsächlich fast nur in den Städten angewendet. Zu dieser Zeit beginnt auch eine vorsichtige Beschäftigung mit dem römischen Recht an den Universitäten. Entwürfe einer seit 1882 an einem Zivilgesetzbuch arbeitenden Kommission werden (1899, 1903) nicht in Kraft gesetzt. In dem März 1917 wird in einer Revolution (Meuterei und Demonstration der Arbeiter an dem 27. 2. 1917, Februarrevolution, nach gregorianischem Kalender an dem 12. 3. 1917) der Zar gestürzt (Abdankung an dem 2. 3. 1917 bzw. nach gregorianischem Kalender an dem 15. 3. 1917, Republik) und eine bürgerliche Regierung eingesetzt. An dem 25. Oktober 1917 (= 7. 11. 1917) gewinnen die Sozialisten (Bolschewisten) unter Uljanow (Lenin 1870-1924) durch gewaltsame Absetzung der Regierung die Oberhand (Oktoberrevolution mit 6 Toten unter den Angreifern). Russland wird in die Räterepublik der →Sowjetunion verwandelt. 1918 werden revolutionäre Gesetzbücher für Eherecht, Familienrecht, Vormundschaftsrecht und Arbeitsrecht geschaffen. 1922 wird für Russland ein Zivilgesetzbuch erlassen. Bis 1935 wird unter Stalin (Jossif Wissarionowitsch Dschugaschwili aus Georgien, 1878-1953, 1922 Generalsekretär der Kommunistischen Partei) in der Sowjetunion eine sozialistische (marxistische) Rechtsordnung begründet. Trotz eines Nichtangriffspakts mit Stalin überfällt das Deutsche Reich unter Adolf Hitler an dem 22. 6. 1941 die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa), scheitert aber nach der Wende bei Stalingrad [1943] bis 30. 4. 1945 vollständig. In der Folge spaltet sich die Welt in einen Ostblock und die Westmächte. An dem 5. 3. 1953 stirbt Josef Stain. 1960 wird ein neues Strafgesetzbuch eingeführt. 1964 werden Zivilgesetzbuch (458 Artikel) und Zivilprozessordnung erneuert. Auf der Grundlage von Grundlagengesetzen der Sowjetunion (1968/70) erlässt Russland ein Familiengesetzbuch von dem 30. 7. 1969 und ein Arbeitsgesetzbuch von dem 9. 12. 1971. Nach einer von Michael Gorbatschow eingeleiteten Reformbewegung. als deren Folge der Gegensatz zwischen Ostblock und Westmächten in einer Wende 1989/1990 schwindet, wird 1991 die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken (Sowjetunion) in die Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) überführt, deren wichtigstes Mitglied das erneuerte Russland unter Boris Jelzin ist. Zu dem 1. 1. 1995 tritt hier der erste Teil eines neuen Zivilgesetzbuchs in Kraft. 1996 wird in Russland zu dem 1. 1. 1997 das Strafgesetzbuch erneuert. 2022 überfällt Russland unter Wladimir Putin die Ukraine.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Handbuch des gesamten russischen Zivilrechts, hg. v. Klibansky, Bd. 1ff. 1911; Langhans-Ratzeburg, M., Die Wolgadeutschen, 1929; Stupperich, R., Die Anfänge der Bauernbefreiung in Russland, 1939; Schultz, L., Russische Rechtsgeschichte, 1951; Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961; David, R.(/Grasmann, G.), Einführung in die großen Rechtssysteme der Gegenwart, 1966, 2. A. 1988; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,996, 3,2,228; Wortmann, R., The Development of a Russian legal Consciousness, 1976; Peterson, C., Peter the Great’s Administrative and Judicial Reforms, 1979; Kaiser, H., The Growth of the Law in Medieval Russia, 1980; Handbuch der Geschichte Russlands, hg. v. Hellmann, M., Bd. 1 1981; Geilke, G., Einführung in das Sowjetrecht, 2. A. 1983; Ruffmann, K., Sowjetrussland, 10. A. 1984; Kwiatkowska, I., De legibus poenas sancientibus anno 1649 a Russis conscriptis, 1984; Steenberg, S., Die Russlanddeutschen, 1989; Stökl, G., Russische Geschichte, 5. A. 1990; Silnizki, M., Geschichte des gelehrten Rechts in Russland, 1997; Baberowski, J., Das Justizwesen im späten Zarenreich 1864-1914, (in) ZNR 1991, 56; Goehrke, C., Frühzeit des Ostslaventums, 1992; Kappeler, A., Russland, 2. A. 1993; Götz, R./Halbach, U., Politisches Lexikon Russland, 1994; Zernack, K., Polen und Russland, 1994; The Cambridge Enciclopedia of Russia, hg. v. Brown, A. u. a., 1994; Martin, J., Medieval Russia, 1995; 7. Internationale Konferenz zur Geschichte des Kiever und des Moskauer Reiches, 1995; Liessem, P., Verwaltungsgerichtsbarkeit im späten Zarenreich, 1996; Baberowski, J., Autokratie und Justiz, 1996; Mildner, K., Lokale Politik und Verwaltung in Russland, 1996; Hösch, E., Geschichte Russlands, 1996; Franklin, S./Shepard, J., The Emergence of Rus, 1996; Russian legal theory, hg. v. Butler, W., 1996; Strauch, D., Schwedisches Landschaftsrecht und frühes Recht der Rus’, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Lotman, J., Russlands Adel, 1997; Russen und Russland, hg. v. Koenen, G./Kopelew, L., 1997; Silnizki, M., Geschichte des gelehrten Rechts in Russland, 1997; Kappeler, A., Geschichte Russlands, 1997; Altrichter, H., Russland, 1997; Torke, H., Einführung in die Geschichte Russlands, 1997; Deutsche Geschichte im Osten Europas, Russland, hg. v. Stricker, G., 1997; Russia, hg. v. Freeze, G., 1997; Donnert, E., Russland 860-1917, 1998; Vogelsberger, H., Die letzten Zaren, 1998; Lotman, J., Russlands Adel, 1997; Pritsak, O., The Origins of the Old Rus, 1998; Gestwa, K., Proto-Industrialisierung in Russland, 1999; Gorbatschow, M., Über mein Land, 2000; Luks, L., Geschichte Russlands und der Sowjetunion, 2000; Köbler, G., Rechtsrussisch, 2001, 2. A. 2011; Kappeler, A., Russland als Vielvölkerreich, 2001; Russlands lange Vorgeschichte, hg. v. Schramm, G., 2001; Geschichte des russischen Reiches und der Sowjetunion, hg. v. Bohn, T. u. a., 2002; Löwe, H., Stalin, 2002; Handbuch der Geschichte Russlands, hg. v. Plaggenborg, S., Bd. 4 und 5 2002; Schmidt, C., Russische Geschichte 1547-1917, 2003, 2. A. 2009; Schreyer, H., Das zentrale staatliche Archivwesen, 2003; Haumann, H., Geschichte Russlands, 2003; Goehrke, C., Russischer Alltag, Bd. 1ff. 2003ff.; Avenarius, M., Rezeption des römischen Rechts in Russland, 2004; Kolbinger, F., Im Schleppseil Europas?, 2004; Gestwa, K., Der Blick auf Land und Leute, (in) HZ 279 (2004), 63; Hildermeier, M., Russische Revolution, 2004; Baranowski, G., Die Russkaja Pravda, 2005; Koenen, G., Der Russland-Komplex, 2005; The Siberian Saga, hg. v. Stolberg, E., 2005; Linke, H., Geschichte Russlands, 2006; Schulz, E., Das Verbraucherschutzrecht in Russland, 2006; Rustemeyer, A., Dissens und Ehre, 2006; Litzinger, H., Juristen und die Bauernfrage, 2007; Stadelmann, M., Die Romanovs, 2007; Russland 1905, hg. v. Aust, M. u. a., 2007; Die russische Revolution, hg. v. Haumann, H., 2007; Zielinski, M., Der Transfer juristischen Gedankenguts innerhalb Europas, 2007; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Baranowski, G., Der Entwurf einer Verfassungsurkunde für Russland von 1804, (in) FS Wilhelm Brauneder 2008, 11; Baranowski, G., Die Gerichtsurkunde von Pskov, 2008; Utz, R., Russlands unbrauchbare Vergangenheit, 2008; Schmidt, C., Russische Geschichte 1547-1917, 2009; Goerke, C., Russland, 2009; Frings, A., Religion und Politik im späten russländischen Reich, (in) HZ 289 (2009), 669; Altrichter, H., Russland 1989, 2009; Stolberg, E., Sibirien, 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Weiss, C., Das Reich der Zaren, 2011; Dost, A., Das russische Verfassungsrecht auf dem Weg zum Föderalismus und zurück, 2012; Russland an der Ostsee, hg. v. Brüggemann, K. u. a., 2012; Baranowski, G., Russische Rechtsgeschichte - Texte und Erläuterungen, Teil 1 2013 (Von den Anfängen bis 1612/1613), Teil 2 2014 (1613 bis 1682); Hildermeier, M., Geschichte Russlands, 2013; Gorbatschow, M., Alles zu seiner Zeit, 2013; Neutatz, D., Träume und Alpträume, 2013; Avenarius, M., Fremde Traditionen des römischen Rechts, 2014; Schenk, F., Russlands Fahrt in die Moderne, 2014; Dalos, G., Geschichte der Russlanddeutschen, 2014; Zimmerman, W., Russland regieren, 2015; Gorbatschow, M., Das neue Russland – Der Umbruch und das System Putin, 2014; Quellen zur Geschichte Russlands, hg. v. Nolte, H. u. a., 2014; Beuerle, B., Russlands Westen, 2016; Winkler, M., Das Imperium und die Seeotter – Die Expansion Russlands in den nordpazifischen Raum, 1700-1867, 2016; Steinberg, M., The Russian Revolution 1905-1921, 2016; Kappeler, A., Ungleiche Brüder – Russen und Ukrainer, 2017; Smith, S., Revolution in Russland, 2017; Kivelson, V. u. a., Russia’s Empires, 2017; Gessen, M., Die Zukunft ist Geschichte – Wie Russland die Freiheit gewann und verlor, 2018; Beer, D., Das Totenhaus – Sibirisches Exil unter den Zaren, 2018; Feest, D., Ordnung schaffen – Bäuerliche Selbstverwaltungen und Obrigkeit im ausgehenden Zarenreich (1834-1889), 2018; Fatland, E., Die Grenze – Eine Reise rund um Russland, 2019; Aust, M., Die Schatten des Imperiums – Russland seit 1991, 2019; Bergemann, P., Judge Thy Neighbour – Denunciations in the Spanish Inquisition, Romanov Russia, and Nazi Germany, 2019; Vasmer, M., Russisches etymologisches Wörterbuch, Bd. 2 (L - Suda), 2020; Kropp, H., Russlands Traum von Amerika, 2020; Stähli, A., Die Romanows, 2021
Russkaja Prawda (russ. [F.]) russische Wahrheit →Russland
Rutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des mittelhochdeutschen Verbs rutschen in der weiteren Herkunft unklar, M.) Gleiten
rutschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [Elsass/GrW. I 739] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft unklar, V.) gleiten
Rutscher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in der weiteren Herkunft unklar, M.) Gleitender
Rutscherzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1671 [Schottel, SingJur. 380] in vier Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie teilweise in der weiteren Herkunft unklar und teilweise über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der bei nicht rechtzeitiger Leistung erhöhte (rutschende) Grundzins in der →Grundherrschaft. S. Google
Lit.: Hübner; Löning, R., Der Vertragsbruch, 1876, 80f.; Fehr, H., Die Grundherrschaft im Sachsenspiegel, ZRG GA 30 (1909), 272
S
SA (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Sturmabteilung [in dem Nationalsozialismus]) (1924 20000 Mitglieder, 1930 80000, ab Mitte des Jahres 1934 Bedeutungsverlust, aber massenwirksamer Stabilitätsfaktor mit fast zwei Millionen Mitgliedern, ab 1939 in der großen Mehrheit der Mitglieder in die Wehrmacht einberufen). S. Google
Lit.: Schmiechen-Ackermann, D., Nationalsozialismus und Arbeitermilieu, 1998; Longerich, P., Geschichte der SA, 2003; Schafranek, H., Söldner für den Anschluss, 2011; Bürgerkriegsarmee, hg. v. Müller, Y. u. a., 2013; Fraschka, M., Franz Pfeffer von Salomon – Hitlers vergessener oberster SA-Führer, 2016; Siemens, D., Sturmabteilung – Die Geschichte der SA, 2019
Saar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist das nach dem Fluss Saar benannte Gebiet um die Saar mit dem Hauptort →Saarbrücken, das 1918 und 1945 von Frankreich begehrt wird, aber an dem 13. 1. 1935 (Volksabstimmung von dem 13. 1. 1935 mit einer Mehrheit von mehr als 90 Prozent für eine Heimkehr) und an dem 1. 1. 1957 (23. 20. 1955 Ablehnung des internationalisierenden Saarstatuts mit 67,7 Prozent) zu Deutschland zurückkehrt (Saarland). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Fischer, P., Die Saar zwischen Deutschland und Frankreich, 1959; Jacoby, F., Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme an der Saar, 1973; Klitscher, E., Zwischen Kaiser und französischer Krone, 1986; Die Saar 1945-1955, hg. v. Hudemann, R., 1992; Heinen, A., Saarjahre, 1996; Elzer, H., Die deutsche Wiedervereinigung an der Saar, 2007; Becker, F., Deutsch die Saar, immerdar, 2007; Fabry, P., Bartholomäus Koßmann - Treuhänder der Saar 1924-1935, 2011
Saarbrücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) an der Saar erscheint nach älteren unterbrochenen Siedlungsspuren 999 als vielleicht schon um 850 bestehende Burg. 1321 erhält der Ort Stadtrecht. 1948 wird unter Frankreich (1945-1957) eine Universität gegründet. S. Google
Lit.: Gerhard, H., Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken, 1960; Herrmann, H., Städte im Einzugsbereich der Saar, 1992; Geschichte der Stadt Saarbrücken, hg. v. Wittenbrock, R., Bd. 1f. 1999
Saarland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 1. 1. 1957 aus dem von Frankreich zurückgegebenen Saargebiet gebildete Bundesland der Bundesrepublik Deutschland. Es gehört vor 1918 hauptsächlich zu Preußen und vordem zu Nassau (1381). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Ham, H. v., Die Gerichtsbarkeit an der Saar im Zeitalter des Absolutismus, 1938; Grenz-Fall - das Saarland, hg. v. Hudemann, R., 1997; Hahn, M., Das Saarland im doppelten Strukturwandel 1956-1970, 2003; Küppers, H., Johannes Hoffmann (1890-1967), 2008; Burgard, P., Kleine Geschichte des Saarlands, 2010
Sabinianer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige der nach →Sabinus benannten, eher traditionsverhafteten und pragmatischen Schule der römischen Jurisprudenz (beispielsweise Cassius, Iulianus, Iavolenus) in Gegensatz zu dem Prokulianer. S. Google
Sabinus, Masurius (1. Jahrhundert n. Chr.), von einfacher Herkunft, wird 22 n. Chr. Haupt der Rechtsschule der →Sabinianer oder Cassianer und mit 50 Jahren Ritter. Von ihm stammen (lat.) Libri (M.Pl.) tres iuris civilis (Drei Bücher römisches Recht) in der aus Nachfolgewerken erschlossenen Reihenfolge Erbe, Personen, Verkehrsgeschäfte, unerlaubte Handlung, ungerechtfertigte Bereicherung. S. Google
Lit.: Kaser §§ 2 II 2, 2 III 1; Söllner §§ 16, 21, 24; Köbler, DRG 30; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967; Behrends, O., Institutionelles und prinzipielles Rechtsdenken, ZRG RA 95 (1978), 187
sacebaro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [PLSal. MGH 54 § 2-4 in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aner in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →sakebaro
sacer, lat., Adj., heilig, einem Gott gewidmet, geweiht, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sak-?, V., heiligen?, vereinbaren?
sacer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sacer, Adj., heilig, einem Gott gewidmet, geweiht, um 450 v. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar
Lit.: Köbler, DRG 27
sacerdos, sacerdōs, *sacridōs, lat., Sb., Priester, Priesterin, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. qui sacra dat, sacer, dare
sacerdotium, sacerdōtium, lat., N.: Priestertum, Priesteramt, Priesterwürde, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sacerdōs
sacerdotium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Priestertum, Kirche (in Gegensatz zu [lat. N.) imperium [Kaisertum] oder regnum [Königtum])
Lit.: Von sacerdotium und regnum, hg. v. Erkens, F. u. a., 2002
Sachbeschädigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist das rechtswidrige Beschädigen oder Zerstören einer einem anderen gehörigen Sache, das bereits in dem Altertum Rechtsfolgen nach sich ziehen kann. →lex Aquilia
Lit.: Kaser § 51 II; Söllner § 8; Köbler, DRG 26, 27; König, R., Das allgemeine Schadensersatzrecht, Diss. jur. 1945 (ungedruckt); Kaufmann, H., Rezeption und usus modernus der actio legis Aquiliae, 1958
Sache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort mit anderer Bedeutung „Verfolgung“ bereits für das Indogermanische zu erschließen, lat. [F.] res) ist nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1900) der körperliche Gegenstand, in weiterem Sinn jeder Gegenstand (beispielsweise nach dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs von 1811 [§ 285] alles, was nicht Person bzw. Mensch ist und dem Gebrauch des Menschen dient). In dem Anschluss an den bzw. in Gegensatz zu dem bei Gaius (um 160 n. Chr.) Körperliches (res corporalis) und Unkörperliches (res incorporalis) anscheinend zu einer übergeordneten Einheit verbindenden, aber auch hinsichtlich von Herrschaft und Übertragung gegenüberstellenden res-Begriff des römischen Rechtes vertritt das heutige deutsche Recht wohl unter dem Einfluss Savignys einen engen Sachbegriff des nur körperlichen Gegenstands. Unterschieden werden innerhalb des körperlichen Gegenstands bewegliche und unbewegliche Sachen sowie [Besitz,] Eigentum und beschränkte dingliche Rechte an Sachen. S. Google
Lit.: Kaser § 18; Köbler, DRG 15, 24, 39, 60, 73, 90, 123, 140, 162, 207, 211, 269; Daubermann, E., Die Sachgesamtheit, 1993; Zimmermann, M., Der Rechtserwerb hinsichtlich eigener Sachen, 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Sachenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Stieler 1551] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der Sachen betreffenden Rechtssätze. Ein Sachenrecht (lat. res [F.Pl.]) sondert unter griechischem Einfluss bereits der römische Rechtskundige →Gaius (um 160 n. Chr.) ab. Dies wird in der mittleren Neuzeit wieder aufgegriffen (beispielsweise Projekt des Codicis Juris Fridericiani 1751, str.), wenngleich die Sache unterschiedlich weit gefasst wird. In dem Mittelpunkt des Sachenrechts steht das →Eigentum als absolutes Herrschaftsrecht. Von ihm zu trennen sind beschränkte dingliche Rechte (beispielsweise Pfand, Dienstbarkeit, Erbbaurecht) und die tatsächliche Gegebenheit Besitz. Das einzelne subjektive Sachenrecht (dingliche Recht) gewährt eine auf die einzelne Sache gerichtete, gegen jedermann (absolut) wirkende Herrschaftsbefugnis, die in Rom mittels einer (lat. [F.] actio) durchgesetzt werden kann. S. Google
Lit.: Rückert, L., Untersuchungen über das Sachenrecht der Rechtsbücher, 1860; Platz, L., Das Sachenrecht Pufendorfs, Diss. jur. Kiel 1961 masch.schr.; Hausmaninger, H., Casebook zum römischen Sachenrecht, 1974, 8. A. 1996, 10. A. 2003; Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Jakobs, H./Schubert, W., Sachenrecht, Bd. 1ff. 1982ff.; Benke/Meissel, Übungsbuch zum römischen Sachenrecht, 5. A. 1996; Mollnau, M., Die Bodenrechtsentwicklung in der SBZ/DDR, 2001; Füller, J., Eigenständiges Sachenrecht?, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Rüfner, T.. Savigny und der Sachbegriff des BGB, (in) Unkörperliche Güter im Zivilrecht, 2011, 33; Zwalve, W./Sirks, B., Grundzüge der europäischen Privatrechtsgeschichte - Einführung und Sachenrecht, 2012; Kreutz, P., Das Objekt und seine Zuordnung – Dogmatisch-historische Studien zum passiven Element des Rechtsverhältnisses, 2017
Sachgesamtheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die aus praktischen Gründen aus mehreren an sich selbständigen Sachen (körperlichen Gegenständen) gebildete Einheit (lat. corpus ex distantibus, beispielsweise Tierherde, Briefmarkensammlung, Bibliothek, Sandhaufe, Flüssigkeitsmenge), die unterschiedlich behandelt werden kann.
Lit.: Hammerstein, J., Die Herde im römischen Recht, 1975; Daubermann, E., Die Sachgesamtheit als Gegenstand des klassischen römischen Rechtes, 1993
Sachhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Haftung einer Sache (beispielsweise eines Pfandes) unabhängig von einer Person. S. Google
Lit.: Kaser §§ 31 I 2, 32 II 3
sachlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Sache betreffend
Sachmangel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1899) ist die Abweichung einer Sache von der von den Parteien vorausgesetzten Beschaffenheit. Bereits der römische Marktädil gewährt sachlich dem Käufer einer mangelhaften Sache unabhängig von Verschulden →Wandlung und →Minderung, sofern nicht der Mangel bei Vertragsschluss den Beteiligten bekannt ist. Demgegenüber geht das mittelalterliche Recht außer bei groben Mängeln bestimmter Tiere und arglistig verschwiegenem Mangel von dem Satz „Augen auf, Kauf ist Kauf“ aus. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) folgt der römischrechtlichen Gestaltung, behält aber Sonderregeln für den Viehkauf (bis 2002) bei. S. Google
Lit.: Kaser § 41; Söllner § 9; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 46, 64, 127, 165, 214, 215; Klempt, W., Die Grundlagen der Sachmängelhaftung, 1967; Leiser, W., Schadensersatz wegen Sachmängeln, (in) FS L. Schnorr von Carolsfeld, 1972; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Niedrig, H., Die Mangelrüge, 1994; Seiler, C., Vom Allgemeinen Landrecht zum Bürgerlichen Gesetzbuch, 1995; Olzen, D., Das kaufrechtliche Sachmängelgewährleistungsrecht des Code civil, 1996; Deller, P., Der „nach dem Vertrage“ vorausgesetzte Gebrauch, 1999; Medicus, D., Zur Geschichte der Sachmangelhaftung, (in) Rechtsgeschichte und Privatrechtsdogmatik, 1999, 307; Harke, J., Die Sachmängelhaftung beim Werkvertrag, ZRG RA 124 (2007), 305; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Sachs (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 2. Hälfte 10. Jahrhundert [Die Sachsengeschichte des Widukind von Korvei, hg. v. Hirsch, P./Lohmann, H 1935 7] in 2 Stellen und dem Altfriesischen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. bzw. N.) kurzes Schwert
Sachse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1077/1081 [Anno Bulst 21, 14) in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des um 150 n. Chr. bei Ptolemäus in Alexandrien erstmals erwähnten, wohl nach seiner Bewaffnung mit dem Sachs benannten germanischen Volkes, dessen Siedlungsgebiet zwischen unterem Rhein und Elbe in dem Frühmittelalter von den →Franken (Karl d. Große zwischen 772 und 804) erobert wird. Das Recht des Volkes der Sachsen und später des Landes Sachsen ist in der (lat. [F.]) →Lex Saxonum (um 802?) und in dem →Sachsenspiegel (1221-1224) aufgezeichnet. S. Sachsen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 67, 76, 131, 155, 184, 186; Köbler, Historisches Lexikon; Romer, C. v., Staatsrecht und Statistik des Churfürstentums Sachsen, Bd. 1f. 1787f.; Schletter, H., Die Konstitutionen Kurfürst Augusts von Sachsen, 1857; Bürgerliches Gesetzbuch für das Königreich Sachsen von 1863/1865, Neudruck 1973; Schröder, R., Der sächsische Volksadel, ZRG GA 24 (1903), 247; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1f. 1901ff.; Hempel, E., die Stellung der Grafen von Mansfeld, 1917; Philippi, D., Die Erbexen, 1920; Heck, P., Die Standesgliederung der Sachsen, 1927; Meiche, A., Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna, 1927; Lintzel, M., Zur altsächsischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 52 (1932), 294; Heck, P., Blut und Stand im altsächsischen Recht, 1935; Heck, P., Untersuchungen zur altsächsischen Standesgliederung, 1936; Drögereit, R., Sachsen und Angelsachsen, (in) Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 21 (1949); Freytag, H., Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951; Hagemann, A., Die Stände der Sachsen, ZRG GA 76 (1959), 111; Schöllkopf, R., Die sächsischen Grafen 919-1024, 1957; Schnath, G., Nochmals der Ursprung des Sachsenrosses, ZRG GA 79 (1962), 242; Entstehung und Verfassung des Sachsenstammes, hg. v. Lammers, W., 1967; Giese, W., Der Stamm der Sachsen, 1979; Brüsch, T., Die Brunonen, 2000; Springer, M., Die Sachsen, 2004; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2004; Capelle, T., Widukinds heidnische Vorfahren, 2008; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009
Sachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Hochmittelalter das Gebiet der Sachsen. 1180 ist es von dem Staufer Friedrich I. Barbarossa in der Auseinandersetzung mit dem Welfen Heinrich dem Löwen zerschlagenes Herzogtum und später unter den Askaniern bzw. ab 1422 den Wettinern Kurfürstentum (1485 Land zwischen den Linien der Albertiner und Ernestiner geteilt, Kurfürstenwürde 1485 an Ernestiner, 1547 an Albertiner, 1697 unter August dem Starken Erwerb der Krone des Königtums Polen). Unter Verkleinerung und Verlagerung an die mittlere Elbe (Dresden) bleibt das Land Sachsen (1806 Königreich, 1918 Freistaat, 1838 Criminalgesetzbuch, 1855 Strafgesetzbuch, 1868 revidiert, ohne großen Einfluss auf das Reichsstrafgesetzbuch von 1871, 1852 Entwurf eines Bürgerlichen Gesetzbuchs, 1863/1865 Bürgerliches Gesetzbuch in fünf Büchern, Einfluss auf das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1896/1900) bis zu der Gegenwart (ausgenommen 1952-1990) erhalten, während die zersplitterten ernestinischen Fürstentümer 1920 in Thüringen wiedervereinigt werden und das 1815 von Preußen Sachsen abgewonnene Gebiet mit anderen Gebieten zu der preußischen Provinz Sachsen und 1945 zu dem zwischen 1952 und 1990 zerschlagenen Land Sachsen-Anhalt (Magdeburg) wird. →Sachse
Lit.:http://www.koeblergerhard.de/Fontes/BGBSachsen1863.pdf; Richter, G., Die Grundstücksübereignung im ostfälischen Sachsen, 1934; Kötzschke, R., Ländliche Siedlung und Agrarwesen in Sachsen, 1953; Blaschke, K., Grundzüge und Probleme einer sächsischen Agrarverfassungsgeschichte, ZRG GA 82 (1965), 223; Richter, G., Die ernestinischen Landesordnungen, 1964; Blaschke, K., Das kursächsische Appellationsgericht 1559-1835 und sein Archiv, ZRG GA 84 (1967), 329; Haas, G., Verfassung und Recht der Städte Arnstadt, Königsee, Saalfeld und Stadtilm, Diss. jur. Jena 1967; Blaschke, K., Bevölkerungsgeschichte von Sachsen, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1540,2654, 3,3,2900,3699; Klein, T., Sachsen, 1982; Wissenschafts- und Universitätsgeschichte in Sachsen im 18. und 19. Jahrhundert, hg. v. Czok, K., 1987; Otto, J., Cognitio et usus juris Romano-saxonici, (in) Studi Senesi 107 (1995), 369; Ahcin, C., Zur Entstehung des bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen von 1863/1865, 1996; Lück, H., Die kursächsische Gerichtsverfassung, 1997; Sächsische Justiz in der sowjetischen Besatzungszone, 1998; Herrschaftsrepräsentation im ottonischen Sachsen, hg. v. Althoff, G. u. a., 1998; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Hässler, H., 1999; Sachsen in Deutschland, hg. v. Retallack, J., 2000; Beck, L., Herrschaft und Territorium der Herzöge von Sachsen-Wittenberg, 2000; Historisches Ortsnamenbuch von Sachsen, hg. v. Eichler, E. u. a., 2001; Sachsen im Spiegel des Rechts, hg. v. Schmidt-Recla, A. u. a. 2001; Jäger, V., Zur Entwicklung der staatlichen Untergerichte in Sachsen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 118 (2001), 222; Keller, K., Landesgeschichte Sachsen, 2002; Klinger, A., Der Gothaer Fürstenstaat, 2002; Diktatdurchsetzung in Sachsen, hg. v. Behring, R. u. a., 2003; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006; Karlsch, R. u. a., Wirtschaftsgeschichte Sachsens, 2006; Krüger, N., Landesherr und Landstände in Kursachsen, 2007; Die Herrscher Sachsens, hg. v. Kroll, F., 2007; Dressel, C. v., Die Entwicklung von Verfassung und Verwaltung in Sachsen-Coburg 1800-1826, 2007; Moritz von Sachsen, hg. v. Blaschke, K., 2007; Volkmar, C., Reform statt Reformation, 2007; Wilschewski, F., Die karolingischen Bischofssitze des sächsischen Stammesgebietes, 2007; Ott, T., Präzedenz und Nachbarschaft, 2008; Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen, hg. v. Bünz, E., 2008; Meding, W. v., Aufgehobener Glaube, 2009; Weber, J., Das sächsische Strafrecht im 19. Jahrhundert, 2009; Bily, I. u. a., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Polen, 2011; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, hg. v. Kohnle, A. u. a., 2015; Retallack, J., Red Saxony, 2017; Kurfürst August von Sachsen, hg. v. Müller, W. u. a., 2017; Sachsen im ersten Weltkrieg, hg. v. Hermann, K. u. a., 2018; Israel, U./Matzerath, J., Geschichte der sächsischen Landtage, 2019; Quaasdorf, F.; Kursachsen und das Ende des Alten Reíches, 2929
Sachsen-Anhalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 5. 7. 1945 (zu dem 9. 7. 1945) aus der Provinz Sachsen →Preußens und aus dem Freistaat →Anhalt (nach der Auflösung Preußens) gebildete Land (6. 10. 1947) der sowjetischen Besatzungszone, das nach seiner Auflösung (1952/1957) in der →Deutschen Demokratischen Republik zu dem 3. 10. 1990 für die Bundesrepublik Deutschland mit der Hauptstadt Magdeburg wieder entsteht. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Holtmann, E./Boll, B., Sachsen-Anhalt, 1995; Verfassungshandbuch Sachsen-Anhalt, hg. v. Kilian, M., 2004; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015
Sachsenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 26 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) oder gemeines Sachsenrecht ist das in der frühen Neuzeit auf der Grundlage des →Sachsenspiegels (1221/1224) und der Spruchtätigkeit der Gerichte in →Sachsen angewendete Recht, das erst durch das Bürgerliche Gesetzbuch Sachsens von 1863 abgelöst wird. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 103, 143; Schultze-von Lasaulx, H., Die Krise des gemeinen Sachsenrechts, (in) FS J. Hedemann, 1938, 58; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium iuris, 1968; Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1980
Sachsenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 13 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht beleget, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das der Wiederentdeckung des römischen Rechtes in Italien um 1100 und der neuen Zusammenstellung des kirchlichen Rechtes durch →Gratian um 1140 zeitlich (wie auch vergleichbare Werke in anderen Teilen Europas) nachfolgende, von ihnen vielleicht angeregte, an unbekanntem Ort (nach Landau möglicherweise in Kloster Altzelle) vielleicht zwischen 1221 und 1224 von →Eike von Repgow zunächst auf Latein geschaffene Rechtsbuch (mit den Teilen →Landrecht und Lehnrecht in Gegensatz zu Volksrecht und Stadtrecht). Der Verfasser bezeichnet sein Werk als (mnd.) spigel der Sachsen, in dem die Sachsen ihr Recht wie sonst Frauen in einem Spiegel ihr Antlitz erschauen sollen (vgl. lat. →speculum [N.] beispielsweise speculum ecclesiae, Spiegel der Kirche, des Honorius Augustodunensis 1. Hälfte 12. Jahrhundert). Die einerseits noch verwerteten, andererseits nicht mehr berücksichtigten zeitgenössischen Ereignisse lassen vielleicht eine Datierung der ersten Fassung zwischen 1221 und 1224 (1215 bis 1235) zu (streitig). Die in Latein gehaltene Gestalt ist (möglicherweise) mit Ausnahme des Lehnrechts (sog. [lat.] →Auctor [M.] vetus de beneficiis, alter Urheber über die Lehen) nicht erhalten. Von Eike von Repgow selbst stammt noch die bald danach verfertigte völlig neuartige mittelniederdeutsche Übersetzung, die (vielleicht bis 1270) mehrfach erweitert wird, wobei auch die Textform IIa bereits in dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts entstanden sein dürfte. Der Sachsenspiegel erfasst das aus verschiedenen Wurzeln erwachsende Recht (Gewohnheitsrecht, Landfriedensgesetze) Ostfalens, bezieht aber auch allgemeinere, selbst biblische und gelehrte Quellen ein. Er umfasst in insgesamt 314 Artikeln rund 58000 Wörter und ist vermutlich anfangs nur in zwei Teile (Landrecht, Lehnrecht) und Artikel gegliedert. Zitiert wird er als Ssp (LdR bzw. LehnR) nach (Buch,) Artikel und Paragraph. Von dem Ende des 13. Jahrhunderts an breitet sich der jetzt zusätzlich in dem Landrecht in drei Bücher geteilte Sachsenspiegel in Hunderten von teilweise noch erhaltenen Handschriften (etwa 465, mindestens 341 Landrechtstexte, 94 Lehnrechtstexte, älteste Fragmente Kopenhagen, Königliche Bibliothek, NKS 1479, fol. 1 [Sammelmappe] und Fragmentsammlung 12, fol. 1866, 2. Viertel/Mitte 13. Jahrhundert, Berlin, Staatsbibliothek Fragm. 22, 3. Viertel 13. Jahrhundert, 8 Fragmente und 2 bzw. 3 Handschriften [Leiden, Universitätsbibliothek BPL 180 B, Ende 13. Jahrhundert/um 1300, Mirbach-Harff, Antonius Graf von, 1295, Mai 7, Arpe, Peter Friedrich, seit 1837 verschollen, 1296?] wohl noch aus dem 13. Jahrhundert) in einem von Holland bis Polen reichenden Gebiet aus. Es werden Bilderhandschriften (Dresdener, Heidelberger, Wolfenbütteler, Oldenburger Bilderhandschrift sowie mindestens drei verschollene Exemplare), Übersetzungen (in das Lateinische und Mittelhochdeutsche u. s. w.), Bearbeitungen (Glossen u. a. des Johann von →Buch 1325, Nikolaus →Wurm, Brandt von Tzerstede, Dietrich von Bocksdorff) und auf seiner Grundlage zahlreiche weitere Rechtsbücher (Görlitzer Rechtsbuch 1300, Breslauer Landrecht 1356, Berliner Stadtbuch 1397, Richtsteig Landrechts 1335, Richtsteig Lehnrechts E. 14. Jahrhundert, sächsisches Weichbild, →Deutschenspiegel um 1275 und so genannter →Schwabenspiegel um 1275 u. s. w.) verfasst. Kein Artikel des Sachsenspiegels ist durchgängig und ebenso kein Artikel überhaupt nicht in die späteren Rechtsbücher des sächsisch-magdeburgischen Rechtes eingegangen. Insgesamt eignet sich vor allem das „städtische Milieu“ den Sachsenspiegel (in dem Strafrecht, Verfahrensrecht und Erbverfahrensrecht) an. Sehr späte Nachwirkungen zeigen sich noch in zwölf Urteilen des Reichsgerichts des Deutschen Reiches ab 1882 (RGZ 7,110, 7,132, 7,139, 12,239, 25,189, 29,134, 45,170, 52,379, 101,08 (?), 113,349, 137,324 [9. 7. 1932 Landrecht I 52 §1]), in einem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts der Bundesrepublik Deutschland von dem 18. Mai 1988 (2 BvR 579/1984 BVerfGE 78,205) und einem Urteil des Bundesgerichtshofs von dem 22. Juni 1989 (III ZR 266/1987). →Sachsenrecht
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 102, 123, 124, 143; Sachsenspiegel, hg. v. Homeyer, C., 1827, 2. A. 1835ff., 3. A. 1861ff.; Schuster, H., Versuch einer Deutung von Ssp. III 73, ZRG GA 3 (1882), 136; Schröder, R., Die Gerichtsverfassung des Sachsenspiegels, ZRG GA 5 (1884), 1; Schröder, R., Zur Kunde des Sachsenspiegels, ZRG GA 9 (1888), 52; De Saksenspiegel in Nederland, hg. v. Geer van Jutphaas, 1888; Frommhold, G., Erörterungen über die Reimvorrede des Sachsenspiegels, ZRG GA 13 (1892), 125; Schröder, R., Zu der praefatio rhytmica des Sachsenspiegels, ZRG GA 13 (1892), 226; Friese, V., Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898, Neudruck 1970; Gundlach, W., Karl der Große im Sachsenspiegel, 1899; Behre, E., Die Eigentumsverhältnisse im ehelichen Güterrecht, 1904; Jecht, R., Über die in Görlitz vorhandenen Handschriften des Sachsenspiegels, (in) Neues lausitzisches Magazin 82 (1906); Heck, P., Der Sachsenspiegel und die Stände der Freien, 1905; Fehr, H., Fürst und Graf im Sachsenspiegel, 1906; Heck, P., K. v. Amira und mein Buch über den Sachsenspiegel, 1907; Salomon, F., Der Sachsenspiegel und das Wormser Konkordat, ZRG GA 31 (1910), 137; Molitor, E., Die Stände der Freien in Westfalen und der Sachsenspiegel, 1910; Heck, P., Die Bannleihe im Sachsenspiegel, ZRG GA 37 (1916), 260; Rosenstock, E., Die Verdeutschung des Sachsenspiegels, ZRG GA 37 (1916), 498; Stutz, U., Der rechtshistorische Gehalt der Sachsenspiegelvorreden, ZRG GA 43 (1922), 300; Kisch, G., Zwei Sachsenspiegelvokabularien, ZRG GA 44 (1924), 307; Voltelini, H. v., Der Sachsenspiegel und die Zeitgeschichte, 1924; Sinauer, E., Eine Lüneburger Sachsenspiegelhandschrift, ZRG GA 45 (1925), 408; Das Landrecht des Sachsenspiegels nach der Bremer Handschrift von 1342, hg. v. Borchling, C., 1925; Eckhardt, K., Rechtsbücherstudien Heft 2 Die Entstehungszeit des Sachsenspiegels und der sächsischen Weltchronik 1931 (Abh. Göttingen), Heft 3 Die Textentwicklung des Sachsenspiegels von 1220 bis 1270, 1933 (Abh. Göttingen); Sachsenspiegel Land- und Lehnrecht, hg. v. Eckhardt, K. 1933; Sachsenspiegel Landrecht, hg. v. Eckhardt, K., 1933; Voltelini, H. v., Ein Beitrag zur Quellenkunde des Sachsenspiegels Landrecht, ZRG GA 58 (1938), 548; Kallen, G., Friedrich Barbarossas Verfassungsreform und das Landrecht des Sachsenspiegels, ZRG GA 58 (1938), 560; Hirsch, H., Eine neu entdeckte, die zweite bekannte Handschrift des holländischen Sachsenspiegels, ZRG GA 59 (1939), 253; Kisch, G., Sachsenspiegel and Bible, 1941, Neudruck 1960; Blaese, H., Die rechtliche Wirkungskraft des Sachsenspiegels im Bereich des heutigen Estlands und Lettlands, ZRG GA 62 (1942), 322; Buchda, G., Eine Bemerkung zum Sachsenspiegel II Artikel 55, ZRG GA 62 (1942), 353; Eike von Repgow, Sachsenspiegel Lehnrecht, übertr. v. Hirsch, H., 1939; Molitor, E., Der Gedankengang des Sachsenspiegels, ZRG GA 65 (1947), 15; Mess, F., Wartburgkrieg und Sachsenspiegel, ZRG GA 74 (1957), 241; Buchda, G., Archäologisches zum Sachsenspiegel, ZRG GA 72 (1955), 205; Schulte-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, Diss. jur. Bonn 1957; Sachsenspiegel, Landrecht, hg. v. Eckhardt, K., 3. A. 1973; Nowak, E., Die Verbreitung und Anwendung des Sachsenspiegels, Diss. phil. Hamburg 1965, masch.schr.; Hartmann, J., Ein elbostfälisches Fragment des Sachsenspiegels, ZRG GA 82 (1965), 291; Eike von Repgow und Hoyer von Valkenstein, hg. v. Eckhardt, K., 1966; Theuerkauf, G., Lex, speculum, compendium juris, 1968; Schulte-Beckhausen, O., Das Ehe- und Familienrecht im Sachsenspiegel, 1970; Becker, H., Eine unbekannte Handschrift des Schwaben- und Augsburger Sachsenspiegels, ZRG GA 88 (1971), 190; Herkommer, H., Überlieferungsgeschichte der sächsischen Weltchronik, 1972; Kisch, G., Sachsenspiegelbibliographie, ZRG GA 90 (1973), 73; Ebel, W., Über das „ungezweite Gut“ in Ssp. Ldr. I 31, ZRG GA 92 (1975), 184; Benöhr, H., Erfolgshaftung nach dem Sachsenspiegel?, ZRG GA 92 (1975), 190; Rymaszewski, Z., (Lateinische Texte des Landrechts des Sachsenspiegels in Polen), 1975; Krause, H., Der Sachsenspiegel und das Problem des sog. Leihezwangs, ZRG GA 93 (1976), 21; Kroeschell, K., Rechtsaufzeichnung und Rechtswirklichkeit, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 349; Ignor, A., Über das allgemeine Rechtsdenken Eike von Repgows, 1984; Eike von Repgow Sachsenspiegel, hg. v. Schott, C. u. a., 3. 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Die Wolfenbütteler Bilderhandschrift, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1998; Scheele, F., u. a., Das neu aufgefundene Fragment 80a und b, ZRG GA 115 (1988), 514; Lück, H., Über den Sachsenspiegel, 1999, 3. A. 2013; Der Sachsenspiegel, übersetzt v. Kaller, P., 2002; Der Dresdner Sachsenspiegel, 2002; Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels, hg. v. Lück, H., 2002; Kannowski, B./Dusil, S, Der hallensische Schöffenbrief für Neumarkt von 1235 und der Sachsenspiegel, ZRG GA 120 (2003) 61; Kannowski, B./Kaufmann, F., Ein Brief aus uralten Zeiten, (in) DA 59 (2003), 548; Kümper, H., Sachsenspiegel – Eine Bibliographie, 2004; Landau, P., Der Entstehungsort des Sachsenspiegels, (in) DA 61 (2005), 73; Eike von Repgow, Sachsenspiegel, Die Dresdner Bilderhandschrift Mscr. Dresd. M 32, Textband, hg. v. Lück, H., 2006; Weinert, J., Die Dresdner Bilderhandschrift des Sachsenspiegels, 2007; Bertelsmeier-Kierst, C., Zur ältesten Überlieferung des Sachsenspiegels, (in) Worte des Rechts, 2007, 56; Rechts- und Sprachtransfer in Mittel- und Osteuropa - Sachsenspiegel und Magdeburger Recht, hg. v. Eichler, E. u. a., 2008; Bertelsmeier-Kierst, C., Zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozess des Rechts im 13. Jahrhundert, 2008; Munzel-Everling, D., Der Sachsenspiegel - Die Heidelberger Bilderhandschrift, 2009 (CD) http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg164/2026; Kümper, H., Sachsenrecht, 2009; Hetz, C., Die Rolle des Sachsenspiegels in der Judikatur des deutschen Reichsgerichtes in Zivilsachen, 2010; Eike von Repgow, Sachsenspiegel. Die Heidelberger Bilderhandschrift Cod. Pal. Germ. 164 (bzw. Tri 164), hg. v. Kocher, G., u. a., 2010; Eike von Repgow, Sachsenspiegel. Die Dresdner Bilderhandschrift Mscr. Dresd. M 32, Aufsätze und Untersuchungen, hg. v. Lück, H., 2011 http://www.slub-dresden.de/sammlungen/handschriften/sachsenspiegel; Weinert, J., Eike von Repgow – Verfasser des „Sachsenspiegels“?, (in) Z. d. d. O. 2014, 67 (hält eine Entstehung des Lehnrechts wegen des Fehlens des Wortes Kaiser erst nach 1245 für wahrscheinlich); Von Sachsen-Anhalt in die Welt, hg. v. Lück, H., 2015; Seybold, S., Dass jemand des anderen solle sein, ZRG GA 132 (2015), 479; Lück, Heiner, Der Sachsenspiegel – Das berühmteste deutsche Rechtsbuch des Mittelalters, 2017; Begert, A., Von Tochterstämmen, Interpolationen und Konspirationen - Anmerkungen zu den Thesen von Armin Wolf, (in) RhVjbll 82 (018), 186; Wolf, A., Die Datierung von Sachsenspiegel Landrecht III 57, 2 und die Entstehung des Kurfürstenkollegs, ZRG 137 (2020), 421 (nach 1. Oktober 1273 und vor dem Hoftag in Augsburg in dem Mai 1275)
Sachsenspiegelglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von gelehrten Juristen seit dem 14. Jahrhundert zu dem →Sachsenspiegel erarbeitete →Glosse (Johann von Buch um 1325, Nikolaus Wurm, Brandt von Tzerstede, Dietrich von Bocksdorff, Stendaler Glosse). Die Glosse Johann von Buchs zu dem Landrecht kann nur in einem längeren Vorgang entstanden sein, wobei Teile bereits vor 1325 niedergeschrieben worden sein können. Die 40 (bzw. 31 noch benutzbaren) Textzeugen der Glosse zu dem Lehnrecht (eines unbekannten Verfassers) lassen sich in vier Textklassen (kürzere Glosse, längere Glosse, Wurmsche Glosse, gemischte deutsch-lateinische Glosse) gliedern (insgesamt 204 Handschriften und Fragmente, 82 noch vollständig vorhandene Handschriften.)
Lit.: Köbler, DRG 103, 107; Steffenhagen, E., Der Einfluss der Buchschen Glosse, 1893f.; Steffenhagen, E., Die Entwicklung der Landrechtsglosse des Sachsenspiegels XI, 1922/1923; Kisch, G., Eine Torgauer Glossenhandschrift, ZRG GA 39 (1918), 365; Die Landrechtsglosse des Sachsenspiegels, hg. v. Steffenhagen, E., Einleitung und Glossenprolog, 1925; Schilling, K., Das objektive Recht in der Sachsenspiegelglosse, 1931; Sinauer, E., Studien zur Entstehung der Sachsenspiegelglosse, (in) NA 50 (1935), 475; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Lieberwirth, R., Über die Glosse zum Sachsenspiegel, 1993; Glossen zum Sachsenspiegel-Landrecht. Buch’sche Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2002; Kaufmann, F., Die Glossen zum Ss.-Lehnrecht, ZRG GA 123 (2006), 284; Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht, hg. v. Kaufmann, F., 2006; Kannowski, B./Kaufmann, F., De glose vornim vnde dute mit vlite, ZRG GA 125 (2008), 50; Manuwald, H., The prologue to the gloss on the Sachsenspiegel, ZRG GA 130 (2013), 355; Glossen zum Sachsenspiegel-Lehnrecht. Die längere Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2013; Huneke, M., Iurisprudentia romano-saxonica, 2014; Glossen zum Sachsenspiegel – Landrecht, Petrinische Glosse, hg. v. Kaufmann, F., 2021 (Petrus de Posena?, erste Hälfte 15. Jahrhundert, 4 Textzeugen)
sächsisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Sachse betreffend, Sachsen betreffend
Sächsischer Prozess (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in →Sachsen in der frühen Neuzeit geltende Form des →Prozesses, die einige Besonderheiten bewahrt und weiterentwickelt. Der sächsische Prozess gründet sich auf das 1356 von dem Kurfürstentum →Sachsen erlangte (lat. N.) privilegium (N.) de non appellando (Nichtappellationsprivileg), sächsische Hofgerichtsordnungen von 1488, 1493, 1529, 1548 und 1550, die kursächsischen Konstitutionen von 1572 und die Prozess- und Gerichtsordnung von 1622. Er ist grundsätzlich mündlich. Der Beklagte kann bei Säumnis und Schlüssigkeit der Klage verurteilt werden. Eine Artikulation findet nicht statt. Die (lat.) litis contestatio (F.) (Streitbefestigung) ist einfache Klagebeantwortung. Das selbständige Beweisverfahren endet mit einem selbständig angreifbaren Beweisinterlokut (Beweisurteil). Es gibt nur eine Tatsacheninstanz.
Lit.: Carpzov, B., Processus iuris in foro Saxonico, 1657; Heimbach, C., Lehrbuch des sächsischen bürgerlichen Prozesses, 1852; Buchda, G., Die Rechtsmittel im sächsischen Prozess, ZRG GA 75 (1958), 274
Sächsisches Bürgerliches Gesetzbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 2. 1. 1863 verkündete und an dem 1. 3. 1865 in Kraft getretene Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich →Sachsen. Es umfasst beginnend mit einem Allgemeinen Teil fünf Bücher mit 2620 Paragraphen. Durch das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches wird es zu dem 1. 1. 1900 weitgehend abgelöst. S. Google
Lit.: Beckhaus, F., Die gemeinrechtlichen Quellen zum Bürgerlichen Gesetzbuch für das Königreich Sachsen, 1866; Siebenhaar, E., Jahrbuch des sächsischen Privatrechts, 1872; Grützmann, P., Lehrbuch des königlich sächsischen Privatrechts, Bd. 1f. 1887ff.; Buschmann, A., Das Sächsische Bürgerliche Gesetzbuch, (in) JuS 20 (1980), 553; Ahcin, C., Zur Entstehung des bürgerlichen Gesetzbuchs für das Königreich Sachsen von 1863/1865, 1996
sächsisches Recht →Sachsenrecht
Lit.: Studien zur Geschichte des sächsisch-magdeburgischen Rechts in Deutschland und Polen, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1980
Sächsische Weltchronik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die erste deutschsprachige Prosachronik. Als Verfasser scheidet wohl Eike von Repgow aus. Die Abfassungszeit (Magdeburg 1229, 1230?, 1260, Magdeburg vor 1276) ist umstritten. S. Google
Lit.: Eckhardt, K., Zur sächsischen Weltchronik, ZRG GA 53 (1933), 311; Herkommer, H., Überlieferungsgeschichte der sächsischen Weltchronik, 1972; Menzel, M., Die sächsische Weltchronik, 1985; Wolf, J., Die sächsische Weltchronik, 1997; Das Buch der Welt, hg. v. Herkommer, H., 2000
sachverfolgend, (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) reipersekutorisch (beispielsweise Klage auf Ausgleich eines Vermögensverlusts in dem römischen Recht mit dinglichen Ansprüchen (lat. [F.] actio in rem) und schuldrechtlichen Ansprüchen (lat. [F.] actio in personam) in Gegensatz zu pönal
Sachverhalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1769 [Bewer, Rechtsfälle V 62 Sachenverhalt] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist (auf Grund bloßer menschlicher Festlegung nur) ein tatsächliches Geschehen (Sein, in Gegensatz zu dem durch menschliche Norm in dem gesamten Rechtssatz für den Tatbestand bestimmten Sollen). Dementsprechend ist der Sachverhalt als solcher zumindest so alt wie das Recht. Als rechtlicher Grundbegriff begegnet Sachverhalt anscheinend erst in dem späten 19. Jahrhundert, in dem es (von der Rechtsmethodologier her bewusst) dem Tatbestand des Rechtssatzes gegenübergestellt wird. S. Google
Lit.: Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995
Sachverstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Verstand bezüglich Sachen, Sachkenntnis
sachverständig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1793 [Schwarz, LausWB. III 192] 5 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) sachkundig, erfahren (Adj.), Sachverstand betreffend
Sachverständiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1755 [Krüger, PreußManufakt. 568] 54 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Mensch, der auf einem Gebiet besonderes Wissen hat, das er (beispielsweise einem Gericht in einem Rechtsstreit) zu Verfügung stellen kann. Der Sachverständige ist sachlich bereits dem Altertum bekannt. In der frühen Neuzeit gewinnt er als Folger erneuter Arbeitsdiefferenzierung wieder an Gewicht. In der Regel erwirbt der Sachverständige, als welcher sich grundsätzlich jedermann frei selbst für irgendetwas (wie beispielsweise Altarkunde) bezeichnen darf, sein Wissen aus einer ausgeübten beruflichen Tätigkeit.
Lit.: Kaser §§ 84 I 2c, 87 II 6; Köbler, DRG 202; Jessnitzer, K., Der gerichtliche Sachverständige, 2. A. 1963, 10. A. 1992; Bernet, M., Der Beizug von gerichtlichen Sachverständigen im alten Zürich, 1967; Olzen, D., Richter und Sachverständige, ZRG GA 97 (1980), 164; Poppen, E., Die Geschichte des Sachverständigenbeweises im Strafprozess, 1984; Franck, L., Juristen und Sachverständige, 2013; Delafontaine, R., Historians as Expert Judicial Witnesses in Tobacco Litigation, 2015; Raschew, G., Richter, Sachverständige, Handelskammern, 2015
Sachwalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1546 [Perneder, Proz. 86 v., älter Sachwalte ab 135/1308 [BremRQ. 55 und öfter] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.)
Lit.: Winterberg, H., Der Sachwalter, ZRG GA 83 (1966), 295
Sachwalterschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Stellung und Tätigkeit als Sachwalter
Sack (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1252 [BijdrZVlaand. 5 1860 65, Abschrift 14. Jahrhundert] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht mit dem Assyrischen des Altertums teilweise verbindbar, M.) Beutel, Behälter
Säckel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 55] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht mit dem Assyrischen des Altertums teilweise verbindbar, M.) kleiner Sack, Beutel
Säcken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – -als Verb 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen sacken – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums vielleicht mit dem Assyrischen teilweise verbindbar, N.) ist der Vollzug der Todesstrafe durch Ertränken in einem zugebundenen Sack, wie er sich vor allem in dem römischen Altertum findet. S. Google
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964
sacramentum, sacrāmentum, lat., N., Sakrament, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sacrāre
sacramentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz nicht belegt, lat. [N.]) Eid
Sacra Rota (F.) Romana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) →Rota
Lit.: Kroeschell, DRG 2
sacrum imperium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) heiliges Reich
sacrum imperium (lat. [N.]) Romanum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Heiliges römisches Reich
saeculum, saeclum, sēculum, sēclum, lat., N., Zeugungsgeschlecht, Geschlecht, Menschenalter, Zeitalter, Regierungszeit, Jahrhundert, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), vgl. idg. *sēi- (2), *sē-, *səi-, *sī-, *sə-, V., Sb., senden, werfen, fallen lassen, säen, säumen (V.) (1), Ruhe, Kraft
Sage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1259 [SiegenUB. I 21] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist auch die mündliche Überlieferung eines möglichen vergangenen, nicht sicher bezeugten, in manchen Fällen aber vielleicht tatsächlich so oder so ähnlich abgelaufenen Geschehens. S. Google
Lit.: Ruoff, W., Eine späte Rechtssagenbildung, ZRG GA 92 (1975), 201; http://www.sagen.at; Bacher, M., Das Recht in den Sagen Obwaldens, 2011
sagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 9. Jahrhundert [Glosse] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sprechen
Saint Bertin (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Coopland, G., The abbey of Saint-Bertin, 1914; Defries, D., From Sithiu to Saint Bertin, 2021 (Sithiu um 649 von Bischof Omer von Thérouanne gegründet, in dem 11. Jahrhundert allmählich zu Saint Bertin umgewandelt)
Saint Denis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Sonzogni, D., Le chartrier de l‘abbaye de Saint-Denis en France, (in) Pecia 2 (2003), 9 (bis 987 267 Stücke); Leistenscheider, E., Die französische Königsgrablege Saint-Denis, 2008
Saint Germain en Laye westlich von Paris ist der Ort des ohne unmittelbare Beteiligung Österreichs an den Verhandlungen geschaffenen Vertrags zwischen den (insgesamt 17 Assozierten und) Alliierten des Ersten Weltkriegs und Österreich von dem 10. 9. 1919 mit 381 Artikeln, in dem →Österreich auf den →Anschluss an das →Deutsche Reich und die allgemeine Wehrpflicht verzichten muss und Gebiete (beispielsweise Ostgalizien, Südtirol, Trentino, Triest, Istrien u. a. ) verliert, aus denen beispielsweise Ungarn, die Tschechoslowakei, Polen und Jugoslawien zumindest teilweise entstehen.
Lit.: Köbler, DRG 220; Baltl/Kocher; Kleinwachter, F., Von Schönbrunn bis St. Germain, 1964; Der Vertrag von Saint Germain im Kontext der europäischen Nachkriegsordnung, hg. v. Gehler, M. u. a., 2019; Hundert Jahre Staatsvertrag von St. Germain – Der Rest ist Österreich, hg. v. Raffeiner, A., 2020
Saint-German, Christopher (um 1460-1540) wird nach der rechtswissenschaftlichen Ausbildung in Oxford und der rechtspraktischen Ausbildung an Inner Temple Inn of Court Anwalt. 1523 oder 1528 verfasst er den (lat.) Dialogus (M.) de fundamentalis legum et de conscientia (engl. Dialogues between a Doctor of Divinity and a Student of the Common Law, 1530/1531, Zwiegespräch zwischen einem Lehrer des Kirchenrechts und einem Studenten des gemeinen Rechtes). Darin behandelt er die Ursprünge des kanonischen Rechtes und des englischen Rechtes und ermittelt die trotz der gegenseitigen Ausschließlichkeit bestehenden gemeinsamen Grundgedanken. S. Google
Lit.: Simpson, A., Biographical Dictionary of the Common Law, 1984; Coquillette, D., The Civilian Writers of Doctors’ Common, 1988
Saint-Simon, Claude Henri de (1760-1825) ist ein bedeutsamer Vertreter des frühen Sozialismus in Frankreich. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 179
Saínz de Andino, Pedro (1786-1863) wird nach dem Studium von Theologie und Recht in Sevilla Anwalt, Politiker und Staatsanwalt. Er verfasst nach französischem Vorbild das erste spanische Handelsgesetzbuch (Código de comercio 1829). S. Google
Lit.: Rubio, J., Sainz de Andino y la codificación mercantil, 1950, 27
Saio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem frühmittelalterlichen gotischen Recht der Beauftragte eines Herrn.
Lit.: El Código de Eurico, hg. v. Ors, A. d’, 1960; Morosi, R., I saiones, (in) Athenaeum NS 59 (1981), 150; Köbler, G., Gotisches Wörterbuch, 1989, 459; Wolfram, H., Die Goten, 4. A. 2001
saisina (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 und in latein_a_z.docx, nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Ergreifung
Lit.: Buisson, L., König Ludwig IX., der Heilige, und das Recht, 1954
Sakebaro (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk., M., s. Google) ist der königliche Amtsträger des fränkischen Frühmittelalters in dem Streitwesen („Streitmann“ als Helfer des Grafen).
Lit.: Kögel, R., Sagibaro, (in) Z. f. d. A. 33 (1889), 13; Olberg, G. v., Freie, Nachbarn und Gefolgsleute, 1983
sakral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) geweiht, heilig
Sakralrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem römischen Recht das von der Priesterschaft und von dem Zensor außerhalb der Gerichtsbarkeit gehandhabte Recht.
Lit.: Kaser §§ 3 I 2b, 58 II 1, 60 I 2; Söllner § 5, 6; Sakralität zwischen Antike und Neuzeit, hg. v. Hamm, B. u. a., 2007
Sakrament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1275-1276 [Das hohe Lied des Brun von Schönbeck] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1384 [KirchheimW. 195] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sacramentum, N., heilige Handlung, 81-43 v. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem antiken Rom das an einem heiligen Ort zu hinterlegende Pfandgeld, in dem Christentum das in Christus gründende heilige Zeichen. In dem Hochmittelalter werden sieben Sakramente angenommen (Taufe, Firmung, Buße, Krankensalbung, Eheschließung, Priesterweihe und Eucharistie). Von ihnen anerkennt die protestantische Kirche nur Taufe und Abendmahl. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Sakrileg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1275 [Berthold von Regensburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sacrilegium, N., Tempelraub, 59 v. Chr.-17 n. Chr., des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Tempelschändung
Lit.: Glatthaar, M., Bonifatius und das Sakrileg, 2004
säkular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nur in Zusasmmensetzungen bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) jahrhundertlich, weltlich
Säkularisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1743 [Zedler 36 Sp. 946] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Säkularisierung
säkularisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1646 [Meiern, v., Westph. II 637] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verweltlichen, enteignen, kirchliches Gut in weltliche Herrschaft bringen
Säkularisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Säkularisierung 1743 [Zedler 36 Sp. 946] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar dasLateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) zu lat. saeculum [N.] Zeugungsgeschlecht, Geschlecht, Menschenalter, , Regierungszeit, Jahrhundert, zuerst Säkularisierung als Wechsel eines Ordensgeistlichen in den Weltklerus) ist die bereits in dem römischen Altertum sichtbare Verweltlichung kirchlicher Angelegenheiten, insbesondere die Verstaatlichung von Kirchengut (beispielsweise 1802 linksrheinisch nach französischem Recht bzw. in dem →Reichsdeputationshauptschluss von dem 25. 2. 1803, rund 10000 Quadratkilometer Gebiet mit 3161776 Untertanen betreffend) sowie die allgemeine Entkirchlichung (vor allem infolge der französischen Revolution von 1789).
Lit.: Köbler, DRG 84, 132; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 789; Erzberger, M., Die Säkularisation in Württemberg, 1902, Neudruck 1974; Die Säkularisation 1803, hg. v. Oer, R. Freiin v., 1970; Hömig, K., Der Reichsdeputationshauptschluss, 1969; Müller, M., Säkularisation und Grundbesitz, 1980; Christentum, Säkularisation und modernes Recht, hg. v. Lombardi-Vallauri, L. u. a., 1981; Hausberger, K., Staat und Kirche nach der Säkularisation, 1983; Schieder, W./Kuhe, A., Säkularisation und Mediatisierung, 1987; Zur Säkularisierung geistlicher Institutionen, hg. v. Crusius, I., 1996; Ziekow, J., Zur Geschichte der Säkularisationen zu Beginn des 19. Jahrhunderts, (in) ZNR 18 (1996); Säkularisierung, hg. v. Lehmann, H., 1997; Säkularisation der Reichskirche 1803, hg. v. Decot, R., 2002; Kirchengut in Fürstenhand, hg. v. Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg u. a., 2003; Alte Klöster – neue Herren. Die Säkularisation im Südwesten, hg. v. Himmelein, V., 2003; Die Säkularisation in Bayern, hg. v. Schmid, A., 2003; Bayern ohne Klöster?, hg. v. Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, 2003; Annen, M., Säkularisierung im 19. Jahrhundert, 2004; Die Säkularisation im Prozess der Säkularisierung Europas, hg. v. Blickle, P., 2005; Friedrich, W., Territorialfürst und Reichsjustiz, 2008; Pohlig, M. u. a., Säkularisierungen in der frühen Neuzeit, 2008; Hannöver, B., Die Säkularisation der Zisterzienserinnenklöster in Westfalen 1803 bis 1810, 2009; Dreier, H., Säkularisierung und Sakralität, 2013
Säkulum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische saeculum, N., Zeugungsgeschlecht, Menschenalter, Zeitalter, um 250-184 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Jahrhundert
sala (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (ahd. [F.]) Gabe, Übergabe, vgl. engl. sale
Lit.: Köbler, DRG 90; Köbler, WAS
Salamanca an dem Tormes ist seit 1134 (Erwähnung eines Scholasters) bzw. 1218/1219 Sitz einer Universität. In dem 16./17. Jahrhundert wird auf spätscholastischer Grundlage in der Schule von Salamanca die Erkenntnis des →Naturrechts besonders gefördert. S. Google
Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Rechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Köck, H., Der Beitrag der Schule von Salamanca zur Entwicklung der Lehre von den Grundrechten, 1987; Rodríguez Cruz, A., Historia de la universidad de Salamanca, 1990
Salbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1317 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1207 [Ried, CDRatisb. I 292] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter das Güter betreffende Buch einer größeren Grundherrschaft (Güterverzeichnis, Urbar).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Metz, W., Zur Geschichte und Kritik der frühmittelalterlichen Güterverzeichnisse, (in) Archiv f. Diplom. 4 (1958), 183
Salbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1727 [NeuburgKollBl. 86 1921 68] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Einreibemittel
salben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1360 [GoldBulle 120] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit Salböl beschmieren
Salbung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1608 [Goldast, Reichshandl. 260] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Einreibung eines Menschen mit Salböl in dem Zuge einer symbolischen Handlung. Die Salbung stammt sachlich aus dem Orient. (751? bzw.) 754 salbt Papst Stephan II. den fränkischen König Pippin und seine Söhne Karl und Karlmann.
Lit.: Kutsch, E., Salbung als Rechtsakt im Alten Testament, 1963; Jäschke, K., Bonifatius und die Königssalbung, (in) Archiv f. Diplom. 23 (1977), 25; Angenendt, A., Rex et sacerdos, (in) FS K. Hauck, 1982, 100; Enright, M., Iona, Tara and Soissons, 1985; Nehlson, J., Politics and Ritual, 1986; Semmler, J., Der Dynastiewechsel von 751, 2003
Sale of Goods Act (1893) ist das das Warenkaufsrecht ordnende Gesetz des englischen Rechtes.
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
Salem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Das Zisterzienserkloster Salem im Mittelalter, hg. v. Rösener, W. u. a., 2014
Salerno (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Kampanien wird 197 v. Chr. als römische Kolonie gegründet. Über Oströmer und Langobarden kommt es 1077 an die Normannen. In dem 11. Jahrhundert (995-1087) entsteht dort als möglicherweise erste Universität (des europäischen Mittelalters) eine nald berühmte Schule der Medizin. Nach deren Aufhebung (1812) wird 1944 eine Universität gegründet.
Lit.: Amarotta, A., Salerno, 1989
Salfranke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der dem salischen Teilstamm angehörende →Franke. →Pactus legis Salicae
Lit.: Köbler, DRG 80
Salgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1096 [Lacomblet, UB. I 163] in 18 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Herrengut, zu dem Herrenhof gehöriges Gut
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Landau, G., Das Salgut, 1862; Kötzschke, R., Salhof und Siedelhof, 1953; Schmidt-Wiegand, R., Sali, 1968
Salicetus, Bartholomäus ist ein in Bologna zwischen 1330 und 1340 geborener, in Bologna ausgebildeter, vielleicht ab 1363 lehrender, an dem 28. 12. 1412 verstorbener Jurist (Commentaria in Codicem [Kommentare zu dem Codex], commentaria in Digestum vetus [Kommentare zu dem ersten Teil der Digesten], consilia [Gutachten], tractatus de mora [Abhandlung über Verzug], repetitiones [Wiederholungen], lecturae [Lesungen]).
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 796
Salier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen vielleicht über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des von 1024 bis 1125 in dem Deutschen Reich als Könige herrschenden fränkischen Geschlechts (Konrad II. 1024-1039, Heinrich III. 1039-1056, Heinrich IV. 1056-1106, Heinrich V. 1106-1125). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 76; Bosl, K., Die Reichsministerialen der Salier und Staufer, Bd. 1f. 1950f., Neudruck 1968f.; Werle, H., Das salische Erbe, Diss. jur. Mainz 1952; Boshof, E., Die Salier, 1987, 2. A. 1992, 3. A. 1995, 4. A. 2000, 5. A. 2008; Weinfurter, S., Herrschaft und Reich der Salier, 1991; Die Salier und das Reich, hg. v. Weinfurter, S., Bd. 1ff. 1992, 2. A. 1992; Benzo von Alba, Ad Heinricum IV. imperatorem libri VII, hg. v. Seyffert, H., 1996; Struve. T., Die Salier und das römische Recht, 1999; Wolfram, H., Konrad II., 2001; Körntgen, L., Ottonen und Salier, 2002, 2. A. 2008, 3. A. 2010; Weinfurter, S., Das Jahrhundert der Salier, 2004; Althoff, G., Heinrich IV., 2006, 2. unv. A. 2008; Laudage, J., Die Salier, 2006; Struve, T., Salierzeit im Wandel, 2006; Salisches Kaisertum und neues Europa, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2007; Die Salier, das Reich und der Niederrhein, hg. v. Struve, T., 2008; Clauss, M., Die Salier, 2011; Die Salier, hg. v. Historischen Museum der Pfalz Speyer u. a., 2011
Salisbury
Lit.: Friost, C., Time, Space and Order, 2009; Jean de Salisbury, hg. v. Grellard, C. u. a., 2018
salisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Salier betreffend
Salische Erbfolge (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Bevorrechtigung des ältesten Sohnes in der Erbfolge nach fränkischem Recht.
Lit.: Scheidgen, H., Die französische Thronfolge, Diss. phil. Bonn 1976; Kroeschell, K., Söhne und Töchter im germanischen Erbrecht, (in) Gedächtnisschrift W. Ebel, hg. v. Landwehr, G., 1982; Krynen, J., L’Empire du roi, 1993
Salland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1259 [ArgauLsch. I 656] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Herrenland
Salmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1108 [Schannat, Vind. I 47] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der →Treuhänder in dem mittelalterlichen Recht (ältester chronikalischer Beleg vielleicht 1123/1124).
Lit.: Hübner; Beyerle, K., Das Salmannenrecht, 1900; Kober, A., Das Salmannenrecht und die Juden, 1907; Wallach, L., Der älteste chronikalische Beleg für salmannus, ZRG GA 54 (1934), 240; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971
salvator, salvātor, salbātor, lat., M., Erretter, Erhalter, Erlöser, Lact. (um 250-317 n. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. salvus
salvator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Retter
salvatorisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1798 [Grolman, KrimRWiss. 115] in 1 Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Retter betreffend, rettend, befreiend
Salvatorische Klausel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine befreiende Klausel (beispielsweise in der →Constitutio Criminalis Carolina von 1532, die ausdrücklich die hergebrachten Bräuche partikularer Art unberührt lassen will).
Lit.: Kroeschell, DRG; Weber, H. v., Die peinliche Halsgerichtsordnung, ZRG GA 77 (1960), 288
salvus, lat., Adj., heil, wohlbehalten, gesund, unverletzt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *solo-, *soleu̯o-, *solu̯o-, Adj., wohlbehalten, ganz
salvus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, lat., Adj., heil, gesund, und in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)
Salz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [Rauch, Script. I 207] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das aus Natrium und Chlor gebildete Gewürz (Natriumchlorid).
Lit.: Volk, O., Salzproduktion und Salzhandel mittelalterlicher Zisterzienserklöster, 1984; Ott, M., Salzhandel in der Mitte Europas, 2013
Salzburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Salzach wird 739 Bistum und 798 Erzbistum. 1328 erhält das Hochstift ein eigenes Landrecht. In dem 14. Jahrhundert löst es sich als Erzstift von Bayern. 1622 wird Salzburg Sitz einer bis 1810/1818 bestehenden und 1968 wieder eröffneten Universität. 1731/1733 werden 10500 Protestanten vertrieben. 1803 wird Salzburg säkularisiert (Großherzog von Toskana) und gelangt 1805 zu Österreich, 1809 an Bayern und 1816 wieder an →Österreich (Oberösterreich), wo es 1850 eigenes Kronland wird (1920 Bundesland, 1939-1945 Reichsgau, 1945-1955 Besatzungszone der Vereinigten Staaten von Amerika). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 220; Salzburger Urkundenbuch, hg. v. Hauthaler, W. u. a., Bd. 1f. 1898f.; Bittner, L., Die Geschichte der direkten Staatssteuern im Erzstifte Salzburg, 1903; Mell, R., Abhandlungen zur Geschichte der Landstände im Erzbistum Salzburg, 1903; Mayr, J., Geschichte der salzburgischen Zentralbehörden, (in) Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 54-54 (1924-1926); Putzer, P., Das Privatrecht, (in) FS H. Eichler, 1977, 503; Pichler, J., Die ältere ländliche Salzburger Eigentumsordnung, 1979; Grass, N., Kirchenrecht und Kirchengeschichte, 1985; Hartmann, P., Das Hochstift Passau und das Erzstift Salzburg, 1988; Zaisberger, F., Die Salzburger Landtafeln, 1990; Wolfram, H., Salzburg, Bayern und Österreich, 1995; Salzburg, hg. v. Hanisch, E. u. a., 1997; Zaisberger, F., Geschichte Salzburgs, 1998; Ortner, F., Salzburgs Bischöfe, 2005; Die Säkularisation Salzburgs 1803, hg. v. Ammerer, G. u. a., 2005; Quellen zur Salzburger Frühgeschichte, hg. v. Wolfram, H., 2006; Landesordnung und gute Policey, hg. v. Gehringer, H. u. a., 2008; Rudolph, H., Vom Märtyrer zum leidenden Opfer? Umrisse einer historischen Opferforschung am Beispiel der Salzburger Emigration (1731/1732), (in) HZ 310 (2020), 622
Salzregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1681 [Fellner-Kretschmayr II 632] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Regal
Salzwedel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Stephan, J., Die Vogtei Salzwedel, 2006
Same ist der Angehörige eines nordskandinavischen, nichtindogermanischen Volkes (Lappen in Norwegen und Schweden). S. Google
Lit.: Firsching, A., Die Samen, ihre Rechtsstellung in Schweden und ihre Rechtsstellung im Lichte der Indigenous Peoples weltweit, 2002; Allemann, M., Die Samen der Kola-Halbinsel, 2010
sanatio, sānātio, lat., F., Heilung (F.) (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sānāre
sanctus, sānctus, sāntus, xāntus, lat., Adj.: nhd. heilig, Catull. (81/79-52/50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *sak-?, V., heiligen?, vereinbaren
Sanhuri, Al (Alexandria 1895-1971) passt nach dem Rechtsstudium in Kairo und in Frankreich das islamische Recht von →Saria und →Megelle in dem ägyptischen Zivilgesetzbuch moderneren Erfordernissen an. S. Google
Lit.: Hill, E., Al-Sanhuri and Islamic Law, 1987; Ende, W./Steinbach, U., Der Islam, 2. A. 1989
sankt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sanctus, Adj., heilig, 81/79-52/50 v. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) heilig
Sankt Blasien (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Urkundenbuch des Klosters S(ank)t Blasien im Schwarzwald, bearb. v. Braun, J., 2003
Sankt Gallen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) südlich des Bodensees erwächst (719) aus einer um 612 errichteten Zelle des heiligen Gallus. In dem Frühmittelalter ist es einer der bedeutendsten Bildungsorte des fränkisch-deutschen Reiches, dem zwischen 760 und 950 etwa 500 Konventuale angehören, von denen ein Viertel als Urkundenschreiber tätig ist. 1411/1412 bzw. 1451 wenden sich die Stadt und die Abtei der Eidgenossenschaft der →Schweiz zu.
Lit.: Ratpert, Sankt Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli), hg. v. Steiner, H., 2002; Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, hg. v. Wartmann, H., Bd. 1ff. 1863ff.; Gmür, M., Die Rechtsquellen des Kantons Sankt Gallen, Bd. 1ff. 1903ff.; Cavelti, L., Entwicklung der Landeshoheit der Abtei Sankt Gallen in der alten Landschaft, 1914; Wyßmann, W., Rechtsgeschichte des sanktgallischen Rheintals, 1922; Schelling, A., Urkundenbuch zur st. gallischen Handels- und Industriegeschichte, 1922f.; Ganahl, K., Studien zur Verfassungsgeschichte der Klosterherrschaft Sankt Gallen, 1931; Moser-Nef, C., Die freie Reichsstadt und Republik Sanct Gallen, Bd. 1ff. 1931ff.; Ehrenzeller, W., Kloster und Stadt Sankt Gallen im Spätmittelalter, 1931; Moser-Nef, C., Die freie Reichsstadt und Republik Sanct Gallen, (1934); Sprandel, R., Das Kloster Sankt Gallen, 1958; Müller, W., Freie und leibeigene Sankt Galler Gotteshausleute, 1961; Müller, W., Die Abgaben von Todes wegen in der Abtei St. Gallen, 1961; Müller, W., Die Offnungen der Fürstabtei Sankt Gallen, 1964; Müller, W., Landsatzung und Landmandat der Fürstabtei St. Gallen, 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,456, 3,2,1959; Köbler, G., Stadtrecht und Bürgereinung bei Notker von St. Gallen, 1974; Schauri, F., Karl Beda Müller-Friedberg (Sohn) und die sankt gallischen Bestrebungen zur Kodifikation des Privatrechts, 1975; Mettler, T., Konrad Meyer (1780-1813) und die sankt gallischen Strafgesetze der Mediation, 1979; Chartularium Sangallense, hg. v. Clavadetscher, O., Bd. 3ff. 1982ff.; Kommentar zu Ausstellungsdaten, Actum- und Güterorten der älteren St. Galler Urkunden, hg. v. Borgolte, M. u. a., 1985; Ziegler, E., Sitte und Moral in früheren Zeiten, 1991; Die Kultur der Abtei Sankt Gallen, hg. v. Vogler, W., 2. A. 1992; Robinson, P., Die Fürstabtei St. Gallen und ihr Territorium 1463-1529, 1995; Sankt Gallen, hg. v. Wunderlich, W., Bd. 1 1998; Das Kloster Sankt Gallen im Mittelalter, hg. v. Ochsenbein, P., 1999; Ratpert, St. Galler Klostergeschichten, hg. v. Steiner, H., 2002; Schaab, R., Mönch in Sankt Gallen, 2003; Jordan, G., Nichts als Nahrung und Kleidung, 2007; Euw, A. v., Die St. Galler Buchkunst, 2008; Büker, D., Vier Jahrhunderte und vier Jahre - Der Klosterplan, 2009 (s. www.stgall.org); Schedl, B., Der Plan von St. Gallen, 2014 (wohl vor 830); Die St. Galler Verbrüderungsbücher, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2019; Ekkehart IV. St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli), hg. v. Haefele, H. u. a., 2020
Sankt Goar
Lit.: Zwischen Rhein und Mosel, hg. v. Heyen, F., 1966; Deutschmann, F., Mikrogeschichte in St. Goar, 2014
Sankt Peter
Lit.: Die ältesten Güterverzeichnisse des Klosters Sankt Peter im Schwarzwald, bearb. v. Krimm-Beumann, J., 2011
Sankt Pölten
Lit.: Beiträge zur Stadtgeschichtsforschung, hg. v. Gutkas, K., 1959
Sankt Trudpert
Lit.: Beiträge zur Geschichte von Sankt Trudpert, hg. v. Mayer, T., 1937
San Marino (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die vielleicht auf eine Siedlung des dalmatinischen Mönchs Marinus (6. Jahrhundert) zurückgehende, seit dem 13. Jahrhundert Eigenständigkeit gewinnende Republik in Mittelitalien mit den Orten Domagnano, Villa, Fiorentino, Montegiardino, Faetano und Serravalle (1371 rund 1000 Einwohner). Die erste überlieferte Fassung des Rechtes San Marinos stammt wohl aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert. S. Google
Lit.: La tradizione politica de San Marino, hg. v. Iwaneijko, E., 1988; Vasina, E., San Marino, LexMA 7 1995, 1178; Reinkenhof, M., Die Anwendung von ius commune in der Republik San Marino, 1997
Santiago de Compostela (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Galicien, wo um 830 die Gebeine des Apostels Jakobus gefunden worden sein sollen, wird Sitz eines Bischofs, 1120 eines Erzbischofs und 1501 einer Universität. Es ist einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Santiago, 1993
sapere, lat., V., schmecken, Geschmack haben, riechen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sap-, *sab-, V., schmecken, wahrnehmen
sapiens (1), sapiēns (1), lat., (Part. Präs.=)Adj., wissend, weise, einsichtig, einsichtsvoll, vernünftig, klug, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sapere
Sarazene (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische vielleicht mit dem Arabischen als Mann des Ostens verbindbar, M.) →Araber
Sarde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) Bewohner Sardiniens
Sardinien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die nach den bereits an dem Ende des 13. Jahrhunderts v. Chr. in ägyptischen Quellen bezeugten Sarden benannte Insel in dem Mittelmeer, die über Karthager, Römer, Vandalen, Oströmer und Ostgoten in der Mitte des 11. Jahrhunderts an Pisa gelangt. Nach dem Untergang der →Staufer wird 1297 Aragonien von dem Papst mit Sardinien belehnt. 1713/1714 fällt Sardinien über Spanien erbweise an →Österreich, das es 1718/1720 in einem Tausch gegen Sizilien an Savoyen bzw. Piemont gibt. Das Königreich Sardinien-Piemont wird zu der Keimzelle des an dem 17. 3. 1861 ausgerufenen Königreichs →Italien. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Pitzorno, B., Le leggi spagnuole nel regno di Sardegna, 1919; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,101, 3,2,2363, 3,3,3225; Pauli, R., Sardinien, 1986; Casula, F., La Sardegna, 1990
Saria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen un in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Arabischen aufgenommen, F., Weg zu der Tränke) ist das auf dem →Koran beruhende, in dem 7. bis 10. Jahrhundert entstandene islamische Recht. Die Saria wird als gottgewollte Ordnung verstanden. In dem 19. Jahrhundert wird die Saria verschiedentlich durch europäisches Recht zurückgedrängt. Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgt in einzelnen Ländern eine Rückbesinnung auf sie. →Islam
Sassari (1188 Tathari) in Sardinien wird 1236 freie Kommune. 1441 wird es Sitz des Erzbischofs von Torres. 1450 erhält es eine Universität.
Lit.: Castellaccio, A., Sassari medioevale, 1992
satis, lat., Adj., genug, genügend, hinlänglich, hinreichend, recht, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sā-, *sə-, Adj., V., satt, sättigen,
satisfactio, lat., F., Genugtuung, Befriedigung, Entschuldigung, Rechtfertigung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. satisfacere
Satzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 [Würzburg/CorpAltdtOrUrk. I 316] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die gemeinsame Festsetzung oder Setzung, in dem Hochmittelalter vor allem das objektive gesetzte Recht und das vereinbarte (und damit gesetzte) →Pfand, in der Neuzeit das von einer mit Autonomie begabten juristischen Person des öffentlichen oder privaten Rechtes geschaffene Recht oder →Statut. In dem Rahmen des Pfandrechts ist die so genannte ältere Satzung ein Besitzpfand (Besitz des Pfandgläubigers) und Nutzungspfand, die so genannte jüngere Satzung ein besitzloses Pfand (Besitz des Pfandschuldners). S. Google
Lit.: Hübner 402, 469; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 125; Meyer, H., Neuere Satzung von Fahrnis und Schiffen, 1902; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Schulze, R., Geschichte der neueren vorkonstitutionellen Gesetzgebung, ZRG GA 98 (1981), 157; Diestelkamp, B., Einige Beobachtungen zur Geschichte des Gesetzes, (in) ZHF 10 (1983), 385
Säumnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1328 [FRBern. V 628] in 20 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Nichterscheinen oder Nichtverhandeln einer Partei trotz ordnungsgemäßer Ladung zu einem zu der notwendigen Verhandlung bestimmten Termin. Dieses Verhalten zieht schon früh nachteilige Folgen für den Säumigen nach sich.
Lit.: Söllner § 8; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966
Savigny, Friedrich Carl von (Frankfurt am Main 21. 2. 1779-Berlin 25. 10. 1861), aus begütertem, bis 1630 lothringischem Adel, lutherischer Konfession und reformierter Erziehung, 1791/1792 verwaist (danach in Wetzlar bei Reichskammergerichtsrat Neurath lebend), wird nach dem mit 16 Jahren begonnenen Rechtsstudium in Marburg (April 1795, Weiss) und (kurz in) Göttingen (mit 21 Jahren, nach Studienabschluss in dem Juli 1799 Bildungsreise nach Sachsen, in Leipzig Entschluss zu der Hochschullaufbahn) und der in dem Herbst 1800 mit der strafrechtlichen Abhandlung (lat.) De concursu delictorum formali (Note cum laude eximia) erfolgten Promotion (Rigorosum 13. 9. 1800, Promotionsakt 31. 10. 1800) noch in dem gleichen Jahre Dozent in Marburg (Wintersemester 1800/1801 Strafrecht, Sommersemester 1801 römisches Zivilrecht bzw. über die Bücher 41-46 der Pandekten nach Böhmer, J. H., Introductio in jus Digestorum 14. A. 1791, Wintersemester 1801/1802 letzte Titel der Pandekten, Sommersemester 1802 in Ergänzung zu einer Lehrveranstaltung des Lehrers Philipp Friedrich Weiss nach eigenem Plan zweistündiges Kolleg zu der Methodenlehre, Wintersemester 1802/1803 in Ergänzung zu einer Lehrveranstaltung Anton Bauers Juristische Methodenlehre bzw. Anleitung zum eigenen Studium der Jurisprudenz), (mit 24 Jahren) nach Vorlage des um Ostern 1803 fertiggestellten Werkes über das Recht des Besitzes (an dem 13. 5.) 1803 außerordentlicher Professor (im Wintersemester 1803/1804 Lehrveranstaltungen über Juris obligationum summa praecepta, Institutiones juris civilis, Methodik?), 1804 Heirat mit Gunda von Brentano und Bibliotheksreise nach Paris und Süddeutschland, Ruf nach Heidelberg ausgeschlagen, 1808 ordentlicher Professor in Landshut (1808/1809 Institutionen, 1809 Pandekten nach Heises Grundriss eines Systems des gemeinen Zivilrechts) und auf Betreiben Wilhelm von Humboldts 1810 an der neuen Universität →Berlin. Sein in dem Grunde unhistorisches Buch „Das Recht des Besitzes“ (1803, http://www.koeblergerhard.de/Fontes/SavignyDasRechtdesBesitzes1A1803.htm) (mit Wortformenliste, dort auch weitere Auflagen) macht ihn wegen seiner grundsätzlichen und dadurch beispielhaften (historischen und systematischen) Methodik allgemein bekannt. Savigny vereinigt dabei →Immanuel Kants (1724-1804) Vorstellung, dass als einziges angeborenes Recht des Menschen seine Freiheit bestehe, mit Gustav →Hugos (1764-1844) Forderung nach begrifflich-systematischer Durchdringung des positiven Rechtsstoffs (Jurisprudenz ist eine historische Wissenschaft und eine philosophische Wissenschaft und die juristische Methode wird in Verbindung des exegetischen und systematischen Elements vollendet) und ermittelt in manchmal fast gewaltsamem Umgang mit den Quellen konstruktiv-systematisch den Besitzwillen als allgemeines logisches konstituierendes Element. (Ein zeitlos und überall gleich gültiges) Naturrecht lehnt er ab. Zunehmend sieht er den Zweck methodologischer Vorlesungen in Einleitungen in eine Dogmatik des römischen Rechtes als „heutiges“ Recht und versteht grundsätzlich das Recht als an seine geschichtlichen Voraussetzungen (beispielsweise Deutschlands an das von Anfang an bestehende Fehlen eines tonangebenden Mittelpunkts) gebunden und wendet sich gegen die Vorstellung, dass jedes Zeitalter seine Welt willkürlich selbst hervorbringe. Außerdem will er schon in dem Wintersemester 1802/1803 in der Methodenlehre die Interpretation voraussetzungslos beschreiben, indem er sie auf ihre Geschichte (historisch) und ihre Anschlüsse an die Gesellschaft (systematisch) beschränkt und damit den Wandel von der ständischen Gesellschaft zu der funktionsorientierten Gesellschaft auch in dem Recht widerspiegelt. Quelle des Rechtes ist ihm das Volk, so dass er alles Recht zunächst als Gewohnheitsrecht entstehen lässt. Mit seinen Vorstellungen wird er zu dem Begründer der →historischen Rechtsschule, der nach der Befreiung Europas von der Vorherrschaft Napoleons in der Völkerschlacht von Leipzig (1813) in dem so genannten →Kodifikationsstreit des Jahres 1814 mit der seit 1808 theoretisch vorbereiteten Schrift „Vom Beruf unserer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft“ gegen Thibaut ein deutsches Nationalgesetzbuch, das politsch hauptsächlich wohl an den ihre Souveränität behauptenden und verteidigenden vielen Oberhäuptern der unterschiedlich großen deutschen Staaten scheitert, ablehnt. Auf christlicher Grundlage wendet er sich gegen die jüdische Emanzipation. Seine späteren Hauptwerke sind die Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter (1815ff., http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Savigny-GeschichtedesRoemischenRechtsimMittelalterBand1-1815.pdf) und das System des heutigen römischen Rechtes (1840ff., http://www.koeblergerhard.de/Fontes/SavignySystemDesHeutigenRoemischenRechts1840Band1.htm). In seiner Vorlesung über das Allgemeine Landrecht (Preußens) unterzieht er dieses einem oft kritischen Vergleich mit dem römischen Recht. In verschiedenen dogmatischen Bereichen (beispielsweise Begriff der Sache, →Einigung, →internationales Privatrecht, →Urheberrecht) wirkt er wegweisend. In dem Obligationenrecht begründet bei Savigny die schuldhafte Verletzung von vertraglichen Pflichten keine selbständige obligatio, sondern modifiziert die ursprünglich auf Leistung ausgerichtete Obligation zu einer Schadensersatzpflicht, die grundsätzlich auf Naturalerfüllung geht. Das Delikt erzeugt dagegen immer eine selbständige Obligation, der Strafcharakter zukommt. Nach der Aufnahme des 1825 von dem jüdischen Glauben zu dem Christentum übertretenden Eduard Gans als außerordentlicher (1826) bzw. ordentlicher Professor (1828) in die rechtswissenschaftliche Fakultät seiner Berliner Universität zieht sich Savigny aus ihr zurück. Wenig sichtbaren Erfolg beschert ihm sein sechsjähriges, viele Grundlagen schaffendes Wirken als Gesetzrevisionsminister in Preußen (1842-1848). Sein Gesamtwerk wird mit 15 Titeln in 42 Bänden angegeben. Er gilt als bedeutendster deuschsprachiger Jurist.
Lit.: http://savigny.ub.uni-marburg.de/db/; Söllner §§ 16, 25; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 180, 186, 187, 206, 207, 208, 212, 214; Steig, R., Achim von Arnim über Savignys Buch vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung, ZRG GA 13 (1892), 228; Meier, E. v., Savigny, das gemeine Recht und der preußische Staat im Jahre 1818, ZRG GA 30 (1909), 318; Thibaut und Savigny, hg. v. Stern, J., 1914; Rudorff, H., Jacob Grimm über Savigny, ZRG GA 36 (1915), 478; Dahl, F., Nordische Stimmen über Savigny und Gans, ZRG GA 37 (1916), 511; Gutzwiller, M., Der Einfluss Savignys auf die Entwicklung des Internationalprivatrechts, 1923; Stoll, A., Friedrich Karl von Savigny, Bd. 1f., 1927ff.; Felgenträger, W., Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927; Wellek, R., Ein unbekannter Artikel Savignys über die deutschen Universitäten, ZRG GA 51 (1931), 529; Hennig, J., Vom Beruf unserer Zeit und Geschichte des römischen Rechtes im Mittelalter, ZRG GA 56 (1936), 394; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Schaffstein, F., Friedrich Carl von Savigny und Wilhelm von Humboldt, ZRG GA 72 (1955), 154; Wieacker, F., Savigny und die Gebrüder Grimm, ZRG GA 72 (1955), 232; Thieme, H., Savigny und das deutsche Recht, ZRG GA 80 (1963), 1; Gmür, R., Savigny und die Entwicklung der Rechtswissenschaft, 1962; Strauch, D., Recht, Gesetz und Staat bei Friedrich Carl von Savigny, 2. A. 1963; Wieacker, F., Wandlungen im Bilde der historischen Rechtsschule, 1967; Caroni, P., Savigny und die Kodifikation, ZRG GA 86 (1969), 97; Thibaut und Savigny, hg. v. Hattenhauer, H., 1973, 2. A. 2002; Schubert, W., Savigny und die rheinisch-französische Gerichtsverfassung, ZRG GA 95 (1978), 158; Flume, W., Savigny und die Lehre von der juristischen Person, (in) FS F. Wieacker, 1978, 340; Luig, K., Savignys Irrtumslehre, (in) Ius commune 8 (1979), 36; Vorträge zum 200. Geburtstag von F. C. v. Savigny, hg. v. Coing, H., 1980; Hall, W. van, Friedrich Carl von Savigny als Praktiker, ZRG GA 99 (1982), 284; Hammen, H., Die Bedeutung Friedrich Carl von Savignys für die allgemeinen dogmatischen Grundlagen, 1983; Rückert, J., Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, 1984, 2. A. 2019; Schröder, H., Friedrich Karl von Savigny. Geschichte und Rechtsdenken beim Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus in Deutschland, 1984; Behrends, O., Geschichte, Politik und Jurisprudenz in F. C. v. Savignys System, (in) Römisches Recht in der europäischen Tradition, 1985, 257; Rückert, J., Das „gesunde Volksempfinden“ – eine Erbschaft Savignys?, ZRG GA 103 (1986), 199; Ebel, F., Savigny officialis, 1987; Rückert, J., Dogmengeschichtliches und Dogmen im Umkreis Savignys, ZRG GA 104 (1987), 666; Wadle, E., Savignys Beitrag zum Urheberrecht, (in) Grundfragen des Privatrechts, 1990, 95; Jakobs, H., Die Begründung der geschichtlichen Rechtswissenschaft, 1992; Rückert, J., Savignys Konzeption von Jurisprudenz und Recht, (in) TRG 61 (1993), 65; Savignyana. Bd. 1 Pandektenvorlesung 1824, hg. v. Hammen, H., Bd. 2 Vorlesungen über juristische Methodologie 1802-42, hg. v. Mazzacane, A., 2. A. 2004, Bd. 3 Landrechtsvorlesung 1824, hg. v. Wollschläger, C., 1994ff.; Nörr, D., Savignys philosophische Lehrjahre, 1994; Süchting, G., Geschichtlichkeit des Rechts bei Friedrich Carl von Savigny, (in) Rechtstheorie 1995, 365; Fälle und Fallen in der neueren Methodik des Zivilrechts seit Savigny, hg. v. Rückert, J., 1993; Zimmermann, R., Savignys Vermächtnis, 1998; Meder, S., Urteilen, 1999; Rosenberg, M. Frhr. v., Friedrich Carl von Savigny (1779-1861) im Urteil seiner Zeit, 2000; Savigny, F. v., Politik und neuere Legislationen, hg. v. Akamatsu, H. u. a., 2000; Schäfer, F., Savigny und das Landrecht in Kollegnachschriften, ZRG GA 118 (2001), 367; Henne, T./Kretschmann, C., Der christlich fundierte Antijudaismus Savigny, ZRG 120 (2003), 250; Arnswaldt, W. v., Savigny als Strafrechtspraktiker, 2003; Moriya, K., Savignys Gedanke im Recht des Besitzes, 2003; Savignys Vorbereitung einer zweiten Auflage des Systems des heutigen römischen Rechtes, hg. v. Murakami, J. u. a., 2003; Meder, S., Missverstehen und Verstehen, 2004; Savigny, F., Pandekten Obligationenrecht Allgemeiner Teil, hg. v. Avenarius, M., 2008; Rückert, J., Savigny-Studien, 2010; Rückert, J., Friedrich Carl von Savigny (1779-1861), (in) Festschrift 200 Jahre juristische Fakultät Humboldt-Universität zu Berlin, 2010, 133; Rückert, J., Friedrich Carl von Savigny, 2011; Reutter, W., Objektiv Wirkliches in Friedrich Carl von Savignys Rechtsdenken, Rechtsquellen und Methodenlehre, 2011; Rückert, J. u. a., Savigny-Porträts, 2011, Methodik des Zivilrechts von Savigny bis Teubner, hg. v. Rückert, J./Seinecke, R., 2. A. 2012, 3. A. 2017; Reis, T., Savignyana - Savignys Theorie der juristischen Tatsachen, 2013; Eckhardt, W., Bettina Brentano zu Besuch bei Savignys, ZRG GA 131 (2014), 443; Savigny international?, hg. v. Rückert, J. u. a., 2015; Rückert, J. u. a., Repertorium der Vorlesungsquellen zu Friedrich Carl von Savigny, 2016 (2017 mehr als 144 Nachschriften bekannt); Mertens, B., Gönner, Feuerbach, Savigny, 2018; Rückert, J., Religion und Recht bei Savigny, ZRG (GA) 137 (2020), 234 (bei grundsätzlicher Trennung sucht er doch noch eine grundsätzliche Bindung und Gott als deren tieferen Grund festzuhalten)
Savoyen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt N.) in den Westalpen entwickelt sich aus einigen Grafschaften des 10. Jahrhunderts. Seit dem 12. Jahrhundert bzw. 1419 ist es mit Piemont verbunden, seit 1720 mit →Sardinien. Von dem Königreich Sardinien-Piemont nimmt die staatliche Einigung →Italiens (1860, 17. 3. 1861 Königreich) ihren Anfang. Savoyen selbst fällt 1860 an Frankreich.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Hellmann, S., Die Grafen von Savoyen, 1900; Hoke, R., Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besançon, ZRG GA 79 (1962), 106; Mariotte-Löber, R., Ville et seigneurie, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,146, 3,1,264; Brondy, R. u. a., La Savoie, 1984; La maison de Savoie et le pays de Vaud, hg. v. Paravicini Bagliani, A. u. a., 1989; Aux sources de l’histoire de l’annexion de la Savoie, hg. v. Varaschin, D., 2009
scabinus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1294 [Brügge/CorpMnlTekst. I 2011] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in s. latein_a_z.docx nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.]) Schöffe
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 86; Köbler, LAW
Scaccia, Sigismondo (16./17. Jahrhundert) wird nach dem Rechtsstudium Anwalt in Rom. In seinem (lat.) Tractatus (M.) de commerciis et cambio (Abhandlung von Handel und Wechsel) erörtert er die Handelsgeschäfte in Hinblick auf das →kanonische Zinsverbot und das Wechselrecht. Damit wird er einer der Begründer des besonderen →Handelsrechts. S. Google
Lit.: Scherner, K., Die Wissenschaft des Handelsrechts, (in) Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2, 1 1977
Scaevola, Quintus Cervidius (2. Jahrhundert) ist 175 (lat.) praefectus (M.) vigilum (Wachepräfekt). Er ist der bedeutendste Berater Kaiser Marc Aurels (161-180) und wohl Lehrer des →Paulus. Seine wichtigsten Schriften sind 40 (lat.) libri (M.Pl.) digestorum (Bücher der Digesten) und 6 libri responsorum (Bücher der Antworten) mit Rechtsgutachten und Einzelentscheidungen. S. Google
Lit.: Söllner § 16; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 217; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961, 294f.
Scammonia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, F.)
Lit.: Goldmann, E., Scammonia, ZRG GA 51 (1931), 510
scandalum, lat., N.: nhd. Fallstrick, Ärgernis, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. σκάνδαλον (skándalon), N., Lockung, Lust, Ärgernis, vgl. idg. *sked-, *ked-, *skend-, *kend-, V., spalten, zerstreuen, s. idg. *sē̆k- (2), V., schneiden
scandalum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – als Ansatz nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Fallstrick, Ärgernis
Schade, Schaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) unfreiwillige Einbuße, Beeinträchtigung, Wertverlust →Schadensersatz
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Schadenersatz, Schadensersatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Schadenersatz Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Schadenersatz nicht und Schadensersatz ab 1713 [SalzbWaldO. FRAustr, 187] in 6 Stellen und Schadenersatz und Schadensersatz in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Schadensersatzpflicht 1853) ist der Ersatz einer unfreiwilligen Einbuße an rechtlich geschützten Gütern auf Grund eines bestimmten Ereignisses durch einen anderen. Erforderlich ist jeweils ein Rechtssatz, der Schadenersatz (Schadensüberwälzung von dem Opfer auf einen anderen) gebietet. Der Schadenersatz ist sachlich dem römischen Recht bekannt (beispielsweise lex Aquilia de damnis 286 v. Chr., aquilisches Gesetz über den Schaden). In dem Mittelalter tritt er hervor, als die Komposition (→Kompositionensystem) sich allmählich in das peinliche →Strafrecht einerseits und das private Schadensersatzrecht andererseits teilt. Er ist stets an bestimmte Voraussetzungen gebunden (beispielsweise lat. iniuria Unrecht, culpa Schuld und damnum Schaden). In dem 19. Jahrhundert wird für einen Schadenersatz ein Verschulden verlangt (Ihering) und zugleich (unter dem Einfluss Savignys) für besondere Bereiche (beispielsweise Eisenbahn) die kein Verschulden erfordernde →Gefährdungshaftung eingeführt (Preußen 1838). In dem 20. Jahrhundert geht die allgemeine Entwicklung zu der Kommerzialisierung immaterieller Schäden. Neuseeland ersetzt 1972 die Schadenshaftung durch eine staatliche Unfallversicherung (Accident Compensation Scheme). S. Google
Lit.: Kaser § 35 I; Söllner § 8; Hübner 552, 608; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 46, 65, 128, 273; Schmidt, A., Die Grundsätze über den Schadensersatz in den Volksrechten, 1885; Hammer, O., Die Lehre vom Schadensersatz nach dem Sachsenspiegel, 1885; Pennrich, W., Der Inhalt des Schadensersatzes im Naturrecht, Diss. jur. Göttingen 1953 masch.schr.; Lange, H., Schadensersatzrecht und Privatstrafe, 1955; Kaufmann, E., Das spätmittelalterliche deutsche Schadensersatzrecht und die Rezeption der „actio iniuriarum aestimatoria“, ZRG GA 78 (1961), 93; Medicus, D., Id quod interest, 1962; Wieling, H., Interesse und Privatstrafe, 1970; Honsell, T., Die Quotenteilung im Schadensersatzrecht, 1977; Hausmaninger, H., Das Schadensersatzrecht der lex Aquilia, 5. A. 1993; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Wolter, U., Das Prinzip der Naturalrestitution in § 249 BGB, 1985; Bar, C. v., Gemeineuropäisches Deliktsrecht, 1996; Mohnhaupt-Wolf, U., Deliktsrecht und Rechtspolitik, 2004; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Descamps, O., Les origines de la responsabilité pour faute personnelle dans le code civil de 1804, 2005; Vergau, H., Der Ersatz immateriellen Schadens, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Schulze, R., Compensation of Private Losses, 2011; Gisawi, F., Der Grundsatz der Totalreparation, 2014
Schadenersatzpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1822 [Puchta, Beitr. I 229] 1 Archivzettel -nicht belegt, Schadensersatzpflicht – als Ansatz – nicht belegt, aber Schadenersatzpflicht und Schadenesersatzpflicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische oder Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F, Schadensersatzpflicht 1853) Pflicht zu einem Ersatz eines Schadens
Schadenklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1714 [Lahner, Samml. 661] 8 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Spätmittelalter die auf Geldzahlung wegen behaupteten Unrechts lautende Klage
Schadensklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Spätmittelalter die auf Geldzahlung wegen behaupteten Unrechts lautende Klage (in Ingelheim meist auf 100, 200, 400, 500 oder 1000 Gulden).
Lit.: Hübner 552; Kaufmann, E., Das spätmittelalterliche deutsche Schadensersatzrecht, ZRG GA 78 (1961), 93
Schaffhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Rhein (an dem Rheinfall) ist der Handelsplatz, der 1049 an das dort entstandene Benediktinerkloster Allerheiligen gelangt. 1190/1218 wird die hieraus entwickelte Stadt Reichsstadt. 1454 schließt sich Schaffhausen der Eidgenossenschaft der →Schweiz als zugewandter Ort an und tritt ihr 1501 als zwölfter Ort bei. In dem 19. Jahrhundert kommt das privatrechtliche Gesetzbuch →Zürichs zu der Anwendung. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Werner, H., Verfassungsgeschichte der Stadt Schaffhausen, 1907; Hedinger, G., Landgrafschaften und Vogteien im Gebiet des Kantons Schaffhausen, 1922; Pestalozzi-Kutter, T., Kulturgeschichte des Kantons Schaffhausen, 1928; Leu, G., Schaffhausen unter der Herrschaft der Zunftverfassung, 1931; Schudel, R., Geschichte der Schaffhauser Staatsverfassung 1798-1834, 1933; Schudel, E., Der Grundbesitz des Klosters Allerheiligen in Schaffhausen, 1936; Breiter, E., Die Schaffhauser Stadtschreiber, 1962; Reiniger, K., Die Verfassung der Stadt Schaffhausen 1831-1918, 1968; Das Stadtrecht von Schaffhausen, Bd. 2 Das Stadtbuch von 1385, bearb. v. Schib, L., 1967; Schib, K., Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,457; Schultheiss, M., Institutionen und Ämterorganisation der Stadt Schaffhausen 1400-1500. 2006
Schafott, Schaffot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [Messager des sciences historiques de Belgique 1892, 397] in 8 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Mittelniederländische aus dem Altfranzösischen und dem Mittellateinischen aufgenommen und vielleicht aus dem Griechischen und Lateinischen des Altertums bzw. dem Vorgriechisch-Etruskischen gebildet und mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Schaugerüst) ist die Bühne, auf der in der frühen Neuzeit der →Scharfrichter meist auf dem Marktplatz die Todesstrafe der Enthauptung vollzieht. In dem 19. Jahrhundert verschwindet das Schafott auf Grund der Aufklärung. S. Google
Lit.: Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Schildt, E., Alte Gerichtsbarkeit, 2. A. 1980; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Schande (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1230 [MühlhsnRb.2 110] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schmach, Demütigung
Schandgerät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das zu der Ausführung einer Schandstrafe verwendete Gerät (beispielsweise Halseisen, Pranger, Schandkragen, Schandkrone).
Lit.: Quanter, R., Die Schand- und Ehrenstrafen, 1901, Neudruck 1970; Löning, G., Schandlaken, Schandmantel, Schandkleid, ZRG GA 64 (1944), 335; Brückner, W., Das Bildnis in rechtlichen Zwangsmitteln, (in) FS H. Keller, 1963, 111; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Schandstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1587/1725 [WürtLändlRQ. II 903] in 12 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in einer vorübergehenden Ehrenminderung bestehende Strafe (beispielsweise Tragen eines Strickes, eines Hundes, eines Rades, eines Steines, Halseisen, Eselreiten) des Mittelalters und der frühen Neuzeit. S. Google
Lit.: Quanter, R., Die Schand- und Ehrenstrafe, 1909, Neudruck 1970
Schank (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1390? [Pilgerfahrt des träumenden Mönches] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [BayrStChr. 341] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Behältnis, Ausschank, Geschenk
Schankrecht, Schenkrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1407 [Thüringen/Schöttgen-Kreysig I 727 schenckerecht] in 20 Stellen belegt, aber als Schankrecht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das ausschließliche Recht zu dem Ausschank von Wein oder Bier an einem Ort. Das Schankrecht wird meist von einem Herrn verliehen. S. Google
Lit.: Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962
Schard, Simon (Neuhaldensleben 1535-Speyer 28. 6. 1573) wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig und Basel Beisitzer an dem →Reichskammergericht. 1566 veröffentlicht er in (lat.) De jurisdictione etc. (Von der Rechtsprechung u. s. w.) spätmittelalterliche Schriften zu dem Staat. Posthum erscheint 1582 sein Lexicon iuridicum (Rechtslexikon). S. Google
Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Abt. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978
Schärding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Schwentner, G., Das Landgericht Schärding, 2014
scharf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1257/1258 [Konrad von Würzburg, TurnierNantes V. 851] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) schneidend
Scharfrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1312 [BrschwUB. I 29] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist zwischen Hochmittelalter und 19. Jahrhundert eine Bezeichnung des das Todesurteil Vollziehenden (beispielsweise Frantz Schmidt in Nürnberg mit 394 Vollstreckungen zwischen 1578 und 1618 [rund 10 je Jahr], danach noch ehrbar geworden). S. Google
Lit.: Keller, A., Der Scharfrichter, 1921; Schuhmann, H., Gestalt und Funktion des Scharfrichters, Diss. jur. Bonn 1964; Schuhmann, H., Der Scharfrichter, 1964; Glenzdorf-Treichel, Henker, Schinder und arme Sünder, 1978; Nowosadtko, J., Scharfrichter, 1994; Pritzker-Ehrlich, M., Schweizer Scharfrichterkandidaten 1938/39, 1999; Pechaček, P., Scharfrichter und Wasenmeister, 2003; Harrington, J., Die Ehre des Scharfrichters, 2014; Steinfels, M. u. a., Vom Scharfrichteramt ins Zürcher Bürgertum – Die Familie Volmar-Steinfels und der Schweizer Strafvollzug, 2018
Scharia →Saria
Schatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 830 [Tatian 149, 7 und 154, 2 sowie Heliand V. 3205 und 3438] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die bewegliche Sache, die so lange verborgen gelegen hat, dass der Eigentümer nicht mehr zu ermitteln ist. Die Behandlung des Schatzfunds in dem römischen Recht ist unterschiedlich (anfangs wohl Eigentum der res nullius an Grundeigentümer, nach Hadrian zu je der Hälfte an den Finder und den Grundeigentümer). In dem Mittelalter hat der König das Schatzregal. Die unterschiedlichen Lösungen werden vielfach miteinander verflochten. S. Google
Lit.: Kaser §§ 20 I 1, 26 I 3; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 40, 113; Zeumer, K., Der begrabene Schatz im Sachsenspiegel, (in) MIÖG 22 (1901), 420; Eckstein, E., Das Schatz- und Fundregal, (in) MIÖG 31 (1910), 193; Schrader, E., Zum Bergrecht und zum Schatzrecht im Sachsenspiegel I, 35, ZRG GA 74 (1957), 178; Fischer zu Cramburg, R., Das Schatzregal, 2001; Schmidt, A., Der Schatzfund im 19. Jahrhundert, 2002; Hardt, M., Gold und Herrschaft, 2004
Schatzwurf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 11. Jahrhundert [AhdGl. 2, 120,39] in einer Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die durch Ausderhandschlagen einer Münze als Abgabensymbol in dem frühen Mittelalter erfolgende →Freilassung eines unfreien Menschen.
Lit.: Brunner, H., Abhandlungen zur Rechtsgeschichte, Bd. 1 1931, 240
Schaumburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Schaumburg-Lippe, Schauenburg
Lit.: Wahl, F., Verfassung und Verwaltung Schaumburg-Lippes, 1938; Möller, H., Studien zur Rechtsgeschichte der „schauenburgischen Lande“ in Holstein, 1939; Feige, R., Die Statuten des Fleckens und der Stadt Sachsenhagen, (in) Schaumburger Heimat, Bd. 1 1939, 103; Engel, F., Die schaumburg-lippischen Archive, 1955; Schaumburger Profile, hg. v. Höing, H., Teil 1 2008; Husmeier, G., Geschichtliches Ortsverzeichnis für Schaumburg, 2008; Meien, J. v., Kleinststaat und Weltkrieg, 2012; Schaumburg im Mittelalter, hg. v. Brüdermann, S., 2013; Wieden, H. bei der, Die letzten Grafen zu Holstein-Schaumburg, hg. v. Wieden, B. bei der, 2014; Schaumburger Profile, hg. v. Weingarten, H., Teil 2 2016; Brüdermann, U., Das Schaumburger Land, 2016; Entscheidungsjahre in Schaumburg, hg. v. Brüdermann, S., 2020
Scheck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Neuenglischen aufgenommen und in der weiteren Herkunft vielleicht aus dem Arabischen und Persischen, M.) ist die der Erleichterung des Zahlungsverkehrs dienende bestimmte Anweisung auf ein Bankguthaben. In dem 19. Jahrhundert wird das englische Lehnwort cheque (die auf den Staatsschatz ausgestellte Anweisung) aufgenommen. Ein besonderes Scheckgesetz wird in dem Deutschen Reich 1933 erlassen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 184; Cohn, G., Zur Geschichte des Schecks, (in) Z. f. vergl. Rechtswiss. 1 (1878), 117; Spengler, M., Die Entstehung des Scheckgesetzes vom 11. März 1908, 2008
Scheidebrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [FRAustr. II 262] in 18 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. libellus [M.] repudii) ist in dem spätantiken römischen Recht nach hellenistischem Vorbild die Form der Ehescheidungserklärung und später eine Urkunde über eine Entscheidung sowie eine Scheidung.
Lit.: Kaser § 58 VII 2c
scheiden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) trennen, teoilen, sondern (V.)
Scheidung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wort um 850, Scheidungsgrund 1839, Scheidungsurteil 1784) →Ehescheidung
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Scheidungsgrund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab [1799] Runde, Beitr. I 471] 8 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Grund einer Scheidung
Scheidungsurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1782 [ NCCPruss. VII 1627] 11 Archivzettel nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1784) eine Scheidung aussprechendes Urteil
Schein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1300 [DortmStat. 142] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Anschein, Urkunde) →Rechtsschein
Scheinehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1767 [HambGSamml. IV 124] 4 Archivzettel – nicht belegt. aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nur zu dem Schein geschlossene Ehe. Sie ist ein Scheingeschäft. Sie ist nichtig.
Lit.: Eisfeld, J., Die Scheinehe in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, 2005
scheinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) leuchten, glänzen, strahlen
Scheingeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1799 [RepRecht IV 184] in einer Stelle belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die einverständliche Abgabe einer empfangsbedürftigen →Willenserklärung zu dem Schein. Das Scheingeschäft ist in dem spätantiken römischen Recht unwirksam. Diese Lösung wird seit dem Spätmittelalter in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen. S. Google
Lit.: Kaser § 8 III; Hübner; Wesener, Das Scheingeschäft, (in) FS H. Hübner, 1984, 337; Eisfeld, J., Scheinehe in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert, 2005; Lumpp, S., Die Scheinehenproblematik, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Scheinprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahreszahl [ZRG2 Germ. 32 1911 516] 1 Archivzettel- nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die Verwendung des Verfahrens zu der Erreichung außerprozessualer Ziele. Schon das altrömische Recht kennt sachlich die Übertragung einer Sache durch (lat. [F.]) →in iure cessio (In-das-Gericht-Gehen). In dem Frühmittelalter kann durch Scheingeschäft eine unscheltbare →Königsurkunde über ein Recht an einem Gut erlangt werden.
Lit.: Köbler, DRG 21, 90; Costede, J., Scheinprozesse, Diss. jur. Göttingen 1968
Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (Leonberg 27. 1. 1775-Ragaz 20. 8. 1854) Philosoph, s. Google
Lit.: Jäger, G., Schellings politische Anschauungen, 1939; Hollerbach, A., Der Rechtsgedanke bei Schelling, 1957; Hofmann, M., Über den Staat hinaus, 1999
Schengen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort in Luxemburg
Schengener Abkommen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem 14. 6. 1985 zwischen den Regierungen Deutschlands, Frankreichs, der Niederlande, Belgiens und Luxemburgs getroffene, an dem 25. 3. 1995 in Kraft getretene Abkommen zu dem schrittweisen Abbau der Kontrollen an den gemeinsamen Grenzen in den europäischen Gemeinschaften, dem sich seitdem weitere Staaten angeschlossen haben (Italien, Spanien, Portugal, Griechenland, Österreich, Griechenland, 1996/2001 Dänemark, Island, Norwegen, Finnland, Schweden, 21. 12. 2007 Tschechien, Ungarn, Polen, Slowakei, Slowenien, Estland, Litauen, Lettland, Bulgarien, Rumänien, Malta).
Lit.: Hummer, W./Obwexer, W., Die Schengener Abkommen, 1996
Schenk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist an dem fränkisch-deutschen Hof und später auch an landesherrlichen Höfen der für die Getränke zuständige Amtsträger. In dem Heiligen römischen Reich ist der König von Böhmen Erzschenk. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1,2; Köbler, DRG 83, 112; Buchner, M., Die Entstehung der Erzämter, 1911; Schubert, P., Die Reichshofämter, (in) MIÖG 34 (1913), 427; Rösener, W., Hofämter, (in) DA 45 (1989)
schenken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR Art. 115 § 2] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) geben, überlassen (V.)
Schenkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1333 [HohenloheRB. 24] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Schenkungsvertrag 1784) ist die Hingabe (beispielsweise Übereignung, Abtretung) eines Gegenstands auf Dauer an einen anderen ohne Gegenleistung. In dem klassischen römischen Recht ist die (lat. [F.]) donatio zunächst nur ein Rechtfertigungsgrund für eine unentgeltliche Zuwendung, in dem spätantiken römischen Recht teils ein formbedürftiges Handgeschäft, teils ein Zuwendungsgrund, teils ein Konsensualvertrag. Die Schenkung unter Ehegatten ist verboten. Bei den Germanen gibt es nach allgemeiner Ansicht nur die gelohnte (entgeltliche) „Schenkung“ (Gabe). Mit dem römischen Recht werden dessen Regeln seit dem Spätmittelalter aufgenommen. Die nicht sofort vollzogene Schenkung bedarf zu dem Schutz des Schenkers besonderer Form (beispielsweise Beurkundung). Die dogmatische Einordnung der Schenkung ist noch in dem 20. Jahrhundert zweifelhaft. Die Schenkung von Todes wegen steht unter der Bedingung, dass der Schenker vor dem Beschenkten stirbt. Die tatsächliche, wirtschaftliche Bedeutung der Schenkung ist angesichts der Knappheit der Güter und des Egoismus des Menschen ziemlich gering. S. Google
Lit.: Kaser §§ 7 I 1e, 8 I 2e, 24 IV 2, 38 II 4, 47, 59 I, 79; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 47, 64; Hübner, R., Die donationes post obitum, 1888; Pappenheim, M., Über die Rechtsnatur der altgermanischen Schenkung, ZRG GA 53 (1933), 35; Misera, K., Der Bereicherungsgedanke bei Schenkungen unter Ehegatten, 1974; Dorn, F., Die Landschenkungen der fränkischen Könige, 1991; Sticherling, P., Schenkungen in fraudem testamenti, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Geschenke erhalten die Freundschaft, hg. v. Grünbart, M., 2009
Schenkungsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1749 [Scotti, Wied 91, 13 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der eine Schenkung betreffende Vertrag.
Scherbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bruchstück eines harten dünnwandigen Gegenstands
Scherbengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Ostrakismus
scheren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abschneiden (von Haaren)
Scheren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als substantiviertes Neutrum nicht bezeugt – als substantiviertes Neutrum nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als substantiviertes Neutrum nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Haarscheren
Scherge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 715 [CDLang.2 I 75] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Verwalter, Büttel, Gerichtsdiener
Schied (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1319 [BrschwHzgUB. I 180] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Entscheidung, Spruch
Schiedsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1816 [HdbSchweizStaatsR. 358] in 1 Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die außerhalb der staatlichen Gerichtsbarkeit stehende Entscheidungsstelle. Bereits das römische Recht kennt sachlich das Schiedsgericht. In dem Mittelalter erscheint vielleicht unter oberitalienisch-kirchlichem Einfluss das Schiedsgericht in dem 13. Jahrhundert in Süddeutschland. Es setzt eine Vereinbarung der streitenden Teile, sich dem Spruch des Schiedsgerichts zu unterwerfen, voraus. Das Verfahren ist grundsätzlich formlos. In dem Laufe der frühen Neuzeit tritt das Schiedsgericht zurück, wird aber in dem 19. Jahrhundert (Berlin 1820) durch die Wirtschaft neu belebt. Durch die Zivilprozessordnung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1877/1879 wird der Spruch des Schiedsgerichts dem Urteil gleichgestellt. Außerhalb der Gerichtsbarkeit erscheint der Schiedsrichter bei Fußballspielen in Deutschland 1887, wobei er zunächst nur auf Aufforderung der Mannschaftskapitäne tätig wird, und daneben auch in anderen Spielen. S. Google
Lit.: Kaser §§ 46 III 1, 80 II; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 115; Usteri, E., Das öffentlichrechtliche Schiedsgericht in der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1925; Bader, K., Das Schiedsverfahren in Schwaben, Diss. Freiburg im Breisgau 1929; Krause, H., Die geschichtliche Entwicklung des Schiedsgerichtswesens, 1930; Waser, H., Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht, 1935; Waser, H., Das zwischenstaatliche Schiedsgericht, 1960; Quellen zur Schiedsgerichtsbarkeit im Grafenhause Savoyen 1251 bis 1300, bearb. v. Waser, Hans, 1961; Kobler, M., Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen des Mittelalters, 1967; Ziegler, K., Das private Schiedsgericht im antiken römischen Recht, 1971; Lingens, K., Internationale Schiedsgerichtsbarkeit und ius publicum Europaeum, 1988; Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeitlichen Rechtswissenschaft, hg. v. Brieskorn, N. u. a., 1994, 193; Schubel, B., Geschichte und Gegenwart außergerichtlicher Erledigung von Strafsachen, 1997; Hölkeskamp, K., Schiedsrichter, Gesetzgeber und Gesetzgebung, 1999; Kampmann, C., Arbiter und Friedensstifter, 2001; Kamp, H., Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter, 2001; Meyerhuber, S., Die privilegierte Austragsgerichtsbarkeit der freien Reichsstadt Weißenburg, 2004; Zieren, Y., Das Schiedsverfahrensrecht der ZPO (1877-1933), 2013; Hilpert, H., Sport- und Spielregeln von der Urzeit der Menschheit bis zur Gegenwart, 2019; Centner, B., Iura novit curia in internationalen Schiedsverfahren – Eine historisch-rechtsvergleichnde Studie zu den Grundlagen der Rechtsermittlung, 2019; Buchwitz, W., Schiedsverfahrensrecht in Antike und Mittelalter, 2020
Schiedsmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 [Bern Kanton /CorpAltdtOrUrk I 313] in 43 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) eine Entscheidung in einem Streit anderer Beteiligter Treffender
Lit.: Koch, A., Die historische Entwicklung des Schiedsmannswesens in Preußen von 1808 bis 1900, 2003
Schiff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1282 [RevalStR. I 64] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) größeres von Menschen meist aus Holz erbautes Wasserfahrzeug
Schifffahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1412? [Rockinger hierher?] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) →Seerecht
Lit.: Straub, K., Die Oberrheinschifffahrt im Mittelalter, Diss. phil. Freiburg im Breisgau 1912; Spieker, H., Die Schiffsgewalt des Handelsschiffskapitäns im Mittelalter, 1949; Heinsius, P., Das Schiff der hansischen Frühzeit, 1956; Huber, R., Die ehemaligen Schifffahrtsrechte auf Zürichsee, Linth und Walensee, 1958; Olechnowitz, K., Der Schiffbau der hansischen Spätzeit, 1960; Kischel, D., Die Geschichte der Rheinschifffahrtsgerichtsbarkeit, 1990; Schubert, W., Das Schiffssachenrecht der Kaiserzeit und dessen Reform von 1940, ZRG GA 109 (1992), 209; Pemsel, H., Geschichte der zivilen Schifffahrt, Bd. 1ff. 2001ff.; Häfen, Schiffe, Wasserwege, hg. v. Elmshäuser, K., 2002; Rübner, H., Konzentration und Krise in der deutschen Schifffahrt, 2005; Göttlicher, A., Seefahrt in der Antike, 2006; Fimpeler, A., Die Schifffahrt und ihre Fahrzeuge auf dem Niederrhein, 2008; Förster, T., Große Handelsschiffe des Spätmittelalters, 2009; Maritime Wirtschaft in Deutschland, hg. v. Hess, S. u. a., 2012; Frankot, E., Of Laws of Ships and Shipmen, 2012; Murray, W., The Age of Titans, 2012; Wolz, N., Und wir verrosten im Hafen, 2013; Tölle, I., Integration von Infrastrukturen in Europa im historischen Vergleich, 2016 (Binnenschifffahrt Rhein)
Schikane (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1777 [Meusel IV 57] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) absichtlich errichtetes Hindernis, mutwillig verursachte Erschwernis (nach § 226 BGB unzulässig, Schikaneverbot)
Schikaneeid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Kalumnieneid
Schild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen und dem Altenglischen ab 1152/1180 [Rother de Vries] V. 4053] und um 1210 [Wolfram von Eschenbach, Parzival II 115,11] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) plattenartige Schutzwaffe gegen Angriffe
Schilderhebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1801 [Rößig, Altertümer 251, 2 Archivzettel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) –ist die Erhebung auf einen Schild als Zeichen der Bestimmung zu dem Anführer oder König bei den Germanen. S. Google
Lit.: Mayer, E., Schilderhebung, ZRG GA 35 (1914), 436; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972
Schilling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 8. Jahrhundert und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit dem Frühmittelalter eine anfangs nicht ausgeprägte Rechnungseinheit für Geld. Seit dem 13. Jahrhundert wird der Schilling auch ausgeprägt. Die Geldeinheit wird noch bis 2002 verwendet (Großbritannien bis 1971, Österreich seit 1925, bis 2002, dann durch den Euro abgelöst). S. Google
Lit.: Köbler, WAS; Baltl/Kocher; Klimpert, R., Lexikon der Münzen, 1896, Neudruck 1972; Jaekel, H., Die leichten Goldschillinge der merowingischen Zeit, ZRG GA 43 (1922), 103; Engler, S., Altnordische Geldwörter, 1991
Schilter, Johann (29. 8. 1632-14. 5. 1705) wird nach dem Studium von Philosophie und Recht in Jena und Leipzig Verwaltungsbeamter in Sachsen, 1681 Berater und 1699 (mit 67 Jahren) ordentlicher Professor in Straßburg. In seinen (lat.) Exercitationes (F.Pl.) ad L libros pandectarum (1672, Übungen zu den 50 Büchern der Pandekten) verbindet er gemeinrechtliche Grundsätze mit geschichtlichen Betrachtungen des einheimischen Rechtes. In seinem (lat.) Thesaurus (M.) antiquitatum Teutonicarum (posthum 1727/1728, Schatz deutscher Altertümer) bietet er auch ein wertvolles Glossar. S. Google
Lit.: Giraud, M., Eloge de Schilter, 1845; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 2 1884, Neudruck 1957, 1978; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 208
schinden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1190/1230 [Walther von der Vogelweide 85, 14] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Haut abziehen, quälen
Schinder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1362 [BrschwHzgUB. III 93] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Abdecker, Henkersknecht, Scharfrichter
Lit.: Angstmann, E., Der Henker in der Volksmeinung, 1928, Neudruck 1972, 54; Nowosadtko, J., Scharfrichter, 1994
Schinderhannes (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab ohne Jahreszahl [SchlesWB, Mitzka III 1195] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ansonsten hebräisch, M., Johannes Wilhelm Bückler) (Miehlen in dem Taunus 1778?, um 1780?-Mainz [unter Herrschaft Frankreichs] 21. 11. 1803, Hinrichtung), Schinderssohn, wird in dem fahrenden Volk zu dem Anführer einer 20 Straßenraube, 30 Einbrüche und dreier Morde (insgesamt 130 Straftaten) beschuldigten Gruppe von (93) Straftätern. S. Google
Lit.: Radbruch G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951; Elwenspoek, C., Schinderhannes, 1953; Nacken, E., Die wahre Geschichte des Johannes Wilhelm Bückler, 1968; Mathy, H., Der Schinderhannes, 1989; Schurke oder Held?, hg. v. Siebenmorgen, H., 1995; Borck, H., Unrecht und Recht, 2002; Die Mainzer Voruntersuchungsakten gegen die Schinderhannes-Bande, bearb. v. Fleck, U., 2004 (elektronisches Buch auf CD-ROM); Scheibe, M., Die Strafjustiz in Mainz und Frankfurt/M. 1796-1803, 2009
Schirm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1253 [Öhringen/CorpAltdtOrUrk. I 55] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schutz
schisma, lat., N., Spaltung, Trennung, Schisma, Prob. (4. Jh. n. Chr., s. latein_a_z.docx, s. gr. σχίσμα (schísma), F., N., Riss, Spalt, Trennung, vgl. gr. σχίζειν (schízein), V., spalten, zerspalten (V.), vgl. idg. *skē̆id-, V., schneiden, scheiden, trennen, vgl. idg. *skē̆i-, V., schneiden, scheiden, trennen, s. idg. *sē̆k- (2), V., schneiden
Schisma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [HistVolksl. Lilienc. I 258] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische schisma, N., Spaltung, Trennung, 4. Jh. n. Chr. und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Spaltung, Kirchenspaltung (beispielsweise 1054, 1378-1417)
Lit.: Bayer, A., Spaltung der Christenheit. Das sogenannte morgenländische Schisma von 1054, 2004; Ebendorfer, T., Tractatus de schismatibus, hg. v. Zimmermann, H., 2004; Vom Schisma zu den Kreuzzügen, hg. v. Bruns, P. u. a., 2005; Eßer, F., Schisma als Deutungskonflikt – Das Konzil von Pisa und die Lösung des großen abendländischen Schismas (1378-1409), 2019 (papstloses Konzil mit wesentlicher Veränderung der Fronten 1409)
Schlacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid I 20 4] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der mit Waffen ausgetragene Kampf zweier Heere (beispielsweise Issos 333 v. Chr., Mühldorf 1322, Kunersdorf 1759, Leipzig 1813, Waterloo 1815, Gettysburg 1863, Sedan 1870, Tsushima 1905, Bagdad 1915/1917, Gallipoli 1915/1916, London 1916, El Alamein 1942, Kursk 1943, Cheongcheon 1950).
Lit.: Erben, W., Die Schlacht bei Mühldorf 28. September 1322, 1923; Förster, S./Pöhlmann, M./Walter, D., Schlachten der Weltgeschichte, 2001; DeVries, K. u. a., Die großen Schlachten des Mittelalters, 2007; Parker, P., Schlachten, die unsere Welt veränderten – Ursachen, Folgen, Hintergründe, 2019; Tollensetal 1300 v. Chr. – Das älteste Schlachtfeld Europas, hg. v. Terberger, T., 2020; Jacob, F., Gallipoli 1915/16, 2020
schlachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1350 [Kindlinger, MünsterBeitr. III 2 Urk. 419, 1351 MühlhsnRatsges. 77] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gewaltsam töten, schlagen
Schlesien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der mittleren und oberen Oder trägt seinen Namen nach den germanisch-vandalischen Silingen, denen nach ihrer Abwanderung Slawen folgen. Es untersteht in dem 10. Jahrhundert Böhmen, danach Polen. 1138 entsteht das piastische Teilfürstentum Schlesien, das mehrfach teilt. Zahlreiche deutsche Siedler ziehen zu. 1327/1329 unterstellen sich viele schlesische Herzöge Böhmen. 1356 entsteht das Landrecht des Fürstentums Breslau. 1526 gelangt Schlesien mit Böhmen an →Habsburg. 1742/1744 gewinnt →Preußen in dem österreichischen Erbfolgekrieg große Teile Schlesiens von Österreich. 1910 sind 23% der Bevölkerung polnischsprachig. 1918/1919 fällt der bei Österreich verbleibende Rest (Jägerndorf, Teschen, Troppau) an die Tschechoslowakei, 1919 teilweise bzw. 1945/1990 ganz der zu Preußen gelangte Teil unter Vertreibung der Deutschen an →Polen. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Grünberg, C., Die Bauernbefreiung, Bd. 1f. 1893; Rachfahl, F., Zur Geschichte der Grundherrschaft in Schlesien, ZRG GA 16 (1895), 108; Schlesische Lebensbilder, Bd. 1ff. 1922ff.; Pfitzner, J., Geschichte der Bergstadt Zuckmantel, 1924; Bretschneider, P., Das Gründungsbuch des Klosters Heinrichau, 1927; Gottschalk, J., Beiträge zur Rechts-, Siedlungs- und Wirtschaftsgeschichte des Kreises Militsch, 1930; Deutsche Texte aus Schlesien, hg. v. Bindewald, H., 1935; Goerlitz, T., Das flämische und das fränkische Recht in Schlesien und ihr Widerstand gegen das sächsische Recht, ZRG GA 57 (1937), 138; Loesch, H. v., Die schlesische Weichbildverfassung der Kolonisationszeit, ZRG GA 58 (1938), 311; Freitag, D., Das schlesische Behördenwesen, Diss. jur. Breslau 1937; Goerlitz, T., Die Oberhöfe in Schlesien, 1938; Frohloff, H., Die Besiedlung des Kreises Neustadt Oberschlesien, 1938; Schilling, F., Ursprung und Frühzeit des Deutschtums in Schlesien, 1938; Uhtenwoldt, H., Die Burgverfassung in der Vorgeschichte und Geschichte Schlesiens, 1938; Quellen zur schlesischen Handelsgeschichte bis 1526, Bd. 1 bearb. v. Scholz-Babisch, M. u. a., 1940; Klein, F., Eine bauernrechtliche Quelle des 15. Jahrhunderts aus Schlesien, ZRG GA 65 (1947), 361; Loesch, H. v., Beiträge zur schlesischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, 1964; Menzel, J., Jura ducalia, die mittelalterlichen Grundlagen der Domanialverfassung in Schlesien, 1964; Loesch, H. v., Verfassungsgeschichte Schlesiens, 3. A. 1961; Grawert-May, G. v., Das staatsrechtliche Verhältnis Schlesiens, 1971; Geschichte Schlesiens, Bd. 2 Die Habsburgerzeit 1526-1740, hg. v. Petry, L. u. a., 1973; Petry, L., Dem Osten zugewandt, 1983; Higounet, C., Die deutsche Ostsiedlung, 1986; Sommer, F., Die Geschichte Schlesiens, 1987; Kontinuität und Wandel. Schlesien zwischen Österreich und Preußen, hg. v. Baumgart, P., 1990; Schlesien, hg. v. Conrads, N., 1994; Hofmann, A., Die Nachkriegszeit in Schlesien, 2000; Bartosz, J./Hofbauer, H., Schlesien, 2000; Bahlcke, J., Schlesien und die Schlesier, 2. A. 2000; Schlesier des 14. bis 20. Jahrhunderts, hg. v. Herzig, A., 2004; Conrads, N., Schlesien in der Frühmoderne, 2009; Adel in Schlesien, hg. v. Harasimowicz, J. u. a., Bd. 1f. 2010; Rüther, A., Region und Identität, 2010; Sikra, M., Die Waffenschmiede des „Dritten Reiches“, 2014
schlesisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1638 [ZSchles. 9 1868 118] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Schlesien betreffend
Schlesisches Landrecht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Breslauer Landrecht
Schleswig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Schleswig-Holstein
Lit.: Haff, K., Übereinstimmungen im Stadtrechte von Schleswig (Haithabu) und in dem Bjärköa-Ret, ZRG GA 59 (1939), 277
Schleswig-Holstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das aus dem nördlichen Schleswig und dem südlichen Holstein (zwischen Kiel und Elbe) zusammengesetzte Land der Bundesrepublik Deutschland. Davon erscheint Holstein um 800 als nördlicher Teil des Stammesgebiets der →Sachsen. Schleswig ist seit 1232 Herzogtum. 1326 erzwingt der Graf von Holstein den Ausschluss einheitlicher Herrschaft über Dänemark und Schleswig. 1386 erlangt er Schleswig als Lehen Dänemarks. Seitdem bleiben Schleswig als Lehen Dänemarks und Holstein als Lehen des Reiches in fester Verbindung. Seit dem 18. Jahrhundert gehören die Herzogtümer Schleswig und Holstein zu Dänemark, sind aber verwaltungsmäßig selbständig. Daraufhin beginnt Dänemark Schleswig von Holstein (Staatsgrundgesetz für die Herzogtümer Schleswig-Holstein von dem 15. 9. 1848) zu trennen. An dem 30. 10. 1864 muss Dänemark nach kriegerischen Auseinandersetzungen Schleswig und Lauenburg an Preußen und Österreich abtreten. Deren gescheiterte gemeinsame Verwaltung löst 1866 das Ende des →Deutschen Bundes aus. Österreich muss sich mit der Einverleibung Schleswig-Holsteins in Preußen einverstanden erklären. Nordschleswig kommt 1920 auf Grund einer Volksabstimmung an Dänemark. Durch Verordnung Nr. 46 der britischen Militärregierung von dem 23. 8. 1946 betreffend die Auflösung der Provinzen des ehemaligen Landes Preußen in der britischen Zone und ihre Neubildung als selbständige Länder erhält Schleswig-Holstein eine rechtliche Grundlage als eigenes Land. 1949 wird es Teil der Bundesrepublik Deutschland. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Falck, N., Handbuch des schleswig-holsteinischen Privatrechts, Bd. 1ff. 1825ff.; Kahler, O., Das schleswig-holsteinische Landesrecht, 2. A. 1923; Haff, K., Die Grenzen der Rechtsgebiete in Schleswig-Holstein, ZRG GA 45 (1925), 413; Carstens, W., Die Landesherrschaft der Schauenburger, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 55 (1926), 287; Hedemann-Heespen, P. v., Die Herzogtümer Schleswig-Holstein und die Neuzeit, 1926; Andresen, L./Stephan, W., Beiträge zur Geschichte der Gottorfer Hof- und Staatsverwaltung, Bd. 1f. 1928; Pauls, V., Hundert Jahre Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte, 1933; Jacoby, G., Herzog Johann der Ältere von Schleswig-Holstein und die Abfassung des Spade-Landesrechts, ZRG GA 55 (1935), 263; Carstens, W., Untersuchungen zur Geschichte des Adels, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinsche Geschichte 63 (1935), 66; Wohlhaupter, E., Rechtsquellen Schleswig-Holsteins, Bd. 1 1938; Wohlhaupter, E., Das Recht Schleswig-Holsteins und der Norden, (in) Zs. d. Gesellschaft f. schleswig-holsteinische Geschichte 70/71 (1943), 49; Wohlhaupter, E., Volkstum und Recht in Schleswig-Holstein, (in) Kieler Blätter 1943, 67; Hauser, O., Staatliche Einheit und regionale Vielfalt in Preußen, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,526, 3,3,2906; Lange, U., Die politischen Privilegien der schleswig-holsteinischen Stände, 1980; Herzog Adolfs Urteilbuch 1544-1570, hg. v. Prange, W., 1985; Krech, J., Das schleswig-holsteinische Staatsgrundgesetz vom 15. September 1848, 1985; Opitz, E., Schleswig-Holstein, 1988; Obergerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein, 1988; Rheinheimer, M., Dorfwillkür und Obrigkeit im Herzogtum Schleswig, ZRG GA 113 (1996), 377; Bremicker, S., Schleswig-Holstein als Kondominium, 1994; Die Anfänge des Landes Schleswig-Holstein, 1997; Werner, N., Die Prozesse gegen die Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein 1929/1932, 2001; Bohn, R., Geschichte Schleswig-Holsteins, 2006; Loebert, S., Die dänische Vergangenheit Schleswigs und Holsteins in preußischen Geschichtsbüchern, 2008; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit Band 9 Dänemark und Schleswig-Holstein, hg. v. Tamm, D., 2008; Schubert, W., 175 Jahre Obergerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein, (in) Schleswig-Holsteinische Anzeigen 2009, 208; Bernstein, A., Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein, 2010; Borup, A., Demokratisierungsprozesse in der Nachkriegszeit, 2011; Klöster, Stifte und Konvente nördlich der Elbe, hg. v. Auge, O. u. a., 2013; Bischof, D., Geschichte der Wald- und Forstgesetzgebung im Bundesland Schleswig-Holstein, 2016; Danker, U. u. a., Landespolitik mit Vergangenheit, 2017; Schliesky, U., Niels Nicolaus Falck und seine „Geschichte des schleswig-holsteinischen Landesrechts“, 2018
Schlettwein, Johann August (Großobringen bei Weimar 8. 8. 1731-Dahlen/Mecklenburg 24. 4. 1802) wird nach dem Studium der Theologie, Rechtswissenschaft und Staatswissenschaft in Jena (Darjes) 1763 Hofrat in Baden und Anhänger des Physiokratismus sowie 1777 Professor der ökonomischen Fakultät in Gießen. S. Google
Lit.: Krebs, A., Johann August Schlettwein, 1909; Johann August Schlettwein, hg. v. Schlettwein, C., 1981
schlicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter schlecht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus schlichten rückgebildet und so in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) einfach, bloß
schlichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1247 [PfälzW. II 540 Hs. 18. Jh.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) beilegen, beenden, vergleichen
Schlichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1293 [FRBern. III 569] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Vergleich, vereinbarte Streitlösung, einvernehmliche Streitbeendigung
Lit.: Bähr, J., Staatliche Schlichtung in der Weimarer Republik, 1989; Brauchitsch, I. v., Staatliche Zwangsschlichtung, 1990
schließen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1292 [HambStR. 147] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verschließen
Schloss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1250 [DOrdStat. 103] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Verschluss, ein herrschaftliches Gebäude
Lit.: Merz, W., Schloss Zwingen im Birstal, 1923
Schlözer, August Ludwig (Grafschaft Hohenlohe 1735-Göttingen 1809) wird nach dem Studium der Theologie in Wittenberg und der Sprachen, Geschichte und Staatswissenschaften in Göttingen aufgeklärter Professor in Göttingen. S. Google
Lit.: Schlözer, A., Allgemeines Staatsrecht und Staatsverfassungslehre, 1793; Fürst, F., August Ludwig Schlözer, 1928; Warlich, B., August Ludwig von Schlözer, Diss. phil. Erlangen 1972
Schluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 14. Jahrhundert [Peter Suchenwirts Werke aus dem 14. Jahrhundert] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1548 [JoachimsthalBO. II 70] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Entscheidung, Ende
Schlüssel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von Menschen zu dem Öffnen eines Schlosses entwickelte und bestimmte Gerät, das als Rechtssymbol verwendet werden kann. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Mandel, G., Der Schlüssel, 1993
Schlüsselgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [AugsbKonf. 120] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] potestas clavium] ist die durch den Schlüssel verkörperte Handlungsgewalt von Menschen. In der Kirche steht die Gesamtheit der von Jesus Christus zu dem Heile der Menschen seiner Kirche gestifteten Gewalten nach Matthäus 16,19 Petrus bzw. seinem Nachfolger zu. In der Ehe hat seit dem Mittelalter die Frau, jetzt jeder Ehegatte in dem deutschen Recht die Berechtigung, Geschäfte zu der angemessenen Deckung des Lebensbedarfs einer Familie mit Wirkung auch für den anderen Ehegatten zu besorgen (Österreich 1978). S. Google
Lit.: Hübner 653, 681; Köbler, DRG 122; Rosenfeld, K., Die Schlüsselgewalt, 1900; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Wagner-Ogris, E., Die dingliche Wirkung der Schlüsselgewalt, 1994
Schlyter, Carl Johann (1795-1888) wird nach dem Rechtsstudium in Lund 1816 Dozent und 1838 Professor. Er ist Schwedens erster, von der historischen Rechtsschule geprägter Rechtshistoriker. In 13 Bänden veröffentlicht er die älteren schwedischen Rechtsquellen. S. Google
Lit.: Schlyter, C., Samling af Sweriges gamla lagar, 1822ff.; Wissen, T., Minne af Carl Johan Schilter, 1890; Sandström, M., Die Herrschaft der Rechtswissenschaft, 1898; Sundell, J., Karl Schlyter, 1998
Schmauß, Johann Jacob (Landau/Pfalz 10. 3. 1690-Göttingen 8. 4. 1757) wird nach dem Rechtsstudium in Straßburg und Halle (Thomasius, Gundling) Hofrat in Baden-Durlach und 1734 Professor für öffentliches Recht in Göttingen, Halle, Leipzig und Göttingen (1744). Er trennt das →Naturrecht von der kirchlichen Moral und das Staatsrecht von der Geschichte. Sein (lat.) Compendium (N.) iuris publici (Handbuch des öffentlichen Rechtes) dient der praktischen Verbesserung der juristischen Ausbildung. S. Google
Lit.: Pütter, J., Versuch einer academischen Gelehrtengeschichte, Bd. 2 1788; Rüping, H., Die Naturrechtslehre des Christian Thomasius, 1968; Hammerstein, N., Ius und Historie, 1972; Sellert, W., Johann Jakob Schmauß, (in) JuS 25 (1985), 843
Schmerz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [FreibergStR. 27 § 3] in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Genwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Leiden
Schmerzensgeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [Schmerzengeld und Schmerzensgeld] – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab1681 [Riemer, Rhetorica 42 iV. 411 schmeygeld schmertzgeld?, 1686 Rumpel F. G. de pecunia doloris – vom schmertz-gelde] in 8 Stellen 1689?, 1811? und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Entschädigung in Geld für einen – als nervliche Empfingung von Lebewesen nicht wirklich objektiv sichtbaren und messbaren - Schmerz oder einen immateriellen Schaden. Seit dem 17. Jahrhundert wird in dem Heiligen römischen Reich unter Fortführung einheimischer Vorstellungen auch der bei Körperverletzung entstehende Schmerz durch einen Vermögenswert ausgeglichen. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) beschränkt den Geldersatz bei Nichtvermögensschäden auf besonders benannte Tatbestände (§§ 253, 847 BGB). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird von der Rechtsprechung Schmerzensgeld entgegen der gesetzlichen Vorschrift unter Berufung auf das deutsche Grundgesetz auch bei bisher nicht erfassten Rechtsgüterverletzungen gewährt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 166, 217, 271; Schneider, E./Biebrach, J., Schmerzensgeld, 1994; Walter, U., Geschichte des Schmerzensgeldanspruchs bis zum BGB, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Schmitt, Carl bzw. eigentlich Karl (Plettenberg 11. 7. 1888-Plettenberg 7. 4. 1985, Vater Krankenkassenverwalter) wird nach dem Rechtsstudium in Berlin, München und Straßburg sowie der Promotion in (der Reichsuniversität) Straßburg bei Fritz van Calker (Über Schuld und Schuldarten, 1910), der Habilitation in (der Reichsuniversität) Straßburg (Der Wert des Staates, 1916, seit dem Sommersemester 1916 Vorlesungen, für das Sommersemester 1918 eine Vorlesung über Strafrecht angekündigt), der Versetzung des Unteroffiziers Schmitt von dem stellvertretenden Generalkommando des 1. bayerischen Armeekorps in München zu der Stadtkommandantur an dem 1. 4. 1919, der Entlassung aus dem aktiven Heeresdienst zu dem 30. 6. 1919 und einer kurzen, von Moritz Julius Bonn angetragenen Lehrtätigkeit (1919) an der Handelshochschule München Professor für Staatsrecht in Greifswald (1921), Bonn (1922), Berlin (1928 Handelshochschule), Köln (1933) und zu dem Wintersemester 1933/1934 (Oktober 1933) Berlin. 1931 sieht er als alleinigen Hüter der Verfassung den Reichspräsidenten an. In dem Prozess Preußens gegen das Reich in dem Juli 1932 ist ihm in Verbindung mit Kurt von Schleicher die Wiederherstellung geordneter Verhältnisse das Ziel. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung wird in unklarer Motivation eine umfassende Änderung der Einstellung erkennbar. 1933 wird er Mitglied der →Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, 1934 Herausgeber der von dem (jüdischen) Verlag Otto Liebmann durch Verkauf an den C. H. Beck Verlag gelangten Deutschen Juristenzeitung. Unter betonter Ablehnung des liberalen Rechtsstaats der durch Parteienzersplitterung gekennzeichneten Weimarer Republik rechtfertigt er die nationalsozialistische Ordnung und bejaht die antidemokratische Selbstbehauptung des starken Staates als Alternative zu dem Untergang. 1937 legt er seine Parteiämter nieder. 1945 verliert er (mit 57 Jahren) sein Lehramt, bleibt aber trotz erheblicher Widerstände (beispielsweise des früheren Assistenten Ernst Friesenhahn) über Schüler in politisch-wissenschaftlichem Gespräch. Sein vor allem in Tagebüchern dargestelltes persönliches Leben ist erkennbar besonders durch Alkohol und Sexualität des körperlich 1,62 Meter großen, letztlich ziemlich vereinsamt sterbenden Gelehrten beeinflusst. S. Google
Lit.: Schmitt, C., Verfassungslehre, 1928; Schmitt, C., Legalität und Legitimität, 1932, 8. A. 2012; Schmitt, C., Über die drei Arten des rechtswissenschaftlichen Denkens, 1934; Festschrift für Carl Schmitt, hg. v. Barion, H. u. a., 1959; Hofmann, H., Legitimität gegen Legalität, 1964, 3. A. 1995; Bendersky, J., Carl Schmitt, 1983; Rüthers, B., Carl Schmitt im Dritten Reich, 1989, 2. A. 1990; Noack, P., Carl Schmitt, 1993; Koenen, A., Der Fall Carl Schmitt, 1995; Rüthers, B., Altes und Neues von und über Carl Schmitt, (in) NJW 1996, 896; Begemann, R., Das Privatrecht im Werk von Carl Schmitt, Diss. jur. Göttingen 1997; Dahlheimer, M., Carl Schmitt und der deutsche Katholizismus, 1998; Hernandez Arias, J., Donoso Cortes und Carl Schmitt, 1998; Hans Kelsen und Carl Schmitt, hg. v. Diener, D. u. a., 1999; Blindow, F., Carl Schmitts Reichsordnung, 1999; Rüthers, B., Immer noch Neues zu Carl Schmitt?, (in) NJW 1999, 2861; Lutz, B., Carl Schmitt und der Staatsnotstandsplan, 1999; Gross, R., Carl Schmitt und die Juden, 2000; Schmitt, C., Antworten in Nürnberg, hg. v. Quaritsch, H., 2000; Seiberth, G., Anwalt des Reiches, 2001; Blasius, D., Carl Schmitt, 2001; Schmittiana, hg. v. Tommissen, P., Bd. 1ff. 1990ff.; Benoist, A. de, Carl Schmitt. Bibliographie seiner Schriften und Korrespondenzen, 2003; Müller, J., A Dangerous Mind, 2003; Thiele, U., Advokative Volkssouveränität, 2003; Meier, H., Die Lehre Carl Schmitts, 2. A. 2004; Schmitt, Carl – Die Militärzeit 1915-1919, hg. v. Hüsmert, E. u. a., 2005; Kortüm, H., Wissenschaft im Doppelpass? Carl Schmitt; Otto Brunner und die Konstruktion der Fehde, (in) HZ 282 (2006), 584; Mueller, J., Ein gefährlicher Geist, 2007, 2. A. 2011; Großraum-Denken, hg. v. Voigt, R., 2008; Mehring, R., Carl Schmitt, 2009; Blasius, D., Carl Schmitt und der 30. Januar 1933, 2009; Waldstein, T. v., Der Beutewert des Staates, 2010; Schmitt, C., So lange das Imperium da ist, hg. v. Hertweck, F., 2010; Freund-Feind-Denken, hg. v. Voigt, R., 2011; Jakob Taubes – Carl Schmitt. Briefwechsel mit Materialien, hg. v. Kopp-Oberstebrink, H. u. a., 2012; Carl Schmitt und die Öffentlichkeit, hg. v. Burkhardt, K., 2013; Mehring, R., Kriegstechniker des Begriffs, 2014; Carl Schmitt – Ernst Rudolf Huber Briefwechsel 1926-1981, hg. v. Grothe, E., 2014; Schmitt, C., Der Schatten Gottes – Introspektionen, Tagebücher und Briefe 1921 bis 1924, 2014; Neumann, V., Carl Schmitt als Jurist, 2015; Mehring, R., Carl Schmitt. Denker im Widerstreit, 2017; The Oxford Handbook of Carl Schmitt, hg. v. Meierhenrich, J. u. a., 2017 (einseitig und schwach); Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen, hg. v. Walter, M., 2018; Lennartz, J., Juristische Granatsplitter – Sprache und Argument bei Carl Schmitt in Weimar, 2018; Grimm, D., Recht oder Politik? Die Kelsen-Schmitt-Kontroverse zur Verfassungsgerichtsbarkeit und die heutige Lage, 2020; Mehring, R., Kafkanien – Carl Schmitt, Franz Kafka und der moderne Verfassungsstaat, 2022
Schmuggel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1710 [Braunschweig Verordnung gegen den Schmuggel mit halberstädtischem und Magdeburger Branntwein] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuniederländische mit dem erschließbaren Germanische sowie mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das unerlaubte Verbringen von Waren ohne Zollzahlung über eine (Zoll-)Grenze. S. Google
Lit.: Jarren, V., Schmuggel und Schmuggelbekämpfung in den preußischen Westprovinzen 1818-1854, 1992
schmuggeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1770 [BremWB. IV 872] in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuniederländische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eine Ware ohne Zollzahlung rechtswidrig über eine Zollgrenze bringen
Schöffe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Weißenburger Katechismus] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1170 [InvNichtstaatlArchWestf. Beibd. II 16] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in der Gegenwart der ehrenamtliche Richter. Der Schöffe erscheint zwischen 770 und 780 in dem fränkischen Reich (Italien 774), als König Karl (der Große) je sieben geschworene Schöffen (lat.-afrk. [M.Pl.] scabini) anstelle der älteren →Rachinburgen zu dem alleinigen Abgeben von Urteilsvorschlägen bestimmt. In der Folge setzt sich der Schöffe als Urteiler durch (meist 7, 12, 14 oder 24 Schöffen). In der frühen Neuzeit verschwinden als Folge der Aufnahme des an den Universitäten seit dem 12. Jahrhundert gelehrten römischen Rechtes und kirchlichen Rechtes in den meisten Gerichten allmählich die ungelehrten und damit grundsätzlich geistig oder argumentativ unterlegenen Schöffen, während der von dem Landesherrn abhängige, beamtete, gelehrte Berufsrichter, der nicht nur den Vorsitz führt (richtet), sondern auch die Entscheidung trifft (urteilt), seinen Einzug hält. In dem 19. Jahrhundert belebt der Liberalismus den Schöffen als ehrenamtlichen Richter neben dem gelehrten Berufsrichter wieder in dem →Schwurgericht bzw. →Schöffengericht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 86, 114, 116, 117, 118, 154; Köbler, WAS; Brunner, H., Forschungen zur Geschichte, 1894, 248; Mayer, E., Hansa, Schöffe, Pfahlbürger, Mulefe (Maulaffe), Jodute (Roland), ZRG GA 44 (1924), 291; Althoffer, B., Les scabins, 1938; Kern, E., Die Gerichtsbeisitzer, (in) FS W. Sauer, 1949, 71; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Hagemann, H., Zur Krise spätmittelalterlicher Schöffengerichtsbarkeit, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 89; Landau, P., Schwurgerichte und Schöffengerichte in Deutschland im 19. Jahrhundert, (in) The Trial Jury, hg. v. Schioppa, A., 1987, 241; Ebel, F., Die Magdeburger Schöppen und das Kirchenrecht, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 64; Bachrach, D., Continuity of Carolingian Judicial Institutions in Ottonian Lotharingia, ZRG GA 138 (2021), 1 (Schöffen auch in dem 10. Jahrhundert noch wichtig)
schöffenbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 15 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) schöffenfähig
Schöffenbarfreier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als schöffenbarfrei bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 17 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist nach dem →Sachsenspiegel (1221-1224) Eike von Repgows der zu der Schöffentätigkeit geeignete (und damit schöffenbare) Freie. Die Zahl der Quellenbelege ist gering. Die Abgrenzung von Ministerialen einerseits und Edelfreien oder Vollfreien andererseits ist nicht überzeugend zu bewältigen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Zallinger, O. v., Die Schöffenbarfreien des Sachsenspiegels, 1887; Heck, P., Der Sachsenspiegel und die Stände der Freien, 1905; Kroeschell, K., Rechtsaufzeichnungen und Rechtswirklichkeit, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 349
Schöffenbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1430 [BrandenbSchSt. I 8] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von Schöffen seit dem Spätmittelalter beispielsweise über Urteile geführte oder Schöffensprüche betreffende Buch. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Schulze, A., Das Schöffenbuch der Gemeinde Niederhalbendorf bei Schönberg O.-L., (in) Neues lausitzisches Magazin 101 (1925), 33; Das Schöffenbuch der Dorfgemeinde Krzemienica aus den Jahren 1451-1482, hg. v. Doubek, F. u. a., 1931; Schubart-Fikentscher, G., Das Eherecht im Brünner Schöffenbuch, 1935; Hinz, B., Die Schöppenbücher der Mark Brandenburg, 1964
Schöffengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1525 [AnnNassau 12 1873 78] in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das (seit Karl dem Großen zwischen 770 und 780) mit →Schöffen an Stelle von Rachinburgen besetzte Gericht, insbesondere das in dem 19. Jahrhundert auf Grund der Wiederbelebung des in der frühen Neuzeit mehr oder weniger erloschenen Laienrichtertums mit Schöffen neben Berufsrichtern besetzte Gericht an dem Amtsgericht für kleinere Straffälle mit Straferwartungen bis zu 4 Jahren Haft. In dem an dem 15. 6. 1920 für Österreich geschaffenen Schöffengericht urteilen Berufsrichter und Laienrichter als einheitliches Gericht über Schuld und Strafe. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 203, 234; Sickel, W., Die Entstehung des Schöffengerichts, ZRG GA 6 (1885), 1; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Hadding, G., Schwurgerichte in Deutschland, 1974; Hagemann, H., Zur Krise spätmittelalterlicher Schöffengerichtsbarkeit, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 89; Landau, P., Schwurgerichte und Schöffengerichte in Deutschland im 19. Jahrhundert, (in) The Trial Jury, hg. v. Schioppa, A., 1987, 241; Lieber, N., Schöffengericht und Trial by Jury, 2010
Schöffenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1354 [ HstBeitrPreuß. II 412] in 11 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Magdeburger Schöffenrecht
Schöffenspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [Neumann, MagdebW. 222] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das von Schöffen durch Spruch gefällte Urteil. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 105; Tomaschek, J., Der Oberhof Iglau in Mähren, 1868; Kisch, H., Schöffenspruchsammlungen, ZRG GA 39 (1918), 346; Leipziger Schöffenspruchsammlung, hg. v. Kisch, G., 1919; Granzin, M., Schöffenspruchsammlung in einer Torgauer Handschrift, ZRG GA 54 (1934), 244; Magdeburger Schöffensprüche für die Hansestadt Posen, hg. v. Goerlitz, T., 1944; Gudian, G., Die Begründung in Schöffensprüchen des 14. und 15. Jahrhunderts, 1960; Ebel, F., Unseren fruntlichen grus zuvor, hg. v. Fijal, A. u. a., 2004
Schöffenstuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 [SspLR. III 26 § 2 Hs. 1369] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., mnd. Schöppenstuhl) ist die Bezeichnung für das Schöffengericht in dem Heiligen römischen Reich, das teilweise als Oberhof tätig wird (beispielsweise Halle, Leipzig, Jena). Der Schöffenstuhl zu Halle endet 1863 wegen Unterschreitens der Mindestmitgliederzahl von drei Schöffen, der zu Jena 1882. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Stölzel, A., Die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung, Bd. 1 1901; Vollert, M., Der Schöppenstuhl zu Jena, (in) Z. d. Ver. thür. Gesch. N.F. 28 (1929), 189; Boehm, E., Der Schöppenstuhl zu Leipzig, (in) Z. f. d. ges. StrafRWiss. 59 (1940), 371ff.; Buchda, G., Schöffenstuhlsiegel, ZRG GA 61 (1941), 257; Buchda, G., Zur Geschichte des hallischen Schöppenstuhls, ZRG GA 67 (1950), 416; Kriebisch, A., Die Spruchkörper Juristenfakultät und Schöppenstuhl zu Jena, Diss. jur. Jena 2007
schola, scola, lat., F., Untersuchung, Abhandlung, Vorlesung, Schule, Lucil. (um 180-102 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. σκολή (skolḗ), F., Lehranstalt, Ort der Muße, vgl. idg. *seg̑ʰ, *seg̑ʰi-, *seg̑ʰu-, V., Sb., halten, überwältigen, Sieg
Schola (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesamtheit der Anhänger eines Lehrers
Lit.: Mayer, E., Schola-skola, ZRG GA 32 (1911), 316; Mayer, E., schola-skola, ZRG GA 33 (1912), 482
Scholastik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem Frühmittelalter in kirchlichen Schulen (lat. scholae, beispielsweise Laon, Paris) entwickelte Art, die bisher nur weitergegebenen christlichen Glaubensinhalte mit einer besonderen Methode neu zu durchdenken (Denkform). Die scholastische (dialektische) Methode der Wissensbehandlung ist gekennzeichnet durch klares Herausarbeiten der Frage, scharfe Abgrenzung und Unterscheidung von Begriffen, logisch geformte Beweise und Erörterungen der Gründe und Gegengründe (beispielsweise Anselm von Canterbury, Robert Grosseteste, Gratian, Anselm von Laon, Hugo von Sankt Viktor, Wilhelm von Conches, Thierry von Chartres, Peter Abaelard 1079-1142, Gilbertus Porretanus, Petrus Lombardus, Johannes von Salisbury, Vacarius, Peter von Blois). Den Höhepunkt der Scholastik bilden die Arbeiten des italienischen Dominikaners Thomas von Aquin (1225-1274). Überwunden wird die Scholastik vor allem durch →Nikolaus von Kues (1401-1464). Die Scholastik wirkt sich auch auf die mittelalterliche Rechtswissenschaft aus. S. Google
Lit.: Söllner §§ 3, 25; Köbler, DRG 99; Kantorowicz, H., Albertus Gandinus, Bd. 1f. 1907ff.; Thieme, H., Natürliches Privatrecht und Spätscholastik, ZRG GA 70 (1953), 230; Grabmann, M., Die Geschichte der scholastischen Methode, Bd. 1f. 1909ff., Neudruck 1957; Nufer, G., Über die Restitutionslehre der spanischen Spätscholastiker, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1969; Otte, G., Dialektik und Jurisprudenz, 1971; Weigand, R., Die Rechtslehre der Scholastik, (in) Ius canonicum 16 (1976), 61; Schönberger, G., Was ist Scholastik?, 1991; Southern, R., Scholastic Humanism and the Unification of Europe, 1995ff.; Leinsle, U., Einführung in die scholastische Theologie, 1995; Die Ordnung der Praxis, hg. v. Grunert, F./Seelmann, K. 2001; Brasington, B., Ways of mercy - the Prologue of Ivo of Chartres, 2004; Repgen, T., Recht und Religion – Spätscholastik und Privatrecht, ZRG GA 132 (2015), 23; Schlag, M., Moraltheologische Vor- und Rahmenbedingungen der spätscholastischen Wirtschaftsethik, ZRG GA 132 (2015), 82; König, K., Begnadete Freiheit – Anselm von Canterburys Freiheitstheorie, 2016; Decock, W./Birr, C., Recht und Moral in der Scholastik der frühen Neuzeit (1500-1750), 2016; Rexroth, F., Fröhliche Scholastik, 2018
scholastisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1700 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1554 [Sarcerius, E., Von Mitteln und Wegen die rechte und ware Eeligion zu beförderen, Mansfeld 1554, 336v] 2 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Scholastik betreffend
Scholia (N.Pl.) Sinaitica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische sowie Hebräische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. sinaitische Erklärungen, Sg. Scholion Sinaiticum) ist der Name des in dem Sinaikloster überlieferten, von der antiquarisch-klassizistischen Richtung der oströmischen spätantiken Jurisprudenz vermutlich in Beryt geschaffenen Kommentars zu Ulpian, libri ad Sabinum (Bücher zu Sabinus) mit Hinweisen auf Parallelstellen in anderen Texten. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 53; Krüger, H., Geschichte der Quellen und Literatur, 2. A. 1912, 362
Scholle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1501 [Oldenburg/Schiller-Lübben IV 148] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Erdklumpen
Schollenbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bindung eines Menschen an ein von ihm zu bewirtschaftendes Grundstück (beispielsweise römischer colonus, frühneuzeitlicher Leibeigener), die spätestens an der Wende von dem 18. zu dem 19. Jahrhundert verschwindet. S. Google
schön (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in Edel –und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) klar, hell, anziehend
Schönau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)
Lit.: Schönau im Mittelalter, 2020
Schonen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Schonenfahrer - nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen Zusammensetzungen – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Landschaft in dem Süden Schwedens, aber bis 1658 zu Dänemark gehörig, überliefert in zahlreichen Handschriften ein zwischen 1202 und 1216 abgefasstes, in seiner ältesten Handschrift in 241 Kapitel geteiltes →Rechtsbuch (Schonisches Landrecht, Skanske Lov, Skanelagen) eines unbekannten Verfassers in altdänischer Sprache. Eine lateinische Summe hierzu in 150 Kapiteln (str.) ist der (lat.) Liber (M.) legis Scaniae (Rechtsbuch Schonens) des Lunder Erzbischofs Andreas Sunesson von 1202 bis 1216. Neben dem Schonischen Landrecht steht ein schonisches Kirchenrecht (von 1171?). Ein schonisches Stadtrecht (biaerkeraett) in 54 Kapiteln stammt vielleicht aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Andersson, I., Skanes Historia, 1947ff.; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 88, 94; Anders Sunesen, hg. v. Ebbesen, S., 1985, 243; Hafström, G., De svenska rättskällornas historia, 1978
Schönfelder, Heinrich (1902-1942), 1934 Amtsgerichtsrat, ist der Begründer der wichtigsten privaten Gesetzessammlung des Privatrechts und Strafrechts in Deutschland in dem 20. Jahrhundert (1932) und Begründer der Lernbuchreihe Prüfe dein Wissen (1929ff.), dessen Namen der Verleger (Hans Dieter Beck) 2021 nach langem öffentlichem Druck des sich weiter ausdehnenden gesellschaftlichen Umfelds wegen der nationalsozialisitschen Vergangenheit Schönfelders in neu aufgelegten Buchtiteln durch die Namen unbelasteter Herausgeber ersetzt. S. Google
Lit.: Wrobel, H., Heinrich Schönfelder. Sammler Deutscher Gesetze 1902-1944, 1997
Schorndorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google)
Lit.: Palm, G., Geschichte der Amtsstadt Schorndorf, 1959
Schoß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1215/1216 [Thomasin V. 14694] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von Unterbauch und Oberschenkel gebildete Teil des menschlichen Körpers, der rechtssymbolisch verwendet werden kann (beispielsweise in oder auf den Schoß setzen, werfen oder fallen, s. Google).
Lit.: Hübner 765; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994
Schoss, Schoß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1170 [Kölner Schreinsurkunden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1227 [BrschwStR. § 50] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., F., N.) ist eine mittelalterliche Abgabe oder Steuer. S. Google
Lit.: Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963, 60
Schotte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1330 [Fock, RügPommG. III 250] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) Mensch aus Schottland
Schottland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der nördliche Teil der britischen Hauptinsel mit einigen vorgelagerten Inseln. Schottland ist in dem Frühmittelalter (um 850) ein eigenes Königreich, dessen Vorort an dem Ende des 11. Jahrhunderts Edinburgh wird und das 1174 die Lehnshoheit des Königs von →England anerkennen muss. 1328 wird die Unabhängigkeit zurückgewonnen. Seit 1426 gibt es einen Court of Session, ein ständiges Gericht mit enger Verflechtung zunächst zu dem Parlament, dann zu dem königlichen Rat, das die Aufnahme des römischen Rechtes fördert. 1532 wird (vielleicht auf Grund des Erfolgs) ein College of Justice errichtet, mit dem die Teilnahme an der Session auf bestimmte Räte beschränkt wird. 1603 wird der aus dem Hause →Stuart stammende König auch König von →England. Beide Königreiche werden in →Personalunion, seit 1707 in →Realunion miteinander verbunden. Nach einer Volksabstimmung (1997) erhält Schottland zu dem 1. 1. 2000 wieder ein eigenes Parlament in Edinburgh mit Zuständigkeiten für Gesundheit, Wohnungsbau, Justiz, Verkehr, Landwirtschaft und Bildung. (Zentral bleibt die Verantwortung für Außenpolitik, Verteidigung, soziale Sicherheit und makroökonomische Fragen.) Das schottische Recht ist stärker römischrechtlich beeinflusst. S. Google
Lit.: Stair, J., The institutions of the law of Scotland, 1693; Stein, P., The Influence of Roman Law on the Law of Scotland, (in) SDHI 23 (1957), 149; Willock, J., The origins and development of the jury in Scotland, 1966; The acts and constitutions of the realm of Scotland, hg. v. Luig, K., 1971; Regiam maiestatem. Scotiae veteres leges et constitutiones, hg. v. Luig, K., 1971; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,62,989, 2,2,501,1431; Luig, K., Sammelbericht Schottische rechtshistorische Literatur der Jahre 1958-1975, ZRG GA 93 (1976), 546; Kellas, J., The Scottish political system, 3. A. 1983; Sager, P., Schottland, 5. A. 1985; Walker, D., The Scottish Jurists, 1985; Gouldesbrough, P., Formulary of Old Scots Legal Documents, 1985; Sellar, W., Legal History in Scotland, (in) ZNR 1987; Walker, D., A Legal History of Scotland, 1988ff. Bd. 1ff.; Marshall, E., General principles of Scots law, 6. A. 1995; Whyte, I., Scotland before the Industrial Revolution, 1995; The Civilian Tradition and Scots Law, hg. v. Carey Millar, D. u. a., 1997; Ditchburn, D., Scotland and Europe, 2001; Ford, J., Law and Opinion in Scotland, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 969; Rössner, P., Scottish Trade in the Wake of Union, 2008; Maurer, M., Kleine Geschichte Schottlands, 2008; Godfrey, A., Civil Justice in Renaissance Scotland. The Origins of a Central Court, 2009; Fraser, J., From Caledonia to Pictland, 2010; Finlay, J., The community of the College of Justice, 2012; Finlay, J., Legal Practice in eighteenth-century Scotland, 2015; Rogge, J., Für die Freiheit, 2021
Schra (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235? [Stieda-Mettig 238] in 17 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Haut (als Beschreibstoff für eine Rechtsquelle)
Lit.: Schlüter, W., Die Nowgoroder Schra, 1911; Dusil, S., Die Soester Stadtrechtsfamilie, 2007
Schranne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1144 [Dobenecker, Reg. I 217] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der weiteren Herkunft ungeklärt, F.) Bank, Verkaufsstand
schreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1267 [FRBern. II 695] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufzeichnen
Schreiber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MainzRLF. Corpus 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Hersteller der geschriebenen Fassung eines Textes. In dem Altertum sind Schreiber vielfach gelehrte Sklaven. In dem Frühmittelalter ist der Schreiber zumindest seit dem 8. Jahrhundert grundsätzlich Geistlicher. In dem Hochmittelalter stellen insbesondere die Städte eigene Schreiber ein (in Freiburg im Breisgau beispielsweise seit 1293 namentlich bekannt). Mit der allgemeinen Ausbreitung der Schreibkenntnisse seit der frühen Neuzeit wird der besondere Schreiber an vielen Stellen überflüssig. Für das Recht sind insbesondere die Urkundenschreiber, dann die Stadtschreiber und seit dem Spätmittelalter die Gerichtsschreiber bedeutsam. S. Google
Lit.: Heuberger, R., Fränkisches Pfalzgrafenzeugnis und Gerichtsschreibertum, (in) MIÖG 41 (1926), 46; Liermann, H., Richter, Schreiber, Advokaten, 1957; Burger, G., Die südwestdeutschen Stadtschreiber, 1960; Breiter, E., Die Schaffhauser Stadtschreiber, 1962; Elsener, F., Notare und Stadtschreiber, 1962; Brod, W., Fränkische Schreibmeister und Schreibkünstler, 1968; Thiele, F., Die Freiburger Stadtschreiber im Mittelalter, 1973; Mazal, O., Lehrbuch der Handschriftenkunde, 1986; Hoheisel, P., Die Göttinger Stadtschreiber, 1998
Schrein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1237 [ActaTir. II 325] in 35 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das lateinische scrinium, N., Kapsel, Behälter, 81/79-52/50 v. Chr. des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Behälter
Lit.: Lemberg, M., Item sant Elizabeth im Kasten, 2013
Schreinsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in einem Heiligenschrein aufbewahrtes Buch für Grundstücksgegebenheiten (535 Schreinsbücher, s. https://uniarchiv.uni-koeln.de/sites/uak/PDF/findbücher/770_Schreinsbuecher.de) →Schreinskarte
Schreinskarte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter die in dem Heiligenschrein verwaltete Urkunde über ein Grundstücksgeschäft. Sie erscheint seit etwa 1130 in Köln (Laurenz I), wo sich 1473 insgesamt 23 Schreine befinden. Sie soll im Streitfall den Beweis erleichtern. In dem Laufe der Zeit (1220-1240) werden die Schreinskarten in Schreinsbücher überführt. Seit dem 15. Jahrhundert bildet die Eintragung eine Voraussetzung für die Wirksamkeit des zugehörigen Rechtsgeschäfts. 1798 endet die Überlieferung. Erhalten sind für Köln 68 Schreinskarten und 535 Schreinsbücher. →Grundbuch
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 125; Kölner Schreinsurkunden des 12. Jahrhunderts, hg. v. Hoeniger, R., Bd. 1f. 1884ff.; Beyerle, K., Die Anfänge des Kölner Schreinswesens, ZRG GA 51 (1931), 318; Planitz, H., Konstitutivakt und Eintragung, (in) FS A. Schultze, 1934, 175; Conrad, H., Liegenschaftsübereignung und Grundbucheintragung in Köln, 1935; Schönrath, P., Das Deutzer Schreinsbuch, 1936; Die Kölner Schreinsbücher, hg. v. Planitz, H. u. a., 1937; Groten, M., Die Anfänge des Kölner Schreinswesens, (in) Jb. d. Kölner Gesch. Ver. 56 (1985), 1; Regesten der Urkunden des Amtleutearchivs St. Columba in Köln, bearb. v. Diederich, T., 2009
Schrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – nach dem Altenglischen - ab 1237 [Böhmer-Ficker 269] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort Schriftform 1886) ist die Gesamtheit sichtbarer Linien (und Punkte oder sonstige Zeichen) zu der dauerhaften Wiedergabe menschlicher Sprache. Ihre nach älteren, wohl ab 30000 v. Chr. entstandenen Vorläufern entstandenen ersten bildlichen Vorstufen entwickeln sich um 6000 v. Chr. (Knochenritzungen und Stempelsiegel der mesopotamischen Hassunakultur des späten 7. Jahrtausend v. Chr., Vinca-Kultur um das spätere Serbien, um 4000 v. Chr. ersatzlos untergegangen, dann Keilschrift der Sumerer um 3000 v. Chr. bzw. in dem späten 4. Jahrtausend v. Chr. als anfängliche Bilderschrift, später Silbenschrift und Konsonantenschrift bis 400 v. Chr., Hieroglyphen in Ägypten von 3200 v. Chr. bis 300 n. Chr. aus Lautzeichen, Deutzeichen und Bildzeichen mit anfangs 700 später 7000 Zeichen). Der Übergang von dem gesprochenen Wort zu dem geschriebenen Wort (wohl der um 1000 v. Chr. bezeugten, linksläufigen noch vokallosen Konsonantenschrift der Phönizier an dem Ostrand des Mittelmeers mit den 22 Zeichen Aleph, Beth, Gimel, Daleth, He, Waw, Zajin, Chet, Tet, Jod, Kaph, Lamed, Mem, Nun, Samech, Ajin, Pe, Zade, Qoph, Resch, Schin, Taw für 22 unterschiedene Laute, erste echte Alphabetschrift) erfolgt bei Puniern, Aramäern, Griechen und Römern schon früh, während die Germanen über eigene Anfänge (Runen) kaum je hinausgelangen. Bereits die Zwölftafelgesetze Roms (451/450 v. Chr.) sind schriftlich (in Großbuchstaben und ohne Worttrennung) veröffentlicht. In der römischen Kultur ist die Schrift (vielfach auf Wachstafeln oder Papyrus) selbverständlich. Dieser Stand wird nach frühmittelalterlichen, neben den Großbuchstaben auch Kleinbuchstaben (karolingische Minuskel um 800) verwendenden und Sätze und Wörter voneinander trennenden Anfängen, in denen schon früh Recht (lateinisch) (auf Pergament) verschriftlicht wird (→Volksrechte) und seit dem 10. Jahrhundert beispielsweise in Venedig die Verwendung von Schrift erkennbar zunimmt, vielleicht in dem 13. Jahrhundert (mit [Neu-]Entwicklung einer Kursivschrift in Gestalt der Geschäftsschrift der gotischen Kursive) wieder erreicht, wobei seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert allmählich (das wohl schon vor Christi Geburt in China erfundene) Papier zu dem vorherrschenden Schriftträger wird. Seitdem wird Schriftlosigkeit allmählich zu einem abwertenden Merkmal. Um 1500 können etwa 2-6% der Bevölkerung lesen und schreiben (Phänomen der Zweischriftigkeit nach Entwicklung der Humanistenschrift Antiqua seit dem 14./15. Jahrhundert). Seit dem 15. Jahrhundert erfolgt die Vervielfältigung von Schrift durch den Druck, seit dem 19. Jahrhundert das durch Schulpflicht verallgemeinerte Schreiben mit Hilfe von Maschinen und seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (1980ff.) mit Hilfe der komprimierenden, fazilisierenden und globalisierenden Elektronik. Verschiedentlich bedarf ein rechtliches Verhalten zu seiner Wirksamkeit der Schrift. Innerhalb eines durchschnittlichen Textes des Deutschen hat der Buchstabe a eine Häufigkeit von 6,51 Prozent, b 1,68 Prozent, c 3,06 Prozent, d 5,09 Prozent, e 17,39 Prozent, f 1,66 Prozent, g 3,01 Prozent, h 4,76 Prozent, i 7,55 Prozent, j 0,27 Prozent, k 1,21 Prozent, l 3,44 Prozent, m 2,53 Prozent, n 9,78 Prozent, o 2,51 Prozent, p 0,79 Prozent, q 0,02 Prozent, r 7 Prozent, s 7,27 Prozent, t 6,15 Prozent, u 4,35 Prozent, v 0,67 Prozent, w 1,89 Prozent, x 0,03 Prozent, y 0,04 Prozent und z 1,13 Prozent. S. Google
Lit.: Kaser §§ 7 IV, 87 II; Köbler, DRG 3, 9, 14, 79, 98, 108; Santifaller, L., Beiträge zur Geschichte der Beschreibstoffe im Mittelalter, 1953; Hajnal, I., L’enseignement de l’écriture, 1954; Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977; Bischoff, B., Paläographie, 2. A. 1986; Trost, V., Skriptorium, 1991; Haarmann, H., Universalgeschichte der Schrift, 2. A. 1991; Schrift und Schriftlichkeit, hg. v. Günther, H. u. a., 1994; Wenzel, H., Sehen und Hören, 1995; Nissen, H., Geschichte Altvorderasiens, 1999; Fees, I., Eine Stadt lernt schreiben, 2002; Haarmann, H., Geschichte der Schrift, 2002; Hoffmann, H., Schreibschulen des 10. und 11. Jahrhunderts im Südwesten, 2004; Ludwig, O., Geschichte des Schreibens, Bd. 1 2005; Stein, P., Schriftkultur, 2006, 2. A. 2010; Beck, F. u. a., Die lateinische Schrift, 2007; Schrifträume, hg. v. Kiening, C. u. a., 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Bollwage, M., Buchstabengeschichte(n), 2010, 2. A. 2015; Robinson, A., Bilder, Zeichen, Alphabete - Die Geschichte der Schrift, 2013; Zauzich, K., Hieroglyphen mit Geheimnis – Neue Erkenntnisse zur Entstehung unseres Alphabets, 2015; Kuckenburg, M., Eine Welt aus Zeichen – Die Geschichte der Schrift, 2015; Schreiben Digital, hg. v. Dürscheid, C. u. a., 2016
Schriftform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1886) ist die durch →Schrift zu wahrende →Form menschlichen Verhaltens oder Äußerns.
schriftlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1274 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [Winterthur/FschrSpindler 187] in 34 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Schrift betreffend, geschrieben
Schriftlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in →Schrift Gehaltensein eines Verhaltens eines Menschen. Die Schriftlichkeit (Literalität) löst in dem Verlauf der Geschichte in vielen Bereichen die ältere und auch in der Gegenwart zumindest in den Alltagsbegegnungen von Menschen noch vorherrschende Mündlichkeit (Oralität) teilweise ab (beispielsweise Zwölftafelgesetz 451/450 v. Chr., Volksrechte 475ff., Urkunden über einzelne Rechtsgeschäfte). Vielleicht ist der 1215 auf dem vierten Laterankonzil festgelegte Protokollierungszwang ein wichtiger Schritt in der weiteren Entwicklung. Die Schriftlichkeit als Verfahrensgrundsatz setzt sich in dem gelehrten Zivilprozess des Spätmittelalters durch (lat. →quod non est in actis non est in mundo, was nicht in den Akten ist, ist nicht auf der Welt). Der Liberalismus des 19. Jahrhunderts drängt die Schriftlichkeit in dem Verfahren zumindest der Idee nach nach wieder etwas zurück. Tatsächlich steigt aus Beweisgründen auch in dem ausgehenden 20. Jahrhundert die Bedeutung der Schriftlichkeit aber noch. Für die Gesetzgebung bzw. die Gesetze ist seit dem 19. Jahrhundert die Veröffentlichung in einem Gesetzblatt und damit die Verschriftlichung allgemein grundlegende Entstehungsbedingung bzw. Geltungsvoraussetzung, wobei zu Beginn des 21. Jahrhunderts die Digitalität die einfache Schriftlichkeit ersetzt (2022 für da Gesetzblatt der Bundesrepublik Deutschland).
Lit.: Köbler, DRG 79; Nörr, K., Reihenfolgeprinzip, Terminsequenz und „Schriftlichkeit“, (in) ZZP 85 (1972), 160; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Prosser, M., Spätmittelalterliche ländliche Rechtsaufzeichnungen am Oberrhein, 1991; Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter, hg. v. Keller, H. u. a., 1992; Schriftlichkeit im frühen Mittelalter, hg. v. Schaefer, U., 1993; Schrift und Schriftlichkeit, hg. v. Günther, H. u. a., 1994; Schriftlichkeit und Lebenspraxis, hg. v. Keller, H. u. a., 1999; Als die Welt in die Akten kam, hg. v. Lepsius, S. u. a., 2007; Teuscher, S., Erzähltes Recht, 2007; Meder, S., Schriftlichkeit, Papier und Recht, ZRG GA 132 (2015), 219
Schriftsasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Schriftsass bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1532 [Sachsen/Sehling, EvKO. I 1 S. 184] in 15 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), Schriftsass, ist der in dem Gerichtsstand erster Instanz dem Hofgericht oder einer anderen Zentralbehörde zugeordnete →Landsasse.
schriftsässig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1657 [Kretschmann, LeipzOHofg. 150] in 13 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) dem Landesherrn unmittelbar unterstellt
Schriftsässigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1657 in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bevorrechtigte unmittelbare Unterstellung eines Menschen (oder einer Sache) unter die obere landesherrliche Behörde von dem Spätmittelalter (etwa 1440) bis zu dem 19. Jahrhundert (1848-1871).
Lit.: Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1954; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971
Schrobenhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Hamann, S., Schrobenhausen, 1977
Schröder, Richard (Treptow an der Tollense 19. 6. 1838-Heidelberg 3. 1. 1917), Vater Justizrat, später Rechtsanwalt (Studium in Göttingen und Berlin, Selbsttötung), wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Richthofen, Homeyer, Beseler, Gierke) und kurz in Göttingen 1866 außerordentlicher Professor in Bonn und 1872 ordentlicher Professor in Würzburg, 1882 in Straßburg, 1885 in Göttingen und 1888 in Heidelberg. Er verfasst eine Geschichte des ehelichen Güterrechts (1869ff.) und ein sehr erfolgreiches Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte (1884ff.).
Lit.: Stutz, U., Richard Schröder, ZRG GA 38 (1917), VII; Webler, M., Leben und Werk des Heidelberger Rechtslehrers Richard Carl Heinrich Schroeder, 2005
Schulchan ‘Arukh →Karo
Schuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist einerseits die Bewertung eines Verhaltens als vorwerfbar (Verschulden), andererseits ein Verpflichtetsein zu einem Verhalten (Leistensollen). Die Vorwerfbarkeit wird grundsätzlich dort unbeachtet gelassen, wo das Eintreten eines Erfolgs bereits eine Folge nach sich zieht. Von daher könnte von einem erst allmählichen Entstehen des Verschuldens auszugehen sein. Verpflichtungen zu der Leistung kennt schon das altrömische Recht. Innerhalb des Verschuldens wird in dem Laufe der Zeit zwischen Vorsatz und Fahrlässigkeit und weiteren Unterteilungen (unbedingter →Vorsatz, bedingter Vorsatz, grobe →Fahrlässigkeit, leichte Fahrlässigkeit) unterschieden. Bei den Verpflichtungen nimmt insbesondere ihre Zahl in das Unübersehbare zu. Streitig bzw. unklar ist das Verhältnis von Schuld als Leistensollen und →Haftung als Einstehenmüssen, insbesondere, ob in älteren Zeiten jede Schuld eine Haftung nach sich zieht oder ob neben jeder Schuld zusätzlich Haftung durch besonderes Geschäft begründet werden muss. S. Google
Lit.: Kaser § 32 II 5; Hübner 493; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 15, 26, 35, 42, 49, 62, 63, 91, 116, 126, 163, 166, 204, 213, 240, 263, 269; Löffler, A., Die Schuldformen des Strafrechts, 1895; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treuegelöbnis, 1896; Engelmann, W., Die Schuldlehre der Postglossatoren, 1895, Neudruck 1965; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910, Neudruck 1969; Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner nach Magdeburger Recht, ZRG GA 56 (1966), 150; Engelmann, W., Irrtum und Schuld, 1922, Neudruck 1975; Kuttner, S., Kanonistische Schuldlehre, 1935; Hasler, J., Geschichte der Verschuldungsfreiheit in der Schweiz, 1941; Rotthaus, K., Redde und Schult, Diss. jur. Frankfurt am Main 1959; Benöhr, H., Die Entscheidung des BGB für das Verschuldensprinzip, (in) TRG 46 (1978), 1; Diestelkamp, B., Die Lehre von Schuld und Haftung, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 6 1982, 21; Zimmermann, R., The law of obligations, 1992; Luthe, R., Die zweifelhafte Schuldfähigkeit, 1998; Hattenhauer, C., Schuldenregulierung nach dem westfälischen Frieden, 1998; Stübinger, S., Schuld, Strafrecht und Geschichte, 2000; Schmidt-Recla, A., Theorien zur Schuldfähigkeit, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Graeber, D., Schulden – die ersten 5000 Jahre, 2012, 6. A.? 2012; Prekäre Ökonomien. Schulden im Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Signori, G., 2014; Signori, G., Schuldenwirtschaft – Konsumenten- und Hypothekarkredite im spätmittelalterlichen Basel, 2015
Schuldanerkenntnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Zeitangabe [ZRG2 Germ. 26 1905 231] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1888) ist der einseitig verpflichtende Vertrag, in dem der eine Teil (möglicherweise auch unabhängig von der Wahrheit) anerkennt, dem anderen eine Leistung als abstrakte Verbindlichkeit zu schulden. In dem prozessualen Sinn kennt bereits das Mittelalter der Sache nach ein Schuldanerkenntnis.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
schulden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem Althochdeutschen [AhdGl. I 275 o. J. condemnantes sculdante za gelte arteillante] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schuldig sein (V.), leisten sollen
schuldfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zu einer Schuld fähig, fähig schuldhaft zu handeln
Schuldfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Fähigkeit des Menschen, schuldhaft zu handeln.
Lit.: Schmidt-Recla, A., Theorien zur Schuldfähigkeit, 2000
schuldhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 2. Viertel 13. Jahrhundert [Reinmar von Zweter Nr. 138 V. 5] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mit Schuld behaftet
Schuldhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahreszahl [Jellinek 633] 1 Archivzettel –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Haft wegen nicht erfüllter Schuld. Die Schuldhaft entsteht aus der Schuldknechtschaft. In dem Mittelalter kann bei fruchtloser Vermögensvollstreckung der Verurteilte in private Schuldhaft oder später in öffentliche Schuldhaft genommen werden. Durch Gesetz von dem 29. 5. 1868 (4. 5. 1868 in Österreich, 1869 Zürich, 1874 Schweiz) wird nach dem Vorbild Englands und Frankreichs (1867) die Schuldhaft beseitigt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 116; Rintelen, M., Schuldhaft und Einlager im Vollstreckungsverfahren, 1908; Baumgart, R., Die Entwicklung der Schuldhaft im italienischen Recht des Mittelalters, 1914; Planitz, H., Der Schuldbann in Italien, ZRG GA 52 (1932), 134; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004
schuldig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Schuld tragend, verpflichtet
Schuldklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1552 [ZGO. 12 1861 119] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist als Klage wegen einer Schuld eine Klageart seit dem Hochmittelalter.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973
Schuldknecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1569 [Colloquium zu Altenburgk in Meißen] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Knecht als Schuldner, Knecht wegen Schuld
Schuldknechtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahreszahl [ZRG2 Germ. 47 1927 573] 2 Archivzetterl – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Überführung des nichtleistenden Schuldners in die Knechtschaft. Der Zugriff auf die Person des Schuldners steht in dem Mittelpunkt des klassischen römischen Zivilprozesses. Die Schuldknechtschaft ist auch dem germanischen und mittelalterlichen Recht bekannt. Danach wird sie von der →Schuldhaft abgelöst. In dem (zweiten) Deutschen Reich wird die Personalexekution (Vollstreckung in einen Menschen) durch Gesetz von dem 16. April 1871 beseitigt und durch die allein noch zulässige Realexekution (Vollstreckung in das Vermögen einer Person) ersetzt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 32 II 4c, 81 III 1, 85 II 2a; Söllner § 8; Hübner; Köbler, DRG 33, 202; Gierke, O., Schuld und Haftung, 1910, Neudruck 1969; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004
Schuldner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1274/1282 [Königebuch 132] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1258 belegt) ist in dem Schuldverhältnis der zu der Leistung Verpflichtete und daneben auch der Schuldige. Er muss anfangs auch mit seiner Person (Schuldhaft), später nur noch mit seinem Vermögen einstehen. Mehrere Schuldner können Gesamthandsschuldner sein, Gesamtschuldner oder Teilschuldner. S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Schuldnerverzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Verzug
Schuldrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [Seibertz, UB. II 186 Abgabe] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1550 belegt) ist allgemein das Recht der Schuldverhältnisse. In dem römischen Recht wird die (lat. [F.]) obligatio bei Gaius (um 160 n. Chr.) als (lat. [F.]) res angesehen und deswegen dort behandelt. Allerdings wird streng zwischen (lat. [F.]) actio in rem (Klaganspruch gegen eine Sache) und actio in personam (Klaganspruch gegen eine Person auf ein bestimmtes Verhalten) geschieden. Das Schuldrecht wird als eigenes Rechtsgebiet erst in der Neuzeit erkannt und ist deswegen noch in dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch Österreichs (1811) als persönliches Sachenrecht Teil des Sachenrechts. Inhaltlich wird es stark von dem römischen Recht geprägt. Seit dem 18. Jahrhundert werden allgemeine Grundelemente als allgemeines Schuldrecht ausgesondert. Rechtstatsächlich nimmt wegen der Arbeitsdifferenzierung und dem dadurch ausgelösten Wandel von der Hauswirtschaft zu der Marktwirtschaft das Schuldrecht an Bedeutung stetig zu, weshalb das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) das Schuldrecht vor dem Sachenrecht einordnet. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 164, 213, 217; Meyer, E., Über das Schuldrecht der deutschen Schweiz, 1913; Leonhard, F., Allgemeines Schuldrecht des BGB, 1929, Neudruck 2013; Leonhard, F., Besonderes Schuldrecht des BGB, 1931, Neudruck 2013; Charmatz, H., Zur Geschichte und Konstruktion der Vertragstypen im Schuldrecht, 1937; Stumpf. K., Das Schuldrecht in den Fürstentümern Ansbach-Bayreuth im 17. und 18. Jahrhundert. Diss. jur. München 1957; Wenn, H., Das Schuldrecht Samuel Pufendorfs, 1958; Schubert, W., Windscheids Briefe an Planck, ZRG RA (1978), 283; Walliser, P., Zur Entscheidung des Schuldrechts, (in) Berner Festgabe zum Schweizerischen Juristentag 1979, 1979; Lieb, M., Grundfragen einer Schuldrechtsreform, (in) AcP 183 (1983), 327; Medicus, D., Zum Stand der Überarbeitung des Schuldrechts, (in) AcP 188 (1988), 168; Ebel, W., Grundlegung zu einer Darstellung eines deutschen Schuldrechts des Mittelalters, ZRG GA 105 (1988); Zimmermann, R., The law of obligations, 1992; Gaibler, B., Das Schuldrecht des Oberpfälzer Landrechts, 1995; Benke/Meissel, Übungsbuch zum römischen Schuldrecht, 3. A. 1996, 6. A. 2003, 8. A. 2014; Ranieri, F., Europäisches Obligationenrecht, 3. A. 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Zehn Jahre Schuldrechtsmodernisierung, hg. v. Artz, M. u. a., 2013
Schuldschein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1544 [Perneder, Inst. Register Bl. e r] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schein bzw. Urkunde über Schuld
Lit.: Wackernagel, J., Städtische Schuldscheine als Zahlungsmittel, (in) Beiheft 2 der VSWG 1924, 1
Schuldturm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1490 [RepKunstw. 40 1917 181] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der öffentliche Ort (in der Stadt), in dem der Schuldner zwecks Vollstreckung für den Gläubiger in Haft genommen wird. In Sachsen wird die Überantwortung des zahlungsunfähigen Schuldners in die Hand des Gläubigers in den kursächsischen Konstitutionen (1572) durch die öffentliche Haft in dem Schuldturm ersetzt. Die Personalexekution endet in dem (zweiten) Deutschen Reich durch Gesetz von dem 16. 4. 1871. S. Google
Lit.: Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004
Schuldübernahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1691) ist die vertragsweise Übernahme einer bestehenden Schuld durch einen neuen Schuldner (zusätzlich neben oder anstatt des bisherigen Schuldners, so dass der bisherige Schuldner ganz ausscheiden oder neben einem neuen Schuldner weiter auch Schuldner bleiben kann). In dem römischen Recht ist die Schuldübernahme nur als Novation oder durch Prozessvertretung möglich. Seit dem Spätmittelalter, vermehrt seit dem 18. Jahrhundert wird die Schuldübernahme zulässig. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wird Schuldübernahme zu einem Fachausdruck. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) fordert bei der den bisherigen Schuldner befreienden (privativen) Schuldübernahme die Mitwirkung (beispielsweise Zustimmung) des Gläubigers, die bei zusätzlichem Eintritt eines weiteren Schuldners (kumulative Schuldübernahme) nicht erforderlich ist, weil sich durch einen zusätzlichen Schuldner die Lage des Gläubigers an sich grundsätzlich nur verbessert und nicht verschlechtert. S. Google
Lit.: Kaser § 55 III; Hübner 567; Köbler, DRG 127, 214; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schlicht, C., Die kumulative Schuldübernahme, 2004; Wesener, G., Zession und Schuldübernahme im Codex Theresianus, (in) Spuren des römischen Rechtes, 2007, 693; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Schuldverhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1826 [StaatsbMag. VII 71] 2 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1838) ist das zwischen Schuldner und Gläubiger bestehende Rechtsverhältnis. Es wird als allgemeine Erscheinung erst in dem 19. Jahrhundert (in der ab 1874 tätigen Entwurfskommission des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches vielleicht durch Hermann Karl Freiherr von Leonhardi [1809-1875]) erfasst. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 213; Seiler, H., Die Systematik der einzelnen Schuldverhältnisse, Diss. jur. Münster 1957 masch.schr.; Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, hg. v. Schubert, W., Recht der Schuldverhältnisse, Bd. 1ff. 1978ff.; Die Vorlagen der Redaktoren für die erste Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs, hg. v. Schubert, W., Recht der Schuldverhältnisse, 1980ff.; Hadding, W., Schuldverhältnis, Forderung, rechtlicher Grund, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a. 1997; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Casas, M., Der lukrative Schuldvertrag – Eine historisch-institutionelle Dekonstruktion seiner Physiognomie, 2021
Schuldverschreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1495 [RAbsch. II 5 ed. 1747] in 26 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1585) ist die Urkunde (Wertpapier), in der sich der Aussteller zu der Zahlung einer bestimmten verzinslichen Geldsumme oder zu einer sonstigen Leistung an den Gläubiger verpflichtet (Schuldverschreibungsgesetz von dem 4. 12. 1899). S. Google
Lit.: Vogel, H., Das Schuldverschreibungsgesetz, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Schuldversprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1829 [Pöhls, HR. II 579] 1 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1873) ist das eine →Schuld begründende einseitige Versprechen. Es ist sachlich bereits in dem altrömischen Recht möglich.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 27; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Schuldvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1797 [NCCPruss. X 983] 6 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der eine →Schuld begründende Vertrag (beispielsweise Kaufvertrag). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Schule (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 65] bzw. 1270 [Tzoppe.-Stenzel 373] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die außerhalb der Familie durch spezialisierte Dritte (Lehrer) betriebene allgemeine Einrichtung zu der Förderung der geistig-sozialen Entwicklung von Menschen, insbesondere von Kindern. Die Schule ist sachlich bereits dem Altertum bekannt (griech. schole Muße, Ort der Muße, Lehranstalt, lat. schola). In dem Frühmittelalter wird sie zunächst nur von der Kirche und nur für wenige und zwar grundsätrzlich in Latein in dem Rahmen der freien Künste (lat. artes liberales) eingerichtet. Seit dem 11. Jahrhundert ist ein steigender Bedarf an schriftlichen Lernbehelfen erkennbar. Seit dem Hochmittelalter nimmt das Interesse an der Schule vor allem in den Städten zu, so dass dort städtische und zwar auch deutsche Schulen entstehen, deren Bildungsziele teilweise einfacher bleiben (in Florenz können schon 1427 fast 70 Prozent der männlichen Haushaltsvorstände und rund 16 Prozent der weiblichen Haushaltsvorstände eine schriftliche Erklärung abgeben). Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts wird eine Qualifikation der Lehrer verlangt. Wenig später entwickelt sich der Lehrerberuf zu einer Lebenstätigkeit. Schule und höhere Schule (Gymnasium) werden getrennt. In dem 17. Jahrhundert wird als Folge der Aufklärung der staatliche Schulzwang innerhalb eines grundsätzlich staatlichen Schulwesens verordnet (Österreich 1774 6jährige Schulpflicht). An dem Ende des 18. Jahrhunderts wird für den Gymnasialabschluss eine staatliche Prüfung (Abitur, Preußen 1788) vorgeschrieben, die in dem Deutschen Bund 1834 als Voraussetzung für den Hochschulzugang anerkannt wird. Das 19. Jahrhundert beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Schulwesen und fordert vereinzelt bereits aus sozialen Gründen die Einheitsschule. 1849 können in Preußen 80 Prozent der Menschen schreiben und lesen. 1871 besuchen dort von rund vier Millionen Schülern (nur) etwa 60000 (1,5 Prozent) ein Gymnasium. In dem 20. Jahrhundert erlangt die Bildung allgemein einen ständig weiter steigenden Wert und verstärkt sich vor allem nach 1965 die Verbesserung der Bildung durch längere Schulzeit (Verschwinden der Hauptschule zugunsten des anforderungsmäßig vereinfachten Gymnasiums, 2010 Hochschulreife für 45 Prozent eines Jahrgangs, 2012 in Österreich Beschluss zu der Ersetzung der Hauptschule durch eine neue Mittelschule). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 100, 136, 151, 180; Sammlung der Verordnungen und Bekanntmachungen u. s. w., 1835, Neudruck hg. v. Ritsch, K., 1985; Der Volksschuldienst in der Provinz Westfalen, 2. A. 1910, Neudruck hg. v. Kirchhoff, H., 1985; Buchhaas, D., Gesetzgebung im Wiederaufbau, Schulgesetz in Nordrhein-Westfalen und Betriebsverfassungsgesetz, 1985; Schulen und Studium, hg. v. Fried, J., 1986; Mors, A., Die Entwicklung der Schulpflicht, Diss. jur. Tübingen 1986; Handbuch der deutschen Bildungsgeschichte, hg. v. Berg, C. u. a., Bd. 1ff. 1987ff.; Orme, N., Education and Society, 1989; Revolution des Wissens, hg. v. Schmale, W. u. a., 1991; Kames, J., Das Elementarschulwesen in Köln, 1992; Herrlitz, H./Hopf, W./Titze, H., Deutsche Schulgeschichte, 1993; Schiffler, H./Winkeler, R., Tausend Jahre Schule, 4. A. 1994; Kantwill, W., Neuere Geschichte des hamburgischen Schulrechts, 1995; Busch-Geertsema, B., Schule wird Pflicht, 1996; Schule und Schüler im Mittelalter, hg. v. Kintzinger, M. u. a., 1996; Geschichte der Erziehung und der Schule in der Schweiz, hg. v. Badertscher, H. u. a., 1997; Führ, C., Deutsches Bildungswesen seit 1945, 1997; Schulliteratur im späten Mittelalter, hg. v. Grubmüller, K., 2000; Die Volksschule im NS-Staat, hg. v. Apel, H., Neudruck 2000; Schmidt, D., Der pädagogische Staat. Die Geburt der staatlichen Schule aus dem Geist der Aufklärung, 2000; Kistenich, J., Bettelmönche im öffentlichen Schulwesen, 2001, Wachter, A., Dorfschule zwischen Pastor und Schulmeister, 2001; Damesme, N., Öffentliche Schulverwaltung in der Stadt Köln (1794-1814), 2003; Hauer, W., Lokale Schulentwicklung und städtische Lebenswelt, 2003; Kintzinger, M., Wissen wird Macht, 2003; Treml, A., Pädagogische Ideengeschichte, 2003; Schraut, S./Pieri, G., Katholische Schulbildung in der frühen Neuzeit, 2004; Lohbeck, L., Das höhere Schulwesen in Nordrhein-Westfalen, 2004; Elementarbildung und Berufsausbildung 1450-1750, hg. v. Hanschmidt, A. u. a., 2005; Schmidt-Bleker, R., Legislative Defizite im Schulrecht der preußischen konstitutionellen Monarchie, 2005; Watts, E., City and School in Late Antique Athens and Alexandria, 2006; Black, R., Education and Society in Florentine Tuscany, 2007; Konrad, F., Geschichte der Schule, 2007; Moderow, H., Volksschule zwischen Staat und Kirche, 2007; Cordes, A., Juristische Bildung für Kaufmannskinder, (in) Zs. d. Vereins für lübeckische Geschichte 87 (2007), 41; Vondenhoff, M., Die Schule zwischen Staatsanstalt und causa ecclesiastica, 2008; Sheffler, D., Schools and Schooling in Late Medieval Germany, (Regensburg 1250-1500), 2008; Zwischen Schulhumanismus und Frühaufklärung, hg. v. Hellekamps, S. u. a., 2009; Das preußische Kultusministerium als Staatsbehörde, Bd. 1ff. 2009ff.; Meissner, A., Die Nationalisierung der Volksschule, 2009; Baldzuhn, M., Schulbücher im Trivium, 2009; Bölling, R., Kleine Geschichte des Abiturs, 2010; Bispinck, H., Bildungsbürger in Demokratie und Diktatur, 2010; Geißler, G., Schulgeschichte in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2011, 2. A. 2014; Stickel, S., Kulturen des Lehrens, 2011; Absmeier, C., Das schlesische Schulwesen im Jahrhundert der Reformation, 2011; Lehren und Lernen im Zeitalter der Reformation, hg. v. Huber-Rebenich, H., 2012; Joos, K., Schwieriger Aufbau, 2012; Bäcker, J., Die christliche Gemeinschaftsschule in Baden, 2012; Töpfer, T., Die „Freyheit“ der Kinder, 2012 (Sachsen 1600-1815); Weeber, K., Lernen und Leiden - Schule im alten Rom, 2014; Köhler, H./Lundgreen, P., Allgemein bildende Schulen in der Bundesrepublik Deutschland 1949-2010, 2014; Engelbrecht, H., Schule in Österreich, 2015; Fuchs, E. u. a., Das Schulbuch in der Forschung, 2014; Ilg, R., Bedrohte Bildung – bedrohte Nation?, 2015; Engelbrecht, H., Schule in Österreich, 2015; Finger, J., Eigensinn im Einheitsstaat, 2016
schulen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1530 [SchweizId. VIII 625] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) lehren, unterrichten, tadeln
Schüler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 98] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schulgänger, Lernender
Schulpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1585 [Lauenburg/Sehling, EvKO. V 415] einmal und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Rechtspflicht zu Schulbesuch
Schulrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1416 [Winterthur/Nyström, Schul. 174] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) für die Schule und in der Schule geltendes Recht
Schultheiß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 643 [Edictus Rothari/LegLangob. Beyerle 20, 50, 66 u. ö.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der als Schuldheischer in dem 7. Jahrhundert in dem langobardischen Gebiet Italiens entstehende Amtsträger. Er übernimmt örtlich Aufgaben des Grafen. Als Amtsträger erscheint er für den König oder andere Herren häufig in Städten, aber auch in ländlichen Gebieten. Er sitzt niederen Gerichten vor und ist Ortsvorsteher (abgekürzte Form Schulze). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 87; Schröder, R., Der ostfälische Schultheiß und der holländische Overbode, ZRG GA 7 (1886), 1; Eckert, C., Der Fronbote, Diss. jur. Gießen 1897; Moeller, E. v., Der Stadtschultheiß von Bochum, ZRG GA 25 (1904), 63; Wrochem, A. v., Der Schultheiß, 1908; Merz, W., Das Schultheißenbuch des Stadtschreibers Joh. Beat Bodmer von Baden, 1920; Lappe, J., Ein westfälischer Schulzenhof, 1935; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Krug, H., Untersuchungen zum Amt des „centenarius“-Schultheiß, ZRG GA 87 (1970), 1, 88 (1971), 29; Matuszewski, J., Die Ignoranzklausel der Schultheißprivilegien, ZRG GA 93 (1971), 154; Hagner, U., Zwischen Heimbürge und Schultheiß, 2014
Schulze (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1435/1454 [DanzigSchB. 22f.] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., verkürzte Form von) →Schultheiß
Schumanplan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Farnzösische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)ist der vor allem von Jean Monnet (Cognc 9. 11. 1999- Bazoches-sur-Guyonne bei Paris 16. 3. 1979) ausgearbeitete, an dem 9. 5. 1950 verkündete Plan zu der Bildung der zwecks Verhinderung weiterer kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Deutschland/Italien und Frankreich einer gemeinsamen Kontrolle (Frankreichs, Belgiens, Luxemburgs, der Niederlande, Italiens und – der Bundesrepublik - Deutschlands) unterstellten Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Rüstungsindustrie) des französischen Außenministers Robert Schuman (Luxemburg 29. 6. 1886-Scy-Chazelles 4. 9. 1963). →Montanunion
Lit.: Lücker, H./Seitlinger, J., Robert Schuman und die Einigung Europas, 2000
schupfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1200-1210 [Parzival] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 118 § 12] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) stoßen) (als Ehrenstrafe)
Schupfer, Francesco (Chioggia/Venedig 1833-Rom 8. 9. 1925) wird nach dem Rechtsstudium in Wien, Heidelberg und Göttingen Professor für italienische Rechtsgeschichte in Innsbruck, nach 1866 in Padua, 1878 in Rom. Seine Hauptwerke sind (ital.) Manuale di storia del diritto italiano (1892, Handbuch der italienischen Rechtsgeschichte) und Il diritto privato dei popoli germanici (Bd. 1ff. 1907ff., Das Privatrecht der germanischen Völker). S. Google
Lit.: Stutz, U., Nachruf auf Schupfer, ZRG GA 47 (1927), 896
Schupose, Schuppose (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen unter Schuppose ab Anfang 12. Jahrhundert [Münchweier 810] in 32 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen bishernicht aureichend erklärt, F.), Schuppose, kleineres, vielleicht durch Aufteilung entstandenes, landwirtschaftlich genutztes Gut in dem Süden (Alemannien) in dem Mittelalter
Lit.: Münger, P., Über die Schupose, 1967
Schuschnigg, Kurt (Edler von) (Riva del Garda 14. 12. 1897-Mutters 18. 11. 1977) wird über die christlichsoziale Partei ab 30. 7. 1934 als Nachfolger des getöteten Engelbert Dollfuß Bundeskanzler →Österreichs. Auf Druck Adolf →Hitlers bestellt er an dem 12. 2. 1938 den nationalsozialistischen Sympathisanten Seyß-Inquart zu dem Sicherheitsminister. An dem 11. 3. 1938 zwingt ihn Hitler zu dem Rücktritt. Der ihm folgende neue Bundeskanzler Seyß-Inquart bittet Hitler um Hilfe. Dem →Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich stimmen nachträglich 99,73% der Österreicher zu. Nach der Niederlage des Deutschen Reiches in dem Zweiten Weltkrieg 1945 sehen sie sich dagegen hauptsächlich selbst als erstes Opfer (Adolf Hitlers). S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 223
schütten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1284 [CorpAltdtOrUrk. II 91] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gießen
Schüttung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1237 [Bergh I 199] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) u. a. eigenmächtige Pfändung (fremder Tiere wie beispielsweise Rinder oder Schafe auf eigenem Grund), s. Google
Lit.: Hübner § 65; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912, 342
Schutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –1279 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Anfang 13. Jahrhundert [Kremer, OrNass. II 224] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Fürsorge gegenüber möglichen Gefährdungen (beispielsweise Staatsschutz, Besitzschutz, Mieterschutz, Kündigungsschutz, Verbraucherschutz, Rechtsschutz, Persönlichkeitsschutz, Mutterschutz, Jugendschutz, Naturschutz, Namensschutz, Zeichenschutz, Bestandsschutz). Schutz oder Schutz und Schirm wird in verschiedensten Gestalten von Stärkeren gegenüber Schwächeren geboten (beispielsweise Lehen, Grundherrschaft, Gericht, Vogtei, Geleit, Unfreiheit, Versicherung). In der frühen Neuzeit tritt an die Stelle des Schutzes teilweise die →Polizei bzw. die staatliche Hoheitsgewalt. S. Google
Lit.: Appelt, H., Die Anfänge des päpstlichen Schutzes, (in) MIÖG 62 (1954), 101; Semler, J., Traditio und Königsschutz, ZRG KA 45 (1959), 1; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Schöpfer, G., Sozialer Schutz im 16.-18. Jahrhundert, 1976; Weitnauer, H., Der Schutz des Schwächeren im Zivilrecht, 1975; Fried, J., Der päpstliche Schutz für Laienfürsten, 1980; Hippel, E. v., Der Schutz des Schwächeren, 1982; Kleinöder, N., Unternehmen und Sicherheit, 2015 (Arbeitsschutz)
Schutzbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1308 [MünchenStR. Dirr 65? und 73] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die einen →Schutz betreffende besondere →Urkunde. S. Google
schützen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1285-1290 [Tristanfortsetzung des Heinrich von Freiberg in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1271 [FRBern. II 770] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sichern
Schutzgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für deutsche →Kolonien (beispielsweise Deutsch-Südwest-Afrika, Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Neuguinea, Karolinen, Marianen, Palauinseln, Marshallinseln, Deutsch-Samoa, Kiautschou). S. Google
Lit.: Gründer, H., Geschichte der deutschen Kolonien, 1985, 6. A. 2012
Schutzhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Haft zu dem Schutz (angeblich) des Verhafteten in dem von Adolf Hitler beherrschten Deutschen Reich. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 236
Schutzjude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1648 [HessSamml. II 349] in 13 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische sowie Hebräische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der (gegen Abgaben) unter einen →Schutz gestellte →Jude in dem Heiligen römischen Reich. Auf der Grundlage älterer Schutzmaßnahmen wird nach den Judenverfolgungen der Pestjahre 1347/1349 der Jude in den Kurfürstentümern durch die →Goldene Bulle (1356) in den besonderen Schutz aufgenommen. In dem 19. Jahrhundert beseitigt der Liberalismus zugunsten der vollständigen Emanzipation die Einrichtung der Schutzjuden. S. Google
Lit.: Stobbe, O., Die Juden in Deutschland, 1866, Neudruck 1968; Güde, W., Die rechtliche Stellung der Juden, 1981
Schutzmann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1438/1452 [NÖsterr./ÖW. VIII 15] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Beschützer, Schutzrichter
Schutzpolizei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Polizei
Lit.: Weinhauer, K., Zwischen Bürgerkrieg und innerer Sicherheit, 2003
Schutzstaffel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., SS) ist die 1925 entstandene Schutzeinrichtung hoher Angehöriger der →Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (1929 Heinrich Himmler unterstellt, 1934 Adolf Hitler, 1939 etwa 240000 Mitglieder, als Streitmacht Waffen-SS fast eine Million Mitglieder). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 222; Buchheim, H., Die SS, 2. A. 1979; Wegner, B., Hitlers Politische Soldaten – Die Waffen-SS 1933-1945, 1982, 7. A. 2006, 8. A. 2008, 9. A. 2010; Die SS, hg. v. Smelser, R. u. a., 2000; Schreiber, C., Elite im Verborgenen, 2008; Gentile, C., Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg, 2012; Westemeier, J., Himmlers Krieger, 2014, 2. A. 2019; Die Waffen-SS, hg. v. Schulte, J. u. a., 2014
Schwabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 7 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des nach den elbgermanischen Sueben benannten Volkes, dessen Name in dem 9. Jahrhundert an dem oberen Rhein und an der oberen Donau neben dem Namen der Alemannen erscheint. Örtlich bleibt die Bezeichnung Schwaben infolge des Verschwindens eines von diesem Volk der Schwaben abgeleiteten, um 900 entstehenden, 1198 mit der Königswürde verbundenen Herzogtums Schwaben (mit Schwerpunkten in dem Bodenseeraum und in dem Hegau, später in Zürich, Breisach, Esslingen, Straßburg, Ulm und Rottweil) in dem späten 13. Jahrhundert (Rudolf † 1290, Johann Parricida) ein bloßer Gebietsname ohne einheitliche Herrschaftsgewalt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 1; Oberschwäbische Stadtrechte, Bd. 1 f. 1914ff.; Bader, K. u. a., Oberrheiner, 1942; Weller, K., Geschichte des schwäbischen Stammes, 1944; Bader, K., Der deutsche Südwesten, 1950, Neudruck 1978; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Hofacker, H., Die schwäbische Herrschaft, (in) Z. f. württemberg. LG. 47 (1988), 71; Schwaben von den Anfängen bis 1268, hg. v. Fried, P., 1988; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2000; Geschichte Schwabens bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts, hg. v. Kraus, A., 2001; Hölz, T., Krummstab und Schwert, 2001; Schwaben und Italien im Hochmittelalter, hg. v. Maurer, H. u. a., 2001; Schwaben vor tausend Jahren, hg. v. Scholkmann, B., 2002; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Schwaben und Italien, hg. v. Wüst, W. u. a., 2010; Herrschaft, Kirche und Bauern im nördlichen Bodenseeraum, hg. v. Weber, E./Zotz, T., 2020
Schwaben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Schwabe
Lit.: Nova Alamanniae, hg. v. Stengel, E., Bd. 1f. 1921ff.; Sapper, N., Die schwäbisch-österreichischen Landstände und Landtage im 16. Jahrhundert, 1965; Fehn, K., Siedlungsgeschichtliche Grundlagen der Herrschafts- und Gesellschaftsentwicklung in Mittelschwaben, 1966; Maurer, H., Das Land zwischen Schwarzwald und Randen im frühen und hohen Mittelalter, 1965; Handbuch der bayerischen Geschichte, hg. v. Spindler, M., Bd. 3 1971; Maurer, H., Der Herzog von Schwaben, 1978; Schwaben von den Anfängen bis 1268, bearb. v. Fried, P. u. a., 1988; Zettler, A., Geschichte des Herzogtums Schwaben, 2003; Das Reich in der Region während des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Kießling, R. u. a., 2005; Die Schwabenkriegschronik des Kapar Frey, bearb. v. Gutmann, A., 2010
Schwabenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1609 [Goldast I iiiv] in 5 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der neuzeitliche Name des durch mehr als 400 bekannte, über ganz Süddeutschland (einschließlich Österreichs und der Schweiz) verbreitete Handschriften überlieferte Rechtsbuchs Kaiserliches Land- und Lehnrechtsbuch (→Kaiserrecht). Der so genannte Schwabenspiegel übersetzt den mittelniederdeutschen, in Landrecht und Lehnrecht geteilten →Sachsenspiegel Eike von Repgows wie der →Deutschenspiegel – nur noch weitergehend - in das Mittelhochdeutsche und wird bereits 1276 von dem Augsburger Stadtrecht benutzt. Es verwertet fränkische Kapitularien, hochmittelalterliche Landfrieden, die Institutionen Justinians, kanonisches Recht und vielleicht Schriften Davids von Augsburg und Bertholds von Regensburg. Es sind so unterschiedliche Fassungen überliefert, dass die Herstellung einer Urfassung (Urschwabenspiegel) Schwierigkeiten bereitet. Als älteste, von dem Deutschenspiegel verschiedene Fassung wird von C. Bertelsmeier-Kierst eine vielleicht in Regensburg zwischen 1268 und 1272 entstandene Fassung (E) angesehen. Eine durchgehend illustrierte Handschrift liegt in Brüssel. Der Schwabenspiegel beeinflusst jüngere Rechtsbücher (Freising, Bayern, Österreich, Kleines Kaiserrecht). Der Name Schwabenspiegel stammt von Melchior →Goldast (1609). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 103, 120; Lassberg, F. Frhr. v., Der Schwabenspiegel, 1840, Neudruck 1971; Böhlau, H., Rockingers Resultate über die Entstehungsgeschichte, ZRG GA 4 (1883), 233; Lindner, G., Der Schwabenspiegel bei den Siebenbürger Sachsen, ZRG GA 6 (1885), 86, 141; Knapp, H., Der Beweis im Strafverfahren des Schwabenspiegels, (in) FG J. Kohler, 1919, 25; Stutz, U., Die Witzenhäuser Schwabenspiegel-Hand_schrift, ZRG GA 44 (1924), 315; Voltelini, H. v., Bericht über die Arbeiten an der Ausgabe des Schwabenspiegels, (in) Anzeiger der phil.-hist. Kl. der Ak. d. Wiss. Wien 1924, Nr. 12; Eckhardt, K., Die handschriftliche Grundlage für die Neuausgabe des Schwabenspiegels, ZRG GA 45 (1925), 50; Müller, K., Zwei schwäbische Handschriften des Schwabenspiegels, ZRG GA 47 (1927), 657; Eckhardt, K., Rechtsbücherstudien 1, 1927; Voltelini, H. v., Ottokars österreichische Reimchronik und der Schwabenspiegel, ZRG GA 50 (1930), 385; Klebel, E., Studien zu den Fassungen und Handschriften des Schwabenspiegels, (in) MIÖG 44 (1930), 129; Hübner, A., Vorstudien zur Ausgabe des Buches der Könige, 1932 (SB Göttingen); Thieme, H., Eine unbekannte Schwabenspiegelhandschrift, ZRG GA 54 (1934), 241; Lentze, H., Die Kurzform des Schwabenspiegels, 1938; Torggler, K., Zur Auslegung des Schwabenspiegeleinschubes, ZRG GA 60 (1940), 291; Belling, D., Das Strafrecht des Schwabenspiegels, Diss. jur. Tübingen 1949; Klebel, E., Zu den Quellen des Schwabenspiegels, (in) FS K. Hugelmann, 1959, 273; Schwabenspiegel, Kurzform, mitteldeutsch-niederdeutsche Handschriften, hg. v. Große, R., 1964; Große, R., Die mitteldeutsch-niederdeutschen Handschriften des Schwabenspiegels in seiner Kurzform, 1964; Becker, H., Eine unbekannte Handschrift des Schwaben- und Augsburger Sachsenspiegels, ZRG GA 88 (1971), 190; Schwabenspiegel, Form M, 1972; Schwabenspiegel, Normalform 1972; Schwabenspiegel, Kurzform III, Fassung Kt, hg. v. Eckhardt, K., 1972 (Tambacher Handschrift von 1295); Schwabenspiegel Kurzform, hg. v. Eckhardt, K., 2. A. 1974; Urschwabenspiegel, hg. v. Eckhardt, K., 1975; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990; Derschka, H., Der Schwabenspiegel und die kognitive Entwicklung des Menschen, ZRG GA 118 (2001), 100; Derschka, H, Der Schwabenspiegel, 2002; Bertelsmeier-Kierst, C., Zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozess des Rechts im 13. Jahrhundert, 2008; Schwabenspiegel-Forschung im Donaugebiet, hg. v. Balogh, E., 2013
schwäbisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Schwaben betreffend
Schwäbischer Bund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 14. 2. 1488 von Fürsten, Adel und Städten Schwabens auf Veranlassung des Kaisers als erneuertem Herzog von Schwaben abgeschlossene, bis 1534 währende Bund. S. Google
Lit.: Bock, E., Der Schwäbische Bund, 1927, Neudruck 1968; Knapp, H., Vom Gericht des schwäbischen Bundes, ZRG GA 51 (1931), 520; Hesslinger, H., Die Anfänge des schwäbischen Bundes, 1969; Laufs, A., Der schwäbische Kreis, 1972; Carl, H., Der Schwäbische Bund 1488-1534, 2000
Schwäbischer Städtebund (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein Bund schwäbischer Srädte in dem Spätmittelalter.
Lit.: Blezinger, H., Der schwäbische Städtebund in den Jahren 1438-1445, 1954
Schwäbisch Gmünd (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine frühere Reichsstadt an der Rems östlich Stuttgarts in Baden-Württemberg
Lit.: Payer, Peter, Die Reichsstadt Schwäbisch Gmünd, Diss. jur. Tübingen 1957; Herrmann, K. u. a., Schwäbisch Gmünd, 2006
Schwäbisch Hall (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in dem (fränkisch geprägten) Nordosten Baden-Württembergs mit rund 40000 Einwohnern
Lit.: Die Bürgerschaft der Reichsstadt Hall von 1395 bis 1600, bearb. v. Wunder, G. u. a., 1956; Kreil, D., Der Stadthaushalt von Schwäbisch Hall im 15./16. Jahrhundert, (1967); Nordhoff-Behne, H., Gerichtsbarkeit und Strafrechtspflege in der Reichsstadt Schwäbisch Hall seit dem 15. Jahrhundert, 1971; Iländer, B., Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt Hall (1648-1806), 2000; Schinke, E., Herrschen vor Ort, 2008
Schwager (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambOrdB. Hs. 1493 F 29] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ein angeheiratetes männliches Familienmitglied
Schwägerin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1401 [Erler, Ingelh. I 160 hierher?] in 9? Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein angeheiratetes weibliches Familienmitglied
Schwägerschaft, Schwagerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1390/1401 [KalkarStR. Flink Art. 133] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1354) ist das Verhältnis eines Ehegatten zu den Verwandten des anderen Ehegatten. Von dem Hochmittelalter an ist die Schwägerschaft ein kirchliches Ehehindernis (1215 von dem siebten Grad auf den vierten Grad verringert). S. Google
L: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Schwäher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] in 29 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schwiegervater, Brautvater, Vater der Braut
Schwalenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1127 bezeugt)
Lit.: Forwick, F., Die staatsrechtliche Stellung der ehemaligen Grafen von Schwalenberg, 1963
schwanger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 42] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) eine befruchtete Eizelle in dem Körper bis zu der Geburt eines Kindes tragend
Schwangerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1670 [Blumblacher, CCCKomm. 129] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der von der Befruchtung einer weiblichen Eizelle bis zu der Geburt eines Kindes reichende Zeitabschnitt in dem Leben einer Frau. Die Schwangerschaft wirkt sich in dem Recht teilweise bei der Leibesfrucht (lat. [M.] nasciturus), teilweise bei der Schwangeren aus (beispielsweise keine Ladung vor Gericht, aber Besitz eines Nachlasses bis zu der Geburt in dem römischen Recht, Befreiung von dem Fastengebot, Aufschub einer Folter oder Hinrichtung in der frühen Neuzeit). Erst 1908 erhalten Schwangere arbeitsrechtlichen Schutz (Mutterschutz), den das Mutterschutzgesetz erweitert. S. Google
Lit.: Kaser; Hübner; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Schlieben, E., Mutterschaft und Gesetz, 1927; Koch, E., Der nasciturus als Rechtsgut, (in) Cupido legum, hg. v. Burgmann, L. u. a., 1985, 87; Geschichte der Abtreibung, hg. v. Jütte, R., 1993; Koch, C., Schwangerschaftsabbruch, 2004
Schwarzburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1071 erstmals erwähnte Burg an der Schwarza in Thüringen, nach der sich seit 1123 Grafen benennen, die in dem 16. Jahrhundert in Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt teilen. Die 1697 bzw. 1710 zu Fürstentümern erhobenen Gebiete werden 1909 in Personalunion vereinigt. Zu dem 1. 5. 1920 geht Schwarzburg in Thüringen auf. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon
Schwarzenberg, Johann Frhr. zu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Schwarzenberg/Mittelfranken 25. 12. 1463-Nürnberg 21. 10. 1528) wird nach einer Ausbildung als adeliger Knappe und einer Tätigkeit in dem Gefolge König Maximilians 1490 Amtmann und später Hofmeister in Würzburg (1493 Wallfahrt ins Heilige Land). 1501 tritt er in den Dienst des mit ihm verschwägerten Bischofs von Bamberg (1521 Übertritt zu dem Luthertum), 1522 wird er Mitglied des Reichsregiments, 1524 fränkischer Hofmeister der Markgrafen von Brandenburg. Auf ihn geht über die (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Bambergensis (1507, Halsgerichtsordnung Bambergs) wohl teilweise gedanklich auch die (lat.) →Constitutio (F.) Criminalis Carolina (1532, Peinliche Gerichtsordnung Karls V.) zurück. Er ist nicht rechtsgelehrt, aber humanistisch interessiert und lateinkundig (posthum 1534 Teutscher Cicero).
Lit.: Köbler, DRG 138, 143; Merzbacher, F., Johann Freiherr zu Schwarzenberg in würzburgischen Diensten, ZRG GA 69 (1952), 363; Hellner, J., Johann Freiherr von Schwarzenberg und Hohenlandsberg, (in) JuS 5 (1965), 48; Trusen, W., Strafprozess und Rezeption, (in) Strafrecht, Strafprozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a., 1984, 29
Schweden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der zwischen Norwegen und Finnland gelegene nordeuropäische, zu dem 1. 1. 1995 der Europäischen Union beigetretene Staat. Sein Gebiet ist vermutlich schon in dem 2. oder 1. Jahrtausend v. Chr. von →Germanen (u. a. um 100 n. Chr. [lat. M.Pl.] Suiones) besiedelt. In dem Frühmittelalter dehnen dabei die oberschwedisch-upländischen Svear ihre Herrschaft auch auf die Götar aus. In dem Hochmittelalter kommt demgegenüber Götaland größere Bedeutung zu. In dem Zuge der Christianisierung wird Uppsala Erzbistum. In dem 11. Jahrhundert festigt sich Schweden. Zwischen 1150 und 1323 wird das von Schweden aus christianisierte Finnland einbezogen. Um 1350 erstreckt sich das Königreich Schweden von Kalmar bis Lappland und von der Mündung des Götaälv bis Viborg. In dem 13. und 14. Jahrhundert werden Landschaftsrechte (landskapslagar) aufgezeichnet (Westgötenrecht bzw. Westgötalagh seit 1220-2. H. 13. Jahrhundert, Ostgötenrecht bzw. Ostgötalagh um 1286 bzw. um 1300, Smalandslagen vor 1296, Södermannalagen bzw. Södermannalagh um 1279-1285 bzw. 1327, Uplandslagen bzw. Uplandslagh 1296, Dalalagen bzw. Västmannalagan bzw. Westmannalagh 1298-1347 bzw. um 1330, Hälsingelagen bzw. Helsingelagh 1315-1332 bzw. 1329/1350). Zu den Landschaftsrechten treten Satzungen auf den Hoftagen und kirchliche Konzilsbeschlüsse hinzu. Von den Stadtrechten ist das sog. Bjärköarätt (2. H. 13. Jahrhundert) besonders bekannt. 1347 veranlasst König Magnus Eriksson ein allgemeines, in den einzelnen Landschaften allmählich aufgenommenes Landrecht (Landslag), 1357 (1353-1360) ein bis 1734 gültiges Stadtrecht (Stadslag). Dabei steht der aus den Hoftagen entwickelte Reichsrat neben ihm. 1389 erkennt Schweden die Herrschaft Königin Margarethes von →Dänemark an. 1442 wird das Landrecht erneuert. 1448 verselbständigt sich Schweden wieder (König Karl VIII.). 1477 wird eine (von 1530 bis 1593 geschlossene) Universität in →Uppsala eingerichtet (weitere Universitäten 1632 Dorpat, 1640 Abo, 1668 Lund). 1523 erringt das Haus Wasa das Königtum. 1527 wird die Kirche enteignet und Schweden wenig später dem Luthertum zugeführt. An dem Ende des 16. Jahrhunderts bildet sich der in 4 Stände (Adel, Geistliche, Bürger, Bauern) gegliederte dauernde Reichstag neben König und Reichsrat. In dem 17. Jahrhundert nimmt Schweden unter König Gustav Adolf an dem Dreißigjährigen Krieg Teil und erlangt in dem Friedensvertrag von 1648 die Herrschaft über einzelne norddeutsche Reichslehen (Vorpommern, Rügen, Odermündung, rechtes Oderufer, Bremen, Verden und 5 Millionen Taler). An dem Ende des 17. Jahrhunderts (1693) setzt der König kurzzeitig den →Absolutismus durch, doch gewinnen 1718 die Stände die Macht. An dem 14. 12. 1734 nimmt der Reichstag das seit 1686 allmählich geschaffene Reichsgesetzbuch zu dem 1. 9. 1736 an. 1772 entzieht der König dem Reichstag die gewonnenen Rechte und hebt den Reichsrat auf. 1789 wird ein oberster Gerichtshof geschaffen. 1809 wird der König abgesetzt, die Privilegierung des Adels beseitigt und der Reichsrat neu geschaffen. Finnland gelangt an Russland. 1810 wird der französische Marschall Bernadotte zu dem Thronfolger gewählt. 1814 kommt Norwegen von Dänemark an Schweden. 1866 wird das Zweikammersystem mit einkommensabhängigem Wahlrecht, seit 1921 allgemeinem gleichem Wahlrecht eingeführt. 1905 verselbständigt sich Norwegen. Zu dem 1. 1. 1995 tritt Schweden der →Europäischen Union bei. 2000 werden Staat und Kirche getrennt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 130; Samling af Sweriges gamla lagar, hg. v. Collin, H./Schlyter, C. u. a., Bd. 1ff. 1827ff. (13 Bände bis 1877); Amira, K. v., Altschwedisches Obligationenrecht, 1882; Fritz, M., Die gesetzliche Verwandtenerbfolge des älteren schwedischen Rechts, ZRG GA 36 (1915), 137; Bergman, C., Översikt av svensk rättsutveckling, 1918; Bergman, C., Testamentet i 1600-talets rättsbildning, 1918; Schwerin, C. Frhr. v., Zur altschwedischen Eideshilfe, 1919 (SB Heidelberg); Mayer, E., Die letzten Spuren eines Uradels in Südschweden und Dänemark, ZRG GA 41 (1920), 373; Kock, E., Om Hemfjöld (förtida arv) i svensk rätt, 1926; Holmbäck, Å., Frågan om äganderätten till häradsallmänningarna, (in) Svenska Skogsvårdsföreningens tidsskrift 1930; Hemmer, R., Studier rörande straffutmätingen i medeltida svensk rätt, 1928; Holmbäck, Å./Wessén, E., Svenska landskapslagar, Bd. 1ff. 1933ff.; Herlitz, N., Grundzüge der schwedischen Verfassungsgeschichte, 1933; Svenska Landskapslagar, tolkade och förlarade för nutidens Svenska v. Holmbäck, Å./Wessén, E., Bd. 1ff. 1933ff.; Schwedische Rechte, Älteres Westgötalag, Uplandslag, übers. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1935; Wennström, T., Tjuvnad ock fornæmi, 1936; Herlitz, N., Grundzüge der schwedischen Verfassungsgeschichte, 1939; Wennström, T., Brott och böter, 1940; Löning, G., Zur Zufallshaftung schwedischen Vertragsrecht, ZRG GA 62 (1942), 179; Olivecrona, K., Döma til konung, 1942; Almquist, J., Svensk juridisk litteraturhistoria, 1946; Löning, G., Die Haftung des Entleihers in der neueren schwedischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 65 (1947), 208; Gerhardt, M./Hubatsch, W., Deutschland und Skandinavien, 1950; Anners, E., Hand wahre Hand, 1952, Wührer, K., Zum altschwedischen Eherecht, ZRG GA 74 (1957), 231; Carlsson, L., Das Beilager im altschwedischen Recht, ZRG GA 75 (1958), 349; Wührer, K., Die schwedischen Landschaftsrechte und Tacitus’ Germania, ZRG GA 76 (1959), 1; Hafström, G., Land och lag, 1959, 2. A. 1965 (Darstellung des schwedischen mittelalterlichen Rechtes); Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. 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Müssener, H., 1979; Ekbom, C., Attungstal och mantal, 1981; Patzelt, E./Patzelt, H., Schiffe machen Geschichte, 1981; Nygren, R., Subordination och enskild integritet, 1981; Den svenska historien, 1983f.; Seth, I., Överheten och svärdet, 1984; Ankarloo. B., Trolldomsprocesserna i Sverige, 1984; Winberg, C., Grenverket. Studier rörande jord, 1985; Das schwedische Reichsgesetzbuch (Sveriges Rikes Lag) von 1734, hg. v. Wagner, W., 1986; Björne, L., Nordische Rechtssysteme, 1987; Claëson, S., Häradshövdingeämbetet i senmedeltidens och Gustav Vasas Sverige, 1987; Sundell, J., Tysk påverkan på svensk civilrättsdoktrin 1870-1914, 1987; Strauch, D., Zur Rechtsfortbildung im mittelalterlichen Schweden, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. 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Asche, M. u. a., 2003; Nesemann, U., Die schwedische Familiengesetzgebung, 2003; Ullgren, P., Lantadel (!), 2004; Lyles, M., A Call for Scientific Purity – Axel Hägerström’s Critique of Legal Science, 2006; Lundmark, L., Samernas skatteland, 2006; Line, P., Kingship and State Formation in Sweden 1130-1230, 2007; Feider og fred i nordisk middelalder, hg. v. Opsahl, E., 2007; Lundberg, V., Folket, yxan och orättvisans rot, 2007; Giese, S., Studenten aus Mitternacht, 2008; Schierig, T., Herrschaft und Gerichtsverfassung im frühneuzeitlichen Schweden, 2010; Bjarne Larsson, G., Laga fång för medeltidens kvinnor och män, 2010; Petersson Hjelm, S., Fängelset som Välfärdsbygge, 2011; Korpiola, M., Affection or Ancestry, ZRG GA 130 (2013), 145; Korpiola, M., The Svea Court of Appeal in the Early Modern Period, 2014; Wiktorsson, P., Skrivare i det medeltida Sverige, Bd. 1ff. 2015; Kappelmayer, A., Johann Casimir von Pfalz-Zweibrücke-Kleeburg (1589-1652), 2017; Die Schweden im deutschen Südwesten, hg. v. Rödel, V. u. a., 2020
Schweidnitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Niederschlesien in dem gegenwärtigen Polen mit rund 57000 Bewohnern
Lit.: Rechtsdenkmäler der Stadt Schweidnitz, hg. v. Goerlitz, T. u. a., 1939; Die Magdeburger Schöffensprüche und Rechtsmitteilungen für Schweidnitz, bearb. v. Goerlitz, T. u. a., 1940
Schweigaard, Anton Martin (Kargero 1808-Oslo 1870), früh verwaister Kaufmannssohn, wird nach Förderung in Westerholt/Ostfriesland, Rechtsstudium in Oslo und Aufenthalten in Berlin und Paris 1835 Dozent und 1840 Professor in Oslo und Rechtspolitiker. Er veröffentlicht einen Kommentar zu dem norwegischen Strafgesetzbuch von 1842 (1841ff.) und eine Darstellung des norwegischen Prozesses (1849ff.). Seine Vorlesung folgt Mackeldeys Lehrbuch der Institutionen, 1814 bzw. Lehrbuch des heutigen römischen Rechts, 1818. S. Google
Lit.: Sorensen, O., Anton Martin Schweigaards politiske tenkning, 1986
Schweinsberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) 1322 Stadt
Lit.: Eckhardt, W., Kaiser Ludwig der Bayer und das Stadtrecht für Schweinsberg, (in) Zs. d. Vereins f. hess. Geschichte und Landeskunde 112 (2007), 51
Schweinfurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt am Main in Bayern
Lit.: Fuchs, A., Schweinfurt 1972
Schweiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist der zwischen Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Italien und Frankreich liegende, überwiegend deutschsprachige Staat. Die Schweiz nimmt ihren Ausgangspunkt davon, dass der deutsche König zu der Sicherung des Gotthardpasses 1231 den Leuten von →Uri in dem ehemaligen Herzogtum →Schwaben die ewige Reichsunmittelbarkeit verspricht und vielleicht davon, dass sich wenige Tage nach dem Tod Rudolfs von Habsburg anfangs August 1291 die Leute von Uri mit den ähnlich berechtigten Leuten von →Schwyz und den Leuten von Unterwalden in einem ewigen Bündnis gegen die das Privileg missachtenden Grafen von →Habsburg verbinden, nach anderer Ansicht erst in dem 14. Jahrhundert (1351 Bündnisse Zürichs mit Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern, 1352 mit Glarus und Zug, festere Strukturen erst um 1450). An dem 15. 11. 1315 besiegen diese danach als →Eidgenossen auftretenden Verbündeten zu Fuß die (vielleicht auch zu Gunsten Einsiedelns zu Pferde angreifenden) habsburgischen Herzöge von Österreich bei Morgarten. Bald schließen sich weitere Gebiete an (Luzern 1332, Zürich 1351, Glarus und Zug 1352, Bern 1353, Appenzell 1411, 1513, Freiburg im Üchtland 1481/1502 und Solothurn 1481). Frühestens an dem Ende des 14. Jahrhunderts entstehen gesamteidgenössische Gespräche (1482 Tagsatzung). Die tatsächliche Lösung von dem Reich beginnt vielleicht 1499. Basel und Schaffhausen folgen zwangsweise 1501. Die Lösung von dem Reich verwirklicht sich wohl in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. 1648 wird die rechtliche Trennung von dem Heiligen römischen Reich herbeigeführt. 1798 entsteht unter dem Einfluss der französischen Revolution bzw. Napoleons die (zentralistische) helvetische Republik mit 1803 föderalistisch abgeänderter Verfassung, mit Bundesvertrag von dem 7. 8. 1815 wieder ein lockerer Staatenbund von 22 souveränen Kantonen mit dauernder Neutralität, aus dem die Verfassung von dem 12. 9. 1848 (1874 abgeändert) einen Bundesstaat mit ziemlicher Selbständigkeit der Gliedstaaten macht (Bundesgericht, nichtständig, 22 nicht notwendig juristisch gebildete Mitglieder der 22 Kantone, beschränkte Zuständigkeit, rund 1100 Entscheidungen bis 1874). Ihm gehören in der Gegenwart 26 Kantone bzw. Halbkantone (6) in 23 Ständen an. Das sehr zersplitterte, für die ältere Zeit durch die großangelegte, noch nicht abgeschlossene Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen erschlossene, in dem 19. Jahrhundert zunächst partikular modernisierte Recht, zu dem zwischen 1791 und 1865 etwa 470 nationale und kantonale Verfassungen und Verfassungsentwürfe zu zählen sind, ist nach einem Personenstandsgesetz und Ehegesetz von 1874 in dem Obligationenrecht (1881, 1911 fünftes Buch des Zivilgesetzbuchs) und in dem von Eugen Huber maßgeblich beeinflussten Zivilgesetzbuch (1907/1912 mit Ausstrahlungen auf Liechtenstein, die Türkei, Italien, Griechenland, Peru, China, die Tschechoslowakei und die Sowjetunion) für das Privatrecht vereinheitlicht. 1937 bzw. 1942 wird ein Strafgesetzbuch geschaffen. 1960 wird die Schweiz Gründungsmitglied der ziemlich erfolglosen Europäischen Freihandelszone (EFTA). 1971 erhalten die Frauen das Wahlrecht. Ein Beitritt zu den europäischen Gemeinschaften wird von dem Volk abgelehnt, Zu dem 1. 1. 2000 wird die Verfassung überarbeitet (beispielsweise Streikrecht, Sozialziele, Recht des Kindes). 2002 tritt die Schweiz den Vereinten Nationen bei. Zu dem 1. 1. 2007 treten das Bundesgerichtsgesetz und das Verwaltungsgerichtsgesetz in Kraft. Das Recht der Gesellschaft mit beschränkter Haftung wird überarbeitet. An dem 5. 10. 2007 wird eine schweizerische Strafprozessordnung verabschiedet. Durch verschiedene Abkommen nähert sich die Schweiz der Europäischen Union an, sieht aber in der grundsätzlichen Unabhängigkeit noch überwiegende wirtschaftliche Vorteile. Zu dem 1. 1. 2011 ersetzt eine einheitliche schweizerische Zivilprozessordnung die bisherigen 26 kantonalen Zivilprozessordnungen. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 94, 95, 130, 132, 138, 157, 170, 181, 183, 201, 202, 216, 229, 242, 244, 255, 258, 261, 274; Schweizerisches Idiotikon, hg. v. Staub, F. u. a., Bd. 1ff. 1881ff.; Huber, E., System und Geschichte des schweizerischen Privatrechts, Bd. 1ff. 1886ff., 2. A. 1932ff.; Sammlung schweizerischer Rechtsquellen, Bd. 1ff. 1894ff.; Sulger Büel, E., Verfassungsgeschichte der Stadt Stein am Rhein, 1908; Tscharner, L., Rechtsgeschichte des Obersimmentales, 1908; Martin, P., Études critiques sur la Suisse à l’époque Mérovingienne, 1910; Burckhardt-Biedermann, T., Die Kolonie Augusta Raurica, 1910; Meyer, K., Blenio und Leventina, 1911; Tscharner, L. v., Das Statutarrecht des Simmentales, 1912ff.; Merz, W./Meyer-Zschokke, J., Die Anfänge Zofingens, 1913; Schweizer Kriegsgeschichte, bearb. v. Feldmann, M./Wirz, H., Heft 1ff. 1915ff.; Nabholz, H., Föderalismus und Zentralismus in der eidgenössischen Verfassung vor 1798, Politisches Jahrbuch der schweizerischen Eidgenossenschaft 30 (1917); Benz, A., Der Landammann, 1918; Simon, R., Rechtsgeschichte der Benediktinerabtei Pfäfers, 1918; Beusch, H., Rechtsgeschichte der Grafschaft Werdenberg, 1918; Beurle, E., Der politische Kampf um die religiöse Einheit der Eidgenossenschaft 1520-27, 1920; His, E., Geschichte des neueren schweizerischen Staatsrechts, Bd. 1ff. 1920ff.; Heusler, A., Schweizerische Verfassungsgeschichte, 1920, Neudruck 1968; Stutz, U., Die Schweiz in der deutschen Rechtsgeschichte, 1920; Gagliardi, E., Geschichte der Schweiz, Bd. 1f. 1921; Historisch-biographisches Lexikon der Schweiz, hg. v. Turler, H. u. a., Bd. 1ff. 1921ff.; Heusler, A., Der Zivilprozess der Schweiz, 1923; Winkler, J., Beiträge zur Geschichte von Seebach, 1925; Muralt, L. v., Die Badener Disputation 1526, 1926; Feldmann, M., Die Herrschaft der Grafen von Kyburg im Aaregebiet, 1926; Meyer, K., Zur Interpretation des Urschweizer Bundesbriefs von 1291, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 10 (1930), 413; Gasser, A., Entstehung und Ausbildung der Landeshoheit im Gebiete der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1930; Heiz, K., Das „eidgenössische recht“ 1798-1848, 1930; Staehelin, H., Die Zivilgesetzgebung der Helvetik, 1931; Schaefer, P., Das Sottocenere im Mittelalter, 1932; Nabholz, H. u. a., Geschichte der Schweiz, Bd. 1 1932; Gasser, A., Die territoriale Entwicklung der schweizerischen Eidgenossenschaft 1271-1797, 1932; Gallati, F., Die Eidgenossenschaft und der Kaiserhof zur Zeit Ferdinands II. und Ferdinands III. 1619-1657, 1932; Gisi, M., Die staatsrechtliche Stellung der christkatholischen Kirche in der Schweiz, 1932; Quellenwerk zur Entstehung der schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1ff. bearb. v. Schieß, T. u. a., 1933ff.; Ermatinger, G., Jakob Dubs als schweizerischer Bundesrat von 1861-1871, 1933; Meyer, W., Die Verwaltungsorganisation des Reiches und des Hauses Habsburg-Österreich im Gebiete der Ostschweiz 1264-1460, 1933; Cattani, H., Entwicklung des Talgerichts von Engelberg, 1935; Legras, H., Grundriss der schweizerischen Rechtsgeschichte, 1935; Bruckner, A., Scriptoria medii aevi Helvetica, Bd. 1ff. 1935ff.; Liver, P., Rechtsgeschichte der Landschaft Rheinwald, 1937; Gasser, A., Landständische Verfassungen in der Schweiz, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 17 (1937), 96; Castelmur, A. v., Der alte Schweizerbund, 1937; Fehr, H., Sozial- und Privatrechtliches aus den Höngger Meiergerichtsurteilen, ZRG GA 58 (1938), 506; Henggeler, R., Das (!) Schlachtenjahrzeit der Eidgenossen, 1940; Quellenbuch zur Verfassungsgeschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft, bearb. v. Nabholz, H./Kläui, P., 1940; Elsener, F., Die Verfassung der alten Stadt Rapperswil bis 1978, 1941; Das Schweizer Dorf, hg. v. Winkler, E., 1941; Repertorium über die Verhandlungen der Bundesversammlung der schweizerischen Eidgenossenschaft, Bd. 1 1848-1874, bearb. v. Kern, L., 1942; Stockmann, H., Über die Gassengerichte von Uri, Schwyz, Nidwalden und Appenzell, 1942; Staub, E., Die Herren von Hünenberg, 1943; Schultheß, H., Schweizer Juristen der letzten hundert Jahre, 1945; Fehr, H., Der Absolutismus in der Schweiz, ZRG GA 69 (1952), 182; Westschweizer Schiedsurkunden, bearb. v. Usteri, E., 1955; Kopp, M., Die Geltung des Mehrheitsprinzips in eidgenössischen Angelegenheiten, 1959; Büttner, H., Staufer und Zähringer im politischen Kräftespiel, 1961; Fritzsche, H., Der schweizerische Juristenverein 1861-1960, 1961; Hauser, A., Schweizerische Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 1961; Sonderegger, S., Die schweizerdeutsche Mundartforschung 1800 bis 1959, 1962; Lei, H., Der thurgauische Gerichtsherrenstand im 18. Jahrhundert, 1962; Brand, E., Eidgenössische Gerichtsbarkeit – Von der Gründung des Bundesstaats bis zur Gegenwart, 1962; Schmid, B., Die Gerichtsherrschaft Maur, 1963; Caroni, P., Le origini del dualismo comunale svizzero, 1964; Stettler, B., Studien zur Geschichte des oberen Aareraumes im Früh- und Hochmittelalter, 1964; Gmür, R., Das schweizerische Zivilgesetzbuch verglichen mit dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch, 1965; Peter, H., Vom Einfluss der deutschen Zivilrechtswissenschaft, (in) FS K. Bader 1965, 321; Guldener, M., Über die Herkunft des schweizerischen Zivilprozessrechts, 1966; Weymuth, H., Erscheinungsformen und Bedeutung der extramuralen Rechtsbereiche nordschweizerischer Städte, 1967; Tschudi, A., Chronicon Helveticum 1ff., bearb. v. Stadler, P. u. a., 1968ff.; Carlen, L., Rechtsgeschichte der Schweiz, 1968, 2. A. 1978, 3. A. 1988; Wernli, F., Die Talgenossenschaften der Innerschweiz, 1968; Renner, F., Der Verfassungsbegriff im staatsrechtlichen Denken der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert, 1968; Schweizerisches Privatrecht, Bd. 1 hg. v. Gutzwiller, M., 1969 (Elsener, F., Geschichtliche Grundlegung, 1-237 S.); Liver, P., Abhandlungen zur schweizerischen und bündnerischen Rechtsgeschichte, 1970; Meyer, B., Die Bildung der Eidgenossenschaft im 14. 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Kölz, A., 1992; Baum, W., Reichs- und Territorialgewalt (1273-1437), 1994; Delfosse, M., Emilie Kempin-Spyri (1853-1901), 1994; Böning, H., Der Traum von Freiheit und Gleichheit, 1998; Kästli, T., Die Schweiz, 1998; Bergier, J., Die Schweiz in Europa, 1998; Blickle, P., Ordnung schaffen, (in) HZ 268 (1998), 121; Werkstatt Bundesverfassung, zusammengestellt v. Arlettaz, S., 1998; Bradke, S., 75 Jahre Zollvertrag Schweiz-Liechtenstein, 1998; Hettling, M. u. a., Eine kleine Geschichte der Schweiz, 1998; Rossi, P., Cours d’histoire suisse (1831-1832), 2000; Handels- und obligationenrechtliche Materialien, hg. v. Fasel, U., 2000; Die Schweiz und die Flüchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus, hg. v. unabhängiger Expertenkommission, 2001; Hofer, W./Reginbogin, R., Hitler, der Westen und die Schweiz, 2001; Historisches Lexikon der Schweiz, Bd. 1ff. 2002ff. (Band 13 Vio – Zyr, insgesamt 36000 Lemmata); Bonaparte et la Suisse, hg. v. Monnier, V., 2002; Fasel, U., Handels- und obligationenrechtliche Materialien, 2002; Schmitz, M., Westdeutschland und die Schweiz nach dem Krieg, 2003; Fasel, U., Bahnbrecher Munzinger, 2003; Die Rechtsquellen der Stadt Biel, bearb. v. Bloesch, P., 2003; Die Erfindung der Demokratie in der Schweiz, hg. v. schweizerischen Bundesarchiv, 2004; La Suisse occidentale et l’empire, hg. v. Morerod, J. u. a., 2004; Das Recht der Stadt Thun, bearb. v. Dubler, A., 2004; La Suisse occidentale et l’Empire, hg. v. Moererod, J. u. a., 2004; Jucker, M., Gesandte, Schreiber, Akten, 2004; Maissen, T., Verweigerte Erinnerung, 2005; Gees, T., Die Schweiz im Europäisierungsprozess, 2006; Ein Bruderkrieg macht Geschichte, hg. v. Niederhäuser, P. u. a., 2006; Piller, O., Die soziale Schweiz, 2006; Zbinden, M., Der Assoziationsversuch der Schweiz mit der EWG 1961-1963, 2006; Geschichte der Sozialversicherungen. L’histoire des assurances sociales, hg. v. Schweizerisches Bundesarchiv, 2007; Maissen, T., Die Geburt der Republic, 2007; Mesmer, B., Staatsbürgerinnen ohne Stimmrecht, 2007; Reich, D., Direkte Demokratie in der Krise, 2007; Saleski, K., Theorie und Praxis des Rechts, 2007; Gschwend, L., Die Sammlung schweizerischer Rechtsquellen, (in) Zs. f. schweizerisches Recht 2007, 435ff.; Marchal, G., Schweizer Gebrauchsgeschichte, 2. A. 2007; Head, R., Jentasch’s Axe, 2008; Marquardt, B., Die alte Eidgenossenschaft und das Heilige Römische Reich (1350-1798), 2008; Demokratisierungsprozesse in der Schweiz, hg. v. Graber, R., 2008; Pichonnaz, P., Les fondements romains du droit privé, 2008; Sablonier, R., Gründungszeit ohne Eidgenossen, 2008, 3. A. 2008; Carlen, L., Goms und Gommer, 2009; Kriegsverbrecherprozesse in der Schweiz, hg. v. Ziegler, A. u. a., 2009; Duss, V., Gericht, Gesetz und Grundsatz, 2009; Schürer, S., Die Verfassung im Zeichen historischer Gerechtigkeit, 2009; Seferovic, G., Das schweizerische Bundesgericht 1848-1874, 2010 Bühler, T., Schweizerische Rechtsquellen und schweizerische Verfassungsgeschichte nach einer Vorlesung von Ulrich Stutz (1868-1932) (!), 2010; Kley, A., Geschichte des öffentlichen Rechts der Schweiz, 2011; Kradolfer, M., Justitias „Emancipation“, 2011 (mit einer Tabelle der kantonalen Gerichte 1840); Engi, L., Staatsdenker. 15 bedeutende Schweizer Juristen und Politiker im Porträt, 2011; Zangger, A., Koloniale Schweiz, 2011; Rohner, G., Die Wirksamkeit von Volksinitiativen im Bund 1848-2010, 2012; Die Geschichte der Schweiz, hg. v. Kreis, G., 2013; Weber, K., Umstrittene Repräsentation der Schweiz, 2014; Küffer, R., Eine liberale Kritik am Notrecht, 2014; Kley, A., Von Stampa nach Zürich, 2014; Kellenberger, C., Wo liegt die Schweiz?, 2014; Aerschmann, S., Der ideale Richter – Schweizer Bundesrichter in der medialen Öffentlichkeit, 2014; Fasel, U., Schweizerische Rechtsgeschichte aus Eugen Hubers Feder, 2015; Schwizer, L., Ernst Brenners Einfluss auf die Rechtseinheit, 2015; Caroni, P., Privatrecht in dem 19. Jahrhundert – eine Spurensuche, 2015; Holenstein, A. u. a., Schweizer Migrationsgeschichte, 2018 (bis etwa 1880 überwog Auswanderung); Steiner, S., Unter Kriegsrecht – Die schweizerische Militärjustiz 1914-1920, 2018; Wyss, D., Wie viel Bluntschli steckt in Huber? Ein Vergleich der allgemeinen Grundsätze des Erbrechts, 2018; Schneider, O., Die Schweiz im Ausnahmezustand, 2019; Jagmetti, M., Als die moderne Schweiz entstand, 2019
Schwerin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Mecklenburg
Lit.: Grohmann, W., Das Kanzleiwesen der Grafen von Schwerin. Diss. phil. Rostock 1928; Das Schweriner Stadtbuch, hg. v. Poeck, D., 2004
Schwerin, Claudius Freiherr von (Passau 2. 9. 1880-München 13. 6. 1944 bei Luftangriff), Sohn eines Senatspräsidenten, 1898 Abitur als Externer an dem Gymnasium Fridericianum in Erlangen, Studium Musikwissenschaft, dann Rechtswissenschaft Univ. München, Mitglied AGV München in dem Sondershäuser Verband, erste jur. Staatsprüfung, 1904 Promotion über Beiträge zur Erläuterung des Begriffs der Rechtsnachfolge im geltenden Zivilrecht, 1905 zweite jur. Staatsprüfung, 1907 Habilitation (Die altgermanische Hundertschaft, Karl von Amira), Privatdozent, Deutsche Rechtsgeschichte, 1912, 1914 ao. Prof. Univ. Berlin, 1917 o. Prof. Univ. Straßburg, 1919 Freiburg im Breisgau, Grundzüge des deutschen Privatrechts, 1919, 2. A. 1928, ´besondere Betonung des Germanischen, 1935 München (Nachfolge Heinrich Mitteis), Germanische Rechtsgeschichte, 1936, 1937 NSDAP, Einführung in die Rechtsarchäologie, 1943, s. Google
Lit.: Fehr, H., Claudius von Schwerin und die deutsche Rechtsgeschichte, (in) Schweizerische Zeitschrift für Geschichte 25 (1945), 100-103; Simon, W., Claudius Freiherr von Schwerin, 1991, NDB 24 (1910), 77
Schwert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jh. [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab dem 12. Jahrhundert [Schwäb. Trauformel/MSD. 320] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem Altertum eine (in der Osttürkei erstmals an dem Ende des 4. vorchristlichen Jahrtausends nachgewiesene) Stichwaffe und Hiebwaffe aus Metall, die auch in dem Recht tatsächlich (Richtschwert) und symbolisch (beispielsweise bei →Investitur, →Zweischwerterlehre, →Schwertmage) verwendet wird, wobei die Verbindung von (lat. [F.]) iustitia (Gerechtigkeit) und Schwert in (bildlichen) Darstellungen erst seit dem 13. Jahrhundert belegt ist. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Faszination Schwert – Große Sonderausstellung im Landesmuseum Württemberg 13. Oktober 2018 – 28. April 2019 Altes Schloss Stuttgart, 2018
Schwertbruder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv nach 1290 [LivlRChr. V.721] 8 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mitglied des Schwertbrüderordens
Schwertbrüderorden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ausgenommen DRW-Archiv [Faber, NStaatskanzlei V 221] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in Livland 1202 Livland gestiftete kleine Ritterorden, der 1237 mit dem →Deutschen Orden verschmolzen wird. S. Google
Lit.: Bunge, G. v., Der Orden der Schwertbrüder, 1875; Benninghoven, F., Der Orden der Schwertbrüder, 1965; Benninghoven, F., Zur Rolle des Schwertbrüderordens, (in) ZOF 41 (1992)
Schwertleite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen Ende 12. Jahrhundert [Erg. V 520] in einer Stelle und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der ältere ritterliche Mannbarkeitsritus, der später durch den Ritterschlag ersetzt wird. S. Google
Lit.: Erben, W., Schwertleite und Ritterschlag, (in) Zeitschrift für historische Waffenkunde 8 (1919)
Schwertmage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 22 Stellen bis 1803 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der durch das →Schwert versinnbildlichte männliche Verwandte (Mage) vor allem in dem deutschen Mittelalter.
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 88; Kroeschell, K., Die Sippe im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 1
Schwester (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert [Merseburger Zaubersprüche] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das weibliche Geschwister eines Menschen
Schwieger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1349 [ SPöltenUB. I 419 in 16 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen in den Zusammensetzungen Schwiegereltern, Schwiegermama, Schwiegermutter, Schwiegerpapa, Schwiegersohn, Schwiegertochter, Schwiegervater nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schwiegermutter, Mutter der Ehefrau
schwören (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 741/748 [LBai v. Schwind 440] und nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mittels Eid bekräftigen
Schwur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1307 [Tomaschek, Trient 126] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Handlung und das Ergebnis der Leistung eines Eides.
Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Schwurfingerdeutung und Schwurgebärde, (in) Zeitschrift für schweizerisches Recht 39 (1920); Fritze, W., Die fränkische Schwurfreundschaft der Merowingerzeit, ZRG GA 71 (1954), 74
Schwurgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1818 [ProtBundesversamml. VI 310] 9 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die mit drei Richtern einschließlich des Vorsitzenden und zwei Schöffen (bis 30. 9. 1972 Geschworenen) besetzte Strafkammer bei bestimmten Strafsachen (beispielsweise Mord), in dem älteren und ausländischen Recht das mit (1 bzw.) 3 Richter(n) und 12 Geschworenen besetzte Gericht, bei dem die Geschworenen über die Frage der Schuld und der oder die Richter über die Frage der Strafe entscheiden. Das Schwurgericht wird in dem linksrheinischen Deutschland 1798 unter dem Einfluss Frankreichs, in den übrigen deutschen Staaten bzw. Staaten des Deutschen Bundes meist nach 1848 (Westphalen 1809, Kurhessen 1848) eingeführt. 1877/1879 wird dies reichseinheitlich geregelt (1893 in dem Deutschen Reich 140 Schwurgerichte). An dem 4. 1. 1924 wird das ältere Schwurgericht aus finanziellen Gründen durch das jüngere, mit Schöffen besetzte Schwurgericht ersetzt (Emmingersche Justizreform, lex Emminger, in Bayern durch Verordnung von dem 14. 7. 1948 bis 1. 10. 1950 nochmals kurzfristig wiederbelebt). Eine unmittelbare Kontinuität des deutschen Schwurgerichts zu dem in karolingischer Zeit entstandenen Schöffengericht besteht nicht. Heinrich Brunner leitet das Schwurgericht von den Zeugen der fränkischen Zeit her, die der Richter zu der Rüge bewegen kann. Vermutlich ist das spätantiken Vorläufern folgende fränkische Untersuchungsverfahren über Grundstücksverhältnisse über die Normandie nach England gelangt, wo es König Heinrich II. (1154-1189) für Güterstreitigkeiten allgemein eröffnet. Danach soll der Sheriff jeweils 12 Nachbarn auswählen, vereidigen und befragen. 1166 wird dies auf Verfahren wegen Unrechtstaten übertragen. S. Google
Lit.: Söllner §§ 10, 17; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 171, 202, 203, 234; Brunner, H., Die Entstehung der Schwurgerichte, 1872, Neudruck 1967; Plucknett, T., A Concise History of the Common Law, 1929, 2. A. 1936, 5. A. 1956; Schwinge, E., Der Kampf um die Schwurgerichte, 1926, Neudruck, 1970; Kern, E., Geschichte des Gerichtsverfassungsrechts, 1959, 114; Hahn, W., Die Entwicklung der Laiengerichtsbarkeit im Großherzogtum Baden, 1974; Böttges, W., Die Laienbeteiligung in der Strafrechtspflege, Diss. jur. Bonn 1979; Schubert, W., Die deutsche Gerichtsverfassung, 1981, 205; Reimann, M., Der Hochverratsprozess gegen Gustav Struve und Karl Blind. Der erste Schwurgerichtsfall in Baden, 1985; Landau, P., Schwurgerichte und Schöffengerichte, (in) The Trial Jury, hg. v. Schioppa, A., 1987, 241; Caenegem, R. van, The Birth of the English Common Law, 1973, 2. A. 1988; Reuber, I., Der Kölner Mordfall Fonk von 1816, 2002; Koch, A., Die Rückkehr der „Volksgerichte“, ZRG GA 122 (2005), 242; Pense, T., Das spanische Schwurgericht, 2006; Braun, M., Die Entwicklung der Schwurgerichtsfrage in Kurhessen bis zum Jahre 1851, 2011
Schwyz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über Wurzeln wie idg. *su̯eid- (1), idg., V.: nhd. glänzen, schimmern, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), um 730 Ort einer Kirche, ist der für die →Schweiz namengebende Urkanton. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Reichlin, M., Die schwyzerische Oberallmende, 1908; Steiner, H., Das eheliche Güterrecht des Kantons Schwyz, 1910; Styger, D., Die Beisassen des Landes Schwyz, 1914; Sidler, R., Die schwyzerische Unterallmeindkorporation, Diss. jur. Zürich 1956; Riggenbach, A., Der Marchenstreit zwischen Schwyz und Einsiedeln und die Entstehung der Eidgenossenschaft, Diss. phil. Zürich 1965; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Carlen, L., Rechtsgeschichte der Schweiz, 1968, 2. A. 1978, 3. A. 1988; Wiget, J., Wasser und Wacht, 1988; Schwyz, 1991; Fassbind, J., Schwyer Geschichte, hg. v. Detting, A., 2004; Adler, B., Die Entstehung der direkten Demokratie, 2006; Ausflug in die Vergangenheit – Archäologische Streifzüge durch die Urschweiz, 2015
Scire leges non est verba eorum tenere sed vim ac potestatem (Worfolget in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Die Gesetze zu kennen, heißt nicht, ihre Worte behalten, sondern ihre Macht und ihr Vermögen.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Celsus, um 70-um 140, Digesten 1, 3, 17)
scribere, scrībere, lat., V., schreiben, einritzen mit einem Griffel, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *skerībʰ, *kerībʰ, V., schneiden, ritzen, schreiben, s. idg. *sker- (4), *ker- (11), *skerə-, *kerə-, *skrē-, *krē-, V., schneiden
scrinium, scrīnium, lat., N., Kapsel, Schrein, Catull. (81/79-52/50 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *skrei-, *krei-, V., drehen, biegen, vgl. idg. *sker- (3), *ker- (10), V., drehen, biegen
scultetus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) lat.-afrk. [M.]) →Schultheiß
Seabra, António Luís Visconde de (1798-1895), Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Coimbra Richter, Rechtslehrer und liberaler Rechtspolitiker. Er entwirft den 1867 in Kraft gesetzten Código civil portugues. S. Google
Lit.: Dias Ferreira, J., Elogio histórico do Visconde de Seabra, 1895; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973
Seckel, Emil (Neuenheim bei Heidelberg 10. 1. 1864-Todtmoos 26. 4. 1924), Schwiegersohn Hinschius’, wird nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Tübingen und der Habilitation (1895) 1898 Professor in Berlin und bearbeitet ab 1907 Heumann H./Thon A. Handlexikon zu den Quellen des römischen Rechts. S. Google
Lit.: Seckel, E., Paläographie der juristischen Handschriften des 12. bis 15. Jahrhunderts, ZRG RA 45 (1925), 1; Genzmer, E., Emil Seckel, ZRG RA 46 (1926), 216
Seckendorff, Veit Ludwig von (Herzogenaurach 20. 12. 1626-Halle/Saale 18. 12. 1692), aus fränkischem Adel, wird nach dem Studium von Philosophie, Geschichte und Recht in Straßburg Rat und Kanzler in Sachsen-Gotha und 1665 in Sachsen-Naumburg-Zeitz. Sein Hauptwerk ist der christlich idealisierende Teutsche Fürstenstaat (1656), der sich teilweise an den Fürsten, teilweise an dessen Amtsträger wendet. S. Google
Lit.: Seckendorff, V., Teutscher Fürstenstaat, 1656, Neudruck 1972, 1976; Schmelzeisen, G., Der verfassungsrechtliche Grundriss in Veit Ludwig von Seckendorffs „Teutschem Fürstenstaat“, ZRG GA 87 (1970), 190; Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995
securitas, sēcūritās, lat., F., Sorglosigkeit, Furchtlosigkeit, Ruhe, Sicherheit, Garantie, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sēcūrus
Securitas (lat. [F.], Sicherheit) ist in dem spätantiken römischen Recht die Quittung.
Lit.: Kaser § 53 I 1; Köbler, DRG 62
securus, sēcūrus, lat., Adj., sorglos, sicher, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. cūra
SED (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 21. 4. 1946 aus zwangsweiser Vereinigung von Sozialdemokratischer Partei Deutschlands und Kommunistischer Partei Deutschlands zwecks Ausschaltung der Sozialdemokratie hervorgehende Sozialistische Einheitspartei Deutschlands in der sowjetischen besetzten Zone des Deutschen Reiches, die in der Deutschen Demokratischen Republik die Politik entscheidend bestimmt und sich nach deren Scheitern an dem Ende der Deutschen Demokratischen Republik (1989) in Partei des demokratischen Sozialismus (PDS) umbenennt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 245; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Dokumente zur Geschichte der SED, hg. v. Müller, E. u. a., Bd. 1ff. 2. A. 1981ff.; Das Ende der SED, hg. v. Hertle, H. u. a., 1997; Die SED, hg. v. Herbst, A. u. a., 1997; Schröder, K., Der SED-Staat, 1998; Anatomie der Parteizentrale, hg. v. Wilke, M., 1998; Die totalitäre Herrschaft der SED, hg. v. Friedrich, W., 1998; Schroeder, K., Der SED-Staat, 1998; Malycha, A., Die SED, 1999; Hört die Signale, hg. v. Hübsch, R., 2002; Großbölting, T., SED-Diktatur und Gesellschaft, 2002; Giese, D., Die SED und ihre Armee, 2002; Amos, H., Politik und Organisation der SED-Zentrale 1949-1963, 2003; Baron, U., Kalter Krieg und heißer Frieden, 2003; Die ersten und zweiten Sekretäre der SED, hg. v. Best, H./Mestrup, H., 2003; Niemann, M., Die Sekretäre der SED-Bezirksleitungen 1952-1989, 2007; Malycha, A. u. a., Die SED, 2009; Amos, H., Die Vertriebenenpolitik der SED 1949-1990, 2009; SED-Kader, hg. v. Niemann, M. u. a., 2010; Pohlmann, T., Die Ersten in dem Kreis, 2017
Sedan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist von 1601 bis 1681 Sitz einer Universität. S. Google
See (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1227 [BrschwStR. § 56] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M./F.) großes stehendes Gewässer aus Salzwasser oder aus Süßwasser
Seedarlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →fenus (N.) nauticum (lat.)
Lit.: Schuster, S., Das Seedarlehen in den Gerichtsreden des Demosthenes, 2005
Seelbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1346 [DOrdHessenUB. III 39] in 9 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Totenbuch, Nekrolog, Memorienbuch
Lit.: Ziller, H., Private Bücher des Spätmittelalters, 1971
Seele (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie für das Germanische erschließbar, F.) Gefühlswelt des Menschen, Gesamtheit des Fühlens und Empfindesns sowie Denkens des Menschern, Geist
Seelgerät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1201 [Beyer, UB. II 232) in 37 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem mittelalterlichen Recht die zu dem Seelenheil (lat. salus [N.] animae) gestiftete Sache. Die Schaffung geschieht anfangs durch Gabe, seit dem Hochmittelalter auch durch →Testament. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 89; Mayer, E., Seelgerät und Besthaupt, ZRG GA 38 (1917), 301; Bruck, E., Totenteil und Seelgerät im griechischen Recht, 1926; Seelenheil und irdischer Besitz, hg. v. Herzog, M. u. a., 2007
Seelteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Zeitangabe [ZRG2 Germ. 29 1908 225f.] 2 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M./N.) →Freiteil
Lit.: Schultze, A., Augustin und der Seelteil des germanischen Erbrechts, 1928; Schultze, A., Nachträge zu „Augustin und der Seelteil“ S. 185ff., ZRG GA 50 (1930), 377
Seerecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1514 [HanseRez.3 VI 801 in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die See betreffende Recht. Es ist ein Teil des Völkerrechts, soweit die See nicht zu dem Hoheitsgebiet eines einzelnen Staates zählt. Bedeutsam ist insbesondere das Seehandelsrecht als Sonderprivatrecht der Seeschifffahrt. Dieses erscheint sachlich bereits in dem (lat.) →Codex (M.) Hammurapi (1728-1686 v. Chr.). Weit verbreitet ist in dem Altertum das nach der Insel Rhodos benannte griechische Seehandelsrecht (lat. lex [F.] Rhodia [de iactu], rhodisches Gesetz über den Wurf [von Gütern bei Gefahr in die See]), das die Römer übernehmen, so dass es in dem Osten bis in das 15. Jahrhundert fortwirkt. In dem Westen nimmt das Seerecht des Mittelmeers seinen Ausgang von Amalfi (lat. Tabula [F.] de Amalfa, 12. Jahrhundert), Pisa (lat. Constitutum [N.] usus, 12. Jahrhundert), Venedig (1229ff.) und Genua (Ende 13. Jahrhundert). Eine private Rechtssammlung in Barcelona um 1350 (1348) ist das →Consolat del Mar, das bis in das 19. Jahrhundert den Mittelmeerraum beherrscht. Für das nordwesteuropäische Gebiet sind die →Rôles d’ →Oléron (Mitte 13. Jahrhunderts) besonders wichtig, deren flämische Übersetzung →Vonnisse van Damme genannt wird. Diese bildet zusammen mit der in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Staveren oder Amsterdam entstandenen →Ordinancie die Grundlage für die in dem 15. Jahrhundert verfasste Sammlung Waterrecht. Von den deutschen Seehandelsstädten wirken vor allem Hamburg und Lübeck und ihre Tätigkeit in der Hanse prägend. In dem 16. und 17. Jahrhundert werden in den Niederlanden (1551ff., um 1700 etwa 50000 Seefahrer), in Dänemark (1561), Hamburg (1603), der Hanse (1614) und Schweden (1667) bedeutsame Regelungen erlassen, an die sich allmählich eine beachtliche wissenschaftliche Literatur anschließt (→Stracca, →Grotius, →Vinnius). →Preußen schafft 1727 ein 10 Kapitel mit 361 Artikeln umfassendes Seegesetz, dessen Inhalt in das →Allgemeine Landrecht (1794) Eingang findet. Frankreichs →Ordonnance de la marine (1681) erhält der →Code de commerce (1807) aufrecht, der sich auf Griechenland (1835), Rumänien (1863), die Türkei (1864), Spanien (1829), Portugal (1833), die Niederlande (1838), Belgien (1879) und Italien vollständig oder teilweise auswirkt. Die deutschen Staaten vereinheitlichen ihr Seerecht in dem →Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch (1861) bzw. in dem Handelsgesetzbuch (1897/1900). S. Google
Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957, 335; Lewis, W., Das deutsche Seerecht, 2. A. 1883, Neudruck 2013; Lewis, W./Boyens, E., Das deutsche Seerecht 1897, Neudruck 2013; Rolin, H., L’abordage, 1899; Die altniederländischen Seerechte, hg. v. Telting, A., 1907; Sammlung älterer Seerechtsquellen, hg. v. Zeller, H., Heft 1ff. 1907ff.; Seerechtliche Forschungen, hg. v. Zeller, H., Heft 1 1915; Perels, L. El libro del consulado de mar, (in) Revista juridica de Cataluña 23 (1917); Perels, L., Orden judicial del consulado de mar de Barcelona, (in) Revista juridica de Cataluña 25 (1919); Pappenheim, M., Zur Geschichte des Seefrachtvertrags, ZRG GA 51 (1931), 175; Zeno, R., Documenti per la storia del diritto marittimo (!), 1936; Wüstendörfer, H., Neuzeitliches Seehandelsrecht, 1947; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,848, 2,2,675; Lau, G., Das hamburgische Seehandelsrecht im 18. Jahrhundert, Diss. jur. Hamburg 1975; Landwehr, G., Die hanseatischen Seerechte, (in) 1667 ars sjölag, hg. v. Institutet för rättshistorisk forskning, 1984, 75; Frentz, E., Das hamburgische Admiralitätsgericht (1623-1811), 1985; Landwehr, G., Die Haverei in den mittelalterlichen deutschen Seerechtsquellen, 1985; Landwehr, G., Das preußische Seerecht vom Jahre 1727, (in) ZNR 8 (1986), 113; Landwehr, G., Die Bedeutung des lübischen Seerechts, (in) Schiffe und Seefahrt, hg. v. Bei der Wieden, 1986, 129; Schulz, R., Die Entstehung des Seerechts des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, 1987; Krieger, K., Die Anfänge des Seerechts, (in) Untersuchungen zu Handel und Verkehr, Bd. 4 1987, 246; Landwehr, G., Seerecht, HRG Bd. 4 1989; Osten, W., Das schwedische Seerecht, 1992; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Decken, J. v. d., Das Seearbeitsrecht im Hamburger Stadtrecht, 1995; Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Rademacher, M., Die Geschichte des Hafen- und Schifffahrtsrechts in Hamburg, Bd. 4 1999 (Selbstverlag); Seerecht im Hanseraum des 15. Jahrhunderts, hg. v. Jahnke, C. u. a., 2003; Landwehr, G., Das Seerecht der Hanse, 2003; O’Sullivan, C., Die Ahndung von Rechtsbrüchen der Seeleute, 2005; Schweitzer, J., Schiffer und Schiffsmann in den Rôles d’Oléron, 2007; Ausschuss für Seerecht (1933-1942), hg. v. Schubert, W., 2012; Law of the Sea, from Grotius to the International Tribunal for the Law of the Sea, hg. v. Castillo, L. del, 2015; Cordes, A., Die Regelung von Interessenkonflikten im Seerecht des späten 13. Jahrhunderts, ZRG 137 (2020), 52 (ziemlich vielfältig und unterschiedlich); De Ruysscher, D., Maxims, Principles and Legal Change – Maritime Law in Merchant and Legal Culture (Low Countries, 16th Century), ZRG GA 138 (2021), 261
Seesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an dem Harz mit rund 19000 Einwohnern
Lit.: Tausend Jahre Seesen, hg. v. d. Stadt Seesen, 1974
Seeversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR. III 94] 3 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Versicherung von Menschen und Sachen gegen die bei Fahrt oder Beförderung auf See bestehenden besonderen Gefahren. Sie erscheint erstmals 1319 und ist in Venedig bereits in dem 15. Jahrhundert von großer tatsächlicher Bedeutung. S. Google
Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Kiesselbach, A., Die wirtschafts- und rechtsgeschichtliche Entwickelung der Seeversicherung in Hamburg, 1901; Hammacher, W., Die Grundzüge des allgemeinen Seeversicherungsrechts, Diss. jur. Bonn 1983; Nehlsen-von Stryk, K., Die venezianische Seeversicherung, 1986; Go, S., Marine Insurance in the Netherlands 1600-1870, 2009
Sefarde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie nach dem hebräischen Namen für Spanien [Sefarad] benannt, M.) Jude in dem mittelalterlichen Spanien
seisin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.?) Gewere
Sekundo (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel) Zweit
Sekundogenitur ((Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zweitgeburt
selb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pron.) gleich, identisch
selbst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1474 [PössneckSchSpr. I 76] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pron.) gleich, identisch
selbständig, selbstständig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1541 [König, Proz. 192r] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) eigenständig
Selbständiger, Selbstständiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist, wer nicht in einer (beruflichen) Abhängigkeit steht. In der arbeitsteiligen Wirtschaft wird die Zahl der Selbständigen (Unternehmer) immer geringer. Möglicherweise erzwingt die durch hohe Lohnkosten und Rationalisierungsdruck bewirkte Arbeitslosigkeit in der Zukunft wieder mehr Selbständigkeit, sofern der Staat dies nicht durch zwangsweise Umverteilung verhindert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 225, 252
selbstbedienen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) selbst nehmen, selbst ausführen
Selbstbedienung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eigene Ausführung einer (bisher eigentlich) einem anderen zustehenden Angelegenheit. Sie kann in dem modernen, durch hohe Personalkosten gekennzeichneten Geschäftsleben zu erwünschten Kostenvorteilen führen. Sie kann (beispielsweise bei Politik [z. B. Gesetzgebung] und öffentlichem Dienst) aber auch an sich sinnvolle Kontrollmechanismen zu dem Vorteil des Handelnden und dem Nachteil anderer umgehen.
Lit.: Langer, L., Revolution im Einzelhandel, 2013
selbstbestimmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in eigenen Angelegenheiten ausschließlich selbst entscheiden
Selbstbestimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1796 [FichteVolk 8] 8 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die ausschließliche Entscheidung des Betroffenen über sich selbst. Sie entwickelt sich dort, wo übermäßige Fremdbestimmung aufgeklärtes Freiheitsstreben erwachen lässt. Das ist seit dem 18. Jahrhundert allgemein und seit dem 19. Jahrhundert in dem überindividuellen Bereich von Gruppen von Menschen der Fall. Ein anschauliches Beispiel für den Beginn des 21. Jahrhunderts liefert der Angriff Russlands auf die Ukraine 2022.
Lit.: Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Elsner, B., Die Bedeutung des Volkes im Völkerrecht, 2000; Mett, F., Das Konzept des Selbstbestimmungsrechts der Völker, 2004; Fisch, J., Adolf Hitler und das Selbstbestimmungsrecht der Völker, (in) HZ 290 (2010), 93; Fisch, A., Das Selbstbestimmungsrecht der Völker, 2010; Die Verteilung der Welt, hg. v. Fisch, J., 2011
Selbsthilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1674 [Marsmann, MeilenR 52 und 60] in 15 Stellen und in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Durchsetzung oder Sicherung eines Anspruchs durch eigenes Handeln. Die Selbsthilfe ist vor der Entwicklung des staatlichen Gewaltmonopols oder Durchsetzungsmonopols selbverständlich (→Fehde). Schon in dem römischen Altertum ist sie aber eingeschränkt. Seit dem Frühmittelalter wird die Selbsthilfe zurückgedrängt. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) hält sie zwar noch für grundsätzlich zulässig, bindet sie aber an enge Voraussetzungen und gewährt ihr nur geringe Möglichkeiten der Verwirklichung (§ 229 BGB).
Lit.: Kaser § 36 II 5; Söllner § 8; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 18, 92, 166, 177, 208; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 54, Neudruck 1964; Adler-Rudel, S., Jüdische Selbsthilfe, 1974; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 277, 287; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Selbstmord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1588 [Sturm, W., Promptuarium exemplorum II Leipzig 1588 224v] in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie als Lehnübersetzung aus dem Lateinischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Selbsttötung) ist die gewaltsame Beendung des eigenen Lebens. Das römische Recht steht dem Selbstmord grundsätzlich ziemlich gleichgültig gegenüber, gibt aber den zunächst üblichen Abbruch eines Strafverfahrens nach Selbstmord in dem 3. Jahrhundert n. Chr. aus finanziellen Erwägungen zu Gunsten der Konfiskation des Vermögens von Angeklagten auf. Von der christlichen Kirche wird Selbstmord von dem 6. Jahrhundert bis in das 20. Jahrhundert als Todsünde dadurch bekämpft, dass (noch 1917) die Beerdigung des Selbstmörders in christlichen Formen ausgeschlossen wird. Zeitweise sprechen sich auch weltliche Juristen und territoriale Bestimmungen für eine Strafbarkeit des Selbstmords aus (Pufendorf, Thomasius, Wolff), doch werden nach ersten liberalen Stimmen in der Renaissance weltliche Rechtsfolgen des Selbstmords unter dem Einfluss der Aufklärung in Preußen 1751 und in Frankreich 1790 von oben her aufgegeben, weil der Selbstmörder als krank angesehen wird. Die Mitwirkung Dritter ist an einzelnen Orten zu einzelnen Zeiten tatsächlich strafbar. S. Google
Lit.: Bernstein, O., Die Bestrafung der Selbstmörder, 1907; Masi, G., Il suicidio nel diritto comune, (in) Il diritto ecclesiastico, 63 (1952), 497; Dieselhorst, J., Die Bestrafung der Selbstmörder im Territorium der Reichsstadt Nürnberg, (in) Mitt. d. Vereins f. Gesch. der Stadt Nürnberg 44 (1953), 58; Faberow, N., Bibliography of suicide, 1972; Wacke, A., Der Selbstmord im römischen Recht, ZRG RA 97 (1980), 26; Ehrlich, J., Suicide in the Roman Empire, 1986; Nestmeyer, F., Freitod, 1998; Murray, A., Suicide in the Middle Ages, 1998ff.; Schrage, E., Suicide in Canon Law History, (in) Legal History 21 (1999), 57; Lind, V., Selbstmord in der frühen Neuzeit, 1999; Mischler, G., Von der Freiheit, das Leben zu lassen, 2000; Ahrens, J., Selbstmord, 2001; Baumann, U., Vom Recht auf den eigenen Tod, 2001; Bähr, A., Der Richter im Ich, 2002; Schreiner, J., Jenseits vom Glück. Suizid, Melancholie und Hypochondrie in deutschsprachigen Texten des späten 18. Jahrhunderts, 2003; Hofmann, D., Suizid in der Spätantike, 2007; Pfannkuchen, K., Selbstmord und Sanktionen, 2008; Goeschel, C., Suicide in Nazi Germany, 2009; Frantzen, M., Mors voluntaria in reatu, 2012; Wiler, K., Die Beurteilung der Selbsttötung, 2013; Lahann, B., 18 berühmte Dichter und Maler, die sich das Leben nahmen, 2014; Dietrich, J., Der Tod von eigener Hand - Studien zum Suizid im Alten Testament, 2016; Schweig, N., Suizid und Männlichkeit, 2016; Liebrandt, H., Das Recht mich zu richten, das spreche ich ihnen ab. Der Selbstmord der nationalsozialistischen Elite 1944/1945, 2017; Wittwer, H., Das Leben beenden – Über die Ethik der Selbsttötung, 2019
Selbstschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [Hahn, Coll. II 626 selbschuld] in 4 Stellen, davon 1572 und 1807 Selbstschuld] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verpflichtung als Selbstschuldner
Selbstschuldner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1422 [HunolsteinUB. II 166] in 24 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schuldner in eigener Person beispielsweise als Bürge
selbstverwalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eigene Angelegenheiten selbst verwalten
Selbstverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1760 [Mosheim J. L. v., Allgemeines Kirchenrecht der Protestanten, Helmstedt 1760 535] 30 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eigenverantwortliche Wahrnehmung überlassener oder zugewiesener eigener öffentlicher Aufgaben durch unterstaatliche Träger öffentlicher Verwaltung. Selbstverwaltung ist selbverständlich. Sie wird zu einer politischen Frage seit der frühen Neuzeit, in welcher der erstarkende absolute Flächenstaat alle Entscheidungen zentralisiert. In Abwehr dieser bürokratisch-planstaatlichen Entwicklung setzen Aufklärung und Liberalismus seit 1808 in Preußen die kommunale Selbstverwaltung durch (Österreich provisorisches Gemeindegesetz 1849, Reichsgemeindesgesetz 1862, autonomer Wirkungsbereich und übertragener staatlicher Wirkungsbereich). Dem folgen eine berufsständische Selbstverwaltung (Handwerkskammer u. s. w.) und seit 1883 eine sozialversicherungsrechtliche Selbstverwaltung (beispielsweise Krankenversicherung) nach.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 197, 258; Gneist, R. v., Geschichte des Selfgovernment in England, 1863; Schelb, W., Staatsverwaltung und Selbstverwaltung, 1911; Becker, E., Gemeindliche Selbstverwaltung, 1941; Fischer, W., Unternehmerschaft, Selbstverwaltung und Staat, 1964; Heffter, H., Die deutsche Selbstverwaltung im 19. Jahrhundert, 1950, 2. A. 1969; Graf, W., Die Selbstverwaltung der fricktalischen Gemeinden im 18. Jahrhundert, 1967; Matzerath, H., Nationalsozialismus und kommunale Selbstverwaltung, 1970; Croon, H./Hofmann, W./Unruh, G. v., Kommunale Selbstverwaltung im Zeitalter der Industrialisierung, 1971; Schwab, D., Die „Selbstverwaltungsidee“ des Freiherrn von Stein, 1979; Hendler, R. Selbstverwaltung als Ordnungsprinzip, 430; Rössler, L., Die Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung, Diss. jur. Kiel 1985; Weiß, J., Die Integration der Gemeinden in den modernen bayerischen Staat, 1986; Gubitzer, L., Geschichte der Selbstverwaltung, 1989; Treffer, C., Zur Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung, (in) Der Staat, 1996, 251; Kommunale Selbstverwaltung, hg. v. Birke, A., 1996; Droste, W., Die Entwicklung der kommunalen Selbstverwaltung, Diss. jur. Bonn 1999; Selbstverwaltung in der Geschichte Europas in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Neuhaus, H., 2010; Arend, R., Bürger und kommunale Selbstverwaltung in Nordrhein-Westfalen seit 1945, 2010; Will, M., Selbstverwaltung in der Wirtschaft, 2010; Selbstregulierung im 19. Jahrhundert, hg. v. Colin, P. u. a., 2011
Selden, John (Selvington/Sussex 16. 12. 1584-Whitefriars 30. 11. 1654), Bauernsohn, wird nach dem Studium in Oxford und der Ausbildung in Clifford’s Inn (1603) bzw. in Inner Temple (1604) 1612 Rechtspraktiker (barrister), Rechtspolitiker und Rechtswissenschaftler. Bereits 1606 verfasst er eine Darstellung der angelsächsischen Verwaltung, 1610 eine Übersicht über die englische Rechtsentwicklung bis zu König Heinrich II. 1617 wird er mit (lat.) De Diis Syriis (Über syrische Götter) als Orientalist bekannt und widmet sich in der Folge vielfach dem außereuropäischen, altjüdischen Recht. 1618 (?) antwortet er auf Hugo Grotius’ (lat.) Mare liberum (Freies Meer) mit einem (lat.) Mare (N.) clausum (Geschlossenes Meer), in dessen Gefolge englische Kriegsschiffe die holländische Heringsfischerei in von England beanspruchten Gewässern von Abgaben abhängig machen. In dem Gedenken an Selden wird 1887 in England von Frederic Maitland die Selden Society als Gesellschaft zu der Pflege der englischen Rechtsgeschichte gegründet. S. Google
Lit.: Braun, R., John Selden, Diss. jur. Würzburg, 1943 masch.schr.; Klee, H., Hugo Grotius und John Selden, 1946; Fletcher, E., John Selden, 1969; Berkovitz, D., John Selden’s Formative Years, 1988
Seldschuke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, M.) ist der Angehörige einer von Seldschuk (um 1000) gegründeten, von 1040 bis 1157 bedeutsamen Herrscherfamilie der →Türken. S. Google
Semel heres semper heres (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Einmal Erbe immer Erbe.
Lit.: Kaser §§ 65 II 4, 68 II 4
Senat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1150 [Kaiserschronik] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1150 [Kaiserchronik] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische senatus, M. Senat, Staatsrat, um 250-184 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem altrömischen Recht die neben König bzw. Konsuln stehende Versammlung der Alten (lat. [M.Pl.] senes) oder Väter (lat. [M.Pl.] patres) der patrizischen Geschlechterverbände. Diesem Senat gehören allmählich alle ehemaligen Amtsträger (beispielsweise Konsuln, Prätoren) an (anfangs 300 Mitglieder, später 600). Sein Ratschlag, der in wichtigeren Angelegenheiten einzuholen ist, erlangt praktische Gesetzeskraft (lat. [N.] senatusconsultum), so dass die Leitung Roms in der Republik grundsätzlich bei dem Senat liegt. Ab dem mit Augustus beginnenden Prinzipat verkümmert der die Aufgaben der Volksversammlungen übernehmende Senat zu dem Stadtrat Roms (bzw. Konstantinopels). In der frühen Neuzeit wird Senat zu der Bezeichnung des Spruchkörpers eines Obergerichts, eines politischen Kollegialorgans (beispielsweise zweite Kammer, in Bayern [60 Senatoren], nach Volksentscheid zu dem 1. 1. 2000 aufgehoben, Oberhaus der Aprilverfassung Österreichs 1848, Vereinigte Staaten von Amerika, Frankreich, Italien) oder eines Leitungsgremiums einer Hochschule. S. Google
Lit.: Söllner §§ 4, 5, 6, 15; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 6; Köbler, DRG 18, 32, 55, 153; Beck, H., Senat und Volk von Konstantinopel, 1966; Talbert, R., The Senate, 1984; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Arcaria, F., Senatus censuit, 1992; Senatus populusque Romanus, hg. v. Vaahtera, J., 1993; Der bayerische Senat, bearb. v. Schmöger, H., 1998; Senatores populi Romani, hg. v. Eck, W. u. a., 2005; Zmeskal, K., Adfinitas – die Verwandtschaft der senatorischen Führungsschicht der römischen Republik von 218 – 31 v. Chr., 2009; Maurizi, L., Il cursus honorum senatorio, 2013 (auf der Grundlage von 422 Inschriften)
senator, senātor, lat., M., Senator, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. senex
Senator (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1187/1189 [Eneide des Heinrich von Veldeke] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1260 [SächsWChr. 82] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische senator, M., Senator, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mitglied eines Senats
senatus, senātus, lat., M., Senat, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. senex (1); senatusconsultum, senātuscōnsultum, lat., N., Senatsbeschluss, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. senātus, cōnsultum
Senatusconsultum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) ist der Senatsbeschluss auf Anfrage eines Magistrats, der in dem römischen Recht praktisch Gesetzeskraft erlangt. Er ist meist nach dem jeweiligen Antragsteller benannt.
Lit.: Kaser § 2 II 2a; Söllner §§ 4, 6, 14, 15; Köbler, DRG 18, 31
Senatusconsultum (N.) Claudianum (54 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, nach dem die Römerin versklavt wird, die gegen den Willen des Herrn mit einem Sklaven geschlechtlich verkehrt.
Lit.: Kaser § 15 II 3
Senatusconsultum Iuventianum (129 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, wonach ein gutgläubiger Erbschaftsbesitzer nur herauszugeben hat, worum er bereichert ist.
Lit.: Kaser § 75 I 3b, 6c; Köbler, DRG 37
Senatusconsultum Macedonianum (2. Hälfte 1. Jahrhundert n. Chr., lat.) ist der nach einem Haussohn Macedo benannte römischer Senatsbeschluss, der Gelddarlehen an Haussöhne verbietet, um zu verhindern, dass ein von Gläubigern bedrängter Haussohn (beispielsweise Macedo) seinen Vater tötet, um seine Schulden mit dann von dem Vater geerbtem Geld zu tilgen.
Lit.: Kaser § 39 I 2; Söllner § 15; Wacke, A., Das Verbot der Darlehensgewährung, ZRG RA 112 (1995), 239
Senatusconsultum Neronianum (54-68 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, nach dem ein Legat, das in dem von dem Erblasser gewählten Typus unwirksam ist, in einer der anderen Arten von Vermächtnis aufrechterhalten wird, wenn sein Inhalt dies zulässt.
Lit.: Kaser § 76 II 4a
Senatusconsultum Orfitianum (178 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, der den Kindern ein Erbrecht nach dem Tod der Mutter vor den Agnaten gewährt.
Lit.: Kaser § 66 IV, VI; Söllner § 15; Köbler, DRG 38; Meinhart, M., Die Senatsconsulta Tertullianum und Orfitianum, 1967
Senatusconsultum Tertullianum (117-138 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, welcher der Mutter, die das (lat.) →ius (N.) liberorum (Recht der Kinder) hat, ein Erbrecht an dem Nachlass eines Kindes hinter den (lat. [M.Pl.]) sui (Seinen), dem Vater und den vatersblütigen Brüdern und gemeinsam mit den vatersblütigen Schwestern vor allen übrigen Agnaten gewährt.
Lit.: Kaser § 66 IV, VI; Söllner § 15; Köbler, DRG 38; Meinhart, M., Die Senatsconsulta Tertullianum und Orfitianum, 1967
Senatusconsultum Trebellianum (56/57 n. Chr., lat.) ist der römische Senatsbeschluss, der den fideikommissarischen Nachfolger eines Erben so stellt, dass die dem Erben und gegen den Erben möglichen Klagen dem Nachfolger und gegen den Nachfolger unmittelbar als (lat.) →actiones (F.Pl.) utiles erteilt werden.
Lit.: Kaser § 78 II 2
Senatusconsultum ultimum (lat. [N.] äußerster Senatsbeschluss) ist der römische Senatsbeschluss, in dem die Konsuln aufgefordert werden, bei einem Aufstand zu der Wiederherstellung der Ordnung auch außerordentliche Mittel anzuwenden (erstmals 121 v. Chr. angewendet).
Senatusconsultum Vellaeanum (46 n. Chr.) ist der römische Senatsbeschluss, der Frauen verbietet, in dem Interesse Dritter Verbindlichkeiten (beispielsweise Bürgschaften) einzugehen.
Lit.: Kaser § 57 V; Söllner § 15; Köbler, DRG 44; Medicus, D., Zur Geschichte des Senatusconsultum Velleianum, 1957; Lehner, O., Senatus consultum Velleianum – die Wiederkehr einer antiken Rechtsfigur, ZRG GA 105 (1988), 270
Senckenberg, Heinrich Christian (Frankfurt am Main 1704-Wien 30. 6. 1768), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Gießen, Halle, Leipzig, Gießen und Göttingen 1736 ordentlicher Professor in Göttingen, 1738 in Gießen und 1751 Reichshofrat. Zu seinen rechtsgeschichtlichen Arbeiten zählen wichtige Quellensammlungen (beispielsweise Neue und vollständige Sammlung der Reichsabschiede, 1747ff.). S. Google
Lit.: Kriegk, G., Die Brüder Senckenberg, 1869; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978
Send (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und Altfriesischen ab 12. Jahrhundert [Summarium Heinrici II 459] in rund 40 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., zu lat. synodus) →Sendgericht
Sendeve (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [Nowgorod 7 Fassungen 68] in 5 Stellen bis 1434 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1297, Sendevieh oder Sendevermögen) ist eine spätmittelalterliche nördliche →Handelsgesellschaft, bei der Gut, das der Geber einem anderen Kaufmann gegen Vergütung, Gewinnanteil oder sonstige Gegenleistung (mit)gibt, allein auf Gewinn und Gefahr des Gebers reist. Das Sendevegeschäft steht der →Kommission nahe.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Ebel, W., Lübisches Kaufmannsrecht, 1951, 83
Sendgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1537 [SspGlLehnr. Zobel 109v] in 10 Stellen bis 1803 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altwertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., zu lat. [M.] synodus) ist das in dem Frühmittelalter aus dem Bischof als Richter und aus Sendschöffen als Urteilern gebildete kirchliche Gericht für die Rüge und Verhandlung aller unrechten Taten, die nach christlicher Ansicht Sünde sind. Das Sendgericht geht seit dem 11. Jahrhundert von dem Bischof auf die Pfarrer über. Seit dem 12. Jahrhundert wird es allmählich durch den kirchlichen Einzelrichter eingeschränkt, in dem 17. Jahrhundert endgültig beseitigt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 115; Koeniger, A., Die Sendgerichte in Deutschland, 1907; Koeniger, A., Quellen zur Geschichte der Sendgerichte in Deutschland, 1910; Kohl, W., Das Laiensendgericht in der mittelalterlichen Stadt Speyer, 1950; Niederhöfer, K., Die Rezeption des römischen Rechtes in der Reichsstadt Speyer, 1949; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Kerff, F., Libri paenitentiales, (in) ZRG KA 75 (1989) 23; Spieß, P., Rüge und Einung, 1988; Becker, I., Geistliche Parteien und die Rechtsprechung im Bistum Konstanz, 1998; Lauterbach, K., Sendgericht, Missat und Feme im Werk des sogenannten oberrheinischen Revolutionärs, ZRG GA 118 (2001), 185
Seneschall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1200-1210 [Parzifal] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 650/730 [Markulf Uddholm 102] in 16 Stellen bis 1762 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat.-afrk. senescalcus) ist in dem fränkischen Reich der für die Verpflegung zuständige Truchsess (Altknecht). In Frankreich besteht das Amt an dem Königshof bis 1191.
Lit.: Köbler, DRG 83; Schubert, P., Die Reichshofämter, (in) MIÖG 34 (1913), 427; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main 1970; Rösener, W., Hofämter, (in) DA 45 (1989), 485
senex, lat., Adj., alt, bejahrt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *seno-, *sen-, Adj., alt
senex (lat. [M.]) Alter (M.), senes (M.Pl.) →Senat
senior, lat., Adj. (Komp.), ältere, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. senex
senior (lat. [M.] 81-43 v. Chr.) Älterer, Herr, (Wort Senior in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Geldersen 78] in 24 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Älterer, Ältester)
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Ehrismann, G., Die Wörter für Herr im Althochdeutschen, Z. f. d. W. 7 (1905), 173
Senior (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 14. Jahrhundert [Geldersen 78] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Älterer
sententia, lat., F., Meinung, Satz, Spruch, Antrag, Urteilsspruch, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sentīre
Lit.: Kaser § 84 II
Sententiae (F.Pl.) Pauli (lat.) (Urteile des Paulus) ist der Neme eines Auszugs aus echten Schriften des →Paulus von dem Ende des 3. Jahrhunderts.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 52
separatio, sēparātio, lat., F., Absonderung, Trennung, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. sēparāre, (beispielsweise quoad torum et mensam, von Tisch und Bett)
Separatio (F.) bonorum (Wortfolge nicht in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) ist die Gütertrennung zwischen Nachlass des Erblassers und Vermögen des Erben, die in dem klassischen römischen Recht zwecks Haftungsbeschränkung nur ausnahmsweise erreicht werden kann. →Erbenhaftung
Lit.: Kaser § 74 II, 1, 2; Köbler, DRG 37
September (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – in EDEL ab 1261 [Urkunde] und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Monat zwischen August und Oktober
sequester, lat., M.: nhd. Mittelsperson, Vermittler, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sequī
Sequester (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [Klagsp. Brant ed. 1516 111r] in 5 Stellen und in weiterer Bedeutung ab 1597 [Meurer, Liberey I 20] auch in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) ist in dem römischen Recht der Verwahrer (Fremdbesitzer) einer in einem Rechtsstreit befangenen Sache. Er hat Interdiktenbesitz. Von ihm kann die siegreiche Partei Herausgabe der Streitsache aus der Sequestration verlangen.
Lit.: Kaser §§ 19 IV 2d, 39 III 3
sequestrieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1509 [FrankfRef. 1509 fol. 31r] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinterlegen, verwalten
Serbien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das von Morava und Vardar entwässerte südwesteuropäische Gebiet, in das während der oströmischen Herrschaft seit dem 5./6. oder 7. Jahrhundert →Slawen einwandern. Um 1180 wird es von Ostrom bzw. Byzanz unabhängig und 1217 unter päpstlicher Krönung Stefans des Erstgekrönten Königreich, in dem Stephan Dušan 1349 ein wichtiges Gesetz schafft. Nach der Schlacht auf dem Amselfeld (1389) wird es von den Osmanen (Türken) abhängig und 1459 Teil des osmanischen Reiches. 1838 wird Serbien autonom, 1878 durch den Berliner Kongress unabhängig. 1918 wird es Teil →Jugoslawiens, von dem sich 1991 selbständige Einheiten ablösen (beispielsweise Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina). Sein Recht ist demnach nacheinander römisch, slawisch, türkisch, sozialistisch und westlich geprägt. Das Leben der in dem (18. bzw.) 19. Jahrhundert in die Vojvodina nordwestlich Belgrads eingewanderten Deutschen (Donauschwaben, 1722-1726, 1763-1772, 1782-1786 ursprünglich 100000-120000, 1921 330000) endet 1944/1945 mit Flucht, Enteignung, Vertreibung und Mord (vor allem in Jugoslawien) (um 2009 noch rund 3000 Angehörige). S. Google
Lit.: Temperley, H., History of Serbia, 1917, Neudruck 1970; Dolenc, M., Dušanov zakonik (Das Gesetzbuch Dušans), 1925; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,332; Cirkovic, S., I serbi, 1992; Calic, M., Sozialgeschichte Serbiens, 1994; Jäger, F., Bosniaken, Kroaten, Serben, 2001; Tomić, Y., La Serbie du prince, 2003; Sundhaussen, H., Geschichte Serbiens 19.-21. Jahrhundert, 2007; Schanes, D., Serbien im ersten Weltkrieg, 2011; Hausleitner, M., Die Donauschwaben 1868.1948, 2014; Paths to Belongings, hg. v. Docea, V., 2016; Konflikt und Koexistenz, hg. v. Simon, T., 2017
Sergeevic, Vasilij Ivanovic (1832-1910) wird nach dem Rechtsstudium 1871 Professor in Moskau und 1872 in Sankt Petersburg. Mit Aufgaben und Methoden der Staatswissenschaften begründet er 1871 ausgehend von der historischen Schule und von dem deutschen Positivismus das russische Staatsrecht. Von 1883 an legt er rechtsvergleichend geprägte Forschungen zu der Geschichte des russischen Rechtes und russische Rechtsaltertümer (1890ff.) vor. S. Google
Lit.: Grothusen, K., Die historische Rechtsschule Russlands, 1961
servitium, lat., N., Sklaverei, Sklavenstand, Sklavendienst, (Dienst,) Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. servus
Lit.: Heusinger, B., Servitium regis, 1922; Taxae pro communibus servitiis, hg. v. Hoberg, H., 1949; Brühl, C., Fodrum, gistum, servitium regis, 1968; Metz, W., Das servitium regis, 1978; Göldel, C., Servitium regis, 1997
servitus, servitūs, lat., F., Dienstbarkeit, Sklaverei, Sklavenstand, Knechtschaft, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. servus
Servitus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist schon in dem altrömischen Recht die →Dienstbarkeit (lat. [N.] iter [Pfad], [M.] actus [Trift], [F.] via [Weg], [M.] aquaeductus [Wasserleitung]). Sie betrifft zunächst das Feld, dann auch das Gebäude. Ein(e) Personalservitut ist der →Nießbrauch. Als servitus iuris Germanici (deutschrechtliche Dienstbarkeit) versteht die frühe Neuzeit die ein Tun beinhaltende Dienstbarkeit. S. Google
Lit.: Kaser §§ 7 II 2, 22 II 1, 22 II, 28; Köbler, DRG 26, 41, 61; Bund, E., Begriff und Einteilung der Servituten, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Lee, J., Die servitus, Diss. jur. Bonn 1998
Servitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [CoutBrab. II 1 S. 122] in 21 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., N.) →servitus, →Dienstbarkeit
Lit.: Bund, E., Begriff und Einteilung der Servituten, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Servius Sulpicius Rufus (um 106-43 v. Chr.) ist der römische, 51 v. Chr. das Konsulat bekleidende Rechtskundige. Ihm werden 180 (lat. [M.Pl.]) libri (Bücher) zugeschrieben. Unter ihnen befindet sich der erste Kommentar zu dem prätorischen Edikt. Möglicherweise begründet er eine eigene klassisch-institutionelle Richtung der römischen Jurisprudenz. S. Google
Lit.: Söllner §§ 11, 15; Vernay, E., Servius et son école, 1909; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988, 602
servus (1), servos, lat., M., Sklave, Diener, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, etruskischer Herkunft
Servus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über lateinisch servus, M., Sklave, Diener, um 450 v. Chr., etruskischer Herkunft, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, [M.]) ist in dem römischen Recht der →Sklave. Er ist aus dem (römischen) Recht ausgeschlossen. Servus wird man durch Geburt, Kriegsgefangenschaft und Veräußerung in das Ausland. Der servus untersteht der Hausgewalt seines Herrn und wird in dem klassischen römischen Recht meist wie eine (körperliche) Sache (res corporalis) behandelt. Sein Herr kann ihm aber ein Sondergut (lat. [N.] →peculium) einräumen, mit dem er zwar nicht rechtlich, wohl aber tatsächlich wirtschaften kann. Frei wird der servus durch Freilassung. In den lateinischen Quellen des Frühmittelalters ist servus der →Unfreie. S. Google
Lit.: Kaser § 15; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 21, 35; Köbler, LAW; Die Grundherrschaft im frühen Mittelalter, hg. v. Verhulst, A., 1985
sessio, lat., F.: nhd. Sitzung, Sitzen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sed- (A), V., sitzen
sessio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über lateinisch sessio, F., Sitzen, Sitzung, 81-43 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Sitzung, Sitzen, Besitzergreifung
setzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] in 39 unterschiedenen Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sitzen machen, stellen
Setzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1193 [CartLouisdeMale I 569] bzw. 1240 [Westphalen. Mon. III 656] bzw. 1281 [Straßburg/CorpAltdtOrUrk. V 2] in verschiedenen Bedeutungen belegt, aber in Wörterbuch deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtund in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Feststellung, Hinstellung) →Gesetz, →Rechtssetzung, →Satzung
Seuche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eine größere Zahl von Menschen erfassende übertragbare Krankheit. Gegen die Seuche richten sich schon in dem Frühmittelalter einzelne Rechtsvorschriften. Seit der frühen Neuzeit ergehen umfassende Seuchenordnungen bzw. Seuchengesetze.
Lit.: Hecker, J., Die großen Volkskrankheiten des Mittelalters, 1865; Deichert, H., Geschichte des Medizinalwesens, 1908; Lesky, E., Österreichisches Gesundheitswesen, 1959; Fischer, A., Geschichte des deutschen Gesundheitswesens, Bd. 1f. 1933, Neudruck 1965; Winkle, S., Geißeln der Menschheit, 1997; Vasold, M., Grippe, Pest und Cholera, 2008 (Taschenbuch 2015)
Sevilla an dem Guadalquivir wird als iberisches Hispalis 45 v. Chr. von Caesar zu einer (lat. [F.]) colonia erhoben (Colonia Iulia Romula). Über Vandalen, Sweben und Westgoten kommt es 712 an die Araber. 1248 wird es von dem König von Kastilien und Leon erobert. 1502 erhält es eine Universität. S. Google
Lit.: Ladera Quesada, M., Historia de Sevilla, 1988; Deimann, W., Christen, Juden und Muslime im mittelalterlichen Sevilla, 2012
Sex (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Geschlechtlichkeit, geschlechtliches Verhalten
sexual (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über lateinisch sexualis, Adj., zu dem Geschlecht gehörig, 5. Jahrhundert n. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) geschlechtlich
Sexualdelikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Sittlichkeitsverbrechen
Lit.: Balthasar, S., Die Tatbestände der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung, 2001; Beck, B., Wehrmacht und sexuelle Gewalt, 2004; Lehmann, P., La répression des délits sexuels dans les Etats savoyards, 2006; Brüggemann, J., Entwicklung und Wandel des Sexualstrafrechts in der Geschichte unseres StGB, 2012
sexualis, sexuālis, lat., Adj., zum Geschlecht gehörig, Cael. Aur. (5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sexus
Sexualität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Geschlechtlichkeit
Lit.: Payer, P., Sex and the Penitentials, 1984; Brundage, J., Law, Sex and Christian Society, 1987; Breit, S., Leichtfertigkeit und ländliche Gesellschaft, 1991; Maiwald, S./Mischler, G., Sexualität unter dem Hakenkreuz, 1999; Lutterbach, H., Sexualität im Mittelalter, 1997; Burghartz, S., Zeiten der Reinheit – Orte der Unzucht, 1999; Taeger, A., Intime Machtverhältnisse. Moralstrafrecht und administrative Kontrolle der Sexualität im ausgehenden Ancien Régime, 1999; Schnell, R., Sexualität und Emotionalität in der vormodernen Ehe, 2002; Karras, R., Sexualität im Mittelalter, 2006; Clarke, J., Ars Erotica. Sexualität und ihre Bilder im antiken Rom, 2009; Podlech, A., Sex, Erotik, Liebe, 2007; Wheeler, L., How Sex Became a Civil Liberty, 2012; Dabhoiwala, F., Lust und Freiheit – Die Geschichte der ersten sexuellen Revolution, 2014; Ahlers, C., Himmel auf Erden und Hölle im Kopf – Was Sexualität für uns bedeutet, 2015; Angenendt, A., Ehe, Liebe und Sexualität im Christentum, 2015; Martin, R., Alles begann mit Sex, 2016; König, W., Das Kondom, 2016; Lindinger, M., Die Hauptstadt des Sex, 2016; Sexualität vor Gericht – Deviante geschlechtliche Praktiken und deren Verfolgung vom 14. bis zum 19. Jahrhundert, hg. v. Ammerer, G./Fritz, G./Tauchen, J., 2019
sexuell (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Googlenelegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Geschlechtlich
sexus, lat., M., Geschlecht, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. secāre
Seyler, Raphael
Lit.: Roth, W., Raphael Seyler (1535-1573), ZRG GA 21 (1900), 218
Sheffield wird in dem →Domesday Book (1086) erstmals erwähnt. 1297 erhält es Stadtrecht. 1905 wird eine Universität eingerichtet. S. Google
Lit.: Hunter, J., Hallamshire, 1869
sheriff (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Altenglische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) (um 1000) königlicher Verwalter, Graf, später auf Zeit gewählter Vollzugsbeamter in England und englischsprachigen Ländern
Lit.: Morris, W., The Medieval English sheriff, 1927; Gorski, R., The Fourteenth-Century Sheriff, 2003
Sichard, Johannes (Tauberbischofsheim 1499-Tübingen 1552), Gastwirtssohn, wird nach dem Studium der freien Künste in Ingolstadt Lehrer in München und 1521 in Freiburg im Breisgau sowie 1524 ordentlicher Professor des Rechtes in Basel. Er veröffentlicht 24 Bände mit 113 meist unbekannten teilweise auch juristischen Texten (beispielsweise 1528 →Lex Romana Visigothorum, 1530 →Lex Alamannorum, →Lex Baiuvariorum und →Lex Francorum). Nach einer fünfjährigen Unterbrechung wird er 1535 Professor in Tübingen, wo er das italienische gelehrte Recht in praktischer Anwendung weitergibt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Kisch, G., Johannes Sichardus, 1952; Winterberg, H., Die Schüler von Ulrich Zasius, 1961; Burmeister, K., Das Studium der Rechte, 1974
sicher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 9. Jahrhundert [Christus und die Samariterin] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gewiss, geschützt
Sicherheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist Freiheit von Gefährdungen oder Schutz. Die Sicherheit ist in der frühen Neuzeit Aufgabe der →Polizei. 1882 beschränkt das sog. →Kreuzbergurteil des preußischen Oberverwaltungsgerichts die Polizei auf den Schutz von Sicherheit und Ordnung. In dem Nationalsozialismus (1933-1945) wird die Sicherheit teilweise missbraucht (beispielsweise Schutzhaft). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 198; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 831; Göring, H., Die Rechtssicherheit als Grundlage der Volksgemeinschaft, 1935; Ogris, W., Die persönlichen Sicherheiten im Spätmittelalter, ZRG GA 82 (1965), 140; Siemann, W., Deutschlands Ruhe, Sicherheit und Ordnung, 1980; Metz, K., Industrialisierung und soziale Sicherheit, 1988; Repräsentation von Kriminalität und öffentlicher Sicherheit, hg. v. Härter, K. u. a. 2009; Scheiper, S., Innere Sicherheit, 2010; Sicherheit in der frühen Neuzeit, hg. v. Kampmann, C. u. a., 2013; Tyrichter, J., Die Erhaltung der Sicherheit, 2019
Sicherheitsleistung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1694 [Ertl, A., Schau-Platz der Lands-Fürstlichen Ober-Bottmässigkeit, Nürnberg 1694, 154] bis 1754 in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] cautio) ist die in bestimmten Fällen zu der Sicherung eines bestimmten Verhaltens zu erbringende Leistung. Die Sicherheitsleistung steht in einem gewissen Zusammenhang mit privatrechtlichen Sicherungen (beispielsweise Pfand, Einlager, Geisel, Arrest, Schuldhaft, Versicherung). Als allgemeinere Rechtseinrichtung entwickelt sie die frühe Neuzeit. S. Google
Lit.: Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
sichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian] und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sicherstellen, bestätigen
Sicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1230 [HeinrTürlinCrône V. 16380] in 33 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Sicherstellung, Absicherung
Sicherungsverwahrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem 20. Jahrhundert die der Sicherung dienende Verwahrung in dem Strafrecht. →Maßregeln der Sicherung und Besserung
Lit.: Schewe, J., Die Geschichte der Sicherungsverwahrung, Diss. jur. Kiel 1999; Promnitz, C., Besserung und Sicherung, 2016; Wagner-Kern, M., Präventive Sicherheitsordnung – Zur Historisierung der Sicherungsverwahrung, 2016; Schuster, K., Die Sicherungsverwahrung im Nationalsozialismus und ihre Fortentwicklung bis heute, 2019
Sicherungsübereignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zu der Sicherung des Erwerbers vorgenommene Übertragung des Eigentums an einer beweglichen Sache an diesen. Sie ist sachlich bereits dem altrömischen Recht als (lat. [F.]) fiducia bekannt, wobei die Sache nach Erreichung des Sicherungszwecks zurückzuübereignen ist. In dem 19. Jahrhundert wird die Sicherungsübereignung nicht in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen, aber auch zwecks Ermöglichung der Befriedigung der Kreditbedürfnisse der kleinen Leute bewusst nicht ausgeschlossen. Sie setzt sich bei wertvolleren Sachen in dem 20. Jahrhundert gegenüber dem Faustpfand weitgehend durch, weil sie den Besitz bei dem Schuldner belässt, so dass dieser die Sache trotz Sicherungsübereignung tatsächlich nutzen kann. In Österreich ist die Bedeutung gering, weil der Oberste Gerichtshof seit 1918 für die Bestellung dieselbe Publizität fordert wie für die Pfandrechtsbestellung. S. Google
Lit.: Kaser § 31 I 2; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 26, 41, 213, 240, 269; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfandprinzips, 1971; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Luig, K., Richter secundum, praeter oder contra legem?, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 383; Drexler, M., Die Anerkennung der Sicherungsübereignung im 19. Jahrhundert und ihr Einfluss auf aktuelle Probleme, Diss. jur. Düsseldorf, 2002
sieben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1275 [so genannter Schwabenspiegel Langform Z Lehnr. Art. L. 84] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) die Grundzahl zwischen 6 und 8
Siebenbürgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Karpatenbogen kommt über Römer, Ostgoten und Petschenegen in dem 9. Jahrhundert an die →Ungarn. In dem 12. Jahrhundert ruft der ungarische König deutsche Siedler (→Sachsen) in das Land, die mit umfassenden Freiheiten ausgestattet werden (erste Erwähnung der selbständigen Propstei der deutschen Siedler in Hermannstadt 1191). Seit 1481 gilt die 1453 in Nürnberg oder Wien entstandene, von dem Richter Thomas Altenberger in Hermannstadt eingeführte Handschrift des so genannten Schwabenspiegels, Magdeburger und Iglauer Rechtes als bedeutendste Rechtsquelle der sächsischen Gemeinschaft aus Siebenbürgen. Nach 1517 dringt die Reformation ein. Seit 1526 ist der Fürst von Siebenbürgen zwischen Habsburg und den Türken nahezu unabhängig. 1583 gewährt er ein bis 1867 gültiges Landrecht. 1691 kommt Siebenbürgen an →Habsburg (1765 Großfürstentum, 1848 Kronland). 1867 wird Siebenbürgen an Ungarn angegliedert. An dem 8. 1. 1919 schließt es sich →Rumänien an. Unter der Herrschaft des Sozialismus in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird das siebenbürgische Deutschtum weitgehend beseitigt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Herrmann, G. v., Das alte Kronstadt, 1802, Neudruck 2009; Urkundenbuch zur Geschichte der Deutschen in Siebenbürgen, hg. v. Zimmermann, F. u. a., 1892ff., Neudruck 2007; Müller, G., Die ursprüngliche Rechtslage der Rumänen im Siebenbürger Sachsenlande, 1912; Müller, G., Siebenbürgens Stühle, Distrikte und Komitate vor dem Jahre 1848, 1914, Neuauflage 1922; Müller, G., Die Türkenherrschaft in Siebenbürgen, 1922; Müller, G., Die sächsische Nationsuniversität in Siebenbürgen, 1928; Müller, G., Die Gräven des Siebenbürgener Sachsenlandes, (in) Archiv des Vereins für siebenbürgische Landeskunde 6 (1931); Meyer, G., Ist das Andreanum vom Jahre 1224 eine Fälschung? 1935; Müller, G., Stühle und Distrikte als Unterteilungen der siebenbürgisch-deutschen Nationsuniversität 1141-1876, 1941; Das Eigen-Landrecht der Siebenbürger Sachsen von 1583, hg. v. Laufs, A., 1973; Quellen zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen 1191-1975, gesammelt v. Wagner, E., 1976; Philippi, M., Die Bürger von Kronstadt, 1986; Horedt, K., Das frühmittelalterliche Siebenbürgen, 1988; Codicele Altenberger, hg. v. Constantinescu, R., 1988; Köpeczi, B., Kurze Geschichte Siebenbürgens, 1990; Gündisch, K., Das Patriziat siebenbürgischer Städte im Mittelalter, 1993; Roth, H., Kleine Geschichte Siebenbürgens, 1996, 2. A. 2003, 3. A. 2007, 4. A. 2012; Arens, M., Habsburg und Siebenbürgen 1600-1605, 2001; Mitu, S., Die ethnische Identität der Siebenbürger Rumänen, 2003; Volkmer, G., Die siebenbürgische Frage, 2004; Roth, H., Hermannstadt, 2006; Siebenbürgisch-sächsisches Wörterbuch, Bd. 9 2006; Moldt, D., Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2008; Die evangelichen Kirchenordnungen des 16. Jahrhunderts, Bd. 24 Das Fürstentum Siebenbürgen, bearb. v. Armgart, M., 2012; Generalprobe Burzenland, hg. v. Gündisch, K., 2013
Siebenhardenbeliebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in Föhr ab 16. Jahrhundert [Siebenharden. 44 und 67] in 2 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von 1426 stammende nordfriesische Rechtsquelle, die 1572 durch das von Herzog Johann erlassene Nordstrander Landrecht die formelle Geltung verloren hat. S. Google
Lit.: Pappenheim, M., Die Siebenhardenbeliebung, 1926; Carstens, W., Zur Entstehungsgeschichte der nordfriesischen Siebenhardenbeliebung, (in) Zeitschrift der Gesellschaft für schleswig-holsteinische Geschichte 65, 368; Hartz, O., Die Rechtssätze der Siebenhardenbeliebung von 1426, ZRG GA 60 (1940), 300; Carstens, W., Die Siebenhardenbeliebung, ZRG GA 62 (1942), 358; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 141
siech (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 863-871 [Otfrid] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, Adj.) krank, schwach →Seuche
siedeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [CorpAltdtOrIrk. III 334] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sesshaft sein (V.)
Siedlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Mitte 15. Jahrhundert [EschwegeRQ. I 304] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die menschliche Niederlassung von gewissem Umfang und gewisser Dauer. Sie beginnt mit der Sesshaftwerdung des Menschen (Weiler, Dorf, Stadt) (etwa um 9500 v. Chr. in der Südosttürkei Tempelanlage Göbekli Tepe, etwa 6800 v. Chr. größere Siedlung Çatal Höyük in Kleinasien). Bis zu dem Ende des 2. Jahrtausend n. Chr. erreichen einzelne Siedlungen (Metropolregionen) eine Einwohnerzahl von bis zu 35 Millionen Bewohner (Tokio, Seoul, Mexiko, New York, Mumbai, Sao Paulo, Manila, Jakarta, Delhi, Kairo, Istanbul, Schanghai, Kansai, Kolkata, Moskau, Buenos Aires, Los Angeles, Dhaka, London, Lagos u. s. w.). S. Google
Lit.: Kirbis, W., Siedlungs- und Flurformen germanischer Länder, 1952; Fischer, H., Die Siedlungsverlegung, 1952; Timm, A., Studien zur Siedlungs- und Agrargeschichte Mitteldeutschlands, 1956; Borsdorf, A. u. a., Allgemeine Siedlungsgeographie, 2010; 4000 Jahre Pfahlbauten, hg. Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, 2016
Siegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ab 1294 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1237 [Speyer/Böhmer-Ficker 269] bzw. 1275 [CorpAltdtOrUrk. I 240] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein eine Person verkörperndes, durch Abdruck in einem weicheren Stoff wirkendes Zeichen zu der Kennzeichnung eines Schriftstücks. Das Siegel ist seit den ersten Hochkulturen bekannt. Bereits in dem 8. Jahrhundert v. Chr. wird es als Stempel verwendet. Seit dem Frühmittelalter wird in der →Königsurkunde, mit der vor allem Einzelrechte verliehen werden, die Unterschrift durch das Siegel ersetzt und werden Zeugen aufgenommen. In dem zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts erscheint in Schwaben auch die Siegelurkunde anderer Aussteller. Seit dem Ende des 12. Jahrhunderts wird selbst bei Privaturkunden das Siegel (siegelfähiger Personen) üblich. Die älteste Form ist der schon in dem Altertum nachweisbare Siegelring. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 105; Posse, O., Die Siegel des Adels der Wettiner Lande, 1908ff.; Ewald, W., Siegelkunde, 1914; Die Siegel der Markgrafen von Brandenburg aus dem Hause Wittelsbach 1323-1373, bearb. v. Bier, H., 1933; Goerlitz, T., Die Magdeburger Schöffensiegel, ZRG GA 63 (1943), 327; Blaschke, K., Siegel und Wappen in Sachsen, 1960; Frenz, T., Papsturkunden, 1986; Dalas, M., Corpus des sceaux, Bd. 2 1991; Weiß, P., Frühe Siegelurkunden in Schwaben, 1997; Steiner, R., Die Entwicklung der bayerischen Bischofssiegel, 1998; Stieldorf, A., Rheinische Frauensiegel, 1999; Stieldorf, A., Siegelkunde, 2004; Hattenhauer, H., Sigillum facultatis juridicae, 2005; Siegel und Siegler, hg. v. Ludwig, C., 2005; Marnetté-Kühl, B., Mittelalterliche Siegel der Urkundenfonds Marienberg und Mariental, 2006; Das Siegel, hg. v. Signori, G., 2007; Die Bildlichkeit korporativer Siegel, hg. v. Späth, M., 2009; Zehetmayr, R., Urkunde und Adel, 2010; Diederich, T., Siegelkunde, 2012
Siegel, Heinrich (Ladenburg/Baden 13. 4. 1830-Wien 4. 6. 1899), Generalstabsarztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg, Bonn und Gießen sowie der Promotion (1852) und Habilitation (1853) in Gießen 1858 Professor in Wien. Er begründet die Sammlung österreichischer Weistümer und erkennt das einseitige Versprechen als Verpflichtungsgrund. Monographien behandeln Erbrecht und Gerichtsverfahren. S. Google
Lit.: Luschin von Ebengreuth, A., Heinrich Siegel, ZRG GA 20 (1899), VII; Wretschko, A. v., Heinrich Siegel, 1900; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978
Siegerland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Land an der Sieg um Siegen
Lit.: Petri, F. u. a., Das Siegerland, 1955
Siel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab 1277 [Bergh II 144] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssorache un in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M./N.) Schleuse, verschließbarer Wasserdurchlass
Sielrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1409 [OstfriesUB. II 713] in 11 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (Schleusenrecht)
Lit.: Michaelis, F., De iure cataractarum, 1696; Logemann, C., Die geschichtliche Entwicklung des besonderen Sielrechts in Oldenburg, 1959
Siena (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt in der Toskana mit rund 54000 Einwohnern
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007; Denley, P., Commune and Studio in Late medieval and Renaissance Siena, 2006; Denley, P., Teachers and Schools in Siena 1357-1500, 2007
Siete Partidas (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. Pl., Sieben Teile) ist der in Spanien zwischen 1256 und 1265 entstandene siebenteilige Rechtstext. Die Siete Partidas werden unter König Alfons X. von Kastilien-Leon erarbeitet und nach mehrfachen Veränderungen (1265, 1290-1295, um 1300) 1348 unter König Alfons XI. als (span.) Libro (M.) del fuero de las leyes (Buch des Rechtes der Gesetze) mit subsidiärer Geltung in Kraft gesetzt. Sie gliedern sich in sieben Teile (Rechtsquellen und Kirchenrecht, politisches Recht bzw. Verwaltungsrecht und Kriegsrecht, Gerichtsverfassung bzw. Verfahrensrecht und Königsrecht, Familienrecht und Lehnsrecht, Schuldrecht, Erbrecht, Strafrecht und Strafverfahrensrecht) mit fast 2600 Stücken (Gesetzen). Quellen sind das (lat.) →ius (N.) commune (gemeine Recht), die Glosse des Accursius, Summen des Azo und des Odofredus, das Decretum Gratians, der Liber extra, Summen des Hostiensis, Tancredus und des Raymundus de Penyafort, das Speculum des Durantis, die libri feudorum, der kastilische Fuero juzgo, die →Rôles d’Oleron, Magister Jacobos Doctrinal de las leyes, Bibel, Kirchenväter, Aristoteles, Seneca, Boethius und Texte orientalischer Tradition. Der Name Siete Partidas wird in dem 16. Jahrhundert üblich. S. Google
Lit.: Las siete partidas, hg. v. d. Königlichen Akademie der Geschichte, Bd. 1ff. 1807, Neudruck 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff; Craddock, J., The Legislative Works of Alfonso el Sabio, 1986; Scheppach, M., Las Siete Partidas, 1991; Las Siete Partidas, Título II de los casamientos, hg. v. Ramos Anderson, P., 2009 (8 Handschriften)
Sigismund (Nürnberg 15. 2. 1368-Znaim 9. 12. 1437, 1378-1388 Markgraf Brandenburgs, 1387 König Ungarns, 1411 König des Heiligen römischen Reiches, 1419 König Böhmens, 1433 Kaiser)
Lit.: Regesta Imperii 11, hg. v. Altmann, W. 1900 (insgesamt ca. 23000 Regesten), Regesta Imperii – XI Regesten Kaiser Sigismunds (1410-1437), Bd. 1ff. 2012ff. (vielleicht 75000 Regesten zu erwarten); Kaiser Sigismund (1368-1437), hg. v. Hruza, K. u. a., 2012; Proske, V., Der Romzug Kaiser Sigismunds (1431-1433), 2018
signare, sīgnāre, lat., V., zeichnen, bezeichnen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. sīgnum
Signatur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1536 [Fuchsperger, Inst. 30v] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Siegelabdruck, Unterschrift
signatura, sīgnātūra, lat., F., Signatur, kenntliches Zeichen?, Pallad. (Ende 4./Anfang 5. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. signare, sīgnum
Signet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1347 [HansUB. III 56] in 28 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französsische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Siegelstempel eines Amtsträgers →Notarsignet
signieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1453 [Lüb. IX 160] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterzeichnen, beglaubigen
Signoria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) autokratische Herrschaftsform in Italien in dem Spätmittelalter
Lit.: Mallet, M., Signori e mercenari, 1983
Silent leges inter armas (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Wenn die Waffen sprechen, schweigen die Gesetze.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero, 106-43 v. Chr., Rede für Milo § 11)
Sillein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Industriestadt in der Nordwestslowakei sn der Grenze zu Polen
Silleiner Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf magdeburgisch-schlesische Quellen (Sachsenspiegel, sächsisches Weichbildrecht u. a.) zurückgehende, 1378 von Nikolaus de Laconia (Lukove/Kreis Altsohl) in einem deutschsprachigen Teil geschaffene, 1473 in dem landrechtlichen Teil in das sich durchsetzende (Alttschechische bzw.) Altslowakische übersetzte, bedeutendste Rechtsbuch der Slowakei (für die früher zu Ungarn gehörige Stadt Sillein).
Lit.: Rauscher, R., Das Silleiner Rechtsbuch aus dem Jahre 1378, 1933 (z. T. tschechisch bzw. slowakisch); Piirainen, I., Das Stadtrechtsbuch von Sillein, 1972; Papsonová, M., Das Magdeburger Recht und das Silleiner Rechtsbuch, 2003
silvester, lat., Adj.: nhd. zum Wald gehörig, mit Wald bewachsen (Adj.), waldig, Wald..., ländlich, Acc. (170-um 90 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. silva
Silvester (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Tag des Jahresendes nach dem Namen eines dann gefeierten Heiligen
Silvesterpatent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Name der beiden Urkunden von dem 31. 12. 1851, mit denen der Kaiser von →Österreich die von ihm an dem 4. 3. 1849 gewährte →Verfassung als unangemessen und unausführbar aufhebt und das Grundrechtspatent des Jahres 1849 beseitigt und damit Österreich zu dem →Neoabsolutismus führt (u. a. durch ein Kabinettschreiben auch Geschworenengerichte abgeschafft, Trennung von Verwaltung und Justiz aufgegeben).
Lit.: Köbler, DRG 193; Baltl/Kocher
Simon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 14. Jahrhundert [StraubingUrb. 250] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Hebräischen des Altertums aufgenommen, M., „erhörend, erhört“)
Simonie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1190-1195 [Lucidarius] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1295 [Schwspg.(Kurzform I/Eckh. Art. 130b (Kt.) in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt über das Mittelniederdeutsche und das Mittellateinische mit dem Hebräischen des Altertums teilweise verbindbar, F.) ist nach Apostelgeschichte 8,18 der von Simon Magus abgeleitete Handel mit geistlichen Gütern. Die Simonie breitet sich in der Kirche seit dem 4. Jahrhundert n. Chr. aus. In der Mitte des 11. Jahrhunderts wird sie von der kirchlichen Reformbewegung entschieden bekämpft. →Investiturstreit
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Drehmann, J., Papst Leo IX. und die Simonie, 1908; Meier-Welcker, H., Die Simonie im frühen Mittelalter, (in) ZKG 64 (1952/3), 61; Weitzel, J., Begriff und Erscheinungsformen der Simonie, 1967; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Lynch, H., Simoniacal Entry, 1976; Münsch, O., Ein Streitschriftenfragment zur Simonie, (in) DA 62 (2006), 619
Simson, Eduard (Königsberg/Preußen 10. 10. 1810-1899), Kaufmannssohn, 1823 evangelisch, wird nach dem Rechtsstudium in Königsberg 1828 mit (lat.) venia (F.) legendi (Lehrbefugnis) promoviert, 1833 zu einem außerordentlichen Professor und 1836 zu einem ordentlichen Professor ernannt. Seit 1834 wirkt er auch als Richter (zunächst an dem Tribunalsgericht in Königsberg), seit 1848 als liberaler Rechtspolitiker (Präsident der Nationalversammlung, Präsident des Erfurter Unionsreichstags, Präsident des Zollparlaments, Präsident des Reichstags). 1879 wird er als bisheriger Präsident des Appellationsgerichts in Frankfurt an der Oder (bis 1891) Präsident des →Reichsgerichts. Seine jüdische Herkunft beeinträchtigt sein berufliches und politisches Wirken nicht erkennbar. Seine Einordnung in eine wissenschaftliche Strömung ist mangels Publikationstätigkeit schwierig. S. Google
Lit.: Simson, B. v., Eduard von Simson, 1900; Meinhardt, G., Eduard von Simson, 1981; Schubert, W., Die Aufhebung des Berliner Obertribunals, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 419; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 101; Eduard von Simson, hg. v. Kern, B. u. a., 2001
simul, semul (arch.), semol (arch.), lat., Adv., gleich, zugleich, zusammen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sem- (2), Num. Kard., Adv., Präp., eins, ein, zusammen, samt
simultaneus (Wort in latein_a_z.docx und in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische und mittelbar Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gleichzeitig
Simultaneum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Struve, PfälzKHist. 668] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gleichzeitigkeit (der katholischen und protestantischen Konfession)
Lit.: Schäfer, C., Das Simultaneum, 1995
singular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – als M. 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – abgesehen von singulär und Singular - nicht belegt sowie über das lateinische singularis, Adj., einzeln, 116-27 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) einzeln, einzigartig
singularis (1), singulāris (1), lat., Adj., zum Einzelnen gehörig, einzeln, vereinzelt, abgesondert, Varro (116-27 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. singulus
Singularsukzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1822 [Archiv für die civilistische Praxis 5 1822 19ff.] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Einzelnachfolge beispielsweise in dem Erbrecht
Lit.: Kuntze, J., Die Obligation und die Singularsuccession, 1856
singulus, lat., Adj., einzeln, einzig, ein einziger, einer allein, allein, Plaut. (um 250-184 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. idg. *sem- (2), Num. Kard., Adv., Präp., eins, ein, zusammen, samt
Sinti (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.Pl., 1100 oder Roma) ist die Bezeichnung für die früher als →Zigeuner benannten Angehörigen einer Volksgruppe. Der Name Sinti leitet sich vermutlich von der indischen Provinz Sind und dem Fluss Sindhu bzw. Indus ab. Die Sinti verstehen sich als Teil der Roma und bilden deren älteste in dem deutschen Sprachraum nachweisbare Gruppe. S. Google
Lit.: Reemtsma, K., Sinti und Roma, 1996; Sinti und Roma in der deutschsprachigen Gesellschaft und Literatur, hg. v. Tebbutt, S., 2001; Bastian, T., Sinti und Roma im Dritten Reich, 2001; Weyrauch, W., Das Recht der Roma und Sinti, 2002; Rieger, B., Roma und Sinti in Österreich nach 1945, 2003
Sinzheimer, Hugo Daniel (Worms 12. 4. 1875-Overveen/Holland 16. 9. 1945), Kleiderfabrikantensohn, wird nach dem Rechtsstudium in München, Freiburg im Breisgau, Berlin und Marburg 1903 Rechtsanwalt. 1916 tritt er der sozialdemokratischen Partei bei. 1920 wird er Honorarprofessor in Frankfurt am Main. 1921 verfasst er Grundzüge des Arbeitsrechts. 1937 wird er ausgebürgert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 215; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der Rechtswissenschaft, 1938 bzw. Neudruck 1953 (Stahl, Levin Goldschmidt, Heinrich Dernburg, Unger, Lenel, Wilda, Glaser, Laband, Georg Jellinek, Ehrlich, Lotmar, Eduard von Simson, zusätzlich besonders erwähnt Heinrich von Friedberg, Friedrich Stein, Staub, Haber, Heinitz, Landsberg, Ehrenberg, Rosin, Gradenwitz); Knorre, S., Soziale Selbstbestimmung, 1991; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 615; Kubo, K., Hugo Sinzheimer, 1995; Brühwiler, J. Philipp Lotmar und Hugo Sinzheimer, (in) Forschungsband Philipp Lotmar, hg. v. Caroni, P., 2003, 117; Blanke, S., Soziales Recht oder kollektive Privatautonomie?, 2005
Sippe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem älteren deutschen Recht der um einen Stammvater bestehende Familienverband. Die rechtliche Stellung der Sippe in dem Frühmittelalter ist streitig. Es ist fraglich, ob der Sippe jemals besondere öffentlich-rechtliche Aufgaben zukommen. S. Google
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 71, 72; Brunner, H., Sippe und Wergeld nach niederdeutschen Rechten, ZRG 2 (1882), 1; Phillpotts, B., Kindred and Clan, 1913; Lappe, J., Die Sippen Koerdt und Linnhoff, 1938; Genzmer, F., Die germanische Sippe als Rechtsgebilde, ZRG GA 67 (1950), 34; Haff, K., Der umstrittene Sippebegriff und die Siedlungsprobleme, ZRG GA 70 (1953), 30; Kroeschell, K., Die Sippe im germanischen Recht, ZRG GA 77 (1960), 1 (Antrittsvorlesung); Steuer, H., Frühgeschichtliche Sozialstrukturen in Mitteleuropa,1972; Wiebrock, L., Die Sippe bei den Germanen, Diss. jur. Marburg 1979; Murray, A., Germanic Kinship Structures, 1983; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, aus dem Englischen von Horn, E., 1986; Weidemann, M., Geschichte der Sippenhaftung, 2002
Sippenhaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Anwendung von Maßnahmen gegenüber Angehörigen oder sonstigen Nahepersonen eines Bekämpften oder Verfolgten. Die in dem Nationalsozialismus geforderte und verwendete Sippenhaft ist in einem Rechtsstaat unzulässig. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Weidemann, M., Geschichte der Sippenhaftung, 2002; Maihold, H., Die Sippenhaft, (in) Mediaevistik 18 (2005)
Sippenhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.). Ein Einstehenmüssen allein wegen Verwandtschaft mit einem Schuldner ist dem Rechtsstaat unbekannt. S. Google
Sitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] in 59 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist der in der Gesellschaft geübte Brauch. Zwischen Sitte und Recht bestehen stets Wechselwirkungen. Insbesondere kann Sitte zu Recht werden.
Lit.: Kaser §§ 3 I 2, 23 I 1, 58 I, II, 1, 60 I 2; Hübner; Köbler, DRG; Hildebrand, R., Recht und Sitte auf den verschiedenen wirtschaftlichen Kulturstufen, 1896; Hävernick, W., „Schläge“ als Strafe, 1970; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 863
Sitten (Diözese), s. Google
Lit.: Zenhäusern, G., Zeitliches Wohl und ewiges Heil, 1992
sittenwidrig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommenm ab 786 [Ott, BürgerPassau 345], 8 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Sitte verletzend, der Sitte widersprechend
Sittenwidrigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1798 [BadKirchInstr. 246] 5 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Verstoß eines Verhaltens gegen die guten Sitten (lat. boni mores [M.Pl.]). In dem römischen Recht werden gegen das gute Herkommen der Vorfahren verstoßende Geschäfte von den Rechtskundigen und den Kaisern unterdrückt. Dies wird verrechtlicht in der frühen Neuzeit wieder aufgegriffen.
Lit.: Kaser §§ 3 I 2b, 9 II 2, 10 I 1e, 34 I 2b; Hübner; Köbler, DRG 164; Schmidt, H., Die Lehre von der Sittenwidrigkeit, 1973; Wanner, J., Die Sittenwidrigkeit der Rechtsgeschäfte, 1996; Karow, O., Die Sittenwidrigkeit von Verfügungen von Todes wegen, 1997; Falk, U., Zur Sittenwidrigkeit von Testamenten, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 451; Herzog, A., Sittenwidrige Rechtsgeschäfte in der höchstrichterlichen Rechtsprechung aus den Jahren 1948-1965, 2001; Ruff, H., Sittenwidrige Rechtsgeschäfte in der späten Kaiserzeit, 2007
sittlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1300 [FreibergStR. V § 2] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., um 790 belegt, Sittlichkeit 1510), den Sitten entsprechend
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Sittlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [Seckendorff, Fürstenstaat 1656 414] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1510) den Sitten entsprechendes Verhalten von Menschen
Sittlichkeitsverbrechen (Sexualdelikt) ist das die Sittlichkeit verletztende Verbrechen, vor allem die Straftat gegen die sexuelle Selbstbestimmung. Nach Tacitus werden bei den Germanen bestimmte Sittlichkeitsverbrechen mit dem Versenken in dem Moor verfolgt, doch ist ein Beweis dieser Vorstellung wohl nicht möglich. In dem Mittelalter wendet sich vor allem die Kirche gegen das Sittlichkeitsverbrechen. Besondere Fälle sind Ehebruch, Inzest, Vergewaltigung, Prostitution, Zuhälterei und Homosexualität. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird in dem Gefolge der Aufklärung die Verfolgung der Sittlichkeitsverbrechen durch liberale Vorstellungen teilweise zurückgedrängt (beispielsweise Homosexualität, anders aber Kinderpornographie).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Quanter, R., Die Sittlichkeitsverbrechen, 6. A. 1911, 1925, Neudruck 2003; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, Neudruck 1964; Schroeder, F., Reform des Sexualstrafrechts, 1971; Rees, W., Die Strafgewalt der Kirche, 1993; Hommen, T., Sittlichkeitsverbrechen, 1999; Taeger, A., Intime Machtverhältnisse, 1999; Kraus, K., Sittlichkeit und Kriminalität, neu hg. 2004; Günther, B., Die Behandlung der Sittlichkeitsdelikte in den Policeyordnungen, 2004
Sizilien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die Insel an dem Fuße Italiens. Sizilien wird zuerst von Griechen beeinflusst, dann aber 228/227 von den Römern erobert. In der Völkerwanderungszeit kämpfen Germanen und Byzanz um die Vorherrschaft. Seit 827 dringen Araber (Sarazenen) ein, seit 1061 Normannen. 1130 wird Sizilien Teil eines besonderen, von Gegenpapst Anaklet II. geschützten, 1139 →Neapel einnehmenden unteritalienischen Königreichs der Normannen. Dieses gelangt über die Heirat Heinrichs VI. mit der Erbtochter Konstanze 1186 an das →Deutsche Reich (Friedrich II.), 1266/1268 aber durch den Papst an →Anjou und nach der sizilianischen Vesper (1282) unter Abtrennung von Neapel über eine staufische Erbtochter an Aragon (Spanien). 1713/1714 kommt Sizilien von Spanien an Piemont, 1735 Neapel-Sizilien an die Bourbonen, 1860 an Sardinien-Piemont und damit 1861 an das neue Königreich →Italien. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Constitutiones regni Siciliae, 1475, Neudruck 1973; Gregorio, R., Introduzione allo studio del diritto pubblico siciliano, 1794, Neudruck 1971; Giuffrida, V., La genesi delle consuetudine giuridiche delle città di Sicilia, 1901; Niese, H., Die Gesetzgebung der normannischen Dynastie im regnum Siciliae, 1910; Hofmann, M., Die Stellung des Königs von Sizilien nach den Assisen von Ariano (1140), 1915; Cohn, W., Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien, 1925; Sthamer, E., Original und Register in der sizilischen Verwaltung, 1929 (SB Berlin); Sthamer, E., Studien über die sizilischen Register, 1930 (SB Berlin); Heupel, W., Der sizilische Großhof unter Kaiser Friedrich II., 1940; Colliva, P., Ricerche sul principio di legalità nell’amministrazione del regno di Sicilia, 1964; Caravale, M., Il regno normanno di Sicilia, 1966; Finley, M./Mack Smith, D., A history of Sicily, 1968; Schminck, C., Crimen laesae maiestatis, 1969; Malinowska-Kwiatkowska, I., Prawo prywatne w ustawodawstwie Królestwa Sycylii 1140-1231 (Das Privatrecht in der Gesetzgebung des Königreichs Sizilien 1140-1231), 1973; Die Konstitutionen Friedrichs II. von Hohenstaufen für sein Königreich Sizilien, hg. v. Conrad, H. u. a., 1973; Gallas, K., Sizilien, 7. A. 1984; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,97, 3,1,233, 3,2,2359, 3,3,3218; Tancredi et Willelmi III. regum diplomata, hg. v. Zielinski, H., 1982; Constantiae imperatricis et reginae Siciliae diplomata (1195-1198), hg. v. Kölzer, T., 1983 (57 Stücke, 7 Fälschungen, 73 Deperdita); Rogerii II. regis (1107-1151) diplomata latina, hg. v. Brühl, C., 1987 (100 Urkunden, 91 Deperdita); Pispisa, E., Regnum Siciliae, 1988; Takayama, H., The Administration of the Norman Kingdom of Sicily, 1993; Baaken, G., Das sizilische Königtum Kaiser Heinrichs VI., ZRG GA 112 (1995), 202; Baaken, G., Ius imperii ad regnum, 1993; Rill, B., Sizilien im Mittelalter, 1995; Backman, R., The Decline and Fall of Medieval Sicily, 1995; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer, T., 1996; Finley, M. u. a., Geschichte Siziliens, 1998; Mirto, C., Il regno dell’isola di Sicilia e delle isole adiacenti, 2000; Pasciuta, B., In Regia Curia civiliter convenire, 2003; Friedl, C., Studien zur Beamtenschaft Kaiser Friedrichs II. im Königreich Sizilien (1220-1250), 2005; Kunz, H., Sicilia, 2006; Zambon, E., Tradition and Innovation, 2008; Reinhardt, V./Sommer, M., Sizilien, 2010; Zwischen Ideal und Wirklichkeit, hg. v. Engels, D. u. a., 2010; Chiarelli, L., A History of Muslim Sicily, 2011; Nef, A., Conquérir et gouverner la Sicile islamique, 2011; Wihoda, M., Die sizilischen Goldenen Bullen von 1212, 2012; Secord, S., Where three worlds met, 2017; Urban Dynamics and Transcultural Communication in Medieval Sicily, hg. v. Jäckh, T. u. a., 2017
Skandal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1598 [Kratsch, Justiz Anh. 13] bis 1783 in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das öffentliches Ärgernis erregende Ereignis. Die erhöhte Bedeutung des Skandals ab dem 19. Jahrhundert beruht vor allem auf der Pressefreiheit und dem Streben des Menschen nach Geld gegen Mitteilung von Neuigkeiten oder Nachrichten. Allgemeinere Auswirkungen sind eher selten (evtl. Amtsverlust).
Lit.: Bösch, F., Öffentliche Geheimisse, 2009; Kepplinger, H., Die Mechanismen der Skandalisierung, 2012
Skandinavien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die zusammenfassende Bezeichnung für die →Norwegen und →Schweden bildende nördliche Halbinsel Europas oder Eurasiens, zu der in weiterem Sinn auch →Dänemark und →Finnland sowie vielleicht sogar Island gezählt werden (gefährliches Land auf dem Wasser?). S. Google
Lit.: Tunberg, S., Studier rörande Skandinaviens äldsta politiska indelning, 1911, Dethlefsen, O., Die nordische Einheitsbewegung, 1941; Vehse, O., Nordische Staatengründer, 1943; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,61, 2,2,501, 4,4,21; Scandinavian biographical archive, 1989; Sawyer, B./Sawyer, P., Medieval Scandinavia, 1993; Zernack, J., Bibliographie der deutschsprachigen Sagaübersetzungen, 1997; See, K. v., Europa und der Norden im Mittelalter, 1999; Kaufhold, M., Europas Norden im Mittelalter, 2001; Waßenhoven, D., Skandinavier unterwegs in Europa (1000-1250), 2006 (572 und 307?); Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 984; Giese, S., Studenten aus Mitternacht, 2008; Stampehl, J., Vereinigte Staaten des Nordens, 2011; Bagge, S., Cross & Scepter, 2014; Scheel, R., Skandinavien und Byzanz, 2015; Rock, C., Herrscherwechsel im spätmittelalterlichen Skandinavien, 2016
Skanske Lov (schonisches Recht) →nordisches Recht, Schonen
Sklave (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1293 [Martina des Hugo von Langenstein] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [SchweizGForscher 7 1828 338] bzw. um 1285 [HMS. II 385] in 41 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Mittelgriechische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der einem Menschen (oder auch einem Personenverband beispielsweise Stadt) vollständig gehörende andere Mensch. Sklave wird man hauptsächlich durch Unterwerfung und Geburt. Der (dem [lat.] ius gentium zugerechnete, in seiner Legitmität nie angezweifelte) römische Sklave ist →servus. Es ist streitig, ob der Unfreie des Mittelalters und der Neuzeit als Sklave bezeichnet werden darf, doch könnten aus dem frühmittelalterlichen Europa als wichtigstes Ausfuhrgut Menschen in den islamischen Herrschaftsbereich verbracht worden sein(, jedenfalls soll es zwischen 1530 und 1780 mehr als eine Million europäischer Sklaven in Nordafrika gegeben haben). Vielleicht werden in dem arabischen Sklavenhandel zwischen dem 7. und 20. Jahrhundert 17 Millionen Opfer aus Afrika (beispielsweise auch nach Indien) verschleppt. Das Naturrecht des 17. Jahrhunderts lässt Sklaverei in unterschiedlich vielen Fällen zu. Sehr ähnliche Verhältnisse wie in dem Altertum treten erst wieder in den neuzeitlichen Kolonien (beispielsweise Amerika, wohin unter Beteiligung afrikanischer Häuptlinge schätzungsweise 40000 (vor allem portugiesische) Sklavenschiffstransporte mit möglicherweise 12,5 Millionen Sklaven aus Afrika erfolgen, davon 10,7 Millionen überlebend) auf. Das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811) schließt Sklaverei in § 16 ABGB aus. 1834 wird die Sklaverei in dem britischen Empire aufgehoben. 1839 wendet sich die katholische Kirche gegen die Sklaverei. Nach einem Gesetz von dem 9. 3. 1857 werden Sklaven, sobald sie Preußen betreten, frei. 1865 schafft das 13. Amendment der Verfassung die Sklaverei in den Vereinigten Staaten von Amerika ab. S. Google
Lit.: Kaser §§ 15, 33, 49, 50, 82; Söllner §§ 4, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 18, 20; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 16, 17, 21, 28, 35, 51, 57, 78; Verlinden, C., L’Esclavage, 1955; Rothenhöfer, D., Untersuchungen zur Sklaverei, Diss. phil. Tübingen 1967; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Erler, A., Der Loskauf Gefangener, 1978; Erler, A., Ältere Ansätze zur Überwindung der Sklaverei, 1978; Wilde-Stockmeyer, M., Sklaverei auf Island, 1978; Rudt de Collenberg, W., Esclavage et rançons des chrétiens en méditerranée (1570-1600), 1987; Karras, R., Slavery and Society, 1988; Genovese, E., Within the Plantation Household, 1988; Bonnassie, P., From Slavery to Feudalism, 1991; Sklaven und Freigelassene, hg. v. Eck, W. u. a., 1993; Kolchin, P., American Slavery 1619-1877, 1993; Grieser, H., Sklaverei im spätantiken und frühmittelalterlichen Gallien, 1997; Haenger, P., Sklaverei und Sklavenemanzipation an der Goldküste, 1997; Klees, H., Sklavenleben im klassischen Griechenland, 1998; Corpus der römischen Rechtsquellen zur Sklaverei, hg. v. Rainer, M. u. a., Teil 1ff. 1999ff. (beispielsweise Ansprüche aus Delikten am Sklaven, bearb. v. Harke, J., 2013); Klein, H., The Atlantic Slave Trade, 1999; Eltis, D./Behrendt, D./Richardson, D. u. a., The Transatlantic Slave Trade, 1999; Voigt, J., Die Abschaffung des transatlantischen europäischen Sklavenhandels im Völkerrecht, 2000; Deißler, J., Antike Sklaverei und deutsche Aufklärung, 2000; Schumacher, L., Sklaverei in der Antike, 2001; Bibliographie zur antiken Sklaverei, hg. v. Bellen, H. u. a., neu bearb. v. Schäfer, D., 2003; Hammer, C., A Large-Scale Slave Society of the Early Middle Ages, 2002; Weiler, I., Die Beendigung des Sklavenstatus im Altertum, 2003; Weiß, A., Sklave der Stadt, 2004; Delacampagne, C., Die Geschichte der Sklaverei, 2004; Christian Slaves, Muslim Masters, 2004; Hochschild, A., Bury the chains, 2005; Hall, G., Slavery and African Ethnicities in the Americas, 2005; Esclavage antique et discriminations socio-culturelles, hg. v. Anastasiadis, C. u. a., 2005; Knoch, S., Sklavenfürsorge im römischen Reich, 2006; Sklaverei und Freilassung im römischen Recht, hg. v. Finkenauer, T., 2006; Smith, S., Slavery, Family and Gentry Capitalism in the British Atlantic, 2006; Menschenraub, Menschenhandel und Sklaverei in antiker und moderner Perspektive, hg. v. Heinen, H., 2008; Franke, B., Sklaverei und Unfreiheit im Naturrecht des 17. Jahrhunderts, 2009; Herrmann-Otto, E., Sklaverei und Freilassung in der griechisch-römischen Welt, 2009; Flaig, E., Weltgeschichte der Sklaverei, 2009; Drescher, S., Abolition. A History of Slavery, 2009; Handwörterbuch der antiken Sklaverei, hg. v. Heinen, H., 2009ff.; Milton, G., Weißes Gold, 2010; Brodersen, K., Ich bin Spartacus, 2010; Antike Sklaverei, hg. v. Heinen, H., 2010; Finkenauer, T., Die Rechtsetzung Marc Aurels zur Sklaverei, 2010; N’Diaye, T., Der verschleierte Völkermord, 2010; Joshel, S., Slavery in the Roman World, 2010; The Oxford Handbook of Slavery in the Americas, hg. v. Paquette, R. u. a., 2010; Hamann, E., Die Begründung des Sklavenstatus bei den Postglossatoren, 2011; The Cambridge World History of Slavery, Bd. 1ff. hg. v. Bradley, K. u. a., 2011ff.; The End of Slavery in Afrika and the Americas, hg. v. Schmieder, U. u. a., 2011; Reading Ancient Slavery, hg. v. Alston, R. u. a., 2011; Dyer, J., Natural Law and the Antislavery Constitutional Tradition, 2012; The Legal Understanding of Slavery, hg. v. Allain, J., 2012; Handwörterbuch der antiken Sklaverei, hg. v. Heinzen, H., 2012 (CD-ROM mit Einführungsheft); Thornton, J., A Cultural History of the Atlantic World 1250-1820, 2012; Zeuske, M., Die Geschichte der Amistad, 2012; Kindersklaven, hg. v. Heinen, H., 2012; The Legal Understanding of Slavery, hg. v. Allain, J., 2012; Grieshaber, C., Frühe Abolitionisten, 2012; Heinemeyer, S., Der Freikauf des Sklaven mit eigenem Geld, 2013; Zeuske, M., Handbuch Geschichte der Sklaverei, 2013, 2. A. 2019; Buchwitz, W., Servus alienus heres – Die Erbeinsezung fremder Sklaven im klassischen römischen Recht, 2013; Priesching, N., Sklaverei in der Neuzeit, 2014; Sautter, U., Sklaverei in Amerika, 2014; Black, J., The Atlantic Slave trade in World History, 2015; Antike Sklaverei zwischen Verdammung und Beschönigung, hg. v. Schmitz, W., 2016; Amiri, B., Esclaves et affranchis des Germanies – Mémoire en fragments, 2016; Zeuske, M., Sklaven und Tabak in der atlantischen Weltgeschichte, (in) HZ 303 (2016), 315; Ramelli, I., Social Justice and the Legitimacy of Slavery, 2016; Voss, K., Sklaven als Ware und Kapital, 2016; Cheney, P., Cul de Sac – Patrimony, Capitalism and Slavery in French Saint Domingue, 2017: Waldstreicher, D./Mason, M., John Quincy Adams and the Politics of Slavery, 2017; Rio, A., Slavery after Rome 500-1100, 2017 (bejaht eher Sklaverei); Rösener, W., ZRG GA 134 (2017), 1ff.; Vaucher, D., Sklaverei in Norm und Praxis – Die frühchristlichen Kirchenordnungen, 2017; Milewski, M., Litigating across the Color Line – Civil Cases between Black and White Southerners from the End of Slavery to Civil Rights, 2017 (rund 1000 Fälle mit 60 Prozent Erfolg für farbige Kläger); Schirrmacher, J., Die Politik der Sklaverei, 2018; MacLean, R., Freed Slaves and Roman Imperial Culture, 2018; Verschleppt, verkauft, versklavt – Deutschsprachige Sklavenberichte aus Nordafrika (1150-1800), hg. v. Klarer, M., 2019; Scott, T., The Survival of Serfdom in Western Europe, ZRG 136 (2019), 31 (sieht viele quasiservile Verhältnisse); Knoch, S., Sklaven und Freigelassene in der lateinischen Deklamation, 2019; Schiel, J., Tatort Tana – Die Rolle Lateineuropas in der Sklavenökonomie des Schwarzmeerraums (ca. 1300-1500), (in) HZ 313 (2021) 32
Skonto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1672 [Schirmer, KaufmWB. 153] in zwei Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und das Mittellateinische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Preisnachlass
Lit.: Prausnitz, O., Die Geschichte der Forderungsverrechnung, 1928
Skythe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines iranischen, in dem Altertum nach Westen vordringenden Steppenvolks.
Lit.: Rolle, R., Die Welt der Skythen, 1980; Parzinger, H., Die Skythen, 2004; Skythen in der lateinischen Literatur, hg. v. Gerstacker, A. u. a., 2014
Slawe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und Mittelgriechische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1. H. 6. Jahrhundert) ist der Angehörige eines slawisch sprechenden Volkes (beispielsweise Russe, Ukrainer, Pole, Tscheche, Slowake, Slowene, Serbe, Kroate, Bulgare). Die zu der indogermanischen Völkergruppe zählenden Slawen erscheinen in der Völkerwanderung und besiedeln von den Germanen freigegebene Gebiete in Ostmitteleuropa. Sie werden überwiegend von →Byzanz (Kyrill, Methodos) aus christianisiert. Sie bilden verschiedene Reiche (→Polen, →Russland u. s. w.). Ein Panslawismus wird in dem 19. Jahrhundert sichtbar. Er führt 1918 zu der Lösung kleinerer Staaten von →Österreich (→Tschechoslowakei, →Jugoslawien). Ein gemeinslawisches Recht ist nicht bekannt. Erst in dem 20. Jahrhundert entwickelt sich unter dem Druck der Sowjetunion eine gewisse Einheitlichkeit sozialistischen Rechtes. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 76, 93; Kroeschell, DRG 1; Helmolds Slawenchronik, 3. A. bearb. v. Schmeidler, B., 1937; Kahl, H., Slawen und Deutsche in der brandenburgischen Geschichte des 12. Jahrhunderts, 1964; Zernack, K., Die burgstädtischen Volksversammlungen bei den Ost- und Westslawen, 1967; Ludat, H., Deutsch-slawische Frühzeit, 1969; Ludat, H., An Elbe und Oder um das Jahr 1000, 1971; Ernst, R., Die Nordwestslawen und das fränkische Reich, 1976; Ludat, H., Slaven und Deutsche im Mittelalter, 1982; Herrmann, J., Slawen, 2. A. 1985; Welt der Slawen, hg. v. Herrmann, J., 1986; Conte, F., Les slaves, 1986; Goehrke, C., Frühzeit des Ostslaventums, 1992; Golab, Z., The Origins of the Slavs, 1992; Kunstmann, H., Die Slaven, 1996; Struktur und Wandel im Früh- und Hochmittelalter, hg. v. Lübke, C., 1998; Garzaniti, M., Die altslavische Version der Evangelien, 2001; Panzer, B., Quellen zur slavischen Ethnogenese, 2002; Dulinicz, M., Frühe Slawen im Gebiet zwischen unterer Weichsel und Elbe, 2006; Wünsch, T., Deutsche und Slawen im Mittelalter, 2008; Die Slaven und Europa, hg. v. Ressel, G. u. a., 2008; Boroń, P., Kniaziowie, królowie, carowie, 2010 (etwa 600 slawische Herrscher); Lehnwörter im Slawischen, hg. v. Kelih, E. u. a., 2015; Matasović, R., Slavic Nominal Word-Formation. Proto-Indo-European Origins and Historical Development, 2015; New Perspectives on the Early Slavs and the Rise of Slavic, hg. v. Klír, T. u. a., 2020
Slawonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das östliche Teilgebiet →Kroatiens zwischen Save und Drau. S. Google
Lit.: Goldstein, I., Hrvatske rani srednji vijek, 1995
Slowakei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der mitteleuropäische, zwischen Tschechei, Polen, Ukraine, Ungarn und Österreich gelegene Staat. Seit dem 10. Jahrhundert gehört das Gebiet der Slowakei zu Ungarn, das die Bewohner seit 1867 ungarisiert. Römisches Recht dringt nicht vor dem 17./18. Jahrhundert ein (1634 westslowakische Universität Tyrnau/Trnava). An dem 28. 10. 1918 wird die Slowakei Teil der Tschechoslowakei, von der sie sich 1993 trennt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Die juristische Bildung in der Slowakei und Ungarn bis zum Jahre 1848, 1968; Dejiny Slovenska, 1986; Schönfeld, R. Slowakei, 2000; Schuster, R., Im Strudel der Geschichte 2001; Tönsmeyer, T., Das Deutsche Reich und die Slowakei 1939-1945, 2003; Die unbekannte Minderheit, hg. v. Hrabovec, E. u. a., 2005; Šindelárová, L., Finale der Vernichtung - Die Einsatzgruppe H in der Slowakei 1944/45, 2013; Zückert, M. u. a., Die Evakuierung der Deutschen aus der Slovakei 1944/45, 2019; Sächsisch-magdeburgisches Recht in Tschechien und in der Slowakei, hg. v. Biliy, I. u. a., 2021
Slowenien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) st der mitteleuropäische, von Österreich, Ungarn, Kroatien und Italien begrenzte Staat. Das Gebiet Sloweniens löst sich 1918 aus der Herrschaft →Österreichs und geht danach in Jugoslawien auf. An dem 26. 6. 1991 spaltet es sich von dort ab. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Mal, J., Probleme aus der Frühgeschichte der Slowenen, 1939; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,5,330; Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Als Mitteleuropa zerbrach, hg. v. Karner, S. u. a., 1990; Bär, S., Der Zerfall Jugoslawiens, 1995; Rehder, P., Slowenien, 1999; Karner, S., Slowenien und seine Deutschen, 2000; Griesser-Pečar, T., Das zerrissene Slowenien 1941-1946, 2003; Blumenwitz, D., Okkupation und Revolution in Slowenien (1941-1946), 2005; The Land Between, hg. v. Luthar, O., 2008; The Land Between - A History of Slovenia, hg. v. Luthar, O., 2. A. 2013
Smend, Rudolf (Basel 15. 1. 1882-Göttingen 5. 7. 1975), Theologieprofessorensohn, wird nach dem Studium von Recht, Philosophie und Geschichte in Göttingen Professor in Greifswald (1909), Tübingen (1911), Bonn (1915), Berlin (1922) und Göttingen (1935). 1911 veröffentlicht er eine bedeutsame Untersuchung über das →Reichskammergericht. Sein Hauptwerk über Verfassung und Verfassungsrecht (1928) gründet sich auf die Idee der Integration als des sinnhaften Ineinanders geistiger Vorgänge. S. Google
Lit.: Festschrift für Rudolf Smend, 1952; Campenhausen, A., Frhr. v., Zum Tode von Rudolf Smend, (in) JZ 1975, 621; Rennert, K., Die „geisteswissenschaftliche Richtung“ in der Staatsrechtslehre der Weimarer Republik, 1987; Notthoff, T., Der Staat als geistige Wirklichkeit, 2008
Smith, Adam (Kilkaldy 1723-1790) wird nach dem Studium von Griechisch, Logik, Metaphysik, Theologie, Mathematik und Philosophie in Glasgow und Oxford 1751 Professor für Logik und 1752 für Moralphilosophie in Glasgow, der 1759 durch ein Werk über die Theorie der ethischen Gefühle hervortritt. Nach einer Bildungsreise durch Frankreich (1764-1766) veröffentlicht er als Teil eines philosophischen Wissenschaftsprojekts in Ablehnung des Merkantilismus 1776 (engl.) Inquiry into the Nature and the Causes of Wealth of Nations (Untersuchung über die Art und die Gründe des Reichtums der Völker), in der er nach einer längeren Entwicklung, in welcher der Wettbewerb zunehmend bedeutsam wird und eine moralphilosophische Überprüfung wirtschaftlichen Handelns zurücktritt, die Freiheit des Einzelnen bzw. die Eigenliebe, welche die lebengefährliche Kontingenz des ökonomischen Tausches zu einem beherrschbaren Risiko werden lässt, als den Grund des Wohlstands aller ermittelt. Damit begründet er als Klassiker der Volkswirtschaft den →Liberalismus. Sein ungedruckter literarischer Nachlass wird 1790 weitgehend verbrannt.
Lit.: Köbler, DRG 134; Smith, A., The Theory of Moral Sentiments, 1759; Brühlmaier, D., Die Rechts- und Staatslehre von Adam Smith, 1987; Raphael, D., Adam Smith, 1991; Ross, I., The Life of Adam Smith, 1995; Klaiber, W., Rechtsphilosophie und Handlungstheorie, 1997; Ross, I., Adam Smith, 1998; Smith, A., Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums, hg. v. Streissler, E., 1999; Ballestrem, K. Graf, Adam Smith, 2001; Phillipson, N., Adam Smith, 2010; Smith, A., Untersuchung über Wesen und Ursachen des Reichtums der Völker, hg. v. Streissler, E., 2012; Petersen, J., Adam Smith als Rechtstheoretiker, 2012, 2. A. 2017; Ronge, B., Das Adam-Smith-Projekt, 2015; Isenmann, M., Die langsame Entstehung eines ökonomischen Systems, (in) HZ 307 (2018) 655
societas, societās, lat., F., Gesellschaft, Verbindung, Teilnahme, Bündnis, Komplott, Handelsgesellschaft, Kamerad, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, socius (1), sequī
Societas (lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die →Gesellschaft. Die privatrechtliche societas ist in dem klassischen römischen Recht ein der Erbengemeinschaft nachgebildeter Konsensualkontrakt der Gesellschafter. In der frühen Neuzeit wird societas auch für die menschliche Gesellschaft insgesamt verwendet. Das römische Recht der societas wird aufgenommen, in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aber durch den Gedanken der (deutschrechtlichen?) →Gesamthand abgeändert. S. Google
Lit.: Kaser §§ 38 II 1d, 43 I; Söllner § 9; Köbler, DRG 47, 64, 146, 161; Wieacker, F., Societas, 1936; Hingst, K., Die societas leonina, 2003; Meissel, F., Societas, 2004; Mehr, R., Societas und universitas, 2008; Jongh, J., Tussen societas en universitas, 2014
Socinus, Bartholomäus ist ein 1436 in Siena geborener, in Siena und Bologna ausgebildeter, in Siena, Ferrara, Pisa, Bologna, Padua und vielleicht Bologna lehrender, in Siena 1507 verstorbener Jurist (commentaria, lecturae, consilia, Kommentare, Lesungen, Gutachten). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 860
Sociological jurisprudence (engl.) ist die auf Grund der europäischen Entwicklung der Soziologie bewusst soziologische Erkenntnisse berücksichtigende, in dem 20. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten entwickelte Form der Rechtswissenschaft. S. Google
Lit.: Reich, N., Sociological jurisprudence und legal realism im Rechtsdenken Amerikas, 1967
socius, lat., M.: nhd. Gesellschafter, Genosse, Teilnehmer, Bundesgenosse, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *sokᵘ̯i̯os, M., Gefolgsmann, vgl. idg. *sekᵘ̯- (1), V., folgen
Södermannalagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht der schwedischen Landschaft in dem Südosten →Schwedens an dem Ende des 13. Jahrhunderts (1280?, 1300?).
Lit.: Hafström, G., Den svenska rättskällornas historia, 1978
Sodoma, lat., F.=ON, Sodom, Solin. (1. Hälfte 3. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. Σόδομα (Sódoma), F.=PN, Sodom, aus dem Hebräischen, „umschlossener Ort
sodomia, sodomīa, lat., F., Sodomie, Greg. M. (540-604 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Sodoma
Sodomie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – abgesehen von verwandten Wörtern wie Sodomei - nicht bezeugt – um 1272 [Jans von Wien Werke] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1390 [BerthRechtssumme 2070] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische sodomia, F., Sodomie, sexuelle Handlung, 540-604 n. Chr., mit dem Hebräischen verbindbar, F.) ist vor allem der Geschlechtsverkehr zwischen Mensch und Tier. Das Alte Testament lehnt die Sodomie streng ab. Die christliche Kirche folgt dem. Auch ein Teil der frühmittelalterlichen Volksrechte wendet sich wohl unter kirchlichem Einfluss gegen die Sodomie (Geldbuße, Kastration, Tötung). Seit der Constitutio Criminalis Carolina (1532) umfasst die Sodomie zusätzliche Begehungsformen. Die Aufklärung lehnt die Strafbarkeit der Sodomie ab. Nach dem Vorbild des Code pénal Frankreichs von 1791 schaffen die von Frankreich beeinflussten Staaten die Strafbarkeit der Sodomie allmählich ab (anders Russland, Österreich, Ungarn, Schweiz, England, Skandinavien). Nach dem Strafgesetzbuch Bayerns von 1813 ist die Sodomie keine Straftat mehr. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Strafbarkeit an dem 25. 6. 1969 aufgehoben. An dem Beginn des 21. Jahrhunderts ist die Sodomnie nur noch in England, Wales und Nordirland (sowie theoretisch in einigen Kantonen der Schweiz) strafbar. S. Google
Lit.: Guggenbühl, D., Mit Tieren und Teufeln, 2002; Hehenberger, S., Unkeusch wider die Natur, 2005; Lang, D., Sodomie und Strafrecht, 2009
Soest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Westfalen entwickelt sich in dem frühen 12. Jahrhundert zu einer Stadt, deren Recht in dem Stadtrecht von Medebach (1165) erstmals fassbar wird und die seit dem 13. Jahrhundert ihr Recht aufzeichnet (alte Kuhhaut 1225/1226, neue Kuhhaut 1281/1282, alte Schrae 1367, neue Schrae 1531) und verbreitet (9 Tochterstädte?, 62 loser zugeordnete Enkelstädte?). S. Google
Lit.: Brünneck, W. v., Zum Verständnis des Titel 1 der Soester Gerichtsordnung, ZRG GA 32 (1911), 332; Brünneck, W., Geschichte der Soester Gerichtsverfassung, ZRG GA 33 (1912), 1; Ebel, W., Die alte und die neue Soester Schrae, ZRG GA 70 (1953), 105; Das älteste Bürgerbuch der Stadt Soest 1302-1449, hg. v. Rothert, H., 1958; Welt, K., Das alte Soester Stadtrecht, 1960; Diekmann, K., Die Herrschaft der Stadt Soest über ihre Börde, 1962; Stech, A., Die Soester Stadtrechtsfamilie, Diss. jur. Göttingen 1965; Knickenberg, H., Die Soester Statuten von 1790, 1967; Soester Recht v. Deus, W., 1969f.; Toeversichtsbriefe für Soest, bearb. v. Dösseler, E., 1969; Die Miniaturen des Soester Nequambuches von 1315, hg. v. Wilkes, W., 1975; Ebel, W., Rechtsgeschichtliches aus Niedersachsen, 1978, 89; Schöne, T., Das Soester Stadtrecht, 1998; Die Stadt Soest, 2000; Dusil, S., Die Soester Stadtrechtsfamilie, 2007
Sofia (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Witoscha erscheint in dem 8./7. Jahrhundert als Siedlung der Thraker. Als Sordica wird es unter den Römern Provinzhauptstadt. 1382 wird es von den Osmanen (Türken) erobert. In dem 1877/1878 von der Türkei gelösten Bulgarien erhält es 1888 eine Universität. S. Google
Lit.: Serdika - Sredez - Sofia, 1976
Sohm, Rudolph (Rostock 29. 10. 1841-Leipzig 16. 5. 1917), Rechtsanwaltssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Rostock, Berlin und Heidelberg 1870 außerordentlicher Professor in Göttingen, 1870 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau, Straßburg (1872) und Leipzig (1887). 1884 veröffentlicht er Institutionen des römischen Rechtes, 1888 einen Grundriss der Kirchengeschichte und 1892 ein Kirchenrecht, wobei er die Ansicht vertritt, dass das Wesen der Kirche mit dem Wesen von Recht in Widerspruch stehe. S. Google
Lit.: Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871; Sohm, R., Autobiographie, (in) DJZ 14 (1909), 1017; Festgabe für Rudolph Sohm, 1914; Fehr, H., Rudolph Sohm, ZRG GA 38 (1917), LIX; Stutz, U., Nachruf, ZRG GA 38 (1917), 457; Barion, H., Rudolph Sohm und die Grundlegung des Kirchenrechts, 1931; Bühler, A., Kirche und Staat bei Rudolph Sohm, 1965; Böckenförde, W., Das Rechtsverständnis der neueren Kanonistik, Diss. jur. Münster 1969
Sohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – 8, Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 900 [Cap. I 2 S. 381] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) männlicher Abkömmling ersten Grades eines Menschen
solange (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Konj..)
Solange I ist der von einer Konjunktion gebildete einprägsame Name des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts Deutschlands von dem 29. 5. 1974, nach dem das Gericht Gemeinschaftsrecht der europäischen Gemeinschaften an den Grundrechten Deutschlands prüfen kann, solange die europäischen Gemeinschaften keinen den deutschen Grundrechten gleichwertigen Grundrechtsschutz haben. Nach der Entwicklung eines wirksamen Grundrechtsschutzes in den europäischen Gemeinschaften nimmt das Bundesverfassungsgericht die Entscheidung durch Entscheidung von dem 22. 10. 1986 (Solange II) zurück. S. Google
Sold (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1200/1220 [GottfriedStraßb. Weber V.8593] bzw. 1264 [DOrdStat 53] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Altfranzösische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Lohn des Soldaten
Soldat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1172 [PfaffeKonrad Wesle 2 V- 3933 Sold] bzw. 1508 [K. Maxim. I. Articuls-Brieff/Lünig, CJMilit. 3] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Altfranzösische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M..) ist der Sold und der besoldete Krieger bzw. der, welcher auf Grund einer Verpflichtung in einem Wehrdienstverhältnis steht. Für den Soldaten kann besonderes Recht gelten. Schon das römische Recht kennt ein eigenes Soldatentestament. S. Google
Lit.: Kaser § 67 I 2c; Rogg, M., Landsknechte und Reisläufer – Bilder vom Soldaten, 2002; Rechenberg, F. v., Die außerdienstliche Wohlverhaltenspflicht des Soldaten, 2004; Kutz, M., Deutsche Soldaten, 2006; Kroll, S., Soldaten im 18. Jahrhundert, 2006; Schmetterer, C., Die rechtliche Stellung römischer Soldaten im Prinzipat, 2012; Hitz, B., Kämpfen um Sold, 2015; Zivilisten und Soldaten, hg. v. Becker, F., 2015; Schulte, B., Veteranen des Ersten Weltkrieges. Der Kyffhäuserbund von 1918 bis 1933, 2020
Söldner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1220 [Ebernand Scott V. 663 Handschrift 15. Jahrhundert] in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Miittelniederdeutsche und Altfranzösische scowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der gegen Sold (zu lat. [M.] solidus, M. Goldmünze, um 250-184 v. Chr.] kämpfende Krieger. Er tritt außer in dem Altertum insbesondere in dem spätmittelalterlichen Italien sowie in dem Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England hervor. Die in dem 18. Jahrhundert eingeführte Wehrpflicht drängt ihn wieder zurück, ohne ihn vollständig auszuschließen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Fehr, H., Vom Lehnsheer zum Söldnerheer, ZRG GA 36 (1915), 455; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Hermann, C., Deutsche Militärgeschichte, 1968; Baumann, R., Das Söldnerwesen, 1978; Contamine, P., La Guerre au Moyen Age, 3. A. 1992; Burschel, P., Söldner, 1994; Tresp, U., Söldner aus Böhmen, 2004; Trundle, M., Greek Mercenaries, 2004; Huntebrinker, J., Fromme Knechte und Garteteufel, 2010
solicitor (M.) außergerichtlich tätiger Anwalt in England
solidus (1), soldus (1), soledus (1), lat., Adj., gediegen, echt, als Vasall handelnd, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. idg. *solo-, *soleu̯o-, *solu̯o-, Adj., wohlbehalten, ganz
Solidus ist eine römische, in dem Frühmittelalter als Rechnungseinheit fortgeführte Münze (zu solidus, lat., Adj., gediegen, echt, und M., Goldmünze, um 250-184 v. Chr.).
Lit.: Köbler, DRG 77, 91; Köbler, LAW; Grierson, P., Coins of Medieval Europe, 1991
sollicitare, sollicitāre, lat., V., stark bewegen, erregen, erschüttern, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sollus, citāre
Sollizitieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1402 [Janssen, RKorr. I 682] in 13 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) das Gericht [Reichskammergericht, Reichshofrat] um Tätigwerden) bitten, erinnern
Lit.: Fuchs, B., Die Sollicitatur am Reichskammergericht, 2002
Solms (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist seit dem Hochmittelalter (1129) die von Hohensolms ausgehende Grafschaft in dem Bereich der mittleren Lahn in Hessen, die 1806 an Hessen fällt. 1571 erarbeitet der Frankfurter Stadtsyndikus Johann →Fichard auf der Grundlage eines Entwurfs des Sekretärs Gerhard Terhell und unter Verwendung zahlreicher Quellen (Mainz 1534, Württemberg 1555, Trier 1537, Köln 1538, Nürnberg 1564, Freiburg 1520, Worms 1499) das sog. Solmser Landrecht (Gerichtsordnung und Landrecht). Es ist eine stark romanisierende Reformation in schlichter Sprache und klarem Aufbau. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Kroeschell, DRG 2; Deren Graveschafft Solms und Herrschaft Mintzenberg Gerichtsordnung, 1571; Fuchs, C., Über die Quellen des Solmser Landrechts, (in) Z. f. dt. Recht 17 (1857), 292; Welkoborsky, G., Das Solmser Landrecht, (in) Archiv f. hess. Gesch. N.F. 30 (1967/8), 1; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess nach der Solmser Gerichtsordnung, Diss. jur. Göttingen 1972; Demandt, K., Geschichte des Landes Hessen, 1959, 2. A. 1980
Solon (Athen um 640-560) ist ein bedeutender griechischer Gesetzgeber (594) und Staatsmann. S. Google
Lit.: Söllner § 7; Köbler, DRG 17; Ruschenbusch, E., Solonos (!) nomoi, 1966, Neudruck 1983; Biscardi, A., Diritto greco antico, 1982; Triantaphyllopoulos, J., Das Rechtsdenken der Griechen, 1985; Holz, H., Die solonische Gesetzgebung, (in) Philosophie des Rechts, 1992, 103; Tsigarida, I., Solon – Begründer der Demokratie?, 2006; Solon of Athens, hg. v. Blok, J. u. a., 2006; Ruschenbusch, E., Solon - Das Gesetzeswerk - Fragmente, 2010 (Übersetzung der 93 Fragmente, unvollendet); Ruschenbusch, E., Solon Das Gesetzeswerk – Fragmente – Übersetzung und Kommentar von Bringmann, K., 2. A. 2014; Schubert, C., Solon, 2012
Solothurn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., Salodurum) ist die Siedlung an der mittleren Aare, die über Kelten, Römer und Burgund 1218 Reichsstadt wird. 1353 wird Solothurn zugewandter Ort der Eidgenossenschaft der →Schweiz, 1481 Mitglied. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Meyer, K., Solothurnische Verfassungszustände zur Zeit des Patriziates, 1921; Amiet, B., Die solothurnische Territorialpolitik von 1344-1532, Diss. phil Basel 1929; Walliser, P., Der Gesetzgeber Johann Baptist Reinert und das solothurnische Zivilgesetzbuch von 1841-1847, 1948; Die Rechtsquellen des Kantons Bern, hg. v. Studer, C. u. a., Bd. 1 1949; Solothurner Urkundenbuch, bearb. v. Kocher, A., Bd. 1 1952; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,457; Walliser, P., Das Bürgschaftsrecht, 1974; Solothurn, 1990; Wey, M., Die Forstgesetzgebung im Kanton Solothurn während der Mediationszeit (1803-1813), 1991; Freddi, S., St. Ursus in Solothurn, 2013
solsadire (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 507/511 [PL Sal. MGH. 73 § 1 (Cod. B 10] in 6 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., lat.-afrk., s. Google) die Sonne untergehen lassen, Frist bis Sonnenuntergang setzen
Lit.: Sohm, R., Der Prozess der Lex Salica, 1867
solutio, solūtio, lat., F., Lösen, Ablösen, Losbinden, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. solvere
Solutio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) ist in dem römischen Recht die Leistung bzw. Erfüllung. Ihr geht in dem altrömischen Recht das förmliche Enthaftungsgeschäft der (lat.) solutio per aes et libram (Lösung durch Erz und Waage) voraus.
Lit.: Kaser §§ 6 III, 7 I 3, 32 II 3b, 52 II, 53 I; Köbler, DRG 27, 43, 62; Laborenz, M., Solutio als causa, 2014
solvere, lat., V., lösen, ablösen, loslösen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sē (1), luere Somatén (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M., zu katalanisch so metent) Landwehr in Andorra
Lit.: March, J., El Somatén, 1923
Somme rural (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französiche und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das wohl kurz vor 1396 von Jehan →Boutillier (Jean le Boutillier) kompilatorisch verfasste →Rechtsbuch, dessen Aufbau sich grundsätzlich an den Verfahrensgang anlehnt. Es legt hauptsächlich die coutumes (Gewohnheiten) von Tournai, Tournaisis und Vermandois zugrunde, bezieht aber auch die coutumes von Normandie, Picardie, Artois, Flandern, Cambrésis, Champagne und Paris mit ein. Vor allem in dem Sachenrecht und in dem Schuldrecht wird römisches Recht verwertet. Hinzu kommt auch kirchliches Recht. Neben der Rechtsliteratur fließt in beachtlichem Umfang die eigene Erfahrung des Verfassers ein. S. Google
Lit.: Dievoet, G. van, Jehan Boutillier en de Somme rural, 1951; Coutumes du Tournaisis, hg. v. Dievoet, G. van, 2006
sonder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Präposition und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) eigen, abgetrennt
Sondererbfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Erbfolge eines von mehreren Erben in einen einzelnen Gegenstand beispielsweise in Gerade und Heergewäte in dem Mittelalter, in Fürstengut oder Adelsgut, in Erbhöfe oder in Gesellschaftsanteile in dem 20. Jahrhundert. Die Sondererbfolge steht in Gegensatz zu der grundsätzlichen, dem Gleichheitssatz folgenden Gesamtrechtsnachfolge. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 73, 123, 162, 210, 269
Sondergericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1391 [KölnAkten I 144] in drei Stellen bis 1494 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem Rechtsstaat unzulässige besondere Gericht (beispielsweise zwischen 1933 und 1945 in dem Deutschen Reich in jedem Oberlandesgerichtsbezirk, Verordnung der Reichsregierung über die Bildung von Sondergerichten von dem 21. März 1933). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 235; Schimmler, B., Recht ohne Gerechtigkeit, 1984; Wüllenweber, H., Sondergerichte im dritten Reich, 1990; Blumberg-Ebel, A., Sondergerichtsbarkeit und „politischer Katholizismus“ im dritten Reich, 1990; Oehler, C., Die Rechtsprechung des Sondergerichts Mannheim, 1997; Weckbecker, G., Zwischen Freispruch und Todesstrafe, 1998; Keldungs, K., Das Duisburger Sondergericht, 1998; Roeser, F., Das Sondergericht Essen, 2000; Lahrtz, J., Nationalsozialistische Sondergerichtsbarkeit in Sachsen, 2003; … eifrigster Diener und Schützer des Rechts, hg. v. Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, 2007; Irmen, H., Das Sondergericht Aachen 1941-1945, 2018; Graczyk, K., Das Sondergericht Kattowitz 1939-1945 – Organisation und Besetzung, ZRG GA 137 (2020), 452 (40 Richter, mehrheitlich Mitglied der NSDAP, aber nur vereinzelt wirklich parteilich engagiert, Mehrheit nur ausreichende Noten in den Staatsprüfungen, fast alle aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Breslau); Graczyk, K., Sondergerichte in den besetzten polnischen Gebieten im Jahr 2939, ZRG GA 138 (2021), 322
Sonderrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1281 [ColmarStR. 45] in 4 Stellen bis 1360 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nicht allgemein, sondern nur für besondere Fälle geltende Recht. Es steht in Widerspruch zu dem Gleichheitsgrundsatz. Von daher verliert es seit der französischen Revolution (1789) an Bedeutung. S. Google
Lit.: Duve, T., Sonderrecht in der frühen Neuzeit, 2008
Sonne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altfriesischen ab um 1230 [MühlhsnRb.2ab] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der für die Erde wesentliche Himmelskörper des Weltalls, von dem sie auf ihrer elliptischen Umlufbahn mit Energie versorgt wird.
Sonnenfels (Perlin), Joseph v. (Mikulov bzw. Nikol(au)sburg/Tschechien 1732/1733-Wien 25. 4. 1817), an dem 18. 9. 1735 mit Vater und Bruder katholisch getaufter Jude, wird nach dem Studium der Philosophie und des Rechtes in Wien (Martini, Riegger) 1758 Adjunkt bzw. Kanzleiangestellter, 1761 Rechnungsführer und 1763 Professor für politische Wissenschaft (Kameralwissenschaft) in Wien. 1765 veröffentlicht er Grundsätze der Polizey, Handlung und Finanz (bis 1845/1848 grundlegend). Er wendet sich aufgeklärt gegen die Folter (1771) und die Todesstrafe. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 152; Osterloh, K., Joseph von Sonnenfels, 1970; Lindner, D., Der Mann ohne Vorurteil, 1983; Joseph von Sonnenfels, hg. v. Reinalter, H., 1988; Sonnenfels, J. v., Grundsätze der Polizey, hg. v. Ogris, W., 2003; Karstens, S., Lehrer - Schriftsteller - Staatsreformer, 2011
Sonnenfrist setzen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) →solsadire
Sonntag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf Grund jüdischer Überlieferungen von dem Christentum geheiligte siebente Wochentag, der zwecks Bevorzugung des christlichen Glaubens durch staatliches Recht grundsätzlich arbeitsfrei ist, so dass sich die Gläubigen ohne Einkommensverlust der Pflege der Religion widmen können, wenn sie dies noch wollen. S. Google
Lit.: Der Tag des Herrn, hg. v. Weiler, R., 1998; Schiepek, H., Der Sonntag, 2003, 2. A. 2009; Grube, A., Der Sonntag, 2003; Bürkle, M., Die Entwicklung des Sonn- und Feiertagsschutzes in Baden, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 2003
souverän (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1281 [CorpAltdtOrUrk. I 427] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., als Substantiv M.) unabhängig, selbständig
Souveränität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1555 [SaanenLschStat. 179 in 6 Stellen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 12. Jahrhundert) ist die in dem Absolutismus der frühen Neuzeit (aus superanum [lat. N.] imperium, darüber befindliche Gewalt, Herrschaft, Reich) entwickelte höchste und unbeschränkte Staatsgewalt (→Bodin [1530-1596] 1566). Nach Jean Jacques Rousseau (1762) steht die Souveränität dem Volk zu (Volkssouveränität). In der Gegenwart bedeutet Souveränität eines Staates dessen Freiheit und Unabhängigkeit nach außen und innen (Abwehr der Einmischung in innere Angelegenheiten). In dem Staatenbund hält der Mitgliedstaat an seiner Souveränität so umfassend wie möglich fest. Die Internationalisierung des Rechtes und die Schaffung supranationaler Gebilde drängen die nationale Souveränität zurück. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 149; Kelsen, H., Das Problem der Souveränität, 2. A. 1928; Stengel, E., Kaisertitel und Souveränitätsidee, (in) DA 3 (1939); Hennis, W., Das Problem der Souveränität, 1951, m. e. Vorwort v. Starck, C., 2003; David, M., La souveraineté, 1954; Streifthau, K., Die Souveränität des Parlaments, 1963; Dennert, J., Ursprung und Begriff der Souveränität, 1964; Schefold, D., Volkssouveränität, 1966; Volkssouveränität und Staatssouveränität, hg. v. Kurz, H., 1970; Quaritsch, H., Staat und Souveränität 1, 1970; Mommsen, K., Auf dem Wege zur Staatssouveränität, 1970; Quint, W., Souveränitätsbegriff, 1971; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Hinsley, F., Sovereignty, 2. A. 1986; Quaritsch, H., Souveränität, 1986; Pennington, K., The Prince and the Law, 1993; Stolleis, M., Die Idee des souveränen Staates, (in) Entstehung und Wandel verfassungsrechtlichen Denkens, 1993, 53; Adamova, K., Souveränität und Gesamtstaat, ZRG 119 (2002), 157; Rosin, N., Souveränität zwischen Macht und Recht, 2003; Schliesky, U., Souveränität und Legitimität von Herrschaftsgewalt, 2004; Grimm, D., Souveränität, 2009; Souveränität, hg. v. Salzborn, S. u. a., 2010; Jansen, S., Die Souveränität der Gliedstaaten im Deutschen Bund, 2014; Debatten um die Souveränität, hg. v. Philipp, M., 2015; Lambertz-Pollan, R., Auf dem Weg zu Souveränität und Westintegration (1948-1955) – Der Beitrag des Völkerrechtlers und Diplomaten Wilhelm Grewe, 2016; Smith, L., Sovereignty at the Paris Peace Conference of 1919, 2018
Sowchose (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) landwirtschaftlicher Staatsbetrieb der Sowjetunion
sowjet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. russ.) Rat (Selbstverwaltungsorgan der Arbeiter, Bauern und Soldaten der Sowjetunion seit 1917)
sowjetisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den sowjet oder Rat betreffend
Sowjetische Besatzungszone (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische und das erschließbare Germanische sowie das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem Osten gelegene Besatzungszone der Sowjetunion in dem Deutschen Reich seit 1945 (mit rund 4 Millionen Flüchtlingen und Vertriebenen), für die an dem 6. 6. 1945 die sowjetische Militäradministration errichtet wird (Ende 1945 fast 64000 Planstellen, 17. 11. 1949 aufgelöst). →Deutsche Demokratische Republik
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Blomeyer, A., Die Entwicklung des Zivilrechts in der sowjetischen Besatzungszone, 1950; Staritz, D., Die Gründung der DDR, 1985; Weißbuch über die „Demokratische Bodenreform“, hg. v. Kruse, J. v., 1988; SBZ-Handbuch, hg. v. Broszat, M. u. a., 1990; Hauschild, I., Von der Sowjetzone zur DDR, 1996; Naimark, N., Die Russen in Deutschland, 1997; Wiedergutmachungsverbot, hg. v. Sobotka, B., 1998; Sowjetische Speziallager in Deutschland 1945-1950, hg. v. Mironenko, S. u. a., 1998; Sowjetisierung und Eigenständigkeit in der SBZ/DDR, hg. v. Lemke, M., 1999; Foitzik, J., Sowjetische Militäradministration, 1999; Das letzte Jahr der SBZ, hg. v. Hoffmann, D. u. a., 2000; Hajna, K., Die Landtagswahlen 1946 in der SBZ, 2000; Schweisfurth, T., SBZ-Konfiskationen privaten Eigentums 1945 bis 1949, 2000; Mollnau, M., Die Bodenrechtsentwicklung in der SBZ/DDR, 2001; Kowalczuk, I./Wolle, S., Roter Stern über Deutschland, 2001; Baus, R., Die Christlich-Demokratische Union Deutschlands, 2001; Madaus, U., Allianz des Schweigens, 2002; SMAD-Handbuch. Die sowjetische Militäradministration in Deutschland 1945-1949, hg. v. Möller, H. u. a., 2009
Sowjetunion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der seit der Oktoberrevolution 1917 aus →Russland entstandene Staat (Union der sozialistischen Sowjetrepubliken, UdSSR, 30. 12. 1922-8. 12. 1991). Er wird von der Kommunistischen Partei totalitär geführt. In dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk (3. 3. 1918) mit dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, dem Osmanischen Reich und Bulgarien verliert Russland seine polnischen und baltischen Gebiete, Finnland und die Ukraine, doch wird der Vertrag an dem 11. 11. 1918 für ungültig erklärt. Die Wirtschaft wird verstaatlicht (7 Millionen Opfer der Zwangskollektivierung), das Recht unter Abschaffung des privaten Eigentums sozialistisch gestaltet (Eherecht, Familienrecht, Vormundschaftsrecht 16. 9. 1918, Arbeitsrecht 22. 10./4. 11. 1918). An dem 22. 5. 1922 erlaubt eine besondere Deklaration über die Grundsätze des Vermögensrechts privatwirtschaftliches Handeln in dem Rahmen des sozialistischen Wirtschaftssystems. In der Folge wird das Zivilgesetzbuch Russlands von dem 31. 10. 1922 weithin maßgebend (Recht der beweglichen Sachen). Infolge der Teilnahme an dem Zweiten Weltkrieg (8,6 Millionen Gefallene) wird die Sowjetunion Weltmacht (mit 22,4 Milliarden Quadratkilometern größter Staat der Neuzeit). 1956 und 1964 wird die Alterssicherung durch Rentenversorgung geschaffen. An dem 8. 12. 1961 erlässt die Sowjetunion Grundlagengesetze zu dem Zivilrecht und Zivilprozessrecht, 1968 zu dem Eherecht und Familienrecht sowie 1970 zu dem Arbeitsrecht. Unter Michael Gorbatschow kommt es seit etwa 1985 zu einer Liberalisierung (Glasnost, Perestroika). 1991 geht die aus 15 Unionsrepubliken (mit 286 Millionen Einwohnern) bestehende Sowjetunion in der losen Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) auf. Russland verselbständigt sich als Folge der Abspaltung zahlreicher selbständiger Staaten wieder, kehrt aber unter Wladimir Putin wieder zu älteren politischen Vorstellungen zurück.
Lit.: Schultz, L., Russische Rechtsgeschichte, 1951; Rauch, G. v., Geschichte des bolschewistischen Russland, 1955; Istorija gosudarstva i prava SSSR (Staats- und Rechtsgeschichte der Sowjetunion), Teil 1, verfasst v. einem Autorenkollektiv unter Leitung v. Sofronenko, K., 1967; Peter, V., Sozialistisches Zivilrecht, 1975; Beletzki, Die Politik der Sowjetunion in den deutschen Angelegenheiten, 1977; Pfaff, D., Die Entwicklung der sowjetischen Rechtslehre, 1986; Fincke, M., Handbuch der Sowjetverfassung, 1983; Geilke, G., Einführung in das Sowjetrecht, 2. A. 1983; Ruffmann, K., Sowjetrussland, 10. A. 1984; Altrichter, H., Kleine Geschichte der Sowjetunion, 1993; Hildermeier, M., Geschichte der Sowjetunion, 1998; Adomeit, A., Imperial Overstretch, 1998; Heinzig, H., Die Sowjetunion und das kommunistische China, 1998; Hildermeier, M., Geschichte der Sowjetunion, 1998; Foitzik, J., Sowjetische Militäradministration, 1999; Luks, L., Geschichte Russlands und der Sowjetunion, 2000; Altrichter, H., Kleine Geschichte der Sowjetunion 1917-1991, 3. A. 2001; Kernig, C., Lenins Reich in Trümmern, 2000; Wolkogonow, D., Die sieben Führer, 2001; Schreyer, H., Das zentrale staatliche Archivwesen, 2003; Applebaum, A., Der Gulag, 2003; Overy, R., Russlands Krieg 1941-1945, 2003; Sowjetische Militärtribunale, hg. v. Hilger, A. u. a., 2003; Terrorjustiz und Terrororgane in der Stalin-Zeit, hg. v. Lobkowicz, N. u. a., 2004; Oldenburg, M., Ideologie und militärisches Kalkül, 2004; Die UdSSR und die deutsche Frage 1941-1948, hg. v. Laufer, J. u. a., Bd. 1ff. 2004; Loth, W., Die Sowjetunion und die deutsche Frage, 2007; Satjukow, S., Besatzer. Die Russen in Deutschland 1945-1994, 2008; Creuzberger, S., Stalin, 2009; Dönninghaus, V., Minderheiten in Bedrängnis, 2009; Dalos, G., Gorbatschow, 2011; Michail Gorbatschow und die deutsche Frage, hg. v. Galkin, A. u. a., 2011; Zuber, J., Krise und Zerfall einer Weltmacht, 2011; Dalos, G., Lebt wohl Genossen, 2011; Baberowski, J., Verbrannte Erde, 2012; Die UdSSR und die deutsche Frage 1941-1949 - Dokumente, hg. v. Laufer, J. u. a., Bd. 1ff. 2004ff.; Deutsche Besatzungsherrschaft in der UdSSR, hg. v. Angrick, A. u. a., 2013; Gorbatschow, M., Alles zu seiner Zeit - Mein Leben, 2013; Mücke, L., Die allgemeine Altersrentenversorgung in der UdSSR 1956-1972, 2013; Lozo, I., Der Putsch gegen Gorbatschow und das Ende der Sowjetunion, 2014; Der Kreml und die „Wende“ 1989, hg. v. Karner, S. u. a., 2014; Bedrohte Ordnungen 2 Goldenes Zeitalter der Stagnation, hg. v. Belge, B. u. a., 2014; Kindler, R., Stalins Nomaden, 2015; Rolsko, P., Gralshüter eines untergehenden Systems – Zensur der Massenmedien in der ZdSST 1981-1991, 2015; Ruchniewicz, M., Das Ende der Bauernwelt – Die Sowjetisierung des westweißrussischen Dorfes 1944-1953, 2015; Becker, A., Mythos Stalin, 2015; Finn, P. u. a., Die Affäre Schiwago, 2016; Teichmann, C., Macht der Unordnung – Stalins Herrschaft in Zentralasien 1920-1950, 2016; Schlögel, K., Das sowjetische Jahrhundert, 2017; Edele, M., Stalin’s Defectors, 2017; Bischl, K., Frontbeziehungen - Geschlechterverhältnisse und Gewaltdynamiken in der Roten Armee 1941-1945, 2019; Braun, M., Von Menschen und Mikroben, 2019; Lozo, I., Gorbatschow, 2021
sozial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das lateinische socialis, Adj., gesellschaftlich, gesellig, 81-43 v. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) die Gesellschaft betreffend
Sozialbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Einschränkung (Bindung) eines Rechtes (beispielsweise des Eigentums) aus sozialen Gründen in dem 20. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Lehmann, J., Sachherrschaft und Sozialbindung, 2004
Sozialdarwinismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) Übertragung des Grundsatzes der natürlichen Auslese auf die menschliche Gesellschaft an dem Ende des 19. Jahrhunderts, Rassenlehre unter Ablehnung von Sozialpolitk
Sozialdemokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1850 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische sowie Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) politische Vorstellung von die Gesellschaft betreffender Demokratie
sozialdemokratisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Lateinische sowie Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) soziale Demokratie betreffend
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (Wortfolge Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französiche und Lateinische sowie Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., SPD) ist die aus dem frühen →Sozialismus erwachsende deutsche →Partei. Ihr gehen der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein Lassalles (1863) und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Liebknechts und Bebels (1869) voraus, die sich 1875 zu der Sozialistischen Arbeiterpartei vereinigen. 1878 werden die Sozialisten verboten, 1890 aber als S. P. D. mit marxistischem Erfurter Programm Kautskys (1891) wieder zugelassen. Mit dem Godesberger Programm von 1959, das den Sozialismus als Weltanschauung aufgibt, wird die Sozialdemokratische Partei Deutschlands in Deutschland regierungsfähig (1969 bis 1982, 1998 bis 2005, 2022).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 177; Brügel, L., Geschichte der österreichischen Sozialdemokratie, Bd. 1ff. 1922ff.; Heidegger, H., Die deutsche Sozialdemokratie, 2. A. 1968; Martiny, M., Integration oder Konfrontation?, 1976; Sozialdemokratie und Zivilrechtskodifikation, hg. v. Vormbaum, T., 1977; Rovan, J., Geschichte der deutschen Sozialdemokratie, 1980; Benöhr, H., Soziale Frage, Sozialversicherung und sozialdemokratische Reichstagsfraktion (1881-1889), ZRG GA 98 (1981), 94; Steinbach, P., Sozialdemokratie und Verfassungsverständnis, 1983; Pyta, W., Gegen Hitler und für die Republik, 1989; Schröder, W., Sozialdemokratische Parlamentarier, 1995; Morré, J., Speziallager des NKWD, 1997; Die Sozialdemokratie und die Entstehung des Bürgerlichen Gesetzbuches, hg. v. Vormbaum, T., 2. A. 1997; Welskopp, T., Das Banner der Brüderlichkeit, 2000; Wondratsch, H., Sozialdemokratie – Frau – Familie, 2002; Ramuschkat, D., Die SPD und der europäische Einigungsprozess, 2003; Czitrich-Stahl, H., Arthur Stadthagen, 2012; Philipps, R., Sozialdemokratie, 68-er Bewegung und gesellschaftlicher Wandel 1959-1969, 2012; Müller, M., Die SPD und die Vertriebenenverbände 1949-1977, 2012; Reinhardt, Gesellschaftspolitische Ordnungsvorstellungen der SPD-Flügel seit 1945, 2014; SPD und Parlamentarismus, hg. v. Lehnert, D., 2015; Krell, C., Vordenkerinnen und Vordenker der sozialen Demokratie – 49 Porträts, 2015; Eppler, E., Links leben, 2015; Helmut Schmidt – Macht und Eleganz, hg.v. Altenbockum, J. v., 2015; Rote Fahne, bunte Bänder – Korporierte Sozialdemokraten von Lassalle bis heute, hg. v. Blänkner, M. u. a., 2016; Laschitza, A., Karl Liebknecht, 2018
Sozialdisziplinierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist (nach Gerhard Oestreich) die mehr oder weniger gewaltsame Lenkung der Bevölkerung zu der Durchsetzung politischer Ziele seit der frühen Neuzeit. S. Google
Soziale Frage (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die aus der liberalen Industrialisierung erwachsende Gegenüberstellung von vielen besitzlosen Proletariern (Arbeitern, vierter Stand) und wenigen reichen Kapitalisten (Bürgern). Ihre Lösung sieht der liberale Staat des frühen 19. Jahrhunderts nicht als seine Aufgabe an, weshalb Selbsthilfeeinrichtungen statt seiner handeln (Gewerkschaft, Genossenschaft, Partei). Unter dem tatsächlichen Druck sozialistischer Parteien sieht sich Bismarck 1881ff. zu sozialer Gesetzgebung (→Sozialversicherung) veranlasst.
Lit.: Köbler, DRG 177; Benöhr, H., Soziale Frage, Sozialversicherung und sozialdemokratische Reichstagsfraktion (1881-1889), ZRG GA 98 (1981), 94; Ritter, G., Sozialpolitik im deutschen Kaiserreich, (in) HZ 282 (2006), 97; Zech, H., Die soziale Frage im Konkursrecht, 2012
Soziale Marktwirtschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Marktwirtschaft der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sozialen Ausgleich der durch übermäßige Ausnutzung von Freiheit entstandenen gesellschaftlichen Probleme versucht (beispielsweise Wohngeld für sozial schwache Mieter). In Deutschland beruht sie auf dem an dem 24. 6. 1948 von dem alliierten Wirtschaftsrat verabschiedeten Gesetz über Leitsätze.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Soziale Marktwirtschaft, 1997; Soll und Haben, hg. v. Nörr, K. u. a., 1999
Sozialgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist nach älteren Vorläufern (1884 Schiedsgericht für Streitigkeiten aus der Unfallversicherung, 1900 Schiedsgericht für Arbeiterversicherung, 1911 verwaltungsinterner Rechtsschutz durch Versicherungsamt, Oberversicherungsamt und Reichsversicherungsamt) in der Bundesrepublik Deutschland das für die Entscheidung über sozialrechtliche Streitigkeiten zuständige Gericht (Sozialgerichtsgesetz von dem 3. 9. 1953). . In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 68 Sozialgerichte. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 262; Meyer-Ladewig, J., Sozialgerichtsgesetz, 1977, 5. A. 1993, 8. A. 2005
Sozialgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Geschichte der Gesellschaft bzw. der gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Sozialgeschichte dient dem Verständnis der Rechtsgeschichte. Gesellschaft und Recht beeinflussen sich jeweils gegenseitig. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 9; Dopsch, A., Wirtschaftliche und soziale Grundlagen der europäischen Kulturentwicklung, 1918ff.; Dopsch, A., Die ältere Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Bauern, 1930; Dopsch, A., Naturalwirtschaft und Geldwirtschaft, 1930; Brunner, O., Neue Wege der Sozialgeschichte, 1956 (Vorträge und Aufsätze), 1956; Lütge, F., Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 1966; Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, begründet v. Rassow, P. u. a., Bd. 1ff. 1966ff.; Aubin, H./Zorn, W., Handbuch der deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1ff. 1971ff.; Henning, F., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1ff. 1973ff.; Alföldy, G., Römische Sozialgeschichte, 1975, 3. A. 1984, 4. A. 2011; Müller, M., Säkularisation und Grundbesitz, 1980; Kantzow, W., Sozialgeschichte der deutschen Städte und ihres Boden- und Baurechts bis 1918, 1980; Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, hg. v. Fischer, W., Bd. 1ff. 1980ff.; Boelcke, W., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 1987; Wehler, H., Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 1f. 1987ff., z. T. 3. A. 1996ff.; Henning, F., Handbuch der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands, Bd. 1ff. 1991ff.; Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914; Bibliographie zur römischen Sozialgeschichte, hg. v. Krause, J. u. a., Bd. 1f. 1992ff.; Frerich, J./Frey, M., Handbuch der Geschichte der Sozialpolitik, Bd. 1ff. 1993; Wehler, H., Bibliographie zur neueren deutschen Sozialgeschichte, 1993; Sozialer Wandel im Mittelalter, hg. v. Miethke, J. u. a., 1994; Borgolte, M., Sozialgeschichte des Mittelalters, 1996; Ritter, G., Sozialpolitik im Zeitalter Bismarcks, (in) HZ 265 (1997), 682; Hering, S./Münchmeier, R., Geschichte der Sozialarbeit, 1999; Perspektiven der Gesellschaftsgeschichte, hg. v. Nolte, P. u. a., 2000; Roth, G., Die Institution der kommunalen Sozialverwaltung, 1999; Europäische Sozialgeschichte, hg. v. Dipper, C. u. a., 2000; Willett, O., Sozialgeschichte Erlanger Professoren, 2001; Sozialer Aufstieg, hg. v. Schulz, G., 2002; Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hg. v. Schulz, G. u. a., 2003; Minderwertig und asozial, hg. v. Sedlaczek, D. u. a., 2005; Devroey, J., Puissants et misérables, 2006; Kaelble, H., Sozialgeschichte Europas 1945 bis zur Gegenwart, 2007; Schildt, A., Die Sozialgeschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1989/90, 2007; Wehler, H., Die neue Umverteilung, 2013; Perspectives on European Economic and Social History, hg. v. Hesse u. a., 2014; Lepsius, M., Soziale Schichtung in der industriellen Gesellschaft, aus dem Nachlass veröffentlichte Habilitationsschrift, 2015; Nolte, P., Hans-Ulrich Wehler, 2015; Vasold, M., Hunger, Rauchen, Ungeziefer, 2016; Rexroth, F., Gelehrter Habitus und eremitische Lebensform, (in) HZ 313 (2021), 614
Sozialgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in der Bundesrepublik Deutschland das die →Reichsversicherungsordnung von 1911 seit (1969 bzw.) 1. 1. 1976 allmählich ablösende, in einzelnen Büchern in Kraft tretende Gesetzbuch (SGB I Allgemeiner Teil 1976, SGB II Grundsicherung für Arbeitsuchende 2004, SGB III Arbeitsförderung 1997, SBG IV Sozialversicherung Gemeinsame Vorschriften 1977, SBG V Gesetzliche Krankenversicherung 1989, SGB VI Gesetzliche Rentenversicherung 1992, SGB VII Gesetzliche Unfallversicherung 1996, SGB VIII Kinder- und Jugendhilfe 1991, SGB IX Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen 2001, SGB X Verwaltungsverfahren 1980, SGB XI Soziale Pflegeversicherung 1995, XII Sozialhilfe 2005). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 261; 25 Jahre Sozialgesetzbuch, 1995
Sozialgesetzgebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Gesetzgebung in sozialen Angelegenheiten. S. Google
Lit.: Borgmeyer, W., Das wilhelminische Kaiserreich – ein Ausbeuterstaat?, 1994; Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914, begr. v. Rassow, P. u. a., hg. v. Henning, H. u. a., 1982ff., Abt. 1, 8, 2006
Sozialhilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in der Bundesrepublik Deutschland die durch Gesetz von dem 30. 6. 1961 zu dem 1. Juni 1962 geregelte allgemeine Unterstützung sozial Schwacher. Durch das Gesetz werden die älteren Reichsgrundsätze über Voraussetzung, Art und Maß öffentlicher Fürsorge von dem 2. 12. 1924 weitgehend übernommen. 2005 geht das Bundessozialhilfegesetz in den Büchern II und XII des Sozialgesetzbuchs auf. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 261; Föcking, F., Fürsorge im Wirtschaftsboom, 2007; 50 Jahre Sozialhilfe, hg. v. Fahlbusch, J., 2012
sozialisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – vor Mitte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vergesellschaften, vermenschlichen
Sozialisierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vergesellschaftung, Vermenschlichung
Lit.: Goldschmidt, H., Eigentum und Eigentumsteilrechte in ihrem Verhältnis zur Sozialisierung, 1920; Brückner, M., Sozialisierung in Deutschland, 2013
Sozialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1839 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in dem 19. Jahrhundert ausgebildete Gesellschaftslehre, die sich statt an dem individuellen Wohl des Einzelnen an dem Gesamtwohl der Allgemeinheit ausrichtet. Angestrebt wird der Sozialismus vor allem von sozialistischen oder sozialdemokratischen Parteien und der von ihnen geleiteten Wähler. Der nach 1917 in der →Sowjetunion bzw. nach 1945 in anderen sozialistischen Staaten verwirklichte Sozialismus erreicht eine tatsächliche Verbesserung der gesellschaftlichen Verhältnisse nur in bescheidenem Umfang. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 177, 179, 226; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 923; Huber, E., Die Gestalt des deutschen Sozialismus, 1934; Ramm, T., Die großen Sozialisten, 1955; Markovits, I., Sozialistisches und bürgerliches Zivilrechtsdenken, 1969; Reich, N., Sozialismus und Zivilrecht, 1972; Reich, N./Reichel, H., Einführung in das sozialistische Recht, 1975, 1; Horner, H., Anton Menger, 1977; Dowe, D., Bibliographie zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 3. A. 1981; Kühne, D., Der marxistisch-sozialistische Rechtsbegriff, 1985; Petev, V., Kritik der marxistisch-sozialistischen Rechts- und Staatsphilosophie, 1989; Klassiker des Sozialismus, hg. v. Euchner, W., Bd. 1f. 1991; Heis, R., Das Recht im frühen Sozialismus, Diss. jur. Innsbruck 1995; Recht im Sozialismus, hg. v. Bender, G. u. a., Bd. 1ff. 1999; Euchner, W. u. a. Geschichte der sozialen Ideen in Deutschland, 2000; Der Munizipalsozialismus in Europa, hg. v. Kühl, U., 2001; Kohlmann, J., Der Marsch zu den Gräbern von Karl und Rosa, 2004; Zur Physiognomie sozialistischer Wirtschaftsreformen, hg. v. Boyer, C., 2007; Leidinger, H. u. a., Sozialismus, 2008; Stolleis, M., Sozialistische Gesetzlichkeit, 2009; Fehlberg, F., Protestantismus und nationaler Sozialismus, 2012; Schultz, H., Europäischer Sozialismus, 2014; Faik, J., Verteilung und Umverteilung von Wohlstand, 2015; Honneth, A., Die Idee des Sozialismus, 2015; Imlay, T., The Practice of Socialist Internationalism, 2017; Piper, E., Rosa Luxemburg, 2018; Caysa, V., Rosa Luxemburg, 2018; Piper, E., Rosa Luxemburg, 2019; Von der KPD zu den Post-Autonomen, hg. v. Dexcke, A. u. a., 2019
Sozialist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1840 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Anhänger sozialistischer politischer Vorstellungen
Sozialistengesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit 21. 10. 1878 die sozialistischen Parteien verbietende Gesetz des (zweiten) Deutschen Reiches, das 1890 wegen Erfolglosigkeit nicht weiter verlängert wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 172, 177; Schümer, G., Die Entstehungsgeschichte des Sozialistengesetzes, Diss. phil. Göttingen 1930; Hellfaier, K., Die deutsche Sozialdemokratie während des Sozialistengesetzes, 1958; Maaß, R., Entstehung, Hintergrund und Wirkung des Sozialistengesetzes, JuS 1990, 702; Maaß, R., Die Generalklausel des Sozialistengesetzes, 1990; Frerich, J., Handbuch der Geschichte der Sozialpolitik, Bd. 1ff 1993ff., z. T. 2. A. 1996; Weißmann, K., Der nationale Sozialismus, 1998; Einhundertfünfundzwanzig (125) Jahre Sozialistengesetz, hg. v. Beutin, H. u. a., 2004; Resch, S., Das Sozialistengesetz in Bayern 1878-1890, 2012
Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →SED
sozialistisches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) von sozialistischen Vorstellungen bestimmtes Recht →Sozialismus
Lit.: Markovits, J., Sozialistisches und bürgerliches Zivilrechtsdenken, 1960; Löbbe, J., Sozialistische Rechtsanwendung, 1998
sozialliberal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)
Sozialliberalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die seit der Mitte des 19. Jahrhundert entstehende sozial abgemilderte Form des Liberalismus.
Lit.: Sozialliberalismus in Europa, hg. v. Lehnert, D., 2012
Sozialpartner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französisische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) gesellschaftlicher Mithandelnder
Sozialpartnerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die verständnisvolle Zusammenarbeit von Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften vor allem in dem 20. Jahrhundert (auf Kosten der Allgemeinheit der die über die Preise abgewälzten Arbeitskosten letztlich begleichenden Steuerzahler). S. Google
Lit.: Historische Wurzeln der Sozialpartnerschaft, hg. v. Stourzh, G. u. a., 1986
Sozialrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [ArchKathKR 25 1871 268] 3 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht des Ausgleichs individueller Güterdifferenzen durch Leistungen eines Trägers öffentlicher Verwaltung. Es entsteht nach vereinzelten älteren Vorformen und frühen Einzelzügen (Preußen 1845 Gewerbeordnung mit der Möglichkeit der Gemeinden, durch Satzung Unterstützungskassen für Fabrikarbeiter zu erzwingen) seit dem späten 19. Jahrhundert Es ist in weitem Umfang Sozialversicherungsrecht. Frühe wissenschaftliche Vertreter sind Heinrich Rosin, Erwin Jacobi, Lutz Richter, Fritz Stier-Somlo, Walter Kaskel, Alfred Manes, frühe Praktiker Hermann Dersch, Hermann Schulz und Friedrich Kleeis und frühe Institutionen Institute in Freiburg im Breisgau, Leipzig und Frankfurt am Main. Seit 1976 entsteht ein Sozialgesetzbuch. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 260; Gurvich, G., L’idée du droit social, 1932; Quellen zur Geschichte des Sozialrechts, hg. v. Stolleis, M., 1976; Pfeiffer-Munz, S., Soziales Recht ist deutsches Recht, 1978; Spindler, H., Von der Genossenschaft zur Betriebsgenossenschaft, 1982; Luig, K., Die sozialethischen Werte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 281; Scherner, K., Sozialrechtsgeschichte, (in) ZNR 1996, 102; Mikešič, I., Sozialrecht als wissenschaftliche Disziplin - Die Anfänge 1918-1933, 2002; Sopp, A., Drittstaatsangehörige und Sozialrecht, 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Otto, M., Von der Eigenkirche zum volkseigenen Betrieb. Erwin Jacobi (1884-1965), 2008
Sozialstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf Ausgleich sozialer Ungerechtigkeit verpflichtete Staat. Er entsteht seit dem Ersten Weltkrieg.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 252; Rechtsstaatlichkeit und Sozialstaatlichkeit, hg. v. Forsthoff, E., 1968; Böckenförde, E., Die Bedeutung der Unterscheidung vom Staat und Gesellschaft, (in) FG W. Hefermehl, 1972, 11; Landwehr, G., Staatszweck und Staatstätigkeit in Preußen, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 249; Ritter, G., Der Sozialstaat, 1989, 3. A. 2010; Koslowski, S., Die Geburt des Sozialstaats, 1989; Metzler, G., Der deutsche Sozialstaat, 2003; Eichenhofer, E., Geschichte des Sozialstaats in Europa, 2007; Sozialstaat Deutschland, hg. v. Becker, U., 2010; Hockerts, H., Der deutsche Sozialstaat, 2011; Stolleis, M., History of Social Law in Germany, 2013; Thurn, J., Welcher Sozialstaat?, 2014; Kott, S., Sozialstaat und Gesellschaft – Das deutsche Kaiserreich in Europa, 2014
Sozialversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf der Suche nach parlamentarischen Mehrheiten in dem Grundsatz auf dem Prinzip von Leistung und Gegenleistung aufbauende, durch die Kaiserliche Botschaft von dem 17. 11. 1881 in dem Deutschen Reich eingeleitete Einrichtung, die auf die gemeinsame Deckung eines möglichen, in seiner Gesamtheit schätzbaren Bedarfs durch Verteilung auf eine organisierte Vielheit abzielt. Sie umfasst Krankheit (15. 6. 1883), Unfall (6. 7. 1884, vgl. dazu ein Arbeitgeberhaftungsgesetz in Großbritannien von 1880), Alter und Invalidität (22. 6. 1889), Arbeitslosigkeit (Gesetz über Arbeitslosenvermittlung und Arbeitslosenversicherung 1927) (1911 Reichsversicherungsordnung, Angestelltenversicherungsgesetz, 1923 Reichsknappschaft) sowie Pflege (1995). 1934 wird von Sozialversicherung gesprochen. Rentner werden in die gesetzliche Krankenversicherung, Selbständige in die Sozialversicherung insgesamt aufgenommen. 1975 werden Studenten und Behinderte in die Sozialkversicherung einbezogen. In der Deutschen Demokratischen Republik wird die Trennung zwischen Arbeitern und Angestellten beseitigt und die Sozialversicherung vereinheitlicht und zentralisiert, doch wird 1990 mit der Herstellung deutscher Einheit das Recht der Bundesrepublik auf die neuen Bundesländer übertragen. Träger der Sozialversicherung sind Selbstverwaltungskörperschaften (beispielsweise Berufsgenossenschaft, Krankenkasse). Die eigentlich unsolide Finanzierung der Sozialversicherung bedroht bei ungünstiger Bevölkerungsentwicklung ihre Zahlungsfähigkeit, die nur über Steuern gesichert werden kann. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 177, 182, 183, 260, 261; Vogel, W., Bismarcks Arbeiterversicherung, 1951; Peters, H., Die Geschichte der Sozialversicherung, 1959, 2. A. 1973, 3. A. 1978; Fröhlich, S., Die soziale Sicherung bei Zünften, 1976; Ullmann, H., Industrielle Interessen und die Entstehung der deutschen Sozialversicherung, (in) HZ 229 (1979), 574; Ruß, W., Die Sozialversicherung in der DDR, 1979; Bedingungen für die Entstehung und Entwicklung von Sozialversicherung, hg. v. Tacher, H., 1979; Bogs, W., Die Sozialversicherung, 1980; Benöhr, H., Verfassungsfragen der Sozialversicherung, ZRG GA 97 (1980), 94; Benöhr, H., Soziale Frage, Sozialversicherung und sozialdemokratische Reichstagsfraktion (1881-1889), ZRG GA 98 (1981), 94; Ein Jahrhundert Sozialversicherung, hg. v. Köhler, P. u. a., 1981; Ritter, G., Sozialversicherung in Deutschland und England, 1983; Beiträge zu Geschichte und aktueller Situation der Sozialversicherung, hg. v. Köhler, P. u. a., 1983; Hofmeister, H., Die ersten Sozialversicherungsgesetze, (in) Z. f. Arbeitsrecht und Sozialrecht 22 (1987), 184; Leopold, D., Die Geschichte der sozialen Versicherung, 1999; Ausschuss für die Reform der Sozialversicherung/für Sozialversicherung (1934-1944). Versorgungswerk und Gesundheitswerk des deutschen Volkes (1940-1942), hg. und mit einer Einleitung versehen v. Schubert, W., 2000; Haerendel, U., Die Anfänge der gesetzlichen Rentenversicherung, 2001; Von der Barmherzigkeit zur Sozialversicherung, hg. v. Gilomen, H. u. a., 2002; Metzler, G., Der deutsche Sozialstaat, 2003; Glootz, T., Alterssicherung im europäischen Wohlfahrtsstaat, 2005; Metz, K., Die Geschichte der sozialen Sicherheit, 2008; Scheubel, B., Bismarck’s Institutions, 2013, Hellwege, P., From Guild Welfare to Bismarck Care, 2020; Guinnane, T. u. a., Bismarcks Sozialversicherung und ihr Einfluss auf den demografischen Wandel, (in) Wirtschaftsdienst, 101, 4, (2021) 262ff.
Sozietät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1526 [Strieder, Notariatsarch. 50] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das lateinische societas, F., Gesellschaft, 204-169 v. Chr., mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesellschaft (von Rechtsanwälten)
Soziologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesellschaftswissenschaft
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 5 1984, 997; Dombeck, B., Das Verhältnis der Tübinger Schule zur Deutschen Rechtssoziologie, 1969; Landau, P., Rechtsgeschichte und Soziologie, (in) VSWG 61 (1974), 145; Historische Soziologie der Rechtswissenschaft, hg. v. Heyen, E., 1986; Bahrdt, H., Schlüsselbegriffe der Soziologie, 7. A. 1994; Korte, H., Einführung in die Geschichte der Soziologie, 7. A. 2004; Kruse, V., Geschichte der Soziologie, 2008, 2. A. 2012; Gerhardt, U., Soziologie im zwanzigsten Jahrhundert, 2009; Lenger, F., Sozialwissenschaft um 1900, 2009; Popitz, H., Allgemeine soziologische Theorie, hg. v. Dreher, J. u. a., 2011; Lorenz, A., Klassiker der Soziologie, 2015 (Marx bis Simmel); Schluchter, W., May Webers späte Soziologie, 2015; Bammé, A., Ferdinand Tönnies, 2018
Sozius (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das lateinische socius, M., Gesellschafter, [280/260-200 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Teilhaber, Beifahrersitz
Spangericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein appenzell-innerrhodisches Gericht
Lit.: Schmid, N., Die appenzell-innerrhodischen Spangerichte, Diss. jur. Zürich 1961
Spanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie nach ishapan, punisch, Sb., Land der Klippschiefer – bzw. eigentlich der Kaninchen - benannt, N.) ist der in dem Südwesten Europas an dem westlichen Rand des Mittelmeers gelegene, zu dem 1. 1. 1986 den Europäischen Gemeinschaften beigetretene Staat. Noch in der Steinzeit wird es von Afrika her durch die Iberer besiedelt. In dem Ringen zwischen Puniern (Karthagern) und Römern setzen sich die Römer 201 v. Chr. durch. In der Völkerwanderung erobern die Westgoten (ab 475) bis 531 das Gebiet. In der Folge gilt für die Goten, deren Zahl sich auf höchstens fünf von Hundert der Bevölkerung beläuft, die (lat.) →Lex (F.) Visigothorum (Recht bzw. Gesetz der Westgoten, für die Romanen die (lat.) →Lex (F.) Romana Visigothorum (römisches Recht bzw. Gesetz der Westgoten, um 506 n. Chr.). In dem Streit um die Nachfolge in dem Königtum wendet sich ein Streitteil an die nordafrikanischen Mauren (→Araber), die 711 bei Jerez de la Frontera den Sieg erringen und seit 714 ein Emirat des Kalifats von Damaskus (929 Kalifat von Cordoba) bilden. Wenig später beginnt von dem niemals von Mauren eroberten Nordwesten, in den sich Teile des westgotischen Adels flüchten, von Asturien, Navarra und Katalonien aus die christliche Rückeroberung (span. →reconquista), die 1492 mit der Rückgewinnung Granadas durch Kastilien endet. Das Recht wird dabei in so genannten →Fueros (zu lat. [N.] forum, Markt, Gericht]) aufgezeichnet. Wohl seit dem an dem 20. 12. 1433 von König Johann II. in Medina del Campo promulgierten Ordenamiento real beginnen königliche Versuche der Rechtsvereinheitlichung in Kastilien. Ein besonders bedeutsames Rechtsbuch sind die →Siete Partidas. Durch Heirat werden 1469 Kastilien und Aragon (Katalonien) in Personalunion vereinigt. Mit der Entdeckung der Neuen Welt (1492) erwirbt Spanien, dessen Königin Christoph Kolumbus gegen Erfolgsbeteiligung drei Schiffe zu seiner Verfügung stellt, Kolonien, wird europäische Großmacht und vertreibt gleichzeitig die Juden. 1516 verbindet der Sohn Philipps des Schönen von Burgund (und Enkel Kaiser Maximilians) und Johannas der Wahnsinnigen sein spanisches Erbe mit den habsburgischen Gütern und wird als →Karl V. 1519 König (bzw. Kaiser) des Heiligen römischen Reich, doch wird innerhalb Habsburgs schon 1521/1522/1526 wieder in zwei Linien (Spanien und Österreich) geteilt, wobei die über Maria von Burgund an Habsburg gelangten Niederlande an die spanische Linie gegeben werden, von deren Herrschaft sich der Norden der Niederlande in einem langen Freiheitskampf löst. 1561 wird Madrid Hauptstadt Spaniens. Wenig später (1588 Sieg Englands über die spanische Flotte) tritt Spanien an Bedeutung hinter England und Frankreich zurück. Bei dem Aussterben der spanischen Linie des habsburgischen Hauses (Karl II. 1. 11. 1700) gelangt Spanien in einem Erbfolgekrieg an die →Bourbonen, doch erhält Habsburg Güter in Italien (Lombardei) und in den (südlichen) Niederlanden (Belgien). Von den Bourbonen versucht Philipp V. den Aufbau eines einheitlichen Staates nach dem Vorbild Frankreichs unter (teilweise gelungener) Aufhebung der regionalen Rechte und Einteilung des Landes in Provinzen (Navarra und das Baskenland behalten ihre Sonderrechte). Die Verfassung von Cadiz von 1812 und die Verfasung von dem 30. 6. 1876 verstärken diese Entwicklung noch. Von 1873 bis 1875 wird Spanien erstmals Republik, von 1931 bis 1936/1939 zu dem zweiten Mal. Das spanische Recht wird in dem 19. Jahrhundert nach französischem Vorbild in Gesetzbüchern geregelt (liberaler Codigo penal von 1822 von kurzer Dauer aber bedeutsamen Auswirkungen auf Lateinamerika, Codigo de comercio 1829, Codigo penal 1848, Codigo civil 1888/1889, primäre Geltung nur bezüglich allgemeiner Bestimmungen und Eherecht, ansonsten subsidiäre Geltung gegenüber den partikularen Rechten bzw. Foralrechten Aragóns, der Balearen, Vizcayas, Katalaniens, Galiziens, Navarras, Álavas und der Estremadura [fuero de Baylío]). Von 1936 bis 1977 wird Spanien von der 1933 von J. A. Primo de Rivera gegründeten, von dem Faschismus Italiens beeinflussten Partei Falange (zu griech. phalanx, F., Baumstamm, Schlachtreihe) unter General Francisco Franco († 1975) beherrscht (Juli 1936 Militärputsch gegen die Regierung, Bürgerkrieg, 1939 Sieg der Nationalkonservativen über die Republikaner). Danach beginnt unter dem König eine Demokratisierung (1978 konstitutionelle Monarchie). Spanien wird Mitglied der nordatlantischen Verteidigungsorganisation und der Europäischen Gemeinschaften (1. 1. 1986). 1995 wird ein neues Strafgesetzbuch geschaffen. S. Google
Lit.: Hinojosa, E. de, El régimen señorial, 1905; Hinojosa, E. de, Das germanische Element im spanischen Recht, ZRG GA 31 (1910), 282; Hinojosa, E. de, El elemento germánico en el derecho español, 1915; Mayer, E., Studien zur spanischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 40 (1919), 236; Ajuntament de Barcelona, 1920ff.; March, J., El Somatén, 1923; Rauchhaupt, F., Geschichte der spanischen Rechtsquellen, 1923; Mayer, E., El antiguo derecho de obligaciones, 1926; Mayer, E., Historia de las instituciones sociales y politicas de España y Portugal, Bd. 1f. 1925f.; Riaza, R., El derecho Romano y el derecho nacional en Castilla, 1929; Pérez, J., Fuentes de derecho historico Español, 1931; Torres, M., Lecciones de historia del derecho Español, 1933f.; Riaza, R./García Gallo, A., Manual de historia del derecho Español, 1935; Altspanisch-gotische Rechte, hg. v. Wohlhaupter, E., 1936; Sánchez-Albornoz, C., En torno a los origines del feudalismo, 1942; Hierneis, O., Das besondere Erbrecht der sogenannten Foralrechtsgebiete Spaniens, 1966; Löber, B., Das spanische Gesellschaftsrecht im 16. Jahrhundert, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1967; Kleffens, E. von, Hispanic Law, 1968; Islamische Geschichte Spaniens, hg. v. Hoenerbach, W., 1970; Lalinde Abadía, J., Iniciación historica al derecho Español, 1970, 3. A. 1983; Sánchez-Albornoz, C., Investigaciones y documentos sobre las instituciones hispanas, 1970; Lalinde Abadía, J., Los medios personales de gestión del poder público, 1970; Payne, S., A history of Spain and Portugal, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,55,242,890, 2,2,228,847,1271, 3,1,397, 3,2,2403, 3,3,3740,3473,3917,3994,4118; Clavero, B., Mayorazgo, 1974; Pérez Martín, A./Scholz, J., Legislación y jurisprudencia de la España del antiguo régimen, 1978; Alvarez de Morales, A., La Ilustración y la reforma de la universidad en la España del siglo 18, 1979; Garcia Gallo, A., Manual de historia del derecho español, 10. A. 1984; Henningsen, G., The Witches’ Advocate, 1980; Gacto (!) Fernández, E. u. a., El derecho histórico de los pueblos de España, 3. A. 1982; Barrios, F., El consejo de Estado de la monarquía Española, 1984; Massip, J., La gestació de les costums de Tortosa, 1984; Reconquista und Landesherrschaft, hg. v. Engels, O., 1989; García-Moreno, L., Historia de España Visigoda, 1989; Spanienlexikon, hg. v. Bernecker, W. u. a., 1990; Indice biografico de España, Portugal e Iberoamerica, 1990; Reilly, B., The Medieval Spains, 1992; El tercer poder, ed. por Scholz, J., 1992; Adomeit, K./Frühbeck, G., Einführung in das spanische Recht, 1992, 2. A. 2001, 3. A. 2007; Vones, L., Geschichte der iberischen Halbinsel, 1993; Fallstudien zur spanischen und portugiesischen Justiz, 15. bis 20. Jahrhundert, hg. v. Scholz, J., 1994; Becker, R., Der Ursprung der Rechtsspaltung im spanischen Privatrecht, (in) ZEuP 1995, 88; Die Entwicklung des spanischen Zivilprozessrechts, (in) ZEuP 1995, 242; Bernecker, W./Pietschmann, H., Geschichte Spaniens, 4. A. 2004; Richardson, J., The Romans in Spain, 1996; Köbler, Rechtsspanisch, 2. A. 2003, 3. A. 2012; Miras, A., Die spanischen Könige, hg. v. Bernecker, W. u. a., 1997; Herzog, W., Spanien, 4. 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Die spanische Justiz im Übergang zur Moderne, 2003; Sánchez-Arcilla Bernal, J., Manual de historia del derecho, 2004; Collins, R., Visigothic Spain, 2004; Straub, E., Das spanische Jahrhundert, 2004; Spaethe, J., Spaniens Abstammungsrecht, 2004; Martino, A., Spanien zwischen Regionalismus und Föderalismus, 2004; Yun, B., Marte contra Minerva, 2004; Serrano González, A., Ein Tag im Leben eines Gerichtspräsidenten, 2005; Diccionario crítico de juristas españoles, hg. v. Peláez, M. Bd. 1f. 2005ff.; Martínez Martínez, F., Et cum Juda traditore domini, (in) Initium 10 (2005), 86; Arce, J., Bárbaros y romanos en Hispania (400-507 A. D.), 2005, 2. A. 2007; Herbers, K., Geschichte Spaniens im Mittelalter, 2006; López Sánchez, J., Der Einfluss der europäischen Geschichtsschreibung auf die Madrider historische Rechtsschule (1910-1936), ZRG GA 123 (2006), 345; Pense, T., Das spanische Schwurgericht, 2006; Collado Seidel, C., Der spanische Bürgerkrieg, 2006; Ross, F., Justiz im Verhör, 2006; Römermann, M., Kündigungen und Kündigungsschutz im Franquismus, 2007; Bossong, G., Das maurische Spanien, 2007; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 958; Timmermann, A., Die „gemäßigte Monarchie“ in der Verfassung von Cádiz (1812) und das frühe liberale Verfassungsdenken in Spanien, 2007; Garriga, C. u. a., Cádiz 1812. La Constitución jurisdictional, 2007; Franquismus und Salazarismus, hg. v. Fernández-Crehuet Lopez, D. u. a., 2008; Damler, D., Imperium contrahens, 2008; Graham, H., Der spanische Bürgerkrieg, 2008; Hispania-Austria III - Der spanische Erbfolgekrieg, hg. v. Edelmayer, F. u. a., 2009; Bernecker, W., Geschichte Spaniens im 20. Jahrhundert, 2010; Schüler-Springorum, S., Krieg und Fliegen. Die Legion Condor im spanischen Bürgerkrieg, 2010; Condoñer, C. u. a., La Hispania visigótica y mozáraba, 2010; Christlicher Norden -Muslimischer Süden, hg. v. Tischler, M. u. a., 2011; Die Mozaraber, hg. v. Maser, M. u. a., 2011; Álvarez Cora, E., Compendio de Historia del Derecho Español, 2011; Späth, J., Revolution in Europa 1820-23, 2012; Collado Seidel, C., Franco, 2013; Tamarit Sumalla, J., Transition, Historical Memory and Criminal Justice in Spain, 2013; Lexikon of the Hispanic Baroque, hg. v. Levy, E. u. a., 2013; Strydonck, M. van, From Myotragus to Metellus, 2014; Rau, H., Strafrechtliche Vergangenheitsbewältigung am Beispiel Spanien, 2014; Collins, R., Caliphs and Kings – Spain 796-1031, 2014; Schnettger, M., Der Spanische Erbfolgekrieg 1701-1713/14, 2014, Polo Martín, R., Centralización, decentralización y autonomía en la España constitucional, 2014; Panzram, S., „Hilferufe“ aus Hispaniens Städten, (in) HZ 301 (2015) 626; Herbers, K., Christen und Muslime im 9. Jahrhundert in Italien und Spanien, (in) HZ 301 (2015), 1; María e Izquierdo, M., Los proyectos recopiladores castellanos del siglo XVI en los códices del monasterio de El Escorial, 2015; Millán, J., Von der dynastisch-katholischen Weltmacht zum spanischen Staat, (in) HZ 302 (2016), 363; Czeguhn, I., Länderbericht Spanien, ZRG GA 132 (2015), 495, 133 (2016), 561; Malcolm, A., Royal Favouritism and the Governing Elite of the Spanish Monarchy 1640-1665, 2016; Claas, M., Der Aufstieg der Falange Española, 2017; Ricketts, M., Who should rule? – Men of Arms, the Republic of Letters, and the Fall of the Spanish Empire, 2017; The War of the Spanish Succession – New Perspectives, hg. v. Pohlig, M. u. a., 2018 (Sammelband); Glaser, M., Wandel durch Tourismus, 2018; Nuñez Seixas, X., Die bewegte Nation – Der spanische Nationalgedanke 1808-2019, 2019; Garrido Martín, J., Die historische Rechtsschule in Spanien?, ZRG GA 136 (2019), 186; Weltreich Spanien – Das goldene Zeitalter, hg. v. DAMALS, 2019; Kroon, O., Die Verfassung von Cádiz (1812). Spaniens Sprung in die Moderne, gespiegelt an der Verfassung Kurhessens von 1831, 2019; Linchan, P., At the Edge of Reformation – Iberia before the Black Death, 2019; Thomàs, J., José Antonio Primo de Rivera, 2019; Bergemann, P., Judge Thy Neighbour – Denunciations in the Spanish Inquisition, Romanov Russia, and Nazi Germany, 2019
sparen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 875 [Carmen ad Deum] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schonen, aufheben
Sparkasse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1821 [Pölitz, Verf. I 1 S. 594] 30 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Unternehmen, das Spardarlehen von Kunden (grundsätzlich gegen Zinsen) annimmt und verwaltet sowie andere Bankgeschäfte betreibt. Die Sparkasse erscheint als Idee in Frankreich 1611. Nach ähnlichen Vorläufern (Salem 1749 Waisenkasse) wird sie an dem Ende des 18. Jahrhunderts in dem Heiligen römischen Reich eingerichtet (Hamburg 1778, Oldenburg 1786, Kiel 1796). Gesetzliche Regeln werden seit 1838 erlassen (Preußen). Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erfolgen Zusammenschlüsse der mehreren hundert einzeln begründeten Sparkassen.
Lit.: Köbler, DRG 176; Malchus, C. v., Die Sparkassen in Europa, 1838; Trende, A., Geschichte der deutschen Sparkassen, 1957; Huter, F., Geschichte der Sparkasse der Stadt Innsbruck 1822-1958, 1962; Wysocki, J., Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte der deutschen Sparkassen, 1980; Weber, W., Die Entwicklung der Sparkassen, 1985; Pohl, H., Die rheinischen Sparkassen, 2001
Sparta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL, wo unter spartanisch bei Etymologie unbekannt angegeben wird – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen einmal ohne Zeitangabe in Textarchiv – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz - nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Hauptort der Lakedaimonier in dem Griechenland des Altertums (Stadtstaat)
Lit.: Clauss, M., Sparta, 1983; Cartledge, P./Spawforth, A., Hellenistic and Roman Sparta, 1992; Link, S., Der Kosmos Sparta, 1994; Thommen, L., Lake daimonion politeia, 1996; Baltrusch, E., Sparta, 1998; Meier, M., Aristokraten und Damoden, 1998; Sparta, hg. v. Hodkinson, S. u. a., 1999; Dreher, M., Athen und Sparta, 2001; Schulz, R., Athen und Sparta, 2003, 3. A. 2010, 4. A. 2011; Thommen, L., Sparta, 2003, Luther, A., Könige und Ephoren, 2004; Welwei, K., Sparta, 2004; Das frühe Sparta, hg. v. Luther, A. u. a., 2006; Ducat, J., Spartan Education, 2006; Giannopoulos, S., Griechischer Stadtstaat und hegemoniale Monarchie, 2011; Bernhardt, R., Sparta und die Genese des politischen Freiheitsbegriffs, (in) HZ 298 (2014), 197; Thommen, L., Die Wirtschaft Spartas, 2014; Blank, T., Logos und Praxis, 2014; Das antike Sparta, hg. v. Pothou, V./Powell, A., 2017 (durchwachsen); Sparta, hg. v. Cooley, M., 2017; Rahe, P., Sparta’s First Attic War, 2019; Rahe, P., Sparta’s Second Attic War, 2020; Zimmermann, C., Der vertraute Feind – Spartaner und Heloten, 2020
spät (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 11 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nach einer gewöhnlichen Zeit erfolgend
Spätantike (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das ausgehende Altertum von dem 3. bis zu dem 6. Jahrhundert. Umstritten ist das Fortleben antiker Einrichtungen in dem →Mittelalter. →Kontinuität
Lit.: Köbler, DRG 50; Seeck, O., Geschichte des Untergangs der antiken Welt, 4. A. 1921, Neudruck 2000; Martin, J., Spätantike und Völkerwanderung, 3. A. 1995; Demandt, A., Geschichte der Spätantike, 1998, 2. A. 2008; Henning, D., Periclitans res publica, 1999; Laniado, A., Recherches sur les notables municipaux dans l’empire protobyzantin, 2002; Le trasformazioni delle élites in età tardoantica, hg. v. Testa, R. L., 2006; Dinzelbacher, P. u. a., Europa in der Spätantike 300-600, 2007; König, I., Die Spätantike, 2007; The Oxford Handbook of Late Antiquity, hg. v. Johnson, S., 2012; Pfeilschifter, R., Die Spätantike, 2014; Meier, M., Spätantike, (in) HZ 304 (2017) 686; Krause, J., Geschichte der Spätantike, 2018
Spätmittelalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das ausgehende Mittelalter von dem 13. Jahrhundert (Interregnum 1254-1273) bis zu dem 15. Jahrhundert (Entdeckung der Neuen Welt 1492).
Lit.: Köbler, DRG 93; Das 14. Jahrhundert, hg. v. Buckl, W., 1995; Meuthen, E., Das 15. Jahrhundert, 3. A. 1996, 5. A. 2012; Dirlmeier, U. u. a., Europa im Spätmittelalter 1215-1378, 2003; Signori, G., Das 13. Jahrhundert, 2007; Schneidmüller, B., Grenzerfahrung und monarchische Ordnung, 2011; Blanchard, J., La fin du Moyen Âge, 2020
SPD (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Sozialdemokratische Partei Deutschlands
specialis (1), speciālis, lat., Adj., besondere, speziell, eigentümlich, Sen. (4 v.-65 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. speciēs, →spezial
specialitas, speciālitās, lat., F., besondere Beschaffenheit, Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. speciālis, speciēs
species, speciēs, lat., F., Sehen, Anblick, Idee, Gewürz, Art in Gegensatz zu genus (lat. [N.]) Gattung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *spek̑-, V., spähen, sehen
specificare, mlat., V.: nhd. spezifizieren, nach der Art einordnen; s. speciēs, facere
specificatio (mlat. [F.], in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar) Verarbeitung
speculum, lat., N., Spiegel, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. specere
speculum (lat. [N.] Spiegel, Vorbild [81-43 v. Chr.] (als Buchtitel beispielsweise schon Speculum quis ignorat Augustinus‘ 354-430, Radulfi Ardentis speculum universale wohl zwischen 1193 und 1215 an unbekanntem Ort)
Lit.: Grabes, H., Speculum, 1973; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 415; Radulfi Ardentis Speculum universale, hg. v. Heimann, C. u. a., 2011
Speculum (N.) iudiciale (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat., Gerichtsspiegel) ist das zwischen 1276 und 1290 entstandene Rechtsbuch des französischen Geistlichen und Modeneser Rechtslehrers Wilhelm →Durantis‘ (um 1237-1296), das unter Einbeziehung der Verfahrenswirklichkeit die gesamte geistliche Gerichtsbarkeit ausführlich darstellt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 107; Durantis, W., Speculum iudiciale, 1574, Neudruck 1975
Spedition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1742 [BernRQ. II 7 S. 327) in 3 Stellen bis 1794 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das lateinische expeditio des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die gewerbsmäßige Übernahme der Besorgung von Güterversendungen durch Frachtführer oder Verfrachter von Seeschiffen für Rechnung eines anderen in eigenem Namen. Sie entsteht in dem Spätmittelalter. In dem frühen 20. Jahrhundert entwickeln die Spediteure erste allgemeine Spediteurbedingungen oder allgemeine Geschäftsbedingungen (Berlin 1919).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 238; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913
Spee (Spee von Langenfeld), Friedrich von (Kaiserswerth 25. 2. 1591-Trier 7. 8. 1635) wird nach dem Studium der Theologie 1610 Jesuit. 1631 veröffentlicht er die (lat.) Cautio (F.) criminalis contra sagas (Strafrechtliche Vorsicht gegenüber Hexen, Rechtliches Bedenken wegen der Hexenprozesse), in der er sich gegen Verfahrensunrecht in dem →Hexenprozess und damit vor allem die →Folter wendet. Allgemeinere Auswirkungen hat sein Werk erst in dem 18. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107; Spee, F. v., Cautio Criminalis, deutsche Ausgabe v. Ritter, J. 1939; Zwetsloot, H., Friedrich Spee und die Hexenprozesse, 1954; Rosenfeld, E., Friedrich Spee von Langenfeld, 1958; Geilen, H., Die Auswirkungen der Cautio criminalis, Diss. jur. Bonn 1963; Ritter, J., Friedrich von Spee, 1977; Sellert, W., Friedrich Spee von Langenfeld, (in) NJW 39 (1986), 1222; Waider, H., Miszellen über Friedrich von Spee, (in) FS der Rechtswissenschaftlichen Fakultät Köln, 1988, 531; Friedrich Spee, hg. v. Franz, G., 1995; Spee, F. v., Cautio criminalis, übertragen v. Ritter, J., 1939, 6. A. 2000; Sobiech, F., Jesuit Prison Ministry in the Witch Trials of the Holy Roman Empire – Friedrich Spee SJ and his Cautio Criminalis (1631), 2019
Speer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altsächsischen und dem Altfriesischen ab 1190/1230 [WaltherVogelw. 10 25, 13] bzw. 1264 [DOrdStat. 98] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Spieß, eine Wurfwaffe
Lit.: Funk, W., Speer, Pfandschaub, Kreuz und Fahne, ZRG GA 65 (1947), 297; 300000 Jahre Spitzentechnik – Der altsteinzeitliche Fundplatz Schöningen und die frühesten Speere der Menschheit, hg. v Terberger, T. u. a., 2018
Spencer, Herbert (Derby 27. 4. 1820-Brighton 8. 12. 1903) ist der liberale englische Philosoph, der das Grundprinzip universalen Geschehens in der Entwicklung zu immer besseren Formen sieht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 179
Speranskij, Michail Michailovic (Tscherkutino/Wladimir 1772-St. Petersburg 23. 2. 1839) legt als engster Vertrauter des Zaren für →Russland 1808/1809 ohne durchgreifenden Erfolg einen Vorschlag zu der Änderung der Herrschaftsverhältnisse nach englischem Vorbild vor (1810 Reichsrat). Er erreicht nach zwischenzeitlicher Verbannung nach Sibirien (1812) die Schaffung der Gesetze des russischen Reiches (Polnoe sobranie zakonov Rossijskoj Imperii bis 1828/1830) und die Zusammenfassung aller geltenden russischen Gesetze (Svod zakonov 1832, 15 Bände mit 60000 Artikeln). Damit schafft er eine wichtige Grundlage für die russische Rechtsentwicklung. S. Google
Lit.: Raeff, M., Michail Speranskij, 1957
Speyer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, N.) an dem Rhein (kelt. Noviomagus), der Hauptort der germanischen Nemeter, wird 614 als Bischofssitz bezeugt. Seit 1294 ist der von den →Saliern durch Privilegien ausgezeichnete Ort →Reichsstadt. Von 1526/1527 bis 1689 beherbergt Speyer das →Reichskammergericht, in der Gegenwart eine (deutsche) Verwaltungshochschule (Universität) mit Professoren der Rechtswissenschaft. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Harster, T., Das Strafrecht, 1900; Wagner, G., Münzwesen und Hausgenossen in Speyer, 1931; Seidel, L., Die Finanzwirtschaft der freien Reichsstadt Speyer, Diss. rer. pol. Frankfurt am Main 1956; Voltmer, E., Reichsstadt und Herrschaft, 1981; Fouquet, G., Das Speyerer Domkapitel, 1987; Meier, M./Welwei, K., Interpolationen in einem Speyerer Judenprivileg?, ZRG GA 112 (1995), 408; Neumann, H., Sozialdisziplinierung in der Reichsstadt Speyer, 1997; Ammerich, H., Kleine Geschichte der Stadt Speyer, 2008; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 10 bearb. v. Mahlerwein, G. u. a., 2010 (3386 Nummern); Päffgen, B., Die Speyerer Bischofsgräber, 2010; Hattenhauer, H., Der Speyerer Freiheitsbrief vom 7./14. August 1111, (in) Archiv für mittelrheinische KG 63 (2011), 39; Reidinger, E., 1027 – Gründung des Speyerer Domes, (in) Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 63 (201), 9 (konstruiert?); Bürger, Kleriker, Juristen – Speyer um 1400 im Spiegel seiner Trachten, hg. v. Andermann, K., 2014; Das Reichskammergericht und Speyer, hg. v. Kemper, J., 2014; Speyer als Hauptstadt des Reiches, hg. v. Baumann, A. u. a., 2016; Blum, D., Multikonfesionalität im Alltag – Speyer, 2016; Baumann, A., Visitationen am Reichskammergericht - Speyer als politischer und juristischer Aktionsraum des Reiches (1529-1588), 2018; Limbach, R., Die Briefkopierbücher der Speyerer Handelshäuser Joh. Hein. Scharpff und Lichtenberger & Co. (1815-1840), 2018
spezial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ab 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1342 [RsprGrHolland I 3] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in vielen Zusammensetzungen als eine Art Präfix und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über specialis, lat., Adj. besondere [4 v.-65 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) besondere
Spezialexekution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Einzelvollstreckung
Lit.: Kaser §§ 85 I, 87 I; Köbler, DRG 34
Spezialität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1591 [Scotti, Trier I 558] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über specialitas, lat., F., besondere Beschaffenheit, Besonderheit, Freundschaft [um 362 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bezug eines dinglichen Rechtes auf jeweils eine spezielle, individuell bestimmte Sache (körperlichen Gegenstand, anders beispielsweise Generalhypothek des römischen Rechtes)
Spezialprävention (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – abgesehen von DRW-Archiv 1823 [Henke, E., Handbuch des Criminalrechts Berlin 1823, 80] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verhütung von Straftaten durch Abschreckung gegenüber einem einzelnen Straftäter. Sie ist ein →Strafzweck (von →Grolman 1775-1829, von →Liszt 1882).
Lit.: Köbler, DRG 204, 269
Spezies (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1496 [Stallaert I 517] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über lat. speciēs, F., Sehen, Anblick, Idee, Gewürz, (um 250-184 v. Chr.) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Art
Spezieskauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Stückkauf in Gegensatz zu dem Genuskauf (Gattungskauf)
Sphragistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie als neoklassische Bildung in den Bestandteilen mit dem Griechischen des Altertums teilweise verbindbar und in der weiteren Herkunft unklar, F., s. Google) Siegelkunde
Lit.: Köbler, DRG 3
Spiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über speculum, lat., N., Spiegel, Vorbild [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die das einfallende Licht zurückwerfende Fläche, die glatt genug ist, dass das Licht nach dem Reflexionsgesetz seine Parallelität behält und ein Abbild entstehen kann. Ein natürlicher Spiegel ist die ruhende Wasseroberfläche, erster künstlicher Spiel wohl die flache Schale mit Wasser, der in der Kupfersteinzeit oder Bronzezeit (Mesopotamien um 3000 v. Chr.) der Metallspiegel und um die Zeitenwende (Plinius) der Glasspiegel folgen. Schon in der Spätantike und vor allem in dem 13. Jahrhundert wird auch das Wissen in Spiegeln erfasst. →speculum, Sachsenspiegel, Deutschenspiegel, Schwabenspiegel, Fürstenspiegel, Ritterspiegel, Klagspiegel, Laienspiegel
Lit.: Trusen, W., Die Rechtsspiegel und das Kaiserrecht, ZRG GA 102 81985), 13; Lohrmann, D., Europas Hoffnung auf den Brennspiegel im 13. Jahrhundert, (in) HZ 304 (2017) 601 (stärker in den Bereich des praktischen Nutzens fiel an dem Ende des 13. Jahrhunderts die Erfindung der Brille)
spiegeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1441 [FlandrCop9 S. 14] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mittels Spiegels (mittelbar) sehen lassen
Spiegelnde Strafe (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Strafe, die in ihrer Ausführung erkennbaren Bezug auf die ausgeführte Straftat nimmt (beispielsweise Abschlagen der Schwurhand oder Abschneiden der Zunge des Meineidigen, Verbrennen des Brandstifters). Ihre Herkunft ist ungewiss, ihre wirkliche Bedeutung gering. →Talion
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964
Spiel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die allein aus Freude und ohne ernsthafte praktische Zielsetzung erfolgende Tätigkeit (des Menschen). Rechtlich ist Spiel ein Vertrag, bei dem sich die Beteiligten eine Leistung unter entgegengesetzten Bedingungen versprechen, um sich zu unterhalten und möglicherweise Gewinn zu erzielen. Bereits Tacitus berichtet von dem mit höchstem Einsatz und Gefahr für Gut und Freiheit betriebenen Würfelspiel der Germanen. Das römische Recht unterscheidet zwischen erlaubtem und unerlaubtem Spiel. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird die Forderung aus Spiel klaglos gestellt. Die Obrigkeit verbietet seit dem Spätmittelalter teils das Spiel unter Ordnungsgesichtspunkten, teils lässt sie es zwecks Erzielung von Einkünften (Steuern, Abgaben) unter Aufsicht zu (Spielbank, Spielcasino). S. Google
Lit.: Hübner § 87 II; Schuster, H., Das Spiel, 1878; Wohlhaupter, E., Zur Rechtsgeschichte des Spieles in Spanien, (in) Spanische Forschungen 3 (1931), 92; Hartung, W., Die Spielleute, 1982; Endrei, W., Spiel und Unterhaltung im alten Europa, 1986; Duderstadt, D., Spiel, Wette und Differenzgeschäft (§§ 762-764 BGB) in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2007; Volles Risiko! Glücksspiel von der Antike bis heute, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Lacina, H., Die Spielleute nach spätmittelalterlichen deutschen Rechtsquellen, 2010; Stauß, T., Frühe Spielwelten, 2014; Hilpert, H., Sport- und Spielregeln, 2019
spielen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1276 [AugsbStR. Art. 56 § 2] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich vergnügen
Spieß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1172 [PfaffeKonrad Wesele 2 V. 4710] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) spitze Stange
Spießbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1672 [Praetorius, J., Satyrus etymologicus, 1672, 343] in 4 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der nur mit dem eigenen Spieß bewaffnete einfache →Bürger.
Spießrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1547 [KasselKdm. VI 1 S. 64] in 7 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein militärisches Strafverfahren
Lit.: Bonin, B. v., Das Spießrecht in der Theorie des 17. und 18. Jahrhunderts, ZRG GA 25 (1904), 52
Spießrute (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundertt in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1656 [CCMarch. III 1 Sp. 68] in 12 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) spitz zulaufende Rute für Folter und Strafe
Spießrutenlaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1650 in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Googlöe) ist das Laufen eines Menschen (beispielsweise Fahnenflüchtigen) zwischen zwei Reihen von mit Spießen oder spitzen Ruten bewaffneten Menschen zwecks Demütigung oder Züchtigung. Es ist in dem Altertum wie in der frühen Neuzeit bekannt. Es führt als Folge des menschlichen Wesens vielfach zu dem Tod des Läufers.
Lit.: Franz, G., Ursprung und Brauchtum der Landsknechte, (in) MIÖG 61 (1953), 79; Möller, H., Das Regiment der Landsknechte, 1976
Spindel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 14. Jahrhundert [GoslarStR. V § 21] in 23 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein Spinngerät, eine dieses nutzende weibliche Verwandte
Spindelmage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414/1426 [NeuzelleUB. 126] in 18 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., F.) Verwandter von weiblicher Seite, Verwandte von weiblicher Seite
Lit.: Hübner §§ 106, 11; Kroeschell, DRG 1; Schröder, R., Über die Bezeichnung der Spindelmagen, ZRG GA 4 (1883), 1
Spinoza, Benedictus (Baruch) de (Amsterdam 24. 11. 1632-Den Haag 21. 2. 1677), portugiesisch-jüdischer Kaufmannssohn, wird nach der geistigen Lösung von dem Judentum (1656) Linsenschleifer und Philosoph. Er geht von der Identität Gottes mit der Natur aus, lässt den Menschen glückselig sein, der allein nach der Notwendigkeit seiner vernünftigen Natur lebt, hält die Demokratie für den besten Staatszustand und stellt das Naturrecht nach geometrischer Methode dar. An dem Ende des 18. Jahrhunderts werden diese Vorstellungen vielfach aufgegriffen. S. Google
Lit.: Dunin Borkowski, S. v., Spinoza, Bd. 1ff. 1933; Steffen, H., Recht und Staat im System Spinozas, 1968; Hong, H., Spinoza und die deutsche Philosophie, 1988; Senn, M., Spinoza und die deutsche Rechtswissenschaft, 1991; Ethik, Recht und Politik bei Spinoza, hg. v. Senn, M. u. a., 2001; Senn, M., Vom Recht der großen und kleinen Fische, (in) Recht, Moral und Faktizität, 2008, 201; Naturalismus und Demokratie, hg. v. Bartuschat, W. u. a., 2014
Spion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1667 [Pufendorf, RZustand 326] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das Italienische und vielleicht das Gotische und Germanische über spähen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Kundschafter, Späher
Spionage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –als Ansatz – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Italienische sowie vielleicht das Gotische und Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausspähung, Auskundschaftung
Lit.: Thiemrodt, I., Strafjustiz und DDR-Spionage, 2000; Strafjustiz und DDR-Unrecht, hg. v. Marxen, K. u. a., Bd. 4 Spionage, 2004, Neudruck 2012; Rid, T., Mythos Cyberwar – Über digitale Spionage, Sabotage und andere Gefahren, 2018 (nicht nut mythisch, sondern effektiv); Appelius, S., Die Spionin – Olga Raue, 2019; Hechelhammer, B., Spion ohne Grenzen. Heinz Felfe – Agent in sieben Geheimdiensten, 2019; Heidenreich, R., Die DDR-Spionage des BND – Von den Anfängen bis zum Mauerbau, 2019
spiritualis (lat., Adj., zu der Luft gehörig, geistig, geistlich [um 160-220 n. Chr.], spiritalis) geistlich (in Gegensatz zu [lat.] temporalis, zeitlich bzw. weltlich)
spiritus, spīritus, lat., M.: nhd. Hauch, Lufthauch, Luftzug, Luft, Einatmen, Atemholen, Atem, Lebenshauch, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *peis- (2), *speis-, V., blasen
Spital (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – [Hospital] 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOrdStat. 31] in 44 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., zu lat. hospitalis) oder Hospital ist das Haus zu der Beherbergung von Fremden, Kranken, Alten und Armen. Es entsteht in dem ausgehenden Altertum. In dem Mittelalter geht das Spital zunächst auf die Kirche zurück (Abtei, Kloster, Domspital). Seit dem Hochmittelalter kommen ritterliche und andere Orden, seit dem ausgehenden Mittelalter auch reiche Bürger als Gründer hinzu (beispielsweise Johann Twente 1339 in Osnabrück). Das Spital wird als eigene Verbandsperson eingeordnet. In der Renaissance entsteht in dem Hospital eine hauptberufliche Betreuung für Patienten auf dem jeweiligen medizinischen Wissensstand. Seit dem 18. Jahrhundert wird das allgemeine Spital durch besondere Einrichtungen (beispielsweise Krankenhaus) abgelöst. S. Google
Lit.: Reicke, S., Das deutsche Spital und sein Recht, Bd. 1f. 1932, Neudruck 1970; Imbert, J., Les hopitaux en droit canonique, 1947; Nasalli Rocca, E., Il diritto ospedaliero, 1956; Tierney, B., Medieval poor law, 1959; Berger, W., Das St.-Georgs-Hospital zu Hamburg, 1972; Wendehorst, A., Das Juliusspital in Würzburg, 1976; Kolb, P., Die Juliusspital-Stiftung zu Rothenfels, 1985; Jetter, D., Das europäische Hospital, 1986; Macht der Barmherzigkeit. Lebenswelt Spital, hg. v. Schmauder, A., 2000; Funktions- und Strukturwandel spätmittelalterlicher Hospitäler, hg. v. Matheus, M., 2003; Drossbach, G., Christliche caritas als Rechtsinstitut, 2004; Watzka, C., Vom Hospital zum Krankenhaus, 2005; Pauly, M., Peregrinorum, pauperum ac aliorum transeuntium receptaculum, 2007 (528 Hospitäler in 353 Orten); Sozialgeschichte mittelalterlicher Hospitäler, hg. v. Bulst, N. u. a., 2007; Hospitäler in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Drossbach, G., 2007; Hensel-Grobe, M., Das St.-Nikolaus-Hospital zu Kues, 2007; Europäisches Spitalwesen, hg. v. Scheutz, M. u. a., 2008; Quellen zur europäischen Spitalgeschichte in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. v. v. Scheutz, M. u. a., 2010; Spitzer, I., Kirchliches Spitalwesen in Österreich, 2010; Organisierte Barmherzigkeit und Hospitalwesen in Mittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Dirmeyer, A., 2010; Wirtz, T., Hospital und Hypothek, 2013; Henderson, J., Das Spital im Florenz der Renaissance, 2014; Quellen zur Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650, bearb. v. Bergerhausen, H., 2014; Scheutz, M., u. a., Spital als Lebensform, 2015
Split (Aspalathos) an der Adria entsteht um einen von Kaiser Diokletian in dem späten 3. Jahrhundert n. Chr. errichteten Palast. In dem 6. Jahrhundert wird es Sitz eines Erzbischofs. 1396 erhält es eine Universität, die 1974 erneuert wird. Über Venedig (1420-1497) kommt es an Österreich, 1918 zu Jugoslawien und 1991 zu Kroatien. S. Google
Lit.: Steindorff, L., Die dalmatischen Städte, 1984; Dusa, J., The Medieval Dalmatian Episcopal Cities, 1991
Spolien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.Pl.) →spolium
Spolienrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1784 [Mag. f. neue Historie u. Geographie 18 1784 191] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Recht eines Oberen, den beweglichen Nachlass eine verstorbenen Geistlichen einzuziehen. →ius spolii
Lit.: Prochnow, F., Das Spolienrecht, 1919; Kaps, J., Das Testamentsrecht, 1958; Schrader, E., Bemerkungen zum Spolien- und Regalienrecht der deutschen Könige im Mittelalter, ZRG GA 84 (1967), 128
spolium, lat., N.: nhd. abgezogene Haut, abgelegte Haut, dem Feind abgenommene Rüstung, Beute (F.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *spel- (2), *pel- (9), *spelH-, *pelH-, V., spalten, abspalten, trennen, splittern, reißen
spondere, spondēre, lat., V., feierlich geloben, verbürgen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *spend-, V., opfern, geloben
sponsalia, spōnsālia, lat., N. Pl.: nhd. Verlöbnis, Verlobung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. spondēre
Sponsalia (lat. [N.Pl.]) ist seit dem altrömischen Recht das →Verlöbnis. Später wird unter (lat.) sponsalia de futuro (bezüglich der Zukunft) das Verlöbnis, unter sponsalia de praesenti (bezüglich der Gegenwart) die Eheschließung verstanden
Lit.: Kaser § 58 III; Köbler, DRG 22
sponsio, spōnsio, lat., F., Versprechen, Angeloben, Verpflichtung, Zusage, Gelöbnis, Bürgschaft, Wette, Plaut., XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. spondēre
Sponsio (lat. [F.]) ist seit dem altrömischen Recht das Versprechen (Gelöbnis) oder die daraus entstehende Verpflichtung. Von hier aus wird die sponsio eine der drei Formen der →Bürgschaft. Auf ein Vertragsangebot (lat.) spondesne (versprichst du?) wird die Antwort (lat.) spondeo (ich verspreche) gegeben.
Lit.: Kaser §§ 7 III, 32 II, 57 II, 58 III; Söllner §§ 8, 9, 18, 24; Köbler, DRG 27, 44, 63
Sport (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das aufgenommene Neuenglische und das Mittelfranzösische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die um ihrer selbst willen, zu der Stärkung der Gesundheit oder aus Interesse an dem körperlichen Wettkampf ausgeübte körperliche Tätigkeit des Menschen. Der Sport ist sachlich bereits in den Hochkulturen des Altertums bedeutsam (beispielsweise Olympia). In dem (und vor allem nach dem) Ersten Weltkrieg setzt sich die aus England stammende Idee Sport gegen das deutsche Turnen durch. Großes wirtschaftliches Gewicht erlangt der Sport als Folge vermehrter Freizeit des Menschen und veränderter Medienmöglichkeiten der Berichterstattung und Werbung sowie der Professionalisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, mit der er auch stärker verrechtlicht wird. S. Google
Lit.: Decker, W., Sport in der griechischen Antike, 1995, 2. A. 1012; Newby, Z., Greek Athletics in the Roman World, 2005; Oswald, R., „Fußball-Volksgemeinschaft“, 2008; Tauber, P., Vom Schützengraben auf den grünen Rasen, 2008; Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Wir gegen uns - Sport im geteilten Deutschland, 2010; Hilpert, H., Die Geschichte des Sportrechts, 2012; Geschichte des Fußballs in Deutschland und in Europa seit 1954, hg. v. Pyta, W., 2013; Bahro, B., Der SS-Sport, 2013; Jaser, C., Agonale Ökonomien – Städtische Sportkulturen des 15. Jahrhunderts am Beispiel der Florentiner Palio-Pferderennen, (in) HZ 298 (2013), 593; Baratella, N., Das kämpferische Subjekt, 2015; Sport ist …, hg. v. Loureda, Ó., 2016; Hilpert, H, Sport- und Spielregeln, 2019; Jonas, H., Fußball in England und Deutschland von 1961 bis 2000, 2019; Das Ziel vor Augen – Sport und Wettkampf im Neuen Testament und seiner Umwelt, hg. v. Ostmeyer, K. u. a., 2020
Sprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und neben dem Altfriesischen ab 863-871 [Otfrid 5 I 4, 76] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Zeit und Raum unterschiedliche lautliche Gestalt menschlicher Gedanken, wobei die wohl in dem linken Stirnlappen und dem mit ihm durch ein bei Affen kaum vorhandenes und bei Kindern allmählich bis zu dem achten Lebensjahr reifendes Nervenfaserbündel verknüpften linken Schläfenlappen befindlichen, der Grammatik zugrundeliegenden Hirnfunktionen, mit deren Hilfe einzelne linear geordnete Laute als Zeichen für Gegebenheiten zu Aussagen verknüpft werden können, das vielleicht vor 50000 Jahren allmählich entwickelte Kennzeichen des Menschen sind. Das durchschnittliche Wortschatzwissen der Gegenwart umfasst wohl rund 50000 Einheiten, ist semantisch einfach, aber stark vernetzt und zwischen lautlichem Ausdruck und Inhalt (Bedeutung) nur lose verbunden. Das →Recht kann vor allem über Sprache wirken. Die an sich vergängliche Sprache kann durch →Schrift und andere Aufzeichnungen verhältnismäßig dauerhaft gemacht werden. In der Welt bestehen um das Jahr 2000 rund 6500 verschiedene Sprachen (davon 1100 von den 10 Millionen Bewohnern Neuguineas), von denen etwa 50 nur mehr einen einzigen Sprecher haben, so dass alle zwei Wochen eine Sprache ausstirbt, während die (2015) zwölf größten Sprachen wie (Mandarin-)Chinesisch [875 Millionen Sprecher], Hindi, Englisch, Spanisch, Arabisch, Portugiesisch, Bengalisch, Russisch, Französisch, Japanisch, Deutsch und Koreanisch insgesamt 3,2 Milliarden Muttersprachler und mehr als 5,3 Milliarden Sprecher insgesamt haben (Weltsprachen Englisch, Spanisch, Französisch, Arabisch, Portugiesisch, international bedeutsame Sprachen Englisch, Spanisch, Französisch, Chinesisch, Arabisch, Russisch, Deutsch, 3,05 Milliarden Sprecher einer indogermanischen Sprache, Sprachfamilie Niger-Kongo mit rund 1460 Einzelsprachen, Austronesisch mit rund 1150, mehr als 3000 Sprachen zusammen auf insgesamt 15 Millionen Menschen beschränkt, Baskisch mit bis zu 33000 möglichen Verbformen). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 9; Köbler, LAW; Köbler, WAS; Günther, L. Recht und Sprache, 1898; Kalb, W., Wegweiser in die römische Rechtssprache, 1912, Neudruck 1961; Günther, L., Die deutsche Gaunersprache, 1919; Zaunmüller, W., Bibliographisches Handbuch der Sprachwörterbücher, 1958 (5500 Wörterbücher zwischen 1460 und 1958 in mehr als 500 Sprachen); Löfstedt, B., Studien über die Sprache der langobardischen Gesetze, 1961; Sonderegger, S., Die Sprache des Rechts im Germanischen, (in) Schweiz. Monatshefte 42 (1962), 259; Schmitt, L., Entstehung und Struktur der neuhochdeutschen Schriftsprache, Bd. 1 1966; Baier, D., Sprache und Recht im alten Österreich, 1983; Wörterbuch der mittelhochdeutschen Urkundensprache, Bd. 1ff. 1986ff.; Vollmann-Profe, G., Wiederbeginn volkssprachiger Schriftlichkeit, 1986; Sprache und Recht (FS Schmidt-Wiegand, Ruth), hg. v. Hauck, K. u. a., 1986; Hattenhauer, H., Zur Geschichte der deutschen Rechts- und Gesetzessprache, 1987; Germanische Rest- und Trümmersprachen, hg. v. Beck, H., 1989; Sprache, Recht, Geschichte, hg. v. Eckert, J. u. a., 1991; Stammesrecht und Volkssprache, hg. v. Hüpper, D. u. a., 1991; Lyons, J., Die Sprache, 4. A. 1992; Bio-bibliographisches Handbuch zur Sprachwissenschaft des 18. Jahrhunderts, hg. v. Brekle, H., Bd. 1ff. 1992ff.; Beiträge zum Sprachkontakt und zu den Urkundensprachen zwischen Maas und Rhein, hg. v. Gärtner, K. u. a., 1995; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Lyons, J., Einführung in die moderne Linguistik, 8. A. 1995; Schmidt, W., Geschichte der deutschen Sprache, 9. A. 2004; Lexicon grammaticorum, hg. v. Stammerjohann, H., 1996; Bodmer, F., Die Sprachen der Welt, 1997; Görgen, A., Rechtsgrenzen folgen Sprachgrenzen, ZRG GA 115 (1998), 388; Recht und Sprache in der deutschen Aufklärung, hg. v. Kronauer, U. u. a., 2001; Lohaus, M., Recht und Sprache in Österreich und Deutschland, 2000; Crystal, D., Language Death, 2000; Haarmann, H., Kleines Lexikon der Sprachen, 2001; Haarmann, H., Lexikon der untergegangenen Sprachen, 2002; Görgen, A., Rechtssprache in der frühen Neuzeit, 2002; Geschichte der deutschen Sprache, bearb. v. Langner, H. u. a., 9. A. 2004; Kuckenburg, M., Wer sprach das erste Wort?, 2004, 2. A. 2010, 3. A. 2016; Deisler, D., Die entnazifizierte Sprache, 2. A. 2006; Bergmann, R. u. a., Einführung in die deutsche Sprachwissenschaft, 5. A. 2010; Appenzeller, G., Das Niedersächsische Wörterbuch, 2011, http://www.koeblergerhard.de/wikiling; Sprache - Recht - Gesellschaft, hg. v. Bäcker, C. u. a., 2012; Sprache(n) als europäisches Kulturgut, hg. v. Schmidt-Hahn, C., 2012; Sprache und Recht – Kolumnen aus der österreichischen Juristenzeitung, 2014; Stockhammer, R., Grammatik, 2014; Evans, N., Wenn Sprachen sterben, 2014; Oßwald, K., Grundzüge einer Frequenzanalyse des althochdeutschen Wortschatzes, 2015; Kausen, E., Die Sprachfamilien der Welt, Bd. 1f. 2015; Schmid, H., Historische deutsche Fachsprachen, 2015; Luth, J., Semantische Kämpfe im Recht, 2015; Wunderlich, D., Sprachen der Welt, 2015; Metzler Lexikon Sprache, hg. v. Glück, H., 2016 (rund 5000) Einträge); Ernst Kausen erzählt die Sprachen der Welt, 2016 (4 CD); Breitling, A., Weltgestaltung durch Sprache, 2017; Deutsche Regionalsprachen in Mittel- und Südosteuropa, 2019; Göttert, K., Die Sprachreiniger – Der Kampf gegen Fremdwörter und der deutsche Nationalismus, 2019; Streck, M., Sprachen des Alten Orients, 4. A. 2021
sprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) reden, sagen
Sprichwort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1230 [HeinrTürlinCrône V. 18836] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Rechtssprichwort
Lit.: Röhrich, L./Mieder, W., Sprichwort, 1977; Thesaurus proverbiorum medii aevi, begr. v. Singer, S., Bd. 1ff. Bd. 6 (heilig-Kerker) 1998
Spruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1200 [Iwein] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1287 [Österr./CorpAltdtOrUrk. V 263] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ausspruch, Gesprochenes, Urteil
Spruchkollegium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1771 [HambGSamml. X 732] 34 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für ein Urteil zuständige Kollegium (beispielsweise juristische Fakultät seit dem 14. Jahrhundert, verstärkt in dem Rahmen der →Aktenversendung von dem 16. bis 19. Jahrhundert).
Lit.: Buchda, G., Die Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät, ZRG GA 62 (1942).; Klugkist, E., Die Göttinger Juristenfakultät, Diss. jur. Göttingen 1951 masch.schr.; Haalck, J., Die Rostocker Juristenfakultät, (in) Wiss. Z. d. Univ. Rostock 8 (1958/9); Haalck, J., Zur Spruchpraxis der Juristenfakultät Frankfurt (Oder), (in) FS R. Lehmann, 1958; Jammers, A., Die Heidelberger Juristenfakultät, 1969; Weiß, R., Aus der Spruchtätigkeit der alten Juristenfakultät zu Kiel, Diss. jur. Kiel 1965; Schott, C., Rat und Spruch der Juristenfakultät Freiburg im Breisgau, 1965; Pätzold, G., Die Marburger Juristenfakultät, 1966; Gehring, H., Das Lehrzuchtverfahren in der evangelischen Kirche, Diss. jur. Göttingen, 1968, Schikora, A., Die Spruchpraxis an der Juristenfakultät zu Helmstedt, 1972; Schildt, B., Die Spruchtätigkeit der hallischen Juristenfakultät, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1980 masch.schr.; Lück, H., Die Spruchtätigkeit der Wittenberger Juristenfakultät, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1982 masch.schr.
Spur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen ab 1205/1210 [GottfrStraßb. Ranke V. 8992] in 15 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fährte, hinterbliebenes Zeichen eines Verhaltens oder Vorgangs
Spurfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Verfolgung der Spuren eines Diebes in dem älteren Recht. In dem fränkischen Recht ist Spurfolge nur in einer Frist von 3 Nächten zulässig. Die Spurfolge erlaubt, wenn die Spur in ein Haus führt, dessen Durchsuchung.
Lit.: Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1; Rauch, K., Spurfolge und Anefang, 1908; Goldmann, E., Tertia manus und Intertiation, ZRG GA 39 (1918), 145, 40 (1919), 199; Rauch, K., Spurfolge und Dritthandverfahren, ZRG GA 68 (1951), 1; Vec. M., Die Spur des Täters, 2002
SS (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspraache und in Google belegt sowie in den ausgeschriebenen Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Schutzstaffel) (1925 von Adolf Hitler nach seiner Haftentlassung für Freiwillige begründet, anfangs unter SA-Führung, 1929 280 Mann stark, Heinrich Himmler unterstellt, Ende 1930 3000-4000, zeitweilig 400000, 1939 mehr als 200000 Mitglieder, etwa 90 Prozent allgemeine SS, herkunftsmäßig gut der Gesamtbevölkerung entsprechend und 1945 dementsprechend leicht eingegliedert, geschätzt 400000 Deutsche, 500000 Volksdeutsche und Ausländer in der Waffen-SS)
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Kogon, E., Der SS-Staat, 1946; Wegner, B., Hitlers Politische Soldaten, 6. A. 1999; Schulte, J., Zwangsarbeit und Vernichtung – Das Wirtschaftsimperium der SS, 2001; Syndor, C., Soldaten des Todes, 2002; Dierker, W., Himmlers Glaubenskrieger, 2003; Die SS, hg. v. Smelser, R. u. a., 2. A. 2003; Schwan, H./Heindrichs, H., Der SS-Mann – Josef Blösche, 2003; Kaienburg, H., Die Wirtschaft der SS, 2003; Bidigarai Diehl, P., Macht – Mythos – Utopie, 2004; Cüppers, M., Wegbereiter der Shoa, 2005; Schneider, C., Die SS und „das Recht“, 2005; Longerich, P., Heinrich Himmler, 2008; Die SS, Himmler und die Wewelsburg, hg. v. Schulte, J., 2009; Rohrkamp, R., Weltanschaulich gefestigte Kämpfer, 2010; Rothländer, C., Die Anfänge der Wiener SS, 2012; Hein, B., Elite für Volk und Führer?, 2012; Dillon, C., Dachau & the SS – A Schooling in Violence, 2015; Pieper, H., Fegelein’s Horsemen and Genocidal Warfare – The SS Cavalry Brigade in the Soviet Union, 2015; Hein, S., Die SS, 2015; Zaugg, F., Albanische Muslime in der Waffen-SS, 2016; The Waffen-SS - A European History, hg. v. Böhler, J. u. a., 2017; Lehnhardt, J., Die Waffen-SS, 2017; Eichmüller, A., Die SS in der Bundesrepublik, 2018; Kuppel, D., „Das Echo unserer Taten“, 2019
Staat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1264 [DOStat. 23 hierher?) und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über status, lat., M., Stehen, Stand [um 250-184 v. Chr.] und das weitere Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist später die auf Dauer berechnete Zusammenfassung einer Anzahl von Menschen (Staatsvolk) auf einem bestimmten Teil der Erdoberfläche (Staatsgebiet) unter Regelung aller für deren gemeinschaftliches Leben notwendigen Belange durch einen innerhalb der Gemeinschaft obersten Willensträger (Staatsgewalt), sofern sich die von diesem Willensträger aufgestellte Ordnung tatsächlich durchgesetzt hat und keinem völkerrechtswidrigen Zweck dient. Als Staat wird bereits der Stadtstaat des Altertums eingeordnet (Athen, Rom). Ansonsten entsteht der Staat wohl erst seit dem Spätmittelalter. Er erzielt Einkünfte zunächst vor allem aus seinen Gütern, dann zunehmend auch durch Steuern. Er ist Verbandsperson bzw. seit dem 19. Jahrhundert →juristische Person des öffentlichen Rechtes. Durch Verdichtung der Herrschaft steigert der →Souveränität beanspruchende Staat seine Machtausübung in der frühen Neuzeit zu dem →Absolutismus. Hiergegen wenden sich aufgeklärte Philosophen, deren Gedanken seit der →französischen Revolution von 1789 zu dem (theoretischen) Übergang der Staatsgewalt auf das Volk (→Volkssouveränität) und zu der Teilung der Staatsgewalt unter verschiedenen Staatsorganen (→Gewaltenteilung) führen. Dennoch wächst die Macht des von Wilhelm Albrecht 1837 erstmals als juristische Person eingeordneten Staates und die Gefahr ihres Missbrauches durch jeweilige Amtsträger unaufhörlich. Die formelle →Verfassung (1776) vermag sie nicht in jedem Fall zuverlässig zu begrenzen. Die beste Sicherheit bietet wohl die allgemeine Anerkennung inhaltlich rechtstreuer Gesinnung. Dies ist um so wichtiger, je mehr sich der Staat aufbläht (im Deutschen Reich 1925 fast 2000000 Beschäftigte oder 5,6 Prozent aller Erwerbstätigen, 8,4% der abhängigen Erwerbstätigen, Anteil der gesamten öffentlichen Wirtschaft an dem Volkseinkommen rund 10 Prozent). Zwischen 1800 und 2000 erhöht der Staat seinen Anspruch auf das Gesamteinkommen als für Umverteilung verfügbare Vermögensmasse von etwa einem Zehntel auf rund die Hälfte, wobei um 1800 zwei Drittel der Staatseinkünfte für Verteidigung und Innvenverwaltung ausgegeben werden, um 2000 für Infrastruktur, Bildung und Soziales. Mehr und mehr verschulden die entscheidenden Politiker unter behauptetem Einstehen für Bedürftige den durchschnittlichen Steuerzahler. S. Google
Lit.: Kaser § 17 II 1a; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 111, 136, 140, 176, 248; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 1; Huber, M., Die Staatensuccession, 1898, Neudruck 2013; Redslob, R., Die Staatstheorien der französischen Nationalversammlung von 1789, 1912; Below, G. v., Der deutsche Staat des Mittelalters, 1914; Fehr, H., Die Staatsauffassung Eikes von Repgow 37 (1916), 131; Fleiner, F., Entstehung und Wandlung moderner Staatstheorien in der Schweiz, 1916; Keutgen, F., Der deutsche Staat des Mittelalters, 1918; Der deutsche Staatsgedanke, zusammengestellt v. Joachimsen, P., 1921, Neudruck 1967; Goebel, J., The equality of States, 1923; Weimann, K., Der Staat des deutschen Mittelalters, 1925; Schramm, P., Studien zu frühmittelalterlichen Aufzeichnungen über Staat und Verfassung, ZRG GA 49 (1929), 167; Schulte, A., Der deutsche Staat, 1933; Mayer, T., Die Entstehung des „modernen“ Staates im Mittelalter und die freien Bauern, ZRG GA 57 (1937), 210; Waas, A., Herrschaft und Staat im deutschen Frühmittelalter, 1938; Mitteis, H., Der Staat des hohen Mittelalters, 1940, 11. A. 1987; Stolz, O., Das Wesen des Staates im deutschen Mittelalter, ZRG GA 61 (1941), 234; Jantke, C., Preußen, Friedrich der Große und Goethe in der Geschichte des deutschen Staatsgedankens, 1941; Lemke, W., Entwicklung des deutschen Staatsgedankens bei Friedrich Nietzsche, 1941; Heydte, F. Frhr. v. d., Die Geburtsstunde des souveränen Staates, 1952; Vaccari, P., Stato e classi nel paesi Europei, 1957; Häfelin, U., Die Rechtspersönlichkeit des Staates, 1959; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Suerbaum, W., Vom antiken zum frühmittelalterlichen Staatsbegriff, 1961, 2. A. 1970; Hofmann, H., Adelige Herrschaft und souveräner Staat, 1962; Kudrna, J., Stát a společnost na úsvitě italské renesance (Staat und Gesellschaft am Vorabend der italienischen Renaissance), 1964; Willi, H., Die Staatsauffassung Edmund Burkes (1729-1797), 1964 (Diss. jur. Bern 1954); Willi, H., Die Staatsauffassung Edmund Burkes (1729-1797), 1964; Koerber, E. v., Die Staatstheorie des Erasmus von Rotterdam, 1967; Hauser, S., Untersuchungen zum semantischen Feld der Staatsbegriffe, Diss. phil. Zürich 1967; Entrèves, A. Passerin d’, The Notion of the State, 1967; Mager, W., Zur Entstehung des modernen Staatsbegriffs, 1968; Broszat, M., Der Staat Hitlers, 11. A. 1986; Weinacht, P., Staat, 1968; Quaritsch, H., Staat und Souveränität 1, 1970; Conrad, H., Der deutsche Staat, 2. A. 1974; Hanisch, W., Der deutsche Staat König Wenzels, ZRG GA 92 (1975), 21; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Strayer, J., Die mittelalterlichen Grundlagen des modernen Staates, 1975; Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995; Struve, T., Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter, 1978; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Ogris, W., Recht und Staat bei Maria Theresia, ZRG GA 98 (1981), 1; Adomeit, K., Antike Denker über den Staat, 1982; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Ambrosius, G., Die öffentliche Wirtschaft in der Weimarer Republik, 1984; Wyduckel, D., Ius publicum, 1984; Stollberg-Rilinger, B., Der Staat als Maschine, 1986; Grimm, D., Recht und Staat der bürgerlichen Gesellschaft, 1987; Renaissance du pouvoir législatif et génèse de l´État, hg. v. Gouron, A. u. a., 1988; Breuer, Der archaische Staat, 1990; Stichweh, R., Der frühmoderne Staat, 1991; Conquest and Coalescence, hg. v. Greengrass, M., 1991; Demel, W., Vom aufgeklärten Reformstaat zum bürokratischen Staatsabsolutismus, 1993, 2. A. 2010; Schulze, H., Staat und Nation, 1994; Staatsaufgaben, hg. v. Grimm, D., 1994; Zippelius, R., Geschichte der Staatsideen, 10. A. 2003; Demandt, A., Antike Staatsformen, 1995; Truhart. P., Historical Dictionary of States - Lexikon der historischen Staatsnamen, 1995; Zippelius, R., Staat und Kirche, 1997; Meyer, T., Stand und Klasse, 1997; Herzog, R., Staaten der Frühzeit, 2. A. 1998; Hillgruber, C., Die Aufnahme neuer Staaten in die Völkerrechtsgemeinschaft, 1998; Leuthäusser, W., Die Entwicklung staatlich organisierter Herrschaft, 1998; Staatliche Vereinigung, hg. v. Brauneder, W., 1998; Jost, E., Staatsschutzgesetzgebung, 1998; Identità territoriali e cultura politica nella età moderna. Territoriale Identität und politische Kultur in der frühen Neuzeit, hg. v. Bellabarba, M. u. a., 2000; Reinhard, W., Verstaatlichung der Welt?, 1999; Kersting, W., Platons „Staat“, 1999; Demandt, A., Der Idealstaat, 2000; Kahl, W., Die Staatsaufsicht, 2000; Uhlenbrock, H., Der Staat als juristische Person, 2000; Di Fabio, U., Der Verfassungsstaat in der Weltgesellschaft, 2001; Schulz, G., Europa und der Globus – Staaten und Imperien seit der Antike, 2001; Giannios, S., Das Werden des Palästinenserstaats, 2002; Fuhrmann, M., Volksvermehrung als Staatsaufgabe?, 2002; Roth, K., Genealogie des Staates, 2003; Maitland, F., State, Trust and Corporation, ed. by Runciman, D. u. a., 2003; Staatsformen, hg. v. Gallus, A. u. a., 2004, 2. A. 2007; Schulze, H., Staat und Nation in der europäischen Geschichte, 2004; Staatsformen, hg. v. Gallus, A. u. a., 2004; Das Wissen des Staates, hg. v. Collin, P. u. a., 2004; Rösler, J., Der Ursprung des Staates, 2004; Staatsbildung als kultureller Prozess, hg. v. Asch, R. u. a., 2005; Figurationen des Staates, hg. v. Chatriot, A. u. a., 2005; Statehood before and beyond Ethnicity, hg. v. Eriksonas, L. u. a., 2005; Zusammengesetzte Staatlichkeit in der europäischen Verfassungsgeschichte, hg. v. Becker, H., 2006; Vom Feld, I., Staatsentlastung im Technikrecht, 2007; Politeia - staatliche Verfasstheit bei Platon, hg. v. Nitschke, P., 2008; Der frühmittelalterliche Staat, hg. v. Pohl, W., 2009; Blanke-Kießling, U., … dieser Staat ist nicht mein Staat … 2009 (Tucholsky); Lei, Y., Auf der Suche nach dem modernen Staat, 2010; Handbuch Staatsdenker, hg. v. Voigt, R. u. a., 2010; Demel, W., Vom aufgeklärten Reformstaat zum bürokratischen Staatsabsolutismus, 1993, 2. A. 2010; Marquardt, B., Universalgeschichte des Staates, 2009; John Stuart Mill und der sozialliberale Staatsbegriff, hg. v. Höntzsch, F., 2011; Globale Rivalitäten, hg. v. Brink, T. ten, 2011; Pauka, M., Kultur, Fortschritt und Reziprozität, 2012; Heimbeck, L., Die Abwicklung von Staatsbankrotten im Völkerrecht, 2013; Staat und Ordnung im konservativen Denken, hg. v. Großgeim, M. u. a., 2013; The Oxford Handbook of the State in the Ancient Near East and Mediterranean, hg. v. Bang, P. u. a., 2013; Breuer, S., Der charismatische Staat, 2014; Der moderne Staat und le doux commerce – Politik, Ökonomie und politische Beziehungen im politischen Denken der Aufklärung, hg. v. Asbach, O., 2014; Weinacht, P., Staat - Staatsräson – Staatsbürger, 2014; Siep, L., Der Staat als irdischer Gott, 2015; Hirsch/Kannankulam/Wissel, Der Staat der bürgerlichen Gesellschaft, 2015; Staatsdenken – Zum Stand der Staatstheorie heute, hg. v. Voigt, R., 2016; Vom Vorrücken des Staates in die Fläche, hg. v. Ganzenmüller, J u. a., 2016; Gespräche über den Staat, hg. v. Schliesky, U., 2017; Skinner, Q, Thomas Hobbes und die Person des Staates, 2017; Metzler, G., Der Staat der Historiker – Staatsvorstellungen deutscher Historiker seit 1945, 2018; Willoweit, D., Staatsbildung und Jurisprudenz, 2019 (Aufsatzsammlung); Friedeburg, R. v., Luthers Vermächtnis – Der Dreißigjährige Krieg und das moderne Verständnis von „Staat“ im alten Reich, 1530er bis 1790er Jahre, 2019; Schöffski, T., Das Verbot der monetären Staatsfinanzierung (Art. 123 AEUC), 2020; Kummer, J., Die Integrität des Staatsgebiets im 19. Jahrhundert, 2020
Staatenbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1786 [Herder, J., Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit II Berlin/Weimar 1965 163] 15 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der vertraglich vereinbarte Bund mehrerer souverän bleibender Staaten (beispielsweise Vereinigte →Niederlande 1579-1795, →Rheinbund 1806-1813, →Deutscher Bund 1815, →Schweiz 1815-1848, Staatengemeinschaft oder Staatenverbund →Europäische Gemeinschaft bzw. Europäische Union 1952 bzw. 1993 besonderer Staatenverbund). Der Staatenbund ist kein Staat und kein Völkerrechtssubjekt. Rechtssätze (des Staatenbunds) erlangen in den Staaten grundsätzlich nur durch Umsetzung (Transformation) Geltung. S. Google
Lit.: Ebers, G., Die Lehre vom Staatenbunde, 1910, Neudruck 1966; Politz, C., Die Verfassung des deutschen Staatenbundes, Bd. 1f. 1847; Müller-Kinet, H., Die höchste Gerichtsbarkeit im deutschen Staatenbund, 1975; Kuschnick, M., Integration in Staatenverbindungen, 1999
Staatenhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Vertretung der Staaten in der Verfassung des geplanten →Deutschen Reiches von 1848. Das Saatenhaus besteht aus 192 von den Regierungen und den Parlamenten der Einzelstaaten ausgewählten Mitgliedern.
Lit.: Köbler, DRG 194
staatsangehörig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1808 [SammlBadStBl. I 649] 1 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) dem jeweiligen Staate angehörig
Staatsangehörigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - ausgenommen DRW-Archiv ab 1831 [QStaatsR. 146] 2 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Mitgliedschaft eines Menschen in einem Staat. Sie erscheint nach älteren frühneuzeitlichen Vorläufern in Frankreich 1791, in dem Heiligen römischen Reich als Folge seiner Auflösung nach 1806. Seitdem wird sie in dem Gefolge des Code Napoléon (Art. 9-21) (1804) Frankreichs meist gesetzlich besonders geregelt (beispielsweise [§§ 28ff. ABGB Österreichs von 1811,] Preußen Untertanengesetz 1842, Deutsches Reich 1870, 1913 Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz mit Übergang von dem Territorialgrundsatz zu dem Abstammungsprinzip, 14. Juli 1933 Gesetz über den Widerruf von Einbürgerungen und die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit), an dem Beginn des 21. Jahrhunderts (Staatsangehörigkeitsgesetz von 2000 mit Abstammungsprinzip und Territorialprinzip für den Erwerb der Staatsangehörigkeit durch Geburt) aus von individueller Genusssucht geprägtem Mangel an Kindern und damit späteren Beitragszahlern zu der Sozialversicherung für beliebige Zuwanderer von überall gelockert - Einwanderungsland. S. Google
Lit.: Zenthöfer, E., Zur Geschichte des Begriffs der Staatsangehörigkeit, Diss. jur. Königsberg 1938; Vanel, M., Histoire de la nationalité française, 1945; Grawert, R., Staat und Staatsangehörigkeit, 1973; Hecker, H., Staatsangehörigkeit im Code Napoléon, 1980; Gosewinkel, D., Die Staatsangehörigkeit als Institution des Nationalstaats, (in) Offene Staatlichkeit, 1995; Ernst, A., Das Staatsangehörigkeitsrecht, Diss. jur. Münster 1999; Gosewinkel, D., Einbürgern und ausschließen, 2001, 2. A. 2004; Trevisiol, O., Die Einbürgerungspraxis im deutschen Reich 1871-1945, 2006; Gosewinkel, D., Einbürgern und Ausschließen – Staatsangehörigkeit und Bürgerrecht in Deutschland während des 19. und 20. Jahrhunderts, ZRG GA 137 (2020), 364
Staatsanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –ausgenommen DRW-Archiv ab 1817 [ProtBundesversamml. II 122] 12 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vertreter des Staates in der Strafanklage. Der auch die ausführende Staatsgewalt gegenüber der unabhängig werdenden Gerichtsbarkeit stärkende Staatsanwalt findet sich nach französischem Vorbild (procurator des Königs als Vertreter der königlichen Interessen [beispielsweise Einziehung von Geldbußen] vor Gericht 14. Jahrhundert, →ordonnance de Villers-Cotterêts von 1539, ab Ordonnanz von 1670 beherrschende Stellung in dem Strafverfahren, öffentliche Partei zu der Vertretung öffentlicher Interessen und zu der Kontrolle der Richter, ministère public [Dienststelle für öffentliche Angelegenheiten], nach 1789 an Stelle der königlichen Prokuratoren von dem König ernannte, königliche Kommissare als Gesetzeswächter in dem Verfahren einerseits und von dem Volk gewählte öffentliche Ankläger an dem Gerichtshof andererseits, Aufhebung dieser Zweiteilung durch die Jakobiner, erneute Trennung beider Funktionen nach dem Sturz Robespierres, mit der Verfassung von dem Dezember 1799 endgültige Aufhebung der Trennung von Anklagefunktion und Gesetzeswächteramt und Verschwinden des öffentlichen Anklägers und damit Eröffnung der modernen Staatsanwaltschaft, ministère de public 1808) seit 1810 in dem linksrheinischen Rheinland. Es folgen Baden 1831/1832 (je ein Staatsanwalt bei den vier badischen Regierungskreisen Seekreis, Oberrheinkreis, Mittelrheinkreis und Unterrheinkreis in Meersburg, Freiburg im Breisgau, Rastatt und Mannheim), Hannover 1841 (öffentlicher Anwalt, Kriminalfiskal Vertreter des öffentlichen Strafverfolgungsinteresses, 1849 provisorische Staatsanwaltschaft), Württemberg 1843 und Preußen (1. 1.) 1846 unter teilweiser Beschränkung auf bestimmte Verfahren wie etwa Pressevergehen, 1877/1879 das Deutsche Reich (1893 Oberreichsanwalt, 4 Reichsanwälte an dem Reichsgericht, 54 Staatsanwälte bei den Oberlandesgerichten, 542 Staatsanwälte bei den Landgerichten). Das ursprünglich für den Staatsanwalt geltende →Legalitätsprinzip weicht seitdem allmählich zunehmend dem →Opportunitätsprinzip. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 202, 203, 228, 235; Sundelin, P., Die Staatsanwaltschaft in Deutschland, 1860; Elling, E., Die Einführung der Staatsanwaltschaft, 1911, Neudruck 1977; Carsten, E., Die Geschichte der Staatsanwaltschaft, 1932, Neudruck 1971, Carsten, E./Rautenberg, E., Die Geschichte der Staatsanwaltschaft, 2. A. 2012, 3. A. 2015; Sättler, A., Die Entwicklung der französischen Staatsanwaltschaft, Diss. jur. Mainz 1956; Schuhmacher, U., Staatsanwaltschaft und Gericht im Dritten Reich, 1985; Biebl, W., Zur Geschichte der Staatsanwaltschaft, (in) Bay. VwBll. 1992; Wohlers, W., Entstehung und Funktion der Staatsanwaltschaft, 1994; Knollmann, J., Die Einführung der Staatsanwaltschaft, 1994; Festgabe 150 Jahre Staatsanwaltschaft Berlin, hg. v. d. Senatsverwaltung für Justiz, 1997; Collin, P., „Wächter der Gesetze“ oder „Organ der Staatsregierung“? Konzipierung, Einrichtung und Anleitung der Staatsanwaltschaft, 2000; Staatsanwaltschaft, hg. v. Durand, B., 2005; Wulff-Kuckelsberg, S., Procureurs, 2005; Lacher, A., Friedrich Oskar von Schwarze (30. 09. 1816-17. 01. 1896), Diss. jur. Würzburg 2008; Kneip, W., Die Staatsanwaltschaft Mannheim im 19. Jahrhundert, 2010; Pragst, R., Auf Bewährung, 2011; Staatsanwaltschaftsrecht (1934-1982) eingeleitet und hg. v. Schubert, W., 2013 (Baden 1831/1832, Hannover 1841, Württemberg 1843); Wilke, M., Staatsanwälte als Anwälte des Staates?, 2016; Bichat, T., Die Staatsanwaltschaft als rechts- und kriminalpolitische Steuerungsinstanz im NS-Regime, 2016 (Sondergericht Köln); Kleinknecht, O., In dem Sturm der Zeiten – Aus den Erinnerungen eines württembergischen Staatsanwalts 1929 bis 1949, 2016; Vurgun, O., Die Staatsanwaltschaft beim Sondergericht Aachen, 2017
Staatsaufsicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt neben Staatsaufseher – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [Kropatschek, KKGes. XVII 310] 16 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Aufsicht des Staates über zahlreiche vielfältige Angelegenheiten
Lit.: Kahl, W., Die Staatsaufsicht, 2000
Staatsbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1712 [Der frantzösische Diogenes mit seiner falschen Staats-Latern suchet den Frieden und kann ! ihn nicht finden, 1712 17] in 4 Stellen bis 1797 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das bewusst als Bürger mit Teilhaberecht an dem Staat (Staatsangehörigkeit) verstandene Mitglied eines Staates. Der Staatsbürger wird zwischen 1770 und 1789 allgemein anerkannt (in Österreich 1811 in den §§ 28ff. ABGB geregelt, 1849 einheitlich, Heimatrecht in einer Gemeinde, 1867 für Cisleithanien und Transleithanien getrennt, 1920 Bundesstaatsbürgerschaft und Landesstaatsbürgerschaft, 1938 deutsche Staatsbürgerschaft, 1945 Bundesstaatsbürgerschaft und Landesstaatsbürgerschaft ohne besonderes Heimatrecht, 1988 einheitliche Staatsbürgerschaft Österreichs). 1919 werden in dem (zweiten) Deutschen Reich die Staatsbürger der einzelnen Staaten des Gesamtstaats einander gleichgestellt.
Lit.: Köbler, G., Civis und ius civile, Diss. jur. Göttingen 1964; Weinacht, P., Staatsbürger, (in) Der Staat 8 (1969), 41; Bürger und Bürgerlichkeit, hg. v. Vierhaus, R., 1981; Reiter, I., Ausgewiesen, abgeschoben, 2000; Gosewinkel, D., Einbürgern und Ausschließen, 2001; Pütter, N., Teilnahme und Staatsbürgertum, 2001; Fahrmeir, A., Citizenship, 2007; Fahrmeir, A., Die moderne Staatsbürgerschaft und ihre Grenzen, (in) HZ 286 (2008), 641; Gironda, V., Die Politik der Staatsbürgerschaft, 2010; Staatsbürgerschaft und Teilhabe, hg. v. Boeckh, K. u. a., 2014; Angster, J. u. a., Staatsbürgerschaft im 19. und 20. Jahrhundert, 2019
Staatsgebiet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1689 [Londorp XIV 370] bis 1796 in 2 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gebiet des Staates →Staat
Lit.: Stengel, E., Regnum und imperium, 1930
Staatsgerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt in Gegensatz zu Staatsgericht – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1819 [QStaatsR. 128] 5 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ab dem 19. Jahrhundert das Verfassungsgericht (→Verfassungsgerichtsbarkeit) einzelner Staaten vor allem für Anklagen gegen oberste Verwaltungsorgane wegen schuldhafter Amtspflichtverletzung (Württemberg 1819, Sachsen 1831, Bayern 1848, Kremsierer Entwurf Österreichs, Märzverfassung Österreichs 1849, aber nicht verwirklicht und 1851 formell wieder beseitigt, durch Gesetz von dem 25. 7. 1867 wieder eingeführt, aber nie verwendet, 3. 4. 1919 Verfassungsgerichtshof [1921, 1923 und 1985 staatsgerichtliche Verfahren durchgeführt], Sachsen-Weimar-Eisenach 1850, Oldenburg 1852, Baden 1868), 1921 für das (zweite) Deutsche Reich. In dem Mittelpunkt der Tätigkeit der Staatsgerichtshöfe steht vor allem die →Ministeranklage. Nach 1945 gehen die meisten Länder zu einem →Verfassungsgericht über. S. Google
Lit.: Scheel, M., Die Staatsgerichtshöfe der deutschen Länder, Diss. jur. Leipzig 1931; Grund, H., Preußenschlag und Staatsgerichtshof, 1976; Wehler, W., Der Staatsgerichtshof für das Deutsche Reich, Diss. jur. Bonn 1979; Vetter, J., Die Bundesstaatlichkeit, 1980; Landesverfassungsgerichtsbarkeit, hg. v. Starck, C. u. a., 1983; Hueck, I., Der Staatsgerichtshof zum Schutz der Republik, 1996
Staatsgewalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Pufendorf, Sittenlehre 482 und 483] in 17 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gewalt des Staates →Staat
Lit.: Wolzendorff, K., Staatsrecht und Naturrecht, 1916; Wenger, L., Hausgewalt und Staatsgewalt im römischen Altertum, 1942; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Lieberwirth, R., Die historische Entwicklung der Theorie vom vertraglichen Ursprung des Staates, (in) SB. d. sächs. Akad. d. Wiss. 118, 2, 1977; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1978; Koch, B., Rechtsbegriff und Widerstandsrecht, 1985; Reinhard, W., Geschichte der Staatsgewalt, 1999; Weber-Fas, R., Über die Staatsgewalt, 2000; Gerstenberger, H., Die subjektlose Gewalt, 2. A. 2006
Staatsgrundgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ausgenommen DRW-Archiv ab 1786 [Kerner, RRittersch. I 38] 20 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Bezeichnung für ein die Verfassung des Staates grundlegend bestimmendes Gesetz (beispielsweise Österreich 20. 10. 1860, 21. 12. 1867). Die österreichischen Staatsgrundgesetze von dem 21. 12. 1867 (→Dezemberverfassung) betreffen die Reichsvertretung, die allgemeinen Rechte der Staatsbürger, die Einsetzung eines Reichsgerichts, die richterliche Gewalt und die Ausübung der Regierungsgewalt und Vollzugsgewalt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 193, 231; Baltl/Kocher; Bauer, D., Sprache und Recht im alten Österreich, 1983; Krech, J., Das schleswig-holsteinische Staatsgrundgesetz vom 15. September 1848, 1985
Staatshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Haftung des Staates für den durch staatliches Verhalten entstandenen Schaden. Sie beruht auf der bereits in dem 18. Jahrhundert allgemein anerkannten Haftung des →Beamten für eine Verletzung seiner Amtspflichten (Amtshaftung, Vorgänger Syndikatsklage gegen einen Richter beispielsweise in der Reichskammergerichtsordnung von 1555) und der Haftung des Staates als juristischer Person für ein Verhalten seiner Organe. Nach der Mandatstheorie kann dabei wegen Überschreitung des Mandats rechtswidriges Verhalten des Beamten dem Fürsten oder Staat nicht zugerechnet werden. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) setzt die Haftung des Beamten für schuldhafte Amtspflichtverletzungen fest, das preußische Beamtenhaftungsgesetz (1909) und das Reichsbeamtenhaftungsgesetz von 1910 lassen zu dem Schutz des Beamten den Staat eintreten (in Sachsen-Altenburg bereits 1831, in Sachsen-Coburg-Gotha 1852, in Bayern 1899). Art. 131 WRV und Art. 34 GG knüpfen an die Beamtenhaftung des § 839 BGB an, leiten die Haftung aber auf den Staat über. Der Europäische Gerichtshof bejaht die Haftung des Staates für europarechtswidriges Verhalten der Gesetzgebung, Ausführung und Rechtsprechung (beispielsweise des Parlaments, der Verwaltung und des Verwaltungsgerichtshofs Österreichs). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 259; Loening, E., Die Haftung des Staates aus rechtswidrigen Handlungen seiner Beamten, 1879; Heidenhain, M., Amtshaftung und Entschädigung, 1965; Kohl, J., Die Lehre von der Unrechtsfähigkeit des Staates, 1977; Henne, T., Verwaltungsrechtsschutz im Justizstaat – das Beispiel des Herzogtums Braunschweig 1832-1896, 1995; Pfab, S., Staatshaftung in Deutschland, 1997; Ossenbühl, F., Staatshaftung, 5. A. 1998; Grzeszick, B., Rechte und Ansprüche, 2002; Bertelmann, H., Die Europäisierung des Staatshaftungsrechts, 2005; Thompson, D., Krieg ohne Schaden, 2015; Siegert, P., Staatshaftung im Ausnahmezustand, 2020
Staatshaushalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1784 [Botzenhart, Frhr. v. Stein I 101] 36 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Haushalt
Lit.: Köbler, DRG 225, 251; Riedel, A., Der brandenburg-preußische Staatshaushalt, 1866; Schmelzle, H., Der Staatshaushalt des Herzogtums Bayern, 1900; Friauf, P., Der Staatshaushaltsplan, 1968; Müller, P., Theorie und Praxis des Staatshaushaltsplans im 19. Jahrhundert, 1989; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat, 2005; Schirmer, U., Kursächsische Staatsfinanzen (1456-1656), 2006
Staatskanzler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1740/1753 [SammlKKGes. I 97] 29 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Staatskanzlei – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in Österreich in dem 18. und 19. Jahrhundert die Amtsbezeichnung der Fürsten Kaunitz und Metternich als Leiter der Haus-, Hof- und Staatskanzlei und von 1918 bis 1919 sowie 1945 Karl Renners. S. Google
Staatskirche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1817 [Klüber, ÖffRecht 731] 9 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in einem Staat allein anerkannte Kirche (beispielsweise Rom in der Spätantike, evangelische Länder des Heiligen römischen Reiches, Großbritannien, Schweden, Spanien). S. Google
Lit.: Barceló, P., Constantius II. und seine Zeit. Die Anfänge des Staatskirchentums, 2004
Staatskirchenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Ledderhose, HessKR. 2] 10 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das staatliche, die Kirche betreffende Recht. Das Wort ist (angeblich) erstmals in dem Motivenbericht zu dem Katholikengesetz Österreichs 1874 verwendet. Es umfasst sachlich die Gesamtheit der staatlichen Rechtssätze betreffend die Kirche bzw. die Religion. S. Google
Lit.: Heckel, M., Staat und Kirche, 1968; Seifert, E., Paul Joseph Riegger, 1973; Staat und Kirche im 19. Jahrhundert, hg. v. Huber, E. u. a., Bd. 1 1973; Winter, J., Die Wissenschaft vom Staatskirchenrecht im Dritten Reich, 1979; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Staat und Kirche im 20. Jahrhundert, hg. v. Huber, E. u. a., Bd. 1ff. 1980ff.; Ortloff, C., Das staatskirchenrechtliche System Wilhelm Traugott Krugs, 1998; Schneider, B., Ius reformandi, 2001; Ochsenfahrt, V., Die staatskirchenrechtliche Stellung des katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland, 2007; Heckel, M., Vom Religionskonflikt zur Ausgleichsordnung, 2007; 100 Begriffe aus dem Staatskirchenrecht, hg. v. Heinig, H. u. a., 2012
Staatslehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1684 [Sauter, Staatserm. 589] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der seit dem Ende des 18. Jahrhunderts entstehende Zweig der Rechtswissenschaft, der sich mit dem Wesen des Staates als solchem befasst. S. Google
Lit.: Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, Neudruck 2009; Deutsche Rechtswissenschaft und Staatslehre im Spiegel der italienischen Rechtskultur, hg. v. Schulze, R., 1990; Staatslehrer der frühen Neuzeit, hg. v. Hammerstein, N., 1995; Trott zu Solz, L. v., Hans Peters und der Kreisauer Kreis, 1997; Badura, P., Die Methoden der neueren allgemeinen Staatslehre, 2. A. 1998; Schuppert, G., Staatswissenschaft, 2003; Rüdiger, A., Staatslehre und Staatsbildung, 2005; Rose, M., Schleiermachers Staatslehre, 2012; Reformierte Staatslehre in der frühen Neuzeit, hg. v. Wall, H. de, 2014
Staatsnotstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die außerordentliche Gefahr für den Bestand eines Staates. Für diesen Fall enthält das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland seit 1968 eine Notstandsverfassung. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Ballreich, H. u. a., Das Staatsnotrecht, 1955; Schüler-Springorum, H., Notstand im Völkerrecht, Diss. jur. Marburg 1956 masch.schr.; Der Staatsnotstand, hg. v. Fraenkel, E., 1965; Boldt, H., Rechtsstaat und Ausnahmezustand, 1967; Radke, K., Der Staatsnotstand im modernen Friedensvölkerrecht, 1988; Casanova, A., Legale oder legitime Diktatur?, 2006
Staatsoberhaupt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR. I 374] 31 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an der Spitze eines Staates stehende Staatsorgan (beispielsweise König, Präsident).
Lit.: Bouveret, M., Die Stellung des Staatsoberhauptes in der parlamentarischen Diskussion und Staatsrechtslehre von 1848 bis 1918, 2003
Staatspolizei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1798 [Sonnenfeld, J. v., Handbuch der inneren Staatsverwaltung, Band 1 enthaltend nebst der allgemeinen Einleitung einen Theil der Staatspolizey, Wien 1798] 5 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechsiche des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) →geheime Staatspolizei
Staatsraison (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL, dort Staatsräson 18. Jahrhundert – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt und Staatsräson ab 1665 [Mader, ReichsrMag. III 556] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zu der Förderung des Staatswohls erforderliche Klugheit. Die Staatsraison wird in Italien in dem 16. Jahrhundert aufgegriffen. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wird sie wegen der Nähe von Staat und Fürst oder Staat und Partei auch kritisch gesehen.
Lit.: Meinecke, F., Die Idee der Staatsraison, 4. A. 1976; Friedrich, C., Die Staatsraison im Verfassungsstaat, 1961; Stolleis, M., Staatsraison, 1972; Staatsraison, hg. v. Schnur, R., 1975; Lutz, H., Ragione di Stato, 2. A. 1976; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Thuau, E., Raison d’État, 1966; Weinacht, P., Staat, 1968; Münkler, H., Im Namen des Staates, 1987; Voß, W., Vereinigungsfreiheit und Staatsräson, (in) Libertas, 1991, 301; Tieck, K., Staatsräson und Eigennutz, 1998; Staatsräson in Deutschland, hg. v. Heydemann, G. u. a., 2003; Raison(s) d’Etat(s) en Europe, hg. v. Krulic, B., 2010
Staatsrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1596 [PublLux. 55 1908 181] bzw. 1684 [Sauter, Staatserm. 132] in 37 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das der Staatsleitung dienende Beratungsorgan (beispielsweise Österreich 10. 12. 1760-4. 4. 1848 [1851-26. 2. 1861 Reichsrat, 26. 2. 1861-12. 6. 1868 Reichsrat, 1918-März 1919], 1934, Preußen 1808-1817, 1921-1933 [etwa 80 Mitglieder]) und deren einzelnes Mitglied. In der →Deutschen Demokratischen Republik ist der Staatsrat ab 12. 9. 1960 Leitungsorgan. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Baltl/Kocher; Hoch, C., Frhr. v., Der österreichische Staatsrat (1760-1848), 1879, Neudruck 1972; Hintze, O., Der österreichische Staatsrat im 16. und 17. Jahrhundert, ZRG GA 8 (1887), 137; Schneider, H., Der preußische Staatsrat, 1952; Francksen, M., Die Institution des Staatsrates in den deutschen Staaten, (in) ZNR 7 (1985), 19; Bayer, H., Der Staatsrat des Freistaates Preußen, 1992; Michel, K., Der Staatsrat, 1998; Wrage, M., Der Staatsrat im Königreich Hannover 1839-1866, 2001; Der preußische Staatsrat 1921-1933, bearb. v. Lilla, J., 2005
Staatsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1684 [Sauter, Staatserm. 585] in 24 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das den Staat allgemein betreffende Recht einschließlich des Völkerrechts. Dem Staatsrecht geht die Reichspublizistik (Reichsstaatsrechtslehre) voraus, die sich mit der materiellen Verfassung des Heiligen römischen Reiches befasst (beispielsweise Theodor Reinkingk 1590-1664, Johannes Limnaeus 1592-1663, Christoph Besold 1577-1638, Hermann Conring 1606-1661, Samuel Pufendorf 1632-1694, Gottfried Wilhelm Leibniz 1646-1716, Christian Thomasius 1655-1728, Johann Jakob Moser 1701-1785 und Johann Stephan Pütter 1725-1807). Das Staatsrecht entwickelt sich mit dem Konstitutionalismus und der Trennung von Staat und Gesellschaft in dem Laufe des 19. Jahrhunderts aus dem →öffentlichen Recht. Dabei strebt das 19. Jahrhundert (Paul Laband) vor allem nach Verwissenschaftlichung. Als demokratische Staatsrechtslehrer in der Weimarer Republik werden Hugo Preuß, Gerhard Anschütz, Richard Thoma, Hans Kelsen und Hermann Heller hervorgehoben. Um 1950 gibt es in Deutschland etwa 80 Hochschullehrer des Staatsrechts. S. Google
Lit.: Kaser §§ 2 II 1, 3 II, 17 II; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 143; Moser, J., Teutsches Staatsrecht, Teil 1ff. 1737ff., Neudruck 1968; Pütter, J., Litteratur des teutschen Staatsrechtes, Bd. 1ff. 1776ff., Neudruck 1965; Kreittmayr, W. Frhr. v., Grundriss des allgemeinen deutsch- und bayerischen Staatsrechts, 1768; Mohl, R. v., Staatsrecht des Königreichs Württemberg, 1831; Laband, P., Das Staatsrecht des deutschen Reiches, 1887, Bd. 1ff. 5. A. 1911ff., Neudruck 1964; Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. z. T. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Deutsches Staatsrecht, hg. v. Haenel, A. u. a., 1892, 2. A. 2013; Mommsen, T., Abriss des römischen Staatsrechts, 1893, Neudruck 2013, 2. A. 1907, Neudruck 2013; Böckenförde, E., Gesetz und gesetzgebende Gewalt, 1958; Hoke, R., Die Reichsstaatsrechtslehre des Johannes Limnaeus, 1968; Das Staatsrecht des heiligen römischen Reiches deutscher Nation, hg. v. Wagner, W., 1968; Oertzen, P. v., Die soziale Funktion des staatsrechtlichen Positivismus, 1974; Hoke, R., Die Emanzipation der deutschen Staatsrechtswissenschaft, (in) Der Staat 15 (1976), 211; Wyduckel, D., Ius publicum, 1984; Rennert, K., Die „geisteswissenschaftliche Richtung“ in der Staatsrechtslehre der Weimarer Republik, 1987; Ridder, H., Verfassungsrecht oder Staatsrecht, (in) Bll. f. dt. u. internat. Politik 1988, 220; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1ff. 1988ff.; Pauly, W., Der Methodenwandel im deutschen Spätkonstitutionalismus, 1993; Bülow, B. v., Die Staatsrechtslehre der Nachkriegszeit, 1996; Rainer, M., Einführung in das römische Staatsrecht, 1997; Friedrich, M., Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 1997; Becker, L., Schritte auf einer abschüssigen Bahn, 1999; Stern, K., Das Staatsrecht der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 5 Die geschichtlichen Grundlagen, 2000; Schmidt, J., Konservative Staatsrechtslehre und Friedenspolitik, 2001; Dreier, H./Pauly, W., Die deutsche Staatsrechtslehre in der Zeit des Nationalsozialismus, 2001; Handbuch des Staatsrechts, hg. v. Isensee, J. u. a., 3. A. 2003; Unruh, P., Weimarer Staatsrechtslehre und Grundgesetz, 2004; Frieder, G., Denken vom Staat her, 2004; Kremer, C., Die Willensmacht des Staates - Die gemeindeutsche Staatsrechtslehre des Carl Friedrich von Gerber, 2008; Kuriki, H., Beiträge zur Geschichte der deutschen Staatsrechtswissenschaft, 2009; Gottwald, D., Fürstenrecht und Staatsrecht im 19. Jahrhundert, 2009; Die Weimarer Staatsrechtsdebatte, hg. v. Gangl, M., 2011; Ishikawa, T., Deutschsprachige Staatsrechtslehrer, 2012; Schulze-Fielitz, H., Staatsrechtslehre als Mikrokosmos, 2013; Staatsrechtslehrer des 20. Jahrhunderts, hg. v. Häberle, P. u. a., 2015, 2. A. 2018; Schönberger, C., Der „German Approach, 2015; Dreier, H., Staatsrecht in Demokratie und Diktatur – Studien zur Weimarer Republik und zum Nationalsozialismus, hg. v. Jestaedt, M. u. a., 2016
Staatsregierung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1691 [Pufendorf, Sittenlehre 489] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die politische Leitungsgewalt des Staates (beispielsweise Deutschösterreich 1918, Österreich 1945, Bayern).
Staatsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1785 [Fischer, KamPolR. I 425] 8 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schutz des Staates und damit betraute Behörde
Lit.: Staatsschutz, hg. v. Willoweit, D., 1994; Passek, I., Die erstinstanzliche Zuständigkeit der Oberlandesgerichte in Staatsschutzstrafsachen, 2003
Staatssekretär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1653 [Freyberger, ReichsZustand V 258] in 6 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Sekretär in dem Dienste des Staates in teilweise hervorgehobener Stellung
Lit.: Hefty, J., Die parlamentarischen Staatssekretäre im Bund, 2005
Staatsicherheit s. Stasi, Staatsicherheitsdienst
Staatsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1753 [Pütter, JurPraxis I 192] 67 Archivzettel) nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der unter Staaten abgeschlossene Vertrag (beispielsweise Friedensvertrag, Staatsvertrag betreffend die Wiederherstellung eines unabhängigen und demokratischen Österreichs mit den Alliierten von dem 15. 5. 1955, in Kraft an dem 27. 7. 1955, einzelne Bestimmungen 1990 einverständlich für obsolet erklärt). S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StaatsvertragOesterreich1955.htm; Fünfzig Jahre Staatsvertrag und Neutralität, hg. v. Olechowski, T., 2006
Staatsvolk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben statenvolk 1602 [JbEmden 6, 2 1885 116 und 122] einmal 1785 [Pestalozzi, Werke IX 337] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einen Staat tragende Volk. S. Google
Staatswissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1683 [in einem Buchtitel von 1683] in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Wissenschaft von der Entstehung und dem Wesen des Staates. Sie spielt in dem 19. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Danach ist die Verbindung von Staatswissenschaft und Rechtswissenschaft überwiegend wieder aufgegeben.
Lit.: Schuppert, G., Staatswissenschaft, 2003
Staatsziel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1691 [Pufendorf, Sittenlehre 514] einmal belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von einem Staat angestrebte politische Ziel (beispielsweise Ruhe und Ordnung, soziale Sicherheit, Umweltschutz). Staatszielbestimmungen begründen grundsätzlich keine einklagbaren Ansprüche Einzelner. S. Google
Stab (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab Mitte 12. Jahrhundert [Kchr. V. 8494] in zahlreichen Stellen in vielen unterschiedenen Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das lange dünne gerade Holzstück, das als Rechtssymbol für Gewalt verwendet werden kann. Seit 1499 ist bezeugt, dass der Richter über den Angeklagten den Stab bricht. Bei dem Stabwurf versinnbildlicht der Stab den zu übertragenden Gegenstand (beispielsweise Grundstück). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Moeller, E. v., Die Rechtssitte des Stabbrechens, ZRG GA 21 (1900), 27; Amira, K. v., Der Stab in der germanischen Rechtssymbolik, 1909; Liebermann, F., Zum Stabbrechen des Richters, ZRG GA 41 (1920), 382; Lauffer, O., Der Büttelstab, ZRG GA 61 (1941), 252; Kocher, G., Richter und Stabübergabe im Verfahren der Weistümer, 1971; Vorbrodt, G./Vorbrodt, I., Die akademischen Szepter und Stäbe, Bd. 1f. 1971; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Töbelmann, P., Stäbe der Macht, 2011
Stade (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Niedersachsen mit knapp 47000 Einwohnern
Lit.: Das Stader Stadtrecht vom Jahre 1279, 1950; Weise, E., Geschichte des niedersächsischen Staatsarchivs in Stade, 1964; Ellermeyer, J., Stade 1300-1399, 1975
Stadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] als Stätte oder Stelle in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 als Stätte oder Stelle und neben dem Altenglischen und Altfriesischen in zahlreichen Stellen in vielen unterschiedlichen Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die umfangreichere, gewerbliche Tätigkeit beherbergende, meist durch eine Mauer befestigte Siedlung mit besonderem Stadtrecht. Die Stadt ist bereits dem Altertum bekannt (beispielsweise Çatal Höyük in Kleinasien, etwa 6800 v. Chr., Eridu, Uruk, Athen, Rom, in dem römischen Weltreich vielleicht 2000 Städte). In dem Mittelalter entsteht sie vielfach auf römischer Grundlage (Römerstadt wie Köln, Bonn, Trier, Main, Basel, Zürich, Regensburg, Passau, Wels, Wien) wohl in dem 11. Jahrhundert auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen unter Förderung durch den Stadtherrn (in Kenntnis von Städten des Altertums neu) in dem Ausbau vorhandener Siedlungen oder vielleicht auch durch bewusste Gründung (Gründungsstadt beispielsweise Freiburg im Breisgau, Zunahme städtischer Siedlungen seit der Mitte des 12. Jahrhunderts). Reichsunmittelbar ist die →Reichsstadt (freie Stadt Regensburg 1255, Straßburg 1263, Speyer 1294, Worms 1247, 1273, Mainz 1244, 1331, Köln 1288, 1475, Bremen 1541, 1646, Hamburg 1510, 1768, Besançon 1290, 1364, Toul 1271-1278, Metz 1180, 1210, Verdun 1156, Cambrai 12. Jahrhundert). In der frühen Neuzeit bezieht der Landesherr die Stadt stärker in das Land ein und verwendet sie als örtliche Verwaltungseinheit. Seit dem 19. Jahrhundert tritt die Stadt trotz wirtschaftlichen Vorrangs rechtlich hinter der →Gemeinde zurück (beispielsweise Österreich 1849), so dass die Bezeichnung Stadt ihre rechtliche Bedeutung verliert. Tatsächlich leben wohl seit 2007 mehr Menschen weltweit in urbanen Räumen als in ländlichen Räumen (um 1950 ein Drittel, um 2050 wohl zwei Drittel der Menschen in urbanen Räumen). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 78, 96, 98, 110, 111, 113, 120, 138, 149, 152, 195; Keutgen, F., Untersuchungen über den Ursprung der deutschen Stadtverfassung, 1895; Rietschel, S., Markt und Stadt, 1897; Liesegang, E., Niederrheinisches Städtewesen, 1897; Hegel, K., Die Entstehung des deutschen Städtewesens, 1898; Wild, E., Verfassungsgeschichte der Stadt Wil, 1904; Kretzschmar, J., Die Entstehung von Stadt und Stadtrecht, 1905; Siegburg, bearb. v. Lau, F., 1907; Lahusen, J., Zur Entstehung der Verfassung bairisch-österreichischer Städte, 1908; Lappe, J., Die Sondergemeinden der Stadt Lünen, 1909; Merz, W., Die Stadt Aarau, 1909; Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte (Blankenberg, Deutz, Neuß), 1911; Below, G. v., Territorium und Stadt, 1900, 2. A. 1923; Schmoller, G., Deutsches Städtewesen, 1922; Sander, P., Geschichte des deutschen Städtewesens, 1922; Niedersächsischer Städteatlas, 1922ff.; Groß, L., Stadt und Markt im späteren Mittelalter, ZRG GA 45 (1925), 65; Geisler, W., Die deutsche Stadt, 1924; Dörries, H., Die Städte im oberen Leinetal, 1925; Pirenne, H., Les villes du moyen-âge, 1927; Rütimeyer, E., Stadtherr und Stadtbürgerschaft in den rheinischen Bischofsstädten, 1928; Knöpp, F., Die Stellung Friedrichs II. und seiner beiden Söhne zu den deutschen Städten, 1928, Neudruck 1965; Dörries, H., Entstehung und Formenbildung der niedersächsischen Stadt, 1929; Beyerle, F., Zur Typenfrage in der Stadtverfassung, ZRG GA 50 (1930), 1; Weller, K., Die staufische Städtegründung in Schwaben, (in) Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte N. F. 36 (1930), 145; Hamm, E., Die Städtegründungen der Herzöge, 1932; Lappe, J., Stadtgründung und Stadtverfassung im Gebiete der Einzelhöfe (Werne im Münsterlande), (in) Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde 89 (1932), 1; Flach, W., Verfassungsgeschichte einer grundherrlichen Stadt – Berga a. d. Elster, 1934; Loehr, M., Leoben, 1934; Rudolph, H., Stadt und Staat im römischen Italien, 1935; Goerlitz, T., Die Haftung des Bürgers und Einwohners für Schulden der Stadt und ihrer Bewohner nach Magdeburger Recht, ZRG GA 56 1936), 150; Frölich, K., Zur Verfassungstopographie der deutschen Städte des Mittelalters, ZRG GA 58 (1938), 275; Pirenne, H., Les villes, 1939; Deutsches Städtebuch, hg. v. Keyser, E., Bd. 1ff. 1939ff.; Ganshof, F., Over stadsontwikkeling, 1941; Dahm, G., Untersuchungen zur Verfassungs- und Strafrechtsgeschichte der italienischen Stadt, 1941; Planitz, H., Frühgeschichte der deutschen Stadt, ZRG GA 63 (1943), 1; Planitz, H., Die deutsche Stadtgemeinde, ZRG GA 64 (1944), 1; Fischer, H., Doppelstadt und Stadtverlegung, ZRG GA 66 (1948), 236; Quellen zur älteren Geschichte des Städtewesens in Mitteldeutschland, hg. v. Institut f. dt. Landes- und Volksgesch. an der Univ. Leipzig, Bd. 1, 2 1949; Vollmer, G., Die Stadtentstehung am unteren Niederrhein, 1952; Ennen, E., Frühgeschichte der europäischen Stadt, 1953; Städtewesen und Bürgertum, hg. v. Brandt, A. v. u. a., 1953; La ville, 1954; Ludat, H., Vorstufen und Entstehung des Städtewesens in Osteuropa, 1955; Naujoks, E., Obrigkeitsgedanke, Zunftverfassung und Reformation, 1958; Schildhauer, J., Soziale, politische und religiöse Auseinandersetzungen in den Hansestädten, 1958; Mauersberg, H., Wirtschafts- und Sozialgeschichte zentraleuropäischer Städte, 1960; Scheper, B., Anfänge und Formen bürgerlicher Institutionen norddeutscher Hansestädte, Diss. phil. Kiel 1960; Haase, C., Die Entstehung der westfälischen Städte, 1960, 2. A. 1963; Bärmann, J., Die Städtegründungen Heinrichs des Löwen, 1961; Diestelkamp, B., Die Städteprivilegien Herzog Ottos des Kindes, 1961; Müller, W., Die heilige Stadt, 1961; Die Städte Mitteleuropas im 12. und 13. Jahrhundert, 1963; Untersuchungen zur gesellschaftlichen Struktur der mittelalterlichen Städte in Europa, 1966; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967; Drollinger, K., Kleine Städte Südwestdeutschlands, 1968; Die Stadt des Mittelalters, hg. v. Haase, C., 1969; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1969; Bibliographie zur Städtegeschichte Deutschlands, hg. v. Keyser, E., 1969; Verwaltung und Gesellschaft in der südwestdeutschen Stadt des 17. und 18. Jahrhunderts, hg. v. Maschke, E. u. a., 1969; Die Stadt des Mittelalters 1ff., Begriff, Entstehung und Ausbreitung, Recht und Verfassung, Wirtschaft und Gesellschaft, hg. v. Haase, C., 1969ff.; Möncke, G., Bischofsstadt und Reichsstadt, 1971; Städtische Mittelschichten, hg. v. Maschke, E./Sydow, J., 1972; Stadt und Stadtherr im 14. Jahrhundert, hg. v. Rausch, C., 1972; Die Stadt am Ausgang des Mittelalters, hg. v. Rausch, W., 1974; Stadt und Umland, hg. v. Maschke, E. u. a., 1974; Vor- und Frühformen der europäischen Stadt im Mittelalter, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1974, z. T. 2. A. 1975; Ennen, E., Die europäische Stadt des Mittelalters, 4. A. 1987; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Fritze, K., Bürger und Bauer zur Hansezeit, 1976; Bischofs- und Kathedralstädte, hg. v. Petri, F., 1976; Schwineköper, B., Königtum und Städte bis zum Ende des Investiturstreits, 1977; Die mittelalterliche Städtebildung im südöstlichen Europa, hg. v. Stoob, H., 1977; Hall, T., Mittelalterliche Stadtgrundrisse, 1978; Die Stadt, hg. v. Stoob, H., 1979; Zentralität als Problem der mittelalterlichen Stadtgeschichtsforschung, hg. v. Meynen, E., 1979; Städte und Ständestaat, hg. v. Töpfer, B., 1980; Die Stadt an der Schwelle zur Neuzeit, hg. v. Rausch, W., 1980; Quellen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte mittel- und oberdeutscher Städte im Spätmittelalter, übers. v. Möncke, G., 1982; Mitterauer, M., Markt und Stadt, 1980; Beiträge zum hochmittelalterlichen Städtewesen, hg. v. Diestelkamp, B., 1982; Beiträge zum spätmittelalterlichen Städtewesen, hg. v. Diestelkamp, B., 1982; Stadt und Herrschaft, hg. v. Vittinghoff, F., 1982; Heinig, P., Reichsstädte, Freie Städte und Königtum 1389-1450, 1983; Stadt und wirtschaftliche Selbstverwaltung, hg. v. Kirchgässner, B. u. a., 1987; Urkunden zur Geschichte des Städtewesens in Mittel- und Niederdeutschland bis 1350, hg. v. Stoob, H., 1985; Bibliographie zur deutschen historischen Städteforschung 1, hg. v. Stoob, H., 1986; Stadtkernforschung, hg. v. Jäger, H., 1987; Modelli di città, hg. v. P. Rossi, 1987; Isenmann, E., Die deutsche Stadt im Spätmittelalter, 1988; Kießling, R., Die Stadt und ihr Land, 1989; Grundherrschaft und Stadtentstehung am Niederrhein, hg. v. Fink, K. u. a., 1989; Recht, Verfassung und Verwaltung in der frühneuzeitlichen Stadt, hg. v. Stolleis, M., 1991; Schroeder, K., Das alte Reich und seine Städte, 1991; Stadtkern und Stadtteile, hg. v. Kirchgässner, B. u. a. 1991; Schilling, H., Die Stadt in der frühen Neuzeit, 1991; Stadtadel und Bürgertum in den italienischen und deutschen Städten des Spätmittelalters, hg. v. Elze, R. u. a. 1991; The City in the Late Antiquity, hg. v. Rich, J., 1992; Engel, E., Die deutsche Stadt des Mittelalters, 1993; Schilling, H., Die Stadt in der frühen Neuzeit, 1993; Residenzen des Rechts, hg. v. Kirchgässner, B./Becht, H., 1993; Stadt und Bürgertum im Übergang von der traditionalen zur modernen Gesellschaft, hg. v. Gall, L., 1993; Boockmann, H., Die Stadt im späten Mittelalter, 3. A. 1994; Gerteis, K., Die deutschen Städte in der frühen Neuzeit, 2. A. 1994; Denkmäler des Amberger Stadtrechts, bearb. v. Laschinger, J., Bd. 1ff. 1994ff.; Roux, S., Le monde des villes, 1994; Shofield, J./Vince, A., Medieval Towns, 1994; Meier, U., Mensch und Bürger, 1994; Landesherrliche Städte in Südwestdeutschland, hg. v. Treffeisen, J. u. a., 1994; Die Stadt (Kalkar) im Mittelalter, hg. v. Kaldewei, G., 1994; Deidesheim, hg. v. Andermann, K. u. a., 1995; Anfänge des Städtewesens an Schelde, Maas und Rhein bis zum Jahre 1000, hg. v. Verhulst, A., 1996; Vetter, K., Zwischen Dorf und Stadt – Die Mediatstädte des kurmärkischen Kreises Lebus, 1996; Stadt und Verkehr im Industriezeitalter, hg. v. Matzerath, H., 1996; Eberhard, I., Van des stades wegene utgegeven unde betalt, 1996; Klotz, H., Die Entdeckung von Çatal Höyük, 1998; Die Frühgeschichte der europäischen Stadt im 11. Jahrhundert, hg. v. Jarnut, J. u. a., 1998; Hirschmann, F., Stadtplanung, Bauprojekte und Großbaustellen im 10. und 11. Jahrhundert, 1998; Mitteleuropäisches Städtewesen, hg. v. Janssen, W. u. a., 1999; Sweet, R., The English Town 1680-1840, 1999; Das Bild der Stadt in der Neuzeit, hg. v. Behringer, W. u. a., 1999; Nissen, H., Geschichte Altvorderasiens, 1999; Knittler, H., Die europäische Stadt in der frühen Neuzeit, 2000; Schöber, P., Wirtschaft, Stadt und Staat, 2000; Quellen zur Verfassungsgeschichte der deutschen Stadt, ausgew. v. Hergemöller, B., 2000; Städtelandschaft, hg. v. Escher, M. u. a., 2000; Kannowski, B., Bürgerkämpfe und Friedebriefe, 2001; Happ, S., Stadtwerdung am Mittelrhein, 2002; Stadt und Recht im Mittelalter, hg. v. Monnet, P. u. a., 2002; Die vormoderne Stadt, hg. v. Feldbauer, P. u. a., 2002; Sondergemeinden und Sonderbezirke in der Stadt der Vormoderne, hg. v. Johanek, P., 2003; Müller, C., Landgräfliche Städte in Thüringen, 2003; Meier, D., Bauer, Bürger, Edelmann, 2003; Frenz, B., Frieden, Rechtsbruch und Sanktion in deutschen Städten vor 1300, 2003; Grzywatz, B., Stadt, Bürgertum und Staat im 19. Jahrhundert, 2003; Weinberger, B., Städtefeindlichkeit in der deutschen Geschichte, 2003; Baeriswyl, A., Stadt, Vorstadt und Stadterweiterung im Mittelalter, 2003; Städtelandschaft, hg. v. Gräf, H. u. a., 2004; Vielerlei Städte, hg. v. Johanek, P. u. a., 2004; Die Salzstadt, hg. v. Freitag, W., 2004; Grzywatz, B., Stadt, Bürgertum und Staat im 19. Jahrhundert, 2003; Stercken, M., Städte der Herrschaft, 2006; Stadt und Region, hg. v. Duchhardt, H. u. a., 2005; Die urbanen Zentren des hohen und späteren Mittelalters, hg. v. Escher, M. u. a. 2005; Die europäische Stadt im 20. Jahrhundert, hg. v. Lenger, F., 2005; Golvin, J., Metropolen der Antike, 2005, 2. A. 2019; Opll, F., Das Werden der mittelalterlichen Stadt, (in) HZ 280 (2005), 561; Engel, E./Jacob, F., Städtisches Leben im Mittelalter, 2006; Müller, A., Modernisierung in der Stadtverwaltung, 2006; Imagining the City, hg. v. Emden, C. u. a., Bd. 1f. 2006; Städte im östlichen Europa, hg. v. Goehrke, C. u. a., 2006; Stercken, M., Städte der Herrschaft, 2006; Messen, Jahrmärkte und Stadtentwicklung in Europa, hg. v. Irsigler, F. u. a., 2007; Who ran the cities?, hg. v. Roth, R. u. a., 2007; Was machte im Mittelalter zur Stadt?, hg. v. Jäschke, K u. a., 2007; Turnau, V., Unruhehäufungen und ihre Zusammenhänge in Städten des Reiches zu Beginn des 14. Jahrhunderts, 2007; Repräsentationen der mittelalterlichen Stadt, 2008; Urbanisierung und Urbanität, hg. v. Flachenecker, H. u. a., 2008; Hirschmann, F., Die Stadt im Mittelalter, 2009; Urban Space, hg. v. Classen, A., 2009; Schmieder, F., Die mittelalterliche Stadt, 2. A. 2009, 3. A. 2012; Die Urbanisierung Europas von der Antike bis in die Moderne, hg. v. Fouquet, G. u. a., 2009; Städte im europäischen Raum, hg. v. Roth, R., 2009; Stadtgestalt und Öffentlichkeit, hg. v. Albrecht, S., 2010; Europäische Städte im Mittelalter, hg. v. Opll, F. u. a., 2010; Lau, T., Unruhige Städte, 2010; Die Macht der Städte, hg. v. Gehler, M., 2010; Hergemöller, B./Clarius, N., Glossar zur Geschichte der mittelalterlichen Stadt, 2011; Hirschmann, F., Die Anfänge des Städtewesens in Mitteleuropa - Die Bischofssitze des Reiches bis ins 12. Jahrhundert, Bd. 1ff. 2011f.; Stadtgründung und Stadtwerdung, hg. v. Opll, F. u. a., 2011; Städtische Wirtschaft im Mittelalter, hg. v. Holbach, R., 2011; Isenmann, E., Die deutsche Stadt im Mittelalter 1150-1150, 2012, 2. A. 2014; Blaschke, K-. Von der Kaufmannssiedlung zur Stadt, (in) HZ 294 (2012), 653; Bild und Wahrnehmung der Stadt, hg. v. Johanek, P., 2012; Orte der Stadt im Wandel, hg. v. Morscher, L. u. a., 2013; Mittler zwischen Herrschaft und Gemeinde. Die Rolle von Funktions- und Führungsgruppen in der mittelalterlichen Urbanisierung Zentraleuropas, hg. v. Gruber, E. u. a., 2013; Wandel der Stadt um 1200, hg. v. Igel, K. u. a., 2013; Blaschke, K./Jäschke, U., Nikolaikirchen und Stadtentstehung in Europa, 2013; Stadt und Demokratie, hg. v. Bräunche, E. u. a., 2014; Dilcher, G., Zu Stand und Aufgaben der Stadtgeschichtsforschung, ZRG GA 131 (2014), 434; Autostädte im 20. Jahrhundert, hg. v. Heßler, M. u. a., 2014; Gelebte Normen im urbanen Raum?, hg. v. Brand, H. u. a., 2014; Schott, D., Europäische Urbanisierung (1000-2000). 2014; Rau, S., Räume der Stadt _ Eine Geschichte Lyons 1300-1800, 2014; Biller, T., Die mittelalterlichen Stadtbefestigungen im deutschsprachigen Raum, 2016; Hanson, J., An Urban Geography of the Roman World, 2016 (will die Städte des imperium Romanum möglichst vollständig erfassen, erstaunlich geringer Erkenntnisfortschritt); La participation politique dans les villes du Rhin supérieur à la fin du Moyen Âge, hg. v. Richard, O., 2017; New Cities in Late Antiquity, hg. v. Rizos, E., 2017; Stadt, Region, Migration, hg. v. Hecker, H. u. a., 2017; Payer, P., Der Klang der Großstadt – Eine Geschichte des Hörens, 2018; Die materielle Kultur der Stadt in Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Heusinger, S. v. u. a., 2019; Wolffhardt, T., Vom Wiederaufbau zur urbanen Entwicklungspolitik – Die Vereinten Nationen, transnationale Netzwerke und das Problem der Urbanisierung, ca. 1945-1966, (in) HZ 309 (2019), 337; Schoppmeyer, H., Städte in Westfalen, 2021 (mehr als 200 von den Anfängen bis 1806)
Stadtbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1279 [StadeStR. 114] in rund 50 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von einer →Stadt für die Aufzeichnung wichtiger rechtlicher Geschehnisse oder auch Verhältnisse geführte Buch. Es erscheint seit dem 13. Jahrhundert Mit zunehmender Verschriftlichung treten vielfach mehrere besondere, nicht stets überzeugend systematisch abgegrenzte Bücher nebeneinander.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 105, 125; Das Lübecker Oberstadtbuch, hg. v. Rehme, P., 1895; Zeller-Werdmüller, H., Die Zürcher Stadtbücher, 1899; Die Zürcher Stadtbücher des 14. und 15. Jahrhunderts, hg. v. Nabholz, H., Bd. 3 1906; Rehme, P., Über die Breslauer Stadtbücher, 1909; Beyerle, K., Die deutschen Stadtbücher, (in) Dt. Geschichtsbll. 11 (1910), 145; Rehme, P., Stadtbuchstudien, ZRG GA 37 (1916), 1; Stowasser, O., Das Stadtbuch von Waidhofen, (in) Jahrbuch des Vereins für Landeskunde von Niederösterreich, 1916; Das älteste Böhmisch Kaunitzer Stadtbuch, 1915; Die sogenannten Sobielaw’schen Rechte, hg. v. Schranil, R., 1916: Rehme, P., Über Kieler Stadtbücher des Mittelalters, ZRG GA 38 (1917), 164; Schubert, F., Das älteste Glatzer Stadtbuch (1316-1412), ZRG GA 45 (1925), 250; Rehme, P., Stadtbücher des Mittelalters, (in) FS V. Ehrenberg, 1927, 173; Das Mindener Stadtbuch, hg. v. Krieg, M., 1931; Rehme, P., Neues über die Stralsunder Stadtbücher, ZRG GA 58 (1938), 674; Buyken, T./Conrad, H., Die ältesten Stadtbücher von Koblenz, ZRG GA 59 (1939), 165; Das Stadtbuch von Dux 1389, bearb. v. Kochmann, K., 1941; Schmid, H., Dalmatinische Stadtbücher, Kosov Zbornik-Festschrift (Laibach) 1953, 330; Triller, A./Schön, B., Stadtbuch von Dinslaken, 1959; Das Stadtbuch von Anklam, hg. v. Bruinier, J., Bd. 1ff. 1960ff.; Nový, R., Libri civitatum Bohemiae, 1963; Das älteste Rostocker Stadtbuch, hg. v. Thierfelder, H., 1967; Das Stadtrecht von Schaffhausen, Bd. 2 Das Stadtbuch von 1385, bearb. v. Schib, L., 1967; Das älteste Stadtbuch von Coburg, bearb. v. Andrian-Werburg, K. Frhr. v., 1977; Das Stadtbuch von Karpfen (Krupina), hg. v. Grothausmann, K., 1977; Hemann, F., Das Rietberger Stadtbuch, 1994; Stadtbücher als namenkundliche Quellen, hg. v. Debus, F.; 2000; Die Weimarer Stadtbücher, hg. v. Steinführer, H., 2005; Haus- und Familienbücher in der städtischen Gesellschaft, hg. v. Studt, B., 2006
Stadtbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1437 [NÖsterr./ÖW. VIII 214] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Bürger
Städtebund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 [Saur, A., Stätte-Buch, Frankfurt 1658, 217] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der vertragliche Zusammenschluss von Städten zu gemeinsamem Handeln wie etwa der Sicherung des Handels (beispielsweise lombardische Liga 1167, rheinischer Städtebund 1254/1256, schwäbischer Städtebund 1376/1381, →Hanse). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 97, 121; Füchtner, J., Die Bündnisse der Bodenseestädte bis zum Jahre 1390, 1970; Mägdefrau, W., Der Thüringer Städtebund im Mittelalter, 1977; Kommunale Bündnisse, hg. v. Maurer, H., 1987; Vom Städtebund zum Zweckverband, hg. v. Kirchgäßner, B. u. a., 1994; Stoob, H., Die Hanse, 1995; Distler, E., Städtebünde im deutschen Spätmittelalter, 2006; Städtebünde – Städtetage, hg. v. Felten, F., 2006
Städteordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen –ausgenommen DRW-Archiv 1809 [Rabe, PreußG. X 34] 1 Archivzettel – nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das das Stadtrecht regelnde Gesetz des 19. Jahrhunderts (beispielsweise das preußische Gesetz von dem 19. 11. 1808, das den Städten die →Selbstverwaltung erneuert). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 197; Städteordnungen des 19. Jahrhunderts, hg. v. Naunin, H., 1984; Wex, N., Staatliche Bürokratie und städtische Autonomie, 1997
Stadtgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1358 [KemptenStB. Beck XVI] bzw. um 1400 [IglauStR. 197] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in der →Stadt für die gerichtlichen Angelegenheiten zuständige →Gericht, dem anfangs meist der Stadtherr vorsitzt.
Lit.: Torggler, K., Stadtrecht und Stadtgericht in Klagenfurt, 1937; Bühler, T., Andreas Heusler und die Revision der Basler Stadtgerichtsordnung, 1963; Christ, B., Die Basler Stadtgerichtsordnung von 1719, Diss. jur. Basel 1968; Drüppel, H., Iudex civitatis, 1981; Spieß, P., Die Konkurrenz zwischen „städtischer“ und „stadtherrlicher“ Strafgerichtsbarkeit im 13. und 14. Jahrhundert, ZRG GA 98 (1981), 291
Stadthagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Schaumburg in Niedersachsen mit rund 22000 Einwohnern
Lit.: Die Eheberedungen des Amts Stadthagen im Staatsarchiv Bückeburg, bearb. v. Sturm-Heumann, M., Teil 1ff. 2004ff.
Stadtherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab vor 1328 [Ruprecht – Claußen - Art. 35] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Stadt
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 111; Stadt und Stadtherr im 14. Jahrhundert, hg. v. Rausch, W., 1972
Stadtkommune (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1736 [CCMarch. IV 3 Sp. 453] 18 Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Stadt
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Dilcher, G., Die Entstehung der lombardischen Stadtkommune, 1967
Stadtluft macht frei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist das Rechtssprichwort des 19. Jahrhunderts, das besagen will, dass ein Herr einen in die Stadt geflohenen Unfreien nicht zurückholen kann, wenn er nicht binnen eines Jahres, sechs Wochen und drei Tagen klagt (beispielsweise Altenburg 1256). Urbare und Neubürgerlisten stützen die Vermutung umfangreicher Landflucht in dem Hochmittelalter allerdings anscheinend nicht. Zu der Abwehr der Landflucht wird gleichwohl die →Leibeigenschaft entwickelt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Brunner, H., Luft macht frei, (in) Festgabe O. Gierke, 1901, 1; Schütze, P., Die Entstehung des Rechtssatzes Stadtluft macht frei, 1903; Mitteis, H., Über den Rechtsgrund des Satzes „Stadtluft macht frei“, (in) FS E. Stengel, 1952, 342; Kroeschell, K., Weichbild, 1960, 75; Gellinek, C., Stadtluft macht frei?, ZRG GA 106 (1989), 306; Haase, R., Anmerkungen zum Satz „Stadtluft macht frei“, ZRG GA 106 (1989), 311; Stamm, V., Gab es eine bäuerliche Landflucht im Hochmittelalter?, (in) HZ 276 (2003), 305; Schwarz, J., Stadtluft macht frei, 2008
Stadtmauer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1330 [BrünnRQ. 395 und 393] in 30 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Stadt
Stadtrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1313 [Grünberger, PassauZünfte 202] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Rat, Stadt
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2
Stadtrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1265/1267 [SteirUrb. 73] in 66 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das besondere Recht einer Stadt. Es erwächst nach römischem Vorbild in dem Mittelalter an dem Ende des 11. Jahrhunderts (lat. ius [N.] civile). An dem Beginn steht vielleicht oft das →Privileg eines Herrn (beispielsweise Freiburg im Breisgau 1120?), das von der Gewohnheit ergänzt wird. Spätestens in dem 13. Jahrhundert kommt die →Satzung von Seiten meist des Rates hinzu. Festgehalten wird das Stadtrecht oft in einem →Stadtbuch. Der Stadtherr kann das Stadtrecht einer Stadt an eine andere übertragen (Stadtrechtsfamilie beispielsweise Wien, Frankfurt am Main, Lübeck, Magdeburg). Eine Stadt kann auch einer anderen ihr Stadtrecht mitteilen. Mit der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter dringt dieses über Stadtrechtsreformationen (beispielsweise Nürnberg 1479/1484, Tübingen 1493, Worms 1499, Frankfurt 1509, Freiburg 1520, Pettau/Slowenien 1513, Windsheim 1521, Braunschweig 1538, Bern 1539, Zwickau 1539/1569, Hamburg, Lüneburg) auch in das Stadtrecht ein. In der Neuzeit greift der Landesherr vielfach vereinheitlichend ein. Auch in der Gegenwart gibt es auf der Ebene der Selbstverwaltung besonderes Stadtrecht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 98, 101, 104, 120; Deutsche Stadtrechte des Mittelalters, hg. v. Gaupp, T., 1851f., Neudruck 1966; Gengler, H., Codex iuris municipalis, 1863, Neudruck 1968; Meyer, C., Das Stadtrecht von Hof vom Jahre 1436, ZRG GA 19 (1998), 152; Oberrheinische Stadtrechte, hg. v. d. badischen historischen Kommission, 1895ff.; Urkunden zur städtischen Verfassungsgeschichte, hg. v. Keutgen, F., 1901, Neudruck 1965; Lippstadt, bearb. v. Overmann, A., 1901; Kretzschmar, J., Die Entstehung von Stadt und Stadtrecht, 1905; Zehntbauer, R., Die Stadtrechte von Freiburg im Üchtland und Arconciel-Illens, 1906; Merz, W., Die Stadtrechte von Bremgarten und Lenzburg, 1909; Kogler, F., Beiträge zur Stadtrechtsgeschichte Kufsteins, 1912; Haff, K., Studien zum Waadtländer Stadtrecht, 1918; Torggler, K., Stadtrecht und Stadtgericht in Klagenfurt, 1937; Thieme, H., Staufische Stadtrechte im Elsass, ZRG GA 58 (1938), 654; Haff, K., Übereinstimmungen im Stadtrechte von Schleswig (Haithabu) und in dem Bjärköa-Ret, ZRG GA 59 (1939), 277; Schubart-Fikentscher, G., Die Verbreitung der deutschen Stadtrechte in Europa, 1942; Ebel, W., Der Bürgereid, 1958; Diestelkamp, B., Die Städteprivilegien Ottos des Kindes, 1961; Diestelkamp, B., Welfische Stadtgründungen und Stadtrechte des 12. Jahrhunderts, ZRG GA 81 (1964), 164; Köbler, G., Zur Entstehung des mittelalterlichen Stadtrechts, ZRG GA 86 (1969), 177; Die Gesetze der Stadt Frankfurt am Main im Mittelalter, 1969; Köbler, G., Stadtrecht und Bürgereinung bei Notker von St. Gallen, 1974; Lockert, M., Die niedersächsischen Stadtrechte zwischen Aller und Weser, 1979; Dilcher, G., „Hell, verständig für die Gegenwart sorgend, die Zukunft bedenkend“, ZRG GA 106 (1989), 12; Recht, Verfassung und Verwaltung in der frühneuzeitlichen Stadt, hg. v. Stolleis, M., 1991; Kersting, W., Das Otterndorfer ostfälisch-sächsische Stadtrecht, ZRG GA 109 (1992), 374; Quellen zur Verfassungsgeschichte der deutschen Stadt im Mittelalter, hg. v. Hergemöller, B., 2000; Moldt, D., Deutsche Stadtrechte im mittelalterlichen Siebenbürgen, 2008; Cox, J., Hebbende privilege van stede, 2011
Stadtrechtsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das →Rechtsbuch einer →Stadt (beispielsweise Reichsrechtsbuch von Mühlhausen in Thüringen von etwa 1230 oder Rechtsbuch von Görlitz, Breslau, Magdeburg, Danzig, Posen, Zwickau, Meißen, Elbing, Eisenach, Liegnitz, Freising, Wien, Ofen, Neumarkt, Löwenberg, Berlin, Sillein, Glogau, Salzwedel, Saalfeld, Pressburg, Freiberg, Frankenberg u. s. w.)
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Planitz, H., Das Zwickauer Stadtrechtsbuch, ZRG GA 38 (1917), 321; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990
Stadtrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1235 [MCarinth. IV 228] in 57 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Stadtgericht
Stadtschreiber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1285 [KonstanzHäuserb. II 53] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Schreiber
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Arnecke, F., Die Hildesheimer Stadtschreiber, Diss. phil. Marburg 1913; Schulze, A., Das deutsche Stadtschreiberamt, Diss. phil. Jena 1921; Steinberg, S., Die Goslarer Stadtschreiber, 1933; Burger, G., Die südwestdeutschen Stadtschreiber, 1960; Elsener, F., Notare und Stadtschreiber, 1962; Schmied, H., Der Ratsschreiber, 1979; Kintzinger, M., Das Bildungswesen in der Stadt Braunschweig, 1990; Stephan Roth (1492-1546) - Stadtschreiber in Zwickau, hg. v. Metzler, R., 2008
Stadtschultheiß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1323 [GLA. Kop. 450 fol, 164b] in 21 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Schultheiß
Stadtstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der aus einer Stadt und dem zugehörigen Umland bestehende Staat (wie beispielsweise Athen, Rom, Florenz, Venedig, Bern, Nürnberg, Hamburg, Bremen). S. Google
Lit.: Söllner § 4; Clarke, M., The Medieval City State, 1931; Waley, D., Die italienischen Stadtstaaten, 1969; Gmür, R., Der alte bernische Stadtstaat, ZRG GA 112 (1995), 366; City States, hg. v. Molho, A. u. a., 1991
Stadtverordneter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein Angehöriger der Stadtverordnetenversammlung.
Stadtverordnetenversammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1808 [NCCPruss. XII 2 Sp. 485] 9 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Versammlung der von den Bürgern gewählten Vertreter als gesetzgebendes und allgemein ausführendes Organ (Preußen 1808). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 197; Pahlmann, M., Anfänge des städtischen Parlamentarismus, 1997
Staffel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1. Hälfte 7. Jahrhundert [LRib. Tit. 69, 5 Handschrift B des 9. Jahrhunderts] in 20 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Stufe, Gerichtsstein
Stahl (Jolson), Friedrich Julius (München 16. 1. 1802-Bad Brückenau 10. 8. 1861), Kaufmannssohn, 1819 von dem Judentum zu dem Protestantismus übergetreten, wird nach dem Rechtsstudium in Würzburg, Heidelberg und Erlangen 1832 außerordentlicher Professor in Erlangen, dann ordentlicher Professor in Würzburg, 1834 in Erlangen und 1840 in Berlin. Sein Hauptwerk (1830ff.) ist eine zweibändige Philosophie des Rechtes, die sich gegen das →Naturrecht richtet. Politisch lehnt er die Volkssouveränität ab.
Lit.: Maser, G., Friedrich Julius Stahl, 1930; Wiegand, C., Über Friedrich Julius Stahl, 1981; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 59; Müller, J., Die Staatslehre Friedrich Julius Stahls, 1999
Stair, James Dalrymple (1619-1695) wird nach dem Studium der Philosophie in Glasgow Professor, 1648 Anwalt und 1657 Richter. 1681 muss er bis 1688 wegen antikatholischer Haltung nach Holland fliehen, wo er wichtige Entscheidungen seines Gerichtes veröffentlicht. Gleichzeitig begründet er mit seinen römischrechtlich-naturrechtlich in vier Bücher (Personen und Familie, Obligationen, Sachen, Erbe und Verfahren) geteilten Institutions of the Law of Scotland (1681) die Rechtswissenschaft in →Schottland. S. Google
Lit.: Stair, hg. v. Walker, D., 1981; Walker, D., The Scottish Jurists, 1985, 106
Stal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb, s. Google.)
Lit.: Siebs, B., Stal – Roland – Rosengarten, ZRG GA 76 (1959), 246
Stalin (Dschugaschwili), Josef Wissarionowitsch (Gori/Georgien 21. 12. 1879-Moskau 5. 3. 1953) ist (als Schulabbrecher) von 1924 bis 1953 diktatorischer Führer der →Sowjetunion, der maßgeblich das sozialistische Recht mitgestaltet und sich zunächst mit Adolf Hitler in einem Nichtangriffspakt verbündet, dann aber von ihm mit für das (zweite) Deutsche Reich verheerenden Folgen angegriffen wird. S. Google
Lit.: Marie, J., Beria – Le bourreau politique de Staline, 1967, Neudruck 2001; Deutscher, I., Stalin, 1979; Stalinismus vor dem zweiten Weltkrieg, hg. v. Hildermeier, M., 1998; Lustiger, A., Rotbuch - Stalin und die Juden, 1998; Boeckh, K., Völlig normal, (in) HZ 278 (2004), 55; Baberowski, J., Der rote Terror, 2003; Kellmann, K., Stalin, 2005; Stalinismus in der sowjetischen Provinz, hg. v. Binner, R. u. a., 2009; Dahlke, S., Individuum und Herrschaft im Stalinismus, 2010; Baberowski, J., Verbrannte Erde - Stalins Herrschaft der Gewalt, 2012; Wettig, G., Die Stalin-Note, 2015 (nur Propaganda Stalins); Fitzpatrick, S., Stalins Mannschaft, 2017 (Beria, Molotov, Orshonikidse, Andreev); Altrichter, H., Stalin – Der Herr des Terrors, 2018 (hauptsächlich Bekanntes)
Stalking (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das gewollte und wiederholte belästigende Verfolgen eines Menschen durch einen Menschen, das von den Vereinigten Staaten von Amerika ausgehend seit etwa 2000 in verschiedenen Staaten strafbar ist (Deutschland § 238 StGB 31. Juli 2007 Nachstellung).
Lit.: Helmke, N., Der Normsetzungsprozess des Stalkings, 2011
Stamm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1277 [MGConst. III 145] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der zwischen Wurzel und Zweigen befindliche Teil eines Baumes. Ein selbständiger Teil der Germanen (beispielsweise Franken, Alemannen, Bayern, Sachsen) wird ebenso als Stamm bezeichnet wie die Abkömmlinge eines Abkömmlings.
Lit.: Merk, W., Die deutschen Stämme in der Rechtsgeschichte, ZRG GA 58 (1938), 1; Hugelmann, K., Stämme, Nation und Nationalstaat, 1955; Wenskus, R., Stammesbildung und Verfassung, 1961; Giese, W., Der Stamm der Sachsen, 1979
Stammesherzog (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Herzog eines Stammes
Stammesherzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem Frühmittelalter aus einem Volk bzw. →Stamm gebildete →Herzogtum (beispielsweise Franken, Alemannen, Bayern, Sachsen) in Gegensatz zu dem Territorialherzogtum in dem Hochmittelalter (beispielsweise Österreich, Bayern, Westfalen, Sachsen). Das ältere Stammesherzogtum besteht in merowingischer Zeit (Bayern bis 788), das jüngere Stammesherzogtum in dem 10. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 83; Läwen, G., Stammesherzog und Stammesherzogtum, 1935; Stingl, H., Die Entstehung der deutschen Stammesherzogtümer, 1974; Goetz, H., „Dux“ und „ducatus“, 1977; Hartmann, P., Bayerns Weg in die Gegenwart, 1989
Stammesrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Volksrecht
Lit.: Stammesrecht und Volkssprache, hg. v. Hüpper, D. u. a., 1991
Stammgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1507 [Untermosel/Gr.W. II 403] in 33 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf Grund Hausgesetzes oder Gewohnheitsrechts in einer Adelsfamilie gebundene und damit unveräußerliche und grundsätzlich unteilbare Gut. Es wurde 1938/1939 aufgelöst und dabei vielfach in eine Stiftung überführt. S. Google
Stammler, Rudolf (Alsfeld 19. 2. 1856-Wernigerode 25. 6. 1938), Richterssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Gießen und Leipzig (Binding, Windscheid, Sohm) 1882 außerordentlicher Professor in Leipzig, 1884 ordentlicher Professor in Gießen, Halle (1885) und Berlin (1916). Außer als Romanist wirkt er vor allem als neukantianischer Rechtsphilosoph. Von 1928 bis 1932 legt er das zweibändige Lehrwerk „Deutsches Rechtsleben in alter und neuer Zeit“ vor. S. Google
Lit.: Schwerin, C. Frhr. v., Nachruf, ZRG GA 59 (1939), 662
Stand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1376 [PettauStR. Art. 175] bzw. 1387 [Haltaus 1729] bzw. 1462 [GraubdnRQ. I 400] in 30 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1417) ist die Stellung oder Würde innerhalb einer Gemeinschaft. Von dem Altertum bis in das 19. Jahrhundert gliedern sich die Gesellschaften vielfach in verschiedene Stände. In Rom werden dabei anfangs Patrizier, Plebejer und Sklaven (lat. [M.Pl.] servi) unterschieden. Später entsteht aus landflüchtenden Kleinbauern ein Proletariat. In klassischer römischer Zeit treten Amtsadel und Geldadel einander gegenüber, in spätantiker Zeit (lat. [M.Pl.]) honestiores (Ehrbarere) und humiliores (Niederere). Für die Germanen ist das Bestehen von Ständen streitig. In dem Frühmittelalter werden →Freie (lat. [M.Pl.] liberi) und Unfreie sowie spätestens in karolingischer Zeit auch →Adelige (lat. [M.Pl.] nobiles) sichtbar. In dem Hochmittelalter wird diese geburtsständische Gliederung durch die berufsständische Einteilung in →Ritter (lat. [M.Pl.] milites), →Bürger (lat. [M.Pl.] cives, burgenses, urbani) und (sonstige einfache) →Bauern (lat. [M.Pl.] rustici) überlagert. Der Stand wirkt sich besonders auf Eheschließung (→Ebenbürtigkeit), →Wergeld und Gerichtsbarkeit (Pairsgericht) aus. Seit der französischen Revolution (1789) setzt sich der von dem dritten Stand (Bürger) vertretene, aufgeklärte Grundsatz der (rechtlichen) →Gleichheit (aller Mitgleider einer Gesellschaft) durch (1918). Hinsichtlich der Herrschaft in dem Land oder Reich gibt es daneben vom 13. bis 19. Jahrhundert →Landstände und →Reichsstände. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 17, 120, 132, 135, 140, 148, 160; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 155; Brunner, H., Ständerechtliche Probleme, ZRG GA 23 (1902), 193; Lintzel, M., Die Stände der deutschen Volksrechte, 1933; Gwinner, H., Der Einfluss des Standes im gemeinen Strafrecht, 1934; Heck, P., Blut und Stand im altsächsischen Recht, 1935; Heck, P., Untersuchungen zur altsächsischen Standesgliederung, 1936; Uffenorde, H., Über die ständischen Ideen bei Freiherrn vom Stein und Bismarck, 1938; Heck, P., Drei Studien zur Ständegeschichte (Hofleute, Häuptlinge, fränkische Gemeinfreiheit), 1939; Jantke, C., Der vierte Stand, 1955; Truffer, H., Der Einfluss des Standes im allgemeinen und zürcherischen Strafrecht, 1960; Quellen zur Geschichte des deutschen Bauernstandes im Mittelalter, hg. v. Franz, G., 1967; Frank, K. v., Standeserhebungen und Gnadenakte, Bd. 1ff. 1967ff.; Köbler, G., Zur Lehre von den Ständen in fränkischer Zeit, ZRG 89 (1972), 171; Herrschaftsstruktur und Ständebildung, 1973; Reuter, H., Die Lehre vom Ritterstand, 2. A. 1974; Herrschaft und Stand, hg. v. Fleckenstein, J., 2. A. 1979; Lutz, G., Wer war der gemeine Mann?, 1979; Duby, G., Die drei Ordnungen, 1981; Blickle, P., Studien zur geschichtlichen Bedeutung des deutschen Bauernstandes, 1989; Sozialer Wandel im Mittelalter, hg. v. Miethke, J. u. a., 1994; Stände und Landesherrschaft in Ostmitteleuropa, hg. v. Weczerka, H., 1995; Meyer, T., Stand und Klasse, 1997; Herrschaft und Stände in ausgewählten Territorien Norddeutschlands, hg. v. Opitz, E., 2001; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Standarte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1210 [Willehalm des Wolfram von Eschenbach] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1162 [MGSS. XVII 776] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Fahne
Standesbeamter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Keltisch-Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der gemeindliche Beamte, der vor allem die staatlichen Aufgaben der →Eheschließung und Führung der Personenstandsbücher ausführt. Nach französischem Vorbild (officier civil 1787/1792) wird ein Standesbeamter 1809 in Baden und 1875 in dem (zweiten) Deutschen Reich geschaffen.
Lit.: Köbler, DRG 209
Standeserhöhung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1658 [SammlReichshofrat 307] in 12 Stellen und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Erteilung des →Adels durch Urkunde (seit 1346, →Briefadel). S. Google
Standesherr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1576 [Schnoller, Forsch. XIII 1 S. 175] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem 19. Jahrhundert der Angehörige eines der etwa 80 in den Jahren 1803/1806 mediatisierten, ehemals reichsunmittelbaren Adelshäuser. Ihm werden 1815 geringe Vorrechte gesichert, die zwischen 1848 und 1918 aber weitgehend verschwinden. S. Google
Lit.: Gollwitzer, H., Die Standesherren, 1957, 2. A. 1964; Neth, U., Standesherren und liberale Bewegung, 1970; Schier, R., Standesherren, 1977; Eltz, E., Die Modernisierung einer Standesherrschaft, 1980; Furtwängler, M., Die Standesherren in Baden, 1996; Pezold, U. v., Adelige Standesherrschaft im Vormärz, 2003
Ständestaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der durch die Teilhabe von Ständen an der Herrschaft gekennzeichnete Staat des 13. bis 19. Jahrhunderts. Zwischen 1934 und 1938 versteht sich →Österreich nochmals als Ständestaat. →Landstand, →Reichsstand
Lit.: Christern, H., Deutscher Ständestaat und englischer Parlamentarismus, 1939; Ständische Vertretungen in Europa im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Gerhard, D., 1969; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 2. A. 1980; Städte und Ständestaat, hg. v. Töpfer, B., 1980; Kluge, U., Der österreichische Ständestaat, 1934-1938, 1984; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985
Standgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1471 [KoblenzGB. 106] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist vor allem das stehend bzw. sofort abgehaltene Gericht (in dem Heereswesen). Es findet sich sachlich bereits in dem römischen Altertum. In der frühen Neuzeit ist es sehr verbreitet. Das Standgericht urteilt meistens nach dem besonderen Standrecht, in dem der Angeklagte nur beschränkte Rechte hat.
Lit.: Molitor, I. v., Die Kriegsrechte, 1855; Bothe, F., Der preußische Militärprozess, 1874; Bonin, B. v., Grundzüge der Rechtsverfassung in den deutschen Heeren, 1904
ständig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1359/1389 [MagdebBresl. IV 1 Kap. 37] in 25 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) stehend, stetig
Ständiger internationaler Gerichtshof (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1919 in der Satzung des Völkerbunds vorgesehene, 1922 in Den Haag in den Niederlanden eingerichtete völkerrechtliche Gerichtshof, der 1945 in dem Internationalen Gerichtshof aufgeht. S. Google
Standrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1528 [OÖsterr./ÖW. XII 768] bzw. 1594 [Junghhanss, KriegsO., Köln 1594, 69] in 33 Stellen für 9 Bedeutungsbereiche und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Standgericht
Stang, Friedrich (1867-1941), Ministerssohn, wird nach dem Rechtsstudium 1890 Anwalt und 1897 Universitätsprofessor. Nach einem Aufenthalt in Deutschland versucht er eine Darstellung des gesamten norwegischen Privatrechts. In der Rechtspolitik setzt er sich erfolgreich für den Erlass verschiedener Einzelgesetze (1907 Kaufgesetz, 1918 Abzahlungsgesetz, 1930 Versicherungsabzahlungsgesetz) ein. S. Google
Lit.: Solem, E., Frederik Stang, (in) Tidsskrift for Rettsvidenskap, 1942, 1
Stapel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen und Altfriesischen ab 1. Hälfte 7. Jahrhundert [LRib. Tit. 69,5 Hs. B] in 20 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Stoß, Stock
Stapelholm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., östlich von Friedrichstadt) ist der seit 1232 zu Schleswig gehörende Ort der an dem 27. 1. 1623 unter Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorp geschaffenen Stapelholmer Konstitution (Landesordnung) der durch weitgehende Selbstverwaltung unter einem Landvogt gekennzeichneten Landschaft zwischen unterer Eider, Treene und Alten Schleswig. S. Google
Lit.: Stegmann, D., Die Stapelholmer Konstitution von 1623, Diss. jur. Kiel 1967; Polizei- und Landesordnungen, hg. v. Kunkel, W. u. a., 1968
Stapelrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1353 [DortmUB. I 496] in 19 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem Hochmittelalter das Recht eines Ortes, von Kaufleuten zu verlangen, ihre Waren an dem Ort zu dem Verkauf aufzustellen (zu stapeln). S. Google
Lit.: Hafemann, M., Das Stapelrecht, 1910, Neudruck 2013; Gönnenwein, O., Das Stapel- und Niederlagsrecht, 1939
Stasi (F.) Staatssicherheitsdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) der →Deutschen Demokratischen Republik mit schätzungsweise (189000 bis) 109000 informellen Mitarbeitern und zuletzt 91015 hauptamtlichen Mitarbeitern, s. Google
Lit.: Kühn, D., Das gesamtdeutsche Institut im Visier der Staatssicherheit, 2001; Krämer, J. u. a., Leben hinter Mauern – Arbeitsalltag und Privatleben hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, 2014
Statistik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen 1798 [Hofstätter, JurWb. 397 als staatskunde, staatenkunde, länderkunde] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische aufgenommen und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zahlenmäßige Erfassung häufiger oder massenhafter Gegebenheiten. Sie erfolgt in wissenschaftlicher Weise erst seit dem 19. Jahrhundert (Preußen statistisches Büro 1805/1810, führender Direktor Ernst Engel 1860-1882). S. Google
Lit.: Bevölkerungsstatistik an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, hg. v. Andermann, K. u. a., 1990; Grundlagen der historischen Statistik von Deutschland, hg. v. Fischer, W., 1991; Melchers, A., Kriminalstatistik im 19. Jahrhundert, Diss. jur. Frankfurt 1992; Reinke, H., Die Liaison des Strafrechts mit der Statistik, (in) ZNR 1992, 169; Pfister, C., Bevölkerungsgeschichte und historische Demographie 1500-1800, 1994; Rothenbacher, F., Historische Haushalts- und Familienstatistik, 1997; Weber, D., Die sächsische Statistik im 19. Jahrhundert, 2003; Schneider, M., Wissensproduktion im Staat, 2013; Behrisch, L., Die Berechnung der Glückseligkeit, 2015; Kleinschmidt, H., Klimatheorie, Statistik, Revolutionsbegriff, (in) HZ 308 (2019), 593; Horstmann, J., Halbamtliche Wissenschaft. Internationale Statistikkongresse und preußische Professorenbürokraten, 2020
Stat pro ratione voluntas (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, sber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Der Wille steht für die Begründung.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Juvenal, um 67-um 140, Satiren 6, 223)
Statt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen neben dem Altenglischen und Altfriesischen um 800 [AhdGl. I 18,10] und in Wörterbuch der deutschen Gege3nwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Stätte, Stelle
Stätte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1170-1190 [Tristrant des Eilhard von Oberg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 800 [AhdGl. I 18, 10 loca stati] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Stelle, Statt
Statthalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1328 [InvNichtstaatlArchWestf. I 707] bzw. 14. Jahrhundert [Elsass/GrW. IV 7] in 13 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vertreter eines Herrschers (beispielsweise 1490 in Tirol in den →Maximilianischen Verwaltungsreformen, 1849-1918 in Österreich die Leiter der zentralstaatlichen Behörden auf Landesebene in Gegensatz zu der autonomen Landesverwaltung durch Landesausschüsse unter Leitung von Landeshauptmännern). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 151; Baltl/Kocher; Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Jördens, A., Statthalterliche Verwaltung in der römischen Kaiserzeit - Studien zum praefectus Aegypti, 2009
status, lat., M., Stehen, Stand, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stāre, →Stand, Zustand (beispielsweise in Rom status libertatis [Freiheit], status civitatis [Stellung als Bürger] und status familiae [Stellung in der Familie])
Lit.: Kaser § 13 I; Breuer, S., Stand und status, 1996
Statut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 13./14. Jahrhundert [Kohler/Koehne, Worms 33] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das gesetzte Recht bzw. die in dem internationalen Privatrecht in dem Einzelfall anwendbare nationale Rechtsordnung. Statuten finden sich um 1140 in Oberitalien (Piacenza, Pisa, Como), wo sie seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ausführliche Zusammenfassungen erfahren. In dem Verhältnis zu dem →gemeinen Recht gewähren die Juristen des 14. Jahrhunderts den besonderen Statuten Vorrang. Weil die Statuten aber eng auszulegen sind (lat. statuta [N.Pl.] sunt stricte interpretanda), gewinnt in der frühen Neuzeit das gemeine Recht tatsächlich die Vermutung der Geltung für sich. Nach Boosfeld ist die von den Kommentatoren zu der Klärung des Verhältnises von (römischem) gemeinem Recht und Statuten entwickelte Lehre nicht zu einer Grundlage des modernen internationalen Privatrechts geworden, weil dessen Wurzeln zwar auf die Lehren der Kommentatoren zurückgehen, aber nicht auf die Lehren zu dem Verhältnis von ius commune und ius proprium, sondern auf die Lehren zu dem Verhältnis mehrerer örtlicher Statuten zueinander, so dass (mit Wolfgang Wiegand und gegen Franz Wieacker) Statutentheorie nur die Gesamtheit der für das Zustandekommen, die Geltung und die Interpretation des nicht-gemeinen örtlichen Rechtes aufgestellten Regeln ist.
Lit.: Köbler, DRG 104, 107, 137; Kamptz, K. v., Die Provinzial- und statutarischen Rechte der preußischen Monarchie, Bd. 1ff. 1826ff.; Neumeyer, K., Statutenkollision und persönliche Rechte, ZRG GA 39 (1918), 314; Bahmann, O., Die Statuten der Stadt Ölsnitz im Vogtland aus den Jahren 1604 und 1687, 1938; Thieme, H., Statutarrecht und Rezeption, (in) FS G. Kisch, 1955, 69; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Herrmann, G., Johann Nikolaus Hert und die deutsche Statutenlehre, 1963; Lorenz, E., Das Dotalstatut, 1965; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Nörr, K., Zur Stellung des Richters, 1967; Ebel, F., Statutum und ius fori, ZRG GA 93 (1976), 100; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre, 1977; Nüwe Stattrechten und Statuten der loblichen Statt Fryburg, hg. v. Köbler, G., 1986; Keller, H., Oberitalienische Statuten, (in) Frühmittelalterliche Studien 22 (1988), 286; Statuten, Städte und Territorien, 1992; Köbler, G., Etymologisches Rechtswörterbuch, 1995; Driever, R., Obrigkeitliche Normierung sozialer Wirklichkeit, 2000; Von der Norm zur Ordnung - Statuten, hg. v. Drossbach, G., 2009; Boosfeld, K. Die beiden Statutenlehren – Geschichte eines rechtshistorischen Missverständnisses, ZRG GA 136 (2019), 111
Statuta sunt stricte interpretanda (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). →Statuten sind eng auszulegen.
Lit.: Trusen, W., Römisches und partikuläres Recht, (in) FS H. Lange, 1970, 97; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Hochmittelalter); Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre der Rezeptionszeit, 1977
Statutarstadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in Österreich die durch eigenes Stadtrecht (Statut) ausgezeichnete, keiner Bezirkshauptmannschaft unterstehende Stadt ([16. Jahrhundert Eisenstadt, Rust,] 1850 Wien, Klagenfurt, insgesamt 15). S. Google
Statute law ist das von dem König und dem Parlament vor allem in dem 13., 16./17. und 19. Jahrhundert gesetzte Recht in England in Gegensatz zu dem common law (Richterrecht). S. Google
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
statutum, statūtum, lat., N., Festsetzung, Satzung, Lact. (um 250-317 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. statuere
Statutum (N.) in favorem principum ((Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., Gesetztes zu Gunsten der Fürsten) ist die wissenschaftliche Bezeichnung des 19. Jahrhunderts für das bestätigende Privileg Kaiser Friedrichs II. von dem Mai 1232 (in sechs Ausfertigungen überliefert) bzw./und das Privileg König Heinrichs (VII.) von dem 1. 5. 1231 (in vier Ausfertigungen erhalten), in dem den Fürsten die rechtstatsächlich inzwischen erlangten Rechte zugesichert werden (beispielsweise Gewährleistung der Nichtanlage neuer Reichsstädte und Reichsburgen, Gewährleistung der landesherrlichen Gerichtsbarkeit, Gewährleistung von Abgaben). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 101; Klingelhöfer, E., Die Reichsgesetze, 1955; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 2. A. 1982; Kaiser und Reich, hg. v. Buschmann, A., 1984; Engels, O., Die Staufer, 6. A. 1994, 8. A. 2005
Staub, Samuel (bzw. ab etwa 1882) Hermann (Nikolai/Oberschlesien 21. 3. 1856-Berlin 2. 9. 1904), Sohn eines jüdischen Kaufmanns, wird nach dem Rechtsstudium in Breslau, Leipzig (Windscheid, Wächter, Binding, Wach), Berlin (Goldschmidt) Rechtsanwalt. Er tritt danach vor allem als Kommentator des Handelsrechts (seit 1893) und als „Entdecker“ der so genannten →positiven Forderungsverletzung oder positiven Vertragsverletzung (1902) hervor. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 241; Deutsche Juristen jüdischer Abstammung, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 385; Anwalt - Kommentator - Entdecker - Festschrift für Hermann Staub, hg. v. Henne, T. u. a., 2006
Stauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Becher
Staufer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahr [Volckmann, Alte Gewerbe 170 einmal] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts erkennbaren schwäbischen Geschlechts, das 1079 das Herzogtum Schwaben und 1138 (wegen der 1079 erfolgten Heiratsverbindung mit den →Saliern) (bis 1254) das deutsche Königtum (Konrad III. 1138-1152, Friedrich I. Barbarossa 1152-1190, Heinrich VI. 1169-1197, Philipp von Schwaben 1198-1208, Friedrich II. 1212-1250, Konrad IV. 1237-1254) hält und 1268 in dem Mannesstamm ausstirbt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 93; Cohn, W., Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien, 1925; Franzel, E., König Heinrich VII. von Hohenstaufen, 1929; Sthamer, E., Bruchstücke mittelalterlicher Enquêten aus Unteritalien, 1933 (SB preußische Akademie); Mitteis, H., Zur staufischen Verfassungsgeschichte, ZRG GA 65 (1947), 316; Bosl, K., Die Reichsministerialen, Bd. 1f. 1950f., Neudruck 1968f.; Kirchner, G., Die Steuerliste von 1241, ZRG GA 70 (1953), 64; Metz, W., Staufische Güterverzeichnisse, 1964; Haverkamp, A., Herrschaftsformen der Frühstaufer in Italien, Bd. 1f. 1970f.; Appelt, H., Privilegium minus, 2. A. 1976; Stupor mundi, hg. v. Wolf, G., 2. A. 1982; Engels, O., Stauferstudien, 1988 (Aufsätze); Hauser, S., Staufische Lehnspolitik, 1998; Engels, O., Die Staufer, 8. A. 2005, 9. A. 2010; Von Schwaben bis Jerusalem, hg. v. Lorenz, S. u. a., 1995; Die Staufer im Süden, hg. v. Kölzer, T., 1996; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Die Staufer, 2000; Stauferreich im Wandel, hg. v. Weinfurter, S., 2002; Meyer, B., Kastilien, die Staufer und das Imperium, 2002; Schütte, B., König Philipp von Schwaben. Itinerar – Urkundenvergabe – Hof, 2002; Haverkamp, A., Zwölftes Jahrhundert 1125-1198, 2003; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Busch, J., Administratio in der frühen Stauferzeit, ZRG GA 122 (2005), 42; Grafen, Herzöge, Könige, hg. v. Seibert, H. u. a., 2005; Bedürftig, F., Die Staufer, 2006; Görich, K., Die Staufer, 2006; Staufer & Welfen, hg. v. Hechberger, W. u. a., 2009; Verwandlungen des Stauferreichs, hg. v. Schneidmüller, B. u. a., 2009; Die Staufer und Italien, hg. v. Wieczorek, A. u. a., 2010; Akermann, M., Die Staufer, 2010; Kaiser- und Königsurkunden der Staufer (1138-1268), hg. v. Koch, W. u. a., 2010; Staufisches Kaisertum im 12. Jahrhundert, hg. v. Burkhardt, S. u. a., 2010; Konrad IV., red. v. Ruess, K., 2012; Die Urkunden Manfreds, bearb. v. Friedl, C., 2013; Die Staufer und Byzanz, red. v. Ruess, K., 2013; Keupp, J./Gramsch, R., Die Staufer, 2015; Rom 1312 – Die Kaiserkrönung Heinrichs VII., hg. v. Penth, S. u. a., 2015; Regenbogen, C., Das burgundische Erbe der Staufer (1180-1227), 2019; Stürner, W., Die Staufer, 2020 (ersetzt Engels); Biller, T., Stauferburgen in Süditalien, 2021
Staupe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert [Das alte Passional] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1270 [HambOrdB. M 7 Handschrift 1493] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Pfahl für Züchtigung
Staupenschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1578 [BrandenbSchSt. III 41] bis 1810 in 29 Stellen belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schlag an der Staupe
Lit.: Breithaupt, W., Die Strafe des Staupenschlags und ihre Abschaffung, 1938
Steckbrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1541 [König, ProzAnh. 358v] in 27 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das in der frühen Neuzeit erscheinende, schriftlich an Behörden ergehende Ersuchen, einen flüchtigen oder sich verbergenden Menschen festzunehmen und ihn der nach ihm fahndenden Behörde zu übergeben.
Lit.: Biedermann, Über Steckbriefe, (in) Archiv f. Criminalrecht 3 (1800), 274; Blauert, A./Wiebel, E., Gauner- und Diebslisten, 2001; Groebner, V., Der Schein der Person, 2004
stecken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1351 [ErfurtZuchtbf. 115] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) befestigen, fest sein (V.)
Steiermark (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in dem 8. Jahrhundert von Bayern besiedelte, in dem 12. Jahrhundert unter den seit 1122 herrschenden Traungauern von Kärnten gelöste, 1180 zu dem Herzogtum (zu Steyr als dem in Oberösterreich gelegenen Hauptort des Traungaus) erhobene und 1186/1192 durch die →Georgenberger Handfeste an die Babenberger bzw. den Herzog von →Österreich gelangte südöstliche Grenzgebiet (karantanische →Mark, Gebiet an der mittleren Mur) des Deutschen Reiches. 1919 fällt die südliche Untersteiermark mit Marburg/Maribor an Jugoslawien und damit nach dessen Auflösung an Slowenien. Das Bundesland Steiermark Österreichs wird von 1939 bis 1945 mit dem südlichen Burgenland zu dem Reichsgau Steiermark und steht nach Wiederherstellung bis 1955 unter Besatzung Großbritanniens. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 94, 95, 220; Siegenfeld, A. v., Das Landeswappen der Steiermark, 1900; Steirischer Wortschatz, hg. v. Unger, T. u. a., 1903, Neudruck 2009; Die landesfürstlichen Gesamturbare der Steiermark, hg. v. Dopsch, A., 1910; Rauch, K., Die Erwerbung des Herzogtums Steiermark durch die Babenberger, ZRG GA 38 (1917), 269; Mensi, F. Frhr. v., Geschichte der direkten Steuern in Steiermark, 1921; Mell, A., Das steirische Weinbergrecht und dessen Kodifikation im Jahre 1543, 1928 (SB Wien); Mell, A., Grundriss der Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, 1929; Seuffert, B., Drei Register aus den Jahren 1478 bis 1519, 1934; Rauch, K., Die Übertragung der steirischen Allode an das österreichische Herzogsgeschlecht der Babenberger, ZRG GA 58 (1938), 448; Lang, A., Die Salzburger Lehen in Steiermark, 1937; Baltl, H., Die ländliche Gerichtsverfassung Steiermarks, 1951; Die ältesten steirischen Landtagsakten 1396-1519, Teil 1 f. bearb. v. Seuffert, B. u. a., 1953ff.; Baltl, H., Rechtsarchäologie des Landes Steiermark, 1957; Ebner, H., Beiträge zur Burgen- und Herrschaftsgeschichte sowie zur Genealogie obersteirischer Adelsfamilien, 1974; Regesten des Herzogtums Steiermark, hg. v. Härtel, R., Bd. 1f. 1976ff.; Brauneder, W., Die Anfänge der Gesetzgebung, (in) Z. d. hist. Ver. d. Steiermark 68 (1977), 165; Woisetschläger, K., Steiermark, 1982; Karner, S., Die Steiermark im Dritten Reich (1938-1945), 1985; Österreichisches Städtebuch. Die Städte der Steiermark, Bd. 1 1990; 800 Jahre Steiermark und Österreich, hg. v. Pickl, O., 1992; Breitegger, H., Die großen Kriminalfälle der Steiermark, 2000; Karner, S., Die Steiermark im 20. Jahrhundert, 2000; Binder, D./Ableitinger, A., Steiermark, 2001; Baltl, H., Die Steiermark im Frühmittelalter, 2004; Wesener, G., Eine steirische Erbrechtsordnung, (in) Zs. d. hist. Vereins für Steiermark 95 (2004), 235; Heppner, H. u. a., Steiermark, 2006; NS-Herrschaft in der Steiermark, hg. v. Halbrainer, H. u. a., 2012; Moll, M., Die Steiermark im ersten Weltkrieg, 2014; Halbrainer, H., Sei nicht böse dass ich im Kerker sterben muss, 2014; Urgeschichte und Römerzeit in der Steiermark, hg. v. Hebert, B., 2015; Halbrainer, H. u. a., Nationalsozialismus in der Steiermark, 2015; Bundesland und Reichsgau, hg. v. Ableitinger, A., 2016; Die Steiermark im Spätmittelalter, hg. v. Pferschy, G., 2018
Stein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der harte, nichtmetallische Bestandteil der Materie, der in dem einzelnen Stück als Rechtssymbol verwendet werden kann (beispielsweise Grenzstein, Kreuzstein). S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Funk, W., Alte deutsche Rechtsmale, 1940; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Stein, Karl Freiherr vom und zum (Nassau 22. 10. 1757-Cappenberg 24. 6. 1831), Geheimratssohn, wird nach dem Studium des Rechtes und der Staatswissenschaft in Göttingen preußischer Beamter. 1807/1808 reformiert er nach der Niederlage gegen Frankreich die Verwaltung →Preußens (Bauernbefreiung, Fachressorts, Selbstverwaltung, Gewerbefreiheit, Wehrpflicht). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 167, 174, 192, 211; Lappe, J., Freiherr vom Stein als Gutsherr auf Kappenberg, 1920; Botzenhart, E., Die Staats- und Reformidee des Freiherrn vom Stein, 1927; Raumer, K. v., Was bedeutet uns Stein heute?, 1958; Gembruch, W., Freiherr vom Stein im Zeitalter der Restauration, 1960; Schwab, D., Die „Selbstverwaltungsidee“ des Freiherrn vom Stein, 1971; Hubatsch, W., Stein-Studien, 1975; Hubatsch, W., Die Stein-Hardenbergschen Reformen, 1977; Duchhardt, H., Stein, 2007; Fenske, H., Freiherr vom Stein, 2012
Stein, Lorenz (Borby bei Eckernförde 15. 11. 1815 (unehelicher Sohn der Anna Juliana Elisabeth Stein geb. Helms und des Offiziers Lorenz Jacob von Wasmer) -Weidlingau bei Wien 23. 9. 1890) wird nach dem Rechtsstudium in Kiel 1845 außerordentlicher Professor der Staatswissenschaften und nach Amtsenthebung (1852) in Wien 1855 Professor für politische Ökonomie. In weitgespannten Schriften fördert er die Entwicklung der Verwaltungslehre (1865ff.). Dem über den Klassen stehenden König stellt er die Aufgabe, durch staatliche Leistung die in dem Liberalismus eingetretenen gesellschaftlichen Missstände zu beseitigen. S. Google
Lit.: Schmidt, W., Lorenz von Stein, 1956; Staat und Gesellschaft, hg. v. Schnur, R., 1978; Heilmann, M., Lorenz von Stein, 1984; Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem ancien régime, hg. v. Heyen, E., 1984; Lorenz von Stein, hg. v. Mutius, A. v., 1991; Koslowski, S., Zur Philosophie von Wirtschaft und Recht, 2005; Blasius, D., Lorenz vom Stein, 2007; Lorenz von Stein und die rechtliche Regelung der Wirklichkeit, hg. v. Brüning, C. u. a., 2015
Stein-Hardenbergsche Reformen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind die Reformen in Preußen zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter den Ministern →Stein und → Hardenberg. S. Google
steinigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1470 [LübUB. XI 632] in 10 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., s. Google) vor allem einen Menschen durch Bewerfen mit Steinen töten
Steinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1553 [Hunsrück/GrW. II 172] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist vor allem die in dem Altertum (Judentum) und später in dem Islam (beispielsweise Iran, Afghanistan, Nigeria, Indonesien) erlaubte Tötung eines Menschen (meist einer Frau beispielsweise wegen Ehebruchs) durch Bewerfen mit Steinen. S. Google
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Quanter, R., Die Leibes- und Lebensstrafen, 2. A. 1906
Steinkreuz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1436 [BonnJb. 29/30 1860 113ff.] in 5 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das aus Stein geschaffene Kreuz. Es erscheint in dem Mittelalter als sichtbares Zeugnis eines einzelnen rechtlich bedeutsamen Geschehens, dessen Entschlüsselung oder Erklärung nachträglich nicht immer sicher möglich erscheint.
Lit.: Kuhfahl, G., Die alten Steinkreuze in Sachsen, 1936; Dreyhausen, W. v., Die alten Steinkreuze in Böhmen und im Sudetengau, 1940; Losch, B., Steinkreuze in Südwestdeutschland, 1968; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Altensleben, S., Das Radkreuz von Untereuerheim und seine Verwandtschaft, (in) Frankenland 1 (2019), 3
Steinzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., aus dem Griechischen und Lateinischen des Altertums gebildete wissenschaftliche Bezeichnung Lithikum 1836 von Christian Jürgensen Thomsen [Kopenhagen 29. 12. 1788-Kopenhagen 21. 5. 1865] eingeführt) ist die Zeit in der Geschichte des Menschen, in der dieser hauptsächlich Werkzeuge aus Stein verwendet. Sie beginnt mit dem Frühmenschen und ältesten gefundenen Werkzeugen in Afrika vor etwa 2,6 Millionen Jahren (Altsteinzeit bzw. Paläolithikum). In ihrem letzten Abschnitt (Jungsteinzeit bzw. Neolithikum) erfolgt evolutionär (nicht revolutionär) der Übergang zu einer sesshaften Lebensweise mittels Ackerbau und Viehzucht sowie vielleicht zu der Gefäßherstellung. Die Steinzeit wird durch die Erfindung und Benutzung von Metallwerkzeugen beendet (Kupferzeit, in Mitteleuropa um etwa 2200 v. Chr., Bronzezeit, Eisenzeit). Rechtsgeschichtliche Erkenntnisse aus der Steinzeit sind wegen der Unkörperlichkeit des Rechtes bescheiden und unsicher. S. Google
Lit.: Schulz, W., Vor- und Frühgeschichte Mitteldeutschlands, 1939; Eckhardt, K., Altsteinzeitliche Justizpflege, ZRG GA 60 (1940), 252; Müller-Beck, H., Die Steinzeit, 1998; Hoffmann, E., Lexikon der Steinzeit, 1999; Altsteinzeit von A-Z, hg. v. Fiedler, L., 2010; Revolution Jungsteinzeit, hg. v. Otten, T. u. a., 2015; Scharl, S., Jungsteinzeit – Wie die Menschen sesshaft wurden, 2020
Stelle (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1458 [MittOsterland 2 1845/1848 94] in 56 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ort, Stätte
stellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1210 [GottfrStraßb. Ranke V. 15698] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) setzen, legen
stellio (2), stēllio (2), lat., M., Betrüger, Petron. (vor 66 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft ungeklärt
stellionatus, stēlliōnātus, lat., M., Betrug, Art des Betrugs, Verfälschung, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stēlla
Stellionatus (lat. [M.] Bereicherung durch falschen Eid) ist in dem klassischen römischen Recht frühestens seit Kaiser Antoninus Pius [2. Jahrhundert n. Chr.] ein Straftatbestand, der als Vorläufer des →Betrugs bis in das 19. Jahrhundert fortwirkt. S. Google
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Hupe, E., Falsum, fraus und stellionatus, Diss. jur. Marburg 1967; Schaffstein, F., Das Delikt des stellionatus, (in) FS F. Wieacker, hg. v. Behrends, O., 1978, 281
stellvertreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv 1791 [Malblank, Kanzleiverf. I 65] 1 Archivzettel – und – ausgenommen stellvertretend – in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) die Stelle eines anderen einnehmen
Stellvertreter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1661 [Boccalini, T., Des Apollo Geheimeschreib-Kammer, Frankfurt 1661, 450] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Vertreter der Stelle eines anderen
Stellvertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1645 [Meiern, v., Westph. I 682] in 3 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Stellvertreter 1661, stellvertreten 1791) ist das rechtsgeschäftliche Handeln einer Person (Vertreter) für eine andere (Vertretenen). Die Stellvertretung kann mittelbar oder unmittelbar erfolgen. Das römische Recht schließt die Stellvertretung aus, kennt aber in der Rechtswirklichkeit andere Wege, um die Ziele der Stellvertretung zu erreichen (beispielsweise →peculium des Sklaven). In dem Mittelalter entwickelt sich die Stellvertretung aus der Vertretung vor Gericht, nach der in dem Spätmittelalter die Bevollmächtigung von Angestellten bedeutender Kaufleute aus tatsächlichen Bedürfnissen üblich wird. S. Google
Lit.: Kaser §§ 1 II 3, 11; Söllner § 18; Hübner; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 208; Buchka, H., Die Lehre von der Stellvertretung, 1852; Fränkel, R., Die Grundsätze der Stellvertretung, (in) Z. f. vergleich. Rechtswiss. 27 (1912), 289; Würdinger, H., Geschichte der Stellvertretung (agency) in England, 1933; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971; Luig, K., Savignys Lehre von der Stellvertretung, (in) Ius commune 8 (1979), 60; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 423; Hölzl, F., Savignys Lehre, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 211; Schmoeckel, M., Von der Vertragsfreiheit zu typisierten Rechtspflichten, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 77; Hölzl, F., Friedrich Carl von Savignys Lehre von der Stellvertretung, 2002; Heckmann, M., Stellvertreter, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Signori, G., Der Stellvertreter, ZRG GA 132 (2015), 1; Ellsperger, R., Zum Verhältnis von unmittelbarer und mittelbarer Stellvertretung, 2016
Stempel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1336 [Zeiring/SteirGBl. 2 1881 170] bzw. 1421 [MWormat. 347] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das sachlich bereits dem Altertum bekannte, dem Abdruck von Zeichen auf Überlieferungsträgern dienende Gerät. Der Stempel entsteht vielleicht durch die Verallgemeinerung des →Siegels. Seit 1624 (Niederlande) erhebt der Staat für die Stempelung von öffentlichem Schriftgut eine Steuer (Stempelsteuer), die in dem deutschen Sprachraum bis auf Stempelmarken, die in Österreichs länger beibehalten werden, später wieder aufgegeben wird.
Lit.: Baltl/Kocher; Müller, G., Stempelrecht, 1778
Stendal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) in der Altmark ist die um 1160 von Albrecht dem Bären gegründete Stadt. In Stendal entsteht in dem 15. Jahrhundert unter Verwendung zahlreicher Schriften die (altmärkische oder) →Stendaler Glosse des Sachsenspiegels.
Lit.: Ein Stendaler Urteilsbuch, hg. v. Behrendt, J., 1868; Sachs, H., Stendal, 1967; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74
Stendaler Glosse (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, altmärkische Glosse, F.) ist eine in dem 15. Jahrhundert (vor 1410) in →Stendal teils deutsch und teils lateinisch verfasste Glosse interlinearer und marginaler Glossatur zu dem lateinischen und mittelniederdeutschen Text des →Sachsenspiegels (1221-1224), zu der petrinischen Glosse, zu dem Magdeburger Weichbild in 6 Büchern und ansatzweise zu dem Richtsteig Lehnrechts unter Benutzung der Glossa ordinaria zu dem römischen Recht, zahlreicher Juristenschriften, der Lombarda, der Bibel, der Kirchenväter, klassisch lateinischer Autoren, der buchschen Glosse, Magdeburger Schöffensprüche und märkischer Gewohnheiten.
Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 74
Stephan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1255 [Beyerle, Konstanz II 43] in 2 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Stefan) ein Heiligenname mit der Bedeutung Kranz
Stephanskrone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahr mit einem Archivzettel – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Krone Stephans I. von →Ungarn [997-1038], Länder der Stephanskrone sind die jenseits der Leitha liegenden Länder Habsburgs)
Stephanus ist ein vermutlich in Beirut in dem 6. Jahrhundert wirkender Rechtskundiger. →Stephan
Lit.: De Jong, H., Stephanus en zijn digestenonderwijs, 2008
Stephanus Tornacensis (Stephan von Tournai) (Orléans 18. 2. 1128-Tournai 11. 9. 1203) wird nach dem Theologiestudium in Paris und dem Rechtsstudium in Bologna (Rufinus, Bulgarus) Lehrer in Chartres, 1167 Abt in Orléans und 1192 Bischof von Tournai. Zwischen 1166 und 1169 verfasst er seine (lat.) Summa (F.) decreti (Dekretsumme). Sie überragt ihre zugrundeliegenden Vorläufer durch tiefere Durchdringung des Stoffes. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Kalb, H., Studien zur Summa, 1983; Weigand, R., Studien zum kanonistischen Werk Stephans von Tournai, (in) ZRG KA 72 (1986), 349
Sterbefall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1588 [sterbfal Buch Weinberg V 302] in 21 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Tod eines Menschen. An ihn knüpfen sich seit dem Mittelalter grundherrschaftliche Abgaben (beispielsweise →Besthaupt). Diese werden spätestens in dem 19. Jahrhundert beseitigt. →Erbschaftsteuer
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2
sterben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1200 [Urkundio II 2 S. 17] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tot werden, starr werden
steril (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unfruchtbar, keimfrei
Sterilisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Unfruchtbarmachung, Keimfreimachung
(zwischen 1933 und 1945 etwa 360000 Menschen in dem Deutschen Reich)
Lit.: Tümmers, H., Anerkennungskämpfe - Die Nachgeschichte, 2011; Ruckert, F., Zwangssterilisationen im Dritten Reich 1933-1945, 2012
Steterburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) um 1000 gegründetes Kanonissenstift in dem Bistum Hildesheim, 1569 evangelisches Damenstift, bis 1938)
Lit.: Urkundenbuch des Stifts Steterburg, bearb. v. Dolle, J., 2019 (805)
Steuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 10./11. Jahrhundert [Glosse] belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar bzw. weitere Herkunft ungeklärt, F., daneben Steuer, N.) ist (in der Gegenwart) vor allem die einmalige oder laufende Geldleistung, die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellt und von einem öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen zu der Erzielung von Einkünften allen auferlegt wird, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft. Sie ist als Grundsteuer (lat. [N.] stipendium), personale Vermögensteuer (lat. tributum [N.] capitis, Kopfsteuer) oder Gewerbesteuer bereits dem klassischen römischen Recht bekannt, das ihre Eintreibung durch Steuerpächter durchführt. In dem Mittelalter lebt der Herrscher grundsätzlich zunächst von den Einkünften aus seinen Gütern, doch entsteht die Steuer in Land und Stadt mit der Herrschaftsverdichtung und dem Übergang zu der Geldwirtschaft seit dem 13. Jahrhundert (in Frankreich beispielsweise in dem 15. Jahrhundert durchgesetzt). In der Neuzeit weitet sich die Besteuerung in den Ländern durch →Steuerrecht stetig aus. In der Mitte des 19. Jahrhunderts überholen die Steuereinnahmen die sonstigen Staatseinkünfte. Insbesondere für die Leistungsverwaltung werden zusätzliche Einnahmen durch die Entscheidungsträger (Parlamente) zu Lasten der Betroffenen (steuerpflichtigen Bürger) festgesetzt. In dem Deutschen Reich beläuft sich 1913 der Steueraufwand auf 2100000000 Mark (2,1 Milliarden für das Reich, 2,7 Milliarden für die Einzelstaaten). In dem 20. Jahrhundert gelangt die Besteuerung mit Umverteilungszielen vordergründig selbstloser, tatsächlich aber meist selbstsüchtiger Politiker an die zeitweise mittels Neuverschuldung zeitlich versetzten Grenzen der Belastbarkeit der Steuerpflichtigen (Lohnsteuer, Einkommensteuer, Umsatzsteuer). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 32, 55, 83, 110, 111, 113, 149, 150, 152, 191, 196, 198, 233, 234, 259, 260; Köbler, WAS; Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Lohmann, K., Das Reichssteuergesetz von 1654, Diss. Bonn 1892/1893; Kogler, F., Das landesfürstliche Steuerwesen in Tirol, Teil 1 1901; Bittner, L., Die Geschichte der direkten Staatssteuern im Erzstifte Salzburg, 1903; Dopsch, A., Steuerpflicht und Immunität im Herzogtum Österreich, ZRG GA 26 (1905), 1; Schnettler, O., Ein Steuerstreit, 1932; Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Schräder, B., Die Besteuerung des Bauerntums in der Reichsgrafschaft Bentheim, 1941; Partsch, G., Die Steuern des Habsburger Urbars (1303-1308), 1946; Mitchell, S., Taxation in Medieval England, 1951; Kirchner, G., Die Steuerliste von 1241, ZRG GA 70 (1953), 64; Gerhard, H., Das Steuerwesen der Grafschaft Saarbrücken, 1960; Lunt, W., Papal Revenues, 2. A. 1965; Wachenhausen, M., Staatsausgabe und öffentliches Interesse in den Steuerrechtfertigungslehren des naturrechtlichen Rationalismus, 1972; Merzbacher, F., Das Wesen der Steuer, (in) FS H. Paulick, 1973, 255; Schulze, W., Reichstage und Reichssteuern im späten 16. Jahrhundert, (in) ZHF 2 (1975), 43; Steitz, W., Die Realbesteuerung der Landwirtschaft, 1976; Jenetzky, J., System und Entwicklung des materiellen Steuerrechts, 1978; Schuler, P., Reichssteuern und Landstände, (in) Schauinsland 97 (1978), 39; Hartmann, P., Das Steuersystem der europäischen Staaten, 1979; Isenmann, E., Reichsfinanzen und Reichssteuern im 15. Jahrhundert, (in) ZHF 7 (1980), 1; Franke, S., Entwicklung und Begründung der Einkommensbesteuerung, 1981; Stolleis, M., Pecunia nervus rerum, 1983; Linzbach, P., Der Werdegang der preußischen Einkommensteuer, 1984; Wild, W., Steuern und Reichsstandschaft, 1983; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 1986, 3. A. 1992; Pausch, A./Pausch, J., Kleine Weltgeschichte der Steuerobrigkeit, 1989; Brown, A., The Governance of Late Medieval England, 1989; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; Lieb, R., Direkte Steuerprogression, 1992; Mußgnug, D., Die Reichsfluchtsteuer 1931-1953, 1993; Steuern, Abgaben und Dienste, hg. v. Schremmer, E., 1994; Schremmer, E., Steuern und Staatsfinanzen, 1994; Voß, R., Steuern im Dritten Reich, 1995; Schwennicke, A., „Ohne Steuer kein Staat“, 1996; Kumpf, J., 5000 Jahre Steuern und Zölle, 1996; Amend, A., Von der Kunst, eine Steuerfrage aus einer Parteifrage in eine Finanzfrage zu verwandeln, 1997; Thier, A., Steuergesetzgebung und Verfassung in der konstitutionellen Monarchie, 1999; Hackl, B., Die theresianische Steuerrektifikation, 1999; Mathiak, W., Zwischen Kopfsteuer und Einkommensteuer, 1999; Hackenberg, M., Die Verpachtung von Zöllen und Steuern, 2002; Schremmer, E., Warum die württembergischen Ertragsteuern von 1821 und die sächsische Einkommensteuer von 1874/78 so interessant sind, 2002; Schauer, R., Die Steuergesetzgebung des Nationalsozialismus, 2003; Ernst, A., Die Einführung des napoleonischen Steuer- und Verwaltungssystems in Lüneburg, 2004; Ullmann, H., Der deutsche Steuerstaat. Geschichte der öffentlichen Finanzen, 2005; Johann, U., Die Steuergesetzgebung in der Bundesrepublik Deutschland von 1983 bis 1998, 2006; Kersting, G., Steuerwiderstand und Steuerkultur. Der Kampf gegen das Umgeld im Königreich Württemberg (1819-1871), 2006; Günther, S., Vectigalia nervos esse rei publicae, 2008; Baßler, J., Steuerliche Gewinnabgrenzung im Europäischen Binnenmarkt, 2012; Sahm, R., Von der Aufruhrsteuer bis zum Zehnten, 2014; Steuern im historischen Kontext, hg. v. Seer, R., 2014; Steueroasen im Visier, hg. v. Macho, R., 2015; Meinzer, M., Steueroase Deutschland, 2015; France, J., Finances publiques, interêts privés dans le monde romain, 2017; Hundert (100) Jahre Steuerrechtsprechung in Deutschland 1918-2018 – Festschrift für den Bundesfinanzhof, hg. v. Drüen, K/Hey, J./Mellinghoff, R., 2018 (Sammelband); Osterloh-Konrad, C., Die Steuerumgehung, 2019
Steuerbewilligung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1572 [Schmoller, Forsch. XIII 1 S. 462 Komp.? in 5 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die notwendige Zustimmung der →Landstände zu der Steuererhebung durch den Landesherrn.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3
Steuerrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1601 [Vorarlberg/ÖW. XVIII 95] in 9 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der die →Steuer betreffenden Rechtssätze. S. Google
Lit.: Högemann, W., Das deutsche Steuerrecht unter dem Einfluss des Nationalsozialismus, Diss. jur. Münster 1993; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Bräunig, C., Herbert Dorn 1887-1957) – Pionier und Wegbereiter im internationalen Steuerrecht, 2016; 100 Jahre Steuerrechtsprechung in Deutschland 1918-2018, hg. v. Drüen, K. u. a., 2018 (Sammelband)
Steuerstrafrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Straftatbestände betreffenden Rechtssätze des →Steuerrechts. Das Steuerstrafrecht gewinnt mit der von Politikern zwecks Machtgewinn durch Umverteilung von Vermögen der Steuerpflichtigen angestrebte Vermehrung der Steuerlast zunehmende Bedeutung.
Lit.: Erler, A., Bürgerrecht und Steuerpflicht, 1939, 2. A. 1963; Lammerding, J. u. a., Steuerstrafrecht, 6. A. 1993, 8. A. 2004; Poggemann, M., Schuld und Strafe, 1997; Otte, L., Schwarzgeld, 2015
Steward (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Altenglische [Hauswart] sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Stuart
Steyr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) →Landlauf von Steyr
Stiernhöök, Johann Olafson (1596-1675) wird nach dem Rechtsstudium in Uppsala, Leipzig, Jena, Wittenberg und Rostock 1630 Hofgerichtsassessor und 1640 Professor in Turku. 1674 veröffentlicht er eine Darstellung des schwedischen, nicht von der Rezeption erfassten Rechtes (De iure Sveonum et Gothorum, Von dem Recht der Schweden und Göten). S. Google
Lit.: Stiernhöök, J., De iure Sveonum et Gothorum vetusto, 1672, Neudruck 1962; Jägerskiöld, Johann Stiernhöök, (in) Rättshistorisk Studien 4 (1974), 117; Johan Olofsson Stiernhöök, hg. v. Modéer, K., 1996
Stift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1190 [Sante Servatien Leben] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1261 [Dachstein/CorpAltdtOrUrk. V 1] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Kollegium kanonisch lebender Kleriker in einer Kirche. Es entsteht in dem Frühmittelalter. Seit dem Hochmittelalter ist es Verbandsperson.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schäfer, K., Pfarrkirche und Stift, 1903; Heckel, J., Die evangelischen Dom- und Kollegiatstifter Preußens, 1924, Neudruck 1964; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Schieffer, R., Die Entstehung von Domkapiteln, 1976; Lill, R., Stifts- und Abteikirchen, 1987; Studien zum weltlichen Kollegiatstift, hg. v. Crusius, I., 1995; Hankel, H., Die reichsunmittelbaren evangelischen Damenstifte, 1996; Wagner, W., Universitätsstift und Kollegium, 1999; Studien zum Kanonissenstift, hg. v. Crusius, I., 2001; Die Stiftskirche in Südwestdeutschland, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2003; Dom- und Kollegiatstifte in der Region Tirol – Südtirol – Trentino in Mittelalter und Neuzeit, hg. v. Obermair, H. u. a., 2006; Stift und Wirtschaft, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2007; Adelige Damenstifte Oberschwabens in der frühen Neuzeit, hg. v. Schiersner, D. u. a., 2011; Schiersner, D., Räume und Identitäten, 2014; Handbuch der Stiftskirchen in Baden-Württemberg, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2019 (136 Beiträge)
stiften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) gründen, errichten
Stiftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1260 [SächsWChr. 90] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 950 belegt?) ist die Widmung von Vermögen zu einem bestimmten Zweck durch Rechtsgeschäft. Als ein zu Verfügung gestelltes, in seinen Erträgen die Verfolgung bestimmter Zwecke wie Götterkult oder Ahnenverehrung auf Dauer ermöglichendes Kapital geht die Stiftung sachlich vielleicht bis etwa 3000 v. Chr. (Mesopotamien, Ägypten) zurück. Sie ist jedenfalls bereits dem römischen Recht ansatzweise bekannt. In dem Mittelalter fördert die Kirche nach Möglichkeit die mildtätige Stiftung. Aufklärung und Säkularisation stehen der Stiftung feindlich gegenüber. Als juristische Person wird die bis dahin meist nur als unselbständiger Anhang einer Körperschaft (beispielsweise Kirche, Gemeinde) angesehene Stiftung in dem 19. Jahrhundert anerkannt (Heise, G. A., Grundriss eines Systems des gemeinen Civilrechts, 2. A. 1816, 23). In das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches von 1896/1900 findet sie nur zögernd Eingang (1881 eine Vorschrift, 1900 neun). In dem ausgehenden 20 Jahrhundert bietet die Stiftung nach dem Vorbild der Vereinigten Staaten von Amerika eine Möglichkeit der Milderung der Härten hoher Erbschaftsteuern auf große Vermögen (beispielsweise dürfen seit 2006 in der Schweiz 20 Prozent des Einkommens bzw. Gewinns als Spenden steuersparend geltend gemacht werden). Als älteste noch bestehende deutsche Stiftung gilt der in Lüneburg 1127 errichtete Hospitalfonds Sankt Bendikt (evangelisches Stift in Sankt Goar zwar vielleicht in einem Vorläufer 765 errichtet, aber um 1525 aufgelöst, Hospitalstiftung in Wemding nicht 917, sondern erst 1371 gegründet). 1990 bestanden in der bisherigen Bundesrepublik 4011 Stiftungen, 2015 in der erweiterten Bundesrepublik 18820 Stiftungen mit einem Gesamtbudget von 12,5 Milliarden Euro, mit denen vor allem Gymnasien, Universitäten, Sozialeinrichtungen, Museen und Forschungsinstitutionen unerstützt wurden. S. Google
Lit.: Kaser § 17 III; Köbler, DRG 58, 121; Heimberger, H., Die Veränderung des Stiftungszwecks, 1913; Reicke, S., Stiftungsbegriff und Stiftungsrecht im Mittelalter, ZRG GA 53 (1933), 247; Pleimes, D., Die Rechtsproblematik des Stiftungswesens, Diss. jur. Leipzig 1938; Pleimes, D., Weltliches Stiftungsrecht, 1938; Pleimes, D., Irrwege der Dogmatik im Stiftungsrecht, 1954; Ebersbach, H., Die Stiftung des öffentlichen Rechts, 1961; Scheyhing, R., Zur Geschichte des Gymnasiums in Ellwangen, ZRG GA 79 (1962), 264; Liermann, H., Geschichte des Stiftungsrechts (Handbuch des Stiftungsrechts 1), 1963; Stiftungen aus Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 1f., hg. v. Berndl, H. u. a. 1970f.; Ebersbach, H., Handbuch des deutschen Stiftungsrechts, 1972; Deutsches Stiftungswesen, hg. v. Hauer, R. u. a., 1977; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Eichler, H., Die Verfassung der Körperschaft und Stiftung, 1986; Scheyhing, R., Die Gremp’sche Stiftung 1584-1984, ZRG GA 103 (1986), 254; Borgolte, M., Die Stiftungen des Mittelalters, ZRG KA 105 (1988), 71; Mäzenatentum in Vergangenheit und Gegenwart, hg. v. Becker, J., 1988; Deutsches Stiftungswesen, hg. v. Hauer, R., 1989; Rexroth, F., Deutsche Universitätsstiftungen von Prag bis Köln, 1992; Borgolte, M., Totale Geschichte des Mittelalters?, 1993; Siems, H., Von den piae causae zu den Xenodochien, (in) Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 1998, 57; Lusiardi, R., Stiftung und religiöse Gesellschaft, 1999; Wagner, W., Universitätsstift und Kollegium in Prag, Wien und Heidelberg, 1999; Stiftungen und Stiftungswirklichkeiten, hg. v. Borgolte, M., Bd. 1 2000; Lusiardi, R., Stiftung und städtische Gesellschaft, 2000; Theisen, F., Mittelalterliches Stiftungsrecht, 2002; Liermann, H., Geschichte des Stiftungsrechts, 2. A. 2002; Alexander, L., Anstalten und Stiftungen. Verselbständigte Vermögensmassen im römischen Recht, 2003; Klostermann, G., Das niederländische privatrechtliche Stiftungsrecht, 2003; Schewe, M., Die Errichtung der rechtsfähigen Stiftung von Todes wegen, 2004; Scheller, B., Memoria an der Zeitenwende. Die Stiftungen Jakob Fuggers, 2004; Stiftungen in Christentum, Judentum und Islam vor der Moderne, hg. v. Borgolte, M., 2005; Schwarz, R., Das Stiftungswesen in der sowjetischen Besatzungszone und in der Deutschen Demokratischen Republik, 2008; Kästner, K./Couzinet, D., Der Rechtsstatus kirchlicher Stiftungen staatlichen Rechts des 19. Jahrhunderts, 2008; Steiner, M., Die Klöster und ihr Wirken, 2009; Islamische Stiftungen zwischen juristischer Norm und sozialer Praxis, hg. v. Meier, A. u. a., 2009; Borgolte, M., Stiftungen, (in) Stiftungen 3 (2009), 9; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Hahn, P., Die Stiftungssatzung, 2010; Lohse, T., Die Dauer der Stiftung, 2011; Werner, M., Stiftungsstadt und Bürgertum, 2011; Impekoven, H., Die Alexander von Humboldt-Stiftung, 2011; Borgolte, M., Stiftung und Memoria. 2012 (Aufsätze); Moddelmog, C., Königliche Stiftungen des Mittelalters im historischen Wandel, 2012; Bach, C., Bürgersinn und Unternehmergeist, 2014; Enzyklopädie des Stiftungswesens in mittelalterlichen Gesellschaften, Bd. 1 Grundlagen, hg. v. Borgolte, M. 2014, Bd. 2 Das soziale System, 2014, Bd. 3 Stiftung und Gesellschaft, 2017; Borgolte, M., Fünftausend Jahre Stiftungen, (in) HZ 301 (2015) 593; Borgolte, M., Weltgeschichte als Stiftungsgeschichte, 2017; Adam, T., Zivilgesellschaft oder starker Staat? Das Stiftungswesen in Deutschland (1815-1989), 2018; Johannsen, I., Stifter und Stiftungen im frühneuzeitlichen Hamburg, 2019; Hockerts, G., Ein Erbe für die Wissenschaft – Die Fritz Thyssen Stiftung in der Bonner Republik, 2021
still (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1270 [HambOrdB. F 21 Handschrift 1493] bzw. 1283 [HollandOrkB. Suppl. 164] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ruhig, stillschweigend, lautlos
Stille Gesellschaft (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - unter still - ab 1776 [Krünitz, Enzykl. VIII 277] in 3 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beteiligung an einem Geschäft ohne tätige Mitwirkung. Die stille Gesellschaft. ist eine nach außen nicht erkennbare Innengesellschaft. Sie findet sich bereits in dem Hochmittelalter. In dem Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch (1861) wird die stille Gesellschaft von der →Kommanditgesellschaft geschieden.
Lit.: Köbler, DRG 127, 217; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Rehme, P., Geschichte des Handelsrechts, 1913; Engler, C., Die Kommanditgesellschaft (KG) und die stille Gesellschaft im Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuch, 1999
stillschweigend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1414 [HistVjschr. 14 1911 423] in 33 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von stillschweigen und Stillschweigen – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ohne ausdrückliche Willenserklärung erfolgend, gesetzlich oder gewohnheitsrechtlich geltend (beispielsweise Pfandrecht des Vermieters oder Verpächters)
stilus, lat., M., Schreibgriffel, Stil, spitziger Pfahl, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. idg. *stei-, *tei-, Adj., spitzig
stilus (M.) curiae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat.) Schreibart eines Gerichts, Gerichtsgebrauch
Lit.: Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae am Reichshofrat, 1973; Berger, H., Die Entwicklung der zivilrechtlichen Relation, Diss. jur. Frankfurt am Main 1976
Stimme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1221-1224 in 12 Bedeutungsbereichen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Lautäußerung eines Menschen sowie zumpnest übertragen auch anderer Lebewesesn
Stimmrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1667 [Pufendorf, RZustand 211] in 16 Stellen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht, an einer Abstimmung einer Personenmehrheit teilzunehmen. Es gewinnt insbesondere in dem 19. Jahrhundert allgemeine Bedeutung, die aber später wegen des geringen Einflusses des Einzelnen gegenüber Meinungsmachern (z. B. Sebastian Kurz in Österreich, aber wohl überall auch anderswo) auf politische Entwicklungen wieder nachlässt.
Lit.: Vogel, B. u. a., Wahlen in Deutschland, 1971
Stintzing, Roderich von (Altona 8. 2. 1825-Südtirol 13. 9. 1883), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Jena, Heidelberg, Kiel und Berlin 1848 Rechtsanwalt und 1854 ordentlicher Professor in Basel, Erlangen (1857) und Bonn (1870). Nach langjährigen Vorbereitungen veröffentlicht er 1880 eine Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, die nach seinem tödlichen Bergunfall von Ernst Landsberg fortgeführt wird. S. Google
Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Müllenbach, B., Zum 100. Todestag von Roderich von Stintzing, ZRG GA 101 (1984), 312
stipare, stīpāre, lat., V., zusammenpressen, zusammenhäufen, vollstopfen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *stē̆ibʰ, *stē̆ib-, *stī̆bʰ, *stī̆b-, *stē̆ip-, *stī̆p-, Sb., Adj., Stange, Stecken (M.), steif
stipendium, stīpendium, lat., N., Steuer (F.), Tribut, Zoll (N.) (2), Strafe, Beistand, Unterstützung, Sold, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stips, pendere
Stipendium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1500 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1477 [Reyscher, Ges. XI 3 S. 18] in 19 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Unterhaltsleistung
Lit.: Köbler, DRG 32; Adam, T., Stipendienstiftungen und der Zugang zu höherer Bildung in Deutschland von 1800 bis 1960, 2008 (in Preußen 1885 für 21 Prozent der Studierenden Zuwendungen verfügbar); Stipendienstiftungen und Stipendiaten, hg. v. Merkel, G., 2008
stipula, lat., F., Halm, Strohhalm, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stīpāre
stipulare, stipulāre, lat., V., sich förmlich angeloben, zusagen lassen, eine Verbindlichkeit übernehmen, Symm. (um 340-402 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stipulārī
stipulari, stipulārī, lat., V.: nhd. sich förmlich angeloben, zusagen lassen, eine Verbindlichkeit übernehmen; , Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stīpāre
stipulatio, stipulātio, lat., F., förmliche Anfrage, Stipulation, Versprechen, Vertrag, Kontrakt, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stīpāre
Stipulatio (lat. [F.] Stipulation) ist bereits in dem altrömischen Recht das Versprechen. Es stellt eines der wichtigsten Geschäfte überhaupt dar. Bei der Stipulation macht der eine ein (mündliches, formgebundenes) Angebot (lat. centum mihi dari spondesne [versprichst du, dass mir hundert gegeben werden?]), dem der andere zustimmt (lat. spondeo [ich verspreche]). Die vielseitig (beispielsweise für ein Schenkungsversprechen, die Haftung bei Verkauf oder eine Zinsabrede) verwendbare, einseitig verpflichtende Stipulation ist in dem klassischen römischen Recht →Verbalkontrakt (mit der actio ex stipulatu einklagbar). Zu Gunsten eines Dritten ist die Stipulation ausgeschlossen (lat. alteri stipulari nemo potest, für einen Dritten kann niemand versprechen). Bei der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter wird der besondere Wortformalismus nicht übernommen (usus modernus pandectarum, moderner Gebrauch der Pandekten).
Lit.: Kaser §§ 6 III, 7 III, 8 I, 32 II, 33 I, IV, 38 II, 40 I, 41 VI, 58 III, 59 II; Söllner §§ 8, 9, 18, 24; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 19, 22, 27, 45, 164; Seuffert, L., Materialien zur Deutung von stipulatio in mittelalterlichen Urkunden, ZRG GA 2 (1881), 115; Wolf, J., Causa stipulationis, 1970; Simon, D., Studien zur Praxis der Stipulationsklausel, 1964; Wesener, G., Zum Weiterleben römischen Rechtes im Frühmittelalter (in) Cinquante anni della Corte costituzionale della Repubblica italiana, 2006, 1751; Finkenauer, T., Stipulation und Geschäftsgrundlage, ZRG RA 127 (2010), 305; Finkenauer, T., Vererblichkeit und Drittwirkung der Stipulation im klassischen römischen Recht, 2010; Berg, S., Die Stipulation in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2009
Stipulatio (F.) Aquiliana (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbarlat.) ist die von Gaius Aquilius Gallus (66 v. Chr.) geschaffene, den Geldwert aller gegenwärtig oder künftig gerichtlich durchsetzbaren Rechte des Stipulanten in einer einzigen Stipulation zusammenfassende Stipulation (Ausgleichsquittung).
Lit.: Kaser § 54 I 5; Köbler, DRG 29, 44; Sturm, F., Stipulatio Aquiliana, 1972
stipulatio (F.) duplae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Strafstipulation auf das Doppelte (des Kaufpreises), falls die verkaufte und dem Käufer übergebene Sache von einem besser Berechtigten herausverlangt wird (teilweise fingiert)
Lit.: Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 46
Stipulation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1474 [HanseRez. 2 VII 290] in 14 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Versprechen) →stipulatio
Stobbe, Johann Ernst Otto (Königsberg 28. 6. 1831-Leipzig 19. 5. 1887) wird nach dem Studium von Philosophie und Rechtswissenschaft in Königsberg, Leipzig und Göttingen (Merkel, Albrecht, Waitz) 1856 in Königsberg außerordentlicher Professor und dann ordentlicher Professor, 1859 in Breslau, 1872 in Leipzig. Er veröffentlicht 1860 die Geschichte der deutschen Rechtsquellen (Neudruck 1965) und 1871 ein Handbuch des deutschen Privatrechts. S. Google
Lit.: Friedberg, E., Otto Stobbe, 1887; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Scholze, B., Otto Stobbe, 2002
Stock (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Holzstück, Geschoss, Gefängnis, Pranger
Stockholm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Mälarsee erscheint 1252. In dem 17. Jahrhundert wird es Hauptstadt Schwedens. In dem 19. Jahrhundert erhält es eine 1960 verfestigte Universität. S. Google
Lit.: Dahlbäck, G., I medeltidens Stockholm, 1988; Ullrich, S., Untersuchungen zum Einfluss des lübischen Rechts, 2008
Stockwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Geschoss eines (mehrstöckigen) Hauses
Stockwerkseigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das besondere Eigentum an einem Teil (Stockwerk) eines Hauses. In Gegensatz zu dem römischen Recht erscheint es in dem Mittelalter vor allem in Süddeutschland seit dem 12. Jahrhundert, in Tirol seit dem 15. Jahrhundert. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird das Stockwerkseigentum zurückgedrängt. An dem Ende des 19. Jahrhunderts wird seine Neubildung als rechtlich unmöglich (lat. superficies solo cedit, der obere Teil weicht dem Grund) ausgeschlossen (Österreich 1879, deutsches Reich 1900, Schweiz 1907/1911). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts tritt das aus sozialen Überlegungen neu geschaffene Wohnungseigentum an seine Stelle.
Lit.: Kaser § 26 III 3; Hübner; Ackermann, F., Über Stockwerkseigentum, Diss. jur. Göttingen 1891; Novak, F., Das Stockwerkseigentum im Wiener Rechte des Mittelalters, ZRG GA 54 (1934), 89; Putzer, P., Zur Rechtsgeschichte des Stockwerkseigentums, (in) FS E. Hellbling, 1971, 581; Thümmel, H., Stockwerkseigentum in Baden, (in) Z. f. d. Notariat in Baden-Württemberg 50 (1984), 5; Rainer, J., Superficies und Stockwerkseigentum, ZRG RA 106 (1989), 327; Freundling, G., Echtes altes Stockwerkseigentum in Bayern, ZRG 116 (1999), 384; Kohl, G., Stockwerkseigentum 2007
Stol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Stola, Stolgebühr
stola, lat., F., langes Kleid, Stola, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. στολή (stolḗ), F., Ausrüstung, Kleid, Gewand, vgl. gr. στέλλειν (stéllein), V., bestellen, kommen lassen, schicken, senden, vgl. idg. *stel- (3), V., Adj., Sb., stellen, stehend, unbeweglich, steif, Ständer, Pfosten (M.), Stamm, Stiel, Stängel, Stengel
Stola (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen - als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über stola, lat., F., langes Kleid, Stola [204-169 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Stola, priesterliches Gewandstück
Stolgebühr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechiusche des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die nach dem Amtsgewand des Geistlichen (Stola) bezeichnete Gebühr für eine kirchliche Handlung (beispielsweise Taufe, Trauung, Begräbnis).
Lit.: Freudenberger, T., Der Kampf um die radikale Abschaffung, (in) Münchner Theol. Z. 1 (1950), 40; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
Stölzel, Adolf (Gotha 28. 6. 1831-Berlin 19. 4. 1919), Stadtsekretärs- und Amtsadvokatensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Marburg und Heidelberg 1860 Richter und 1887 Honorarprofessor. 1872 legt er eine Untersuchung über die Entwicklung des gelehrten Richtertums in deutschen Territorien vor, 1901 eine Untersuchung über die Entwicklung der gelehrten Rechtsprechung. S. Google
Lit.: Stutz, U., Germanistische Chronik, ZRG GA 40 (1919), 393
stören (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Angelsächsischen ab 1190/1230 [WaltherVogelw. 83,25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) ärgern, beeinträchtigen, verletzen
Störer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1296 [NÖsterr./CorpAltdtOrUrk. III 534] in 9 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1312, Störung 1190, stören 9. Jahrhundert) ist der durch ein Verhalten oder einen Zustand andere Störende oder in ihren Rechten Beeinträchtigende.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Wollin, S., Störerhaftung im Immaterialgüter- und Persönlichkeitsrecht, 2018
Störung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1301 [OÖUB. IV 388] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1190) Beeinträchtigung, Verletzung
Stracca, Benvenuto (Ancona 1509-1578), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Bologna Jurist in Ancona. Er veröffentlicht 1553 den (lat.) Tractatus (M.) de mercatura seu mercatore (Abhandlung von dem Handel oder Kaufmann), der mit der Behandlung des Kaufmanns und seiner Geschäfte die erste wissenschaftliche Darstellung des →Handelsrechts ist.
Lit.: Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2, 1, 1977
Strafaussetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) zu der Bewährung ist die in dem 20. Jahrhundert nach englischen Vorläufern (1778 Strafkolonien in Australien) nach amerikanischem Vorbild (Massachusetts 1869, England 1887, Belgien 1888, Frankreich 1891, bedingte Begnadigung Sachsen 1895) eingeführte Aussetzung der Vollstreckung einer →Freiheitsstrafe unter der Bedingung, dass der Täter während einer Bewährungszeit nicht erneut straffällig wird (Deutschland Reichsjugendgerichtsgesetz 1923, allgemein Bundesrepublik Deutschland 1953). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 236
strafbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1428 [Wertheim 25] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) mit Strafe bedroht, bestrafbar
Strafbefehl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1693 [Döpler, Theatr. I 115] in sechs Stellen bis 1800 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort zuerst in Hannover) ist die Entscheidung des Gerichts in dem besonderen Strafbefehlsverfahren der Strafprozessordnung (§§ 407-412 StPO). Dem Strafbefehlsverfahren fehlen die in Preußen 1846 eingeführten Grundsätze der Mündlichkeit, der Öffentlichkeit und des rechtlichen Gehörs weitgehend, so dass es insofern den älteren Inquisitionsprozess fortführt. Seine Bedeutung ist seit 1846 vor allem auch unter Kostengesichtspunkten stetig gewachsen. S. Google
Lit.: Elobied, T., Die Entwicklung des Strafbefehlsverfahrens von 1846 bis in die Gegenwart, 2010
Strafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 13. Jahrhundert [Alpharts Tod] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab un 1250 [DHeldenb. II 4 Tadel, Schelte, Zurechtweisung] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das dem Täter einer von Menschen als solche bestimmten Straftat von der Allgemeinheit zuzufügende, das Opfer nicht durch einen Ausgleich entschädigende Übel. In dem altrömischen Recht werden Unrechtstaten überwiegend mit den Mitteln der Hauszucht, des Kriegsrechts, der allgemeinen magistratischen Zuchtgewalt und des Zivilverfahrens verfolgt und nur in einigen seltenen Fällen (Landesverrat, Magistratsverletzung) mit einer öffentlichen Strafe (Enthauptung und Vermögenseinziehung, später auch Geldstrafe) belegt. Demgegenüber dringt seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. die öffentliche Unrechtsverfolgung allgemein durch. Strafen sind danach Todesstrafe, Verbannung, Ausprügelung, Zwangsarbeit und Geldstrafe. Justinian vereinigt alle Regelungen in den Büchern 47 und 48 der →Digesten (so genannte [lat., M.Pl.] libri terribiles, Schreckensbücher). Inwieweit die Germanen Strafen kennen, ist zweifelhaft (nach Tacitus möglicherweise Aufhängen bei Volksverrat, in dem Moor Versenken bei Unzucht). In dem Frühmittelalter überwiegt das →Kompositionensystem durch Bußen bis zu Wergeld als Ausgleichsleistungen des Täters und seiner Verwandten an das Opfer und seine Verwandten. Erst seit dem 11. Jahrhundert erscheint die Strafe (wieder allgemeiner) in →Landfrieden, setzt sich dann aber - beispielsweise bis zu dem Sachsenspiegel von 1221 bis 1224 - rasch durch. Sie ist anscheinend bis in das 17. Jahrhundert meist in Geld ablösbar. Bereits vor dem 12. Jahrhundert sind auch Ansätze eines kirchlichen Strafrechts erkennbar, die aber erst durch die an das den Gegenstand noch an verschiedenen Stellen behandelnde Decretum Gratians (um 1140) anschließende Kanonistik (Bernhard von Pavia [† 1213], Compilatio prima Buch 5 de criminibus et poenis, Liber Extra Gregors IX. [um 1167-1241] - de poenis) systematisch ausgebaut werden, so dass etwa ab 1150 allmählich kirchliche Buße und kirchliche Strafe getrennt werden. Thomas von Aquin legt in seiner auf Aristoteles aufbauenden Straftheorie die Strafe auf die Sündenstrafe fest und trennt damit die eigentliche Strafe von strafenden Maßnahmen mit anderen Zielen, wobei ihm die eigentliche Strafe ein Ausgleichen einer freiwilligen Sünde durch ein unfreiwilliges Leiden ist. Eine allgemeinere ausführliche Regelung bringt für das Heilige römische Reich die etwas früheren Malefizordnungen oder Halsgerichtsordnungen folgende →Constitutio Criminalis Carolina (1532). Danach stehen Todesstrafen und Leibesstrafen in dem Mittelpunkt, doch tritt auch die →Freiheitsstrafe schon in einem ersten Ansatz auf. Für sie entwickelt sich seit dem 16. Jahrhundert der Erziehungsgedanke (→Zuchthaus). Wohl aus der spanischen Inquisition und der spanischen Spätscholastik (Alfonso de Castro 1495-1558) stammt die einschränkende Vorstellung des an den Straftäter gerichteten sittlichen Vorwurfs, die auch zu der Folge hat, dass schuldunabhängige Zwangsmaßnahmen unter Berufung auf ihre Unverzichtbarkeit für das Wohl der Allgemeinheit zu einem neuartigen Präventionsrecht neben dem eigentlichen Strafrecht zusammengefasst werden (Zweigleisigkeit). Das Strafgesetzbuch Josephs II. für Österreich (Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und deren Bestrafung, 1787, Josephina) verbietet dem Richter Auslegung und Analogie (lat. nulla poena sine lege, keine Strafe ohne Gesetz). In dem 19. Jahrhundert wird die Resozialisierung des Straftäters in den Vordergrund gerückt (→Liszt 1882). Die Todesstrafen und Leibesstrafen werden überdacht und in dem 20. Jahrhundert beseitigt. Die kurzzeitige Freiheitsstrafe wird in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch die ökonomischer zu verwendende →Geldstrafe ersetzt. Übertretungen werden überwiegend als Ordnungswidrigkeiten verfolgt. Verschiedene ältere Straftatbestände werden straffrei, während anderes Verhalten strafbar wird.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 14, 20, 34, 56, 87, 91, 118, 119, 158, 204, 236, 264; Köbler, WAS; Kohler, J., Das Strafrecht der italienischen Statuten, 1897; Allmann, I., Außerordentliche Strafe und Instanzentbindung, Diss. jur. Göttingen 1903; Binding, K., Die Entstehung der öffentlichen Strafe im germanisch-deutschen Recht, 1908 (Rede), e-book 2013; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928, Neudruck 1967; Levy, E., Die römische Kapitalstrafe, 1931; Schindler, G., Verbrechen und Strafen im Recht der Stadt Freiburg, 1937; Achter, V., Geburt der Strafe, 1951; Bianchi, H., Ethik des Strafens, 1966; Holzhauer, H., Willensfreiheit und Strafe, 1970; Polley, R., Die Lehre vom gerechten Strafmaß, 1972; Abdulmegid Kara, M., The Philosophy of Punishment in Islamic Law, 1977; Gudian, G., Geldstrafrecht und peinliche Strafe, (in) FS A. Erler, 1977, 273; Nehlsen, H., Entstehung des öffentlichen Strafrechts, (in) FS H. Thieme, 1983, 3; Hattenhauer, H., Über Buße und Strafe im Mittelalter, ZRG GA 100 (1983), 53; La Peine, 1989; Rees, W., Die Strafgewalt der Kirche 1993; Holzhauer, H., Zum Strafgedanken im frühen Mittelalter, (in) Überlieferung, Bewahrung, 1993, 179; Weitzel, J., Strafe und Strafverfahren in der Merowingerzeit, ZRG GA 111 (1994), 66; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe im Frühmittelalter, ZRG GA 112 (1995), 1; Klementowski, M., Die Entstehung der Grundsätze der strafrechtlichen Verantwortlichkeit und der öffentlichen Strafe im deutschen Reich bis zum 14. Jahrhundert, ZRG GA 113 (1996), 217; Wadle, E., Die peinliche Strafe, (in) Träger und Instrumente des Friedens, 1996, 229; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs, 1996; Schnabel-Schüle, H., Überwachen und Strafen im Territorialstaat, 1997; Reuß, E., Berliner Justizgeschichte, 2000; Peters, J., Die Entwicklung von Sanktionspraxis und Strafrechtsreform 1871 bis 1933, 2000; Gellinek, C., Was heißt strafen?, ZRG GA 118 (2001), 385; Herrschaftliches Strafen seit dem Hochmittelalter, hg. v. Schlosser, H. u. a., 2002; Henselmeyer, U., Ratsherren und andere Delinquenten, 2002; Maihold, H., Strafe für fremde Schuld?, 2003; Börsch, M., Damit Übeltaten nicht ungestraft bleiben, 2003; Thiel, S., Strafe und Strafverfahren in der freien Reichsstadt Memmingen, Diss. jur. Würzburg 2003; Deutsch, A., Späte Sühne, ZRG GA 122 (2005), 113; Maihold, H., Strafe für fremde Schuld?, 2005; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe, 2006; Europäische Strafkolonien im 19. Jahrhundert, hg. v. Da Passano, M., 2006; Der Strafgedanke in seiner historischen Entwicklung, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2007; Emsley, C., Crime, Police and Penal Policy, 2007; Schauz, D., Strafen als moralische Besserung, 2008; Rosenblum, W., Beyond the Prison Gates - Punishment and welfare in Germany 1850-1933, 2008; Strafe und Strafrecht in den antiken Welten, hg. v. Rollinger, R. u. a., 2012; Maihold, H., Die Bildnis- und Leichnamsstrafen im Kontext der Lehre von den crimina excerpta, ZRG GA 130 (2013), 78; Boes, M., Crime and Punishment in Early Modern Germany, 2013 (Frankfurt am Main); Capital and Corporal Punishment in Anglo-Saxon England, hg. v. Gates, J. u. a., 2014; Shame between punishment and penance. The social usages of shame in the middle ages and early modern times, hg. v. Sère, B. u. a., 2013; Isernhinke, K., Das Strafgefangenlager Oberems, 2015; Maetschke, M., „Verdammung der Missethäter zur Bergarbeit“, 2016; Luther, C., Aufgeklärt strafen, 2016; Fischer, T., Über das Strafen, 2018 (nichts wirklich neu); Bauer, K., Buße und Strafe im Frühmittelalter, 2017
strafen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – an eher versteckter Stelle - bezeugt – 1172- 1190 [Drie liet von der maget des Priesters Wernher] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1250 [DHeldenb. II 27 tadeln, zurcjtweisen, rügen, bezichtigen] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in einem Strafverfahren mit einer Strafe nach dem Strafgesetzbuch belegen (V.)
Strafgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1564 [NürnbRef. 1564 Vorr. 5 r] in 14 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die oder eine Strafe betreffende Gesetz (beispielsweise [Constitutio criminalis Bambergensis 1507, Constitutio criminalis Carolina 1532, Constitutio criminalis Theresiana 1768, Allgemeines Gesetzbuch über Verbrechen und deren Bestrafung Josephs II. für die habsburgischen Erbländer 1787,] Strafgesetz über Verbrechen und schwere Polizeiübertretungen Österreichs von dem 3. 9. 1803, Anlage zu dem kaiserlichen Patent von dem 3. 9. 1803, JGS 626, Strafgesetzbuch über Verbrechen, Vergehen und Übertretungen Österreichs von 1852, Anlage zu dem kaiserlichen Patent von dem 27. 5. 1852). S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StrafgesetzbuchOesterreich1852.htm; Kertai, B., Sicherheit, Risiko und Opferschutz – Anlässe der Strafgesetzgebung, 2014
Strafgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1787 [Schindler, VerbrFreib. 268, 29 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das (älteren Gesetzen und Verordnungen über Strafrecht und Strafverfahren wie beispielsweise (den Malefizordnungen und Halsgerichtsordnungen,) der Constitutio Criminalis Carolina von 1532, der Ordonnance sur le fait de la justice von Villers-Cotterêts von 1539 in Frankreich oder den Strafrechtsverordnungen von dem 5. und 6. Juli 1570 in den spanischen Niederlanden folgende,) das →Strafrecht kodifizierende Gesetzbuch (beispielsweise bayerischer Codex iuris criminalis 1751, Constitutio Criminalis Theresiana 1768, Constitutio Criminalis Josephina = Josefinisches Strafgesetzbuch 1787, Frankreich Code pénal 1791, 1795, preußisches Allgemeines Landrecht 1794, Westgalizisches Strafgesetzbuch 1796, Österreich 1803, Allgemeines Kriminalrecht für die preußischen Staaten 1805, Code pénal 1810, Bayern 1813, Oldenburg 1814, Sachsen Criminalgesetzbuch 1838, Württemberg 1839, Sachsen-Weimar 1839, Hannover 1840, Braunschweig 1840, Sachsen-Altenburg 1841, Hessen 1841, Lippe-Detmold 1843, Sachsen-Meiningen 1844, Schwarzburg-Sondershausen 1845, Baden 1845, Nassau 1849, Preußen 1851 [, Österreich 1852 Neuherausgabe], Sachsen 1855, 1868 revidiert, Deutsches Reich 1871 unter maßgeblichem Einfluss Preußens und geringem Einfluss Sachsens). Das Strafgesetzbuch des Deutschen Reiches (liberales Reichsstrafgesetz mit eher antiliberaler Novelle von 1876) wird nach zahlreichen Reformvorschlägen (u. a. Entwurf Gustav Radbruchs von 1922) 1969 in seinem allgemeinen Teil verändert (Einheitsstrafe, viele Geldstrafen nach Tagessätzen). Die Übertretungen werden überwiegend zu Ordnungswidrigkeiten. 1973/1974 werden die Sexualdelikte liberalisiert, 1976 wird die Wirtschaftskriminalität erfasst, 1980 die Umweltkriminalität, 1986 die Computerkriminalität. In Österreich wird das Strafgesetzbuch über Verbrechen und schwere Polizeiübertretungen von dem 3. September 1803, neue Ausgabe zu dem 1. 9. 1852, durch das Bundesgesetz von dem 23. 1. 1974 über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Strafgesetzbuch) ersetzt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 181, 182, 229; Stenglein, M., Sammlung der deutschen Strafgesetzbücher, Bd. 1ff. 1858; Berner, A., Die Strafgesetzgebung in Deutschland, 1867, Neudruck 1978; Würtenberger, T., Das System der Rechtsgüterordnung, 1933, Neudruck 1973; Maes, L., Die drei großen europäischen Strafgesetzbücher, ZRG 94 (1977), 207; Schubert, G., Feuerbachs Entwurf zu einem Strafgesetzbuch, 1978; Schubert, W., Der Ausbau der Rechtseinheit unter dem Norddeutschen Bund, (in) FS R. Gmür, 1983, 149; Protokolle der Kommission für die Reform des Strafgesetzbuches (1911-1913), hg. v. Schubert, W., 1990; Entwürfe der Strafrechtskommission zu einem deutschen Strafgesetzbuch und zu einem Einführungsgesetz (1911-1914), hg. v. Schubert, W., 1990; Das Strafgesetzbuch, Sammlung der Änderungsgesetze und Neubekanntmachungen, hg. v. Vormbaum, T. u. a., Bd. 1f. 1999; Brandt, C., Die Entstehung des Code pénal von 1810 und sein Einfluss, 2002; Goltsche, F., Der Entwurf eines allgemeinen deutschen Strafgesetzbuches von 1922 (Entwurf Radbruch), 2010; StGB Historisch-synoptische Edition. 1871-2009, Bd. 1ff. 2010; Feuerbachs Bayerisches Strafgesetzbuch, hg. v. Koch, A. u. a., 2013; Bargon, V., Die Strafrechtsnovelle vom 26. Februar 1876, 2015; Timm, A., Der Entwurf eines Strafgesetzbuches von 1962, 2016; Strohkendl, D., Das Strafgesetzbuch für die preußischen Staaten vom 14. April 1851, 2019
Strafklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1663 [Schottel 441] in drei Stellen bis 1738 belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die auf Verurteilung zu einer Strafe gerichtete Klage.
Lit.: Guthke, T., Die Herausbildung der Strafklage, 2009
strafmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab ohne Jahr [DWB. X 3 Sp. 678, 1 Archivzettel] - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) altersbedingt strafbar
Strafmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen ab 1785 [Fischer, KamPolR. I 108, 2 Archivzettel] – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die altersbedingte Strafbarkeit. Sie wird in dem Deutschen Reich 1923 von 12 auf 14 Jahre heraufgesetzt. In Großbritannien liegt sie noch bei 10 Jahren. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 236; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Dräger, W., Die Strafmündigkeitsgrenzen, Diss. jur. Kiel 1992
Strafprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen ab 1794 [Quistorp, GrundsPeinlR.5 II 525, 23 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das gerichtliche Verfahren, in dem über das Vorliegen einer Straftat und die dafür zu verhängende Strafe verhandelt wird. Es unterscheidet sich bereits in dem altrömischen Recht von dem Zivilverfahren, wobei in Rom ohne weiteres von dem privaten Prozess in den Strafprozess gewechselt wird oder werden kann. In dem Hochmittelalter wird diese Unterscheidung in dem 12. Jahrhundert erneut aufgegriffen, wobei Frankreich auf kirchlichen Wurzeln dem Heiligen römischen Reich voranzugehen scheint und beispielsweise Johann von Buch (um 1290-nach 1356) die Teilung der Klagen in peinliche, bürgerliche und gemischte aufgreift. Dabei stehen →Akkusationsprozess und →Inquisitionsprozess nebeneinander. Der von der nichtöffentlichen Untersuchung samt →Folter gekennzeichnete, mehr und mehr vorherrschende Inquisitionsprozess mit seinem →endlichen Rechtstag wird von der Aufklärung bekämpft und zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch ein öffentliches rechtsstaatliches Verfahren ersetzt (Frankreich 1808 Code d’instruction criminelle), in dem Untersuchung (→Staatsanwalt) und Entscheidung (Richter) getrennt sind. In Österreich wird dieser Strafprozess 1850 (bis 1853) und 1873 aufgenommen (Reform 2008). S. Google
Lit.: Söllner §§ 10, 17; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 20, 34, 56, 117, 138, 156, 181, 202, 235, 263; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, 1879, Neudruck 1973; Esmein, A., Histoire de la procédure criminelle en France, 1882; Schoetensack, A., Der Strafprozess der Carolina, Diss. jur. Heidelberg 1904; Bauchond, M., La justice criminelle du magistrat de Valenciennes, 1904; Müller, K., Zur Geschichte des peinlichen Prozesses in Schwaben im späteren Mittelalter, 1910; Schröder, R., Eine strafprozessualische Verordnung des Königs Ruprecht, ZRG GA 34 (1913), 433; Schmidt, E., Fiskalat und Strafprozess, 1921; Fels, H., Der Strafprozess der preußischen Criminalordnung von 1805, Diss. jur. Bonn 1932; Schmidt, E., Inquisitionsprozess und Rezeption, 1944; Amrhein, F., Die Entwicklung des hessischen Strafprozessrechts im 18. und 19. Jahrhundert, Diss. jur. Würzburg 1955 (masch. schr.); Schmidt, E., Deutsches Strafprozessrecht, 1967; Strafrecht, Strafprozess und Rezeption, hg. v. Landau, P. u. a., 1984; Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozessrechts, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1988f.; Hornhardt, G., Die Stunde der Justiz, ZRG GA 106 (1989), 239; Protokolle der Kommission für die Reform des Strafprozesses (1903-1905), hg. v. Reichsjustizamt 1905, neu hg. v. Schubert, W., 1991; Sellert, W., Borgerlike, pinlike und misschede klage, (in) Überlieferung, Bewahrung, 1993, 321; Dülmen, R. van, Theater des Schreckens, 4. A. 1995; Blusch, C., Das bayerische Strafverfahrensrecht von 1813, 1997; Friedländer, H., Interessante Kriminal-Prozesse, 1999 (CD-ROM); Ermann, J., Strafprozess, öffentliches Interesse und private Strafverfolgung, 2000; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Nobis, F., Die Strafprozessgesetzgebung der späten Weimarer Republik, 2000; Rudolph, H., Eine gelinde Regierungsart, 2001; Ignor, A., Geschichte des Strafprozesses in Deutschland 1532-1846, 2002; Langbein, J., The Origins of Adversary Criminal Trial, 2003; Reuber, S., Der Kölner Mordfall Fonk von 1816, 2002; Die Quellen sprechen lassen, hg. v. Emberger, G. u. a., 2009; Zeitschrift für internationale Strafrechtsdogmatik 4 (2009), 466ff. (Strafprozessrecht - 130 Jahre Strafprozessordnung); Savigny, F., Die Prinzipienfragen in Beziehung auf eine neue Strafprozeß-Ordnung, hg. v. Schubert, W., 2011; Ortmann, A., Machtvolle Verhandlungen – Zur Kulturgeschichte der deutschen Strafjustiz 1879-1914, 2014; Rieks, D., Live-Berichterstattung aus der strafrechtlichen Hauptverhandlung, 2019
Strafprozessordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen in DRW-Archiv ab 1809 [Egger, F. v., Das natürliche öffentliche Recht I Wien 1809 195, 5 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein das Strafverfahren bzw. den Strafprozess ordnendes Gesetz. Eine solche Strafprozessordnung stellen bereits die Constitutio Criminalis Bambergensis von 1507 und die →Constitutio Criminalis Carolina von 1532 dar, die aber auch noch (materielles) Strafrecht enthalten. Auf den Strafprozess beschränkt sind aber die Strafprozessordnungen der späteren Zeit (Code d’instruction criminelle Frankreich 1808, Baden 1844, Preußen 1849, Österreich 1850/1853/23. 5. 1873 [RGBl. 1873, 119], Strafprozessordnung des Deutschen Reiches 1877/1879).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 181, 263, 264; Entwürfe einer Strafprozessordnung, 1908, neu hg. v. Schubert, W., 1991; Protokolle der Reichstagsverhandlungen, Bericht der 7. Kommission des Reichstags (1910-1911) zur Beratung der Entwürfe einer Strafprozessordnung, 1910f., neu hg. v. Schubert, W., 1991; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Kleinheyer, H., Die Regensburger peinliche Gerichtsordnung, (in) FS H. Krause, 1975, 110; Entstehung und Quellen der Strafprozessordnung von 1877, hg. v. Schubert, W./Regge, J., 1989; Bottenberg, F., Die hamburgische Strafprozessordnung von 1869, 1998
Strafprozessrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab Erstbelegung ohne Jahr [DWW. X 3 Sp. 683, 4 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Strafprozess, Strafprozessordnung
Lit.: Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozessrechts, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1988ff.
Strafrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1460 [FritzlarRQ. 764] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der Straftatbestände mit →Strafe bzw. Strafandrohungen verknüpfenden Rechtssätze. Öffentliches Strafrecht entwickelt sich anscheinend erst mit der Festigung öffentlicher Herrschaft bzw. mit dem Staat. Die ersten Regeln entstehen wohl gewohnheitsrechtlich. Vermutlich verhältnismäßig früh werden aber auch Bestimmungen bewusst gesetzt (beispielsweise Landfrieden). Eine erste Zusammenfassung bieten die Bücher 47 und 48 der →Digesten Justinians von 528-533, in dem Spätmittelalter in Italien der Tractatus (M.) de maleficiis des Albertus Gandinus (1299) sowie ab 1499 die Halsgerichtsordnungen, vor allem die →Constitutio Criminalis Carolina (1532). Inhaltlich beginnt, ausgehend von der allmählichen Unterscheidung von Buße und Strafe (Ansätze eines kirchlichen Strafrechts vielleicht schon vor dem 12. Jahrhundert, systematischer Ausbau seit dem Decretum Gratians [um 1140]) und der kirchlichen Beichte, die spanische Spätscholastik und Naturrechtslehre des 16. Jahrhunderts mit zunächst moraltheologischen Begriffen die Individualisierung, Subjektivierung und Psychologisierung des Strafrechts, die nach praktischen Werken des 17. Jahrhunderts (Carpzow, Benedikt, Practica nova imperialis Saxonica rerum criminalium 1635) und 18. Jahrhunderts (Böhmer, Johann Samuel, Friedrich von, 1770) die Kriminalpsychologie seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert mit säkularisierten Begriffen und empirischer Methode weiterführt. Etwa seit dieser Zeit werden unter Abtrennung des Strafprozessrechts besondere Strafgesetzbücher geschaffen (beispielsweise Frankreich Code pénal 1810, Bayern 1813 Feuerbach, Sachsen 1838 Criminalgesetzbuch, 1855 Strafgesetzbuch, 1868 revidiert), in denen teilweise harte Strafen abgeschafft, präventive Strafzwecke anerkannt und psychologische Befragung und richterliche Ermessensspielräume eröffnet werden. Zu dieser Zeit wird bereits ein allgemeiner Teil des Strafrechts entwickelt, der die allgemeinen Bestandteile einer Straftat festlegt. Aufklärung und Liberalismus bemühen sich weiter um ein rechtsstaatliches Strafrecht (1871 Reichsstrafgesetzbuch des – zweiten – Deutschen Reiches). Die rechtstatsächliche Bedeutung des Strafrechts ist trotz aller seit dem späten 19. Jahrhundert einsetzenden Bemühungen um die erwünschte Resozialisierung des Straftäters groß. S. Google
Lit.: Kaser § 2 II 1b; Söllner §§ 10, 17; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 8, 138, 140, 158, 159; Wielant, F. (1441-1520), Corte instructie in materie criminele, 1510, hg. v. Monballyu, J., 1995 (erste umfassende Darstellung des Strafrechts und Strafprozessrechts nördlich der Alpen); Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842, Neudruck 1960; Liszt, F., Das deutsche Reichsstrafrecht, 1881, Lehrbuch des deutschen Strafrechts 1884, 26. A. 1932 (Schmidt, E.); Günther, L., Die Idee der Wiedervergeltung, 1889; Stephen, J., A history of the criminal law of England, Bd. 1ff. 1883, Neudruck 1964; Friese, V., Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898, Neudruck 1970; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Kantorowicz, H., Albertus Gandinus und das Strafrecht der Scholastik, Bd. 1f. 1907ff.; Döring, W., Feuerbachs Straftheorie, Neudruck 1958; Stahm, G., Das Strafrecht der Stadt Dortmund, 1910; Heusler, A., Das Strafrecht der Isländersagas, 1911; Rau, F., Beiträge zum Kriminalrecht der freien Reichsstadt Frankfurt am Main im Mittelalter, 1916; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; His, R., Geschichte des deutschen Strafrechts bis zur Karolina, 1928; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Dahm, H., Das Strafrecht Italiens im ausgehenden Mittelalter, 1931; Skeil, J., Den norske strafferett, Bd. 1 1937; Goebel, J., Felony and misdemeanor, 1937; Schubert, G., Der Einfluss des kirchlichen Rechtes auf das weltliche Strafrecht der Frankenzeit, 1937; Koch, J., Die Strafrechtsbelehrung des Volkes von der Rezeption bis zur Aufklärung, 1939; Maes, L., Vijf eeuwen stedelijk strafrecht, 1947; Belling, D., Das Strafrecht des Schwabenspiegels, Diss. jur. Tübingen 1949; Oehler, D., Wurzel, Wandel und Wert der strafrechtlichen Legalordnung, 1950; Schaffstein, F., Die europäische Strafrechtswissenschaft im Zeitalter des Humanismus, 1954; Caenegem, R., Geschiedenis van het strafrecht in Vlaanderen, 1954; Korsch, H., Das materielle Strafrecht der Stadt Köln, 1958; Brahmst, C., Das hamburgische Strafrecht, 1958; Kunkel, W., Untersuchungen zur Entwicklung des römischen Kriminalverfahrens, 1962; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 2. A. 1951, 3. A. 1965; Hentig, H. v. Studien zur Kriminalgeschichte, 1962; Mehrle, P., Die Strafrechtspflege in der Herrschaft Kißlegg, 1961; Guggenheim, T., Die Anfänge des strafrechtlichen Unterrichts in Zürich, 1965; Lohse, E., Johann Michael Franz Birnbaum (1792-1877) als Strafrechtslehrer, 1964 (Diss. jur. Freiburg im Breisgau); Neusel, W., Höchstrichterliche Strafgerichtsbarkeit, 1972; Langbein, J., Prosecuting crime in the Renaissance, 1974; Texte zur Theorie des politischen Strafrechts, hg. v. Schroeder, F., 1974; Roldán Verdejo, R., Los delitos contra la vida, 1978; Laingui, A./Lebigre, A., Histoire du droit pénal, Bd. 1f. 1979f.; Crime and Law, hg. v. Gatrell, V., u. a., 1980; Rüping, H., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 1981; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Litewski, W., Landrecht des Herzogtums Preußen von 1620, Bd. 1 1982; Schroeder, F., Das Strafrecht des sozialen Realismus, 1983; Alkaly, M., Das materielle Strafrecht der französischen Revolution, 1984; Schaffstein, F., Studien zur Entwicklung der Deliktstatbestände, 1985; Rüping, H., Bibliographie zum Strafrecht im Nationalsozialismus, 1985; Gouron, A., Zu den Ursprüngen des gelehrten Strafrechts, (in) FS H. Thieme, 1986, 43; Lüken, E., Der Nationalsozialismus und das materielle Strafrecht, Diss. jur. Göttingen, 1987; Brauneder, E., Das Strafrecht in den österreichischen Polizeiordnungen, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 1; Quellen zur Reform des Straf- und Strafprozessrechts, hg. v. Schubert, W. u. a., Bd. 1ff. 1988ff.; Werle, G., Das Strafrecht als Waffe, (in) JuS 1989, 952; Cesare Beccaria, hg. v. Deimling, G., 1989; Sellert, W./Rüping, H., Studien- und Quellenbuch zur Geschichte des deutschen Strafrechts, Bd. 1f. 1989ff.; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Carbasse, J., Introduction historique au droit pénal, 1990; Gauvard, C., De grace especial, 1991; Herzog, F., Gesellschaftliche Unsicherheit und strafrechtliche Daseinsvorsorge. Studien zur Vorverlegung des Strafrechtsschutzes in den Gefährdungsbereich, 1991; Volk, K., Napoleon und das deutsche Strafrecht, (in) JuS 1991, 281; Histoire et criminalité, hg. v. Garnot, 1992; Rees, W., Die Strafgewalt der Kirche, 1993; Limbach, A., Das Strafrecht der Paulskirchenverfassung 1848/49, 1995; Cheng, Y., Die Ausnahme bestimmt die Regel, 1995; Decker, C., Katalog der rechtsphilosophischen und strafrechtlichen Literatur vor 1900, 1995; Bauman, R., Crime and Punishment in Ancient Rome, 1996; Robinson, O., The criminal law, 1996; Klementowski, M., Die Entstehung der Grundsätze der strafrechtlichen Verantwortlichkeit, ZRG GA 113 (1996), 217; Hellbling, E., Grundlegende Strafrechtsquellen der österreichischen Erbländer, hg. v. Reiter, I., 1996; Perspektiven der Strafrechtsentwicklung, 1996; Hettinger, M., Entwicklungen im Strafrecht und Strafverfahrensrecht, 1996; Caenegem, R. van, Notes on twelfth-century English criminal law, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Hamm, R., 50 Jahre NJW: Das Strafrecht, (in) NJW 1997, 2636; Glöckner, H., Quellen zur neueren Strafrechtsgeschichte, (in) Ius commune 34 (1997), 249; Schmidhäuser, E., Verbrechen und Strafe, 2. A. 1998; Buschmann, A., Textbuch zur Strafrechtsgeschichte der Neuzeit, 1998; Ermann, J., Strafprozess, öffentliches Interesse und private Strafverfolgung, Diss. jur. Saarbrücken 1998; Strafrechtsdenker der Neuzeit, hg. v. Vormbaum, T., 1998; Gschwend, L., Nietzsche und die Kriminalwissenschaften, 1999; Die Entstehung des öffentlichen Strafrechts, hg. v. Willoweit, D., 1999; Weber, R., Die Entwicklung des Nebenstrafrechts, 1999; Neue Wege strafrechtsgeschichtlicher Forschung, hg. v. Schlosser, H. u. a., 1999; Riggsby, A., Crime and Community in Ciceronian Rome, 1999; Hein, O., Vom Rohen zum Hohen, 2000; Die deutsche Strafrechtswissenschaft vor der Jahrtausendwende, hg. v. Eser, A. u. a., 2000; Radbruch, G., Strafrechtsgeschichte, hg. v. Neumann, U., 2000; Schorer, R., Die Strafgerichtsbarkeit in der Reichsstadt Augsburg, 2000; Overdijk, D., De gewoonte is de beste uitleg van de wet, 2000; Naucke, W., Über die Zerbrechlichkeit des rechtsstaatlichen Strafrechts, 2000; Thulfaut, G., Kriminalpolitik und Strafrechtslehre bei Edmund Mezger (1883-1962), 2000; Reuß, E., Berliner Justizgeschichte, 2000; Richstein, C., Das belagerte Strafrecht – Kriegsstrafrecht, 2000; Radbruch, G., Strafrechtsgeschichte, hg. v. Neumann, u., 2001; Dean, T., Crime in Medieval Europe 1200-1550, 2001; Geus, E., Mörder, Diebe, Räuber, 2002; Mahlmann, C., Die Strafrechtswissenschaft der DDR, 2002; Die Durchsetzung des öffentlichen Strafrechts, hg. v. Lüderssen, K., 2002; Brandt, C., Die Entstehung des Code pénal von 1810 und sein Einfluss, 2002; Silva Sánchez, J., Die Expansion des Strafrechts, 2002; Wagner, K., NS-Ideologie im heutigen Strafrecht, 2002; Hoheitliches Strafen in der Spätantike und im frühen Mittelalter, hg. v. Weitzel, J., 2002; Karitzky, H., Eduard Kohlrausch, 2002; Nedden, C. zur, Die Strafrechtspflege im Königreich Westphalen, 2003; Frenz, B., Frieden, Rechtsbruch und Sanktion in deutschen Städten vor 1300, 2003; Müller, C., Verbrechensbekämpfung im Anstaltsstaat, 2004; Röthlin, N., Die Verbesserung des Strafrechts nach Montesquieu und Beccaria, ZRG GA 121 (2004), 238; O’Sullivan, C., Die Ahndung von Rechtsbrüchen der Seeleute, 2005; Kéry, L., Gottesfurcht und irdische Strafe – Der Beitrag des mittelalterlichen Kirchenrechts zur Entstehung des öffentlichen Strafrechts, 2006; Monballyu, J., Zes eeuwen strafrecht, 2006; Landau, P., Lehrbuch contra Fälschung, (in) DA 62 (2006), 505; Reulecke, M., Gleichheit und Strafrecht im deutschen Naturrecht des 18. und 19. Jahrhunderts, 2007; Der Strafrechtsgedanke in seiner historischen Entwicklung, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2007; Asholt, M., Straßenverkehrsstrafrecht, 2007; Ludwig, U., Das Herz der Justitia, 2008; Stübinger, S., Das idealisierte Strafrecht, 2008; Buchholz, E., Strafrecht im Osten, 2008; Vormbaum, T., Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, 2009, 2. A. 2011, 3. A. 2016; Käfer, M., Widerspiegelungen des Strafrechts im Leben und Werk des Richters und Poeten E. T. A. Hoffmann, 2010; Kesper-Biermann, S., Einheit und Recht - Strafgesetzgebung, 2009; Weber, J., Das sächsische Strafrecht im 19. Jahrhundert, 2009; Weckner, F., Strafrecht und Strafrechtspflege für Afrikaner, 2010; Hat Strafrecht ein Geschlecht?, hg. v. Temme, G. u. a., 2010; Balogh, E., Die ungarische Strafrechtskodifikation im 19. Jahrhundert, 2010; Die deutschsprachige Strafrechtswissenschaft in Selbstdarstellungen, hg. v. Hilgendorf, E., 2020; 2020; Grimm, A., Zwischen Gottes Gericht und irdischem Strafrecht – Strafe und Buße in Lebensbeschreibungen ottonisch-salicher Reichsbischöfe, 2011; Die vom 27. 05. 1989 bis zum 01. 01. 2002 ergangenen Strafurteile, 2012; Steinke, R., The Politics of Internatioal Criminal Law, 2012; Crime and Punishment in the Middle Ages and Early modern Age, 2012 (e-book); Hagan, J., Who are the Criminals?, 2012; Heller, K., The Nurenberg Military Tribunals and the Origins of International Criminal Law. 2012; Franke, E., Von Schelmen, Schlägern, Schimpf und Schande, 2012; Bitter, A. v., Das Strafrecht des preußischen Allgemeinen Landrechts von 1794, 2013; Tat ohne Täter, hg. v. Stiegler, B., 2013; Appel, K., Der Strafrechtler und Strafrechtsreformer Wilhelm Kahl (1849-1932), 2014; Strafrecht und juristische Zeitgeschichte, hg. v. Asholt, M., 2014; Strafrecht im Präventionsstaat, hg. v. Brunhöber, B., 2014; Ruderich, D., Führungsaufsicht, 2014; Monballyu, J., Six Centuries of Criminal Law – History of Criminal Law in the Southern Netherlands and Belgium (1400-2000), 2014; Pieth, M., Strafrechtsgeschichte, 2015 (Schweiz); Vormbaum, M., Das Strafrecht der Deutschen Demokratischen Republik, 2015; Holtzendorff, L. v., Franz von Holtzendorff, 2015; Di Renzo Villata, G., Beccaria und die Anderen – Zur Strafrechtswissenschaft der frühen Neuzeit, 2016; Knaudt, S., Das Strafrecht des Großherzogtums Hessen im 19. Jahrhundert bis zum Reichsstrafgesetzbuch, 2017; Härter, K., Strafrechts- und Kriminalitätsgeschichte der frühen Neuzeit, 2018; Strafrechtsphilosophie in der Aufklärung, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2018; Handbuch des Strafrechts, Bd. 1 Grundlagen des Strafrechts, hg. v. Hilgendorf, E. u. a., 2018; Tyrichter, J., Die Formierung transnationaler Strafrechtsregime, 2018; Ambos, K., Nationalsozialistisches Strafrecht, 2019 (irreführend); Wadle, E./Gergen, T., Die hochmittelalterlichen Gottes- und Landfrieden als Wegbereiter des Strafrechts, ZRG GA 136 (2019), 130; The Transnationalisation of Criminal Law in the Nineteenth and Twentieth Century, hg. v. Härter, K. u. a., 2019; Meylan, P., La capacité pénale – Le concept de Carl Stooss (1893) et sa continuité dans le Code pénal suisse, 2019 (verdienstvoll); Strafrecht in der alten Bundesrepublik1949-1990 – Grundlagen, Allgemeiner Teil und Rechtsfolgenseite, hg. v. Steinberg, G. u. a., 2020; Strafrechtsgeschichte im „langen“ 19. Jahrhundert, hg. v. Schennach, M., 2020; Strafrecht zwischen Novemberrevolution und Weimarer Republik, hg. v. Koch, A. u. a., 2020; Wendepunkte der Strafrechtsgeschichte – Deutsche und ungarische Perspektiven, hg. v. Hirte, M. u. a., 2020; Strafverfolgung in der Bundesrepublik Deutschland und in Berlin (West), Teil 1 Die Niederschriften der Tagungen der Generalstaatsanwälte von 1948-1963, hg. v. Schubert, W., 2021; Die deutschsprachige Strafrechtswissenschaft in Selbstdarstellungen, hg. v. Hilgendorf, E., Band 2 2021 (darin auffällig Bernd Schünemann)
Straftat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab Erstbelegung ohne Jahr [Kröner, Tötungsdelikte 18, 3 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist allgemein die mit Strafe bedrohte Handlung. In diesem Rahmen werden nach dem Vorbild Frankreichs (1810) Verbrechen, Vergehen und Übertretung unterschieden. In der Bundesrepublik Deutschland wird 1952/1975 die Übertretung wegen ihrer großen Zahl aus dem Strafrecht ausgeschieden und in ein eigenes Recht der →Ordnungswidrigkeit überführt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 204; Binding, K., Die Normen, Bd. 1f. 1872ff.; Mattes, H., Untersuchungen zur Lehre von den Ordnungswidrigkeiten, Bd. 1ff. 1977ff.; Frommel, M., Präventionsmodelle, 1987
Straftheorie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz –und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Überlegung über den →Strafzweck.
Lit.: Döring, W., Feuerbachs Straftheorie, 1907, Neudruck 1958
Strafurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1573 [NÖLTfl. II 29 § 8] in 8 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) Urteil in einem Strafverfahren
Lit.: Hülle, W., Das rechtsgeschichtliche Erscheinungsbild des preußischen Strafurteils, 1965
Strafvereitelung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Verhinderung der Bestrafung eines Straftäters.
Lit.: Ebert, U., Die Strafvereitelung, ZRG GA 110 (1993), 1; Wolff, B., Begünstigung, Strafvereitelung und Hehlerei, 2002
Strafverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausfgenommen in DRW-Archiv ab 1812 [RepStaatsVerwBiern II 144, 33 Archivzettel - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Strafprozess
Lit.: Köbler, DRG 20, 34, 56, 117, 138, 156, 181, 202, 235, 263; Kleinheyer, G., Untersuchungsrecht und Entschädigungspflicht in der Geschichte des Strafverfahrens, ZRG GA 108 (1991), 61; Weitzel, J., Strafe und Strafverfahren in der Merowingerzeit, ZRG GA 111 (1994), 66; Schulz, L., Normiertes Misstrauen, 2001; Frenz, B., Frieden, Rechtsbruch und Sanktion in deutschen Städten vor 1300, 2003; Hirte, M., Papst Innozenz III., das IV. Lateranum und die Strafverfahren gegen Kleriker, 2005; Burchard, C., Die Konstitutionalisierung der gegenseitigen Anerkennung – Die strafjustizielle Zusammenarbeit in Europa, 2019
Strafverteidiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Rechtsanwalt in dem Strafprozess. →Verteidiger
Lit.: Weißler, A., Geschichte der Rechtsanwaltschaft, 1905; Henschel, F., Die Strafverteidigung im Inquisitionsprozess, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1972; Hettinger, M., Das Fragerecht der Verteidigung, 1985; König, S., Vom Dienst am Recht, 1987; Geschichte des Deutsche Strafverteidiger e. V. hg. v. Michalke, R., 2014; Richter, A., Strafverteidigung und Liberalismus, 2020
Strafvollzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1803 [WeistNassau II 203, 18 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vollzug oder die Vollstreckung der →Strafe. Der Strafvollzug erfolgt seit dem Hochmittelalter durch den Richter und den →Henker oder →Scharfrichter als seinen Vollstreckungsgehilfen. Seit dem 16. Jahrhundert wird das besondere →Zuchthaus eingerichtet. In dem 19. Jahrhundert werden zunächst zwecks Verwaltungsvereinfachung besondere Strafanstalten für Frauen errichtet, wobei Frauen insgesamt nur etwa 5 Prozent der Straftäter ausmachen. In dem 20. Jahrhundert wird der Strafvollzug, ausgenommen die nationalsozialistische Zeit, in der die Zahl der Inhaftierten (von 1928 rund 50000) bis 1944 auf rund 200000 steigt, mehr und mehr verrechtlicht (Deutschland 16. 3. 1976). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 203, 265; Deutsches Gefangenenwesen, hg. v. Bumke, E., 1928; Gernhuber, J., Strafvollzug und Unehrlichkeit, ZRG GA 74 (1957), 119; Appenzeller, G., Strafvollzug und Gefängniswesen im Kanton Solothurn, 1957; Gernhuber, J., Strafvollzug und Unehrlichkeit, ZRG GA 74 (1957), 119; Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965; Hänsel-Hohenhausen, M., Strafvollzug im Jahre 1848, ZRG GA 104 (1987), 283; Strafvollzug und Schuldproblematik, 1988; Strafvollzug im Dritten Reich, hg. v. Jung, H. u. a., 1996; Walz, K., Soziale Strafrechtspflege in Baden, 1999; Humaner Strafvollzug und politischer Missbrauch, hg. v. Fricke, K., 1999; Krause, T., Geschichte des Strafvollzugs, 1999; Schenk, C., Bestrebungen zur einheitlichen Regelung des Strafvollzugs in Deutschland, 2001; Brennpunkt Strafvollzug, hg. v. Baechtold, A., 2002; Strafvollzug und Straffälligenhilfe in Europa, 2003; Riemer, L., Das Netzwerk der Gefängnisfreunde, 2005; Beiträge zur Geschichte des Strafvollzuges und der politischen Strafjustiz in Mecklenburg-Vorpommern, hg. v. Politische Memoriale e. V., 2006; Vormbaum, T., Kriminologie- und Strafvollzugsgeschichte, Juristische Zeitgeschichte 8 (2006/2007), 221ff.; Leukel, S., Strafanstalt und Geschlecht, 2010; Krüger, J., Systeme und Konzepte des progressiven Strafvollzugs, 2011; Thiesen, S., Strafvollzug in Köln 1933-1945, 2011; Friederich, M., John Howard und die Strafvollzugsreformen in Süddeutschland, 2013; Schreiter, F., Strafanstalt Waldheim, 2014
Strafzweck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der mittels der →Strafe durch Menschen verfolgte Zweck. In dem Mittelalter scheinen Vergeltung und Unschädlichmachung die hauptsächlichen Strafzwecke zu sein. Noch für →Kant in dem 18. Jahrhundert (1797) und →Binding in dem 19. Jahrhundert bildet allein die Straftat, deren Unrecht durch Vergeltung ausgeglichen werden muss, den Grund der Strafe (absolute Straftheorie). Demgegenüber stellen die relativen Straftheorien das Interesse der Allgemeinheit in den Vordergrund. Nach einer Ansicht geht es dabei um die Abschreckung des Straftäters (→Spezialprävention, v. →Grolman 1775-1829), nach anderer Ansicht auch um die Abschreckung Dritter (→Generalprävention, →Feuerbach 1775-1833). Nach Franz von →Liszt (1851-1919, Marburger Programm 1882) ist der Täter für sein sozialschädliches Verhalten zu bestrafen, weshalb die Spezialprävention nach Tätertypen unterschieden werden soll. Augenblickstäter sollen einen Denkzettel für die Zukunft erhalten, verbesserliche Zustandstäter sollen durch Resozialisierung wieder in die Gesellschaft eingegliedert, unverbesserliche Zustandstäter sicher verwahrt werden. Hiervon dringt der Resozialisierungsgedanke in dem 20. Jahrhundert weiter vor.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 158, 204, 264; Döring, W., Feuerbachs Straftheorie, 1907, Neudruck 1958; Henrici, A., Die Begründung des Strafrechts in der neueren deutschen Rechtsphilosophie, Diss. jur. Zürich 1960; Seelmann, K., Zum Verhältnis von Strafzweck und Sanktionen, Z. f. d. ges. StrafRWiss. 1989, 355; Telp, J., Ausmerzung und Verrat, 1999; Bastelberger, M., Die Legitimität des Strafrechts und der moralische Staat, 2006; Stübinger, S., Das idealisierte Strafrecht, 2008; Strafzweck und Strafform, hg. v. Schulze, R. u. a., 2008; Smirra, N., Die Entwicklung der Strafzwecklehre in Frankreich, 2014
Stralsund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die der Insel Rügen an der Ostsee südlich gegenüberliegende Hansestadt →lübischen Rechtes (1234), die ein bedeutsames Stadtbuch überliefert. S. Google
Lit.: Ebeling, R., Das älteste Stralsunder Bürgerbuch (1319 bis 1348), 1926; Rehme, P., Neues über Stralsunder Stadtbücher, ZRG GA 58 (1938), 674; Koeppen, H., Führende Stralsunder Ratsfamilien, 1938; Der Stralsunder Liber memorialis, bearb. v. Schroeder, H., Bd. 1ff. 1964ff.; Langer, H., Stralsund 1600-1630, 1970; Ewe, H., Geschichte der Stadt Stralsund, 2. A. 1985; Schubel, C., Die Rechtsfähigkeit korporativer Verbände, ZRG 116 (1999); Berwinkel, R., Weltliche Macht und geistlicher Anspruch, 2008; Brunner, D., Stralsund, 2010
Strand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert [das alte Passional] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab um 1300 [RigaStR. 198] in 18 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der je nach den örtlichen Gegebenheiten unterschiedlich breite Grenzbereich oder Küstenstreifen zwischen dem Ufer und einem Gewässer. S. Google
Strandrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1617 [Schottel, SingJur. 388] in 21 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Recht, sich das an dem Strand angeschwemmte Gut anzueignen. Es wird in dem Laufe der Zeit eingeschränkt (u. a. 1874 Strandungsordnung).
Lit.: Kalthoff, H., Die rechtliche Behandlung des Strandgutes im römischen Recht, Diss. jur. Rostock 1910; Ebeling, H., Die Entwicklung des Strandrechts, Diss. jur. Frankfurt am Main 1931; Niitemaa, V., Das Strandrecht in Nordeuropa, 1955
Straßburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) an dem Rhein, um 12 v. Chr. oder 16 n. Chr. als römisches Argentorate gegründet, ist seit dem 4. Jahrhundert Sitz eines Bischofs, der 1146/1147 ein Stadtrecht gewährt, und die seit 1621 Sitz einer Universität (1792/1793 vorübergehend aufgelöst). 1681 wird die Reichsstadt Straßburg von Frankreich besetzt. Mit dem Elsass ist sie von 1871 bis 1918 Teil des Deutschen Reiches und wird auch während des Zweiten Weltkriegs von dem Deutschen Reich besetzt und verwaltet (1941 Reichsuniversität mit Dulckeit, Dahm, Ernst Rudolf Huber, Schaffstein, Nikisch, Adalbert Erler, Rufablehnung Wieackers).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Urkundenbuch der Stadt Straßburg, hg. v. Wiegand, W., Bd. 1 1879; Winter, G., Geschichte des Rates in Straßburg, 1878; Kiener, F., Studien zur Verfassung des Territoriums der Bischöfe von Straßburg, 1912; Meyer, O., La régence épiscopale de Saverne, 1935; Festschrift für die Reichsuniversität Straßburg, hg. v. Schmidt, R., 1941; Wittmer, C., Le livre de bourgeoisie, Bd. 1ff. 1948ff.; Streitberger, I., Der königliche Prätor von Straßburg, 1685 bis 1789, 1961; Wunder, G., Das Straßburger Gebiet, 1965; Wunder, G., Das Straßburger Landgebiet, 1967; Histoire de Strasbourg, hg. v. Livet, G. u. a., 1980ff.; Cornelissen, C. u. a., Grenzstadt Straßburg, 1997; Schäfer, H., Juristische Lehre und Forschung, 1999; Egawa, Y., Stadtherrschaft und Gemeinde, 2007; Schlüter, B., Reichswissenschaft, 2004; Roscher, S., Die Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg 1872-1902, 2006; Lutterbeck, K., Politische Ideengeschichte als Geschichte administrativer Praxis, 2011; Sauerbrey, A., Die Straßburger Klöster im 16. Jahrhundert, 2012; Walther, T., Zwischen Polemik und Rekonziliation – Die Bischöfe von Straßburg im Investiturstreit bis 1100 und ihre Gegner, 2017; Möhler, R., Die Reichsuniversität Straßburg 1940-1944, 2020; Liening, S., Das Gesandtschaftswesen der Stadt Straßburg zu Beginn des 15. Jahrhunderts, 2019
Straße (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen ab 1221-1224 und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der planmäßig angelegte, für Fahrzeuge geeignete Verkehrsweg. In dem römischen Altertum besteht ein vielfach mittels großer Steinblöcke gepflastertes, natürliche Geländehindernisse überwindendes für die Zeit hervorragendes Straßensystem mit einer Länge von rund 85000 Kilometern (beispielsweise Via Appia, Via Claudia, Via Nova Traiana, Via Domitia). Nach dem Untergang Westroms (476 n. Chr. bzw. dem Tode Theoderichs des Großen 526 n. Chr.) verfällt es mangels ausreichender Pflege. Natürliche Hindernisse werden danach eher umgangen. In dem Mittelalter erscheinen einzelne rechtliche Bestimmungen für Straßen erst in dem 13./14. Jahrhundert. Als Bezeichnung einzelner Straßen in Orten setzt sich oberdeutsch gasse, niederdeutsch strate durch, doch wird seit dem 19. Jahrhundert Gasse weitgehend durch Straße ersetzt. In dem absolutistischen Frankreich beginnt der Bau geplanter Chausseen, dem in dem Heiligen römischen Reich nach 1712 gefolgt wird. Seit dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts geht man zu dem systematischen Straßenbau mit Überwachung und Reparatur über. Eine Verdichtung erfährt das Straßenrecht seit dem 19. Jahrhundert. Seit 1840 leitet die Verwendung von Asphalt, Bitumen und Beton den modernen Straßenbau ein. Ab 1870 wird das Fahrrad (Niederrad 1877-1884), ab 1885 das Automobil zu einem wichtigen Fortbewegungsmittel, dessen Gefahren gesetzliche Regelungen erfordern (Frankreich Radfahrrecht 1896, preußische Radfahrordnung 1899, Allgemeine [deutsche] Straßenverkehrsordnung 1926). In Deutschland gibt es (2001) 396345 verschiedene Straßennamen, wobei von 1,2 Millionen an verschiedenen Orten vorhandenen Straßen 7630 Hauptstraße, 6988 Dorfstraße, 4979 Bahnhofstraße, 2248 Schillerstraße und 2172 Goethestraße heißen.
Lit.: Köbler, DRG 176; Kroeschell, DRG 1; Gasner, E., Zum deutschen Straßenwesen, 1889; Zeumer, K., Straßenzwang und Straßenregal, ZRG GA 23 (1902), 101; Schrod, K., Reichsstraßen und Reichsverwaltung im Königreich Italien (754-1197), 1931; Leguay, J., La rue, 1984; Szabó, T., Die Entdeckung der Straße im 12. Jahrhundert, (in) Studi in onore di C. Violante, 1994, 913; Lay, M., Die Geschichte der Straße, 1994; Auf den Römerstraßen ins Mittelalter, hg. v. Burgard, F. u. a., 1997; Müller, U., Infrastrukturpolitik in der Industrialisierung, 2000; Die Straße, hg. v. Jaritz, G., 2001; Rathmann, M., Untersuchungen zu den Reichsstraßen in den westlichen Provinzen des Imperium Romanum, 2003; Siedlung und Verkehr im römischen Reich, hg. v. Frei-Stolba, R., 2004; Schubert, W., Die Anfänge eines modernen Verkehrsrechts im Radfahrrecht um 1900, ZRG GA 122 (2005), 195; Asholt, M., Straßenverkehrsstrafrecht, 2007; Straßen- und Verkehrswesen im hohen und späten Mittelalter, hg. v. Schwinges, R., 2007; Heuser, R., Namen der Mainzer Straßen und Örtlichkeiten, 2008; Die Welt der europäischen Straßen, hg. v. Szabo, T., 2009; Riedi, B., Die Porten der Unteren Straße, 2009; Klee, M., Lebensadern des Imperiums, 2010; Die moderne Straße, hg. v. Dienel, H u. a., 2010; Esch, A., Zwischen Antike und Mittelalter. Der Verfall des römischen Straßensystems in Mittelitalien, 2011; Die Vielschichtigkeit der Straße, hg.v. Holzner-Tobisch, K., 2012; Instandhaltung und Renovierung von Straßen und Wasserleitungen von der Zeit der römischen Republik bis zur Spätatike, hg. v. Ronin, M. u. a., 2019
Straubing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine kreisfreie Stadt in Niederbayern mit knapp 50000 Einwohnern
Lit.: Fraundorfer, W., Straubing, 1974; Forster, M., Die Gerichtsverfassung und Zivilgerichtsbarkeit in Straubing, 1999; Retzer, M., Das Patriziergeschlecht der Zeller von Straubing, 2007
Streik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 19. Jahrhundert [DWB X 3 Sp. 1298, 2 Archivzettel] nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie aus dem Neuenglischen aufgenommen und in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die gemeinsam und planmäßig durchgeführte, auf ein bestimmtes Ziel gerichtete Arbeitseinstellung einer verhältnismäßig großen Zahl von Arbeitnehmern. Der Streik erscheint nach älteren Vorläufern in dem 18. Jahrhundert (beispielsweise in Nürnberg zwischen 1790 und 1800, Bayreuth 1800) in England 1810 (Wort um 1850) und dringt von dort aus in dem 19. Jahrhundert vor. Er verliert seine Bedeutung eigentlich, sobald die Arbeitsbedingungen (Lohnhöhen) unter Kostengesichtspunkten nicht mehr verbessert werden können, doch halten Tarifvertragsparteien aus Gründen der Selbsterhaltung zu Lasten des Verbrauchers an ihm weiter fest.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Kalbitz, R., Die Arbeitskämpfe in der Bundesrepublik Deutschland, Diss. jur. Bochum 1972; Theorie und Geschichte des Streikrechts, hg. v. Germelmann, C., 1980; Streik, hg. v. Tenfelde, K. u. a., 1981; Schulz, K., Handwerksgesellen und Lohnarbeiter, 1985; Reith, R. u. a., Streikbewegungen deutscher Handwerksgesellen im 18. Jahrhundert, 1992; Clasen, C., Streiks und Aufstände, 1993; Althaus, H., Rechtsnormen und Rechtswirklichkeit, 1997; Kittner, M., Arbeitskampf, 2005
Streit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 1000 [Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zwist, Meinungsverschiedenheit
Streitbefestigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1767 [Berhandtzky, RechnW. 666, Campe Erg.-Bd. 399 1813 litis contestatio die kriegsbefestigung statt des andern müsste man streitbefestigung sagen] in 2 Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Festlegung eines förmlichen Rechtsstreits →litis contestatio
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 117, 202
streiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 2. Hälfte 9. Jahrhundert [Muspilli V. 41, Notker] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zanken, hadern, kämpfen
Streitgenosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab Ende 12. Jahrhundert [AltdTBibl. 26 S. 229] belegt, aber nicht in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F
M.) Genosse in einem Rechtsstreit →Streitgenossenschaft
Streitgenossenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ab 1804 [Gönner, GemProz.2 I 377, 3 Archivzettel] belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Auftreten mehrerer Parteien oder Beteiligter auf einer Seite eines Rechtsstreits. Eine Streitgenossenschaft kennt sachlich bereits das römische Recht. Von dort aus wird sie auch in dem gelehrten Prozessrecht behandelt.
Lit.: Kisch, W., Begriff und Wirkungen der besonderen Streitgenossenschaft, 1899; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973
stricti iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) strengrechtlich, ohne Entscheidungsspielraum für den Richter
Lit.: Köbler, DRG 42, 62
strictus, lat., (Part. Prät.=)Adj.: nhd. zusammengezogen, dicht, straff, stramm, eng, kurz, bündig, Ov. (43 v. Chr.-18 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. stringere
Strom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nach dem Altenglischen und dem Altfriesischen ab nach 1397 [BrschwChr. I 276] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) großer Fluss, seit dem 19. Jahrhundert auch übertragen für Elektrizität
Stromregal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – ausgenommen DRW-Archiv ohne Jahr [ZHambG. 43 1956 2, 2 Archivzettel] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist in dem Hochmittelalter das Recht des Königs an dem schiffbaren Fluss (Roncaglia 1158). Es geht rasch auf die Landesherren über.
Lit.: Hübner 297; Kroeschell, DRG 1; Gothein, E., Die Schiffahrt der deutschen Ströme, 1903; Rörig, F., Zur Rechtsgeschichte der Territorialgewässer, Abh. d. Akad. d. Wiss. Berlin 1949
strudis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 7. Jahrhundert [Handschrift 8./9. Jahrhundert L Rib. Sohm Tit. 32, 3 und 61,1 gewaltsame Wegnahme] in zwei Stellen belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Zwangsvollstreckung, Wegnahme, Pfandnahme
Lit.: Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912
Struve, Georg Adam (Magdeburg 27. 12. 1619-Jena 16. 12. 1692), Gutseigentümerssohn, wird nach dem Studium von Philosophie, Politik, Geschichte und Recht in Jena und Helmstedt (Conring) 1645 Gerichtsbeisitzer in Halle und 1646 Professor in Jena (1667 Hofrat in Weimar, 1674 Professor des kanonischen Rechtes in Jena und Präsident des Jenenser Juristenkollegiums). 1670 veröffentlicht er (lat.) →Iurisprudentia (F.) romano-germanica forensis (Römisch-deutsche Gerichtsrechtswissenschaft, mit unverkennbaren Parallelen zu Hugo Grotius’ Inleydinge tot de Hollandsche Rechts-Geleerdheyd [1621]) (31. A. 1771, [als eine gründlich neubearbeitete Auflage des lateinischen Vorbilds] Jurisprudenz oder Verfassung der landüblichen Rechte, 1689, 8. A. 1737, weiter Syntagma iurisprudentiae secundum ordinem pandectarum concinnatum, 1655ff.). Darin gibt er auf der Grundlage der Institutionen die für längere Zeit erfolgreichste Zusammenfassung des bei den einheimischen Gerichten angewendeten römischen Rechtes in vier Büchern (Personenrecht, Sachenrecht, Schuldrecht, Prozessrecht). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 114; Struve, B., Pii manes Struviani, 1705; Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Finzel, J., Georg Adam Struve (1619-1692) als Zivilrechtler, 2003
Stryk, Samuel (Lentzen/Prignitz 22. 11. 1640-Halle 23. 7. 1710), Amtmannssohn, wird nach dem Studium von Theologie, Philosophie und Recht in Wittenberg (Ziegler) und Frankfurt an der Oder (Brunnemann) 1666 außerordentlicher Professor in Frankfurt an der Oder, 1668 ordentlicher Professor in Frankfurt an der Oder, 1690 in Wittenberg und 1692 in Halle. Seit 1690 veröffentlicht er einen Pandektenkommentar mit dem die zeitgenössische Haltung (als Epoche des usus modernus pandectarum) kennzeichnenden Titel (lat.) Specimen (N.) usus moderni pandectarum (Beispiel des modernen Gebrauchs der Pandekten). Darin verbindet er das römische Recht mit teils ergänzenden, teils ausschließenden einheimischen Rechtssätzen.
Lit.: Köbler, DRG 137, 144; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Wiegand, W., Plus petitio, 1974, 95; Luig, K., Samuel Stryk, (in) FS S. Gagnér, 1991
Stuart ist das aus der Bretagne kommende, in dem 11. Jahrhundert erscheinende schottische Geschlecht (→Steward, →Seneschall), das 1371 das Königtum in →Schottland erlangt und 1603 den Tudors in →England nachfolgt. Die 1688/1689 gestürzte Familie scheidet 1714 endgültig aus der englischen Königsherrschaft aus, besteht aber in Nebenlinien fort. S. Google
Lit.: The Kingdom of the Scots, 1973; Schreiber, H., Die Stuarts, 1999; Eßer, R., Die Tudors und die Stuarts, 2004; Duchein, M., Les dernier Stuarts, 2006
Stück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab um 830 [Tatian 224,1] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der einzelne abgegrenzte Gegenstand einer Gattung oder allgemeiner der Teil.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Stückschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Speziesschuld) ist die auf ein einzelnes Stück bezogene Schuld (in Gegensatz zu der Gattungsschuld bzw. Genusschuld), bei welcher der Schuldner bei durch Zufall verursachter Unmöglichkeit von seiner Verpflichtung frei wird.
Student (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1330-1360 [Seuse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1343/1349 [Mystiker I 254] in 31 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der junge Mensch während des →Studiums.
Lit.: Brunck, H., Die Deutsche Burschenschaft, 1999
studieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1250 [Heilige Regel für ein vollkommenes Leben] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 2. Viertel 14. Jahrhundert [Beringen, Schachged. V 2013] in 22 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) lernen, sich bemühen um, streben nach
studium, lat., N., innerer Trieb und Drang, eifriges Streben (N.), Bestrebung, Eifer, Neigung, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *steud-, *teud-, V., stoßen, schlagen, vgl. idg. *steu- (1), *teu- (1), V., stoßen, schlagen
Studium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1314 [Wilhelm von Österreich des Johann von Würzburg] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1384 [Kriegk, Bürgertum II 126] in 16 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über lateinisch studium, N., Trieb, Drang, Eifer, [um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die durch wissenschaftliche Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten erfolgende Ausbildung der Studenten an →Universitäten, der gegenüber die Dauer der Unterrichtung an spätantiken Rechtsschulen 3 bis 5 Jahre beträgt. In dem Mittelalter beginnt das Studium der Rechtswissenschaft an den Universitäten meist tatsächlich nach einem Studium der freien Künste (mit etwa 20 Jahren). Ein eigentliches Berufsbild des Juristen gibt es bis in das 15. Jahrhundert nicht und bei der Besetzung führender Stellen sind persönliche und ständische Beziehungen noch wichtiger als ein Studium, doch verbessert das Rechtsstudium für Studierende aus einfacheren Verhältnissen bereits die Wahrscheinlichkeit des späteren Erwerbs einer Pfründe oder einer Anstellung. In dem 16. Jahrhundert kann nach einem Grundstudium (in dem Deutschen Reich und Frankreich) das Bakkalaureat erworben werden, während die eigentliche Abschlussprüfung in dem Lizentiat besteht, dem der kostspielige Formalakt der Promotion (nach durchschnittlich zehn Studienjahren) folgen kann. Wegen der Mängel der universitären Prüfungen treten ihnen in dem 18. Jahrhundert staatliche Aufnahmeprüfungen (seit 1846 mit Professoren und Praktikern als Prüfern) für eine praktische Ausbildung in dem Staatsdienst zu der Seite (in Preußen 1849/1851 erstmals eine einheitliche Regelung für die – dreiphasige - Ausbildung von Richtern, Staatsanwälten und Rechtsanwälten, 1869 Justizausbildungsgesetz), die allmählich die Universitätsprüfungen (Promotionen) für die berufliche Tätigkeit bedeutungslos werden lassen. In dem ausgehenden 20. Jahrhundert wird in Deutschland an einzelnen Universitäten ohne größeren Erfolg eine einstufige Juristenausbildung versucht. Nach deren Einstellung wird ein Teil der (ersten) Staatsprüfung in die Universität verlagert und dort wohl wegen der größeren menschlichen Nähe deutlich besser bewertet. →Jurist
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 186; Köbler, G., Zur Geschichte der juristischen Ausbildung in Deutschland, (in) JZ 1971, 768; Burmeister, K., Das Studium der Rechte im Zeitalter des Humanismus, 1974; Dokumente zur Studiengesetzgebung in Bayern in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, bearb. v. Dickerhof, H., 1975; Humanismus im Bildungswesen, hg. v. Reinhard, W., 1984; Schulen und Studium, hg. v. Fried, J., 1986; Titze, H., Datenbuch zur deutschen Bildungsgeschichte, Bd. 1f. 1987ff.; Geschichte der Universitäten in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1ff. 1993ff.; Frassek, R., Weltanschaulich begründete Reformbestrebungen für das juristische Studium in den 30er und 40er Jahren, ZRG GA 111 (1994), 564; Ebert, I., Die Normierung der juristischen Staatsexamina, 1995; Wieling, H., Rechtsstudium in der Spätantike, (in) JuS 2000, 10; Schmutz, J., Juristen für das Reich, 2000; Kühn, U., Die Reform des Rechtsstudiums zwischen 1848 und 1933 in Bayern und Preußen, 2000; Bäumer, M., Die Privatrechtskodifikation im juristischen Universitätsstudium, 2008; Siebe, D., Germania docet, 2009 (16566 Studierende aus 5 Universitäten einbezogen); Feistl, M., Eigentumsverhältnisse an Corpshäusern, 2010; Die akademische Verbindung Austria Innsbruck, hg. v. Verein zur Erforschung der Geschichte des österreichischen Studententums, 2014
Stuhl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – drittes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1. Hälfte 9. Jahrhundert [Heliand] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die künstlich geschaffene Sitzgelegenheit des einzelnen Menschen. Sie ist vielfach ein Kennzeichen des Richters.
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994
Stuhlweißenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., ungarisch Székesfehervar) ist eine in dem 11. Jahrhundert erstmals erwähnte, in dem 18. Jahrhundert überwiegend deutschsprachige Stadt in Ungarn, deren Recht insbesondere in dem so genannten Diploma Leopoldinum von dem 23. 10. 1703 greifbar ist. S: google
Lit.: Pavlakovich-Mosonyi, M., Das Stadtrecht von Stuhlweißenburg, Diss. jur. Mannheim 2000
Stunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1244 [BabbÖstUB. II 290] und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) der von Menschen künstlich gebildete Zeitabschnitt von 60 Minuten
stunden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1312 [Apokalypse von Heinrich von Hesler] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1381 [HanseRez. II 285] in 13 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Zahlungsaufschub gewähren
Stundung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab 1466 [LübRatsurt. IV 53] in fünf Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bereits dem römischen Recht bekannte zeitliche Hinausschiebung der →Fälligkeit einer →Forderung.
Lit.: Kaser § 38 III 1
stuprum, lat., N., Schande, Schändung, Hurerei, Buhlerin, Unzucht, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *steup-, *teup-, V., Sb., stoßen, schlagen, Stock, Stumpf, Pokorny 1034; vgl. idg. *steu- (1), *teu- (1), V., stoßen, schlagen
Lit.: Köbler, DRG 35
Sturm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen ab dem 11. Jahrhundert [AhdGl. II, 145, 51 seditiones sturma] in 29 Stellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) starker Wind
Sturmabteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Goo belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., SA) ist die 1920 als Versammlungsschutz der →Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei gegründete uniformierte Kampftruppe mit 1933 etwa 700000 Mitgliedern. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Bürgerkriegsarmee, hg. v. Müller, Y./Zilkenat, R., 2013
Stuttgart (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in Württemberg ist von 1781 bis 1794 Sitz einer Universität.
Lit.: Uhland, R., Geschichte der hohen Karlsschule in Stuttgart, 1953
Stutz, Ulrich (Zürich 5. 5. 1868-Berlin 6. 7. 1938) wird nach dem Rechtsstudium in Zürich und Berlin (Gierke, Hinschius) (ohne Habilitation) 1895 außerordentlicher Professor in Basel, 1896 ordentlicher Professor in Freiburg im Breisgau, 1904 in Bonn und 1917 in Berlin. Bereits in seiner Dissertation entwickelt er die nicht mehr unbestrittene Eigenkirche als Element des mittelalterlich-germanischen Kirchenrechts (1895). Auf dieser Grundlage setzt er sich eigens für eine besondere kirchliche Rechtsgeschichte ein.
Lit.: Schultze, A., Ulrich Stutz, ZRG GA 59 (1939), XVII
Stüve, Johann Carl Bertram (Osnabrück 4. 3. 1798-Osnabrück 16. 2. 1872), Jurist, Historiker, Politiker, Bürgermeister Osnabrücks
Lit.: Stüve, J., Briefe, hg. v. Vogel, W., 1959
Suárez, Francisco de (1548-Lissabon 1617) wird nach dem Rechtsstudium in Salamanca Jesuit und seit 1570 Lehrer der Philosophie und Theologie. In einzelnen Abhandlungen befasst er sich spätscholastisch mit Rechtsfragen, wobei er Gott als Gesetzgeber betrachtet. Seine Unterscheidung von (lat.) ius (N.) naturae (Naturrecht) und ius gentium (Völkerrecht) beeinflusst Hugo →Grotius. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 140; Rommen, H., Die Staatslehre des Francisco de Suárez, 1927; Sóla, F. de P., Suárez y las ediciones de sus obras, 1948; Giers, J., Die Gerechtigkeitslehre des jungen Suárez, 1962; Alexandrino Fernandes, J., Die Theorie der Interpretation des Gesetzes, 2005; Suárez, F., De Pace, hg. v. Kremer, M. u. a., 2013; Auctoritas omnium legum, Francisco Suárez De legibus, hg. v. Bach, O. u. a., 2013; Suárez, F., De legibus ac Deo legislatore, hg. v. Bach, O. u. a., 2019
sub, lat., Präp.: nhd. unter; Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *upo, *up, *eup, Adv., Präf., unten, hinauf, über
subiectivus, subiectīvus, lat., Adj., hinzugefügt, nachgesetzt, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. subiectus
subicere, lat., V., unten an etwas werfen, unter etwas legen, Ter. (190-159 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sub, iacere
subiectum, lat., N.: nhd. Unterlegtes, Unterstelltes, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. subicere, Subjekt
Subinfeudation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Unterbelehnung
Subjekt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zugrundegelegtes
subjektiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) das Subjekt betreffend, persönlich bedingt
Subjektives Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das Recht des Einzelnen (beispielsweise Eigentum an einer bestimmten Sache). Es steht in Gegensatz zu dem objektiven →Recht und zu dem bloßen Rechtsreflex. Gedanklich erkannt wird es an dem Ende des 18. Jahrhunderts (→Glück). Von dem Nationalsozialismus wird es bekämpft. Das subjektive öffentliche Recht ist das (einklagbare) subjektive Recht innerhalb des öffentlichen Rechtes, das Carl Friedrich Gerber (Über öffentliche Rechte, 1852) herausarbeitet.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 208, 238; Das subjektive Recht, hg. v. Coing, H. u. a., 1962, 29; Thoss, P., Das subjektive Recht in der gliedschaftlichen Bindung, 1968; Nörr, K., Zur Frage des subjektiven Rechts in der mittelalterlichen Rechtswissenschaft, (in) FS H. Lange, 1992, 193
subpignus (lat. [N.]) Unterpfand, Wort nicht in s. latein_a_z.docx, s. sub, pignus
Lit.: Kaser § 31 III 2a
subreptio, surreptio, lat., F.: nhd. Diebstahl; Q.: Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. surripere
subreptio, subrēptio, surrēptio, lat., Erschleichung durch Verschweigung, Cod. Iust. (528-534 n. Chr.), s. surrēpere
subrogare, subrogāre, surrogāre, lat., V., an Stelle eines anderen wählen lassen, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sub, rogāre
subsidium, lat., N., Hilfe, Hintertreffen, Rückhalt, Reserve, Beistand, Unterstützung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sub, vgl. idg. *sed- (A), V., sitzen
Lit.: Das Mainzer Subsidienregister für Thüringen von 1506, bearb. v. Bünz, E., 2004
subsidiär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) hilfsweise, nachrangig
Subsidiarität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nachrangigkeit. Nach der neueren katholischen Soziallehre (1931) besteht bei einem Nebeneinander mehrerer Aufgabenträger Subsidiarität des umfassenderen (höheren) Aufgabenträgers gegenüber dem kleineren (sachnäheren) Aufgabenträger. Die Subsidiarität ist in dem Grundsatz aufgenommen in dem Grundgesetz Deutschlands (Art. 23 GG) und in der Europäischen Union.
Lit.: Das Subsidiaritätsprinzip, hg. v. Utz, A., 1953; Schmitt, R., Die Subsidiarität der Bereicherungsansprüche, 1969; Subsidiarität, hg. v. Nörr, K. u. a., 1997; Subsidiarität als rechtliches und politisches Ordnungsprinzip in Kirche, Staat und Gesellschaft, hg. v. Blickle, P. u. a., 2002
substantia, lat., F.: nhd. Bestand, Existenz, Beschaffenheit, Vorhandensein, Substanz, Tac. (98-115 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. substāre, s. sub, s. stare
Substanz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 11. Jahrhundert [Sankt Galler Schularbeit] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über substantia, lat., Bestand, Beschaffenheit [98-115 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) selbständig Seiendes, Stoff
substituere, lat., V., unter etwas stellen, unter etwas legen, unterwerfen, aussetzen, Bell. Afr. (2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?), s. latein_a_z.docx, s. sub, statuere
substituieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über substituere, lat., V., unter etwas stellen, unter etwas legen, unterwerfen, [2. Hälfte 1. Jh. v. Chr.?] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) austauschen, ersetzen
Substitut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt sowie in den Bestandteilen über substitutus (1), mlat., M., Ersatz sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N./M.) Ersatz
substitutio, substitūtio, lat., F., Setzen an die Stelle eines Anderen, Einsetzung eines Beierben, Chalc. (um 300 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. substituere, s. sub, s. sistere, s. stare
Substitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über substitutio, lat., F., Setzen an die Stelle eines anderen, [um 300n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) Ersatzberufung (beispielsweise zu dem Ersatzerben, vgl. die §§ 604ff. ABGB)
subsumere, mlat., V., einordnen, unterordnen, s. sub, sūmere
subsumieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über subsumere, mlat., V., unterordnen, darunternehmen sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterordnen, darunternehmen
Subsumtion (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen als Ansatz Subsumption und Subsumtion nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über subsumere, mlat., V., unterordnen, datunternehmen sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Darunternahme, Unterordnung) ist die durch Vergleichung und Bejahung der Gleichheit (oder Ablehnung der Gleichheit) erfolgende Zuordnung bzw. Zurechnung (bzw. Nichtzurechnung oder Nichtzuprdnung) eines einzelnen besonderen Sachverhalts zu einem einzelnen allgemeinen Tatbestand eines Rechtssatzes (beispielsweise die Tötung John F. Kennedys ist [nach deutschem Recht] ein einzelner Fall des Mordes, der nach dem Rechtssatz grundsätzlich von einer Strafe als Rechtsfolge bedroht ist). Sie wird in dem ausgehenden 18. Jahrhundert als solche in dem Recht gedanklich erfasst. Sie steht wegen der von ihr abhängigen logischen Zuordnung der allgemeinen Rechtsfolge des Rechtssatzes zu dem Sachverhalt in dem Mittelpunkt der →Rechtsanwendung.
Lit.: Köbler, DRG 117; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986; Subsumtion, hg. v. Gabriel, G. u. a., 2012
suchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) nachforschen, erstreben
Suchmaschine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die maschinell arbeitende Einrichtung zu der Suche nach digital gespeichertem Wissen in dem Internet. In dem Jahre 2016 waren die weltweit bedeutendsten Suchmaschinen Google, Youtube, Facebook, Baidu (China) und Wikipedia (mit mehr als 40 Millionen Artikeln, davon mehr als 2 Millionen in deutscher Sprache, in 290 Sprachen).
Süd (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Süden, Gegend gegen Mittag
Süden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Mondseefragmente] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Süd, Gegend gegen Mittag
Sudeten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das Griechische des Altertums [Wildschweingebirge?] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl.) ein Gebirge zwischen Schlesien und Böhmen
sudetendeutsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das Griechische des Altertums [Wildschweingebirge] und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar undanscheinend erstmals 1903 von dem Politikers Franz Jesser [1869-1954] verwendet, Adj.) deutsch in den Sudeten betreffend
Sudetenland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen wohl über das Griechische des Altertums [Wildschweingebirge?] und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit 1912 die Bezeichnung für das Siedlungsgebiet der überwiegend deutschsprachigen Bewohner Deutsch-Mährens, Deutsch-Böhmens und Österreichisch-Schlesiens. In dem Oktober 1918 rufen die Bewohner der nördlichen Gebiete die deutsch-österreichische Provinz Sudetenland aus und treten in dem November 1918 der Republik Deutschösterreich bei, doch erklärt der Vertrag von Saint Germain den Beitritt als unwirksam und gliedert das Gebiet der Tschechoslowakei ein. An dem 29. 9. 1938 wird das Sudetenland in dem so genannten Münchener Abkommen von der →Tschechoslowakei an das Deutsche Reich abgetreten (29000 Quadratkilometer, 3,4 Millionen Einwohner). 1945 kommt es unter Vertreibung der Deutschen an die →Tschechoslowakei zurück. Das Wort sudetendeutsch wird anscheinend erstmals 1903 von dem Politiker Franz Jesser (1869-1954) verwendet.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schreiber, R., Der Elbogener Kreis, 1935; Hoensch, J., Geschichte Böhmens, 1987, 3. A. 1997; Sudetendeutsches Wörterbuch, bearb. v. Englisch, E. u. a., Bd. 1ff. 1988ff.; Franzel, E., Sudetendeutsche Geschichte, 1990; Gebel, R., Heim ins Reich, 1998; Zimmermann, V., Die Sudetendeutschen im NS-Staat, 1999; Odsun. Die Vertreibung der Sudetendeutschen, hg. v. Hoffmann, R, u. a., Bd. 1f. 2000ff.; Hundert Jahre sudetendeutsche Geschichte. Eine völkische Bewegung in drei Staaten, hg. v. Hahn, H., 2007; Brandes, D., Die Sudetendeutschen im Krisenjahr 1938, 2008, 2. A. 2010; Anders, F., Strafjustiz im Sudetengau 1938-1945, 2008; Helden der Hoffnung, hg. v. Wagnerová, A., 2008; Oberkofler, G., Ludwig Spiegel und Kleo Pleyer, 2012
Südosten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gegend zwischen Süden und Osten
Südosteuropa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der südöstliche Teil Europas. →Albanien, Balkan, Bosnien, Bulgarien, Griechenland, Jugoslawien, Mazedonien, Makedonien, Nordmazedonien, Osmanen, Rumänien, Serbien, Siebenbürgen, Türkei, Zypern
Lit.: Klebel, E., Siedlungsgeschichte des deutschen Südostens, 1940; Kaser, K., Südosteuropäische Geschichte und Geschichtswissenschaft, 1990, 2. A. 2002; Südosteuropa, hg. v. Hatschikjan, M. u. a., 1999; Umstrittene Identitäten, hg. v. Brunnbauer, U., 2002; Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, hg. v. Hösch, E. u. a., 2004; Politische Kultur in Südosteuropa, hg. v. Mosser, A., 2006; Lexikon zur Geschichte Südosteuropas, hg. v. Sundhaussen, H. u. a., 2. A.2015; Calic, M., Südosteuropa, 2016
Südtirol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der südlich des Alpenhauptkamms gelegene Teil →Tirols, den durch den Vertrag von Saint Germain (10. 9. 1919) 1919 der frühere, sich wegen unerfüllter Gebietsansprüche an dem 31. Juli 1914 für neutral erklärende Dreibundpartner (von 1882) →Italien als Lohn für seinen an dem 23. Mai 1915 (Pfingstsonntag um halb vier, Mitteilung des Kaisers Österreichs an seine Untertanen „Der König von Italien hat Mir den Krieg erklärt. Ein Treubruch, dessen die Geschichte nicht kennt“) erfolgten Eintritt in den Ersten Weltkrieg auf Seiten der alliierten Siegermächte (Zusage Großbritanniens 1912, Londoner Geheimabkommen von dem 26. 4. 1915) erhält (1918 3 Prozent der Bevölkerung italienischsprachig, 93 Prozent deutschsprachig, 4 Prozent Ladiner). Südtirol wird nach der Machtübernahme der Faschisten in Italien an dem 28. 10. 1922 intensiv italienisiert (Italienisch als einzige Amtssprache, Übersetzung der deutschen Namen in das Italienische, Verbot deutschsprachigen Unterrichts, Auflösung von Verbänden und Vereinen, Ansiedlung von Italienern vor allem aus Süditalien, von Adolf Hitler wegen guter Beziehungen zu Benito Mussolini aber gebilligt, 90 Prozent der staatlichen Stellen mit Italienischsprachlern besetzt). 1930 bekräftigt Österreich (BGBl. Nr. 201/1930) in einem Vertrag mit Italien die Ansicht, dass die Südtirolfrage eine innere Angelegenheit Italiens sei. An dem 23. 6. 1939 wird zwischen dem Deutschen Reich und Italien ein Optionsabkommen unterzeichnet, nach dem die für das Deutsche Reich optierenden Bewohner in das Deutsche Reich (geschlossen) ausgesiedelt werden sollen. Danach entscheiden sich von 246036 Abstimmungsberechtigten 211799 für die deutsche Staatsbürgerschaft. Etwa 75000 Südtiroler werden tatsächlich ausgesiedelt, wovon etwa 21000-22000 bis 1952 wieder zurückkehren (rund 156000 Optanten wandern nie ab). 1943 wird Benito Mussolini in Italien gestürzt und 1945 getötet. An dem 11. 9. 1945 beschließt die alliierte Außenministerkonferenz in London, dass die Grenze zwischen dem in dem Zweiten Weltkrieg unterlegenen Italien und Österreich grundsätzlich nicht geändert werden soll. Nach 1945 erhält Südtirol auf internationalen Druck (Gruber-Degasperi-Abkommen bzw. Pariser Abkommen 5. 9. 1946, Pariser Friedensvertrag der Alliierten mit Italien von dem 5. 9. 1946, 16. 9. 1947 in Kraft) beschränkte Autonomie (Autonomiestatut von dem 29. bzw. 31. 1. bzw. 26. 2. 1948 [bewusst italienische Mehrheit durch Zusammenfügung mit der Provinz Trient zu der Region Trentino-Alto Adige hergestellt], nach Kundgebungen, Resolutionen der Vereinten Nationen von 1960 und 1961, sowie Attentaten [11./12. 6. 1961] verbessertes Südtirolpaket [Paketabschluss 22. 11. 1969] 1971, 20. 1. 1972 zweites Autonomiestatut in Kraft, autonome Region Trentino-Südtirol, Provinz Bozen, 1972 67,99 Prozent Deutsche, 27,65 Prozent Italiener, 4,36 Prozent Ladiner in der Provinz Bozen, trotz amtlicher Zweisprachigkeit finden nur etwa 25 Prozent der Gerichtsverfahren in deutscher Sprache statt, 11. 6. 1992 Streitbeilegungserklärung vor den Vereinten Nationen, 2000 sprechen sich bei einer Stichprobenbefragung der nichtitalienischsprachigen Bevölkerung die meisten für Selbständigkeit, 39 Prozent für eine Rückkehr zu Österreich und 7 Prozent für einen Verbleib bei Italien aus, 2001 69,15 deutschsprachig, 26,47 italienischsprachig, 4,37 ladinischsprachig, verschiedentlich wird eine zusätzliche österreichische Staatsbürgerschaft für deutsche Südtiroler gefordert, aber kaum ernsthaft angestrebt). S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 173, 220, 223; Voltelini, H. v., Immunität, grundherrliche und leibherrliche Gerichtsbarkeit in Südtirol, (in) Archiv f. österreichische Geschichte 94 (1907), 311; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 1983, 3. A. 2001; Steininger, R., Los von Rom?, 1987; Südtirol und der Pariser Vertrag, 1988; Corsini, U./Lill, R., Südtirol, 1988; Zeller, K., Volkszählung und Sprachgruppenzugehörigkeit, 1991; Egen, A. v., Die Südtirol-Frage, 1997; Grigolli, S., Sprachliche Minderheiten, 1997; Steininger, R., Südtirol im 20. Jahrhundert, 1999; Steininger, R., Südtirol 1918-1999, 1999; Steininger, R., Südtirol, 2000; Südtirol Chronik, koord. v. Thaler, B., 2000; Gruber, A., Geschichte Südtirols, 2000; Durnwalder, M., Die Reform des Südtiroler Autonomiestatuts, 2005; Mahlknecht, B., Von großen und kleinen Übeltätern, 2005; Akten zur Südtirolpolitik 1959-1969, hg. v. Steininger, R., Bd. 1-7 2005-2013; Gehler, M., Eduard Reut-Nicolussi und die Südtirolfrage 1918-1958, 2006; Brunner, V./Ladurner, T./Zeller, K., Volkszählung in Südtirol, 2007; Fontana, J., Unbehagen - Südtirol unter der Militärverwaltung 4. November 1918-31. Juli 1919, 2009; Golowitsch, H., Für die Heimat kein Opfer zu schwer, 2009; Fontana, J., Südtirol unter der Zivilverwaltung 1. August 1919-28. Oktober 1922, 2010; Kofler, A. u. a., Bauernleben in Südtirol, 2. A. 2010; Molling, H., So planten wir die Feuernacht, 2011; Akten zur Südtirol-Politik 1945-1958, hg. v. Gehler, M., Bd. 1ff. 2012; Krieg in den Alpen, hg. v. Labanca, N. u. a. 2015; EU-Mitgliedschaft und Südtirols Autonomie, hg. v. Obwexer, W., 2015
Suebe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Angehörige des elbgermanischen, in der Völkerwanderung nach Nordwestspanien gelangten Volkes der Sueben.
Lit.: Hamann, S., Vorgeschichte und Geschichte der Sueben in Spanien, 1971; Suevos – Schwaben. Das Königreich der Sueben auf der iberischen Halbinsel (411-585), hg. v. Koller, E./Laitenberger, H.,1998
Suffragan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1300 [Das Leben der heiligen Elisabeth] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Unterstützer
Suffraganbischof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hilfsbischof (seit 779)
Sühne (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz - nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar, F.) ist ein Ausgleich (Versöhnung) für ein rechtswidriges Verhalten. Auf Sühne beruht auch das →Kompositionensystem, das seit dem Hochmittelalter in einem bis zu dem 17. Jahrhundert reichenden Vorgang von der Strafe verdrängt wird. An einzelnen Stellen sehen später Rechtsregeln einen erfolglosen außergerichtlichen Sühneversuch als Voraussetzung für ein Gerichtsverfahren vor. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 26, 117; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; Jörg, P., Der Heidingsfelder Sühnebildstock, 1948; Wesener, G., Das innerösterreichische Landschrannenverfahren, 1963; Crößmann, K., Sühneverträge der Stadt Frankfurt am Main, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Deutsch, A., Späte Sühne, ZRG GA 122 (2005), 113
Sui heredes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.Pl. [seine Erben]) sind seit dem altrömischen Recht die Hauserben. Das sind alle Menschen, die durch den Tod des Hausvaters gewaltfrei werden.
Lit.: Kaser §§ 65 II, III, 66 I, 71 I; Köbler, DRG 23
sui iuris (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [Gen. Sg.]) selbstmächtig, frei von väterlicher Hausgewalt (, aber gegebenenfalls unter Vormundschaft beispielsweise Minderjährige, Frauen)
Lit.: Kaser § 12 I 3; Köbler, DRG 23
Sukzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1555) Nachfolge
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
summa, lat., F., höchste Stelle, Gesamtheit, Summe, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. summus
Summa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über summa, lat., F., höchste Stelle, Gesamtheit [um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem juristischen Schrifttum die bereits für →Irnerius (1060?-1125?) bezeugte, aus einleitenden Schriften zu einzelnen Titeln der justinianischen Kompilation von 527-534 erwachsende, zusammenfassende Betrachtung (Summe) des Inhalts eines Textes wie beispielsweise die summa codicis Azos (um 1210), die summa codicis des Placentinus, die summa des Odofredus oder des Huguccio.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 107; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Weimar, P., Zur Entstehung der azoschen Digestensumme, (in) Satura R. Feenstra, 1985, 371; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 402; La Summa Trium Librorum di Rolando da Lucca (1195-1234), hg. v. Conte, E. u. a., 2012;
Summa (F.) legum brevis levis et utilis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Raymund von Wiener Neustadt
Summa (F.) Perusina (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das (in Perugia) zwischen dem 7. und 9. Jahrhundert entstandene Werk zu dem →Codex.
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997
summarisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) zusammenfassend und dadurch beschleunigend
Summarischer Prozess (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit dem Spätmittelalter der durch Vereinfachung beschleunigte gelehrte Prozess. Der unbestimmte summarische Prozess ist durch Fristabkürzungen und Verringerung der Schriftwechsel gekennzeichnet (beispielsweise Besitzprozess, Rechnungslegungsprozess, Bauprozess), der bestimmte summarische Prozess durch die vorläufige Einengung der Verteidigungsmöglichkeit des Beklagten (beispielsweise Mandatsprozess, Arrestprozess, Wechselprozess, Exekutivprozess). Der summarische Prozess wirkt noch in dem 20. Jahrhundert nach. S. Google
Lit.: Schmidt, E., Theorie der summarischen Prozesse, 1791; Bayer, H., Theorie der summarischen Prozesse, 7. A. 1859; Wach, A., Der italienische Arrestprozess, 1868; Kisch, G., Der deutsche Arrestprozess, 1914
summarisches Verfahren (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google blegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →summarischer Prozess
Summe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1220-1250 [Alexander des Rudolf von Ems] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Summa
Summepiskopat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das landesherrliche Kirchenregiment des evangelischen Kirchenrechts bis 1918.
Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
Summum ius summa iniuria (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Größtes Recht größtes Unrecht.
Lit.: Schmidt, G., Die Richterregeln des Olavus Petri, 1966, 128; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero, 106-43, De officiis 1 § 33)
Sünde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verletzung eines christlichen Gebots oder Verbots.
Lit.: Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Neumann, F., Öffentliche Sünder in der Kirche des Spätmittelalters, 2007
Sunnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der duetschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) ist (das auf) Wahrheit (beruhende Hindernis für das Erscheinen vor Gericht).
supan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt un in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, slaw. [M.]) Führer, Dorfmeister
Lit.: Vilfan, S., Rechtsgeschichte der Slowenen, 1968; Hardt, M., Der Supan, ZOF 39 (1990), 161
superficies, superficiēs, lat., F., oberer Teil, Oberteil, Oberfläche, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. super, faciēs
superficies (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Erbbaurecht (zuerst auf öffentlichen, später auch auf privaten Grundstücken eingeräumtes, vererbliches und veräußerliches entgeltliches beschränktes dingliches Recht an fremden Grundstücken)
Superficies solo cedit (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprach nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist die bereits bei Gaius (um 160 n. Chr.) belegte römische Rechtsregel, nach der das Recht an dem Grundstück die Rechtsverhältnisse an den auf ihm errichteten Dingen (superficies, Überbau, Oberfläche, Bauwerke, Pflanzen) bestimmt, so dass dem Grundstückseigentümer auch der etwa von dem Erbbauberechtigten errichtete Überbau gehört, wobei allerdings das Eigentum des Grundeigentümers durch das beschränkte dingliche Recht des Erbbauberechtigten sehr eingeschränkt ist und der Erbbauberechtigte durch Interdikte und eine (lat.) actio (F.) in rem (Klaganspruch auf die Sache) geschützt wird. Der Rechtsregel widersprechen das mittelalterliche →Stockwerkseigentum und das zeitrechtsgeschichtliche →Wohnungseigentum.
Lit.: Kaser §§ 26 III 3, 30 II 2; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gaius, um 120-180, Institutionen 2 § 73); Biermann, J., Superficies solo cedit, (in) Ih. Jb. f. d. Dogm. 34 (1895), 169; Meincke, J., Superficies solo cedit, ZRG RA 88 (1971), 136; Rainer, J., Superficies und Stockwerkseigentum, ZRG RA 106 (1989), 327; Kohl, G., Stockwerkseigentum, 2007
Superflua non nocent (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Überflüssige Worte schaden nicht.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Augustinus, 354-430, De civitate Dei 4, 27)
supplicare, supplicāre, lat., V., vor jemanden in die Knie gehen, flehendlich bitten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. supplex
supplicatio, supplicātio, lat., F., Dankfest, Bußtag, Bettag, Bußfest, Betfest, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. supplicāre
Supplik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL –nur Supplikant 16. Jh.– und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bittschrift
Lit.: Hülle, W., Das Supplikenwesen in Rechtssachen, ZRG GA 90 (1973), 194; Suppliche e „gravamina“. Politica, amministrazione, giustizia in Europa (secoli XIV-XVIII) a cura di Nubola, C. u. a., 2002; Bittschriften und Gravamina, hg. v. Nubola, C. u. a., 2005; Modus supplicandi, hg. v. Lackner, C. u. a., 2019
Supplikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Einreichung einer Bittschrift. In dem spätantiken römischen Recht ist die formfreie (lat. [F.]) supplicatio ad principem (Bittschrift an den Kaiser) ein Rechtsmittel gegen Urteile des Appellationsgerichts. Mit der Aufnahme des gelehrten Prozessrechts wird die Supplikation seit dem Spätmittelalter in dem Heiligen römischen Reich als Rechtsmittel eingeführt (beispielsweise 1600 gegen Endurteile der Obergerichte). Seit dem 18. Jahrhundert übernimmt die Supplikation teilweise die Aufgaben der →Revision. In dem 19. Jahrhundert verdrängt die Revision die Supplikation. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 56, 155; Hülle, W., Das Supplikationswesen in Rechtssachen, ZRG GA 90 (1973), 194; Suppliche e „gravamina“, hg. v. Nubola, C. u. a., 2002; Rehse, B., Die Supplikations- und Gnadenpraxis in Brandenburg-Preußen, 2008; Supplications from England and Wales in the Registers of the Apostolic Penitentiary 1410-1503, hg. v. Clarke, P. u. a., Bd. 1ff. 2012ff.; Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 2-2015 FrühneuzeitlicheSupplikationspraxis, 2016; Supplikationswesen und Petitionsrecht im Wandel der Zeit und im Spiegel der Publikationen der Historischen Kommission, hg. v. Mauerer, E., 2020
Supplikationsausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertumns und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der für Bittschriften zuständige Ausschuss eines Gremiums (beispielsweise des Reichstags des Heiligen römischen Reiches von 1521 bis zu dem frühen 17. Jahrhundert).
Lit.: Neuhaus, H., Reichstag und Supplikationsausschuss, 1977
Surrogat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über subrogare, lat., V., an Stelle eines anderen wählen lassen [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) (nicht vollwertiger) Ersatz
Surrogation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen surrogationsweise – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und – ausgenommen – Surrogat in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ersetzung
Lit.: Welle, A., In universalibus pretium succedit in locum rei, res in locum pretii. Eine Untersuchung zur Entwicklungsgeschichte der dinglichen Surrogation bei Sondervermögen, 1987; Hawellek, J., Die persönliche Surrogation, 2010
suspendere, lat., V., aufhängen, weihen, heiligen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. sub, pendere
suspendieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über suspendere, lat., V., aufhängen, weihen, heiligen, [um 250-184 v. Chr.] das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufheben, beurlauben
Suspension (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Aufhebung (beispielsweise eines Grundrechts gemäß Österreichs Staatsgrundgesetz über die allgemeinen Rechte der Staatsbürger, Gesetz von dem 5. 5. 1869)
suspensiv (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Suspensivkraft und Suspensivmittel – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verzögernd, aufschiebend (beispielsweise Veto)
Suum cuique (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Jedem das Seine.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Gellius, um 120-um 180, Noctes Atticae 13, 24, 1, zu Cato, 234-149 v. Chr.); Macke, P., Jedem das Seine, 2012
suzerän (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) wie ein Lehnsherr herrschend
Suzeränität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Herrschaft des Lehnsherrn über Lehnsmannen (wie beispielsweise der Osmanen über Rumänien) in Gegensatz zu der →Souveränität des Landesherrn über Untertanen.
Svarez (Schwartz), Carl Gottlieb (Schweidnitz 27. 2. 1746-Berlin 14. 5. 1798), Advokatensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Frankfurt an der Oder (Johann Samuel Friedrich Böhmer, Wolffschüler Joachim Geog Darjes) 1765 Auskultator und 1771 Oberamtsregierungsrat. 1780 wechselt er mit dem Großkanzler Carmer nach Berlin. Dort bereitet er unter steter Berücksichtigung des heimischen Rechtes das →Allgemeine Landrecht (1794) Preußens vor. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 140; Stölzel, A., Carl Gottlieb Svarez, 1885; Kleinheyer, G., Staat und Bürger im Recht, 1959; Svarez, C., Vorträge über Recht und Staat, hg. v. Conrad, H. u. a., 1960; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 3. A. 1981; Schwennicke, A., Die Entstehung des preußischen Allgemeinen Landrechts, 1993; Carl Gottlieb Svarez: Gesammelte Schriften, hg. v. Krause, P., Bd. 1ff. 1996ff.; Kern, B., Carl Gottlieb Svarez, (in) JuS 1998, 1085; Karst, T., Der Einfluss von Carl Gottlieb Svarez auf die preußische Gesetzgebung, ZRG GA 120 (2003), 180; Kuhli, M., Carl Gottlieb Svarez und das Verhältnis von Herrschaft und Recht im aufgeklärten Absolutismus, 2012
Svod zakonov (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Russische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in →Russland 1832 durch Michail Michailovic →Speranskij erreichte Zusammenfassung aller geltenden Gesetze.
Lit.: Schultz, L., Russische Rechtsgeschichte, 1951; Raeff, M., Michail Speranskij, 1957
Symbol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über aymbolum, lat., N., Marke, Kennzeichen, Sinnbild, [250-184 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Sinnbild, Zeichen
Lit.: Handbuch der Symbolforschung, hg. v. Herrmann, K., 1941; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Becker, U., Lexikon der Symbole, 1992; Althoff, G., Die Macht der Rituale, 2003, 2. A. 2012; Wetzel, C., Das große Buch der Symbole, 2008; Schürmann, M., Iurisprudentia Symbolica, 2011; Reichel, P., Glanz und Elend deutscher Selbstdarstellung, 2012; Bansbach, M., Nationale und aristokratische Symbolik und Denkmalpolitik im 19. Jahrhundert, 2014
symbolum, sumbolum, lat., N.: nhd. Marke, Kennzeichen, Symbol, Sinnbild, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. σύμβολον (sýmbolon), N., Übereinkunft, Vertrag, Kennzeichen, Vorzeichen, vgl. gr. συμβάλλειν (symbállein), V., zusammenwerfen, aufschütten, s. gr. σύν (sýn), Adv., zusammen, zugleich, gleichfalls, s. gr. βάλλειν (bállein), V., werfen, vgl. idg. *sem- (2), Num. Kard., Adv., Präp., eins, ein, zusammen, samt, s. idg. *gᵘ̯el- (2), *gᵘ̯elə-, *gᵘ̯lē-, V., träufeln, quellen, werfen
Symon Vicentius ist der 1222 in Padua nachweisbare Jurist, der Glossen, Kommentare, Repetitiones, Quaestiones und die Schrift De iudiciali missione in possessione (Von der richterlichen Einweisung in den Besitz) verfasst. S. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 310
Synallagma (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Übereinkunft, gegenseitige Abhängigkeit von Vertragsleistungen, wechselseitige Verpflichtungen, bei denen der Gläubiger zugleich Schuldner einer Verpflichtung ist und der Schuldner zugleich Gläubiger einer anderen Verpflichtung ist wie beispielsweise bei dem Kauf der Käufer den Kaufpreis schuldet und der Verkäufer die Übertragung des Kaufgegenstands
Lit.: Kaser § 38 IV 3; Benöhr, H., Das sogenannte Synallagma, 1965; Rückert, J., Vom casus zur Unmöglichkeit, (in) ZNR 1984, 40; Ernst, W., Die Einrede des nichterfüllten Vertrags, 2000
Syndikat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – zweite Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Kartell
Lit.: Kroeschell, DRG 3
Syndikatsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das das Neuenglische und Französische sowie mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem gelehrten Recht die Klage gegen den unrichtig urteilenden →Richter (→Rechtsbeugung).
Syndikatsprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist in Italien in dem Spätmittelalter das Amtshaftungsverfahren zu der Überprüfung der Amtsführung eines podestà nach Ablauf seiner Amtsperiode.
Lit.: Isenmann, M., Legalität und Herrschaftskontrolle (1200-1660), 2010
Syndikus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über syndicus, lat., M., Vertreter, Sachwalter, Anwalt, [140-180 n. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Geschäftsführer, Rechtsberater
synodal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über lat. synodalis, Adj., zu der Synode gehörig, Synode betreffend, [vor 513 n. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) eine Synode betreffend
Synodalstatut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und ins Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache anders als Synodalbeschluss und Synodalverfassung nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist das in einer →Synode geschaffenes→Statut.
Synode (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über synodus, lat., M., Zusammenkommen, Kirchenversammlung, und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die kirchliche Versammlung (Konzil), die auch Rechtsfragen entscheiden kann.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 115; Richter, L., Geschichte evangelischer Kirchenverfassung, 1851, Neudruck 1970; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Närger, N., Das Synodalwahlsystem in den deutschen evangelischen Landeskirchen, 1988; Sieben, H., Die Partikularsynoden, 1990; Fischer, J./Lumpe, A., Die Synoden, 1997; Gresser, G., Die Synoden und Konzilien der Zeit des Reformpapsttums in Deutschland, 2004; Limmer, J., Konzilien und Synoden im spätantiken Gallien, 2004; Synod and Synodality, hg. v. Melloni, A. u. a., 2005; Partikularsynoden im späten Mittelalter, hg. v. Kruppa, N. u. a., 2006; Die Synoden im trinitarischen Streit, hg. v. Heil, U. u. a., 2017
Syrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie aus dem Lateinischen und Griechischen des Altertums aufgenommen, N.) Staat zwischen Israel, Jordanien, Libanon, Mittelmeer, Türkei und Irak. S. Google
Lit.: Le Caisne, G., Codename Caesar – Im Herzen der syrischen Todesmaschine, 2016; Helberg, K., Verzerrrte Sichtweisen – Syrer bei uns, 2016; Di Giovanni, J., Der Morgen, als sie uns holten – Berichte aus Syrien, 2016; Sommer, M., Syria – Geschichte einer zerstörten Welt, 2016 (Issos, Jerusalem, Hatra, Emesa, Palmyra, Antiochia); Pfoh, E., Syria-Palestine in the Late Bronze Age, 2016 (problematisch); Seland, E., Ships of the Desert and Ships of the Sea – Palmyra in the World Trade of the First Three Ceturies DE, 2016; Lüders, M., Die den Sturm ernten – Wie der Westen Syrien ins Chaos stürzte, 2017; Sommer, M., Palmyra, 2017; Die Beduinen, hg. v. Wilhelm, G., 2018
Syrisch-römisches Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachr nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der spätantike oströmische Rechtstext wohl des 5. Jahrhunderts, der nur in syrischen, arabischen, armenischen und koptischen Bearbeitungen erhalten ist.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 39; Köbler, DRG 53; Selb, W., Zur Bedeutung des syrisch-römischen Rechtsbuchs, 1964; Selb, W./Kaufhold, H., Das syrisch-römische Rechtsbuch, 2002
Syssel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Geegle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.) ist eine norwegisch-dänische Bezeichnung für Landschaften (beispielsweise Vendsyssel).
Lit.: Rietschel, S., Untersuchungen zur Geschichte der germanischen Hundertschaft, ZRG GA 28 (1907), 342; Helle, K., Norge blir en stat, 1974
System (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundertin EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über systema, lat., N., aus mehreren Teilen bestehendes Ganzes, [um 500 n. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das wissenschaftlich-rationale Gedankengefüge. Die systematische Betrachtung des Rechtes erfolgt in der frühen Neuzeit (seit dem 16. Jahrhundert bzw. seit Leibniz [1646-1716] und Christian Wolff [1679-1754]). Sie versteht die Geometrie als (unerreichbares) Vorbild für das Recht, das System aber gleichwohl als wertvolle Verständnishilfe für Vielheiten oder Gesamtheiten gedanklicher Gegebenheiten. →Rechtssystem
Lit.: Kaser § 2 III; Köbler, DRG 6, 159, 184, 187, 188; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 285; Savigny, F., System des heutigen römischen Rechtes, Bd. 1ff. 1840ff.; Schwarz, A., Zur Entstehung des modernen Pandektensystems, ZRG RA 42 (1921), 578; Seiler, H., Die Systematik der einzelnen Schuldverhältnisse, Diss. jur. Münster 1957 masch.schr.; Troje, H., Wissenschaftlichkeit und System in der Jurisprudenz des 16. Jahrhunderts, (in) Philosophie und Rechtswissenschaft, 1969, 63; Canaris, C., Systemdenken und Systembegriff, 1969; Dießelhorst, M., Ursprünge des modernen Systemdenkens bei Hobbes, 1968; Dießelhorst, M., Zum Vermögensrechtssystem Samuel Pufendorfs, 1976; Björne, L., Deutsche Rechtssysteme im 18. und 19. Jahrhundert, 1984; Björne, L., Nordische Rechtssysteme, 1987; Dießelhorst, M., Naturzustand und Sozialvertrag bei Hobbes und Kant, 1988; Schröder, J., Die ersten juristischen „Systematiker“, (in) FS S. Gagnér, 1996, 111; Lewinski, K. v., Deutschrechtliche Systembildung im 19. Jahrhundert, 2001; Bauer, J., Zellen, Wellen, Systeme, 2016; Dietz, B., Das System der Natur – Die kollaborative Wissenskultur der Botanik im 18. Jahrhundert, 2017
systematisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über systematicus, lat., Adj., planmäßig, methodisch, [1. Hälfte 4. Jahrhundert n. Chr.] und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) planmäßig, methodisch
Szeged (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt ungarisch, Sb.) an der Mündung der Maros in die Theiß ist die auf antike Grundlagen zurückgehende, 1498 königliche Freistadt Ungarns werdende, 1542 an die Osmanen (Türken) und 1686 an Habsburg fallende Stadt. Szeged ist Sitz einer 1921 neugegründeten Universität.
Szepter →Zepter
T
Tabak (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische mit einer Sprache Haitis verbindbar, M.) ist eine nikotinhaltige und von Menschen als Genussmittel oder Rauschmittel verwendete Pflanze.
Lit.: Tabak und Gesellschaft, hg. v. Jacob, F. u. a., 2016
Tablettes Albertini (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind 45 in dem Jahr 1928 an der algerisch-tunesischen Grenze etwa 100 Kilometer von Tebessa entfernt) aufgefundene, unter Herrschaft der Vandalen mit Tinte auf Holz aufgezeichnete, in dem Museum Algiers aufgewahrte, von Eugène Albertini zuerst bearbeitete, 1952 veröffentliche Privaturkunden der Jahre 493-496 n. Chr.
Lit.: Tablettes Albertini, hg. v. Saumagne, C. u. a., 1952; Weßel, H., Das Recht der Tablettes Albertini, 2003
tabula, tabela, lat., F., Tafel, Brett, Urkunde, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. *tal-ghlā?, vgl. idg. *tel- (2), *telə-, *telu-, Adj., Sb., flach, Boden, Brett
Tacitus, Gaius (?) Publius (?) Cornelius (um 55/56-116/120 n. Chr.), aus wahrscheinlich ritterlichem, südgallisch-norditalienischem Haus, wird 88 Prätor und 97 Konsul. Er gilt als letzter lateinischer Klassiker ([lat.] Historiae [Geschichten], Annales [Annalen], Agricola, Dialogus de oratoribus [Dialog über die Redner]). Seine Schrift (lat.) De origine et situ Germaniae (Über den Ursprung und die Lage Germaniens, um 98 n. Chr.) bietet relativ ausführliche, aber wohl tendenziös gefärbte Nachrichten über die →Germanen. S. Google
Lit.: Die Germania des Tacitus, hg. v. Much, R. u. a., 3. A. 1967; Syme, R., Tacitus, 2. A. 1979; Tacitus, hg. v. Pöschl, V., 2. A. 1986; Vielberg, M., Pflichten, Werte, Ideale, 1987; Beiträge zum Verständnis der Germania des Tacitus, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1989; Schmal, S., Tacitus, 2005; Dialogus de oratoribus, hg. v. Flach, D., 2005; Tacitus, Annalen - lateinisch-deutsch, 2010; Tacitus, Germania - lateinisch-deutsch, 4. A. 2011; Petersen, J., Recht bei Tacitus, 2018
Tafel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums verbindbar, M.) Brett, Platte, Tisch
Tafelgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das der Versorgung des reisenden deutschen Königs in dem Mittelalter dienende →Königsgut. Ein in einer Abschrift von 1165/74 überliefertes Tafelgüterverzeichnis lässt sich vielleicht zeitlich auf 1138, 1152/1153 oder um 1165 (Aachen) bestimmen.
Lit.: Das Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs, hg. v. Brühl, C. u. a., 1979; Göldel, C., Servitium regis, 1997
Tag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zeitspanne der (zu erwartenden) Helligkeit an einem Ort der Erde als Folge der Umdrehung der Erde auf der Umlaufbahn um die Sonne um ihre eigene Achse, rechnerische Zeitspanne von 24 Stunden auf der Erde
Tagebuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 ausgenommen Zusammensetzungen Kriegstagebuch, Reisetagebuch und Schiffstagebuch nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – neben Schülertagebuch und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das mehr oder weniger tägliche Aufzeichnungen von Geschehnissen enthaltende Buch meist eines einzelnen Menschen.
Lit.: Die Diarien und Tagezettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667), hg. v. Keller, K. u. a., 2010
Tagelohn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Lohn eines Menschen für einen Tag Arbeit
Tagelöhner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der freie, gegen Tagelohn tätige Landarbeiter. Er ist insbesondere von dem Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert von Bedeutung. Seine Rechtsstellung ist schwach.
Lit.: Knapp, T., Die Bauernbefreiung, 1887; Firnberg, H., Lohnarbeiter und freie Lohnarbeiter, 1935, Neudruck 1978; Simon, S., Die Tagelöhner und ihr Recht im 18. Jahrhundert, 1995
tagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Tag werden, Tagung abhalten
Tagessatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an das Einkommen eines Straftäters angepasste Satz einer Geldstrafe je Tag.
Tagessatzsystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das nach skandinavischem Vorbild unterschiedliche Vermögensverhältnisse berücksichtigende, 1975 in der Bundesrepublik Deutschland eingeführte System zu der Bestimmung der Höhe einer Geldstrafe je Tag.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Tagsatzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist von dem 14. Jahrhundert bis 1848 das gemeinsame Organ der →Eidgenossen der Schweiz und allgemein ein Termin zu gemeinsamen Handeln eines gerichts mit den Parteien.
Lit.: Joos, R., Die Entstehung und rechtliche Ausgestaltung der eidgenössischen Tagsatzung, Diss. Zürich 1925; Müller, R., Die eidgenössische Tagsatzung, Diss. Zürich 1948; Hunziker, G., Das Archiv der Tagsatzungsperiode 1814-1848, 1980; Jucker, M., Gesandte, Schreiber, Akten, 2004
Tagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zusammentreffen von Menschen zwecks Besprechung gemeinsamer Angelegenheiten
Tagung „Das Judentum in der Rechtswissenschaft“ (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) in Berlin von dem 3./4. Oktober 1936 ist eine nationalsozialistische Aktion von Juristen über und gegen das Judentum. Vor mehr als 100 Teilnehmern sprechen Hans Frank, Carl Schmitt, Johann von Leers, (M. Mikorey,) K. Klee, Karl Siegert, Edgar Tatarin-Tarnheyden, Norbert Gürke, Theodor Maunz, Erich Jung, Otto Rilk, Hans Würdinger, Horst Bartholomeyczik und Horst Müller (sowie Wilhelm Rath). Nach einem Vorschlag Hubert Naendrups (Salzkotten 3. 11. 1872-Münster 28. 1. 1947) geloben die Teilnehmer unter Leitung Carl Schmitts alles zu tun, was Hans Frank von ihnen gefordert hatte. Die meisten Vorträge sind zwischen November 1936 und dem Ende des Jahres 1937 in dem Deutschen Rechts-Verlag in Berlin erschienen.
Lit.: Göppinger, H., Juristen jüdischer Abstammung im „Dritten Reich“, 2. A. 1990, 153
Taiding (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., aus tageding) ist in Süddeutschland in dem Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit die Gerichtsversammlung. In einem Taiding wird auch das →Weistum ermittelt und vorgetragen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Die salzburgischen Taidinge, hg. v. Siegel, H., 1870
Talar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums in der Herkunft ungeklärt, M.) Amstracht →Robe
Taler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - als Thaler - bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die seit Silberfunden ab 1516 nach dem durch Silberbergbau berühmten Ort Joachimsthal (Joachimstal) benannte deutsche →Münze der frühen Neuzeit (1518/1525). 1908 wird der Taler zu Gunsten der Mark außer Kraft gesetzt. Er lebt aber in dem Dollar (beispielsweise der Vereinigten Staaten von Amerika) fort. S. Google
Lit.: Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte 1484-1914, 1975; North, M., Von Aktie bis Zoll, 1995
Talion (griech. [N.] Gleiches) ist die Vergeltung eines Übels mit (ursprünglich höchstens) dem gleichen Übel (Auge um Auge, 2. Mos. 21,23). Das Talionsprinzip ist dem jüdischen und dem römischen Recht bekannt. Von dort her dringt es seit dem Spätmittelalter vereinzelt in dem Heiligen römischen Reich ein. Es berührt sich mit der →spiegelnden Strafe. S. Google
Lit.: Kaser §§ 32 II 2a, 51 III 1a; Söllner § 8; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 27, 119; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Hermesdorf, B., Poena talionis, 1965; Ebert, U., Talion und spiegelnde Strafe, (in) FS K. Lackner, 1987, 399; Söllner, A., Der zweite Merseburger Zauberspruch, ZRG GA 125 (2008), 1
Talmud (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1290-1300 [Seifried Helbling] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegtz, aber In Google belegt sowie aus dem Hebräischen mit den Bedeutungen Belehrung, Studium aufgenommen, M., Lehre) ist der Kommentar zu der um 220 (endredigierten) →Mischna (Lehre, Wiederholung) der Juden. Von seinen beiden Strömungen setzt sich der jüngere babylonische Talmud (nach 700) gegenüber dem älteren palästinensischen Talmud (vor Mitte 5. Jahrhundert) durch. Der Talmud besteht nur zu seinem kleineren Teil aus Rechtstexten. →Maimonides (1135-1204) bearbeitet die rechtlichen Aussagen des Talmud in seiner →Mischne Tora. S. Google
Lit.: Gans, E., Die Grundzüge des mosaisch-talmudischen Erbrechts, (in) Z. f. d. Wissensch. d. Judentums 1 (1823), 419; Goldschmidt, L., Der babylonische Talmud, Bd. 1ff. 1929ff.; The Principles of Jewish Law, hg. v. Eton, M., 1975; Stemberger, G., Einleitung in Talmud und Midrasch, 8. A. 1993; Wesel, U., Hebräisches Recht, (in) JuS 1997, 686; Schäfer, P., Jesus im Talmud, 2007
Tancredus (Bologna um 1185-Bologna um 1236) ist der mittelalterliche Jurist (Dekretalist), der um 1216 einen wichtigen (lat.) ordo (M.) iudiciorum (Gerichtsordnung) verfasst. Bis 1220 erstellt er die (lat.) glossa (F.) ordinaria (ordentliche Glosse) zu den ersten drei (lat.) compilationes (F.Pl.) antiquae (alten Sammlungen). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 107; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Fowler-Magerl, L., Ordines iudiciarii, 1994; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 293
tanganare (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat.-afrk., V.) bedrängen (zu einer förmlichen Antwort auf eine gerichtliche Ansprache)
Lit.: Sohm, R., Der Prozess der Lex Salica, 1867, Neudruck 1971, 143
Tangermünde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) Ort an der Elbe bei Stendal mit rund 10000 Einwohnern
Lit.: Tangermünde, die Altmark und das Reichsrecht, hg. v. Lück, H., 2008
Tarif (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Italienische mit dem Arabischen verbindbar, M.) ist der einheitliche Preis.
Tarifvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Italienische mit dem Arabischen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der Vertrag zwischen einem Arbeitgeber oder einem Arbeitgeberverband und einer Gewerkschaft in arbeitsrechtlichen Angelegenheiten (beispielsweise Lohn). Er erscheint in Ansätzen nach der Mitte des 19. Jahrhunderts (beispielsweise Buchdruckertarifvertrag 1873), häufiger seit 1890. Erst 1918 setzt er sich aber allgemein durch (Verordnung über Tarifverträge von dem 23. 12. 1918, Tarifvertragsgesetz von dem 9. 4. 1949, 11. 1. 1952, 25. 8. 1969), wobei anfangs der Anteil der freien Vereinbarungen an den Tarifabschlüssen höchstens ein Drittel beträgt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wird ohne wirklichen Erfolg mit Hilfe der Öffnung von Flächentarifverträgen eine Verringerung der Arbeitslosigkeit angestrebt.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 215, 241, 242, 273; Tschirbs, R., Tarifpolitik im Ruhrbergbau 1918-1933, 1986; Hainke, S., Vorgeschichte und Entstehung der Tarifvertragsverordnung, Diss. jur. Kiel 1987; Bähr, J., Staatliche Schlichtung in der Weimarer Republik, 1989; Brauchitsch, I. v., Staatliche Zwangsschlichtung, 1990; Englberger, J., Tarifautonomie im Deutschen Reich, 1995; Brandner, T., Die tarifrechtliche Reformdiskussion in der Weimarer Zeit, Diss. jur. Jena 1999; Bender, G., Richtungskämpfe, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 561; Blanke, S., Soziales Recht oder kollektive Privatautonomie, 2005; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Rudischhauser, S., Geregelte Verhältnisse. Eine Geschichte des Tarifvertragsrechts in Deutschland und Frankreich (1890-1918/1919), 2016; Krüger, D., Das Stinnes-Legien-Abkommen 1918-1924, 2018
Tartagnus, Alexander ist der in Imola 1423 oder 1424 geborene, in Bologna ausgebildete, in Pavia, Bologna, Ferrara, Bologna, Padua und Bologna lehrende, an dem 3. 9. 1477 verstorbene Jurist (commentaria zu den Digesten, Kommentare zu den Digesten, interpretationes, Auslegungen, consilia, Gutachten). S. Google
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 831
Tat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., That) ist die als abgeschlossen angesehene menschliche Verhaltenseinheit des Tuns. An sie knüpft das Recht von seinen Anfängen an vielfältige Rechtsfolgen. Dabei ist →Die Tat tötet den Mann ein deutsches (, seit dem 19. Jahrhundert bezeugtes) Rechtssprichwort, das die möglicherweise in den ältesten Zeiten geltende →Erfolgshaftung abbilden soll.
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 315 (Simrock 1846); Schild, B., Die Tat tötet den Mann, ZRG GA 114 (1997), 380
Tatbestand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Thatbestand, s. Google) ist die Summe der Voraussetzungen für eine Rechtsfolge bzw. in dem Verfahrensrecht in dem Urteil die Darstellung des Sachverhalts. Tatbestände gibt es seit der Entwicklung von Recht, weil bereits der erste Rechtssatz eine Rechtsfolge für einen Tatbestand voraussetzt. Als für die Rechtsanwendung grundlegende Besonderheit erkannt sind sie seit Anfang des 19. Jahrhunderts (Stübel 1805 Zurechnung der Tat [Tatbestand] in Gegensatz zu Zurechnung der Tat zu der Strafe, Anton Bauer 1833 trennt subjektive Merkmale von objektiven Merkmalen).
Lit.: Seiler, H., Der Tatbestand der negotiorum gestio, 1968; Burian, B., Der Einfluss der deutschen Naturrechtslehre auf die Entwicklung der Tatbestandsdefinition im Strafgesetz, 1970; Weißen-Micus, M., Tatbestandsmerkmale des Gesellschaftsvertrags im 19. Jahrhundert, 1985; Schaffstein, F., Studien zur Entwicklung der Deliktstatbestände, 1985; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmeformen im 19. Jahrhundert, 2006
Täter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert bzw. 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Spanische mit einer Sprache Haitis verbindbar, M.) Straftäter, Straftat Verübender
Täter-Opfer-Ausgleich (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der kriminalpolitische Ansatz des späteren 20. Jahrhunderts, bei dem dann, wenn Täter und Opfer sich auf eine Schadenswiedergutmachung einigen, ein Strafverfahren eingeschränkt oder unter Strafminderung abgeschlossen werden kann (Deutschland 1990 in dem Jugendstrafrecht, 1994 in dem Erwachsenenstrafrecht, 1998 in rund 9000 Fällen praktiziert).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Tatsache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Thatsache) Wort 1756 von dem Theologen Johann Joachim Spalding - Tribsees in Pommern 1. 11. 1714-Berlin 25. 4. 1804 - als Übersetzung von ne. matter of fact gebildet.
Taufe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die die kirchliche Mitgliedschaft in der christlichen Kirche begründende Handlung. Sie erscheint vor Christus bei Johannes dem Täufer. Sie steht zunächst dem Bischof, später dem Taufkirchenpriester zu.
Lit.: Heggelbach, O., Die christliche Taufe, 1953; Stenzel, A., Die Taufe, 1958; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983
taufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhunderts in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) die Taufe vollziehen, tauchen
Tauner (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, asber in Google belegt sowie als Tagewaner über das erschließbare Germanische teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) Häusler in der Schweiz und in Südwestdeutschland
Lit.: Eichholzer, E., Über die Stellung der Tauner nach den Rechtsquellen des Kantons Zürich, ZRG GA 38 (1917), 115
Tausch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem niederdeutschen-niederländischen Bereich und in der Herkunft ungeklärt, M., Wort 1181 belegt, lat. [F.] permutatio, s. Google) ist der gegenseitige Vertrag, in dem sich beide Seiten zu der Hingabe eines bestimmten, nicht in Geld bestehenden Gegenstands verpflichten. Der Tausch erscheint in der Geschichte des Menschen wohl schon früh. Er wird teilweise als Kauf angesehen und zeitweise als Realvertrag eingeordnet, zeitweise als durch Hingabe der Sache entstehender Innominatkontrakt. In seiner tatsächlichen Bedeutung wird er mit Entstehung der →Geldwirtschaft von dem →Kauf rasch zurückgedrängt.
Lit.: Kaser § 45 I 1; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 74, 91; Gelke, W., Kauf und Tausch in Babenhausen, Diss. jur. Mainz 1981; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Tauschgeschäft und Tauschurkunde vom 8. bis zum 12. Jahrhundert, hg. v. Fees, I. u. a., 2013
tauschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen aus dem niederdeutschen-niederländischen Bereich und in der Herkunft ungeklärt, V.) gegen etwas Anderes geben
täuschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen in der Herkunft unklar, V.) irreführen, vorspiegeln
Täuschung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie jenseits des Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen in der weiteren Herkunft unklar, F.) Irreführung, Vorspiegelung
tausend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) zehnmal hundert, Grundzahl zwischen 999 und 1001
Tausendschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine zweifelhafte Untergliederung des Heeres germanischer Völker (Goten, Vandalen) in dem frühen Mittelalter. Ihre Herkunft ist unklar.
Lit.: Rietschel, S., Die germanische Tausendschaft, ZRG GA 27 (1906), 234; Claude, D., Millenarius und thiuphadus, ZRG GA 88 (1971), 181
Taxis →Thurn und Taxis
Technik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 19. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kunstfertigkeit, Geschicklichkeit
Lit.: Europäische Technik im Mittelalter, hg. v. Lindgren, U., 1996; Technik in der frühen Neuzeit, hg. v. Engel, G. u. a., 2004; Metz, K., Ursprünge der Zukunft, 2005; Vom Feld, I., Staatsentlastung im Technikrecht, 2007; Gleitsmann, R. u. a., Technikgeschichte, 2009; Technikgeschichte, hg. v. König, W., 2009; Cech, B., Technik der Antike, 2010; Ambrosius, G. u. a., Integration von Infrastruktur in Europa im historischen Vergleich, Bd. 1 2013; Bayerl, G., Technik in Mittelalter und früher Neuzeit, 2013; Kapp, E., Grundlinien einer Philosophie der Technik, hg. v. Maye, H. u. a., 2015
technisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Technik betreffend, kunstfertig
Tecklenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen verbindbar, M.) eine Grafschaft in Norddeutschland
Lit.: Lebkücher, F., Die Grafschaft Tecklenburg und die Justizreform von 1613, 2018
Teer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelniederdeutsche und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist eine schwarze kleberige Masse organischer Verbindungen.
Teeren und Federn (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist die durch Bestreichen mit Teer und anschließendes Wälzen in Federn gekennzeichnete Form amerikanischer Lynchjustiz, für die es in Europa kaum gesicherte Zeugnisse gibt.
Lit.: Hentig, H. v., Die Strafe, Bd. 1 1954, 152
Teil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., N.)
teilen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – viertes Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) spalten, gliedern
Teilgläubiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gläubiger eines Teiles einer Schuld
Teilgläubigerschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gläubigerschaft eines Teiles einer Schuld
Lit.: Riedler, A., Gesamt- und Teilgläubigerschaft, 1998
Teilnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch derdeutschen Gegenwarttssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Beteiligung an einer fremden Handlung (beispielsweise Anstiftung, Beihilfe). Sie erscheint tatsächlich schon sehr früh, wird als allgemeine Rechtsfigur aber erst an dem Ende des 18. Jahrhunderts erfasst. Noch Feuerbach (1801) kennt nur (lat. [M.]) auctor (Urheber) und (lat. [M.]) socius (Gehilfen). In Österreich gilt die Einheitstäterschaft.
Lit.: Köbler, DRG 204; Heimberger, J., Die Teilnahme, 1896; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Roth, A., Kollektive Gewalt und Strafrecht, 1989; Ebrahim-Nesbat, S., Die Herausbildung der strafrechtlichen Teilnahmeformen im 19. Jahrhundert, 2006
Teilnovellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind in Österreich die das →Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811/1812) nach dem deutschen →Bürgerlichen Gesetzbuch (1900) modernisierenden Novellen von 1914, 1915 und 1916 sowie allgemein alle Novellen, die ein Gesetz bewusst in Teilschritten novellieren.
Lit.: Baltl/Kocher; Dölemeyer, B., Die Revision des ABGB, (in) Ius commune 6 (1977), 274
Teilpacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die einen bestimmten Teil (Bruchteil, beispielsweise Hälfte, Drittel) des Ertrags als Pachtzins festlegende Form der →Pacht. Sie ist auf Grund provinzieller Praxis bereits dem römischen Recht bekannt. In dem Hochmittelalter breitet sie sich seit dem 12. Jahrhundert in vielen Ländern aus, tritt seit dem 14. Jahrhundert aber wieder zurück.
Lit.: Kaser § 42 II 1; Spieß, K., Teilpacht und Teilbauverträge, (in) Z. f. Agrargesch. 36 (1988), 228
Teilrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist in dem Ehegüterrecht seit dem Hochmittelalter das Recht des wiederverheirateten Ehegatten, eine Teilung mit den Kindern der ersten Ehe zu vollziehen, um die zugunsten der Kinder aus der ersten Ehe bestehende Verfangenschaft der Güter aus der ersten Ehe aufzuheben und einen Teil der Güter unbelastet in die zweite Ehe einzubringen.
Lit.: Hübner § 95; Schröder, R., Das eheliche Güterrecht, 1868, Neudruck 1967
Teilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Spaltung, Gliederung
Teilungsanordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Anordnung des Erblassers über die Teilung des Erbes.
Lit.: Rudolf, I., Teilungsanordnung und Vorausvermächtnis, 1966
Teilungsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf Teilung von Miteigentum gerichtete Klage des römischen Rechtes (beispielsweise [lat.] →actio [F.] familiae erciscundae, →actio communi dividundo).
Lit.: Kaser § 23 IV 2
Teilzahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zahlung einer Schuld in Teilbeträgen, Zahlung eines Teiles einer Schuld
Teilzeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Teil einer Zeit
Teilzeitarbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die mit der Verknappung der Arbeit in den Industriestaaten des ausgehenden 20. Jahrhunderts hervortretende Form der →Arbeit in einem Teil der herkömmlichen Arbeitszeit.
Lit.: Oertzen, C. v., Teilzeitarbeit, 1999
Teixeira de Freitas, Augusto (1816-1883) wird nach dem Rechtsstudium in Olinda und Sao Paulo Rechtsanwalt und kaiserlicher Rechtsberater. 1857 verfasst er die erste umfassende systematische Sammlung des Privatrechts Brasiliens (Consolidaçao das leis civis), 1860ff. einen von dem römischen Recht wie von mehreren europäischen Rechten ausgehenden Entwurf eines Privatrechtsgesetzbuchs (Esboco de Código civil). Er wirkt sich in dem Código civil Argentiniens (1869) aus. S. Google
Lit.: Meira, S., Teixeira de Freitas, 1979; Augusto Teixeira de Freitas e il diritto Latinoamericano, 1938
tele (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Zusammensetzungen – nicht bezeugt – 17.?Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv..) fern, weit
Telegraphie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - neben Telegraph und telegraphisch – nicht bezeugt – neben Telegraf, telegrafieren, telegrafisch und Telegramm nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Telegrafie und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die vor allem mit Hilfe des 1837 von Samuel Morse gebauten und 1844 verbesserten Schreibtelegraphen seit etwa 1850 allgemein mögliche Übermittlung von Texten über beliebige Entfernungen mit Hilfe der Eigenschaften des elektrischen Stromes.
Lit.: Scherner, K., Innovation und Recht, (in) ZNR 16 (1994), 39; Wobring, M., Die Globalisierung der Telekommunikation im 19. Jahrhundert, 2005; Wenzlhuemer, R., Connecting the Nineteenth-Century World, 2013 (Zentren London, Berlin, Wien, Paris), Wenzlhuemer, W., Verbrechen, Verbrechensbekämpfung und Telegrafie, (in) HZ 301 (2015) 347
Telephon (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Telefon und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Telefon) Fernsprecher
Lit.: Meili, F., Das Telephonrecht, 1885, Neudruck 2013
telefonieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise als fern sprehen verbindbar, V.) fernsprechen
Telgte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt, N.) Stadt an der Ems mit knapp 20000 Einwohnern
L.: Die Ratsprotokolle der Stadt Telgte 1624 bis 1799, hg. v. Heschichtsverein Beckum-Warendorf, Bd. 1-13 2019ff.
Tempel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über templum, lat., N., heiliger Bezirk, Ausblick, [280/260-vor 200 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.)
Templer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Tempelritter, Angehöriger des Templerordens
Templerorden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der 1119 von Hugo von Payens gegründete, nach dem Tempelberg in Jerusalem benannte, 1291 nach Zypern verlegte, 1312 von dem Papst aufgehobene geistliche Ritterorden.
Lit.: Demurger, A., Die Templer, 1991; Dinzelbacher, P., Die Templer, 2002; Frale, B., Il papato e il processo ai Templari, 2003; Demurger, A., Der letzte Templer, 2004; Sarnowski, J., Die Templer, 2009; Burzyński, E., Zakon rycerski temlariuszy, 2010; Napp, A., Templer Mythen, 2010; Jabonde, J., Die Templer in Deutschland, 2010; Nicolotti, A., I Templari e la Sindone, 2011; Schenk, J., Templar Families, 2012; Bergeron, D., Les Templiers et leur procès, 2011; La fin de l’ordre du Temple, hg. v. Chevalier, M., 2012
templum, lat., N., Tempel, heiliger Bezirk, Ausblick, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *temp-, V., dehnen, ziehen, spannen
temporalis (1), temporālis, lat., Adj., die Zeit betreffend, eine Zeit während, zeitlich, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tempus
temporalis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [Adj.]) zeitlich, weltlich
Temporalien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.Pl.) sind seit 1122 (Wormser Konkordat) die besonderen weltlichen Rechte der Kirche in Gegensatz zu den Spiritualien (geistlichen Angelegenheiten oder Rechten).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 93; Lindner, D., Die Lehre von der Inkorporation, 1951
Tengler, Ulrich (Rottenacker bei Ehingen an der Donau um 1447-Höchstädt 1511?) wird nach Ausbildung in der Stadtschule Ehingen und der Stiftsschule Blaubeuren (1469) 1467/1469 Gerichtsschreiber in Heidenheim an der Brenz, 1475-1479 Kastenschreiber in Heidenheim, 1479-1483 Stadtschreiber in Nördlingen, 1485-1496 Kastner in Heidenheim, dann Landvogt von Graisbach und 1500 pfalz-bayerischer Landvogt in Höchstädt an der Donau. 1509 gibt Sebastian Brant den →von Tengler verfassten Laienspiegel heraus. Tenglers Sohn Christoph wird Professor des kanonischen Rechtes in Ingolstadt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Stintzing, R. v., Geschichte der populären Literatur, 1867, Neudruck 1959, 411; Burret, G., Der Inquisitionsprozess im Laienspiegel des Ulrich Tengler, 2010
tenure (mengl.) Lehen, Rechtsstellung aus Belehnung
Lit.: Hudson, Land, Law and Lordship, 1994
Termin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über terminus, lat., M., Grenze, Grenzzeichen, Grenzstein, [um 235-200 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1317) Zeitpunkt, Zeitraum, Frist, Grenze
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
terminus, lat., M., Grenze, Grenzzeichen, Grenzstein, Ende, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. terere?; s. idg. *ter- (4), *terə-, *tr̥̄-, *trā-, *teru-, *terh₂-, V., durchdringen, überqueren, überwinden, überholen, retten
terra, tera, lat., F., Land, Erdboden, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ters-, V., Sb., trocknen, verdorren, dürsten, Durst, teilweise mit dem Indogermanischen verbindbar
Lit.: Köbler, G., Land und Landrecht, ZRG GA 86 (1969), 1; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium, 1996
terra (F.) salica (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegtund in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Altfränkische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Herrenland
territorial (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ein Gebiet oder Territorium betreffend
territorialis, territōriālis, lat., Adj., zum Gebiet gehörig, Grom., s. latein_a_z.docx, s. terra
Territorialität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gebietlichkeit, Gebietsbezogenheit
Territorialitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist der Grundsatz der gebietsmäßigen Abgrenzung. Das Territorialitätsprinzip bildet einen Gegensatz zu dem Personalitätsprinzip. Es gewinnt vor allem seit dem 12. Jahrhundert (privilegium minus 1156) mit der eneuten Bildung und Festigung von Ländern oder Staaten allgemeine Bedeutung.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Hochmittelalterliche Territorialstrukturen in Deutschland und Italien, hg. v. Chittolini, G. u. a., 1996
Territorialstaat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf ein festes Gebiet (Territorium) bezogene →Staat. Der Territorialstaat ist ein Gegensatz zu dem Personenverbandsstaat. Er setzt sich seit dem 12. Jahrhundert durch ([lat.] privilegium minus 1156, Reichstag von →Gelnhausen 1180).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler DRG 111, 149; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1972; Brunner, O., Land und Herrschaft, 5. A. 1965; Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert, hg. v. Patze, H., 1970ff., Neudruck 1986; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Bader, K., Der deutsche Südwesten in seiner territorialstaatlichen Entwicklung, 2. A. 1978; Müller, H., Oberhof und neuzeitlicher Territorialstaat, 1978; Territorialstaat und Calvinismus, hg. v. Schaab, M., 1993; Köbler, G., Historisches Lexikon der deutschen Territorien, 1988, 6. A. 1999, 7. A. 2007
territorium, territōrium, lat., N., Stadtgebiet, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. terra, s. gr. περιοικία (perioikía) Gl
Territorium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen Weideterritorium – nicht bezeugt – Ende 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Herrschaftsgebiet. In der frühen Neuzeit gilt in dem Heiligen römischen Reich in geschlossenen Territorien die Vermutung, dass jeder Ort der Territorialgewalt des Landesherrn unterworfen ist. In dem 19. Jahrhundert tritt das umfassende Staatsgebiet an die Stelle des Territoriums.
Lit.: Below, G., Territorium und Stadt, 2. A. 1923; Dannenbauer, H., Die Entstehung des Territoriums der Reichsstadt Nürnberg, 1928; Hamel, W., Das Wesen des Staatsgebietes, 1933; Moraw, P., König, Reich und Territorium im späten Mittelalter, 1971; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Die Territorien des Reichs, hg. v. Schindling, A., Bd. 1ff. 1989ff.; Statuten, Städte und Territorien, 1992; Hochmittelalterliche Territorialstrukturen in Deutschland und Italien, hg. v. Chittolini, G. u. a., 1996; Schubert, E., Fürstliche Herrschaft und Territorium, 1996; Identità territoriali e cultura politica, hg. v. Bellabarba, M. u. a., 2000
terror, lat., M., Schrecken (M.), Schreck, einschüchternder Eindruck, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *tres-, *ters-, V., zittern, zappeln
Terror (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1830-1840 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über terror, lat., M., Schrecken [M.], Schreck, einschüchternder Eindruck, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Schrecken (M.) durch Anwendung von Gewalt
terrorisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – um 1800 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Gewalt einschüchtern
Terrorismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die (menschliche) Gedankenhaltung, die andere Menschen durch Gewalt zwecks Erregung von Schrecken zu beeinflussen und schädigen versucht. Sie entsteht nach der französischen Revolution und der Revolutionsbewegung des Jahres 1848 mit der Entwicklung von Öffentlichkeit und Massenmedien (Felice Orsini 1858, John Brown 1859, Oskar Becker, Wilkes Booth, Dimitrij Karakozov).
Lit.: Jensen, R., The Battle against Anarchist Terrorism, 2013; Dietze, C., Die Erfindung des Terrorismus in Europa, Russland und den USA 1858-1866, 2016
tertia manus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) dritte Hand →intertiatio
Tertiogenitur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Drittgeburt) →Primogenitur, Sekundogenitur
Tertullian, Quintus Septimius Florens (Karthago um 160 n. Chr.-Karthago nach 220 n. Chr.), Anwalt in Rom, erster Lateiner unter den frühchristlichen Apologeten (Apologeticum um 197 n. Chr.), s. Google
Lit.: Zilling, H., Tertullian, 2004
Tessel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt, Sb.) Kerbholz
Tessin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist das von dem gleichnamigen Fluss durchzogene südliche Alpengebiet, das über Räter, Römer, Ostgoten und Langobarden an die Franken kommt. Bis 1335 fällt es an das Herzogtum →Mailand, dem es zwischen 1403 und 1516 die Eidgenossen der →Schweiz abgewinnen. 1798 wird das bis 1755 ziemlich lose Untertanenverhältnis in ein Kantonatsverhältnis (1798 Lugano, Bellinzona, 1803 Tessin) umgewandelt. 1803 und 1814 entstehen aufgezwungene Verfassungen, an dem 4. Juli 1830 wird eine noch vor Ausbruch der Revolution in Frankreich erlassene, als Ausfluss der Volkssouveränität angesehene Verfassung geschaffen.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Patocchi, G., Gli influssi delle legislazioni straniere, 1961; Sauter, B., Herkunft und Entstehung der Tessiner Kantonsverfassung von 1830, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,458, 3,2,1915; Regesti di Leventina, a cura di Raschèr, V. u. a., 1975; Le fonti del diritto del Cantone Ticino, Bd. 1 C, Formulari notarili, hg. v. Mango-Tomei, E., 1991
Testament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1282 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., s. Google) ist die nicht empfangsbedürftige, jederzeit frei widerrufliche Willenserklärung, mit der ein →Erblasser eine Regelung vor allem über sein Vermögen für den Fall seines Todes trifft und dadurch meist die an sich bestehende Rechtslage abändert. Das Testament ist bereits dem altrömischen Recht in verschiedenen Formen bekannt (testamentum, lat. [N.], Testament [81-43 v. Chr.]). Es muss in dem römischen Recht eine Erbeinsetzung enthalten. In der Nachklassik anerkannt wird das vor sieben Zeugen mündlich erklärte Testament. 446 lässt Kaiser Valentinian III. das eigenhändige Testament in dem weströmischen Reichsteil zu. Von der Kirche gefördert, wird zusätzlich wohl zu einheimischen Entwicklungen erbrechtlicher Vergabungen das Testament in dem 13. Jahrhundert in dem Deutschen Reich (beispielsweise Wien 1289) zunächst von der Geistlichkeit in der Form der Verfügungen („Kodizille“) über einzelne Gegenstände (fälschlich so genanntes Verteilungstestament) aufgenommen und verbreitet sich in dem 14. Jahrhundert allgemein (beispielsweise in Lübeck in dem 13. und 14. Jahrhundert mehr als 2700 überlieferte Testamente, von 1400 bis 1449 1619 Testamente von 1397 Verfassern). Es bedarf einer gewissen Form (beispielsweise vor Rat, vor Notar). Möglich ist ein gemeinschaftliches Testament mehrerer Menschen. In der frühen Neuzeit wird verstärkt auf das römische Recht zurückgegriffen, ohne dass alle seine Einzelheiten aufgenommen werden. Öffentliches Testament (beispielsweise vor Gericht, Rat oder Notar) und privates Testament finden sich nebeneinander. In der Gegenwart steht das eigenhändige Testament in dem Vordergrund, doch sind auch andere Formen möglich. In Österreich wird 2004 das mündliche Testament abgeschafft. In einem Zweifelsfall soll der Wille des Erblassers verwirklicht und das Testament aufrechterhalten werden. Als politisches Testament wird auch die Zusammenfassung der politischen Ansichten eines Herrschers an dem Lebensende bezeichnet.
Lit.: Kaser §§ 8 I 2b, 65 II 1c, 67, 68; Söllner §§ 5, 8, 11, 12, 14; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 23, 38, 54, 60, 73, 89, 114, 123, 140, 162, 211, 239, 268; Köbler, LAW; Loening, O., Das Testament im Gebiet des Magdeburger Stadtrechtes, 1906; Schreiber, O., Das Testament des Fürsten Wolfgang von Anhalt vom 25. August 1565, 1913; Bergman, C., Testamentet i 1600-talents rättsbildning, 1918; Heymann, E., Das Testament Friedrich Wilhelms III., 1925 (SB Berlin); Aders, G., Das Testamentsrecht der Stadt Köln, 1932; Lentze, H., Das Wiener Testamentsrecht, ZRG GA 69 (1952), 98, 70 (1953), 159; Florilegium testamentorum, hg. v. Wolf, H., 1956; Wesener, G., Geschichte des Erbrechts in Österreich, 1957; Piper, H., Testament und Vergabung von Todes wegen im braunschweigischen Stadtrecht, 1960; Simnacher, G., Die Fuggertestamente, 1960; Besta, E., Le successioni, 1961; Sheehan, M., The Will in Medieval England, 1963; Regesten der Lübecker Bürgertestamente, hg. v. Brandt, A. v., Bd. 1ff. 1964ff.; Immel, G., Öffentliches Testament und procurator, (in) Ius commune 1 (1967), 223; Hamburger Testamente 1351-1400, bearb. v. Loose, H., 1970; Nonn, U., Merowingische Testamente, (in) Archiv f. Diplomatik 18 (1972), 1; Wieling, H., Testamentsauslegung im römischen Privatrecht, 1972; Schulz, G., Testamente des späten Mittelalters aus dem Mittelrheingebiet, 1976; Spreckelmeyer, G., Zur rechtlichen Funktion frühmittelalterlicher Testamente, (in) Vorträge und Forschungen 23 (1977), 91; Ariès, P., L’homme devant la mort, 1977; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Testamente der Stadt Braunschweig, hg. v. Mack, D., 1988ff.; Baur, P., Testament und Bürgerschaft, 1989 (Konstanz); Kolmer, L., Spätmittelalterliche Testamente, (in) Z. f. bay. LG. 52 (1989), 475; Kasten, B., Erbrechtliche Verfügungen des 8./9. Jahrhunderts, ZRG GA 107 (1990), 236; Beutgen, M., Die Geschichte der Form des eigenhändigen Testaments, 1992; Zenhäusern, G., Zeitliches Wohl und ewiges Heil, 1992; Paulus, C., Die Idee der postmortalen Persönlichkeit im römischen Testamentsrecht, 1992; Actes à cause de mort, Recueils Société Jean Bodin, 1993; Bauer-Gerland, F., Das Erbrecht der Lex Romana Burgundionum, 1995; Reinhardt, U., Lüneburger Testamente, 1996; Färber, M., Das gemeinschaftliche Testament, 1997; Rappert, K., Die Regensburger Testamentsordnung, 1997; Baaken, G., Das Testament Heinrichs VI., ZRG GA 116 (1999), 23; Umstätter, A., Das Testament im ägyptischen Erbrecht, 2000; Noodt, B., Religion und Familie in der Hansestadt Lübeck, 2000; Kasten, B., Zur Dichotomie von privat und öffentlich in fränkischen Herrschertestamenten, ZRG GA 121 (2004), 158; Seif, U., Römisch-kanonisches Erbrecht in mittelalterlichen deutschen Rechtsaufzeichnungen, ZRG GA 122 (2005), 88; Hollberg, C., Deutsche in Venedig im späten Mittelalter, 2005; Vallaro, A., Considerans fragilitatem humanae naturae, 2005; Seelenheil und irdischer Besitz, hg. v. Herzog, M. u. a., 2007; Herrscher- und Fürstentestamente im westeuropäischen Mittelalter, hg. v. Kasten, B., 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Litschel, A., Ordnung, Kooperation und Konflikt in spätmittelalterlichen Testamenten, (in) ZHF 37 (2010), 375; Testamente aus der Habsburgermonarchie Alltagskultur, Recht, Überlieferung, (in) Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 1 (2011), 1ff.; Klein, G., Über den Grundsatz der materiellen Höchstpersönlichkeit der Testamentserrichtung, 2012; Kröll, P., Das Städelsche Testament, 2013; Schweyen, I., Luthers rechtswidriges Testament, 2017; Zimmermann, W., Testamente und Erbstreitigkeiten von Kriemhild bis Cornelius Gurlitt, 2018; Planning vor Death, hg. v. Korpiola, M. u. a., 2018; Letzte Worte, letzter Wille, hg. v. Gruber, M. u. a., 2018; Zhong, H., Die Testamentsfähigkeit im römischen Recht – Testamenti factio non privati sed publici iuris est, 2021
Testamentsgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das deutsche Gesetz über die Errichtung von →Testamenten und →Erbverträgen von dem 31. 7. 1938, das diesen Rechtsbereich vorübergehend aus dem →Bürgerlichen Gesetzbuch herauslöst und seine Formvorschriften mildert.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 239; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/Testamentsgesetz1938.pdf; Gruchmann, L., Die Entstehung des Testamentsgesetzes, (in) ZNR 7 (1985), 53; Schliepkorte, J., Entwicklungen des Erbrechts, 1989
Testamentsvollstrecker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1852, s. Google) ist der von dem →Erblasser zu der Ausführung seiner →letztwilligen Anordnungen durch letztwillige Verfügung berufene Mensch. Das römische Recht kennt keine Testamentsvollstreckung. In dem deutschen Recht entwickelt sie sich unter Förderung durch die Kirche bereits früh und wird in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) aufgenommen.
Lit.: Kaser § 67 V; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 211; Schultze, A., Die langobardische Treuhand, 1895; Schönfeld, W., Die Vollstreckung von Verfügungen von Todes wegen im Mittelalter nach sächsischen Quellen, ZRG GA 42 (1921), 240; Scherner, K., Salmannschaft, Servusgeschäft und venditio iusta, 1971; Offergeld, A., Die Rechtsstellung des Testamentsvollstreckers, 1995; Scherner, K., Fiducia Germanorum, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Kunz, L., Postmortale Privatautonomie und Willensvollstreckung, 2015
testamentum, tēstāmentum, lat., N., Testament, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tēstārī
Testamentum (lat. [N.]) ist seit dem altrömischen Recht der Zeugenakt, durch den der →Erblasser willkürlich bestimmte Menschen zu Erben vielleicht anfangs nur von Einzelgegenständen machen kann. Das testamentum (81-43 v. Chr.) ist lange durch bestimmte Förmlichkeiten gekennzeichnet. →Testament
Lit.: Kaser §§ 8 I 2b, 65 II 1c, 67, 68; Köbler, DRG 23; Wieling, H., Testamentsauslegung im römischen Recht, 1972
Testamentum (N.) apud acta conditum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist das spätantike, bei der Behörde begründete (öffentliche) →Testament.
Lit.: Kaser § 67 III 4; Köbler, DRG 60
Testamentum (N.) calatis comitiis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist das altrömische, vor den zweimal jährlich zusammengerufenen Kuriatkomitien vielleicht ursprünglich zwecks einer Art Kindesannahme errichtete Testament.
Lit.: Kaser §§ 60 III 2b, 65 II 1b, 67 I 2a; Söllner §§ 5, 8; Köbler, DRG 23
Testamentum (N.) inofficiosum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar lat.) ist das die nächsten Verwandten entgegen der Pietätspflicht nicht ausreichend bedenkende →Testament.
Lit.: Kaser § 70 I 1
Testamentum (N.) in procinctu (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar lat.) ist in dem altrömischen Recht das →Testament vor dem aufgestellten Heer.
Lit.: Kaser §§ 67 I 2b, 69 III 2c; Söllner § 5; Köbler, DRG 23
Testamentum (N.) per aes et libram (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist das durch Erz und Waage als Libralgeschäft vorgenommene, wohl anfangs nur der Übertragung einzelner Gegenstände dienende →Testament des altrömischen Rechtes.
Lit.: Kaser §§ 65 II 1b, 67 I 2b; Köbler, DRG 23
Testamentum (N.) per holographam scripturam (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuich der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., ist in dem spätantiken weströmischen Recht das von Kaiser Valentinian III. 446 n. Chr. eingeführte eigenhändige →Testament, das seit dem Spätmittelalter in das deutche Reich aufgenommen wird.
Lit.: Kaser § 67 III 2; Köbler, DRG 60
Testamentum (N.) ruptum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) zerrissenes und damit ungültig gemachtes Testament
testari, tēstārī, lat., V., bezeugen, Zeuge sein (V.), durch sein Zeugnis darlegen, bekunden, versichern, beweisen, dartun, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tēstis
testatio, tēstātio, lat., F., Anrufung zum Zeugen, Bezeugung, Zeugenaussage, Beweis, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tēstārī, s. tēstis
Testatio (lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die Zeugenurkunde.
Lit.: Kaser § 7 IV 2a; Köbler, DRG 43
testieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über testari, lat., V. bezeugen, 234-249 v. Chr. mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wort 1544 aus dem Lateinischen des Altertums aufgenommen, V.) Testament errichten
testierfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fähig zu testieren
Testierfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1883) ist die Fähigkeit zu testieren.
Testierfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1894, Testierfähigkeit 1883, testieren 1544) ist die grundsätzlich von Beginn des Testaments an bestehende, nur ausnahmsweise eingeschränkte Freiheit, ein →Testament zu errichten und über sein Vermögen von Todes wegen zu verfügen. Dem römischen Recht schon früh bekannt, setzt sie sich in dem deutschen Mittelalter seit dem 13. Jahrhundert allmählich durch. Bereits in dem 16. Jahrhundert hat das römische Recht das einheimische Erbrecht erheblich umgestaltet und an dem Ende des 19. Jahrhunderts ist die Testierfreiheit aller testierfähigen Menschen selbverständlich.
Lit.: Kaser § 65 II 2; Hübner; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Prochnow, J., Das Spolienrecht, 1919, Neudruck 1965; Wesener, G., Beschränkungen der Testierfreiheit, (in) FG U. v. Lübtow 1970, 569; Stoll, F., Das Hagestolzenrecht, 1970; Tschappeler, H., Die Testierfreiheit, 1983, Klippel, D., Familie versus Eigentum, ZRG GA 101 (1984), 117; Landau, P., La libertà di testare, (in) Rivista internazionale di diritto comune 6 (1995), 29; Landau, P., Die Testierfreiheit, ZRG GA 114 (1997), 56; Goebel, J., Testierfreiheit als Persönlichkeitsrecht, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
testis (1), tēstis (1), lat., M., Zeuge, wer als Dritter (und damit Zeuge) bei zwei Streitenden steht, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *trei-, Num. Kard., drei, s. idg. *stā-, *stə-, *steh₂-, *stah₂-, *stāu-, *stū̆-, V., stehen, stellen
Testis in uno falsus in nullo fidem meretur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Ein Zeuge, der in einem Punkt gelogen hat, verdient in nichts Glauben.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Teufel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Widersacher Gottes und damit des Guten
Lit.: Fehr, H., Tod und Teufel im alten Recht, ZRG GA 67 (1950), 50; Flasch, K., Der Teufel und seine neuen Engel – Die neue Biographie, 2015; Löhdefink, J., Zeiten des Teufels, 2016; Lattmann, C., Der Teufel, die Hexe und der Rechtsgelehrte. Crimen magiae und Hexenprozess in Jean Bodins „De la Démonomanie des Sorciers“, 2019
Teufelsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist der in Märchen, Sage, Schwank und Legende angeblich mit dem Teufel geschlossene Vertrag oder Pakt.
Lit.: Zelger, R., Teufelsverträge, 1996; Link, L., Der Teufel, 1997; Schwaiger, G., Teufelsglaube und Hexenprozesse, 4. A. 1999
Teutone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des 102 v. Chr. von den Römern bei Aquae Sextiae geschlagenen germanischen Volkes.
Lit.: Köbler, DRG 28, 66
Teutonicus, lat., Adj.: nhd. teutonisch, germanisch, Verg. (70-19 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. Teutonus
teutonicus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., lat.-ahd.) deutsch, teutonisch
Teutonus, Theutonus, lat., M., Teutone, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft ungeklärt?
texaca (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinisch-Altfränkische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.-afrk.) Diebstahl, Diebstahlsbuße
Lit.: Beyerle, F., Die Malberg-Glossen der Lex Salica, ZRG GA 89 (1972), 12; Munske, H., Der germanische Rechtswortschatz, 1973
texere, lat., V., flechten, weben, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *tek̑t-?, V., flechten, fügen
Text (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1311 [Daniel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verbindung mehrerer Wörter zu einer gedanklichen Einheit mindestens eines Menschen
Textkritik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL,– und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kritik eines Textes
Lit.: Buchner, R., Grundsätzliches zur Textkritik, ZRG GA 66 (1948), 342
textus, lat., M., Gewebe, Geflecht, Text, Lucr. (96-55 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. texere
Thaleleios (6. Jahrhundert) ist der byzantinische Rechtslehrer in Konstantinopel, dessen aus einem Codexkommentar stammende Werkreste in Scholien zu den Basiliken erkennbar sind. S. Google
Lit.: Simon, D., Aus dem Kodexunterricht des Thalelaios, ZRG RA 86 (1969), 334, 87 (1970), 315
Theoderich der Große (451?-30. 8. 526) ist der bekannteste König der Ostgoten (um 470-474?, Name in den Bestandteilen mit dem Germanischen verbindbar). Aus eher unbedeutender Familie stammend kommt er als Geisel mit dem römischen Reich in Berührung und erobert danach Italien, so dass ihm Kaiser Anastasius die Insignien eines Kaisers verleiht, wobei Theoderich wohl das meiste so beließ, wie es war. Ihm wird das →Edictum Theoderici zugeschrieben. S. Google
Lit.: Söllner § 19; Köbler, DRG 80; Ennslin, W., Theoderich der Große, 2. A. 1959; Kohlhas-Müller, D., Untersuchungen zur Rechtsstellung Theoderichs des Großen, 1995; Ausbüttel, F., Theoderich der Große, 2003; Goltz, A., Barbar - König - Tyrann, 2008; Lafferty, S., Law and Society in the Age of Theoderic the Great, 2013; Wiemer, H., Theoderich der Große, 2018; Theoderich der Große und das gotische Königreich in Italien, hg. v. Wiemer, H., 2020
Theodosius II. (Konstantinopel 30. 8. 401-28. 7. 450, Name mit dem Griechischen des Altertums verbindbar), Sohn des oströmischen Kaisers Arcadius ist seit 408 oströmischer Kaiser. Unter dem Einfluss seiner gelehrten Ehefrau Athenais veranlasst er die Zusammenfassung der seit Konstantin erlassenen kaiserlichen Konstitutionen (Gesetze) in einem nach ihm benannten Gesetzbuch. →Codex Theodosianus (15. 2. 438 veröffentlicht, s. Google)
Lit.: Williams, S./Friell, G., Theodosius, 1994; Ernesti, J., Princeps christianus, 1998; Leppin, H., Theodosius der Große, 2003; Theodosius II., hg. v. Kelly, C., 2013
theologia, lat., F., Theologie, Götterlehre, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. θεολογία (theología), F., Götterlehre, vgl. gr. θεός (theós), M., Gott; entweder von idg. *dʰēs-, *dʰəs-, Sb., Heiliges, Göttliches, oder von idg. *dʰeu̯es-, *dʰu̯ē̆s-, *dʰeus-, *dʰū̆s-, V., stieben, stäuben, wirbeln, vgl. idg. *dʰeu- (4), *dʰeu̯ə-, *dʰeu̯h₂-, *dʰuh₂-, V., Sb., stieben, wirbeln, wehen, stinken, schütteln, Dampf (M.) (1), Hauch, Rauch, s. gr. λόγος (lógos), M., Sprechen, Wort, Rede, Maß, Berechnung, Vernunft, vgl. idg. *leg̑-, V., sammeln, zusammenlesen
Theologie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über theologia, lat., F., Theologie, Götterlehre, [116-27 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Theologie, Gotteskunde
Lit.: Geschichte der christlichen Theologie, hg. v. Pauly, W., 2008; Van Nieuwenhove, R., An Introduction to Medieval Theology, 2012
Theophilos (6. Jahrhundert) ist der byzantinische Rechtslehrer in Konstantinopel, welcher der Kommission für den ersten →Codex Justinians und für die →Digesten angehört und gemeinsam mit Dorotheos die →Institutionen (Justinians) abfasst. Überliefert ist eine vielleicht von ihm stammende kommentierende griechische Institutionenparaphrase. Sie wird als systematische, lateinische Fachwörter weitgehend übernehmende Einführung in das römische Recht verwendet.
Lit.: Söllner § 22; Lokin, J., Theophilos, (in) TRG 44 (1976), 337; Wal, N. van der/Lokin, J., Historiae iuris Graeco-Romani delineatio, 1985, 40
Theresiana →Constitutio (F.) Criminalis Theresiana (Strafgesetz Maria Theresias von 1768, Theresia aus dem Greichischen aufgenommen)
thesaurus, thēsaurus, tēsaurus, thēnsaurus, lat., M., Vorrat, Schatz, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. θησαυρός (thēsaurós), M., Schatz; ohne bekannte Etymologie, wahrscheinlich technisches Lehnwort
Thesaurus (lat. [M.] Schatz, auch griechisch, ohne bekannte Etymologie) ist in dem römischen Recht der nach Hadrian (117-138 n. Chr.) je zu der Hälfte an den Finder und den Grundstückseigentümer fallende →Schatz.
Lit.: Kaser § 26 I 3; Köbler, DRG 40
thesei dikaion (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, griech. [N.]) das (von Menschen) gesetzte Recht in Gegensatz zu einem von der Natur gegebenen Recht
Lit.: Köbler, DRG 31
Thessalien ist das Gebirgsland in dem mittleren →Griechenland, das 148 v. Chr. an die Römer gelangt und über Byzanz (, Bulgaren und Franken) 1393 an die Osmanen fällt. Von der jeweiligen Herrschaft wird auch das Recht unterschiedlich beeinflusst. S. oogle
Lit.: Magdalino, P., Between Romaniae, (in) Mediterranean Historical Review 4 (1989), 87
Thessaloniki (Saloniki) in →Griechenland wird wohl 316/315 v. Chr. gegründet und ist seit 1925 Sitz einer Universität. S. Google
Lit.: Vakalopoulos, A., History of Thessaloniki, 1963
Thibaut, Anton Friedrich Justus (Hameln 4. 1. 1772-Heidelberg 28. 3. 1840), Hugenotte, wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen, Königsberg und Kiel 1798 außerordentlicher Professor in Kiel, 1801 ordentlicher Professor in Kiel, Jena (1802) und Heidelberg (1806). 1803 veröffentlicht er unter Abgehen von der römischen Legalordnung ein zweibändiges System des Pandektenrechts. 1814 setzt er sich wegen des praktischen Bedürfnisses aus Vaterlandsliebe für ein allgemeines bürgerliches Recht (Gesetzbuch) in „Deutschland“ ein, unterliegt in dem sog. →Kodifikationsstreit aber (→Savigny und) der Reaktion (der über die Gesetzesinitiative verfügenden und an einer Vereinheitlichung zu Lasten ihrer Souveränität in den meist kleinen deutschen Einzelstaaten nicht interessierten konservativen Politiker). S. Google
Lit.: Köbler, DRG 180, 211; Baumstark, E., Anton Friedrich Justus Thibaut, 1841; Thibaut und Savigny, hg. v. Stern, J., 1914; Kiefner, H., Anton Friedrich Justus Thibaut, ZRG GA 77 (1960), 304; Thibaut und Savigny, hg. v. Hattenhauer, H., 1973, 2. A. 2002; Polley, R., Anton Friedrich Justus Thibaut, 1982; Kitzler, A., Die Auslegungslehre des Anton Friedrich Justus Thibaut, 1986; Heidelberg im säkularen Umbruch, hg. v. Strack, F., 1987; Kaufmann, D., Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1040), 2014 (wesentliche, weiterführende Analyse); Anton Friedrich Justus Thibaut (1772-1840) – Bürger und Gelehrter, hg. v. Hattenhauer, C. u. a., 2017
Thing →Ding
thiuphadus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-got. [M.]) Knechtsherr (str.)
Lit.: Claude, D., Millenarius und thiuphadus, ZRG GA 88 (1971), 181
Thöl, Johann Heinrich (Lübeck 6. 6. 1807-Göttingen 16. 5. 1884), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig und Heidelberg (Thibaut, Mittermaier) 1837 außerordentlicher Professor in Göttingen, 1842 ordentlicher Professor in Rostock und (1849) in Göttingen. 1841 veröffentlicht er den ersten Band seines romanistisch-systematisch vorgehenden, ein Sonderrecht der Kaufleute anstrebenden →Handelsrechts. Mit ihm begründet er eine durch →Puchta (1798-1846) beeinflusste, streng begrifflich ausgeführte, kritische Handelsrechtswissenschaft. S. Google
Lit.: Gercke, F., Heinrich Thöl, 1931; Raisch, P., Die Abgrenzung des Handelsrechts, 1962; Landwehr, G., Rechtspraxis und Rechtswissenschaft im lübischen Recht, (in) Z. d. Ver. f. lübeck. Gesch. 60 (1980), 21; Kern, B., Georg Beseler, 1982; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986
Thomas von Aquin (Roccasecca bei Neapel 1224/1225-Fossanova bei Terracina 7. 3. 1274), aus dem Geschlecht der Grafen von Aquino, wird nach dem Eintritt in das Kloster Monte Cassino (1230) und dem Studium in Neapel, dem Eintritt in den Dominikanerorden (1244) und weiteren Studien in Paris und Köln (1248-1252 Schüler des Albertus Magnus) 1252 Lehrer der Theologie in Paris sowie danach (1259-1269) in Italien und in Paris (1269-1272) tätig. Sein scholastisches, selbständigem wissenschaftlichem Denken Bahn brechendes Hauptwerk ist die zu globaler Synthese von Glauben und Wissen strebende (lat.) Summa (F.) theologica (Theologische Summe) bzw. Summa theologiae (Summe der Theologie) (1266-1273). Für das Recht bejaht Thomas von Aquin ein auf natürliche Vernunft gegründetes und durch praktische Vernunft zu verwirklichendes →Naturrecht und unterscheidet zwischen (lat.) lex aeterna als Ausfluss der göttlichen Vernunft, (lat.) lex naturalis als Gesetz der Natur und der menschlichen Vernunft und (lat.) lex humana als menschlichem bestimmtem Gesetz. Leben, Freiheit und Eigentum sieht er als allgemeine Grundwerte. 1323 wird er heiliggesprochen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 99, 191; Stupp, H., Mos geometricus, Diss. jur. Köln 1970; Pieper, T., Thomas von Aquin, 1981; Müller, K., Thomas von Aquin, 1983; Torrelli, P., Initiation à Saint Thomas, 1993; Schönberger, R., Thomas von Aquin zur Einführung, 1998; Thomas-Handbuch, hg. v. Leppin, V., 2016; Fernandes, J., Thomas von Aquin über die Tugend der Gerechtigkeit, 2016
Thomasius, Christian (Leipzig 1. 1. 1655-Halle 23. 9. 1728), Eloquenzprofessorensohn, wird nach dem Studium der Philosophie (1669) und des Rechtes (1672) in Leipzig und Frankfurt an der Oder (Stryk) 1682 Rechtslehrer in Leipzig. 1685 hält er in seiner Schrift (lat.) De crimine bigamiae (Das Verbrechen der Bigamie) die Bigamie für naturrechtlich erlaubt. 1687 kündigt er als erster eine Vorlesung in deutscher Sprache an. 1688 begründet er die deutschen „Monatsgespräche“ als Verbreitungsmittel seiner an der Freiheit in dem Denken, Lehren und Schreiben ausgerichteten Vorstellungen (erste deutschsprachige Monatsschrift). Nach einem Lehrverbot in dem Jahre 1690 wird er an die brandenburgische Ritterakademie in →Halle (1694 Universität) berufen, an der er einen dreijährigen juristischen Kurs einführt. 1701 erklärt er, obwohl er sich von der Wirklichkeit des Teufels, der Zauberer und Hexen überzeugt zeigt, in (lat.) De crimine magiae (Über das Verbrechen der Hexerei) Hexerei als fleischliche Verbindung mit dem Teufel wegen der Geistigkeit des Teufels für unmöglich. 1705 sieht unter seinem Vorsitz der Promovend Martin Bernhardt die Folter als unchristlich an, doch lehnt Thomasius selbst Reformvorschläge in dieser Hinsicht ab. Sein Hauptwerk sind seine aufgeklärten (lat.) Fundamenta (N.Pl.) iuris naturae et gentium (Grundlagen des Natur- und Völkerrechts), in denen er das Recht von der Moral bzw. von Religion und Moraltheologie ablöst, das Recht als positiv von dem jeweiligen Herrscher gesetzt versteht und das Völkerrecht als nicht erzwingbar aus dem Recht ausschließt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 136, 144, 145, 157, 158, 160, 186, 205; Summarischer Entwurf der Grundlehren, die einem Studioso Juris zu wissen, 1699, Neudruck 2005; Fleischmann, M., Christian Thomasius und die akademischen Vorlesungen in deutscher Sprache, ZRG GA 30 (1909), 315; Wolf, E., Grotius, Pufendorf, Thomasius, 1927; Christian Thomasius, hg. v. Fleischmann, M., 1931; Battaglia, F., Christiano Thomasio, 1936; Bloch, E., Christian Thomasius, 1953; Schubart-Fikentscher, G., Unbekannter Thomasius, 1954; Lieberwirth, R., Christian Thomasius, 1955; Thomasius, C., Über die Folter, hg. v. Lieberwirth, R., 1960; Thomasius, C., Über die Hexenprozesse, hg. v. Lieberwirth, R., 1967; Rüping, H., Die Naturrechtslehre des Christian Thomasius, 1968; Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Ebner, W., Christian Thomasius und die Abschaffung der Folter, (in) Ius Commune 4 (1972), 73; Cattaneo, M., Delitto e pena, 1976; Staatsdenker im 17. und 18. Jahrhundert, hg. v. Stolleis, M., 1977, 2. A. 1987, 3. A. 1995; Schwerhoff, G., Aufgeklärter Traditionalismus, ZRG GA 104 (1987), 247; Christian Thomasius, hg. v. Schneiders, W., 1989; Thomasius, Christian, Ausgewählte Werke, hg. v. Schneiders, W., Bd. 1ff. 1993ff.; Christian Thomasius (1655-1728), 1997; Kühnel, M., Das politische Denken von Christian Thomasius, 2001; Steinberg, C., Christian Thomasius als Naturrechtslehrer, 2005 (S. 201ff. Übersicht über die 219 zwischen 1680 und 1728 gehaltenen Lehrveranstaltungen); Tomasoni, F., Christian Thomasius, 2005; Christian Thomasius (1655-1728) – Wegbereiter moderner Rechtskultur und Juristenausbildung, hg. v. Lück, H., 2006; Christian Thomasius (1655-1728) - Gelehrter Bürger, hg. v. Lück, H., 2009; Christian Thomasius, Briefwechsel, Bd. 1ff. 1679-1682, hg. v. Grunert, F. u. a., 2017ff. (4 Bände geplant)
Thora →Tora
Thorn an der unteren Weichsel entsteht um die 1233/1234 von dem Hochmeister des →Deutschen Ordens errichtete Burg. 1233 erhält die Altstadt die Kulmer Handfeste, 1264 die Neustadt Stadtrecht. Sein Schöffenstuhl urteilt nach Magdeburger Recht. Von 1400 bis 1402 verfasst der Stadtschreiber Walther Ekhardi →Neun Bücher magdeburgischen Rechtes. Von 1793 bis 1920 ist Thorn bei Preußen. 1945 wird in Polen eine Universität in Thorn eingerichtet. S. Google
Lit.: Steffenhagen, E., Die neun Bücher Magdeburger Rechts, 1865; Salmonowicz, S., Krystian Bogumil Steiner (1746 bis 1814), 1962; Biskup, M., Historia Torunia, Bd. 1 1992; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 51; Thomsen, M., Zwischen Hauptwache und Stockhaus, 2005
Thraker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, M.) ist der Angehörige des thrakisch sprechenden, vor allem in dem Gebiet des späteren Bulgarien siedelnden indogermanischen Volkes, das bedeutende Prunkstücke der Goldschmiedekunst beispielsweise aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. hinterlassen hat. S. Google
Lit.: Boshnakov, K., Die Thraker südlich vom Balkan in den Geographika von Strabo, 2003
Thron (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1170-1190 in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie über thronus, lat., M., [um 75-um 150 n. Chr.] Thron und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Stuhl des Herrschers (mit hoher, gerade endender Rückenlehne), der als Rechtssymbol der Herrschaft Verwendung findet. In diesem Sinne verbünden sich spätestens in der frühen Neuzeit Thron und Altar (Staat und Kirche). Eine von beiden Seiten bedauerte Trennung erfolgt erst allmählich ab 1918.
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989; Instinsky, H., Bischofsstuhl und Kaiserthron, 1955; Gussone, N., Thron und Inthronisation des Papstes, 1978; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Thronverzicht, hg. v. Richter, S./Dirbach, D., 2010
Thronfolge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nachfolge in dem Herrscheramt, die teils nach Erbrecht (beispielsweise westfränkisches Reich, England), teils nach Wahlrecht (beispielsweise ostfränkisches Reich, seit 1438 aber fast gänzlich auf die Habsburger eingeschränkt) geschieht. Die Thronfolge einer Frau wird erst in der Neuzeit bedeutsam (beispielsweise Maria Theresia in Österreich 1740).
Lit.: Pflugk-Harttung, J. v., Zur Thronfolge in den germanischen Stammesstaaten, ZRG GA 11 (1890), 177; Sickel, W., Das Thronfolgerecht der unehelichen Karolinger, ZRG GA 24 (1903), 110; Turba, G., Geschichte des Thronfolgerechts, 1903; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1981; Real, W., Über persönliche und faktische Hindernisse bei der Thronfolge, ZRG GA 94 (1977), 226; Schneider, R., Königswahl und Thronfolge, 1987; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982; Schmidt, U., Königswahl und Thronfolge, 1987; Hlawitschka, E., Untersuchungen zu den Thronwechseln, 1987; Faußner, H., Die Thronerhebung des deutschen Königs im Hochmittelalter und die Entstehung des Kurfürstenkollegiums, ZRG GA 108 (1991), 1; Wolf, A., Warum konnte Rudolf von Habsburg König werden? ZRG GA 109 (1992), 48; Wolf, G., Die Königssöhne Karl und Karlmann und ihr Thronfolgerecht nach Pippins Königserhebung 750/51, ZRG GA 108 (1991), 282; Die mittelalterliche Thronfolge im europäischen Vergleich, hg. v. Becher, M., 2017
thronus, lat., M., Thron, Suet. (um 75-um 150 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. θρόνος (thrónos), M., Sitz, Sessel, Thron, vgl. ai. dadhā́ra, V. (Perf.), hält, stützt, trägt, vgl. idg. *dʰer- (2), *dʰerə-, V., halten, festhalten, stützen
Thüngen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.?) eine deutsche Adelsfamilie
Lit.: Thüngen, R. Frhr. v., Aus der Familiengeschichte derer von Thüngen, ZRG GA 45 (1925), 367
thunginus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [M.], s. Google) Dingmann, Leiter der Versammlung auf dem Malberg, in dem 8. Jahrhundert von dem Grafen verdrängt
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 85, 86; Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871, Neudruck 1971; Guttenberg, E. Frhr. v., Iudex hoc est comes aut grafio, (in) FS E. Stengel, 1952, 100; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985
Thurgau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das zwischen Reuß, Aare, Rhein und Bodensee gelegene, über Räter und Römer in dem 5. Jahrhundert an die Alemannen (und damit 496/497 an das Reich der →Franken) gelangte, seit 741 als Thurgau bezeichnete Gebiet. 1264 kommt es an die Grafen von Habsburg. 1460/1461 erobern die Eidgenossen der →Schweiz den Thurgau und verwalten ihn als gemeine Herrschaft, die 1792 unabhängig wird und sich 1798 der helvetischen Republik bzw. 1803 der Schweiz eingliedert.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Blumer, P., Das Landgericht und die gräfliche Hochgerichtsbarkeit der Landgrafschaft im Thurgau, Diss. jur. Leipzig 1908; Brüschweiler, P., Die landfriedlichen Simultanverhältnisse im Thurgau, 1932; Herdi, E., Geschichte des Thurgaus, 1943; Kundert, W., Die Zivilgesetzgebung des Kantons Thurgau, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2460; Giger, B., Gerichtsherren, Gerichtsherrschaften, Gerichtsherrenstand im Thurgau, (in) Thurgauische Beiträge zur Geschichte 130 (1993), 5
Thüringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische vielleicht mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das von den Thüringern (um 400 Toringi [Vegetius], verwandt mit den gotischen Terwingern?) besiedelte Gebiet anfangs zwischen Harz und Donau. Seit dem Spätmittelalter (1485, 1572) zersplittert Thüringen unter den →Wettinern territorial, wird aber 1920 in ein Land des Deutschen Reiches zusammengefasst. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 75; Köbler, Historisches Lexikon; Patze, H., Recht und Verfassung thüringischer Städte, 1955; Günther, G., Die Anfänge der Rezeption des mittelalterlichen römischen Zivilrechts in Thüringen, Diss. jur. Jena 1957 (masch.schr.); Eberhard, H., Die Gerichtsorganisation der Landgrafschaft Thüringen, ZRG GA 75 (1958), 108; Forschungen zur thüringischen Landesgeschichte, hg. v. Eberhardt, H., 1958ff.; Übersicht über die Bestände des thüringischen Landeshauptarchivs Weimar, hg. v. Eberhardt, H., 1959 (und weitere Bände für Landesarchive); Heiss, U., Geheimer Rat und Kabinett, 1962; Patze, H., Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, 1962; Hess, U., Geheimer Rat und Kabinett in den ernestinischen Staaten Thüringens, 1962; Patze, H., Bibliographie zur thüringischen Geschichte, 1965; Schlesinger, W., Geschichte Thüringens, 1967; Klein, T., Thüringen, 1983; Hessen und Thüringen, 1992; Heil, T., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in Thüringen, 1996; Post, B., Thüringen-Handbuch, 1999; Weber, P., Justiz und Diktatur, 2000; Westphal, S., Kaiserliche Rechtsprechung und herrschaftliche Stabilisierung, 2002; Heinrich Raspe, hg. v. Werner, M., 2002; Wittmann, H., Im Schatten der Landgrafen, 2005; Günther, G., Römisches Recht in Thüringen, 2006; Grahn-Hoek, H., Stamm und Reich der frühen Thüringer, (in) Zs. d. Ver. f. thür. Geschichte 56 (2002), 7; Herntrich, T., Thüringen - von den thüringischen Kleinstaaten nach Zerfall des Alten Reiches bis zum Freistaat Thüringen, 2010; Lilla, J., Die Vertreter der thüringischen Staaten und Thüringens, 2010; Fleischhauer, M., Der NS-Gau Thüringen 1939-1945, 2010; 100 Jahre thüringisches Oberverwaltungsgericht, hg. v. Schwan, H., 2012; Lubini, J., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in den Ländern der SBZ/DDR 1945-1952, 2015; Kotulla, M., Thüringische Verfassungsurkunden, 2015; Schuster, F., Thüringens Weg in die soziale Marktwirtschaft, 2015; Welsing, M., Die Vorgaben des Art. 57 WSA und die konstitutionellen Verfassungen der thüringischen Staaten, 2016; Boeger, P. u. a., Stasi in Thüringen, 2018; Ganzenmüller, J./Wentker, H., Die Thüringer CDU in der SBZ/DDR, 2019; Raßloff, S., Der Freistaat Thüringen 1920-2020, 2020; Faludi, C./Bartuschka, M., „Engere Heimat“ – Die Gründung des Landes Thüringen 1920, 2020
Thüringer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des germanischen, um 400 mit einem Königreich zwischen Donau und Harz nachweisbaren Volkes der Thüringer, die noch in dem deutschen Bundesland Thüringen nachwirken. Für die Thüringer wird 802 die (lat. [F.]) →Lex Thuringorum aufgezeichnet.
Lit.: Die Frühzeit der Thüringer, hg. v. Castritius, H. u. a., 2009; The Baiuvarii and Thuringi, hg. v. Fries-Knoblach, J. u. a., 2014
Thurn und Taxis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, Sb.) ist die in dem 13. Jahrhundert in Oberitalien nachweisbare Familie, die seit der Neuzeit (1490) allmählich die Zuständigkeit für das Postwesen des Heiligen römischen Reiches erlangt (1595 Reichsgeneralpostmeister). 1792 erlässt die Familie in ihrem Reichsfürstentum Friedberg-Scheer ein Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch. 1793 wird ein Strafgesetzbuchentwurf erstellt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Waitz, H., Die Entwicklung des Begriffs der Regalien, Diss. jur. Frankfurt am Main 1939; Nordmann, J., Kodifikationsbestrebungen in der Grafschaft Friedberg-Scheer, (in) Z. f. württemberg. LG. 28 (1969), 265; Piendl, M., Das fürstliche Haus Thurn und Taxis, 1980; Behringer, W., Thurn und Taxis, 1990; Ruhnau, R., Die fürstlich thurn und taxissche Privatgerichtsbarkeit in Regensburg, 1998; Doll, E., Handlungsstrukturen – Die Standesherrschaft Thurn und Taxis, 2017; Fiederer, F., … an allen alten Traditionenen festhalten, 2018; Stöckl, A., Der Principalkommissar, 2018; Kustatscher, E., Die Innsbrucker Linie der Thurn und Taxis – Die Post in Tirol und den Vorlanden (1490-1769), 2018
Tiara (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische aus dem Orient überrnommen, F., s. Google) ist die außerliturgische Kopfbedeckung des Papstes in konischer, von drei Kronreifen umringter Form. Sie geht vielleicht auf eine persisch-phrygische Mütze zurück. Seit dem 8. Jahrhundert lässt sie sich für den Papst nachweisen. Seit dem 13. 11. 1964 wird sie nicht mehr verwendet.
Lit.: Sachsse, (o. VN), Tiara und Mitra der Päpste, (in) ZKG 35 (1914), 481; Sirch, B., Der Ursprung der bischöflichen Mitra und päpstlichen Tiara, 1975
Tie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt , aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist seit dem Mittelalter der dörfliche Versammlungsplatz in Norddeutschland (vor allem zwischen Hannover, Kassel und Magdeburg).
Lit.: Bischoff, K., Der Tie, (in) Abh. d. Akad. d. Wiss. Mainz 1971, 1972; Bischoff, K., Nachträge zum Tie, (in) Jb. d. Vereins f. niederdt. Sprachforschung 101 (1978), 158; Brednich, R., Tie und Anger, 2008
Tier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - unter Thier - bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Lebewesen, das sich von dem Menschen durch das Fehlen von Vernunft und Sprache und von der Pflanze durch Bewegungsfähigkeit und Empfindungsvermögen unterscheidet. Vor vielleicht 15000 wird der Wolf von Menschen zu dem Hund gezähmt, vor vielleicht 6000 Jahren werden nach der Sesshaftigkeit Schaf, Ziege, Schwein, Rind und Pferd sowie Huhn, Gans und Ente von Menschen domestiziert. Seit dem römischen Recht wird das Tier als →Sache behandelt. In dem Mittelalter in Frankreich und später auch in dem Heiligen römischen Reich sind Tierprozess und Tierstrafe möglich. Die fragwürdige Massentierhaltung des 20. Jahrhunderts führt zu bescheidenem gesetzlichem Tierschutz und zu der Einordnung des Tieres als ein von leblosen Sachen verschiedener, aber grundsätzlich wie eine Sache zu behandelnder Gegenstand (Österreich 1988, Deutschland 1990). Bei einem durch ein Tier verursachten Schaden gilt in dem römischen Recht die Noxalhaftung ([lat.] actio [F.] de pauperie und noxae datio [F.], Befreiung von Ansprüchen durch die Hingabe oder Preisgabe des schädigenden Tieres), in dem deutschen Recht die später als →Gefährdungshaftung verstandene Haftung des Herrn (Tierhalters). Später wird oft zwischen Nutztieren (Haftung nur bei Sorgfaltspflichtverletzung) und anderen Tieren (Gefährdungshaftung) unterschieden. Ein Schadensersatzanspruch entfällt meist, wenn der Geschädigte das Tier hetzt oder reizt. In der Gegenwart werden in Deutschland etwa 15 Millionen Katzen, 9 Millionen Hunde, 38 Millionen Legehennen, 28 Millionen Schweine und 13 Millionen Rinder gehalten.
Lit.: Hübner 612; Köbler, DRG 65, 128, 166, 216, 269; Behrens, O., Die Haftung für Tierschäden, Diss. jur. Göttingen 1906; Evans, E., The criminal prosecution and capital punishment of animals, 1906; Berkenhoff, H., Tierstrafe, Tierbannung und rechtsrituelle Tötung, 1937; Thoma, H., Ein Gottesgericht an Tieren, ZRG GA 70 (1953), 325; Sellert, W., Das Tier in der abendländischen Rechtsauffassung, (in) Studium generale. Vorträge zum Thema Mensch und Tier der tierärztlichen Hochschule Hannover, 1984, 66; Laufs, A., Das Tier im alten deutschen Recht, (in) Forschungen zur Rechtsarchäologie 7 (1985), 109; Zerbel, M., Tierschutz im Kaiserreich, 1993; Eberstein, W., Das Tierschutzrecht, 1999; Cole, T., Wörterbuch der Tiernamen Latein-Deutsch-Englisch und Deutsch-Latein-Englisch, 2000; Schmalhorst, R., Die Tierhalterhaftung, 2002; Giebel, M., Tiere in der Antike, 2003; Paravicini, W., Tiere aus dem Norden, (in) DA 59 (2003), 559; Pfeiffer, J., Das Tierschutzgesetz vom 24. Juli 1972, 2004; Köpernik, K., Die Rechtsprechung zum Tierschutzrecht 1972-2008, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Dirscherl, S., Tier- und Naturschutz im Nationalsozialismus, 2012; Han, Y., Gesetzlicher Tierschutz im Deutschen Reich, 2014; Tiere und Geschichte, hg. v. Krüger, G. u. a., 2014; Lampert, W., Unberührte Schönheit – Reisen zu den ursprünglichsten Kühen der Welt, 2015; Das Tier in der Rechtsgeschichte, hg. v. Deutsch, A., 2017; Geimer, P., Fliegen, 2018; Mühlenfeld, S., Konzepte der „exotischen“ Tierwelt im Mittelalter, 2019
Tierepos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 (unter Thierepos) bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums verbindbar, N.) ist das ein →Tier als Sinnbild eines Menschen verwendende Dichtwerk. Bekannte Beispiele des Tierepos sind der Ysengrimus des Magisters Nivardus (um 1150) oder der Reinhart Fuchs des Elsässers Heinrich (1180/1191).
Lit.: Klibansky, E., Gerichtsszene und Prozessform, 1925; Fehr, H., Das Recht in der Dichtung, 1931; Knapp, F., Das lateinische Tierepos, 1979; Der Reinhart Fuchs, hg. v. Düwel, K., 1984; Ysengrimus, hg. v. Mann, J., 1987
Tierhalter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belkegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Halter eines größeren Tieres
Tierhalterhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Tier
tilgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über delere, lat., V., zerstören mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vernichten, auslöschen
Tilgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über delere, lat., V., zerstören mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verb tilgen um 1000, aus delere, lat., V., zerstören) ist die Beseitigung einer Schuld durch Erfüllung oder Erfüllungssurrogat.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Tipoukeitos (griech. was wo steht) ist das repetierende byzantinische Rechtsbuch des M(ichael?) Patzes (12. Jahrhundert) zu den Basiliken. S. Google
Lit.: Wal, N. van der/Lokin, J., Historiae iuris Graeco-Romani delineatio, 1985, 102
Tiraqueau (Tiraquellus), André (Fontenay-le-Comte 1488-1558), adeliger Herkunft, wird nach dem Rechtsstudium in Poitiers Richter. 1513 kommentiert er den eherechtlichen Teil der Coutume von Poitiers, 1543 das Gewohnheitsrecht von Poitou. 1560 veröffentlicht er eine Untersuchung über die Stiftung (De privilegiis piae causae, über die Privilegien frommer Gründe). S. Google
Lit.: Brejon, J., Un jurisconsulte de la renaissance, 1937
Tirol (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der Herkunft nicht eindeutig erwiesen, N.) in dem von Natur aus eindrucksvollen, aber wegen Eises und Schnees lange unwirtlichen und deswegen zunächst den Menschen abweisenden Herzen der Alpen, aus dem eine an dem Hauslabjoch in dem hinteren Ötztal an dem 19. 9. 1991 gefundene, rund 5300 Jahre alte Gletscherleiche eines erwachsenen Mannes nahezu vollständig erhalten ist, wird zuerst von Kelten, 15 v. Chr. von den Römern (Noricum, Raetia, Venetia et Istria) besetzt, die seit dem 5. Jahrhundert germanischen Völkern (Langobarden, Alemannen, Bayern, Franken) und in dem Osten auch Slawen weichen. 1004, 1027 und 1091 überträgt der deutsche König (in dem Rahmen des – karolingisch - ottonisch-salischen Reichskirchensystems) zu der Sicherung des Weges nach Italien Grafschaften in dem Gebirge an die Bischöfe von →Trient und →Brixen, die diese an Grafen als Vögte weitergeben. Von den verschiedenen Grafengeschlechtern setzen sich die (seit 1141) nach der Burg Tirol (ältester dort erhaltener Balken von 1106) bei Meran benannten Grafen von Tirol in dem 13. Jahrhundert durch (Graf Albert 1190-1253, Vererbung an Graf Meinhard II. von Görz 1258-1295). 1312 wird unter den Grafen eine Regelung wider die landschädlichen Leute erlassen. Seit 1335 gilt Tirol als Reichslehen. 1363 geht das sich von →Bayern allmählich verselbständigende, von vielen Seiten begehrte Tirol durch Margarethe Maultasch (Beiname bisher nicht befriedigend erklärt) unter Unterstützung seitens jüdischer Geldgeber (aber ohne erkennbare Landstände) an (Herzog Rudolf IV. von Österreich/) →Habsburg über. Nicht unbedeutsam ist die spätmittelalterliche Verwaltungsreform (König) Maximilians, die Regiment und Raitkammer (1491) einführt. 1499 schafft (König) Maximilian (der letzte Ritter) für Tirol eine dem Mittelalter verpflichtete Halsgerichtsordnung (Malefizordnung). In den Jahren 1504/1506 werden als Gewinn Habsburgs aus dem bayerischen Erbfolgestreit Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg Tirol hinzugefügt. 1511 erhalten die Landstände Tirols von (Kaiser) Maximilian ein zunehmend zu der Abwehr umfangreicherer Belastungen verwendetes Landlibell, 1526 erreicht Tirol eine von Michael Gaismair geprägte Landesordnung (1532, 1573 abgeändert). In dem Absolutismus erfolgt eine verstärkte Einbeziehung in den Gesamtstaat Österreich und damit eine stärkere Vereinheitlichung des partikularen Rechtes. 1803 werden die Hochstifte →Trient und →Brixen eingegliedert. 1805 fällt Tirol durch Napoleon an Bayern. In napoleonischer Zeit versucht der Gastwirt Andreas →Hofer aus dem Passeiertal (1809) vergeblich die Befreiung von der Herrschaft Frankreichs bzw. Bayerns, doch kehrt Tirol nach der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) 1814 zu Österreich zurück (1. 7. 1815 Inkraftsetzung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs). 1919 werden Deutschsüdtirol (Südtirol von dem Brenner bis zu der Salurner Klause) und das Trentino als Lohn für die bereits 1912 vorbereitete Haltung (Beitritt) Italiens in dem Ersten Weltkrieg von den Alliierten an →Italien gegeben und danach in erheblichem Umfang italienisiert (1929 Codice civile von 1865 eingeführt, Grundbuch bleibt erhalten, ebenso Erbscheinsverfahren). Von 1939 bis 1945 wird aus dem bei Österreich verbliebenen Tirol und Vorarlberg der Reichsgau Tirol gebildet. Von 1945 bis 1955 steht Tirol unter der Besatzung Frankreichs.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 170, 220; Bidermann, H., Geschichte der landesfürstlichen Behörden, 1866; Tirolische Weistümer, Bd. 1ff. 1875ff.; Sartori-Montecroce, R. v., Über die Rezeption des römischen Rechtes in Tirol, 1895; Kogler, F., Das landesfürstliche Steuerwesen in Tirol, Teil 1 1901; Wopfner, H., Beiträge zur Geschichte der freien bäuerlichen Erbleihe Deutschtirols im Mittelalter, 1903; Beiträge zur Rechtsgeschichte Tirols, 1904; Wopfner, H., Das Tiroler Freistiftrecht, 1905; Kogler, F., Die älteren Stadtrechtsquellen von Kitzbühel, (in) Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge 52 (1908); Stolz, O., Geschichte der Gerichte Deutschtirols, 1912; Heuberger, R., Die Kundschaft Bischof Konrads III. von Chur über das Landrecht Graf Meinhards II. von Tirol, 1915; Heuberger, R., Graf Meinhard II. von Tirol, (in) Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge 59 (1916), 97; Stolz, O., Politisch-historische Landesbeschreibung von Tirol, 1923ff.; Wretschko, A., Über Eigenleute und Eigenleuteteilungen in Tirol, ZRG GA 46 (1926), 366; Huter, F., Die Quellen des Messgerichtsprivilegs der Erzherzogin Claudia für die Boznermärkte (1635), 1927; Stolz, O., Geschichte der Stadt Vils in Tirol, 1927; Stolz, O., Zur Geschichte der Landeshoheit im Unterengadin und in Tirol, ZRG GA 49 (1929), 439; Wretschko, A. v., Zur Rechts- und Verfassungsgeschichte einer einst bayerischen Innstadt (Rattenberg), ZRG GA 49 (1929), 449; Stolz, O., Die Landstandschaft der Bauern in Tirol, (in) Historische Vierteljahrschrift 28 (1933), 699, 29 (1934), 109; Tiroler Urkundenbuch, Bd. 1ff. bearb. v. Huter, F., 1937ff.; Marthaler, E., Untersuchungen zur Verfassungs- und Rechtsgeschichte der Grafschaft Vintschgau im Mittelalter, Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 70 (1940), 71 (1942); Schmidt, E., Die maximilianischen Halsgerichtsordnungen, 1949; Stolz, O., Geschichte des Landes Tirol, 1955; Stolz, O., Quellen zur Geschichte des Zollwesens und Handelsverkehrs in Tirol und Vorarlberg, 1955; Stolz, O., Der geschichtliche Inhalt der Rechnungsbücher der Tiroler Landesfürsten von 1288-1350, 1957; Linder, K., Beiträge zur Geschichte der Klosterherrschaft Stams, Schlernschriften 146 (1959), 1; Stolz, O., Wehrverfassung und Schützenwesen in Tirol, hg. v. Huter, F., 1960; Keul, M., Staatliche Gewerbepolitik in Tirol 1648-1740, 1960; Bundsmann, A., Die Entwicklung der politischen Verwaltung in Tirol und Vorarlberg, 1961; Das älteste Tiroler Kanzleiregister 1308-1315, bearb. v. Zauner, A., 1967; Neue Beiträge zur geschichtlichen Landeskunde Tirols (FS Franz Huter), hg. v. Troger, E. u. a., 1969; Grass-Cornet, M., Aus der Geschichte der Nordtiroler Bürgerkultur (Fuchs von Amras), 1970; Hye, F., Die Innsbrucker Familie Weinhart, 1970; 100 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Tirol, hg. v. d. Tiroler Landesregierung, 1972; Hochenegg, H., Der Adel im Leben Tirols, 1971; Bitschnau, M., Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1300, 1983; Riedmann, J., Die Beziehungen der Grafen und Landesfürsten von Tirol zu Italien bis zum Jahre 1335, 1977; Inama-Sternegg, H., Geschichte aller Familien Inama, 1978; Fontana, J. u. a., Geschichte des Landes Tirol, Bd. 1ff. 2. A. 1990; Riedmann, J., Geschichte Tirols, 1983, 3. A. 2001; Kathrein, I., Parlamentarismus in Tirol, 1988; Tirol und der Anschluss, hg. v. Albrich, T. u. a., 1988; Fornwagner, C., Geschichte der Herren von Freundsberg, 1992; Köbler, G., Vom Tiroler Recht, (in) Tiroler Recht 1919-1992, hg. v. Köbler, G., 1993, 3; Baum, W., Margarethe Maultasch, 1994; Wopfner, H., Tiroler Bergbauernbuch, hg. v. Grass, N., Bd. 1ff., 1995ff.; Tirol, hg. v. Gehler, M., 1999; König, Kirche, Adel – Herrschaftsstrukturen im mittleren Alpenraum, hg. v. Loose, R. u. a., 1999; Die Lebenszeugnisse Oswalds von Wolkenstein, hg. v. Schwob, A., Bd. 1ff. 1999ff.; Schennach, M., Tiroler Landesverteidigung 1600-1650, 2002; Albertoni, G., Die Herrschaft des Bischofs, 2003; Schober, R., Tirol zwischen den beiden Weltkriegen, Teil 1f. 2005ff: Freiheit und Wiederaufbau. Tirol in den Jahren um den Staatsvertrag, hg. v. Fornwagner, C. u. a., 2007; Margarete Maultasch, hg. v. Hörmann-Thurn und Taxis, J., 2007; Schreiber, H., Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol, 2008; Feller, C., Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg, 2009; Fasser, M., Ein Tirol - zwei Welten, 2009; Rebitsch, W., Tirol in Waffen, 2009; Oberhofer, A., Der andere Hofer, 2009; Schennach, M., Revolte in der Region, 2009; Abschied vom Freiheitskampf?, hg. v. Mazohl, B. u. a., 2009; Für Freiheit, Wahrheit und Recht!, hg. v. Hastaba (!), E. u. a., 2009; Tiroler Urkundenbuch, 2. Abt. Die Urkunden zur Geschichte des Inn-, Eisack- und Pustertals, Bd. 1 Bis zum Jahr 1140, bearb. v. Bitschnau, M. u. a., 2009; Die Wolkensteiner, hg. v. Pfeifer, G. u. a., 2009; Kern, F., Der Mythos Anno Neun, 2010; Schennach, M., Gesetz und Herrschaft, 2010 (917 Texte meist des 15. Jahrhunderts - bzw. von 1474 - bis 1665 ohne Finanzwesen und örtlich nur beschränkt geltende Texte); Schennach, M., Das Tiroler Landlibell von 1511, 2011; Tyrolis Latina. Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol, hg. v. Korenjak, M. u. a., Bd. 1f. 2012; Keller, A., Schwarzbuch Tirol, 2012; Riedmann, J., Wohl ein Dokument von weltgeschichtlicher Wichtigkeit – die Urkunden der Tiroler Landesfürstin Margarete für die Herzöge von Österreich vom 26. Jänner 1363, (in) Tiroler Heimat 77 (2013) 5; Katastrophenjahre, hg. v. Kuprian, H. u. a., 2014; Albrich, T., Luftkrieg über der Alpenfestung 1943-1945, 2015; Wallnöfer, A., Die politische Repräsentation des gemeinen Mannes in Tirol – Die Gerichte und ihre Vertreter auf den Landtagen vor 1500, 2017 (180 Biographien); Dotter, M./Wedrac, S., Der hohe Preis des Friedens – Die Geschichte der Teilung Tirols 1918-1922, 2018; Forcher, M., Kaiser Max und sein Tirol, 2019
Tisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über discus, lat., M., Teller, Wurfscheibe und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das aus einer auf Beinen ruhenden Platte bestehende Möbelstück, das als Rechtssymbol verwendet werden kann (beispielsweise Gerichtstisch, Trennung von Tisch und Bett).
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994
Titel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über titulus, lat., M., Überschrift, Aufschrift, [81-43 v. Chr.] mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar und in der Herkunft unklar [etruskischer Einfluss?], M., s. Google) ist die besondere Bezeichnung eines Menschen oder eines Werkes bzw. Werkteils. Die Titel von Herrschern und Funktionen wechseln seit dem Altertum in kaum überschaubarer Vielfalt. Daneben ist Titel (lat. [M.] titulus, beispielsweise Kauf, Schenkung) auch der Rechtsgrund eines Eigentumserwerbs, sowie ein Abschnitt eines umfangreicheren Textes.
Lit.: Wolfram, H., Intitulatio, Bd. 1 1967, Bd. 2 1973; Löhken, H., Ordines dignitatum, 1982; Intitulatio (Bd.) 3, hg. v. Wolfram, H. u. a., 1988; Schwarz, J., Herrscher- und Reichstitel bei Kaisertum und Papsttum im 12. und 13. Jahrhundert, 2003; Krabs, O., Von Erlaucht bis Spektabilis, 2004; Dauser, R., Ehren-Namen – Herrschertitulaturen im völkerrechtlichen Vertrag 1648-1748, 2017
Titelherzogtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das als bloßer →Titel verliehene Herzogtum.
Lit.: Werle, H., Titelherzogtum und Herzogsherrschaft, ZRG GA 73 (1956), 225
titulus, tetulus, titelus, titlus, titolus, lat., M., „Titellein“, Überschrift, Titel, Aufschrift, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, Herkunft unklar, wohl etruskischer Einfluss vorhanden
Titulus (lat. [M.] in der Herkunft unklar [etruskischer Einfluss?]) ist in dem spätantiken römischen Recht der Rechtsgrund eines Eigentumserwerbs. Nach der späteren Lehre (Johannes →Apel 1485-1536) erfordert eine Eigentumsübertragung einen titulus acquirendi (Erwerbstitel beispielsweise Kauf, Schenkung) und einen (lat.) modus (M.) acquirendi (eine Erwerbsart beispielsweise Übergabe). Dies wird in Deutschland in dem 19. Jahrhundert durch →Savigny (in abstrakter Richtung) verändert, wobei Österreich bei der kausalen Tradition (Notwendigkeit von Titel und Erwerbungsart) verbleibt. →Einigung
Lit.: Kaser § 24 IV; Köbler, DRG 61, 163, 212; Felgentraeger, W., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927
Tobitschau in Mähren ist der Ort, nach dem ein 1481 von dem Hofrichter und Landeshauptmann Ctibor von Cimburk und Tovacovská (Tobitschau) (1437-1494) in tschechischer Sprache verfasstes, durch mehr als 70 bekannte Handschriften überliefertes, in 224 Kapitel geteiltes Rechtsbuch des spätmittelalterlichen mährischen Landesrechts benannt ist (Tobitschauer Rechtsbuch bzw. Kniha Tovacovská). Es betrifft Verfassungsrecht, Prozessrecht, Erbrecht, Vormundschaftsrecht, Ehegüterrecht und anderes. Der Einfluss des deutschen Rechtes ist gering, ein Einfluss des römischen Rechtes fehlt. 1535 wird das Tobitschauer Rechtsbuch für die mährische Landesordnung verwertet. S. Google
Lit.: Tomaschek, J., Recht und Verfassung der Markgrafschaft Mähren, 1863; Brandl, V., Kniha Tovacovská, 1868; Raupach, H., Das eheliche Güterrecht der Kniha Tovacovská, 1931
Tochter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, F.) ist das weibliche Kind eines Menschen. S. Google
Tocco →Karolus de Tocco, →Lombarda
Tocqueville, Alexis de (Verneuil-sur-Seine 29. Juli 1805-Cannes 16. 4. 1859), französischer Richter, der nach einer Reise in die Vereinigten Staaten von Amerika (1831/1832) das Buch De la démocratie en Amérique (Über die Demokratie in Amerika) verfasst, mit dem er die moderne Massendemokratie theoretisch begründet (Freiheit, Gleichheit, Mehrheitsentscheidungen, Machtbeschränkungen). S. Google
Lit.: Jardin, A., Alexis de Tocqueville, 1991; Kahan, A., Tocqueville, Democracy and Religion, 2015; Bluhm, H., Alexis de Tocqueville – Analytiker der Demokratie, 2016
Tod (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist das Erlöschen der Lebensäußerungen eines Lebewesens, insbesondere eines Menschen. Mit dem Tod, dessen feststellbare Kennzeichen in der Medizin auch in der Gegenwart noch nicht eindeutig festgelegt sind (Hirntod?), endet die →Rechtsfähigkeit des Betreffenden. Mit den daraus entstehenden Fragen befasst sich bereits früh vor allem das →Erbrecht. In dem Strafvollzug ist der Tod die angestrebte Rechtsfolge der →Todesstrafe.
Lit.: Kaser §§ 13 II 2, 58 VII 1a; Hübner; Köbler, DRG 23 u.ö.; Fehr, H., Tod und Teufel im alten Recht, ZRG GA 67 (1950), 50; Ranke, E., Rosengarten, Recht und Totenkult, 1951; Harder, M., Zuwendungen unter Lebenden auf den Todesfall, 1968; Boase, T., Death in the Middle Ages, 1972; Latzel, K., Vom Sterben im Krieg, 1988; Ohler, N., Leben und Sterben im Mittelalter, 1990; Aries, P., Geschichte des Todes, 1990; Tod im Mittelalter, hg. v. Borst, A. u. a., 1993; Jones, C., Die letzte Reise, 1999; Babendererde, C., Sterben, Tod, Begräbnis und liturgisches Gedächtnis bei weltlichen Reichsfürsten des Spätmittelalters, 2006; Edwards, C., Death in Ancient Rome, 2007; Rüve, G., Scheintod, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Topographie des Jenseits, hg. v. Ameling, W., 2011; Death at Court, hg. v. Spieß, K. u. a., 2012; Bernstein, A., Hell and Its Rivals – Death and Retribution among Christians, Jews and Muslims in the Early Middle Ages, 2017; Caciola, N., Afterlives, 2017
Todeserklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1784/1794) ist die Feststellung des Todes eines Verschollenen auf Grund eines Aufgebotsverfahrens durch ein Gericht. Sie entwickelt sich aus der in dem Spätmittelalter sichtbaren Todesvermutung (ab 100 bzw. 70 Jahren Lebensalter) in dem 18. Jahrhundert in Sachsen und Preußen (1763) und geht von dort in das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ein. An dem 4. 7. 1939 wird ein eigenes deutsches Verschollenheitsgesetz erlassen. Dem folgen die Tschechoslowakei, Italien und Spanien sowie Österreich (1950). Die Wirkung der Todeserklärung gleicht der Folge des Todes (beispielsweise Erbrecht). Bei irrtümlicher Todeserklärung erfolgt nach Nachweis des Irrtums Wiedereinsetzung in die Vermögensrechte. Bei gleichzeitiger Verschollenheit mehrerer besteht eine Vermutung für den gleichzeitigen Todeszeitpunkt (Kommorientenvermutung).
Lit.: Kaser, M., Das römische Privatrecht, Bd. 1 2. A. 1971, 273; Hübner; Riesenfeld, C., Verschollenheit und Todeserklärung, 1891; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Todesstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstrafe und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der Tötung eines Menschen bestehende →Strafe. Sie ist bereits dem Altertum bekannt. Inwieweit sie den Germanen als Strafe geläufig ist, ist streitig. Von dem ausgehenden 9. Jahrhundert bis zu dem 11. Jahrhundert bzw. in den frühmittelalterlichen Volksrechten findet sie sich kaum. Sie erscheint aber in den hochmittelalterlichen Landfrieden. Ihre Gestalt ist unterschiedlich (Hängen, Enthaupten, Ertränken, Vierteilen, Lebendigbegraben, Verbrennen, Vergiften, Pfählen, Spießen, Sieden, Einmauern, Rädern, Erschießen, Steinigen, mittels elektrischen Stromes auf dem elektrischen Stuhl Töten). Vollzogen wird sie meist von dem →Henker oder →Scharfrichter (in dem Spätmittelalter in Konstanz jährlich durchschnittlich 3-4 Hinrichtungen, meist an Fremden, die Hälfte der Todesurteile wird durch Stadtverweisung ersetzt). Seit dem 18. Jahrhundert lehnt die Aufklärung (Beccaria 1764) die Todesstrafe ab (beispielsweise Toskana 1786-1790, Österreich 1787-1795, Joseph II. aber nur scheinbar fortschrittlich, Einschränkung in Frankreich 1832). 1919 (bis 1933) bzw. 1950 (in dem standgerichtlichen Verfahren an dem 7. 2. 1968) wird sie in Österreich abgeschafft, 1937 in der Schweiz, (in dem Deutschen Reich vor 1933 für 3 Tatbestände angedroht, 1944 für 40,) 1949 in der Bundesrepublik Deutschland, 1965 in Großbritannien, 1987 in der Deutschen Demokratischen Republik, 1997 in Polen, Estland und Aserbeidschan, 1998 in Bulgarien, 1999 in der Ukraine. 1997 halten noch 91 Staaten an der Todesstrafe fest (rund 3700 Todesurteile jährlich [bekannt], rund 2300 Hinrichtungen, vor allem in China, in dem Iran, in Saudiarabien und in den Vereinigten Staaten von Amerika), während 61 Staaten sie nicht mehr kennen (bzw. 104 Staaten die Todesstrafe [zu Friedenszeiten] verbieten oder nicht anwenden). Das zweite Fakultativprotokoll des internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte und das sechste Zusatzprotokoll der europäischen Menschenrechtskonvention streben die Abschaffung der Todesstrafe an. 2002 einigen sich 36 Mitgliedstaaten des Europarats auf Abschaffung der Todesstrafe auch in dem Kriegsfall.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 20, 35, 56, 71, 87, 117, 119, 158, 204, 236, 237, 265; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922; Goldschmit, H., Das Ertränken im Fass, (in) Zeitschrift f. vergl. Rechtswiss. 41 (1925), 41 (1926); Rehfeldt, B., Todesstrafen und Bekehrungsgeschichte, 1942; Ström, F., On the sacral origin of the Germanic death penalties, 1942; Brunner, G., Die Todesstrafe in der Zeit der Aufklärung, Diss. jur. Halle 1955; Wettstein, E., Die Geschichte der Todesstrafe, Diss. jur. Zürich 1958; Strub, B., Der Einfluss der Aufklärung auf die Todesstrafe, 1973; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Fleckenstein, M., Die Todesstrafe im Werk Carl Joseph Anton Mittermaiers, 1992; Weitzel, J., Strafe und Strafverfahren, (in) Recht im frühmittelalterlichen Gallien, hg. v. Siems, H., 1995, 109; Evans, R., Rituals of retribution, 1996; Bergman, M., Dödsstraffet, 1996; Schabas, W., The abolition of the death penalty, 1997; Lott, A., Die Todesstrafen im Kurfürstentum Trier, 1998; Zur Aktualität der Todesstrafe, hg. v. Boulanger, C., 1998; Martschukat, J., Inszeniertes Töten, 2000; Luginbühl, B., Im Kampf gegen die Todesstrafe. Jean-Jacques Comte de Sellon (1782-1839), 2000; Overath, P., Tod und Gnade, 2001; Evans, R., Rituale der Vergeltung, 2001; Derrida, J./Roudinesco, E., De quoi demain, 2001; Martschukat, J., Die Geschichte der Todesstrafe in Nordamerika, 2002; Seitz, A., Die Todesstrafe ist keine Strafe, 2003; Wirth, I., Todesstrafen, 2004; Gegen Folter und Todesstrafe, hg. v. Jacobs, H., 2007; Ammerer, G., Das Ende für Schwert und Galgen?, 2010; Hötzel, Y., Debatten um die Todesstrafe, 2010; Hirte, M., Die Todesstrafe in der Entstehung des Reichsstrafgesetzbuches, 2013; Schuster, P., Verbrecher, Opfer, Heilige – eine Geschichte des Tötens 1200-1700, 2015; Taeger, A., Die Guillotine und die Erfindung der Humanität, 2016 (1792 erfunden, 1977 letztmals eingesetzt); Ammerer, G./Brandhuber, C., Schwert und Galgen – Geschichte der Todesstrafe in Salzburg, 2018
Todesurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf die →Todesstrafe erkennende Urteil.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche (1944-1947), hg. v. Weigelt, A. u. a., 2015; Materna, M., Richter der eigenen Sache – Die „Selbstexkulpation“ der Justiz nach 1945, 2021
Toleranz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über tolerantia, lat., F., Ertragung, Erduldung, Dulden, Geduld, Obliegen, Verpflichtung, [81-43 v. Chr.] und tolerare mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die geduldige Hinnahme (andersartiger) Anschauungen und Verhaltensweisen anderer Menschen. Sie ist vor allem in Fragen der Religion seit der frühen Neuzeit (Reformation von 1517) bedeutsam. 1615 anerkennt der zu dem Calvinismus übergetretene Kurfürst von Brandenburg den Fortbestand des Luthertums. 1685 öffnet das Potsdamer Edikt Preußen den Hugenotten. Ab 13. 10. 1781 gewährt Joseph II. in Österreich den Anhängern der (lutherischen) augsburgischen und helvetischen Konfession sowie den orthodoxen nicht unierten Griechen in jeweils eigenen Toleranzpatenten für jedes Erbland eine gewisse bescheidene Toleranz (nur stärkere Duldung ohne wirkliche Religionsfreiheit). Dieses gesamte Toleranzpatentbündel bleibt bis 1849 bzw. 1861 in Kraft.
Lit.: Baltl/Kocher; Köbler, DRG 136, 142, 159; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 445; Zur Geschichte der Toleranz, hg. v. Lutz, H., 1977; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Im Zeichen der Toleranz, hg. v. Horten, P., 1981; Landau, P., Zu den geistigen Grundlagen des Toleranzpatentes Kaiser Josephs II., Österreich, (in) Archiv f. Kirchenrecht 32 (1981), 187; Religiöse Toleranz, hg. v. Gugglsberg, H., 1984; Toleranz im Mittelalter, hg. v. Patschovsky, A. u. a., 1998; Toleration in Enlightenment Europe, hg. v. Grell, O. u. a., 1999; Berghahn, K., Grenzen der Toleranz, 2000; Calvinism and Religious Toleration in the Dutch Golden Age, hg. v. Hsia, R. u. a., 2002; Ablehnung – Duldung – Anerkennung, hg. v. Lademacher, H. u. a., 2004; Angenendt, A., Toleranz und Gewalt, 2006; Das Manifest der Toleranz - Sebastian Castellio, Über Ketzer, hg. v. Stammler, W., 2013
tolerare, tolerāre, lat., V., tragen, halten, ertragen (V.), aushalten, erduldenAcc. (170-um 90 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tollere, s. idg. *tel- (1), *telə-, *tlēi-, *tlē-, *tlā-, *telh₂-, V., heben, wägen, tragen, dulden
Tomii, Masaakira (1858-1935) wird nach dem Rechtsstudium in Lyon von 1885 bis 1902 und von 1908 bis 1918 Professor in Tokio. Er wirkt maßgeblich bei dem nach deutschem Vorbild geschaffenen japanischen →Bürgerlichen Gesetzbuch mit. Sein unvollendet gebliebenes Hauptwerk ist ein systematisches Lehrbuch des bürgerlichen Rechtes (1903ff.).
Lit.: Tomii-danshaku tsuitô-shû, 1936; Hoshino, E., Minpô ronshû, Bd. 5 1986, 145
Tonti (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, Sb.) oder Tontine ist das nach dem neapolitanischen Arzt Lorenzo Tonti (1630-1695) benannte, in den romanischen Ländern verbreitete Gewinnverteilungssystem, bei dem Einzahlungen in besonderen Fonds angesammelt und nach einer bestimmten Zeit den noch Überlebenden der Einleger bzw. dem Policeninhaber als Kapital oder Rente ausgeschüttet werden.
Lit.: Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961; Braun, H., Geschichte der Lebensversicherung, 2. A. 1963; A History of Tontines in Germany, hg. v. Hellwege, P., 2018; The Past, Present, and Future of Tontines – A Seventeenth Cenury Financial Product and the Development of Life Insurance, hg. v. Hellwege, P., 2018
Topik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Lehre von den gängigen, allgemein anerkannten Begriffen, Sätzen und Argumenten. Sie ist bereits der griechischen Philosophie (Aristoteles) vertraut. In der Rechtswissenschaft gewinnt sie nur zeitweise eine gewisse Bedeutung (beispielsweise Cicero, Oldendorp, Vico, Viehweg [1907-1988]).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Struck, G., Topische Jurisprudenz, 1971; Viehweg, T., Topik und Jurisprudenz, 1953, 5. A. 1974; Wieacker, F., Über strengere und unstrenge Verfahren der Rechtsfindung, (in) FS W. Weber 1974, 421; Seibert, T., Juristische Topik, (in) Z. f. Literaturwissenschaft und Linguistik 38/9 (1980), 169; Rehbock, K., Topik und Recht, 1988
topisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums und das erschließabre Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) die Lehre von den gängigen, allgemein anerkannten Begriffen, Sätzen und Argumenten betreffend
Topos (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) allgemein anerkannter Begriff oder Satz
Tora (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – [Thora] 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Hebräische aufgenommen, F.), Thora (hebräisch [F.] Lehre, Weisung, Gesetz) ist die jüdische Bezeichnung hauptsächlich für die fünf Bücher Moses, insbesondere das fünfte Buch. Die Tora steht in dem Mittelpunkt des jüdischen Glaubens. Sie ist Gesetz des jüdischen Gottes.
Lit.: Majer, J., Geschichte der jüdischen Religion, 1992; Crüsemann, Die Tora, 1992; Die Tora, hg. v. Böckler, A., 2000; Weber, R., Das Gesetz im hellenistischen Judentum, 2000; Weber, F., Das „Gesetz“ bei Philon von Alexandrien und Flavius Josephus, 2001
Torgau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Knabe, C., Geschichte der Stadt Torgau, 2. A. 1925; Schmidt, R., Die Torgauer Hochzeit als Beispiel für Rechtsform und Rechtsanschauung im 16. Jahrhundert, ZRG GA 75 (1958), 372
Tortur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1469 [Chronik deutscher Städte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über tortura, lat., F., Krümmung, Bauchgrimmen [um 400 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) F.) Folter
Lit.: Helbing, F., Die Tortur, 1926, Neudruck 1983; Fiorelli, P., La tortura giudiziaria nel diritto comune, Bd. 1f. 1953f.; Langbein, J., Torture and the Law of Proof, 1976; Waider, H., Spees Auseinandersetzung mit der Tortur, (in) Jb. d. Köln. Gesch.-Ver. 54 (1983), 1
tortura, tortūra, lat., F., Krümmung, Bauchgrimmen, Grimmen, Verrenkung, Veg. (um 400 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. torquēre
Tory (M.) Konservativer in England (Schimpfname, angeblich von Tar a ry, komm o König, um 1680, →whig vielleicht von whig „dünnes Bier“ oder von whigman „Antreibestock“, um 1680)
Toskana (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., 2. Jahrhundert n. Chr. Tuscia, vorher Etruria) ist die ursprünglich von Etruskern beherrschte, von 955 bis 1799 zu dem Heiligen römischen Reich zählende, zwischen Tiber, Mittelmeer und Apennin gelegene Landschaft in Italien (Florenz, Pisa, Siena). Seit 1765 ist sie mit Florenz als Mittelpunkt habsburgische Sekundogenitur unter Maria Theresias Sohn Leopold, in der bedeutsame aufgeklärte Gesetzesvorhaben entwickelt werden (Gemeindeordnung, 1782 bzw. 1787 auf 145 Artikel erweiterter Entwurf einer wohl von Amerika beeinflussten, konstitutionelle Monarchie anstrebenden →Verfassung, dessen Verwirklichung unterbleibt, als aus dynastischen Gründen die unmittelbare Zuordnung zu Österreich wahrscheinlich wird, 1786 Strafgesetzbuch „Leopoldina“ ohne Majestätsverbrechen, Folter, Todesstrafe und Schuldhaft). 1860 wird die Toskana mit dem Königreich Sardinien und dadurch mit →Italien (1861) vereinigt.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Schneider, F., Die Reichsverwaltung Toskanas, Bd. 1 1914; Christoph, P., Großherzogtum Toskana, 1957; Wandruszka, A., Leopold II., 1963ff.; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,154, 3,1,283, 3,2,2358, 3,3,3217; Codex diplomaticus Amiatinus, hg. v. Kurze, W., Bd. 1ff. 1974ff.; Pesendorfer, F., Die Habsburger in der Toskana, 1988; Etruria, Tuscia, Toscana, hg. v. Luzzati, M., 1992; Graf, G., Der Verfassungsentwurf aus dem Jahre 1787, 1998; Kroll, T., Die Revolte des Patriziats, 1999; Schlosser, H., Die Leopoldina, 2010; Punta, I. del, Guerrieri, Crociati, Marcanti - I Toscani in Levante, 2010
tot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gestorben, getötet, leblos
tot, lat., Num. (indekl.), so viele, so viel, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *toti, Adj., so viele, s. idg. *to- (1), *tā-, *ti̯o-, Pron., der, die
total (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Mittellateinische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) gänzlich, vollständig
totalis, mlat., Adj.: nhd. gänzlich; E.: s. tōtus
totalitär (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 20. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Mittellateinische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vollständig, unbedingt
Totalitarismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Mittellateinische sowie mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die in dem 20. Jahrhundert verwirklichte, auf vollständige Unterdrückung angelegte Herrschaftsform von Menschen über andere Menschen (beispielsweise Bolschewismus, Faschismus, Nationalsozialismus).
Lit.: Gleason, A., Totalitarianism, 1995; Totalitarismus und politische Religionen, hg. v. Maier, H. u. a., Bd. 1ff. 1996ff.; Wippermann, W., Totalitarismustheorien, 1997; Totalitarismus, hg. v. Söllner, A. u. a., 1997; Totalitarismustheorien, hg. v. Siegel, A., 1998; Totalitarismus im 20. Jahrhundert, hg. v. Jesse, E., 2. A. 1999; Zwischen Politik und Religion, hg. v. Hildebrand, K., 2003
Tote Hand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Bezeichnung für kirchliche Einrichtungen, die das von ihnen erlangte Vermögen nicht veräußern dürfen. Hiergegen wenden sich rechtliche Bestimmungen schon in den mittelalterlichen Städten. In dem 19. Jahrhundert verschwindet die vermögensrechtliche Einschränkung der toten Hand.
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2; Lea, H., The Dead Hand, 1900; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie in Europa, 1990
töten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sterben machen, das Leben eines Menschen beenden
Totenglaube (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Glaube an Tote
Lit.: His, R., Der Totenglaube in der Geschichte des germanischen Strafrechts, 1928; Tempelmann, M., Totenfurcht und Totenglauben bei den Germanen, ZRG GA 106 (1989), 274
Totenteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Freiteil
Lit.: Rietschel, S., Der „Totenteil“ in germanischen Rechten, ZRG GA 32 (1911), 297; Bruck, E., Totenteil und Seelgerät im griechischen Recht, 1926
Toter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und un Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der gestorbene Mensch.
Lit.: Fischer, P., Strafen und sichernde Maßnahmen gegen Tote, 1936
Tot gradus quot generationes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). So viele Grade wie Zeugungen.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Pseudo-Paulus, E. 3. Jahrhundert n. Chr., Digesten 38, 10, 10 §9)
Totschlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die nicht als Mord qualifizierte vorsätzliche Tötung eines Menschen, früher vielfach auch die Tötung allgemein. Sie zieht in dem Frühmittelalter die Verpflichtung zu der Leistung von →Wergeld, seit dem 12. Jahrhundert zunehmend eine →Strafe nach sich. In Österreich ist Totschlag die Tötung eines (anderen) Menschen in einer allgemein begreiflichen heftigen Gemütsbewegung.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Bewer, R., Die Totschlagssühne in der Lex Frisionum, ZRG GA 13 (1892), 95; Roth, W., Totschlagsühne und Urfehde, ZRG GA 22 (1901), 357; Riggenbach, C., Die Tötung und ihre Folgen, ZRG GA 49 (1929), 57; Löning, G., Totschlag zu Kiel, hg. v. Sellert, W. 1992; Sonnen, W., Totschlagssühnen im Bereich des Herzogtums Berg, (in) Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 1938; Jänichen, H., Schwäbische Totschlagsühnen, (in) Zs. f. württ. LG 19(1960), 128; Dilcher, G., Mord und Totschlag, (in) FS E. Kaufmann, 1993, 91; Wittke, M., Mord und Totschlag? 2002; Deutsch, A., Späte Sühne, ZRG GA 122 (2005), 113; Linka, K., Mord und Totschlag, 2008; Phillips, D., Avengers of Blood, 2008
Totteilung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in Mittelalter und Frühneuzeit die vollständige Aufteilung des Gutes einer →Gesamthand an ihre Mitglieder.
Lit.: Hübner 154; Schultze, A., Zur Rechtsgeschichte der germanischen Brüdergemeinschaft, ZRG GA 56 (1936), 264
Tötung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [Tödtung]– 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. Google) ist die Verursachung des →Todes eines Lebewesens, insbesondere eines Menschen. Unterschiedliche Formen eines Tötungsdelikts sind insbesondere →Mord, →Totschlag, Kindestötung und fahrlässige Tötung.
Lit.: Kaser § 36 II 2; Köbler, DRG 26, 71; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Riggenbach, C., Die Tötung und ihre Folgen, ZRG GA 49 (1929), 57; Justiz und NS-Verbrechen, red. v. Bauer, F. u. a., Bd. 1ff. 1968ff.; Völkl, A., Die Verfolgung der Körperverletzung im frühen römischen Recht, 1984; Schnyder, S., Tötung und Diebstahl, 2010; Kollateralopfer. Die Tötung von Unschuldigen als rechtliches und moralisches Problerm, hg. v. Gillner, M. u. a., 2014
totus, lat., Adj., der so vielte, Manil. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tot
Toul (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Mosel, ursprünglich Hauptort der keltischen Leuker, wird in dem 4. Jahrhundert in dem römischen Reich Sitz eines Bischofs. 925 fällt es an das ostfränkische Reich, 1552/1648 trotz der in dem 13. Jahrhundert errungenen Reichsunmittelbarkeit (Reichsstadt) an Frankreich. 1306 und 1405 wird jeweils ein Stadtrecht aufgezeichnet.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schneider, J., Sur le droit urban de Toul, (in) Economies et sociétés au Moyen Age, 1973, 273; Bönnen, G., Die Bischofsstadt Toul, 1995; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006
Toulouse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Großstadt in Südfrankreich nahe der Grenze zu Spanien an der Garonne mit rund 470000 Einwohnern
Lit.: Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 143
Tour (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Altfranzösische sowie tornare, lat., V., drechseln, runden, drehen [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fahrt
Tourismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Französische und das Altfranzösische sowie tornare, lat., V., drechseln, runden, drehen [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fremdenverkehr
Lit.: Türkis, B., Innsbrucker Tourismusgeschichte, 2010; Museum und Tourismus, hg. v. Neiß, H. u. a. 2017
Tours (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., s. Google) an der Loire, ursprünglich Hauptort der keltischen Turonen, ist seit dem 3. Jahrhundert Sitz eines Bischofs (beispielsweise Gregors von Tours). Aus fränkischer Zeit ist aus Tour eine Formelsammlung bekannt.
Lit.: Grandmaison, C. de, Fragments de chartes, 1886; Gregor von Tours, Historiarum libri decem, 1959; Gregor von Tours, Zehn Bücher Geschichten, neu bearb. v. Buchner, R., Bd. 1 1955, Neudruck 1967; Histoire de Tours, hg. v. Chevalier, B., 1985
tractare, tractāre, lat., V., betreiben, bedenken, behandeln, untersuchen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trahere
tractatus, tractātus, lat., M., Behandlung, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tractāre
Tractatus (M.) de iuribus incorporalibus (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., M., Abhandlung über die unkörperlichen Rechte) ist der von den Ständen Niederösterreichs und ihren Juristen ausgearbeitete, von Kaiser Leopold I. sanktionierte und an dem 13. 3. 1679 veröffentlichte Teil des österreichischen Landrechtsentwurfs von 1654 über das Verhältnis von Grundherren und abhängigen Bauern (Einschränkung der Robot und des Ehebewilligungsrechts des Grundherrn).
Tractatus (M.) de maleficiis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., M., Traktat von Übeltaten) ist eine nach einer Vorform von 1286/1287 (libellus de maleficiis, lat., Büchlein von Übeltaten) in Siena 1299 von dem Richter Albertus -> Gandinus (um 1245-nach 1311?) veröffentlichte systematisierte Abhandlung über Strafrecht und Strafprozesrecht.
tractoria, tractōria, lat., F., Einladungsschreiben, Cod. Iust. (528-534 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trahere
tractoria (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.-afrk.) Reiseverpflegungsrecht
Lit.: Ganshof, F., La Tractoria, TRG 8 (1928), 69
tradere, trādere, trānsdare, lat., V.: nhd. übergeben (V.), überreichen, Enn. (204-169 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trāns, dare
traditio, trāditio, lat., F., Übergabe, Auslieferung, Vortrag, Lehre, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trādere
Traditio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt undin Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über traditio, lat., F., Übergabe, Auslieferung, Vortrag, Lehre, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.], zu lat. trans über und lat. dare geben) ist bereits in dem altrömischen Recht die formlose →Übergabe einer →Sache auf Grund einer Zweckabrede wie Erfüllung, Kauf oder Tausch. In dem Frühmittelalter wird der Wortgebrauch unscharf. Nach der Aufnahme des römischen Rechtes seit dem Spätmittelalter ist traditio meist der (lat.) →modus (M.) acquirendi (Erwerbsart). Bei der traditio longa manu (Übergabe langer Hand) liegt noch keine Ergreifungshandlung vor, sondern nur eine sichere Möglichkeit, bei der traditio brevi manu (Übergabe kurzer Hand) hat der Erwerber bereits Besitz, bildet nunmehr aber Besitzwillen, während der Veräußerer ihn aufgibt.
Lit.: Kaser § 24 IV, V 2a; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 25, 40, 61, 64, 90, 212; Köbler, LAW; Biermann, J., Traditio ficta, 1891; Fuchs, J., Iusta causa traditionis, 1952; Gordon, W., Studies in the transfer of property by traditio, 1970; Steinacker, H., Traditio cartae und traditio per cartam, (in) Archiv f. Diplomatik 5/6 (1959/60), 1; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984
traditio (F.) cartae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) Übertragung der Urkunde
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Recht und Schrift, hg. v. Classen, P., 1977
traditio (F.) per cartam (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat.) Übertragung durch (Übertragung einer) Urkunde
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Tradition (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über traditio, lat., F., Übergabe, Auslieferung, Vortrag, Lehre, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das von Generation zu Generation übergebene Geistesgut bzw. in dem Frühmittelalter die Übergabe eines Gegenstands in körperlicher oder symbolischer Gestalt bzw. die sie verkörpernde →Urkunde. Einzelne Klöster und Hochstifte fassen die Traditionen in Traditionsbüchern zusammen.
Lit.: Söllner §§ 12, 16; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 4, 81, 105, 212, 254; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 607; Redlich, O., Über bairische Traditionsbücher und Traditionen, (in) MIÖG 5 (1884), 1; Grüner, F., Schwäbische Urkunden und Traditionen, (in) MIÖG 33 (1912), 1; Entstehung und Wandel rechtlicher Traditionen, hg. v. Fikentscher, W. u. a., 1980; Molitor, S., Das Traditionsbuch, (in) Archiv f. Diplomatik 36 (1990), 61; Michaels, R., Sachzuordnung durch Kaufvertrag, 2002; Die innovative Kraft der Tradition in der frühen Neuzeit, hg. v. Friedeburg, R. v. u. a., 2007
Traditionsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Tradition
tragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Last befördern
Träger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Tragender
Lit.: Schott, C., Der Träger als Treuhandform, 1975
Traktat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über tractatus, lat., M., Behandlung, [59 v. Chr.-17 n. Chr.] und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abhandlung
Lit.: Baesecke, G., Ein Auszug aus dem „Traktat über romanisch-fränkisches Ämterwesen, ZRG GA 55 (1935), 230, Beyerle, F., Das frühmittelalterliche Schulheft vom Ämterwesen, ZRG GA 69 (1952), 1; 402
trans, trāns, lat., Präp., jenseits, über, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *ter- (5), Adv., durch, hindurch, über
transactio, trānsāctio, lat., F., Vollendung, Vergleich, Tert. (um 160-220 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trānsigere
Transactio (lat. [F.], Vollendung, Vergleich, [um 160-220 n. Chr.] und in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar) ist in dem römischen Recht als formlose Abrede, einen Streit oder eine Ungewissheit über ein Recht durch gegenseitiges Nachgeben zu beenden (→Vergleich), nur ein Fall des vereinbarten →Erlasses.
Lit.: Kaser § 53 II 3c
transcriptio, trānscrīptio, trānsscrīptio, lat., F., Überschreibung, Übertragung, Umschreibung, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trānscrībere
Transcriptio (lat. [F.] Überschreibung, Übertragung, Umschreibung, Abschreiben, [um 35-95/96 n. Chr.], transscriptio, sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist in dem klassischen römischen Recht der bei dem nur kurzzeitig üblichen →Litteralkontrakt die →Obligation begründende Schriftakt.
Lit.: Köbler, DRG 45
translatio, trānslātio, trālātio, lat., F., Übertragen, Versetzung, Verpflanzung, Pfropfen (N.), Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trānsferre
Translatio (F.) imperii (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat., Übertragung der Herrschaft) ist die Vorstellung von der Übertragung der von den Römern (und später oströmischen Griechen) innegehabten Weltherrschaft durch den Papst auf den fränkischen König (Karl [den Großen] 800). Sie lässt sich seit dem 11. Jahrhundert erkennen.
Lit.: Köbler, DRG 109; Goez, W., Translatio imperii, 1958; Geschichtsschreibung und Geschichtsbewusstsein, hg. v. Patze, H., 1987
Transleithanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (1867-1918, nichtamtlich) die jenseits der Leitha gelegene ungarische Reichshälfte Österreich-Ungarns (Länder der Stephanskrone, Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien-Slawonien, Fiume) in Gegensatz zu Cisleithanien/Zisleithanien.
transmissio, trānsmissio, lat., F., Übersendung, Überfahrt, Übertragung, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trānsmittere
Transmissio (lat. [F.], Übersendung) ist in dem klassischen römischen Recht der Übergang der erbrechtlichen Befugnisse des den Erblasser überlebenden, aber vor dem Erbschaftserwerb versterbenden Berufenen auf seinen Erben, in dem spätantiken römischen Recht die Vererbung des Rechtes des Außenerben auf seine Erben.
Lit.: Kaser § 72 IV
Transport (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und transportus, mlat., M., Beförderung sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Beförderung von Menschen oder Waren von einem Ort zu einem anderen Ort.
transportare, trānsportāre, lat., V., überfahren (V.), übersetzen (V.) (1), Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trāns, portāre
transportieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über trānsportāre, lat., V., überfahren (V.), übersetzen (V.) (1), [81-43 v. Chr.] und das Lateinische des Altertums in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) befördern
Transportvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch de deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische sowie das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der eine Beförderung betreffende →Werkvertrag.
Lit.: Basedow, J., Der Transportvertrag, 1987
Transsilvanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Siebenbürgen
trans Tiberim vendere (lat., Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) über den Tiber verkaufen, d. h. in die Sklaverei geben
Lit.: Kaser § 15 II 3
Tratte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der gezogene (den Bezogenen zu der Zahlung anweisende), seit etwa 1250 nachweisbare →Wechsel.
trauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) glauben, vertrauen
Trauung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL belegt – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1353) ist die Form der →Eheschließung. Sie entwickelt sich aus gebräuchlichen Geschehnissen. Nach der Entstehung des Christentums nimmt dieses auf die Trauung Einfluss. Seit dem Hochmittelalter setzt die Kirche sich auf der Grundlage des Satzes, dass die Willensübereinstimmung der Brautleute die →Ehe begründe (lat. consensus facit nuptias), für ein vorheriges Aufgebot (1215) und die Erfragung des Ja-Wortes durch den Priester ein. Seit 1875 erfolgt die von dem Staat als Folge des Liberalismus gegenüber der kirchlichen Eheschließung durchgesetzte weltliche Eheschließung in dem (zweiten) Deutschen Reich, für welche die Bezeichnung Trauung vermieden wird, vor dem →Standesbeamten (Zivilehe).
Lit.: Hübner; Friedberg, E., Das Recht der Eheschließung, 1865; Sohm, R., Das Recht der Eheschließung, 1875; Friedberg, E., Verlobung und Trauung, 1876; Sohm, R., Trauung und Verlobung, 1876; Opet, O., Brauttradition und Konsensgespräch in mittelalterlichen Trauungsritualen, 1910; Wehrli, P., Verlobung und Trauung, 1933; Conrad, H., Die Grundlegung der modernen Zivilehe, ZRG GA 67 (1950), 336; Hemmer, R., Über das Beilager im germanischen Recht, ZRG GA 76 (1959), 292; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1981; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Siffert, R., Verlobung und Trauung, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
trennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das wohl erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) auseinanderbringen, scheiden
Trennung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das wohl erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1486, Trennungsgrund 1819) ist die Auflösung einer bisherigen Einheit durch Aufteilung.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Trennung von Justiz und Verwaltung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Gewaltenteilung
Trennung von Staat und Kirche (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von der Aufklärung geforderte Lösung der seit 380 n. Chr. bestehenden Verbindung von Staat und Christentum. Die Trennung von Staat und Kirche wird 1789 in den Vereinigten Staaten, 1795 in Frankreich, 1848, 1919 bzw. 1949 in Deutschland bzw. in dem Deutschen Reich und 1995 in Schweden zumindest in dem Grundsatz (anders beispielsweise Kirchensteuer) verwirklicht. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Erler, A., Kirchenrecht, 5. A. 1983; Campenhausen, A. v., Staatskirchenrecht, 3. A. 1996
Trennung von Tisch und Bett (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. separatio a toro et mensa) ist in dem Kirchenrecht die tatsächliche Aufhebung der ehelichen Lebensgemeinschaft – an Tisch und in Bett - unter Aufrechterhaltung der rechtlichen Bindung der Eheleute an die Ehe.
Trennungsgrund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., 1819) Grund einer Trennung
tres, trēs, treis, trīs, lat., Num. Kard., drei, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *trei-, Num. Kard., drei
Tres conformes sententiae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.Pl.]) sind drei gleichlautende Urteile, gegen dessen letztes nach römisch-kanonischem Recht keine →Appellation mehr erhoben werden kann.
Lit.: Weitzel, J., Der Kampf um die Appellation, 1976, 169
Tres faciunt collegium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Drei bilden einen Verein.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Marcellus, um 115-um 175, Digesten 50, 16, 85, zu Neratius, um 58/9-nach 133)
trespass (engl. [N.]) Überschreitung, Friedensbruch, Angriff, Beschädigung
treu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) fest, zuverlässig
Treue (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die innere feste Bindung eines Menschen an einen Menschen oder einen Gedanken oder eiene sonstige Gegebenheit. Es ist streitig, inwieweit die Treue eine besondere germanisch-deutsche Eigenheit ist. Erhebliche Bedeutung kommt der Treue in dem Lehnsverhältnis zu. Auch der Beamte steht zu dem Staat in einem besonderen Treueverhältnis.
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2, 3; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treuegelöbnis, 1896; Schwerin, C. v., Die Treueklausel im Treugelöbnis, ZRG GA 25 (1904), 323; Puntschart, P., Treuklausel und Handtreue im altdeutschen Gelöbnisrecht, ZRG GA 26 (1905), 165; Gierke, O. v., Die Wurzeln des Treuedienstvertrags, 1914; Hueck, A., Der Treuegedanke im modernen Privatrecht, 1947; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt, ZRG GA 66 (1948), 111; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt in Frankreich und England, 1952; Graus, F., Über die sog. germanische Treue, 1959; Rejewski, H., Die Pflicht zur politischen Treue, 1973; Eckhardt, U., Untersuchungen zu Form und Funktion der Treueleistung, 1976; Fikentscher, W., De fide et perfidia, 1969; Halmen, R., Staatstreue und Interessenvertretung, 1988; Nörr, D., Die Fides im römischen Völkerrecht, 1991; Kroeschell, K., Studien zum frühen und mittelalterlichen deutschen Recht, 1995, 157, 183; Zwissler, T., Treuegebot – Treuepflicht – Treuebindung, 2002; Schneider, N., Uberrima fides, 2004
Treubruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Goggle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Bruch der besonders zugesagten oder auf Grund der Umstände erwarteten Treue.
Lit.: Illmer, F., Treubruch, Verrat und Felonie im deutschen Strafrecht, 1937
treuga ([mlat.] F.) Friede, Treue
Treuga (F.) Dei (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Mittellateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort treuga vielleicht aus dem Burgundischen oder Westgotischen entlehnt) ist die durch die Gottesfriedensbewegung seit dem 10. Jahrhundert angestrebte Waffenruhe Gottes. →Gottesfriede
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 101
Treuga (F.) Heinrici (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Lasteinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. [mlat.]) ist ein wohl in Würzburg in dem Juli 1224 durch König Heinrich (VII.) erreichter →Landfriede (für das Reich?).
Lit.: Gernhuber, J., Die Landfriedensbewegung, 1952
Treuhand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL, aber Treuhänder 14. Jahrhundert – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Goggle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1663, Treuhänder 1350) ist das Rechtsverhältnis, bei dem ein Teil (Treuhänder) nach außen mindestens ein Vermögensrecht als eigenes Recht hat, dieses aber auf Grund einer schuldrechtlichen Abrede (Treuhandvertrag, Sicherungsvertrag) ganz oder teilweise in dem Interesse des anderen Teiles (Treugeber) ausüben soll. Die Treuhand ist dem klassischen römischen Recht (als fiducia) bekannt (Vormund, Pfleger). Sie tritt in einzelnen Erscheinungsformen vielleicht auch in dem deutschen Recht (Affatomie, Testamentsvollstreckung, Lehnsträgerschaft) auf. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird daraus aber eine allgemeine Einrichtung entwickelt, die von dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) noch nicht aufgenommen wird. Dabei wird der treuwidrig handelnde Treuhänder dem Treugeber schadensersatzpflichtig, doch sind seine gutgläubigen Dritten gegenüber durchgeführten Verfügungen wirksam. In dem englischen Recht ist der →trust bedeutsam.
Lit.: Kaser §§ 11 III, 52 I 3, 54 I; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 36, 213, 239; Schultze, A., Die langobardische Treuhand, 1895; Brünneck, W. v., Der Schlossglaube, ZRG GA 28 (1907), 1; Loening, O., Grunderwerb und Treuhand in Lübeck, 1907; Beyerle, F., Die Treuhand im Grundriss des deutschen Privatrechts, 1932; Otten, G., Die Entwicklung der Treuhand im 19. Jahrhundert, 1975; Schott, C., Der Träger als Treuhandform, 1975; Asmus, W., Dogmengeschichtliche Grundlagen der Treuhand, 1977; Scherner, K., Fiducia Germanorum, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G., 1997; Itinera fiduciae, hg. v. Helmholz, R. u. a., 1998; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Treuhandanstalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zu dem 1. 6. 1990 nach dem Beitritt der →Deutschen Demokratischen Republik zu der Bundesrepublik Deutschland 1990 geschaffene, zu dem 31. 12. 1994 aufgelöste Anstalt zu der Überführung von Volkseigentum in Privateigentum (7984 volkseigene Betriebe, 53,8 Prozent Privatisierungen, 39,6 Prozent Stilllegungen, 13,1 Prozent Rückgaben an frühere Berechtigte).
Lit.: Köbler, DRG 249; Laabs D., Der deutsche Goldrausch, 2012
Treuhänder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., 1350) ist der Beteiligte einer Treuhand, der ein Recht für einen anderen zu treuen Händen hält und ausübt.
Treu und Glauben (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Pl.) ist der vor allem auf Schuldverhältnisse anzuwendende Verhaltensmaßstab, der das Verhalten eines redlich und anständig denkenden Menschen zugrunde legt. Er ähnelt der (lat.) →bona fides (F.), die in dem römischen Recht für bestimmte Schuldverhältnisse zu beachten ist. Treu und Glauben lassen sich quellenmäßig seit dem Spätmittelalter belegen. Innerhalb des Bürgerlichen Gesetzbuchs des Deutschen Reiches (1896/1900) entwickelt sich die Vorstellung von Treu und Glauben zu einem allgemeinen Rechtsgrundsatz.
Lit.: Söllner §§ 8, 9, 12, 18; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 240, 270; Wendt, O., Die exceptio doli generalis, (in) AcP 100 (1906), 1; Wieacker, F., Zur rechtstheoretischen Präzisierung des § 242, 1956; Nesemann, K., Herkunft, Sinngehalt und Anwendungsbereich der Formel „Treu und Glauben“ in Gesetz und Rechtsprechung, Diss. jur. Göttingen 1959; Strätz, H., Treu und Glauben, 1974
tri (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 12. Jh.? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt und über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen verbindbar, Partikel) als Präfix mit der Bedeutung drei verwendet
Trialismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und vielleicht auch das das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in Österreich in dem 19. Jahrhundert die erfolglose Bestrebung, neben Österreich und Ungarn (1867) einen dritten, aus Böhmen, Mähren und Südslawien bestehenden Staatsteil zu schaffen (beispielsweise 1871 Böhmische Fundamentalartikel).
Lit.: Baltl/Kocher
Trianon (bei Paris) ist der Ort des 1920 das Königreich Ungarn aufteilenden Vertrags.
Tribonian (?-541/543? oder um 545?) ist der aus Kleinasien (Pamphylien) stammende griechischsprachige, unter →Justinian zu hohen Ämtern (533-535 Kanzleileiter, 529-533 und 535-542 Justizminister bzw. quaestor sacri palatii) aufsteigende, oströmische Rechtskundige. Er ist 528/529 Mitglied der Kommission für den →Codex, seit 530 Mitglied einer Kommission für die →Digesten. Außerdem verfasst er mit zwei anderen Rechtslehrern die →Institutionen. S. Google
Lit.: Söllner § 22; Dulckeit/Schwarz/Waldstein § 43; Köbler, DRG 53; Kübler, P., Geschichte der Quellen und Literatur des römischen Reichs, 2. A. 1912, 366; Honoré, A., Tribonian, 1978
tribunicia postestas (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) tribunizische Gewalt
tribunus (M.) plebis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Volkstribun
Lit.: Köbler, DRG 18; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
tribus, lat., F., Bezirk, Gau, Volk, einer der drei Stämme, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *trei-, Num. Kard., drei
tribus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Abteilung der Bürgerschaft Roms (Volksversammlung)
Tribut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abgabe, Steuer (F.)
tributum, tribūtum, lat., N., „Tribut“, öffentliche Abgabe, Steuer (F.), Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tribuere
tributum (N.) capitis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Kopfsteuer
Lit.: Köbler, DRG 32
Tridentinum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.], s. Google) ist das in Trient zwischen 1545 und 1563 tagende 19. allgemeine Konzil der katholischen →Kirche. Es versteht sich als (Gegen-)Reformkonzil und stärkt die Stellung des Bischofs. Es bestätigt u. a. die Unauflöslichkeit der Ehe und schreibt eine bestimmte Eheschließungsform vor. Allgemein sieht es das Kirchenrecht normativ als Rechtsordnung mit dem Papst als alleinigem Gesetzgeber.
Lit.: Das Weltkonzil von Trient, hg. v. Schreiber, G., Bd. 1f. 1951; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Jedin, H., Geschichte des Konzils von Trient, Bd. 1ff. 1949ff.; Das Konzil von Trient und die Moderne, hg. v. Prodi, P. u. a., 2001
Trient (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Etsch, das 24 v. Chr. an die Römer übergeht, ist seit dem späten 4. Jahrhundert Sitz eines Bischofs, der 1004/1027 Grafenrechte erhält. 1185ff. findet sich dort →Bergrecht. 1803 fällt das Hochstift an →Tirol, 1919 mit Südtirol an →Italien.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Voltelini, H. v., Die ältesten Statuten von Trient, (in) Archiv für österreichische Geschichte 92 (1902), 83; Il Trentino, hg. v. Mozzarelli, C. u. a., 1985; Hägermann, D./Ludwig, K., Europäisches Montanwesen, 1986; Bellabarba, M., La giustizia ai confini, 1996; Das Konzil von Trient und die Moderne, hg. v. Prodi, P. u. a., 2001; Curzel, E., I canonici e il Capitolo della cattedrale di Trento, 2001; Bettoti, M., La nobilità trentina, 2002; Lorandini, C., Famiglia e impresa, 2006
Trier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Mosel wird 16-13 v. Chr. von Augustus in dem Gebiet der Treverer gegründet und entwickelt sich in dem 4. Jahrhundert zu der größten römischen Stadt nördlich der Alpen (60000-70000 Einwohner). In dem 6. Jahrhundert bzw. kurz vor 800 wird der dortige Bischof Erzbischof, in dem 13. Jahrhundert Kurfürst. 1454/1473 erhält Trier eine von 1797/1798 bis 1970 aufgelöste Universität. Nach älteren Gerichtsordnungen (1400, 1515, 1537) wird 1668 ein wohl von Johannes Holler und Matthias Franziskus von Troya unter Ausrichtung an dem einheimischen Recht geschaffenes, 1713 stärker romanistisch überarbeitetes Trierer Landrecht in 18 bzw. später 22 Titeln in Kraft gesetzt. 1815/1816 gelangen die meisten Güter an →Preußen und von dort an dem30. 8. 1946 an Rheinland-Pfalz, das 1949 Bundesland der Bundesrepublik Deutschland wird. 1970 wird (in Rheinland-Pfalz) in Trier wieder eine Universität eingerichtet.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Scotti, J., Sammlung der Gesetze, Bd. 1ff. 1832; Rudolph, F., Die Entwicklung der Landeshoheit in Kurtrier, 1905; Rörig, F., Die Entstehung der Landeshoheit des Trierer Erzbischofs, 1906; Knetsch, G., Die landständische Verfassung, 1909; Kremer, J., Studien zur Geschichte der Trierer Wahlkapitulationen, 1911; Quellen zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte der rheinischen Städte – Trier, hg. v. Rudolph, F., 1915; Leners, W., Die Protokollregister über die Liegenschaften der Trier Bürgerschaft, Diss. jur. Bonn 1957; Eichler, H./Laufner, R., Hauptmarkt und Marktkreuz zu Trier, 1958; Dirks, M., Das Landrecht des Kurfürstentums Trier, 1965; Wendt, H., Die Anwendung des Trierer Landrechts, 1973; Langer, H./Meves, U., Die Geschichte der Stadt Trier, 1984; Anton, H., Trier im frühen Mittelalter, 1987; Hermann, H., Die Gehöferschaften im Bezirk Trier, 1989; Kerber, D., Herrschaftsmittelpunkte im Erzstift Trier, 1995; Trier im Mittelalter, hg. v. Anton, H. u. a., 1996; Pundt, M., Metz und Trier, 1998; Petzold, M., Das Pontifikat Erzbischofs Boemunds II. von Trier (1354-1362), 1999, 2. A. 2007; Müller, J., Vir religiosus ac strenuus Albero von Montreuil, 2006; Clemens, G., Geschichte der Stadt Trier, 2007; Brommer, P., Kurtrier am Ende des alten Reichs, 2008; Morscheiser-Niebergall, J., Die Anfänge Triers, 2008; Regesten der Bischöfe und Erzbischhöfe von Trier, hg. v. Anton, H. u. a., 2015ff., Unruh, F., Trier – Biographie einer röömischen Stadt, 2017
Triest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N., an der oberen Adria (104 v. Chr. Tergeste, Marktort) ist seit dem 6. Jahrhundert Sitz eines Bischofs und gelangt 774 an das fränkische Reich, 1202/1203 an Venedig, 1382 freiwillig an Habsburg, (1809-1814 Herrschaft Napoleons, 1849/1850 reichsunmittelbare Stadt Österreichs,) 1867 zu dem Kronland Küstenland Österreichs und 1919 an Italien.
Trifels (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen verbindbar, bei Annweiler, M.) ist eine 1081 erstmals genannte Reichsburg, in der zwischen 1125 und 1273 die →Reichskleinodien aufbewahrt werden.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Biundo, G., Der Trifels, 1937; Biundo, G., Zur Bibliographie der Reichsfeste Trifels, 1939; Sprater, F./Stein, G., Der Trifels, 9. A. 1971; Seebach, H., Kleine Geschichte des Trifels und der Stadt Annweiler, 2009
Trift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1200 [Barlaam des Otto von Freising] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Viehweide, Strömung, →actus
Lit.: Herold, H., Trift und Flößereien in Graubünden, 1982
Triftrecht →Trittrecht
trinken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Flüssigkeit zu sich nehmen
trinoctium, lat., N., Zeit von drei Nächten, drei Nächte, Val. Max. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. trēs, nox
trinoctium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, asber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Zeitraum von drei Nächten
Lit.: Kaser § 58 II; Köbler, DRG 22
Tripartitum opus (N.) iuris consuetudinarii enclyti regni Hungariae (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat., dreiteiliges Werk des Gewohnheitsrechts des berühmten Königreichs Ungarn, s. Google) ist die Rechtsaufzeichnung des ungarischen Gewohnheitsrechts durch Istvan Werböczy von 1514, die bis zu dem Zivilgesetzbuch Ungarns von 1960 von Bedeutung bleibt.
Lit.: Küpper, H., Einführung in die Rechtsgeschichte Osteuropas, 2005
tripertitum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.], tripartitum) dreiteiliger Kommentar des Sextus Aelius Paetus Cato zu den zwölf Tafeln des römischen Rechtes
Lit.: Söllner § 12; Köbler, DRG 29
Trittrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.), Triftrecht ist das mittelalterliche Wegerecht für das Treiben von Vieh (Viehtriebsrecht).
Lit.: Hübner 281; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1 1957
Trivium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.] Dreiwegiges) sind Grammatik, Dialektik und Rhetorik innerhalb der sieben freien Künste (lat. artes liberales).
Trizone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das an dem 8. 4. 1949 durch Anfügung der Besatzungszone Frankreichs an die Bizone der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritanniens entstehende Gebiet des (früheren) →Deutschen Reiches.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 245
Trödel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen in der Herkunft ungeklärt, M.) altes wertloses Zeug, Kram
Trödelvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in der Herkunft teilweise ungeklärt und in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. contractus [M.] aestimatorius, aestimatum) ist der sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Vertrag (Innominatrealkontrakt), bei dem innerhalb einer bestimmten Zeit entweder ein Preis für eine übergebene Sache geliefert (Mehrerlös verbleibt dem Trödler) oder die übergebene Sache zurückgegeben werden soll.
Trödler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen in der Herkunft ungeklärt, M.) Händler von Trödel
Lit.: Kaser § 45 I 1; Hübner; Bucher, E., Der Trödelvertrag, (in) Innominatverträge, 1988, 95
Troja (Troia, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen trojanisch -nicht belegt, aber in Google belegt) ist der Schauplatz des von dem griechischen, in dem späten 8. oder frühen 7. vorchristlichen Jahrhundert wirkenden Dichter Homer geschilderten, trojanischen Krieges zwischen Griechen und Trojanern, der seit 1870 (Heinrich Schliemann) auf dem 20 Meter hohen Ruinenhügel von Hissarlik (in der Westtürkei) in zahlreichen Siedlungsschichten (ab 2900-2500 v. Chr.) mit reichen Goldfunden und Silberfunden (Schatz des Priamos) ergraben wird.
Lit.: Siebler, M., Troia, 1990; Korfmann, M./Mannsperger, D., Troia, 1998; Hertel, D., Die Mauern von Troja, 2003; Der neue Streit um Troia, hg. v. Ulf, C., 2003; Der Traum von Troia, hg. v. Zimmermann, M., 2006; Jahn, S., Der Troia-Mythos, 2007; Strauss, B., Der trojanische Krieg, 2008; Lag Troia in Kilikien?, hg. v. Ulf, C. u. a., 2010; Kolb, F., Tatort Troia, 2010; Troia, hg. v. Villing, A. u. a., 2020
Tromsö (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) in dem nördlichen Norwegen wird in dem 9. Jahrhundert angelegt, aber erst 1250 erstmals erwähnt. Nach Neubesiedlung in dem 18. Jahrhundert erhält es 1968 eine Universität.
Truchsess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) oder →Seneschall ist der mit der Verpflegung des fränkisch-deutschen Königshofs betraute Amtsträger. Dieses Amt hat seit dem Hochmittelalter (vor 1198) der Pfalzgraf bei Rhein inne. Später entwickelt sich an vielen landesherrlichen Höfen ein Truchsess (Leutesetzer).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 83, 112; Latzke, I., Hofamt, Erzamt und Erbamt, Diss. phil. Frankfurt am Main, 1970; Rösener, W., Hofämter, DA 45 (1989), 485
Truck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt( , aber in Google belegt) sowie über truck, ne., V., eintauschen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.) →Trucksystem
Trucksystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem 19. Jahrhundert von England kommend das System der Entlohnung eines Arbeiters mit von dem Arbeitgeber vertriebenen Waren. Es wird wegen der mit ihm verbundenen Missbrauchsmöglichkeiten noch in dem 19. Jahrhundert unzulässig oder wenigstens eingeschränkt (Großbritannien 1831, 1887, 1896, Preußen 1849).
Lit.: Kroeschell, DRG 3
trunken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) betrunken, berauscht
Trunkenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der durch (reichlichen) Alkoholgenuss verursachte Zustand eines Menschen. Trunkenheit wird seit dem 13./14. Jahrhundert rechtlich erfasst. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird die sachlich von Unternehmern zwecks Gewinnerzielung erheblich geförderte Trunkenheit in ihren Auswirkungen in dem Straßenverkehr entschiedener bekämpft.
Lit.: Endemann, F., Die Entmündigung wegen Trunksucht, 1904; Gramsch, G., Der Tatbestand des Rauschmittelmissbrauchs, 1938, Neudruck 1977; Rausch und Realität, hg. v. Völger, G., 1981; Kaiser, R., Trunkenheit im Mittelalter, 2002; Kropik, C., Moralsatirische Selbstbespiegelung eines (pseudo-)anonymen Alkoholikers, 2015 (Helius Eobanus Hessus Erfurt 1515)
trust (ne. [N.].) Treuhandverhältnis, →Treuhand
Lit.: Murach-Brand, L., Antitrust auf deutsch, 2004; Wolff, J., Trust, 2005; Schröder, P., Trust in Early Modern International Political Thought 1598-1713, 2017
Trust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische aufgenommen und über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Stiftung, Konzern
trustis, mlat., Sb., Treue, s. idg. *dreu̯o-, Adj., treu, vgl. idg. *deru-, *dreu-, *drū-, Sb., Baum
trustis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, (aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [F.]) Schar, Anhang, Gefolge
Lit.: Grahn-Hoek, H., Die fränkische Oberschicht, 1976; Schmidt-Wiegand, R., Fränkisch druht und druhtin, (in) Z. f. hist. Terminologie 1974, 534
Tryphoninus, Claudius, römischer Rechtskundiger Anfang des 3. Jahrhunderts n. Chr., in den Digesten überlieferte Fragmente wohl aus dem Rechtsunterricht (juristisch-pädagogische Anleitung), s. Google
Lit.: Fildhaut, K., Die libri disputationum des Claudius Tryphoninus, 2004
Tscheche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Slawische möglicherweise erklärbar, M.) ist der Angehörige eines Volkes der Slawen.
Tschechien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der in dem Westen um Prag gelegene, tschechische Teil der 1993 aufgelösten Tschechoslowakei, der zu dem 1. 1. 2014 ein neues Bürgerliches Gesetzbuch und ein Gesetz über Körperschaften in Kraft setzt.
Lit.: Antologie české právní vědy (Anthologie der tschechischen Rechtswissenschaft), 1993; Krupar, M., Tschechische juristische Zeitschriften des 19. und 20. Jahrhunderts, 2011; Sächsisch-magdeburgisches Recht in Tschechien und in der Slowakei, hg. v. Biliy, I. u. a., 2021
Tschechoslowakei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen vielleicht teilweise verbindbar, F.) ist der an dem 28. 10. 1918 aus den österreichischen Gebieten →Böhmen und →Mähren sowie Schlesien und Oberungarn unter zwangsweisem Einschluss der dort lebenden Deutschen gebildete, sich an dem 29. 2. 1920 eine Verfassung gebende, 1938/1939 von Adolf Hitler nach dem Münchener Abkommen verkleinerte und danach annektierte (Protektorat Böhmen und Mähren), 1945 unter Aussiedlung und Vertreibung der Deutschen (ohne Karpathorussland) wiederhergestellte, 1948 dem Kommunismus sowjetischer Prägung zugeführte (Verfassung von dem 9. 5. 1948, 1968 Prager Frühling), 1990 demokratisierte und zu dem 1. 1. 1993 in Tschechien und die Slowakei aufgelöste Staat (mit 1938 43% Tschechen, 23% Deutschen und 22% Slowaken, 1920 Verfassungsgericht).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 220, 223, 246; Bretholz, B., Geschichte Böhmens und Mährens, Bd. 1ff. 1921ff.; Vaněček, V., (Das tschechische Rechtsleben im Zeitalter des Kapitalismus), 1953; Hoensch, J., Geschichte der Tschechoslowakischen Republik 1918-1965, 1966; Česká narodní rada, sněm českého lidu (Der tschechische Nationalrat, Landtag des tschechischen Volkes), veranstaltet v. Vaněček, V., 1970; Maly, K., Tschechoslowakische rechtshistorische Literatur, (in) ZNR 1984; Schubert, W., Der tschechoslowakische Entwurf zu einem Bürgerlichen Gesetzbuch und das ABGB von 1937, ZRG GA 112 (1995), 271; Kudej, B., Legal history of Czechoslovakia, (in) Intern. Journal of legal information 24 (1996), 71; Lenk, R., La Tchéchoslovaquie 1996; Burgerstein, J., Tschechien, 1998; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 4 hg. v. Mohnhaupt, H., 1998; Kren, J., Die Konfliktgemeinschaft, 1999; Erzwungene Trennung. Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, hg. v. Brandes D. u. a., 2000; Boleslav II., hg. v. Sommer, P., 2001; Šmahel, F., Husitské Čechy, 2001; Beyer, B., Die Beneš-Dekrete, 2002; Coudenhove-Kalergi, B./Rathkolb, O, Die Beneš-Dekrete, 2002; Payrleitner, A., Österreicher und Tschechen, 2003; Köbler, G., Rechtstschechisch, 2003; Koralka, J., Frantisek Palacky, 2007; Osterkamp, J., Verfassungsgerichtsbarkeit in der Tschechoslowakei, 2009; Schelle, K. u. a., Grundriss der tschechoslowakischen Rechtsgeschichte, 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Haslinger, P., Nation und Territorium im tschechischen politischen Diskurs 1880-1938, 2010; Zukunftsvorstellungen und staatliche Planung im Sozialismus, hg. v. Schulze Wessel, M. u. a., 2010; Capkova, C. u. a., Unsichere Zuflucht, 2012; Klápště, J., The Czech Lands in Medieval Transformation, 2012; Edvard Beneš Vorbild und Feindbild, hg. v. Konrád, O. u. a., 2013; Tauchen, J./Kazda, J., Bibliografie vybraných právnických časopisů a sborníků 1918-1989. Bibliographie ausgewählter tschechoslowakischer juristischer Zeitschriften, Festschriften und Sammelbände 1918-1989. Masarykova univerzita, 2013. CD; Žantovský, M., Václav Havel, 2014; Lachmann, H., Die „ungarische Revolution“ und der „Prager Frühling, 2017
Tübingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an dem Neckar erscheint in dem 7. Jahrhundert als Dorf, 1078 als Burg. 1342 fällt es durch Kauf an Württemberg, das dort 1476/1477 eine Universität gründet (von dem Landesherrn erteiltes Stadtrecht von 1493 teils aus Nürnberg - 1479/1484 -, teils aus Stuttgart - 1492 übernommen).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schöttle, G., Verfassung - und Verwaltung der Stadt Tübingen, (in) Tübinger Blätter 8 (1905), 1; Hermelink, H., Matrikeln der Universität Tübingen, Bd. 1 1906; Haller, J., Die Anfänge der Universität Tübingen 1477-1537, Bd. 1f. 1927ff.; Schanz, W., Das Tübinger Stadtrecht von 1493, Diss. jur. Tübingen 1958; Seigel, R., Gericht und Rat in Tübingen, 1960; Conrad, E., Die Lehrstühle der Universität Tübingen und ihre Inhaber 1477-1972, 1960 (ungedruckt); Schanz, W., Das Tübinger Stadtrecht von 1493, 1963; Die Tübinger Stadtrechte von 1388 und 1493, hg. v. Rau, R./Sydow, J., 1964; Richter, G., Die Insignien der Universität Tübingen 1964; Jänichen, H., Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert, 1964; Die Tübinger Stadtrechte von 1388 und 1493, hg. v. Rau, R. u. a., 1964; Geipel, J., Die Konsiliarpraxis der Eberhard-Karls-Universität, 1965; Die ältesten Tübinger Steuerlisten, hg. v. Rau, R., 1970; Kuhn, W., Die Studenten der Universität Tübingen zwischen 1477 und 1534, 1971; Finke, K., Die Tübinger Juristenfakultät 1477-1534, 1972; Sydow, J., Geschichte der Stadt Tübingen, 1974; Thümmel, H., Die Tübinger Universitätsverfassung im Zeitalter des Absolutismus, 1975; Sieber, E., Stadt und Universität Tübingen in der Revolution von 1848/1849, 1975; Festschrift 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen, hg. v. Decker-Hauff, H., Bd. 1ff. 1977ff.; Lebensbilder zur Geschichte der Tübinger Juristenfakultät, hg. v. Elsener, F., 1977; Adam, U., Hochschule und Nationalsozialismus, 1977; Cellius, E., Imagines professorum Tubingensium 1596, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Schwarz, H., Die Universitätspflege Feuerbach, 1981; Die Pfalzgrafen von Tübingen, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., 1981; Pill-Rademacher, I., . zu nutz, 1993; Das älteste Tübinger Ehebuch (1553-1614), hg. v. Schieck, S. u. a., 2000; Paletscheck, S., Die permanente Erfindung einer Tradition, 2001; Hauer, W., Lokale Schulentwicklung und städtische Lebenswelt, 2003; Jordan, S., Leben und Werk des Tübinger Rechtsprofessors Wilhelm Gottlieb Tafinger 1670-1813, 2003; 200 Jahre Wirtschafts- und Staatswissenschaften an der Eberhard-Karls-Univeristät Tübingen, Leben und Werk der Professoren, hg. v. Marcon, M., Bd. 1f. 2004; Tübinger Professorenkatalog, hg. v. Lorenz, S., Bd. 1, 1 Die Matrikel der Magister und Bakkalare der Artistenfakultät 1477-1535, 2006; Daniels, M., Geschichtswissenschaft im 20. Jahrhundert, 2009; 175 Jahre wirtschaftswissenschaftliche Promotionen, 2009; Die Universität Tübingen im Nationalsozialismus, hg. v. Wiesing, U. u. a., 2010; Über 400 Semester – Wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen, bearb. v. Randecker, G., 2013; Die Universität Tübingen zwischen Orthodoxie, Pietismus und Aufklärung, hg. v. Köpf, U., 2014
Tübinger Rechtsbuch (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der in acht Handschriften überlieferte, 135 Auszüge aus dem Gesetzgebungswerk →Justinians (528-534 n. Chr.) enthaltende, vielleicht um 1160 in dem Dauphiné entstandene Rechtstext.
Lit.: Weimar, P., Zur Renaissance der Rechtswissenschaft, 1977, 1; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997
Tudor ist das seit 1232 nachweisbare walisische Geschlecht, das von 1485 bis 1603 den Königsthron →Englands erlangt (Heinrich VIII. 1509-1547, Elisabeth I. 1558-1603).
Lit.: Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002; Eßer, R., Die Tudors und die Stuarts, 2004; Berg, D., Die Tudors, 2016
tueri, tuērī, lat., V., erblicken, ins Auge fassen, ansehen, betrachten, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *teu- (2), V., aufmerken, beachten
Tugend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Tauglichkeit, vorbildliche Eigenschaft
Lit.: Bejczy, I., The Cardinal Virtues in the Middle Ages, 2011
Tuhr, Andreas von (St. Petersburg 1864-Zürich 1925), Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (Bekker), Leipzig (Windscheid) und Straßburg Rechtslehrer in Basel (1891), Straßburg (1898) und Zürich (1918). Sein Hauptwerk ist „Der allgemeine Teil des Deutschen Bürgerlichen Rechts“ (1910ff.).
Lit.: Heck, P., Andreas von Tuhr, AcP 125 (1925), 257; Schwarz, A., Andreas von Tuhr, 1938
Tulln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ein Ort an der mittleren Donau in Niederösterreich mit etwa 16000 Einwohnern
Lit.: Profile einer landesfürstlichen Stadt, hg. v. Ramharter, J., 2012
Türe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 8. Jahrhundert, ursprünglich Dual) ist der bewegliche Verschluss des Eingangs in ein Gebäude oder einen Raum. Die Türe kann als Rechtssymbol verwendet werden.
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994
Turin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) in der Poebene ist Hauptort der Turiner, der unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.) (lat. [F.]) colonia wird. In dem 5. Jahrhundert wird ein Bistum eingerichtet. Über Langobarden und Franken kommt Turin 1048 an →Savoyen. Seit 1136 entwickelt sich städtische Selbstverwaltung. 1280 fällt Turin wieder an Savoyen. 1404 wird eine Universität eingerichtet. Von 1861 bis 1865 ist Turin Hauptstadt Italiens.
Lit.: Torino, hg. v. Comba, R. u. a., 1993
Türke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – ohne Zeitangabe in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Chroniken Chinas seit dem 6. Jahrhundert nachgewiesen, aber inhaltlich bisher nicht sicher zu bestimmen, M.) ist der Angehörige des (nach den Scharen der Hunnen und Awaren schon früh) aus Ostasien (Mongolei) in den Westen kommenden, seit dem Ende des 8. Jahrhunderts zu dem →Islam übertretenden, in dem 11. Jahrhundert unter den →Seldschuken nach Kleinasien (1071 Sieg über Byzanz) eindringenden Turkvolks. In dem 13. Jahrhundert wird das von den Seldschuken gebildete Reich von den Mongolen zerschlagen, doch werden die Türken in dem 14. Jahrhundert unter den →Osmanen (Osman I. 1288?-1326) von Nordwestanatolien aus geeint. An dem 29. 5. 1453 wird Konstantinopel (Ostrom, Byzanz) erobert und danach in Istanbul (Est in Polis) umbenannt. 1529 stehen die Türken vor Wien, nehemen es aber nicht ein. Unter dem Vorderasien, Nordafrika, den Balkan und die Südukraine beherrschenden Sultan Suleiman, dem Gesetzgebenden oder Prächtigen (1520-1566), erhalten sie ein Gesetz über Landesverwaltung und Finanzverwaltung. Zu der Abwehr der Türken versucht das Heilige römische Reich mehrfach erfolglos, Steuern zu erheben. Seit 1683 (zweite Belagerung Wiens) werden die Türken allmählich aus Europa wieder zurückgedrängt (→Griechenland, Bulgarien, Walachai, Moldawien, Serbien, Bosnien, Herzegowina, 1683-1699 Rückeroberung Ungarns durch Habsburg). 1718 anerkennt der Kaiser des Heiligen römischen Reiches den seit 1453 beanspruchten kaiserlichen Rang des Sultans. An dem 3. 11. 1839 verspricht der Sultan in dem Erlass von Gülhane (eine Art Verfassung) in freiwilliger Begrenzung seiner Gewalt die Vorbereitung neuer, den Bedürfnissen des Landes entsprechender Bestimmungen (Handelsgesetz 1850 nach dem Vorbild des Code de commerce, Strafgesetz 1858, Handelsprozessordnung 1860, Seehandelsgesetz 1864, Strafprozessordnung 1880, Zivilprozessordnung 1881). In dem Ersten Weltkrieg verbündet sich die Türkei mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn. 1916 ruft sich der Emir von Mekka mit Unterstützung Großbritanniens zu dem König Arabiens aus. 1917 verselbständigt sich der Irak, 1918 lösen sich auch Palästina und Syrien ab. Die Türkei wird teilweise von den Alliierten besetzt. Eine Befreiungsbewegung unter dem General Mustafa Kemal Pascha (Atatürk, Präsident 1923-1938) verlegt die Hauptstadt nach Angora. 1922 wird der Sultan abgesetzt. An dem 23. 10. 1923 wird Angora in Ankara umbenannt. An dem 29. 10. 1923 wird in der Türkei die →Republik ausgerufen. Schrift (Lateinschrift), Maßsystem, Kalender, Wochensystem, Kopfbedeckung und Stellung des Islam in dem Staat werden verwestlicht, das Privatrecht (Einehe) unter Verwendung des Schweizer Zivilgesetzbuchs (1925) völlig neu geregelt. Seit 1964 bemüht sich die 1952 der Nordatlantischen Verteidigungsorganisation beitretende Türkei um den Zugang zu der Europäischen Gemeinschaft bzw. Europäischen Union (2005 Beitrittsverhandlungen begonnen, aber immer wieder verzögert). Zahlreiche Türken wandern in europäische Staaten ein.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 95, 129, 131; Baltl/Kocher; Schulze, W., Reich und Türkengefahr, 1978; Scharlipp, W., Die frühen Türken, 1992; Europa und die Türken in der Renaissance, hg. v. Guthmüller, B. u. a., 2000; Hacisalihoglu, M., Die Jungtürken und die mazedonische Frage, 2003; Höfert, A., Den Feind beschreiben. „Türkengefahr“, 2003; Vásáry, I., Turks, Tatars and Russians, 2007; Kaurmann, T., Türckenbüchlein, 2008; Türkenangst und Festungsbau, hg. v. Heppner, H., 2009; Bürger, C., Türkei ante portas, 2009; Ottomanus, hg. v. Hattenhauer, H. u. a., 2009; Friedrich, M., ‚Türken’ im alten Reich, (in) HZ 294 (2012), 329; Hanioglu, S. Atatürk, 2015; Die Türkenkriege des 18. Jahrhunderts, hg. v. Zimmermann, W. u. a., 2017; Anooshahr, A., Turkestan and the Rise of Eurasian Empires, 2018
Türkei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, F.) ist das von den seit dem 6, Jahrhundert in Chroniken Chinas belegten Türken seit dem 11. Jahrhundert besiedelte Land in Kleinasien. →Türke
Lit.: Velidedeoglu, H., Das Problem der Rezeption in der Türkei im Vergleich mit Rezeptionen in Europa, ZRG GA 75 (1958), 382; Schulze, W., Reich und Türkengefahr, 1978; Hirsch, E., Rezeption als sozialer Prozess, 1984; Türkische Wirtschafts- und Sozialgeschichte, hg. v. Motika, R. u. a., 1995; Westliches Recht in der Republik Türkei, hg. v. Scholler, H., 1996; Tibi, B., Aufbruch am Bosporus, 1998; Steinbach, U., Geschichte der Türkei, 2000; Hütteroth, W./Höhfeld, V., Türkei, 2. A. 2002; Seufert, G./Kubaseck, C., Die Türkei, 2004; Kieser, H., Vorkämpfer der neuen Türkei, 2005; Carnevale, R. u. a., Europa am Bosporus (er)finden?, 2005; Matschke, K., Das Kreuz und der Halbmond, 2004; Das osmanische Reich und die Habsburgermonarchie, hg. v. Kurz, M., 2005; Krieger, E., Die Europakandidatur der Türkei, 2006; Revolution islamischen Rechts - 80 Jahre schweizerisches ZGB in der Türkei, hg. v. Kieser, H. u. a., 2008; Zick, M., Türkei - Wiege der Zivilisation, 2008; Kramer, H. u. a., Die Türkei und Europa, 2008; Günay, C., Geschichte der Türkei, 2009; Plagemann, G., Von Allahs Gesetz zur Modernisierung per Gesetz, 2009; The Cambridge History of Turkey, hg. v. Fleet, H., Bd. 1 2009; Marek, C., Geschichte Kleinasiens in der Antike, 2010; Günay, C., Die Geschichte der Türkei, 2012; The Oxford Handbook of Ancient Anatolia (10000-323 B. C. E), hg. v. Steadman, S. u. a., 2011; Tröndle, D., Mustafa Kemal Atatürk, 2012; Plaggenborg, S., Ordnung und Gewalt, 2012; Mangold-Will, S., Begrenzte Freundschaft – Deutschland und die Türkei 1918-1933, 2013; Ihrig, S., Atatürk in the Nazi Imagination, 2014 (als Vorbild betrachtet); Palabiyik, M., Understanding the Turkish-Armenian controversy over 1915, 2015; Sürek, T., Die Verfassungsbestrebungen der Tanzimât-Periode, 2015; Döring, K., Sultansbrief, 2017; Hanioglu, M., Atatürk – Visionär einer modernen Türkei, 2. A. 2021; Liebisch-Gümüs, C., Verflochtene Nationsbildung – Die neue Türkei und der Völkerbund 1918-38, 2020
Turku (Abo) in →Finnland wird 1154 erstmals erwähnt. 1276 wird es Sitz eines Bischofs. Danach wird es Hauptstadt (bis 1812). 1640 wird eine 1828 geschlossene, 1920 wiederbegründete Universität (Akademie) eingerichtet, an der seit 1773 auch der bekannteste finnische Rechtswissenschaftler Matthias Calonius (1773-1817) als einziger ordentlicher Professor der juristischen Fakultät lehrt.
Lit.: Wrede, R., Matthias Calonius, 1917
Turnier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1190 [Sante Servatien Leben] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ritterliches Kampfspiel in dem Mittelalter
Lit.: Das ritterliche Turnier im Mittelalter, hg. v. Fleckenstein, J., 1985; Barber, R./Barker, J., Tournaments, 1989; The Medieval Tournament as Spectacle, hg. v. Murray, A. u. a., 2020
turpis, lat., Adj., hässlich, garstig, ungestaltet, entstellt, schmählich, schändlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *trep- (2), V., wenden, vgl. idg. *ter- (3), *terə-, *terh₁-, *teri-, *trēi-, *trī-, *teru-, *treu-, *terh₃u-, V., reiben, bohren, drehen
turpitudo, turpitūdo, lat., F., Hässlichkeit, hässliche Gestalt, wunde Stelle, Unsittlichkeit, Schimpf, Schmach, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. turpis
Lit.: Kaser §§ 9 II 2, 70 I 2
turris, lat., F., Burg, Turm, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. τύρσις (týrsis), F., Turm, Burg, befestigte Stadt, befestigter Wohnsitz; wohl aus einer Mittelmeersprache entlehnt
tutela, tūtēla, tūtella, lat., F., Fürsorge, Obhut, Schutz, Aufrechterhaltung, Beschützer, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. tuērī
Tutela (lat. [F.] Fürsorge) ist in dem römischen Recht die →Vormundschaft (tutela mulierum, Geschlechtsvormundschaft über Frauen, seit der jüngeren Republik zurückgedrängt).
Lit.: Kaser §§ 4 I 1b, 11 II 1b, 16 I 2a, 20 I 1, 58 IV 6a, 62, 63, 64; Söllner §§ 8, 9, 10; Köbler, DRG 57; Köbler, LAW; Rosa, A. dalla, Cura et tutela, 2014
tutor, tūtor, lat., M., Beschützer, Vormund, Kurator, Cic. (81-43 v. Chr.) s. latein_a_z.docx, s. tuērī
Tutor (lat. [M.] Beschützer, Vormund, [81-43 v. Chr.]) ist schon in dem altrömischen Recht der →Vormund. Ihn erhalten der nicht einer Hausgewalt unterworfene gewaltfreie Unmündige (lat. impubes, Knaben bis 14, Mädchen bis 12) und die gewaltfreie Frau. Der tutor hat eine treuhänderische Gewalt über Person und Vermögen des Mündels. Dessen Geschäfte bedürfen zu der Wirksamkeit der Bekräftigung (lat. [F.] →auctoritas) des tutor. Tutor (tutor legitimus) ist der gradnächste Agnat (Bruder, Vatersbruder, Bruderssohn), hilfsweise der nächste Gentile, bei Freigelassenen der Freilasser. Der Hausvater kann in dem Testament einen vorgehenden tutor (tutor testamentarius) bestimmen, der die Übernahme ablehnen kann. Fehlt ein gesetzlicher tutor und ein testamentarischer tutor, wird nach der lex Atilia (210 v. Chr.) ein tutor bestimmt.
Lit.: Kaser §§ 62, 63; Köbler, DRG 22, 33, 36, 43, 57
Twing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Bann, Zwang
Typ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterrbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über typus, lat., M., Figur, Bild, [81-43 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Sorte, Art
Typenzwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums soeie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Bindung an bestimmte vorgegebene Rechtsverhältnisse. In dem klassischen römischen Recht besteht bei den Verbindlichkeiten Typengebundenheit, die in dem spätantiken, weströmischen Recht (Vulgarrecht) aufgegeben wird (Typenfreiheit). In der frühen Neuzeit wird die Typengebundenheit des römischen Rechtes nicht übernommen. Dagegen geht das Sachenrecht auch in der Gegenwart von einer verhältnismäßig geschlossenen Zahl von möglichen Rechtsverhältnissen ([Besitz], Eigentum, beschränkte dingliche Rechte) aus, ebenso das Familienrecht (Verlobung, Ehe, Kindschaft, Vormundschaft, Pflegschaft).
Lit.: Kaser § 3 I; Köbler, DRG 42, 62, 164; Dilcher, H., Der Typenzwang im mittelalterlichen Vertragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 270; Wiegand, W., Numerus clausus der dinglichen Rechte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 623
typus, lat., M., Figur, Bild, regelmäßige Wiederkehr, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. gr. τύπος (týpos), Schlag, Stoß, Bild, vgl. gr. τύπτειν (týptein), V., schlagen, idg. *steup-, *teup-, V., Sb., stoßen, schlagen, Stock, Stumpf, vgl. idg. *steu- (1), *teu- (1), V., stoßen, schlagen
Typus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über typus, lat., M., Figur, Bild, [81-43 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Grundform
Tyrann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –2. Hälfte 14. Jahrhundert [Heinrich von Mügeln] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über tyrannus, lat., M. Herr, Gebieter, Herrscher, [220-130 v. Chr.] und das Griechische des Altertums mit dem kleinasiatisch-ägäischen Raum verbindbar, M.) ist der in Griechenland seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. bekannte gewaltsame Herrscher.
Lit.: Schönstedt, F., Der Tyrannenmord im Spätmittelalter, 1938; Riklin, A., Giannotti, Michelangelo und der Tyrannenmord, 1996; Große Verschwörungen, hg. v. Schultz, U., 1998; Turchetti, M., Tyrannie et tyrannicide, 2001; Jendorff, A., Der Tod des Tyrannen, 2012; Teegarden, D., Death to Tyrants, 2014; Snyder, T., Über Tyrannei, 2017
tyrannus, lat., M., Herr, Gebieter, Herrscher, Pacuv. (220-130 v. Chr.), s. gr. τύραννος (týrannos), M., Tyrann, Herrscher; Fremdwort aus dem kleinasiatisch-ägäischen Raum
Tyrnau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt mit rund 75000 Winwohnern in der Westslowakei nordöstlich Pressburgs)
Lit.: Mestská kniha príjmov trnavskej farnosti, hg. v. Rábik, V., 2006; Juristenausbildung in Osteuropa bis zu dem ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Švecová. A., Deutsch-slowakische interlinguale Parallelen in der Erbrechtsterminologie am Beispiel der Tyrnauer Bürgertestamente des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 136 (2019), 229
U
üben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, verrichten
über (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., Adv.) oberhalb
Überbau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbau der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Errichtung eines Gebäudes über die Grenze eines →Grundstücks. Der Überbau muss in dem römischen Recht in engen Grenzen geduldet werden. Ansonsten hat der Eigentümer des überbauten Grundücks einen Beseitigungsanspruch wegen der Verletzung seines Eigentums. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) schützt weitergehend jeden rechtmäßigen Überbau, gewährt aber auch einen Beseitigungsanspruch gegenüber dem rechtswidrigen Überbau.
Lit.: Kaser § 23 III 4; Hübner; Kroeschell, DRG 3; Wolff, M., Der Bau auf fremden Boden, 1900; Ebel, W., Überbau und Eigentum, (in) AcP 141 (1935), 183
übereignen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Eigentum übertragen
Übereignung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1663) ist die Übertragung des →Eigentums an einer →Sache. Sie erfolgt in dem altrömischen Recht bei einer (lat.) res (F.) mancipi (handgreifbaren Sache) durch (lat. [F.]) →mancipatio, sonst durch (lat. [F.]) traditio (Übergabe). Für das Frühmittelalter sind ahd. →sala (Gabe) und giwerida (→Gewere) bedeutsam, ohne dass deren Verhältnis zueinander völlig eindeutig ist. Von Köln aus dringt seit dem 12. Jahrhundert die Eintragung in →Schreinskarten für Grundstücksübereignungen vor. Der Sachsenspiegel (1221-1224) erfordert für die Übereignung von Eigen und Leuten →Erbenlaub und Vornahme vor Gericht. Nach →Accursius († vor 1263) wird wohl Eigentum übertragen, wenn ein rechtmäßiger Grund für die Übertragung (iusta causa traditionis) und ein Übereignungswille vorliegen. In der frühen Neuzeit setzt sich die Lehre von dem (lat.) →modus (M.) acquirendi (Erwerbsart) durch, doch entscheidet sich beispielsweise Frankreich 1804 (Portalis) für die Eigentumsübertragung durch bloßen Vertrag (Kaufvertrag, Konsens). →Savigny entwickelt demgegenüber (neben dem schuldrechtlichen Verpflichtungsgeschäft zusätzlich) den besonderen sachenrechtlichen Vertrag der (dinglichen) →Einigung (abstrakte Einigung und zusätzlich Übergabe oder Übergabeersatz). Er findet Eingang in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900), so dass zu der Übereignung ein dinglicher Vertrag und eine tatsächliche Übergabe oder ein Übergabeersatz erforderlich sind, die gegenüber einem schuldrechtlichen Grundgeschäft (beispielsweise Kauf, Schenkung) abstrakt sind. Bei Grundstücken wird die →Eintragung in das Grundbuch unabdingbar (Einigung und Eintragung). →Abstraktion
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 124, 163, 174, 211, 269; Felgentraeger, W., Friedrich Carl von Savignys Einfluss auf die Übereignungslehre, 1927; Richter, G., Die Grundstücksübereignung im ostfälischen Sachsen, 1934; Conrad, H., Liegenschaftsübertragung und Grundbucheintragung, 1935; Mayer-Edenhauser, T., Das Recht der Liegenschaftsübereignung, 1937; Voser, P., Die altdeutsche Liegenschaftsübereignung, Diss. jur. Zürich 1952; Oeckinghaus, A., Kaufvertrag und Übereignung, 1973; Ranieri, F., Die Lehre der abstrakten Übereignung, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 90; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübereignung, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Wesener, G., Zur naturrechtlichen Lehre vom Eigentumserwerb, 1977, 90, (in) FS N. Grass, 1986, 433; Schindler, K., Kausale oder abstrakte Übereignung, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Schrage, E., Traditionibus et usucapionibus, non nudis pactis dominia rerum transferuntur. Die Wahl zwischen dem Konsens- und dem Traditionsprinzip in der Geschichte, (in) Ins Wasser geworfen, hg. v. Ascheri, M. u. a., 2003, 913; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Überfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Sachenrecht die von einem Baum oder Strauch über die Grenze des Grundstücks auf ein Nachbargrundstück hinüberfallende →Frucht. Nach altrömischem Recht darf der Eigentümer den Überfall jeden zweiten Tag von dem fremden Grundstück holen. Nach der Sachsenspiegelglosse (14. Jahrhundert) gehört der Überfall dem fremden Grundstückseigentümer. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) lässt dem fremden Grundstückseigentümer den Überfall.
Lit.: Kaser § 23 III 2; Hübner; Grimm, J., Etwas über den Überfall, (in) Z. f. gesch. Rechtswiss. 3 (1816), 350; Schmidt, A., Das Recht des Überhangs und des Überfalls, 1886; Luig, K., Die sozialethischen Werte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 281
Übergabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Nürnberg 1479/1484) ist die Verschaffung des unmittelbaren →Besitzes (oder der bloßen Herrschaftsgewalt bei Fehlen eines Besitzwillens) an einer Sache durch Übertragung der tatsächlichen Herrschaftsgewalt. Als (lat. [F.]) traditio, die →Eigentum verschaffen kann, erscheint die Übergabe bereits in dem altrömischen Recht. Sie hat für die Verschaffung von Besitz oder Eigentum bis in die Gegenwart Bedeutung. Bei formloser Übergabe einer Manzipiumssache (lat. [F.] res mancipi] erlangt der Erwerber nur bonitarisches, nicht aber ziviles Eigentum. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird das Eigentum an beweglichen Sachen durch Einigung (dinglicher Vertrag) und Übergabe oder Übergabesurrogat (beispielsweise Besitzkonstitut, Übergabe kurzer Hand) verschafft.
Lit.: Kaser § 24; Hübner; Köbler, DRG 25, 125; Kocher, G., Richter und Stabübergabe, 1971; Wacke, A., Das Besitzkonstitut als Übergabesurrogat, 1974; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Übergang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [um 765] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Überschreiten einer bisherigen Grenze und der dafür vorgesehene Weg sowie das Übergehen (eines Rechtes von einem bisherigen Berechtigten auf einen Erwerber als einen neuen Berechtigten).
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
übergeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) geben, hinübergeben
übergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) gehen, hinübergehen
Überhang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, aber in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von einem Nachbargrundstück herüberragende Zweig oder die von dort eingedrungene Wurzel. Nach altrömischem Recht kann der beeinträchtigte Nachbar von dem Eigentümer Abhilfe verlangen und bei deren Ausbleiben selbst handeln. Nach dem Sachsenspiegel (1221-1224) darf kein Ast zu dem Schaden des Nachbarn über die Grenze ragen. Nach unterschiedlichen partikularen Regelungen gewährt das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) dem beeinträchtigten Nachbarn einen Beseitigungsanspruch, der durch →Selbsthilfe verwirklicht werden kann.
Lit.: Kaser § 23 III 1; Hübner; Schmidt, A., Das Recht des Überhangs und Überfalls, 1886; Luig, K., Die sozialethischen Werte, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 281
Überküre (afries. urkera, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist eine von 7 neuen →Küren des friesischen Rechtes, die u. a. die Verfassung des Bundes von →Upstallsbom enthalten.
Lit.: Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840; His, R., Die Überlieferung der friesischen Küren und Landrechte, ZRG GA 57 (1937), 58; Gerbenzon, P., Apparaat voor de studie van oudfries recht, Teil 1f. 1981
Übermaß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Überschreitung des rechtmäßigen Maßes oder des angemessenen Maßes
Übermaßverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das den Staat betreffende Verbot, seine Rechte stärker zu Lasten der Bürger zu nutzen, als dies zu der Erreichung des angestrebten Zweckes notwendig ist.
Lit.: Remmert, B., Verfassungs- und verwaltungsrechtsgeschichtliche Grundlagen des Übermaßverbotes, 1995
übersetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) über etwas setzen, hinübersetzen
Übersetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Hinübersetzung
Übersetzungsproblem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische sowie Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Problem des zutreffenden Verständnisses eines fremdsprachigen Textes. Dieses Übersetzungsproblem verstärkt sich in dem deutschen Frühmittelalter dadurch, dass die in einer Volkssprache (beispielsweise Althochdeutsch) verlaufende Rechtswirklichkeit überhaupt fast ausschließlich in einer Fremdsprache (Latein) aufgezeichnet wird und aus dieser erschlossen werden muss. Das Verständnis des frühmittelalterlichen lateinischen Wortes (beispielsweise frühmittelalterlich lat. civis) kann dabei dadurch erleichtert werden, dass man die Wiedergabe lateinischer Wörter in Texten des Altertums (beispielsweise lat. civis) durch Übersetzungen in frühmittelalterliche Volkssprachen (sog. Übersetzungsgleichungen) berücksichtigt (beispielsweise ahd. gibur).
Lit.: Köbler, DRG 79; Köbler, WAS; Heck, P., Übersetzungsprobleme im frühen Mittelalter, 1931; Hattenhauer, H., Zum Übersetzungsproblem, ZRG 81 (1964), 341; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971; Köbler, G., Lateinisch-germanistisches Lexikon, 2. A. 1984; Olberg, G. v., Übersetzungsprobleme, ZRG GA 110 (1993), 406; Köbler, G., Wörterbuch des althochdeutschen Sprachschatzes, 1993; Köbler, G., Lateinisch-althochdeutsches Wörterbuch, 1996
Übersiebnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und substantiviert N.) ist den Angeklagten durch Kläger und sechs Eidhelfer Überführen in dem Mittelalter. Die Siebenzahl könnte auf den Reinigungseid des Beklagten mit 6 Eidhelfern zurückgehen. Das Übersiebnen findet bei →handhafter Tat und →landschädlichen Leuten statt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Knapp, H., Das Übersiebnen der schädlichen Leute, 1910; Wakasone, K., Zur Entstehung des Übersiebnungsverfahrens, (in) FS L. Carlen, 1989, 211
übertragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinübertragen
Übertragung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1486) ist der gewillkürte Übergang eines Rechtes oder einer Rechtsstellung auf einen anderen Menschen oder auch eine andere Person. →Übereignung, →Abtretung, →Einigung, →Übergabe
Lit.: Köbler, DRG 90, 124, 212; Dyckerhoff, E., Die Entstehung des Grundeigentums, 1909; Merk, W., Die Grundstücksübertragung, ZRG GA 56 (1936), 1; Fehr, H., Übertragungssymbole, ZRG GA 64 (1944), 276; Hagemann, H., Übertragungen mit Nutzungsvorbehalt, (in) Archiv d. hist. Ver. d. Kantons Bern 44 (1960), 339; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Joswig, D., Die germanische Grundstücksübertragung, 1984; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
übertreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinübertreten, missachten, verletzen
Übertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist zeitweise die einfachste Form einer Straftat (beispielsweise Ruhestörung). Die Übertretung wird in dem 18. Jahrhundert mit der ein vereinfachtes Verfahren ermöglichenden Strafverfügung des Polizeirechts verfolgt. Sie wird als bloßes Delikt in formellem Sinn von der präventiv handelnden Polizei bekämpft. Nach französischem Vorbild steht sie als (franz. [F.]) contravention neben →Verbrechen und →Vergehen. Nach →Binding (1872) ist die Übertretung Ungehorsamsdelikt. 1952/1975 wird in der Bundesrepublik Deutschland die Übertretung wegen ihrer großen Zahl aus dem Strafrecht ausgeschieden und zwecks Vermeidung einer unerwünscht großen Zahl von Straftätern in ein eigenes Recht der →Ordnungswidrigkeit überführt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 204; Binding, K., Die Normen, Bd. 1f. 1872ff.; Mattes, H., Untersuchungen zur Lehre von den Ordnungswidrigkeiten, Bd. 1ff. 1977ff.; Frommel, M., Präventionsmodelle, 1987
überweisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinüberweisen
Überweisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Hinüberweisung, Übersendung
Lit.: Djazayeri, A., Die Geschichte der Giroüberweisung, 2011
überzeugen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Überzeugung verschaffen
Überzeugung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vorstellung
Überzeugungstäter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der aus innerer Überzeugung sich zu einer Straftat verpflichtet oder berechtigt fühlende Täter. Je nach der von demjeweiligen Richter anerkannten Wertigkeit seiner Überzeugung kann er milder bestraft werden.
Lit.: Ebert, U., Der Überzeugungstäter, 1975
Übung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wiederholung eines Verhaltens zwecks Erlernung und Beherrschung
Lit.: Haferkamp, H., Rechtsfälle in der juristischen Ausbildung der Pandektenwissenschaft, ZRG GA 138 (2021), 283
Ubi cessat ratio legis, cessat (ipsa) lex (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Wo der Sinn eines Gesetzes nicht eingreift, verliert das Gesetz seine Gültigkeit.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Ubi rem meam invenio, ibi eam vindico (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Wo ich meine Sache finde, dort verlange ich sie heraus.
Lit.: Liebs D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
Ubi societas ibi ius (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Wo (immer) es eine Gesellschaft gibt, da gibt es (auch) Recht.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cocceji, H. v., 1644-1719)
Uelzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen – als Ansatz – und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt in Niedersachsen mit knapp 35000 Einwohnern
Lit.: Urkundenbuch der Stadt Uelzen, bearb. v. Vogtherr, T., 1988; Vogtherr, T., Uelzen, 1997; Vogtherr, H., Tile Hagemanns Uelzen, 2009
Ukraine (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F., Grenzgebiet) ist das 1667 mit dem Dnjepr als Grenze zwischen →Polen und →Russland geteilte, an dem Ende des 18. Jahrhundert um Teile Polens erweiterte Gebiet, in dem an dem 19. 11. 1917 die Ukrainische Volksrepublik ausgerufen wird. Danach wird innerhalb der Sowjetunion das sozialistische Recht eingeführt. 1996 erhält die aus der →Sowjetunion als flächenmäßig zweitgrößter Staat (bevölkerungsmäßig sechstgrößter Staat) Europas wieder verselbständigte Ukraine eine demokratische Verfassung. 2022 wird sie von Russland unter Wladimir Putin angegriffen.
Lit.: Jakowliw, A., Das deutsche Recht in der Ukraine, 1942; Allen, W., The Ukraine, 1963; Kappeler, A., Kleine Geschichte der Ukraine, 1994, 2. A. 2000; Ukraine, hg. v. Jordan, P. u. a. 2001; Die neue Ukraine, hg. v. Simon, G., 2002; Milow, C., Die ukrainische Frage 1917-1923, 2002; Kappeler, A., Der schwierige Weg zur Nation, 2003; Die Ukraine in Europa, hg. v. Besters-Dilger, J., 2003; Ukraine at a Crossroads, hg. v. Hayoz, N., 2005; Investitionsführer Ukraine, 2006; Dietsch, J., Making Sense of Suffering, 2006; Hülshörster, S., Recht im Umbruch, 2008; Golczewski, F., Deutsche und Ukrainer 1914-1939, 2009; Snyder, T., Der König der Ukraine, 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Die Ukraine auf dem Weg nach Europa, hg. v. Besters-Dilger, J., 2011; Schnell, F., Räume des Schreckens. Gewalt und Gruppenmilitanz in der Ukraine 1905-1933, 2012; Schaller, H., Ukrainistik in Europa, 2013; Struve, K., Deutsche Herrschaft, ukrainischer Nationalismus, antijüdische Gewalt, 2015; Kappeler, A., Ungleiche Brüder – Russen und Ukrainer, 2017; Krüger, K./Rothe, H., Ukrainisch-deutsches Wörterbuch, 2019
Ulm (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der Donau erscheint 854 als Pfalz des Königs und wird in dem 13. Jahrhundert (1258?, 1274?) →Reichsstadt. Sein 1376 in dem Roten Buch aufgezeichnetes Stadtrecht wird an viele Tochterstädte verliehen. 1810 fällt Ulm an →Württemberg.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Das rote Buch der Stadt Ulm, hg. v. Mollwo, C., 1905; Hellmann, F., Zur Geschichte des Konkursrechtes der Reichsstadt Ulm, 1909; Lübke, K., Die Verfassung der freien Reichsstadt Ulm, Diss. jur. Tübingen 1935; Ernst, M., Zur älteren Geschichte Ulms, (in) Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben 30 (1937), 1; Lübke, K., Die Verfassung, Diss. jur. Tübingen 1956; Gänßlen, G., Die Ratsadvokaten und Ratskonsulenten, Diss. jur. Tübingen 1956; Hannesschläger, K., Die freie Reichsstadt Ulm. Diss. jur. Tübingen 1956; Kleinbub, M., Das Recht der Übertragung und Verpfändung von Liegenschaften in der Reichsstadt Ulm, 1961; Neusser, G., Das Territorium der Reichsstadt Ulm im 18. Jahrhundert, 1964; Gänßlen, G., Die Ratsadvokaten und Ratskonsulenten der Reichsstadt Ulm, 1966; Schmitt, U., Villa regalis Ulm, 1974; Specker, H., Ulm, 1977; Göggelmann, H., Das Strafrecht der Reichsstadt Ulm, 1984; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 8, hg. v. Kremmer, S. u. a., 2007; Scholl, C., Die Ulmer Judengemeinde im späten Mittelalter, 2013 (in dem 15. Jahrhundert vielleicht 100 Menschen); Herkle, S., Reichsstädtisches Zunfthandwerk, 2014; Armer, S., Friedenswahrung, Krisenmanagement und Konfessionalisierung, 2015 (Ulm 1554-1629)
Ulpian (Ulpianus), Domitius (Tyros in Phönizien 170?-Rom 223 [ermordet]) ist Schüler und wie →Paulus vielleicht seit 203/205 Assessor des Gardepräfekten →Papinian(us), danach Leiter der kaiserlichen Kanzlei für Privateingaben und 222 Getreidepräfekt. Die →Digesten, die zu fast einem Drittel aus (mehr als 2400) Ulpianfragmenten bestehen, lassen 26 Werke mit rund 240 Büchern erkennen, in denen Ulpian den unübersichtlich gewordenen Rechtsstoff in Gesamtdarstellungen wiederzugeben und dabei aus mehreren Lösungen die ihm die beste erscheinende auszuwählen versucht. 83 Bücher betreffen das prätorische und ädilizische Edikt, 51 Bücher die (lat.) iuris civilis libri (M.Pl.) III (3 Zivilrechtsbücher) des Sabinus, 29 Bücher die augusteische Gesetzgebung, 22 Bücher (lat.) pandectae (F.Pl., Pandekten), 7 Bücher (lat.) regulae (F.Pl., Regeln) und 2 Bücher (lat.) institutiones (F.Pl., Institutionen). Ulpian ist einer der so genannten Zitierjuristen des Jahres 426. Von Ulpian stammt (vielleicht) u. a. die Wendung (lat.) →iustitia est constans et perpetua voluntas ius suum cuique tribuendi. Iuris praecepta sunt haec - honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere (Gerechtigkeit ist der ständige Wille, jedem sein Recht zu gewähren. Die Vorschriften des Rechtes sind: ehrbar leben, den anderen nicht verletzen, jedem das Seine geben). Außerdem wird auf ihn eine Unterscheidung von (lat.) ius (N.) publicum (öffentlichem Recht) und ius privatum (privatem Recht) zurückgeführt. 223 wird Ulpian bei einem Aufstand der Prätorianergarde wohl wegen seiner strengen Verfolgung von Rechtsverletzungen ermordet. Verschiedene mit seinem Namen verbundene Werke (beispielsweise [lat.] tituli [M.Pl.] ex corpore Ulpiani, Titel aus dem Werk Ulpians) stammen nicht von ihm. S. Google
Lit.: Söllner §§ 16, 19, 22; Köbler, DRG 30, 52, 53; Schulz, F., Geschichte der römischen Rechtswissenschaft, 1961; Kunkel, W., Herkunft und soziale Stellung der römischen Juristen, 1952, 2. A. 1967, 245; Honoré, T., Ulpian, 1982; Liebs, D., Die Jurisprudenz im spätantiken Italien, 1987
Ultra posse nemo obligatur (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Über sein Können hinaus wird niemand verpflichtet.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007
um (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert? [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp., Adv.) herum, zu mehreren Seiten
Umbrien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die mittelitalienische Binnengebirgslandschaft, die in der Völkerwanderung von den Römern an die Langobarden (Herzogtum Spoleto) übergeht. 1549 gelangt Umbrien an den →Kirchenstaat. 1860 geht es in dem neu gebildeten →Italien auf.
Lit.: Conti, P., Il ducato di Spoleto, 1982; Italien-Lexikon, hg. v. Brütting, R., 1995, 2. A. 2015
umdeuten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abweichend deuten
Umdeutung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Ersetzung eines gewollten, aber nichtigen Rechtsgeschäfts durch ein anderes, nicht gewolltes, aber in seinen Voraussetzungen gegebenes zulässiges Rechtsgeschäft. Die Umdeutung erscheint verschiedentlich bereits in dem römischen Recht.
Lit.: Kaser § 9 I 3
Ume, Kenjirô (1860-1910), Arztssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tokio, Lyon (1886-1889) und Berlin (Eck, Kohler, Brunner) 1890 Professor in Tokio. Er verfasst mit Hozumi und Tomii das Bürgerliche Gesetzbuch →Japans von 1896/1898 und mit anderen das Handelsgesetzbuch von 1899. Von ihm stammt ein wichtiger Handkommentar zu dem Bürgerlichen Gesetzbuch (Minpô Yôgi, Bd. 1ff. 1896ff., Neudruck 1984). Er gilt als bedeutendster Jurist Japans.
Lit.: Higashikawa, T., Hakushi Ume Kenjiro, 1917; Waga-minpô no chichi Ume Kenjiro, 1992
umfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herumfahren
Umfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem fränkischen Frühmittelalter die Fahrt des Herrschers durch sein Reich nach Herrschaftsbeginn (beispielsweise 533). →Umritt
Lit.: Schücking, W., Der Regierungsantritt, 1899; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Holenstein, A., Die Huldigung der Untertanen, 1991
umgehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herumgehen, vermeiden
umgehend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) rasch
Umgehung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Herumgehung
Umgehungsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Geschäft, durch das die Beteiligten einen Zweck erreichen wollen, den sie wegen des Verbots oder der Folgen eines anderen Geschäfts mit diesem nicht oder nicht in dieser Weise erreichen können. Das Umgehungsgeschäft ist bereits früh erkennbar. In bekannten Beispielen wird etwa das →kanonische Zinsverbot umgangen. In einem weiten Sinn sind auch Scheinverfahren Umgehungsgeschäfte (beispielsweise lat. [F.] →in iure cessio). Das Umgehungsgeschäft ist grundsätzlich unzulässig, setzt sich aber in manchen Fällen als tatsächlich anerkannt durch.
Lit.: Köbler, DRG 21, 25, 40; Schröder, J., Gesetzesauslegung und Gesetzesumgehung, 1985; Benecke, M., Gesetzesumgehung im Zivilrecht, 2004
umreiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herumreiten
Umritt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Ritt des Herrschers durch sein Reich nach Herrschaftsbeginn in dem Mittelalter (beispielsweise 508, 1024). →Umfahrt
Lit.: Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981, 48; Schmidt, R., Königsritt und Huldigung, (in) Vorträge und Forschung 6, 2. A. 1981; Holenstein, A., Die Huldigung der Untertanen, 1991
Umsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Warenverkehr
Umsatzsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Steuer von dem zu versteuernden und steuerpflichtigen Umsatz von Lieferungen und sonstigen Leistungen eines Unternehmers. Sie ist eine auf den Verbraucher überwälzte →Verbrauchsteuer. In Bremen wird sie 1862 als Ersatz der Akzise zu dem 1. 1. 1863 eingeführt (bis 30. 6. 1884). Mit Gesetz von dem 30. 6. 1864 erheben die Vereinigten Staaten von Amerika nach ersten Vorläufern von 1862 (3 Prozent) eine allgemeine Umsatzsteuer zu der Beseitigung der durch den Sezessionskrieg ausgelösten Finanznot (Produktionssteuer, 5 Prozent, bis 1870 weitgehend aufgehoben). In dem (zweiten) Deutschen Reich wird durch das Gesetz über einen Warenumsatzstempel von dem 26. 6. 1916 (u. a. Johannes Popitz) ein Vorläufer der Umsatzsteuer geschaffen. Dem folgen nach einer Verordnung des Bundesrats von dem 2. 5. 1918 das wegen der wachsenden Finanznot des Deutschen Reiches geschaffene Umsatzsteuergesetz von dem 26. 7. 1918 und das Umsatzsteuergesetz von dem 24. 12. 1919 (Frankreich 1917, Italien 1919, Belgien 1921). An dem Ende des 20. Jahrhunderts gewinnt die Umsatzsteuer (seit 1. 1. 1968 als Mehrwertsteuer bzw. Allphasennettoumsatzsteuer mit Vorsteuerabzug) an Bedeutung, weil sie für den sie bezahlenden Verbraucher nicht unmittelbar in dem Preis erkennbar ist und zugleich beispielsweise eine einmal von dem Gesetzgeber durchgesetzte Erhöhung den Politikern auf meist lange Zeit erhebliche Einkünfte zwecks beliebiger Umverteilung verschafft. →Akzise, →Ungeld
Lit.: Köbler, DRG 233, 251; Grabower, R., Die Geschichte der Umsatzsteuer, 1925; Franke, H., Die Geschichte der Reichs-Umsatzsteuer, Diss. jur. Köln 1941; Grabower, R., Die Umsatzsteuer, 2. A. 1962; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992; Gehm, M., Die Entstehung der Reichsumsatzsteuer, ZRG GA 126 (2009), 235
umsetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) an eine andere Stelle setzen
Umstand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist allgemein eine herumstehende Gegebenheit und in dem Verfahrensrecht die um Richter und Urteiler (Schöffen) stehende Gesamtheit der Menschen in dem Frühmittelalter. Das →Urteil bedarf der auch durch Schweigen möglichen Genehmigung durch den Umstand. Schon in dem Frühmittelalter und in dem Hochmittelalter (Sachsenspiegel, Landrecht II, 12, 10, 14) scheidet der Umstand aber als bloße →Öffentlichkeit aus der Urteilsbildungstätigkeit allmählich aus.
Lit.: Köbler, DRG 70, 75; Sohm, R., Die fränkische Reichs- und Gerichtsverfassung, 1871, 372; Beyerle, F., Das Entwicklungsproblem im germanischen Rechtsgang, 1915; Nehlsen-von Stryk, K., Die boni homines, 1981; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985
umstehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herumstehen
Umwelt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der die natürlichen Lebensbedingungen der Menschen bildenden Gegenstände und Gegebenheiten. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (genauer seit etwa 1970 bzw. 1969-1975) wird allgemein erkannt, dass die große und zunehmende Zahl der auf der Erde lebenden Menschen durch ihre industrialisierte Lebensweise die Umwelt (Luft, Wasser, Boden) insgesamt gefährdet. Zu der Steuerung dieser Gefährdung werden nach Einzelgesetzen (beispielsweise Wassergesetz Preußens [bereits] von dem 1. Mai 1914) ein Umweltstrafrecht (Bundesrepublik Deutschland seit 1975), ein Umwelthaftungsrecht (1991) und ein Umweltschadensrecht (2007) entwickelt. An Einzelbereichen sind dabei für die Bundesrepublik Deutschland bedeutend Abfallbeseitigungsgesetz 1972, Chemikalienrecht 1972/1980, Luftreinhaltung 1974, Gewässerschutzrecht 1975/1976, Waldschutz- und Naturschutzrecht 1975/1976, Stagnation 1977-1986/1989, Integration in das Verfassungsrecht 1990-1997, Umweltverträglichkeitsprüfung 1990, Gentechnikgesetz 1990, Tiere sind keine Sachen 1990, Umwelthaftung 1990, Öko-Audit 1993/1995, Verbandsklage, Kreislaufwirtschaft 1991/1994, ökologischer Landbau 1991, Beschleunigungsgesetze 1991/1996, Umweltinformationsgesetz 1994, nachhaltigkeitsorientierte Reform in dem Raumordnungs- und Baurecht 1997, Bundesbodenschutzgesetz 1998, nachhaltigkeitsorientierte Reform des Energierechts 1998-2002 sowie unvollendetes Kodifikationsprojekt, für Österreich Immissionsschutzrecht ab 1973, Forst- und Naturschutzrecht 1975/1976, Atomsperrgesetz 1978, Umwelt-Verfassungsrecht 1984, Abfallwirtschaftsgesetz 1990, Gewässerschutzrecht 1990, als Mitglied der Europäischen Union 1995 Übernahme des europäischen Umweltrechts, Problem des alpenquerenden Verkehrs, Nachhaltigkeit und Schutz der Erdatmosphäre und für die Schweiz Natur- und Heimatschutzgesetz 1966, Umweltschutz als Staatsziel 1971, Gewässerschutzgesetz 1971, Raumplanungsgesetz 1979, Umweltschutzgesetz 1983, Waldgesetz 1991, Alpenschutzartikel 1994, Revision des Umweltschutzgesetzes 1995, Landwirtschaftsgesetz 1998, Bundesverfassung von dem 18. April 1999, Kohledioxidgesetz 1999 sowie Annäherungen an eine nachhaltigkeitsorientierte Reform des Energierechts. Aktuell wird geschätzt, dass in der global (beispielsweise durch Straßenbeleuchtung oder Reklame) verschwendeten Lichtenergie 750 Millionen Tonnen des Treibhausgases CO2 stecken, wobei etwa Licht mit einem hohen Blauanteil (beispielsweise an dem Bildschirm) die Ausschüttung des Ruhehormons Melatonin verhindert und dadurch Schlafstörungen bewirkt.
Lit.: Köbler, DRG 249, 250, 265; Tiedemann, K., Die Neuordnung des Umweltstrafrechts, 1980; Besiegte Natur, hg. v. Brüggemeier, F. u. a., 1987; Umwelt in der Geschichte, hg. v. Herrmann, B., 1989; Hager, G., Das neue Umwelthaftungsgesetz, (in) NJW 1991, 134; Brüggemeier, F./Rommelspacher, T., Blauer Himmel über der Ruhr, 1992; Umweltgeschichte, hg. v. Abelshauser, W., 1994; Kloepfer, M., Zur Geschichte des deutschen Umweltrechts, 1994; Umweltgeschichte, hg. v. Abelshauser, W., 1994; Fischer, R., Umweltschützende Bestimmungen im römischen Recht, Diss. jur. Augsburg 1995; Büschenfeld, J., Flüsse und Kloaken, 1999; Sporn, T., Pfister gegen Krickerode, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Bloy, R., Umweltstrafrecht, (in) JuS 1997, 577; Radkau, J., Natur und Macht, 2000; Büker, D., Mensch – Kultur – Abwasser, 2000; Glaser, R., Klimageschichte Mitteleuropas, 2001, 2. A. 2008, 3. A. 2013; Lies-Benachib, G., Immissionsschutz im 19. Jahrhundert, 2002; Marquardt, B., Umwelt und Recht in Mitteleuropa, 2003; Winiwarter, V., Umweltgeschichte, 2004; Hünemörder, K., Die Frühgeschichte der globalen Umweltkrise und die Formierung der deutschen Umweltpolitik (1950-1973), 2004; How Green Were the Nazis, hg. v. Brüggemeier, F. u. a., 2005; Freytag, N., Deutsche Umweltgeschichte, (in) HZ 283 (2006), 383; Behringer, W., Kulturgeschichte des Klimas, 2007; Winiwarter, V. u. a., Umweltgeschichte, 2007; Rohr, C., Extreme Naturereignisse im Ostalpenraum, 2007; Mildenberger, F., Umwelt als Vision, 2007; Landnutzung und Landschaftzsentwicklung im deutschen Südwesten, hg. v. Lorenz, S. u. a., 2009; Manuelshagen, F., Klimageschichte der Neuzeit 1500-1900, 2010; Reith, R., Umweltgeschichte der frühen Neuzeit, 2011; Umweltgeschichte(n) - Ostmitteleuropa von der Industrialisierung bis zum Postsozialismus, hg. v. Herzberg, J. u. a., 2013; Schulz-Walden, T., Anfänge globaler Umweltpolitik, 2013; Knoll, M., Die Natur der menschlichen Welt, 2013; Aberth, J., An Environmental History of the Middle Ages – The Crucible of Nature, 2013; Fäßler, P., Umweltgeschichte, 2014; Brüggemeier, F., Schranken der Natur, 2014; Brooke, J., Climate Change and the Course of Global History, 2014; Uekötter, F., Deutschland in Grün, 2015; Wirtschaft und Umwelt, hg. v. Schulz, G. u. a., 2015; Schellnhuber, H., Selbstverbrennung, 2015; Huff, T., Natur und Industrie im Sozialismus, 2015; Kliimaschutzrecht zwischenn Wunsch und Wirklichkeit, hg. v. Kirchengast, G. u. a., 2017; Pollution and the Environment in Ancient Life and Thought, hg. v. Cordovana, O. u. a., 2017; 2017; Ross, C., Ecology and Power in the Age of Empire, 2017
un (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache - und in Google -belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, nicht abtrennbares Präfix) nicht
UN (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) United Nations (N. Pl.), Vereinte Nationen
UN-Kaufrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das an dem Ende des 20. Jahrhunderts von den →Vereinten Nationen zu der Erleichterung des Handelsverkehrs entwickelte Kaufrecht.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Reinhart, UN-Kaufrecht, 1991; Karollus, M., Der Anwendungsbereich des UN-Kaufrechts, JuS 1993, 378
unabhängig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) frei, selbstbestimmend
Unabhängigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen einer Abhängigkeit (beispielsweise zugunsten einer bisherigen Kolonie von dem Mutterland oder der rechtsprechenden Gewalt von der ausführenden Gewalt). Die Unabhängigkeit des Richters wird in dem 18. Jahrhundert als Notwendigkeit der politischen Gestaltung einer Gesellschaft und eines Staates erkannt (England 1701). Sie setzt sich in dem 19. Jahrhundert (1848, Preußen 1850) weitgehend durch.
Lit.: Köbler, DRG 200; Kroeschell, DRG 3; Klüber, J., Die Selbständigkeit des Richteramtes, 1832; Aubin, G., Die Entwicklung der richterlichen Unabhängigkeit, 1906; Plathner, G., Der Kampf um die richterliche Unabhängigkeit, 1935; Eichenberger, K., Die richterliche Unabhängigkeit, 1960; Die Unabhängigkeit des Richters, hg. v. Simon, D., 1975; Ogorek, R., Richterkönig oder Subsumtionsautomat?, 1986; Immisch, L., Der sozialistische Richter in der DDR, 1997; Baer, A., Die Unabhängigkeit der Richter in der Bundesrepublik und in der DDR, 1999
Unabhängiger Verwaltungssenat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., UVS) ist in Österreich der zeitweise (ab 1. 1. 1991 zwecks formaler und damit scheinbarer Verwirklichung des Gewaltenteilungsprinzips geschaffene, mit 1. 1. 2014 durch das Landesverwaltungsgericht ersetzte) das bis dahin fehlende Verwaltungsgericht vertretende Entscheidungsträger über die Rechtmäßigkeit verfahrensfreier (nicht an die Form eines Bescheids gebundener) Verwaltungsakte. Gegen seine Bescheide ist während der Zeit seines Bestehens die Beschwerde an den (einzigen) Verwaltungsgerichtshof möglich.
unbeerbt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht mit einem [Abkömmling als] Erben versehen (Adj.)
unbeweglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu Unbeweglichkeit nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., lat. immobilis) ohne Zerstörung nicht bewegbar, fest
Unehelich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1275) ist die durch das Fehlen einer Ehe gekennzeichnete Bestimmung. Insbesondere kann ein Kind unehelich sein. In dem römischen Recht ist zunächst das uneheliche Kind wenig bedeutsam und gilt als (lat.) persona (F.) sui iuris (Person eigenen Rechtes). Seit der Zeitenwende wird das uneheliche Kind zwecks versuchter Förderung der Ehe benachteiligt. Danach bekämpft die →Kirche die Unehelichkeit. Sie erreicht, dass das uneheliche Kind als nicht mit dem Vater verwandt gilt und deshalb kein Erbrecht nach ihm hat, wobei aber verschiedene Arten von unehelichen Kindern unterschieden werden können. (beispielsweise Hurenkinder, Brautkinder). Erst seit der Aufklärung ändert sich die Benachteiligung des unehelichen Kindes allmählich. In Norwegen erfolgt die Gleichstellung 1915, in Dänemark 1937. In dem (zweiten) Deutschen Reich scheitern Reformbestrebungen 1925-1929 und 1940. 1969 wird das Wort unehelich durch das weniger belastet klingende →nichtehelich ersetzt und die Rechtsstellung inhaltlich verbessert (ab 1970 ist das nichteheliche Kind auch mit dem nichtehelichen Vater verwandt), doch erfolgt erst zu dem 1. 4. 1998 die sachliche Beseitigung der Unterschiede (Österreich 1989).
Lit.: Kaser §§ 13 II 1b, 61 II; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 88, 120, 160, 210, 267; Brunner, H., Die uneheliche Vaterschaft, ZRG GA 17 (1896), 1; Bückling, G., Die Rechtsstellung der unehelichen Kinder, 1920; Weitnauer, A., Die Legitimation, 1940; Schubart-Fikentscher, G., Die Unehelichen-Frage, 1967; Winterer, H., Die Stellung der unehelichen Kinder, ZRG GA 87 (1970), 32; Herrmann, H., Die Stellung unehelicher Kinder, 1971; Leineweber, A., Die rechtliche Beziehung des nichtehelichen Kindes zu seinem Erzeuger, 1978; Köbler, G., Das Familienrecht in der spätmittelalterlichen Stadt, (in) Haus und Familie in der spätmittelalterlichen Stadt, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Ellrichshausen, E., Die uneheliche Mutterschaft im altösterreichischen Polizeirecht, 1988; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Illegitimität im Spätmittelalter, hg. v. Schmugge, L. u. a., 1994; Schmugge, L., Kirche, Kinder, Karrieren, 1995; Bors, M., Bescholtene Frauen vor Gericht, 1998; Buske, S., Fräulein Mutter und ihr Bastard, 2004; Lochner, D., Das uneheliche Kind im rheinischen Recht, 2006; Berg, T., Die Entwicklung des Sorgerechts der Mütter nichtehelicher Kinder in Deutschland vom Inkrafttreten des BGB bis heute, 2012; McDougall, S., Royal Bastards – The Birth of Illegitimacy 800-1230, 2017; Röper, J., Das unehliche Kind (uægte barn) und seine Mutter in der norwegischen Gesetzgebung zwischen 1892 und 1917), 2020
Unehrlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ist die durch Fehlen der Ehrlichkeit gekennzeichnete Bestimmung. In dem römischen Recht ist der (lat.) infamis von Prozesshandlungen und Ämtern ausgeschlossen. In Hochmittelalter und Frühneuzeit sind verschiedene Tätigkeiten uunehrlich (beispielsweise Henker, Totengräber, Bader, Prostituierte). Wer unehrlich ist, kann bestimmte Tätigkeiten nicht ausüben. Als Folge der Aufklärung verschwindet die äußerliche Unehrlichkeit (Frankreich 1789), doch schätzt auch in der Gegenwart der Mensch Mitmenschen als unterschiedlich wertvoll ein.
Lit.: Kaser § 13 III; Hübner; Gernhuber, J., Strafvollzug und Unehrlichkeit, ZRG GA 74 (1957), 119; Oppelt, W., Über die Unehrlichkeit des Scharfrichters, 1976; Danckert, W., Unehrliche Leute, 2. A. 1979; Deutsch, A., Die Henker, 2001
unerlaubt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu Unerlaubtheit nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1433) von dem Recht oder von dem Berechtigten nicht erlaubt
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Unerlaubte Handlung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1789 Hugo, Delikt) ist die von dem Recht nicht erlaubte Handlung, die bei einem →Schaden eines anderen einen Schadensersatzanspruch begründen kann. Die unerlaubte Handlung ist seit den Anfängen des Rechtes bekannt. Zu den verletzbaren Rechtsgütern gehören vor allem der Körper und das Eigentum des Menschen (Tötung, Körperverletzung, Diebstahl, Sachbeschädigung). Eine bedeutsame Regelung des Rechtsbereichs bringt die (lat.) →lex (F.) Aquilia de damno (286 v. Chr., aquilisches Gesetz über den Schaden). Die frühmittelalterlichen Volksrechte sehen jeweils →Wergeld und Buße vor, bis sich ab dem Beginn des Hochmittelalters (11. Jahrhundert) →Strafe und Schadensersatz trennen. In dem 19. Jahrhundert werden für die unerlaubte Handlung jeweils Handlung, Rechtswidrigkeit und Schuld gefordert. Die gesetzliche Regelung des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) hierzu findet sich in den §§ 823ff. Sie geht von einzelnen, geschützten Rechten und Rechtsgütern aus. Über die Haftung für eigenes Verhalten hinaus wird auch die Haftung für andere (Verrichtungsgehilfen), für Tiere und für Sachen in bestimmten Gestaltungen (beispielsweise Bauwerk) erfasst. S. Google
Lit.: Kaser §§ 50, 51; Hübner 608; Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 140, 216, 217, 271; Jentsch, H., Die Entwicklung von den Einzeltatbeständen des Deliktsrechts zur Generalnorm, 1939; Lange, H., Schadensersatz und Privatstrafe, 1955; Caemmerer, E. v., Wandlungen des Deliktsrechts, (in) FS zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Juristentages, 1964, 49; Wieling, H., Interesse und Privatstrafe, 1970; Becker, W., Das Recht der unerlaubten Handlung, 1976; Völkl, A., Die Verfolgung der Körperverletzung, 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Comparative Studies in the Development of the Law of Torts in Europe, hg. v. Bell, J., Bd. 1ff. 2012
Unfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das ungewollte, vielfach Schaden verursachende und dann bei Vorliegen einer Schadensüberwälzungsnorm zu Schadensersatz verpflichtende Ereignis.
Lit.: Eckhardt, M., Technischer Wandel und Rechtsevolution, 2001
Unfallflucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verkehrsunfallflucht, unerlaubtes Entfernen von dem Unfallort) ist das mit Strafe bedrohte, rechtspolitisch und verfassungsrechtlich umstrittene Verlassen des Ortes eines Straßenverkehrsunfalls durch einen Beteiligten ohne Zustimmung der Verletzten. Vorläufer sind eine Verordnung über das Verhalten von Schiffen nach einem Zusammenstoß auf See von 1876 und eine Verordnung des Großherzogtums Hessen von 1899. 1909 wird eine entsprechende Bestimmung über Fahrerflucht als § 22 in das Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen aufgenommen, die 1940 als § 139a in das Strafgesetzbuch einbezogen wird (1953 § 142 StGB, 1975 unerlaubtes Entfernen von dem Unfallort).
Lit.: Meurer, G., Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort, 2014 (Diss. jur. Hagen 2013)
Unfallversicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von Berufsgenossenschaften verwaltete →Sozialversicherung gegen Arbeitsunfälle (Deutsches Reich 6. 7. 1884). Sie vertritt aus politischen Überlegungen eine an sich sinnvolle oder naheliegende →Gefährdungshaftung des Unternehmers. Seit 1925 erfasst sie auch die Berufskrankheit und den Wegeunfall. An dem Ende des 20. Jahrhunderts sichert sie rund 38 Millionen Menschen in Deutschland. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 183; Gitter, W., Schadensausgleich im Arbeitsunfallrecht, 1969; Köbler, G., Mittlere Fahrlässigkeit und dogmatische Einordnung der Arbeitnehmerhaftung, (in) AcP 169 (1969), 404; Wickenhagen, E., Die Geschichte der gesetzlichen Unfallversicherung, 1980; Bracher, H., Die Entwicklung der Fabrikhaftpflicht, (in) ZNR 8 (1986), 157; Lengwiler, M., Risikopolitik im Sozialstaat. Die schweizerische Unfallversicherung, 2006; Balthasar, S., Der Schutz der Privatsphäre im Zivilrecht, 2006; Fluch, F., Schwarzbuch Versicherung – Wenn Unrecht zu Recht wird, 2015
unfrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht frei
Unfreier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der die Freiheit entbehrende Mensch in Mittelalter und Frühneuzeit. Er ist dem →Sklaven des römischen Rechtes vergleichbar, wenn auch wohl nicht völlig gleich. Tacitus bezeugt ihn bereits für die Germanen, wobei er ihm eine eigene Behausung und einen selbständigen Wirtschaftsbereich mit Ablieferungspflichten zuspricht. Der Unfreie ist in der Personalgewalt (ahd. munt) seines Herrn. Wie weit in dem Frühmittelalter der Unfreie (ahd. skalk) als Sache behandelt wird, ist zweifelhaft. Immerhin regeln manche Volksrechte seine Tötung neben der Tötung der Freien. Die christliche Kirche bekämpft seit dem 6. Jahrhundert ein Tötungsrecht des Herrn und erkennt in dem 10. Jahrhundert Ehen unter Unfreien ohne weiteres an. Wirtschaftlich ist der in einzelnen Beziehungen unterschiedlich gestellte Unfreie allgemein in die →Grundherrschaft eingebunden. Seit dem Hochmittelalter wird die geburtsständische Gliederung nach der (Freilassung ermöglichenden) Unfreiheit bzw. Freiheit durch die berufsständische Gliederung nach Rittern, Bürgern und →Bauern überlagert. Die Aufklärung beseitigt die Unfreiheit (Frankreich 1789, Preußen 1807). In England entschärft sich die Unfreiheit bereits seit dem Bauernaufstand von 1381. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 68, 71, 78, 87, 89; Meyer, G., Die Gerichtsbarkeit über Unfreie und Hintersassen, ZRG GA 2 (1881), 83, 3 (1882), 102; Koehne, K., Die Geschlechtsverbindungen der Unfreien, 1888; Zycha, A., Über den Anteil der Unfreiheit am Aufbau von Wirtschaft und Recht, 1915; Rörig, F., Luft macht eigen, (in) Festgabe Gerhard Seeliger, 1920; Landau, P., Hadrians IV. Dekretale „Dignum est“, (in) Studia Gratiana 12 (1967), 511; Merzbacher, F., Die Bedeutung von Freiheit und Unfreiheit, (in) Hist. Jb. 90 (1970), 257; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Kolb, H., Über den Ursprung der Unfreiheit, (in) Z. f. d. A. 103 (1974), 289; Rösener, W., Grundherrschaft im Wandel, 1991; Die abendländische Freiheit, hg. v. Fried, J., 1991; Freedman, P., The Origins of Peasant Servitude, 1991; Grieser, H., Sklaverei im spätantiken und frühmittelalterlichen Gallien, 1997; Forms of Servitude in Northern and Central Europe, hg. v. Freedman, P. u. a., 2005
Ungar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M., Magyar) ist der Angehörige des um 895 (862 bzw. 894-900) aus Asien östlich des Urals in das Donaubecken (Karpatenbecken) gelangenden, finno-ugrisch sprechenden Volkes (Reitervolks), das nach der Niederlage in der Schlacht auf dem Lechfeld (10. 8. 955) sesshaft wird. Benannt ist es nach den in der Spätantike an dem Nordostrand des Schwarzen Meeres siedelnden Reitervolk der Onoguren. Vielleicht 1001 erfolgt die Krönung eines christlichen Königs der Ungarn (Stephan I.). 1290 stirbt das Bulgarien, Dalmatien, Galizien, Kroatien und Siebenbürgen erobernde Königsgeschlecht der Arpaden aus. In dem Streit mit Habsburg siegt Anjou-Sizilien (1301/1310-1382/1386). (Vor) 1514 erstellt Stephanus →Werböczy eine erstmalige Sammlung des Gewohnheitsrechts des Königreichs Ungarn, die sich in der Gerichtspraxis durchsetzt, während an den Universitäten (Pécs bzw. Fünfkirchen 1367, aber bald wieder geschlossen) eine Ausbildung in dem römischen Recht erfolgt. 1526 fällt das inzwischen entstandene Land Ungarn durch Erbrecht an →Habsburg, doch gelangen 1529/1541 große Teile an die Türken/Osmanen und wird Siebenbürgen weitgehend selbständig. 1683-1699 erobert Habsburg die von Türken beherrschten Gebiete. Zentrale Verwaltungsbehörde ist die ungarische Hofkanzlei (bis 17. 3. 1848, ab 20. 10. 1860 bis 17. 2. 1867). 1840 wird ein Handelsgesetzbuch geschaffen. An dem 11. 4. 1848 anerkennt der Kaiser von dem Reichstag Ungarns beschlossene 31 Gesetzesartikel und Reformen als Verfassung an, wodurch Ungarn nur noch in Personalunion mit Österreich verbunden ist, weshalb auch die so genannte Pillersdorfsche Verfassung von dem 25. 4. 1848 nicht auf Ungarn erstreckt wird. Ein Aufstand gegen die Herrschaft Österreichs wird 1849 mit Hilfe Russlands unterdrückt. Nach Ansicht Österreichs verwirkt Ungarn durch den Parlamentscbeschluss von dem 14. 4. 1849 über die Entthronung der Habsburger und durch die Unabhängigkeitserklärung von dem 19. 4. 1849 seine Verfassung (Verwirkungstheorie), während nach Ansicht Ungarns die Beschlüsse zwecks Abwehr der Märzverfassung 1849 gerechtfertigt sind (Rechtskontinuitätstheorie). Von 1853 bis 1861 gilt in Ungarn das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs. 1867 muss →Österreich in dem so genannten →Ausgleich seine Herrschaft über Ungarn lockern (Dualismus, 1873 Hauptstadt Budapest, zuvor Pest-Buda). 1878 werden (nach von deutschen Vorbildern geprägten Entwürfen von 1790, 1830 und 1843) ein Strafgesetzbuch (, 1879 ein Strafgesetzbuch über die →Übertretungen) und 1896 eine 1900 verbesserte Strafprozessordnung geschaffen. 1895 wird die staatliche Zivilehe eingeführt, womit die Umgehung des Ehescheidungsverbots Österreichs durch so genannte siebenbürgische bzw. ungarische Ehen entbehrlich wird. 1918 verselbständigt sich unter Ausrufung der Republik (Volksregierung unter Graf Mihály Károlyi) das Land als Königreich ohne König, das nach dem Ende der Fremdbestimmung durch die Sowjetunion (1945-1989, Bürgerliches Gesetzbuch 1959 mit Geltung ab 1. 5. 1960) den Anschluss an die Europäische Gemeinschaft bzw. Europäische Union (1993) sucht und 2004 findet.
Lit.: Köbler, DRG 95, 129, 194, 220; Baltl/Kocher; Timon, A. v., Ungarische Verfassungs- und Rechtsgeschichte, 2. A. (1904 bzw.) 1909; Schulte, A., Die Kaiser- und Königskrönungen zu Aachen 813-1531, 1924; Karpat, J., Corona regni Hungariae, 1937; Müller, G., Die mittelalterlichen Verfassungs- und Rechtseinrichtungen der Rumänen des ehemaligen Ungarn, (in) Siebenbürgische Vierteljahrschrift 61 (1938); Miskolczy, J., Ungarn in der Habsburger Monarchie, 1959; Madl, F., Das erste ungarische ZGB, (in) Das ungarische ZGB, 1963; Karpat, J., Die Rechtsgeschichte Ungarns, (in) FS H. Lentze, 1969, 339; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,561, 3,2,2141,2819, 3,3,3512,3629,3716,4056,4202; Bogyay, T. v., Grundzüge der Geschichte Ungarns, 4. A. 1990; Sugar, P./Hanal, P., History of Hungary, 1990; Diplomata Hungariae Antiquissima, hg. v. Györffy, G., Bd. 1 1992; Haslinger, P., Hundert Jahre Nachbarschaft, 1996; Zlinszky, J., Wissenschaft und Gerichtsbarkeit, Quellen und Literatur der Privatrechtsgeschichte Ungarns, 1996; Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften, Bd. 2, hg. v. Gündel, A., 1997; Kellner, M., Die Ungarneinfälle, 1997; Pribersky, A. u. a., Ungarn, 1999; Molnár, N., Geschichte Ungarns, 1999; Les Hongrois et l’Europe, hg. v. Csernus, S. u. a., 1999; Kristó, G., Die Geburt der ungarischen Nation, 2000; Lendvai, P., Die Ungarn, 1999; Fata, M., Ungarn, 2000; Olechowski-Hrdlicka, K., Die gemeinsamen Angelegenheiten der österreichisch-ungarischen Monarchie, 2000; The Hungarian State 1000-2000, hg. v. Gergely, A. u. a., 2000; Molnár, M., A Concise History of Hungary, 2001; Ungarn und Europa, hg. v. Brunner, G., 2001; Krauss, K., Deutsche Auswanderer in Ungarn, 2003; Pajkossy, G., Magyarország története a 19. században (Die Geschichte Ungarns im 19. Jahrhundert), 2003; Kajtár, I., A 19. századi magyar állam- és jogrendszer alapjai. Európa – haladás – Magyarország (Die Grundlagen des modernen ungarischen Verfassungs- und Rechtssystems des 19. Jahrhunderts. Europa – Fortschritt – Ungarn), 2003; Adriányi, G., Die Geschichte der katholischen Kirche in Ungarn, 2004; Das Ungarnbild der deutschen Historiographie, hg. v. Fata, M., 2004; Peregrinatio Hungarica, hg. v. Fata, M. u. a., 2006; Radek, T., Das Ungarnbild der deutschsprachigen Historiographie des Mittelalters, 2008
Ungarn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, N.) →Ungar
Lit.: Mayer, T., Verwaltungsreform in Ungarn nach der Türkenzeit, 1911, Neudruck bzw. 2. A. 1980; Zehntbauer, R., Einführung in die neuere Geschichte des ungarischen Privatrechts, 1916; Heymann, E., Das ungarische Privatrecht und der Rechtsausgleich mit Ungarn, 1917; Tagányi, K., Lebende Rechtsgewohnheiten und ihre Sammlung in Ungarn, 1922; Both, Ö., Kampf um die Einführung der Geschworenengerichte, Acta universitatis Szegediensis, Iur. et polit. 7, 1 (1960), 1; Deér, J., Die heilige Krone Ungarns, 1966; Horváth, P., A kelet- és közép-európai népek, 1968; Die juristische Bildung in der Slowakei und Ungarn bis zum Jahre 1848, 1968; Tripartitum opus iuris consuetudinarii inclyti regni Hungarie per Stephanum de Werbewcz editum Wien 1517, Neudruck 1969; Tanulmányok a magyar helyi önkormányzat múltjábol (Studien zur Geschichte der örtlichen Selbstverwaltung in Ungarn), hg. v. Bónis, G./Degré, A., 1971; Bónis, G., Középkori jogunk elemei, 1972; Bak, J., Königtum und Stände in Ungarn im 14.-16. Jahrhundert, 1973; Csizmadia, A., Adam Franz Kollár und die ungarische rechtshistorische Forschung, 1982; Kovács, K., Zur Geschichte des ungarischen Strafrechts und Strafprozessrechts 1000-1918, 1982; Mertanová, S., Ius tavernicale, 1985, Jobbágyi, G., Die Rechtsfähigkeit und das Lebensrecht des Embryos im ungarischen Recht, ZRG GA 110 (1993), 513; Neschwara, C., Die Geltung des österreichischen Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches in Ungarn, ZRG GA 113 (1996), 362; Gönczi, K., Ungarisches Stadtrecht aus europäischer Sicht, 1997; Recht ohne Grenzen. Grenzen des Rechts, hg. v. Polaschek, M., 1997; Die Elemente der ungarischen Verfassungsentwicklung, hg. v. Máthé, G./Mezey, B., 2000; The Hungarian State, hg. v. Gergely, A. u. a., 2000; Gönczi, K./Henne, T., Leipziger Verlage, liaisonmen und die Anfänge der modernen Rechtswissenschaft in Ungarn, ZRG GA 118 (2001), 247; Kajtár, I., (Die Grundlagen des modernen ungarischen Verfassungs- und Rechtssystems des 19. Jahrhunderts), 2003; Németh, I., Ungarische Geschichte, 2003; Varga, G., Ungarn und das Reich, 2003; Dalos, G., Ungarn, 2004; Das Ungarnbild der deutschen Historiographie, hg. v. Fata, M., 2004; Nationalstaat – Monarchie – Mitteleuropa, hg. v. Máthé, G. u. a., 2004; Voigt, K., Der Schutz nationaler ungarischer Minderheiten, 2005; Bahlcke, J., Ungarischer Episkopat und österreichische Monarchie, 2005; Steinberg, G., Aufklärerische Tendenzen im ungarischen Strafrecht, 2006; Dalos, G., 1956. Der Aufstand in Ungarn, 2006; Lange, H./Kriechbaum, M., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 2 2007, 978; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007; Ruszoly, J., Institutionelle Grundlagen der Legislation in Ungarn (1920-1944/45), 2007; Schmidt-Schweizer, A., Politische Geschichte Ungarns von 1985 bis 2002, 2007; Historische Demographie Ungarns (896-1996), hg. v. Kristó, G., 2007; Gönczi, K., Die europäischen Fundamente der ungarischen Rechtskultur, 2008; Pálffy, G., The Kingdom of Hungary and the Habsburg Monarchy, 2009; Rechtswissenschaft in Osteuropa, hg. v. Pokrovac, Z., 2010; Die Ansiedlung der Deutschen in Ungarn, hg. v. Seewann, G. u. a., 2010; Koller, M., Eine Gesellschaft im Wandel, 2010; Kastner, G., Ungarn 1956 vor der UNO, 2010; Balogh, E., Die ungarische Strafrechtskodifikation im 19. Jahrhundert, 2010; Hamza, G., Das römische Recht und die Privatrechtsentwicklung in Ungarn im Mittelalter, (in) Journal on European History of Law 1 (2010), 16; Das Wesen der Rechtsgeschichte, hg. v. Máthé, G., 2010; Hamza, G., Développement et codification du droit privé et tradition du droit romain en Hongrie gabor.hamza@ajk.elte,hu ; Tóth, A., Rückkehr nach Ungarn 1946-1950, 2012; The Laws of the Medieval Kingdom of Hungary, hg. v. Döryed, F. u. a., 2012; Carls, W./Gönczi, K., Sächsisch-magdeburgisches Recht in Ungarn und Rumänien, 2013; Markus, A., Die Geschichte des ungarischen Nationalismus, 2013; Arpád Göncz – Ungarischer Freiheitskämpfer und Staatspräsident, 2013; Borhy, L., Die Römer in Ungarn, 2014; Normsetzung und Normverletzung, hg. v. Krauss, K., 2014; Krauss, K., Quellen zu den Lebenswelten deutscher Migranten im Königreich Ungarn im 18. und frühen 19. Jahrhundert, 2015; Lachmann, H., Die „ungarische Revolution“ und der „Prager Frühling, 2017; Krauss, K., Mord an der Donau, 2018
ungeboten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht besonders geboten, (ohne besonderes Gebot auf Grund allgemeiner Regeln erfolgend) beispielsweise ungebotenes →Ding
Lit.: Kroeschell, DRG 2
Ungefähr →Ungefährwerk
Ungefährwerk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von ungefähr – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die wissenschaftliche Bezeichnung für den ohne böse Absicht eintretenden und damit ungewollten Unrechtserfolg in dem älteren deutschen Recht (beispielsweise fehlgehender Pfeil führt zu dem Tod eines Menschen). →Fahrlässigkeit
Lit.: Köbler, DRG 91; Behrend, R., Das Ungefährwerk in der Geschichte des Seerechts, ZRG GA 19 (1898), 52; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964
Ungehorsam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fehlen des Gehorsams →Widerstand
Lit.: Knapp, N., Die Ungehorsamsstrafe in der Strafprozesspraxis des frühen 19. Jahrhunderts, 2011
Ungeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem Hochmittelalter bis in das 19. Jahrhundert die (vielfach städtische) →Verbrauchsteuer (beispielsweise Weinungeld). →Akzise
Lit.: Zeumer, K., Die deutschen Städtesteuern, 1878; Weisbrod, R., Das Weinungeld als Rechtsinstitut der freien Reichsstadt Speyer 1952; Habich, W., Das Weinungeld, Diss. jur. Frankfurt am Main 1966; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992
ungemessen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht durch ein Maß bestimmt, unbegrenzt
Unger, Joseph (Wien 2. 7. 1828-Wien 2. 5. 1913) Kaufmannssohn, wird nach dem Studium von Philosophie und Recht (Wien) und dem Übertritt zum Katholizismus Bibliothekar und 1853 außerordentlicher Professor in Prag und 1856 in Wien (1857 ordentlicher Professor). Er vertritt die Ansichten der historischen Rechtsschule. Seit 1870 wendet er sich der Politik zu (bereits 1867 Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit). 1869 wird er Mitglied, 1881 Präsident des Reichsgerichts in →Österreich. Von 1871 bis 1879 ist er Minister ohne Geschäftsbereich. Er beteiligt sich maßgeblich an der Errichtung des Verwaltungsgerichtshofs (1876). Sein ursprüngliches Eintreten für ein Bürgerliches Gesetzbuch des Deutschen Bundes (1855) wandelt sich später in einen Aufruf zu der Revision des österreichischen →Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs durch einzelne Teilnovellen (1914, 1915, 1916 verwirklicht). Seit 1859 veröffentlicht er mit Julius Glaser die zivilrechtlichen Urteile des Obersten Gerichtshofs. Sein System des österreichischen allgemeinen Privatrechts wird mehrfach aufgelegt. S. Google
Lit.: Strohal, E., Josef Unger, 1914; Lentze, H., Josef Unger, (in) FS H. Arnold, 1963, 219; Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938, 2. A. 1953, 83; Ogris, W., Die historische Schule der österreichischen Zivilistik, (in) FS H. Lentze, 1969, 449; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 177; Olechowski, T., Die Einführung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Österreich, 1999
ungerecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht gerecht
ungerechtfertigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1784/1794) nicht durch einen Grund gerechtfertigt
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ungerechtfertigte Bereicherung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1866) ist die nicht durch einen rechtlichen Grund gerechtfertigte →Bereicherung einer Person (beispielsweise Leistung auf eine Nichtschuld). Die ungerechtfertigte Bereicherung ist nach dem Vorbild des römischen, sie als Quasikontrakt behandelnden Rechtes (lat. [F.] →condictio) grundsätzlich in dem Umfang des Empfangenen herauszugeben. Die Beschränkung der Haftung auf die noch vorhandene Bereicherung erfolgt durch →Duarenus (1509-1559), dem →Glück (1755-1831) folgt. Später wird zwischen Leistungskondiktion und Eingriffskondiktion (ohne Leistung) unterschieden, doch werden beide grundsätzlich gleich behandelt.
Lit.: Apathy, P., Der Verwendungsanspruch, 1988; Unjust Enrichment, ed. by Schrage, E., 1995; Schäfer, F., Das Bereicherungsrecht in Europa, 2001; Flume, W., Studien zur Lehre von der ungerechtfertigten Bereicherung, hg. v. Ernst, W., 2003; Cases, Materials and Texts on Unjustified Enrichment, hg. v. Beatson, J. u. a., 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Ungericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Unrecht
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Friese, V., Das Strafrecht des Sachsenspiegels, 1898
uniert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vereint (beispielsweise mehrere Kirchen)
uniform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) einförmig, gleichförmig
Uniform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die einheitliche Kleidung vor allem des Soldaten bzw. Amtsträgers der frühen Neuzeit.
Lit.: Die zivile Uniform als symbolische Kommunikation, hg. v. Hackspiel-Mikosch, E. u. a., 2007; Staat Macht Uniform hg. v. Wiggerich, S. u. a., 2011
unio (1), ūnio (1), lat., F., Eins, Perle, Plin. (23/24-79 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūnus
unio (F.) prolium (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Vereinigung der Nachkommen, →Einkindschaft
Union (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über unio (1), lat., F., Eins, Perle, [23/24-79 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vereinigung, →Europäische Union, →Personalunion, →Realunion, Sowjetunion
universal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über ūniversālis, lat., Adj., zu dem Ganzen gehörig, zu der Gesamtheit gehörig, allgemein, [um 35-95/96 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1510) allseitig
Universalienstreit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der philosophische, seit Platon bekannte, nicht entschiedene philosophische Streit darüber, ob Allgemeinbegriffe (Universalien wie beispielsweise Mensch, Klasse) wirklich (Realismus) oder nur begrifflich (Nominalismus) sind.
Lit.: Der Universalienstreit, hg. v. Stegmüller, W., 1978, Libera, A. de, Der Universalienstreit, 2005
Universalfideikommiss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. fideicommissum hereditatis) ist in dem römischen Recht das zu der Herausgabe des Nachlasses (oder dessen Teile) verpflichtende und damit die Umgehung des Verbots der Nacherbschaft ermöglichende Fideikommiss.
Lit.: Manthe, U., Das Senatusconsultum Pegasianum, 1989
universalis, ūniversālis, lat., Adj., zum Ganzen gehörig, zur Gesamtheit gehörig, allgemein, Quint. (um 35-95/96 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūniversus
Universalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Vorstellung der allseitigen Offenheit. In ihren Rahmen gehört die Überzeugung, dass jedermanns Interessen so zu berücksichtigen sind, als wären es die eigenen. Sie tritt für ein unbeschränktes weltweites Niederlassungsrecht einer vollständigen Willkommenskultur aller ein.
Lit.: Fritze, L., Kritik des moralischen Universalismus – Über das Recht auf Selbstbehauptung in der Flüchtlingskrise, 2017
Universalsukzession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1814 belegt) ist die Gesamtrechtsnachfolge (beispielsweise bei einem Erbfall). Nach römischem Recht folgt der Erbe in das gesamte Recht des Verstorbenen (lat. successio in universum ius quod defunctus habuerit), so dass mehrere Erben den Nachlass zu rechnerischen Bruchteilen erben. Demgegenüber gibt es in dem deutschen Recht (auch) Sondererbfolgen (beispielsweise in Hergewäte, Morgengabe, Familienfideikommiss, Anerbenrecht). In dem Laufe der Neuzeit setzt sich die Uiversalsukzession auch auf Grund des Gleichheitsgrundsatzes mehr und mehr durch und verdrängt die Sondererbfolgen weitgehend.
Lit.: Kaser § 65 I 1; Köbler, DRG 210; Schwerin, C. Frhr. v., Über den Begriff der Rechtsnachfolge, 1905; Tuor, P., Der Grundsatz der Universalsukzession, 1922; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
universitas, ūniversitās, lat., F., Gesamtheit, Ganzes, Weltall, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūniversus
Universitas (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, lat. [F.], Einheit) als Personenverband mit gemeinsamer Willensbildung, von dem Mitgliedervermögen getrenntem Vermögen, handelnden Organen und Rechtsträgerschaft der Gesamtheit der jeweiligen Mitglieder als Vorstufe der juristischen Person ist allgemein bereits dem römischen Recht bekannt (beispielsweise Staat, Stadt municipium, Verein collegium)
Lit.: Kaser § 17 I; Köbler, DRG 57; Krämer, W., Konsens und Rezeption, 1980; Ralf, M., Societas und universitas, 2008; Groten, A., Corpus und universitas, 2015
universitas (F.) rerum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Sachgesamtheit (beispielsweise Herde, Warenlager)
Universität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die aus der Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden seit dem 12. Jahrhundert erwachsende, die gesamte Breite der Wissenschaften erfassende Lehranstalt. Die erste juristische Universität entsteht auf scholastischer Grundlage um die Glossatoren (→Irnerius, Bulgarus, Hugo, Jacobus, Martinus) in Bologna (tatsächlicher Beginn zeitlich nicht bekannt, als offizielles Gründungsjahr 1088 angesehen, um 1200 ca. 1000 juristische Studenten, Statuten von 1252). Spätere Universitäten umfassen meist neben der einführenden artistischen (philosophischen) Fakultät (der artes liberales) die drei höheren Fakultäten Theologie, Jurisprudenz und Medizin. Leiter der Universität ist der Rektor, Leiter der Fakultät ist der Dekan. Als Schutzherren treten anfangs vor allem Papst und Kaiser auf, später auch Landesherren und Städte. Frühe bekannte europäische Universitäten entwickeln sich in →Paris (Statuten von 1215), →Oxford (nach 1139), →Cambridge (seit 1209), →Montpellier (seit etwa 1170), →Salerno (995-1087?, Medizin), Perugia (1208), Salamanca 1218/1219, →Padua (1222), →Neapel (1224), Lissabon (1290), Pisa (1343), Florenz (1349), Siena (1357) oder Pavia (1361). Eine erste deutsche Universität entsteht in →Prag 1348 (, Beginn humanistischen Einflusses). Es folgen mit bescheidenen Anfängen →Wien (1365), (ab 1378 Verringerung des päpstlichen Einflusses infolge des Schismas,) →Heidelberg (1386), →Köln (1388), →Erfurt (1392), (um 1400 europaweit rund 30 Universitäten, Aufkommen territorialer Universitäten,) →Leipzig (1409), →Rostock (1419), →Freiburg im Breisgau (1425), →Greifswald (1456), →Löwen (1425 bzw. 1457), →Basel (1460), →Ingolstadt (1472), →Trier (1472), Kopenhagen (1475), Uppsala (1477), →Tübingen (1477) und →Mainz (1477) (zwischen 1348 und 1510 18 erfolgreiche Universitätsgründungen in dem deutschsprachigen Raum, bis 1550 mehr als 300000 Immatrikulierte, 30-50 Prozent mit Prüfung). Die Zahl der Studierenden nimmt beständig zu (im ausgehenden 14. Jahrhundert in Deutschland vielleicht jährlich 600, in dem ausgehenden 15. Jahrhundert in Deutschland jährlich etwa 3000 Studienanfänger, von 1385 bis 1505 in Deutschland insgesamt rund 200000 Studerende, davon 164000 an den 12 Universitäten Wien, Löwen, Basel, Heidelberg, Köln, Erfurt, Leipzig, Rostock, Greifswald, Freiburg im Breisgau, Ingolstadt und Tübingen – deren Matrikel in Gegensatz zu Prag, Trier und Mainz nicht verloren ist -, bis zu der Reformation in dem Heiligen römischen Reich rund, - in Köln zu vier Fünfteln aus Städten stammende - 300000 Studierende, davon 250000 der artistischen Fakultät, 13% (rund 39000) der juristischen Fakultät, 2,6% der theologischen Fakultät und 0,4% der medizinischen Fakultät). Angestrebte, aber vielfach nicht erreichte Grade sind Bakkalaureus, Lizentiat, Magister und Doktor. Die Reformation (1527 erste lutherische Universität in Marburg, 1559 erste reformierte Universität in Genf) fördert die Differenzierung der Lehre, die Professionalisierung der Universitätslehrer und die Vorstellung der Freiheit der Studierenden, aber auch Gegenbewegungen (1538 höheres Studium der Dominikaner auf Haiti, ab 1550 jesuitische Hochschulen) und europäische Ausbreitung (1575 Leiden, 1724 Sankt Petersburg) wie außereuropäische Ausdehnung (1650 Stiftungshochschule John Harvards in Nordamerika, 1701 Yale, 1785 New Brunswick, 1829 Cape Town, 1850 Sidney, 1857 Bombay, 1877 Tokio, 1883 Istanbul, 1898 Peking). Juristische Reformuniversitäten werden →Halle (1694), →Göttingen (1734) und →Berlin (1810, Humboldtsches Bildungsideal) (um 1800 190 Universitäten weltweit). In dem 19. Jahrhundert werden naturwissenschaftliche Fächer eröffnet. In dem Verlauf des Jahrhunderts öffnet sich die Universität allmählich auch Frauen. In der Wertschätzung stehen in Deutschland Berlin, München, Leipzig, Bonn, Heidelberg und Göttingen vor den anderen Universitäten. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts führt zu vielen Massenuniversitäten (1985 86500 deutsche Studenten der Rechtswissenschaft, um 1990 rund 750 Universitäten und 6500 weitere Hochschulen weltweit, 2020 426 Hochschulen in Deutschland, davon 106 Universitäten, 6 pädagogische Hochschulen, 16 theologische Hochschulen, 52 Kunsthochschulen, 216 Fachhochschulen, 30 Verwaltungshochschulen). Der Anteil der Akademiker an der Gesamtbevölkerung wird zu einem Vergleichsmaßstab unter den verschiedenen Staaten. Allmählich steigt der Anteil der Frauen an den Studierenden auf die Hälfte und mehr. Dem folgt mit deutlicher Verzögerung auch der Anteil der Frauen an der Assistentenschaft und an der Professorenschaft.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 99, 106, 143, 151, 154, 180, 254; Denifle, H., Die Entstehung der Universitäten, 1885; Denifle, H., Die Universitäten des Mittelalters bis 1400, 1885; Kaufmann, G., Die Geschichte der deutschen Universitäten, Bd. 2 1896, Neudruck 1958; Eulenburg, F., Die Frequenz der deutschen Universitäten, 1904; Paulsen, F., Geschichte des gelehrten Unterrichts, Bd. 1f. 1919; Rashdall, H., The Universities, 1936; Grundmann, Herbert, Vom Ursprung der Universität im Mittelalter, 1957 (SB Leipzig); Ebel, W., Zur Geschichte des Rechtsstudiums, 1961; Köbler, G., Zur Geschichte der juristischen Ausbildung, (in) JZ 1961, 768; Nationalsozialismus und die deutsche Universität, 1966; Hammerstein, N., Jus und Historie, 1972; Cobban, A., The Medieval Universities, 1975; Beiträge zu Problemen deutscher Universitätsgründungen der frühen Neuzeit, hg. v. Baumgart, P., 1978; Università, Academie e Società scientifiche in Italia e in Germania del cinquecento al settecento, hg. v. Böhm, L. u. a., 1981; Universitäten und Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, hg. v. Böhm, L. u. a., 1983; Esch, A., Die Anfänge der Universität, 1985; Histoire des universités en France, hg. v. Verger, J., 1986; Schwinges, R., Deutsche Universitätsbesucher, 1986; Baumgarten, M., Vom Gelehrten zum Wissenschaftler, 1988; Cobban, A., The Medieval English Universities, 1988; Müller, R., Geschichte der Universität, Bd. 1f. 1990; Heiber, H., Universität unterm Hakenkreuz, 1991; Rexroth, F., Deutsche Universitätsstiftungen von Prag bis Köln, 1992; Geschichte der Universität in Europa, hg. v. Rüegg, W., Bd. 1ff. 1993ff.; Hammerstein, N., Universitäten und Reformation, (in) HZ 258 (1994), 339; Università, hg. v. Porciani, I., 1994; Die Universität in Alteuropa, hg. v. Patschovsky, A. u. a., 1994; Guide to Legal Studies in Europe, hg. v. The European Law Students’ Association, 1995; Titze, H., Wachstum und Differenzierung der deutschen Universitäten 1830-1945, 1995; Verger, J., Les universités françaises, 1995; Schlange-Schöningen, H., Kaisertum und Bildungswesen im spätantiken Konstantinopel, 1995; Universitäten der Aufklärung, hg. v. Hammerstein, N., 1996; Baumgarten, M., Professoren und Universitäten im neunzehnten Jahrhundert, 1997; Pedersen, O., The first universities, 1997; Boockmann, H., Wissen und Widerstand, 1999; Stätten des Geistes, hg. v. Demandt, A., 1999; Jessen, R., Akademische Elite und kommunistische Diktatur, 1999; Attempto – oder wie stiftet man eine Universität, hg. v. Lorenz, S., 1999; Ferz, S., Ewige Universitätsreform, 2000; Zwischen Autonomie und Anpassung, hg. v. Connelly, J./Grüttner, M. 2002; Weber, W., Geschichte der europäischen Universität, 2002; Gredler, P., The Universities of the Italian Renaissance, 2002; Zwischen Autonomie und Anpassung – Universitäten in den Diktaturen des 20. Jahrhunderts, hg. v. Connelly, J. u. a., 2003; Kahl, W., Hochschule und Staat, 2004; Woelk, W. u. a., Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus, 2004; Gerber, S., Universitätsverwaltung und Wissenschaftsorganisation im 19. Jahrhundert, 2004; Universitäten und Wissenschaften im mitteldeutschen Raum in der frühen Neuzeit, hg. v. Blaschke, K., 2004; Anderson, R., European Universities from the Enlightenment to 1914, 2004; Clark, W., Academic Charisma and the Origins of the Research University, 2006; Howard, T., Protestant Theology and the Making of the Modern German University, 2006; Universitäten im östlichen Mitteleuropa, hg. v. Wörster, P., 2008; Orte der Gelahrtheit, hg. v. Siebe, D., 2008; Der Aristotelismus an den europäischen Universitäten der frühen Neuzeit, hg. v. Darge, R. u. a., 2009; Koch, H., Die Universität, 2008; Rohstock, A., Von der Ordinarienuniversität zur Revolutionszentrale?, 2010; Wolbring, B., Trümmerfeld der bürgerlichen Welt, 2013; Freytag-Loringhoven, K. v., Erziehung im Kollegienhause, 2014; Universität, Wissenschaft und Öffentlichkeit in Westdeutschland (1945 bis ca. 1970), hg. v. Brandt, S. u. a., 2014; Walter, P., Universität und Landtag (1500-1700), 2017; Kinas, S., Akademischer Exodus – Die Vertreibung von Hochschullehrern aus den Universitäten Berlin, Frankfurt am Main, Greifswald und Halle 1933-1945, 2018
Universitätsgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., akademische Gerichtsbarkeit) ist die besondere Gerichtsbarkeit der Universität (bzw. des Rektors) über die Universitätsmitglieder (Studenten, Professoren, deren Ehefrauen und Kinder, Universitätsbedienstete, Universitätshandwerker, Dienstpersonal), die neben der kirchlichen Gerichtsbarkeit und der weltlichen Gerichtsbarkeit besteht. Sie findet sich nach älteren Ansätzen (Bologna [1158 Konstitution Habita König Friedrichs I. Barbarossa] zu Gunsten der einzelnen Studenten, Paris) zumindest zeitweise in Prag, Wien, Heidelberg, Leipzig, Rostock, Freiburg im Breisgau, Basel und Ingolstadt. Vielfach sind die besonders schweren Verbrechen ausgenommen, doch sind auch Todesstrafen bezeugt. In dem Deutschen Bund (1815-1866) wird die Universitätsgerichtsbarkeit durch die Karlsbader Beschlüsse verstaatlicht. Endgültig abgeschafft wird die Universitätsgerichtsbarkeit in dem (zweiten) Deutschen Reich 1877/1879 (§ 15 GVG). Ihr folgt teilweise eine besondere Disziplinargerichtsbarkeit, 1935 durch Erlass die Strafordnung für Studenten, nach 1949 ein an dem Verwaltungsrecht ausgerichtetes Ordnungsrecht bei Störungen des Hochschulbetriebs und Behinderungen von Hochschulorganen.
Lit.: Stein, F., Die akademische Gerichtsbarkeit, 1891; Toll, H., Akademische Gerichtsbarkeit, 1979; Woeste, P., Akademische Väter als Richter, 1987; Brüdermann, S., Göttinger Studenten und akademische Gerichtsbarkeit im 18. Jahrhundert, 1990; Alenfelder, K., Akademische Gerichtsbarkeit 2002; Bubach, R., Richten, Strafen und Vertragen, 2004
universum, ūniversum, lat., N., ganze Welt, Weltall, Cic. (81-43 v. Chr.), latein_a_z.docx, s. ūniversus, unus, vertere
Universum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – abgesehen von Geisteruniversum – nicht bezeugt – Anfang 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) ist die Gesamtheit oder das bisher weitgehend von dem Recht des Menschen freie Weltall, wobei alle irdischen, durch die Relativitätstheorie erfassten Naturgesetze anscheinend auch in dem Universum gelten.
Lit.: Blome, H., Die Entdeckung des Urknalls, 2016
universus, ūniversus, ūnivorsus, lat., Adj., ganz, sämtlich, gesamt, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūnus, versus
unkörperlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., lat. incorporalis) keine Raumausdehnung habend (beispielsweise Forderung in Gegensatz zu Mensch, Wasser, Haus)
unlauter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unrein, unredlich
Unlauterer Wettbewerb (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der gegen die Redlichkeit verstoßende Wettbewerb (in der Wirtschaft). Als eigenständiger, von dem Strafrecht gelöster Fragenbereich wird der unlautere Wettbewerb in dem 19. Jahrhundert erkannt. In Frankreich finden die Art. 1382, 1383 →Code civil Anwendung, in England die →equity. Das (zweite) Deutsche Reich schützt an dem 12. 5. 1894 die Warenbezeichnung gesetzlich und an dem 7. 6. 1909 den Wettbewerb allgemein gegen Unlauterkeit. An dem 8. 7. 2004 tritt eine Neufassung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb in Kraft, die das Sonderveranstaltungsverbot aufhebt, Telefonwerbung von Einwilligung abhängig macht und einen Gewinnabschöpfungsanspruch für Verbände einführt.
Lit.: Kohler, J., Der unlautere Wettbewerb, 1914, 33; Hof, H., Wettbewerb im Zunftrecht, 1983; Wadle, E., Das Reichsgesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, (in) JuS 1996, 1064; Köhler, H., Das neue UWG, (in) NJW 2004, 2121
Unlust (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google in verschiedenen Bedeutungen und Ansätzen belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Nichtzuhören in dem →Ding, Fehlen von Lust
unmittelbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ohne eine Vermittlung gegeben
Unmittelbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verbindung zweier Umstände oder Gegebenheiten ohne ein drittes vermittelndes Glied (beispielsweise Reichsunmittelbarkeit zwischen Herrscher und reichsunmittelbaren Gliedern des Heiligen römischen Reiches).
Lit.: Kaser § 87 II 6; Köbler, DRG 201, 202; Stüber, M., Die Entwicklung des Prinzips der Unmittelbarkeit im deutschen Strafverfahren, 2005
unmöglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht möglich
Unmöglichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1323 belegt, lat. [F.] impossibilitas) ist rechtlich die Unbewirkbarkeit einer Leistung. Sie ist bereits dem römischen Recht bekannt. Den anfangs nur sehr begrenzt bedeutsamen lateinischen Satz impossibilium nulla est obligatio (zu Unmöglichem besteht keine Verpflichtung) dehnt →Donellus in der frühen Neuzeit ausdrücklich auf alle Verträge aus. →Pufendorf erweitert die zunächst nur für die besonderen →Innominatkontrakte anerkannten Regeln über das Freiwerden bei unverschuldeter nachträglicher Unmöglichkeit auf alle Verträge. In dem 19. Jahrhundert baut Friedrich Mommsen (1853) unter unzutreffender Auslegung der römischen Quellen ein System der anfänglichen bzw. nachträglichen und subjektiven oder objektiven Unmöglichkeit auf, das über →Windscheid in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) Eingang findet. Bei anfänglicher objektiver Unmöglichkeit kommt kein Vertrag zustande. Bei nachträglicher, von dem Schuldner zu vertretender Unmöglichkeit hat der Gläubiger Anspruch auf das Erfüllungsinteresse, während bei zufälliger Uunöglichkeit grundsätzlich keine Erfüllungsansprüche bestehen.
Lit.: Kaser § 37 I 2; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 165, 214; Jakobs, H., Unmöglichkeit und Nichterfüllung, 1969; Wollschläger, C., Die Entstehung der Unmöglichkeitslehre, 1970; Rückert, J., Vom casus zur Unmöglichkeit, (in) ZNR 1984, 40; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
unmündig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1221-1224 Sachsenspiegel) nicht mündig
Unmündigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., unmündig 1221-1224 Sachsenspiegel) ist das Fehlen der →Mündigkeit.
Lit.: Kaser §§ 14 II 2, 62 I 1; Hübner; Köbler, DRG 21, 57, 87, 121; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Unna (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) Stadt in Nordrhein-Westfalen mit knapp 60000 Einwohnern
Lit.: Unna, bearb. v. Lüdicke, R., 1930; Meineke, B., Die Ortsnamen der Stadt Hamm und des Kreises Unna, 2021
unrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht recht, rechtswidrig, widerrechtlich
Unrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Fehlen von Recht. Unrecht gibt es seit der Entstehung von Recht als dessen Gegenteil. Aufgabe der Allgemeinheit ist es, Urecht zu verhindern und Recht herzustellen. Notfalls muss geschehenes Unrecht nachträglich ausgeglichen werden (beispielsweise Schadenersatz), doch gelingt dies nicht immer.
Lit.: Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts, hg. v. Schwarz, W. u. a., Bd. 1ff. 1974ff.; Das Recht des Unrechtsstaates, hg. v. Reifner, U., 1981; Der Unrechtsstaat, hg. v. d. Redaktion der kritischen Justiz, Bd. 1f. 2 A. 1983; Recht und Unrecht im Nationalsozialismus, hg. v. Salje, P., 1985; Rüthers, B., Recht als Waffe des Unrechts, (in) NJW 1988, 2825ff.; Laage, C., Gesetzliches Unrecht, 2014; Rückert, J., Abschiede vom Unrecht, 2015 (19 Studien); Hansack, R., Unrechtsstaat DDR, 2015; Mikyska, C., Aufarbeitung von Systemunrecht in Europa, 2016; Lischka, J., Umgang mit Unrecht – Die Aufhebung von während der NS- und DDR-Zeit ergangenen strafrechtlichen Unrechtsurteilen, 2021
Unrecht Gut gedeiht nicht (gut) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 151
Unschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsspruche und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fehlen von Schuld
unschuldig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht schuldig
Unschuldseid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Reinigungseid
Unschuldsvermutung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bis zu einem Nachweis einer Schuld für jedermann bestehende Vermutung der Unschuld.
Lit.: Schulz, L., Die praesumptio innocentiae, ZRG GA 119 (2002), 193
unteilbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht teilbar
Unteilbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen der Teilbarkeit. Die Uunteilbarkeit von Herzogtümern und Grafschaften streben schon die Reichstagsbeschlüsse von Roncaglia (1158) an. Dennoch werden die Fürstentümer vielfach bis über das 16. Jahrhundert hinaus tatsächlich geteilt. Seit dem 14. Jahrhundert legen die Goldene Bulle (1356) für die Kurfürstentümer und andere Regelungen für einzelne Fürstentümer (Österreich 1358/1359 Fälschung, Braunschweig-Lüneburg, Hessen, Brandenburg 1473, Württemberg 1495) die Unteilbarkeit fest.
Lit.: Köbler, DRG 111; Schulze, H., Das Recht der Erstgeburt, 1851; Ficker, J., Vom Reichsfürstenstand, Bd. 1 1861, 240; Werminghoff, A., Der Rechtsgedanke von der Unteilbarkeit, 1915; Härtel, R., Über Landesteilungen, (in) FS F. Hausmann, 1977, 179; Der dynastische Fürstenstaat, hg. v. Kunisch, J., 1982
unter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Präp.) tiefer befindlich
unterbringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bewahren, versorgen
Unterbringung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Bewahrung, Versorgung
Lit.: Bartelheimer, H., Die Entwicklung des Unterbringungsrechts, 2003; Gimm (!), T., Die Entwicklung der zivilrechtlichen Unterbringung volljähriger psychisch Kranker, 2019
untere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssbrache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. [Komparativ]) weiter unten bestehend
Untereigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der untere und insofern nachrangige Teil des geteilten →Eigentums (beispielsweise des Lehnsmanns). Es wird in dem Rahmen des geteilten Eigentums seit dem Hochmittelalter entwickelt und in dem 19. Jahrhundert zu Gunsten des bloßen vollständigen Eigentums beseitigt. S. Google
Lit.: Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985
Unterhalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1507, Unterhaltsanspruch 1895, Unterhaltsbeitrag 1863, unterhaltsberechtigt 1896, Unterhaltspflicht 1863) ist die Gesamtheit der für den Lebensbedarf eines Menschen erforderlichen Aufwendungen. In einfachen Gesellschaften ist die gemeinsame Lebensführung Nahestehender so selbverständlich, dass der Unterhalt rechtlich nicht gesonmdert erfasst wird. Bereits das römische Recht anerkennt seit Augustus (63 v.-14 n. Chr.) aber in der (lat.) extraordinaria cognitio (F., außerordentliche Erkenntnis) durchsetzbare Unterhaltsansprüche zwischen Kindern und Eltern und Großeltern. Seit Antoninus Pius (?) besteht eine gegenseitige Unterhaltspflicht zwischen allen ehelichen Aszendenten und Deszendenten sowie unter Geschwistern. Bei einem unehelichen Kind betrifft dies nur die Mutter und ihre Verwandten. Das römische Dotalrecht löst die Folgen der Auflösung der Ehe über Ehescheidungsfolgen bzw. Ehescheidungsstrafen. Eine Rechtspflicht zu Unterhalt unter Ehegatten kennt in Ausnahmefällen Justinian (527-565). Das Decretum Gratians gewährt der Ehefrau einen Unterhaltsanspruch nur bei Krankheit und einem darin begründeten Unvermögen zu der Erfüllung der (sexuellen) ehelichen Pflichten. In dem Mittelalter fördert die Kirche die Unterhaltspflicht von Eltern und Kindern, bejaht aber die Schlechterstellung unehelicher Kinder. Dem folgen in dem Spätmittelalter städtische Satzungen. Die gelehrte Literatur befasst sich seit dem 16. Jahrhundert vertieft mit diesen Fragen. In der Aufklärung wird neben dem Vater die Mutter zu Unterhalt verpflichtet und eine Unterhaltsverpflichtung weiterer Verwandter zunehmend abgelehnt. Dem schließen sich die großen Zivilrechtsgesetzbücher, von denen übrigens der Codex Maximilianeus Bavaricus Civilis (1756) und das Allgemeine Landrechts Preußens (1794) der schuldlos geschiedenen Ehefrau entweder eine Abfindung oder einen lebenslangen standesgemäßen Unterhaltsanspruch gewähren, überwiegend an. Nach dem Code civil und dem Landrecht Badens hat der unschuldig Geschiedene gegen den anderen Ehegatten einen Unterhaltsanspruch bis zu einem Drittel des Einkommens des Schuldigen (ähnlich Sachsen 1863), während das Reichsgericht des (zweiten) Deutschen Reiches 1883 und 1885 einen nachehlichen Unterhaltsanspruch für das gemeine Recht ablehnt. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) kennt einen Unterhaltsanspruch für den unschuldig geschiedenen Ehegatten in den §§ 1578ff. BGB (1938 §§ 66ff. EheG). Die grundsätzliche Benachteiligung nichtehelicher Kinder wird in Deutschland erst 1998 (Österreich 1989, andere Änderungen des Unterhalts seit 1975) aufgegeben. S. Google
Lit.: Kaser §§ 12 III, 58 VI, 61; Hübner 717; Jankowiak, K., Die Rechtsstellung der Kinder, Diss. jur. Marburg 1923 masch.schr.; Laplanche, J. de, La soutenance ou pourvéance dans le droit coutumier, 1952; Wiesner, J., Über die Rechtsstellung des ehelichen Kindes, Diss. jur. Kiel 1972; Wesener, G., Pflichtteilsrecht und Unterhaltsanspruch des überlebenden Ehegatten, (in) FS Rechtswissenschaftliche Fakultät Graz 1979, 95; Krause, E., Die gegenseitigen Unterhaltsansprüche, 1982; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 254; Koch, E., Unterhaltspflichten in rechtshistorischer Sicht, (in) Familiäre Solidarität, 1997, 9; Schmitz, U., Der Unterhaltsanspruch des nichtehelichen Kindes gegen seinen Erzeuger, 2000; Großekathöfer, D., Es ist ja jetzt Gleichberechtigung, 2003; Laubach, B., Lateinische Spruchregeln zum Unterhaltsrecht, 2004; Metz, B., Rechtsethische Prinzipien des nachehelichen Unterhalts, 2005; Meyer, C., Le système doctrinal des aliments, 2006; Lutze, N., Der Verwandtenunterhalt in den §§ 1601 bis 1603 und §§ 1610 bis 1612 BGB in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2007; Mehnert, S., Entwicklungen im gesetzlichen Güterrecht, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Breithaupt, M., 50 Jahre Düsseldorfer Tabelle, 2012; Schüler, K., Der Betreuungsunterhalt, 2012; Maier, A., Der Geschiedenenunterhalt in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2013; Oldenburger, M., Kindesunterhalt in England, 2013; Schulz, M., Alimenta consanguineorum – Das Unterhaltsrecht unter Verwandten in der Rechtsprechung des 19. Jahrhunderts, 2017
unterhalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Unterhalt leisten, Unterhaltung leisten
Unterhaltsanspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1895) Anspruch auf Unterhalt
Unterhaltsbeitrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Beitrag zu Unterhalt
unterhaltsberechtigt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1896) zu Unterhalt berechtigt
Unterhaltspflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1863) Pflicht zu Unterhaltsleistung
Unterhaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →House of Commons
Unterkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Spätmittelalter und in der Frühneuzeit in Städten verbotene Zwischenhandel.
Lit.: Hübner § 83; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik, 1961
unterlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und Adj. sowie substantiviert N.) nicht handeln, nicht vornehmen
Unterlassene Hilfeleistung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die trotz Rechtspflicht zu dem Tätigwerden nicht erbrachte Hilfeleistung.
Lit.: Gieseler, K., Unterlassene Hilfeleistung, 1999
Unterlassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1541) ist die Nichtvornahme einer gebotenen Handlung. Die Unterlassung wird erst allmählich hinsichtlich der Strafbarkeit der Handlung angenähert.
Lit.: Kaser §§ 36 I 2, 51 II 1; Köbler DRG 242; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
unternehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, handeln
Unternehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das Handeln eines Menschen und in dem Privatrecht eine organisatorische Einheit aus Sachen, Rechten und sonstigen Werten, innerhalb deren ein Unternehmer entferntere Ziele verfolgt. Gegenüber dem einzelnen Unternehmer gewinnt das Unternehmen seit dem Spätmittelalter ein Eigengewicht. Seit dem 20. Jahrhundert gibt es Bestrebungen, das Unternehmen - statt des Kaufmanns - in den Mittelpunkt des Handelsrechts zu stellen. Sie werden in Österreich 2007 verwirklicht. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 707; Geller, L., Das Unternehmen, 1913, 2. A. 2013; Oppikofer, H., Das Unternehmensrecht, 1927; Bauer, C., Unternehmen und Unternehmensformen, 1936; Recht und Entwicklung von Großunternehmen, hg. v. Horn, N. u. a., 1979; Vom Gewerbe zum Unternehmen, hg. v. Willoweit, D. u. a., 1982; Treue, W., Unternehmens- und Unternehmergeschichte, 1989; Conradi, J., Das Unternehmen, 1993; Riechers, A., Das „Unternehmen an sich“, 1996; Unternehmen im Nationalsozialismus, hg. v. Gall, L./Pohl, M., 1998; Pierenkemper, T., Unternehmensgeschichte, 2000; Förster, C., Die Dimension des Unternehmens, 2003; Dienel, H., Die Linde AG, 2004; Berghoff, H., Moderne Unternehmensgeschichte, 2004; Thiessen, J., Unternehmenskauf und Bürgerliches Gesetzbuch, 2005; Ciriacy-Wantrup, K. v., Familien- und erbrechtliche Gestaltungen von Unternehmen der Renaissance, 2007; James, H., Krupp, 2011; Lutz, M., Carl von Siemens 1829-1906, 2013; Bähr, J. u. a., Bosch, 2013; Junggeburth, T., Stollwerck 1839-1932, 2014; Unternehmer in der Weimarer Republik, hg. v. Bormann, P. u. a., 2016; Bähr, J., Werner von Siemens 1816-1892, 2016; Spoerer, M., C & A, 2016; Meck, G., Auto, Macht, Feld – Die Geschichte der Familie Porsche Piëch, 2016; Baums, T., Recht der Unternehmensfinanzierung, 2017; Theiner, P., Robert Bosch, 2017; Biss, A., Die Internationalisierung der Bayerischen Motoren Werke AG, 2017; Klingebiel, T., Curt Mast, 2017; Pyta, W. u. a., Porsche, 2017; Bleidick, D., Die Ruhrgas 1926 bis 2013, 2017; Reckendrees, A., Beiersdorf, 2018; Plumpe, W., Unternehmensgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, 2018; Feyer, S., Die MAN im Dritten Reich, 2018; Burhop, C. u. a., Merck, 2018; Hippel, W. v., Hermann Röchling 1872-1955, 2018; Streb, J., Trumpf, 2019; Scholtyseck, J., Otto Beisheim – Jugend, Soldatenzeit und Entwicklung zum Handelspionier, 2020 (1924 geboren, 1964 geschäftsführender Gesellschafter Metros); Gehlen, B., Die Thyssen-Bornemisza-Gruppe – Eine transnationale business-group in Zeiten des Wirtschaftsnatioonalismus (1932-1955), 2021); Scholtyseck, J., Reinhard Mohn – Ein Jahrhundertunternehmer, 2021
Unterpfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1291 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., meist gleichbedeutend wie) Pfand
Lit.: Meibom, V., Das deutsche Pfandrecht, 1867, 37
unterschlagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und auch Adj.) rechtswidrig anvertraute Werte für sich verwenden
Unterschlagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die rechtswidrige Zueignung einer fremden beweglichen Sache, die der Täter in Besitz oder Gewahrsam hat (beispielsweise Verkauf einer entliehenen Sache). Die systematische Abgrenzung der Unterschlagung von dem →Diebstahl erfolgt erst seit dem Ende des 18 Jahrhunderts (Kleinschrod, Sachsen 1838).
Lit.: Köbler, DRG 158; Meister, E., Fahrnisverfolgung und Unterschlagung im deutschen Recht, (in) FS Adolf Wach, 1913; His, R., Das Strafrecht im deutschen Mittelalter, Bd. 2 1935, 217; Wrede, H., Die Untreue, 1939; Reiß, H., Die strafrechtliche Behandlung der Eigentums- und Vermögensdelikte, 1973
unterschreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterzeichnen, Unterschrift leisten
Unterschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der zu dem Zwecke der Anerkennung des Inhalts unter den Text einer Urkunde gesetzte, grundsätzlich eigenhändig geschriebene →Name eines Menschen. Das römische Altertum kennt, wenn auch spät, bereits die Unterschrift. Die merowingische Königsurkunde weist vielfach eine eigenhändige Unterschrift des Königs auf, an deren Stelle später das Monogramm oder das →Siegel (11 Jahrhundert) tritt. Seit der frühen Neuzeit verdrängt die eigenhändige Uunterschrift das Siegel wieder. Mit zunehmender Selbstverständlichkeit der Schreibfähigkeit wird die Unterschrift immer bedeutsamer. 1901 gestattet das deutsche Reichsgericht die Unterschrift des Vertreters mit dem Namen des Vertretenen. S. Google
Lit.: Erben, W., Die Kaiser- und Königsurkunde, 1907, Neudruck 1967; Holzhauer, H., Die eigenhändige Unterschrift, 1973; Schlögl, W., Die Unterfertigung deutscher Könige, Saupe, L, Die Unterfertigung der lateinischen Urkunden, 1983
untersuchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) prüfen
Untersuchung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Prüfung
Untersuchungsgrundsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Grundsatz, dass das Gericht von Amts wegen Tatsachen erforscht, sie in die Verhandlung einführt und ihre Wahrheit pfrüft und gegebenenfalls feststellt. Der Untersuchungsgrundsatz beherrscht den Inquisitionsprozess. In dem Zivilprozess ist er wegen des vorherrschenden Parteibetriebs und Verhandlungsgrundsatzes selten (Preußen 1793 Allgemeine Gerichtsordnung).
Lit.: Köbler, DRG 203; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Bomsdorf, F., Prozessmaximen und Rechtswirklichkeit, 1971; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Richter, M., Die Untersuchungsmaxime im älteren Verwaltungsprozess, 1999
untertan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) untergeben (Adj.)
Untertan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der der Herrschaft einer (absoluten) Obrigkeit unterstehende Mensch in der frühen Neuzeit. An seine Stelle tritt mit der Aufklärung der Staatsbürger oder Staatsangehörige (1789, 1848, 1918). S. Google
Lit.: Moser, J., Von der Landeshoheit in Ansehung der Untertanen Personen und Vermögens, 1773; Wiesmann, R., Treueid und Treupflicht der Untertanen, 1911; Buchda, G., Untertanenpflicht, ZRG GA 57 (1937), 468; Kienast, W., Untertaneneid und Treuevorbehalt, ZRG GA 66 (1948), 111; Feller, H., Die Bedeutung des Reiches, 1953; Spies, K., Gutsherr und Untertan, 1972; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975, 295; Lutz, R., Wer war der gemeine Mann?, 1979; Bürger und Bürgerlichkeit im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Vierhaus, R., 1981; Blickle, P., Deutsche Untertanen, 1981; Hohenstein, A., Die Huldigung der Untertanen, 1991; Sailer, R., Untertanenprozesse vor dem Reichskammergericht, 1999; Fetzer, R., Untertanenkonflikte im Ritterstift Odenheim, 2002; Xenias, S., Untertanenprozesse an Reichsgerichten, 2018
Unterwalden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Gebiet nid dem Wald, das 1240 ein Bündnis mit →Luzern und 1291 ein Bündnis mit Uri und →Schwyz gegen die Grafen von →Habsburg schließt und 1309/1324 die Reichsunmittelbarkeit gewinnt. Es ist einer der Urkantone der →Schweiz.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973, 2,2,461; 500 Jahre Stanser Vorkommnis, 1981; Das Protokoll des Fünfzehnergerichts Obwalden 1529-1549, hg. v. Küchler, R., (1994) (Separatabdruck); Garovi, A., Obwaldner Geschichte, 2000
untreu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht treu, treulos
Untreue (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das durch Mangel an zu erwartender Treue gekennzeichnete Vermögensdelikt. Die Untreue wird lange durch den Diebstahl miterfasst. Seit dem 19. Jahrhundert wird sie verselbständigt (Bayern 1813).
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935; Mayer, H., Die Untreue, 1926; Wrede, H., Die Untreue, 1939; Ritter. J., Verrat und Untreue an Volk, Reich und Staat, 1942; Kiefner, H., Zur zivilrechtlichen Genealogie des Missbrauchstatbestands (§ 266 StGB), (in) Beiträge zur Rechtswissenschaft, 1993, 1205
unverheiratet (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Wort 15. Jahrhundert) nicht verheiratet
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
unvollkommen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht vollkommen, mangelhaft
unvollkommen zweiseitig verpflichtend (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) grundsätzlich nicht beide Beteiligte verpflichtend, aber in besonderen Fällen doch (beispielsweise Leihe, Auftrag)
unvordenklich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unerinnerlich, sehr alt
Unvordenklichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Unerinnerlichkeit der Entstehung eines Zustands. Unvordenklichkeit begründet in dem römischen Recht und in der frühen Neuzeit die Vermutung, dass ein Zustand einmal rechtmäßig entstanden ist.
Lit.: Hübner; Kaser § 28 II 1b; Bulker, H., Der unvordenkliche Besitz, 1841; Unterholzner, K., Verjährungslehre, 2. A. 1958
Unwedersatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Googele belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.?) Widersetzlichkeit?
Lit.: Minnigerode, H. v., Unwedersatt und wirdrisittolo, ZRG GA 59 (1939), 249
unwirksam (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1766) nicht wirksam
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Unwirksamkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1704) Fehlen der Wirksamkeit
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Unzucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem 18. Jahrhundert die allgemeine Bezeichnung für eine Straftat gegen die Sittlichkeit, die 1973 von dem deutschen Gesetzgeber aufgegeben wird.
Lit.: Köbler, DRG 35; Kroeschell, DRG; Beutin, W., Sexualität und Obszönität, 1990; Gleixner, U., Das Mensch und der Kerl, 1994; Kraft, S., Zucht und Unzucht, 1996; Künzel, C., Unzucht – Notzucht – Vergewaltigung, 2003; Klammer, P., In Unehren beschlaffen, 2004; Dohmen, L., Die Ursache allen Übels, 2017 (Vorwürfe gegen 5 Gemahlinnen von Karolingern); Frimmel, J., Das Geschäft mit der Unzucht, 2019
unzurechnungsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) nicht zurechnungsfähig
Unzurechnungsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Fehlen der Fähigkeit, überzeugend zuzurechnen bzw. das Fehlen der Voraussetzungen der Verantwortlichkeit eines Handelnden. Die Unzurechnungsfähigkeit wird tatsächlich schon früh beachtet, allgemein aber erst mit der Aufklärung erfasst. Unzurechnungsfähigkeit besteht insbesondere bei Kindern (Bayern 1813 bis 8, Österreich 1804 bis 10, Deutsches Reich 1871 bis 12 Jahre). →Zurechnungsfähigkeit
Lit.: Engelmann, W., Die Schuldlehre der Postglossatoren, 1895, Neudruck 1965; Hippel, R. v., Zur Begriffsbestimmung der Zurechnungsfähigkeit, (in) Z. f. d. ges. Strafrechtswiss. 32 (1911), 99; Schaffstein, F., Die allgemeine Lehre vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Holzschuh, K., Geschichte des Jugendstrafrechts, 1957; Unzurechnungsfähigkeiten, hg. v. Niehaus, M. u. a., 1998
Uplandslagh, Upplandslagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das bis 2. 1. 1296 geschaffene, durch fünf fast vollständige und zahlreiche bruchstückweise erhaltene Handschriften des früheren 14. Jahrhunderts überlieferte schwedische Gesetzbuch für Uppland (Tiundaland, Attundaland, Fiärdrundaland), Roslagen und Gästrikland. Auf Beschwerden der Bauern wird das bisherige Recht von einem wohl mit in Bologna rechtsgelehrten Beratern zusammenarbeitenden Ausschuss gesammelt, nach Überprüfung dem Ding zu der Annahme vorgelegt und nach Annahme von König Birger Magnusson bestätigt. Das Uplandslagh ist in 8 Abschnitte gegliedert (22 Kapitel Kirchenrecht, 12 Kapitel Königsrecht, 25 Kapitel Erbrecht, 54 Kapitel Strafrecht, 83 Kapitel Grundstücksrecht, 11 Kapitel Kaufrecht, 29 Kapitel Dorfschaftsrecht und 14 Kapitel Dingrecht). Es ist christlich beeinflusst und enthält manche Neuerung. Es beeinflusst Dalalagen, Södermannalagen, Västmannalagen, Hälsingelagen und Magnus Erikssons Landrecht, durch das es 1351/1353 weitgehend abgelöst wird. 1734 beendet das Reichsgesetzbuch Schwedens die Geltung auch ansonsten. S. Google
Lit.: Samling af Sweriges Gamla Lagar, hg. v. Schlyter, C., Bd. 3 1834; Schwedische Rechte, hg. v., Schwerin, C. Frhr. v., 1935; Corpus Codicum Sueciorum, hg. v. Strömbäck, D., Bd. 15 1960; Wallén, P., Kanoniska och germanska element, 1958; Gagnér, S., Studien zur Ideengeschichte der Gesetzgebung, 1960; Hafström, G., De svenska rätskällornas historia, 1978; Strauch, D., Zur Rechtsfortbildung im mittelalterlichen Schweden, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 504; Sjöholm, E., Sveriges Medeltidslagar, 1988
Uppsala (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) entsteht in dem 12. Jahrhundert als Östra Aros (östliche Flussmündung). Nach 1130 wird es Sitz des Bistums Sigtuna, 1164 eines Erzbischofs. 1314 erhält es Stadtrecht. 1477 wird eine spätestens 1530 erloschene, 1609 wiederbelebte Universität eingerichtet. Zeitweise ist Uppsala Residenz des Königs von Schweden, 1707 wird es durch Brand weitgehend zerstört.
Lit.: Annerstedt, C., Upsala universitets histora, Bd. 1f. 1877ff.; Lindroth, S., Svensk lärdomshistoria, 1975; Lindroth, S., Uppsala universitet 1477-1977, 1976; Malmström, Å., Juridiska fakulteten i Uppsala, 1985
Upstallsbom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der bei Aurich gelegene Ort, nach dem der spätmittelalterliche Zusammenschluss friesischer Gaue zwischen Weser und Zuiderzee benannt ist. Hier beraten geschworene Abgesandte der einzelnen Landschaften auf Landtagen über allgemeine Angelegenheiten. 1323 schaffen sie in den (lat.) Leges (F.Pl.) Upstallsbomicae (Rechte von Upstallsbom) eine neue Verfassung des wenig später verfallenden Bundes. S. Google
Lit.: Richthofen, K. v., Friesische Rechtsquellen, 1840; Meijering, H., De willekeuren van de Opstallsbom (1323), 1974; Gerbenzon, P., Apparaat voor de studie van oudfries recht, Teil 1f. 1981
Uradel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterduch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1862) ist der besonders alte und (deswegen) zu besonders hohem Rang gelangte →Adel in Gegensatz vor allem zu dem →Briefadel.
Urbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Regesten zur Geschichte der Herren von Urbach, bearb. v. Uhland, R., 1958
Urbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120? [Millstädter Genesis] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das mittelalterliche und frühneuzeitliche Güterverzeichnis (beispielsweise Heberegister, Salbuch, Zinsrödel) eines Grundherrn (beispielsweise Abtei Prüm 893, Weißenburg, Lorsch, Fulda, Werden, in dem Herzogtum Württemberg rund 2150 Urbare des 15. bis 18. Jahrhunderts). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 81, 105; Das habsburgische Urbar, hg. v. Maag, R., Bd. 1f. 1894ff.; Die landesfürstlichen Urbare Nieder- und Oberösterreichs, hg. v. Dopsch, A., 1904; Die Urbare der Abtei Werden, hg. v. Kötzschke, R., Bd. 1ff. 1906ff.; Die Urbare des Benediktinerstiftes Göttweig von 1302-1536, bearb. v. Fuchs, A., 1906; Die landesfürstlichen Gesamturbare der Steiermark, hg. v. Dopsch, A., 1910; Gmür, M., Urbare und Rödel des Klosters Pfäfers, 1910; Die mittelalterlichen Stiftsurbare des Erzherzogtums Österreich ob der Enns, hg. v. Schiffmann, K., 1912f.; Zösmair, J., Das Urbar des Reichsguts in Churrätien aus der Zeit König Ottos I., (in) Archiv für Geschichte und Landeskunde Vorarlbergs 10 (1914), 61; Jecklin, F., Urbar des Hospizes St. Peter auf dem Septimer, 1915; Brosch, F., Siedlungsgeschichte des waxenbergischen Amtes Leonfelden, mit einem Anhang Das Leonfeldener Urbar, hg. v. Trinks, E., (in) Jahrbuch des oberösterreichischen Musealvereines 84 (1932); Altwürttembergische Urbare, hg. v. Müller, K., 1934; Das Elbogener Urbar, hg. v. Schreiber, G., 1934; Baumgartner, R., Das bernisch-solothurnische Urbar, 1938; Das Füssener hochstiftische Urbar von 1398, bearb. v. Dertsch, E., 1940; Urbare von Allerheiligen in Schaffhausen und von Beromünster, bearb. v. Kläui, P., 1941; Das Bickelspergsche Lagerbuch der Grafschaft Zollern von 1435, hg. v. Herberhold, F., 1941; Feger, O., Das älteste Urbar des Bistums Konstanz, 1943; Gurker Urbare, hg. v. Wießner, H., 1951; Clavadetscher, O., Das churrätische Reichsgutsurbar, ZRG GA 70 (1953), 1; Das Urbar des Hochstifts Augsburg von 1366, hg. v. Dertsch, R., 1954; Seckau, Pettau, hg. v. Roth, B. u. a., 1955; Das Urbar der vorderen Grafschaft Görz aus dem Jahre 1299, hg. v. Klos-Bužek, F., 1956; Altwürttembergische Lagerbücher aus der österreichischen Zeit 1520-1534, bearb. v. Schwarz, P. u. a., Bd. 1ff. 1958ff.; Metz, W., Staufische Güterverzeichnisse, 1964; Raisch, H., Das Esslinger Urbar von 1304, 1966; Das Hohentwiel-Lagerbuch von 1562, bearb. v. Miller, M., 1968; Das Rattenberger Salbuch von 1416, hg. v. Bachmann, H., 1970; Salbücher der Grafschaft Lippe von 1614 bis etwa 1620, bearb. v. Stöwe, H. u. a., 1969; Das Prümer Urbar, hg. v. Schwab, I., 1983; Metz, W., Das karolingische Reichsgut, 1960; Richter, G., Lagerbücher- und Urbarlehre, 1979; Das älteste bayerische Herzogsurbar, hg. v. Heeg-Engelhart, I., 1990; Mayer, U. u. a., Die spätmittelalterlichen Urbare des Heiliggeist-Spitals in Mainz, 1992; Fränkische Urbare, hg. v. Bünz, E. u. a., 1998; Das älteste Urbar des Priorats Reichenbach von 1427, bearb. v. Keyler, R., 1999; Das Urbar der Abtei Sankt Maximin vor Trier, bearb. v. Nolden, R., 1999; Das Urbar des Grafen Burkhard III. von Maidburg-Hardegg, hg. v. Zehetmayer, R., 2001; Das Urbar des niederösterreichischen Zisterzienserklosters Zwettl, hg. v. Schneider, G., 2002; Klose, J., Die Urbare Abt Hermanns von Niederaltaich, 2003; Das Urbar des Heilig-Geist-Spitals zu Bozen von 1420, bearb. v. Schneider, W., 2003; Feigl, H./Stockinger, T., Die Urbare der Herrschaften Maissau und Sonnberg, 2008; Urbare des Fürstentums Jägerndorf, hg. v. Hanke, S. u. a., 2010
Urbino (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) in den Marken geht auf das antike Urbinum Metaurense zurück. In dem 6. Jahrhundert wird es Sitz eines Bischofs. Durch die pippinische Schenkung (754) fällt es an den Papst (Kirchenstaat). In dem 1443/1474 errichteten Herzogtum wird 1506 eine Universität geschaffen.
Lit.: Le città nella storia d’Italia, 1986
Urfehde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das seit dem 14. Jahrhundert sichtbare und von dem 15. Jahrhundert bis zu dem 17. Jahrhundert verbreitete Versprechen (beispielsweise in Freiburg im Breisgau zwischen 1331 und 1750 rund 1100 Urfehden) der Beendigung der Feindschaft, mit dem eine jeweilige →Fehde endet. Vielfach üblich ist auch eine Urfehde nach Entlassung aus einer Haft. Davon wird in Preußen 1796 Abstand genommen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Utsch, F., Peinliche Urfehden, 1903; Asmus, W., Das Urfehdewesen Freiburgs im Breisgau, Diss. jur. Freiburg im Breisgau, 1923; Ebel, W., Die Rostocker Urfehden, 1938; Ullrich, G., Ein Entwurf eines Zeitzer Urfehdebriefs, ZRG GA 59 (1939), 270; Boockmann, A., Urfehde, 1980; Blauert, A., Das Urfehdewesen im deutschen Südwesten, 2000
Urgicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Geständnis
Urheber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1432) ist der Veranlasser oder Hersteller eines Ergebnisses, insbesondere eines geistigen Werkes. Seit der frühen Neuzeit entwickelt sich zu seinem Schutz das (im römischen Recht trotz Anerkennung der Urheberpersönlichkeit noch unbekannte) →Urheberrecht.
Lit.: Gillis, F., Gewährschaftszug und Laudatio auctoris, 1913; Eggert, A., Der Rechtsschutz der Urheber, (in) UFITA 138 (1999), 183; Schickert, K., Der Schutz literarischer Urheberschaft in Rom, 2004; Köbler, G., Vom Urheber und Patent zum Urheberrecht und Patentrecht, (in) FS E. Wadle, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Sorge, C., Abhängige Autoren, 2020
Urheberrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1855) ist die Gesamtheit der den →Urheber betreffenden Rechtssätze. In dem Altertum genießt der Verfasser eines Werkes zwar bereits Ruhm und wird auch der Plagiator eines Werkes gesellschaftlich geschmäht, doch gibt es Recht (Eigentum, Besitz) nur an dem einzelnen körperlichen Werkstück und ist die Abschrift eines Textes als solche grundsätzlich nicht rechtswidrig. Das Urheberrecht gewinnt kurz nach Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern (um 1440-1454), der die leichtere Vervielfältigung von Gedanken auf dem in China erfundenen, seit dem 13. Jahrhundert verwendeten billigeren Papier ermöglicht, seine erste größere Bedeutung. Es beginnt mit der Erteilung von privilegierenden Patenten zugunsten (der Verwerter) einzelner Erfindungen (England um 1350), denen in Venedig 1474 eine erste allgemeine Regelung folgt. Insbesondere Drucker (darunter auch rechtswidrige Nachdrucker) werden gegen billiger mögliche Nachdrucke durch örtlich begrenzte, Strafen vorsehende Privilegien von Landesherren geschützt. Zahlungen an den Urheber sind zunächst nur Ehrengeschenke. In dem Gefolge der Aufklärung entsteht über die aus vielen Privilegien des 16. und 17. Jahrhunderts gegen den Nachdruck erwachsende Lehre von einem Verlagseigentum (17. Jahrhundert) seit dem Ende des 18. Jahrhunderts (in Naturrecht und Rechtsphilosophie) die Lehre von dem →geistigen Eigentum („Person-Eigentum an Leistungen als Auswirkung des Rechtes der Persönlichkeit“), die sich in dem 19. Jahrhundert nach englisch-französischem Vorbild (Eigentumstheorie John Lockes, 1710 Statute of Anne (http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StatuteofAnne1710.htm), Frankreich 1791, 1793, intellectual property, propriété intellectuelle) für einige Zeit durchsetzt (Württemberg Gewerbeordnung 1828, Preußen Gesetz zu dem Schutz des Eigentums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck 11. 6. 1837, gemeinsame Grundsätze der Bundesversammlung des Deutschen Bundes von dem 7. 11. 1837, Norddeutscher Bund 1870, Urheberrechtsgesetz des (zweiten) Deutschen Reiches von dem 11. Juni 1870, Gesetze betreffend den Schutz von Werken der Kunst und Photographie 1876, Patentgesetz 25. 5. 1877, Literatururhebergesetz von dem 19. Juni 1901 [Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der Literatur und Tonkunst], Kunsturhebergesetz 1907, Schweiz 1883, Österreich 1895), bis sie in Deutschland durch den pandektistischen, auf körperliche Gegenstände beschränkten Eigentumsbegriff (des Bürgerlichen Gesetzbuchs von 1896/1900) und die Vorstellung von Immatgerialgüterrechten wieder verdrängt wird. Mit der Herausbildung eines freien Schriftstellertums entsteht die Vorstellung eines Urhebervermögensrechts. International bedeutsam wird die Berner Übereinkunft (1866), nach der die beteiligten Staaten das inländische Recht des Leistungsschutzs auf die Angehörigen aller Teilnehmerstaaten erstrecken (1952 Welturheberrechtsabkommen, Ende 20. Jahrhunderts Agreement on Trade Related Aspects of Intellectual Property Rights). In dem 20. Jahrhundert wird der Schutz des Urhebers ausgedehnt (auf die Zeit bis 70 Jahre nach dem Tod). Allerdings bedarf rein tatsächlich der wirtschaftlich meist unerfahrene Urheber in der Regel zu der wirtschaftlichen Verwertung seiner Gedanken wirtschaftlich erfahrener, durch Vertrag viele der Rechte des Urhebers gegen Entgelt übernehmender Mittelsmänner (beispielsweise Verlag, der nach dem Verlagsvertrag die wirtschaftlichen Rechte des Autors durch ein Honorar von 5-10 Prozent des Ladenpreises des einzelnen verkauften Buches entgilt). 2019 werden die Rechte (vor allem) der Verwerter und (dadurch mittelbar letztlich auch) der Urheber auf Einkünfte gegenüber den Interessen der Allgemeinheit an niedrigen Buchpreisen in der Europäischen Union gestärkt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 184, 205, 218, 272; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/StatuteofAnne1710.htm; Goerlitz, T., Die rechtliche Behandlung der gewerblichen Bildzeichen in Deutschland seit dem 14. Jahrhundert, ZRG GA 55 (1935), 216; Zycha, A., Beitrag zur Frühgeschichte des deutschen Erfinderrechts, ZRG GA 59 (1939), 208; Gieseke, L., Vom Privileg zum Urheberrecht, 1956; Gieseke, L., Die geschichtliche Entwicklung des deutschen Urheberrechts, 1957; Bappert, W., Wege zum Urheberrecht, 1962; Seemann, H., Volkslied und Urheberrecht, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1965; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,737, 3,3,3955; Vogel, M., Deutsche Urheber- und Verlagsrechtsgeschichte, 1978; Klingenberg, E., Vom persönlichen Recht zum Persönlichkeitsrecht, ZRG GA 96 (1979), 183; Bosse, H., Autorschaft ist Werkherrschaft, 1981; Hundert Jahre Urheberrechtsgesetz, 1983; Wadle, E., Die Entfaltung des Urheberrechts als Antwort auf technische Neuerungen, (in) Technikgeschichte 1985, 233; Woher kommt das Urheberrecht und wohin geht es?, hg. v. Dittrich, R., 1988; Wadle, E., Der Bundesbeschluss vom 9. November 1837 gegen den Nachdruck, ZRG GA 106 (1989), 198; Bülow, M., Buchmarkt und Autoreneigentum, 1990; Wadle, E., Savignys Beiträge zum Urheberrecht, (in) Grundfragen des Privatrechts, 1990, 95; Wadle, E., Zur Geschichte des Urheberrechts in Europa, (in) Entwicklung des europäischen Urheberrechts, 1989; Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht, hg. v. Beier, F., Bd. 1f. 1991; Kaller, P., Druckprivileg und Urheberrecht, 1992; Die Notwendigkeit des Urheberrechtsschutzes, hg. v. Dittrich, R., 1991; Historische Studien zum Urheberrecht, hg. v. Wadle, E., 1993; Schulze, E., Geschützte und ungeschützte Noten, 1995; Gieseke, L., Vom Privileg zum Urheberrecht, 1995; Wadle, E., Geistiges Eigentum, Bd. 1f. 1996ff.; Püschel, H., Die Parsifal-Frage, ein rechtshistorisches Phänomen, ZRG GA 113 (1996), 307; Ellins, J., Copyright Law, Urheberrecht, 1997; Materialien zum Urheberrechtsgesetz, hg. v. Schulze, M, Bd. 1f. 2. A. 1997; Kurz, P., Die Geschichte des Arbeitnehmererfinderrechts, 1997; Wadle, E., Preußische Privilegien, (in) Musik und Recht, 1998, 85; Schack, H., Die ersten Urheberrechtsgesetze in den Vereinigten Staaten von Amerika 1783-1786, (in) UFITA 136 (1998), 219; Seville, C., Literary Copyright Reform in Early Victorian England, 1999; Sherman, B./Bently, L., The Making of Modern Intellectual Property Law, 1999; Wadle, E., Das Scheitern des Frankfurter Urheberrechtsentwurfes von 1819, (in) UFITA 138 (1999), 153; Kurz, P., Weltgeschichte des Erfindungsschutzs, 2000; Nomine, R., Der königlich preußische literarische Sachverständigen-Verein, 2001; Kawohl, F., Urheberrecht der Musik in Preußen, 2002; Maracke, C., Die Entstehung des Urheberrechtsgesetzes von 1965, 2003; Schriks, C., Het kopijrecht, 2004; Schickert, K., Der Schutz literarischer Urheberschaft im Rom der klassischen Antike, 2004; Meyer, S., Bemühungen um ein Reichsgesetz gegen den Büchernachdruck, 2004; Dulken, S. van, Ideen, die Geschichte machten, 2004; Müller, L., Das Urheberpersönlichkeitsrecht, 2004, Vogt, R., Die urheberrechtliche Reformdiskussion in Deutschland während der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus, 2004; Vogel, F., Urheber- und Erfinderrechte im Rechtsverkehr, 2004; Bandilla, K., Urheberrecht im Kaiserreich, 2005; Balogh, E., Der Einfluss des deutschen Rechtes auf den ersten ungarischen Gesetzentwurf zum Urheberrecht, ZRG GA 123 (2006), 305; Gergen, T., Das württembergische Privilegiensystem gegen den Büchernachdruck, (in) UFITA 2006, 189; Feld, A., Das bayerische Gesetz zum Schutz des Eigentums an Erzeugnissen der Literatur und Kunst gegen Nachdruck vom 15. 04. 1840, 2007; Wadle, E., Urheberrecht zwischen Gestern und Morgen, 2007; Gergen, T., Die Nachdruckprivilegienpraxis Württembergs im 19. Jahrhundert, 2007; Löhnig, M., Vom Schrifteigentum - das erste deutsche Urheberrecht in Art. 577da-dh des badischen Landrechts, (in) UFITA 1997, 783ff.; Gergen, T., Zum Urheberrecht Hannovers im 18. und 19. Jahrhundert, ZRG GA 125 (2008), 181; Köbler, G., Vom Urheber und Patent zum Urheberrecht und Patentrecht, (in) FS E. Wadle, 2008; Mohnhaupt, H., Zur Entstehung der Rechtsdisziplin Urheberrecht im 19. Jahrhundert, (in) Grundlagen und Grundfragen des geistigen Eigentums, hg. v. Pahlow, L. u. a., 2008, 131; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Löhr, I., Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte, 2010; Flechsig, N., Der englische Bach aus Leipzig und das erste Urheberrechtsgesetz der Welt, (in) UFITA 2010, 445; Reuß, R., Naturrecht oder positivistisches Konzept. Die Entstehung des Urheberrechts im 18. Jahrhundert in England und den Vereinigten Staaten von Amerika, 2010; Höffner, E., Geschichte und Wesen des Urheberrechts, 2010, 2. A. 2011; Wadle, E., Beiträge zur Geschichte des Urheberrechts, 2012; Birnhack, M., Colonial Copyright, 2012; Dressel, F., Neue Strukturen für den Schutz geistigen Eigentums im 19. Jahrhundert, 2013; Neurauter, S., Das Bauhaus und die Verwertungsrechte, 2013; Fitzgerald, B. u. a., A Short History of Copyright, 2013; Seifert, F., Kleine Geschichte(n) des Urheberrechts, 2014; Dommann, M., Autoren und Apparate – Die Geschichte des Copyrights im Medienwandel, 2014; Wolf, J., Aspekte des Urheberrechts bei Carl Maria von Weber, Albert Lortzing und Otto Nicolai, 2015; Pfaffendorf, R., Die Strafbarkeit grenzüberschreitender Verletzungen von Rechten am geistigen Eigentum innerhalb der Europäischen Union, 2018; Geschichte und Zukunft des Urheberrechts, hg. v. Meder, S., 2018; Reinhold, N., Die Entwicklung des Urheberrechts unter besonderer Berücksichtigung der höchstrichterlichen Rechtsprechung von 1870 bis 1910, 2018; Urheberrecht im Wandel der Zeit – Symposium Norbert P. Flechsig, hg. v. Verwertungsgesellschaft, 2018; Fischer, U., Kurt Weill und das Urheberrecht, 2018; Sohns, C., Lizenzen in der Urheberkette, 2018; Jacobsen, J., Die urheberrechtlich relevante Parodie, 2020; Urheberrecht, hg. v. Loewenheim, U. u. a., 6. A. 2020; Geschichte und Zukunft des Urheberrechts II, hg. v. Meder, S., 2020; Burda, M., Die Zweckbindung im Urhebervertragsrecht, 2020
Uri (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der Ort an dem Vierwaldstättersee, der 732 erstmals erwähnt wird und dem König Heinrich (VII.) die Reichsunmittelbarkeit bestätigt. 1291 schließt sich Uri mit →Schwyz und Unterwalden gegen →Habsburg zusammen und ist damit ein Urkanton der →Schweiz. In ihm wird die Landsgemeinde 1928 durch Urwahlen ersetzt.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Das Schlachtjahrzeit von Uri, hg. v. Wymann, E., 1916; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Arnold, G., Die Korporation Ursern, 1990; Stadler-Planzer, H., Geschichte des Landes Uri, Teil 1 1993
Urkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 790 belegt) ist die verkörperte Gedankenerklärung, die allgemein oder für Eingeweihte verständlich ist, den Aussteller erkennen lässt und zu dem Beweis einer rechtlich erheblichen Tatsache geeignet und bestimmt ist bzw. das unter Beobachtung bestimmter Formen ausgefertigte und beglaubigte Schriftstück über Vorgänge rechtserheblicher Natur (Ahasver von Brandt). Da die Urkunde die Schriftlichkeit voraussetzt, fehlt sie den Germanen in Gegensatz (zu altorientalischen Kulturen und) zu den Römern, bei denen sie (lat. [N.] instrumentum) als Zeugenurkunde (lat. [F.] testatio, daneben attestatio, lat. [F.], Bezeugung, Bescheinigung, (1. Hälfte 5. Jahrhundert n. Chr.]) auf Wachsdoppeltäfelchen in objektiver d. h. dritter Person gehaltener Fassung oder seit dem 2./1. Jahrhundert v. Chr. nach griechischem Vorbild als zeugenloses, eigenhändiges, subjektiv gefasstes Handschreiben (lat. [N.] chirographum) vielfach errichtet und durch Verdoppeln oder Zusammenfalten (Diplom) vor Beschädigung oder Verfälschung geschützt wird. Später erscheinen in Rom auch Anfänge gewerbsmäßiger Ausstellung und öffentlicher Beurkundung. Fortgeführt in das Mittelalter wird die Urkunde durch die grundsätzlich Schriftlichkeit bewahrende Kirche. Die Zahl der erhaltenen merowingischen Urkunden beträgt etwa 700, die der karolingischen etwa 10000, die der ottonisch-salischen etwa 3000, wobei die Königsurkunde (ca. 4000 in dem Frühmittelalter) gegenüber der Privaturkunde (fast 10000) zeitweise gänzlich vorherrscht. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts entsteht auch in dem Adel ein Interesse an der Schriftlichkeit von Rechtsgeschäften. Gegliedert ist jede Urkunde grundsätzlich in Protokoll (Invokation [Gottes], Intitulation [des Ausstellers], Inskription [Nennung des Empfängers], Salutation [Gruß]), Kontext (Arenga [allgemeine Begründung der Ausstellung], Promulgation [Verkündung}, Ereignisbericht [lat. narratio], Bitte um Urkundenausstellung, Dispositio [eigentliches Rechtsgeschäft, Verfügung], Confirmatio und/oder Pönformel, Beglaubigungsmittel [lat. corroboratio]) und Eschatakoll (Actum, Schlussdatierung, Ausstellerunterschrift, Zeugenunterschriften und die Schreiberformel [Rekognition], evtl. Gebetsformel). In dem 13. Jahrhundert nimmt die Zahl der Urkunden sehr zu, zumal die Schreibfähigkeit immer mehr verbreitet wird. Gegen das Ende des 13. Jahrhunderts wird auf Invokation, Arenga und Zeugen verzichtet, setzt sich die Volkssprache gegenüber dem Lateinischen durch und dringen Sicherungsklauseln und Gewährleistungsklauseln vor. In dem Druck veröffentlicht sind seit dem 17. Jahrhundert vor allem die älteren Urkunden in Urkundenbüchern. Der Bestrafung der Urkundenfälschung dienen später besondere Strafvorschriften.
Lit.: Köbler, DRG 6; Köbler, WAS; Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, hg. v. Wartmann, H., Bd. 1ff. 1863ff.; Brunner, H., Zur Rechtsgeschichte der römischen und germanischen Urkunde, Bd. 1 1880; Zeumer, K., Über den Ersatz verlorener Urkunden im fränkischen Reich, ZRG GA 1 (1880), 89; Posse, O., Die Lehre von den Privaturkunden, 1887; Hübner, R., Gerichtsurkunden der fränkischen Zeit, 1891; Vancsa, F., Das erste Auftreten der deutschen Sprache, 1895, Neudruck 1963; Erben, W./Schmitz-Kallenberg, L./Redlich, O., Urkundenlehre, 1907ff.; Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911; Mitis, O. Frhr. v., Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen, 1912; Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1f. 2. A. 1912, 4. A. 1968ff. (unv. Neudruck); Redlich, O., Die Privaturkunden des Mittelalters, 1911, Neudruck 1967; Urkunden zur Geschichte der Territorialverfassung, hg. v. Sander, P./Spangenberg, H., 1922f.; Steinacker, H., Die antiken Grundlagen der frühmittelalterlichen Privaturkunde, 1927; Corpus der altdeutschen Originalurkunden, begr. v. Wilhelm, F., Bd. 1ff. 1929ff.; Ketner, F., De oudste oorkonden van het klooster Bethlehem bij Doetinchem, 1932; Santifaller, L., Urkundenforschung, 1937; Honselmann, K., Von der carta zur Siegelurkunde, 1939; Vienken, T., Die Geltungsdauer rechtlicher Dokumente, 1941; Meisner, H., Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit, 2. A. 1952; Oppermann, O., Rheinische Urkundenstudien, 1951; Chartae latinae antiquiores, hg. v. Bruckner, A., Bd. 1ff. 1954ff., Neuere Editionen mittelalterlicher Königs- und Papsturkunden, (bearb.) v. Santifaller, L., 1958; Tessier, G., Diplomatique royale française, 1962; Hofmann, S., Urkundenwesen, Kanzlei und Regierungssystem der Herzoge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein von 1180/1214 bis 1255/1294, 1967; Zinsmaier, P., Die Urkunden Philipps von Schwaben und Ottos IV. (1198-212), 1969; Hlaváček, I., Das Urkunden- und Kanzleiwesen des böhmischen und römischen Königs Wenzel (IV.) 1376-1419, 1970; Chaplais, P., English royal documents, 1971; Fichtenau, H., Das Urkundenwesen in Österreich vom 8. bis zum frühen 13. Jahrhundert, 1971; Matzinger-Pfister, R., Paarformel, Synonymik und zweisprachiges Wortpaar, 1972; Classen, P., Kaiserreskript und Königsurkunde, 1977; Traditiones Wizenburgenses, hg. v. Doll, A., 1979; Zimmermann, H., Papsturkunden, Bd. 1ff. 1984ff.; Silagi, G., Landesherrliche Kanzleien im Spätmittelalter, 1984; Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden bis 1250, hg. v. Rück, P., 1985 (rund 11000 Urkunden); Frenz, T., Papsturkunden, 1986, 2. A. 2000; Fotografische Sammlungen mittelalterlicher Urkunden in Europa, hg. v. Rück, P., 1989; Die Urkunden des Reichsstiftes Ottobeuren, bearb. v. Hoffmann, H., 1991; Keynes, S., A Handlist of Anglo-Saxon Charters, 1991; Tropper. P., Urkundenlehre in Österreich, 1994; Kortüm, H., Zur päpstlichen Urkundensprache, 1995; Die Urkunden der Kaiserin Konstanze, hg. v. Kölzer, T., 1990; Habscheid, S., Die Kölner Urkundensprache des 13. Jahrhunderts, 1997; Weiß, P., Frühe Siegelurkunden in Schwaben (10.-12. Jahrhundert), 1997; Gröschler, P., Die tabellae-Urkunden aus den pompejanischen und herkulanensischen Urkundenfunden, 1997; Chartae latinae antiquiores, Serie 2 (ab 800), hg. v. Cavallo, G. u. s., Bd. 51ff. 1997ff.; Kölzer T., Merowingerstudien, Bd. 1f. 1998f.; Typologie der Königsurkunden, hg. v. Bistricky, J., 1998; Papsturkunde und europäisches Urkundenwesen, hg. v. Herde, P. u. a., 1999; Urkunden und Urkundenformulare im klassischen Altertum und in den orientalischen Kulturen, hg. v. Khoury, R., 1999; Hellmann, M., Tironische Noten in der Karolingerzeit, 1999; Schuler, P., Die spätmittelalterliche Vertragsurkunde, 2000; Die Urkunden der Merowinger, hg. v. Kölzer, T., 2001; Heinz, K., Monasterium.net - Auf dem Weg zu einem europäischen Urkundenportal, (in) Regionale Urkundenbücher hg. v. Kölzer, T. u. a., 2010; Scharfenberg, S., Die Entstehungsgeschichte des Beurkundungsgesetzes vom 28. August 1969, 2003; La diplomatica dei documenti giudiziari, hg. v. Nicolaj, G., 2004; Schulze, H., Die Heiratsurkunde der Kaiserin Theophanu, 2006; Vogtherr, T., Urkundenlehre, 2008; Zehetmayer, R., Urkunde und Adel, 2009; Krafft, O., Bene valete, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Schulze, U., Studien zur Erforschung der deutschsprachigen Urkunden des 13. Jahrhunderts, 2011; Schieffer, R., Die älteste Originalurkunde auf deutschem Boden, (in) Hess. Jb. für LG 61 (2011), 1 (Pippin 760 für Fulda); Küsters, U., Marken der Gewissheit, 2012; Mersiowski, M., Die Urkunde in der Karolingerzeit, 2012; Weileder, M., Spätmittelalterliche Notarsurkunden, 2018; Die Urkunde, hg. v. Stieldorf, A., 2019
urkunden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (und in Google) nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eine Urkunde herstellen
Urkundenbeweis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Beweis einer Behauptung durch eine (echte) →Urkunde. Die Urkunde ist bereits in dem römischen Recht Beweismittel in einem Rechtsstreit und nimmt diese Stellung auch seit dem Frühmittelalter ein. Dabei gilt die Königsurkunde als unscheltbar. Mit der Zunahme der Urkunden wächst deren Bedeutung im Verfahren weiter. Besonderen Beweiswert erlangen dabei notarielle Urkunden oder später allgemein öffentliche Urkunden. S. Google
Lit.: Kaser § 84 I 2c; Kroeschell, DRG 1, 2; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Schultze, A., Zur Lehre vom Urkundenbeweise, Zs. f. d. Privat- und öffentliche Recht 22 (1894); Mayer-Homberg, E., Beweis und Wahrscheinlichkeit, 1921; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971
Urkundenbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem 19. Jahrhundert die moderne wissenschaftliche Ausgabe älterer →Urkunden eines bestimmten Bereichs (Stadt, Land, Verband u. s. w.) in einem Buch (beispielsweise der Königsurkunden [Diplomata] in den [lat.] Monumenta [N.Pl.] Germaniae Historica).
Lit.: Köbler, DRG 6; Urkundenbuch des Klosters Mariengarten, hg. v. Boetticher, M. v., 1987; Köbler, G., Einfache Bibliographie europäisch-deutscher Rechtsgeschichte, 1990, 16, 23, 24, 25; Urkundenbuch des Klosters Wülfinghausen, hg. v. Hager, U., Bd. 1f. 1990ff.; Stand, Aufgaben und Perspektiven territorialer Urkundenbücher im östlichen Mitteleuropa, hg. v. Irgang, W./Kersken, N., 1998; Urkundenbuch des Zisterzienserklosters Altzelle, Teil 1ff. 1162ff., bearb. v. Graber, T., 2006ff.; Urkundenbuch des Klosters Medingen, hg. v. Homeyer, J., 2006
Urkundenfälschung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittellters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Herstellung einer unechten Urkunde, die Verfälschung einer echten Urkunde oder der Gebrauch einer unechten oder verfälschten Urkunde in dem Rechtsverkehr. Etwa die Hälfte der merowingischen Urkunden ist ebenso unecht wie das bekannte →(lat.) privilegium (N.) maius (größeres Privileg) Rudolfs IV. von Habsburg für Österreich von 1358/1359. Seit 1198 wendet sich die Kirche entschieden gegen Urkundenfälschung. Später wird die Urkundenfälschung ein Straftatbestand.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Hirsch, H., Urkundenfälschungen aus dem regnum Arelatense, 1937; Herde, P., Römisches und kanonisches Recht bei der Verfolgung des Fälschungsdelikts, (in) Traditio 21 (1965), 291; Fälschungen im Mittelalter, hg. v. Fuhrmann, H., Bd. 1ff. 1988; Rüping, H./Jerouschek, G., Grundriss der Strafrechtsgeschichte, 5. A. 2007, 6. A. 2011; Rojas. L., Dogmengeschichte der Urkundenfälschung, (in) Grundlagen und Dogmatik des gesamten Strafrechtssystems (FS W. Frisch,) 2013, 925
Urkundenlehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Diplomatik) →Urkunde
Lit.: Bresslau, H., Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1f. 2. A. 1912, Neudruck 1968
Urkundenschelte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Frühmittelalter die Behauptung, eine von einem anderen vorgelegte Urkunde (Privaturkunde) sei falsch. In dem Rechtsstreit kommt es dann zu der Eidesleistung oder zu dem Zweikampf. Unscheltbar, aber nicht zugleich unangreifbar, ist die Königsurkunde. S. Google
Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973
Urlaub (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ursprünglich allgemein die Erlaubnis, seit dem 19. Jahrhundert die (erlaubte,) meist von dem Arbeitgeber bezahlte arbeitsfreie Arbeitszeit. Der Umfang von Urlaub ist in besonderen Gesetzen, Tarifverträgen und Einzelverträgen geregelt und umfasst meist 4 bis 6 Wochen in jedem jeweiligen Jahr. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 273; Leinemann, W./Linck, R., Urlaubsrecht, 1995
Ursache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Grund, Voraussetzung
Urschwabenspiegel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Schwabenspiegel
Lit.: Urschwabenspiegel, hg. v. Eckhardt, K., 1975
Urschweiz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Schweiz
Lit.: Oechslin, M., Die Markgenossenschaften der Urschweiz, 1941
Ursprung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Herkunft
Urteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [Urtheil] – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die gerichtliche, vor allem in neueren Zeiten einer besonderen Form bedürftige Entscheidung. Das Urteil fällt in dem altrömischen Zivilverfahren grundsätzlich der Richter (lat. [M.] iudex), bei den Germanen die Volksversammlung und in dem Mittelalter die Gesamtheit der Schöffen (nicht dagegen der nur die Versammlung leitende Richter). In dem Frühmittelalter ist das Urteil dabei meist zweizüngig (vorläufig noch ergebnisoffen) und deshalb in seinem Ergebnis von dem Verlauf eines außergerichtlichen Beweises abhängig. Seit der frühen Neuzeit verdrängt unter dem Einsluss der Kirche der gelehrte, grundsätzlich einzeln entscheidende Richter (Offizial) den Laienschöffen aus der Urteilsfällung. Das Urteil wird schriftlich und immer stärker förmlich festgelegt. In dem 19. Jahrhundert setzt der Liberalismus eine eingeschränkte Wiederbelebung des Laien als Urteiler bzw. Laienrichter durch (Geschworenengericht, →Schwurgericht u. s. w.). Seit dem Spätmittelalter ist das Urteil regelmäßig durch Appellation, später durch Berufung und Revision überprüfbar (Österreich Berufung und Nichtigkeitsbeschwerde). Es bedarf deswegen seit der Neuzeit mehr und mehr einer Begründung (→Urteilsbegründung).
Lit.: Kaser §§ 54 II, 84 II, 87 I 8; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 34, 56, 70, 86, 116, 118, 155, 201, 202, 203; Köbler, WAS; Seyler, R./Barth, C., Urteil und Beschaydt, Bd. 1ff. 1604ff.; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879, Neudruck 1973; Boden, F., Das Urteil im altnorwegischen Recht, ZRG GA 24 (1903), 1; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG GA 34 (1913), 44; Das älteste Urteilsbuch des holsteinischen Vierstädtegerichts 1497-1574, hg. v. Gundlach, F., 1925; Sohm, C., Die unbestimmte Verurteilung in Preußen, 1939; Erler, A., Sich selbst das Urteil sprechen, (in) Oberdeutsche Zeitschrift für Volkskunde 17 (1943), 143; Die älteren Urteile des Ingelheimer Oberhofes, hg. v. Erler, A., Bd. 1ff. 1952ff.; Lübecker Ratsurteile, hg. v. Ebel, W., Bd. 1ff. 1958ff.; Ebel, W., Studie über ein Goslarer Ratsurteilsbuch, 1961; Hülle, W., Das rechtsgeschichtliche Erscheinungsbild des preußischen Strafurteils, 1965; Landwehr, G., „Urteil fragen“ und Urteil finden, ZRG GA 96 (1969), 1; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Sellert, W., Zur Geschichte der rationalen Urteilsbegründung, (in) FS A. Erler, 1986, 97; Weitzel, J., Die Formel consilio et iudicio, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 573; Werkmüller, D., Et ita est altercatio finita, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 592; Maiwald, K., Die Herstellung von Recht, 1997; Meder, S., Urteilen, 1999; Urteilen/Entscheiden, hg. v. Vismann, C. u. a., 2005; Mangold, O., Iniuria iudicis, Diss. jur. Tübingen 2004; Schleif, T., Urteil – ungerecht. Ein Richter deckt auf, warum die Justiz versagt. 2019; Schenk, T., Vom Reichshofrat über Cocceji zu PEBB§Y [= Personalbedarfsberechnungssystem] – epochenübergreifende Überlegungen zu gerichtlichen Urteils- und Vergleichsquoten aus institutionengeschichtlicher Perspektive, ZRG GA 137 (2020), 91 (an dem Reichskammergericht Urteilsquote von nur einem Viertel, unter Samuel von Cocceji ab 1746 umfassende Veränderung der Justizkollegien Preußens); Meder, S., Rechtsmaschinen – Von Subsumtionsautomaten, künstlicher Intelligenz und der Suche nach dem „richtigen“ Urteil, 2020 (Peter Oestmann hat lange überlegt, ob er seine Buchbesprechung verfassen soll, aber es schließlich als wichtig empfunden, zu Plagiaten vielfältiger Art nicht zu schweigen)
urteilen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt [urtheilen] – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Urteil fällen, Streit entscheiden
Urteiler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der von dem Richter verschiedene Verfasser eines Urteils in dem mittelalterlichen Recht (→Rachinburge, Schöffe).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 86; Lenel, P., Die Scheidung von Richter und Urteilern, ZRG GA 34 (1913), 440; Urteiler, Richter, Spruchkörper, hg. v. Amend-Traut, A. u. a., 2021
Urteilsbegründung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Angabe von Gründen für den Inhalt eines Urteils. Die Urteilsbegründung findet sich schon in dem römischen Altertum in etwa einem Drittel der von römischen Rechtskundigen überlieferten Fälle. In dem Mittelalter begegnet sie eher selten und wird von der Rechtslehre wegen der damit vergrößerten Gefahr der Angreifbarkeit eher abgelehnt. Seit der Neuzeit wird sie mehr und mehr (aus eigenem Interesse der Entscheidungsträger) ein selbverständlicher bzw. notwendiger Bestandteil des Urteils (Reichskammergericht 1555, Reichsabschied 1654, Sachsen 1715, Preußen 1748/1793, Bayern 1818, Württemberg 1848), doch lässt sich hinterfragen, ob Rechtsdenker des 18. und 19. Jahrhunderts in einem Aufkommen einer Begründungspflicht um 1800 eine Neuerung sehen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 155; Brinkmann, R., Über die richterlichen Urteilsgründe, 1826; Gudian, G., Die Begründung in Schöffensprüchen, 1960; Horak, F., Rationes decidendi, 1969, 290; Die Entscheidungsbegründung, hg. v. Sprung, R. u. a., 1974; Brüggemann, J., Die richterliche Begründungspflicht, 1971; Sellert, W., Zur Geschichte der rationalen Urteilsbegründung, (in) FS A. Erler, 1986, 97; Harke, J., Argumenta Iuventiana- Entscheidungsbegründungen eines hochklassischen Juristen, 1999; Kriechbaum, M., Urteilsbegründung in der mittelalterlichen Rechtslehre, (in) Gedächtnisschrift J. Eckert, 2008, 505; Brom, C., Urteilsbegründungen im „Hoge Raad van Holland, Zeeland en West Friesland, 2008; Günzl, C., Eine andere Geschichte der Begründungspflicht – Sichtweisen des frühen 19. Jahrhunderts, 2021
Urteilsbestätigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der frühen Neuzeit in bestimmten Fällen notwendige Bestätigung eines Urteils durch den absoluten Landesherrn (beispielsweise hängt in Preußen in dem 18. Jahrhundert ein die Todesstrafe oder eine mindestens zehnjährige Gefängnisstrafe vorsehendes Urteil von der Bestätigung des Staatsoberhaupts ab). Das Urteil wird erst mit der Bestätigung voll wirksam. In dem 19. Jahrhundert wird die Urteilsbesträtigung beseitigt (Württemberg 1819).
Lit.: Schmidt, E., Einführung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege, 1947, 3. A. 1965, 255
Urteilserfüllung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Erfüllung eines Urteils. S. Google
Urteilserfüllungsgelöbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Frühmittelalter das Versprechen der Prozesspartei, ein Urteil zu erfüllen. Bestand und Häufigkeit sind zweifelhaft.
Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985
Urteilssammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit dem Hochmittelalter (Reichslandfriede von 1235) erkennbare Sammlung von Urteilen einzelner Gerichte (beispielsweise Lübeck, Ingelheim, Goslar, Halle). 1563 veröffentlicht Joachim →Mynsinger von Frundeck eine Sammlung von Urteilen des Reichskammergerichts (Gaill 1578, Carpzov für Leipzig und Dresden 1646, Mevius für Wismar). Dem folgen in dem 18. Jahrhundert Sammlungen der Urteile der meisten Obergerichte. In dem 19. Jahrhundert wird dies selbverständlich (preußische Gerichtshöfe 1828, Reichsgericht 1879ff.).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 144; Mynsinger von Frundeck, J., Singularium observationum ... centuriae quattuor, 1563; Franklin, O., Sententiae curiae regiae, 1870; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953, 427; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., Bd. 2 2 1976, 1343; Gehrke, H., Die privatrechtliche Entscheidungsliteratur, 1974; Gedruckte Quellen der Rechtsprechung in Europa (1800-1945), hg. v. Ranieri, F., 1992; Mohnhaupt, H., Sammlung und Veröffentlichung von Rechtsprechung, (in) Geschichte der Zentraljustiz, 1994, 403
Urteilsschelte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und ind Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Behauptung der Rechtswidrigkeit des Urteils. Sie führt in dem Frühmittelalter vermutlich zu dem Zweikampf zwischen Urteilsverfasser und Urteilsschelter. Dies hält noch der Sachsenspiegel (1221-1224) für möglich, ohne dass die Rechtswirklichkeit entsprechende Fälle belegt. Vielmehr entscheidet in dem Hochmittelalter über die Urteilsschelte bereits das höhere Gericht bzw. in dem höchsten Gericht die Beratung unter allen Urteilern. In der frühen Neuzeit unterliegt die Urteilsschelte der Appellation und Läuterung bzw. später der Berufung und der Revision. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 116, 155; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1 1879, Neudruck 1973; Gebauer, C., Studien zur Geschichte der Urteilsschelte, ZRG 17 (1896), 33; Weitzel, J., Dinggenossenschaft und Recht, 1985; Werkmüller, D., „Et ita est altercatio finita“, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 592; Kannowski, B., Zwischen Appellation und Urteilsschelte - Über das Rechtsdenken des Johann von Buch, ZRG GA 123 (2006), 110
USA (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen USA-Imperialismus und USA- Imperialist - nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vereinigte Staaten von Amerika, s. Google
usucapio, ūsūcapio, lat., F., Ersitzung, Ulp. (vor 223 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūsus, capere
Usucapio (lat. [F.]) ist in dem klassischen römischen Recht die →Ersitzung des Eigentums nach zivilem Recht, von der später Sachen des (lat. [M.]) fiscus ausgenommen werden. Sie erfordert Eigenbesitz, gültigen Erwerbsgrund (lat. iusta causa [F.]), Zeitablauf und guten Glauben ([lat.] bona fides [F.]) des Erwerbers bezüglich bestimmter Tatsachen. In spätantiker Zeit wird die usucapio in dem Westen durch eine Verjährung von 40, später 30 Jahren verdrängt, während Justinian (527-565 n. Chr.) von usucapio in drei Jahren bei beweglichen Sachen und von (lat.) longi temporis praescriptio (F.) von 10 bzw. 20 Jahren bei Grundstücken spricht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 25 II, IV, 26 I 2, 27 I 3, 28 II 1b, 29 I 3b; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 40, 61
usucapio (F.) pro herede (lat.) Erbschaftsersitzung (im altrömischen Recht)
Lit.: Köbler, DRG 23
usura, ūsūra, lat., F.: nhd. Nutzung, Genuss, Zinsen, Interessen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.). s. latein_a_z.docx, s. ūsus
usurae (lat. [F.Pl.]) Zinsen
usus, ūsus, oesus, oisus, ussus, lat., M., Benutzung, Gebrauch, Anwendung, Verwendung, Verkehr, Ausübung, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūtī
Usus (lat. [M.], Benutzung, Gebrauch, Anwendung, [um 235-200 v. Chr.]) ist seit dem altrömischen Recht der Gebrauch beispielsweise des Ersitzenden. Lebt eine Frau ein Jahr mit einem Mann ununterbrochen in gültiger Ehe, so erlangt der Mann (durch usus) die Gewalt über sie (lat. uxor [F.] in manu). Verbringt sie vor Ablauf des Jahres drei Nächte außerhalb des Hauses, beginnt die Jahresfrist neu zu laufen. In dem klassischen römischen Recht wird usus zu einem beschränkten dinglichen Recht.
Lit.: Kaser §§ 19 II 1, 29 II, 58 V 2c; Söllner §§ 8, 9; Köbler, DRG 22, 25, 41; Diestelkamp, B., Reichsweistümer als normative Quellen, (in) Recht und Schrift im Mittelalter, hg. v. Classen, P., 1977, 281
ususfructus, ūsusfrūctus, lat., M., Nutznießung, Nutznießung fremden Eigentums, Nutznießungsrecht, Gaius (um 159 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūsus (1), frūctus
Ususfructus (lat. [M.]) ist in dem römischen Recht seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. der →Nießbrauch als ein zunächst höchstpersönliches Nutzungsrecht zu der Versorgung abgeschichteter Familienmitglieder, später als beschränktes dingliches Recht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 7 II 2, 22 II 3, 24 V 1, 27 II, 29 I, 59 II 7a, 60 II 4c; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 41; Heger, M., Der Nießbrauch in usus modernus und Naturrecht, 2004
Usus (M.) modernus pandectarum (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist der zeitgenössisch-moderne Gebrauch der Pandekten in Europa in dem 16.-18. Jahrhundert (1495 Reichskammergerichtsordnung- 1794-1812 Allemeines Landrecht Preußens und Code civil Frankreichs und Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs oder -1831 Christian Friedrich von Glück, - in einem engeren Sinne zwischen 1600 und 1750 oder seit 1650 [1643 Conring, H., De origine iuris Germanici, Von dem Ursprung des deutschen Rechtes], Frühphase 16. Jahrhundert, Kernphase 1600-1750, Spätphase 1750-1800). Er passt in zeitlicher Parallele zu der Verselbständigung der Territorien gegenüber Reich und Kaiser das römische Recht in bewusster Lösung von der älteren Tradition den Bedürfnissen der frühen Neuzeit durch Ausscheiden, Verändern und Ergänzen an (beispielsweise Anerkennung des Grundsatzes Kauf bricht nicht Miete oder des Erbvertrags). Anscheinend tritt in ihm auch ein neues Verständnis von Rechtsgeltung zu Tage. Namengebend für diesen Zeitabschnitt ist ein Werk Samuel Stryks ([Lentzen 22. 11. 1640-Halle 23. 7. 1710,] 1690-1712 Specimen usus moderni pandectarum ad libros V priores, Ausdruck erstmals anscheinend verwendet von Samuel Stryk 1667). Bedeutende deutsche Juristen dieser Zeit sind →Conring, →Schilter, →Struve, →Stryk, →Thomasius, →Böhmer, →Heineccius, →Leyser, →Kreittmayr und →Höpfner sowie für die Spätphase vielleicht auch Hellfeld, Koch, Hofacker, Weber und Winckler. Nicht wirklich erfasst wird die Kanonistik, die bruchlos mit dem mittelalterlichen Recht verbunden bleibt. Die Anerkennung heimischen Rechtes bewirkt eine gewisse Nationalisierung des Rechtes. Rechtsquellenlehre und Rechtsanwendungspraxis des Usus modernus pandectarum sind (beispielsweise bei Conring, Schilter, Stryk, Struve, Heineccius und Höpfner) nicht einheitlich, wobei die Begründung der Geltung oder des Vorrangs des römisch-gemeinen Rechtes auf verschiedenen Wegen erfolgt. Neben dem Usus modernus pandectarum entsteht die Vorstellung eines →Vernunftrechts als eines modernen →Naturrechts. S. Google
Lit.: Kaser § 1 III 3; Kroeschell, DRG 3; Molitor, E., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 1949 (fortgesetzt v. Schlosser, H.); Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 2. A. 1975, 9. A. 2001, 10. A. 2005; Wiegand, W., Studien zur Rechtsanwendungslehre, 1977; Schröder, J., Wissenschaftstheorie, 1979; Hermann Conring, hg. v. Stolleis, M., 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985; Usus modernus und Dogmengeschichte des Privatrechts, (in) Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages, hg. v. Simon, D., 1987, 233, 279; Wesener, G., Die privatrechtlichen Normen des usus modernus, (in) Akten des 26. Deutschen Rechtshistorikertages, 1987, 279; Voppel, R., Der Einfluss des Naturrechts auf den usus modernus, 1996; Brauneder, W., Europäisches Privatrecht, 1997; Landau, P., Methoden des kanonischen Rechtes in der frühen Neuzeit, (in) ZNR 21 (1999), 7; Willoweit, D., Der usus modernus oder die geschichtliche Begründung des Rechts. Zur rechtstheoretischen Bedeutung des Methodenwandels im späten 17. Jahrhundert, (in) Die Begründung des Rechts als historisches Problem, hg. v. Willoweit, D., 2000, 229; Wesener, G., Ius Romanico-Germanicum – zur Rechtsquellenlehre des usus modernus pandectarum, (in) Meditationes de iure et historia, 2014, 1031; Wittmann, P., Der da sein Practic auß Teutschen Tractaten will lernen, 2015; Wesener, G. Zur Spätphase des usus modernus pandectarum (in) Legal Roots 4 (2015) 11ff.
uti, ūtī, oetī (ält.), lat., V., Gebrauch machen, gebrauchen, anwenden, benutzen, sich bedienen, Plaut., XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *itā, V., gehen, s. idg. *ei- (1), *h₁ei-, *i̯ē-, V., gehen
utilis, ūtilis, oetilis, oitilis, lat., Adj., zuträglich, brauchbar, tüchtig, tauglich, dienlich, nützlich, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūtī
Utilitarismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Nützlichkeitslehre (Benthams 1748-1832 und Mills)
Lit.: Kaser § 36 II 4; Köbler, DRG 63, 65, 166; Teubner, W., Kodifikation und Rechtsreform in England, 1974
utilitas, ūtilitās, lat., F., Brauchbarkeit, Nützlichkeit, Tauglichkeit, Zuträglichkeit, Vorteil, Nutzen, Interesse, Glück, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. ūtilis, s. ūtī, Nützlichkeit (des dienenden Grundstücks für das herrschende (Grundstück) bei einer →Dienstbarkeit des römischen Rechtes)
Lit.: Kaser § 28 I 3
Utilität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Nützlichkeit
Utilitätsprinzip (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Nützlichkeitsgrundsatz (beispielsweise haftet die durch ein Rechtsverhältnis weniger begünstigte Partei nur für Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit
utlagr ([anord.] Adj.) rechtlos
Utopie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt unt in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische und das teilweise nicht weiter erklärbare Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) [nirgendwo als Wirklichkeit bestehende] Wunschvorstellung) ist in dem Staatsrecht die Vorstellung eines alle Fragen menschlichen Zusammenlebens bestmöglich lösenden Gemeinwesens.
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 733; Morus, T., De optimo statu rei publicae deque nova insula Utopia, 1516; Zippelius, R., Geschichte der Staatsideen, 9. A. 1994, 10. A. 2003; Seibt, F., Utopia, 1972; Ahrbeck, R., Morus, Campanella, Bacon, 1977; Literarische Utopien von Morus bis zur Gegenwart, hg. v. Berghahn, K. u. a., 2. A. 1986; Kreyssig, J., Die Utopien des Thomas Morus, 1988; Winiarczyk, M., Die hellenistischen Utopien, 2011; Schölderle, T., Geschichte der Utopie, 2012; Ahlheim, H., Ex machina – Die Gestaltung der Utopie in der Arbeitswelt des britischen Frühsozialisten Robert Owen, (in) HZ 311 (2020) 37
utopisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und Französische und das teilweise nicht weiter erklärbare Griechische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) unwirklich, unvorstellbar
Utrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die an dem Ort der römischen Militärstation (lat.) (ultra) Traiectum (M.) ad Rhenum (Übergang an dem Rhein) entstehende Stadt, die in dem 8. Jahrhundert Sitz eines Bischofs wird. 1579/1648 löst sich Utrecht mit der Union der Niederlande von dem Heiligen römischen Reich. 1636 wird eine Universität in Utrecht errichtet. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Enklaar, T., Het landsheerlijk bestuur in het sticht Utrecht, 1922; Avis, J., De directe belastingen in het sticht Utrecht, 1930; Mulders, H., Das Archidiakonat im Bistum Utrecht, 1943; Immink, P., De wording van staat en souvereiniteit, 1942; Blijstra, R., 2000 jaar Utrecht, 1968; Doeleman, F., De Heerschappij van de Proost van Sint Jan, 1982; Große, R., Das Bistum Utrecht, 1986; Rechtsgeleerd Utrecht, hg. v. Bergh, G. van den, 1986; Ahsmann, M., Bibliographie van hoogleraren, 1993; Kuys, J., Kerkelijke organisatie in het middeleeuwse bisdom Utrecht, 2004; Dhondt, F., Balance of Power and Norm Hierarchy, 2015; La Diplomatie-monde, hg. v. Bely, L. u. a., 2019
UWG (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die übliche Abkürzung für das 1896 geschaffene deutsche Gesetz gegen den →unlauteren Wettbewerb.
Lit.: Köbler, DRG 176, 218
uxor, lat., F.,Ehefrau, Gattin, Gemahlin, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯egᵘ̯-, *ū̆gᵘ̯-, Adj., V., feucht, netzen
Lit.: Köbler, DRG 22; Eggenstein, A., Uxor und Feme Covert, 1995
V
Vacarius (Lombardei um 1120–England nach 1198) wird nach dem Rechtsstudium in Bologna (Magister) um 1143 Rechtsberater des Erzbischofs von Canterbury bzw. um 1160 Rechtsberater des Erzbischofs von York. Er lehrt um 1170/1180 in Lincoln. In seinem (lat.) Liber (M.) pauperum (Buch der Armen) bietet er ergänzte Texte aus →Digesten und Codex. S. Google
Lit.: The Liber Pauperum of Vacarius, hg. v. Zulueta, F. de, 1927, Neudruck 1972; Stein, P., Vacarius and the Civil Law, (in) Church and Gouvernment in the Middle Ages, 1976, 119; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 246; Taliadoros, J., Law and Theology in Twelfth-Century England, 2006
vadimonium, vadimōnium, lat., N., Bürgschaftsanleitung, Erscheinen vor Gericht, Termin, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vas, s. in dem Mittelalter Wette
Lit.: Kaser § 82 I; Rodger, A., Vadimonium to Rome, ZRG RA 114 (1997), 160
vadium (lat. [N.]) Pfand, (mlat.) Wette
Valencia an dem Turia wird 138 v. Chr. von den Römern gegründet. Nach Einnahmen durch Westgoten (413) und Araber (714) wird es 1021 Vorort eines selbständigen Königreichs. Das 1102 wieder von den Mauren eroberte Valencia wird 1238 von →Aragonien gewonnen und 1309 mit ihm durch Personalunion verbunden. Seine Sonderrechte werden 1707 beseitigt. Die Stadt Valencia erhält 1502 eine Universität. →Furs de Valencia, s. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff. 2,2,274; Guinot, E., Els limits del regne, 1995; Hinojosa Montalvo, J., Diccionario de historia medieval del Reino de Valencia, 2002
Valentinian I. (Pannonien 321-bei Komárom in Ungarn 17. 11. 375) von 364 bis 375 Kaiser in Westrom, s. Google
Lit.: Schmidt-Hofner, S., Reagieren und Gestalten. Der Regierungsstil des spätrömischen Kaisers am Beispiel der Gesetzgebung Valentinians I., 2008
Valentinian III. ist der römische Kaiser (425-455), unter dem 426 n. Chr. das sog. Zitiergesetz erlassen und 446 das eigenhändig geschriebene Testament zugelassen wird.
Lit.: Söllner § 19; Köbler, DRG 52, 60; Demandt, A., Die Spätantike, 1988
Valerische (lat.) provocatio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem altrömischen Recht die durch die (lat. [F.]) lex Valeria de provocatione (valerisches Gesetz über die Anrufung) ermöglichte Anrufung der →Volksversammlung (Zenturiatkomitien) gegen ein Urteil in dem magistratischen Strafverfahren.
Lit.: Köbler, DRG 20; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
Valin, René-Josué (La Rochelle 1695-1765) ist der Verfasser des ersten ausführlichen commentaire sur l’Ordonnance de la marine. S. Google
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 2,1, 1977
Valois (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google nelegt , Sb., 1328-1498) →Kapetinger
valvassor (mlat. [M.]) Aftervassall, Grundeigentümer (A. 11. Jahrhundert), Ritter
Lit.: Guilhiermoz, P., Essai sur l’origine de la noblesse, 1902; Keller, H., Adelsherrschaft, 1979; Menant, F., Campagnes lombardes au Moyen Age, 1993
Vandale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 2. Hälfte 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über Vandalus, lat., M. Vandale [98-115 n. Chr.] und das erschließbare Germnanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.), Wandale ist der Angehörige des bei Plinius dem Älteren (um 23 v. Chr.-79 n. Chr.) erstmals erwähnten, in der Völkerwanderung wohl von der Ostsee 406/429 nach Nordafrika ziehenden, vielleicht rund 80000 Angehörige zählenden, 455 Rom plündernden, 533/534 von →Byzanz unterworfenen, germanischen Volkes, wegen dessen Plünderung Roms 1794 während der französischen Revolution Abbé Henri Grégoire in Bezug auf die kulturfeindlichen Jakobiner das Wort Vandalismus verwendet.
Lit.: Schmidt, L., Geschichte der Wandalen, 1901; Diesner, H., Das Vandalenreich, 1966; Francovich Onesti, N., I Vandali, 2002; Castritius, H., Die Vandalen, 2007; Howe, T., Vandalen, Barbaren und Arianer, 2007; Berndt, G., Konflikt und Anpassung, 2007; Vössing, K, Das Königreich der Vandalen, 2014; Steinacher, R., Die Vandalen, 2016; Vössing, K., Das Vandalenreich unter Hilderich und Gelimer (523-534 n. Chr.), 2019
Vandalismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – Ende 18. Jahrhundert [1794] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Vandale
Vandalus, lat., M.: nhd. Vandale, Tac. (98-115 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, aus dem Germanischen, s. germ. *wandōn, sw. V., wenden; idg. *u̯endʰ- (1), V., drehen, winden, wenden, flechten, vgl. idg. *au̯- (5), *au̯ē-, V., flechten, weben
Vare (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mhd. [F.]) ist die in dem Hochmittelalter quellenmäßig bezeugte Gefahr, ein Verfahren durch bloßes Versprechen (beispielsweise bei Stottern, Husten) u. s. w. zu verlieren. Gegen diese vare (Gefahr) wird anscheinend der →Fürsprecher geschaffen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 116
Vasall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1170 [Rolandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Mittellateinische sowie das Gallische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Lehnsmann, Gefolgsmann?
Vasallität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Altfranzösische und das Mittellateinische sowie das Gallische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) als (nach h. M.) personenrechtliche Wurzel des Lehnsverhältnisses ist das ältere Verhältnis (zu kelt. gwas [M.] Knecht), bei dem nach einem Ergebungsakt der Herr Schutz und Unterhalt des Vasallen gegen Gehorsam und Dienste (Heerfahrt und Hoffahrt) gewährt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 84; Mitteis, H., Lehnrecht und Staatsgewalt, 1933, Neudruck 1957, 1972; Ganshof, F., Was ist das Lehnswesen?, 1961, 6. A. 1983; Krieger, K., Die Lehnshoheit, 1979; Kienast, W., Die fränkische Vasallität, 1990; Reynolds, S., Fiefs and Vassals, 1994; Deutinger, R., Seit wann gibt es Mehrfachvasallität?, ZRG GA 119 (2003), 78
vassus, mlat., M., Diener, aus dem Gallischen, vgl. mir. foss, M. Diener, kymr. gwas, M., Diener, vgl. idg. *upo, *up, *eup, Adv., Präf., unten, hinauf, über
vassus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Gallische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat. [M.], 6. Jahrhundert) Vasall, Mann
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, LAW
Vater (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M., Vaterschaft um 1150 belegt) ist der Erzeuger eines Kindes. In der patriarchalischen Gesellschaft steht der Vater als Hausvater oder Familienvater in dem Mittelpunkt der Familie. In einem Zweifelsfall wird als Vater vermutet (Vaterschaftsvermutung), wer der Mutter innerhalb der Empfängniszeit (300-180 Tage vor der Geburt) beiwohnt, doch kann die Vaterschaft mit der Vaterschaftsklage angegriffen werden. Bei dem unehelichen Kind gilt der Erzeuger zeitweise als nicht mit dem Kind verwandt (beispielsweise Bürgerliches Gesetzbuch § 1589 II, in dem Jahre 1969 aufgehoben). Umgekehrt kann die Stellung als Vater durch Adoption erlangt werden. Der Vater hat die väterliche Gewalt über das Kind. Sie wird in dem ausgehenden 20. Jahrhundert durch die elterliche Sorge bzw. Obsorge (Österreich 1989) ersetzt. →Familie
Lit.: Kaser § 60; Hübner 697ff.; Köbler, DRG 21; Salis, L., Beitrag zur Geschichte der väterlichen Gewalt nach altfranzösischem Recht, ZRG GA 7 (1886), 137; Engel, P., Die personenrechtliche Stellung des Vaters, 1939; Trier, J., Vater, Versuch einer Etymologie, ZRG GA 65 (1947), 232; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Ehlert, T., Haushalt und Familie, 1991; Lipp, M., Väterliche Gewalt, (in) ZNR 1993, 129; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Hinz, M., Mutter- und Vaterbilder im Familienrecht des BGB, 2014; Milanich, N., Paternity – The Elusive Quest for the Father, 2019
väterlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den Vater betreffend
väterliche Gewalt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Vater
Vaterschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., um 1150) Stellung als Vater eines Menschen
Vatikan (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) ist die nach dem Wohnsitz des →Papstes geprägte Kurzbezeichnung für die oberste Behörde der katholischen Kirche in Rom bzw. den Kirchenstaat (1929). In dem Vatikan ist das weltweit größte und bedeutendste Archiv (vatikanisches Archiv), dessen ältere Bestände allerdings in der Zeit nach 1240 zugrundegegangen bzw. nach 1368 verteilt worden sein dürften.
Lit.: Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,135, 3,1,245, 3,2,2355, 3,3,3229; Krautheimer, R., St. Peter’s and Medieval Rome, 1985; Reese, T., Im Inneren des Vatikan, 1998; Rossi, F., Der Vatikan, 2004; Denzler, G./Jöckle, C., Der Vatikan, 2006; Augias, C., Die Geheimnisse des Vatikan, 2011; Johrendt, J., Die Diener des Apostelfürsten. Das Kapitel von St. Peter im Vatikan (11.-13. Jahrhundert), 2011
vatikanisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den Vatikan betreffend (beispielsweise Konzilien [in dem Vatikan, 21. allgemeines Konzil 1869/1870, päpstlicher Primat, 22. allgemeines Konzil 1962-1965, Vorbereitung des Codex iuris canonici von 1983)
Vattel, Emer de (Couvet bei Neuenburg 25. 4. 1714-Neuenburg 28.12.1767), Pfarrerssohn, wird nach dem Studium von Theologie, Philosophie und Naturrecht in Basel und Genf 1747 Vertreter Sachsens in Bern. 1758 veröffentlicht er (franz.) Le droit des gens (Völkerrecht), in dem er das Vernunftrecht auf das Völkerrecht anwendet (Nation, Beziehung zu anderen Nationen, Krieg, Wiederherstellung des Friedens). S. Google
Lit.: Guggenheim, P., Emer de Vattel, 1956; Manz, J., Emer de Vattel, 1971; Grewe, W., Epochen der Völkerrechtsgeschichte, 1984; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Good, C., Emer de Vattel (1714-1767), 2011
Vaud →Waadt
Vazquez de Menchaca, Fernando (1512-1569) wird nach dem Studium der Rechte in Valladolid und Salamanca 1551 Professor in Salamanca, 1552 Richter, 1553 Finanzbeamter und 1567 Domkapitular in Sevilla. Er ist Spätscholastiker mit humanistischen Zügen, der das moderne →Naturrecht vorbereitet. Er setzt sich für die Freiheit der Meere und für →subjektive Rechte ein. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 146; Carpintero, B., Del derecho natural medieval al derecho natural moderno, 1977; Seelmann, K., Die Lehre des Fernando Vazquez de Menchaca vom dominium, 1979
vectigal, vectīgal, lat., N., Abgabe, Finanzeinnahme des Staates, Gefälle, Zoll (M.) (2), Steuer (F.), Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *u̯eg̑ʰ-, V., bewegen, ziehen, fahren Lit.: Kaser § 30 I
Vélez Sársfield, Dalmacio (1800-1875) wird nach dem Rechtsstudium in Córdoba Anwalt in Buenos Aires, Abgeordneter und Professor. 1857 wirkt er an dem argentinischen Código de Commercio maßgeblich mit. 1864ff. entwirft er ein Zivilgesetzbuch nach dem Vorbild Teixeira de Freitas‘. S. Google
Lit.: Chanetón, A., Historia de Vélez Sársfield, 1937; Levene, R., Manuel de Historia del Derecho Argentino, 5. A. 1985, 20
velle, lat., V., wollen (V.), willens sein (V.), begehren, wünschen, XII tab. (um 450 v. Chr.), Plaut., s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯el- (2), *u̯lei-, *u̯lēi-, *u̯lē-, V., wollen (V.), wählen, vgl. idg. *au̯- (7), *au̯ē-, *au̯ēi-, V., gern haben, verlangen, begünstigen
Veme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google unter Feme belegt, F.) →Feme
Lit.: Köbler, DRG 11, 117
vendere, vēndere, bēndere, lat., V., verkaufen, Naev. (um 235-200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vēnus, dare
Venedig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) entsteht innerhalb vorgelagerter Lagunen an dem Nordende der Adria wohl auf Grund schon römischer Anfänge seit dem Einbruch der Langobarden nach Oberitalien (568). Für den byzantinischen Exarchen von Ravenna übt ein 639 genannter (lat.) magister (M.) militum (Heermeister) die Herrschaft aus. Nach 751 verselbständigt sich Venedig trotz byzantinischer Oberhoheit unter einem gewählten Dogen (lat. [M.] dux, um 713-716) bis etwa 880. Seit dem 10. Jahrhundert ist ein besonderer (lat.) usus (M.) Venetorum (Brauch der Veneter) bezeugt. Zwischen 1130 und 1148 erscheint neben dem Dogen ein (lat.) consilium (N.) sapientium (Rat der Weisen), über das (bzw. den) der Doge bald von der tatsächlichen Entscheidungsgewalt ausgeschlossen wird. In dem 13. Jahrhundert wird Venedig Seehandelsgroßmacht. Ein großer Rat wählt auf Lebenszeit den Dogen und den die über die Signoria die wirkliche Herrschaft ausübenden kleinen Rat. Unter Ausschluss des Lehnswesens und unter Wahrung des Amtscharakters aller politischen Gewalt handelt eine adelige Oberschicht in den wesentlichen Fragen als Einheit. 1338 beträgt der Zahl der Einwohner Venedigs etwa 110000. In dem Spätmittelalter erwirbt Venedig ein Herrschaftsgebiet auch auf dem Festland (sog. terra ferma). Die Eroberung Byzanzs durch die Türken, die Entdeckung Westindiens (Amerikas) und die Öffnung des Seewegs nach Indien verringern die Bedeutung Venedigs, dessen politischen Zustand Gasparo Contarini 1551 ausführlich darstellt. Seit dem 18. Jahrhundert wird Venedig Protektorat →Österreichs, an das es von 1797 bis 1805 und von 1815 bis 1866 gelangt (Lombardo-Venezianisches Königreich). Danach fällt es an →Italien. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Gli statuti marittimi Veneziani fino al 1255, hg. v. Predelli, R. u. a., 1903; Battistella, A., La Republica di Venezia, 1921; Uhlirz, M., Die staatsrechtliche Stellung Venedigs zur Zeit Kaiser Ottos III., ZRG GA 76 (1959), 82; Eickhoff, E., Venedig, Wien und die Osmanen, 1970, 2. A. 1992, 3. A. 2008; Nehlsen-von Stryk, K., Die venezianische Seeversicherung, 1986; Fees, I., Reichtum und Macht im mittelalterlichen Venedig, 1988; Rösch, G., Venedig und das Reich, 1982; Hellmann, M., Geschichte Venedigs, 3. A. 1989; Rösch, G., Der venezianische Adel, 1989; Rösch, G., Venedig im Spätmittelalter, 1991; Herz, D./Neumann, D., Das Hohelied der venezianischen Verfassung, (in) JuS 1997, 1146; Venedig und die Weltwirtschaft, hg. v. Stromer, W. v., 1999; Heller, K., Venedig, 1999; Rösch, G., Venedig, 2000; Venice Reconsidered, hg. v. Martin, J. u. a., 2000; Dumler, H., Venedig und die Dogen, 2001; Fees, I., Eine Stadt lernt schreiben, 2002; Huse, N., Venedig, 2005; Hollberg, C., Deutsche in Venedig im späten Mittelalter, 2005; Chauvard, J., La circulation des biens á Venise, 2005; Venezia, hg. v. Winter, S., 2006; Eickhoff, E., Venedig - spätes Feuerwerk, 2006, 2. A. 2007; Mathieu, C., Inselstadt Venedig, 2007; Landwehr, A., Die Erschaffung Venedigs, 2007; Judde de Larivière, C., Naviguer, commercer, gouverner, 2008; Bellavitis, A., Famille, genre, transmission à Venise, 2008; Brandes, J., Mare Venetianum, 2008; Fröhlich, M., Mysterium Venedig, 2010; Crowley, R., Venedig erobert die Welt, 2011; Bergdolt, K., Deutsche in Venedig, 2011; Gillen, N., Nur Gott vor Augen – Die Strafgerichtsbarkeit des Patriarchen von Venedig (1451-1545), 2014; Rando, D., Venezia medievale nella Modernità, 2014; Neumann, C., Venedig und Aragon im Spätmittelalter (1280-1410) 2017; Chauvard, J., Lier et délier la propriété – Tutelle publique et administration des fidéicommis à Venise auc derniers siècles de la Republique, 2018; Mackenney, R., Venice, 2019
Venetien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in in Google belegt, N.) ist das an der oberen Adria gelegene, von den Venetern besiedelte Gebiet. Seit dem 3. Jahrhundert sind die Veneter mit den Römern verbunden. In dem 14./15. Jahrhundert gelangt Venetien an Venedig, 1815 mit der Lombardei zu dem österreichischen Königreich Lombardo-Venetien. 1866 fällt es an →Italien.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,169, 3,2,2354, 3,3,3214; Gottsmann, A., Venetien 1859-1866, 2005 (mit Karte)
Venetus (1), Enetus, Henetus, lat., M., Veneter, Liv. (59 v. Chr.-17 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, vgl. idg. *u̯en- (1), *u̯enə-, *u̯enH-, V., streben, wünschen, lieben, erreichen, gewinnen, siegen
Venezia →Venedig
venia, lat., F., Gefälligkeit, wohlwollende Gesinnung, Gnade, Willfährigkeit, Nachsicht, Erlaubnis, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. venus (1), venerārī
venia (F.) aetatis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Gunst des Alters (auf Wiederherstellung des früheren Zustands, lat. restitutio in integrum)
venire, venīre, lat., V., kommen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *gᵘ̯ā-, *gᵘ̯āh₂-, *gᵘ̯eh₂-, *gᵘ̯em-, V., kommen, gehen, geboren werden
Venire contra factum proprium (nemini licet) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Sich in Widerspruch zu seinem eigenen Verhalten (zu) begeben, (ist keinem erlaubt).
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Pseudoulpian, 3./4. Jahrhundert n. Chr., Digesten 1,7,25, pr., Azo, um 1150-um 1230, Brocardica sive generalia juris 10, 28)
venus, lat., F., Schönheit, Anmut, Liebreiz, Lieblichkeit, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯en- (1), *u̯enə-, *u̯enH-, V., streben, wünschen, lieben, erreichen, gewinnen, siegen
Venus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., s. venus) die römische Göttin der Liebe
ver (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, nicht ablösbares Präfix) Bedeutung anscheinend uneinheitlich (sich zu etwas verändern, zu etwas gemacht werden)
verarbeiten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Arbeit umwandeln
Verarbeitung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1731, lat. [F.] specificatio, zu novam speciem facere) ist die Herstellung einer neuen beweglichen Sache durch Bearbeitung oder Umbildung eines oder mehrerer Stoffe (beispielsweise Backen von Brot aus Mehl, Salz, Wasser u. s. w.). In dem klassischen römischen Recht sprechen die Sabinianer das Ergebnis an der neuen Sache dem Eigentümer der alten Sache zu, die Prokulianer dem Verarbeiter, eine etwas jüngere vermittelnde Meinung dem Verarbeiter nur dann, wenn die Sache sich nicht mehr in den alten Zustand zurückführen lässt. Für den Rechtsverlust kann ein Wertausgleich verlangt werden. Die Verarbeitung als Eigentumserwerbsgrund mit Ausgleichspflicht wird in der Neuzeit aufgenommen.
Lit.: Kaser § 26 III; Hübner; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schermaier, M., Materia, 1992; Behrends, O., Die Spezifikationslehre, ZRG RA 112 (1995), 195; Reitz, M., Der Tatbestand der Verarbeitung, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
veräußern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google aufgenommen sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verkaufen, weggeben, übertragen (V.)
Veräußerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterrbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1418) ist die Weggabe eines Gegenstands an einen anderen, bei der meist eine →Übereignung stattfindet. Sie erfolgt schon früh (beispielsweise Tausch). Zu beachten sind Veräußerungsverbote.
Lit.: Kaser §§ 5 I, 23 II 2, 59 II, III; Kroeschell, DRG 1; Walliser, P., Die Zustimmungserklärung geistlicher Gemeinschaften zu Veräußerungsgeschäften, (in) FS 500 Jahre Solothurn, 1981; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Verb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über verbum, lat., N., Wort, Ausdruck, Rede, [116-27 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zeitwort
verbal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über verbalis, lat., Adj., zu dem Wort gehörig, Wort betreffend, [um 362 n. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mündlich, wörtlich
Verbalinjurie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) (Versuch der) Beleidigung durch Wörter (beispielsweise Bezeichnung Esel, Idiot, Blödmann, Arschloch)
verbalis, verbālis, lat., Adj.: nhd. zum Wort gehörig, Wort..., Wort betreffend, Verbal..., Char. (um 362 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. verbum
Verbalkontrakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Verbalvertrag
Verbalvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht blegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Verbalkontrakt) ist in dem römischen Recht der an die Verwendung bestimmter Wörter gebundene →Vertrag (beispielsweise Stipulation, Mitgiftzusage, Dienstversprechen des Freigelassenen).
Lit.: Kaser § 38 II 1b; Köbler, DRG 45
Verband (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist (auch) die Vereinigung von Personen zu einem bestimmten Zweck. Da die Familie als Verband angesehen wird, reicht der Verband zeitlich sehr weit zurück. Aus loseren Zusammenschlüssen entwickelt sich dabei allmählich die →juristische Person (19. Jahrhundert). Der Verband muss aber nicht in jedem Fall juristische Person sein (beispielsweise Gewerkschaft).
Lit.: Köbler, DRG 121, 161; Gierke, O. v., Das deutsche Genossenschaftsrecht, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Weber, A., Der Kampf zwischen Kapital und Arbeit, 6. A. 1954; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.; Erdmann, M., Die verfassungspolitische Funktion der Wirtschaftsverbände in Deutschland 1815-1871, 1968; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schmidt, K., Einhundert Jahre Verbandstheorie im Privatrecht, 1987; Heuft. C., Spätantike Zwangsverbände zur Versorgung der römischen Bevölkerung, 2013
verbannen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit einem Bann belegen (V.), verweisen, ausschließen
Verbannung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem älteren römischen und mittelalterlichen Recht mögliche Bestrafung mit dem Ausschluss aus der Gemeinschaft durch Vertreibung aus dem von dieser Gemeinschaft beanspruchten Gebiet.
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1; Schuster, P., Der gelobte Frieden, 1995
verbieten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) untersagen
verbinden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verknüpfen, vereinigen
verbindlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) verpflichtend, höflich
Verbindlichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1390) Verpflichtung, Höflichkeit, Obligation
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Verbindung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] accessio) ist die schon in dem altrömischen Recht mögliche tatsächliche Vereinigung mehrerer Sachen verschiedener Eigentümer zu einer Einheit außerhalb eines Rechtsgeschäfts (beispielsweise Verwertung eines fremden Balkens bei einem Hausbau, Sonderfall, für den die actio de tigno iuncto gilt), bei der Eigentum durch den Eigentümer der Hauptsache erworben wird und der Eigentumsverlust des anderen (beispielsweise durch den doppelten Wert) auszugleichen ist. Bei Schaffung einer bloß zusammengesetzten Sache (beispielsweise Schiff), kann jeder Eigentümer Lostrennung der in seinem Eigentum verbleibenden Sache verlangen. Bei Verbindung einer beweglichen Sache mit einem Grundstück (beispielsweise Einpflanzen, Hausbau auf Grundstück, Anschwemmen) gilt der Grundsatz (lat.) superficies solo cedit (das Oberirdische folgt dem Grund). Die Verbindung wird mit dem römischen Recht später in dem deutschen Raum aufgenommen.
Lit.: Kaser § 26 III; Köbler, DRG 25; Die akademische Verbindung Austria Innsbruck, hg. v. Verein zur Erforschung der Geschichte des österreichischen Studententums, 2014; Weskamp, M., „Ehre – Frohsinn – Eintracht“ Corps Saxonia Göttingen (1840-1951), 2018
Verbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10./11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Anordnung, ein Verhalten zu unterlassen. Es findet sich schon früh (beispielsweise in dem →Bann des Königs). Erhebliche Bedeutung gewinnt das Verbot auch in den frühneuzeitlichen →Polizeiordnungen. Der Verstoß gegen ein Verbot kann mit →Strafe oder anderen nachteiligen Folgen bedroht werden. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 139; Willoweit, D., Gebot und Verbot im Spätmittelalter, (in) Hess. Jb. f. LG. 30 (1980), 94
Verbotsirrtum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, M.) ist der Irrtum über die Rechtswidrigkeit bzw. das Verbotensein einer Tat. Der Verbotsirrtum wird in dem deutschen Strafrecht in dem 20. Jahrhundert entwickelt. Der unvermeidbare Verbotsirrtum schließt Strafe aus, der vermeidbare Verbotsirrtum ermöglicht die Strafmilderung.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 264
Verbrauch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Aufbrauchen, Vernichtung
verbrauchbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) aufbrauchbar
Lit.: Köbler, DRG 39
verbrauchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufbrauchen, vernichten
Verbraucher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) oder Konsument ist, wer ein verbrauchbares Erzeugnis eines Herstellers erwirbt. Der Verbraucher wird in dem 20. Jahrhundert als schutzbedürftige Vielzahl von Rechtsunterworfenen entdeckt und beispielsweise in der Bundesrepublik Deutschland durch das Wohnraumkündigungsschutzgesetz (1971), das Gesetz zu der Regelung des Rechtes der allgemeinen Geschäftsbedingungen (1976), das Reisevertragsgesetz (1979), das Haustürgeschäftswiderrufsgesetz (1986) oder durch das Verbraucherkreditgesetz (1991) weitgehend hauptsächlich vordergründig geschützt. § 13 BGB bestimmt an dem Ende des 20. Jahrhunderts den Verbraucher als natürliche Person, die ein Rechtsgeschäft zu einem Zweck abschließt, der weder ihrer gewerblichen noch ihrer selbständigen beruflichen Tätigkeit zugerechnet werden kann. 2002 werden die meisten der Sondergesetze in das Bürgerliche Gesetzbuch (der Bundesrepublik Deutschland) eingefügt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 266; Geyer, R., Der Gedanke des Verbraucherschutzes im Reichsrecht, 2001; Xu, H., Zur Geschichte und zum Wesen des modernen Verbraucherschutzrechts, 2003; Stolte, S., Versandhandel und Verbraucherschutz, 2005; Delafontaine, R., Historians as Expert Judicial Witnesses in Tobacco Litigation, 2015; Rick, K., Die Gründung der Stiftung Warentest als „zweitbeste Lösung“?, (in) HZ 303 (2016), 426
Verbrauchsteuer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Verbrauchssteuer bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf den Verbrauch eines Gutes (beispielsweise Tabak, Alkohol, Mineralöl, Mehl, Fleisch, Mineralwasser, Kleidung) gelegte Steuer. Allgemeine wichtige Verbrauchsteuer in dem 20. Jahrhundert ist die mit Hilfe der Unternehmer für den Staat eingezogene und damit in dem Preis der Ware eher verdeckte Umsatzsteuer als Mehrwertsteuer.
Lit.: Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992
verbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) brechen, nicht beachten
Verbrechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die rechtswidrige Tat, die mit einer bestimmten höheren Strafe (beispielsweise Freiheitsstrafe von einem Jahr und darüber) bedroht ist. Die wichtigsten Tatbestände der Verbrechen sind Mord, Totschlag, Raub, Diebstahl, Verbrechen gegen den Staat, Verbrechen gegen die Menschlichkeit u. s. w. Die Absonderung der Verbrechen aus der Gesamtheit der Straftaten in dem Zuge des 18. Jahrhunderts hat praktisch-systematische Gründe. Der Versuch eines Verbrechens ist in Deutschland stets strafbar. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 65, 119, 204, 264; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935; Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902; Quanter, W., Die Sittlichkeitsverbrechen, 8. A. 1925, Neudruck 1970; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Weber, H. v., Der Dekalog als Grundlage der Verbrechenssystematik, (in) FS W. Sauer 1949, 44; Radbruch, G./Gwinner, H., Geschichte des Verbrechens, 1951; Recktenwald, W., Verbrechen gegen die öffentliche Ordnung, 1956; Moos, R., Der Verbrechensbegriff in Österreich im 18. und 19. Jahrhundert, 1968; Wächtershauser, W., Das Verbrechen des Kindesmordes, 1973; Hagemann, H., Vom Verbrechenskatalog des altdeutschen Strafrechts, ZRG GA 91 (1974), 1; Maier-Weigt, B., Der materiale Rechts- und Verbrechensbegriff, 1987; Rückerl, A., NS-Verbrechen vor Gericht, 1982; Just-Dahlmann, B./Just, H., Die Gehilfen, 1988; Schüßler, M., Verbrechen im spätmittelalterlichen Olmütz, ZRG GA 111 (1994), 148; Bader, K., Zum Unrechtsausgleich und zur Strafe, ZRG GA 112 (1995), 1; Schmidhäuser, E., Verbrechen und Strafe, 2. A. 1996; Martin, H., Verbrechen und Strafe in der spätmittelalterlichen Chronistik Nürnbergs, 1997; Evans, R., Tales from the German Underworld, 1998; Ludi, R., Die Fabrikation des Verbrechens, 1999; Crimes, pouvoirs et sociétés (1400-1800), hg. v. Dupont-Bouchat, M. u. a. 2003; Orte des Grauens, hg. v. Ueberschär, G., 2003; Greve, Y., Verbrechen und Krankheit, 2004; Müller, C., Verbrechensbekämpfung im Anstaltsstaat, 2004; Siebenpfeiffer, H., Böse Lust, 2005; Baumann, I., Dem Verbrechen auf der Spur, 2006; Verbrecher im Visier der Experten, hg. v. Schauz, D. u. a., 2007; Schubert, E., Räuber, Henker, arme Sünder, 2007; Sprecher, T., Literatur und Verbrechen, 2011; Leone, F., Von der Lehre des „geborenenen“ Verbrechers zur modernen Hirnforschung, 2013; Revolten und politische Verbrechen zwischen dem 12. und 19. Jahrhundert, hg. v. Benedictis, A. de u. a., 2013; Kailer, T., Vermessung des Verbrechers – Die kriminalbiologische Untersuchung in Bayern – 1923-1945, 2014 e-book; Saatz, J., Vergiftungsfälle in Wissenschaft, Justiz und Öffentlichkeit, 2018
Verbrechenskonkurrenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Konkurrenz von Straftatbeständen bei der Vestrafung des einzelnen Täters →Konkurrenz
Verbrecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Täter eines Verbrechens
verbrennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Feuer vertilgen
Verbrennen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist allgemein das Vernichten durch Feuer oder Brand sowie besonders die durch Feuer vollzogene Todesstrafe. Sie ist bereits dem römischen Recht bekannt. Verbrannt werden bis in die Neuzeit beispielsweise Zauberer, Hexen oder Sittlichkeitsverbrecher.
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Behringer, W., Mit dem Feuer vom Leben zum Tode, 1988
verbum, lat., N., Wort, Ausdruck, Rede, Varro (116-27 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯er- (6), V., sagen, sprechen
verbum (N.) regis (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Wort des Königs, Huld, Schutz
Verdacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstrafe und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Vermutung
verdächtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch dewr deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vermutungsweise schuldig
verdächtigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) vermutungsweise beschuldigen
Verdächtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Bildung eines Verdachts beispielsweise der Durchführung einer Straftat durch einen Menschen. Die →Äußerung einer wahrheitswidrigen Verdächtigung ist in Deutschland seit 1870 strafbar. Seit 1933 genügte für Strafbarkeit Leichtfertigkeit, seit 1969 ist wieder Vorsatz erforderlich.
Lit.: Bernhard, L., Falsche Verdächtigung (§§ 164, 165 StGB) und Vortäuschen einer Straftat (§ 145d StGB), 2003
Verdachtsstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bei bloßem Verdacht einer Straftat verhängte, wegen des fehlenden sicheren Tatnachweises milder ausfallende Strafe. Nach gewissen älteren Ansätzen (Gaill, Berlich) wird die Verdachtsstrafe bei Carpzov (1595-1666) als Übernahme aus dem italienischen Recht sichtbar (in München genugsamer Verdacht 1615 erwähnt). Sie wird als eine Art außerordentlicher Strafe etwa bei dem Widerruf eines Geständnisses verhängt. Die Aufklärung bekämpft die in dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts verschwindende Verdachtsstrafe (lat. →in dubio pro reo). In der Gegenwart ist sie rechtswidrig, doch werden Menschen wohl auch je nach Überzeugung des Gerichts bei fehlendem sicheren Nachweis der Tat bestraft. S. Google
Lit.: Carpzov, B., Practica nova, 1652; Holtappels, P., Die Entwicklung der Geschichte des Grundsatzes „in dubio pro reo“, 1965; Schaffstein, F., Verdachtsstrafe, außerordentliche Strafe und Sicherungsmittel, (in) Z. f. d. ges. Strafrechtswiss. 1989, 493; Balogh, E., Die Verdachtsstrafe, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1993; Thäle, B., Die Verdachtsstrafe, 1993; Schmoeckel, M., Humanität und Staatsraison, 2000; Schulz, L., Normiertes Misstrauen, 2001; Schulz, L., Die praesumtio innocentiae, ZRG GA 119 (2002), 193; Balogh, E., Die Verdachtsstrafe in Deutschland in dem 19. Jahrhundert, 2009
Verden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutsceh Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an der Aller, 810 erstmals als Ferdi (Furt) erwähnt, ist vielleicht seit etwa 785 Sitz eines von König Karl dem Großen gegründeten Bistums. Es schließt sich 1566 der Reformation an. Sein kleines weltliches Herrschaftsgebiet fällt von 1648 bis 1712/1719 an Schweden. Danach gelangt es über Hannover an Preußen (1866), das Deutsche Reich (1871) und 1946 bei der Aufteilung Preußens an Niedersachsen. S. Google
Lit.: Urkundenbuch der Bischöfe und des Domkapitels von Verden, Bd. 1ff. bearb. v. Mindermann, A., 2001ff.; Immunität und Landesherrschaft, hg. v. Kappelhoff, B. u. a., 2002
Verdroß, Alfred (Innsbruck 22. 2. 1890-27. 4. 1980) wird 1924 Professor für Völkerrecht, Rechtsphilosophie und internationales Privatrecht in Wien. Er setzt sich dabei für eine universale Sicht des Rechtes ein. Deshalb anerkennt er in seinem Völkerrecht (1937) auch die von den Kulturvölkern übereinstimmend anerkannten Rechtsgrundsätze als Quelle des Völkerrechts (Universelles Völkerrecht 1976). S. Google
Lit.: Österreichische Rechts- und Staatswissenschaften in Selbstdarstellungen, hg. v. Grass, N., 1952, 200; Ius humanitatis. (in) FS Alfred Verdroß, hg. v. Miehsler, H., 1980; Köck, H., Alfred Verdroß, 1991
Verdun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an der Maas wird von Kelten gegründet (Virodunum). Um 359 wird es Sitz eines Bischofs. 843 einigen sich in Verdun die Söhne Ludwigs des Frommen auf die Dreiteilung des fränkischen Reiches. 879 kommt Verdun aus dem Mittelreich Lothars zu dem östlichen (deutschen) Teil des fränkischen Reiches, wo es in dem 13. Jahrhundert Reichsstadt wird, 1552/1648 aber an Frankreich fällt. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Ettighoffer, P., Verdun, 5. A. 1985; Hirschmann, F., Verdun im hohen Mittelalter, 1995; Petry, C., Faire des sujets du roi, 2006
Verein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1314 [Wilhelm von Österreich des Johann von Würzburg in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort Straßburg 1519, Vereinsrecht 1849) ist die Vereinigung mehrerer Personen zu einem bestimmten Zweck. In dem Privatrecht ist der Verein die auf eine gewisse Dauer berechnete Personenvereinigung mit körperschaftlicher Verfassung, die in dem Bestand von dem Wechsel der Mitglieder unabhängig ist. Vereine gibt es bereits in dem altrömischen Recht (lat. collegium [N.], sodalitas [F.], sodalicium [N.], corpus [N.]), ohne dass sich die Rechtskundigen damit näher befassen. Eine allgemeine Einrichtung des Vereins entwickelt sich auf der Grundlage älterer unterschiedlicher Verbände und einzelner vereinsähnlicher Vereinigungen (beispielsweise Weimar 1617 Fruchtbringende Gesellschaft) erst seit dem 18. Jahrhundert. Seit desssen Mitte finden sich zunehmend politische Vereine als Vorläufer der Parteien, die aber von 1832 bis 1848 verboten werden (beispielsweise patriotische Gesellschaften, Lesegesellschaften, Geheimbünde wie die Illuminaten, Freimaurer, Goldkreuzer, Rosenkreuzer, politische Diskussionskreise wie die Berliner Mittwochsgesellschaft von 1783, oder studentische Reformbewegungen). Ab etwa 1860 werden die politischen Vereine als Partei bezeichnet. Innerhalb der Vereine ist der rechtsfähige Verein als juristische Person von der nichtrechtsfähigen, teilweise dem Gesellschaftsrecht unterworfenen Personenvereinigung zu unterscheiden. Das Recht des rechtsfähigen Vereins ist auf der Grundlage des Systems der Normativbestimmungen ausführlich in dem →allgemeinen Teil des deutschen →Bürgerlichen Gesetzbuchs (1896/1900) geordnet. S. Google
Lit.: Kaser § 17; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 207, 266; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 789; Menger, C., Zur Geschichte der Vereinskonzession, Diss. jur. Göttingen 1940; Boldt, W., Die Anfänge des deutschen Parteiwesens, 1971; Schraysler, E., Handwerkerbünde und Arbeitervereine, 1972; Schultze, W., Öffentliches Vereinigungsrecht im Kaiserreich, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,1757; Kögler, P., Arbeiterbewegung und Vereinsrecht, 1974; Vormbaum, T., Die Rechtsfähigkeit der Vereine, 1976; Foerster, C., Der Preß- und Vaterlandsverein von 1832/3, 1982; Siemann, W., Der „Polizeiverein“, 1983; Vereinswesen und bürgerliche Gesellschaft, hg. v. Dann, O., 1984; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Wadle, E., Der Zollverein, ZRG GA 102 (1985), 99; Schwentker, W., Konservative Vereine, 1988; Brashear, W., Vereine im griechisch-römischen Ägypten, 1993; Bär, F., Die Schranken der inneren Vereinsautonomie, 1996; Hardtwig, W., Genossenschaft, Sekte, Verein, 1997; Aneziri, S., Die Vereine der dionysischen Techniten, 2003; Politische Vereine, Gesellschaften und Parteien in Zentraleuropa 1815-1848/49, hg. v. Reinalter, H., 2005; Nathaus, K., Organisierte Geselligkeit, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Associations in the Greco-Roman World, hg. v. Ascough, R. u. a., 2012; Handbuch der Berliner Vereine und Gesellschaften, hg. v. Motschmann, U., 2015; Watermann, D., Bürgerliche Netzwerke – Städtisches Vereinswesen, 2017 (Halle)
vereinen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google velegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vereinigen
vereinigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vereinen, sich zusammenschließen
Vereinigter Landtag (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in Preußen der aus sämtlichen Mitgliedern der acht preußischen Provinziallandtage gebildete, an dem 11. 4. 1847 erstmals und an dem 2. 4. 1848 letztmals zusammengetretene Landtag. S. Google
Lit.: Eickenboom, P., Der preußische erste vereinigte Landtag, Diss. phil. Bonn 1961
Vereinigte Staaten von Amerika (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.Pl., USA, erste Bezeichnung des neuen Kontinents nach dem die tatsächliche Verschiedenheit des Gebiets von Indien erkennenden Amerigo Vespucci [1451-1512] – nach seinem germanistischen Vornamen Amerigo - als Amerika in der Weltkarte Martin Waldseemüllers aus Freiburg im Breisgau 1507) ist der in dem 18. Jahrhundert aus Kolonien Englands (, Frankreichs und Spaniens) erwachsende Staat auf dem südlichen Teil des nordamerikanischen Halbkontinents. Zwischen 1775 und 1783 lösen sich die bisherigen Kolonien Großbritanniens kriegerisch bzw. revolutionär von der bisherigen Kolonialmacht (Unabhängigkeitserklärung dreizehner Kolonien Großbritannniens von dem 4. Juli 1776 mit dem Ziel der Gründung eines Staatenbunds). In dem Teilstaat Virginia entsteht an dem 12. 6. 1776 (22 Tage vor der Unabhängigkeitserklärung dreizehner Kolonien Großbritanniens von dem 4. Juli 1776) mit der Virginia Bill of Rights (Menschenrechtserklärung) die erste alss olche allgemein anerkannte formelle Verfassung (der Erde). An dem 7. 9. 1787 wird eine Verfassung geschaffen, zu deren Erläuterung 1787/1788 in Zeitungsartikeln Federalist Papers zu Gunsten repräsentativer Demokratie, Gewaltenteilung und Grundrechten veröffentlicht werden. 1789 errichtet der Judiciary Act die Grundlage für den Supreme Court. In dem 19. Jahrhundert setzt sich das englische Rechtssystem (Fallrecht) durch. In dem Sezessionskrieg (1861-1865) verhindern die nördlichen Staaten gewaltsam die Abspaltung der an Sklaven aus Afrika auf Plantagen festhaltenden südlichen Staaten. In dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) und dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) stehen die Vereinigten Staaten von Amerika auf der Seite der alliierten Siegermächte. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beeinflusst das amerikanische Recht auf Grund verhältnismäßiger politischer, wirtschaftlicher und technischer Überlegenheit der Vereinigten Staaten von Amerika alle Rechte weltweit in vielfacher Weise, doch werden China und Indien bedeutsamer.
Lit.: Warren, C., A History of the American Bar, 1912, Neudruck 2013; Seagle, W., The Quest for Law 1941, (deutsch) Weltgeschichte des Rechts, 1951, 2. A. 1958, 3. A. 1967; Schwartz, B., American Constitutional Law, 1955, Neudruck 2013; Jacobs, R., Die Quit-Rents in den USA und ihre Wurzeln in der Geschichte des englisch-amerikanischen Real-Property-Law, 1971; Blumenwitz, D., Einführung in das angloamerikanische Recht, 1971, 7. A. 2003; Eichler, H., Verfassungsbewegungen in Amerika und Europa, 1985; Friedmann, L., History of American Law, 2. A. 1985; David, R./Grasmann, G., Einführung in die großen Rechtssysteme der Gegenwart, 2. A. 1988; Bitterli, U., Die Entdeckung Amerikas, 4. A. 1992; Cushman, C., The Supreme Court Justices, 1993, 2. A. 1995, 3. A. 2012; Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, hg. v. Schambeck, H., 1993, 2. A. 2007; Dippel, H., Die amerikanische Verfassung in Deutschland, 1994; Heideking, J., Geschichte der USA, 1996; Hall, K., American legal history, 2. A. 1996; Köbler, G., Rechtsenglisch, 1996, 7. A. 2007, 8. A. 2011; Die amerikanischen Präsidenten, hg. v. Heideking, J., 3. A. 2002; Sautter, U., Lexikon der amerikanischen Geschichte, 1997; Heideking, J./Nünning, V., Einführung in die amerikanische Geschichte, 1998; Reimann, M., Neuere Rechtsgeschichte in den Vereinigten Staaten, (in) ZNR 20 (1998); Oxford Guide to United States Supreme Court Decisions, hg. v. Hall, K., 1999; Finzsch, N./Horton, J./Horton, L., Von Benin nach Baltimore, 1999; Franklin, J./Moss, R., Von der Sklaverei zur Freiheit, 1999; Naether, S., Deutsche Juristen als Emigranten in den USA, (in) Beiträge zum amerikanischen Verfassungsrecht, 1999, 131; Sautter, U., Die Vereinigten Staaten, 2000; Wellenreuther, H., Geschichte Nordamerikas, Bd. 1ff. 2000ff.; Adams, W., Die USA vor 1900, 2000; Adams, W., Die USA im 20. Jahrhundert, 2000, 3. A. 2012; Guggisberg, H., Geschichte der USA, 4. A. 2001; Waibel, D., Junges Volk mit alter Verfassung, (in) JuS 2001, 1048; Dippel, H., Geschichte der USA, 6. A. 2004; Schmidt, G., Geschichte der USA, 2003; Surrency, E., History of the federal courts, 2. A. 2002; Oberg, M., Uncas, 2003; Wellenreuther, H., Von Chaos und Krieg zu Ordnung und Frieden, 2006; Dokumente zur Geschichte der Vereinigten Staaten, hg. v. Schambeck, H., 2. A. 2007; Klemke, U., Die deutsche politische Emigration nach Amerika 1815-1848, 2007; Gassert, P. u. a., Kleine Geschichte der USA, 2007; Gerste, R., Duell ums Weiße Haus, 2008; Meissner, J. u. a., Schwarzes Amerika 1861-1865, 2008; Herring G., From Colony to Superpower, 2008; Sautter, U., Der amerikanische Bürgerkrieg, 2009; Truninger, S., Die Amerikanisierung Amerikas, 2010; Grazia, V. de, Das unwiderstehliche Imperium, 2010; Welskopp, T., Amerikas große Ernüchterung, 2010; Goebel, J. jr., Antecedents and Beginnings to 1801, 2010 (betrifft Supreme Court, Vorauflage 1971); Parker, K., Common Law, History and Democracy in America 1790-1900, 2011; Loving v. Virginia, hg. v. Maillard, K. u. a., 2012; Stöver, B., United States of America, 2012; Weiner, T., FBI, 2012; Becker, R., Nordamerika aus süddeutscher Perspektive, 2012; Spillane, J. u. a., A History of Modern American Criminal Justice, 2013; Lawson, G. u. a., The Origins of the Necessary and Proper Clause, 2013; Tinkle, M., The Maine State Constitution, 2013; Rabban, D., Law’s History. American Legal Thought and the Transatlantic Turn to History, 2013; Darrow, C., In the Clutches of the Law - Clarence Darrow’s Letters, 2013; Berg, M., Geschichte der USA, 2013; Leshy, J., The Arizona State Constitution, 2013; Orth, J./Newby, P., The North Carolina State Constitution, 2013, Utter, R./Spitzer, H., The Washington State Constitution, 2013; A Companion to American Legal History, hg. v. Hadden, S. u. a., 2013; Lurie, J., The Supreme Court and Military Justice, 2013; The Oxford Handbook of the American Revolution, hg. v. Gray, E. u. a., 2013; Superfine, B., Equality in Education Law and Policy, 2013; Martschukat, J., Die Ordnung des Sozialen, 2014; Palmer, A., A Rule of Law 2014 (South Carolina 1763-1776); Langran, R., The Supreme Court – A Concise History, 2014; Emmerich, A. u. a., Amerikas Kriege, 2014; Die „Hessians“ im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776-1783), hg. v. Gräf, H. u. a., 2014; Haunert, L., Einsatz in der Fremde?, 2014; Voß, K., Washingtons Söldner, 2014; Retzlaff, C., Won’t the law give me my freedom?, 2014; Herken, G., The Georgetown Set – Friends and Rivals in Cold War, 2014; Schweitzer, E., Amerikas Schattenkrieger, 2015; Paul, H., The Myths that made America, 2014; Andreas, P., Smuggler Nation, 2014; A Companion to Ronald Reagan, hg. v. Johns, A., 2014; Waldschmidt-Nelson, B., Malcolm X, 2015; Rosenhagen, U., Brudermord, Freiheitsdrang, Weltenrichter, 2015; Amerika stellt die Weichen – Die Supermacht im Umbruch, hg. v. Burgard, J. u. a., 2016; Grandin, G., Kissingers langer Schatten, 2016; Hochgeschwender, M., Die amerikanische Revolution, 2016; Ferguson, N., Kissinger 1923-1968, 2016; Dietl, R., Beyond Parity – Europe and the SALT Process in the Carter Era 1977-1981, 2016; Johnston, D., Die Akte Trump, 2016; Wanner, T., Heilige Alllianz?, 2016; Fruchtman, J., American constitutional history, 2016; Depkat, V., Geschichte der USA, 2016; Schild, G., Gettysburg 1863, 2017; Berg, M., Woodrow Wilson – Amerika und die Neuordnung der Welt, 2017; Ellis, J., George Washington, 2017; Snyder, C. u. a., Great Crossings, 2017; Snyder, B. (!), The House of Truth, 2017; Nathans, E., Peter von Zahn‘s Cold War Broadcasts to West Germany, 2017; Johann, C., Anreiz, Moral, Verdienst – Die Mittelklasse im Wohlfahrtsstaat der USA von Großer Depression bis 1972, 2017; Kachun, M., First Martyr of Liberty – Crispus Attucks in American Memory, 2017; Die USA – eine scheiternde Demokratie?, hg. v. Horst, P. u. a., 2018; Heinemann, I., Wert der Familie, 2018; Maxeiner, J., Failures of American Methods of Lawmaking in Historical and Comparative Perspectives, 2018; Calloway, C., The Indian World of George Washington, 2018; Heß, P., Ein deutscher Amerikaner – Der kosmopolitische Demokrat Hans Simons 1893-1972, 2018; McRae, E., Mothers of Massive Resistance, 2018 (Frauen nicht grundsätzlich auf der Seite des Fortschritts und der Gerechtigkeit); Lepore, J., Diese Wahrheiten – Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, 2019, 3. A. 2020; Greiner, B., Henry Kissinger, 2020; Bungert, H., Die Indianer, 2020
Vereinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verein, Zusammenschluss
Vereinigungsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Freiheit, Vereinigungen zu bilden. Sie entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert als Grundrecht.
Lit.: Müller, F., Korporation und Assoziation, 1965; Tillmann, H., Staat und Vereinigungsfreiheit, Diss. jur. Gießen 1976; Voß, W., Vereinigungsfreiheit und Staatsräson, (in) Libertas 1991, 301; Eisenhardt, U., Deutsche Rechtsgeschichte, 4. A. 2004, 7. A. 2019
Vereinsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache 1849 und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für Vereine geltende Recht.
Vereinte Nationen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl., United Nations) sind der Zusammenschluss der Staaten (der Welt) zu dem Zweck der Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit durch Kollektivmaßnahmen. Die Vereinten Nationen entstehen als Nachfolger des Völkerbunds 1945 (1. 1. 1942 Deklaration der Vereinten Nationen, 30. 10. 1943 Moskauer Deklaration der Außenminister Großbritanniens, der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion, 1945 auf der Konferenz von Jalta Charta fertiggestellt, 26. Juni 1945 Konferenz von San Francisco Unterzeichnung durch 50 Staaten, 24. 10. 1945). Grundlage ist die Charta der Vereinten Nationen. Die wichtigsten Organe sind Vollversammlung, Sicherheitsrat und Generalsekretär. Ein bisheriges, von Anfang an bestehendes Demokratiedefizit sind die fünf ständigen Mitglieder des Sicherheitsrats infolge des nur ihnen und dabei jedem von ihnen vorbehaltenen Vetorechts.
Lit.: Köbler, DRG 246, 248; Charta der Vereinten Nationen, hg. v. Simma, B. u. a., 1991; Knipping, F. u. a., Das System der Vereinten Nationen und seine Vorläufer, Bd. 1f. 1995; Rittberger, V. u. a., Vereinte Nationen und Weltordnung, 1997; Volger, H., Lexikon der Vereinten Nationen, 2000; Die Vereinten Nationen sechs Jahrzehnte nach ihrer Gründung, hg. v. Münk, H. 2008; Dinkel, J., Die Bewegung bündnisfreier Staaten, 2015
vererben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) ist als Erbe (N.) weitergeben.
Vererbung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Weitergabe als Erbe (N.)
Verfachbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ursprünglich in Tirol und Vorarlberg das seit dem späteren 15. Jahrhundert geführte Gerichtsbuch über Geschäfte und Verfahren. Seit dem 17. Jahrhundert engt es sich hauptsächlich auf in zeitlicher Reihenfolge eingetragene Geschäfte über Grund und Boden ein. Spätestens in dem 20. Jahrhundert wird es durch das moderne →Grundbuch abgelöst. S. Google
Lit.: Das älteste Tiroler Verfachbuch (Landgericht Meran 1468-1471), hg. v. Moeser, K. u. a., 1990
verfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, handeln, vorgehen
Verfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Art oder Weise des Vorgehens bei der Bewältigung einer Aufgabe oder eines Vorhabens, insbesondere durch eine Entscheidung einer Behörde (Verwaltungsverfahren) oder eines Gerichts über einen Antrag oder einen Rechtsstreit (Gerichtsverfahren, Prozess). Verfahren entwickeln sich vermutlich schon früh als Wiederholung und Verallgemeinerung einzelner Geschehensabläufe. Bereits die römischen Zwölftafelgesetze behandeln den Zivilprozess und bestimmen, wie der Beklagte in das Gericht (lat. ius [N.], forum [N.]) gebracht werden kann. Neben den →Zivilprozess tritt bald der besondere →Strafprozess. Aus dem Legisaktionenverfahren (→legisactio) wird das →Formularverfahren. Das Formularverfahren wird durch das Kognitionsverfahren (→cognitio) abgelöst. Bei den Germanen finden Entscheidungsverfahren vermutlich zunächst in der →Volksversammlung statt, in dem Frühmittelalter vor (lat.-afrk. [M.]) thunginus und Rachinburgen bzw. Graf und Schöffen auf dem Malberg. Seit dem Hochmittelalter spaltet sich das Verfahren (erneut) in Zivilprozess und Strafprozess auf. In dem Zivilprozess dringt oberitalienisch-kanonisches Recht ein. In dem Strafprozess drängt der Inquisitionsprozess den Akkusationsprozess zurück. In dem 19. Jahrhundert wird das Verfashren liberalisiert und modernisiert und die →Gerichtsverfassung vereinheitlicht. Es entstehen neben den Verfahren der ordentlichen Gerichtsbarkeit Verfahren anderer Gerichtsbarkeiten (beispielsweise Verwaltungsgericht). Neben allgemeinen Verfahrensgrundsätzen werden detaillierte Einzelregelungen entwickelt. In dem 20. Jahrhundert werden das Verfahren der Verfassungsgerichte und der Gerichtsbekeit der Europäischen Union und des Europarats besonders bedeutsam.
Lit.: Kaser §§ 80 II 3, 82, 84; Köbler, DRG 14, 18, 31, 55, 70, 86, 91, 114, 153, 200, 234, 261; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Bartmann, J., Das Gerichtsverfahren, 1908; Bader, K., Das Schiedsverfahren, 1929; Döhring, E., Geschichte der deutschen Rechtspflege, 1953; Landes, D., Achtverfahren, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 2. A. 1996; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess, Diss. jur. Göttingen 1972; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973; Dick, B., Die Entwicklung des Kameralprozesses, 1981; Conflict in medieval Europe, hg. v. Brown, W. u. a., 2003; Herstellung und Darstellung von Entscheidungen, hg. v. Stollberg-Rilinger u. a., 2010; Medieval Legal Process, hg. v. Mostert, M., 2011
Verfahrensverweigerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verweigerung der Durchführung eines →Verfahrens seitens einer daran zu beteiligenden Person oder Einrichtung. In dem Frühmittelalter verfällt der Beklagte, der eine Ladung missachtet, dem →Königsbann. In dem Deutschen Bund (1815-1866) kann bei Verweigerung einer gerichtlichen Entscheidung durch die Gerichtsbarkeit die Bundesversammlung (Bundestag) angerufen werden.
Lit.: Köbler, DRG 92, 200
Verfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Wegfall, Wegnahme
Lit.: Arnold, M., Verfall, Einziehung und Unbrauchbarmachung (§§ 73 bis 76a StGB), 2013
Verfallspfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht beleg, abe in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das in dem altrömischen Recht verbreitete, später zurückgedrängte, bei Pfandreife und Unterbleiben der Schuldtilgung in das Eigentum des Pfandgläubigers übergehende →Pfand. Da es dem Pfandgläubiger zu Lasten des Schuldners oft weit mehr als die Schuldtilgung einbringt, ist es in entwickelteren Rechtsordnungen wegen des angemessenen Schutzes des Schuldners selten. S. Google
Lit.: Kaser § 31 II 2
verfangen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und Adj.) fangen, gefangen
Verfangenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Beschlaglegung eines Gegenstands zugunsten eines Rechtssubjekts. In dem süddeutschen hochmittelalterlichen Ehegüterrecht tritt in der Errungenschafts- und Fahrnisgemeinschaft bei dem Tod eines Ehegatten Verfangenschaft der Liegenschaften zugunsten der ehelichen Kinder ein. Das verfangene Gut darf der überlebende Ehegatte nutzen und verwalten, aber nur bei echter Not oder Zustimmung der Kinder veräußern. Bei seinem Tod fällt es an die Kinder. Möglich sind aber rechtsgeschäftliche Teilung oder →Einkindschaft. Seit dem 15. Jahrhundert verliert die Verfangenschaft ihre Bedeutung.
Lit.: Hübner 679; Mayer-Homberg, E., Zur Entstehung des fränkischen Verfangenschaftsrechtes, 1913; Gudian, G., Ingelheimer Recht, 1968, 188
verfassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – erste Hälfte 16. Jahrhundert [Luther] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) fassen, herstellen
Verfasser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Urheber oder Hersteller einer Gegebenheit, insbesondere eines Sprachwerks. S. Google
Lit.: Verfasser-Datenbank - die Autoren der deutschsprachigen Literatur von den Anfängen bis zur Gegenwart, 2012 (elektronische Ressource De Gruyter Berlin); Compendium auctorum latinorum medii aevi 500-1500 (CALMA, 2012 bis ba erschienen); Biographisches Archiv des Mittelalters (BAMA), bearb. v. Wispelwey, V., 2004ff. mit fast 130000 biographischen Artikeln aus 56 Quellenwerken
Verfassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., zu Fass, fassen) ist (materiell) der grundlegende Zustand (vor allem des Staates) und (formell) den diese in seinen Grundzügen beschreibende oder ordnende Urkunde. Insofern hat jede Gemeinschaft eine Verfassung (in dem materiellen Sinn). Bereits die griechische Philosophie unterscheidet etwa als unterschiedliche Formen Monarchie, Aristokratie, Politeia, Tyrannis, Oligarchie oder Demokratie (Aristoteles). Vereinzelt halten seit dem Hochmittelalter Schriftstücke besondere tatsächlich geschaffene Grundzüge der angestrebten Verfassung fest (beispielsweise Magna Charta England 1215, Mainzer Reichslandfriede 1235, Goldene Bulle 1356, ewiger Reichslandfriede von 1495, Wahlkapitulation Karls V. von 1519, Augsburger Religionsfriede 1555, Westfälischer Friede 1648, England 1628 Petition of Rights, 1679 Habeas-Corpus-Akte). In England wird in dem 17. Jahrhundert constitution zu der Bezeichnung des Zustands (der materiellen Verfassung) eines Staates (bodie politique), in dem 18. Jahrhundert zu der Bezeichnung der Bestimmungen, die diesen Zustand herstellen oder festlegen (formelle Verfassung). An dem 12. 6. 1776 wird mit der →Virginia Bill of Rights in Amerika die erste formelle Verfassung (→Verfassungsurkunde) geschaffen (17. 9. 1787 Constitution of the United States), die bald anderen Gesetzen übergeordnet ist (1803) und bei Kollision Verfassungswidrigkeit (voidness) eines dieser Verfassung widersprechenden Gesetzes bewirkt. Dem folgen (→Toskana Entwurf 1782, 1787 erweitert auf 145 Artikel), →Polen (3. 5. 1791, Warschau 22. 7. 1807), →Frankreich (3. 9. 1791), Genf (5. 2. 1794), Bologna (4. 12. 1796), die cispadanische Republik 27. 3. 1797), die cisalpinische Republik (30. 6. 1797), die ligurische Republik (2. 12. 1797), die batavische Republik (17. 3. 1798), die römische Republik (20. 3. 1798), die helvetische Republik (12. 4. 1798), die →Niederlande (1. 5. 1798 Staatsregelung für das batavische Volk, März 1814 Grundgesetz für die Vereinigten Niederlande), Lucca (4. 2. 1799), die parthenopäische Republik (20. 3. 1799), die italienische Republik (26. 12. 1801), Wallis (30. 8. 1802), (Russland Entwurf 1804), Holland (7. 8. 1806) (, Spanien 6. 7. 1808, Neapel 6. 6. 1809, Schweden 6. 6. 1809, Sizilien 18. 6. 1812, Norwegen 17. 5. 1814, Nassau 1./2. 9. 1814, Schwarzburg-Rudolstadt, Schaumburg-Lippe, Waldeck, Sachsen-Weimar 1816, Bayern 26. 5. 1818, Baden 22. 8. 1818, Sachsen-Hildburghausen 1818/1819, Württemberg 25. 9. 1819, Hannover 1819, Braunschweig 1820, Hessen-Darmstadt 1820, Sachsen-Coburg 1821, Griechenland 4. 11. 1821, Portugal 23. 9. 1822, Sachsen-Meiningen 1824, Belgien 7. 2. 1831, Kurhessen 1831, Braunschweig 1832, Hannover 1833, Italien 4. 3. 1848, Ungarn 11. 4. 1848, Dänemark 5. 6. 1849 bzw. 26. 7. 1854, Liechtenstein 26. 9. 1862, Rumänien 1. 7. 1866, Serbien 29. 6. 1869, Island 5. 1. 1874, Schweiz 29. 5. 1874, Türkei 23. 12. 1876, Bulgarien 16. 4. 1879) sowie in dem Gebiet des früheren Heiligen römischen Reiches Frankfurt (10. 10. 1806), Westphalen (15. 11. 1807), Bayern (1. 5. 1808), Anhalt-Köthen (28. 12. 1810), →Nassau (3. bzw. 2. 9. 1814), →Waldeck (28. 1. 1814), Schwarzburg-Rudolstadt (8. 1. 1816), →Schaumburg-Lippe (15. 1. 1816), Sachsen-Weimar (5. 5. 1816), Sachsen-Meiningen-Hildburghausen (19. 3. 1818), →Bayern (26. 5. 1818), →Baden (22. 8. 1818), →Württemberg (25. 9. 1819), Hessen-Darmstadt (17. 12. 1820) sowie später beispielsweise Hohenzollern-Sigmaringen 1833, Österreich (1848 bzw. 1867) und Preußen (1848). Ihre Verfassungen enthalten meist eine Teilhabe des Volkes an der Macht in einem zu Gesetzgebung berufenen Parlament sowie die Sicherung von Grundrechten des Einzelnen gegen den Staat. Die von der Frankfurter Paulskirchenversammlung beschlossene Verfassung (1848/1849) tritt nicht in Wirksamkeit. Ihr folgen die Verfassung des zweiten Deutschen Reiches (1871, ohne Grundrechte), der Weimarer Nationalversammlung (14. 8. 1919) und der Bundesrepublik Deutschland (23. 5. 1949, Grundgesetz) sowie in Österreich das Bundes-Verfassungsgesetz von 1920. Die Staatslehre der Aufklärung schafft in diesem Rahmen ein umfassendes Bewusstsein öffentlicher Ordnung. In Abkehr von dem abstrakt-ahistorischen Staatsdenken der Aufklärung wenden sich die Staatsdenker nun den historisch gewordenen Vorgegebenheiten zu. Spätestens seit dem Ende des 18. Jahrhunderts wird die Verfassung als den Gesetzgeber bindendes Recht verstanden (Alexander Hamilton 1788, Sieyès 1795, Supreme Court der Vereinigten Staaten von Amerika 1803). In den Staaten des Deutschen Bundes berufen sich nach 1830 Bürger mit unterschiedlichem Erfolg gegenüber staatlichen Eingriffen (meist Zensurmaßnahmen) auf in Verfassungen verankerte Rechte und findet eine Kontrolle der Verfassungsmäßigkeit einzelner Normen bereits statt. Eine seit 2002 als Mikrofiche veröffentlichte Sammlung der Verfassungen bzw. Verfassungsdokumente Europas von 1850 bis zu der Gegenwart umfasst etwa 1300 Texte. In Österreich besteht die (formelle) Verfassung aus dem Bundes-Verfassungsgesetz (als dem eigentlichen Kern) und mehr als 1300 Verfassungsgesetzen bzw. einzelnen Verfassungsbestimmungen.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Baltl/Kocher; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 831 (Mohnhaupt/Grimm); Köbler, DRG 6, 14, 18, 32, 55, 69, 82, 101, 109, 138, 147, 149, 152, 171, 182, 190, 191, 195, 221, 222, 227, 232, 245, 248, 256, 257, 258; Bisinger, J., Staatsverfassung des österreichischen Kaisertums, 1809; Hugo, G. W., Chronologische Verzeichnis der Verfassungsurkunden älterer und neuerer Zeit, 1827; Die Grundgesetze und Verfassungsurkunden, hg. v. Hugo, G. W., 1836; Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1ff. 3. A. 1887, Neudruck 1963; Stutz, U., Die Grundlagen der mittelalterlichen Verfassung Deutschlands und Frankreichs, ZRG GA 21 (1900), 115; Sander, P., Feudalstaat und bürgerliche Verfassung, 1906; Bergsträßer, L., Geschichte der Reichsverfassung, 1914; Andreas, W., Geschichte der badischen Verwaltungsorganisation und Verfassung in den Jahren 1802-1818, 1913; Lenel, P., Wilhelm von Humboldt und die Anfänge der preußischen Verfassung, 1913; Schramm, P., Studien zu frühmittelalterlichen Aufzeichnungen über Staat und Verfassung, ZRG GA 49 (1929), 167; Feine, H., Zur Verfassungsentwicklung des Heil(igen) Röm(ischen) Reiches, ZRG GA 52 (1932), 65; Dennewitz, B./Meissner, B., Die Verfassungen der modernen Staaten, 1947; Verfassungsregister, hg. v. Menzel, E./Groh, F./Hecker, H., 1954ff.; Strathmann, F., Altständischer Einfluss auf die deutschen Territorialverfassungen der Jahre 1814/1818, Diss. jur. Mainz 1955; Pfeffer, W., Die Verfassungen der Rheinbundstaaten, 1960; Schmidt-Aßmann, E., Der Verfassungsbegriff in der deutschen Staatslehre der Aufklärung und des Historismus, 1967; Birtsch, G., Die landständische Verfassung, (in) Ständische Vertretungen in Europa, 1967, 32; Floßmann, U., Landrechte als Verfassung, 1976; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985; Eichler, H., Verfassungsbewegungen in Amerika und Europa, 1985; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, Bd. 1 4. A. 2004; Bleicken, J., Die Verfassung der römischen Republik, 7. A. 1995; Grziwotz, H., Der moderne Verfassungsbegriff, 1986; Gizewski, C., Zur Normativität und Struktur der Verfassungsverhältnisse, 1988; Stourzh, G., Wege zur Grundrechtsdemokratie, 1989; Die Frankfurter Reichsverfassung, hg. v. Neumann, F., 1989; Die deutschen Verfassungen des 19. und 20. Jahrhunderts, 14. A. 1992; Dippel, H., Die amerikanische Verfassung in Deutschland, 1994; 1789 et l’invention de la constitution, hg. v. Troper, M. u. a., 1994; Schulze, H., Grundstrukturen der Verfassung im Mittelalter, 4. A. 2004; Caenegem, R. van, An historical introduction to Western constitutional law, 1995; Mohnhaupt, H./Grimm, D., Verfassung, 1995; Die Verfassungen der EG-Mitgliedstaaten, hg. v. Kimmel, A., 4. A. 1996; Blänkner, R., Die Idee der Verfassung, (in) Bürgerreligion und Bürgertugend, 1996; Krüger, P., Einflüsse der Verfassung der Vereinigten Staaten, (in) ZNR 18 (1996); Weber-Fas, R., Deutschlands Verfassung, 1997; Verfassung als Verantwortung, hg. v. bayerischen Verfassungsgerichtshof, 1997; Graf, G., Der Verfassungsentwurf aus dem Jahr 1787 des Granduca Pietro Leopoldo di Toscana, 1998; Ebel, F., Der papierene Wisch, 1998; Mohnhaupt, H., Von den leges fundamentales, (in) Ius commune 25 (1998), 121; Verfassungen in Hessen, hg. v. Franz, E., 1998; Burgdorf, W., Reichskonstitution und Nation, 1998; Die deutschen Verfassungen, hg. v. Limbach, J. u. a., 1999; Die Verfassungen Mittel- und Osteuropas, hg. v. Roggemann, H., 1999; Fenske, H., Der moderne Verfassungsstaat, 2001; Schmidt, C., Vorrang der Verfassung und konstitutionelle Monarchie, 2000; Verfassungswandel um 1848, hg. v. Kirsch, M. u. a., 2001; Waibel, D., Junges Volk mit alter Verfassung, (in) JuS 2001, 1048; Weber-Fas, R., Deutschlands Verfassung, 2. A. 2001; Otto, P., Die Entwicklung der Verfassungslehre in der Weimarer Republik, 2002; Lechler, F., Parlamentsherrschaft und Regierungsstabilität, 2002; Die Verfassungen der Welt. 1850 bis zur Gegenwart (Mikrofiche), Bd. 1 Europa, Bd. 2 Nord- und Südamerika, hg. v. Dippel, H., 2002ff.; Verfassung und Verfassungswandel, hg. v. Kroll, F., u. a., 2003; Krüger, K., Die landständische Verfassung, 2003; Kotulla, M., Das konstitutionelle Verfassungswerk Preußens, 2003; Eine Verfassung für Europa, hg. v. Hufeld, U. u. a., 2004; Parlamento e Costituzione nei sistemi costituzionali europei ottocenteschi – Parlament und Verfassung in den konstitutionellen Verfassungssystemen Europas, hg. v. Manca, A. u. a., 2004; Vorländer, H., Die Verfassung – Idee und Geschichte, 2. A. 2004; Eine Verfassung für Europa, hg. v. Beckmann, K. u. a., 2004; Weimarer Landesverfassungen, hg. v. Wittreck, F., 2004; Buschfort, W., Geheime Hüter der Verfassung, 2004; Deutsches Verfassungsrecht 1806-1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 1ff. 2006ff.; Bock, D., Der Eid auf die Verfassung im deutschen Konstitutionalismus, ZRG GA 123 (2006), 166; Kraus, H., Englische Verfassung und politisches Denken im ancien régime 1689-1789, 2006; Winterhoff, C., Verfassung, 2006; Constitutions of the World, Europe, Bd. 3 Deutsche Verfassungsdokumente, Teil 1ff. 2006ff.; Hollstein, T., Die Verfassung als „allgemeiner Teil“, 2007; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Handbuch Ius Publicum Europaeum, hg. v. Bogdandy, A. v. u. a., Bd. 1ff. 2007ff.; Dressel, C. v. Die Entwicklung von Verfassung und Verwaltung in Sachsen-Coburg 1800-1826, 2007; Baum, D., Johann Friedrich Benzenberg (1777-1846) Doktor der Weltweisheit und Professor der Konstitutionen, 2007; Köbler, G., Von der Geschichte der Verfassung zur Verfassungsgeschichte, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 207; Müßig, U., Die europäische Verfassungsdiskussion des 18. Jahrhunderts, 2008; Verfassungsänderung, Verfassungswandel, Verfassungsinterpretation, hg. v. Wahl, R., 2008; Reform an Haupt und Gliedern, hg. v. Durner, W. u. a., 2009; Weber, A., Europäische Verfassungsvergleichung, 2010; Deutsche Verfassungen 1849-1949, hg. v. Ipsen, J., 2012; Neu, T., Die Erschaffung der landständischen Verfassung, 2013 (Hessen 1509-1655); Verfassungsvoraussetzungen - Gedächtnisschrift für Winfried Brugger, hg. v. Anderheiden, M. u. a., 2013; Schutz der Verfassung, hg. v. Simon, T., 2014; Ooyen, R., Rezensierte Verfassungspolitologie I, 4. A. 2014; Europäische Verfassungen 1789-1990, hg. v. Wißmann, H., 2015, 2. A. 2019; Müßig, U., Reconsidering constitutional formation I national sovereignty (!), 2016; Lacchè, L., History & Constitution, 2016; Kühne, J., Entstehungsgrundlagen und Geltungsanfänge der Weimarer Reichsverfassung, 2016; Verfassungsdenker – Deutschland und Östereich 1870-1970, hg. v. Lehnert, D., 2017; Des chartes aux constitutions, hg. v. Foronda, F. u. a. 2019; Jaeger, A., Auf der Suche nach den „Verfassungsfeinden“ – Der Radikalenbeschluss in Hamburg 1971-1987, 2019; Verfassung, Geschichte, Gegenwart, Zukunft – Autorenkolloquium mit Dieter Grimm, hg. v. Davy, U./Lübbe-Wolff, G., 2018; Verfassung und Öffentlichkeit in der Verfassungsgeschichte, hg. v. Schilling, L. u. a., 2020; Verfassungen und Verfassungsjubiläen in Baden und Württemberg 1818/19-1919-2019, hg. v. Furtwängler, M. u. a., 2020
Verfassung der Bundesrepublik Deutschland (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Bonner Grundgesetz von dem 23. 5. 1949. Seine Grundrechte wollen nicht nur Programmsätze sein, sondern grundsätzlich verbindliche Kraft entfalten und Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht binden. Eine Änderung der wichtigsten Grundsätze ist nach Art. 79 III unzulässig. Inhaltlich stellt der Katalog einen pluralistischen Kompromiss auf traditioneller Grundlage dar, wobei die Gewährleistung von Eigentum und Erbrecht ebenso wie die Möglichkeit der Vergesellschaftung von Boden und Produktionsmitteln festgelegt wird. An der Spitze des Organisationsteils steht die Entscheidung für den demokratischen und sozialen Bundesstaat, in dem alle Gewalt von dem Volk ausgeht, durch besondere Organe der Gesetzgebung, Vollzugsgewalt und Rechtsprechung ausgeübt wird und Parteien bei der politischen Willensbildung des Volkes mitwirken. Die wichtigsten Organe sind Bundestag, Bundesrat, Bundespräsident, Bundeskanzler und Bundesverfassungsgericht. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 256; Robbers, G., Die Änderung des Grundgesetzes, (in) NJW 1989, 1124; Hesse, K., Grundzüge des Verfassungsrechts, 20. A. 1995; Weber-Fas, R., Deutschlands Verfassung, 1997
Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische und Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die an dem 7. 10. 1949 geschaffene, äußerlich ziemlich konservative, aber weder Gewaltenteilung noch Opposition noch eine gesellschaftspolitische Wahlentscheidung zulassende Verfassung. Sie wird durch die Beseitigung der Länder (13. 7. 1952/8. 12. 1958) und der Selbstverwaltung der Gemeinden sowie die Ersetzung des Präsidenten durch einen kollegialen Staatsrat (12. 9. 1960) verändert. Die zweite Verfassung von dem 9. 4. 1968 will die inzwischen erreichten sozialen Errungenschaften absichern und gibt in der Neufassung von dem 7. 10. 1974 die Vorstellung einer deutschen Nation auf. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 258; Roggemann, H., Die DDR-Verfassungen, 4. A. 1989
Verfassungsbeschwerde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist nach der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland die verfassungsrechtliche Möglichkeit, das Bundesverfassungsgericht oder ein Landesverfassungsgericht zu dem Schutz eines dem Beschwerdeführer nach seiner Ansicht zustehenden Rechtes anzurufen (1951-2001 rund 127000 Verfassungsbeschwerden zu dem Bundesverfassungsgericht). Sie begegnet bereits 1818 in Bayern (an den Staatsrat, selten, einmal erfolgreich) und Baden.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 257; Zuck, R., Verfassungsbeschwerde und einstweilige Anordnung gem. §§ 90, 32 BVerfGG, 1973; Zuck, R., Das Recht der Verfassungsbeschwerde, 2. A. 1988, 5. A. 2017; Müller, O., Die Verfassungsbeschwerde nach der bayerischen Verfassung von 1818, 2000
verfassunggebend (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Verfassung schaffend
Verfassunggebende Nationalversammlung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Abgeordnetenversammlung, die zu der Verabschiedung einer Verfassung einberufen ist (beispielsweise Frankfurt am Main 1848, Weimar 1919).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Verfassungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Bundesverfassungsgericht – nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das eine Gegebenehit auf ihre Übereinstimmung mit der Verfassung prüfendes Gericht.
Verfassungsgerichtsbarkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist nach älteren einzelnen Ansätzen (beispielsweise England 1610, Pennsylvania 1776, Vermont 1777, Vereinigte Staaten von Amerika 1803) seit dem 19. Jahrhundert (1818, 1834) die die Übereinstimmung staatlichen Handelns mit der →Verfassung (beispielsweise durch Normenkontrolle, Grundrechtsverletzungsprüfung, Wahlprüfung, Amtsenthebungsverfahren) überprüfende, in einzelnen Staaten aus der allgemeinen Gerichtsbarkeit ausgesonderte Gerichtsbarkeit (Österreich Anfang 1919 Verfassungsgerichtshof in Anknüpfung an Aufgaben des Reichsgerichts mit Aufgabenerweiterung 1920, Tschechoslowakei 1920 [konnte grundsätzlich jedes verfassungwidrige Gesetz für nichtig erklären, geriet aber in Vergessenheit], Liechtenstein, Spanien, Italien,), Deutsches Reich [→Staatsgerichtshof] 1921, Frankreich, Türkei, Jugoslawien, Spanien, Portugal, Belgien, Bundesrepublik Deutschland 1951, Italien 1956, Frankreich 1958, Spanien 1980). In den Vereinigten Staaten von Amerika kann jedes Gericht selbständig (deklaratorisch) die Verfassungswidrigkeit eines Gesetzes feststellen (ebenso Skandinavien, Irland), in anderen Staaten ist dazu nur das besondere Verfassungsgericht (Schweiz, Griechenland, Estland) befugt. Keine Einrichtung für Verfassungsgerichtsfragen besteht bisher in Großbritannien und den Niederlanden.
Lit.: Stolzmann, H., Zur geschichtlichen Entwicklung des Rechts der Verfassungsstreitigkeiten, (in) Archiv f. öffentliches Recht N. F. 16 (1929), 355; Wahl, R./Rottmann, F., Die Bedeutung der Verfassung, (in) Sozialgeschichte der Bundesrepublik, 1983, 339; Landesverfassungsgerichtsbarkeit, hg. v. Starck, C. u. a., Bd. 1 1983; Verfassungsgerichtsbarkeit in Westeuropa, hg. v. Starck, C. u. a., Bd. 1 1986; Robbers, G., Die historische Entwicklung der Verfassungsgerichtsbarkeit, (in) JuS 1990, 257; Brünneck, A. v., Verfassungsgerichtsbarkeit in den westlichen Demokratien, 1992; Eisenhardt, U., Zu den historischen Wurzeln der Verfassungsgerichtsbarkeit, (in) FS B. Diestelkamp, 1994, 17; 50 Jahre Verfassungs- und Verwaltungsgerichtsbarkeit in Rheinland-Pfalz, 1997; Böckenförde, E., Verfassungsgerichtsbarkeit, (in) NJW 1999, 9; Kluge, H./Wolnicki, B., Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, 2. A. 1999; Björner, U., Die Verfassungsgerichtsbarkeit im Norddeutschen Bund und im Deutschen Reich, 2000; Müller, O., Die Verfassungsbeschwerde nach der bayerischen Verfassung von 1818, 2000; Heimann, H., Die Entstehung der Verfassungsgerichtsbarkeit in den neuen Ländern und in Berlin, 2002; Osterkamp, J., Verfassungsgerichtsbarkeit in der Tschechoslowakei, 2009; Haase, G. u. a., Verfassungsgerichtsbarkeit in Europa, 2009; Verfassungsrechtsprechung, hg. v. Menzel, J. u. a., 2011; Die Kooperation der Verfassungsgerichte in Europa, hg. v. Verfassungsgerichtshof, 2015; Verfassungsgerichtsbarkeit in der Bonner Republik, hg. v. Meinel, F., 2019; Grimm, D., Verfassungsgerichtsbarkeit, 2021
Verfassungsgerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das (obere) Verfassungsgericht (beispielsweise Österreich [nach dem Reichsgericht Cisleithaniens von 1869-1918] Gesetz von dem 25. 1. 1919, 3. 4. 1919 und durch Bundesverfassungsgesetz 1920 Zuständigkeit (auf Normenkontrolle und Wahlprüfung) sowie 1925 auf Kompetenzprüfung erweitert, Mai/Juni 1933 durch die Bundesregierung beschlussunfähig gemacht, durch die Maiverfassung 1934 aufgelöst, 12. 10. 1945 wiedererrichtet, Prüfung von Verwaltungsakten an Hand der Verfassung). In der Bundesrepublik Deutschland bestehen – neben dem Bundesverfassungsgericht – [2000] 16 Verfassungsgerichtshöfe, Staatsgerichtshöfe oder Verfassungsgerichte.
Lit.: Köbler, DRG 257, 262; Baltl/Kocher; Zavadil, T., Die Ausschaltung des Verfassungsgerichtshofs 1933, 1997 (Diplomarbeit Univ. Wien); Heller, K., Der Verfassungsgerichtshof, 2010; Neschwara, C., Verfassungsgerichtsbarkeit im Spannungsfeld von Regierung und Parlament, ZRG GA 130 (2013), 435
Verfassungsgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1825 [Müller, Alexander] ) ist der die Geschichte der (formellen oder materiellen) →Verfassung betreffende Teil der (die Verfassungsgeschichte eigentlich grundsätzlich einschließenden) Rechtsgeschichte. Grundlegend für Deutschland ist die Verfassungsgeschichte von Georg →Waitz. Weitere bekannte Verfassungsgeschichtler sind (die Historiker) Otto Hintze [1902 erstes persönliches Ordinariat für Verfassungsgeschichte an der Univerisität Berlin], Fritz Hartung, Otto Brunner oder (der Jurist) Ernst Rudolf Huber.
Lit.: Waitz, G., Deutsche Verfassungsgeschichte, Bd. 1ff. 1844ff., Neudruck 1953ff.; Winkelmanns, E., Allgemeine Verfassungsgeschichte, hg. v. Winkelmanns, A., 1901; Heusler, A., Deutsche Verfassungsgeschichte, 1905; Hintze, O., Allgemeine Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, hg. v. Di Costanzo, G. u. a., 1998; Mayer, E., Bemerkungen zur frühmittelalterlichen, insbesondere italienischen Verfassungsgeschichte, 1912; Bornhak, C., Deutsche Verfassungsgeschichte vom westfälischen Frieden an, 1934; Hartung, F., Zur Entwicklung der Verfassungsgeschichtsschreibung in Deutschland, 1956 (SB Berlin); Schlesinger, W., Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 1961; Böckenförde, E., Die deutsche verfassungsgeschichtliche Forschung im 19. Jahrhundert, 1961; Schlesinger, W., Beiträge zur Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 1962; Graus, F., Deutsche und slawische Verfassungsgeschichte?, (in) HZ 197 (1963), 265; Huber, E., Bewahrung und Wandlung, 1975; Brauneder, W., Österreichische Verfassungsgeschichte, 1976, 8. A. 2001, 10. A. 2005; Gegenstand und Begriffe der Verfassungsgeschichtsschreibung, 1983; Quellen zur Verfassungsgeschichte des römisch-deutschen Reiches im Spätmittelalter, hg. v. Weinrich, L., 1983; Willoweit, D., Aufgaben und Probleme einer europäischen Verfassungsgeschichtsschreibung, 1990; Europäische Rechts- und Verfassungsgeschichte, hg. v. Schulze, R., 1991; Kölz, A., Neuere schweizerische Verfassungsgeschichte, 1992; Caenegem, R. van, An Historical Introduction to Western Constitutional Law, 1995; Menger, C., Deutsche Verfassungsgeschichte, 8. A. 1993; Böckenförde, E., Die deutsche verfassungsgeschichtliche Forschung im 19. Jahrhundert, 2. A. 1995; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 1990, 2. A. 1992, 3. A. 1997, 4. A. 2001, 5. A. 2005, 6. A., 2009, 7. A. 2013; Willoweit, D./Schlinker, S., Deutsche Verfassungsgeschichte, 8. A. 2019; Frotscher, W./Pieroth, B., Verfassungsgeschichte, 1997, 2. A. 1999, 3. A. 2002, 4. A. 2003, 5. A. 2005, 6. A. 2007; 8. A. 2010, 9. A. 2010, 10. A. 2011, 11. A. 2012, 12. A. 2013, 13. A. 2014, 14. A. 2015, 15. A. 2016, 16. A. 2017, 17. A. 2018, 18. A. 2019; Zuleeg, M., Ansätze zu einer Verfassungsgeschichte der Europäischen Union, (in) ZNR 1997; Zippelius, R., Kleine deutsche Verfassungsgeschichte, 6. A. 2002, 7. A. 2006; Brandt, H., Der lange Weg in die demokratische Moderne, 1998; Neugebauer, W., Die wissenschaftlichen Anfänge Otto Hintzes, ZRG GA 115 (1998), 540; Oestreich, G., Verfassungsgeschichte, 8. A. 1999; Fenske, H., Der moderne Verfassungsstaat, 2000; Kippels, K., Grundzüge deutscher Staats- und Verfassungsgeschichte, 2001; Europäische Verfassungsgeschichte, hg. v. Willoweit, D. u. a., 2003 (47 Texte); Wahl, R., Verfassungsstaat, Europäisierung, Internationalisierung, 2003 (Aufsätze); Kley, A., Verfassungsgeschichte der Neuzeit, 2004; Pitz, E., Verfassungslehre und Einführung in die deutsche Verfassungsgeschichte des Mittelalters, 2006; Quellen zur europäischen Verfassungsgeschichte im 19. Jahrhundert, hg. v. Brandt, P., 2004 (CD-ROM); Grothe, E., Zwischen Geschichte und Recht, 2004; Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte im 19. Jahrhundert, hg. v. Brandt, P. u. a., Bd. 1f. 2006ff. (Band 3 1848-1870 2020); Steiger, H., Verfassungsgeschichte im Spiegel verfassungsgeschichtlicher Studienbücher und Überblicke, (in) ZNR 2007, 287ff.; Köbler, G., Von der Geschichte der Verfassung zur Verfassungsgeschichte, (in) FS Wilhelm Brauneder, 2008, 207; Kotulla, M., Deutsche Verfassungsgeschichte, 2008; Ipsen, J., Der Staat der Mitte, 2009; Verfassungsgeschichte in Europa, hg. v. Neuhaus, H., 2010; Verfassungsgeschichte aus internationaler und diachroner Perspektive, hg. v. Arlinghaus, F., 2010; La giustizia costituzionale in prospettiva storica, hg. v. Orrù, R. u. a., 2012; Willoweit, D., Reich und Staat. Eine kleine deutsche Verfassungsgeschichte, 2013; Verfassungsgeschichte Europas, hg. v. Prettenthaler-Ziegerhofer, A. u. a., 2013; Verfassungsgeschichte des Alten Reiches - Basistexte, hg. v. Haug-Moritz, G., 2014; Schnelle, E., „Dann bricht der Freiheit Morgen an“, 2014; Stolleis, M., Verfassungs(ge)schichten, 2017; Stolleis, M., Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte – Materialien, Methoden, Fragestellungen, 2017; Handbuch der europäischen Verfassungsgeschichte im 20. Jahrhundert, Bd. 5 seit 1989, hg. v. Benz, A. u. a., 2019
Verfassungskonflikt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Streit um eine grundsätzliche Verfassungsfrage (beispielsweise Kurhessen 1831, Hannover 1833, Preußen 1862-1866).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Real, W., Der hannoversche Verfassungskonflikt, 1972; Becker, W., Die angebliche Lücke der Gesetzgebung, (in) Hist. Jb. 100 (1980), 257
Verfassungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die →Verfassung betreffenden Rechtssätze.
Lit.: Köbler, DRG 7; Huber, E., Verfassungsrecht des großdeutschen Reiches, 1939; Mampel, S., Das Recht in Mitteldeutschland, 1966; Klecatsky, H./Morscher, S., Das österreichische Bundesverfassungsrecht, 3. A. 1982; Ridder, H., Verfassungsrecht oder Staatsrecht?, (in) Bll. f. dt. u. internat. Politik 1988, 660; Roggemann, H., Die DDR-Verfassungen, 4. A. 1989; Entstehen und Wandel verfassungsrechtlichen Denkens, hg. v. Mussgnug, R., 1996; Deutsches Verfassungsrecht 1806 bis 1918, hg. v. Kotulla, M., Bd. 1ff. 2006ff.
Verfassungsschutz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die den Schutz der jeweiligen Verfassung und damit auch der jeweils herrschenden politischen Kräfte anstrebende Behörde oder Organisation.
Lit.: Buschfort, W., Geheime Hüter der Verfassung, 2004; Goschler, C. u. a., Keine neue Gestapo, 2015 (1969 hatten noch zwei Drittel des Führungspersonals des Bundeskriminalamts frühere Ränge der SS); Grumke, T. u. a., Der Verfassungsschutz, 2016
Verfassungsurkunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eine →Verfassung schriftlich verkörpernde Urkunde (formelle Verfassung). Verfassungsurkunden gibt es (nach wissenschaftlicher Konvention) seit 12. 6. 1776 (→Virginia Bill of Rights).
Lit.: Usee, K., Der Einfluss der französischen Verfassungen, Diss. jur. Greifswald 1911; Ingelmann, A., Ständische Elemente in der Volksvertretung, 1914; Goldschmitt, R., Geschichte der badischen Verfassungsurkunde, 1918
Verfassungswirklichkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der tatsächliche Verfassungszustand eines Staates in Gegensatz zu dem von der Verfassungsurkunde angestrebten Verfassungszustand.
Lit.: Huber, E., Verfassungswirklichkeit und Verfassungswert, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 126
verfesten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bannen
Verfestung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem Hochmittelalter in Norddeutschland eine Rechtsfolge bei Ladungsungehorsam, die der →Acht ähnelt.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Francke, O., Das Verfestungsbuch der Stadt Stralsund, 1875; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973, 291; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 433, Neudruck 1964; Feuring, A., Die Verfestung nach dem Sachsenspiegel, Diss. jur. Bonn 1995
verfügen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) bestimmen, anordnen
Verfügung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1560) ist in dem (gegenwärtigen) Privatrecht das Rechtsgeschäft, durch das ein Recht unmittelbar geändert, aufgehoben, übertragen oder belastet wird (beispielsweise Übereignung). Zu einer Verfügung ist beispielsweise der Eigentümer befugt, doch kann er die Verfügungsbefugnis auch anderen einräumen. Verfügungsbefugt sind ebenfalls Vormund (lat. tutor) und Pfleger (lat. curator). Bereits das römische Recht unterscheidet die Verfügung von der →Verpflichtung. Ob das germanische Recht die Verfügung kennt, ist streitig. In dem 19. Jahrhundert wird die Verfügung von der Verpflichtung abstrahiert. Letztwillige Verfügung ist die für den Fall des Todes über den Nachlass getroffene Verfügung. In dem öffentlichen Recht ist Verfügung ein →Verwaltungsakt. →einstweilige Verfügung
Lit.: Kaser §§ 5 I, 11 IV, 15 I 4b, 60 II 3c, 62 II 2; Köbler, DRG 123; Demuth, E., Die wechselseitigen Verfügungen von Todes wegen nach alamannisch-zürcherischem Recht, 1901; Schultze, A., Über Gläubigeranfechtung und Verfügungsbeschränkungen des Schuldners nach deutschem Stadtrecht des Mittelalters, ZRG GA 41 (1920), 210; Schönfeld, W., Die Vollstreckung von Verfügungen von Todes wegen im Mittelalter nach sächsischen Quellen, ZRG GA 42 (1921), 240; Kilchmann, A., Die Verfügungen von Todes wegen nach den aargauischen Rechtsquellen, 1928; Buss, H., Letztwillige Verfügungen nach ostfriesischem Recht, Diss. jur. Göttingen 1966; Hattenhauer, H., Die Entdeckung der Verfügungsmacht, 1969; Wilhelm, W., Begriff und Theorie der Verfügung, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 213; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985 § 30, Bd. 2 1989 § 64; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Schmidt-Recla, A., Kalte oder warme Hand?, 2011
Verfügungsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das eine →Verfügung anstrebende bzw. bewirkende →Rechtsgeschäft. Es bedarf in dem römischen Recht eines rechtlichen Grundes (lat. iusta causa [F.]). In dem 19. Jahrhundert wird das Verfügungsgeschäft von dem Verpflichtungsgeschäft abstrahiert, so dass es auch ohne dieses wirksam ist. Dann kann aber die Verfügung auf dem Weg über die Herausgabe einer ungerechtfertigten Bereicherung rückgängig gemacht werden.
vergaben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache – ausgenommen Vergbe - und in Google – ausgenommen Vergabe – nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vergeben, geben
Vergabung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Übertragen eines Gegenstands an eine andere Person. →Schenkung
Lit.: Kroeschell, DRG 1
vergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) vorbeigehen, enden
Vergehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (gegenwärtig) die rechtswidrige Tat, die in dem Mindestmaß mit einer geringeren Freiheitsstrafe oder mit einer Geldstrafe bedroht ist. Als allgemeine Erscheinungsform wird das Vergehen nach französischem Vorbild zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfasst (Bayern 1813). Der Versuch eines Vergehens ist nur bei besonderer gesetzlicher Bestimmung strafbar.
Lit.: Köbler, DRG 119, 204, 264; Hannamann, O., Über die Grenzlinie zwischen Verbrechen und Vergehen, 1805; Cucumus, K. v., Über die Einteilung der Verbrechen, Vergehen und Übertretungen, 1823; Daimer, H., Die Unterscheidung der strafbaren Handlungen, Diss. jur. Erlangen 1915
vergelten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) als Folgehandlung ausführen, rächen, ausgleichen
Vergeltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in Zufügung des gleichen oder eines (als mindestens gleichwertig angesehenen) anderen Nachteils bestehende →Strafzweck oder allgemeiner auch andere zwischenmenschliche Handlungszweck.
vergewaltigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gewalt antun nsbesondere den Beischlaf erzwingen
Vergewaltigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Nötigung einer Frau mit Gewalt oder Drohung zu dem Beischlaf mit dem Nötigenden oder einem Dritten (ahd. notnumft, →Notzucht). An dem Ende des 20. Jahrhunderts wird auch die Vergewaltigung in der→Ehe strafbar (Österreich 1989, Schweiz 1992, Deutschland 1997). In Deutschland wird 1997 die Vergewaltigung als eigenständiger Tatbestand aufgegeben und als besonders schwerer Fall der sexuellen Nötigung eingeordnet.
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Thornhill, R./Palmer, C., A Natural History of Rape, 2000; Balthasar, S., Die Tatbestände der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung, 2001; Künzel, C., Unzucht – Notzucht – Vergewaltigung, 2003; Shaw, Y., Entwicklung und Reform zur Vergewaltigung in der Ehe gemäß § 177 StGB, 2005; Münch, I. v., Frau komm!, 2009; Gebhardt, M., Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen, 2015; Gebhardt, M., Wir Kinder der Gewalt, 2019
Vergleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1468, lat. [F.] transactio) ist der gegenseitige Vertrag, durch den der Streit oder die Ungewissheit von Parteien über ein Rechtsverhältnis in dem Wege gegenseitigen Nachgebens beendet wird. Der Vergleich ist in dem klassischen römischen Recht ein →Erlass, wird aber von →Justinian (527-565) hiervon abgelöst. Der Vergleich ist auch in dem deutschen Recht zulässig. Seit dem Spätmittelalter wird das justinianische Recht aufgenommen.
Lit.: Kaser §§ 50 II 6, 53 II 3; Oertmann, P., Der Vergleich im gemeinen Zivilrecht, 1895; Steinwenter, A., Die Streitbeendigung, 2. A. 1971; Ebel, F., Berichtung, Transactio und Vergleich, 1978; Bork, R., Der Vergleich, 1988; Ausschüsse für Vergleichs- und Konkursrecht, hg. v. Schubert, W., 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Eisenhardt, M., Sanierung statt Liquidation, 2011; Thomsch, A., David Mevius und der (Prozess-)Vergleich, 2014
vergleichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) ausgleichen, Vergleich abschließen
verhaften (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) in Haft nehmen, festnehmen
Verhaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit der frühen Neuzeit die amtliche Festnahme eines einer Straftat Verdächtigen. Für sie verdichten sich seit der Aufklärung die gesetzlich festzulegenden Voraussetzungen.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Baltl/Kocher; Ollinger, T., Die Entwicklung des Richtervorbehalts im Verhaftungsrecht, 1997
verhalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sein, gebärden
Verhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Beziehung
verhältnismäßig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) angemessen, in angemessenem Verhältnis stehend
Verhältnismäßigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Grundsatz des neueen Verwaltungsrechts, dass die Verwaltung unter mehreren möglichen und geeigneten Maßnahmen nur die wählen darf, die den Betroffenen und die Allgemeinheit besonders wenig beeinträchtigt und deshalb bestmöglich angemessen ist. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit ist an sich naheliegend, wird aber erst in dem 20. Jahrhundert verwendet.
Lit.: Avoine, M. d’, Die Entwicklung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit, Diss. jur. Trier 1994
Verhältniswahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar) ist dieArt der Wahl, bei der die Gesamtzahl der Parlamentssitze nach dem Verhältnis der auf die einzelnen Parteien abgegebenen Stimmen verteilt wird. S. Google
Verhältniswahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Proportionalwahlrecht, engl. block voting system) ist die Art des Wahlrechts, bei der die Gesamtzahl der Parlamentssitze auf die Parteien in dem Verhältnis der Gesamtstimmenzahl zu der auf die einzelne Partei bzw. ihre Kandidatenliste in dem gesamten Wahlgebiet abgegebenen Zahl der Stimmen verteilt wird (beispielsweise Belgien 1899, Österreich 18. 12. 1918 [1992 reformiert, mindestens ein Grundmandat oder bundesweit 4 Prozent der Stimmen], Deutsches Reich 1919, pro 60000 Stimmen in dem ganzen Reich ein Abgeordneter). Das Verhältniswahlrecht. bildet einen Gegensatz zu dem Mehrheitswahlrecht. Es kann klare politische Entscheidungen erschweren, entspricht aber den politischen Verhältnissen in dem gesamten Wahlvolk besser.
Lit.: Köbler, DRG 230, 257; Smend, R., Die Verschiebung der konstitutionellen Ordnung durch das Verhältniswahlrecht, (in) Smend, R., Staatsrechtliche Abhandlungen, 2. A. 1968, 60
verhandeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) besprechen, erörtern
Verhandlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Erörterung eines Gegenstands durch Beteiligte, insbesondere die Erörterung vor einem Gericht. Bei der hiervon abgeleiteten Verhandlungsmaxime des Zivilprozesses steht es bei den Parteien, welchen Streitstoff sie dem Gericht unterbreiten, so dass nicht notwendigerweise über die (möglicherweise verheimlichte) Wahrheit entschieden wird. Ein Gegensatz zu dem Verhandlungsgrundsatz (Verhandlungsmaxime [Gönner]) ist der Grundsatz der Untersuchung durch das Gericht (beispielsweise in dem Inquisitionsprozess).
Lit.: Köbler, DRG 155, 201; Tiegelkamp, K., Geschichte und Stellung der Verhandlungsmaxime, 1940; Bomsdorf, F., Prozessmaximen und Rechtswirklichkeit, 1971
Verhandlungsmaxime (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verhandlungsgrundsatz
Verhör (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die eindringliche Befragung eines Menschen durch einen anderen Menschen zu der Ermittlung von Umständen, insbesondere die Befragung von Verdächtigen durch einen Ermittler.
Lit.: Eibach, J., Frankfurter Verhöre, 2003; Niehaus, M., Das Verhör, 2003
verhören (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aushorchen, ausforschen
verjähren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1221-1224 Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Ablauf von Jahren Durchsetzbarkeit verlieren
Verjährung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1555, verjähren 1221-1224 Sachsenspiegel, Verjährungsfrist 1784/1794) ist der durch Zeitablauf eintretende Rechtsverlust. In fester Form wird die Verjährung als (lat.) praescriptio (F.) temporis aller Klagen von den römischen Kaisern Honorius (393-423) und Arcadius bzw. Theodosius II. (424) mit einer Frist von grundsätzlich 30 (in bestimmten Fällen auch 40, 20, 10 Jahren oder einem Jahr) eingeführt. Danach strahlt die Verjährung bereits auf das Frühmittelalter aus und wird später allgemein aus dem römischen Recht aufgenommen. Mit ihr verschmilzt die einheimische →Verschweigung. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) kennt neben der regelmäßigen Verjährung binnen 30 Jahren verschiedene kürzere Verjährungsfristen. Seit 2002 ist in Deutschland die regelmäßige Verjährungsfrist auf 3 Jahre festgelegt. Verjährung gibt es auch für die Strafverfolgung und die Strafvollstreckung. S. Google
Lit.: Kaser § 4 III; Köbler, DRG 61; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Unterholzner, K., Ausführliche Entwicklung der gesamten Verjährungslehre, 2. A. 1858; Schwarz, F., Bemerkungen zur Lehre von der Verjährung, 1866; Reich, O., Die Entwicklung der kanonistischen Verjährungslehre, 1908; Iterson, W. van, Immemoriale possessie en prescriptie, (in) Themis 1962, 427; Schmachtenberg, H., Die Verschweigung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Ebihara, A., Savigny und die gemeinrechtliche Verjährungslehre, ZRG RA 110 (1993), 602; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Jansen, J., Bezit te kwader trouw, verkrijgende en bevrijdende verjaring, 2011; Pichonnaz, P., Ursprung und Begründung der Verjährung in historischer Sicht, (in) ZRG RA 2015 511; Asholt, M., Verjährung im Strafrecht, 2016; Minder, L., Die Unverjährbarkeit von Ansprüchen aus Grundrechts- und Kerngehaltsverletzungen, 2020 (Schweiz)
Verjährungsfrist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1784/1794)) Frist für Eintritt der Verjährung
Verkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Kauf aus der Sicht des Verkäufers
verkaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Kaufvertrag veräußern
Verkäufer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ware gegen Geld durch Kaufvertrag Veräußernder
Verkaufspfand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das bereits dem klassischen römischen Recht bekannte, bei Pfandreife durch Verkauf der Pfandsache an einen Dritten zu verwertende Pfand. Das Verkaufspfand erscheint in dem Mittelalter in den Städten seit dem 13. Jahrhundert, auf dem Land seit dem 14. Jahrhundert In der frühen Neuzeit erfolgt der Verkauf durch das Gericht oder eine andere hierzu bestellte Einrichtung. Nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird der verpfändete Gegenstand meist durch öffentliche Versteigerung bzw. bei Grundstücken durch Zwangsversteigerung verwertet.
Lit.: Kaser § 31; Hübner; Planitz, H., Das deutsche Grundpfandrecht, 1912; Hromadka, W., Die Entwicklung des Faustpfandprinzips, 1971; Klink, R., Die Behandlung des Pfandrechts, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
Verkehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ausgehend von dem Vertrieb von Waren die Bewegung oder Beförderung von Menschen oder Gegenständen auf dafür vorgesehenen Wegen. Das Verkehrswesen ist in dem römischen Reich bereits hoch entwickelt. Dieser technische Stand oder Zustand wird erst in der Neuzeit wieder erreicht. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts und vor allem seit dem 19. Jahrhundert verdichtet sich der Verkehr durch die Zunahme der Zahl der Menschen und ihre Einfallskraft immer mehr. Besondere Bedeutung kommt dem Schienenverkehr (Eisenbahn, Straßenbahn), dem Straßenverkehr (Straße, Chaussee, Autobahn, Fahrrad, Motorrad, Automobil, Lastkraftwagen), dem Wasserverkehr (Kanal, Hafen, Schiff, Containerschiff) und dem Luftverkehr (Ballon, Luftschiff, Flugzeug, Flughafen, Raumfahrt) zu. Die Modernisierung der Mobilität wirkt sich auf Urbanisierung, Mobilisierung und Globalisierung aus (schneller, öfter, weiter, mehr, billiger, bequemer, sicherer). Für die unterschiedlichen Verkehrswege Land, Wasser, Luft und Raum werden vor allem in dem 20. Jahrhundert jeweils besondere Verkehrsregeln entwickelt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 113, 176, 225, 251; Untersuchungen zu Handel und Verkehr, hg. v. Düwel, K. u. a., Bd. 1ff. 1985ff.; Helmedach, A., Das Verkehrssystem als Modernisierungsfaktor, 2000; Gadow, O. v., Die Zähmung des Automobils durch die Gefährdungshaftung, 2002; Schubert, W., Die Anfänge eines modernen Verkehrsrechts im Radfahrrecht um 1900, ZRG GA 122 (2005), 194; Bethkenhagen, K., Die Entwicklung des Luftrechts, 2004; Merki, C., Verkehrsgeschichte und Mobilität, 2008; Ammoser, H., Das Buch vom Verkehr, 2014
verkehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) umkehren, sich bewegen
Verkehrssicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Goiogle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Sicherung des Verkehrs vor Schaden
Verkehrssicherungspflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem 20. Jahrhundert von der Rechtsprechung entwickelte Pflicht des Eröffners eines Verkehrs, die Benützer vor hieraus erwachsenden Gefahren zu sichern. Bei schuldhafter Verletzung der Verkehrssicherungspflicht ist dem Geschädigten von dem Verletzenden Schadensersatz aus unerlaubter Handlung zu leisten.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Voss, L., Die Verkehrspflichten, 2007; Bohrer, M., Der morsche Baum. Verkehrssicherheit und Fahrlässigkeit in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2010
Verkehrssitte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt undin Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1860?) ist das übliche Verhalten in dem Rechtsverkehr. Die Verkehrssitte kann bei der Auslegung eines Rechtsgeschäfts herangezogen werden. Bei unvollständigen Vereinbarungen kann sie der Lückenschließung dienen.
Lit.: Al-Shamari, N., Die Verkehrssitte im § 242 BGB, 2006
verklagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jh. in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Klage erheben gegen
verklaren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lasteinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufklären, klar machen
Verklarung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Seerecht die Einreichung eines Berichts des Kapitäns eines Schiffes über den Hergang eines Unfalls bei dem zuständigen Gericht. Die Verklarung ist nach bereits römischrechtlichen Ansätzen in dem Spätmittelalter in vielen Seerechten erkennbar. Ihr Zusammenhang mit der allgemeinen Verschweigung ist ungewiss. S. Google
Lit.: Wöhler, A., Die Verklarung, Diss. jur. Erlangen 1913
verknechten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in die Knechtschaft bringen
Verknechtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Verlust der Freiheit durch Überführung in Knechtschaft. Sie erfolgt in unterschiedlichen Zeiten auf Grund verschiedener Voraussetzungen.
Lit.: Kaser; Hübner; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912; Mayer-Maly, T., Das Notverkaufsrecht des Hausvaters, ZRG RA 75 (1958), 116
verkünden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) kund machen, veröffentlichen
Verkündung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Kundgabe eines Gedankens. Recht bedarf zu seiner Wirksamkeit vielfach der Verkündung. Zu der Sicherung der Verkündung werden bereits in dem römischen Altertum die Zwölf-Tafel-Gesetze in Bronze auf dem Forum (Markt) aufgestellt. In Ermangelung einer Schriftform erfolgt die Verkündung zumindest zunächst mündlich. Seit dem Spätmittelalter wird das geltende Recht an vielen Orten zu bestimmten Zeiten verlesen. Seit dem 18. Jahrhundert wird die Veröffentlichung in Schriftform zu einer Voraussetzung für die Geltung eines neuen Rechtssatzes. Seit dem 21. Jahrhundert tritt eine digitale Veröffentlichung an diese Stelle.
Lit.: Feigl, H., Von der mündlichen Rechtsweisung zur Aufzeichnung, (in) Recht und Schrift im Mittelalter 1977, 425; Willoweit, D., Gebot und Verbot, (in) Hess. Jb. f. LG. 30 (1980), 94
Verlag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1548) ist der gewerbsmäßige Vertrieb von Erzeugnissen, insbesondere von Werken der Tonkunst und Literatur. Der Verlag (beispielsweise von Webwaren) erscheint seit dem Spätmittelalter (Flandern 13. Jahrhundert), wobei der Verleger oft auch einen Teil der Geräte und Stoffe liefert und Art und Umfang der Erzeugung der von ihm vertriebenen Gegenstände bestimmt. In der frühen Neuzeit erfasst der Verlag sachlich vor allem das Textilgewerbe und das Metallgewerbe sowie das Druckgewerbe und räumlich neben der Stadt auch das Land. Seit dem 19. Jahrhundert geht der Verlag überwiegend in der Industrie auf. In seinen Resten außerhalb des Vertriebes von Werken der Tonkunst und Literatur (deutsches Verlagsgesetz 1901) wird er vielfach als Heimarbeit bezeichnet. Der älteste weltweit noch bestehende Verlag von Druckwerken ist der 1488 gegründete Schwabe Verlag in Basel.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 97, 134, 175, 184; Furger, F., Zum Verlagssystem, 1927; Festschrift zum zweihundertjährigen Bestehen des Verlages C. H. Beck, 1963; Marwinski, K., Von der Hofbuchdruckerei zum Verlag Böhlau, 1974; Scherner, K., Handwerker und Verleger, (in) Vom Gewerbe zum Unternehmen, hg. v. Scherner, K. u. a., 1982, 7; Verlag C. H. Beck, 1988; Juristen im Portrait, 1988; Holbach, R., Frühformen von Verlag und Großbetrieb, 1994; Breil, M., Die Augsburger Allgemeine Zeitung, 1996; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Wesel, U., 250 Jahre rechtswissenschaftlicher Verlag C. H. Beck, 2013; Recht im Wandel europäischer und deutscher Rechtspolitik – Festschrift 200 Jahre Carl Heymanns Verlag, hg. v. Limperg, B. u. a., 2015; Henschel, U., Vermittler des Rechts. Juristische Verlage von der Spätaufklärung bis in die frühe Nachkriegszeit, 2015; Königseder, A., Walter de Gruyter, 2016; Seemann, A., Parallelverlage im geteilten Deutschland, 2017 (mehr als 35); Scholtyseck, J., Reinhard Mohn – Ein Jahrhundertunternehmer, 2021
Verlagsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Verlagsrecht und Urverlagsrecht - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1784/1794) ist objektiv die Gesamtheit der den →Verlag betreffenden Rechtssätze und subjektiv das dem Verleger von dem Verlaggeber eingeräumte Nutzungsrecht. Seinen Ausgangspunkt nimmt das Verlagsrecht auf dem Gebiet der Tonkunst und Literatur in den als Folge des Buchdrucks an dem Ende des Mittelalters zunächst in Italien aufkommenden Druckerprivilegien gegen Nachdruck. Nach einem englischen Gesetz des Jahres 1709 entwickelt sich die Lehre von dem →geistigen Eigentum, das aber zeitlich beschränkt wird. In dem →Allgemeinen Landrecht Preußens (1794) und in weiteren Einzelstaatsgesetzen (Preußen 1837) des Deutschen Bundes wird das Verlagsrecht gesetzlich geregelt. Dem folgt auf der Grundlage der Berner Übereinkunft zu dem Schutz von Werken der Literatur und Kunst (1886) 1901 das deutsche Verlagsgesetz.
Lit.: Waechter, O., Das Verlagsrecht, 1857f.; Ortloff, H., Das Autor- und Verlagsrecht, (in) Jahrhundert Jb. f. d. Dogmatik 5 (1861), 263; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3955; Vogel, M., Deutsche Urheber- und Verlagsrechtsgeschichte, 1978; Hubmann, H./Rehbinder, M., Urheber- und Verlagsrecht, 8. A. 1995; Wadle, E., Neuere Forschungen zur Geschichte des Urheber- und Verlagsrechts, (in) ZNR 1990, 51; Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht in Deutschland, hg. v. Beier, F. u. a., Bd. 1 1991; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Wesel, U., 250 Jahre rechtswissenschaftlicher Verlag C. H. Beck, 2013
Verlass (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Verlässlichkeit
verlassen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) weggehen, vertrauen
Verlassenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Hinterlassenschaft bzw. der Nachlass eines Menschen. In Österreich bildet sich unter dem Einfluss der Rezeption des römischen Rechtes seit dem 16. Jahrhundert ein besonderes Verlassenschaftsverfahren aus, nach dem das Erbe mit dem Erbfall nicht unmittelbar dem Erben anfällt, sondern der ruhende Nachlass selbst zeitweiliger Rechtsträger ist. Das Gericht oder der von ihm beauftragte Notar muss in einem nichtstreitigen Verfahren (Außerstreitgesetz von dem 9. 8. 1854, reformiert an dem 13. 11. 2003) grundsätzlich den Todesfall aufnehmen, einen letzten Willen veröffentlichen, die Erbansprüche feststellen und die Einantwortung der Erben vornehmen.
Lit.: Wesener, G., Geschichte des Erbrechtes in Österreich, 1957
Verlassung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.)
Verlassungsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine mittelalterliche Form des →Grundbuchs.
Lit.: Deckwirth, H., Das Haus- und Verlassungsbuch der Altstadt Hannover, (in) Hans. Gesch.bll. N.F. 26 (1971), 1
verlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) an einen anderen Ort legen, vertreiben
Verleger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Waren anderer Verlegender
verletzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1235-1240 [Willehalm von Orlens des Rudolf von Ems] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schädigen
Verletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch de deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schädigung, →Körperverletzung
verleumden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wider besseres Wissen eine unwahre Tatsache über einen anderen Menschen behaupten oder verbreiten
Verleumdung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der älteren deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die wider besseres Wissen erfolgende Behauptung oder Verbreitung einer unwahren Tatsache in Beziehung auf einen anderen, die geeignet ist, denselben verächtlich zu machen, in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen oder dessen Kredit zu gefährden. Die Verleumdung wird an dem Beginn des 19. Jahrhunderts aus der allgemeineren Beleidigung zu einem besonderen Straftatbestand verselbständigt. Zwischen Verleumdung und übler Nachrede unterscheidet 1843 ein Entwurf eines preußischen Strafgesetzbuchs mit Hilfe des Merkmals „wider besseres Wissen“.
Lit.: Hirsch, J., Ehre und Beleidigung, 1967; Sørensen, P., The unmanly man, 1983; Müller, M., Verletzende Worte – Beleidigung und Verleumdung in Rechtstexten aus dem Mittelalter und aus dem 16. Jahrhundert, 2017
Verliegenschaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Veränderung einer beweglichen Sache zu einer Liegenschaft
verloben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1150 [Kaiserchronik] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Eheschließung versprechen
Verlöbnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1450) ist der Vertrag, durch den sich zwei Menschen (verschiedenen Geschlechts) gegenseitig versprechen, die Ehe miteinander einzugehen sowie das durch diesen Vertrag begründete Gemeinschaftsverhältnis. Das Verlöbnis ist bereits dem altrömischen Recht als ein zunächst zwischen Gewalthaber der Braut und Bräutigam abgeschlossenes Rechtsgeschäft (lat. [F.] sponsio →[N.Pl.] sponsalia) bekannt, das später von der Stipulationsform gelöst wird (und seine vielleicht anfangs vorhandene Klagbarkeit verliert). In dem spätantiken römischen Recht wird eine aus dem semitischen Brautkauf übernommene Verlöbnisgabe (lat. arrha [F.] sponsalicia) des Bräutigams an die Braut üblich und kann das Verlöbnis nur noch unter vermögensrechtlichen Nachteilen aufgelöst werden. In dem germanischen Recht einigen sich vielleicht ursprünglich auch Brautvater und Bräutigam über die Braut. In der Folge finden die von der Kirche entwickelten Regeln Anwendung. Hier entsteht seit dem 11. Jahrhundert die Unterscheidung zwischen den (lat.) sponsalia (N.Pl.) de futuro (Verlöbnis) und den (lat.) sponsalia (N.Pl.) de praesenti (Eheschließung). Die darauf gegründete Klagbarkeit des Eheversprechens wird in dem 18./19. Jahrhundert (Österreich 30. 8. 1782 Verlöbnispatent) wieder beseitigt. 1875 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich das Eherecht verweltlicht. In dem 20. Jahrhundert verliert das Verlöbnis als Folge des tatsächlichen Wandels des sexuellen Verhaltens vieler Menschen seine rechtliche Bedeutsamkeit (Deutsche Demokratische Republik, Bundesrepublik Deutschland 1996). →Verlobung
Lit.: Kaser § 58 III; Köbler, DRG 22, 58, 88; Friedberg, E., Verlobung und Trauung, 1876; Sohm, R., Trauung und Verlobung, 1876; Lehmann, K., Verlobung und Hochzeit nach den nordgermanischen Rechten, 1882; Ciccaglione, F., Gli sponsali, 1888; Bächtold, H., Die Verlobung im Volks- und Rechtsbrauch, 1913; Wehrli, P., Verlobung und Trauung, 1933; Kristein, R., Die Entwicklung der Sponsalienlehre, 1966; Schwab, D., Zum gerichtlichen Verhältnis von Verlobung und Eheschließung, (in) FamRZ 1968, 637; Strätz, H., Der Verlobungskuss, 1979; Siffert, R., Verlobung und Trauung, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Verlobung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1550) →Verlöbnis
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
vermachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Vermächtnis zuwenden
Vermächtnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1614) ist die (letztwillige) Verfügung von Todes wegen, durch die der Erblasser einem anderen (in Gegensatz zu einem Teil der Erbschaft) einen einzelnen Vermögensvorteil zuwendet, ohne ihn als Erben einzusetzen. Das Vermächtnis ist bereits dem altrömischen Recht in verschiedenen Formen bekannt (formbedürftig lat. [N.] →legatum nach ius civile bzw. formfrei →fideicommissum nach Kaiserrecht). Das Legat kann in einem Testament oder in einem bestätigten Kodizill bestellt werden. Mit dem römischen Recht wird in dem Heiligen römischen Reich seit dem Spätmittelalter auch das Vermächtnis aufgenommen. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist es (nicht dinglich wirkendes Vindikationslegat, sondern nur schuldrechtlich wirkendes) Damnationslegat und begründet deshalb nur einen Anspruch des Vermächtnisnehmers gegen den Erben.
Lit.: Kaser §§ 76, 77; Söllner §§ 14, 17; Hübner § 111; Köbler, DRG 23, 38, 60, 211; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Eßmann, A., Vom Eigennutz zum Gemeinnutz, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
vermählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 13. Jahrhundert [Die Heidin] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verehelichen, heiraten
Vermählung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Eheschließung, Heirat
vermehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mehr machen, erweitern
vermehrter Sachsenspiegel (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Meißener Rechtsbuch
vermengen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1301-1319 [Steirische Reimchronik des Ottokar von Steiermark in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vermischen
Vermengung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] commixtio) ist die Zusammenfügung gleichartiger fester Stoffe unterschiedlicher Eigentümer zu einem ununterscheidbaren Ganzen (beispielsweise Getreide). Nach römischem Recht bleibt bei nicht einvernehmlicher Vermengung das Eigentum an dem entsprechenden Anteil bestehen, während bei einvernehmlicher Vermengung Miteigentum entsteht. Bei Vermengung von Geld wird ursprünglich (originär) Eigentum erworben.
vermischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) vermengen
Vermischung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Vermengung, 1524, lat. [F.] commixtio) ist der Zusammenfluss gleichartiger Flüssigkeiten oder geschmolzener Metalle verschiedener Eigentümer. Bei Einverständnis entsteht Miteigentum, bei fehlendem Einverständnis bleibt das Eigentum an dem jeweiligen Anteil bestehen.
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
vermitteln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verbinden
Vermittelung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – Vermittlung - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verbindung, Ausgleich
Vermittlungsausschuss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der der Vermittlung zwischen unterschiedlichen Vorstellungen zweier Gremien dienende Ausschuss. Nach amerikanischem Vorbild kennt Deutschland seit 1949 einen Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat.
vermögen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) können
Vermögen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort um 1300 belegt) ist das Können und die Gesamtheit der einer Person zustehenden Gegenstände von wirtschaftlichem Wert einschließlich von Erwerbschancen. Für das Vermögen gilt das jeweilige Sachenrecht, Schuldrecht und Erbrecht. In das Vermögen wird bei Bedarf vollstreckt. Die Einziehung des Vermögens kann eine Strafe sein. Das Vermögen kann mit Vermögensteuer besteuert werden. In dem römischen Recht ist Träger (Eigentümer) des Vermögens der Vater (lat. [M.] pater familias). Später werden daneben Söldner vermögensfähig hinsichtlich des (lat. [N.]) peculium castrense, seit der Nachklassik Hauskinder hinsichtlich ihres Sondervermögens. S. Google
Lit.: Kaser §§ 12 I, 15 I, 18 I 1, 58 II, 60 II, 85 II; Hübner; Kroeschell, DRG 1; Laband, P., Die vermögensrechtlichen Klagen, 1869; Brauweiler, H., Der Vermögensbegriff, Diss. jur. Erlangen 1910; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912; Hirschberg, R., Der Vermögensbegriff im Strafrecht, 1934; Dießelhorst, M., Das Vermögensrechtssystem Samuel Pufendorfs, 1976; Mempel, H., Die Vermögenssäkularisation, 1979; Knothe, H., Das gemeine Kindesvermögensrecht, ZRG GA 98 (1981), 255; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992; Schroeder, K., Deutsches Recht und Bürgerliches Gesetzbuch, ZRG GA 109 (1992), 159; Hubig, S., Die historische Entwicklung des § 23 ZPO, 2002; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Reichtum im späten Mittelalter, hg. v. Schulte, P. u. a., 2015; Reichtum in Deutschland, hg. v. Gajek, E. u. a., 2019
Vermögensstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsstrafe und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf den vollständigen oder teilweisen Verlust des Vermögens gerichtete, bereits den Römern bekannte, von der Aufklärung wegen der Auswirkungen auf die Familie des Betroffenen bekämpfte, durch Gesetz von dem 15. Juli 1992 in Deutschland (wieder) eingeführte, aber durch Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts Deutschlands von dem 20. 03. 2002 wegen mangelnder Bestimmtheit als verfassungswidrig beurteilte Strafe. S. Google
Lit.: Schnieders, R., Die Geschichte der Vermögensstrafe in Deutschland, 2002
Vermögensvollstreckung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, sber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem römischen Recht die in dem 2./1. Jahrhundert v. Chr. neben die Personalvollstreckung tretende Vollstreckung des Gläubigers in das Vermögen des Schuldners, wenn dieser nicht den durch Urteil bestimmten Betrag leistet. Dabei wird der betreibende Gläubiger in den Besitz eingewiesen und danach das Vermögen durch Versteigerung an den Meistbietenden verwertet, wobei die Verteilung des Überschusses auf die anderen Gläubiger nach der Reihenfolge der Urteile erfolgt. S. Google
vermuten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) denken, mutmaßen
Vermutung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Satz, nach dem von dem Vorliegen eines bestimmten Umstands (grundsätzlich) auf einen bestimmten anderen Umstand geschlossen werden soll (beispielsweise von Besitz auf Eigentum). Die aus der Erfahrung des Alltagslebens erwachsende Vermutung ist (als [lat.] praesumptio [F.]) bereits dem römischen Recht bekannt. Sie wird mit diesem später in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen.
Lit.: Köbler, DRG 29; Hamza, G., Réflexions sur les présomptions relatives aux comourants (commorientes), (in) Status familiae, 2001, 131
vernehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nelegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufnehmen, hören
Vernehmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Goolgle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Anhörung und Befragung eines Menschen durch eine Behörde in einem Verfahren.
Lit.: Schumann, A., Verhör, Vernehmung, Befragung, 2016
Vernunft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Verstand) ist die Fähigkeit, nachvollziehbare, verständige Entscheidungen zu treffen. Auf die Vernunft stellt nach älteren Anfängen der Philosophie des Altertums die Aufklärung der frühen Neuzeit besonders ab. Namengebend wird die Vernunft für das hierauf gegründete Vernunftrecht.
Lit.: Köbler, DRG 136, 146; Neusüß, W., Gesunde Vernunft und Natur der Sache, 1970; Pohl, M., Fliehen - Kämpfen - Kapitulieren, 2013
Vernunftrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das allein durch die →Vernunft gerechtfertigte und begründete Recht. Es ist die in dem 17. und 18. Jahrhundert vorherrschende Art des bereits der Philosophie des Altertums bekannten Naturrechts. Das Vernunftrecht nimmt seinen Ausgang von spanischen Spätscholastikern (Francisco de →Vitoria 1483/1493-1546, Fernando →Vazquez 1512-1569), die zwecks Gewinnung einer verlässlichen Lösung für die an dem Beginn der Neuzeit entstehenden rechtlichen Fragen aus einem als allgemein behaupteten Naturrecht gewisse allgemeine Völkerrechtssätze ableiten. Auf dieser Grundlage entwickelt Hugo →Grotius 1625 ein Allgemeinrecht für alle Rechtsverhältnisse, das ausschließlich aus dem naturgegebenen Streben (lat. [M.] appetitus) des Einzelnen vernünftigerweise Verträge erfüllt, verursachte Schäden ausgleicht und das Eigentum anderer achtet. Seine Grundsätze würden auch dann gelten, wenn es keinen Gott gäbe oder dieser sich um die menschlichen Angelegenheiten nicht kümmerte. Damit ist einerseits das von dem Christentum auf Gott bezogene Naturrecht verweltlicht bzw. (bei Grotius) von der Moraltheologie emanzipiert und zu einer irdischen Sozialethik erhoben sowie andererseits die göttliche Offenbarung der Theologie zurückgegeben. Die menschliche Vernunft allein - nicht dagegen die geschichtliche Erfahrung - bildet den Maßstab für das Recht. Dem folgt neben David →Mevius etwa →Pufendorf (1672), der in geometrischer Art (lat. more geometrico) für das private Recht ein Gesamtsystem einleuchtender Vernunftsätze bilden will. Christian →Wolff (1679-1754) will überhaupt durch mathematisch-demonstrative, logisch-synthetische Deduktion mit Hilfe des Syllogismus als Erkenntnismittel aus wenigen vernunftrechtlichen Obersätzen zu der Lösung jedes einzelnen Falles kommen. Allerdings werden dabei eigentlich tatsächlich nur bereits als vernünftig anerkannte Sätze des geltenden Rechtes als Naturrecht behauptet und ist die davon ausgehende Ableitung meist logisch nicht einwandfrei. Unmittelbare Übernahmen von behaupteten Naturrechtssätzen in die Rechtswirklichkeit sind selten. Wenig später widerlegt Immanuel →Kant (1724-1804) die Vorstellung eines überpositiven Rechtes ohne geschichtliche Grundlage ganz. Dennoch erfahren →Allgemeines Landrecht Preußens (1794), →Code civil Frankreichs (1804) und →Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) eine bedeutsame naturrechtlich-systematische Prägung. In dem Staatsrecht führt das Vernunftrecht zu der Lehre von dem Gesellschaftsvertrag (franz. contrat [M.]social), in dem Strafrecht zu allgemeiner Humanisierung.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 139, 140, 144, 145, 159, 163, 166, 207; Dulckeit, G., Naturrecht und positives Recht bei Kant, 1932, Neudruck 1973; Thieme, H., Das Naturrecht und die europäische Privatrechtsgeschichte, 2. A. 1954; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Rüping, H., Die Naturrechtslehre des Christian Thomasius, 1968; Bärmann, J., Zur Methode des Vernunftrechts, (in) FS zum 150jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Zweibrücken, 1969, 3; Carpintero-Benitez, F., Del derecho natural medieval al derecho natural moderno, 1977; Krause, D., Naturrechtler des sechzehnten Jahrhunderts, 1979; Luig, K., Der Einfluss des Naturrechts, ZRG GA 96 (1979), 38; Lipp, M., Die Bedeutung des Naturrechts, 1980; Christian Wolff 1679-1754, hg. v. Schneiders, W., 1983; Link, C., Hugo Grotius als Staatsdenker, 1983; Vernunftrecht und Rechtsreform, hg. v. Krause, P., 1988; Bühler, T., Die Naturrechtslehre und Christian Thomasius, 1989; Schlosser, H., Grundzüge der neueren Privatrechtsgeschichte, 9. A. 2001, 10. A. 2005
vernünftig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Vernunft betreffend
veröffentlichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) öffentlich kundtun
Veröffentlichung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) öffentliche Kundgabe
Verona (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) an der unteren Etsch wird auf angeblich keltischer Grundlage 89 v. Chr. römische (lat. [F.]) colonia. Seit dem 3. Jahrhundert ist es Sitz eines Bischofs, später Sitz des Gotenkönigs Theoderich des Großen (Dietrich von Bern) und des Langobardenkönigs Alboin. In dem 12. Jahrhundert wird es freie Kommune, die 1228 und 1276 Statuten aufzeichnet. Über Mailand (1387), Venedig (1405) und →Österreich (1797) gelangt es 1866 zu →Italien. S. Google
Lit.: Cipolla, C., Compendio della storia politica, 1976; Westhues, P., Die Kommunalstatuten von Verona im 13. Jahrhundert, 1995
verordnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) anordnen
Verordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google velegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die behördliche Anordnung an eine unbestimmte Zahl von Personen für eine unbestimmte Zahl von Fällen. Sie erscheint sachlich mit dem Auftreten von Herrschaft, also etwa bereits in dem römischen Altertum oder in dem Frühmittelalter (beispielsweise →Kapitularien). Systematisch erfasst wird sie aber erst seit der frühen Neuzeit. Seitdem steht sie vor allem dem Gesetz gegenüber. →Notverordnung
Lit.: Köbler, DRG 227; Sammlung der churbaierischen Generalien und Landesverordnungen, 1771; Gerstlacher, C., Sammlung aller baden-durlachischen Anstalten und Verordnungen, Bd. 1ff. 1772f.; Handbuch aller unter der Regierung Josefs II. ergangenen Verordnungen und Gesetze, Bd. 1ff. 1785; Sammlung aller kaiserlich-königlichen Verordnungen und Gesetze, Bd. 1ff. 1786/7; Jellinek, G., Gesetz und Verordnung, 1887, Neudruck 1964; Seitz, J., Die landständische Verordnung in Bayern, 1999; Höner, M., Die Diskussion um das richterliche Prüfungsrecht und das monarchische Verordnungsrecht, 2001
verpachten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Grundstück zu Nutzung gegen Entgelt überlassen (V.) →Pacht
Verpachtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Überlassung eines Grundstücks zu Nutzung gegen Entgelt →Pacht
verpfählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit Pfählen versehen (V.)
Verpfählung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Sicherung durch Pfähle
Lit.: Der Rechtsbrauch des Verpfählens, ZRG GA 42 (19219, 110; Müller, K., Der Rechtsbrauch des Verpfählens, ZRG GA 42 (1921), 110
verpfänden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1200 [Iwein] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., als Pfand geben), durch Rechtsgeschäft ein Pfandrecht als beschränktes dingliches Recht an einer Sache eines anderen begründen
Lit.: Werminghoff, A., Die Verpfändungen der mittel- und niederrheinischen Reichsstädte, 1893; Kleinbub, M., Das Recht der Übertragung und Verpfändung von Liegenschaften in der Reichsstadt Ulm, 1960; Landwehr, G., Die Verpfändung der deutschen Reichsstädte im Mittelalter, 1967
Verpfändung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verwendung als Pfand
verpflichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eine Verbindlichkeit begründen
Verpflichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1307) Obligation, Schuld, Verbindlichkeit
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Verpflichtungsgeschäft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Westgermanische und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das bereits dem römischen Recht bekannte, eine →Verpflichtung begründende Rechtsgeschäft (beispielsweise Kauf) in Gegensatz zu dem diese Verpflichtung tilgenden Erfüllungsgeschäft (beispielsweise Übereignung), das →Verfügungsgeschäft ist. Das Verpflichtungsgeschäft verändert die dingliche Rechtslage an der betroffenen Sache nicht, begründet aber relative Rechte und Pflichten des Gläubigers und Schuldners in Bezug auf das daraufhin vorzunehmende Verfügungsgeschäft.
Lit.: Kaser §§ 5 I, 11, 15 I, 60 II, 62 III 2; Köbler, DRG 46
Verrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die unbefugte, treuwidrige Offenbarung eines Geheimnisses. Bereits bei den Germanen folgt nach Tacitus dem Volksverrat die Tötung durch Aufhängen. Ansonsten werden die verschiedenen Fälle von Verrat (Hochverrat, Landesverrat) in Zeit und Raum unterschiedlich behandelt. S. Google
Lit.: Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Illmer, F., Treubruch, Verrat und Felonie, Diss. jur. Breslau 1937; Ritter, J., Verrat und Untreue an Volk, Reich und Staat, 1942
verraten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) treuwidrig offenbaren
verrichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, richten, ausführen
Verrichtung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.), Handlung, Ausführung
Verrichtungsgehilfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ein Mensch, dem von einer anderen Person, von deren Weisungen er mehr oder weniger abhängig ist, eine Tätigkeit übertragen worden ist. Der Geschäftsherr hat für vermutetes Verschulden bei Auswahl und Überwachung eines schädigenden Verrichtungsgehilfen einzustehen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 216, 271; Niethammer, G., Entwicklung der Haftung für Gehilfenhandeln, 1973; Wicke, H., Haftung für Verrichtungsgehilfen, (in) Kontinuitäten und Zäsuren, 1999, 165; Wicke, H., Respondeat superior, 2000; Bodenhausen, E. Frhr. v., Haftung des Geschäftsherrn für Verrichtungsgehilfen, 2000
Versailles (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt) ist der südwestlich von Paris gelegene, 1037 erstmals bezeugte und 1561 mit Marktrecht begabte Ort, an dem Ludwig XIV. in dem 17. Jahrhundert ein Schloss errichten lässt, das dem König von Frankreich als Residenz dient. An dem 18. 1. 1871 wird in Versailles der König von Preußen zu dem Kaiser des (zweiten) Deutschen Reiches ausgerufen. An dem 28. 6. 1919 wird in Versailles der in 15 Teile mit 440 Artikeln gegliederte, von vielen als Diktat betrachtete, aber auch den Wunsch Frankreichs nach Zerschlagung des Deutschen Reichess oder nach Gewinnung der Rheingrenze verhindernde, ohne Beteiligung des Deutschen Reiches entstehende, den Wiederaufstieg Deutschlands in wenigen Jahren zu der potentiell stärksten Macht Europas nicht unmöglich machende Vertrag der alliierten Siegermächte des Ersten Weltkriegs mit dem Deutschen Reich unterzeichnet (Verlust eines Zehntels des Staatsgebiets [Elsass, Lothringen, Westpreußen, Posen], Kriegsschuld, Reparationsverpflichtungen, Heereseinschränkung).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221; Keynes, J., Krieg und Frieden – Die wirtschaftlichen Folgen des Vertrages von Versailles, hg. v. Hauser, D., 2014; Berber, F., Das Diktat von Versailles, 1939; Haffner, S. u. a., Der Vertrag von Versailles, 1978; Versailles 1919, hg. v. Krumeich, G., 2001; Kolb, E., Der Friede von Versailles, 2005; Kraus, H., Versailles und die Folgen, 2013; Brandt, S., Das letzte Echo des Krieges – Der Versailler Vertrag, 2018; Peace through Law, hg. v. Erpelding, M. u. a., 2018; Schwabe, K., Versailles, 2019; Leonhard, J., Der überforderte Frieden, 2018; Kern, E., Republik und Reich – Von Versilles zu Adolf Hitler, 2018; Peace through Law – The Versailles Peace Treaty and Dispute Settlement after World War I, hg. v. Erplding, M./Hess, B./Ruiz Fabri, H., 2019
versammeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusammenkommen, zusammenbringen
Versammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zusammenkunft
Lit.: Kopietz, M., Ordnung, Land und Leute – Politische Versammlungen im wettinischen Herrschaftsbereich 1438-1547, 2019
Versammlungsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Die Versammlungsfreiheit entwickelt sich in dem 19. Jahrhundert zu einem Grundrecht.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Maltzahn, R. Frhr. v., Das Versammlungsgesetz vom 24. Juli 1953, 2017
versäumen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verspätet handeln, nicht tun
Versäumnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) verspätetes Handeln
Versäumnisurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) bei Säumnis einer Partei eines Rechtsstreits möglicherweise ergehendes Urteil
Versäumnisverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das bei Säumnis einer Partei betreibbare Gerichtsverfahren. Es ist bereits dem römischen Recht bekannt (str.), wobei es dem Kläger nur begrenzt möglich ist, die Teilnahme des Beklagten außerhalb seines Wohnorts zu erzwingen. In der Gegenwart wird bei Säumnis des Beklagten nach dem Vorbild des sächsischen Prozesses auf der Grundlage des Vortrags des Klägers ein Versäumnisurteil erlassen, bei Säumnis des Klägers die Klage abgewiesen. S. Google
Lit.: Kaser §§ 84 II, 87; Köbler, DRG 34; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973, 268; Mitteis, H., Studien zur Geschichte des Versäumnisurteils, ZRG GA 42 (1921), 137; Kulessa, M., Ladungsungehorsam und prozessuale Säumnis, Diss. jur. Frankfurt am Main 1964; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, Diss. jur. Münster 1966; Reinschmidt, T., Die Einleitung des Rechtsganges, Diss. jur. Frankfurt am Main 1968, 123; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973; Steinhauer, T., Versäumnisurteile in Europa, 1996; Rüfner, T., Gerichtsstand und Ladungszwang, 2009
verschallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V., verhallen. verklingen) →verschollen
verschollen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., Partizip Perfekt Passiv von verschallen) verloren, verschwunden
Verschollenheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1809) ist das Fehlen von Nachrichten über das Leben oder Versterben eines Menschen, dessen Aufenthalt während längerer Zeit unbekannt ist und an dessen Fortleben nach den Umständen ernstliche Zweifel bestehen. Die Verschollenheit wird sachlich bereits in dem römischen Recht erfasst (Auflösung der Ehe, Kriegsverschollenheit [lat. ius postliminii]). In dem 18. Jahrhundert wird für die Verschollenheit das Verfahren der →Todeserklärung eingerichtet. Dieses ist in der deutschen Gegenwart in dem besonderen Verschollenheitsgesetz (15. 1. 1951) geregelt. An dem 6. 4. 1950 wird die Konvention der Vereinten Nationen über die Todeserklärung Verschollener vereinbart. S. Google
Lit.: Kaser § 58 VII 1a; Köbler, DRG 120, 160, 206, 237, 266; Schmidt, R., Die Verschollenheit, 1938; Arnold, E., Verschollenheit, 1951; Strebel, H., Die Verschollenheit als Rechtsproblem, 1954; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 199; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Bertrand, A., Zur Entwicklung des Verschollenheitsrechts, 2013
verschulden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Schuld begründen
Verschulden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – bucht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1636 belegt) ist das objektiv pflichtwidrige und subjektiv vorwerfbare Verhalten (str.) eines schuldfähigen Menschen. Das Verschulden ist sachlich bereits in dem römischen Recht ein bedeutsames Merkmal für Strafe und Schadensersatz (lat. [F.] culpa, [M.] dolus). Für das ältere deutsche Recht wird überwiegend von einer →Erfolgshaftung ausgegangen, ohne dass ausgeschlossen werden kann, dass nicht doch auch Verschuldensgesichtspunkte selbverständlich mitberücksichtigt werden. In dem 19. Jahrhundert setzt sich das dem Freiheitsstreben des Liberalismus entgegenkommende Verschuldensprinzip durch (Egid von Löhr 1806/1808, Hasse 1815, Ihering 1867), doch wird gleichzeitig eine Schadensersatzpflicht aus →Gefährdungshaftung (Preußen 1838 für Eisenbahnen u. s. w.) ohne Verschulden geschaffen. In der Folge wird in dem Strafrecht das Verschulden. subjektiv, in dem Privatrecht objektiv bestimmt. In dem Eherecht kann eine schuldhafte Verletzung einer ehelichen Pflicht in der Neuzeit einen Grund für die Ehescheidung darstellen. In Deutschland wird dieses (vorwerfbare) Verschulden 1976 durch die (objektive) Zerrüttung ersetzt, in Österreich 1978 die einvernehmliche Ehescheidung ermöglicht und 1999 unter Aufgabe der absoluten Ehescheidungsgründe ein einziger relativer Verschuldensehescheidungstatbestand geschaffen.
Lit.: Kaser; Hübner; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 128, 209, 214, 216; Luig, K., Überwiegendes Mitverschulden, (in) Ius commune 2 (1969), 187; Benöhr, H., Die Entscheidung für das Verschuldensprinzip, (in) TRG 46 (1978), 1; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
verschwägern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Schwägerschaft begründen
Verschwägerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) verwandtschaftsähnliche Verbindung durch Heirat zwischen zwei Menschen (ein Mensch ist mit den Verwandten seines Ehegatten verschwägert, nicht aber verwandt)
Lit.: Gernhuber, J., Die Schwägerschaft als Quelle gesetzlicher Unterhaltspflichten, (in) FamRZ 1955, 193
verschweigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) nicht mitteilen
Verschweigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuh der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Unterlassung der Geltendmachung eines Rechtes bzw. die Duldung eines fremden Eingriffs in ein Recht, die seit dem Mittelalter meist nach →Jahr und Tag zu dem Verlust des Rechtes führt. In der Neuzeit wird die Verschweigung vor allem von der →Verjährung und der →Ersitzung verdrängt, neben welche später noch die Verwirkung tritt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 125, 163; Immerwahr, W., Die Verschweigung, 1895; Schulte, H., Die Verschweigung, Diss. jur. Köln 1966; Schmachtenberg, H., Die Verschweigung, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971
verschwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vergeuden, verprassen
Verschwender (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] prodigus) ist, wer länger unnütze und übermäßige Ausgaben tätigt. Der Verschwender erhält schon nach altrömischem Recht einen treuhänderisch handelnden Pfleger (lat. [M.] curator). Seit dem Spätmittelalter wird in dem Heiligen römischen Reich das römische Recht aufgenommen. Der Verschwender kann entmündigt werden, ohne dass dies rechtstatsächlich häufig erfolgt. Seit 1. 1. 1992 steht in Deutschland an der Stelle der →Entmündigung die →Betreuung.
Lit.: Kaser §§ 14 V, 64; Hübner; Köbler, DRG 22; Schwarz, A., Die Entmündigung des Verschwenders, 1891; Trompetter, J., Die Entmündigung wegen Verschwendungssucht, 1996; Griebl, L., Die Behandlung von Verschwendern und Geisteskranken, 2010
Verschwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vergeudung (von Vermögen)
versenken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Gioogle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sinken machen
Versenken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als substantiviertes Verb – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache als Ansatz nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) in dem Moor ist die Art der Tötung, die nach Tacitus bei den Germanen der Unzucht folgt, aber nicht sicher nachweisbar ist. →Moorleiche
Lit.: Köbler, DRG 71; Wilda, W., Das Strafrecht der Germanen, 1842, Neudruck 1960; Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922
versichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Italieneische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) absichern, sicher machen, sicherer machen
Versicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und ind Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertumsmit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1490) ist die Schaffung von Sicherheit oder größerer Sicherheit durch ein Verhalten, insbesondere der Erwerb eines Anspruchs auf eine Schadensausgleichsleistung eines Versicherers durch regelmäßige Vorleistungen eines Versicherten. Die Versicherung entsteht vielleicht bereits in dem Frühmittelalter, spätestens jedoch in dem Hochmittelalter auf der Grundlage der Gegenseitigkeit der Schadenshilfe (Diebstahl, Brand, Beerdigungskosten, Lösegeldzahlung, Schiffsverlust [Italien 14. Jahrhundert]). Sie wird ein schuldrechtlicher Vertrag zwischen Versicherer (Versicherungsgemeinschaft) und (einzelnem) Versicherungsnehmer. Sie gewinnt seit der frühen Neuzeit an Bedeutung. Seit dem 17. Jahrhundert wird die →Lebensversicherung möglich. Neben die genossenschaftliche Gegenseitigkeit tritt dabei bald die unternehmerische Versicherungsaktiengesellschaft. Der absolute Staat führt zwecks allgemeiner Wohlfahrt die Zwangsversicherung für einzelne Schadensgefahren (Preußen 1718 Brandversicherung) ein. 1908 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich ein Versicherungsvertragsgesetz für die zunehmenden Versicherungen geschaffen, über die der Staat (Preußen 1781) die Aufsicht führt. Dieses Gesetz wird in der Bundesrepublik Deutschland zu dem 1. 1. 2008 neu gefasst. Neben der sich mit zunehmender Globalisierung stark internationalisierenden Privatversicherung steht die von Otto von Bismarck zu der Abwehr von ihm abgelehnter sozialistischer Gefahren für den Staat infolge der möglich gewordenen Wahlen 1881/1884 aufgegriffene →Sozialversicherung (Zwangsversicherung gegen Arbeitsunfall als Arbeitnehmer, Krankheit als Arbeitnehmer, Invalidität als Arbeitnehmer, Alter als Arbeitnehmer u. s. w.), die auch einen entsprechend hohen Verwaltungsaufwand mit zahlreichen Arbeitsplätzen mit sich bringt.
Lit.: Köbler, DRG 128, 167, 184, 216, 243; Bensa, E., Il contratto di assicurazione, 1884; Helmer, G., Die Geschichte der privaten Feuerversicherung, Bd. 1f. 1925/6; Ebel, W., Die Hamburger Feuerkontrakte, 1936; Schmitt-Lermann, H., Der Versicherungsgedanke im deutschen Geistesleben des Barock und der Aufklärung, 1954; Raynes, H., A History of British Insurance, 2. A. 1964; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,848; Koch, P., Epochen der Versicherungsgeschichte, 1967; Schöpfer, G., Sozialer Schutz im 16.-18. Jahrhundert, 1976; Koch, P., Bilder zur Versicherungsgeschichte, 1978; Peters, H., Die Geschichte der sozialen Versicherung, 3. A. 1978; Ebel, F., Die Anfänge der rechtswissenschaftlichen Behandlung, Z. f. d. ges. VersWiss 34 (1980), 7; Nehlsen-von Stryk, K., Die venezianische Seeversicherung, 1986; Duvinage, A., Die Vorgeschichte und die Entstehung des Gesetzes über den Versicherungsvertrag, 1987; Hofmann, E., Privatversicherungsrecht, 3. A. 1991; Neugebauer, R., Versicherungsrecht vor dem Versicherungsvertragsgesetz, 1990; Dreyer, T., Die Assekuranz- und Havereyordnung der freien und Hansestadt Hamburg von 1731, 1990; Ebel, W., Quellennachweis und Bibliographie zur Geschichte des Versicherungsrechts, hg. v. Ebel, F., 1993; Koch, P., Die Behandlung des Versicherungsvertrags im preußischen Allgemeinen Landrecht, Versicherungsrecht 1994, 629; Wandel, E., Banken und Versicherungen, 1997; Koch, P., Geschichte der Versicherungswissenschaft, 1998; Van Niekerk, J., The Development of the Principles of Insurance Law in the Netherlands, 1998; Schewe, D., Geschichte der sozialen und privaten Versicherung im Mittelalter in den Gilden, 2000; Feldman, G., Die Allianz und die deutsche Versicherungswirtschaft, 2001; Principles of European Insurance Contract Law, hg. v. Basedow, J. u. a., 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Röder, T., From Industrial to Legal Standardization 1871-1914, 2012; Koch, P., Geschichte der Versicherungswirtschaft in Deutschland, 2012; Hellwege, P., Die historische Rechtsvergleichung und das europäische Versicherungsrecht, ZRG 131 (2014), 226; Kilian, M., Das Gesetz über die privaten Versicherungsunternehmen von 1901, 2015; Fluch, F., Schwarzbuch Versicherungen, 2015; Bähr, J./Kopper, C., Munich Re – die Geschichte der Münchener Rück 1880-1980, 2015; Eggenkämper, B. u. a., Die Allianz, 2015; Studien zur vergleichenden Geschichte des Versicherungsrechts, Bd. 1ff., hg. v. Hellwege, P., 2018; A Comparative History of Insurance Law in Europe – A Research Agenda, hg. v. Hellwege, P., 2018, 253 S.; Sinem, O., The Influence of Marine Insurance Law on the Legal Development of Life and Fire Insurance in England, 2019; Professional Guilds and the History of Insurance, hg. v. Hellwege, P., 2020
Versicherung an Eides Statt (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine eidesähnlich abgesicherte Erklärung
Lit.: Lex, P., Die Versicherung an Eides Statt, Diss. jur. Zürich 1967
versio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat., F.) Krümmung, Biegung, Wendung
versio (F.) in rem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums (actio de in rem verso, F., Klaganspruch auf das in eine Sache Verwandte) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) Verwendung auf eine Sache
Lit.: Kaser §§ 11 II, 49 II
Version (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Mittellateinische sowie das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wendung, Fassung, Übersetzung
Versionsklage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und Mittellateinische sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. actio [F.] de in rem verso) ist in dem römischen Recht die Klage auf das zu einer Bereicherung des Vermögens des Geschäftsherrn seitens des Sklaven Verwendete, die Justinian (527-565) auf eine Haftung des Geschäftsherrn aus dem Handeln Gewaltfreier erweitert. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) geht die Versionsklage in den Bereicherungsansprüchen auf. S. Google
Lit.: Kaser § 49 II 1b; Kupisch, B., Die Versionsklage, 1965
versitzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Erwerb mittels Ersitzung eines anderen verlieren
Versitzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belet sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Rechtsverlust des bisherigen Berechtigten bei dem Rechtserwerb eines anderen durch →Ersitzung.
versorgen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verpflegen, Sorge tragen
Versorgung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verpflegung, Besorgung
Versorgungsausgleich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Ausgleich der Ansprüche auf sozialversicherungsrechtliche Versorgung außerhalb eines aktiven Dienstverhältnisses zwischen zwei Ehegatten in dem Falle der Ehescheidung. Der Versorgungsausgleich wird in Deutschland 1976 eingeführt. Der Ehegatte mit geringeren Versorgungsansprüchen hat einen Anspruch auf Ausgleich aus den Versorgungsansprüchen des anderen Ehegatten. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 267; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991, 169
versprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) falsch sprechen, zusagen, zusichern
Versprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1632) ist die Zusage einer Leistung oder auch das fehlerhafte Sprechen.
Lit.: Die Ordnung des Versprechens, hg. v. Schneider, M., 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
verstaatlichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) in Eigentum des Staates überführen
Verstaatlichung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Überführung von Privateigentum in Eigentum des Staates. Sie ist in dem Rechtsstaat als →Enteignung nur gegen Entschädigung zulässig. Sie ist in der Marktwirtschaft selten, weil der Staat mangels persönlichen Einsatzes der Bediensteten ohne besonderen Anreiz nicht besonders erfolgreich wirtschaften kann. S. Google
Lit.: Stiefel, D., Verstaatlichung und Privatisierung in Österreich, 2011
versteigern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) öffentlich entgeltlich an den Bestbieter übertragen
Versteigerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der öffentliche Verkauf eines Gegenstands an den Meistbietenden. Die Versteigerung ist sachlich bereits dem römischen Prozessrecht bekannt. Sie wird in den mittelalterlichen Städten erneut aufgegriffen. Sie kann privatrechtlich oder öffentlichrechtlich durchgeführt werden. Besonders bedeutsam ist sie in der →Zwangsvollstreckung (→Zwangsversteigerung).
Lit.: Kaser § 85 II 2b; Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912; Dunkel, H., Öffentliche Versteigerung und gutgläubiger Erwerb, 1970; Mannheims, H./Oberem, P., Versteigerung, 2003
verstümmeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert [Das alte Passional] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verletzen, entstellen
Verstümmelung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Entfernung oder Unbrauchbarmachung eines Teiles des menschlichen Körpers durch unmittelbare mechanische Einwirkung (beispielsweise Abhacken der Hand, Ausreißen der Zunge, Blenden, Brandmarken, Kastrieren, Lähmen). Die Verstümmelung wird als Strafe bereits in dem römischen Altertum verwendet. Mit der peinlichen Strafe tritt sie in dem Mittelalter erneut hervor. Von der Aufklärung der Neuzeit wird sie bekämpft und schließlich beseitigt. Als →Maßnahme der Sicherung und Besserung wird aber die Kastration zwischen 1933 und 1945 in dem Deutschen Reich wieder durchgeführt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Browe, P., Zur Geschichte der Entmannung, 1936; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Versuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem Strafrecht die Betätigung des Entschlusses zu der Begehung einer Straftat durch Handlungen, die zu der Verwirklichung des gesetzlichen Tatbestands unmittelbar ansetzen, aber nicht zu der Vollendung führen. Der Versuch ist (mindestens) so alt wie die vollendete Tat (Straftat), weil jede vollendete Straftat ein Anfangsstadium haben muss. Er wird anfangs aber nur als verselbständigte Tat bestimmter Fälle erfasst (beispielsweise Messerziehen als Vorstufe einer Körperverletzung). In Italien befassen sich jedoch bereits die Glossatoren verstärkt auch mit den die Anfänge einer Straftat betreffenden Textstellen. In der frühen Neuzeit wird der Versuch als solcher gesehen (Constitutio Criminalis Bambergensis 1507) und dann einschließlich des →Rücktritts als allgemeine Figur in den allgemeinen Teil des Strafrechts aufgenommen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 91, 119, 158, 204; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Hemmer, R., Warum war der Verbrechensversuch nach altgermanischem Recht straflos?, 1963 (9 S.); Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973, 157; Sellner, D., Der Durchbruch der Lehre vom Verbrechensversuch, 1961; Hellbling, E., Versuch, Notwehr und Mitschuld, (in) FS H. Eichler, 1977, 241; Kracht, H., Die Entwicklung des strafrechtlichen Versuchsbegriffs, Diss. jur. Würzburg 1978; Glöckner, H., Cogitationis poenam non patitur (D. 48. 19. 18). Zu den Anfängen einer Versuchslehre in der Jurisprudenz der Glossatoren, 1989, 1989; Müller, M., Die geschichtliche Entwicklung des Rücktritts vom Versuch, 1995
versuchen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) beginnen, anfangen, unternehmen
verteidigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abwehren, schützen, beistehen, bewachen
Verteidiger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Beistand des Beschuldigten in dem Strafverfahren. Er ist sachlich bereits dem römischen Recht bekannt, gewinnt aber insbesondere erst als Folge des neuzeitlichen Inquisitionsverfahrens in dem Rechtsstaat des 19. Jahrhunderts an Gewicht. →Strafverteidiger
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 34, 203, 264; Henschel, J., Die Strafverteidigung, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1972; Armbrüster, K., Die Entwicklung der Verteidigung in Strafsachen, 1980; Hettinger, M., Das Fragerecht der Verteidigung, 1985; Klein, H., Der Strafverteidiger, 1996; Falk, U., Zur Geschichte der Strafverteidigung, ZRG GA 117 (2000), 395; Garlati, L., Die Verteidigung hat das Wort, 2011; Mehlich, A., Der Verteidiger in den Strafprozessen gegen die Rote Armee Fraktion, 2012; Zwischen den Fronten – Verteidiger, Richter und Bundesanwälte im Spannungsfeld von Justiz, Politik, APO und RAF, hg. v. Diewald-Kerkmann, G. u. a., 2013; Richter, A., Strafverteidigung und Liberalismus, 2020
Verteidigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Beistand, Abwehr
Vertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1261 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Vertragsabschluss 1863, Vertragserbe 1896, Vertragsverhältnis 1863, vertragswidrig 1807) ist das grundsätzlich durch zwei einander wechselseitig entsprechende Willenserklärungen zustandekommende, zweiseitige →Rechtsgeschäft. Der Vertrag. erscheint wohl mit den Anfängen des Rechtes (Tausch, Schenkung, Ehe). Die römische Jurisprudenz unterscheidet mehrere verschiedene Arten (→Realkontrakt, →Verbalkontrakt, →Litteralkontrakt, →Konsensualkontrakt). In der hochmittelalterlichen Kirche entwickelt sich entgegen dem römischrechtlichen Ausgangspunkt (lat. ex nudo pacto actio non oritur, aus einem bloßen Vertrag entsteht kein Klaganspruch) die Vorstellung von der Verbindlichkeit jeglichen Vertrags. Vielleicht geht der Durchbruch der Vorstellung von der Klagbarkeit aller Verträge auch in dem weltlichen Recht auf Matthaeus Wesenbeck (Antwerpen 1531-Wittenberg 1586) zurück (1582). Als allgemeine Grundfigur wird der Vertrag in der frühen Neuzeit (16.-18. Jahrhundert) erfasst. Die einzelnen Vertragsarten oder Typen von Verträgen werden unter Aufgabe geschichtlich bedingter Einzelheiten weitgehend aus dem römischen Recht übernommen (beispielsweise Kauf, Leihe, Miete). In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ist der Vertrag in dem Allgemeinen Teil geordnet. Die Regeln über den privatrechtlichen Vertrag gelten grundsätzlich auch für den zwischen Völkerrechtssubjekten geschlossenen Vertrag sowie für den wohl erst in dem 19. Jahrhundert anerkannten öffentlichrechtlichen Vertrag. →Gesellschaftsvertrag
Lit.: Kaser §§ 5 II, 8 I, II; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 42, 125, 127, 140, 164, 181, 208, 249, 259; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 6 1989, 901; Stobbe, O., Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, 1855; Karsten, C., Die Lehre vom Vertrag, 1882; Puntschart, P., Schuldvertrag und Treuegelöbnis, 1896; Charmatz, H., Zur Geschichte und Konstruktion der Vertragstypen, 1937; Mitteis, H., Politische Verträge im Mittelalter, ZRG GA 67 (1950), 76; Trusen, W., Wiener Vertragslehren des 14. Jahrhunderts, Diss. jur. Mainz 1957; Söllner, A., Die causa im Kondiktionen- und Vertragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 182; Dilcher, H., Der Typenzwang im mittelalterlichen Vertragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 270; Politische Verträge des frühen Mittelalters, hg. v. Classen, P., 1966; Stoljar, S., A History of Contract at Common Law, 1975; Kiefner, H., Der abstrakte obligatorische Vertrag, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 74; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Nanz, K., Die Entstehung des allgemeinen Vertragsbegriffs, 1985; Landau, P., Hegels Begründung des Vertragsrechts, (in) Archiv f. Rechts- und Sozialphilosophie 59 (1973), 117; Würthwein, S., Zur Schadensersatzpflicht wegen Vertragsverletzungen, 1990; Towards a general law of contract, ed. by Barton, J., 1990; Gordley, J., The Philosophical Origins of Modern Contract Doctrine, 1991; Bühler, D., Die Entstehung der allgemeinen Vertragsschluss-Vorschriften, 1991; Lambrecht, P., Die Lehre vom faktischen Vertragsverhältnis, 1994; Deyerling, A., Die Vertragslehre, 1996; Oechsler, J., Gerechtigkeit im modernen Austauschvertrag, 1997; Volante, R., Il sistema contrattuale del diritto comune classico, 2001; Reiter, C., Vertrag und Geschäftsgrundlage im deutschen und italienischen Recht, 2002; Ikadatsu, Y., Der Paradigmawechsel der Privatrechtstheorie und die Rekonstruktion der Vertragstheorie, 2002; Immenhauser, M., Das Dogma von Vertrag und Delikt, 2006; Meß, C., Das Vertragsrecht bei Adam Smith, 2007; Harth, C., Der Mythos von der Zerstörung des Vertrags, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Fichte, R., Die Begründung des Militärdienstverhältnisses, 2010; Decock, W., Theologians and Contract Law, 2013; Kleinschmidt, H., Diskriminierung durch Vertrag und Krieg, 2013; Astorri, P., Lutheran Theology and Contract Law in Early Modern Germany (ca. 1520-1720), 2019
Vertrag mit Schutzwirkung für Dritte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von der Rechtsprechung in der Bundesrepublik Deutschland in dem späten 20. Jahrhundert (um 1960) entwickelte Vertrag, der bestimmte schützenswerte Dritte in den Schutz eines von anderen abgeschlossenen Vertrags einbezieht, um den unzureichenden Schutz des Deliktsrechts auszugleichen (seit 2002 in der Bundesrepublik Deutschland § 311 III BGB). S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 270; Krings, S., Die Vorgeschichte des Vertrags mit Schutzwirkung zu Gunsten Dritter im Mietrecht, 2013; Lakenberg, T., Kinder, Kranke, Küchenhilfen - Wie das Reichsgericht nach 1900 die Schutzwirkung von Verträgen zugunsten Dritter erweiterte, 2014
Vertrag zugunsten Dritter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der einen Dritten begünstigende Vertrag (beispielsweise Lebensversicherung zugunsten der Hinterbliebenen). Er wird nach älteren vernunftrechtlichen Ansätzen (ab 1845) in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebildet. In dem Bürgerlichen Gesetzbuch des Deutschen Reiches (1896/1900) ist er knapp geregelt. S. Google
Lit.: Kaser §§ 34 I 2e, 53 I 3; Söllner §§ 18, 23; Hübner 548; Köbler, DRG 165, 208, 214; Busch, F., Doktrin und Praxis über die Gültigkeit von Verträgen zugunsten Dritter, 1860; Tartufari, L., Dei contratti a favore di terzi, 1889; Wesenberg, G., Verträge zugunsten Dritter, 1949; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Lakenberg, T., Kinder, Kranke, Küchenhilfen - Wie das Reichsgericht nach 1900 die Schutzwirkung von Verträgen zugunsten Dritter erweiterte, 2014
vertragen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegtragen, verhalten (V.)
vertraglich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Vertrag betreffend, durch Vertrag erfolgend
Vertragsabschluss (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Abschluss des Vertrags
Vertragsaufhebung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die überall und jederzeit mögliche Beseitigung eines Vertrags durch einen zweiten Vertrag der Beteiligten und in dem Europarecht die einseitige Abstandnahme einer Partei von einem Vertrag wegen Nichterfüllung einer Vertragspflicht. S. Google.
Lit.: Knütel, R., Contrarius consensus, 1968
Vertragserbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. 1896) ist der durch Erbvertrag bedachte Erbe.
Vertragsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1860, Privatautonomie) ist die Freiheit in Abschluss, Form und Inhalt eines Vertrags. Sie ist als Grundsatz an dem Beginn des Rechtes vorauszusetzen, wird aber geschichtlich verschiedentlich eingeschränkt (beispielsweise durch Typenzwang, Höchstpreise, Zwangswirtschaft u. s. w.). In dem römischen Recht bestehen demgegenüber viele Einschränkungen (beispielsweise Typenzwang). In der Kirche wird schon in dem Hochmittelalter die Verbindlichkeit aller Versprechen gefordert. Das Naturrecht (Hugo Grotius) fördert die Vertragsfreiheit. Der Liberalismus des 19. Jahrhunderts setzt sich erfolgreich für die Vertragsfreiheit ein (beispielsweise Art. 1134 Cc Frankreichs von 1804). Der Sozialismus schränkt andererseits aus gesellschaftspolitischen Überlegungen die Vertragsfreiheit verschiedentlich ein. Auch Verbraucherschutz seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert bedeutet Beschränkung der Vertragsfreiheit.
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 214, 240; Scherrer, W., Die geschichtliche Entwicklung des Prinzips der Vertragsfreiheit, 1948; Kaiser, A., Zum Verhältnis von Vertragsfreiheit und Gesellschaftsordnung, 1962; Wolter, U., Ius canonicum in iure civile, 1975; Atiyah, P., The Rise and Fall of Freedom of Contract, 1979; Höfling, W., Vertragsfreiheit, 1991; Hofer, S., Vertragsfreiheit am Scheideweg, 2006; Keiser, T., Vertragszwang und Vertragsfreiheit im Recht der Arbeit von der frühen Neuzeit bis in die Moderne, 2013
Vertragsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der einen →Vertrag betreffenden Rechtssätze.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Stobbe, O., Zur Geschichte des deutschen Vertragsrechts, 1855; Dilcher, H., Der Typenzwang im mittelalterlichen Vertragsrecht, ZRG RA 77 (1960), 270; Landau, P., Hegels Begründung des Vertragsrechts, (in) Archiv f. Rechts- und Sozialphilosophie 59 (1973), 117; Hausmaninger, H., Casebook zum römischen Vertragsrecht, 5. A. 1995; Mattiangeli, D., Vorteile der Romanistas im römischen Recht, 2009; Grundlagen eines europäischen Vertragsrechts, hg. v. Arnold, S., 2014
Vertragsstrafe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1897, lat. [F.] poena) ist die meist in Geld bestehende Leistung, die der Schuldner für den Fall der Nichterfüllung oder nicht gehörigen Erfüllung einer Verbindlichkeit verspricht. Die Vertragsstrafe ist bereits dem römischen Recht als eine Art der →Stipulation bekannt. In dem Frühmittelalter sichert sie die Erfüllung. Seit dem Spätmittelalter wird die Vertragsstrafe, gefördert von der Kirche, aus dem römischen Recht aufgenommen und allgemein anerkannt. Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) bejaht sie unter Wahrung der von dem Naturrecht begünstigten richterlichen Ermäßigungsmöglichkeit.
Lit.: Kaser §§ 40 I 4b, 58 III 2; Hübner 552; Kroeschell, DRG 2; Loening, R., Der Vertragsbruch, 1876; Sjögren, W., Über die römische Konventionalstrafe und die Strafklauseln der fränkischen Urkunden, 1896; Boye, F., Über die Poenformeln, (in) AUF 6 (1918), 77; Flineaux, A., L’evolution du concept du clause pénale, (in) Mélanges Fournier, 1929; Lang, H., Schadensersatz und Privatstrafe, 1955; Wieling, H., Interesse und Privatstrafe, 1970; Knütel, R., Stipulatio poenae, 1976; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Sossna, R., Die Geschichte der Begrenzung von Vertragsstrafen, 1993; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Vertragsverhältnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N. 1863) durch Vertrag entstehendes Verhältnis zwischen Gläubiger und Schuldner über Pflichten und Rechte
Vertragsverletzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Leistungsstörung, positive Forderungsverletzung
Lit.: Harting, F., Die positive Vertragsverletzung, Diss. jur. Hamburg 1967
vertragswidrig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1807) einem Vertrag widersprechend, eine Vertragspflicht verletzend
vertrauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) trauen, zutrauen
Vertrauen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Zutrauen
Lit.: Timmer, J., Vertrauen – Eine Ressource im politischen System der römischen Republik, 2017
Vertrauenshaftung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geforderte Haftung für die Verletzung eines Vertrauens. →Treu und Glauben
Lit.: Canaris, C., Die Vertrauenshaftung, 1971; Vertrauen, hg. v. Frebert, U., 2003
Vertrauensschaden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Schaden der darin besteht, dass ein Rechtsgeschäftspartner auf die Gültigkeit des (mangelhaften) Rechtsgeschäfts vertraut. S. Google
vertreiben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegtreiben, entfernen, handeln mit
Vertreibung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch Gewalt oder Drohung erreichte Entfernung von Menschen (oder auch Tieren) von einem von ihnen besessenen oder benutzten Ort (beispielsweise Entdeutschung in Mitteleuropa nach dem Zweiten Weltkrieg in dem Umfang von vielleicht 12,5 oder 15 Millionen Menschen). Sie ist völkerrechtswidrig. Unrecht kann durch zuvor begangenes Unrecht nicht zu Recht werden und kein Opfer rechtfertigt ein anderes.
Lit.: Dokumente der Vertreibung der Deutschen aus Ostmitteleuropa, hg. v. Bundesministerium für Vertriebene, Bd. 1ff. 1958ff.; Wenninger, M., Man bedarf keiner Juden mehr, 1980; Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten, hg. v. Benz, W., 1985; Nawratil, H., Schwarzbuch der Vertreibung, 4. A. 1999; Unsere Heimat ist uns fremd geworden, hg. v. Borodziej, W. u. a., Bd. 1ff. 2000ff.; Vertriebene in Deutschland, hg. v. Hoffmann, D. u. a., 2000; Erzwungene Trennung. Vertreibungen und Aussiedlungen in und aus der Tschechoslowakei 1938-1947 im Vergleich mit Polen, Ungarn und Jugoslawien, hg. v. Brandes D. u. a., 2000; Brandes, D., Der Weg zur Vertreibung 1938-1945, 2001; Nitschke, B., Vertreibung und Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus Polen 1945 bis 1949, 2003; Glotz, P., Die Vertreibung, 2003; Vertreibung europäisch erinnern, hg. v. Bingen, D. u. a., 2003; Urban, T., Der Verlust, 2004; Stickler, M., Ostdeutsch heißt gesamtdeutsch, 2004; Schwarz, M., Vertriebene und Umsiedlerpolitik, 2004; Definitionsmacht, Utopie, Vergeltung, hg. v. Brunnbauer, U. u. a., 2006; Illustrierte Geschichte der Flucht und Vertreibung. Mittel- und Osteuropa 1939-1959, hg. v. Sienkiewicz, W. u. a., 2009; Lexikon der Vertreibungen, hg. v. Brandes, D. u. a., 2010; Beer, M., Flucht und Vertreibung der Deutschen, 2011; Steinbach, E., Die Macht der Erinnerung, 2. A. 2011; Kacprzak, P., Die Zwangsaussiedlung der Deutschen aus Polen 1945-1949, 2011; Douglas, R., Ordnungsgemäße Überführung, 2012; Demshuk, A., The Lost German East, l, 2012; Schwartz, M., Ethnische „Säuberungen“ in der Moderne, 2013; Piskorski, J., Die Verjagten, 2013; War die Vertreibung Unrecht?, hg. v. Koch, C., 2015
vertretbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) wegen der Bestimmung nach Zahl, Maß oder Gewicht ersetzbar, annehmbar
Lit.: Köbler, DRG 39; Rüfner, T., Vertretbare Sachen?, 1999
vertreten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) an die Stelle treten, auf der Stelle treten
Vertreter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) → Stellvertreter
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Vertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1500) →Stellvertretung
Lit.: Köbler, DRG 43, 44, 87, 116, 165, 208, 214; Gottwald, F., Die Vertretung des kleinen nichtadeligen Grundbesitzes, Diss. jur. Greifswald 1915; Henze, G., Das Handeln für andere vor Gericht im lübischen Recht, Diss. jur. Göttingen 1959; Ständische Vertretungen in Europa, hg. v. Gerhard, D., 1969; Müller, U., Die ständische Vertretung, 1984; Kunstreich, T., Gesamtvertretung, 1992; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Vertrieb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Handel
Vertriebener (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) aus einer Heimat vertriebener Mensch
Lit.: Kossert, A., Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, 2008; Integrationen, hg. v. Krauss, M., 2008; Fischer, W., Heimat-Politiker?, 2010; Amos, H., Vertriebenenverbände im Fadenkreuz, 2011; Burk, H., Fremde Heimat – Das Schicksal der Vertriebenen nach 1945, 2011; Schwartz, M., Funktionäre mit Vergangenheit, 2012; Müller, M., Die SPD und die Vertriebenenverbände 1949-1977, 2012; Böhm, J./Popa, K., Vom NS-Volkstum- zum Vertriebenenfunktionär, 2014
verwahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) aufbewahren
Verwahrung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1495, lat. [N.] depositum, Verwahrungsvertrag 1784/1794) ist der entweder gegenseitige oder unvollkommen zweiseitig verpflichtende Vertrag, durch den sich der Verwahrer verpflichtet, eine ihm von dem Hinterleger übergebene bewegliche Sache aufzubewahren. Die Verwahrung ist dem römischen Recht als zunächst unentgeltlicher →Realvertrag bekannt (bei Entgeltlichkeit locatio conductio operis, Werkvertrag). Auch in dem Mittelalter findet sie sich vielfach. Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht aufgenommen. Danach ist entgeltliche Verwahrung ein zweiseitig verpflichtender Vertrag, unentgeltliche Verwahrung ein unvollkommen zweiseitig verpflichtender Vertrag. Bei unregelmäßiger Verwahrung (lat. depositum [N.] irregulare) wird der Verwahrer Eigentümer der verwahrten Sache (beispielsweise Geld in der Bank), ist aber zu der Rückgabe gleichartiger Sachen (eventuell mit Zinsen) verpflichtet.
Lit.: Kaser § 39 III; Söllner § 9; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 45; Massetto, G., Ricerche sul deposito, SDHI 44 (1978), 219; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Bürge, A., Fiktion und Wirklichkeit, ZRG RA 104 (1987), 465; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Verwahrungsvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M. 1784/1794) Vertrag über Verwahrung eines Gegenstands
verwalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) besorgen
Verwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf längere Dauer gerichtete Besorgung einer Angelegenheit, insbesondere die Ausführung staatlicher Aufgaben. Verwaltung gibt es bereits in dem Altertum und besonders in dem altrömischen Recht. Sie nimmt mit der Ausdehnung des römischen Reiches trotz Bevorzugung aristokratischer Herrschaftstechnik gegenüber bürokratischen Apparaten stetig an Umfang zu. Seit dem Übergang zu dem Prinzipat entwickelt sie bürokratische und von Zwangsmaßnahmen gekennzeichnete Formen. Demgegenüber betrifft die Verwaltung bei den Germanen infolge der einfachen gesellschaftlichen Verhältnisse nur wenige allgemeine Bereiche. In dem Frühmittelalter erscheinen neben dem König, der seine Rechte in dem Reich in dem Umherziehen verwaltet (Reisekönigtum), die Träger von Hofämtern (Truchsess, Kämmerer, Marschall, Schenk, Kanzler) und die Grafen. Eine Verdichtung findet erst seit dem Hochmittelalter in den Ländern und Städten statt. An dem Beginn der Neuzeit wird die Verwaltung in besonderen Ordnungen geregelt und rationaler gestaltet (beispielsweise maximilianische Verwaltungsreformen). Der Absolutismus beruht dann bereits auch auf einer von dem Polizeigedanken geprägten vielgliederigen Verwaltungsorganisation mit zahlreichen Beamten, die mehr und mehr auf den Staat statt auf die Person des Fürsten ausgerichtet wird. Der Liberalismus des 19. Jahrhunderts will zwar die Verwaltung auf die Herstellung von Sicherheit und Ordnung beschränken, Eingriffe der Verwaltung (Eingriffsverwaltung) in die Freiheit des Einzelnen nur bei einer gesetzlichen Grundlage zulassen und eher →Selbstverwaltung fördern, doch fordert die Gesamtheit der Staatsbürger umfangreiche Leistungen der Allgemeinheit (→Leistungsverwaltung beispielsweise Versorgung, Entsorgung, Verkehr, Bildung, soziale Sicherung). Aus diesem Grund werden immer mehr hierarchisch-bürokratisch strukturierte Behörden geschaffen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzt sich die Vorstellung von der Überprüfung des Verwaltungshandelns durch ein Gericht (→Verwaltungsgericht) in dem deutschen Sprachraum durch. Der Umfang der Verwaltung (um 1870 in Österreich etwa 80000 öffentlich Bedienstete, um 1910 400000) und damit auch ihre Kosten wachsen (bis über das Ende des 20. Jahrhunderts) unvermindert oder kaum vermindert zu Lasten der Steuerzahler und zu Gunsten von Beschäftigung weiter.
Lit.: Kaser § 62 II 3; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 14, 18, 31, 55, 20, 83, 112, 150, 196, 225, 232, 251, 258; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 1; Marquardt, J., Römische Staatsverwaltung, Bd. 1ff. 2./3. A. 1884ff., Neudruck 1952; Below, G., Die städtische Verwaltung des Mittelalters, (in) HZ 75 (1895), 396; Beidtel, J., Geschichte der österreichischen Staatsverwaltung, Bd. 1f. 1898; Cam, H., Local government in Francia and England, 1912; Köttgen, A., Deutsche Verwaltung, 3. A. 1944; Forsthoff, E., Die Verwaltung als Leistungsträger, 1938; Samse, H., Die Zentralverwaltung in den südwelfischen Landen, 1940; Hausherr, H., Verwaltungseinheit und Ressorttrennung, 1953; Planitz, H., Die deutsche Stadt, 5. A. 1980; Koselleck, R., Preußen zwischen Reform und Revolution, 1967; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des liberalen Rechtsstaates, 1967; Knemeyer, F., Regierungs- und Verwaltungsreformen in Deutschland zu Beginn des 19. Jahrhunderts, 1970; Damkowski, W., Die Entstehung des Verwaltungsbegriffs, 1969; Der deutsche Terrritorialstaat im 14. Jahrhundert, hg. v. Patze, W., Bd. 1f. 1970f.; Janssen, W., Landesherrliche Verwaltung und landständische Vertretung in den niederrheinischen Territorien 1250-1350, 1971; Engelhaupt, H., Die Einführung hessen-darmstädtischer Verwaltung im nördlichen Teil des Departements Donnersberg, 1971; Schwab, D., Die Selbstverwaltungsidee des Freiherrn vom Stein, 1971; Entwicklungsfragen der Verwaltung in Mitteleuropa, 1972; Verwaltungshistorische Studien, Bd. 1f. 1972; Grundriss der deutschen Verwaltungsgeschichte, hg. v. Hubatsch, W., Bd. 1ff. 1975ff.; Anderhub, A., Verwaltung im Regierungsbezirk Wiesbaden 1866-1885, 1977; Entwicklung der städtischen und regionalen Verwaltung in den letzten 100 Jahren in Mittel- und Osteuropa, hg. v. d. Eötvös Lórand-Universität Budapest, 1978; Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980; Histoire comparée de l’administration, hg. v. Paravicini, W. u. a., 1980; Hattenhauer, H., Geschichte des Beamtentums, 1980; Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Jeserich, K. u. a., Bd. 1ff. 1983ff.; Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem ancien régime, hg. v. Heyen, E., 1984; Asch, R., Verwaltung und Beamtentum, 1986; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1ff. 1988ff.; Süle, T., Preußische Bürokratietradition, 1988; Die Verwaltung und ihre Ressourcen, (red. v. Dilcher, G.,) 1991; Schulz, A., Herrschaft durch Verwaltung, 1991; Verfassung und Verwaltung. Festschrift für Kurt G. A. Jeserich zum 90. Geburtstag, 1994; Bürsch, M., Die Modernisierung der deutschen Landesverwaltungen, 1996; Willoweit, D., Begriff und Wege verwaltungsgeschichtlicher Forschung, (in) Zs f. bay. LG. 61 (1998), 7; Ausbüttel, F., Die Verwaltung des römischen Kaiserreiches, 1998; Die öffentliche Verwaltung im totalitären System, hg. v. Heyen, E., 1998; Die deutsche Verwaltung unter 50 Jahren Grundgesetz, hg. v. König, K. u. a., 2000; Raphael, L., Recht und Ordnung. Herrschaft durch Verwaltung, 2000; Hoeck, J., Verwaltung, Verwaltungsrecht und Verwaltungsrechtsschutz in der Deutschen Demokratischen Republik, 2003; Verwaltungslehre in Hamburg 1962-2002, hg. v. Bull, H., 2003; Grau, U., Historische Entwicklung und Perspektiven des Rechts der öffentlichen Aufträge, 2004; Ernst, A., Die Einführung des napoleonischen Steuer- und Verwaltungssystems in Lüneburg, 2004; Cancik, P., Verwaltung und Öffentlichkeit in Preußen, 2007; Kramer, S., Vom lästigen Publikum zum mündigen Darsteller, 2008; Herstellung und Darstellung von Entscheidungen, hg. v. Stollberg-Rilinger u. a., 2010; Graumann, S., Preußische Verwaltung im Kreis Bergheim um 1840, 2014; Doerfert, C., Die Fürst Leopold-Akademie für Verwaltungswissenschaft, 2016; Die transparente Verwaltung in Österreich und Italien, hg. v. Bertel, M. u. a., 2019
Verwaltungsakt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die formlos mögliche Verfügung, Entscheidung oder andere hoheitliche Maßnahme, die eine Behörde zu der Regelung eines Einzelfalls auf dem Gebiet des öffentlichen Rechtes trifft und die auf unmittelbare Rechtswirkung nach außen gerichtet ist (beispielsweise Bauerlaubnis, Steuerbescheid). Der urteilsähnliche Verwaltungsakt entsteht rechtstatsächlich mit der →Verwaltung. Das Wort Verwaltungsakt tritt anscheinend erstmals 1821 bei dem bayerischen Regierungsrat Anton Kurz auf. Als allgemeine Erscheinung wird der Verwaltungsakt nach älteren Vorarbeiten 1895 von Otto →Mayer nach französischem Vorbild (acte administratif) erfasst. Gesetzlich geregelt wird er in Verwaltungsverfahrensgesetzen (Österreich 1925, Deutschland 1976):
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 199, 259; Schmitthenner, F., Grundlinien des allgemeinen oder idealen Staatsrechts, 1845; Mayer, F., Grundsätze des Verwaltungsrechts, 1862; Loening, E., Lehrbuch des deutschen Verwaltungsrechts, 1884; Mayer, O., Deutsches Verwaltungsrecht, 1895/1896; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des liberalen Rechtsstaates, 1967; Erichsen, H., Verfassungs- und verwaltungsgeschichtliche Grundlagen der Lehre vom fehlerhaften belastenden Verwaltungsakt, 1971; Hueber, A., Otto Mayer, 1981; Schmidt de Caluwe, R., Der Verwaltungsakt in der Lehre Otto Mayers, 1998; Engert, M., Die historische Entwicklung des Rechtsinstituts Verwaltungsakt, 2002; Lieb, T., Privileg und Verwaltungsakt, 2004
Verwaltungsgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem Privatrecht der Güterstand des Ehegüterrechts, bei dem ein Ehegatte (Ehemann) die Güter der Ehegatten (allein) gemeinschaftlich verwaltet. Die Verwaltungsgemeinschaft findet sich rechtstatsächlich bereits früh. Die Verwaltungsgemeinschaft mit Widerrufsmöglichkeit der Ehefrau ist von 1812 bis 1978 der ordentliche Ehegüterstand des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs Österreichs (verschämte Verwaltungsgemeinschaft), die Verwaltungsgemeinschaft ohne Widerrufsmöglichkeit der ordentliche gesetzliche Ehegüterstand in dem (zweiten) Deutschen Reich und danach in der Bundesrepublik Deutschland von 1900 bis 1953 (Nutznießung und Verwaltung). Die Verwaltungsgemeinschaft entfällt mit der Gleichstellung der Frau in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Deutschland 1953 Gütertrennung. 1957 Zugewinngemeinschaft, Österreich 1978).
Lit.: Hübner 669ff.; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts, Bd. 1f. 1863ff., Neudruck 1967; Offen, J., Von der Verwaltungsgemeinschaft des BGB von 1896 zur Zugewinngemeinschaft, 1994
Verwaltungsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das verwaltungsrechtliche Streitigkeiten (vor allem zwischen Staat und Bürger) entscheidende Gericht. Bereits in dem 18. Jahrhundert kann sich der Untertan mit dem Verlangen nach Rechtsschutz gegenüber dem Landesherrn an ein Gericht wenden, wenn er sich auf ein wohlerworbenes Recht oder ein Privileg berufen kann. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die gerichtliche Überprüfbarkeit des Verwaltungshandelns zu einer politischen Forderung, weil die Verwaltungstätigkeit während der gesamten frühen Neuzeit zunimmt und der Rechtsstaatsgedanke die gerichtliche Überprüfbarkeit allen Handelns nahelegt. Die von manchen angestrebte verwaltungsinterne Überprüfung wird bereits in der Entwurf gebliebenen Verfassung des Deutschen Reiches von 1849 als unzureichend abgelehnt. In dem Streit um eine Zuständigkeit der ordentlichen Gerichte (Otto →Bähr 1864) oder die Einrichtung besonderer Verwaltungsgerichte (Robert von Mohl, Johann Kaspar Bluntschli, Rudolf von →Gneist 1857, 1872, Vorbild Frankreich) werden die unterschiedlichen Vorschläge, vermehrt um das süddeutsche Modell des Verwaltungsrechtsschutzes zu einem neuen Gericht verbunden. Dementsprechend entsteht das besondere Verwaltungsgericht (Baden 1863 [Gesetz die Organisation der inneren Verwaltung betreffend von dem 5. 10. 1863 mit Wirkung von dem 1. 10. 1864] Enumerationsprinzip, Bezirksräte unter einem letztinstanzlichen, aber auch erstinstanzlich zuständigen Verwaltungsgerichtshof, Preußen 1872, Oberverwaltungsgericht, §§ 140-165 Kreisordnung, 1875 VVG, Hessen 1874 (1875/1879), Österreich [Verwaltungsgerichtshof] 1875, Württemberg 1876, Bayern 1878, Anhalt 1888, Braunschweig 1895, Sachsen-Meiningen 1897, Lippe 1898, Sachsen 1900, Oldenburg 1906, (Thüringen 1910, Reuß 1911, ) Lübeck 1916, anders bis nach 1918 noch Hamburg, Mecklenburg-Schwerin (1922), Mecklenburg-Strelitz (1922), Bremen, Waldeck-Pyrmont, Schaumburg-Lippe) (weiter bedingt Wallis 1877, Basel-Stadt 1905, eigenständig Bern 1909 und danach andere Kantone, 2007 Bundesverwaltungsgericht, Griechenland 1911 Staatsrat, Spanien 1888 Staatsrat, Schweden 1695 erster Verwaltungsgerichtshof und 1909 oberstes Verwaltungsgericht, Finnland 1918 oberstes Verwaltungsgericht, Estland 1920 innerhalb des obersten Gerichts, Lettland 1918 Abteilung des obersten Gerichtssenats, Litauen 1999/2001 5 Bezirksverwaltungsgerichte, oberstes Verwaltungsgericht, Georgien 1995 innerhalb der ordentlichen Gerichtsbarkeit, Armenien 2008 Verwaltungsgericht und Kassationsgericht für Kassationsbeschwerden, Aserbeidschan 2011 Verwaltungs- und Wirtschaftsgerichte, Verwaltungssenate der Appellationsgerichte, Verwaltungs- und Wirtschaftssenat des obersten Gerichts). Die dabei eintretende Zersplitterung wird in der Bundesrepublik Deutschland erst durch die deutsche Verwaltungsgerichtsordnung (21. 1. 1960) beseitigt, die an die Spitze der Verwaltungsgerichtsbarkeit das 1952 geschaffene Bundesverwaltungsgericht stellt. In dem Jahr 2020 bestehen in der Bundesrepublik Deutschland 51 Verwaltungsgerichte. Österreich kennt bis 2013 keine unabhängigen Verwaltungsgerichte, sondern nur (so genannte unabhängige Verwaltungssenate und) seit 1875/1876) einen einzigen Verwaltungsgerichtshof (1934 Bundesgerichtshof, 1945 wiedererrichtet, Prüfung von Verwaltungsakten auf Gesetzmäßigkeit, nicht auf Verfassungsmäßigkeit), doch werden unter grundsätzlicher Überführung von Bediensteten und anhängigen Sachen zu dem 1. 1. 2014 ein Bundesverwaltungsgericht, ein Bundesfinanzgericht (mit 9 Außenstellen) und 9 Landesverwaltungsgerichte eingerichtet. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 200, 234, 261; Bähr, O., Der Rechtsstaat, 1864; Gneist, R. v., Der Rechtsstaat, 1872, Neudruck 1968; Poppitz, J., Die Anfänge der Verwaltungsgerichtsbarkeit, (in) Archiv f. öff. Recht N. F. 33 (1943), 158; Eyermann, E., Verwaltungsgerichtsgesetz für Bayern, 1950; Sellmann, M., Entwicklung und Geschichte der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Oldenburg, 1957; Rüfner, W., Verwaltungsrechtsschutz in Preußen, 1962; Neunzig Jahre Verwaltungsgerichtsbarkeit in Österreich, hg. v. Verwaltungsgerichtshof, 1966; Die Entwicklung der österreichischen Verwaltungsgerichtsbarkeit, hg. v. Lehne, F. u. a., 1976; Stump, U., Preußische Verwaltungsgerichtsbarkeit, 1980; Stolleis, M., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit im Nationalsozialismus, (in) FS C. Menger, 1985, 57; Kimminich, O., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in der Weimarer Republik, (in) Vwbll. f. Baden-Württemberg, 1988, 10; Ule, C., Zu den Anfängen der Verwaltungsgerichtsbarkeit, (in) Verwaltungsarchiv 1989, 303; Kohl, W., Das Reichsverwaltungsgericht, 1991; Das sächsische Oberverwaltungsgericht, 1994; Hudemann-Simon, C., L’Ètat et la santé, 1995; Liessem, P., Verwaltungsgerichtsbarkeit im späten Zarenreich, 1996; Bauer, I., Von der Administrativjustiz bis zur Verwaltungsgerichtsbarkeit, 1996; 50 Jahre bayerisches Verwaltungsgericht Ansbach, 1996; Heil, T., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit in Thüringen, 1996; 50 Jahre schleswig-holsteinisches Verwaltungsgericht, 1996; Emmert, R., Die Entwicklung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Bayern, (in) Bay. VwBll. 1997, 8; Verwaltungsgericht Karlsruhe, 1997; Recht ohne Grenzen. Grenzen des Rechts, hg. v. Polaschek, M. u. a., 1997; Mandahbileg, B., Rechtsschutz durch richterliche Reichsbehörden, Diss. jur. Heidelberg 1998; Dorfverwaltungsgerichtsbarkeit im Wandel, hg. v. Thiemel, R., 1999; Olechowski, T., Die Einführung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Österreich, 1999; Sydow, G., Die Verwaltungsgerichtsbarkeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts, 2000; Nowatius, N., Die Einführung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Preußen, Diss. jur. Bonn 2000; Müller, O., Die Verfassungsbeschwerde nach der bayerischen Verfassung von 1818, 2000; Montag, M., Die Entwicklung der Verwaltungsgerichtsbarkeit in Baden und Württemberg von 1945 bis 1960, 2001; Hoeck, J., Verwaltung, Verwaltungsrecht und Verwaltungsrechtsschutz in der Deutschen Demokratischen Republik, 2003; Hackel, F., Die Entstehung einer eigenständigen bayerischen Verwaltungsgerichtsbarkeit, 2011; Hien, E., 150 Jahre deutsche Verwaltungsgerichtsbarkeit, 2013 (Vortrag); Pagenkopf, M., 150 Jahre Verwaltungsgerichtsbarkeit in Deutschland, 2014; Festschrift 150 Jahre Verwaltungsgerichtsbarkeit, hg. v. Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg, 2014; Dokumentation 19. Deutscher Verwaltungsgerichtstag Darmstadt 2019, hg. v. Verein deutscher Verwaltungsgerichtstag e. V., 2020
Verwaltungsgerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in der Bundesrepublik Deutschland ein Obergericht (Oberverwaltungsgericht) der Verwaltungsgerichtsbarkeit, in Österreich das bis 2014 einzige Verwaltungsgericht (ab 2. 7. 1876, 1934 mit dem Verfassungsgerichtshof zu dem Bundesgerichtshof verschmolzen, 1945 wiedererrichtet). In der Bundesrepublik Deutschland bestehen 2020 15 Oberverwaltungsgerichte und Verwaltungsgerichtshöfe.
Lit.: Olechowski, T., Der österreichische Verwaltungsgerichtshof, 2001
Verwaltungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die öffentliche Verwaltung betreffenden Rechtssätze. Verwaltungsrecht entsteht in ersten Ansätzen wohl bereits mit der Ausbildung von →Verwaltung. Als Einheit innerhalb der älteren Polizeiwissenschaft erfasst wird es erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Eine gesetzliche Festlegung des Verwaltungsverfahrens erfolgt in dem 20. Jahrhundert (Österreich 1925, Bundesrepublik Deutschland 1976). Kernstück des Verwaltungshandelns ist der →Verwaltungsakt. Zu gliedern ist das Verwaltungsrecht in einen allgemeinen Teil und zahlreiche besondere Gebiete (Beamtenrecht, Gemeinderecht, Baurecht, Polizeirecht, Gewerberecht, Gesundheitsrecht, Schulrecht, Straßenrecht, Steuerrecht, Sozialrecht u. s. w.).
Lit.: Köbler, DRG 8, 199; Mohl, R. v., Staatsrecht des Königreichs Württemberg, 1831; Mohl, R. v., Polizeiwissenschaft, 1832/1833; Gerber, C., Über öffentliche Rechte, 1852; Mayer, F., Grundsätze des Verwaltungsrechts, 1862; Bornhak, C., Geschichte des preußischen Verwaltungsrechts, Bd. 1ff. 1884ff.; Mayer, O., Deutsches Verwaltungsrecht, 1895/6; Tezner, F., Verwaltungsrechtspflege in Österreich, 1897ff.; Linder, O., Die Entstehung der Verwaltungsrechtspflege des geheimen Rats in Württemberg, 1940; Bülck, H., Zur Dogmengeschichte des europäischen Verwaltungsrechts, (in) FS Hermann Krause, 1964, 29; Magerl, H., Verwaltungsrechtsschutz in Württemberg in der Zeit von 1760-1950, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1966; Badura, P., Das Verwaltungsrecht des liberalen Rechtsstaates, 1967; Feist, H., Die Entstehung des Verwaltungsrechts als Rechtsdisziplin, 1968; Heyen, E., Otto Mayer, 1981; Hueber, A., Otto Mayer, 1982; Geschichte der Verwaltungsrechtswissenschaft in Europa, hg. v. Heyen, E., 1982; Wyduckel, D., Ius publicum, 1984; Wissenschaft und Recht der Verwaltung seit dem ancien régime, hg. v. Heyen, E., 1984; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1f. 1988; Schwarz, J., Europäisches Verwaltungsrecht, Bd. 1f. 1988; Ishikawa, T., Friedrich Franz von Mayer, 1992; Lepsius, O., Verwaltungsrecht unter dem Common Law, 1997; Mannori, L./Sordi, B., Storia del diritto administrativo, 2001; Weidenfeld, K., Les origines médiévales du contentieux administratif, 2002; Hoeck, J., Verwaltung, Verwaltungsrecht und Verwaltungsrechtsschutz in der Deutschen Demokratischen Republik, 2003; Müller, R., Verwaltungsrecht als Wissenschaft. Fritz Fleiner 1867-1937, 2006; Jellinghaus, L., Zwischen Daseinsvorsorge und Infrastruktur, 2006; Schütte, C., Progressive Verwaltungswissenschaft auf konservativer Grundlage, 2006; Schröder, R., Verwaltungsrechtsdogmatik im Wandel, 2007; Grundlagen des Verwaltungsrechts, hg. v. Hoffmann-Riem, W. u. a., Bd. 1ff. 2007; Cancik, P., Verwaltung und Öffentlichkeit in Preußen, 2007; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Schaeffer, J., Die Umgestaltung des Verwaltungsrechts, 2016; Die Verwaltungsrechtswissenschaft in der frühen Bundesrepublik (1949-1977), hg. v. Kremer, C., 2017 (17 Verwaltungsrechtswissenschaftler von Walter Jellinek bis Peter Badura)
Verwaltungsreform (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bewusste Umgestaltung einer bestehenden →Verwaltung, wie sie sich bereits in dem römischen Altertum und dann spätestens wieder seit Beginn der Neuzeit findet (u. a. Maximilian 1497, 2. H. 20. Jahrhundert Bundesrepublik Deutschland).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Ohnsorge, W., Die Verwaltungsreform, (in) Neues Archiv f. sächs. Gesch. 63 (1943), 26; Knemeyer, F., Regierungs- und Verwaltungsreformen, 1970
Verwaltungsverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die nach außen wirkende Tätigkeit der Behörden, die auf die Prüfung der Voraussetzungen, die Vorbereitung und den Erlass eines Verwaltungsakts oder auf den Abschluss eines öffentlich-rechtlichen Vertrags gerichtet ist. Das Verwaltungsverfahren wird seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von der Rechtswissenschaft erfasst und in Österreich 1925 (Allgemeines Verwaltungsverfahrensgesetz, in Kraft 1926) infolge internationalen Druckes zwecks Verwaltungsvereinfachung als Voraussetzung einer Völkerbundanleihe sowie in (Thüringen 1926 Landesverwaltungsordnung, Württemberg 1931 Entwurf einer Verwaltungsrechtsordnung, Bremen 1943 Verwaltungsgesetz und allgemein in der Bundesrepublik) Deutschland 1976 gesetzlich geordnet.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 259; Baltl/Kocher; Pakeruut, W., Die Entwicklung der Dogmatik des verwaltungsrechtlichen Vertrags, 2000
verwandt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) durch teilweise gleiche Gene besonders verbunden
Verwandter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Mensch, der zu einem anderen Menschen oder zu einem gemeinsamen dritten Menschen in einem – naturwissenschaftlich durch besondere Übereinstimmung der gene gekennzeichneten - Abstammungsverhältnis steht (beispielsweise Vater, Sohn, Tante, Nichte). Die Verwandtschaft (Wort 1493 belegt) ist von dem Beginn des Rechtes an von Bedeutung. Die väterliche Gewalt erfasst grundsätzlich nur Verwandte. Das →Erbrecht ist zunächst Verwandtenerbrecht. Darüber hinaus kann sich ein Verhältnis als Verwandter auch anderweitig auswirken (beispielsweise Ehehindernis, Zeugnisverweigerungsrecht, Blutschande). Künstliche Verwandtschaft kann beispielsweise durch →Adoption hergestellt werden. Unterschieden werden kann innerhalb der Verwandten zwischen →Agnaten (über Männer Blutsverwandte einschließlich der Adoptierten, aber ausschließlich der Emanzipierten) und →Kognaten (Blutsverwandte).
Lit.: Kaser §§ 12 I, 15 I, 61 I; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 89, 162, 210, 267; Stutz, U., Das Verwandtschaftsbild des Sachsenspiegels, 1890; Heymann, E., Die Grundzüge des gesetzlichen Verwandtenerbrechts, 1896; Pappenheim, M., Über künstliche Verwandtschaft im germanischen Rechte, ZRG GA 29 (1908), 304; Murray, A., Germanic Kinship Structure, 1983; Althoff, G., Verwandte, Freunde, Getreue, 1990; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991, 176; Spieß, K., Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 1993; Peters, U., Dynastengeschichte und Verwandtschaftsbilder, 1999; Leurs, E., Die Rechtsstellung der Großeltern gegenüber den Enkelkindern, 2003; Harders. A., Suavissima Soror, 2008; Verwandtschaft, Freundschaft, Brüderschaft, hg. v. Krieger, G., 2009; Vogt, H., The Function of Kinship in Medieval Nordic Legislation, 2010; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Mitterauer, M., Historische Verwandtschaftsforschung, 2013; Hummer, H., Visions of Kinship in Medieval Europe, 2018 (provozierend); Braun, C. v., Blutsbande – Verwandtschaft als Kulturgeschichte, 2018; Capp, B., The Ties that Bind, 2018
Verwandtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gesamtheit der Verwandten eines Menschen
verwenden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) nützen, gebrauchen
Verwendung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt undin Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1477) ist die bereits dem römischen Recht bekannte Vermögensaufwendung, die einen Erstattungsanspruch begründen kann.
Lit.: Kaser § 49 II 1b; Köbler, DRG 61; Verse, D., Verwendungen im Eigentümer-Besitzer-Verhältnis, 1999; Greiner, D., Die Haftung auf Verwendungsersatz, 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
verwerten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) als Wert nützen
Verwertung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Umsetzung eines Gegenstands in einen anderen Wert (beispielsweise Geld).
Lit.: Schulze, E., Geschätzte und geschützte Noten. Zur Geschichte der Verwertungsgesellschaften, 1995
verwirken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Nichtausübung verlieren
Verwirkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in dem 20. Jahrhundert (1905) neben der Verjährung anerkannte, aus Treu und Glauben folgende Verlust eines Rechtes infolge unterlassener oder verspäteter Geltendmachung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 240; Siebert, W., Verwirkung und Unzulässigkeit der Rechtsausübung, 1934
Verzicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die rechtsgeschäftliche Aufgabe eines Rechtes oder eines rechtlichen Vorteils. Der Verzicht ist bereits dem römischen Rechtes bekannt. Vermutlich unabhängig hiervon tritt er auch in dem Frühmittelalter auf. Auffällig sind die Verzichte (Renuntiationen) auf römische Einreden in hochmittelalterlichen und spätmittelalterlichen Urkunden. Eine allgemeine Regelung ist nirgends erfolgt. Ein Sonderfall des Verzichts ist der Erbverzicht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 28 II 2, 29; Hübner 790; Cohn, L., Erlass und Verzicht, Gruchots Beiträge 47 (1903), 221; Müller, U., Das Aufkommen der Rechtsverzichtsformeln, Diss. phil. München 1948; Schlosser, H., Die Rechts- und Einredeverzichtsformeln, 1963; Köbler, G., Verzicht und Renuntiation, ZRG GA 85 (1968), 211; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
verzichten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1299 [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) unterlassen (V.), aufgeben
verziehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wegziehen
Verzug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1286, lat. [F.] mora) ist die rechtswidrige Verzögerung der fälligen und möglichen Leistung durch den Schuldner. Der Verzug ist bereits dem römischen Recht als Leistungsstörung bekannt, wobei ein Verschulden nicht erforderlich ist. Eine Mahnung verdeutlicht die Ursächlichkeit des Schuldners und ist bei Terminschulden nicht nötig. Der Verzug wird durch Leistung und auch bereits durh ein Leistungsangebot beendet. Seit dem Spätmittelalter wird der Verzug aus dem römischen Recht in dem Heiligen römischen Reich aufgenommen und mit deutschrechtlichen Einrichtungen (beispielsweise Geld auf Grund einer Vertragsabrede bei einem Dritten auf Schaden des Schuldners nehmen) verschmolzen. Folgen des Verzugs sind die Verpflichtung zu der Zahlung von Verzugszinsen und zu dem Ersatz des Verzugsschadens sowie die Schadenstragung bei zufälligem Untergang des Leistungsgegenstands. Das Naturrecht anerkennt ein Rücktrittsrecht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 34 IV, 37 II; Hübner 552; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 44, 214; Mitteis, H., Die Rechtsfolgen des Leistungsverzugs beim Kaufvertrag nach niederländischen Quellen des Mittelalters, 1913; Heymann, E., Das Verschulden beim Erfüllungsverzug, 1913; Dilcher, H., Die Theorie der Leistungsstörungen, 1960; Scherner, K., Rücktrittsrecht wegen Nichterfüllung, 1965; Hoffmann-Burchardi, H., Die geschichtlichen Grundlagen der Vorschriften des BGB bei Leistungsstörungen, Diss. jur. Münster 1974; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Würthwein, S., Zur Schadensersatzpflicht wegen Vertragsverletzungen, 1990; Ebert, I., Pönale Elemente im deutschen Privatrecht, 2004; Harke, J., Mora debitoris und mora creditoris im klassischen römischen Recht, 2005; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Veßra ist das in dem frühen 12. Jahrhundert von den Grafen von Henneberg in Ostfranken gegründete Hauskloster.
Lit.: Das Prämonstratenserkloster Veßra - Urkundenregesten 1130-1873, hg. v. Wölfing, G., 2009
vestigii minatio (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mlat. [F.]) Spurfolge
vestitura (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat./mlat. [F.]) Kleidung, Bekleidung, Einkleidung, Gewere
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, LAW; Köbler, G., Die Herkunft der Gewere, TRG 1975, 195
Veto (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. ich verbiete) ist der Einspruch gegen ein Verhalten, insbesondere gegen einen Beschluss oder eine Maßnahme. Das aus einem Recht (Interzessionsrecht) römischer Magistrate (beispielsweise Volkstribune) gegen Maßnahmen (beispielsweise Senatsbeschlüsse) erwachsene Veto erscheint an unterschiedlichen Stellen (beispielsweise Veto des englischen Königs gegen ein von dem Parlament beschlossenes Gesetz in dem 16. und 17. Jahrhundert, suspensives Veto des Kaisers Österreichs nach dem Kremsierer Entwurf von 1849, suspensives Veto des Reichsoberhaupts nach der Entwurf gebliebenen deutschen Verfassung von 1849, absolutes Veto des Kaisers Österreichs nach der Dezemberverfassung von 1867, suspensives Veto des Präsidenten der Vereinigten Staaten gegen Gesetzgebungsbeschlüsse, absolutes Veto eines der fünf ständigen Mitglieder in dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen).
Lit.: Mommsen, T., Römisches Staatsrecht, Bd. 1 3. A. 1887, Neudruck 1963; Schade, H., Das Vetorecht, Diss. jur. Halle-Wittenberg 1929; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972
vi (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprachenicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums [vis] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, [Ablativ Singular F.] lat.) durch Gewalt
Lit.: Kaser § 21 I
via, veha, lat., F., Straße, Weg, Fahrstraße, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)
via (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Weg, Wegerecht (als Vorform der [lat. F.] servitus)
Lit.: Kaser § 28 I 2a; Köbler, DRG 26
via (F.) lacina (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittellateinische und das Altfränkische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, [F.] mlat.-afrk.) Wegsperre
vicarius (1), vicārius (1), lat., Adj., Stelle vertretend, stellvertretend, ergänzend, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vicis
Vicarius (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) ist in dem spätrömischen Recht der Stellvertreter des Kaisers in der Reichsdiözese. In dem fränkisch-deutschen Reich erscheint in ähnlicher Weise verschiedentlich ein Reichsvikar. Daneben gibt es (lat.) vicarii (M.Pl.) auch für weniger bedeutende Aufgaben und Vikare als Berechtigte auf Dauer eingerichteter Pfründen.
Lit.: Kaser § 87 II, 2, 8; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 55, 84; Köbler, LAW; Prange, W., Vikarien und Vikare in Lübeck bis zur Reformation, 2003; Arnswaldt, A. v., De vicariatus controversia, 2004
vicinus (1), vīcīnus (1), lat., Adj., benachbart, in der Nachbarschaft wohnend, nahe, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīcus
vicinus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Nachbar
vicis, vicēs, vecēs, lat., F., Wechsel, Abwechslung, Wechselseitigkeit, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯eik- (4), *u̯eig-, V., Sb., biegen, winden, sich wenden, weichen (V.) (2), Wechsel, Abwechslung
vicus, vīcus, vēcus, veicus, lat., M., Dorf, Gehöft, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, idg. *u̯eik̑-, *u̯ik̑-, Sb., Haus, Siedlung
vicus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Viertel, Gasse, Dorf, Siedlung
Lit.: Köbler, LAW; Köbler, G., Vicus und thorf, (in) Das Dorf der Eisenzeit, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1977, 136
Vidal de Canellas, nach Studium des Rechtes in Bologna (um 1221) Bischof von Huesca (1236-1252) und Kanzler Königs Jaimes I. von Aragón, erstellt eine erweiterte Fassung (lat. maior compilatio) des Fuero von Aragón von 1247. S. Google
Lit.: Vidal Mayor, hg. v. Tilander, G., 1956
Vidalín, Pall Jónsson (1667-1727) wird nach dem Studium in Kopenhagen Lehrer an der Domschule in Skálholt/Island, Amtmann und Richter. Nach 1719 verfasst er einen Entwurf für ein isländisches Gesetzbuch. S. Google
Lit.: Danske og Norske Lov i 300 ar, hg. v. Tamm, D., 1987, 350
Videant consules ne quid detrimenti res publica capiat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Die Konsuln mögen achthaben (bzw. zusehen), dass der Staat keinen Schaden nimmt.
Lit.: Mendner, S., Videant consules, (in) Philologies 109 (1965), 258; Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Cicero 106-43 v. Chr., Erste Rede gegen Catilina § 4)
vidimus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als N. bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, 1. Person Plural Präsens, Aktiv von videre lat.) wir haben gesehen (Beglaubigungsvermerk für Abschriften in dem Mittelalter)
Lit.: Brandt, A. v., Werkzeug des Historikers, 17. A. 2007
Vieh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtbezeichnung für die unmittelbar von dem Menschen nutzbaren Haustiere, die in den älteren Zeiten der wichtigste Vermögensbestandteil sind. Dementsprechend besteht die ältere Wirtschaftsform außer in Ackerbau vor allem in Viehzucht. In dem römischen Recht zählen Rinder, Pferde, Esel und Maultiere zu den rechtlich besonders behandelten (lat.) →res (F.Pl.) mancipi (handgreifbaren Sachen). In dem mittelalterlich-neuzeitlichen Recht werden entgegen der deutschrechtlichen Regel „Augen auf, Kauf ist Kauf“ bestimmte Mängel (Hauptmängel) gewisser Haustiere innerhalb kurzer Fristen doch als Sachmangel anerkannt. Viehverstellung ist die vertraglich behandelte Einstellung von Vieh auf Zeit bei einem anderen.
Lit.: Hübner; Köbler, DRG 13, 24, 67, 78, 166; Wackernagel, J., Die Viehverstellung, 1923; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 1ff. 1957ff.
viel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zahlreich, reichlich, häufig
vier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num.Kard.) ist die Zahl zwischen drei und fünf. S. Google
Vierteilen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V. und substntiviert N.) ist die durch Zerreißen des lebenden Menschen in vier Teile vollzogene →Todesstrafe.
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Vikar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →vicarius
vilicatio, vīlicātio, vīllicātio, lat., F., Verwaltung eines Landhauses, Bewirtschaftung eines Landhauses, Colum. (1. Jh. n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīlla, s. Villikation
vilicus (2), vīlicus (2), vīllicus (1), lat., M., Meier, Hofmeier, Vogt, Verwalter, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīlla, villicus
villa, vīlla, vella, vīla, lat., F., Landgut, Landhaus, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯eik̑-, *u̯ik̑-, Sb., Haus, Siedlung
villa (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in abgeänderter Bedeutung bezeugt – 12. Jahrhundert in abgeänderter Bedeutung in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache in abgeänderter Bedeutung und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Hof, Dorf
Lit.: Köbler, LAW; Grazianskij, N., Zur Auslegung des terminus „villa“ in der Lex Salica, ZRG GA 55 (1948), 368; Köbler, G., Vicus und thorf, (in) Das Dorf der Eisenzeit, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1977, 136: Villa, curtis, grangia, hg. v. Janssen, W. u. a., 1983
villicus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.]) Verwalter, Meier, Dorfvorsteher, s. vilicus
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Villikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fronhof mit abhängigen Höfen in der →Grundherrschaft
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 96; Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Patze, H., Bd. 1f. 1983; Rösener, W., Strukturen der Grundherrschaft im frühen Mittelalter, 1989
Villingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Baden-Württemberg
Lit.: Fischer, T., Der Prozess vor dem Villinger Stadtgericht im 17. Jahrhundert, 2006
Vilsbiburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Bayern
Lit.: Schwarz, G., Vilsbiburg, 1976
vinculum, vinclum, lat., N., Band (N.), Schlinge, Strick (M.) (1), Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vincīre
vinculum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.]) Band
vindex, lat., M., etwas in Anspruch nehmender Mensch, Bürge, Beschützer, Befreier, Rächer, Bestrafer, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vindicāre
Vindex (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.] Gewaltsager) ist in dem altrömischen Verfahren jemand, der für einen als Schuldknecht Ergriffenen (Schuldner) auftreten und die an diesen gelegte Hand wegschlagen kann, wodurch es zu dem Streit zwischen dem Verfolger (Gläubiger) und dem Dritten (vindex) kommt, bei dessen Verlust durch den Dritten sich die Summe, gegen die der Ergriffene (Schuldner) ausgelöst werden kann, verdoppelt.
Lit.: Kaser §§ 32 II, 81 III, 82 I; Söllner § 8; Köbler, DRG 20; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
vindicare, vindicāre, vendicāre, lat., V., gerichtlich in Anspruch nehmen, vindizieren, sich zueignen, sich zuschreiben, befreien, retten, schützen, bestrafen, rächen, XII tab. (um 450 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīs, dicāre
vindicatio, vindicātio, lat., F., Anspruchsrecht, Eigentumsklage, Notwehr, Cic. (81-43 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vindicāre
vindicatio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Gewaltandrohung, Herausgabeverlangen (beispielsweise in libertatem [in die Freiheit], in servitutem [in die Sklaverei], pignoris [des Pfandes], rei [der Sache], servitutis [der Servitut], ususfructus [des Nießbrauchs], pro parte [auf den Anteil])
Lit.: Kaser §§ 15 I, 16 I 28 III, 29 I, 31 III; Söllner § 9
vindicta, lat., F.: nhd. Stab, Freiheitsstab, Befreiung, Errettung, Rache, Strafe, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vindicāre
vindicta (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Stab (bei der Vindikation), Rache, Strafe
Lit.: Kaser §§ 27 I 2, 81 II 1a; Köbler, DRG 29
Vindikation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1756, lat. [F.] vindicatio) ist seit dem altrömischen Recht das Herausgabeverlangen. Zu der Zeit der Zwölftafelgesetze (451/50 v. Chr.) fasst der Kläger in Gegenwart des Beklagten vor dem Gerichtsmagistrat den tatsächlich oder symbolisch vorhandenen streitigen Gegenstand an, berührt ihn mit einem Stab (lat. [F.] vindicta, festuca) und erklärt in einer festen Formel, dass der Gegenstand ihm gehöre. Der Beklagte, der den Gegenstand verteidigen will, muss dieses Vorgehen auf ihn bezogen wiederholen. In der Folge wird dann eine Summe gesetzt und die (lat.) →legisactio (F.) sacramento durchgeführt. Nach Aufgabe der geschichtlich entstandenen Besonderheiten entwickelt sich hieraus der Herausgabeanspruch des nichtbesitzenden Eigentümers gegen den nichtbesitzberechtigten Besitzer.
Lit.: Köbler, DRG 24, 212; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Vindikationslegat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das auf unmittelbaren Rechtserwerb (und deshalb mögliche →Vindikation) des Vermächtnisnehmers gerichtete →Vermächtnis in Gegensatz zu dem (nur) schuldrechtlich wirkenden →Damnationslegat.
Lit.: Köbler, DRG 23
vindizieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vindicāre, lat., V., gerichtlich in Anspruch nehmen, vindizieren, sich zueignen, sich zuschreiben, befreien, retten, schützen, bestrafen, rächen, (um 450 v. Chr.) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) herausverlangen
Vinding Kruse, Frederik (1880-1963) wird nach dem Rechtsstudium Professor in Kopenhagen. Er wirkt maßgeblich bei der 1927 erfolgten Einführung eines neuen Grundbuchsystems in Dänemark mit. Sein wichtigstes Werk befasst sich mit dem Eigentum (Ejendomsretten, Bd. 1ff. 1929ff.). S. Google
Lit.: Tamm. D., Retsvidenskaben in Danmark, 1992, 184
Vinnius, Arnold (Monster bei Den Haag 4. 1. 1588-Leiden 1. 9. 1657) wird nach dem Rechtsstudium in Leiden (1603 Gerard Tuningius [Schüler Hugo Doneaus]) 1612 oder 1613 promoviert und nach langer Wartezeit als Rektor der Lateinschule in Leiden 1633 außerordentlicher und 1636 ordentlicher Professor in Leiden. Unter dem durch seinen Lehrer vermittelten Einfluss Hugo →Doneaus (Donellus) veröffentlicht er 1618 einen Institutionenkommentar seines Lehrers Tuningius, 1624 bzw. 1631 Iurisprudentiae contractae … libri III (drei Bücher zusammengezogener Rechtswissenschaft), 1642 einen Kommentar zu den Institutionen und 1646 eine Ausgabe der Institutionen mit Anmerkungen. In seinem Kommentar bietet er mit großem Erfolg eine philologisch-historische Erklärung des Textes mit vielen Angaben zu dem einheimischen geltenden Recht, so dass er als erster eleganter Jurist angesehen wird. S. Google
Lit.: Feenstra, R./Waal, C., Seventeenth-century Leyden law Professors, 1975, 24, 52; Ahsmann, M., Collegia en colleges, Diss. jur. Leiden 1990, 18; Vinnius, A., Institutionenkommentar Schuldrecht, übers. v. Wille, K., 2005
vir, lat., M., Mann, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯ī̆ros, Adj., M., kräftig, Mann, s. idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)
vir (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mann
Vir (M.) inluster (lat.) ist ein spätantik-frühmittelalterlicher hervorhebender Titel.
Lit.: Wolfram, H., Intitulatio I, 1967
Virginia Bill of Rights (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die von George Mason (1725-1792) entworfene und an dem 12. 6. 1776 von dem Konvent der nach Unabhängigkeit strebenden englischen Kolonie Virginia verabschiedete Menschenrechtserklärung, die als älteste formelle →Verfassung der Welt angesehen wird. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 191
viril (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über virilis, lat., Adj., zum Mann gehörig, mämnnlich, mannbar [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) männlich
Virilstimme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssptche nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Einzelstimme eines Mitglieds eines wesentlichen Staatsorgans in dem Heiligen römischen Reich bis 1806 bzw. in dem Deutschen Bund zwischen 1815 und 1866 in Gegensatz zu der mehrere Mitglieder vereinenden →Kuriatstimme. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 148; Köbler, Historisches Lexikon; Domke, W., Die Virilstimmen im Reichsfürstenrat, 1882; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005, § 24 II 2
virtus, virtūs, lat., F.: nhd. Mannheit, Tüchtigkeit, Tauglichkeit, Vorzüglichkeit, Tugend, Vorzug, Verdienst, Cato (234-149 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯ī̆ros, Adj., M., kräftig, Mann, Pokorny 1177, vgl. idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)
virtus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Mannhaftigkeit, Tugend
Lit.: McDonnell, M. u. a., Virtus and the Roman Republic, 2006; Schwandt, S., Virtus, 2014
vis, vīs, lat., F., Kraft, Stärke, Gewalt, Liv. Andr. (280/260-vor 200 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯ei- (3), *u̯ei̯ə-, *u̯ī-, V., gehen, erstreben, ersehnen, erjagen, wollen (V.), kräftig sein (V.)
vis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Gewalt →vi
Lit.: Köbler, DRG 42, 43
Vis (F.) maior (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.) ist schon in dem römischen Recht die (größere bzw.) höhere Gewalt (beispielsweise Feuer, Überschwemmung, Erdbeben), die den Schuldner befreien kann.
Lit.: Kaser §§ 36, 39 III 1; Doll, A., Von der vis maior zur höheren Gewalt, 1989
Visby auf Gotland ist die Hansestadt (1280), die sich in dem Hochmittelalter zu dem Mittelpunkt des Handels in der Ostsee entwickelt. Visby überliefert in mittelniederdeutscher Sprache ein in den Jahren 1341-1344 aufgezeichnetes Stadtrecht. Dieses gliedert sich in vier Bücher mit 60, 52, 52 und 38 Kapiteln (Verfassung-Verfahren-Strafe, Verfahren, Grundstücke-Zins-Schiffe, Ehe-Vormundschaft-Erbe). Es ist von Lübeck, Schleswig, Hamburg, Soest, dem Sachsenspiegel und schwedischen Rechten beeinflusst und wirkt seinerseits auf das Recht von Riga und Nowgorod. Zwei Bruchstücke des Stadtrechts von Visby könnten von etwa 1270 stammen. 1361 fällt Visby an Dänemark, 1645 an Schweden. Das Seerecht von Visby (15. Jahrhundert) ist eine Verbindung von niederländischen und hansischen Rechtsgrundsätzen ohne Zusammenhang mit dem Stadtrecht. S. Google
Lit.: Codices iuris Visbyensis, hg. v. Schlyter, C., 1853, 1; Schlüter, W., Zwei Bruchstücke einer mittelniederdeutschen Fassung des Wisbyschen Stadtrechts, (in) Mitt. aus d. Gebiet d. gesch. Livlands 18 (1903-8), 487; Frensdorff, F., Das Stadtrecht von Wisby, (in) Hans. Geschbll. 22 (1916), 1; Hasselberg, G., Studier rörande Visby Stadslag, 1953; Ebel, W., Lübisches Recht, 1971; Sjöholm, E., Gesetze als Quellen mittelalterlicher Geschichte, 1976; Ullrich, S., Untersuchungen zum Einfluss des lübischen Rechts, 2008
visitare, vīsitāre, lat., V., oft sehen, besichtigen, besuchen, Plaut. (um 250-184 v. Chr., s. latein_a_z.docx
visitatio, vīsitātio, lat., F., Sehen, Besichtigung, Besuch, Heimsuchung, Vitr. (um 84-um 25 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vīsere, videre
Visitation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vīsitātio, lat., F., Sehen, Besichtigung, Besuch, (um 84-um 25 v. Chr.), vgl. lat. vīsitāre, V., oft sehen, besichtigen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der Kirche schon früh entwickelte aufsichtliche Überprüfung der Pfarreien durch den Bischof oder später den Archidiakon. In der Neuzeit finden zwischen 1507 und 1776 mit geringer Regelmäßigkeit Visitationen auch an dem →Reichskammergericht statt.
Lit.: Lingg, M., Geschichte des Instituts der Pfarrvisitationen, 1888; Winkler, A., Über die Visitation des Reichskammergerichts, 1907; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Cheney, C., Episcopal Visitation, 2. A. 1983; Mencke, K., Die Visitationen am Reichskammergericht, 1984; Frieb, K., Kirchenvisitation und Kommunikation, 2006; Denzler, A., Sie haben sich totgearbeitet – Die Visitation des Reichskammergerichts von 1767 bis 1776, 2014; Baumann, A., Visitationen am Reichskammergericht - Speyer als politischer und juristischer Aktionsraum des Reiches (1529-1588), 2018
Vita (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [F.]) Leben, Lebensbeschreibung
Lit.: Haarländer, S., Vitae episcoporum, 2000; Scripturus vitam, hg. v. Walz, D., 2001; Nahmer, D. v. d., Bibelbenutzung in Heiligenviten des frühen Mittelalters, 2016
Vitoria, Francisco de (Burgos? 1483/1493-12. 8. 1546) wird nach dem Studium von Philosophie und Theologie in Paris spätscholastischer Theologielehrer in Paris (1512), Valladolid (1523) und Salamanca (1526). Unter Verwendung der (lat.) Summa (F.) theologiae des →Thomas von Aquin gründet der Dominikaner die Schule von →Salamanca. Angeregt durch die Entdeckung der Neuen Welt versteht er das Völkerrecht als Recht zwischen den Völkern. Eine Verletzung des Völkerrechts (beispielsweise Behinderung der kirchlichen Mission, Verfolgung von Christen) berechtigt nach Naturrecht zu dem Krieg. Die Indianer stuft er als schutzbedürftige Minderjährige ein. S. Google
Lit.: Vitoria, F. de, Relectio de Indis, hg. v. Pereña, L. u. a. 1967; Brown Scott, J., The Spanish Origin of International Law, 1934; Beltran de Heredia, V., Francisco de Vitoria, 1939; Otte, G., Das Privatrecht bei Francisco de Vitoria, 1964; Molinero, R., La doctrina colonial de Francisco de Vitoria, 1993; Francico de Vitoria, De iustitia, hg. v. Stüben, J., 2013; Francisco de Vitoria, De actibus humanis, hg. v. Sarmiento, A., 2015; Spindler, A., Die Theorie des natürlichen Gesetzes bei Francisco de Vitoria, 2015
Viztum, Vitztum, Vizedom (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [M.] vicedominus) ist verschiedentlich ein Vertreter eines Herrn (beispielsweise Leiter der Finanzverwaltung in den Ländern Österreichs bis 1749).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2
Vladimirskij-Budanov, Michail Flegontovic (1838-1916) wird 1868 Professor für Rechtsgeschichte an dem Lyzeum in Jaroslawl und 1875 an der Universität Kiew. Seit 1872 veröffentlicht er eine dreibändige Quellensammlung zu der russischen Rechtsgeschichte des 10.-17. Jahrhunderts (Chrestomatij po istorii russkago prava), 1886 einen rechtsgeschichtlichen Grundriss (Obzor istorii russkago pravo). S. Google
Lit.: Taranovskij, F., Pamjati M. F. Vladimirskago-Budanova, (in) Jurisdiceskij Vestnik 2 (1916), 84
Vöcklabruck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an der Vöckla in dem Attergau in Österreich
Lit.: Zauner, A., Vöcklabruck und der Attergau 1, 1971
Voet, Johannes (Utrecht 1647-Leiden 1713), Rechtsprofessorensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Utrecht 1670 Professor in Herborn, 1674 in Utrecht und 1680 in Leiden. Seit 1687 erfasst er auch das zeitgenössische Recht. Sein Hauptwerk ist ein Naturrecht und Partikularrecht aufnehmender (lat.) Commentarius (M.) ad pandectas (Pandektenkommentar), der den modernen Gebrauch der Pandekten erfolgreich darstellt. 1682 bzw. 1700 veröffentlicht er Grundrisse zu den Pandekten bzw. Institutionen. S. Google
Lit.: Feenstra, R./Waal, C., Seventeenth-century Leiden law Professors, 1974, 35, 69; Van den Bergh, R., The selective Paulus Voet, 2007
Vogel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Angehöriger einer wichtigen Gruppe schon vormenschlicher Tiere mit Flügeln zwecks Fortbewegung in der Luft in mehr als 10000 Vogelarten
Lit.: Lederer, R. u. a., Latein für Vogelbeobachter, 2015; Richarz, K., Vogelzug, 2019 (schätzungsweise 50 Milliarden Zugvögel jährlich); Uekötter, F., Von Vögeln, Mächten und Bienen, 2020
vogelfrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, Adj.) frei wie ein Vogel, preisgegeben)
Lit.: Künßberg, E. Frhr. v., Vogelfrei, ZRG GA 58 (1938), 525; Schmidt-Wiegand, R., Frei wie ein Vogel, (in) Jb. d. Brüder-Grimm-Ges. 2 (1992), 189
Vogt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., zu lat. [M.] advocatus) ist in Fortführung antiker Entwicklungen seit dem Frühmittelalter der schützende weltliche Sachwalter eines Menschen oder einer Kirche, der vielfach frei gewählt werden darf. Seit 782/786 wird der Vogt für die Kirche vorgeschrieben. In der →Immunität nimmt er die Aufgaben des Immunitätsberechtigten wahr. Verschiedentlich gelingt ihm der Aufstieg zu dem Landesherrn (beispielsweise Tirol). Seit dem 13. Jahrhundert ist Vogt ein Amtsträger weltlicher Herren (beispielsweise Reichslandvogt), in dem Spätmittelalter auch der Vormund. In der frühen Neuzeit wird die Kirchenvogtei als bloßes Schutzrecht verstanden und die niedere Vogtei als Grundlage einer neben der Landesherrschaft stehenden beschränkten Herrschaftsgewalt schwächerer Reichsglieder. Teilweise gelingt der Kirche die Umwandlung der Vogtei in ein bloßes Patronat. Mit dem Heiligen römischen Reich verschwindet 1806 auch der Vogt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 85, 86, 111, 113; Pischek, A., Die Vogtgerichtsbarkeit süddeutscher Klöster, 1907; Glitsch, H., Untersuchungen zur mittelalterlichen Vogtgerichtsbarkeit, 1912; Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg, hg. v. Landkreistag, Bd. 1f. 1975; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975, 63, 213; Dohrmann, W., Die Vögte des Klosters St. Gallen, 1985
Vogtei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Stellung als →Vogt.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Heilmann, A., Die Klostervogtei im rechtsrheinischen Teil der Diözese Konstanz, 1908; Waas, A., Vogtei und Bede, Bd. 1f. 1919ff.; Otto, E., Die Entstehung der deutschen Kirchenvogtei, 1933; Grube, W., Vogteien, Ämter, Landkreise, 1960; Endemann, T., Vogtei und Herrschaft, 1967; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Willoweit, D., Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, 1975; Hofacker, H., Die schwäbischen Reichslandvogteien, 1980; Reichert, F., Landesherrschaft, Adel und Vogtei, 1985; Simon, T., Grundherrschaft und Vogtei, 1995; Clauss, M., Die Untervogtei, 2002
Vohenstrauß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N) eine Stadt mit rund 7500 Einwohnern an der Waldnaab in der Oberpfalz in Bayern.
Lit.: Bernd, D., Vohenstrauß, 1977
Vokabel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vocābulum, lat., N., Benennung, Bezeichnung, Name, [um 250-184 v. Chr.], vgl. lat. vocāre, V., rufen, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wort
Vokabular (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Wörterbuch, das es seit dem 12. Jahrhundert auch für den Bereich des – lateinisch gefassten - Rechtes gibt (Ulrich von Albeck, Promptuarium iuris, um 1420, Jodocus Verbarius, Vocabularius utriusque iuris, Wörterbuch beider Rechte, um 1452). Bei alphabetischer Anlage kann es auch →Abecedarium heißen. Zu dem →Sachsenspiegel sind zwei nichtalphabetische lateinisch-deutsche Vokabulare bekannt, die in einem Druck von 1474 und einer Handschrift von 1475 überliefert sind. S. Google
Lit.: Stintzing, R., Geschichte der populären Literatur, 1867; Kisch, G., Zwei Sachsenspiegel-Vokabularien, ZRG GA 44 (1924), 307; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1 1973, 258, 352; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 80, 305; Landau, P., Der Traktat Lex est commune praeceptum von Altzelle, (in) Römische Jurisprudenz, 2011, 379
Volenti non fit iniuria (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.). Dem Wollenden geschieht kein Unrecht.
Lit.: Liebs, D., Lateinische Rechtsregeln, 7. A. 2007 (Ulpian, um 170-um 230, Digesten 47, 10, 1 § 5)
Volk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die durch gemeinschaftliche geistige, kulturelle oder politische Entwicklung verbundene umfassendere Menschenmehrheit. Volk sind beispielsweise Griechen, Römer, Germanen, Franken, Bayern, Alemannen, Sachsen u. s. w. In dem Frühmittelalter zeichnen viele Völker oder Stämme ihr Recht als →Volksrecht auf. Wenig später entwickelt sich unter der Herrschaft der Franken aus mehreren aus den Germanen erwachsenen Stämmen das deutsche Volk, dessen Herrschaftsgebiet gegen Ende des Mittelalters als Heiliges römisches Reich verstanden wird. In der frühen Neuzeit tritt das Volk dem absoluten Herrscher als eine politisch weitgehend rechtlose Gesamtheit von Untertanen gegenüber. Demgegenüber versteht die Aufklärung (→Rousseau) das Volk als den eigentlichen Träger der Souveränität. Diese Vorstellung gewinnt in dem Laufe des 19. Jahrhunderts an Gewicht und wird 1918 vielerorts verwirklicht. Gegenüber anderen Völkern werden vielfach eine geschlossene Nation und ein Nationalstaat angestrebt. In dem Nationalsozialismus ist der Einzelne nichts, die völkische Gemeinschaft dagegen alles. In der infolge der Elektronik und der Verkehrstechnik mehr und mehr multikulturellen Gesellschaft seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert wird die Bedeutung des Volkes geringer.
Lit.: Köbler, DRG 18, 110, 111, 148, 149, 191, 202, 223, 230, 256; Köbler, WAS; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 141; Mommsen, T., Die Grundrechte des deutschen Volkes, 1849, Neudruck 1969; Schmitt, C., Staat, Bewegung, Volk, 1933; Meyer, H., Recht und Volkstum, 1933; Herold, G., Der Volksbegriff, 1941; Franz, G., Der Dreißigjährige Krieg und das deutsche Volk, 3. A. 1961; Nack, R., Germanen, 1965; Joachimsen, P., Vom deutschen Volk zum deutschen Staat, 4. A. 1967; Mosse, E., Ein Volk, ein Reich, ein Führer, 1979; Kershaw, I., „Widerstand ohne Volk?“, 1986; Stadler-Planzer, H., Die Souveränität beruht im Volk, 1988; Petri, M., Die Urvolkhypothese, 1990; Volk und Nation, hg. v. Herrmann, U., 1994; Elsner, B., Die Bedeutung des Volkes im Völkerrecht, 2000; Pan, C. u. a., Die Volksgrupppen in Europa, 2002, 2. A. 2016; Geary, P., Europäische Völker im frühen Mittelalter, 2002; Regna and Gentes, hg. v. Goetz, H., 2002; Fuhrmann, M., Volksvermehrung als Staatsaufgabe 2002; Plassmann, A., Origo gentis, 2006; Coumert, M., Origines des peuples, 2007; Handbuch der völkischen Wissenschaften, hg. v. Fahlbusch, M. u. a., 2008, 2. A. 2017; Köck, J., Die Geschichte hat immer Recht. Die völkische Bewegung im Spiegel ihrer Geschichtsbilder, 2015; Der Ort der „Volksgemeinschaft“ in der deutschen Gesellschaftsgeschichte, hg. v. Schmiechen-Ackermann, D. u. a., 2017
Volkach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Main kommt 899 von dem fränkischen König Arnulf von Kärnten an das Kloster Fulda, wird 1258 als Stadt erwähnt und gelangt 1328 in Teilen an das Hochstift Würzburg (1520 ganz). Der Stadtschreiber Niklas Brobst von Effelt verfasst 1504 in dem Volkacher Salbuch eine Sammlung des örtlichen Rechtes mit vielen Abbildungen. 1814 fällt Volkach an Bayern. S. Google
Lit.: Das Volkacher Salbuch, hg. v. Arnold, K./Feuerbach, U., 2009
Völkerbund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs (insbesondere Woodrow Wilson als dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika) angeregte, an dem 28. 6. 1919 gegründete, von 1920 bis 1946 bestehende, anfangs ganz von Frankreich beherrschte Bund von zunächst 45 Staaten mit einer Satzung (Völkerbundakte) von dem 28. 4. 1919 und einer Bundesversammlung in Genf, einem Völkerbundrat mit den Hauptweltmächten als ständigen und weiteren nichtständigen Mitgliedern sowie einem Sekretariat als Organen. Die Vereinigten Staaten von Amerika treten selbst nicht bei, Brasilien (1928), das 1926 aufgenommene Deutsche Reich (1933), Japan (1933) sowie Italien (1937) treten aus, die Sowjetunion wird 1939 ausgeschlossen. Nach Gründung der Vereinten Nationen löst sich der Völkerbund an dem 18. 4. 1946 auf. S. Google
Lit.: Schoch, O., Der Völkerbundsgedanke zur Zeit des deutschen Idealismus, 1960; Pfeil, A., Der Völkerbund, 1976; Sharma, S., Der Völkerbund, 1978; The League of Nations in retrospect, 1983; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007; Fellner, F., Vom Dreibund zum Völkerbund, 1994; Knipping, F. u. a., Das System der Vereinten Nationen und seine Vorläufer, Bd. 1f. 1995; Wintzer, J., Deutschland und der Völkerbund 1918-1926, 2006; Das Vertragswerk von Locarno, hg. v. Breuer, M. u. a., 2007
Völkermord (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Genozid) ist die Tötung einer erheblichen Anzahl der Angehörigen eines Volkes wegen der Zugehörigkeit zu diesem Volk (beispielsweise Armenier, Juden, Deutsche, Tschetschenen-Inguschen, Krim-Tataren, Herero, Zigeuner, Ukrainer). In Europa sind in dem 20. Jahrhundert in vier Perioden mindestens 30 Millionen Menschen Opfer ethnischer Säuberungen geworden.
Lit.: Heinsohn, G., Lexikon der Völkermorde, 1998; Blumenwitz, D., Rechtsgutachten über die Verbrechen an den Deutschen in Jugoslawien 1944-1948, 2002; Genocide of the ethnic Germans in Yugoslavia 1944-1948, hg. v. Documentation Project Committee, 2003; Naimark, N., Flammender Hass. Ethnische Säuberungen im 20. Jahrhundert, 2004; Ther, P., Ethnische Säuberungen im modernen Europa, 2011
Völkerrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die Rechte und Pflichten der Staaten und anderen Völkerrechtssubjekte enthaltenden Rechtssätze. Das Völkerrecht reicht in seinen einfachsten Anfängen (Krieg, Frieden, Bündnisse, Gesandte) Jahrtausende vor die Zeitenwende zurück. Es ist von dem römischen (lat.) →ius (N.) gentium (bei allen Völkern – für alle Rechtssubjekte - geltendes Recht) wegen dessen Erstreckung auf den Rechtsverkehr mit und unter Nichtrömern zu unterscheiden. In seiner modernen Gestalt entwickelt es sich mit der Ausbildung des Staates in dem ausgehenden Mittelalter. Hier leiten die spanischen Spätscholastiker (Francisco de →Vitoria 1483/1493-1546, Fernando →Vazquez 1512-1569, Francisco Suarez 1548-1617) aus einem als allgemein geltend behaupteten Naturrecht gewisse allgemeine Völkerrechtssätze ab. Hugo →Grotius (1583-1645) begründet in Systematisierung dieser Vorstellungen 1605-1608 mit (lat.) De iure praedae (Von dem Recht der Beute) bzw. 1625 mit (lat.) De iure belli ac pacis libri tres (Drei Bücher Recht des Krieges und Friedens) überhaupt ein allgemeines Recht für alle Rechtsverhältnisse. Von 1648 bis 1815 reicht das sog. französische Zeitalter des Völkerrechts, von 1815 bis 1914 das sog. englische Zeitalter. Nach 1750 wird auf der Grundlage von Überlegungen Thomas Hobbes‘ der Herrscher als Subjekt des Völkerrechts durch den Staat oder das Volk als Bezugspunkt ersetzt. 1758 wendet Emer de →Vattel in einem bedeutsamen Werk das Vernunftrecht auf das Völkererecht an. 1785 versucht Georg Friedrich von →Martens in seinen (lat.) Primae lineae (F.Pl.) iuris gentium Europaearum practici (Grundlinien des praktischen Völkerrechts Europas) eine neuartige Gliederung und legt 1797 eine Sammlung der wichtigsten völkerrechtlichen Verträge vor. Bis zu dem 19. Jahrhundert bezieht das Völkerrecht nur die christlichen (zivilisierten) Staaten Europas (und Amerikas) ein, bis 1856 das osmanische Reich (Türkei) aufgenommen wird. Die Verhältnisse zwischen den Staaten des europäischen Völkerrechts und politischen Gemeinwesen in Übersee, die keine zivilisierten Nationen bilden, werden durch das überseeische Völkerrecht geregelt, das nur sehr schwach entwickelt ist. Seit dem 20. Jahrhundert gewinnt das Völkerrecht infolge der Tätigkeit der Vereinten Nationen größeres Gewicht und entwickelt sich von einem reinen Zwischenstaatsrecht zu einem Schutzrecht für Opfer bzw. einem Verantwortungsrecht für Täter (Nürnberger Militärtribunal 1945ff., internationale Strafgerichtshöfe für Jugoslawien und Ruanda, Entscheidung des britischen House of Lords in dem Fall Pinochet 1999). Kennzeichnend hierfür ist auch, dass nicht mehr nur die Interessen von Staaten, sondern auch der Staatengemeinschaft als ganzer (Gemeinwohl) geschützt werden, wobei die Einhaltung (beispielsweise des Genozidverbots) von jedem Staat verlangt werden kann. Quellen des Völkerrechts sind (mangels der Souveränität eines [Völkerrechts-]Gesetzgebers) hauptsächlich Verträge und Völkergewohnheitsrecht. Die Auswirkung des Völkerrechts hängt in dem Einzelfall von dem tatsächlichen Verhalten gewichtiger Beteiligter ab.
Lit.: Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 97; The Consolidated Treaty Series, hg. v. Parry, C., 1648ff.; Walker, T., A History of the Law of Nations, 1899; Wegner, A., Geschichte des Völkerrechts, 1936; Reibstein E., Die Anfänge des neueren Völkerrechts, 1949; Histoire des relations internationales, hg. v. Renouvin, P., Bd. 1 1953; Rie, R., Der Wiener Kongress und das Völkerrecht, 1957; Nussbaum, A., Geschichte des Völkerrechts in gedrängter Darstellung, 1960 (dt. Übersetzung der 2. amerikanischen A.); Reibstein, E., Völkerrecht – Eine Geschichte seiner Ideen, Bd. 1f. 1957ff.; Preiser, W., Die Völkerrechtsgeschichte, 1964; Reibstein, E., Völkerrechtliche Aspekte des Heiligen römischen Reiches, 1967; Mössner, J., Die Völkerrechtspersönlichkeit und die Völkerrechtspraxis der Barbareskenstaaten (Algier, Tripolis, Tunis 1518-1830), 1968; Muldoon, J., Popes, Lawyers and Infidels, 1979; Kunisch, J., Staatsverfassung und Mächtepolitik, 1979; Verdroß, A./Simma, B., Universelles Völkerrecht, 3. A. 1984; The Consolidation. Treaty Series, hg. v. Parry, C., Bd. 1ff. 1969ff.; Grewe, W., Epochen der Völkerrechtsgeschichte, 1984; Fontes historiae iuris gentium, hg. v. Grewe, W., Bd. 1ff. 1988ff.; Nörr, D., Aspekte des römischen Völkerrechts, 1989; Gordley, J., The Philosophical Origins of Modern Contract Doctrine, 1991; Ziegler, K., Völkerrechtsgeschichte, 1994, 2. A. 2007, 2. A. 2007; Eick, C., Indianerverträge in Nouvelle-France, 1994; Kleinschmidt, H., Geschichte der internationalen Beziehungen, 1998; Schröder, J., Die Entstehung des modernen Völkerrechtsbegriffs im Naturrecht der frühen Neuzeit, (in) Die Entstehung und Entwicklung der Moralwissenschaften, hg. v. Byrd, B. u. a., 2000; Ziegler, K., Biblische Grundlagen des europäischen Völkerrechts, (in) ZRG KA 86 (2000), 1; Paulus, A., Die internationale Gemeinschaft im Völkerrecht, 2001; Koskenniemi, M., The Gentle Civilizer of Nations. The Rise and Fall of International Law 1870-1960, 2001; Bederman, D., International Law in Antiquity, 2001; Auswärtige Politik und internationale Beziehungen im Mittelalter, hg. v. Berg, D. u. a., 2002; König, K., Die völkerrechtliche Legitimation der Strafgewalt internationaler Strafjustiz, 2003; Materialien zum Völkerstrafgesetzbuch, hg. v. Lüder, S. u. a., 2003; Werle, G., Völkerstrafrecht, 2003; Steck, P., Zwischen Volk und Staat, 2003; Röben, B., Johann Caspar Bluntschli, Francis Lieber und das moderne Völkerrecht 1861-1881, 2003; Gierhake, K., Begründung des Völkerstrafrechts auf der Grundlage der kantischen Rechtslehre, 2006; Werle, G., Völkerstrafrecht, 2. A. 2007; Schmidt, F., Praktisches Naturrrecht zwischen Thomasius und Wolff - Der Völkerrechtler Adam Friedrich Glafey, 2007; Swatek-Evenstein, M., Geschichte der humanitären Intervention, 2008; Denfeld, C., Hans Wehberg (1885-1962), 2008; Degenhardt, F., Zwischen Machtstaat und Völkerbund - Erich Kaufmann, 2008; Ziegler, K., Fata iuris gentium, 2008; Toppe, A., Militär und Kriegsvölkerrecht, 2008; Steiger, H., Von der Staatengesellschaft zur Weltrepublik? – Aufsätze zur Geschichte des Völkerrechts aus vierzig Jahren, 2009; Steiger, H., Die Ordnung der Welt, 2010; König, S., Der Einfluss des Privatfürstenrechts auf das Völkerrecht, ZRG GA 127 (2010), 293; Weeber, U., Hugo Grotius’ Völkerrechtskonzeption, ZRG GA 127 (2010), 301; Kempe, M., Fluch der Weltmeere, 2010; Grotkamp, N., Völkerrecht im Prinzipat, 2009; Les conflits entre peuples, hg. v. Dauchy, S. u. a., 2011; Toyoda, T., Theory and Politics of the Law of Nations, 2011; Schmelz, C., Der Völkerrechtler Gustav Adolf Walz, 2011; Klump, R. u. a., Völkerrecht und Weltwirtschaft, 2012; Jung, H., Rechtserkenntnis und Rechtsfortbildung im Völkergewohnheitsrecht, 2012; Pauka, M., Kultur, Fortschritt und Reziprozität - Die Begriffsgeschichte des zivilisierten Staates im Völkerrecht, 2012; Geneuss, J., Völkerrechtsverbrechen und Verfolgungsermessen, 2013; Lovric-Pernak, K., Morale internationale und Humanité im Völkerrecht des späten 19. Jahrhunderts, 2013; Nippold, O., Die Fortbildung des Verfahrens in völkerrechtlichen Streitigkeiten, 2013; Kleinschmidt, H., Geschichte des Völkerrechts in Krieg und Frieden, 2013; Steiger, H., Universalität und Partikularität des Völkerrechts in geschichtlicher Perspektive, 2015 (Aufsätze); Hull, I., A Scrap of Paper – Breaking and Making International Law, 2014; Lowe, C., Zum ewigen Frieden – Die Theorie des Völkerrechts bei Kant und Rawls, 2015; Weinke, A., Gewalt, Geschichte, Gerechtigkeit, 2016; Durst, B., Archive des Völkerrechts – Gedruckte Sammlungen europäischer Mächteverträge in der frühen Neuzeit, 2016 (anregend); Wiederhold, S., Die Lehren vom Monismus mit Primat staatlichen Rechts, 2018; Payk, M., Frieden durch Recht?, 2018; Wampach, C., Armed Reprisals from Medieval Zimes to 1945, 2020
Völkerwanderung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. migratio [F.] gentium weiter gefasst bei Wolfgang Lazius in dem 16. Jahrhundert, deutsch als „Völkerwanderung“ dann seit den 1790er-Jahren) ist allgemein die dauerhafte Veränderung des ständigen Aufenthaltsorts eines mehr oder weniger vollständigen Volkes (beispielsweise Kimbern, Teutonen, Helvetier) und besonders die durch einen Vorstoß der Hunnen (→Türke) aus Asien 375 n. Chr. ausgelöste Wanderung germanischer Völker in die Gebiete des weströmischen Reiches (beispielsweise Ostgoten, Westgoten, Burgunder, Vandalen, Sueben, Alemannen, →Franken, Angeln, Jüten, Sachsen und Langobarden). Die Völkerwanderung endet 568 n. Chr. mit dem Vorstoß der Langobarden aus dem norddeutschen Gebiet nach Italien. In dem Ergebnis entstehen mehrere neue Reiche. Umstritten ist die Frage der Fortdauer oder Kontinuität antiker Gegebenheiten und Einrichtungen. In keinem Fall darf aber die Bedeutung des von der Kirche vermittelten Wissens über das Altertum unterschätzt werden. Umfangreiche Wanderungsbewegungen finden darüber hinaus bis in die Gegenwart ebenso statt wie Versuche ihrer Abwehr oder Lenkung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 67; Dahn, F., Die Könige der Germanen, Bd. 1ff. 1861ff.; Lot, F., Les invasions germaniques, 1935; Zöllner, E., Geschichte der Franken, 1970; Diesner, H., Die Völkerwanderung, 1976ff.; Wolfram, H., Die Goten, 4. A. 2001; Maczynska, M., Die Völkerwanderung, 1993; Anderson, M., The Rise of Modern Diplomacy, 1993; Martin, J., Spätantike und Völkerwanderung, 3. A. 1995; Baldus, C., Regelhafte Vertragsauslegung, 1998; Bade, K., Europa in Bewegung, 2000; Pohl, W., Die Völkerwanderung, 2002, 2. A. 2005; Arens, P., Sturm über Europa, 2002; Rosen, K., Die Völkerwanderung, 2002; Regna und gentes, hg. v. Goetz, H. u. a., 2002; Halsall, G., Barbarian Migration and the Roman West, 2007; Völker, Reiche und Namen im frühen Mittelalter, hg. v. Becher, M., 2010; Rummel, P. u. a., Die Völkerwanderung, 2011; Meier, M., Geschichte der Völkerwanderung, 2019
Volksabstimmung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Abstimmung der stimmberechtigten Staatsbürger über eine einzelne Sachfrage. In kleinen einfachen Gesellschaften finden Volksabstimmungen in der →Volksversammlung statt. In größeren, komplexen Gesellschaften geht diese Einrichtung wegen der tatsächlichen Schwieriogkeiten der Durchführung verloren. Seit der Aufklärung wird sie in unterschiedlicher Weise und in geringem Umfang wiederbelebt (Massachusetts 1780, Frankreich 1793, helvetische Republik 1798, Deutsches Reich 1919ff.).
Lit.: Schmitt, C., Volksentscheid und Volksbegehren, 1927; Tipke, K., Das Recht des Volksentscheids, Diss. jur. Hamburg 1952 masch.schr.; Schiffers, R., Elemente direkter Demokratie, 1971; Schefold, D., Volkssouveränität und repräsentative Demokratie, 1966; Bugiel, K., Volkswille und repräsentative Entscheidung, 1991; Jung, O., Plebiszität und Diktatur, 1995
Volksanwalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der verschiedentlich versuchte Anwalt des Volkes
Volksanwaltschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Österreich mit Gesetz von dem 24. 2. 1977 nach schwedischem Vorbild (Ombudsman) (zunächst nur versuchsweise) geschaffene außergerichtliche Einrichtung, bei der sich jeder Betroffene wegen eines behaupteten Missstands in der Verwaltung des Bundes bei Fehlen eines Rechtsmittels beschweren kann. Die Volksanwaltschaft muss die Beschwerde prüfen und kann gegenüber Missständen Empfehlungen aussprechen, aber nicht gerichtlich vorgehen. S. Google
Volksbegehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Begehren einer bestimmten Zahl von Bürgern eines Staates, Gesetzesentwürfe vorzulegen und darüber eine Volksabstimmung zu verlangen. Das Volksbegehren findet sich seit der Aufklärung an unterschiedlichen Orten (Georgia 1777, Schweiz 1830ff., Deutsches Reich 1919ff.).
Lit.: Schambeck, H., Das Volksbegehren, 1971; Hartmann, D., Volksinitiativen, 1976; Jung, O., Direkte Demokratie in der Weimarer Republik, 1989; Mester, G., Die Volksinitiative in Sachsen, 2003
Volksdemokratie (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem sozialistischen Verfassungsrecht des 20. Jahrhunderts die der bürgerlichen Demokratie bewusst entgegengesetzte Staatsform, in der die politische Macht in den Händen der kommunistischen oder sozialistischen Arbeiterpartei als Vertreterin des Volkes liegt. Nach 1945 werden zahlreiche Volksdemokratien geschaffen (beispielsweise Deutsche Demokratische Republik). Um 1990 tritt die Volksdemokratie als für das betroffene Volk rechtstatsächlich erfolglos zurück.
Lit.: Kroeschell, DRG 3
volkseigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 in Gegensatz zu Volkseigentum – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) dem Volk [und damit keinem Einzelnen] gehörig)
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Krause, W., Die Entstehung des Volkseigentums in der Industrie, 1958; Hoffmann, M., Das Volkseigentum an Grund und Boden in der DDR, 1978
Volksempfinden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – in Gegensatz zu Volksempfindung – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Empfinden des Volkes
Lit.: Rückert, J., Das „gesunde Volksempfinden“ – eine Erbschaft Savignys?, ZRG GA 103 (1986), 199
Volksgeist (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist vielleicht in Wiedergabe des möglicherweise auf der bereits bei Aristoteles und dann bei Jean Bodin (1566, 1576) betonten Verschiedenheit der Völker gründenden französischen l’esprit de la nation die Gesamtheit der einem jeweiligen Volk innewohnenden teilweise unbewusst wirkenden schöpferischen Kräfte. Auf diese nationalen Kräfte greift in der deutschen Romantik Herder (1744-1803) mit Volkssprache und Volkslied zurück. →Savigny übernimmt diese Vorstellung für die Rechtsquellenlehre der →historischen Rechtsschule. Allerdings geht er dabei schon seit 1808/1809 davon aus, dass die Wanderungen und Revolutionen der germanischen Stämme verhindert hätten, dass das ursprüngliche germanische Recht einen festen Bezugspunkt und einzigen Mittelpunkt gefunden habe, weshalb die Deutschen gar kein eigenes ursprüngliches Recht besäßen, so dass auch für sie das römische Recht das eigentümliche, von dem Volksgeist zu bearbeitende Recht sei. 1828 verwendet →Puchta den Volksgeist als eine von mehreren Tätigkeiten des Volkes, die eine einheitliche Rechtsauffassung auf der Grundlage gemeinschaftlich geteilter Überzeugung schafft. 1840 gebraucht auch Savigny das Wort. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 178, 188; Möller, E. v., Die Entstehung des Dogmas von dem Ursprung des Rechtes aus dem Volksgeist, (in) MIÖG 30 (1909), 1; Kantorowicz, H., Volksgeist und historische Rechtsschule, (in) HZ 108 (1912), 295; Zahradnik, K., Nationalgeist, Diss. phil. Wien 1938 masch.schr.; Schröder, J., Zur Vorgeschichte der Volksgeistlehre, ZRG GA 109 (1992), 1; Lahusen, B., Alles Recht geht vom Volksgeist aus, 2013 (gut zu lesen, aber je mehr, desto kritischer)
Volksgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Gericht des Volkes
Volksgerichtshof (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das an dem 24. 4. 1934 geschaffene Gericht der nationalsozialistischen Regierung des Deutschen Reiches vor allem für Hochverrat und →Landesverrat (12 Berufsrichter, wovon nur einer vor 1933 der NSDAP angehörte, seit 1942 auf Lebenszeit ernannt), das in Senaten mit 2 Berufsrichtern und drei Volksrichtern (Funktionären, Offizieren, Beamten) entscheidet (insgesamt rund 570 Richter und Staatsanwälte). Der Volksgerichtshof sichert (auch durch „verfahrensmäßige Normalität“) die nationalsozialistische Herrschaft. Unter seinem Präsidenten (Roland Freisler August 1942-3. 2. 1945) werden bis 1945 bei 16342 Angeklagten (und mindestens 15729 Abgeurteilten) 5243 Todesurteile verhängt (davon rund 2600 durch den ersten, von Roland Freisler geführten Senat). Rechtsmittel fehlen. An dem 25. 1. 1985 erklärt der deutsche Bundestag alle Entscheidungen des Volksgerichtshofs als nichtig. Durch Gesetz von dem 25. 8. 1998 werden alle Urteile als nationalsozialistisches Unrecht aufgehoben. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 235; Buchheit, G., Richter in roter Robe, 1968; Wagner, W., Der Volksgerichtshof, 1974, 2. A. 2011; Im Namen des deutschen Volkes, hg. v. Hillermeier, H., 2. A. 1982; Koch, H., Der Volksgerichtshof, 1988; Marxen, K., Der Volksgerichtshof, (in) Anwaltsbl. 1989, 17; Marxen, K., Das Volk und sein Gerichtshof, 1994; Schlüter, H., Die Urteilspraxis des nationalsozialistischen Volksgerichtshofs, 1995; Die Angeklagten des 20. Juli vor dem Volksgerichtshof, hg. v. Mühlen, B. v. zu, 2001; Eder, W., Das italienische Tribunale speciale per la difesa dello stato und der deutsche Volksgerichtshof, 2002; Breuning, S., Roland Freisler, 2002; Terror und Normalität, v. Marxen, K. u. a., 2004; Ramm, A., Der 20. Juli vor dem Volksgerichtshof, 2007
Volksgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das schon in dem 18. Jahrhundert angestrebte volkstümliche, das gesamte Recht eines →Volkes verständlich zusammenfassende Gesetzbuch. Seit (11. 3.) 1938 (Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich) befasst sich die →Akademie für deutsches Recht mit einem Projekt eines in 8 Bücher (Volksgenosse, Familie, Erbe, Vertrag und Haftung, Eigentum, Arbeit, Unternehmen, Vereinigung) gegliederten Volksgesetzbuchs. Dieses teils reaktionäre, teils fortschrittliche Vorhaben einer gemäßigten Reform des Bürgerlichen Gesetzbuchs des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) wird in dem August 1944 als Folge des Verlasufs des Zweiten Weltkriegs eingestellt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 237; Hedemann, J., Das Volksgesetzbuch der Deutschen, 1941; Krause, H., Wirtschaftsrecht und Volksgesetzbuch, (in) Deutsche Rechtswissenschaft 1941, 204; Hedemann, J./Lehmann, H./Siebert, W., Volksgesetzbuch, 1942; Hattenhauer, H., Das NS-Volksgesetzbuch, (in) FS R. Gmür 1983, 255; Volksgesetzbuch, hg. v. Schubert, W., 1988
Volkshaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (beispielsweise) die Bezeichnung für das Parlament in der nicht verwirklichten deutschen Verfassung von 1849. Seine Abgeordneten sollen durch geheime, direkte, allgemeine und gleiche Wahlen bestimmt werden. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 194; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005
Volksheer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem gesamten Volk gebildete Heer, wie es bei allen Völkern an dem Anfang stehen dürfte. In dem fränkischen Reich tritt das Volksheer gegenüber dem von Lehnsmannen gebildeten Reiterheer zurück. Das moderne Volksheer erscheint in den Befreiungskriegen gegen Napoleon (Österreich 1808, Preußen 1808/1813) und setzt die der Volkssouveränität entsprechende allgemeine →Wehrpflicht voraus. In dem späten 20. Jahrhundert dringt die Vorstellung einer Berufsarmee wieder vor. 2011 wird in Deutschland die Wehrpflicht ausgesetzt.
Lit.: Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Frauenholz, E. v., Das deutsche Wehrwesen, 1941; Hermann, H., Deutsche Militärgeschichte, 1966
Volkskammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine Kammer in Verfassungen wie beispielsweise das Parlament der →Deutschen Demokratischen Republik.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 258; Lapp, P., Die Volkskammer der DDR, 1975; Lapp, P., Wahlen in der DDR, 1982
Volkskunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gwgenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Lehre von den Wesenszügen eines →Volkes. Die rechtliche Volkskunde bezieht sich dabei vornehmlich auf das Recht. Ihre Ansätze gehen in das 18. Jahrhundert zurück. 1886/1887 erscheint in Frankreich eine folklore juridique (Rolland), 1925 in Deutschland die rechtliche Volkskunde (Künßberg). Ihre Quellen sind Sprachgut (beispielsweise Namen), Sachgut (beispielsweise Rathaus), Brauchgut (beispielsweise Umritt), Glaubensgut (beispielsweise Eid) und anderes. In der Gegenwart versteht sich die Volkskunde zunehmend als Teil der allgemeinen Ethnologie. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Künßberg, E. v. Rechtliche Volkskunde, 1936; Künßberg, E. Frhr. v., Lesestücke zur rechtlichen Volkskunde, 1936; Boehm, M., Volkskunde, 1937; Mackensen, L., Volkskunde der deutschen Frühzeit, 1937; Wohlhaupter, E., Beiträge zur rechtlichen Volkskunde Schleswig-Holsteins, (in) Nordelbingen 16 (1940), 74, 17/18 (1942), 51; Bader, K., Die zimmerische Chronik als Quelle rechtlicher Volkskunde, 1942; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943; Walker, M., Das volkstümliche Leben im 15. und 16. Jahrhundert, Diss. phil. Tübingen 1954; Wackernagel, H., Altes Volkstum der Schweiz, 1956; Kramer, K., Bauer und Bürger im nachmittelalterlichen Unterfranken, 1957; Volkskunde, hg. v. Lutz, G., 1958; Strübin, E., Grundfragen des Volkslebens bei Jeremias Gotthelf, 1959; Kramer, K., Volksleben im Fürstentum Ansbach, 1961; Jacobeit, W., Schafhaltung und Schäfer, 1961; Zur Geschichte von Volkskunde und Mundartforschung in Württemberg, 1964; Künßberg, E. Frhr. v., Rechtsgeschichte und Volkskunde, bearb. v. Tzermias, P., 1965; Das Ochsenfurter Kauzenbuch 1611-1802, 1967; Siebs, B., Weltbild, 1969; Duenninger, J. u. a., Bräuche und Feste im fränkischen Jahreslauf, 1971; Kramer, K., Grundriss einer rechtlichen Volkskunde, 1974; Das Recht der kleinen Leute, hg. v. Köstlin, K. u. a., 1976; Forschungen zur Rechtsarchäologie und rechtlichen Volkskunde, hg. v. Carlen, L., 1978ff.; Mohrmann, R., Volksleben in Wilster, 1977; Göttsch, S., Stapelholmer Volkskultur, 1981; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Volksrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht eines Volkes, insbesondere das Recht eines der frühmittelalterlichen Nachfolgevölker der Germanen (lat. [F.] lex, ahd. [F.] ewa). Die Aufzeichnungen der Volksrechte in lateinischer Sprache beginnen nach römischem und kirchlichem Vorbild noch an dem Ende des Altertums ([lat.] Codex [M.] Euricianus vielleicht 475). Überliefert sind Volksrechte der Goten, Burgunder, Franken (ab 507-511?), Alemannen, Bayern, Langobarden, Sachsen, Thüringer, Friesen und (in der Volkssprache) der Angelsachsen (→lex, leges). Inhaltlich setzen sie sich aus Gewohnheitsrecht und Gesetzesrecht zusammen. Sachlich bedeutsam sind vor allem der Unrechtserfolgsausgleich durch →Wergeld und Buße (→Kompositionensystem) und das Verfahren. Die Aufzeichnung der durch →Kapitularien ergänzten Volksrechte endet in dem frühen 9. Jahrhundert (802), die Überlieferung in dem Hochmittelalter, in dem das Volksrecht durch das →Landrecht (beispielsweise Sachsenspiegel 1221-1224) abgelöst wird. Das Volksrecht ist sachlich oder inhaltlich bereits durch römisches Recht und kirchliches Recht beeinflusst. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 79, 80, 101; Thöl, H., Volksrecht, Juristenrecht, 1846; Mitteis, L., Volksrecht und Reichsrecht, 1891, Neudruck 1963; Halban, A. v., Das römische Recht in den germanischen Volksstaaten, 1899ff.; Mayer-Homberg, E., Die fränkischen Volksrechte im Mittelalter, Bd. 1 1912; Eckhardt, K., Gesetze der Merowinger und Karolinger, ZRG GA 55 (1935), 232; Buchner, R., Die Rechtsquellen, 1953; Amira, K. v., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960; Stammesrecht und Volkssprache, hg. v. Hüpper, D. u. a., 1991; Ubl, K., Gab es das Leges-Skriptorium Ludwigs des Frommen? (in) DA 70 (2014) 42 (Tours war bedeutend, aber nicht entscheidend, 13 von mehr als 150 Handschriften)
Volksrichter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der nicht durch eine rechtswissenschaftliche Ausbildung ausgewiesene, durch Volksvertretung oder Bürger gewählte Richter beispielsweise der sowjetischen Besatzungszone bzw. der →Deutschen Demokratischen Republik.
Lit.: Köbler, DRG 262; Pfannkuch, J., Volksrichterausbildung in Sachsen, 1993; Hattenhauer, H., Über Volksrichterkarrieren, 1995; Volksrichter in der SBZ/DDR, hg. v. Wentker, H., 1997; Backhaus, J., Volksrichterkarrieren in der DDR, 1998; Mathes, R., Volksrichter, Schöffen, Kollektive, 1999
Volksschädling (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist nach einer besonderen nationalsozialistischen Verordnung des Deutschen Reiches (von dem 5. 9. 1939, § 4), wer den Interessen des deutschen Volkes schadet bzw. wer vorsätzlich unter Ausnutzung der durch den Kriegszustand verursachten außergewöhnlichen Verhältnisse eine Straftat begeht.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 237; Jansen, S. Schädling, 1999; Nüchterlein, J., Volksschädlinge vor Gericht, 2015
Volkssouveränität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Innehabung der Staatsgewalt durch das Volk als Souverän. Die Volkssouveränität entwickelt sich nach bereits antiken (→Cicero 106-43 v. Chr.) und mittelalterlichen (→Marsilius von Padua 1324) Ansätzen aus der Souveränitätsvorstellung der frühen Neuzeit (Bodin 1527). Nach Emer de Vattel (1758) und Jean-Jacques →Rousseau (1762) ist Inhaber der Souveränität das Volk. Dementsprechend erklärt die →Virginia Bill of Rights 1776, dass alle Gewalt von dem Volk ausgehe. Auch die französische Revolution behauptet die Verankerung jeglicher Souveränität in der Nation. Dem folgen deutsche Politiker seit etwa 1820, wenn sie die Volkssouveränität dem →monarchischen Prinzip, dem Gottesgnadentum und der Fürstensouveränität gegenüberstellen. Die Weimarer Reichsverfassung (1919) und die späteren deutschen Verfassungen führen dann uneingeschränkt alle Staatsgewalt auf das Volk und dessen Souveränität zurück. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 191, 230, 248; Murhard, F., Die Volkssouveränität, 1832; Koch, G., Manegold von Lautenbach und die Lehre von der Volkssouveränität, 1902; Wolf, H., Volkssouveränität und Diktatur in den italienischen Stadtrepubliken, 1937; Schefold, D., Volkssouveränität und repräsentative Demokratie in der schweizerischen Regeneration, 1966; Schubert, F., Volkssouveränität und Heiliges römisches Reich, (in) HZ 213 (1971), 91; Reibstein, E., Volkssouveränität und Freiheitsrechte, hg. v. Schott, C., Bd. 1f. 1972; Kielmannsegg, P., Volkssouveränität, 1977; David, M., La souveraineté du peuple, 1996; Lamprecht, O., Das Streben nach Demokratie, Volkssouveränität und Menschenrechten in Deutschland am Ende des 18. Jahrhunderts, 2001; Lee, D., Popular Sovereignty in early modern constitutional thought. 2016
Volkssprache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache une in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Sprache eines Volkes in Gegensatz zu der Sprache anderer Völker bzw. die Sprache des einfachen Volkes in Gegensatz zu einer Sprache der Gebildeten oder Gelehrten. In dem fränkischen Frühmittelalter ist die Grundlage der Volkssprachen in dem östlichen Reichsteil (beispielsweise althochdeutsch, altniederfränkisch, altsächsisch) germanistisch, die Überlieferungssprache dagegen lateinisch. Das führt zu einem →Übersetzungsproblem. Seit dem 13. Jahrhundert dringt die Volkssprache in der Überlieferung allgemein vor (Sachsenspiegel 1221-1224, Mühlhäuser Reichsrechtsbuch, rund vierzig Urbare [Urbar der Marschälle von Pappenheim 1214-1219?], rund 40 städtische Rechtsbücher, mehr als 4000 Originalurkunden vor allem ab 1250), in der Aufklärung setzt sie sich (im Heiligen römischen Reich unter Vereinheitlichung auf das Neuhochdeutsche) gegenüber fremden Sprachen durch. Dessenungeachtet bleiben Prägungen der Volkssprache durch das antike Latein und die römische Jurisprudenz des Altertums bestehen. In dem 20. Jahrhundert macht sich zunehmend angloamerikanischer Einfluss bemerkbar. S. Google
Lit.: Schulze, U., Lateinisch-deutsche Parallelurkunden, 1975; Köbler, G., Lateinisch-germanistisches Lexikon, 2. A. 1984; Hattenhauer, H., Zur Geschichte der deutschen Rechtes- und Gesetzessprache, 1987; Sprache, Recht, Geschichte, hg. v. Eckert, J. u. a., 1991; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991; Sousa Costa, A. de, Studien zu volkssprachlichen Wörtern in karolingischen Kapitularien, 1993; Bertelsmeier-Kierst, C., Zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozess des Rechts im 13. Jahrhundert, 2008; Brunner, T., Le passage aux langues vernaculaires dans les actes de la pratique en Occident, (in) Le Moyen Age 115 (2009), 29ff.
Volkstribun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. tribunus [M.] plebis) ist in dem altrömischen Recht das seit 494 v. Chr. anerkannte Sonderorgan der Plebejer. Der Volkstribun ist unverletzlich. Jeder der zehn auf je ein Jahr gewählten Volkstribune muss Plebejer sein. Er leitet die Versammlung der Plebejer und hat ein Einspruchsrecht (Interzessionsrecht) gegen Handlungen eines Magistrats (beispielsweise Konsuls) gegen einen Bürger sowie ein Vetorecht gegen Senatsbeschlüsse. In dem Prinzipat beansprucht der Prinzeps die von dem Amt gelöste Amtsgewalt (lat. tribunicia potestas [F.]).
Lit.: Köbler, DRG 18; Söllner §§ 6, 13, 14; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988
Volksverhetzer s. Volksverhetzung
Volksverhetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – anders als Volksverhetzer – nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verhetzung des Volkes
Lit.: Rohrßen, B., Von der Anreizung zum Klassenkampf zur Volksverhetzung (§ 130 StGB), 2009
Volksverrat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – in Gegensatz zu Volksverräter – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Verrat des eigenen Volkes an Fremde. Der Volksverrat wird nach Tacitus bei den Germanen durch Aufhängen des Verräters verfolgt.
Lit.: Köbler, DRG 71
Volksversammlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Hoogle belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Versammlung der freien Angehörigen eines Volkes. Sie ist in frühen Zeiten wohl das allgemeine Organ des Volkes. In dem altrömischen Recht finden sich etwa (lat.) comitia (N.Pl.) curiata (nach Kurien oder Geschlechtern gegliedert), comitia centuriata (nach Vermögensklassen in Zenturien gegliedert, Wahl der Konsuln und Prätoren), Tributkomitien (nach lokalen Bezirken, tribus gegliedert, Wahl der niederen Magistrate) und Versammlung der (lat. [F.]) plebs. Die Volksversammlung wird von Beamten einberufen und kann deren Anträge nur annehmen oder ablehnen. Mit dem Prinzipat des Augustus verschwindet die Volksversammlung. Die Volksversammlung der Germanen und des Frühmittelalters entscheidet vermutlich in allen allgemein wichtigen Angelegenheiten. Mit der Ausdehnung einer Herrschaft tritt sie notwendigerweise zurück. Überreste finden sich in der Landsgemeinde Schweizer Kantone (in Appenzell-Außerrhoden 1997 abgeschafft) und in Demonstrationsversammlungen.
Lit.: Söllner §§ 4, 5, 6, 10, 14; Köbler, DRG 18, 20, 69, 70, 83; Hahndorf, S., Die Volksversammlung, 1848; Liebermann, F., The national assembly in the Anglo-Saxon period, 1913
Volksvertretung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschenGegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Vertretung des Volkes durch Abgeordnete. →Parlament
Lit.: Die geschichtlichen Grundlagen der modernen Volksvertretung, hg. v. Rausch, H., Bd. 1f. 1974ff.
Volkswirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Absolvent des Studiums der Volkswirtschaftslehre. S. Google
Volkswirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Nationalökonomie) ist die gesamte Wirtschaft eines Volkes oder Staates (in Gegensatz zu der Wirtschaft des einzelnen Betriebs, Betriebswirtschaftslehre, beginnend mit Gründung der ersten Handelshochschule 1898). Geschichtlich folgen an Schulen oder Strömungen wirtschaftlichen Denkens einzelnen Vorläufern des Altertums und des Mittelalters Merkantilismus, Physiokratismus, klassischer Liberalismus, Sozialismus, Historismus und Grenznutzenlehre. An dem Ende des 20. Jahrhunderts stehen Neoklassik, Institutionenökonomik, Keynesianismus, Neoliberalismus und evolutorische Wirtschaftstheorie nebeneinander. S. Google
Lit.: Sombart, W., Die deutsche Volkswirtschaft, 8. A. 1954; Schumacher, H., Die Wirtschaft in Leben und Lehre, 1943; Kolb, G., Geschichte der Volkswirtschaftslehre, 1998
voll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vollständig, vollkommen, gefüllt
Vollbort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aberi n Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zustimmung
Vollenhoven, Cornelis van (1874-1933) wird nach dem Studium von Sprachen, Philosophie und Recht Verwaltungsbeamter in dem niederländischen Kolonialministerium und 1901 Professor für Staatsrecht und Verwaltungsrecht der Kolonien. Er vertritt die Ansicht, dass die europäischen Rechtsvorstellungen nicht den niederländisch-ostindischen Gebieten gemäß seien. Sein Hauptwerk untersucht das Gewohnheitsrecht (Adat) Niederländisch-Ostindiens. S. Google
Lit.: Vollenhoven, C. van, Het adatrecht, Bd. 1ff. 1918ff.; Zestig juristen, 1987, 377; de Kanter-van Hettinga Tromp, B./Eyffinger, A., Cornelius van Vollenhoven, 1992
volljährig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj., 1590) auf Grund des Alters (von gegenwärtig 18 Jahren) voll geschäftsfähig
Volljährigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1739, volljährig 1590, Volljährigkeitserklärung 1863) ist das Lebensalter, mit dem die unbeschränkte Geschäftsfähigkeit erreicht wird. Die Volljährigkeit ergänzt in dem römischen Recht um 200 v. Ch. (Lex Laetoria) die ältere Mündigkeit und verdrängt in der frühen Neuzeit die ältere →Mündigkeit nach deutschem Recht weitgehend. Sie tritt nach römischem Recht meist mit 25 Jahren ein (in dem deutschen Reich zuerst in dem Deutschenspiegel von etwa 1275, dagegen so genannter Auctor vetus 24, Sachsenspiegel Lehnrecht 21). Dem folgt das gemeine Recht, während man in den altpreußischen Provinzen (1790, ALR 1794) und in Österreich (1753-1919) in dem 19. Jahrhundert mit 24 Jahren volljährig wird. Das französische Recht, das sächsische Recht, später Preußen (9. 12. 1876) (Deutsches Reich 17. 2. 1875) und das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) lassen sie mit 21 beginnen. Das 20. Jahrhundert setzt die Volljährigkeit wohl hauptsächlich wegen der Zulässigkeit des Erwerbs der Erlaubnis zu dem Führen eines Kraftfahrzeugs bereits vor diesem Zeitpunkt weiter herab (Deutschland 1. 1. 1975 18, Deutsche Demokratische Republik 17. 5. 1950 18, Österreich 1. 7. 1971 19, 1. 7. 2001 18, Schweiz 20, 1. 1. 1996 18).
Lit.: Kaser § 14; Hübner; Köbler, DRG 160, 207, 266; Eckhardt, K., Die Volljährigkeitsgrenze von 24 Jahren, ZRG GA 61 (1941), 1; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Volljährigkeitserklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1863) Erklärung der Erreichung der Volljährigkeit
Vollmacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1372) ist die durch →Rechtsgeschäft erteilte Vertretungsmacht. Sie erscheint dort, wo →Stellvertretung zulässig ist. 1866 weist Paul Laband (1838-1919) die Notwendigkeit der Trennung von Innenverhältnis zwischen handelnder und betroffener Person (Mandat, Auftrag) und Außenverhältnis zwischen handelnder und dritter Person (Vollmacht) entsprechend dem Abstraktionsprinzip nach. S. Google
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 3; Köbler, DRG 208, 238, 266; Müller-Freienfels, W., Die Abstraktion der Vollmachterteilung, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 144; Müller, U., Die Entwicklung der direkten Stellvertretung, 1969; Albrecht, G., Vollmacht und Auftrag, 1970; Bader, P., Duldungs- und Anscheinsvollmacht, 1978; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
vollstreckbar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) vollstreckungsfähig
vollstrecken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verwirklichen, durchsetzen
Vollstreckung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zwangsweise Durchsetzung eines Anspruchs oder einer Anordnung. In dem altrömischen Recht geschieht die Vollstreckung in dem Legisaktionenverfahren mit Hilfe der →Legisaktion durch Handanlegen (lat. [F.] →legis actio per manus iniectionem) und der Legisaktion durch Pfandergreifen (lat. →legis actio [F.] per pignoris capionem) bzw. bei den Klagansprüchen auf eine Sache meist durch den eigenmächtigen Zugriff auf die Sache. Das Strafurteil wird durch die Magistrate und ihre Hilfspersonen vollstreckt. In dem klassischen römischen Recht ersetzt die (lat.) →actio (F.) iudicati die Legisaktion durch Handanlegen, wobei hauptsächlich auf den Menschen zugegriffen wird (Schuldknechtschaft). In dem Kognitionsverfahren kann allmählich ein einzelner Gegenstand weggenommen und ausgehändigt oder versteigert werden. Vollstreckt wird in dem Amtsbetrieb. Möglich ist eine Gesamtvollstreckung (→Konkurs). Bei den Germanen muss die Partei zu der Vollstreckung Selbsthilfe üben. Die Tötung von Volksverrätern und Unzüchtigen wird wohl von der Allgemeinheit ausgeführt. In dem Frühmittelalter wird die zuvor selbständig vorzunehmende Pfändung von der Genehmigung des Richters (Grafen) abhängig gemacht oder überhaupt Amtsträgern überlassen. In dem Hochmittelalter und Spätmittelalter erfolgt die Vollstreckung durch Büttel oder Fronboten durch öffentliche →Pfändung von beweglichen Sachen und Grundstücken, die in dem Falle der Nichtauslösung meist veräußert werden. Hilfsweise ist →Schuldhaft möglich. Für die oberen Gesellschaftsschichten ist das Einlager bedeutsam. →Arrest und →Konkurs werden ausgebildet. Die Pfandnahme ohne Erlaubnis des Richters wird (im Mainzer Landfrieden von 1235) dem Raub gleichgestellt. Die peinliche →Strafe wird von dem Henker als berufsmäßigem Scharfrichter vollstreckt. In der frühen Neuzeit wird die Vollstreckung reichskammergerichtlicher Urteile den Reichskreisen übertragen. Bereits die Landesordnung Bayerns von 1501 sieht eine ausschließliche Pfändung durch Amtsträger vor. Zu dem Regelfall der Vollstreckung wird die Vollstreckung in das Vermögen. Der Codex iuris Bavarici iudiciarii (lat., Gesetzbuch des Gerichtsrechts Bayerns) des Jahres 1753 trennt zwischen Einzelvollstreckung und Konkurs. Allmählich befasst sich die Wissenschaft mit der Vollstreckung. In dem 19. Jahrhundert wird das Vollstreckungsverfahren (Zwangsvollstreckung) allgemein besonders gesetzlich geregelt (→Zivilprozessordnung, →Strafprozessordnung). Vollstreckungsorgane in dem Zivilprozess sind Gerichtsvollzieher, Vollstreckungsgericht, Prozessgericht und Grundbuchamt. Die Schuldhaft wird beseitigt (1868). Die Strafvollstreckung (Strafvollzug) wird allmählich humanisiert und später durch die Resozialisierungsidee mitgeprägt und verrechtlicht. S. Google
Lit.: Kaser §§ 85, 87; Köbler, DRG 19, 33, 34, 56, 70, 86, 116, 117, 118, 119, 156, 202, 232; Briegleb, H., Geschichte des Exekutionsprozesses, 2. A. 1845; Amira, K. v., Das altnorwegische Vollstreckungsverfahren, 1874, Neudruck 1965; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 2 1879, Neudruck 1973, 268; Planitz, H., Die Entwickelung (!) der Vermögensvollstreckung im salfränkischen Rechte, 1909 (Habilitationsschrift); Planitz, H., Die Vermögensvollstreckung, 1912; Haff, K., Vollstreckungsordnung für das fürstbischöflich augsburgische Pflegeamt Füssen vom Jahre 1585, ZRG GA 34 (1913), 435; Schönfeld, W., Die Vollstreckung der Verfügungen von Todes wegen, ZRG GA 42 (1921), 240; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, 1966; Elsener, F., Die Exkommunikation als prozessuales Vollstreckungsmittel, (in) FS E. Kern 1968, 69; Lippross, O., Grundlagen und System des Vollstreckungsschutzes, 1983; Sellert, W., Vollstreckung und Vollstreckungspraxis, (in) FS W. Henckel, 1995, 817; Hofmann, D., Die Entwicklung und Bedeutung der Vereitelung der Zwangsvollstreckung, Diss. jur. Mainz 1997; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004
Vollstreckungsklausel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. clausula [F.] executorialis) ist der seit der frühen Neuzeit aus der Klausel, dass der Schuldner das Urteil binnen einer Frist vollziehen soll, entwickelte Vermerk des Urkundsbeamten auf der vollstreckbaren Ausfertigung eines Vollstreckungstitels, der die Vollstreckbarkeit bescheinigt und für die Durchführung der Vollstreckung erforderlich ist (Titel, Klausel, Zustellung). S. Google
Lit.: Wetzell, G., System des ordentlichen Zivilprozesses, 1861, 3. A. 1878; Kohler, J., Zur Geschichte der exekutorischen Urkunde in Frankreich, ZRG GA 8 (1887), 120
volonté (F.) générale (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, franz. [F.]) Allgemeinwille
Voltaire (eigentlich Arouet), François-Marie (Paris 21. 11. 1694–30. 5. 1778), Notarssohn, wird nach Aufenthalten in England (1726-1729), Lothringen, Preußen und Genf durch die Gesamtheit seiner vielen Schriften einer der wichtigsten Vertreter der →Aufklärung. S. Google
Lit.: Voltaire, hg. v. Baader, H., 1980; Lange, J., Voltaire, (in) JuS 1998, 491
Volumen (parvum) (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat. [N.] [kleiner] Band) sind die Bücher 10 bis 12 des →Codex Justinians samt glossierten Novellen und Institutionen. S. Google
Vom Rechte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) ist der Titel einer spätmittelalterlichen Rechtsquelle.
Lit.: Speicher, S., Vom Rechte, 1986
von (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) aus, weg
von Gottes Gnaden (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar) →Dei gratia
Lit.: Kern, F., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im frühen Mittelalter, 1912, 7. A. 1980
Vonnisse von Damme (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) sind eine flämische Fassung der →Rôles d’Oléron.
vor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) früher, vorher
Vorarlberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das zwischen Bodensee und (vor dem) Arlberg gelegene, in der Völkerwanderungszeit alemannisch besiedelte Gebiet, das seit dem Spätmittelalter stückweise (1375 Feldkirch, 1523 Bregenz, 1814 Lustenau) an →Habsburg gelangt, dort meist gemeinsam mit Tirol von Innsbruck aus verwaltet wird und seit 1918 selbständiges Land Deutschösterreichs, seit 1920 Bundesland →Österreichs ist (1939-1945 Reichsgau Tirol, bis 1955 unter Besatzung Frankreichs).
Lit.: Köbler, DRG 220; Köbler, Historisches Lexikon; Baltl/Kocher; Brunner, A., Die Vorarlberger Landstände, 1929; Welti, L., Geschichte der Reichsgrafschaft Hohenems und des Reichshofes Lustenau, 1930; Bundsmann, A., Die Entwicklung der politischen Verwaltung in Tirol und Vorarlberg, 1961; Das Vorarlberger Landesarchiv, hg. v. Burmeister, K. u. a., 1969; Burmeister, K., Die Vorarlberger Landsbräuche und ihr Standort in der Weistumsforschung, 1970; Bilgeri, B., Geschichte Vorarlbergs, Bd. 1ff. 1971ff., 2. A. 1972ff.; Vorarlberger Weistümer, Bd. 1, hg. v. Burmeister, K., 1973; Welti, L., Siedlungs- und Sozialgeschichte von Vorarlberg, hg. v. Grass, N., 1973; Witzig, D., Die Vorarlberger Frage, 2. A. 1974; Janotta, C., Das Privilegienbuch der Stadt Feldkirch, 1979; Quellen zur Geschichte der Stadt Bregenz, hg. v. Niederstätter, A., 1985; Burmeister, K., Geschichte Vorarlbergs, 4. A. 1998; Hoch- und Spätmittelalter zwischen Alpen und Bodensee, hg. v. Hartung, W. u. a., 1992; Nachbaur, U., Vorarlberger Territorialfragen 1945 bis 1948, 2007; Feurstein, C., Wirtschaftsgeschichte Vorarlbergs, 2009; Klausmann, H., Kleiner Sprachatlas von Vorarlberg und Liechtenstein, 2012 (8 und 3 Sprachlandschaften); Niederstätter, A., Vorarlberg im Mittelalter, 2014; Niederstätter, A., Vorarlberg 1523 bis 1861, 2015; Pichler, M., Das Land Vorarlberg 1861 bis 2015, 2015
voraus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) vorher
Voraus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Anspruch des überlebenden Ehegatten auf die zu dem ehelichen Haushalt gehörenden Gegenstände und die Hochzeitsgeschenke. Der Voraus ist sachlich dem römischen Recht ansatzweise bekannt. Er findet sich auch in dem Spätmittelalter neben →Heergewäte und →Gerade. Der eheliche Voraus wird 1896/1900 in das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches und 1914 in das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (§ 758) Österreichs aufgenommen.
Lit.: Hübner; Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts, Bd. 1ff. 1863ff., Neudruck 1967; Hirschhorn, M., Der Voraus und der Dreißigste, 1908; Wesener, G., Der Voraus des überlebenden Ehegatten, (in) FamRZ 6 (1959), 84
Vorausvermächtnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. [N.] praelegatum, legatum per praeceptionem) ist das sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Vermächtnis einzelner Gegenstände an einen Erben, so dass dieser Erbe zugleich Vermächtnisnehmer wird.
Lit.: Kaser § 76 II 3b; Rudolf, I., Teilungsanordnung und Vorausvermächtnis, 1966
Vorbehalt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Voraussetzung
Vorbehalt des Gesetzes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem 19. Jahrhundert (beispielsweise § 5 VI des Grundgesetzes Sachsen-Weimars von 1816) der Grundsatz, dass ein Eingriff in ein Rechtsgut eines Einzelnen (beispielsweise Freiheit, Eigentum) von einer Gestattung durch ein →Gesetz abhängig ist. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 199; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005; Schmidt-Bleker, R., Legislative Defizite im Schulrecht der preußischen konstitutionellen Monarchie, 2005
Vorbehaltsgut (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist bei der ehelichen Gütergemeinschaft das besondere, aus dem Gesamtgut ausgeschlossene, der alleinigen Zuständigkeit und selbständigen Verwaltung durch den einzelnen Ehegatten vorbehaltene Gut. Es findet sich bereits in dem Mittelalter (beispielsweise bei →Morgengabe). Von den vernunftrechtlichen Gesetzbüchern (Allgemeines Landrecht Preußens 1794, Code civil 1804, Allgemeines Bürgerliches Gesetzbuch Österreichs 1811) wird es anerkannt. S. Google
Lit.: Hübner 669; Schröder, R., Das eheliche Güterrecht, 1900, Neudruck 1967
vordere (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 763/764? [Lex Ribvaria] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache [vorder] und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj. [Komp.]) vorangehend
Vorderösterreich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belkegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der in dem deutschen Südwesten gelegenen Güter Habsburgs bzw. Österreichs seit dem Spätmittelalter (mit dem Hauptort Freiburg im Breisgau). Ein Teil hiervon bildet später →Vorarlberg, ein anderer geht zwischen 1799 und 1805 in Baden (Breisgau), Württemberg und Frankreich auf. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schwarzweber, J., Die Landstände Vorderösterreichs im 15. Jahrhundert, 1908; Vorderösterreich, hg. v. Metz, F., 1967, 3. A. 1978; Quarthal, F./Wieland, G., Die Behördenorganisation Vorderösterreichs, 1977; Seidel, K., Der Oberelsass, 1980; Vorderösterreich in der frühen Neuzeit, hg. v. Maier, H. u. a., 1989; Vorderösterreichische Regierung und Kammer 1753-1805, bearb. v. Haggenmüller, M. u. a., 1999ff.; Speck, D., Vorderösterreich, 2010; Vorderösterreichisches Appellationsgericht und vorderösterreichische Landrechte 1782-1805, 2013
Voreid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der vor Abgabe einer Erklärung zu leistende Eid. Er erscheint bereits in dem Frühmittelalter. Ein möglicher Zusammenhang mit dem Kalumnieneid ist ungeklärt. S. Google
Lit.: Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973
Vorerbe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Erbe, der in der Weise zunächst zu der Erbschaft berufen ist, dass nach ihm zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt (Nacherbfall) ein anderer Erbe (Nacherbe) wird. Eine Nacherbschaft ist in dem römischen Recht an sich ausgeschlossen, wird aber auf dem Weg über ein →Fideikommiss dennoch erreicht. Mit der Aufnahme des Testaments in dem Heiligen römischen Reich (13. Jahrhundert) wird auch die Vorerbschaft möglich (beispielsweise Friedberg Ende 14. Jahrhunderts). Das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) schränkt die Vorerbschaft aus liberalen Überlegungen auf einen Zeitraum von 30 Jahren ein. S. Google
Lit.: Kaser §§ 65 II 4, 68 II 4, 78 I; Hübner; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985; Schartl, R., Das Privatrecht der Reichsstadt Friedberg, Diss. jur. Gießen 1987; Eckert, J., Der Kampf um die Familienfideikommisse, 1992; Straub, S., Zur Entstehung der Vor- und Nacherbfolge im Bürgerlichen Gesetzbuch, ZRG GA 120 (2003), 235
Vorkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) vorheriger Kauf
Vorkaufsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., 1691) ist das einer Person zustehende Recht, einen Gegenstand von dem Verpflichteten zu erwerben, sobald dieser den betreffenden Gegenstand an einen Käufer verkauft. Das Vorkaufsrecht ist dem römischen Recht an sich zunächst unbekannt, erscheint in unterschiedlichen Einzelfällen aber dann doch. Ihm steht in dem deutschen Bereich das →Näherrecht gegenüber. In der frühen Neuzeit wird beides miteinander vermischt. Die vernunftrechtlichen Gesetzbücher (1794ff.) nehmen das Vorkaufsrecht auf und teilen ihm teils nur schuldrechtliche, teils auch sachenrechtliche Wirkung zu. S. Google
Lit.: Kaser §§ 23 II 2, 30 I 2, 41 VII; Kroeschell, DRG 2; Frommhold, G., Über die Geschichte des Familienvorkaufsrechts, ZRG GA 32 (1911), 337; Wesener, G., Vorkaufs- und Einstandsrecht der „gesippten Freunde“, (in) Gedächtnisschrift R. Schmidt, 1966, 535; Schurig, K., Das Vorkaufsrecht, 1975; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1 1985, 383; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
vorlesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vor mindestens einem und für mindestens einen anderen Menschen laut lesen
Vorlesung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen in Zusammensetzungen Probevorlesung, Sommervorlesung, Vorlesungsabend, Vorlesungsanziege, Vorlesungsgabe, Vorlesungsheft, Vorlesungsmarter, Vorlesungstext, vorlesungsversuch und Vorlesungsverzeichnis – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. [F.] praelectio) ist die in dem Vorlesen und Erklären eines (geschriebenen) Textes (beispielsweise Digesten) durch einen in Gegensatz zu seinen nachschreibenden Hörern bereits über den Text Verfügenden bestehende älteste Lehrveranstaltung der Universität. Gedruckte Verzeichnisse von Vorlesungen sind seit dem 16. Jahrhundert erhalten (Dillingen 1564-1614, Helmstedt unregelmäßig seit etwa 1585, beständig seit etwa 1600, Herborn vielleicht seit 1585, Jena seit 1591). Sie zeigen durch die allmähliche Aufnahme privater Vorlesungen den Wandel von dem schulischen Lehrplan zu der wirtschaftlich ausgerichteten Lehrfreiheit an den protestantischen Universitäten der Aufklärung. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 106; Schröder, K., Vorläufiges Verzeichnis der in Bibliotheken und Archiven vorhandenen Vorlesungsverzeichnisse, 1964; Köbler, G., Erlanger juristische Vorlesungen, (in) Jb. f. fränk, Landesforschung 27 (1967), 241; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff.; Schröder, J., Wissenschaftstheorie, 1979; Köbler, G., Gießener juristische Vorlesungen, 1982, 2. A. 2003 (elektronisch, Internet); Blanke, H., Bibliographie der in periodischer Literatur abgedruckten Vorlesungsverzeichnisse, (in) Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 6 (1983), 205, 10 (1987), 17, 11 (1988), 105; Schröder, J., Vorlesungsverzeichnisse als rechtsgeschichtliche Quelle, (in) Die Bedeutung der Wörter, 1991, 383; Vorlesungsverzeichnisse der Universität Königsberg, hg. v. Oberhausen, M. u. a., 1999; Apel, H., Die Vorlesung, 1999; Gelehrte Wissenschaft. Das Vorlesungsprogramm der Universität Jena um 1800, hg. v. Bach, T. u. a., 2008; Die Vorlesungen der Berliner Universität 1810-1834, hg. v. Virmond, W., 2010; Dusil, S. u. a., Ungedruckte Quellen zur Geschichte der Rechtswissenschaft des 19. und 20. Jahrhunderts, ZRG GA 131 (2014), 473
Vormärz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die von fürstlicher Reaktion (Karlsruher Beschlüsse 1819) auf liberale Forderungen (Wartburgfest 1817, Hambacher Fest 1832) gekennzeichnete Zeit vor dem März 1848 in dem →Deutschen Bund. Bereits in dem Vormärz werden verschiedene Verfassungen erlassen. Seit dem März 1848 treten bedeutende allgemeine Veränderungen ein. S. Google
Lit.: Dunk, H. v. d., Der deutsche Vormärz, 1966; Brandt, H., Landständische Repräsentation im deutschen Vormärz, 1968; Conze, W., Staat und Gesellschaft im deutschen Vormärz, 2. A. 1970; Boldt, W., Deutsche Staatslehre im Vormärz, 1975; Wende, P., Radikalismus im Vormärz, 1975; Vormärz und Revolution, hg. v. Fenske, H., 1976; Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, Teil 1f. 1979; Deutsche Juristen im Vormärz (Briefe), hg. v. Strauch, D., 1999; Zamoyski, A., Phantome des Terrors, 2016; Europa im Vormärz, hg. v. Ries, K. 2016; Bleek, W., Vormärz – Deutschlands Aufbruch in die Moderne, 2019; Vormärz-Handbuch, hg. v. Eke, N., 2020
vormerken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vorher merken, vorher hinweisen, vorher eintragen
Vormerkung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1713) ist die vorläufige Grundbucheintragung zu der Sicherung eines Anspruchs auf Eintragung einer Rechtsänderung. Sie wird in dem ersten Ansatz in Preußen 1750 sichtbar und übernimmt in dem 19. Jahrhundert die Aufgaben des (lat.) →ius (N.) ad rem (Recht zu der Sache). Sie soll ursprünglich die Aufgabe erfüllen, die später dem Widerspruch zukommt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 212; Schubert, W., Die Entstehung der Vorschriften des BGB über Besitz und Eigentumsübertragung, 1966; Günther, P., Die historische Entwicklung der Vormerkung, Diss. jur Bielefeld 2000; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Vormund (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort um 950 belegt) ist, wer durch Anordnung des Vormundschaftsgerichts zu der Führung einer amtlich verordneten, verwaltenden Fürsorgetätigkeit für Minderjährige (bzw. Frauen und [früher] entmündigte Volljährige) bestellt ist. Der Vormund (lat. [M.] tutor) ist dem römischen Recht wie vielleicht rechtstatsächlich auch dem germanischen Recht bekannt, doch erscheint ahd. foramundo erst vereinzelt in dem 10. Jahrhundert. Meist ist der nächste männliche Verwandte (Bruder, Vatersbruder u. s. w.) Vormund. Er hat eine treuhänderische Gewalt über Person und Vermögen des Mündels und damit vor allem Rechte, muss aber für den Unterhalt des Mündels sorgen. Bereits seit dem Frühmittelalter unterfällt er wegen der Missbrauchsgefahr einer von der Kirche geförderten öffentlichen Aufsicht (Obervormundschaft). Hieraus entwickelt sich in der Neuzeit das Vormundschaftsgericht. Die Vormundschaft endet grundsätzlich mit der Volljährigkeit. Der Codex Maximilianeus Bavaricus civilis verlegt die vormundschaftlichen Rechte der Familie teilweise auf den Staat, worin das Allgemeine Landrecht Preußens 1794 folgt., während der Code civil von 1804 den Familienrat entscheidend sein lässt. 1875 erlässt Preußen eine besondere bahnbrechende Vormundschaftsordnung, die den Vormund weitgehend selbständig ein Amt unter Aufsicht des Staats ausüben lässt. Das Bürgerliche Gesetzbuch des Deutschen Reiches von 1900 bringt die Zulassung der Amtsvormundschaft und der Anstaltsvormundschaft und die Anerkennung der elterlichen Gewalt der Mutter über ihr Kind. Weitere Änderungen schaffen das Jugenwohlfahrtsgesetz von 1922 (Verallgemeinerung der Amtsvormundschaft über uneheliche Kinder), das Gleichberechtigungsgesetz von 1947, das Familienrechtsänderungsgesetz von 1961, das Nichtehelichengesetz von 1969, das Gesetz zu der Neuregelung des Rechtes der elterlichen Sorge von 1979 und das Betreuungsgesetz von 1999, das die Entmündigung mit anschließender Vormundschaft abschafft. Seit 1. 1. 1992 gibt es in der Bundesrepublik Deutschland statt der Vormundschaft über Volljährige die →Betreuung. Ein besonderer Familienrat wird 1979 gestrichen. Das besondere Vormundschaftsgericht endet mit dem FGG-Reformgesetz von 2008. In Österreich ist mit dem Inkrafttreten des Kindschaftsrechtsänderungsgesetzes 2001 (BGBl. I 2000, 135) die 1970 auch für die Frau eröffnete Vormundschaft beseitigt und durch die Obsorge einer anderen geeigneten Person ersetzt, wobei Amtsobsorgeschaft des Jugendwohlfahrtsträgers nur für in dem Inland gefundene Kinder unbekannter Eltern vorgesehen ist. S. Google
Lit.: Kaser §§ 62, 63; Söllner §§ 8, 11; Hübner § 100; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 36, 88, 121, 160, 210, 268; Kraut, T., Die Vormundschaft, Bd. 1f. 1835ff. http://www.koeblergerhard.de/Fontes/KrautWilhelmTheodorDieVormundschaftNachDenGrundsaetzenDesDeutschenRechts1835Bd1.pdf; Rive, F., Geschichte der deutschen Vormundschaft, Bd. 1ff. 1862ff. http://www.koeblergerhard.de/Fontes/RiveFriedrichGeschichteDerDeutschenVormundschaft1862Bd1.pdf; Schlüter, R., Das Vormundschaftsrecht in den Kodifikationen, 1961; Tetzlaff, W., Der Kaiser als Obervormund, Diss. jur. Frankfurt am Main 1965; Pelz, F., Die Vormundschaft in den Stadt- und Landrechtsreformationen, 1966; Kranz, E., Die Vormundschaft im mittelalterlichen Lübeck, Diss. jur. Kiel 1967; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991, 357; Taupitz, J., Von der entrechtenden Bevormundung zur helfenden Betreuung, (in) JuS 1992, 1; Signori, G., Geschlechtsvormundschaft und Gesellschaft, ZRG 116 (1999), 119; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Vormundschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 950 belegt, (lat. [F.] tutela) →Vormund
L.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Heider, M., Die Geschichte der Vormundschaft seit der Aufklärung, 2011
Vormundschaftsgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für die Vormundschaft zuständige Gericht, das in der Bundesrepublik Deutschland seit 1. 9. 2009 in das Familiengericht eingegliedert ist.
Lit.: Schreiber, R., Die Abgrenzung der Zuständigkeiten von Familiengericht und Vormundschaftsgericht, 1982
Vorname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1482 als Übersetzung von lat. [N.] praenomen belegt) ist (in dem germanisch-deutschen Bereich) der ursprünglich alleinige →Name des Menschen, der seit dem Übergang von dem Frühmittelalter zu dem Hochmittelalter wegen der allgemeinen Verdichtung allmählich um den vielfältigeren Familiennamen ergänzt wird (Venedig seit 9. Jahrhundert), der sich danach und vor allem seit dem 18. Jahrhundert zunehmend in den Vordergrund schiebt und etwa in der Bibliographie bei der alphabetischen Ordnung von Verfassern und letztlich auch von ihnen verantworteten Werken Vorrang vor dem weniger Unterscheidungskraft aufweisenden Vornamen hat.
Vorparlament (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische sowie mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Versammlung zu der Vorbereitung eines Parlaments (beispielsweise Frankfurt am Main 1848).
Lit.: Nipperdey, T., Deutsche Geschichte, 1983, 606
Vorrang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und mittelbar das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Vorzug, bessere Stelle
Vorrang des Gesetzes (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Französische und mittelbar das Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Vorrang des formellen Gesetzes vor jeder anderen staatlichen Willenserkärung seit dem 19. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 199
Vorrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Sonderrecht, Privileg
Vorsate →Vorsatz
Lit.: Löning, G., Vorsate und vorrat, ZRG GA 61 (1941), 266
Vorsatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort um 1250 belegt, lat. [M.] dolus) ist in dem Strafrecht der Wille zu der Verwirklichung eines Straftatbestands in Kenntnis all seiner Tatumstände, in dem Privatrecht das Wissen und Wollen des rechtswidrigen Erfolgs in dem Bewusstsein der Rechtswidrigkeit. Der Vorsatz ist so alt wie das willensgetragene menschliche Verhalten. Als solcher erfasst wird er von der römischen und der neuzeitlichen Rechtswissenschaft. Diese stellt dem Vorsatz die →Fahrlässigkeit gegenüber.
Lit.: Köbler, DRG 158, 204, 264; Löffler, A., Die Schuldformen des Strafrechts, Bd. 1 1895; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Schaffstein, F., Die allgemeinen Lehren vom Verbrechen, 1930, Neudruck 1973; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
vorsätzlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Vorsatz betreffend, willentlich und wissentlich
Vorsprecher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – anders als vorsprechen – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Vertreter in dem Wort, →Fürsprech, Fürsprecher
votäuschen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) vorgeben, vormachen
Vortäuschen einer Straftat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Vortäuschung [F.] einer Straftat) ist der 1913 in die Diskussion eingebrachte, 1943 gesetzlich festgelegte Straftatbestand des deutschen Strafrechts, nach dem sich jemand dadurch strafbar macht, dass er eine nicht vorhandene Straftat vortäuscht.
Lit.: Bernhard, L., Falsche Verdächtigung (§§ 164, 165 StGB) und Vortäuschen einer Straftat (§ 145d StGB), 2003
Vorurteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das dem Urteil zeitlich vorausliegende Urteil und zwar auch in dem Sinne einer eine Meinung bestimmenden oder ein Urteil prägenden, oft nicht geäußerten Lebenserfahrung. In dem Recht ist eine vorgefasste Meinung eines Richters grundsätzlich rechtswidrig. Sie lässt sich allerdings selten nachweisen. S. Google
Lit.: Horaczek, N./Wiese, S., Handbuch gegen Vorurteile, 2011
Vorverfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein einem eigentlichen Verfahren zeitlich vorangehendes Verfahren (beispielsweise Inquisition in dem spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Inquisitionsprozess). Es dient der Vorbereitung oder Entlastung. In der Gegenwart muss es rechtsstaatliche Anforderungen erfüllen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 117, 263
Vorvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der auf Abschluss eines Vertrags gerichtete, vorbereitende →Vertrag. Er ist sachlich dem römischen Recht bereits bekannt. Er ist gegebenenfalls formbedürftig. Die Verletzung von vor Abschluss eines Vertrags bestehenden Aufklärungspflichten und Sorgfaltspflichten verpflichtet bei →culpa in contrahendo (Verschulden bei Vertragsschluss, Ihering 1861) zu Schadensersatz.
Lit.: Kaser § 39 I 2; Wabnitz, B., Der Vorvertrag, Diss. jur. Münster 1962
Vorzensur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) vorherige →Zensur
votum, vōtum, lat., N., Gelübde, Versprechen, Wunsch, Verlobung, Apul. (um 125-175 n. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vovēre
votum (N.) ad imperatorem (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat.) Vorlage bei dem Kaiser
Lit.: Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973, 346
vovere, vovēre, lat., V., geloben, feierlich versprechen, wünschen, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *eu̯egᵘ̯ʰ-, *eugᵘ̯ʰ-, *u̯egᵘ̯ʰ-, V., feierlich sprechen, geloben, preisen
Vsehrdy, Viktorin Cornelius von (um 1460-1520), Bürgerssohn, wird nach dem artistischen Studium in Prag Artist, 1493 stellvertretender Schreiber des Königreichs →Böhmen. Seit 1495 verfasst er Neun Bücher über die Rechtsordnung des Landes Böhmen. Nach 1501 überarbeitet er dieses bedeutende Werk nochmals. S. Google
Lit.: Vsehrdy, V., O právích zeme ceské knihy devatery, hg. v. Jirecek, H., 1874
vulgar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vulgāris, lat., Adj., allgemein, durchgängig, allen gemein, alltäglich, [86/82 v. Chr.], vgl. vulgus, lat., N., Volk, große Menge, Leute, Bevölkerung, Publikum, mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) das Volk betreffend
vulgaris, vulgāris, volgāris, lat., Adj.: nhd. allgemein, durchgängig, allen gemein, alltäglich, Rhet. Her. (86/82 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. vulgus
Vulgarrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über vulgāris, lat., Adj., allgemein, durchgängig, allen gemein, alltäglich [86/82 v. Chr.] und vulgus, lat., N., Volk, große Menge, Leute, Bevölkerung, Publikum und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen verbindbar, N.) ist das spätantike weströmische Recht (3.-5. Jahrhundert). Es ist gekennzeichnet durch die durchaus nicht von dem Volk, sondern den führenden Schichten ausgehende teilweise propagandistisch bedingte, vulgare Haltung (str.). Sie zeigt sich in einfachem, unverhülltem Zweckstreben, in bildhafter Anschaulichkeit und in gefühlsbetonter rhetorisierter Moralität. Die klassische rechtswissenschaftliche Begrifflichkeit (beispielsweise dominium, possessio) verfällt (str.). Demgegenüber wird sie in dem Osten von →Justinian (527-565) restauriert. Vulgarrechtliche Quellen sind etwa die (lat.) →sententiae (F.Pl.) Pauli, die →regulae (F.Pl.) Ulpiani, die →res (F.Pl.) cottidianae, der →Gaius von Autun, die →Collatio (F.) legum Mosaicarum et Romanarum, die →Consultatio (F.) cuiusdam veteris iurisconsulti, die →interpretationes (F.Pl.) oder die romanistischen →Volksrechte der Westgoten, Burgunder und Ostgoten (str.).
Lit.: Kaser §§ 1 II, 2 II, 3 III; Söllner § 20; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 52, 62; Levy, E., West Roman Vulgar Law, 1951; Wieacker, F., Vulgarismus und Klassizismus im Recht der Spätantike, SB. d. Akad. d. Wiss. Heidelberg 1953; Levy, E., Weströmisches Vulgarrecht, 1956; Stühff, G., Vulgarrecht im Kaiserrecht, 1966; Schmidt, H., Die Vulgarrechtsdiskussion, (in) Funktion und Form, hg. v. Kroeschell, K. u. a., 1996, 1; Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997; Vandendriessche, S., Possessio und dominium im postklassischen römischen Recht, 2006
Vulgarsubstitution (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist in dem römischen Recht die Einsetzung eines Ersatzerben für den einfachen Fall, dass der an erster Stelle Eingesetzte nicht Erbe wird. Die regelmäßige Vulgarsubstitution steht in Gegensatz zu der Pupillarsubstitution, bei der einem unmündigen (lat. [M.]) suus (pupillus) (Hauserben) für den Fall, dass er als Unmündiger sterben sollte, ein Ersatzerbe eingesetzt wird.
Lit.: Kaser § 68 II 5a; Söllner § 11
Vulgata (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Vulgathandschrift vor allem der lateinischen Bibel seit dem 7. Jahrhundert
Vulgathandschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Handschrift einer meistgebrauchten Fassung eines Textes (beispielsweise der →Digesten)
Lit.: Söllner § 22
vulgus, volgus, lat., N., Volk, große Menge, Leute, Publikum, gemeiner Mann, Plaut. (um 250-184 v. Chr.), s. latein_a_z.docx, s. idg. *u̯el- (3), V., drängen, pressen, einschließen
W
Waadt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Vaud, „Wald“) ist das Gebiet zwischen Jura, Genfer See (nördlich des Genfer Sees), Alpen und Saarne, das über Römer, Burgunder und Burgund 1032 zu dem Deutschen Reich gelangt. Nach 1218 gerät es unter den Einfluss der Grafen von Savoyen. 1536 fällt es an Bern. 1616 erhält die Waadt ein eigenes Landrecht. An dem 30. 3. 1798 wird die Waadt Kanton der Helvetischen Republik, 1803 der →Schweiz. Die Verfassung der Waadt stammt von 1885. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Champeaux, E., Le coutumier vaudois de Quisard, 1930; Chapuis, M., Recherches sur les institutions politiques, 1940; Ammann, H., Über das waadtländische Städtewesen, (in) Schweizerische Zs. für Geschichte 4 (1954), 1; Poudret, J., La succession testamentaire dans le pays de Vaud, 1955 (Diss. Lausanne); Bercher, J., Approche systématique de l’ancien droit privé vaudois, 888-1250, 1963; Anex, D., Le servage au pays de Vaud, 1973; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,464, 3,2,1870; Walliser, P., Das Bürgschaftsrecht, 1974; Les sources du droit du canton de Vaud, Bd. 1ff. 1972ff.; Hubler, L., Histoire du Pays de Vaud, 1991
Waal (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., zu lat. aqualis, Adj. Wasser betreffend?) ist (auch) ein landwirtschaftlicher Bewässerungsgraben in dem Vintschgau in Südtirol. Möglicherweise wurden die Waale in dem 12. Jahrhundert angelegt. Ihre arbeitsaufwendige Verwaltung erfolgt genossenschaftlich unter Leitung eines Waalmeisters.
Lit.: Bodini, G., Südtiroler Waalwege, 1996
Wachs (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein von der Biene für die Versorgung ihrer Brut hergestelltes und mit Honig versehenes, von dem Menschen für die Herstellung von Kerzen verwendetes Erzeugnis. S. Google
wachsen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, größer werden
Wachszins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zins in Bienenwachs
Wächter, Carl Joseph Georg Sigismund (Marbach/Neckar 24. 12. 1797-Leipzig 15. 01. 1880), Beamtensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen und Heidelberg (Thibaut) Richter, außerordentlicher Professor (Tübingen 1817) und ordentlicher Professor (Tübingen 1822, Leipzig 1833, Tübingen 1836), 1851 Präsident des Oberappellationsgerichts in Lübeck und 1852 nochmals Professor in Leipzig. Neben einem Lehrbuch zu dem Strafrecht veröffentlicht er seit 1839 ein unvollendetes Handbuch des in dem Königreich →Württemberg geltenden Privatrechts und 1841 eine wichtige Abhandlung zu dem internationalen Privatrecht. S. Google
Lit.: Wächter, P. v., Carl Georg von Wächter, 1891; 500 Jahre Eberhard-Karls-Universität Tübingen, hg. v. Decker-Hauff, H. u. a., Bd. 1 1977; Sandemann, N., Grundlagen und Einfluss der internationalprivatrechtlichen Lehre, Diss. jur. Münster 1979; Laufs, A., Das wirklich geltende, durch den allgemeinen Willen gesetzte Recht, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Jungemann, L., Carl Georg von Wächter, 1999; Zwischen Romanistik und Germanistik, hg. v. Kern, B., 2000; Mauntel, C., Carl Georg von Wächter (1797-1880), 2004
wadiare (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [V.]) wetten, versprechen
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Wadiatio (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wette, Versprechen
Lit: Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1
wadium (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-afrk. [N.]) Wette, Versprechen, Pfand
Lit.: Kroeschell, DRG 1
Waffe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist jeder Gegenstand, der seiner Art nach dazu geeignet ist, Widerstand durch Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt zu verhindern oder zu überwinden. Die Waffe ist bedeutsam in dem Kampf. Sie erleichtert auch Unrechtserfolge. Deshalb wird der Waffengebrauch bereits seit dem Frühmittelalter allmählich eingeschränkt. Seit der Neuzeit bedarf er vielfach behördlicher Erlaubnis und kann strafschärfend wirken. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, WAS; Fehr, H., Das Waffenrecht der Bauern, ZRG GA 35 (1914), 111, 38 (1917), 1; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Krogmann, W., Mit Wehr und Waffen, ZRG GA 83 (1966), 280; Feinstein, A., Waffenhandel, 2012; Pöhlmann, M., Der Panzer und die Mechanisierung des Krieges, 2015
Wagatsuma, Sakae (1897-1973) wird nach dem Rechtsstudium (Hatoyama) 1922 außerordentlicher Professor in Tokio und nach soziologischem Studium in Chicago und Berlin 1927 ordentlicher Professor. In zwei unvollendet gebliebenen Werken (Der Primat des Forderungsrechts, 1927ff., Minpô kôgi, 1933) versucht er eine vorbildliche Verbindung von Systematik und Soziologie. Bei der rechtlich bedeutsamen Abschaffung des japanischen Haussystems nach dem Zweiten Weltkrieg wirkt er maßgeblich mit. S. Google
Lit.: Hôritsugaku to watashi, hg. v. Toshitani, N. u. a., 1967, 1; Wagatsuma, H./Bai, K., Wagatsuma Sakae-sensei no hito to sokuseki, 1993
Wahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die willentliche Entscheidung des Menschen zwischen mehreren Möglichkeiten und die Berufung eines (von mehreren) Menschen zu einer Aufgabe durch Abstimmung. Sie findet sich sachlich bereits zumindest in dem Altertum. In der Kirche werden wohl auch wegen Fehlens von Erbmöglichkeiten Papst, Bischof, Abt und Pfarrer vielfach gewählt. In dem Mittelalter werden König, Bürgermeister, Ratsherren, Schöffen, Rektoren oder Dekane ebenfalls oft durch Wahlen bestimmt. Dabei wird anfangs meist wohl von der Einstimmigkeit der Wahl ausgegangen. Seit dem 12. Jahrhundert ist eine Entwicklung zu der Aufwertung der Einzelstimme erkennbar, die letztlich zu der Anerkennung des Mehrheitsgrundsatzes führt. In dem 19. Jahrhundert (vor allem ab 1848) entsteht allmählich die (nicht zuletzt dem Schutz von Arbeitnehmern dienende) gerheime, gleiche, allgemeine und unmittelbare Wahl (mit Wahlprüfungsverfahren) (Frankreich, Griechenland, 1871 Deutsches Reich, 1890 Spanien, 1905 Finnland, 1907 Norwegen, 1909 Schweden, 1912 Italien), zu der später auch die Frau zugelassen wird (Frauenwahlrecht beispielsweise Australien 1902, Österreich 1918, Deutsches Reich 1919, England 1928, Frankreich 1944). Geregelt wird die Wahl in besonderen Wahlgesetzen oder Wahlordnungen. Unterschieden werden dabei hauptsächlich Mehrheitswahlrecht und Verhältniswahlrecht. Rechtstatsächlich werden zwecks Erhöhung der Wahlbeteiligung in dem späteren 20. Jahrhundert Briefwahlen zugelassen (Deutschland Bundestagswahl 1957). Wahlen werden in der Gegenwart außer durch vielfach haltlose Versprechungen vorrangig in dem Fernsehen entschieden, weshalb die besten Aussichten der Bewerber hat, der sich in den Medien wie etwa dem Fernsehen in Bild, Ton und Gestik besonders einnehmend darstellen kann und grundsätzlich niemand gegen die Mehrheit der vielfach verdeckt handelnden meinungsbildenden Medien bestimmenden Einfluss auf die Erörterung von Sachfragen zu gewinnen vermag, so dass auch hier oft eine Hand die andere waschen kann. Über Rechtsstreitigkeiten bei Wahlen entscheiden letztlich meist Gerichte (Österreich Reichsgericht, 1920 Verfassungsgerichtshof, Wahlgerichtsbarkeit).
Lit.: Köbler, DRG 18, 83, 109, 194, 225, 230, 257; Köbler, WAS; Gerlach, H. v., Die Geschichte des preußischen Wahlrechts, 1908; Hoyer, E., Die Selbstwahl vor, in und nach der Goldenen Bulle, ZRG GA 42 (1921), 1; Vollrath, W., Der parlamentarische Kampf um das preußische Dreiklassenwahlrecht, Diss. jur. Jena 1931; Mitteis, H., Die deutsche Königswahl, 1938, 2. unv. A. 1944, Neudruck 1965, 1981; Schlotterose, B., Die Ratswahlen, Diss. phil. München 1953 masch.schr.; Boyer, L., Wahlrecht in Österreich, Bd. 1 1961; Kurze, D., Pfarrerwahlen im Mittelalter, 1966; Milatz, A., Wähler und Wahlen in der Weimarer Republik, 2. A. 1968; Die Wahl der Parlamente und anderer Staatsorgane, Bd. 1 Europa, hg. v. Sternberger, D. u. a., 1969; Schneider, R., Königswahl und Königserhebung, 1972; Reisinger, R., Die römisch-deutschen Könige und ihre Wähler 1198 bis 1273, 1977; Castorph, B., Die Ausbildung des römischen Königswahlrechtes, 1978; Ehrle, P., Volksvertretung im Vormärz, Bd. 1f. 1979; Gaudemet, J., Les elections dans l’église, 1979; Reuling, U., Die Kur in Deutschland und Frankreich, 1979; Mackie, T./Rose, R., The international Almanac of Electoral History, 2. A. 1982; Lapp, P., Wahlen in der DDR, 1982; Ritter, G./Niehus, M., Wahlen in der Bundesrepublik Deutschland, 1987; Wahlen und Wähler im Mittelalter, hg. v. Schneider, R. u. a., 1990; Ritter, G./Niehus, M., Wahlen in Deutschland, 1991; Rohe, K., Wahlen und Wählertraditionen, 1992; Lässig, S., Wahlrechtskampf und Wahlreform in Sachsen, 1996; Wahlen und Wahlkämpfe in Deutschland, hg. v. Ritter, G., 1996; Nadig, W., Ardet ambitus, 1997; Rosenbusch, U., Der Weg zum Frauenwahlrecht in Deutschland, 1998; Yakobson, A., Elections and Electioneering in Rome, 1999; Strafjustiz und DDR-Unrecht. Dokumentation, hg. v. Marxen, K. u. a., Band 1 Wahlfälschung, 2000; Müller, J., Symbol 89 – Die DDR-Wahlfälschungen, 2001; Wahlen und Wahlrecht, 2001; Hartenstein, W., Dem Wähler auf der Spur, 2002; Arsenschenk, R., Der Kampf um die Wahlfreiheit im Kaiserreich, 2003; Nanninga, F., Wählen in der Reichsgründungsepoche, 2004; Funk, R., Die Wahlprüfung, 2005; Hägele, G./Pukelsheim, F., Die Wahlsysteme des Nicolaus Cusanus, (in) SB. bay. Ak. d. Wiss. 2001-2003, 2004, 103; Wahl und Krönung in Zeiten des Umbruchs, hg. v. Pelizaeus, L., 2008; Technik und Symbolik vormoderner Wahlverfahren, hg. v. Dartmann, C. u. a., 2010; Hundert Jahre allgemeines und gleiches Wahlrecht in Österreich, hg. v. Simon, T., 2010; Mergel, T., Propaganda nach Hitler, 2010; Elections in Europe, hg. v. Nohlen, D. u. a., 2010; Voting for Hitler and Stalin - Elections under 20th Century Dictatorships, hg. v. Jesse, R. u. a., 2011; Magin, M., Wahlkampf in Deutschland und Österreich, 2012: Bader-Zaar, B., Einführung des Frauenwahlrechts – Großbritannien, Deutschland, Österreich und die USA im Vergleich, 2012; Richter, H., Moderne Wahlen, 2017; Wahlkorruption in der frühen Neuzeit, hg. v. Harivel, M. u. a. 2019
wählen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bestimmen, aussuchen
Wähler (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Wahl
Wahlfeststellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die wahldeutige Verurteilung eines Täters aus zwei (oder mehr) Straftatbeständen, von denen zwar nur einer vorliegen kann, aber ungewiss ist, welcher von ihnen vorliegt. Die rechtsstaatlich fragwürdige Wahlfeststellung wird in dem Deutschen Reich an dem 28. 6. 1935 zugelassen, nach 1945 aber grundsätzlich aufgegeben.
Lit.: Köbler, DRG 236
Wahlkapitulation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist seit dem Mittelalter die älteren Wahlversprechen folgende, in der Lage vor der Wahl naheliegende und grundsätzlich nicht einklagbare Zusage eines Bewerbers an die Wähler für den Fall der Wahl in ein Amt (beispielsweise Venedig 1192, Papstwahl 1352 [22. 9. 1695 verboten, allgemeines Verbot 20. Jahrhundert], Heiliges römisches Reich [deutscher Nation] 1292, vor allem seit 1519). Seit dem Westfälischen Frieden von 1648 vereinbaren die Kurfürsten in dem Namen der Reichsstände die 1711 (erfolglos) als ständige [, aber als solche von dem Kaiser nie bestätigte] Wahlkapitulation gefasste Wahlkapitulation (, die an dem Ende des 18. Jahrhunderts 314 Druckseiten umfasst). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 147; Musatti, E., Storia della promissione ducale, 1888; Siemsen, A., Kurbrandenburgs Anteil an den kaiserlichen Wahlkapitulationen von 1689 bis 1742, 1909; Iwand, Die Wahlkapitulationen, 1919; Haider, S., Die Wahlversprechen der römisch-deutschen Könige, 1968; Kleinheyer, G., Die kaiserlichen Wahlkapitulationen, 1968; Pick, E., Die Bemühungen der Stände um eine ständige Wahlkapitulation, 1969; Maier, K., Das Domkapitel von Konstanz, 1990; Empell, H., De eligendo regis vivente imperatore, (in) ZNR 16 (1994), 11; Buschmann, A., Die Rechtsstellung des Kaisers, (in) Gedächtnisschrift H. Hofmeister, 1996, 89; Die Wahlkapitulationen der römisch-deutschen Kaiser 1519-1792, hg. v. Burgdorf, W., 2015 (17); Wahlkapitulationen in Europa, hg. v. Duchhardt, H., 2015; Burgdorf, W., Protokonstitutionalismus – Die Reichsverfassung in den Wahlkapitulationen, 2015
Wahlkindschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Adoption
Wahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist objektiv die Gesamtheit der für eine →Wahl geltenden Rechtssätze und subjektiv das Recht zu wählen (aktives Wahlrecht) oder gewählt zu werden (passives Wahlrecht). In Rom werden die Magistrate der Republik gewählt, in dem Deutschen Reich (grundsätzlich) die Könige, in der christlichen Kirche Bischöfe und Päpste. Anfangs hat möglicherweise der Grundsatz der Einstimmigkeit in dem Vordergrund gestanden. Vielleicht seit dem 13. Jahrhundert setzt sich von der Kirche her der Mehrheitsgrundsatz durch. In dem 19. Jahrhundert gilt in Preußen beispielsweise (bis 1918) das nach der Steuerleistung unterscheidende →Dreiklassenwahlrecht und sind in England nur etwa 5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung wahlberechtigt. Seit 1789, verstärkt seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wird in Frankreich (zunächst erfolglos) ein Familienwahlrecht gefordert. →Frauen erhalten das Wahlrecht in New Jersey 1776 (bis 1807), in Pitcairn 1838, in Wyoming 1869, in Australien 1902, in Finnland 1906, in der Sowjetunion 1917, in dem Deutschen Reich 1919, in Großbritannien 1928, in Frankreich 1944, in Italien 1946, in der Schweiz 1971 und in Kuweit 2005. In Österreich setzt sich das allgemeine, gleiche, unmittelbare und geheime Wahlrecht für Männer 1907 durch, für Frauen 1918. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Boyer, L., Wahlrecht in Österreich, Bd. 1 1961; Schenk, H., Die feministische Herausforderung, 3. A. 1983; Kritzer, P., Zur bayerischen Wahlrechtsreform von 1906, (in) Z. f. bay. LG. 48 (1985), 719; Ruszoly, J., Zwischen ständischer Repräsentation und Volksvertretung, ZRG GA 107 (1990), 409; Weigand, R., Das kirchliche Wahlrecht im Dekret Gratians, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Spalinger, A., Die Proporzbewegung während der dritten Republik Frankreichs, 2003; Bavaj, R., Reform statt Revolution, (in) HZ 278 (2004), 683; Simon-Holtorf, A., Geschichte des Familienwahlrechts in Frankreich (1871 bis 1945), 2004; Schmetterer, G., Das Wahlrecht der ersten Republik, 2009
Wahlschuld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bereits dem römischen Recht bekannte Art der Schuld, bei der mehrere Leistungen in der Weise geschuldet werden, dass (nach Wahl des Gläubigers oder in dem Zweifel auch des Schuldners nur die eine oder die andere zu bewirken ist (beispielsweise ein Schmuckstück oder der Wert in Geld). Geht einer der Gegenstände der Wahlschuld unter, schränkt sich die Wahl entsprechend ein oder endet schließlich der Wahlcharakter der Schuld.
Lit.: Kaser § 34 III 1; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
Wahn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsasprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Erwartung, Hoffnung, Irrglaube
wähnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) glauben, meinen, denken
Wahnsinn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die laienhafte undumgangssprachliche Benennung der Störung der Geistestätigkeit eines Menschen. Irrsinn, →Geisteskranker
wahnsinnig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) irrsinnig, wahnhaft, wahnwitzig
wahr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) wirklich, der Wahrheit entsprechend
Wahrheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wirklichkeit) ist der mit Gründen einlösbare und insofern haltbare Geltungsausspruch über einen Sachverhalt. Die Wahrheit ist eine wichtige Grundlage der Freiheit und Gerechtigkeit (lat. in veritate libertas, in der Wahrheit die Freiheit), die der Lügner und Betrüger bewusst zu eigenem Vorteil und zu fremdem Schaden verlässt. In Untersuchungsverfahren ist die nicht immer gelingende Findung der Wahrheit Ziel des Verfahrens. Zeugen sind zu der Wahrheit verpflichtet, wahren sie aber keineswegs immer. In der Gegenwart nehmen (in der Bundesrepublik Deutschland) die zeitsparenden einvernehmlichen Konfliktlösungen zu Lasten der zeitaufwendigen Beweisaufnahmen zu. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Schwinge, E., Verfälschung und Wahrheit, 1988; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Hofbauer, H., Verordnete Wahrheit, bestrafte Gesinnung, 2012; Kieninger, M., Narkoanalyse, 2011; Autorität und Wahrheit, hg. v. Potestà, G., 2012; Die Wahrheit in den Wissenschaften, hg. v. Kautek, W. u. a., 2015; Recht auf Wahrheit – Zur Genese eines neuen Menschenrechts, hg. v. Brunner, J. u. a., 2016; Foucault, M., Subjektivität und Wahrheit, 2016; Revault d’Allonnes, M., Brüchige Wahrheit – Zur Auflösung von Gewissheiten in demokratischen Gesellschaften, 2019; Pomerantsev, P., Das ist keine Propaganda, 2020; Maxin, F., Juristische Wahrheit – Eine Studie zum richterlichen Tatsachenwissen im 19. Jahrhundert, 2021
Währschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – [ausgenommen als Adjektiv mit der Bedeutung zuverlässig] nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Adjektiv – und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gewährleistung, als Adjektiv zuverlässig
Währschaftsbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit dem Spätmittelalter eine landschaftlich verbreitete Art des →Grundbuchs.
Lit.: Strippel, K., Die Währschafts- und Hypothekenbücher Kurhessens, 1914
Wahrschau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwqrtssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schau des Wahren
Wahrschaubrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das seit dem 14. Jahrhundert in Nordosteuropa erscheinende, an Dritte gerichtete, mit der Wegnahme von Schiff und Gut in dem Fall der Unterstützung eines Feindes drohende Handelsverbot.
Lit.: Böhringer, K., Das Recht der Prise, Diss. jur. Fankfurt am Main 1970
Währung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 900/Anfang 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in der Gegenwart meist gesetzlich geregelte Zahlungsmittel eines Gemeinwesens. In der Zuständigkeit eines Staates steht es, seine Währung zu gestalten (beispielsweise durch Aufwertung oder Abwertung [Währungsreform Deutsches Reich 20./21. 6. 1948]). Möglich ist auch eine Währungsunion mehrerer Staaten durch Vertrag (beispielsweise Währungsunion zwischen Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik 1990, Europäische Währungsunion).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 50, 224, 249; Rittmann, H., Deutsche Geldgeschichte seit 1914, 1986; Die kulturelle Seite der Währung, hg. v. Löffler, B., 2009
Waiblingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Widder, E., Waiblingen, 2005
Waise (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das teilweise (Halbwaise) oder gänzlich (Vollwaise) elternlose →Kind. Es erhält während seiner Unmündigkeit einen →Vormund. In der frühen Neuzeit werden Waisen teilweise mit Armen, Irren und Siechen gemeinsam untergebracht, teilweise aber auch besondere Häuser für Waisen (Waisenhäuser) eingerichtet (Preußen 1885 396 Waisenhäuser mit 19000 Waisen).
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Graetz, H., Beiträge zur Geschichte der Erziehung der Waisen, 1888; Meumann, M., Findelkinder, Waisenhäuser, Kindsmord, 1995; Krause, J., Witwen und Waisen im römischen Reich, 1995; Crespo, M., Verwalten und Erziehen, 2001; Waisenhäuser in der frühen Neuzeit, hg. v. Sträter, U., 2003; Kinder, Krätze, Karitas, hg. v. Veltmann, C. u. a., 2009
Waitz, Georg (Flensburg 9. 10. 1813-Berlin 25. 5. 1886) wird nach dem Studium von Recht und Geschichte in Kiel und Berlin Professor in Kiel (1842), Göttingen (1849) und Berlin (1875). Er leitet die (lat.) Monumenta (N.Pl.) Germaniae Historica (1875-1886). Seit 1844 veröffentlicht er eine achtbändige deutsche Verfassungsgeschichte. S. Google
Walachai (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, F.) ist das Gebiet zwischen Karpaten und Donau, in dem 1330 ein von Ungarn gelöstes Fürstentum entsteht. Seit 1415 wird die Walachai von den →Osmanen (Türken) abhängig. 1862 geht sie in →Rumänien auf. S. Google
Wald (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die mit Forstpflanzen bestückte Erdoberfläche einschließlich der Lichtungen und Waldwiesen. Der Wald wird von dem Menschen in dem Altertum nur an dem Mittelmeer intensiv genutzt und dabei an vielen Stellen beseitigt (beispielsweise Sahara, vor etwa 11000 bis 5000 Jahren grüne Savanne mit Flüssen und Seen sowie üppigen Galeriewäldern). In dem Mittelalter wird er auch sonst durch Landesausbau bzw. Binnenkolonisation wie beispielsweise in der Gegenwart in Brasilien zurückgedrängt. Er ist teilweise königlich (→Forst), teilweise grundherrschaftlich und teilweise genossenschaftlich bzw. gemeinschaftlich. In dem 18. Jahrhundert beginnt eine moderne Waldwirtschaft als bürgerliche Selbstbehauptung gegen aristokratische Jagdnutzung und Waldnutzung der Bauern. In dem 19. Jahrhundert wird der gemeinschaftliche Wald vielfach in Einzeleigentum aufgeteilt. Das Betreten des Waldes ist grundsätzlich jedermann erlaubter Gemeingebrauch. S. Google
Lit.: Hoops, J., Waldbäume und Kulturpflanzen, 1905, Neudruck 1965; Merz, W., Die Waldungen der Stadt Zofingen, 1922; Weiß, L., Studien zur Geschichte der Zürcher Stadtwaldungen, 1924; Graner, F., Geschichte der Waldgerechtigkeiten im Schönbuch, 1929; Deck, S., Étude sur la Forêt d’Eu, 1929; Faesch, J., Die Waldrechte der Hubengenossenschaft Schwamendingen, 1931; Westermann, H., Die Forstnutzungsrechte, 1942; Erler, A., Bäuerliche Waldgerechtsame an der Schwanne im Odenwald, ZRG GA 65 (1947), 348; Hopf, C., Waldnutzung und Waldwirtschaft, Diss. jur. Jena 1952; Frank, G., Die rechtshistorische Entwicklung der Forstrechte im Chiemgau, Diss. jur. München 1957; Kieß, R., Die Rolle der Forsten im Aufbau des württembergischen Territoriums, 1958; Mager, F., Der Wald in Altpreußen als Wirtschaftsraum, 1960; Egli, J., Der Erlosenwald, 1963; Kern, H., Das Kirchspiel Altensteig, 1966; Brandl, H., Der Stadtwald von Freiburg, 1970; Wobst, A., Der Markwald, 1971; Wörlen, R., Waldeigentümergemeinschaften, 1981; Hasel, K., Forstgeschichte, 1986; Knöppel, V., Forstnutzungsrechte, Diss. jur. Marburg 1988; Der Wald, hg. v. Semmler, J., 1991; Epperlein, S., Waldnutzung, 1993; Küster, H., Geschichte des Waldes, 1998; Below, S. v., Wald, 1998; Die Waldordnungen des Erzstiftes Salzburg, hg. v. Pallauf, S. u. a. 2001; Demandt, A., Über allen Wipfeln, 2002; Rohland, S./Noack, H., das holz all der dorfer gemeyne, 2004; Grewe, B., Der versperrte Wald, 2004; Sperber, J., Angenommene, vorgetäuschte und eigentliche Normenkonflikte bei der Waldnutzung im 19. Jahrhundert, (in) HZ 290 (2010), 681; Hölzl, R., Umkämpfte Wälder, 2010; Feest, C./Kron, C., Regenwald, 2015; Zechner, J., Der deutsche Wald, 2016; Bischof, D., Geschichte der Wald- und Forstgesetzgebung im Bundesland Schleswig-Holstein, 2016
Waldeck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen in anderer Bedeutung – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein in dem 20. Jahrhundert in Hessen aufgehendes Fürstentum.
Lit.: Weigel, D., Fürst, Stände und Verfassung im frühen 19. Jahrhundert, 1968; Erste Hilfe im Fürstentum Waldeck, hg. v. Barz, D., 2014; Pieper, L., Einheit im Konflikt – Dynastiebildung in den Grafenhäusern Lippe und Waldeck in Spätmittelalter und früher Neuzeit, 2019; MdL Waldeck und Pyrmont 1814-1929 – Biographisches Handbuch für die Mitglieder der waldeckischen und Pyrmonter Landstände und Landtage, erarb. v. Lengemann, J., 2020
Waldenser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Anhänger einer durch den Kaufmann Petrus Valdes aus Lyon in Südfrankreich gegründeten, in der Gegenwart noch in Italien und Teilen Südamerikas verbreiteten protestantischen Kirche.
Lit.: Auffarth, C., Die Ketzer, Katharer, Waldenser und andere, 2005; Schätz, H., Die Aufnahmeprivilegien, 2010
Wales (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die westliche Halbinsel Britanniens, auf der sich nach dem Abzug der Römer in dem 5. Jahrhundert britische →Kelten zu halten vermögen. 1091 kommt der Süden unter die Herrschaft Englands. 1277/1282/1284 wird das Gebiet ganz in →England eingegliedert. 1999 erhält Wales in Großbritannien eine eigene Versammlung mit beschränkten eigenen Rechten (ohne eigenen finanziellen Spielraum). S. Google
Lit.: Seebohm, F., The tribal system in Wales, 1904; The Welsh Law of Women, hg. v. Jenkins, D. u. a., 1980; Sager, P., Wales, 1985; The Law of Hywel Dda, hg. v. Jenkins, D., 1986; Davies, W., Welsh History in the Early Middle Ages, 2009; Watkin, T., The Legal History of Wales, 2012
Walkenried (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine 1085 erstmals erwähnte Einheitsgemeinde an dem Rande des Südharzes mit einem 1127 von Zisterziensern errichteten Kloster
Lit.: Urkundenbuch des Klosters Walkenried, bearb. v. Dolle, J., Bd. 1f. 2002ff.
wallen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wandeln, wallfahren, wallfahrten
wallfahren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zu einem Heiligtum pilgern
Wallfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Pilgerzug zu einem Heiligtum
Lit.: Wallfahrt und Volkstum in Geschichte und Leben, hg. v. Schreiber, G., 1934; Wallfahrt und Recht im Abendland, 1987; Die Wilsnackfahrt, hg. v. Escher, F. u. a., 2006; Wallfahrten in der europäischen Kultur, hg. v. Dolezal, D. u. a., 2006; Pilgerreisen in Mittelalter und Renaissance, hg. v. Haupt, B. u. a., 2006; Wallfahrt und Reformation, hg. v. Hrdina, J. u. a., 2007; Schauta, M., Die ersten Jahrhunderte christlicher Pilgerreisen, 2008; Ikari, Y., Wallfahrtswesen in Köln, 2009; Brumme, C., Das spätmittelalterliche Wallfahrtswesen im Erzstift Magdeburg, im Fürstentum Anhalt und im sächsischen Kurkreis, 2010
Wallis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, N.) ist der um das 1032 an das deutsche Reich gelangte oberste Tal der Rhone gebildete, in dem Südosten des Genfer See(e)s gelegene, zugewandte Ort (1475) bzw. Kanton (1814) der →Schweiz. S. Google
Lit.: Heusler, A., Rechtsquellen des Cantons Wallis, 1890; Stebler, F., Ob den Heidenreben, 1901; Stebler, F., Das Goms, 1903; Grenat, P., Histoire moderne du Valais, 1904; Liebeskind, W., Bischof Walters II. auf der Flüe Landrecht und Gerichtsordnung, 1930; Kämpfen, W., Ein Burgerrechtsstreit im Wallis, 1942; Werra, R. v., Die Vormundschaft über Unmündige nach dem Rechte der alten Landschaft Wallis, Blätter aus der Walliser Geschichte 2 (1953), 165; Niederer, A., Gemeinwerk im Wallis, 1956; Partsch, G., Das Mitwirkungsrecht der Familiengemeinschaft im älteren Walliser Recht, 1955; Carlen, L., Das Landrecht des Kardinals Schiner, 1955; Carlen, L., Rechtsaltertümer aus dem Wallis, 1967; Carlen, L., Gericht und Gemeinde im Goms, 1967; Carlen, L., Beiträge zur Walliser Rechtsgeschichte, 1970; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,465, 3,2,1886; Sulser, M., Die Zivilgesetzgebung des Kantons Wallis, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1976; Julen, T., Das Bürgerrecht im Oberwallis, Diss. jur. Freiburg im Üchtland 1978; Carlen, L., Kultur des Wallis 1500-1800, 1984; Carlen, L., Näherrechte im Wallis, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 52; Troger, T., Geschichte der Verfassung des Kantons Wallis, Diss. jur. Freiburg im Üchtland, 1987; Carlen, L., Walliser Rechtsgeschichte, 1993 (Aufsätze); Carlen, L., Das Wallis vor 150 Jahren, (in) Bll. aus der Walliser Geschichte 31 (1999), 77; Schnyder, C., Reformation und Demokratie im Wallis (1524-1613), 2002
Wallonien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Keltische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) französischsprachiges Gebiet Belgiens
Walser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der seit dem 13. Jahrhundert aus dem →Wallis ausgewanderte, in dem Süden, in Graubünden und in Vorarlberg (beispielsweise Kleines Walsertal) zu ziemlich freiem Recht angesiedelte, katholische Alemanne. S. Google
Lit.: Branger, E., Rechtsgeschichte der freien Walser in der Ostschweiz, 1905; Liver, P., Mittelalterliches Kolonistenrecht und freie Walser in Graubünden, 1943; Ilg, K., Die Walser in Vorarlberg, Bd. 1f. 1948ff.; Balmer, E., Die Walser im Piemont, 1949; Kreis, H., Die Walser, 1958; Zinsli, P., Walser Volkstum, 6. A. 1991; Rizzi, E., Geschichte der Walser, 1993; Bündner Urkundenbuch, Bd. 2 (neu) 1200-1272), 2004
Walter von Coutances ist der um 1170 in Paris wirkende, 1185 zu dem Erzbischof von Rouen und 1191 zu dem Regenten des angevinischen Großreichs aufgestiegene Kanonist englischer Herkunft. (Tractatum de iudiciis, Traktat von den Gerichten). S. Google
Lit.: Landau, P., Walter von Coutances und die Anfänge der anglonormannischen Rechtswissenschaft, (in) Panta rei, hg. v. Condorelli, O., 2004, 183
Walther ([Walter] zu Walthersweil), Bernhard (Leipzig 1516-Graz 5. 12. 1584), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig, Bologna (Alciat) und Pavia 1540 Professor in Wien, 1547 Rat in Niederösterreich und 1564 Kanzler in den innerösterreichischen Ländern. In seinen der Anleitung herrschaftlicher Tätigkeiten dienenden, 1716 gedruckten Traktaten (lat. [M.] Aurei tractatus iuris Austriae, goldene Traktate des Rechtes Österreichs 1552-1558) gibt er eine Darstellung der Verbindung von einheimischem und ergänzendem römischem Recht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 143; Baltl/Kocher; Bernhard Walthers privatrechtliche Traktate, hg. v. Rintelen, M., 1937; Juristen in Österreich, hg. v. Brauneder, W., 1987, 39, 369
Wandale →Vandale
wandeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verkehren, rückgängig machen, gehen
Wandlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 bzw. 8. Jahrhundert in allgemeinerer Bedeutung in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Wandelung, F.) ist die Rückgängigmachung des Kaufes wegen eines Mangels der Kaufsache. Sie entstammt der Tätigkeit der kurulischen Ädile als Marktaufseher in Rom, die bei dem Kauf von Sklaven und später auch Zugtieren bei gewissen Mängeln innerhalb kurzer Fristen dem Käufer nach seiner Wahl entweder die Wandlung beziehungsweise Rückgewährung des Kaufpreises gegen Rückgabe der Kaufsache (lat. →actio [F.] redhibitoria) oder die Minderung (lat. →actio [F.] quanti minoris) des Kaufpreises verheißen. Seit dem Spätmittelalter wird die Wandlung aus dem römischen Recht aufgenommen, in Deutschland aber 2002 durch den allgemeinen Rücktritt ersetzt. S. Google
Lit.: Kaser § 41 VI; Söllner § 9; Hübner; Köbler, DRG 46, 165, 215; Lederle, R., Mortuus redhibetur, Diss. jur. Mannheim 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Wannsee (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt, und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der in Berlin gelegene Ort der →Wannseekonferenz.
Wannseekonferenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Mittelalters mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in der Villa Marlier an dem Wannsee in Berlin an dem 20. 1. 1942 unter Reinhard Heydrich durchgeführte, ein Protokoll der Besprechung über die Endlösung der Judenfrage hinterlassende, in ihrer Bedeutung unterschiedlich eingeordnete Konferenz über die Organisation der beschlossenen Vernichtung der Juden mittels Deportation in den Osten, der zwei weitere Konferenzen in dem März und Oktober 1942 folgen.
Lit.: Roseman, M., Die Wannsee-Konferenz, 2002; Die Wannsee-Konferenz am 20. Januar 1942, hg. v. Kampe, N. u. a., 2013; Longerich, P., Wannseekonferenz, 2016
Wappen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mnd., N.) ist seit dem 16. Jahrhundert die Bezeichnung für das in dem 12. Jahrhundert entstehende, seit dem 13. Jahrhundert individualisierte farbige Erkennungszeichen des beispielsweie mit einem Metallhelm gerüsteten und damit unkenntlich gewordenen Ritters. →Adler, Heraldik
Lit.: Siebmacher, J., Großes und allgemeines Wappenbuch, neu hg. 1854ff., Neudruck 1970ff.; Seyler, G., Geschichte der Heraldik, 1885ff., Neudruck 1970; Hauptmann, F., Das Wappenrecht, 1896; Beck, E., Grundfragen der Wappenlehre, 1931; Demandt, K./Renkhoff, O., Hessisches Ortswappenbuch, 1956; Zier, H., Wappenbuch des Kreises Bühl. 1964; Wappenfibel, 15. A. 1967; Neubecker, O./Rentzmann, W., Wappen-Bilder-Lexikon, 1974; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Waldner, H., Die ältesten Wappenbilder, 1992; L’Armorial Bellenville, hg. v. Pastoureau, M. u. a., 2004; Jäckel, D., Der Herrscher als Löwe, 2005; Scheibelreiter, G., Wappenbild und Verwandtschaftsgeflecht, 2009; Scheibelreiter, G., Wappen im Mittelalter, 2014; Seibold, G., Der Wappenbrief – Ein Kompendium, 2019
Ware (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 900 belegt) ist die bewegliche, von dem Kaufmann veräußerte Sache. →Kauf, →Handelsrecht
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Warenmarke (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die →Marke für eine →Ware. In dem 19. Jahrhundert wird das Recht der Warenmarke gesetzlich geregelt (Deutsches Reich 1874 Markenschutzgesetz, Gesetz über den Markenschutz). Eine europäisierende, das Warenzeichengesetz zu dem 31. 12. 1994 ablösende Neugestaltung (Marke) erfolgt zu dem 1. 1. 1995. S. Google
Lit.: Kohler, J., Das Recht des Markenschutzes, 1884; Müller, K., Ein Warenzeichenschutzprozess um 1500 (Schwäbisch Gmünd), ZRG GA 55 (1935), 244; Ilgenfritz, H., Das Warenzeichenrecht der Stadt Nürnberg, 1954; Deutsch, E., Sortenname und Warenzeichen, Diss. jur. Heidelberg 1953; Wadle, E., Fabrikzeichenschutz und Markenrecht, Bd. 1f. 1977ff.; Henning-Bodewig, F./Kur, A., Marke und Verbraucher, Bd. 1f. 1988
Warenzeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Warenmarke
wargus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, lat.-germ. [M.]) Würger, Wolf, Verbrecher
Lit.: Unruh, G. v., Wargus. Friedlosigkeit und magisch-kulturelle Vorstellungen bei den Germanen, ZRG GA 74 (1954), 1; Jacoby, M., wargus, 1974; Schmidt-Wiegand, R., Stammesrecht und Volkssprache, 1991, 472
Warnkönig, Leopold August (1794-1866), Steuereinnehmerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg (Heise, Thibaut, Zachariä) und Göttingen (Hugo) 1817 Professor in Lüttich, 1821 in Löwen, 1831 in Genf, 1836 in Freiburg im Breisgau und 1844 in Tübingen. 1835ff. legt er eine dreibändige flandrische Staats- und Rechtsgeschichte, 1845 eine dreibändige französische Staats- und Rechtsgeschichte vor. Er bringt damit das Gedankengut der historischen Rechtsschule nach Belgien. S. Google
Lit.: Wild, G., Leopold August Warnkönig, 1961
Warren, Earl (1891-1974), skandinavischer Herkunft, wird nach dem Rechtsstudium in Kalifornien 1914 Anwalt, 1919 Staatsanwalt, 1946 Gouverneur und 1953 Vorsitzender des amerikanischen Supreme Court. 1954 verfasst er das die Rassentrennung in öffentlichen Schulen für verfassungswidrig erklärende, einstimmig gefällte Urteil. Auch in anderen bedeutsamen Entscheidungen sichert er Freiheit und Gleichheit. S. Google
Lit.: Pollack, J., Earl Warren, 1979; White, G., Earl Warren, 1982
Warschau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) an der mittleren Weichsel wird 1241 als Siedlung erwähnt. Es erhält wohl vor 1339 Stadtrecht. Ab 1596 ist es Sitz des Königs von →Polen. 1815 erhält es in dem mit Russland in Personalunion vereinigten Königreich Polen (Kongresspolen) eine Universität. 1943/1944 wird Warschau durch das Deutsche Reich weitgehend zerstört, danach aber wieder aufgebaut.
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/VerfassungWarschau1807.htm; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2 2107,2111, 3,3,3506,3508; Huber, W., Warschau, 2005; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007, Roth, M./Löw, A., Das Warschauer Getto, 2013; Popiołek-Roßkamp, M., Warschau – Ein Wiederaufbau, der vor dem Krieg begann, 2020
Wartburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Burg bei Eisenach in Thüringen, in der 1817 das Wartburgfest begangen wird. S. Google
Wartburgfest (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das nationalliberal geprägte Treffen von etwa 500 Vertretern deutscher Universitäten (darunter viele Jenaer Studenten) an dem 18. 10. 1817 auf der Wartburg bei Eisenach, an dessen Ende konservative Schriften und der Code Napoléon verbrannt werden. Daraufhin verbietet Preußen studentische Verbindungen an den Universitäten. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Tümmler, H., Ein Haufen verwilderter Professoren, 1974; Badstübner, E., Die Wartburg, 1994; Das Wartburgfest, hg. v. Dedner, B., 1994; 200 Jahre Wartburgfest, hg. v. Lönnecker, H. u. a., 2019; Das Wartburgfest 1817 als europäisches Ereignis, 2020
warten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Baseler Rezepte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) harren, abwarten, pflegen
Wartrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Erbenwartrecht, →Näherrecht
Was dem einen recht ist, das ist dem anderen billig (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 274 (Franck 1541)
Wasser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die für das irdische Leben bedeutsamste Flüssigkeit. Schon früh werden große Gewässer der Allgemeinheit bzw. später dem Staat, kleine Gewässer mit dem angrenzenden Grundstück Einzelnen zugeordnet. Seit dem 19. Jahrhundert wird das Wasser nach mittelalterlich-städtischen Anfängen immer stärker rechtlich erfasst (Teil des deutschen Privatrechts), gesetzlich geregelt (preußisches Allgemeines Landrecht von 1794, Landeswassergesetze, Wasserverbandverordnung von dem 3. 9. 1937, Wasserhaushaltsgesetz 27. 7. 1959/1960, vgl. auch die Arbeiten des Ausschusses für Wasserrecht zwischen 1934 und 1941 in dem Rahmen der Akademie für deutsches Recht) und als schützenswertes Umweltgut angesehen. In dem Mittelalter ist die Wasserprobe eine Form des Gottesurteils. →Meer, →Mühle, →Stromregal, s. Google
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 205; Ossig, A., Römisches Wasserrecht, 1885; Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Geffcken, H., Zur Geschichte des deutschen Wasserrechts, ZRG GA 21 (1900), 173; Peterka, O., Das Wasserrecht der Weistümer, 1905; Aström, A., Über das Wasserrecht in Nord- und Mitteleuropa, 1905; Zollinger, K., Das Wasserrecht der Langeten, 1906; Georgi, O., Der sächsische Entwurf eines Wassergesetzes, 1907, Neudruck 2013; Motzfeldt, U., Den norske Vasdragsrets Historie, 1908; Köttgen, A., Grundprobleme des Wasserrechts, 1925; Flachsbarth, O., Geschichte der Goslarer Wasserwirtschaft, 1928; Haff, K., Ein verschollenes Wasserrechtsweistum, ZRG GA 52 (1932), 336; Haff, K., Über die alten Wasserrodegenossenschaften im Etschtale, ZRG GA 58 (1938), 810; Beeg, H., Die Entwicklung des Wasserkraftrechts vom 14. bis zum 19. Jahrhundert, Diss. jur. Frankfurt am Main 1971; Breuer, R., Öffentliches und privates Wasserrecht, 2. A. 1987; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988; Benning, R., Die Verwaltung der Wasserstraßen, Diss. jur. Bonn 1994; Sieder, F. u. a., Kommentar zum Wasserhaushaltsgesetz, 3. A. 1995; Olmer, B., Wasser, 1998; Geißler, K., Die öffentliche Wasserversorgung im römischen Recht, 1998; Rönnau, C., Die Beratungen des Wasserrechtsausschusses der Akademie für Deutsches Recht zu einem Reichswassergesetz (1934-1941), 2001; Ausschuss für Wasserrecht 1934-1941, hg. v. Schubert, W. u. a., 2004; Weber, A., Die Entstehung des Wasserhaushaltsgesetzes vom 27. 7. 1957, 2005; Behrens, C., Die Wassergesetzgebung im Herzogtum Braunschweig, 2009; Seckel, F., Zur Geschichte des Gewässerschutzrechts in Sachsen, 2010; Stippak, M., Beharrliche Provisorien - Städtische Wasserversorgung, 2010; Rauchegger, A., Der Homo aquamportans (!), 2014; Wasserinfrastrukturen und Macht von der Antike bis zur Gegenwart, hg. v. Förste, B. u. a., 2015; Wasser in der mittelalterlichen Kultur, hg. v. Huber-Rebenich, G. u. a., 2017; Wasser – Wege – Wissen auf der iberischen Halbinsel, hg. v. Czeguhn, I. u. a., 2018; Instandhaltung und Renovierung von Straßen und Wasserleitungen von der Zeit der römischen Republik bis zur Spätatike, hg. v. Ronin, M. u. a., 2019; Straub, N., Die Entwicklung des Wasserrrechts in Preußen im 19. Jahrhundert, 2019
Wasserburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) von Wasser umgebene und geschützte Burg und auch als N. ein Ortsname
Lit.: Burkard, T., Wasserburg und Kling, 1965
Wasserzeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwrtssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von dem jeweiligen Papierhersteller bei der Papierherstellung technisch erzeugte, bei Lichteinfall sichtbare Kennzeichen seines Papiers. S. http://www.wasserzeichen-online.de, Online-Datenbanken Wasserzeichen des Mittelalters und Piccard-Online
Lit.: Weiß, W., Thüringer Papiermühlen und ihre Wasserzeichen, 1953; Die Kronen-Wasserzeichen, bearb. v. Piccard, G., 1961; Ochsenkopf und Meerjungfrau, red. v. Rückert, P., 2006; Wasserzeichen und Filigranologie, hg. v. Rückert, P. u. a., 2011
Waterrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch deer deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber inb Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mnd., N.) ist die gotländische Fortführung der flämischen →Vonnisse von Damme.
Lit.: Landwehr, G., Prinzipien der Risikotragung beim Seefrachtvertrag, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997
watschar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., mhd.) freigewordener Gemeinschaftsanteil, eine Abgabe
Lit.: Hübner § 21
Weber, Marianne (Oerlinghausen/Lippe 2. 8. 1870-Heidelberg 12. 3. 1954), geb. Schnitger, Arztstochter, wird nach der Heirat mit (dem als Cousin zweiten Grades verwandten) Max →Weber und dem Studium der Philosophie und Sozialwissenschaften Frauenrechtlerin. Seit 1900 erforscht sie die „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung“ (1907). Ziel ist eine aufklärend-wertende Geschichtsbetrachtung. S. Google
Lit.: Max Weber. Ein Lebensbild, 1989; Borchert, M./Buchholz, S., Marianne Weber, (in) Überlieferung, Bewahrung und Gestaltung, hg. v. Buchholz, S. u. a., 1993, 23; Hennis, W., Max Weber und Thukydides, 2003; Marianne Weber, hg. v. Meurer, B. 2004; Meurer, B., Marianne Weber, 2010; Kruse, V./Barrelmeyer, U., Max Weber, 2012; Höbenreich, M., Marianne Webers „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung –Beziehungsmodelle zwischen römischem Recht und deutscher Kodifizierung, 2018
Weber, Max (Erfurt 21. 4. 1864-München 14. 7. 1920), Politikerssohn, mütterlicherseits aus einer der reichsten deutsch-englischen Familien, wird nach dem Studium von Recht, Wirtschaft, Geschichte und Philosophie in Heidelberg, Straßburg, Berlin (Levin Goldschmidt) und Göttingen (Habilitation in Berlin mit 27 Jahren) Professor in Berlin (1893), Freiburg im Breisgau (1894 Volkswirtschaft), Heidelberg (1897) sowie nach längerer Erkrankung Wien (1918) und München (1919). In dem Mittelpunkt seiner überwiegend soziologischen Arbeiten stehen Studien über das Verhältnis von Religion, Wirtschaft und Gesellschaft. Mit Hilfe von Idealtypen versucht er deutend die gesellschaftliche Wirklichkeit zu erschließen. Den Entwicklungsvorgang der Industriegesellschaft versteht er als Entzauberung. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 228; Loos, F., Zur Wert- und Rechtslehre Max Webers, 1970; Mommsen, W., Max Weber, 1974; Hilterhaus, F., Zum Rechtsbegriff in der Soziologie Max Webers, 1965; Speer, H., Herrschaft und Legitimität, 1978; Weber, M., Max Weber, 3. A. 1984; Zur Rechtssoziologie Max Webers, hg. v. Breuer, S. u. a., 1984; Max-Weber-Gesamtausgabe, 1984ff. (Frage nach der Legitimation des gigantischen Editionsaufwands); Hennis, W., Max Webers Fragestellungen, 1987; Schöllgen, G., Max Weber, 1998; Hecht, M., Modernität und Bürgerlichkeit, 1998; Tenbruck, F., Das Werk Webers, 1998; Roth, G., Max Webers deutsch-englische Familiengeschichte 1800-1950, 2001; Max Webers Herrschaftssoziologie, hg. v. Hanke, E./Mommsen, W., 2001; Ringer, F., Max Weber, 2004; Radkau, J., Max Weber, 2005; Das Weber-Paradigma, hg. v. Albert, G., 2005; Müller, H., Max Weber, 2007; Fitzi, G., Max Weber, 2008; Petersen, J., Max Webers Rechtssoziologie und die juristische Methodenlehre, 2008; Weber, M., Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter, hg. v. Dilcher, G. u. a., 2008; Weber, M., Allgemeine (theoretische) Nationalökonomie - Vorlesungen 1894-1898, hg. v. Mommsen, W. u. a., 2009; Massimilla, E., Max Weber zwischen Heinrich Rickert und Johannes von Kries, 2011; Kaesler, D., Max Weber, 2014; Max Weber in der Welt, hg. v. d. Max-Weber-Stiftung, 2014; Max-Weber-Handbuch, hg.v. Müller, H. u. a., 2014; Schluchter, W., Max Webers späte Soziologie, 2015; Lepsius, M., Max Weber und seine Kreise - Essays, 2016; Anter, A., Max Weber und die Staatsrechtslehre, 2016; Bruhns, H., Max Weber und der Erste Weltkrieg, 2016; Max Weber 1864-1920 – Politik – Theorie – Weggefährten, hg. v. Lehnert, D., 2016; Abbott, A., Prozessuales Denken, 2019; Marty, C., Max Weber – Ein Denker der Freiheit, 2019, 2. A. 2020
Wechsel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die besonders strengen gesetzlichen Formvorschriften unterliegende Urkunde, in der eine oder mehrere gegenüber einem Grundgeschäft abstrakte Zahlungsverpflichtungen verbrieft sind. Der aus dem Wechseln von Geld erwachsende Wechsel entsteht in Oberitalien in dem 13. Jahrhundert zu der Sicherung des Zahlungsverkehrs vor Überfällen auf Geldstückbeförderungen. Er breitet sich rasch aus. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts kann er durch Vermerk auf der Rückseite ([lat.] in dorso, auf dem Rücken →Indossament) leicht weitergegeben werden. Zahlreiche partikulare Wechselordnungen versuchen eine Regelung der mit ihm verbundenen Fragen. Ihre Vereinheitlichung in dem Deutschen Bund strebt die Allgemeine Deutsche Wechselordnung (1847/1848) an. Eine Übereinkunft der Genfer Wechselrechtskonferenz von 1930 führt zu weiterer Internationalisierung (Deutsches Reich 1. 1. 1934 Wechselgesetz). Tatsächlich tritt der Wechsel aber allmählich hinter den Kontokorrentkredit zurück. S. Google
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 128, 167; Mittermaier, C., Über den Zustand der Gesetzgebung, (in) AcP 25 (1842), 114, 284, 26 (1843), 114, 446, 27 (1844), 120; Protocolle der zur Beratung einer Allgemeinen Deutschen Wechselordnung ..., 1848; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Canstein, R. v., Lehrbuch des Wechselrechts, 1890; Schaube, A., Einige Beobachtungen zur Entstehungsgeschichte der Tratte, ZRG GA 14 (1893), 111; Freundt, C., Das Wechselrecht der Postglossatoren, 1899ff., Neudruck 2013; Valery, J., Une traité de Philippe Le Bel, 1909; Nicolini, U., Studi storici sul pagherò cambiario, 1936; Holden, J., The History of Negotiable Instruments, 1955; Cassandro, G., Vicende storiche della lettera di cambio, (in) Bollettino dell’Archivio storico del Banco di Napoli 1955; Dabin, L., Fondements du droit cambiaire allemand, 1959; Urfus, V., (Die Anfänge des Wechselrechts in den böhmischen Ländern und die Anfänge des neuzeitlichen Handelsrechts), 1959 (deutsche Zusammenfassung); Sedatis, L., Über den Ursprung der Wechselstrenge, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,1,844, 3,3,2,893; Remde, A., Lettera di cambio und suftada, Diss. jur. Köln 1987; Huber, U., Das Reichsgesetz über die Einführung einer allgemeinen Wechselordnung, (in) JZ 1978, 77; Schubert, W., Die Einführung der Allgemeinen Deutschen Wechselordnung und des Allgemeinen Deutschen Handelsgesetzbuches, (in) ZHR 144 (1980), 484; Wesenberg, G./Wesener, G., Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, 4. A. 1985, 224; Bergfeld, C., Deutsches und schweizerisches Wechselrecht, (in) FS H. Thieme, 1986; Denzel, M., La Practica della Cambiatura, 1994; Riedi Hunold, D., Die Einführung der allgemeinen Wechselfähigkeit in der Schweiz, 2004; Freund, J., Die Wechselverpflichtung im 19. Jahrhundert, 2008, 2012; Traut-Amend, A., Wechselverbindlichkeiten vor dem Reichskammergericht, 2009
wechseln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 790? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tauschen, austauschen
Wechselordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ordnung für Wechsel und Wechselrecht
Wechselrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Wechsel
wederstadinge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, mnd. [F.]) Wiedererstattung, Gegenwert
Weende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Ort und Stift (N.) bei Göttingen
Lit.: Urkundenbuch des Stifts Weende, hg. v. Krösche, H., 2009
weg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – vor 1312 [Apokalypse von Heinrich von Hesler] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) fort
Weg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der zu dem (regelmäßigen) Gehen oder Fahren von Menschen benutzte oder bestimmte Teil der Erdoberfläche.
Lit.: Germershausen, A., Das Wegerecht und die Wegeverwaltung in Preußen, Bd. 1f. 1890; Friehe, H., Wegerecht und Wegeverwaltung in der alten Grafschaft Schaumburg, 1971
Wegfall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Entfall, Fortfall
Wegfall der Geschäftsgrundlage (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das Entfallen der vorausgesetzten Umstände eines Geschäfts. Der Wegfall der Geschäftsgrundlage wird in Deutschland in dem 20. Jahrhundert als Nachfolger der sog. (lat.) clausula (F.) rebus sic stantibus (Klausel der so bleibenden Gegebenheiten) zu der Erfassung unvorhergesehener Verläufe entwickelt. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 270
Wegsperre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., lat. via [F.] lacina) ist vor allem in dem Frühmittelalter die Versperrung eines Weges, die als bußpflichtiges Verhalten eingeordnet wird.
Lit.: Munske, H., Der germanische Rechtswortschatz, 1973
wehading (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, ahd. [N.]) Zweikampf
Wehr (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verteidigung, Waffe
Lit.: Krogmann, W., Mit Wehr und Waffen, ZRG GA 83 (1966), 280
Wehrdienst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der seit der allgemeinen Wehrpflicht des 19. Jahrhunderts (Preußen 1814) erscheinende Dienst als Soldat bei den Streitkräften. S. Google
Lit.: Baltl/Kocher; Müller, T., Die Wehrverfassung des Dritten Reiches und die DDR, 1998; Die Wehrmacht, hg. v. Müller, R. u. a., 1998; Wehrmacht und Vernichtungspolitik, hg. v. Pohl, K., 1999
wehren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zu der Wehr setzen, verteidigen
Wehrersatz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Wehrersatzdienst – nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ersatz der Wehr
Wehrersatzkommission (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Preußen seit dem 18. Jahrhundert (1743, 1764, 1793, 1814) eingeführte Kommission oder Behörde für Musterungen und Festlegungen der Reihenfolge der Verfügbarkeit.
Lit.: Jähns, M., Geschichte der Kriegswissenschaft, Bd. 3 1891, Neudruck 1966; Witte, F., Die rechtliche Stellung der Bundeswehrverwaltung, 1963
Wehrmacht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verteidigungsstreitkraft, s. Heer
Lit.: Oldenburg, M., Ideologie und militärisches Kalkül, 2004; Hartmann, C. u. a., Verbrechen der Wehrmacht, 2005; Messerschmidt, M., Die Wehrmachtjustiz, 2005; Kunz, A., Wehrmacht und Niederlage, 2005; Arnold, K., Die Wehrmacht und die Besatzungspolitik in den besetzten Gebieten der Sowjetunion, 2005; Stein, O., Die deutsche Heeresrüstungspolitik 1890-1914, 2007; Römer, F., Der Kommissarbefehl, 2008; Pohl, D., Die Herrschaft der Wehrmacht, 2008, 2. A. 2009; Hasenclever, J., Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion, 2009; Buchmann, B., Österreicher in der deutschen Wehrmacht, 2009; Förster, J., Die Wehrmacht im NS-Staat, 2. A. 2009; Hartmann, C., Wehrmacht im Ostkrieg, 2009, 2. A. 2010; Zimmermann, J., Pflicht zum Untergang, 2009; Leugers, A., Jesuiten in Hitlers Wehrmacht, 2009; Mühlhäuser, R., Eroberungen, 2010; Hitlers militärische Elite, hg. v. Ueberschär, G., 2. A. 2011; Mit reinem Gewissen -Wehrmachtrichter, hg. v. Perels, J. u. a., 2011 (30000 Todesurteile, davon mindestens 20000 vollstreckt); Reichherzer, F., Alles ist Front! Wehrwissenschaften in Deutschland, 2011; Müller, R., Hitlers Wehrmacht 1935-1945, 2012; Kilian, K., Wehrmacht und Besatzungsherrschaft im russischen Nordwesten 1941-1944, 2012; Gentile, C., Wehrmacht und Waffen-SS im Partisanenkrieg, 2012; Römer, F., Kameraden, 2013; Keller, P., „Die Wehrmacht der Deutschen Republik ist die Reichswehr“, 2014; Dietz, A., Historische Erkenntnis und juristische Bewertung, (in) HZ 299 (2014) 669; Howell, E., Von den Besiegten lernen?, 2015; Scheil, S., 707. Infanteriedivision, 2016
Wehrpflicht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Pflicht, dem jeweils zuständigen Staat als Soldat zu dienen. Sie erscheint als Ausgleich der demokratischen Teilhabe an dem betreffenden Staat seit dem späten 18. Jahrhundert (Frankreich 1793, Preußen 3. 9. 1814). S. Google
Lit.: Baumann, W., Die Entwicklung der Wehrpflicht in der schweizerischen Eidgenossenschaft 1803-1874, 1932; Conrad, H., Geschichte der deutschen Wehrverfassung, 1939; Böhme, H., Die Wehrverfassung in Hessen-Kassel, 1954; Händel, H., Der Gedanke der allgemeinen Wehrpflicht in der Wehrverfassung des Königreiches Preußen, Diss. jur. Bonn 1961; Die Wehrpflicht, hg. v. Foerster, R., 1994; Frevert, U., Militärdienst und Zivilgesellschaft in Deutschland, 2001; Fritsche, M., Entziehungen, 2004; Miliz oder Söldner?, hg. v. Rogger, P. u. a., 2019
Weib (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Frau, Ehefrau
Weibel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache un in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Büttel, Fronbote, Gerichtsdiener
Lit.: Müller, W., Die Weibelhuben, ZRG GA 83 (1966), 202 (bisher 39 Weibelhuben in Südwestdeutschland ab 12. Jahrhundert bekannt)
Weiberlehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das seit dem 12. Jahrhundert nachweisbare, später weiter verbreitete, jedoch stets als Abweichung von dem Grundsatz verstandene Lehen an eine Frau (beispielsweise Österreich 1156). Bei der Erbfolge gilt die weibliche Lehnsfolge als subsidiär. S. Google
Lit.: Bovet, S., Die Stellung der Frau, Diss. jur. Basel 1927; Ermolaef, A., Die Sonderstellung der Frau, Diss. jur. Bern 1930; Ven, G. van der, Die Entwicklung der weiblichen Erbfolge, Diss. jur. Marburg 1949; Diestelkamp, B., Das Lehnrecht der Grafschaft Katzenelnbogen, 1969; Iblher von Greiffen, N., Die Lehenserbfolge in weiblicher Linie, 1990
weich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zart, mild, schwach, nachgiebig
Weichbild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und un Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. forma [F.] vici?) ist die Art und das Recht einer geschlossenen Siedlung in Norddeutschland seit dem 12. Jahrhundert (1170 Westfalen). Damit werden später das Stadtrecht und das Stadtgebiet bezeichnet. Sachlich ist mit Weichbild vor allem eine besondere Erbleihe angesprochen.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 104; Kroeschell, K., Weichbild, 1960; Kroeschell, K., Stadtgründung und Weichbildrecht, 1960; Köbler, G., Civitas und vicus, (in) Vor- und Frühformen der europäischen Stadt, 1973, 61; Schütte, L., Wik, 1976; Schmidt-Wiegand, R., Wik und Weichbild, ZRG GA 95 (1978), 121
Weichbildglosse (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem 14. Jahrhundert vermutlich in Magdeburg verfasste mittelniederdeutsche Glossierung des sächsischen Weichbildrechts (Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung). Eine ursprüngliche Fassung des sich auf einen Dr. decretorum und legum Burchard von Mangelfelt zurückführenden, stark römischrechtlich durchsetzten Werkes liegt in 10 Handschriften vor, eine erweiterte Fassung in 5 Handschriften. Hinzu kommen zwei Sonderformen. S. Google
Lit.: Das sächsische Weichbildrecht, hg. v. Daniels, A. v. u. a., 1857; Steffenhagen, E., Deutsche Rechtsquellen in Preußen, 1875; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 75
Weichbildrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und vielleicht das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Rechtsbuch von der Gerichtsverfassung) ist das vielleicht zwischen 1257 und 1261 (1241-1269) in Magdeburg (oder Halle) unter freier Benutzung des →Sachsenspiegels niedergeschriebene Rechtsbuch, das später mehrfach ergänzt und in dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts zu der Weichbildvulgata erweitert wird bzw. eine, wenn nicht sogar die zentrale Quelle eines sehr umfangreichen Corpus, das man als sächsisch-magdeburgisches Recht oder als (lat.) ius Theutonicum (deutsches Recht), ius Maideburgense (Magdeburger Recht) oder ius Saxonum (Recht der Sachsen) bezeichnet. Unter diesen in den Quellen auftauchenden Bezeichnungen gelangt Magdeburger Recht in enger Verbindung mit dem Sachsenspiegel nach Ostmitteleuropa und Osteuropa und beeinflusst die dortigen Rechtsordnungen. Die 135 bzw. 136 Artikel umfassende Weichbildrecht(-Vulgata) entsteht in ihrer ursprünglichen Form nach derzeitigem Forschungsstand wohl in dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts durch die Kompilation mehrerer unabhängiger Texte, nämlich der Weichbildchronik, des Rechtsbuchs von der Gerichtsverfassung (= Weichbildrecht in dem engeren Sinne ([Art. 1-41] und dem Schöffenrecht [Art. 42-108] sowie Exzerpten aus dem Sachsenspiegel [Art. 109-125] und anderen Quellen [Art. 126-136]). Einzelheiten zu Entstehung und Inhalt der Weichbildrecht-Vulgata sind bisher jedoch nicht hinreichend erforscht, so dass sich in der Literatur nur erste Vermutungen und Hypothesen finden. Ab dem 14. Jahrhundert (vor 1387) wird dieser kompilierte Text mehrfach überarbeitet und von dem bisher sonst nicht nachweisbaren Juristen Burchard von Mangelfelt glossiert. Ähnlich wie die Glossen zu dem Landrecht des Sachsenspiegels und dem Lehnrecht des Sachsenspiegels hat auch die ursprüngliche Glosse zu dem Weichbildrecht Bearbeitungen und Umarbeitungen erfahren, so dass sich in dem 15. Jahrhundert fünf Textklassen unterscheiden lassen, nämlich kürzere und ursprüngliche Glosse, längere und vermehrte Glosse, Wurmsche Glosse, Stendaler Glosse sowie singuläre Glosse, wobei in Einzelfragen bezüglich der Glosse der Weichbildrechtvulgata noch Unklarheit besteht, neben der Sachsenspiegellandrechtsglosse und der Sachsenspiegellehnrechtsglosse das glossierte Weichbildrecht die dritte Säule des gemeinen sächsischen Rechtes ist, eine wissenschaftlichen Ansprüchen genügende historisch-kritische Edition des glossierten Weichbildrechts nach wie vor nicht vorliegt und die von Daniels, A. v./Gruben, F. v., Das sächsische Weichbildrecht. Jus municipale saxonicum 1, Weltchronik und Weichbildrecht in 136 Artikeln mit der Glosse, 1858, von Sachkennern als sehr fehlerhaft angesehen wird.
Lit.: Laband, P., Magdeburger Rechtsquellen, 1869, 32; Oppitz, D., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 47; Bily, I./Homolková, M., Neueste Forschungen zum sächsischen Weichbildrecht mit Glosse, (in) DA 73 (2017), 553.
Weichbildvulgata (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das in dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts aus →Weichbildrecht, einer Weichbildchronik und Schöffenrecht mit Auszügen aus dem →Sachsenspiegel und anderen Quellen entstandene Rechtsbuch in 136 Artikeln.
Lit.: Das buk wichbilderecht, hg. v. Daniels, A. v., 1853; Das sächsische Weichbild, hg. v. Daniels, A. v. u. a., 1857; Oppitz, D., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 47
Weide (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 790 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Grasland
Weiderecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Hutrecht) ist das in Mittelalter und früher Neuzeit weitverbreitete Recht, Vieh auf eine Weide zu treiben. Es ist vielfach in Weistümern näher geregelt. In dem 19. Jahrhundert werden viele Weiderechte aufgehoben. S. Google
Lit.: Hübner; Grass, N., Beiträge zur Rechtsgeschichte der Alpwirtschaft, 1948, 82; Bader, K., Studien zur Rechtsgeschichte des mittelalterlichen Dorfes, Bd. 2 1962, 170; Carlen, L., Das Recht der Hirten, 1970; Heindl, M., Die Ablösung der Weiderechte, Diss. jur. Regensburg, 1995
Weidlich, Christoph (Schafstädt bei Magdeburg 1713–Halle 1781) wird nach dem Rechtsstudium in Leipzig (Nettelbladt) sächsischer Rat und Advokat. Er veröffentlicht seit 1748 biographische Notizen von Juristen seiner Zeit. S. Google
Weigel, Erhard (Weiden 16. 12. 1625-Jena 21. 4. 1699) befasst sich als Professor der Mathematik in Jena mit der Anwendung der mathematischen Methode (lat. mos [M.] geometricus) auf Ethik, Politik und Recht. Obwohl er über bloße Zahlenspielerei nicht hinausgelangt, beeinflusst er →Pufendorf und →Leibniz. Pufendorf bezieht von ihm die Anregung allgemeiner Teile der Rechtswissenschaft. S. Google
Lit.: Spieß, E., Erhard, Weigel, 1881; Stephanitz, D. v., Exakte Wissenschaft und Recht, 1970; Denzer, H., Moralphilosophie und Naturrecht, 1972; Erhard Weigel (1625-1699) und die Wissenschaften, hg. v. Herbst, K., 2014
Weimar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Ilm ist die 975 erstmals erwähnte Burg, die 1382 Sitz einer Linie des Hauses →Wettin wird. Berühmt wird Weimar, von dem zwischen 1307 und 1500 weniger als 60 Urkunden, aber ein Stadtbuch bzw. Ratshandelsbuch (1380-1410) und ein Statutenbuch (ab 1433) überliefert sind, durch die dortige Tätigkeit →Goethes. 1919 wird Weimar Berlin wegen dortiger Unruhen ersetzender Tagungsort der deutschen Nationalversammlung, die an dem 14. 8. 1919 eine →Verfassung für das 1918 Republik gewordene (zweite) Deutsche Reich verabschiedet (Grundrechte).
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221; Steinfeld, T., Weimar, 1988; Merseburger, P., Mythos Weimar, 1998; Boden, R., Die Weimarer Nationalversammlung und die deutsche Außenpolitik, 2000; Goethes Weimar und die französische Revolution, hg. v. Wilson, W., 2004; Die Weimarer Stadtbücher, hg. v. Steinführer, H., 2005; Weimar 1919, hg. v. Ulbricht, J., 2009; Hunstock, S., Die (groß-)herzogliche Residenzstadt Weimar um 1800, 2011; Seemann, A., Weimar, 2012; Gruhlich, R., Geschichtspolitik im Zeichen des Zusammenbruchs – Die Deutsche Nationalversammlung 1919/1920, 2012; Freyer, S., Der Weimarer Hof um 1800, 2013; Kästner, H., Der Weimarer Landtag 1817-1848, 2014; Kater, M., Weimar – From Enlightenment to the Present, 2014; Boldorf, M. u. a., Die Republik von Weimar, 2018; Willkommen, A., Alternative Lebensformen – Unehelichkeit und Ehescheidung am Beispiel von Goethes Weimar, 2019; Faludi, C., 1919 in Weimar, 2019; Mühlhausen, W., Das Weimar-Experiment, 2020
Weimarer Nationalversammlung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Weimar
Weimarer Reichsverfassung (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von dem linksliberalen Berliner Staatsrechtslehrer Hugo →Preuß seit 15. 11. 1918 entworfene, an dem 31. 7. 1919 von der von dem 6. 2.1918 bis zu dem 11. 8. 1919 tagenden Weimarer Nationalversammlung (9,6 Prozent Frauen) beschlossene, an dem11. 8. 1919 verkündete und an dem 14. August 1919 in Kraft getretene Verfassung des (zweiten) Deutschen Reiches. Ihre 181 Artikel gliedern sich in einen Organisationsteil (1-108) und einen Grundrechtsteil (109-165). Danach ist das Reich ein unitarischer Bundesstaat mit zuletzt 17 Ländern (Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen, Thüringen, Oldenburg, Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz, Anhalt, Bremen, Hamburg, Lübeck, Lippe, Schaumburg-Lippe). Es ist eine Republik, in der alle Staatsgewalt von dem Volk ausgeht, das Volk Volksentscheide und Volksbegehren durchführen kann und in allgemeinen, direkten, gleichen und geheimen Wahlen den Reichspräsidenten und den Reichstag (Verhältniswahlrecht mit 60000 Stimmen pro Abgeordneten) bestimmt. Der Reichstag ist gemeinsam mit dem Reichsrat zuständig für die Gesetzgebung. Der Reichspräsident ist Staatsoberhaupt und regiert durch den von ihm ernennbaren und absetzbaren Reichskanzler und die Reichsminister, die des Vertrauens des Reichstags bedürfen. Er hat für Fälle der Not ein Notverordnungsrecht und kann den Reichstag auflösen. Oberstes Gericht ist das Reichsgericht (in Leipzig). Reichsrecht bricht Landesrecht. Die Ausführung der Gesetze steht den Ländern zu. Die Gerichtsbarkeit ist weitgehend Sache der Länder. Die Grundrechte sind grundsätzlich unmittelbar anwendbar. Die Weimarer Reichsverfassung endet sachlich an dem 30. 1. 1933 durch die Ernennung Adolf Hitlers als Führers der stärksten Partei des Reichstags zu dem Reichskanzler (einer konservativen Koalition) durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg bzw. allmählich zwischen dem 28. 2. 1933 und dem 30. 1. 1934 durch Aushöhlung rechtstatsächlich. Formell wird die Weimerer Reichsverfassung erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs beseitigt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 230; Preuß, H., Gesammelte Schriften, Band 3 Das Verfassungswerk von Weimar, hg. v. Lehnert, D., 2015; Anschütz, G., Die Verfassung des Deutschen Reiches, 14. A. 1933, Neudruck 1968; Bracher, D., Die Entstehung der Weimarer Verfassung, 1963; Apelt, W., Geschichte der Weimarer Verfassung, 2. A. 1964; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 6. A. 2010, § 37; Gusy, C., Die Weimarer Reichsverfassung, 1997; Achtzig Jahre Weimarer Reichsverfassung, hg. v. Eichenhofer, E., 1999; Fromme, F., Von der Weimarer Verfassung zum Bonner Grundgesetz, 3. A. 1999; Schau, G., Das Verhältnis von Verfassung und einfachem Recht, 2002; Pauly, W., Grundrechtslaboratorium Weimar, 2004; Dubben, K., Die Privatentwürfe zur Weimarer Verfassung, 2009; Kühne, J., Entstehungsgrundlagen und Geltungsanfänge der Weimarer Reichsverfassung, 2016; Das Wagnis der Demokratie - Eine Anatomie der Weimarer Reichsverfassung, hg. v. Dreier, H. u. a., 2018; Kühne, J., Die Entstehung der Weimarer Reichsverfassung, 2018, Di Fabio, U., Die Weimarer Verfassung, 2018; Gusy, C., 100 Jahre Weimarer Verfassung – Eine gute Verfassung in schlechter Zeit, 2018; Weimars Verfassung – Eine Bilanz nach 100 Jahren, hg. v. Dreier, H./Waldhoff, C., 2020; Aufbruch zur Demokratie – Die Weimarer Reichsverfassung als Bauplan für eine demokratische Republik, hg. v. Voigt, R., 2020; Kühne, J., Die Weimarer Reichsverfassung im Spiegel zeitgenössischer Betrachtung, 2020; Weimar international – Kontext und Rezeption der Verfassung von 1919, hg. v. Kleinlein, T. u. a, 2020
Weimarer Republik (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar) ist der nichtamtliche Name für das Deutsche Reich von dem (9. 11. 1918 bzw.) 14. 8. 1919 bis zu der Ernennung Adolf Hitlers als Reichskanzler an dem 30. 1. 1933. Die als Folge des Versailler Vertrags an erheblichen wirtschaftlichen Schwierigkeiten leidende Weimarer Republik ist zwar demokratisch verfasst, aber in der politischen Wirklichkeit instabil, weil sich große Teile der Bevölkerung, insbesondere auch die politisch bestimmende Klasse, nicht mit dem Staat identifizieren. Die wirtschaftlichen Krisen verunsichern die Menschen und treiben sie auf der Grundlage der immer weiter um sich greifenden Überzeugung, dass eine vollständige Umkehr unvermeidlich und eine neue Ordnung unentbehrlich sei, den extremen Parteien zu, von denen 1932 die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) Adolf →Hitlers stärkste Partei des Reichstags wird. 1932 setzt der auf Grund einer Notverordnung des Reichspräsidenten zu dem Reichskommissar für Preußen ernannte Reichskanzler Franz von Papen die Landesregierung Preußens ab und eine Reichskommission ein (Preußenschlag). In dem Januar 1933 versucht der in dem November 1932 gestürzte Reichskanzler Franz von Papen mit dem durch Wahlniederlagen in Thüringen und Sachsen geschwächten Hitler an die Macht zurückzukehren. Mit Hitler endet die Weimarer Republik des Deutschen Reiches durch die Diktatur des →Nationalsozialismus. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 221; Apfel, A., Hinter den Kulissen der deutschen Justiz, 1933?, hg. v. Gehlsen, J. u. a., 2013; Braun, O., Von Weimar zu Hitler, 3. A. 1949; Akten der Reichskanzlei Weimarer Republik, Bd. 1f. 1968ff.; Rosenberg, A., Geschichte der Weimarer Republik, 12. A. 1971; Heiber, A., Die Republik von Weimar, 5. A. 1971; Bracher, K., Die Auflösung der Weimarer Republik, 5. A. 1971; Meinck, J., Weimarer Staatslehre und Nationalsozialismus, 1978; Das Ende der Weimarer Republik, hg. v. Gessner, D., 1978; Ambrosius, G., Die öffentliche Wirtschaft in der Weimarer Republik, 1984; Kolb, E., Die Weimarer Republik, 3. A. 1998, 7. A. 2009; Die Weimarer Republik, hg. v. Bracher, K. u. a., 1987; Weimar-Index. Deutscher Reichsanzeiger und preußischer Staatsanzeiger, Register 1918-1933, bearb. v. Schumacher, M., 1988; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Biographisches Lexikon zur Weimarer Republik, hg. v. Benz, W. u. a., 1988; Winkler, H., Weimar 1918-1933, 2. A. 1994; Rückert, A., Politik und Privatrecht, 1997; Hoppe, B., Von der parlamentarischen Demokratie zum Präsidialstaat, 1999; Lehnert, D., Die Weimarer Republik, 1999; Niedhart, G., Die Außenpolitik der Weimarer Republik, 1999, 2. A. 2006, 3. A. 2013; Demokratisches Denken in der Weimarer Republik, hg. v. Gusy, C., 2000; Wirsching, A., Die Weimarer Republik, 2000, 2. A. 2008; Schumann, D., Politische Gewalt in der Weimarer Republik, 2001; Gessner, D., Die Weimarer Republik, 2002, 3. unv. A. 2009; Mergel, T., Parlamentarische Kultur in der Weimarer Republik, 2002; Scheidemann, P., Das historische Versagen der SPD, 2002; Die Weimarer Republik, hg. v. Fröhlich, M., 2002; Linke Juristen in der Weimarer Republik, hg. v. Gangl, M., 2003; Marcowitz, R., Weimarer Republik 1929-1933, 2004; Pauly, W., Grundrechtslaboratorium Weimar, 2004; Mülhausen, W., Friedrich Ebert 1871-1925, 2006, 2. A. 2007; Pyta, W., Hindenburg, 2007; Vernunftrepublikanismus in der Weimarer Republik, hg. v. Wirsching, A. u. a., 2008; Marcowitz, R., Die Weimarer Republik 1929-1933, 3. A. 2009; Terhalle, M., Deutschnational in Weimar, 2009; Weimar Germany, hg. v. McElligott, A., 2009; Weber, P., Gescheiterte Sozialpartnerschaft - gefährdete Republik?, 2010; Graf, R., Die Zukunft der Weimarer Republik, 2010; Kolb. E., Deutschland 1918-1933, 2010; Staufer, A., Ludwig Ebermayer, 2010; John, A., Der Weimarer Bundesstaat, 2011; Zur Aktualität der Weimarer Staatsrechtslehre, hg. v. Schröder, U. u. a. 2011; Bergien, R., Die bellizistische Republik. Wehrkonsens und Wehrhaftmachung in Deutschland 1918-1933, 2012; Blom, P., Die zerrissenen Jahre, 2014; Pohl, K., Gustav Stresemann, 2015; Heither, D. u. a., Die Morde von Mechterstädt, 2015; Jungcurt, U., Alldeutscher Extremismus in der Weimarer Republik, 2016; Jones, M., Am Anfang war Gewalt –Die deutsche Revolution 1918/1919 und der Beginn der Weimarer Republik, 2017; Müller-Trefzr (!), F., Erinnerungen aus meinem Leben (1879-1949), 2017; Nach dem „Großen Krieg“ – Vom Triumph zum Desaster der Demokratie 1918/19 bis 1939, 2017 (nicht weiterführend); Emunds, D., Vom Republikschutz zum Verfassungsschutz – Der Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung in der Weimarer Republik, 2017; Mühlhausen, W., Friedrich Ebert, 2018; Lüdtke, C., Hans Delbrück und Weimar, 2018; Gasteiger, D., Kuno von Westarp (1864-1945), 2018; Köhler, V., Genossen – Freunde – Junker – Die Mikropolitik personaler Beziehungen im politischen Handeln während der Weimarer Republik, 2018; Reichel, P., Der tragische Kanzler – Hermann Müller und die SPD in der Weimarerer Republik, 2018; Nagel, A., Ein Mensch und zwei Leben – Erwin Stein (1903-1992), 2019; Möller, H. Die Weimarer Republik – Demokratie in der Krise, 2018; Krüger, D., Das Stinnes-Legien-Abkommen 1918-1924, 2018; Elsbach, S., Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, 2019
Wein ist das aus der Frucht des Weinstocks erzeugte, schon den Römern bekannte alkoholische Getränk. Die Römer kennen auch bereits die Weinverfälschung. In dem Mittelalter erscheint der Wein bei Abschluss von Kaufverträgen (Weinkauf, gemeinsames Trinken als Teil des Vertragsschlusses). Rechtlich wird die Herstellung von Wein vor allem seit dem 19. Jahrhundert (1892, 1901, 1909, 1930, 1971, 1982, 1992) genauer geordnet. S. Google
Lit.: Hübner; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 2 1935, 306; Bassermann-Jordan, F. v., Geschichte des Weinbaues, 2. A. 1923; Mell, A., Das steirische Weinbergrecht und dessen Kodifikation im Jahre 1543, 1928 (SB Wien); Beyerle, F., Weinkauf und Gottespfennig, (in) FS A. Schultze, 1934, 251; Herold, H., Rechtsverhältnisse im schweizerischen Weinbau, 1936; Rieger, R., Die Weinfälschung im Strafrecht, 1949; Gönnenwein, O., Zur Geschichte des Weinbaurechts, ZRG GA 80 (1963), 157; Koch, H, Weintrinker und Weingesetz, 1970; Zipfel, W., Weinrecht, 1972; Schoene, R., Bibliographie zur Geschichte des Weines, 1976; Schreiber, G., Deutsche Weingeschichte, 1980; Freund, G., Die Reichspolizeiordnungen, (in) ZNR 11 (1989), 1; Koch, H., Das neue Weingesetz, (in) NJW 1994, 2880; Kiewisch, S., Obstbau und Kellerei in lateinischen Fachprosaschriften, 1995; Dippel, H., Hundert Jahre deutsches Weinrecht, (in) ZNR 20 (1998); Weinproduktion und Weinkonsum im Mittelalter, hg. v. Matheus, M., 1999; Wunderer, R., Weinbau und Weinbereitung im Mittelalter, 2001; Koch, H., Neues vom Weinrecht, (in) NJW 2004, 2135; Jakab, E., Risikomanagement beim Weinkauf, 2009; Weinwörter, hg. v. Besse, M. u. a., 2009; Bernhardt, U., Geschichte des Weinrechts im deutschen Kaiserreich (1871-1918), 2012; Maringer, A., Weinrecht und Verbraucherschutz, 2014
weisen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zeigen, führen
weiß (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) hell, licht, farblos
Weißenburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F. bzw. N.) in dem Elsass ist die an der Lauter in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts gegründete Benediktinerabtei, die zahlreiche Gaben schon früh beurkundet (Chartular von 855/860, mehr als 250 Urkunden, rund 70 nachweisbare Schreiber). Daneben entwickelt sich eine Reichsstadt. 1672 wird Weißenburg von Frankreich annektiert. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Traditiones Wizenburgenses, hg. v. Doll, A., 1979
Weißrussland (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Belarus
Lit.: Handbuch der Geschichte Weißrusslands, hg. v. Beyrau, D. u. a., 2001
Weistum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das durch mündliche Erklärung (Weisung) meist alter Männer als bestehend erwiesene (gezeigte) Gewohnheitsrecht. Nach dem Beispiel des (lat.) Pactus (M.) legis Salicae (Einung des salfränkischen Rechtes) nimmt man an, dass große Teile der →Volksrechte als Weistum zu der Schriftform gefunden haben. Seit dem Hochmittelalter werden verallgemeinernd die ländlichen und dörflichen Rechtsquellen als Weistümer (oder auch anders) bezeichnet. Ihre Aufzeichnung findet vor allem in Spätmittelalter und Frühneuzeit statt. Ihr Inhalt kann auf bewusster Setzung, Vereinbarung oder gewohnheitsmäßiger Anerkennung beruhen. Die Setzung kann durch einen Herrn oder die Betroffenen geschehen. Sie kann als Privileg oder mit allgemeiner Geltungskraft erfolgen. Die moderne Erforschung der Weistümer beginnt mit der Sammlung und Ausgabe der Weistümer durch Jakob Grimm (1840). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 101, 102, 104; Weistümer, hg. v. Grimm, J., Bd. 1ff. 1840ff.; Österreichische Weistümer, Bd. 1ff. 1870ff.; Die Weistümer der Rheinprovinz, Bd. 1ff. 1900ff.; Fehr, H., Die Rechtsstellung der Frau, 1912; Kurkölnische Weistümer, hg. v. Aubin, H. u. a., Bd. 1ff. 1913ff.; Badische Weistümer und Dorfordnungen, Bd. 1ff. 1917ff.; Patzelt, E., Entstehung und Charakter der Weistümer in Österreich, 1924, Neudruck 1979; Wießner, H., Sachinhalt und wirtschaftliche Bedeutung der Weistümer, 1934; Finsterwalder, P., Beiträge zur Kenntnis oberelsässischer Weistümer, ZRG GA 56 (1936), 380; Zimmermann, F., Die Weistümer und der Ausbau der Landeshoheit in der Kurpfalz, 1937; Gehring, P., Um die Weistümer, ZRG GA 60 (1940), 261; Oberösterreichische Weistümer, Bd. 1ff. 1939ff.; Kollnig, K., Elsässische Weistümer, 1941; Baltl, H., Die österreichischen Weistümer, (in) MIÖG 59 (1951), 365, 61 (1953), 38; Fränkische Bauernweistümer, hg. v. Dinklage, K., 1954ff.; Pfälzische Weistümer, hg. v. Weizsäcker, W. u. a., Bd. 1ff. 1957ff.; Müller, W., Die Offnungen der Fürstabtei Sankt Gallen, 1964; Die Weistümer der Zent Schriesheim, hg. v. Kollnig, K. 1968; Kocher, G., Richter und Stabübergabe, 1971; Werkmüller, D., Über Aufkommen und Verbreitung der Weistümer, 1973; Vorarlberger Weistümer, hg. v. Burmeister, K., 1973; Feigl, H., Rechtsentwicklung und Gerichtswesen Oberösterreichs, 1974; Eder. I., Die saarländischen Weistümer, 1978; Laufs, A., Die Weistümer der Zenten Schriesheim und Kirchheim, ZRG GA 98 (1981), 276; Werkmüller, D., Die Weistümer, (in) Brüder-Grimm-Symposion, 1986, 103; Reis, R., Deutsches Privatrecht in den Weistümern, 1987; Schildt, B., Die Weistümer der Grafschaft Mark, (in) Beitr. z. G. Dortmunds 88 (1997), 140; Teuscher, S., Erzähltes Recht, 2007; Die Weistümer des Amtes Monschau und der Herrschaft Hetzingen, bearb. v. Neuß, E., 2019
Weisung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der dutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Hinweis, Erklärung, Anordnung
weit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) räumlich ausgedehnt
Welcker, Karl Theodor (Oberofleiden in Oberhessen 29. 3. 1790-Heidelberg 10. 3. 1869), Pfarrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Gießen und Heidelberg 1813 Professor in Gießen, 1814 in Kiel, 1816 in Heidelberg, 1819 in Bonn und 1822 in Freiburg im Breisgau. 1831 fordert er die Bildung eines deutschen Parlaments. Zusammen mit →Rotteck veröffentlicht er von 1834 an das den Liberalismus prägende Staatslexikon. 1848 ist er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung. S. Google
Lit.: Wild, K., Karl Theodor Welcker, 1913; Böhringer, A., Die Rechtslehre Karl Theodor Welckers, Diss. jur. Tübingen 1952; Müller-Dietz, H., Das Leben des Rechtslehrers und Politikers Karl Theodor Welcker, 1968; Schöttle, R., Politische Freiheit für die deutsche Nation, 1985; Staatslexikon, 8. A. 2017ff.
Welfe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige eines bayerischen, schwäbischen oder fränkischen, vielleicht seit der Mitte des 8. Jahrhunderts nördlich des Bodensees begüterten, 819 erstmals sicher nachweisbaren Geschlechts (1070-1138, 1156-1180 Herzog von Bayern, 1137-1180 durch Lothar von Supplinburg – kurz - auch Herzog von Sachsen). Der bekannteste Welfe ist →Heinrich der Löwe (1129-1191), der als Vetter und später Gegner Kaiser Friedrichs I. Barbarossa 1180 die Herzogtümer Bayern und Sachsen verliert. Von 1198 bis 1218 ist der Welfe Otto IV. Gegenkaiser der Staufer. Den Welfen bleibt das Eigengut Braunschweig-Lüneburg (1235 Herzogtum, 1692 Kurfürstentum, 1714 zugleich König von Großbritannien bis 1901) bis 1866 (Lüneburg bzw. Hannover, dann an Preußen) bzw. 1918 (Braunschweig, dann Ende der Monarchie).
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 94; Köbler, Historisches Lexikon; Historia Welforum, hg. v. König, E., 1938; Diederich, A., Staufer und Welfen, 1938; Diestelkamp, B., Welfische Stadtgründungen und Stadtrechte des 12. Jahrhunderts, ZRG GA 81 (1964), 164; Kleinau, H., Die von Werle, 1971; Pischke, G., Die Landesteilungen der Welfen, 1987; Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof, hg. v. Schneidmüller, B., 1995; Hasse, C., Die welfischen Hofämter und die welfische Ministerialität in Sachsen, 1995; Hechberger, W., Staufer und Welfen, 1996; Schneidmüller, B., Die Welfen, 2000, 2. A. 2014; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Welf IV., hg. v. Bauer, D. u. a., 2004; Quellen zur Geschichte der Welfen, hg. v. Becher, M., 2006; Lilienthal, A., Die Fürstin und die Macht, 2007; Staufer & Welfen, hg. v. Hechberger, W. u. a., 2009; Otto IV., hg. v. Hucker, B., 2009; Aschoff, H., Die Welfen, 2010; Pfannkuche, G., Patrimonium - feudum - territorium, 2011; Vollrath, M., Welfische Klosterpolitik, 2012; Von den Welfen zu den Staufern – Der Tod Welfs VII. 1167 und die Grundlegung Oberschwabens im Mittelalter, hg. v. Zotz, T. u. a., 2020
Welser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist der Angehörige eines frühneuzeitlichen, frühkapitalistischen Handelshauses in Augsburg (1614 Bankrott infolge von Staatsbankrotten Spaniens, Frankreichs und der Niederlande) und Nürnberg mit verschiedenen europäischen und amerikanischen Faktoreien. S. Google
Lit.: Die Welser, hg. v. Häberlein, M. u. a., 2002; Stromer von Reichenbach, W., Welser Augsburg und Welser Nürnberg, 2002; Rechnungsfragmente der Augsburger Welser-Gesellschaft (1496-1551), hg. v. Geffcken, P. u. a., 2014
Welt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die den Menschen in Raum und Zeit umfassende, wohl einen Beginn und auch ein Ende einschließende Gesamtheit des sich wohl von einem Urknall aus in die Unendlichkeit ausdehnenden Seines.
Lit.: Westad, O., The Global Cold War, 2005; WBG Weltgeschichte, hg. v. Demel, W. u. a., 2009; Die Welt 1000-1250, hg. v. Schottenhammer, A. u. a., 2011; Osterhammel, J., Die Verwandlung der Welt, 2009; Mirow, J., Weltgeschichte, 2009; Nolte, H., Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2009; MacGregor, N., Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten, 2011; Atlas der Weltbilder, hg. v. Markschies, C. u. a., 2011; The Oxford Handbook of the Atlantic World c. 1450-c. 1850, hg. v. Canny, N. u. a., 2011; Schröder, I., Das Wissen von der ganzen Welt – Globale Geographien und räumliche Ordnungen Afrikas und Europas 1790-1870, 2011; Komlosy, A., Globalgeschichte, 2012; Conrad, S., Globalgeschichte, 2013; Vermessung der Oikumene, hg. v. Heuss, K. u. a., 2013; Geschichte der Welt – 1350-1750, hg. v. Akira, I. u. a., 2014; Rödder, A., 21.0 – Eine kurze Geschichte der Gegenwart, 2015, 2. A. 2015; Sarnowsky, J., Die Erkundung der Welt – Die großen Entdeckungen von Marco Polo bis Humboldt, 2015; Wagner, A., Arrival of the Fittest, 2015 (natürliche Selektion kann nicht erklären wie der arktische Fisch zum Frostschutz kommt oder die Schuppe zur Feder wird); Padova, T. de., Allein gegen die Schwerkraft, 2015; Hausberger, B., Die Verknüpfung der Welt, 2015; The Cambridge World History, hg. v. Christian, D. u. a., Bd. 1ff. 2015; Menzel, U., Die Ordnung der Welt, 2015; Fried, J., Dies irae – Eine Geschichte des Weltuntergangs, 2016; Vietta, S., Die Weltgesellschaft – Wie die abendländische Rationalität die Welt erobert und verändert hat, 2016; Frankopan, P., Licht aus dem Osten – Eine neue Geschichte der Welt, 2016 (nichts daran in der Sache neu); Maala, C., Weltunordnung, 2016; Loth, W., Die Rettung der Welt – Entspannungspolitik im Kalten Krieg 1950-1991, 2016; The Cambridge World History, hg. v. Christian, D. u. a., Bd. 1ff. 2015; Lightfoot, J., Dionysius Periegetes – Decription of the Known World. 2014; Wolfrum, E., Welt im Zwiespalt – Eine andere Geschichte des 20. Jahrhunderts, 2017; Burstein, S., The World from 1000 BCE to 300 CE, 2017; Kunze, R., Global History und Weltgeschichte, 2017; Schönpflug, D., Kometenjahre 1918 – Die Welt im Aufbruch, 2017; Herdegen, M., Der Kampf um die Weltordnung, 2018; Evans, R., Das europäische Jahrhundert, 2018; Xuetong, Y., Leadership and the rise of great powers, 2019; Unger, C., International Development – A Postwar History, 2018; 1968 – Verdichtung des Wandels und globaler Momente – Tübinger Vorlesungen, hg. v. Eckel, J. u. a., 2019; Baccalario, P., 50 kleine Revolutionen, mit denen du die Welt (ein bisschen) schöner machst, 2019; Dion, C., Kurze Anleitung zur Rettung der Welt, 2019; Baños, P., So beherrscht man die Welt - Die geheimen Geostrategien der Weltpolitik, 2019; Westad, O., Der Kalte Krieg – Eine Weltgeschichte, 2019 (2016 in Englisch); Kelly, R., Warum es normal ist, dass die Welt untergeht, 2020
Weltall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Erde, Welt, Weltraum, Universum
Weltbürger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Kosmopolit, alle Menschen unabhängig von ihrer Staatsbürgerschaft als gleichwertig betrachtender Mensch
Welthandel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) weltweiter Handel, Handel in der gesamten Welt
Welthandelsorganisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., World Trade Organization, WTO) ist die 1995 aus dem General Agreement on Tariffs and Trade erwachsene internationale Organisation für den Welthandel (Verhandlungsforum, Handelsorganisation).
Lit.: Beise, M., Die Welthandelsorganisation (WTO), 2001; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016
Weltkrieg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der die gesamte Welt erfassende, mit durchschlagskräftigeren Artilleriegeschützen, Maschinengewehren, ölgetriebenen Unterseebooten, Panzern und Flugzeugen (sowie chemischen Kampfstoffen und in dem Jahre 1945 Atombomben der Vereinigten Staaten von Amerika auf Hiroshima und Nagasaki) geführte, möglicherweise – aber unwahrscheinlicherweise - zu Beginn in dem Ergebnis noch offene Krieg (1914-1918 mit zwei Millionen toten deutschen Soldaten, 1939-1945 mit 2,75 Millionen toten deutschen Soldaten zwischen Juni 1944 und Mai 1945).
Lit.: Köbler, DRG 173, 223, 244; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Der Erste Weltkrieg, hg. v. Michalka, W., 1994; Stolleis, M., Der lange Abschied vom neunzehnten Jahrhundert, 1997; Achter Mai 1945 – Befreiung oder Kapitulation?, hg. v. Schröder, R., 1997; Overmans, R., Deutsche militärische Verluste im Zweiten Weltkrieg, 1999; Kriegsende 1919, hg. v. Duppler, J., 1999; Borchard, M., Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion, 2000; Strachan, H., The First World war, Bd. 1 2001; Müller, K., Oktroyierte Verliererjustiz nach dem Ersten Weltkrieg, (in) Archiv des Völkerrechts 39 (2001), 201; Pöhlmann, M., Kriegsgeschichte und Geschichtspolitik - Der Erste Weltkrieg, 2002; Salewski, M., Der Erste Weltkrieg, 2. A. 2004; Enzyklopädie des Ersten Weltkriegs, hg. v. Hirschfeld, G. u. a., 2002, 2. A. 2004; Erster Weltkrieg – Zweiter Weltkrieg, hg. v. Thoß, B. u. a., 2002; Der Erste Weltkrieg und das 20. Jahrhundert, hg. v. Winter, J. u. a., 2002; Schreiber, G., Der Zweite Weltkrieg, 2002; Berghahn, V., Der Erste Weltkrieg, 2003; Barth, B., Dolchstoßlegende und politische Desintegration, 2003; Overy, R., Russlands Krieg 1941-1945, 2003; Salewski, M., Der Erste Weltkrieg, 2003, 2. A. 2004; Neitzel, S., Deutschland und der Erste Weltkrieg, 2003; Enzyklopädie Erster Weltkrieg, hg. v. Hirschfeld, G. u. a., 2003; Horne, J./Kramer, A., Deutsche Kriegsgreuel 1914, 2004; Der Erste Weltkrieg, hg. v. Burgdorff, S. u. a. 2004; Strachan, H., Der Erste Weltkrieg, 2004; Rombeck-Jaschinski, U., Das Londoner Schuldenabkommen, 2004; Kriegsende 1945, hg. v. Rusinek, B., 2004; Müller, R., Der Bombenkrieg 1939-1945, 2004; Müller, R., Der Zweite Weltkrieg, 2004; Schreiber, G., Kurze Geschichte des Zweiten Weltkriegs, 2005; Ueberschär, G. u. a., 1945, 2005; Salewski, M., Deutschland und der Zweite Weltkrieg, 2005; Bad Oeynhausen zwischen Krieg und Frieden, hg. v. Quaschny, R., 2005, 3. A. 2015; Der Zweite Weltkrieg, hg. v. Kuß, S. u. a., 2006; Der Zweite Weltkrieg und seine Folgen, hg. v. Martin, B., 2006; Golla, K., Die deutsche Fallschirmtruppe 1936-1941, 2006; Die Ostfront 1943/44, hg. v. Frieser, K. u. a., 2007; Goeken-Haidl, U., Der Weg zurück. Die Repatriierung, 2007; Zimmermann, J., Pflicht zum Untergang, 2009; Kruse, W., Der Erste Weltkrieg, 2009; Goltermann, S., Die Gesellschaft der Überlebenden, 2009; Hartmann, C. u. a., Der deutsche Krieg im Osten 1941-1944, 2009; War Planning 1914, hg. v. Hamilton, R. u. a., 2010; Mulligan, W., The Origins of the First World War, 2010; Schwelling, B., Heimkehr - Erinnerung - Integration - Der Verband der Heimkehrer, 2010; Der deutsche Angriff auf die Sowjetunion 1941, hg. v. Ueberschär, G. u. a., 2. A. 2011; Russlandheimkehrer, hg. v. Scherstjanoi, E., 2012; Kennedy, P., Die Casablanca Strategie, 2012; Nagel, G., Wissenschaft für den Krieg, 2012; Weltmärkte und Weltkriege 1870-1945, hg. v. Rosenberg, E., 2012; Rauchensteiner, M., Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie, 2013; Krumeich, G., Juli 1914 - Eine Bilanz, 2013; Cabanes, B. u. a., Der Erste Weltkrieg, 2013; Bremm, K., Propaganda im Ersten Weltkrieg, 2013; Janz, O., 14 – Der große Krieg, 2013; Beaupré, N., Der Erste Weltkrieg, 2013; Münkler, H., Der große Krieg, 2013, 2. A. 2013, 3. A. 2013, 4. A. 2014; Schminck-Gustavus, C., Feuerrauch, 2013; Piper, E., Nacht über Europa, 2013; Jenseits der Schützengräben, hg. v. Bachinger, B. u. a., 2013; Ziemann, B., Gewalt im Ersten Weltkrieg, 2013; Fröhlich, E., Der Zweite Weltkrieg, 2013 (kein neuer Ansatz); Kretschmann, C., Der Erste Weltkrieg, 2014; Leonhard, J., Die Büchse der Pandora – Geschichte des Ersten Weltkriegs, 2014; Friedrich, J., 14/18. Der Weg nach Versailles, 2014; Sösemann, B., Die „Juli-Krise“ im Riezler-Tagebuch, (in) HZ 298 (2013), 686; Beever, A., Der Zweite Weltkrieg, 2014; Mayer, G., Verschwörung in Sarajevo, 2014; Gerbert, F., Endstation Sarajevo, 2014; Der Erste Weltkrieg und die Folgen, hg. v. Loureda, O., 2014; Beckett, I., The Making of the First World War, 2014; Sondhaus, L., The Great War at Sea, 2014; Rauchensteiner, M. u. a., Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburgermonarchie 1914-1918, 2015; Neitzel, S., Der Erste Weltkrieg und kein Ende, (in) HZ 301 (2015), 121; Die Moskauer Deklaration 1943, hg. v. Karner, S. u. a., 2015; Ruff, M., Gesichter des Ersten Weltkriegs, 2015; Narrative des Ersten Weltkriegs, hg. v. Seidler, M./Waßmer, J., 2015; Tönsmeyer, T., Hungerökonomien, (in) HZ 301 (2015) 662; Röhr, W., Hundert Jahre deutsche Kriegsschulddebatte, 2015; Musner, L., Die verletzte Trommel – Der Krieg im slowenisch-triestinischen Karst 1915-1917, 2015; Müller, R., Der Zweite Weltkrieg, 2015; Margalit, G., Schuld, Leid und Erinnerung – Deutschlnd gedenkt seiner Toten im Zweiten Weltkrieg, 2016; Zollmann, J., Naulila 1914, 2016; Notizen aus dem Vernichtungskrieg, hg. v. Hürter, J., 2016; Schmidt, R., Revanche pour Sedan, (in) HZ 303 (2016), 393 (Poincarés Verhalten erfüllt den Tatbestand einer indirekten Entfesselung des Ersten Weltkriegs); Melber, T., Pearl Harbour, 2016; Schwipper, B., Deutschland im Visier Stalins, 2016 (wenig überzeugend); Heinen, A., Wege in den Ersten Weltkrieg, 2016; Stewart, A., The First Victory – The Second World War and the East Africa Campaign, 2016; Deak, I., Kollaboration, Widerstand und Vergeltung im Europa des Zweiten Weltkrieges, 2017; Winik, J., 1944 – Roosevelt und das Jahr der Entscheidung, 2017; Hippler. T., Die Regierung des Himmels – Globalgeschichte des Luftkriegs, 2017; Töppel, R., Kursk 1943, 2017, 2. A. 2019; Mejcher, H., Der Nahe Osten im zweiten Weltkrieg, 2017; Huber, F., Hinter den Türen warten die Gespenster, 2017; Castendyck, K., Kriegschronik der evangelischen Pfarrei Eichen-Erbstadt 1914-1918, 2017; Gestrich, A./Pogge von Strandmann, H., Bid for World Power? New Research on the Outbreak of the First World War, 2017; Remy, S., The Malmedy Massacre, 2017; Adeline, Y., Histoire mondiale de la grande guerre 1914-1918, 2017; Schöllgen, G., Krieg. Hundert Jahre Weltgeshichte, 2018; Hirschfeld, G. u. a., Die Deutschen zwischen Weltkrieg und Revolution, 2018; Payk, M., Frieden durch Recht?, 2018; Olmstead, J., The United States‘ Entry into the First World War, 2018; Afflerbach, H., Auf Messers Schneide, 2018; Die Deutschen zwischen Weltkrieg und Revolution, hg. v. Hirschfeld, G. u. a., 2018; Krethlow, C., Bagdad 1915/17 - Weltkrieg in der Wüste, 2018; Borodziej, W. u. a., Der vergessene Weltkrieg – Europas Osten 1912-1923, 2018; Bering, D., Luther im Fronteinsatz, 2018; Kundrus, B., Dieser Krieg ist der große Rassenkrieg – Krieg und Holocaust in Europa, 2018; Geheimdienst und Propaganda im Ersten Weltkrieg, hg. v. Epkenhans, M. u. a., 2018; Herde, P., Die Achsenmächte, Japan und die Sowjetunion, 2018; Querengässer, A., El Alamein 1942, 2019; Beevor, A., Arnheim – Der Kampf um die Brücken über den Rhein, 2019; Roberts, A., Feuersturm, 2019; Das Kriegstagebuch des Albert Quinkert (1914-1919), hg. v. Reinartz, K. u. a., 2019; Moore, R., Die deutsche Legende vom „aufgezwungenen Verteidigungskrieg“ 1914, (in) HZ 309 (2019), 606; Schmidt, R., Frankreich und die Entfesselung des Ersten Weltkriegs, (in) HZ 310, 2020, 387ff.; Packheiser, C., Heimaturlaub – Soldaten zwischen Front, Familie und NS-Regime, 2020; Der deutsch-sowjetische Krieg, hg. v. Zarusky, J. u. a., 2020; Pahl, M., Monte Cassino 1944, 2020; Diner, D., Ein anderer Krieg. Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg 1935-1942, 2021; Ein Sommer wie seither kein anderer, hg. v. Goos, H./Smoltczyk, A., 2021; In Großer Zeit – Heimatfront Düren 1914-1918, hg. v, Trägerverein Stadtmuseum Düren e. V., 2021
weltlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) die Welt betreffend
Weltliches Recht (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. ius [N.] civile) ist das für weltliche Angelegenheiten geltende bzw. das von weltlichen Kreisen geschaffene Recht in Gegensatz zu dem Kirchenrecht oder geistlichen Recht (lat. ius [N.] canonicum).
Lit.: Köbler, DRG 106; Köbler, G., Das Recht im frühen Mittelalter, 1971
Weltraum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der die Erde umgebende Teil der Welt. S. Google
Lit.: Reinke, N., Geschichte der deutschen Raumfahrtpolitik, 2004
Weltrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das für die gesamte Welt geltende Recht.
Lit.: Zitelmann, E., Die Möglichkeit eines Weltrechts, 1888, Neudruck 2013; One Law for All?, hg. v. Kirmse, S., 2012
Welzel, Hans (Artern/Unstrut 25. 3. 1904-Andernach 5. 5. 1977) wird nach dem Rechtsstudium in Jena 1937 Professor in Göttingen und 1952 in Bonn. Er entwickelt für das Strafrecht den finalen Handlungsbegriff, der den Vorsatz als subjektiven Tatbestand zu dem (objektiven) Tatbestand in dem engeren Sinn zieht. In seiner Rechtsphilosophie fordert er für die Rechtsgeltung die Anerkennung des Menschen als verantwortliches Wesen und den Bezug auf Vernunft, Gewissen und demokratische Diskussion.
Lit.: Welzel, H., Naturrecht und materiale Gerechtigkeit, 1951, 4. A. 1962; Gössel, K., Wertungsprobleme des Begriffs der finalen Handlung, 1966; Kaufmann, A., Strafrechtsdogmatik, 1982; Sticht, O., Sachlogik als Naturrecht?, 2000; Lebendiges und Totes in der Verbrechenslehre Hans Welzels, hg. v. Frisch, W. u. a., 2015; Stopp, H., Hans Welzel und der Nationalsozialismus, 2018
Wende (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, M.) ist die ältere, seit dem 12. Jahrhundert gebräuchliche Sammelbezeichnung für den →Slawen an der deutschen Nordostgrenze. S. Google
Lit.: Hugelmann, K., Die Rechtsstellung der Wenden im deutschen Mittelalter, ZRG GA 58 (1938), 214; Die Slawen in Deutschland, hg. v. Herrmann, E., 1970; Oschlies, W., Die Sorben, 1972; Herrmann, J., Der Wendenkreuzzug von 1147, 2011
Wenger, Leopold (Obervellach/Kärnten 4. 9. 1874-21. 9. 1953), Bauernsohn, wird nach dem Rechtsstudium in Graz 1902 außerordentlicher Professor, dann ordentlicher Professor in Wien (1904), Graz (1905), Heidelberg (1908), München (1909) und Wien (1935). Beeinflusst von Ludwig Mitteis wendet er sich der Papyrologie zu und versteht als sein Forschungsgebiet umfassend die antike Rechtsgeschichte. Innerhalb des römischen Rechtes bietet er eine grundlegende Zusammenfassung über „Die Quellen des römischen Rechtes“ (1953).
Lit.: Kaser, M., Leopold Wenger, ZRG GA 71 (1954), XIII
Wenzel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt, M.) ein aus Václav (Siegeskranz, Ruhmbekrönter) eingedeutschter Personenname von Slawen
Wenzelskrone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die auf König Wenzel I. (1230-1253) zurückgehende Krone des Königs von Böhmen. Länder der Wenzelskrone sind (unter den Habsburgern) Böhmen, Mähren, Schlesien und die Lausitz. S. Google
Wer A sagt, muss auch B sagen (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische, Griechische mit dem Indogermanischen und dem Phönizischen des Altertums teilweise verbindbar).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, 1996, 25 (Pistorius 1716)
Werböczy, Stephanus (um 1458-1541) wird nach einem (nicht gesicherten) Studium in dem Ausland (Krakau 1492) (1492 Amtsträger des Königs von Ungarn, nach Adoption durch Mihály Szobi) Protonotar hoher ungarischer Gerichte (1502) und schließlich Kanzler eines Gegenkönigs. 1514 veröffentlicht er eine Zusammenfassung des in Ungarn unter Rezeption römischen Rechtes geltenden Gewohnheitsrechts ([lat.] Tripartitum opus [N.] iuris consuetudinarii inclyti regni Hungariae. Dreiteiliges Werk des Gewohnheitsrechts des ruhmreichen Königreichs Ungarn). Obwohl das die Interessen des Adels sichernde, von dem Landtag wohl gebilligte Werk nie in Kraft tritt, gilt es teilweise bis 1945 gewohnheitsrechtlich. S. Google
Lit.: Fraknói, V., Werböczy, 1899; Zlinszky, J., Werböczy jog forrástana, (in) Jogtudományi Közlöny, 1993, 374; Tanulmányok Werbőczy Istvánról, hg.v. Hamza, G., 2001; Werböczy, S., The Customary Law of the renowned kingdom of Hungary in three parts, 1517, hg. und übers. v. Bak, J. u. a., 2006
werben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) anpreisen, sich bemühen um
Werbung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die den Verbraucher bewusst zu Konsum ohne Rücksicht auf dadurch entstehende Schäden des Einzelnen und auch der Allgemeinheit verleitende Anpreisung von Waren (wie alkoholische Getränke, Zigaretten, Rauschgift, Kraftfahrzeuge, Reisen) durch vorrangig an Gewinn ausgerichtete Hersteller vor allem seit dem 19. Jahrhundert. S. Google
Lit.: Rücker, M., Wirtschaftswerbung unter dem Nationalsozialismus, 2000; Ilgen, V./Schindelbeck, D., Am Anfang war die Litfaßsäule, 2006; Grenzenlose Werbung, hg. v. Moser, K. u. a., 2020
werden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) entstehen, geschehen
Werden (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Kloster an der Ruhr in Westfalen
Lit.: Hoederath, H., Hufe, Manse und Mark in den Quellen der Großgrundherrschaft Werden am Ausgang der Karolingerzeit, ZRG GA 68 (1951), 211; Brand, J., Geschichte der ehemaligen Stifter Essen und Werden während der Übergangszeit, (in) Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen 86 (1971)
werfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildbrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schmeißen, schleudern
Werfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das einen Gegenstand durch die Luft Schleudern. Es kann in dem Mittelalter rechtssymbolische Bedeutung haben. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1989, 1994; Amira, K. v./Schwerin, C. Frhr. v., Rechtsarchäologie, 1943
Wer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Mann, Mensch
Wergeld (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 507-511 [Pactus legis Salicae] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem Mittelalter die in Sachen (beispielsweise Vieh, Waffen, Geräte) erbrachte Ausgleichsleistung für die ausgleichspflichtige Tötung eines Menschen. Das Wergeld lässt sich bereits für die Germanen vermuten. Es fällt teilweise an die Verwandten des Getöteten, teilweise an den König (Friedensgeld). Es wird vermutlich ursprünglich in dem einzelnen Fall besonders ausgehandelt. In den Volksrechten erscheinen feste, von dem jeweiligen Stand abhängige Schillingbeträge (→Kompositionensystem beispielsweise bei einem fränkischen Freien 200 Schillinge d. h. 100 Rinder) als Rechnungseinheiten. Mit dem Aufkommen der peinlichen →Strafe seit dem 11. Jahrhundert verschwindet es allmählich. S. Google
Lit.: Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 91, 119, 120; Köbler, WAS; Brunner, H., Sippe und Wergeld nach niederdeutschen Rechten, ZRG GA 3 (1882), 1; Vinogradoff, P., Wergeld und Stand, ZRG GA 23 (1902), 123; Jaekel, H., Weregildus, ZRG GA 28 (1907), 102; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, Neudruck 1964; Lintzel, M., Zur altsächsischen Rechtsgeschichte, ZRG GA 52 (1932), 294; Ganahl, K., Hufe und Wergeld, ZRG GA 53 (1933), 208; Stutz, U., J. Brissaud und Heinrich Brunners Erklärung des Römerwergeldes, ZRG GA 55 (1935), 287; Fenger, O., Fehde og mandebod, 1971; Bauer, K., Frühmittelalterliche Bußkataloge – Bewertungen des menschlichen Körpers und seiner Teile – eine Untersuchung anhand der Lex Salica, des Edictum Rothari und der Lex Saxonum, 2019; Wergild, Compensation and Penance – The Monetary Logic of Early Medieval Conflict Resolution, hg. v. Bothe, L. u. a., 2021
Werk (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Ergebnis der auf einen neuen Erfolg gerichteten Tätigkeit des Menschen (beispielsweise Bauwerk, Kunstwerk). Bis 1965 entwickeln sich unterschiedliche Werke. Sie sind seit 1965 durch § 2 II UrhG gedanklich auf den von Edward Young in den Blick genommenen Inhalt (Prägung durch) persönliche geistige Schöpfung vereinheitlicht und dadurch zugleich für neuere Entwicklungen offengehalten. Während aber das (deutsche) Urheberrecht ausdrücklich das Verhältnis des Urhebers zu seinem Werk ordnet, betont das angelsächsische Copyright stärker die verbindende Stellung des Werkes zwischen Urheber und Öffentlichkeit. S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Sommer.L., Die Geschichte des Werkbegriffs im deutschen Urheberrecht, 2017
werken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt –8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, machen, herstellen
Werkvertrag (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1863) ist der gegenseitige Vertrag, in dem sich der Unternehmer verpflichtet, ein Werk für den Besteller gegen Entgelt herzustellen. Der Werkvertrag ist sachlich bereits dem römischen Recht als (lat.) locatio (F.) conductio operis (beispielsweise Herstellung einer Sache aus übergebenem Stoff, Reinigung einer Sache, Beförderung einer Sache, Unterrichtung eines Sklaven, conductor ist der zu Erfolg verpflichtete Hersteller, locator der Besteller des Werkes) bekannt. Danach erscheint der Werkvertrag wieder in der hochmittelalterlichen Stadt, in welcher der Unternehmer vielfach durch die Zunft eingeschränkt wird. Seit dem Spätmittelalter wird das römische Recht aufgenommen. In der Aufklärung wird der Werkvertrag aus der Verbindung mit der Miete gelöst und dem Dienstvertrag zu der Seite gestellt. Von ihm ist er durch den notwendigen Erfolg zu unterscheiden. Vielfach sind danach Gefahrtragung oder Gewährleistung deutschrechtlich gelöst, anderes wie etwa der Verzug römischrechtlich. Werklieferungsvertrag ist gegenüber dem Werkvertrag der dem Kauf ähnliche Vertrag über die Herstellung eines Werkes aus Stoffen des Unternehmers oder Herstellers. S. Google
Lit.: Kaser § 42 I, IV; Söllner § 9; Hübner 584; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 45, 127; Riezler, E., Der Werkvertrag nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch, 1900; Rothenbücher, K., Geschichte des Werkvertrags, 1906; Benöhr, H., Das Gesetz als Instrument zur Lösung sozialpolitischer Konflikte, ZRG GA 95 (1978), 221; Schubert, W., Die Rechtsprechung des Reichsgerichts zum Werkvertrag, (in) Das Bürgerliche Gesetzbuch und seine Richter, 2000, 281; Fels, A., Die Sachmängelgewährleistung im Werkvertragsrecht des BGB, 2000; Büscher, M., Künstlerverträge in der Florentiner Renaissance, 2002; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
wert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8./9. Jh. [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wert habend, wertvoll, geschätzt, begehrt
Wert (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die zu dem Wohl eines Lebewesens beitragende Gegebenheit. Die angesehensten rechtlichen Werte können in der Gegenwart durch die Verfassung besonders geschützt. sein. Sie können zu einem Wertesystem zusammengefügt sein. S. Google
Lit.: Wapler, F., Werte und das Recht, 2008
werten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) schätzen, beurteilen
Wertheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ort an dem mittleren Main
Lit.: Der Lehenhof der Grafen von Wertheim, 1955; Zimmermann, K., Obrigkeit, Bürgertum und Wirtschaftsformen im alten Wertheim, 1975
Wertpapier (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische und mittelbar das Ägyptische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort 1853) ist die Urkunde, deren Innehabung Voraussetzung für die Geltendmachung des in ihr verbrieften Rechtes ist. Die erst von Heinrich Brunner zusammengefassten Wertpapiere erscheinen tatsächlich in Frühformen an oberitalienischen Handelsplätzen seit dem 12. Jahrhundert. In dem Vordergrund steht dabei der →Wechsel. In der frühen Neuzeit gewinnt das Wertpapier allgemeinere Bedeutung. In der Mitte des 19. Jahrhunderts bildet es den ersten Ansatzpunkt zu der gesetzlichen Rechtsvereinheitlichung in dem Deutschen Bund (→Allgemeine Deutsche Wechselordnung). 1908 wird in dem (zweiten) Deutschen Reich auch der →Scheck Wertpapier. An dem Ende des 20. Jahrhunderts treten die nur noch elektronisch dokumentierten Rechte vor. S. Google
Lit.: Hübner § 88; Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 128, 167, 218, 272; Goldschmidt, L., Handbuch des Handelsrechts, 1864, 2. A. 1875, darin Universalgeschichte des Handelsrechts, (Bd. 1 3. A.) 1891, Neudruck 1957; Salvioli, G., I titoli al portatore, 1883; Neudruck 1957; Cordes, J., Begriffe und Arten der Wertpapiere, Diss. jur. Kiel 1898; Schultze-von Lasaulx, H., Beiträge zur Geschichte des Wertpapierrechts, 1931; Sedatis, L., Über den Ursprung der Wechselstrenge, 1967; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,686; Thieme, H., Zur wertpapierrechtlichen Funktion mittelalterlicher Urkunden, (in) FS Eichler, H., 1977, 645; Abschied vom Wertpapier, hg. v. Kreuzer, K., 1988; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Wertsicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Italienische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Sicherung des Wertes einer Geldforderung gegen die Geldentwertung. Sie wird in dem Deutschen Reich seit 1914 bedeutsam. Seit 1934 werden diesbezügliche Vertragsklauseln eingeschränkt. S. Google
Lit.: Dürkes, W., Wertsicherungsklauseln, 10. A. 1992
Wertung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Beurteilung, Einschätzung
Wertungsjurisprudenz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die seit 1930 bzw. seit der Mitte des 20. Jahrhunderts (Karl Larenz, Franz Wieacker, Heinrich Lange, Mittel und Ziel der Rechtsfindung in dem Zivilrecht, (in) Z. d. Ak. f. dt. R. 1936, 922) erkennbare Lehre, nach der Rechtssätze nicht mechanisch aus der Wirkung kausaler Interessen entstehen, sondern sich auf eine Wertung der an der Gesetzgebung Beteiligten gründen und bei der Auslegung objektiv-teleologische Kriterien (beispielsweise Gleichbehandlungsgrundsatz, Sachgemäßheit, Verhältnismäßigkeit) heranzuziehen sind. Die Wertungsjurisprudenz setzt ein in der Gesamtrechtsordnung enthaltenes Wertesystem voraus.
Lit.: Petersen, J., Von der Interessenjurisprudenz zur Wertungsjurisprudenz, 2001; Rückert, J., Vom „Freirecht“ zur freien „Wertungsjurisprudenz“, ZRG GA 125 (2008), 199
Werturteil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Urteil über einen Wert einer Gegebenheit
Wer zuerst kommt, mahlt zuerst (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar)
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 100 (Henisch 1616, lat. prior tempore potior iure)
Wesel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an dem Niederrhein
Lit.: Stadtrechnungen von Wesel 1349-1450, bearb. v. Gorissen F., 1963; Weseler Edikte 1324-1600, bearb. v. Roelen, M. u. a., 2005
Wesen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Althochdeutscher Isidor] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Geschöpf, Eigenart
Wesenbeck, Matthaeus (Antwerpen 1531-Wittenberg 1586) wird nach dem Rechtsstudium in Löwen (Mudaeus), Paris und Löwen 1557 Dozent in Jena und 1569 Professor in Wittenberg. 1576 veröffentlicht er eine Sammlung seiner Rechtsgutachten, 1563 verfasst er einen Kommentar zu den Pandekten. Darin geht er synthetisch vor und bezieht die Rechtspraxis ein. S. Google
Lit.: Stintzing, R./Landsberg, E., Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft, Bd. 1ff. 1880ff., Neudruck 1957, 1978; Dekkers, R., Het humanisme en de rechtswetenschap, 1938, 191; Lück, H., Ein Niederländer in Wittenberg, (in) Jb. d. Zentrums f. Niederlande-Studien 1991, 199; Wittenberg. Ein Zentrum europäischer Rechtsgeschichte und Rechtskultur, hg. v. Lück, H. u. a., 2006
West (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1340 [Mittelhochdeutsche Minnereden] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.), Westen, Bezeichnung für die dem Osten entgegengesetzte Himmelsrichtung, in der die Sonne aus menschlicher bzw. irdischer Sicht nachts ihren tiefsten Stand an dem Horizont erreicht
Westen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) West, Bezeichnung für die dem Osten entgegengesetzte Himmelsrichtung, in der die Sonne aus menschlicher bzw. irdischer Sicht nachts ihren tiefsten Stand an dem Horizont erreicht
Westeuropäische Union (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., WEU) ist der an dem 17. 3. 1948 ursprünglich gegen Deutschland oder das Deutsche Reich gerichtete, erweitert an dem 6. 5. 1955 in Kraft getretene Beistandsvertrag zwischen Großbritannien, Frankreich, Belgien, Luxemburg, den Niederlanden, Deutschland und Italien mit einem Rat, einer Versammlung und einem Generalsekretariat als wichtigsten Organ. An dem 13. 11. 2000 werden die operativen Aufgaben auf die Europäische Union übertragen.
Lit.: Fleuß, M., Die operationelle Rolle der Westeuropäischen Union, 1996; Birk, E., Der Funktionswandel der Westeuropäischen Union, 1999; Herrmann, A., Kriseninstrument WEU, 2015
Westfale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber mit besonderer Bedeutung in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der in dem Frühmittelalter (2. H. 8. Jahrhunderts) erkennbare Angehörige eines Teilstamms der Sachsen. Als rechtliche Besonderheit der Westfalen wird die Gütergemeinschaft der Eheleute hervorgehoben. 1180 wird Westfalen Territorialherzogtum des Erzbischofs von Köln, das 1815 teilweise an Preußen gelangt und von dort an dem 23. 8. 1946 zu Nordrhein-Westalen und damit 1949 zu der Bundesrepublik Deutschland kommt.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 112, 256; Westfälisches Urkundenbuch, hg. v. Erhard, H., Bd. 1ff. 1847ff.; Lappe, J., Die Entstehung und Feldmarkverfassung der Stadt Werne, (in) Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Westfalens 76 (1917); His, R., Eine eigentümliche Klausel in westfälischen Schuldurkunden, ZRG GA 42 (1921), 481; Hömberg, A., Siedlungsgeschichte des oberen Sauerlandes, 1938; Klocke, F. v., Fürstenbergsche Geschichte, Bd. 1 1939; Hagemann, A., Von den mittelalterlichen Ständen Westfalens, ZRG GA 69 (1952), 328; Hagemann, A., Das westfälisch-niedersächsische Wappenbild, ZRG GA 69 (1952), 340; Deutsches Städtebuch, Bd. 3, 2 Westfälisches Städtebuch 1954; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivilrechtspflege, 1964; Possel-Dölken, P., Das westfälische eheliche Güterrecht, 1978; Droege, G., Das kölnische Herzogtum Westfalen, 1980; Köbler, G., Gericht und Recht in der Provinz Westfalen, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 166; Scharpwinkel, K., Die westfälischen Eigentumsordnungen, 1965; Klueting, H., Geschichte Westfalens, 1998; Zunker, D., Adel in Westfalen, 2003; Das Herzogtum Westfalen, Bd. 1f. hg. v. Klueting, H., 2009ff.
Westfalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das von Sachsen bewohnte Gebiet, das 1180 an den Erzbischof von Köln, 1815 teilweise an Preußen und an dem 23. 8. 1946 zu Nordrhein-Westfalen und damit 1949 zu der Bundesrepublik Deutschland kommt. S. Google
Lit.: Der Raum Westfalen, Bd. 1ff. hg. v. Aubin, H. u. a., 1931ff.; Süderländische Geschichtsquellen und Forschungen, hg. v. Dösseler, E., Bd. 1f. 1954f.; Westfalen – Hanse – Ostseeraum, Beiträge von Winterfeld, L. v. u. a., 1955; Haase, C., Die Entstehung der westfälischen Städte, 1960, 2. A. 1963; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivilrechtspflege in den westlichen Teilen Westfalens am Ende des 18. Jahrhunderts, 1964; Klocke, F. v., Westfalen und Nordosteuropa, 1964; Hartlieb von Wallthor, A., Die landschaftliche Selbstverwaltung Westfalens, 1965; Hömberg, A., Zwischen Rhein und Weser, 1967 (Aufsätze); Klueting, H., Die Säkularisation im Herzogtum Westfalen 1802-1834, 1980; Ludwig Freiherr Vincke, hg. v. Behr, H. u. a., 1994; Fischer, S., Juristen in Westfalen im 19. Jahrhundert, 2012; Dröge, M., Männlichkeit und „Volksgemeinschaft“ – Der westfälische Landeshauptmann Karl Friedrich Kolbow (1899-1945), 2015; Die Tagebücher des Ludwig Freiherrn Vincke 1789-1844, bearb. v. Behr, H. u. a., Bd. 8 2015, Bd. 10 1830-1839, Bd. 3 1793-1800, 2020; Akzisestädte im preußischen Westfalen, hg. v. Altenberend, J. u. a., 2020
westfälisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Westfalen betreffend
Westfälischer Friede (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der an dem 24. 10. 1648 in Münster unterzeichnete Vertrag von Münster (katholisch, zwischen Kaiser und Frankreich) und Osnabrück (evangelisch, zwischen Kaiser und Schweden), der den Dreißigjährigen Krieg beendet. Er bestätigt den Rechtsstand des Augsburger Religionsfriedens von 1555. Er schwächt das Reich, weil es umfangreiche Gebiete verliert (Elsass an Frankreich, Bremen, Verden und Vorpommern an Schweden) und ansonsten den etwa 300 nun vorhandenen Reichsgliedern verschiedener Größe und Bedeutung wesentliche Rechte (u. a. Bündnisrecht) zugesteht und damit die Möglichkeit des Gegensatzes und der Auseinandersetzung verstärkt. Durch Beschluss des Reichstags wird er 1654 Reichsgesetz. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 130; Pütter, S., Geist des westphälischen Friedens, 1795, Neudruck hg. v. Buschmann, A., 2010; Kürschner, T., Die Landeshoheit der deutschen Länder, 1938; Dickmann, F., Der westfälische Friede, 1959, 6. A. 1992; Acta pacis Westfalicae, hg. v. der Nordrhein-Westfälischen Ak. d. Wiss., Serie Iff. 1962ff. bis zu dem Ende der Projektförderung 2011 44 Editionsbände); Forschungen und Studien zur Geschichte des westfälischen Friedens, 1965; Scharpwinkel, K., Die westfälischen Eigentumsordnungen des 17. und 18. Jahrhunderts, Diss. jur. Göttingen 1965; Böckenförde, E., Der westfälische Friede, (in) Der Staat 8 (1969), 449; Instrumenta pacis Westphalicae, hg. v. Müller, K., 2. A. 1966; Schubert, F., Die deutschen Reichstage, 1966; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten, 1972; Ruppert, K., Die kaiserliche Politik auf dem westfälischen Friedenskongress 1643-48, 1979; Kremer, B., Der westfälische Friede, 1989; Willoweit, D., Deutsche Verfassungsgeschichte, 5. A. 2005; Immler, G., Kurfürst Maximilian I. und der westfälische Friedenskongress, 1992; Der westfälische Friede, hg. v. Duchhardt, H., 1998; Der westfälische Frieden, hg. v. Hey, B., 1998; Repgen, K., Der westfälische Friede, 1999; Der westfälische Frieden, hg. v. Moorman van Kappen, O., 1998; Sachsen und Franken in Westfalen, hg. v. Hässler, H., 1999; Ziegler, K., Die Bedeutung des westfälischen Friedens von 1648 für das europäische Völkerrecht, (in) Archiv des Völkerrechts 37 (1999), 129; 350 Jahre westfälischer Friede, hg. v. Schröder, M., 2000; Westfälische Jurisprudenz, hg. v. Großfeld, B. u. a., 2000; Gantet, C., La paix de Westphalie, 2001; Croxton, D./Tischer, A., The Peace of Westphalia, 2002; Der schwierige Weg zum Westfälischen Frieden, hg. v. Arnke, V. u. a., 2021
westfränkisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) den westlichen Teil der frühmittelalterlichen Franken betreffend →Frankreich
Westgalizien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist der westliche Teil Galiziens (mit Krakau und Lublin), der 1795 bei der dritten Teilung Polens an Österreich gelangt. An dem 19. 12. 1796 tritt dort die österreichische →Allgemeine Gerichtsordnung von dem 1. 5. 1781 in etwas veränderter Form als Westgalizische Gerichtsordnung in Kraft, gültig bis 1898. An dem 13. 2. 1797 wird nach Wiederaufnahme (1790) der Gesetzgebungsarbeiten an einem bürgerlichen Gesetzbuch, die 1786 nur zu dem Josephinischen Gesetzbuch geführt hatten, eine frühe, vollständige, aus dem sog. Entwurf Martini (1795) entwickelte Fassung des späteren →Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (Österreichs) als Bürgerliches Gesetzbuch für (West-)Galizien (Westgalizisches Gesetzbuch mit 8155 Wortformen) in Kraft gesetzt (JGS 337, in Ostgalizien und in der Bukowina an dem 8. 9. 1797 zu dem 1. 1. 1798). 1809 fällt Westgalizien an das Großherzogtum Warschau. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 131, 155; Baltl/Kocher; Der Ur-Entwurf, hg. v. Ofner, J., Bd. 1 1889, 1ff.; Pfaff, L., Zur Entstehungsgeschichte des Westgalizischen Gesetzbuches, (in) Jur. Bll. 1890, 399
Westgote (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des seit 269 n. Chr. sichtbaren westlichen (?) Teilstamms der Goten. 418/419 gründen die Westgoten ein Reich in Südgallien (um Toulouse). Vermutlich um 475 wird unter König Eurich in dem wissenschaftsgeschichtlich so genannten (lat.) →Codex (M.) Euricianus ihr Recht aufgezeichnet. Vor 507 entsteht die für die römische Bevölkerung geltende (lat.) →Lex (F.) Romana Visigothorum (Römisches Recht der Westgoten). 507 verlieren die Westgoten ihr in Gallien liegendes Gebiet an die Franken und werden auf das inzwischen eingenommene →Spanien (Toledo) verwiesen. Das Recht der Westgoten wird in der (lat.) →Lex (F.) Visigothorum weiter entwickelt (Leovigild, Chindasvinth, Reccesvinth). Überreste finden in die →Fueros Eingang. 711 geraten die Westgoten infolge Uneinigkeit unter die Herrschaft der aus Nordafrika geholten →Araber. In dem Hochmittelalter gehen sie in der Vorbevölkerung der iberischen Halbinsel auf. S. Google
Lit.: Söllner § 19; Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 67, 75, 80; Schmeltzer, R., Die Redaktionen des Westgotenrechts, ZRG GA 2 (1881), 123; Ein neuentdecktes westgotisches Gesetz, ZRG GA 7 (1886), 236; Dopsch, A., Westgotisches Recht im Capitulare de villis, ZRG GA 36 (1915), 1; Bergin, A., The Law of the Westgoths, 1906; Melicher, T., Der Kampf zwischen Gesetzes- und Gewohnheitsrecht im Westgotenreiche, 1930; Gesetze der Westgoten, hg. v. Wohlhaupter, E., 1936; Stroheker, K., Eurich, 1937; Merêa, P., O poder paternal, (in) Boletim da faculdade de direito 15 (1939); Schultze, A., Über westgotisch-spanisches Eherecht, 1944 (SB Leipzig); Merêa, P., Estudios de direito Visigótico, 1948; Beyerle, F., Zur Frühgeschichte der westgotischen Gesetzgebung, ZRG GA 67 (1950), 1; Reinhart, W., Über die Territorialität der westgotischen Gesetzbücher, ZRG GA 68 (1951), 348; Claude, D., Geschichte der Westgoten, 1970; Nehlsen, H., Sklavenrecht, 1972; Claude, D., Adel, Kirche und Königtum im Westgotenreich, 1971; King, P., Law and society, 1972; García-Moreno, L., Historia de España Visigoda, 1989; Völkl, A., Der Verkauf der fremden Sache, ZRG RA 110 (1993), 425; Wolfram, H., Die Goten, 4. A. 2001; The Visigoths, hg. v. Ferreiro, A., 1999; Heather, P., The Visigoths, 2001; Visigoti e Longobardi, hg. v. Arce, J. u. a., 2001; Ferreiro, A., The Visigoths in Gaul and Iberia, 2006; Ferreiro, A., The Visigoths in Gaul and Iberia - A Substantial Bibliography, 2007ff.; Kampers, G., Geschichte der Westgoten, 2008; Hillgarth, J., The Visigoths in History and Legend, 2009
Westgöte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt(, aber in Google belegt) sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Bewohner Westgötalands in Schweden.
Westgötenrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Westgötalagh, Västgötalagh) ist die älteste, um 1220 beginnende, vor allem in Westergötland (Westgötaland) geltende, schwedische Rechtsaufzeichnung. Von der ältesten Fassung sind nur Bruchstücke erhalten, von der nächstälteren (Mitte 13. Jahrhundert) eine Handschrift von etwa 1285, von der jüngeren, wohl 1281 bis 1300 oder Jahrzehnte später (1310-1315) entstandenen Fassung zahlreiche Handschriften seit etwa 1350. Anfänglicher Verfasser (1220/5) ist vielleicht Eskil Magnusson (um 1175-1227). S. Google
Lit.: Westgöta-Lagen, hg. v. Collin, H. u. a., 1827, Neudruck 1976; Das ältere westgötische Rechtsbuch, hg. v. Rehfeldt, B., 1926; Schwedische Rechte, hg. v. Schwerin, C. Frhr. v., 1935; Nelson, A., Envig och ära, (in) Saga och sed, 1944, 57; Äldere Västgötalagen, hg. v. Holmbäck, A. u. a., 1946; Äldre Västgötalagen, hg. v. Wessén, E., 1950; Ericsson, G., Den kanoniska rätten, 1967; Aquist, G., Frieden und Eidschwur, 1968; Hafström, G., De svenska rättskällornas historia, 1978; Strauch, D., Zur Rechtsfortbildung im mittelalterlichen Schweden, (in) Wege europäischer Rechtsgeschichte, hg. v. Köbler, G., 1987, 504; Sjöholm, E., Sveriges Medeltidslagar, 1988; Äldre Västgötalagen, hg. v. Wiktorsson, P., 2011; Nilsson, G., Nytt Ljus Över Yngre Västgötalagen, 2012
Westmannalagh (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegtsowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Västmannalagh, [Schweden um 1330] →nordisches Recht
Lit.: Hafström, G., De svenska rättskällornas historia, 1978
Westphalen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das kurzlebige, von →Napoleon um Westfalen errichtete Königreich (18. 8. 1807/7. 12.1807-1. 10. 1813/26. 10. 1813) um Kassel mit einer liberalen Verfassung von dem 15. 10. 1807.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, Historisches Lexikon; Berding, G., Napoleonische Herrschafts- und Gesellschaftspolitik, 1973; Regierungsakten des Königreichs Westphalen 1807-1813, bearb. v. Rob, K., 1992; Code Napoléon. Französisch-deutsch, 1808, Neudruck 1997; Der Code pénal des Königreichs Westphalen von 1813, hg. v. Schubert, W., 2001; Wrobel, K., Von Tribunalen, Friedensrichtern und Maires, 2004; Ham, R., Die Constitution für das Königreich Westphalen von 1807, (in) ZNR 2004, 227; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutschland, 2005; Rheinbündischer Konstitutionalismus, hg. v. Brandt, H. u. a., 2007; Modell und Wirklichkeit, hg. v. Dethlefs, G. u. a., 2007; Napoleon und das Königreich Westphalen, hg. v. Hedwig, A. u. a. 2008; Bethan, A., Napoleons Königreich Westphalen, 2012; Paye, C., Der französischen Sprache mächtig, 2013; Sunderbrink, B., Revolutionäre Neuordnung auf Zeit, 2015; Baustian, O., Handel und Gewerbe des Königreichs Westphalen im Zeichen des système continental, 2019
Westpreußen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – ausgenommen Westpreuße und westpreußisch – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Baltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Ostpreußen, Preußen
Lit.: Handbuch der Geschichte Ost- und Westpreußens, hg. v. Opgenoorth, E., 1994ff.
Westzone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von 1945 bis 1949 währende Besatzungszone einer der westlichen alliierten Besatzungsmächte (Vereinigte Staaten von Amerika, Großbritannien, Frankreich) des Deutschen Reiches. Aus den drei Westzonen entsteht über die Bizone 1949 die →Bundesrepublik Deutschland.
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Diestelkamp, B., Die Verfassungsentwicklung in den Westzonen, (in) NJW 1989, 1312; Dilcher, H., Bürgerliches Recht in den Westzonen, (in) Staat, Kirche, Wissenschaft, 1989
Wettbewerb (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das Streben mehrerer nach einem Ziel, das nicht alle gleichzeitig erreichen können, insbesondere das Streben jedes von mehreren Unternehmen, auf einem gemeinsamen Markt mit möglichst vielen Kunden abzuschließen. In der mittelalterlichen Stadt wird der Wettbewerb durch die →Zunft eingeschränkt. Mit der Liberalisierung des 19. Jahrhunderts wird dagegen der Wettbewerb freigegeben (→Gewerbefreiheit Norddeutscher Bund 1869). Um daraus entstehende Missbräuche zu beseitigen wird in dem (zweiten) Deutschen Reich nach Einzelregeln (1894) ein Gesetz zu der Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs von dem 27. 5. 1896 erlassen, das 1909 (und 2004) neu gefasst wird. Umgekehrt muss nach einer Kartellverordnung bereits von 2. 11. 1923 an dem 27. 7. 1957 gegen die aus der steigenden Machtkonzentration erwachsenden Gefahren ein Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen geschaffen werden, das später noch verschärft wird (1965, 3. 8. 1973 vorbeugende Fusionskontrolle, Beseitigung der vertikalen Preisbindung für Markenartikel, Verstärkung der Missbrauchsaufsicht, 1976, 1980, 1989).
Lit.: Köbler, DRG 176, 218, 272; Ulmer, E., Warenzeichen und Wettbewerb, 1929; Swoboda, R., Das Wettbewerbsverbot unter Handelsgesellschaftern, Diss. jur. Heidelberg 1931; Blaich, F., Kartell- und Monopolpolitik, 1973; Vom Gewerbe zum Unternehmen, hg. v. Scherner, K. u. a., 1982; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,3,3749; Hof, H., Wettbewerb im Zunftrecht, 1983; Schröder, R., Die Entwicklung des Kartellrechts, 1983; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Baums, T., Kartellrecht in Preußen, 1990; Nörr, K., Die Leiden des Privatrechts, 1994; Heße, M., Die historische Entwicklung der Wettbewerbsverbote, 1994; Wadle, E., Das Reichsgesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs von 1896, (in) JuS 1996, 1064; Volckart, O., Wettbewerb und Wettbewerbsbeschränkung im vormodernen Deutschland 1000-1800, 2002; Stechow, H. v., Das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs, 2002; Murach-Brand, L., Antitrust auf deutsch, 2004; Bormann, J., Wettbewerbsbeschränkungen durch Grundstücksrechte, 2004; Pitzer, F., Interessen im Wettbewerb, 2009; Michalczyk, R., Europäische Ursprünge der Regulierung von Wettbewerb, 2010; Späth, J., Aspekte des Lauterkeitsrechts zu Zeit des Nationalsozialismus, 2029
Wette (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das gegenseitige, zu der Bekräftigung bestimmter widerstreitender Behauptungen mehrerer Vertragspartner dienende Versprechen dahingehend, dass dem, dessen Behauptung sich als richtig erweist, ein Gewinn zufallen soll. Eine Wette ist sachlich in dem römischen Recht in gewisser Weise in der (lat.) legis actio (F.) sacramento enthalten. Bei den Germanen ist das Spiel mit hohem Einsatz möglich. In dem Frühmittelalter wird unter Wette vielfach das Pfandrecht verstanden. Seit dem Spätmittelalter wird die Wette missbilligt. In der Neuzeit ist die Lotterie weitverbreitet. Der Wette wird die Klagbarkeit der Schuld abgesprochen. Der Staat bemüht sich zwecks behaupteter Verhinderung von Wettsucht und zwecks Erzielung von Einnahmen um eine Einschränkung gewerblicher Privatwetten. S. Google
Lit.: Kaser § 81 II 1c; Hübner 595; Kroeschell, DRG 1, 2; Hagemann, H., Wette, (in) FS H. Liermann, 1964, 60; Hagemann, H., Fides facta und wadiatio, ZRG GA 83 (1966), 1; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Duderstadt, D., Spiel, Wette und Differenzgeschäft (§§ 762-764 BGB) in der Rechtsprechung des Reichsgerichts, 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
wetten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Hälfte 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) eine Wette abschließen
Wetter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Witterung
Wetter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein für die Wetterau namengebender Fluss in Hessen
Wetterau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Landschaft an der Wetter nördlich der Mündung des Maines in den Rhein. Sie ist nacheinander keltisch, römisch und fränkisch beherrscht. In dem Hochmittelalter ist sie königsnah. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Hävernick, W., Das ältere Münzwesen der Wetterau, 1936, kommentierte Neuaufl. 2009; Kropat, A., Reich, Adel und Kirche, 1965; Hardt-Friederichs, F., Das königliche Freigericht Kaichen, 1975; Schwind, F., Die Landvogtei in der Wetterau, 1972; Althessen im Frankenreich, hg. v. Schlesinger, W., 1975; Schmidt, W., Der Wetterauer Grafenverein, 1989; Geschichte von Wetterau und Vogelsberg, hg. v. Stobbe, R., Bd. 1 1999
Wettin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.) ist die Burg bei Halle an der Saale, nach der sich ein wohl seit 875 (Graf Friedrich in dem Harzgau) nachweisbares Geschlecht benennt, an das 1423 Sachsen gegeben wird. Die Wettiner teilen sich 1485 in eine albertinische Linie (→Sachsen) und eine ernestinische Linie (→Thüringen).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 131; Posse, O., Die Wettiner, 1897; Helbig, H., Der wettinische Ständestaat, 1980; Philippi, H., Die Wettiner in Sachsen und Thüringen, 1989; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Rogge, J., Die Wettiner, 2005; Die Wettiner und ihre Herrschaftsgebiete 1349-1382, bearb. v. Leisering, E., 2006; Groß, R., Die Wettiner, 2007; Knöfel, A., Dynastie und Prestige, 2009; Kaiser, U., Das Amt Leuchtenburg, 2012; Die Welt der Ernestiner, hg. v. Westphal, S. u. a., 2016; Die Ernestiner, hg. v. Greiling, W. u. a., 2016; Kopietz, M., Ordnung, Land und Leute – Politische Versammlungen im wettinischen Herrschaftsbereich 1438-1547, 2019
Wetzlar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Lahn erscheint in dem 9. Jahrhundert. Es wird Reichsstadt nach Frankfurter Recht. Von 1603 bis 1806 beherbergt Wetzlar das →Reichskammergericht.
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Velten, A., Beiträge zur Geschichte, Diss. jur. Gießen, 1922; Interthal, K., Die Reichsvogtei Wetzlar, 1928; Clauß, F., Wetzlarer Richter-, Schöffen- und Ratsfamilien, (in) Mitteilungen des oberhessischen Geschichtsvereins 35 (1937), 1; Ranieri, F., Die Arbeit des Reichskammergerichts, 1988; Schmidt-von Rhein, G., Das Reichskammergericht, 1990; Hahn, H., Altständisches Bürgertum zwischen Beharrung und Wandel, Wetzlar 1689-1870, 1991; Schieber, S., Normdurchsetzung im frühneuzeitlichen Wetzlar, 2008; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 10 bearb. v. Mahlerwein, G. u. a., 2010 (429 Nummern); Winkel, H., Herrschaft und Memoria, 2010
WEU (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Westeuropäische Union
Weyer, Johann (Grave an der Maas um 1515-Tecklenburg 24. 2. 1588) wird nach dem Medizinstudium in Paris und Orléans Arzt in Arnheim (1545) und Kleve-Jülich-Berg. 1563 veröffentlicht er sein gegen Zauberei- und Hexereiaberglauben gerichtetes, humanistisches Hauptwerk (De praestigiis daemonum, Von den Blendwerken derDämonen). Es wird auf den kirchlichen Index der verbotenen Bücher gesetzt. S. Google
Lit.: Schneider, U., Das Werk „De praestigiis daemonum“, Diss. jur. Bonn 1951 masch.schr.; Nahl, R. van, Zauberglaube und Hexenwahn, 1983; Siefener, M., Hexerei im Spiegel der Rechtstheorie, 1992
whig (M.) Vertreter des aufgeklärten Volksinteresses in England (Schimpfname, Tory angeblich von Tar a ry, komm o König, um 1680).
Wibald von Stablo (1098-1158) ist der aus Stabloer Ministerialität hervorgegangene, 1117 in den geistlichen Stand übergetretene, spätere Abt von Stablo-Malmedy (1130) und (Montecassino 1137 sowie) Corvey (1146), der den Kaisern Lothar III., Konrad III. und Friedrich Barbarossa als wichtiger Berater dient, gleichwohl von einem einzelnen heutigen Juristen entgegen diplomatischen Erkenntnissen systematischer Fälschung bezichtigt wird.
Lit.: Jakobi, F., Wibald von Stablo und Corvey, 1979; Faußner, H., Wibald von Stablo, 2003ff.; Hofmann, H., Das Briefbuch Wibalds von Stablo, (in) DA 63 (2007), 41; Das Briefbuch Abt Wibalds von Stablo und Corvey, hg. v. Hartmann, M, 2012
Widerlage (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Gegengabe des Ehemanns oder eines Dritten an die Ehefrau für deren Heiratsgut in dem Ehevertrag mit Wirkung nach dem Tode des Ehemanns bei vorheriger tatsächlicher nachweisbarer Leistung des Heiratsguts, →Widerlegung
widerlegen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL, - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) dagegenlegen, sichern
Widerlegung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL - und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.), Widerlage (F.) Ersatzleistung, Gegengabe des Ehemanns oder eines Dritten an die Ehefrau für deren Heiratsgut in dem Ehevertrag mit Wirkung nach dem Tode des Ehemanns bei vorheriger tatsächlicher nachweislicher Leistung des Heiratsguts
Lit.: Brauneder, W., Die Entwicklung des Ehegüterrechts, 1973, 51, 364; Brauneder, W., Widerlegung – Widerlage, (in) ZNR 2016, 1
Widerruf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort um 1200 belegt) ist in dem Privatrecht die Willenserklärung, die eine noch nicht endgültig wirksame Willenserklärung von Anfang an beseitigen soll, bzw. in dem Verwaltungsrecht die Aufhebung eines rechtmäßigen Verwaltungsakts. Der privatrechtliche Widerruf ist bereits dem römischen Recht bekannt. Besondere Bedeutung erlangt er in dem Verbraucherrecht seit dem späteren 20. Jahrhundert. Der öffentlichrechtliche Widerruf wird erst mit der dogmatischen Verfestigung des Verwaltungsrechts als solcher geformt.
Lit.: Kaser §§ 16 II 1, 47 II, 60 IV 2b, 76 IV 2b, 77 II 5b, 79 I 2b; Wieacker, F., Lex commissoria, 1932; Krause, H., Der Widerruf von Privilegien, (in) Archival. Z. 75 (1979), 117; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Martens, M., Die Entwicklung der Widerrufsrechte des Verbrauchers, 2010
widerrufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zurückrufen, aufheben
widersagen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) widersprechen, Fehde ankündigen
Widersagung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Fehdeankündigung
Lit.: Tewes, U., Zum Fehdewesen, 1994
widersprechen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) dagegensprechen
Widerspruch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Gegenäußerung zu einer Äußerung (beispielsweise Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs seit dem 19. Jahrhundert). In der Bundesrepublik Deutschland wird seit 1960 ein Widerspruch bei der höheren Verwaltungsbehörde zu der einheitlichen Voraussetzung für eine verwaltungsrechtliche Anfechtungsklage oder Verpflichtungsklage, doch werden an dem Ende des 20. Jahrhunderts Ausnahmen zugelassen. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 263
Widerstand ist die entgegenstehende Haltung oder Kraft. Die Frage eines Rechtes zu Widerstand gegen eine herrschaftliche Maßnahme wird schon früh diskutiert (Manegold von Lautenbach 11. Jahrhundert, Magna Charta 1215). Gegen den ungerechten Herrscher (beispielsweise Diktator) ist Widerstand rechtmäßig. Die jeweilige Grenze zwischen rechtmäßigem Widerstand und rechtswidrigem Widerstand ist zweifelhaft. Der Widerstand gegen die Staatsgewalt ist seit dem 19. Jahrhundert ein Straftatbestand. Aus ihm wird später der etwas engere Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Kroeschell, 20. Jahrhundert; Kern, F., Gottesgnadentum und Widerstandsrecht, 1915, 7. A. 1980; Zeumer, K., Das vermeintliche Widerstandsrecht gegen Unrecht des Königs und Richters im Sachsenspiegel, ZRG GA 35 (1914), 68; Wolzendorff, K., Staatsrecht und Naturrecht, 1916; Haensel, W., Kants Lehre vom Widerstandsrecht, 1926; Ritter, G., Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung, 3. A. 1956; Schönfeld, W., Zur Frage des Widerstandsrechts, 1955; Mayer-Tasch, P., Thomas Hobbes und das Widerstandsrecht, 1965; Hoffmann, P., Widerstand - Staatsstreich - Attentat, 1969; Köhler, M., Die Lehre vom Widerstandsrecht, 1973; Schulze, W., Bäuerlicher Widerstand und feudale Herrschaft, 1980; Koch, B., Rechtsbegriff und Widerstandsrecht, 1985; Der deutsche Widerstand, hg. v. Müller, K., 2. A. 1990; Böttcher, D., Ungehorsam oder Widerstand?, 1991; Mehringer, H., Widerstand und Emigration, 1998; Lexikon des Widerstandes 1933-1945, hg. v. Steinbach, P./Tuchel, J., 1998; Widerstand als „Hochverrat“ 1933-1945, bearb. v. Zarusky, J. u. a., 1998; Steinbach, P., Widerstand im Widerstreit, 1999; Quin, E., Personenrechte und Widerstandsrecht, 1999; Friedeburg, R. v., Widerstandsrecht und Konfessionskonflikt, 1999; Widerstandsrecht in der frühen Neuzeit, hg. v. Friedeburg, R. v., 2001; Meyer, A., Berthold Schenk Graf von Stauffenberg (1905-1944) – Völkerrecht im Widerstand, 2001; Wassermann, R., Juristen im Widerstand gegen das NS-Regime, (in) NJW 2002, 1018; Der deutsche Widerstand gegen Hitler, hg. v. Ueberschär, G., 2002; Bald, D., Die weiße Rose, 2. A. 2003; Wissen, Gewissen und Wissenschaft im Widerstandsrecht (16.-18. Jahrhundert), hg. v. De Benedictis, A. u. a., 2003; Badische Juristen im Widerstand, hg. v. Borgstedt, A., 2004; Wuermeling, H., Doppelspiel, 2004; Rüthers, B., Gesetzesbindung und Widerstand, ZRG GA 123 (2006), 363; Zankel, S., Die weiße Rose war nur der Anfang, 2006; Widerstand - gestern und heute, hg. v. Beutin, H. u. a., 2009; Holtmann, K., Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Gruppe vor dem Volksgerichtshof, 2010; Rüthers, B., Die einsamen Außenseiter, 2011; Hormayr, G., Ich sterbe stolz und aufrecht, 2012; Gott will Taten sehen, hg. v. Käßmann, M., 2013; Aretin, U. v., Freiheit und Verantwortung – Henning von Tresckow im Widerstand, 2015; Johst, D., Begrenzung des Rechtsgehorsams – Die Debatte um Widerstand und Widerstandsrecht in Westdeutschland 1945-1968, 2016; Snyder, T., Über Tyrannei, 2017; Schieder, T., Ethisch motivierter Rechtsungehorsam – Rechtsdebatten zu Widerstandsrecht, Gewissensfreiheit und zivilem Ungehorsam in der Bundesrepublik Deutschland 1949-1989, 2018; Aufstand, Aufruhr, Anarchie! Formen des Widerstands im deutschen Südwesten, hg. v. Hirbodian, S. u. a., 2019; Violent Resistance – From the Baltics to Central, Eastern and South Eastern Europe 1944-1956, hg. v. Gehler, M. u. a., 2020; Gottschalk, M., Wie schwer ein Menschenleben wiegt – Sophie Scholl – Eine Biografie, 2020
widerstehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) dagegenstehen, Widerstand leisten
Wieacker, Franz (Stargard 5. 8. 1908-Göttingen 17. 2. 1994), Landgerichtspräsidentensohn, wird nach dem Rechtsstudium (u. a. Palermo, Rom) 1937 planmäßiger außerordentlicher Professor in Leipzig (, NSDAP), 1939 ordentlicher Professor in Leipzig, 1948 in Freiburg im Breisgau und 1953 in Göttingen (1969 Orden Pour le mérite, 1973 mit 65 Jahren emeritiert). Die frühen Arbeiten betreffen neben dem geltenden Recht das römische Recht, für das Wieacker 1988 (nur) den ersten Band einer zusammenfassenden römischen Rechtsgeschichte vorlegt. Daneben veröffentlicht der universale Gelehrte 1952 eine auf der Studienreform des Jahres 1935 aufbauende, ideengeschichtlich ausgerichtete grundlegende Privatrechtsgeschichte der Neuzeit (2. A. 1967).
Lit.: Wolf, J., In memoriam Franz Wieacker, (in) SDHI 60 (1994), 763; Wieacker, F., Zivilistische Schriften, hg. v. Wollschläger, C., 2000; Franz Wieacker, Historiker des modernen Privatrechts, hg. v. Behrends, O. u. a., 2010; Erkkilä, V., The Conceptual Change of Conscience – Franz Wieacker and German Legal Historiography 1933-1968, 2019; Winkler, V., Der Kampf gegen die Rechtswissenschaft – Franz Wieackers „Privatrechtsgeschichte der Neuzeit“ und die deutsche Rechtswissenschaft des 20. Jahrhunderts, 2014
wieder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) erneut, nochmals)
Wiederaufnahme (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) des Verfahrens ist die erneute Durchführung eines rechtskräftig abgeschlossenen Verfahrens. Die Wiederaufnahme des Verfahrens geht auf die aus dem oberitalienisch-kanonischen Verfahren in dem 15. Jahrhundert aufgenommene (lat.) →restitutio (F.) in integrum zurück (Reichskammergerichtsordnung 1495). S. Google
Lit.: Seyfarts, J., Teutscher Reichsprozess. 1738, 548; Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, Diss. jur. Münster 1965, 233; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973
wiederaufnehmen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erneut aufnehmen
wiedereinsetzen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erneut einsetzen
Wiedereinsetzung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) erneute Einsetzung
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die gerichtliche Entscheidung, durch die eine versäumte und nachgeholte Prozesshandlung als rechtzeitig fingiert wird. Die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand. wird seit dem 15. Jahrhundert aus dem oberitalienisch-kanonischen Verfahren (lat. restitutio [F.] in integrum contra lapsum fatalium) aufgenommen (Reichskammergerichtsordnung 1495).
Lit.: Wiggenhorn, H., Der Reichskammergerichtsprozess, Diss. jur. Münster 1965, 233; Sellert, W., Prozessgrundsätze und Stilus Curiae, 1973, 289; Vogel, J., Wiedereinsetzungsrecht im Strafprozess, 1996
wiedergutmachen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wieder gutmachen, durch Ausgleich mildern
Wiedergutmachung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Milderung von Schäden durch Ausgleich. Die Wiedergutmachung ist insbesondere in dem Anschluss an den Zweiten Weltkrieg und die Schädigungen von politischen Gegnern durch Vertreter des Nationalsozialismus zwischen dem 30. 1. 1933 und 8. 5. 1945 bedeutsam. S. Google
Lit.: Brodesser, H./Fehn, J./Franosch, T. u. a., Wiedergutmachung und Kriegsfolgenliquidation, 2000; Goschler, C., Schuld und Schulden, 2005; Grenzen der Wiedergutmachung, hg. v. Hockerts, H. u. a., 2006; Rückert, J., Abrechnen, aber wie?, ZRG GA 125 (2008), 256
Wiederkauf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der schon in dem römischen Recht durch besondere Vereinbarung mögliche Verkauf mit Vorbehalt des Rückkaufs. Durch einseitige empfangsbedürftige Willenserklärung des Verkäufers wird dann der Käufer verpflichtet, die gekaufte Sache gegen die Erstattung des Preises zurückzuübertragen.
Lit.: Kaser § 41 VII; Ogris, W., Der mittelalterliche Leibrentenvertrag, 1961, 205; Busse, K., Der Wiederkauf in der Rechtsliteratur des 12.-18. Jahrhunderts, 1965; Mayer-Maly, T., Beobachtungen und Gedanken zum Wiederkauf, (in) FS F. Wieacker, 1978, 424; Trusen, W., Zum Kauf auf Wiederkauf, (in) FS G. Schmelzeisen, 1980, 347; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
wiederkaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zurückkaufen
Wiedertaufe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) wiederholte Taufe
wiedertaufen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) wiederholt taufen
Wiedertäufer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Anabaptist) ist der Angehörige einer vor allem in dem 16. Jahrhundert auftretenden, die Erwachsenentaufe anstrebenden christlichen Glaubensgemeinschaft (beispielsweise Zürich um 1520, Münster 1534). S. Google
Lit.: Cornelius, A., Geschichte des münsterischen Aufruhrs, Bd. 1f. 1855ff.; Quellen zur Geschichte der Wiedertäufer, hg. v. Bossert, G., 1930; Goertz, H., Die Täufer, 1980
wiedervereinigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) Getrenntes erneut vereinigen
Wiedervereinigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die erneute Vereinigung einer in dem geschichtlichen Verlauf in Teile gegliederten ursprünglichen Einheit wie etwa des (zweiten) Deutschen Reiches. → Bundesrepublik Deutschland, →Deutsche Demokratische Republik, →Saar
Lit.: Elzer, H., Die deutsche Wiedervereinigung an der Saar, 2007; Ritter, G., Die deutsche Wiedervereinigung, (in) HZ 286 (2008), 289; Ludewig, J., Unternehmen Wiedervereinigung – Von Planern, Machern, Visionären, 2015 (von 600 Milliarden Deutsche Mark Privatisierungserlösen erwartet, 230 Milliarden Defizit erzielt, „blühende Landschaften brauchen noch mehr Zeit und lassen sich nicht unbedingt planen“)
Wie du mir, so ich dir (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 350 (Körte 1837)
Wiek (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Landschaft in dem Bistum Oesel in Livland, für die in dem 14. Jahrhundert (1322-37?) aus dem livländischen Spiegel, dem Bauernrecht der Esten in der Wiek und dem ältesten livländischen Ritterrecht eine in hochdeutschen Handschriften seit dem 16. Jahrhundert überlieferte Rechtssammlung hergestellt wird. Dieses wiek-oeselsche Recht mit dem wenig zutreffenden Titel Dies seindt die Lehen-Rechte, das in 5 Bücher zu 82, 70, 68, 12 und 67 Artikel gegliedert ist, findet teilweise Eingang in das mittlere livländische Ritterrecht (vor 1424), das systematische livländische Ritterrecht (vor 1450?) und in Philipp Crusius’ Des Herzogtums Esthen Ritter- und Landrechte. S. Google
Lit.: Bunge, F. v., Altlivlands Rechtsbücher, 1879, 95; Arbusow, L., Die altlivländischen Bauernrechte, (in) Mitt. a. d. Gebiete der Geschichte Livlands u. s. w. 23 (1924/26), 75; Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 163; Seresse, V., Des Königs arme weit abgelegenne Vntterthanen, 1996
Wielant, Filips (1441-1520) wird nach dem Studium der (lat. [F.Pl.]) artes (Künste) in Paris und des weltlichen Rechtes in Löwen Anwalt und Hofratsmitglied in Flandern. In seinen Werken Corte instructie in materie civile (1508ff.) und Corte instructie in materie criminele (1510ff.) bietet er einen Überblick über den Verlauf eines Zivilverfahrens und eines Strafverfahrens. Er verarbeitet dabei das einheimische, flämische Gewohnheitsrecht zu einer an romanistischen Vorbildern ausgerichteten Einheit. S. Google
Lit.: Juristen, hg. v. Stolleis, M., 1996
Wien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörtebuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Donau ist die auf keltischer (Vindobona) bzw. römischer Grundlage (Legionslager 89 oder 98 n. Chr., 433 aufgegeben) errichtete Siedlung (Wenia 881), die seit 1156 Sitz der →Babenberger wird. Nach der Gewährung eines Stadtrechts (1221) wird Wien kurzzeitig reichsunmittelbar (1246-1250 bzw. 1237-1239, 1278-1288) und erhält (an dem 12. 3.) 1365 eine anfangs in dem Heiligen römischen Reich führende, dann zurückfallende Universität (zwischen Hofburg und Schottenstift), an der das Studium des römischen Rechtes aber eigentlich erst an dem Ende des 15. Jahrhunderts möglich wird (zwischen 1451 und 1500 mehr als 19000 Studierende in Wien insgesamt). Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird unter Benutzung des so genannten Schwabenspiegels das in 24 Handschriften überlieferte Wiener Stadtrechtsbuch in 151 Artikeln aufgezeichnet (Gericht, Verfahren, Kauf, Miete, Erbe, Ehegüter, Bergrecht, Burgrecht, Bürgschaft, Pfand). Seit 1438/1439 wird Wien zu dem Sitz des Kaisers des Heiligen römischen Reiches, 1469 Bischofssitz und 1722/1723 Erzbischofssitz. 1526 erhält es eine neue Stadtverfassung. 1529 und 1683 scheitern Belagerungen der Stadt durch die Türken. In der Mitte des 18. Jahrhunderts ordnet Maria Theresia den darniederliegenden eher ziemlich provinziellen Rechtsunterricht. 1783 erlässt Joseph II. eine Magistratsverfassung. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird in dem Studium das Schwergewicht auf das österreichische Recht gelegt. Von dem 18. 9. 1814 bis 9. 6. 1815 tagt in Wien der so genannte Wiener Kongress, auf dem Europa nach den napoleonischen Kriegen neu geordnet wird (Kräftegleichgewicht zwischen Russland [mit Kongresspolen], Großbritannien [mehr Kolonien], Österreich [Königreich Lombardo-Venetien, Sekundogenituren in Italien, Verzicht auf westeuropäische Güter], Preußen [Teile Sachsens, Gebiete an dem Rhein] und Frankreich, wichtige Grundsätze sind Restauration, monarchische Legitimität und Solidarität der Fürsten bei Abwehr revolutionärer Bewegungen, →Deutscher Bund). Später folgt die Wiener Schlussakte (15. 5. 1820) des Deutschen Bundes. 1857 wird die Niederlegung der Stadtmauern Wiens beschlossen. 1920 wird Wien Bundeshauptstadt der Bundesrepublik Österreich. Bis 1922 gehört Wien dem Bundesland Niederösterreich an, von dem es sich verselbständigt. 1934 wird es bundesunmittelbare Stadt, 1939 Reichsgau Wien, 1945 wieder Bundesland und Bundeshauptstadt, die bis 1955 von allen vier Alliierten besetzt wird. An dem 22. 5. 1969 wird in Wien von einer Konferenz der Vereinten Nationen das (Wiener) Übereinkommen über das Recht der völkerrechtlichen Verträge angenommen. 1980 wird Wien ein Sitz der Vereinten Nationen, 1995 Sitz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 100, 150, 769; Baltl/Kocher; Kroeschell, DRG 3; Kink, R., Die Rechtslehre an der Universität Wien, 1853; Aegidi, L., Die Schlussakte, 1860; Das Wiener Stadtrechtsbuch, hg. v. Schuster, H., 1873; Die Rechte und Freiheiten der Stadt Wien, hg. v. Tomaschek, J., Bd. 1f., 1877ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Bd. 1ff. 1895ff.; Quellen zur Geschichte der Stadt Wien – Die ältesten Kaufbücher, bearb. v. Staub, F., 1898; Geschichte der Stadt Wien, hg. v. Altertumsverein zu Wien (Bd. 1, 2 Schuster, Heinrich, Die Entwicklung des Rechtslebens, Verfassung und Verwaltung, 1897ff.); Quellen zur Geschichte der Stadt Wien, Grundbücher Bd. 2, bearb. v. Staub, F., 1911; Voltelini, H. v., Die Anfänge der Stadt Wien, 1913; Voltelini, H., Zur Rezeption des gemeinen Rechts in Wien, (in) FS d. akad. Vereines dt. Historiker in Wien, 1914, 79; Luntz, I., Die allgemeine Entwicklung der Wiener Privaturkunde bis zum Jahre 1360, 1916; Luntz, I., Beiträge zur Geschichte der Wiener Ratsurkunde, 1916; Stowasser, O., Die Entstehungszeit des Eisenbuches der Stadt Wien, (in) MIÖG Ergänzungsband 10, 1916, 19; Schalk, K., Aus der Zeit des österreichischen Faustrechts 1440-1463, 1919; Die Summa legum brevis, hg. v., Gal, A., 1926; Brunner, O., Die Finanzen der Stadt Wien, 1929; Sailer, L., Die Wiener Ratsbürger des 14. Jahrhunderts, 1931; Klebel, E., Zur Frühgeschichte Wiens, (in) Festgabe für H.Voltelini, 1932, 7; Lentze, H., Die rechtliche Struktur des mittelalterlichen Zunftwesens in Wien, (in) Mitteilungen des Vereines für die Geschichte der Stadt Wien 15 (1935); Zatschek, H., Handwerk und Gewerbe in Wien, 1949; Lentze, H., Das Wiener Testamentsrecht des Mittelalters, ZRG GA 69 (1952) 103, 70 (1953), 159; Weizsäcker, W., Wien und Brünn in der Stadtrechtsgeschichte, ZRG GA 70 (1953), 125; Die Matrikel der Universität Wien, Bd. 1ff. 1954ff.; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz, 1961; Benna, A., Wiener Recht in einer Sammelhandschrift des Stiftes Heiligenkreuz, ZRG GA 79 (1962), 248; Studien zur Geschichte der Universität Wien, Bd. 1f. 1965; Der Wiener Kongress 1814/5, hg. v. Dyroff, H., 1966; Demelius, H., Eheliches Güterrecht im spätmittelalterlichen Wien, 1970 (SB Wien); Hartl, F., Das Wiener Kriminalgericht, 1973; Baltzarek, F., Das Steueramt der Stadt Wien 1526-1760, 1971; Brauneder, W., Die Geltung obrigkeitlichen Privatrechts im spätmittelalterlichen Wien, ZRG GA 92 (1975), 195; Csendes, P., Wien in den Fehden der Jahre 1461-1463, 1974; Vetricek, A., Die Lehrer der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät, Diss. geisteswiss. Wien 1980; Wiener Ratsurteile des Spätmittelalters, hg. v. Demelius, H., 1980; Walter, G., Der Zusammenbruch des Heiligen römischen Reiches, 1980; Die Rechtsquellen der Stadt Wien, hg. v. Csendes, P., 1986; Das Wiener Stadtrechtsprivileg, hg. v. Csendes, P., 1987; Die Wiener Stadtbücher, Bd. 1ff. 1395-1400, hg. v. Brauneder, W. u. a., 1989ff., Teil 5 2018; Csendes, P., Geschichte Wiens, 2. A. 1990; Brauneder, W., Leseverein und Rechtskultur, 1992; Ogris, W., Vom Galgenberg zum Ringtheaterbrand, 1997; Festschrift 100 Jahre Wirtschaftsuniversität Wien, red. v. Rill, H., 1999; Opll, F., Das große Wiener Stadtbuch, 1999; Wien, hg. v. Csendes, P. u. a., Bd. 2f. 2003ff.; Opll, F., Wien im Bild, 2. A. 2004; Klaudy, K., Das Werden Wiens, 2004; Ubl, K., Anspruch und Wirklichkeit – Die Anfänge der Universität Wien, (in) MIÖG 113 (2005), 63; Der Wiener Hof im Spiegel der Zeremonialprotokolle (1652-1800), hg. v. Pangerl. I. u. a., 2007; Mühlberger, K., Palace of Knowledge, 2008; Die Universität Wien im Konzert, hg. v. Mühlberger, K. u. a., 2010; … daz si ein recht puech solten haben, hg. v. Opll, F., 2010 (zum Wiener Eisenbuch des 14.-19. Jahrhunderts); Die Matrikel der Universität Wien, Bd. 1ff. 1954ff., hg. v. Mühlberger, K., 6, 1, 7 1715-1745/46, 2011 (6764 Besucher); Die Matrikel der Wiener rechtswissenschaftlichen Fakultät, hg. v. Mühlberger, K., Bd. 1 1402-1442., 2011, Bd. 2 1442-1557, 2016; Schartner, I., Die Staatsrechtler der juridischen Fakultät der Universität Wien im Ansturm des Nationalsozialismus, 2011; Holzschuh, I., Wiener Stadtplanung im Nationalsozialismus, 2011; Swedish Students at the University of Vienna in the Middle Ages, hg. v. Ferm, O. u. a., 2011 (etwa 20); Waldstätten, A., Staatliche Gerichte in Wien seit Maria Theresia, 2012; Vertriebenes Recht - Vertreibendes Recht, hg. v. Meissel, F. u. a., 2012; Schaukästen der Wissenschaft, hg. v. Feigl, C., 2012; Denk, U., Alltag zwischen Studieren und Betteln, 2013; Haider, E., Wien 1914, 2013; Scharl, I. u. a., Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 1711-1765, 2013; Lackner, C., Möglichkeiten und Perspektiven diplomatischer Forschung - Zum Privileg Herzog Albrechts III. für die Universität Wien vom Jahre 1384, 2013; Stauber, R., Der Wiener Kongress, 2014; Der Wiener Kongress, hg. v. Just, T. u. a., 2014; Benesch, M., Die Wiener Christlichsoziale Partei, 2014; Pfefferle, R. u. a., Glimpflich entnazifiziert, 2014; Olechowski, T. u. a., Die Wiener Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät 1918-1938, 2014; Zamoyski, A., 1815 – Napoleons Sturz und der Wiener Kongress, 2014; Lentz, T., 1815 – Der Wiener Kongress, 2014; Gruner, W., Der Wiener Kongress 1814/15, 2014; Stätten des Wissens, hg. v. Rüdiger, J. u. a., 2015; Rüdiger, J., Die monumentale Universität, 2015; Tuisl, E., Die medizinische Fakultät der Universität Wien im Mittelalter, 2015; Universität – Forschung – Lehre, hg. v. Stadler, F. u. a., 2015; Wissens- und Universitätsstadt Wien, hg. v. Ehalt, H. u. a., 2015; Göhler, H., Das Wiener Kollegiat-, nachmals Domkapitel zu Sankt Stephan in Wien 1365-1554, 2015 Diss. 1932, 14 Pröpste, 375 Chorherrn); Sigmund, K., Sie nannten sich der Wiener Kreis, 2015; Taschwer, K., Hochburg des Antisemitismus – Der Niedergang der Universität Wien, 2015; 1365 – 2015 – 2065 – Etwas andere Geschichten der Universität Wien, hg. v. Klemun, M. u. a., 2015; Baumgart, W., Der Wiener Kongress 1815 – zweihundert Jahre danach, (in) HZ 301 (2015) 705; Schneider, K. u. a., Europa in Wien, 2015; Winkler, G., Das Juridicum, 2016; Lindinger, M., Die Hauptstadt des Sex, 2016; Suttner, A., Das schwarze Wien, 2017 (1934-1938); Opll, F. u. a., Wien als Festungsstadt, 2017; Gneiß, M., Das Wiener Handwerksordnungsbuch (1364-1555), 2017; Festschrift 150 Jahre Wiener juristische Gesellschaft, hg. v. Jabloner, C., 2017; Ertl, T., Wien 1448 - Steuerwesen und Wohnverhältnisse in einer spätmittelalterlichen Stadt. 2019; Traxler, C., Firmiter velitis resistere – Die Auseinandersetzung der Wiener Universität mit dem Hussitismus, 2019; Der Wiener Kongress 1814/15, hg. v. Olechowski, T. u. a., Bd. 1f. 2019; Der Wiener Kongress und seine Folgen, hg. v. Dressel, C. u. a., 2019; Felgenhauer-Schmiedt, S., Von Vindobona zu Wienna – archäologisch-historische Untersuchungen zu den AnfängenWiens, 2019; Ertl. T., Wien 1448, 2020; Csendes, P./Opll, F., Wien im Mittelalter – Zeitzeugnisse und Analysen, 2021
Wiesentheid (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Domarus, M., Territorium Wiesentheid, 1956
Wigle van →Aytta
wik (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Dorf, Siedlung, →Weichbild
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 78; Köbler, WAS; Köbler, G., Civitas und vicus, (in) Vor- und Frühformen der europäischen Stadt, hg. v. Jankuhn, H. u. a., 1973, 61; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Schütte, L., Wik, 1976; Schmidt-Wiegand, R., Wik und Weichbild, ZRG GA 95 (1978), 121
Wikinger (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Zusammensetzungen – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsprache – ausgenommen Zusemmensetzungen – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige seefahrender Nordgermanen (Norweger, Dänen) in dem Frühmittelalter (793-1066). Um 850 entdecken die Wikinger Island, um 900 Grönland und 986, 1001 Nordamerika. Als →Normannen dringen sie nach Frankreich, Sizilien und wohl auch nach Russland vor, gehen aber jeweils bald in der ansässigen Bevölkerung auf. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG; Stemberger, M., Vikingar, 1935; Jänichen, H., Die Wikinger im Weichsel- und Odergebiet, 1938; Vernadsky, G., The Origin of Russia, 1959; Langenberg, I., Die Vinland-Fahrten, 1977; Boyer, R., Les Vikings, 1992; Simek, R., Die Wikinger, 1998; Sawyer, P., Die Wikinger, 2000; Sawyer, B./Sawyer, P., Die Welt der Wikinger, 2002; Magnusson, M., Die Wikinger, 2003; Forte, A. u. a., Viking Empires, 2005; Bauduin, P., Le monde franc et les Vikings, 2009; Seaver, K., Mit Kurs auf Thule, 2011; Findeisen, J., Vinland, 2011; Winroth, A., The Age of the Vikings, 2014; Hofman, K. u. a., Die Wikinger und das fränkische Reich, 2014 (Sammelband); Banck, C., Alles Mythos!, 2014; Lipsk, S. u. a., Faszination Wikinger, 2017; Die Wikinger – Seeräuber und Krieger im Lichte der Archäologie, hg. v. Toplak, M., 2021
wild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Goolge belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) frei, ungezähmt, hemmungslos
Wild (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das frei lebende jagdbare Tier. S. Google
Wilda, Wilhelm Eduard ([Seligmann, Wolf Ephraim] Altona 17. 8. 1800-Kiel 9. 8. 1856), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Göttingen (Hugo, Eichhorn) und Heidelberg (Thibaut, Mittermaier) und dem Übertritt zu dem Christentum (1825) Advokat in Hamburg. 1831 wird er außerordentlicher Professor in Halle, 1842 ordentlicher Professor in Breslau und 1854 in Kiel. Seine wichtigsten Werke betreffen das Gildenwesen in dem Mittelalter (1831) und das Strafrecht der Germanen (1842) (bis zu dem Frühmittelalter). S. Google
Lit.: Sinzheimer, H., Jüdische Klassiker der deutschen Rechtswissenschaft, 1938 bzw. 1953, 111; Rückert, J., August Ludwig Reyschers Leben, 1974; Kern, B., Georg Beseler, 1982
Wildbann (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Jagdregal
Lit.: Haff, K., Die Wildbannverleihungen, ZRG GA 69 (1952), 301; Dasler, C., Forst- und Wildbann, 2001
Wilderei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Verletzung des Jagdrechts oder Fischereirechts eines anderen. Der Wilderei folgt in dem Frühmittelalter meist die Buße von 60 Schillingen. Erst in dem Spätmittelalter wird eine peinliche Strafe üblich. Die Strafandrohung ist verschiedentlich sehr streng (Blenden, Hängen). Die Neuzeit behandelt die Wilderei teilweise als einen Fall des Diebstahls, bis 1871 die Wilderei wieder verselbständigt wird. S. Google
Lit.: Marcus, J., Zur Lehre von der Wilderei, Diss. jur. Breslau 1917; Fösser, R., Das Jagdstrafrecht, Diss. jur. Bonn 1937; Löhr, U., Die Wilderei, Diss. jur. Frankfurt am Main 1969; Schindler, N., Wilderer im Zeitalter der französischen Revolution, 2001; Schennach, M., Jagdrecht, Wilderei und gute Policey, 2007
Wilderer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) wildernder Mensch
wildern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundertin EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) das Jagdrecht oder Fischereirecht eines anderen verletzen
Wildfang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Fang von Wild, gefangenes Wild, lebhaftes Kind
Wildfangrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Wildfangsrecht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in Spätmittelalter und Frühneuzeit das Recht von Landesherren oder bestimmten Grundherren, Fremde für ihre Herrschaft in Anspruch zu nehmen. In der frühen Neuzeit ist das Wildfangrecht oft streitig. In dem 18. Jahrhundert läuft es allmählich aus. S. Google
Lit.: Kolde, F., Über die Wildfänge, Diss. phil. Rostock 1898
Wilhelm →Ockham
Wilhelmus de Cabriano (bei Brescia) († 1201 als Erzbischof von Ravenna, Casus Codicis, Vorlesungsnachschrift wahrscheinlich auf der Grundlage der Vorlesungen des Bulgarus über den Codex, Mitte 12. Jahrhunderts), s. Google
Lit.: Lange, H., Römisches Recht im Mittelalter, Bd. 1 1997, 204; Wallinga, T., The Casus Codicis of Wilhelmus de Cabriano, 2005
Wille (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die Fähigkeit des Menschen, sich (frei?) für ein bestimmtes Verhalten zu entscheiden. Wie der Wille eines Menschen in seinem Inneren entsteht, ist bisher nicht hinreichend erklärt, doch dürften neben Genen auch Erfahrungen bedeutsam sein. Der Wille kommt in einem Verhalten (beispielsweise Sprechen, Essen, Schießen) zu einem Ausdruck. Bei dessen Bewertung wird teils nur auf die Erscheinungsform abgestellt, teils auch auf den ihr zugrundeliegenden Willen.
Lit.: Hübner 489; Köbler, DRG 43; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967, 293; Köckritz, S. v., Die Bedeutung des Willens für den Verbrechensbegriff Carpzovs, 1955; Pleister, W., Persönlichkeit, Wille und Freiheit im Werk Iherings, 1982; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Babusiaux, U., Id quod actum est. Zur Ermittlung des Parteiwillens im klassischen römischen Zivilprozess, 2006; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; List, C., Warum der freie Wille existiert, 2021 (ein Phänomen einer höheren Ebene als die Welt der Partikel, Felder und Kräfte)
Willebrief (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und inWörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist seit dem 12. Jahrhundert (1177) die Zustimmungsurkunde der Fürsten zu Erklärungen des Königs. Der Willebnrief kommt in dem 17. Jahrhundert ab.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Fritz, W., Kurfürstliche Willebriefe, (in) DA 23 (1967), 171
Willenserklärung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort 1701) ist die private, auf einen rechtlichen Erfolg gerichtete Äußerung (lat. declaratio [F.], Erklärung) des →Willens (lat. voluntatis, beispielsweise Erklärung, ein Buch kaufen zu wollen, Erklärung, das Eigentum an dem Buch übertragen zu wollen). Sie wird für das Rechtsgeschäft vorausgesetzt. Als rechtswissenschaftliche Grundfigur wird sie erst in dem 17. oder 18. Jahrhundert (Thomasius 1688, Höpfner 1743-1797) erkannt (, vgl. aber bereits Connan, 1508-1551, Erstbeleg 1701/1705?). Die Willenserklärung kann einen →Willensmangel enthalten.
Lit.: Kaser §§ 5 I, 8 I 1; Köbler, DRG 140, 164, 208; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Störungen der Willensbildung bei Vertragsschluss, hg. v. Zimmermann, R., 2007; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010¸; Thomale, C., Leistung als Freiheit, 2012; Archavlis, K., Die juristische Willenstheorie, 2015; Rempel, M., Jherings Juristisches Kabinett – Das kasuistische Element der Juristenausbildung bei Rudolf von Jhering, 2018
willensfrei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) in dem Willen frei
Willensfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Unabhängigkeit des Willens von äußeren, die Willenshandlung zwangsweise bestimmenden Umständen. Ob Willensfreiheit besteht, ist in der menschlichen Geschichte (zeitweise) umstritten. Überwiegend wird, obwohl die Frage nach Freiheit oder Gebundenheit des menschlichen Willens (bisher) nicht eindeutig entschieden werden kann, von der vermuteten Willensfreiheit ausgegangen. Ein rechtsstaatliches Strafrecht setzt sie voraus. S. Google
Lit.: Holzhauer, H., Willensfreiheit und Strafe, 1970; Postel, V., Arbeit und Willensfreiheit im Mittelalter, 2009
Willensmangel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der den Willen oder allgemeiner die Willenserklärung betreffende Mangel. Einzelne Willensmängel berücksichtigt bereits das römische Recht (beispielsweise →Irrtum). Eine Verallgemeinerung findet erst in der späten Neuzeit statt. S. Google
Lit.: Kaser § 8; Hübner; Coing, H., Europäische Rechtsgeschichte, Bd. 1f. 1985ff.
willig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) dem Willen gemäß, bereitwillig
Willkür (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die freie, bis zu dem Belieben reichende Wahl des Willens. Insofern kann sie den Gegensatz zu dem Recht bilden. In einem anderen Sinn wird als Willkür in dem Mittelalter das durch Zustimmung geschaffene städtische gesetzte Recht verstanden. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Simson, P., Geschichte der Danziger Willkür, 1904; Ebel, W., Die Willkür, 1953; Ebel, W., Geschichte der Gesetzgebung in Deutschland, 1956, 2. A. 1958, Neudruck 1988; Rheinheimer, M., Die holsteinischen Dorfordnungen, ZRG GA 115 (1998), 529; Recht und Willkür, hg. v. Starck, C., 2012
Wilna (Vilnius, Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, N.) Hauptstadt Litauens
Lit.: Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007
Wilten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Keltische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein auf keltisch-römischer Grundlage beruhender Stadtteil Innsbrucks
Lit.: Wilten, 1924
Wimpfen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in dem Norden Baden-Württembergs mit rund 7000 Einwohnern
Lit.: Jülch, R., Die Entwicklung des Wirtschaftsplatzes Wimpfen, 1961; Laufs, A., Das Wimpfener Rechtsbuch, ZRG GA 89 (1972), 175
Windscheid, Bernhard (Düsseldorf 26. 6. 1817-Leipzig 26. 10. 1892) wird nach dem Rechtsstudium in Berlin (Savigny) und Bonn 1847 außerordentlicher Professor in Bonn und 1847 ordentlicher Professor in Basel, Greifswald (1852), München (1857), Heidelberg (1871) und Leipzig (1874). Sein Hauptwerk ist ein dreibändiges Lehrbuch des Pandektenrechts (1861), in dem er das römische Recht seiner Zeit so vorbildlich zusammenfasst, dass der Text bis 1900 das fehlende deutsche Bürgerliche Gesetzbuch vertritt. Als Mitglied der ersten Kommission zu der Schaffung eines Bürgerlichen Gesetzbuchs beeinflusst er den ersten Entwurf erheblich. S. Google
Lit.: Söllner § 25; Rümelin, M., Bernhard Windscheid, 1907; Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses, 1965, 71; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Falk, U., Ein Gelehrter wie Windscheid, 1989; Ober, J., Bernhard Windscheid, Diss. jur. Köln 1989; Rückert, J., Bernhard Windscheid, (in) JuS 1992, 902; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/WindscheidBPandenktenrecht1-1862.pdf ; Klein, F., Bernhard Windscheid, 2014 (Diss. jur. Leipzig 2012)
Windsheim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssoprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Stadt in Nordbayern
Lit.: Erbar, W., Die Windsheimer Reformation von 1521, Diss. jur. Erlangen 1928; Urkundenbuch der Stadt Windsheim von 741-1400, bearb. v. Schultheiß, W., 1963; Die Rechtsreformation des Stadtschreibers Johan Greffinger für die Reichsstadt Windsheim (1521), bearb. v. Hünefeld, H., 1974
Winterthur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in in Google belegt, N.) eine Stadt in der Schweiz
Lit.: Stauber, E., Die Burgen des Bezirkes Winterthur 1953
Wippe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Schaukel, Wippschaukel, ein Gerät zu dem Fallenlassen eines Täters in eine Flüssigkeit
Lit.: His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1 1920, 575, Neudruck 1964; Köbler, G., Bilder aus der deutschen Rechtsgeschichte, 1988
Wippen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 als Verb bezeugt – 16. Jahrhundert (als Verb) in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google als Verb belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Prellen, Schnellen, von der Wippe fallen Lassen
wirken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) tun, machen
Wirt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 863-871 [Otfrid] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hausherr, Gastwirt
Wirtschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Gesamtheit der Einrichtungen und Maßnahmen zu der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs an Gütern. Die Wirtschaft beginnt bereits in vorgeschichtlicher Zeit. Den einfachen Sammlern und Jägern folgen die Viehzüchter (Zähmung des Auerochsen in dem silbernen Halbmond um 8000 v. Chr.) und Ackerbauern. Nach der Sesshaftwerdung entwickelt sich in Rom aus der anfangs einfachen kleinbäuerlichen Wirtschaft die Plantagenwirtschaft, wobei allgemein eine auffällige Produktivitätssteigerung samt Einkommenserhöhung in dem 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. statt findet. Von diesen römischen Verhältnissen wird wohl die frühmittelalterliche →Grundherrschaft beeinflusst. In ihr gewinnt das der mit Geld schon vertrauten Antike bereits bekannte →Gewerbe (Schmied, Töpfer, Weber) an Bedeutung. Bereits in den letzten Jahrzehnten des 8. Jahrhunderts könnte ein neuer Aufschwung eingesetzt haben. Über den Markt entsteht in dem 11. Jahrhundert →die Stadt als der Mittelpunkt von Gewerbe und Handel. Tauschmittel wird (erneut) das →Geld. Bereits an dem Beginn der frühen Neuzeit werden frühkapitalistische Züge sichtbar. Danach wendet sich auf der Suche nach Einkünften der Landesherr der durch die Entdeckungen belebten Wirtschaft zu und versucht in dem →Merkantilismus möglichst hohen Ertrag. In Auseinandersetzung mit dem wenig erfolgreichen →Physiokratismus wird vor allem von Adam Smith der →Liberalismus entwickelt, der die Erwerbstätigkeit des Menschen außerhalb der Landwirtschaft erleichtert. Unter dem Einfluss Quesnais‘, Smiths und Ricardos wird in Tübingen seit 1798 die Wirtschaft auch wissenschaftlich behandelt (C. F. Fulda). Etwa zu dieser Zeit tritt in Teilen Europas ein überdurchschnittliches Wachstum der Wirtschaft ein. In dem 19. Jahrhundert strömt die wachsende Bevölkerung dem sich in Richtung auf Industrie verändernden Wirtschaftssektor Gewerbe zu, in dem 20. Jahrhundert dem Wirtschaftssektor Dienstleistungen. Die Selbstversorgung tritt fast völlig zurück. Die Wirtschaft des gesamten Volkes oder Staates wird als Volkswirtschaft wissenschaftlich erfasst. Um 1850 setzt mit der Entwicklung des Verkehrswesens, der internationalen Kapitalmobilität und der Massenmigration die Verflechtung der einzelstaatlichen Wirtschaften zu der Weltwirtschaft ein. In der Auseinandersetzung zwischen sozialistischer Planwirtschaft und liberaler Marktwirtschaft behält die Marktwirtschaft in der zunehmend globalisierten Weltwirtschaft in dem 20. Jahrhundert die Oberhand. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 13, 16, 28, 50, 76, 77, 96, 133, 173, 217, 224, 242, 249, 267, 271; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 511; Below, G. v., Mittelalterliche Stadtwirtschaft und gegenwärtige Kriegswirtschaft, 1917; Bechtel, H., Wirtschaftsstil des deutschen Spätmittelalters, 1930; Spangenberg, H., Territorialwirtschaft und Stadtwirtschaft, 1932; Facius, F., Wirtschaft und Staat, 1959; Lütge, F., Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 3. A. 1966, Neudruck 1976, 1979; Dirlmeier, U., Mittelalterliche Hoheitsträger im wirtschaftlichen Wettbewerb, 1966; Treue, W./Boelcke, A., Geschichte der Wirtschaftspolitik, 1970; Henning, F., Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Bd. 1ff. 1973f.; Winkel, H., Die Wirtschaft im geteilten Deutschland, 1974; Hefermehl, W., Die Entjudung der deutschen Wirtschaft, (in) Deutsche Justiz 1938, 1981; Wirtschaftsgeschichte der deutschsprachigen Länder, hg. v. Schäfer, H., 1989; Mathis, F., Die deutsche Wirtschaft im 16. Jahrhundert, 1992; Kloft, H., Die Wirtschaft der griechisch-römischen Welt, 1992; Cordes, A., Stuben und Stubengesellschaften, 1993; Rücker, M., Wirtschaftswerbung unter dem Nationalsozialismus, 2000; Drexhage, H./Konnen, H./Ruffing, K., Die Wirtschaft des römischen Reiches (1.-3. Jahrhundert), 2001; Hesse, H., Ökonomen-Lexikon, 2003; Walter, R., Wirtschaftsgeschichte, 4. A. 2003; McCormick, M., Origins of the European Economy, 2001; Wijffels, A., Gelehrtes Recht und Wirtschaftsordnung, (in) ZNR 25 (2003), 177; Bloch, R., Staat und Wirtschaft im 19. Jahrhundert, 2004; Wirtschaft und Wirtschaftstheorien, hg. v. Kervégan, J. u. a., 2004; Wirtschaftskontrolle und Recht in der nationalsozialistischen Diktatur, hg. v. Gosewinkel, D., 2004; Torp, C., Weltwirtschaft vor dem Weltkrieg, (in) HZ 279 (2004), 561; Boch, R., Staat und Wirtschaft, 2004; Walter, R., Geschichte der Weltwirtschaft, 2005; Lexikon ökonomischer Werke, hg. v. Herz, D. u. a., 2006; Fellmeth, U., Pecunia non olet, 2008; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Malanima, P., Europäische Wirtschaftsgeschichte, 2010; The Best of German Mittelstand, hg. v. Langenscheidt, F. u. a., 2011, 3. A. 2015; Ruffing, K., Wirtschaft in der griechisch-römischen Antike, 2012; The Cambridge Companion to the Roman Economy, hg. v. Scheidel, W., 2012; Der Staat und die Ordnung der Wirtschaft, hg. v. Plumpe, W. u. a., 2012; Vries, P., Ursprünge des modernen Wirtschaftswachstums, 2013; Pressler, F., Die erste Weltwirtschaftskrise, 2013; Blyth, M., Wie Europa sich kaputtspart, 2014; The Elgar Companion to David Ricardo, hg. v. Kurz, H. u. a., 2015; Wirtschaftspolitik in Deutschland 1917-1990, hg. v. Abelshauser, W. u. a., Bd. 1ff. 2016ff.; Geschichte des Bundeswirtschaftsministeriums und seiner Vorläufer, Bd. 1ff., 2017ff; Binswanger, M., Der Wachstumszwang – Warum die Volkswirtschaft immer weiter wachsen muss, selbst wenn wir genug haben, 2019; Kutzner, M., Marktwirtschaft schreiben – Das Wirtschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung 1949 bis 1992, 2019; Boom, Bust, and Beyond, hg. v. Condorelli, S. u. a., 2019; Cotton in Context, hg. v. Siebenhüner, K. u. a., 2019; Handbook of Ancient Afro-Eurasian Economies, hg. v. Reden, S. v., Bd. 1 Contexts, 2020; Kustermann, A., Konjunktursteuerung durch „deficit spending“?, 2020; Zwischen Hunger und Überfluss, hg. v. Faber, E. u. a., 2020; Hederer, F./Priemel, K., Markt, Staat und Wettbewerb in Deutschland zwischen 1918 und 1948, (in) HZ 313 (2021), 89
Wirtschaftsgemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
Wirtschaftsgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der die →Wirtschaft betreffende Teil der Geschichte. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 9; Lamprecht, K., Deutsches Wirtschaftsleben im Mittelalter, 1885f.; Kowalewsky, M., Die ökonomische Entwicklung Europas, 1901; Caro, G., Neue Beiträge zur deutschen Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte, 1911; Dopsch, A., Die Wirtschaftsentwicklung der Karolingerzeit, Teil 1f. 1912f.; Dopsch, A., Wirtschaftliche und soziale Grundlagen der europäischen Kulturentwicklung, 1918ff.; Below, G. v., Probleme der Wirtschaftsgeschichte, 1920; Bücher, Karl, Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte, 1922; Kachel, J., Herberge und Gastwirtschaft in Deutschland bis zum 17. Jahrhundert, 1924; Urkunden zur deutschen Agrargeschichte, hg. v. Wopfner, H., 1925; Ganz, W., Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte des Großmünsterstiftes in Zürich, Diss. phil. Zürich 1925; Klaiber, L., Beiträge zur Wirtschaftspolitik oberschwäbischer Reichsstädte, 1927; Rörig, F., Hansische Beiträge zur deutschen Wirtschaftsgeschichte, 1928; Strieder, J., Aus Antwerpener Notariatsarchiven, 1930, Neudruck 1962; Dopsch, A., Die ältere Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Bauern, 1930; Sieveking, H., Wirtschaftsgeschichte, 1935; Bechtel, H., Wirtschaftsgeschichte Deutschlands, 1941; Ammann, H., Mittelalterliche Wirtschaft im Alltag, ZRG GA 65 (1947), 391; Lütge, F., Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 1966; Wehler, H., Bibliographie zur modernen deutschen Wirtschaftsgeschichte, 1976; Handbuch der europäischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte, hg. v. Fischer, W., Bd. 1ff. 1980ff.; Abelshauser, W., Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik, 1983; Europäische Wirtschaftsgeschichte, hg. v. Cipolla u. a., 1983; Ambrosius, G./Hubbard, W., Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas, 1986; Kulischer, J., Allgemeine Wirtschaftsgeschichte, 6. unv. A. 1988; Wirtschaftsgeschichte der deutschsprachigen Länder, hg. v. Schäfer, H., 1989; Martino, F. de, Wirtschaftsgeschichte des alten Rom, 2. A. 1991; Henning, F., Handbuch der Wirtschafts- und Sozialgeschichte Deutschlands, Bd. 1ff. 1991ff.; Sandgruber, R., Ökonomie und Politik, 1995; Buchheim, C., Einführung in die Wirtschaftsgeschichte, 1997; Moderne Wirtschaftsgeschichte, hg. v. Ambrosius, G. u. a., 1996, 2. A. 2006; Germany, hg. v. Ogilvie, S., Bd. 2 1996; Schultz, H., Handwerker, Kaufleute, Bankiers, 1997; Kaufer, E., Spiegelungen wirtschaftlichen Denkens im Mittelalter, 1998; Walter, R., Wirtschaftsgeschichte, 1998, 3. A. 2001; Weimer, W., Deutsche Wirtschaftsgeschichte, 1998; Söllner, F., Die Geschichte des ökonomischen Denkens, 1999; Deutsche Wirtschaftsgeschichte, hg. v. North, M., 2000; Jay, P., Das Streben nach Wohlstand, 2000; Geschichte der deutschen Wirtschaft im 20. Jahrhundert, hg. v. Spree, R., 2001; Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hg. v. Schulz, G. u. a., 2003; Devroey, J., Économie rurale et société dans l’Europe franque, 2001; Abelshauser, W., Deutsche Wirtschaftsgeschichte seit 1945, 2004, 2. A. 2011; Bloch, R., Staat und Wirtschaft im 19. Jahrhundert, 2004; Wischermann, C./Nieberding, A., Die institutionelle Revolution, 2004; Schefold, B., Beiträge zur ökonomischen Dogmengeschichte, 2004; Menninger, A., Genuss im kulturellen Wandel, 2004; Lexikon ökonomischer Werke, hg. v. Herz, D. u. a., 2006; The Cambridge Economic History of the Greco-Roman World, hg. v. Scheidel, W. u. a., 2007; Kolb, G., Wirtschaftsideen, 2008; Schulz, K., Handwerk, Zünfte und Gewerbe, 2009; Niemann, H., Europäische Wirtschaftsgeschichte, 2009; Mieck, I., Kleine Wirtschaftsgeschichte der neuen Bundesländer, 2009; Malanima, P., Europäische Wirtschaftsgeschichte 10.-19. Jahrhundert, 2010; Howell, M., Commerce before Capitalism in Europe 1300-1600, 2010; Scholtyseck, J., Der Aufstieg der Quandts, 2011 (Günther Quandt war Teil des nationalsozialistischen Regimes, wurde aber nur als Mitläufer eingestuft); Der vorläufige Reichswirtschaftsrat 1920-1933/34, bearb. v. Lilla, J., 2012; Ordnungsrahmen antiker Ökonomien, hg. v. Günther, S., 2012; Spoerer, M./Streb, J., Neue deutsche Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts, 2013; Hesse, J., Wirtschaftsgeschichte, 2013; Sommer, M., Wirtschaftsgeschichte der Antike, 2013; Perspectives on European Economic and Social History, hg. v. Hesse u. a., 2014; Kolb, G., Ökonomische Ideengeschichte, 2. A. 2015; Schmoeckel, M., Gründerkrise und große Depression, ZRG GA 132 (2015), 251; Studienbuch institutionelle Wirtschafts- und Unternehmensgeschichte, hg. v. Wischermann, C. u. a., 2015; Reichtum im späten Mittelalter, hg. v. Schulte, P. u. a., 2015; Plumpe, W., Carl Duisberg – 1861-1935, 2016; Campbell, B., The great transition, 2016 (kleine Eiszeit in dem 14. Jahrhundert); Granda, J., Hermann Kellenbenz (1913-1990), 2017; Économie et inégalité, hg. v. Derron, P. u. a., 2017; Meixner, F., Schwarzmarkt der Nachkriegszeit in Nürnberg aus einer juristischen Perspektive, 2018; Manning, J., The Open Sea – The Economic Life of the Ancient Mediterranean World, 2018; Sombart, W., Briefe eines Intellektuellen 1886-1937, hg. v. Kroll, T. u. a., 2019; Sattler, F., Herrhausen – Banker, Querdenker, Global Player, 2019; Harris, R., Going the Distance – Eurasian Trade and the Rise of the Business Corporation 1400-1700, 2020
Wirtschaftskriminalität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die die Wirtschaft betreffende Kriminalität, die seit dem 20. Jahrhundert deutlich zunimmt und auf der Suche nach zusätzlichen Einkünften auch zumindest vordergründig stärker verfolgt wird. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 265; Müller, R./Wabnitz, H., Wirtschaftskriminalität, 3. A. 1993; Werner, S., Unternehmenskriminalität in der Bundesrepublik Deutschland, 2014
Wirtschaftsprüfung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – abgesehen von Wirtschaftsprüfer – nicht als Ansatz belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Prüfung von Unternehmen bezüglich der Zuverlässigkeit der Rechnungsführung. Sie entsteht als Folge der Industrialisierung zuerst in Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika zu dem Schutz der Eigenkapitalseigner und erst später in Deutschland zu dem Schutz der Fremdkapitalgläubiger. In dem (zweiten) Deutschen Reich wird sie nach Aufdeckung betrügerischer Handlungen von Unternehmensleitern 1931 durch eine Notverordnung eingeführt. Wegen möglichen rechtstatsächllichen Zusammenspiels von Prüfern und Geprüften erreicht sie ihre Ziele wohl vielfach nicht vollkommen.
Lit.: Weyershaus, H., Wirtschaftsprüfung in Deutschland und erster europäischer Zusammenschluss (1931-1961), 2012
Wirtschaftsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Gesamtheit der die Wirtschaft betreffenden Rechtssätze. Wirtschaftsrecht ist bereits in der Spätantike bedeutsam, gewinnt in der hochmittelalterlichen Stadt (Markt, Münze, Zunft) an Gewicht, wird durch die Landesherren der Neuzeit erweitert (Merkantilismus) und wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1914 Kriegswirtschaftsgesetze) als eigenes Rechtsgebiet erfasst. Seitdem wird der freien Marktwirtschaft eine ausgleichende Komponente eingefügt. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Endemann, W., Studien in der romanisch-kanonistischen Wirtschafts- und Rechtslehre, Bd. 1f. 1874ff., Neudruck 1962; Nussbaum, A., Das neue deutsche Wirtschaftsrecht, 1920; Beiträge zum Wirtschaftsrecht, hg. v. Klausing, F. u. a., 1932; Schmelzeisen, G., Wirtschaftsrecht im 16. bis 18. Jahrhundert, (in) Sozialwiss. Abh. 7 (1958), 9; Pleyer, K./Lieser, J., Das Zivil- und Wirtschaftsrecht der DDR, 1973; Buchner, H., Das Wirtschaftsrecht im Nationalsozialismus, (in) Recht, Rechtsphilosophie und Nationalsozialismus, 1982; Fikentscher, W., Wirtschaftsrecht, Bd. 1f. 1983; Puppo, R., Die wirtschaftsrechtliche Gesetzgebung des Dritten Reiches, 1988; Nörr, K., Das Reichskaligesetz 1910 – ein Musterstatut der organisierten Wirtschaft, ZRG GA 108 (1991), 347; Sandmann, H., Die Entwicklung von Begriff und Inhalt des Wirtschaftsrechts durch die Rechtswissenschaft in der Weimarer Republik, 2000; Zacher, C., Die Entstehung des Wirtschaftsrechts in Deutschland, 2002; Gschwend, L., Wirtschafts-Rechts-Geschichte?, ZRG GA 121 (2004), 471; Mohnhaupt, H., Justus Wilhelm Hedemann und die Entwicklung der Disziplin Wirtschaftsrecht, (in) ZNR 2003, 238; Gschwend, L., Wirtschafts-Rechts-Geschichte?, ZRG GA 121 (2004), 471; Wirtschaftssteuerung durch Recht im Nationalsozialismus, hg. v. Bähr, J. u. a., 2006; Die andere Seite des Wirtschaftsrechts, hg. v. Bender, G. u. a., 2006; Schmoeckel, M., Rechtsgeschichte der Wirtschaft, 2. A. 2016; Beiträge zur Geschichte des Wirtschaftsrechts, hg. v. Baums, T. u. a., 2012; Studien zur Geschichte des Wirtschaftsstrafrechts – Methoden - Analysen – Kritik, hg. v. Kretschmer, B./Zabel. B., 2018; Gorges, L., Die Metallverkehrsgesetze von 1923, 2020
Wismar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist der 1229 erstmals als Stadt erwähnte Ort an der Spitze der Wismarer Bucht der Ostsee. Wismar hat lübisches Recht. Aus ihm sind zahlreiche Bürgersprachen (Statuten) überliefert. Von 1653 bis 1715 wird es Sitz des schwedischen Tribunals für die von Schweden nach dem Dreißigjährigen Krieg neu erworbenen Herzogtümer Bremen und Verden. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Techen, F., Die Bürgersprachen der Stadt Wismar, 1906; Brügmann, J., Das Zunftwesen der Seestadt Wismar, (in) Jahrbuch des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 99 (1935); Das zweite wismarsche Stadtbuch 1272-1297, bearb. v. Knabe, L., 1966; Integration durch Recht. Das Wismarer Tribunal (1653-1806), 2004; Akten des schwedischen Tribunals zu Wismar im niedersächsischen Landesarchiv 1653-1715, bearb. v. Fiedler, B., 2012; Der Liber proscriptorum – Das Wismarer Verfestungsbuch 1353.-1430, hg. v. Jörn, N., 2019 (mehr als 1000 Verfestungen)
wissen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jh. [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) kennen
Wissen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die gespeicherte Erfahrung (des Menschen). Es wird zunächst über die mitmenschliche Umgebung weitergereicht und nach der Erfindung der Schrift dauerhafter gespeichert und allmählich durch besondere Lehrer, Schulen und Universitäten vermittelt. Seit dem 18. Jahrhundert wird es in dem Gefolge der Aufklärung in allgemeinen Enzyklopädien für alle Wissensgebiete veröffentlicht (beispielsweise Zedler, J., Grosses vollständiges Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste, 1732ff. mit 65 Bänden und 4 Supplementbänden mit weitgehend anonymen Verfassern in alphabetischer Ordnung zu der möglichst aktuellen, objektiven und verständlichen Befriedigung von Neugier von Lesern) und seit dem späten 20. Jahrhundert digitalisiert dargeboten. S. Google
Lit.: Burke, P., A Social History of Knowledge, Bd. 1f. 2000ff.; Wissen, hg. v. Reich, B. u. a., 2012; Schneider, U., Die Erfindung des allgemeinen Wissens, 2013; Burke, P., Die Explosion des Wissens, 2014; Zedelmaier, H., Werkstätten des Wissens zwischen Renaissance und Aufklärung, 2015; Praktiken und Räume des Wissens – Expertenkulturen in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Füssel, M. u. a., 2019; Forms of Knowledge, hg. v. Östling, J. u. a., 2020
Wissenschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die mit einleuchtend erscheinenden Gründen versehene Sammlung menschlichen Wissens. Die Anfänge der Wissenschaft liegen in der griechischen Philosophie (Anaximander um 547 v. Chr., Thales, Anaximenes, Sokrates, Plato, Aristoteles). Der bemerkenswerte Wandel der Wissenschaft von dem ausgehenden 16. Jahrhundert bis zu dem Beginn des 18. Jahrhunderts ist vor allem durch die genauere Beobachtung der Natur und durch Sachverhalte prüfende und danach Gesetze ableitende Experimente geprägt. Inwieweit auch die Rechtswissenschaft Wissenschaft ist oder sein kann, ist streitig. S. Google
Lit.: Kuhn, T., The Structure of Scientific Revolutions, 1962; Wissenschaft und Kodifikation des Privatrechts im 19. Jahrhundert, hg. v. Coing, H. u. a., 1974; Wissenschaften im Zeitalter der Aufklärung, hg. v. Vierhaus, R., 1985; Schindling, A., Bildung und Wissenschaft, 1994; Sailer, R., Verwissenschaftlichung des Rechts in der Rechtspraxis?, ZRG 119 (2002), 106; Wussing, H., Die große Erneuerung – Zur Geschichte der wissenschaftlichen Revolution, 2002; Seiffert, H., Einführung in die Wissenschaftstheorie, 13. A. 2003; Hammerstein, N., Bildung und Wissenschaft vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, 2003; Macht des Wissens, hg. v. Dülmen, Richard van u. a., 2004; Early Modern Science, hg. v. Park, K. u. a., 2006; Lindner, J., Die Europäisierung des Wissenschaftsrechts, 2009; Mekkas der Moderne, hg. v. Schmundt, H. u. a., 2010; I saperi nelle corti. Knowledge at the Courts, 2008; Kernforschung in Österreich, hg. v. Fengler, S., 2012; Freely, J., Aristoteles in Oxford, 2014; Lax, G., Das lineare Modell der Innovation in Westdeutschland, 2015; Wie objektiv ist Wissenschaft, hg. v. Lüke, U. u. a., 2017; Rovelli, C., Die Geburt der Wissenschaft – Anaximander und sein Erbe, 2019; Schauz, D., Nützlichkeit und Erkenntnisfortscritt – Eine Geschichte des modernen Wissenschaftsverständnisses, 2020
Wissenschaftsfreiheit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die bereits 1848 in der Frankfurter Paulskirchenverfassung gewährte Freiheit der wissenschaftlichen Tätigkeit. S. Google
Lit.: Schmidt, W., Die Freiheit der Wissenschaft, 1929; Mallmann, W./Strauch, H., Die Verfassungsgarantie der freien Wissenschaft, 1970; Kühne, J., Die Reichsverfassung der Paulskirche, 1985; Losch, B., Wissenschaftsfreiheit, 1993; Kempny, S., Zur Entstehung des Grundrechts auf Wissenschaftsfreiheit, ZRG GA 130 (2013), 423
Witte, Karl (Lochau bei Halle 1. 7. 1800-Halle 6. 3. 1883) wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg 1823 Professor in Breslau und danach in Halle. Auf seinen Hinweis entdeckt Niebuhr in Verona die dort aufbewahrte Handschrift der Institutionen des →Gaius von etwa 160 n. Chr. S. Google
Lit.: Witte, K., Karl Witte, Bd. 1 1819
Wittelsbach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) bei Aichach ist die Burg, nach der sich seit 1116/1120 Grafen nennen, die 1180 Herzöge von Bayern werden und 1214 die Pfalzgrafschaft bei Rhein (Kurfürstentum) erlangen (1329 Teilung in Linien Bayern und Pfalz, König bzw. Kaiser Ludwig der Bayer 1314-1347, König Ruprecht von der Pfalz 1400-1410, Kaiser Karl VII. Albrecht 1742-1745, Nebenlinie in Schweden 1654-1720, 1777 Beerbung der Linie Bayern durch die Linie Pfalz, Nebenlinie in Griechenland 1832-1862). 1918 danken die Wittelsbacher als Könige Bayerns (einschließlich der Pfalz) in dem (zweiten) Deutschen Reich ab. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Köbler, DRG 131; Wittelsbach und Bayern, hg. v. Glaser, H., 1980; Heimann, H., Hausordnung und Staatsbildung, 1993; Straub, E., Die Wittelsbacher, 1994; Kaufhold, M., Entscheidungsstrukturen in Dynastie und Reich, ZRG GA 120 (2003), 126; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Holzfurtner, L., Die Wittelsbacher, 2005; Menzel, M., Die Wittelsbacher Hausmachterweiterung in Brandenburg, Tirol und Holland, (in) DA 61 (2005), 103; Weiß, D., Kronprinz Rupprecht von Bayern, 2007; März, S., Das Haus Wittelsbach im ersten Weltkrieg, 2013; Die Wittelsbacher und die Kurpfalz im Mittelalter, hg. v. Peltzer, J. u. a., 2013
Wittenberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der Elbe erscheint 1180 als Burgward. Seit 1212 ist es Vorort einer zunächst askanischen Herrschaft. 1502 wird es Sitz einer Universität (bis 1813/1816). →Luther
Lit.: Distel, T., Beitrag zur Verfassungsgeschichte des Hofgerichts zu Wittenberg, ZRG GA 12 (1891), 117; Lück, H., Die Spruchtätigkeit der Wittenberger Juristenfakultät, Diss. jur. Halle 1982, 1998; 700 Jahre Wittenberg, hg. v. Oehmig, S., 1996; Kathe, H., Die Wittenberger philosophische Fakultät, 2002; Töpfer, T., Die Leucorea am Scheideweg, 2004; Gößner, A., Die Studenten an der Universität Wittenberg, 2003; Wittenberg, hg. v. Lück, H. u. a., 2006; Reichelt, S., Der Erlebnisraum Lutherstadt Wittenberg, 2013; Die Leucorea zur Zeit des späten Melanchthon, hg. v. Asche, M. u. a., 2015; Lück, H., Alma Leucorea – Eine Geschichte der Universität Wittenberg 1502 bis 1817, 2020 (eigentlich gedacht für 2017)
Wittenwiler, Heinrich (2. H. 14. Jahrhundert) ist der 1395 als Advokat und Notar bezeichnete Hinterthurgauer Landadelige, der vielleicht zu der Zeit des Konzils von Konstanz (1414-1418) das 9700 Verse umfassende Lehrgedicht „Ring“ mit zahlreichen rechtlichen Bezügen verfasst. S. Google
Lit.: Mittler, E., Das Recht in Heinrich Wittenwilers Ring, 1967; Wießner, E., Der Wortschatz von Heinrich Wittenwilers Ring, hg. v. Boesch, B., 1970
Wittgenstein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an der oberen Lahn ist seit dem 12. Jahrhundert Sitz eines Grafengeschlechts. Für Wittgenstein wird 1579 ein eigenes Landrecht aufgezeichnet. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, Historisches Lexikon; Wrede, G., Territorialgeschichte der Grafschaft Wittgenstein, 1927; Das Wittgensteiner Landrecht, hg. v. Hartnack, W., 1960; Wittgenstein, hg. v. Krämer, F., Bd. 1f. 1965
Wittum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist seit germanischer Zeit die Gabe des Bräutigams an den Muntwalt der Braut und später an die Braut in dem Zuge der Eheschließung (meist als bloße Anwartschaft). Das Wittum dient der Vorsorge für den Unterhalt der Frau nach dem Tod des Mannes. Es steht ohne klare Trennung neben der Morgengabe und bedeutet sachlich meist nur ein Gebrauchsrecht der Witwe an dem Wittumsgut. S. Google
Lit.: Schröder, R., Geschichte des ehelichen Güterrechts, 1863, Neudruck 1967, 43, 63, 76; Müller-Lindenlauf, H., Germanische und spätrömisch-christliche Eheauffassung, 1969; Mikat, P., Dotierte Ehe - rechte Ehe, 1978
Witwe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der weibliche Ehegatte nach dem Tode des Ehemanns. Meist geht die Personalgewalt über sie auf die Verwandten des Mannes über. Die Wiederverheiratung ist möglich, wird von der christlichen Spätantike (Hieronymus) aber abgelehnt, so dass gelegentlich die Witwe als eigentliche Gründerfigur des Mittelalters angesehen wird. S. Google
Lit.: Hübner 650; Schwab, D., Grundlage und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung, 1967; Humbert, M., Le remarriage à Rome, 1972; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Goody, J., Die Entwicklung von Ehe und Familie, 1986; Kötting, B., Die Bewertung der Wiederverheiratung, 1988; Krause, J., Witwen und Waisen im römischen Reich, 1995; Jussen, B., Der Name der Witwe, 2000; Dübeck, I., Legal Status of Widows in Denmark 1500-1900, (in) Scand. J. History 29, 209; Alamichel, M., Widows in Anglo-Saxon and Medieval Britain, 2008; Back, C., Die Witwen in der frühen Kirche, 2015; Foerster, A., Die Witwe des Königs, 2018
Witwer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der männliche Ehegatte nach dem Tode der Ehefrau. S. Google
Witzenhausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutchen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt an der Werra in Hessen
Lit.: Eckardt, K., Politische Geschichte der Stadt Witzenhausen, 1925; Eckhardt, K., Politische Geschichte der Landschaft an der Werra und der Stadt Witzenhausen, 2. A. 1928; Natzmer, O. v., Das Liegenschaftsrecht des Witzenhäuser Stadtbuchs 1558-1612, (in) Beiträge zur Geschichte der Werralandschaft 4, 1937
Woche (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die aus sieben Tagen bestehende, schon in dem Ägypten der Antike bekannte Zeiteinheit. Sie wird von dem Judentum in dem ersten Jahrhundert v. Chr. in das Denken der Römer eingeführt und von dem Christentum übernommen. In jeder Woche ist der (Sabbat bzw.) Sonntag Feiertag, an dem Arbeit grundsätzlich verboten ist. An einem bestimmten Wochentag findet örtlich verschieden der Wochenmarkt statt. In der Gegenwart beginnt die Woche mit dem Montag und schließt mit dem Sonntag. S. Google
Lit.: Grimm, J., Deutsche Rechtsaltertümer, 1828, Bd. 1f. 4. A. 1899, Neudruck 1922, 1988, 1994; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980
wohl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) vermutlich, doch
Wohl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) angenehme Lage, Vorteil
wohlerworben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) rechtmäßig erworben
Lit.: Lübbe-Wolff, G., Das wohlerworbene Recht als Grenze der Gesetzgebung im 19. Jahrhundert, ZRG GA 103 (1986), 104
Wohlfahrt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Zustand angenehmer Befindlichkeit. Seit der frühen Neuzeit wird die allgemeine Wohlfahrt zu einem mittelbar die eigene Stellung sichernden Ziel herrschaftlichen Handelns. Dabei geht es zunehmend um Wirtschaftspolitik zu der Erreichung von Wohlstand. Vielleicht ist dabei frühneuzeitliche Wohlfahrtsstaatlichkeit eine notwendige, aber nicht ausreichende Form des Strebens nach Souveränität. An dem Ende des 18. Jahrhunderts kämpft der Liberalismus gegen die damit verbundene Ausdehnung der staatlichen Tätigkeit an. 1882 spricht das preußische Oberverwaltungsgericht der Polizei die allgemeine Zuständigkeit für Maßnahmen der Wohlfahrtspflege ab.
Lit.: Köbler, DRG 146, 198, 252, 253; Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 7 1992, 595; Merk, W., Der Gedanke des gemeinen Besten, (in) FS A. Schultze, 1934; Verpaalen, A., Der Begriff des Gemeinwohls bei Thomas von Aquin, 1954; Schmelzeisen, G., Polizeiordnungen und Privatrecht, 1955; Guldimann, T., Die Grenzen des Wohlfahrtsstaates, 1976; Maier, H., Die ältere deutsche Staats- und Verwaltungslehre, 2. A. 1980; Die Entstehung des Wohlfahrtsstaates, hg. v. Mommsen, W., 1982; Ritter, G., Der Sozialstaat, 1989; Hammerschmidt, P., Die Wohlfahrtsverbände im NS-Staat, 1998; Kaufmann, F., Varianten des Wohlfahrtsstaats, 2003; Süßmann, J., Die Wurzeln des Wohlfahrtsstaats, (in) HZ 285 (2007), 19; Healey, J., The First Century of Welfare – Poverty and Poor Relief in Lancashire 1620-1730, 2014; Büschenfeld, J., Vom „Sozialismus der Tat“ zur freien Wohlfahrtspflege, 2016
Wohlhaupter, Eugen (Unterwiesenbach/Schwaben 7. 9. 1900-Tönsheide/Schleswig-Holstein 23. 12. 1946), Volksschullehrerssohn, wird nach dem Rechtsstudium in München (Eichmann) 1934 Lehrstuhlvertreter in Greifswald und Kiel (1934/1935) sowie 1935 außerordentlicher und 1944 planmäßiger außerordentlicher Professor in Kiel. Seine Arbeiten betreffen unterschiedliche rechtsgeschichtliche Gebiete. S. Google
Lit.: Hattenhauer, H., Rechtswissenschaft im NS-Staat, 1987
wohnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sein (V.), sich aufhalten
Wohnrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das beschränkte dingliche Recht auf Nutzung einer Wohnung. Es ist sachlich bei Justinian (527-565) als (lat. [F.]) habitatio (Wohnung) bezeugt. Auch das mittelalterliche deutsche Recht kennt Wohnungsberechtigungen. Bei der Aufnahme des römischen Rechtes wird die habitatio eher abgelehnt. Danach wird das Wohnrecht als Personalservitut etwa in das Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch Österreichs (1811/1812) aufgenommen. S. Google
Wohnsitz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1614) ist der örtliche Schwerpunkt der Lebensbeziehungen eines Menschen. Er ist bereits dem römischen Recht bekannt, wird aber erst seit dem Spätmittelalter bedeutsamer. Seit dem 18. Jahrhundert wird seine Begründung und Veränderung durch den Staat zu Lasten des Betroffenen formalisiert. S. Google
Lit.: Nörr, D., Origo, (in) TRG 31 (1963), 525; Lauter, R., Der Wohnsitz nach dem BGB, 1911; Walser, M., Die Bedeutung des Wohnsitzes im kanonischen Recht, 1992; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Wohnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das meist aus mehreren Räumen bestehende befriedete Besitztum eines oder mehrerer Menschen zu einem auf längere Zeit angelegten Aufenthalt. Das Wohnungsrecht findet sich sachlich bereits in dem spätrömischen Recht. Die Wohnung wird vielfach durch →Miete erlangt, doch kann ihrem Besitz auch ein dingliches Recht zugrunde liegen. In der frühen Neuzeit wird die Wohnun freiheitsrechtlich gegen Herrschaft geschützt (Kurhessen 1831). Etwa 1895 beginnt die Wohnungsbauförderung für die in dem öffentlichen Dienst Beschäftigten durch Staat und Gemeinden. In dem 20. Jahrhundert wird zeitweise der gesamte Bestand an Wohnungen staatlicher Zwangswirtschaft unterstellt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 127; Gentz, M., Die Unverletzlichkeit der Wohnung, 1968, Neudruck 2013: Feldbauer, P., Stadtwachstum und Wohnungsnot, 1977; Kohlmorgen, G., Johann Füchting und Füchtings Hof in Lübeck, 1982; Wolter, U., Mietrechtlicher Bestandsschutz, 1984; Teuteberg, H./Wischermann, C., Wohnalltag in Deutschland 1850-1914, 1985; Schlichting, F., Haus und Wohnen in Schleswig-Holstein, 1985; Nörr, K., Zwischen den Mühlsteinen, 1988; Zimmermann, C., Von der Wohnungsfrage zur Wohnungspolitik, 1991; Geschichte des Wohnens, hg. v. Reulicke, J. u. a., Bd. 1ff. 1997ff.; Hoepfner, W., Geschichte des Wohnens, 1999; Fuhrmann, B. u. a., Geschichte des Wohnens, 2007
Wohnungseigentum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Sondereigentum an einer →Wohnung in Verbindung mit einem Miteigentumsanteil an dem die Wohnung tragenden Grundstück. Es ist in Fortsetzung des älteren →Stockwerkseigentums in Gegensatz zu dem römischrechtlichen Grundsatz (lat.) superficies solo cedit (die Oberfläche folgt dem Grund) seit der Mitte des 20. Jahrhunderts (Österreich 1948, Deutschland 1951, Schweiz 1963/1965) aus sozialrechtlichen Überlegungen zugelassen, so dass in Deutschland an dem Ende des 20. Jahrhunderts die Zahl der (Wohnungs-)Eigentümer die Zahl der (Wohnungs-)Mieter übersteigt. S. Google
Lit.: Rainer, J., Superficies und Stockwerkseigentum, ZRG GA 106 (1989), 327; Bärmann, J./Pick, E., Wohnungseigentumsgesetz, 13. A. 1994
Wo kein Kläger, da kein Richter (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 209 (Sachsenspiegel 1221-1224, lat. nemo iudex sine actore)
Wolf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein vierbeiniges, von dem Menschen bekämpftes und als Hund gezähmtes Raubtier.
Lit.: Koschorreck, W., Der Wolf, Diss. jur. Jena 1952
Wolf, Erik (Biebrich bei Wiesbaden 13. 5. 1902-Freiburg im Breisgau 13. 10. 1977) wird nach dem Studium von Volkswirtschaft und Recht in Frankfurt am Main und Jena Professor in Rostock (1928), Kiel (1930) und Freiburg im Breisgau (1930). Bekannt ist sein Werk über die großen Rechtsdenker der deutschen Geistesgeschichte (1939, 2. A. 1943, 3. A. 1951, 4. A. 1963). S. Google
Lit.: Wolf, E., Ausgewählte Schriften, Bd. 1ff. 1972ff.; Hollerbach, A., Erik Wolf, ZRG GA 95 (1978), 33
Wolfenbüttel (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Niedersachsen
Lit.: Das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel im Jahr 1574. Der Atlas des Gottfried Mascop, hg. v. Ohainski, U. u. a., 2012 (Neudruck 2013); Hof und Regierungspraxis im Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel 1735, bearb. v. Bei der Wieden; B. u. a., 2020
Wolff, Christian (Breslau 24. 1. 1679-Halle 9. 4. 1754), Gerberssohn, wird nach dem 1699 aufgenommenen Studium von Theologie, Mathematik, Physik, Philosophie und Recht in Jena und (1702) Leipzig (Leibniz) Philosophielehrer in Leipzig (1703), Professor für Mathematik in Halle (1706), (nach Landesverweis unter Tötungsandrohung wegen gefährlicher Gedanken) Professor für Mathematik und Philosophie in Marburg (1723) und (nach Rückruf durch Friedrich den Großen) Professor für Naturrecht, Völkerrecht und Mathematik in Halle (1740). Auf der Grundlage der Lehren Leibnizs wie des Gedankens, dass der (angeboren freie und gleiche) Mensch verpflichtet sei, nach Vollkommenheit zu streben, stellt er (vor allem auch in 1713 beginnenden deutschsprachigen, dann seit 1728 in lateinischen Veröffentlichungen sowie anscheinend in allmählicher Entwicklung) durch Ableitung aus wenigen Grundsätzen ein geschlossenes System naturrechtlicher Sätze insgesamt auf (lat. Ius [N.] naturae methodo scientifica pertractatum), mit dem er jedoch, weil er in konstruktiver Überspitzung etwa für einen einzigen Satz bis zu 300 Obersätze voraussetzt, die Ablösung des →Naturrechts als in der Rechtswirklichkeit eigentlich nicht wirklich brauchbar einleitet. Seine wichtigsten Schüler sind Cramer, Ickstatt, Darjes und Nettelbladt. S. Google
Lit.: http://www.koeblergerhard.de/Fontes/WolffChristianJusnaturaeBand11740.pdf; Köbler, DRG 136, 145, 146, 160, 208; Wunner, S., Christian Wolff, 1968; Backmann, H., Die naturrechtliche Staatslehre Christian Wolffs, 1977; Link, C., Herrschaftsordnung und bürgerliche Freiheit, 1979; Christian Wolff, hg. v. Schneiders, W., 1983; Stipperger, E., Freiheit und Institution bei Christian Wolff, 1984; Ebihara, A., Justis Staatslehre und Wolffs Naturrechtslehre, ZRG GA 102 (1985), 239; Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 1 1988, 289; Luig, K., Die Pflichtenlehre des Privatrechts, (in) Wieacker Symposion, hg. v. Behrends, O. u. a., 1991, 209; Christian Wolff und die hessischen Universitäten, hg. v. Eckhardt, W., 2004; Timme, M., Christian Wolff, (in) JuS 2004, 1042; Gómez Tutor, J., Die wissenschaftliche Methode bei Christian Wolff, 2004; Wolffiana II - Christian Wolff und die europäische Aufklärung, hg. v. Stolzenberg, J. u. a., 2007; Die causa Christian Wolff, hg. v. Pecar, A. u. a., 2015; Kertscher, H., Er brachte Licht und Ordnung in die Welt. Christian Wolff – eine Biographie, 2018; Briefwechsel zwischen Christian Wolff und Ernst Christoph von Manteuffel 1738-1748, hg. v. Stolzenberg, J. u. a., 2019
Wolff, Martin (Berlin 26. 9. 1872-London 20. 7. 1953), Kaufmannssohn, wird nach dem Rechtsstudium in Berlin 1903 außerordentlicher Professor, 1914 ordentlicher Professor in Marburg, Bonn (1919) und Berlin (1921), bis er 1934/1935 aus seinem Amt entfernt wird und 1938 nach London auswandert. Sein 1910 erstmals veröffentlichtes, bis 1932 (9. Auflage) in 37000 Exemplaren erschienenes Sachenrecht gilt als eines der besten privatrechtlichen Werke des 20. Jahrhunderts. S. Google
Lit.: Wolff, M., Der Bau auf fremdem Boden, 1900; Deutsche Juristen jüdischer Herkunft, hg. v. Heinrichs, H. u. a., 1993, 543; Hansen, T., Martin Wolff (1872-1953), 2009
Wolhynien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Slawische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.), Wolynien, ist das Gebiet zwischen Bug und Dnjepr. Es bildet in dem 11./12. Jahrhundert ein unabhängiges Herzogtum (Lodomerien), wird aber 1188 mit →Galizien vereinigt. 1793/1795 kommt es bei Teilungen Polens an Russland, von 1921 bis 1944 teilweise an Polen. Die in dem 19. Jahrhundert eingewanderten Deutschen werden mehrfach verschleppt und umgesiedelt. S. Google
wollen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verlangen, wünschen beabsichtigen, →Wille
Wöllner, Johann Christoph von (1732-1800) wird in Preußen 1788 Minister des geistlichen Departements. Nach ihm ist ein an dem 9. 7. 1788 erlassenes Edikt benannt. Es anerkennt den Grundsatz der religiösen →Toleranz und konfessionellen Parität der drei christlichen Hauptkonfessionen. S. Google
Lit.: Valjavec, F., Das Wöllnersche Religionsedikt, (in) Hist. Jb. 72 (1953), 386; Theisinger, T., Die Irrlehrefrage im Wöllnerschen Religionsedikt, Diss. jur. Heidelberg 1975
Wo nichts ist, da hat der Kaiser sein Recht verloren (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar).
Lit.: Deutsche Rechtsregeln und Rechtssprichwörter, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1996, 190 (Pistorius 1716)
Wood, Thomas (1661-1722) wird nach dem Studium in Oxford 1703 Doctor of Civil Law und 1704 geistlicher Rektor von Hardwick in Buckinghamshire. 1720 veröffentlicht er An Institute of the Laws of England. Beeinflusst von Domat versucht er eine Ordnung und Systematisierung des →common law nach römischrechtlichen Methoden. Seine Verbindung von römischem Recht und englischem Recht wirkt fast während des gesamten 18. Jahrhunderts prägend. S. Google
Lit.: Holdsworth, W., History of English Law, Bd. 12 1938, 418; Coquillette, D., The Civilian Writers, 1988, 198; Robinson, R., The Two Institutes of Thomas Woods, American Journal of Legal History, 35 (1991), 432
Wormeln (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Kloster bei Warburg (1246-1810)
Lit.: Urkunden des Klosters Wormeln, hg. v. Müller, H., 2009
Worms (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Keltische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die ursprünglich keltische Siedlung (Borbetomagus) an dem linken Ufer des mittleren Rheines, die vielleicht seit 346 Sitz eines Bischofs ist. 1273 erlangt die bischöfliche, seit 1074 mit Privilegien des Königs begabte Stadt, in der an dem 23. 9. 1122 nach längeren Verhandlungen das einen gewissen Ausgleich in dem Investiturstreit bringende Wormser Konkordat vereinbart wird, Reichsfreiheit. 1498/1499 erneuert sie in weitgehender Romanisierung ihr Recht in einer →Reformation. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 93; Köbler, Historisches Lexikon; Koehne, C., Der Ursprung der Stadtverfassung in Worms, Speyer und Mainz, 1890; Koehne, C., Die Wormser Stadtrechtsreformation, 1897; Wormser Recht und Wormser Reformation. Älteres Wormser Recht, hg. v. Kohler, J. u. a., 1915; Sofsky, G., Die verfassungsrechtliche Lage des Hochstifts Worms, Diss. jur. Mainz 1955; Theuerkauf, G., Burchard von Worms, (in) Frühmittelalterliche Studien 2 (1968), 144; Hüttemann, H., Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte, 1970; Der Statt Wormbs Reformation, hg. v. Köbler, G., 1985; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/ReformationderStattWorms-DerStattWormbsReformacion.pdf ; Die ältesten Urkunden aus dem Stadtarchiv Worms (1074-1255), hg. v. Fees, I. u. a., 2006; Repertorium der Policeyordnungen der frühen Neuzeit, Bd. 10 bearb. v. Mahlerwein, G. u. a., 2010 (1394 Nummern)
Wormser Konkordat (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem erschließbaren Germanischen und dem Lateinischen des Altertums verbindbar, N.) ist der Vertrag zwischen Papst und Kaiser von dem 23. 9. 1122, der den →Investiturstreit vorläufig abschließt. Der Kaiser überlässt der Kirche jede Investitur mit Ring und Stab und erlaubt kanonische Wahlen und freie Weihe. Der Papst lässt zu, dass in dem deutschen Reich die Wahl der Bischöfe in Gegenwart des Kaisers vollzogen wird und in dem Falle der Uneinigkeit der Kaiser den klügeren Teil (lat. sanior pars [F.]) unterstützen darf. Nach der Wahl darf der Kaiser die weltlichen Rechte (Kirchengüter, Regalien u. s. w.) (durch das Zepter) übertragen. Damit wird die Einheit von geistlicher und weltlicher Herrschaft aufgegeben. S. Google
Lit.: Bernheim, E., Das Wormser Konkordat, 1906; Rudorff, H., Zur Erklärung des Wormser Konkordats, 1906; Bernheim, E., Die praesentia regis im Wormser Konkordat, (in) Historische Vierteljahresschrift 1907, 196; Salomon, F., Der Sachsenspiegel und das Wormser Konkordat, ZRG GA 31 (1910), 137; Hofmeister, A., Das Wormser Konkordat, 1962; Investiturstreit und Reichsverfassung, hg. v. Fleckenstein, J., 1973; Schieffer, R., Die Entstehung des päpstlichen Investiturverbotes, 1981; Schilling, B., Ist das Wormser Konkordat überhaupt nicht geschlossen worden?, (in) DA 58 (2002), 123; http://www.koeblergerhard.de/Fontes/KonkordatvonWorms1122.htm
Wort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache une in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist als Ausdruck, Begriff oder Bezeichnung ein Grundbaustein des Denkens, Sprechens und Schreibens des Menschen. S. Google
Lit.: Wörter und Sachen im Lichte der Bezeichnungsforschung, hg. v. Schmidt-Wiegand, R., 1981; Kuckenburg, M., Wer sprach das erste Wort?, 2003, 2. A. 2010, 3. A. 2016; Baumgart, W., Wörterbuch historischer und politischer Begriffe des 19. und 20. Jahrhunderts, 2010; Wort - Bild - Zeichen, hg. v. Speer, H., 2012
Writ (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist in dem englischen Recht das über eine Bitte an den königlichen Kanzler gegen Entgelt zu erlangende Privileg des Königs, in dem er in lateinischer Sprache den Sheriff der Grafschaft des Beklagten anweist, dem Beklagten beispielsweise zurückzugeben, was er schuldet oder zu dem königlichen Gericht zu kommen und zu erklären, warum er es nicht tut. Diese streng formalisierte verfahrensrechtliche Weisung ist vielleicht über Kirche und Universität durch das römische Recht beeinflusst. 1227 werden insgesamt 56 Arten von writs unterschieden. 1258 werden neue writs verboten aber als writs upon the case doch wieder zugelassen. Für Verträge wird ein writ erst 1602 anerkannt. 1832 bestehen 76 verschiedene Arten von writs und damit Klagen. 1852 wird das System der forms of action aufgegeben. Die Technik der einzelnen writs kann praktisch nur in den →inn of courts zuverlässig erlernt werden. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Peter, H., Actio und writ, 1957; Caenegem, R. van, Royal Writs, 1959; Baker, J., An Introduction to English Legal History, 1971, 2. A. 1979, 3. A. 1990, 4. A. 2002
Wucher (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das unter Ausbeutung der Zwangslage, der Unerfahrenheit, des Mangels an Urteilsvermögen oder der erheblichen Willensschwächen eines anderen erfolgende Versprechenlassen oder Gewährenlassen von solchen Vermögensvorteilen für eine Leistung, die in einem auffälligen Missverhältnis zu der eigenen Leistung stehen. In dem Mittelalter erklärt sich das kirchliche Gericht für wucherische Geschäfte zuständig. Zu dem Ausgleich für den Wegfall des kanonischen →Zinsverbots und der neuzeitlichen Höchstzinssätze in dem Liberalismus wird in dem Bürgerlichen Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) ein Wucherverbot geschaffen (Österreich 28. 5. 1881 für Kreditgeschäfte, 12. 10. 1914 für alle Rechtsgeschäfte, 1916 § 879 II Nr. 4 ABGB). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 214; Trusen, W., Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik, 1961; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Siems, H., Handel und Wucher im Spiegel frühmittelalterlicher Rechtsquellen, 1992; Rösch, G., Wucher in Deutschland 1200-1350, (in) HZ 259, (1994), 593; Dilcher, J., Die Zins-Wucher-Gesetzgebung in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2002; Pohlkamp, M., Die Entstehung des modernen Wucherrechts, 2009; Liebner, K., Wucher und Staat, 2009; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Was vom Wucher übrigbleibt, hg. v. Casper, M. u. a., 2013; Schmitz, G., Hunger und Wucher – Zur konziliaren Wahrnehmung gesellschaftlicher Wirklichkeit im 9. Jahrhundert, (in) DA 70 (2014) 121
Wülfinghausen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprach nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.)
Lit.: Urkundenbuch des Klosters Wülfinghausen, hg. v. Hager, U., Bd. 1f. 1990ff.
Wunde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765? [Glosse) nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Verletzung, Körperverletzung
Wunder (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. miraculum) ist das nach menschlicher Behauptung auf vermuteter göttlicher Einwirkung beruhende, Erfahrungserwartungen widersprechende erwünschte Geschehen (beispielsweise Heilung schwerer Krankheiten, unerwartetes Bestehen bedrohlicher Gefahrenlagen). Es erweckt Hoffnungen anderer. Es trägt unter Ausnutzung seelischer Nöte Schwacher zu dem Wohlstand parasitärer Promotoren von Wallfahrten bei. S. Google
Lit.: Wallfahrt St. Georgenberg, hg. v. Ingenhaeff-Berenkamp, W., 1986; Schuh, B., Jenseitigkeit in diesseitigen Formen, 1989; Mirakel im Mittelalter, hg. v. Heinzelmann, M. u. a., 2002; Rendtel, C./Wittmer-Butsch, M., Miracula, 2003; Schwegler, M., Kleines Lexikon der Vorzeichen und Wunder, 2004; Mirakelberichte des frühen und hohen Mittelalters, hg. v. Herbers, K., 2005; Franz, L., Wahre Wunder, 2011; Credible Incredible - The Miraculous in the Ancient Mediterranean, hg. v. Nicklas, T. u. a., 2013; Miracles in Medieval Canonization Processes, hg. v. Krötzl, C. u. a., 2018
wundern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erstaunen
Wunsch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Begehren, Anliegen
Wunstorf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache, aber in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Niedersachsen
Lit.: Wunstorfer Aufbrüche, hg. v. Fesche, K. u. a., 2021
Würde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Würde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wert, Stellung, →Menschenwürde
Lit.: Wagner, W., Die Würde des Menschen, 1991
Wurm, Nikolaus (Neuruppin vor Mitte 14. Jahrhunderts-Liegnitz nach 1401), Schüler des Johannes von Lignano in Bologna, ist der sächsische gelehrte Jurist, der an verschiedenen sächsischen Werken Verbesserungen vornimmt wie beispielsweise an der buchschen Glosse oder an der Lehnrechtsglosse (1386) des Sachsenspiegels. Außerdem verfasst er ein Liegnitzer Stadtrechtsbuch (1399), die Blume von Magdeburg (um 1390) und die Blume über den Sachsenspiegel (1397). S. Google
Lit.: Amira, K. v./Eckhardt, K., Germanisches Recht, Bd. 1 4. A. 1960, 162, 178ff.; Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 58, 72; Leuchte, H., Das Liegnitzer Stadtrechtsbuch des Nikolaus Wurm, 1990
Wursten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., aus wort-seten, auf Wurten Sitzende) ist die seit dem 6. Jahrhundert von Friesen besiedelte Landschaft an der unteren Weser. 1508 wird eine niederdeutsche Übersetzung der Rüstringer Küren aufgezeichnet, 1611 das Wurstener Landrecht.
Lit.: Lehe, E. v., Geschichte des Landes Wursten, 1973
Württemberg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die 1081/1092 erscheinende Burg bei Esslingen, nach der sich Grafen benennen, welche die Landesherrschaft in dem östlichen Teil Schwabens erreichen (Württemberg). 1495 wird Württemberg unter Eberhard V., der 1477 die Universität Tübingen gründet, Herzogtum. 1555 wird ein durch Sichard romanistisch geprägtes, vierteiliges →Landrecht (Prozess, Vertrag, gewillkürtes Erbrecht, gesetzliches Erbrecht) erlassen, das unter Änderungen (1567, 1610) bis 1900 in Geltung bleibt. An dem Beginn des 19. Jahrhunderts wird der Umfang des Landes von 9800 Quadratkilometern auf 19500 Quadratkilometer erweitert. An dem 25. 9. 1819 gewährt der König von Württemberg eine →Verfassung. Nach dem revolutionären Umsturz in dem November 1918 werden an dem 26. 4. 1919 eine vorläufige und an dem 25. 9. 1919 eine revidierte Verfassung beschlossen. 1951/1952 wird Württemberg mit Baden zu Baden-Württemberg vereinigt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 192, 202, 256, 269; Köbler, Historisches Lexikon; Mohl, R. v., Staatsrecht des Königreichs Württemberg, 1831; Wirtembergisches Urkundenbuch, Bd. 1ff. 1849ff.; Erzberger, Die Säkularisation in Württemberg, 1902; Wintterlin, F., Geschichte der Behördenorganisation in Württemberg, Bd. 1f. 1904ff.; Weller, K., Württembergische Geschichte, 1909, 5. A. 1963; Württembergische ländliche Rechtsquellen, Bd. 1ff. 1910ff.; Württembergische Landtagsakten, Reihe 2, Bd. 1ff. 1910ff.; Beschreibung des Oberamts Tettnang, 2. A. 1915; Württembergische Regesten, hg. v. kgl. Haus und württemberg. Staatsarchiv, 1916ff.; Knapp, T., Neue Beiträge zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte des württembergischen Bauernstandes, 1919; Knapp, T., Das württembergische Hofgericht zu Tübingen und das württembergische privilegium de non appellando, ZRG GA 48 (1928), 1; Mock, A., Die Entstehung der Landeshoheit der Grafen von Wirtemberg, 1926; Beschreibung des Oberamtes Leonberg, 2. A. 1930; Hölzle, E., Das alte Recht und die Revolution, 1931; Enst, F., Eberhard im Bart, 1933; Miller, M., Die Organisation und Verwaltung von Neuwürttemberg, 1934; Hölzle, E., Württemberg im Zeitalter Napoleons, 1937; Müller, K., Gesamtübersicht über die Bestände der staatlichen Archive Württembergs, 1937; Weller, K., Besiedlungsgeschichte Württembergs vom 3. bis 13. Jahrhundert, 1938; Kothe, I., Der fürstliche Rat in Württemberg, 1938; Linder, O., Die Entstehung der Verwaltungsrechtspflege des geheimen Rats in Württemberg, 1940; Graessle, H., Sindelfingen, 1954, Grube, W., Der Stuttgarter Landtag, 1957; Sauer, P., Das württembergische Heer, 1958; Naujoks, E., Obrigkeitsgedanke, Zunftverfassung und Reformation, 1958; Wieacker, F., Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, 1952, 2. A. 1967; Hess, R., Familien- und Erbrecht im württembergischen Landrecht von 1555, 1968; Struck, W., Geschichte der Stadt Geisenheim, 1972; Philippi, H., Das Königreich Württemberg im Spiegel der preußischen Gesandtschaftsberichte 1871-1914, 1972; Handbuch der Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 3,2,2662, 3,3,2864,3700; Bernhard, W., Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg, 1973; Bernhardt, W., Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg und ihre Beamten 1520-1629, 1973; Vogteien, Ämter, Landkreise in Baden-Württemberg 1, 2, hg. v. Landkreistag, 1975; Maier, K., Die Bürgschaft, 1980; Feuchte, P., Verfassungsgeschichte von Baden-Württemberg, 1983; Stadtwerdung im Landkreis Sigmaringen, 1985; Stettner, W., Ebingen, 1986; Gerner, J., Vorgeschichte und Entstehung der württembergischen Verfassung, 1989; Frey, S., Das württembergische Hofgericht, 1989; Schwarzmeier, H., Handbuch der baden-würt_tembergischen Geschichte, Bd. 3 1992; Haug-Moritz, G., Württembergischer Städtekonflikt und deutscher Dualismus, 1992; Gotthard, A., Konfession und Staatsräson, 1992; Molitor, S., 1495 - Württemberg wird Herzogtum, 1995; Holthöfer, E., Ein deutscher Weg zu moderner und rechtsstaatlicher Gerichtsverfassung, 1997; Schuler, P., Regesten zur Herrschaft der Grafen von Württemberg 1325-1378, 1998; Raberg, F., Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815-1933, 2001; Württembergisches Klosterbuch, hg. v. Zimmermann, W. u. a., 2003; Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2004; Die Protokolle der Regierung von Württemberg-Hohenzollern, Bd. 1 bearb. v. Raberg, F., 2004; Württemberg 1797-1816/19, bearb. v. Paul, I., 2005; Bayer, B., Ich bleibe nicht mehr über die Nacht Schultheiß, 2006; Mann, B., Kleine Geschichte des Königreichs Württemberg 1806-1918, 2006; Der württembergische Hof im 15. Jahrhundert, hg. v. Rückert, P., 2006; Kümmerle, J., Luthertum, humanistische Bildung und württembergischer Territorialstaat. 2008; Die Aufnahmeprivilegien für französisch-reformierte Glaubensmigranten im Herzogtum Württemberg, bearb. v. Schätz, H., 2009; Brüser, J., Herzog Karl Alexander von Württemberg und die Landschaft (1733 bis 1737), 2010; Die Protokolle der Regierung des Volksstaates Württemberg, Bd. 1 bearb. v. Baumann, A., 2013; Erdmann, T. v., Die Verfassung Württembergs von 1919, 2013; Rupp, C., Von der Wiege bis zur Bahre, 2014; Der „Arme Konrad“ vor Gericht, hg. v. Rückert, P., 2014; Koch, S., Kontinuität im Zeichen des Wandels – Verfassung und Finanzen in Württemberg um 1800, 2014; Krippendorf, H., Anekdoten vom württembergischen Hof, 2015; Eckert, G., Zeitgeist auf Ordnungssuche – Die Begründung des Königreiches Württemberg 1797-1819, 2016; Loose, R., Die Centralstelle des württembergischen landwirtschaftlichen Vereins, 2018; Württemberg und die deutsche Frage 1866-1870, hg. v. Mährle, W., 2019; Nation im Siegesrausch – Württemberg und die Gründung des Deutschen Reiches 1870/71 – Begleitbuch zur Ausstellung des Lndesarchivs, hg. v. Mährle, W., 2020; Verfassungen und Verfassungsjubiläen in Baden und Württemberg 1818/19 – 1919 – 2019, hg. v. Furtwängler, M. u. a., 2020
Wurt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – [Wurte] 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartsdsprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) aufgeworfener Hügel, Umhegung
Wurtzins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Hausstättenzins
Wurzach (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in Baden-Württemberg
Lit.: Vogel, A., Die Rechtsverhältnisse der reichstruchsess-waldburgischen Stadt Wurzach, Diss. jur. Tübingen 1958
Würzburg (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem mittleren Main wird nach älteren Siedlungsspuren 704 als Vorort eines fränkischen Herzogtums bezeugt. 741/742 wird es Sitz eines Bischofs, von dem zwischen 995 und 1223 386 Urkunden nachgewiesen sind. 1402/1410 wird eine 1582 erneuerte Universität eingerichtet. Um 1200 hat es 7000 bis 8000, um 1500 rund 9000 Einwohner. Das Würzburger Landgericht will für das Herzogtum →Franken zuständig sein. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Knapp, H., Die Zenten des Hochstifts Würzburg, 1907; Würzburger Polizeisätze, hg. v. Hoffmann, H., 1955; Merzbacher, F., Iudicium provinciale ducatus Franconiae, 1956; Urkundenregesten zur Geschichte der Städte des Hochstifts Würzburg (1172-1413), bearb. v. Engel, W., 1956; Seberich, F., Das Stadtmodell Würzburg um 1500, 1968; Johanek, P., Die Frühzeit der Siegelurkunde im Bistum Würzburg, 1969; Schubert, E., Materielle und organisatorische Grundlagen der Würzburger Universitätsentwicklung, 1973; Schich, W., Würzburg im Mittelalter, 1977; Trüdinger, K., Stadt und Kirche im spätmittelalterlichen Würzburg, 1978; Fries, L., Chronik der Bischöfe von Würzburg 741-1495, hg. v. Wagner, U. u. a., Bd. 1ff. 1992ff.; Kummer, C., Die Illustration der Würzburger Bischofschronik des Lorenz Fries aus dem Jahre 1546, 1995; Geschichte der Stadt Würzburg, hg. v. Wagner, U., Bd. 1ff. 2001ff.; Raum und Recht – Festschrift 600 Jahre Würzburger Juristenfakultät, hg. v. Dreier, H. u. a., 2002; Schäfer, D., Geschichte Würzburgs, 2003; Sprandel, R., Das Würzburger Ratsprotokoll des 15. Jahrhunderts, 2003; Müller, K., Die Würzburger Judengemeinde im Mittelalter, 2004; Hecker, M., Napoleonischer Konstitutionalismus in Deutschland, 2005; Benkert, C., Die juristische Fakultät der Universität Würzburg 1914 bis 1960, 2005; Die Lebensbeschreibungen Bischof Burchards von Würzburg, hg. v. Barlava, D., 2005; Das Benediktinerkloster St. Stephan in Würzburg, hg. v. Leng, R., 2006; Süßmann, J., Vergemeinschaftung durch Bauen, 2007; Christoforatou, E., Zwischen geistlicher Herrschaft und Eigenverantwortung, 2010; Lorenz Fries und sein Werk, hg. v. Fuchs, F., 2014; Würzburger Ratsprotokolle 1432-1454, bearb. v. Bieber, A., 2014; Quellen zur Geschichte des Bürgerspitals Würzburg 1500-1650, bearb. v. Bergerhausen, H., 2014; Würzburger Ratsprotokolle 1454-1465, bearb. v. Biber, A., 2017; Bongartz, J., Gericht und Verfahren in der Stadt und im Hochstift Würzburg – Die fürstliche Kanzlei als Zentrum der (Appellations-)Gerichtsbarkeit bis 1618, 2020; Buchner, J., Der Strafrechtsordinarius Friedrich Oetker, 2020
wüst (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 8. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verwüstet, schlimm
wüsten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) verwüsten, wüst machen
Wüstung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die zerstörte oder verlassene Siedlung. Wüstung (Zerstörung) eines Gutes ist auch als Rechtsfolge möglich (beispielsweise bei Landesverrat, Ketzerei, Tötung, Notzucht). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Lappe, J., Die Wüstungen der Provinz Westfalen, 1916, Frölich, K., Rechtsgeschichte und Wüstungskunde, ZRG GA 64 (1944), 277; Largiadèr, A., Ein später Fall von strafrechtlicher Wüstung, ZRG GA 72 (1955), 244; Zahn, N., Die Wüstung, Diss. jur. Basel 1956; Fischer, H., Die Hauszerstörung, 1957; Abel, W., Die Wüstungen, 1943, 2. A. 1955, 3. A. 1976; Wüstungen in Deutschland – Ein Sammelbericht, hg. v. Abel, W., 1967; Kühlhorn, E., Die mittelalterlichen Wüstungen in Südniedersachsen, Bd. 1-4 1994ff.
X
Xanten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt, N.)
Lit.: Urkundenbuch des Stiftes Xanten, hg. v. Weiler, P., Bd. 1 1935; Hawicks, H., Xanten im späten Mittelalter, 2006; Das St. Viktor-Stift Xanten, hg. v. Geuenich, D. u. a., 2012; Die Stiftskirche des Heiligen Viktor in Xanten, hg. v. Lieven, J., 2015
Xiphilinos, Johannes (Trapezunt 1010) wird nach Ausbildung in Konstantinopel Rechtslehrer einer Rechtsschule und kommentiert das in den →Basiliken überlieferte römische Recht. S. Google
Lit.: Schminck, A., Studien zu mittelbyzantinischen Rechtsbüchern, 1986, 29, 40
Y
Year book (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Neuenglische und mittelbar das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die Bezeichnung der Jahrbücher, in denen die Entscheidungen des →englischen Rechtes von jungen Anwälten in →Law French aufgenommen sind (reports, von 1292 bis 1535 erhalten, Gegensatz lateinische records).
Lit.: Year books Bd. 1ff. 1903ff.; Baker, J., The Common Law Tradition, 2000
Z
Zabarella, Francesco (Padua 1360-1417), Patrizierssohn, wird nach dem Studium des Kirchenrechts in Bologna (Antonius de Butrio) Rechtslehrer in Padua und Bischof von Florenz. Auf dem Konzil von Konstanz setzt er sich für die Erweiterung der Rechte des Konzils zu Lasten des Papstes ein. S. Google
Lit.: Girgensohn, D., Francesco Zabarella, (in) ZRG KA 79 (1993), 232
Zachariä (1842 von Lingenthal), Carl Salomo (Meißen 14. 9. 1769-Heidelberg 27. 3. 1843), Advokatensohn, wird nach dem Studium der Philosophie, Philologie und des Rechtes in Leipzig 1802 Professor in Wittenberg und Heidelberg (1807). 1808 veröffentlicht er ein systematisch abgefasstes Handbuch des französischen Civilrechts. 1810 legt der als schillernd beschriebene Gelehrte das aufgeklärte „Staatsrecht der rheinischen Bundesstaaten“ vor. S. Google
Lit.: Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 2 1992, 169; Lang, T., Die Staats- und Verfassungslehre Carl Salomo Zachariaes, 1996
Zachariae, Heinrich Albert (Herbsleben bei Bad Langensalza 20. 11. 1806-Cannstadt 29. 4. 1875) wird 1829/1830 Strafprozessrechtler und Staatsrechtler in Göttingen (Grundlinien des gemeinen deutschen Kriminalprozesses, 1837). S. Google
Lit.: Mohl, R. v., Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften, Bd. 2 1855, Neudruck 1960, 266; Bandemer, D., Heinrich Albert Zachariae, 1985
Zagreb (Agram) an der oberen Save geht auf antike Grundlagen zurück. 1093 ist es Sitz eines Bischofs. 1242 wird die nach der Zerstörung (1242) neu entstandene Siedlung Gradec königlich ungarische Freistadt. 1526 fällt Zagreb an →Österreich. 1669 erhält es eine Universität. 1718 wird Zagreb Hauptstadt →Kroatiens. S. Google
Lit.: Grothusen, K., Entstehung und Geschichte Zagrebs bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, 1967; Juristenausbildung in Osteuropa bis zum ersten Weltkrieg, hg. v. Pokrovac, Z., 2007
Zahl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Nummer, Ziffer) ist die Umstände nach ihrer Menge fortlaufend ordnende Einheit. Frühmittelalterliche Zahlenangaben sind wohl grundsätzlich verlässlich. Bei hohen Heeresangaben sind aber Übertreibungen anzunehmen. S. Google
Lit.: Ifrah, G., Universalgeschichte der Zahlen, 2. A. 1991; Sonntag, R., Studien zur Bewertung von Zahlenangaben in der Geschichtsschreibung des frühen Mittelalters, 1987; Bentley, P., Das Buch der Zahlen, 2008; Kosmos und Zahl, hg. v. Hecht, H. u. a., 2008; Wedell, M., Zählen, 2011
zahlen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1000 [Notker] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) mit Geld eine Schuld erfüllen, Geld geben
Zahlung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt - 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Wort 1470, Zahlungsbefehl 1809, Zahlungsort 1766, Zahlungsstatt 1645, Zahlungstermin 1646, Zahlungsunfähigkeit 1766) ist die Tilgung einer Geldschuld. Sie erfolgt zunächst durch Übereignung der Sache Geldstück, seit dem 19. Jahrhundert zunehmend bargeldlos.
Lit.: Meder, S., Die bargeldlose Zahlung, 1996; Denzel, M., Das System des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, 2008; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Linardatos, D., Das Haftungssystem im bargeldlosen Zahlungsverkehr, 2013
Zahlungsbefehl (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1809) gerichtlicher Befehl zu einer Zahlung
Zahlungsort (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1766) Ort der Zahlung
Zahlungsstatt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1645) Statt einer Zahlung
Zahlungstermin (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., 1646) Termin einer Zahlung
Zahlungsunfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., 1766) Unfähigkeit der Zahlung
Zähringen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Sb.) bei Freiburg im Breisgau ist die namengebende Burg einer alemannischen Familie, die 1092 den Titel eines Herzogs (Gegenherzogs) von Schwaben annimmt. Zu ihrem Umfeld zählen etwa fünfzig Familien von Ministerialen. Ihr durch viele Stadtgründungen (beispielsweise →Freiburg im Breisgau, →Bern) gekennzeichnetes Herrschaftsgebiet fällt bei ihrem Aussterben 1218 an verschiedene Nachfolger. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, Historisches Lexikon; Hamm, E., Die Städtegründungen der Herzöge, 1932; Mayer, T., Der Staat der Herzöge, 1935; Büttner, H., Egino von Urach-Freiburg, der Erbe der Zähringer, 1939; Die Zähringer, hg. v. Schadek, H. u. a., 1986; Die Zähringer, hg. v. Schmid, K. u. a., 1990; Weller, T., Die Heiratspolitik, 2004; Zotz, T., Die Zähringer – Dynastie und Herrschaft, 2018
Zar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das (Slawische und) das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der nach lat. Caesar gebildete slawische Herrschertitel (Russland 1547-1917, Bulgarien 1908-1946). →Kaiser
Lit.: Die russischen Zaren, hg. v. Torke, H., 1995; Fedorowski, W., Die Zarinnen, 2001
Zalaszowski, Mikolaj (1631-1703) wird nach dem Studium in Krakau, Rom und Deutschland Professor in Krakau und Posen. Seit 1699 veröffentlicht er (lat.) Ius (N.) regni Poloniae (Recht des Königreichs Polen). S. Google
Lit.: Malinowska, I., Mikolaj Zalaszowski, 1960
Zasius (Zäsy), Ulrich (Huldreich) (Konstanz 1461-Freiburg im Breisgau 24. 11. 1535) wird nach dem Rechtsstudium in Tübingen Gerichtsschreiber in Konstanz und Stadtschreiber in Freiburg, wo er nach weiteren Studien 1506 Professor wird. Er fördert die in Frankreich gegen die herkömmliche italienische Art (lat. →mos [M.] Italicus) entwickelten humanistisch-philologischen Neuansätze (→Alciat, lat. →mos [M.] Gallicus). Bei dem 1520 vorgelegten neuen römischrechtlich beeinflussten Stadtrecht (Reformation) →Freiburgs wirkt er maßgeblich mit. Er ist der erste europäisch bedeutsame deutsche Jurist. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 144, 160; Stintzing, R., Ulrich Zasius, 1857, Neudruck 1857; Bremer, F., Ulrich Zasius und das Familienstatut der von Rappoltstein vom Jahre 1511, ZRG GA 18 (1897), 170; Knoche, H., Ulrich Zasius und das Freiburger Stadtrecht von 1520, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1956; Winterberg, H., Die Schüler von Ulrich Zasius, 1961 (132 Schüler und Hörer); Kisch, G., Zasius und Reuchlin, 1961; Fleischer, G., Ulrich Zasius und Petrus Stella, Diss. jur. Freiburg im Breisgau, 1966; Nüwe Stattrechten und Statuten, hg. v. Köbler, G., 1986; Rowan, S., Ulrich Zasius, 1987; Schroeder, K., Ulrich Zasius, (in) JuS 35 (1995), 97
Zauber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbarbar, M.) ist die Zuhilfenahme behaupteter nichtmenschlicher geistiger Kräfte zu der Verwirklichung menschlicher Zwecke. Der Zauber gehört bereits der Vorgeschichte an. Die christliche Kirche wendet sich gegen bestimmte Formen von Zauber und Zauberei und verfolgt sie insbesondere in der frühen Neuzeit, verwendet ihn aber auch wohl selbst für eigene Zwecke. Was Zauber außerhalb der Vorstellungen von Menschen tatsächlich bewirkt, ist ungewiss. →Hexen.
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 87; Köbler, WAS; Mommsen, T., Römisches Strafrecht, 1899, Neudruck 1961; Hansen, J., Zauberwahn, 1900, Neudruck 1964, 1983; Byloff, F., Das Verbrechen der Zauberei, 1902; His, R., Das Strafrecht des deutschen Mittelalters, Bd. 1f. 1920ff., Neudruck 1964; Kießling, E., Zauberei in den germanischen Volksrechten, 1941; Leutenbauer, S., Hexerei und Zauberdelikt, 1972; Zauber, Magie und Rituale, hg. v. Büttner, C., 1985; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Blauert, A., Frühe Hexenverfolgungen, 1989; Clerc, J., Homines magici, 1995; Kleinöder-Strobel, S., Die Verfolgung von Zauberei und Hexerei in den fränkischen Markgraftümern, 2002; Wilde, M., Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen, 2003; Mittelalterliche Rechtstexte und mantische Praktiken, hg. v. Herbers, K. u. a., 2020
Zauberei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12./13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar, F.) →Zauber
Lit.: Frohnapfel-Leis, M., Jenseits der Norm. Zauberei und fingierte Heiligkeit im frühneuzeitlichen Spanien, 2019
Zauberer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar, M.) Zauber für eigene Zwecke nutzender Mensch
zaubern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 10. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen für das Germanische erschließbar, V.) Zauber als Zauberer für Zauberei gegeüber anderen Menschen nutzen
Zaude (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt, F.) in Laudenbach ein Aufsatz einer Gießkanne
Zaudengericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Gericht
Lit.: Diels, P./Koebner, R., Das Zaudengericht in Böhmen, Mähren und Schlesien, 1935
Zaun (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Abzäunung, Einfriedung
Lit.: Amira, K. v., Zaunpflicht zwischen Gemeinweiden und Kulturland, ZRG GA 29 (1928), 336
zedieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēdere, lat., V., gehen, treten, [um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) abtreten
zehn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) ist die Grundzahl zwischen neun und elf.
zehn Gebote (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.Pl.) →Dekalog
Zehnt (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 11. Jahrhundert [unter Zehnte] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort um 1120? belegt) ist der bereits den Juden in dem Alten Testament bekannte, von der christlichen Kirche zwischen Spätantike (6. Jahrhundert) und Frühneuzeit unter Berufung auf biblische Stellen (3. Mose 27,30) geforderte zehnte Teil eines Ertrags. Er wird von dem merowingischen Hausmeier Karl Martell nach der in dem Zuge der Abwehr des Ansturms der Araber (732) erfolgten Säkularisierung (Verweltlichung) des Kirchenguts erneuert. In dem 13. Jahrhundert wird er zu einer Geldleistung. In dem 19. Jahrhundert wird der Zehnt in dem Gefolge der französischen Revolution durch die für die Kirche von dem Staate eingehobene →Kirchensteuer ersetzt (Preußen 20. 6. 1875).
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 84, 198; Stutz, U., Das karolingische Zehntgebot, ZRG GA 29 (1908), 180; Viard, P., Histoire de la dîme ecclésiastique, 1909; Schmid, H., Der Gegenstand des Zehntstreites zwischen Mainz und den Thüringern im 11. Jahrhundert, ZRG GA 43 (1922), 267; Plöchl, W., Das kirchliche Zehntwesen, 1935; Gmür, R., Der Zehnt im alten Bern, 1954; Mit dem Zehnten fing es an, hg. v. Schultz, U., 3. A. 1992; Harrer, R., Der kirchliche Zehnt im Gebiet des Hochstifts Würzburg, 1992; Pribnow, V., Die Rechtfertigung obrigkeitlicher Steuer- und Zehnterhebung, 1996; Jursa, M., Der Tempelzehnt in Babylonien, 1998; Person-Weber, G., Der Liber decimationis des Bistums Konstanz, 2001; La dîme dans l’Europe médiévale et moderne, hg. v. v. Viader, R., 2010; Patt, G. Studien zu den Salzehnten im Mittelalter, 2014; Patzold, S., Verortung in einer mobilen Welt – Zum Zusammenhang zwischen Kirchenzehnt und der Einhegung von Mobilität im Karolingerreich, (in) HZ 309 (2019), 285
Zeichen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Mal, Kennzeichen, →Marke, Warenzeichen
Lit.: Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992; Großfeld, B., Zeichen und Zahlen im Recht, 2. A. 1995
Zeil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – als solches - bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ein Ortsname und daraus folgend ein Name einer Familie
Lit.: Inventar des Archivs Trauchburg, bearb. v. Rauh, R., 1968; Rauh, R., Das Hausrecht der Reichserbtruchsessen Fürsten von Waldburg, Bd. 1f. 1971f.
Zeiller, Franz von (Graz 14. 1. 1751-Hietzing bei Wien 23. 8. 1828) wird nach dem Studium der Philosophie in Graz und des Rechtes in Wien (Martini) Hauslehrer Martinis, 1778 außerordentlicher Professor, 1782 ordentlicher Professor in Wien und 1797 Beisitzer der Hofkommission in Justizgesetzsachen. Er bearbeitet das westgalizische Strafgesetzbuch und das Strafgesetzbuch des Jahres 1803. Sein 1802 veröffentlichtes natürliches Privatrecht prägt den anschließend von ihm umgestalteten Stoff des späteren →Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs (1811/1812, Kommentar 1811/1813). Sein 1810 eingeführter Studienplan drängt die Geschichte zugunsten der Systematik (auf eine rein dienende Aufgabe) zurück, doch wird dies 1855 wieder beseitigt. 1813 wird Zeiller geadelt. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 142; Swoboda, E., Franz von Zeiller, 1931; Forschungsband Franz von Zeiller, hg. v. Selb, W. u. a., 1980; Franz von Zeiller. Symposium, hg. v. Desput, J. u. a., 2003; Dick, H., Das juristische Wirken von Franz von Zeiller – Die Entstehung des ABGB, 2018
Zeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) eine bisher von dem Menschen nicht abänderbare Dimension der Welt mit einem Anfang bei dem so genannten Urknall und einem bisher unbekannten Ende. S. Google
Lit.: Engammare, M., L’ordre du temps, 2004; Holford-Strevens, L., Kleine Geschichte der Zeitrechnung und des Kalenders, übers. v. Rochow, C., 2008; Forsythe, G., Time in Roman Religion, 2012; Rosenberg, D. u. a., Die Zeit in Karten, 2015; Der Faktor Zeit, hg. v. Patzel-Mattern, K. u. a., 2015; Gebundene Zeit – Zeitlichkeit in Literatur, Philologie und Wissenschaftsgeschichte, (in) FS W. Adam, hg. v. Standke, J., 2015; Demandt, A., Zeit – Eine Kulturgeschichte, 2015; Zeitenwandel, hg. v. Esposito, F., 2017; Garfield, S., Zeitfieber, 2017; Zeit in den Wissenschaften, hg. v. Kautek, W. u. a., 2017; Zimmer, O., Die Ungeduld mit der Zeit, (in) HZ 308 (2019), 46; Clark, C., Gefangene der Zeit – Geschichte und Zeitlichkeit von Nebukadnezar bis Donald Trump, 2020
Zeitgeschichte (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die die jüngere Vergangenheit betreffende Geschichte. In der allgemeinen Geschichte wird die Geschichte der Zeit seit 1918 (Hans Rothfels 1953 Zeit der Mitlebenden) (bzw. seit 1945) als Zeitgeschichte verstanden. Seit etwa 1970 wird unter notwendiger Vernachlässigung der allgemeinen Rechtsgeschichte verschiedentlich auch eine eigene juristische Zeitgeschichte angestrebt. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Klippel, D., Juristische Zeitgeschichte, 1985; Juristische Zeitgeschichte - ein neues Fach?, hg. v. Stolleis, M., 1993; Ramm, T., Rechtszeitgeschichte, 1998, 587; Forum Juristische Zeitgeschichte, hg. v. Düwell, F. u. a., 1998; Rückert, J., Zeitgeschichte des Rechts, ZRG GA 115 (1998), 1; Kramer, H., Plädoyer für ein Forum zur juristischen Zeitgeschichte, hg. v. Verein Forum Justizgeschichte, 1998; 50 Jahre Institut für Zeitgeschichte, hg. v. Möller, H. u. a., 1999; Institut für juristische Zeitgeschichte Hagen Jahrbuch Bd. 1ff. hg. v. Vormbaum, T., 1999ff.; Vormbaum, T., Beiträge zur juristischen Zeitgeschichte, 1999; Themen juristischer Zeitgeschichte, hg. v. Düwell, F./Vormbaum, T., 1999; Rückert, J., Zeitgeschichte des Rechts, ZRG GA 117 (2000), 290; Diestelkamp, B., Rechtsgeschichte als Zeitgeschichte, 2001 (Beiträge); Gehler, M., Zeitgeschichte im dynamischen Mehrebenensystem, 2001; Senn, M., Recht – Gestern und heute, 2002 (Juristische Zeitgeschichte); Einführung in die Zeitgeschichte, hg. v. Möller, H. u. a., 2003; Topitsch, E., Im Irrgarten der Zeitgeschichte, 2003; Metzler, G., Einführung in das Studium der Zeitgeschichte, 2004; Wagner, W., Bildatlas der österreichischen Zeitgeschichte, 2004; Zeitgeschichte als Problem, hg. v. Nützenadel, A. u. a., 2004; Senn, M./Gschwend, L., Juristische Zeitgeschichte 2. A. 2004, 3. A. 2010; Auf dem Weg in eine neue Moderne?, hg. v. Raithel, T. u. a., 2009; Möller, H. u. a., 60 Jahre Institut für Zeitgeschichte, 2009; Neueste Zeit Oldenbourg Geschichte Lehrbuch hg. v. Wirsching, A., 2009.; Fröhlich, M., Zeitgeschichte, 2009; Österreichischer Zeitgeschichtetag, hg. v. Böhler, I. u. a., 2010; Epos Zeitgeschichte, hg. v. Hürter, J. u. a., 2010; Zeitgeschichte ausstellen in Österreich, hg. v. Rupnow, D. u. a., 2011; D’Aprile, I., Die Erfindung der Zeitgeschichte, 2013; Stolleis, M., Nahes Unrecht, fernes Recht – zur juristischen Zeitgeschichte im 20. Jahrhundert, 2014; Der Faktor Zeit – Perspektiven kulturwissenschaftlicher Zeitforschung, hg. v. Patzel-Mattern, K. u. a., 2015; Österreichische Zeitgeschichte – Zeitgeschichte in Österreich, hg. v. Gräser, M./Rupnow, D., 2022
zeitlich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) Zeit betreffend
Zeitschrift (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in dem Verlauf der Zeit in Abständen erscheinende Schrift meist mit kurzen Beiträgen mehrerer Verfasser. Sie entwickelt sich seit der Erfindung des Buchdrucks. So genannte Zeitungen vor der →Zeitung werden von der Familie Fugger seit 1568 gesammelt. Juristische, zunächst noch buchähnliche Zeitschriften werden in dem Heiligen römischen Reich seit dem 18. Jahrhundert herausgegeben, in den meisten übrigen Staaten Europas in dem 19. Jahrhundert, wobei teilweise die Wissenschaft in dem Vordergrund steht, teilweise aber auch die Praxis einbezogen wird. Bisher erfolgreichste deutschsprachige juristische Zeitschrift ist wohl die 1947 von dem Verlag C. H. Beck begründete Neue Juristische Wochenschrift (NJW). S. Google
Lit.: Juristische Zeitschriften, hg. v. Stolleis, M. u. a., 1999; Juristische Zeitschriften in Europa, hg. v. Simon, T. u. a., 2006; Weber, H., Juristische Zeitschriften des Verlags C. H. Beck, 2007; Das Medium Wissenschaftszeitschrift seit dem 19. Jahrhundert, hg. v. Stöckel, S. u. a., 2009; Bauer, O., Zeitungen vor der Zeitung, 2011; Trawny, S., Die Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft und ihre Vorgängerinnen zwischen Staatenbund und Nationalstaat, 2020
Zeitschrift für Rechtsgeschichte (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die der von Savigny und anderen für Romanistik und Germanistik begründeten Zeitschrift für geschichtliche Rechtswissenschaft (1815-1845) und der von Reyscher und Wilda herausgegebenen (germanistischeren) Zeitschrift für deutsches Recht ab 1861 folgende, Romanistik und Germanistk wieder vereinende, 1880 in eine germanistische Abteilung und eine romanistische Abteilung gegliederte und (durch Ulrich Stutz) 1911 um eine kanonistische Abteilung erweiterte Zeitschrift für rechtsgeschichtliche Forschungen und Besprechungen („Deutschlands berühmteste Zeitschrift“). Seit 2011 erscheinen weiter eine digitale Zeitschrift integrativer europäischer Rechtsgeschichte (ZIER) und eine besondere Zeitschrift für österreichische Rechtsgeschichte sowie seit 2012 unter dem Namen Rechtskultur eine dreisprachig geöffnete Zeitschrift für europäische Rechtsgeschichte. S. Google
Lit.: Thieme, H., Hundert Jahre Zeitschrift für Rechtsgeschichte, ZRG GA 78 (1961), XII; Mayer-Maly, T., Deutschlands berühmteste Zeitschrift, ZRG GA 102 (1985), 1
Zeitung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert [Urkunde] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das regelmäßig erscheinende, über Wissenswertes berichtende Druckerzeugnis. Ab 1568 werden in Augsburg handschriftliche Nachrichten jeder Art aus Europa gesammelt (so genannte Fuggerzeitungen, mehr als 16200 Nachrichten bis 1605). Die älteste in Deutschland erschienene und erhaltene Zeitung ist Aviso von 1609 für Landadel und Juristen (aus Wolfenbüttel, zweitälteste Zeitung der Welt). Seit 1650 gibt es Tageszeitungen. Die älteste, noch erscheinende Zeitung der Welt ist die schwedische Post- och Innikes Tidningar (1645), die älteste noch erscheinende Zeitung Deutschlands die Hildesheimer Allgemeine Zeitung (1705), die älteste, noch erscheinende deutschsprachige Zeitung die Wiener Zeitung.
Lit.: Baumert, D., Die Entstehung des deutschen Journalismus, Diss. phil. Berlin 1928, Neudruck 2013; Breil, M., Die Augsburger Allgemeine Zeitung, 1996; Juristische Zeitschriften, hg. v. Stolleis, M., 1999; Pross, H., Zeitungsreport, 2000; Schultheiß-Heinz, S., Politik in der europäischen Publizistik, 2004; Schütz, W., Zeitungen in Deutschland, 2005f.; Juristische Zeitschriften in Europa, hg. v. Stolleis, M. u. a., 2006; Bauer, O., Zeitungen vor der Zeitung, 2011; Keller, K. u. a., Die Fuggerzeitungen im Kontext, 2015; Leidecker, M., Das ist die Top-Geschichte des Tages, 2015; Lichnerová, L. u. a., „Neue Zeitungen“ über Ungarn, (in) HZ 309 (2019), 313 (zwischen 1515 und 1652 etwa 90 erhaltene Neue Zeitungen zu Ereignissen über Ungarn); Hoeres, P., Zeitung für Deutschland – Die Geschichte der FAZ, 2019
zensieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsēre, lat., V., begutachten, schätzen, taxieren, beschließen, verordnen, [3. Jh. v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) bewerten, durch Bewertung beschränken
Zensor (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsor, lat., M., Zensor, Prüfer, [234-149 v. Chr.] mit dem Indogermnischen verbindbar] ist der altrömische Amtsträger (2 Zensoren), der aus den ehemaligen Konsuln auf fünf Jahre gewählt wird und wohl seit 444 v. Chr. für die Aufsicht über die Sitten und die Vermögensveranlagung zuständig ist. S. Google
Lit.: Söllner § 6; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 18; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; El Beheiri, N., Das regimen morum der Zensoren, 2012
Zensuale (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Zinspflichtiger
Zensualität (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch Leistung von Zins (Kopfzins, Heiratsabgabe, Sterbeabgabe) gekennzeichnete gesellschaftliche Stellung (von Zensualen) in dem Mittelalter (779 Kapitular von Herstal, urkundlich ab etwa 800, vor allem bei Ripuariern, Alemannen und Bayern). S. Google
Lit.: Esders, S., Die Formierung der Zensualität, 2010
Zensur (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsūra, lat., F., Zensoramt, Zensur, Prüfung, Beurteilung, Kritik, Untersuchung, richterliche Erkenntnis, [81-43 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Aufsicht über das gesellschaftliche Verhalten, insbesondere über die Veröffentlichung von Gedanken in Schriftform. Bereits dem ausgehenden Altertum (ab 4. Jahrhundert n. Chr.) ist sachlich die Zensur in der Kirche bekannt. 1184 führt Papst Lucius III. die Nachzensur für die Kirche ein. Sie wird nach der Erfindung des Buchdrucks wegen der damit verbundenen Gefahren 1487 durch Papst Innozenz VIII. in die Vorzensur umgewandelt. Von 1559/1564 bis 1967 führt die katholische Kirche einen (lat.) Index (M.) librorum prohibitorum (Anzeiger verbotener Bücher). Dem folgen seit dem 16. Jahrhundert die neuzeitlichen Landesherren (beispielsweise Maria Theresia für Österreich 1748, 1749, 1752, 1778, wobei in Österreich die Zahl der verbotenen Bücher die Zahl der erlaubten Bücher überwog), bis in dem 19. Jahrhundert der Liberalismus grundsätzlich die →Pressefreiheit erreicht (in Österreich aber Vorzensur bis 1848, 1852-1862, 1914-1918, 1933-1939, [nicht verbotene] Nachzensur bis 1981). S. Google
Lit.: Krempel, O., Das Zensurrecht in Deutschland, Diss. jur. Würzburg 1921; Eisenhardt, U., Die kaiserliche Aufsicht, 1970; Busch, R., Die Aufsicht über das Bücher- und Pressewesen in den Rheinbundstaaten Berg, Westfalen und Frankfurt, 1970; Neumann, D., Staatliche Bücherzensur, 1977; Ziegler, E., Literarische Zensur, 1983; „Unmoralisch an sich.“, hg. v. Göpfert, H. u. a., 1988; Schütz, H., Der mächtigste Zensor, (in) Börsenbl. f. d. dt. Buchhandel 1989, 2, 70; Schroeder-Angermund, C., Von der Zensur zur Pressefreiheit, 1993; Leesen, H. v., Eine Zensur findet nicht statt, (in) Criticon 155 (1997), 145; Eisenhardt, U., Strafe und Strafzweck bei der Bestrafung von Autoren, Druckern und Händlern verbotener Schriften, (in) FS G. Bemmann 1997, 36; Inquisition – Index – Zensur, hg. v. Wolf, H., 2001; Széchényi, B., Rechtliche Grundlagen bayerischer Zensur, 2003; Arnold, M., Pressefreiheit und Zensur im Baden des Vormärz, 2003; Müller, B., Zensur im modernen deutschen Kulturraum, 2003; Olechowski, T., Die Entwicklung des Pressrechts in Österreich bis 1918, 2004; Bianchin, L., Dove non arriva la legge, 2005; Brophy, J., Grautöne – Verleger und Zensurregime in Mitteleuropa 1800-1850, (in) HZ 301 (2015), 297
Zensus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, ab in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsus, lat., M., Schätzung, Vermögen, [um 250-184 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Steuerleistung (beispielsweise 594 v. Chr. in Athen, vor allem als Grundlage eines gestuften Wahlrechts [Zensuswahlrechts] in dem 19. Jahrhundert [Großbritannien bis 1867, Bayern 1808, in Österreich von 1848 bzw. von dem Kremsierer Entwurf 1849 [Beschränkung des Wahlrechts auf 6-7 Prozent der Bevölkerung, 1882 durch Taafesche Wahlrechtsreform, 1896 durch Badenische Wahlrechtsreform gemildert] bis 1907 [Becksche Wahlrechtsreform]). S. Google
Lit.: Söllner § 6; Baltl/Kocher; De Biasio, G., Il censo e il voto, 1993; Strejcek, G., Bundesverfassung und Wahlrecht, 2009; Strelitz-Risse, A., Das Zensuswahlrecht, 2018
Zensuswahlrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegebwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsus, lat., M., Schätzung, Vermögen, [um 250-184 v. Chr.] und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein das Wahlrecht nch der Steuerleistung des Betreffenden bestimmendes Wahlrecht
Zent (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12.? Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., zu centum, lat., Num. Kard., hundert) ist eine in Herkunft und Bedeutung streitige Verwaltungs- und Gerichtseinheit (Zentgericht) des Mittelalters. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Die Zenten des Hochstifts Würzburg, hg. v. Knapp, H., 1907; Kroeschell, K., Die Zentgerichte in Hessen und die fränkische Centene, ZRG GA 73 (1956), 300; Die Anfänge der Landgemeinde, 1964
Zentenar (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist ein frühmittelalterlicher Träger von Gerichtsbarkeit
Lit.: Glitsch, H., Der alamannische Zentenar und sein Gericht, 1917
Zentgericht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – - ausgenommen Zent… - nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das die →Zent betreffende Gericht des Mittelalters. S. Google
Lit.: Erler, A., Die Zentgerichtsordnung von Lützelbach, ZRG GA 66 (1948), 528; Birr, C., Konflikt und Strafgericht, 2002; Schultheiß, S., Das Zentgericht Burghaslach in Franken, 2007
zentral (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Mitte 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über centrālis, lat., Adj., zentral, in der Mitte befindlich, [23/24-79 n. Chr] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) mittel
Zentralbehörde (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist vor allem in der Neuzeit die zusammenfassende Behörde der staatlichen Verwaltung. Sie ist meist bürokratisch organisiert. S. Google
Lit.: Goldschmidt, H., Zentralbehörden und Beamtentum, 1908; Gundlach, F., Die hessischen Zentralbehörden, Teil 1ff. 1930ff.; Press, V., Calvinismus und Territorialstaat, 1970; Bernhard, W., Die Zentralbehörden des Herzogtums Württemberg, Bd. 1f. 1973; Lanzinner, M., Fürst, Räte und Landstände, 1980; Ehlert, H., Die wirtschaftliche Zentralbehörde des Deutschen Reiches, 1982; Zentrale Orte und zentrale Räume des Frühmittelalters in Süddeutschland, hg. v. Ettel, P. u. a., 2013
zentralisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) auf die Mitte hin ausrichten
Zentralismus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ausrichtung auf die Mitte
Lit.: Centralismo e federalismo tra otto(cento) e novecento, hg. v. Janz, O. u. a., 1997
Zentraluntersuchung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische sowie das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine zentrale Untersuchung.
Zentraluntersuchungskommission (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist eine Untersuchungskommission des →Deutschen Bundes (1819-1828, 1833-1848) gegen revolutionäre Umtriebe. S. Google
Lit.: Weber, E., Die Mainzer Zentraluntersuchungskommission, 1970
Zentrum (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über centrum, lat., N., Schenkel des Zirkels, Mittelpunkt, Zentrum, Kern, [um 84-um 25 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Mitte
Zentrumspartei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., bzw. Zentrum) ist in dem (zweiten) Deutschen Reich (1871ff.) die Partei des konservativen Katholizismus. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Bachem, K., Vorgeschichte, Geschichte und Politik der deutschen Zentrumspartei, Bd. 1ff. 1927ff., Neudruck 1968; Anderson, M., Windthorst, 1981; Damnitz, M., Bürgerliches Recht zwischen Staat und Kirche, 2001; Ruppert, K., Die weltanschaulich bedingte Politik der Deutschen Zentrumspartei in ihrer Weimarer Epoche, (in) HZ 285 (2007) 49
Zepter (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120? [Millstädter Genesis] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., N., Szepter) Herrscherstab
Lit.: Paatz, W., Sceptrum universitatis, 1953; Vorbrodt, C./Vorbrodt, I., Die akademischen Szepter, 1971; Kocher, G., Zeichen und Symbole des Rechts, 1992
zer… (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jh.? in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, als Präfix verwendete Partikel, auseinander
zerreißen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) auseinanderreißen
Zerreißen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist eine Form der →Todesstrafe (14.-18. Jahrhundert).
Lit.: Amira, K. v., Die germanischen Todesstrafen, 1922, 131
zerrütten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) durch Erschüttern zerstören
Zerrüttung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Zerstörung durch Erschütterung, in dem Recht insbesondere die Zerrüttung der ehelichen Lebensgemeinschaft, die (nach einem vereinzelten ähnlichen Ansatz in Frankreich durch Gesetz von dem 20. 9. 1792) in Deutschland 1976 in Ablösung des älteren Verschuldensgrundsatzes zu einer Voraussetzung der erleichterten Ehescheidung wird (in Österreich stattdessen 1978 einvernehmliche Ehescheidung). S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 267; Hattenhauer, H., Das Zerrüttungsprinzip, (in) FS E. Wolf, 1985, 143; Wolff, A., Das Zerrüttungsprinzip, (in) FamRZ 1988, 1271; Haibach, U., Familienrecht in der Rechtssprache, 1991; Bommer, J., Ein Gesetz - zwei Rechtsprechungen?, 2008
Zession (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cessio, lat., F., Abtreten, Übergeben, [81-43 v. Chr.] und cēdere, lat., V., gehen, treten, passieren, schreiten, einhergehen, einhertreten, Erfolg haben, ausgehen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Wort in Worms 1499 belegt) (Schreiten,) Abtretung (einer Forderung)
Lit.: Buch, G., Zur Zession im deutschen mittelalterlichen Recht, ZRG GA 34 (1913), 429; Huwiler, B., Der Begriff der Zession, 1975; Luig, K., Zession und Abstraktionsprinzip, (in) Wissenschaft und Kodifikation, hg. v. Coing, H. u. a., Bd. 2 1977, 112; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Behr, V., Das reichsrechtliche Zessionsverbot von 1551, Diss. jur. Bochum 2000; Wesener, G., Zession und Schuldübernahme im Codex Theresianus, (in) Spuren des römischen Rechtes, 2007, 693; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Scheffzek, S., Der Einfluss der Mühlenbruch’schen Zessionslehre, 2011; Lammeyer, P., Konflikt zwischen Zession und dem vom Zedenten erwirkten Urteil, 2012
Zeuge (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1275 [so genannter Schwabenspiegel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [M.] testis) ist der Mensch, der über Tatsachen, die er wahrgenommen hat (Wahrnehmungszeuge), aussagen soll. Zeugen gibt es an sich, sobald und solange es Menschen gibt, weil die meisten irdischen Geschehnisse von Menschen wahrgenommen werden. Die Bedeutsamkeit von Zeugen für den Beweis von Tatsachen ist zu unterschiedlichen Zeiten verschieden groß. Zu unterscheiden sind zufällige Zeugen (Zufallszeugen) und Geschäftszeugen (zu der Vornahme eines Geschäfts zugezogene Zeugen). Vielfach ist der Zeuge bewusst oder unbewusst unzuverlässig. Spätestens mit dem Inquisitionsprozess erscheint die Pflicht, in gerichtlichen Verfahren als Zeuge auszusagen. S. Google
Lit.: Kaser §§ 7 I 1, 13 III, 58 IV 2a, 74 I 2c, 87 II 6; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70, 86, 105, 116, 126, 155, 156, 202; Köbler, WAS; Ruth, R., Zeugen und Eidhelfer, 1922, Neudruck 1973; Karitzky, B., Die Geschichte des Zeugnisverweigerungsrechts, Diss. jur. Freiburg im Breisgau 1959; Kornblum, U., Das Beweisrecht des Ingelheimer Oberhofes, Diss. jur. Frankfurt am Main 1960; Gawlik, A., Intervenienten und Zeugen in den Diplomen Kaiser Heinrichs IV., 1970; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess, 1971; Schott, C., Ein Zeuge, kein Zeuge, (in) FS F. Elsener, 1977, 222; Subjektivierung des justiziellen Beweisverfahrens, hg. v. Gouron, A. u. a., 1994; Bogisch, M., Nemo testis in causa sua, 1998; Plassmann, A., Die Struktur des Hofes, 1998; Lepsius, S., Der Richter und die Zeugen, 2003; Lepsius, S., Von Zweifeln zur Überzeugung, 2003; Garnot, B., Les témoins devant la justice, 2003; Bähr, M., Die Sprache der Zeugen, 2012
Zeugnis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) Aussage, Beweis
Lit.: Oberkönig, M., Der Anspruch auf ein Arbeitszeugnis, 2020
Zeumer, Karl (Hannover 31. 7. 1849-Berlin 18. 4. 1914), Kürschnerssohn, wird nach dem Studium der deutschen Sprache und Geschichte in Göttingen, Leipzig und Berlin Herausgeber wichtiger, vor allem rechtlicher Quellen (1889 außerordentlicher Professor in Berlin). S. Google
Lit.: Historische Aufsätze (FS), 1910; Krammer, M., Karl Zeumer, ZRG GA 35 (1914), IX; Stutz, U., Germanistische Chronik, ZRG GA 35 (1914), 646
Ziege (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 830 [Tatian] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ein von Menschen gezähmtes, Milch und Fleisch lieferndes Haustier von der Größe eines Schafes oder Rehes
Ziegenhain (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 – ausgenommen Ziegenhainer – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen in Wörterbch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist ein Ort und eine frühere Grafschaft in Hessen.
Lit.: Brauer, F., Die Grafschaft Ziegenhain, 1934
Zigeuner ist die ältere, in der Gegenwart durch die Eigenbezeichnung Roma (Männer, Menschen, Singular Rom) oder Sinti (Singular Sinto) ersetzte Benennung des Angehörigen eines in dem 10. Jahrhundert aus Nordindien ausgewanderten bzw. von Arabern verschleppten, seit dem 15. Jahrhundert in dem Heiligen römischen Reich (1399 Böhmen, 1407 Hildesheim, 1414 Hessen) erscheinenden indogermanischen Volkes. Der Ausdruck Zigeuner wird politisch um 1860 soziographisch (Fehlen eines festen Wohnsitzes) geprägt wirksam. Der ausländische Zigeuner wird nach 1871 des (zweiten) Deutschen Reiches verwiesen, der deutsche Zigeuner seit 1886 polizeilicher Überwachung und Erfassung unterstellt. In dem →Nationalsozialismus wird der Zigeuner ohne totale Tötungsabsicht verfolgt. In der Gegenwart leben schätzungsweise 80000-120000 Sinti und Roma in der Bundesrepublik Deutschland. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Majer, D., Fremdvölkische im Dritten Reich, 1981; Gronemeyer, R./Rakelmann, G., Die Zigeuner, 1988; Hohmann, J., Neue deutsche Zigeunerbibliographie, 1992; Gilsenbach, R., Weltchronik der Zigeuner, Bd. 1ff. 1994ff. z. T. 2. A. 1997; Lucassen, L, Zigeuner, 1996; Rütten, W., „Lustig ist das Zigeunerleben“, ZRG GA 114 (1997), 233; Stichwort Zigeuner, hg. v. Awosusi, A., 1998; Bastian, T., Sinti und Roma im Dritten Reich, 2001; Lewy, G., Rückkehr nicht erwünscht, 2001; Bonillo, M., Zigeunerpolitik im Deutschen Kaiserreich 1871-1918, 2001; Weyrauch, W., Das Recht der Roma und Sinti, 2002; Albrecht, A., Zigeuner in Altbayern 1871-1914, 2002; Fremde Arme – arme Fremde, hg. v. Patrut, I. u. a. 2007; Zwischen Erziehung und Vernichtung, hg. v. Zimmermann, M., 2007; Zigeuner und Nation, hg. v. Uerlings, H. u. a., 2008; Kallenberg, V., Von liederlichen Land-Läuffern zum asiatischen Volk, 2010; Bogdal, K., Europa erfindet die Zigeuner, 2011; Zigeunerverfolgung im Rheinland, hg. v. Frings, K. u. a., 2012; Mosbacher, A., Wie primitive Urmenschen – eine späte Entschuldigung – 60 Jahre Zigeuner-Urteile des BGH, (in) NJW 2016, 30; Haumann, H., Die Akte Zilli Reichmann, 2016
Zimber (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige einer einen mittelbayerischen Dialekt sprechenden kleinen Minderheit in Italien. S. Google
Zimbrisch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) ist die Bezeichnung für in Oberitalien seit dem Mittelalter bestehende, in der Gegenwart fast ausgestorbene mittelbayerische (deutsche) Dialekte der so genannten Zimbern. S. Google
Lit.: Schweizer, B., Zimbrische Gesamtgrammatik, 2008; Bidese, E., Das Zimbrische von Giazza, 2012 (Ljetzan); Kolmer, A., Pronomen und Pronominalklitika im Cimbro, 2012
Zins (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nach 765? [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über cēnsus, lat., M., Schätzung, Vermögen, (um 250-184 v. Chr.) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort um 1100 belegt, lat. [F.] usura) ist die sachlich bereits dem römischen Recht bekannte Vergütung für den Gebrauch eines Kapitals (um 50 v. Chr. Höchstzinssatz von 12 Prozent) grundsätzlich durch Vereinbarung (anders bei Verzug), in allgemeinerem Sinn die Abgabe. Der Zins wird in der Naturalwirtschaft in Sachen, in der Geldwirtschaft in Geld erbracht. Ist der Zins wirtschaftlich bedeutungslos, dient er der bloßen Anerkennung eines Rechtsverhältnisses etwa bezüglich eines Grundstücks (Anerkennungszins, Rekognitionszins). Das kanonische →Zinsverbot verbietet Christen das entgeltliche Darlehen. Seit 1530 wird in dem Heiligen römischen Reich der Zins auf 5 Prozent festgelegt (1654 6 Prozent). Seit 1804 (Code civil) bzw. 1848 setzt sich die Zinsfreiheit durch, doch bildet das Verbot des →Wuchers eine Schranke. Seit dem 21. Jahrhundert bekämpfen die sich auf der Suche nach Wählern mehr und mehr verschuldenden Wohlfahtsstaaten bewusst den Zins, so dass er verfällt und für Geld bei Banken negativer Zins als Verwahrungsentgelt zu zahlen ist. S. Google
Lit.: Kaser §§ 33 III, 34 IV, 37 II 2b, 39 I, 41 III 2; Hübner; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 125, 127, 241; Mentz, F., Nasenzins im Elsass?, ZRG GA 47 (1927), 669; Jecklin, F., Zinsbuch der Galluskirche in Fideris, (in) Jahresbericht der historisch-antiquarischen Gesellschaft von Graubünden 56 (1927); Kleinau, H., Der Grundzins in der Stadt Braunschweig, 1929; Gutbrod, W., Die Brechung der Zinsknechtschaft, (in) Das Grundeigentum 1937, 135; Gebauer, J., Worthzins und Fronzins in der Stadt Hildesheim, ZRG GA 61 (1941), 150; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Brand, O., Das internationale Zinsrecht Englands, 2002; Dilcher, J., Die Zins-Wucher-Gesetzgebung in Deutschland im 19. Jahrhundert, 2002; Gómez Rojo, M., Historia jurídica del anatocismo, 2003; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Denjean, C., La loi du lucre, 2011
Zinsverbot (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Verbot, einen →Zins für eine Leistung zu nehmen. Es wird in der Kirche zuerst für Geistliche, seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. auch für Laien entwickelt. In dem Mittelalter verbietet die Kirche wegen Lukas 6,35 Christen grundsätzlich das Nehmen von Zins für →Darlehen, weshalb Umgehungsgeschäfte (beispielsweise [lat., M.] contractus mohatrae, Rentenkauf) entwickelt werden und ansonsten das entgeltliche Darlehensgeschäft von den →Juden (und Lombarden) durchgeführt wird. Seit der frühen Neuzeit wird das kanonische Zinsverbot von Höchstzinssätzen (Heiliges römisches Reich 1654 6%) abgelöst. Dem folgt in dem 19. Jahrhundert durch den Liberalismus die nur durch das Wucherverbot geschützte Freigabe des Zinses. 1983 gibt auch die katholische Kirche das Zinsverbot auf. Der Islam kennt ebenfalls eine ähnliche Einrichtung. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Köbler, DRG 127, 166; Funk, F., Geschichte des kirchlichen Zinsverbots, 1876; Lange, H., Das kanonische Zinsverbot, (in) FS J. Bärmann, 1975, 99; Blomeyer, A., Die Consilienpraxis zum kanonischen Zinsverbot, (in) ZRG KA 97 (1980), 317; Horn, N., Zinsforderung und Zinsverbot, (in) FS H. Lange, 1992; Was vom Wucher überbleibt - Zinsverbote, hg. v. Casper, M. u. a. 2013
Zips (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt, F.) ist die unter der Hohen Tatra gelegene Landschaft. 1370 erscheint das Landrecht der Zipser, das durch 14 Handschriften des 15.-18. Jahrhunderts überliefert wird. Es umfasst anfangs 93 Artikel (Familie, Erbe, Vermögen, Handel, Verfahren, Verwaltung). S. Google
Lit.: Oppitz, U., Deutsche Rechtsbücher des Mittelalters, Bd. 1 1990, 54; Piirainen, I./Papsonová, M., Das Recht der Spis, 1992
zis (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie über das Lateinische des Altertums (cis) mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) diesseits
Zisleithanien (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen mit dem Lateinischen des Altertums verbindbar, N.) ist das diesseits (westlich) der Leitha gelegene Gebiet Österreich-Ungarns. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 220; Baltl/Kocher
Zisterzienser (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der Angehörige des nach dem 1098 von Robert von Molesme und dem heiligen Alberich gegründeten Kloster Citeaux in Burgund benannten benediktinischen Reformordens. Wichtige deutsche Niederlassungen sind Kamp, Ebrach und Heiligenkreuz (um 1500 fast 150 Niederlassungen in dem deutschen Sprachraum, rund 740 insgesamt). S. Google
Lit.: Croix Bouton, J. de la, Histoire de l’Ordre de Citeaux, 1959ff.; Die Zisterzienser, hg. v. Elm, K. u. a. 1980; Toepfer, M., Die Konversen der Zisterzienser, 1983; Die Zisterzienser, hg. v. Sydow, J. u. a., 1989; Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 1992, 2. A. 1994, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Kinder, T., Die Welt der Zisterzienser, 1997; Zisterzienser zwischen Zentralisierung und Regionalisierung, hg. v. Nehlsen, H. u. a., 1998; Rüffer, J., Orbis Cisterciensis, 1998; Anfänge der Zisterzienser in Südwestdeutschland, hg. v. Rück, P. u. a., 1999; Von Cîteaux nach Bebenhausen, hg. v. Scholkmann, B. u. a., 2000; Berman, C., The Cistercian Evolution, 2000; Zisterzienser, hg. v. Knefelkamp, U., 2001; Eberl, I. Die Zisterzienser, 2002; Haarländer, S., Die Zisterzienser, 2006; Rüffer, J., Die Zisterzienser und ihre Klöster, 2007; Norm und Realität, hg. v. Felten, F. u. a., 2009; Zisterzienser im Norden, hg. v. Bärenfänger, R., 2007; Lester, A., Creating Cistercian Nuns, 2011; Burton, J./Kerr, J., The Cistercians in the Middle Ages, 2011; Oberste, J., Die Zisterzienser, 2014; Die Zisterzienser im Mittelalter, hg. v. Mölich, G. u. a., 2017; Die Zisterzienser – Das Europa der Klöster, hg. v. LVR-Landesmueseum Bonn, 2017; Die Lebenswelt der Zisterzienser, hg. v. Werz, J., 2020
Zitelmann, Ernst (Stettin 7. 8. 1852-Bonn 25. 11. 1923), Juristensohn, wird nach dem Rechtsstudium in Heidelberg, Leipzig und Bonn 1879 Professor in Rostock, 1881 in Halle und 1884 in Bonn. Er befasst sich vor allem mit dem Privatrecht (→Willenserklärung, →Irrtum).
Lit.: Bonner Festgabe für Ernst Zitelmann, 1923; Repgen, T., Die Kritik Zitelmanns, ZRG GA 114 (1997), 73
zitieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1301-1319 [Steirische Reimchronik des Ottokar von Steiermark] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie über citāre, lat., V., rege machen, sich rühren machen, herbeirufen, (81-43 v. Chr.) und ciēre, cīre, lat. V., rege machen, wecken, anregen, in Bewegung setzen mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich berufen (V.) auf
Zitiergesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist (nach Gustav →Hugo) das 426 von den römischen Kaisern Theodosius II. und Valentinian III. erlassene Gesetz (Codex Theodosianus 1. 4. 3), das →Papinian, →Paulus, →Ulpian, →Modestin und →Gaius als maßgebliche Rechtskundige benennt und bei Verschiedenheit der von ihnen vorgetragenen Ansichten formale Entscheidungsregeln (Mehrheit, bei Stimmengleichheit Papinian) für die Richtigkeit einer Lösung festlegt. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz//Waldstein; Söllner § 19; Köbler, DRG 52; Teipel, G., Zitiergesetze, ZRG RA 72 (1955), 245; Pringsheim, F., Zur Textgeschichte des Zitiergesetzes, (in) SDHI 27 (1961), 235
Zittau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt, N.) eine Stadt in dem äußersten Südosten Sachsens
Lit.: Zittauer Urkundenbuch, hg. v. Prochno, J., 1939
zivil (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar cīvīlis (1), lat., Adj., bürgerlich, Bürger..., des Bürgers, des Mitbürgers, [118 v. Chr.] mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) in Rom den römischen Bürger betreffend, quiritisch, nichtmilitärisch, nichtkirchlich, nichtprätorisch, nichtbonitarisch (beispielsweise Eigentum, bei dem bonitarisches, durch bloße traditio einer res mancipi übertragenes Eigentum erst durch Ersitzung ziviles Eigentum wird), bürgerlich, einfach
Zivilehe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die durch weltliche Formen (Abgabe der Willenserkärung vor einer nichtkirchlichen Stelle) zustandekommende →Ehe der Neuzeit. Sie erscheint nach der Reformation Martin Luthers (1517) bereits in dem 16. Jahrhundert (1580) in den Niederlanden als Möglichkeit (fakultative Zivilehe), in England 1653 kurzzeitig unter Oliver Cromwell sogar als einzige Möglichkeit (obligatorische Zivilehe). In Frankreich wird sie durch Gesetz von dem 20. 9. 1792 (und den Code civil von 1804), in dem (zweiten) Deutschen Reich 1875 und in Österreich mit dem Ehegesetz von 1938 verwirklicht. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 161, 209; Conrad, H., Die Grundlegung der modernen Zivilehe durch die französische Revolution, ZRG GA 67 (1950), 336; Woopen, A., Die Zivilehe, 1956; Schwab, D., Grundlagen und Gestalt der staatlichen Ehegesetzgebung in der Neuzeit, 1967; Giesen, D., Grundlagen und Entwicklung des englischen Eherechts, 1973; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Schubert, W., Preußen und die Zivilehe in der Nachmärzzeit, ZRG GA 104 (1987), 216; Buchholz, S., Eherecht zwischen Staat und Kirche, 1991; Fuhrmann, I., Die Diskussion über die Einführung der fakultativen Zivilehe, 1998
Zivilgesetzbuch (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist die in mehreren Ländern verwendete Bezeichnung für ein Privatrechtsgesetzbuch (Schweiz 1907/1912, Deutsche Demokratische Republik 19. 6. 1975 [Vorarbeiten seit September 1952], ohne Privatautonomie, ohne besonderes Schuldrecht und ohne besonderes Sachenrecht, 1990 durch das Bürgerliche Gesetzbuch der Bundesrepublik Deutschland grundsätzlich wieder aufgehoben). Das Zivilgesetzbuch der Schweiz ist seit 1. 1. 1912 in Kraft (Person, Familie, Erbe, Sache [, Obligationenrecht]). Eine Zusammenstellung von Veränderungen bietet http://www.admin.ch/ch/d/gg/cr/1907/19070042.html
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 181, 184, 255; Walliser, P., Der Gesetzgeber Johann Baptist Reinert, 1948; Marti, H., Wortregister zum schweizerischen Zivilgesetzbuch, 1922; Sontis, J., Das griechische Zivilgesetzbuch, ZRG RA 78 (1961), 355; Gauye, O., Inventar zur Dokumentation, (in) Schweizerische Z. f. Gesch. 13 (1963); Gmür, R., Das schweizerische Zivilgesetzbuch verglichen mit dem deutschen Bürgerlichen Gesetzbuch, 1965; Peter, V., Vergleich einiger grundlegender Rechtsinstitute, (in) Z. f. vergleich. Rechtswiss. 77 (1978), 277; Schnyder, P., Siebzig Jahre Schweizerisches Zivilgesetzbuch, 1983; Göhring, J. u. a., Erfahrungen bei der Verwirklichung des Zivilgesetzbuches, 1986; Das Zivilgesetzbuch der Deutschen Demokratischen Republik, hg. v. Eckert, J. u. a., 1995; Eichler, H., Zivilgesetzbücher im deutschsprachigen Rechtskreis, 1996; Flinder, M., Die Entstehungsgeschichte des Zivilgesetzbuches der DDR, 1999; ZGB gestern - heute - morgen, hg. v. Girsberger, D. u. a., 2007; Materialien zum Zivilgesetzbuch, hg. v. Hurni, C. u. a., Bd. 1f. 2008f.
Zivilisation (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Schaffung günstigerer Lebensbedingungen für den Menschen durch Anwendung von Einsicht bzw. Wissenschaft und Technik durch den Menschen. Sie entfremdet den Menschen seiner natürlichen Herkunft und Verhaltensweise. Das Ausmaß der Zivilisation nimmt insbesondere seit der Sesshaftwerdung des Menschen vor rund 10000 Jahren (beispielsweise in Mesopotamien und Ägypten über längere Zeiträume) stark zu (beispielsweise Vorratshaltung, Hygiene, Religion, Schrift, Geld, Wissenschaft, Buchdruck, industrielle Revolution, Fahrrad, Strom, Telefon, Automobil, Flugzeug, Digitalisierung). S. Google
Lit.: Frankfort, H., The Birth of Civilization in the Near East, 1951; Rifkin, J., Die empathische Zivilisation, 2010; Wengrow, D., What Makes Civilization?, 2010; Scott, J., Die Mühlen der Zivilisation, 2019; Laube, S., Der Mensch und seine Dinge – Eine Geschichte der Zivilisation, 2020
zivilisieren (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) sich der Natur entfremden
Zivilkammer (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 19. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Kammer für Zivilsachen eines Landgerichts
Zivilliste (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums sowie das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Ausgaben eines Staates für die Hofhaltung (England 1689)
Lit.: Gneist, R., Das englische Verwaltungsrecht, Bd. 1f. 3. A. 1883f.
Zivilprozess (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Zivilverfahren) ist das öffentliche Gerichtsverfahren (Prozess) zwischen einem Kläger und einem Beklagten in privaten (zivilen) Rechtsstreitigkeiten. Es wird bereits in Rom von dem Strafprozess unterschieden und erfolgt in dem altrömischen Recht als Legisaktionenverfahren (→legisactio), danach als →Formularverfahren und seit der Zeitwende als →Kognitionsverfahren (→cognitio). In dem Mittelalter spaltet sich das wohl zunächst weitgehend einheitliche, anfangs vermutlich in der Volksversammlung unter einem Vorsitzenden durchgeführte Verfahren, in dem seit der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts das Vorgehen in sog. (lat.) ordines (M.Pl.) iudiciarii (Gerichtsordnungen) erörtert wird, erst in dem Hochmittelalter (13. Jahrhundert) vermutlich aus rationalen, wirtschaftlichen Gründen in bürgerliche Sachen (Zivilprozess., lat. causae civiles) und peinliche Sachen (→Strafprozess, lat. causae criminales) auf (str.). Bei den bürgerlichen Klagen werden als verschiedene Arten die Klage um Schuld, um Gut und um Eigen und Erbe unterschieden. Dabei leitet auf Antrag des Klägers der Richter das Verfahren ein, das in dem Ding stattfindet. Der Beklagte kann sich, wenn er sich dem Begehren des Klägers widersetzt, durch Eid von der Klage reinigen, sofern ihm der Kläger nicht unter bestimmten Voraussetzungen den Eid verlegt. Dann entscheidet das →Gericht durch →Urteil der Schöffen, wer das bessere Recht glaubhaft macht oder das stärkere Beweismittel anbietet und damit näher zu dem →Beweis ist (Beweisrecht). Wegen des Urteils können seit dem Spätmittelalter die Akten an eine als sachkundiger eingeschätzte Stelle (beispielsweise Oberhof) versendet werden. In Oberitalien bildet sich während des Mittelalters auf der Grundlage des römischen, justinianischen Rechtes das römisch-kanonische Verfahren aus, das allmählich vor allem in den geistlichen Gerichten üblich wird. Es beginnt mit der von dem Kläger bei dem gelehrten Richter erwirkten Ladung des Beklagten zu einem Termin. Hier überreicht der Kläger dem Beklagten die Klageschrift mit seiner Rechtsbehauptung. In einem nächsten Termin hat der Beklagte alle verfahrensablehnenden Verteidigungsgründe vorzubringen. Beide Parteien können sich vor Gericht durch Prokuratoren vertreten und außerhalb des Gerichts durch Advokaten beraten lassen. Nach der Leistung eines Gefährdeeids und der Streitbefestigung ist der Stoff von dem Kläger artikuliert vorzutragen und von dem Beklagten dieser Vortrag ebenso zu beantworten. Die geheime Beurteilung der Beweisergebnisse durch den selbst allgemein und grundsätzlich in →Subsumtion des Sachverhalts unter den Tatbestand der geprüften Rechtsnorm entscheidenden →Richter ist an feste Beweisregeln gebunden. Der gesamte Verfahrensstoff wird aufgezeichnet. Der Vollstreckung des kirchengerichtlichen Urteils dient die Exkommunikation. Gegen das Urteil ist →Appellation und seit dem 12./13. Jahrhundert in bestimmten Fällen auch Nichtigkeitsklage zulässig. Vor allem über das 1495 geschaffene →Reichskammergericht setzt sich der gelehrte Zivilprozess als gemeiner Zivilprozess in der Neuzeit weitgehend durch. Allgemein kann man deshalb nicht von einem Wandel eines formgebundenen Prozesses oder Verfahrens zu einem formfreien Prozess oder Verfahren an dem Übergang von dem Mittelalter zu der Neuzeit sprechen. Der Allgemeinen Gerichtsordnung Preußens von 1793/1795 liegt nach überwiegender Ansicht die Inquisitionsmaxime zu Grunde (mit dem Richter in dem Mittelpunkt), von der aber Novellen der Jahre 1833/1846 einigen Abstand nehmen. Der Liberalismus kehrt dagegen nach dem Vorbild des auch Beschleunigung anstrebenden französischen →Code de procédure civile von 1806 (in Kraft 1807) in dem 19. Jahrhundert zu →Mündlichkeit und →Öffentlichkeit zurück (Genf 1819, Baden 1831, Hannover 1850 A. Leonhardt, konsequente Mündlichkeit, weitestgehende Parteiherrschaft, Preußen Entwurf 1864). In dem (zweiten) Deutschen Reich wird auf diesen Grundlagen 1877/1879 der Zivilprozess in der →Zivilprozessordnung geregelt (mit dem Bürger in dem Mittelpunkt, Österreich 1. 8. 1895, Franz Klein [1854-1926], unter Ablösung der Allgemeinen Gerichtsordnung von 1781 und der Westgalizischen Gerichtsordnung von 1796 in Kraft 1898, mit Öffentlichkeit, Mündlichkeit, freier Beweiswürdigung, Unmittelbarkeit der Beweisaufnahme und Verständnis von Rechtsdurchsetzung als Gemeinschaftsaufgabe zu der Sicherung der allgemeinen Wohlfahrt und daraus folgender starker Stellung des Richters statt unbeschränkten Verhandlungsgrundsatzes, weitgehender Übergang zu dem Einzelrichter 1914) mit deutlicher Abkehr von der Verhandlungsmaxime in späteren Novellen von 1924 und 2001. Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert ist ansonsten anscheinend in Abhängigkeit von der Ausdehnung des Kreditverkehrs die Zahl der Zivilprozesse so sehr gestiegen, dass durch zahlreiche Novellen eine Vereinfachung und Beschleunigung (ohne überzeugenden Erfolg) angestrebt wird. S. Google
Lit.: Kaser 80ff.; Kroeschell, DRG 2, 3; Köbler, DRG 18, 30, 31, 55, 116, 155, 181, 201, 235, 262; Bethmann Hollweg, M. v., Der germanisch-romanische Zivilprozess, Bd. 1ff. 1868ff., Neudruck 1959; Bülow, O., Gemeines deutsches Zivilprozessrecht, hg. v. Braun, J., 2003; Planck, J., Das deutsche Gerichtsverfahren, Bd. 1f. 1879, Neudruck 1973; Kühtmann, A., Die Romanisierung des Zivilprozesses in der Stadt Bremen, 1891; Heusler, A., Der Zivilprozess der Schweiz, 1923; Leiser, W., Der gemeine Zivilprozess, 1961; Simshäuser, W., Zur Entwicklung des Verhältnisses von materiellem Recht und Prozessrecht, 1965; Kaser, M., Das römische Zivilprozessrecht, 1966; Schubert, W., Das Streben nach Prozessbeschleunigung und Verfahrensgliederung im Zivilprozessrecht des 19. Jahrhunderts, ZRG GA 85 (1968), 127; Wedekind, W., Bijdrage tot de kennis van de ontwikkeling van de procesgang in civiele zaken, 1971; Schlosser, H., Spätmittelalterlicher Zivilprozess nach bayerischen Quellen, 1971; Dahlmanns, G., Der Strukturwandel des deutschen Zivilprozesses, 1971; Meyer, D., Gerichtsverfahren und Zivilprozess, Diss. jur. Göttingen 1972; Steins, A., Der ordentliche Zivilprozess, Diss. jur. Bonn 1972; Budischin, H., Der gelehrte Zivilprozess, 1974; Nörr, K., Hauptthemen legislatorischer Zivilprozessreform, (in) ZZP 87 (1974), 274; König, B., Konformität, Aktenwidrigkeit und offenbare Gesetzeswidrigkeit im zivilgerichtlichen Verfahren, 1975; Damrau, J., Die Entwicklung einzelner Prozessmaximen, 1975; Nörr, K., Naturrecht und Zivilprozess, 1976; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Wollschläger, C., Zivilprozessstatistik und Wirtschaftsentwicklung, (in) ZNR 1981, 16; Ebel, F., 200 Jahre preußischer Zivilprozess, 1982; Dannreuther, D., Der Zivilprozess, 1987; Schoibl, N., Die Entwicklung des österreichischen Zivilverfahrensrechts, 1987; Forschungsband Franz Klein, hg. v. Hofmeister, H., 1988; Faber, R., Die Bemühungen im Herzogtum Nassau, 1990; Wege zu einem europäischen Zivilprozessrecht, hg. v. Grunsky, W. u. a., 1994; Köster, A., Die Beschleunigung der Zivilprozesse, 1995; Wollschläger, C., Streitgegenstände und Parteien am Friedensgericht Xanten 1826-1830, (in) FS K. Kroeschell, hg. v. Köbler, G. u. a., 1997; Metzger, E., A new outline of the Roman civil trial, 1997; Litewski, W., Der römisch-kanonische Zivilprozess nach den älteren ordines iudiciarii, 1999; Rhee, C. van, Litigation and legislation – civil procedure at first instance in the Great Council for the Netherlands in Malines (1522-1559), 1997; Mölling, A., Der Zivilprozess vor dem rheinischen Friedensgericht, 2000; Weinreich, O., Der Zivilprozess nach der münsterischen Landgerichtsordnung von 1571 sowie der vechtischen Gerichtsordnung von 1578, 2004; The law’s delay, hg. v. Van Rhee, C., 2004; Unger, D., Adolf Wach (1843-1926) und das liberale Zivilprozessrecht, 2005; European Traditions in Civil Procedure, hg. v. Van Rhee, C., 2005; Schartl, R., Gerichtsverfassung und Zivilprozess in Frankfurt am Main im Spätmittelalter, ZRG GA 123 (2006), 136; Zivilprozessreform in der Weimarer Zeit, hg. v. Schubert, W., 2006; Adler, S., Das Verhältnis von Richter und Parteien, 2006; 1806 - 1976 – 2006 De la commémoration d’un code à l’autre, hg. v. Cadiet, L. u. a., 2006; Ahrens, M., Prozessreform und einheitlicher Zivilprozess, 2007; Schlinker, S., Litis contestatio, 2008; Scheifele, A., Zivilprozessrecht in Baden 1803-1864 (Elektronische Ressource), Diss. jur. Konstanz 2008; Zwischen Formstrenge und Billigkeit, hg. v. Oestmann, P., 2009; Die Entwicklung des Zivilprozessrechts in Mittel- und Südeuropa seit 1918, hg. v. Rechberger, W., 2011; Die Entwicklung des Zivilprozessrechts in Mitteleuropa um die Jahrtausendwende, hg. v. Sutter-Somm, T., 2012; Europäisches Privatrecht in Vielfalt geeint. Der modernisierte Zivilprozess in Europa, hg. v. Schulze, G., 2014; Zivilprozess und historische Rechtserfahrung, hg. v. Baldus, C. u. a., 2015; Nörr, K., Ein geschichtlicher Abriss des kontinentaleuropäischen Zivilprozesses, 2015; Bierschenk, L., Die zweite Instanz im deutschen und französischen Zivilverfahren, 2015
Zivilprozessordnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) →Zivilprozess
Lit.: Köbler, DRG 183, 201, 262, 264; Hahn, C., Die gesammten Materialien zur CPO, 1880; Dahlmanns, G., Neudrucke zivilprozessualer Kodifikationen und Entwürfe des 19. Jahrhunderts, 1971; Protokolle der Kommission zur Beratung einer allgemeinen Zivilprozessordnung für die deutschen Bundesstaaten, hg. v. Schubert, W., 1985; Schubert, W., Entstehung und Quellen der Civilprozessordnung von 1877, 1987; Entwurf und Motive einer Prozessordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für den preußischen Staat (von 1864), hg. v. Schubert, W., 1994; Langer, A., Männer um die österreichische Zivilprozessordnung 1895, 1995; Die Civilprozessordnung für das Königreich Württemberg von 1868, hg. v. Schubert, W., 1997; Prozessordnung in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten für das Großherzogtum Baden von 1851 und 1865, hg. v. Schubert, W., 1997; Entwürfe zu einer bürgerlichen Prozessordnung für das Königreich Sachsen von 1864 und 1865, hg. v. Schubert, W., 1997; 100 Jahre österreichische Zivilprozessordnung, hg. v. Mayr, P., 1998; 100 Jahre ZPO, hg. v. Bundesministerium der Justiz, 1998; Schade, J., Die Anfrage bei der Gesetzkommission, Diss. jur. Bochum 1998; 100 Jahre österreichische Zivilprozessgesetze, hg. v. Mayr, P., 2000; Schöniger-Hekele, B., Die österreichische Zivilprozessreform 1895, 2000; Biebl, G., Bayerns Justizminister v. Fäustle und die deutschen Reichsjustizgesetze, 2003; Nachschlagewerk des Reichsgerichts Gesetzgebung des Deutschen Reichs, Bd. 8 Zivilprozessordnung §§ 1-270, 2013
Zivilrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Privatrecht oder in etwas engerem Sinn das bürgerliche Recht. Das Zivilrecht nimmt seinen sprachlichen Ausgangspunkt von (lat.) →ius (N.) civile, dem für die Römer oder römischen Bürger geltenden Recht in Gegensatz zu (lat.) ius (N.) gentium (Fremdenrecht). Sachlich ist es daneben zumindest aus heutiger Sicht von dem öffentlichen Recht zu trennen. In dem Mittelalter ist ziviles Recht vor allem das weltliche Recht in Gegensatz zu dem kirchlichen Recht, aber auch das besondere Stadtrecht in Gegensatz zu dem allgermeineren Landrecht. Mit dem Hervortreten der Bürger als bedeutsame politische Kraft in dem 18. Jahrhundert wird das Zivilrecht vorrangig auf sie bezogen. Deswegen enthalten der Code civil, Zivilgesetzbuch oder Bürgerliches Gesetzbuch hauptsächlich das für den Bürger wichtige →Privatrecht. S. Google
Lit.: Hedemann, J., Die Fortschritte des Zivilrechts, Teil 1f. 1910ff., Neudruck 1968; Blomeyer, A., Die Entwicklung des Zivilrechts, 1950; Wüllner, W., Zivilrecht und Zivilrechtspflege, 1964; Peter, H., Vom Einfluss des deutschen Zivilrechts, (in) FS K. Bader 1965, 321; Kiefner, H., Der Einfluss Kants, (in) Philosophie und Rechtswissenschaft, 1969, 3; Markovits, I., Sozialistisches und bürgerliches Zivilrechtsdenken, 1969; Reich, N., Kodifikation und Reform des russischen Zivilrechts, (in) Ius commune 3 (1970), 152; Die Entwicklung des Zivilrechts in Mitteleuropa, hg. v. Csizmadia (!), A. u. a., 1970; Kitagawa, Z., Rezeption und Fortbildung des europäischen Zivilrechts in Japan, 1970; Schubert, W., Französisches Recht in Deutschland, 1977; Das neue Zivilrecht der DDR, hg. v. Westen, K., 1977; Fellner, C., Die Reform der bayerischen Zivilrechtspflege, Diss. jur. Kiel 1986; Zivilrechtslehrer deutscher Sprache, hg. v. Kim, H. u. a., 1988; Schröder, R., „. aber im Zivilrecht“, 1988; Das deutsche Zivilrecht 100 Jahre nach der Verkündung des BGB, hg. v. Willigmann, A. u. a., 1997; Festgabe Zivilrechtslehrer 1934/1935, hg. v. Hadding, W., 1999; Zivilrechtliche Entdecker, hg. v. Hoeren, T., 2001; Zivilrecht unter europäischem Einfluss, hg. v. Gebauer, M. u. a., 2005, 2. A. 2010; Deutschsprachige Zivilrechtslehrer des 20. Jahrhunderts in Berichten ihrer Schüler, hg. v. Grundmann, S. u. a., Bd. 1 2007, Bd. 2 2009; Der Einfluss der Kanonistik auf die europäische Rechtskultur, hg. v. Condorelli, O. u. a., Bd. 1ff. 2009ff.; Weimarer Zivilrechtswissenschaft, hg. v. Löhnig, M. u. a., 2014
Zivilsache (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das Verfahren in einer privatrechtlichen Angelegenheit in dem Wege des →Zivilprozesses.
Lit.: Daut, C., Untersuchung über den Einfluss nationalsozialistischer Anschauungen, Diss. jur. Göttingen 1965
Znaim (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt aber in Google belegt, N.) ist der 1048 erstmals erwähnte, 1226 mit Stadtrecht begabte Ort an der mittleren Thaya, aus dem ein Stadtrechtsbuch von 1523 überliefert ist.
Lit.: Bornemann, H., Znaim, das Stadtrechtsbuch von 1523, 1992
Zölibat (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – 1. Hälfte 16. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie über caelibātus (2), lat., M., eheloser Stand, Ehelosigkeit, Zölibat, (4 v.-65 n. Chr.), vgl. lat. caelebs, Adj., ehelos mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist in dem katholischen Kirchenrecht die Ehelosigkeit des Geistlichen seit der Synode von Elvira (um 306). In der Kirchenreform vor dem Investiturstreit von 1075 wird das bzw. der Zölibat verlangt. Seit 1139 sind alle Inhaber höherer Weihen (kirchenrechtlich) zu einem ehelosen Leben verpflichtet, doch gibt es an dem Ende des 20. Jahrhunderts als Folge des Gleichheitssatzes zunehmende Gegenstimmern. S. Google
Lit.: Feine, H., Kirchliche Rechtsgeschichte, 1950, 5. A. 1972; Leinweber, W., Der Streit um das Zölibat im 19. Jahrhundert, 1978; Denzler, G., Die Geschichte des Zölibats, 1993, 2. aktualisierte A. 2016 (will die Unangemessenheit der priesterlichen Zölibatsverpflichtung nachweisen), Hattenhauer, H., Europäische Rechtsgeschichte, 3. A. 1999, 4. A. 2004; Heid, S., Zölibat in der frühen Kirche, 1997; Flüchter, A., Der Zölibat zwischen Devianz und Norm, 2006; Parish, H., Clerical Celibacy in the West c. 1100-1700, 2010; Wolf, H., Zölibat, 2019
Zoll (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über telōnēum, lat., N., Zoll (M.) (2), Zollhaus mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist die meist an der Grenze eines Staates erhobene, bereits dem römischen Altertum bekannte →Steuer oder Abgabe auf die Einfuhr oder Ausfuhr von Waren. Das entsprechende Zollregal geht von dem mittelalterlichen König meist auf die Landesherren über. In dem 19. Jahrhundert bemüht sich der Deutsche →Zollverein von 1834, in dem späteren 20. Jahrhundert die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft in dem Interesse des Handels und der Gewinn erstrebenden Hersteller von Waren um Beseitigung von Zöllen innerhalb des Gebiets der zusammengeschlossenen Staaten (Zollunion). Weltweit ist der Zoll aber noch in der Gegenwart ein sehr bedeutsmes Mittel in dem globalen Handel und Wettbewerb um größtmögliche eigene Einkünfte von Staaten. S. Google
Lit.: Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 84, 98, 113, 134, 198, 233; Böhmer, J., Das Zollwesen in Deutschland, 1832; Wetzel, E., Das Zollrecht des deutschen Königs, 1893; Haff, K., Rott- und Zollordnung des Fürstbischofs Peter von Augsburg vom Jahre 1428, ZRG GA 31 (1910), 424; Ashley, P., Modern tariff history, 1920; Clausnitzer, M., Deutsche Zollgeschichte, 1933; Grams, W., Der deutsche Zoll, 1954; Hassinger, H., Die Bedeutung des Zollregals, (in) FS H. Aubin Bd. 1 1965, 151; Scholz-Babisch, M., Quellen zur Geschichte des klevischen Rheinzollwesens vom 11. bis 18. Jahrhundert, 1971; Das Katzenelnbogener Rheinzollerbe 1479-1584, bearb. v. Demandt, K., Bd. 1ff. 1978ff.; Eichstaedt, A., Der Zöllner, Diss. jur. Frankfurt am Main 1981; Schomburg, W., Lexikon der deutschen Steuer- und Zollgeschichte, 1992; North, M., Von Aktie bis Zoll, 1995; Adam, H., Das Zollwesen im fränkischen Reich, 1996; Badian, E., Zöllner und Sünder, 1997; Pfeiffer, F., Rheinische Transitzölle, 1997; Hackenberg, M., Die Verpachtung von Zöllen und Steuern, 2002; Linke, H., Das Zollkriminalamt, 2004
Zollverein (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische des Altertums und das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der (vertragliche) Zusammenschluss mehrerer Staaten zu einem einheitlichen Zollgebiet. 1828 vereinbaren Bayern und Württemberg, Preußen und Hessen sowie mitteldeutsche Staaten je einen Zollverein, zu dem 1. 1. 1834 die deutschen Staaten (unter gleichzeitigen Umgehung einer vorgesehenen Bundesregelung ohne das wegen des Widerstands Preußens erst 1865 nur die Meistbegünstigung erreichende Österreich) einen deutschen Zollverein. Er ist eine wichtige Vorstufe zu der Ausbildung des (zweiten) Deutschen Reiches von 1871 (in dem Sinne der kleindeutschen Lösung), wobei die höheren Zollvereinsbeamten für die Modernisierung von Wirtschaft und Gesellschaft eintreten und dem politischen Liberalismus zuneigen. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 176; Hahn, H., Geschichte des deutschen Zollvereins, 1984; Wadle, E., Der Zollverein und die deutsche Rechtseinheit, ZRG GA 102 (1985), 99; Kreutzmann, M., Bürokratische Funktionseliten und politische Integration im Deutschen Zollverein (1834-1871), (in) HZ 288 (2009), 561; Der Deutsche Zollverein, hg. v. Hahn, H. u. a., 2012; Kreutzmann, M., Die höheren Beamten des deutschen Zollvereins, 2012 (244 höhere Beamte)
Zone (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 18. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Französische und mittelbar das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist ein Teil eines größeren Gebiets (beispielsweise Besatzungszone).
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert
Zöpfl, Heinrich (Bamberg 1807-Heidelberg 1877) wird nach dem Rechtsstudium in Würzburg 1839 außerordentlicher Professor und 1842 ordentlicher Professor in Heidelberg. Seine deutsche Staats- und Rechtsgeschichte ist ein Institutionenlehrbuch des gemeinen deutschen Privatrechts. Bedeutsam sind seine Grundsätze des allgemeinen und deutschen Staatsrechts, 1841, 5. A. 1863. S. Google
Lit.: Stolleis, M., Geschichte des öffentlichen Rechts, Bd. 2 1992, 92
zu (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 1. Hälfte 8. Jahrhundert [Hildebrandslied] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Präp.) hin
Zubehör (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., Wort um 1360 belegt) ist (in der Gegenwart) die bewegliche Sache, die ohne Bestandteil der Hauptsache zu sein, nach der Verkehrsanschauung dem wirtschaftlichen Zweck einer Hauptsache zu dienen bestimmt ist und zu ihr in einem dieser Bestimmung entsprechenden räumlichen Verhältnis steht (beispielsweise Zugtiere auf Bauernhof). Wem das Eigentum an dem Zubehör zusteht, hängt nach römischem Recht von den Einzelumständen ab. S. Google
Lit.: Kaser § 18 II; Köbler, DRG 39; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Zucht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Züchtung, Gehorsam
Zuchthaus (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das der zwangsweisen Erziehung von Erwachsenen dienende Gebäude. Die zwangsweise Erziehung (vor allem zu Arbeitsamkeit) in einem Zuchthaus wird seit der frühen Neuzeit wohl als Ergebnis religiöser Überlegungen als sinnvoll angesehen (Schloss Bridewell bei London 1555 house of correction, Amsterdam 1595, Bremen 1609, Lübeck 1613, Hamburg 1622, Danzig 1629, Breslau 1668, Wien 1671, Waldheim/Sachsen 1716, Graz 1724, Innsbruck 1725, Torgau 1730, Kaiserswerth 1736, Nürnberg 1769, Zwickau 1775, 1776 Koblenz). In solche - Klöstern und Spitälern nachgebildete - Häuser werden neben Armen (Bettlern), Alten, Geistesgestörten und Kindern auch Diebe und andere Straftäter aufgenommen. Versuche, die Häuser wirtschaftlich zu betreiben, scheitern. Außerdem erweisen sich die Häuser eher als Verschlechterungsanstalten, in denen es den Inhaftierten auch sehr schlecht geht. Später setzt sich Zuchthaus als Bezeichnung für eine Freiheitsstrafe durch. Verbesserungen werden erst in dem 19. Jahrhundert umgesetzt. An dem 1. 4. 1969 wird die Bezeichnung Zuchthaus in Deutschland wegen der mit dem Zuchthaus auch verbundenen schädlichen Folgen aufgegeben. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 158, 205; Quanter, R., Deutsches Zuchthaus- und Gefängniswesen, 1905, Neudruck 1970; Radbruch, G., Elegantiae iuris criminalis, 1950; Schlue, H., Die Geschichte des Bonner Zuchthauses, Diss. jur. Bonn 1957; Nöldeke, W., Die Kölner Zuchthauspläne von 1609, ZRG GA 79 (1962), 288; Sothmann, M., Das Armen-, Arbeits-, Zucht- und Werkhaus in Nürnberg, 1970; Stekl, H., Österreichische Zucht- und Arbeitshäuser, 1978; Fumasoli, G., Ursprünge und Anfänge der Schellenwerke, 1981; Stier, B., Fürsorge und Disziplinierung im Zeitalter des Absolutismus, 1988; Eisenbach, U., Zuchthäuser, Armenanstalten und Waisenhäuser in Nassau, 1994; Schirra, D., Zucht- und Arbeitshäuser als Institution der Fürsorge, Magisterarbeit 1997; Viebig, M., Das Zuchthaus Halle/Saale, 1998; Elling-Ruhwinkel, E., Sichern und Strafen, 2005; Strafe, Disziplin und Besserung, hg. v. Ammerer, G., 2006; Wunschik, T., Honeckers Zuchthaus, 2017 (Brandenburg-Görden); Lorenz, M., Menschenzucht – frühe Ideen und Strategien 1500-1870, 2018
züchtig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Ende 10. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) sittsam, anständig
züchtigen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 1120/1130 [Die altdeutsche Exodus] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) erziehen, schlagen
Züchtigung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Erziehung, Schlagen
Züchtigungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das Recht eines Menschen, einem anderen Menschen zu dem Zweck der Erziehung ein schmerzliches Übel zuzufügen. In frühen Zeiten steht vor allem dem Hausvater in weitem Umfang ein Züchtigungsrecht zu. Das Züchtigungsrecht des Ehemanns gegenüber der Ehefrau verschwindet in dem 19. Jahrhundert (Preußen 28. 2. 1812, in dem kanonischen Recht mit der Ersetzung des Corpus iuris canonici durch den Codex iuris canonici 1917/1918), das Züchtigungsrecht der Eltern gegenüber den Kindern ist noch durch das Bürgerliche Gesetzbuch des (zweiten) Deutschen Reiches (1896/1900) nicht ausgeschlossen, tritt aber in dem 20. Jahrhundert mehr und mehr zurück. Ein Züchtigungsrecht gegenüber Gesinde endet in Preußen 1860, das Züchtigungsrecht des Lehrers gegenüber Schülern in Deutschland durch Gesetz von 1951. S. Google
Lit.: Köbler, DRG 18; Kober, (ohne Vornemaen), Die körperliche Züchtigung, (in) Theolog. Quartalsschr. 57 (1875); Wiens, W., Das Züchtigungsrecht des Ehemanns, 1909; Vormbaum, T., Politik und Gesinderecht, 1980; Gebhardt, J., Prügelstrafe und Züchtigungsrecht, 1994; Priester, J., Das Ende des Züchtigungsrechts, 2000; Behnke, J., Forschungen und Forschungsdesiderate zur körperlichen Züchtigung, 2002
Zucker (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 12. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Mittelhochdeutsche und das Mittelniederdeutsche und das Italienische, Arabische, Persischen und Altindische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., s. Google) Zuckerrohr, meist körniges Süßungsmittel
Lit.: Ouerfelli, M., Le Sucre, 2008
Zufall (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 15. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist das Ergebnis, für das keine Gesetzmäßigkeit zu erkennen ist (beispielsweise Hagel, Wind, Erdbeben). Der durch Zufall eintretende Schaden fällt bereits in dem römischen Recht grundsätzlich dem zu der Last, dem die Sache oder Leistung gebührt (casus [Akk. Pl.] sentit dominus, die Schäden spürt der Herr).
Lit.: Kaser §§ 36 III 5, 37 II 2b; Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 44; Hentig, H. v., Sinnvoller Zufall, eine alte Rechtsanschauung, ZRG GA 80 (1963), 344; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Zufall und Wissenschaft – Interdisziplinäre Perspektiven, hg. v. Bachhhiesl, C. u. a., 2019
zufällig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) als Zufall erfolgend
Zug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 2. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Ziehen, eine gezogene Einheit, Eisenbahn
Zug (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Zuger See ist der um 1200 von den Grafen von Kiburg gegründete, 1273 an König Rudolf I. von Habsburg gelangte Ort in der späteren Schweiz. 1352 wird Zug von den umgebenden Orten der Eidgenossenschaft der →Schweiz zu dem Eintritt in die Eidgenossenschaft gezwungen. 1814 erhält der kleinste Kanton der Schweiz eine Verfassung. S. Google
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Schwerzmann, J., Das Zuger Schuldbetreibungsrecht, 1962; Die Rechtsquellen des Kantons Zug, hg. v. Gruber, E., Bd. 1 1971; Quellen und Literatur der neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, hg. v. Coing, H., Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,461; Zwicky, M., Prozess und Recht im alten Zug, 2003
Zug auf den Gewähren (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) →Gewährschaft
Zugabe (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 13. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Hinzugabe, Beigabe, Zusatz
Lit.: Götting, H., Die neuere Entwicklung des Zugaberechts, 1986; Matz, J., Die Regulierung der akzessorischen Wertreklame, 2005
Zugang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort mit allgemeinerer Bedeutung um 765 belegt) Zutritt, Erhalt
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
zugeben (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzugeben, gestehen, einräumen
zugehen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzugehen, erreichen
Zugewinn (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Vermehrung des Vermögens eines Menschen in der Zeit.
zugewinnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) zusätzlich gewinnen, hinzugewinnen
Zugewinngemeinschaft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in Deutschland durch das deutsche Gleichberechtigungsgesetz von dem 18. 6. 1957 geschaffene, 2009 abgeänderte Regelgüterstand von Eheleuten. Er bedeutet Gütertrennung mit Zugewinnausgleich zwischen dem größeren Zugewinn des einen Ehegatten und dem kleineren Zugewinn des anderen Ehegatten nach Auflösung der Ehe. Er kann vertraglich ausgeschlossen werden. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, 267; Offen, J., Von der Verwaltungsgemeinschaft des BGB von 1896 zur Zugewinngemeinschaft, 1994; Sellschopp, T., Der Weg zum Revokationsrecht der Ehegatten nach § 1368 BGB, 2009
Zugrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) →Näherrecht
Zukunft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist das nach der Vergangenheit und jenseits der Gegenwart in der ihr folgenden Zeit Kommende. S. Google
Lit.: Seefried, E., Zukünfte. Aufstieg und Krise der Zukunftsforschung, 2015
zukünftig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) in der Zukunft kommend, zu der Zukunft gehörend, Zukunft betreffend
Zuname (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., Wort 1467 belegt) ist der seit dem späten Frühmittelalter zwecks besserer Kennzeichnung der sich vermehrenden Bevölkerung dem bisherigen alleinigen Namen erklärend nachgestellte Name (Übername, Familienname), der allmählich außerhalb von Nahebeziehungen die Bedeutung des eigentlichen Namens (, der wegen dieser Nachstellung zu dem voranstehenden Vornamen wird), übertrifft. S. Google
Lit.: Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010
Zunft (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – um 800 [Althochdeutsche Benediktinerregel] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der Zusammenschluss von Gewerbetreibenden eines Gewerbes in der hochmittelalterlichen Stadt (Genossenschaft, beispielsweise Metzger, Bäcker, Schreiner, Schlosser, Fischer). Die von den Zunftmitgliedern geschaffene Zunftverfassung enthält viele Zwangselemente. Sie wird in dem 19. Jahrhundert durch die Einführung der Gewerbefreiheit (Frankreich 1791, England 1814, Preußen 1807/1810/1811/1845, Österreich 1859) seitens des Liberalismus beseitigt. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2, 3; Köbler, DRG 97; Köbler, WAS; Keutgen, F., Ämter und Zünfte, 1903; Gallion, W., Der Ursprung der Zünfte in Paris, 1911; Hegi, F., Geschichte der Zunft zur Schmiden in Zürich, 1914; Eberstadt, R., Der Ursprung des Zunftwesens und die älteren Handwerkerverbände des Mittelalters, 2. A. 1915; Akkerman, J., Het ontstaan der ambachtsgilden, 1919; Dieling, F., Zunftrecht, 1932; Lentze, H., Der Kaiser und die Zunftverfassung, 1933, Neudruck 1954; Mickwitz, G., Die Kartellfunktionen der Zünfte, 1936; Klapper, H., Das Zunftwesen der Stadt Guhrau, 1936; Siemsen, R., Germanengut im Zunftbrauch, 1942; Johanni, O., Zünfte und Zunftrecht in der Grafschaft Saarbrücken, (Diss. jur. Saarbrücken) 1957; Holland, W., Die schmalkaldischen Handwerkerzünfte, Diss. jur. Jena 1957; Naujoks, E., Obrigkeitsgedanke, Zunftverfassung und Reformation, 1958; Eckhardt, A., Eschweger Zunftverfassung und hessische Zunftpolitik, 1964; Luther, R., Gab es eine Zunftdemokratie?, 1968; Klinger, H., Das Weberamt in Preetz, 1971; Ennen, R., Zünfte und Wettbewerb, 1971; Planitz, H., Die deutsche Stadt im Mittelalter, 1954, 5. A. 1980; Uhl, H., Handwerk und Zünfte in Eferding, 1973; Göttmann, F., Die Frankfurter Bäckerzunft, 1975; Horsch, F., Die Konstanzer Zünfte, 1979; Hof, H., Wettbewerb im Zunftrecht, 1983; Obst, K., Der Wandel in den Bezeichnungen für gewerbliche Zusammenschlüsse, 1983; Peitsch, D., Zunftgesetzgebung, 1985; Gilden und Zünfte, hg. v. Schwineköper, B., 1985; Henkel, M., Zunftmissbräuche, 1989; Decker, K., Bürger, Kurfürst und Regierung, 1990; Ebstein, S., Wage, Labor and Guilds, 1991; Das Ende der Zünfte, hg. v. Haupt, H., 2002; Oestmann, P., Zunftzwang und Handelsfreiheit im frühen 19. Jahrhundert, (in) ZNR 2004, 246; Kluge, A., Die Zünfte, 2007, 2. A. 2009; Heusinger, S. v., Die Zunft im Mittelalter, 2009; Stodolkowicz, S., Vom Handel mit Ellen, 2015
zurechnen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) hinzurechnen, zuordnen
Zurechnung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Hinzurechnung, Zuordnung), F., Lehnübersetzung von lat. [F.] imputatio durch Samuel Pufendorf 1672, 1893 objektive Zurechnung (Ludwig Harscher von Almendingen), verschwindet in dem 19. Jahrhundert, 1969/1970 (Jescheck) moderne Lehre von der objektiven Zurechnung.
zurechnungsfähig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) verantwortlich, schuldfähig
Zurechnungsfähigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Möglichkeit, einem Menschen unter Berücksichtigung seiner Fähigkeiten einen Unrechtserfolg zuzurechnen und allgemeiner die Fähigkeit, zusammengehörige Umstände einander überzeugend zuzuordnen. Die moderne Zurechnungslehre in dem Strafrecht beginnt mit Samuel Pufendorf (1632-1694). →Unzurechnungsfähigkeit
Lit.: Kroeschell, DRG 2; Lubbers, F., Die Geschichte der Zurechnungsfähigkeit, 1938; Larenz, K., Hegels Zurechnungslehre, 1927; Gschwend, L., Zur Geschichte der Lehre von der Zurechnungsfähigkeit, 1996; Meylan, P., La capacité pénale – Le concept de Carl Stooss (1893) et sa continuité dans le Code pénal suisse, 2019
Zürich (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Keltische vielleicht mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) an dem Zürichsee bzw. an der Limmat erscheint in dem Altertum als römisches Turicum. 1218 ist es reichsunmittelbar. 1351 verbündet es sich mit den Eidgenossen der →Schweiz. Ab 1383 ist es für wenige Jahre Sitz eines kaiserlichen Hofgerichts. 1833 erhält es eine Universität. Von 1853 bis 1855 schafft Johann Kaspar Bluntschli ein Privatrechtliches Gesetzbuch für den Kanton Zürich in fünf Büchern (Personenrecht, Sachenrecht, Obligationenrecht, Familienrecht und Erbrecht).
Lit.: Köbler, Historisches Lexikon; Handbuch der Quellen und Literatur zur neueren europäischen Privatrechtsgeschichte, Bd. 1ff. 1973ff., 2,2,466, 3,2,1939; Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich, hg. v. einer Kommission der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, Bd. 1ff. 1889ff.; Zeller-Werdmüller, H., Die Zürcher Stadtbücher, 1899; Huber, M., Das Staatsrecht der Republik Zürich vor dem Jahre 1798, 1904; Fecht, O., Die Gewerbe der Stadt Zürich, 1909; Hoppeler, R., Die Rechtsquellen des Kantons Zürich, Teil 1, Bd. 1ff. 1910ff.; Glitsch, H., Zum Strafrecht des Zürcher Richtebriefs, ZRG GA 38 (1917), 203; Rippmann, F., Die Landeshoheit der Stadt Zürich über Stadt und Kloster Stein, (in) Zeitschrift für schweizerisches Recht N. F. 37 (1917); Nabholz, H. u. a., Die Steuerbücher von Stadt und Landschaft Zürich, Bd. 1f. 1918ff.; Largiadèr, A., Untersuchungen zur zürcherischen Landeshoheit, 1920; Schultheß, H., Politische, soziale und wirtschaftliche Miszellen aus dem alten Zürich, 1921; Schoch, F., Das letzte Kloster im Kanton Zürich, 1921; Vetter, F., Der Übergang der Stadt Stein am Rhein an Zürich, 1923; Eichholzer, E., Zur Geschichte und Rechtsstellung des zürcherischen Untervogtes, ZRG GA 44 (1924), 197; Guggenbühl, P., Die Entstehung des zürcherischen privatrechtlichen Gesetzbuches, Diss. jur. Zürich 1924; Schnyder, W., Die Bevölkerung der Stadt und Landschaft Zürich, 1925; Schultheß, H., Die politische Bedeutung der Zünfte, 1926; Bauhofer, A., Entstehung und Bedeutung des zürcherischen privatrechtlichen Gesetzbuches von 1853-1855, (in) Z. f. schw. R. [n. F.] 46 (1927), 1; Huber, W., Das gesetzliche Erbrecht des Kantons Zürich, 1929; Wege, E., Die Zünfte als Träger wirtschaftlicher Kollektivmaßnahmen, 1930; Weisz, L., Aus dem Leben des Bürgermeisters Salomon Hirzel 1580-1652, 1930; Schultheß, H., Kulturbilder aus Zürichs Vergangenheit, 1930; Largiadèr, A., Die Anfänge der zürcherischen Landschaftsverwaltung, (in) Zeitschrift für schweizerische Geschichte 12 (1932); Fritzsche, H., Begründung und Ausbau der neuzeitlichen Rechtspflege des Kantons Zürich, 1931; Largiadèr, A., Hundert Jahre antiquarische Gesellschaft in Zürich, 1932; Schmid, A., Winterthur unter zürcherischer Landeshoheit, 1934; Quellen zur Zürcher Wirtschaftsgeschichte, bearb. v. Schnyder, W., 1934ff.; Weisz, L., Die zürcherische Exportindustrie, 1936; Schultheß, H., Kulturbilder aus Zürichs Vergangenheit, 1935; Usteri, P., Gerichtsorganisation und Zivilprozess im Kanton Zürich während der Helvetik, 1935; Largiadèr, A., Bürgermeister Rudolf Brun und die Zürcher Revolution von 1336, 1936; Quellen zur Zürcher Zunftgeschichte, hg. v. Schnyder, W., 1936; Largiadèr, A., Die Entwicklung des Zürcher Siegels, ZRG GA 58 (1938), 367; Schwarz, A., Das römische Recht an der Universität Zürich, 1938; Geilinger, E., Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte Zürichs im Mittelalter, 1938; Schwarz, D., Münz- und Geldgeschichte Zürichs im Mittelalter, 1940; Ruoff, W., Die Zürcher Räte als Strafgericht, 1941; Herzog, H., Beiträge zur Geschichte des ehelichen Güterrechts der Stadt Zürich, 1942; Zimmermann, D., Das persönliche Eherecht des zürcherischen Matrimonialgesetzes von 1804, 1942; Guyer, P., Verfassungsgeschichte der Stadt Zürich, 1943; Largiadèr, A., Zürichs Bund mit den Waldstätten, 1953; Schoop, R., Rechtsstellung, politische und wirtschaftliche Bedeutung der Zürcher Zünfte, Diss. jur. Zürich 1958; Usteri, E., Die Schildner zum Schneggen, 1960; Truffer, H., Der Einfluss des Standes im allgemeinen und zürcherischen Strafrecht, 1960; Zürcher, M., Die Behandlung jugendlicher Delinquenten, 1960; Steiger, E., Geschichte der Frauenarbeit in Zürich, 1964; Züsli-Niscosi, F., Beiträge zur Geschichte der Polizeiorganisation der Republik Zürich, 1967; Plattner, A., Die Herrschaft Weinfelden, 1969; Kramer, S., Hans Caspar Hirzel, 1974; Weibel, T., Erbrecht und Familie, 1988; Richner, F., David von Wyss (1763-1839), 1988; Burghartz, S., Leib, Ehre und Gut, 1990; Wernli, M., Das kaiserliche Hofgericht in Zürich, 1991; Landert-Scheuber, M., Das politische Institut in Zürich 1807-1833, 1992; Gabathuler, M., Die Kanoniker, 1998; Malamud, S./Sutter, P., Die Betreibungs- und Eingewinnungsverfahren der Stadt Zürich, ZRG GA 116 (1999), 87; Zürich 650 Jahre eidgenössisch, 2001; Kleine Zürcher Verfassungsgeschichte, hg. v. Staatsarchiv des Kantons Zürich, 2000; Malamud, S., Die Ächtung des Bösen, 2003; Müller, M., Gesellschaftlicher Wandel und Rechtsordnung, 2005; Repertorium der Policeyordnungen 7, hg. v. Schott-Volm, C., 2006; Casanova, C., Nacht-Leben, 2007; Senn, M., Das mittelalterliche Zürich, 2007; Jäger, C., Die Gutachtertätigkeit der Juristenfakultät Zürich, 2008; Matter-Bacon, N., Städtische Ehepaare im Spätmittelalter, 2016
zurück (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) rückwärts, nach hinten
zurückbehalten (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) als Sicherheit behalten, zurückhalten
Zurückbehaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) als Sicherheit Behalten
Zurückbehaltungsrecht (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. [F.] retentio) ist das bereits dem römischen Recht bekannte Recht in dem Austauschvertrag, die Leistung so lange zurückzubehalten, bis die Gegenleistung angeboten wird. S. Google
Lit.: Kaser § 38 IV; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.
zusichern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) als Sicherheit zusagen
Zusicherung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) Zusage als Sicherheit
Lit.: Böckler, R., Die Entwicklung der Zusicherung in der Rechtsprechung, 1987
Zustand (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Lage, Befindlichkeit, Verfassung
zuständig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) berechtigt, befugt
Zuständigkeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Berechtigung und Verpflichtung der Wahrnehmung einer Aufgabe. In einer Rechtsordnung muss die jeweilige Zuständigkeit festgelegt werden. Dies muss umso genauer geschehen, je komplexer die betreffende Gesellschaft gestaltet ist. S. Google
Lit.: Kaser § 82 II 3b, c; Sellert, W., Über die Zuständigkeitsabgrenzung, 1965; Hafke, H., Zuständigkeit in geistlichen Streitigkeiten, 1972; Weitzel, J., Die Zuständigkeit des Reichskammergerichtes, ZRG GA 90 (1973), 213; Fricke, M., Die autonome Anerkennungszuständigkeitsregel im deutschen Recht des 19. Jahrhunderts, 1993
zustellen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) abliefern, hingeben
Zustellung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist der in bestimmter, gesetzlich vorgeschriebener Form vorzunehmende und zu beurkundende Vorgang der Verschaffung der Gelegenheit zu der Kenntnisnahme eines Schriftstücks. 1877/1879 übernimmt die amtliche Zustellung der Klage die meisten Wirkungen der aufgegebenen Streitbefestigung (lat. →litis contestatio [F.]).
Lit.: Köbler, DRG 202
Zutphen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google, N.) ein Ort in der Provinz Gelderland der Niederlande
Lit.: Vries, W. de, De opkomst van Zutphen, 1960
Zwang (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 3. Viertel 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M., lat. [F.] vis) ist die Einwirkung mit Gewalt auf einen Menschen oder eine Sache. Jedes auf Zwang beruhende Verhalten verletzt bereits in dem römischen Recht ohne weiteres die gute Treue. Der Prätor (um 71 v. Chr.) und später das unter Kaiser Hadrian entstandene Edikt gewähren bei einem in Furcht (lat. metus) geschlossenen Rechtsgeschäft die Wiederherstellung in den früheren Zustand (lat. restitutio [F.] in integrum). S. Google
Lit.: Kaser §§ 8 IV, 33 IV, 51 V 1; Köbler, DRG 42, 43; Koehne, C., Studien über die Entstehung der Zwangs- und Bannrechte, ZRG GA 25 (1904), 172; Eichholzer, E., Über Zwangs- und Bannrechte, 1913; Wießner, H., Twing und Bann, 1935; Hartkamp, A., Der Zwang im römischen Privatrecht, 1971; Kranig, A., Lockung und Zwang, 1983; Coing, H., Europäisches Privatrecht, Bd. 1f. 1985ff.; Köbler, U., Werden, Wandel und Wesen des deutschen Privatrechtswortschatzes, 2010; Zwangsadministrationen, hg. v. Frommelt, F., 2014
Zwangsarbeit (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die unter äußerem Zwang geleistete Arbeit (beispielsweise in dem Deutschen Reich zwischen 1933 und 1945) (, deretwegen 1951 erstmals ein Schadensersatzverfahren vor einem deutschen Zivilgericht durchgeführt wird). S. Google
Lit.: Perz, B., Das Projekt „Quarz“. 1991, 2. A. 2014; Spoerer, M., Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz, 2001; Schulte, J., Zwangsarbeit und Vernichtung - Das Wirtschaftsimperium der SS, 2001; Hammermann, G., Zwangsarbeit für den Verbündeten, 2002; Zwangsarbeit im Dritten Reich, hg. v. Zumbansen, P., 2002; Freund, F. u. a., Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen auf dem Gebiet der Republik Österreich 1939-1945, 2004; Rawe, K., … wir werden sie schon zur Arbeit bringen, 2005; Urban, T., Zwangsarbeit im Tagebau, 2006; Levin, A., Erinnerung? Verantwortung? Zukunft?, 2007; Hitlers Sklaven, hg. v. Plato, A. v. 2008; Zwangsarbeit im Nationalsozialismus, hg. v. Kramer, H. u. a., 2008; Zwangsarbeit und katholische Kirche, hg. v. Hummel, K. u. a., 2008; Rumpf, J., Der Fall Wollheim, 2010; Westerhoff, C., Zwangsarbeit im Ersten Weltkrieg, 2011; Schieder, P., Französische Zwangsarbeiter im Reichseinsatz, 2011; Zwangsarbeiter in Österreich 1939-1945, hg. v. Bacher, D. u. a., 2013; Steinert, J., Deportation und Zwangsarbeit, 2013; Urban, T., Zwangsarbeit bei Thyssen, 2014, 2. A. 2021; NS-Zwangsarbeit in der Elektrizitätswirtschaft der „Ostmark“ 1938-1945, hg. v. Rathkolb, O. u. a., 2014, 2. A. 2014; Zwangsarbeit als Kriegsressource in Europa und Asien, hg. Lingen, K. v. u. a., 2014
Zwangsversteigerung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die in Deutschland 1897 in einem besonderen Gesetz geregelte Versteigerung eines →Grundstücks in dem Wege der →Zwangsvollstreckung.
Lit.: Köbler, DRG 184
Zwangsverwaltung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die unter Zwang von einem Verwalter durchgeführte Verwaltung einer Angelegenheit eines anderen. S. Google
Lit.: Zwangsadministrationen, hg. v. Frommelt, F., 2014
Zwangsvollstreckung (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die Durchsetzung eines dem Gläubiger gegen den Schuldner in dem Vollstreckungstitel (beispielsweise →Urteil) verbrieften Anspruchs. Sie steht meist an dem Ende eines Zivilprozesses. In dem (zweiten) Deutschen Reich wird die Personalexekution durch Gesetz von dem 16. April 1871 abgeschafft und durch die Realexekution (Vermögensvollstreckung) ersetzt. Ihr Ablauf wird in dem Deutschen Reich 1877/1879 in der Zivilprozessordnung ausführlich geregelt. →Vollstreckung.
Lit.: Söllner § 8; Köbler, DRG 184, 240; Schönke, A., Zwangsvollstreckungsrecht, 1940; Staehelin, A., Zwangsvollstreckung in älteren Schweizer Stadtrechten, ZRG GA 93 (1976), 184; Die Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuchs, hg. v. Jakobs, H./Schubert, W., Sachenrecht 4, 1983; Schubert, W., Das Zwangsvollstreckungsrecht im Entwurf einer Zivilprozessordnung von 1931, ZRG GA 121 (2004), 350; Breßler, S., Schuldknechtschaft und Schuldturm, 2004; Spann, M., Der Haftungszugriff auf den Schuldner, 2004; Ausschüsse für Vergleichs- und Konkursrecht, hg. v. Schubert, W., 2008; Suter, M., Rechtstrieb – Schulden und Vollstreckung im liberalen Kapitalismus 1800-1900, 2016
Zweck (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Sinn, Ziel
Lit.: Wischmeyer, T., Zwecke im Recht des Verfasssungsstaates, 2014
Zweckverband (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der zu einem Zweck gebildete Verband.
Lit.: Vom Städtebund zum Zweckverband, hg. v. Kirchgässner, B., 1994
zwei (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Kard.) Grundzahl zwischen eins und drei
Zweibrücken (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt in dem Saarland
Lit.: Pöhlmann, C., Regesten der Grafen von Zweibrücken, bearb. v. Doll, A., 1962; 150 Jahre pfälzisches Oberlandesgericht, hg. v. Reinheimer, W., 1965; Festschrift zum 150jährigen Bestehen des Oberlandesgerichts Zweibrücken, 1969
Zweigewaltenlehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.) ist die von Papst Gelasius I. (1. 3. 492–19. 11. 496) an Hand von Lukas 22,38 (in verfehlter) Auslegung entwickelte Lehre von zwei gleichberechtigten Gewalten. →Zweischwerterlehre
Zweikammersystem (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische und Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das durch die Gestaltung des Parlaments in zwei Kammern gekennzeichnete politische System (beispielsweise England, Österreich seit 1848). Ursprünglich entsprechen die beiden Kammern beispielsweise in England (seit dem 14. Jahrhundert) verschiedenen Ständen (Adel in dem Oberhaus, Nichtadelige in dem Unterhaus), später kann die zweite Kammer auch föderalistische Interessen sichern (beispielsweise Bundestag Deutschlands, Bundesrat Österreichs, Senat der Vereinigten Staaten von Amerika). In Österreich war 1861 das Herrenhaus die Vertretung der höheren Stände, das Abgeordnetenhaus die Vertretung der Länder. S. Google
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Wedel, J. v., Zur Entwicklung des deutschen parlamentarischen Zweikammersystems, 2011; Essmann-Bode, C., Das Einkammer- und Zweikammersystem im deutschen Konstitutionalismus, 2015
Zweikampf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 17. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der (verabredete) Kampf zweier Menschen mit Waffen. Er wird in dem Mittelalter verschiedentlich zu der Entscheidung eines Streites (beispielsweise 938 über das Eintrittsrecht von Enkeln) auch in dem Gericht verwendet. Seit dem Hochmittelalter tritt er hinter dem Urteil zurück (letzter gerichtlicher Zweikampf in Tirol 1411/1412 belegt). Sein später Ausläufer ist (von dem 16. Jahrhundert) bis zu dem 19. Jahrhundert das →Duell.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70; Gál, A., Der Zweikampf im fränkischen Prozess, ZRG GA 28 (1907), 236; Fehr, H., Der Zweikampf, 1908; Coulin, A., Der gerichtliche Zweikampf im altfranzösischen Prozess, 1906; Coulin A., Verfassung des offiziellen und Entstehung des privaten Zweikampfes in Frankreich, 1909; Fehr, H., Zur Geschichte des Zweikampfes, ZRG GA 34 (1913), 422; Bruun, H., Om Tvekampens Stilling i oldgermansk Rettergang, 1930; Levi, G., Il duello giudiziario, 1932; Wierschin, M., Meister Johann Liechtenauers Kunst des Fechtens, 1965; Hils, H., Der da sigelos wirt dem sleht man die hant ab, ZRG GA 102 (1985), 328; Baumgarten, R., Zweikampf §§ 201-210 a. F. StGB, 2002; Neumann, S., Der gerichtliche Zweikampf, 2010
Zweiplusvierverhandlungen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F.Pl.) sind die Verhandlungen der Vereinigten Staaten von Amerika, der Sowjetunion, Großbritanniens und Frankreichs mit der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über den Beitritt der Deutschen Demokratischen Republik zu der Bundesrepublik Deutschland in dem Jahre 1990. Sie enden mit dem Zweiplusviervertrag. S. Google
Lit.: Kroeschell, 20. Jahrhundert; Köbler, DRG 247; Müller, R., Der „2+4“-Vertrag, 1997
Zweischwerterlehre (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, F., Zweigewaltenlehre) ist (12./13. Jahrhundert) die (in verfehlter Auslegung) an Lukas 22,38 (Herr [Jesu Christ], siehe, hier sind zwei Schwerter [zu der Verteidigung]) anknüpfende Lehre von zwei Schwertern, die Gott den Menschen als Zeichen irdischer Herrschaftsgewalt gelassen habe. Nach imperialer Ansicht (beispielsweise Sachsenspiegel 1221-1224) stehen das geistliche Schwert des Papstes und das weltliche Schwert des Königs gleichberechtigt nebeneinander. Nach kurialistischer Ansicht (11. Jahrhundert, beispielsweise Bernhard von Clairvaux, Gregor IX., Innozenz IV., Bonifaz VIII., so genannter Schwabenspiegel um 1275, str.) gibt Gott dem Papst zwei Schwerter, von denen der Papst eines dem Kaiser weitergibt. →Zweigewaltenlehre des Papstes
Lit.: Kroeschell, DRG 1; Köbler, DRG 109
zweiseitig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zwei Seiten betreffend (beispielsweise Rechtsgeschäft), bilateral
zweite (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 14. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num Ord.) Ordnungszahl zwischen erste und dritte
Zweiter Weltkrieg (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ist der an dem 1. 9. 1939 auf Grund der Ansprüche Adolf Hitlers auf mehr Lebensraum für die Deutschen entstehende Krieg Deutschlands, Italiens und Japans gegen die Alliierten (Großbritannien, Frankreich). Das Deutsche Reich greift nach einem Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion nacheinander Polen, Dänemark, Norwegen, Frankreich, die Niederlande, Belgien und Luxemburg an, 1941 Jugoslawien, Griechenland, Bulgarien, Nordafrika und trotz des Nichtangriffspakts die Sowjetunion (Unternehmen Barbarossa - von Anfang an wohl eigentlich tatsächlich aussichtslos -), womit es sich (zusätzlich zu inhomogener Führungsstruktur, Ressortegoismus der Teilstreitkräfte und allgemeiner Ressourcenunterlegenheit) kriegsentscheidend übernimmt. Japan greift an dem 7. 12. 1941 die Vereinigten Staaten von Amerika in Pearl Harbour an, worauf die Vereinigten Staaten von Amerika in den Krieg eintreten. Danach kommt der deutsche Vormarsch aus logistischen Gründen zu einem Stillstand (Stalingrad). In Italien wird 1943 Benito Mussolini gestürzt, worauf Italien dem Deutschen Reich Adolf Hitlers den Krieg erklärt. In dem Luftkrieg werden die deutsche Industrie und die deutsche Infrastruktur schwer beschädigt. 1944 landen Truppen der Alliierten in Frankreich. An dem 8. 5. 1945 kapituliert das Deutsche Reich. Japan kapituliert nach dem Abwurf zweier Atombomben auf Nagasaki und Hiroshima durch die Vereinigten Staaten von Amerika an dem 2. 9. 1945. Insgesamt verursacht der zweite Weltkrieg den Tod von schätzungsweise 55-60 Millionen Menschen, darunter 5,3 Millionen Soldaten des Deutschen Reiches und 6 Millionen Juden.
Lit.: Kroeschell, DRG 3; Köbler, DRG 244; Das deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 1ff. 1979; Frieser, K., Blitzkrieg-Legende, 1995, 2. A., 2. A. 1996, 3. A. 2005, 4. A. 2010; Gruchmann, L., Der Zweite Weltkrieg, 9. A. 1999; Der Mord an den Juden im 2. Weltkrieg, hg. v. Jäckel, E. u. a., 1985; Hellwinkel, L., Der deutsche Kriegsmarinestützpunkt Brest, 2010; Hartmann, C., Unternehmen Barbarossa, 2011; Müller, R., Der Feind steht im Osten, 2011; Bachmann, K., Vergeltung, Strafe, Amnestie, 2011; Rickard, N., Advance and Destroy, 2011; Elliger, L., Das Massaker von Oradour, 2012; Müller, R., Hitlers Wehrmacht 1935-1945, 2012; Kennedy, P., Die Casablanca-Strategie, 2012; Manthe, B., Richter in der nationalsozialistischen Kriegsgesellschaft, 2013
zweizüngig (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adj.) zwei unterschiedliche Ergebnisse ermöglichend
Zweizüngiges Urteil (Wortfolge in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) ist das mittelalterliche Urteil, das den Ausgang des Verfahrens sowohl für den Fall des Gelingens des einem der Beteiligten aufgegebenen Beweises wie auch für den Fall des Misslingens festlegt. Der Beweis erfolgt nach dem Urteil. Der Ausgang der Beweisführung entscheidet darüber, welche der beiden in dem Urteil enthaltenen Möglichkeiten sich verwirklicht.
Lit.: Kroeschell, DRG 1, 2; Köbler, DRG 70
Zwickau (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N.) eine Stadt mit rund 88000 Einwohnern in Sachsen
Lit.: Das Zwickauer Stadtrechtsbuch, ZRG GA 38 (1917), 321; Die Zwickauer Stadtrechtsreformation 1539/69, hg. v. Berthold, H. u. a., 1935; Schultze, A., Zur Zwickauer Stadtrechtsreformation, ZRG GA 58 (1938), 709; Zwickauer Rechtsbuch, hg. v. Ullrich, G., 1941; Simm, H., Für Zwickau ergangene Leipziger Schöffensprüche, Diss. jur. Leipzig 1941 (masch.schr.); Das älteste Zwickauer Stadtbuch (1375-1481) und seine Sprache, hg. v. Protze, H., 2008; Urkundenbuch der Stadt Zwickau, hg. v. Kunze, J. u. a., Teil 2 2012; Steinführer, H., Urkundenbuch der Stadt Zwickau, Teil 1 2014
Zwing (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – Anfang 9. Jahrhundert [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache – als Ansatz – nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) Gewalt, Zwang
Lit.: Stutz, U., Zur Herkunft von Zwing und Bann, ZRG GA 57 (1937), 289
zwingen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, V.) drücken, pressenmit Gewalt veranlassen
Zwingli (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, M.) ein Reformator der Schweiz (Wildhaus 1. 1. 1484-Kappel am Albis 11. 10. 1531)
Lit.: Köhler, W., Das Buch der Reformation Huldrych Zwinglis, 1926; Pribnow, V., Die Rechtfertigung obrigkeitlicher Steuer- und kirchlicher Zehnterhebung bei Huldrich Zwingli, 1996
zwischen (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 765 [Glosse] in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Adv.) in der Mitte von
zwölf (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – 4. Viertel 8. Jahrhundert in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, Num. Ord.) Grundzahl zwischen elf und dreizehn
Zwölftafelgesetz (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht belegt und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt und in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das erschließbare Germanische und das Lateinische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., lat. duodecim tabulae [F.Pl.] legum bzw. lex [F.] duodecimarum legum) ist das (fast) an dem Beginn der römischen Gesetzgebungsgeschichte (auf zwölf Tafeln) stehende, wohl für den Ausgleich zwischen Patriziern und Plebejern bestimmte Gesetz von 451/450 v. Chr. Es ist zu etwa einem Drittel in 40 wörtlichen Bruchstücken in Gesetzesform hauptsächlich durch Varro, Cicero, Gellius und Festus überliefert und danach an Hand weiterer [etwa 120 bzw. 200] inhaltlicher Hinweise von der neuzeitlichen Wissenschaft (in etwa 120 teilweise fragmentarischen Sätzen mit weniger als 500 lateinischen Wörtern) wiederhergestellt (rekonstruiert). Nach den Vorbildern →Lykurgs (Sparta 8. Jahrhundert v. Chr.), →Drakons und →Solons (Athen 621, 594) (oder süditalienischer griechischer Tochterorte) legt es in seinen erst 10, dann 12 Tafeln, die eine Zehnmännerkommission (lat. [M.Pl.] decemviri) zu der Annahme als Gesetz (lat. [F.] →lex) vorbringt, das Recht in sehr verschiedenen Angelegenheiten für alle erkennbar fest. Dabei wird (wohl) teils nur aufgezeichnet, teils neu gesetzt. Die Sätze folgen nicht systematisch, sondern assoziativ auf einander. Erfasst sind vor allem Zivilprozess, Familienrecht, Erbrecht, Vermögensrecht, Deliktsrecht und Sakralrecht, wobei teils manches vertieft angesprochen wird, teils anderes nur oberflächlich. Das Zwölftafelgesetz wird in Bronze (, Holz oder Elfenbein) auf dem Forum (Markt) Roms aufgestellt. Seine Auslegung (lat. [F.] interpretatio) betreibt die Priesterschaft als eine Geheimwissenschaft, aus der sich später die →Jurisprudenz (Rechtsklugheit) entwickelt. Vielleicht werden die Tafeln von Kelten um 390 v. Chr. zerstört. Noch kurz vor der Zeitenwende (Cicero) lernen die jungen römischen Bürger das Zwölftafelgesetz, das niemals förmlich außer Kraft gesetzt wird, auswendig. Den ersten noch unvollkommenen Rekonstruktionsversuch veröffentlicht 1515 Aymar du Rivail (Aymarus Rivallius). S. Google
Lit.: Kaser §§ 1 II 1, 2 I 2; Dulckeit/Schwarz/Waldstein; Köbler, DRG 17; Wieacker, F., Solon und die XII-Tafeln, (in) Studi in onore di E. Volterra, Bd. 4 1971, 757; Behrends, O., Der Zwölftafelprozess, 1974; Wieacker, F., Römische Rechtsgeschichte, Bd. 1 1988; Das Zwölftafelgesetz, hg. v. Düll, R., 7. A. 1995; Flach, D., Die Gesetze der frühen römischen Republik, 1994, 109; Das Zwölftafelgesetz, hg. v. Flach, D., 2004; Flach, A., Fortgeltung des Zwölftafelrechts, 2004
Zypern (Wort in Grimm Deutsches Wörterbuch1 - ausgenommen eine Zusammensetzung – nicht bezeugt – nicht in EDEL – und in älteren deutschen Rechtsquellen digital noch nicht und in Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache nicht belegt, aber in Google belegt sowie in den Bestandteilen über das Lateinische und das Griechische des Altertums mit dem Indogermanischen teilweise verbindbar, N., verwwandt mit Kupfer) ist nach Sizilien und Sardinien die drittgrößte, in dem Nordosten gelegene Insel des Mittelmeers. Sie wird in dem ausgehenden 2. Jahrtausend v. Chr. von Griechen besiedelt und 58 v. Chr. von den Römern erobert. Zwischen 688 und 965 steht Zypern unter gemeinsamer Herrschaft Ostroms (→Byzanz) und der →Araber (Sarazenen). Über Venedig (1489) gelangt es an die Türken (1573) bzw. Osmanen. 1878 übernimmt Großbritannien die Verwaltung und annektiert 1923 Zypern. 1959 wird Zypern unabhängig. 1974 besetzt die Türkei 40% des Gebiets in dem Norden und Nordosten (1985 Türkische Republik Nordzypern). Das Recht Zyperns ist dementsprechend nacheinander griechisch, römisch, arabisch, türkisch und westlich geprägt. 2004 tritt Zypern (in seinem griechischen Teil) der Europäischen Union (1993) bei. S. Google
Lit.: Reden, S. v., Zypern, 2. A. 1974; Hitchins, C., Cyprus, 1984; Sherman, A., Zypern. Insel des Leids, 1998; Südosteuropahandbuch, Bd. 8 Zypern, hg. v. Grothusen, K. u. a., 1998; Anstötz, S., Perspektiven zur staatlichen Neuordnung Zyperns, 2003; Cyprus, hg. v. Nicolaou-Konari, A. u. a., 2005; Tezcan, T., Der Zypernkonflikt vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof, 2006; Stöwsand, H., Zyperns Beitritt zur Europäischen Union, 2007; The Formation of Cyprus in the 2nd Millenium B. C., hg. v. Hein, I., 2009; Schollmeyer, P., Das antike Zypern, 2009; Fujii, T., Imperial Cult and Imperial Representation in Roman Cyprus, 2013